Werthester Freund.
Sie sind rachgierig? Nimmermehr hätte ich solches von Ihnen vermuthet;
und auch jetzo, da Sie es selbst bekannt haben, kann ich es noch nicht glauben.
Wie? Sie sind mit der mir so empfindlichen Strafe, da Sie mich so lange auf
Ihre Antwort hoffen lassen, noch nicht zufrieden. Sie begehren gar, daß ich
Ihnen wegen eines ich weis nicht wodurch erregten Schreckens, eine förmliche
Abbitte thun soll. Dies wird nicht geschehen. Ich werde vielmehr schelten.
Warum gehen Sie auch so unbarmherzig mit ihrer Tochter um. Was hat
dieses liebenswürdige Kind Ihnen gethan, daß Sie es nicht für das ihrige
erkennen wollen? Sie thun gar so unschuldig, als ob es nach der Chronologie
nicht möglich wäre, daß dieses Mädchen Ihnen angehören könnte. Wofern
Sie bey ihrem halsstarrigen Leugnen bleiben, so werde ich mich genöthigt
sehen, Sie gerichtlich zu belangen. Ich will Ihnen im Vertrauen bekennen,
daß ich mich mit diesem schönen Kinde schon verlobet habe, und Sie werden
mich doch wohl hoffentlich zu ihrem Schwiegersohne annehmen wollen?
Herr Hennings nahm dieses verlassene Mädchen in seinen Schutz, weil Sie
von demselben nichts wissen wollten. Er war so großmüthig daß er mir sein
Recht abtrat. Ich habe sie also zu mir genommen, und wir führen eine sehr
vergnügte Ehe. Es gehet kein Tag vorbey, daß ich ihr nicht die feyerlichsten
Versicherungen gebe, wie ich sie liebe und beständig lieben werde. Im Ernste
die Daphne gefällt mir ungemein, und Königsberg kann es den witzigen
Verfaßern dieser Sittenschrift nicht genug verdanken, daß Sie die Quellen eines
gereinigten Witzes zuerst nach Preußen geleitet haben. Nach gerade wäre es
Zeit, daß man den gothischen Geschmack, der so lange in Preußen geherrschet
hat, verbannete, und die leichte und blühende Schreibart der Frantzosen mehr
nach ahmete. Andere Gegenden Deutschlands sind uns hierinn mit gutem
Exempel vorgegangen. Nur Preußen scheinet noch in einem tiefen Schlummer
zu liegen, und an dem alten Wuste ein Belieben zu finden. Wenn der ehrliche
Dach wieder aufstehen sollte, so würde er jetzt mehr Ursach haben, als er
vielleicht zu seiner Zeit hatte, seinen Wustlieb und dessen getreue Gefährtin
Domdeicke auftreten zu lassen. Doch gnug hievon. Sie möchten sonst gar auf den
Einfall gerathen, als wenn ich eine Satire auf mein Vaterland machen wollte.
Sie begehren, daß ich den Herrn Hennings zur Rückreise nach Preußen
aufmuntern soll. Dazu hat er keine Aufmunterung nöthig. Er schicket sich in
allem Ernste zur Rückreise an. Er hat gar den Tag dazu schon angesezet.
Berlin will ihm seit einiger Zeit nicht mehr gefallen. Alles, ja die Luft selbst die er
einziehet ist ihm zuwider. Unter uns gesagt er ist ein wenig hipochondrisch.
Wenn er ein Schweitzer wäre so glaubte ich daß er das Heimweh hätte. Er ist
finster und mürrisch. Sobald er aber an Preußen gedenket so fängt er an
aufzuleben. Er stellet sich schon zum voraus das Vergnügen vor, welches er in
seinem Vaterlande im Umgange mit seinen würdigen Freunden genießen wird.
Er machet mir davon eine so reizende Abschilderung, daß ich tiefsinnig werde
und seufze. Ich fange an ihm sein Glück zu beneiden und auf Mittel zu
denken, die mir dereinstens das Vergnügen verschaffen könnten, ein Zeuge und
vielleicht gar ein Mitgenoß eines so liebreichen Umganges zu werden. Allein
noch zur Zeit sehe ich nicht ab wie ich meines Wunsches theilhaftig werden
könnte. Sie werden leicht begreiffen daß mir die Abreise des HE Hennings sehr
nahe gehen muß. Meine Freunde, meine liebsten Freunde werden mir nach
und nach von der Seite gerissen, und der Himmel weis ob ich jemalen so
glücklich seyn werde sie wieder zu umarmen. Sie haben ganz recht, daß der
Bauren Sohn dessen Gedichte ich Ihnen letztens zu übersenden die Ehre hatte,
eben derselbe ist, dessen HE v Hagedorn erwähnet. Ich weis nicht ob dieses
letztern sein Horatz an ihrem Orte schon zu bekommen ist. Auf allen Fall lege
ich hier ein Exemplar bey. Ich muß Ihnen aber aufrichtig gestehen, daß ich
ein wenig eigennützig bin. Wollten Sie mir dagegen die schöne Laute des HE.
Lausons zukommen lassen, so würden Sie dadurch meine Sammlung von
kleinen Gedichten um ein merkliches bereichern. Da ich nicht die Ehre habe mit
HE Lauson bekannt zu seyn, so muß ich Sie ersuchen, ihm nebst Versicherung
meiner Hochachtung, in meinem Namen vor die in seinem Gedichte auf
unsers Freundes Mutter mir angethanene unerwartete Ehre, den verbindlichsten
Dank abzustatten. Ich verharre mit zärtlicher Hochachtung Werthester Freund
Ihr aufrichtig ergebenster Freund und Diener
Berlin d. 20. Aug. 1751.SahmeHochEdelgeborener Herr,
HöchstzuEhrender Herr Hofgerichts-Advocat,Geschätztester Freund,
Ich beziehe mich auf den Brief, den ich die Ehre gehabt Ihnen am 9h. zu
schreiben, v den Ew. HochEdelgeboren ohne Zweifel p. Couv. werden erhalten
haben. Die in demselben versprochenen Theile des Salthenischen Cathalogisind eine Beylage von gegenwärtigem; Ob ich gleich Denenselben zum ersten
neulich keine Hofnung mehr gemacht, weil Derselbe gantz vergrieffen worden,
so habe doch noch diesen Theil zu gutem Glück erhalten. Er ist aber, wie Sie
sehen werden, schon etwas verbraucht. Die übrigen Fortsetzungen dieses
Bücherverzeichnißes werde nicht ermangeln für Ew. HochEdelgeboren
gleichfalls zu besorgen; sie werden alle umsonst vertheilt, außer daß der besondere
Catalogus von raren Büchern ist bezahlt worden, weil selbige nicht
verauctionirt sondern an einen Liebhaber für einen ehrlichen Preis ausgeliefert werden
sollen. Mein Vater ist sehr ungewiß, was das für Ausgaben sind, von denen
er Ihnen Rechnung ablegen soll. Er bekennt daß er vom Postporto keine
geführt habe; sondern es daßelbe nur von dem Gelde, was Ew.
HochEdelgeboren noch bey ihm liegen haben, abgezogen habe. Sie versichern mich, daß
bey HE. Debbert alles richtig abgegeben worden. Ich habe dieses selbst aus
einem Briefe dieses Mannes ersehen, den ich nicht umhin kann ein für ein
wenig unbescheiden zu halten. Das Buch war mir von Herrn Gundling
committirt, das ich ihm überschickt habe. Er beschwert sich in seiner Zuschrifft
an mich, daß ihm Ew. HochEdelgeboren hätten ohne zu wißen warum
½ rthl albertus abfordern laßen. Er versichert, michr nicht mehr
beschwerlich zu werden, sondern die Fortsetzung dieses Buches mit der Post zu
verschreiben. Ich weiß nicht, ob es lohnen soltet, noch selbst an diesen Mann
zu schreiben, daß er vernünftig genung seyn solte mir des Fuhrmanns
unbescheidene Forderung nicht zuzurechnen. Ich habe den Fuhrmann Reiß
desfalls auch ein wenig zur Rede gesetzt, als ich ihn den Innhalt des Briefes
vorlaß. Er schwur mir zu, daß er von Ew. HochEdelgeboren nicht mehr als einen
Orth oder 1 fl. bekommen hätte. Ich kann daher nicht begreifen, wer daran
schuld ist, daß der ehrl. Herr Debbert mir so aufgebracht geschrieben, daß er
einem Menschen eine Ausgabe von etlichen Groschen zurechnen kann, der sich
nicht hat verdrüßen laßen ihm unbekannter weise gefällig zu seyn.
Der Herr von Sahme hat sein Rectorat vorigen Sonntag niedergelegt. Er
parentirte darinn den alten Gesetzen v erhob die Vernunfft v Billigkeit, mit
der selbige gestiftet worden wären. Die Gesetze unseres Landesherrn
unterstand er sich nicht zu loben, weil sie über alle Erhebungen hinweg wären. Er
wünschte in einigen Ausrufungen den streitenden Partheyen Glück, die bey
wenigerer Zeit v Unkosten ihr Recht zu behaupten im stande seyn würden. Er
nannte sich in seinem Titel huc usque Prof. Pr. v der Schluß seiner Rede war
ziemlich beweglich, weil er sich bey in demselben auf seine graue Haare, v.
auf die Vorsehung berief, auch die Akademie seine liebe Mutter nannte. Sein
Nahme wird unterdeßen doch noch in dem Catalogo Lect. zu stehen kommen,
ungeachtet der Trib. Rath Waga ihn hat verwarnen laßen, der dieses auch
anfänglich zu thun willens gewesen ist, seine Meinung aber geändert hat,
nach dem ihm daßelbe durch des HE. v. Gröben Ex. öffentl. ist wiederrathen
worden. Der HE. HofgerichtsRath Ohlius hat in einem Gedichte schon vor
einiger Zeit von der Acad. abgedankt, mit deßen Abschrifft man sich hier
herumträgt, die ich aber noch nicht erhalten habe; dieser wird also auch in dem
Verzeichniß der öffentl. Vorlesungen fehlen. Von mehreren Veränderungen
weiß man hier noch nichts; unterdeßen glaubt man, daß noch manche auch der
Akademie vorbehalten sind.
Ew. HochEdelgeboren werden erlauben, daß ich mir noch eine Erklärung
von einer Stelle in Ihrer letzten geneigten Zuschrifft ausbitte, die ich nicht recht
begriffen habe. Sie betrifft einen Freund in Curland; ich kenne daselbst keinen,
wenn Sie nicht etwa den HE. Schoen verstehen. Weil ich auf meine abwesende
Freunde gerathen bin, so muß ich mich noch nach HE. Gregorovius v HE.
Blank erkundigen, der letztere soll kürzlich Prediger geworden seyn.
Nebst zwo Briefen, davon des HE. Pf. Nicolai seiner etwas lang bey uns
gelegen hat, habe die Ehre auch zwey Gedichte Ew. HochEdelgeboren zu
überschicken; der HE. M. Lindner, der sich denenselben empfehlen läst, ist Verfaßer
von dem stärksten. Wenn ich wüste, daß ich Ihnen eine kleine Freude damit
machte, daß ich auch ein Poet von neuem Schrot v Korn anfange zu werden;
so würde ich Ihnen ohne viel Bedenken den Autor des freundschaftlichen
Gesangs nennen.
Die Tochter des unglücklichen Advoc. Rackmann, die Ihnen vermuthlich
hier nicht unbekannt gewesen seyn wird, hat sich erhenkt. Ihres Vaters schlechte
Umstände, ihr stoltz sich zu erniedrigen v die Nachbarschafft eines Menschen,
der sie vorher geliebt v hernach eine alte Person geheyrathet hat, v aus einem
Studenten nicht längst ein Mältzenbrauer geworden ist, sollen an Ihrer
Melancholie schuld gewesen. Der HE. Prof. Bock hat seinen einigen Sohn heute
verloren, den er ungemein bedauret. Er soll gantz untröstbar seyn. Ich weis
nicht was Ew. HochEdelgeboren von meinem Geschmiere urtheilen werden.
Ich bitte Sie deshalbt ergebenst um Verzeihung v bin nach demüthiger
Empfehlung an Dero Frau Gemalin v. Mad. Tochter von mir, meinen Eltern v
Freunden Ew. HochEdelgeboren gehorsamster Knecht.
Königsb., den 9. Oct. 1751.Hamann.N.S. Weil ich mich gantz unvermuthet bedacht habe an HE. Gundling zu
schreiben, so bitte Ew. HochEdelgeboren ergebenst die Innlage geneigt zu
befördern. Die Addresse werden Sie vermuthlich wißen.Galanter Freund,
Sie haben gegenwärtige Zeilen ihrem Herrn Eger zu verdanken. Er hat mir für
eine viertelstunde eine sichere Gelegenheit an Sie zu schreiben angeboten. Ich
war unentschlüßig mich derselben zu bedienen. Er hat mich zu beschämen
gesucht durch Gründe, die sich von selbst auflösten. Er hat mich gedroht mich
bey Sie zu verklagen. Seine Verrätherey beunruhigt mich eben so wenig.
Wenn er sichs ja unterstehen solte mich als einen nachläßigen, kaltsinnigen etc.Freund bey Ihnen anzuschwärzen; so wird er sich durch keine neue
Entdeckungen bey Ihnen verdient hat machen. Sie haben dies alles eher als er
gewußt, v. demohngeacht mich niemals an Ihrer Neigung zweifeln laßen. Es
ist nicht meine Sorge, ob dieselbe aufrichtig oder nicht gewesen ist. Ich habe
die Würkungen derselben genoßen, sie sind haben mir angenehm v
beneidenswerth geschienen. Ihre Ursache hab ich als aufrichtig vorausgesetzt. Eine
nähere Untersuchung ist ihre Sache; ich schmeichle mir, daß Sie sich dieselbe
nicht werden leyd thun laßen. Um allen Verdacht vorzukommen, muß ich
erinnern, daß ich diese Stelle mit einer philosophischen v keiner hönischen Miene
geschrieben habe.
Ich habe Ihnen keine Neuigkeiten zu berichten v. an meinen Briefen wird
Ihnen wenig gelegen seyn. Mit dieser Antwort hab ich den HErrn Eger zum
Stillschweigen gebracht. Ist es aus Eigensinn oder aus einer kleinen Freude
über meinen Sieg, daß ich einen Brief an Sie angefangen habe, davon ich den
Innhalt noch nicht weiß. Doch an dem soll es auch nicht fehlen. In unserm
Garten hab ich gestern zwey Mädchen gehabt, davon mir die jüngste mehr als
sonst gefallen. Es hat mir an nichts als dem Willen gefehlt verliebt zu
werden. Hüten Sie sich, lieber Freund, für den; der kommt unserm Verstande in
unsern Neigungen immer zuvor. Mademoiselle Dorchen hat einen Mund, auf
den ich zum ersten mal aufmerksam gewesen bin, v der, wie die Poeten sagen,
zum Küßen geschaffen ist; so klein, von so einem artigen Zuschnitt, daß er mit
nächsten die Probe aushalten soll, es mag kosten, was es will; Augen denen
es nicht an Reitz fehlt, v die sehr unbehutsam sind; eine Miene, die übermüthig
im höchsten Grad ist. Wenn Sie Ein wenig mehr Witz fehlt ihr bey ihrem
Trotz; in Mangel des ersteren sieht der letztere etwas unartig aus. Kurz es ist
ein Mädchen für die Sinnen, v für die Eitelkeit. Ihr Naturell ist nichts
weniger als spröde; heftig, zur Wollust geneigt, voller Eigenliebe. Lauter Blößen,
von denen der ungeschickteste Liebhaber Vortheil für sich ziehen kann, er ist
sicher keinen Ausfall umsonst zu thun. Noch ein kleiner Umstand! wenn Sies
nicht übel nehmen wollen. Sie kennt ihr Herz so schlecht als der Manns Leute
ihrs. Ihre Erfahrung erstreckt sich nicht weiter als derjenigen Schäferinn ihre
von 14 Jahren, die Hagedorn so liebenswürdig geschildert in einem von seinen
Liedern, davon Sie den Anfang beßer wißen werden als ich ihn weiß;
Unschuld von der einen Seite, Muthwillen v. Boßheit von der andern. Verdient
sie bey diesen Eigenschaften eine Stelle in meinem Lebens Lauf? Ich will Sie
nicht um Rath fragen; laßen Sie mir diese Frage nur selbst beantworten.
Ich habe gestern auf einem kleinen Spatziergang den Herrn Hoyer gesprochen,
v zurück begleitet. Der mir aufgetragene Gruß ist von mir richtig bestellt
worden. Er ist Ihnen für ihr gütiges Andenken sehr verbunden. Ich bin von ihm
gebeten worden Sie seiner Freundschafft zu besuchen versichern. Dasie
beste Art ihm darauf zu antworten, wäre es, wenn Sie ihren Vorsatz
ausführten an ihn zu schreiben, zu dem Sie sich anheischig gemacht. Ich habe ihn
gewiß versprechen müßen vor meiner Landreise zu besuchen. Ohn daß ich Ihnen
eine Schmeicheley sage; wenn es mit einem Brief von Ihnen geschehe, so
könnt ich mir versprechen, ihm angenehmer, ja noch einmal so angenehm zu
seyn. Thun Sie es doch. Brauchen Sie aber die Vorsicht ihre Einlage nicht zu
stark zu machen, wenn Sie Verdacht bey mir verhüten wollen.
Sie werden es nicht von mir umsonst verlangen, daß ich mir die Mühe
gegeben sollen habe soll einen Charakter zu machen, (den Sie sich nicht
unterstehen müßen zu rathen,) ohn daß ich mich dergleichen von allen den
litthauschen Schönen von ihrer Feder erwarten solte, die Ihnen gefallen oder
denen Sie das Glück haben zu gefallen. Ihre Empfindungen dabey bitte ich
nicht zu vergeßen; als ein Freund kann ich diese Geheimniße von Ihnen fordern.
Erlauben Sie mir noch, mein schöner Landjunker, daß S ich Sie Ihres
Versprechens erinnere an mich zu schreiben; nichts vom Fluß- nicht vom Brust-
Fieber; sondern von ihrem Vergnügen v von ihren Mädchen, sie mögen
Brunetten oder Blondinen seyn, wenn sie nur schön oder wenigstens artig, artig
will ich sagen oder wenigstens schön sind. Es würde mir vielleicht sehr gut
laßen, wenn ich Ihnen zum Schluß ein paar verliebte Augen machte, die
Hände sanfft drückte, Ihnen einige süße Worte von meiner Freundschafft sagte,
mich über ihre Abwesenheit v meinen Verdruß darüber beschwerte. Ich hoffe
aber daß Sie so klug seyn werden das letzte von sich selbst einzusehen, ohne
daß ich Ihnen ein Compliment daraus mache, wie offt ich mich Ihrer in
Königsberg erinnere, v öfterer als Sie in Litthauen an uns gedenken mögen.
Das erste will ich einhohlen, wenn ich Sie in Person dasjenige thun werde,
was ich jetzt in Gedanken thun muß. Ich umarme Sie mit dem aufrichtigsten
Herzen in meinem v. meiner Freunde Namen. Leben Sie gesund v. vergnügt.
Zum letzteren ziehen Sie weder einen gar zu zärtlichen Geschmack in der Wahl
noch ein gar zu zärtlich Gewißen im Genuß zu Rath. Das Herzogthum
Curland ist durch den Tod des Grafen von Biron ledig geworden; ich wollte
Ihnen wohl rathen – – – Doch bleiben Sie lieber in Litthauen! Ich bin Ihr
ergebensterHamann.Königsberg den 5. May 1752.der Ältere.Zu einer kleinen Uebung im Frantzoischen hab ich es mir nicht verdrüßen laßen
Ihnen folgende Stelle aus dem Gresset abzuschreiben, die ich sehr empfunden
habe. Sie sollen sie mir exponiren, wenn Sie wieder herkommen werden.
Heureux, qui dans la paix secrette
D’une libre et belle retraite
Vit ignoré, content de peu,Et qui ne se voit sans cesseJouët de l’aveugle Deesse
Ou dupe de l’aveugle Dieu.
A la sombre misanthropie
Je ne dois point ces sentimens;
D’une fausse Philosophie
Je hais les vains raisonnemens,
Et jamais la Bigotterie
Ne decida mes jugemens.
Une indifference suprème,
Voilà mon principe et ma Loi:
Tout lieu, tout destin, tout Système
Par là devient égal pour moi;
Ou je vois naitre la journée
Là, content, j’en attens la fin
Prêt à partir le lendemain,
Si l’ordre de la Destinée
Vient m’ouvrir un nouveau chemin.
Pour opposer un gout rebelle
A ce domaine souverain,
Je me suis fait du Sort humain
Une peinture trop fidelle:
Souvent dans les champetres lieux
Ce portrait frappera vos yeux;
En promenant vos rêveries
Dans le silence des prairies
Vous voyez un foible rameau,
Qui par les yeux du vague Eole,
Enlevé de quelque arbrisseau,
Quitte sa tige, tombe et vole
Sur la surface d’un ruisseau:
Là par une invincible pente
Forcé d’errer et de changer
Il flotte au gré de l’onde errante,
Et d’un mouvement etranger:
Souvent il paroit, il surnage;
Souvent il est au fond des eaux;Il rencontre sur son passage
Tantôt un fertile rivageBordé de côteaux fortunés,
Tantôt une rive sauvage
Et des deserts abandonnés:
Parmi ces erreurs continuës
Il fuit, il vogue jusqu’au jour
Qui l’ensevelit à son tour
Au sein de ces Mers inconnuës
Où tout s’abime sans retour.Der Betrug ist schlecht ausgedacht, werden Sie sagen, mit dem ich einen vollen
Bogen von Ihnen erzwingen will. Nun Sie wißen, meine Absicht Ihnen eine
frantzoische Stelle sehr zierlich v. mühsam abzuschreiben ist gut gewesen. Sie
werden eine kleine Uebung der Sprache nicht für überflüßig für sich halten; v
mir ist es ohnentbehrlich gewesen einen kleinen Versuch im Schreiben bey der
Gelegenheit anzustellen, weil ich mich nicht besinnen kann in vielen Wochen
etwas anders als deutsche Fliegen Füße gemahlt zu machen. Weil ich nicht
über die Post schreibe, so werden Ihnen weder meine Thorheiten noch das
weiße Papier, das mir aus Mangel der Gedanken übrig bleibt, etwas zu stehen
kommen. Dank seys diesem Einfall, der meinem Brief so einen artigen Schluß
giebt! Leben Sie wohl.
Meine Eltern haben mir noch einen Gruß an Sie aufgetragen.
Sie haben Ihre Ungedult, GeEhrtester Vater, so öfters merken laßen die
Früchte Ihrer Erziehung, für die ich niemals erkenntlich genung werde seyn
können, an mir zu erleben; daß ich selbst derjenigen Lebens Art, die Sie mir
vorgeworfen haben, anfange überdrüßig zu werden. Ich habe mich daher
längst nach einem Wege umgesehen, der mich weiter führte, als wie ich bisher
gekommen bin. Es fehlt an nichts als an Ihrer Erlaubnis, daß ich mich jetzt
entschlüße. Ich halte es daher für meine Pflicht diese Erlaubnis schriftlich von
Ihnen zu erbitten, da ich eine Gelegenheit finde, die mit meinen Absichten und
Ihren Wünschen ziemlich übereinkomt. Erlauben Sie mir daher, Liebwerthester
Vater, daß ich mich mit derjenigen Offenherzigkeit erklären darf, zu der ich als
Ihr Sohn mich am meisten verbunden zu seyn halte.
Sie kennen die Neigung, die ich Ihnen mehr als einmal entdeckt habe; und
ich versichere Sie, daß ich niemals mit mir zufrieden seyn könnte, in welchen
Stand ich auch gesetzt würde, wenn ich auf der Welt seyn müste ohne von
derselben mehr als mein Vaterland zu kennen. Ich habe diesem Triebe zu reisen
gemäs mein Studieren eingerichtet, v mich daher nicht so wohl auf eine
besondere Wißenschaft, die mir zum Handwerk dienen könnte, sondern vielmehr
auf einen guten Geschmack in der Gelehrsamkeit überhaupt gelegt. So sehr
wir Ursache haben Gott für das Gute zu danken, das er uns durch Sie hat
zuflüßen laßen, so reicht doch weder ihr Vermögen da zu, daß ich meinen
Vorsatz auf Ihre Unkosten ausführen könnte, v ich halte mein Alter selbst noch
nicht reif genung dazu. Ich kann mich gleichfalls nicht schmeicheln in
Königsberg eine vortheilhafte Gelegenheit zu meinem Endzweck zu finden, weil dem
hiesigen Adel selbst diese Freyheit ziemlich beschnitten ist; eben so wenig kann
ich mir versprechen, so lange ich hier v. in meiner lieben Eltern Haus bleibe,
geschickt genung zum Umgange der Welt zu werden. Sie werden daher von
selbst einsehen, daß mir eine kleine Ausflucht am besten dienen würde, mich
selbst führen zu lernen, indem ich mich andere zu führen brauchen laße. So
schlecht das Vertrauen ist, das Sie mich auf meinen Verstand und mein Herz
zu setzen gelehrt haben; so darf ich doch nicht verzweifeln, daß die Freyheit
mich meiner Gemüthskräfte zu gebrauchen dieselbe verbeßern möchte. Diese
Freyheit zu denken v. zu handeln muß uns werth seyn, denn sie ist ein
Geschenk des Höchsten v. ein Vorrecht unseres Geschlechts, und der Grund
wahrer Tugenden und Verdienste. Gott selbst hat uns den Gebrauch derselben
zugestanden, v ich schmeichele mir, daß Sie dieselbe bey meiner Erziehung niemals
aus den Augen gelaßen haben; die Eingriefe, die ein Menschliches Ansehen
in unsere Freyheit thut, bringen uns entweder zu einer Unempfindlichkeit,
die niederträchtig oder verzweifelnd ist, oder zur Heucheley. Die Sittenlehrer
bestätigen diese Wahrheit mit dem Beyspiel ganzer Völker.
Der Herr Pastor Blank erkundigte sich bey mir, als er uns am Sonntage
besuchte, nach Bekannten von mir, die zwo Conditiones in Liefland besetzannehmen könnten, die ihm zu besorgen aufgetragen wären. Die Wahrheit zu
sagen, ich dachte damals gar nicht an mich. Mein Bruder hat mich zuerst bey
dem Abschiede dieses guten Freundes auf den Gedanken gebracht eine
anzunehmen. Ich schlug mich daher den andern Tag selbst vor, v er nahm meine
Anerbietung mit Vergnügen an. Er setzte hinzu, daß er mit dem Herrn Belger
zwar an mich gedacht, aber sich nicht hätte unterstehen wollen diesen Antrag
selbst an mich zu thun. Er gedachte zugleich an die Schwierigkeiten, die ich bey
meinen Eltern finden würde fortzukommen, v. besondern an das Vorurtheil
meines lieben Vaters, das ihm bey seiner Abreise aus Königsberg am meisten
im Wege gestanden hätte, aber an seinem dortigen Glück nicht gehindert
hätte. Er hat es in meine Wahl gestellt, ob ich die Condition für 200
Albertsthrl. oder für 80 mir vorbehalten wolte. Die vortheilhafte Beschreibung, die
er mir von dem Herren der ersteren machte hat die Schwierigkeit einer solchen
Anführung, die philosophisch seyn soll v. zu einem Hirngespinste ausschlagen
könnte, bey mir nicht überwogen. Ich habe mich daher lieber zu der kleinsten
entschlüßen wollen. Meine Absicht ist bloß eine Probe meiner eigenen
Aufführung zu machen; um eine Beförderung ist mir weder in Rußland noch in
Liefland zu thun. Es wird mir wie ich glaube, dort an Zeit nicht fehlen in
Wißenschaften dasjenige nachzuhohlen, was ich noch nicht weiß, oder bey
meiner jetzigen LebensArt wieder vergeßen habe; v. nächstdem auf eine
Gelegenheit zu lauren, die mich im stand setzt mit Beqvemlichkeit v. Nutzen die
Welt zu sehen. Ein junger D. Juris aus Leipzig hat eine Condition unter eben
dieser Bedingung dort, von der er 250 Albertsthrl. jährlich zieht; seine
Wißenschaft v Aufführung machen ihn allenthalben beliebt.
Ich glaube, daß ich Ihnen alle diese Vorstellungen nicht umsonst, GeEhrtester
Vater, gemacht haben werde. Eine Veränderung des Orts v. der Lebens Art ist
mir bey meinen jetzigen Jahren v nach meinen Umständen unentbehrlich. Nichts
wird mich bewegen mich hier in etwas einzulaßen, das mich an Königsberg
binden solte. Ich werde hier zu nichts weder Geschicklichkeit noch Lust jemals
bekommen. Wenn gewiße Neigungen gar zu tief in uns stecken, so dienen sie öfters
der Vorsehung zu Mitteln, uns glücklich, wo nicht doch klüger zu machen. Ich
weiß, daß Ihnen an dem einen bey mir so viel gelegen ist als an dem andern.
Ihre Zweifel, die Sie gegen diese Reise hegen werden, sind, wie ich gewiß
versichert bin, in Ihrer Liebe zu mir gegründet. Für einige derselben dank ich
Ihnen, v. einige erkenne ich für eben so wichtig wie Sie. Ich gestehe es, daß
mir die Ausübung vieler guten Lehren, die Sie mir gegeben haben, schwer
werden wird, weil ich sie lange aufgeschoben habe. Ich gebe Ihnen viele
Schwierigkeiten zu, die sich mir unter der Hand entdecken werden, ohne daß ich
an sie gedacht habe. Alles dieses muß ich mir auch bey der glücklichsten
Veränderung zum Voraus versprechen; es dürfte mir aber nicht so beschwerlich
werden, als wenn von Ihrer Seite weniger v von meiner mehr Zweifel wären;
weil unsere eigene Wahl uns muthiger in unseren Unternehmungen macht.
Ehe mich daher die Noth treiben solte Königsberg zu verlaßen v. vielleicht auf
ein Gerathewohl, das mislicher als diese Entschlüßung wäre; so glaube ich
doch, daß Sie diesen Weg vorziehen werden. Wenn unsere Einbildung nicht
mit dem Ruff Gottes zu spielen gewohnt wäre; so würde ich Ihnen eine
gewiße Uebereinstimmung zu Gemüth führen, die Gott bey dem Schicksal der
Menschen zu beobachten pflegt. Der Herr Pastor Blank ist ein Mann, den ihre
Neigung Gutes thun, worinn ich Ihnen ähnlich zu werden wünsche, in
unserm Hause zu unsern Freunde gemacht hat. Er ist unter bösen Ahndungen von
Ihnen aus Königsberg gegangen v komt jetzt mit beßern Erfüllungen zurück.
Es scheint, als wenn er durch mich Ihnen Ihre Freundschaft zu vergelten
hieher gekommen wäre. Ihre Einwilligung auszuwürken hat er mir überlaßen,
v diese Behutsamkeit konnte ich ihm nicht verdenken. Mir selbst hat er auf sein
Gewißen gegen meine Entschlüßung nichts einzuwenden gehabt, v. an dem
Charakter der Dame weiß er nichts als ihren Geitz auszusetzen, der durch die
Aufführung des vorigen Hofmeisters verwöhnt wäre.
Wenn Sie die Vortheile dazu nehmen ihn zum Reise Gefährten unterweges,
v. dort zur Gesellschaft, so offt ich es mir gefallen laßen will, zu haben, weil
er nur eine viertel Meile davon entfernt ist, wo ich mich aufhalten werde;
wenn Sie die Nähe des Orts von Riga, einemr Ort Stadt, gegen die
mein Vorurtheil nicht so stark als ihres ist, weil ich jederzeit gute Freunde aus
derselben bekommen habe; wenn Sie bedenken, daß Berlin aus ungleich
stärkern Gründen Ihnen wenigstens noch einmal so gefährlich einmal
vorkommen wird, v daß die ganze Welt im Argen liegt, wenn Sie bedenken, daß
Ihnen Ihr Sohn durch eine gute Aufführung in der Fremde zehnmal lieber
seyn wird als hier bey dieser LebensArt, in der ich weder in Sitten noch
Einsichten so wachsen kann, als ich es selbst von mir wünsche; so werden Sie
wenig Herzhaftigkeit brauchen Ja zu sagen, v. meine Mutter wird sich eben
so gut zu finden wißen.
Wenn von des Herrn Pastors Seiten nichts vorfällt, das diesen Anschlag
zurücke treibt; so werden Sie mir erlauben, daß ich ihm Ihre Entschlüßung
nächstens entdecken kann. Er hat mich darum gebeten, damit er wegen der
Reisekosten, die in 15 thrl. bestehen sollen, schreiben kann. Wolten Sie auf die
Ausstattung Ihres Sohns noch etwas wenden; so wird solche in einigen
Büchern, einigen historischen Compendiis v. juristischen Handbüchern, einer
guten Laute wenn es möglich ist, v. einem guten Reiserock, wenn Sie es für
nöthig halten, bestehen. Ich werde mir den ersten den besten Weg gefallen
laßen müßen Königsberg v. meinem Verdruß, der mich gegen alles Gute
zuletzt unempfindlich machen wird, zu entfliehen; wenn Ihre Gründe so
erheblich seyn solten mir eine abschlägige Antwort zu geben. Werden Sie Ihre Güte
biß auf das letzte Werk meiner Erziehung erstrecken; so werde ich nichts von
Ihrer väterlichen Liebe zwar mehr fordern, aber eine ewige Dankbarkeit gegen
dieselbe aufbehalten, die mir Ihr Andenken Zeit Lebens werth machen wird.
Diese Zufriedenheit wird sich in Glück v. Unglück biß auf die Vorsicht selbst
v. Ihre Wege erstrecken. Solte selbige härter gegen mich werden, so will ich
mich trösten, daß sie sonst gütiger gegen mich gewesen ist. Ihr Gebet wird mir
bey Gott übrigens gute Dienste thun, wenn ich nicht verdienen solte von ihm
erhört zu werden. Ich will weder Sie noch mich wehmüthig machen. Erlauben
Sie daher mich noch zu nennen mit kindlicher Hochachtung zu nennen, Dero
ergebensten Sohn.Mümmel. den 15 Nov. 1752.Herzlich geliebteste Eltern,
Ich bin Gott Lob! in Memel gesund, glücklich und vergnügt angelangt.
Unsere erste Nacht wird Ihnen ohne Zweifel Herr Wagner erzählt haben. Seine
Gesellschaft hat mir die erste Meile von Königsberg gute Dienste gethan;
dafür Sie so gütig seyn werden ihm in meinem Namen Dank zu sagen. Ein
gewißer Kaufgesell, HE. Eckart, der gleichfalls nach Riga geht, v. weil er
schon in Liefland bekannt ist, auch eine liefländische Lebens Art besitzt, nebst
einem ehrlichen Armenianer aus Persien, der den guten Willen hat uns vieles
aus seinem Lande zu erzählen, wenn er deutsch könnte, sind noch meine
Reisegefährten. Die andere Nacht haben wir in Muscheln Lager gehalten; v. sind
Dienstags darauf gegen 7 Uhr mit dem besten Winde, bey sehr trüben Wetter
aber Nachmittags um 4 angelandet. Wir ließen uns so gleich Coffée machen,
speisten mit unserm Wirth darauf; v unterhielten uns biß zum Schlafen
gehen mit einem Unter Officierer aus Rußischen Diensten, einem Herrn von
Palmstrauch. Meiner lieben Mama zu gefallen, will ich noch berichten, daß
unser Wirth Sperber heist, ein Freund von den Königsbergischen v folglich
zugleich von der Frau Schuberten seyn muß; seine Frau liegt in Wochen.
Heute ist Mittwoch früh, meine Schlafgesellen liegen noch ruhig im Bette.
Ich habe noch nicht den Herrn Diac. Hübner besuchen können, denke aber
nach dem Frühstück zu ihm zu gehen. Wills Gott! in meinem zukünftigen
Briefe will ich berichten, was er mir guts sagen wird. Mein Schreibgeräth ist
nicht das beste; die Buchstaben können daher auch nicht gerathen.
Ich hoffe übrigens, daß meine liebe Mutter sich zufrieden geben wird. Ich
habe den besten Fuhrmann von der Welt, ein rechtschaffener, bescheidner v
liebreicher Mann. Herr Eckart besitzt alle Artigkeit eines Menschen, der zu
leben weiß, er hat mich die erste Nacht unter seinem halben Pelz schlafen laßen,
v gestern damit gleichfalls auf dem Haafe gedient. Herr Gehrke kann noch
nicht aufwachen; ich habe also nicht nöthig mit meinem Briefe zu eilen.
Ich kann mich Gott Lob; lieber Papa, über nichts beschweren, als daß ich noch
in Wirthshäusern ein wenig zu blöde v. leutescheu bin. Ich verlange mit
Schmerzen über die Preußische Gränzen zu seyn, v. der Fuhrmann macht uns
Hoffnung heute noch ins Polnische zu führen. Herr Gehrke wünscht mir eben
jetzt einen guten Morgen, er hat mir seinen Gruß an meine liebe Eltern zu
machen aufgetragen. Zu Mittag fahren wir fort.
Ich küße Ihnen die Hände, u. bitte beyliegenden Brief an meinen Bruder zu
bestellen. Ich bitte mich dem Andenken aller guten Freunde, insbesondere der
Frau Lieutenantin, Jgfr. Degner, dem HE. Mag. Lindner, HE. Karstens, dem
Rentzen- v. Zöpfelschen Hause zu empfehlen. Der liebe Gott erhalte Sie
gesund, meine GeEhrteste Eltern; aus Liebau können Sie sich auch vielleicht
ein paar Zeilen von mir versprechen. Ich vertraue mich der Göttl. Vorsehung
u. Ihrem herzlichen Gebeth an, u. bin Ihr gehorsamster Sohn
JG Hamann.Mietau. Sonnabends. den 25 Nov. 1752.Herzlich geliebteste Eltern,
Heute zu Mittag bin ich hier Gott Lob! gesund angelangt; wiewohl ich mich
nicht so aufgeräumt befinde, als ich es bisweilen unter wegens gewesen bin.
Die Schuld kann vielleicht seyn, weil ich meiner Ruhe täglich näher komme,
die ich mir auch bald zu wünschen anfange. Der Fuhrmann wird morgen
nach der Mahlzeit weiter fahren, und ich verspreche mir Dienstags frühe bey
Herrn Belger zu seyn. Weil ich nicht weiß, mit wie vielen Zerstreuungen
meine Ankunft in Riga begleitet seyn wird, so will ich den Herrn Gehrke
bitten gegenwärtigen Brief zu bestellen, in dem ich von meiner zurückgelegten
Reise Rechenschaft geben will.
Ich wurde Sonntags in Liebau mit meinem Gefährten von dem Herrn
Licent Inspector Kolbe in die Kirche und auf zur Mahlzeit gebeten. Wir
waren aus Unwißenheit zu frühe ausgegangen, weil der deutsche
Gottesdienst vor 11 Uhr nicht viel angeht; weil wir daher einen kleinen
Spatzierweg in der Stadt machten, und wir eben des Herrn Licent Inspectors Haus
vorbeykamen, als er jemanden begleitete, der ihn besucht hatte; so musten wir
eintreten. Ich mache mir ein Glück daraus, daß ich diesen Mann habe kennen
lernen, der den schönsten Umgang von der Welt und eine sehr edle Art zu
denken besitzt. Er hat bey meiner gnädigen Frau Baronin Vater 20 Jahre
gedient, und beschrieb sie mir als eine Dame von 200 000 Albertusthrl., von
Verstand und Schönheit. Der Baron von Buttberg hat sie als eine Wittwe
des Herrn von Brevern geheyrathet. Unser Wirth schien mir zu verstehen zu
geben, daß der Frau Baronin eben nicht damit gedient seyn möchte, wenn ich
mir die Erziehung ihres Sohnes gar zu sehr wolte angelegen seyn laßen. Ich
werde daher beyde schonen müßen. Die Erfahrung muß mich klug machen;
wünschen Sie mir doch das gelehrige und aufmerksame Gemüth, mein lieber
Vater, das man in dieser Schule nöthig hat, wenn man in derselben etwas
lernen will. Wir wurden bey unsern liebenswürdigen Wirth vor und nach der
Kirche mit einem Stutzerchen nach Kurländischem Gebrauch bewillkommt,
den ich in Gedanken mit machte. Unsere Mahlzeit war weder prächtig noch
überflüßig, aber desto schmackhafter und ungezwungen. Wir hörten den Mag.Tätsch von der Großmuth eines Christen predigen. Er ist ein wortreicher
Mann, der auf der Kanzel ziemlich großthut, und weder sehr angenehm noch
erbaulich zu hören ist. Ich habe unterwegens erfahren, warum er unter andern
sagte, daß der Weg nach dem Himmel nicht mit Wirthshäusern besetzt wäre.
In Kurland fehlt es eher an Kirchen als an Krügen. Der Herr Gehrke gieng
dem Herrn Mag. Tätsch seine Aufwartung zu machen; mein Wirth, der Herr
Wintziger, ist war ein grober Windbeutel, der sich auf die Ehre bey dem
Herrn D. Bohlius Collegia gehört zu haben, und ein Chirurgus zu seyn so
viel einbildete, daß ich ihm den Abend vorher den Badern zum besten einige
Pillen geben und einige Grobheiten für lieb nehmen muste. Seine Gast Stube
war voller, als eine rußische Badstube. Kurz ich nahm mir vor den vergnügten
Tag, den ich gehabt hatte, mit einem vergnügten Abend zu beschlüßen. Ich
wählte ein Wirthshaus, das richt über meine Herberge zum Glück stand, v
wollte meine Einsamkeit mit einer beßeren Gesellschaft vertauschen. MadameGrundin sollte meine Wirthin seyn. Ich gieng gerade darauf zu, v frug nach
Wein. Man zeigte mir ein Zimmer, in das ich mit einer kleinen Bestürzung
tratt, weil ich keine Gesellschaft fand, die ich mir in einem öffentlichen Hause
vermuthete. Ein Frauenzimmer saß dafür mit einem gestützten Arm am Tisch,
das die Tochter im Hause war und laß eine Wochenschrift: der
Menschenfreund, genannt. Ich war mit der Wahl zufrieden, die ich wieder die lange
Weile angestellt hatte, und mit der sie sich die Zeit vertrieb. Der Herr
Kegeln. den 79. Dec. a. S. 1752Herzlich geliebtester Papa,
Ich habe endlich das Glück Ihnen von meinem hiesigen Auffenthalt
Nachrichten zu geben, die Sie sich vermuthlich schon längst gewünscht haben
werden. Den 3ten h (Sie werden sich jetzt gefallen laßen müßen alles nach dem
alten Kalender zu berechnen) bin ich von Riga abgegangen; und habe
denselben Tag mehr Gefahr als auf meiner ganzen Reise auf einem Fluß, der Aaheißt, ausgestanden, weil das schlimme Wetter das Eiß so unsicher gemacht
hatte, daß Pferd und Wagen am Ufer einbrachen. Einige Bauren mit kleinen
Schlitten waren zu unserm Glück gleichfalls im Begrif überzusetzen, und so
mitleidig unsere Pferde ausspannen zu helfen. Sie suchten anfänglich den
Wagen überzuschleppen; nachher kam die Reyhe an mich v ich gieng in der
Begleitung meines Bedienten und eines Bauren, die mich von beyden Seiten
unter dem Arm gefast hatten, glücklich über. Meine 4 schöne Füchse kamen
mir nach. Ich kann meiner gnädigen Frau Baronin zum Ruhm nachsagen,
daß Sie es an nichts hat fehlen laßen. Ein gebratener Haase, und zwo
Rephüner mit völligem Tafelzeug waren meinem Bedienten anvertraut, der ein
sehr gutherziger Kerl ist, schon in Kurland und in Riga Herrschaften gehabt
hat, das Peruquier Handwerk vollkommen genung versteht, auch einem den
Bart um Gottes Willen herunter schinden kann. Den 4ten bin ich in
Papendorf angekommen, und von dem Herrn Pastor Blanck recht freundschaftlich
aufgenommen worden. Den 6ten als am Sonntage kam meine gnädige Frau
Baronin wieder Vermuthen in die Kirche gefahren; und nach dem Gottes
Dienste führte mich der Herr Pastor nach dem Hoff; weil sie mir beym
Ausgang der Kirche die Wahl gelaßen hatte mit dem Herrn Baron zu fahren oder
mit dem Herrn Pastor nachzukommen. Mein erster Eintritt machte mir Muth,
und die liebenswürdige Unschuld des jungen Barons, der wie ein Wachsbild
aussieht und seinen Adel vor der Stirn trägt, kam meinem Urtheil von seinem
Charakter zuvor. Nach dem MittagsEßen ließ ich mich von ihm in meine
Herberge führen, die ich mir nicht so gut, beqvem und angenehm vorgestellt hatte.
Kurz, ich lebe recht zufrieden und vergnügt. Es scheint, daß ich über meinen
lieben Baron schon etwas gewonnen habe, und daß ich mehr meiner Neigung
als meiner Pflicht in dem Unterricht, den ich ihm zu geben gedenke, werde
folgen können. Meine Arbeit geht mir beßer von der Hand, als ich es mir von
ihrem Anfange versprochen hatte; und ich danke Gott dafür. Vielleicht kann
ich mir den guten Fortgang derselben von meines Untergebenen und meiner
Seite versprechen, den ich mir vorgesetzt habe. Der Herr Pastor Blank hat mir
schon im Sonntage im Namen der gnädigen Frau Baronin den Vorschlag
mich auf 2 Jahre wenigstens zu verbinden, thun müßen; ich will aber in
diesem Stück nichts eingehen, was meiner Freyheit nachtheilig seyn könnte. Die
Hoffmeister aus meinem Vaterlande haben sich hier ein wenig verdächtig
gemacht, durch das Unglück, das neulich einem geschickten Menschen
begegnet ist, der bey einem ObristLieutenant von Taube gestanden v. aus Liebe
für ein Fräulein, das schon einen LandPriester zum Schwager hat, seine
Vernunft eingebüßt. Man hat sich vor meiner Ankunft bey meinem Freunde
erkundigt, ob man bey mir auch den Fehler verliebt zu seyn zu befürchten
hätte.
Sie haben sich die unnöthige Furcht aus meinem Briefe an meinem Bruder,
lieber Papa, gemacht, daß ich ihm zu viel von Küßen geschrieben habe. Ich
kann Ihnen aber frey bekennen, daß ich in Riga nicht so viele bekommen und
genommen habe als ich Schälchen daselbst getrunken; denn vom Händeküßen
wißen Sie, daß es zum dortigen Wohlstand gehört.
Ein paar Tage vor meiner Abreise hat mich der Herr Fähndrich Schippaschoff
zum Herrn Regiments Feldscherer Lau hingeführt. Er bat mich den folgenden
Mittag zur Mahlzeit zu sich und ließ mich mit einem rußischen Schlitten durch
seinen Sub-Chirurgus hinholen v. wieder zu Hause führen. Sie haben mich
sehr gütig aufgenommen, und er war insbesondere ungemein vergnügt mich
zu sehen. Sein Söhnchen von 1½ Jahr ist ein munteres Kind, das von des
Vaters Lebhaftigkeit und seiner Bildung viel an sich hat. Er hat mich gebeten
wegen des güldenen Portepée zu schreiben, das er noch nicht erhalten hat. Das
erste mal habe ich bey ihm die Ehre gehabt seiner Frauen Bruder kennen zu
lernen, der ein sehr artiger Offizier ist. Er wolte mich zu seinem Obersten
hinführen, der mich wegen eines Hoffmeisters zu seiner Familie hat sprechen
wollen; ich habe ihm auch versprechen müßen nach einem zu schreiben, der
franzoisch und deutsch nebst der Music verstünde. Den Besuch selbst habe ich
verbeten, v auf einandermal aufgeschoben. Weil sein Oberste ein Ruße ist, so
wolte ich wohl keinem von meinen Freunden zu dieser Station rathen, und
mich also ungeachtet der Lobsprüche, die er ihm gab, mit dieser ganzen
Commission nicht viel zu thun machen. Suchen Sie doch durch den Herrn
Magister, der vermuthlich von seinem HE. Bruder nähere Nachricht haben wird,
die Sache abzumachen.
Der Herr Pastor hat mein Reise Geld noch nicht erhalten; er hofft mir
selbiges erst zu Weynachten zu verschaffen. Weil ich mein Gold nicht angreifen
werde, so können Sie leicht denken, daß ich jetzt bloß bin. Er hat mir die
Rechnung vom Herrn Hartung zu meinem Gebrauch angeboten. Ich habe aber
solches abgeschlagen; und will Ihnen solches ganz mit der ersten Gelegenheit,
die von hier nach Riga gehen wird überschicken. Er wird es mir wohl
auszahlen, so bald ich es haben will. Mit der Post kann man nach Riga nichts
sicher genung schicken; weil die Briefe dem Postillion im Kegelschen Kruge
gegeben werden. Der Herr Adv. Belger hat mir übrigens versprochen, von
dort alles aufs beste zu bestellen. Der Abschied aus seinem Hause ist mir auch
nicht wenig nahe gegangen: ohngeachtet ich der faulen Lebens Art, die ich
5 biß 6 Wochen habe führen müßen, von Herzen überdrüßig war; so stieg ich
doch vor seiner Thür, in meine schöne Land Halbkutsche, die für den reichsten
preußischen Edelmann nicht zu schlecht war, und bey der es an guten Pferden,
Geschirr, Fuhrmann, VorReuter, v zwey Hunden nicht fehlte, mit einer
Schwermuth ein, die mich biß auf die Kegelsche Gräntzen verfolgt hat, wo ich auf
einmal anfieng ohne selbst zu wißen warum, franzoisch, italienisch v. deutsch
zu singen. Ich lachte über meine Thorheit v ließ solche mir zu einer guten
Ahndung dienen. Kurz und gut, ich lebe hier recht vergnügt in meiner
Einsamkeit v suche meine Zeit mit meinem lieben Herr Baron so gut ich kann
anzuwenden. Meine Laute, die ich in Riga nicht habe zu recht bekommen können,
und auf die ich von Herzen übel zu sprechen war, thut mir des Abends
Mittags v. Morgens die besten Hoffdienste. Ich wünsche mir jetzt nichts mehr, als
eben so vergnügte Nachrichten von Hause zu hören, als ich solche hinschicke.
Meine Eilfertigkeit werden Sie nicht ungütig deuten. Ich habe gern viel
schreiben wollen, und ich denke noch mehr zu verrichten, was mir theils die
Freundschaft theils der Wohlstand auflegt.
Königsberg, Riga, Berlin, und wie heist der Ort, wo mein Hennings lebt!
Bitten Sie doch den Herrn Magister, daß er ihn mir ins Gedächtnis bringen
soll. Wenn er doch so vergnügt seyn möchte, als ich in meiner Herberge bin!
Mein junger Herr Baron ist eben jetzt zum AbendBrodt gegangen. Ich habe
mir ein Butterbrodt durch meinen Bedienten auftragen laßen v. eine
Weinsuppe abgeschlagen, die man mir anbieten ließ. Wie viel wolte ich Ihnen
erzählen, wenn ich jetzt Zeit dazu hätte. Das Vergnügen, das ich aber habedarüber habe, daß ich sehe, daß meinem lieben Baron meine Gesellschaft nicht
verhast ist, und ich ihn wenig aus den Augen verliere, ist mir viel zu werth,
als daß ich ihm die Zeit solte lang werden v. allein sitzen laßen. Beten Sie,
Lieber Papa, für einen künftigen Fortgang meiner Bemühungen, urtheilen
Sie wenigstens von der Güte meiner Absichten jederzeit aufs beste; Laßen Sie
mich niemals aus ihrem väterlichen Andenken geschloßen seyn. Ich küße
Ihnen mit der kindlichsten Hochachtung und Liebe die Hände und bin Ihr
gehorsamster SohnJohann George.Liebste Mama,Wenn Sie sich den Brief an meinen lieben Vater werden haben vorlesen
laßen; so können Sie es mit diesem auch so machen. Ich war eben bey Herrn
Behnke, wo eine Gesellschaft von guten Freunden zusammenkomt, die
umsonst eine gute Abend Mahlzeit bekomt, das Bier aber gut bezahlt und von
jeden Gewinst beym Spiel einen Fehrding in eine Spaar-Büchse steckt; ich
war eben bey Herrn Behnke, sag ich, und spielte Blarrenkopf, davon ich Ihnen
inskünfftige eine Beschreibung zu geben gedenke, wenn es mir an Materie zu
einem Briefe an Sie fehlen solte; als mir ein Brief von meinen werthesten
Eltern von dem Herrn Belger durch den Herrn Fähndrich Schippaschoff
gebracht wurde. Sie können leicht denken, wie wohl mir zu Muthe war, als ich
mich von meiner Mutter als einen artigen Sohn muste loben hören, der fleißig
schriebe. Ich hätte mir gewünscht, gegenwärtig es zu seyn, da Sie dieses
gesagt haben. Wenn mein lieber Vater seine Meinung nicht geändert hat; so
solte ich fast muthmaßen, daß er vor 10 fleißige Briefe nur einen zierlichen
von mir verlangte, und auf die Art könnte es geschehen, daß ich noch einmal
so offt an Sie als an Ihn schrieb ins künftige schreiben würde. Ich habe
außer meinen kleinen Baron noch seine jüngste Fräulein Schwester im Lesen,
Schreiben, franzoischen, rechnen pp und ein artiges Kind, die eine Wayse seyn
soll, von vorn Julchen, von hinten Mümchen heist, v glaub ich einen
lüderlichen Studenten zum Vater hat, zu unterrichten. Sie wird von der gnädigen
Frau Baronin am Tisch und ü-
Kegeln den 15/26 Febr. 1753.Herzlich Geliebtester Vater,
Herr Belger hat mir Dero angenehme Handschrift vom 7/17 Febr.
überschickt v zugleich die Ablage von denen mir überschickten Sachen
benachrichtigt; Dies war eben am 10/21 Febr. am Geburts Feste Ihro Königl. Hoheit
des Groß Fürstens, da mir die Frau Baronin durch den jungen Herrn den
Brief zuschickte, weil sie mit ihren Gästen, die wir ein paar Tage damals
hatten auf die nächste Postierung gefahren war. Gestern habe ich als den
14/25 Febr. durch des Herrn Pastor Blanks Güte noch einen Brief von dem
Herrn Belger mit einer visitirten Schachtel, einem geplünderten Buch Brief
Papier, aber keinen Musicalien, die er im Briefe auch zwar numerirt hatte, v
nicht beygelegen haben, erhalten. Er bittet mich darinn sich Sie wegen
meiner außer Unruhe zu setzen; der Verweiß, den Sie mir selbst lieber Papa,
deswegen geben v die Entschuldigung, die Sie zugleich beysetzen, sind mir so
empfindlich gewesen, daß ich mir das Vergnügen Vermögen gewünscht
habe einen Expressen mit meinem ersten Briefe zu schicken. Der vornehmste
Grund, warum ich nicht geschrieben, liegt an unserer zurückgesetzten Reise
nach Riga. Ein Begräbnis eines schon bey des Herrn Pastor Blanks dortigen
Auffenthalt in Preußen gestorbenen Schwagers der meiner gnädigen Frauen,
des Herrn Albediel, hat selbige anfänglich verhindert. Sie wurde nach
Dorpat, wo seine Beerdigung mit Staat geschehen, von Ihrer Schwester gebeten.
Der Besuch eines HE. von Aderkas, der ihre Stieftochter unlängst geheyrathet
hat, v eines HE. Assessors von Bremse mit Ihren Gemahlinnen machten eine
neue Hinderung; v jetzt ist der Weg durch ein zweytägiges Thauwetter so kahl
geworden, daß wir zu Hause bleiben müßen, die Hoffnung aber bekommen
haben nachgeholt zu werden, wenn Sie in Riga seyn v. es schneyen wird. Da
meine erste Hoffnung also zu Waßer geworden ist; so können Sie leicht denken,
daß ich mich selbst ärgere eine Pflicht aus einem so seichten Grunde
aufgeschoben zu haben, die ich niemals aus Nachläßigkeit aus den Augen setzen
werde. Gott weiß, wie mir nach Briefen von Hause gebangt hat, v Sie haben
die rechte Zeit getroffen mir meine Grillen, die schon anfiengen zu hecken, zu
vertreiben. Die schlimmen Ahndungen, die mir meine liebe Mutter in Ihrem
Briefe entdeckt, machen mich wohl betrübt, wenn ich daran gedenke. Vielleicht
irrte sie sich aber in Ihren bösen Vermuthungen v ich will Sie selbst bitten, daß
Sie nicht krank werden soll, damit das Vergnügen an Sie zu denken nicht
durch meinen diesen Kummer gestört wird. Ich danke Ihnen aufs herzlichste
für die unverhofte Freude, die Sie mir mit Ihren Geschenken gemacht haben,
da ich nicht im Ernst willens gewesen bin mir von Ihnen etwas auszubitten.
Sorgen Sie jetzt, lieber Papa, für meinen Bruder auf die Art, wie Sie es
bisher an mich gethan haben. Die Unruhe, die Siche sich gemacht haben mich
womit zu erfreuen hat mich recht gerührt. Ich verlange weiter nichts von
Ihnen als dasjenige väterliche Herz, deßen ich gewiß bin, v das Sie mir
niemals versagen werden. Das mir überschickte Buch habe ich mir zu lesen
gewünscht, v es mir auch vorgenommen mit der Zeit für mein Geld zu
verschreiben. Sie können leicht denken, wie angenehm ich erschrocken bin, daß Sie
meine Gedanken getroffen hatten. Mit dem untenliegenden Marzepan habe
ich meinen lieben Baron v seine Fräulein Schwester einen Leckerbißen
geschenkt; das übrige ist für den Herrn Pastor aufgehoben, den ich heute oder
morgen vermuthe bey mir zu sehen. Seine Gesellschaft muß mir statt Ihrer
u. aller meiner Freunde dienen. Außer der Zufriedenheit, die ich Gott Lob!
öffters in meiner Arbeit selbst finde, sind Bücher v Laute mein einziger Trost,
den ich mir, wiewohl sehr sparsam v bisweilen zu einer Zeit, da der Leib des
Tages Last v Hitze fühlt, geben muß. Ein Buch vom Briefpapier hat der HErr
Belger als Commissionair für sich behalten v eins habe ich durch den Herrn
Baron seiner gnädigen Mama heruntergeschickt, weil Sie Ihr Gefallen
darüber bezeigt, da ich dem jungen Herrn einen Brief an Sie auf demselben
einmal habe schreiben laßen.
Ich kann nicht leugnen, daß mir meine fehlgeschlagene Hoffnung nach Riga
zu kommen ein wenig nahe geht. Außer der Bewegung v. kleinen
Abwechselung, die mir bey meiner einsamen v. sitzenden LebensArt vielleicht ein wenig
zuträglich seyn möchte, wünschte ich mir mit FuhrLeuten größere Paqvete
überschicken zu können, die Frau Schultzin, von der ich gern mehr Nachricht
zu haben möchte, selbst zu sprechen v endlich eine Kleinigkeit abzumachen,
die mir anfängt unerträglich zu werden. Sie werden so gütig seyn, lieber Papa,
die beyliegende 20 Thrl. an einen guten Freund, den Herrn Karstens,
abzugeben v. die kleine Schrift von ihm zu fordern, die ich damals auf dieses
vorgeschoßene Geld von mir gegeben habe. Ich hoffe nicht, daß Sie mir dieses
heimlichen Streichs wegen böse seyn werden; v glauben Sie mir, daß ich
durch die Unruhe, die ich gehabt habe meine Schuld nicht zu rechter Zeit tilgen
zu können, gestraft genung bin. Meine Neigung zu diesem Instrument wird
Ihnen nicht entfallen seyn, v weil selbiges, mir Herr Reichard, mehr aus
Freundschaft als Eigennutz, wie ich gewiß versichert bin, für allen andern
seiner Schüler gönnte: so schämte ich mich Ihnen diese Unkosten zuzumuthen,
da ich sahe, daß meine Abreise genung derselben machte. Herr Karstens war
so bereitwillig mir damit zu dienen. Die große alte Laute hat Herr Reichard
für 10 Thrl. angenommen v die kleine will er suchen zu verhandeln; ich habe
ihm das Geld für die kleine zu Unkosten auf Stücke v. Sayten angewiesen.
Sie werden, lieber Papa, den letzten nicht in Verdacht haben, daß er mir die
große Laute zu wenig angerechnet, da ich versichert bin, daß Podbielsky v. Weiß
unter einer Decke stacken uns zu betrügen. Dem Herrn Karstens danken Sie
in meinem Namen für Seine Freundschaft nochmals, v suchen Sie durch
Gegendienste seine Gefälligkeit zu vergelten. Ich habe ihm franzoisch aber sehr
flüchtig schreiben müßen, weil ich um Zeit zum schreiben zu gewinnen, und
den Herrn Baron nichts zu entziehen, heute unten zum Mittage gespeist habe.
Er bringt mir jetzt wieder nach Tische die Nachricht, daß wir bald nachkommen
werden; ich glaube aber hievon nichts.
Ich nehme die Erinnerungen mit Erkenntlichkeit an, die Sie mir geben treu
in meinem Beruff zu seyn; wenn mir auch diese Treue, die ich vielleicht ein
wenig von Ihnen, lieber Papa, geerbt habe, nicht denjenigen Dank verdienen
solte, den sie werth ist. Da ich Gott Lob! bloß aus Neigung zu meinem Beruff
v. meinen Baron arbeite v. es mir sauer werden laße, so glaube ich bezahlt
genung zu seyn, wenn mir mein Gewißen die Beruhigung giebt alles gethan
zu haben, v. vielleicht mehr, als mir bezahlt wird. Die Früchte des letzteren
werden mich vollends wegen meiner Mühe schadlos halten, weil ich ihm mehr
Erkenntlichkeit werde zutrauen können, wenn er älter werden wird, da ich jetzt
schon versichert seyn kann, daß er Liebe v. Hochachtung für mich besitzt. Weil
sich meine Briefe einander jagen werden, so wird Ihnen die Zeit nicht lang
werden auf einen andern zu warten. Dieser wird durch die Fr. Baronin nach
Riga kommen; die andern will ich morgen mit der Post an Herrn Belger
schicken. Ich empfehle mich Ihrem geneigten v. väterlichen Andenken. Leben
Sie jeder Zeit gesund v. zufrieden v lieben Sie mich als Ihren Sohn.
Hamann.Es sind 3 Fed. d’or v 2 # weil ich den 4ten Fed. d’or nicht habe
darzubekommen können.
den 25 Febr./8 Marz. 1753.Geliebteste Eltern,
Ich bin gestern des Abends nach Riga bey einer ziemlich verdrüslichen Reise
gesund v. glücklich angelangt. Der Befehl, den der Herr Baron bekam nach
der Stadt zu kommen, war uns recht unvermuthet. Wir hatten einen Paß
PostPferde zu nehmen, der aber bey den ersten beyden Postierungen nichts
ausrichtete, weil sich die Commissairs damit entschuldigten daß sie keine Pferde
mehr hätten. Es gieng ein prächtiger Wagen nach der Ukraine, der Ihro
Kayserl. Maj. geschenkt werden wird, v. von Paris an Fracht allein 1300 Rthrl.
kostet. Sie gaben vor, daß sie alle ihre Pferde dazu hergeben müßen. Wir
musten also mit schwachen BauerPferden, die nur eine eintzige Meile fahren
sollten, gantzer 7 fahren. Da wir in einer großen Kutsche fuhren, v. der Weg
schlecht ist; so können Sie leicht denken, wie uns bey diesem Fuhrwerk zu
Muthe gewesen ist. Wir sind in zween Tagen doch früh genung hingekommen;
auf der andern Postierung von Riga waren uns Pferde von der Frau Baronin
entgegen geschickt. Ich habe gestern noch den HE. Belger besucht, v freute mich
schon Briefe von Hause an mich zu finden. Der nächste PostTag wird mir
gewis welche mitbringen! v lauter gute Nachrichten, wie ich hoffe v. wünsche!
Ich bin Gott Lob! gesund v. bey dem Herrn Belger gestern recht vergnügt
gewesen mit einem paar alten Bekannten, die ich bey ihm fand. Man hat mich
schon halb gestern auf eine Hochzeit gebeten, die eine sächsische Junge Wittwe
bald geben soll. Vielleicht werde ich sie heute als Braut bey dem Herrn Belger
grüßen müßen. Die LebensArt, die ich mir mit Gottes Hülfe vorgenommen
habe hier zu führen, wird mich gegen alle die Versuchungen, die Sie, liebste
Eltern, für mich fürchten, in Sicherheit setzen. Wir sind hier in solcher
Unordnung noch, daß ich für jetzt nicht im stande bin mehr zu schreiben. Unsere
Sachen sind noch Unter wegens, v kommen erst heute oder morgen mit denen
Troßen nach. In des HE. Belgers Hause war große v. unvermuthete Freude
über meine Ankunft. Man herzte v küste mich von beiden Seiten etliche mal.
Grüßen Sie doch meinen Bruder, meinen Magister, die Frau Lieutenantin,
Jgfr. Degnerinn, auch die übrigen Tischgäste, wenn noch keine neue in der Zeit
vorgefallen sind, insbesondere Mr. Holfheit für seine Kappuse, die übrigen
guten Freunde nicht ausgeschloßen, HE Karstens, HE. Reichard, HE.
Zuckerbecker v. seine Verlobte, das Zöpfelsche Haus ppp. 1. 10. 100. mal nach
Verhältnis. Die Musicalien sind bey HE. Belger zurückgeblieben; mein Bruder
kann ohne Sorge seyn. Warum hab ich nichts für meine Laute bekommen?
Warum läßt HE. Reichard mich nicht mehr grüßen? Ich bin mit der
kindlichsten Hochachtung v. Zärtlichkeit, wertheste Eltern, ihr gehorsamster Sohn.
J. G.à Monsieur Monsieur Hamann,
Chirurgien bien renommé à Koenigsberg, p. Couv.Riga den 8/19 März. 1753.Geliebtester Freund,
Ich würde mich herzlich freuen, wenn Sie gesund und vergnügt lebten; ich
bin Gott Lob! die meiste Zeit beides, v was Ihnen nicht fremde vorkommen
wird, mehrentheils auf meiner Stube v. bey meinen Geschäfften. Wenn mich
die letzteren auch bisweilen ein wenig unzufrieden machen, so genüße ich doch
auch viele Augenblicke eine Wollust v. GemüthsRuhe, davon ich den Ursprung
selbst nicht einsehe. Mein äußerliches scheint dieses vielleicht nicht allemal in
andern Gesellschafften zu versprechen; genung daß ich in mir selbst keine
Überwicht des Verdrußes in mir fühle. Das Andenken meiner Freunde macht
mich zärtlich, v meine Mine schwermüthig; mein Herz wünscht sich unterdeßen
zu der Ehre Glück, von Ihnen auch abwesend geliebt zu werden. Hier kann
ich mich noch nicht rühmen neue erworben zu haben; ich habe mir auch noch
nicht Mühe darum gegeben. Für so einen Weltweisen, wie Sie, lieber Freund,
sind, könnte sich vielleicht Riga beßer paßen als für mich. Wenn Berensmein Berens hier wäre, der würde mir die beste Aussicht von seinem
Vaterlande geben können. Ich sehe jetzt alle Tage fleißig nach seinen Geschwistern
ohne daß ich ein eintziges kenne noch zu kennen wünsche. Sein Herr Bruder
hat mich noch heute die Hosen anziehen gesehen; Sie können also leicht denken,
wenn er selbst hier wäre, daß wir sehr genau auf einander Acht geben könnten.
Des Herrn Belgers Haus ist das eintzige fast, das ich hier besuche, v. mehr
aus Nothdurfft auszugehen v. meiner Beqvemlichkeit wegen, die ich daselbst
finde, als aus Neigung, sie müsten denn eine kleine Gefälligkeit für meine
Wittwe dazu machen, die ich da mehrentheils finde v. am Sonntage mit
einem Amtmann Verlöbnis gegeben hat. Sic perit gloria mundi! Der
lateinische Hexameter hat nur gedient die Seite voll zu machen; sie werden ihn
daher für keinen Seufzer ansehen, der von Herzen gegangen ist.
Herr Belger sagt mir Ihrentwegen an meinen Vater etwas geschrieben zu
haben. Schreiben sie mir doch, worinn es bestanden hat. Der Herr President
von Mengden hat sich durch den Prof. Baumgarten aus Halle einen
Hofmeister verschrieben, an deßen Stelle ich Sie gewünscht hätte. Herr Gehrke
dachte auch darann, daß Sie es vielleicht nicht würden abgeschlagen haben.
Es ist aber schon vor meiner Zeit geschehen, v. wenn derjenige, der für diesen
Posten bestimmt ist, noch nicht angekommen ist, wird er wenigstens mit ersten
hier seyn. Der junge Herr ist sonsten von dem Pastor Blank geführt worden,
v hernach bey dem LandMarschall von Igelström gegeben, wo Porsch mit
schlechter Ehre gewesen, jetzt hat unterdessen der Vater selbst Hofmeister Stellevertreten, der sich in der Geschichte, Sittenlehre v. Wirthschaftskunst für sehr
gelehrt halten soll. Den Herrn LandMarschall von Igelström hab ich hier zu
Mittage gesehen; er hat sich eine hohe Schule vorgenommen auf seinem Gute
anzulegen, es sind dazu Profess. verschrieben worden. Ich habe ihn als einen
sehr ehrgeitzigen Mann v zugleich als einen großen galanthomme bey dem
Frauenzimmer beurtheilt. Er will seine Söhne keine Academien besuchen
sondern sie zu Hause alles lernen laßen; v hierauf werden Sie denn reisen müßen.
Sie können ihn sich ohngefehr unter dem Rath Schimmelpfennig vorstellen,
etwas älter v ernsthaffter. Aus dem Einfall seine Kinder zu erziehen, können
Sie ohngefehr seine Gemüthsart beurtheilen; an dem einen Sohn hat seine
Weisheit gescheitert. Er hat sich in ein benachbartes Fräulein verliebt,
Porschische Streiche angegeben, Ruthen v sie zur Frau bekommen. Er steht schon
in den untersten Kriegs-Diensten. Gehen Sie doch, lieber Freund, mit meinen
Briefen vorsichtig um! Der President von Mengden giebt 200 Alb. jährlich
v. 50 belauffen sich die Reise Unkosten. Sie wären denn in meiner
Nachbarschafft ein 4 Meilen ohngefehr gewesen. Die Frau Presidentin wird als eine
gutthätige, aber herrnhutsche andächtige Frau beschrieben. Er soll selbst zur
Noth einen guten Prediger abgeben können; von einem hitzigen v.
verdrüslichen Gemüth, der weit gereist ist v diejenigen Länder vorzieht, wo er in der
Jugend gewesen, dem, wo er jetzt lebt. Wer weis, wie es dem neuen
Hofmeister bey ihm glücken wird. Tantzen, fechten, v. Reiten wird vermuthlich
zum Contract gehören. Er hat sich nach Halle gewandt, weil er mit dem
Colleg. Fried. nicht sonderlich zufrieden zu seyn scheint. Seine Gemalin ist
eine Tochter des unglückl. München. Es ist von Königsberg ein Prediger v.
Hofmeister für des letzteren Familie v. Kirche verschrieben worden, auf den
Ssie übel zu sprechen sind. Dies ist HE. Carius; der von dem Insp.
Schiffert recommendirt worden; man hat nach ihm ein ausdrückliches Fuhrwerk
geschickt, das ledig wieder zurückgekommen, ohne daß man die Achtsamkeit
gehabt einen Brief mitzugeben, worinn man sich wegen dieser
Unbescheidenheit entschuldigt hat. Weder Carius noch Schiffert haben in der Zeit
geschrieben, v sie wißen nicht, worann sie sind. Der Fuhrmann ist schon vor 4 Wochen
v. länger wieder zurückgekommen. Erkundigen Sie sich doch durch Wolson
um die Umstände etwas weitläuftiger; HE. Blank hat die Commissiongehabt v. er ist selbst in dieser Sache verlegen, weil er mit Leuten zu thun, die
weder Vernunfft noch Wohlstand verstehen, sondern wie er selbst sagt, sich auf
den Heyland beruffen.
Sie melden mir, liebster Freund, in dem letzten, das Sie meinem Bruder
in die Feder gesagt haben, daß Sie mir viel zu schreiben hätten. Thun Sie es
doch so bald, wie Sie können. Des HErrn Sahme Brief ist offen gekommen,
wie es das zugegangen? Ihnen gebe ich ein für allemal die Freyheit es zu
thun. HE. Hennings hat mir auch geschrieben. Was hat er von meinem ersten
Brief aus Liefland gedacht? Ich glaube, er hat mich für trunken gehalten.
Er mus denselben noch nicht erhalten haben, da er an mich geschrieben. Die
Veränderungen, die in Königsberg in meiner Abwesenheit, nach seinem
Bericht vorgegangen sind, sehen gar zu außerordentlich u zu plötzlich aus, als
daß sie wahr seyn sollten. Ich werde Ihm antworten, wie ers verdient. Sein
Brief hat mir mehr als ein Wunsch gekostet ihn ins Gesicht einen Betrüger
nennen zu können.
Hab ich Ihnen schon für den Esprit des Nations gedankt? Der Verfaßer
hat mir in vielen Stücken sehr genung gethan; er ist den einfältigsten
Begriffen in seinem Entwurf, mehrentheils gefolgt, wie er versprochen hat. Ich
wünschte, daß er einige Gedanken in einer Fortsetzung v. einer besondernAnwendung seiner Grundsätze mehr entwickeln möchte. In einigen Stellen, die
die Naturlehre betreffen, scheint er mir etwas unbestimmt v. dunkel zu seyn.
Wenn ich ein gutes Buch zum ersten mal lese, so wißen Sie, daß ich es mehr
zu verstehen als zu beurtheilen suche; v. der allgemeine Eindruck des
Verfaßers macht mich gegen einige besondere Schwürigkeiten unempfindlich. Ich
habe es aufmerksam gelesen; es hat mir sehr gefallen. Was Sie mehr dabey
gedacht haben, erwarte ich von Ihnen, daß Sie es mir mittheilen sollen.
Ich habe eben heute in den Hamburgischen Zeitungen außer dem Katzen v
Kater Concert gelesen, daß die Sorbonne sitzt über den Esprit des Loix zu
sprechen. Des Grafen Cataneo Versuch haben Sie ertappt; ich danke Ihnen
recht herzlich für die Achtsamkeit, mit der Sie für mein Vergnügen sorgen.
Sie glauben, ohne daß ich es nöthig finde zu beschweren, wie sehr ich wünschen
möchte Ihnen von meiner Seite ein gleiches zu bezeigen. Ich mag lieber nichts
meinen Freunden als bloße Complimente geben. An meinem guten Willen
zweiflen Sie nicht; mein Herz hat einen ehrlichen Grund, auf den Sie sich
verlaßen können, wenn Sie es brauchen wollen. Süßmilch, dieser gelehrte
Buchhalter des Menschl. Geschlechts, hat auch einige Abhandlungen wieder
den Montesquiou vorgelesen, die man auch vermuthlich in den Memoiresder Berlinischen Academie wird zu lesen bekommen. Sie betreffen den
Schaden, den die christl. Religion der Vermehrung der Menschen gethan. Als ein
Catholik ist Montesq. genöthicht gewesen die Päbstl. Religion so zu nennen;
v ich weis nicht, ob er denn Unrecht haben wird.
Der Herr von Loen ist Geheimer Rath v. President der Grafschafft
Tecklenburg v. Lingen geworden! Ob der Abt Prades sein Glück machen wird?
Schreiben Sie mir doch, wie seine Schutzschrifft gerathen ist, die Sie
vermuthlich werden gelesen haben, v alles theilen Sie mit, was Sie von dem HErrn
Secretair Sahm bekommen. Unsere Freundschafft giebt mir das Recht alles
zu fordern. Bedienen Sie sich der Erfindung öffters meinem Bruder zu
dictiren, wenn Sie nicht selbst schreiben können.
Erinnern Sie doch meinen Bruder, daß er mir die Erzählung beylegt, die
zu Heilbronn kürzlich herausgekommen sind v. am die Untersuchung des
Satzes, ob die Gottesleugnung v. die verkehrten Sitten aus dem System der
Fatalität herkommen. Sie werden beide nicht viel austragen. Die Elemens
des Sciences principales wünschte ich wohl zu haben, um dergl. Kleinigkeiten
bey meinem Baron brauchen zu können, wenn ich weiter mit ihm im
frantzoischen seyn werde. Eine so beqveme Logic v. Arithmetick als in dieser kleinen
Schrifft gegeben wird, wünschte ich mir wohl gern zu besitzen. Die Dialogues
Socratiques des Prof. Vernet für den Printzen von Sachsen Gotha schlügen
auch wohl in mein Handwerk, wenn ich wißen werde, was sie davon urtheilen.
Die Nachahmung des Popischen Lockenraubes, die den Titel führt: Sieg des
Liebes Gottes werde ich mir von dem Herrn Lauson mit seinen Gedichten
ausbitten, wegen eines Verses, der mir sehr darinn gefallen hat:
Warum, wird ein Poet nicht, eh er schreibt, ersäufft?
Ich will selbst an ihn schreiben; unterdrücken Sie daher diesen Einfall. Er
könnte es vielleicht für keinen Scherz annehmen, daß ich ihm nach dem Leben
stünde.
Der Abt von Bernis ist mir heute eingefallen, weil man seine
Unterhandlungen bey der Republick Venedig in den Zeitungen gelobt hat. Haben Sie
noch nichts von seinen Gedichten zu sehen bekommen. Das Pastoral-Schreiben
dieses franzoischen Abgesandten an die Marqvisin von Pompadour ist
vielleicht so unbekannt, daß man nichts von dem Inhalt noch dem Werth dieser
Satyre auf ihn in Königsberg zu hören bekommen hat. In allem Fall
erinnern Sie sich meiner, wenn der HE. Sahme daran gedacht hätte.
Haben Sie nicht selbst etwas gemacht, das Sie mir zu lesen schicken
können! kein Liedchen, keine Erzählung. Die Schrifften der deutschen Gesellschafft
fordere ich als ein Mitglied in Hoffnung. Schicken Sie mir doch selbige mit
einer kleinen Historie v. Critick der enthaltenen Stücke über. Ich wollte gern
ihre Rede von der Begeisterung in der Tugend bald lesen. Wenn werden Sie
fertig seyn? bey Hartung?
Ich habe schon in Kegeln einen Brief an Ihren Herrn Bruder fertig gehabt.
Unsere darüber einfallende Reise nach Riga hat denselben bis hieher
aufgehalten. Er liegt noch, weil ich unentschlüßig bin ihn, da er so alt ist, zu
überschicken, v. mich für die Mühe fürchte einen andern zu schreiben. Ich hatte ihm
in demselben eben den Vorschlag gethan uns einander zu sprechen; wenn der
Winter nicht so geschwind abgegangen wäre. Er hätte nach Riga kommen
müßen (man kann in einem Tage bey guten Wege hin v. zurück seyn) oder ich war
willens selbst mir ein paar Tage Zeit dazu zu nehmen: oder wir hätten uns den
halben Weg theilen v. uns in einem Kruge, wo es mir gefallen hat, einander
sprechen wollen. Dies hätte mit aller Gemächlichkeit in einem eintzigen Tage
abgemacht werden können. Bey jetziger Witterung ist nicht daran zu gedenken.
Weil heute wieder Mittwoch ist (ich habe Ihren Brief schon gestern Abends
angefangen) so ist heute bey uns Gesellschafft. Die ganze Woche ist hier fast
zu dergl. öffentl. Zusammenkünfften ausgesetzt, in denen geeßen, getrunken,
gespielt, v. bisweilen getantzt wird. Man findet sich da von selbst ein, ohne
gebeten zu werden. Die LebensArt der Vornehmen hat hier etwas für unsern
Ort zum voraus. Die Einbildung des Adelstandes ist hier vernünfftiger, v
man macht sich aus dem von v dem gnädigen Titel sehr wenig. Der junge
Herr von Osten, an dem ich in einem vorigen Briefe an meinem Vater gedacht
habe, hat mich heute wieder besucht. Er ist aus Heßen Caßel, wie er mir heute
erzählt hat; seine Mutter hat ihn vermuthlich aus Familien Umständen mit
nach Riga genommen. Sie ist gekommen ihren Bruder, den HErrn Regierungs
Rath von Vietinghoff zu besuchen. Der letztere ist ein Mann, der es hier allen
durch seinen Geschmack v durch seine glänzende LebensArt zuvorthut, zu der
seine Mittel hinreichen. Man hat mir von seinen Schildereynen so vieles
vorgesagt, daß ich große Lust habe sie einmal zu besehen, dazu mir schon Hoffnung
gemacht worden ist. Er ist eben ein so großer Liebhaber v vermuthlich auch ein
Kenner der Musick, v. unterhällt seine eigene Musikanten. In Porcellain,
Meublen, Kleidung v vielen andern hat er was zum voraus. Die Frau
Baronin hat unlängst an ihn einen Speicher verkaufft, in dem er sich schlechtweg
Vietinghoff genannt der Schele unterschrieben hat. Weil nur zweymal in
unserm Hause diese öffentl. Gesellschafften gewesen sind; so habe ich sie ihnen
noch nicht beygewohnt, da ich durch Arbeit daran bin verhindert worden, die
jetzt wie Sie sehen in einem Briefe an Sie besteht. Ich habe aus dieser Ursache
nicht heute einmal zu Mittage unten gespeist; v daß ich auch dazu gehöre,
wird darf mir nicht wiederholt zweifelhafft seyn. Die Fräulein frug mich
so heute, ob ich nicht unten kommen würde um mir eine gute Nacht zu sagen.
Mein Baron, der mich für eine halbe Stunde besucht hat, erzählte mir, daß
an 5 Tische unten gespielt würde, der 6te aber unbesetzt wäre. Der Herr von
Meck wäre auch hereiningekommen, ohne weder jemanden zu sehen noch zu
grüßen. Diesen Mann macht seine Neigung wie ich gehört habe zum Spiel
unglücklich v närrisch, da es ihm sonst an Verstand nicht fehlen soll. Er ist der
Verfaßer einer Wochenschrifft die in Riga herausgekommen v der ruhige
Bemerker heißt. Mein Baron hat ihn selbst von Bedienten Geld leyhen gesehen
um sein Spiel fortsetzen zu können, das ihn zuweilen ganz entblöst. Er hat
Wagen v. Pferde verspielt; seine Frau kam heute in einem fremden Wagen v
ich weiß, daß sie aus unserm Hause auch schon einmal mitgenommen worden
ist. Ehegestern hat er sich mit Leib v. Seel für 1000 Thrl. ausgeboten.
Vielleicht werde ich ihn einmal unten zu sehen bekommen. Ich habe mich über
eine Stunde jetzt mit dem kleinen Osten die Zeit vertrieben. Er ist ein Kind
von 7 biß 8 Jahren der aber eine ganz besondere Munterkeit besitzt v. einen
klugen Hofmeister erfordert. Er lernte neulich bey mir des Helcken klein
Gedicht auswendig: Die Pferde schmeißen pp v. ich bin heut nicht imstande
gewesen ihn von den Kleinigkeiten loß zu bekommen. Er braucht das
Buchstabiren noch im Lesen, er liest aber mit so einer action v. einem solchen affect, daß
ich meine Kurzweil mit ihm gehabt habe. Sie würden für Lachen bersten,
wenn Sie ihn hören sollten, das Stück daraus aufsagen: Gestern Brüder
konnt ihrs glauben pp. das er heute fast ganz auswendig gelernt hat. Er
schiebt beide Arme zurück, wenn er auf die Stelle kommt: Fort, du theurer
Bacchus Knecht v weiß die folgende Strophe so kläglich zu machen, daß der
Baron v. ich meine Lust daran gehabt haben. Er avancirt mit Händen v.
Füßen, v. wir fürchten uns alle für ihn, als er auf die Stelle kam: Narre für
Dein Gläschen Wein pp. Ich möchte meinem lieben Baron etwas von seiner
Dreistigkeit v. Freyheit wünschen. Er ist ziemlich blöde v. jungferlich. Bosheit
besitzt er nicht, so sehr ich ihn auch auf die Probe gesetzt habe. Er fällt mich
um den Hals so offt ichs haben will. Ich möchte ihn gern ein wenig
männlicher haben. Er hat mir schon Thränen genung vergießen müßen, mein Amts
Eifer hat die meisten davon ausgeprest. Ich habe mich aus Noth mehr wie
einmal härter gegen ihn anstellen müßen, als ich es gewesen bin, um ihn
aufzumuntern. Wie eine Maschiene ist er erzogen worden. Da ich ihn nicht jünger
in meine Hände bekommen habe; so muß ich wenigstens alles anwenden ihn
weiter zu stoßen. An seiner Fähigkeit darf ich nicht verzweifeln. Sein
Fortgang in der Historie, seine Neigung zur Malerey, die gewiß bey ihm recht stark
ist, v zur Dichtkunst machen mich zu allem Hoffnung. Stellen Sie sich ein
Kind vor, das Verse schreibt, ohne weder buchstabieren noch lesen zu können.
Seine Einbildungskraft ist gut; v es fehlt ihm nicht an Mutterwitz. Was
will man von einem Verstande fordern, der niemals gebraucht v. geübt
worden ist? Ich sehe Gott Lob! mit vielem Vergnügen, daß er zunimmt, denken,
überlegen v. aufmerksam seyn lernt. Wenn auch alles dieses nicht wäre, so
halte ich mich doch mehr zum Mitleiden als zur Ungedult mit ihm verbunden.
Er liebt mich recht zärtlich v ich gebe ihm an Freundschafft zu ihm nicht nach.
Da ich ziemlich geübt worden bin in Scherzen die Wahrheit zu sagen; so zog
ich ihn gestern ein wenig auf, nachdem ich ihm den Nachmittag sauer genung
gemacht hatte, daß er mich gern verlieren würde. Er umarmte mich mit
weinenden Augen. Ich entzieh mich daher allem Vergnügen, wenn ich meine Zeit
für ihn brauchen kann; v ich sehe die Kräffte v. die Mühe nicht an, die es mich
kostet. Ohne anders zu reden, als ich denke, ich finde auch meine gröste
Zufriedenheit nicht selten in der Arbeit, die ich mit ihm habe. Meine Sprache ist
mir bisweilen hinderlich; aber sie macht mich niemals zum Unterricht
ungeschickt; v er hat auch hierinn eine Achtsamkeit, die mir von seinem guten
Gemüthe versichert, in dem er mich sogleich zu helffen sucht. Ich habe mein
Herz gegen Sie ausgeschüttet. Der meiste Theil meines Briefes wird Ihnen
vielleicht gleichgiltig wo nicht gar ermüdend vorkommen. Doch nein! Die
Freundschafft wird Sie mich bey Sie entschuldigen, mit der ich Sie von
Grund des ♡s umarme v zeitlebens Ihr Hamann seyn werde.
Riga den 17/28 Märtz. 1753.Herzlich geliebtester Vater,
Ich habe heute eben einen Brief von Ihnen erhalten, darinn eine Einlage
von HE. Mag. v ein kleines Papierchen von meinem Bruder gewesen. Sie
bekommen durch einen Apotheckergesellen, den ich nicht kenne v bey einer Mad.
Casserius in Diensten gewesen, gegenwärtigen Briefe mit einer Sammlung
von mehreren, die ich gern größer v stärker gemacht hätte, wenn es mir
möglich gewesen wäre. Weil dieser Mensch schon morgen wegreisen wird, v ich
seine Abreise erst mit dem Ende dieser Woche vermuthete: so bin ich etwas
übereilt worden. Ich werde das übrige durch einen andern Fuhrmann
nachzuholen suchen. Den Herrn RegimentsQuartierMeister Link v HErrn Secret.Sahme insbesondere hätte ich gern geschrieben. Obgleich mein Herz nicht leer
an Empfindungen ist, die ich für meine liebe Eltern habe; so wird doch dieser
Brief nicht gar zu lang gerathen. Meine Nachrichten, die ich wöchentlich
fortzusetzen willens bin, nehmen mir einiger maaßen die Materie dazu diesem
Briefe weg. Ich will aber doch einige Sachen melden, die ich mich gefürcht
habe über der Post zu berichten. Ein guter Freund, zu dem ich am meisten
gehe, hat mir im Vertrauen v. als ein Staatsgeheimnis entdeckt, daß die
auswärtigen Briefe hier alle entsiegelt würden, v. daß er selbst diese KunstStücke
wüste. Er will sich hierüber gar nicht auslaßen v. giebt vor den Augenblick es
einem Briefe anzusehen, der diese Probe ausgehalten hat. Ich bin jetzt auf
das Siegel immer sehr aufmerksam, thun Sie doch ein gleiches. Die Geheime
Cantzelley soll sich damit hier beschäfftigen. Diese Erzählung kommt mir, die
Wahrheit zu sagen, ziemlich verdächtig v. unglaublich vor. Er hat mir
zugeschworen, daß alle Briefe, die ich aus Kegeln an ihn geschrieben, erbrochen
v. auch bisweilen mit dem Post Siegel offenbar wieder zugemacht worden
wären. Der Zusatz, v die Versicherung, die er mir giebt, daß er gewiß wüste,
die seinigen würden damit verschont, befremdt mich noch mehr da er so übel
mit zufrieden zu seyn schiene, daß Sie in Ihrem letzten an ihn eines Briefes
gedacht hätten, der mit einem Fuhrmann gekommen wäre. Sie solten in ihren
Briefen niemals an dergl. Sachen gedenken, weil dieses aufs schärfste
untersagt wäre, mit Fuhrleuten zu schreiben. Es kann dieses vielleicht eine bloße
Erdichtung einer eingeschreckten Einbildungskrafft v. einer Neigung zu
eingebildeten Staatsgeheimnißen seyn; oder es muß mehr darunter stecken.
Herr Belger hat mir neulich einen Brief von seinem Herrn Swiegervater
mitgetheilt, der ihn sehr misvergnügt machte. Er war so lamentable
geschrieben, als Sie jemals einen von dem Preller, meines Bruders ersten
Schulmeister bekommen haben v. ein rechter Bettelbrief. Er bestürmt ihn mit
Briefen von der Art, die ihm das dritte Theil von demjenigen bald, was er ihm
überschicken kann, kosten an Post Geld kosten. Seine güldene Praxis hat in
Riga aufgehört; er hat jetzt andere Wege im Sinn sein Glück beständiger zu
machen. Gott gebe, daß sie ihm gelingen! An Feinden fehlt es ihm nicht v es
giebt in Riga andere Feinde als in Königsberg. Sie sind feiner v. grausamer.
Sein Haus ist jetzt ungewöhnlich leediger geworden, als wie ich das erste mal
da war. Es kann seine damalige Krankheit die häufigen Besuche verursacht
haben. Das Haus, das er gekauft hat v davon der Zahlungs Terminmehrentheils aus seyn wird, scheint Ihnen auch viel Sorge zu machen. Die Straße,
worinn es steht, ist schlecht, wenn es erst recht ausgebaut seyn wird, so wird
es sehr viel Beqvemlichkeit haben. Es fehlt nicht an kleinen v. hinlänglichen
Stuben, wenn diejenigen dazu kommen werden, die er willens ist, zu bauen.
Gute Einfahrt, Ställe v ein ziemlich geraumer Hoff, machen daßelbe noch
brauchbarer. Der Mann, von dem ers gekauft hat v der auch bey ihm speist,
hat die obere Gelegenheit mit seinen Leuten ein; er heist HErr Pantzer, v ist
von einem sehr angenehmen phlegma im Umgange, voller schleichender
Einfälle, wegen der er in Gesellschaften insbesondere vom Frauenzimmer gern
gesehen wird.
Sie berichten mir die Abreise des Herrn von Volckersaamen mit seiner
Gnädigen Mutter. Ich habe schon hier davon gehört, man sagt gar, daß sie ihn
wieder mitbringen wird. Sie ist an einen gewesenen General Oeconomie
Directeur von Mengden, einen Bruder deßen, wo HE. Blanck in Conditiongestanden, verheirathet gewesen und hat sich von ihm scheiden laßen. Ihr
gewesener Gemahl wohnt nicht weit zur Miethe von HErrn Belger; v ist mir
als ein Mann von einem fürtreffl. Gemüthe v. Verstande beschrieben worden,
sie hingegen als eine Frau, deren Menschenliebe v Leutseeligkeit gegen das
männliche Geschlecht sich bisweilen sehr herunter laßen soll. Andern
Nachrichten zu folge ist er ein Mann, der keine, oder eine poßierliche oder eine schiefe
Nase haben sollt, der kein engelreines Leben führt, auf deßen Stuhl man
sich zu hüten in Acht nimmt, v. deßen Anblick ziemlich eckelhafft seyn soll.
Diese Urtheile, die Menschen über Menschen fällen, sind für einen Sammler,
wie ich bin, v der so unpartheyisch ist, sehr belustigend. Ich brauche sie mein
Vorurtheil wieder die Welt damit zu nähren.
Meine Lebens Art ist übrigens so einförmig, liebster Papa, wie ich selbige
Ihnen immer beschrieben habe. Herr Gericke besucht mich bisweilen, er ist
aber schon öffterer bey mir als ich bey ihm gewesen. Herr Lado, der nach
Ostern ordinirt werden wird, v in seinem Priesterrock schon geht, hat mich
auch einmal besucht. Herrn Belger, HE Reißmann v Herrn Pantzer habe ich
auch einmal des Abends bewirthet.
Eben jetzt bin ich von HErrn Gericke v einem seiner Anverwandten, der
seinen Sohn mit brachte, gestört worden. Sie haben mich wegen des schönen
Wetters eine halbe Stunde spatzieren geführt nach der neulichen Brandstätte
in der Vorstadt. Ich habe mich bey Ihnen mit meinen Geschäfften entschuldigt
v Sie haben Ihren Besuch daher kurz gemacht. Ich will noch an meine liebe
Mutter v Bruder schreiben. Die Uhr schlägt 5 v. die Briefe sollen noch heute
von mir selbst zu HErrn Belger gebracht werden.
Mit der morgenden Post will ich mit Gottes Hülfe Ihnen wieder etwas zu
lesen schicken. Beten Sie für mich, liebster Vater, daß es mir wohl gehe; ich
kann bisher noch immer dem Himmel danken für das Gute, das er mir thut.
Wenn er meine Eltern gesund v. mit mir zufrieden erhällt; so weiß ich nichts,
was ich mir mehr wünschen kann, als meine Arbeit hier zu seegnen. Er wird
mir auch die Früchte derselben sehen v genüßen laßen, da ich mir bewust bin,
daß ich das meiste aus gutem Triebe thue, v. weder aus Eigennutz noch einem
lasterhaften Hochmuth arbeite. Leben Sie gesund v. vergnügt, halten Sie mich
beständig in Ihrem väterlichen v. treuen Andenken. Ich will dafür zeitlebens
seyn Ihr dankbarster v. gehorsamster Sohn.Johann George Hamann.er sie neugierig darnach gemacht, v für deßen Mittheilung die Frau B. befugt
gewesen wäre mit Maulschellen zu bedanken. Sie können sich von dem
Hofmeister, den Sie haben, einen Begrif machen, unter deßen Aufsicht ein solches
Stück verfertigt worden. Dem Maler, der auch meinen jungen Herrn jetzt im
Zeichnen unterrichtet, habe ich es gleichfalls vorgehalten, v. ihn höflich
gebeten für meinen jungen Herrn Stücke von beßeren Geschmack auszusuchen;
er zuckte die Schultern dazu, als wenn das erste nicht an ihn läge. Ich bin
versichert, daß diese Sache von der Frau Baronin sehr übel aufgenommen
werden würde, v. denen Herrn von Beyer gewiß das Haus höflich verboten
werden möchte, wenn ich den Brief an Sie hätte gelangen laßen; ihr Hofmeister
möchte selbst nicht mit Ehren bestehen. Ich habe ihn gestern bey HErrn Belger
näher kennen gelernt v gefunden, daß er seine Untergebenen nach seinem
Geschmak bildet. Ohne vielleicht viel von der Sittenlehre zu wißen v. einen
klugen Satz gehörig schreiben zu können, sind sie schon in der Baukunst, in
Sonnen Uhrmachen pp. erschrecklich bewandert v. voller Eigendünkel. Das
war ein kluges Volk, das seine Sclaven in Gegenwart der Kinder voll v. toll
saufen lies undsie ihnen dies Laster zu vereckeln; v. dasjenige Wesen ist
weise, das so viel menschl. Ungeheuer auf der Welt geboren werden v. leben
läst, damit diejenigen, die ihre Vernunft v. Gewißen liebhaben, die Bosheiten
v. Thorheiten, die sie an andern anspeyen, an sich selbst nicht ertragen lernen.
Ich habe bey dieser moralischen Betrachtung aufgehört, v. weil es 7 Uhr v.
mein Herr Baron in Gesellschaft war, bin ich ein wenig bey Herrn Belger
gegangen. Die Herren von Bayer v die Printzen von Dolgorucki haben ihn mehr
als 6 mal überschickt hinzukommen, v er hat mir von beiderseits kleine Briefe
geschrieben gewiesen, mit denen sie ihn eingeladet haben, v ihm drohen
böse zu werden. Seine Hartnäckigkeit nicht hinzugehen hat diejenigen
befremdet, die von der genauen Freundschafft wißen, in der er sonst mit ihnen gelebt
hat. Wir haben unsere Abendandacht gehalten und er ist schlafen gegangen.
Ich weiß jetzt nichts mehr, was ich Ihnen zu berichten hätte, v. was ich
noch weis, muß ich zu den nächsten Briefen laßen, die ich über die Post zu
schreiben gedenke. Mein lieber Baron besucht wohl ziemlich fleißig
Gesellschaften; ich sehe es aber nicht ungern, weil ihn solche so nöthig als die Schule
sind, v. weil seinen v. meinen Arbeiten eben nicht einen merklichen Eintrag
thun. Es geschieht in der Gesellschafft seiner gnädigen Mama, v. er besitzt noch
viel Blödigkeit v. steifes Wesen, das nach einer LandErziehung aussieht.
Grüßen Sie doch, liebste Eltern, alle gute Freunde, insbesondere das
Rentzensche, Zöpfelsche pp Haus, den Herrn Karstens Frau Lieut. v. Jgfr.
Degnerinn pp. von mir. Ich empfehle Sie dem lieben Gott v mich Ihrer Liebe v
Zärtlichkeit. Leben Sie so gesund, vergnügt v zufrieden als ich, v. erkennen Sie
mich jederzeit für Dero gehorsamsten Sohn.
Johann George Hamann.Riga den 20/31 März. 1753.Liebwerthester Vater,
Ich habe vorige diese Woche ein klein Paquet mit Briefen abgefertigt,
die ein Apothecker Geselle, den ich nicht kenne, mitgenommen hat, v.
unterdeßen die Ihrigen zu meiner großen Zufriedenheit erhalten. Ich freue mich
herzlich, daß Sie Gott Lob! alle gesund sind. Der Höchste stärke Sie, lieber
Papa, bey Ihrer Arbeit und seegne selbige. An Herrn M. HE. Karstens,
Lauson, Wolson, Hennings pp habe ich geschrieben. Weil ich noch Zeit zu haben
glaubte, so ließ ich die Briefe an meine liebe Eltern zu letzt, um mich auf
alles das besinnen zu können, was ich zu schreiben hätte. Meinem Bruder
hatte ich auch einen ziemlich ausführlichen Brief zugedacht. Ich bin aber so
unvermuthet v. ohne Noth übereilt worden, daß ich Mühe hatte mit dem
nöthigsten, an Sie, meine liebe Mutter v. Bruder fertig zu werden. Eine
Antwort an HE. Secr. Sahme v. ein Brief an Herrn Regim. Q. M. Link hat gar
unterbleiben müßen; so sehr ich es mich auch gegen den erstern Freund
vorzuwerfen habe, so hat es doch nicht angehen können. Wird der ehrliche Franz
oder Fuhrmann Reiß nicht bald einen Brief an mich bringen, damit Sie nur
mein Logis kennen lernen v ich Sie angewöhne sich bey mir zu melden, wenn
sie ankommen v. abgehen wollen.
Herr Gericke hat mir die erste Nachricht von des HErrn von Marschall Tode
gebracht, die mich gewaltig erschreckt hat. Er hat sie aus den berlinischen
Zeitungen erfahren, wie ich sie nachher auch in der hamburgischen gelesen habe.
Man kann sich ohnmöglich einiger Betrachtungen bey diesen Todesfall
erwehren, wenn man die Geschichte dieser Familie ein wenig kennt. HE. Linck
wird mehrere vielleicht machen können. Daß die Vorsehung auch die ihrigen
über die Handlungen der Menschen macht, ist für denjenigen, der eine glaubt,
keine gleichgiltige Sache.
Papa mit seinem Pfeifchen, die 3 L’hombre Spieler, der Freund um 9 des
Abends mit einer wollenen Peruke, meine liebe Mutter beym Spinnrocken!
ich kann sie mir noch alle vorstellen. Die Frau Lieut. habe ich im Geist nach
des Herrn M. Peruqve lauffen gesehen um sie recht betrachten zu können; v
die Jgfr. Degner habe ich eine viertelstunde nachher lachen gehört. Es hat
keiner als ich gefehlt.
Herr Gericke besucht mich öfters genung; ich bin nicht mehr als einmal bey
ihm gewesen. Ich halte mich an Herrn Belgers Haus. Er hat einen sehr tollen
Brief an Sie geschrieben (die meinigen mit Gelegenheit sind durch ihn bestellt
worden) wie er sagt v will mich bey Ihnen verklagen, wie er mir gestern
gedroht hat. Ich habe Ihn gebeten Ihnen kein blindes Schrecken mit einer
falschen Conduite Liste einzujagen. Sein Gemüth hat etwas ehrl. das er niemals
verlieren wird; v dies macht ihn eben zu einem eignen v. unglückl.
Staatsmann. Ich bin gewiß, daß ich von meinen lieben Eltern reden höre, so offt ich
ihn besuche. Der Herr Baron läst seinen verbindlichen Gruß Ihnen abstatten.
Wie sehr wünschte ich mir, ihn selbst mit der Zeit in das Haus meiner lieben
Eltern einmal führen zu können! Kaum ist es mir glaublich, daß ich schon
über ein viertel Jahr hier gewesen bin; den 7 Dec. alten Styls bin ich nach
Kegeln gekommen; Montags darauf habe ich meine Arbeit angefangen. Ist
das halbe Jahr um; so will ich mich melden. Ist man mit mir zufrieden, so
bleibe ich noch. Ob ich auf 100 Thrl. dringe? Die geringste Schwierigkeit wird
mich verekeln. Meine Empfindlichkeit in diesem Stück kennt niemand wie ich.
Ich danke Gott, daß ich meine Zeit nicht umsonst hier weder für mich selbst
noch für meinen lieben Baron zugebracht habe. In demjenigen, womit ich mit
ihm nicht zufrieden bin, liegt die wenigste Schuld an ihn. Liefländische
Erziehung! Mutter! auch zum Theil Hofmeister! So hart wie ich ihm bisweilen
seyn muß; so zärtlich bin ich gegen ihn. Er wird mich gewiß nicht vergeßen,
v. mich eben so ungern verlieren wollen. So sehr ich mich an die Kinder halte;
so entfernt bin ich noch von allen denen, die mich nichts angehen, v. meinen
Grundsätzen, Denkungs Art v Neigungen entgegen sind. Der Gruß, den Sie
mir unten aufgetragen haben, lieber Papa, ist daher nicht von mir bestellt
worden; der Begrif einer feinen Achtsamkeit v. wahren Höflichkeit ist für den
Stoltz ein Räthsel Simsons. Wenn Sie in Riga wären, lieber Papa, ich
zweifele fast nicht, daß sie in Gnaden bey ihr stehen würden; denn sie ist bey allem
dem eine Dame, ohngefehr wie die Gräf. Gesler, die aber nur gegen ihre
Schuldn. grausam ist. Ich sehe, daß ich bey dem Geheimnis, das ich aus
meinem Charakter mache, zu am besten fahre, v ich will dabey bleiben. Man
kennt einige gute Eigenschafften von mir, man vermuthet bisweilen andere,
die es nicht sind; im übrigen weis man selbst nicht recht, was man aus mir
machen soll. Die Kinder lieben mich, weil ich sie liebe, v. weil ich niemals streng
gegen Sie bin, als biß ich sie überführt habe, daß ich es Ursache habe zu seyn;
es fehlt mir auch niemals daran mit ihnen aufgeweckt umzugehen v sie
spielend arbeiten zu lernen. Uebrigens erhällt mich der liebe Gott gesund. Hat man
Ursache sich über etwas auf der Welt zu beschweren, so lange man diese
Wohlthat genüst. Es fehlt mir an nichts bisher v. ich bin von einem zufriednen
Herzen. Ich umarme Sie aufs herzlichste, lieber Papa, v wünsche Ihnen
alles Gute. Leben Sie wohl, mit meiner lieben Mutter will ich auch noch
ein Wort reden.
Herzlich geliebteste Mama,Sie haben Seife gekocht; sie haben meine Jgfr. Muhmchens bey sich gehabt.
Haben Sie auch Waffeln gebackt? Haben auch die Jgfr. Muhmchens meine
Gesundheit getrunken? Ich habe gestern bey HErrn Belger gepunscht, v. recht
gut darauff geschlafen. Wißen Sie auch schon, daß ich auch ein Jgfr.
Muhmchen hier habe; ich glaube gewiß, daß ich es Ihnen noch nicht geschrieben. Sie
ist auch schon meine Braut gewesen; nun will ich sie aber nicht haben,
ohngeacht ihr Vater ein Advocat ist. Lorchen, die mich ihren Cousin Amen nennt,
v. mir manchen Musching, aber mir doch nicht so viel als ihren übrigen
Bräutigams gegeben hat, Lorchen, die sonst so viel von meinen blanken Knöpfen
gehalten hat, sieht weder mich noch meine blanke Knöpfe an, wenn ich den
HErrn meinen Baron mitbringe, der einen rothen Rock v eine blauseidene
Weste in seinem Staat trägt, die mit einer goldenen Espagne besetzt sind.
Ihnen wird, liebe Mama, gewiß nicht mit einer Schwiegertochter gedient seyn,
die so wenig von mir hällt. Wollen Sie mir nicht die Erlaubnis geben, daß ich
mir eine beßere Braut aussuchen darf. Ehe ich aber mit ihr breche, will ich
warten, biß ihre Mutter mir ein paar Hand Manschetten wird ein wenig
geflickt haben, die ich ihr gestern brachte. Ich bin recht verlegen, geben Sie mir
doch einen guten Rath, was ich thun soll. Wenn Ihnen der liebe Gott
Gesundheit schenkt; so leben Sie doch vergnügt v. vergeßen Ihren Sohn nicht.
Joh. George Hamann.Riga. den 31 Martz/11 April 1753.Herzlich Geliebteste Eltern,
Ich habe heute angenehme Briefe von Hause bekommen; die Augen
Krankheit meiner lieben Mutter hoffe ich wird schon gehoben seyn. Es thut mir leid
Ihnen ein blindes Schrecken mit einem Geschwür unter dem Arm eingejagt
zu haben; es ist Gott Lob! nichts daraus geworden, v ich befinde mich
übrigens recht gesund. Ich bin gestern auf die Hochzeit als Marschall gewesen; v.
diese Arbeit ist auch vorbey, ohne das Vergnügen genoßen zu haben, das ich
mir dabey vorgestellt. Ich habe diese gantze Nacht nicht geschlafen; weil ich
vermuthen muste zu spät nach Hause zu kommen v hier in der Ruh zu stören,
da sich überdem das jüngste Fräulein schon ein 14 Tage an Fieber krank
befindet: so hatte ich mich die Nacht lieber ausgedungen. Weil die Hochzeit klein
war, so gieng ich, mein Ober Marschall, ein Sachse v. gleichfalls Hofmeister
nebst HErrn Belger, HE. Pantzer zu dem letzteren auf die Stube v vertrieben
uns die Zeit bis 7 Uhr; von da wir unsern Morgenbesuch dem jungen Paar
ablegten v. ein jeder seine Straße gieng. Ich zu meinem Schaaf v jener zu
seinen Böcken. Sie werden einen Brief von mir nächstens mit einem Dantziger
Kauffmann Miltz erhalten, mit dem ich noch ziemlich lustig den letzten Tag
seiner Abreise bey HE. Belger gespeist habe. Den Abend vorher erfuhr ich erst
selbige v. lernte ihn kennen; ich habe daher wenig schreiben können. Sie
werden so gut seyn v den Mann einen Abend oder Mittag aufzunehmen suchen.
Er wird meinen Eltern berichten können, daß ich nach des HErrn Belgers
Urtheil zugenommen haben soll pp
Die Gewißensfragen, die Sie mein lieber Vater aus so einer zärtlichen
Sorgfalt an mich thun, sind eben solche, die ich mir selbst oft genung zu
beantworten suche. Ich bin weder zum Heuchler noch zum ruchlosen geboren.
Ohne mich zu schmäucheln, ich finde einen Beruff v einen Geschmack zur
Tugend in mir, der mich tausend Wollüste in guten Handlungen empfinden
läst, v. mir jede Ausschweifung zum Laster schwürig und eckel macht; so gut
als ich Neigungen an mir erkenne, die übertrieben werden können v. eine gar
zu große Leichtgläubigkeit zu den Versuchungen der Einbildungskraft. Die
Ehrfurcht, die ein Lehrer für seinen Untergebenen haben mus, v. die alle die
Orter, wo dieser sich befindet, gleichsam zu Heiligthümer macht, erhällt mich
in der Achtsamkeit auf mich selbst v auf die Sittenlehre. In ihrem
Schreibebuch steht diese Vorschrift, die zugleich eine für mich ist, von der ich am
ungernsten abweichen möchte:
Die Tugend ist des Lebens werth zu achten
Und wer sie treibt, erfüllt der Vorsicht weises Ziel.
Ihr Stand ist der, wornach die Klugen trachten,
Und Witz ist ohne sie ein leeres Schattenspiel.
Kein Lehrer kann der Welt mit Nachdruck rathen,
Er lehre denn zugleich mit seinen Thaten.
Ich habe meinem Bruder ein Tagebuch meiner Arbeiten versprochen, das ich
ihm nächstens mittheilen will. Endlich habe ich dazu kommen können den
HErrn Karstens zu mir zu bitten. Ich habe einen sehr vergnügten Nachmittag,
so kurz wie er auch war, in seiner Gesellschaft gehabt. Er war so gütig mir
zugleich einen Hamburger mitzubringen, der Hofmeister in seines Herren
Hause ist, den ich mit Vergnügen durch ihn zu meinen Bekannten zählen kann,
weil er ein geschickter Kopf ist. Ehstens will ich meinen Gegenbesuch ablegen.
Sie werden so gut seyn Ihrem Domino Karstens meinen ergebensten v.
freundschaftlichsten Grus zu vermelden. Ich weis weder den Namen des
Fuhrmanns, Geliebteste Eltern noch habe ich den Namen des Apotheker
Gesellen erfahren können, der ihnen diese Briefe mitbringen wird. Er ist ein
Bekannter von Herrn Herling v Herr Belger hat ihm die Bestellung jener aufs
beste empfehlen laßen. Ja, lieber Vater, ich stottere noch, bisweilen sehr,
bisweilen wenig, v. öffters garnicht. Dieser Fehler macht mich in Gesellschafft
zum verschwiegnen v. heimlichen Menschen, hindert mich aber wenig im
Unterricht. Ich glaube aber, daß derselbe andern nicht so beschwerlich ist
als ich es mir einbilde, v ich stottere mehrentheils, wenn ich mich fürchte zu
stottern. An den ehrlichen Nachbar Wagner werde ich mit ersten schreiben;
diese oder künfftige Woche habe ich dazu ausgesetzt mit Fuhrleuten Briefe zu
schicken. Verdingen Sie doch, liebster Vater, mit ihnen dorten; ich fürchte
mich gewaltig für die Unverschämtheit derselben, die mir hier ist unerhört
beschrieben worden. Ein bloßer Brief wird kaum mit einem Ort nach ihrem
Sinn bezahlt. Meine Laute ist nicht im stande sich für das Compliment zu
bedanken. Ich habe sie in 14 Tagen v. drüber weder spielen noch hören können;
weil mir Seyten zum 4ten 5ten cet. fehlen. Ich habe welche gekauft, die ganz
unnatürlich klingen. Herr Reichard hat mich auch nicht gar zu gut versorgt.
Es ist hier ein Secretair Würfel, der viele Stärke in der Musik besitzt, v der
eintzige Lautenspieler in Riga ist. Er hat sich mich auf ein Lauten Gericht
zu sich bitten laßen; ich werde aus Noth ihn beschmausen v zu Gast kommen
müßen v. ihm meine Laute zur Pflege geben. Ich erwarte mit dem äußersten
Verlangen, daß HE. Reichard die versprochene Stücke überschicken wird v.
laß ihn nebst den werthensten Seinigen im voraus aufs beste grüßen. Ein
gleiches thun Sie, liebwertheste Eltern, allen Genoßen v. Freunden unseres
Hauses, Nachbarn v. Nachbarkindern. Ich küße Ihnen 1000 mal die Hände
v. bin Ihr
gehorsamstes Kind.Lieber Bruder.
Um die gestrige Nacht bin ich in diesem Monat zu kurz gekommen.
Strumpfbänder bekommen die Marschälle hie nicht. Drey junge Cavaliers sind heute
immer oben v unten gelaufen. Ein kleines allerliebstes Fräulein, eine
Schwester des kleinen von Osten hat mich mit zwey jungen Jgfrn von 14 Jahren
besucht. Sie selbst ist 5 Jahre alt; Hände v. Füße haben Einfälle bey ihr. Sie
läst sich von keinem küßen als meinem Baron; die andern bekomen
Maulschellen, ihn rufft sie: mein lieb Budbern – Aus eignem Trieb gab sie seinem
Hofmeister v. Deinem Bruder auch ein Mäulchen. Heute ist Mittwoch v. also
Gesellschaftstag in unsern Hause. Das gelehrte pro memoria in der Sache des
HE. Lauson habe ich durch HErrn Gericke Vorsorge gelesen. Ich habe es mir
in Gedanken recht emphatisch v. nach dem Leben von dem Prof. Bock recitiren
laßen. Schreibart, die Vertheidigung des Staats, die professionsAnmerkungen über die Reime v. bedrängten Zeiten laßen einen nicht viel rathen nach
dem Verfaßer. Lauson kann sich gut vertheidigen, wenn er will.
Riga Am grünen Donerstage 1753.Herzlich Geliebteste Eltern,
Ich bin durch eine gütige Gewohnheit, die Sie haben Ihre Briefe zu
franciren bey dem letztern nicht wenig beunruhiget worden; v es hätte nicht viel
gefehlet, so hatte ich sie nicht für Briefe von Hause erkannt. Mein Kerl, den
ich auf die Post geschickt hatte, kam zurück v brachte mir die Antwort, daß
man 8 Dütchen dafür forderte. Ich wolte mich dazu nicht entschlüßen, weil
ich von der Ordnung im Postwesen nicht das beste hier gehört hatte, v weil ich
ein wenig verwöhnt worden war v. mir Briefe aus einem andern Ort
vorstellte. HE. Belger schickte mir unterdeßen selbige zu, weil ich ihn hatte bitten
laßen selbige sie mir zuzustellen. Ich kannte die Hand v machte mir hundert
Ursachen ehe ich ihn erbrach, warum er nur bis Mümmel francirt war, biß ich
endlich von der Hand meiner lieben Eltern nichts fand. Ich muste selbst über
die Unruhe lachen, die mir diese Kleinigkeit gemacht hat, v ich habe sie Ihnen
daher mittheilen wollen, liebste Eltern, daß Sie mich auch ein wenig
auslachen sollen. Denken Sie unterdeßen nicht, daß ich die Absicht habe Ihre
Briefe durch diese kleine Geschichte mir inskünftige immer frey zu machen.
Ich glaube das Vergnügen etwas von den Meinigen zu lesen nicht theuer
genung bezahlen zu können. Sie werden unterdeßen auch meine geschwinde
Zuschrifft durch den Dantziger-Züchner oder Krämer erhalten. Er handelt mit
Leinwand oder andern Kleinigkeiten, mit welchen Waaren man hier sehr viel
soll verdienen können. Der HE. Regierungs Rath von Kampenhausen hat mir
die Ehre eines langen Besuchs auf der Schule gegeben; v. ich will die Absicht
v den Inhalt deßelben mit ehsten berichten. Vorigen Sonntag habe ich ihn mit
dem jungen Baron Vormittags besuchen müßen; er war so gnädig uns seine
Tafel anzubieten v er hätte uns auch schwerlich weggelaßen, wenn wir nicht
selbst zu Hause nicht Gäste gehabt hätten. Heute wollen wir seinen den
jungen Herrn von Kampenhausen unsere Aufwartung zusammen machen, ein
Kind von 7 Jahren, das aber viel Munterkeit besitzt v so viel schon wie ein
kleiner Magister redt.
Die Frau Baronin ließ heute frühe den jungen Herrn unten ruffen v mich
ersuchen, wenn ich nach Königsberg schriebe mich um den Preis eines Lies ℔
1.) geschließener Federn v. 2.) Daunen zu erkundigen. Wenn Sie so gütig seyn
wolten mir einen kleinen Zedel mit dem ersten Briefe einzulegen, auf den der
Preis von beiden geschrieben wäre, auch eine kleine Nachricht von den Sorten
derselben; ich glaube wohl, daß es feine v. grobe Daunen giebt.
Die Mad. Belger hat einen Speckkuchen gebackt, von dem sie mir auch
einige Schnitte zuschickte. Ich schickte für die jüngste Fräulein auch etwas
unten, die das Fieber bisher gehabt hat. Er war aber nicht gerathen v hat doch
gut genung geschmeckt wie ich gehört habe. Ich v. der HE. Pastor Blank haben
einmal gescherzt uns von meiner lieben Mutter einen zu verschreiben, weil
man hier auch eine Art Speckkuchen hat, die den Namen in der That führen,
aber nicht sonderlich nach meinem Geschmack sind. Ein klein Recept von
diesem Kuchen wollte ich mir wohl bey Gelegenheit für die Wirthschaft
meines lieben Nachbars ausbitten.
Der liebe Gott laße Sie die Feyertage in seiner Ruhe v. in guter
Gesundheit endigen was ich insbesondere meiner lieben Mutter erbitten will, die
noch unpäslich ist. Ich v. mein junger Baron haben heute unsere Kirche zu
Hause aus dem Saurin halten müßen, v wir haben eben eine schöne
Abtheilung von denen Weißagungen der großen Erlösung des Menschl.
Geschlechts gehabt. Ich empfinde nicht selten das hohe v. liebenswürdige in
der Religion selbst, mit dem ich ihn zu rühren suche, v ich glaube, daß man
am glücklichsten mit eigener Ueberzeugung andere lehren kann.
Ich habe lange nicht eine Zeile von meiner lieben Mutter gesehen; wird Sie
mir nicht bald schreiben können? Gott gebe Ihnen alles das Gute, das für
Sie erbittet Ihr gehorsamster Sohn.
Johann George.Liebes Brüderchen,
Wenn Du meinen letzten Brief für 6 juristische Punkte schiltest, so möchte
ich bald in Ernst einige gravamina wieder den Deinigen aufsetzen. Du schreibst
mir nicht das allergeringste wie meine Freunde meine Briefe aufgenommen,
v ob sie mir antworten werden. HE. Lauson hat doch wohl verstanden, daß
ich mit ihm gescherzt habe. Du schreibst mir nicht, wo mein Vater hingefahren
ist, ob meine Mutter bettlägerig ist; du hast nicht einmal einen Gruß von der
letztern mir gemacht. Ich glaube ganz gewiß, daß sie mich lieb genung hat
denselben nicht vergeßen zu haben. Ich weiß, daß der Abt Bernis Gesandter pp
ist; du schreibst mir aber nicht, wo du die Satire herhast, noch ob sie gedruckt
oder nur geschrieben ist. Du betrügst Dich sehr, wenn du den Abt Bernis für
den Verfaßer hältst; wenn du sie verstanden hast, so hättest du sie auch von
selbst für eine Satire auf den Abt v auf den gantzen frantzoischen Hof
beurtheilen können. Schreib mir doch, wo du sie herhast, du must sie aus einer
Handschrift haben, die ein wenig schlecht geschrieben gewesen ist. Nimm mir
nicht übel, Herzensbrüderchen, es sind viele Schreibfehler darinn, die du von
selbst hättest corrigiren können, v die mehr aus Unwißenheit der Sprache als
Nachläßigkeit herzukommen scheinen. de mentez z. E. ist ein bekanntes Wort
das zusammen gehört. Ich will dich entschuldigen, v glauben, daß ich im Engl.
jetzt von dir so viel möchte lernen können als ich dich im frantzoischen corigirt
habe. Du wirst diese kleine Erinnerungen mit einer brüderl. Freundschaft
aufnehmen, v es solte mir leid thun, wenn du über meine Freyheit ein wenig
empfindlich seyn soltest. Ich erkenne die Dienste, die du mir mit dieser kleinen
Schrift gethan hast, v die ich mir noch inskünftige verspreche, gar zu sehr, als
daß ich es mit dir verderben solte. Um dir zu sagen, was du mir mit diesem
Hirtenbrief für einen Gefallen gethan hast, will ich nichts mehr melden, als
daß ich ihn wohl 5 mal nach einander durchgelesen habe; v daß ich den
Nachmittag gleich HE. Gericke zu mir bitten lies, der sich gleichfalls dafür gegen
Dich bedanken läst; Er läst dich recht sehr ersuchen den 4ten Theil von
Lilienthal mit beizulegen. Ich bin gestern Abend sehr vergnügt mit ihn gewesen.
Meine Eltern läst er gleichfalls ergebenst grüßen. Ist der Böhmische Catal.schon gedruckt? Er möchte ihn gerne haben. HE. Pastor Blank, an dem ich
einen rechtschaffenen Freund habe, hat mich gleichfalls ersucht, wenn ich etwas
bekäme, auch einige Bücher für ihn zu verschreiben. Ich glaube gewiß, daß
Dir dergl. Commissiones v. meinen Eltern einige Unruhe machen, v. dir nichts
einbringen, lieber Bruder. Es thut mir selbst leid, daß ich meine gute Freunde
hier auf andere Rechnung dienen soll. Du kannst aber gewiß glauben, daß ich
selbige auf beßere Zeiten anschreiben werde. Der Buchladen ist Dir auf die
Nähe; v. mein lieber Vater wird so gut seyn auch das Geld unterdeßen
vorzuschießen. HE. Pastor hat die halbe Fracht auf sich genommen. Ich wolte
ihm gerne ein Geschenk mit den Memoires machen; er hat mir dies halb zu
verstehen gegeben. Hüner mag ich für ihn nicht wie der vorige Hofmeister
einkaufen. Schreibe mir, ob nicht eine Hand Edition ausgekommen frantzoisch
nemlich, wo die Zueignungsschrift dafür steht. Man mag so uneigennützig
seyn wie man will; so ist es doch gewiß, daß die Freundschaft sich durch
Gegendienste erhällt, v. gestärkt wird. Das Geld von dem HE. Pastor möchte ich
wohl schwerlich so gleich auszahlen können. Wenn ich hier noch in Riga bin;
so muß er erst die Rechnung haben, eh er mir solches überschicken kann. Und
bin ich wieder auf Kegeln; so versteht es sich ohnedem, daß ich es erst nach
Riga schicken muß, ehe es nach Königsberg kann befördert werden. Mit Wißen
v. Willen soll mein Vater nicht Schaden leiden; v ich habe nicht einmal Recht
das Gute, das er mir noch thut, von ihm zu fordern. Ich glaube, daß ich alle
diese Achtsamkeiten mit Dir nicht einmal nöthig hätte; da du von Rechts wegen
mich auswendig kennen soltest, wie der Konig von Frankr. die Marq. pp. Sie
sind gar zu empfindlich‥ sagte der HE. von Kampenhausen zu mir. Doch noch
ein paar Commissiones! Leg mir des Ulrichs Sendschreiben auf des
Völkersams Abreise bei, ich glaube, daß er mit anderm Kalbe gepflügt hat. v. vergis
nicht die Lettres au public; wenn es möglich ist. Der 1. Theil der
Hamburgischen Beiträge zu den Werken des Witzes v der Sittenlehre kosten mir 1 fl.
So viel werde ich auch noch von dem meinigen mißen können. Die Fortsetzung
soll mein junger Herr halten; der heute zum erstenmal von selbst die
Aufmerksamkeit gehabt hatte meine lieben Eltern v. dich grüßen zu laßen. Noch
eins. Ich glaube, Du hast nicht so viel Recht Dich über meine kurzen Briefe
zubeschweren. Eine leedige Seite habe ich diesmal bezahlen müßen. HE.
Gericke hat mir den Rath gegeben deinen Brief wieder retour gehen zulaßen v. von dir auch die andere voll zu fordern. Meiner Eltern v. Freunde
Briefe werden auch für Dich… gelt seyn. Ich kann ja nicht an jeden daßelbe
wird schreiben; v. das versprochene will ich halten. Noch einmal Dank für des Bernis Hirten Brief! Er verdient, daß du ihn abgeschrieben v
daß ich ihn besitze. Ich schreibe gew eignen Fuhrmann. Lebe wohl v.
liebe Deinen aufrichtigen v. ehrl. Bruder, wie er dich liebt. Grüße M.
Empfiehl mich auf das ergebenste dem HE. v. Charmois. Ich will ihn
schreiben, sobald ich kann. Ich habe diese Woche ein Rhabarber Pulver
eingenommen. Der natürl. Stuhlgang erfolgte erst wieder Gewohnheit des Abends
Kräfte etwas verloren. Ich befinde mich aber dar Riga den 28 Ap. 1753.Lieber Bruder,
Du wirst das Schicksal gegenwärtigen Briefes schon wißen; ich habe
denselben in meiner Krankheit in meinem Schlafrock immer bey mir getragen.
Ich will mich lieber weitläuftig auf den Innhalt desselben erinnern, als ihn
von neuen durchlesen. Einige Anmerkungen v. Vertraulichkeiten über den
Hofmeisterstand in dem ich insbesondere stehe, sind darinnen enthalten. Der
Verdrus v. die Mühe, die mit diesem Geschäffte unvermeidlich sind, haben
mich ein wenig mehr als sonst aufgebracht, weil ich die Hitze meiner
Unpäßlichkeit schon fühlte. Der Bücherkasten war ein Umstand, der mir sehr nahe
gegangen. Ich sehe aus dem Erfolg, daß man nicht alles nach der Strenge
beurtheilen muß. Man kann sich in den Qvellen der Menschl. Handlungen
sehr leicht betrügen. Es ist vielleicht nicht so viel Bosheit v. Niederträchtigkeit
in der Art den Herrn B. v durch ihn den Hofmeister zum Besten zu haben, als
ich vermuthet habe, dahinter gewesen. Man hat mich vielleicht nur ein wenig
begieriger machen wollen, man hat sich vielleicht gefürchtet mich zu klug zu
machen, man hat auf seinen guten Willen vielleicht gewartet mir einen
Gefallen zu erweisen. Mein Baron ist auch wohl selbst schuld daran gewesen, daß
man es ihm abgeschlagen hat, weil er noch nicht vernünftig zu bitten weis. Es
fehlt den Kindern hier gewaltig an Lebens Art; sie werden sich selbst v. dem
Gesinde gar zu sehr überlaßen. Ich habe Dinge genung hier, die ich gern in
diesem Stück abgeschafft haben wollte; für das Gegenwärtige hüte ich so viel
ich kann: die Folgen des vorigen laßen sich nur mit der Zeit heben. Ansehen
genung hab ich im Hause, v. ich kann nicht klagen im Gesicht ein eintzigmal
mit Vorsatz beleidigt zu seyn! Alle die unter mir sind, such ich durch
Höflichkeit v. wenn es angeht durch kleine Dienste mehr auf meine Seite zu ziehen.
Das Gesinde, mit dem ich in Verbindung stehe, laße ich nicht gern umsonst
mir aufwarten. Das Beyspiel, das ich meinem jungen HE. zu geben schuldig
bin, verbindet mich einigermaaßen dazu. Mit dem übrigen mach ich mir nichts
zu thun, als daß ich mich hüte sie niemals grob zu begegnen. Mein Kerl zur
Aufwartung ist ein fauler Taugenichts, v. ein freundlicher Heuchler oben
ein, den ich es nicht werth halte mir viel aufzuwarten. Die Frau Baronin
hat sich ein paar mal in der Einbildung einer recht feinen Achtsamkeit
vergeßen; ihr Charakter ist in dem Briefe an meine Eltern geschildert. Sie ist eine
Frau, die das nicht thun kann, was sie gern will. Ich lebe daher zufrieden
genung, Brüderchen; ich bin gesund v. recht vergnügt, wenn es mir mein
Baron zu seyn erlaubt. Mein halb Jahr wird bald zu Ende seyn v ich werde
sehen, wie die Sache gehen wird. Ich fühle, wenn ich mit meinem lieben
Baron Religion v. Sittenlehre rede, daß uns beide allein werth v erträglich
machen können Menschen zu seyn. Gott der unsere verfloßenen Jahre eingerichtet
hat ist für die künftigen, die er uns leben laßen will, weise genung. Wie viele
Menschen hat es gegeben, denen er das nothdürftige gege entzogen hat v.
die sich darüber beschweren können? Wie viele Menschen hat es gegeben,
für deren Mistrauen v für deren Begierden er hat genung thun können? Sie
tragen eine Hölle in ihrem Herzen, die unersättlich ist v. niemals alles
verschlingen will. Die Augen wollen mehr eßen, als der Magen in sich nehmen
kann.
Du wirst dasjenige von selbst unterscheiden können, was du nöthig hast auf
meinen vorigen Brief zu beantworten. Ich habe nicht Zeit einen neuen zu
schreiben v ich fürchte mich ihn durchzulesen.
Ich bin jetzt eben in der Hälfte des Lebens Mahomets, das der Graf von
Boulainvilliers geschrieben hat. Dieser Prophet, der Alexander M. in seinem
Alcoran auch dazu gemacht hat, verdient, daß man ihn genauer kennen lernt.
Du wirst vermuthlich wißen, daß Boulainvillierssich durch dieses Buch
seine Religion verdächtig gemacht hat. Es gehört einiger maaßen mit zu denen
seltenen. Er glaubt, daß man dem Mahomet zu schlecht beurtheilt ihn für
einen bloßen Betrüger zu halten v daß mehr als dies dazu gehört das zu thun
was Mahomet gethan hat. Die Kirchen Geschichte seiner Zeit lehrt den Verfall
der Christl. Religion. Man muste seiner Vernunft v seinem Gewißen
abgeschworen haben um das zu seyn was damals ein Χst hieß. Er hatte nicht
Urtheil genung das wesentl. des Χstenthums von denen Misbräuchen, die in der
Griechischen Kirche herrschten zu unterscheiden; v aus Staatsklugheit
beqvemte er seine neue Religion nach denen Gebräuchen, Vorurtheilen v.
Neigungen desjenigen Volks, dem er Gesetze geben wollte. Montesquiou glaubt,
daß Gott selbst dieses in denen bürgerl. Gesetzen gethan, die er dem Volk
Israel gab. Das Gesetz Moses, schreibt er, war sehr hart. Exod: XXI. 20. 21.
Was für ein Volk war dieses, wo das natürliche Gesetz dem bürgerl.
nachgeben muste! Das Gesetz der Vielweiberey im Alcoran hat in dem
Temperament Mahomets, wie Boulainvilliers v. in der Gewohnheit der arabischen
Völker ihren Ursprung. Der Verbot des Weins wird vom Montesquiou als
ein weises Gesetz des Clima angesehen, das in die Diaetetic der Morgenländer
gehört, deren Gesundheit hitzige Getränke nachtheiliger sind.
Wenn ich mit dem Boulainvilliers fertig seyn werde, will ich das Leben des
Mahomet vornehmen, das Jean Gagnier eines Lehrer der morgenländischen
Sprachen zu Oxford geschrieben hat, vornehmen v. dem ersteren entgegen
gesetzt zu seyn scheint. Es ist zu Amsterdam in 2 Octav Bänden 1732
herausgekommen. Der Alkoran des Mahomets von du Ryer übersetzt ist gleichfalls
hier. Er ist zu Amsterdam in 2 8vo 1734 herausgekommen.
Zu meiner Gemüths Ergötzung lese ich jetzt Rome Galante ou Histoire
Secrete sous les regnes de Jules Cesar et d’Auguste. in 2 Theilen à Paris.1696. Weil der Druck etwas fein, so kann ich den Abend nicht dazu nehmen.
Ich bin mit dem ersten Theil fertig. Dieser Roman ist sehr sinnreich v die
römische Historie ist auf eine sehr geschickte Art zum Grunde gelegt. Der
Verfaßer hat die Liebe des Cesar zu Nicomedes dem König in Bithynien, die
diesem Helden so viel Spöttereyen zugezogen, v des Virgils eben so heidnische,
die den Grund eines Hirten Gedichts abgiebt, sehr fein einzukleiden gewust.
Mich wundert, daß der Frantzose, der so vielen Witz gebraucht hat zu
erdichten, die Liebe des Cesar zu der Cleopatra so nachläßig berührt hat. Was
Plutarch von ihr erzählt, hätte in diesem angenehmen Roman füglich seinen Platz
finden können. Ihre Art v List das erstemal zu Cesar zu kommen v ihm ihre
Noth zu klagen ist so sinnreich, daß ihn dieselbe eben bewegt haben soll sie zu
lieben. Sie hat sich in einem Boot gesetzt mit Apollodor einem ihrer
Bedienten gesetzt um nach dem Schloß Alexandriens, wo Cesar eingeschloßen
war durch die Armee des Achilles eines Verschnittenen des Königes
Ptolomäus, zu kommen. Er muste sie als ein Ball seines Geräthes auf den Rücken
nehmen um die Egyptische Schildwache zu betrügen, v sie also biß für des
Cesar Augen tragen. In der Histoire de deux Triumvirats, die ich habe v.
unvergleichlich geschrieben ist, sind viel besondere Umstände dieser schönen v.
bulerischen Aegypterinn enthalten. Das Glück des Antonius ist außerordentlich
gewesen, der eine Octauie zur Frau v. eine Cleopatra zur Maitresse gehabt.
Man könnte diese Geschichte zu einer sehr witzigen Abhandlung brauchen um
die erste zum Muster einer tugendhaften Gemalin v die andere einer reitzenden
Bulerinn zu machen. Vielleicht will ich selbst einige müßige Stunden dazu
brauchen. Die Geschichte der beiden Triumvirate muß ich Dir als eins der
schönsten v fürtreflichsten Bücher über die Historie empfehlen, in denen alles
verbunden ist, was man von einem gründlichen v. angenehmen
Geschichtschreiber fordern kann. Die Historie des Augustus durch den Larrey, die den
4ten Theil davon ausmachen soll, gefällt gewaltig dagegen herunter, so gut
es auch sonst ist. Die Anecdotes galantes et tragiques de la Cour de Neron.12. Amsterd. 1735. sind in eben diesem Geschmack geschrieben. Der Verfaßer
hält sich aber genauer an die Historie. Die Caraktere sind ziemlich natürlich v.
mannigfaltig. Die Erzählung erhält den Leser in beständiger Aufmerksamkeit
v es gereut ihn nicht, wenn er aufhören mus, gelesen zu haben. Nero, seine
Mutter, seine Gemalin, Burrhus, ein niederträchtiger Seneca, Epicaris, eine
tugendhafte Freygelaßenin, die das Herz eines tugendhafteren Printzen
verdient hätte, Popäa, die Frau des Otto, die verdiente werth war von Nerogeliebt zu werden, treten darinn nach der Reyhe auf, v. man nimmt an
denselben allemal Antheil.
Reponse à toutes les Objections principales qu’on a faites en France
contre la Philosophie de Newton par Mr. de Voltaire. Amsterdam 1740.
Dies ist eine Vertheidigung seiner Elemens de Newton, die vermuthlich den
Platz in seinen Oeuvres nicht verdient hat.
Combat de Mr. de Voltaire contre Mr. l’Abbé des Fontaines ohne Ort v
Jahr. Der Druck dieses Bogens ist krügelicht v. sieht recht elend aus. Der
Innhalt v. die Absicht des Verfaßers billig v. vernünftig; es ist ein ehrlicher
Mann, der mit ein paar gelehrten Leuten ein Mitleiden hat, die sich beide zu
Narren machen. Er predigt Ihnen Vernunfft, v. stellt Ihnen beiden die
Schande für, die ihnen ihre Aufführung bey der Welt macht. Er fast den
einen beym Knopf v sagt, daß er den andern zu viel thut v sich ein wenig
besinnen soll. Wenn er diesen loß läst, nimt er die andere Parthey vor v. stellt
ihr eben das vor.
Le Preservatif ou Critique des Obseruations sur les Ecrits modernes.
à la Haye 1738. Dies scheint eine Schrifft von denjenigen zu seyn, über denen
Hochwohlgeborne Frau,
Gnädige Frau Baronin,
Weil ich nicht mehr weiß, was ich dem Herrn Baron nachdrückliches sagen
soll; so bin ich ganz erschöpft v verzweifele bey ihm etwas auszurichten. Ich
sehe mich noch täglich genöthigt ihn lateinisch lesen zu lehren und immer das
zu wiederholen, was ich schon den ersten Tags meines Unterrichts gesagt
habe. Ich habe eine Menschliche Säule vor mir, die Augen und Ohren hat
ohne sie zu brauchen, an deren Seele man zweiflen sollte, weil sie immer mit
kindischen und läppischen Neigungen beschäfftigt und daher zu den kleinsten
Geschäfften unbrauchbar ist. Ich verdenke es Ew. Gnaden nicht, wenn Sie
diese Nachrichten für Verläumdungen und Lügen ansehen. Es kostet mir
genung die Wahrheit derselben stündlich zu erfahren und es giebt Augenblicke,
in denen ich des Herrn Barons künfftiges Schicksal mehr als mein jetziges
beklage. Ich wünsche nicht, daß die Zeit v. eine traurige Erfahrung meine gute
Absichten bey Ihnen rechtfertigen mag. Ich bin genöthigt weder an Rechnen,
worinn der Herr Baron so weit gekommen, daß ich ihn habe Zahlen schreiben
v. aussprechen lehren müßen, noch an frantzöisch noch an andere Nebendinge
zu denken, weil er nur immer zerstreuter werden würde, so verschiedenere
Dinge ich mit ihm vornehme. Ein Mensch, der nicht eine Sprache lesen kann,
die nach den Buchstaben ausgesprochen wird, ist nicht im stande eine andere
zu lesen, die nach Regeln ausgesprochen werden muß, wie die franzöische. Ich
nehme mir daher die Freyheit Ihro Gnaden um ein wenig Hülfe bey meiner
Arbeit anzusprechen. Man wird dem Herrn Baron ein wenig Gewalt anthun
müßen, weil er die Vernunfft oder Neigung nicht besitzt seine eigene Ehre und
Glückseeligkeit aus freyer Wahl zu lieben. Gewißenhaffte Eltern erinnern sich
bey Gelegenheit der Rechenschafft, die sie von der Erziehung ihrer Kinder Gott
und der Welt einmal ablegen sollen. Diese Geschöpfe haben Menschliche
Seelen, v. es steht nicht bey uns sie in Puppen, Affen, Papagoyen oder sonst etwas
noch ärgeres zu verwandeln. Ich habe Ursache die Empfindungen und
Begrieffe einer vernünfftigen v. zärtlichen Mutter bey Ew. Gnaden zum voraus
zu setzen, da ich von dem Eifer überzeugt bin, den Sie für die Erziehung eines
eintzigen Sohnes haben. Sie werden seinem Hofmeister nicht zu viel thun,
wenn Sie ihn als einen Menschen beurtheilen, der seine Pflichten mehr liebt,
als zu gefallen sucht. Setzen Sie zu dieser Gesinnung noch die aufrichtige
Ergebenheit, mit der ich bin pp.
N.S. Nehmen Sie nicht ungnädig, wenn ich bitte dies als keine Vorschrifft
anzusehen. Es scheint, daß Sie, Hochwohlgeborne Frau, eine wohlgemeinte
Vorsicht gegen des Herrn Barons Sitten als Eingrieffe in ihre Sitten
angesehen haben, v. aus der Ursache einen Umgang, den ich für nachtheilig
gehalten angesehen, jetzt selbst zu unterhalten scheinen. Ich habe wenigstens
geglaubt, daß der Herr Baron füglich das Alter zu denjenigen Sünden, die
er mir gestanden hat, abwarten könne. Es beruht übrigens auf Ew. Gnaden,
ob Sie den Innhalt gegenwärtigen Briefes nach einigen wieder mich gefaßten
Vorurtheilen oder nach der redlichen Absicht deßelben beurtheilen wollen. Ich
bin gefaßt mir alles gefallen zu laßen.Riga den 29 April/10 May 1753.Liebster Freund,
Gegenwärtigen offenen Brief an HE. Secret. Sahme vertraue ich Ihnen
an zu bestellen, so bald Sie ihn können. Grüßen Sie unsern Freund u den
lieben Hennings noch einmal besonders von mir. Die Bitte, die ich am Ende
deßelben thue, werden Sie so gut seyn zu erfüllen. Ich bin krank gewesen v
dachte nicht so gut davon zu kommen. Gott Lob! daß es nicht mehr zu sagen
hat. Ich habe einen kranken Magen mitgebracht v. werde meinem Vater bey
mehreren Jahren ähnlich werden. Die jetzige Witterung befiehlt mich noch
einzuhalten v ich bin auch noch zu matt dazu. Es hat heute geschneyt wie im
Winter nach dem schönsten Wetter, das wir schon hier gehabt haben. Wegen
des Vorschlags bey HE. Mengden ist es jetzt unnöthig mit Ihnen zu reden;
weil ich dies eher über der Post zu thun gedenke. Ich habe diese Woche wieder
ein heis Eisen angreifen müßen, v weil ich noch nicht unten gespeist habe, an
die Frau Baronin schreiben müßen, um mich über meinen jungen HErren zu
beschweren v ihr einige nöthige Wahrheiten zu sagen. Weil mein halbes Jahr
bald um seyn wird; so hab ich diesen Versuch mit Fleiß gethan um sie v. mich
auf die Probe zu stellen. Ich kann mich über keine übele Begegnung
beschweren; ich will aber mein Amt mit gutem Gewißen führen v allen Vorwurf, die
man mir hernach machen könnte, so viel möglich zuvor zu kommen suchen.
Ich weiß, daß ich einer Frau schreibe, die mich v. meine Absichten nicht
versteht, sie hat aber die Schwachheit bey andern Rath zu holen, die mehr
Einsichten wie sie haben. Man hat nicht das Herz mir etwas ins Gesicht zu sagen,
v. ich habe ein Kind, das nicht sich noch mich ein wenig zu behaupten weiß;
ein Kind aber, das mit der Zeit in seinem Vaterlande viel bedeuten soll v.
kann. Sie hat bey meinem Briefe die Farbe gewaltig verändert; ist eine gantze
Stunde mit demselben bey ihren Beichtvater gewesen v hat sich vorgenommen
den hiesigen General Superintendenten darüber gar um Rath zu fragen. Ihr
Oracel der HE. von Kampenhausen ist auf dem Lande. Ein Herr, der viel
Vertraulichkeit gegen mich neulich stellte, oder auch wirklich hatte. Ich will
das meinige thun v im übrigen alles einer höheren Hand überlaßen, die das
Schicksal der Menschen in ihrer weisen Macht hat. Meine Absicht ist theils
diejenige, die ich Ihnen schon erst entdeckt habe, theils den Baron durch die Furcht
der Schläge empfindlicher zu machen, die ich eben nicht Lust habe in Ernst zu
brauchen. Sie wißen, wie der Herr v. Charmois einen guten Freund schilderte,
es ist ein imbecile v diesen Charakter hat mein Baron. Ich habe mehr
Mitleiden mit ihm als daß ich ihn wegen sr. Fehler aufhören solte zu lieben. Er
macht aus allen seinen Arbeiten ein Spiel, über Kleinigkeiten außer sich, ohne
Achtsamkeit auf das geringste das er redet oder thut, in dieser beständigen
Ohnmacht von klein auf erzogen. Mein meister Zorn ist verstellt, er geht nicht
von Herzen; er thut aber dem Leibe, wie ich merke eben den Nachtheil, weil ich
mich in eben die Bewegungen zu setzensuche, die dieser Affekt mit sich
bringt, wenn er ernsthafft ist. Alte Weiber Thränen sind se. beständige
Zuflucht, die ihm niemals versagen. Heute ist ein rußischer Bediente für ihn
gemiethet, wie ich höre v wir werden noch einen undeutschen Jungen zu uns.
Auffwartung bekommen. Ein großer Saal wird in diesem Hause gleichfalls
jetzt gantz neu gebaut werden. Sie scheint ihren Staat jetzt auszudehnen, man
redt von einer großen verlornen Schuld, die ihr aus Petersburg oder vielmehr
ihres verstorbnen Bruders Erben wegen des Herzogs Biron soll ausgezahlt
werden. Wie glücklich könnte sich mein junger Baron machen, wenn er sich
wollte geschickt machen laßen seine Reichthümer zu brauchen. Ich will Ihnen
eine Abschrifft meines Briefes, wenn ich Zeit haben werde, mittheilen; weil
ich meine Eltern damit nicht beunruhigen mag v die Wirkung deßelben geruhig
abwarten. Die Nachschrifft geht auf ein paar junge Herrn von Boye, die ihn
in der Sünde der Selbstbefleckung angefangen haben Unterricht zu geben. Ich
fieng einen Brief auf, der mir recht schien zugedacht zu seyn, in dem der jüngste
sich erkundigte, wie ihm die S…reuision bekommen wäre, die sie gestern
zusammen gehabt hatten. Sie können sich den Auftritt vorstellen, den ich
genöthigt war, mit meinen Untergebenen vorzunehmen. Er hat mir mit 1000
Thränen versprochen nicht mehr hinzugehen v verwünschte diese Spiel Brüder
kennen gelernt zu haben. Es sind windige Taugenichts, deren Umgang die
Fr. Bar. bey Tafel einmal selbst nicht gut geheißen hatte; der Aßeßor
Zimmermann ein Oncle stimmte damit überein. Der HE. von Kampenhausen gestand
mir sich wegen dieser Leute mit ihr beynahe verzürnt zu haben. Er hat ihr den
Brief gegeben. Sie halten Tanzstunde mit dem jungen Baron. Den andern
Tag, wie sie kommen, bittet sie sie selbst zum Abend Eßen. Kann man sich in
so eine Frau finden? Ein närrischer Eigensinn ist an statt Vernunfft, nach der
sie handelt. Sie schämt sich gutem Rath zu folgen v einfältiger als andere zu
seyn. Was für ein Ehrgeitz! wie abscheulich! wie tum ist derselbe? Der B.
scheut sich aus Furcht für mich zu Ihnen hinzugehen v sie sucht die Zeit des
HE. Barons durch ihre Gesellschafft so offt sie kann zu verschwenden. Gedult!
Dämpfen Sie das Feuer ihrer jungen Jahre! sagte mir der HE. von
Kampenhausen bey seinem ersten Abschiede. Ich versprach selbige in Ansehung ms.
Untergebnen aber nicht deren in Ansehung derjenigen, die an des Herrn B.
Erziehung mit mir arbeiten sollen. Ich begreife nicht, wie ich mich die Gunst
dieses HE. zugezogen habe; da er nicht die geringste Ursache gehabt hätte mich
wie einen Menschen, den er nicht kennt zu schonen v. wenigstens etwas
einzubilden, das ich mir hätte gefallen laßen müßen, wenn er auch Unrecht
gehabt hätte. Ich verzweifele übrigens die Fr. Baronin klüger zu machen, v.
traue mir dieses unmöglich zu. Wie schlecht wäre ich daran, wenn ich mir
etwas vergeben hätte! Man kann mich mit gutem Gewißen nichts ins
Gewißensicht beschuldigen v man hat das Herz auch Gott Lob! noch nicht dazu
gehabt. Einfältige Auslegungen, Einbildungen, Verläumdungen, die man
mir hinterrücks thut, dagegen darf ich mich nicht verantworten, v die gehen
auch von selbst zu Grunde. Weiß man noch nichts in Königsberg von mir,
gehen keine Nachrichten aus Liefland von mir über? Ich habe mich schon längst
bey Ihnen erkundigen wollen. Belustigen Sie mich doch einmal damit, wenn
Sie etwas wißen. Es kann seyn, daß man bisweilen bekannter ist, als man es
sich einbildet v. Lust hat zu seyn. Schonen Sie mich nicht, es mag so
kunterbunt seyn als es will.
Was machen Sie? was machen Ihre v. meine Freunde? Grüßen Sie
Lauson, Wollson v. ihren Herrn Bruder herzlich von mir. Dem Mietauer habe
ich noch nicht schreiben können v ich schäme mich fast es Ihnen zu sagen. Ich
habe gar zu wenig Zeit v. wenn ich welche habe, bin ich gar zu untüchtig dazu.
Dieser Brief hätte vielleicht kürzer seyn sollen, liebster Freund? Ich will Ihnen
recht geben. Man mag sein ♡ aber gar zu gerne ausschütten v ich habe es
nöthig gegen Sie so vertraut zu seyn. Ich fordere von Ihnen mir weniger als
andern meine Ausschweifungen übelzunehmen. Hab ich Recht dazu. Meine
Eltern fodern Rechenschafft von mir; v ich halte mich für schuldig dazu. Mein
Bruder will lange Briefe; v das ist das wenigste, was ich jetzt für ihn thun
kann. Leben Sie wohl, Grüßen Sie Marianchen, wird Sie mir antworten v
unter mehreren andern auch HE Gothan. Ich umarme Sie herzlich v. ersterbe
Ihr Freund
Hamann.Hochwohlgeborne Frau, gnädige Fr. B.
Da ich nicht mehr weiß, was ich mehr nachdrückliches dem Herrn Baron
sagen soll, als ich bisher gesagt habe; so bin ich ganz erschöpft v. verzweifele
etwas bey ihm auszurichten. Ich sehe mich täglich genöthigt ihn noch lateinisch
lesen zu lehren v immer das zu wiederholen, was ich schon den ersten Tag
meines Unterrichts gesagt habe. Ich habe eine menschliche Säule vor mir, die
Augen hat ohne zu sehen, Ohren ohne zu hören, an deren Seele man zweiflen
sollte, weil sie immer mit kindischen v. läppischen Neigungen beschäfftigt v.
daher zu den kleinsten Geschäfften unbrauchbar ist. Ich verdenke es Ew.
Gnaden nicht, wenn Sie diese Nachrichten für Verläumdungen v Lügen ansehen.
Es kostet mir genung die Wahrheiten derselben stündlich zu erfahren; v es
giebt Augenblicke, in denen ich mehr des Herrn Barons künftiges Schicksal
als mein jetziges beklage. Ich wünsche nicht, daß die Zeit und eine traurige
Erfahrung meine gute Absichten bey Ihnen rechtfertigen sollen. Ich bin
genöthigt weder an Rechnen, in dem der Herr Baron so weit gekommen ist, daß
ich ihn anfänglich habe Zahlen schreiben v. aussprechen lernen müßen, weder
an frantzoisch noch an andere eben so wichti nöthige Dinge in Ernst zu
denken; weil er nur immer zerstreuter werden würde, je verschiedenere Sachen
ich mit ihm vornehmen wollte. Ein Mensch der nicht eine Sprache lesen kann,
die nach den Buchstaben ausgesprochen wird, ist nicht im stande eine andere
zu lesen, die nach Regeln ausgesprochen werden mus. Ich nehme mir die Frgerechte Freyheit dahero Ew. Gnaden um ein wenig Hülfe bey meiner Arbeit
anzusprechen. Man wird dem HE. B. ein wenig Gewalt anthun müßen, weil
er die Vernunfft oder Neigung nicht besitzt seine eigene Ehre v. Glückseeligkeit
zu lieben aus freyer Wahl zu lieben. Gewißenhaffte Eltern erinnern sich bey
Gelegenheit der Rechenschafft, die sie für Gott v. der Welt von der Erziehung
ihrer Kinder ablegen sollen. Diese Geschöpfe haben menschliche Seelen v. es
steht nicht bey uns sie in Puppen, Affen, Papagoyen oder in etwas noch ärgeres
zu verwandeln. Ich habe Ursache die Empfindungen v. Begrieffe einer
vernünfftigen v. zärtl. Mutter bey Ew. Gnaden vorauszusetzen, da ich von dem
Eifer versichert bin, den Sie für die gute Erziehung eines eintzigen Sohnes
haben. Sie werden seinem Hofmeister nicht zu viel thun, wenn sie ihn als
einen Menschen beurtheilen, der seine Pflichten mehr liebt, als zu gefallen
sucht. Setzen Sie zu dieser Gesinnung die vollkommene Ergebenheit, mit der
ich bin pp.
N.S. Nehmen Sie nicht ungnädig, wenn ich bitte dies als keine Vorschrifft
anzusehen. Es scheint, daß Sie, hochwohlgeborne Frau, eine gut gemeinte
Vorsicht gegen des Herrn Barons Sitten für Eingrieffe in Ihre Einsichten
angesehen haben v aus dieser Ursache, einen Umgang, den ich für nachtheilig
gehalten, jetzt selbst zu unterhalten suchen. Ich habe wenigstens geglaubt, daß
der HE. Baron das Alter zu dieser Art Sünden füglich abwarten können.
Haben Sie die Gnade gegenwärtiges Schr Es wird auff Sie ankommen,
ob Sie gegenwärtigen Brief nach meinem Endzweck oder nach einigen
Vorurtheilen wieder mich beurtheilen wollen. Ich bin gefast mich nach Dero
Entscheidung zu richten.nicht einmal auf das Land reisen laßen. Da aber meine äußerl. Gesundheit
ziemlich wiederhergestellt war v die Neigung meines jungen Herrn so wohl als
das gerechte Mitleiden, was ich mit allen seinen Fehlern haben muste mich
alles übrige erträglich machten; die Ehre, die man übrigens darinn findt ohne
Erkenntlichkeit anderer auch bey der grösten Unbilligkeit ihrer Vernunft v.
Aufführung seine Pflichten zu thun, erhielte mich. Die Land Luft v die
Bibliothek, die ich jetzt zu brauchen hofte waren auch in meinen Augen Vortheile, die
mich zu derjenigen Treue in meinem Amt, die ich mich beständig zu bezeigen
befließen habe, aufmunterten.
Wir kamen also nach Kegeln nach einigen Kleinigkeiten, mit denen Sie mich
zu demüthigen geglaubt hatte. Sie wollte mich durch einen unvermutheten
Abschied ein rechtes Schrecken einjagen; ich wuste denselben schon v. wollte
sie ihre Rolle ausspielen laßen.
Den 14. h. am Freytage, an dem die Frau B. fastet, bekam ich gleich nach
dem Eßen folgenden eigenhändigen Brief durch die HausJgfr; nachdem der
junge Herr wie eine Leiche eine Viertelstunde vorher herunter gekommen war;
ich hatte unten gespeist.
Herr Hamann,
Da die Selben sich gahr nicht bey Kinder von Conducion zur informationschicken, noch mir die schlechte Briefe gefallen wor in Sie Meinen Sohn so auf
eine gemeine und niederträchtige Ahrt abmahlen vielleicht kennen Sie nicht
anders Judiciren als nach Ihrem Eugenem Pohtré, ich Sehe Ihnen auch nicht
anders an als eine Seuhle mit vielen Büchern umbhangen welches noch gahr
nicht einen Geschickten HoffMeister aus macht, und mir auch schreiben Ihre
Freuheit und GemüthsRuhe zu lieb haben sie auf eine Anzahl von Jahre zu
verkauffen, ich will weder Ihre so vermeinte Geschicklichkeit noch Ihre Jahre
verkauft in meinem Hause sehen, ich verlange Ihnen gahr nicht bey meinen
Kindern machen Sie sich fertig Monntag von hier zu reußen.
B H V Budberg.5 Mohnat sind Sie hier gewest 18 Thl habe an HE. Pastor Blanck bezahlt,
kommt Ihnen also noch 12 zu so hier beygehen.
Ich furchte mich, selbst oben zu gehen; es fiel mir ein diese 12 Thrl. zum
Inspector zu schicken, der auch fortkommt v. ein alter Hoffmann ist, der viel
Erfahrung, Verstand v Lebens Art besitzt. Er wog sie ab v ließ mir sagen, daß
3 unwichtig wären, der 1 um 1 Mark, der 2te um 2 der 3te um 3 Mark. Ich
schrieb daher nichts als folgende Qvittung.
Daß von Ew. Gnaden an Reisekosten von Königsberg nach Riga zu
kommen 18; und für einen halbjährigen Unterricht weniger 3 Wochen nebst
einigen andern HofDiensten 9 wichtige und 3 unwichtige Thaler erhalten,
bescheinige hiemit. Da aber die Reisekosten nicht zum Gehalt gehören und mir
80 Thrl. das Jahr ausgemacht sind, so werden mir 40 zukommen. Es thut
mir leid in einem so vornehmen Hause eine so…. Generosité zu finden. Ich
bin mit dem schuldigen Dank für das Empfangene und in guter Erwartung
desjenigen, was mir noch zukommt Ew. Gnaden
gehorsamer Diener.Man hatte den jungen Baron sogleich oben ruffen laßen, als ich meinen
Lauff Zedul bekam. Die Frau Baronin war in die Badstube den Abend
gegangen; ich wuste nicht, warum mein junger Herr nicht unten kam. Ich lies
ihn daher, als sie sich badete, herunter ruffen. Er kam mit weinenden Augen
zu mir, und entschuldigte sich, daß er nicht schuld wäre, er hätte einige mal die
Frau Baronin gebeten ihn unten zu laßen; sie hätte es ihm aber verboten
mich ferner zu sehen. Ich hatte ihm deswegen noch nicht einmal zu Rede
gestellt. Er fiel mich mit Thränen um Hals, v seine Treuherzigkeit machte mich
auch weich. Ich hielte ihm ungefehr folgende Parentation: So sehr ich Ihnen,
lieber Baron, für die Zärtlichkeit danke, die Sie über meinen Abschied
bezeigen; so wenig kann ich Ihnen die gar zu viele Thränen übersehen. Sie scheinen
damit ihrer gnädigen Mutter einen Vorwurf zu machen, der mit derjenigen
Achtsamkeit nicht bestehen kann, die Sie für selbige haben müßen. Ich habe
Ihnen noch heute die Verbindlichkeit des vierten Gebots erklärt. (Ich hatte
mir, ich weiß nicht aus welcher Ahndung, die Zeit genommen eine
Wiederholung der gantzen χstl. Glaubens- v. Sittenlehre nach der letzten Abtheilung
in Saurins Catechismus mit ihm vorzunehmen; weil er überdem eine Stunde
früher wie sonst aufgestanden war. Ich war im stande diese Wiederholung
mehrentheils selbst auf eine Art zu thun, die seine Aufmerksamkeit auf selbige
zu ziehen schien.) Die Frau Baronin hat den Rath vernünftiger Leute gefolgt,
wie ich gehört habe. Sie hat Ihre Entschlüßung an einem Tage ausgeführt, der
ihr und dem lieben Gott heilig seyn soll (Sie fastet alle Freytage). Sie wird die
Pflichten der Eltern aus dem Catechismus wißen, v Liebe genung für ihre
Kinder haben über jede Ungerechtigkeit zu zittern, die Sie ihrem Nächsten
thut. Ich habe Ihnen noch heute Gott als einen starken v. eifrigen Gott aus
den zehn Geboten kennen lehren, der die Mißethaten der Eltern an den
Kindern heimsuchet; v Ihnen zugleich aus dieser Drohung es als eine
Schuldigkeit hergeleitet für unsere ihre Eltern zu beten, daß sie sich an Gott nicht
versündigen sollen, daß unsere Eltern nicht in Versuchung mögen geführet
werden, daß Gott Ihnen Ihre Vergehungen erkennen v. bereuen laßen wolle.
Wenn Sie je glauben, daß die Fr. Baronin mir zu viel thut, wenn sie nach
ihrer Einsicht dies dafür halten; so danken Sie Gott, daß es nicht einem
andern widerfahren ist, der von allen Freunden v. Hülfs Mitteln entblößt wäre.
Sie würde sich sonst ungleich mehr versündigt haben. Laßen Sie sich, liebster
Baron, nicht mit meiner Person zugleich alles dasjenige Gute verdächtig
machen, was ich Ihnen gesagt habe pp. Ich wendete diese Viertelstunde so gut
mit ihm an als ich konnte v. lies ihm noch alle die Zärtlichkeit v. Redlichkeit
sehen, die ich für seine Erziehung gehabt hatte. Er drückte mich mit den
häufigsten Thränen aufs stärkste an sich. Die Frau B. die in der Badstube war, die
gerade über meine Schule ist, bekam zu hören, daß ihr Sohn bey mir wäre.
Sie ließ ihn daher so gleich zu sich ruffen. Sie hatte ihn von neuem verboten
mich zu sehen. Er kam durch den Garten unvermuthet an das Fenster, klopfte
an v. wünschte mir mit einer Wehmut die ich für aufrichtig halten kann, eine
gute Nacht. Den Sonntag war er im Garten, da ich von dem Herrn Pastor
kam; die Gegenwart der beyden Fräulein v. einige Auftritte, die ein neuer
rußischer Bediente mit der Fr. B. Kammermädchen angab, erlaubten mir nicht
mit ihm sonderlich ernsthaft zu reden. Den Sonnabend vorher hatte er mir
ein paar Briefe aus seinem Gefängniße geschrieben, davon ich den einen
beantwortete. Monntags sollte ich abreisen; ich schickte meinen vorigen
Bedienten oben um mich bey der Fr. B. zum Abschied anzumelden, gieng ihm aber
auf dem Fuße nach, weil ich noch meinen Baron zu sprechen hoffte. Ich kam
in das Vorhaus, wo sich ein musikalischer Landläufer mit Fingern v. dem
Munde in Gegenwart der Fräulein v. Hoff Mägde hören lies; der Bediente
brachte mir die Antwort, daß sich die Fr. B. Geschäfte wegen entschuldigen v.
mir alles Gute anwünschen ließ. Ich machte der Fr. meinen Bückling v. gab
dem B. einen Wink, der oben in der Stube stand; er kam zu mir gelauffen v
ich umarmte ihn. Wie ich schon im Wagen saß, oder in derjenigen HalbChaise,in der ich war ausgehohlt worden, kam er noch zu mir gelauffen v fiel mir
einige mal um den Hals.
Herr Pastor hat mir sein Wagenhaus zum Auffenthalt angebothen; ich bin
ihm einige Achtsamkeiten schuldig. Er hat mir die Anerbiethung gethan mich
mit seinen Wagen v. Pferden herausholen zu laßen, wenn es mir in Riga
nicht gefiel. Herr Belger ist so gut gewesen mich aufzunehmen. Seine
Prophezeyung, die er mir gleich bey meiner Ankunft that, der kleine Verweis, den er
dem HE. Pastor Blank gegeben, da er ihm erzählte, daß er mich für die Fr. B.
geworben habe, sind theils erfüllt, theils gerechtfertigt worden.
Ich bin bey dem HE. Regierungs Rath von Kampenhausen gewesen; ich
habe ihm meine Noth geklagt. Er ist erstaunt über einige Stückchen die ich ihm
von der Erziehung der Kinder v. der Fr. B. Aufführung gegen dieselbe erzählt
habe. Sie hat einen rußischen Bedienten angenommen der seinen Dienst bey
vornehmen Leuten vollkommen versteht, aber weder für der Fr. B. Haus noch
für den jungen B. ist. Seine Gegenwart würde mir unzählichen Verdrus
gemacht haben, wenn ich länger geblieben wäre. Dieser Kerl, der die besten Tage
von der Welt bey uns hat, hat sich schon einige mal die Haare ausgerauft, weil
er nicht dasjenige hier zu thun bekommt, was er bey andern vornehmen
Herrschaften zu thun gehabt hat. Es ist ein Kerl, dem man seine gantze Wirthschaft
anvertrauen kann, der die Stelle einer Haushälterin bey einem vornehmen
Herrn zu vertreten im stande ist, der über andere Bedienten Zucht zu halten
weiß, der seinen Herrn durch Einfälle aufzuwecken weis, wenn er verdrüßlich
ist, v der zu Schelmstücken v. ernsthaften Geschäften Verstand und Erfahrung
besitzt. Er versteht kein deutsch; er hat mir in 8 Tagen eine Hand schreiben
gelernt, über die man erstaunen mus, v ich hätte mir seine Dienstfertigkeit mir
rußisch zu lernen zu Nutz gemacht, wenn ich länger da geblieben wäre. In
dieser Absicht für den jungen Herrn ist er auch von der Fr. B. angenommen
worden. Bey dem Alter deßelben v. bey den Diensten ist es der die er dem
Baron thun kann, ist er ist ihm mehr nachtheilich als vortheilhaft. Den letzten
Sonntag grief er die Kammermagd der Fr. B. in Gegenwart der beiden
Fräulein oben v. unten; v. ich habe Ursache für die älteste ein Ärgernis der Welt zu
versprechen. Deßelben Abends badet er sich in Gegenwart der Fr. Baronin v
ihrer gantzen Familie mit allen Vortheilen dieser Kunst, auf dem Bauch v dem
Rücken. Dergl. Sitten sind nicht vornehm v. was will ich von der Aufführung
in diesem Hause sagen. Ich habe zu thun genung gehabt meinen jungen
Baron ein wenig artiger bey fremden Leuten, insbesondere gegen seine
Geschwister v bisweilen auch gegen seine Mutter selbst zu machen. Hundert Dinge
könnte ich Ihnen erzählen v Sie haben Ursache für mein jetziges Schicksal
Gott zu danken. Kurz die Frau Baronin scheint in einem Hofmeister die
Eigenschaften eines Kammerdieners v Hoffnarren gesucht zu haben.
Der Herr von Kampenhausen steht mit ihr nicht gar zu gut, ein Herr der
ihr unendlich zu schmeicheln weiß um sie in einigen Stücken gelehrig
vernünftig pp zu machen. Er hält es für sie am besten, gar keinen Hofmeister zu halten
v. giebt ihre Kinder für verloren aus. Auf meinen jungen Herren will er selbst
mehr Verdacht werfen, als ich mit guten Gewißen gegen ihn haben kann.
Wenn er boshaft wenn er gegen mich hätte niederträchtig seyn wollen, warum
hat er nichts über die Ohrfeigen geklagt, warum ist ihm mein Abschied so nahe
gegangen? Alle seine Fehler sind durch seine Liebe zu mich erträglich für mich
geworden. Alle seine Fehler sind mehr Absichten v Folgen einer unverantwortl.
Erziehung, in der er aufgewachsen ist pp.
Ohne demjenigen, was sie mir an Geld entzogen hat, bin ich von in den
vornehmsten Häusern von ihr verläumdet worden. Warum hat sie niemals
das Herz gehabt mir ins Gesicht Vorwürfe deswegen zu machen? Sie hat sich
der Angeber, sie hat sich derjenigen Leute selbst geschämt, die sie sich auf die
niederträchtigste Art zu Ohrenbläsern v Zeitungsträgern v Aufsehern gehalten
hat. Ein Junge der mit der Fr. Baronin Undankbarkeit seine eigene zu
beschönigen gedenkt, eine Magd oder HausJgfr pp.
Der Herr v. K. ihr eigener Schwager hat mir gleichsam die Erlaubnis
gegeben sie zu verklagen v zu einer andern Condition Hoffnung gemacht; es ist
mir noch eine vorgeschlagen worden; v in der Angst habe ich an HE. Lindner
in Mietau geschrieben um auch für mich zu sorgen. Es fehlt hier an
Gelegenheiten nicht wieder besetzt zu werden; v Sie können deshalb unbekümmert
seyn. Eine kleine Unordnung in meiner Wirthschaft ist zu vermuthen, da ich
anstatt 40 nur 12 Thrl. bekommen habe die leicht wieder ersetzt werden
können.
Eben jetzt, da ich mein Hexen Mährchen von 2 Bogen zu Ende gebracht habe,
komt der liebe Herr Karstens, ich fuhr fort v habe ihm einen halben Bogen
gegeben an seinen Herrn Bruder zu schreiben. Er hat einen etwas ähnlichen
Zufall mit seinem HErrn gehabt. Herr Karstens will mich zu sich nehmen. Ich
will daher nichts mehr thun als meinen lieben Vater v meine liebe Mutter
aufs herzlichste, aufs kindlichste, aufs nachdrücklichste aufs allerbeste zu bitten
sich über dieser Kleinigkeit kein grau Haar wachsen zu laßen. Sie verdienet
nicht die geringste Sorgen; es thut mir um alle die ernsthaften Betrachtungen
nicht leid, die ich über diesen Zufall gemacht habe. Meine liebe Eltern werden
aber dieselbe füglich ersparen können. Wer weiß die Wege Gottes wenn ihn
Moses nur von hinten zu sehen bekomt, wozu wollen wir seiner Vorsehung
ins Gesicht sehen. Ich habe mich von allen übrigen Personen bey meinem
Posten so weit als möglich zurückzuziehen gesucht; v alle Pflichten nach
meinen Kräften, alle meine Lebens Geister auf meinen lieben Baron insonderheit
angestrengt. Wenn ich mir das geringste vorzuwerfen hätte; würde ich das
Herz gehabt haben von der Frau B. Abschied zu nehmen? Wozu hat sie sich
deßelben geschämt. Ihr Gewißen giebt ihr zum Trotz Einsichten und
Empfindungen, mit denen ihr aber nicht gedient ist.
Ein Mensch, das sich zu keiner Pflicht als zu dem Geld versteht
Das schämt sich ewig nicht.
Dies ist das Ende vom Lied. Ich danke Ihnen 1000 mal für überschickte
Sachen. Das eincassirte Geld, wenn des Herrn Pastors dazu kommen wird,
ist Ihnen gewiß. Der letztere verlangt Gellerts schwedische Gräfin v die
Philosophische Gedanken mit der Beyschrift: Dieser Fisch ist nicht für alle in blau
Pap. planiert noch dazu. Das erste könnte ein frantzoisch Bändchen nach HE.
Pastors Art kriegen; wenn man Pygmalion v Elise oder nach des HE. M.
Geschmack etwas dazu nähme.
Wie habe ich meiner Freunde Briefe gelesen, da ich nach Riga kam? Ich
werde selbige mit nächsten beantworten. Danken Sie Ihnen doch, lieber Papa,
für den guten Credit, in dem ich bey Ihnen noch stehe. Den HE. M. thut es
mir leid mit meinem unzeitigen Vorschlag Materie zu denken gegeben zu
haben. Ein anderer Hofmeister ist wieder Vermuthen unterwegens. Ich will
ihm selbst ehstens schreiben.
Meine liebe Mutter wird hunderterley Verdacht wieder mich schöpfen; laß
Sie sich doch begnügen mit der Ehre einen ziemlich ehrl. Sohn zu haben, um
viel zu lernen um in der Welt weiter als andere zu kommen, um beßer als
andere zu seyn, muß man sich viel gefallen laßen. Herr Pastor Blank wird
ehstens schreiben. Ich empfehle Sie herzlich Geliebteste Eltern, dem lieben
Gott v mich Ihrem herzlichen Gebet. Ich bin gut aufgehoben, habe mich
ziemlich wieder getröstet, verspreche mir gerechtfertigt zu werden pp. Grüßen Sie
aufs Beste alle gute Freunde v. Freundinnen. Mein Nachfolger heist
Sehrwold, ist ein Thüringer oder was mehr Ehre macht, ein Sachse. Ein
Philosoph, und wie er selbst sagt, ein Epikuräer; gegen 40 Jahre. Wir gefielen uns
in der ersten Viertelstunde, da wir uns einander sahen. Ich gieng ihn besuchen
um ihn bloß kennen zu lernen. Ich hatte mir vorgenommen mich gar nicht
auszulaßen sondern ihm meinen Baron zu empfehlen. Mein Anschlag
scheiterte, weil ich einen sehr gesetzten Menschen an ihn fand, v der nach meinem
Geschmack war. Er ist auf einer eben so grausamen Art aus seiner Conditiongekommen; besitzt im frantzoischen viele Stärke, einige Ähnligkeit vom Herrn
Link in seinem äußerl. v auch Umgange, nur daß seine Züge im ersten Stück
nicht so stark sind, Herr Link ist mit mehr Fleiß v. Kunst ausgearbeitet. Im
Umgange mehr Freundlichkeit v. einen nicht so fließenden Vortrag. Leben Sie
wohl. Ich werde vielleicht einen Hirten Brief für die meinigen, mit denen ich
mich gegen die Fr. B. versündigt habe, zu erwarten haben. Nicht zu viel
Mistrauen, auch wenn ich bitten darf, nicht gar zu viel Antheil; Sie müßen mich
jetzt schon dem lieben Gott v mir selbst überlaßen. Der erste wird ihre Stelle
vertreten, und ich will der Ueberlegung v. dem Gewißen folgen. Ich küße Ihnen
1000 mal die Hände v bin Ihr Zeitlebens gehorsamer Sohn.
Hamann.Meinen Bruder v. HE. M. grüßen Sie aufs zärtlichste von mir. Herrn
Lauson danke für seine Gedichte.
Herzlich geliebteste Eltern,
Ich habe Johannis Fest auf dem Garten eines guten Freundes gefeyret, in
deßen Hause ich schon viele Höflichkeiten unverdient genoßen, v auch noch
heute mit vieler Güte überschüttet worden bin. Es trift sich eben der Zufall,
daß Herr Richter, ein Herr Stiefsohn des Herrn Barbers, der mein unser
gütiger Wirth ist, Abschied nehmen gekommen, um nach Wien zu gehen. Herr
Belger hatte den geschwinden Einfall mich an meine Eltern ein klein
Empfehlungs Schreiben dieses guten Freundes anzubefehlen. Ich erachte mich daher
für verpflichtet, meine liebste Eltern in möglichster Eil auf das inständigste zu
ersuchen, gegenwärtigen guten Freund auf das beste v so gut wie es Ihnen
möglich ist aufzunehmen. Da ich nicht im stande bin die Erkenntlichkeit, die
ich mich diesem Hause schuldig zu seyn erkenne, selbst auszuüben; so werde ich
es meinen lieben Eltern überlaßen es an meiner Stelle zu thun. Ich umarme
Sie 1000 mal v bin Ihr gehorsamster Sohn
Joh George Hamann.à Monsieur Monsieur Hamann Chirurgien bien renommé à
Cönigsberg. par faveur, In der heiligen Geist Gaße.
den 16 Dec. 1753.Herzlichgeliebtester Vater,
Ich habe gestern Dero werthen Brief vom 1 h. erhalten, der mich anstatt
zu erfreuen, sehr unruhig gemacht hat. Wie grausam ist ihr Verdacht, daß ich
meiner Eltern Hauß vergeßen haben sollte! Ich habe neulich geschrieben v. die
Bestellung des Briefes dem Herrn Doct. Lindner überlaßen. Ich begreife
nicht, wie es zugeht, daß Sie ihn nicht erhalten haben. Es war eine Antwort
an meine Liebe Mutter v. Bruder zugleich darinnen. Weder Sorglosigkeit noch
irgend ein Misvergnügen über meine hiesige Umstände, noch Krankheit oder
eine schlimme Ursache sind schuld, daß meine Briefe nicht häufiger bishero
gewesen. Man hat sich schon 8 Wochen lang hier vorgenommen nach Mietau
zu reisen, und ich habe daher immer meinen Vorsatz weitläuftiger nach Hause
zu schreiben aufgeschoben. Unsere Abreise hat sich aber bisher verzogen, und
ich glaube, sie ist noch diese Woche gewiß. Des Herrn General Excell. sind auf
die Güter, v in Ansehung seiner Zurückkunft ist die Frau Gräfin Willens sich
nach Meyhoff oder Apollonienthal zu begeben. Jene soll aber noch ausgesetzt
seyn. Man schickt den Augenblick zur AbendMahlzeit nach mir; ich habe mich
aber entschuldigen müßen, so übel es mir auch ausgelegt werden kann, weil
Fremde da sind, v ich dringend von dem HE. Rittmeister von Oven ersucht
wurde, den ich unendlich hochschätze, v ein Mann von gantz seltnen
Verdiensten ist. Sie werden daher auch meine Eilfertigkeit zu Gute halten. Ich habe
Ihnen gehorsam seyn wollen. Die Veränderungen, die in unserm Hause
vorgefallen seyn sollen, werden vermuthlich zu Ihrer Zufriedenheit v. Besten
gereichen. Wie ungedultig bin ich selbige zu erfahren! Ich lebe hier einsam aber
sehr zufrieden v habe das Glück, daß die Frau Gräfin v. der HE. General sehr
gut von mir urtheilen. Der letztere hat mich vorige Woche durch ein gnädig
Schreiben davon versichert; v. die letztere erweist mir viel Achtsamkeiten.
Gestern machte sie mir ein niedlich Present mit einem Etuit zu Zahnenstochern,
das ich Ihnen gern zeigen möchte, wenn es angienge. Es scheint daß mich Gott
in so ein Haus geführt hat, wie ich gewünscht habe. Meinethalben, liebste
Eltern können Sie sich vollkommen befriedigen; und die geringste Sorge für
mich wäre eine Unerkenntlichkeit gegen die Vorsehung. Es herrscht hier
Ordnung, Vernunft v. Christenthum nebst einer sehr feinen LebensArt. Ich werde
Ihnen mehr schreiben; v so bald ich in Mietau oder auf dem Höfchen nebenbey
seyn werde, melde ich Ihnen gewiß meine Ankunft. Noch habe ich Hofnung,
daß es diese Woche geschehen wird. Des HE. Doct. Lindners Umstände müßen
sich jetzt unzweifel geändert haben; weil ich selbige aber noch nicht weiß, so
will ich warten, biß ich ihn selbst sehe v. höre. Was macht sein lieber Bruder,
der Magister. Bitten Sie ihn doch, daß er zum Fest vor die lange Weile an
mich schreibt. Ich werde nicht ewig sein Schuldner im Antworten bleiben.
Gott gebe Ihnen zum WeynachtsFest 1000 Gutes an Seel und Leib; er
erfülle Alles das, was Ihre Kinder und Freunde Ihnen Gutes wünschen v selbst
thun möchten, wenn es in Ihrem Vermögen wäre. Ich küße Ihnen beyderseits
1000 mal die Hände, v. vertraue mich nebst Gott Ihrem Gebet und liebreichen
Andenken als Ihr lieber, ehrlicher und gehorsamer Sohn. Leben Sie wohl.
Meine Addreße habe ich Ihnen schon im vorigen Briefe gemeldet.
Gouverneur des Messieurs les Barons de Witten à Grünhoff. per Mietau. Die
kurländische Edelleute piquiren sich alle Barons zu seyn. Die Briefe nach
Grünhoff werden wöchentl. alle vom Mietauschen Postamt richtig bestellt. Leben
Sie wohl.
Liebster Freund,
Sie haben mich in Ihrem neulichen Briefe Gott weiß nicht in welchem
Winkel der Welt gesucht; da ich geglaubt hätte, daß ich ganz nahe immer bey
Ihnen v Ihrem Andenken zur Hand wäre. Sie werden schon längst durch
Ihren HE. Bruder wißen wo ich bin, den ich ehstens bey mir zu haben denke,
um Erzählungen der alten Weiber durch den Augenschein zu wiederlegen, daß
es mir hier nach Wunsch geht. Ich wolte, daß es ihm ebenso gienge, v traue
anderen Berichten nichts. Der Tod des D. Bornwasser hat eine gantze Trift
Ärtzte nach Mietau gezogen; v er wird nichts als seine Gesundheit nöthig
haben und alle auszustechen. Diese soll im zieml. Stande wieder seyn v also
hoffe ich, daß sein Glück unsern Wünschen v. seinen Verdiensten bald die
stange halten wird. Gott weiß, er hat unsäglich viel an seinem Leibe
ausgestanden v kann sich mit seiner Jugend trösten. Sein Kreutz hat ihm den lieben
Gott kennen gelehrt. Er hat den Vortheil gehabt eine schöne Bibliotheck bey
seinem Wirth brauchen zu können; der ein ehrlicher Mann ist. Er gestand mir,
daß sie ihm viel Einsichten in des D. Suchlands Vorlesungen gegeben hätte,
die für ihn nicht unbrauchbar v überflüßig wären, v er urtheilte von seiner
jetzigen Erkenntnis beßer als von derjenigen, die ihm in Königsberg
hinlänglich geschienen hätte. Sehen Sie, lieber Freund, wie klug uns die Erfahrung
v wie unwißend v. eitel uns die Schule macht. Unsere Umarmungen von
beyden Theilen sind gewiß recht zärtlich v. aufrichtig gewesen; v ich freue mich
schon im Voraus ihn in Grünhof zu sehen. Er liebt sie jetzt, bester Freund,
noch einmal so viel als sonst; v wir haben in unsern Gesprächen wenigstens
eben so oft an Sie als an uns selbst gedacht.
Meine Umstände sind sehr gut hier; 100 Thrl. v mit dem Neujahrs
Geschenk kann ich auch zum Anfange zufrieden seyn. Die Frau Reichs Gräfin ist
eine Dame von vielem Verstande, eine Marquisin von Rambouillet oder
Lambert. Sie liest gerne, hat eine artige Bibliotheck, die ich aber noch nicht selbst
zu sehen bekommen habe, sie hat mir aber selbige zum Gebrauch angeboten.
Ich habe ein kostbares Werk jetzt zum Gebrauch daraus bekommen. Es ist das
kriegerische Leben des Eugens, Marlborough v. Prinzens von Nassau
Friesland; in zwey großen Royal Folianten mit prächtigen Kupfern. Du mont hat
des erstern Schlachten beschrieben; das übrige ist von dem bekannten Rousset,Die Frau Gräfin hat unstreitig vielen Verstand v. viele Verdienste, die ihre
zarte Gesichtsbildung schon verspricht. Sie schreibt artige Verse, v besitzt
beynahe eine gar zu große Delicatesse im Umgange. Man muß ihr Weyrauch
streuen, v sie nimmt es nicht übel, wenn man ihr das Rauchfaß auch vor die
Nase hält. Sie ist die Seele ihres Hauses, v besitzt eben so viel Sanftmuth als
Entschlüßung. Sie wird von ihrem Gemahl v von allen denjenigen die sie
kennen bewundert v. verehrt. Ihr Geist zeigt, daß sie die Tochter eines großen
Generals ist. Acht Kindbetten haben ihr den Glantz ihrer Schönheit noch nicht
benommen, v sie wird einmüthig für die beste unter ihren Geschwistern
erkannt; nachdem die General Stuartin tod ist.
Von den HE. von Firx habe ich gestern v heute einen Gruß bekommen; ich
habe mit dem ältesten in Mietau gespeist; v er begegnete mir sehr höflich er
bat mich zu sich v hat mich jetzt wieder bitten laßen. Sein Gut liegt 2 Meilen
von hier. Ich bin mir so viel Höflichkeit von einem kurländischen Cavalier auf
seinen 4 Pfälen nicht vermuthen gewesen. Er erkundigte sich nach mir Sie
v nach übrigen guten Freunden. Zeigen Sie diese Stelle keinem LandsMann
noch Nachbar.
HE. Poehling habe hier gleichfalls auf dem Pastorat aber noch als
Hofmeister gesprochen; ich habe nicht Lust mit ihm Bekanntschaft einzugehen. Er
sagte, daß man die Wiederkunft des HE. von Groethuysen hier vermuthete.
HE. M. Hase ist eine halbe Meile von mir. Ein Mann von Ihren Jahren,
der eine ungemeine Stärke auf dem Clavier, Violoncello v ein großes Geniezu allem besitzt, linguist, Philosoph, Mathematiker, Maler v. alles, auch ein
großer Einfällist ist. Er ist Hofmeister bey einem HE. von Buttler, der ein
reicher Cavalier von 16 Jahren aber überdem ein Klotz ist, aus dem der beste
Praxiteles keinen Mercur schnitzen wird. Sein Gehalt ist wie meines; er wird
wie man mir erzählt von seiner HErrschaft auf den Händen getragen. Er ist
ein Abgötz der lieben Dummheit v läst sich zu viel herunter um ihr zu gefallen.
Dies ist das einzige, was mir an ihm nicht ansteht. Das Alter wird vielleicht
seiner Eigenliebe beßere Augen geben. Wir haben uns über Ihre Venus
Metaphysique einen Abend ziemlich gestritten; er hatte Lust sie zu einem heiml.
Materialisten darüber zu machen. Ich habe Ihre Parthey so gut als mögl.
gehalten. Einmal ist er bey uns gewesen; der Frau Gräfin und dem Ober
Parlament aber fiel dieser Besuch zum besten aus. Ich habe ihn noch nicht
besucht; sondern bisher immer im Pastorat versprochen. So artig wie sein
Umgang so abgeschmackt ist sein Briefstyl. Er hat mir einmal frantzoisch
geschrieben; es war eine schlechte v. künstl. Übersetzung übertriebener deutscher
Gedanken. Ich bewundere dies an einem Menschen, der einen allgemeinen
Geschmack in den Wißenschaften besitzt, v vieles sehr vieles in den schönen gelesen
hat v beurtheilen kann. Sie wollen liebster Freund, nach Göttingen gehen; ich
weiß den Zusammenhang dieser Entschlüßung nicht v will ihre eigene
Erklärung abwarten ehe ich es glaube. Schreiben Sie mir doch wenn Sie etwas
Neues wißen v geben Sie mir etwas von demjenigen ab, was Sie mißen
können. Sind Ihre Gedichte schon in Berlin fertig. Was macht mein
Hennings v. Sahme. Ich glaube daß keine Entschuldigung im stande ist meine
Aufführung gegen Sie gut zu machen. An den letzten habe ich schon für ein
viertel Jahr 3 Bogen geschrieben, die ich beynahe cassiren werde. Ist lauter
Poschwinn, wenn Sie dies polnische Gericht kennen. Grüßen Sie alle beide
tausendmal recht herzlich von mir, v versichern Sie beide, daß ich trotz Ihrem
Groll, den ich von Ihnen verdient habe, Ihr Freund leben v sterben werde.
Sie sollen ehstens von mir bedacht werden. Hat Voltaire nicht im Namen des
Publici geantwortet. Wenn Sie den Schlüßel zu diesen Geheimnisvollen
Briefen haben, so theilen Sie mir doch selbigen mit. Ich bitte Sie äußerst darum.
Schreiben Sie mir doch; ich beschwöre Sie darum. Mit nächster Post erwarte
ich eine kleine Beylage von Ihnen bey dem Briefe meiner Eltern.
Grünhof den 11. Jenner 1754.Herzlich geliebtester Vater,
Ich habe wieder ohne meine Schuld zum Lügner werden müßen. In
meinem letzten Briefe machte ich die gewißeste Hofnung von Mietau so weitläuftig
als mögl. zu schreiben. Unsere Anstalten waren zur Abreise völlig fertig. Die
Mädchen waren schon zum voraus abgereist zu unserer Ankunft alle
Beqvemlichkeit v. Reinlichkeit zu besorgen. Der Kutscher brach aber den Tag vorher die
eine Armröhre entzwey v alles wurde hiedurch zu Waßer. Zu meinem Glück
bekam ich hiedurch Zeit ein FlußFieber mit einem schlimmen Hals
abzuwarten, das mich 3 oder 4 Tage ziemlich in Gliedern gelegten hat. Es hätte nur
an mir gelegen mich in dieser kleinen Unpäßlichkeit recht zu pflegen; weil die
Frau Gräfin Ihre Sorgfalt für meine Gesundheit v. Appetit mir sehr öfters
aufs gnädigste bezeigen ließ. Eine strenge Diät v die Wärme haben mir aber
die beste Dienste gethan. Des HE. General Excell. kamen wieder Vermuthen
noch ganz spät am heil. Abend vor Weynachten zu Hause; v ich habe jetzt
wenig Hofnung in der Gesellschaft des Hauses nach Mietau zu kommen. Die
Fest- und Neujahrs-Zeit bin ich mit GlückwünschungsSchreiben beschäftigt
gewesen, die ich für meine junge Herren v. den HE. General habe thun müßen.
Diese Arbeit ist auch vorbey v. ich habe mich recht gesehnt etwas von meinen
lieben Eltern zu lesen oder Ihnen etwas zu lesen zu geben. Ich bete,
Geliebteste Eltern, für Sie und wenn Gott mein Gebet erhört, so werden wir von
beyden Theilen glücklicher v zufriedner auf der Welt seyn, als uns alle
Wünsche des Wohlstandes irgend machen können. Wenn ich alles dasjenige
zusammennehme, was ich bey diesem neuen Jahr für andere habe wünschen
müßen; so ist es gegen dasjenige viel zu leicht, was die Erkenntlichkeit v.
Gegenliebe der besten Eltern von mir verlangt v. fordert. So schwer mein
Herz wird, wenn ich an meine Freunde gedenke; so wenig scheint es mir
demjenigen ein Genüge zu thun, was ich Ihren Verdiensten um mich v Ihrer
Zärtlichkeit schuldig zu seyn glaube. Ich hoffe übrigens, daß Ihre
beyderseitige Gesundheit, Geliebteste Eltern so beschaffen seyn wird, daß ich nur nöthig
habe eine dauerhafte Fortsetzung derselben zu wünschen. Sie können, lieber
Papa, auf mein Wohlergehen, wenn sie so gut seyn wollen, sicher ein Glaß
Wein mit frohem Herzen allemal austrinken. Ich verehre die Wege des lieben
Gottes, der mich in ein Haus geführt hat, wo ich in den meisten Stücken das
Gegentheil desjenigen antreffe, in dem ich eine gute Probe ausgestanden habe.
Ich habe mir unterdeßen vorgenommen, mein ganzes Leben als Lehrjahre
anzusehen, um mich wieder alles gesetzt zu machen. Das Hauß des HE. Belgers
ist mir vielleicht eine eben so nöthige Schule gewesen um die Blöße falscher v.
schwacher Freunde kennen zu lernen. Ich hoffe Ihre Freundschaft auf der Welt
nicht mehr nöthig zu haben v. würde mich eher zu allem entschließen, als
zu derselben meine Zuflucht zu nehmen.
Ich wiederhole meine Versicherung, daß ich keine Schulden gemacht v das
was bey HE. Belger angelaufen ist, bezahlt habe. Sie können sich, lieber Papa
in diesem Stück vollkommen zufrieden geben. Ich beruffe mich auf meine
Aufrichtigkeit, die ich noch nicht verleugnet habe. Sie wißen, daß ich ein Viertel
Jahr von meinem Gehalt zum voraus aufgenommen, v davon meinen Rest
meinem Wirth bezahlt habe. Wenn ich übrigens noch etwas richtig zu machen
hätte, so würde es mir allemal frey stehen das 2te Viertel Jahr gleichfalls
aufzunehmen, da ich so schon gegen ein halbes Jahr bald hier werde gewesen
seyn. Ich hoffe aber dieses nicht einmal zu meinen künftigen Ausgaben nöthig
zu haben. Des HE. General Excell. haben mir 10 Alb. Thrl. zum Neuen Jahr
mit den gnädigsten v. recht zärtl. Versicherungen Ihrer Zufriedenheit mit mir
gegeben. Die Frau Gräfin hat es gleichfalls nicht daran mangeln laßen. Man
erkundigte sich gestern nach meinem Freund den D. Lindner, er hat mir durch
den Candidaten Ruprecht des Pastors Sohn auf Grünhof Hofnung zu
seinem Besuch machen laßen. Sie versicherten mich, daß es Ihnen lieb seyn
würde ihn hier zu sehen; v. ich bin deswegens willens ihn noch heute zu
schreiben v darum zu ersuchen. Er wird im stande seyn alsdenn das beste Zeugnis
von den Eigenschaften der Frau Gräfin v. der Ordnung dieses Hauses ablegen
zu können. Der Tisch ist hier der kurländischen Wirthschaft zuwieder sehr
ordentlich, schmackhaft, gesund v reich. Morgensittags v. Abends habe ich
meine Carafine Wein; v der ordentliche Besatz ist von 5 oder 6 Gerichten.
Meinen beyden jungen Herrn fehlt es nicht an Munterkeit; sie reden fertig
franzoisch v man hält hier einen franzöischen Bedienten zu ihrer Übung im
Reden. Der älteste hat einen sehr geschwinden Kopf; er ist ein Schooßkind
der Eltern. Ich habe mich in großer Furcht wegen ihrer Lebhaftigkeit setzen
müßen. Es macht aber den Eltern viel Vergnügen, daß sie mich
demohngeachtet lieben. Kurz ein Hofmeister darf nicht verzagen mit ihnen Ehre
einzulegen; v man hat wenigstens von ihrem Fortgang unter mir vortheilhaftere
Gedanken als ich selbst. Ich kann mir dieses Vorurtheil gern gefallen laßen.
Madame,
Vous voilà enfin avec Mr. votre Epoux au comble de vos voeux! Je
vous en felicite sincerement. L’interet, que je prends à votre
contentement repond à votre attention de m’en faire part. Le coeur d’un si
honnete homme que mon ami a merité, Madame, Votre foi et le bonheur,
qu’il goutera dans cette alliance. Je Vous embrasse tour à tour, Vous,
mon aimable amie et mon cher Lindner en pensée. L’idée de Votre
satisfaction et de vos fetes m’a donné de vrais vapeurs de Suisse. Au reste,
Madame, mes sentimens sont au moins aussi vifs que les desirs de Mr.
votre Epoux, dont Vous Vous plaignez mal à propos n’en Vous deplaise.
Au lieu de le corriger de sa malice, je lui voudrois bien du mal de faire
queue à vos charmes. Le plaisir pique au jeu et la beauté du terrein
reveille le laboureur. Vous, autres belles, laissez vos amans sur la bonne
bouche; et vous vous plaignez à tort s’ils font leurs choux gras de vos
friandises après le benedicité du pretre qui consacre la victime et convie
le jeune epoux à la bonne chere. Le titre de Maman Vous agrée, Madame
et vous dedaignez d’en faire les frais. Comme l’ainé de vos fils, je Vous
demande, ma Mere mignonne, bientot une petite soeur, qui m’amusera
à mon retour.
Ne Vous degoutez jamais, charmant couple! de la vertu; c’est à elle
que Vous etes redevable de cette volupté, qui comme un doux Zephyr
ridera les flots de votre vie à venir. Dieu sera propice à vos souhaits, si
vous vous opiniatrez de vous en rendre dignes par une tendresse et
fidelité, qui ne demente pas le noviciat de Votre amour. Aimez-moi, je Vous
en supplie, le souvenir de votre amitié me donne des fremissemens, dont
la jouissance Vous berce. Que mon cher Lindner est hureux! Vos soins,
Madame, retabliront sa santé et les douceurs d’un mariage si bien assorti
remettront son esprit dans son assiette.
J’ai été Madame cette semaine à Mietow pour l’amour de Votre frere.
Il etoit parti et de retour je n’ai babillé qu’une petite heure avec lui et
le plus sur votre compte. Il vous rend justice et applaudit de bon coeur
au choix et à la resolution de son frere. Ses affaires lui firent tourner la
tete; c’est une malade de qualité qui ne manquera point à etablir sa
renommée et à faire meme sa fortune; s’il y reussit. Ce seroit un coup
de la Providence pour faire valoir ses talens en depit de ses rivaux.
Pour moi, ma très chere amie, je suis içi à mon aise. Mdme la Comtesse
est une femme de beaucoup d’esprit. La devotion et l’ambition lui
tiennent lieu des qualités plus grandes. Elle est l’ame de sa famille, jamais
desoeuvrée elle emploie quelquesfois son tems à la bourgeoise et aux
bagatelles du menage. Son gout pour la lecture est un petit brin fanfaron et
en general fou de colifichets. Elle fait des jolis vers sur un theme d’eglise;
mais au bout de l’aune faut le drap. Mr. le General lui doit son education
et ses moeurs. Voila le plus grand merite d’une femme, et qui seul la rend
respectable. Malgré huit couches son teint se sent encore de la fraicheur
de jeunesse et sa beauté est appetissante. Dieu veuille Vous faire la meme
grace, ma bonne Maman! Après ce petit soupir je Vous baise les mains
et me recommande à votre bienveuillance. J’y pretends par l’amitié la
plus sincere et tendre, avec la quelle je serai toute ma vie Votre très
humble valet
de Grunhof ce 28 Fevr. 1754.Hamann.Grünhof den 6. März 1754.Herzlich Geliebtester Vater,
Ich war in Mietau v suchte voller Ungedult Briefe auf der Post. Ein Bote
kam aus dem Wirthshause kam mit einer für mich betrübten Antwort
zurück. Den Sonntag gieng ich frühe selbst vor der Kirche nachzufragen; v ich
fand leider! nichts. Den Montag kam HE D. Lindner von einer Patientin auf
dem Lande zu Hause v händigte mir die Erfüllung meiner sehnlichen Wünsche
ein ohne daß ich noch weiß, wie er dazu gekommen ist, weil franco Mietau
darauf stand. Der Anfang Ihres Briefes v die ungewöhnliche Länge deßelben
machten mich sehr unruhig. Sie m gachtben mir gleichwol Hofnung zu
einer sich anlaßenden Beßerung, die in Dero zweiten lieben Briefe nicht so
bestätigt wird, wie ich darum gebetet habe. Ich danke unterdeßen Gott
aufrichtig mit Ihnen, daß er Ihnen Gedult giebt. Er schlägt die Seinigen mit der
Behutsamkeit eines Vaters und Sein Gnädig Antlitz läst uns die Schmerzen
weniger empfinden, die uns sein strafender Arm verursachen könnte.
Verzeihen Sie, liebster Papa, wenn ich die Absicht dieser Krankheit zu Ihrem
Besten auslege. Vielleicht dient Sie Ihnen, Ihrem Körper ins künftige
liebreicher zu begegnen, v ihn nicht der Verkältung, Entkräftung so auszusetzen,
die Sie selbst für die Ursachen Ihrer Zufälle angeben. Man hat sich bey einer
Ruhe, die man sich aus einer billigen und vernünfftigen Liebe zu sich selbst
von denen Geschäften giebt, weniger Vorwürfe zu machen, als bey derjenigen
die uns die Noth oder eine selbstgemachte Unvermögenheit bisweilen auflegt.
Jene ist angenehmer v süßer, weil sie willkührlich ist, wenn uns die letztere
unruhig macht, weil sie gezwungen ist. Genüßen Sie, Herzlichgeliebtester
Vater, beßer Ihres Geistes v Ihres Gemüths, v laßen Sie auch die Ihrigen
deßelben ins künftige mehr genüßen. Ziehen Sie nicht alles zu Ihrem Beruf;
Gott besitzt mehr Billigkeit gegen die Menschen, daß ich so sagen darf, als sie
gegen sich selbst no hachben, er fordert das nicht von uns, was uns diese
öfters zumuthen, v er befiehlt uns selbst unsern Nächsten nicht mehr zu
lieben als uns selbst. Die Vorstellungen und zärtlichen Sorgen meiner
liebreichen Mutter werden diesen Betrachtungen mehr Nachdruck geben v hoffe zu
Gott, daß er Ihre Gesundheit jetzt wiederhergestellt haben wird. Ich danke
Ihnen tausendmal, Gütiger Vater, daß Sie sich auf Ihrem SiechBette mit
meinem Andenken die Zeit vertreiben. Wenn es Ihnen doch so viel
Zufriedenheit mittheilen wolte, als ich aus dem Ihrigen bisweilen schöpfe! Vielleicht
glückt es mir bald genung Ihren Wunsch zu erfüllen; es soll nicht an mir
liegen Ihnen meine Erkenntlichkeit noch mündlich bezeigen zu können. Gott wird
Ihnen und mir diese Freude nicht versagen. Laßen Sie sich diesen Sommer
noch, Ihre Zeit nicht lang werden; mit künfftigen Winter wäre nichts leichter
als auf ein paar Tage uns zu sehen, v dem D. Lindner Gesellschaft zu machen,
wenn die Witterung einschlägt v kein Zufall dazwischen komt, den die
menschliche Klugheit weder vorhersehen noch verhüten kann, mit einem Wort wenn
es Gottes Wille ist. Wie herzlich vergnügt wollen wir denn seyn! Jetzt laßen
s Sie, lieber Papa, Ihre eintzige Sorge Ihre Gesundheit seyn, wie dies mein
einziger Wunsch und Bitte an Gott ist.
Ich bin Gott Lob gesund v lebe hier recht zufrieden. Das Wachstum meines
ältesten Eltern Herrn macht den Vater entzückt, stoltz auf ihn v gegen mich
erkenntlich. Er redt mit naßen Augen von uns beyden bisweilen gegen andere,
v er giebt mir auf alle mögliche Art zu verstehen, wie viel er von mir hält. Die
Frau Gräfin ist zu der Frau Erb Marschall. Excell. Ihrer Mutter seit 14 Tagen
nach Riga gereist. Weil der HE General bey Ihrer Abreise auch nicht zu Hause
war v sie in Apollonienthal erwartete, so bat sie mich Ihr von der Gesundheit
der kleinen Fräulein von 5 Viertel Jahren Nachricht zu geben, die an Zähnen
schwer arbeitete. Ich schrieb dahero an Sie nach Meyhof, ließ meine junge HE
einen Brief beylegen v weil sich die Fräulein gebeßert hatte, in Ihrem Namen
den jüngsten schreiben. Es war ein närrischer Brief in der Sprache der
Kinder, die sie selbst machen, v in der mein Bruder timm v bamm an statt eßen
v. trinken sagte. Es ist eben Gesellschaft da gewesen, v der Einfall hat mir sehr
viel Lobsprüche eingebracht. Die Frau Gräfin hat nicht Tristesse für Lachen
spielen können, so bald sie an den Brief gedacht hat. Ich gebe sonst niemals
als auf Rechnung der jungen Herren einen Witzling macht ab, weil dies
Eltern mehr schmäuchelt v. mir mehr Achtsamkeit giebt. Sie hat mir durch
den Herrn General versprechen laßen selbst zu antworten, welches aber wegen
Ihrer Geschäfte v der Gesellschaft v Unpäßlichkeit Ihrer Mutter ausgeblieben
ist. Wenn es geschehen wäre; so würde ich selbigen überschickt haben, weil sie
ziemlich schöne Briefe schreibt. Wir erwarten Sie jetzt alle Tage.
Da man in HE. Belgers Hause von meinen guten Umständen gehört hat;
so glaubt man jetzt keine Gefahr mehr zu laufen, wenn man mir jetzt wieder
viele FreundschaftsVersicherungen giebt. Sie hat an mich geschrieben, v ich
habe ihr franzoisch geantwortet. Ich erinnere mich jetzt des HE. Pastor Blank;
sie meldten mir, daß er an Sie geschrieben hätte, haben Sie Ihm, lieber Papa
geantwortet oder durch meinen Bruder antworten laßen? Er möchte sonst
unangenehme Argwöhne von Ihnen v. mir schöpfen. Ich will ihm auch diese
Woche schreiben.
Ich bin Sonnabend vor 8 Tagen in Mietau gewesen in HE. Ruprechts
Gesellschaft der predigte v habe einen angenehmen Schlafgesellen im
Wirthshause an M. Hase gehabt; Montags Abend kam wieder zu Hause. Meine
Haupt Absicht war durch diese Mühe Briefe von Hause zu verdienen, die ich
nicht mehr länger abwarten konnte v meinen Freund den D. Lindner zu
sprechen. Das Unglück wollte, daß er eben fortgefahren war, als ich ankam. Des
HE. Oberburggrafen v. Howen Tochter lag auf dem Tode v man hat mehr
aus Verzweifelung als Vertrauen seine Zuflucht zu ihm genommen. Er ist
zum Erstaunen v der grösten Dankbarkeit der Eltern glücklich gewesen v. kann
sich was rechtschaffenes für seinen guten Namen v. seinen Geldbeutel von
dieser Cur versprechen. Weil er um ein paar Stunden wieder fort muste so
habe ich nichts mehr als eine kleine voller Unruhe mit ihm sprechen können.
Sind Sie nicht, lieber Papa, auf meines Mag. Hochzeit gewesen. Er wird
sie doch wohl gebeten v. gewiß gerne darauf gesehen haben. Ich hoffe, daß Sie
mit seiner Wahl zufrieden seyn werden v meine liebe Mutter ihr gleichfalls
ihre Freundschaft nicht versagen wird. Danken Sie doch auf das
freundschaftlichste den HE. Diac. Buchholz für das gute Andenken, in dem ich bey ihm
stehe v für den Antheil, den er an meinem Wohl nimmt. Die geistlichen v.
leiblichen Fürbitten eines so würdigen Hirten werden mir zu großem Trost
als Aufmunterung jederzeit gereichen. Den Herren Renzen grüßen Sie aufs
ergebenste von mir nebst dem herzlichen Wunsch, daß der Höchste mein liebes
Vetterchen ihm zur Freude so lange erhalten wolle biß er im stande ist die
sorgfältige Liebe seines Vaters zu erkennen und zu vergelten.
Grünhof den 4 May 1754.Herzlich geliebteste Eltern,
Wenn werden Sie mich aus der Unruhe reißen, in der mich die lange
Abwesenheit und der ungewohnte Mangel einiger Nachrichten von Hause setzet?
Mein erster Brief ist von Ihnen ohne Zweifel schon erhalten worden; der
zweite gleichfalls, und ich weiß selbst kaum mehr was ich denken und meinen
betrübten Muthmaßungen zu meiner Beruhigung entgegensetzen soll. Gott
gebe, daß die morgende Post was für mich mitbringt, und bitte noch mehr,
daß es nichts als Gutes sey. Ich habe meinen Brief mit so viel Verwirrung
und Eilfertigkeit neulich geschrieben, daß ich deshalb um Verzeihung bitte,
wenn auch gegenwärtiger nicht beßer gerathen sollte.
Ich wünsche, daß sich meine GeEhrteste Eltern wenigstens so gesund als ich
befinden möchten; und daß eine angenehme Verwirrung, oder die ich mir so
leidlich als möglich vorstelle, an den Aufschub Ihrer mir so unentbehrlichen
Zuschriften allein schuld sey. Bald ersinne ich mir Besuch vom Lande, bald
behelf ich mich mit der wahrscheinlichen Erdichtung, daß Sie zu eben der Zeit,
wenn ich an meine liebste Eltern und Freunde denke, an mich schreiben und
ich nichts als die Post abwarten darf. Dieser Gedanke hat mich aber schon
etliche mal betrogen, daß ich selbigem nicht mehr trauen kann. Unter allen
grausamen Ahndungen, die mich qvälen, ist dies die leidlichste, daß sich alle
biß auf meinen Bruder fest vorgenommen hätten mich zu vergeßen. Wenn ich
mich von dieser Zusammenschwörung überzeugen könnte; so würde ich jede
Woche zweymal Sie wieder Willen nöthigen an mich zu denken.
Die Bewegung, ohngeacht die jetzigen Tage noch nicht alle dem ersten May
ähnlich sind, scheint meiner Gesundheit ziemlich gute Dienste und meiner
Hypochondrie Abbruch zu thun. Das Clima scheint das ganze Land mit einer
Art von dieser Krankheit zu drucken. Ich habe in einem gewißen Buch, welches
gesellschaftliche Erzählungen heist und mir von der Frau Gräf: mitgetheilt
worden eine ziemliche Nachricht von diesem Übel gelesen, gegen welches eine
unbarmherzige Diät als die beste Cur vorgeschrieben wird. Ein kleiner Anfang
dazu ist schon von mir gemacht worden, den mir aber beynahe
unwiederstehliche Versuchungen ziemlich schwer machen, und den ich auch im strengen
Verstande nicht ausführen kann ohne für einen Sonderling angesehen zu werden.
Die Reise nach Riga soll uns nahe seyn und vielleicht werden auf selbige noch
mehrere nach den übrigen Gütern folgen, die an den polnischen Gränzen
liegen. Jetzt ist ein neues in der Nachbarschafft von Mietau dazu gekauft, welches
auch groß seyn muß. Ich habe zu diesem Handel meine Feder ziemlich glücklich
gebraucht, wofür man mir eine thätliche Erkenntlichkeit versprochen. Man ist
übrigens so zufrieden mit mir Gott Lob! als ich es wünschen kann. Ich suche
nichts als das Meinige zu thun v werde michr die Gunst der vornehmen
niemals durch Niederträchtigkeit zu erwerben suchen, weil ich selbige für so
eigennützig als die Neigung unserer Bedienten halte. Die Ausnahme ist sehr
selten und jeder Stand hat leyder! seine Vorurtheile, die ihre Nicken nicht
ablegen. „Wen ich brauchen kann, sagt der Löwe, wenn er mit dem Esel auf
die Jagd geht, dem kann ich ja wohl meine Seite gönnen. So denken die
Vornehmen wenn sie einen Niedrigern Ihrer Freundschaft würdigen.“
Heute reisen Ihre Excell. nach Mietau ihre Andacht zu halten, wohin Sie
der älteste begleiten wird. Ich habe mir gleichfalls dieses Werk auf künftige
Woche gewiß ausgesetzt; und bin nochur ungewiß ob ich einen Werktag oder
den Sonntag dazu erwähle, weil ich die Einrichtung dieser Kirche hierinn noch
nicht weiß und ohne Noth bloß meinethalben den alten Pastor nicht
beschweren will. Gott mache mein Vorhaben gewiß und bereite mein Herz dazu.
Meine Buße und mein Glaube werde mit seiner Gnade und Vergebung
belohnt. Sie werden mir GeEhrteste Eltern nach Ihrer Liebe auch die
Vergeßenheit alles desjenigen zu gestatten nicht ermangeln, womit ich Sie auch
abwesend betrübt haben möchte. Gott der uns durch Fleisch und Blut verbunden,
wolle uns auch im Geiste vereinigen und an derjenigen Gemeinschafft mit ihm
Theil nehmen laßen, die uns einmal nach diesem Leben glücklich machen soll.
Meine liebe Mutter hat mir aufgetragen Ihr von meiner Wirthschaft
bisweilen Rechenschaft zu geben. Ich will ihr also auch hierinn meinen
Gehorsam bezeigen.
Sie werden sich erinnern, GeEhrteste Mama, daß die Frau Gräfin mir ein
halb Stück feine Leinwand zu Weynachten gegeben; daß ich jetzt zu
Halbhemden brauchen will, weil meine Manschetten besonders viel gelitten haben;
und nur noch einige Paar ganz sind. Ich glaube daß ich das Hintertheil
derselben zu Halsbinden werde gebrauchen können. Ich weiß aber nicht, ob aus
meinen Kragen oder viertelhemden nicht ganze Halbhemde gemacht werden
können. Was meynen Sie? Um ein paar Schnupftücher bin ich in Liefland
gekommen. Es fehlt mir aber noch nicht daran; außer daß ich mir bey
Gelegenheit seidene oder halbseidene oder baumwollene ich weiß selbst nicht welche
anzuschaffen gedenke. Mit Stiefeln und Schuhen bin ich noch ausgekommen
und ich habe mir nur ein paar Pantoffeln hier machen laßen müßen, die auch
schon entzwey sind; weil ich selbige am meisten brauche und sie überdem
rußische Arbeit waren, die wohlfeil aber an Güte der Nürnberger bey uns
gleichkomt. Sie wißen daß ich einen leichten Sommerrock von Hause
mitgebracht; zu den mir eine Weste fehlt, die ich mir auch diesen Sommer wo mögl.
anzuschaffen gedenke. Was ich dazu wählen werde, weiß ich noch nicht. Eine
Perücke habe ich auch mir machen laßen, die ich aber noch nicht aufgesetzt v
nur aus Erkenntlichkeit bestellt hatte; weil der Meister derselben ein Nachbar
von HE. Belger war, in deßen Hause ich vielen Coffée getrunken v. allerhand
Höflichkeiten genoßen habe. Sie ist ein Meisterstück im Zuschnitt, die alle
übrigen die ich bisher getragen, verdunkelt, auch nur zum Sommerstaat dient.
Zu den Königsberg. werden sich schwerlich in Liefl. v Curl. Liebhaber finden.
Sie werden diesen Scherz niemanden lesen laßen. Er ist nichts als eine
höfliche Entschuldigunge, daß es mir nicht mögl. ist welche verschreiben zu laßen,
wie ich bey meinem Abschiede versprochen habe. Mit meinem Schlafrocke werde
ich auch noch diesen Sommer auskommen; auf den Winter wird ihn ein
Schlafpeltz oder Talup ersetzen. In Riga will ganz gewiß meine Schuld Ihnen
abtragen. Es hat mir mehr als einen wiedrigen Gedanken gekostet, daß ich die
Commission von meiner lieben Mutter, die einzige noch von Hause, noch nicht
habe ausrichten können. Ich habe mich schon entschuldigt, und werde daran
nicht mehr denken, biß der Wolf selbst kommt. Der beste den ich finden und
bezwingen kann. Künftiges Jahr hoffe ich etwas zurückzulegen, wovon ich
lebe, v denn will ich auch Buch halten. Dieses Jahr will auskommen und
etwas zum Ausgeben für kleine und zufällige Ausgaben behalten. Ich bin
jung und lebe niemanden als mir. Ich will weder so alt noch so reich als der
Gelehrte Mann in Copenhagen sterben, von dem Sie in den Zeitungen werden
lesen gehört haben. Ich liebe weder Staat noch Ausschweifungen; von
ehrlichen und angenehmen Ausgaben kan ich kein Feind seyn und werde es auch
nicht werden. Ich bin lecker aber niemals für mich noch auf meine Unkosten.
Den Wein kann ich entbehren und das hiesige Waßer schmeckt mir recht gut;
auch öfters schwarz brodt beßer als weißes. Ich müste schon recht viel im
Voraus haben ehe ich mir mit guten Gewißen entschlüßen könnte ein blankes kleid
zu tragen. Ein Buch, einem Freund zu dienen, mir einen Menschen gut zu
machen, der mir einen kleinen Dienst thut, eine ℔ Schnupftoback, ein
Pfeifchen, zum letzteren habe ich neulich 4 Cartausen umsonst bekommen v für das
erstere werde ich auch einige Wochen nichts ausgeben dürfen. Die Frau Gräf.
selbst hat mir ein paar mal mit ihrem Haupttoback versorgt, der aus Cubeben
besteht, v mir nicht uneben thut. Baumwollene v zwirnene Strümpfe werde
ich noch brauchen; und damit holla! Ich erinnere mich übrigens der Erfahrung
die ich in Riga gehabt habe, noch öfters mit Vergnügen. Ich war dem Mangel
nahe genung, ohne daß er mich unruhig gemacht haben sollte, v ohne ich wustedemselben abzuhelfen. Ich hatte mir aller Hülfe in diesem Stück von meinen
Eltern begeben v. eben so wenig Herz gehabt weder einen halben noch ganzen
Freund darum anzusprechen. Demohngeachtet gab ich mit dem Vertrauen
Kleinigkeiten aus, als wenn ich mich auf Offenbarungen verlaßen könnte.
Der Gedanke der Vorsehung, ihre Aufmerksamkeit auf die Zeit, wenn sie den
Menschen helfen kann sind keine bloße Einbildungen. Ja sie verzeiht es
denjenigen v nimt sich deren an, die auch ein wenig dummdreist sich auf sie
verlaßen.
Ich erwarte meine Schüler und muß daher zum Schluß eilen. Werde ich
bald, GeEhrteste Eltern, mir eine Antwort von Ihnen versprechen können?
Ich bitte darum. Gott erhalte Sie und stärke Sie an Leibs und
Gemüthskräfften. Er mache mich Ihrer Zärtlichkeit würdig. Schlüßen Sie mich in Ihr
Gebet ein und vergeßen Sie nicht Ihren Sohn, der Ihnen mit der kindlichsten
Ehrfurcht die Hände küst und sich Ihrem theuren Andenken Zeit Lebens
empfiehlt.
Johann George Hamann.Alle gute Freunde bitte ergebenst v. herzlich zu grüßen, besonders unsere
Hausgenoßen und unter denselben die Jgfr. Degnerinn. Das Zoepfelsche
Haus, meinen lieben Zuckerbecker, Liborius Nuppenau, süßen Andenkens.
Meine Gönner, HE. Diac. Buchholz, HE D. Lilienthal pp. Mein seel. Rappolt
fällt mir ein. Wird mir mein Bruder seinen Catalogum v seinen Lebenslauf
schicken, der im Intelligent Blatt steht. Wie viel hat er an den Mann verloren
v seinen Tod nicht einmal berichtet, daß ich ihn auch hätte beweinen können.
Wie mag es seiner Wittwe v Waysen gehen. HE Karstens bitte ich gleichfalls
freundschaftl. zu grüßen; v mich noch diesen Posttag zu entschuldigen. Leben
Sie wohl Geliebteste Eltern; ich bin zeitlebens Ihr
gehorsamster Sohn.Riga den 16 Junius. 1754.Herzlichgeliebteste Eltern,
Der Brief meines lieben Vaters hat mich unendlich erfreut. Gott sey Dank,
der Ihnen so weit geholfen hat. Er wird auch das übrige thun. Die zwey
Briefe von Mietau habe noch nicht erhalten ohngeachtet ich deswegen an HE
D. Lindner geschrieben, der mir nicht hat antworten können v den ich wegen
seiner Geschäfte entschuldigen muß. Wir werden den 22 h. (ich schreibe alles
nach dem N. Styl.) wiederabreisen v heute um 8 Tage also in Mietau seyn.
Ich sehne mich recht aus Riga v kann mich hier wenig Vergnügens erfreuen.
Den 7 h. habe einen Anfall Nachmittags vom Fieber bekommen. Sonntags
war wieder mein schlimmer Tag, ich war an demselben bey dem Regierungs R.
v. Campenhausen Mittags mit meinen jungen Herrn zu Gaste. Sie können
leicht denken wie mir zu Muthe gewesen. Die Kälte war leicht überstanden;
die Hitze kam mit gewaltigen Kopfschmerzen dergl. ich noch nicht gefühlt nach
der Tafel. Der Hofmeister ist ein Sachse, ein liebenswürdiger Mann vom
Umgange der sich für einen Vetter im weitläuftigen Verstande von Gellert
ausgiebt; dieser suchte mich auf alle mögl. Art durch Spiritus v dergl. Mittel
zu Hülfe zu kommen. Seine Gesellschafft war mir so angenehm daß ich das
Fieber nur halb gehabt habe. Dienstags kam es förmlich wieder; Donnerstags
gleichfals v gestern ist es auch glückl. überstanden. Ein Husten v ein Schmerz
in der linken Seite, der beym Othemholen v besonders beym Husten zu
Stichen wird, sind mit demselben begleitet. Der Magen hat keinen Appetit,verabscheuet alles v das geringste was er genüst wird ihm zur Last. Ich habe mich
bisher bloß Gott und meiner Natur überlaßen v. nicht das geringste gebraucht
außer ein paar öhmischen Balsamtropfen auf Zucker die mir heute im Munde
gesteckt worden. Es hat mich ziemlich schon angegriffen. Ich denke noch biß zu
uns. Abreise auszuhalten da ich mich denn in Mietau dem HE. D. Lindneranvertrauen werde; weil ich merke, daß ich eine ganze Cur nöthig habe v die
Hypochondrie bey mir zunimmt. Ihrem Rath liebster Papa! würde ich mich
am liebsten unterwerfen. Suchen Sie mir doch wenigstens ihre Meynung
über mein Fieber v die HülfsMittel dawieder mitzutheilen. Vielleicht wird es
meine Natur auf einen beßern Fuß setzen, wenn ich es werde mit Gottes Hülfe
überstanden haben. Mein voriger Wirth befindt sich mit seiner Frau
gleichfalls unpäßlich ppp. Des HE. Generalen Excell. besuchten mich selbst gestern
v man qvält mich mit Eßen v Artzeneyen. Die hiesige Lufft v Witterung ist
ungesunder wie in Grünhoff. Wir werden uns wenigstens 8 Tage in Mietau
auf dem Höfchen aufhalten. Ich werde gleich mit meiner Ankunfft schreiben.
Ist mein Bruder schon zu Hause gekommen; auf dem Lande wird er Zeit
gehabt haben Gedanken für mich zu sammlen, die ich mir bald schriftl. zu sehen
verspreche. Meiner lieben Mutter kann berichten daß mein erstes Hemde fertig
ist; ich wollte es aber nicht gern anziehen als biß ich gesund würde.
Macherlohn nach unserm Gelde für das Stück 2 Orth. Ein paar Schuh 5. v ein p.
Stiefel 5 biß 6 Alb. Thrl. Die Preise sind von den unsr. sehr ungl. Einen
Haarbeutel habe mir auch hier angeschafft. Meine Weste soll biß zu künfftigen
Sommer wills Gott! aufgehoben seyn. Herr Karstens bezeigt sich hier gegen
mich sehr freundschaftl. v. gefällig. Ich untersage mir fast allen Umgang v.
alle Bekanntschaft, weil hier selbige nachtheilig v. kostbar; ich auch wenig
geschickt dazu bin. Darf ich lieber Papa wohl wegen der Laute Anfrage thun?
In Ansehung der Barbier Meßer, die Sie mir gütigst anbieten, bedanke ich
mir schon im voraus; weil ich selbige höchst nöthig habe. So gut wie mögl.,
wenns Engl. seyn konnten. Einen guten Stein wünschte auch dabey zu sehen.
Ich empfehle mich Dero Väterl. v Mütterl. Gebet v küße Ihnen beyderseits
voll kindl. Ehrfurcht die Hände als Dero gehorsamster Sohn. Meinen Bruder
umarme. Jfr Degner., v übrige Hausgenoßen nebst allen guten Freunden
bitte herzl. zu grüßen. Dem HE. M. v seiner Frau Liebste meine Antwort
ehstens zu versprechen die ich durch durch des HE. Bruders Schuld ein wenig
spät erhalten habe. Leben Sie wohl v. lieben Sie mich.
Meyhoff. den 26 Junii 1754.Herzlich Geliebtester Vater,
Ich mache jetzt einen Brief fertig, deßen Bestellung durch einen Fuhrmann
ich dem D. Lindner überlaßen werde. Ein guter Freund hat mir einen andern
Pelz eingekauft der an Güte ungl. beßer ist. Wenn meine Umstände reicher
seyn werden so will ich mit Gottes Hülfe einen beßern besorgen. Vertragen Sie
unterdeßen diesen mit Gesundheit. Meinen andern habe an HE Belger
verkauft v 2 Thrl. mit Vergnügen daran fallen laßen um ihn loß zu seyn. Ich
habe dafür ein Buch von 8 Theilen angenommen das ich mir längst gewünscht
habe; es sind Pitavals berühmte Rechtshändel. 8 Thrl. ist er mir an Gelde
schuldig; davon er 3½ Thrl. Alb. für ein Paar Stiefel (die ersten die ich hier
habe machen laßen) und 5 Orth für ein Paar Schuhe auszahlen wird.
Urtheilen Sie, wie das Geld hier verschwinden muß. In Mietau muste am
Johannistage 18 gl. geben um meine Perücke accomodiren zu laßen. Die Arbeit
war aber auch was werth v wenn es theurer ist so hat man hier dafür
Handwerker, denen die unsrigen nicht beykommen noch das Waßer reichen.
Was meine Gesundheit v. übrige Umstände anbetrift so werden Sie mit
diesem v folgenden Posttagen davon neuere Nachrichten haben. Ich habe
gestern 12 Pillen eingenommen die oben v unten brav Luft gemacht haben
des Abends ein Pulver v heute frühe auch eins. Meine Unzufriedenheit wird
mich beynahe auf den Entschluß bringen dieses Haus zu verlaßen. Der Rath
des HE. D. Lindners in Ansehung meiner Gesundheit bewegt mich auch dazu.
Ich habe selbige durch Arbeit hier etwas heruntergesetzt v. er hat mich in ein
Haus in Vorschlag gebracht, wo ich ruhiger, reicher, zufriedner werde leben
v. meine Wißenschafften nicht ganz aus den Augen setzen können. Morgen
habe ich mir vorgenommen mich dem HE. General zu erklären; ich bin
begierig zu sehen wie er meinen Antrag aufnehmen wird. Meinen Endzweck zu
reisen werde in diesem Hause nicht erreichen v es würde mir so viel Kräfte
kosten daß ich dazu ungeschickt würde; wenn etwas vorfallen sollte.
Ich will mich der Göttl. Fügung v. den Umständen überlaßen. Man hat
meine Bescheidenheit gemisbraucht; ich mag mich aber so wenig zu nahe
kommen laßen als ich es andern thue. Mit Leuten die ihre Achtung bey mir
verlieren kann ich nicht leben als auf Unkosten meines Gewißens v meiner
GemüthsRuhe; und ich liebe beyde zu sehr als daß ich selbigen Feßel anlegen
sollte. Das verschwendete Lob des HE. Generals wird meine Rechtfertigung
seyn, wenn ich ein ander Hauß suche.
Ich glaubte hier in mehr Ordnung leben zu können als in Riga; es ist aber
das Gegentheil. Da ich nicht neues weiß, was ich nicht mit nächster Post in
Ansehung HE Belgers, Ihres Briefes, lieber Papa, der mir 100 Sorgen
macht, meiner Cur pp zu schreiben gedenke; so werde ich mich zum Schluß
wenden, mich Ihrem Gebet kindlichst empfehlen und mit der ehrerbietigsten
Ergebenheit mich nennen Ihren gehorsamsten Sohn.
Johann George Hamann.Herzlich Geliebteste Mutter,
Ich schreibe Ihnen aus einem Orte, in dem die Natur viel Vergnügen v.
Wollust für einen gesunden v zufriednen Menschen zubereitet haben würde.
Ein schöner Hof, tägl. Gesellschafften die schönste Gegend, die die Kunst kaum
so vollkommen hätte bilden können v eine viertel Meile von der Stadt. Meine
vorgestrige Erschreckniß hat mich aber etwas kränker gemacht; die Artzeneyen
verbieten mir den Gebrauch der unschuldigsten v angenehmsten LebensMittel.
Ich wohne in einer Herberge die unordentl. ist v für einen polnischen
Hofmeister beqvem genung seyn würde. Mit meinem Unterricht geht alles
krebsgängig; heute ist Mittwoch; noch habe ich diese Woche mit meinen jungen
HE. nicht was vornehmen können noch wollen. Man bringt mir Klagen
von Ihrer Ungezogenheit, die mir empfindlich sind v. alles geschieht unter
Aufsicht v. auf Rechnung der Eltern, die mit Auszahlung ihres neuen
Gutes so beschäfftigt sind, daß sie sich kaum des lieben Gottes dabey
erinnern können.
Die Fliegen und Mücken stechen mich bald zu Tode; v meine beyde Hände
sind so wund daß sie einer bösen Krankheit ähnlich sehen. Ich bin dieser
Gefahr auch ausgesetzt, daß ich in einem Hause gehen muß wo man in einer sehr
unreinen Haut Höflichkeiten pp annehmen muß erweist. Noch bin ich
verschont geblieben Gott Lob!
Für den Baptist zu 5 Hemden habe 4 Thrl. Alb. 3½ Orth wo ich nicht
irre 4½ Alb. Thrl. zahlen müßen; er soll aber gut seyn. Die Qvarder Stücke
mitgerechnet. Macherlohn das Stück zu 2 Orth; ausgezackt 4; ich trage sie
am wohlfeilsten. Meine alte Briefe will ich beylegen die nicht damals
mitgegangen sind, da ich meinen koddrigen Pelz schicken wollte, der mir noch
4 Thrl 1 Orth auf dem Portorio kosten sollte. Ich küße Ihnen mit der
kindlichsten Ehrfurcht die Hände. Gott gebe Ihnen Gesundheit v. viel Freude an
Ihren Kindern unter denen ich Johann George Hamann der älteste zu seyn
die Ehre habe. Adieu.
Grünhof den 6 Aug. 1754.Zärtlich geliebteste Eltern;
Ich setze mich an meinen Schreibpult v. fange diesen Brief mit dem
herzlichen Wunsch an, daß Sie derselbe gesund und in einem zufriednem
Augenblick antreffen mag. Meinen letzten werden Sie ohne Zweifel erhalten v den
Inhalt deßelben nicht gemisbilliget haben. Ungeachtet ich mir schon eine
Antwort darauf versprochen, so erwarte ich gleichwol selbige mit erster Post; v ich
hoffe, daß meine liebste Eltern so zufrieden seyn werden als ich es bin. Herr
Berens ist unerhört geschwinde gereist v ich habe ihn leyder verfehlt; er ist den
Dienstag nach seiner Abreise aus Königsberg schon in Mietau des Abends
gewesen v. Mittwochs zu Mittag nach Riga abgegangen, hat in dem
Wirthshause nach mich gefragt mich grüßen laßen v. versprochen mit ehsten wieder
in Mietau zu seyn. Ich hatte ihn wegen der schwülen Tage 10 Zeit gegeben v
habe also um 3 wenigstens zu viel gerechnet. Die rußischen Fuhrleute halten
ihr Wort nicht immer so genau. Der preußische mit s meinen Sachen wird
auch vermuthlich itzt angekommen seyn; weil mir HE. D. Lindner endl.
einmal geschrieben, daß er einen gefunden. Die halbe Baranke, die noch fehlt,
wird gewiß noch vor dem Herbst oder Winter gleichfalls ihre Aufwartung
machen. Von uns. Rigischen Freund kann nichts zu hören bekommen, ob er
schon sein Exilium angetreten oder nicht. Hat mein Bruder nicht erfahren,
welcher Landsmann auf das HE. D. Funck Recommendation nach Curland
kommen wird. Man macht mir von meinem Tausch viel gute Hofnungen;
welche die Zeit bestätigen wird. Ich bin sehr ersucht worden die Ankunft
meines Nachfolgers aus Leipzig zu erwarten v man hat neue Anerbietungen
gethan mich diesem noch vorzuziehen, wenn ich mich entschlüßen könnte. Wenn
man sich Zeit genommen hat zu überlegen; so ist es kein Eigensinn oder Fehler
unbeweglich zu seyn. Meinen lieben Herrn Rittmeister hoffe auch noch vor
meinem Abschied hier zu sehen; ich weiß nicht, wie er von dem Credit, den ich
bey meinem Bruder habe v. von den guten Eigenschafften, die ihn zu einem
dienstfertigen Freund machen, urtheilen wird. Wenigstens wird er vermuthen,
daß ich zu Hause übel angeschrieben seyn muß ohngeachtet der Zärtlichkeit,
mit der ich jederzeit gegen ihn an meine Freunde gedacht v. die ich gegen ihn
als einen Kenner mehr wie einmal ausgeschüttet habe. Ich habe ihm
unterdeßen neulich meine eigene Laute zum Bürgen gegeben, v da ich die Wahrheit
v. mein Wort so ziemlich liebe, so wird ihn dies vielleicht zum Mitleiden
bewegen, daß ich darunter nicht leide. Wo nicht; so werde ich eine aus Lübeck
müßen verschreiben müßen v es wird mir leid thun, daß mein Bruder den
Dank eines schätzbaren Mannes nicht verdienen will.
Ich sehe mich genöthigt, Geliebtester Vater, meine Zuflucht in einer andern
Angelegenheit zu niemanden anders als zu Ihnen zu nehmen, und ich traue
hierinn Ihrer Güte desto zuverläßiger, da es Ihnen am leichtesten seyn wird
diese Bitte mit der gehörigen Vorsicht zu erfüllen. Es ist ein Werk der
Menschenliebe, um welches ich Sie bitte. Ich habe schon längstens hierinn einem
guten Freunde zu Gefallen Anschläge gemacht, die aber zu weitläuftig
gewesen, als daß ich selbige hätte ausführen können, wie sich jetzt eine
Gelegenheit dazu zeiget. Ein guter Freund, dem seine Geburt ein Geheimnis ist v kein
Mittel hat das Räthsel seines Standes aufzulösen; durch gegenwärtige
Schrift aber den Stand, den Namen seiner Eltern pp. zu erfahren vermuthet.
Seine Neigungen v. die dunkeln Erzählungen anderer verrathen keine schlechte
Abkunfft. Ich habe mich anheischig gemacht ihm für seine Freundschaftsdienste
zu dieser wichtigen Entdeckung zu verhelfen; mir auch Wege dazu schon
ausgedacht, die aber alle ziemlich unbeqvem sind. Weil der Anfang dazu durch
Übersetzung gegenwärtiger Handschrift gemacht werden muß; an derselben
ihm aber viel gelegen ist; so vertraue ich selbige Ihnen GeEhrtester Papa an.
Die Abgesandten in Warschau machen mir dieses Mittel sehr leicht durch einen
von Ihren Dollmetschern den Inhalt derselben zu erfahren. Herr Hävelke ist
in Pohlen sehr bekannt; v würde wohl dorten einen sichern Freund finden, der
dafür stände, daß selbige nicht verloren gienge v so bald wie mögl. eine
Verdeutschung derselben verschafft werden könnte. Sollten dazu Unkosten
gehören; so nimmt sie dieser Freund auf sich, wiewohl dieses ohne selbige
anfängl. wohl wird abgemacht werden können. Wenn es mir nicht an Zeit fehlte;
so würde ich eine Copey davon genommen v selbige aus Vorsicht nur
überschickt haben. In Ihren Händen v durch selbige wird sie aber so gut als bey
mir selbst aufgehoben seyn. Ich glaube nicht, daß weder DProf. Kypkenoch der getauffte gelehrte Jude hiezu geschickt sind. Man könnte sich durch
HE M. Lindners Güte bey beyden hierüber erkundigen ohne sich in die
geringste Erörterung auszulaßen. Vielleicht kann letzterer (der Jude) eine Copie
davon nehmen v so wäre es mir lieber daß das Original zurückbliebe v. mir
auf das sicherste wieder zugestellt würde. Es sind Umstände bey dieser Sache,
aus denen man sich vermuthen kann, daß diese Entdeckung nicht fruchtloß
seyn wird, v welche den Innhalt dieser Schrift vielleicht alle entwickeln wird.
Ich bitte daher nochmals auf das feyerlichste sich dieser Sache so gut als
möglich anzunehmen v mir so wohl eine Antwort als Erfüllung meiner Bitte
mit ehsten zu gewähren.
Mit erster oder nächster Post werde wieder schreiben v. meinen Bruder auch
HE. M. Lindner nicht vergeßen, die ich beyde umarme. Des letzteren
Brief habe erhalten. Mein Gebeth geht auf die Erhaltung meiner besten
v. liebsten Eltern v ich schließe mit selbigem wie ich damit angefangen
habe. Uebrigens beschwöre ich Sie nochmals weder im Bösen noch mit
Gram an mich zu denken. Wenn Sie mich ja für ein Kind ansehen, liebste
Eltern, das nicht gerathen ist; so freuen Sie sich wenigstens, daß ich nicht
verdorben bin. Ein paar schlechte Würfe machen noch keinen Spieler
verzagt, noch kein Spiel verloren. Es ist eben so lächerlich über sich zeitl.
Umstände als bey einem Trauerspiele über sich das erdichtete Unglück eines
acteurs zu weinen Gemüth gehenzu laßen. Ich küße Ihnen 1000 mal die
Hände Sie mögen wollen oder nicht als Ihr gehorsamster v. bester Sohn.
Johann George Hamann.Alle gute Freunde v. Jgfr. Degnerinn grüßen Sie von mir.
Grünhof, den 29 August. 1754.Was machen Sie liebster Freund, wie leben Sie mit Ihrem Marianchen?
Die Liebe, oder an deren Stelle die Freundschaft wird Sie für alle die Streiche
fest machen, die Ihnen das Glück leiden laßen kann. Ich wünschte die
Gemüthsverfaßung zu wißen, in der Sie jetzt stehen, da Sie vielleicht alle
Augenblicke ein kleines Geschöpf erwarten, das Sie für Ihre Mühe liebkosen wird.
Da ich nur für 2 Tage mein Geburtsfest gefeyret habe; so sind mir noch die
Empfindungen im frischen Andenken, die ich über das Glück gehabt, von ehrl.
von rechtschaffenen Eltern geboren zu seyn. Ungeachtet der kleinen
Grausamkeit, mit der mich die meinigen lieben, ungeachtet der erschreckl.
Demüthigungen, die mir Ihre herzliche Neigung gegen mich kostet; so werde ich doch
Ihre Erhaltung v Ihre Zufriedenheit als das gröste Gut, das mir die Vorsehung
in meinem Leben genüßen laßen kann, jederzeit ansehen. Ich bin in der
äußersten Unruhe mein Liebster Lindner, über Ihr langes Stillschweigen; Gott
gebe, daß an dem daßelben nichts anders als eine Strafe für meine
letzten Briefe, die man vielleicht nicht oder unrecht verstanden, v für die darinn
enthaltene Nachricht v. Betrachtungen, seyn möge. So schwer auch diese Strafe
ist v so wenig ich mich überführen kann diesen Unwillen jetzt verdient zu
haben; so gern will ich mir doch selbige gefallen laßen. Wenn ich diesen Bann,
in den mich meine nächsten Freunde zu legen scheinen, durch meinen
Gehorsam lösen kann: so werden Sie mich auch hiezu willig finden, so sehr ich auch
darunter leide. Ich unterstehe mich fast nicht zu Hause zu schreiben; weil ich
noch keine Antwort auf meine letztern Briefe habe v mich von denen
Gesinnungen mr. lieben Eltern keinen Begrief machen kann. Ich bin in
Ansehung Ihrer vielleicht in eben dem Irrthum als Sie in Ansehung meiner.
Ich stelle mich Selbige vielleicht mehr aufgebracht gegen mich vor, alsv. Sie machen sich von mir v. meinen Umständen weit schlechtere
Vorstellungen machen, wie wir beydes es nöthig haben. Die Briefe meines Vaters
sind seit einiger Zeit so vorsichtig, so gleichgiltig, so unbestimmt gewesen, daß
ich er beynahe vermuthen muß, daß se. Gedanken oder se. Briefe mit mir
nicht sicher genung sind. Die Post ist hier sicher v nicht wie weiter hinauf. Im
letzten bezieht er sich auf HE. Berens, dem er sich entdeckt hätte; durch den ich
aber noch nichts erfahren können. Ich wende mich also an Sie, mein lieber
Lindner; melden Sie mir doch, was man von mir denkt v. worann es liegt,
daß ich so ganz vergeßen werde. Sollten Klatschereyen, sollten
Verläumdungen… doch ich weiß nicht wie v. nicht durch wen?… oder sollten Krankheiten.
Gott behüte dafür! Mein Bruder kommt mir in meinen Augen ohne
Entschuldigung vor. Kein einziger meiner Freunde begegnet mich mit der
Kaltsinnigkeit v Nachläßigkeit, die er mir bezeigt. Nimmt er nicht meine Parthey
oder wenn er S sie nicht nehmen kann ist es ihm so gleichgiltig mich leiden
zu sehen, daß er sich nicht alle einmal die Mühe nimmt mich darum zu Rede
zu setzen oder zu erinnern. Ich traue mir nicht zu ohne einige Bitterkeit ihm
diese Verweise selbst zu geben. Geben Sie ihm doch wenigstens etwas zu
verstehen.
Verdient meine Neugierde die Welt zu sehen den Haß meiner Eltern v ist
dieser Endzweck lasterhaft. Gesetzt daß mir die Mittel dazu was kosten, daß
mir die Wege meine Absicht zu erreichen sauer gemacht zu werden. Wenn
ich damit zufrieden bin; so könnte meine Beständigkeit vielleicht mehr ihren
Beyfall als das Gegentheil verdienen. Um mich bey ihnen aber aus allem
Verdacht zu befreyen, daß meine Aufführung ungeschickt oder ärgerl.
gewesen; so kann ich Sie nicht beßer überführen, als wenn ich die wiederholten
Anerbietungen dieses Hauses annehme. Ich bin zu diesem Opfer halb
entschloßen; kein anderer Bewegungsgrund dringt mich dazu, als der meine
Eltern zufrieden zu stellen. Man hat die halbe Hofnung die ich hier dazu
gemacht mit so einer Art aufgenommen daß die Erkenntlichkeit allein mich dazu
verbinden wird selbige ganz zu erfüllen. Melden Sie also meinen Eltern (ich
hoffe, daß Sie unser Haus bisweilen noch besuchen v mit eben dem Vergnügen
v Zärtlichkeit oder wenigstens aufrichtiger Gutherzigkeit als sonst darinn
gesehen werden) als eine eigenhändige Nachricht von mir oder als eine Zeitung
des HE. Doctors, daß ich hier bleiben werde um die Aufnahme dieses
Antrages zu erfahren. Antworten Sie mir doch, wie dieses aufgenommen
werden wird mit erster Post. Geschieht hiedurch meinen Eltern Genüge; so
entschlüße mich dazu um Sie auf alle andern Fälle zufrieden zu sprechen v Sie
von meiner Aufrichtigkeit in meinen Briefen zu überführen, die ich ins
künftige werde einschränken müßen. So schwer es mir auch wird gegen Freunde
vorsichtig zu schreiben v mit Zurückhaltung. Ich danke denen die an meine
Umstände Antheil nehmen. Ich verlange aber im Glück nicht solche als
Schmäuchler sind v. in wiederwärtigen Fällen nicht solche, die mir durch
unzeitige Verweise v. übertriebne Klagen noch mehr unglücklicher beynahe
machen. 120 Thrl. Man hat mich umarmt v auf die tiefste Art
heruntergelaßen. Die Frau Gr. machte mir heute 4 ℔ Coffée pp. Ich habe eine neue
Stube v gewiß ein Haus das Vorzüge hat; es würde aber vor jeden andern
beßer als für mich seyn weil ich meinen Endzweck hier nicht erreichen kann.
Wenn ich mich ja entschlüße; so soll es nicht länger als auf ½ Jahr seyn, v
damit, mein lieber HE. Magister‥ Gott befohlen. Eigennützige Anträge
machen mich nicht gefälliger; v selbst die Noth würde mich eher stolzer als
niederträchtig machen.
Ich würde Sie mit einem Briefe, der ganz aus dem Gleise geht, nicht
beschwert haben, wenn ich mich anders zu helfen wüste v wenn ich nicht das
gute Vertrauen behalte Sie so wenig verändert in Ihrer alten Neigung als
mich selbst zu wißen. Mit nächstem will ich Ihnen v. Ihrer liebenswürdigen …
ich wollte Hälfte schreiben; v. besann mich nicht daß S sie gegen Ihren
armen Mann jetzt ⅔ ist. Umarmen Sie doch mein liebes Mütterchen, danken
Sie Ihrem guten Herzen gegen ihren Sohn, der sein künfftiges Geschwister
schon im Geist biß auf ein Dutzend bewillkommt. … Verzeyhen Sie meinen
Scherz; Gott gebe‥ Ich wollte Sie so glückl. daß Sie auch keine Wünsche mehr
bedürftig wären. Der HE. D. Ihr Bruder wird diesen Brief vielleicht mit
er. Nachricht seiner eigenen Umstände begleiten, die ich nebst vielen ehrl.
Leuten ihm beständiger v glücklicher gegönnt hätten. Schreiben Sie mir bester
Freund, v grüßen Sie meine übrigen. Ihrem Schatz küße die Hände.
Hamann.Oben auf der ersten Seite:Mit nächster Post liebster Freund Antwort; haben meine Eltern das
türkische Mssc. erhalten v schon Anstalt zu Übersetzung deßelben gemacht.
Grünhof. den 27 Octobr. 1754.Herzlich Geliebtester Vater,
Endlich, endlich, endlich bin ich mit einem Briefe erfreut worden, der
meinem langen Kummer ein geschwindes Ende gemacht hat. Gott erhalte v.
seegne meine liebste Eltern an Gesundheit v. Gemüthskräften. Wenn ich
davon v ihrer Liebe gegen mich überführt seyn kann; so würde ich Sie bisweilen
gern der Mühe überhoben wißen an mich zu schreiben. Ich weiß nicht, womit
ich den HE. D. L. entschuldigen soll; verzeyhen Sie ihm es aber.
Ich freue mich herzlich über die Nachricht meines Bruders in Ansehung der
Laute v. warte mit jeder Woche auf Fuhrmann Arensberg. Der Preis
derselben soll mit dem ersten zurückgeschickt werden. Es liegt an den oder an
meinen Freund, daß die halbe Blame noch nicht abgegangen; sie ist schon längst
eingekauft. Wenn sie nicht völlig mit dem andern übereinkommen sollte so
liegts nicht an mir. Ich habe von dem Gelde, was ich dazu bestimmt, noch
2 Thrl. Alb. zurückbekommen. Laßen Sie sich dies Unterfutter, Liebster Papa,
auf ein paar Winter gut seyn; vielleicht kann ich Ihnen in der Zeit was
ungleich beßeres für Sie verschaffen. Gott erhalte Sie nur v mache mit mir, was
er will. Vielleicht würden Sie mich in der Nähe nicht so lieben als jetzt in der
Ferne… Ich habe in der Angst um nicht lange gestört zu werden ein Glas
engl. Bier ausgetrunken, welches man mir unten schickte, weil ich heute zu
Mittag nicht oben gespeist habe. Vielleicht thut mein lieber M. mit seiner
Frau um eben diese Stunde ein gleiches bey Ihnen. Es ist Sonntag v. Mittag.
Es mag Ihnen allen so gut schmecken als mir! v uns allen gut bekommen!!!!!
Ich wiederhole meine Bitte in Ansehung des orientalischen Schreibens;
Befördern Sie Liebster Papa, die Copey deßelben; ich will die Kosten dafür gut
thun v. erwarte so bald als mögl. die Nachricht daß es nach Holland
abgegangen v alsdann eben so bald die Übersetzung davon. Ihre gebrauchte
Vorsicht das Original nicht auf ein Gerathewohl aus den Händen zu laßen ist
nöthig gewesen. Kurz ich verspreche mir alles von Ihrer Güte für Ihren Sohn
v. seine Angelegenheiten.
Ich weiß daß Sie so gütig seyn v. mit dem Fuhrmann accordiren werden;
es ist den Leuten natürl. v mit I ihnen nöthig unverschämt hier zu seyn, mir
aber unmögl. Ich leide also allein darunter. Was ich aus guten Herzen gebe,
thue ich gerne. Dingen Sie aber nicht zu sehr mit Ihnen damit sie nicht
abgeschreckt werden.
Ich bin übrigens Gott Lob! gesund; wie ich diesen Winter überstehen werde
weiß ich nicht. Bey den Gefängnißen hat man Wiesen und Plätze, wo man
Luft schöpfen kann. Des HE. Rittmeisters Qvartir hat mir voriges Jahr dazu
gedient. Er ist aber jetzt einige Meilen weiter. Ich habe vor 8 Tagen eine Nacht
bey ihm logirt in Mietau. Was für ein gefälliger Mann! Auf Weynachten
bin ich ein 8 Tage mit Gottes Hülfe in Riga v noch ein Besuch ist beym
Schlittenwege in des erstern Winterqvartier zugedacht. Dies ist mein
Vorrath auf den ganzen Winter; ich kann mich damit behelfen.
Mein Bruder wird mir zu einer Antwort von seinem Jgfr. Muhmchen
verhelfen. Ich kann diesen Dank für meine Mühe von ihm fordern.
Ich erinnere mich, daß Sie mir von einem Vetter schrieben, der in unserm
Hause wäre; s Sie schienen mit seiner Aufführung zufrieden zu seyn. Ich
habe bisher vergeßen Ihn grüßen zu laßen. Wiederholen Sie es doch jetzt.
Ich wünsche daß er die gute Hofnung erfüllen mag, die Sie von ihm gefast
haben. Ist M. Zink noch bey Ihnen? Was macht das Zöpfelsche Hauß? Ist
Lorchen artig geworden; wo nicht so wird Sie Gesellschaft an mein gewesenes
Rigisches Muhmchen bekommen, die auch diesen Namen führt. Wenn es mir
nicht an Zeit fehlen sollte; so hoffe ich noch an die Jgfr. Rentzen zu schreiben.
Mein Bruder hat mich einmal daran erinnert. Unserm ehrlichen HE. Karstens
habe geantwortet v ich bitte Beylage an ihn bestens zu befördern.
Ich schreibe ehstens wieder, empfehle mich Ihrem Gebet, küße Ihnen
1000 mal die Hände v bin Zeitlebens
Ihr gehorsamster Sohn.Zärtlichste Mutter,
Vergeben Sie mir den Kummer, den ich Ihnen ohne meine Schuld durch
mein langes Stillschweigen gemacht habe. Sie versichern mich eigenhändig
Ihrer schätzbaren mütterlichen Liebe. Diese Zeilen haben höheren Werth bey
mir als die Ausfertigung des grösten Amtes, was Sie mir wünschen könten.
Ich danke Ihnen kindlichst dafür. Wenn Ihnen weder der Ehrgeitz noch die
Geschicklichkeit anderer Söhne schmäuchle, so laßen Sie sich mein gutes Herz
wenigstens gefallen, welches den Werth der besten Mutter gewiß erkennt und
Selbige niemals zu verehren aufhören wird. Mein Vetter Nuppenau steht in
Begriff eingekleidet zu werden; ich wünsche Ihnen bald eben diese
Zufriedenheit in Ansehung meines Bruders, der Ihre Absichten eher und geschwinder,
wenn Gott will, wird erfüllen können. Eben dieser gute Gott schenke Ihnen
Gesundheit und ein zufriednes Herz, Liebste Mama. Ich kann ihm jetzt für
beydes danken. Seine Vorsicht nehme sich aller unserer Anschläge und Wege
an! Sie mache diese richtig und jene lauter! Außer dem Beyfall meines
Gewißens soll mir keiner schätzbarer seyn, als den ich von meinen lieben Eltern
erhalten kann. Ich ersterbe mit diesen Gesinnungen und mit den Trieben einer
ewigen Erkenntlichkeit Ihr gehorsamster Sohn.
Johann George Hamann.Ich habe kürzlich einen sehr weitläuftigen Brief vom HE. B. aus Liebau
erhalten. Er hat ein großes Gerüste von Complimenten v. freundschaftl.
Vertraulichkeiten aufgeführt um mir eine Bitte anzubringen, die ich ihm weder
mit guten Herzen gewähren kann, noch von der er sich so viel versprechen
kann als er sich schmäuchelt. Weil er in Berlin wegen seines Gutes etwas zu
suchen hat, so ersucht er mich ihm den Namen meines dortigen guten Freundes
zu melden v eine Art von EmpfehlungsSchreiben ihm zuzuschicken, in deßen
Begleitung er ihm sein Gesuch dort behülflich zu seyn vortragen könnte. Ich
mag meine Freunde nicht gern mit meinen eignen noch weniger ohne Noth
mit fremden Angelegenheiten beschweren, insbesondere, einem andern eine
Carte blanche geben ihnen auf meine Rechnung Ungelegenheit zu machen. Er
hat mir seinen Brief mit einem Fuhrmann überschickt, der zum Postgeld ein
Stoff Wein gefordert. Ich will ihm selbst mit erster Gelegenheit antworten im
fall er sich an Ihnen schlüge werden Sie so gütig seyn ihm den Namen
meines dortigen Freundes nicht zu melden.
In Ansehung der Ohrgehänge läugne ich nicht, daß mir ein sehr großer
Gefalle geschehe selbige durch den ersten Fuhrmann besorgt zu sehen. Ich habe die
Laute, lieber Papa, nicht unter dem vortheilhaften Kauf verlangt, für den Sie
mir selbige überschickt haben; also sehen Sie meine Freyheit, mit der ich Ihnen
gegenwärtig wieder beschweren müßen als keinen Misbrauch Ihrer
Freygebigkeit an. Ich ersuche Sie herzlich darum mir hierinn keine
Unverschämtheit beyzumeßen. Es würde mir leyd thun, wenn dieser Verdacht zu einigen
Klagen in Ihrer letzten Zuschrift Anlaß gegeben hätten. Sollte Ihnen Liebste
Eltern, ihrer Kinder wegen an Ihrer Einnahme mehr als sonst gelegen seyn;
sollten Sie, Liebste Eltern, Ihrer Kinder wegen bey Ihren Ausgaben
ängstlicher geworden seyn, v denen zu Gefallen kümmerlicher v unruhiger den
Seegen des Himmels ansehen: so habe ich mir in diesem Briefe eine
unanständige Freyheit genommen Ihnen anstatt aufrichtiger Erklärungen
unverschämte Lügen zu sagen, so müsten sie uns weniger lieben, als wir es uns
überreden, so hätten wir niemals Ihre Zärtlichkeit verdient. Ich traue meinem
Bruder in diesem Stück gleiche Gesinnungen mit mir zu.
Ich freue mich in Ansehung des arabischen bald die lang erwünschte
Uebersetzung zu erhalten v. bitte mir die abgenommene Copey zugleich mit aus.
Nun meinen lieben Magister denke auch mit ehsten zu umarmen. Wie
entzückend wird es für mich seyn einen so alten redlichen Freund wiederzusehen!
Ich will ihm noch selbst ein paar Worte schreiben.
Gott gebe mir bald die angenehme Nachricht, daß Sie mir mit frischen
Kräften v Herzen wieder schreiben können. Ich schmachte selbige zu lesen v
empfehle Sie seiner liebreichen Vorsorge, so wie sich Ihrem Gebet und
väterlichen Liebe auf Zeit Lebens empfiehlt
Ihr gehorsamster Sohn.Herzlich Geliebteste Mutter,
Ich leide bey dem neuen Kreuze, was Ihnen Gott aufgelegt hat. Er hat es
uns nicht verschwiegen, wie wir es aufnehmen und womit wir uns trösten
sollen. Wir wollen uns, liebe Mama, beyde darnach richten. Derjenige Freund,
der uns seiner in guten und bösen Tagen erinnert, deßen Liebe zu uns
eifersüchtig ist, laß er seine Freundlichkeit Ihnen auch in dieser Krankheit, mit
welcher er Sie heimsuchet, fühlen. Ich bitte und ruffe ihn um Ihre
Gesundheit an; und nenne mich nach einem kindlichen Handkuß mit der zärtlichsten
Hochachtung Dero Ihr gehorsamster Sohn.
Johann George Hamann.Erlauben Sie mir noch auf das eilfertigste zwey Worte an meinen Bruder
anzuhängen.
Ich danke Dir mein lieber Bruder für den Anfang Deines Schreibens; es
thut mir leyd daß du durch Kopfschmerzen verhindert worden selbiges zu
Ende zu bringen. Besorge mir eine baldige Antwort von HE. Magister.
Künfftig ein mehreres. Vergiß Deine Fortsetzung nicht. Ist des seel. Rappolts
Catalog schon fertig. Du böser Mann hast mir sein Leben von D. Lilienthalnicht mitgeschickt auch keinen Auszug deßelben. Gieb doch dem HE. M.
selbiges v HE. Trescho Abhandlung vom Genie mit. Lebe wohl. lebe wohl nach
drey v vier Umarmungen. lebe wohl grüße Deine v. meine Freunde. Jgfr
Degnerin pppp Ohmchen v Muhmchens
Geliebtester Freund,
Ich umarme Sie schon in Gedanken tausendmal; v. freue mich daß Sie
schon so weit sind. Um des Himmels Willen! vergeßen Sie nicht meinen
Nachfolger mitzubringen. Ich sterbe für S so viel Verlangen Sie zu sehen als
erlöst zu werden. Ein wenig Feuer wird ihm nöthig seyn. Ich wünsche ihm
etwas Anstand und mit desto mehr meinen Abschied zu erhalten.
Vielleicht wird mir Ihr Haus diejenigen Dienste thun, welche ein
Gefangener von einer Wiese hat, auf die er spatzieren gehen kann. Gott weiß
ich muß mich erholen, wenn ich nicht ganz von dem Geschlecht der
Menschen, meiner lieben Mitbürger, mit denen ich noch auf der Welt leben soll,
ausarten will.
Ich fürchte mich Sie zu sehen bey allem dem Vergnügen, das ich mir dabey
vorstelle. Wie werden Sie Ihren Freund finden; wenig gebeßert, vielleicht
ärger, als Sie denken. Machen Sie sich fertig; ich verlaße mich auf Ihre
Freundschaft.
Melden Sie mir ja Ihre Abreise v. vermuthliche Ankunft. Sie werden mich
doch auch besuchen. Wenn Sie doch einen Rußischen Fuhrmann bekommen
könnten, um einige Tage v Beschwerlichkeiten zu ersparen. Haben Sie
Reisegeld vom Magistrat erhalten? HE. B. meynte daß Sie dies fordern könnten.
Er wird Ihnen selbst daran gedacht haben. Ein paar Zeilen Antwort, Liebster
Freund, wenn es Ihnen mögl. ist.
Haben Sie die letzten Briefe an HE. Hennings v. Sahme erhalten per
Couv. des HE. Bruders?
Ich schreibe gewaltig eilfertig. Entschuldigen Sie mich. Die Gelegenheit
wartet, ich habe kaum mr. Mutter Brief schließen können.
Vielleicht mit erster Post mehr, doch ich will erst Ihren Brief abwarten.
Leben Sie wohl, bleiben Sie mir gewogen.
Ihr liebes Matuschkachen grüßen v. küßen Sie von mir tausendmal, biß
ich es selbst werde thun können. Eylen Sie, eylen Sie, wie ich es thue,
bedienen Sie sich des guten Winters. Ich ersterbe Ihr treuer v aufrichtigster
ergebenster Freund.
Hamann.Ich erwarte selbige mit ehsten; lieber Papa. Der Weg über Danzig mit der
Übersetzung wird doch nicht gar zu sehr in die Länge geschoben werden. Ich
muß hundert Dinge unterdrücken, die sich niemals so gut schreiben als reden
laßen; so gern ich das erste thue. Entschuldigen Sie meine Eilfertigkeit;
versichern Sie sich von meiner ewigen Erkenntlichkeit. So furchtsam ich bin Sie
zu beschweren; so sehr ich auch Alle die Unbeqvemlichkeiten weiß, die überhaupt
mit anderen Angelegenheiten v insbesondere für Sie verbunden sind: so sehr
verlaße ich mich gleichwol auf Ihre Liebe für Ihren Sohn v auf das gute
Vertrauen daß ich Sie ohne Noth v bey leichteren Mitteln v. andern
Umständen nicht überlästig seyn würde. Ich wünsche mir kein größer Glück als
das Ende Ihrer Tage durch meine Hülfe Ihnen noch einmal angenehm zu
machen v zu verhindern daß Sie sich Ihrer Zärtlichkeit gegen mich nicht
gereuen laßen v ich bitte v hoffe diese Gnade von Gott. Bey meiner Jugend
fordern Sie noch nichts mehr als den guten Willen v. bey der Erfahrung die Sie
von den Wegen der liebreichen Vorsehung haben, versprechen Sie sich alles
von derselben. Ich küße Ihnen mit der kindlichsten Ehrfurcht die Hände,
empfehle mich Ihrem Gebet v. väterl. Herzen als
Ihr gehorsamster Sohn.biß an mein Ende.Zärtlichste Mutter,
Wenn es auf meine Wünsche ankäme, wie gerne wollte ich Ihnen alles Gute
auf einmal gönnen. Ich bitte unterdeßen Gott, daß er Sie an Seel und Leib
mit allen denjenigen begnadigen wolle, was Sie zu Ihrer geistl. v leibl.
Wohlfart, v. was zu Ihrer Zufriedenheit gereichen kann. Der Sinn alles
desjenigen, was ich Ihnen wünschen v schreiben könnte, fliest aus einem kindl.
Herzen, das Ihre mütterliche Wohltaten v Zärtlichkeit ewig erkennen v nichts
als Ihnen v der Vorsehung gnädig zu danken künftig lieber thun wird. Es
fehlt mir jetzt an Zeit mehr zu sagen; es ist spät v. die Gelegenheit geht
morgen in aller Früh ab. Setzen Sie Ihre bisherige Liebe Ihr treues Andenken,
in dem Sie bisher so fest eingeschloßen haben, gegen mich fort. Sie überführen
mich davon durch die Vorsorge, die Sie für meine kleine Wirtschaft tragen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit; v habe schon so viel Erfahrung
daß uns Hemde nöthiger öfters als Rock, Westen v. Uhr sind. Noch bin ich
zur Noth versorgt; unterdeßen lebe ich in keiner Wüste wie die Kinder Israels.
Sie wißen daß ich 5 Hemde feine nämlich, mir habe machen laßen die ich
bisher wenig getragen. Ich kann Ihnen aber meinen ganzen Etat (verzeyhen Sie
Ihren lieben Sohn Fidibus ein klein franzöisch Wörtchen) jetzt nicht aufsetzen
v behalte mir also den Gebrauch Ihrer geneigten Anerbietung künfftig vor.
Gott erhalte Sie in allem erwünschten Wohl ohne daß Sie aber so viel für
mich sorgen dürfen als Sie vielleicht jetzt thun. Ich küße Ihnen 1000 mal
dafür die Hände v ersterbe Ihr g. S.
Joh. George Ham.Grünhof den 5 Jenner 1755.GeEhrtester Freund,
Ich habe wegen ausgebliebener Gelegenheit nach der Stadt zum Glück noch
Zeit Ihnen auch zu schreiben. Schon ein paar Posttage her hab ich es gewünscht
ohne dazu kommen zu können. Ihren angenehmen Brief habe eben von meiner
Rückkunft aus Riga in Mietau erhalten. Ihre Freunde freuen Sich alle darauf
Sie bald zu sehen; v ich sollte nicht denken, daß Ihnen unüberwindliche
Hinderniße darinn in den Weg gelegt werden könnten. HE. Berens wird Ihnen
vermuthl. schon geschrieben haben; seine Beßerung wird ihn schon so weit
gebracht haben, daß er dieses ohne Kopfschmerzen wird thun können. Diese waren
es, worüber er sich am meisten beklagte. Erlauben Sie mir unterdeßen, daß
ich dasjenige, was ich theils durch ihn theils durch andere gehört, in der
Geschwindigkeit auf allen Fall zusammen nehme. 1.) Sie dienen sich selbst nicht,
wenn und legen sich chimärische Verbindlichkeiten gegen Leute auf, denen
Sie nichts zu danken haben, wenn Sie Ihren Ruff als ein Werk der
Barmherzigkeit ansehen v denselben durch unrechte Gönner sich günstiger zu machen
suchen. Der Magistrat; v besonders der Bürgermstr. v. Scholiarch sind die
Hauptpersonen, deren Beystand Freundschaft v Nachdruck Sie bey Ihrem
künftigen Amte nicht entbehren können. Der Ob. Pastor ist ein Mann, der
ohne Ansehen v dem Sie auch als einem Freunde nicht trauen können, der
Ihnen aber jetzt als Feind nicht schaden kann. Er ist aufgebracht, daß man
seine Stimme in ihrer Wahl gänzl. vorbeygegangen v giebt Ihnen Jugend,
Freygeisterey v den die Auseinandersetzung ihres Schwagers schuld. Ich
würde Ihnen dies nicht so dreist sagen, wenn ich glaubte, daß seine Urtheile
Ihnen bey vernünfftigen Leuten nachtheilig v ihnen selbst empfindlich seyn
könnten. Der HE. v. C. hat sich mit vielem Eifer Ihrer angenommen der
Ihnen Sie mehr hätte verdächtig als beliebt machen können. Die Stadt
sieht ihn als den gefährlichsten Mann für sich an; man fürchtet seinen Einfluß
in allen Händeln v sieht selbige immer als Absichten an, Eingrieffe zu thun,
ja selbst zu schaden. Urtheilen Sie selbst wie man bey einer solchen Eifersucht
v. nöthigen Behutsamkeit gegen ihn, diejenige Vorschläge, die ihm am meisten
scheinen am Herzen zu liegen aufnimmt. Ich bin bloß aus dieser Absicht bey
sm. Hofmstr. einem weitläufftigen Vetter des Gellerts, HE. Richter, gewesen
um daselbst vielleicht etwas zu erfahren, aber nichts mehr als die grösten
Lobsprüche ss
Gnädigen
HE durch ihn gehört.
2.) Sie haben viel Freunde in Riga, die sich alles von Ihnen versprechen v
Ihnen zutrauen die Stadtschule in Aufnahme zu bringen. Für allem werden
Sie einen geraden Weg daselbst zu gehen nöthig haben v sich besonders gegen
Ihre Amtsbrüder in eine gute Stellung setzen müßen, deren Umgang v.
Vertraulichkeit Sie vermeiden v Ihren ersten Versuchen Sie einzuschrecken oder
sich Ihrer zu bemächtigen, besonders mit Nachdruck wiederstehen müßen. Bey
meinem jetzigen Aufenthalte war ein großer Streit zwischen dem Cantor v.
Subrector gewesen, die sich für Sch‥ v. Hundsv… geschimpft hatten in
Gegenwart der Schüler also zum Ärgernis der ganzen Stadt. Urtheilen Sie
wie nöthig es seyn wird sich gegen solche Leute zu setzen v sie so wohl als die
Schüler in Gränzen zu halten. Wie ungl. hier der Umgang vom
Königsbergschen ist, werden Sie bald sehen. Man ist kaltsinniger, ungezwungener
v gleichgiltiger. Man sucht sich weniger zu unterscheiden v zu gefallen.
3.) Unser Freund hatte den Einfall wenn Sie dadurch ihren Paß erhalten
könnten, daß Sie versprächen diejenige, die aus Ihrer Schule künfftigen gehen
würden, nach Königsberg v d. hohen Schule ssr Länder zu recommendiren.
Dergl. Cameralvorstellungen pflegen dort sehr ins Auge zu fallen.
4.) Zu dem Griechischen v. ebräischen v ihrer Theologie werden Sie nöthig
haben noch einige Zeit zu wenden. Man hat in der ersten Sprache hier
profan-Scribenten. Machen Sie sich nicht zu gar zu vielem anheischig v vermehren
Sie die Stunden nicht ohne Noth sich damit selbst zu überhäufen. Ich glaube
daß es am meisten auf eine andere Einrichtung überhaupt v. auf einen ordentl.
Fleiß derjenigen, die unter ihnen sind, ankommen wird. Das letzte wird Ihnen
am meisten kosten.
Die Treulosigkeit des Prof. Flottwell ist vielleicht eine bloße Wirkung des
Neides. Ich warte mit Schmerzen, was Sie mir für besondere Umstände
davon zu melden versprechen. Müßigen Sie sich doch eine kleine halbe Stunde
des Abends ab so oft als mögl. an mir schreiben zu können. Nehmen Sie mir
meine Freyheit nicht übel in Ansehung meiner Gedanken die ich aufgesetzt
habe. Die Kürze hat sie vielleicht ein wenig plump v. geradezu gemacht.
Theilen Sie solche niemanden mit; vergleichen Sie selbige mit anderer
Nachrichten um sie desto richtiger zu beurtheilen. Denken Sie an HE. B. nichts daran
noch an Rigische Namen auf eine zweydeutige Art. Die Post in Liefland ist
neugierig v. argwöhnisch in Curland desto sicherer auch nicht so kostbar.
Schreiben Sie nach Riga fleißig; so oft wie Sie können an ihren Freund durch
Couv. es Kaufmanns. Er sieht den Titel eines Candidaten nicht gar zu gern.
Joh. Christoph. heist er; die addresse unweit der Reformirten Kirche.
Wiewohl in Ansehung der Aufschrift können Sie es auch beym alten laßen.
Fordern Sie von mir, Liebster v GeEhrtester Freund, daß ich diese
umgewandte Seite zu einem Catalogo von Gütern machen soll, die ich Ihnen
zum Neuen Jahre wünsche? Sie werden von meinen Gesinnungen gegen Sie
v. von meinem Eifer gegen alles dasjenige, was Sie angehet, überführt seyn,
ohne daß ich damit pralen darf. Gott helfe Sie zuförderst glücklich aus der
gegenwärtigen Verwirrung, in der Sie jetzt ohne Zweifel leben, er laße es
weder Ihren Absichten noch Anschlägen fehlen, er laße es Ihnen an Feinden
nicht fehlen, die Ihre Verdienste v Vorzüge, Ihre Einsichten und Tugenden
der Welt brauchbarer, und schätzbarer und augenscheinlicher machen; noch
weniger an wahren Freunden, an großen Freunden, deren Herz und Hände
wohlthätig und unerschöpflich sind. Die Küße, die Zärtlichkeit, die
Umarmungen ihrer liebenswürdigen Marianne versiegeln Ihr Glück! Sie sey die
Morgen v. Abendröthe Ihrer Tage! Wie freue ich mich über Ihre gegenseitige und
künfftige Zufriedenheit! Wie sehr hängt meine eigene davon ab! Lebt
glücklich, lebt ewig glücklich und vergest nicht, daß ich es euch, liebes Paar, mehr
als mir selbst gönne.
Nun laßen Sie mir noch ein paar Worte von mir selbst reden. Ich seufze
über mein Schicksal, das mir vielleicht günstiger ist als ich es verdiene;
unterdeßen ich seufze. Vielleicht thue ich mir selbst zu viel, wenn ich ich sage; weil
ich mich weniger als sonst fühle. Mein Hennings fällt mir jetzt öfters ein v.
seine Klagen werden mir jetzt durch die Erfahrung wahrscheinlicher. Der
Mangel an Umgange, durch den Witz v. Herz verrostet, ein Ehrgeitz, dem es
an Kräften fehlt, ‥ kurz ich kann selbst nicht aus mir klug werden. Ich
verlaße mich auf Ihre Vorsorge v hoffe auf das späteste daß Sie mir einen
Nachfolger mitbringen werden. Man hat mich auf das dringendste gebeten mich
so lange wenigstens aufzuhalten; v ich habe mein Wort auf 3 biß 4 Wochen
über meine Zeit gegeben. Meinen vorigen Zügling habe in Riga gleichfalls mit
vieler Rührung gesprochen. Wie lieb ist er mir noch. Nichts als eine andere
Mutter v ich würde aus Neigung mir alles gefallen ihn zu erziehen. Er hat
gar keinen Hofmeister jetzt; man hat Gellert durch sn. erstgedachten Vetter
aufgetragen, der auch schon wirkl. jemanden gehabt. Die Antwort ist zu lange
außen geblieben. Ich habe seine Briefe darüber alle mit vielem Vergnügen
gelesen. Wie kurz, wie zur Sache, wie redlich pp wie empfindlich ist er in dem
letzten!
Ich werde einige Zeit nöthig haben mich zu erholen. Vielleicht werden Sie
mir dazu die beste Gelegenheit verschaffen. Wenn Sie als mein alter Freund
hieher kommen so werden Sie mir eine kleine Zuflucht in Ihrem Hause nicht
abschlagen. Doch sorgen Sie nur erst für Ihren Abschied und Ihre Ankunft.
Berens hat ohnedem Absichten gern etwas in Riga durch uns gedruckt zu
sehen. Wie steht es mit Ihrem Journal. Ist meine kleine Streitschrift
eingekommen. Sie haben an nichts gedacht. Antworten Sie mir den ersten Abend,
bey Ihrem Pfeifchen, umarmen Sie Ihre Liebste Freundin in meinem
Namen. Ich habe Mühe diesen Brief zu Ende zu bringen v wollte v könnte noch
vieles schreiben. Bald mehr; v denn zugl. an meinen Sahme v Hennings die
Sie im voraus herzl. von mir grüßen können.
In Ansehung des oriental. thuen Sie doch für mich bey meinem Vater
einen Vorspruch; daß das Original mir mit erster Post zurückgeschickt v die
Übersetzung der Copie in Holland auf das eiligste besorgt wird. Auch die
Ohrgehänge für die Fr. Gräfin. Mit wie viel Kleinigkeiten belästige ich Sie. Ich
weiß daß Sie zu gut dazu sind mir etwas übel zu nehmen. Noch eins! Mein
lieber Vater hat einen Auszug meiner Antwort verlangt; ich habe mich
anders darüber erklärt daß keiner nöthig ist. Im Fall kann mein Bruder sie
abschreiben, die in ( ) eingeschloßene Erklärung ist aber nur für meinen Vater
v für niemanden anders. Was machen meine Freunde? Wolson wird Ihnen
gewiß einmal als Collega folgen können. Grüßen Sie alle von mir viel v
herzlich. Ich umarme Sie mit den Gesinnungen der aufrichtigsten
Freundschafft v ersterbe der Ihrige
Hamann.Grünhof den 12 Jänner 1755,Herzlich geliebteste Eltern,
Gestern habe endlich die durch den Fuhrmann angekommenen Sachen
erhalten. Ich wiederhole meinen Dank auf kindlich- und herzlichste für die viele
Mühe, die Sie sich gegeben mir Ihre Zärtlichkeit auch in der Fremde zu zeigen.
Gott vergelte Ihnen selbige und laße es Ihnen an keinem Guten auf der Welt
fehlen. Mit der Laute bin sehr zufrieden; weil der Herr Rittmeister nicht mehr
bey uns steht, sondern einige Meilen weiter, so denke morgen selbige nach ihn
abzufertigen. Ich habe sie heute rechtschaffen gebraucht und sie scheint mir
eine sehr gute Lage in der Hand zu haben. Des HE. Generals Excell. boten
mir schon heute einen expressen an sie ihm zu überschicken; weil ich aber
vermuthe daß er jetzt in Mietau ist, so will ich sie nach der Stadt befördern. Herrn
Reichard bitte von meiner Erkenntlichkeit jetzt mündlich zu versichern; ich
werde eine schriftl. v. thätliche auch nicht vergeßen. Seine Concerts habe heute
mit Entzücken versucht v ich warte mit Schmerzen meinen Nachbar den HE. M.
Haase um das Vergnügen zu genüßen sie vollkommener zu lernen v. zu hören.
Mit dem Marzipan habe ich meinen jungen HE. v der gnädigen Fräulein
ein angenehmes Geschenk machen können. Des HE. Generals Excell.
besuchten mich heute nach Ihrer Gewohnheit v erkundigten sich mit vielem Antheil
nach meinen lieben Eltern Wohlbefinden. Weil ich nicht heute oben gespeist
habe, wie man dies schon von mir gewohnt ist Geschäffte v. meiner natürl. v.
GemüthsFreyheit wegen, so werde ich noch einige Compli von der Gnädigen
Gräf. morgen zu erwarten haben, die s Sie sich zum voraus sehr abgemeßen
v leutseelig vorstellen können.
Den Gebrauch des Papiers v Lacks werde ich zu Ihren Willen anwenden,
v ich wünsche daß Sie alle meine Briefe, wozu ich beydes brauchen werde mit
Zufriedenheit v Freude erbrechen v. lesen mögen.
Mein Bruder hat sich mehr Mühe im Schreiben gegeben als ich ihm selbst
hätte zumuthen dürfen. Wenn mir Gott was auf der Welt zugedacht hat; so
soll ihm v. meinen Freunden alles zu Gebot v. zum Genuß stehen. Ich
wünsche mir thue bloß für andere, für würdigere als ich bin, diesen Wunsch,
dasjenige was man Glück nennt, zu besitzen. Wie lieb wäre mir eine Zeile von
ihm gewesen? Kann er mit gutem Gewißen sich entschuldigen daß er übereilt
worden; v hätte er mehr als eine viertelstunde nöthig gehabt an seinen
Bruder zu schreiben. Nicht der geringste Unwille nimmt an dieser Klage Theil, ich
weiß daß sie sich zu dem Dank, den ich ihm schuldig bin, nicht reimt, ich mag
aber lieber mein Herz rein ausreden als zurückhalten. Ich glaube daß wir auf
diese Art uns beyde am besten verstehen v am aufrichtigsten lieben können. Ich
hoffe, daß Sie meine beyde letzte Briefe werden erhalten haben v HE.
Magister auch den seinigen nebst einem Couvert mit Einschlüßen. Letzteres ist
durch seinen HE. Bruder gegangen. Antwort habe ich auch schon heute
erwartet v biß jetzt; die Hofnung aber dazu ist mir benommen. Vielleicht ist
meine neue Commission mit Börnstein schuld daran; Sie haben vielleicht erst
abwarten wollen daß ich überschickten erhalten möchte‥ und dies wäre mir
lieb. Ich werde mich also wegen derselben jetzt deutl. erklären können. Ich
habe selbigen noch zurück behalten v Arm v Halsbänder für unsre gnädiges
Fräulein bestimmt; wenn selbige in meine Schule wird getragen werden, wie
dies öfters geschieht, weil ich nicht gern mit diesen Kleinigkeiten das Ansehen
haben will ins Auge zu fallen sondern mit der unschuldigsten v einfältigsten
Art selbige gern anbringen möchte. Die Ohrgehänge sind aber nicht, wie sie
die Frau Gräf. wünscht v daher habe mich von selbigen nichts merken laßen.
Sie hat welche gesehen, die ihr außerordentl. gefallen haben v von der Art
wünscht sie sich welche. Ich habe sie mir beschreiben laßen. Sie sind unten
ganz traubenförmig oder rund v gehen oben wie eine Birne zu; 6 auf jeder
Seite. Ich bitte Ihnen aufs äußerste um Verzeyhung, wenn Sie meine zu
frische Bitte als unverschämt ansehen. Mein Wille ist es nicht so zu seyn und
wenn Sie mich ja im Verdacht haben so soll es das letzte mal seyn, daß ich
Ihnen dazu Anlaß zu geben gedenke. Wenn Sie so gut seyn, so schicken mir
S selbige Geliebteste Eltern auf der Post; ich will das Porto gern bezahlen.
Man ist hier gegen dergl. Dinge nicht gleichgiltig v da man die Absicht meinen
Begierden v Neigungen in allem zuvorzukommen sich zutraut v mir gern zu
verstehen geben will, so glaube ich zu einem gleichen Gegenbezeigen genöthigt
zu seyn. Voller Vertrauen auf Ihre günstige Gesinnungen gegen mich
verspreche mir die Gewährung dieser Bitte; v bin eben so meiner vorigen in
Ansehung des persischen Originals gewiß. Ich umarme meinen lieben Bruder
von Grund der Seelen, er wird mir meine freye Erklärung nicht übel
nehmen, v ersuche ihn in Ansehung meines lieben Magisters mir etwas zu
schreiben oder ihn selbst dazu zu bewegen.
Gott laße Ihre Schritte und Tritte, Liebste Eltern, von seinem Seegen
begleitet seyn. Meine Regungen laßen sich nicht ausdrücken, mit denen ich Sie
verehre v. liebe. Schreiben Sie selbige keinem andern Bewegungsgrunde als
der Erkenntlichkeit v Hochachtung zu, mit der ich biß an mein Ende seyn werde
Ihr gehorsamster Sohn
Johann George Hamann.Freunde und Freundinnen grüße schuldigst. Jgfr Degnern, das Zöpfelsche
Haus, was macht der ehrl. Zuckerbecker. Seine Arbeit ist als was seltenes
hier bewundert worden. Wird er mich nicht bald zur Hochzeit bitten können?
Leben Sie alle gesund v. vergnügt. Leben Sie wohl!
Grünhof den 19. Jänner 1755.Herzlich Geliebteste Eltern,
Da meine Briefe bisher so häufig durch die Post gegangen sind; v ich heute
noch selbst zu schreiben gedenke; so erlauben Sie in gegenwärtigen bloß
meinen kindlichen Handkuß Ihnen abzustatten. In Ansehung des CaviarswerdeSie schon meine Entschuldigung gelesen haben. Gott erhalte Dieselben in
allem Wohl. Erinnern Sie sich meiner so wohl bey Ihrem Gebet als im
Genuß des Vergnügens, welches Ihnen Gott schenkt. Leben Sie erwünscht wohl
v lieben Sie mit einem väterl. und mütterlichen Wohlgefallen Ihren
gehorsamst ergebensten Sohn
Johann George Hamann.Adresse:Von meinen lieben Eltern liebreichst zu erbrechen.
Geliebtester Freund,
Ich ruffe Ihnen ein prophetisches Glück zu! in Ihrem neuen Amte, Hause
und Vaterlande von Grund des Herzens entgegen.
Wenn ich gewust hätte daß Sie die Nacht in der Oloy zubringen würden,
in einer so lieben Gesellschaft, wer weiß wozu ich mich entschloßen hätte? Mir
ist kein Vergnügen gegönnt v mit demjenigen, was mir unter Händen ist,
verstehe ich leyder nicht umzugehen. Vielleicht würde ich das Ihrige auch nur
verdorben haben. Wie kurz ist dasjenige gewesen, Sie zu sehen? Und wer
weiß, wenn ich es wieder genüßen werde? Wenigstens ist es mir unendl.
angenehm Sie jetzt nahe zu haben; v. wie herzlich will ich mich immer freuen,
wenn Sie mir gute Nachrichten von sich geben können. Machen Sie jetzt den
Anfang, ich bin recht ungedultig darnach.
Diese ganze Woche habe noch mit meiner Gesundheit v mit schwereren
Grillen als sonst zu thun gehabt. Die erste ist jetzt leidlich.
Was meynen Sie wozu ich mich entschloßen habe? Noch 2½ Monath
zuzulegen. Ja in dieser Zeit werde ich Sie schwerlich zu sehen bekommen. Wie viel
traurige Betrachtungen stelle ich des Tages über mich und meine Umstände an; ich
glaube daß kein einziger meiner Gedanken richtig ist, weil selbige mehr Affekten
als Urtheile sind. Ich will jetzt mein möglichstes thun mich aufzumuntern.
Haben Sie mit HE. Wilde sich näher eingelaßen, als dieser Brief zeigt. Ich
habe nur die Hand v den Anfang sehen laßen. Man ist wieder ihn
eingenommen, weil man sich fürchtet, daß er die Praxin anstatt der Schule treiben
möchte. Es würde eine Unbilligkeit seyn sie ganz im bloßen zu laßen; ich würde
auf seine Ankunfft vielleicht demohngeachtet einige Wochen warten müßen v
für uns beyde ist es eine Erleichterung für keine Wahl gutsagen zu dürfen.
Meine gröste Angelegenheit beynahe ist jetzt die Einbildung meiner lieben
Eltern zu befriedigen. Ich glaube daß es auch dadurch einigermaaßen geschehen
kann, wenn ich noch eine kurze Zeit an einem alten Orte bleibe.
Es ist mir eingefallen an HE. Bucholz zu schreiben, vielleicht wird der sie
ein wenig zufrieden sprechen können. Ich habe es auch heute schon gethan.
Sie können sich die Verlegenheit nicht vorstellen, in der ich gewesen bin mich
zu entschlüßen. Mein Gemüth macht mich zum Narren. Ich bin wie ein
Gefangener, der die Freyheit liebt wünscht und sich geben kann, der aber das
Herz dazu nicht hat anderer Ruhe v Ehre mit seinem Glück zu stören.
In Ansehung Ihrer habe ich auch nachgedacht, daß meine zu geschwinde
Ankunft Ihnen vielleicht auch einiger maßen beschwerlicher hätte seyn können.
In ein paar Monathen werde ich Sie ruhiger und eingerichteter finden. Wenn
Sie mich denn aufnehmen können v. wollen, so würde es für uns beyde beßer
seyn. Ich thue gewiß Unrecht Ihnen so viel von mir selbst hinzuschwatzen, da
Ihnen der Kopf von Ihren eignen Geschäften voll genung seyn wird. Darf
ich wohl Ihrer Freundschaft deswegen eine Entschuldigung machen? Ich
ersuche Sie dafür recht sehr, mich mit gleicher Münze zu bezahlen. Darum ist
es mir lieb gewesen Ihnen durch Gelegenheit schreiben zu können, weil Sie
sicherer als mit der Post sind.
Schicken Sie mir doch etwas von Neuigkeiten z. E. den Ragout à la mode,wenn Sie können. Ich habe Ihre Redekunst in 2 Abenden mit sehr viel
Vergnügen zu Ende gebracht; biß auf Ihre eigene Ausarbeitungen hinten, die ich
heute noch zu lesen gedenke. Hätte der Rector nicht dem ältesten auf dem Titel
vorher gehen sollen? Ich habe Ihnen schon dies immer in Mietau fragen
wollen; v nicht dazu kommen können. Die Qvellen des Geschmacks, auf die Sie
immer darinn verweisen, machen allein dies Buch zum brauchbarsten und
neusten. Sie haben fast keinen einzigen Autor vergeßen, der jungen Leuten
nützlich seyn kann, und zu den schönen Wißenschaften gehört. Demjenigen
Titel, den Sie mir darinn gegeben zufolge, behalte ich mir die Freyheit vor
Ihnen noch einige kunstrichterl. allgemeine Anmerkungen oder Fragen
aufzugeben; zu denen ich heute nicht Zeit habe und der ich mich auch noch enthalte,
weil ich noch nicht zu Ende bin. Ich habe heute die Recension eines schönen
Buchs von Mr. Estéve in den Hamburgischen Zeitungen gelesen, um das wir
uns Mühe geben wollen.
Berichten Sie mir doch so viel es Ihre Zeit zuläst, wie Ihre Aufnahme
gewesen, Ihre Introduction abgelaufen v. was dabey vorgefallen. Sie können
sich leicht vorstellen, wie neugierig ich nach allen diesen Dingen bin? An
unsern lieben Berens werde gleichfalls noch schreiben. Melden Sie mir doch wie
oft Sie bey ihm gewesen sind. Gestern habe ich Ihnen beyden in Gedanken
Gesellschaft gemacht. Hab ich recht gerathen?
Ich hätte an Ihr liebes Marianchen eher gedacht, wenn ich nicht im Sinn
hätte noch selbst an Sie ein klein franzöisch Compliment anzuhängen. Sie ist
doch wohl gesunder angekommen, als sie von Mietau abreiste.
Ich bin zu müde v zu schläfrich fortzufahren. Laßen Sie mich Abschied
nehmen. Ich umarme Sie. Leben Sie wohl v denken Sie so oft an mir als ich an
Sie denke. Ewig der Ihrige.
Was meynen Sie, wie ich zu Hause fuhr begegnete mir M. Haase, mein
erwünschter Nachbar, auf halbem Wege um uns zu beschleichen. Sie werden
sich gewiß einander hoch halten wenn Sie sich kennen lernen werden. Weil er
von mir erfuhr, daß Sie schon abgereist wären, so kehrte er um v. machte sich
aus Lust zu meinem Ischwonick. Er hat mich auch wie ein ehrlich Mann
gefahren. Nun will ich Ihnen auch das letzte Adieu in diesem Briefe sagen. Ihr
Frauchen kann biß Morgen warten wozu verkroch sie sich letzt vor mich da
Sie mir hätte entgegen kommen sollen wie ihr lieber Mann that.
Am unteren Rande der zweiten Seite:NB. Sie haben den Alembert angeführt; Liebster Freund, wenn Sie seine
Memoires de Litterature haben, schicken Sie mir doch ja selbige.
Aimable moitié de mon Ami,
La coeffure Livonienne comment Vous va-t-elle? Comment VousplaisezVous au nouveau cercle des soeurs de Caffé, et comment Vousaccommodez-Vousde Votre ménage? Pardonnez, Madame, ma curiositéimpertinenteet regardez-la comme un desir impetueux de Vousvouloir content et à Votre aise. Mais treve de paroles! Mes sentimens leur
font nargue; car je suis et serai toujours avec une amitié aussi
respectueuse que tendre Madame Votre très humble et très devoué serviteur
Grunhof. ce 17. Mars. 1755.Hamann.Meyhof den 5 April 1755.Herzlich Geliebtester Vater,
Sie sehen wo ich bin v dies wird mein bisheriges Stillschweigen
entschuldigen. Ich habe Dero letztere zärtliche Zuschrift vom 26sten März in Mietau
erhalten wie ich eben aus Riga ankam, wo ich auf einen ganzen Tag und
2 Nächte mit HE. D. Lindner gewesen war um unsere dortigen Freunde zu
besuchen. Vorigen Donnerstag wollten wir nach Hause reisen; wir kamen mit
Lebensgefahr biß an die Bäche und noch mit noch größerer, die Gott Lob
glücklich überstanden, des Abends hier wieder zurück. Ich habe also auch einen
kleinen Versuch vom demjenigen gehabt, was unsre Fuhrleute im Fluch kursche
Wege nennen. Dem Himmel sey Dank, daß ich nur für Angst gebadet hier mit
meiner gnädigen Gesellschaft wieder angelandet bin. Die junge HE. saßen
Ihrem Vater v. mir gegenüber. Mir sind fielen die Verse eingefallen, die
Sie uns bisweilen vorsagten, in denen der Fall eines Elepfanten beschrieben
war und die Gefahr einen solchen Beysitzer zu haben, lag mir immer im
Sinn. Vergeben Sie mir meine kleine Bitterkeit; ich glaube berechtigt dazu zu
seyn. Was waren die Gründe, die diese Reise unumgänglich v. Menschen
gegen sich selbst, Eltern gegen ihre Kinder, Herren gegen ihre Leute gleichgiltig
machten. Fugen ohne Überlegung, wirthschaftliche Angelegenheiten so klein,
so klein, als man sich selbige kaum vorstellen kann. Alle Genungthuungen,
alle Geberden, mit denen man nach geschehener That sein Mitleiden, seine
Unwißenheit v Erstaunen ausdrücken will, kommen mir obenein als die
niederträchtigste Falschheiten vor. Was für ein Land, in dem die Menschen so
impracticable als die Wege sind!
Nach so einem verdrüßlichen Eingang erlauben Sie mir, lieber Papa, daß
ich Ihnen noch ein paar Worte von meinem genoßenen Vergnügen in Riga
sage. Ich habe daselbst Gott Lob Freunde gefunden, die mich mehr als jemals
lieben; v ich kann mich noch nicht besinnen in der Fremde so vergnügt als
diese kurze Zeit gewesen zu seyn. Der liebe M. wird dort mit viel
Beqvemlichkeit v Zufriedenheit leben können. Er hat ein recht schönes Haus v. auch eine
Stube darinn vor mich bestimmt, wenn ich selbige annehmen will. So ungern
ich andern verpflichtet seyn mag, so gern will ich es wahren Freunden seyn.
Ursache mehr sie zu lieben, wenn sie gleichsam unsere Gläubiger v. Wohlthäter
sind. Sie sind ohnedem die Werkzeuge unsers Glückes, das wir auf der Welt
besitzen können.
Diese Spatzierfahrt also, unser zurückgegangener Vorsatz nur 8 Tage hier
zu bleiben v die schlechte Einrichtung, in der wir uns auf diesen Fuß gesetzt
haben, sind die Hinderniße gewesen, warum nicht eher habe schreiben können
und mögen. Man ist zwar willens in einigen Tagen wieder einen Versuch zu
machen um nach Grünhof zu kommen. Derselbe wird aber von selbst verboten
seyn, weil die gröste Fluth noch erst nachkommt, da die Mietauer und wir
vollends Insulaner werden müßen.
Jetzt komme auf die Antwort, die ich Ihrer letzten sehr gütigen Zuschrift
schuldig bin. Ich freue mich herzlich, Geliebtester Vater, daß Sie wieder
ausgehen können und wünsche Ihnen von Herzen so wohl Kräfte zu Ihrem Beruf
als den Willen erstere zu schonen und sich letzteren nicht zu schwer zu machen.
Gott gebe, daß Sie mit so viel Seegen als Gemüthsruhe arbeiten mögen!
Ihre heilige Osterfeyer möge durch nichts gestört worden seyn und dasjenige
Gebet auch von Gott erhört v gnädig erfüllt werden, was meine liebe Eltern
auch für Ihre Kinder dem Himmel gebracht haben. Der Glaube an
denjenigen, der ewig lebt uns zum Trost, zur Hofnung, zur Freude, nachdem er an
unsere Stelle gelitten hatte v. gestorben war, wälze alle Traurigkeit von
Ihrem Gemüthe, v weke Ihren Geist zu einer Seeligkeit auf, die Ihnen ein langer
Vorschmack der künfftigen seyn möge, v. die Ihnen noch lange die Welt, in
einer christlichen Freyheit von allen irrdischen Sorgen, genüßen laße!
Die Beßerung des HE. Renzen wird wohl zur Gesundheit ausgeschlagen
seyn; ich bitte ihm Glück dazu zu wünschen.
Über die gute Aufnahme meiner Briefe bin sehr vergnügt; um desto mehr
da ich mir selbige selten vermuthen kann. Die Antwort auf sie wird mich
davon noch völliger überführen. Die Nachbarschaft des HE. Berens bringt mir
jetzt den Vortheil eines franzöischen Briefwechsels ein, der mir zwar noch
bisweilen einige Mühe macht, die ich aber desto lieber auf mir nehmen um in
dieser Sprache desto geübter zu werden. Außer dem Lesen ist dies die einzige
Arbeit, die ich bey meinen Geschäften v. Umständen abwarten kann. Ich sehne
mich daher nach einer Muße, die mich wieder ein wenig zu studieren erlauben
wird.
Ich habe mir damit geschmäuchelt, daß ich meinen lieben Eltern einen
Gefallen thun würde, wenn ich noch einige Zeit hier bliebe. Diese einzige
Betrachtung hat mich auch dazu bewegen können. Ich habe aber nicht mehr als
ein viertel Jahr zugelegt v jetzt möchte wohl mein Vorsatz unwiederruflich
seyn. Mit dem Maymonath geht mein Termin zu Ende. Sie werden meine
Gesinnungen erfahren und vielleicht billigen. Ich werde bey selbigen so viel
möglich bleiben, weil ich denen Absichten , die meine meiner lieben Eltern
vielleicht mit mir haben, nicht gewachsen bin. Die Vorsehung kann mich
vielleicht bald nach Königsberg führen. Wenn ich einen kleinen Umweg in der
Welt werde genommen haben, könnte ich mich vielleicht von selbst dazu
entschlüßen. Mit dem Frühling denke ich wills Gott! in Riga zu seyn; vielleicht
kann ich Ihnen dann mehr schreiben. Gesetzt daß ein guter Freund noch eine
Reise nach meinen Wünschen thäte v mir gut genung wäre meine Gesellschaft
sich gefallen zu laßen, und mich zu seinem Gefährten zu verlangen; würde ich
denn nicht mit mehr Genungthuung, Nutzen, Ehre und Zufriedenheit denen
besten Eltern mich zeigen können, wenn ich selbige zurückgelegt hätte?
Umsonst bemühen sich unsre Gedanken, unsre ängstliche Gedanken in die
Entschlüße der Vorsehung Eingrif zu thun. In ihren Mantel gewickelt und von
ihr geführt geben uns Meere v. Klüfte sichere Fußsteige. Ein Habacuc
wandelt kann in der Luft ruhiger wandeln, als nicht ein Kind am Leitband unter
der Hand der vorsichtigsten Wärterinn kriechen kann. Der Höchste wolle,
Geliebtester Vater, Ihr Alter stark und meine Jugend weise machen. Er nehme
sich unserer Schwachheiten und Thorheiten an. Ich sehe dem langen Briefe,
den Sie mir zu schreiben versprechen, mit großer Sehnsucht entgegen. Ihre
Lebensvorschriften sollen mir unendlich schätzbar seyn; und Ihr eigen Beyspiel
unvergeßen. Ich ersterbe mit der innigsten Zärtlichkeit Geliebtester Vater, Dero
gehorsamster Sohn.Herzlich geliebteste Mutter,
Ich nehme an der Unruhe, die Ihnen durch das Unglück der ehrlichen Jgfr.
Degnerinn betroffen, den aufrichtigsten Antheil. Bezeigen Sie ihr doch mein
herzliches Mitleiden v wünschen Sie selbiger in meinem Namen eine leichte
und baldige Genesung. Das Andenken ihrer Ehrlichkeit ist mir theuer; wie
lieb wäre es mir sie thätlich davon zu überführen. Noch kann ich nicht und ich
weiß auch nicht womit anders als mit meinem eifrigen Wunsch, daß sie Gott
erhalten wolle; da durch ihre Handreichung Ihnen, liebste Mama auch manche
Erleichterung zuwächst.
Da ich in Riga gewesen, hat Frau Magist. meine liebe und werthe Freundin
die ich jetzt in ihrer Ehe noch 3mal so lieb halte als vormals, Maaß zu
Hemden genommen v. wird Ihnen selbiges zuschicken. Ich danke Ihnen auf das
kindlichste für Ihre mütterl. Vorsorge, und kann um desto aufrichtiger seyn,
weil mir selbige sehr zu statten kommt. 5 feine Hemde sind 14 Tage höchstens
3 Wochen; denn meine Handmanschetten sind mehrentheils in 3 Jahren auf
den Lauf gegangen. Mit Dingen, die in die Gerichtsbarkeit des Frauenzimmers
laufen, mag ich mich so ungern abgeben und sie wißen, das liebe
Wirthschaften ist niemals meine Sache gewesen. Unterdeßen kleine Stürme machen gute
Schifsleute; v leyder! kann man auf der Welt der lieben Erfahrung, ja selbst
der Noth so wenig als der Vernunft entbehren. Doch stellen Sie sich nichts
ärgeres vor; ich bin bisher noch so ziemlich ehrlich durchgekommen, und sehe
alles gegen ein gut Gewißen v. Gesundheit für Kleinigkeiten an, durch die
man sich das Blut nicht muß dicke machen laßen.
Die Ohrgehänge sind noch in der Mache v werden in einigen Wochen nicht
fertig werden. Ihre Einfaßung allein kostet 8 Ducaten. Ich bin sehr neugierig
sie an Ort v. Stelle zu sehen. Wenn ich dies Glück haben werde, will Ihnen
Nachricht geben. Jetzt ist mir mit mir mehr daran gelegen Sie meiner
kindlichsten und ergebensten Hochachtung zu versichern, mit der ich Ihnen die
Hände küße und die mich Zeitlebens machen wird zu Ihren gehorsamsten Sohn
Johann George Hamann.Meyhof den 11 April 1755.Geliebtester Freund,
Ihr Herr Bruder wird Ihnen vielleicht schon eine witzige Beschreibung
unserer Rückreise mitgetheilt haben. Wenigstens überlaße ich ihm diese Arbeit,
cui impar ego. Ich erkenne auf das zärtlichste die Freundschaft, die ich in
Ihrem Hause genoßen; weil ich selbige als eine Fortsetzung der alten ansehen
kann: so darf ich Sie durch meinen Dank nicht mehr aufmuntern damit
fortzufahren. Auch ohne dieser Betrachtung, Geliebtester Freund, würde ich mich
dem Vergnügen an Sie zu schreiben nicht so lang entzogen haben, wenn es
mir eher möglich gewesen. Die Feyertage habe ich bey dem lieben HE. D.zugebracht v wir haben uns beyderseits die Zeit lang und kurz wie wohl auf
eine ziemlich angenehme Art werden laßen. (Ich habe mich gewundert, daß er
seinen Geschmack an der Einsamkeit oder kleinen Gesellschafften die einförmig
und ungezwungen sind, für ihm sind, noch nicht verloren) Den letzten wurde
ich von meinen jungen HE B. in einem neuen, funkelneuen und prächtigen
Schlitten nach Hause geholt. Weil unsere Absicht war gleich nach den
Feyertagen in Grünhof zu seyn, so war ich weder mit Schreibergeräth versehen noch
sonst im stande dazu. Unser Versuch lief verzweifelt ab. Seitdem bin ich 8 Tage
wie im Arrest hier, wenigstens mit dem Verdruß eines Gefangenen. Seit
gestern finde ich mein Geblüt Blut und mein Gemüth etwas leichter. Es
verdrüst mich am meisten Ihrem HE. Bruder so nahe zu seyn v ihn nicht
besuchen zu können. Wir sind hier beynahe fast umschwommen, von der Stadt
v also von Stadtbesuchen abgeschnitten; v wegen der Dauer uns.
Auffenthalts in der grösten Ungewisheit. Mit der ersten Möglichkeit der
halsbrechenden Gefahr ausgesetzt nach unsern Kedarshütten zu wandern. Sie können
unterdeßen Ihre Briefe addressiren wo sie wollen, (am besten nach Grünhof)
weil sie gleich sicher v. gewiß gehen. Damit ich die meinigen nicht übersetzenso will ich die Entschuldigungen nicht weiter anführen, an die ich schon in
meinem Briefe an HE B. gedacht habe. Ich vermuthe, daß selbigergegenwärtiger morgen früh abgehen wird v daß ich die von einem lieben Mutterchen
geliehene Serviette werde beylegen können. Meinem Willen nach und meiner
Schuldigkeit gemäß auch noch einige Danksagungszeilen an Ihr. Ich kann
gewiß für nichts gut sagen, ob ich eine Zeile oder eine Seite in einer Stunde
schreiben kann weiß ich eben so wenig als was.
Ich fand eben bekamm eben als in Mietau ankamm, einen Brief von
Hause, in dem meine Eltern besonders v mein Bruder Sie aufs herzlichste
grüßen und 1000 sage tausend Gutes anwünschen laßen. Glauben Sie, daß
diese Alten es Ihnen eben so als ich selbst gönne. Unsere beyde Briefe haben
sich Gesellschaft auf der Post gemacht v mein Vater hat sich sehr darüber
gefreut in beyden gute Nachricht zu erhalten. Sie müßen ihm unsere späte
Mitausche erste Unterredung ihrer Länge nach gemeldt haben. Er schreibt daß er
uns gerne hätte im Winkel biß 2 Uhr des Nachts zuhören mögen. Meine
Briefe an HE D. Lilienthal v Diac. Bucchholz sollen eine sehr günstige
Aufnahme gefunden haben; in Ansehung des letzteren werde ich selbige am besten
aus seiner Antwort schlüßen können.
Ihr erster Brief, Liebster Freund, aus Riga ist sehr kurz gewesen. Ich hoffe
nicht, daß selbiger das Maas seiner Nachfolger seyn wird. Schmieren Sie wie
ich, wenn Sie nicht schreiben können. Ich beschwöre Sie darum. Wie ist IhreIntroduction abgegangen? Wovon haben Sie geredt? Ist der Wein, den wir
Ihnen ausgetrunken, schon wieder ersetzt worden? In Ansehung der Histor.
select. v. der Eclogae Ciceronis von Olivet können Sie selbst urtheilen,
daß ich selbige noch nicht habe mitschicken können weil sie in Grünhof sind.
Sind sie mit Ihrer neuen SchulEinrichtung schon fertig? Besteht selbige in
neuen Misbräuchen oder wirkl. Verbeßerungen.
Mein Bruder hat mich sehr gebeten der Unterhändler uns. Briefwechsels
mit HE Secr. Sahme zu seyn. Er hat noch me. letzten Briefe zurückbehalten;
weil er se. addresse nicht weiß. Wenn eine nöthig ist; so melden Sie mir doch
selbige; damit ich ihn darauf antworten kann. Wir wollen diesen redlichen
Freund nicht vernachläßigen. Vergeßen Sie nicht diesen Punct.
Haben Sie meinen Nachfolger abgeschrieben; meine Eltern wißen schon
davon. Sie werden es gleichwol noch bey Gelegenheit thun können
Geliebtester Freund. Ist meine künfftige Stube schon geräumt? und Ihre Bibliotheck
schon in Ordnung? Es thut mir leyd mich nicht beßer daraus versorgt zu
haben, weil es mir hier daran fehlt. Die Ihrigen werden Sie bey meiner
Rückkunfft v ein wenig mehr Ruhe mit dem ergebensten Dank, den ich Ihnen
dafür schuldig bin erhalten?
An HErrn Gericke werden Sie meine freundschafftl. Grüße nicht vergeßen
haben pp was ich Ihnen an denselben aufgetragen. (Entschuldigen Sie meine
Feder, ich habe kein Meßer sie zu beßern.) Sind die Entretiens historiques vor
mir erstanden? Sollten Sie von St. Real seyn, so werden Sie selbige dem HE.
Berens mittheilen; ich bin in Ansehung des Titels ungewiß. Er wird diesen
Schriftsteller vielleicht noch nicht kennen v nicht weniger lieb seyn ihn zu lesen
als St. Mard der ihn mit Recht seinem Zeitgenoßen dem St. Evremondvorzieht. Wiederholen Sie dem HE. Gericke die Versicherungen meiner
aufrichtigen Ergebenheit; v bitten ihn um eine Nachricht der für meinen Nachbar
erstandenen Bücher nebst der bey Gelegenheit gütigen Ueberschickung derselben.
Die von HE. Berens mir aufgelegte Buße in Ansehung des Toppe ist von
mir gewißenhaft übernommen v. ausgeübt worden. Ich laß selbiges v muste
bekennen daß ich mir zu sehr hatte einnehmen laßen. Die Schuld liegt sehr an
dem Sylbenmaaß, daß mich beständig irre macht v worinn ich gar nicht
geläufig bin. Ich habe nachher gefunden, daß er in den Wißenschafften sich über
diese einsylbichte Freyheit, wie er es nennt, erklärt hat. Mein Ohr ist
wenigstens damit nicht zufrieden. Der Rythmus v der Wohlklang deßelben ist bey
Gedichten wesentl. als der Reim. Ich war also schon wie Sie sehen auf meines
Freundes Seite. Des Zachariä Epische Gedichte fielen mir darauf in die Hände,
sie verdarben meinen Geschmack v die ersten Eindrücke sind gar zu lebhafft
dadurch bey mir geworden, daß ich nicht anders als auf mein erstes Vorurtheil
wieder zurückschlagen sollte. Einzeln ist des Toppe… in Vergleichung weniger
als mittelmäßig. Wie schön hat Horatz den Satz bewiesen, für den unsere
Empfindung kein Meyersches W. Z. E. keine Ästetic nöthig hat; nec Dii nec
columnae concessere poetas esse. Ich habe die Gerichte vergeßen, die er seinen
Leser aufträgt um ihren sinnl. Geschmack zu probiren. Die Stelle wird Ihnen
bekannter als mir seyn. Ich nehme noch eine seiner Regeln zu Hülfe um
meinen Eigensinn zu rechtfertigen. Kleine Fehler, sagt er, beleidigen mich nicht
wo mich das ganze entzückt. Sollte dieser Satz nicht eben so wahr als richtig
von abgesonderten Schönheiten seyn. Zieren oder verstümmeln Sie? nicht so
gut einen Toppe als einen Noah? Laß uns einen Stutzer wie Horatz einen
Tischgast darüber um Rath fragen.
Das Gedicht über die Wißenschafft hat ähnl. in Ansehung der Materie und
der Erfindung noch größere Mängel. Ich habe ihn selbst nicht bey Hand v kann
mich auf nichts beruffen sondern muß bloß meinem dunkeln Gedächtnis v
Vorstellungen nachschreiben. Melden Sie wenigstens uns. Freunde, daß seine
Bekehrungsmittel nicht haben anschlagen wollen; nicht aber daß ich mich
vorgenommen mein Herz selbst zu verstocken.
Wozu führt mich meine Schwatzhafftigkeit? Dank sey es meinem Glück,
daß ich an Freunde schreibe, die demjenigen Muster gleich sind, deßen Idee
das zum schönsten Trauerlied einem Dichter an die Hand gegeben
Die Zeit
,
Entfernung
,
Glück
,
Was ich geredt was ich gehandelt
Selbst meine Schwachheit nie verwandelt.
Wenn Sie sich sehen, umarmen und lieben; so denken Sie an mich, liebster
Freund, wie derjenige, den wir beyde mit gleicher Zufriedenheit so nennen.
Schreiben Sie mir so bald es Ihre Geschäffte zulaßen; so viel als mögl. so
gerüttelt v geschüttelt als ich es Ihnen zubringe. Entschuldigen Sie mich,
beurtheilen Sie mich nach meinen Gesinnungen, wir haben alle ein Dintenfaß
v eine Feder im ganzen Hause. Ich habe wahrhafftig nicht beßer schreiben
können als ich geschrieben. Mein AnderesGenius wird Sie Ihnen lesen
lehren helfen. Leben Sie wohl. Ich bin Zeitlebens Ihr aufrichtigster
Meyhoff den 11 Aprill 1755.Freund Hamann.Madame,
Je suis autant penetré et touché de Vos bontés, que j’en ai eté comblé
pendant l’agreable sejour que j’ai fait chez Vous. Agréez, Madame, qu’à
la reconnoissance, que je dois à Vos amitiés, j’ajoute l’ouverture de mon
coeur. Je ne saurois me refuser cette satisfaction malgré la hardiesse ou
la franchise de mes sentimens. Eh bien! Madame, j’ai eu tort de Vous
admirer autrefois. Que je suis detrompé à present! Les charmes d’une
amante font nargue aux graces d’une epouse tendre. Je me dedis des
eloges, que je Vous ai pretés ci-devant, pour les multiplier maintenant.
Ils marchent du pair avec mes voeux. Oui, Vous meritez les uns et les
autres plus que jamais. Aimez, Madame, toujours Votre epoux sans haïr
ses amis et celui des siens, qui Vous rend aujourdhui la serviette avec
mille baisemains et avec le respect, qu’il Vous doit en qualité de Votre
fils et très humble serviteur.
du Vallon d’Apollonie. ce 11. Avril. 1755.Hamann.Am Längsrande der zweiten Seite von Hamann:
Pour Madame Lindner née Courtan.
Grünhof. den 28 April. 1755.GeEhrtester Freund,
Dies ist der dritte Brief, auf den ich mich wenigstens einer Antwort versehe.
Der Herr von Völkersamb ist Ueberbringer deßelben. Einlage werden Sie so
gütig seyn nebst beyliegenden Büchern an HE. Berens zu bestellen.
Ich weiß wahrhaftig nicht, was ich von Ihrem hartnäckigen Stillschweigen,
Liebster Freund, denken soll. Ich schreibe meine Federn an Sie stumpf ohne
eine Zeile seit dem letzten Bußtag, den wir bey Ihnen gefeyret, erhalten zu
haben. Selbst Marianchen nimmt ihren Mann zum Muster; sie ist mir als
Braut keine Antwort schuldig geblieben. Seitdem sie einen Gelehrten
Beyschl… hat, fällt ihr das Schreiben so schwer als mir, einem armen ledigen
Menschen. Beßern Sie nicht sich, wenn ich nicht ehsten Tags zu Fuß nach
Riga kommen soll um zu sehen, was für ein Leben sie leben, bey dem man
seine Freunde vergeßen kann.
In Ansehung des HE. Wilde ist meine Abrede schon geschehen. Es ist mir
lieb, daß Sie v ich von dieser Commission v der Ant Verantwortung einer
ungleichen Wahl befreyt sind. Gott helf mir mit gutem aus diesem Hause.
Des Herrn General Excell. haben wieder Lust zu demselben bekommen; ich
habe ihm aber dieses gänzlich aus dem Sinn geredt. Morgen wird sein Herr
Bruder abreisen mit sr Gemalin nach Riga, dem man vermuthlich auftragen
wird sich nach einem Hofmeister umzusehen. Er hat mir heute einen besondern
Besuch in der Schule gegeben. Ein sehr vernünftiger v. braver Herr Mann!
Sonntags hat der HE. General einen Brief erhalten von einem Menschen,
der sich zu der Hofmeisterstelle in seinem Hause aufdringen will. Erlauben Sie
mir einen Auszug aus demselben Ihnen mitzutheilen. Sie werden ihn
vermuthlich kennen. Es ist der Lebenslauf dieses
Avanturiers.– – je suis gentilhomme de Prusse née d’un Pere qui a eté Conseiller
privé du Roi, de la religion Catholique, donc j’ai fait profession de cet loi
avec attachement chretien et avoir fait mes etudes dans des differents
Universités, j’ai vu de differents pays etrangeres avec le consentement
de mon Pere et au retour de 3 ans de mon voyage je me suis mis au
service par ordre de Sa Majesté le Roi de Prusse, militaire et avoir eté dans
un Regiment de Cuirassie, j’ai eté obligé de prendre la partie de quitter
ses services, ne voyant pas mon avantage, après j’ai cherché et trouvé de
services chez Monseigneur le Grand General de la Couronne Praniztki en
qualité du Capitain et ayant servi 5 ans sans voir un avancement j’ai eu
lieu de quitter encore ses services et il me fut offert par Monsgr. le Prince
Radziwill Palatin de Nowogrod d’etre gouverneur auprès son minorin
jeune Prince Radziwill, quel place j’ai accepté, mais malheureusement
cet Palatin à manqué et mort environ 3 mois ensuite les parens de mon
Eleve ont jugé à propos de mettre cet jeune Prince dans un College, par
consequence je me vois sans employ. Ainsi si j’ai l’honneur de plaire à
Votre Excell. de mon schavoir, schachant la langue latine francoise et
allemande avec les autres sciences necessaires à un jeune Cavalier de
haute naissance et education convenable à un jeun Seigneur.
A l’egard de ma Conduite je me suis sans vanité d’écrire, je me suis
toujours bien emporté dans mes fonctions, comme V. E. verra cela par
mes certificats authentiques. Je ne saurois assez exprimé combien de
plaisir j’aurois d’etre au service d’un gratieux Seigneur, du quel on parle
tant de bien et de la regularité et actitude de sa maison.
Pour les abontements il me seroit impossible de servir svivant mon
petit Etat moin de 160 ecus alb. en ayant 100 Duc: faut d’honet d’homme
et ce n’est pas payé trop cher, si Vos enfans profitent de cet talent que
j’ai reçu de la grace de mon Dieu. Si V. E. voudroit bien me daigner d’un
reponse avantageûse au plus vit, car la reponse gratieuse de Monseigneur
sous l’adresse à Mons: de Negelein Capitain du Roi de Pologne decidera
mon voyage pour Warsowie. Je me recommande cet. cet.Ich habe mich erinnert, daß dieser HE. von Negelein auch ein Stück von
Secretair bey dem Grafen von Hülsen gewesen. Sie werden vielleicht mehr
von seinen Umständen wißen. Er muß catholisch geworden seyn.
Nehmen Sie mir nicht übel, daß ich Ihnen mit so viel gleichgiltigen Dingen
beschwerlich bin. Sie werden es wenigstens lesen, weil ich einigermaaßen
Antheil nehme; was den Brief anbetrift, so habe ich geglaubt, daß er Sie
belustigen würde.
Sie haben an Ihren HE. Bruder geschrieben, daß Sie für HE Wilde schon
andere Vorschläge hätten. Ersterer kennt ihn. Werden Sie für ihn gut sagen
können? Wo haben Sie den HE. v. Reuter kennen gelernt? oder ist es Ihnen
durch die dritte Hand aufgetragen worden?
Wollen Sie mich aufnehmen, wenn ich um 4 oder 5 Wochen zu Ihnen käme.
Ich mag daran nicht denken, was aus mir werden wird. Mit viel
Wiederwillen möchte mich zu einer neuen Condit. wieder entschlüßen, wenn ich sie
nicht meiner Hofnung weiter zu kommen gemäß wäre. R. ist mir der ekelste
Ort von der Welt v außer meinen Freunden würde nichts seyn, was mich
wieder dahin locken könnte. Das ist auch das einzige, was ich daselbst eine
Zeitlang genüßen will. Mein Vater schreibt mir jetzt nichts von nach Hause
kommen, erinnert mich aber immer indirecte daran, indem er in jedem Briefe
von der Abnahme seiner v ihrer Kräfte v Gesundheit redt.
Stellen Sie sich meine LebensArt vor? Wie traurig ich meine Tage
hinbringe was ich nicht alles vornehmen v anfangen muß um das Leere was um
mir ist nicht zu empfinden v für langer Weile zu sterben. M. Haase ist auf die
andre Güter ss Hauses. Ich habe keinen Rittmstr. Oven in der Nähe wie
vorigen Jahres. Vielleicht lebt er den letzten Frühling. Wie gern würde ich ihn
in seiner Krankheit besuchen, wenn er nicht 5 Meilen von mir wäre. Also bin
ich ganz allein, ohne die geringste Aufmunterung, ohne Gefühl des
Vergnügens, selbst des Frühlings. Noch ein viertel Jahr würde mich um so viel älter
machen als Tithon von einer jeder Umarmung der Aurora wurde. Ich
werde also mit dem Ende des May gewiß frey seyn.
Schreiben Sie mir aufrichtig ob Sie v Ihr Marianchen mich noch haben
wollen. Vielleicht sind in der Zeit Umstände vorgefallen, die ihrer
Freundschaft Einspruch thun. Nun ich sehe mit Verlangen einmal einem Schreiben
von Ihnen entgegen.
Ich hoffe daß ich viel mit uns. Gelegenheit von Neuen Büchern erhalten
werde; da ich diese Nacht schon von ihren Büchern geträumt habe. Die
Gelegenheit muß heute oder morgen kommen.
Haben Sie die Weisheit des Menschen nach der Vernunfft von May gelesen.
Wenn Sie es nicht haben, schaffen Sie es sich doch an. Ein Buch, welches zu
Vorlesungen für Leute die nicht studieren, sehr beqvem seyn sollte. Es ist ein
ganzes Compend. der Philos. nach einem guten Begrief von dieser
Wißenschaft. Sie werden sich ihn nicht leyd thun laßen.
Wißen Sie auch, daß die freye Gesellschaft gleichfalls einen Theil ihrer
eignen Ausarbeitungen, der eben so stark als der kgl. ist, jetzt herausgegeben.
Ich habe ihn bloß gesehen.
HE. Prof. Kypke hat eine kleine Abhandlung des Locks aus dem Engl.
übersetzt. Ich glaube es ist dieselbe welche Knutzen willens gewesen
herauszugeben. Ihre Redekunst ist sehr zahlreich nach Mietau gekommen. Ich traue
ihr guten Abgang unter meinen Amtsbrüdern zu.
Den Versuch vom Schönen habe jetzt auch deutsch gelesen. Flottwell hat
unstreitig die Vorrede gemacht. Ich traue der Uebersetzung nicht ganz. Ist der
2 Abschnitt von HE. Secre. Sahme. Am Anfang deßelben ist ein lächerl.
Fehler stehen geblieben, den ich damals schon bemerkt habe, wie ich Original v
Uebersetzung von Ihnen hatte. Die Rede ist von der Schönheit. ein
gar zu
muntres Wesen
, eine gar zu starke Nahrung, übermäßige Arbeit oder
Traurigkeit
Wie kann l’air trop vif, hier was anders heißen als eine gar zu
strenge Luft, der Articel v der sensus zeigt es Indolence Traurigkeit? zu wenig
Bewegung, zu vieles Sitzen. pag: 33. depayser, irre führen? in ein
unbekanntes fremdes Land führen werde pp. Es sind sehr viele Stellen geschwächt
ungeachtet ich nur damals biß auf die Helffte mit meinen Anmerkungen
gekommen war. Mich wundert, daß Sie mein HE. Ältester! diesen Fehlern kein
† gesetzt haben. Die große Absicht des HE. Herausgebers v der große WunschSeufzer, mit dem er der Welt diese Arbeit überreicht, decken beydes alles zu,
wie die Größe meiner Briefe ihre Güte derselben entbehrlich macht. Ich bitte
Sie deswegen nicht kürzer v beßer zu schreiben. Leben Sie wohl, Sie v. Ihr
erwünschtes Frauchen! Lebt wohl! Lebt wohl! Lebt wohl!
Grünhof. den 4 May 1755.Herzlich geliebteste Eltern,
Ich komme meinem neulichen Versprechen nach und hoffe dasjenige mit ein
wenig mehr Zeit zu ersetzen, woran es mir letzthin gefehlt. Weil ich mich nicht
mehr den Innhalt meines letzteren Briefes deutlich besinnen kann; so
entschuldigen Sie nach Ihrer Güte die begangenen Uebereilungsfehler darinnen.
Gott gebe daß Sie sich, Zärtlichst geliebte Eltern, gesund befinden. Ich bitte
denselben darum v wünsche es Ihnen täglich. Ich habe mir eine kleine
FrühlingsCur zu brauchen vorgenommen, die ich aber wieder meinen Willen noch
bisher habe aufschieben müßen. Der Anfang mit einem Laxativ ist schon dazu
gemacht; nichts als das Aderlaßen hält mich auf, dazu ich noch nicht kommen
kann. Ich habe eine Schläfrichkeit v einen Appetit einige zeitlang gefühlt,
davon mir beyde von Vollblütigkeit herzurühren schienen. Bey unsern
Auffenthalt in Mietau auch einige Tropfen durch die Nase verloren. Ohngeachtet ich
jetzt mich ziemlich erleichtert davon fühle; so halte ich es doch als ein Gerüst
zu meiner Cur als auch vor sich selbst für nothwendig. Der HE.
RegimentsFeldscherer Parisius, ein Halbbruder des HE. Gericke, ein sehr
liebenswürdiger v rechtschaffener Mann und mein guter Freund, hat mir versprochen
herauszukommen, weil er ohnedem als der ordentl. Artzt in unserm Hause
gebraucht wird; welches bißher noch nicht geschehen. Auf das späteste denke nach
Himmelfahrt wills Gott! anzufangen, weil ich an diesem Tage mir
vorgenommen meine Andacht zu halten.
Meine Cur selbst soll in einer Art von Molken bestehen oder in mit
Löffelkraut, in Ermangelung deßen Brunnenkreße, aufgekochten Milch. Meine
Zähne an deren Reinigkeit ich es ohne sie eben zu putzen nicht fehlen laßen,
zeigen einen Scorbut an, den mein hiesiger Freund auch zu einem Grunde
meiner Hypochondrie einigermaßen macht. Ich habe schon zu Hause selten
meine Zähne ein wenig reiben können ohne daß sie Blut gegeben hätten. Ich
bitte mich, mein lieber Vater, Ihren Rath v. Meinung darüber aus.
Wenn ich ja etwas krank bin; so ist meine Krankheit nichts als zu wenig
Bewegung des Leibes v vielleicht zu viel des Gemüths. Wie viel würden
meine liebe Eltern zur letzteren beytragen, wenn Sie mir Ihre Furcht, Ihre
Unruhe v Ihre Sorgen mitzutheilen fortfahren werden.
Ein kleiner Aufenthalt in Riga wird mir an statt Pyrmont v. Aachen dienen.
HE. M. hat mir schon zu Arbeiten, die er im Sinn hat, eingeladen. Die Furcht
einen Müßiggänger an Ihren Sohn zu haben, darf Sie also nicht beunruhigen.
Ohngeachtet mein Sinn ehmals in Ernst nach Petersburg zu gehen gewesen;
so werde ich mich doch in nichts einlaßen. Wenn sich aber eine Gelegenheit
fände jemanden dort auf einen Monath Gesellschaft zu machen; so möchte ich
nicht gern eine Beqvemlichkeit fahren laßen einen der vornehmsten Nordischen
Höfe zu sehen oder wenigstens mich einer großen Stadt wieder zu erinnern.
Dies ist eins.
2.) HE. B. hat (im Vertrauen) noch Lust eine kleine Reise zu thun v eben
so viel Freundschaft mich als seinen Begleiter mitzunehmen. Ich habe niemals
geglaubt einen so beflißenen v. mir recht ergebenen Freund an ihn zu behalten.
Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr er sich meiner annimmt, v sich alles
desjenigen angelegen seyn läst, was mich angeht. Wenn dies geschehen sollte,
so würde ich geschwind genung das Verlangen meiner lieben Eltern mich
wiederzusehen erfüllen können; v ich würde mich um so viel weniger Ihren
Wünschen v Befehl entziehen, weil ich mich alsdann freuen könnte die
Absicht, warum ich Selbige verlaßen, einigermaßen erreicht zu haben.
Ich überlaße mich v mein Schicksal der göttl. Vorsehung gänzlich. Sie hat
Triebe in unserer Natur gelegt, die wenn sie nicht lasterhaft sind und mit
unsern Pflichten streiten, nicht selten als unsere Bestimmung als der Ruf zu
ihren Absichten angesehen werden können. Mit wie viele Ruhe und
Zufriedenheit für 100 andern kann derjenige leben, der keinen andern Endzweck hat als
wie ein vernünftiges v. wie ein theuer erlöstes Geschöpf als Mensch v Christ
seinen Verbindlichkeiten ein Genüge zu thun. Mit viel Vergnügen habe ich
mir bey dem Lebenslauf meines Lehrers, den mir mein Bruder zugeschickt,
seine Gemüthsart vorgestellt. In einem kleinen Bezirck der Welt nützlich, zu einem
weit größeren geschickt; ihr unbekannt v verborgen, der sich, die Natur v Ihren
Urheber aber desto beßer kennte, sich selbst verleugnete, der erstern bescheiden
und unermüdet nachgieng v den letzteren in einer kindl. Einfalt verehrte.
An HE. M. habe, lieber Papa, Dero letzten Gruß bestellt. Er erkennt mit
viel Zärtlichkeit das Andenken, welches Sie ihm noch gönnen, v. wünscht sich
das Glück Sie noch einmal zu sprechen. welches vielleicht bey einem Besuch,
den er einem künftig Ihnen v mir geben könnte nicht so unmöglich oder
unwahrscheinlich wäre. Er scheint sehr zufrieden zu leben. Denken Sie an die
Kette von Wiederwärtigkeiten, an die sein Glück endlich geknüpft worden.
Würde er ohne dem unglückl. Sendschreiben jetzt den Unterscheid seines
Schicksals, selbst ohne denjenigen Fehlern, die Lasterhafte zum Grund ihrer
Verfolgung machen v durch die ein rechtschaffener Mann gebeßert, selten in der
Welt bestraft wird, mit so viel Zufriedenheit empfinden können?
Ich hoffe daß sich die Fr. Saturgin beßer befinden wird; und sehe mit
vielem Verlangen allen den Nachrichten entgegen, zu denen einmal ein langer
Brief bestimmt seyn soll.
HE. D. Lilienthal v Diac. Buchholtz werden mir vermuthlich, der letzte
besonders, antworten. Bey Gelegenheit bitte ihn so wohl als erstern meine
Ergebenheit zu versichern.
Was machen das Zöpfelsche Haus, HE. Renzen v seine liebe Familie, die
HE. Arndts, ihr redlicher Vater v HE. Pf. Keber? Kommt letzterer noch nach
Königsberg bisweilen? Ich grüße alle gute Freunde herzlich.
Meine liebe Mutter wird Ihre eigene Augen doch mit meinen Hemden
verschonen. Ich verdiene diese Mühe nicht. Wenn Sie was recht gutes aber was
recht englisches von Meßern für meinen starken Bart haben; so werde ich
Ihnen sehr dafür erkenntlich seyn v bitte selbige künftig beyzulegen. Die alten
haben beynahe ausgedient. Sie werden erlauben noch folgende Seite an
meinen Bruder anzuhängen. Ich empfehle Sie Geliebteste Eltern, der Vorsorge
Gottes und mich Ihrer Liebe und Gebet. Mit einem kindlichen Handkuß nenne
mich Zeit Lebens Ihren gehorsamsten Sohn.
Johann George Hamann.Die Jgfr. Degnerinn wird sich vermuthlich jetzt schon gesund befinden. Ich
bitte selbige herzlich zu grüßen.
Mein lieber Bruder,
Du hast mich unendl. verpflichtet mit der Mühe die Du Dir gegeben den
Aufsatz abzuschreiben. Ich nehme Deine Güte mir die gedruckten Stücke selbst aus
den Intelligenz Blättern zuzuschicken nebst dem Catalogo zum voraus mit
allem Dank an v bin mir derselben gewiß gewärtig.
Deinen Freund, den ich auch mit seiner Erlaubnis zu meinem mache, hoffe
höchstens in Riga bald zu sprechen. Ob in Mietau kann ich nicht versprechen.
Grüße ihn von mir v verbitte die anerbotene Vorsorge für meine Laute; ich
muß selbige wenigstens auf Deine Rechnung annehmen. Seine Gefälligkeit
einem unbekannten zuvorzukommen ist sehr uneigennützig v ich lege selbige
als ein großes Merkmal der Liebe aus, die er für Dich hat. Auf was für einen
Fuß er herkommt hast Du mich nicht geschrieben; vermuthl. auf ein Comtoir.Dein Compliment habe bestellt.
Er v Sie haben mir geschrieben. Auf meinen letzten Brief erwarte diese
Woche Antwort. Wenn er sich durch die Bestellung etwas ausbitten sollte; so
melde Dir mit ersten. Ich weiß nichts, mein lieber Bruder. Wenn Du etwas
Neues besonders im franzöischen hast; so wird es mir lieb seyn; wo nicht,
gleichfalls. Es fehlt wohl meiner Bibliothec noch ein zieml. unentbehrl.
Schulbuch. Weil ich aber nächst Gott die Hofnung habe mich vielleicht ein wenig von
diesen Arbeiten ausruhen zu können; v wenn ich ja eine erwünschte Stelle
annehmen müste, noch Zeit genung es zu verschreiben übrig wäre. So ist mir
daran nicht unumgängl. gelegen. Ich habe es jetzt geliehen v habe mit meinem
ältesten HE. einen Anfang damit gemacht um auf einen künfftigen etwanigen
Versuch daraus zu urtheilen; werde es also bald wieder geben können v. nicht
mehr nöthig haben.
Ich freue mich auf die Encyclopedie; welche mir in Riga zum Gebrauch des
Durchlesens versprochen worden. Vielleicht möchte ich die Gelegenheit
ergreifen den HE. D. Lil. um einige Handschriften des seel. Rappolts zu bitten.
Hat er selbige? Ich glaube nicht daß er es mir abschlagen würde. Wie herzlich
wünschte ich die öffentl. Bekanntmachung seiner Schriften, zu welchen er sich
anzuerbieten scheint. Der rechtschaffene Mann! Er hat wichtigere Einsichten
beseßen als diejenigen, welche ich mir am meisten zu Nutz gemacht. Ich meine
seine physischen v oeconomischen, deren Wichtigkeit ich jetzt beßer als sonst
einsehen lerne. Wie geht es den Seinigen? Sie werden wie ich hoffe v gehört,
nicht verlaßen seyn.
Hast Du an HE. Secret. Sahme geschrieben. Ist nichts von HE Hennings
eingelaufen? Was machen unsere Freunde? Wolson v Lauson. Sey sorgfältig
uns die Antworten der beyden ersteren zu bestellen v unsere Briefe
abzufertigen. Was hast Du aus der Rappoltschen Auction erstanden.
Wie geht es mit Deinem Predigen? Thut Dir dein Gedächtnis v Lunge
gute Dienste bey dieser Arbeit. Was machen Deine Schüler v Schülerinnen?
Erfülle die Hofnung unserer Eltern. Du bist geschickter als ich dazu; die Pflicht
dazu liegt Dir auch daher mehr ob. Wirst Du bald bey der Schule, Akademie,
oder Kirche anfangen. Entdecke doch Deine Gesinnungen, wozu Du am
meisten Lust hast v Dich zubereitest. Dein Glück soll mir immer mehr am Herzen
liegen als das meinige. Schicke mir doch Deine Kanzelreden; wenn Du Dich
nicht die Mühe einer Abschrift nehmen willst, sollst Du sie wieder zurück
bekommen. Ich verspreche Dir gewis selbige zurück. Hörst Du mein lieber
Bruder; ich bekomme selbige mit HE. Vernizobre. Schreibe mir bald v viel. Gott
seegne Dich v unser ganzes Haus. Liebe mich wie ich Dir mit dem
aufrichtigsten Herzen ergeben bin als Freund v Bruder. Schreibe mir bald, v lebe wohl,
recht wohl. Ich umarme Dich nochmals.
J. GGrünhof den 28 May 1755.Herzlich geliebtester Freund,
Auf wenig Augenblicke nur. Sie werden wie ich hoffe einen andern von mir
geschriebenen Brief durch erhalten, den ich gestern noch ganz spät mitten in
den Schlüßen des Oest vertieft, auf wiederholtes Ersuchen in der Eil
abfertigte. Sie würden mich hiedurch auch einiger maßen verbinden, wenn Sie
sich noch einmal dieser Sache annehmen. Ich weiß nicht was ich für langer
Weile anfangen soll um bald bey Ihnen zu seyn. Was für einen Abend haben
Sie mir mit Ihrer Predigt gemacht? Ich danke Ihnen unendlich dafür ich
habe nichts anders gethan als in Gedanken mit Ihnen geredt, daß mir das
Blut ins Gesicht stieg. Treiben Sie keinen Scherz mit einer Postille; sie können
leicht dazu kommen wieder ihren Willen. Ich möchte beynahe wetten, daß Sie
schon zu einer andern gebeten sind.
Heute frühe habe ich Ihren Brief an HE. Bruder abgefertigt an den ich eine
Woche nicht geschrieben meiner Cur, v Grillen wegen, die beyde jetzt aufgehört
haben. Es ist auch in der Zeit daß ich ihn erhalten keine Gelegenheit
abgegangen, mit der ich hätte schreiben können.
Was macht denn Ihr liebes Marianchen, mein junges Mütterchen. Befindet
sie sich wohl? Die Haare haben mir bey dem Schrecken zu Berge gestanden
daß Sie gehabt haben. Gott Lob daß alles vorbey ist! Es ist ein alter Einfall,
daß die Erinnerung eines genoßenen Glücks nicht bisweilen so angenehm ist
als einer überstandnen Gefahr.
Ihren Vernünftler habe durchgelesen; nicht ohne Vergnügen. – – Meine
Stunden sollen angehen. Ich weiß nicht was ich schreiben soll.
Die Sammlungen zum N. v. V. sind eine schöne v neue Sittenschrift. Ich
hielte Oest für einen Rasenden v war begierig sein Todtamphibisches
TodtenGespräch zu durchlaufen. Jetzt wird es geheftet v ich erhalte es heute
wieder, da ich meine Nachlese halten werde. Begnügen Sie sich an dem
Urtheil des Plato über den Heraclitus. Ich bin sehr geneigt ihn zu entschuldigen.
Ist Ihnen die Nachahmung des Baumelle nicht auch in die Augen gefallen in
sehr viel Wendungen seiner Schlüße? Die Streitschriften derselben sind
zusammen gedruckt v würden uns mehr Licht geben. Ein groß Unglück, daß
Ditton falsch schlüst, leidt die Unsterblichkeit der Seele darunter? Was dünkt
Ihnen von dem angehängten Gedicht; als ich zum ersten mal es in die Augen
bekam versprach ich mir nichts von dem ganzen Werk. Es schien mir aus
Bedlam, der Engell. Tollhaus datirt zu seyn; ich beurtheilte darnach die
ganze Schrift.
Wenn der Materialismus nicht der Vernunft begreiflicher wäre; wozu
hätte uns das Gegentheil durch eine besondere Offenbarung ausgemacht v
entdeckt werden müßen. Die Vernunft eine Kunst der Menschen. Ich finde
einen großen Sinn in diesem Gedanken oder Ausdruck. Genung.
Was macht unser liebe Berens? Sagen Sie ihm, daß ich nicht nach Riga
kommen werde, wenn er mich nicht auch ein gut Wort schriftl. darum gönnt.
Er soll sich unpäßl. befinden. Ich glaube dieser Nachricht nicht so
schlechterdings.
Nun liebster Freund, wenn Ihnen so viel daran gelegen ist mich wieder zu
sehen als mir an Ihnen: so werden Sie sich einige Mühe geben. Um meinet
auch einiger maßen um Ihrer selbst willen. So wenig ich mir jedermann zum
Freunde wünsche; so gerne sähe ich, daß die ganze Welt Sie so hoch halten
schätzen v. verbunden seyn müste, als ich.
Genung. Wollen Sie mir die andern Theile des Vernünftlers schicken; so
wäre es mir lieb. Den verlangten Hume sollen Sie mit erster Gelegenheit
haben; mit einem Brief an unsern Freund, den ich jetzt auf das herzlichste zu
grüßen bitte. Meine Cur v lauter Schaarwerk, der Anfang zum Einpacken pp
haben mich abgehalten ihm noch nicht zu schreiben v jetzt ist es s zu spät.
Wie vergnügt wollen wir leben? Wollen Sie mich auch recht im Ernst so
gern haben als Sie mir schreiben.
Was meynen Sie, ich habe beynahe in 3 Wochen nicht an meine Eltern
schreiben können? Dem letzten nach waren Sie gesund. Haben Sie gute
Nachrichten von Hause.
Ich bitte um alles, worum Sie bitten, v will Ihnen jederzeit 10 v 100 fältig
mehr als mir selbst wünschen. Freund! und Freundinn! Ich küße Euch Mund
v. Hand! Lebt wohl! Lebt wohl.
Am Rande der ersten Seite:Einlage bitte abzugeben an meinen ehrl. Baßa.Grünhof den 10 Jun. 1755,Herzlich Geliebteste Eltern,
Ich kann es mir selbst zuschreiben, wenn ich so lange keine Nachrichten von
meinen lieben Eltern, an die ich täglich denke, v tägl. habe schreiben wollen,
bekommen habe. Wenn Ihnen mein langes Stillschweigen einige Sorgen
gemacht, bitte ich um Verzeyhung derselben. Meine Entschuldigungen liegen
bloß in Zeit v. Umständen. Die Cur, welche ich glücklich zu Ende gebracht, hat
mich ein wenig magerer aber Gott Lob! leidlich gesund zurückgelaßen. Man
ist hier auf die andern Güter gereist v ich erwarte sie diese Woche, bin daher mit
meinen jungen Heerschaften allein. Daher gehen seltener Gelegenheiten,
unordentlicher wegen der Feldarbeit v dieser Abwesenheit; sie kommen des
Nachts v sind mit anbrechendem Tage schon wieder auf dem Wege pp. Mehr
Aufsicht, weniger Einsamkeit, indem ich sie beständig um mir haben muß;
folglich verdrüslicher und müder dadurch ppp.
Mein lieber Vater haben mir neulich einen sehr langen Brief geschrieben;
in dem er Sie die glückliche Genesung seiner Ihrer Entkräftung mir
gemeldet v die Geschichte eines Freyers, des ehrl. Zinks, mir erzählen, dem ich
nebst seiner jungen Wittwe viel Glück v Seegen wünsche. Er wird doch wohl
mit seinem Nebenbuler in keine Verdrieslichkeiten kommen; ich wundere
mich, daß dieser Mensch sich noch in Königsberg aufhalten darf, von dem ich
lange geglaubt, daß er ich weiß nicht wo? wäre. Uebrigens, lieber Papa,
glauben Sie nur vor der Zeit ganz ruhig, daß die Ehrlichkeit da aufhört, wo der
Eigennutz anfängt, daß die meisten Menschen die vierte Bitte im Vater Unser
wie die jungen Raben thun, daß Gott auch ihre Stimme erhört, aber noch
weniger den Gerechten und seinen Saamen es an Brodt fehlen läst, v daß
wir uns bey geseegneten Bißen glücklicher als gemästeten Ochsen befinden.
Ich wünschte, v ich habe die Hofnung immer gehabt, daß Sie einen Entschluß,
den Sie schon so frühe gefast v. an den ich Sie jetzt nicht erinnern mag,
ausführen würden. Würden Sie nicht ruhiger leben können? Haben Sie an Ihren
Kindern nicht genung gethan, daß Sie selbige erziehen laßen? v. der WeltStadt zum Besternn im Großen genung gearbeitet. Sollten Sie sich nach
einem Stande nicht sehnen, wo Sie nicht von z so viel Leuten abhängen
dürfen, für deren Aufenthalt, Aufführung v. Geschicklichkeit sie arbeiten v
sich ärgern müßen, die sich selbst vielleicht mehr als Ihrem Herrn verdienen
v bisweilen mehr zerstreuen als einbringen? Wenn Sie jemandem alles
abtreten möchten, zu dem Sie Vertrauen hätten, würde der nicht andern die
Stange halten und bey Ihrem Namen sich die Gunst der Leute zu Nutz
machen v s Sie aller Verdrüßlichkeiten v entkräftender Geschäfte überheben
können. Sie scheinen mit demjenigen, der jetzt an Zinks Stelle getreten,
zufrieden zu seyn. Vergeben Sie mir, wenn mir dieser Plan jetzt noch möglicher
v. nöthiger scheint als Ihnen vor so viel Jahren. Ich glaube nicht, Sie
hiedurch beleidigt zu haben, daß ich mich dieser angenehmen Vorstellung eines
ruhigen Alters vor Ihnen so weit nachgehängt.
Meine liebe Mutter befindet sich GottLob gesund ich freue mich darüber; sie liebt
mich noch, ohngeachtet sie nicht an mich schreibt. Sie wird mir wenigstens bald
einen Aufsatz von Leinwand schicken, den ich hier noch wo es mögl. lieber als
später zu erhalten wünschte. Herr Vernizobre muß schon abgegangen seyn; ich freue
mich auf alle die Antworten, die er mir auf meine Fragen wird geben können.
Es ist mir lieb, daß mein Bruder fleißig ist. Ich werde ihm selbst ein paar
Worte beylegen. Die Gelegenheit eilt zum Abbruch. Ich habe zu einer
außerordentlichen Zeit schreiben müßen; weil selbige unvermuthet sich findt v bald
abgehen wird.
Gott schenke Ihnen Herzlich geliebteste Eltern, beyderseits Gesundheit. Wir
möchten vielleicht, so bald Ihre Excell. zu Hause können, nach Meyhof gehen;
addressiren Sie ihren Brief nach Mietau auf sicherste: abzugeben bey des HE.
D. Lindners HochEdelgeb. Lieben Sie mich, beten Sie, aber sorgen Sie nicht
für mich. Ich empfehle mich Ihnen mit einem tausendmaligen Handkuß v
bitte alle gute Freunde auch die Jgfr. Degnerinn zu grüßen. Mit der
kindlichsten Hochachtung nenne mich Ihren gehorsamst ergebensten Sohn.
Johann George Hamann.Herzlich geliebtester Freund,
Ich habe Ihren Brief in der Nacht, da ich kurz ins Bett gestiegen war, mit
vielem Vergnügen gestern gelesen. Sie haben mir nichts geschrieben von dem
meinigen, den Sie bey Anwesenheit Ihres HE. Bruders vermuthl. erhalten
haben müßen. Ich habe selbigen in der grösten Eilfertigkeit, weil mein
Nachbar der junge Pastor bey mir war, v Unordnung ablaßen müßen. Er war
theils in vielen Stücken vertraulich in Ansehung der Ihnen aufgetragenen
Commission v des vorgeschlagenen HE. Ruhig theils verdrüßl. geschrieben.
Es ist mir viel daran gelegen zu wißen, ob Sie ihn erhalten haben; v. imdas Gegentheil sehr unangenehm. Sie sollen niedergeschlagen seyn ohne zu
wißen warum? Diese Nachricht hat mich selbst dazu gemacht. Ich hoffe doch
nicht, daß wegen des Anfanges Ihrer Haushaltung meine Ankunfft auch
einige Sorgen machen möchte. Wenn ich Ihren Brief überlese, so scheint es
Sie haben meinen letzten nicht erhalten. Ich hatte Ihnen die Mühe nach
Kgsb. deswegen zu schreiben Ihnen darinn wiederrathen; v Sie scheinen
davon nichts zu wißen. Ich weiß nicht warum HE. L. nicht bey Ihnen gewesen.
Man wartet hier auch mit äußerstem Verlangen auf ihn. Sie können sich
nicht vorstellen wie sehr ich meinen ehrl. Baßa vermiße. Ich würde sonst schon
eingepackt haben v noch einmal so vergnügt v. ruhig jetzt leben. Die Zeit wird
mir unerhört v. unerlaubt lang. Ich weiß sie mir mit keinem andern als mit
ihm zu vertreiben. Man geht heute unvermuthet nach Mietau um einem
angekommnen Großen seine Aufwartung zu machen. Ich habe 2 Ihrer Briefe
nach zu Ihrem HE. B. geschickt. Der eine war an ihn. Auf dem andern soll
er ein andCouv. machen. Ich habe dies für nöthig v. beßer gehalten;
besonders wegen der Versetzungen von ein paar Worte, die man vielleicht unrecht
auslegen könnte. Man schreibt nicht M. G. sondern General-Major aux armées
de S. M. l’Imp. de toutes les Russies, Cheval. de l’Ordre de Ste Anne,
Seigneur de ses terres a Grunhof. Dies ist ein Arrende Amt v. kein erbl. Gut.
Da haben Sie zugl. den ganzen Titel auf künftigen Fall. Vorige Woche habe
hier auch einen Hofmeister kennen gelernt, der auf Brodt ausgieng. Ich hatt
ihn Lust hier vorzuschlagen, weil ich ihn im Pastorat antraf. Er war den
andern Morgen aber durch priesterl. Barmherzigkeit schon weiter gebracht,
wie er mit daselbst angekommen war, um sich an einem Ort anzubieten
wo er von einer Vacantz gehört. Ein Schlesier, hieß Blasche, s. Bruder ist M.
in Jena. Ein Idiot mit dem Ansehen eines reisenden Handwerksburschen, den
ich gleichwol gern hier praesentirt hätte Ihnen Sie diejenige kennen zu
lernhren, die Ihre ergebenste Dienste aufdringen. HE. Ruhig soll gestört
seyn v seine wunderl. selbst bisweilen blasphemische Grillen nicht an sich
halten können in seinen bösen Stunden. Sonst wäre er gut, wenn dies nicht
wahr wäre. Ein Herrenhuter s mag er seyn, nur kein Mißionair seiner
Brüderschaft. In meinem letzten habe mehr von ihm geschrieben.
Meine Abreise ist auf alt Joh. festgesetzt. Die Gelegenheit ist alsdann gar
zu beqvem für mich. Ich hoffe alsdann ganz gewiß bey Ihnen zu seyn. Tage
v. Stunden werden mir länger als einem Liebhaber oder einer Braut oder
einem jungen Mann, der auf die 6 Wochen sr. lieben Frau rechnet v rechnen
läst. Hier sollt ich geschwind abbrechen v mich nach meiner zärtl. Pflegmutter
erkundigen, von deren Gesundheit Sie mir nichts gemeldet haben. Ich will
aber erst ausreden v denn gl. darauf kommen. M. Hase, der junge HE v.
Buttlar; der junge Pastor; zu denen fehlt der 4 Mann v der soll v will I ich
seyn. Sie werden gewiß dem ersten so gut werden als ich es ihm bin v. als
er s Sie schon hat. In deren Begleitung werde ich also Sie sehen v. wieder
sehen können; wie jene Riga in meiner.
Was macht denn Ihre v. meine liebe Wirthinn? Wird Sie vergnügt leben
können, wenn Sie es nicht sind. Wie glücklich will ich mich halten wenn mein
Vergnügen was zu Ihrer Zufriedenheit beytragen kann. Ich küße Ihr
hundertmal die Hände – –
Diesen Augenblick bin durch Ihro Excell. gestört worden. Man wundert
sich. Ich habe den Brief jetzt nicht abgeben können. Ich weiß jetzt den Knoten.
Die Schuld liegt an… HE Offic. von Ess. v HE. Huhn haben einen andern
in Vorschlag, der jetzt im Lande erwartet wird. Sehen Sie, daß Sie nicht
hätten mehr thun sollen als man verlangte, v nicht nach Kgsb. zu schreiben.
Es verdriest mich um Ihrentwillen, daß ich unrecht von Ihnen bin verstanden
worden. Wie viel vergebene Mühe! wie viel unerkannte Redlichkeit! Warum
muß ich am dem ersten v andern am zweiten schuld seyn!
Wenn es mögl. ist laßen Sie den HE. L. S. (bey Dump hält er sich auf)
zu sich bitten um ihm die von Kgsb. angekommene Sachen abzugeben. Reden
Sie so gesetzt v. vorsichtig mit ihm als Sie können. Warum hat er Sie nach
Kgsb. schreiben laßen? anderen Antrag angenommen ohne Ihnen etwas zu
wißen zu thun? Ich habe Ihnen nichts vergeben wollen, vergeben Sie sich
selbst nichts Liebster, Freund.
Ich bin um meinen letzten Brief an Ihnen besorgt, melden Sie doch, ob
Sie ihn erhalten haben. HE. L. hat die Bestellung deßelben auf sich genommen.
HE. B. erinnert sich meiner noch, schreibt mir aber nicht mehr. Sollte ich es
worinn versehen haben, so entdecken Sie es mir. Ich bin gewaltig zerstreut.
Vorige Woche habe endl. an me. Eltern einmal schreiben können. Ist
Leinenzeug von mir mit Mr. Vernisobre angekommen? Was ist er für ein
junger Mensch.
HE. D. Buchholz ist ein sehr rechtschaffener Mann. Sie hätten seinen Brief
sicher erbrechen können. Er hat sich des ihm aufgetragenen redl. angenommen.
Von dieser Seite bin jetzt also Gott Lob! ruhig. Meine künftige Schritte
kommen mir je länger je ernsthafter vor. Warum bin ich kein Alchymist
geworden? Wenigstens kann ich mein Glück gegen deßen Hofnung vertauschen. Wir
wollen uns Freund! mit Popen trösten:
Tell, (for You can) what is it to be wise?
’T is but to know, how little can be known;
„To see all other faults, and feel our own
Condemn’d in business or in Arts to drudge
„Without a Second or without a Judge.Sie fragen mir, was meine Musen machen? Nichts. O wenn diese mir
günstiger wären. Ich habe mir niemals Genie v. Erfindung zugetraut. Ein wenig
Geschmack mit viel Mühe erworben, der mir so oft in meinen eignen Arbeiten
untreu gewesen. Er ist stumpfer wie sonst; v. vielleicht ist seine Lebhaftigkeit
Neid oder Eitelkeit jederzeit gewesen. Ihre Muse v. Freundschaft würdewird meine stürmische Leidenschafft sanfter machen. Ihrem Umgange v.
einigen ruhigen sorglosen Wochen werde ich die Wiedergeburt meines Witzes v
mehr mein Gleichgewicht des Gemüths zu danken haben. Unsre Jeder
Abende sollen eine Encyclopedie vom Vergnügen seyn. Grüßen Sie doch
unsern lieben Berens bey dieser Stelle von mir. Fragen Sie ihn auch bey
Gelegenheit von ungefehr ob er sich meiner zu schämen anfängt?
Sie verzeyhen es mir, Liebster Freund, wenn ich mir allen Ausschweifungen
überlaße durch die ich mir zerstreuen kann. In der Hälfte dieses Briefes habe
ich es sehr nöthig gehabt. Ich bin mir einer baldigen Antwort von Ihnen
versehen. Wird Ihre liebste Marianne jetzt Ernst machen. Gott erhalte Sie
beyderseits. Grüßen Sie Selbige nebst meinen Freunden herzl. von mir. Ich
umarme Sie v bin Ihr aufrichtig ergebenster
Hamann.Leben Sie wohl v vergnügt! Wo predigen Sie Pfingsten? Füllen Sie die
Kirche?
N.S. Es ist e. Gelegenheit gestern ohne m. Wißen nach Riga gegangen mit
der ich gern Hume mitgeschickt hätte. Auf die Woche wird wohl wieder e. gehen.Grünhof den 15. Junius 1755.Mietau bey HE. D. Lindner. den 1 Jul. 1755.Lieber Bruder und ewig werther Freund,
Laß uns zum Abmarsch blasen. Wir haben lange genung gestritten. Unsere
Arme sind entkräftet unsre Waffen abgenützt. Weder der Sold noch die Ehre
hat unsern Muth so lange erhalten. Der Himmel laße uns geübter v erfahrner
dieses Feld verlaßen v gebe uns zu unsern künfftigen Ausfällen mehr Glück
v Geschick.
Ich kündige Dir meine Abreise oder Flucht oder Rückzug, wie Du es nennen
willst, ziemlich martialisch an. Schade daß im Lande der Cosacken v.
Hottentotten keine Lorbeeren wachsen. Gesetzt Sie wären, Cäsar selbst würde seine
kahle Scheitel zu Gute für selbige halten.
Freue Dich, mein lieber Bruder, wir sind von uns. Commission loß. Man
hat schon einen, man will nicht daran, vielleicht würde ein verschriebener beßer
seyn. Vielleicht ist man klug, vielleicht ist man höflich, wenn man so redt.
Ich danke Gott. Wenn er mein Leben erhalten will, so wird er auch selbiges
Ihm v. meinen Nächsten zum Besten anzuwenden wißen andere Wege weisen
oder die Steine des Anstoßes aus dem Wege räumen, mein Herz oder meine
Umstände ändern. Wird jenes gebeßert; diese mögen so arg so tumm seyn
als sie wollen. Ich habe genung gewonnen; alle meine Wünsche sollen
alsdann erfüllt werden seyn. Denke ich unrecht oder handele ich anders als ich
denke. Wer hilft mir zu dieser Selbsterkenntnis. Ich schreibe in der grösten
Unordnung. Die Kutsche soll gleich kommen mich abzuholen; v muß also
abbrechen. Komme ich noch nach der Stadt; so geht dieser Brief ab; wo nicht
mit der ersten Post.
Montags oder den 7 Jul. 755.Nun Gott Lob! meine Feßeln sind jetzt glücklich gebrochen. Den 1. war
Examen ganz unvermuthet v wir giengen nach Grünhof ab. Den 2 gieng ich
nach Mietau mit meinen Sachen zurück. Letztere werden schon in Riga seyn;
ich gehe heute in Gesellschaft des HE. Lieut. von Fölckersamb des Abends v
denke morgen früh an Ort v. Stelle zu seyn kommen.
Mein Nachfolger ist ein Rostocker v heist Attelmeyer; ein 30jähriger, 13 in
Kurland Hofmeister, er kennt die hiesige Luft v ist kein Lehrling in seinem
Handwerke. Ich habe mich mit ihm nicht näher einlaßen wollen daß ich mehr
von ihm urtheilen könnte.
Der Erinnerung meines lieben Vaters zu folge habe meinen Abschied so
gelind als mögl. zu machen gesucht. In Betrachtung seiner bin in einigen
Dingen leichter gewesen, als es meine Grundsätze v. Gemüthsart erlauben.
Die jungen HE. musten mich biß ins nächste Wäldchen begleiten v der älteste
war ziemlich wieder mein Vermuthen wehmüthig, der jüngste zärtlicher. Der
HE. General umarmte mich noch – – – –. Ich kann Dir nicht alles schreiben,
weil es lauter Kleinigkeiten betrift, die an sich sehr gleichgiltig sind. Um meine
liebe Eltern zu beruhigen ist dies hinlänglich daß ich alles gethan um auf eine
gute Art loß zu kommen. Daß ich dies als ein Glück ansehe; weil die
Gesinnungen von beyden Theilen nicht die beqvemsten dazu waren. Man hat die
Niederträchtigkeit gehabt einen von meinen Briefen aufzufangen den ich an
einen guten Freund geschrieben hatte, daß man in demselben einige nicht gar
zu angenehme Wahrheiten angetroffen pp. daß ich alle Mühe gehabt meine
Heftigkeit über dies Verfahren zu unterdrücken, daß ich mich zieml.
überwunden auch einigermaßen gerechtfertigt, daß ich auf die Zeit appellirt, welche
die große Kunst verstünde Ihro‥‥ zu bekehren pp.
Ich habe an meinem schwachen Magen in Mietau wieder ein wenig flicken
müßen; Gott Lob mit zieml. Erfolg, v. denke bald völlig dem Leibe v
Gemüthe nach hergestellt zu seyn. Jetzt eben erhalte meine Apotheckrechnung
von einem Manne, in deßen Hause ich unendl. Höflichkeiten genoßen v mir
kaum die Hälfte des Werthes der Recepte angesetzt. Mein lieber Vater wird
ihn auch gekannt haben. Er heist Hipperich v ist bey Hoppe wo ich nicht irre,
oder Haupt gewesen.
Ich wünsche Dir zu Endigung Deiner akademischen Arbeiten Glück wie
auch zu dem Vorsatz, den Du mir in 2 Worten zu verstehen giebst. Erkläre dich
doch darüber. Ich freue mich daß meine liebe Eltern dir noch einige Akademien
zu besuchen vermuthlich erlauben werden. Du wirst dazu über ein Jahr nicht
nöthig haben. Geh doch Göttingen nicht vorbey. Schreibe mir doch mehr
hierüber; wenn du v wie du diesen Entwurf auszuführen gedenkst.
Genung auf heute. Meine Verwirrung wird bald ein Ende nehmen. Dann
werde ich mit mehr Ruhe schreiben können. Küße unsern lieben Eltern in
meinem Namen aufs kindlichste die Hände v lege eine kräftige Vorbitte in
Ansehung meiner Wäsche ein. Ich glaube meine alte Mutter künftig hiemit auch
verschonen zu können. Ein paar gute engl. Scheermeßer wird Papa beylegen.
LebenSie wohl. Grüße alle Freunde. Bleibe der Meinige dem Herzen
nach wie ich der Deinige bin. Ich wünsche Dir v allen Gesundheit v den Seegen
desjenigen, durch deßen Geist wir leben weben v sind. Ich umarme Dich v
ersterbe Dein treuer Bruder.
George.Mein lieber Bruder,
Aus Pyrmont angekommen, von meiner Gesundheit v einigen Arbeiten
abwechselnd beunruhigt habe ich nicht eher als jetzt an dich schreiben können. Ich
habe die schönste Stube, ihre Aussicht geht auf den Kirchhof v sie ist selbst einer.
Meine Tapeten sind ausgesuchte Bücher des seel. Rectors. Meine Freunde
lieben mich mehr, wenigstens – – nein nach meiner Empfindung
mehr
als in
meinem Vaterlande, v ich beunruhige mich es weniger als sonst zu verdienen.
Du wirst einen bald von meinen außer Landes erworbnen zu sehen
bekommen, den ich Dir als mich selbst empfehle; ein Mann von einem so großen
Geist als Herzen, der aber beydes sehr enge zusammen zu ziehen weiß v den
ich in Kurland als einen Cameleon kennen gelernt habe. Kurz du kannst den
HE M. Hase bald in Kgsberg zu sehen vermuthen. Denke daß der mich selbst
umarmt; v sein Anblick sey Dir so erfreulich als mein eigener. Er kommt mit
dem jungen HE. von Buttlar an. Ich wünschte daß ihm meiner Eltern Haus
recht gefallen möchte v er alle ihre Zärtlichkeit genöße.
Ich habe ihm in Kurland versprochen noch Briefe nach Hause v HE. Sahme
mitzugeben. Meine Cur hat mich daran gehindert. Diese Woche geht
Gelegenheit ab vielleicht kannst Du ihm noch das zugedachte einhändigen daß er es
mitnehmen kann.
Erkundige Dich bey jedem Fuhrmann, ob er angekommen. Er möchte aus
Empfindlichkeit daß ich mein Wort nicht gehalten ihn zu schreiben Dich v unser
Hauß sonst vorbey gehen.
HE. Porsch ist hier, nicht in der besten Gesellschaft. HE. Gericke ist Pastor
hier geworden in Riga. HE. Lado von den habe ich gehört, daß er seit kurzen
verheyrathet ist.
Der HE. M. hat selbst an Dich geschrieben. Wir leben als Glieder einer
Kette, einer Familie mit einander. Was für ein Gut ist die Freundschaft. Ich
habe selbige früh schmecken gelernt, jetzt ihren Werth erkennen.
Den Buchführer Petersen habe hier auf dem Lande gesehen v gesprochen.
Ein Mann von Muth zu Anschlägen, der auch auf meine Kleinigkeiten
Ansprüche macht. Wenn ich nur nicht so arm an Geist jetzt wäre.
Deinen Brief kann jetzt nicht beantworten, nicht Zeit, nicht
Aufmerksamkeit genung dazu. Künftig mehr. Ich umarme Dich als Dein treuer Bruder.
Lebe wohl v vergiß mich v Deine Freunde nicht.
Bestelle einliegendes an HE Trescho v grüße ihn unbekannt von mir.
Riga den 25. Octobr. alten Styl. 1755.Herzlich Geliebteste Eltern,
Ich bin Gott Lob! mit meinem Magen völlig wieder beßer und mit meinem
Kopf wieder ausgesöhnt. Ungeachtet ich keine Schmerzen an dem letzteren
weiß; so befinde doch immer eine Dummheit und Schläfrigkeit in demselben,
wenn der erste verdorben ist. Mein letzter Brief war in einem Augenblicke
geschrieben, in dem mich meine Hypochondrie mehr als jemals qvälte. Seit
14 Tagen hat mich selbige ziemlich verschont, ungeachtet ich mehr als sonst
geseßen. Sie sehen selbige vermuthlich, Geliebtester Vater, für Anfälle des
Heimwehes an. Und Ihre Bitte umzukehren soll vermuthlich das Hülfsmittel
seyn, welches Sie mir für meine Krankheit vorschlagen. Beruhigen Sie sich
daß ich gesund und kein Müßiggänger bin. Würde ich Ihnen lieb seyn, wenn
ich zu Hause das Gegentheil von beyden wäre? Womit kann ich Ihr Alter
unterstützen; vielleicht mit neuen Sorgen für mein Glück befördern, für ein
Glück, das ich nicht dafür erkennen kann. Ich überhebe Ihnen jetzt dieselben,
entschlagen Sie sich selbst solcher, die mir meine Tage bisweilen betrübter
machen, wodurch Sie nichts erreichen, und die Ihrer und meiner Ruhe
nachtheilig sind. Die Erde ist des Herren, seine Gegenwart und die Vorstellung
meiner Pflichten, denen ich lebe, möge mir allenthalben gleich nahe seyn.
Können Sie mich für Laster und Unglücksfälle hüten? – – Vergeben Sies
mir, herzlich Geliebteste Eltern, wenn Ihnen meine Denkungsart ein wenig
zu hart und eigensinnig zu seyn scheint. Ich erkenne mehr als zu sehr die
Zärtlichkeit, die der Grund Ihrer Vorstellungen und Wünsche sind,
Wohlthaten, die unsere Leidenschaften andern aufdringen, wo wir nicht den Sinn
des andern sondern allein unsere Liebe zu Rathe ziehen, kann man solche
Wohlthaten nicht verbitten ohne undankbar ohne ungehorsam zu seyn. Sie
wißen meine Absichten warum ich Sie, liebste Eltern, verlaßen, ich sage nicht,
mein Vaterland verlaßen, weil ich mit Ihnen hierinn in gleichem Fall bin.
Sie wißen daß selbige noch nicht erreicht worden. Wenn derjenige, der sich
etwas vornähme, nach einigen Versuchen sich sein Vorhaben gleich vereckeln
ließe nicht Ihr Sohn wäre, würden Sie ihm dies zum Guten oder zum Besten
auslegen!
Ich bin der Welt nicht unnütz gewesen; ich habe einen guten Saamen
wenigstens in jungen Gemüthern auszusäen gesucht, die s mich der
vielleicht später meine Redlichkeit belohnen weirden. Mit voriger Post
habe aus Curl. einen Brief erhalten, der mich ein wenig aufgemuntert. Man
wünscht nicht nur meinen Nachfolger loß zu werden, sondern soll sehr oft
sagen: wenn doch H. noch bey uns wäre! Man hat mir eine unverdächtige
Probe von dem jüngsten beygelegt um mir zu beweisen, daß man nicht die
Absicht hat mich zu schmäucheln, sondern daß es sehr natürlich sey, wenn man
mir Gerechtigkeit wiederfahren läst. Vielleicht würde mein Glück schon fertig
seyn, wenn ich theils niederträchtig, theils nachläßiger gegen mich selbst und
andere hätte seyn können. Mein weniges Vertrauen auf mich selbst, meine
Furchtsamkeit meine Schwierigkeit mir v andern genung zu thun, der
Eindruck den ich von Menschen bekommen habe, die ich nicht anders als
bedauren, verachten v haßen habe können, daß ich selbst unter diese Menschen
gehöre, daß man so oft wieder seinen Willen v aus Schwäche ihnen nachgeben
muß, haben mich leutscheu, unumgänglich gemacht, demüthigen und nähren
wechselsweise meinen Stoltz, entfernen mich von der Welt gegen andere
Triebe, die mich zu selbiger anziehen.
Würden Ihren Sohn Freunde noch lieben, die in ihrer Wahl so zärtlich
sind, die ihn seiner Fehler wegen so wenig genüßen können, daß er sich selbst
noch wundert, wie er welche haben v. erhalten kann, die ihn aufsuchen wenn
er sich Ihnen entziehen will. Sehen Sie womit ich mich tröste, wenn ich mir
selbst unerträglich bin? Da ich mir selbst so viel Unruhe auflege, warum
vermehren Sie Liebste Eltern selbige durch Vorwürfe, durch Klagen und
Zumuthungen, die mich noch verlegener machen, weil ich nicht weiß, womit ich
selbige beantworten soll. Ich habe noch Herz genung mehr zu erfahren, mehr
zu leiden, mehr zu übernehmen; unterdrücken Sie selbiges nicht. Ihr Beyfall
soll mich beleben und Ihr guter Rath auf dem Wege den ich mir gewählt,
forthelfen und nicht aufhalten.
Wenn Sie den Verdacht haben daß ich meinem lieben Freunde dem M.
beschwerlich bin; so thun Sie ihm theils Unrecht, theils mir. Ich kenne meine
Freunde, und werde sein
Schuldner
nicht bleiben. Ein anderer hat mir seine
Stube angeboten wenn ich die geringste Ursache oder Lust hätte ihm diesen
Verdruß zu machen. Ein ganzes Haus würde mich mit vielen Freuden
aufnehmen. Auch diese Besorgnis, imfall Sie selbige haben sollten, wird Ihnen
bald benommen seyn; weil ich im Begrif bin mich zu verändern. Ich habe
meine Entschlüßung, auf die man dringt, aus einigen Ursachen nur noch
aufschieben müßen. Sie sollen selbige aber mit nächsten erfahren. Es ist mir ein
Haus vorgeschlagen worden, welches mit unter die besten im Lande gehört,
ein einziger junger Herr, Ich will mich auf eine ganz freye und ungebundene
Art einlaßen. Ist er nach meinem Sinn; so würde ich weniger Jahre als
Jacob wenigstens brauchen und meine liebe Eltern wenigstens, wenn ich mich
ein wenig festgesetzt, auf eine anständigere v. leichte Art besuchen können. Die
Verbindung mit Ihnen auf der Post würde mir eben so beqvem seyn
ohngeachtet ich weiter aufrückte, v dem Ort, den ich noch immer in diesen
Gegenden zu sehen wünsche, etwas näher. Genung hievon.
Meine liebe Mutter erkundigt sich wegen der Wäsche. Eins von den
Unterhemden habe schon angehabt v es hat nichts daran gefehlt. Die Plätthemde
schone ich noch v ich hoffe daß S sie eben so gut paßen werden. Ich will
schreiben, wenn ich die Probe dazu machen werde; in Riga schwerlich. Für
Ihre Sorgfalt küße Ihr kindlichst die Hände.
HE. Berens dankt freundschaftl. für Ihr gütig Andenken v hat mir seine
Gegengrüße aufgetragen. HE. Gothan sehe sehr selten; seine Fr. Schwester
ist heute bey uns mit dem jungen HE. P. Gericke, den ich nebst seinen Eltern
sehr hoch schätzen muß. Die redlichsten Alten von der Welt.
Man hat mich schon unten nöthigen laßen zur Gesellschafft zu kommen. Ich
nehme also Abschied um noch an meinen Bruder zu schreiben. Gott erhalte
meine liebste Eltern gesund. Ich verspreche mir von meinem lieben Vater
einen Brief in dem er einen Wiederruff seines letzteren thun wird. Möchte er
gleich kürzer als der letzte seyn; so würde ich mich freuen, wenn der Innhalt
dieser wäre: „Mein lieber Hans, ein eigensinniger Junge bist du allemal
gewesen; wenn es nun aber Dein Ernst ist ein ehrlicher Kerl zu bleiben: so
kannst Du allemal von Deinen Eltern versichert seyn, daß Sie so einen Sohn
lieber in der Fremde haben wollen als einen Sch… in ihrem Hause zu
ernähren. Dein Exempel soll uns wenigstens lehren, daß wir deinen Bruder
nicht eher loß laßen, biß er diejenige Freude erfüllt, die wir an Dir zu sehen
wünschten. Halte Wort und lebe wohl.“ Ich will beydes thun Liebste Eltern,
indem ich Ihrem Andenken und Ihrer Liebe empfehle. Ich bin zeitlebens Ihr
erkenntlichster Sohn
Johann George Hamann.Riga am Tage Elisabeth 755.Herzlich Geliebteste Eltern,
Gott schenke Ihnen Gesundheit und Stärke. Ich hoffe, daß meine Mutter
schon für die Erfüllung dieses Wunsches dem Höchsten wird danken können.
Ich befinde mich jetzt in einer eigenen Verlegenheit, die ich Ihnen herzlich
Geliebteste Eltern mittheilen will, weil selbige vielleicht zu Ihrer Zufriedenheit
und meiner Rechtfertigung etwas beytragen kann. Es ist ein Auszug eines
Briefes von HE. Doct. L. aus Mietau, den ich vor ein paar Tagen erhalten:
„Ihr letzter Brief schien mir etwas unwillig zu werden, ich wollte mich
entschuldigen, ich muß ihnen aber nur aufrichtig sagen, daß die Wichtigkeit der
Sache mich lange aufgehalten ehe ich mich entschlüßen können weiter darinn
zu verfahren. Meine eigne Geschäfte gleichfalls. Die Sache selbst ist diese.
Empfangen Sie alles Vergnügen welches ein wahres Verdienst nur immer
nach sich ziehen kann – – – kurz der HE. General v. Witt. thut alle nur ersinnl.
Schritte um Sie wieder zu haben. Wenn Sie es verlangen, M. W. Fr. daß ich
in der Sache weiter gehen soll: so sollen Sie bald ein Einladungs Schreiben
unter den allervortheilhaftesten Bedingungen haben. Das Gehalt sollte
vermehrt werden. Niedriger Bewegungsgrund pp. Der junge Herr denkt mit
Thränen an Ihnen, der älteste. Wer hätte das von ihm gedacht; er schüttet
sein kleines Herz gegen mich aus, welches von 1000 Lobeserhebungen gegen
Sie v 1000 zärtl. Empfindungen voll war. Ich gestehe es Ihnen daß mich dies
gerührt hat. Ich weiß, sie lieben pp. Kurz Hoffnung in 2 Jahren zu reisen v
alles was ich vorschreiben möchte; Erkenntlichkeit vorn und hinten. Ich habe
hierauf heute geantwortet ohne mich zu erklären. Daß es Ihr Ernst ist, habe
ich aus eben diesem Antrage, den der Artzt in dortigen Hause der Halbbruder
des HE. Past. Gericke an mir in ihrem Namen gethan hat.“Ich kann Ihnen herzlich Geliebteste Eltern, noch nichts vom Verlauf oder
Erfolg dieser Sache berichten. Sie sey der Vorsehung heimgestellt. Wenn ich
dahin bestimmt bin; so möge m sein Wille geschehen. Ich werde nichts thun
um mich einzuschleichen. Der Bruder der Fr. Gräfin ist hier. Ich habe mich
verspätet; die Post wird gleich abgehen. Ich habe Ihnen dies wenigstens
melden wollen. Meinem Bruder werde ich nicht schreiben können. Mit nächster
Post mehr. Ich empfehle meine Herzlich Geliebteste Eltern der Göttlichen
Obhut, sie wache über Sie und alle das Ihrige. Beten Sie für mich. Ich küße
Ihnen tausendmal die Hände v bin zeitlebens Ihr
gehorsamster Sohn Hamann.Einlage bitte meinen lieben Bruder sogl. nach Jena zu bestellen. Die
Aufschrift ist: à Monsieur Monsieur Hase Maitre des Arts et des belles lettres
à Jena. Dürfte ich um das Postgeld bitten? wenigstens biß nach Berl.
Auf der Adreßseite:Mein lieber Bruder Nächstens Dir. Nur ein ander Pittschafft auf M. Hases
Briefe aufgedrückt.
Herzlich Geliebteste Eltern.
Aus Grünhof; den 18 Dezember:) gestern Mittags angekommen. Gott
gebe, daß Alles gut und nach seinem Willen gehe. Ich habe heute nicht Zeit
mehr zu schreiben; und wünsche mir mit erster Post die besten Nachrichten
von Ihrem allerseitigen Wohlbefinden. Sind Sie mit meiner Entschlüßung
zufrieden? Hier scheint man es wenigstens sehr zu seyn. Es gehe, wie es gehe,
pp. Ich hoffe die beyden Bücher mit HE. Lindner zu bekommen. Ernesti ist
wieder vermuthen in Mietau, wo ich ihn jetzt durch den jungen HE. habe holen
laßen. Beßer wenn ich ihn selbst dabey habe, v es ist ohnedem hier nur ein
einzig Exemplar. Schreiben Sie mir doch bald, Geliebtester Vater, und recht
viel. Es wird mir eine große Aufmunterung seyn, von Ihnen gebilligt zu
werden. Ich küße Ihnen mit der kindlichsten Hochachtung und Zärtlichkeit die
Hände und ersterbe mit den Gesinnungen eines gehorsamen Sohnes.
Johann George Hamann.Nachschrift an meinen Bruder.
So sieht ein Römer, den seine undankbaren Mitbürger verjagt, seine
Vaterstadt wieder weder durch die Schande seiner Verweisung noch durch die Ehre
seines Rückrufs gerührt, als – – mach den Nachsatz selbst, mein lieber Bruder.
Dienstag vor 8 Tage aus Riga abgereist bey einem fürchterl. Wege von
Eißschollen und Fluthen, 2 Nächte im Kruge zugebracht und den dritten Tag erst
angekommen; alles aber sehr angenehm in der Gesellschafft des besten
Reisegefährten und Freundes, ich meine den HE. Regimentsfeldscherer Parisius.
Meine Absicht war mich ein paar Wochen bey dem HE. Doktor in Mietau
aufzuhalten. Man hörte meine unvermuthete Ankunfft und ich erhalte
unvermuthet vorgestern einen Wagen, der mich gestern in Gesellschafft eines
hiesigen Hofgerichts Advocaten hergebracht hat. Me voici! Mehr wird die Zeit
lehren. Ich wünsche nichts als zum Nutzen der jungen Herren hier seyn zu
können. Vielleicht kann ich mir mehr von meiner Mühe als jemals
versprechen, ohngeachtet ich öfters genung dafür bin geschmäuchelt worden.
Schreibe mir mit ehesten, mein lieber Bruder. Ich werde jetzt mit Ernst jetzt
an meine Abhandlung gehen. sie mag mir kosten was sie will. Melde mir doch
Neuigkeiten, nur keine portugiesische Anecdoten, die sind gar zu traurig für
unser Geschlecht und für unser Zeitalter. Wo ist der Weise, der dem Bilde des
Horatz ähnlich sehen kann bey einem solchen Falle.
Ich habe nicht Zeit übrig. Lebe Sie gesund, und vergnügt. Gott wache
über unser Haus! Grüße alle gute Freunde; Jgfr. Degnerinn v andere. Ich
umarme Dich und bin zeit lebens Dein Freund und Bruder
Hamann.N. S. M. Hase hat nichts erhalten. Du must nicht ordentlich bestellt haben,
mein lieber Bruder. Ist noch keine Antwort oder irgend andere Nachricht von
MSecr. Sahme eingelaufen? Lebe wohl, lebe wohl.Grünhof Freytags zu Mittag.Geliebtester Freund,
Ich hätte schon aus Mietau an Sie geschrieben, wenn ich nicht unvermuthet
wäre abgeholt worden; und mich der Ungedult anderer hätte beqvemen
müßen. Nun bin ich wieder zu hause; ein kleines Flußfieber nebst neuen
Zähnschmerzen wie ich bey Ihnen gehabt habe, macht mir die Zeit etwas
verdrüßlich; im übrigen bin sehr zufrieden. Sie vermuthen von mir keine lange
Danksagungen; ich erkenne alle die Freundschafft, die ich von Ihnen so wohl als
meiner lieben Freundinn genoßen. Schreiben Sie es meinem Schicksal zu,
wenn ich derselben länger gemisbraucht, als es Ihnen beqvem und mir
anständig gewesen wäre. Die Vereinigung unserer Gemüther hat es uns an
Vergnügen nicht fehlen laßen, welches den Verdruß sich einander zu nahe zu
seyn immer überwogen hat. Worte genung, die Fortsetzung soll durch
Handlungen geschehen. Alle Gelegenheiten meiner Dankbarkeit ein Genüge zu thun
sollen mir angenehm seyn um eine Freundschafft zu bestätigen, deren
Gründlichkeit ich mir jederzeit gewünscht habe. Der Herr Bruder in Mietau befand
sich zeit meines Aufenthalts an einem Flußfieber unpäßlich; ich erwarte heute
die Nachricht von dem Abschiede eines beschwerlicheren Gastes als ein Freund
ist. Wie geht es mit Ihrer Gesundheit? Und Ihre Frau Liebste, meine gütige
Wirthinn – – Darf ich Ihr die Mühe auftragen für den Empfang meiner
Sachen, ein wenig Sorge zu tragen. Die Lise wird meine accomodirte
Peruque nicht vergeßen in den Schloßkorb zu legen. Man hat mir gesagt, daß
man einen Freyzedel für meine Coffres in Riga bekommen kann, daß sie auf
die Postirungen nicht geöfnet werden dürfen. Ich weiß nicht wo und wie?
Ist es leicht und ohne Mühe; so wäre es mir lieb; die Unkosten will gern
bezahlen. Wo nicht; gleich viel.
Melden Sie mir doch, wie sich die Frau Past. Gericke befindt. Meine
herzlichen Wünsche für Ihre Gesundheit und freundschafftl. Grüße für das ganze
Haus besonders den jungen HE. Pastor trage Ihnen auf. Letzteren denke mit
erster Gelegenheit zu schreiben.
Entschuldigen Sie mich bey HErrn Porsch, daß ich ohne Abschied ihn habe
verlaßen müßen. Wen er sich in Mietau aufhalten möchte, wäre es mir lieb
die Nachricht davon zu haben; noch lieber wenn es angienge daß er mich auf
einen Tag besuchen könnte;
ohne Familie
NB. Grüßen Sie ihn bestens
von mir.
Haben wir auch Hofnung Sie hier zu sehen. HE. D. und Petersen werden
mir das Vergnügen Ihrer Umarmung nicht entziehen. Des letzteren Laden
habe ein paar mal besucht. Die Kälte und seine Eilfertigkeit erlaubten mir
nicht alles durchwühlen zu können. Er scheint sehr viel artige Neuigkeiten im
franzöischen gehabt zu haben, die alle mehrentheils schon vergriffen sind. Die
an mich überschickten Bücher von denen er mir nicht alle hat sagen können
oder wollen, befördern Sie mit jetziger Gelegenheit. L’histoire politique de
ce Siecle ist noch hier gewesen; ich habe also ein Exemplar davon bekommen.
Wenn es was taugt, so theilen Sie es ihres HE. Berens mit. Für ihn habe
nichts gefunden als den Hume französisch; ich weiß nicht ob er ihn lieber als
deutsch haben möchte. Wenn ich das gewust hätte, so würde mit ihm getauscht
haben. An Diogene d’Alembert werden Sie nicht so viel finden. Schlägels
Schaubühne habe ich, davon der erste Theil ausgekommen. Himmel! sein
Canut! hat Deutschland so ein Meisterstück. Ich verstehe jetzt des Gellerts
Note in seiner Rede über die Comedie, die er bey Gelegenheit seines
Amtsbruders macht; der seinem Vaterland zu früh gestorben. Seneca ein
Trauerspiel Petersen sagt von HE. von Kleist‥‥ taugt dem Urtheil des HE.
Bruders v meinem flüchtigen Anblick auch nach nicht den Henker. Merope soll von
Rost übersetzt seyn, wenn HE. P. Nachrichten glaubwürdiger als se.
Erzählungen sind. Er hat viele große Werke, die Decorationes eines guten
Buchladen sind; z. E. Muschenbroeck Experimental Physic, eine große
Concordantz, prächtige Ausgaben von alten Autoren pp. – – Die Annales de l’Empirekönnen Sie auch haben, wenn sie Ihnen oder HE. Berens anstehen sollten.
Er ist in einem sehr guten Hause sehr wohlfeil auf alle Beqvemlichkeiten
des Tisches v der Wohnung vermiethet. Der Laden ist etwas entfernt v im
Winter weil er nicht zu heitzen v kein NebenCabinet dabey, beschwerlich. Er
hat ihn aber nur nöthig so viel Stunden abzuwarten als er will des Tages.
Er schmäuchelt sich mit Gönnern und polnischen Privilegien und einem
hinreichenden Auskommen. Seine Correspondentz v VerlagsUnkosten belaufen
sich hoch, (wie er mir gesagt) die Woche über. Es ist sehr wahrscheinlich, daß
der Gelehrte Kram an so einem Orte wie Mitau einem Buchhändler nicht
die Zeit so besetzen kann, daß er nicht zu den Ergötzlichkeiten des Landes,
Gesellschaften und einem kleinen Spiel genung übrig haben sollte. Dergl.
Zerstreuungen können ihm also dorten nicht so viel Abbruch thun als
anderwerts wo er mehr Kunden v Nebenbuler hätte. Er wird alles was ich Ihnen
schreiben kann, bald selbst mündlich erzählen; mehr habe ich mich um seine
Umstände nicht bekümmern können. In Ansehung des D. F. scheint er
unschuldig zu seyn. Er hat einmal durch Gelegenheit geschrieben, die Briefe
müßen aber untergeschlagen geworden seyn. Der Münzmeister, sein
Anverwandter hat vor ihm gut gesagt v seine Schuld zu bezahlen auf sich genommen.
Wie HE. D. F. zu ihm gekommen hat er von nichts wißen wollen. Der Rath
Crusemark v seine Gemalin sind Zeugen davon gewesen v haben ihm auch
Geld vorstrecken wollen. Er hat die Summe schon lange an Münz Direct.übermacht v mir einen Brief von ihm gewiesen, in dem er ihm den Empfang
deßelben versichert. Wenn die Auszahlung also zu spät erfolgt; so hat es an
diesem gelegen. Hier ist also der ganze Knoten aufgelöst. Ich wünschte Ihnen
die Hälfte als Freyersmann von dem Both, den er auf seine Braut in Riga
that. Ist keine Hofnung was auszurichten. Ich habe sie ihm weder zu
benehmen noch zu verstärken gesucht.
Grüßen Sie den HE. Runtz und alle gute Bekannte von mir, Geliebtester
Freund. Ihre und Ihrer Liebe Gesundheit habe eben jetzt in ein Glase Wein
getrunken. Mein kleiner Fluß macht mich zum Stubenhüter. Ich hoffe daß es
nicht zu Geschwür ausschlagen wird. Was machen Ihre jungen HE., ist Ihre
Anzahl gewachsen; ist die Erkenntlichkeit des Schwagers oder der Mutter
beträchtlich gewesen? Künfftig mehr, leben Sie wohl v vergeßen Sie nicht
Ihren ergebnen Freund und Diener
Hamann.Ich höre den Augenblick, daß im Portorio ein solcher Freybrief zu
bekommen; damit 2 Kuffer mit Kleidern und Büchern frey passiren können. Es soll
einige Sechser kosten, die ich gern gut thun will. Besorgen Sie es doch wo mögl.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie, / Recteur de
l’Ecole / Cathedrale de et / à /
Riga
. /
Abzugeben am Dohm
.
Grünhof den 28 Christm. 755.Herzlich Geliebteste Eltern
Eben bin mit meinen Neujahrs Wünschen fertig; für Freuden weiß meine
Zeit nicht beßer anzuwenden als Dero liebreichen Brief, den über Riga diese
Woche erhalten, jetzt zu beantworten. Aus den wenigen Zeilen die ich neulich
in der grösten Eil aufgesetzt, werden Sie schon meinen Tausch wißen. Ich bin
wieder hier v finde viel Zufriedenheit darinn, daß Ihre Wahl meine
Entschlüßung billiget. Das übrige werde von dem entschieden, unter deßen Vorsehung
unser Schicksal steht. Wie angenehm sollte es mir seyn die Freude zu erfüllen,
die Sie sich schon zum voraus auf meine Rechnung machen. Ich habe die
Höflichkeit bey Ihro Excell. angebracht, die Sie so gütig gewesen in Ihrem
Briefe anzubringen. Man war für diese Aufmerksamkeit erkenntlich, man
gedachte zugleich, daß man sich schon vorgenommen hätte an Sie nach
Königsb. zu schreiben um mich wieder zu haben. Es ist mir lieb, daß man diese
Mühe nicht nöthig gehabt. Ein paar Tage nach meiner Ankunfft bin hier zu
meinem Verdruß unpäßlich worden und muß leyder! noch die Stube hüten.
Verkältung vermuthlich ist schuld daran. Eine geschwollene Hälfte vom
Gesicht nebst einem Flußfieber, verdorbener Magen, verhärteter Leib jetzt wieder
seit 4 Tagen. Gott Lob daß ich nicht völlig das Bett hüten darf. An Pflege
fehlt es mir nicht, wie Sie leicht denken. Es läge an mir noch mehr zu haben.
Man hat mir einen Artzt aus Mietau anbieten laßen, den ich zu einer solchen
Kleinigkeit nicht für nöthig halte. Ich will heute Abends ein abführend
Pulver das man hier hat v Morgen früh wieder einnehmen. Mein Zahngeschwür
scheint zeitig zu seyn, und ich wünschte den Aufbruch deßelben befördern zu
können. Man erwartet den jüngsten HE. Grafen von Lacy morgen, der das
Neue Jahr hier zubringen wird; ein Liebling seiner Schwester. Meine
Krankheit wird mich schwerlich vor dem NeujahrsTage verlaßen. Wenn nur mein
Magen beßer wäre – – ein großer Appetit der von Schärfe herkommen muß,
eine enge Kehle von Blähungen v Schlappigkeit des Magens; nebst einer
Spannung im Zwergfell oder in der Brust. Ich hoffe nicht daß dies viel auf
sich haben wird, mein harter Leib ist gleichwol eine Seltenheit. Das hiesige
Bier hat mich mit Blähungen zugesetzt, weil es nicht gut gegohren; ich trinke
daher Waßer mit geröstetem Hausbrodt und meine Portion Wein
mehrentheils dabey. Sollte es an Getränke liegen? Der Winter ist abgegangen, die
Gelegenheiten nach der Stadt sind seltner. Ich weiß nicht, wenn dieser Brief
abgehen wird. Bey beßerem Wege hätten Sie ihm am ersten NeujahrsTage,
Geliebteste Eltern erhalten sollen. Nun glaube ich daß ihn erst die Post dann
wird mitnehmen können. Wenn meine Wünsche verspäten, so verlieren Sie
gleichwol nichts von Ihrer Kraft. Ohne eine Liste von allen den Gütern zu
machen, die der Menschen Glück befördern nehmen Sie die Aufwallungen
meines kindlichen gehorsamen dankbaren Herzens an statt großer Reden an.
Gott kennt unser aller Nothdurft am besten, seine Weisheit und Güte, die er
auf einen größeren Schauplatz für uns als das kurze und elende Leben ist
uns in ihrer Größe zu zeigen aufbehalten, wird uns auch in diesem
Raupenstande nicht vergeßen. Er mache unsere Seelen gegen Satan, Welt und uns
selbst stark, und führe uns zu seiner Ehre und unserm ewigen Glück heraus.
Wenn unsere Schwachheiten einmal aufhören werden, wenn ein neuer Leib
uns umgeben wird, deßen Last unser Geist nicht fühlen wird; dann laß er uns
mit jenen Kranken, die sein Wort gesund machte, mit einander ausruffen:
Der Herr hat Alles wohl gemacht. Biß auf diesen schönen Augenblick, der uns
absondern unterscheiden und belohnen wird, gönne er uns das Gute seiner
Geschöpfe und unsers jetzigen Auffenthalts in ihm zu genießen, auch hier in
Glück und Unglück zu sehen und zu schmecken, wie freundlich Er der Herr ist:
So lange uns Gott auf seinem Grund und Boden hier erhält, Liebste Eltern,
laßen Sie uns unsere gegenseitige Verhältnis zum Trost und Aufmunterung
dienen. Meine Entfernung ist vielleicht selbst eine unerkannte Wohltat der
Vorsehung, und giebt Ihnen Vortheile vielleicht, denen Sie meine
Gegenwart berauben würde. Ein Brief, eine gute Nachricht von mir, die
Hofnung mich wieder zu sehen… sind dies nicht Arten von Vergnügen, die
Ihrem väterl. Herzen wenigstens zum Zeitvertreib gereichen können.
Feinde und Verfolger, lieber Papa, verschonen Ihr frommes Alter nicht. Sie
vertrauen mir Ihren Gram darüber, den ich kindlich mit Ihnen theile.
Wie oft und wie muthig haben Sie sich auf selbige beruffen, das tägliche
Brodt, das Ihnen der liebe Gott zuschneidt, wird niemand als Sie zu
genüßen bekommen. Es gedeye Ihnen desto beßer und der Fluch ihres
armen Nächsten wird sich in einen zu lauter Seegen in ihren Körben
verwandeln. Denken Sie an uns weniger als Sie vielleicht thun, laßen Sie es
sich aus Liebe zu uns an einem zufriednem Herzen mit einem bescheidnem
Theil nicht fehlen. Der Himmel wird uns Jungen auch wohl versorgen,
wenn wir ihn anruffen. Meine eigene Erfahrung sagt mir, daß er noch
nicht aufgehört hat Wunder zu thun. Ist derjenige König arm oder geitzig
geworden, der nicht jedes Jahr den Tag seiner Huldigung als den ersten
durch Schaumünzen und allgemeine Freygebigkeit seiner Schätze feyret?
Sein Reichthum flüst nützlicher ohne öffentl. Aufruhr in die Häuser seiner
Unterthanen.
Es ist Zeit hier meine Betrachtungen abzubrechen. Sie sind meine liebste
Gesellschafft. Glauben Sie nicht, daß ich Ihnen bloß zu Gefallen ernsthafft ja
auch als ein Christ denke. Mein eigner Wunsch stellt mir letzteren als das letzte
Ziel unserer Menschlichkeit für. Ich fürchte mich, daß ich mich künfftig an
meiner Schoosneigung zu Büchern wie die Kinder Israel am Manna vereckeln
werde. Wenn meine Leidenschaft zu den Wißenschaften aufhören sollte, so
weiß ich keine in mir so stark, die diese ersetzen könnte. Wie theuer soll mir der
Wink seyn zu einem Göttlichen Geschäffte. Das Beyspiel eines guten
Freundes, den ich hier unvermuthet gefunden, und deßen Schicksal mir nahe geht,
hat einen wehmüthigen Eindruck bey mir gemacht. Der Höchste lacht unserer
Keckheit, unsers leichtsinnigen Muths, wie unsers Verstandes. Ihre
Erinnerung in Ansehung des letzteren möge bey mir nicht fruchtlos seyn.
Weil heute noch eine Gelegenheit nach Mietau abgeht, so muß schließen.
Ich habe noch fast nichts von meiner hiesigen Einrichtung sagen können. Daß
meine Aufnahme hier sehr feyerlich gewesen, läst sich gleich vorstellen. Ich
habe mich weder zu einer gewißen Zeit noch unter der Bedingung des Reisens
verbindlich gemacht. Wer kann mir für den Ausschlag meiner Bemühungen
gut sagen? Dies muß die Zeit lehren. Wenn ich zum Nutzen der jungen Herren
hier seyn und was gutes bey Ihnen ausrichten kann; so soll mir kein Ort und
keine Gelegenheit die Welt zu sehen lieber als gegenwärtige seyn. Wenn das
erstere nicht eintrift; so fällt das letztere von selbst um. Seyn Sie mit dieser
Gleichgiltigkeit, Liebste Eltern, zufrieden; sie ist wenigstens sehr ehrlich und
unschuldig. Die kurze Zeit verbietet mir jetzt noch eine weitere Aussicht, da ich
ohnedem kaum mich wegen meiner Unpäßlichkeit recht habe in Falten legen
können. Mit dem ersten Fuhrmann erwarte die Sachen. Ich hätte wohl noch
gern etwas um meine Dienstfertigkeit hier zu bezeigen. Die Fr. Gräfin hat
gewünscht einige Insecten Stücke von Börnstein Ihrem HE. Bruder dem
HE. Grafen zum Andenken zu geben. Wenn ich unvermuthet damit
zuvorkommen könnte; so würde dies sehr gut aufgenommen werden. Es müßen
aber ausgesuchte Stücke seyn, die mit dem ersten Fuhrmann überkämen; weil
ich ohnedem mit Schmerzen auf die andern warte. Ernesti habe hier im
Buchladen angetroffen; seine Rhetoric nicht. Der junge HE. hat sie also schon,
wenn ich ihn unterdeßen auch bekäme, könnte es nicht schaden. Seine
Philosophie könnte vor der Hand wenigstens entbehren. Auf die andern Sachen
warte aber mit Schmerzen.
Gott sey mit Ihnen, herzlich Geliebteste Eltern. Er seegne Sie Beyderseits
und unser ganzes Haus im geistl. und leibl. Alle gute Freunde nebst Jgfr.
Degnerinn grüße herzlich. Ich küße Ihnen tausendmal die Hände mit der
kindlichsten Ehrfurcht und ersterbe
Ihr gehorsamster Sohn.An meinen Bruder.
Frölich Neu Jahr. Ein frölich Herz, ein gesunder Leib, ein gut Gewißen.
Auf wie lange ich Dich, mein lieber Bruder Christel, praenumeriren soll, weiß
ich nicht; du auch nicht. Der Himmel zieh also unser Loos. ponderentur, non
numerentur, laß uns unsere Jahre als Zeugen ansehen, auf deren Gewicht
mehr ankommt als auf Ihre Menge. Ich habe nicht Zeit aufzuschlagen. Wenn
diese Stelle fehlt: so muß sie so heißen:
eine willkührl. Kopfsteuer
(Was
Poll seyn soll weiß nicht besinne mich auch gar nicht in einem Exemplar
gefunden zu haben; mein engl. Dictionair ist noch nicht hier)
die zwar
mittelmäßig aber in ihren Folgen gefährlich ist, weil es leichter fällt eine
schon eingeführte Abgabe zu vermehren als eine ganz neue
einzuführen
.
Ich weiß noch nicht ob HE. Lindner angekommen. Er hat seinem Bruder
ein gewißes Gedicht pucelle wo ich nicht irre mitbringen wollen wovon ich
auch ein Exemplar wohl gehabt hätte. Ob es geschehen weiß nicht. Besorge
doch meine Sachen mit dem ersten Fuhrmann v lege mir Lilienthals neueste
Auflage von seinem Gesangbuche bey. Ich halte dies für die beste v nützlichste
Arbeit meines Wohlthäters v habe schon lange es zu haben gewünscht. Du
würdest mich betrüben wenn Du es vergeßen möchtest. Schreibe ohne Rand
v leeren Raum an mir, mein lieber Bruder. Gott mache mich nur gesund, daß
ich so wohl meinen Beruf als Nebenarbeiten abwarten kann. Mein Nachbar
der HE. Pastor ist Bräutigam. Wirst Du nicht bald Pastor adjunctus seyn.
Grüße alle Freunde. Künftig mehr. Du wirst in Bestellung meiner Briefe
saumseelig gewesen seyn. Doch St‥ zum Neuen Jahr will ich mich nicht mit
Dir zanken. Lieb mich und vergiß Deinen Freund nicht; der es dem Blut und
dem Herzen nach ist und bleiben wird.
Johann George Hamann.Den 29. Decembr. Schreib an unsre liebe Freunde in Riga.
Grünhof den 29 Dec. 755.Geliebtester Freund,
Ich befinde mich noch schlecht. Fast die ganze Zeit über daß ich hier bin ein
Stubenhüter, der auch zum Bett seine Zuflucht nehmen muß. Bey einem
großen Appetit einen verdorbnen Magen und zum andern mal eine seit
4 Tagen verstopft, daß bey mir sehr selten ist. An Pflege v Beklagen fehlt es
mir hier nicht. Ein Zahngeschwür, das endlich einmal der Zeit aufzubrechen
nahe zu seyn scheint. Schade um Ihre Mühe für den Freyzedel für meine
Sachen. Man hat einen Coffre, Schloßkorb und Laute wenn letztere nicht bey
Ihnen vergeßen worden, auf der Postirung arretirt. Die Feyertage und der
jetzt abgegangene Winter machte ihre Befreyung unmögl. Ich weiß nicht
warum meine Eltern nicht biß Riga francirt haben. Wenn ich sterben soll, so weiß
nicht, wie viel das Porto mehr kostet. Melden Sie es mir, damit ich per Postoder Gelegenheit Ihnen ersetzen kann. Ich habe alle Feyertage an Sie
Geliebtester Freund v HE. Berens schreiben wollen. Meine Krankheit hat mich
daran gehindert. Sind Sie beßer dem Leibe nach bestellt; und Ihre liebe Rahel.
Ich weiß nicht, ob Ihr HE. Bruder schon angekommen Umarmen Sie Ihn
noch einmal in meinem Namen. Sie haben die histoire politique de ce
Siecle; ich habe auch noch hier ein Exemplar gefunden. Berichten ob Sie
auch nur den 1. Theil davon bekommen. Der 2te fehlt; sollte meynen, daß
er schon heraus ist weil der Innhalt davon schon dasteht. An HE
Petersen habe desfalls noch nicht schreiben können. Ich muß alle Augenblicke
aufspringen; so beklommen ist mir die Brust. Habe noch beynahe kein
Buch in Grünhof ansehen können. Befindt sich HE B. v P. Gericke gesund.
Was macht des ersteren Bruder v des letzteren Mutter. Jener wird sich schon
erholt haben. Ist Ihr Actus gut abgegangen. Melden Sie mir doch etwas
davon.
Noch ein Hauptpunct. Ob keine Condition in Riga offensteht. HE. W. traue
ich nicht ein lang Glück zu. Sollte der kleine Huhn nicht jemanden nöthig
haben. Gehen Sie doch mit Ihren Freunden v Bekannten zu Rath. Es betrift
die Rettung eines armen Manns, den ich hier sehr verändert angetroffen v zu
mir auf eine ungemein bewegl. Art seine Zuflucht genommen. Ihm ist um
nichts als einen sichern Aufenthalt zu thun; ich sollte meynen, daß man den
in Riga genüßen könnte. Weiter kann ich mich nicht erklären. Ein Mensch, der
in sehr gutem Ansehen als Hofmeister pp in Curland bekannt v. beliebt ist,
ein intriguanter Kopf in Geschäfften v entschloßener Kerl in Händeln;
wiewohl in den letzteren mit mehr Ehre als in den ersten. Wenn dieser Mensch
zu retten, brauchbarer zu machen und bey seinem gesunden Verstand zu
erhalten ist: so thut man vielleicht ein Werk der Menschenliebe.
Antworten Sie mir doch mit nächsten auf meine Anfrage; auf eine Art die
ich aufweisen könnte; und mit der Hofnung, daß Sie alles mögl. thun
werden ihm so wohl als mir behülflich zu seyn. Außer dieser Sache bedenken Sie
wie nöthig ist ich es selbst als ein kranker habe von meinen Freunden ein
wenig aufgerichtet zu seyn.
Ich bedaure den weißen Raum den ich noch laßen muß. Der Wille ist gut
aber das Vermögen fehlt. Noch eins meine Eltern laßen Sie in meinem letzten
Briefe zu wiederholtem mal recht sehr zärtlich v freundschafftl. grüßen. Leben
Sie wohl. Meinen Handkuß an Ihr liebes Frauchen. Vergeßen Sie selbst
nicht Ihren Freund v erinnern Sie andere auch an ihn.
Wenn der Winter gut geblieben wäre, hatte ich an HE. B. selbst
geschrieben. Jetzt nicht eher als in einem neuen oder auf den Frühling.
Trinken Sie meine Gesundheit aufs Fest; ich habe es schon gethan. Unser
Uebermorgen geht Sie nichts an; auf einen Neujahrswunsch darf also noch
nicht denken.
Grünhof den 21. Jenner 756.Geliebtester Freund,
Ich bin Gott Lob gesund, aber noch kaum 10 Schritte aus meiner Stube
gewesen. Die verdrüßlichen NeujahrsArbeiten, von denen ich noch kaum loß
bin. Mein ältester ist kränklich; dies hat mir einige Tage ein wenig mehr Zeit
gelaßen, die ich mit Hanway, Keyßler, Young Centaur (wenn Sie ihn haben
wollen, melden Sie es mir) Hervey erbaulichen Betrachtungen über die
Herrlichkeit der Schöpfung v die Mittel der Gnade 2ten Theil der in Gesprächen
besteht v sehr vortreflich ist pp zugebracht. Wie freute ich mich, als ich von
Ihnen v HE. B. gestern Briefe erhielt. Letzterer hat Wächtlers Schreiben
beygelegt. Scheint er Ihnen nicht auch ein braver Mann zu seyn, der zu unsers
Freundes Absichten der beste ist. Ein wenig zu viel Antheil an das Journal
etranger gefällt er mir nicht, daßs er zu oft
unser
Werk nennt. Ihre Ode
hat mir HE. B. mitgetheilt. Sie wird doch auch gedruckt werden… Fällt
Ihnen nicht der Zweifel ein, daß derjenige, der Ihnen solche ehmals
aufgetragen, sie schon nach Petersb. geschickt haben möchte. Ich würde wenigstens
dafür besorgt seyn; doch Sie wißen schon, daß meine Scrupel öfters nichts als
Hypochondrie sind. Von i Ihrem actu habe schon gehört, wie viel Beyfall
Sie durch selbigen erhalten. J’ai eu un plaisir infini d’entendre rossignoler
à M. L. son ode par la quelle il couronnoit l’acte solennel de son ecole. Il
avoit un cercle brillant à ses pieds. Mr. de Villeb. etoit de ce nombre;schrieb mir rathen Sie wer. Man hat Ihre Ode hier gleichfalls mit vielem
Vergnügen gelesen. Ist eine Wendung aus einer der schönsten, die Ihre
Freunde entzückt v Ihre Feinde ehmals bewundert, nicht durch in dieser
letzteren nachgeahmt? Des Schluß ist vortreflich v. ich habe sie selbst mir so wohl
als andern etl. mal vorgelesen. So aufrichtig ich Ihnen mein Lob sagen, so
gütig werden Sie eine kleine Erinnerung annehmen, mit der ich das erstere
desto wahrer machen will. Sind nicht einige unordentliche Wiederholungen
in Ansehung der Völker darinnen, die sie so schon geschildert haben? Haben
Sie nicht gepredigt, Liebster Freund, ich vermuthe dies s v eine glückliche
Folge das Herz Ihrer Mitbürger auch hiedurch noch mehr gewonnen zu haben.
Gott gebe Ihnen nur Gesundheit und Kräfte, rechtschaffene Freunde v Gönner
werden Ihnen niemals Fehlen. Wie leicht ist es zu bewundern v wie viel
gehört dazu, wenn man verdienen soll bewundert zu werden. Die Verhältnis
zwischen beyden ist wie ein Redner als Sie gegen den ganzen Haufen ihrerseiner Zuhörer. Wie steht es jetzt, Liebster Freund, mit der Inspector Wahl?
Melden Sie mir doch etwas, wenn es von Anschlägen zur Ausführung
kommen wird. Ich wünsche daß die Erkenntlichkeit der Rigschen Ihren Muth
unterstützen v aufmuntern möge. Mir ist ein Wort entfallen, das mich an
meine eigene Verbindlichkeiten die ich Ihnen schuldig bin, erinneret. Trauen
Sie meinem Gedächtniße so viel als meinem Herzen zu. Ich will mich nicht
gern in Verlegenheit setzen noch Geld zum Voraus aufnehmen. Sie wißen
daß ich mich auf ein viertel Jahr in Ansehung dieses Gehaltes gesetzt v daß
dieses noch nicht verfloßen ist, v daß ich aus Riga fast kahl ausgegangen bin,
daß ich mich jetzt noch sehr einschränken muß. Wenn Sie aber oder Ihr
Marianchen was ausdrücklich wünschen, wenn in der letzteren Küche etwas fehlt
oder ich sonst worinn dienen kann; so werde ich schon vor der Hand Rath
schaffen v es mir eine Pflicht machen Ihnen in allem zu willfahren. Ich thue
Ihnen diese Erklärung so gerade heraus, damit Sie Ihre Antwort darnach
einrichten können.
Habe ich nicht Ursache gehabt mich dieses armen Freundes anzunehmen,
stellen Sie sich die Auftritte vor, die seine 2 Besuche mir gekostet. Seine Reise
nach Riga befremdet mich. Ich weiß nichts davon, nichts von ihm, nichts von
seinen jetzigen Umständen noch Aufenthalt. So viel als ich für ihn thun
können, habe gethan. Ich hätte sehr gewünscht ihn noch einmal zu sprechen, v.
thue diesen Wunsch nicht umsonst. Meine Zärtlichkeit das Vertrauen anderer
zu misbrauchen oder Ihnen den Verdacht einer eigennützigen Gefälligkeit zu
geben hat mich abgehalten ihm sein Geheimnis auszuholen, das er alle
Augenblick im Begrief war mir zu entdecken. Je näher er dieser Versuchung wahr;
je mehr wiederstand ich derjenigen, die mir meine Neugierde legte. Vielleicht
könnte man ihm mehr helfen, wenn man mehr wüste. Vielleicht besteht sein
Uebel in einer erschreckten Einbildungskraft. So viel weiß ich, daß er nichts
weniger als alle die Leidenschaften verleugnet hat, von denen er sich
freyzusprechen sucht; v daß sein Gewißen in der Wuth derselben besteht oder in den
Schwierigkeiten gar zu wohl verschanzte Feinde aus dem Besitz ihres
Vortheils zu bringen. Das sind vielleicht jene Höhen des Menschl. Herzens, welche
die Eroberung deßelben so schwer machen, als ein Volk in Gebirgen unter das
Joch zu bringen. – – Wenn ist er in Riga gewesen v wie lang hat er sich
aufgehalten? – – Er hat mich gebeten sn. Namen nicht zu verrathen; ich habe
auch dies nicht gethan. Seine Züge sind so kenntlich gewesen, das Sie ihn
verathen haben. Ich sah mich genöthigt wenigstens etwas zu sagen, weil ein
Unbekannter uns gleichgiltig ist. Sie werden die gehörige Behutsamkeit in
Ansehung meiner als seiner so wohl von selbst gebraucht haben. Sehe oder
höre ich von ihm; so will ich Ihnen weiter melden, wenn es der Mühe lohnt.
Sind die überschickten Sachen für mich oder ein bloßes Darlehn? Die
Arzeneyen sind sie schon angekommen. Die Meinigen haben sich entschuldigt
daß Sie es dem HE. Bruder nicht abgegeben. Wie befindt sich der letztere in
seinem Hause. Man wird mit ihm sehr zufrieden seyn, ist er es auch. Es giebt
Häuser, in denen man sehr dumm denkt, in denen man glaubt, daß man bloß
deswegen da ist, daß man ihre Zufriedenheit erhalten kann ohne sich darum
zu bekümmern ob es der andere Theil auch ist oder es mit ihnen seyn kann.
Was geht mir die eurige an, lach ich in meinem Herzen, die meinige ist mir
näher; wenigstens sollte euch eben so viel v mehr an der letzteren gelegen seyn
als mir an der ersteren. Ist Ihre Familie vermehrt? Wie befindt sie sich?
Grüßen Sie selbige. Unsere liebe Ältermutter insbesondere, der ich die Hände
küße. Ich werde Sie so lange Ältermutter nennen biß eine – – wie hieß des
Sophroniskus Gemalin die den Sokrates zur Welt brachte? die erste Hälfte
ausstreichen wird. Ich warte recht ängstlich auf die Sammlung Ihrer Reden.
Themata, Gedanken, historische Anmerkungen – – von mir? Ho! Ho! Herr
Vetter. Grillen, Vocabula, Syntaxis – – das laß ich gelten. HE. D. ist
unpäßlich; ich schreibe heute an ihn. HE. Trescho Gedicht ist mir von ihm selbst
zugeschickt. Ich will an ihn schreiben ihm zu danken. Ach! ach! Bernis! Wenn
du zu kaufen wärst, die letzten Dütchen! Mit der ersten Post sollten Sie ihn
wieder haben. Auf nichts mehr als einen Abend hab ich ihn nöthig. Wenn ich
an HE. B. Beylagen machen sollte; so wird er Ihnen selbige mittheilen.
HE. Reg. Felds. Parisius ist hier gewesen v wird wieder erwartet dem Ältesten
si Diis placet Würmer abzutreiben. Wenn Sie reisen schreiben Sie mir.
Ohngeachtet ich mir vorgenommen diesen Winter nicht auszufahren; so werde ich
eher als Sie da seyn. Grüßen Sie alle gute Freunde besonders die HE. P.Gericke. Schreiben Sie doch bald. Ich umarme Sie mit der Zärtlichkeit eines
wahren Freundes v bin zeitlebens Ihr ergebenster
Hamann.Grünhof den 21. Jenner 756.Herzlich Geliebteste Eltern,
Gott gebe daß Sie sich gesund befinden. Ich habe mit 2 Posttagen nach
einander Briefe von Ihnen erhalten, davon nur der erste ziemlich lang
ausgeblieben. Die Ursache meiner Ungedult lag theils in der Furcht, daß meine
Bitte in Ansehung des Börnsteins übel aufgenommen werden möchte, theils
in einem lächerlichen Gerüchte, das man in Königsb. auch eine Art von
Erdbeben verspürt. So zuverläßig man durch Briefe von dem letzteren versicherte;
so zuverläßig schien es mir als ich es hörte, nur nachgeahmte Lügen zu seyn.
Unterdeßen bey dem Schauder, den die ganze Erde empfunden und gehört ist
die Einbildungskraft von traurigen Eindrücken solcher Art eingenommen.
Wenn wir vor dieser Art Göttlicher Gerichte sicherer als andere Menschen seyn
können; so sind wir doch alle der Göttl. Ruthe gleich nahe. Ich danke auf das
kindlichste für die überschickten Börnsteinstücke; sie sind noch zu rechter Zeit
angekommen, und ungeachtet der HE. Graf schon abgereiset, so giengen seine
Sachen erst den folgenden Tag des Empfangs ab. Ich ließ im Namen der
Gnädigen Fräulein von dem jüngsten einen Brief schreiben im franzoischen
v man hat meine Aufmerksamkeit sehr gütig aufgenommen. Gestern erhielt
durch Einschluß den zweeten Brief meines lieben Vaters, in dem ich mit der
Erwartung neuer Sachen erfreut werde. Gott bezahle Ihnen Liebste Eltern
die Freude, welche Sie mir zu machen suchen, durch zehnfältige andere. Ich
bin diese Woche den Fuhrmann gewärtig. In Ansehung mehrerer
Börnsteinstücke geben Sie sich keine Mühe. Diese Gelegenheit ist allein beqvem dazu
selbige zu übermachen. Die Anzahl ist hinlänglich v ich bin mit den Stücken
auch sehr zufrieden gewesen. Mit meiner Gesundheit ist es Gott Lob sehr
leidlich; wiewohl der heutige Tag mir durch Blähungen viel zu schaffen gemacht.
Ich bin durch ein windbrechendes Pulver zu Hülfe gekommen, das man hier
im Hause hat v mir von der Hand eines Geistl. überbracht wurde. Noch bin
nicht aus dem Hause gewesen. Theils meine Unpäßlichkeit, theils die elende
Witterung, theils meine Arbeiten halten mich gefeßelt. Gott gebe Kräfte, der
Wille fleißig zu seyn ist gut genung. Ich habe heute an meine Freunde in Riga
geschrieben, die mich nicht vergeßen, deren redliche v gefällige Gesinnungen
gegen mich ich nicht genung erkennen kann. Das sind Berens v Lindner. Es
ist mir schon entfallen ob ich Ihnen den Tod der Frau P. Gericke gemeldt.
Ihr Mann, ein Ebenbild meines seel. Rappolts, dem äußerl. sowohl als in
vielen Stücken dem innerl. nach, hat mir die unvermuthete Ehre angethan
mir Ihren Tod zu notificiren. Ich habe die Frau kindlich verehrt. Eine
ehrwürdige Alte von einem sehr zufriednem Herzen; in dem die muntere
Gleichgiltigkeit der Jugend mit der Standhaftigkeit einer geprüften Christin
vereinigt war, die ihr ganzes Haus durch den zärtlichen rührenden Abschied
den sie von jedem genommen erbaut und sich ihrem Andenken empfohlen hat.
Dies Haus ist das zwote beste gewesen das ich in Riga gehabt. Ich bin selten
da zum Eßen gewesen, daß man sich meiner lieben Eltern nicht auf einer sehr
zärtlichen Art jederzeit daselbst erinnert hätte, sich nach Ihnen erkundigt,
Gutes gewünscht v einmal darauf getrunken. Im Vorbeygehen zu sagen,
HE. Gothan hat sich aller der Verbindungen durch seine Denkungsart v
Aufführung gegen mich unwürdig gemacht, die ich ehmals mit ihm gehabt habe.
Von meinen Freunden auf Dinge zu kommen, die mir auch nahe sind, melde
meiner lieben Mutter, daß aus dem schönen Stück Leinwand welches ich von
der Fr. Gräfin bekommen, 8 Hemde gemacht werden können, mit denen ich
mich nicht schämen dürfen werde mich Ihr künfftig zu zeigen. Es ist ein Maler
Schön hier gewesen, von dem ich durchaus auf Bitten Ihro Excell.
beyderseits abgemalt werden sollte. Zum Glück ist nichts daraus geworden, weil der
ehrliche Mann nicht länger Zeit hatte sich in Grünhof aufzuhalten. Wenn es
zum Sitzen künfftig kommen sollte: so will ich mein Gemälde beschreiben.
Mein ältester Baron befindt sich unpäßlich schon länger als 8 Tage v kann
nichts im Leibe behalten sondern wirft alles aus. Es müßen Würmer schuld
daran seyn. Ein bloß verdorbener Magen würde so lange nicht anhalten. Ein
Arzt hat es hier schwer. Gesunde und starke Leute sind mehrentheils
Verschwender ihrer guten Natur; die Unmäßigkeit ist eine Folge oder zufällige
Eigenschaft derselben; sie scheint bey einigen Menschen mit zu ihrer Complexionzu gehören. Man hat das lächerliche Vorurtheil, daß die Diät den Körper
schwäche und daß Kinder dadurch hart werden, wenn sie ohne Maaß und
Unterscheid eßen und trinken. Ja unsere eigene Erfahrung, unsere
Kindheit – – – Eure Erfahrung ohne Verunfft ist ein Auge an dem der
Sehnerve verletzt ist. Wist ihr von eurer Jugend nichts mehr als wie ihr geeßen
und getrunken habt? so verlangt nicht von euren Kindern, daß sie mehr
behalten sollen. Gönnt ihr ihnen eben die Thränen, die ihr jetzt vergüßet. Hier
haben Sie ein Stück von einem Selbstgespräch, zu dem mich mein Amt
bisweilen veranlast. Wie viel Erkenntlichkeit bin ich der Vorsehung schuldig die
meine Erziehung beßeren Eltern anvertraut hat, als die ich bisher kennen
lernen. Gott gebe diesen mehr Liebe v vergelt derer ihre, die ich niemals
aufhören werde mit kindlichem Herzen zu verehren v denen ich jetzt die Hände
küße als Ihr zeitlebens dankbarer v gehorsamster Sohn.
Joh. Georg H.Grünhof den 3 Februar 756.Herzlich Geliebtester Freund,
Zu meinem großen Vergnügen soll heute eine Gelegenheit abgehen, bey der
ich Ihnen ein paar Worte schreiben kann. Sind Sie und Ihr Haus gesund?
Zwey Sonnen- und Winter Tage – – Werden wir uns nicht bald einander
sehen. Ich lebe ziemlich vergnügt; aber noch nicht aus dem Hause gewesen.
Ich merke Veränderungen an meinem Leibe, von denen ich abwarten muß,
wozu sie ausschlagen werden; wie wohl sie mich nicht eben beunruhigen.
Zwo dringende Bitten an Ihnen, von denen ich mich erst erleichtern muß.
Mein Petron ist mir defect, liebster Freund. Der 2te Theil davon. Er muß
bey Ihnen geblieben seyn. Ist er in des seel. Manns Bibliothec gerathen.
Porsch hat ihn gehabt, mir aber meines Wißens wiedergegeben. Halten Sie
doch deswegen eine kleine Hausvisitation v erfreuen mich damit. Zum andern.
Meine Eltern haben mir mit Fuhrmann Rehhahn einige Kleinigkeiten an
Schulbüchern e. g. Hederichs Lexicon cet. geschickt, die mir unentbehrl. sind
und auf die ich ängstlich warte. Sie sind an HE. Doct. addressirt; die
Frachtkosten habe auch demselben schon zugeschickt. Er ist ich weiß nicht warum
durch Mietau durchgegangen ohne es abzugeben. Wollen Sie so gut seyn v
ihn deswegen beschicken, in Mitau wird er sein Geld finden v erhalten. Daß
ich die Sachen nur gut verwahrt erhalte. Er kann sie Ueberbringer dieses, oder
Sie, wenn Sie ihnen es auf sich nehmen wollen, sicher anvertrauen.
Besorgen Sie mir doch den Empfang durch Thomas. Unser Haus hat tiefe
Trauer an HE. Geheimde Rath Lieven einen Schwager bekommen. Eine
Schwester, die Gener. Browne liegt ebenfalls gefährl., v eine andere des HE.
Generals gleichfalls. Mein ältester liegt noch am Magen oder Würmer. So
viel aus Grünhof. Melden Sie mir dafür mehr v beßere aus Ihren Gegenden.
An HE. B. schreibe nicht, v mit Fleis. Ich wünschte mit gegenwärtiger von ihm
die
lehrreiche Nachrichten für einen Reisenden
mitzubekommen.
Vergeßen Sie ihn doch nicht herzl. zu grüßen v um dies Buch zu bitten. Ich schrieb
Ihnen neul. für von einer Beylage an ihn, die er Ihnen mittheilen würde.
Sie bestand in einer Ode de main de maitre sur la mort, die mir Petersen als
eine große Seltenheit zugeschickt. Er möchte es übel genommen haben wenn
ich ihm das Verdienst entzogen hätte Sie beyde damit aufzuwarten. Ich
schickte ihm also selbige wieder zurück mit der Bitte, daß er sie Ihnen auch
mit erster Post überschicken möchte. Urtheilen Sie nicht auch, daß es ein
Betrug mit diesem Gedicht ist. Das Ende daran ist offenbar angeflickt v reimt
sich so wenig dem Verstande nach als dem Sylbenmaas zu dem übrigen, daß
ein halber Leser sich daran stoßen muß. Ein paar Stellen sind ganz
unverständlich durch druckfehler z. E. chemins anstatt humains. Lesen Sie doch so
bald Sie können den zweeten Theil des Hervey. Wenn Sie sich dazu
entschließen; so werden Sie mir für die Empfehlung v Aufmunterung dazu
danken. Er gehört gar nicht zum ersten Theil. Wenn Sie mir an Journalen
oder andern Neuigkeiten was mittheilen können; so werden Sie mir dadurch
einen großen Gefallen thun. Das Schooshündchen liegt bey meinem
Nachbar; er hat ihn noch nicht lesen können. Sie sollen ihn bald wiederbekommen.
Ich hoffe jetzt bald mit meiner Arbeit fertig zu seyn v will selbige nicht eher
verlaßen, biß ich zu Ende bin. Es ist hohe Zeit einmal zu eilen. Ist es wahr
daß HE B. v Gothan nach Mietau diese Woche kommen werden? Den ersteren
grüßen Sie noch einmal von mir. Ich will ihm nicht gern einen leeren Brief
schicken, daher schieb es noch auf. Vergeßen Sie nicht meinen
Petron
noch
mein
Paket
, noch
lehrreiche Nachrichten
. Werden Ihre Reden bald fertig
seyn. Erfreuen Sie mich damit gantz naß. Ist Schulzen oder Ihr Catalogusschon gedruckt. Schicken Sie mir doch beyde. Ihre Excell. haben Lust zur
allgemeinen Weltgeschichte. Ich möchte sie gern in dies Haus einführen. Ist
wenigstens ein Werk, das der längsten langen Weile gewachsen ist. Haben Sie
die Arzney bekommen von meinen Eltern? Hat mein Vater oder Bruder
geschrieben? Mamma meinen Handkuß.
Ich umarme Sie und ersterbe Ihr aufrichtiger v ergebenster Freund.
Adresse mit Mundlack:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie / et des belles
lettres, Doyen de la Societé allemande de / l. et Recteur du College / de et /
à /
Riga
. / an der Domkirche.
Grünhof. den 11 Februar. 756.Herzlich geliebtester Freund,
Sie können leicht erachten, daß ich Ihren ersten Brief von den 2 letzteren
nicht vor Abfertigung des meinigen erhalten. Sonst würden Sie ihrenBernis schon bekommen haben v ich würde auch keine Entschuldigung in
Ansehung des mir aufgetragenen machen dürfen. Es sind heute eben 8 Tage,
daß ich erst ihr Schreiben nebst der ChocoladeTafel empfieng; und ich bin
vorigen Sonnabend in Mietau gewesen um Sie vielleicht daselbst zu
umarmen. Unterwegens benahm mir schon mein mir t entgegenkommender
Greis, der aus Riga zurückkehrte die Hofnung Sie selbst anzutreffen. Ihr
Bernis war in der Tasche er hat die Reise unterdeßen nicht umsonst gethan v
ist mein treuer Gesellschaffter gewesen; weil ich in einem beqvemen
Schlafwagen fuhr. Ungeachtet jetzt das ganze Amt fast aufgeboten worden um nach
Riga zu gehen; so sind sie doch alle mit Korn v Getrayde beladen. Nicht ein
einziges Achtel Butter darunter. Mit der letzteren Fuhr ist desto mehr gewesen.
Wie leyd thut es mir Ihnen nicht zuvorgekommen zu seyn. Mein treuer
Commissair macht mir unterdeßen zu einer baldigen andern Fuhr Hofnung, da
meine Waare auch darunter seyn soll. Es ist kein anderer Weg sonst gewesen,
als an die Frau Gräfinn selbst zu gehen. Der Himmel behüte mich für jede
Gelegenheit sie in Versuchung zu führen. Wenn sie selbst welche abschickt; so
ist es mir leicht ohne Vorbewust anderer Ihnen gefällig zu seyn. Ich danke
Ihnen unterdeßen recht herzlich, Liebster Freund, für Ihre Aufrichtigkeit.
Wenn ich Ihnen in diesem Fall werde ein Genüge gethan haben; so
wiederholen Sie selbige. Mit gleichen Gesinnungen bin Ihnen für den zärtlichen
Dichter verbunden. In Ansehung der Zeit werde schon entschuldigt seyn. Der
späte Empfang deßelben, ihre wenigstens vermuthete Mitausche Reise.
Erfüllen Sie doch mit ehstens diesen Vorsatz in Gesellschaft des HE. Berens.
Durch ihn werden Sie auch die Arzeneyen bekommen; die so lange
ausgeblieben. Verzeyhen Sie meinen Irrthum wegen der mir überschickten Sachen. Ich
bin unschuldig daran. Nachdem ich 14 Tage ruhig die Ankunfft des
Fuhrmanns nachgerechnet hatte, wurde ich ungedultig, schrieb deswegen mit jeder
Gelegenheit, deren damals häufige abgiengen nach Mietau. HE Bruder hatte
nichts erhalten sondern vermuthete daß Rehan des schlimmen Weges wegen
geeilt nach Riga zu kommen. Dies kam mir wahrscheinl. vor. Ich ließ mich
anderwerts erkundigen, wo ich diese Muthmaßung an statt einer gewißen
Nachricht erhielt. Daher nahm ich meine Zuflucht zu Ihnen. Ungeachtet ich
alle Posten nach der Stadt abpaste, waren meine Sachen nebst Ihren Briefen
einige Tage durch die Unwißenheit der Bauern bey dem HE. Doct. liegen
geblieben. Daher erhielt ich solche so spät, dafür aber alles auf einmal. In
Mitau habe den HE. Doct. krank angetroffen; sein Leib scheint siech zu werden.
Ich habe nicht bey ihm logirt sondern bey dem HE. Rittmeister, der mich
ausdrückl. bitten laßen ihn nicht vorbeyzugehen. Sonnabends kam spät an v reiste
Sonntags nach dem Mittagseßen wieder ab gesunder als ich angelangt war.
Mein Gesicht ist flüßig v die Geschwulst an der einen Seite hatte wieder
zugenommen. In Ansehung meiner Gesundheit habe mich zu räthselhaft
ausgedruckt. Die Veränderungen in meiner Natur bestehen in einem gar zu großen
Appetit v einer ungewöhnlichen Sparsamkeit der Absonderungen. Ich schreibe
das letztere einem Waßer Getränke zu deßen ich mich
jetzt
an statt des hiesigen
blähenden Biers bediene. Ich habe niemals in meinem Leben von
Verstopfungen gewust v. s. befremden mich desto mehr, weil ich stark dabey eßen
kann. Meine Laute ist hier; aber mein verlorner Petron oder vielmehr mein
verlaufener‥ er hat einen weißen gelblichen Pergamen Band v ist von
kleiner Oktavform. Youngs Centaur hat der HE Regimentsfeldscher
Parisius, sonst würde er beyliegen. Gedachter Freund ist recht schlecht daran, sieht
als ein schwindsüchtiger aus v hat seine Stimme fast ganz verloren. Noch soll
es nicht beßer mit ihm seyn. Er muß sich, da er nicht mehr kann, aus Noth
schonen und zu Hause das Bette hüten. Mein Bruder hat den überschickten
Sachen keinen Brief beygelegt. Sie bestanden in einigen Näschereyen, einem
lateinischen Wörterbuch v andern Kleinigkeiten. Das neuste ist das politische
Testament des Mandrin, welches HE. Berens hat v in eine glücklichenEinkleidung einige starke Wahrheiten dem franzöischen Gouvernement sagt. Die
Leichenrede könnte meines Erachtens beßer seyn. Es steht bey Ihnen ob sSie selbige durchblättern wollen; ich möchte sie gern mit dieser Gelegenheit
wieder haben. HE. Trescho hat ein Gedicht auf Lißabon drucken laßen, das
ihm ganz unähnl. ist. Der Anfang hat einen fast Lausonianischen Schwung,
hart ungleich pp Doch Sie werden es selbst schon haben. Ich habe Oestens
Wochenschrift nebst den dazu gehörigen Schriften bekommen. die er selbst
gesammlet v herausgegeben näml. Schreiben an Doris. Dem Ditton v Oest ist
ein besonderer Bogen vorgesetzt der den Titel führt Streitschriften über die
Schlüße eines Materialisten in den Bremischen Wochenblättern 754. wo er
das Programma des Gymnasii in Bremen verdeutscht v einige sehr bescheidene
v artige Anmerkungen gemacht hat. „Jede Streitschrift muß das Original in
der Schreibart pp nachahmen so viel als möglich.“ Die Schlüße beschreibt er
also: „Es sind ernste Minen voller Ironie. Schlüße denen die Vordersätze
fehlen; er vergleicht sie den Springern im Schach, die keine Linien schlagen
aber unmittelbar dem Könige oder den unbesetzten Hauptleuten Schach bieten
v manchmal dem Könige v. dem Elephanten zugleich.“
Dero eigenen Critic Ihrer Ode, Liebster Freund, habe ich nichts entgegen
zu setzen. Man liebt sich selbst, wenn man strenge gegen sich ist. Ich werde
gewiß selbige jetzt ganz neu zu lesen bekommen. Versäumen Sie doch nicht
so bald es auskommt damit zu erfreuen. In der Rußischen Gelehrtenhistorie
bin ich ein größerer Fremdling als ihrer politischen. Peter des Großen
Gedanken in Ansehung der Wißenschaften, die er in einer Rede ausgedrückt hat,
die in
Webers verändertem Rußland
steht v ich in den Moscowitischen
Briefen vom Uebersetzer angeführt gefunden habe, wird ihnen bekannt seyn.
In Hanway werden Sie einen gelehrten Rußen finden, im ersten Buch, der
viele historische Mst. nachgelaßen. Noch besinne mirch in Cantemirs
Satyren eine an den
Patriarchen von y
gelesen zu haben; der auch zu den
Wiederherstellern der Wißenschaften gehört. Kuhlmanns Tod in Moscau trift
in das erste Regierungsjahr Peter des Großen. Er kann mehr als ein
Märtyrer seines schwärmerischen Kopfs als der Wißenschaften v Gelehrsamkeit
oder Barbarey dieses Landes angesehen werden. Ich habe in Reimann einige
Umstände dieses seltenen Manns gelesen die sie auch im Gelehrten Lexicofinden werden vermuthlich. Rollin hat meines Wißens in der Bibliothec
immer gefehlt, ich habe geglaubt, daß ihn Eßen hätte. Youngs Love of Fameist jetzt auch ins Deutsche übersetzt. Hartung hat beyde Theile der histoire
politique des Maubert. Haben Sie auch nur den ersten allein bekommen?
Sollte P. mir den andern Theil aus Vergeßen mitgenommen haben? Er ist
jetzt in Königsb. Sie schreiben wohl schwerl. an ihn.
Ich habe eine kleine Schrift: l’art de faire des garçons ou nouveau tableau
de l’amour conjugal par M… D. en Medec. de l’université de Montpellier.Daselbst 755. 8. von Petersen genommen, werde sie aber nicht behalten. Sie
ist der Sprache v dem Innhalt nach schlecht. Ein Gegner des Maupertuis.Hier haben Sie die Cap. 1 von den verschiedenen Meinungen über die Zeugung.
2. gegen die Seministen 3. Animalisten 4. Ovisten. 5. Von den Secten der
letzteren die er in Infinitovistes, Unovistes, Animovistes et Seminovisteseintheilt. Das letztere ist sein System. Im 6. wiederlegt er die ersteren v im
7. Cap. trägt er ss. vor. 8. Von der Ähnligkeit 9. von der Unähnligkeit der
Kinder 10. Von den Misgeburthen. 11. von dem Mittel Mädchen zu erzeugen.
Jeder testiculus oder ovarium gehört für ein gewißes Geschlecht. Die
Mannsleute sollten sich denjenigen abschneiden laßen, der zur Erzeugung des andern
nicht nöthig wäre. Wie viel Nutzen würde man davon haben wenn man hinter
dies Geheimnis käme. Weil es bey den Frauenzimmern auf die Lage
ankommt so würden sie in das Geschlecht des Kindes sich einen großen Einfluß
geben können. Hanway bekam von Carl II. einen Hirsch v Rehgehäge, er
machte den ganzen Parc zu Wittwen um durch die Anatomie der Böcke hinter
das Geheimnis zu kommen. Wenn doch ein Sultan so grosmüthig wäre v
eins von seinen Serails einem Anatomikus zu ähnl. Untersuchungen
überlaßen möchte. Der Autor gönnt diese nützl. Bemühung dem Galanten
Verfaßer der Venus physique. Letztes 12 Cap. Von der Ursache des Vergnügens.
Ich werde ihm diese brochure wiedergeben; sie ist gehefftet. Er wird sie Ihnen
immer communiciren können. Entschuldigen Sie mich bestens bey meiner
lieben Freundinn, die ich aufs herzlichste umarme; Ihren HE. Bruder
gleichfalls. Ich bin zeitlebens der Ihrige.
P. S. Habe ich nicht neulich schon von HE. H. geschrieben. Ich weiß mich
nicht zu erinnern.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie / et des / belles
lettres et Recteur du College / de et / à /
Riga
. / Nebst einer bunten /
Schachtel mit / Arzeney. /
Hab ich dir nicht einen Catalogum geschickt von meinen Büchern. Den
versprochenen Zusatz sollst du auch bekommen. Gieb mir auch von deinem
Zuwachs Rechnung.
Das Engl. Bibelwerk gönnte ich Dir wohl nebst Saurins Discours über
die Bibel. Studierst du fleißig? Da ich das andere Blatt angefangen so will
ich solches suchen voll zu machen. Um dir Materie zu geben mir zu antworten,
will ich Dir auftragen mir Dein Urtheil aus einigen neuen Büchern des
Catalogi den Du mir geschickt zu melden. Was ist an dem Abend, der Nacht,
dem Morgen v Mittag auf dem Grabe? Wie sind die Briefe an Freunde welche
zu Danzig ausgekommen? wie auch der Briefwechsel über wichtige Sachen
der heutigen Gelehrsamkeit. Frkf. Ist die offenbarte Deisterey aus dem Engl.
übersetzt v die berühmte Schrift in Gesprächen, die man in den Zeitungen so
sehr erhoben? Die moralischen Kleinigkeiten werden vermuthl. vom Abt
Coyer seyn; was ist der Inhalt der darinn enthaltnen Schriften. Das
wunderbare Jahr v die Insel der Frivoliten kenne ich von ihm. Knittels neue
Gedanken von den allgemeinen Schreibfelern in den Handschriften des N. T.
worinn bestehen diese neue Gedanken. Des Grafen Lavini Neuste
Weltwißenschaft. Ist das Italienische auch dabey. Windheim ist nicht der Uebersetzer
vermuthlich? Was sagt er in der Vorrede. Ist die Uebersetzung gut v das
Werk selbst. Was sagt Masch in seiner Abhandlung von der Grundsprache des
Evangelii Matthäi? Was sind die Meisterstücke der berühmtesten Männer
dieser Zeit? Frkf. Die Ritter v Riesen? Pope ein Metaphysiker? Rosts
vernünfftiges Urtheil über Frankens Gedicht vom Lobe des Schöpfers; ist doch
wohl nicht von dem deutschen Anakreon? Scholzens Versuch einer Theorie von
den natürl. Trieben möchte ich auch gern näher kennen. Vor allen aber
Gespräch eines Europäers mit einem Insulaner
. Freron, der fürchterl.
Freron jetziger Verfaßer hat von einem Werk welches eben diesen Titel führt
folgendes Urtheil gefällt: Dies ist eine Sammlung von nützl. Wahrheiten;
eine gründl. Beurtheilung der Staaten von Europa, ein Muster der
Regierung v zwar ein solches das nachzuahmen ist; eine Schule der Völker v der
Könige. Wenn eine Privatperson der Urheber dieser Schrift ist; so verdiente er
von den Fürsten zu ihrem Minister gewählt zu werden. Ist es ein Monarch;
so führe er den Scepter über die ganze Erde“. Laß dies das erste Buch seyn
was du liest v melde mir deine Gedanken davon. Den Terraßon wirst du
ohnedem schon durchgedacht oder nachgedacht haben. Lehrreiche Unterredung
eines Vaters mit seinem Sohne über die ersten Gründe der Religion v der
Sittenlehre wie auch die patriotische Vorschläge, die zu Berl. ausgekommen
mache mir ihrem Werthe nach bekannt. Unter den Engl. lies doch den Nazares.Ich hoffe daß du noch ein guter Freund v Nachbar von HE Wagner seyn wirst,
der Dir gern nach v nach etwas für unsere beyder Neugierde nachsehen wird.
Was macht HE. Diakon. Buchholz. Er ist vor ein viertel jahr Vater
geworden. Der junge Vernisobre meldte es mir noch in Riga. Du gehst doch
wohl noch wie sonst zu ihm. Grüße ihn herzl. von mir bey künfftiger
Gelegenheit. Was M. Vernisobre anbetrift so habe zu wenig Umgang mit ihm gehabt
um aus ihm recht klug zu werden. Er scheint ein ehrlich v dienstfertig Gemüth
zu haben. Der engl. Sinn ist bey ihm in verjüngtem Maasstabe. Das
kindische mit dem altklugen sticht in seinen Sitten so ab, als sein Ansehen mit
seinen Jahren. Sein Vater würde ihn gleich wol auf solchen Fuß nicht reisen
laßen, wenn er ihm gesunde Vernunft v Aufmerksamkeit nicht zutrauen
könnte. Er meynte mit dem Frühjahr nach St. Petersburg zu gehen.
Daß HE Carstens Bruder schon lange in Liebau gestorben, werde ich Dir
geschrieben haben. Ich erinnere mich seiner um nach unsern Freund mich zu
erkundigen. Ist er noch in Lübeck v hast Du keine Nachrichten von ihm gehabt.
Mein Hennings, Sahme v M. Haase vergeßen mich ganz. Ist von keinem
etwas eingelaufen. Ich begreife nicht, woran es liegt. Der erste muß eine
Frau, der andere ein Amt bekommen haben für den letzten weiß ich keine
Entschuldigung als das Jus talionis. Melde mir wenn meine beide erste
Muthmaßungen erfüllt seyn oder werden sollten.
Was macht Daniel Nuppenau? Ist er klüger geworden. Der Nachschmack
des Marzipans sollte mich zuerst an den sittsamen Liborius erinnert haben.
Hat er Brodt v theilt er selbiges schon mit einer eignen Haushaltung.
Beschreibe mir doch ein wenig den schwedischen Doktor. Hält er sich noch
in Königsberg auf. Das Programma macht einen zweydeutigen Begrif von
ihm. Ist er ein Gelehrter? Der junge Kypke hat einen großen 8. Band schon
ausgegeben. Ich verspreche mir viel nützliches wenn ich ihn lesen werde. Du
besitzest ihn ohnstreitig selbst. Wenn ich in deiner Stelle wäre v Deinen Beruf
hätte, ich würde ihn mir zum Freunde machen um mich im Griechischen v
allen orientalischen Sprachen unter ihm üben. Ein kluger Schüler, der diesen
Mann ein wenig zu regieren wüßte, müste bald v. viel bey ihm lernen.
Tempus abire mihi est. Wer hat bey euch Akademisten solche römische
Brocken; oder hast du auf Deine eigene Unkosten mich bloß ärgern wollen,
weil du mich als Schulmeister für sehr zärtlich gegen die grammaticalische
Fehler hältst. Ich habe auch Zeit zu schließen. Die Pferde werden schon
eingespannt, mit denen mein Brief abgehen soll. Glückl. Reise. Wenn werden wir
uns sehen, lieber Bruder. Der Himmel weiß, wie kurz wie eitel auch diese
Freude seyn würde. Schaff dir ein Haus, worinn du mich künfftig einmal
aufnehmen kannst. Das soll die letzte Herberge meiner Wanderschafft oder
wie Bernis sagt mein Louvre seyn. – – Abgebrochen. Man fährt schon. Ich
umarme Dich tausendmal, grüße meine Freunde allesammt v liebe Deinen
Bruder v Freund.
Noch vor Schluß dieses Briefes erhalte aus Mietau die Nachricht daß HE
Doktor Lindner schwach danieder liegen soll. Gott helf ihm. Künftig mehr.
Laß keinen von meinen Puncten aus sondern beantworte Alles.
Herzlich Geliebtester Freund,
Heute vor 8 Tagen erhielt ich durch den ein Billet des HE. Rittmeisters
die traurige Nachricht, an der Sie so viel Antheil genommen weil sie das
Leben Ihres lieben Bruders betraf. Ich beweinte ihn schon, einen Tag vorher
hatte ich ihn schon ein paar Zeilen geschrieben, die mir eine Ahndung
eingeflöst haben mußte v. ein Recept eines Kranken an den andern waren; er hat
sie nicht zu lesen bekommen v sie kamen zurück. Ohngeachtet ich nur den
vorigen Sonnabend in Mietau gewesen; so gieng ich schon mit den Gedanken um
mich wieder hinzustehlen. Hätt ich ihn helfen können mit meiner Gegenwart?
Verlangt er mich auch oder hat er auch meiner eben es sey wozu es wolle
nöthig? Ich hörte vom Friesel; für mein Theil fürchte mich nicht, würden
aber nicht andere über einen solchen Besuch schwierig gewesen seyn? Mein
Freund Baßa leugnete aus Klugheit, daß er bey ihm gewesen, weil man über
seine Krankheit zusammenfuhr, ohngeachtet er den HE D. selbst nicht gesehen
noch gesprochen hatte. Man hat niemand vor ihm kommen laßen, ohngeachtet
ich bey jeder Gelegenheit nicht ermangelt zu ihm zu schicken. Endlich hat mich
gestern HE. Petersen mit der Botschaft von seiner Beßerung erfreut. Er hat
diese Nacht bey uns geschlafen v ist heute frühe weggefahren. Gestern Abend
erhielte zugl. Ihren letzten Brief, nebst einem von meinem Bruder, der mit
den Sachen hatte mitkommen sollen, sich aber ich weiß nicht wie vermuthlich
durch Schuld des Fuhrmanns verspätet hat. Ich habe Ihnen schon gemeldt
daß nicht eine Zeile bey dem Packet gelegen; von der Arzney war also selbst
zweifelhaft, weil ich glaubte, daß sie solche schon hätten v. schickte nur um
das gewißeste zu spielen. In diesem Briefe finde, daß Mandrin Ihnen
zukommen soll nebst dem Gedicht des HE. Trescho. Das letztere habe schon HE
Petersen mitgegeben um es Ihnen entweder einzuhändigen oder zu
überschicken. Ueber Post hatte mir mein Bruder nichts geschrieben als daß meine
Sachen unter Bedeckung des Mandrin ankommen würden mit dem v dem
Fuhrmann nebst dem Tag sr. Abreise v desr Fracht. Ich bin also bona fideein Besitzer davon gewesen v wenn Sie mir ihn anbiethen so mach ich keinen
Scherz daraus, sondern danke mit einem Salamalec. Ich bin sehr geneigt
Ihre Muthmaßung liebster Freund anzunehmen, daß die Leichenrede eine
Nachahmung der Voltairischen seyn mag, die ich meines Wißens nicht
gelesen. Ohne dieser Absicht kommt mir der Witz gar zu ungl. vor gegen
denjenigen der in der Schrift selbst herrscht. Dieser Anhang bezieht sich nicht auf
selbige; der Verfaßer muß also was anders dabey im Sinn gehabt haben.
Wenn dies nicht seyn sollte, so möchte ich selbige lieber für eine wirkliche
Arbeit eines R. P. oder viri obscuri halten, der Gasparini heißen v Mandrins
Beichtvater mag gewesen.
Sie denken heute in Mietau zu seyn v ich? – – ich weiß noch nicht wo ich
seyn werde. Sie werden es ohnfehlbar wißen bey Lesung dieser Zeilen. Ihr
Herr Bruder ist Gott Lob außer Gefahr, der Winter, der periodische Winter – –
Der erste wird bald ganz gesund seyn v der letzte noch einen Ansatz zu unsern
allerseitigen Vergnügen machen, der länger Stich halten wird. Wiewohl mein
Rath wird nach geschehener That kommen. Wir wollen sehen ob unsere
Gedanken eintreffen werden. Zum Glück, zu großen Glück habe heute ein Achtel
Butter für Sie beschlagen können; ich ärgerte mich schon wieder. Ich glaubte
nicht, daß einige abgehen würde. Man hat dort wenige bestellt. Das beste
Achtel ist für Sie ausgesucht worden mit .H.M.L. bezeichnet. Für
Ueberbringer deßelben, meinen ehrl. Wagger, bitte von Mutter Marianchen das beste
Schälchen aus, was sie im Hause hat. Die Butter muß in Riga selten seyn,
und möchte es noch mehr werden, daher ist es mir um desto lieber eines von
den bestellten Achteln unterschlagen zu können. Ich freue mich recht, daß ich
keine appellation an die höchste Instanz nöthig gehabt um Ihnen dienen zu
können. Was sollen Sie aber damit beträufeln? Aus Wohlstand hätt ich auch
dafür sorgen sollen, Liebster Freund. Es ist mir aber nicht mögl. gewesen
etwas mehr beyzulegen. Noch zu dumm noch zu unvermögend dazu.
Die Frau Gräfinn ist mit einem schlimmen Halse schwer befallen v bisher
bettlägerich gewesen, befindet sich aber jetzt beßer. Der älteste kann nichts
verdauen, noch eßen und bricht sich noch alle Tage. Weiß der Himmel, was daraus
werden wird. Ich fürchte schlimme Folgen. Man hat geqvaksalbert,
qvacksalbert noch, bey der geringsten Beßerung sorglos v sicher, beym Rückfall
unentschloßen v ängstlich pp. Fordert von Arzt v Arzeneyen Wunder v setzt
denselben andere Wunder gleichwol entgegen.
Am Mittwoch strafte uns Gott mit einem Schrecken, der in eine große
Gefahr hätte ausschlagen können. Unser Schorstein brannte rein aus, des Abends
um 7 Uhr ohne Schaden unserer höltzernen Schachtel, in der unsere theuren
Personen und Schätze eingeschloßen sind. Die Schornsteinfeger waren 14 Tage
vorher vom Hofe gejagt v die Leitern zu Brennholtz entzwey gehauen
worden; v zwar beydes auf hohen Befehl. Wir liefen also mit den Jagdhunden
um die Wette auf dem Gehöffte herum, bellten wie sie v trösteten uns mit der
Vorsehung, die denjenigen Geschöpfen einen weisen Instinckt geschenkt, denen
sie die Vernunft entzogen. Auf dies Lustfeuer folgte das gewöhnliche
Ceremoniel, deßen man sich nicht entziehen kann, wenn sich Gott und der Nächste
um uns verdient machen. Kurz die ganze Sache kam auf den Schorstein an,
der so klug gewesen war auszuhalten.
Ich habe mich mehr verkältet als erschrocken bey diesem Zufall. Die Füße
waren mir ganz naß geworden weil ich in löcherichten Pantoffeln ausgelaufen
war und mich eine Weile besann Stiefel anzuziehen v eine Mütze aufzusetzen.
Die ganze Woche ist für mich sehr misvergnügt gewesen. Ich weiß mich aber
fast so gut darein zu schicken als ein Rigischer junger Kaufgesell ins
Schwärmen. Mein Nachbar ist noch in Goldingen, es sind schon 3 Wochen daß er sich
verloben läst. Heut oder morgen muß er zu Hause oder bey mir seyn. Sonst
würden Sie Ihren Zuzu schon bekommen haben. mit dieser Gelegenheit.
Herr Regimentsfeldsch. Parisius beßert sich Gott Lob! ziemlich v hat mir
gestern einen Brief von seinem HE. Bruder geschickt; den ich auf das
freundschaftlichste zu grüßen und mit dieser Zeitung zu erfreuen bitte. Ich zweifle
daß ich Ihm so wohl als HE. B. werde schreiben können so gern ich auch
beyden wollte. Der gestrige Abend ist durch den Besuch des HE. Petersen besetzt
gewesen; ob der heutige zum Abschreiben bestimmt seyn wird, weiß ich nicht.
In einer Stunde muß ich fertig seyn. Unserm Freunde B. geben Sie den
Arvieux ab, das letzte Exemplar, ich weiß nicht was er kostet. Ich hoffe daß
ihn meine Wahl nicht gereuen wird; weil er mir einen angenehmen
Zeitvertreib gemacht. HE. Petersen wird Ihnen den Preis oder ihm selbst melden.
Selbiger wird Ihnen den Oest v die franzöische brochure verschaffen.
Wegen des HE. H. habe letztens nicht geschrieben weil ich mich nicht
besinnen konnte, ob ich es nicht schon gethan. Mein Verdacht ist so gut als bestätigt
worden durch den letzten Besuch mit dem er vor einigen Wochen bey mir
Abschied nahm. Nach der Zeit habe nichts von ihm gehört v ich halte ihn schon
in Preußen. Das Gewißen war eine Nebensache, Vergnügen einen Theil des
Vermögens an Lohn v Waaren gerettet zu haben, Sorge ein Land zu finden,
wo man so eine Summe Thaler als in Curland bey Seite legen könnte, eine
gesetzte Reue um ich weiß nicht wie viel, die man verloren, ungemein viel
Zufriedenheit mit den Anschlägen, womit wir die Sachen auf einen erträgl.
Fuß gesetzt, kleine Kunstgriffe der Eitelkeit, die mich bald mitleidig bald
ungeduldig machten. Wenn ich alles betrachte, so kann ich seine Veränderung
für nichts als eine crisis der Menschlichen Natur oder desjenigen was die
Engl. Selfishness nennen, halten. Ich fand ihn beynahe in demjenigen Selbst,
woran ich ihn sonst gekannt habe. Sein Abschied war ziemlich beweglich und
meine Wünsche aufrichtiger als er sich einbilden mochte. Er gestand mir, daß
seine Schwermuth mit unter die Erfindungen gehört hatte, wodurch er sich
aus seinem Hause loszuwickeln gehoft, daß er damit aber wäre wirkl.
gestraft worden womit er nichts als zu spotten gedacht hätte, anderer
Kleinigkeiten zu geschweigen. Gesetzt Liebster Freund, daß ich mich in Ansehung sr.
betrüge, so bin ich gegen niemand als Sie hier so aufrichtig. Ich vertheidige
ihn gegen jeden andern ohne daß ich seiner lächerl. Bitte hierinn nöthig habe
um dies zu thun. Wenn der Zeigefinger von uns andern auf uns selbst
zurück weist, so lehrt er ohne zu beleidigen. Nicht der Spiegel sondern unsere
eigene Gestalt darinn macht muß uns auf selbigen aufmerksam machen.
Wenn Sie ein junger Autor wären, liebster Freund, so würde ich Sie weder
so lange auf nach meinem Beyfall noch meiner Critic schmachten laßen.
Sie werden meiner Stimme zu dem ersteren entbehren können. Ist Ihnen
aber das Vergnügen nicht gleichgiltig, das Sie mir mit Ihrer Sammlung
gemacht haben; so urtheilen Sie selbst, wie herzlich ich an dem Eyfer Antheil
nehme, womit Ihre Arbeiten aufgenommen v. belohnt worden und wie
angenehm es mir ist, daß der Geschmack und die Gerechtigkeit an statt Gunst v
Freundschafft diesem Urtheil unterschreiben muß.
Keine Kunst zu tadeln, wenn man ohne Absicht arbeitet. Denn zeigt eure
Griffe, mein guter Critikus, wenn wir auf unserer Hut sind, wenn wir uns
eine Lage geben, bey der wie uns Anstand, Sicherheit und Sieg versprechen.
Ihr müßt vom Leder ziehen; oder unsere Ausforderung auf lapsus memoriae,
linguae, styli und was ihr ausklauben könnt annehmen, wenn wir künfftig
eure Angriffe für rechtmäßig halten sollen… So fangen sich die Händel an.
Ihr Buchdrucker wird wohl thun ein Schwiegervater unsers Hofbuchführers
zu werden, wenn ich alle seine Setzerfehler auf Ihre Rechnung schreiben soll.
Die franzöische Rede ist am meisten von ihm verstümmelt worden,
unterdeßen dies entzieht dem Geist des Verfaßers und dem Sinn derselben wenig.
Zwo Anmerkungen sollen Sie gleichwol haben. Erlauben Sie mir, Liebster
Freund, ich bin ein wenig für Ihre Censoren beunruhigt worden, da ich
pag: 23 las praeter asperitatis vitium telluris genio contractum: Ich
glaubte durch einen zweydeutigen Verstand dieser Stelle hintergangen zu seyn.
Es findt aber keiner statt; nein, es findt keiner statt. Ist nicht schon vitiumzu viel. v asperitas ein Synonimum der Grausamkeit wenigstens einer
unerlaubten Strenge. Dies aber gar zum nationalfehler öffentl. zu machen.
Er besaß die Tugenden aller seiner Vorfahren, außer dem Laster der Strenge,
gesetzt Fehler; Unter die Tugenden können sie selbige nicht zählen v virtutesdurch Eigenschafften auch nicht geben… zu welcher er durch die
Gemüthsart seiner Unterthanen genöthigt war, oder dadurch entschuldigt werden
kann, haben Sie sagen wollen, dies haben Sie gewiß gedacht auszudrücken.
Ihre Worte sind der Wahrheit gar zu gemäß gerathen telluris genio
contractum heist ganz was anders v. ist eine verbotene Wahrheit. Würde man bey
uns wohl leiden wenn man den Vater eines Königs loben wollte, der alle
Tugenden sr. Vorfahren beseßen den Fehler der Sparsamkeit ausgenommen,
welchen ihn die Verschwendung der vorigen Regierung nöthig machte. Schön
für einen Geschichtschreiber, falsch für einen Lobredner. 2) Wie ist die
Anmerkung zur franzöischen Rede hinter die Druckfehler v Irrungen gerathen?
v die aus den Zeitungen in den Beschluß des Rektors. Hätten Sie nicht Ihren
Platz füglicher tauschen können?
Das alles in 10 Bogen! Auf mein Gewißen thue Ihnen zugleich das
Bekenntnis, daß ich alle Schönheiten derselben geschmeckt, daß ich meinen
Freund in allen Verwandlungen erkannt und Glück gewünscht.
Noch eins! Ist es wahr, daß Ihre letzte Predigt schon in Königsb. gehalten
worden v eine Abschrift davon nach Riga bey Ihrer Vocation gekommen. Ich
zweifle daran. Mussii Porten, Pappa Schwestersohn ist der nach Ihrer
gehaltenen Predigt in Mietau gewesen, oder vor derselben. Ihn muthmaße für den
Urheber dieses Gerüchts.
Der Coffe kommt; es ist Zeit einen Brief abzufertigen. Young ist noch in
Mietau; sonst hätten Sie ihn jetzt. Soll ich Mandrin behalten; oder ist es nur
Ihr Scherz gewesen? Schreiben Sie mir doch bald. Was macht Ihr jüngster
Bruder. Ich bin des meinigen wegen besorgt. Fragen Sie doch den ihrigen,
ob letzterer misvergnügt oder mit einem stillen Gram lebt. Der arme Schelm
wünscht mir mündl. se. Umstände entdecken zu können. Was für eine
Thorheit. Sie dient mir gleichwol zur Unruhe. Schicken Sie mir doch Liebster
Freund, seine Briefe künfftig, wenn Sie so gütig seyn wollen. Grüßen Sie
HE. Berens, die Seinigen v die HEren Pastoren Gerike freundschafftlichst von
mir. Den Arvieux geben Sie ab. Bernis werden Sie auch schon bekommen
haben. Leben Sie wohl, denken Sie nebst Ihrer Freundinn an mich, die ich
herzlich grüße und küße. Leben Sie wohl. Die Feder wehrt sich. Geh zum Henk…
mit deinem Geschmiere. Zahlen Sie mir mit gleicher Münze. Entschuldigen
Sie mich bey meinen beiden Freunden, die ich nebst Ihnen nochmals umarme.
Ich bin unverändert der Ihrige.Hamann.Grünhof den 21. Febr. 1756.Noch ein Exemplar, wenn es möglich ist, von ihrem actu.Grünhof den 28 Februar 756.Herzlich Geliebteste Eltern,
Gestern Abends habe dero letzte zärtliche Zuschrift erhalten; in welcher mir
die Nachricht von dero beyderseitigen Beßerung sehr getröstet. Gott sey Lob
für den glücklich überstandenen Friesel; den armen Docktor Lindner habe auch
schon beweint; er ist aber derselbigen Krankheit für diesmal glücklich
entkommen, die hier im Lande gefährlicher als bey uns ist. Mein ältester ist auch
schon beßer zu meiner großen Erleichterung; der jüngere hat ihn abgelöst, noch
weiß man nicht, wohin die fieberhaffte Zufälle bey ihm hinaus wollen. Wir
haben vorigen Mittwoch vor 8 Tagen ein Schrecken gehabt, das übel hätte
ablaufen können. Der Schorstein brannte an unserm hölzernen Schloße.
Die Fr. Gräf. lag zu Bett, v wir waren ohn die geringsten Anstalten dem
Zufall ausgesetzt, der mit Gottes Hülfe nicht wieder uns ausfiel. Wie viel gehört
dazu ein Hausvater, ein Wirth, ein Herr zu seyn. Ich habe mich weniger
erschrocken, als geärgert und verkältet, doch ohne Nachtheil meiner Gesundheit,die auch jetzt leidlich ist. Meine Natur kommt in Ansehung der Verstopfungen
wieder in Gange; sollte sie Hülfsmittel nöthig haben; so will mich der
vorgeschriebenen bedienen, für die ich kindlichst danke. Ein hiesiger Landarzt hat mir
einen Kräuterthee empfohlen, den ich Ihnen hier abschreiben will, um
Geliebtester Vater, Ihr Gutachten darüber zu hören. Salvey, Ysop, Leberkraut
Betonika, jedes eine Handvoll. Flores primul. ver. Centaur. minor. jedes eine
halbe Handvoll. Ich wäre geneigt mich deßelben zu bedienen, wenn er mir
auch nur bloß dazu dienen helfen möchte um mir den Coffé abzugewöhnen,
der mir schmeckt auch weder an Schlaf noch Appetit fehlen läßt. Sie richten
mich mit der Hofnung eines gesunden Alters auf. Ich glaube, daß man
niemals zu früh sich alt und reif zu werden wünschen kann, wenn man nicht
umsonst lebt oder gelebt hat. Wenn dies nur an mir erfüllt würde! Traurige
Beyspiele umgeben mich, bey denen ich für mich selbst zittere. Vielleicht bist
du eben das, was du in andern verabscheust; eben der Gräuel vielleicht in
einer andern Gestalt; oder sie haben vielleicht dem Schein nach den
traurigen Vortheil ruhiger und sorgloser bey ihrer Gefahr und Schande zu seyn.
– – Den 29. Hier habe ich des Abends der heißen Stube wegen aufhören
müßen, die mir Kopf v. Rumpf ganz mürbe gemacht. Ich bin heute daher auch
leider mit Wehtag an dem ersteren v einem Fluß an der rechten Seite
aufgestanden, der hoffentlich bald übergehen wird. Zur Schule gehören jetzt zwo
Stuben, v die eine ist vor 2 Jahre mehrerer Beqvemlichkeit wegen ganz neu
angebaut worden im Winter aber nicht zu hitzen u. dient die andern
ungesunder zu machen wegen des Zuges, der durch alle mögliche Ritzen durchweht.
Ein Kurscher Bauer ist Hofcalefactor und mein Bedienter ein Kalmuckischer
Mursa oder Edelmann, der sein höchstes Gut im Trunk oder Schlaf findt,
auch schlecht gehalten wird. Außer einem treuen Freunde hier im Hause, der
ein Türke ist, würde ich jetzt von allem menschl. Umgange abgeschnitten seyn.
Mein Rittmeister hat nur einen Winter v zwar den ersten mir angenehm
gemacht; der junge Pastor schwärmt schon fast einen Monath um eine Braut,
mit der er verlobt ist, v ihr Haus das Pastorat habe noch nicht besucht,
ohngeachtet sie es nicht weiter als der Roßgarten liegt.
Ich erhole mich also mehrentheils von einer Arbeit an einer andern von der
schweren an der leichteren, von der verdrüslichen an der angenehmen, von der
nothwendigen an der freywilligen. Diese einförmige Ruhe oder Anstrengung
nutzt den Geist und den Leib, oder macht wenigstens beyde schläfrich.
Vielleicht würden Sie also, Lieber Papa, einen eben so trägen Socius an mir haben,
als mein Bruder ist; ich unterstehe mir wenigstens nicht mich mit mehr
Munterkeit und Feuer zu schmäucheln. 30 Jahre kommen mir schon als eine
ungeheure Frist des menschl. Lebens vor. Ich freue mich, daß die Zeit verflüßt
und wenn ich zurückrechne, erstaune ich wie ein Schuldner für seinen Termin.
So widersprechend sind wir in unsern Wünschen. Wenn wir Meister
derselben und unsers Glücks wären, wie schlecht würde uns dadurch geholfen seyn?
Sie wünschen, herzlich Geliebtester Vater, meine Briefe. Ich werde Ihren
Befehl nachleben und so oft als ich kann schreiben; Ihre Antworten
abwarten, auch im Nothfall zuvorkommen. Wie gern möchte ich den Innhalt
derselben Ihnen neuer und angenehmer zu machen suchen. Wie gern möchte ich
Ihnen etwas schreiben, was Ihnen Sie auf dem Krankenbette aufmuntern,
und wodurch Ihnen die Mühe meine Briefe zu lesen und zu beantworten
erleichtert würde. Wie vielen Appetit habe ich nach den Leberkuchen gehabt, an
den Sie sich erqvickt haben. Hat meine liebe Mutter noch eine gesunde
Gehülfin an die treue Jgfr. Degnerinn? Machen Sie Liebste Eltern, daß Ihnen
beyderseits Ihr Alter durch Pflege und Gemüthsruhe so erträglich als
möglich werde. Hören Sie auf für Ihre Kinder zu sorgen; wie glücklich sind
diejenigen, die dies für Ihre Eltern thun können? Gott erhalte in uns beyden
den eyfrigen Willen dazu, er würdige uns denselben auch ausüben zu können.
Mein Beruf zum Amt ist bey mir weniger als jemals; zu arbeiten, nützlich zu
seyn, mich selbst zu unterrichten, mich selbst zu beßern. Komme ich hierinn
weiter und weit genung; so wird es mir an Gelegenheit nicht fehlen mit diesem
Fortgang anderen zu dienen. Ich freue mich, keine schwerere Verantwortung
auf mir zu haben, als bey der meiner Freyheit keine Eingriffe geschehen. Der
Eyfer würde mich bey einer Last verzehrt haben, die ich weder hätte tragen
noch ablegen können. Gott erhalte meine liebste Eltern, Ihr Glaube, Ihre
Geduld, Ihr Muth sey mir ein Beyspiel in guten und bösen Tagen. Seine
väterliche Vorsehung wache über uns, führe uns und mache uns stark alles
zu überwinden. Wir wollen uns mit unserm Gebeth einander beystehen und
unsere Hofnung auf einen Herrn setzen, der uns befiehlt alle Vortheile dieses
Lebens für unsern Schaden anzusehen. Wehe uns, wenn wir unser Gutes
hier genüßen. Wehe uns, wenn uns hier nichts fehlt. Erfreuen Sie mich bald,
Liebste Eltern, mit guten Nachrichten; noch sind wir Gränznachbarn. Ich
küße Ihnen tausendmal die Hände und bin zeitlebens mit der kindlichsten
Ehrfurcht Ihr gehorsamster Sohn.
Johann George Hamann.Grünhof den letzten Februar 756.Geliebtester Bruder,
Ich habe gern mit der ersten Post antworten wollen ungeachtet ich weder
viel Zeit noch Geschick dazu habe. Die Gelegenheit wird gleich abgehen. Diese
Woche habe erst einen Brief von Dir erhalten, der vermuthl. mit dem
Fuhrmann hätte mitkommen sollen, er muß ihn vergeßen haben. Daher ist das
Misverständnis wegen des Mandrins pp hergekommen. Es ist alles jetzt
richtig. Dein Wunsch mich mündl. zu sprechen ist mir theils lächerl. vorgekommen
theils hat er mir Unruhe gemacht. Wie genüße ich meiner Freunde anders als
du sie genüßen kannst. Ich schreibe mir die Finger krumm an Ihnen. Du
meldest mir von einem Gedicht, das du ausgeben wirst; ich freue mich schon
darauf u verspreche mir eine gute Fortsetzung davon. Wenn Du Neigung zur
Poesie hast, so vernachläßige solche so wenig als dein musikalisch Talent.
Du biethst mir Zachariä an. Hundert gute Werke für eins darum. Mit 9
Bogen Fortsetzung von meiner Arbeit bin ich fertig v wieder über meine eigne
Abhandlung her. Die erste besteht in dem Auszug eines Werks über Spanien.
Ich habe mich betrübt keine Zeile Anschluß von Dir in dem Briefe meines
lieben kranken Vaters gefunden zu haben, der ungeachtet seiner
Unpäßlichkeit so viel v ziemlich vergnügt an mir geschrieben. Gott erhalt uns unsre
Eltern; lieber Bruder. Wie gern wollt ich einen Monath mit dir tauschen. Mir
ist viel an den Antworten auf meine Anfragen die ich gethan, gelegen v zwar
an einer baldigen Antwort. HE. M. ist mit seinem jüngsten Bruder in Mitau
gewesen vor 8 Tagen wegen des abgehenden Winters aber mit viel Gefahr
v geschwind nach Hause reisen müßen. Der Doktor ist beßer; Einschluß soll
mit erster Gelegenheit bestellt werden, nach Riga. Ich habe gestern neue Briefe
von M. erhalten. Seine Reden auf dem Schulactum sind ausgekommen; er
wird sie dir selbst schicken; wo nicht, ich. Antworte mir, wie stark die
Uebersetzung werden wird, ob sie nach meinem Willen abgedruckt worden. Sey ein
scharfer Corrector, v sieh auf Sprachfehler; ich bin nicht sicher darüber, Du
hast doch wohl Gottscheds Grammatic, die preuß. Constructions Dat. für den
Accus. hängen mir an. Vor dem aequinoct. denke mit der Abhandlung
auch einzukommen. Sie möchte ein wenig stoisch und verwegen gerathen. Hast
Du noch deine Condition bey HE. Kade? Darf ich dich wenn Du mir Zachariä
oder Dein Gedicht schicken willst um die Gespräche des Insulaners bitten.
Youngs Liebe zum Ruhm kostet nur 18 gl. Ich will dafür Dein Recensent
seyn. Du siehst wie kindisch ich bin, wenn ich jemanden um etwas bitten soll.
Ich wollte lieber ein Holzhacker als ein Bettler seyn, lieber Bruder,
ungeachtet sich große v reiche Leute des letzteren sich nicht schämen. Doppelt bezahlt v
doppelt gedruckt. Was für ein Thor, wie wenig weiß der zu leben. Sich biß
zum Staub verächtlich gemacht, für einige Ferding niederträchtig und denn
über des andern Leichtgläubigkeit gefrolockt, der vielleicht alles geben möchte
um eure Schande nicht sehen zu dürfen um des Verdrußes, den eure
Niederträchtigkeit ihm macht, überhoben zu seyn; und ihr frolockt noch über eure
Klugheit v euren Gewinn. Wenn du mir eine Freude machen willst mit
etwas; so geschehe es mit dem ersten Fuhrmann v wo mögl. planirt v gehefft.
Vielleicht bin ich bald imstande, bald, bald, ein Stuffenjahr ist mir auf den
Hacken. Mir ahndet eine Veränderung meines Schicksals. Die Probezeit
währt mir unterdeßen noch nicht zu lange; wenn sie mir nur zum beßern
und klügern Gebrauch meines übrigen Lebens dient. Dies ist der ganze Nutzen,
den ich mir davon wünsche. Wie bald wird man des Mantels überdrüßig, bey
Sonnenschein, der uns bey Sturm und Ungewitter Wind und Regen
vortrefliche Dienste gethan. Du weist den Mantel von dem Horatz redet, nicht die
Livree des Philosophen, sondern das Kleid des Weisen, was die Blöße des
Menschen deckt. Ich werde mit dem Mosheim bald fertig seyn; gestern habe
die Vorrede der Obseruat. des Kypke angefangen; er verspricht viel
nützliches und Neues v ist imstande sein Wort zu halten. Urtheil und Ordnung
verbindt er mit einer mühsamen Belesenheit. Warum müßen solche nützliche
Köpfe für die Wißenschafften, um Brodt schreyn. Man sollte von seiner
Dürftigkeit so wohl als von seinen Verdiensten schweigen, wenn man von
beyden nicht mit einer guten Art zu reden wüste, mit Anstand. Die
Unverschämtheit entzieht ihnen anderer Mitleiden, und zeigt zugl. daß sie die Gabe
haben sich in ihre Umstände zu schicken. Wie oft denk ich an jenen Lehrer, den
wir gehabt haben, der beßer wuste arm und weise zu seyn.
Ich muß schlüßen, und bitte dich nochmals um ein Schreiben mit der ersten
Post, in dem alle meine Fragen aufgelöst sind. Willst du Italienisch lernen, so
bediene dich ja Molters Sprachkunst. Der beste Anführer, und ein ächter
Sprachmeister. Lebe wohl, mein lieber Bruder, schreibe bald, viel und
befriedige meine Ungedult. Ich umarme Dich mit den zärtlichsten Gesinnungen
einer ewigen Freundschaft. Kannst du einige Probebogen von der
Uebersetzung beylegen, wird es mir sehr lieb, recht sehr lieb seyn; aber befördere alles
mit dem ersten Fuhrmann. Willst du jemand doppelt verbinden; so verbinde
ihn bald, sagt Martial. Meine Erkenntlichkeit soll so wenig aufhören als
meine brüderl. Liebe. Ich bin und bleibe Dein treuester Freund v Bruder.
Johann George.Grünhof den 3 März. 756.Geliebtester Freund,
Sie werden vermuthlich meine letzten Briefe durch Besorgung des Herrn
P. schon erhalten haben. Die Ursache davon von dieser Unordnung habe
Ihnen schon gemeldt. Von der Butter weiß ich nicht, ob sie gut oder böse ist.
Der Baßa hat mir das erste gewiß versichert. Es giengen nur einige Stück
ab, die theils bestellt waren. Ich ließ eins für den dortigen Preis besprechen,
u das Geld sollte ihn hier ausgezahlt werden. Er wollte gegen Abend
weggehen; ich kann nach dem Mittagseßen nicht sogl. arbeiten v hab es auch jetzt
ganz abgeschafft. Ich wurde daher nicht eher als 4 Uhr fertig. Der schlimme
Weg hat ihn gleich nachmittags fortgetrieben.
Gott Lob! daß Ih der Herr Bruder beßer ist. Ich habe an ihn geschrieben,
ich habe Boten an ihn geschickt. Mein Billet noch diese haben ihn nicht zu
sehen bekommen. Durch HE. P. bekomme ich also die Berichte. Heute hoffe
ich zum ersten mal wieder an ihn selbst zu schreiben. Ich habe Sie 1000 mal
bey dem schlimmen Wege bedauert. Geahndet hat es mir, daß sie in Mitau
seyn würden. Wie haben Sie den HE. Regimentsfeldscherer vorbey gehen
können. Herr Cammerherr von Buttlar ist Annenritter.
Ihr Marianchen wird sich rechtschaffen geängstigt haben. Ein Glück daß Sie
noch in guter Gesellschafft gefahren sind. Mit letzter Post habe diese 2 Briefe
Einschluß erhalten. Der eine soll schon etwas verlegen seyn.
Nun Sie haben nicht einmal den Buchladen in Mitau zu sehen bekommen?
Mit dem Mann scheinen Sie auch nicht zum besten zufrieden zu seyn. Ich
glaube daß es zuletzt leer in der Tiefe aussehen möchte. Seine so genannten
holländischen Waaren haben aus ziemlich zusammen geraften theils etwas
verlegenen theils nicht gar zu absetzenden Zeuge bestanden. Der HE.
Cammerjunker, ihr Correspondent in Apollons Angelegenheiten, will ihm wie er mir
gesagt einen Ausschuß von Büchern verhandeln, den er geneigt schien
anzunehmen. Sie werden vielleicht dem Laden par honneur dienen können. Er
wird jetzt bey Kaufmann Fehrmann hinziehen wie ich gestern gehört. Herr B.
hat mir auch aufgetragen ihn wegen des HE. D. Funk zu Rede zu setzen. Ich
habe ihm nicht als eine ausdrückl. Commission dies mit Fleiß wollen zu
verstehen geben v kann auch damit auf diesen Fuß nicht fügl. abgehen. Wenn die
Klugheit v Ehrlichkeit des Kaufmanns auf seinen Handel schließen läst v den
Fortgang deßelben; so hat er mir von dem ersteren nicht die besten datagegeben. Von seinem Handel selbst weiß ich nichts v was er davon sagt, ist mir
alles verdächtig. Wie ich aus Riga nach Mitau ankam redte er mir von
Dangeuil; schien zweifelhafft wegen des Abganges zu seyn v sehr geneigt
die Einrichtung des Titels als ein Vorrecht des Buchhändlers sich anzumaßen.
Ich war damit nicht zufrieden, ich sagte ihm die Wahrheit v er bat mich nichts
an HE B. davon zu melden, v sich alles, was ich ihm vorschriebe, gefallen zu
laßen. Dies hat mir gleichwol nicht angestanden v ich hatte mir ohnedem schon
vorgenommen hierinn auf meiner Hut zu seyn v bey meinem Kopf zu bleiben.
Letztens habe wieder an ihn deswegen geschrieben, da ich einen Zusatz von
einem Bogen zur ersten Uebersetzung fertig habe. Ich habe es bey ihm
gesetzttellt, ob er es das Werk übernehmen wollte oder nicht. Wäre er
zweifelhaft möchte er sich nur gerade heraus erklären. Das Mst würde ich ihm nicht
eher schicken als biß er mir verspräche es gleich nach Königsb. zu befördern. Er
hat mir ziemlich tumm darauf geantwortet; v ich werde ihm mit der Zeit das
Geschwür noch beßer aufdrücken. Driest hat mir unter der Hand einen andern
Verleger anbieten laßen; er hat ihm ohnedem noch nichts bezahlt v scheint die
Arbeit ganz vernachläßigt zu haben. Gleichwol glaube ich daß Funk noch
sicher seyn kann; hier haben ihn seine Gläubiger näher. Vielleicht verdient er
noch etwas auf seinen großen Verlagwerken mit denen er sich pralt. Pauli
Richtergeschichte ist nicht jedermanns Waare. In Ansehung deßelben hat er
sich ohnedem schon eines Uebereilungsfehlers gegen mich schuld gegeben daß
er es nicht auf praenumeration ausgegeben. Ich sollte meynen daß dies bey
einem solchen Buch am sichersten v besten wäre. Es möchte gerathen wie es
wollte so könnte er wenigstens den gewißen Gewinn dabey berechnen. Bey
dem stutzen scheint es so darauf angesehen zu seyn daß der eine den andern
mit seinem Verlag zu hintergehen sucht. Ich wünschte ihm nur mehr Ernst
mehr Eyfer zu seinem Beruf, den er mir sehr nachläßig v kalt zu treiben
scheint. Seine Gesellschaften sind so beschaffen daß sein Beutel v seine Ehre
darunter leidt. Wie ich mit ihm sr Sachen wegen redte: so erinnerte ich ihn,
daß ich nicht aus Neugierde mich darnach erkundigt hätte, daß sie mir nichts
angiengen, und bat ihn nur mit mehr Aufrichtigkeit sich gegen diejenigen
auszulaßen, die sich künfftig mit mehr Recht darnach erkundigen würden und
sich nach seinen Erklärungen berechtigt glauben würden ihn entweder zu
unterstützen oder die Unruhe anderer für ihr Geld auf seine Gefahr zu heben.
Meine Warnung scheint ihn nicht viel geholfen zu haben, er ist von der
abgeschmackten Eitelkeit andere so leichtgläubig anzusehen als er selbst ist v hat
ein unüberwindlich Vertrauen auf seine Kunstgriffe, die ihm nachtheilig sind.
Wie soll ich dem HE. B. von dem Zustand seines Handels Nachrichten
verschaffen. Er selbst wird mir selbige gewiß nicht geben. Seine Handlungen v
Reden sind wieder ihn. Wer bekümmert sich übrigens in Mitau darum.
Draußen sind die grösten Bären v die wachsamsten Hunde.
Ich habe des Mylius Schriften gelesen. Die Briefe des Leßings verdienen
daß sie sich selbige anschaffen. Seine prosaischen Abhandlungen habe nicht
die Gedult gehabt zu lesen. Unter seinen Gedichten haben mir die Homileten
gefallen.
Kypke hat Obseruationes in N. T. geschrieben die ihnen brauchbarer seyn
möchten. Belesenheit mühsame mit einem guten Urtheil. Zum griechischen
Wortverstand sehr behülflich. Ich habe nur den Anfang damit gemacht.
Das Stockholmische Magazin werden Sie behalten, falls es HE. Berens
nicht ansteht. Besorgen Sie das Geld für Arvieux v Pütter. Diese letzten habe
ohne HE P. Wißen vor der Hand mitgeschickt. Er wird es nicht übel nehmen,
wenn er sie absetzen kann. Des Buffons Naturgeschichte den I. Theil möchte
sehr gerne haben. Werden Sie selbst meinem Bruder Ihre Rede schicken.
Melden Sie mir es doch. Young hat HE Regimentsfeldscheer. Ich will ihn bitten
daß er es seinem HE. Bruder zuschickt. Dann können Sie es durch ihn
bekommen.
Antworten Sie mir doch mit ein paar Zeilen. Mein ehrlicher Baßa ist nicht
zu Hause. Er hat Ihnen seinen ergebensten Gegengruß gewiß zugedacht.
Leben Sie mit Ihrem lieben Frauchen wohl. Ich umarme Sie mit einer
unveränderten Aufrichtigkeit eines wahren Freundes.
Hamann.Grünhof den 13. März 756.Herzlich Geliebtester Freund,
Ich bin schon diese ganze Woche krank, jetzt aber Gott Lob mit der Hofnung
einer baldigen Beßerung. Ihren Brief empfieng in den schlimmsten Tagen
meines Zufalls v hat mich sehr aufgemuntert. Durch Gelegenheit habe leyder
weder von Ihnen noch HE B. eine Zeile bekommen. Der Schildreuter ist so
dumm gewesen das was ihm HE B. abgegeben bey Dump zu vergeßen. Er
wird es jetzt selbst mitbringen können, oder der Postillon hat es heute.
Meine Krankheit fieng sich Sonntags an; sie hatte sich einige Tage vorher
schon durch einen verlornen Appetit v verstopften Leib angemeldt. Sonntags
bekam aber Grieseln, Brechen in den Gliedern v fieberhaffte Zufälle ich legte
mich mit viel Unruhe nieder, zwang mich aber Montags zum Aufstehen hielt
mit genauer Noth biß auf den Abend aus. Dienstags stand wieder auf;
wurde aber von Kopfschmerzen v Hitze nach einer kleinen Frist zu Bett
niedergeworfen so sehr ich mich auch wehren mochte. Dieser Tag war für mich sehr
schwer. Ich war für mein Haupt besorgt, das mir zerplatzen wollte, ohne
Schweiß in der glühendesten Hitze, verstopft gegen alle trotz zwey Kegeln
von Seife. Wollten die Kegeln nichts helfen; so muste die Reyhe an den
Kugeln kommen; die schafften mir Luft. Den andern Tag befand mich
leidlicher im Bett; so offt ich aus Noth aufstehen muste wandelten mir
Ohnmachten v Uebelkeiten an. Der Schlaf fand sich nicht, obgl. ich einige Nächte
schon so zugebracht hatte. Einige Viertelstunde, wo ein Traum den andern
vertrieb. Diese Nacht hab ich einige ganz gesunden v ruhigen Schlafes
genoßen. Dieser Umstand ließ mich immer auf einen Ausschlag argwohnen, der
hinterherkommen würde. Jetzt schreibe ich meine Schlaflosigkeit keiner
malignität sondern der Vollblütigkeit zu. 8 Tage nichts geeßen v getrunken
als Habertum und noch 8 Tage v 14 dieser Diät mit Gottes Hülfe bestimmt.
Coffée v Thee nicht sobald gekostet geschweige getrunken! Schälchen aus
Noth v keinen Wein als weißen und der gesund ist! Die Mäßigkeit soll mir
künfftig lieber als jemals seyn. Viel geseßen, zum Theil gearbeitet, dem
Appetit zu viel gefolgt unter dem großmüthigen Schein sich zu erqvicken und
mit dem Trost, daß es schmeckt v bekommt. Da sitzt der Grund meiner
Krankheit. Ich habe bisher keine Arzney in meinen Mund genommen v bin meiner
Genesung vielleicht nahe. Meinen Vorsatz will gewiß halten. Die Warnung
ist mir zu rechter Zeit geschehen. Wäre sie später gekommen so wäre das Uebel
von größerem Erfolg gewesen. Heute habe zum erstenmal lesen und mit
Gedanken schreiben können. Der HE. Bruder ist so gut gewesen v hat mich mit
Mitteln versorgt. Er setzte nichts als ein klein kalt Fieber zum voraus v hatte
se. Verordnungen darnach eingerichtet. Weil er sich aber hierinn geirrt; so
durfte nichts anrühren v es thut mir nicht leyd allen dienstfertigen
Qvacksalbereyen anderer widerstanden zu haben biß auf einen Umschlag für den
Kopf, der mir gute Dienste gethan. Außer meiner Verstopfung, die seit
vorgestern wieder da ist der HE, bin ich vor nichts mehr besorgt; v dafür
erwarte ich heute Rath von HE Doktor, an den ich vor einige Stunden ein paar
Worte geschrieben. Er klagt nicht weniger über se. Gesundheit. Scorbutisch
Fieber pp. Gott helf ihm.
Ich dachte heute nicht so viel zu schreiben v glaubte mit Mühe ein paar
Zeilen an HE B. fertig zu machen. Die Gelegenheit bleibt noch eine
Viertelstunde hier. Ich will sehen wie weit ich komme.
Meine Eltern v Bruder grüßen alle herzlich mit Anwünschung vielfältigen
Seegens. Mein Vater nimmt vielen Theil an des HE D. Beßerung. Er ist
selbst am Friesel hart krank gewesen v meine Mutter wieder am Blutspeyen.
Ja Ihren Brief habe gleich den andern Tag fortschicken können nach Mitau.
Mad. Kade ist mit einer jungen Tochter entbunden v die Fr Kriegsräthin
von Wegner hat einen Sohn so groß wie einen Potsdamer bekommen,
schreibt mir mein alter Vater. Ich theile Ihrem lieben Frauchen beyde
Nachrichten zu einer guten Nachahmung mit. Daß die älteste Jgfr. Hartungin
verlobt ist werde Ihnen schon gemeldt haben an einen Priester in Oberland oder
Marienburgschen.
Ich habe ihre Briefe nicht zur Hand v schreibe auf den Bett. Entschuldigen
Sie also wenn ich den ersten nicht gehörig beantworte v wenn ihnen meine
Buchstaben mehr Mühe als sonst machen. Sie erklären S sich in ihrem
Briefe wegen des einen Einwurfs, den ich Ihnen gemacht. Weil er schon
geschehen ist; so darf ich desto weniger Liebster Freund, Bedenken tragen, da sie
ihn selbst gut aufgenommen daß ich meine Zweifel über Ihre Erklärung
Ihnen mittheile. Ich habe eben das zu Ihrer Rechtfertigung mir selbst
gesagt, was Sie für sich sagen; und ich freue mich auch, daß ich mit Ihnen gleich
denke.
Erstlich, wenn sind Sie über diese Stelle erschrocken, da Sie siche
geschrieben hatten; so stand es bey Ihnen sie auszulaßen oder sich weitläuftiger
zu erklären. 2.) hab ich Ihnen gesagt von einer Zweydeutigkeit, die sie scheint
zu haben, aber wenn man sie beym Lichten besieht, nicht haben kann. Ihre
Worte sollen entweder sagen Peter der große hat alle Tugenden sr. Vorfahren
gehabt, nur nicht
ihre
Rauhigkeit: oder Peter hat alle sie gehabt, sie waren
bey ihm aber rauh er hatte aber den Fehler der Rauhigkeit. Ueber den Begrief
des Wortes asperitas v vitium bin ich mit ihnen vollkommen einig, außer daß
das letzte doch allemal füglicher notam oder suspicionem oder sonst hätte
heißen können. Die letzte Erklärung scheint mir allein richtig zu seyn; sie
schützen sich mit der ersten. Diese habe ich im Sinn gehabt aber sie ist mir
ungereimt vorgekommen; ich weiß nicht aus logischen oder grammatikalischen
Gründen. Belehren Sie mich liebster Freund über diese Kleinigkeit, die ich
Ihnen durch ein Exempel habe zu verstehen geben wollen, weil ich nicht Zeit
hatte die Sache selbst deutl. auszudrucken. Sie tadeln dies Exempel v folglich
sich selbst. Sie fragen mich ist Sparsamkeit ein Fehler und ich habe Sie fragen
wollen Ist asperitas eine Tugend? Es kommt darauf an. Kann es mit einer
richtigen Redekunst bestehen einen solchen Satz auszudrucken.
Peter hat alle Tugenden seiner Vorfahren geerbt, ihre Rauhigkeit
ausgenommen.
Kann ich einen Satz durch eine Species einschränken, die unter einem
genere gehört, das einem vorigen, von dem die Rede ist, gerade
wiederspricht? Kann ich sagen:
Titius hat alles Silberzeug geerbt, die alte Wäsche des N. ausgenommen.
Ungeachtet beyde unter dem allgemeinen Begrief der Meubles stehen können
und noch nicht so entgegengesetzt sind. Sie werden jetzt meinen Sinn
wenigstens beßer faßen. Ich will nur so viel sagen, daß es nicht
ihre
Rauhigkeit
heißen kann, wie sich ohne Noth und wieder den historischen Charakter dieses
Helden erklären wollen. Denn dies geht gar nicht an, weil alsdann unstreitig
sine stehen müßte. Praeter me nil poteris sagt man nicht ohngeachtet diese
beide Wörter Synonima sind. Es kann also nichts anderes heißen, als was
wahr ist, daß Peter die Tugenden unendlich übertroffen sie aber in dem
Fehler der Rauhigkeit zu sehr nachgeahmt habe. Dies ist recht, es liegt alles
an einem geschwinden Ausdruck, der nicht allemal nach unserm Willen
geräth. Was ich dem Clima zuschreibe, kann fügl national genannt werden und
hierinn liegt kein Unterscheid ich habe das tellus eben so wie sie genommen.
Die Stelle Ihrer Rede bey Seite gesetzt, erörtern Sie mir doch die
Schwierigkeit die ich noch Ihnen v mir mache. Schicken Sie mir aber dabey noch ein
Exemplar für meinen Bruder.
Ihre Anerbietung mir den Bernis zu verschaffen nehme mit vielem Dank
an v mit unendl. mehrerem den mir schon geschenkten Mandrin.An HE Petersen habe Ihrer Rechnung wegen geschrieben. Mit dem
Arvieux habe geglaubt HE. B. einen Gefallen zu thun. Es ist nur ein Exemplar
hier gewesen und sind einige fürtrefl. Stücke darinn e. g. der Mufti der
seinen Vater abprügeln läst, hat mich sehr gerührt. Ferner habe eine
Auslegung von dem Worte Salamalec von ohngefehr darinn gefunden, deßen
Erklärung ich bisher umsonst gesucht v in ein paar gantz neuen Romans
gefunden. Tout ce qu’il y avoit de gens un peu comme il faut mevinrentfaire leur salamalec. Der Henker hatte es für ein türkisches Wort halten
soll. Die Franzosen werden die Gastfreyheit in ihrer Sprache bald zu weit
treiben. Wiewohl der Sultan als Bundesgenoße des Allerchristl. Königs
verdient einen Eingang mit seinen Höflichkeiten.
Wenn ich jetzt den 1. Theil des Büffons bekommen könnte, darf ich auch
bey Ihnen, liebster Freund ein Vorwort einlegen. Wo nicht, kaum darf ich,
aber den ersten Theil von Saurins Betrachtungen möchte ich gern lesen über
die Bibel. Was meynen Sie. Schlagen Sie ab wenn Sie nicht wollen. Ich
bitte mir künfftig was leichters aus. Leben Sie wohl, Grüßen Sie Ihr
Frauchen tausendmal von mir. Wir erwarten hier den HE Regimentsfeldscheer mit
ersten. Grüßen Sie die HE Pastor Gericke v leben Sie vor allen recht gesund
und vergnügt, wenn beyde zusammen stehen können. Ich umarme Sie und
bin mit einer ewigen Freundschaft der Ihrige.
Hamann.Was macht HE Runz? Adieu.
Liebster Freund,
Ihre Arzeneyen habe gestern erhalten und danke Ihnen unendlich dafür.
Ich bin ihrer höchst bedürftig noch keinen offenen Leib gehabt, seitdem ich
Ihnen geschrieben. Gestern Abends v heute frühe 2 eingenommen, noch nichts
gewürkt als einige pets laches wie der Franzos sagt die nicht so trocken und
drell als sonst waren. Sie verbieten mir Denken, Lesen, studieren warum
nicht auch die übrigen Bedürfniße des Lebens. Ich werde mir so viel
Bewegung machen, Gott weiß ob wir vor Pfingsten Frühling haben werden. Viel
vorgenommen zu thun, wozu ein gesunder Leib und leicht Herz gehörten.Man muß sehen. Ich freue mich daß mein Arzt sich wieder beßer befindt.
Wenn er mich doch bald besuchen könnte. Des Morgens halte mich noch im
Bett; Appetit genung. Eben kein saurer oder fauler Geschmack beschwert
mich. Ein reines v starkes Aufstoßen bisweilen das nach den genoßenen
Speisen schmecket. An meiner Tumm vereckle mir noch nicht. Die kann doch
wohl nicht stopfen. Grüßen Sie Herrn Petersen; ich will mich auf sein Wild
zu Gast bitten. Auf die Woche schreib ich ihm unfehlbar und schicke ihm
alles was ich noch abzutragen habe. Laß er doch für das Buch der Frau
Gräfinn sorgen. Wenn es heute mitkommen könnte. Der Pastor ist 2 mal in
seinem Buchladen gewesen um ihm für den Kypke zu bezahlen ohne ihn zu
finden. Der Driest ist ein Mann von gleichen Gelichter, ein Verläumder v
Vertrauter unsers verehrungswürdigen. Wenn Petersen wollte; es ist
ihm kaum zu helfen: er hat es vielleicht darauf angelegt v kalt Blut genung
dazu von der Ehrlichkeit zu reden. Das Gewitter wird auffziehen; er ist
gewarnt worden. Kommt er noch fleißig zu Ihnen. Leben Sie wohl, liebster
Freund. Ich umarme Sie mit einer aufrichtigen Zärtlichkeit nach ergebenen
Grüßen meiner jungen HE. v aus diesem Hause.
Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Docteur en Medecine / à /
Mitow
.Geehrtester Freund,
Meine Briefe jagen sich einander. Der Innhalt des jetzigen ist eine Bitte,
eine neue Bitte, bey der ich mich auf Ihre Denkungsart v. freundschaftl.
Gesinnungen was zu gute thue.
Ist es in aller Welt möglich, so besuchen Sie mich morgen früh. Wenn Sie
um 8 Uhr abfahren sind Sie in einer Stunde hier. Ich werde Ihnen die
Ursache sagen, v. warum ich auch so verfahre. Sie kennen mich und daß ich gegen
meine Freunde wesentl. Achtsamkeiten niemals vergeße, daß ich selbige mehr
in Handlungen als Worten zu bezeigen suche. Das übrige werde Ihnen bey
unserer wechselweisen Umarmung näher erklären.
Ich wollte gern das Ansehen eines freundschaftl. Besuches einem Dienste
geben, den Sie mir Amts wegen thun können. Unser gnädiges Fräul. hat ein
schlimmes Auge; des HE. General Excell. sind nach Weitenfeld verreist; ein
kleiner Punkt am Augapfel macht die Frau Gräfin sehr besorgt. Sie weiß sich
weder zu helfen noch wem Sie Ihr Vertrauen schenken soll. Gott weiß, ich
wollte nicht gern, daß dieser kleine liebenswürdige Engel an seinem Gesicht
Gefahr liefe. Thun Sie mir zu Gefallen v Liebe, diese kleine Spatzierfahrt.
Urtheilen Sie beßer von Leuten, die Ihnen noch zu unbekannt sind; von mir, wie
zu alten Zeiten.
Ich wünsche also nichts mehr als Ihren Besuch. Sie können wenigstens
Ihr Urtheil über diesen Zufall fällen v. einen WundArtzt vorschlagen, der in
dergl. Krankheiten glückl. v. am geschicktesten ist. Es ist mir lieber daß Sie
meinem Wink v einem zärtl. Triebe uns einander zu sehen als einen ordentl.
Ruf fordern. Das erste wird Ihnen keinen Anlaß geben misvergnügt zu
seyn. Sie können in einem Tage frühe genung zurückkommen um Ihre
Patienten noch alle zu besuchen. Ich kann Ihnen nicht alles sagen schreiben
was Ihnen mündlich zu sagen mir vorgenommen. Hundert andere
Angelegenheiten werden mir Ihren Besuch angenehmer machen.
Beyliegendes Buch schicken Sie zum Vetter mit der Entschuldigung, daß
selbiges unplanirt wäre. Er weiß daß ich keine solche Bücher halte, mit der
Anfrage was der vorige Band für die Historie der Constitution kostet.
Weil ich Sie morgen selbst zu sehen gedenke so werde keine Antwort als
eine persönl. v mündl. erwarten. Ich bin voller Erwartung voller Vergnügen
auf Ihre Umarmungen Dero ergebensterHamann.In der größten Eil.
Es soll Ihnen um die wenigen Stunden, nicht leyd thun, die S wir hier
zusammen zubringen wollen.
Adieu. Kein Zwang! Lauter treuherzige Freundschafft v Freyheit!
Adresse mit rotem Lacksiegelrestà Monsieur / Monsieur Lindner / Docteur en Medecine à /
Mitow
/Mit einerm /Paudel Buch. /
Grünhof, den 17. März 756Herzlich geliebteste Eltern,
Der betrübte Nachrichten von Ihrer beyderseitigen Unpäßlichkeit habe auch
auf dem Bette zu lesen bekommen, und muß selbige noch daselbst
beantworten, wiewohl in der guten Hofnung selbiges mit Gottes Hülfe ehstens
verlaßen zu können. Diese Krankheit wird mir gute Dienste thun und die Stelle
einer Frühlingskur vertreten können. Sonntags vor 8 Tagen bekam nachdem
ich schon einige vorher den Appetit verloren, einen Anfall von Flußfieber, der
mich zu Bette trieb. grieseln, brechen in den Gliedern nebst Hitze. SMontags stand auf und erhielt mich biß gegen Abend. Dienstags wieder, bekam
aber Anwandelungen von Kälte die ich im Herumgehen überwand, von der
Hitze aber überwältigt wurde, daß ich mich gegen Mittag nicht länger halten
konnte. Dies ist mein schwerster Tag gewesen ich glühte; der verstopfte Leib
hatte schon einige Tage fortgedauert. 2 Stuhlzäpfchen verschlugen nichts.
Man hat hier Muskus Pillen oder Kugeln die ich mir applicirte und Luft
verschaffte. Mittwochs offen Leib mit Schmerzen v Uebelkeit so oft ich auffstehen
muste. Ein Umschlag für die Hitze um den Kopf hat mir gute Dienste gethan.
HE. Doktor Lindner schickte mir einige Pulver einen gelinden Schweiß
abzuwarten die ich Sonnabends einnahm v Sonntags ein Tränkchen, das mir
einige starke sedes verschaffte. Montags gelinde Spuren des Fiebers von
neuem. Ich such das Uebel so viel ich kann durch die Diät am meisten zu
schwächen. Anfangs nichts als Pflaumensuppen seit dem Habertumm zum
Frühstück, Mittag v Abend bisweilen mit ein paar Zwieback eingebrockt
genoßen; v diese Woche denke noch in dieser Ordnung fortzufahren. Der Mangel
des Schlafs kam mir anfangs verdächtig vor v gab mir den Argwohn eines
Ausschlags. Freytags Nacht hörte diese Unruhe auf, in der mein Blut war;
v jetzt ist mein Schlaf so ruhig v natürlich als ich mir nur wünschen kann.
Weiter in meinem Tagbuch. Diesen Montag bekam des Morgens wieder leichte
Anwandelungen von Kälte, heute weiß ich nicht, ob ich etwas sicheres von
Fieber gefühlt. Mein letztes Pulver hatte eingenommen der Schweiß schien
sich aber zu währen v kälter zu seyn oder klamm, wie man es nennt. Gott Lob!
jetzt glaub ich meiner Beßerung immer näher zu kommen. Nach dem
schlimmen Dienstag hab ich eine sehr scharfe v durchdringende Transpirationbekommen, die mir Empfindung auf der Haut verursacht v die meiste Schärfe
nothwendig abgeführt haben muß.
So einen zierlich geschriebenen Brief ich auch in Gedanken entworfen; so
sehe ich doch, herzlich Geliebteste Eltern, daß Sie bey diesem gegenwärtigen
noch einen Vorleser nöthig haben werden, weil ich ihn in einer unbeqvemen
Lage schreiben muß. Künfftig will Ihrem Befehl beßer nachleben.
Ihre Erinnerungen, Liebster Vater, haben mich sehr aufgenüchtertrichtet.
Sie haben meine Hypochondrie gemerkt; und erklären mir Ihre Gesinnungen
auf eine Art, die mir zu einer großen Aufmunterung gereicht. Der Himmel
behüte, daß ich die zärtlichen Sorgen meiner liebsten Eltern mit Undankbarkeit
und Verdruß aufnehmen sollte. Alle Leidenschaften, die mit der Religion
bestehen und durch das Christenthum eingeschränkt werden, können uns weder
beschwerlich noch nachtheilig seyn. Wie leicht können wir aber nicht durch
diejenige Triebe selbst verführt werden, welche die Natur uns vorzüglich
geschenkt und die Vernunfft auf ihre Seite haben. Ich stelle mir meine liebe
Eltern bisweilen in einer Verlegenheit, in einer aufgebrachten Unruhe vor,
mit der Sie sich fragen: wo bleibt denn unser Sohn? was wird denn aus
ihm? Wenn er uns doch gefolgt hätte! Wie ist seine Aufführung, sich
selbst überlaßen? Wohin gehen seine Absichten? Straft der schlechte
Fortgang sie nicht ihrer Eitelkeit? Ich könnte mich gegen allen ihren Verdacht
vielleicht rechtfertigen, meine Grundsätze entschuldigen. Ohne mir die Zeit lang
werden zu laßen wünschte mir bisweilen alle diese Zweifel mit einer
Nachricht beantworten zu können, die meine liebste Eltern zufrieden spräche: hier
ist das, was ich durch meine Gedult zu verdienen gewartet.
Es kann seyn, daß die Krankheit in Gliedern meine Hypochondrie vermehrt;
es kann seyn, daß selbige zum Theil in meinen Umständen liegt. Ich
verzweifle hier daran meinen Endzweck zu erreichen. Der älteste ist gesund, man
schont seine Gesundheit nicht v die Unmäßigkeit macht selbige sehr mißlich.
Die Fähigkeit seines Kopfes, die Lebhafftigkeit und Geschmeidigkeit seiner
Einbildungskraft hintergeht die Eltern. Man legt mir alle Hinderniße, die
ehedem meine Mühe vereitelt haben; und ich liege denselben wieder Willen
unter. Die Welt will betrogen seyn. Es ist nicht jedermanns Sache sich diesem
Verlangen zu bequemen. Was sagt Gewißen, Pflicht dazu. Siegt über alles!
Der eine Theil weiß gar nicht was Erziehung ist. Der andere weiß nicht was
Söhne sind. Braucht zu einer Tochter Schminke und Eitelkeit. Wenn ihr nicht
Tugend haben wollt, last wenigstens Ehre in das Herz eines Kinds und seine
Vernunft gesund seyn; weil ein Mann aus ihm werden soll. Man hat mich
gekannt; bin ich nicht lange genung hier gewesen um mich kennen zu lernen.
Da man mich wieder verlangt; konnte ich nicht muthmaßen, daß man meinen
Absichten Recht wiederfahren ließe und sich ändern würde. Ich habe keine
Ursache dazu gehabt. Glaubt ihr daß ich für euch lebe und euch zu Gefallen
auf den Kopf gehen soll; weil ihr deßelben euch so wenig als eurer Füße
gehörig bedienen könnt. Ich sehe zu, schweige und wundere mich. Mit
diesem Monath ist mein erstes Vierteljahr zu Ende. Die Zeit wird mehr
lehren.
Sie sehen hieraus, Geliebtester Vater, daß ich meinen Beruf mit Ernst
treibe. Der äußerliche Beyfall genügt mir nicht, der Schein auch nicht. Ich
kann weder kalt noch lau seyn. Ich schütte mein Herz gegen Sie aus, damit
Sie mich desto richtiger beurtheilen können. Der Coffe ist ganz abgeschaft. Ich
werde mich der Pferde auch bedienen und will meine Wege der Vorsehung
anvertrauen. Der kürzeste v. sicherste Richtscheid! Mein Gemüth ist ruhiger
übrigens als Sie vielleicht denken. Es thut mir bisweilen leidt, daß man
sich um seinen Nächsten so sauer werden laßen muß ihm die Liebe
aufzudrängen, die man gegen ihn hat. Die ganze Welt kommt mir alsdann als
jene Stadt vor, die Jesus mit Thränen ehmals anredte: Wenn Du
wüßtest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Besten dient. Wir Menschen
wißen es nicht und verlangen es auch leyder! nicht. Wir qvälen
diejenigen, die uns gut wollen und sehen unsere Feinde für unsere besten
Freunde an. Wird dem Teufel selbst nicht mehr als Gott gedient und jenem
größere Opfer als unserem Schöpfer gebracht – – Ich habe ein klein
Schnittchen Brodt mit weichen Eyern geeßen v hat mir sehr gut geschmeckt. Meine
Adern sind noch ebenso voll ich hoffe wenigstens mein Blut etwas
leichter und dünner gemacht zu haben. Auf die Woche erwarte meinen
werthen Freund den HE. Regimentsfeldscherer Parisius, der auch ein hart
Lager ausgestanden, einen sehr behutsamen v vernünftigen Arzt. Wegen des
Aderlaßens werde ich seinem Rath folgen. Ich glaube nicht deßelben
entbehren zu können.
In was für Freuden wird das Kadsche Haus seyn. Wie spät das Gute
kommt. Gott helf Ihnen bald lieber Papa um Ihrer Neigung und Wünschen
genüge thun zu können. Lesen Sie meine Briefe zu einem Zeitvertreib, wie ich
einen darinn finde sie zu schreiben. Ich empfehle meine besten Eltern der
Göttlichen Vorsehung, die über uns alle wacht. Gott gebe Ihnen tausend Gutes.
Mit erster Post mehr und so Gott will frisch und gesund aus dem Bett und
voller Freuden. Ahmen Sie mir hierinn nach. Ich küße Ihnen 1000 mal die
Hände und ersterbe nach den aufrichtigsten Grüßen Dero gehorsamster und
kindlich ergebenster Sohn.
Grünhof den 27 März. 756.Herzlichgeliebtester Vater,
Ich versäume diese Post nicht, um Ihnen die Unruhe zu benehmen, in die
mein letzterer Brief Sie gesetzt haben möchte. Diese Woche habe schon Gottlob
das Bett wieder verlaßen. Ungeachtet meine Verstopfungen noch nicht
aufhören, so thun mir doch des Herrn D. Lindners Digestiv Pulver gute Dienste.
Seine Freund- und Nachbarschaft kommt mir sehr zu statten; wiewohl wir
uns wechselsweise beklagen müßen, so können wir uns auch dafür einander
wieder trösten. Er hat nach seinem Lager noch viele Anfälle aushalten müßen,
mit denen es sich allmälich zur Beßerung anläßt. Fühle heute ohngeachtet
einiger Oefnungen eine Spannung an den Unterrippen, die mir aber nicht
beschwerlich ist. Ich habe gestern über mein Vermuthen glücklicher und stärker
arbeiten können. Wenn einem dies von statten geht, genüst man sein Leben
recht und freut sich, daß man da ist. Ich wünsche nichts so sehr, Geliebtester
Papa, als gleich gute Zeitungen von Ihnen zu lesen, für die ich Gott danken
kann. Die Folgen der Witterung äußern sich hier sehr; unser Haus ist davon
nicht verschont geblieben. Genüßen Schöpfen Sie dort einer beßerne
Luft? Die Abwechselungen, die wir haben, können das leichteste Blut schwer
und bisweilen stockend machen. Derjenige, in dem wir leben und sind, erhalte
und stärke Sie! Wind und Wetter fechte Sie so wenig als jede andere
Wiederwärtigkeit an. Jene sind das wenigste von der Welt, die wir zu überwinden
haben; und uns lange so nahe nicht als Fleisch und Blut. Ich küße Ihnen
tausendmal die Hände und empfehle mich Ihrem Gebet und väterlicher Liebe
als Ihr gehorsamst ergebenster Sohn.
Herzlich geliebteste Mutter,
Ich wünsche Ihnen zu einer wiedererlangten Beßer Gesundheit Glück
und melde Ihnen Gott Lob! die meinige mit gleichmäßigen Vergnügen an.
Der Frühling wird mich völlig wieder aufmuntern; er gereiche Ihnen auch zu
einer Erquickung und Pflege der Natur! Ich hoffe den Weg nach Königsberg
in unsern umliegenden Thälern und Büschen zu Fuß und Pferde abzulaufen;
nur schade, daß er nicht in die Richt gehen soll. So krumm und in die Runde
ich auch das Jahr noch spatzieren werde; kann der Weg nicht künftigen
Sommer gerader werden? Wie will ich mich freuen, wenn ich meine liebe Eltern
eben so alt und in eben so guter Gesellschaft ihr Haus, als jener junge Israelite
wiedersehe, vor dem sein kleiner Hund hersprang. Sollt ich gleich nicht so
willige Gläubiger, wie er, noch so freygebige Gastwirthe antreffen; desto lieber
werd ich Ihnen, beste Mutter, seyn. Handschriften und Sara will ich
demjenigen gönnen, der meine Stelle jetzt bey Ihnen vertritt. Ich mache auf nichts als
Ihr zärtliches Andenken Ansprüche. So oft ich an Ihnen denke, Liebe Mama
begleite ich diese Vorstellung mit den eyfrigsten Seegenswünschen für Ihr
Leben und für Ihre Zufriedenheit. Ich füge Sie jetzt mehr mit dem Herzen
als mit der Feder hinzu und empfehle mich Ihrem Gebet und Ihrer
Zuneigung mit der Ehrerbietung des gehorsamsten Sohns.
Johann George Hamann.Lieber Bruder,
Gott Lob beßer und No 2. mit meiner Arbeit so gut als fertig. Der
Termin, der letzte Augenblick, thut bey mir große Wirkungen. Wenn ich auch
arbeiten will, die Vorstellung daß ich Zeit habe macht mich so schwierig so kalt,
daß ich nicht aus der Stelle kommen kann, mag wollen oder nicht. Ist aber
kein Rath mehr aufzuschieben; nun denn muß es, und eine Stunde bringt
mir bisweilen verlorne Wochen ein. Sie ist weit unter der Anlage gerathen;
die Idee davon ist lange nicht in der Ausführung erreicht. Dergl. Betrug
seiner selbst muß sich der Mensch gefallen laßen; er dient zu vielen Guten.
Fontenelle sagt: Man würde dasjenige nicht thun, was man kann wennwenn man nicht die Hofnung hätte mehr zu thun als man kann. So hängt
der Gebrauch unserer Kräfte mehr von unserer falschen Einbildung als
unserm Willen ab. Ich bin in 2 Abenden mit Abschreibung derselben fertig
geworden und sie ist gestern Nacht mit einem Expreßen auf die Post abgeschickt
worden um nach Riga zu gehen. Die letzte Hand fehlt noch daran; die wird
mein B. dazu thun. Er hat zu vielen Antheil an meinem Entschluß das Werk
selbst zu übersetzen als auch an dem Inhalt des Anhanges. Ich glaube sie
wird 3 oder höchstens in allen 4 Bogen austragen. Hinten kommt noch die
Rede des HE. von Dangeuil angehängt bey seiner Aufnahme in die Akademie
zu Stockholm. Ich Sie steht im Hamburgischen Correspondenten. Wenn
du den gelehnt bekommen kannst vom vorigen Jahr: so wollte ich die
Nummer Dir anzeigen, damit ich die Zeit v. Mühe des Abschreibens ersparen
könntest. Melde es mir mit der ersten Post. Ich habe sehr um geschwinde
Zurückschickung des Mst. aus Riga gebeten. So bald ich es bekomme, bringt es
Dir die erste Post mit. Vielleicht geht es noch mit dem Ende der nächsten
Woche ab. Driest muß arbeiten; die Hände haben keine Stunden wie der Kopf.
Auf den Fleiß eines Handwerkers kann man eher dringen als auf den Fleiß
eines Autors wenn er auch nichts mehr als ein Uebersetzer ist. Du wirst eine
Rhapsodie von Ein- v Ausfällen zu lesen bekommen die Dich vielleicht so
bald als mich ermüden wird. Ich wollte meinen Namen gern so viel als
möglich vertuscht wißen. Noten versteht sich so; die Menge. Mein Text hat sie
vielleicht so nöthiger gehabt als mancher Autor Claßicus. Die Münztabelle zu
Ulloa muß auf einer Seite auskommen; und mit kleinen Lettern gedruckt
werden. Das unterstriechene die allerkleinsten. Sorge mein lieber Bruder für
alles. Ich hatte Dir auch ein stillschweigend Compliment zugedacht aber
wieder ausgestrichen. Die Ehre Corrector zu seyn ist eine Gefälligkeit Deiner
Freundschaft und ich habe meine Leser gebeten die eingeschlichene Fehler zu
entschuldigen. Würde man sich nicht daher an Dir gehalten haben?
Mein Versprechen werde gewiß halten; und den Ausschuß der Bücher
meine erste Arbeit seyn laßen, wenn ich jene abgefertigt habe. St. Evremond,
das Leben Julians, der Abt Villiers cet. werden Dir lieb seyn. Vergiß dafür
Dein Wort und meine Bitten nicht, die ich an dir gethan. Ist es wahr daß
L’Academie des Graces von der Schönheit handeln. Wenn mir Gott
Gesundheit giebt, so möchte wohl eine andere Arbeit mehr nach meiner Neigung
übernehmen. Muß sehen ob die Aufnahme dieser mich dazu ermuntern wird. Ein
Theil eines guten Urtheils wird auf meine Dunkelheit und Unwißenheit
meines Namens beruhen. Sorge dafür daß ich nicht verrathen werde. Es sollte
mir sehr verdrüßen wenn keine Exemplaria auf Postpapier abgedruckt wären.
Ich habe sie bestellt und mich darauf verlaßen.
Ich bin gewiß sehr neugierig den Abdruck zu sehen. Schicke mir doch
denselben sobald ich die andern Sachen bekomme. Man muß schlechterdings vor
Ostern fertig werden. Melde mir doch wie weit man mit dem Auszuge ist
und wenn man damit zu Ende kommt. Dringe mit Ernst darauf, daß Driest
fördert. Der Narr dringt auf meine Fortsetzung v stellt sich ängstlich wartend
an; da noch 3 Bogen von alten Mst übrig sind. Wenn ich ihm schreiben sollte
ich könnte ihm nicht anders als die Nase wischen.
Mein lieber Bruder! Nimm Dir meine Sachen so viel wie Du kannst an.
Ein wenig Feuer, wenn ich bitten darf. Ernst genug bist du. Brauche Deine
künfftige Amtsminen. Wenn Du nach meinem Sinn alles gemacht hast, ich
will Dir recht gut dafür seyn. Du hast mich niemals um Erklärung gebeten;
verstanden wirst du mich also allemal haben. Ich lese die leeresten Briefe
zehnmal durch wenn Sie die geringste Kleinigkeiten betreffen, wo ich den
Sinn des Schreibers außer seinen Worten recht verstehen will. Bey meinen
Briefen hast du wegen der Flüchtigkeit Unordnung Kürze mehr Mühe v
Auseinandersetzung nöthig.
Mit erster Post erwarte von Dir. Denke wo ich die Zeit hernehme alles zu
schmieren. Gott! gieb Gesundheit und Ruhe! Was machst Du? Ja noch eins.
In Ansehung der schwedischen Schrift über den Verfall der Gothischen
Regierung in Spanien bin ungewiß; ob Bachmanson Autor davon ist. Die
Zeitungen haben es nur gesagt; v ihn als einen jungen Mann genannt. Ich
zweifele daran. In der ersten Zeile seiner Abhandlung beruft er sich auf ein
ander Werk was er geschrieben. Er fängt so an: In meiner Anatomia et
Scrutam. Status politiae et oeconomiae Suecanae Tom. I. Cap. 2 ist
erwähnt worden ppp. Ungeachtet alles Nachsuchens habe auch dies Werk
nirgends angeführt finden können, deßen Verfaßer unmögl. unbekannt seyn
kann. Weil es nun eben derselbe von der historischen Beschreibung ist; so
bekümmere Dich doch. Der schwedische neue Doktor Theol. könnte Dir
vielleicht Nachricht geben. Vergiß dies nicht. Mich wundert daß Achenwall in
seinen Schriften das Buch über Schweden nicht angeführt. Gieb Dir alle
Mühe du hast allenthalben Hülfsmittel dies zu erfahren. Mir fehlt es daran.
Das lateinische Werk kann unmögl. unbekannt v muß wichtig seyn. Melde
mir denn mit nächsten, was du davon eingezogen. In allem Fall könntest Du
dich an Buchholtz schlagen der bey dem schwedischen Theolog sich darnach
erkundigen könnte. Haben mich die Zeitungen in Ansehung des Namens
betrogen v er ist schon abgedruckt so kann hinten ein Errata gemacht werden.
Darum wollte ich auch gern den schon geschehenen Abdruck haben um was da
wäre noch gut zu machen.
Was machen Wolson v Lauson? Grüß den ersteren v complimentire den
letzteren. Heut kommt ein neu Federmeßer an. Meine künfftige Briefe
werden wenigstens alle beßer geschnittene Keile haben. Mit genauer Noth noch
einen an meine lieben Eltern hobeln können. Dies hatte mich bald bewogen an
Sie mit dieser Gelegenheit nicht zu schreiben. Ich fürchte mich aber daß Sie
für meine Krankheit v hypochondrische Grillen die mir auf dem Bett
entfahren waren, unruhig seyn möchten. Mit beyden ist es beßer; oder vielleicht
höchstens abwechselnd. Gieb Ihnen so viel zu thun mit deinem eigenen Glück
und Ihrem Antheil darüber, daß Sie desto ruhiger an mir denken. Die Natur
hat uns Menschen an der äußerl. Gestalt und dem inneren Sinn unterschieden.
Ihre Mannigfaltigkeit ist so gut Weisheit als ihre Einfalt; sie bedient sich
beyder zu ihren Absichten, die immer das gemeine beste zum Augenmerk
haben. Ich weiß daß mein Sinn ziemlich unbiegsam ist, der sich so wenig in
seine eigene Denkungsart als in anderer ihre allemal schicken kann. Er hat
aber auch seine Schneide und seinen Rücken. Man kehr mich um, sagt ein
äsopisch Meßer zu seinem Herren, die andere Seite wird dir mehr Bißen
schneiden, als Du brauchst um satt zu werden. Wenn du mich ich Dir
brauchen willst dienen soll, so mach die Augen auf und sieh wozu und wie?
Hüt Deine Finger, Deine Gedult ist Dummheit; und ich bin Stahl wo ich es
seyn soll. Lebe wohl, lieber Bruder, das Meßer machte seinen Herren klüger
ohne daß es reden durfte. Er sah; wenn er hätte sehen können, so würde er
auch gedacht haben. Ich umarme Dich. Die Seite ist voll. Man muß doch was
schreiben um das Postgeld nicht halb umsonst zu bezahlen. Ein guter Wirth
hierinn ist Dein Bruder.
Von Johann Christoph Hamann (Bruder):Bru meus frater den 7. beantwortet.Grünhof. den 10. April 756.Herzlich geliebteste Eltern,
Die Gesundheit und Zufriedenheit ist der einzige Wunsch, mit dem ich meine
Briefe anzufangen und zu schließen weiß. Ich genüße Gott Lob! beyder
wieder und bin heute durch das Andenken eines Freundes erfreut worden, an
den Sie herzlich geliebteste Eltern auch Antheil nehmen werden. Ich habe
nämlich einen Brief von HE. Karstens erhalten, der mir seine Niederlaßung
zu Lübeck und sein dortiges Glück meldt, das ihm noch bisher auch ohne Frau
gefällt. Es ist eine große Beruhigung für mich, daß mich ehrliche Leute auf der
Welt noch würdigen sich meiner zu besinnen, wenn es ihnen wohl geht; und
wenn sie es mir noch auch dazu wünschen, so glaub ich es nicht nur zu
verdienen, sondern auch alles zu schon zu besitzen, was mir noch zu fehlen scheint.
Erkennen Sie, herzlich geliebtester Vater, hieran Ihren Sohn, der sich eben
so leicht zu trösten als zu beklagen versteht. Es giebt Menschen, die sich selbst
das Ziel mit so viel Beqvemlichkeit setzen und von andern setzen laßen, daß es
eine Schande ist; es giebt hingegen welche, die weder so feig gegen sich selbst
sind, noch diesen Schimpf anderer Willkühr überlaßen. Ich bin hier in einem
Hause, wo man mir die Laufbahn meiner Pflichten so leicht und kurz machen
möchte, als man sich selbst selbige eingeschränkt hat, und Blumen dazu
betreten könnte. Vergeben Sie es mir, daß ich diese Seite meiners Zustandes,
die vielleicht für die Augen die frölichste ist, niemals bisher geschildert. Es ist
deswegen geschehen, weil ich sie am wenigsten liebe; nur weil sie mir weniger
am Herzen liegt als jene rauhe, die ich bearbeiten soll. Es ist vielleicht eine
Thorheit treuer zu seyn in fremden Angelegenheiten, als man uns verlangt.
Ich will aber diese Verantwortung lieber auf mich nehmen als die Schuld
derer, die an ihrem eignen Antheil gleichgiltig sind; die den Schutt häufen,
den sie selbst sorgen sollten aus dem Wege zu schaffen, die aus der Pflicht
aufzumuntern sich eine verkehrte daraus machen diejenige einzuschläfern und
träge zu machen, an deren Munterkeit ihnen gelegen seyn sollte. Wenn ich
meinen lieben Eltern alsdann glücklicher vorkommen könnte, im fall ich Sie
und mich durch ein wenig Eitelkeit und Tändeleyen hintergehen ließe; so
könnte ich so viel zu meinem Vortheil sagen und vielleicht mehr, als mir mein
Verdruß jemals eingegeben, ohne die Wahrheit zu beleidigen, deren Liebe ich
Ihnen, Bester Vater, zu danken habe und die mir mit der Milch meiner
Mutter eingeflößt worden. Seyn Sie also meinetwegen unberuhigt; meine
Gesundheit wird der Frühling mit Gottes Hülfe völlig wiederherstellen. Das
Aderlaßen ist von meinem Arzt nicht für rathsam befunden. Sein
Augenschein hat mich nur bewegen können es zu unterlaßen. Ich lese jetzt
Schaarschmidts Diätetic und wünschte mir über einige Dinge Ihre Erfahrungen,
lieber Papa, zu Rathe ziehen zu können. Das bevorstehende Fest sey Ihnen
ein Sabbath von Ruhe und Seegen. Wie glücklich sind wir alle, wenn wir mit
ihm leiden können um mit ihm zu leben! Ich küße meinen liebsten Eltern
beyde die Hände und ersterbe mit der zärtlichsten Ehrerbietung Ihr
gehorsamster Sohn
Johann George Hamann.den 10 April 756. Grünhof.Mein liebster Bruder,
Ich habe gestern morgen meine Abhandlung an Dich abgefertigt, die Du
jetzt schon erhalten haben wirst. Die Zeit und Müdigkeit erlaubte mir nicht alles
gehörig auseinanderzusetzen. Ich glaube nicht mit meinen Erinnerungen schon
zu spät zu kommen.
I. Gewiße Ungleichheiten in der Schreibart sieh nicht für Fehler an. e. g.Geschehen im Bregenzer Walde pp. außer wo der Augenschein ausdrücklich
eine Kleinigkeit lehrt.
II. Die unterstrichne werden unterschieden mit andern Typen; die
Commate gehörig gesetzt, an einigen Stellen fehlt es; leserlich genung wird es für
dich wenigstens seyn ich habe auf der letzten Seite dies noch einigermaßen zu
ersetzen gesucht.
III. Eine Hauptsache. Ich schrieb Dir neulich einige Noten, die hinter den
Dangueil kommen sollten. Ich glaube daß Deinem Bericht dazu nach nicht
Raum gewesen. Ich habe sie in der Beylage bey Gelegenheit eingerückt. Deine
erste Nachricht ist doch zuverläßig, damit sie nicht doppelt erscheinen.
IV. Einige Hauptveränderungen A.) in der Stelle von Familien Kindern,
muß es heißen: trotz ihrer Dummheit und Nichtswürdigkeit. Beyde Wörter
sind richtiger und nachdrücklicher. Das erste muß hauptsächlich deswegen
geändert werden weil Unwißenheit kurz darauf komt. Ich glaube, dieser Brief
holt ganz gewis diese Stelle noch ein. Vergiß sie also nicht zu ändern. Ihr
werdt euch ohnedem nicht übereilen, noch zu Tod arbeiten. Ja noch eine
vorhergehende Von dem Einfluß des Handels in die Ungleichheit der Stände…
ist gleichsam die Schaufel welche das Geld wie das Getrayde umsticht, die
es welche es erhält – lebt es für die Menschen. Das Austheilen geht
nicht auf die Ähnligkeit der Schaufel. Die Hauptstelle aber kommt jetzt:
sie ist der Transitus meiner Anmerkungen auf die Nachricht von den
übersetzten Werken. Hier ist ein Irrthum vorgegangen den ich corigiren muß, und
mehr als einer, davon ich erst heute Wind bekommen. Ich habe diese Stelle
im Abschreiben hinzugesetzt, sie fehlt in meinem Kleck, unterdeßen muß sie so
kommen:
Wie viele Vortheile – –, Von diesen Diese Vortheile mag kann der
jenige redenmir beweisen der welcher im stande ist seiner Vaterstadt
ein Gemälde ihrer Handlung zu entwerfen, der imstande ist seinen
Mitbürgern sowohl über die wahren Grundsätze derselben allgemeinen, als über
die einheimischen Misbräuche und Fehler Mängel der einheimischen
Handlung,und die Kunst selbige sowohl der seinen Mitbürgern ihnen
über Schlüßel sowohl die letzteren einzusehen und zu verbeßern beurtheilen
über die Prüfungen und die Richtschnur weiser und nützlichen
Einrichtungen mit einer scharfsinnigen Deutlichkeit zu erleuchten als mit den
Regungen Grosmuth der Selbstverleugnung den Aufwallungen eines
patriotischen Seele Herzens für ihr Bestes und dem Muster Vorzug den er in
seiner Selbstverleugnung findt aufzumuntern. Damit ich der Versuchung
nicht unterliege einensolches seltnen Schriftsteller Beyspiel GeistMuster hier öffentlich zu meinen und zu umarmen ppIch will diese Stelle auf folgende Art rein abgeschrieben Dir beylegen. Die
Rede des HE. Dangeuil kommt, wie meine Handschrift zeigt, angehängt.
Die Ordnung selbst will ich Dir noch melden in Ansehung des ersten Bogens.
1. Der Haupttitel 2.) alsdenn der Inhalt des ganzen Buchs. Anmerkungen
über d. pp Vorbericht des Verfaßers, Anmerkungen über die Vortheile von
Frankr. und das Verzeichnis wie folget, wo ich mir Deine Hülfe ausgebeten;
doch richte dich mehr nach dem inwendigen des Buchs; wie die Titel da
lauten. Es fehlen einige die nicht abgesetzt sind, die lieber klein gedruckt
werden können. Ich will einen nur anmerken, den Du französisch laßen kannst.
Von den Fonds d’Amortissement. Diese Arbeit habe ich Dir ganz anvertraut.
Alsdann kommt der Innhalt des spanischen Werks; den du nur abschreiben
darfst und die Seiten wo von den Capiteln gehandelt wird hinzuzusetzen.
Das hindert nichts mein lieber Bruder, daß ich die meisten zusammen
gezogen, nämlich 2 auf einmal. Der Verstand zeigt die Gränzen eines jeden und
Du wirst hierinn nicht irren können. Das letzte allein im Ulloa könnte Dich
verführen. Es fängt sich an mit dem gebrannten Waßer aus Zuckerröhren
in Amerika dem Schaden deßelben v der einzuführenden Freyheit daselbst
Weinberge zu pflanzen. Ob die drey Theile des ganzen Buchs nämlich die
3 Haupttitel: Dangeuil, Ulloa v Beylage roth gedruckt werden können weiß
ich nicht in dem Innhalt um die Zergliederung eines jeden zu unterscheiden.
Es müßen wenigstens dazu so große Buchstaben als möglich genommen
werden. Daher habe selbige 3 mal unterstrichen.
Nach dem Innhalt des ganzen Buchs komt ein neuer Titel, der besondere für
den Dangeuil ist; und alsdann der Vorbericht des Verfaßers unter dem er
sich John Nickolls nennt.
Findst du Schwierigkeiten, handle nicht auf ein Gerathewohl, mein lieber
Bruder. Dein Urtheil über meine Arbeit wird mir nicht gleichgiltig seyn.
Ich habe nicht Zeit genung gehabt. Die letzte Stunde hat mir beßer geglückt
als ich ihr zugetraut. Wer mich versteht, wer mich
recht
aufnimmt, dem könnte
ich auch vielleicht gefallen. Zween Fehler, die ich selbst einsehe, und denen ich
mich mit mehr Geschicklichkeit hätte überlaßen sollen. Der eine ist die
Gelehrsamkeit der andere die Schwärmerey. Der Abstich dieser beyden Dinge ist ein
wenig sonderbar. Das sonderbare ist vielleicht auch bisweilen ein Verdienst.
Du mischest Dich in fremde Händel, sagt vielleicht jemand, Du sagst
vielleicht Wahrheiten, von denen einige nützlich sind, mit einer Härte mit einer
Empfindlichkeit aber, die dir nicht zukommt. Dem antworte ich: humani
nihil a me alienum puto. Des Nächsten Unrecht ist für keinen eine fremde
Sache. Wenn so ein Kerl, wie ich, der den Belohnungen der Welt renunciret,
nicht dadurch wenigstens sich verdient zugl. v schadlos machen kann. Sapienti
sat.Was geht dich der Betrüger, der Narr, der Bösewicht an. Sey selbst sein
Antipod v. laß ihn in seinen Würden, bist Du beßer als jene, was hat er dir
gethan? Viel recht sehr viel. Setz einen ehrlichen Kerl, der so gern lernen als
leben will, unter Tölpeln wird er sich über eine Gesellschaft nicht beschweren
dürfen von der er nichts lernen kann v die selbst nichts lernen wird. Wird er
sich wenigstens nicht einen beßeren Umgang wünschen dürfen. Setz einen ehrl.
Kerl, der sein Gewißen wie seinen Verstand liebt, unter Leute die alle seine
Handlungen als Satyren der ihrigen fürchten, die ihm Hände v Füße binden,
die er zum guten brauchen will; v dann vergönn ihm seiner selbst wegen ein
anathema über das Schlangen v Ottern Gezüchte auszusprechen. Ein
Wunder gegen das andere; laß wenigstens Moses Stab die egyptischen
verschlingen. Sey gesund und vergnügt. Ich bin beydes und umarme Dich als Dein
treuer Freund v Bruder.
Wie viele Vortheile – –
Von diesen Vortheilen mag derjenige beweisenzeugen, welcher im stande
ist seiner Vaterstadt ein
Gemälde
ihrer Handlung zu unterwerfen, seinen
Mitbürgern über die
wahren Grundsätze der allgemeinen
und die
Mängel und Misbräuche der einheimischen
, über den
Leitfaden
, die
letzteren
einzusehen und zu entdecken
, über die Richtschnur und
Schätzung
weiser und nützlicher Einrichtungen
, und einer scharfsinnigen
Deutlichkeit sowohl seinen Mitbürgern sowohl die Augen zu öfnen und
Verbeßerungen; welcher der sage ich, ich hierüber im stande ist hierüber seinen
Mitbürgern hierüber so wohl mit einer
scharfsinnigen Deutlichkeit
die
Augen zu öfnen, als selbige durch die
Aufwallungen eines patriotischen
Herzens
und das
Beyspiel einer edlen Selbstverleugnung aufzuweckenaufzuwecken
. Damit ich der Versuchung nicht unterliege ein so seltnes
Muster öffentlich zu nennen und zu umarmen; so ppp. anstatt LabyrinthDas abgeschriebene sieht bald dem Original ähnlich. Unterdeßen wirst du es
doch lesen können. Sieh, mein lieber Bruder, den Autor, der ewig streicht eh
etwas ihm gefällt. Du wirst doch wohl lesen können: über die Schätzung
nützl. Einrichtungen und Verbeßerungen, der sage ich, im stande ist
hierüber
seinen pp.
Raum ist da; ich will noch weiter schreiben. Eben jetzt habe eine heilige
Rede in Maßillons Fastenpredigten gelesen über die Versuchungen der
Großen. Der Text war Jesus in der Wüsten. Sprich daß diese Steine Brot
werden. Die Lüste deren Stillung den Großen leicht gemacht wird. Erste
Versuchung der Wollust. Wenn Du Gottes Sohn bist. Der Verführer ein
Schmäuchler. Zwote Versuchung. Ich will Dir alle Reiche geben. Der
Ehrgeitz; die dritte. Wenn der Teufel über diese Pralerey und die lästerliche
Zumuthung, welche er zur Bedingung seiner Freygebigkeit im Versprechen
macht, nicht roth geworden: so verdient er in dieser Betrachtung auch der
Fürst
dieser Welt und der gröste Unterthan seiner Unterthanen zu heißen.
Ich wünschte daß Du diesen großen Mann selbst lesen könntest, ich meyne
den Maßillon. Der Anfang den ich gemacht giebt mir viel Geschmack für ihn.
Seine Reden sind kurz aber sehr reich an Gedanken und Empfindungen. Die
Kindheit Ludwichs XV und seine Bildung ist ein Gegenstand der im I. Theil
enthaltenen. Eine besondere Freymüthigkeit, die nichts zurückhält oder halb
sagt, welche die Wahrheit mehr liebt als diejenige fürchtet, welche sie
beleidigen kann. Eine tiefe Kenntnis des menschlichen Herzens, die mehrenteils
gebraucht wird die Rechte des Amts mit mehr Klugheit, als mit mehr
Nachdruck zu gebrauchen. Dies ist die parrhesie, welche die Boten des Geistes von
den weltlichen Rednern mehr als andere Eigenschafften unterscheiden sollte;
und welche sie seltener als diese auszuüben wißen. Zu welcher
Unverschämtheit sind sonst die Kanzeln in polemischen Reden gemisbraucht worden;
diese ist noch schlechter angebracht als in moralischen, wo man sich selten über
größere als gleichgiltige am meisten ereyfert hat z. E. Moden, Schauspiele.
Ich habe vorige Woche Schuckfords Abhandlung vom Sündenfall Adams
gelesen, die mir viel Genüge gethan. Hier kenne ich den ersten Menschen in
seiner Einfalt und Unschuld, als einen Lehrling der Natur und seines
Schöpfers; die Weisheit desjenigen, der ihm Gesetze giebt, sie seinen Kräften
zuwiegt und die Blindheit des Uebertreters mit neuen Wohlthaten, das ich so
sage, straft. Dieses Aufthun der Augen, das Eva vielleicht wünschte den
Unsichtbaren zu sehen, zeigte sie blos vor Augen. Was fangen wir an, (man
erfuhr keine Wunderwirkungen der genoßenen Frucht) damit uns der nicht
sieht dem wir unser Wort nicht hielten, der uns warnte ungehorsam zu seyn.
Sie beflochten sich um vor Bäume gehalten zu werden. Dies war noch nicht
sicher genug; laß uns hinter denselben verborgen seyn. Dies war für
Geschöpfe klug genug gedacht, für die ein sinnlich Gebot noch hinlänglich war,
oder zu schwer war sie zu üben. Die Schlange wird hier nicht ihrer Füße
beraubt, keine Strafe gegen sie; die Verachtung dieses Thiers, das Eva für
listiger als alle auf dem Felde gehalten hatte ohngeachtet sie die Merkmale ihrer
Niedrigkeit vor der Stirn trägt. Der Gedanke des Autors hat mir
insbesondere sehr gefallen, daß dieser Fall über den ersten Menschen verhängt worden,
den seine Kindheit noch retten konnte, daß er durch ein Gebot gefallen, deßen
Innhalt mit seinem Glück nicht unmittelbar zusammenhing. Wär es ein
wenig gleichgiltiger Gebot, ein nothwendigeres, das man sich dieser
Behältniswörter bedienen darf, als wir Thörichten zur Rettung der göttlichen
Weisheit und Gerechtigkeit zu verlangen scheinen: so würden wir ohne Hülfe
der Strafe deßelben vielleicht unterliegen müßen. Hätten wir es bey mehr
Einsichten von Gott und später gebrochen: so wäre der Fall gleich und unsere
Schuld muthwilliger gewesen. Worüber beschweren wir uns endlich. Hat uns
Gott nicht genung gethan an statt daß wir ihm hätten bezahlen sollen. Leben
wir kürzer wie unsere ersten Eltern; so reichten ihre langen Jahre ihrer
Unerfahrenheit kaum zu den wenigen Erkenntnißen zu die uns jetzt eine
Woche schaffen kann. Dankt Gott daß euch weniger Zeit zu sündigen
gelaßen wird.
Ich will dich neugierig hiedurch machen um diese Schrift selbst zu lesen.
Die Materie v sie verdient es. Ungeachtet eine gewiße Aufmerksamkeit und
einige Einschränkungen seiner Sätze nöthig sind: so scheint er mir doch die
besten und natürlichsten Wege genommen zu haben.
Jetzt beschäftigt mich des Büffons Naturgeschichte. Mein lieber Bruder,
ein Werk, das ich Deiner Bibliothec wünschen möchte. Noch ist es Zeit dazu.
Ein großes Werk von einer ungeheuren Unternehmung. Man hat eine Bibel
der Natur, die ein Misbrauch dieses Titels ist. Das wovon ich rede, möchte
ich eher ein apocryphisch Buch derselben nennen. Ich will es mit dem andern
Theil von Hume vermischten Schriften abwechseln, den ich heute erhalten;
und mein Versprechen in Ansehung der Dir zukommenden Bücher ehstens
ausführen. Du kannst davon völlig versichert seyn; und mich selbst als den
ungestümsten Erinnerer hierüber ansehen.
Ich umarme Dich nochmals und bin Dein bester Freund und Bruder.
Sorge aufs beste für den Druck v gieb mir bald Nachricht davon.
Die Censur wird hoffentl. keine Schwierigkeiten machen.
Für diesen gantzen Bogen den ich Dir vollgeschmiert leg mir ein Buch
Postpapier ein. Anderes brauch ich nicht, das hab ich hinlängl. v beßer.
den 12. April. 756Herzlich geliebtester Freund,
Nachdem ich s Sie schon so oft umarmt in Gedanken, als ich den Büffon
zugemacht: so ist es Zeit auch jetzt schriftlich zu thun. Jetzt befinde mich Gott
Lob! leydlicher, vorige Woche mit einem neuen Fluß am Gesichte und einem
dabey verbundenen Flußfieber qvälen müßen. Der April macht sich zum May,
wenn man nur bald der Luft und der Natur genüßen könnte. Und Sie Liebster
Freund, befinden sich nicht beßer freuen Sie sich nur wie ich auf den
Frühling; er wird alles wieder gut machen. Unser Streit ist zu beyder
Zufriedenheit beygelegt; bald was frisches. Wie sieht es mit den Veränderungen Ihrer
Schule aus? Neid und Bosheit machen uns Ehre, sie geben uns den Genuß
unserer Tugenden. Ich glaubte, Sie wären schon so bekannt mit diesen
Feinden, daß sie ihre Schwäche ruhiger verachten könnten. Es kostet, sagen
Sie‥ ja es bringt aber auch was ein. Ob wir unser Leben so oder so abnutzen.
Ohne Klippen thun wir diese Fahrt nicht. Laß uns an unsern Gütern
Schiffbruch leiden, wenn wir unser Leben retten und damit erkaufen können. Meine
Eltern haben mir viel Sorge gemacht. Sie lösen sich beyde in Ihrem
Siechbette ab. Gott helfe Ihnen; ich hoffe Sie noch zu sehen auf der Welt. Sie
denken in Ihren Briefen immer an Sie, diese ehrlichen Alten. Es ist mir lieb,
daß Sie auch von Ihnen nicht vergeßen werden.
Die Vorige Woche ist mein Anhang und alles übrige zur Uebersetzung,
dem Himmel sey Dank abgegangen. Die letzte Stunde hat mir noch einige
Dienste gethan. Meine Krankheit, die beynahe 3 Wochen gedauert, war nicht
in Ueberschlag der Zeit gebracht. Ich habe mich übereilen müßen; v darum
Ihnen auch die Durchsicht meiner Arbeit weder mittheilen können noch wollen.
Zu gewißenhafft meinen Stunden etwas abzubrechen, habe ich beynahe
2 Nächte daran setzen müßen, da ich noch nicht scheine ausgeschlafen zu
haben. Bey diesem etwas zu anhaltenden Fleiß habe ich die Würkungen der
Hypochondrie recht sichtbar gefühlt recht schmecken können. Die Augen
hielten aus, der Kopf die letzte Nacht auch beßer als ich dachte, ungeachtet ich mich
anzulegen hütete, glaubte ich von Brustschmerzen ganz zusammen gezogen
zu werden; ein Geschmack eines verdorbenen Oels schien mir den ganzen
Schlund zu benetzen. Demohngeachtet glücklich überstanden.
Dies ist zugleich die Ursache warum ich nicht eher habe schreiben können.
Gestern wollte. Maßillon mein Früh- und Büffon meine Vesperprediger biß
auf den Abend, da ich nicht mehr konnte. Wie sehr dank ich Ihnen für den
letzteren. Eine Zeit von 14 Tagen ist der Termin den Sie mir setzen. 8 Tage
hab ich ihn jetzt. Diese Woche feyre ich halb. Wenn ich unsere Ostern dazu
nehme; so möchte ich reichlich gerechnet gewiß auskommen. Dann bekommen
Sie ihn nebst dem Gelde für Schuckford; v dann erwarte ich aus Ihrer
Freundschafft den 2ten Theil. Wie viel sind doch heraus.
Seine Theorie, von deren Beweisen ich die Hälfte schon gelesen, hat mich
gestern bald rasend gemacht. Trift ihn aber nicht eben der Tadel, den er über
die Sündflutherklärer ausstreut. Ist die Schöpfung ein weniger Wunder als
diese? Was wird aus dem
Werde:
was Gott sprach. Warum leidt die
Schöpfung der Erde eine Theorie, wenn die Sündflut keine leiden soll. Die
Eyfersucht gegen die Systeme anderer, die seinem an Erfindung und Witz nichts
nachgeben, hat ihn hierauf nicht aufmerksam gemacht, doch der kleine Kläffer,
ich meyne Kästner in seinen Noten hat ihn hierüber verschont; und ich will ihn
nicht suppliren. Hallers Vorrede über den Nutzen der Hypothesen ist ein
Meisterstück.
Haben Sie nicht mir nähere Nachrichten zu geben von der Muthmaßung
eines gewißen M. Profe über die Ursache der Erdbeben aus einer Conjunction
vieler Planeten im vorigen Jahr. Was ich davon gehört, ist sehr
unvollständig, und mir nicht hinlänglich.
HE. RegimentsfeldscheerChirurgus Parisius wird in Riga seyn und
vielleicht den kleinen Zuzu mitgebracht haben. Ich habe ihm denselben
gesgeben v gesagt daß ich ihn gern Ihnen wiederzustellen möchte. Wofern es
nicht geschehen erhalten Sie ihn gewiß mit dem Büschingffon nebst dem
Catalog. raisonné, in dem ich sehr viel altes gefunden.
Haben Sie schon an den Hamburgischen Buchhändler geschrieben; ob
man nicht die Dissertation sur le vieux mot patrie: et la nature du peuple;den Essai sur la liberté de produire ses sentiments v die pensées sur
l’interpretation de la Nature bekommen könnte.
Ich begreife nicht, warum Sie vergaßen mir den Catalogum ihrer auctionzu überschicken. Es sollte mir leyd thun, schon versäumt zu haben. Aus dem
Kopf bitte ich aufs beste mir die schöne Edition des Athenaei in groß fol. mit
Casauboni Anmerkungen zu erstehen. (Scapulae) wo ich nicht irre ist fein wie
Faber gedruckt, Lexicon wenn es gut fortgeht. Scheffer de re vehicularia
cet.
Bodinus de republica
vor allen andern (auch sein theatrum naturae).
Die gute Edition des Lucians, des Isocrates, des Pindarus (in 4) Erasmus
de ratione discendae lat. et graec. linguae v einige noch hierinn schlagende
Handbücher, die ich mir nicht besinnen kann, worinn sie meinen Geschmack
treffen und auf den Preis sehen werden. Holmanns philosoph. lateinische
Werke, Crusius Chatelet Physick, die Geometrie des FranzosenClairant.Addisons Gespräch von Münzen. Auf einen quartanten de mysteriis
numerorum geben Sie auch Achtung.
Ich weiß nicht ob die Auction angegangen, wie weit man darinn. Es sollte
mir leid thun den Athenaeum versäumet zu haben. Ist man schon darinn so
beschweren Sie den HE. Parisius, den ich herzlich zu grüßen bitte, mit etwsvom eingekauften und verhelfen mich wenn es mögl. zum Athenäus. Da war
noch ein Grieche, aus deßen Band etwas ausgerißen war, der aus Briefen v
physischen Abhandlungen bestand. Ein unbekannter für mich.
Für die Bezahlung soll gleich gesorgt werden. Ja Ilse verlangten Sie noch;
dafür Wolsons Stückchen. Hier ist sie:
Die Liebe weiß von keinem Stande
Sie wählet sich was ihr gefällt
Der Stoff zu Ihrem Wunderbrande
Ist
allerdings
die ganze Welt
Ich halt mich nicht an unserm Städtchen
Es darf ja keine Chloris seyn.
Ein frisch gedrungnes Bauernmädchen
Ist gleichfalls Adams Fleisch v. Bein.
2.
Was fehlt der Ilse, die ich liebe
Sie hat ein Recht auf unser Herz
Wie alle andern Herzensdiebe
Und, was mir lieb, sie stiehlt aus Scherz.
Hier fürcht ich keine Bulerschlingen
Sie will an meinem Glücke nicht,
Mit Tanzen, Singen kitzeln, bürzeln, springen
Ist unser ganzes Werk verricht.
3.
Sie hat an wesentlichen Gaben
Und wenn sie auch nicht Ilse wär
Nicht weniger als andre haben
Und keine andre hat nicht mehr.
Von vorne, hinten, oben, unten,
Hab ich bey Mädchen in der Stadt
Noch kein Amerika gefunden.
Die Ilse hat, was Chloris hat.
4.
Spielt wie ihr wollt mit Geist und Reitze
Ihr Schönen aus der großen Welt
O ich versteh die Vogelbeitze
Wozu die List den Habicht hält.
Die Katze kennt man an der Schelle.
Wascht Kinder, wascht euch nicht zu rein.
Ich kann vielleicht ein Junggeselle
So wie ihr möcht Vestalen seyn.
5.
Ich seh in Ilses wilden Blicken
Die Liebe blind und nackend gehn
Sie weiß es nicht und kann entzücken
Sie sieht es nicht und ist doch schön.
Wir gehn getrost die gleiche Straße
Wir traun uns ohne Pfand und Schwur
Wer mich und Ilse sieht im Grase,
sieht in das Centrum der Natur.
Haben Sie den Schuckford gelesen? Er verdient es. Ich gefalle mir den
ersten Menschen so unvollkommen so eingeschränkt zu sehen als die Erde nach
Büffons System; ihre Seelenkräfte mit ihrem Boden wachsen. Was nutzt so
viel Land für eine Familie, die Jahrhunderte erst zu Völkern machen sollen.
Wie reimen sich diese für Geschöpfe, die eben so wenig zu denken mehr übrig
hatten, als wir. Wie reimt sich ein blos sinnlich Gebot für einen Weisen, über
deßen Wißenschaften wir Zeit haben ganze Bücher zu lesen. Folgender
Gedanke des Schuckfords hat mir so stark als neu geschienen: Wenn Gott sich
Adam so sehr als uns offenbart hätte, wenn die Erkenntnis deßelben bey ihm
so geläutert gewesen wäre, als wir selbige jetzt genüßen; ferner, wenn das
Geboth, das er übertrat, so wichtig gewesen wäre als wir es vielleicht zur
Rechtfertigung Gottes wünschten, und folglich mit der Glückseeligkeit des
Menschen näher verknüpft als das Eßen eines Baums gewesen: hätten wir
nicht denn nicht in dem Fall gestanden, darinn jene Geister sind, die keiner
Erlösung fähig waren, und denen die Mittel zur Wiederannehmung
abgeschnitten sind.
Mir fällt ein närrischer Einfall über dasjenige ein, was uns von den beyden
ersten Eltern entdeckt wird. Wir wißen von Adam nichts mehr, als daß er
über die Fortpflanzung des Menschl. Geschlechts klüger geworden. Ein
Denkmal davon hat er seinen Nachkommen überlaßen, weil er seiner Frau einen
andern Namen gab. Von dieser hingegen nichts mehr, als daß sie einen
Bösewicht an einem Sohn erzog, den sie für den Mann den Herren ansah, und daß
sie sich leicht über den Verlust Abels durch die Geburt eines neuen Sohns zu
trösten wuste. Würden uns. ersten Eltern nicht empfindlicher gewesen seyn,
wenn sie mehr Einsichten gehabt hätten. Die Lehre vom göttlichen Ebenbild ist
vermuthlich der Grund geworden von allen den Vorurtheilen, die uns die
Wahrheit über den Zustand des ersten Menschen verdunkelt haben. Wenn
die Poeten die Kunst besitzen die Lügen wahrscheinlich zu machen so ist es
vielleicht ein Vorrecht der Philosophen der Wahrheit ihre Glaubwürdigkeit zu
entziehen oder sie selbst unwahrscheinlich zu machen. Sie erfüllen ihr großes
Versprechen unsere Augen aufzuthun mit verbotenen Früchten, die uns klug
machen.
HE. Richter ist hier in Condition bey dem neuen Obersten HE von
Gaugräben. Es wird Ihnen leicht seyn Ihr Gedicht folglich wieder zu bekommen.
Wer ist an seine Stelle dort? Es geht keine Gelegenheit heute ab die meinen
Brief morgen früh bestellen kann. Ich wollte noch an Herrn B. schreiben;
habe noch Zeit genung übrig gegen die erste die beste mit der künfftigen Post
fertig zu seyn. Es thut mir leyd, daß mein Brief so spät kommen muß, wegen
der Auction. Meinen freundschaftlichen Handkuß an Ihre liebe Hälfte, meine
Umarmungen an Ihren Herrn Bruder. Werden Sie nicht bald nach Mitau
kommen. Diese Hundstage hoffe ich Sie alle in Grünhof zu sehen. Vielleicht
geht es schon auf Pfingsten an. Wenn das Glück gut ist, oder der Augenblick
des Entschlußes nicht fehlt bin ich das Fest über in Mitau. Leben Sie wohl;
ich umarme Sie mit der Zärtlichkeit des aufrichtigsten und ergebensten
Freundes.
Hamann.Bin ich diesen Frühling nicht selbst in Riga; so schicke gewiß einen
repraesentanten an meine Stelle. Herr Carstens hat mir einen franzoischen Brief
geschrieben aus Lübeck, in dem er sich Ihnen empfehlen läßt. Die addresse ist
an Ihnen gewesen; ich weiß aber nicht wie ich ihn erhalten. Dem HE. Bruder
habe lange nicht schreiben können, hoffe v. wünsche ihn bald mündlich zu
sprechen. Er ist gesund v hat eine glückl. Cur im Buttl. Hause gethan.
Grünhof den 19 April. 756.Herzlich geliebtester Freund,
Ich schreibe Ihnen um mein Herz gegen Sie auszuschütten in Ansehung
eines Menschen der jetzt vielleicht Ihr Gast ist. Wenn Ihnen der Innhalt
meines Schreibens auch zu nichts dienen kann; so werden Sie doch
wenigstens als ein guter Freund an meinem Verdruß Antheil nehmen und sich selbst
keinen künftigen Vorwürfen auszusetzen hüten können. Eben jetzt erhalte einen
Brief von HE. Doktor, dem ich mich entdeckt er hat meine Unruhe noch durch
verdrüslichere Nachrichten vermehrt. Ich wollte erst nach Mitau kommen, es
gieng nicht an, hoffte ihn zu mir heraus zu bewegen; das kann er auch nicht.
Unser beyderseitig Verlangen uns zu sehen ist gleich groß und ein paar
Lumpenmeilen ungeachtet sind uns im Wege. Daß ich mit meiner Abhandlung
fertig bin, habe ich Ihnen geschrieben. Jetzt komme ich auf die Hauptsache, zu
der ihr Abdruck Gelegenheit giebt. Sie wißen, Liebster Freund, ich arbeite
schwer und niemals fast leicht als auf die letzte Stunde. Was Schularbeiten
sind, verstehen Sie auch und meine Ängstlichkeit in Ansehung desjenigen, was
zu meinen Pflichten von mir gerechnet wird. Ich verließ mich auf die letzte
Zeit und überließ mich ruhig allen mögl. Zerstreuungen in Büchern, doch so,
daß ich mir fest vornahm 4 Wochen vor Ostern fertig zu seyn, die zum völligen
Abdruck des noch fehlenden mir hinlänglich schienen. Meine dazwischen
kommende Krankheit, die mich 14 Tage ganz im Bett hielt, verruckte in etwas
meine Rechnung. Wie ich etwas aufstehen konnte, hab ich mit tausend
Vorwürfen gegen mich selbst alle Augenblicke meiner Nebenstunden auf meine
Beylage angewandt. Ich wurde Freytag vor 8 Tagen mit aufgehender Sonne
fertig und schickte einen Expreßen ab, der noch vor Abgang der Post in Mitau
seyn sollte, ersuchte zugl. HE. P. stehenden Fußes wo mögl. einzuschlüßen.
Ich weiß nicht, ob die Gelegenheit verspätet, oder ob der Buchführer auf der
Jagd gewesen oder von der Jagd ausgeschlafen. Kurz ich habe nichts
erfahren ohngeachtet ich mit jeder Post an meinen Bruder einige wichtige
Correctiones nachgeschickt; insbesondere wegen eines Irrthums, wozu ich
unschuldig aus Kürze der Zeit pp verleitet worden. Jetzt meldet mir der HE. Bruder,
(welcher mir im vorbeygehen eben so melancholisch wie ich zu leben scheint)
daß P. gestern nach Riga abgereist, daß er vor 4 Tagen meine Abhandlung
bekommen, daß er sie vor 4 Tagen nach Königsberg geschickt und von Driest die
Unmöglichkeit des Abdrucks wegen Kürze der Zeit zur Antwort bekommen.
Und dies alles in vier Tagen; doch ich sage das wenigste von ihm, wenn ich
sage, daß seine Fertigkeit im Lügen mit einem unglückl. Gedächtnis begleitet
wird. Ich höre ihn niemals von seiner Ehrlichkeit und seinem Charakter
zuverläßig reden, daß mir nicht kalt unter die Fußsohlen wird. Driest v P. beruffen
sich also mit gleicher Unverschämtheit darauf, daß das Mst. zu spät kommt.
Jetzt will ich Ihnen sagen, wie ich mich gegen den letzteren bewiesen und wie
sich ich den ersteren gegen mich kennen gelehrt hat gelernt habe. Als ich
aus Riga abreiste, hatte ich schon einen Abend Gelegenheit mich P.
ernsthaffter zu erklären, weil er die Freyheit den Titel meiner Uebersetzung zu
machen als ein Vorrecht eines Buchhändlers sich zueignen wollte und er sich
auf seinen Versuch hierinn vielleicht was zu gut thut. Kurz es sollten wieder
Reitzungen für die Leser angeschlagen seyn. Vielleicht dachte er auch schon auf
eine Zueignungsschrift, die er sich machen laßen, alsdann verbeßern und
seinen Namen darunter setzen könnte. Wenn dies nicht wäre, so ist kein Glück
bey seinem Verlag. Guter Herr, sie sind dumm genung das erste das beste zu
übernehmen, und noch tummer, wenn sie glauben daß ihre Käufer anstatt
Bücher Titel zu kaufen bekommen. Gereut Ihnen der Verlag, so erklären Sie
sich… konnt ich mehr thun. Hierauf hieß es man hätte bloß wie ein guter
Freund geredt; es gäbe gewiße Dinge worauf ein junger Buchhändler sehen
müste, und die zum Handwerk gehören pp. Man bat mich recht sehr nichts
davon an meine Rigische Freunde zu melden. Dies habe auch gehalten. Weil
noch ein Auszug zum Dangeuil von mir gekommen aus einem Werk über
Spanien, das er übersetzt; so hielt ich es noch einmal für meine Schuldigkeit
mich hierüber rund und gerade auszulaßen. Wenn er das geringste Mistrauen
oder Besorgnis eines Schadens bey dem Verlag hätte; so würde ich seine
Aufrichtigkeit loben und ich böte ihm selbst die Freyheit an noch zurück zu ziehen.
Er hat es blindlings auf sich genommen, blindlings angefangen. Er versteht
nicht ein Urtheil zu fällen; er hat mir selbst eine Rede hier mit den grösten
Lobsprüchen, womit sie ihm der Edelmann eingehändigt, gebracht die er eine
viertelstunde darauf mit mir zu verachten anfieng. Eine nähere Kenntnis
könnte ihm mein eigenes verdächtig gemacht haben. Er hat große Werke unter
Händen, für vor deren Kosten die Heerings v Saltzkrämer erschrecken, die
er beym Lombre beßer von seinen Waaren als sich selbst zu unterrichten
sucht… Auf diesen gutgemeinten Antrag bekam keine Erklärung sondern eine
unbescheidene v. einfältige Antwort nebst einer sogl. darauf folgenden
Wiederruffung derselben. Ich nahm mir anfangs vor ihm die Nase blutig zu
wischen; Sirachs Grützmühle fiel mir ein. Hierauf ihn mit mehr Sanftmuth
eines beßeren zu belehren; das war Scherben zum ganzen Topf machen.
Mein Mst gieng unterdeßen ab und ich schwieg auf seinen Brief. Ich konnte
auf seine freye Erklärung dringen, weil ich wohl gewußt was ich mit dem
angefangnen Verlag hätte anfangen wollen. Von ihm waren noch keine
Kosten dazu getragen; v ich war sicher daß Hartung mir den Verlag abgenommen
hätte. Dies konnte ich nicht thun oder mochte vielmehr nicht, als wenn er mir
ausdrückl. gesagt, daß ich ihm einen Gefallen thäte, wenn er mir den Verlag
zurückgäbe, und mit Vernunft oder wenigstens einem Schein derselben. Driest
aber auf den zu kommen erhielt die Fortsetzung des Msts näml. den Auszug,
ehe er noch mit dem Dangeuil fertig war. Die wahre v sichersten Nachrichten
hat mir mein Bruder gegeben, der die Aufsicht des Druckes hat. Dies werden
schon mehr als 10 Wochen seyn. Zu der Zeit meldete sich Funk bey uns. Freund.
Dieser erkundigte sich nach den hiesigen Umständen; ich wußte nichts als übele
Berichte und Muthmaßungen. Mein Bruder schrieb mir auch von Driest, daß
er über P. gewaltig klagte, daß in Kgsb. von nichts als sn schlechten
Umständen geredt würde v dieser Mann in großer Verlegenheit wegen seines Geldes
v der
ganzen
Handschrift wäre, daß er mir selbst einen neuen Verleger
anböte, wenn ich ihm das übrige vom Mst. zusenden möchte. Ich hatte mit
Driest Mitleiden v wollte seine Vorschläge selbst hören. Mein Bruder schickte
mir einen Brief von ihm, worinn er wunder glaubte wie Driest gegen P.
aufgebracht seyn würde. Dieser Kerl hatte mir eine Seite mit da da da
angefüllt, die mich eben so klug machte als vorhin. Endlich beschloß er daß man
in K. schlecht von P. Umständen redte; die Welt wäre voller Falschheit eben.
Dieser Spitzbub hat das größte Geschrey von ss Gleichen gemacht v redt mir
noch dazu wenn es zur Sache kommt von der falschen Welt was vor. Dorn
war ein klügerer v ehrlicherer Kerl als dieser Narr, den ich nur dadurch
entschuldigen kann, daß er nicht getrieben und befriedigt worden. Als Ulloa kam
oder der Auszug des Spaniers, ist Dangeuil noch nicht fertig gewesen v dem
Bericht meines Bruders nach, der vorige Woche an mich geschrieben, fehlen
auch noch 3 Bogen an dem letztern. Meine Beylage nebst allem wartet
anstatt daß es also das heißt; sie komt zu spät. Sie sehen hieraus, wie viel Sie,
liebster Freund, allem was Sie hören werden trauen können. Hier ist sein
Lebenslauf, wie ich ihn heute bekommen. Oft ist er 8 biß 10 Tage gar nicht im
Laden; weil wenig oder nichts darinn ist; er bekommt gar keine Bücher, es
müste denn nach der Meße geschehen. Sonst sagt der ganze Adel auch se. besten
Freunde, er sey gar zu windig pp. Man wartet ½ Jahr auf die gemeinsten
Bücher umsonst er muß schlechten Credit draußen haben. Alle Tage auf der
Jagd wozu manchmal 2 Tage v Nächte in eins gehen. Seine ganze Hoffnung
beruht auf die reiche Heyrath die er jetzt zu machen denkt pp. Sie können diese
Nachrichten mit so viel Behutsamkeit brauchen als Sie wollen weil sie von
HE. D. kommen. Sie sind mir alle noch vorige Woche durch sn. Jagdwirth
dazu bestätigt worden, der mit seinem Schützenglück und Verstand noch lustiger
sich machte.
Ich melde Ihnen dies alles, Liebster Freund, aus Gründen die Sie selbst
einsehen werden. Wenn es darauf ankäme einem ehrl. Mann zu helfen, der
Lust zu seinem Beruf hatte, der sich kümmerlich nähren müßte und unterdrückt
würde, deßen Absichten man zu was ernsthafftem brauchen und anwenden
könnte: so einen Mann zu gefallen könnte man sein Gewißen in einigen
Kleinigkeiten aufopfern. Untersuchen Sie selbst ob einem Mensch Geld zu
verwüsten dient, der sein Brot selbst mit Füßen tritt, der anstatt sich genöthigt ist
Leuten die es gut mit ihm meynen einen blauen Dunst zu zeigen v selbst
leichtgläubiger ist, als er andere dafür ansieht. Ehe Sie die Ringe wechseln, halten
Sie ihm ein wenig eine Cabinetspredigt v bitten andere darum, die ihnen
beystehen können, daß er zur Erkenntnis komt. Glauben Sie, daß ich noch zu
wenig geschrieben. Entschuldigen Sie einen Brief der die Absicht hat eine
Liste von Thorheiten zu seyn. Schreiben Sie mit ehesten. Ich warte auf den
Gebrauch, den Sie von meinen Nachrichten werden gemacht haben und wünsche
davon einen Nutzen, dem ich den meinigen gern aufopfern will. Ich umarme
Sie v Ihren lieben Freund. Leben Sie wohl. Grüßen Sie den HE. Bruder.
Ich bin Ihr ewig ergebener Freund.
Herzlich Geliebtester Freund,
Jetzt kommt Büffon zurück. Den Augenblick höre von einer Gelegenheit,
die morgen früh abgehen wird. Ich bin schon dafür besorgt gewesen. Ist die
Zeit zu lange gewesen. Ich habe ihn dafür jetzt zum 2ten mal geschloßen.
Werd ich auf den 2ten Theil mit dieser Gelegenheit hoffen können? Wie geht
es mit Ihrer Auction. Hab ich noch Hofnung etwas daraus zu bekommen.
Wie unruhig muß es bey Ihnen seyn. Haben Sie noch Zeit zu leben? Ich sehe
mich gegen die Last Ihrer Geschäfte wie einen Müßiggänger an, v es fehlt mir
daran. Gestern habe von Königsberg Sachen erhalten, wo auch Einlagen an
Sie sind. Beykommende Briefe. Voltaire Pucelle d’Orleans, die ich gestern
Abend zu Ende gebracht, ohne sie aus der Hand zu legen um meiner unnützen
Neugierde nur loß zu werden. Ich glaube nicht, daß es Maubert Ausgabe ist,
wenn dem Baumelle zu glauben; sondern vielmehr die Frankfurter, die er
selbst veranstaltet. Nichts auf den Salomon de Nord cet. finden können;
wovon jener redt. Zu den Gelehrten Beylagen zum Hamb. Correspond. habe
schon zum voraus aus den Schles. Zeitungen eine lange Recension gelesen,
worinn einige Anecdotes zu finden sind, die aber nicht deutlich genug erklärt
werden. An Greßet ist daselbst auch gedacht. Dies ist vermuthlich das Stück,
welches Menoza anführt unter dem Titel Pucelle auf die Mutter Maria
warum er aus Frankr. vertrieben worden. Es bleibt ein scandalös Gedicht voller
frechen Bilder v schändl. allegorien oder Parodien. Was urtheilen Sie von
dem Briefe dieses alten Zahnbrechers v dem unglückl. v in seinem Unglück
großmüthigen Baumelle. 2 Theile gratis; gratis; das lohnt zu subscribiren.
Wie aufgebracht die armen Schriftsteller durch das Geschmeiß von
Buchführern werden können, davon hab ich Ihnen auch eine kleine Probe neul.
gegeben. Mein Bruder hat mir die Uebersetzung geschickt; so weit sie fertig ist.
Ich will noch heute darüber hergehen. Das äußerl. könnte zur Noth ein wenig
beßer seyn. Vom 5. April ist nichts als der erste Bogen vom Spanier fertig
gewesen. In einer neuen Verlegenheit. Ich weiß nicht, warum ich keine
Antwort mit der Post aus Königsb. erhalte. Ich zweifle liebster Freund, daß P.
das Mst hingeschickt. Entdecken Sie mir doch, was er Ihnen darüber gesagt;
vielleicht hat er es Ihnen gar zur Durchsicht erst gebracht. Meinem Bruder
habe einige mal über ein paar Stellen auf der Post geschrieben; v ihn dringend
um Antwort gebeten, die ich schon wenigstens vor 10 Tage hätte erhalten
können. Das Mst muß noch nicht abgegangen. Ein paar wichtige
Veränderungen dazu, weil ich die Rigische Schriften über den Handel für öffentl. hielte,
v ich wollte sie in meine Handschrift niemanden gern in dem Zustand worinn
sie ist, lesen laßen. Sehen Sie mein letztes Schreiben als keine Wirkung eines
aufgebrachten Affects an. Der Autor Herr Doctor hat mir Nachrichten
gegeben, die mir vielleicht die Gesinnungen des HE. P. etwas näher entdecken in
Ansehung meiner Beylage; welche mir sehr gleichgiltig sind und seyn
werden. Ich bekümmere mich nicht einmal um sein Urtheil, geschweige daß es
mich rühren könnte. Wenn ich mich fürchte; so erstreckt sich meine Furcht nur
auf Kenner v Richter; es ist mir niemalen im Scherz eingefallen ihm nur den
Schatten davon einzuräumen. Von dieser Seite bin also ganz ruhig. Hätte er
nicht wenigstens das Recht offenherzig gegen mich zu seyn; wie ich es gegen
ihn gewesen bin. Nur dies verdrüst mich am meisten daß er mich allenthalben
schon mit sm. Verlag v künfftigen ausgeschrien; da doch meine Arbeit
vielleicht durch die Dunkelheit des Verfaßers hätte gewinnen können, wenigstens
darnach eingerichtet ist besonders an denjenigen Orten, wo sie am ersten
vielleicht gelesen werden könnte, v wo sie noch am verständlichsten seyn könnte.
Melden Sie mir wenigstens, Liebster Freund, alles was Sie wenigstens in
Ansehung derselben von ihm haben ausbringen können; an dem Glück seiner
Freyerey ist mir wenig gelegen. Ich würde mich am meisten freuen, wenn ich
mich in meinen Gedanken über ihn betrogen hätte v mich gern ihm zu
Gefallen zum Lügner wünschen um ihm mein Unrecht mit einer wahren
Freundschaft ersetzen zu können. Ja ich würde mir aus meiner Freymüthigkeit einen
Vorwurf machen, wenn ich die Möglichkeit zur Beßerung bey einem
Menschen zu hoffen wäre, der so geneigt ist sich selbst als andere zu betrügen.
Nun ich komme auf ein ander Muster. Lesen Sie doch die kleine Misgeburth
von Watson. Um sich zum Krüpel zu m lachen, was uns dieser große Mann
vom Fabricius erzählt v wie ästhätisch er seinen Canitz v Haller anzubringen
auch den Boileau v Juvenal. Que diable a-t-il mangé? sagt der Franzose.
Dieser Junge, der die Ruthe vor den H… haben sollte, wird den steifen Bock
einmal succediren; v ist schon Prof. Poes. extraord.Wolson hat mir fünftehalb Zeilen geschrieben v verlangt mich in seinem
Leben nicht in Königsb. zu sehen. Der ehrliche Kerl sieht sich mit viel
Gelaßenheit als das Sühneopfer aller seiner verlornen Freunde in seinem Vaterlande
an. Er seegnet uns alle wie ein sterbender älterer Bruder seine jüngern, die
er für glücklicher glaubt, ohne Neid v Misgunst.
Warum halten Sie die abeille du Parnasse nicht. Ich verdenke es Ihnen
sehr. Der König Stanislaus ist der Verfaßer des entretiens d’un Europeen,die das Geschrey verdienen was man von ihnen gemacht. Wenige Bogen, die
vielleicht so schwer als der Machiavell v Antimachiavell zusammengenommen
sind. Noch kann ich sie nicht mißen. Erst heute den Anfang gemacht. Und
Zachariä Tageszeiten‥ mich an ihren Kupfern erfreut. Verzeyhen Sie es mir.
Ich wollte Sie am liebsten in Ihrer Gesellschaft lesen. Was macht HE.
Berens? Umarmen Sie ihn für mich. Schreiben Sie mir mit erster Post, wenn es
Ihnen mögl. wenigstens mit dieser Gelegenheit. Jetzt gehe mit vieler
Besorgnis an die Durchsicht meiner Uebersetzung; ich zittere für das Misvergnügen,
was mir Druckfehler oder die zweite v eine zu späte Correctur machen werden.
Ist P. noch da. Im Fall fragen Sie ihn im Ernst aus, ob meine Beylage…
Courage. Den Augenblick erhalte Briefe von meinem Bruder v Berens.
Leben Sie wohl. Ich laße diesen zumachen um in Ruhe das Vergnügen zu
genüßen. Das Mst ist da; so viel ersehe aus der ersten Zeile. Ich küße Sie v
Ihre liebe Frau v Bruder mit der aufrichtigsten Freundschafft. Leben Sie wohl,
leben Sie wohl.
Noch eine Nachschrift. Einen herzlichen Gruß von Hause. Meine Mutter
befindet sich schlecht leider! Gott helf Ihr. Meines unruhigen lieben Vaters
Brief hat mich sehr gerührt. Wer tröstet mich, mich einsamen, mich traurigen,
der mit seinem Leben sich selbst so wenig als andern zu dienen bisher beruffen
zu seyn scheint. Mit wenig Hofnung angewandt; mit desto mehr Hofnung
aufgegeben. Leben Sie beßer.
Längs am linken Rand der ersten Seite:Zuzu nächstens. Beylage nebst dem Mst. bitte an HE Berens zu bestellen.
Meinen ergebensten Gruß an die HE. P. P. Gericke.
Grünhof den 28. April 756Herzlich geliebter Bruder
Ich habe am heil. Abend an mi Euch geschrieben, ich weiß nicht warum
Du nicht an diesen Brief gedacht hast. Ist er angekommen
von heil. Abend
datirt. Von einer Einlage, die ich an Dich allein nach Mietau geschickt einige
Tage vorher zweifle ich daß sie glücklich ankommen wird. Noch 2
Erinnerungen waren darinn die ich zum voraus nehme, auf daß ich selbige nicht vergeße.
den Ruhm ihrer Taten Setze das
Andenken
weil das Wort Ruhm hernach
sehr öfters vorkommt. Im Anfang des Fragments an statt unsere oder diese
Stadt wie dort steht, setz R – – g – – Hat euer Buchdrucker nicht längliche
Striche, wie die Engl. in ihren Büchern brauchen. Wenn es mögl. ist wollte
ich sie gern in meiner Beylage angebracht haben.
Nun antworten. Die erste Antwort geschieht mit einer Anerkennung für
überschicktes, welches ich Sonntags erhalten. Mit Zachariä werde mir einen
rechten guten Tag machen; bisher habe mir nur noch am Anschauen ergötzt.
Hast Du das Gespräch nicht gelesen? Mich wundert. Es ist voller großer v
neuer Begriffe; wenn es die natürlichen sind, die zu unsern Zeiten sehr seltene
Schriften unterscheiden. Aus der Vorrede hättest Du Deinen Irrthum oder
Ungewißheit dir heben können worinn der König Stanislaus als Verfaßer
davon genannt ist. Dem HE. M. habe alles richtig gestern zugeschickt. Ich habe
mich erst geach den Tag darauf besonnen, daß Young noch fehlte.
Unterdeßen ist Zeit genung. Mit dieser Woche so Gott will mache meinen Tausch
an Dir fertig. Kant ist ein fürtrefl. Kopf. Leg mir doch seine Arbeiten auf.
Seine erste Dissert de principio contradictionis fürneml. diese. Ich bitte
Dich recht sehr darum auf die Gelegenheit welche den ganzen Dangeuil
mitbringen wird.
Mit der Durchsicht deßelben bin fertig. Was soll ich sagen, mein lieber
Bruder. Ich kann Dich nichts mehr als entschuldigen. Die Durchsicht deßelben
von mir ist mit Fleiß nur flüchtig geschehen um mich nicht zu vertiefen. Ich
bin Dir für den Verdruß Dank schuldig, den Du meiner Arbeit wegen
übernommen hast. Du schreibst ungern, so hätte ich wenigstens auf einige Dinge
vorbereitet seyn können. Ich habe gebeten das Papier nicht zu schonen. Die
Hauptabschnitte abzusondern. Es ist alles in einem Stück v auf einer Schnur
gefädelt. Auf Puncte v andere Zeichen gar nicht gesehen. Unterdeßen dies
mögen Kleinigkeiten seyn. Offenbare Sprachfehler, v solche die den Verstand
verwirren sind bloß mein Augenmerk gewesen; und dazu wird ein Verzeichnis
von Druckfehlern unumgänglich seyn. An einigen bin selbst Schuld. Ich habe
Dich um einige Dinge Erörterung gebeten, Dich über andern furchtsam
gemacht v ungewiß, damit Du desto aufmerksamer v genauer seyn möchtest.
Ich glaube daß ich Dir mehr Dank hierinn schuldig bin als ich selbst weiß,
weil mein Gedächtnis mir nicht eine so strenge Vergleichung deßelben erlaubt
was Du gethan hast als der Augenschein mir dasjenige weist was unterlaßen
worden. Z. E. warum ist man von meiner Handschrift wenigstens
abgegangen, da selbige mit meinem Exemplar zugl. übereinkommt v hat besondere
Abtheilungen von den Vortheilen Frankreichs gemacht, die doch im Contextbey mir zusammenhängen. Sind sie in Deiner Auflage so unterschieden?
melde mir doch. Ferner ich sollte fast glauben daß man im spanischen die
Zeichen ═ ═ ═ ausließe bisweilen, an denen doch viel gelegen. Weil der Leser
sonst einen Zusammenhang suchen möchte, wo keiner wäre. Ich wiederhole
noch einmal mein lieber Bruder die Erinnerung, daß in meiner Beylage
grobe — Striche kommen sie sind in deutschen Büchern schon häufig genug. Die
kurzen feinen Strichen wirken nicht auf das Auge v sind beßer eine Zerreißung
oder Trennung als Stillstand auszudrücken. Ist mir auch nicht lieb, daß die
Einleitung mit großen Buchstaben gedruckt worden. Dies wird eine
Misverhältnis in Ansehung des zweiten Theils verursachen; welcher es jetzt zu
spät seyn wird abzuhelfen. Man könnte dem Register der Druckfehler einen
kleinen Anstrich geben, wenn man vorn etwas vorsetzte. Ungefähr so.
Der Verfaßer dürfte vielleicht mehr als einige seiner Leser über die Menge
der Druckfehler geärgert aufgebracht werden. Er hat sich Ich sehe ihn
aber selbst auf v die letzteren auf den Verdruß darüber zubereitet. Meine
Umstände verboten haben mir nicht alle die Zeit erlaubt, welche seine
unleserl. Handschrift forderte. Ich glaube mein Unrecht einigermaßen durch
gegenwärtiges Verzeichnis ersetzen zu können, das ich nicht eher als erstnur nach geschehenem Abdruck aufzusetzen nachzuholen Zeit gehabt. Oben
könnte
Erinnerung des Herausgebers
kommen v dies wäre das letzte
Blatt des Buchs.
pag: 12. Stan ließ Standesmäßige gemäße Gründe. Die Wörter
v Zeilen mein lieber Bruder magst Du aufsuchen. Es steht im franzöischen
de convenance d’etat.pag: 14. überhaupt betrachten deleatur ausgestrichen. Der Augenschein v
die Vergleichung mit dem franzoischen giebt es daß dies ein Schreibfehler.
Du hättest das franzoische mehr zu Rath ziehen sollen. An diesen Stellen bist
du einigermaßen mehr unschuldig als an den folgenden. Das falsche Wort
wird immer hingesetzt v nach dem
ließ
das rechte. Ich habe 2 Wörter öfters
geschrieben um das beste hernach auslesen zu können v nicht zu vergeßen; das
Ausstreichen des rechten aber bisweilen vergeßen. pag: 24. linea 3.
ließ
der.
ib: die eine Stelle: es sollten ihrer daher so wenig als mögl. seyn. pag: 26.
bedacht
ist
gewesen
ausgelaßen. Man kann lieber so setzen. Man
hat
darauf
gedacht
pag: 27. nützlicheren. 31.
Endlich
hat man. Steht: mit einem Wort ist meine
Schuld. 34. soll heißen
eigene
. Sonst kein Verstand. pag: 39. seiner.
42. Ausschweifung darinn. 43. diesen deleatur 44. könnten; es steht könnte. Verfall
ist kein Verstand evenement Vorfall 61. linea 3. bloß steht am unrechten Ort
soll heißen,
bloß
suchen dürfen. 66. ein weit größeres Aufkommen. 68. den
Ueberfluß daran 77. an statt Waare ließ
Gattung
oder
Productes
.
85. ebenfalls. 91. Raleigh. 97.
die
deleatur Ich konnte nicht eher verstehen
laß hin v zurück biß ich das franzoische zu Hülfe nehmen mußte 109. in ihren
Schooß. 120. Wo kommen die Einkünfte her? ließ Producte.
wäre
ließ
wären
.
121. Derselben ließ demselben. 141. li ihrer ließ ihren.
146. der Königl. Herrschaft ließ eines Königlichen Vorzugsrechtes
149. ihr ließ sie. 167. gewaltigen ließ gewaltthätigen.
174. Eintheilung ließ Vertheilung.
176. ließ welche pp Vertheilung den Menschen ihrer Gesundheit und
ihrem Leben am zuträglichsten sey.
182.
dafür
an statt dadurch sonst kein Verstand. 186 sich durch seine
Arbeit zu unterhalten, dadurch, daß man der pp.
187. wiewohl unser Fleiß pp.
214. der
ließ
durch daß ließ wie möchte ließ könnte.
pag: 223. ließ unsers niedrigen Geldwechsels. 234 Text v Note heist Civiliste
nicht Livilliste.
235. Wie fehlt hier vom 25 Dec. 1750 v vom 25. Dec. 1757. Es
gehören beyde Jahre. Das folgende erklärt es. Sollte es in deiner Ausgabe
ausgelaßen oder geändert seyn.
245. von dem außerordentlich aufschlagenden Preise. Sonst kein Sinn;
ein offenbarer Schreib oder Druckfehler, den der Leser aber nicht einsehen kann.
247. Deker nicht Decker.
249. zu beklagen ließ beklagen kann.
281. Note kommt einige mahl e. g. fünfeinhalb. Wer redt im Deutschen?
Denn müßen Zahlen seyn 26½. So ein Fehler kommt noch einmal vor.
283. den ausländischen – – und den spanischen. mihi oportet.Ich werfe mir öfters diese Ungewißheit in meiner Muttersprache besonders
was die praepos. betrift als eine unverantwortl. Ungewißenheit vor; v man
muß dergl. Fehler auch niemanden als dem gemeinen Mann oder Ausländer
übersehen. Neue Mühe mein lieber Bruder, die bald geendigt seyn wird. Treibe
doch mit so viel Eyfer als möglich auf hurtigen Abdruck, daß die Sache einmal
zu Ende kommt. Auf Deine Anfragen will zuerst antworten. pag. 27.
versteht sich am Rande, daß
nicht
ausgelaßen. Ich habe Tuckers wegen nach
Holl. v Engl. schreiben laßen. Wegen der Note habe schon im vorigen
geschrieben. Sie wird mit einem kleinen Buchstaben empfangen; weil sie als
eine Fortsetzung des Textes anzusehen, den man nicht hat unterbrechen wollen
ergäntzt
*mit dem VIII.
Vortheil;
welcher desto größer ist, weil er in dem
Nationalcharakter des Volks v einem herrschenden Vorurtheil für die
Ueberlegenheit seines Geschmacks liegt. – – Geschmiedigkeit * die dem Franzosen natürl.
ist v seinen Manufacturen günstig ist pp. So kann diese Anmerkung kommen.
Wegen der andern Stelle hast Du ganz recht, Sie muß so abgebrochen
werden wie Du meldest: wie viele Vortheile – –
Der Innhalt betrift das ganze Buch mein Bruder v nicht den Dangeuil
allein. Das hab ich schon genung erklärt. Dangeuil Ulloa Beylage v alles.
Dies sind die 3 Haupttheile des ganzen Werks; von jedem kommt der
Innhalt; v ich möchte meiner Arbeit auch wohl die Ehre gönnen, damit man sehen
könnte, daß ich wenigstens nicht ohne Plan geschrieben.
* frag Wolson Geschmiedigkeit oder Geschmeidigkeit.
Inhalt der Beylage.Beylage.Allgemeine Betrachtungen des Verfaßers über vermischte Gegenstände…
Aussichten des Handels…
Nothwendigkeit
den
Kaufmann
selbst zu
bilden
…
Vom
Stande
deßelben…
Von den
Sitten
deßelben…
Vom
Familiengeist
wie er auf das gemeine Beste überhaupt und den
Handel insbesondere angewendet werden sollte…
Fragment…
Anmerkungen Gedanken über die beyden Werke beyde Schriften, darin
das eine Uebersetzung des einen und den Auszug des anderen Werkes zur
Uebersetzung des ersten und zum Auszug des andern zweiten Werks.Anmerkungen zur
Uebersetzung
des ersteren und zum
Auszug
des
zweiten Werks…
Rede des Herrn
von Dangeuils
pp‥‥
Die Seiten davon werden Dir leicht zu finden seyn. Man könnte dieser
Eintheilung zufolge die Abschnitte der §. die zu jeder Materie gehören oder womit
sich jede Materie anfängt ein wenig tiefer abrücken. z. E. wie ich jetzt
anfangen werde.
Auf Dein Urtheil von meiner Abhandlung zu kommen, mein Lieber
Bruder; so dank ich Dir erstlich dafür. Ich wünschte wenn Du Deine
Erinnerungen ernsthafter abgefaßt hättest, oder daß ich wenigstens ernsthafter darauf
antworten könnte. Was die Gleichgiltigkeit des Anfangs betrift; so bin ich
dafür unbesorgt. Ich rede von der Freundschaft. Dies ist vielleicht nur ein
gleichgiltiger Gegenstand für jemand, der seiner Freunde beraubt ist oder der
abwesend sich nicht gegenwärtig durch einen angenehmen Betrug seines
Herzens zu machen weiß. Ich rede wenigstens von der Freundschaft mit etwas
Empfindung, die nicht bloß nachgeahmt ist. Ist es nicht eben so gleichgiltig,
wenn Milton seiner Blindheit eine große Elegie hält? oder gewißen lesern
ist die Gestalt des Zuschauers eben so gleichgiltig gewesen v andern was
Montigue von sich selbst sagt. Du wirst übrigens einer gewißen Art allgemeine
Wahrheiten individuel vorzutragen um sie desto sinnlicher v lebhafter zu
machen nicht ungewohnt seyn. Ich sollte fast einen Theil Deiner Critik dem
Wolson beylegen.
2. Der Spott über einen Beruf, den man sich fehlt, das Frolocken über eine
fehlgeschlagene Hofnung sollte mich rühren. Wer frohlockt über ehrl.
Hofnungen, wie ich meine bestimmt habe. Du hast die Hofnung bey meinem
Beruf mit weniger Antheil gelesen als ich sie ausgedruckt. Wirst Du Dich
Deines Mantels v Kragens schämen weil man lange genug darüber gespottet
hat v vielleicht mit mehr Grund. Der besoffene Bauer frolockt auch bisweilen
am Sonntag über seines Priesters Eyfer für seine Beßerung v sein Glück.
3. Wer ist der Censor, den die Familiensucht treffen sollte. Vergiß die
Correctiones nicht die ich Dir darüber gemeldet trotz ihrer Dummheit. Ich
beziehe mich auf meinen vorigen Brief.
4. Die veraltete Blume im Bregenzer Walde kannst Du bey HEn Diac.
Buchholtz aufsuchen der den Keysler hat. Die Naiveté des Bauern hat mir
gefallen. Bey solchen Leuten muß man die Originale der Menschl. Natur suchen.
Der Wohlstand hat mir verboten mich anders als durch Anführung des
Geschichtsschreibers zu erklären. Sapienti sat.5. Ich gestehe es daß es nicht an Lesern fehlen wird, die fragen können:
wer ist dies Muster? v denen es nicht mögl. seyn wird darauf zu antworten.
Davon ist die Rede aber nicht; sondern was hat er gethan v dies ist von mir
erklärt. Das Fragment ist nicht romanhaft; es ist durch wenige Züge nur
etwas mit Fleiß unkenntl. gemacht. So wenig ein ehrl. Mann ein
romanhafter Begrif ist so wenig ist es eine solche Familie. Ich kenne sie v wenn ich
nicht vom Handel hätte reden sollen, deßen Umfang ich nicht einsehe: so hätte
ich ganz anders geschrieben. Es ist das Berenssche Haus. Deine Neugierde
werde künftig näher befriedigen auch noch in anderen Stücken. Wenn die Welt
einige haben sollte; so wäre es desto besser. Vielleicht würde ihr auch Genüge
geschehen. Von künftigen Dingen mehr. Sollte mein erster Versuch gut
aufgenommen werden, wiewohl mir dies noch mißlich scheint; sehr mislich: so
könnte ich vielleicht etwas Muth bekommen öffentl. zu arbeiten. Gott geb mir
nur Gesundheit. Ich bin nichts weniger als ein Projectmacher, nichts weniger
als ein Menschenfreund. Man ist mit sich unzufrieden wenn man sich liebt;
v so geht es mit andern auch; Gott v seinen Nächsten zu lieben. Was für
eine einfältige Sittenlehre; v was für große Begriffe liegen in diesen 2
Gegenständen derselben; wovon die sich der eine beide auf unsern
gegenwärtigen v künfftigen Zustand beziehen. Nicht umsonst gelebt; das ist der einzige
Beruf, der ächt ist. Die Art v Weise gründet sich auf die Freyheit uns. Natur;
so wie diese auf jenes Gesetz. Denn ohne Gesetze giebt es keine. Ließ Hervey,
mein lieber Bruder. Ich wünsch mir auch den 3. Theil zu lesen. Vertreib
unsern lieben alten Vater des Abends mit diesem Buche die Zeit. Es handelt
von dem Grunde unsers Glaubens. Gott erfreue uns alle bald mit der
völligen Gesundheit unserer lieben Mutter. Ich umarme Dich herzlich als Dein
treuer Freund v aufrichtig ergebener Bruder.
Am Rand der zweiten Seite:Antworte mit ersten; Dein langes Stillschweigen hat mich sehr beunruhigt.
Grüße den ehrl. Wolson ich werde ihn auch schreiben mit nächsten.
Geliebtester Freund,
Endlich einmal ein Schreiben von Ihnen bekommen. Die Dissert. v
Kleinigkeiten der stillen Gesellschaft gehören Ihnen. La pucelle auch.
Behalten Sie also ja selbige. Ich weiß nicht wo mir der Kopf gestanden, daß ich
Ihnen dies zu melden vergeßen habe. Mein Bruder hat mir ausdrückl.
gemeldet daß diese Sachen Ihnen gehört v mit nächsten mehr theils zu schicken
theils selbst zu schreiben versprochen. Ich bin sehr unzufrieden mit ihm v sehr
unruhig. Im Vertrauen v wenn es mögl. für sich ganz allein v HE. B. ich
werde nach Hause reisen, wenn weiß nicht so geschwind als mögl. Meine
Eltern flehen mich darum an v ich habe neul. einen Brief von meinem alten
Vater bekommen, der mich trauriger als jemals gemacht.
Vor Johannis
wird es nicht angehen. Man fleht bittet mich so liebreich an, daß ich diesen
unumgängl. Aufschub fast für eine Sünde ansehe. Man nimmt alle mögl.
Bewegungsgründe zu Hülfe, da ich derselben zu meinen Pflichten entbehren
kann. Sie können von meiner Verlegenheit übrigens selbst urtheilen. Sie
erstreckt sich auf alles; ich reise aber desto gewißer; weil hierinn ist das einzige
Verdienst bey meinem Entschluß beruht. Für den Bodinus danke recht sehr
mit ihm ist mir eben so gedient als mit dem Athenäus besonders der Ausgabe
des Casaubonus gewesen wäre. Auf alle übrigen thue aber beynahe einen
Rückruf; die wenigsten die brauchbarsten v wohlfeilsten ausgenommen. De
causis magnitudinis vrbium besehen Sie doch ob was daran ist. Laß die
autores classicos biß auf beßere Zeiten v mehr Bequemlichkeit ruhen. Ich
werde mehr als Sparsamkeit nöthig haben um die Reisekosten pp bestreiten
zu können. Kleiden will ich mich nicht; ich finde eine Verleugnung theils
v Achtsamkeit drinnen in meinem alten Rock desto eher kenntlich den Meinigen
zu seyn. Es ist schon der 2te
Monath über das erste Qvartal
; ich habe
noch nichts bekommen und schäme mich mehr das was ich verdient
einzufordern, als zum voraus bezahlt zu nehmen. Wie lächerlich ich bins Gottlob
gesund – – zufrieden mit mir selbst – – andere mit mir – – im übrigen sorglos
genung, und wenig müßig. Güter genung, die alle Nullen verschlucken. In
Ansehung Ihrer noch nicht rein. An meinem Willen hat es nicht gelegen. Ein
Theil meiner ersten Einkünfte ist dazu bestimmt gewesen. Wären sie gefallen,
so würde ich vielleicht nichts mehr übrig haben. Wollen Sie wohl, daß uns der
Wille erkenntlich zu seyn gereuen soll. Denken Sie mich lieber undankbar. Die
Freundschaft ist ein Capital, von dem die Zinsen niemals verloren gehen.
Meine alte Mutter sieht I ihr Ende und wünscht mich – Mein Vater
jammert über I ihren Verlust v sie dieses Trostes beraubt zu sehen; mein Bruder
scheint von allem diesen nichts zu wißen, v ist aus seinen Briefen nichts von
seinem Zustande nichts von uns. Hauses zu errathen. Was soll ich denken.
Kurz ich reise v komme in 3 Wochen wieder. Behalten Sie ja alles für sich.
Ihre Nachricht von Buffons Schicksal ist mir ungeachtet Ihrer
Gleichgiltigkeit dabey so unangenehm als mögl. Es hilft mir nichts mich auf meine
Unschuld zu beruffen und dem alten Weibe dafür eine glücklichere Rückfahrt zu
wünschen. Selbst meine Neugierde wie viel der Schaden auf sich hat haben
Sie verschonen wollen. Der Catalogue raisonnée ist in der Rappuse vergeßen
wollen. Er soll hier gut biß auf nächste Gelegenheit aufgehoben seyn. Zachariä
Tageszeiten haben Sie also selbst ich dachte schon darauf sie Ihnen mit dem
Gespräche des Europäers zuzuschicken, das Sie mit ersten bekommen sollen.
Darf ich mit dieser Gelegenheit die noch bey dem Organisten an Jacobi Kirche
Frau Kettlern, Ausspeiserinn bey der Fr. General. W. da seyn wird.Dunciade, Terraßon insbesondere v Büffon hätte gern mit; wenn der andere Theil
nicht durch die Gefahr des ersten abgeschreckt worden. Voltairens Gedicht
wünschte ich zu haben. Wo soll ich Grünhöfscher die freyen Urtheile
herbekommen.
Aus dem ersten Theil des Büffons möchte noch gern den Engl. v die Pflanze
wißen (im Abschnitt von den Winden) der von ihren Ausdünstungen selbige
hat herleiten wollen. Mit Kantens Dissertation scheinen Sie nicht so
vergnügt zu seyn als ich dachte. Ich traute ihm zu daß er unterschiedene
Betrügereyen der Einbildungskraft glücklich umgeworfen, daß er reiner als
andere über den Begrif des Raums pp abstrahirt hätte. Ich glaube daß es
natürlicher ist elastische, anziehende und zurückstoßende als vorstellende
Kräfte den Monaden zuzuschreiben; daß man alle phenomena der Körper
nicht aus der Zusammensetzung der ersten Theile, nicht aus derselben
Einfachheit allein, sondern noch mehr Voraussetzungen erklären muß. Epikur v Cartes
hat deren zu wenig, Plato v Leibnitz zu viel angenommen. Jene sind zu
furchtsam gewesen die Oberfläche der Körper zu verlieren, Ausdehnung, Figur,
Bewegung. Diese machten es wie die Stahlianer beynahe; die ihre Einsichten
zum Theil demjenigen einräumten, was sich e nicht erklären sollten laßen
wollte v sich auf den halben Weg theilten die Natur v der Artzt. Ich habe mich
wenigstens sehr oft bey Kantens Einfällen selbst gefragt: warum hat man
nicht eher so gedacht; da es so leicht zu seyn scheint zu seiner Meynung
überzutreten. Vielleicht wird uns die Fortsetzung beßere Materien bringen, die ich
neugierig bin zu lesen.
Von HE. P. weiß noch nichts als daß er in Mitau ist. Ich habe den Anfang
des Werks jetzt bekommen. v zweifle viel Ehre mit meiner Uebersetzung
einzulegen. Viele Druckfehler übrig geblieben, v ein Register davon ist unentbehrl.
Papier ist gespart wieder mein Bitten und unansehnl. Vielleicht bekomme ich
Muth diesen mislungenen Anschlag mit zu ersetzen, noch weiß nicht recht,
womit. Ich habe den Einfall gehabt Briefe eines Hofmeisters anzufangen.
In einigen Stunden Materie genung dazu die Welt über die Erziehung
aufzuwecken, auch vielleicht einige neue Versuche in diesem Handwerk. Vielleicht
würde es mir glücken diesen Entwurf so nützlich als lebhaft auszuführen,
weil er mir am Herzen liegt. Einige Articel der Encyclopedie habe ich auch
zur Uebersetzung bestimmt, deren Abschrift ich durch den HE. Berens zu
erhalten hoffe; ich wünschte sie aber so bald als es angeht zu haben. Meine
Einsamkeit, meine Verlaßenheit auf der Welt scheint mir mehr Fleiß als sonst
zu geben; wie wohl ich kann über anderer Arbeiten länger als meiner eigenen
aushalten. Etwas im franzöischen zu wagen, gehören gar zu viele Versuche
noch v eine geübtere Feder. Mach ich je einen Anfang darinn; so will ich Ihnen
mittheilen. Ich fürchte mich aber für meine eigene Wahl fast. Vielleicht kann
ich etwas Arbeit zur Zerstreuung machen, da es mir an allen andern fehlt.
Wie gern möchte ich Ihre Einladung annehmen um mir an einem Rinder-
oder Sauerbraten recht satt zu essen oder auch mich in Ihrem Ungarschen
Keller zu tränken. Das erste will in Königsberg zu Hause bestellen und von
dem letztern heben Sie mir eine Bouteille auf wenn ich wieder zurück komme.
So lange, ja so lange wird wohl mein Besuch ausgesetzt seyn müßen. Wir
sehen uns desto neuer einander. Werden Sie nicht
auf Pfingsten in Mitau
seyn?
Die abeille du parnasse ist eben die welche Sie meynen. Aus In dieser
steht gleichfalls l’entretien d’un Européen nebst einer Lebensbeschreibung
des Verfaßers unter dem Titel: Senestal histoire Dumocalienne. Diese
periodische Schrift verdiente wohl daß man sie nach Riga ziehen möchte. Die
Wahl von Stücken hat mir auch damals sehr gefallen. Ich zweifle daß die
Fortsetzung der Piece des V. sur les mensonges imprimés die ich daselbst
gelesen, in seiner neuen Ausgabe steht; in meiner wenigstens nicht. Vergeßen
Sie doch nicht sein Gedicht auf Lißabon abschreiben zu laßen. Die stille
Gesellschaft in Königsberg verspricht etwas. Sie hat gute Mitglieder. Ob man
einen Versuch ihrer Ausbreitungen mit dieser oder künfftigen Meße zu lesen
bekommen wird.
Den Clairaut auf ein paar Tage zu lesen wäre mir wohl viel gelegen. Ob
dies anginge; ich denke hier auch bald die Geometrie angefangen; ein gut
Stück in der Arithmetic ist schon zurückgelegt. Ihre übrigen Anerbietungen
behalte mir künftig vor. Was macht Ihr Frauchen? Sie hat jetzt 2 Artzte, die
ihr vielleicht jetzt beyde nach dem Puls fühlen. Das arme Geschlecht! wenn
sie die Männer genung mit wiederholen gequält haben, werden sie von den
Doktors mit Aufsagen gedrillt. Wie bequem haben es die, welche keine
Frauensleute geworden sind noch welche nöthig haben. Leben Sie mit Ihrer
Hälfte recht vergnügt und zufrieden. Was machen Ihre Pflegekinder. Man
hat uns hier von einem neuen erzählt. Ist es wenigstens wahr daß der junge
v. C. in ihrer Schule geht. Haben Sie von seinem vorigen Hofmeister das
Gedicht wiederbekommen? Sein Oberster ist hier gewesen, habe ihn aber nicht
gesehen. Ein braver Mann seyn. Was macht Ihr Herr Bruder?
Wird er nicht einmal Mitau besuchen. Ich wünschte nach allem dem Guten
was ich von ihm gehört, ihn nicht nur selbst wieder zu kennen sondern auch
zum Freunde zu haben. Grüßen Sie Ihn v den HE. P. Gericke aufs ergebenste.
Ich umarme Sie alle v bin der Ihrige Zeitlebens.
Hamann.Ich dachte Youngs Love of Fame von Hause zu bekommen ist aber
ausgeblieben. Vergeßen Sie nicht Buffon, Terrasson v Dunciade. Der Cataloguev Dumocalienne komt mit ersten den Sie dem HE. Berens mittheilen v mir
sobald als mögl. zurückbesorgen werden.
Grünhof den 20 May 756.So oft ich auch die Briefe meiner Freunde zu überlesen gewohnt bin, so
hat doch keiner diese Probe mehr ausstehen müßen, liebster Freund, als derIhr letzterer. Die Empfindungen gegen mich und meine Eltern haben mich
sehr gerührt, mit denen Sie selbigen einweyhen. Der Saame des Gerechten;
noch ruht Davids Seegen auf ihnen; noch erfüllt Gott, was er durch seine
Propheten ihm versprochen. Es ist kein Tag, an dem mich nicht die
Begeisterung eine Viertelstunde wenigstens, unter die Meinigen versetzt. August
konnte zwischen seinen zwey ewigen Dichter nicht zufriedner seyn, als mich
diese Augenblicke der Schwermuth machen, die ich zwischen den Thränen und
Seufzern meiner zwey Alten zubringe. Mein Vater hat mir wieder
geschrieben, mit mehr Ruhe als neulich. Dieser Brief ist abgegangen, ehe mein letzter
angekommen, in dem ich S sie zu besuchen versprochen. Er hat sich wieder
unvermuthet die Ader öffnen müßen neuer Zufälle wegen; er kann seinen
Beruf noch möglich abwarten und was mir am meisten freut, so ist er mit
den Leuten die er jetzt hält sehr vergnügt. Ich kenne ihn in diesem Stück gar
zu genau, als ich mich über diese Nachricht nicht freuen sollte. Meine liebe
Mutter hat eben geschlafen, sie kann zu keinen Kräften kommen. Gesundheit
auf dieser Welt ist nicht mehr für sie zu hoffen; Gott aber wird sie wenigstens
noch erhalten. Nur noch einmal, noch einmal, bittet mein Vater wehmütig in
seinem vorigen Briefe. Verzeyhen Sie Liebster Freund, daß ich so umständlich
bin. Ich bin es nur für Sie. Haben Sie meine Eltern nicht in Verdacht, daß
Sie die Absichten im Schilde führen mich zu behalten, wenn Sie mich nur
erst bey sich haben. Diese List traue ich Ihnen nicht zu; und ich wollte diesem
Anschlage lieber selbst zuvorgekommen seyn als veranlaßt haben, daß meine
Eltern ihn gefaßt hätten. Ich gestehe, wenn ich etwas beylegen können, womit
ich mir zutraute auf meine eigene Hand zu leben: so sollte mich nichts abhalten
von freyen Stücken Ihnen zeitlebens Gesellschaft zu machen. Ich hätte
wenigstens einen Grund jeden Einfall wie man sagt, mich versorgt zu sehen, gut
abzulehnen. Außer Ihre Zärtlichkeit möchte es wohl seyn, das sie das letzte
thun wollen, womit sonst die Väter ihre Kinder für die ihrigen erkennen und
erklären. Ich denke Ihnen nicht Zeit zu laßen zu diesem Ceremoniel; mein
Aufenthalt soll ihnen kurz genung werden. Uebrigens ist meine Reise so Gott
will gewiß fest gesetzt auf das Ende des Junius nach dem neuen Styl. Alles
was Sie zu bestellen haben, oder sonst wünschen an die Ihrigen v Meinigen
befehlen Sie nur, liebster Freund. Mein Bruder denkt in seinem letzten Briefe
an unserer Mutter Umstände und des Vaters Trostlosigkeit, an meine Reise
aber nichts. Ich vermuthe beynahe, er weiß nichts davon; und daß er es nicht
eher den seinigen zu sagen sich vorgenommen als biß er meine Antwort
darüber erhalten haben wird. Mit dem Fuhrmann werden Sie nächstens Briefe
von meinem Bruder bekommen, die ich mir mitzutheilen bitte, wenn Sie so
gut seyn wollen. Nun Sie haben an meinen Sorgen Theil genommen; sSie nehmen es auch an meiner Zufriedenheit und an den Anschlägen, die
Ihnen ein grosmüthiger Freund meinetwegen entdeckt. Hören Sie, lieber
Freund, ich verstehe, was Sie gesagt haben und sagen wollen. Last uns alles
absondern, so bleibt die Wurzel und der Stamm desto ehrwürdiger und
schöner. Kurz ich beneide diejenigen die im stande sind so edel zu handeln, und ich
ehre diejenigen, die verdienen ein Gegenstand der ersteren zu seyn. Gönnen
Sie mir diese Eigenliebe, auf die sich mein Werth gründet. Es ist mir immer
leichter geworden mich ein wenig zu erheben als herunter zu laßen. Der Grund
dieses Antrages legt mir also schon alle Verbindlichkeiten auf, die und ich
bin wenigstens schuldig bin einen ebenso sichern Grund entgegen zu setzen.
Das ist eins. Wir machen Schlüße als Dichter als Redner und Philosophen.
Jene sind öfterer der Vernunft näher als die in der logischen Form. Wenn
sich das Herz erklärt, so ist unser Verstand nichts als klügeln, wenigstens
entscheidt jenes eben so laut als dieser zweifelt. Wenn ich nichts als meine
Gesinnungen zu Rath gezogen hätte; so würde ich selbst gekommen seyn anstatt
der Mühe mich schriftlich zu erklären. Wenn wir Menschen nichts mehr als
den Willen nöthig hätten; so könnten wir fast der mühsamen Nothwendigkeit
zu überlegen, überhoben seyn. Das ist No. 2. Ich bin ein freyer Mensch, der
keine andern Gesetze als Pflichten und Umstände erkennt. Von meinen
Entschlüßungen hängt niemanden sonderlich ab; meine Ehre von meinem
Gewißen, mein Glück von meiner Wahl. Ich kann niemanden als mir selbst
nachtheilig seyn. Bey der Freyheit ist jeder Schaden zu ersetzen und jeder
Versuch macht uns klüger. Das ist No. 3. Sie werden sich selbst erinnern, wie oft
ich bedauert nicht eine Nebensache aus den Wißenschaften gemacht zu haben
und wie oft ich gewünscht ein Kaufmann geworden zu seyn; noch ehe ich
gewust, wie viel Einsichten dazu gehörten. Vielleicht ist dieser Wunsch nicht von
ohngefehr geschehen. Vielleicht ist dies der Knoten, den mein Schicksal
auflösen wird. Sie haben einen alten Mann auch erzählen gehört der sein Glück
in einem Lande gefunden, von dem er niemals gut zu reden gewohnt gewesen,
und der auch nicht die beste Meynung von einem Orte hatte, wo sein Sohn
vielleicht das seinige von ohngefehr finden kann. Das ist das vierte. Mein
Eigensinn übrigens insofern er aus meiner Gemütsart flüst, beruht auf
2 Stücke. Nichts oder alles zu thun; das mittelmäßige ist meine Antipathie;
eher eins von den äußersten. Das andere ist dies: ich bin entweder zu gut oder
nicht groß genung mich in jede willkürliche Lage zu schicken. Auf alle
Hauptpuncte habe ich mich übrigens gegen HE. B. selbst erklärt. Das engl.
macht mir Sorge, wenn ich aber bedenke, daß zu einem bloßen Briefwechsel
in Geschäften nicht eben die größte Stärke in der Sprache erfordert wird, daß
ich noch Zeit habe mich darinn zu üben pp. Ist seine Reise nach Engell. fest
gesetzt? Er beruft sich darauf. Erinnern Sie ihn doch selbst daran. Doch er
will nach Mitau kommen – – v ich verlaß mich auf sein Wort; wenn es ihm
möglich ist. Noch einen wichtigen Punct. Er redt von einer Reise anderwärts.
Ich wünschte mir die Möglichkeit dazu. Aus diesem Hause denke vor meiner
Kgb. Reise nicht zu kommen; ich mag sinnen wie ich will. Unsere Fahrt nach
Mitau geht gewiß vor sich. Die Noth v Lebensgefahr treibt uns dahin. Der
G. befindet sich krank v. die Ärtzte reden von der Waßersucht. Man hat einen
neuen angenommen um vielleicht sich den Tod desto willkommener zu machen.
Heute geht eine Gelegenheit unvermuthet ab, die ich nicht versäumen kann,
weil ich nicht weiß ob vor Sonnabend eine andere seyn wird. Melden Sie mir
doch, ob man mit meiner Erklärung zufrieden ist; und sagen Sie ihm das
wichtigste von dem was ich Ihnen geschrieben. So unvermuthet mir dieser
Entwurf kommt; so angenehm ist er mir gewesen. Was wollen Sie mit ihren
Blumen sagen, die beßer als Salomo in seiner Herrlichkeit gekleidet sind;
liebster Freund; ist ihr hervorbringen weniger groß, weil sie verwelken müßen;
und lieben wir die Rosen weniger, weil sie nicht mit uns gleich lange leben.
Tadeln wir die Natur, die sie erzeugt, deswegen? Ihr Terraßon hat mich
entzückt. Den Hume habe selbst. Sie sollen alles mit nächsten wieder haben.
Werden Ihre Reden wieder gedruckt werden? Hat C. einen Hofmeister oder
geht s. Sohn in der Jacobi Schule. Melden Sie es mir doch, liebster Freund.
Geht der junge B. auch noch dort? Er hat auch eine Rede gehalten. Ist die
Sein Hofmeister zu seyn, die Correspondence… Ich bin mir immer
ungewiß ob ich Ihnen so viel Nutzen schaffen kann als man erwartet. Sorgen
Sie daß ich hierin überführt werde. Wie befinden sich die Patienten am Fieber
dort? Ich hoffe daß sie gesund sind. Sie bleiben es auch liebster Freund! Was
für Ursache haben Sie misvergnügt zu seyn? Schicken Sie Buffon, wenn es
mögl. Ist Ihr Frauchen gesund. Ich habe nichts mehr hinzuzusetzen als die
Versicherung einer unveränderten Freundschaft, mit der ich ersterbe der
Ihrige. Leben Sie vergnügt und zufrieden. Ich habe Ihnen noch viel zu
schreiben was ich aufs nächste laßen muß. Ich umarme Sie nochmals v die
Ihrige. Grüßen Sie herzl. den HE. Bruder.
den 20 May 756. Fortsetzung des vorigen.Meine Stunden sollten angehen. Ich eilte. Der Besuch eines Gastes, der
sich hier aufhält, hat mich verhindert auf die Gelegenheit Acht zu geben. Man
vertröstet mich auf eine morgende, die abgehen soll. Ich bin der Gelegenheiten
wegen bisweilen sehr verlegen. 3 wenn ich nichts zu bestellen habe, oder nichts
erwarte. Ist mir daran gelegen; so findt sich keine. Doch ein ganzer halber
Bogen, wie will den füllen und womit haben Sie die Strafe verdient, liebster
Freund, den Verstand zusammenzusuchen. Meine Hand verträgt sich schlecht
mit meinem Project. Auch diesen Einwurf habe ich mir schon gemacht. Das
Schreibgeräth ist aber auch darnach. Nicht Zeit Buchstaben zu mahlen; wenn
ich es auch könnte. Laßen Sie mich noch ein wenig von dem was schwatzen,
wo ich in der Hälfte gestört worden bin. Aus meinen No. haben Sie ersehen,
daß ich abstract genung die Sache untersucht habe. Ich entferne mich nicht
ganz von meinem Beruf. Der junge Berens ist immer mit ein Augenmerk von
denjenigen Diensten, die ich dort erzeigen könnte. Man ist bisweilen
glücklicher, wenn man nicht alles zu verantworten sich übernehmen muß. Das
Vorurtheil der übrigen nimmt mich für seine Gemüthsart und Fähigkeit ein;
überdem hab ich gemerkt daß er ein Liebling des unsrigen ist. Sollte ich in
Ansehung der Correspondence nicht alles ausführen können; so glaube ich
Ihnen doch wenigstens auch nicht ganz unnütz zu seyn. Und gesetzt, nichts
gelingt; so weiß ich und kenne diejenigen, mit denen ich zu thun habe. Ich würde
auch nicht so tumm seyn meine Unvermögenheit gar nicht zu merken und mir
von andern die Augen erst hierüber öfnen zu laßen. Ich erinnere Sie noch
einmal an meinen Wunsch, den Sie öfters gehört, daß ich die Wißenschaften
als eine Gemütsergötzung treiben könnte. Ein purus putus in einem eintzigen
Zweige der Gelehrsamkeit zu seyn wiederspricht eben so sehr meiner Neigung
als die Möglichkeit mich hinlänglich auszubreiten meinen Kräften. Ich weiß
das wenigste was man der Schande wegen mehr als des Nutzens wegens
wißen muß. Das verdriest mir und ich kann mich als ein studierender niemals
selbst deswegen rechtfertigen. Die Zeit dazu ist versäumt und die Kosten
würden der Mühe nicht werth seyn. Wie viele Dinge die ich jetzt mitnehmen
muß um mich in dem Gleise zu erhalten, worinn ich bin; wie viele andere,
denen ich mich nicht genung nahen darf, weil sie mich gleichfalls davon zu
sehr entfernen würden. Aus allen diesen entgegengesetzten Kräften müßen
nicht nur sehr krumme Linien sondern selbst solche entstehen, die keine
Gleichung erklären kann. Meine Bereitwilligkeit alles einzugehen wird Sie desto
weniger befremden, wenn Sie überlegen, wie viel ich bey dem Tausch meines
Zustandes gewinne. Für wenig Menschen gemacht, schreiben Sie mir, wenn
ich es doch für die wenigsten wäre! Meinen Freunden gehöre ich gewiß
ganz zu. Sie wißen als ein Philosoph und als ein Christ, wer die wenigsten
sind. Ich gehe wenigstens nicht wie ein Diogenes dem gemeinen Mann
entgegen, wenn er von der Schaubühne kommt; ich erlaube mir aber mit dem
Horaz: profanum vulgus odi et arceo zu sagen.
Ich verzweifle hier mit einer guten Art fortzukommen. Keine merklichere
Ahndung habe in meinem Leben gehabt als der letzte Eintritt in daßelbe
gewesen. Vielleicht thun die Umstände das, was meine Klugheit sich nicht
zutraut. Die Entwickelung pflegt bey mir der letzte Augenblick günstiger zu
machen als die Ueberlegung. Ich will mich also auf den hierinn auch ein
wenig verlaßen.
Es wäre mir lieb wenn ich einen kleinen Umweg nehmen könnte ehe ich
nach Riga zurück kehrte. Noch sehe ich nicht das geringste ab. HE. B. scheint
mir das zu verstehen zu geben. Mein Wunsch wäre dies es gleichfalls,
meiner selbst so wohl als anderer wegen. Genung hievon.
HE. Peters. hat mir vor einem Wirthshaus zuruffen laßen mich in
Ansehung des Briefes zu erklären den ich an Ihren HE. Bruder geschrieben.
Ich werde es selbst thun, wie ich hoffe ohne die Feder für ihn deswegen
ansetzen zu dürfen. Mein Bruder macht mir Hoffnung ehstens mit der
Uebersetzung fertig zu seyn. Auf ein reiches Verzeichnis von Druckfehler machen Sie
sich nur gefast.
Wie gefällt Ihnen der Dumocalaner? und der Schweitzer? Ist es nicht
Schade, daß die Menschen es beßer meynen können als es sich thun läßt?
Für den geretteten Bodinus danke ergebenst. Ich will noch abwarten, ob Sie
vielleicht etwas mehr für mich erhascht haben ehe ich Ihnen das Geld dafür
übermache. Wovon Sie mir übrigens ein Stillschweigen auferlegt haben,
davon will ich nicht denken. Melden Sie mir doch wie Ihr Aktus abgelaufen.
Wie sind Sie auf die Cometen gekommen? Für die Mühe in Ansehung der
Encyclopedie bitte um Verzeyhung. Ich habe dieser Tagen einen Anfang
gemacht, der vermuthlich sehr langsam von statten gehen wird. Ich denke fast
dies zu meiner Reisearbeit zu machen. Wenn ich nicht zu spät komme; so möchte
ich wohl noch für den Artikel Critique bitten. Ist es schon vorbey so ist nicht
viel daran gelegen. Auch in Meyhof möchte vielleicht Zeit haben die selbst
abgeschriebenen Artikel zu übersetzen. Beau, Art v Composition nämlich; wenn
noch Certitude, Corvée v höchstens Critique dazu kämen; so würde nebst
einer Vorrede an einem Versuch genung seyn. Dem Artikel
Art
möchte ich
das kleine Gespräch wohl vorher setzen was dem Batteux angehängt ist. Der
Besuch eines Mannes ist nun schon angemeldet der aus Tag Nacht v vice
versa macht. Ich muß also darauf gefast seyn um meine Briefe fertig zu
machen halten. Es heist morgen in aller Früh wird jemand abgehen. Ich
umarme Sie und Ihr liebes Frauchen. Leben Sie wohl v lieben Sie
Ihren Hamann.Ich erwarte nächstens ein paar Zeilen von Ihnen.
Meyhof den 1 Junius. 756.Herzlich geliebtester Freund,
Es ist mir heute von der Fr. Gräfin eine Gelegenheit angemeldet worden,
die morgen abgehen soll. Ich eile um solche nicht vorbeygehen zu laßen, weil
es mit selbigen sehr unsicher ist. So übereilend als zaudernd bisweilen für
meine Beqvemlichkeit. Ein Brief den ich vorige Woche erhalten macht mich
so besorgt. Mein letzteres Couvert v alle damit verknüpfte Unordnungen, die
ich selbst nicht mehr weiß, wird davon gezeigt haben, daß ich nicht Zeit gehabt
daran zu denken. Gesetzt auch so war unschlüßig über die Post selbige gehen
zu laßen; weil ich nicht weiß was für Einlagen darinn sind. Mein Bruder
schickt Ihnen wo ich nicht irre einige Kleinigkeiten von neuen Sachen, v
verweist meine Neugierde an selbigen auch Theil zu nehmen auf Ihre Güte. Für
letzt überschickte, die beyliegen danke aufs ergebenste. Alemberts Sache
scheint von keiner Wichtigkeit zu seyn. Auf den Orphelin v Henault warte mit
Schmerzen mit dieser Gelegenheit. Vergeßen Sie nicht, Liebster Freund; ich
verlaße mich gewiß darauf.
Terraßons Philosophie
ist ein unvergleichlich
Werk; ich muß selbiges franzöisch haben. Hume habe selbst. Sulzers
Anmerkungen sind nichts weniger als überflüßig, aber nicht vollständig genung.
Er wirft sich gar zu sehr auf die entgegen gesetzte Seite des Engländers. Für
Wolfianer ist es sehr schwer eklecktisch genung zu seyn, so wie ein Freygeist im
Sceptizismo immer zu weit geht.
Ein paar Stunden verschwatzt, Liebster Freund, so vergeht die Zeit. Ein
Raub, über den man sich bisweilen wie ein Mädchen über einen Kuß
beschwert. Ich befinde mich leidlich gesund. Die schlechte Witterung hat meinem
Leib einige fieberhafte Eindrücke gegeben, die nachgelaßen; es fehlt mir
gleichwol nicht an Stunden, wo mir mein Körper Materie zum Denken und reden
giebt. Von meiner Reise verspreche mir erwarte gute Dienste wieder meine
Hypochondrie. Ein Grund, den mir mein Vater schon angeführt. Noch bleibt
selbige zu Ende dieses Monaths festgesetzt. Machen Sie alles so bald wie mögl.
fertig. Wie ich nach Riga kommen kann, sehe nicht ab. HE. B. hat mir
versprochen hieher zu eine Spatzierfahrt zu machen. Diese wird mich
entschlüßen. Ich wünschte liebster Freund, wenn Sie sich mit mehr EntschlOffenherzigkeit gegen mich ausgelaßen hätten in Ihrem letzten Schreiben.
Ohne an mir selbst zu denken, bin ich nur für diejenigen besorgt, denen ich
genüge zu thun verbunden bin. Weil ich dies nicht versprechen kann so sehe
mich genöthigt Ihr Urtheil auf guten Glauben anzunehmen. Ich scheue mich
für diese ängstliche Prüfung. Wie soll ich zu Unkosten Anlaß geben, ehe ich
weiß, daß ich im stande seyn werde mich in diejenige Geschäfte zu finden,
durch deren Verwaltung ich jene ersetzen kann. Sie schrieben mir, Liebster
Freund, daß ich biß Michaelis zum Antritt Zeit hätte. Ich richtete mich
darnach. Von meiner Reise und der darauf folgenden Veränderung habe hier
schon Worte gemacht. Es hat das Ansehen, daß ich mit einer ziemlich guten
Art loskommen werde. Ich habe Sie aber biß Michaelis noch Hoffnung
gemacht auszubleiben v folglich diesem Vierteljahr das mit Ende des Junius
aus ist, ein drittes zuzulegen. Dies wäre alles was ich thun könnte. Mit Ihrer
jetzigen Begegnung kann nicht anders als zufrieden seyn. Wenn sie sich nicht
ändert, so werde alles von meinem Theil thun Sie gleichfalls durch meinen
Abschied zu befriedigen. Ehe ich meine Eltern gesehen, möchte ich nicht gern
alles schon verabredet haben. Ich habe gestern einen Brief bekommen, der
mich sehr traurig zu Bett trieb. Mein Vater setzt mir sehr zu bald zu kommen
wenn ich nicht zu spät kommen will. Es muß sehr schlecht wieder stehen.
Gott helf Ihnen und mir. Bitten Sie doch den HE. B. daß er wo mögl. unsere
neue Pfingsten hieher kommt. Es wird mir zu einer großen Erleichterung
gereichen Ihn hier zu sehen. Ich will ihn selbst schreiben. Mein Vater muß noch
was auf dem Herzen haben in Ansehung meiner, das ich wenigstens wißen
muß. Vielleicht kann ich auf meine eigene Hand einen kleinen Umweg nehmen,
der in unsere Entwürfe einschlägt. Neu Johannis muß ich wenigstens schon
unterwegens seyn, das heist in 3 Wochen. Der Rückweg wird mir nicht
verlegt werden können. Wenn ich mit einem Sekretairtitel meinen Paß nehme!
Auch hierüber bitte mir Ihre Meynung aus. Einen Fuhrmann möchte am
liebsten aus Riga haben. Die hiesigen sollen nicht so viel taugen. Vielleicht
werde ich Sie ersuchen einen zu verdingen oder verdingen zu laßen.
Erkundigen Sie sich doch wie viel HE. B. gegeben und ob ich ihn in Königsb. auf mich
warten laße oder Hofnung haben kann einen andern dort zu finden um die
Zeit. Ich glaube das letztere. Vergeßen Sie doch keins von diesen Punkten
in Ihrem nächsten Schreiben zu beantworten. Vielleicht beschwere ich Sie
auch noch mir eine
Taluppe
einzukaufen; ich glaube mir selbige unterwegens
nützlicher als einen Schlafrock.
Bringen Sie Ihre Zeit so ruhig und vergnügter mögl. auf Ihrem
Höfchen zu mit guter Wirkung für Ihre Gesundheit. Was macht Ihr liebes
Frauchen? Ihre kleine Verdrüßlichkeiten werden zu Ihrer Zufriedenheit
ausschlagen; zweifeln Sie nicht dran. Heben Sie mir ja den Bernis auf. Ich
behalte ihn ganz gewis. Das halbe 100 Prophezeyungen auf das gegenwärtige
Jahr ist nicht uneben. Der große Duns ist ebenfalls gewaltig darinn
mitgenommen. P. habe noch nicht gesprochen. Ich bin wenig imstande zu lesen
noch zu arbeiten. Sie können sich dies leicht vorstellen. Meine Umstände
beschäftigen mein Gemüth mehr als ich es selbst glaube. Schicken Sie mir
doch das versprochene. Ich umarme Sie und nach einem freundschaftl.
wiederholten Gruß an Ihre werthe Liebste und HE. Bruder ersterbe der Ihrige.
Den 2 Junius. Ist die schöne Cantata etwa aus Danzig von pp.
Geliebtester Freund,
Ich übergehe alle die Bewegungen, worinn der für mich so wichtige
Innhalt Ihres letzten Schreibens mich gesetzt hat, und drücke meinen Dank durch
meine Entschlüßungen aus, worinn in welchen ich Ihrem dringenden
Antheil und Vorschlage zu meinem Glück, an Aufrichtigkeit und Neigung nichts
nachzugeben gedenke. Glauben Sie, Bester Freund! alle Ihre Anerbietungen
sind meine höchsten Wünsche, Wünsche, die mir meine Einbildungskraft
niemals so reitzend und wahrscheinlich hätte vorstellen schaffen können, als
Sie sich Mühe geben mir die Erfüllung derselben durch alle Kunstgriffe der
Freundschaft und des Witzes annehmungswerth und leicht zu machen. Ich
eigne mir dieer guten Meynung von mir zu, womit Sie mich
aufmuntern, weil derselben thut wenigstens der Eyfer, mit dem ich diese schätzbare
Familie ehre und liebe, ein Genüge thut ich eigne mir also selbige zu.
Kann ich mich aber von der reitzenden Vorstellung, die ich darinn finde, daß
ich gut genung seyn soll in Ihren Schoos aufgenommen zu werden und an
Ihren Angelegenheiten Gemeinschaft zu haben kann ich mich von dieser
Vorstellung wohl so hinreißen laßen ohne Ihren eigenen Bewegungsgründen
wenigstens meine Bedenklichkeit entgegen zu setzen. Alles macht mich nur
gar zu geneigt von meiner Seite dem Ruffe, wie Sie ihn nennen zu folgen.
Ich verlange nichts mehr als den Zweifel gehoben zu sehen, ob man nicht
vielleicht großmüthiger gegen mich als gegen sich selbst ist. Weil ich eher ich
weiß nicht was als dies gute Vertrauen auf meine Treue und Ergebenheit
gegen Sie und Ihre Herren Brüder verscherzen wollte; so wünschte ich
wenigstens nur mit so starker Ueberzeugung von folgenden zwey Puncten
versichert zu seyn, als ich es von meinen Gesinnungen bin; nämlich
ob Ihrem Herrn Bruder, der diesen Antrag in Ansehung meiner so geneigt
aufgenommen, wirklich mit einem bloß ehrlichen Menschen viel geholfen wäre?
ob Sie mir mit gutem Gewißen die Fähigkeit Ihm behülflich zu seyn
einräumen können.
Bestimmen Sie mir die Antwort dieser Fragen, Liebster Freund, etwas
näher so nah wie möglich, damit ich Ihrem Herrn Bruder mit eben so viel
Muth Ja sagen, wie ich es schon mit dem besten Willen gesagt habe.
Am unteren Rand der ersten Seite:Versichern Sie ihn, daß ich jetzt es bedaure nicht den geringsten Vortheil
ihm jetzt aufopfern zu können, da er aber mir die grösten anzubieten im stande
ist, daß ich mit desto mehr Zufriedenheit und Ehrgeitz Ihm brauchbar und
nützlich zu seyn wünschteen müße. Ich kann mich übrigens nicht stärker v
ähnlicher selbst erklären als wenn ich sage, daß ich unendlich glücklich halten
würde der Leibeigene eines klugen v rechtschaffenen Mannes zu seyn v eben
so unglücklich der Günstling solcher Leute die nicht.
Mein HochzuEhrender Herr,
Mein Entschluß mich Ihnen und dem Handel zu wiedmen, gründet sich gar
zu sehr auf meine Neigungen, als daß ich die gar mir denselben
wiederruffen sollte, so lange Sie noch damit zufrieden sind. Wie glücklich würde ich
mich schätzen, wenn ich alles dasjenige erfüllen könnte, was in Ihre Absichten
v Wünsche einschlägt, und im stande wäre durch würkl. Dienste dasie
Vertrauen Wahl rechtfertigen bestätigen könnte, dasie Sie so wohl,
mein hochzuEhrender Herr, als Dero eine Familie, der welcher ich mich
vollkommen unendlich ergeben binweiß kenne, zu meinem Vortheil
erklärt bestimmthat getroffen. Mein Verlangen mich von Ihnen näher
unterrichten zu laßen wird mir fast unmöglich seyn eher als nach meiner
abzulegendengelegten Reise zu befriedigen.
Ich verleugne So sehr ich die Einsichten verleugnen muß welche Sie mir
beymeßen; so viel liegt mir daran die Sie von den Gesinnungen in der
That durch meine Handlungen zu überführen, die mich Ihnen das
Vertrauen mich am meisten berechtigent haben michr Dero geneigtenVertrauen zuzueignen. und mich Ich bin mit der aufrichtigsten Hochachtung
Meines hochzuEhrenden HErrnHochHöchstzuEhrender Herr,
Der freundschaftliche Besuch des Herrn Bruders hat mich von der
Verlegenheit befreyt, worinn mich die Schuldigkeit einer mündlichen Abrede
setzte, zu welcher Sie neulich so geneigt waren mich einzuladen. Außer den
Unbeqvemlichkeiten meiner Stelle, beschäftigen mich der ganz nahe Termin
meiner Abreise und die damit verknüpfte Zerstreuungen zu sehr, als daß ich
nicht hätte befürchten sollen, dasjenige in Ihrer guten Meynung persönlich
zu verlieren, was ich mir jetzt versprechen kann, durch meines Freundes
Unterhandlungen gewonnen zu haben.
Ich unterschreibe alle die Bedingungen, die Sie mir, HöchstzuEhrender
Herr, haben bestimmen laßen, ohngeachtet sich meine Verbindlichkeiten jetzt
nicht weiter als auf den Wunsch erstrecken künftig für Ihre Vortheile aus
Pflicht, Neigung und Erkenntlichkeit so aufmerksam seyn zu können, als Sie
im voraus aus Freundschaft auf die meinigen gewesen. Ein Mensch, der
bisher unter seiner Arbeit sich hat müßen besolden laßen, bringt eine gewiße
Blödigkeit des Gewißens in eine Verbindung mit, die ihn auf einmal über
seine Ansprüche und Verdienste belohnen soll. Schonen Sie selbige
wenigstens so lange, biß ich mit meinen Geschäften bekannter seyn werde.
Die Ausflucht, wodurch Sie mich auf meine neue Lebensart vorzubereiten
bedacht sind, wird gewis einen Einflus auf meine Gesundheit und
Gemüthsverfaßung haben. Schlägt solche zugleich in jene und Ihre Absichten beßer
ein, als ich es vermuthet; so geschieht meine Zurückkunft nach Michaelis oder
in einem Vierteljahr. Wo nicht, werde ich meine Abwesenheit lieber verkürzen
als Zeit und Kosten verderben.
Wir sind also hierinn richtig und ich beqveme mich mit Vergnügen Ihren
ferneren Maasregeln, die ich am füglichsten in meinem Vaterlande werde
erwarten können, wo ich ihrer Ausführungen näher als hier bin.
Die Vertraulichkeiten, deren mich der Herr Bruder gewürdigt, nehmen mich
übrigens immer mehr für meinen gefaßten Entschluß ein. Ich weiß für einen
Märtyrer seines guten Willens keine fürtreflichere Zuflucht als eine Familie,
deren Absichten und Schicksale Erfahrungen eine ähnliche Qvelle gehabt.
Vielleicht hat dies der letzte Knoten seyn sollen, von deßen Entwickelung
mein Glück abhängt. Kaum daß ich mich zu den Wißenschaften bekannt, und
ungeachtet meiner allgemeinen Neigung zu denselben, für die ich so viel
Schwachheiten als ein Stutzer für das Geschlecht begangen, hat es mir
öfters leyd gethan nicht ein Kaufmann geworden zu seyn, bisweilen ernsthaft
genung um diese Gedanken nun wie eine Ahndung und den günstigen Anlaß
zu ihrer Erfüllung mit einem kleinen Aberglauben vorzusehen. Ich gebe Ihnen
bis auf meine Ausschweifungen Rechenschaft. Ein wenig Thorheit ist zu
allen menschlichen Anschlägen nöthig, das heißt den Boden füttern, auf dem
sie gedeyen sollen. Scheint es nicht, als wenn ich mich rechtfertigen will, daß
ich mein Wort von mir gegeben? Um es wahr zu machen, werde ich niemals
aufhören mit der aufrichtigsten Ergebenheit zu seyn HöchstzuEhrender Herr,
Dero gehorsamst verpflichtester
Meyhof. den 15/4. Jun. 7556.Joh. Georg. Hamann.Geliebtester Freund,
Ich bin heute Morgens ohne Ursache übereilt worden. Der HE. L. wollte
sogl. wegreisen; nachher wurde es biß nach der Mittags Mahlzeit verschoben.
Ich habe unten gespeist v in der Zeit an HE. B. schreiben können, will auch
noch an Ihnen ein paar Worte beylegen.
Des HE. Gen. Exc. waren heute bey mir, dankten mir, v. baten mich noch
besonders auf das beste die Besorgung eines Hofmeisters Ihnen zu
empfehlen. Ich wurde gestern fast des Nachts, (weil man hier spät schlafen geht,)
noch einigemal von der Fr. Gräf. beschickt mit einer etwas sophistischen Art,
der ich bald durchfuhr. Ich würde nicht schreiben; Sie wären noch in Riga
unbekannt, mein Ansuchen keinen Glauben mehr bey Ihnen verdienen, v
Sie besorgen einen Fehlstreich durch eine neue Wahl zu thun wie mit der
vorigen. Man ließ mich noch einmal bitten. Nach einigen Erklärungen, warum
nicht; aber nicht mehr in meinem Namen. Sehr gut. Ich bekam dafür heute
einen angemeldeten guten Morgen v Dank dafür von ihr, v von HE G. mündl.
Ich schreibe Ihnen dieses aus keiner andern Ursache, als weil ich mich v Sie
am meisten durch Ihre Begegnung in Ansehung desjenigen Menschen den Sie
sich die Mühe gegeben auszusuchen für beleidigt halte v Ihnen diese
Genugthuung zu schaffen. Sie werden meinen Brief darnach auch einigermaßen
eingerichtet finden, so schläfrich v zerstreut ich auch war. Anderer Kleinigkeiten
jetzt nicht zu gedenken. Die Uhr ist 2. Ich hätte noch Zeit genug zu schreiben.
Es meldet sich noch niemand. Ich habe den ganzen Mittag geseßen. Eine
Bewegung bey der leidl. Witterung wird mir nöthig seyn; daher will ich
aufhören. Ich wünschte daß Sie jemanden fänden; ich habe schon allen
vorgebaut. Als ein Fremder war ein 2., Sie könnten nicht als auf er. Akad. in Riga
wählen. Wo es mögl. besorgen Sie jemanden; v antworten Sie bald dem
HE. Gen. Sie wißen ohnedem, nicht unter meinem Couvert. Den Titel können
Sie von HE Lieut. oder Bassa erfahren. Er ist nicht Graf. Hochwohlgeborner
HE. HöchstzuEhrender HE. General Major v Ritter; Ihro Excell. Nennen
Sie ihn nicht auf dem Couv. Monsgnr. Doch das würden Sie ohnedem
gethan haben. Der HE. Gen. hat mich gebeten s. Haus zu recommendiren.Dies kann ich fügl. thun. Ein jeder anderer würde vielleicht zufriedner darinn
gewesen seyn als ich. Und Sie dürfen nur sagen; relata refero. Ich küße Sie v.
Ihr liebes Frauchen herzlich. Leben Sie wohl v lieben Sie mich. Der HE. L. ist
ein braver Mann, ein wenig rückhaltend. Ich halte ihn für meinen Freund,
v er giebt sich dafür auch aus. Sagen Sie ihm wenigstens im Scherz, daß Sie
mich gern in Riga haben wollten. Wenn man mir die geringste Sprünge
gemacht hatte oder noch machen würde, so bin ich auf alles gefaßt gewesen.
Da man aber sehr behutsam geht, so will ich mich nach Ihnen richten.
Unterdeßen wünsche ich von Herzen erlöst zu seyn. So wenig viel Sie dazu
beytragen können, thun Sie es doch. Wenn Sie weniger Vergnügen als Sie
hoffen von mir haben, will ich wenigstens Ihnen alle Beschwerde zu machen
beyderseits so vorsichtig als mögl. seyn. Wenn ich ein reicher Kerl werden
sollte, wie ich mir beynahe bisweilen einbilde, so sollen alle Ihre Kinder die
meinigen seyn. Leb wohl, ehrlicher Alter! Du und Dein Marianchen. Wie
vergnügt werde ich die erste Nacht bey euch schlafen. Lebt wohl, lebt wohl!
Lebt wohl.
Auf der zweiten Seite die Adresse:à Monsieur / Monsieur Lindner / mon très cher ami / cet. / à / Riga. / par
Couv.GeEhrtester Freund,
Ich habe mit letzter Post Ihro Excel. v des ältesten Barons Brief
beantwortet. Ich hoffe daß man mit meiner Erklärung zufrieden seyn wird. Was
macht mein ehrlicher Baßa? Er antwortet v schreibt mir nichts. Wenn Sie ihn
sprechen oder sonsten Gelegenheit haben sollten ihm etwas sagen zu laßen:
so möchte mir den Schlüßel zu dem Coffre der hier steht von ihm ausbitten.
Wenn Sie mir was Neues zu melden haben: so schreiben Sie doch noch
vor meiner Abreise an mich. Ich hoffe schon diese Woche bey Ihnen morgen
oder übermorgen zu seyn. Das traurige Wetter, der kurze Winter…
Ich wünschte herzlich mich einige Tage in Mietau bey Ihnen aufhalten zu
können. HEn Petersen grüßen Sie bestens von mir. Ich bin gleichfalls sehr
begierig mit ihm zu sprechen. Ich danke zum voraus für zugedachtes. Wenn
es doch schon hier wäre.
Meine Empfehl an HE. Hipperich v andere gute Freunde. Der HE Bruder
reist übermorgen aus Königsberg ab. Wenn ich ihn doch auch in Mietau zu
sehen bekäme. Wie vergnügt wollen wir zusammen seyn. Schießen Sie eine
gute Tracht Wildbret zusammen damit ich was zu eßen finde. Ich komme mit
einem guten Magen… Doch Magen hin Magen her… Es sey eine neue
Antithese gewagt mit einem noch beßeren Herzen Ihrer Freundschaft zu genüßen.
Ich bin Liebster Freund mit einer unveränderten Hochachtung v Zärtlichkeit
Zeitlebens der Ihrige.
Hamann.Mitau den 29 Jun. 756.Herzlichgeliebteste Eltern,
Ich komme eben von Riga um nach Meyhof zu fahren und mich mit meinen
Sachen einzupacken. Gott laße meine Reise geseegnet seyn und zu unser aller
Zufriedenheit ausschlagen! Ich sehe mit tausend Entzückung dem Glück Ihnen
die Hände zu küßen entgegen. Der Himmel mache deßelben in acht Tagen
würdig Ihren gehorsamsten Sohn.
Joh. George Hamann.Mein lieber Bruder,
Mit einer kleinen Commission komme mir selbst zuvor. Ich bin sehr ersucht
worden einen Hofmeister zu verschaffen der außer den gewöhnl. Bedingungen
wo möglich Zeichnen, in so fern es zur Mathematic gehört v etwas Music
verstünde. Franzöisch am Rande, so viel zum Unterricht nöthig. Suche HE.
Trescho dazu zu bereden. Ich hoffe in 8 Tagen Dich selbst zu umarmen.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à
Coenigsberg
. / Franco Mummel. /Von Johann Christoph Hamann (Vater) vermerkt:den 5 July 1756GeEhrtester Freund,
Ich habe heute Dank sey es dem heyl. Jakob! Feyertag. Ich schicke Ihnen
eins Ihrer Bücher zurück v wünschte die Bibl. Policey in 4. die oben steht
das 2te in der Ordnung zum Durchblättern. Sie werden es heute noch
wiederhaben; ich fand gestern eine Stelle, die ich noch nicht vergeßen kann v
daher wünsche ich das Buch überhaupt kennen zu lernen. Nehmen Sie mir
meine Freyheit nicht ungütig v entschuldigen Sie meine Lüsternheit. Ich weiß
daß Sie mir me. Bitte nicht abschlagen werden v die übrigen Bücher mir auch
noch einige Tage laßen. Empfehlen Sie mich Ihren GeEhrtesten Eltern v
laßen Sie es sich gut schmecken. Prost die Mahlzeit!
GeEhrtester Freund,
Ich schreibe auf ein Blatt, das Ihnen bestimmt gewesen. Wenn ich ein
anderes zur Hand hätte; so würde die hinterste Seite blank seyn. Sapienti sat.Weil ich eben vom Eßen komme v meine Natur in voller Arbeit mit der
Verdauung ist; so denken fürchten Sie sich nur nicht, daß ich auf meinen
Brief viel nachdenken werde. Sie werden auch müde seyn, da Sie Ihrer
Gemeine heute die Leviten v. Samaritaner haben lesen müßen.
Für die Meisterstücke sage Ihnen den verbindlichsten Dank. Ich habe nur
die engl. v poetischen Stücke gelesen; v meine Urtheile darüber schon vergeßen.
Das 7 Blatt besinne mich mit vielem Entzücken gelesen, den Horatz darinn
vermißt,‥‥ v. hier kommt ihr Maler, der die Wirkung in Ansehung meiner
thut, welche der Canonen Schuß dem Traum des engl. Schweitzers verursacht.
Ich habe mich heute der Ruhe gewiedmet, welche einige Geschäfte ausfüllen
werden; zu denen ich durch die Abwesenheit der jungen HE. alle Beqvemlichkeit jetzt
habe, die der gnädigen Gräfin entgegen gefahren sind. Ich bin in meinem
Nachtkleide v also allein. Wenn die Wahl unter meinen Geschäften auf mich ankäme,
so sollten diejenige mir die liebsten seyn, an welchen Sie mir helfen würden.
Haben Sie schon das Vorspiel auf Gottsched gelesen; wo nicht, so kommen Sie
ja heute. Wer weiß wo ich morgen bin. Ich werde Ihnen also entgegenkommen
v will noch 2 Anmerkungen in Ansehung des geliehenen Buchs hinzusetzen. Das
neunte Blatt enthält ein Gedicht, auf Veranlaßung einer franzoischen Ode;
die der HE von Creuz unter dem Titel philosophischer Betrachtungen
übersetzt oder paraphrasiert hat. Die Erfindung des 10. Blatts ist unvergleichl.
Das die Menschen in das Recht ihres Vermögens Nachkommenschaft v.
Verdienste setzet. Die Beschreibung eines galanten Manns im 17. Blatt.
Am Ende des 26 aus dem Guardian einen schönen Gedanken gegen die
Freygeister. Im 2 Theil 7 St. der Schluß eine nachdrückl. Vorstellung der
Menschenliebe. Die letzte Hälfte des 23. Blatts; worinn ein Auge vorkommt,
das unter dem schönen v. buntscheckigten keinen Unterscheid zu machen weiß.
Meine Ergebenheit an Dero geEhrteste Eltern. Ich bin der Ihrige.
Ich kann Ihnen meine Danksagung nicht anders als ganz kurz abstatten,
weil ich Stunden habe. Der Mangel macht mir aber Ihre Achtsamkeit desto
werther; v ich verspreche eine gleiche Dienstfertigkeit von meinem Theil,
wenn ich die eine eben so glückliche Ahndung wie von Ihrem Geschmack
haben werde als Sie von meiner Nothdurft. Ich bin nebst meiner ergebenen
Empfehlung an dero GeEhrte Eltern v Jungfer Schwester unter
Anwünschung eines guten Morgens von meinen jungen Herrn mit der aufrichtigsten
Hochachtung Ihr verbundenster Freund v. Diener.
Hamann.Weil die Diplomatick nach des HErrn Pastor Geschmack gewesen; so nehme
mir die Freyheit sein Urtheil über ein ander Buch vom Römischen Rath mir
auszubitten, waselchesEw Sr. HochwohlEhrwürden vielleicht noch
unbekannt seyn wird.
GeEhrliebtester Freund,
Ich wünsche Ihnen zu einer glückl. Nachhausekunft vieles Glück; v habe
Ihnen deswegen schon heute ein mündl. Compliment machen laßen. Das
schlimme Wetter hat mich daran gehindert Ihnen selbst aufzuwarten.
Beylagen hat Ihr Bedienter selbst bestellt, weil er sie meinen Händen nicht
anvertrauen wollte. Sie werden die Thorheiten des meinigen dafür mir
gleichfalls nicht anrechnen. Er ist unterwegs Ihnen die Zeitungen zu bringen v sich
das kleine Buch vom Schachspiel wieder auszubitten. Ueber eine artige Frau,
die uns auf Befehl des Mannes bewillkommen muß, kann man Vater v
Mutter, geschweige Wort v. Wetter vergeßen. Ich bin solchen Versuchungen
nicht ausgesetzt sondern schmäuchele mich jetzt mit der Hofnung bald eine
kleine Reise zu nach Ihnen zu thun; im fall meine unsere Taradeickeeher von Riga kommt als ihre Equipage vom Schmidt. Nach einem
ergebensten Empfehl an Dero GeEhrteste Eltern habe die Ehre mich Dero ergebensten
Diener zu nennen. Leben Sie wohl v. schlafen Sie gesund!
GeEhrtester Freund,
Ich wünsche, daß Sie jetzt mit Ihrem Schlaf fertig seyn mögen. HE
Hofmann wird vermuthlich schon zu Hause seyn; wenn er Ihnen zu Gefallen
noch geblieben wäre, so vermelden Sie Ihm meine freundschaftl. Morgen-
Gruß. Ich schicke Ihnen denas gestern versprochene Buch. Der Auftritt in
der Abtey de la Trappe ist rührend. Adelaide drückt ihre Zärtlichkeit v.
unglückl. Gemüthsfaßung beynahe wie die berühmte Liebhaberinn des Abälards
aus. Ich werde Ihre Schwermuth durch denie Donna Quixotte zu
vertreiben suchen, so bald ich mit selbiger fertig seyn werde. Meine Ergebenheit.
Leben Sie wohl.
GeEhrtester Freund,
Des HErrn Generalen Excellenz haben mir selbst aufgetragen Sie Ihres
gegebenen Versprechens uns von Ihrer Abreise zu besuchen zu erinnern. Wir
erwarten Sie also vor der Mahlzeit ich vielleicht mit der Entschlüßung Sie zu
begleiten. Adio. Meinen Empfehl geseegnete Mahlzeit.
GeEhrtester Freund,
Ich bin eben im Begrief gewesen mich nach Ihnen erkundigen zu laßen weil
mir Ihre wenige Entschloßenheit gewiße verlorne Worte zu erfüllen, bekannt
ist. Sie kennen meine gestrige Ungedult, die Sie aufs höchste getrieben haben,
da ich Ihnen eine viertel Meile zu Fuß v der älteste HE v. W. zu Pferd ½
entgegen gegangen. Gestern Abend um 10 bin ich Ihrentwegen noch
aufgesprungen v vor der Thüre gelaufen. Erstlich also Genungthuung. (Meinen
Coffée will nicht annehmen, weil ich ihn selbst ausgetrunken habe
ohngeachtet er für Sie gemacht war.) Zweytens Nothwendigkeit Sie bey mir zu sehen;
der ich nicht abhelfen kann, weil heute mein Tag Besuche anzunehmen aber
nicht abzulegen ist. Ich habe Ihnen etwas aus Mietau mitzutheilen v erwarte
also von Ihrer Güte, daß Sie um 4 Uhr bey mir seyn werden. Meine
ergebenste Empfehlung an Dero GeEhrteste Eltern. Geseegnet Frühstück; weil ich
Ihnen mündlich Geseegnete Mahlzeit zu wünschen gedenke. Adio.
GeEhrtester Freund,
Es ist mein Vorsatz gewesen Sie heute zu besuchen; ich bin aber gestern
darinn durch einige Geschäfte abgehalten worden, die ich von Riga aus
unvermuthet erhalten. Diese würden Ihrer gütigen Einladung wegen auch wohl
einen Aufschub leiden; aber ich befinde mich hundert Kleinigkeiten wegen nicht
im stande vor Leute mich heute sehen zu laßen. Erkundigen Sie sich durch
Ueberbringer dieses, in was für einem Staat er mich gefunden. Ich kan es
Ihnen bey meinem Barte beschwören, daß es heute nicht möglich ist an dem
Vergnügen, das mir bestimmt ist, Theil zu nehmen. In Gedanken soll es
geschehen, wenn einige derselben mich anklagen sollten, so werden mich andere
entschuldigen. Die Ihrigen werden alle von der letzten Art seyn. Ich bitte
Sie darum und füge meine ergebenste Empfehlung an Dero GeEhrteste
Eltern v. Gäste die aufrichtige Versicherung bey, daß ich mit aller Hochachtung
bin GeEhrtester Freund Dero Ihrige
Hamann.Es thut mir leyd, Werthester Freund, daß Sie mir alle Hofnung benehmen
vor und in den Feyertagen zu sehen. Undique circumdatus sum fluctibus;schlimmer Hals, Zahnschmerzen, Blätterchen an der Zunge pp. Gott weiß
wie ich die Feyertage werde halten können. Für die Paßions Betrachtungen
bin Ihnen unendl. verbunden. Grüßen Sie ergebenst die GeEhrten Ihrigen
und erinnern Sie sich wenigstens Ihres Freundes, wenn Sie morgen für die
ganze Christenheit beten werden. Leben Sie wohl.
GeEhrtester Freund,
Ich habe Sie gestern v. heute vergebens erwartet v den betrübten Schluß
daraus gezogen, wie gleichgiltig Sie nicht allein mich sondern auch
gegenwärtige Neuigkeiten ansehen, die ich die Ehre habe Ihnen zu überschicken. Ich
habe von beyliegenden nichts als das Leben der Ninon gelesen; v Sie werden
aus demselben vermuthlich auch Lust zu Ihren Briefen bekommen, die zu
einem Bändchen gehören. Den Bruyere v Batteux hoffe von Ihrer Güte zu
erhalten, wenn sie eingebunden seyn werden; weil Sie mich von beyden
versichert, daß ich Ihnen einen Gefallen thun würde sie zu überlaßen. Ich würde
keinen von beyden mißen; wenn ich nicht den ersten selbst vom Uebersetzer
erhalten oder am liebsten franzöisch besitzen möchte. Der andere hat
gleichfalls die letzte Ursache nebst der Unbeqvemlichkeit des Formats, welches ich so
viel mögl. vermeide in mr. Bibliothec anwachsen zu laßen. Der Name beyder
Verfaßer fällt für die Güte ihrer Schriften ein gar zu günstiges Vorurtheil,
als daß Sie das meinige dazu nöthig haben. Ich bin über den meinigen in
voller Arbeit, v werde gleichwol genöthiget seyn ernsthafftern wegen sie ein
paar Tage bey Seite zu legen. Ihr Vergnügen bey Lesung derselben möge
ungestörter seyn! Ich begleite diesen Wunsch mit Vermeldung eines guten
Abends v. meiner Ergebenheit an Dero GeEhrteste Eltern v bin mit aller
Hochachtung Dero ergebenster Diener v Fr.
Hamann.Sehen wir uns morgen auf ein klein Stündchen des Abends um mich bey
Ihnen zu entschuldigen zu können? NB damit ich mich praepariren kann. Zur
Anklage oder Vertheidigung.
GeEhrtester Freund,
Ich schicke Ihnen den versprochenen Roman des Marivaux, den ich jetzt zu
Ende gebracht v wünsche Ihnen viel Vergnügen bey Lesung deßelben. Des
Franzosen Schreibart ist schwer zu übersetzen; v ich traue dieser Schrift
ungleich mehr Schönheiten in der Grundsprache zu. Seine Marianne scheint mir
aber doch biß auf die beyden letzten Bücher beßer zu seyn. Ich möchte Ihr
Urtheil so bald wie mögl darüber hören, weil ich das Buch gern wiedergeben
wollte. Sie werden daher fleißig seyn. Mein gestriger Spatziergang ist durch
die schlechte Witterung v. durch beyliegendes Buch ausgeblieben. Vielleicht
sprechen wir uns heute. Nach Anwünschung eines guten Morgens v. meines
ergebensten Compliments bin der Ihrige.
Hamann.Die väterl. Briefe folgen hiebey. Der glücklich gewordene Bauer soll Ihnen
morgen zu Diensten stehen, Geliebtester Freund; weil Sie an dem Grammont
noch lesen so hoffe ich selbigen jenen in der Zeit zu Ende zu bringen. Ehe ich
Ihrer Bitte in Ansehung Ihrer räthselhaften Zuschrift genung thue, werde
mich erst eine Erklärung darüber heute von Ihnen ausbitten, wenn die
Witterung es leidt. Meine Ergebenheit an Dero GeEhrteste Eltern, v Jgfr.
Schwestern, denen ich eine angenehme Erinnerung des gestrigen Tages v
Vergnügens wünsche. Ich bin nach einem verbindl. Gruß von dem HE von
Witten an Allerseits mit der gewöhnlichen Hochachtung Dero ergebenster
GeEhrtester Freund,
Ein kleiner Schauder, den ich der kühlen Witterung zuschreibe, macht mich
übel aufgeräumt auszugehen, sonst hätte ich Ihnen ein kleines
peripathetisches Gespräch heute zumuthen wollen. Ich erinnere Sie an Ihr Versprechen
in Ansehung des glückl. Bauren v wo es mögl. des Grammont; weil ich
Gelegenheit vermuthe morgen beyde fortschicken zu können. Ist es Ihnen nicht
ungelegen; so möchte ich mir wohl Moldenhawers Alterthümer ausbitten.
Ich werde heute mit denjenigen von meinen Büchern fertig werden, die ich
ungebunden zu lesen mir vorgenommen. Morgen sehen wir uns vielleicht bey
gutem Wege v. Wetter. Laßen Sie sich Ihre Abendmahlzeit gut schmecken v.
empfehlen Sie mich Dero GeEhrtesten Eltern. Leben Sie wohl. Die Mühe
in Ansehung
meiner Gedanken
möchte nicht lohnen; ich habe den Anfang
dazu gemacht, werde aber nicht mit fertig werden können. Wollen Sie selbige
lieber wieder haben?
Auf der Rückseite:Vergeben Sie noch einen Einfall; mir nämlich den Stockhausen biß
morgen früh auszubitten.
GeEhrtester Freund,
Ich wünschte die Nachricht von Agostino Gabrini zu lesen, wenn Sie mir
Ludwichs Historie auf ein paar Stunden mittheilen können. Er ist derjenige
Nicolaus Gabrini oder Cola di Rienzi nicht, von dem ich bisher in so wenigen
Büchern habe finden können. Ich wundere mich, daß dieser merkwürdige
Mann in denen historischen Handbüchern ausgelaßen ist. Er ist eines
Gastwirths Sohn gewesen v hat es biß zu der Würde eines Königs zu Rom
gebracht, der in seinem Glück von denen Fürsten, seinen Zeitverwandten geehrt
v. bewundert worden. Fortefiocca hat sein Leben v. ein franzöischer Autor
seine Verschwörung beschrieben; ich gebe mir schon seit einiger Zeit Mühe
beyder Bücher habhaft zu werden, ohngeachtet ich mich keines besinnen
kann bisher noch gesehen zu haben. Sein Leben muß voller
merkwürdigen Auftritte seyn v. wenn er keine Stelle unter die wahrhaftig große
verdient; so gehört er wenigstens unter die besonderen v. außerordentlichen
Köpfe. Ihre Ritter der Offenbarung Johannes bringen mich auf eine
ebentheuerliche Secte, die Pattalorochynten genannt, deren Glauben so
lächerlich als ihre Andacht muß gewesen seyn; so wenig man auch ausch vom
ersteren weiß.
Was meynen Sie, lieber Freund, soll ist der gelehrte Stoltz oder der
gelehrte Fürwitz in den Augen eines gleichgiltigen Weltweisen lächerlicher? Wir
wollen diese Aufgabe im Spatziergehen auflösen. Bringen Sie mir Bruyereoder Young mit. Leben Sie wohl.
Ich habe gestern meine Bücher erhalten, unter denen auch einige von Ihnen
sind. Ihr Versprechen mich heute zu besuchen, GeEhrtester Freund, würde
vielleicht nicht in Erfüllung gehen wenn ich selbige nicht zurück hielte. Heut
ist Feyertag; ich erwarte Sie allso gleich nach dem Eßen. Ich schicke Ihnen zur
Probe Mosheims Pastoral Theologie um Sie auch zu den übrigen lüstern zu
machen. Ich erwarte Sie gewiß. Empfehlen Sie mich Ihren GeEhrtesten
Eltern und leben Sie wohl.
GeEhrtester Freund,
Ich bin eben mit dem Prideaux fertig geworden, den ich nebst den beiden
römischen Dichtern mit der grösten Erkenntlichkeit an Dero geEhrtesten Papabesonders zurückschicke, zu deßen Genesung ich Hofnung mit Wünschen
verbinde. Wenn es mögl. ist: so werde Sie von neuen beschweren den
Schuckford sich für mich auszubitten unter der Bedingung ihn bald wiederzugeben. Soll
ich Sie heute nicht GeEhrtester Freund, bey mir erwarten? ich ersuche Sie
darum v bin nach ergebenstem Gruß v. Vermeldung eines guten Morgens
Ihr ergebenster Fr. v Diener
Hamann.Klein Friedrichshoff gehört zum Pfarrdienst v hat also noch se. alten
Besitzer. Ich thue Wiederruff.
GeEhrtester Freund
Nach Anwünschung eines guten Morgens und einer angenehm
zurückgelegten Spatzierfahrt überschicke Ihnen den Schuckford v bitte meinen
ergebensten Dank für Mittheilung deßelben so nachdrücklich als möglich abzulegen.
Ich habe in demselben eine Uebersetzung von Prideaux mit Löschers Vorrede
angeführt gefunden v daß derselbe sein Werk biß auf Constant. M. Zeiten
beschloßen haben soll. Was ich durch Ihre Güte zum Gebrauch bekommen
geht nur biß auf die Zerstörung Jerusalems v hat meines Wißens keine
Vorrede von Löscher. Erkundigen Sie sich doch, ob noch eine andere Uebersetzung
von Prideaux heraus, v ob des Tittels seine unvollkommen ist. Es scheint
beynahe. Dero GeEhrteste Papa wird Ihnen wohl Nachricht davon geben
können. Der einliegende Zedel bittet sich eine Erklärung der aufgeschriebenen
Worte von Ihnen aus, GeEhrtester Freund. μετρος v. ιχθυων weiß ich pars
et piscis die beyden andern Wörter aber nicht. Schaffen Sie mir doch eine
Erklärung derselben. Was für Hypotheses! v was für eine Kunst sie
wahrscheinlich zu machen. Die Meynung die Arche in Indien zu setzen ist eine der
schönsten. Das Ansehen des Cato ist mit ein wenig Hinterlist von ihm angeführt.
Sie werden auch keine Anführung dabey anfinden. Nicht Cato sondern
Annius Viterbiensis. pag. 67. Ich glaube daß es mit mehreren Anführungen
der Alten so gehen möchte, wenn man selbige alle nachschlagen wollte; weil
ich es mit einigen der heil. Schrift versucht, die der Autor seinen Meynungen
zu gefallen ziemlich zwingt. Er macht den Aberglauben den Freygeistern zum
Trotz, die ihn für ein Geschöpf der Priester halten, zu einer Geburth diewelche dem Hofe und den Staatsleuten ihren Ursprung zu danken hätte.
Und er hat es auch dieser Schooßmeynung nicht an Gründen fehlen laßen,
sondern erinnert sich öfters bei allen Gelegenheiten genung derselben.
Nimrod, Semyramis, Ninyas v seine Nachfolger, die man den Kindern in
Schulen so nichtswürdig vorstellt v Esau sind ganz anders als im gemeinenBüchern charakterisirt pp.
Ich werde mit Ihrer Erlaubnis den 3ten Theil von oben bitten laßen v.
Ihnen selbigen auch zu befördern suchen; v bin nach einem ergebensten
Empfehl an Dero GeEhrteste Eltern v in Erwartung Ihres heutigen Besuchs, der
Ihnen mit einer guten Gesellschaft die Sie hier finden werden, belohnt
werden wird, mit aller Hochachtung Ihr verbundenster
Hamann.GeEhrtester Freund,
Ist die gestrige Abendluft Ihnen gut bekommen? Ich hoffe eine mündliche
Antwort darauf heute zu hören; da mir des HE. Generalen Excellenceaufgetragen haben Sie hieher zu bitten, weil er was nöthiges zu sprechen hätte.
Ich sagte zwar, daß ich Sie heute vermuthete; er erinnerte mich aber Sie in
Ansehung seines eigenen Verlangens noch einmal begrüßen zu laßen.
Meine Gedanken
dienen zu nichts als der Seltenheit wegen beygelegt zu
werden. Der Uebersetzer gehört unter die unwissendensten v.
unverschämtesten Schriftsteller, die sich jemals haben einfallen laßen der Vernunfft zum
Trotz ihre Cruditäten bekannt zu machen. Sie werden es daher bloß in
dieser Absicht aufheben v es sich nicht leyd thun laßen, daß ich es ein wenig
beschmiert habe. Es wird Ihnen nicht viel daran gelegen seyn die
Verbesserungen des Tex zu lesen. Es sind noch viele grobe übrig geblieben v. dasie
ganze Buch Uebersetzung ist ein Stall Augias. Ich werde mir einiger Dinge
wegen den Zedel wieder ausbitten, der beyliegt. Lesen Sie wenigstens auf
desr letzten Seite v suchen Sie meine Bitte in Ansehung des Rienzi durch
Dero GeEhrtesten Papa historische Bibliothec oder mündl. Nachricht zu stillen.
Ich erwarte Sie also v bin nach Anwünschung einer geseegneten Mahlzeit
v meinem ergebensten Empfehl an dero GeEhrteste Eltern von mir v. meinen
jungen HErrn mit aller Hochachtung Ew. HochwohlEhrwürden
Hamann.Königsb. den 28. Jul. 756.Geliebtester Freund,
Sie werden sich über mein Stillschweigen gewundert aber den Anlaß dazu
auch vernommen haben. Alles machte meine Reise günstig ich war den 4.ten
Tag in Mümmel gieng nach einer Stunde ab v langte denselben Tag gegen
die Nacht in Muschlers an den folgenden in dem Hause meiner Eltern. Mein
alter Vater laurete mir geruhig mit dem Pfeifchen im Fenster entgegen um
mich so wohl als meine Mutter zuzubereiten, mit der es sich denselben Tag
sehr verschlimmert hatte. Sie empfing mit vieler Zärtlichkeit bey der grösten
Entkräftung und einer völligen Verleugnung alles Zeitlichen. So elend hatte
ich sie mir nicht vorgestellt, sie war nichts als ein Gerippe, in dem Gott noch
den Odem erhielt. Sechs Tage lebte sie noch, in denen sie so schlecht war, daß
mancher Augenblick mir der letzte für sie zu scheinenien, der es nicht seyn
sollte. Ich habe wenigstens kommen müßen ihr noch einige Handreichung zu
thun, die ihr niemand so gut als ich machen konnte; und mein Vater glaubte
auch in meiner Gegenwart eine große Erleichterung erhalten zu haben. In der
letzten Nacht vor Ihrem Ende konnte sie ihn nicht entbehren, er muste ihr
Bett nicht mehr verlaßen, wo sie ihn beständig zurückrief und durch
Liebkosungen festhielte; biß auf die Viertelstunde, in der sie verschied. Weil ich mir
Ihres Abschiedes lange gewärtig gewesen war, so erlaubte mir mein Schmerz
Aufmerksamkeit genung auf alle die Bewegungen, die der Tod in ihr
verursachte. Ihre Krankheit v langwieriges Lager hatte der Natur alle Stärke fast
benommen, sie lief daher wie eine Uhr ab. Einige unmerkliche Zuckungen des
Mundes, die einem Lächeln ähnlich waren, machten sie mir im Tode weit
kenntlicher, wie in ihrer Krankheit, die sie ungemein entstellt hatte. Ihre
Gestalt hat mir auf dem Leichenbrette so gerührt als sie mirich auf ihrem
Siechbette mitleidig gemacht. Ihr erstes beynahe womit sie mich empfing, war, daß
sie mich zu Grabe bat; und dieser traurige Dienst hat mir viel gekostet. Wer
weiß aber wie viel? wenn ich sie nicht noch gesehen hätte. Ich habe mehr
Empfindlichkeit, als ich selbst weiß, und die sich selbst meinen dunkeln
Vorstellungen mittheilt. Meinen Vater verzehrt ein geheimer Gram, die ungewohnte
Last der Haushaltung v. alles, was Sie selbst von ihm wißen. Ich glaube ihm
noch einige Zeit nöthig zu seyn, bey ihm zu bleiben würde uns beyden
überlästig werden, er prophezeyt sich nichts als uns auch bald zu verlaßen, und
tröstet sich damit. Ich wünsche mich tausendmal umsonst in den einen
Stand, wodurch ich ihm sein Alter ruhiger machen könnte. Vielleicht wird
dieser Wunsch aber doch noch erhört. Noch habe ich nichts in Königsb. fast
thun können; er will mich wenigstens zu Hause haben, wenn er mich auch
nicht um sich haben kann. Verzeyhen Sie mir liebster Freund, daß ich mich so
umständlich gegen Sie auslaße; es gereicht mir wenigstens zu einer kleinen
Erleichterung. Ihre liebe Mama habe besucht und richtig gemacht; 7 fl.
15 gl. hat mein Bruder an S. Blancard bezahlt; die übrigen 3 Thrl. Alb.
nebst einigen Mk. habe richtig abgegeben. Sie wird Ihnen selbst die
Berechnung davon gemeldet haben. Ein Brief an Sie hat in einem eingelegen der in
Mitau ist ich hoffe daß Sie durch den HE. D. denselben bekommen den ich
deswegen gebeten. Bey Kannholtz bin gleichfalls gewesen und hat mir folgenden
Aufsatz von seinen Instrumenten gegeben, die er Ihnen liefern kann, v wovon
er sich mit nächsten von Ihnen selbst Nachricht ausgiebt. Ich habe ihn ersucht
auf Treu v Glauben mit Ihnen zu handeln und er hat es mir versprochen.
Ein Magnet der 10 ℔ trägt — —50 fl.dito à 5 ℔ — —24 fl.dito à 2½ ℔10 fl.Laterna magica mit 12 praesentat.60 fl.Microscopium compositum verguldt100 fl.Eine electrische Kugel mit Zahn, Trieb v Spindel36 fl.Sie können alsdenn eines höltzernes Rades entbehren v
brauchen ein bloßes Gestell ichst auch leichter zu bewegen.
Eine kleine Berlinische Luftpumpe ohne haemisph. Magdeburg50 fl. mit den haemisph. Magdeb.90 Die Siphones will er gern umsonst beylegen besorgt aber wegen des
Einpakens; ich glaube auch daß Sie solche dorten eben so gut bekommen können.
Die Luftpumpe kann er Ihnen vor den Winter nicht versprechen. Schreiben
Sie ihm selbst deswegen; so kann ich das übrige mit ihm verabreden.
Den HE. Ref. Wulf habe besuchen müßen wo ich den HE. D. Funk v
M. Kant fand. Den ersteren auf P. sehr aufgebracht und überaus unruhig
darüber daß er nicht auf die Meße gereiset wäre. Ich habe selbst einen Abend
bey ihm in eben der Gesellschaft speisen müßen, wo es sehr vergnügt zugieng.
Der Senat hat seine Criminal Jurisdict. wie man sagt verloren wegen des
Langermanns, der bey uns im Hause gewesen, und für 2 Früchte die er
abgetrieben mit 10 Thrl. bestraft worden. Er sitzt noch und erwartet seinen Spruch,
den man noch nicht weiß, ob er streng oder gelinde seyn wird. Meine gröste
Verlegenheit ist jetzt einen Hofmeister zu bekommen. Ich kann hier keinen
auftreiben. Was macht der jüngste HErr Bruder? Wenn es ihm nicht gefiele,
wo er ist, könnte er meine Stelle nicht einnehmen und sich auf alle die
Bedingungen verschreiben, die man mir ehemals angeboten. Ich habe seiner
Mamma von ihm keine Rechenschafft geben können v glaube daß er sich jetzt
munter befindt. Sie kam mir recht aufgelebt vor, und wird Sie künfftig Jahr
besuchen. Ich werde Sie noch vor meinem Abschiede besuchen, wie ich es
I ihr versprochen. Sie kam für Ungedult Nachrichten von Ihnen zu hören
nach unserer seel. Mutter Tod zu uns; ich war aber eben ein wenig
bettlägerich daß ich Sie nicht sprechen konnte. Wolson hat mich heute besucht v scheint
mir zieml. vergnügt zu leben. Er ist nicht mehr im Coll. Fr. v redt nicht viel
Guts davon. Hätte der Phrygier dies nicht eher wißen sollen. Er läßt Sie
herzlich grüßen v für die Rede danken. Lauson auf dem alten Fuß wie es mir
scheint, ein wenig trübsinniger und in sich gehender; so arg aber nicht als er
beschrieben wird; jetzt vielleicht mehr verachtet als gefürchtet. Ein gewißer
Liefl. Graf ist hier gestorben im schlechten Gerücht v großer Dürftigkeit.
HE. Wulf hievon mehr, der im vorbeygehen ein allerliebster Mann v so stark
im Jure als ehmals in der philosophie geworden. Er hat ein
ehrwürdig
Mädchen
, für das er zittert v bebt, die Leute sagen eine Braut. Küßen Sie Ihr
Frauchen in meinem Namen, ich habe allenthalben ausgebracht, daß sie im
Begrief steht Mutter zu werden. Laß Sie mich nicht zum Lügner werden.
Ich umarme Sie beyderseits und bin nach dem herzlichsten und
freundschafftlichsten Gruß von meinem alten Vater und Bruder, den ich nicht erkannte
und über mein Wiedersehen beschwiemte (sottises de deux parts). Leben Sie
wohl v lieben Sie unverändert Ihren
Hamann.Geliebtester Freund,
Sie glauben mir zuvor gekommen zu seyn, unterdeßen Sie meinen Brief
etwas später werden erhalten haben. Ich werde durch das Andenken meiner
Freunde immer sehr aufgerichtet; wie sollte ich es nicht durch Ihr zärtliches
Schreiben seyn? Ihren Brief wollte vorgestern da ich ihn erhielt sogleich
bestellen laßen. Mein Bruder hat ihn aber auf dem halben Weg wieder zu Hause
bringen müßen. Ich gieng daher den folgenden Tag als gestern zu Ihrer
lieben Mama, die ich voller Unruhe fand. Der ganze Roßgarten hat durch eine
Feuers Noth gewaltig gelitten, dergl. man sich hier nicht besinnen kann. Der
hefftige Sturm breitete selbige so ungemein aus; v die Angst einiger großen
Häuser die in Gefahr waren machte daß man die andern dabey verwahrloste.
Es fieng sich in der Weißgerbergaße an v gieng beynahe bis an die Kirche.
Man ist wenigstens für selbige schon besorgt gewesen. An der Schwanen
Brücke hat es vorn auf dem Roßgarten mit dem großen Hause, in dem ehmals
ein President wohnte, aufgehört welches ganz abgebrannt hinten aber desto
weiter um sich gefreßen. Die Fr. Consistorial Räthin ist auch schon geflohen
mit ihren Sachen zu den Predigern. Weil sich der Wind aber umgewandt,
haben diese wieder ihre Zuflucht zu ihr genommen. Beyde sind mit der bloßen
Angst davon gekommen. Die Jgfr. Schwester befindt sich am Blutspeyen
bettlägerich. Die Mama aber Gottlob recht munter und frisch. Die Ursache des
Feuers weiß man nicht. Es ist bey einem Fuhrmann ausgekommen der seine
Wand angesteckt haben soll um der Wantzen loß zu seyn. Das Uebel biß auf
die Wurzel ausgerottet. Andere meynen daß es angelegt, wozu der Verdacht
sehr groß anfängl. gewesen weil es in kurzer Zeit an 3 Orten zugl. gebrannt
v wie man sagt nicht zu löschen wie andere Feuersbrünste gewesen; woran
der Sturm ohne Zweifel schuld gewesen. Unser ehrl. Wagner der Schwabe
sprach die Wandläuse unschuldig hatte aber die Franzosen in Verdacht, die
näml. die das Fort Philipp eingenommen. Er hat die Empfindungen nicht;
ich habe ihm ihren Zeddel gegeben. Gestern ist Feuer auf dem Haberberg
angelegt worden. Man hat es noch zu rechter Zeit entdeckt auch den Thäter
davon, der einer Frau die ihm kein Bier mehr auf Credit geben wollen, diesen
Schrecken zugedacht v den Haberberg auch willens gewesen so kahl als den
Roßgarten zu machen. St. Blancard hat mir ein klein Verzeichnis an Sie
geschickt das ich nicht einmal mitschicken wollen la belle allemande les
egaremens de Julie v dergl. mehr. Von den übrigen Commissionengab habe in
meinem vorigen Rechenschafft gegeben. Ich weiß nicht daß eine Akademie hier
ist. Wolson scheint sehr vergnügt zu leben; mit ihm einmal in Schulzen
Garten gewesen wo ich den M. Kant HE Schultz Freytag v Prof. Kypke fand.
Der letztere logirt jetzt in ihrem Hause v hält se. eigene Wirtschafft jetzt,
worinn er sehr zugenommen. Man erzählt hier von einem Testimonio das er von
einer Magd hier gegeben, die er sonst gelobt aber dabey angemerkt daß sie
obstinata und voluptuosa wäre. Man muß diesen Worten seinen Accent v
seine Miene finden um alle das kurzweilige darinn zu finden, worüber man
lacht, wenn es einem erzählt wird. Mein alter Vater wird Gott Lob ein wenig
ruhiger er wird Ihnen selbst schreiben; v wünscht Ihnen v allen den Ihrigen
viel tausend Gutes mit mir. Sie können sich leicht vorstellen wie viel der
Abschied kosten wird. Er wird mich wenigstens so lange aufhalten als es ihm
mögl. seyn wird; v mir. Ich v mein Bruder küßen Marianchen die Hände v
empfehlen uns Ihren HE Brüdern. Erkundigen Sie sich doch bey dem
jüngsten wo er die 2 Theile vom Schaupl. der Natur hingegeben, die ihm meiner
geliehen. Ich bin mit dem meinigen sehr übel zufrieden, wie er mit meiner
Bibliothec hausirt hat. Leben Sie wohl v leben Sie vergnügt. Ich umarme
Sie als Ihr wahrer und beständig aufrichtiger Freund.
den 4. Aug. 756.Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie / et des bell:
lett: et Recteur / du College Cathedral / de et / à /
Riga
.Geliebtester Freund,
Eben bin mit einem schönen Journal zu Ende, das bey Klüter auskömt
und voriges Jahr den Anfang gemacht. Es heißt: Melanges litteraires et
philosophiques. Ouvrage periodique par une societé de gens de lettres.
Omnibus aequi. Die Wahl, das Urtheil und die Schreibart unterscheiden sich
darinn. Ich möchte es Ihnen wohl empfehlen; und Sie für ein anderes
Journal epistolaire bey Bourdeaux warnen, das so elend als jenes vorzüglich
ist. Es sind gleichfalls 2 Tom. davon heraus, die ich mit viel Eckel
durchgelaufen. In dem ersteren habe einen Auszug von den Briefen über die
Empfindungen gelesen, die hier nicht mehr zu haben. Der Beschluß davon ist
dieser: Nos lecteurs seront peut-etre surpris d’apprendre qu’un auteur
aussi judicieux dans ses reflexions que poli dans l’expression est un jeune
homme d’un metier qui ne lui permet de donner aux muses que les heures
que d’autres emploient au sommeil et au repos et d’une Nation dont le
triste esclavage sous le quel elle gemit sembleroit devoir la rendre
incapable de travaux litteraires. C’est un phenomene digne de toute l’attention
du Public. Er ist aber nicht genannt. Leßings Vertheidigung seines Lustspiels
ist also vielleicht von eben demselben und keine Erfindung, dafür Sie solche
sonst gehalten. Eben diese Melanges litteraires melden Pope ein Metaphysicker!
als eine Schrift Leßings an, die den Verfaßern damals noch ungelesen
gewesen seyn muß. Ich wünschte Ihre Recens. darüber zu sehen. Sie steht
noch nicht im 2ten Theil, der hier noch dazu defect im Buchladen angekommen.
Die Schrift habe selbst gelesen. Pope ein Metaphysiker! Dies Signumexclamandi soll vermuthlich des Horatz sein risum teneatis amici ausdrücken.
In dem Vorbericht wird die Gelegenheit dazu angegeben. Die Akad. der
Wißenschafften hat eine Aufgabe gemacht die Ihnen bekannt seyn wird. Es
werden zwey Verfaßer davon angegeben um keine Eyfersucht zwischen
Freunden zu erzeugen die zu ihrem Sinnspruch den Vers des Virgils
Compulerunt – – greges Corydon et Thyrsis in unumhätten wählen müßen hat man diese Gedanken der Gefahr eine Preisschrift
zu werden nicht aussetzen wollen. Es sind einige sehr feine und zweydeutige
Züge auf die Akademie darinn, die dem critischen Geist des Leßings
vollkommen ähnlich sehen. Der letzte ist sehr beißend. Es wird eine Stelle des
Pope angeführt wo er über den philosophischen Bart in einem Briefe an
Swift scherzt, den er sich in dem Versuch über den Menschen angemast. Pope
würde sich also sehr wundern, schlüst der Autor, wenn er das Schicksal erlebt
hätte, daß eine berühmte Akademie diesen seinen falschen Bart für werth
erkannt hätte ernsthaffte Untersuchungen darüber anzustellen. Diese ganze
Schrift ist lesenswürdig. Sie fängt mit einer Vergleichung eines Systems
und Gedichts, eines Poeten und Metaphysikers an; und theilt sich hierauf in
3 Abschnitte der akademischen Aufgabe gemäs. Man sucht ein analogon eines
Systems aus Popens Gedicht herauszubringen; das in 13 Sätzen besteht.
Die Schlußfolge davon heißt nach Pope: what ever is, is right.Zweydeutigkeit der franzoischen Uebersetzung, tout ce qui est, est bien, welche die
Akademie angenommen. Pope hat nicht sagen wollen ist gut, sondern ist recht,
ist so wie es seyn soll, hat diejenige Stelle die ihm zukommt. Nun kommt eine
Vergleichung des Pope mit Leibnitz in ihren Lehrsätzen. Der erste versteht den
Zusammenhang des gantzen anders als der letzte. Pope in der gradation in
der Leiter der Geschöpfe, Leibnitz in der Verbindung der Dinge vermöge des
zureichenden Grundes. Pope schlüst à priori, Gott hat Menschen schaffen
müßen weil sonst eine Stelle v Stuffe in der Reyhe der Wesen leer gewesen.
Leibnitz à posteriori, weil Menschen sind so müßen sie zur besten Welt gehören.
Beyde haben eben so verschiedene Begriffe der besten Welt. Pope ist dem
Malebranche gefolgt. Der dritte Abschnitt ist eine Prüfung der Popischen Sätze,
die in nichts weniger als eine Wiederlegung des Leibnitz ausfallen kann. Die
Gottschede sagen, sie werde denn ganz was anders seyn, als die Akademie
verlangt. Doch was geht es ihn was die Gottschede sagen; er will sie
demohngeachtet unternehmen. In dieser Prüfung werden die Wiedersprüche, die
Pfauenfedern v die Schwäche der Popischen Lehrsätze entdeckt. Hierauf ein
Anhang, in dem gewiesen, daß Pope aus allen mögl. Systemen das
sinnlich-schöne geborgt, den Malebranche, vornehml. den Shaftesbury, welchen
Leibnitz beßer verstanden. nächstdem des Kings Buch
de originemali Cynegeticon oder Gedicht von der Jagd
ist übersetzt ich habe es aber nur gesehen; it. ein Anfang einer prächtigen
Uebersetzung vom Horatz, die einen Staatsmann zum Urheber haben soll.
Das latein. richt über. Romanzen v Fabeln, die man dem Gleim zuschreibt,
aber nicht werth zu lesen seyn. Bocks Gedichte mit einem Sendschreiben von
HE. Hgr. R. Ohlius, Eine Vignette auf der die Dichtkunst in der Gestalt
seiner Jungf. Tochter erscheint. Man lobt ein Sinngedicht Die Anstalten der
Melinde, die in ihrer Küche Lerm gemacht, als wenn sie einen Kayser
bewirthen sollte und dem HE. Verfaßer ein halbgewärmtes Bier aufgetragen.
Ich rathe Ihnen eben so wenig sich selbige anzuschaffen als die Uebersetzung
der satyrischen v ernsthaften Schrifften des Schwifts, davon der erste Band
ein Horribilicribrifax vom Schwätzer ausgegeben. Weil die Geschichte des
Bulls v die Briefe des Tuchhändlers darinn, so sind sie mir als ein Geschenk
angenehm genung gewesen. Die Fable des abeilles v l’art d’aimer wird Ihnen
mein Bruder besorgen auch ein Gedicht des V. über die natürl. Religion, das
nach 2 Handschriften abgedruckt worden. Ich habe eine andere Ausgabe davon
gelesen, die hier im Buchladen. An die Werke des Arnauld dachte neul. Sie
kennen noch gar nicht die Stärke dieses Dichters. Meine Ausgabe war zu
Berl. von 751. in 3 Duodez Bänden. Seine Elegien sind schön; in zärtl.
Stücken verdient er mit Gresset Chaulieu v Bernis ein Nebenbuler zu seyn.
Gedichte die mich entzückt haben, zu viel und in allen Arten. Dies ist der einzige
Fehler den man ihm vorrücken kann. Ein Haufen Klaglieder die er in der
Bastille gemacht. Schäfergedichte, Hirtenlieder, Gelegenheitsgedichte, eine
Tragedie die den Anfang macht Coligny. Der erste Theil benimmt einem den
Muth anfangs die übrigen zu lesen. Man wiederrufft sich selbst, je weiter man
komt. Er führt öfters eine Comedie von sich an: le mauvais riche die aber
nicht dareinsteht. Die neuste Auflage wird gewaltige Veränderungen gelitten
haben, die man versprochen. Der Autor wird wenigstens mit den Lobsprüchen
auf Volt. wie das Volk zu Athen mit des Tyrannen v Sophisten‥
Bildsäulen umgegangen seyn. Wars Phalereus? Noch ein Roman in gantz neuen
Geschmack. La nuit et le moment ou les Matines de Cythere. Dialogue.Ein junger HE. tritt in Schlafrock bey einer Dame im Schlafzimmer.
Dies ist die Auszierung des Schauplatz. Sie reden alle mögl. Sprachen. Dies
ist die Handlung. Die Episoden sind so mannigfaltig als die es
Mittelfarben zwischen schwarz und weiß giebt. Mit einem Wort, ein kleines
Meisterstück in der monströsen Art; das dem Cyclopriapo sehr ähnlich ist, von dem
ich heute gelesen habe. Eller hat eine Beschreibung eines Monstri in der
Akademie der Wißenschafften zu Berl. vorgelesen, worüber eine artige
Abhandlung in den gedachten Melanges steht. Eine Zegeunerin hat ein Kind zur Welt
gebracht, das ein Auge mitten im Kopf, keine Nase und über den Augen einen
priapum gehabt Der Autor nimmt daher Gelegenheit über die vortheilhaffte
Lage dieses Gliedes zu legen reden, weil das sensorium des Vergnügens
dem Gebiet der vernünftigen Seele so nahe gelegen. Er hält dafür dies
Werkzeug bezeuge sich der Vernunft so wiederspenstig indem es sich in den
Vortheilen einer Provinz befände, die dem Hauptsitz der Regierung sich durch
ihre Entfernung gewißermaßen aus dem Gesicht verlöre v dergl mehr. Man
sollte ein Hospital für die Misgeburten unter der Aufsicht eines Philosophen
gründen wegen der nützl. Entdeckungen die man dadurch machen würde v sie
der Grausamkeit der Eltern zu entziehen, die solche Kinder verabscheuen v mit
Fleiß öfters ums Leben bringen. Bey einer andern Misgeburt von 2 Köpfen
läst sich der Autor über die Unbeqvemlichkeiten eines solchen Zufalls aus;
v glaubt daß es angenehmer wäre für einen Kopf 2 Leiber zu haben. Die
Brüder, ein Trauerspiel des Youngs nebst der Uebersetzung seiner Satyren
welche die Ruhmbegierde zum Gegenstand haben, die aber keinen Ebert
gefunden, werden Sie vermuthlich selbst besitzen. Mein Dangeuil ist hier mit
einem Haus Arrest belegt; sonst würden Sie schon ein Exemplar erhalten.
Ich habe mit genauer Noth einige Sünden ausgewunden; unterdeßen wird
Ihnen das Ihrige auch werden. Wenn Sie das eine was nach Riga schicken
können gelesen, so melden Sie mir zugl. Ihr unpartheyisch Urtheil. Dies
wird einen Anlaß geben mich weiter zu erklären. Ich habe an P. geschrieben,
daß er von sich geben soll. Er antwortet der
Orphelin de la Chine ist von mir nicht gesehen worden nachdem ich ihn dem
HE Bruder mitgeteilt. Er hat ihn sich auf einen Tag ausgebeten. Ich werde
an HE. D. deswegen schreiben. Er hat von mir gleichfalls einige Bücher
bekommen die er suchen sollte loßzuschlagen. Diese hat er gleichfalls an Ihren
HE. Bruder ausgeliehen v einen andern angegeben, von dem er sie hätte.
Daß er also selbst nicht weis was ihm noch andern gehört. Mir ist es damals
nicht mit gewesen, daß er dies Stück bekommen. Wäre es da, so hätte ich es
durch Baßa nebst den andern Sachen bestellen laßen. HE. P. Gerike wird den
Jacobi v Brown christian Morals durch diesen Freund vermuthl. erhalten
haben, dem ich alles übrige anvertraut, was mir nicht gehörte. Von meinem
Denkmal
liegt Ihr Exemplar längst fertig um mit erster Gelegenheit
abzugehen. Einige Gedanken darinn sind das Facit von einer ganzen Reyhe
Betrachtungen, die mir im Sinn gewesen v die ich habe auslaßen müßen. Es hat
mir nicht geglückt einige Dinge auszudrücken, auf die meine Hauptabsicht
gegangen; das außerordentl. das wunderbare das göttl. in einer alltägl.
Begebenheit aufzuschlüßen, bey der die Gewohnheit die Menschen zum
Erstaunen gleichgiltig v leichtsinnig macht; ferner das physische von dem
moralischen bey dieser wichtigen Erscheinung gehörig auseinander zu setzen. Was
Büffon über den Tod sagt würde kaum für einen Menschen hinlängl. seyn
der sich einen Zahn ausreißen laßen wollte. Gesetzt liebster Freund der Genuß
des Lebens machte uns selbiges lieb; wie viel Fälle wo er uns daßelbe
vereckelt? v vielleicht sind deren mehr als der ersteren. – – HE. Lauson hat mich
besucht, und bittet Sie um Ihre Antrittsrede v die von Ihnen in Riga
ausgegebenen Gedichte. Jetzt komme ich auf den wichtigsten Punct in Ihrem
letzten Briefe, der mir ein unbeschreiblich Vergnügen gemacht. Ich habe auf
frischer That die Nachricht davon an HE. Gen. geschrieben. Danken Sie dem
HE. Bruder für den Dienst den er mir erzeigt in meine Stelle zu treten. Ich
glaube nicht, daß ihn dieser Tausch gereuen wird; und habe ihm schon zuvor
bedungen in alle meine Rechte zu treten, das heist so viel Gehalt als ich zu
bekommen und die Hoffnung die jungen HE. in ein Paar Jahren außer
Landes zu bringen. Man wird ihm vermuthlich beydes mit Vergnügen
einräumen. Nichts als die lange Zeit bis Weynachten ist nur noch ein kleiner
Anstoß. Wäre es nicht möglich eher los zu kommen. Ersuchen Sie ihn über
meine Absichten dort so viel möglich ein tiefes Stillschweigen oder
Unwißenheit anzunehmen. Ich denke bald von hier abzugehen und vorher noch selbst
an ihn alles zu schreiben was er zu wißen verlangt. Vor der Hand aufs beste
empfohlen. Vielleicht hat er schon jetzt einen Brief von dort erhalten. Mein
Gesuch darum ist dringend gewesen. Mein Vater ist auf gutem Wege mich
bald ziehen zu laßen. Sie können sich die Versuchungen leicht vorstellen, und
wie viel Anfälle er auf mich gewagt. Nehmen Sie die Grillen und Pralereyen
anderer hinzu, die sich um fremde Angelegenheiten bekümmern, die sie nichts
angehen. Hievon läst sich nichts schreiben, desto mehr erzählen. Ich habe hier
keinen vertrauten Freund, nein, niemanden, den ich zu Rath ziehen kann; und
brauche die meiste Zeit um meinen alten Vater zu seyn, der sich jetzt ein wenig
erholt, wenn ihn die Haushaltungs Sorgen nicht so viel Verdruß machten.
Um 10 zu Hause sondern auch zu Bett. Sie können leicht denken, daß dieser
Zwang meinem Vergnügen so wohl als meinen Arbeiten großen Abbruch
thut. Es kann aber nicht anders seyn; und ihm zu Liebe breche ich beyde ab.
Den ganzen Tag zerstreut oder gestört. Wenn das gar zu lange währt, so
würde ich in eine gänzl. Unordnung oder Schläfrichkeit kommen. Kgsb ist
ge todt für mich. Unser Fr. Hs ist v Secr. Sie wißen wo?
Sie wißen die jetzige Umstände ungefehr. Wie oft wir uns sehen, können Sie
also leicht erachten. Er hat immer zu thun v ich fürchte mich ihn zu stören.
Geschäfte geben der Freundschaft eine gewiße Kälte im äußerl. die zwar auf das
Herz keine Wirkung hat davon unterdeßen die Vergleichung der
Einbildungskraft nicht gefällt.
Ich bin jetzt übrigens ziemlich in guter Verfaßung des Gemüths wieder
und fast zu einer Reise beßer aufgelegt wie ich gedacht. Die Witterung wird
ein wenig zu frühe rauh. Ich wünschte wenn ich schon unter Weges wäre.
Diese Woche der Anfang, wenn Gott hilft mit künftiger müßen alle
Reiseanstalten zum Aufbruch fertig seyn. Ob von hier oder Dantzig nach Amsterd.
Ich fürchte mich im letzteren Ort aufgehalten zu werden v auf einen Schiffer
lauren zu müßen.
Die Hofmeister haben sich verabredet sich mit mir zugl. hier einzufinden;
v alle als meinem Aeltermann unter ihnen die Ehre ihres Besuchs angethan.
HE Reusch der bey der Gräf. von Fink ist HE. Hoyer und HE. Radke bey
einem HE. von Schlabberndorf in Insterburg. Sein Bruder ist aus Saltzburg
mit einer Summe von 24 000 Thrl. für die hiesigen Emigranten eingekommen
die ihnen ausgezahlt werden sollen. Unsere ganze Stadt hat jetzt numerirteHäuser. Das unsere ist No. 172. in der Altstadt. Radke Schwester hat ein
Paarchen zur Welt gebracht, beyde zu früh v sie ist mit genauer Noth davon
gekommen. Der Diak. Buchholtz hat seine liebe Frau plötzl. an den Pocken
verloren. HE. Trescho kenne noch nicht; ich habe ihn bitten laßen mich zu
besuchen, er ist aber nicht gekommen. Weil ich wuste oder erfahren, daß er keine
Stelle außer Landes annehmen würde; so habe nicht weiter daran gedacht
ihn zu suchen. HE D. Funk hat mir am meisten Höflichkeiten erzeigt, die ich
wegen seiner verbindlichen und rechtschaffenen Begegnungen gegen mich nicht
genung zu erkennen weiß. Heute vor 8 Tagen mit Keller v Hennings bey ihm
gespeist, und sehr vergnügt gebischofft.
Entschuldigen Sie meinen alten Vater, daß er noch nicht geantwortet. Er
ist HE. B. noch eine schuldig; und ist voller Arbeit. Sie werden es nicht so
genau mit ihm nehmen. Sein Herz kennen Sie und das wird an Ihrer Freude
allemal so viel Antheil nehmen als Sie an seinem Leid genommen haben.
Er wird sich aber gewiß selbst entschuldigen. Grüßen Sie Ihr Schätzchen
tausendmal von mir und unserm ganzen Hause. Mein Bruder wird ehstens
selbst schreiben. Vernet ist nicht für Sie gewesen. Mit… werden Sie nicht
mehr auf dem Leiterwagen fahren und umwerfen können. Ich habe sie
bedauert, weil ich ihr gut gewesen. Sie war ein braves rasches Mädchen, die
beste Seele, das verdient hätte von Ihnen parentirt zu werden. Vielleicht
ist es geschehen. Leben Sie wohl. Ich umarme Sie und werde Ihnen
wenigstens noch einmal schreiben. Antworten Sie bald. Für Bernis danke
unterdeßen. Schreiben Sie was er kostet; so können wir hier abrechnen. Ich bin
ewig Ihr ergebener Freund und aufrichtiger
Hamann.Königsb. den 18. Aug. 756. Verschonen Sie mich mit Ihrem Scavant
très renommé. — homme de lettres, s’il Vous plait.Mein lieber Bruder,
Ich habe Dir schon neul. Posttag schreiben und das memoire raisonnémitschicken wollen, es hat nicht angehen können. Und das letztere werdet ihr
schon wenigstens deutsch haben. Ich bin Gott Lob recht gesund und schwärme
den Tag zieml. herum. Vormittags zu Hause oder bey HE. Grafen Fink.
Nachmittags aber sehe mich um; biß gegen Abend die ich mehrentheils für
mich zubringe. Ein Concert hat mich HE. Baro und die größten Hofmusikos
kennen gelernt. Es wird Freytags bey HE. Janitzsch gehalten. HE. Baro ist
auf 8 Tage mein Lehrmeister auf der Laute geworden. Mehr denke nicht daran
zu wenden. Dieser alte Mann der dem Tausche zieml. ähnlich ist im Eigensinn
übertrift er ihn, scheint mir zieml. gewogen worden zu seyn, und ich glaube von
seinen Sachen vielleicht mehr aufweisen zu können als sich andere bisher
rühmen können. HE. Schuster ist Professor bey der Maler Akademie geworden
und logirt in eben dem Hause mit ihm. Er giebt jetzt ein Werk von Kupferstichen
in der schwartzen Kunst aus worinn die größten Künstler unserer Zeit nebst
ihrem Lebenslauf kommen sollen. Er hat mir das erste Probeblatt durch HE.
Dubuisson Kgl. Blumenmahler geschenkt und Benda ist auch jetzt fertig; den
ich auch noch von ihm zu erhalten hoffe. Er hat mich heute besucht; und sich durch
das Tombeau des Weiß sehr einnehmen laßen. HE Kammermusikus Baro ist
auf unsern drollichten sehr übel zu sprechen v hat sich deswegen mit dem Gr. F.
verzürnt der nicht leiden kann daß man seinen Lehrmeister verachtet. Die Stücke
die ich aufgewiesen haben mir und den Meinigen desto mehr Aufmerksamkeit
zugezogen; der Neid selbst hat sie billigen müßen wieder Willen. HErrn
Reichard thue die Versicherung daß ich mein Wort in Ansehung derselben halten
werde sie nicht gemein zu machen. Ich habe eine Hauptstimme von dem
Durantschen Concert die Flöte wo ich nicht irre aber vergeßen und bitte Dich also
mit erster Post sie mir zu überschicken. Ich denke noch immer daß ich
Gelegenheit haben werde mich vielleicht öffentl. damit hören zu laßen. Vergiß es daher
nicht mein lieber Bruder. Wenn Du noch etwas beylegen könntest. Das große
zum Exempel was ich zu Hause gelaßen oder das Schwartzsche nach HE.
Reichards Verbeßerung; oder den Melancholicum den er auf der Laute absetzen
wollen: so wäre es mir um so viel lieber. Ich denke noch 14 Tage wenigstens
hier zu bleiben. Gedruckte Sachen kosten hier weniger auf der Post und die
Music blüht hier unter allen schönen Künsten. Versag mir das Vergnügen
und das Hilfsmittel mich ein wenig zu zeigen nicht, wenn es Dir mögl. ist.
Die Buchladen habe hier alle biß auf des Waysenhauses ihren besucht. Mit den
Franzosen ist nicht auszuhalten. Jasperd ist der verdrüslichste unverschämteste
Kerl auf der Welt. Neaulme hat ein altes holländisches Weib hier, die ich
gestern schön bezogen. Bourdeaux ist noch der einzige mit dem zu handeln.
Klüter hat einen Haufen Kinder, und scheint in schlechten Umständen zu seyn.
Ein Mann der ganz Europa v die Levante mit zum Theil durchstrichen hat.
Ich fand ihn an dem Memoire rais. arbeiten aus Lust und für die lange
übersetzte einen Bogen in der Geschwindigkeit. Gestern komme von ungefehr zu
ihm er will eben taufen laßen und bittet mich mit zum Schmauß. Ich habe
den Abend mit viel Zufriedenheit hingebracht und hatte ein Theil der Nacht
mit angesetzt. Anstatt die Sechswöchnerin im Bett zu finden, saß sie im vollen
Putz und gieng frischer im Hause als die gesundeste Frau herum.
HE. Sahme hat mir heute ein freundschaftl. Billet geschrieben. Ich
habe ihn nicht seit den 2 Abenden gesehen die ich bey meiner Ankunft
mit ihm zugebracht. Der geheimte Rath ist zu Hause und er mit Arbeiten
überhäuft.
Den jungen HE. von Beausobre habe bey Gr. F. gesehen. Er hat die
Correctur der Zeitungen; und außer der Ehre ein Eleve du Roi zu heißen
der ihn hat auf seine Unkosten reisen laßen ist er der Autor der Songes
d’Epicure; die du in Königsb. gesehen. Den ältesten von Krokau habe eben
daselbst gestern gesprochen auch mit einem engl. Sprachmeister M. MountelBekanntschaft gemacht.
den 30 Octobr.Ich bin heute übereilt worden. Werde alles bestellen. Mache Couverts um
diese Briefe und erwarte nächstens mehr. Grüße 1000 mal meinen alten lieben
Vater ich bin mit Deinem Schreiben an HE. B. sehr zufrieden gewesen den
Umstand mit Funk verstehe nicht. Du must Dich selbst hierüber eine Erklärung
ausbitten.à M. H. H. homme de lettres.de Londres ce 14. Janv. 1758.Monsieur,
Il est très naturel de se defier autant d’un homme, qui nous est inconnu,
que de celui que nous ne connoissons que par ses endroits foibles. Je Vous
crois dans le premier cas vis à vis de moi; mais c’est avec mortification, que
je me trouve moi-meme sous des preventions plus fortes à l’egard de Vous.
Neanmoins je Vous suppose
Anglois
, je veux dire, Monsieur, que ce grain
de reflexion, cette touche de sentimens, qu’on pense si essentiels au
caractere de Votre Nation, mes rassurent sur le pas difficile, que je m’en vais
faire. Agreez en retour de me supposer
homme
, tel qui malgré son air sombre
et misanthrope a cultivé cet instinct de l’humanité, qui nous appelle à faire
tout le bien et à empecher tout de mal, que nous pouvons.
Vous prenez un brouillard, que le jour vient de percer, pour une nuit
à couvrir les Secrets de Votre honte et un Mystère d’iniquité – – Vous Vous
amusez – – sur le bord d’un gouffre – – avec un monstre –. Malheur à tout
enfant gaté et ingrat, qui ose jetter une main parricide sur l’Ordre de la
nature, de cette mere sage et bienfaisante, de cette tendre nourrice – – –!
J’ai etudié l’homme, Monsieur; le degré, au quel le coeur humain peut
s’avaler, et la portée, à laquelle il est capable d’atteindre, me remplissent
tour à tour de crainte et d’envie. Cette connoissance a donné à mon esprit
des plis bien serieux. Ajoutez-y quelques revers de mon Sort en Vous
resouvenant de ce qu’un de Vos Genies a dit:
A thinking Soul is punishment enough
But when ’t is great and wretched too;
Then ev’ry Thought draws Blood.
Dryden.
Me voici dans un pays etranger abandonné de toute ressource et de tout
appuy. L’amitié, graces au ciel! je n’ai jamais connu que celle qui est fille
de la Vertu et Soeur d’un vrai Bonheur, cette Amitié a eté la guide et la
compagne de ma première jeunesse. Helas! il m’a fallu encore languir ici
sans ses conseils, sans ses soulagemens, sans ses secours. Je vois perir mon
peu de talens comme une vigne faute d’autre echalassé. Enfin ce
qui fait le comble de mon chagrin j’ai eté forcé, en depit de moi-meme,
de me depayser sur le compte d’un seul – – que j’ai pratiqué ici avec toute
la bonne foi d’un honnete homme et avec toute la delicatesse d’un ami.
J’ai à rougir à present de notre familiarité et je m’en dois faire les reproches
les plus humiliantes. Après m’avoir rendu si souvent le martyr de sa
stupidité et de sa bassesse, la duppe de sa fanfaronnade et de son
effronterie, il s’est lassé lui-meme de
sa
masque, et moi, j’ai eu le degout et le
desespoir de l’attraper dans sa forme reelle. Prenez garde de Vous-meme
et de ce que Vous avez à craindre d’un vilain, qui se vend soi-meme à des
fantaisies les plus monstruenses – – qui fait sans doute un usage digne de
Votre liberalité – – qui Vous a trahi mille fois par son indiscretion et par
ses mensonges – – Croyez un Dieu vengeur des crimes (le Diable meme
sauroit-il croire moins?) croyez-le, dis-je, et tremblez!
Je ne saurois entrer dans aucun detail ni de mes sentimens, ni de mes
decouvertes. Le Ton de cette Lettre Vous apprendra bien aisement, qu’elle
se fonde sur des
preuves
, dont la vuë et l’ouverture Vous feroit peut-etre
glacer. L’accueil, que Vous ferez à celle-ci, reglera mes mesures. Ce n’est
pas une lettre anonyme; la medisance ni le ressentiment n’en sont point
les motifs. Je veux satisfaire et l’homme en question et Vous, si le
contenu de cette lettre Vous jugez le contenu de ces lignes digne de Votre
attention ou le depositaire de quelques faits et papiers, qui Vous
interessent, digne de Votre egard. Ne brouilliez rien, je Vous en supplie; il y a trois
personnes, que Vous devez menager. C’est lui, c’est Vous-meme, c’est moi.
Je finis cettre lettre enveloppée et accablante avec un avis et un
Compliment hardi, dont Hamlet se servoit dans un Situation à peu près egale à
la mienne
Repent what ’s past,
avoid what is to come
And do not sprend
the compost on the weeds
To make them ranker. Forgive me this my Virtue
For in the fatness of these pursy Times
Virtue itself of Vice must pardon beg
Yea, curb
and woo
, to do for
leave to do it good
.
Je suis avec une Consideration infinée.Londres ce 24 Janv. 1758.Monsieur,
Il y a huit jours, que je Vous ai ecrit une lettre, la quelle je trouve à
propos de suppleer par celle-ci, et j’aurai fini avec Vous. Je Vous rends
justice, Monsieur, sur deux points. Dieu! quel embarras, quelle peine de
s’arracher aux furies d’une passion, qui n’auroit pris racine sans avoir
auparavant ecrasé avec une violence barbare et tyrannique, la moindre
etincelle d’une conscience et pour ainsi dire, toutes les Enseignes de notre
Espèce – – Je fremis en m’arretant sur ce sujet et je me sens d’autant plus
de compassion pour Votre situation etat. L’autre point me regarde moi-
meme.Vous etez ou abusésur mon caractere, ou Vous Vous plaisez de le
meprendre à dessein par des soupçons inutiles frivoles. J’ai vecu avec
l’homme en question toujours dans une ignorance entiere de c ses
engagemens avec Vous. Je me pique d’une discretion pointilleuse pour les affaires
de ceux, que je vois sur un pied de familiarité, je me defends meme de
penetrer leurs details. S’ils me jugent digne de leur confidence, je leur paye
mon retour par la chaleur et par la cordialité, avec la quelle j’epouse leurs
interets. Votre indigne
Commilito
se ressouviendra de mon honneteté
envers lui, de ma facilité et de mon ardeur dans les Services, que j’ai eté
en etat de lui rendre. Ainsi l’ingratitude sera plutot de son coté, s’il est
assez lache de m’en accuser. Je lui remettrai son instrument, dont j’ai
toujours refusé le present, et une paire de boutons, qu’il m’a offert une foisdonné en reconnoissance – – à fin d’avoir rien qui me rappelle le Souvenir
d’un Sot, d’un vilain, d’un Scelerat, pour le quel j’ai profané la qualité
d’ami et la dignité d’honnete-homme. Il me faut condescendre à ces
pauvretés-là, parcequ’il m’a entretenu quelque fois de sa generosité, dont il
Vous a comblé p. e. robbe de chambre, precieuse canne d’Espagne. A
l’egard de ces 2 tableaux, dont il Vous a fait present, il a eté assez sincere
de m’avouer, qu’il Vous les offroit pour Vous gagner quelques Guinées,
qu’il vouloit feindre d’avoir payé pour la voiture d’un Coffre. Mais le
coffre et les livres furent à moi et je me suis preté à plusieurs de
ses folies pour menager son imbecillité etpour me le generpas trop par
l’inegalité de nos principes et de nos moeurs. Pendant son voyage de
Bath il s’eleva un bruit entre quelques femmes, qu’il fut entretenu par
Vous et sous des conditions aussi scandaleuses que honteuses; qu’on Vous
avoit epié dans le lit avec lui dans une visite de midi &c. J’en fus petrifié
et je fis tout pour m’eclairir. Vos lettres me dirent la meme chose, sa
dependance de Vous &c. Vous le chargez de l’attendre à 11 heures avant
midi entre les draps &c. enfin je reconnus le meme caractere d’ecriture,
la meme fureur de passion, que ce nigaud m’avoit fait voir au
commencement de notre connoissance dans quelques lettres, qu’il pretendoit
etre ecrites par une fille de qualité, que je connois. Ce n’est pas à Vous,
Monsieur, de juger de ma surprise, de mon indignation et de la rage,
dans la quelle cette decouverte me jetta. Je voulois rompre brusquement
avec lui et eclater; enfin apres une foule de resolutions tumultueuses, je
m’avisai de me decouvrir à lui et dissayer des voies plus douces – –
Il fallut m’emparer d’une elite de vos lettres les plus masquées pour la
conviction de sa mechanceté et les plus convenables à ces dessein importantmon usage – –. I fallut encore renouer avec lui, truover l’opportunité
la plus favorable à cet dessein important – Il s’est apperçu d’un changement
dans ma conduite, it s’en est douté, it s’est rassuré enfin il s’est determiné
avec un aveuglement, avec une bassesse – – Et moi, Monsieur, je me suis
determiné aussi, mais par desespoir de reussir dans mon Heroisme pour
supporter plus longtems et pour sauver ce Monstre amphibie – – Encore
un coup, je suis determiné, mais par desespoir – – C’est pourquoi j’ai pris
le parti de m’adresser à Vous pour ne me passer d’aucun menagement
possible; car il ne s’agit pas seulement de faire le bien mais encore de le
bien faire. Je ne veux que rompre ces chaines de Belial – – c’est la seule
satisfaction, que je me veux permettre à moi meme contre un malhureux
qui est à tous egards au dessous de mon attention et de ma vengeance, qui
me fait pitié sans meriter meme mon mepris. Vos Secrets ont deja eté dans
la bouche de 3 femmes que je connais et à la merci de trois domestiques;
et j’ai des preuves assez authentiques et suffisantes à soutenir leur
temoignage. Ne me provoquez point aux extremités. Je Vous assure sur ma
parole et sur ma foi, que je n’ai aucun autre but de mes demarches, que de
Vous detromper, que de Vous tirer d’une alliance, dont les Suites ne
manqueront jamais de Vous ruiner d’une manière ou d’autre et enfin d’avancer
un divorce par des considerations de Votre honneur et de Votre interet, que
Vous serez assez tot forcé de faire par crainte, par honte ou par des motifs
plus pressans. Je Vous donnerai aurez une preuve de ma sincerité
par dans la remise volontaire de ces les ces lettres qui Vous interessent,
que je ne veux garder ai que jusqu’au moment où je serai convaincu de
Vos resolutions.
Mais parler raison à des ames raccornies, eteintes, mortes à tout
sentiment de nature et de conscience; n’est-ce pas precher, comme St. Antoine,
l’Evangile aux poissons? Pour etre entendu des hommes, il faut les eveillerpar des traiteplus piquans. Donnez le paquet au sens commun, à la morale,
à la religion – – autant en emporte le vent – – – A la bonne heure; en voici
pour la force!
* *Ne soyez point surpris, Monsieur, qu’il m’a montré lui-meme Vos
poulets; il a eu la betise de me faire lire une lettre, ecrite de sa propre main d’un
pretendu Baron de – – – à son frere – – – qui a couru le monde sous la
qualité d’un menetrier. Personne ne sauroit etre Je n’ai jamais eté la
duppe de cette forgerie grossiere; car les sentimens de cette lettre
respiroient trop la roture et so le style ressembloit trop au baragouin ou
Pedlar-French due vrai son auteur veritable pour le meconnoitre.
Ce n’est pas peut etre le defaut de son education, qu’il ne sache epeler la
langue de son pays; ni non plus le defaut de la bonne compagnie, qui m’a
juré d’avoir vu à Paris qu’il n’en ait pris ni le ton ni les manières.
On m’a fait un conte assez plaisant de sa Tabatière garnie du portrait
d’un homme qu’il qualifie de son Pere – – Pendant que Vous encensez son
petit idole en miniature, par des soupirs, par des larmes, par des caresses
idolatres, dans des agonies voluptueuses pour l’absence de l’original – –
l’ingrat se joue de Votre Copie en chargeant son crime par l’idée d’inceste –
à Dieu ne plaise que Vous fussiez et son
quod dicere nolo
.
Je ne connais à Mr. le Baron de – – – aucun autre Parent en Angleterre
qu’un Cousin très proche en vertu de
Cocuage
. Ce Cousin dont Vous n’avez
rien peut-etre entendu jusqu’à present, est l’infortuné Chevalier – – – le
Cadet, qui a eté disgracié et cassé cassé de la manière la plus criante malgre
l’universalité de ses talens, l’unanimité de coeur et d’esprit et les services
signalisés, qu’il lui a rendu en Camerade, en Favori, en valet de chambre,
en Cuisinier, en Maquereau, en Ministre d’industrie… Oui, Monsieur, en
Ministre d’industrie. En voici une preuve qui Vous fera juger que ce
garçon honnete avoit un genie fertile en ressources de Finance – Mr. le
Baron a un Banquier à Londres, qui reçoit les revenues de ses terres, qu’il
m’a decrit tant de fois comme l’homme le plus heteroclite, le Diable le plus
anglois, qui il l’a fait peter si souvent contre tout ce pays, et qu’il a eté
obligé d’attraper toujours par des ruses, des tours d’adresse. Son fidele
Ecuyer fut l’inventeur de celui-ci. Il fallut feindre une perte accidentelle
de l’argent, qui lui avoit eté remis, pour rendre ce mensonge probable il en
fallut publier un avis dans les Gazettes et accorder une recompense
raisonnable au trouveur d’une bourse qu’il n’avoit jamais perdu pour avoir plus
d’argent à perdre. Car je connais Mr. le Baron comme excellent Chymiste
de ses gages.
Sur le fait d’alliance du Baron avec le dit Chevalier it ne vaut pas la
peine de m’expliquer. Le principe de Charité est communicatif; il employe
une partie de celle, qui le fait vivre lui-meme, pour entretenir… J’ai eté
bien surpris, il est vrai de son aveuglement et de son insensibilité dans une
matiere ordinairement assez delicate; je fus meme assez bete de prendre
plus vivement part de que lui-meme de son affront et de son malheur:
mais à present je reconnais toutes les choses dans leur ordre et dans leur vrai
jour. – – Le Public sera peut – etre bien aise de se rejouir de la
Caricature et des Anecdotes d’un homme si extraordinaire, si unique, si
merveilleux. Il est dommage, qu’un merite si superieur soit enseveli dans
l’obscurité. Non, il est digne d’etre affiché aux femmes publiques en taurreau
banal et aux courtisans de S… et G… en che… d’homme.
Je ne Vous ecrirai plus, Monsieur. J’ai ajouté le Comique au ton serieux.
Prenez Vos resolutions – – – Je m’en lave les mains et suis Votre
très humble serviteur.S. T.
Voici Votre lut, dontu quel j’ai toujours refusé le present don; Vos
boucles, que Vous m’avez offert d’une maniere si gauche, qui me les a fait
toujours dedaigner, et que je les j’ai presenté par cette raison plusieurs
fois à Votre fille Dulcinée; et un livre, qui n’a jamais eu une place entre
les miens – –
Je Vous ai rendu justice dans les deux lettres, que j’ai ecrit sur Votre
sujet. La derniere visite, que Vous m’avez payé avec quelques Shelings
avant-hier, à mis le sceau à l’idée, que j’ai donné de Vous. Je suis degouté
de m’entrenir plus longtems avec Vos folies; je m’en suis servi comme un
malade prend Opium pour etourdir un mal plus cuisant – – Il n’auroit pas
valu la peine de venir me voir; je suis assez convaincu, que Vous etes un
imbecille, pour m’en donner encore des preuves. C’est avec le meme sang
froid, que se peux m’ entendre d’un Prince m’appeller
fou
d’un prince,
que et
chien de Francois
d’un galant homme, qui me rencontre à la ruë.
Un bon-mot, dont on fait une femme la depositaire, n’est pas un secret
assez digne d’etre relevé; mais Votre foiblesse d’esprit Vous fait
manquer toujours Votre le but. Pour le languages des Halles, dont Vous Vous
etes prevalu contre moi, c’est un defaut de moeurs, qui est trop
particulier à la Canaille, ce ne sont que les lieux communs des coquins. Je
ni debaucherai jamais ma bouche comme Vous, pour la rendre l’Echo
de Vos injures et des bassesses, dont ne Vous ne savez meme rougir.
Vous savez entendez ce que je pouvois mettre en parallele de vos diners‥
Mes bagatelles emporteroient peutetre la balance sur les votres. Ce fut
pour Vous ranger, pour mettre Votre belle à l’abri des poursuites de
Cadet, que je poursuivois ce garçon-la. Ce fut à l’egard de Vous que je
fus mal aise de n’etre point satisfait – – Je Vous fis un rapport de cette
affaire, au lieu de m’etre obligé pour ma bonne intention, Vous m’
ecrites la lettre la plus stupide, la plus grossière. Cela me piqua, je Vous
repondis dans un ton ironique. Je me recommendoisà Votre Protection,
que Vous m’aviez promis pour me vanger d’un malheureux, qui ne
me regardoit point du tout, et que j’aurois dedaigné negligé sans
Votre egard. Pour Vous parler sans figure, je Vous ai fait plusieurs
amitiés, dont Vous n’avez jamais rien compris et qu’on ne sauroit
comprendre sans avoir un coeur fait pour les sentir.
He’s for a Jig or
tale of Bawdry, or he sleeps
. Laissez Vous expliquer ce motto par
Votre fille; parceque’il renferme les bornes de Votre esprit et de Votre
jugement. Je me respecte trop moi-meme pour entrer dans un detail de
toutes les vilainies, que Vous avez craché l’autre jour dans un chambre chez
moi, avec cet air, avec une cette contenance pitoyable, qui ne convient
qu’à des ecoliers, qui bravent la verge de leurs fessiers. Ce n’est pas mon
sang, mais mes principes, qui me rendent poltron; mais je Vous connnois tel
par temperament par flegme d’ame par lacheté de coeur – – En cas de
convenance je saurois manier une chasse – moucheou un fleau correctif
mieux, que jamais aucun Baron de Pournoaille les armes de sa noblesse.
J’ai e n’ai point abusé de Vos pris garde de n’abuser point Vos
confidences. Pour celle de Vos tableauxj’ayai eté forcé parce que je
Vous ai toujours soupçonné d’avoir fait croir. Mr. Shist que Vous
m’aviez donné ce coffre et ces livres, qu’il a vuschez Vous. Je Vouspourrois Vous satisfaire sur tout le reste de ma conduite envers Vous – –
mais je ne veux perdre ni mon tems ni ma peine. Ce seroitdu Grecpour
Vous. Vous comprenez à present la verité de ce que je Vous ai dit tant
de fois; que Vous n’aurez jamais un vrai ami, parceque Vous n’en etes
pas indignede n’avoir. Un honnete homme risque beaucoup avec un
villain; mais vous voyez que celui-ci a encore plus à craindre d’un
homme de probité. Je defie à présent tout Votre esprit d’intrigue; c’est
à dire, toute Votre insolence de mentir, de medire, de tromper – car ce
sont les seules armes, dont Vous pouvez Vous servir contre moi. Je
m’en suis moqué, etant Votre ami; j’ose à l’heure qu’il est en rire touthautement sous Votre barbe.
Mais voici les dernieres epreuves de mon bon-vouloir que je Vous
porte. Profitez en, s’il Vous plait. Vous ne savez Vous pas, combien je
serois en etat de Vous nuire, mais il faut que Vous sachiez aussi;
combien peu je suis enclin à le faire – – J’ai des ressources, dont ne Vous ne
Vous doutez point – – Ne Vous perdez point Vous meme par Votre
indiscretion, par Votre folie et par Votre mechanceté. Un coeur corrompu
et mechant comme le Votre manque toujours de lumieres pour voir ses
interets.
Communiquez la lecture de cette lettre à celui qui Vous a fait lire les
siennes. Je m’en vais faire les honneurs du jour qu’on fete ici – – Helas.
Je Vous abandonne à Votre honte, à Vos remords, à Vos reproches,
à la vengeance du Ciel et de la Nature – – Que je Vous plainds. Si Vous
n’en sentez rien; tant pis pour Vous. Je suis Votre trés sincere Serviteur.
ce 24. Janv.Mein Herzenslieber Bruder,
Mit Mutter Händen leitet er die Seinen stetig hin und her. Gebt unserm
Gott die Ehre. Gott erzeigt Dir viel Gnade, und ein größer Glück wird Dir
angebothen, als du hattest erwarten können. Danke ihn von Herzen und
nimm es nicht an, als biß Du Dich seinem Willen ganz gewiedmet hast und
Dir Seinen Beystand von oben dazu versprechen kannst. Wenn es sein Wille
ist, und Dein Ernst Dich demselben zu ergeben, so wird Dir alles gewährt
werden, ja selbst das was uns entgeht, dient denn zu unserm Besten. Wir
müßen als Sünder Gott bitten, als unwürdige und dürftige; nicht als
Geschöpfe, sondern als Erlöste. Gott will uns nicht anders hören, annehmen,
und erkennen als in seinem Sohn. Ohne den ist unser Gebeth ein Abscheu,
und alles Gute, das wir thun und ihm vorsetzen nicht beßer als das Brodt,
das er den Propheten Ezechiel zu eßen befahl; Speise mit unserm Unflath
gebacken. Ich schreibe Dir nicht als ein Schwärmer, nicht als ein Pharisäer,
sondern als ein Bruder, der Dich nicht eher hat lieben können, solange er
Gott nicht erkannte und liebte; der Dich aber jetzt von ganzen Herzen wohl
will, und seit dem er beten gelernt hat, nicht vergeßen auch für Dich zu bitten.
Alle Zärtlichkeiten des Bluts, der Natur sind leere Schaalen, die denen nichts
helfen, die wir lieben. Wir können unserm Nächsten nicht anders als Schaden
thun und sind wißende und unwißende Feinde deßelben. Durch Gott allein
liebt unser Herz die Brüder, durch ihn allein sind wir reich gegen sie. Ohne
Jesum zu kennen, sind wir nicht weiter gekommen, als die Heyden. In dem
würdigen Namen, nach dem wir Christen heißen, wie der Apostel Jakobus
sagt, vereinigen sich alle Wunder, Geheimniße und Werke des Glaubens und
der wahren Religion. Dieser würdige Name, nach dem wir genannt sind, ist
der einzige Schlüßel der Erkenntnis, der Himmel und Hölle, die Höhen und
Abgründe des Menschlichen Herzens eröfnet. Ließ das herrliche Lied:
Beschränkt Ihr Weisen dieser Welt p mit wiederkäuen, und laß Dir den Ton
meiner Briefe nicht anstößig seyn. Du wirst mich als keinen Kalmäuser
antreffen, wenn ich die Freude haben sollte Dich zu sehen. Ich lebe jetzt mit Lust
und leichten Herzen auf der Welt und weiß daß die Gottseeligkeit die
Verheißung dieses und des zukünfftigen Lebens hat und zu allen Dingen nützlich ist.
Seit dem ich Gottes Wort als die Artzeney, als den Wein, der allein unser
Herz fröhlich machen kann und unser Gesicht glänzend von Oel, als das
Brodt, das das Herz des Menschen stärkt kennen gelernt habe, bin ich weder
ein Menschenfeind, noch hypochondrisch, noch ein Ankläger meiner Brüder,
noch ein Ismael der Göttlichen Regierung mehr. Das Böse auf der Welt,
das mir sonst ein Aergernis war, ist jetzt in meinen Augen ein Meisterstück der
Göttl. Weisheit; und der Befehl des Erlösers: Wiedersteht dem Bösen nicht,
ein Kleinod der Göttl. und Christlichen Sittenlehre. – – Mit Deiner Antwort,
welche die Ehre gehabt dem hiesigen Magistrat zu gefallen, bin daher auch
zufrieden biß auf die kritischen Züge, die Dir darinn entfahren. Unterdrücke
dergl. Einfälle so viel möglich. Du weist wie sehr ich an der Läusesucht des
satyrischen Witzes siech gelegen.
Wenn es Gottes Wille ist Dich hier zu haben, so beschleunige Deine Abreise
so viel wie möglich. Sende alle Deine Bücher lieber mit einem Schiffer ab,
um so leicht als möglich zu Lande zu gehen. Bringe meine 2 Lauten mit, ich
hoffe, daß aus Lübeck die zerbrochene mit meinen Büchern angekommen; wo
nicht, würdest Du mich verbinden um selbige zu schreiben. Ich denke es
gleichfalls zu thun. Die Postküßen die ich dort gelaßen um selbige überzuschicken,
gehören HErrn Hennings, deßen Bruder oder Freunden Du selbige einliefern
kannst. Bringe Dir Eßigs Historie, mein lieber Bruder durchschoßen und
unbeschnitten mit. Erkundige Dich, ob Marschalls Evangelisches Geheimnis der
Heiligung ins Deutsche übersetzt, und schaffe Dir dies Buch an. Es ist schon
im vorigen Jahrhundert im Engl. ausgekommen. Siehe Herveys Urtheil
im 2 oder 3. Theil des Aspasio um Dich zur Lesung deßelben aufzumuntern.
Falls es nicht übersetzt, will so ich mit Gottes Hülfe diese Arbeit thun oder
Dir überlaßen. Bringe von Schrifften und Musikalien so viel mit als Du
kannst. Wenn Dir unser liebe Vater Luthers Schrifften überlaßen will, so
laße diesen Schatz nicht zurück. Zu Schiff wird die Fracht wenig kosten.
Gott lenke alles nach Seinem Gnädigen Willen. HE. Pastor Gericke der
Vater freut sich sehr über Deine Wahl, und ich – – ich – – ich, mein lieber
Bruder, ich denke von Dir beßer als mir Selbst und zweifele nicht, daß Gott
viel Gutes, recht sehr viel Gutes zum Besten Seines Hauses und seiner
Heerden, sie mögen in Cammern oder Schaffen bestehen, im Sinn hat durch
Deine Hand auszurichten und selbige dazu stärken wird. Wie froh bin ich über
die Gnade gewesen, die mir Gott durch Dein Glück und Gegenwart so
unvermuthet bereitet hat. Ich erschrock als ich von Deiner Ueberkunfft hörte,
weil ich glaubte, daß ein gleicher Sinn mit dem meinigen Dich hiezu antriebe
– – und ich unsern alten lieben Vater nicht gern verlaßen wißen wollte. Als
ich aber die Umstände erfuhr, war ich desto angenehmer entzückt. Ich umarme
Dich herzlich und empfehle Dich der Gnädigen Obhut unsers himmlischen
Vaters und unsers liebreichen Erlösers, der Seinen guten Geist reichlich über
Dich ausgüßen und Dich mit allen Tugenden deßelben salben wolle. Amen.
Ich ersterbe Dein treuer Bruder.
Johann George.Berenshoff, den 25. August 1758.Geliebtester Freund,Der Ort aus dem ich schreibe läßt Sie leicht erachten, mit wie wenig Muße
es geschehen kann. Der erste Zug den ich im Vergnügen des Landlebens in
Grünhof gethan, hat mir geschmeckt – – wünschen Sie mir, daß ich den Rausch
wenigstens gut ausschlafen möge, und daß alles gut bekomme, worinn man
hier viel thut. Der Winter wird lang genung seyn um das Andenken des
Sommers auszuwittern. Es wird durch den Bedienten ein stark Paquet von
Briefen an mich gekommen seyn, daß ich sehr zu lesen nöthig habe um zur
rechten Zeit darauf antworten zu können. Sie werden mir daher mit
ehster
und
erster
Post zurückschicken, weil mir viel daran gelegen.
Ich habe kaum Zeit Ihnen für alle Merkmale der Freundschafft Dank zu
sagen. Sie verlangen keinen Aufsatz von Artigkeiten, die man sich in solchen
Fällen einander sagt. Entschuldigen Sie mir meinen Fehler in Ansehung Ihres
lieben Barons, dem ich alle Zärtlichkeiten und Erkenntlichkeiten mit dem
besten und ergebensten Herzen durch Ihre Hand zum voraus ankündige, biß
ich im stande seyn werde meiner Schuldigkeit und Versprechen gemäß selbst
an Sie zu schreiben.
Herr Bruder ist vor einer Stunde hier angekommen – – Er läßt Sie grüßen.
Ich habe an meinen geschrieben spornstreichs, wie Sie sehen. Vielleicht wird
ihn Herr Doctor nach Riga begleiten, der mich alleine reisen laßen mußte.
Umarmen Sie meinen treuen Freund Baßa von mir; ich werde mit
ersten so bald ich in Riga ankomme bey Dumpen bestellen. Ersetzen Sie alles
in Gedanken, was in diesem Briefe vergeßen worden. Ich bin mit der
aufrichtigsten Hochachtung Dero
ergebenster Freund.Hamann.Schicken Sie doch mit ersten das Buch der beyden Siegeslieder oder die
Abschriften davon mir über. Der älteste HE. Baron würde Ihnen und mir zu
Gefallen eine Schreibstunde daraus machen. Leben Sie wohl.
àMonsieur /Monsieur Lindner/ Gouverneur de Mrs. les / Barons de
Witten / à Grunhoff par Mitow.Geliebtester Freund,
Ich komme eben von unserm Hofe ein und erhalte das Paquet von Briefen
worauf ich gewartet. Es ist vorige Post liegen geblieben, weil s Sie keine
addresse darauf gemacht. Inskünfftige werden Sie mich homme de lettresnennen und abzugeben bey HErrn Carl B. Ich bin voller Unruhe – – und
etwas hypochondrisch. Sie werden mir daher mein Geschmier
entschuldigen; weil ich überdies wieder auszugehen gedenke. Unordnung in meiner
Lebensart und diese ewige Peiniger – – Menschenfurcht und Menschengefälligkeit.
Artzt hilff Dir Selber werden Sie sagen. Ich kenne meine Krankheit und
meinen Artzt; und will zu seinen Recepten wieder Zuflucht nehmen.
Studieren Sie noch so grimmig? Liebster Freund. Schonen Sie Ihren Leib und
sichten Sie meine Schwärmerey. Gehen Sie um Gottes Willen zu Ihrem
Beruf zurück, und werden Sie selbigem nicht untreu. Ich kann jetzt anders
nichts als Hirtenbriefe schreiben. Falls Sie das Paquet gelesen haben, was
Sie aus Uebereilung erbrochen, werden Sie Ihre Lust gehabt haben mich so
von einem Freunde gehetzt zu sehen. Ich wünschte wenn Sie es gethan
hätten. Ich bin selbst einmahl in eben den unschuldigen Fehler gefallen, daß ich
die Möglichkeit deßelben weiß. Sie würden keine Geheimniße darinnen
angetroffen haben, die ich Ihnen nicht Selbst laut vorlesen wollte.
Laßen Sie sich den Briefwechsel mit den jungen Barons keine Qvaal noch
Arbeit seyn. Sie mögen schreiben was Sie wollen, so ist es gut für mich, und
ich will Sie bald gewöhnen mit meinen Briefen gleichfalls fürlieb zu nehmen,
wenn und wie sie kommen. Die Fr Gräfin v der Herr General werden keine
Schreiben von mir erwarten – – falls – – werden Sie mich im Vorbeygehen
zu entschuldigen wißen. Ich müste nichts als Complimente schreiben – –
und die kann ich nicht, habe auch nicht nöthig solch Schaarwerk zu thun. Den
jungen Herrn werden Sie ein wenig die Uebersetzung und die Worte meines
Briefes ein wenig in den Mund zu drehen und zu erheben suchen. Es fällt
einigen Leuten so schwer Empfindungen zu verstehen als andern Worte ohne
Sinn zusammen zu schreiben. Ich werde jetzt zu Herrn Bruder gehen um zu
hören ob was von meinem Bruder angekommen. Ich habe nichts vor mich
gefunden, so gewiß ich mir auch darauf staat machte.
Weil Sie und B. Freunde sind, so werde ich mir denselben immer als Ihren
Schatten vorstellen und daher meine Briefe an ihn in Ihren einrücken. Sein
Geld habe eben abgezahlt und soll heute oder mit ersten gewiß bestellt
werden an die Dumpin. Bitten Sie ihn, daß er jetzt mehr Ursache als jemals hat
dem Rath, den ich ihm gegeben, buchstäblich zu folgen. Um ihn daran zu
erinnern, will ich ihn wiederholen – – Gott zu vertrauen, mit dem
Gegenwärtigen zufrieden und dankbar dafür zu seyn, ohne Murren alles zu ertragen
und nicht ein Haar breit von den Pflichten der Treue und der Stimme seines
Gewißens und Herzens abzuweichen. Falls eine Veränderung in seinen
Umständen geschehen sollte, für nichts zu sorgen. Falls ihn Gott austreiben will,
ist Stelle und Brodt für ihn fertig. Das zehnte Geboth muß uns ehrwürdiger
als Jonathans Seele seyn. Der Apfel, die reife Frucht, die abfällt, soll uns
hier recht gut schmecken. Das Reiß muß erst dort abgehauen werden, ehe wir
uns unterstehen müßen aufzunehmen, uns es zuzueignen und in uns. Garten
einzupropfen. Der Stein muß erst von jenen Bauleuten verworfen werden,
ehe er als ein Eckstein in unserm Gebäude gebraucht werden kann. Ich würde
das Herz nicht haben so viel zu sagen, wenn ich nicht wüste, daß diese
Offenherzigkeit ihn jetzt ungedultiger machen wird seine Feßeln mit Gewalt zu
zerbrechen oder durch Künste abzufeilen. Falls er dies misbrauchen will,
muß er wißen, daß er sich gewärtig halte mich als einen Lügner zu finden.
Sapienti sat.Ich möchte ihn sehr gern mit einer Commission beschweren, die niemand so
gut als er für mich bestellen kann. Mein lieber Wirth ist ein großer Liebhaber
von Wild, er wird so gut seyn, wenn er was gutes für mich aufkaufen kann
und eine Gelegenheit dazu ist, mir solches zuschicken. Das Geld dafür soll
gleich übermacht werden. Er wird wenigstens sich darüber erklären, ob er es
kann und will thun ohne gar zu große Unbeqvemlichkeit. Melden Sie mir
seine Herzens Meynung darüber.
Grüßen Sie das Pastorath, das Alte und Neue, aufs ergebenste von mir
mit einem wiederhohlten Dank für alle daselbst erzeigte und genoßene
Höflichkeiten. Ich höre auf, weil ich weder Materie noch Zeit mehr übrig habe zu
schreiben. Sie werden es eben so machen. Lieben Sie mich trotz aller meiner
Fehler; desto mehr Verdienst und Dank für Ihre Freundschafft von
demjenigen, der sich von Grund des Herzens nennt Ihren aufrichtigen und
verpflichtesten Diener und Freund.
Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Gouverneur des Messieurs / les jeunes
Barons de Witten / à / Grunhoff. / par faveur.Mein Gütiger Herr Baron,
Ich habe alle Tage an Sie geschrieben, weil es aber nicht mit der Feder in
der Hand geschehen, so ist nichts auf Papier, und folglich eben so wenig
Ihnen zu Händen gekommen. Darüber erhielte Ihren schmeichelhafften Brief
mit letzterer Post, worinn Sie meinen Bedingungen unterzeichnet haben.
In dem Gewühl von Gegenständen, die sich zur Unterhaltung unsers
abgeredeten Briefwechsels anbothen, ist mir die Wahl schwer geworden. Wir
wollen das Faß erst wo anzapfen; wenn die erste Probe ein wenig trübe
aussieht, so wird es bald klarer laufen.
Es fiel mir unter andern ein, Ihnen einige Gedanken über den Beruff
eines kurländischen Edelmanns mitzutheilen. Da ich aber im Begriff war mir
selbige abzufragen; so fühlte ich mich zu schwach mich an diese Materie zu
wagen. Die Sache selbst schien mir doch einer Aufmerksamkeit und
Untersuchung würdig zu seyn. Helfen Sie mir die Zweifel auflösen, die ich mir
selbst gegen meine Aufgabe machte.
Kann man dem Edelmann wohl einen Beruf zuschreiben, oder paßet sich
dieser Begriff bloß auf den Bauren, oder Handwerker, oder Gelehrten? Um
hierauf zu antworten, müßen wir uns einander erklären, was wir durch den
Beruff verstehen. Ist dies ausgemacht, daß der Edelmann einen Beruff hat,
der ihn von andern Ständen und gesellschafftlichen Ordnungen unterscheidt,
und zu einer besondern Art derselben macht und bestimmt; so wollen wir
unsere Neugierde weiter treiben, biß wir finden, worinn denn der Beruf
eines Edelmanns bestehe?
Jetzt würden wir einen guten Weg zu unserm Ziel zurückgelegt haben.
Meine Gelehrigkeit, meine Freude Ihnen nachzugehen wird Sie aufmuntern
sich die andere Hälfte Ihrer Arbeit nicht verdrüßen zu laßen. Sie werden
einige Hauptzüge entwerfen, wodurch sich der Adel Ihres Vaterlandes von
dem Bilde eines Edelmanns überhaupt und den Kennzeichen besonderer
Völker und Staaten unterscheidet. Hier würden Sie einige historische
Nachrichten und politische Beobachtungen nöthig haben, die Sie aus der besten
Bibliothek nicht so geschwinde sammlen würden, als die Belesenheit Ihres
würdigen Hofmeisters sie Ihnen im Vorbeygehen anbieten wird.
Nun würden Sie meinen Vorwitz, Lieber Herr Baron, so weit gegängelt
haben, daß wir das Augenmerk deßelben erreicht haben. Sie würden aus den
vorangeschickten Sätzen im stande seyn meiner Anfrage ein ziemlich
hinlänglich Genüge zu thun, und mir Ihren Sinn über den Beruff eines
kurländischen Edelmanns erklären können.
Hier haben Sie den Zuschnitt zu einer Reyhe von Briefen, die ich von Ihnen
erwarte: Sie werden über den Innhalt eines jeden, den Sie mir schreiben
wollen, eine kleine Unterredung mit Ihrem Herrn Hofmeister anstellen und
seine Begriffe mit Ihrem eigenen Nachdenken zu Hülfe nehmen. Es wird aber
Ihre eigene Arbeit seyn selbige aufzusetzen und auf eine deutliche Art in
Worten auszudrücken: Aufmerksamkeit und Ordnung in Ihren Gedanken wird
sich wenigstens durch einen natürlichen Verstand desjenigen, was wir sagen
wollen und eine gehörige Rechtschreibung der Wörter zeigen.
Sie sehen, wie der Satz, über den wir beyde unsern Kopf und unsere Feder
ein wenig üben wollen, die Frage ist: Worinn der Beruff eines kurländischen
Edelmannes bestehe? Diese läst sich ohne Mühe in gewiße Theile spalten,
absondern, und stückweise ansehen. 1. Was ist ein Beruff. 2. Was ist der
Beruff eines Edelmanns. 3. Was ist ein kurländischer Edelmann. 4 Was ist der
Beruff deßelben?? Die ganze Kunst zu denken besteht in der Geschicklichkeit
unsere Begriffe zergliedern und zusammensetzen zu können. Das beste
Uebungsmittel unserer Vernunfft besteht darinn, Schule in sich selbst zu halten. Die
Fertigkeit zu fragen und zu antworten ertheilt uns das Geschick eines
Lehrers und ernährt zugleich die Demuth eines Schülers in uns. Der weiseste
Bildhauer und Meister der Griechischen Jugend, der die Stimme des Orakels
für sich hatte, frug wie ein unwißendes Kind, und seine Schüler waren
dadurch im stande wie Philosophen zu antworten ja Sitten zu predigen, ihm
und sich selbst.
Sie werden sich keine Gebirge von Schwierigkeiten in der Uebung
vorstellen, die ich Ihnen aufgebe. Muth und Gedult gehören zu den Schularbeiten,
und durch diese werden jene reif, wenn sie zu Kriegs-exercitiis und Feldzügen
einmal da seyn sollen. Liuius wird Ihnen erzählt haben, womit Hannibal
die Alpen schmeltzte. Die Gedult ist eine Tugend, die uns sauer zu stehen
kommt; und aus mislungenen Versuchen entsteht wie der Eßig aus
umgeschlagenen Getränken. Die Tapferkeit selbst ist nichts als die Blüthe der
Gedult. Haben Sie welche mit meinem Briefe, der die Geschwäzigkeit eines Alten
nicht uneben nachahmt. Ich werde zu diesem Charakter keine Maske nöthig haben.
Nach meiner unterthänigsten Empfehlung an Dero Gnädige Eltern, die
ich mit den herzlichsten Wünschen alles hohen Wohlseyns begleite, verharre
mit der aufrichtigsten Neigung Ew. Hochwohlgebornen ergebenster Diener
und Freund.
Riga. den 15. Septembr. 1758.Hamann.Mein lieber Baron,
Fahren Sie fort in Ihrer Denkungsart; und laßen Sie sich zum voraus zu
Ihrem künfftigen Wachsthum Glück wünschen. Ein ehrlicher Mann sey Ihnen
immer schätzbar! Hören Sie ihn gern, so rauh auch seine Stimme, so
gerädert auch seine Aussprache seyn mag. Der Nutzen, den Sie von seiner
Rechtschaffenheit ziehen können, ist ganz der Ihrige. Wer Schmeichler zu entbehren
weiß, ist werth Freunde zu haben. Ein einziger überwiegt die Schätze Indiens.
„Wo liegt Indien?“ Wird Ihnen der Herr Hofmeister fragen. Sagen Sie
nur auf meine Verantwortung:
„In der alten und neuen Welt.“
Der Herr Bruder traut mir entweder viel Faulheit oder seinen fähigen
Kopf zu; daß er mir schon wieder vorschlägt bald zu Ihnen zu kommen. Ich
denke jetzt mit Gottes Hülfe recht fleißig zu seyn; und Sie würden eben so
verdrüslich seyn aussehen in Ihrem Eyfer auf das Latein und die Historie
gestört zu werden. Unsere Abrede, mein lieber Herr Baron, war uns nicht
einander eher zu sehen, biß wir beyde einige Prüfetage ohne wechselsweiser
Furcht und Schaam auszuhalten im stande sind. Ich traue Ihrem Wort
ohne eine Handschrifft darüber zu fordern.
Ich Endesunterschriebener – – – – – Unter uns! sub rosa – Dies würde
eben so poßierlich klingen, als es in das Gesicht fällt ohne Augenmaas eine
Seite im Briefe einige Zeilen höher und oder tiefer als die
gegenüberstehende anzufangen.
Ihr Brief, mein kleiner Herr Baron, ist so ordentlich regelmäßig und rein
geschrieben, daß ich mich schäme meinen eigenen dagegen zu halten. Ich
schreibe mit meinen dunkeln Augen bey Licht, und zwar noch ohne Brille,
weil ich mir durch ihren Druck nicht meinen Sinn des Geruchs schwächen will.
Wie würde ich dies gegen die Blumen und den Wein verantworten können?
Vermelden Sie meinen unterthänigsten Respect an der Gnädigen Frau
ReichsGräfin und des Herrn GeneralenExcell. Excell. und sagen Sie die
verbindlichste Grüße der Fräulein Schwester wie auch Ihrem kleinen
Chevalier in meinem Namen vor. Ich bin mit einer wahren Neigung Dero
ergebener Diener und Freund.
Riga den 15. Sept: 1758.Hamann.Hochwohlgeborner Herr,
Gütiger Herr Baron,
Ich werde Sie in diesem Briefe mit der Nachricht eines berühmten Streites
unterhalten, der vor ein paar Jahren in Frankreich über die Frage entstand:
ob der französische Adel eines Berufs zum Handel fähig wäre? Ein gewißer
Abt Coyer, der Verfaßer einiger moralischer Tändeleyen, gab eine Schrift
heraus, die den Titel führte: La noblesse commerçante. Hier sind die
Hauptbegriffe derselben.
Der Adel in Frankreich hat das Vorurtheil, daß nur zwey Stände mit der
Ehre deßelben bestehen können. Miles aut Clerus, sind die gebahnte Wege um
sein Glück zu machen, wie es öfters die letzten Entschlüßungen der
Verzweifelung sind. Diese beyden Stände, welche eigentlich auf Unkosten des Staats
leben, und von den Reichthümern deßelben unterhalten werden müßen,
haben nicht Stellen genung in Verhältnis des ganzen Adels überhaupt – –
und des dürftigen unter demselben besonders. Ein Ueberwuchs dieser beyden
Äste entvölkert ein Land, und erschöpft die öffentlichen Einkünffte
deßelben. Man vergleiche hingegen den großen Einfluß des Kaufhandels in die
Stärke, in das Glück und den Ruhm einer solchen Monarchie, als Frankreich
seiner Lage an der See, seines fruchtbaren Bodens, seines Umfanges, seines
Interesse nach mit den Nachbaren deßelben ist: so wird die Ehre, die Macht,
der Glantz und Ueberfluß, die durch den Handel dieser Monarchie
zuwachsen müßen, die Begriffe und Triebe der Ehre in ihrem Adel beßer
bestimmen. Hat der Umfang zweener Meere, deren Wellen an euren Ufern
brüllen, nicht mehr Gefahren um euren Muth zu üben als das größte
Schlachtfeld? Hat die Ruhe, womit ein nützlicher Kaufmann Unternehmungen und
Unterhandlungen zwischen den Bedürfnißen ganzer Familien, Städte und
Nationen entwirft, und seinen Gewinn dabey berechnet, nicht mehr Reitz
als die unfruchtbare Muße und die vom Aberglauben öffters erbettelte
Ueppigkeit eines Klosterlebens? Ist es nicht mehr Ehre und Lust die
Wirtschafft und den Nutzen großer Waarenläger und Capitalien zu zeigen, und ist
es nicht Baurenstoltz eure Ahnen, eure verwünschte Schlößer dem Verdienst
und der reinlichen Pracht eines Handelsmannes entgegenzusetzen, wenn ihr
euch nicht schämt selbst euer Vieh und Erndte zu Markt zu führen? Seht den
Adel in England an, fährt der Herr Coyer fort, der Bruder eines
Abgesandten an unserm Hofe lernte zu gleicher in Amsterdam aus. Die Geschichte und
die tägliche Erfahrung, Klugheit und Noth, die Ehre eures Adels und die
Unmöglichkeit denselben ohne Mittel zu behaupten, das Vaterland und eure
häusliche Umstände rücken dem franzosischen Adel die Thorheit und den
Schaden seines Vorurtheils gegen den Handel vor.
Der Verfaßer dieser Schrift, von deßen Gründen und Denkungsart ich
Ihnen hier eine kleine Probe mitgetheilt, machte so viel Aufsehen, daß er sich
genöthigt sahe im vorigen Jahr ein Developpement et Defense du Systeme
de Noblesse Commerçante in zwey Theilen herauszugeben, die mir noch nicht
zu Händen gekommen.
Unter der Menge von Abhandlungen, zu denen gegenwärtige Anlaß
gegeben, will ich nur 3 anführen. La noblesse militaire ou le patriote francois;die Aufschrift erklärt den Innhalt. Sie hat die Fehler und den Eckel der
Declamation; und ihres Verfaßers unwürdig, wenn es der Chevalier
d’Arc seyn sollte, deßen Lettres d’Osman ich Ihrer künftigen Neigung zu
lesen so wohl als Ihrem Geschmack empfehlen möchte. Die zweyte ist la
noblesse oisive – – von der ich Ihnen nichts zu sagen weiß. Die letzte heißt:
la noblesse commerçable ou Ubiquiste, worinn der Einfall, den Adel selbst
zu einer Waare zu machen, und die Ahnen wie das papierne Geld mit Wucher
circuliren zu laßen, mit einem munteren und leichtfertigen Witz von allen
möglichen Seiten gedrehet und gewendet wird. – – Es ist eine Mode des
jetzigen Alters über den Handel so philosophisch und mathematisch zu denken als
Newton über die Erscheinungen der Natur und Fontenelle über die Würbel
des Descartes. Einzelne Menschen und ganze Gesellschafften und Geschlechter
derselben sind gleichem Wahn unterworfen. In der Fabel vom Hut lesen wir
die treue Geschichte unserer Erkenntnis und unsers Glücks. Egypten,
Carthago und Rom sind untergegangen. Der Eroberungsgeist hat seinen Zeitlauf
gehabt; die im finstern schleichende Pestilenz eines Machiavells hat sich selbst
verrathen; wie weit die heutige Staatskunst durch die Grundsätze der Wirthschafft
und die Rechnungen der Finanzen kommen möchte wird die Zeit lehren. Die
beste Kunst zu regieren gründet sich wie die Beredsamkeit auf die Sittenlehre.
Alle Entwürfe hingegen der Herrschsucht entspringen aus einer Lüsternheit
nach verbothenen Früchten, die den Saamen des Unterganges mit sich führen.
Unsere Erziehung muß nach dem herrschenden Geschmack der Zeiten, des
Landes und des Standes, zu denen wir gehören, eingerichtet werden; dieser
herrschende Geschmack muß aber durch gesunde Einsichten und edle
Gesinnungen geläutert werden.
Die Frage also, die ich Ihnen aufgelegt, ist unserer Untersuchung würdig.
Der Inhalt des gegenwärtigen Briefes zeigt, daß der Adel so gut als andere
Stände seinen Beruff habe, daß derselbe gleichfalls Unwißenheit und
Vorurtheilen aufgeopfert wird; daß die Wirkungen davon unter verschiedenen
Völkern gleichfalls verschieden sind, als die Denkungsart des engl. und
franzosischen Adels in Ansehung des Handels. Die Verdienste eines spanischen
Edelmannes sind lange in einer romanhafften Liebesritterschafft und einer
Neigung zur Guitarre eingeschränkt gewesen; des Pohlen Adel besteht mit
der Liverey und dem Pfluge.
Zweifeln Sie also nicht, daß sich etwas gründliches, wenigstens zu unserer
Anwendung über meine Aufgabe denken und sagen ließe. Laßen Sie sich durch
gegenwärtige Anmerkungen dazu aufmuntern. Nach meinen unterthänigen
Empfehlungen verbleibe, Mein Gütiger Herr Baron, Dero ergebener Diener
und Freund.
Riga. den 16/27 Septembr. 1758.Hamann.Mein lieber Bruder,
Beyliegende Briefe bitte an die Frau Consistorial Räthin zu bestellen;
Selbst wo möglich. Du bist unserm Freunde Ihrem Sohne viel schuldig.
Wenn Du schwarz Siegellack hast, schlüße beyliegenden Trauer Brief zu
und gieb ihn gleichfalls seiner Mutter ab. Beschleunige, so viel Du kannst,
Deine Ueberkunfft. Bringe mir du Bos reflexions mit, die Du aus Lübeck
erhalten haben wirst. Versiegele beyliegenden Brief an Vetter Nupp. v
befördere ihn. Ich wünsche baldige Antwort und Nachricht von HErrn von O.
Er ist unser gemeinschafftl. Freund gewesen.
Du wirst mir einen Gefallen thun wenn Du alle meine LautenBücher
besonders die LiederBücher mit bringst – – Mache alles in Ordnung, was Du
nachgeschickt haben willst. Vergiß vor allen nicht den Seegen Deines Vaters
mitzunehmen. Er gehört zu Deinen Beruff und künfftigen Glück. Verqvackele
Dich in nichts. Thorheiten im Herzen bringen Grillen im Kopf hervor. Ich
schmachte nach dem Glück Dich zu umarmen; und hoffe Dich als einen Bruder
zu finden, der offenherzig und freundschafftlich mit mir umgehen wird. Wenn
Du mit mir und meinen Freunden vertraut leben willst, so wirst Du dich ein
wenig absondern. Ob Du Dir dies willst gefallen laßen, kommt lediglich auf
Dich an. Weder ich, noch jemand anders wird Dich zwingen. Mündlich wills
Gott! ein mehreres.
Ich möchte gern Xenophons deutsche Uebersetzung von einigen seiner
politischen Abhandlungen mitgebracht haben. Erkundige Dich im Buchladen von den
Einkünfften Athens, der Pferdezucht pp. Mein Wirth wünscht selbige zu haben.
Vergiß nicht Shafftesbury v Pluche zu ergänzen, ehe Du abgehst. Laße
nichts in Unordnung. Schreibe vor Deiner Abreise und melde uns den Tag
und Fuhrmann. Gott begleite Dich und sey Euch und uns allen gnädig. Ich
ersterbe Dein treuer Bruder.
Riga den 16. Sept.1758.Hamann.Herr Rector L. hat mich heute zweymal besucht und speist mit uns. Er
nebst meinen Freunden grüßen Dich und bitten Dich zu eilen. Lebe wohl und
grüße alle gute Freunde von mir bey Deinem Abschiednehmen. Ich wünschte
Wolson zum Gesellschaffter meines lieben Vaters. Umarme ihn und sage
ihm das in meinem Namen, mit Bewilligung unsers Vaters. Wenn sich keiner
findt, so wird sich Gott Selbst Seiner desto mehr annehmen. Lebt die ehrl.
Jgfr. Degnerinn noch?
Geliebtester Freund,
Von meinem Bruder noch keine Nachrichten; ich habe heute ganz gewiß
einige erwartet. Gott wolle ihn bald und gesund herbringen. Ich weiß, daß
Sie diesen Wunsch mir nachbeten.
Warum vergeßen Sie mich gantz. Heißt dies die Pflichten der Freundschafft
erfüllen? Ich habe nicht Zeit, sagen Sie – – Schaffen Sie sich welche durch
eine beßere Anwendung derselben und durch eine größere Herrschafft über Ihre
Begierden. So werden Sie niemals zu viel noch zu wenig sondern immer
genung haben. Wie viel kann der Weise entbehren, der nicht mehr zu wißen
verlangt er als zu seiner Nahrung und Nothdurft nöthig hat, und nicht zu
Steinen spricht, daß sie Brodt werden sollen; dabey aber glaubt, daß Gott aus
Steinen uns Kinder erwecken kann.
Ehe es mir entfällt, versäumen Sie doch nicht mit erster Gelegenheit mir
meine Laute, meine Schlüßel, meine 3 Hemde, Klopfstocks Lieder v das schon
erbetene Leipziger Journal überzuschicken. Die Frau Rectorin hat uns heute
einen Staatsbesuch abgelegt; Sie so wohl als Ihr Herr Bruder haben mir
immer einen sehr argen Begriff von Ihrem Glück und Gedächtnis in
Kleinigkeiten und Commissionen zu machen gewußt. Eine alte Serviette klagt ihre
Noth über Sie, demohngeachtet blieben Sie unerbittlich – – Ich nehme mir
zugl. die Freyheit eine Fürbitte für ihre Loslaßung und Heimsendung
einzulegen. Sie werden mich als einen eben so unbarmherzigen Treiber und
Preßer erfahren, wie Sie ein zurückhaltender und aufschiebender Erfüller sind.
Ich überlaße es Ihnen und ich hoffe nicht, daß Ihnen diese Arbeit
beschwerlich seyn wird aus Freundschafft für mich und Gefälligkeit gegen Ihren jungen
HE. Noten und Kreutzer zu meinen Briefen zu machen, als Dollmetscher
und Kunstrichter mit meinen Einfällen und Schreibart umzugehen.
So toll Ihnen auch der Eingang meines Briefwechsels vorkommen mag,
so könnte doch vielleicht derselbe mit der Zeit klüger werden und ein
Zusammenhang wie von ungefehr darinn entstehen, wenn ich einigen Beystand von
Ihrem Zügling erhalte. Werden Sie also so gütig seyn selbige lieber Selbst
aufzuheben – – auf allen Fall, daß ich weiter käme, als ich jetzt noch absehe.
Bleiben Sie nur genau bey den Punkten, die ich mir ausgebeten. Ich will
mir gern dafür diejenige Gesetze gefallen laßen, denen Sie mich unterwerfen
wollen.
Es ist mir lieb, daß ich jetzt geschrieben, weil ich Arbeit bekomme, von der
ich nicht weiß, wie lange sie mich beschäfftigen wird. Gott wolle mir Kräffte
geben, und alle die gute Hoffnungen erfüllen, die er uns von weiten zeigt.
Er muß uns gutes und böses tragen helfen; erlösen von der Gefahr des
Glücks und stärken zur Arbeit des Leidens.
Ich bin Gott Lob! gesund und zufrieden; und wünsche Ihnen gleichfalls
beydes zu seyn.
Was macht mein ehrlicher Baßa? Reden Sie bisweilen von mir – – doch
in allen Ehren – – denn ich bin auf meinen guten Namen so zärtlich als eine
Jungfer; aber zugl. so grosmüthig als jener Feldherr gegen das, was im
Gezelt gesprochen wird.
Grüßen Sie bey Gelegenheit im Pastorath und erkennen mich allemahl für
Dero aufrichtig ergebenen Freund.
Riga den 16/27 Sept. 1758.Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegel:à Monsieur / Monsieur Lindner / mon / ami à Grunhoff. par fav:Gütiger Herr Baron,
Ich danke Ihnen für die Gefälligkeit, womit Sie sich zu meinen Einfällen
beqvemen. Da ich mir Ihren Nutzen zum Endzweck unsers Briefwechsels
gesetzt; so werden Sie mir eine freye Beurtheilung desjenigen Schreibens,
das ich die Ehre gehabt von Ihnen zu erhalten, nicht übel deuten können.
Erlauben Sie mir, lieber Herr Baron, bey dem Äußerlichen den Anfang
zu machen. Dies ist das leichteste und einfachste bey einem Briefe; der
Wohlstand und der Gebrauch hat darinn eine gewiße Ordnung eingeführt, worinn
wir nicht unwißend noch nachläßig seyn müßten. Nach diesem Handwerksleisten
und Schlendrian allein zu schreiben, ist aber mehr Schulfüchserey denn
Wißenschafft. Der gute Geschmack besteht sehr offt in der bloßen
Geschicklichkeit Ausnahmen von Regeln anbringen zu wißen; und es gehört zu Ihrem
Stande, sich bey Zeiten zu einem feinen Urtheil im Anständigen und in
Achtsamkeiten zu gewöhnen.
Wenn sich der Innhalt meiner Briefe, und der vertrauliche, offenherzige,
freundschafftliche Ton, in dem ich mir vorgenommen Ihnen zu schreiben, mit
dem förmlichen Zwange und Zuschnitte der Curialien zusammenreimte; so
würde ich ein Muster von Ihnen nehmen. Jetzt muß ich selbiges aber zu
Ihrem und meinem Nachtheil auslegen. Entweder Sie sind zu steif sich in
die unschuldige Freyheit und Ungebundenheit zu schicken, in der ich mit
Ihnen umgehen will, oder Sie haben mir einen künstlichen Vorwurf daraus
machen wollen, daß ich mir selbige gegen Sie herausnehme, und ohne rechten
Titel auch viel zu hoch nach meinem Stande meine Briefe an Sie anfange,
oder Sie wollen mir einen kleinen Betrug spielen, um mir die Kürze Ihres
Schreibens nicht merken zu laßen.
Ich habe Ihnen schon gesagt, daß die Sprache, die wir in unsern Briefen
mit einander führen wollen, sich nicht zu den Schau-gerichten gedrechselter
Höflichkeit schicke. Sie sollen ein Beyspiel davon aus den ersten Zeilen Ihres
eigenen Briefes haben. Ist ein HochEdelgeborner Herr wohl vermuthend mit
einer Nachricht von offenen Munde angeredet zu werden? Ich traue Ihnen
so viel Geschmack zu, das darinn liegende Misverhältnis empfinden zu
können. Dieser Einfall würde seine rechte Stelle gehabt haben, wenn er auf einen:
Mein Herr, oder auch Wehrter Freund, gefolgt hätte. In dem Mangel eines
solchen Urtheils und Empfindlichkeit über das Anständige liegt der Grund,
daß man einem Schmeichler und bloß höfflichen Menschen so selten eine gute
Lebensart zuschreiben kann. Wer wird nach den Schönheiten des Witzes und
der Beredsamkeit auf Stempel-BogenPapieren suchen?
Jetzt komme ich auch auf Ihr Schreiben selbst, und muß mich gleich
Anfangs darüber beschweren, daß Sie mir zu hoch schreiben. Ungeachtet aller
meiner Mühe ist es mir nicht möglich gewesen Sie zu verstehen, wenn Sie
zur Entschuldigung Ihres Stillschweigens
einen Schlag
anführen, der
anderswohin traff, als Sie sichs vorstellten
. Ich weiß nicht ein lebendig
Wort von dem, was Sie mir hiemit sagen wollen. Sie wollen mir entweder
Absichten und Gedanken aufbürden, die mir niemals in den Sinn gekommen;
oder sich vor der Zeit in witzigen Wendungen üben. Was die ersteren
anbetrifft, so werden Sie so gütig seyn mir immer die besten und unschuldigsten
zuzutrauen, besonders gegen Sie, lieber Herr Baron; was die letzteren
anbetrift, so glauben Sie nicht, daß die Güte einer Schreibart hauptsächlich in
Briefen darinn besteht. Deutlichkeit, Einfalt des Ausdrucks, Zusammenhang
sind mehr werth als drey seltene Worte und noch einmal so viel sinnreiche
Einfälle. Was für ein Aufhebens machen Sie mir von einer Schulfüchserey,
die man analysiren nennt? Sie geben mir bey dieser Gelegenheit die Ehre mich
einen Freund zu nennen, sehen mich als einen Bürgen für den Nutzen dieser
Uebung an, und ich als ein Freund soll
desto mehr Antrieb seyn dem
analysiren zu folgen
. In allen dem ist weder rein deutsch noch ein rechter Sinn.
Endlich heißt es: Meine Meynung ist – – und an statt derselben kommt ein
kleines rundes Unding zum Vorschein, das man wo ich nicht irre, eine
Definition nennt. Und mit diesem Gerippe von einer Maus (Sie wißen daß jener
kreischende Berg eine hervorbrachte, die wenigstens Fleisch und Fell hatte) ist
die Frage beantwortet, worinn der Beruff bestehe? Das übrige, was Sie mir
sagen, läuft auf entferntere Betrachtungen hinaus, davon einige eine so
trotzige Miene haben, als des Euclides seine Axiomata und Theoremata.Uns Schulmeistern müßen Sie ein wenig Gelehrsamkeit und den Gebrauch
der Kunstwörter eher als Sich Selbst erlauben. Oeil wird mit einem einzigen
l geschrieben, weil oculus das Stammwort ist. — Wer mit Hintansetzung seines
Beruffs sich um fremde Sachen bekümmert, kann leicht lächerlich oder
lasterhafft werden; oder kann sich leicht lächerlich und unglücklich machen. Das
Wort abscheulich ist zu hart. Das erste traf einen Abt St. Pierre – – Ich habe
weniges von seinen Schrifften gelesen, weiß aber, daß selbst Staatsmänner
mit Bescheidenheit und Hochachtung von seinem Herzen geurtheilt haben;
daher würde ich mich unbestimmter ausdrücken, und lieber sagen: das erste
soll an einen Abt eingetroffen seyn. – – Das letzte an einen andern Gelehrten,
deßen Name mir jetzt nicht beyfällt; der aber vor seinem Ende ein Distichonhinterließ, worinn er die Lehre gab: Fuge Polypragmosynen. Ich habe nicht
mehr Raum, muß daher abbrechen. Entschuldigen Sie meine freye
Beurtheilung, v sehen Sie solche als eine Wirkung der Freundschafft an, mit der ich
verharre Dero ergebenster Diener
Hamann.Geliebtester Freund,
Der Herr Bruder hat mich diesen Vormittag besucht und verläßt mich eben
mit der Hoffnung mir nach der Mahlzeit Gesellschaft zu machen. Der Herr
Doctor hat sich in Riga lange aufgehalten, uns seine Gesellschaft aber wenig
genießen laßen. Ich habe gestern Abend an Ihre jungen Herren geschrieben.
Durch diesen Briefwechsel habe keine Absicht Ihnen beschwerlich zu fallen.
Mit dem jüngsten Baron wird es nur ab und zu nöthig seyn anstatt einer
Schreibstunde mir zu antworten. Den ältesten werden Sie sich ihm Selbst
und mir ganz allein überlaßen. Er hat mit einer schlechten Feder, und mit
einer Symmetrie geschrieben, die ich in des jüngsten Briefe berührt. Laßen Sie
nur alle Fehler, die er thut, begehen ohne sich damit zu qvälen. Ich werde ihm
nichts schenken. Wenn Sie eine Viertelstunde mit ihm über den Innhalt
desjenigen, worüber er schreiben will, reden und darüber raisonniren; so ist das
alles, was Sie von Ihrer Seite dazu nöthig haben. Sie werden dies als eine
Bedingung bey Ihrer Excell. die ich Ihnen gegeben, anzubringen wißen und
sich besonders im Anfange darnach richten und daran binden. Sehen Sie mit
der Zeit, daß es der Mühe lohnt ihn ein wenig zu helfen, so können Sie es
allemal so viel thun als Sie Lust haben. Ich will jetzt aber durchaus Meister
in diesem Spiel seyn und freye Hand darinn haben. Die Ursachen, warum ich
dies fordere, werden Sie selbst einsehen ohne mich darüber weitläufftig
erklären zu dürfen. Mehr Nutzen für den jungen Herren. Und wir beyde mehr
Freyheit gegen einander. Sie würden mir zu Gefallen Ihren Zügling und sich
selbst zwingen; und ich mehr zurückhalten, oder unrecht treffen.
Was machen Sie denn? Ich hoffe gesund. Nicht eine Zeile, noch einen Gruß
von Ihnen erhalten. Ich bin in ziemlicher Unruhe meines Bruders wegen
gewesen und noch. Er geht erst in 8 Tagen von Hause ab. Halten Sie ihn
daher ja nicht auf sondern laßen Sie ihn in Gottes Namen ungestört abreisen.
Da ich ihn selbst zu sehen gewiß diese Woche hoffete, und dadurch allein sein
langes Stillschweigen entschuldigen konnte; kommt ein Brief, von dunklen
schlüpfrichen Ausdrücken den man sich qvälen kann zu erklären, und davon
man sich bey jezigen Umständen allerhand gefährl ängstliche Auslegungen
machen kann. Gott helffe ihn gesund, bald und glücklich her. Die Schule
wartet auf ihn. Der Sub-rector ist diese Woche schon beerdigt. Ein Grund mehr,
der seine Ankunfft hier nöthig macht.
Sagen Sie doch, daß es mir noch nicht möglich gewesen die Spornleder zu
meinen Stiefeln zu finden. Ich habe selbige Ihre Excell. zu schicken
versprochen. So bald ich selbige in Händen komme, werde mein Wort halten.
Ich wünschte meine Schlüßel und das Leipziger Journal hier zu haben.
Wie weit sind Sie in Ihrem Bücherschmause gekommen? Ich werde als ein
Tellerlecker zu Gast kommen, und ihre besten Bißen, die Ihnen am meisten
gefallen haben, vor der Nase wegnehmen. Die Keulen vor das Volk, die
Knochen vor die Hunde. Wenig und was gutes gefällt dem Geschmack und
bekommt am besten. Die unersättlichen sind immer die unfruchtbarsten.
Geben Sie mir einmal in einem Briefe einen Extract von dem, was Ihnen
so viel kostbare Stunden und süße Nächte und heitere Tage gestohlen. Geht es
unserer Seele wie dem Leibe, der ohne Stuhlgang und Ausdünstung nicht
Blut machen kann. Nun so laßt uns das ausschwitzen, was wir mit so vieler
Lust gekaut und mit so viel Mühe verdaut haben – – durch alle mögliche
Poren. Wer der Natur gemäß lebt, braucht keine leidigen Artzte. Die durch die
Arzeney leben müßen, die Gott aus der Erde wachsen läßt, sind selten im
stande sie selbst zu sammlen. Würden wir bey der Diät des 6. Geboths die
Wunder des Mercurs nöthig haben?
Was machst Du denn du ehrliche Haut vom Kerl und Freunde? Deine
7 Thrl. sind richtig bezahlt; die Handschrifft ist mit Deiner Gläubigerinn
eigenen Händen entzwey gerißen. Was hält Dich denn jetzt ab nach Riga zu
kommen? Willst Du den Winter erst grau werden laßen? Sorge nur für Deine
eigene schwartze Haare, und laß Dir Zeit ihm ähnlich zu werden. Bekümmere
Dich nicht um mich; ich will mich um Dich ebenso wenig bekümmern. Wir
wollen beyde unsern geraden Weg fort gehen und uns an nichts kehren. Gott
geben, was Gottes ist, dem Kayser, was des Kaysers. Zu dem Hunde, der das
Herz hat sich anzubellen, schrey nur mit vollem Halse: Kur loop – – wie sich
die Pastorathskläffer für meinen Nachtwächtergriff fürchten, wirst Du Dich
auch noch zu besinnen wißen. Wenn Du in Deinen Beruffsgängen Hum!
hinter Dich hörst, so denke daß ich diese Losung in den Feldern zurückgelaßen
habe, für die Du sorgst. Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. So
geht es Dir, wenn Du meynst, daß ich klüger werden soll. Ich will es nicht
seyn, wenn ich dafür zufrieden und glücklich bin. Willst Du es auch seyn; so
machs der Herr wie ich – – Du meynst wohl gar daß ich Papiermüllerchen mit
Dir im Briefe spielen will. Warum nicht gar? Keine Papiermühle, noch
weniger eine Windmühle, eine Waßermühle soll es seyn. Wenn ein Schelm so gut
als der andere ist, so möchte ich Dich doch lieber Gevatter Müller als Gevatter
BretSchneider nennen, wenn Du mich einmal nach langen Jahren mit einer
weißen Perücke und einer kupfrichen Nase besuchen willst. Du must aber nichts
anders als Holtz mahlen und mein ganzes Haus frey an Sägespäne halten.
Willst Du? Ich muß aber erst Waßer zu meiner Mühle haben. Waßer ist da,
aber wir wißen nicht wie viel? Deins ist faul, das weiß ich auch, güße es aber
nicht eher aus biß – Ein guter Amtmann weiß alle Sprüchworter im Dorf.
Man darf keins anfangen, in das er nicht einzufallen und zu schlüßen weiß.
Leben Sie wohl, meine Freunde! Vergeßen Sie nicht den
Ihrigen.Meinen herzlich ergebenen Gruß an das sämtliche Pastorath, das antiqueund moderne.Ich bin zwischen Geschäfften und Zerstreuungen so zertheilt, daß ich nur so
viel thun kann als ich unumgänglich muß, und niemals so viel als ich will oder
möchte. Daher kann ich Selbst an den jungen Herrn Pastor noch nicht schreiben.
Von Gottlob Immanuel Lindners Hand:Eine kleine Zwischenscene!Lieber Bruder! Es läuft mir ein gewisser Gedanke im Kopf herum, den die itzigen
kritischen Zeiten und die Erinnerung eines gewissen Mannes beflügelt haben. Ich
habe zuweilen unsrer lieben guten Mutter etwas zur Erqvickung geschickt. Damit
dies aber desto regelmässiger gehe, so will mir von nun an ein Gesez machen, ihr
alle Qvartale 10 fl. zu schicken. Was drüber geschehen kan, hängt von häusl.
Umständen ab. Mit Fritzen habe auch darüber gesprochen. Er kan eben so viel geben.
Und es wird besser seyn, sich hierinn an eine bestimmte Zeit, Summe und Gesez zu
binden, als nur nach einem Einfall und Beqvemlichkeit zu handeln. Selbst in der
Liste der Ausgaben wird es ein fester Artikel den man vorher besorgen kan. Ich
meine nun so. Ich 40 fl. der Bruder auch, und du nach guter oeconomischer
Taxation und Repartition deiner Einkünfte 20 fl. iährl. So hat Mama ein
Wittwengehalt von 100 fl. Das keinem unter uns schwer fallen kan. Was du aus löbl.
Stolze mehr thun willst, steht in deinem Belieben. Dies fürs erste und festgesezte.
Meine 10 fl. kindl. Contribution gehn heute herüber als das Michael Quartal.Ich habe von dir noch 5 fl hier liegen. Du darfst also nur Ja sagen, so fliegt es
nächstens dorthin. Der richtige Spediteur will ich immer seyn, und wenn dein Beutel
schwer ist, so kanst du bey mir praenumeriren. Lebe wohl. Meinen Gruß an HE
Bassa. Lebe wohl.
Lindner.Den Brief an Fritzen, weil er ähnl. Inhalts ist, befördere bald, und siegle ihn zu.Riga. den 4. Octobr. 1758.Lieber Herr Baron,
Fehlt es Ihnen an Lust oder Herz, zu denken? Sind der Stand und das
Vaterland, zu dem Sie gehören, der Mühe nicht werth einige Betrachtungen
oder Untersuchungen darüber anzustellen? Giebt es keine Pflichten, die aus
diesen doppelten Verhältnißen unserer Geburt herfließen? Oder wollen wir
solche nicht wißen, damit wir mit desto mehr Ruhe selbige aus den Augen
setzen oder ihnen entgegen handeln können? – –
Verzeyhen Sie diesen ungedultigen Ausbruch meinem Schreibepulte. Ich
muß seit einigen Tagen einen ziemlich starkes Flußfieber auf dem Bette
abwarten. Es fängt sich Gott Lob! an zur Beßerung anzulaßen, und ich
mache den Versuch, ob ich schon die Feder für die lange Weile hin und her
führen kann.
Laßen Sie sich, mein Herr Baron, den Schwung nicht befremden, den ich
meinem Briefwechsel gegeben habe. Brauchen Sie nicht die Ausflucht gegen
mich, daß Sie demselben noch nicht gewachsen sind. Ein guter Vorsänger
zieht mit Fleiß seine Stimme einen halben Ton höher, weil er aus der
Erfahrung weiß, daß seine Gemeine geneigt ist zu tief herunterzusinken.
Erlauben Sie mir, Sie an ein häuslich Beyspiel zu erinnern, um Ihnen
dadurch meine Meynung desto deutlicher zu machen. Wie die Gnädige
Fräulein noch auf den Armen Ihrer Wärterinn getragen wurde, ersuchte sie durch
einen Wink Ihren Herren Bruder in Ihrem Namen einen kleinen Brief zu
schreiben. Er beqvemte sich darinn Ihrer selbstgemachten Sprache, und ahmte
ihre willkührliche Wörter und die Idiotismen der ersten Kindheit so gut als
möglich nach. Fragen Sie ihn, wenn er jetzt in dem Namen seiner Fräulein
Schwester schreiben sollte, ob er seine Schreibart nicht so einrichten würde,
daß man sie nach selbiger einige Jahre älter beurtheilen würde, als Sie
würklich ist.
So lange Kinder noch nicht reden können, läßt man sich zu ihrer
selbstgemachten angenommenen Sprache herunter. Diese Gefälligkeit hört aber
auf, so bald sie recht reden lernen sollen. Eben diese Bewandtnis hat es mit
dem Denken. Sie sind schon in dem Alter, lieber Herr Baron, wo man Ihrem
Verstande zumuthen kann, sich ein wenig auszustrecken, und daß ich so sage,
mit selbigem auf dieen Zehen zu stehen um das zu erreichen, was man
Ihnen vorhält.
Ich kann Ihnen diese Uebung desto sicherer geben, da Sie das Glück haben
einen Hofmeister zu genüßen, dem nicht nur seine Einsichten sondern auch die
Sympathie unserer Gesinnungen den Schlüßel zu meinen Briefen gebenmittheilen, der Unpartheyligkeit und Freundschafft genung gegen Sie und
mich besitzt hegt um die Lücken meiner Gedanken auszufüllen, die Schwäche
meiner Urtheile und Einfälle aufzudecken, und selbst über die Fehler meiner
Schreibart Erinnerungen zu machen. Sie wißen, daß ich im Fall der Noth
mich gern dazu brauche, mein eigener Kunstrichter zu seyn.
Arbeiten Sie also, so viel Sie können, an der Aufgabe, die ich Ihnen
vorgelegt. Von ihrer Auflösung könnte vielleicht der Plan meiner übrigen Briefe
abhängen.
Ein wenig Vorrath habe ich in meinem letzteren Schreiben Ihnen an die
Hand gegeben. Es war ein Auszug eines fremden Schriftstellers, deßen
Gedanken ich Ihnen mitgetheilt, deren Wahrheit und Last ich aber nicht auf mir
genommen.
Sind darinn Dinge die den kurländischen Adel eben so sehr als den
französischen treffen, so ist es nicht meine Schuld. Sollte der erstere wohl ein
kützlicher Ohr haben oder empfindlicher über den Fleck der Ehre als der
letztere denken? Dann würde es nicht rathsam seyn in Kurland dasjenige zu
übersetzen, was ein Pabst, Pius II. in seinen Werken hat über den Adel
überhaupt einflüßen laßen. – –
Genung für einen Kranken. Ich sage Ihnen noch dies als eine vorläufige
Anmerkung, daß kein vernünfftiger Mensch ein Bilderstürmer der in der Welt
eingeführten Vorurtheile ist, daß er die Nothwendigkeit, den Werth und
Nutzen derselben erkennt, und selbst von den Misbräuchen in ihrer Anwendung
mit Anstand und Mäßigkeit denkt, redet und schreibt.
Entschuldigen Sie die Runzeln dieses Briefes, und laßen Sie den Verfaßer
deßelben Ihrem geneigten Andenken empfohlen seyn. Ich bin mit der
aufrichtigsten Hochachtung Ew. Hochwohlgeboren ergebenster Diener und Freund.
Hamann.Mein lieber Baron,
Apollo aurem vellit, sagt ein römischer Dichter. Das heißt nicht: Apollo
kratzt sich hinter den Ohren. Solche Sitten laßen sich an einen ehrlichen Bauren,
einen kranken Briefsteller, oder unachtsamen Schüler übersehen; schicken sich
aber für keinen Apoll. Apollo aurem vellit, heißt: Der Apoll zupft den
Dichter beym Ohr. Ist denn dies artiger? werden Sie sagen. Sie haben freylich
nicht gantz unrecht. Ist aber Apoll allein zu tadeln, wenn es der Poet darnach
macht. Diese Leute, ich meyne, die Poeten haben bey ihren großen Gaben auch
ihre lieben Mängel. Sie sind zerstreut, gutherzig in ihren Versprechungen,
aber auch vergeßam sie zu erfüllen – – können Sie es nun dem Apoll
verargen, wenn er ein wenig vertraut mit seinen Freunden umgehen muß?
Wollen Sie so gut seyn und im Namen des Apollo, aber auf eine
liebreichere Art Ihren Herrn Bruder fragen; warum er mir mit dieser
Gelegenheit nicht den Topf mit Honig geschickt, zu dem er mir den Mund in Grünhoff
wäßericht gemacht hat? Apoll wird sich rächen und ihm seine Eingebung zu
den Briefen versagen, die er mir schuldig ist. Apoll wird ihn durch mich
züchtigen, und mir an statt Süßigkeiten, herbe und bittere Worte einflüstern. Ich
werde ihm wieder meinen Willen gehorchen müßen, und Ihr Herr Bruder
wird sehen, mit wem er es zu thun hat. Apoll möge sich selbst für Ihre gute
Unterhandlung in dieser Sache, mein lieber Baron, gegen Sie erkenntlich
und gefälliger bezeigen! Die Bildsäule der schönen Künste v Wißenschafften
führt seinen Namen.
Vermelden Sie meinen unterthänigen Respect an der Hochgebornen Frau
ReichsGräfin und des HErrn Generalen Excellence Excellence, und
erkennen mich als Dero aufrichtig ergebensten Diener.
Riga. den 4. Octobr.Hamann.1758.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Joseph le Baron / de Witten / à /
Grunhoff
.Riga den 5. Octobr. 1758.Geliebtester Freund,
Eben werde von unserm Freunde aufgeweckt; habe heute versucht ein
wenig aufzustehen, es hält aber noch schwer. Gott wolle mir bald wieder zu
meiner Gesundheit helfen, die ich zu einigen Kopfarbeiten nöthig habe.
Wie geht es Ihnen? Es thut mir leyd, daß Sie gleichfalls ein wenig haben
aushalten müßen. Ich wünsche Ihnen einen gesunden Winter, machen Sie
sich an demselben so viel Bewegung als möglich. Sparen Sie Ihren Schlaf
und schonen Sie Ihre Augen. Ihre Diaet mit Habergrütze wird Ihnen sehr
gut thun.
Was für ein Faullenzer im Lesen sind Sie gewesen? Nicht einmal
Klopfstocks Lieder zurück. Meine lateinischen Dichter bitte mir bald aus. Sie sollen
kein Hamburgisch Magazin bekommen, nicht ein gedruckt Flick von hier, biß
alles zurück ist. An keinen Rapin zu denken, biß die andern Poeten wieder
zurück sind.
Vergeßen Sie nicht Saurins Catechismus; und mein lateinisch Wörterbuch?
Mein Bruder ist diesen Dienstag mit Fuhrmann Törner abgereißt. Mein
lieber Vater klagt über seine Saumseeligkeit; wie viel Ursache haben wir also
dazu? Er hat dafür schön Wetter Gott Lob! und kann so viel Tage eher hier
seyn als er Wochen später abgegangen.
Mein Kopfweh erlaubt mir nicht Ihren freundschaftl. Brief zu
beantworten, nicht einmal alle Stellen daraus zu verstehen. Weil ich mich gestern
leidlich befand, schrieb ich an Ihre junge Herren in puncto des Honigs NB in
Wachs und versuchte heute aufzustehen; es fällt mir aber noch zu sauer.
Gehen Sie keinen Schall nach; der Schall geht weder Sie noch mich an.
Wozu wollen wir uns ohne Noth beunruhigen. Seyn Sie ganz gleichgiltig.
Ich werde meinen Schritt so lange fortgehen, als er mir gefällt v ich sehe
dadurch nützl. zu seyn. Von Urtheilen, von Erkenntlichkeit ist hier nicht die
Rede. Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß wir unsern Nächsten um Gottes
Willen dienen müßen v daß alle Freundschafft die wir von andern genießen,
weder eine Würkung noch ein Verdienst unserer ist, sondern von ihm kommt.
Wenn wir dies glauben, so haben wir nicht nöthig unzähl. viele Dinge zu
wißen, zu vermuthen, zu errathen, zu argwohnen e. g. wie uns. Kleinigkeiten
aufgenommen werden, was die Absichten bey anderer Beyfall v Gunst
Bezeigungen sind.
Aeneas Sylvius der Pabst Pius II. Pasqvill auf den Adel steht in meiner
Beylage zu Dangeuil angeführt. Leben Sie wohl biß auf beßere Gesundheit
v lieben Sie mich als Ihren aufrichtigen Freund
Hamann.Vmtl. von George Bassas Hand:Liebster Freund; Ich schreibe dieses im beysein ihres Herrn Bruders und HE
Hamans und daß bey einer Taße Coffe, um unsern Freund welcher fast bettlägerig
ist, zu trösten. Meine wenige Geschäfte die ich auch hier habe machen mir nichts
destoweniger viele Sorgen, und ich weiß fast selbsten nicht wenn zu stande kommen
werde; der Himmel sey mein Mitwerber, sonst kommt der arme um seinen ehrlichen
Nahmen. Peltz und Kufer wenn der Preiß nur nicht gesteuert wird, werde für
Sie Liebster Freund mit vielem Vergnügen besorgen.
Eine dringende Bitte die ich an Sie habe, ist diese vor alles andre, daß Sie ihren
HE Bruder bey dieser Gelegenheit erinnern um die 24. ellen Palie Grisette anstatt des
Stoffes aus HE I & B. Bude zu nehmen, vergeßen Sie es doch ja nicht Liebster
Freund, die Frau Schwester ist ganz chagrin sie glaubt mann vernachläßiget ihre Bitte.
Sie wüßen wohl wie viel Angst diese commission mir schon verursacht hat. a
propos
die Salfiette wird unausbleiblich citiret. Leben Sie wohl liebster Freund, ich umarme
Sie und bin nach einem herzl. Gruße von der Frau Schwester p ich bin mit aller
aufrichtigkeit Der ihrige B.Adresse mit rotem Lacksiegel:à Monsieur / Monsieur Lindner mon ami / à / Grünhoff.Riga den 8. Octobr. 1758.Herzlich Geliebtester Vater,
Ich wünsche und hoffe, daß Sie sich gesund und zufrieden befinden. Gott
erhalte oder schenke Ihnen beydes nach Seinem Gnädigen Willen. Diese
ganze Woche bin beynahe bettlägerig gewesen an einem Flußfieber, das mit
hypochondrischen Zufällen, Wallungen und Verstopfungen verknüpft
gewesen. Ich bin heute Gott Lob! den ganzen Tag auf und sehr munter gewesen.
Vorigen Sonntag erhielt Dero Briefe vom 26. pass. und den Montag darauf
durch Einschluß einen einzigen von Ihrer Liebwerthen Hand vom 23sten ej.Ich weiß nicht bey wem er eingelegen hat, aus der Unordnung der Abgabe
achte es nicht rathsam künfftig Ihre Briefe ebendemselben Couvert ferner
anzuvertrauen.
Herr Rector Lindner ließ mir heute durch ein Billet ersuchen Sie zu bitten,
dem Stud. Borchert in dem Hause des
Herrn Fishers an der Kittelbrücke
melden zu laßen, daß er sein nöthiges Geld biß nach Riga zu reisen bey dem
HErrn Commercien-Rath Jacobi heben, das übrige
hier
zu seiner weiteren
Expedition erhalten kann.
Mein Bruder wird mit Gottes Hülfe jetzt schon unter wegens seyn. Sie
beten, Herzlichgeliebtester Vater, für ihn, und ich auch. Im Namen
desjenigen, der uns geliebt hat, ehe der Welt Grund gelegt war, und sein Wort
beym Abschiede von sich gab, bey uns zu seyn biß an das Ende derselben,
wird uns alles gewährt und über unser Bitten und Gebeth, überschwenglich
mehr zugestanden.
Der Segen eines redlichen Vaters wolle ihn begleiten! Das Wort des
Herren über den Saamen des Gerechten wahr zu machen, sey das Geschäffte
unserer SchutzEngel, jener Dienstbaren Geister, die Feuer und Flammen in
ihrem Beruff sind, und wenn sie es nicht wären, Gott dazu macht, weil Er
sie aussendet zum Dienst derer, die Erben seines Himmels und seiner
Seeligkeit seyn sollen.
Ich sehne mich recht meinen Bruder bald zu umarmen. Weil ich jetzt einige
Arbeiten unter Händen habe, so will ich selbige gegen die Zeit seiner Ankunft
aufzuräumen suchen, damit ich das Vergnügen darüber mit desto mehr
Geschmack und Muße genüßen kann. Er wird bey den Herrn Rector logiren,
das einzige Haus, das ich hier sehe. Die Liebe meiner Freunde ist mir ein so
süßer und reicher Seegen, daß ich keine mehrere Bekanntschafften verlange,
geschweige suche. Mein lieber Christoph Berens aus Petersburg fehlt uns
noch – – Gott wolle ihn gleichfalls bald in unsere Arme werfen.
Herr Pastor Blank, an den Gelegenheit genommen zu schreiben, läßt Sie
herzlich grüßen. Er ist verheyrathet, und scheint seine Nahrungs Sorgen
gehäuft zu haben, an statt sich die Last derselben zu erleichtern. Sein Brief
kommt mir gleichwol vor in einem eben so gutherzigen als vergnügten Ton
geschrieben zu seyn.
Gott seegne und erhalte Sie, Herzlich Geliebtester Vater – – Ist es deßen
Wille, so sehen wir uns noch. In Ihrer jetzigen Einsamkeit werden Sie die
Gnade seiner Gemeinschafft, seiner vertraulichen Gegenwart, und den Seegen
seiner Einwohnung mehr als jemals schmecken und erfahren können. Wie
entbehrlich, wie überlästig ist uns die Welt, selbst dasjenige, was sonst unser
Schoos Kind in derselben gewesen, wenn dieser hohe Gast einen Blick der
Zufriedenheit mit unserer Bewirthung, so kümmerlich sie auch ist, uns sehen
läßt. Ich küße Ihnen mit kindlichster Ehrerbietung die Hände und ersterbe
Ihr gehorsamst verpflichtester Sohn.
JGH.Falls Mad. Belger noch bey Ihnen seyn sollte wieder mein Vermuthen,
ertragen Sie selbige so lange Sie können. Sie hat es an mir gethan. Falls sie
ihnen aber zu größerer Last gereichen sollte, als Ihre Gesundheit und Ruhe
es leyden, sagen Sie es ihr lieber mit runden Worten, als verdeckt und durch
Minen. Leben Sie wohl.
Bitte Einlage bald und bestmöglichst zu bestellen.
Mein lieber Herr Baron,
Es heist sub littera B. in dem berühmten Autore classico, auf deßen
Bekanntschafft sich der kleine Herr Bruder freuet;
Wie grausam ist der wilde Bär
Wenn er vom Honigbaum kommt her.
Sie wundern sich vielleicht, warum der Bär so viel Geschmack am Honig
hat. Wie kann ich Ihnen das nun sagen, da ich nicht einmal von meinem
eigenen daran, Ihnen Red und Antwort geben könnte? Vielleicht braucht
seine Zunge diese Erqvickung des wegen, weil man erzählt, daß seine Jungen
so unförmlich zur Welt kommen, daß er nöthig hat selbige erst durch das
Lecken zu bilden. Bey dieser Gelegenheit fällt mir ein Mährchen von einer
Bärin ein, die sich mehr Mühe gab, als sich eine Mutter von diesem Geschlecht
jemals gegeben. Endlich vergieng ihr die Gedult, und sie sprach zu dem kleinen
lebenden Klumpen vom Kinde, das vor ihr lag: Geh, Unart, wenn ich mir
auch an dir die Zunge aus dem Schlunde leckte, so wirst du doch niemals so
artig als ein Affe werden.
Um nichts umsonst zu hören und zu sehen, suche ich aus jeder Sache, die
mir vorkommt, was zu lernen und einen Nutzen für mich daraus zu ziehen.
Nachdem ich mich also lange genung gefragt hatte, wie ich diese kleine Fabel
auf mich selbst anwenden möchte, gab ich mir endlich folgende Antwort:
Du würdest nicht klüger als diese Bärinn hattendeln, wenn du die
Rauhigkeit und Unförmlichkeiten deines Naturells zu verwandeln dich bemühen
wolltest. Es würde mir niemals gelingen den mürrischen Ernst meiner
Vernunfft in den gaukelnden Witz eines Stutzers umzugießen. Laß diejenigen, die
zu den Höfen großer Herren geboren sind, weiche und seidene Kleider tragen;
derjenige, welcher zu einem Prediger in der Wüsten beruffen ist, muß sich in
Kameelshaaren kleiden und von Heuschrecken und wilden Honig leben.
Werden Sie es auch so machen, wie ich, mein lieber Baron und mir
dasjenige mittheilen, was Sie für sich Selbst aus meinem Mährchen für eine
Sittenlehre gesogen haben. Sie wusten ehmals einige Verse, in denen Sie sich
anheischig machten die Bienen nachzuahmen.
O möcht ich doch wie ihr, geliebte Bienen seyn
An innerm Geiste groß, obschon an Körper klein pp.
Da Sie sich so dreist an die Gnädige Gräfin gewandt haben um die
Vergeßenheit Ihres Versprechens gut zu machen; so werden Sie so gut seyn auch
die Entschuldigung dieser Freyheit auf sich zu nehmen, und meinen
unterthänigsten Dank für die huldreiche Herunterlaßung zu unsern kleinen
Angelegenheiten, in meinem Namen mit aller Ehrfurcht bekennen. Ich wünsche
zugleich Ihro Excellenz dem Gnädigen Herrn General eine glückliche
Zurückkunfft von Ihrer Reise, der ich nach den verbindlichsten Grüßen an die
Fräulein Schwester und kleinen Herrn Bruder verharre Meines lieben Barons,
ergebener Diener.
Riga. den 17. Octobr. 1758.Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Joseph le Baron / de Witten, / à Grunhoff.I. BriefMein Herr,
Wenn mir Ihr Briefwechsel mehr zur Last als zum Zeitvertreib gereichen
sollte; so geschieht dies wieder Ihre Absicht und ohne Ihre Schuld. Sie
nehmen beynahe alle Unkosten der Erfindung auf Sich, und ich habe nur
nöthig Ihre eigene Briefe zu plündern um auf selbige zu antworten. Um mir
die Mühe zu ersparen lange nachzusinnen,
worüber
und
wovon
ich an Sie
schreiben könnte, legen Sie mir selbst eine Frage in den Mund und hierauf
thun Sie mir einen Vorschuß von Gedanken, welche mir dienen können
selbige aufzulösen, daß ich also nicht einmal weit zu suchen brauche,
was
sich über Ihre Aufgabe ohngefehr sagen ließe.
Sie laßen mir die Freyheit so oft und selten, als ich Lust haben werde, und
so lang oder kurz zu schreiben, als ich im stande bin zusammenzubringen.
Ich wi soll mich dafür eben so wenig daran kehren, wie geschwind oder
langsam Ihre Briefe einlaufen, und werde es sehr gut und ohne Eyfersucht
aufnehmen, daß Ihre Feder geschwäziger und geläufiger als meine ist.
Erlauben Sie mir Sie noch Mein Herr Sie an Ihre eigene Erklärung
zu erinnern. Sie verlangen keine guten Briefe von mir; je schlechter, je
mittelmäßiger sie sind, desto mehr Hofnung haben Sie mir gegeben, beßere
mit der Zeit schreiben zu lernen. Ich will mir also die lächerliche und schädliche
Eitelkeit nicht in den Sinn kommen laßen gelehrte, witzige und schöne Briefe
zu schmieden. Warum sollte ich mich schämen, natürlich, einfältig, schlecht
und recht zu schreiben, wenn dies das einzige Mittel und der geradeste Weg
ist sich eine gute Schreibart zu erwerben? Ist es Ihnen nicht eben so gegangen,
und geht es Ihnen nicht noch bisweilen so? Ja vielleicht sind einige Ihrer
Briefe und die Schreibart derselben wirklich nicht so gut, als selbige von
andern aufgenommen werden. Ich weiß, Sie scheuen sich nicht nach Ihren
eigenen Worten und Urtheilen gerichtet zu werden.
Was ist der Beruf eines kurländischen Edelmanns? Diese Aufgabe kam
mir anfangs etwas seltsam für. Ich war ungewiß, ob ich Sie in Ernst oder
Scherz verstehen sollte. Ihnen Selbst kann es sehr gleichgiltig seyn, zu was
für einen Rang vernünfftiger Geschöpfe ein kurländischer Edelmann gehört,
und worinn die Pflichten bestehen, die er seinem Stande und Vaterlande
schuldig ist. Es kann mir daher ebenfalls gleich viel seyn, ob Sie bey Ihrem
Einfall die Nase gerümpft oder die Stirne gerunzelt haben. In Ansehung
meiner hingegen kommt es mir jetzt anständiger und erheblicher vor, Sie für
die Wahl dieser Materie zu danken, solche einer Untersuchung zu würdigen
und mir Ihre Handreichung darinn gefallen zu laßen.
Ich glaube, daß wir schon das Wort Cavalier oft genung in unsern
Windeln hören, in wie weit es hilfft ihre Farbe zu erhalten und zu schonen, mögen
unsere Ammen wißen. Diejenigen, die es uns am meisten einprägen, sind
mehrentheils desto zurückhaltender uns zu erklären, was ein Cavalier ist, ob
er mehr oder weniger Vernunft, beßere Sitten oder schlechtere als ein anderer
Mensch besitzen muß. Wir junge Herren haben also Grund zu denken, daß
zum Cavalier nichts mehr gehört, als zu wißen und zu glauben, daß man
einer ist. Das läuft aber auf denjenigen Aberglauben aus, da man mit
gewißen Wörtern, die weder Sinn noch Verstand haben, Zaubereyen und
Wunderkuren zu treiben meynt. Durch das Wort v. den Namen Cavalier kann der
Geist deßelben so wenig mitgetheilt werden, als jenem kayserlichen Leibpferde
mit dem Titul und den Ehrenzeichen die Seele eines Römischen Consuls.Um offenherzig gegen Sie zu seyn, ich habe mich wenig darum bekümmert
oder darüber nachgedacht, was eigentlich zu einem Cavalier gehöre, und
worinn der Begriff, die Natur und das Verdienst des Adels bestehe, worauf
unsere Zunge pocht. Ich bin durch das Gefühl und Geständnis dieser meiner
Unwißenheit gedemüthigt, aber ich fürchte mich zugleich selbige durch eine
vernünfftige Untersuchung gehoben zu sehen. Vielleicht gehören
Eigenschafften, Verbindlichkeiten, Vorzüge zu dem Stande eines wahren
Edelmannes – – daß ich es für einen Verweiß ansehen müste, was ich sonst für
eine Schmeicheley ansehe, an meine adliche Würde erinnert zu werden. Eine
Vorstellung, die mir ehmals Dünste und Wind in den Kopf setzte, wird mir
jetzt Bescheidenheit predigen. Ich werde lernen müßen roth zu werden, mich
zu schämen und an mich zu halten entschuldigen, bey Schwachheiten, deren
Wiederschall ich sonst mit einem ehrerbietigen Zeichen beantwortete. Gesetzt
aber, ich käme auf Wahrheiten, die meiner Eitelkeit wehe thäten; soll ich
durch selbige beleidigt scheinen? Dies wäre ebenso einfältig, als wenn ein
Ritter die Schläge, welche mit Empfang eines Ordens verknüpft sind, für
Beschimpfungen ansehen sollte.
Sie machen es wie ein guter Wirth, der sich nicht die Mühe verdrüßen läßt,
auch dasjenige vorzuschneiden, was er seinem Gast auftragen läßt. Ich bin
recht sehr damit zufrieden, daß Sie mir alles so beqvem und leicht als möglich
machen; und will mir Ihre Handgriffe merken, wie man Gedanken und Sätze
zergliedern soll.
Nehmen Sie mit dieser Einleitung in meine folgenden Briefe fürlieb. Der
nächste soll die erste Frage beantworten, die in Ihrer Aufgabe enthalten ist.
Ehe ich vom Beruff eines Edelmannes überhaupt und eines kurländischen
insbesondere etwas sagen will, muß ich vorher ein wenig untersuchen, was
man unter einen Beruff versteht, und was in dieser Stelle darunter verstanden
wird. Ich fürchte mich schon für die philosophischen Gesichter, die ich über
diese Materie schneiden werde. Ungeachtet der Verzuckungen, denen mich
dieser erste Versuch aussetzen möchte, werden Sie nicht aufhören mich zu
erkennen für Dero gehorsamen Diener.
Zweeter Brief
.Mein Herr,
Sie wißen, daß ich einen kleinen Anfang in der Physick gemacht. Ich habe
dabey bemerkt, daß die Naturforscher einen Körper in allerhand
Verbindungen setzen, auf die Veränderungen deßelben unter solchen Umständen Acht
geben, und durch dergleichen Versuche Entdeckungen von Ihren Eigenschafften
machen. Ebenso habe ich es mit dem Worte Beruff angegriffen, es in
mancherley Redensarten eingeflochten und diejenigen Begriffe wahrgenommen, die
in meinem Verstande entstehen, wenn jemand sagt: das ist mein Beruff, das
gehört nicht zu meinem Beruff, ich habe keinen Beruff dazu, ich sehe es als
einen Beruff an v. s. w.
In allen diesen Redensarten versteht man eine Verbindlichkeit, die
entweder aus gewißen Gründen folgt, oder sich auf gewiße Pflichten
bezieht. Dies ist aber noch zu allgemein; denn nicht jede
Verbindlichkeit wird ein Beruff genannt, sondern nur eine solche, welche den Gebrauch
unsers Lebens zu einem gewißen Endzweck, und die Anwendung unserer
Kräfte zu gewißen Uebungen, Geschäften und Handlungen, betrift. Die
Gründe also, die mich bewegen diese oder jene Bestimmung von meinem
Leben, und allem dem, was dazu gerechnet werden kann, zu machen,
werden als ein Beruff angesehen. Dies scheint mir die erste Bedeutung des
Wortes zu seyn.
Der Beruf zu einer gewißen Lebensart liegt öfters in einer Neigung oder
Lust, in einer herrschenden Leidenschaft, der ich ein Genüge zu thun suche, in
Naturgaben v Fähigkeiten, in dem Willen derjenigen, von denen wir
abhängen, in dem Exempel derer, mit denen wir umgehen; in Umständen, Zufällen,
Vorurtheilen liegt die Ursache, warum ich mein Leben diesem oder jenem
Gegenstande oder Endzwecke wiedme, und alle die Kräfte und Zugehör meines
Lebens den Mitteln diesen Endzweck zu erreichen. Daß aber eine Sache zu
einem Bewegungsgrunde werde diese oder jene Wahl in den Absichten und
Beschäfftigungen des Lebens zu treffen, oder daß eine Verbindlichkeit des
Beruffs daraus entstehe – hiezu ist nöthig in einer solchen Sache eine gewiße
Beziehung, Uebereinstimmung und Füglichkeit auf uns Selbst oder die Liebe
die wir uns schuldig sind, wahrzunehmen. Hierin würde also die erste
Bedeutung des Beruffs bestehen, deßen allgemeiner und abgesonderter Begriff
im gemeinem Leben auf einige Ämter eingeschränkt wird. – Laßt uns jetzt die
Anwendung davon auf den Beruf des Edelmanns machen. In diesem
Verstande würde derselbe ungefehr folgende Frage in sich schlüßen: Giebt es
in dem Stande und in der Natur des Adels gewiße Bestimmungen, die sich
auf einige Gegenstände mehr als auf andere beziehen? Was sind das für
Gegenstände, zu denen ein Edelmann mehr Ursache hat, mehr Gelegenheit,
eine fügligere Lage, wie der Bürger und Bauer, und die ihn verbindlich
machen eine besondere Richtung seinen Kräfften und seinem Fleiß zu
geben? Gesetzt der Adel wäre nichts als ein Vorurtheil oder eine Hypothese,
so behielte er gleichwol sein Augenmerk, das man niemals aus dem
Gesichte verlieren muß, um den grösten Nutzen davon in der Gesellschafft zu
ziehen und den besten Gebrauch davon zu machen. Aus diesem
Gesichtspunct muß der Edelmann die Bestimmung betrachten, nach der er sich zu
bilden, und die Ehre seiner Geburt wahrscheinlich zu machen suchen muß. Alle
Theile seines Lebens müßen sich auf diesen Gegenstand als ihren
Mittelpunct beziehen. – –
Die zwote Bedeutung eines Berufs zeigt eine Verbindlichkeit zu gewißen
Pflichten an, die aus meiner getroffenen Wahl folgen, nach der ich schuldig
oder willens bin meine Kräffte und meine Zeit anzuwenden, oder meine
Fähigkeiten und Handlungen einzurichten. Alles dasjenige was aus dieser
Wahl folgt, gehört zum Beruff; was aber selbige aufhebt oder ihr zuwieder
ist, entfernt mich von demselben – – Ich will mich jetzt nicht damit aufhalten,
die Ähnlichkeit und den Unterscheid dieser letzten Erklärung von der ersteren
genauer anzusehen, gegen einander zu halten, noch zu untersuchen, in wie
fern der letztere von dem ersteren abhänge. Es gehört mehr zur Sache die
Anwendung jetzt auf den Edelmann zu machen. In diesem Verstande wird durch
seinen Beruf eine Reyhe von Pflichten entstehen verstanden, die aus dem
Vorzug seiner Geburt folgen, aus dem Range, den er in der Gesellschaft
genüst und den Vortheilen, die damit verbunden sind. Seine Einsichten, seine
Sitten, seine Denkungsart, Grundsätze pp. müßen mit seinem Stande
übereinstimmen. Je mehr daher seine Erziehung nach seinem Stande eingerichtet
seyn wird, je früher und gründlicher er in seiner Jugend von demjenigen,
wozu ihn seine Geburt berufft unterrichtet wird, desto beßer wird er demselben
in späteren Jahren nachzuleben wißen.
Sie haben jetzt das Beste, was ich im stande bin Ihnen zu sagen. Ich
erwarte jetzt die Verbeßerung und Ergänzung, die Sie für nöthig finden um
meine Anmerkungen richtiger und deutlicher zu machen. Ich will noch einigeeine einzige hinzufügen, die mir mitten in meiner Arbeit eingefallen. Sollte
es den Philosophen, wenn sie die Zeichen der menschlichen Begriffe erklären
und recht bestimmen wollen, nicht öfters als den Kindern gehen, die sich
Mühe geben das Qvecksilber fest zu halten?
Ich bin mit aller Hochachtung Mein Herr, Ihr gehorsamer Diener.
Lieber Herr Baron,
Ich weiß die Zufriedenheit mit Ihrem letzten Briefe nicht beßer
auszudrücken als durch eine geschwinde Beantwortung deßelben. Wegen der Aufnahme
meines letzten Packs bin etwas besorgt gewesen, weil ich weiß, daß man mit
den besten Absichten zuweilen in der Art selbige zu erreichen sehr ungeschickt
oder unglücklich seyn kann. Sie werden recht wohl thun sich immer zu
erinnern, daß Sie vermöge Ihres Standes Gott, dem Nächsten und sich Selbst
Pflichten schuldig sind und in der Ausübung derselben Ihren Ehrgeitz und
Ihre Wollust setzen.
Ich habe Sie ersucht, Lieber Herr Baron, diejenigen zwo Briefe ins reine
zu schreiben, mit Verbeßerung meiner Fehler, und mir selbige mit Ihrer
Unterschrift zuzuschicken, falls Sie solche derselben nicht für unwürdig
erkennen, und bitte Sie nochmals darum, weil ich Ihnen von dieser Mühe
einigen Nutzen versprechen kann. Sie werden darinn auf eine reine
Rechtschreibung sehen, und ihre Hand so abzumeßen suchen, daß Sie mit jeden
auf einem halben Bogen auskommen, wie ich es gethan. Die Frage vom
Beruff möchte jetzt zu unserer Materie hinlänglich erschöpft seyn. Wir wollen
also auf den Edelmann jetzt kommen, und ich erwarte davon Ihre Gedanken
nach Gelegenheit, wenn Sie mit der ersteren Arbeit fertig sind, nämlich,
die beyden ersten abzuschreiben.
Jetzt will ich noch einige nichtsbedeutende Anmerkungen über Ihr letztes
Schreiben auf das Papier werfen.
„Was der Beruf sey, so ist selbiges – – Das erste ist kein Deutsch, man sagt
beßer, was den Beruf anbelangt, oder betrift. Das letzte ist ein polnischer
Druckfehler. Beruff ist männlichen Geschlechts, es muß daher heißen, selbiger.
Sie werden auf der gleichen handgreifliche Schnitzer sich bey Zeiten gewöhnen
Acht zu haben, weil solche ein deutsches Ohr sehr beleidigen.
Nächste kommt von nahe her. Sie haben also Unrecht Nechster zu schreiben.
Commata werden Sie gehörig anzumerken suchen. Es sind ein Dutzend in
Ihrem Briefe ausgelaßen; die Puncta stärker zeichnen. Es dient so wohl zur
Zierde als zum Verstande.
„Folglich ist es ein der Grund zu einem wahren Beruf, welches auch ein
kurländischer von Adel auszuüben „schuldig ist“ – – Wenn das:
welches
auf
Beruf geht, so ist es der schon oben angemerkte Fehler. Geht es aber auf alles
vorhergehende, so ist es gleichfalls undeutlich und übellautend.
Wie aber diese drey Theile in eines wahren Erfüllung zu bringen, comma –
– oder Semicolon. Hier ist entweder etwas ausgelaßen oder verschrieben.
Namen und Ort mit deutschen Buchstaben. Der Monath November wird
mit keinem w geschrieben; sondern mit einem v. Sollten wir nicht schon lange
über dergleichen Kleinigkeiten hinweg seyn? Und wird es uns nicht leicht
werden denken zu lernen, so bald wir im stande seyn werden aufmerksam zu
seyn? Was können wir von unserm Verstande fordern, wenn uns unsere
Sinnen nicht ein mal gehören? Diese 3 Fragen laßen Sie sich nicht umsonst
geschehen. Sie füllen das übrige Leere meines Briefes aus.
Ist es ein bloßer Gedächtnis Irrthum oder haben Sie Ursachen von der
gewöhnlichen Rechtschreibung des Wortes überzeugen abzugehen, welches
bey Ihnen überzeigen aussieht. Wir haben 2 Wörter im Deutschen, die einen
sehr ähnlichen Laut haben, in der Bedeutung und Buchstabierung aber
unterschieden sind. Zeigen, wenn es die Handlung eines Fingers, der davon auch
seinen Namen führt, und die Vorrichtung eines Theils von der Zählscheibe
einer Uhr anzeigt bedeutet, wird mit dem i geschrieben. Zeugen aber, wenn
es die Außage eines Menschen, der etwas gesehen oder gehört, in sich schlüßt,
mit einem u. Wir werden am besten thun, wenn wir es bey dem alten
bewenden laßen und das Wort überzeugen von dem letzteren herleiten. Den ich
überzeugen will, muß von meiner Meynung abweichen. Es kommt also auf
Gründe an, wie bey Gericht auf Zeugen, und wie fern ich meinen Gegner an
der Menge und dem Ansehen derselben überlegen bin. Es liegt also ein sehr
lehrreiches Bild von der Art jemand zu überzeugen, in der Etymologie dieses
Worts. Man sagt aber auch überweisen, oder beweisen, wie im lateinischen
demonstrare et probare. Ich könnte Ihnen noch mehr Schulfüchsereyen hier
sagen, die hieher nicht gehören.
Ich erwarte die Abschrift so gut und rein, wie Ihnen möglich. Sie werden
sich einen Zeitvertreib daraus machen.
Meinen unterthänigen Respect an Dero Gnädige Eltern beyderseits nebst
meinen verbindlichen Empfehlungen an Dero sämtliches Hochwohlgebornes
Geschwister.
Grüßen Sie Herrn Lindner, von dem ich eine Antwort und meine Bücher
nebst Laute erwarte, um die ich neulich gebeten. Ich bin mit einer aufrichtigen
Hochachtung und Zuneigung Gütiger Herr Baron Ihr ergebenster Diener.
Hamann.Riga den, 28. Octobr. 1758.Geliebtester Freund,
Ich höre daß Posten von Grünhof abgehen werden, bitte mir also mit
selbigen und falls Sie zu lange werden sollten auch mit der Post ein Buch aus,
das ich unumgängl. brauche. Nämlich Vernets kleine Historie, die neben der
Joachimschen Abhandlung von den Münzen beygebunden. Wenn Sie letztere
noch nicht durchgelesen, so kann Ihnen an dieser Materie nicht so viel gelegen
seyn um mir das erstere zu versagen, das ich höchst nöthig habe. Mit den
Posten werden Sie so geneigt seyn auch für meine Laute Sorge zu tragen; weil
mir mein Bruder keine mitgebracht und ich ein wenig Zeitvertreib v
Abwechselung mir an der Musick zu geben gedenke.
Sie wißen daß mein Bruder angekommen, falls er heute zu mir kommt,
soll er selbst an Sie schreiben. – – Ich freue mich sehr ihn um mich zu haben.
Gott schenke mir die Freude v den Nutzen von seinem Umgange, den ich mir
verspreche, und laß uns in aufrichtiger Friede und Liebe mit einander leben.
Was machen Sie, Geliebtester Freund? Ich hoffe v wünsche Sie wieder
gesund. Ein neuer Fluß an einer geschwollenen Wange hält mich ein; sonst
bin Gott Lob! munter und zufrieden und glücklich, so lange als Gott will;
bey meinen Umständen mehr Muth und Lust zu leben, als ich jemals gehabt.
Aristoteles amicus, Plato amicus, sed veritas maxime amica – – und das
nach der Melodey: Mag es gleich der Welt verdrüßen. Dies ist eine
Nachahmung von einem Lausonschen Einfalle. An Ihren ältesten Herrn Baron
habe ich mir selbige als ein Ritter vorgestellt. Die Wahrheit heißt es, macht
uns frey. Wir müssen also wie die Römischen Sclaven einige Maulschellen
fürlieb nehmen um den Hut tragen zu dürfen.
Vielleicht wage ich einige, oder habe es schon nach Ihrer Meynung schon
gethan, an Ihnen Selbst. Sie werden mich daher mit gleicher Münze
bezahlen. Ich suche die Furcht für Gesichter und Mienen so viel ich nur kann,
zu unterdrücken und zu verleugnen.
Sie wollen Hobbii Opera lesen, ich habe selbige nicht – – und wenn ich
solche hätte, so würde ich ein Bedenken tragen sie Ihnen mitzutheilen. Wie
wenig wollen Sie sich durch mein Beyspiel warnen laßen? Sie werden den
Schaden davon tiefer als ich empfinden und er wird bey Ihnen vielleicht
schwerer zu ersetzen seyn. Sie haben ein größer Genie, das Sie schonen müßen,
und das weniger fremden Zusatz nöthig hat als ich. Sie haben einen stärkeren
Beruf und gezeichnetere Gaben zu einem Amte und zu einem öffentl. Stande
als ich habe. Hören Sie, wenn es möglich ist Sie aus dem Schlummer Ihrer
Hypochondrie zu ermuntern. Schonen Sie Ihre Gesundheit – – Dies ist eine
Pflicht, zu deren Erkenntnis v. Ausübung Sie keinen Leviathan nöthig haben;
von der die jezige Anwendung Ihrer Selbst und der künfftige Gebrauch Ihres
Lebens und der Wucher ihrer Pfunde abhängt. Ersparen Sie sich die Mühe
des Grabens, und den Aufwand eines Tuches – – nehmen Sie zur Wechsel
Bank Ihre Zuflucht, wo wir all das unserige anbringen und umsetzen können.
Denken Sie an Ihren Beruf; denken Sie daß Sie einen zwiefachen haben.
Hast Du mich lieb? Weide meine Lämmer. Hast du mich lieb? Hast du mich
lieb? Weide meine Schaafe, weide meine Schaafe. Wem viel vergeben ist,
liebt viel. Socrates vergaß mitten unter den Wirkungen des Gifts die ihn zu
lähmen anfiengen des Hahns nicht, welchen er dem Esculap zu opfern
versprochen hatte. Denke an den, deßen Gekrähe Dich an meine Verleugnung
erinnerte, und an den Blick der Liebe, den Dein Herz schmolz. Thun Sie alles
dasjenige, was zu Ihrer Pflicht gehört? Woher entstehen alle die Lüste nach
fremden Gewächsen – – das Murren des Volks – –
Ich komme Ihnen vielleicht allzugerecht und allzuweise vor – – Sitzen
aber die Pharisäer selbst nicht auf Moses Stuhl, und gesetzt, ich straffte
mich jetzt selbst, hört dasjenige, was ich Ihnen sage, auf wahr und recht zu
seyn. Sagen Sie also nicht in Ihrem Herzen zu mir: Artzt hilff Dir selber! –
An dieser Krankheit sterben alle Ärtzte, und der gröste litte diesen Vorwurf
auf seinem Siechbette, dem Creutz. Thue das hier, auf diesem Grund und
Boden, was man in Capernaum von Dir erzählt. Laßt uns arm werden – –
Wittwen werden – – wie Naeman den Rath eines Dienstmädchens nicht für
gering achten um eine Reise zu thun, den Rath unserer Unteren nicht für zu
schlecht um den Jordan zu besuchen. Ist es was großes, was der Prophet von
uns fordert. Ist es eine Lügen, was der Apostel sagt, daß alles Koth – – ja
Schaden ist – hat es Moses jemals gereut die Schmach seines Volkes für die
Weisheit v Ehre in Egypten vertauscht zu haben. – –: So wird eben das in
Ihrem Nazareth geschehen.
Fragen Sie den gelehrten Heumann, was Xantippe für eine Frau war?
Um in dieser Verkleidung einen Freund zu beurtheilen, fühlen Sie sich recht
nach dem Puls – – Verzeyhen Sie mich, ich rede in lauter Brocken an Sie, an
denen Sie wiederkäuen mögen.
Gott hat mir Muße und Ruhe geschenkt. Ich suche die Zeit die ich jetzt habe wie
ein Altflicker anzuwenden. Zwo Stunden sind bisher für mich besetzt gewesen,
davon ich eine wieder verloren. Die erste war gewiedmet ein Kind lesen zu
lernen, die andere einen jungen Menschen, den ich als meinen Freund und Bruder
ansehe, ein wenig französisch. Ich habe den letzten jetzt nur, und habe die
Hofnung das erste wieder zu bekommen, und will so bald ich mit Gottes Hülfe
wieder ausgehen kann, einen Besuch thun darum zu betteln, daß man es mir
höchstens ein paar Stunden des Tages wieder anvertraut. Wollen Sie mir glauben,
daß ich ganze halbe Stunden herumgehen kann um mich zu den Lection, welche
die möglichst leichteste sind, vorzubereiten und nachzubereiten, daß ich so sage.
Sie werden mich verstehen und soviel davon als nöthig anwenden auf das,
was ich sagen will. Als ein Freund von Ihnen erlaube ich mir gegenwärtige
Freyheiten, und suche die Vorwürfe einer Nasenweisheit zu mildern. Als
mein Nachfolger bey denjenigen Kindern, die ich ehmals gehabt, werden Sie
das Spiel, das ich mit Ihnen angefangen, nicht auf die strengste Art wie einen
Vorwitz um ganz fremde Dinge beurtheilen können.
Mein Bruder und Freund Baßa haben Thée mit mir getrunken. Der erste
hatte nicht Zeit zu schreiben. Der Herr Rector, der niemand beleidigen will,
hat ihn rechtschaffen die Runde gehen laßen. Ich bin mit alle dem sehr
zufrieden, was mir auch als überflüßig vorkommen sollte. Er lehrt dadurch
seine Oberen kennen, und kann dadurch vielleicht einen künfftigen Vortheil
ziehen, an den unser bestgesinnter Freund jetzt selbst nicht denken mag. Ich
weiß Gott wird meinem Bruder gnädig seyn und ihm alles zum Besten dienen
laßen. Unsere eigene Fehler und die Fehler anderer sind öfters ein Grund von
unserm Glück; so wie wir bisweilen so sehr durch unsere Selbstliebe als
Freundschafft anderer gezüchtigt und geprüft werden müßen.
Freund Baßa lebt hier mit mehr Verdruß als Vergnügen; weil er seine
Waaren nicht anbringen kann. Gott hat mir Gnade gegeben auch mit ihm
richtig zu machen. Um wieviel ℔ mein Herz dadurch leichter geworden, mögen
Sie Selbst berechnen. Ich sehe von meinen Wünschen einen nach dem andern
in Erfüllung gehen, ohne Selbst das Wunderbare darinn begreifen zu können.
Die Thränensaat einer Nacht verwandelt sich öffters in ein Erndte und
Weinlese Lied des darauf folgenden Morgens.
Ich will mich einmal tumm anstellen, oder ein wenig blödsinnig, und die
Schmeicheleyen, die Sie mir in Ansehung meiner Briefe machen, nach dem
Buchstaben nehmen. Nach dieser Voraussetzung geht es füglich an Sie um
die Prüfung meines letzten Packs ein wenig zu ersuchen. Ich habe Kinder,
Eltern und Hofmeister vor Augen gehabt, und mich selbst nicht vergeßen.
Dies wären 4 Seiten, nach denen ich Sie solche in Augenschein nehmen
müßen, um meinen ganzen Entwurf zu übersehen.
Daß
mein Schlag anders wohin getroffen
– – Der Verstand dieses
Einfalls ist mir nicht entwüscht, ich kann Ihrem jungen HE. noch nicht die
Stärke zutrauen in wenig Worten soviel zu sagen. Meine Mühe Sie zu
errathen ist mir schlecht vergolten worden. Anstatt diese Einbildung aus dem
Sinn und der Feder Ihres Züglings auszureden, nehmen Sie an selbiger
Antheil und bestärken ihn auf eine feine v witzige Art darinn. Das heist ein
Kind der Schönheit wegen schielen zu lehren. Ich habe mich daher so
weitläuftig dabey aufhalten müßen ihm seinen künstl. Irrthum zu benehmen, der
mir Schande macht, und mit meinen Absichten nicht im geringsten
bestehen kann.
Ich habe nicht den Vorsatz gehabt so viel Philosophie zu verschwenden,
und fast über meine Kräffte v. Neigung den 2ten Brief geschrieben. Ihr Ton
hat mich dazu verführt.
Sentimens bey Kindern herauszubringen, die Hebammen Künste, die
Bildhauer Handgriffe, welche Socrates von seinen 2 Eltern vermuthlich
abgestohlen – – Dies muß immer der Endzweck unseres Amtes seyn, und wir müßen
dies mit eben so viel Demuth v Selbstverleugnung treiben, als er die
Weltweisheit – –
Daß alle Kinder Sprünge nichts helfen um Kinder zu lehren, wißen Sie aus
der Erfahrung. Daß Sie unsere Lehrer sind, und wir von ihnen lernen müßen,
werden Sie je länger je mehr finden. Wenn Sie solche nichts von uns lernen
wollen noch können; so liegt allemal die Schuld an uns, weil wir so
ungelehrig oder so stumpf sind sie nicht in der rechten Lage anzugreifen. Je
mehr ich mich selbst in Ansehung des jüngsten HErrn untersuche, je mehr
finde ich, daß die Schuld an mir gelegen. Ich möchte Ihnen anrathen
dasjenige auszuführen, was ich Ihnen hier vorschlage. Sie werden auf manche
Entdeckungen kommen. – –
Gewöhnen Sie Ihren jungen HErrn so viel Sie können an eine bescheidene
Sprache. Der entscheidende zuversichtl. Ton gehört nur vo für Sophisten.Meine Meynung ist: Ein Beruff ist pp. Er muß weder römische Gesetze noch
italienische Concetti schreiben lernen. Fast nicht ein einziger Period der nicht
das harte der ersteren und das gedrehte und gewundene der andern an sich hat.
Der junge Herr kann ohnmögl. Lust zu dieser Arbeit haben, falls Sie ihm
solche Muster und Stoff zu seinen Briefen geben. Er muß in seinem Herzen
sich über uns beyde aufhalten, wenn er in dem Laut fortfahren soll, worinn
er angefangen.
Ihre Aufnahme v der Gebrauch dieser Anmerkungen wird mich so oder so
bestimmen; ich werde mich dabey winden so gut ich kann. Sie müßen eben
so aufrichtig seyn als ich, und mir sichere data geben – – nach denen ich mich
gern beqvemen will.
Ich habe bey meinen Urtheilen das Consilium des lieben HE Bruders zu
Hülfe genommen, weil meinen eigenen Geschmack für zu eigensinnig halte.
Er
schien
mehrentheils gleicher Meynung mit mir zu seyn. Erfahrungen,
deren Eindrücke bey mir tief seyn müßen v deren Beyspiele mir noch
immer gegenwärtig sind, sollten mich vielleicht behutsamer machen. Ich halte
s Sie für gesetzter und gründlicher, als daß Sie gegen mich zurückhalten
sollten. Falls Ihnen meine ganze Arbeit als eine Frucht des Eigendünkels
vorkommt, falls Sie an der Wendung derselben zu viel Antheil nehmen
sollten, so sagen Sie mir es. Ich werde für diese Probe Ihrer Freundschafft
Ihnen verbindlich seyn und auf eine Art abbrechen, die Ihnen alle
Genugthuung schaffen soll.
Ich bitte nochmals um Vernets Historie v mein lateinisch Wörterbuch, weil
Ihr Faber hier nebst Virgil mitgekommen, die Sie mit ehsten erhalten werden.
Meinen Empfehl an Ihre Excell. Excell. Grüßen Sie Ihre junge HErren
und die Pastorathe. – – Leben Sie wohl und erkennen mich für Dero
ergebenen Freund und Diener.
Hamann.Lieber Herr Baron,
Hier haben Sie die verlangten Verse, an deren Wiedererinnerung Ihnen
scheint gelegen zu seyn:
O möcht ich, so wie ihr, geliebte Bienen seyn,
An innerm Geiste groß, obwohl von Körper klein!
Möcht’ ich so schnell wie ihr; so glücklich im Bemühen,
Der Wißenschaften Feld, so weit es ist, durchziehen:
So stark durch Emsigkeit, als fähig durch Natur
Von Kunst zu Künsten gehn, wie ihr von Flur auf Flur;
Bemüht den treuen Freund durch Nutzen zu ergötzen,
Bereit dem kühnen Feind den Angel anzusetzen.
Wie sehnlich wünscht mein Herz, daß jetzt mein Schulgebäu
An Kunst und Ordnung reich, wie eure Cellen, sey,
Daß meines Umgangs Mark, wie euer Honig, flüße,
So nahrhaft für den Geist, als wie für die Sinnen süße.
Erinnern Sie sich, mein lieber Baron, daß von Ihrem jetzigen Schulfleiß,
das künfftige Gebäu Ihres Glückes abhängt, der späteste Genuß Ihres Lebens
welchen Sie selbst und andere einmal davon haben sollen. Derjenige, von dem
jene kleine Insekten ihre Bau-kunst und Cellen-Ordnung her haben, lege den
sehnlichen Wunsch
des Dichters auch in Ihr Herz, und erhöre denselben aus
Ihrem Munde! Ich wage es diese Erinnerung Ihrem Gemüth noch einetwas tiefer einzudrucken, gesetzt daß ich Ihnen auch vorkommen sollte
seit meinen jüngsten Briefe auf einmal um ein Jahrhundert älter und
ernsthafter geworden zu seyn. Die Schule, in der an Gott gedacht wird, ist so
gesegnet als das Haus des Egypters, wo da Joseph aus- und ein-gieng.
Sonst arbeiten umsonst, die an uns bauen, mein lieber Baron; sonst
wachen die Wächter umsonst über unsere Seelen. Gott hilft einem Noah an
seinem Kasten, einem Moses an seiner Stiftshütte und einem Salomo an
seinem Tempel. Als ein Mensch unter uns, hieß er des Zimmermanns
Sohn. Ich könnte Ihnen mein eigen Beyspiel zum Beweise anführen,
daß Er den Wehmüttern, die ihn fürchten, noch heute Häuser baue. Laßen
Sie Ihn daher an Ihrem Schulgebäu Antheil nehmen, so wird die Mühe
Ihres treuen Lehrers anschlagen, und die Erndte für Sie desto einträglicher
und gesegneter seyn.
Folgen Sie mir jetzt, mein lieber Baron, in Aesops Garten, deßen Anmuth
an keine Jahres-Zeiten gebunden ist. Ein kleiner Spatziergang wird uns gut
thun auf die starken Wahrheiten, womit ich Sie unterhalten habe. Wir
kommen eben zu rechter Zeit, um ein Gespräch der Frau Gärtnerinn mit
einem Honig-Fabrikanten abzulauschen.
Eine kleine Biene flog
Emsig hin und her, und sog
Süßigkeit aus allen Blumen.
„Bienchen!“ spricht die Gärtnerinn,
Die sie bey der Arbeit trift
„Manche Blume hat doch Gift
Und Du saugst aus allen Blumen?“
„Ja“ – sagt sie zur Gärtnerinn,
„Ja – das Gift – laß ich darinn.“Sie werden so gütig seyn Sich dieser Biene bey Lesung meiner Briefe zu
erinnern, und gegenwärtige Fabel als eine Antwort auf einige Stellen Ihrer
letzten Zuschrift anwenden. Nach einem unterthänigen Empfehl an die
Gnädige Frau Reichs-Gräfinn und des HErrn Generals Excell. Excell. und
den verbindlichsten Grüßen an Fräulein Schwester und den kleinen Baron,
verharre mit der aufrichtigsten Zärtlichkeit Dero ergebenster Diener.
Hamann.Riga den Nov. 1758.Ihre Briefe sind so gut buchstabiert, daß ich mich darüber freue. Ich wünsche
Ihnen, mein lieber Baron, von Herzen Glück dazu, und verspreche Ihnen,
wenn Sie darinn fortfahren, eben einen so guten Erfolg in der Kunst zu
denken, Ihre Gedanken auszudrücken – – ja in der wichtigern und größeren
Kunst zu leben. Sapienti sat – wird ein Gönner von mir in seinem Herzen
sagen, und mit Augenmaaß, aufmerksamen Sinnen zu einer anderen
Abschrift sich Zeit nehmen.
Geliebtester Freund,
Sie erhalten einen zurück, den ich immer um mich zu haben wünsche.
Erinnern Sie sich meiner in Ihren vertrauten Gesprächen, und qvälen und
lieben Sie sich, wie es zärtlichen Eheleuten und Freunden zukommt.
Ich habe Ihnen unzählich viel zu schreiben. Abbitte, Ehrenerklärung und
was Sie wollen. Es hat mir an Angst so wenig als Ihnen Selbst gefehlt.
Hat es nicht eben dies unsere Mütter gekostet – und doch waren sie uns gut,
so bald wir da waren – ja vergaßen solche, und gaben uns Brüder, die Ihnen
eben so theuer zu stehen kamen. Sie haben selbst schlecht von sich gedacht –
Sie sind unwillig auf Sich selbst gewesen – Daher kommt die Voraussetzung
in Ansehung meiner. Ich kenne diese Modefiguren. Ich unterstand mich nicht
so laut als Ihr Herr Bruder von dem Briefe des ältesten Barons zu denken,
den ich weder lesen noch verstehen können, daher auch nicht beantworten kann.
Er glaubte Galle darinn zu finden – ich wiedersprach ihm ohne ihn
wiederlegen zu können. Er machte mir den Einwurf einer polypragmasie,Nasenweisheit, Oberklugheit und Obergerechtigkeit, eines Sichelgebrauches auf
fremden Ackern – – kurz alle die vernünfftige Gründe, die dem David von
seinem älteren Bruder geschahen, wie er sich um Dinge bekümmerte, die ihn
nichts angiengen – – Sie haben sich durch Ihre letzte freundschafftl. Zuschrifft
gegen Ihren Herrn Bruder legitimirt, und mir Muth und Herz eingeflößt.
Ich danke Ihnen dafür, daß Sie diese Probe meiner Freundschafft
ausgehalten haben. Man fühlt als ein Christ tägl. was Paulus sagt: auswendig
Streit, inwendig Furcht. Die Kinder sind da, klagte Hiskias, aber es fehlt an
Krafft sie zu gebähren. Er klagte nicht umsonst, sondern erhielt eine entzückte
Liebeserklärung wie eine junge Buhlerinn von einem alten Liebhaber vom
Manne erwarten konnte, an statt einer Antwort. Die Gedanken und
Empfindungen zittern und beben darinn, so wuste der Prophet die Freude Gottes
nachzuahmen und sinnlich zu machen.
Ich bin jetzt unendlich mehr gedemüthigt durch einen, der mir am nächsten
ist. Gott sey uns allen gnädig! und vergebe uns die Sünden unserer guten
Absichten und guten Werke. Es muß ja – – es muß ja Aergernis kommen.
So unvermeidlich dies ist, so wahr ist das Wehe! Gott Lob! daß dieser Spies
nicht uns sondern die Wand trift. So viel ich auch leide v. noch leyden solle,
so laße er mir den Trost derjenigen Gerechtigkeit, auf welche Hiob pochte – –
Ich werde mich so gut schicken wie ich kann. Sehen Sie auf nichts als auf
das Buchstabieren des ältesten Barons. Das ist alles. Sein eigener Brief ist
abscheulich geschmiert, ich mag an den nicht denken. Die Abschrift meines
ersten Briefes ist eben so voll Fehler und ohne Unterscheidungszeichen, ohne
allen Augenmaas. Da Sie mir jetzt ein wenig Luft gemacht haben, will ich
sehen, wie ich ihn am Besten ankommen kann. Ich weiß noch selbst nicht;
so viel weiß ich, daß ich weder schonen noch hinken kann; so viel weiß ich, daß
man so am sichersten fährt, wenn es auch noch so schief geht.
Folgen Sie meinem Rath – laßen Sie Leßinge und Rapine liegen. Geben
Sie Ihr Geld, (Kräffte und Zeit) nicht für Dinge aus, die kein Brodt sind.
Gehen Sie zu Ihrer Theologie zurück, und bleiben Sie in Ihrem Beruff.
Der Arbeiter sind wenig und die Erndte ist groß. Hören Sie Jakobs Stimme
und laßen Sie sich durch Esaus Hände nicht irre machen. Es steht bey Ihnen
mich zu richten – – ich mache mich aus dem Urtheil der Menschen nichts, sagt
der Apostel. Ich weiß daß ich mich selbst verdamme – – immerhin, wenn es
nicht anders seyn kann, es kann mir auch nicht schaden, nicht Sie, nicht mein
Nächster, nicht ich selbst, sondern der Herr ist Richter. So werden wir durch
dasjenige aufgerichtet was uns niederschlägt und durch den getröstet, der
uns betrübt.
Verzeyhen Sie mir, liebster Freund, schreiben Sie mir fleißig. Ich bin Ihr
aufrichtiger Freund v Diener.
Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Candidat en Theologie / à /
Grunhoff. / par ami.Herzlich Geliebtester Vater,
Wir sehnen uns nach guter Nachricht von Ihrer Beßerung. Gott erhöre
unser Gebet und erhalte Sie nach Seinem Gnädigen Willen, und helfe Ihnen
das Joch und die Last dieses Lebens tragen.
Schonen Sie Ihr schwaches Haupt so viel als möglich, und seyn Sie wegen
Ihrer zärtlichen Zuschriften an Ihre Kinder unbekümmert. Wir verstehen
selbige vollkommen, und ich für mein Theil kann nicht die geringste Spur der
Zerstreuung, worüber Sie klagen, entdecken. Gott wird Ihnen gnädig seyn,
legen Sie, wie jener Knabe, der seinem Vater über sein Haupt klagte, selbiges
auf den Schoos der mütterlichen Vorsehung, und harren Sie Seiner und
Ihrer Hülfe.
Läßet auch ein Haupt sein Glied,
Welches es nicht nach sich zieht?
Ich bin heute auch zum ersten mal diese Woche ausgegangen, weil ich seit
8 Tagen mit starken Flüßen beschwert gewesen. Ich danke aber Gott, daß ich
jetzt an meinen letzten Feind und Wohlthäter eben so oft und mit eben so viel
Freude als in meiner ersten Jugend denken kann. Wir wollen uns durch dies
finstre Thal, Liebster Vater, an einem Stab und Stecken halten, der uns beyde
trösten soll, und mit dem unsere seelige Freundin vor uns über diesen Jordan
gegangen ist.
Ich danke auf das kindlichste für Ihre gütige Versicherung das bestellte
zu besorgen, und verlaße mich darauf. Wenn Sie etwas überschicken, bitte
ich alles an meinen Bruder zu addressiren, weil ich nicht gern mit den
Fuhrleuten etwas zu thun haben will. Youngs Schriften hatte ich gern mit HE.
Borchard gesehen, den ich noch nicht kenne, sich aber noch etwas hier aufhalten
wird. Ist es noch Zeit, so bitte mir Rambachs kleine Sammlung von Luthers
Schriften beyzulegen, die mir mein Bruder vergeßen. Sie ist im braunen
Bande in 800 und steht im schmalen Schranke.
Meine kleine Schülerinn, die Sonnabends und Sonntags in Ihrer Eltern
Hause zubringt, besuchte heute, und klagte über fieberhafte Zufälle. Der liebe
Gott erhalte mir dieses liebe Kind!
Mein Bruder hat sein Schulexamen überstanden, und möchte wohl
künfftige Woche in sein Amt eingeführt werden. Es ist wichtiger, als er sich selbiges
vielleicht vorgestellt, weil er zur Verbeßerung der ganzen Schule geruffen
worden, und so wohl den Kindern als Lehrern zum Gehülfen gesetzt wird.
Er hat Ursache sein Unvermögen wie Salomon zu erkennen, und sich selbst als
ein Kind anzusehen, das weder seinen Ausgang und Eingang weiß, damit
er um ein gehorsam und verständiges Herz bitte, das mächtige Volk zu richten,
das ihm anvertraut wird, um die Heerde zu weiden mit aller Treue und zu
regieren mit allem Fleiß. Ich habe zu viel Ursache ihn auf den zu weisen, der
so gar unser Gebeth, das wir im Schlaf und den Träumen deßelben thun
erhört, der Weisheit giebt ohne es jemanden vorzurücken; und suche ihm alle
die bunten Stäbe mitzutheilen, die Er mir darinn machen gelehrt.
Menschenfurcht und Menschengefälligkeit sind die zwo gefährliche Klippen, an denen
unser Gewißen am ersten Schiffbruch leyden kann, wenn unser Lehrer
und Meister nicht am Ruder sitzt. Ich vertraue auf den, der meine
Hoffnung nicht hat noch wird laßen zu schanden werden; und der um treue
Arbeiter zu seiner Erndte uns zu beten befohlen, und selbige Selbst dazu schaft
und bereitet.
Ich freue mich von Grund des Herzens, daß er jetzt anfängt, wie es scheint,
sich ein wenig von der Gleichgiltigkeit aufzumuntern, die mich anfänglich bey
ihm ein wenig beunruhigt hat, und der ich alle mein natürlich Feuer
entgegenzusetzen gesucht habe. Ich habe für ihn so wohl als mich selbst gezittert; weil
es leicht ist von einer Gleichgiltigkeit in eine Fühllosigkeit zu verfallen, und
selbige bey dem Eintritt unsers Berufs am wenigsten zu entschuldigen, auch
an gefährlichsten ist, da wir ohnedem Anlaß genung in der Folge bekommen
auf selbige zu wachen, und uns von unseren natürlichen Hange zur Trägheit
und Schläfrichkeit und dem reitzenden Beyspiel anderer nicht täuschen zu
laßen. Mit unserm Eyfer hingegen geht es uns wie Moses, daß wir leicht
beyde Gesetz Tafeln darüber entzwey brechen – Wir werden aber von
demjenigen getröstet, der uns demüthigt, und fröhlich gemacht durch eben die,
welche von uns vielleicht betrübt werden. Ich weiß, daß Gott unsers Herzens
Wunsch erfüllen wird, nach seinem Willen, der allein der beste ist, und nach der
Hand des Herrn unsers Gottes über Uns.
Er giebt dem HErrn Rector jährlich 100 Thrl. Alb. für Logis, Tisch pp
dem er als dem Werkzeug seines Ruffes alle mögliche Erkenntlichkeit
nächstdem schuldig ist.
Mein lieber Bruder besucht mich fast alle Abend, die wir allein unter uns
zubringen, weil ich ihn mit Fleiß noch etwas entfernt in unserm Hause halten
will. Den Sonntag haben wir beyde als unsern Familientag abgemacht. Wir
gehen zusammen in die Kirche, und darauf trinken wir unsern Thee, er ist der
Vorleser einer englischen Predigt, und spielt ein Lied auf dem Clavezinmeines Zimmers zur Abwechselung. Seine Zeit ist ordentlich biß 9 Uhr; und
unsere Abendmahlzeiten gewöhnlich in einem Honigbrodt, weil uns das am
besten schmeckt, wozu wir einige Gläser Wein trinken, wenn wir Lust haben.
Mit dieser Ordnung bin sehr zufrieden, weil sie weder mir noch meinen
Freunden beschwerlich fällt, deren Gutherzigkeit uns jederzeit lehren soll desto
bescheidener zu seyn.
Ich habe mein Herz gegen Sie, Geliebtester Vater, ausgeschüttet. Sie
werden uns beyde in Ihr Gebeth und Liebe einschließen. Gott erhalte, stärke und
seegne Sie an Seele und Leib. Grüßen Sie die gute Jgfr. Degnerinn. Ich
ersterbe mit kindlichstem Handkuß Ihr gehorsamst verpflichtester Sohn.
Joh. Ge. H.Riga. Sonnabends. den 1 Dec. 1758.Riga. den 8/19 Christm. 1758.Herzlich geliebtester Vater,
Eben jetzt verläßt mich mein Bruder, welcher mit nächster Post schreiben
wird. Wir sind beyde durch Ihre letzte Zuschrift sehr erfreut worden. Gott
erhalte uns Seine Gnade, und mache uns für die sichtbaren und zeitlichen
Merkmale derselben erkenntlich; er laße diese Lockstimme seiner Wohlthaten
dazu dienen, unsern Glauben zu stärken, daß Er unser rechte Vater sey und
wir Seine rechte Kinder. Auch die Züchtigungen dieses geistlichen Vaters
mögen uns zu Nutz gereichen, auf daß wir Seine Heiligung erlangen.
Hebr. XII.Ich bin unter Seiner Gnade diesen Sonntag zum Tisch des HErrn
gewesen, und wurde durch den Prediger, der meines Beichtvaters Stelle wegen
seiner Unpäßlichkeit vertratt, sehr aufgerichtet und getröstet. Witterung und
alle äußerliche Umstände haben sich zu diesem großen Werk beqvemen müßen,
das Gott meiner Seele wolle gedeyhen laßen! Amen!
Ich bin Gott Lob! sehr gesund und lebe so zufrieden als möglich. Zu
meinen kleinen Geschäften außerordentlichen Seegen und Beystand. Nicht
uns, Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gieb Ehre, um Deine
Gnade und Wahrheit. Warum sollen die Heyden sagen: Wo ist nun Ihr
Gott?
Er wird meinen lieben Bruder auch helfen, der diese Woche schon einen
blanken holländischen Dukaten von dem Vater eines Kindes bekommen,
um ihn zu seiner pflichtmäßigen Aufsicht über seinen Sohn desto mehr
aufzumuntern. Sein Eyfer und Treue im Amte möge auch hiedurch angefeuret
und geläutert werden.
Ich nehme mir nochmals die Freyheit, Sie an die Besorgung des
versprochenen zu erinnern. Herr Wagner hat mir zu den bestellten Büchern durch den
HErrn R. Hofnung machen laßen; ich werde dafür richtig werden.
Gott laße auch die Feyer dieses Weynachtfestes an Ihnen, den Ihrigen
und uns allen geseegnet seyn, Er fülle unsern Mund mit neuen Liedern, und
laße uns mit den Engeln und Hirten ein gemeinschaftlich Chor ausmachen,
und um die Wette mit einander singen:
Er will – und kann – euch laßen nicht;
Setzt nur auf Ihn eur Zuversicht.
Es mögen euch viel fechten an,
Dem sey Trotz, ders nicht laßen kann.
Zuletzt müßt ihr doch haben Recht,
Ihr seyd nun worden Gott’s Geschlecht;
Des danket Gott in Ewigkeit
Gedultig – – frölich – – allezeit.
Dieses alte Jahr werde auch in Ihrem Hause, Herzlich Geliebtester Vater,
mit frischen Proben Seiner Wahrheit und Barmherzigkeit versiegelt. Er
gedenke derselben und helfe Seinem Diener Israel auf, wie Er geredet hat
unsern Vätern, Abraham und Seinem Saamen ewiglich.
Grüßen Sie mit den herzlichsten Wünschen Jgfr. Degnerinn und alle gute
Freunde und Bekannten. Ich ersterbe mit dem zärtlichsten Handkuß kindlicher
Ehrerbietung Ihr gehorsamst verpflichtester Sohn.
Johann George Hamann.Auf der Adreßseite:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à /
Coenigsberg / en Prusse. /
franco Mummel
.Rotes Lacksiegel J. G. H.Von Johann Christoph Hamann (Vater):den 25 Dec. 1758Von Johann Christoph Hamann (Bruder):Riga den. 12. Xbr. 1758.Herzlich Geliebtester Vater!
Ich freue mich, daß Gott Ihnen wiederum Gesundheit geschenkt hat, Ihre Denk-
und Feyertage zufrieden und vergnügt zu begehen. Die Erinnerung derselben macht
mich auch in der Ferne bey demjenigen des Dankes schuldig, der als ein Kind sich
herabgelaßen hat um uns als Kinder zu sich zu ziehen. Er möge sich auch in denen
Tagen, die diesem Gedächtniße gewidmet sind gewesen, in dieser Gestalt Ihnen
am freundlichsten und leutseeligsten gezeiget haben und Sie auf eine solche Art
seine Wirkungen an Ihrer Seele verspüret haben, daß Sie Ihren Geburtstag
ebenfalls nicht ohne Seegen feyren mögen. Wird Ihr Alter gleich mühsam und
sorgenvoll, so ist er doch noch immer mit Vortheilen für den Nächsten beschäftiget und
ein nuzbares Leben. Unterwerfen Sie sich also auch darinn dem Willen desjenigen,
der am besten weiß, wenn unser Leben ihm allein zugehöret.
Ich habe hier schon eine unverdiente Wolthat von einem Manne erhalten, der mir
sein Kind auf der Klaße anvertrauet und mir deßhalb einen in diesem Jahre
geprägten holländischen Ducaten geschenkt hat. So gut geht es Ihrem Sohn, lieber
Vater, daß Sie von aller Sorge für seine Erhaltung befreyet seyn können; noch
vielweniger für seine Gesundheit, wenn er gleich um einige Unzen Visceral-Tropfen, die
mit Wein abgemacht sind, bittet. Der HE. Rector wünschet dieselbe bey Gelegenheit
von dorten erhalten zu können, weil die hiesigen nicht von so gutem Geschmack
und Nutzen sind. Sie können zu unserm allgemeinen Gebrauch dienen; das Geld
übermache ich. Um meinem Bruder ein Pläzchen zu laßen muß ich schließen und
bin nach herzlichem Anwunsch alles ersprießl. Wohlergehens Ihr treuster Sohn.
J. C.Herzlich geliebtester Vater,
Ich komme eben jetzt zu meinem Bruder gelaufen um noch eine kleine
Nachschrift anzuhängen. Den Young habe heute richtig erhalten und zahle den
Dank meiner Freunde, die sich Ihrer öfters mit dem besten Herzen erinnern
zum voraus. Keine Rechnung dabey gefunden. Ich schreibe zu den Wünschen
meines Bruders ein herzliches Amen! Gott schenke Ihnen an Seele und Leib
alles was Ihnen gut und nützlich ist. Die PostGlocke schlägt; ich küße Ihnen
mit der kindlichsten Ehrfurcht die Hände und ersterbe Dero gehorsamst
verpflichtester Sohn.
Johann George Hamann.Entschuldigen Sie meine Eilfertigkeit und das schlechte SchreibeZugehör.
Leben Sie wohl, gesund und zufrieden, und beten Sie für uns.
Riga den 9/20 Jänner 1759.Herzlichgeliebtester Vater,
Gott gebe Ihnen gute Gesundheit, Leben und Seegen. Ich hoffe und
wünsche, daß Sie sich beßer befinden. Herr Buchholtz hat diese gute Nachricht
meinem Bruder gemeldet, daß er Sie leidlicher angetroffen. Grüßen Sie ihn
als meinen alten Lehrer, Wohlthäter und Freund aufs herzlichste von mir.
Ich denke Ihm bald Selbst zu schreiben.
Gott hat mir den letzten Tag des vergangenen Jahres mit vielem
außerordentlichen Seegen beschlüßen, und das Neue eben so denkwürdig anfangen
laßen. Er läst meinen Becher überlaufen, Er wird mir alles schenken, was mir
seelig und nöthig ist, Er wird mich alles genüßen – – aber auch alles
verleugnen lehren, wenn es Sein Gnädiger Wille ist.
Ich erhielt den 27. Dec. pass. Ihren lieben Brief, in dem Sie mir
erlaubten zu heyrathen, und mir Glück dazu versprachen, wenn ich es mit Gott
anfienge. Den Tag darauf schrieb ich also meine LiebesErklärung, und zwar in
einem Briefe an meinen Freund in Petersb. dem ich meldete, daß ich seine
Schwester heyrathen wollte, – – Ich schickte denselben unten und ersuchte Sie
entweder die zerrissene Stücke davon mir zuzuschicken oder ihn unter ihrem
Couvert einzuschlüßen. Sie hat das letztere gethan – – und ich erwarte heute
die Antwort meines Freundes. Es scheint bey ihr Ernst zu werden; ich will es
aber noch nicht wißen. Gott wird alles lenken und mich für allen Thorheiten
behüten, und vom Bösen erlösen. Er wird mir Gnade geben auf dem rechten
Wege zu bleiben, und mich auf Seinen Fußsteigen erhalten, daß meine Tritte
nicht gleiten. Ich hoffe aber darauf, daß Du so gnädig bist, mein Herz freuet
sich, daß Du so gerne hilfest. Ich will dem Herrn singen, daß Er so wohl an
mir thut.
Ich legte ein klein französisch Billet an meine Freundinn bey dem Briefe an
Ihren Bruder bey, worinn ich Sie auf Gott wies, und ihr versicherte, daß er
den Stummen als Taub, und den nur den Tauben als stumm vorkäme.
Ihm sey Lob für Seine unaussprechliche Barmherzigkeit! Er ist für uns beyde
weder stumm noch taub gewesen. Den Sonntag nach dem Neuen Jahre haben
wir eine Predigt des Morgens gehört, die für mich und unsere Schwester recht
von Gott bestellt zu seyn schien; und am heil. Dreikönigsfeste hat unser
Rector Lindner, der von nichts weiß, eben so viel, ja recht auf uns beyde
abzielendes von der Führung Gottes mit den Seinigen vorsagen müßen zu
unserem Unterricht und Aufmunterung. Mein Bruder ist so gut mir diese
Predigt abzuschreiben.
Wird Sie meine Frau, Herzlich Geliebtester Vater, so wird Sie es durch und
nach Gottes Willen, und ich habe eben so viel dabey gethan, als daß Sie Mein
Vater geworden – – ich wiederhole es Ihnen, ich habe eben so wenig dabey
beygetragen, als daß Sie unsere Seelige Mutter zu Ihrem und unserm Besten
gewählt haben. Ich weiß, daß dieser Gnädige Gott auch diejenige Liebe in
mein Herz pflanzen wird, und die er selbst fordert, nach der ein Mann
seinem Vater und seine Mutter verlaßen soll um seinem Weibe anzuhangen,
und sie werden seyn ein Fleisch. Ich weiß noch mehr, daß Sie mir hierinn
nichts nachgeben wird. Gott wolle durch Seinen guten Geist auch unsere
Herzen läutern und heiligen, und die Ermahnung der morgenden Epistel auch
in uns kräftig und thätig seyn laßen, daß wir unsere Leiber begeben zum
Opfer, das da heilig, lebendig und Gott wohlgefällig sey.
Sie bekommt nichts mit mir; ich fordere aber auch nichts von mit Ihr.
Alles was ich ihr anbieten kann, schrieb ich dem Bruder, ist mein Herz, mein
Leib und mein Name. Wir haben beyde nicht nöthig an ein eigen
etablissement zu denken und dafür zu sorgen. Sie soll die Haushälterin Ihres Bruders
Karl bleiben, und ich Sein Handlanger. Wenn es Gott gefällt eine Änderung
zu machen, dann wird es auch meine Schuldigkeit seyn Sie zu ernähren. Und
dafür wird der auch Rath schaffen, der mir Ihre Schwester zur Frau geben
wird und will.
Sie möchte mit mir von gleichem Alter seyn. Ob Sie ein Paar Jahr jünger
oder ein halb Jahr älter; dies habe ich Ihr niemals ansehen können, viel
weniger jetzt, da ich auf gutem Wege bin in Sie verliebt zu werden.
Sie ist in meinen Augen schöner als die stoltzeste Lilie; wenn Sie ist es
nicht ist wäre, so würd Sie meine Liebe dazu machen, daß Sie es für mich
wenigstens seyn wird. Und Sie wird es immer seyn, so lange ich Sie lieben
werde – – und ich werde Sie ewig lieben. Ist sie in anderer Augen nicht schön
genung; desto beßer für mich.
Erhalte ich heute Briefe, herzlich geliebtester Vater, so bin ich vielleicht mit
Gottes Hülfe Ihnen im stande mit nächster Post den Tag meiner Verlobung
zu bestimmen. Sie werden nicht unterlaßen denselben zu feyren, und einige
Arme an Ihrer Freude Theil nehmen zu laßen. Bewirthen Sie Ih unsere
nächsten Blutsfreunde wenigstens in der Stille, es wird Ihnen beßer als ein
notifications-Schreiben schmecken.
Sieben Jahre um Ihre beste Schwester zu dienen, schrieb ich an meinen
Freunden, sollen mir so kurz als eine Kirmeswoche vorkommen; denken Sie
des wegen nicht, daß ich auch nur einen Augenblick verlieren werde um mein
Glück voll zu machen.
Ohngeachtet ich heute im stande wäre den Ring zu bestellen; so wird mir
doch Gott auch im Gegentheil die Gnade geben die Hand und Herz zurück
zu ziehen, wenn er mir Seinen Willen dazu zu erkennen geben wird. Er wird
mich denselben lehren lieben und Kräfte schenken ihn zu erfüllen.
Ich empfehle Sie der liebreichen Obhut unsers himmlischen Vaters, der
uns leitet wie die Jugend. Er schenke Ihnen bald Ihre Gesundheit wieder und
erhalte und stärke Sie nach Seinem gnädigen Wohlgefallen. Ich küße Ihnen
mit kindlichster Ehrfurcht und Zärtlichkeit die Hände und ersterbe Ihr
gehorsamst verpflichtester Sohn.
Johann George Hamann.Jgfr. Degnerinn, HE. Blindau nebst allen guten Freunden grüße zum
Neuen Jahr.
Am Rande der zweiten Seite:Ohngeachtet ich mich auf Ihr gütiges Versprechens in Ansehung des
wilden Schweines verlaße; so nehme mir doch die Freyheit wieder daran zu
erinnern –
Riga den 13/24 Jänner 1759.Herzlich geliebtester Vater,
Die Nachricht von Ihrer fortdaurenden Unpäßlichkeit hat uns beyde sehr
betrübt; ich freue mich aber zugleich, daß Sie sich dem Willen Gottes
aufopfern. Er wird Ihnen gnädig seyn. Ich bin unter Seiner Gnade entschloßen
diesen Sonntag zum heiligen Abendmal zu gehen und habe mich
vorgenommen Montags oder Dienstags darauf, so Gott will und ich lebe, Ihrem
Wunsche gemäs abzureisen. Gott wolle mein Herz regieren und mir Kraft
geben alle Hindernisse zu überwinden und Seinen Willen mir in allem
gefallen zu laßen. Will Er Sie uns zur Freude und Seegen, noch länger
erhalten; so wird meine Gegenwart und Ankunfft wenigstens Ihre Genesung mit
befördern helfen – und da Sie es wünschen und mich nichts abhält, so sehe ich
es als meine Pflicht an Ihnen gehorsam zu seyn. Ist es Gottes Wille Sie uns
nicht länger hier auf der Welt genüßen zu lassen: so sey es Er Ihnen und
uns allen gnädig – und ich komme Ihren väterlichen Seegen zu meinem
künfftigen Leben von Ihren Händen zu empfangen – oder Ihnen auch die letzte
kindliche Pflicht und Liebe zu erzeigen.
Gott regiere alles und laße Sie Seiner väterlichen Obhut empfohlen seyn.
Beten Sie für mich und meinen Bruder, so lange Ihnen Gott noch den Odem
dazu schenket. Er sey Ihnen und uns allen gnädig um Seines lieben Sohnes
Jesu Christi Willen Amen! Ich ersterbe mit dem kindlichsten Handkuß und der
zärtlichsten Ehrerbietung Ihr gehorsamst verpflichtester Sohn.
J. G. H.Von Johann Christoph Hamann (Bruder):Herzlich geliebtester Vater!
So betrübt mir die Nachricht von der Dauer Ihrer Unpäßlichkeit gewesen, so
empfindlich ist mir der Entschluß des Bruders mich so bald zu verlaßen. Doch die
Pflicht, die er Ihnen, liebster Vater, schuldig ist, ist der meinigen weit vorzuziehen
und sein Gehorsam werde durch Ihre baldige Genesung reichlich belohnet. Gott
begleite ihn und laße ihn mit vielem Seegen und Trost vor Ihnen kommen. Er
mache ihn und mich zu allem gefaßt, was sein heil. Wille mit Ihnen beschloßen hat.
So wunderbar derselbe auch öfters ist, so führet er ihn doch herrlich hinaus, damit
wir ihn erkennen und liebgewinnen lernen. Ueberlaßen Sie sich demselben in Geduld
und warten Sie auf seine gnädige Hülfe, die Ihre Erfahrung und Ihr Glaube sich
noch mehr versprechen kann. Vielleicht wird uns neue Gelegenheit gegeben seinen
Namen für Ihre Erhaltung zu verherrlichen. Gott lenke unterdeßen alles zu unserm
Besten. Er erhöre Ihr Gebet welches Sie so wohl für sich als für die Ihrigen thun
und laße Sie in der Gegenwart meines Bruders Trost und Zufriedenheit finden.
HE. Blindau, den ich herzl. grüße, wird ersuchet den Brief an HE. Past. Carriusbestens zu besorgen. Ich küße aufs zärtlichste Ihre Hände, die gewiß bis an Ihrdas Ende Ihres Lebens für uns beten werden und bin zeitlebens mit kindlichster
Hochachtung Dero ewig verpflichteter Sohn
J. C. Hamann.Der Brief nach Marienburg wird unfranquirt auf die Post gegeben.Geliebtester Freund,
Ich habe vorige Woche erstl. Ihren Brief erhalten. Sie werden die Absicht
meiner schleunigen Abreise schon längst erfahren haben. Gott Lob! Mein
geschwinder Gehorsam auf den Wink meines lieben Vaters ist dadurch belohnt
worden, daß ich ihn über Vermuthen beßer gefunden. Er hat auch schon einen
Versuch auszugehen gemacht, womit er aber einhalten müßen; heute mit
Gottes Hülfe einen neuen, wo ich wie ein Pappelbaum ihm zur Seiten gehen
muß. – So weit von meinen hiesigen Angelegenheiten; ich weiß daß Sie an
dem Leben meines Alten Antheil nehmen und an meiner Zufriedenheit darüber.
Ihre liebe Mama habe gleich bey meiner Ankunft besucht und bin gestern
gleichfalls bey ihr gewesen. Sie befindet sich Gott Lob! munter. Hat ihr
Hauskreutz an ihrem Gast, das sie mit viel Gedult träget. Sie ist sehr
vergnügt über Ihren Entschluß zur Theologie zurückzukehren, schien aber etwas
über die Heftigkeit, womit Sie sich auf die entgegengesetzte Seite Ihrer
bisherigen Denkungsart zu werfen scheinen, besorgt zu seyn. Ich habe Sie
deswegen so gut ich konnte beruhigt, und es war mir lieb, daß unsere Gedanken
überein trafen. Erlauben Sie mir, Geliebtester Freund, noch eine kleine
Erörterung derselben hinzuzufügen, weil dadurch ohnedem eine Beantwortung
einiger Stellen in Ihrer werthen Zuschrift geschieht.
Ich habe gehört, Sie wollen Ihre jetzige Stelle verlaßen, und sich nach Riga
begeben pp. weil Sie glauben, daß die gegenwärtige Verfaßung Ihrem
Entschluß zur Gottesgelahrtheit zurückzukehren im Wege stünde. Es ist eine
Pflicht mit der Stellung zufrieden zu seyn, worinn wir uns finden; und je
schwerer sie uns wird, desto größer der Sieg über uns selbst und der Beystand
Gottes ihn zu erhalten. Ohne die wichtigsten Gründe verlaßen Sie also Ihren
gegenwärtigen Posten nicht. Wenn Ihnen eine andere Verfaßung nöthig und
nützlich seyn wird; so wird Sie Gott wohl darein versetzen, wie Sie an meiner
jetzigen Verruckung ein Beispiel haben.
… Frau Consistorial Räthin, war schon für ein wenig Schwärmerey bey
Ihnen besorgt und ich weiß an mir selbst, daß wir diese Klippe vorbey
müßen, daß aber keine Gefahr dabey ist, so lange der Meister auf unserm
Schifflein ist, gesetzt daß er auch wieder seine Gewohnheit – auf einem Polster –
schlafen sollte. Laßen Sie ihn schwärmen, sagte ich, der liebe Gott wird es
wohl seinem Feinde und Freunde verbieten einen Schwärmer aus ihm zu
machen.
Hier muß ich eine Lehre mir selbst so wohl als Ihnen sagen. Wir müßen
uns des Menschensohnes und seines Bekenntnißes nicht schämen; aber auch
nicht die Perlen seiner Lehre jedermann vorwerfen. Eylen Sie daher nicht
Ihr Licht aufzudringen, bauen Sie nicht auf die Empfindung Ihres Glaubens
denn die ist öfters ein Betrug uns. Fleisches und Blutes, und hat die
Vergänglichkeit deßelben mit dem Grase und den Blumen des Feldes gemein –
noch weniger beurtheilen Sie andere nach den ersten Erfahrungen, durch die
Sie Gott geführt hat und führen wird.
Sie haben mir erlaubt und mich zum Theil aufgemuntert ernsthafft an Sie
zu schreiben; ich habe es daher gethan und Sie werden mir die Ihnen
mitgetheilte Erinnerungen, so leicht und gering sie auch sind, als wohlgemeint
zu gute halten.
Sie schreiben mir von ihrem Wege in Wüsteneyen. Der Psalmist aber sagt:
Die Wohnungen in der Wüsten sind auch fett – daß sie triefen. Ψ 65.
Ich freue mich herzlich über den Hunger und Durst, den Sie von sich
bekennen. Die Unersättlichkeit aber ist der Genügsamkeit – wie in irrdischen also
auch in himml. Dingen entgegen gesetzt. Nicht der Brodte wegen, nicht der
Aufwallungen wegen, der guten Gedanken und Bewegungen wegen – Gott
mag uns den Brodkorb so hoch hängen als er will, gesetzt daß er uns auch die
Brosamen versagt – Derjenige, dem alle Macht im Himmel und auf der Erden
gegeben, der bey seinem Abschiede versprochen allenthalben bey uns zu seyn,
nicht nur allenthalben sondern auch keinen Tag unsers Lebens biß ans Ende
deßelben ausgenommen, legt uns alles aus, wenn er uns allein, so allein
daß wir uns selbst fehlen, antrift – wie ers mit seinen Jüngern machte. Sein
Geist soll uns in alle Wahrheit leiten – und diese allein macht uns frey – und
sollt ihr etwas anders oder sonst halten, das laßet euch Gott offenbaren Regel, darein wir kommen sind, wandeln und Phil.
III. 15, 16.
Wenn Sie auch ohne Frucht arbeiten müßen, so fahren Sie nur getrost fort
in Ihrem jetzigen Beruf. Entschlagen Sie sich aller Vereckelungen, die Sie
anwandeln, und glauben Sie, daß Ihnen dasjenige von Gott befohlen
worden, was Sie jetzt thun, weder in Betracht auf Ihr eigen Selbst, noch
Kinder, noch Eltern, noch Freunde pp. Eine selbstgewählte Ordnung zu leben,
die man sich mahlt, und die man sich zu erschwingen bemüht, ist wie ein
selbstgewählter Gottesdienst dem Herrn ein Gräuel. Sie werden sehen wie
viel Zeit Sie übrig behalten werden, wenn Sie sich aller Nebendinge – selbst
in Ihrem jetzt erneuerten studio Theol. entschlagen werden. Wenn wir
bitten: Gib uns heute unser tägl. Brodt; so bitten wir zugl. daß uns Gott jeden
Tropfen Schweißes jeden Tag zuzählen soll, mit dem wir daßelbe eßen das
heist, verdienen oder erwerben sollen nach der Weltsprache. Denn eigentl.
zu reden weiß kein Christ etwas davon vom Brodte, das er verdient oder
erwerben sollte; alles ist für ihn nur Gabe Gottes, die er mit Lob und Dank
gegen den genüst, der es verdienen und erwerben muste, da er zitterte, zagte,
und Blut schwitzte.
Sie haben mir viele dunkle Betrachtungen gemeldet, die sich auf factazu gründen scheinen, davon ich nichts weiß. Was wollen sie sagen, daß es
schwer sey die Unschuld zu retten. Wer hat Ihnen dies schwere Geschäfte
aufgetragen; das gehört für irrende Ritter, wie mir ein guter Freund öfters
vorgerückt hat. Weßen Unschuld meynen Sie? Ihre eigene? Sind Sie derselben
so gewiß, oder ist Ihnen so viel daran gelegen unschuldig zu leiden. Sokrates
sagte zu seiner Frau: Wünschest Du lieber, daß ich schuldig leiden soll.
Anderer Leute ihre Unschuld? Diese geht Sie noch weniger als Ihre eigene an.
Sie wißen, daß mein Briefwechsel längst aufgehört hat. Warum fällt es
Ihnen so spät ein, mich darum zu ersuchen? Zu was für Veranlaßungen hat
er Ursache gegeben? Haben Sie etwa den Dienst schon aufgesagt, und meynt
man daß ich Sie aufrührerisch gemacht? Gesetzt daß man mir auch dies
aufbürdete, was wäre mir daran gelegen? Es wird mir lieb seyn etwas von
Ihren Verlegenheiten und der jetzigen Stellung in Ihren Hause zu wißen,
wenn es Ihnen gefällt mich zum Vertrauten darinn zu machen oder es der
Mühe lohnt die Feder dazu anzusetzen.
jemals an, ob man mir Recht oder Unrecht thut. Ich hänge
ja nicht mehr von ihnen ab; und ich danke Gott daß ich weder über das Recht
noch Unrecht meiner Handlungen mehr wie ehemals grübele und mich darüber
ohne Noth beunruhige. Handle ich Recht; was habe ich mich darauf
einzubilden oder das zu verfechten. Handle ich Unrecht; so geht das Gott allein
an, und ich glaube einen Gott der nicht mit uns ins Gericht gehen wird,
gesetzt daß uns Menschen, und unser eigen Herz verdammen –
Wie viel kostet es uns Menschen nicht von der gesetzlichen Furcht loß zu
werden, und zu der Freymüthigkeit und Freude zu gelangen, die uns in Christo
gegeben ist, und die eine Wirkung seines Geistes ist.
Was wollen Sie für große Anstalten zu Ihrem neuen studio haben. Drey
Leibbücher wären für mich hinlänglich, das erste lesen Sie und schmecken Sie
schon, und wenn Sie solches als ein Christ lesen, so wird Sie Ihnen als
einem Gottesgelahrten mehr zu statten kommen als ein Auszug der besten
Ausleger. Das zweyte Buch wäre Rogalls und Schultzens Gesangbuch; Sie
kennen noch zu wenig unsere KirchenPoesie, dieser Schatz liegt auf einem
offenen Felde – demohngeachtet wenigen entdeckt und noch von wenigern wird
ein Besitz davon gemacht und ein rechter Gebrauch. Da Sie ein Dichter sind,
so sey dies Ihr klaßischer. Das dritte ist die Sammlung von Luthers kleinen
Schrifften, die Rambach herausgegeben. Ich werde selbige ehstens meinem
Bruder mitschicken. In diesem Buch finden Sie über die Hauptlehren unsers
Glaubens dieses Vaters uns. Kirchen, außerlesenste und körnichste Gedanken
und Erklärungen, die zugl. polemisch und praktisch sind. Was für eine
Schande für unsere Zeiten, daß der Geist dieses Mannes, der uns. Kirche gegründet,
so unter der Asche liegt. Was für eine Gewalt in der Beredsamkeit und
Ausdruck – was für ein Geist der Auslegung – was für ein Prophet – Wie gut
wird Ihnen der alte Wein schmecken, und wie sollten wir uns. verdorbenen
Geschmacks schämen. Was sind Montaigne und Baco, diese 2 Abgötter des
witzigen Frankreichs und tiefsinnigen Engl. gegen ihn.
Carpzov Critica Sacra ist in Ihres Nachbars Bibliothec. Verbinden Sie
die Lesung deßelben mit einem guten Systemund oder Compendio der
Kirchengeschichte und besonders der Reformation. Mosheim und Seckendorfetwa. Wenn Sie eine Stunde des Tages hiezu verwenden, so ist es überflüßig.
Das Ebräische und griechische möchte Ihnen gern so viel ich kan
empfehlen aber in beyden Sprachen nicht weiter zu gehen als man nöthig hat die
Bibel fertig genung lesen zu können. Rauens Grammatick mit Kypke
Anmerkungen sind die beste und hinlängl. Anweisung zum hebräischen; ich
glaube nicht daß Sie selbige einmal werden nöthig haben zu wiederholen –
Diese kann Ihnen der HE. Bruder in Riga mittheilen, hebräische Lexica hat
Ihr alter Nachbar. Zum neuen Testament wird Ihnen eben derselbe Kypke
Annotationes oder Obseruationes mittheilen.
Wenn Sie 2 höchstens 4 Stunden die Woche zu diesen Sprachen wiedmen,
so werden Sie spielend bey einem anhaltenden Fleiße derselben stärker
werden, als Sie gedacht. Er fördert das Werk unserer Hände, ja das Werk
unserer Hände fördert Er, wenn wir in Seinen Namen daran gehen und nicht
unsere Namen zum Endzweck uns. Mühe machen –
Ueberlegen Sie selbst wie viel Stunden Sie außer Ihrem Unterricht zur
Zubereitung und Schaarwerk deßelben, zu Spatziergängen, Besuchen und
Epoquen übrig behalten.
Ich habe mich unterstanden Ihnen diesen kindischen Plan mitzutheilen.
Sie werden mich des wegen nicht auslachen. Ein Auge zugemacht, wenn wir
scharf sehen und treffen wollen, mit Einfalt, das heist mit einem einzelnen
Auge gearbeitet, das auf den gerichtet ist, welcher der überaus große Lohn
derselben seyn wird, und von dem der Seegen, der Frühe und Spatregen
abhängt. Ihm nicht die Zeit der Früchte vorgeschrieben, auch nicht den Leib, die
giebt er Seinem Saamen und dem unsrigen wie er will. Unsere Blätter sollen
nicht verwelken. Gottes Brünnlein, so verächtlich es aussieht, hat Waßers die
Fülle, unterdeßen der sich weitergießende Nil versiegt und die auf den Wegen
Thema und auf den Pfaden im Reich Arabiens sehen – und warten – wenn
sie am sichersten sind einen Strom zu finden sich und ihre Heerden zu tränken;
aber zu schanden werden und sich schämen, wenn sie dahin kommen. Hiob. VI.Sie verlangen von mir einen Aufsatz von französchen Redensarten – Soll
ich Ihnen Collectanea geben, die hab ich nicht und nützen nicht daher will ich
auch keine machen. Das müßen Sie selbst durch eine kleine Aufmerksamkeit
im Lesen; und daran wird es Ihnen nicht fehlen, sobald Sie weniger lesen
werden. Ich glaube daß es Ihnen noch mehr an den Grundsätzen und
Geschmack der franzosischen Sprache als an Redensarten fehlt. Ich habe einen
Anfang einer Sprachlehre in Riga gemacht, worinn aber nur biß auf die
Lehre von den Pronoms gekommen und ich hätte wohl Lust diese Arbeit zu
Ende zu bringen. Wenn Sie einmal nach Riga kommen, kann Ihnen mein
Bruder selbige zu lesen gegeben, ich habe solche dem jüngeren HE. Berens
zum Gebrauch mitgetheilt.
Suchen Sie bey Gelegenheit Mauvillon und Girard Synonimes zu lesen
und lernen Sie etwas beßer die Grammaire des Dames kennen, wo Sie
Stellen den Kindern vorzugeben und aussuchen können, bey denen Sie selbst
lernen.
Mein Bruder wird Ihnen gern die Gefälligkeit in Ansehung des Vernetserweisen. An dem Buch ist mir viel gelegen, weil selbige hier nicht zu haben,
sonst hätte ich es von dem andern zu ihrem Gebrauch losreißen laßen, daß Sie
es behalten könnten. Ich will ihm selbst deswegen schreiben.
Halten Sie mir meine Geschwätzigkeit zu gut, und glauben Sie, daß die
Qvelle davon eine wahre und herzliche Freundschaft ist. Ihre Briefe werden
mir sehr angenehm seyn; die Nachläßigkeit darinn die Sie sowohl als mein
unartiger Bruder gegen Ihre Freunde haben, ist immer ein Fehler gewesen,
worüber ich mich aufgehalten und ein Zeichen, daß Sie beyde, Meine Herren,
in andern Dingen eben so zerstreut unordentl. und saumseelig sind. Beßern Sie
sich also auch darinn. Wir wollen uns nicht auf Einfälle oder große und
seltene Empfindungen in unsern Briefen einander zu Gaste bitten; sondern
uns Scherz und Ernst einander gerade heraus schreiben, wie uns die Feder
denselben eingiebt. Ich umarme Sie und empfehle Sie der Obhut und
Regierung des guten Gottes und Seines Geistes. Grüßen Sie, wo Sie es für gut
befinden – wenigstens meinen ehrl. Baßa, wenn ich ihm nicht jetzt antworten
könnte. Ich bin Ihr treuer Freund.
H.Königsberg. den. 10. März. 1759.Herzlich geliebtester Freund,
Ich danke für Ihre gütige Zuschrift, die mich recht sehr erfreut. Mein Vater
ist heute zum erstenmal allein ausgegangen und läst s Sie auf das
zärtlichste grüßen. Ihre liebe Mama habe vorgestern morgen besucht, zum theil
in Angelegenheiten Ihres HE. Bruders in Mitau, ich konnte nicht viel mit
ihr reden, weil der Pastor da war. Sie hat mich gestern bitten laßen Sie mit
nächsten Nachmittag zu besuchen, wo Sie immer allein, welches ich auch thun
werde. Ihre beyden Brüder haben an mir geschrieben und ich habe Ihnen
mit dieser Post b geantwortet. Ich freue mich herzlich über des HE. Doct.Beßerung und wünschte den Grünhöfer zufriedner – helfen Sie mit dazu.
Nun Ihr Haus voll ist, muß die Wirthin nicht kränklich seyn. Ich wünsche,
daß sie sich jetzt beßer befindet. Gott schenke Ihnen beyderseits gute Gesundheit
und helfe Ihnen alle Bürden so wohl des Amts als der Haushaltung tragen.
Ich freue mich herzlich über Herrn Berens Ankunft; und wünsche herzlich
daß Seine eigene Zufriedenheit und des ganzen Hauses Ihre dadurch
vollkommen seyn möge. Ich habe keine Ursache von meinem Entschluß abzugehen,
den ich gefast an ihn nicht zu schreiben – und seine Briefe weder zu erbrechen
noch zu beantworten. Ich erkenne alle seine Freundschaft, – das sie ihm
fruchtlos und überlästig von meiner Seite gewesen noch ist, ist meine Schuld nicht,
auch nicht einmal meine Sorge. Als einen Freund haße ich ihn und fürchte ich
ihn gewißermaßen, als einen Feind liebe ich ihn. Es ist mir nicht einmal
möglich Herrn Karl in einer Kleinigkeit zu dienen, zu der mein Vater v ich mich
anheischig gemacht. Es verdrüßt mich, ich schäme mich deswegen, aber ich
frage nichts darnach. Es ist wahr, ich habe Dinge gethan, die mir selbst
unerklärlich sind, und ihm noch unverständlicher. Ich sage aber so viel: „Wenn
ihrs begreifen könnt, so wolt ich ungern der Sachen theilhafftig seyn;
vielweniger wollt ich ein Anfänger dazu seyn. Gott hat sie an einen Ort gesetzt,
den ihr in eurer Rhetoric nicht findet, auch nicht in eurer Philosophie noch
Politicfindet derselbe Ort heist Glaube, in welchem alle Dinge stehen,
die wir weder sehen noch begreifen können. Wer dieselbe will sichtbar,
scheinlich und begreiflich machen, wie ihr thut, der hat das Herzeleid und
Heulen zu Lohn, wie ihr auch habt, ohne unsern Willen.“ Dies sind Worte
unsers Vaters Luther an Melanchthon, ich lese diesen Kirchenlehrer mit
ungemeiner Vertraulichkeit, und habe mir vorgenommen alle seine Werke
durchzugehen – weil ich hier nichts anders zu thun habe und nichts beßeres für
mich bey langer Weile zu thun weiß. Mein Gemüth ist Gott Lob! sehr ruhig
und heiter, und in einem Gleichgewicht – – An diesem Gleichgewicht ist mir
aber auch nicht gelegen – –
Freylich, Geliebtester Freund, ist unser Herz der gröste Betrüger, und wehe
dem, der sich auf selbiges verläßt. Diesem gebornen Lügner zum Trotz bleibt
aber Gott doch treu. Unser Herz mag uns wie ein eigennütziger Laban so offt
täuschen als es will; so ist Er größer als unser Herz. Unser Herz mag uns
verdammen und schelten wie es will; ist es denn Gott, daß es uns richten
kann. Ich will diese Materie ein mal für alle mal mit einem Verse schlüßen,
den ich Sonntags mitgesungen:
Hält mir mein Gott die Augen zu
Kann ich nicht weiter sehen
Als was ich gegenwärtig thu (auch das nicht immer)
So laß ichs gern geschehen
Kommt die Vernunft mit ihrer Zunft
In ausgeschmückten Gründen
So muß ich überwinden.
Ich habe D. Funck gestern besucht und ihm einen Gruß von Ihnen
mitgebracht. Er hat mich sehr liebreich aufgenommen, blieb aber nur eine
viertelstunde bey ihm, bat sich aber die Freyheit aus mich bey gelegener Zeit ruffenn zu
lassen. Der junge Baron v. B. hat bey ihm logirt ist aber vor 8 Tage abgereiset.
Wolson hat selbst geschrieben, ich sehe ihn wenig; und lebe so einsam als
möglich. Lauson besucht mich fleißiger und scheint in sich gezogener zu seyn.
Pr. Watson ist auf der letzten Redoute hier in Pedellen Maske erschienen und
hat dabey Gedichte seiner eigenen Muse ausgetheilt.
Viel Glück zu Ihrem neuen Kostgänger! – Ich danke für richtige Bestellung
des aufgetragenen Grußes an Herrn Arend. Die Bedeutung seiner Aufnahme
schickt sich gut zu der Absicht, warum ich es Ihnen aufgetragen. Es ziehen
Wolken zusammen, an Zeichendeutern fehlt es nicht. Man lebt in einer
Erwartung wichtiger Dinge. Gott wolle uns allen gnädig seyn. Dieser Wunsch
geht sie vielleicht so nahe an als uns.
Cramer hat Paßionsreden ausgegeben, deren Absicht ist das ganze Leben
unsers Heilandes als ein beständiges Leiden vorzustellen. Ich habe allein die
erste gelesen und sie nur gestern vom Buchbinder erhalten. Die Abschnitte
derselben waren wie die Theile einer Chrie oder die Uebergänge einer Ode in
einander geflochten.
Ich werde mir Hillers System aller Vorbilder von Christo im alten
Testament kaufen. Ein Prediger in Schwaben, dem Gott die Stimme zu seinem
Amt entzogen und der in diesen betrübten Umständen seine Zuflucht zu
Gottes Wort genommen. Das allgemeine in seinem System ist gründlich und
brauchbar, die Gründe davon müsten noch mehr entwickelt werden oder
könnten es seyn, dies würde zu einer beßeren Anwendung v. Beurtheilung seiner
Gedanken dienen. Die Ehrfurcht, die Bescheidenheit und Aufrichtigkeit
machen mir das Herz dieses Schriftstellers schätzbar; er schreibt dabey mit viel
Kürze und Nachdruck. Er hat mich nach des seel.
Bengels
Schriften neugierig
gemacht, um die ich mich auch bekümmern möchte bey Gelegenheit.
Besorgen Sie nicht, liebster Freund, daß ich mich zum Theologen studieren
werde; ohngeachtet ich gestehen muß, daß ich mich freue, wenn ich hie und da
ein Buch zu meiner Erweckung und zur Erweiterung auch meiner geistl.
Erkentnis ausklauben kann. Ich schone meine Zeit, meine Augen und
Gesundheit so viel ich kann; und weil ich nicht nach meiner jetzigen Verfaßung für
Brot oder den Leib arbeiten darf; so wird die Mühe nicht ganz verloren seyn;
die ich auf Dinge wende, welche in den Augen der Welt für müßige und
unbrauchbare Leute gehören.
Leben Sie wohl, ich umarme Sie herzlich und Ihre wertheste Frau meine
Freundinn. Seyn Sie gesund und zufrieden. Man hat sie für tod und
misvergnügt hier ausgeschrien. Ich habe alle diese Lügen so nachdrückl. als mögl.
wiederlegt indem ich Sie für noch einmal so gesund und glücklich
ausgeschrien, als Sie selbst halten mögen. So muß man Lügen mit Lügen
vertreiben. Es wird mir alle mal lieb seyn, daß meine die Oberhand behalten
mögen. Unter Anwünschung alles was Ihnen nützlich und seelig ist, ersterbe Ihr
aufrichtig treuer Freund
Hamann.Grüßen Sie Ihre ganze Familie von mir.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre des Arts et Recteur / du College
Cathedral de et / à /
Riga
.Königsberg, den 14. März 1759.Herzlich geliebter Bruder,
Ich habe Dir neulich ein zieml. Pack Briefe geschickt und an Dir nichts mehr
als das Couvert füllen können. Die kurländische Post hatte mich so lange
aufgehalten, daß Du zu kurz darüber kamest. Unterdeßen hast Du einige
Zeilen von unserm lieben Vater erhalten, der gern oft und viel von Dir zu
lesen wünschet. Gottlob! daß Du Dich beßer befindest und daß Du Deine
Krankheit mit weniger Unruhe hast abwarten können. Es ist mir lieb, daß
Du dich im Engl. mit mir üben willst, Du wirst mir aber nicht zumuthen, daß
ich Dir antworte, weil ich nicht lust habe in der Sprache zu schreiben. Laß Dir
dies nicht abhalten in dieser Uebung fortzufahren, ich werde Dir einige
Anmerkungen mittheilen. Let God comfort his legs, comfort heist trösten,
strengthen stärken; beßer God may. Allemal den Accus. nach dem verbo;ein Fehler auf den Du sehr Achtung geben must, weil er Dir sehr geläufig und
hierinn ist die engl. Construction so gebunden als die französische. Nicht
Thou shall me very oblige sondern
You
shall greatly oblige me. Der Engl.
braucht eben so wenig Du als der Franzose. Wenn Du in Erskine was
findest, womit Du nicht fortkommst oder worinn Du ungewiß bist, so melde mir.
Ich habe gestern bey Diac. Bucholtz zu Mittag gespeiset. Sonntags
schickte die Fr. Consist. R. Lindner voller Unruhe zu mir, man wäre sie
condoliren kommen über des HE. Rectors Tode; ich werde sie Ihrem Ersuchen
nach diese Woche besuchen und sie mit Deinem Briefe desto mehr Beruhigung
geben. Heute denke bey HE. v. Charmois zu gehen, so ungern ich es thue, so
wünsche ich doch einige Nachricht bey ihm von dem jüngeren Berens zu
haben, der sich hier aufhalten soll, und den ich ungeachtet alle Mühe nicht habe
ausfragen können. Weil er dort Bekanntschaft hat, so denke mit einiger
guten Nachricht seinetwegen nach Hause zu kommen. Erfahre ich etwas,
womit seinen Herren Brüdern gedient seyn möchte, so würde Anlaß nehmen an
Herrn Carl zu schreiben; sonst nicht. Ich danke Dir für deine gutgemeinte
Erinnerung hierinn und werde selbige in allen Dingen jederzeit gut
aufnehmen; Du wirst mir aber dabey erlauben, daß ich selbige nur in so weit folge,
als mein Herz und die Umstände es mir erlauben werden. Gehe mein lieber
Bruder, Deinen Weg gerade fort und mache Dir aus keinen fremden
Angelegenheiten einige Bedenklichkeit. Gesetzt daß man mich für undankbar und
grob oder was man will auch allgemein erklärte, so laß Dich nichts anfechten.
Gewöhne Dich frühe als ein Christ gegen Menschenfurcht und
Menschengefälligkeit zu streiten. Warte Dein Amt um Gottes willen ab – diene Deinem
Nächsten um Christi willen – dulde, ertrage, entschuldige, lehre, strafe,
ermahne – donnere und träufele – sey ein brausender Nord und säuselnder West.
Erkennen wir uns immer als Werkzeuge einer höheren Hand, die ohne Ihn
und Seinen Geist nichts thun können: so mögen wir uns selbst und andern
vorkommen wie wir wollen. Wenn eine Mutter nicht einmal weiß, was die
Natur in ihrem Eingeweide bildet: wie sollte unsere Vernunft etwas davon
begreifen können, was Gott in uns würkt, würken kann und will – Sie mag
Uebelkeiten, Wehen, seltsame Einfälle fühlen. Dein Brief machte mich ein
wenig Nachdenkend und krank; ich befinde mich Gott Lob! völlig munter
und stark wieder. Suche auch, mein lieber Bruder, die jetzige Fastenzeit ihrem
Endzwecke nach und der Kirche ihrem gemäß öffentlich und in der Stille
anzuwenden. Habe im Gedächtnis Jesum den Gekreutzigten – der unter die
Uebelthäter gerechnet wurde – Sollten wir nicht ehrgeitzig darauf seyn
gescholten, in Verdacht gezogen, verachtet und geschmähet zu werden; und bey
allen unsern inneren und äußeren Verlegenheiten, bey jedem Schlangenbiß
aufsehen auf Jesum den Anfänger und Vollender des Glaubens. War er
nicht Gott, daß er sich Freuden hätte schaffen können? Giebt es keine im
Himmel, was will uns die Erde welche geben. Er zerriß den Himmel um sich zu
erniedrigen biß zum Tode am Kreutz – Er erduldete das Kreutz und achtete der
Schande nicht, und ist geseßen zur Rechten auf dem Stuhl Gottes. Das ist
der Weg also, die Wahrheit und das Leben. Was für Wiedersprechende und
alberne Dinge für Griechen. Gedenket an Den, der ein solches wiedersprechen
von den Sündern wieder Sich erduldet hat – daß ihr nicht in eurem Muth matt
werdet und ablaßet.
Ich bete und arbeite ungeachtet ich weder weiß, was ich beten noch was ich
hier arbeiten soll. Mir gefällt es in meines Vaters Hause so gut als in meiner
Freunde. Ich kann dem ersteren so wenig helfen noch zur Hand gehen als den
letzteren. Demohngeachtet glaube ich dem ersteren lieber und nöthiger als den
dortigen zu seyn – und ich kann und werde unsern Vater nicht verlaßen. Er ist
nicht neugierig alle meine Verknüpfungen zu wißen und ich bin nicht im
stande, würde es auch nicht seyn, habe auch wenig Lust ihn mehr davon zu sagen,
als er weiß. (Es ist mir lieb, daß er darüber so gleichgiltig und ruhig ist als ich
es bin.) Man wird nicht im stande seyn, meine die Räthsel so bald
aufzulösen, die ich nach mir gelaßen. Man will mit meinem Kalbe nicht pflügen.
Ich kenne den Frieden aus dem Genuß, der über alle Vernunft ist. Wältze
Deinen Weg auf den Herrn, und hoffe auf Ihn, Er wirds wohl machen –
und wird Deine Gerechtigkeit hervorbringen wie das Licht und Dein Recht wie
den Mittag. Sey still – dem Herrn – und warte – auf Ihn. Bin ich nicht
mitten unter ihnen und in ihrer Gewalt gewesen; warum hat mich keiner beißen
können. Wenn S sie mir jetzt die Zähne weisen wollen, so wäre ich befugt
zu lachen. Lerne mein lieber Bruder, an meinem Beyspiel, daß Menschenhülfe
nichts nüze sey, und ihr Zorn ein noch eitler Ding. Was für ein Spuck kann
der Teufel mit einer Blase machen, gesetzt daß er nicht mehr als 3 Erbsen in
selbige gelegt hätte NB dem, der an Spucken glaubt und sich dafür fürchtet.
Ich schreibe zu meiner Erleichterung und vielleicht zu Deinem künftigen
Gebrauch. Wenn Du auch jetzt mit einiger Gleichgiltigkeit dergl.
Empfindungen ansiehest und Dir lieber dafür einige gelehrte, critische Gedanken und
Neuigkeiten dafür zu lesen wünschen möchtest: so kann vielleicht bald eine
Zeit kommen, wo Gott Dich auch prüfen und läutern will – wie das Silber
durch Feuer oder freßende Feuchtigkeiten oder an harte Steine – und denn ist
nichts bewahrt als das Einzige – der Eckstein, – der Geplagte, an dem wir
sonst keine Gestalt noch schöne finden. Wie tod ist das was Menschen uns von
ihm sagen, von Seiner Gnade und Wahrheit, was Fleisch und Blut uns davon
offenbart gegen das, was uns Gott selbst darinn lehrt. Wie würden wir uns
sehnen nach der Taufe, wie Er für uns zu leiden, damit auch seine
Herrlichkeit an uns offenbar würde.
Wenn Gottes Gerichte Länder treffen, so gehen sie auch Häuser, Familien
und die Glieder derselben an. Es heist im Gesetz: Der Herr wird Dich
schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Rasen des Herzens; und wirst tappen im
Mittage wie ein Blinder im Dunkeln und wirst auf Deinem Wege kein Glück
haben – Und man kann die Worte dieses Fluches hören und dennoch sich selbst
in seinen Herzen seegnen und sprechen: es gehet mir wohl, weil ich wandle
wie es mein Herz lüstet – weil die Trunkenheit den Durst vermehrt. Ich mag
mir selbst also und euch als ein Schwärmer aussehen: so bleibt Gottes Wort
wahr und der Zeuge getreue, der den Philadelphern droht, die sagen, sie sind
Christen – und sinds nicht – der allein unsere Werke weiß, und ob wir siedend
oder kalt sind – der die lauen ausspeyen wird aus seinem Munde, und die er
liebt straft und züchtiget daß sie fleißig seyn v Buße thun sollen. Deine
Uneigennützigkeit bey Deinem Schulamt gefällt mir, laß selbige aber nicht
unlauter seyn, wir müßen das, was uns Gott zugedacht hat, nicht vorsätzlich
auch ausschlagen. Gott hat Dir ein Pfund gegeben, und eine Wechselbank
angewiesen, wo Du selbiges anlegen und damit wuchern kannst, bitte ihn
auch um Treue, Fleiß und Klugheit, ihn mit dem Gebrauch des anvertrauten
zu erfreuen, und um Gnade daßelbe zum Nutz und Dienst des Nächsten
anzuwenden. Dienst kann bisweilen sehr schwer seyn, besonders der
selbstgewählte und vernünftige und natürl. den uns unser gutes Herz und die
Leidenschafften lehren – der Nutzen sehr gering, bisweilen Schaden: so wie man ohne
Frohndienst – ohne Dank, ohne Wißen unsers Nächsten ihm nützlich seyn
kann. In solchen Fällen muß Gott allein unser Schild – und unser großer
Lohn – beständig in unsern Glaubenshänden und vor unsern Augen seyn.
Ließ zu den jetzigen Zeiten fleißig den Trost Jeremiä an Baruch im 45. Cap.dieses Propheten.
Ich sagte dem Diac. gestern ganz gleichgiltig, daß es mir nicht leyd thäte
herüber gereiset zu seyn. Er sagte mir kurz aber mit viel Nachdruck: ach! sagt
er, das gehört in einen ewigen Plan. Das unvermuthete dieser Antwort rührte
mich recht tief. Freylich ist unser Leben ein ewiger Plan, und alle Handlungen
deßelben termini medii einesr Schlußsatzesfolge. Freylich hat er uns
von Ewigkeit her geliebt – Laß alle unsre Projecte und Anschläge als
Sperlinge auf die Erde fallen –
Unsere Bücher werde nicht eher als mit Gottes Hülfe bey wärmerer
Witterung in Ordnung bringen können. Das verlangte sollt Du haben. Die aus
Engl. mitgebrachte Bücher sind mit ihrem Gelde bezahlt, und gehören also
da zu bleiben, wo sie sind. Ich brauche sie nicht und wenn ich etwas davon
nöthig haben sollte, werde ich mich melden. Einrichtung darüber zu machen
komt mir nicht zu, kann und werde es auch nicht thun.
Ich habe dem Schatt seinen kleinen Coffre behalten; hast Du Gelegenheit,
so möchte ich folgende Verfügung wohl machen, daß Du meinen großen
Coffre der dort nur im Wege stehen wird, Dich ausbittest und Deinen Coffredafür dem Schatt gäbest. Du kannst dazu Gelegenheit abwarten –
Maintenon habe ganz. Lilienthals 3ten Theil und Schaupl. der Natur will
besorgen. Du wirst vielleicht noch nicht so bald etwas durch einen Fuhrmann
erhalten. Sammle unterdeßen was Du auf einmal zu haben wünschest.
Wegen meiner Perücke werde gleichfalls mit der Zeit sorgen.
Herzlich geliebtester Freund,
Ich bin gestern bey HE. Hofrath von Baumann gewesen, zweymal, es war
aber unmöglich anzukommen, weil Ihre Excell. des HE. Feldmarschalls zu
Schloße speisten; heute frühe wieder vergebens. Es wird schwer seyn
anzukommen während des letzteren Aufenthalts. Ich habe mir Mühe genung
gegeben den jungen B. zu sprechen, er hat Charmois versprechen laßen mich
sogl. zu besuchen, auch im Schloßkeller sein Wort gegeben. Bey dem ersteren
kommt er nicht mehr, und bin bisher nicht im stande gewesen ihn aufzufinden.
So viel können Sie glauben, daß mir unendl. viel gelegen ihn selbst zu sehen
– und mich nach seinen Umständen zu erkundigen. Ich habe gehört, daß er vor
einigen Wochen auf der Wache geseßen und alle seine Zeit an öffentl. Oertern
zubringen soll. Man hat ihn mir allenthalben als einen gewaltigen
Windbeutel beschrieben. Relata refero. Er hat durch einen Irrthum seinen Bruder
Christoph gewaltig beweinet, weil er die Nachricht von des jungen Schwartzen
Tode auf den ersteren misverstanden. Dieser Umstand von seiner Zärtlichkeit
macht mir noch einige Hofnung, da ich weiß daß dieser Bruder ihn gleichfalls
vorzügl. geliebt. Mdme Weßel erzählte mir, daß ihr Sohn wo ich nicht irre,
ihm die Nacht durch Gesellschaft leisten müßen, wo er nicht zu trösten
gewesen. Diese Frau, die sich noch bey HE. von Charmois aufhält, hat mir
gleichfalls auf das dringendste eine Commission aufgetragen, worinn ich ihr
versprochen mich an Sie zu wenden, ob es nicht möglich eine Stelle für ihren
Sohn in einem dortigen Laden zu finden oder in Petersb. ihn zu einem
Kaufmann zu recommendiren. Ich ersuche Sie, Geliebtester Freund, daher sich alle
Mühe zu geben und HE. Berens mit zu Hülfe zu nehmen – an Goth. mag
nicht denken in dieser Angelegenheit – ob dies mögl. ist dort oder in Petersb.
auszuwirken. Laßen Sie sich doch diese Sache empfolen seyn; weil man mir
die Ohren darüber so voll gewinselt und gepinselt. Der
ehrl. Mann
liegt mit
der Schwiegermutter im argen Proceß, weil sie kein Geld herausgeben will –
er hat seinen guten Freunden sagt D. Funk auf Leib und Seele zugeschworen,
daß er wie ein
vernünftiger Mann
heyrathete. Man ist ein Narr solche Leute
zu beklagen und ein Unmensch sie nicht zu beklagen. à Dieu hierüber.
Sie sehen, liebster Freund, warum ich heute noch nicht an die HErren Berens
schreiben kann; weil ich noch nichts in Ansehung Ihres Bruders Ihnen
melden kann, deßen Schicksal mir sehr zu Herzen geht. Ich werde nicht eher
schreiben, als biß ich Ihnen einige Genugthuung über seine Umstände geben
kann. Für Ihre Einleitung in seinem Briefe bin Ihnen sehr verbunden. Was
Sie Heftigkeit in unsers Freundes Zuschriften nennen, kenne ich nicht. Ich
sehe alles als eine Wirkung seiner Freundschaft an, und diese als ein
Geschenk so wohl als Prüfung Gottes. Er droht oder verspricht mir, mich nicht
aus dem Gesichte zu verlieren; ich ihn und sein Haus auch gewiß nicht. Er soll
sich aber um mich so wenig bekümmern, als ich um ihn. Ich gönne ihm seine
Geschäfte; und Er soll mir meine Muße gönnen. Laß ihn Gott danken, daß er
arbeiten kann; und ich bin ihm für die Ruhe, die er mir giebt eben so viel
schuldig. Prahlen und triumphiren muß er nicht. Doch diesen Spruch versteht
er eben so wenig mitten im Gewühl seiner Arbeiten, als Croesus unter seinen
Reichthümern, was ein wahnsinniger Grieche zu ihm sagte.
Alle seine Briefe, die er mir
geschrieben hat
, und noch
schreiben kann
,
selbst diejenigen, die er nicht imstande ist zu Papier zu bringen, habe ich schon
gelesen und auswendig gewußt, ehe ich
einen Schritt
aus Engl. gesetzt. Also
bedaure ich recht sehr die Nächte, die er darüber zugebracht; sie sind für mich
verloren – für ihn selbst aber nicht. Sie werden ihm vergolten werden und er
wird den Nutzen selbst davon einmal genüßen können, den er mir jetzt
zugedacht hat. Sein eigener Gewinn aber wird immer der meinige seyn.
Unser Freund ist ein guter Botanist, er versteht sich auf Blumen und
Pflantzen. Seine Augen und Nase sind für das Feld gemacht – seine Decocte und
Säfte sind herrlich in ihrer Art. Im mineralischen Reich aber ist er ein
Fremdling und ein Chymist wird er niemals werden. Wozu man Stofe und Pfunde
von den ersteren nöthig hat, das kann der letzte mit Granen und Qventchen
von Mercur und Antimonium ausrichten. Wahrheiten sind Metalle die unter
der Erde wachsen. Graben mag er nicht – das allein heist arbeiten, man mag
es mit einem Pfluge oder Spaten thun, ohngeachtet diese Arbeit in nichts
besteht als Wegräumen der Erde und Schwitzen des Antlitzes – daß ich mich
nicht zu betteln schäme, kann ihm sein Herr Bruder sagen, weil ich aus
politischen Gründen weiß daß 100 Bettler einem Staat mehr so viel Nutzen
bringen, als 1 Pächter ihm Schaden verursacht. Warum die Marktschreyer
und Springmeister und Opernsänger so unverschämte Bettler, wie ich und
meines gleichen, das liegt an der Unwißenheit und Geschmack. Mächtige
Sultane haben Veziere nöthig, die noch mächtiger sind.
Ich schleudere meine Gedanken weg. Von Gebirg zu Gebirg sollte der
Odenschreiber gehen, aber nicht der Briefsteller.
Unser Freund verlangt, ich soll alle seine Briefe nach dem Buchstaben
nehmen. Was er mir vom Loch vorsagt, wo nicht Sonne nicht Mond scheint,
und wohin er mich zu meiner Beßerung will setzen laßen – – wenn ich das auch
nach dem Buchstaben nehmen soll: so wäre das alberner und kindischer von
ihm gedacht und geschrieben, als mir je etwas in meinem ganzen Lebenslauf
entfahren seyn mag. Lieber Herr Magister, wie heist folgende Figur in der
Rhetoric: Um nicht Hunger zu sterben, hatten Sie die Bibel nöthig, um sich
zu überwinden herzukommen. Soll das nicht ein hysteron proteron von einer
Methathesis seyn. Hat er nicht schreiben wollen: Um nicht Hungers zu
sterben, hätte ich nöthig gehabt wieder zurückzukommen, um mich zu überwinden
aber die Bibel. Dies hat er in Gedanken gehabt – das ist auch
wahr
. Was er in
der Figur redet, aber
noch wahrer
, und ich laße es bey den Worten, so falsch
des Autors Sinn gewesen seyn mag: daß meinen Hunger nichts anderes als
dies Buch gestillt, daß ich es wie Johannes geschluckt, und die Süßigkeit und
Bitterkeit deßelben geschmeckt habe – und daß ich mehr Ueberwindung zu
meinem Entschluß nöthig gehabt, als ihm mein Lebenslauf sagt, ich ihm selbst
jemals sagen kann und sagen werde. Das weiß derjenige beßer, der nicht nur
Herzen sondern auch Nieren prüft – diese Absonderungsgefäße unserer natürl.
Unreinigkeiten pp – beßer sage ich, als ich selbst und Er.
Ob meine Gedanken mit den Seinigen nicht beßer hätten einschlagen
können ohne Verletzung meines Gewißens? Wenn das eine Aufgabe ist, so laß
ihn einen Preiß darauf setzen, daß ich weiß, wie viel ich mit meiner Arbeit
verdiene. Ich soll mich
rechtfertigen
– – das werde ich nicht, wenn ich es auch
noch so gut könnte. Mit seinen Anklagen kommt er auch zu spät, und wird
nichts damit für sich Selbst noch wieder mich ausrichten. Ein Geist zum
Niederreißen, nicht zum Bauen; darin besteht der
Ruhm
eines Hume. Unser
Niederreißen und Bauen – Alles hat seine Zeit, so eitel wie es ist.
Ein frommer Mensch ist also ein unbrauchbarer und undankbarer – weil
ich es bin. Undankbarkeit wurde nur in Egypten wie ein Verbrechen bestraft;
große Leute laßen ihre undankbare Clienten mit einem gedruckten Briefe
jetzt laufen und bekümmern sich nicht um sie. Unbrauchbar; schrien die Glieder
über den Magen. Wenn ich zu Journalen, Praenumerationswerken – und
Handlungsbüchern unbrauchbar bin – wenn mich die Welt wie ihren
Auskehricht ansieht; desto beßer für mich. Ohne die Mühe einer Martha das beste
Theil!
Ich kann und will arbeiten – und habe gearbeitet – aber wie ein unnützer
Knecht: am liebsten für meine Freunde und Wohlthäter – nicht wie ein Heyde
und Zöllner – die haben ihren Lohn dahin: Ehre und Undank.
Wie lange ist Rom Babel gescholten worden und besteht noch – die starke
Stadt! Sie hieß zu alten Zeiten Valentia und die Trojaner nannten sie in
ihrer Sprache Roma. Publicum, Commercium, Familie! Willst du Hercules,Apollo oder Mercur heißen; sagte jener Bildhauer zu seinem Klotz.
Ich danke Ihnen für ihren Unterscheid zwischen
Wollen
,
Geitzig wollen
,
und eine Sache mit den gehörigen
Mitteln wollen
. Unser Wille ist verderbt
und unser Gewißen witzig, vernünftig, gelehrt, katholisch, lutherisch – Was
geht mir also mein und anderer Gewißen an. Es heißt nicht: was nach dem
Gewißen nicht ist; sondern was nicht aus dem Glauben kommt ist Sünde;
und der Glaube ist nicht jedermanns Ding, sondern
Gottes Werk
.
Weil man das Vertrauen zu Ihnen hat mich auszuholen oder deutlicher
zu verstehen, so will ich noch einige Erinnerungen bitten unserm Freunde zu
Gemüth zu führen. Er bleibt immer bey seinem Gesichtspunkt und fürchtet
sich so bald er denselben verliert, daß alles dabey mit verschwindet, weil er
Sich selbst darinn nicht mehr zurückgeworfen findet. Ich kenne seine Lage so
genau, weil ich selbst darinn gewesen bin, ich kenne die Befremdungen, die
Wüste, worinn wir gerathen, wenn wir aus der Sclaverey uns. Leidenschafften
ausgehen, und durch wie viel Fratzengesichter wir eingeschreckt werden – –
Laß ihn doch nur bey allen den gründl. Entdeckungen die er über mein Herz
gemacht, in seinem eigenen Busen fühlen und sich so gut für einen
Mischmasch von großen Geiste und elenden Tropfe erkennen, als er mich mit viel
Schmeicheley und Treuherzigkeit erklärt. Ist er nicht ein Mensch so gut wie ich
– und dazu mein Freund, der Nächste – Sollten ihn diese einfältigen
Vorstellungen nicht zurück führen – Wenn ich ihm zu schlecht zu dieser parallel bin,
hat er nicht Brüder, deren Bruder er ist, und die er lobt und schilt – Sein
Lob und Tadel ist aber partheyisch, er liebt Geschenke so gern als er sie giebt.
Laß ihn aufhören so ein groß Lärm mit meinem Beten, Händefalten,
Beichten pp zu machen. Arbeite, was hast du mit der moralität meiner Handlungen
zu stehen? So reden nicht Freunde unter einander, sondern der Herr mit seinem
Sclaven. Wahrheiten kommen uns grob vor, wie die Zeichnungen der Natur
ohne es zu seyn; Lügen hingegen sind gedrechselt und polirt für das Auge wie
die Werke der Kunst, und sind ungehobelt.
Behalten Sie nur so viel Religion zur Noth – – dies ist ein weiser Rath, wie
Hiobs Weib seiner ihrer, die nicht Gott wollte geflucht, sondern
geseegnet
haben. Cartes konnte die Kunst, er vergaß und leugnete alles und hielt nichts
für Wahrheit – – außer den schlauen Kunstgriff einen Catechismum und Sein
eigen Selbst als 2 wichtige Wahrheiten zum Grunde zu legen. Cartes hat die
Wahrheit nicht gefunden, niemals geliebt, auch niemals erkennen können.
Diese
Methode
, wie er sie nennt, ist gut zu einem Projekt und Würbelsystem.
Arbeiten zu suchen – die Mühe darf man sich nicht geben. Aus Gefälligkeit
habe ich sie gesucht, oder mich suchend gestellt. Arbeit suchen ist ein eben so
ängstlich Ding als die Luft erst suchen wollen, die man schöpfen soll.
Laß unsern Freund doch zurück denken auf die Begriffe die er ehmals von
Handelssachen gehabt – Wenn es uns in irdischen Dingen so geht, wie wird
es in geistlichen Dingen gehen. Der irdische Mensch, der natürliche vernimmt
nichts vom Geist Gottes, es ist ihm eine Thorheit – eine Aergernis. Die
Gottseeligkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung auch des
gegenwärtigen Lebens, gesetzt, daß uns jenes nur alsdann angienge, wenn wir
keinen andern Rath mehr in diesem wüsten. Ich kenne Gichtel und Böhme so
wenig wie unser Freund; sie sind Menschen gewesen, das ist genung für mich.
Gottes Wort und Gottes Werk ist alles, worauf ich mich gründe, dem ich
glaube – Lukretz singt: die Götter sind Schlafmützen und Spinoza:
Mechanismus, was ihr Gott zuschreibt. Anstatt daß Moses schreibt: Am Anfang schuff
Gott; beweist Büffon: Am Anfang fiel ein Comet auf die Sonne, daß die
Stücke davon flogen.
Wenn unser Freund meine jetzige Gemüthsverfassung für sehr
bedaurenswürdig ansieht, so laß er meine Schwärmerey nicht als ein alienum quidansehen, das ihn nicht befallen könne. Unruhig darf er für mich s nicht seyn,
ist ihm mit meiner Zufriedenheit gedient, so genüße ich sie jetzt, und werde sie
in jeder Veränderung meines Schicksals haben, das ich Gott empfolen seyn
laße; und in deßen Schoos alle meine Sorgen liegen – Ein Pardel bin ich,
m seine Seife wird meine Flecken nicht anders machen. Ein Hofmann, wie
er, erniedrigt sich sehr biß auf meine Geschwüre, seine Hunde werden mir
selbige nicht heil lecken. Wenn man nichts anders als Sonden zu brauchen
weiß, es gehören auch Pflaster und Balsam dazu. Alle Schmeicheleyen, die
er mir macht, thun mir weher, als seine beißende Einfälle. Das sind Sonden,
mit denen er fühlen will, ob ich noch bey gesunder Vernunft bin und Ehrgeitz
besitze. Wenn ein Enthusiast ein Thor ist; so fragen Sie ihn bey guter Laune,
ob er nicht bisweilen sich selbst in seinen Absichten und besten Werken dafür
erkennen muß. Ob ich die neuste Sekte – oder Er das gröste Haus aufrichtete:
sottise de deux parts. Die Menschen lieben – das heist für sie leiden,
ihrentwillen gekreutzigt werden. Die beste Parthey also, die man ergreifen kann,
ist um Gotteswillen arbeiten; leben, weil er es so haben will, arbeiten, weil er
es so haben will, ruhen – Wenn er ja wißen will, was ich jetzt thue; so sagen
Sie ihm, daß ich
lutherisire;
es muß doch was gethan seyn. Dieser
ebentheuerl. Mönch sagte, zu Augspurg: Hie bin ich – ich kann nicht anders. Gott
helf mir Amen.
Mein alter Vater erholt sich Gott Lob! von Tage zu Tage. Ungeachtet ich
ihm zu nichts nütze bin, kann er meiner nicht entbehren. Ich kann und werde
ihn daher nicht verlaßen. Dies ist jetzt mein Beruf ihn zu warten und ein
wenig durch meine Gesellschaft zu pflegen. Ist es Gottes Wille; so werde ich
eben so geschwind zu meinen Freunden zurücklaufen, als ich ihnen entwischt
bin – sie mögen mich gerne sehen oder nicht – daran ist mir nichts gelegen.
Wollen Sie mich einlaßen – gut – wollen Sie nicht – geh ich weiter. Ist es
nicht Gottes Wille: so werden alle Stricke nichts helfen. Nicht mein Bogen,
der reicht nicht biß zu Gottes Thron, wenn ich auch Gebet auf Gebeth
abdrücken könnte, nicht mein Arm – nicht seine Briefe, nicht seine
Executionsbefehle – werden mir hier ein Stück Land Erde erwerben, geschweige jenes
Land der Verheißung. Sein Gebet und das meinige, seine Arbeitsamkeit und
Freygebigkeit, und meine Unbrauchbarkeit und Undankbarkeit, Seine
Gerechtigkeit und meine Beichten sind nicht die Schlüßel weder zu Hölle noch zu
Himmel. Die sind in Davids Hand. Bitten Sie ihn, daß er davon künftig
nicht ein Wort redt. Hat er Recht: so laß ihn den Lohn davon erwarten? Hab
ich Unrecht: so verlaße ich mich auf Gnade. Gnade geht bey großen Herren
vor Recht – er lobt die den ungerechten Haushalter, weil er klug war; und
er allein macht die
albernen
klug – und lehrt die
elenden
recht.
Daß ich an keine Träume glaube, kann ihm meine ganze Aufführung
zeigen. Wenn er sich darum erkundigen will, und unpartheyisch davon urtheilen;
so würde er leicht urtheilen können, daß ich ganz entgegengesetzt gehandelt
haben würde, wenn ich mich auf Dinge gründete, die über meine Sinnen und
Begreiflichkeit sind. Ich bin ein myops – das mus mir nahe kommen, was ich
sehen soll – alles was ich noch sehe, geschieht aber Gott Lob! noch durch
natürl. Augen. Mein Gesicht Auge ist kurzsichtiger, aber aushaltender – –
es könnte beßer seyn. Ich will es lieber schonen und kein Autor werden, als
mich auf die Künste eines Hillmers und Taylors verlaßen, mich dazu
vorzubereiten, oder den Schaden zu ersetzen.
Mein Lebenslauf läßt sich nicht durchblättern – und mit Eckel lesen. Einem
Freunde zu gefallen muß man nicht so eckelhaft seyn. Er kann von meinem
Vertrauen schlüßen, daß ich selbigen dem Zufall ihn in die Hände zu gerathen
überlaßen. Herr Berens wird noch Zeit nöthig haben und ganz andere
Erfahrungen, als er bisher gehabt oder kennt, ehe er vieles darinn, so wie in meinen
Briefen, verstehen kann. Fleisch und Blut sind hypothesen – der Geist ist
Wahrheit.
Ihre Gedult wird ausreißen, Geliebtester Freund! Ich werde Sie künftig
mit dergl. Briefen verschonen. Kurz und rund. Der Bescheid ist der. Ich bin
Ihnen bisher unbrauchbar gewesen und bin es noch; daher ist es mir lieb,
daß ich wenigstens nicht im Wege bin – und dies würde gewiß seyn, wenn
mich Gott nicht herausgerißen hätte. Jetzt gehe ich meinem alten Vater zur
Seite, und frage nicht darnach, wie viel Abbruch oder Vortheil ich ihm schaffe.
Gott erhalte ihn, und so lange er in den jetzigen Umständen ist, fehlt ihm ein
Sohn, ein solcher Müßiggänger und durchfahrender Kopf wie ich bin. In
dieser Verfaßung kann ich nichts ordentl. anfangen, und werde es auch nicht.
Was mir Gott jeden Tag zuschneidet will ich thun, wie es mir in die Hand fällt.
Ich bete und arbeite, wie ein Christ, wie ein Pilgrimm, wie ein Soldat zu
Friedenszeiten. Meine Bestimmung ist weder zu einem Kauf- Staats- noch
Weltmann. Ich bin nichts, und kann zur Noth Allerley seyn. Bibellesen und
Beten ist die Arbeit eines Christen, wie Romanen und der Putztisch eines
Stutzers. Jedes Buch ist mir eine Bibel und jedes Geschäfte ein Gebeth. Das
sind keine Einfälle – Das Pfund ist von Gott, der Gebrauch deßelben von
Gott, der Gewinn gehört ihm. Meine Seele in seiner Hand mit allen
moralischen Mängeln und Grundkrümmen derselben. Ihre Richtigkeit ist das Werk
eines Geistes, eines Schöpfers, eines Erlösers; und sie gerade und gesund zu
machen, gehört weder für mich noch für meinen Freund; gehört auch nicht
für diesen Leib und für dies Leben. Staub, Erde und Asche werden wir drey
werden und sind es schon. Ich sterbe täglich.
Ihre liebe Mama habe gestern besucht und eine Frau Hartin bey ihr
gefunden. Sie ist gesund. Sie meldete mir, daß der jüngere HE. Bruder aus
Grünhof fort wäre – nach Grottendorfs Bericht. Ich zweifele daran. Melden Sie
mir doch. An Baßa habe aus Mitau und von hier aus geschrieben und an
seine engagements erinnert – er sollte schon an HE. Arend geschrieben haben
nach meinem Rath. Das ist alles, was ich thun kann. Biß Johannis hieß es.
HE Doctor grüßen Sie herzlch. Bitten Sie beyde Kurländer mich zu schreiben.
Ich umarme Sie herzlich in Gesellschaft meines lieben Alten, der Ihren Brief
mit Vergnügen selbst gelesen. Drey Mäulchen für Jgfr. Marianchen. Leben
Sie wohl. Ich ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster Freund.
Königsberg. den 21. März. 1759.Hamann.Königsberg den 31. März. 1759.Herzlich geliebtester Freund,
Ich habe meinem Freunde nicht antworten, noch Sie beschweren wollen
sich in fremde Händel einzulaßen. Er will wegen Seiner Geschäfte sich mit mir
einzulaßen verschont seyn und Sie sollen sich ich weis nicht womit in Ansehung
meiner abgeben. Wenn es auf die Wichtigkeit und Menge von Arbeit ankomt;
so weiß ich nicht, wie die Waagschaale ausfallen möchte. Aus sehr vielen
Umständen sehe ich leyder! viel falsche und zweydeutige Schritte, die ich nicht
berechtigt bin ihm vorzuhalten, weil sie mich nichts angehen, und weil diese
Aufrichtigkeit ihn zu sehr aufbringen würde, ohne ihm zu helfen. Ich zittere
für Iihn und Seinen Bruder Karl, daß sie beyde wieder in das Labyrinth
gerathen werden – Wenn ich mir alles erlauben wollte zu schreiben, wie er es
thut; so sollte er ganz andere Briefe von mir lesen; um seiner Beschuldigung,
als wenn ich nichts als declamirte und nach hypothesen schlöße, keine
Nahrung zu geben, muß meine Feder wieder ihren Willen einen ganz andern
Schwung nehmen. Weil mein Brief schlecht geschrieben ist, und er Ihnen den
seinigen anvertraut hat; so ersuche Sie um die
große Gefälligkeit
denselben
ihm vorzulesen, und
wo
Sie können ein Exeget zu seyn. Er übertrift mich in
dem Eyfer Gottes, er ist aber ohne Erkenntnis, wie es bey den Juden unter
den Römern war – er will mich der Welt nutzbar und zum Bekehrer der
Freygeister und Libertiner machen pp. Er will meine Religion sichten von
Aberglauben und Schwärmerey – seine Brüder schadlos machen – Welcher
Meskünstler kann alle die radios zählen, die aus einem Punkt gezogen werden
können. Seine Absichten, die er mit mir und seinen beyden ältesten Brüdern
im Sinn hat, sind sehr unter einander verschieden – und alle sehr gut und
löblich. Ich sage ihm aber mit viel Zuversicht zum voraus, daß er mit keinem
seinen Endzweck erreichen wird; wenn er nicht vernünftiger, klüger und
langsamer zu Werk gehen will, wenn er auf nichts als seine
Mittel
und
Absicht
sein Augenmerk richten will pp. Den Beweis davon kann ich nicht führen;
ungeachtet ich viele data davon verstehe – das schickt sich aber nicht für mich
davon zu reden, weil
ich nicht Gott bin
, und nach meiner Einsicht oder
Gutdünken Dinge einschlagen können; das schickt sich nicht, weil ich
ihm als
ein Freund
, und aus allenandern Verhältnißen Achtsamkeit schuldig bin,
auf deren Gränzen ich genauer sehe, als er es mir zutraut. Er aber hat auf
seine vaguen und unbestimmte Absicht so ein Vertrauen, als wenn er ich weiß
nicht wie viel Klafter in sein und anderer Herz sehen könnte, daß seiner
Aufmerksamkeit nichts entwischen müste, als wenn er Herr von seinen eigenen
Leidenschafften und anderer ihren wäre; und eben die Unwißenheit,
Uebersicht, die aus Unstätigkeit, Trägheit, Furcht entsteht – nebst den daraus
folgenden Affekten betrift die Mittel – die Ordnung und den Gebrauch derselben,
ohne der Mittel Hinderniße oder wenigstens nichtig sind. Daß sein Urtheil über
Grobheiten pp die er mir beschuldigt, partheyisch seyn muß, daß ich für jede
Wahrheit am meisten büße und leide, die ich ihm sagen muß und er sich wie ein
galant-homme in kleinen Wendungen und Schelmereyen gegen sein beßer
Wißen und Gewißen mehr erlaubt, so ist es der Wohlstand eines Stutzers
sich an keinen zu binden und an anderer ihrer sich zu ärgern oder lustig zu
machen. – Er kommt also an mir zu kurz, wenn er Antworten auf seine Briefe
erwarten will, nach seiner eigenen hypothese, da er sich voller Geschäfte
angiebt und mich wie einen Müßiggänger ansieht. Ist das wahr, so muß er
vieles übersehen, deßen ich mich zu Nutz machen könnteWundern Sie sich nicht über das Eigene meiner Briefe; es wäre mir
ungl. leichter kürzere und ordentlichere zu schreiben. In allem dem Chaosmeiner Gedanken ist ein Faden, den ein Kenner finden kann, und mein Freund
vor allen erkennen würde, wenn er sie lesen könnte. Ihre Erinnerungen darüber
unterdeßen sollen mir lieb seyn.
Eben besucht uns sein Bruder, der sich hier aufhält. Er gieng des Abends
um 10 von uns und hat das Unglück gehabt von 2 sr Compagnie überfallen
zu werden, die er aber erkannt und heute dafür gestraft worden. Er ist glücklich
entkommen, und ich habe den ganzen Nachmittag mit ihm gestern Dominogespielt. Heist das nicht seine Zeit beßer anbringen als Journale schreiben.
Ich wünschte ihm Vertrauen zu mir zu geben und ihn von andern
Gesellschafften abzuziehen; weil ich ihn sehr liebe und das beste von ihm hoffe.
Mein Freund weiß vielleicht noch zu wenig was arbeiten und müßiggehen ist,
wie leicht das erstere und schwer das letztere ist, wie wenig man mit seinen
Arbeiten zu pralen und wie stoltz man wie Scipio auf ein otium seyn kann.
Alles was Sie thun können um meinen Freund in Ansehung meiner zu
beruhigen, thun Sie aus Liebe für uns beyde. Wenn ich keine andere Ursache
habe wieder nach Riga zurück zu kommen; so wird mich die Noth – wie aus
Engl. – wieder zurück treiben. Wer kann bey den jetzigen Umständen für
seinen Weinberg sicher seyn, und welcher Kluge wird jetzt wie Elias zu
Gehasi sagte, an Weinberge und große Dinge denken. Ich lebe hier übrigens
in meines Vaters Hause sehr zufrieden. Eben erhalte Einschluß von meinem
Bruder. Was macht der ehrliche Junge? Melden Sie mir doch etwas von ihm.
Er ist nicht recht gesund, nicht recht zufrieden. Ich werde ihm in 8 Tagen erst
antworten. Laß ihn zufrieden seyn, beten und arbeiten, und ein Beyspiel von
Ihnen nehmen. Ich bin jetzt nicht im stande ihm zu antworten, durch seinen
Brief aber unruhig gemacht. Laß ihn doch auf Gott vertrauen – und die ganze
Welt auslachen.
HE. Watson wird eine öffentl. Abschieds Rede hier halten vor seiner
Abreise, auf Befehl Ihro Exc. des HE Gouv. HE Trescho hat 2 Hofmeister;
er wollte an Sie schreiben, hat aber nichts geschickt. Ich muß alles
unterdrücken, was ich Ihnen noch zu melden hatte, weil ich darinn gestört worden.
HE Wagner wird alles besorgen. Mein Vater grüst Sie auf das herzlichste.
Fr. Hartungen hat Verlöbnis gehabt vorigen Sonntag. Laß den Doctor in
Gottes Namen herüberkommen. Ich sollte nicht meynen, daß es ihm gereuen
wird. Ich umarme Sie und Ihre liebe Marianne nebst nochmal. Gruß von
meinem Alten auch den jungen Sergeanten. Meinen Bruder bitte nicht zu
vergeßen. Leben Sie wohl und lieben mich.
Königsberg. den 31. März 1759.Herzlich lieber Bruder,
Dein Brief macht mich unruhig. Ich kann die Ursache davon nicht verstehen,
Erkläre mir selbige und schütte Dein ganzes Herz gegen mich aus, wenn Du
Dich meines Raths bedienen kannst und willst – Du siehst zu viel auf
Nebendinge. Vertraue Gott, und ob es Dir gleich sauer wird mit Deinem Ackerwerk
und Pfluge, so laß es Dir nicht verdrüßen. Das ist Dein Wille gewesen, da
Du ein Amt gesucht und Gottes Ordnung im Schweiß Deines Angesichts.
Ich habe Dich immer gewarnt, Dich nicht zu überhäufen – wenn Du undauch Menschen und die liebsten haßen sollten, so müßen wir nichts gegen unser
Gewißen thun, und die Leuchte deßelben muß Gottes Wort seyn. Wie lange
hast Du gearbeitet und Du siehst schon auf Belohnung. – – Ich schäme mich
dieser Stelle in Deinem Briefe; bitte doch Gott, daß er Dich mit Seinem guten
Geist regiere und führe. Lerne doch durch anderer Erfahrung klug werden. Du
hast einen Feind mehr wie ich. Es fehlt Dir nicht an Hochmuth, so vergraben
er auch unter der Asche bey Dir liegt; aber denke daß der Geitz, die Liebe des
Goldes und dergl. Kleinigkeiten, eine Wurzel alles Uebels sey. Gieb auf gar
zu merkl. Ausbrüche deßelben Acht, so viel kann Vernunft und Klugheit thun,
ja so viel sollte Dich Dein Eigennutz selbst lehren. Das Herz, das Innere
davon zu läutern ist allein Gottes Werk.
Was könnte meine Gegenwart Dir helfen, wenn ich auch da wäre. Sind
Dir die Stunden so überlästig, die Du aus Liebe zu mir übernommen hast.
Weiß ich, ob ich wiederkommen werde. Kann ich nicht eher als mein Vater
sterben? Gott Lob! Der befindt sich sehr leidlich. Mit P. Carius werde
abmachen; und Du kannst es abrechnen. Die Peruque kostet doch 3 Thrl. Alb.
Melde mir doch, ob Du meines Freundes Briefe an mich gelesen. Man ist
sehr neugierig meine Antwort zu lesen; man wird sich sehr betrogen finden.
Wenn ich nicht einen Gott glaubte, ohne deßen Willen kein Sperling vom
Dache fällt, der unsere Thränen uns versprochen selbst abzuwischen und sich
nicht schämt den Seinigen die Füße zu waschen – wie würde ich ohne diesen
Glauben fortkommen. Ich würde hundert thörichte Dinge anfangen, mich
irre machen und dem großen Haufen auf der großen Straße nachlaufen –
jetzt bin ich ruhig, erwarte was mir Gott noch auflegen will und hoffe, daß
er mir die Last jeden Tages wird tragen helfen. Was willst Du für Dich selbst
thun? hast Du nicht Zeit gehabt für Dich selbst zu arbeiten und nichts gethan.
Seinem Nächsten aus Liebe gegen Gott dienen, wenn auch Zeit, Ehre, Geld
und Gut darüber untergehen sollte – – das heißt für sich selbst arbeiten; weil
unser Lohn alsdenn groß seyn wird.
Unser lieber Vater verlangt sehr nach Deine Briefe. Du weist am besten,
wie er sich sonst meine ehmals gewünscht hat. Vergiß ihn doch nicht – Erkläre
Dich näher oder laß mir mehr Zufriedenheit in Deinen Briefen finden. Gott
sey Dir und uns allen gnädig. Ich empfehle Dich Seiner Obhut und der
Regierung Seines guten Geistes. Danke Gott, daß Du arbeiten kannst, und
daß er Dich brauchen will zu Seinen Lämmern um Dich dadurch zu Seinen
Schaafen geschickter zu machen. Einen herzlichen Gruß von unserm lieben
Vater. Ich umarme Dich und ersterbe Dein treuer Bruder v Freund.
Adresse mit Rest vom roten Lacksiegel J. G. H.:à Monsieur / Monsieur Hamann / mon très cher Frere / à /
Riga
Mein lieber Bruder,
Gott schenke Dir Gesundheit und Kräfte zu Deinem Beruf. Sey in
Ansehung meiner in keiner Verlegenheit. Gott wird es wohl machen. Ich
wünschte, Dein ganzes Vertrauen zu haben, sey nicht zurückhaltend noch
scheu gegen mich. Alles was Dich angeht, wird zugl. meine Freude und Sorge
seyn. Ich bin Gott Lob! leidlich gesund, den jungen Berens habe zu meinem
großen Vergnügen gestern bey uns gehabt. Ich wünschte, daß er den ganzen
Sommer hier bleiben könnte; und habe noch viel Hofnung von ihm. Unser
alte Vater befindt sich Gott Lob! erträgl. Zöpfel aber sehr krank, und in
Gefahr. Gott helf ihn! Ich habe gestern Abend ein neu Trauerspiel: Philotasgelesen und heute schon Wagner gebeten es für den HE Rector beyzulegen.
Ein wunderschön Ding! Er wird es Dir und meinem Freunde B. mittheilen.
An Hauskreutz fehlt es unserm lieben Alten nicht; deswegen freue ich mich,
daß ich hie bin und bitte Gott um Klugheit und Gedult für Ihn so wohl als
mich. Gestern waren uns. beyde Leute als beseßen – heute wieder außerordentl.
manierl. Was für ein ungl. und wetterwendisch Geschöpf ist der Mensch –
ich und Du – der kluge wie tum, und der tumme wie gescheid. Die beyden
Seiten von einer Tapete können nicht so ungl. einander wegsehen als die
Leidenschaften unsers Herzens und ihr Gewebe in unsern Handlungen. Jeder
von unsern Entschlüßen kommt auf eine wunderbarere Art zur Welt als die
Erzeugung v Geburt des Menschen ist – auch von jenem heist es: im
verborgenen, in der Erde gebildet – Wir wollten diese Woche unsere Andacht
halten. Gott gebe uns diese nächste Woche Glück und Seegen dazu. Ich trug
jetzt eben einem Bettler sein Gebühr entgegen, der mir dafür das Evangelium
von der wunderbaren Speisung vorlas. Der Schluß davon heist: er entwich
beyseit alleine.
Melde mir doch, wenn Du etwas vom HE. Doctor in Mitau und s. Bruder
in Grünhof erfährst; und schreibe uns bald. Ich umarme Dich aufs herzlichste,
und bitte Deinen lieben Wirth nebst Seinem ganzen Hause aufs zärtlichste zu
grüßen. Verschweige mir Deine beyläufige Gedanken über vorfallende
Umstände nicht. Ich habe an HE Karl geschrieben, und werde bey ein wenig mehr
Muße an meinen Freund kurz oder lang, lustig oder ernsthaft, heulend oder
pfeifend antworten. Lebe wohl, vergiß mich nicht, habe im Gedächtnis Jesum
Christum den gekreutzigten – Bruder, Vater, Freund, Weiberliebe alles flüßet
in Ihm zusammen – Kramers Paßionsreden sind bisweilen unser Abendbuch
– Etwas zu viel vom Schulredner und Schulgelehrten. Die übrigen Abende
ersetzen jetzt die Zeitungen die Karten. Du übersetzst – Dein
Thun
und
Laßen
seegne Gott! Ich ersterbe Dein treuer Bruder und Freund.
Adresse mit Rest von rotem Lacksiegel:à Monsieur / Monsieur Hamann / mon Frere / à
Riga
. / par
faveur
.Königsberg, den 27. April. 1759.Lieber Herr Rector,Unter dieser Courtoisie hatte Ihnen einen Brief zugedacht, den ich aber
nicht willens war
sobald
an Sie zu schreiben; weil mir manch hartes und
grobes Wort hätte entfahren müßen. Die Zärtlichkeit aber hat der
Gerechtigkeit ihre Augenbinde abgenommen, und sie, wo nicht entwafnet, doch den
Nachdruck ihres Arms gelähmt. Wie es von drey Männern Gottes in der
Schrift heist, daß Gott ihnen
vergab
und ihr
Thun
strafte Ψ 99. Zwey
entgegengesetzte Begriffe, die sich einander aufzuheben scheinen: so werden Sie
mir erlauben, nicht nur die Formeln, sondern auch die Empfindungen einer
redlichen Geflißenheit zu erneuren und zu bevestigen; wie folget:
Geliebtester Freund,
Haben Sie wohl an die Rechte und Verbindlichkeiten dieses Titels gedacht,
da Sie sich zu einem Unterhändler und Boten solcher Briefe brauchen laßen,
deren Innhalt und Ton Sie selbst verlegen gemacht – Wie kann man bey
der Nächstenliebe die Sie besitzen, dergleichen offenbare Verläumdungen
unbeantwortet laßen, selbst seinen Witz dazu brauchen solche mit
Scheinentschuldigungen zu bemänteln, und mit gutem Gewißen solche Briefe offen, ich
sage
offen
, demjenigen überreichen, der dem Uebel nicht wiederstehen kann.
Mit was für einem Herzen haben Sie s mich versichern können, daß Sie
neutral sind. Heist das neutral seyn wenn man sich zum Steuermann eines
alten Orlogsschiffes brauchen läst, daß ich mich Ihres eigenen Ausdruckes
bediene. Heist das neutral seyn, wenn ich geharnischte Männer unter dem
Dach meiner Briefe einnehme, und mein Couvert zum hölzernen Pferde
machen – Wer zieht andern Gerichte zu, der sie ihnen entdeckt und nicht
mit seinen eigenen Worten, sondern mit den
ewigen Worten des Richters
,
verkündigt, und Gott täglich um Abwendung derselben anruft, der sich in
ihrem Namen
dafür fürchtet
– oder der mit lautem Munde seegnet, den die
Furcht bald zu Christo treibt, ihm ein Wortchen ins Ohr zu sagen, und die
Gefälligkeit zum
Volk
, das mit falschem Herzen sich rühmt treue
Unterthanen des Kaysers zu seyn; der ihn für unschuldig erkennt, und doch geißelt,
noch einmal bekennt und doch verdammt, ihn verdammt, ungeachtet er weiß,
daß der König der Juden zugleich ein König der Wahrheit ist, der den
Furchtsamen, und allen die
Lügen lieben
und thun, die
Thür weiset
, ihn
verdammt und sich doch die Hände waschet – Weil Sie sagen:
man muß nicht
andern Gerichte zuziehen
. So antworten Sie mir, wenn ich Sie frage:
Wer zieht andern Gerichte zu? Derjenige, welcher sagt: es ist nicht recht, daß
Du pp. welcher den Gottlosen keinen Frieden verspricht, weil er der Herr gesagt
hat oder, welcher den Leuten Küßen unter die Arme, und Pfüle zu den
Häuptern macht, das Herz der Gerechten
fälschlich
betrübt, und die Hände
der Gottlosen stärkt um einer Handvoll Gersten und Bißen Brodts willen?
Sind Sie nicht ein Priester, der jetzt in den Augen der Leute, im Gesetz nicht
irren kann, ein Weiser, der nicht fehlen kann mit Rathen, und ein Prophet,
der nicht unrecht lehrt. Und ist durch ihren Beytritt nicht der Entschluß in
ihnen gestärkt worden: kommt her, laßet uns ihn mit der Zunge todschlagen
und nichts geben auf alle seine Rede. Jer. 18.
Sie haben mich in einem Ihrer Briefe versichert, daß Sie mich bisweilen
gerne gehört, und ohne sich an das Eigene meiner Lebens- und Denkungsart
zu ärgern, erbauliche
Einfälle
unterhalten haben. Johannes war heftig, er
vergaß die Achtsamkeit, die man dem Wohlstande, der Gesellschaft, den
Fürsten schuldig ist. Das Gefängnis war eine gnädige Strafe, die er sich selbst
zugezogen; und das Schicksal seines Hauptes die Wirkung eines Gastgebotes,
eines zu breiten Versprechens, einer väterlichen Aufwallung, einer
gewöhnlichen Achtsamkeit eines guten Wirths, der seinen Charakter seinen Gästen
empfehlen will, und endlich einer
seltenen Gewißenhaftigkeit
gegen die
Religion eines Eydes – Wie ist es möglich daß ein solch Ungeheuer als die
Herodias eine so tugendhafte Tochter hat zur Welt bringen können? Wo
würden wir jetzt ein Beispiel von ihr antreffen, die bey dem Verdienst einer
guten Tänzerinn, doch erst ihre Mutter um Rath fragen würde und ein halbes
Königreich einem solchen Gerücht aufopfern würde möchte, als das Haupt
eines so ebentheuerl. Staatsgefangenen war. Ihr Vater dachte: was werden
die Leute sagen? hätte die Tochter nicht mehr Recht gehabt sich diese Frage
zu machen. Wie viel Herz gehört dazu, eine so lächerliche und zugl. grausame
Bitte zu thun, als diejenige war: Gib mir des Täufers Haupt in der Schüßel.
Und doch that sie es – als ein gehorsames und
gefälliges Kind
.
Es ist eines Christen Pflicht sich nicht fremder Sünden theilhaftig machen,
und etl. Sünden sind offenbar, daß man sie vorhin richten kann; etl. aber
werden hernach offenbar also auch umgekehrt von guten Werken. Bey vielen
wird gefragt: wozu dient dieser Unrath? Du könntest Deine Zeit beßer
anwenden, wenn Sie z. E. Ihre Schulhandlungen und ich z. E. meine Briefe
unterdrückten. Durch beyde würde gl. viel ausgerichtet, könnte ein
Unpartheyischer und neutraler Kunstrichter sagen, und beyde geben zu gleich viel
Verwirrungen und Ueberflüßigkeiten Anlaß. Unterdeßen, liebster Freund, so
leichtsinnig, lose und überhin sich über die wichtigsten Dinge und
Handlungen unsers Lebens sich denken läst: so ein großer Unterscheid muß doch
unter Thorheit und Weisheit, unter d Sünde und Gerechtigkeit bleiben.
In dieser Absicht ist es eine Art von Nothwendigkeit, die mir Vernunft und
Freundschaft auflegt, Ihr Verhalten gegen mich in allem demjenigen, was
Sie darinn gethan, zu misbilligen und recht sehr zu empfinden, so wohl, daß
Sie sich so leichtsinnig darinn haben verwickeln laßen, als auch, daß Sie sich
auf eine so gantz besondere Art gegen mich darinn gezeigt haben.
Hätten Sie nicht wenigstens so klug seyn können sich für den Verdruß zu
hüten, der Ihnen durch meine Aufnahme und Seltenheit der Grundsätze, die
Sie so gut zu kennen und sich darauf im
Nothfall zu beruffen
wißen,
zuwachsen müste. Wenn Menschen ein aspirirtes S von einem purenunterscheiden können, und sich durch die Sprache Kanaans nicht hintergehen laßen,
wird sich Gott an unserm Herr Herr sagen kehren, oder kann er es mit den
Menschen nicht so genau nehmen, weil er deren zu viel zu hüten hat. Sie
haben ein öffentliches Amt, das den grösten Kopf ganz allein über und über
beschäftigen könnte: s Sie haben so viel häusliche Geschäfte, die den
gesundesten Menschen bald stumpf machen würden: Sie haben so viel
Verantwortung in diesen beyden Dingen auf sich, daß man es in keiner einzigen
Nebensache mit Ihnen genau nehmen muß, und jeder vernünftiger sich schämen und
fürchten muß Sie womit zu beschweren, und sind doch mit so viel dergl.
überhäuft, daß Sie als bloßer Commissionnair sich um das Publicum verdient machen
und eine Besoldung dafür genüßen könnten. Ist es Ihnen denn gleich viel,
was und wie Sie thun, und sollen andere auch damit zufrieden seyn. Und
wenn die ganze Stadt es mit Ihnen wäre, und alle Leute, denen Sie alle
Tage was zu Gefallen thun; so bin ich es nicht, und muß Ihnen rund heraus
sagen: Thun Sie mir lieber nichts, als daß Sie das verhudeln, was Sie zu
thun auf sich nehmen. Das, was ich Ihnen auf eine freye Art unerschrocken
ins Gesicht sage,
urtheilt
jeder von denen, (die ihre Freunde und Gönner
sind, und die Sie bald als ihren Schaarwerker bald als sonst was brauchen,)
in seinem Herzen
, und was mit lauen Freunden anzufangen, haben Sie
erfahren, und werden es noch erfahren müßen. Es heist ja: zu Nutz und Dienst
des Nächsten, das heist nicht ein Bote eines jeden seyn, der mich schicken will,
und das Werkzeug eines jeden, der mich brauchen will. Ich muß ja wißen,
was mein Nächster thun will, das verstehen, was er von mir haben will, ob
es mit meinen Verhältnißen, gegen Gott und andere, bestehen kann und die
Schultern wenigstens fragen, wie viel die tragen können: Wenn ich bey jedem
Antrag, den mir jemand thut, denken will; das kannst du
sacht
thun ihm zu
Gefallen: so wird die ganze Welt Lust kriegen mit mir zu handeln, ich werde
aber nichts
recht
thun können, und das Ende des Liedes wird seyn, entweder
alle meine Kunden zuletzt für Schelme zu erkennen, oder von ihnen dafür
mit allem Recht dafür gescholten zu werden. Ein solches Schicksal ist in
crisi gut, und macht einen fürtreflichen Knoten im Laufe einer Sache, aber
für die letzte Entwickelung wünsche ich Ihnen so wenig als mir selbst ein
solches Loos.
Sie können leicht denken, daß ich weder aus Frevel noch Kützel noch
Leidenschaft solche Sayten berühren muß, welche den Ohren wehe thun; ich setze
mich durch diese Freymüthigkeit einem Schaden und Abbruch an Ihren guten
Gesinnungen aus, die mir immer unendlich schätzbar seyn werden – kann ich
wißen, ob Sie stark genung seyn werden solche Wahrheiten zu hören und zu
verstehen; und nicht noch mehr dadurch an mir geärgert zu werden. Und wie
kann man Thorheiten an seinen Freunden zu nahe treten ohne selbst zu leiden,
und sich in Ihnen zu erkennen. Aus diesen 2 Ursachen wählen Sie daher lieber
mit Ihren Freunden zu heucheln, und ich würde Sie bewundern und
nachahmen, wenn wahre Klugheit, Witz und Empfindlichkeit in einer solchen
Aufführung Statt finden könnten. Personen ansehen ist nicht gut; denn er
thät übel, auch wol um ein Stück Brodt. Wer einen Menschen strafet, wird
hernach Gunst finden mehr denn der da heuchelt. Daß Sie mir durch Ihre
Neutralität haben heucheln wollen und die gröste Partheylichkeit gegen sich
selbst – den Beweis von diesen will ich Ihnen nicht führen, ich begnüge mich
bloß darauf angespielt zu haben.
In Ihrem letzten Brief führen Sie mich wieder ipsissima verba Ihres
Freundes an; als wenn Sie wunder was für eine Genauigkeit und Schein
des Rechts dadurch bezeigen wollten. Und Sie haben nichts dazu gesagt? sind
sie in ihren Augen so wichtig, daß Sie das geringste entdecken, das einer
gründl. Beschuldigung ähnlich sähe: so ist es eine Verrätherey gegen die
Wahrheit, daß Sie selbige als verba praetereaque nihil anführen – Ist nichts
darhinter, so solten Sie sich schämen, Ihren Freund durch Anführung seiner
nichtsbedeutenden Reden in meinen Augen zu beschämen.
Wenn mir jemand eine Schmähschrift gegen Sie in die Hände gebe, die ich
Ihnen überreichen sollte, und ich noch so überführt wäre, daß Sie eine kleine
Züchtigung Ihres Geschmacks und Ihrer Sitten verdient hätten: so würde
ich wenigstens gegen den Verfaßer derselben, wenn er der Pabst wäre, die
Freyheit mir nehmen alle Lügen darinn zu unterstreichen, und das, wovon ich
nichts wüste unbeurtheilt laßen, das aber, wovon ich gewiß überzeugt wäre,
daß ich andere Nachrichten darüber hätte, mit Kreutzen und ich weis nicht
womit bezeichnen oder exceptionen und Protestationen dagegen machen.
Sie haben Billette bekommen, und ich sehe nicht
eine Zeile Antwort
darauf
, als wenn Sie das alles für genehm hielten und nicht im stande wären
ein Wortchen dazuzusagen; ungeachtet viele Artikel den Catechismus
betreffen, und zu vielen Perioden weder Logic noch Rhetoric nöthig ist. So
sieht es also mit Ihrer Neutralität aus, und ich würde, Liebster Freund, gern
die Gefälligkeit, womit Sie HE. B. gedient, für eine Folge der Menschen und
Nächstenliebe ansehen, wenn diese ohne der Liebe und Furcht Gottes bestehen
könnte. Wenn
Sie Gott ein wenig
wahrer vielleicht liebten, würden Sie
mit Gleichgiltigkeiten Stellen, die Sie selbst als Lästerungen erklären,
annehmen, mir überschicken und so casuistisch darüber commentiren können.
Möchte nicht Ihre Furcht durch meine
unerkenntliche und mürrische
Handlungen das Ansehen des Christenthums verdächtig zu machen, und die
Ehre der Bibel Preis zu geben, die so edel aussieht, ein
sehr feiner
Sauerteig
der Pharisäer und Sadducäer seyn. Wenn diese Leute nicht auch für das
Ansehen des Gesetzes, und für Mosen und die Propheten eyfrig gesinnt, die
durch die Deutung,
welche der Mißethäter
auf sich machte, von ihrem
Ansehen etwas zu verlieren schienen. Sagten Sie nicht auch zu ihm: Was
machst
Du aus Dir selbst?
Sahen ihn nicht selbst seine ungläubige oder
schwachgläubige S Jünger für ein Gespenst und für einen Geist an. Erklärten Sie
nicht, die Stimme Gottes für eine
Würkung eines
Gewitters, für eine
natürl. Begebenheit höchstens
eines Engels
, das
Gefühl der Kraft
die aus
ihm gieng, als eine nothwendige einfältige Folge des Gedränges, die neue
Zungen der Apostel als einen Rausch süßen Weines pp.
Als Herr B. Ihnen meinen Brief wieder zurück zu schicken auftrug, hätten
Sie nicht wenigstens ihn fragen können: was Er
damit sagen
und
mir zu
verstehen geben
wolle? Ich habe über den Grund einer solchen Handlung
schon öfters grübeln müßen ohne ihn entdecken zu können. Was ich
geschrieben, habe ich geschrieben und bleibt geschrieben bis an den jüngsten Tag, alle
unsere unnütze Worte werden registrirt – und alle
todte
und
unfruchtbare
Werke der
Finsternis
werden alsdann in einem Lichte gesehen werden – Er
hat ihn gelesen; der Geist der Versucher erinnert uns an das, was geschrieben
worden, wenn wir uns von dem Geist, dem Ueberzeuger unserer Sünde, der
wahren Gerechtigkeit, die alle uns. ehrl. Absichten zu Schande und zum Fluch
macht, und des Gerichts, das dem Fürsten dieser Welt zugedacht ist, dieser
Welt, die den Geist der Wahrheit nicht empfahen kann, denn sie siehet ihn
nicht und kennet ihn nicht, wenn wir uns von dem Geist, dem Tröster nicht
wollen in
alle
Wahrheit leiten laßen.
Ich habe mir vorgenommen einen Auszug aller der Stellen aus des HE. B.
2 Briefen an mich zu machen, denen Sie schuldig gewesen wären zu
wiedersprechen wenigstens Schandehalber, und die ein Freund von mir sich niemals
unterstehen sollte einem andern gegen alle Wahrscheinlichkeit und Wahrheit,
die in Gottes Wort und Vernunft und Erfahrung gegründet ist, zur Last zu
legen. Ich werde aber nicht einmal Ihre eigene Beylage darüber näher
untersuchen, und freue mich daß Sie der
Weisheit Gamaliels
–
zu ruhen und
Stille zu sitzen
– Recht wiederfahren laßen.
Von so einer weitläuftigen, vermischten und
verwickelten
affaire, als
die Angelegenheiten des Hauses überhaupt als zum Theil in Beziehung auf
mich betrift, läßt sich ohne einen genauen detail, der weder discursive noch
aesthetisch mitzutheilen ist, kein Begrif machen, geschweige ein gesundes
Urtheil fällen. Die Spieler darinn sind
eigene
Leute – das ist alles, was Sie
von Ihnen zu sagen wißen, und näher möchten Sie mit Ihrer Untersuchung
ihnen kaum jemals kommen. Wenn dies Eigene eine qualitas occulta ist;
so ist nichts dadurch erklärt, und möchte auf das herauslaufen, was der
gemeine Mann:
wunderliche Heilige
nennt. Daß Sie mich so beurtheilen, kann
ich auf eine handgreifliche Art aus dem Dialog sehen, den Sie mir über den
Antrag Ihnen einige Bücher auszusuchen, in den Mund legen. Das
Eigene
mag also seyn was es wolle, Lob oder Tadel: so sage ich in einem Fall mit
David: Ich danke Dir darüber, daß ich
wunderbarlich
gemacht bin, und im
andern Fall: Bewahre meine Seele, denn ich bin
heilig
, das heist nach
Luthers Gloße, ich
werde verdammt
und verachtet
als ein Ketzer
. Ψ. 86.
Daß HE. B. mir wie ein Bär begegnet, dem seine
Jungen
geraubt sind –
und daß jene mich wie Bienen umgeben, und mich wie ein Feuer in Dornen
dämpfen und löschen wollen – Was bewegt
Sie
aber in
Schaafskleidern
zu
mir zu kommen? Ich
habe die Ströme
seines guten Herzens in Blut
verwandelt, daß sie ihre Bäche nicht trinken können; und das hat er durch Kunst
nachthun wollen. Ist das Religion? – Stoltz, Einfalt, Betrug. Das ist seine
eigene Religion, die
natürl
., und sofern mein Fleisch und Blut ist, geb ich
ihm darinn Recht. Durch diesen Beweiß
verdammt er sich
aber selbst und
macht seinen ganzen Gottesdienst und Sittengebäude zu schanden; wie jene
Zauberer sich ihre Mitbürger durch ihre Kunst selbst straften. Was bewegt
Sie aber, und was haben Sie für einen scheinbaren Grund für sich, daß Sie
mir seine Prügelsuppe selbst überreicht, und seine Verachtung
meiner
redlichen Absichten
zu ihrer eigenen Sache gemacht haben. Alles was Sie ihm
zu Gefallen haben thun können und mir zum Nachtheil, haben Sie genau
erfüllt; und da ich nicht mehr als eine einzige Bitte an Sie gewagt, eine
Kleinigkeit in Ansehung der Gefahr, worinn HE. B. Sie gesetzt; haben Sie
mich nicht einmal gewürdigt, darauf zu antworten und den allergeringsten
Bescheid zu geben. Ich muß daher nochmals förmlich Sie darum befragen:
Haben Sie mir die große Freundschaft erwiesen dem HE. B. den Brief
vorzulesen, weil er übel geschrieben war, und meiner Härte und Grobheit, ja
seinen Misdeutungen derselben, nicht als ein gelehrter, vernünftiger,
christlicher Mann, sondern als ein
alter gefälliger Freund
von mir, nicht als ein
Artzt und Mittelsmann; sondern in Einfalt des Herzens und aus
ungefärbter
Liebe, abzuhelfen gesucht? Das haben Sie nicht gethan, das will ich Ihnen
beweisen. Das sind nicht HE B. Worte, sondern Ihre eigenen, die Sie mir
überschreiben: ich hätte hart und grob geschrieben. Wenn Sie die Wahrheit
niederschlucken wollen, als wenn es Ihr Speichel wäre, so muß uns beyden
freylich nichts als die Schaalen derselben übrig bleiben. Und in dieser
Theilung sind Sie freylich neutral.Laßen Sie mich albern im Reden seyn – und wenn Sie klug sind, müßen
Sie mit meiner Narrheit fragen. Sind das Schlüße? Der eine hat Recht – der
andere hat Recht – der eine hat Unrecht, der andere hat Unrecht – Urtheilen
must Du, Du willst nicht richten, Du kannst doch aber etwas thun. Du must
beyden den Peltz waschen
, weil sie beyde Narren sind – Du mußt Dich aber
hüten
keinen naß
zu machen, weil sie beyde so klug sind wie Du. Richten Sie
was ich sage? und sehen Sie das Gericht Ihres Nächsten, als eine Züchtigung
des Herren an, auf daß wir nicht samt der Welt verdammt werden. Der
Mann, der nicht zuschlagen wollte, da ihn der Prophet darum bat, wurde von
Löwen gefreßen. Zeigen Sie Ihre Wunden, die ich Ihnen schlagen muß, dem
Mann den es angeht, und zürnen Sie nicht mit mir, sondern vergeben Sie mir
als ein Christ, den Schmerz, den ich Ihnen machen muß.
Nichts natürliches in Ihrer Denkungsart, sagen Sie. Ihre
Einbildungskraft macht ein Geschlecht von Geschöpfen zu
Enakim
und
Heuschrecken
.
Das war nicht Einbildungskraft, sondern
Unglaube
. Das natürl. Auge sieht
freylich an den mikroscopischen Rißen der Insekten, des Schnees pp grobe
Lügen, Hyperbeln, die kein Maler und Dichter wagen darf. Was dem Auge
Lügen scheint, sind dem Verstande Entdeckungen, medii termini einer höheren
als blos sinnlichen Erkenntnis. Moses brauchte nicht seinethalben, sondern
des Volkes wegen, eine Decke. Als die Verführer, sagt der Apostel, und doch
wahrhaftig – als die Unbekannten, und doch bekannt – Wenn dieser Charakter
und Wiederspruch nur Aposteln zukommt: so ist es doch wenigstens
für Sie
und mich wahr:
Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen pp
Gehet aus von Ihnen, und sondert euch ab, spricht der Herr – und der Apostel
der Liebe befielt uns
hart
und
grob
zu seyn, die für Atheisten und
Uebertreter anzusehen, die nicht in der Lehre Christi bleiben.
Wer ihn grüst, wer
Friede
zu ihm sagt, macht sich theilhaftig seiner bösen Werke.
Sagen Sie
mir, liebster
Freund, wie der gute Name eines
höflichen und mäßigen
Mannes
mit dem
Bund eines guten
Gewißens bestehen kann, den wir in
der Taufe mit Gott gemacht haben pp und ob Sie nicht der Religion so viel
Schandflecke durch ihren
menschenfreundlichen Wandel
anhängen als ich
durch meine
cynische
Denkungsart. Wehe mir, wenn Sie mein Richter seyn
sollten; Wehe Ihnen, wenn ich der Ihrige wäre.
Gehe nicht ins
Gericht mit
Deinen Knechten, denn für Dir ist kein Lebendiger gemacht. Dies im Geist
und Wahrheit zu beten ist schwerer als
seiner Mutter
ein Denkmal zu setzen,
diese Absicht
Gottes bey dem Tode
seiner Amtsgehülfen zu verstehen, ist
ein Geheimnis, das man nur im Heiligthum erkennt, unterdeßen auch Heyden
eloges academiques im Vorhof der Vorsehung und ihren weisen verborgenen
Wegen opfern.
Wenn es allen meinen Freunden um Wahrheit zu thun wäre, wahrhaftig
um Wahrheit zu thun; so könnte ich
frey heraus
mit Ihnen reden. Die
Wahrheit ist aber nicht Ihre Sache;
ihre Lüste
– verdrehen alles; und machen aus
Eli Elias
, und doch beruffen Sie sich auf die Worte des Verführers, um
theils ihn dadurch zu fahen, theils ihre Erfüllung zu nichte zu machen.
Warum
redte David, als wenn er Meßias
wäre, und der Meßias
eignete sich die Worte Davids zu? Antworten Sie mir, wenn Sie ein Lehrer in
Israel seyn wollen. Wie konnte Paulus sagen: Ich lebe nicht, sondern was
ich lebe – Alles ist euer, es sey Paulus oder Apollo, es sey Luther oder die
Welt, es sey das Gegenwärtige oder das Zukünftige – Alles ist Euer; Ihr
aber seyd Christi, Christus aber ist Gottes. Ist nicht der Kleinste im
Himmelreich jetzt größer pp Muste nicht Paulus erst denjenigen durch eine wunderbare
Erscheinung kennen lernen und sind die nicht seeliger, die an ihn glauben ohne
dergl. sinnliche Begebenheiten. Und sind unsere Zeiten nicht eines größeren
Lichtes fähig als Luthers seine waren – Niemand also verachte meine TJugend. 1 Tim. IV 12 cet. Ist die Wolke der Zeugen nicht größer geworden für
mich als S sie für jene war – und unsere Verbindlichkeit stärker zu laufen,
wie denn? durch Schaffen, Arbeiten, gute Werke, Liebesdienste? Nein! Durchzu laufen durch
Gedult
in dem Kampf der uns verordnet ist. Sollten wir
beyde nicht mit mehr Klarheit und Freude auf Jesum sehen, der nicht
Menschentage
in seinem
Hirtenamt
suchte,
Creutz
, Schande vorzug. Sollten
wir uns an das
Wiedersprechen
der Sünder kehren, unsern Muth matt
werden laßen – Haben wir schon bis aufs Blut über dem Kämpfen wieder
die Sünde wiederstanden, und sollte ich seines Trostes vergeßen – Wenn uns
Menschen nach Gutdünken züchtigen; wie sollten wir nicht Gottes
Züchtigungen zum Nutz annehmen, auf daß wir Seine
Heiligung
erlangen, ohne
welche niemand den Herren sehen wird noch kann.
Wenn ich so lange über
einen
Tyrier schwatzte, der vom Gärtner zum
Könige durch Alexander erhoben wurde, würde Ihnen mein Geschwätz vielleicht
erlaubter und erträglicher vorkommen. – Doch nein, liebster Freund, Sie
erfahren in ihrem Umgange tägl. Uebungen der
Verleugnung
, daß ich den
Verlust einer Stunde über Lesung dieses
labyrinthischen
Briefes, als ein
klein Opfer der Freundschaft von Ihnen fordern kann; und Ihnen
pflegt
ein Glaß Waßer
zur Artzeney zu dienen, wie ich mich durch ein Glas Wein
des Tages stärken muß.
Cäsar
wollte nicht abergläubisch seyn. Ein Astrolog hatte ihn für die Idus
gewarnt – Dem zum Trotz gieng er auf das Rathhaus, nicht zum Tod,
sondern zur höchsten Würde, zu deren Erreichung er so viel angewendet hatte.
Hatte er im Leben die Träume der Sterndeuter verachtet, wie fluchte er als er
seinen Lügenpropheten in den elisäischen Feldern ankommen sahe. Wenn Du
mir nicht Deine Grillen nicht mitgetheilt hättest, so würde ich nicht meinen
Eigensinn gegen selbige zu brauchen nöthig gehabt haben.
Ich kann es eher
dem
Brutus als einem solchen
Narren wie Du vergeben – Wenn Du Lügen
geglaubt
hättest, sagte der Astrolog, so würdest Du selbige
nicht wahr
gemacht haben. Jetzt hast Du Dir selbst den größten Schaden gethan, und den
Ruf meiner falschen Kunst bey Abergläubigen vermehrt. Wenn Du
geglaubt
hättest, so hättest Du
Deine Absicht erreicht
, meinen Credit zu schanden
gemacht, und Dich selbst erhalten können. An Deinem Leben hätte Dir
wenigstens mehr Gelegen seyn sollen als an der Eitelkeit, meine Träumereyen zu
wiederlegen und an meinem Namen zum Ritter zu werden und über meine
Schemata zu spotten. Was hatte also Caesar für Ursache, die Ursache seines
Todes dem Astrologen zur Last zu legen – und doch behaupten Sie mir, daß
die Rede eines Thoren
dem vernünftigen und herzhafften Caesar das
Schicksal des merkwürdigen Tages zugezogen. War es denn so eine große Sache für
Caesar,
einen
Tag zu Hause zu sitzen. Besuche, zu denen uns
Vernunft
und Ehre antreibt, laßen sich nicht gerne aufschieben und Tage zu wählen ist
alter Weiber ihr Kram.
Meine Feder würde nicht so überflüßen können, wenn mein Herz nicht voll
wäre. Freunde sind eine Gabe Gottes; ich habe meinen Köcher derselben voll
gehabt. Soll er leer werden; so werde ich ihren Verlust wie ihren Besitz mit
Dank annehmen, und mich für niemanden als Gott demüthigen. Es ist nicht
gut sich auf Menschen verlaßen – soll die eine Seite meiner Erfahrung zur
Aufschrift haben. Was können wir Menschen thun? wird die andere bekommen. Ich
will rühmen
Gottes Wort
– ich will rühmen des
Herren Wort
. Nimm ja
nicht von meinem Munde das Wort der Wahrheit, denn ich hoffe auf Deine
Rechte. Die Stoltzen haben ihren Spott an mir, dennoch weich ich nicht – –
Ihr Pöbel fällt Ihnen zu, und läuft ihnen zu mit Haufen wie Waßer, und
sprechen: Was soll Gott nach jenen fragen? Was soll der Höchste ihr achten.
Siehe, das sind die Gottlosen, die sind glückseelig in der Welt und werden
reich. Wenn der Meister und Herr so oft hat schreyen müßen: Wer Ohren hat
zu hören der höre! Wenn er gesagt:
Seelig
ist, wer sich
nicht
an mir
ärgert:
Was sollen seine Jünger und Nachfolger von den Urtheilen der Welt und
falschen Brüder
über ihre Stimme und Hände, erwarten. Wenn er selbstmitten unter sie wäre, meynst Du, daß er Glauben finden würde?
Ich werde mit dieser Seite hierüber schlüßen. Ich weiß, daß der Herr wird
des
Elenden
Sache und der Armen
Recht
ausführen; daß man in den Zechen
von mir singt. Sind Gräber der Ort, wo man Deine Güte erzählt; und kann
man im Verderben Deine Treue erkennen – Deine Wunder in Finsternis –
und Deine Gerechtigkeit, im Lande, da man an nichts denkt, als seine Lüste?
Legen Sie bis auf die Fehler meiner Schreibart alles zum Besten aus. Ich
habe viel und über schwere Dinge zu schreiben gehabt; daher habe ich mich
bemüht
kurz
zu seyn und ich
nicht erreichen
können meine Gedanken
deutlicher
zu machen, als daß ich die Grundzüge derselben
so stark als
möglich
andrücke, v sie auf
fremde
Gegenstände übertrage.
Ich werde mit Gottes Hülfe aller der Feßeln, unter denen ich jetzt schreiben
muß, entledigt seyn, wenn meine Freunde mit mehr Liebe zur Wahrheit den
Grund meiner Handlungen zu erkennen Verlangen bezeigen werden. –
Alle
die Spaltungen zielen
darauf
eine Heerde und einen Hirten
hervorzubringen; wenn und wie das geschehen soll, gebührt uns nicht zu wißen.
* * *Jetzt erlauben Sie mir, Geliebtester Freund, mit leichteren Zügen die Feder
an Sie zu führen. Ihrer Bitte um einige Schriften bin schon zuvorgekommen
und habe einige Kleinigkeiten für Sie ablegen laßen. Außerordentl. ist mir
bisher noch nicht in die Hände gefallen. Ein klein Gedicht des HE. von Croneck;
die Einsamkeiten gehört hieher. Philotas ist das Beste, was Sie erwarten
können. Zwey Programmata des M. Hähn habe gleichfalls der Mühe werth
geachtet, über Subtilität in Schulsachen; einige Stellen des Comenii, die er
anführt, sind werth ausgesucht und nachgedacht zu werden. Das Verdienst
dieses alten Philosophen und Schwärmers und Schulmeisters ist ziemlich
ausgestorben. Ich habe eine vortrefliche Predigt des M. Hähns über den
Glaubensgehorsam wahrer Christen bey den kümmerl. Führungen Gottes
gelesen; sie ist aber nicht mehr zu haben. Ueber das Evangel. nach dem Neuen
Jahr. Wenn man in Bethlehem bleiben will, muß man nach Egypten
wandern – sich wieder seine Neigung länger da aufhalten – und wenn man
Hofnung hat ins Land Israel zu kommen, doch im beschrieenen Lande der Galiläer
aushalten. Der berühmte Jacobi hat eine ganz kleine Sammlung einiger
geistl. Reden bey außerordentl. Fällen kürzl. ausgegeben, die ich ihnen auch
habe beylegen laßen Ich ziehe seine Beredsamkeit der Kramerschen sehr vor.
Chladenius hat Bibl. Untersuchungen herausgegeben, die ich Ihnen herzlich
gern zugedacht hätte, weil sie was außerordentliches sind an Gründlichkeit
und analytischer Kunst. Zwey Abhandlungen über Projecte stehen drinnen,
die ich dem HE. B. gewünscht hätte mitzutheilen. Ich habe sie gelesen, als
wenn sie mein Gewißensrath aufgesetzt hätte, und mir daher als Regeln
ausgezogen – Was ich noch im Buchladen finden sollte, und der Mühe werth
achten möchte, werde auf guten Glauben beylegen. Sollte meine Wahl nicht
immer gelingen; so bitte mir Erinnerungen darüber aus; die mir gesetzten
Gränzen werde nicht überschreiten. Von einigen andern Kleinigkeiten will
jetzt nicht zum voraus melden.
Der junge Hartung ist in 8 Tagen gesund und tod gewesen. Trescho hat
ihn parentirt. Der junge Mensch hat viele neue Unternehmungen im Schilde
geführt, die vielleicht zu seinem eigenen und andern Besten nicht haben reif
werden sollen. Der Bräutigam der Wittwe ist ein liebenswürdiger Mann und
heist Woltersdorf. Ich gönnte die Tochter dem HE. D. in Mitau. Wenn er
herüberkommen könnte, möchte nicht schaden. Kleinigkeiten müßen uns keine
Hinderniße seyn; er hat selbst die Bedenklichkeiten seine Reise vorzunehmen
für Kleinigkeiten erklärt. Da ein Mädchen von ihrem Alter sich in einer
besonderen Verlegenheit in Ansehung ihres jungen Stiefvaters seyn muß;
so möchte sie jetzt leicht zu übertölpeln seyn. Da Ihr HE. Bruder sie kennt,
Neigung zur Ehe hat und zu ihr auch vielleicht behalten haben könnte, seine
Umstände wahrscheinl. Weise dadurch eher verbeßert als verschlimmert
werden möchten: so laß ihn bedenken, mit was für Gemüthsverfaßung er
zugreifen will, und nicht zaudern. Vielleicht würde er beßer einer Buchdruckerey
vorstehen können als ein Hofgerichtsrath. An einer beqvemen Praxi würde
es ihn nicht fehlen, sollte ich denken.
Wir haben hier 2 merkwürdige Actus gehabt; der Lausonsche auf Simon
Dach wird gedruckt, und war eine Comedie larmoyante, ein weinerliches
Lustspiel – Einfälle wie der Reif im Herbst Büsche und Thiere ziert oder wie
der schwarze Rock eines alten Stutzers voller Puder liegt. Der Watsonsche
Actus ist nicht zu beschreiben – daß seine Rede gedruckt werden soll, nicht zu
begreifen. Ein jämmerl. Auszug von Stockhausens Bibliothek, die er seinen
hohen Zuhörern und ihren Comitat vorschlug. Dieser Comitat bestand aus
Dames. Hierauf kam sein Lebenslauf, worinn er alle die Akademien erzählte,
und Höfe nannte die er gesehen hat. Der Gebrauch der vielen französischen
Wörter ist an einem politischen Redner wo nicht eine Zierde doch ein
Brandmark, an dem man ihn erkennen sollte und beurtheilen als einen solchen.
Ihre mir mitgetheilten Exempl. habe richtig erhalten und ausgetheilt. Die
meisten sind durch HE. Lauson abgegeben worden. Ich habe aber selbst an
den HE Kriegsr. L’Estocq sein Exemplar hingebracht; der sich wunderte
gar keinen Brief noch Antwort von Ihnen dabey zu erhalten, weil er durch
HE. Scheffner vor einigen Monathen eine ganze Sammlung von gedruckten
Sachen an Sie hatte übermachen laßen. Ich glaube nicht daß Sie solche müßen
erhalten haben; weil ich nichts davon wuste und es zu meiner Zeit doch hatte
eintreffen müßen oder kurz vor meiner Ankunft.
Sie haben mir neulich ein P. S. in Ansehung des Sergeanten geschrieben,
worauf ich nichts zu antworten weiß, weil mir weder sein Vormund, noch
seine Schulden, die er in Riga gemacht und mit seinem eigenen bezahlt worden
etwas angehen. Den Mittwoch nach dem Osterfeste ist er das letzte mal bey
uns gewesen; wir gaben ihm um 10 Uhr Laterne und Mantelrock mit, weil es
schlecht Wetter war; nach der Zeit haben wir ihn nicht gesehen, desto mehr
Unruhe aber die ganze Woche über von seinen Maj. gehabt. Die Umstände davon
will ihnen kürzl. erzählen. Er geht nach Hause und findet einen andern
Sergeanten in seinem Qvartier, den er durch die Laterne gewahr wird. Für Angst
über diese Erscheinung, die ihm nichts gutes versprochen, läuft er weg, der
Kerl ihm nach, so bald er in seinen Rock hat kommen können. Man hat ihn
noch um 12 Uhr in unserm Hause aufsuchen wollen und deßwegen mit Macht
angeklopft; davon mein Vater aber zum Glück nicht erwacht ist; unser Haus
ist darauf die ganze Nacht besetzt worden, als wenn er zu selbigen seine
Zuflucht genommen hätte. Den Tag darauf kam ein Soldat nach dem andern,
wir sollten ihn schaffen, da wir doch von nichts wusten. Ich muste noch
Donnerstags des Abends um 8 Uhr zum Maj. hinkommen, ohngeachtet ich
ein Laxativ eingenommen; Morgens darauf wieder, da er schon anfangen
wollte, grob zu werden. Er muthete uns zu wir sollten alle unsere Leute nach
ihm in der Stadt ausschicken, weil er es sonst vor Gott und seinen
Anverwandten nicht verantworten könnte, daß der junge Mensch zeitlebens sich
selbst unglückl. machen sollte, da er ohne den allergeringsten Anlaß entlaufen
wäre und ihn als einen Deserteur angeben müste. Freytags Abends schickte
er wieder mit einem Billet an mir, wir sollten ihn die Nacht über suchen laßen,
oder wir würden unglücklich seyn; worauf ich so ernsthaft, als es sich thun
ließe, Bescheid gab. Sonnabends hatten wir Ruhe, und den Tag darauf schrieb
der Sergeant selbst an mir, und meldete, daß er nicht länger bey sn Maj. hatte
aushalten können, und jetzt in der Kanzelley seiner Compagnie von Morgens
biß auf den Abend seyn müste – – Ich hatte hierauf nichts zu antworten,
sondern ließ ihn bitten, wenn er abkommen könnte, selbst herzukommen. Man
hat ihn auf der Straße herum gehen sehen, bey uns aber ist er noch bisher
nicht gewesen. Mein Vater hat er mir etl. mal schon angeredet ihn zu besuchen,
ich habe es aber noch nicht thun wollen, und weiß nicht, ob ich diese oder
nächste Woche mich in seinem Qvartier nach ihm erkundigen werde. Da seine
Brüder klug thun sich seiner zu entschlagen – so bin ich durch seine
kindische
Versteckung auch eingeschreckt, und muß alle Unruhen und Weitläuftigkeiten
vermeiden, die auf meinen alten Vater zurück fallen können. In unserm
Hause ist er von allen geliebt worden und er wuste sich in alles zu schicken.
Ich habe blos 2 Dinge an ihn bedauert, daß er gar zu wenig aus der Schule
gebracht, und ganze Tage ihm nicht lang wurden ohne etwas zu thun. Eins
hängt mit dem andern zusammen. Da er schon an unser Haus gewöhnt war,
so hätte ich ihn nicht länger müßig darinn gelaßen; sondern nach dem Fest
war unsere Abrede das französische anzufangen, und ein wenig die
Fortification. Ungeachtet ich nichts von der letzteren verstehe; so hätte ich schon aus
Liebe zu ihm die Anfangsgründe davon ihm beybringen wollen. Dieser Plan
ist zu rechter Zeit zerrißen worden. Nichts als
Noth
kann ihn bilden. Noth
und Zucht sind 2 Dinge. Wenn seine Brüder ihn der ersteren überlaßen wollen;
so müßen sie sich mit der letzteren nicht abgeben. Will ihn Herr B. ins
Zuchthaus setzen laßen; so muß er seinem Bruder Karl um die 120 Thrl. bitten,
die er ihm jährlich versprochen. Wenn man das eine thun will, so findt das
andere nicht statt. So genau kann man nicht urtheilen, wenn nach
Neigung
und
Ehre
zugleich handeln will. Willst Du Deinem Bruder Vernunft zeigen,
so verleugnest Du Dein Herz gegen ihn; willst Du ihm Dein gut Herz zeigen,
so verleugne Deinen Verstand und Deine Klugheit gegen ihn. – Ihre
Leidenschaften, die ihre Lehrer sind, müßen gestürzt werden über den Fels; so wird
man
denn
–
denn
– hören können, meine Lehre, daß sie lieblich sey. Ψ 141.
Warum würde man meine Briefe zurück schicken, wenn nicht glüende Kohlen
drinnen wären, die ihrem Kopf wehe thun. Gedenke, sagt Elihu, daß Du sein
Werk nicht wißest, wie die
Leute singen
. Er schreckt die Leute mit Blitz und
giebt doch Speise die Fülle. Ein Thörichter glaubet das nicht, und ein Narr
achtet solches nicht. Was denn? Daß Deine Werke so groß, und
Deine
Gedanken
so sehr tief sind.
Ich kann den Einfall nicht vergeßen, daß man nicht andere Gerichte
zuziehen muß. Ist da ein Schein von Wahrheit drinnen; so überführen Sie mich.
Ich kann nicht eine Laus
machen; und sollte Gerichte hervorbringen
können. Jesaias fängt die ersten Zeilen seiner Weißagung an: O wehe des
sündigen Volkes – Was soll man weiter an euch schlagen, so ihr des
Abweichens nur desto mehr macht? und doch hört er nicht eher auf. Warum steht
diese Frage nicht am Ende seiner Weißagung. Dieser Zweifel machte ihn eben
desto eyfriger. Ich weiß, daß ich in ihren Augen wie Pestilenz aussehe, und
ihnen alles nach Gift schmecken muß. Ich will ihnen also gern so weit bleiben
als sie wollen, wie wird es aber
ihren Boten
gehen, werden die nicht an
meiner Plage
oder ihrer
Verstockung
Theil nehmen. Daß ich nicht
eße von
dem, das ihnen gelüstet
– und Sie laßen sich doch zum Ceremonienmeister
brauchen, und tragen mir ihre Schaugerichte auf. Ich
liebe meine Feinde
,
aber ich
haße meine Freunde mit rechten
Ernst, darum sind sie mir feind.
Sie sollen mit allen dergl. Umschweifen künftig verschont werden. An
gegenwärtigen Briefe haben Sie genung und zu viel. Ich halte mein Wort,
und würde es auch gegen HE. B. gehalten haben, seine Briefe nicht zu
erbrechen, noch zu lesen, noch zu beantworten. Durch Ihre List habe ich mein
Gelübde zu brechen mich verleiten laßen; daß Sie sich darinn verwickeln
laßen, wird ihnen leyd genung thun. Ich weiß
daß Ihre Freundschaft
eine
beßere Constitution hat, als es ihr anzusehen. Sie haben die Freyheit alles
aufzunehmen, wie Sie wollen; ich werde mich in keine weitere Erörterung
einlaßen. Ich werde mich freuen und Ihnen dafür danken, wenn Sie meine
Heftigkeit mit Sanfmuth, meinen Unsinn mit Liebe aufnehmen werden;
meine Rachsucht mit Versöhnlichkeit und Grosmuth. Ich wiederhole diese
Bitte.
Mein künftiger Briefwechsel soll ein bloß freundschaftlicher und Zeit
verkürzender Umgang seyn, der sich auf Ihre Absichten beziehen soll. Ich werde
Ihnen von meiner langen Weile bisweilen Rechenschaft geben.
HE. Trescho hat versprochen morgen zu schreiben. Ich habe einigen
Umgang mit ihm, der aber blos wie es scheint in einer Art von
Handwerksvertraulichkeit bleiben wird. Arbeiten läßt sich bey meinen Umständen nicht.
Gott wolle meinen alten Vater erhalten, und ihm ein ruhig Alter geben. Er
läst s Sie herzlich grüßen, und wünschet Ihrem ganzen Hause alles Gutes.
Bey aller meiner Trägheit, der ich hier nachhänge, kann ich Gott Lob!
manchen Abend mit aller Zueignung mir ins Ohr schreyen: Herz! freu dich!
Du sollst werden vom Elend dieser Erden und von der Sünden Arbeit frey.
Ich genüße in gleichem Maaß das Leere und die Fülle der Menschlichkeit. Ich
habe mich auf diesen Frühling mit einer Neugierde gespitzt, als wenn er der
erste wäre, den ich erleben sollte; ich wünschte ihn als den letzten schmecken
zu können. Die Einsamkeit meiner Gartenhütte und Kürbislaube sind kein
Tausch gegen den Jahrmarkt der Rigischen Höfchen. Ich
scheue meine
Wünsche als Sorgen
– und verwandele meine Sorgen in Wünsche; so
verflüst
eine Stunde nach der
andern ohne Leyer, ohne Pinsel und Freund.
Mein Vater ist mein einziger Wohlthäter und Zuchtmeister, den ich jetzt lieben
und fürchten darf. Ich biege mich siebenmal zur Erden vor ihm, ehe ich mich
unterstehe ihm ins Gesicht zu reden. Ich eße mein Brodt bald mit
tummen
ernsten Tiefsinn
oder
im Springen
, wie ein Ochs oder Kalb Gras und
Heu frist, ich
gehe auf Raub
mit Grimm und Grosmuth wie ein Löwe, und
weil ich ein
Zaunkönig
bin, so trägt mich
mancher Adler
von starken
Flügeln und Augen weiter als er selbst reicht; ich diene auch meinem Nächsten,
wenn ich kann, am liebsten ohne Körper und Schatten, und nicht
auf
meine Rechnung
, sondern wie es einem
dienstbaren Geist
anständig ist,
wie
Wind
und
Feuer
dem Menschen. Dachte der kluge Bauer an den Handel,
der beßer Wetter machen wollte als Jupiter; oder hinderten die Flüche des
Schiffers den Seegen seiner Erndte? Gedultiges Element! man sieht, man
fühlt dich nicht. Jeder Körper trägt dich in seinem Schoos. Wenn der
Dornbusch
Dich zum Bundesgenoßen hat, so sind die
Cedern Libanons
Asche
und Staub für ihn.
Ich habe auf der Flottwellschen Auction nichts erhalten, und hätte die
Oeuvres de St. Real gerne gehabt, es ist aber alles außerordentl. hoch
fortgegangen. Doch habe ich noch den deutschen Martial, Wernicke bekommen.
Die Vorrede hat mir gefallen, wenig sonst darinn gelesen. Ich erinnere mich
einer Sinnschrift über die bekannte Geschichte von Xantippens Nachtgeschirr,
da er zu seinen Freunden sagte: Ich wuste wohl, daß auf ein solch Gewitter
ein Platzregen folgen würde. Wenn Du das gewust hast, Socrates, so hast Duals ein Thor gehandelt, daß Du nicht mit Deinem Freunden der Träufe aus
dem Wege gegangen. Was meynen Sie, liebster Freund, von diesem Einfall
des Dichters. Socrates redete nach einem bekannten Schleichgriff, da wir uns
überreden dasjenige zu wißen, was wir wißen könnten oder auch sollten.
Weil man alles dasjenige, was man im gewißen Verstande
thun muß
oder
leicht thun kann
als schon geschehen ansieht. Ein solches vitium
subreptionis ist leicht in Worten und Handlungen zu entdecken, aber wenn es in
Gedanken geschieht. Ich umarme Sie und Ihre liebe Hälfte. Leben Sie wohl,
und vergeßen Sie nicht Ihren Freund.
Den 1. May.Königsb. den 5 May. 1759.Herzlich geliebtester Bruder,
Deine Briefe haben mir ungemeine Zufriedenheit gegeben, da ich
Deinetwegen eine Zeit lang recht schwermüthig gewesen; und in Schulzens Garten
gestern an Dich am meisten gedacht. Wie ich zu Hause kam wurde ich von
meinem Vater mit einer Nachricht von Dir erfreuet. Gott laße den Tisch des
Herren an Deiner Seele geseegnet seyn und Deinen Glauben an Liebe und
guten Werken – die in Gott geschehen, fruchtbar seyn. Er wird Dir
Gesundheit, Eyfer und Weisheit schenken, und will Dich an Erfahrung, Gedult und
Hofnung reich machen. Zu Deinem bevorstehenden Examine wünsche ich Dir
herzlich Glück. Wenn Du eine Rede zu halten hast; so rede so, daß Dich die
Kinder verstehen können; und siehe mehr auf die Eindrücke, die Du ihnen
mittheilen kannst als den Beyfall gelehrter und witziger Maulaffen. Du nennst
Deine Arbeit ein Joch – Es ist ein köstlich Ding einem Manne, daß er das Joch
in seiner Jugend trage. pp. Thren. III. Vielleicht hättest Du die Erinnerung
Deines und meines Lehrmeisters, Beichtvaters und Vormundes nicht so
bald vergeßen sollen; Dich ja nicht im Anfange mit Arbeit zu überhäufen.
Ich weiß, und habe es gewußt, wie viel ich Dir an Hänschen schon
aufgegeben, und die hätte Dich etwas entschuldigen können. Doch
alles
muß uns
zum Besten dienen, wenn wir nur unsere Fehler erkennen, und auf Gott uns
verlaßen, der andere und uns regiert, und ihnen und uns öfters den Zügel schießen
läßt – nicht uns zu stürzen, sondern Ehre an unserer Schwachheit einzulegen.
Wo ist Madame B. hingezogen? Vergiß nicht meinen ergebensten Empfehl
an beyderseits zu vermelden. Daß HE. Christ. an mich nicht denkt, ist mir ein
Gefallen. Er wird schon wieder an mich denken, wenn es
Zeit
ist. Für Deine
Aufmunterung danke herzlich – Gott Lob! ich bin sehr ruhig und zufrieden,
und habe die besten Tage. Meinem Vater ist ein Sohn zur Seite
unentbehrlich und es würde ein Fluch für mich seyn, wenn ich jetzt an etwas anders als
an ihn denken wollte.
Ich werde meine Briefe mit der Zeit so nutzbar als mögl. für Dich
einzurichten suchen; und es soll Dir an Auszügen nicht fehlen. Ich wollte heute
etwas an HE. Mag. abschicken; es ist nicht gar zu beqvem. Für Dich habe
nichts gefunden – ich erwarte aber mit der Meße etwas das ich bestellt und
Dir zugedacht. Ich sage es Dir zum voraus, damit Du nicht meynst, daß ich
Dich vergeße
, und für
andere mehr
sorge als für meinen Bruder. Willst
Du etwas haben; so melde mir. 6 Unterhemde sind hier für Dich gemacht; an
feiner Wäsche wird es Dir nicht fehlen, weil hier noch viele ganze Stücke
feiner Leinwand von uns. seel. Mutter liegen. Noch haben wir beyde eben
nicht nöthig. Das Silberzeug ist nicht rathsam, weil Du es nicht aufheben
kannst. Der St. Omer ist schlecht und Du hast an Deinen Lübecker wie ich
hoffe noch einen Spediteur. Wo nicht; und Du willst, so melde mir. An
Büchern will ich Dir nicht erst was schicken, da Du ohnedem alles brauchen
kannst, was der HE Mag. bekommt. In der Historie könnte ich noch eine
Tabelle beylegen, die Du in der Schule anschlagen, oder auf Pappe geklebt,
brauchen könntest. Von Kleist werde ein neues Gedicht beylegen, das zu den
übrigen Werken von ihm, die bey Dir oder mir sind, gehört. Das übrige wird
an HE. Mag. und B. seyn, dem noch ein Paar franzosische Bücher, die hier
liegen geblieben, zukommen.
Der junge Kade besuchte mich vorigen Sonntag und brachte den Spectatorzu Hause. Wo hast Du Mancini Reden gelaßen aus dem ital. übersetzt. HE.
Trescho hat mir schon einige mal darnach gefragt – Er besucht mich heute mit
dem jungen v. Korm. HE M. Brief an Scheffner habe ihm abgegeben heute;
er ist aufs Land gereist und Secret. bey dem Prinzen v. Holstein, Herzog
Michel genannt. Ist das Gespräch eines Dumocalaners nicht hier gewesen –
hast Du es ausgeliehen – it. die Brandenburg. Denkwürdigkeiten? Für
Lilienth. 3. Theil habe Sorge getragen aber noch nicht erhalten. Marpurgers
Journal habe hefften und werde bey Gelegenheit continuiren laßen. Bitte den
HE. M. daß er HE. B. erinnert die 2 ersten Stücke der Danziger Beyträge
nicht zu verwerfen, weil ich die Continuation davon hier habe biß No. 50.
und fortsetzen werde. Das MusikaleDer jüngste und mittlere L. sind wie Du. Schreibe doch an HE. Treschobey erster müßigen Stunde; weil ich sein guter Freund hier bin, und mir viel
von Deinem Umgange mit ihm weiß gemacht.
Baut HE A. B.? Wenn Baßa gewiß Johann sein Haus verläßt, so laß ihn
kein anderes wählen als das Vertrauen zu ihm hat, und ihn schätzen und
vergelten kann. Ich denke selbst an ihn zu schreiben, vertrete meine Stelle und
erzeige ihm alle Gefälligkeit, die Du im stande bist.
Du machst Compl. mein lieber Bruder, wegen der 11 fl. und beschwerst
Dich doch in Ansehung des Postgeldes. Warum hat die Frau Consistor.Räthin Deinen Brief einschließen müßen, wo fr. Mummel aufgestanden.
Ich habe Bassa eine Kleinigkeit vorgeschoßen, denkt er daran, so
nimm das
Geld; hat er es vergeßen
, so habe ich es auch vergeßen und Du.
HE. B. hat meinen letzten Brief nicht beantwortet, und thut recht klug daran.
Der letzte an unsern Freund L. wird auch einige Bewegungen bey ihm machen.
Sie mögen ausbrechen, wozu sie wollen; so bin ich gefaßt dazu. Er wird
verurtheilt
, heist es von dem Gerechten; aber der
Herr
verdammt ihn
nicht
.
Ψ 37. Kehre Dich an nichts, gehe Deinen Weg fort; und siehe meine
Angelegenheiten v Verbindungen als fremde Dinge lieber an, ehe Du Dich
darüber beunruhigen oder Dich selbst irre machen solltest. Ich denke an Loths
Weib; und werde nicht zurück sehen.
Vom Sergeanten habe nichts erfahren, und werde mich auch nicht so leicht
darum bekümmern. Sapienti sat. Laß ihn seine Runde laufen, dies müßen
wir alle, biß sich Gott unserer erbarmt. Wenn alte Leute sich recht kennten,
so würden sie nicht über Kinder die Schultern zucken.
Jgfr. Degner läßt Dich vielmals grüßen. Zöpfel ist völlig wieder gesund
und ist ohne Frucht krank und wieder dem Tode nahe gewesen. So werden
wir härter, anstatt weich zu werden. Wohlthaten und Züchtigungen
verderben und verstocken uns wechselweise. Lieschen kommt eine Stunde des
Abends zu mir, oder vielmehr eine viertelstunde um lesen zu lernen.
Der vorige blanke Brief ohne Aufschrift ist an den HE. Mag. gewesen,
nicht an den Herrn Doctor. Entschuldige mich doch deswegen bey dem
ersteren.
Wenn Du etwas zu bestellen hast, mein lieber Bruder, so melde mir mit
der ersten Post. Ich umarme Dich herzlich unter den zärtlichsten Wünschen
alles Geistl. und leiblichen Guten. Meine freundschaftl. Grüße an HE. Mag.
und Deine gütige Frau Wirthinn. Ich ersterbe Dein treuer Bruder und Freund
Joh. Georg Hamann.Königsberg. den 1 Junius. 1759.Geliebtester Freund.
Sie werden wie ich hoffe ein klein Billet von Ihrer lieben Mama aus Mitau
erhalten haben. Ich habe an den Herrn Doct. geschrieben und ihm einen
Einschluß an meinen Bruder anbefohlen, worinn ersteres gelegen. Sie hat noch
kein Geld erhalten, und HE Wagner hat mir vor 4 Wochen einen Brief
gewiesen, worinn ihm oder
mir
aufgetragen wurde Geld zu heben, aber ohne
Namen des Kaufmanns von dem es gehoben werden sollte; so wie Sie auch
mir nichts davon gemeldet in Ihrem letzten. Sie werden uns oder jemanden
unter uns eine Erörterung hierüber geben.
Vorgestern kam HE. Beggerau, der meinen Vater kennt, Abschied nehmen,
den ich schon lange glaubte unterwegens zu seyn. Er bringt einige Sachen von
mir mit – zu dem versprochenen ersten Theil des Swifts habe aus dem
Buchladen den 2. dazulegen laßen; der dritte ist nicht mehr da. Eine kleine Piece,die nicht mehr zu haben, werden sie auch finden; sie war schon einer andern
beygebunden, von der ich sie losreißen müßen. Sie ist das Beste, was ich über
die
Sache
gelesen. Lutheri kleine Schriften und die historische Tabelle ist für
meinen Bruder; Cissides und Paches gleichfalls, weil die übrigen Werke des
Kleist dort sind. Considerations sur le Commerce, Pensées sur le Comm.Philos. v. patriotische Träume, le Reformateur reformée, Relation historique
de Lisbonne und la noblesse commerçable et ubiquiste werden Sie bey
Gelegenheit unter meine dortige Bücher einschieben; bitte mir aber dafür mit
erster Gelegenheit alle meine Musicalia aus, die oben im bureau liegen. Ich
habe schon meinem Bruder davon geschrieben, ich weiß aber daß es schwer ist
durch ihn etwas zu erhalten. Sie werden Geliebtester Freund, daher an dieser
Kleinigkeit Antheil nehmen, weil ich dem Reichard selbige versprochen, der
mir meine alte Luxmachersche Laute diese Woche zu Hause bringen wird, die
ich unterwegens erbeutet.
Ich habe nicht viel vor Sie gefunden, ob in dem wenigen, was ich Ihnen
durch Wagner beylegen laßen, etwas nach ihrer Erwartung seyn wird,
werden Sie beym Empfang am besten beurtheilen. Die Erläuterungen der
Psalmen machen 2 kleine Lagen aus, es steht bey ihnen sie fortzusetzen. In unserm
Buchladen ist nichts mehr davon als die 2 ersten Stücke. Sie müßen mit dem
Eyfer des Verfaßers gegen die Chiliasten Gedult haben und sich dadurch das
gründlichere in dieser Schrift nicht vereckeln laßen. Ich lege nichts bey für Sie,
das ich nicht selbst vorher gelesen habe. Künftige Vorschriften über meine
Wahl und nähere Bestimmungen Ihres Geschmacks im überschickten werde
mit Verbindlichkeit annehmen.
Aus Vorwitz habe alle Schriften des Chladenius durchblättert, die hier zu
haben sind; und nur seine Predigten und ein paar kleine Abhandlungen
darunter gefunden, die ihnen darunter anständig seyn möchten. Seine Logica
Sacra ist gewaltig scholastisch, und seine Anweisung zur Auslegung der
Schriften und Reden ist eben so eckel durch die Methode. In der ersten sind
einige neue Theorien oder essays als Außenwerke angebracht, die sie aus seiner
Philosophia Definitiua, die unter meinen Büchern ist, zum Theil kennen
lernen können. Seine Abhandlung vom Wahrscheinl. sind nicht mehr; wenn sie
wie seine Hermeneutic und Auslegungskunst geschrieben; so verlange sie
nicht zu lesen. Unter seinen philosophischen Werken möchten also wohl seine
Philosophia definitiua und allgemeine Geschichtswißenschaft die stärksten
und ausgearbeitesten seyn. Ob sie diese bey Gelegenheit künfftig einmal
haben wollen, können sie sich allemal melden. Ich habe noch seine opusculagelesen, die mehrentheils in programmatibus und kleinen Abhandlungen
bestehen, deren Innhalt den Leser neugierig macht, nicht aber gleich befriedigt.
Es ist eine darunter über eine Stelle des Augustinus, worinn er seine
Gedanken über die Schreibart Moses und der heil. Schrift überhaupt entdeckt.
Sie stehen in seinen Confessionen, und sind wirklich so außerordentlich, daß
man diesen Kirchenlehrer entweder durch Empfindung verstehen muß, oder
noch so viel über seine Worte commentiren kann, ohne ihren Sinn hinlängl.
zergliedern zu können. Er bittet von Gott um eine solche Beredsamkeit, daß
der Ungläubige nicht seine Schreibart verstehenwerfen könne, weil sie ihm
zu schwer zu verstehen wäre, der Gläubige hingegen, wenn seine
Denkungsart noch so verschieden wäre, doch einen Zusammenhang und eine gewiße
Uebereinstimmung derselben mit den Worten des Schriftstellers erriethe.
Mit dieser Stelle vergleicht Chladen eine andere aus eben dem Buche: Ego
certe, si ad culmen authoritatis scriberem, sic mallem scribere, vt quid veri
quisque de his rebus capere posset, mea verba sonarent quam vt vnam
veram sententiam ad hoc apertius ponerem, vt excluderem ceteras,
quarum falsitas me non posset offendere. Chladenius scheint mir noch lange
nicht bis auf den Grund desjenigen gekommen zu seyn, was Augustin hat
sagen wollen. Er nimmt einen Einfall des Lucilii zu Hülfe, den Cicero in
seinem Buch de Oratore anführt, welcher gesagt: malo non intelligi
orationem meam, quam reprehendi, und weder von ganz unwißenden noch gar zu
gelehrten gelesen werden wollen, weil die ersteren ihn gar nicht verstehen, und
die letzteren ihn über den Kopf weg sehen würden. Ein solcher Wunsch, und
eine solche Schreibart gehört für einen Staats- und Schulredner, der nichts
als Beyfall und Händeklatschen sucht, und zu so witzigen oder geschwäzigen
Redekunst wird man in Schulen und im Umgange geübt; darinn fehlt es
weder an Lehrern noch an Mustern, weder an Ciceronen noch Atticis. Sollte
aber nicht ein ehrlicher Mann bisweilen eine Schreibart nöthig haben, die er
lieber getadelt als
gemisbraucht
wünschen möchte, und wo er genöthigt ist
zu wünschen: Ich will lieber gar
nicht als unrecht
verstanden werden.
Die Begriffe die Augustinus annimmt wiedersprechen gewißermaaßen den
ersten Grundgesetzen, die wir von einer guten Schreibart anzunehmen
gewohnt sind. Er nimmt anstatt, daß die
Wahrheit
bestehen könne mit der
grösten Mannigfaltigkeit der Meynungen über einige einzige und dieselbe
Sache, indem er sich so zu schreiben wünscht, daß diejenigen, welche durch den
Glauben einen Begrif von der Schöpfungskraft Gottes hätten, in quamlibet
sententiam cogitando venissent, eam non praetermissam in paucis verbis
tui famuli reperirent et si alius aliam vidisset in luce veritatis, nec ipsa in
iisdem verbis intelligenda deesset, das würde ohngefähr heißen, er möchte
ein Cartesianer oder Newtonianer, Burnets oder Buffons Hypothesenaufgenommen haben, und die Natur in dem geborgten Lichte dieses oder jenes
Systems ansehen, gleichwol in den kurzen Worten des begeisterten
Geschichtschreibers Spuren einer mögl. Erklärung nach seinen Schooßlehren darinn
fände, zu Anspielungen darauf entdeckte. Die Wahrheit ist also einem
Saamenkorn gleich, dem der Mensch einen Leib giebt wie er will; und
dieser Leib
der Wahrheit
bekommt wiederum durch den
Ausdruck
ein
Kleid
nach eines
jeden Geschmack, oder nach den Gesetzen der Mode. Es ließen sich unzähliche
Fälle erdichten, die einen neuen Schwung der Schreibart bestimmen könnten.
Ein kleiner Zusatz neuer Begriffe hat allemal die Sprache der Philosophie
geändert; wie die
Reitzbarkeit
in medicinischen Büchern und Dissertationenzu circuliren anfieng. Eben so wird ein diplomatischer oder pragmatischer
Schriftsteller, der gleichfalls gewißermaaßen ad culmen autoritatis schreibt,
sich an die
Worte
der Urkunden und Vollmachten halten, Mönchsschrift und
Runische Buchstaben in ihrem Werth laßen, und nicht mit dem Donatsondern mit seinem Kayser Schismam reden. Unter eben so einem Zwange
befindet sich ein Autor der in einer Sprache schreibt, die nicht mehr geredt wird,
weil sie
tod
ist. Er wird seinen Zeitverwandten als Verfälschern nicht trauen,
den genium seiner Muttersprache oder der lebenden, die er gelernt hätte,
verleugnen, und nichts als seine Bekanntschaft mit den Alten, seine
Urtheil
und sein
Glück
ihre
Formeln anzubringen
und
zusammenzuleimen
den
Kennern zeigen können. Wenn ein solcher gekünstelter Römer von einem ehrl.
Mann sagen wollte, der den öffentl. Besten vorstünde: Optime sentit, sed
nocet interdum Reipublicae; loquitur enim, tanquam in republica Platonis,
nec tanquam in faece Romuli oder Saeculi. Würde man an dieser
Schreibart etwas auszusetzen finden, und dem Briefsteller vorrücken, daß er dem
Cato sein Lob gestolen, und dadurch einen Narren entschuldigte, an den kein
einziger Römer in seinen epistolis familiaribus gedacht hätte.
Nach den Gedanken des Augustinus von der Schreibart, sollte man den
grösten Fehler in eine Schönheit verwandelt sehen; die Klarheit in einen
unbestimmten vieldeutigen Sinn. Der Philosoph, der aber gar zu klar von der
grösten Wahrheit näml. der Unsterblichkeit der Seelen redete, brachte den
Entschluß des Selbstmordes, des grösten Lasters, in seinen Zuhörern zu wege.
Wenn man also sich nicht anders als eine verkehrte Anwendung deutl.
Wahrheiten versprechen kann, so erfordert es die Klugheit sie lieber einzukleiden,
und den Schleyer der Falscheit wie Thamar auf Unkosten seiner Ehre zu
brauchen und sie mit der Zeit desto nachdrücklicher zu rächen, auf Unkosten
seiner Ehrliebenden Richter.
Ich theile Ihnen nur die zufälligsten Gedanken mit, weil Sie in einigen
Zusammenhang mit meiner franzosischen Grammatic stehen, in der ich
einige allgemeine Gedanken Betrachtungen über die Menschliche Sprache
überhaupt zum voraus anzubringen gedenke; zu denen ich einigen Stoff
gesammlet, den ich aber Mühe haben werde in Ordnung zu bringen. Erinnern
Sie doch, Geliebtester Freund, meinen Bruder, daß er die angefangenen
Bogen davon den Musicalien beylegt.
Ich habe das neue Journal des Formey; Lettres sur l’Etat present des
Sciences et des Moeurs gelesen. Es ist so schlecht als möglich. Es wird zu
Bruxelles ein Journal de Commerce und wo ich nicht irre zu Koppenhagen
eine neue Ausgabe von Savary Dictionnaire auskommen, auf welchen noch
Zeit seyn wird zu praenumeriren, falls sich Liebhaber zu Riga dazu finden.
Eine Abhandlung des Voltaire war gleichfalls eingerückt, die eine
Schutzschrift des Saurin gegen das Journal Helvetique in sich hielt. Dieser Saurinwar der Feind des Rousseau; Voltaire kann also nicht anders als ein
pathetischer Menschenfreund und Sittenlehrer die Asche dieses Mannes rächen. Ich
will Ihnen den Beschluß dieser beredten Apologie hersetzen: Par quel excès
incomprehensible avez Vous pû Vous laisser emporter jusqu’à taxer de
Deisme et d’Atheisme le service charitable rendu à la memoire d’un mort
et à la reputation de ses enfans (der Paedagogus dieses Jahrhunderts hat
dies in der Geschichte des vorigen gethan). Sentez Vous toute l’absurdité et
toute l’horreur de Vos raisonnemens? Vous qui ne songez qu’à nuire, Vous
appellez Athée celui qui ne songe qu’à servir. Vous qui croyez faire
des Syllogismes, vous confondez ceux qui adorent la Divinité avec
ceux qui la nient; et ne connoissant ni la
force
des
termes
, ni les
bienseances
, ni les hommes, dont Vous osez parler ni les
loix
, qui
peuvent Vous
punir
, vous couvrez du nom de zele la temerité barbare de Vos
outrages.
Nous n’avons que deux jours à vivre sur la terre. Dieu ne veut pas que
ses enfans consument ces deux jours à se tourmenter impitoyablement les
uns les autres. Nous sommes prets de paroitre Vous et moi devant son
Tribunal. J’espere que je n’y
tremblerai
pas d’
avoir
secouru mes
Freres
et qu’il Vous pardonnera à Vous, quand Vous aurez gemi de leur avoir mis
le couteau dans le coeur et d’avoir dechiré leurs blessures.
P. S. L’auteur de cette Declamation n’a repondu au Libelle anonyme
inseré dans le Journal Helvetique que parcequ’il s’agit de defendre
l’honneur d’une Famille. On lui a dit qu’il y a d’autres articles personnels
contre lui inserés dans le meme Journal; il ne les a jamais lus et d’ailleurs
il n’y repondroit jamais parceque’ils ne regardent que Lui.
Rousseau, Citoyen de Geneve à Monsieur Alembert, l’homme à longue
queue weil alle Academien darauf folgen deren Mitglied er ist über den
Article Geneve im Dictionaire Encyclopedique. Dieser Brief ist die
Abschiedsschrift des Autors aus der gelehrten Welt. Wenn ich bekomme, will Ihnen
selbige schicken. In der Vorrede vertheidigt er die Genfer Theologen gegen die
Beschuldigung des Socinianismus; der Brief streitet gegen die Errichtung
eines Schauplatzes in seiner Vaterstadt, thut dafür andere wunderl. Projectevon öffentl. Bällen in Gegenwart der Aeltesten und die Errichtung einer Cour
d’honneur um die Duelle abzuschaffen.
Ein junger Parlaments Rath, der kürzl. gestorben Mr. Goguet hat 3
Quartanten de l’origine des Loix, des Arts et des Sciences et de leurProgrès chez les Anciens voriges Jahr ausgegeben. Das Werk wäre neugierig zu
sehen. Wenn es ihr Nachbar sich verschreiben sollte so melden Sie mir doch
etwas davon.
So viel von gelehrten Neuigkeiten. Der Serg. soll abgereiset seyn hat
gewis versprochen uns zu besuchen ist aber nicht gewesen. Er begleitet die
General. Stoffeln nach Riga. Ich bin einmal in seinem Qvartier gewesen mich
nach ihm zu erkundigen. Der Maj. soll seine Sachen gepfändet haben wie und
warum, weiß ich nicht. Ob er sie zur Reise ausbekommen, kann auch nicht
sagen.
Leben Sie gesund v. zufrieden, Geliebtester Freund. Ein gesegnetes
Pfingstfest. Ich habe alle Lust verloren auf Land zu gehen; mein kleiner Garten ist
mein Gut; mit HE. Trescho habe den Morgen darinn zugebracht, und schreibe
jetzt darinn. Mein Vater läßt Sie herzlich grüßen, ist ziemlich gesund und
gutes Muthes. HE. Justitiarius Wulf hat mich 2 mal besucht, bin aber noch
nicht bey ihm gewesen, nach dem Fest will ihn auch besuchen und einen Kuß
von seiner jungen Frau abholen, die sich mit Ihrer lieben Hälffte tröstet.
Umarmen Sie Sie in meinem Namen. Ich ersterbe mit der redlichsten
Hochachtung und Ergebenheit Ihr verpflichtester Freund.
Hamann.Habe heute mit viel Vergnügen unter der Sammlung des Trescho ein
Gedicht von Ihnen gelesen über entfernte Freundschaft, das ich mir Mühe
geben werde noch ein wenig näher zu untersuchen. Leben Sie wohl. Gott
befohlen. Schlüßen Sie Uns auch in Ihr Gebet ein.
den 5 Junius. 1759.Herzlichgeliebter Freund,
Ich habe Ihren Brief gestern erhalten, und sehe selbigen als das
schätzbarste Denkmal Ihrer Redlichkeit. Was für ein Göttlich Geschenk ist
Freundschaft, wenn sie alle die Prüfungen aushält, die unsere schon durchgegangen,
und wenn alles dasjenige, was auf ihre Vernichtigung zu zielen scheint, nichts
als Ihre Läuterung und Bewährung hervorbringt. Sie ist alsdann eine Frucht
des Geistes, der auch
Freund
und Tröster heißt. Er, den wir nicht sehen, ob
er gleich mit uns, in uns und unter uns ist, Er, der den Raum füllt, der uns
beyde von einander trennt, wolle unsere Herzen auch seinen Gruß hören laßen:
Friede sey mit Euch! uns senden zu seinem und seines Vaters Geschäfte und
unser ganzes Leben mit der Würde und Treue seiner Gesandten und
Botschafter uns führen hei laßen. Er laße uns auch durch das Blasen seines Athems
– so verborgen uns auch der Aus- und Hingang deßelben bleiben wird und
seyn möge – den heiligen Geist hinnehmen, und in Kraft deßelben Sünde
erlaßen
, und die Vergebung derselben dieenjenige zu genüßen laßengeben, denen wir sie erlaßen, und Sünde hingegen behalten, und den Zorn
derselben diejenigen t schreffcken laßen, denen wir sie behalten. Dieses
schrieb am letzten Tage des Festes, welcher der herrlichste war.
Wie schlecht verstehen Sie mich noch, Liebster Freund, wenn Sie sich im
Ernst Mühe geben sich gegen mich zu rechtfertigen. Wenn nur zwischen von
uns die beyden die Rede wäre, so sind Sie in jedem Stück gerechter als ich;
so haben Sie die größte Freyheit und Befugnis mir alle mögliche Vorwürfe
zu machen; die ich nicht anders als mit Stillschweigen und Schaam zu
beantworten wüste. Ich bin der vornehmste unter den Sündern, sagte der gröste
Apostel; nicht ich war, sondern ich
bin es noch
. Und in dieser Empfindung
seiner Schwäche lag eben die Stärke des Trostes, den er in der Erlösung
genoß. Was kann uns mehr drücken und unser Gewißen mehr beschweren als ein
unzeitiger Eyfer für Gott, ein unreifer Enthusiasmus. Gott! Dein Name
wird durch selbigen mehr gelästert als geheiligt, Dein Reich mehr
aufgehalten als die Ankunft deßelben befördert pp. Wie
feyerlich
übergab er im ersten
Briefe einen öffentlichen Sünder dem Satan zum Verderben des Fleisches.
Wie ungleich ist er sich im andern Briefe, da er seine Gemeine
ermahnet
,
daß sie diesen Bösewicht
trösten
sollten – War dies Leichtsinn? oder ein
Wiederspruch fleischlicher Anschläge, die aus seinem Temperament floßen?
Nein; daß ich euch in so einem harten und seltenen Ton geschrieben, das ist
nicht geschehen um des willen der beleidiget hat – auch nicht um des willen, der
beleidiget worden, sondern darum, daß eure
Neigung, euer Herz gegen uns
offenbar würde vor Gott
. Gott wollte versuchen, was in meinem Herzen
die Liebe Christi gegen euch für Bewegungen hervorbringen würde, und was
die Liebe Christi in euch gegen uns hervorbringen würde. Denn der Lohn, der
einen der Geringsten im Namen seines Meisters aufnimmt, ist bey Gott hoch
angerechnet, wenn die Sache auch die geringste Kleinigkeit beträfe. Was für
ein Gemisch von Leidenschafften hatte dies in dem Gemüthe Pauli so wohl als
der Corinther zu wege gebracht? Erschrecken Sie nicht liebster Freund!
Verantwortung, Zorn, Furcht
, Verlangen, Eyfer,
Rache
. Wenn der natürl.
Mensch 5 Sinnen hat; so ha ist der Christ ein Instrument von 10 Sayten.
Und ohne Leidenschaften einem klingenden Ertz ähnlicher als einem neuen
Menschen. Kein beßer Schwerdt als Goliaths; so braucht der Christ die Ironieum den Teufel damit zu züchtigen. Diese Figur ist die erste in seiner Redekunst
gewesen; und mit dieser Figur führte Gott die ersten Eltern zum Paradiese
heraus; nicht sie sondern ihren Verführer damit zu spotten. Für
die
ersten mag
dieser Einfall vielleicht damals verloren gewesen seyn, oder sehr dunkel
geblieben, wenn ihn der Glaube nicht aufgeklärt; der letzte mag ihn zu seiner
Unruhe mehr nachgedacht haben. War Goliath nicht so witzig als die schönen
Geister oder die großen unserer Zeit: Bin ich ein Hund pp. Der Prügel that
ihm nichts, sondern die Schleuder, und sein eigen Gewehr.
Zur
Unzeit reden
. So zerbrach ein Weib ein Glas mit köstl. Waßer zur
Unzeit und ärgerte die Jünger mit ihrem Unrath. Die Weiber, die aber frühe
aufgestanden waren, glaubten die
rechte Zeit
getroffen zu haben. Die Engel
sagten ihnen aber: Was sucht ihr den Lebenden unter den Todten.
Ich führe das bloß an, um von weiten zu zeigen, wie mislich unser Urtheil
ist, über das, was uns
Unzeit
und
Unrath
vorkommt. Daß
selbst
Jünger
Christi hierinn falsch denken, und daß alles, was im Glauben geschieht, Gott
gefällt, daß es im geistl. schwer ist die Geister zu prüfen, da es in natürl.
Dingen so öfters den scharfsinnigsten Kennern mislingt pp Daß wir alle diese
Künste nicht nöthig haben, wenn wir glauben, daß alle Dinge denen, die
Gott lieben, zum Besten dienen müßen, und nicht Zeit nicht
Zeug
was wieder
uns ausrichten kann; daß Sünde Tod und Teufel in den Händen und der
Gewalt desjenigen sind, der Leben und Gnade auszutheilen hat.
Du, du
schaffest
es
alles
, was ich
vor
oder
hernach
thue. Kein
Wort
auf meiner Zunge, das Du Herr! nicht wißest. Du
zählst
meine
Flucht
,
Du sammlest meine Thränen – Solches Erkenntnis ist mir zu wunderlich
und zu hoch – –
Ich weiß, daß ich über der Abgötterey des Volkes die Tafeln des ganzen
Gesetzes zerbrochen habe – und daß mir Worte entfahren sind – und daß ich
mit unreinen Kleidern vor dem Engel stehe, und daß ich mein Gewand
besudelt, da ich in meinem Zorn gekeltert und in meinem Grimm zutreten,
und daß ich mich so vieler fremden Sünden theilhafftig gemacht – Desto
größer aber die Gnade; und je mehr Vergebung, desto mehr Liebe.
Sie haben mir einen Gefallen gethan, Liebster Freund, in Entdeckung
einiger Gloßen, mit denen Sie bisher so zurückhaltend gewesen. Hätten Sie
nicht dies mit lauterer Freundschaft ehe thun können; ist Ihnen an der
Wahrheit nicht ehe gelegen, als biß Sie durch Empfindlichkeit zum Geständnis und
zum Zeugnis gebracht werden müßen. Je mehr ich Ihren Brief lese, desto
mehr bewundere ich ihren Witz, mit dem Sie sich in meinen Schwung zu
setzen wißen. Ich weiß, wie natürlich Ihnen dies ist, und daß Sie bald beßer
allegorisiren würden wie ich. Gott hat mich zum
bibelfesten
Mann gemacht
– Aus ihrem Munde sollen Sie gerichtet werden. Und Sie werden bibelvest
um mich zu versuchen, und richten Sich Selbst, indem Sie mich anklagen.
Ich soll Ihnen beweisen, daß ich in
aller
meiner bisherigen Aufführung
alles
Recht auf Ihrer meiner Seite gehabt. Und wenn ich
wüste
, daß ich
Gottes Sohn wäre
, was darf ich den
Wiedersacher Beweise
davon
führen. Ist es meine Schuld, daß Gott irdische, schwache Gefäße zu seinen
Werkzeugen wählt, die durch
ihre Thorheit
die Weisheit der Schriftgelehrten zu
Schanden machen soll.
Ich soll
Göttl
. und
Menschl
. Dinge unterscheiden. Die gröste Stuffe des
Gottesdienstes, den Heuchler Gott bringen, besteht in der Verfolgung wahrer
Bekenner; und der Christ thut alles in Gott; Eßen und Trinken, aus einer
Stadt in die andere reisen, sich darinn ein Jahr aufhalten, und handeln und
wandeln, oder darinn stillesitzen und harren sind göttl. Geschäfte und Werke.
Wer Arges thut, haßet das Licht – Wer Wahrheit liebt, kommt an das Licht,
daß seine Werke offenbar werden – denn sie sind in Gott gethan.
Laßen Sie mir meinen Stoltz in den alten Lumpen. Diese alte Lumpen
haben mich aus der Gruben gerettet, und ich prange damit wie Joseph mit
seinem bunten Rock. Alexander dachte edler als der Verfälscher der
Socratischen Weisheit. Sturm, Affekt, Bitterkeit, Wuth, als es nützlich ist. Ihr
Urtheil soll also die Wage seyn. Thun wir zu viel, so thun wirs dem Herrn; sind
wir mäßig, so sind wir euch mäßig. Verflucht sey, wer des Herrn Werk
nachläßig treibt, Verflucht sey, der sein Schwert aufhält, das nicht Blut vergüße.
Haben Sie nicht Galle, Saltz, Affekt, da es ihre Haut galt. Würden Sie über
Schmerzen
an einigen Stellen klagen, und meiner Hand das zuschreiben, was
der Eiter in eu Ihren Beulen thut. Myrrhen sind von Natur bitter, sie
schmecken wie Galle, aber ich habe nicht nöthig gehabt die meinigen damit
aufzukochen. Sturmwinde, die des Herren Wort ausrichten. Ψ. 148, 9. Der Sturm
weiß freylich nicht, was er thut, aus deßen Munde er kommt, hat ihn in
seiner Gewalt. Jer. VIII. Herr, du hast mich überredet – Sint ich geredt, ist
mir des Herrn Wort zum Spott worden – – Jer. XX.Paule! Du warst nicht
schuldig
. Welcher Teufel setzt den Leuten im Kopf,
daß ich sie mit Sprüchen bezahlen will, mit dem letzten Heller, den mir Gott
und mein Vater auf der Welt geben wollen. Warum muste Moses an einem
Hofe gehen, wo er alles Gute genoßen hatte, fürstl. auferzogen war, wo er als
ein Mißethäter, der einen Egypter tod geschlagen, erscheinen muste. Worinn
bestand sein Beruf: Ich will Dich zum Gott über Pharao machen – Aaron
soll Dein Mund seyn. Rede ich meine Worte – Nein ich nehme es nicht von
dem Meinigen. Suche ich meine Ehre – es ist aber einer, der sie sucht –
War es Mahomet, ein Mensch, von dem Moses sagte: Einen Propheten wie
mich
–
aus euren Brüdern
. Er braucht ja Menschen ihn vorzustellen, und
wie er Selbst kam, nahm er die Gestalt des sündlichen Fleisches an. Auch
verklärt
, hatte Er Fleisch und Bein, wie sie es sahen und fühlen konnten.
Freylich hab ich gesagt: Ihr seyd Götter – aber ihr werdet sterben wie
Menschen und wie ein Tyrann zu Grunde gehen.
Antworte ihnen – aber antworte ihnen nicht; sagt mir mein Genius. Aus
Deiner närrischen Antwort sollen sie sehen, daß ihre Fragen Narrheiten sind.
Was sind das für Fragen: Du lehrst den Weg Gottes recht. Christus ist die
Thür, und nicht Moral, bürgerl. Gerechtigkeit, freundschaftliche
Dienstbeflißenheit, Menschenliebe – Du siehst nicht das Äußerliche des Menschen an.
Ist es recht, daß man dem gemeinen Wesen, seiner Familie, seinen Bürgern,
seinen Brüdern diene. Soll ich sagen: Ihr Heuchler! Das kann Gott thun durch
sein Wort und seinen Geist, ich nicht, ich bin selbst einer. Soll ich Menschl. und
Göttl. Handlungen distinguiren; so sagt χstus: Ihr seyds, die ihr euch selbst
rechtfertiget für den Menschen aber Gott kennet eure Herzen. Was hoch ist
unter den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott. Luc. XVI. 15. Was Göttl.
gut, weise ist, dafür eckelt Gott und dem Geiste Gottes als für Menschendreck,
Thorheit pp. Ihr irrt, ihr verschreibt euch – wir wollen uns beyde
Gottes
Regierung so wie dem Taumel
der Welt empfehlen. Ihr seyd die kleinen
Füchse, die meinen Weinberg verderbt. Durch euch will ich mich eben an meinen
Feinden rächen. Keine Niederträchtigkeit, biß auf diejenige, die Simson zu
Timnath begieng, soll mich abschrecken mich an den Philistern zu rächen.
Mein Vater und Mutter, meine Freunde und Brüder wißen es nicht, daß es
vom Herren ist war p. Jud. XIV. 4.
Ich habe Gift im Munde – Was hilft euch eure Butter im Munde, wenn das
Herz Gift kocht. Ich antworte euren Gedanken, nicht euren Ausdrücken. Ich
richte mich nach euren Schalksaugen, nicht nach der Lage, in der ihr die Klinge
anlegt.
Sara lachte, Abraham lachte; die erste wurde darüber zur Rede gestellt,
bey dem letzten war es eine Freude seines Glaubens, oder wurde ihm
wenigstens von Gott nicht zur
Sünde gerechnet?
Warum? weiß ich nicht. Es
stehet geschrieben, wuste der Versucher auch; und Ahas war bescheiden, da er
sprach: Ich will kein Zeichen fordern – Was sagte der Prophet: Ists euch zu
wenig, daß ihr die Leute beleidiget, müst ihr auch meinen Gott beleidigen.
Jesaias drung sich vielleicht, da er sprach: hie bin ich, sende mich. Und Gott
sprach: Gehe hin und sprich zu diesem Volk – – Worte, von denen der
Weltmann
nicht versteht, wie sie
hieher gehören
. Jes. VI. 9. 10. Laßt sie
immerhin
nichts
vernehmen – es kommt der Geist der
Erinnerer, der Tröster
, der
die Welt
strafen
wird – Er lehrt seine Zeugen
wie?
und hernach was sie
sagen wollen. Er richtet sich nach dem Geschmack der Menschen, die immer
mehr auf die
Art
als die
Sache
selbst sehen, und durch die erste mehr als die
letztern bewegt werden.
Die Leute haben niemals die Bibel gelesen – und daß sie sie jetzt nicht lesen
werden, soll mich mein Misbrauch derselben daran schuld seyn. Durch das
Grabmal, das Sie mir bauen, und durch die Ehre die Sie meinen Knochen,
meinem Staube, meiner Asche anthun, rechtfertigen Sie also ihre
Verschwörung gegen mein Leben.
Mach dich auf, zeuch mit den Männern – sagte Gott zu Bileam. Der
Prophet war gehorsam, und doch ergrimmte der Zorn des Herren über ihn, weil
sein Weg verkehrt war. Die Eselin wird scheu; hatte sie nicht Ursache
auszuweichen, sie sahe was der Mann von Geben nicht sahe, der den Lohn der
Ungerechtigkeit liebte. E Sie drückt ihm den Fuß, weil sie nicht anders konnte
an
der Mauren der Weinberge
– Er laß ihr einen neuen Text aus der Moral,
mit der man Roß und Mäuler zieht. Jetzt fällt sie auf die Knie, da kein
Weichen statt hatte – Beten willst du, rief der Prophet, gehen sollst du. Du
hörst
mich. Wie beweglich fieng die Eselin an zu reden und ihm die Dienste
vorzustellen, die sie ihm als
Eselin
gethan hatte. Philosophen wundern sich nicht,
daß Thiere reden; so dumm ihnen ihre Sprache auch vorkommt, laßen sie sich
doch zu einem kurzen Gespräch mit ihnen ein. Und der Engel des Herrn sprach
zu ihm: Warum hast du deine Eselin geschlagen dreymal. – – Als Könige
noch auf Eseln ritten, und kaltes Blut die erste Tugend der Helden, selbst der
cholerischen war, so prangten sie in den Metaphern der Dichter. Jetzt würde
das eben so abgeschmackt seyn als mit einem begeisterten Apostel über so eine
weltliche
und
bürgerl
. Sache als der
Kopfputz des Frauenzimmers
ist,
Gründe aus der Geisterlehre und Recht der Natur zu klügeln.
Bin ich nicht furchtsamer, wie Sie, Liebster Freund! Wankelmüthiger wie
Sie? Habe ich mich in das Haus meiner Freunde eingeschlichen oder
aufgedrungen? Wie sollte ich mir denn jetzt in unendlich höhere Angelegenheiten
aus eigenem Durste mischen. Meynen Sie nicht, daß zu dem Werk
außerordentliche Prüfungen nöthig sind, Offenbarungen göttlicher Kräfte und
Fäustenschläge des Satans – Unser Leben ist verborgen – Es ist noch nicht
erschienen, was wir seyn werden. Davon weiß kein Agrippa, kein
beynahe
ein Christ
. Die Furcht für die Christen ist das Uebel was einen Jünger Christi
druckt, wie damals die Furcht für die Juden. Die Namen werden bloß
verändert, die Sache ist dieselbige. Der Schauplatz 1000 Jahre ist nur bloß von
dem Gemälde eines einzigen Tages dem Raum dem Maasstab und andern
zufälligen Bestimmungen nach unterschieden. Wenn wir wie Anacreons mit
den Lüsten des Lebens scherzen, so kann uns vielleicht auch ein Stein von
seinem Gewächs einmal unvermuthet ersticken.
Und wenn ich noch so ordentlich, noch so gründlich und bündig denken
könnte und meine Gedanken aufsetzen: so wird mir Gott Gnade geben mich
deßen so viel möglich zu entäußern – Soll nun meine Vernunft das Licht
seyn, darnach sie sich richten sollen. Das wäre gefährlicher als da sie jetzt ihre
eigene zur Richtschnur und Bleygewicht Göttlicher Wege machen. Ein Narr
achtet das nicht und ein Thörichter glaubt es, wie tief Gottes Gedanken und
wie groß ihre Summe gegen uns ist. Ist das mein Wort – oder predige ich es
aus Neid. So mag mich Gott dafür züchtigen; ich weiß aber daß Seine
Barmherzigkeit Sein Name ist, und Gnade Seine Gerechtigkeit. Wer Sie ängstiget,
ängstiget Ihn heist es; wer sie erbittert, erbittert ihn. Ich weiß, daß ich
unnütz bin, aber es ist Sünde auch über den geringsten Racha! auszuschreyen.
Gott kann uns Narren schelten aber kein Bruder den andern. Ich predige nicht
in Gesellschaften, weder Catheder noch Kanzel würden meiner Länge etwas
hinzufügen. Eine Lilie im Thal und den Geruch des Erkenntnißes verborgen
auszuduften, wird immer der Stoltz seyn, der im Grund des Herzens und dem
innern Menschen am meisten glühen soll.
Wenn es auf eine Rechtfertigung ankäme, so könnte ich Gott dafür danken,
daß er mir eine Aufmerksamkeit und Gegenwart auf feine Gegenstände
gegeben, die in seinem Licht am meisten erkannt werden und die er durch ihre
Beziehung auf mich und andere nicht ohne Frucht seyn laßen, wenn sie gleich
übersehen werden.
Ich weiß daß es meinen Freunden wie dem Alphonsus geht, der ein falsches
Schul- und Zeit-System für den Plan der Natur ansahe, und durch diesen
Irrthum sich klüger dünkte als der Baumeister. Unglaube ist Unwißenheit;
eine Finsternis die durch nichts als das Wort am Anfange Licht! werden kann
– daß unser Evangelium verdeckt ist in denen, die verloren werden, bey
welchen der Gott dieser Welt der Ungläubigen Sinne verblendet hat. Nicht
der Wille des Geb nicht der Wille des Fleisches, nicht der Wille des Mannes
– sondern aus dem Thau der Morgenröthe und von Gott müßen wir geboren
werden. Kinder sind eine Gabe Gottes; seine eigenen vor allen andern.
Joseph mit Maria verlobt seyn, er muß ihr aber nicht zu nahe kommen;
sondern der heilige Geist muß sie überschatten. Dieser Geist der Liebe sucht
die Einsamkeit gleich irdischen Liebhabern, das dunkle, die Schatten, das
Geheimnis. Er spricht durch
Blicke
, durch
Winke
, und Seufzer. Die Spiele
seines Witzes sind
gleich
den Namenszügen, die beym ersten Schnitt der
Rinden kaum ins Auge fallen, und mit den Jahren der Bäume auswachsen, daß
jeder der vorüber läuft, sie lesen kann. Fern vom Weltgetümmel, wo Stille,
Ruhe, Friede, Liebe und Einigkeit herrscht
Da ist sein Tempel aufgericht
Da dient man Ihm nach rechter Pflicht
Da giebt er Klugheit und Verstand
Da wird der
Sprachen Grund
erkannt
Der Zungen Feuereyfer glimmt.
Er zeigt, was
niemand sonst
vernimmt.
Schenkt das
Vermögen auszusprechen
Was der
Vernunft
, dem Witz
der Frechen
Und aller
List
Zu
mächtig ist
.
Ich habe im Schweiß meines Angesichtes an diesem Brief gearbeitet; Sie
werden in eben der Ordnung denselben lesen müßen. An dieser tumultuarischen
Antwort des Ihrigen werden Sie sich begnügen, und mir unter allen
Gestalten Ihre Freundschaft zu erhalten suchen, die mir immer verehrungswürdig
und theuer seyn wird. Moses war der sanftmüthigste Mann und der Apostel
der Liebe hieß der Donnersohn.
Wulf hat heute Abschied genommen; ich habe ihn nicht besucht auch seine
Frau nicht kennen gelernt. Wolson kennt mich nicht mehr und flieht mich als
einen Miethling, als einen abentheuerlichen, der den Staub von seinen
Schuhen schüttelt und davon geht. Lauson hat mir diesen Einfall aus Ihrem
Briefe an Wolson vorgesagt – Ich glaube nicht, daß Sie an mich dabey
gedacht haben; unterdeßen ist dieser willkürl. Misbrauch und Deutung auf
mich geschehen. Ich habe mit letzterm mehr Umgang. Seine Metromanieist vorbey oder schläft wenigstens: Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts
an mir. Wenn er nicht bald das Gleichgewicht in Europa herstellt; so wird die
Noth des Staats all unser Gold und Silber ausfegen. Ich umarme Sie und
wünsche Ihnen Gesundheit, Friede und Freude.
Mein lieber Bruder,
Weil du glaubst, daß ich Zeit genung zum Schreiben übrig habe: so soll es
meine Pflicht seyn, mich Deiner guten Meynung an meiner Muße, so viel ich
kann, zu beqvemen. Wir haben uns herzlich über Deine letzte Nachrichten
von Deiner Gesundheit gefreut, die uns so willkommen waren als ein
Jahrmarktsgeschenk. Gott erhalte Dich, und laße es Dir an keinem Guten
fehlen! Er lehre Dich die Welt brauchen, daß Du derselben nicht misbrauchst,
weil das, was in unsern Augen als das Wesen derselben aussieht, das
Alter einer Mode, Fashion sagt der Engländer, aushält. Unsere Vernunft
kann sich gleichwol, wie unser Auge an einem gewißen Zuschnitt der Kleider
gewöhnen.
Es ist mir lieb, daß ich Dir was nützliches an der historischen Tabellegeschickt. Ich ziehe Vernets Historie noch immer vor und wünschte, wenn Du
mit Hänschen selbige vornehmen könntest. Mir gefällt nicht, daß Du S sie
mit conjugiren qvälst, sie und Dich selbst. Denn die Arbeit, die ein Lehrer dem
Schüler macht, fällt immer auf den ersteren wieder zurück. Warte mit dem
Conjugiren biß sie schreiben kann, und dann wird sie mit mehr Gründlichkeit,
Leichtigkeit und Lust lernen; indem Du ihr zugleich die Etymologie der
temporum sinnlicher machen kannst, und die characteristic der
Endungsarten, der Personen pp. Du willst aber nichts von dem anwenden, was man
Dir an die Hand giebt, sondern bleibst auf dem Gleise den andere gehen und
der Dir schon bekannt ist; und bist so wohl zu furchtsam als zu schläfrich nähere
Wege zu gehen versuchen. Ist das Buchstabierbüchlein von Dir eingeführt
worden? Deine Schüler werden Dich immer nachahmen, und nichts recht
lernen wollen, weil Du sie nicht recht lehren willst. – Du bist so geheim mit
Deinen Schulsachen gegen mich, als wenn es Staatsgeschäfte wären, oder
als wenn Du Deinen Kindern durch Dein Beyspiel hierinn vorgehen wolltest
nicht aus der Schule zu schwatzen. Wenn Du von der Wichtigkeit Deines
Amtes recht eingenommen wärest; würde diese Lust und die Idee davon nicht in
hundert Kleinigkeiten hervorbrechen, in Fragen, Anmerkungen,
Beobachtungen. Eine Leidenschaft zu einem Gegenstande verräth sich bald; sie sucht
sich wie Galathe zu zeigen, ehe sie Apfel wirft, sie verräth sich selbst durch ihr
Verstecken, und spottet über ihr eigen Winkel und Buschspiel. Du wirst doch
wohl Deine Schule mit andern Augen ansehen können, wie ich die Londener
Börse, auf der ich mehr die Menschen und Bildsäulen bewunderte als um die
Kaufleute bekümmerte, und mich wie Demosthenes beym Geräusch der
Wellen übte englisch mit mir Selbst zu reden.
Wenn es Dir ängstlich fällt als ein Lehrer Deine Stunden anzuwenden, so
gehe als ein Schüler in die Claße und siehe Deine Unmündige als lauter
Collaboratores an, die Dich unterrichten wollen, gehe mit einem Vorrath von
Fragen unter ihrem Haufen, die sie Dir beantworten sollen: So wirst Du die
Ungedult der Wißbegierde beym Anfange Deiner Lection in Dir fühlen, und
das Nachdenken eines solchen Schülers mit Dir nach Hause bringen, der eine
ganze Gesellschaft von Lehrern auf einmal vergleichen und übersehen kann.
Werden Dich Deine Kinder als einen solchen Schüler selbst erkennen; so
werden sie sich bald nach deinem Muster bilden, und dieser Betrug wird sie
bald geneigt machen sich in einen Wettstreit mit Dir einzulaßen. Die gröste
Vortheile sind allemal von Deiner Seite. Du bist der älteste unter ihnen, und
einen Kopf höher. Du kannst mehr lernen wie Sie, weil Du so viele Lehrer
hast, die Du gegen einander halten kannst.
Wer von Kindern nichts lernen will, der handelt
tumm und ungerecht
gegen sie, wenn er verlangt, daß sie von ihm lernen sollen. Kannst Du sie
durch Dein Wißen nicht aufblähen, desto mehr Glück für Sie und Dich, wenn
sie durch Deine Liebe erbaut werden.
Je mehr Du mir Muße zutraust, mein lieber Bruder, desto genauer werde
ich auf Deine Unterlaßungsfehler seyn. Der hundertäugige Argus war ein
Mensch ohne Geschäfte, wie sein Name ausweiset. Es ist daher kein Ruhm,
daß ein Zuschauer von einigen Dingen beßer urtheilen kann als die sie unter
Händen haben; und keine Schande für diese, ihre Handgriffe nach den
Beobachtungen eines Müßiggängers zu verbeßern.
Nur Leute, die zu arbeiten wißen, kennen das Geschenk der Ruhe, diese
Gabe, diese Einsetzung, diese Nachahmung des Schöpfers. Die leersten Köpfe
haben die geläufigste Zunge, und die fruchtbarste Feder. Man darf nur eine
allgemeine Kenntnis der Gesellschaften und Bibliotheken haben, um zu wißen,
wer am meisten zu reden und zu schreiben gewohnt ist.
Glückliche Compilatores zu seyn; darinn besteht das Verdienst eines
Bayle und Montesquieu, und Homer soll selbst einer gewesen seyn, nach der
Meynung der besten Kunstrichter
Dixeris egregie, notum si callida verbumReddideret punctumnouum – –Eine schlaue Verbindung von Wort und Wort, Redensart und Redensart,
Begebenheit und Vergleichung, Empfindungen und Urtheile – Erlangt man
dadurch die Unsterblichkeit, und muß der Endzweck nicht an Mitteln gemäß
seyn, beyde eitel und thöricht.
Und doch fällt es uns wie muthwilligen Kindern so schwer still zu sitzen.
Verleugnen wir nicht dadurch den Rang, den uns Gott angewiesen und machen
uns zu Lastträgern und Gibeoniten seines Staats, die wir Herren, Zuschauer
und Aufseher der Schöpfung seyn sollten.
Königsberg. den 22. Jun: 1759.Herzlich geliebter Freund,
Ich habe vorigen Dienstag Ihre Einlage nebst dem Gelde, das HE Wagner
gehoben, an Ihre liebe Mama richtig ausgezahlt, die recht verlegen deswegen
gewesen. Herr Beggerow ist endl. angekommen; durch Jakobi Predigten
werde künftig hin behutsamer seyn, unter deßen wird es Ihnen leicht seyn
sie dort anzubringen. Schlegel hat Clausnitzers heil. Reden über die Erhöhung
Christi mit einer Vorrede herausgegeben von den Vorzügen der christl.
Beredsamkeit für der heidnischen, die mir sehr von Trescho empfohlen wurden
als Muster der Kanzelberedsamkeit, worinnen aber unser Urtheil sehr
unterschieden. Ich ziehe des Cüstrinschen Archi-Diaconi (Gründler) Zeugniße der
Wahrheit in 10 Predigten vor. Forstmanns Schriften werden mir sehr
schätzbar seyn, den ich jetzt aus seinen erfreul. Nachrichten für die Sünder
kennen lerne, und der Name eines Herrenhuters, mit dem man ihn
gebrandmarkt, soll mich nicht irre machen die Wahrheiten dieses Mannes und seine
rührende Schreibart zu schmecken. Der bekannte Dichter Giseke hat 2
Predigten ausgegeben, die Kramers Beredsamkeit ausstechen, so eckel mir auch
die Zueignung an ihn vorgekommen, die mit der eiteln Vertraulichkeit eines
franzosischen Abbé geschrieben. Jesus als die eine wiedergefundene köstl.
Perle über das Evangel. am 1. Sonntage nach Epiphanias in der
Schloßkirche zu Berum von Adam Ludwich Giese, Hofprediger Copenhagen 1754.
Diese Perle in ihrer Mutter möchte ein Kenner gegen 9 Schnüre eines
nordischen Chrysostomus vertauschen. Tantum.Lesen Sie denn gar keine Dichter mehr? werden Sie mir zulächeln. Ja,
liebster Freund. Ich lese sie nicht nur, sondern gehe jetzt auch mehr wie sonst
mit Poeten um. Von 7–10 heute mit HE. Trescho und von 10–12 Uhr mit
Lauson zugebracht. Der erste geht zu seinen Eltern mit nächsten, damit Sie
sich darnach zu richten wißen und wird es Ihnen selbst vor seiner Abreise
melden. Des letzten Reise nach dem warmen Bade wird ausgesetzt seyn wie
es scheint, und hat ein Pack gesammelter Schriften für Sie bey mir abgegeben.
Weil ich keine Gelegenheit zu
freundschaftl. Gesängen
habe; so räche ich
mich durch den Neid gute Gedichte zu verderben, wie beyliegendes
Blättchen davon eine Probe in sich hält – – Die Sehnsucht in der Freundschaft hat
mir so gefallen, daß ich gern die letzte Hand daran gelegt, bin mit der einen
Hälfte fertig geworden, und glaubte, zu der letzten und schwersten durch
eineningenium casus, durch einen sinnreichen Zufall, den man sich öfters
nicht träumen läßet, aufgemuntert zu werden – jetzt möchte nichts daraus
werden.
Haben Sie die geraubte Europa von Moschus und eben dieselbe von
Nonnus. Ein Gedicht von 2 Bogen mit einer Vorrede, das man Bodmernzuschreibt. Sie verdienen gelesen zu werden. Man könnte über diese 2 ungl.
Stücke ein ganz Colleg. der Poesie lesen und den Unterscheid des wahren,
natürl. und verdorbenen künstl. Geschmacks im ganzen und jeden Theil
derselben zeigen. Wenn ein Moschus mit so viel Anstand ein mythologisch
Mährchen zu erzählen weiß; woran liegt es doch, daß ein Wieland den geprüften
Abraham nicht mit eben der Sittsamkeit sondern so viele Ariostische episoden,alcoranische und talmudische Zierrathen – die nichts als das Vorurtheil der
Mode, und den einmal angegebenen Ton rechtfertigen kann. Hat man da
Erdichtungen nöthig, wo die Geschichte reich genung ist; und soll man Dinge
nachahmen, die schon dadurch um ihre ganze Anmuth gekommen, weil sie
jedermann nachahmt, von denen sollte man sich
entfernen
, und seinen
Mustern entgegen arbeiten. Endlich, wenn man sich ohne Erdichtung nicht
behelfen kann; so sollte man doch den besten Gebrauch davon machen. Wozu
wird man Ismael zu so wiedersinnigen und unnatürl. Auftritten von ihm
gebraucht. Wozu wird der Charakter eines
Spötters
ihm mit so viel
Unverschämtheit geraubt und in ein Muster Helden kindl. v brüderl. Liebe
verdreht. Ich halte mich bey dem geprüften Abraham so weitläuftig auf, weil
es der Mühe lohnt einen solchen Verfaßer und ein solch Gedicht zu tadeln und
zu beurtheilen. Nichts als eine blinde Gefälligkeit gegen die herrschenden
Sitten unserer jetzigen Dichtkunst, oder eine durch die Gewohnheit erlangte
Fertigkeit, die unser Urtheil partheyisch macht, und unsere Sinnen bezaubert –
und der Trieb zu gähnen, weil wir andere gähnen sehen – können dergl.
Gaukeleyen so ansteckend machen, daß die besten Köpfe davon hingerißen
werden. Geben die Beywörter, welche den Parasiten gleich sich bey jedem
Hauptwort zu Gast bitten, nicht dem Ohr einen weit ärgerne monotonie, als
die man dem Geklapper der Reime zugeschrieben? Wird nicht die
geistige
Maschinerie
gröber angebracht als das Spiel der Knechte bey den alten, und
des Scapins bey den neueren Römern?
Moschus führt uns in das Schlafzimmer der Europa und erzählt uns einen
Traum, den sie in der dritten Nachtwache hat, ein Schattenbild ihres
Schicksals, über das sie mit klopfendem Busen erwacht, darüber nachdenkt,
erstaunet, und den Olympier um eine glückliche Erfüllung deßelben anruft.
Hierauf geht sie ihre Gespielinnen aufzusuchen, deren jede mit ihrem
Körbchen erscheinen; sie gehen gemeinschaftlich in den Fluren am Ufer des Meers
Blumen zu lesen. Der Dichter mahlt hier en miniatur das Körbchen der
Europa, das wunderartig und prächtig gewesen, ein herrlich Werk des
Vulcans – – Sie kommen an die blumichten Ufer; jede hat ihren Liebling, den sie
pflückt; das fürstliche Kind steht in der Mitte bey dem Purpur der Rose. Da
erblickte sie Zevs – v wie schlug ihm das Herz, wie fühlte er die Pfeile der
Cypris – sie allein kann ihn besiegen. Aus Furcht für die eyfersüchtige Junound das zarte Gemüth des Mädchens durch List zu erobern
Leget er Jouem ab, und ward verwandelt zum Stiere,
doch nicht dem Stiere des Landmanns ähnlich, sondern mit gewißen Zeichen,
die der Dichter bestimmt, und die von solcher Art sind, daß Mädchen nicht durch
selbige scheu, sondern neugierig und lüstern gemacht werden. Er bleibt vor
der Europa stehen und leckt ihr den Hals mit sanften schweigenden
Schmeicheln; sie streichelt ihn oder nimmt vielmehr das Herz ihn anzufaßen und mit
freundlichen Händen
ihm den
Schaum vom Munde
zu wischen und
giebt ihm
kostbare
Küße. Damals brüllt er
so etwas holdes
, daß man hätte
schwören sollen, eine helle mygdonische Flöte zu hören. Er legt sich vor ihre
Knie und giebt ihr
umgewandt
sanfte Blicke und zeigt
ihr die Breite des
Rückens
. Europa schlägt ihren Gespielinnen einen Lustritt vor, und versichert
sie, daß er
wie ein Schiff sie alle
tragen würde
In ihm lebt ein Gemüth wie eines denkenden Menschen
Und ihm fehlt nur die Stimme.
Sie setzt sich lachend auf ihn, unterdeßen die andere ihr nachklettern wollen,
springt der Stier auf und eilt zum Ufer. Sie wendt sich um, sie ruft nach ihren
Schwestern, streckt die Hände nach ihnen. Umsonst, die Mädchen vermochten
nicht dem Flüchtigen nachzukommen. Er geht ins Waßer wie ein schneller
Delphin. Ein Trupp Nereiden um ihn herum; an der Stirn des Heeres
Neptunus der die Wellen sich legen heist und dem
Bruder
die Wege durch
sein Gebiet weiset – – ein getreuer Führer der seltsamen Fahrt. Europa hält
sich mit der rechten an eins seiner Hörner fest und zieht mit der andern besorgt
ihr Purpurgewand zusammen. Dieses ist ein schöner Zug, da die Liebe der
Kleider und des Putzes ein Mädchen nicht in der grösten Gefahr verläst und
ihr nicht die Aufmerksamkeit darauf entzieht; und wie ein schöner Geist
sich seines Witzes bey den dunkelsten Untersuchungen erinnert. Da sie
kein
Land
mehr sieht, fängt Europa an mit ihrem Stier zu reden; druckt ihm ihre
Verwunderung darüber aus, daß er mit
gespaltenen Füßen
die See nicht
scheut? frägt ihn nach den Hafen, wo die Reise hingehen soll, wo er Futter
unterwegens herbekommen wird. Vielleicht fliegst du in die blaue Luft, wenn es
dir einfällt. Erschrickt über ihre Gefahr und empfiehlt sich in den Schutz des
Neptuns, tröstet sich den Gott bald zu sehen, der die Fahrt mit ihr hält. An
diesen Gedanken hält sich ihr Glaube.
In Wahrheit, ich fahre
Ohne der Götter einen nicht über die waßerne Tiefe.
Hierauf antwortet ihr der Stier mit den silbernen Hörnern:
Mädchen! sey wohl getrost, und scheue die Wege des Meers nicht
Der dich führt ist Zevs und nur ein Stier der Gestalt nach
Denn ich kann die Gestalt annehmen, die mir je beliebet.
Mich vermocht nur die Liebe,
die in die Brust mir geseßen
,
Daß ich das
hohe
Meer in der
fremden Bildung
durchstreifte
Bald wird Creta in seinen Schoos dich nehmen, die Insel,
Die mich erzogen – –
Also sagt er, und
was er sagte, ward alles erfüllet
Zevs vertauschte den Stier mit einer würdigern Bildung
Alsdann lößt er dem Mädchen den Gürtel auf und
die Stunden
Decketen unter dem Gott das Brautbett‥
Wenn s Sie hiermit die Erzählung des Nonnus vergleichen, so hat diese
weder Anfang noch Ende. Er läßt einen achaischen Schiffer im vorüberschiffen
wunderseltsame Einfälle sagen, die mit den seinigen so überein kommen und
ein Stück ausmachen, daß man diesen achaischen Schiffer für den Verfaßer
des ganzen Gedichts halten sollte. Den Anfang macht er damit, daß er uns
auf das Gebrülle eines Ochsen aufmerken läßt, und zwar daß es ein
gehörnter Stier
gewesen, daß aber Jupiter seine
Zunge gebraucht
um den
Schmerz der Liebe zu brüllen, und von dieser Zunge macht er uns die
Anmerkung, daß es
nicht die ächte
Zunge, ich weiß nicht, des Jupiters oder des
gehörnten Stiers gewesen. Auf dieser sitzt die Schöne, und sieht ihn
mit
scheuen Augen an
, warum nicht mit großen Kuhaugen? Sie hält sich mit
Schenkel und Hand an seinen Rippen fest
. Aus diesen 4 Anfangszeilen
urtheilen Sie das Uebrige.
Ist eine der Entäußerungen, liebster Freund, zu denen Zevs die Liebe
gebracht, derjenigen gleich, die unsere Religion uns offenbart. Kunstgestalt –ein Wurm und kein Mensch. – Ich weiß nicht wo ich im Hervey eine
Anmerkung über den Wohlstand der Gleichniße, die man auf Gott brauchen
darf, gefunden. Finden wir aber nicht im Hosea: Ich bin dem Ephraim eine
Motte und dem Hause Juda eine Made. Verwandelt er sich nicht öfters in
einen
güldenen Regen
um die Liebe eines Volkes und einer Seele zu
gewinnen. Ist seine Gerechtigkeit nicht eyfersüchtig über die Eingeweide seiner
Erbarmung und seiner Lust an den Menschenkindern. Und was für große
Entwürfe hat er nöthig gehabt um die erstere, daß ich so menschlich rede, zu
blenden – wie viel Bulerkünste braucht er um uns empfindlich zu machen und
treu zu erhalten. Muß er uns nicht
entführen
, muß er nicht öfters wieder
seinen Willen
Gewalt
brauchen – Sagen Sie mir, wie hat es den Heyden
einfallen können die Ehre ihres Olympus in das Gleichnis eines Ochsen, der
Graß ist, zu verwandeln? Kann ein Lügengeist in ein Haus, oder in ein Volk
eingehen, ohne von ihm geschickt zu werden? Steht der Wiedersacher, der das
Land durchzieht, nicht wie ein Engel des Licht oder wenigstens unter ihnen
vor seinem Thron. – Trift uns nicht alle das Lächerliche des bürgerl.
Edelmanns, der Prosa redete ohne es selbst zu wißen, wie Kaiphas göttl.
Rathschlüße. Wie oft bin ich in meinem Leben darüber erstaunt, daß Saul unter
den
Propheten
ist. Wenn man weiß wer
ihr Vater
ist, so hat man die
Auflösung dieses Räthsels. Jedes Phoenomenon des natürl. und bürgerl. Lebens,
jede Erscheinung der sichtbaren Welt ist nichts als eine
Wand
, hinter der eEr steht, ein
Fenster
, wodurch e Er sieht, ein
Gitter
, wodurch e Er
guckt; e Er belauret so gut unsere Scherze wie der König der Philister –
Niemand als der Christ
meynt
und
erhält
das tägliche Brodt seines
Vaterunsers, das
wahre
, das
überwesentliche
, an deßen Buchstaben und
Schatten der irrdische Mensch sich satt ist. Er behilft sich mit der Uebersetzung
Luthers ohne seine Auslegung oder die Qvellsprache zu Hülfe zu nehmen.
Darf man sich eines so seltsamen Bulers schämen, und die Gefahr einer
so lächerl. Fahrt fürchten, wenn ein breiter Rücken uns fest sitzen läßt, wenn
er uns sein Horn – ist des Altars heiliger? anbiethet – wenn der Gott des
Meers dem Bruder und Freunde die Wege seines Gebietes weiset; ist Europaso sicher als Petrus. Eine Gesellschaft von Geistern auf Seeroßen sitzend fuhr
um sie herum; und die
krumme
Hörner der Tritons bliesen Hochzeitlieder –
krumm wie die Tropen der Staatsredner, die nichts geradezu sagen, und den
Wind ihres geschwollenen Gesichts durch die Schnörkelgänge ihrer
Beredsamkeit mit starker Anmuth – –
Fragen Sie mich
also
nicht mehr, ob ich keine Dichter lese. – Das verlangte
habe im Buchladen bestellt. HE. B. ist vorige Woche angekommen. Ich habe
ihn weder den ersten noch zweyten Jahrmarktstag zu Hause finden können.
Mein Vater hat ihn begegnet, dem er versprochen uns zu besuchen; das will
ich also abwarten. Ich fand hier von ungefehr eine Uebersetzung eines
platonischen Gesprächs zwischen Sokrates und Alcibiades über die Menschliche
Natur; das ich ihm zu lesen gebracht, weil die jetzigen Conjuncturen darinn
sehr genau mitgenommen sind. Socrates wird ihm als einen abscheulichen
Sophisten vorkommen, der die Wahrheit zum Quodlibet macht, und sie alle
augenblick zu einer Autocheirie verführt, so wie Alcibiades die Rolle eines
Ideoten spielt.
– – wenn ein honichter Schlummer
Auf die Augbraunen sitzt – –
Denn wäre ist es freylich beßer Platonische Träume zu schreiben, als
Rechnungen zu machen. Man dankt aber heutzutage eher für eine Nimmse
Schnupftoback als für eine gute Zeile aus einem Dichter; und Leute, die
wißen
, warum sie
niesen
, danken auch für den Seegen. Ich umarme Sie
und Ihre liebe Frau. Leben Sie wohl und denken Sie an Ihren Freund.
Königsberg, den 3. Julii. 1759.Herzlich geliebter Freund,
Ich habe heute frühe Einlage durch HE. Wagner erhalten; und danke
Ihnen für die Zeit die Sie sich nehmen mich Ihres gütigen Andenkens zu
versichern. Jedes Denkmal und Wahrzeichen davon ist mir unendlich schätzbar.
Ich habe heute eine Kur angefangen, die sich auf eine Flasche Seidlitzer
Waßer erstrecken wird und also diese Woche geschloßen werden dürfte. Gestern
die Zubereitung dazu gemacht – ich werde eilen um nicht die Erdbeerenzeit
zu versäumen.
Wie angenehm der gestrige Abend für mich gewesen, können Sie selbst
leicht erachten da ich ihn in der Gesellschaft unseres Freundes, des Herrn Berens
zugebracht, der mich unvermuthet beschlich. Er hat nicht gewust, daß ich ihn
drey Tage nach einander aufgesucht; und ich nicht, daß er mich zu sehen
wünschte. Heute komme eben von ihm, aber ohne ihn zu Hause angetroffen
zu haben.
Ihre liebe Mama hat mir versprochen schon vor 8 Tagen einen Einschluß
zu schicken; warum es nicht geschehen, weiß nicht. Ich habe sie seit der Zeit
einmal besucht; aber sie müßen alle ausgewesen seyn.
Ich weiß, liebster Freund, daß
eine Unwißenheit von beyden Theilen
über gewiße Dinge uns zu einem Misverständniße vieler Kleinigkeiten und
zu einem frevelhaften Urtheil über amphibische Dinge verleitent kannhat. Eine appellation an Caesar, den großen Eroberer – menschlicher
Vorurtheile und Anschläge –
die Zeit
– ist meine erste und letzte Zuflucht. Sie
lieben mich noch, mein Freund auch noch – Zufriedenheit genung für mich;
wofür ich Gott danke.
Schwung, Witz und alle das Zeug sind
entzückende
Dinge, und sehr
willkommene Vorzüge, wenn wir die erste, die beste Leiche oder HochzeitSchönheit zu besingen haben; wenn Witz, Schwung und alle das Zeug aber zu
höheren
Gegenständen gebraucht wird, und zu
wahreren
als Theaterfabeln:
so ist es eine
vernünftige Raserey
und eine
extatische Selbstliebe
–
ein
eccentrischer Stoltz
. Wie ich mit Wörtern spiele, so giebt es Leute, die
mit Begriffen spielen. St. Real wird zum Lügner werden an Voltaire; seine
Weißagung wird zu Schanden werden. Ein solcher Taubenkrämer, der mit
guten Gedanken und Empfindungen Wucher treibt, wird zur Welt hinaus
gegeißelt werden von
Dem
, deßen Tempel er zur Mördergrube gemacht hat.
Der Geist der Liebe – ist ein Geist der Wahrheit, die im verborgenen liegt.
Wenn derselbige kommt, steht in meiner Bibel, der wird die Welt
strafen
– –
Ich habe euch noch viel zu sagen, ihr könnets aber jetzt nicht tragen; sind
Worte, wie Sie wißen, des
Menschensohns;
der
Sünder
aufnimmt und
mit
ihnen ißet
.
Herr Lauson hat mich heute besucht, ich habe ihm vorgelesen, daß
ihm die
Stille vortheilhafter seyn wird als der vorige Tumult
. Er ist der einzige
von meinen alten Freunden, der michr hier übrig geblieben, und nimmt
alles von mir für lieb. Mit seiner Reise nach dem Bade sieht es weitläuftig
und ungewiß aus. Der Ausdruck in Wolsons Briefe ist eine bloße Neckerey
von mir gewesen. Sie haben nichts davon verstanden und es ist
der Mühe
nicht werth Ihnen
darüber eine weitläuftige Erklärung zu geben.
Herr Trescho ist vorige Woche abgereiset nach Hause, der Gesundheit wegen.
Ich habe nicht Abschied von ihm nehmen können weil ich mit meinem Alten
nach Kathrinhöfchen aus war. Er hat im Intelligenzblatt mit allgemeinen
Gedanken eines Christl. Weltweisen über die Zufriedenheit Abschied
genommen. In seiner Schreibart sind mehr Farben als Zeichnung. Wir haben
öfters uns einander die Frage aufgeworfen von der
Unverträglichkeit der
schwesterlichen
Künste, Poesie und Rethorick. Cicero war ein schlechter
Dichter v. das an Poeten fruchtbare Engell. zählt wenige Redner.
Ich freue mich, daß Sie mit überschickten zufrieden sind. Wagner hat einige
nach sn. Geschmack beygelegt; die Nürnberg. Br. sind mir ganz unbekannt pp.
Cissides
habe nicht mitgeschickt, weil ich wuste daß er dort erscheinen würde.
Von Swift haben Sie vergeßen, daß ich den ersten Theil als ein Geschenk
versprochen bekommen und Ihnen versprochen die Last der Fortsetzung
Ihnen dabey zu übertragen, wenn Sie den ersten Theil als eine Kleinigkeit
annehmen wollen.
Chladenius wird Ihnen in seinen neuesten Schriften einen ganz beßern
Begrif von seiner Denkungsart geben und ich behalte mir vor Ihnen die
wöchentl. Untersuchungen, falls sie hier ankommen, beyzulegen und will für
mein Urtheil schon ein blau Auge wagen.
Es ist ein Magazin für einen Cavalier ausgekommen, dafür ich Sie warne.
Eine elende unverdaute Rhapsodie von Lehren und Exempeln, von alten v.
neuen Geschmiere. Richelieu Instructions pour un jeune Seigneur habe
schon wie ein Kind gelesen v besitze sie in einer Ausgabe vom vorigen
Jahrhundert.Niemeyer ist nicht mehr, wie mir HE. Wagner gesagt. Madame
Beaumont hat ein historisch und geographisch Kinderbuch ausgegeben, das
ich wünsche kennen zu lernen.
Ich bin mit Humes zweyten Theil fertig, die ich ohne Sulzer gelesen. Seine
Versuche habe mehrentheils zum Frühstück gelesen, oder wie man bey RemusSchach spielt. Wie die Natur den Boden giftiger Kräuter mit Gegengiften
in der Nähe beschenkt; und der Nil den Crocodil mit seinem Meuchelmörder
zu paaren weiß; so fällt Hume in das Schwerdt seiner eigenen Wahrheiten.
Zwey davon sind allein genung das ganze Gewebe seiner Schlüße in seiner
wahren Schwäche zu verrathen.
I. „Die letzte Frucht aller Weltweisheit ist die Bemerkung der Menschlichen
Unwißenheit
und
Schwachheit
.“ Derjenige Theil, der sich auf unsere
Verstandeskräfte und Erkenntnis beziehet, zeigt uns, wie unwißend, der sittl. wie
böse und seicht unsere Tugend ist. Dieser Eckstein ist zugleich ein Mühlenstein,
der alle seine Sophistereyen zertrümmert. Unsere Vernunfft ist also eben das,
was Paulus das Gesetz nennt – und das Gebot der Vernunft ist heilig,
gerecht und gut. Aber ist es sie uns gegeben – uns weise zu machen? eben so
wenig als das Gesetz der Juden sie gerecht zu machen, sondern uns zu
überführen von dem Gegentheil, wie unvernünftig unsere Vernunft ist, und daß
unsere Irrthümer durch sie zunehmen sollen, wie die Sünde durch dieas
Gesetz zunahm. Man setze allenthalben wo Paulus vom Gesetz redt – das
Gesetz unsres Jahrhunderts und die Losung unserer Klugen, und
Schriftgelehrten – die
Vernunft:
so wird Paulus mit unsern Zeitverwandten reden;
und seine Briefe werden nicht mehr einer Trompete ähnlich seyn, nach deßen
Schall sich keiner zum Streit rüstet, weil sie unverständlich das Feldzeichen giebt.
II. im Versuch von den Wunderwerken. „Die christliche Religion ist nicht
nur mit Wunderwerken am Anfange begleitet gewesen; sondern sie kann
auch
selbst heut zu
Tage von keiner
vernünftigen Person
ohne ein
Wunderwerk geglaubt werden. Die bloße Vernunft ist nicht zureichend uns
von der Wahrheit derselben zu überzeugen; und wer immer durch den
Glauben bewogen wird derselben Beyfall zu geben, der ist sich in seiner
eigenen Person eines
,
und demselben eine Bestimmung giebt das zu glauben, was der Gewohnheit
und Erfahrung zuwieder und entgegen gesetzt ist.“ – Hume mag das mit einer
hönischen oder tiefsinnigen Mine gesagt haben: so ist dies allemal Orthodoxieund ein Zeugnis der Wahrheit in dem Munde eines Feindes und Verfolgers
derselben – Alle seine Zweifel sind Beweise seines Satzes – – – – – – Hat das
Gesetz nicht mit der Vernunft einen gleichen Ursprung. Jenes waren ritus,Satzungen, entlehnte Gebräuche, wie Spencer will, von andern Völkern;
sind unsere Vernunftlehren und Erkenntnis was anders als Traditionen der
Sinne, der Väter ppp – – – –
Da ich den dritten Theil von Hume nicht Gelegenheit gehabt zu bekommen:
so ist jetzt Baco mein Philosoph, den ich gleichfalls sehr schmecke. Da ich die
Encyclopedie und einige der franzosischen Neulinge Schriften kenne; so ist
mir angenehm die Qvelle selbst zu versuchen, aus der jene geschöpfet, und die
Anwendung zu sehen, die sie von seinen Einfällen gemacht. Vielleicht hievon
künftig mehr.
Die Frau Belgerinn ist bey uns mit ihrer kleinen Tochter. Dieser Besuch
ist schon eben recht zu meiner Brunnenkur. Haben Sie Gedult, liebster Freund,
mit meinem Bruder. Herr Berens hat mir viel gutes von ihm vorgesagt. Sie
müßen nur nicht müde werden ihn aufzumuntern. Gott wolle Sie und ihn
stärken!
Mein alter Vater grüßet Sie und Ihre Liebste aufs herzlichste. Ich umarme
Sie beyderseits. Melden Sie mir doch etwas aus Kurland. Ihre Herren
Brüder vergeßen mich ganz. Den HE. Doctor entschuldige; den jüngsten,
meinen Nachfolger, weiß nicht womit? und wollte doch gern. Baßa hat mich
auch vergeßen. Ich werde mich bald über die guten Leute hermachen und mit
einem Cartel herausrücken –
Leben Sie wohl, grüßen Sie meinen Bruder, und lieben Sie Ihren alten
ergebenen Diener und Freund.
Hamann.Haben Sie meinen letzten Brief erhalten, worinn ich Ihnen einen Auszug
von Moschus Gedicht mitgetheilt. Durch die Unordnung, die jetzt in unserm
Buchladen herrscht, habe ich selbiges als eine einzelne Piece Ihnen angegeben,
da es nur ein Anhang von Coluthus Gedicht ist, und zu selbigen gehört. Falls
Sie daßelbe nicht haben, möchte es Ihnen wohl beylegen. Leben Sie wohl.
Alle Musicalia, liebster Freund, wenns nicht mit der beqvemsten, doch mit
der geschwindesten Gelegenheit. Was das übrige anbetrift; so brauche ich
nichts. Es liegt dort so gut als hier. Alles was man damit anfängt, wird mir
unterdeßen angenehm und willkommen hier seyn. Grüßen Sie HE. Carl,
sein sämtlich Haus und das Arendsche auf das ergebenste von mir, so bald
Sie Gelegenheit haben dahinzugehen. Das erste Wiedersehen des HErrn
Berens ist ein Glück für mich gewesen, das ich mit aller mögl. Empfindlichkeit
genoßen. Ich kann die Elegie des Dichters in ein Paean übersetzen oder in
einen andern Schlüßel transponiren und den Refrain umkehren
Den Freund, den hab ich funden.
Nicht Zeit, nicht Entfernung, nicht Fehler, nicht Umstände haben bisher
unsern Neigungen geschadet und alles künftige wird uns gleichfalls zum
Besten dienen müßen. à Dieu.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre és Arts et Recteur du / College
Cathedral de la Ville Im- / periale de et / à
Riga
. /
par faveur
.Königsberg den 16/5 Julius 1759.Herzlich geliebtester Bruder,
Ich bin
vorgestern
unter Göttl. Hülfe mit einer Arbeit zu Ende gekommen,
die ich hier aus Muße angefangen, und mit vielem Eyfer fortgesetzt; nämlich
das Neue Testament im Griechischen durchzugehen, wozu ich mich durch eine
flüchtige Wiederholung der Grammatick zubereitet. Zu diesem Gebrauch fand
ein durchschoßen Leusdeniarisch Testament und habe Daries Wörterbuch, das
Prof. Kypke herausgegeben, mit Nutzen gebraucht. Wenn ich ersteres nicht
mehr brauchen werde, will es Dir überschicken; es ist jetzt wenigstens zum
analytischen Verstande beschrieben genung. Man hat im Buchladen ein Exemplardes Wörterbuchs dem HE. Rector zugedacht, um wo er es zum Schulbuch
geschickt findet, es dort einzuführen. Es ist Schade, daß es nicht mit mehr
Ordnung und Aufsicht geschrieben; so würde es um die Hälfte kleiner, und
noch einmal so viel nutzbarer seyn.
Mit dem Ende dieser Arbeit bin so zufrieden gewesen, daß ich gestern mir
einen ganzen Feyertag gemacht, und Nachmittag eine kleine Kindergesellschafft
in unserm Garten zusammengebeten und bewirthet. Die beyden Töchter
des HE. Diac. Buchholtz und den kleinen Fritz der Frau Hartungin. Herr
Woltersdorf ist gestern frühe nach Hause gekommen.
Du wirst nicht übel nehmen, mein lieber Bruder, daß ich Dir neulich eine
so kurze Einlage und übel geschrieben durch den HE. Rector habe einhändigen
laßen. Nimm meine brüderl. Erinnerungen mit Sanftmuth auf; Du hast
mir den Anfang Deines Gesprächs deswegen mitgeschickt, daß ich darüber
urtheilen soll. An den Sprachfehlern ist mir nichts gelegen, sondern ich habe
mein Augenmerk auf die Gemüthsverfaßung gerichtet, die aus dem Schwung
oder der
Bildung
und der
Tracht
Deiner
Gedanken
sich verräth. Wenn Du
auf die Empfindungen und Bewegungen Deines Gemüths Achtung gegeben,
womit Du meinen Brief gelesen; so wirst Du vielleicht erkennen, daß ich mich
in meinen Vermuthungen nicht geirrt. Nimm an den Urtheilen anderer über
mich keinen Antheil; als ein Bruder entschuldige mich wenigstens in Deinem
Herzen, und kehre alles zum Besten. Laß Dich kein Ansehen und keine
Vernunft und kein
Name der Freundschaft
verführen noch mit hinreißen.
Warte nicht auf mehrere Erfahrungen, und denke durch
künftige
klug zu
werden, wenn Dich da vergangene und gegenwärtige nicht klüger gemacht
haben; so werden alle künftige gleich verloren seyn. Dem
unwißenden
oder
Ungläubigen
kommt alles
übertrieben
vor, was aus der größten Einfalt
flüßet und mit derselben bestehen kann; der Weise, der Gott
fürchtet
und
Gott
zu gefallen sucht, erreicht auch das: nil admirari, das der Welt- und
Schulmann affectirt.
Haben sich die ersten Christen so wohl als die Säuglinge der Reformationdas Ende der Dinge als nahe vorgestellt; wie viel mehr Recht als jene haben
wir daran zu denken, und uns nicht an das Gelächter unserer ruhigen Freunde,
die auch Jünger sind zu kehren. Ist es nicht ein alter Einfall, den Du oft von
mir gehörst:Incredibile sed verum. Lügen und Romanen müßen
wahrscheinlich seyn, Hypothesen und Fabeln aber nicht die Wahrheiten und
Grundlehren unseres Glaubens. Was für ein schaaler Glaube, der aus der
Begreiflichkeit und Sinnlichkeit der Predigt entsteht. Mir geschehe wie Du
gesagt hast – – wie wiedernatürlich den Begriffen eines Mädchens, das von
den Winderzeugungen eines Hills nichts wuste – wie nachtheilig ihrer Tugend
und ihrem guten Namen, und doch glaubte sie nicht nur, sondern wünschte
auch die Erfüllung des
Unsinns
und
Spottes
, den
Engel reden
, die vor
Gott stehen. Ihre philosophische Neugierde: wie mag das zugehen, war biß
zum Stillschweigen durch den
alltäglichen Grundsatz
aufgelöset: Bey Gott
ist kein Ding unmöglich. Was ist an meiner Ehre gelegen; die Ehre der
Menschen ist ein Spiel ihrer Einfälle und Bosheit. Der Schimpf, den meine
Brüder nach dem Fleisch, meine Glaubensgenoßen, die Juden, und die
Evangelisten ihrer Synagoge, die eine Schule des Satans ist, nachreden wird
durch die abgöttische Ehre einer Stadt, die ich nur aus dem Scepter kenne,
den sie mein Land fühlen läßt, Roms, deßen Unterthanen ich und mein Volk
sind, zu einem Gleichgewicht der Ehre Eitelkeit und des Nichts gebracht.
Die
Saage
der Hirten zu Bethlehem, und die
Reisebeschreibung
der Weisen
zu Morgenland: hier liegt das Zeugnis von der
Herrlichkeit
meiner
Niederkunft
. – – In solchen Erscheinungen des Glaubens, thun sich die Gräber der
Heiligen und der Propheten für Christen auf, und in solchen Prosopopaeenreden die Züge ihrer Gemälde in der Heil. Schrift zu uns. So werden die
Brocken derselben in Körbe verwandelt, und die Monosyllaben der Sprache
des heiligen Geistes so Sach- und Sinn-reich, daß wir mit Johannes die
Unmöglichkeit fühlen das zu erzählen was wir gewiß wißen, weil die Welt die
Bücher nicht begreifen würde, die zu beschreiben wären.
Warum sollten wir nicht an das Ende der Dinge mit eben so viel Trost
denken können, als an unser eigenes? Ist die Zeit der Entbindung nicht aus
den zunehmenden Wesen der Schöpfung zu vermuthen; und fühlt sie der
Christ nicht stärker als irgend ein Volk oder Geschlecht? Loth
gieng aus
, und
redete mit seinen nächsten Blutsfreunden: Rettet eure Seelen – aber es war
ihnen lächerlich
. Und was die Weiber den
eilf
verkündigten, dauchte ihnen
als
Mährlein
und glaubeten ihnen nicht. Luc. 24, 11.
Laß Dich, mein lieber Bruder, aufmuntern aus eben der Qvelle zu schöpfen,
aus welcher ich Trost, Ruhe und Zufriedenheit trinke. So eigen Dir und andern
meine Verfaßung vorkommen mag; so giebt mir Gott Kräfte in Verhältnis
der Versuchungen, denen ich ausgesetzt bin, und ich will mir an seiner Gnade
genügen laßen, die nicht aufhören wird seine Kraft in meiner Schwachheit
zu offenbaren.
Du wirst also meine Briefe ansehen, wie Horatz in einer Stelle die Tafeln
des Lucilius beschreibt – Ich habe nach selbiger gesucht, aber nicht finden
können; ich wünschte wenn Du einigen Gebrauch von den Empfindungen,
die meine Feder so dromedarisch machen, auf Deine gegenwärtige Umstände
anwenden ziehen könntest.
Quum flueret lutulentus, erat quod tollere velles.Schäme Dich weniger Deiner Fehler; so wirst Du Dein Gutes mehr
mittheilen können. Es ist mein eigen Ich, das ich Dir verrathe. Dein Umgang ist
daher so zurückhaltend und kalt; und Deine Briefe haben ein gleiches von
diesem Zwang, den der Witz nicht übertünchen kann. Daher schreibst Du nicht
gern, weist nicht was Du schreiben sollst, und willst wenigstens gleich thun,
wenn Du nicht übertreffen kannst. Denke an Deine Kindheit, und an Deine
Buchstaben – und laß Dich gerne von andern, wenn es auch Deine eigenen
Schulbrüder wären, ausschelten und auslachen, gieb aber Dein
Krummschreiben nicht gar aus Verzweifelung auf: so wirst Du zeitig genung mit
Gottes Hülfe
deutlich
und
schön
schreiben lernen.
Wenn wir an das Ende dächten, sagte Buchholtz bey dem besondern
Todesfall eines des Jagemanns hier, wie klug würden wir Menschen in allen
unsern Angelegenheiten handeln.
Semper ad euentum festinat, et in medias res
Non secus adc notas, auditorem rapit: et quae
Desperat tractata nitescere posse, relinquit.So schreibt der Dichter, der für die Ewigkeit schreibt; so lebt der Mensch,
der für die Ewigkeit lebt. Er weiß Schönheiten, Vortheile aufzuopfern –
durch seine Nachläßigkeiten, Fehler, Schwachheiten gewinnt er – wie Homer
durch den Schlummer seiner Muse. Der Zorn des Achills, der sich auf seinem
Ruhebette
wältzt, dem
Heerführer
seinen Gehorsam entzieht und die Liebe
zu seinem Volk und der Ehre deßelben verleugnet – Dies ist sein Mittelpunct,
in den er seinen Leser versetzt, als wenn er die Geschichte der Belagerung von
Troja, der Sclavin pp schon alle erzählt hätte, und der Zuhörer schon den
mannigfaltigen Innhalt künftiger Gesänge überstanden hätte. Solch ein
lehrreich Geschwätz, solch einem Göttlichen Mährchen wird unser Leben ähnlich,
wenn eine höhere Muse den Faden deßelben von der Spindel der ersten
Schicksalsgöttin biß zur Scheere der letzten regiert – – und in das Gewebe
ihrer Entwürfe einträgt – –
Meinen herzl. Gruß an Deinen lieben Wirth und Wirthin. Es ist mir gestern
ein Gedicht zugeschickt worden aus dem Buchladen, das ein fremder Herr
aus Riga mitgebracht. Ich habe es gelesen, und danke den Herrn Rector für
jedes Merkmal seines geneigten und freundschaftlichen Andenkens.
Auf Erhaltung des Gedichts lief gestern frühe gleich nach des Sergeanten
Qvartier; sie wusten aber noch nichts von ihm. Er muß also von seiner
Begleitung der Fr. General von Stoffel noch nicht zu Hause gekommen seyn.
Montags ist der erste Jahrmarkts Tag; vielleicht werde ich denselben zu
Staats Besuchen brauchen.
Der älteste Herr Hennings geht durch Riga nach Peterb. wie ich gehört schon
abgereiset. Du wirst ihn nicht unterlaßen in Begleitung des Herrn Rectorsein Compliment zu machen, wie ich hoffe und Dich darum ersuche, alles das
in Acht zu nehmen, was ich nicht gewohnt bin noch mich gewöhnen können
zu thun.
Unser alter Vater hat selbst an Dich geschrieben. Gott Lob! für alle das
Gute was er ihm erweiset und noch ferner erweisen wolle! Herr Wagner
bittet um geschwinde Antwort. Ich umarme Dich und empfehle Dich
Göttlicher Obhut und der Regierung und Gemeinschaft Seines Guten Geistes,
der ich ersterbe
Dein treuer Bruder.HE. Dommisch, ein alter Schulbeamter sucht Condition in Riga oder
Liefland; er scheint ein gesetzter Mensch geworden zu seyn. Jgfr. Degnerinn
läßt Dich grüßen; HE. Trescho nicht mehr.
Königsberg Trutenau. den 12. Jul: 1759.Herzlich Geliebter Bruder,
Ich bin heute frühe in Gesellschaft Zöpfels und Nuppenau hieher gegangen
um des Sommers zu genüßen. Frau Belgerin wird heute auch vermuthlich
segelfertig geworden seyn. Mein Vater hat mir Hofnung gemacht hier
abzuholen. Gott Lob! leidlich gesund aber von häusl. Verdruß so umringt, daß
er kaum Luft schöpfen kann. Was machst Du denn? heute wird hoffentlich ein
Brief von Dir ankommen, auf den Du uns schon lange hast warten laßen.
Bete und arbeite! Die Menge Deiner Geschäfte und Stunden siehe Dir durch
Ordnung und Mäßigkeit zu erleichtern. Ordnung ist die innere Oekonomie,
Mäßigkeit die äußere. Die erste ist der Kunst gleich dasjenige zu zerlegen, was
in der
Schüßel
ist, die letzte ist der Art gleich das zu zerschneiden, was auf
dem
Teller
für uns liegt; jene muß
regelmäßig
, diese
sittlich
seyn.
Ehe ich vergeße, mein lieber Bruder, besorge doch den Schlafpeltz für Herrn
Putz; ich habe Dich schon daran erinnert. Geht es mit den Lauten Sachen an;
so wäre es gut. Ich will die Hälfte der Kosten gern tragen. Die Fracht
könntest Du auf das genaueste accordiren mit dem Fuhrmann und hier bezahlen
laßen. Suche aber was gutes aus, und siehe auf die Breite, weil Du weist
daß er nicht lang seyn darf. Wenn meine Lautenstücke noch nicht abgegangen,
möchte wohl Johnsons Dictionaire beygelegt haben. Sind sie schon fort, so
denke nicht einmal daran; falls nicht, so wird es das einzige Buch seyn, das
ich hier brauchen könnte um das engl. nicht ganz zu vergeßen.
Ich bin am Anfange dieser Woche in Gesellschaft des Herrn B. und
Mag. Kant in der Windmühle gewesen, wo wir zusammen ein bäurisch
Abendbrodt im dortigen Kruge gehalten; seitdem uns nicht wieder gesehen. Unter
uns – unser Umgang hat noch nicht die vorige Vertraulichkeit, und wir legen
uns beyde dadurch den grösten Zwang an, daß wir allen Schein deßelben
vermeiden wollen. Die Entwickelung dieses Spieles sey Gott empfolen, deßen
Regierung ich mich überlaße und von ihm Weisheit und Gedult dazu bitte
und hoffe.
Ich habe schon vorige Woche der Frau Consistor. Rath L. versprochen zu
schreiben, ich weiß nicht, wie es mir unter unsern häusl. Verwirrungen, die
durch Besuch p veranlaßt worden entfallen; daher sehe mich genöthigt jetzt
zu schreiben um Einlage zu befördern. Ich bin hier nicht gesammelt noch
muthig dazu. Müdigkeit vom heutigen Gange, die warme Witterung, das
faselnde Vergnügen zerstreut mich zu sehr. Wie lang ich hier bleiben möchte,
weiß noch selbst nicht. Gott wolle mir auch diese Landluft in Seiner Furcht
genüßen laßen. Hat Herr Magister schon die lyrische, elegische und epische
Gedichte, die zu Halle diese Meße ausgekommen? Ich hätte sie gern hier gelesen,
aber der Buchbinder ist nicht fertig geworden sie zu hefften. Melde mir doch,
ob ihr sie dorten durch Kayser erhalten habt.
Schreibe uns doch bald, laß Baßa und Lindner dort bey Gelegenheit an
mich erinnern. Grüße Deinen liebreichen Wirth und Wirthin –
Ich empfehle Dich Göttlicher Obhut und ersterbe Dein treuer Bruder.
Joh. George HamannVon Johann Christoph Hamann (Vater):Königsb. den 13 Julii 1759Hertzvielgeliebter Sohn!
Deinen Brief habe gestern mit viel Freude und Vergnügen erhalten ob er gleich
nicht an mich sondern an Deinen Bruder war, die attresse aber an mich. Ich freue
mich Deines Wohlbefindens, Gott erhalte Dich dabey und gebe Dir was Dein Hertze
wünscht Dein Bruder ist gestern frühe nach Trutnau gereiset, und zwar zu Fuß u.
hat HE. Zöpel u HE. Liborius mit genommen, die aber gestern Abend wieder
gekommen. Er will den Sommer gernen genissen und gerne Erdberen essen. Gott bringe
Ihn bald gesund zu rücke. Gestern ist auch die Fr. Adv. Belgern von uns mit Lohrgen
abgereiset. Gott begleite Sie. Heute 14 Tage fanden wir Sie als wir aus
Catharinenhefen kamen, alda ich den HE. Kade zur Ader ließ. Die Fr. Hartungen hat am
Dienstag Hochzeit gehabt und zwar am Ruschischen Feste, mit HE. Woltersdorff.Ich habe heute noch einen Brieff aus Riga erhalten an Deinen Bruder, ich weiß
aber nicht von wem, ich werde Sie nebst Deiner inlage behalten biß er wieder kompt.
Gott sey Dir doch genedig und gebe Dir Seinen Seegen in Zeit u ewigkeit.
Den 14 Julii. Gleich ietzo bekomme einen Packetgen von dem Herrn Mag. Lindnervon 3 Studirenden die von Riga kommen sindt welches auch an den Bruder soll,
und nun habe 3 Brieffe die auf Ihn warden, Gott Seegne Dich und Sey Dir Gnädig
in Zeit und ewigkeit und laß es Dir wohl gehen.
Gedenke auch an mich und Schreibe mir wen Du Zeit hast. ich ersterbe Dein
treuer Vater
Joh Christoph Hamann.Grüße alle gute Freunde absonderlich den HE Mag. Lindner u. seine Gemahlin
adieu.Trutenau den 16 Julius 1759.Herzlich geliebtester Freund,
Ich habe gestern Ihre liebreiche Zuschrift erhalten, und die Nachricht, daß
ein Packet von Ihnen gleichfalls zu Hause auf mich wartet, das durch 2 junge
Leute abgegeben worden, die vermuthlich aus Ihrer Schule kommen. Ich
denke morgen oder übermorgen von meinem Vater hier abgeholt zu werden.
An statt Scenen in der Natur zu meiner Aussicht zu haben oder zu machen,
liegen Hogartsche Zeichnungen zu Sirachs Haus und Sittenbuch um mich
herum, die meine Aufmerksamkeit von den ersteren abziehen. Ich würde
vielleicht in der gaukelnden Lüsternheit des Müßigganges hier ausschweifen ohne
diesen moralischen Kappzaum von Betrachtungen – über Familienhändel und
den Umgang meines Wirths mit unsern großen Mühlenbaumeister Dietrich.
Der letztere hat jetzt Wälder hinter Kaunen in Pohlen auf 6 Jahre gekauft
und ein Gut gepacht – Der erste Versuch hier in dieser Art. Weil unsere
Erfahrung (die im gewißen Verstande die wahre Philosophia atomistica ist)
durch dergleichen kleine Beobachtungen wächst; so will ich immerhin die
Augenweide des Landlebens etwas weniger hier genüßen.
Ich weiß, Herzlich Geliebtester Freund, daß ich Ihnen noch eine Antwort
in Ansehung meines Bruders schuldig bin. Da Sie jetzt selbst auf die Spur
kommen, ist es mir lieb mit wenigen mich zu erklären. Um Gedult Sie zu
bitten, würde vielleicht jenem andern, der Sie kennte, lächerlich vorkommen,
gleichwol habe ich es im letzten Briefe gethan, und thue es noch. Sein letzter
Brief ist sehr gut geschrieben; aber so künstlich und in Falten gelegt, daß die
Furcht und Scham einer Blöße sich durch seinen gesetzten Witz verräth, und
ich finde allenthalben Beweise von dem, was Sie mir sagen, und Spuren, aus
dem ich, wie der weise Memnon, merken kann, was für Ohren das Hündchen
trägt, das man sucht pp. Ich thue das beynahe in jedem Briefe, warum Sie
mich ersuchen – und ich werde mich näher erklären, da er mir selbst Anlaß
dazu gegeben. Weil ich aber auch den Verdacht bey ihm schon mehr als einmal
erweckt, daß ich mich
zu viel um fremde Dinge
bekümmere, und
von dem
gemeinsten Lauf
der Dinge und Geschäfte nicht
anders als übertrieben
denken kann: so thue ich durch dies Vorurtheil nichts als Fehlschläge.
Er schickte mir den Anfang des franzosischen Gespräches zu, das er auf
das Examen gemacht hatte und versprach mir die Fortsetzung davon; weil
er nicht Raum und Zeit gehabt hatte es in einem Briefe zu Ende zu schreiben.
Ich beurtheilte es, weil er mich
darum gebeten
hatte und zeigte ihm die
grammaticalische Fehler
– und verwies ihm, daß er es Ihnen nicht vorher
zur Durchsicht gewiesen hätte. Er hat mir hierauf nicht ein Wort geantwortet
noch das übrige geschickt ohngeachtet ich ihn darum gebeten, und ihn in 2
folgenden Briefen mit aller möglichen Wendung und Munterkeit ein wenig Luft
und Freymüthigkeit zu machen gesucht hatte. Er hat an meinen Briefen sehen
können, wie bey den entferntesten Materien mir meine eigene Angelegenheiten
im Sinne liegen um ihn zur Nachahmung aufzumuntern, und ihm zu zeigen,
wenn uns unser Beruf am Herzen liegt, daß uns jede Kleinigkeit dazu rufft
und wir den geringsten Umstand zu kleinen Werkzeugen brauchen können.
Da Sie Amts wegen und aus Gewißens Pflicht, ja selbst aus Hausvaters
Recht und Freundschaft, so frey und rund mit ihm reden können, als Sie es
für nöthig fanden, da Sie ein Augenzeuge seiner Nachläßigkeiten und
Nebenwege sind, und im stande ihn alle Augenblicke auf der That zu ertappen; da
Sie übrigens die gute Meynung der Mäßigkeit und Lindigkeit für sich haben:
so werden Sie es mir um so viel weniger verdenken, wenn ich Sie ersuche sich
gegen ihn ernsthaft zu erklären, und ein wenig Gewalt dazu zu brauchen, um
ihn zur Selbsterkenntnis und Selbstprüfung zu bewegen.
Ich werde fortfahren aufrichtig gegen ihn zu seyn und Sie für alle die
Winke herzlich danken, die Sie mir von seiner Aufführung geben, solche auch
zu seinem Besten ohne jemandes Nachtheil anzuwenden suchen. Sein phlegmaund kalt Blut ist nichts als eine falsche Brustwehr seines Stoltzes und seiner
Beqvemlichkeit – und so gut Blendwerk als meine aufwallende Hitze.
Wenn unser
Riechen
nicht in der Furcht des Herrn ist: so wird der
gegründeteste Verdacht gegen unsern Bruder zum ungerechtesten Blutgerichte.
An statt ihn zu strafen verdammen wir uns selbst, und richten das Gesetz und
den großen Geber deßelben, denen wir doch selbst unterworfen sind. Nichts
als der Name Gottes und Jesu kann uns Recht, Herz und Glück geben, Vater
und Mutter und Bruder zu haßen, und sie im Glauben Abrahams Gotte
zu opfern.
Wenn wir mit Leuten Wahrheiten reden müßen, deren Vernunft von
Irrthum, Unwißenheit und Lüsten gefangen gehalten wird: so muß man sich
nicht schämen seine eigene Vernunft zu verleugnen und Wahrheiten zu
kollern, oder wie Solon im Unsinn Gedichte zu singen. Was kann ich mit
meiner Vernunft gegen einen Stoltzen, Wollüstigen und Habsüchtigen
ausrichten, da seine meiner allemal überlegen ist, weil der Arm der Leidenschaft
sie führt, und sie listiger, vorsichtiger, stärker und wütender als meine macht,
die als natürlich menschlich, schwach und nackt ist.
Doch, wenn wir des
Leidens Christi
viel haben – und gehört es nicht mit
zu seinen Leiden, daß Seine
Brüder
an diesen Mann der Schmerzen nicht
glaubten, und die Seinigen ihn nicht aufnahmen: so werden wir auch reichlich
getröstet durch Christum. – –
Königsberg den 20. h:Ich habe Ihre liebe Mama Einlage an Mlle Steink eingehändigt. Ihr Herr
Bruder aus Curland hat mir geschrieben. Er steht jetzt in dem Hause sehr gut,
wie ich auch durch Baßa gehört, worüber ich mich herzlich freue. Ich habe
mich herzlich gewundert, daß man dort ein ander Wort in meinen Briefen
das nicht weit vom Adel gestanden, für Canaille gelesen, und darüber so böse
geworden; und muß Ihren HErrn Bruder für seine Treuherzigkeit ein wenig
auslachen, daß er sich diesen Einfall so heftig angenommen. Ich bin dergl.
Misverständniße schon gewohnter als er – Es war ein kützlicher Witz inmeinen Briefen, den weder Eltern noch Kinder verstehen, der aber freylich
am meisten auf ihren Hofmeister gemüntzt war, wie er es auch selbst bemerkte;
und wodurch
seine Eitelkeit des witzigen Studierens
und die unterlaßene
Anwendung davon zur Hauptsache
, nämlich der Erziehung ein wenig
gestraft werden sollte. Ich nahm mir zugleich die Freyheit meinen Muthwillen
als
eine Gelegenheit
Ihnen an die Hand zu geben, sich an meinen eigenen
Bruder
zu rächen auf gleiche
Art.
Mein lieber Alter hat mir selbst ihr Packet herausgebracht, daß ich also
Ihre Rede noch in Trutenau lesen konnte. Die Exemplare sind vertheilt biß
auf Trescho, dem ich bey erster Gelegenheit seins überschicken will. Für
meins danke herzl. Einige freye Erinnerungen wag ich immer, die ich aber
nicht für gründlich halte, weil ich sie nicht aufmerksam genung habe lesen
können. Die Schulweisheit ist
mehr
per arsin als thesin erklärt – zu viel
Spott mit
kleinen
Thoren – voller
Schulgelehrsamkeit:
die Applicationhat mehr Schulweisheit. Ich verstand anfänglich nicht, was Sie damit
wollten:
Sie wären willens gewesen von etwas andern zu reden
und
wünschte, daß Sie bey der Materie geblieben wären. Herr Berens erklärte
mir, daß sie einigen guten Freunden ihr Thema schon gesagt, daß es in Rigaruchtbar geworden, und daher diese Entschuldigung für einige ihrer Zuhörer
nöthig gehabt, welche andere nicht verstanden, wie ich und auswärtige oder
fremde Leser. Herr Berens versichert mir, daß Sie den
Endzweck eines
Redners
erreicht, zu gefallen und zu rühren. Und wenn Sie auch keinem
einzigen gefallen, auch keinen einzigen gerührt hätten: so gebe Gott, daß alle
Ihre Gehülfen und Kinder
schulweise
werden mögen – gleich den Lampen
der klugen Jungfrauen – die auch das Oel in ihren Gefäßen mitnahmen. Bist
Du nicht, gesitteter Diogen! (denn nach der Zergliederungs Sprache hast Du
so gut kleine Hundszähne als Du mir meine Hauer vorwirfst) – Bist Du
nicht selbst der Schulweise, den Du suchst – oder ist es der papierne Mensch,
den der Philosoph mit zerbrochenem Bein, wie Du, deinen Schulweisen
definirte und zeichnete – – Freylich müßen wir, wie Gott, klagen, daß unser
Wille nicht auf Erden wie im Himmel geschieht, und was wir in der
Ausdehnung
unserer Ideen wünschen und wollen, durch die
Nichtigkeit
unserer
eigenen Kräfte, durch die
Niedrigkeit
unserer Hülfsmittel und Werkzeuge
vereitelt wird. Genung. Ich danke Ihnen für Ihre kleine Rhapsodie von
gelehrten Neuigkeiten. Für mich ist Saft und Mark genung darinn. Keine
Entschuldigung mehr von der Art für mich. Jedes Wort ist ein Urtheil für mich,
und jede Kleinigkeit, womit mich ein Freund unterhält unendlich kostbar.
Nicht das Gepränge, sondern die aisance der Empfindungen ist meine Sache;
und mit gleichen Gesinnungen wird Ihnen die Gedult mein Geschmier zu
lesen – wie ich mich schmäuchele – zu einem Zeitvertreib. Freundschaft –
unter jedem Contrast – Harmonie – die im Gebrauch der Dissonantzenbesteht und wie die Italiener halbe Töne liebt – das sind die Qvellen, die mich
so briefreich an Sie allein machen, unterdeßen ich andern, wie eine lybische
Wüste, auf den Scheitel und unter den Fußsohlen brenne – ohne Schönheiten
der Aussicht, und ohne Früchte weder der Sonne noch des Monds.
Wenn Sie die lyrischen, elegischen und epischen Gedichte nicht haben, die
zu Halle ausgekommen; so haben Sie das neuste in dieser Meße noch nicht
kennen gelernt. Ich schicke Sie Ihnen über auf Gerathe wohl. Besitzen Sie
solche; so könnten Sie selbige an HE. Carl Berens oder seine Mlle Schwester
anbringen; wo die nicht,
soll
sie mein Bruder Ihnen abkaufen. Die Gedichte
gehören zu Meisterstücken; in der Theorie ist der Verfaßer auf guter Spur
und überläuft beynahe seinen Liebling Batteux. Die Eitelkeit gleich Systeme
zu machen, und der verfluchte Mechanismus unserer neueren Philosophie,
die Ungedult seine Eyer auszubrüten und den Termin des Sitzens
auszuhalten, der zur Reife und Zeitigung der Natur gehört. Vorn sind Anmerkungen,
hinten sind Briefe. Die letzten wiederlegen und ergänzen zugleich die ersten.
In seinen Briefen ist eben der Fehler und πρωτον ψευδος das in den
Anmerkungen herrscht. Sie werden hier meine Beobachtung in einem Beyspiel
sehen, wie eine Reyhe neuer Begriffe eine neue Sprache hervorbringt. Ich
habe das Buch in einem Othem gelesen, daß ich mehr davon keichen als reden
muß. Sie werden selbst die Schwärmereyen und die üppigen Äste dieses zu
fruchtbaren genies ihrer Aufmerksamkeit würdigen.
Ich habe den ersten Theil des Nordischen Aufsehers durchblättert.
Klopstocks Stücke unterscheiden sich darunter und erheben allein das Werk. Eine
Ode über die Allgegenwart Gottes, die sich ohne einem heil. Schaudern nicht
lesen läßt. Es ist wahr, daß er ein eben so fürtreflicher prosaischer
Schriftsteller ist – Luther, Opitz und Haller ist sein deutsches Triumvirat. Gedanken
über die beste Art von Gott zu denken 1.) nach metaphysischen Begriffen
2.) in Betrachtungen 3.) in Begeisterung; als ein Sophist, Philosoph und
Christ
oder
Poet
. Wundern Sie sich nicht, daß dies Synonima sind. Das
zweyte Stück von ihm sind Anmerkungen s über den poetischen
Ausdruck, Sprache oder Period. Lauson erschrack, daß so ein Geist wie Klopstock
auf den Ort Achtung giebt, wo eine so nichts bedeutende Interjection als das
Ach! ist, stehen soll. Dafür hat er heut erfahren müßen, daß er noch lange
nicht so viel als Gottsched von der Poesie versteht, den er so verächtlich
beurtheilt. Endlich hat er einige Betrachtungen über das Publicum gemacht,
näml. das Gelehrte, welches er in
Richter
und
Kenner
eintheilt, und worinn
er seine eigene Geschichte mit dem bescheidenen Stoltz eines Richters und
Kenners seiner eigenen Werke emblematisch erzählt.
Dies Publicum was für ein Protheus ist es? Wer kann alle die
Verwandlungen erzählen, und alle die Gestalten, unter denen es angebetet, und durch
die abergläubische Leser betrogen werden. Ein blessirter Officier, der für die
lange Weile – ich weis nicht was? lieset. Dies ungenannte sind die Briefe
die neueste Litteratur betreffend, die ich mit eben so viel Vergnügen gelesen,
als man einem Patienten kaum zutrauen kann, der seinen Arm in der Schärfeträgt. Sollte aber wohl das Publicum von
Richtern
und
Kennern
dergl.
Einfälle billigen, die gar zu deutl. verrathen, daß nicht der Mann, an den
diese Briefe gerichtet sind sondern der Schriftsteller ein solcher temporair
Invalide ist, der seine eigene lange Weile vertreibt – und seine gesunde
Urtheilskraft zur Lust oder aus eigennützigen Absichten, wie die Bettler, zum Krüppel
macht. Kein Bergmann wird durch diese Briefe gebeßert werden; der ist zu
tumm sie zu lesen; kein Wieland an seinem guten Namen viel verlieren,
vielleicht dadurch für sich und seine Leser oder Anhänger gewinnen – kein
Philosoph einem Witzling mehr zutrauen als einer privilegierten Academie.Der wie Pythagoras den olympischen Spielen zusieht, hat so wenig Lust als
Geschick mitzulaufen; er sieht aber auch ohne Neid den Sieger und ohne
Mitleiden seine Nebenbuhler und sich selbst an.
Haben Sie
Rachis im Kloster
ein Schauspiel, in der Realschule
aufgeführt? Die Fabel und die Ausführung ist für gelehrtere Zuhörer, als dort
sind. Es gehört wenigstens in Ihre Schulbibliotheck. Es scheint mir mit zu
viel Fleiß und Sorgfalt geschrieben zu seyn, als daß es gefallen sollte.
Forstmann soll diesen May gestorben seyn – Seine erfreul. Nachrichten für
die Sünder sind nicht mehr, werden aber wieder verschrieben; alsdenn sollen
Sie selbige haben. Ich kenne keinen größeren Redner unter den Neueren.
Kein Wunder, was sind die Angelegenheiten eines Demosthenes und Cicerogegen das Amt eines Evangelisten, eines Engels, der nichts weniger und
nichts mehr seinen Zuhörern zu sagen hat und weiß, als: Laßet euch versöhnen
mit Gott und sie mit der Liebe, mit der Gewalt, mit der Niedrigkeit dazu
ermahnet, als wenn er Christus selbst wäre. Und zu diesen königlich
priesterlichen Geiste wird d wie Petrus sagt, jeder Christ geweyht und gesalbt,
ein Prediger der Gerechtigkeit, ein Zeuge und Märtyrer der Wahrheit mitten
unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht der Sünder, hier wie der
König der Juden verworfen und mit Dornen gekrönt, dort Sohn und Erbe,
als Richter über die 12 Stämme, eine Krone der Herrlichkeit auf dem Haupte.
Dies sind Empfindungen, die mit zu denen gehören, an die sich, wie Klopstock
sagt, kein prosaischer Schriftsteller wagen kann noch darf. Wer kann Dinge
nachahmen, die durch keinen von den fünf Sinnen geschöpft werden können.
Dies sind Empfindungen, die in kein ander Feld gehören, als in die Poesie,
und in keiner andern als der Göttersprache allein ausgedruckt werden können.
Sie kommen aus dem Munde Gottes und gehen in Gottes Ohr zurück. Wie
das Opferfeuer des Herren vom Himmel fällt und gen Himmel steigt –
Gedanken, die der Christ im Schlummer und in den Träumen
seiner Ruhe
–
mitten unter den Gefahren der Nacht und eines offenen Feldes – ungeachtet
des Steines, des harten Polsters wie Engel auf der Engel Leiter Jakobs
von Gott und zu Gott steigen sieht.
Den Begriffen des Klopstocks zu Folge besteht das physische Wachen in
demjenigen Zustande eines Menschen, da er sich seiner selbst bewust ist; dies
ist aber der wahre Seelenschlaf. Unser Geist ist nur alsdann wachend
anzusehen, wenn er sich
Gottes bewust, ihn denkt
und
empfindt
; und die
Allgegenwart Gottes in und um sich erkennt, wie die Seele eines wachenden ihre
Herrschaft über den Leib und der Leib die Eindrücke eines geistigen Willens
ausdruckt. Ein Mensch der in Gott lebt wird sich daher zu einem natürlichen
Menschen verhalten, wie ein wachender – zu einem schnarchenden im tiefen
Schlaf – zu einem Träumenden – zu einem Mondsüchtigen. Ein tiefer
Schlaf ist dem Tode am nächsten ohne alles Nachdenken, ohne alle
Thätigkeit. Ein Träumender kann lebhaftere Vorstellungen als ein wachender
haben, mehr sehen, hören, denken als er; sich derselben bewust seyn, mit mehr
Ordnung träumen, als ein wachender denkt; ein Schöpfer neuer
Gegenstände, großer Begebenheiten. Alles ist
wahr
für ihn und doch ist alles
Betrug: Alles was um ihn vorgeht, derjenige der mit ihm redt, die Gefahr, die
ihn umringt, das Glück das auf sein Aufwachen wartet, ist ihm aber nicht
gegenwärtig und
Nichts
für ihn. Er sieht, er hört, er versteht nichts, in der
Theorie seiner Träume vielleicht unendlich mehr als der wachende an seinem
Bett. Der Mondsüchtige ist vollends das Bild eines praktischen, geschäftigen
Manns, der mit aller Vorsichtigkeit, Ueberlegung und Zusammenhang redet,
handelt, gefährlichen Unternehmungen mit mehr Sicherheit ausführt als er
mit offenen Augen thun
könnte
und thun
würde
.
Es giebt Träumende, die sich ausfragen laßen, und mit Verstand
antworten. Wenn ein wachender in diesem Fall es mit dem ersten versuchen möchte,
und ihn über seinen eigenen Zustand zu Rath früge: so wäre die
Verwechselung der Ideen sehr leicht, und das von sich selbst sagte, was den wachenden
angienge, und umgekehrt. Gesetzt, der wachende ließ in der Hitze das Wort
entfahren: Du träumst, lieber Freund. So könnte vielleicht ein großer
Wortwechsel zwischen diesen beyden entstehen – Ist jetzt die Frage, ob es wohl in
aller Welt möglich wäre, daß ein Wachender der Träumenden,
so lange
er
nämlich schliefe, davon überführen könnte, daß er schliefe? Nein – Wenn
Gott selbst mit ihm redte, so ist er genöthigt das Machtwort zum voraus zu
senden und es in Erfüllung gehen zu laßen: Wache Wache auf, der Du
schläfst –
Der erste Schlaf des ersten Menschen war eine Erfindung und Geschöpf
Gottes. – Es ist daher eine Unanständigkeit schlafende zu stören – und der
achtsame Freund
und Liebhaber unserer Seelen beschwert die Töchter
Jerusalems, die bey den Rechen oder bey den Hinden auf dem Felde sind, eine
Seele, die seine Freundinn ist, nicht aufzuwecken nicht einmal anzurühren,
biß es ihr selbst gefällt. Der Träumer war der Sohn, an dem Jakobs und
Gottes Seele wohlgefallen hatte – und jeder Gefangene in Zion, den der
Herr erlöset, sieht wie ein Träumender aus – der Mund voll Lachens – die
Zunge voll rühmens: daß ihn die Welt nach einem lateinischen Sprüchwort
unter die Narren zählt oder wie einen Großprahler verachtet. Aber die
Mondsüchtigen, in die die wandelbare Gestalt und der Geschmack des Publici und
des Jahrhunderts und des öffentlichen Ruhms und Beyfalls würkt – Von
denen heist es: Ich der Herr bin Dein Artzt. Drey Krankheiten, mit denen er
sich am meisten abgab: die Beseßenen, die Mondsüchtigen, die Gichtbrüchigen
zählt Matthäus, und er machte sie alle gesund. Diese Gabe gesund zu machen
hinterließ er seinen Jüngern; sie hat nicht aufgehört, weil er versprochen hat
unter uns zu seyn und
mit
uns alle Tage biß an das Ende der Aeonen.
Melden Sie mir doch wie viel Ihnen la Science de gens de robe von
Massuet kostet? Ferner, wie es mit dem theologischen Examen meines Bruders
aussieht, NB aufrichtig, ist er abgewiesen worden, oder ist es ausgesetzt?
Ich wundere mich über Ihre Gleichgiltigkeit in Ansehung unsers
gemeinschaftlichen Freundes. Er besuchte mich den Tag nach meiner Rückkunft vom
Lande. Ich habe kein Mistrauen in Ihre Redlichkeit und Freundschaft, daß ich
nicht mein Herz in Ansehung Seiner ein wenig entledigen sollte. Mein Urtheil
über seine Verfaßung kann nicht richtig seyn, weil ich keine völlige Einsicht
von seinen hiesigen Absichten habe. Er beschuldigt mich, daß ich mir nicht zu
nahe will kommen laßen; und daß ist vielleicht seine eigene Furcht für sich
selbst, die ihn und jede ernsthaffte Untersuchung über unsere Angelegenheiten
entfernt. Ich zittere für seine Gesundheit – bey der jetzigen Jahreszeit arbeitet
er wie ein Taglöhner den ganzen Morgen in Papieren – den ganzen
Nachmittag in gesellschafftl. Zerstreuungen. Er hat in beyden eine Heftigkeit, der
ich nicht fähig bin, weil ich einen schwächlichern Leib und feigere Triebe habe.
Eine Legion von Zweifeln im Kopf, für deren Auflösung er sich fürchtet –
Die Weisheit hat sich ihm fürchterlich gemacht, weil sie sich unter ihrem
Schilde für ihn verdeckt; und dieser Schild, wie Sie wißen, trägt einen
Medusenkopf – Die Weisheit hat sich bey ihm verächtlich und lächerlich gemacht,
weil sie einen schlechten Geschmack und zu wenig Urtheil in der Wahl ihrer
Lieblinge unter den Vögeln zu erkennen s giesbt. Da er, wie ein artiger
Mann, den Göttinnen ihren Geschmack laßen sollte, wie die Götter den
Sterblichen hierinn ihren freyen Willen laßen.
Ein
heimlicher
Groll gegen mich, den der stärkere Genius unserer
Freundschaft in Feßeln hält – ein
bitterer
Gram um seinen hiesigen Bruder, den er
für verloren hält, und im Wiederspruch mit dieser Einbildung, retten will und
zu retten glaubt – – Bey so viel Schmerzen ist es kein Wunder, daß man seine
Tage im Wältzen und im Laufen der Hände zubringen muß, wie ein Kranker
seine Nächte – die halbe Nacht auf harten Matrazzen, und die andere Hälfte
auf stachlichten Rosen.
Gib Deinen Bruder auf: so bist du ruhig. Willst du ihn nicht aufgeben: so
glaube
, daß er zu helfen ist und brauche die
rechten
Mittel: so wird Dir nach
Deinem Glauben geschehen und die Mittel werden geseegnet werden.
Bin ich Dein Freund: so denk, so handle wie ich, so folg mir nach – so
glaub, daß Gott mit mir ist, und wenn ich gleich wandele im finstern Thal,
wo Du und ich gleich viel sehen – Wer Gott im Gesicht sieht, wird der nicht
alles drüber vergeßen – Ist keine Schönheit, keine Güte in seinem Antlitze?
Willst du mein Feind seyn: so sey es von Herzen, und setz mich in den
Schuldthurm, in das
Arbeithaus
, wohin ich nach Deinem Urtheile gehöre.
Mach den Anfang zu reden und zu handeln. Ich will nicht der
erste
seyn,
ich will mich nach Dich richten – Wenn ich stoltz wäre, möchte ich nicht anders
handeln? Der Splitter des Stoltzes ist also nichts als das Bild des Sparrens,
was aus Deinem eigenen Auge in meins zurückscheint.
Wenn der Blinde im Evangelio zu seinem Artzt gesagt hätte: Meynst du daß
der Dreck, den Du von der Erde nimmst, und Dich nicht schämst mit Deinem
Speichel zusammen zu rühren – Bleib mir damit vom Leibe? hast Du nicht
mehr s Sitten gelernt – Meynen Sie, daß er sehend geworden wäre.
Ich besuchte ihn einen Abend, wo er in große Unruhe, die er mir immer ins
Gesicht leugnete, ohngeachtet er gegen den Lügengeist seines Bruders eyferte.
Ich suchte ihn damit zu beruhigen, daß Gott sich um unsere Wege bekümmere
und unserer am meisten auf krummen wartete und hütete. Er fuhr darüber so
auf, daß ich ihm unbegreifliche und unverständliche Einfälle vorsagte, daß
ich mich freute mit gesunden Gliedern die Treppe herunterzukommen –
Bey einem solchen Haß und erbitterten Gemüthe, über die unschuldigste
Worte, die mir in der Angst entfuhren, kann mir, Liebster Freund, freylich
bey seinem Umgange nicht gut zu Muthe seyn. Ich muß aus Furcht die
Thüren meines Herzens versiegelnchlüßen, und meinen Mund hüten und
versiegeln laßen, als wenn er
das Grab
eines
Betrügers
und
Verführers
wäre. Ich muß mich, wie die ersten Jünger biß in das dritte Stockwerk meines
Witzes verkriechen, wo mir Gott die Gnade giebt Paulum zu hören, bey
deßen langen Briefen mancher junge muntererKopf Christ, doch ohne
Seinen Schaden, sich des Schlafes nicht erwähren kann. Act. XX.Ich weiß nicht mehr, Liebster Freund, welcher an den Erklärungen ihrer
Rhetorick alle Farben auslöschen, und sie dafür in reines Licht verwandelt zu
sehen wünschte – weil ihnenm in den meisten ein figürlich Wort und
uneigentliches Zeichen eines Begrifs zu seyn schiene. Wenn Sie diesen Fehler
an meinen Perioden, an einigen ausgesuchten, heben und ihnen das tropische,
das dichterische, und schwärmerische abschälen – sie in neue reine, flüßige
deutliche – aber nicht sinnliche, sondern bloß den Verstand überzeugende –
auch nicht pathetische und herzliche – sondern sanft küzelnde und die Oberhaut
des Herzens gleichförmig berührende Curialien übersetzen könnten: so wäre
dies ein recht freundschaftlich Sendschreiben an Ihren alten Zuhörer.
– – currente rota, cur vrceus exit?werden Sie mir, liebster Freund, zulächeln. Wenn s Sie auch noch so
erträgliche Wahrheiten sagen, werden Sie mir vorwerfen, so kann Ihnen Ihr
Werk nicht anders als mislingen, daß Sie über kleine Neben-Dinge gern
Anlaß nehmen zu spotten – Nun so will ich mit dem Töpfer über meine
Ungeschicklichkeit oder Unglück trösten. So geht es allen, die in Leim arbeiten.
Jedes Ding bey seinem alten Namen zu laßen, ist das sicherste. Wenn
Calligraphus nicht Collaborator geworden wäre: so wäre die Stelle
besetzt. Jetzt erwarten Sie vielleicht von mir Briefe eines Schönschreibers:
und ich schreibe so weitläuftig, flüchtig, selbst mit humor, als wenn es
AmtsSachen beträfe.
Das Publicum, der bleßirte Officier und ein guter Freund wollen vielleicht
auf gleiche Art amusirt seyn. – Unter den Bedingungen werde ich in Ewigkeit
kein Autor. Ich will lieber wie ein einsamer Vogel auf dem Dache leben und
mit David verstummen und still seyn, selbst meinen Freunden schweigen und
mein Leid in mich freßen. Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe, und
wenn ich dran denke, werd ich entzündet, ich rede mit meiner Zungen. Laß
sie daher gehen wie ihre Schemata, und sich viel vergeblicher Unruhe machen –
Bewahre mich, mein Gott, in dem Wort m Deiner Lippen – für
Menschenwerk – auf dem Wege des Mörders. Höre mein Gebet Herr! und vernimm
mein Schreyen und schweige nicht zu meinen Thränen; ich bin beydes so
wohl Dein Pilgrimm als Dein Bürger – wie meine Väter. Ich darf mich
meiner Ahnen und Familienchronick auch nicht schämen. Mein Alter läßt Sie
herzlich grüßen nebst Ihrer lieben HausEhre. Ich umarme Sie Beyderseits
und ersterbe mit der aufrichtigsten Hochachtung und Ergebenheit Ihr treuer
Freund.
Hamann.den 27. Julii. 1759.HöchstzuEhrender Herr Magister,
Ich lege es Ihnen nicht zur Last, daß Sie mein
Nebenbuler
sind, und Ihren
neuen Freund ganze Wochen genüßen, unterdeßen er sich nur bey mir auf
wenige zerstreute Stunden wie ein LuftErscheinung oder vielmehr wie ein
schlauer Kundschafter sich sehen läßt. Ihrem Freunde aber werde ich diese
Beleidigung nachtragen, daß er sich unterstanden Sie in meine Einsiedlerey
Selbst einzuführen; und daß er mich nicht nur der Versuchung, Ihnen meine
Empfindlichkeit, Rache und Eyfersucht merken zu laßen, sondern Sie so gar
dieser Gefahr ausgesetzt, einem Menschen so nahe zu kommen, dem die
Krankheit seiner Leidenschaften eine Stärke zu denken und zu empfinden giebt, die
ein Gesunder nicht besitzt. – Dies wollte ich
Ihrem Buler ins Ohr sagen
,
als ich Ihnen für die Ehre Ihres ersten Besuchs dankte.
Sind Sie Socrates und will Ihr Freund Alcibiades seyn: so haben Sie zu
Ihrem Unterricht die Stimme eines Genii nöthig. Und diese Rolle gebührt
mir, ohne daß ich mir den Verdacht des Stoltzes dadurch zuziehe – Ein
Schauspieler legt seine Königliche Maske, seinen Gang und seine Sprache auf
Steltzen ab; so bald er den Schauplatz verläst – Erlauben Sie mir also, daß
ich so lange
Genius heißen
und als ein Genius aus einer Wolke mit Ihnen
reden kann, als ich
Zeit
zu diesem Brief nöthig haben werde. Soll ich als ein
Genius aber reden, so bitte ich mir wenigstens die Gedult und die
Aufmerksamkeit aus, womit ein Erlauchtes, Schönes, Witziges und Gelehrtes
Publicum jüngst die Abschiedsrede eines Irrdischen über die Scherben einer alten
Urne, auf der man mit Mühe die Buchstaben BIBLIOTEK entziffern konnte,
überhorchte. Es war ein Project schöne Leiber denken zu lehren. Das kann nur
ein Socrates, und kein Herzog, keine Landstände werden durch die Kraft Ihres
obrigkeitl. Berufs und Vollmacht ihrer Wahl einen Watson zum genie
creiren.
Ich schreibe episch, weil Sie die lyrische Sprache noch nicht lesen können.
Ein epischer Autor ist ein Geschichtschreiber der seltenen Geschöpfe und ihres
noch seltenern Lebenslaufes; der lyrische ist der Geschichtschreiber des
Menschl. Herzens. Die Selbsterkenntnis ist die schwerste und höchste, die
leichteste und eckelhafteste NaturGeschichte, Philosophie und Poesie. Es ist
angenehm und nützlich eine Seite des Pope zu übersetzen – zu einer in die
Fibern des Gehirnes und des Herzens – Eitelkeit und Fluch hingegen einen
Theil der Encyclopedie durchzublättern. Ich bin noch gestern Abend mit der
Arbeit fertig geworden, die Sie mir in Vorschlag gebracht. Der Artikel über
das Schöne ist ein Geschwätz und Auszug von Hutchinson. Der von der
Kunst
ist seichter also süßer als das Gespräch des Engl. über nichts als ein
Wort
. Bliebe also noch einziger übrig, der würklich eine Uebersetzung
verdiente. Er handelt von dem Schaarwerk und Gehorcharbeitern. Jeder
verständige Leser meines Heldenbriefes wird die Mühe derjenigen aus der
Erfahrung kennen, über solche Leute gesetzt zu seyn, aber auch das Mitleiden mit
allen Gehorcharbeitern haben, was der Verfaßer meines Artikels mit ihnen
hat, und die Misbräuche zu verbeßern suchen, wodurch es ihnen unmöglich
gemacht wird gute Gehorcharbeiter zu seyn. Weil ich aber selbst keiner zu
werden Lust habe, und sein Amt von der Art auf der Welt verwalte, wo ich
von der Laune dererjenigen, die unter mir sind, abhangen darf: so wird dieser
Artikel Uebersetzer genung antreffen, die einen Beruf dazu haben. Ein Mann
von der Welt, der die Kunst Visiten zu machen versteht, wird immer einen
guten Intendant über entreprisen abgeben.
Auf unsern lieben Vetter wiederzukommen. Aus Neigung können Sie
diesen alten Mann nicht lieben; aus Eitelkeit oder Eigennutz. Sie hätten ihn
kennen sollen zu meiner Zeit, da ich ihn liebte. Damals dachte er wie Sie,
höchstzuEhrender Herr Magister, über das Recht der Natur, er kannte nichts
als großmüthige Neigungen in Sich Selbst und Mir.
Sie treffen es, diese schielende Verachtung ist noch ein Rest von Liebe gegen
Ihn. Laßen Sie sich warnen und mich der Sappho nachgirren
At Vos
erronem
tellure remittitenostrum
Nisiades matres,
Nisiaedesque
nurus.
Neu vos decipiant blandae mendacia linguae
Quae dicit Vobis, dixerat ante mihi.Ich glaube, Ihr Umgang ist noch unschuldig, und Sie vertreiben sich bloß die
langen Sommer und August Abende. Können Sie mir nicht die Verwirrung
und die Schaam eines Mädchen ansehen, das ihre Ehre ihrem Freunde
aufgeopfert, und der mit meinen
Schwachheiten
und
Blößen
, aus denen ich
ihm unter vier Augen kein Geheimnis gemacht, seine Gesellschaften von gutem
Ton unterhält.
Frankreich, das Hofleben und sein jetziger Umgang mit lauter Calvinistensind an allem Unglücke schuld. Er liebt das Menschliche Geschlecht wie der
Franzmann das Frauenzimmer, zu seinem bloßen Selbstgenuß und auf
Rechnung Ihrer Tugend und Ehre. In der Freundschaft, wie in der Liebe,
verwirft er alle Geheimniße. Das heißt den Gott der Freundschaft gar
leugnen, und wenn der Ovid, sein Leibdichter, ad amicam corruptam schreibt, ist
er noch zärtlich genung, ihr die Vertraulichkeit eines
Dritten
vorzurücken über
Ihre LiebesHändel.Haec tibi sunt mecum, mihi sunt communia tecum
In bona cur
quisquam tertius
ista venit.
Daß er anders denkt als er redet, anders schreibt als er redt, werde ich bey
Gelegenheit eines Spatzierganges Ihnen einmal näher entdecken können.
Gestern sollte alles öffentlich seyn, und in seinem letzten Billet doux schrieb er
mir: „Ich bitte mir aus, daß Sie von alle dem, was ich Ihnen als ein
redlicher Freund schreibe, nicht den geringsten Misbrauch zu unserm Gelächter
machen – Unsere HausSachen gehen Sie gar nichts mehr an – wir leben
hier ruhig, vergnügt, menschlich und christlich.“ Ich habe mich an diese
Bedingung so ängstlich gehalten, daß ich mir über unschuldige Worte die mir
entfahren und die keiner verstehen konnte, ein Gewißen gemacht. Jetzt soll
alles öffentlich seyn. Ich halte mich aber an Seine Handschrift.
Es wird zu keiner Erklärung unter uns kommen. Es schickt sich nicht für
mich, daß ich mich rechtfertige. Weil ich mich nicht rechtfertigen kann, ohne
meine Richter zu verdammen, und dies sind die liebsten Freunde, die ich auf
der Welt habe.
Wenn ich mich rechtfertigen sollte; so müste ich beweisen,
1. daß mein Freund eine falsche Erkenntnis Seiner Selbst hat,
2. eben so falsch von einenm jedenm seiner
Nächsten
beurtheilt,
3. eine falsche von mir gehabt und noch hat
4. die Sache unter uns, im Gantzen und ihrem Zusammenhange, ganz
unrichtig und einseitig beurtheilt.
5. von demjenigen weder Begrif noch Empfindung hat, was ich und Er
bisher gethan und noch thun.
Daß ich ihn in dem übersehen kann, was ich weiß und nicht weiß, daß er
gethan und noch thut, weil ich alle die Grundsätze und Triebfedern kenne, nach
denen er handelt, da er nach seinem eigenen Geständnis, aus meinen Worten
und Handlungen nicht klug werden kann. Dies muß Ihnen als eine Prahlerey
vorkommen, und geht gleichwol nach dem Lauf der Dinge ganz natürlich zu.
Ich bin noch zu bescheiden, und kann ganz sicher gegen einen staarichten mit
meinen triefenden rothen Augen prahlen.
Gegen die Arbeit und Mühe, die ich mir gemacht, würde es also eine
Kleinigkeit seyn, mich loßgesprochen zu sehen. Aber unschuldig zum Giftbecher
verdammt zu werden! so denken alle Xantippen,
alle
Sophisten – Socratesumgekehrt; weil ihm mehr um sein Gewißen der Unschuld, als den Preiß
derselben, die Erhaltung seines Lebens, zu thun war.
An einer solchen Apologie mag ich aberlso nicht denken. Der Gott, den
ich diene, und den Spötter für Wolken, für Nebel, für vapeurs und
Hypochondrie ansehen wird nicht mit Bocks- und Kälberblut versöhnt; sonst wollte
ich bald mit dem Beweis fertig werden, daß die Vernunft und der Witz Ihres
Freundes wie meine, ein geil Kalb und sein gutes Herz mit seinen edlen
Absichten ein Widder mit Hörnern ist.
Was Ihr Freund nicht glaubt, geht mich so wenig an, als ihn, was ich
glaube. Hierüber sind wir also geschiedene Leute, und die Rede bleibt bloß von
Geschäften. Eine ganze Welt von schönen und tiefsinnigen Geistern, wenn sie
lauter Morgensterne und Lucifers wären, kann hierüber weder Richter noch
Kenner seyn, und ist nicht das Publicum eines lyrischen Dichters, der über
den Beyfall seiner Epopee lächelt, und zu ihrem Tadel still schweigt.
Peter der Große war vom Olymp eingeweyht, die schöne Natur anderer
Nationen in einigen Kleinigkeiten an seinem Volk nachzuahmen. Wird man aber
durch ein geschoren Kinn jünger? Ein bloß sinnlich Urtheil ist keine Wahrheit.
Der Unterthan eines despotischen Staats, sagt Montesquieu, muß nicht
wißen was gut und böse ist. Fürchten soll er sich, als wenn sein Fürst ein Gott
wäre, der Leib und Seele stürzen könnte in die Hölle. Hat er Einsichten, so ist
er ein tummer unglückl. Unterthan für seinen Staat; hat er Tugend, so
ist er ein Thor sich selbige merken zu laßen.
Ein Patricius einer griechischen
Republick
durfte in keinen Verbindungen
mit dem Persischen Hofe stehen, wenn er nicht als ein Verräther seines
Vaterlandes verwiesen werden sollte.
Schicken sich denn die Gesetze der Ueberwundenen für die Eroberer? Der
Unterthan ist durch selbige unterdrückt worden? Gönnst Du ein gleiches
Schicksal Deinen Mitbürgern?
Abraham ist unser Vater – – Wir arbeiten nach Peters Entwurf? wie der
Magistrat eines kleinen Freystaats in Italien Commercium und Publicumlallen gelernt hat – Thut eures Vaters Werke, versteht das was ihr redet,
wendet eure Erkenntnis recht an und setzt euer Ach! am rechten Ort. Durch
Wahrheiten thut man mehr Schaden als durch Irrthümern, wenn wir einen
wiedersinnigen Gebrauch von den ersten machen, und die letzten durch
routine oder Glück zu modificiren wißen. Wie mancher Orthodox zum Teufel
fahren kann, trotz der Wahrheit, und mancher Ketzer in den Himmel kommt,
trotz dem Bann der herrschenden Kirche oder des Publici.
In wie weit der Mensch in die Ordnung der Welt würken kann, ist eine
Aufgabe für Sie; an die man sich aber nicht eher wagen muß, biß man
versteht, wie unsere Seele in das System der kleinen Welt würket. Ob nicht
harmonia praestabilita wenigstens ein
glücklicher Zeichen
dieses Wunders
ist, als influxus physicus den Begrif davon ausdrückt, mögen Sie entscheiden.
Unterdeßen ist es mir lieb, daß ich daraus abnehmen kann, daß die Calvinische
Kirche unsern Freund so wenig zu ihren Anhänger zu machen im stande ist,
als die lutherische.
Diese Einfälle sind nichts als Äpfel, die ich wie Galathe werfe um ihren
Liebhaber zu necken. Um Wahrheit ist mir so wenig als Ihrem Freunde zu
thun; ich glaube wie Socrates alles, was der andere glaubt – und geh nur
darauf aus, andere in ihrem Glauben zu stöhren. Dies muste der weise Mann
thun, weil er mit Sophisten umgeben war, und Priestern, deren
gesunde
Vernunft
und gute Werke in der Einbildung bestanden. Es giebt eingebildte
gesunde und ehrliche Leute, wie es malades imaginaires giebt.
Wenn Sie aus den Recensionen des Herrn B. und meinem Schreiben
mich beurtheilen wollen: so ist dies ein so unphilosophisch Urtheil als Luther
aus einer Brochure an den Herzog von Wolfenbüttel von Kopf zu Fuß
übersehen wollen.
Der eines andern Vernunft mehr glaubt als seiner eigenen; hört auf ein
Mensch zu seyn und hat den ersten Rang unter das seruum pecus der
Nachahmer. Auch das größte menschliche genie sollte uns zu schlecht dazu seyn.
Natur
, sagt Batteux, man muß kein Spinosist in schönen Künsten noch
StaatsSachen seyn.
Spinoza führte einen
unschuldigen Wandel
, im Nachdenken zu
furchtsam; wenn er weiter gegangen wäre, so hätte er alle Wahrheit beßer
eingekleidet. Er war unbehutsam in seinen Zeitverkürzungen, und hielt sich zu
viel bey Spinneweben auf; dieser Geschmack verräth sich in seiner
Denkungsart, die nur klein Ungeziefer verwickeln kann.
Was sind die Archive aller Könige – und aller Jahrhunderte – Wenn einige
Zeilen aus diesem großen Fragment, einige Sonnenstäubchen von diesem
Chaos im stande sind uns Erkenntnis und Macht zu geben. Wie glücklich ist
der, welcher das Archiv desjenigen, der die Herzen aller Könige wie
Wasserbäche leiten kann, täglich besuchen kann, den seine wunderbare Haushaltung,
die Gesetze seines Reichs pp nicht umsonst einzuschauen gelüstet. Ein
pragmatischer Schriftsteller sagt davon: Die Rechte des Herrn sind köstlicher denn
Gold, und viel – fein – Gold, süßer denn Honig und des Honigseims
tröpfelnde Faden. – Das Gesetz Deines Mundes sind mir viel lieber denn
viel 1000 Stück Gold und Silber. – Ich bin gelehrter, denn alle meine Lehrer,
denn Deine Zeugniße sind meine Rede – Ich bin klüger denn die Alten, denn
ich halte – Du machst mich mit Deinem Gebot weiser denn meine
Feinde
sind; denn es ist ewiglich mein Schatz.
Was meynen Sie von diesem System? Ich will meine Nächsten um mich
glücklich machen. Ein reicher Kaufmann ist glücklich. Daß Sie reich werden
können, dazu gehören Einsichten und moralische Tugenden.
In meinem mimischen Styl herrscht eine strengere Logic und eine
geleimtere Verbindung als in den Begriffen lebhafter Köpfe. Ihre Ideen sind wie die
spielende Farben eines gewäßerten Seidenzeuges, sagt Pope.
Diesen Augenblick bin ich ein Leviathan, der Monarch oder der erste
Staatsminister des Oceans, von deßen Othem Ebbe und Fluth abhängt. Den
nächsten Augenblick sehe ich mich als einen Wallfisch an, den Gott geschaffen hat,
wie der gröste Dichter sagt, in dem
Meere zu scherzen
.
Ich muß beynahe über die
Wahl eines Philosophen
zu dem Endzweck
eine Sinnesänderung in mir hervor zu bringen, lachen. Ich sehe die beste
Demonstration, wie ein vernünftig Mädchen einen Liebesbrief, und eine
Baumgartsche Erklärung wie eine witzige Fleurette an.
Man hat mir gräuliche Lügen aufgebürdet, HöchstzuEhrender Herr
Magister. Weil Sie viele Reisebeschreibungen gelesen haben, so weiß ich nicht, ob
Sie dadurch leichtgläubig oder ungläubich geworden sind. Die Urheber
derselben vergeben ist, weil sie es unwißend thun und wie ein comischer Held
Prose
reden
ohne
es zu wißen
.
Lügen
ist die Muttersprache unserer
Vernunft und Witzes.
Man muß nicht glauben, was man sieht – geschweige was man hört. –
Wenn zwey Menschen in einer verschiedenen Lage sich befinden, müßen Sie
niemals über ihre sinnliche Eindrücke streiten. Ein Wächter auf einer
Sternenwarte kann einem in dritten Stockwerk viel erzählen. Dieser muß nicht so
tum seyn und ihm seine gesunde Augen absprechen, komm herunter: so wirst Du
überzeugt seyn, daß Du nichts gesehen hast. Ein Mann in einer tiefen Grube,
worinn kein Waßer ist, kann am hellen Mittag Sterne sehen. Der andere auf
der Oberfläche leugnet die Sterne nicht – er kann aber nichts als den Herrn
des Tages sehen. Weil der Mond der Erde näher ist, als der Sonne: so
erzählen Sie Ihrem Monde Mährchen von der Ehre Gottes. Es ist Gottes
Ehre, eine
Sache verbergen:
aber der Könige Ehre ist eine Sache erforschen.
Wie man den Baum an den Früchten erkennt: so weiß ich daß ich ein
Prophet bin aus dem Schicksal, das ich mit allen Zeugen theile, gelästert verfolgt
und verachtet zu werden.
Ich will auf einmal, Mein Herr Magister! Ihnen die Hofnung benehmen
sich über gewiße Dinge mit mir einzulaßen, die ich beßer beurtheilen kann wie
Sie, weil ich mehr data darüber weiß, mich auf facta gründe, und
meine
Autoren nicht aus Journalen sondern aus mühsamer und täglicher Hin und
Herwälzung derselben kenne; nicht Auszüge sondern die Acten selbst gelesen
habe, worinn des Königs Interesse sowohl als des Landes debattirt wird.
Jedes Thier hat im denken und schreiben seinen Gang. Der eine geht in
Sätzen und Bogen wie eine Heuschrecke; der andere in einer
zusammenhängenden Verbindung wie eine Blindschleiche im Fahrgleise, der Sicherheit
wegen, die sein Bau nöthig haben soll. Der eine gerade, der andere krumm.
Nach Hogarts System ist die Schlangenlinie das Element aller malerischen
Schönheiten; wie ich es aus der Vignette des Titelblattes gelesen habe.
Der attische Philosoph, Hume, hat den Glauben nöthig, wenn er ein Ey
eßen und ein Glas Waßer trinken soll. Er sagt: Moses, das Gesetz der
Vernunft, auf das sich der Philosoph beruft, verdammt ihn. Die Vernunft ist
euch nicht dazu gegeben, dadurch weise zu werden, sondern eure Thorheit und
Unwißenheit zu erkennen; wie das Mosaische Gesetz den Juden nicht sie
gerecht zu machen, sondern ihnen ihre Sünden sündlicher. Wenn er den
Glauben zum Eßen und Trinken nöthig hat: wozu verleugnet er sein eigen
Principium, wenn er über höhere Dinge, als das sinnliche Eßen und Trinken urtheilt.
Durch die
Gewohnheit
etwas zu erklären – Die Gewohnheit ist ein
zusammengesetzt Ding, das aus
Monaden
besteht. Die Gewohnheit heist die
andere Natur und ist in ihren Phoenomenis eben so räthselhaft als die Natur
selbst, die sie nachahmt.
Wenn Hume nur aufrichtig wäre, sich selbst gleichförmig – Aller seinerFehler ungeachtet ist er wie Saul unter den Propheten. Ich will ihnen eine
Stelle abschreiben, die ihnen beweisen soll, daß man
im Scherz
und ohn sein
Wißen und Willen die Wahrheit predigen kann, wenn man auch der gröste
Zweifler wäre und wie die Schlange über das zweifeln wollte, was Gott sagt. Hier
ist sie: „Die christl. Religion ist nicht nur mit Wunderwerken am Anfange
begleitet gewesen, sondern sie kann auch selbst heut
zu Tage
von keiner
vernünftigen
Person
ohne ein Wunderwerk
geglaubt werden. Die bloße
Vernunft ist nicht zureichend uns von der Wahrheit derselben zu überzeugen, und
wer immer durch den Glauben bewogen wird derselben Beyfall zu geben, der
ist sich in seiner eigenen Person eines beständig
fortgesetzten
ununterbrochnen
Wunderwerkes bewust, welche
alle Grundsätze
seines
Verstandes umkehrt und demselben eine Bestimmung giebt das zu glauben, was
der
Gewohnheit und Erfahrung
am meisten zuwieder und entgegen ist.“
Bitten Sie Ihren Freund, daß es sich für Ihn am wenigsten schickt über
die Brille meiner ästhetischen Einbildungskraft zu lachen, weil ich mit selbiger
die blöden Augen meiner Vernunft wafnen muß.
Ein zärtlicher Liebhaber läßt sich bey dem Bruche einer Intrigue niemals
seine Unkosten gereuen. Wenn also vielleicht nach dem neuen NaturRecht
alter Leute die Rede vom Gelde wäre: so sagen Sie ihm, daß ich jetzt nichts
habe, und selbst von meines Vaters Gnade leben muß; daß ihm aber alles als
eigen gehört, was mir Gott geben will – wornach ich aber nicht trachte, weil
ich sonst den Seegen des vierten Gebots darüber verlieren könnte. Wenn ich
sterben sollte: so will ich ihm obeninn meinen Leichnam vermachen, an dem
er sich wie Egyptier pfänden kann, wie in dem angenehmen HappelioGriechenlands, dem Herodot, geschrieben stehen soll.
Das leirische der lyrischen Dichtkunst ist das Tireli der Nach Lerche. Wenn ich
wie eine Nachtigall schlagen könnte; so muß sie wenigstens an den Vögeln
Kunstrichter haben, die immer singen, und mit ihrem unaufhörlichen Fleiß prahlen.
Sie wißen, HochzuEhrender Herr Magister, daß die Genii Flügel haben und
daß das Rauschen derselben dem Klatschen desr Menge gleich kommt.
Wenn sich über Gott mit Anmuth und Stärke spotten läßet; warum soll
man mit Götzen nicht sein Kurzweil treiben können. Mutter Lyse singt:
Die falschen Götzen macht zu spott
Ein Philosoph sieht aber auf die Dichter, Liebhaber und Projecktmacher,
wie ein Mensch auf einen Affen, mit Lust und Mitleiden.
Sobald sich die Menschen verstehen einander können Sie arbeiten. Der die
Sprachen verwirrte – und die Schemata des Stoltzes aus Liebe und
politischen Absichten, zum Besten der Bevölkerung, wie ein Menschenfreund strafte
– vereinigte sie an dem Tage, da man Menschen mit feurigen Zungen als
Köpfe berauscht vom süßen Wein lästerte. Die Wahrheit wollte sich von
Straßenräubern nicht zunahe kommen laßen, sie trug Kleid auf Kleid, daß man
zweifelte ihren Leib zu finden. Wie erschracken sie, da sie ihren Willen hatten und
das schreckl. Gespenst, die Wahrheit, vor sich sahen.
Ich werde diesen Brief ehstes Tags in Person abholen kommen.
Königsberg. den 7. Aug. 1759.Mein Herr;
Ich will Ihnen eine kurze Liste der
Zerstreuungen
hersetzen, aus denen
seit meinem letzten Briefe die
Arbeit meiner Tage
bestanden. Diesen
Donnerstag vor 14 Tagen bin mit meinem Vater zum heil. Abendmal gewesen,
erhielte denselben Abend einen wichtigen Besuch zween guter Freunde, gieng
den folgenden Tag wieder Vermuthen auf eine Hochzeit, die nächste
Nachbarschafft machte es zu einer
Pflicht
und die
Neugierde
die Braut kennen zu
lernen zu einer
Eitelkeit
. Vorige Woche muste die
Leiche
einer
Börnsteindreherinn begleiten, die eine alte Bekannte von meiner seel. Mutter gewesen.
Am Ende derselben habe an alle meine gute
Freunde
aus
nach Kurland
geschrieben
. Gestern Nachmittag habe meinen Bauch ermüdet mit
Durchblätterung einiger Neuigkeiten, davon Sie
eine
bey Gelegenheit sollen zu
lesen bekommen, weil sie die einzige ist, die ich Ihrer Aufmerksamkeit würdig
halte. Heute morgen haben denLucas in meiner griechischen Stunde Gott
Lob! zu Ende gebracht, die immer die
erste
meines
Tageswerkes
ist und
hierauf ein paar Abschnitte in Bacons sermonibus fidelibus voll von fremden
Gedanken überlaufen; weil ich an meinen Schreibepult dachte. Hier haben
Sie meine Memoires von beynahe vierzehn Tagen. Schreiben muß ich Ihnen;
das ist eine
Pflicht
und
Vergnügen
für mich. Ich weis aber nicht, was ich
schreiben soll. Regeln wißen Sie beßer als ich; und Exempel darnach zu
machen, dazu haben Sie nicht Lust. Einfälle verstehen Sie nicht und Wahrheiten
sind nicht nach Ihrem Geschmack. Mit Ihnen zu lachen, will ich auf Ihren
Hochzeittag versparen – es wird aber Zeit genung seyn an den zu denken, wenn
sie erst eine Braut haben. Personalien auf Sie zu machen, ist bey Ihrem
Eloge funebre Zeit genung, und daß muß der Schreiber der Academie thun,
dem ich nicht als ein illiteratus ins Amt fallen will. Ihr Nachruhm würde
ohne dem dadurch verlieren, weil ich nicht Witz genung Romane zu schreiben,
nicht einmal mehr zu lesen, und nicht Herz genung Geschichten zu erzählen,
weil es mir jetzt ohnedem an Neugierde und Gedult fehlt ihren nöthigen
detail zu wißen. Was soll ich armer Jürgen also thun? Schreiben muß ich –
und ich weiß und fühl nicht was. Ich würde Ihnen einen langen Brief
mahlen und nichts mehr in demselben thun als mich
im Kopf und hinter den
Ohren kratzen;
und ich weiß nicht was eher in meinen Haaren als Antworten
auf Ihre schreckichte Briefe finden. Weil sich das aber so wenig im Umgange
als Briefwechsel, besonders unter so Herzensfreunde, als Sie, Mein Herr!
und ich sind, schickt und anständig ist: so würden Sie die Leere meiner
Empfindungen durch die Aufrichtigkeit meines Geständnißes vielleicht
entschuldigen. – Doch jetzt fällt es mir ein was ich thun will. Ein fauler Laborator –
ein stoltzer Bettler ist verloren. Doch Faulheit und Stoltz schaden nicht dem
Handwerk, wenn man nur klug ist und Witz hat, wie ein Kind der Welt. Es
meldete sich ein ehrlicher Mensch zum Todtengräber Dienst; weil er sahe, daß
er zum Graben so wenig als zum Prediger geboren war: so wurde er Küster,
und hatte mehr so viel Ehre hinter dem Pfarrer herzugehen, als ein
geschickter Uebersetzer hinter seinem Original. Dieser Mensch hatte sehr gute
Gedanken, so lange er den Kanzelmann nach seinem Ort begleitete; so bald aber
die Predigt angieng, erlaubten ihm seine Küstersorgen nicht aufs Wort zu
merken. Unterdeßen hing lag ihm sein mislungener Todtengräber Versuch
so sehr immer im Kopf, daß er auch sein Küsteramt darüber schlecht
verwaltete. Graben mag ich auch nicht; vielleicht läge in meinem Herzen eben die
Ader, die andere Aecker reich macht. Graben mag ich
wohl
, wenn es darauf
ankommt mein Pfund in einem Schweißtuch zu verbergen, um einen strengen
Richter wenigstens von meine
Treue
zu überführen, wenn es nicht durch
meinen wuchernden Fleiß geschehen kann. Zu
betteln
schäme ich mich, wie
ein alter Mensch in die Schule zu gehen, und ohngeachtet ich Dichter lese, so
sind die
Ältesten
und Besten nicht eben meine Sache, weil man in ihnen
wohl Sprüche, aber nicht die Gemälde und Schildereyen meiner Zeitgenoßen
findt. Z. E.
Cur male pudens – –Anderen ihre Empfindungen nachzuahmen, ist gleichwol nichts als Betteley,
und die Sprache der Liebe ist ein Galimathias, einer monotonischen Sayte; wie
der Apostel Petrus dies selbst an der schweren Schreibart paulinischer Briefe
zu tadeln scheint und ihr Verfaßer selbst sich für ein
Allerley
– ausgiebt, das
Allerley zu seyn drung ihn aber die Liebe. Weil ich also ein Schulknabe
(wenn Sie mein Herr kein Schulmann sind; so werden Sie doch aus
Erfahrung wißen, daß Sie einer Schüler gewesen sind und wie einem solchen zu
Muthe ist) zu beqvem bin zu graben, und zu stoltz zu lernen: so weiß ich
mich nicht anders zu rathen, als daß ich mich an die
Schuldner meines
Herren
mache, und in sie dringe, die Zahlen ihrer Schuldbriefe
herunterzusetzen. Weil mein Herr dadurch nicht arm wird, sie aber am meisten dabey
gewinnen: so wird mich ihr
Gläubiger
für meinen Witz loben, und seine
Schuldner, wenn sie anders ihr Bestes kennen und lieben, mit der Zeit dafür
danken. Da Sie in einer Ruhe leben, mein Herr, die einem tiefen Schlaf näher
kommt, als einem Schlummer; ich hingegen in lauter Zerstreuungen: so bin
ich nicht im stande meine Gedanken zu ordentlich wie Sie zu sammlen.
Unterdeßen wird es keine vergebl. Uebung für Ihre Lunge seyn meine langen
Perioden und Pneumata laut zu lesen, so laut, biß Sie im stande sind sich
selbst zu hören.
Es fiel mir also vor eine halbe Stunde ein aus Noth – aus äußerster Noth –
an Materialien, Sie mit einem Brief meines einzigen Bruders, den ich auf der
Welt habe, zu unterhalten. Da Sie aber bey dieser Abschrift durch meine
Schuld seine Calligraphie einbüßen: so werde dies durch die Anmerkungen
eines Anonymi ersetzen, der ihn, wie Gott, liebt; weil er ihn
züchtigt
.
Riga den 26 Jun:/7 Jul: 1759.Herzlich geliebtester Bruder
Deine beyden Briefe sind mir richtig eingehändiget worden, die mir desto
angenehmer gewesen, da sie mich von unsers alten Vaters und Deiner eigenen
Gesundheit versicherten. Gott erhalte dieses unser bestes Geschenk, was wir
noch mit einigem Grunde von ihm bitten können, wenn wir es wohl
anzuwenden suchen.
So andächtig der Briefsteller auch redt; so leuchtet doch nichts mehr als
die Andacht eines Heyden aus seinem Gesichte. Ist er ein Theolog, so
studiert er wenig oder gar nichts in den symbolischen Büchern. Was will er
damit sagen: die Gesundheit ist unser
bestes
Geschenk. Gieb uns
Gesundheit; für die Tugend wollen wir schon selbst sorgen; war das Gebeth eines
stoischen Heuchlers oder epicurischen Dichters. Was will er sagen:
mit
Grund
. Ist χstus deswegen gestorben und in die Höhe gefahren und
weiß er die Gabe nicht, die er für die Abtrünnigen, die weder an ihren
Tauf- noch Blut-Bund mit Gott denken. Wenn böse Eltern Gaben zu
geben wißen ihren Kindern, sagt χstus, wie viel mehr wird der Vater im
Himmel den
heiligen Geist
– da er nicht einmal seine Kehle braucht, um
Gott zuweilen ein Morgen und Abendliedchen zu singen, und nicht untern
Bart zu beten, sondern zu trillern: Gesunden Leib gieb mir und daß in
solchem Leib ein unverletzte Seel und rein Gewißen bleibt. Wenn ihn nun
Gott einen ganzen gesunden Leib giebt, und nicht Kehle allein; wie sieht es
mit seinem Gewißen aus in Ansehung des Gebrauchs, den er von jedem
Gliedmaße deßelben macht. Sind es Waffen der Gerechtigkeit oder der
Ungerechtigkeit. Wer da weiß, daß Gott Gesundheit giebt als ein Geschenk,
das wir gut anzuwenden suchen sollen; wird für diese Erkenntnis doppelte
Streiche leiden müßen. Was macht er mit seiner Gesundheit? Wie brauchst
Du Deine Augen, Deine Ohren, Deine Zunge, Deine Hände, Deine
Schulstunden, Deine Nebenstunden?
Bereitest
Du Dich, und
wiederholst
Du
so fleißig, als Deine schlechtesten oder besten Schüler thun. Würdest Du
nicht von beyden beschämt werden, wenn sie gegen Dich auftreten solten.
Was hilft es Dich, daß beyde Briefe Deines Bruders Dir eingehändiget
worden, wenn du auf keinen zu antworten verstehst noch Lust hast. Wenn
Du sie umsonst liesest, meynst Du, daß sie umsonst geschrieben worden.
Anstatt zu fragen: Wie schreibt der Mensch? solltest du dich selbst fragen:
Wie liesest
Du, was er schreibt, und was im Gesetz geschrieben steht.
Wenn Du auf die Frage verstummst: wie Du Deine Gesundheit zu
Deinem Beruf als Schulmann und Candidat der GottesGelahrtheit
brauchst? wie wirst du die andere beantworten: wie brauchst Du deine
Gesundheit zu ihrer Erhaltung. Du machst Dir aus Deiner Schande einen
Ruhm. Du willst beßer als andere Leute seyn und brauchst den Sommer
nicht, wozu er andern Menschen gegeben – die Freundlichkeit Gottes zu
sehen
und zu schmecken. Was Narren schreiben, darum bist Du neugieriger
als was Gott thut; ja, wenn Du auch nur jene zu verstehen und
anzuwenden wüstest. So bleibt aber alles tod und unfruchtbar in Dir. Anstatt Deine
Seele zu nähren, nährst Du Ihre Krankheiten. Bist Du nicht, Deinem
Beruf nach, zum Umgang und Gesellschaften, zum bürgerl. Leben, zum
Wohlstand verbunden. Fehlt es Dir nicht
daran
, daß Du Dich eher dazu
drängen, als zu viel zurückziehen solltest. Wird Deine Gesundheit nicht bald
bey Deinen verstohl. Frohndiensten und bey dem Wurm, den Du dadurch
in Deinem Gemüthe nährst, verbraucht werden. Dein Wirth, Dein Rector,Dein Wohltäter, vertritt jetzt
Gottes Stelle
für dich und ist
Dein
Nächster
. Den sollst Du
nachahmen
, den sollst Du
lieben
. Was geht Dir
ein Mensch an, v sein Bild, der so weit von Dir ist, und mit dem Du nichts
zu theilen hast?
Gott laße mich daßelbe niemals durch Unordnung, Ausschweifungen und
Misbrauch des Guten
von sich
stoßen, sondern bey mannigfaltigen
Gelegenheiten deßelben die Vernunft immer unsere Führerinn seyn.
Deine Vernunfft redt noch schlecht Deutsch mit dem lieben Gott. Sie
kann daher eine schlechte Führerinn abgeben.
Von sich
sollte heißen: von
mir. Menschen können wir Lügen, Complimente und Wendungen vorsagen,
aber dem nicht, der das Ohr gemacht, und auf die Stimme unsers Herzens
beßer horcht, als auf das höltzerne Clavier unserer Lippen. Die
Ubersetzung des Grundtextes würde so lauten: Gott sieht die Unordnungen,
Ausschweifungen v Misbrauch des Guten, die Blindheit meiner Vernunft und
die Thorheit derselben. Er wird aber seinen Namen nicht verleugnen; denn
er ist langmüthig – gedultig – und von großer Güte und Treue. Er giebt
mehr als wir bitten, unaussprechlich mehr als wir Verstand haben zu
beten. Er wird mir seinen Geist geben, der mein finsteres Herze erleuchte,
denn wird meine
Vernunft
und mein
Gewißen
erleuchtet werden und
nicht mehr im Finstern bleiben; denn in keinem andern Lichte, als Seinem
Lichte und dem Licht seines Wortes und des Glaubens an einen Fürsprecher
sehen wir das Licht und die Farben unserer eigenen Gestalt und der Dinge,
die uns umgeben.
Ich habe meine JohannisFerien auf der Stube zugebracht, und da fast die
ganze Stadt ihr Vergnügen im freyen sucht, das Meinige zwischen den 4
Wänden gehabt.
Dieser Ruhm ist nicht fein. Das ist Strafe der Sünde. Wenn andere mit
gutem oder bösen Gewißen sagen können: Deus nobis haec otia fecit. So
weist du, daß du selbige nicht verdienst, und thust daher Hausbuße und
legst dir selbst einen Stubenarrest auf. Diese Hausbuße und diese
willkührl. Penitenz ist aber eine neue Sünde; womit willst Du die büßen?
Ich habe theils was die Meße neues geliefert, ein wenig durchgeblättert,
theils einen guten Theil meiner Uebersetzung zurück gelegt.
Wenn Du Meßen gelesen oder Pater Noster ein wenig durchgeplappert
hättest – so hättest Du mehr nicht so viel als ein Catholick verdient. Wenn
man Buße thun will, mit seiner Uebersetzung zu tändeln schickt sich eben
so wenig als zu Fastnacht bey seiner Köchin zu schlafen.
Königsberg. den 8 Aug. 1759.Herzlich Geliebtester Freund,
Meinem Vater und seinen guten Freunden schmeckt Ihr Lachs recht sehr
gut. Ich habe mich kaum getraut davon zu kosten, weil ich nicht wuste, ob alle
4 Stücke vor für uns seyn sollen. Heute würden Sie Ihre Lust sehen, wenn
Sie unser Gast wären. Sie müsten aber als
Freund
und
Zuschauer
kommen,
nicht als
Richter
, sonst würde ich für einen großen
Freßer
von Ihnen
gescholten werden, wie geschrieben steht. Dafür kann ich auch Briefe schreiben
und Tischreden halten, – die so lang als Ihre Lächse sind – und auf die ein
Trunk schmeckt, wie Wagner sagt.
Womit ich Ihre Lächse verdient daßs weiß ich eben so wenig, Liebster
Freund, als was ich Ihnen wieder dafür schicken soll. Beydes mag Ihre Sorge
seyn; die ganze Welt meiner Freunde wird mich zuletzt als einen durchtriebenen
Schuldner brandmarken. Meine Schuld ist es nicht, daß sie gutherziger sind
als ich; dafür muß ich aber klüger als meine Gläubiger oder Wohltäter
seyn.
Die Hälfte hat ihre liebe Mama erhalten, weil sie von der Bestimmung des
Ueberschickten Nachricht hatte, wir nicht. Von Ihrer Lustreise nach Mitau
habe schon zur Zeit ihres dortigen Daseyns Nachricht erhalten. Zur nächsten
wünsche Ihnen Glück. Ich habe von meiner einen Husten nach Hause
gebracht, der mich und die Meinigen an meine seel. Mutter bisweilen erinnert.
Er giebt sich aber Gott Lob! und ist vermuthlich dem gar zu kalten
Springwaßer zuzuschreiben.
Lauson ist hier, und bleibt es auch vermuthlich, muß aber noch nichts
erhalten haben, er hat mir vorgestern nichts gesagt. Wegen Schultz und
Wernerin werde mich erkundigen.
Daß 2 Leute bey unsern Vater
hingestürmt
und ihm die geringste Unruhe
gemacht, ist nicht wahr, wenn es gl. mein leibl. Bruder sagt. Der eine ist ein
hiesiger und der junge Sanden gewesen, vermuthlich der, welcher bey Wolson
logirt und hat den andern hingeführt. Es thut mir leyd, daß ich den andern
nicht habe kennen lernen und daß ich sn Namen weiß. Ich habe den jungen
Holtz zu mir gebeten, weil er mir ein Compliment von Ihnen brachte; er ist
aber nicht gekommen. Der Umgang mit jungen Fremdlingen ist mir allemal
angenehm und aus Ihrer Bekanntschaft macht sich mein Alter und ich eine
Ehre. Mein Bruder druckt sich noch in Worten, geschweige in Minen, sehr
unrein und uneigentl. aus. Wenn er dergl. Fehler begeht, so bitten Sie sich
nur gl. seine eigene Erklärung darüber aus; und wenn er das nicht thun kann:
so ist es Unwißenheit, die man nicht nur entschuldigen, sondern auch zurecht
weisen muß. Er ist der älteste Sohn Ihres Hauses.
Wie schlecht w Sie mich aber theils kennen; und wie falsch Sie mich
beurtheilen, kann ich aus dieser Kleinigkeit sehen. Sollte ich Ihnen das übel
nehmen; gesetzt, daß ein Bestellter von Ihnen sich worinn versehen? Wenn Sie
völlig befriedigt seyn wollen; so laßen Sie sich die Stelle aus meinem Briefe
zeigen. Ich weiß nicht, daß Sie die geringste Spur zur Nachricht meines
Bruders oder zu Ihrer Aufnahme deßelben darinn finden werden. Uebrigens
wünschte ich, daß Ihr Glaube von meiner Freundschaft, so stark als meiner
von der Ihrigen wäre, die ich nicht als ein verzärtelt Kind ansehe, das von
jedem Winde Flüße bekommt, sondern von gesunder Constitution wie ein
Bauermädchen, das man sicher für Lust in die Backen kneifen kann, ohne, daß
sie den Krebs für Schrecken davon bekommt. – Mein Vater ist übrigens der
beste Mann, gegen Leute, mit denen er nichts mehr zu thun hat als
umzugehen; aber mit denen er leben soll, das
müßen andere Krebse seyn
; nach
dem Wahrsager in Krügers Träumen.
Sehen Sie, liebster Freund, die Abwartung Ihres meines Briefwechsels
als kein Gesetzwerk an. Ich bitte Sie recht sehr darum. Der Fall mit uns
beyden ist sehr ungl. Ich habe nichts zu thun v kann Ihnen ich weis nicht wie viel
hinschreiben, und Ihre Gedult es zu lesen und zu ertragen ist schon ein Opfer
der Freundschaft. Sie mögen gegen alle andern mit Ihren Antworten
pünktlich seyn; ich erlaße Sie hiemit förml. davon; und werde deswegen nicht mehr
nicht weniger schreiben, als was mir meine Muse, die Erinnerung Ihrer
Freundschaft dictirt.
Ich werde mich jetzt bloß bey einigen Puncten Ihres Briefes aufhalten,
worann mir am meisten gelegen; warum mir daran gelegen, hievon künftig.
Daß mir aber würklich daran gelegen, müßen Sie vor der Hand glauben.
Sie wißen nichts von dem Misverständniße meiner Briefe in Grünhof?
Gut. Mein Nachfolger dort hat mir jüngst geschrieben und
scheint
Ihnen
darinn zu wiedersprechen. Dies kann aber ein bloßer Schein seyn, wie es auch
ist. Es kostet Mühe, wenigstens für mich, seine Briefe zu verstehen. Meine
entfernte Absicht für Ihren Herrn Bruder ist nicht
ganz fruchtlos
gewesen.
Das
nicht ganz fruchtlos
kann ich aus seiner Denkungs und Schreibart sehr
gut erklären. Aber daß dieses eine
entfernte
Absicht von mir gewesen; hierinn
muß ich Ihnen wiedersprechen; insbesondere da Sie es noch einmal sagen:
daß Sie dieses
Nebenaugenmerk
meines Muthwillens
damals
nicht hätten
errathen
können, oder
so weit
herholen. Sagen Sie mir um Gottes willen,
liebster Freund, wie ich mit Ihnen reden soll, und was das für eine neue
Zunge und Sprache oder Schreibart seyn soll, in der Sie mich verstehen
werden. Rede ich
fein
, so sind es Dinge, die man errathen oder weit herholen
müßen. Rede ich klar; so sind es Personalien, Anzüglichkeiten, Humor.Bin ich aufrichtig und sage: das ist meine
wahre
Absicht gewesen; so werde
ich Lügen gestraft und man sagt mir: Nein! Das ist eine
entfernte
Absicht, ein
Nebenaugenmerk
Deines Muthwillens gewesen. Bin ich als ein
Verführer
und doch wahrhaftig; so ärgert man sich an meinem Muthwillen,
Unlauterkeit, Heftigkeit, und
Schlangen
gestalt. Wenn Sie Richter über
mich wären oder im stande wären es zu seyn; so würde der Teufel den Freund
und Zuschauer bald holen.
Dieses NebenAugenmerk
meines Muthwillens haben Sie damals
nicht errathen oder so weit herholen können
. Ich muß es Ihnen hier
sagen: daß nicht ein wahres Wort von Ihnen geschrieben ist.
א Sie haben dies
Nebenaugenmerk meines
Muthwillens recht sehr gut
empfunden, ohne daß Sie nöthig hatten darauf als ein Räthsel zu
studieren oder es weit herholen zu dürfen hören. Warum waren Sie
damals auf meine Briefe empfindlich, bitter, lasen Sie halb mit einem
SchalksAuge, halb mit einem Auge der Freundschaft und des Geschmacks.
Warum sind das rückten Sie mir vor, daß ich mich in
fremde Händel
mischte, und weißagten mir mit Frohlocken den Undank der Eltern? Sehen
Sie das Vertrauen, die Offenherzigkeit, die Unerschrockenheit, die
Verleugnung seines guten Namens und seiner Gemüthsruhe, v. d. gl. auch
für Sächelchen
an, und die Pflichten eines Nachfolgers, ihn zu rathen,
ihn aufzuwecken, für
Nebenaugenmerke
, zu denen nichts als ein wenig
Witz und Muthwille gehört. Sie laßen gern in
solchen Sächelchen jeden
ungebunden
und nach seinem Gutdünken handeln; ob einer mit
Vertrauen oder Zurückhaltung falsch oder heimtückisch mit Ihnen mir
handelt. Diese Denkungsart ist witzig und tändelnd, scheint demüthig und
grosmüthig; schickt sich aber für keinen Rector, für keinen Magister, für
keinen, der ein Freund seyn will, und es durch Opfer beweiset, für keinen
Pythagoras, der den Olympischen Spielen zusieht.
Homo sum, nil humani à me alienum puto.Ihres Herrn Bruders Gemüthsverfaßung, damals und jetzt, seine
Lage
in dem Hause
worinn ich ihn gebracht, sein künftig Glück, sein künftig
Gewißen, zu dem seine gegenwärtige Einsicht und Treue eine Stuffe ist,
sind keine
fremde Händel
für mich. Wenn Sie dies an Ihrem leibl.
Bruder für fremde Händel ansehen, wie kann ich Ihnen meinen leibl.
Bruder und Ihren Urtheilen und unverholenen und liebreichen
Ermahnungen trauen. Gott hat mir Gnade gegeben den
Götzen in seinem
Herzen anzugreifen, dem Sie nicht das Herz haben nahe zu kommen, weil
er
Ihr eigener Abgott
ist.
ב Ungeachtet Sie also das Räthsel selbst trafen, ohne es weit herzuholen:
so habe ich doch noch zum Ueberfluß es Ihnen selbst auf meiner Stube so
wohl als in Ihrem Hause – am Spiegel, ich weiß die Stelle noch – gethan,
und Sie darum gefleht:
Thun Sie an meinem Bruder, was ich an
Ihren gethan. Sie haben mehr Recht zu meinem Bruder, als
Untergesetzten, wie ich zu Ihrem als bloßen Freunde und Nachfolger
.
Ich muste meinen Witz auf Unkosten setzen, Leuten zu nahe kommen, die
ich lange genung kenne, und ich wuste mein Schicksal so gut als Sie: das
hätten und haben Sie noch alles nicht nöthig bey meinen Bruder. Ich
habe ihn selbst geschrieben und wie ein Anonym ihm angefahren, um die
Freude Josephs
bey seiner Wiedererkennung zu schmecken.
Der Name eines Christen ist ein Name, den niemand kennt, als der ihn
empfähet. Die den Gerechten haßen werden
schuld
haben. Der Herr erlöset
die Seele Seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden
keine Schuld
haben
.
Mit Ihrem Schreiben an Ihren gewesenen Zuhörer sind Sie meiner letzten
Erinnerung schon zuvorgekommen. Er hat mir den Anfang deßelben
vorgelesen. Sind Sie nicht
kühn Staatskunst
mit ihm zu reden? Was denkt ein
Hannibal
von einem
Schulweisen
, der die Sichel in sein Feld schickte.
Ich laß mich nicht durch
Namen
so wenig als
durch Wörter
hintergehen.
Meine Menschen sind nicht helfenbeinern; sie müsten mich den für
einen
Elephanten
selbst schelten. Nicht Cadauera, nicht Klötzer nicht todte Bäume
– sie fühlen und schreyen Gott Lob und überführen mich, daß ich sie nicht von
fern ausspeculire, sondern sie mit
meinem Dolch so gut als Bogen treffe
.
Gott ist in den Schwachen mächtig; das sind aber keine schwache Leute, die
ihre Nächsten so leblos beurtheilen, und an statt
Hirten
lebendiger
Lämmer
sich anzusehen, sich für
Pigmalions
halten, für große Bildhauer, deren
liebreiches Herz den
Othem des Lebens
ihnen mittheilen wird, si Diis placet.Treue ist da, ich sage Nein und leugne rund aus, daß sie so wenig im
tummeln und herumschmeißen, noch laßen Händen und schlaffen Knien besteht.
Was sie Treue nennen, ist vor für mich ein unbekanntes Wort, ein ens
ihrer
Vernunft und guten Herzens. Wo Treue ist; da hört nicht nur eine
gewiße
, sondern auch alle
Läßigkeit
,
Schlendrian
und
Vergeßenheit
auf.
Der Geist der Wahrheit
erinnert
uns an alles.
Ein
Fonds von Misanthropie
und ein
steifes Wesen
kann nicht gut
seyn bey einem Schulmann, besonders bey einem öffentl. Ein
Menschenfeind
und Freund dieser Welt
ist beydes ein Feind Gottes.
Ich lache Sie dafür aus, daß Sie ihm mehr Beqvemlichkeit einräumen, als
Sie selbst haben; oder ich glaube Ihnen auch nicht. Du sollst Deinen Nächsten
lieben als
Dich selbst
.
Ein Gemisch
von
Bathos
und
Schwulst
ist nicht
die
erhabene Moral
unsers Fürsprechers.
Sie verderben ihn durch Ihre Gefälligkeit; laßen Sie ihn selbst für sein
Examen und meine Grammatic sorgen. Wir müßen nicht in
allem
dienen,
sondern das
als unnütze
Knechte thun, was uns befohlen ist.
Durch den Diebstal kleiner nöthigen Ausgaben, sich die Strafe größerer
zuziehen, heist in ihrer Sprache eine zu
gekünstelte
Sparsamkeit; bey mir eine
tumme
und nachtheilige.
Daß unsere Urtheile nicht übereinkommen; ist sehr gut und daran kehre ich
mich nicht. Ich prophezeye ihnen aber, daß Sie am Ende uns. Briefwechsels
und unserer Reyse übereinkommen werden.
Stark
und
schön
ist alles, was ich bey einem Gedichte fordere und ein
solches nenne ich ein Meisterstück. Die Uebersetzungen der Psalmen mögen
sehr
edel
seyn; sie kommen mir aber nicht genau genung vor, und ich sehe
mehr bey einer Uebersetzung auf das letztere denn auf das erstere.
Die hinterlaßene Schriften der Meta sind ein sehr
philosophisch Werk
,
das nicht für die Welt geschrieben, und dafür sie desto mehr danken sollte,
daß es ihr mitgetheilt wird, weil dergl. Arbeiten die seltensten und
originalsten sind. Nußknicker und galanthommes sind nicht das Klopstocksche
Publicum. In seiner Sprache heist Nußknicker ein Richter und galanthomme ein
Kenner.
Diese Woche ist ein Pack an Sie abgegangen. Von Forstmann habe etwas
mitgeschickt. Wenn er Ihnen nicht gefällt: so könnte ihn HE Bruder in
Grünhof behalten. Seine Nachrichten für Sünder sind nicht mehr hier.
Ich soll mich HE B. in Frieden nähern? Was Friede, ruffe ich Ihnen noch
zu guter letzt mit dem rasenden Jesu zu. Ich bin so ein guter Patriot als Urias.Damons Bürgschaft, ein Gesprächspiel in einer berlinischen Schule oder
Kindergesellschaft habe Ihnen beygelegt. Es übertrift Rachis; weil der Innhalt
von einer Chimäre handelt, dergl. wir lieber lesen als spielen mögen; eine
pythagorische Freundschaft. Ihr Exemplar ist einem Narren in die Hände
gefallen, der Wände und Thüren so gerne bemahlt als ein Nußknicker v.
galanthomme Fensterscheiben. Alle Zeigefinger des Griffels laßen sich sehr
leicht mit ein
wenig Waitzenbrodt
auslöschen. Herzl. Dank und Gruß von
meinem Alten. Ich küße Ihre liebe Frau. à Dieu.Königsberg den 9 Aug. 1759.Geliebtester Freund,
Ich habe Ihre gütige Zuschrift vom 13 Junii erst vor 14 Tagen ohngefehr
erhalten, da ich mich in Trutenau aufhielt. Wie selbige über einen Monath
alt geworden, weiß nicht. Weil ich aber lange darauf gewartet, ist sie mir
desto angenehmer geworden. Ich habe um Sie zu entschuldigen nichts mehr
nöthig als meinen leiblichen Bruder zu denken.
Sie haben mir geschrieben laut dem Anfange Ihres Briefes um mich aus
meiner Unruhe zu ziehen, die ich über einige zweydeutige Briefe Worte
Ihres vorigen Schreibens bezeigt. Wenn ich darüber unruhig gewesen, ist
es nicht eine kleine Grausamkeit, einen guten Freund so lange darinn zu
laßen?
Ich mache mich aus den Urtheilen über meine Briefe nichts, und sehe das
darüber entstandene Misverständnis der Eltern als eine wohlverdiente
Züchtigung an. Die sind zu alt um durch Vorstellungen gebeßert zu werden; und
ihre Kinder zu jung um meine Moral zu verstehen. Meine ganze Absicht war
meinen lieben Freund, und Nachfolger, ihren Hofmeister, ein wenig aus der
Schlafsucht aufzumuntern; und die Eltern haben ein ganz verdienstlich Werk
gethan sich Ihrer Ehre gegen meinen Unfug anzunehmen und mich dafür ein
wenig zu strafen.
So lieb es mir unterdeßen gewesen das
Wort
zu wißen, was man für ein
gemeines Schimpfwort gelesen, dergl. ich nicht brauche, so lange ich witzige
Umschreibungen davon machen kann: so gleichgiltig bin ich darüber, daß
Sie es vergeßen. Ich wünschte unterdeßen, wenn Sie im stande gewesen
wären diesen Lesefehler zu rectificiren – Daß Sie sich aber zu weit meiner
Unschuld angenommen; dafür bin ich Ihnen Dank schuldig, doch nur in so
weit, daß ich dabey die Erinnerung anhängen darf, Ihre Nächstenliebe nicht
weiter zu treiben, als Sie sich Selbst zu lieben
schuldig sind
.
Ueber Ihren Entschluß so lange in Grünhof auszuhalten, als es Gott
gefällt, bin sehr zufrieden. Wenn wir um Gottes willen leben und arbeiten, ist
beydes am gesegnetesten.
Ich habe meinen Nachbar von Luthers kleinen Schriften gesagt; er
zweifelte, daß sie noch da wären. Sind sie es gewesen, so erhalten Sie selbige mit
dem ersten Fuhrmann, der diese Woche abgegangen. Kommen sie nicht mit,
so fehlen sie; und mein Bruder würde Ihnen mit seinem Exemplar auf einige
Zeit lang dienen. Lilienthals Gesangbuch habe bestellt – Spruchkästchen
vergeßen;
Spener mit Fleiß nicht mitschicken wollen, weil er neu zu viel kosten
wird. Herr Rector erhält einige Sachen von Forstmann, die ich Ihnen
empfehle. Dieser evangelische Prediger soll diesen May gestorben seyn.
Ich habe dem HE. Rector Lyrische, Elegische und epische Poesien beygelegt,
die Ihre Aufmerksamkeit verdienen, weil sie Meisterstücke an Gedichten und
neue Aussichten in die Theorie der Dichtkunst darinn finden werden. Da die
schönen Wißenschaften mit zu Ihrem jetzigen Beruf gehören; so glaube ich
nicht, daß Sie selbige ganz bey Seite setzen werden. Ihr Genie, ihre Kenntnis
darinn, und ein Rest der Neigung werden selbige Ihnen noch werther halten.
Die hinterlaßene Schriften der Margarethe Klopstock gehören gleichfalls
für Sie, Geliebtester Freund. Sie ist als eine Heldin im Kindbette oder vor
demselben an den Wehen und Operations Schmerzen gestorben. Sollte es
unserm Heldendichter auch so gehen, daß Seine Muse an der Meßiade
unterläge? Dieses kleine Werk, das aus Fragmenten von Briefen zum Theil besteht,
ist aus mehr als einem Gesichtspunct merkwürdig.
Was machen Sie im Grünhöfschen Pastorath? Sind Sie schon
Gevatter, oder wartet man auf meine Zurückkunft. Ist das neue Haus schon
meubliert?
Ich lebe hier so ruhig und zufrieden, als möglich. Es fehlt mir hier an
Prüfungen nicht. Die Welt mag die beste seyn oder nicht – wenn nur Gott darinn
regiert, oder in unserm Herzen vielmehr; so werden seine Wege unsern Augen
allemal wohlgefallen. Dieses Wohlgefallen an den Wegen der mütterlichen
Vorsehung sey auch Ihr Trost und Trotz! und Sein Heiliger Name Ihre
Sonne und Schild!
Sie haben mir nicht ein Wort an meinen Freund Baßa gedacht? Er hat
mir selbst geschrieben; und ich empfehle Sie Einlage zu eigenhändiger
Bestellung.
Weil ich hier keine Amtsgeschäfte habe, fiel es mir ein das Griechische
vorzunehmen. Ich bin mit dem Neuen Testament einmal zum Ende gekommen,
und wiederhole es jetzt. Sind Sie auch schon so weit? Unstreitig weiter?
Wenn Gott hilft, kommt die Reyhe vielleicht an das hebräische.
Ich habe noch zu wenig Kenntnis von der griechischen Sprache; den Mangel
ihrer Grammatiken möchte bald aber beurtheilen können. Ihre Abweichungen
kommen von der Ungeschicklichkeit der angenommenen Regeln her. Je
weniger Regeln, desto weniger Ausnahmen. Eine Sprache, welche die gröste
Anomalien hat, sollte die nicht die allgemeinste Principia zu ihrer Bildung
angenommen haben? Weil man nicht auf die letztere gekommen, hat man
mehr ihre Analogie mit andern Sprachen als ihre innere Natur zum
Fundament der Grammatic gemacht. Dialecten und Figuren muß man kennen
um griechisch zu verstehen; hierinn besteht ihre Schönheit und Schwierigkeit.
Dialecten gründen sich auf eine philosophische oder experimentalische
Kenntnis der Laute; Figuren auf eine logische SyntaxEtymologie.Wenn Sie diese kurze Beobachtung nicht für ein Galimathias halten wollen,
so denken Sie in Ihren griechischen Stunden daran, die Ihnen behülflich
seyn werden das zu erklären, was ich sagen will. In der Sprache jedes Volkes
finden wir die
Geschichte
deßelben. Da das Geschenk zu reden unter die
unterscheidende Vorzüge des Menschen gehört; so wundert mich, daß man noch
nicht die Geschichte unsers Geschlechts und unserer Seele von dieser Seite
näher zu untersuchen einen Versuch gemacht.
Das unsichtbare Wesen unserer Seele offenbart sich durch Worte – wie die
Schöpfung eine Rede ist, deren Schnur von einem Ende des Himmels biß
zum andern sich erstreckt. Der Geist Gottes allein hat so tiefsinnig und
begreiflich uns das Wunder der sechs Tage erzählen können. Zwischen einer
Idée unserer Seele und einem Schall, der durch den Mund hervorgebracht
wird ist eben die Entfernung als zwischen Geist und Leib, Himmel und Erde.
Was für ein unbegreiflich Land verknüpft gleichwol diese so von einander
entfernte Dinge? Ist es nicht eine Erniedrigung für unsere Gedanken, daß sie
nicht anders sichtbar gleichsam werden können, als in der groben Einkleidung
willkürlicher Zeichen und was für ein Beweiß Göttlicher Allmacht – und
Demuth – daß er die Tiefen seiner Geheimniße, die Schätze seiner Weisheit
in so kauderwelsche, verworrene und Knechtsgestalt an sich habende Zungen
der Menschlichen Begriffe einzuhauchen vermocht und gewollt. So wie also
ein Mensch den Thron des Himmels und die Herrschaft deßelben einnimmt:
so ist die Menschensprache die Hofsprache – im gelobten – im Vaterlande des
Christen. Heil Uns! Freylich schuf er uns nach Seinem Bilde – weil wir dies
verloren, nahm er unser eigen
Bild
an – Fleisch und Blut, wie die Kinder haben,
lernte
weinen
– lallen – reden – lesen –
dichten
wie ein wahrer
Menschensohn; ahmte uns nach, um uns zu Seiner Nachahmung aufzumuntern.
Auch die Heyden hatten ein Wörtchen von diesen Geheimnißen, in ihre
Mythologie einzuflechten, vernommen. Jupiter verwandelte sich um die
Gunstbezeigungen seiner rechtmäßigen Gemalinn zu genüßen, in einen
elenden, mit von Regen träufenden, zitternden und halbtodten Guckuck – Der
Jude, der Christ verwirft daher seinen König, weil er wie eine Henne um
seine Keuchlein girrt, und in sanftmüthiger, elender Gestalt um die Rechte
seiner Liebe wirbt. Der Heyde, der Philosoph erkennt die Allmacht, die Hoheit,
die Heiligkeit, die Güte Gottes; aber von der
Demuth
seiner
Menschenliebe
weiß er nichts. Als ein schöner Stier, als ein Adler, Schwan und güldener
Regen theilte sich Jupiter seinen Bulerinnen mit.
Wenn ich in meiner Einbildungskraft ausgeschweift; so ist die Aussicht
meines verwilderten Gärtchens schuld daran, in dem ich schreibe. Daß er auch
der Heyden Gott ist; dafür haben wir Gelegenheit ihm auch zu danken, wenn
wir mit Thoma ihn ganz allein uns zu eigen machen, und ihm nachsagen:
Mein
Herr und
Mein
Gott.
Ueberlaßen Sie sich der Führung des Guten Hirten, der Sein Leben läßt
für Seine Schaafe, und aus deßen Hand uns kein Feind rauben kann.
Meinen Gruß vermelden Sie an Ihre jungen Herren – Ich bin mit aufrichtiger
Hochachtung Ihr ergebener Freund.
Hamann.Herr Lauson und der kleinen Profeßorin Sohn HE Becker, der in
Pohlnischen Diensten Auditeur geworden, und sich seiner hypochondrischen
Gesundheitumstände hier aufhält, haben mich besucht und gebeten Sie zu grüßen.
Mein lieber Vater befindet sich Gott Lob! leidlich und wünscht Ihnen alles
Gute für Ihre freundschaftl. Erinnerung Seiner.
Im Nordischen Zuschauer Aufseher habe einige schöne Stücke von
Klopstock gelesen. Critische Abhandlungen, desgl. wir wenige haben über den
poetischen Ausdruck und Period. Eine Ode über die Allgegenwart.
Als Der mit dem Tode gerungen
Mit dem Tode!
Heftiger gebetet hast!
Als Dein Schweiß und Dein Blut
Auf die Erde geronnen war;
In
der
ernsten Stunde
Thatest Du jene große Wahrheit kund
Die Wahrheit seyn wird
So lange die Hütte der ewigen Seele
Staub ist!
Du standest und sprachst
Zu den Schlafenden:
Willig ist eure Seele
Allein das Fleisch ist schwach.
Golgatha sein Musenberg; und der am Creutz der Schlüßel aller göttl.
Eigenschaften, besonders der Allgegenwart. Mit
Flügeln der Morgenröthe
wagt er sich in dies Meer; und fällt in eben den Ton, aus dem er seinen
Gesang angefangen:
Der für mich mit dem Tode rang
Den Gott für mich verließ
Der nicht erlag,
Als ihn der Ewige verließ
Der ist
in mir
!
Gedanke meines tiefsten Erstaunens
Ich bete vor dir!
Da die Winde gewaltiger wehten
Die höhere Wog’ auf ihn ströhmte
Sank Kephas!
Ich sinke!
Hilf mir, mein Herr und mein Gott!
Ich habe diese Blume abgebrochen – mit heiligem Schauer, wie der
Dichter sagt:
Mit heiligem Schauer
Brech ich die Blum’ ab!
Gott machte sie!
Gott ist, wo die Blume ist. Er nahm es der Maria nicht übel daß sie Ihn
für den Gärtner ansahe – Leben Sie wohl.
Königsberg, den 18 Aug. 1759.Herzlich geliebtester Freund.
Ich setze die Antwort Ihres letzten Briefes fort und fange vom P. S. an.
Wegen der Frau Stadtr. Wernerin kann Ihnen noch keine Nachricht geben.
HE. Schultz logirt aber bey dem Peruquier Vogt, und ich glaube daß er der
Sohn des Auction-Secret. ist, der aus Ihrer Schule dimittirt worden, aus
der lustigen Beschreibung, die die Magd seines Wirths uns. Hausjungfer von
seiner Munterkeit gemacht, welche s Sie nicht für authentic aufnehmen
müssen, wenn ich sie gleich schreiben möchte. Ich kann mich seiner nicht
erinnern und würde ihn nicht kennen, wenn ich ihn auch sehen oder begegnen
möchte.
Sie haben nicht eigentl. verstanden, was ich in meinem letzten vorigen
Briefe von einem Schreiben an ihren alten Zuhörer und von der Calligraphiehabe sagen wollen, und nennen meinen Sinn daher humor. R. Meine erste
Erinnerung ist schon geschehen und ich bin mit selbiger zu spät gekommen.
Ihr alter Zuhörer ist – – rathen Sie wer? und der jetzige Collaborator schreibt
zur Noth eine schöne Hand, zu schön wenigstens für seinen jetzigen Charakter,
da er das seyn sollte, was er genannt wird; kein bloßer Calligraph sondern
ein guter Collaborator.Meine Briefe sind vielleicht schwer, weil ich elliptisch wie ein Griech, und
allegorisch wie ein Morgenländer schreibe. Ungelehrigkeit, die keine
Anwendung von meinen Figuren machen und meinen Fleiß im analysiren auf sich
deuten will, ist eben so eine schlechte Exegesis als Leichtfertigkeit, wodurch der
Sinn meiner Einfälle nur noch mehr vereitelt wird. Der comische Dichter
mag immer lachen, so geht seine satyrische Nase nicht den Zuhörer an;
sondern zu dem sagt er: Ich arbeite bey meinem Lachen. Warum lachst du aber?
Du bist selbst der Mann der Fabel, derie meiner Nase
Tropfen
und
Runzeln
giebt.
Ein Lay und Ungläubiger kann meine Schreibart nicht anders als für
Unsinn
erklären, weil ich mit mancherley Zungen mich ausdrücke, und die
Sprache der Sophisten, der Wortspieler, der Creter und Araber, der Weißen
und Mohren und Creolen rede, Critick, Mythologie, rebus und Grundsätze
durch einander schwatze, und bald κατ’ ἀνθρωπον bald κατ’ ἐξοχηνargumentire.
Der Begrif, den ich von der Gabe der Sprachen hier gebe ist vielleicht so
neu, als der Begrif, den Paulus vom Weißagen giebt, daß nämlich selbiges
in der parrhesie und ἐξουσια also zu strafen und also zu richten bestünde,
daß das Verborgene des Herzens offenbar würde und der Laye auf sein
Angesicht fiele, Gott anbetete und bekennete, daß Gott wahrhaftig in uns sey.
Es ist freylich ein großes Geheimniß, daß der erhabene Geist eines Lockeund Newton und Montesquieu Schmerzen empfindet, und mitten in dem
Bau vielleicht ihrer erhabenen Lehrbegriffe zu schreyen anfängt, wenn ein
Unvorsichtiger eine empfindliche Leichdorne seiner Zehen beleidigt. Wie
außerordentlich muß es uns daher nicht vorkommen, daß wir Juden sind, die den
Herrn der Herrlichkeit kreutzigen, wenn wir dem Geringsten der Seinigen zu
verstehen geben, daß er keinen Dank mit seiner unnützen Arbeit, und eher
Steine als einen Trunk kalten Waßers verdiene; und daß wer Ihnen zu nahe
träte, Gott selbst in die Augen schlüge. Und doch können die Aufwallungen
des Bluts und die damit verbundene Heftigkeit der Leidenschaften durch nichts
kräftiger gebrochen werden, als durch einen Trunk kalt Waßers. Ein
Krüger
würde bey einem Durstigen damit mehr Dank verdienen, als mit seinen
gelehrten Träumen über die Leidenschaften ppp.
Sie können mir nicht beschuldigen, daß ich meinen Ausfall gethan, weil
Sie geredet, sondern weil Sie geschwiegen haben. Und wenn jeder reden
wollte wie ich, so würden wir bald einig seyn. Wenn ich antworte, so nennt
man das einen Ausfall; weil man gewohnt ist so zu reden, daß alle Leute still
dazu schweigen müßen, so ist man dieser Freyheit bey jedem Punct ungewohnt,
und man will seine Worte und Schlüße auf guten Glauben angenommen
haben. Wenn es auf Logic in unserer Sache ankäme, so weiß ich nicht, wer
sie mehr auf seiner Seite; und wenn man alle Regeln derselben beleidigt; so
wird begehe ich vielleicht nur die Uebertretung der angeführten: nemo
tractet personalia. Sie wollen vielleicht aus lauter universalibus Ihren
Beweiß führen, und was man particularia sonst nennt, heißt hier vielleicht
personalia.Der
Freund
wird mein
Richter
seyn; weil ich weiß, an wen ich glaube.
Wenn Sie das Herz hätten ein Freund zu seyn, so würde Ihnen in unserer
Sache an der Klugheit eines Richters gewiß nicht fehlen. 1 Cor. VI. 2, 3. steht
in meinem Schatzkästchen. Wenn der
Zuschauer
nicht Richter seyn will;
wer denn? Die Kämpfer? Alle ihre schönen Reden schmecken mir wie lau
Waßer; und ihre Wirkung müßen Sie nicht mir zur Last legen.
Ich lese rücklings, wie Ihnen schon gemeldet. Diesen Punct verstehe nicht
und wünschte im rechten Ernst denselben erklärt zu sehen. Ob er eine veritas
uniuersalis oder personalis seyn soll.
„Ist es Gottes Wille, so verfliegt das Dunkle: Es werde Licht! Licht, wo
es nöthig ist, Glaube, wo er seyn soll.“
Warum sie das Wort des ersten Tages
dunkel
nennen; und was Sie hier
darunter verstehen, wenn es verfliegen soll, weiß nicht. Uebrigens denke ich,
ist das Licht in der Finsterniß am nöthigsten, und der Glaube an Dinge, die
nicht gesehen noch vernommen werden können vom natürl. Menschen; nicht
ἀτοπος, sondern an seinem rechten Orte.
Sie hoffen nicht, daß B. hart gegen mich seyn wird, weil dies seine Art
nicht ist. Hier scheint eine freundschaftl. Unruhe hervorzuleuchten. Wenn
Ihnen im Ernst Angst dafür ist, daß mir hart sollte von ihm begegnet
wäerenden – – so ist es kein Wunder, daß nach der falschen Kenntnis, die Sie
von
meiner Art
haben, ihre Freundschaft einen ganz falschen Geschmack und
Farbe annehmen muß. Ich wünschte nichts mehr, als daß HE B.
hart gegen
mich wäre
und die Maske der Freundschaft niederlegen wollte, daß ich nach
den Gesetzen des Maskeraden nicht länger unter meiner schwitzen dürfte. Ich
werde aufhören sein
Wiedersacher
zu seyn; so bald er den Glanz eines Engels
des Lichts ausziehen wird. So lange wir aber unter unserer Verkleidung
bleiben; ist es
gut
, daß wir uns einander meiden, und ganz
natürlich
, daß
ich Kohlen rede und er schimmernde sanft säuselnde Wahrheiten und
Sittensprüche, ich einen Pferdfuß, bald des Bucephali bald des Pegasi, zu meiner
Maske Rolle borge; er hingegen mehr Lust Gefallen als Aristoteles an
seinen eigenen Beinen haben kann. Wenn er so hart gegen mich seyn wollte,
als ich gegen ihn gewesen; so hätten wir uns schon lange einander erkannt
und wir würden schon im V. Actu unsers Lustspiels seyn. Als ein Engel des
Lichts, wißen Sie, kann er mir keine Gewaltthätigkeit thun, so große Lust er
unter dem Theaterkleide er auch dazu öfters hat; unterdeßen mir das
meinige allen nöthigen Unfug berechtigt.
Er besuchte mich sehr lange – ich weiß die Zeit nicht, daß ich ihn gesehen –
mit dem HE Mag. Kant, durch den er meine Bekehrung wie durch Sie
versuchen wollte. Es war eben Feyertag für mich, an dem ich meine Maske nicht
brauchen wollte; und die Wahrheit zu sagen; es war ein Glück für mich ich
hatte auch nichts weniger nöthig, denn die seinige war so zerlumpt, daß der
weiße Engel beynahe von dem durchschlagenden schwarzen Engel Schatten
eclipsirt wurde. Ich versprach mich bey seinem neuen Freunde in der Zeit von
2 Tagen zu einem Colloquio einzustellen. An statt selbst zu kommen, rief
meine Muse den Kobold des Sokrates aus dem Monde herab und schickte
ihn in meinem Namen mit einer Granate, die aus lauter kleinen Schwärmern
bestund. Weil ich seinen kleinen Magister so sehr liebe und hochschätze, als Ihr
Freund; so macht ich ihm dies Schrecken, um zu verhindern, daß er sich nicht
weiter einlaßen sollte. Sie sagen ganz recht: Mund gegen Mund, denn ist
freylich die dritte Person nicht nöthig. Und dies gab ich auch dem kleinen
Socrates und großen Alcibiades so gut zu verstehen als ich konnte. Alle meine
Syrenenkünste sind umsonst; mein Ulysses hört nicht, die Ohren voll Wachs
und am Mastbaum angebunden. Ich will also Ihren guten Exempel folgen
und weiter nichts stimmen.
Endlich geben Sie mir die Versicherung, daß ich alles ganz sicher in den
Schoos Ihrer Freundschaft niederlegen kann, was ich Ihnen entdecken will –
– Machen Sie aber aus Ihrer Freundschaft kein Schweißtuch, sondern
wuchern Sie mit dem, was Ihnen anvertraut und bey Ihnen deponirt wird.
Eine Treuherzigkeit ist der andern werth. Für das, was ich Ihnen im
Vertrauen gesagt habe, wollen Sie mir auch sagen, was HE. B. meynt, denn so
weit kann Ihre Ordre gehen. Er klagt nämlich, daß ich heimlich stoltz und
eigensinnig bleibe. Diese kleine Brut will ich noch zertreten und denn auf
immer schlüßen.
1. Wenn Sie meynen, daß ich aus der Schule plaudere um Sie gleichfalls
auszulocken; so müßen Sie diese kindische Lüsternheit nicht durch halbe
Bißen nähren; sondern wie ein Lehrer mir den Kützel verweisen, oder wie
ein Freund mir nichts vor entziehen, wenn ich alles wißen muß.
2. Was Ordres unter gute Freunde sind, verstehe ich gar nicht. Sie haben
Züge, bey denen man blind seyn müste, wenn man sie verkennen sollte.
Meinem Umgange wurde auch das erste mal da wir uns sahen Gesetze von
XII. Tafeln vorgelegt – Ich verlange keinen Umgang. Ich schäme mich
davon zu reden. Wenn Sie zehnmal meine Worte verstehen über die
Pflichten der Freundschaft; so werden Ihnen dadurch nicht die
Empfindungen derselben mitgetheilt werden. Wenn HE. B. ein Patricius gleich
ist, so ist er doch noch kein Archont; und es heißt in Solons Gesetzen:
πειθαρχειν δει Θεω μαλλον η ἀνθρωποις.
3. Wenn er Ihnen klagt daß ich heimlich stoltz bin – so hintergeht er Sie. Ich
habe nicht nöthig heimlich stoltz zu seyn, als einer der sich seines eigenen
Stoltzes schämt oder mit selbigen andern Schaden thun will. Ich habe
nicht nur eingestanden, daß ich stoltz bin; sondern auch die guten Gründe,
die ich habe es zu seyn und mit Gottl. Hülfe darinn zu verharren.
Eigensinnig war sein Vater; eigensinnig heist eine Frau, die sich nicht für einen
Stutzer auf den Rücken werfen will; eigensinnig heist alles, was uns im
Wege stehet. Einer auf dem breiten Wege findet vielleicht weniger
Eigensinn, noch hat selbigen so nöthig, als ein Mensch, der auf einem schmalen
Pfade geht, und ohne Lebensgefahr nicht ausweichen noch um sich gaffen
kann, sondern
Wiederstehen
und auf seinen Weg wachen muß. 1 Petr. V.Sie werden einige Schriften erhalten haben. Die Hällischen Gedichte v
Klopfstockin wird mein Bruder zusammenheften laßen und für sich behalten;
wie viel sie kosten, weiß nicht. Nächstens werde selbst ihm darüber schreiben.
Ich habe ihm den Massuet gekauft, und dachte ihm damit ein recht nützl.
Andenken zu machen. Er kostet mir hier 15. Thrl. Er verdient nicht dem
Spectacle der Natur an die Seite zu stehen.
Wenn Sie an überschickten, Liebster Freund, etwas zu erinnern finden; so
bitte mir solches aus. Ich hatte Ihnen lieber die fröhl. Nachrichten des
Forstmanns geschickt als dies Werk. In den Personalien herrscht ein gewißer Ton,
der einige Ohren beleidiget.
Ich habe hier den Anfang gemacht zu einem kleinen Aufsatz über einige
Denkwürdigkeiten in Sokratis Leben. Sollte ich mit selbigen weiter kommen;
so möchte mir die Freyheit nehmen Ihnen zur Durchsicht zu überschicken.
Vielleicht den ersten halben Bogen mit ersten; aber ich müste ihn wieder
zurück haben. Sie wißen wie schwerfällig ich arbeite, und daß ich mehr mit
umgekehrten Griffel als mit dem spitzen Ende deßelben schreiben muß.
3 Bogen wären stark genung.
Mein Vater grüßet Sie freundschaftl. nebst Ihrer Frau Libsten, die ich
nebst Ihnen gemeinschaftl. umarme. Entschuldigen Sie mich bey meinem
Bruder. HE. Lauson hat erhalten, danke für das Meinige, Trescho soll schlecht
seyn. Leben Sie wohl.
Vergib mir, mein lieber Bruder, meine List, und laß mich nicht länger als
eine blinde Kuh Dir nachlaufen. Es ist Zeit umzukehren mit dem verlohrnen
Sohn, sein Elend zu erkennen. Gib mir, mein Sohn! Dein Herz und laß
Meine Wege Deinen Augen wohlgefallen. Soll Gott Dir Selbst vom Himmel
reden; kann Er eine nähere Stimme dazu brauchen, und eine natürlichere
Sprache, als wenn er seinen Ruf durch den einigen Bruder, den Er Dir auf
der Welt gegeben, Dir hören läst. Verstock Dein Herz nicht länger dagegen.
Dein gestriger Brief hat mich sehr gerührt. Was für eine kindische
Begeisterung über dasjenige, was Du nach der Einfalt Deines Herzens für mein
Glück ansiehst; unterdeßen Du so sorglos für Dein eigenes dahin lebst. Der
Vater, der Freund, das Haus – und die Braut, die ich Dir auf Deinen Wunsch
in diesem Briefe zuführe: ist Dein Gott und Dein Mann, Bein von Deinem
Bein und Fleisch von Deinem Fleische, in deßen Tod Du begraben worden,
mit dem Du wieder auferstanden, und deßen Leib und Blut Du so oft geeßen
und getrunken. Wache auf, der Du schläfst und stehe auf von den Todten:
so wird Dich Christus erleuchten. Sey ein lebendes Glied an Seinem Leibe
und erkenne ihn für Dein Haupt. Laß Deinen Willen dem Seinigen
unterworfen seyn. Lauf nicht zu Menschen, wenn sie auch Hohepriester wie Eli
wären; es ist Gottes Stimme. Höre; was Er redet. Der rollende Donner, der
lispelnde Bach, und die kühle Abendluft im Garten; sind Zungen seiner
Eigenschaften. Was sind alle Sonnen und Erden mit ihrer Harmonie; und
die Sprache der Morgensterne unter Engeln und Menschen. Ein tönend Erz –
gegen die Liebe, die aus dem Blute Seines Sohnes, Unsers Bruders, des
Lammes, das von Anfang der Welt für Uns geschlachtet worden, redet. Laß
Sein Blut, daßs für Dich vergoßen, und der Saame Seines Göttlichen
Wortes, nicht länger auf die Erde fallen; sondern fange es mit durstiger
Seele, mit zerknirschten und gläubigen Herzen auf. Ich bin des Schwertes
müde, das mir Gott in die Hände gegeben; wozu muß ich mich in einen
grausamen gegen Dich verwandeln? Laß Dir Jesum für Augen gemahlt seyn, als
für Deine Sünden zum Fluch am Kreutz gemacht; Laß die Bibel Dein täglich
Brodt seyn, nimm hin und iß es, als wenn es zu Deinem Unterricht allein
vom Himmel gefallen wäre. Suche nicht Gott mit langen Gebeten,
andächtigen Uebungen, Kasteyungen und guten Werken zu versöhnen. Er ist schon
versöhnt – nicht heute – von Ewigkeit her – und es ist alles für Dich bereitet
in diesem und in jenem Leben. Genüß es mit Empfindung Deiner
Unwürdigkeit und mit Dank gegen Den, der es Dir erworben, und bitte Gott, daß Er
Seine Liebe durch Seinen guten Geist reichlich ausgüßen wolle. Dann wird
Dir im Gesicht Deiner Feinde ein Tisch bereitet werden, und Dein Becher wird
überlaufen. Anstatt Dornen und Disteln wird Dein Acker Feigen und
Trauben tragen. Es wird Dir weder des Morgens an Früh- noch des Abends an
Spatregen fehlen. Und wenn gleich der Feigenbaum nicht grünen wird, und
kein Gewächs seyn wird an den Weinstöcken wenn gl. die
Arbeit
an Oelbaum
fehlt, und die Acker keine Nahrung bringen, und die
Schaafe
aus den
Hürden
gerißen
werden, und
keine Rinder
in den
Ställen
sind: so wirst Du Dich
doch des Herren freuen können und fröhlich seyn in Gott, unserm Heyl.
Denn Der Herr ist meine Kraft und wird meine Füße machen wie Hirschfüße, und
wird mich in die Höhe führen, daß ich singe auf meinem Seytenspiel. Habacuc.Deine Zeit wird Dir zugemeßen werden; jede Stunde wird die Länge haben,
die zu ihrem Werk nöthig ist. Ein neues Leben in Dir – und außer Dir. Selbst
eine Neue Creatur: wird die ganze Schöpfung um Dich herum Neu werden.
Du wirst Dich Deines Berufs freuen – Engel werden Dich auf den Wegen
deßelben auf ihren Händen tragen, daß Du Deinen Fuß an keinen Stein
stoßest. Alles wird Dir zum besten dienen müßen; alle die Fehler und
Irrgänge, worüber Dir jetzt die Augen aufgehen werden, und die Dir als Strafen
Deiner Thorheit und Unglaubens schrecklich dünken – sind im Grunde nichts
als Entwürfe Göttlicher Weisheit und Güte, die Du ohne Dein Wißen
erfüllt. Bleibe nur bey Gottes Wort, und übe Dich darinn, beharre in Deinem
Beruf, und nähre Dich redlich, und verlaß Dich auf den Herren von ganzem
Herzen. Er wirds wohl machen und Dich nicht verlaßen noch versäumen. Er
will weder Dich noch Menschen zu Baumeister Deines Glückes haben. Er hat
Himmel und Erde und ihre Heere für Dich bereitet.
Der stumme Geist wird ausfahren, und dein Mund wird voll Lachens und
Rühmens seyn. Liebe, Aufrichtigkeit,
Vertrauen
gegen Deine Nächsten;
davon wird Dein Mund überflüßen, aus der Fülle und dem reichen Schatz
Deines Herzens, das nicht mehr einem Kieselstein ähnlich seyn wird, der
Sand zum überstreuen
giebt, mit dem sich aber nicht schreiben läßet.
Entschlage Dich aller Deiner Nebenarbeiten. Schul- und theologische
Studia laß Dein Haupt Augenmerk seyn und bitte Gott, daß er Dir alle
Lüste des alten Menschen überwinden hilft. Vergiß Deine Pflichten nicht
gegen Deinen Wirth; ich habe gedacht Dich durch ihn Gott anzuwerben. Laß
Dein Licht leuchten, wirf den Scheffel des Eigennutzes und das Bett der
stoltzen Ruhe um – und laß es leuchten vor den Leuten in Deinem Hause –
vor den Lämmern Deiner Weide, daß der Name Deines himmlischen Vaters
auch durch Dich und an Dir gepriesen und geheiligt werden möge. Nicht uns,
Herr! Nicht uns; sondern Deinem Namen gieb Ehre. Amen!
Königsberg, den 31. Aug. 1759.Herzlich geliebtester Freund,
Auf die Woche wird Ihre GeEhrte Mama Ihnen überschicken einige Sachen,
wo die Fragmente der erzählenden Dichtkunst, Damons Bürgschaft und
Reichels Jesaias mitkommen werden. Ich werde mit dem letzten aufhören,
weil ich glaube, daß ich bald die mir angesetzte Summe werde erfüllt haben.
Was den Jesaias anbetrift, so hat mir der Anfang davon so gefallen, daß ich
aus Zufriedenheit, die ich darüber geschöpft, Sie gern habe wollen daran
Antheil nehmen lassen. Sollte es wieder Vermuthen Ihnen unnütze seyn, so denke
der Herr Bruder in Grünhof würde es brauchen können. Wegen des letzt
erhaltenen habe noch zu erinnern, daß die epischen lyrisch pp Gedichte nebst der
Klopfstockinn meinem Bruder zugedacht sind. Von Logau und dem übrigen
weiß nicht ein Wort, dies ist also ein Einfall meines Nachbarn, das
Vaterunser in 100 Sprachen gleichfalls und was Sie noch sonst mögen erhalten
haben. Von alle dem, was ich schicke, thue in meinen Briefen Erwähnung.
Wornach Sie sich ins künftige zu richten haben. Ich werde Ihnen vor der
Hand nichts mehr schicken, als was ich Ihnen vorher ankündigen werde; es
müste denn etwa eine Kleinigkeit und etwas seyn, davon ich wüste, Sie
könnten solche nicht haben. Daß mein Bruder Logau behalten, ist mir lieb.
Von Forstmann hätte Ihnen weit lieber die Nachrichten für die Sünder
zugedacht, als das stärkere Werk. Jene sind aber nicht mehr zu haben, und aus
Neigung gegen diesen evangelischen Mann habe die Unkosten der 3 Theile
gewagt. Ich hoffe, sie werden Ihnen nicht leyd thun. Einige Personalien müßen
in Ansehung ihres Innhalts nach der Liebe ausgelegt werden. Ich lese jetzo
noch den ersten Theil und habe den 3ten noch garnicht gesehen. In seinen
Zueignungsschriften findt sich ein neuer und freymüthiger Schwung, der mir
sehr b gefällt.
Haben Sie die
Arzeneyen;
es herrscht ein beißender Witz in denselben, der
aber nicht immer rein und die besten Gegenstände seines Spottes wählt.
Theils Empfindung, theils Nachahmung. Qvacksalbereyen wäre noch ein
beßerer Titel; unterdeßen sind sie zur Noth zu lesen. Weiter habe nichts auf
dieser Meße gefunden. Kennen Sie ein Schauspiel die
Lisbonner
? Ich habe
bloß eingegukt. Wielands seine Johanna Gray werden Sie schon haben. Ich
habe sie gelesen, ohne daß ich weiß was ich davon sagen soll.
Ich bin jetzt mit einem Werk beschäftigt, das in ihre Bibliothek gehört. Des
Presidenten von Goguet de l’origine des loix, des Arts et des Sciences. Es
ist ein Zwilling von Rollins alter Geschichte. Gelehrsamkeit, ein gesunder
Gebrauch davon; und das Alte ist durch den gegenwärtigen Zustand der
wilden Völker immer erklärt. Weder in Betrachtungen noch Einfällen
ausschweifend. Kurz, recht sehr brauchbar, und ein Cornu copiae für einen
Philosophen so wohl als Leser von Geschmack.
Der Sergeant ist gestern in Gesellschaft des HE. Cornette von Dreylingzur Armee abgegangen und besuchte uns noch um einen zieml. wehmüthigen
Abschied zu nehmen. Ich begleitete ihn nach Ort und Stelle wo ich seinen
Bruder fand, den ich mich herzlich freute wiederzusehen. Machte mich auf
seine Gesellschaft den Nachmittag Staat; es fiel ihm aber ein in die Kanzeley
anzusprechen. Künftige Woche denke ihn zu besuchen; weil ich mit meiner
Arbeit fertig, und bloß noch die Abschrift davon noch einmal unternehmen
möchte. Meinem Nachbar habe heute selbige gebracht, der sehr geneigt schien
sie zu übernehmen. Weil ich den Anfang des Persius O curas hominum &
Quis leget haec aut
duo
aut
nemo
so habe ich zwey Zuschriften an
Niemand
und
Zween
dazu gemacht. Das ganze Werk ist mimisch und besteht in einer
Einleitung, 3 Abschnitten und einer Schlußrede. Ich habe die vornehmsten
Umstände aus Sokrates Leben mitgenommen, und mich bey einigen
besonders aufgehalten, die ich von so viel Seiten als möglich untersuchen wollen,
und zugl. eine Probe von einer lebendigeren Art die Philos. Geschichte zu
studieren versuchen geben wollen. Es wird mir aber wie den
Poeten
gehen,
welche durch das Vergnügen, was sie ihren Lesern zu geben suchen, den
Unterricht derselben verlieren. Sind die Poeten schuld daran? War Ezechiel
einer, daß Gott zu ihm sagen muste: Du bist für Dein Volk der Liebesgesang
eines Menschen der eine gute Stimme hat, und wohl auf ein Instrument
spielen kann; denn sie hören Deine Worte, und wollen sie nicht thun. Wenn
es aber geschehen wird (siehe es wird geschehen!) denn werden sie wißen, daß
ein Prophet unter ihnen gewesen Cap. 33. Eine Stelle in Ihrer letzten
Zuschrift giebt mir zu dieser Anführung Anlaß. Ich danke Ihnen herzlich für
die Gedult, die Sie bisher mit mir gehabt, und werde selbige nicht länger
misbrauchen. Sie werden mir erlauben, Geliebtester Freund, mit einer
nochmaligen Wiederholung und Erklärung über einige Puncten zu beschließen.
Sie irren
vielleicht
in einigen Dingen; und weil diese Irrthümer, wo nicht
Ihnen, doch mir nachtheilig seyn können: so wünschte ich, daß Sie meiner
Zweifelsucht ein wenig nachahmten. Sie setzen in meinem bisherigen
Betragen
lautere
Absichten und die
Nothwendigkeit der klügsten
und
weisesten
Mittel zum voraus; oder fordern dies wenigstens von ihrem Freunde.
Diese
Voraussetzung
ist grundfalsch und daher kein Wunder, daß sie
allenthalben facta finden, die mit ihrer Hypothese von meinem guten Herzen und
Klugheit zu handeln streiten. Eine
Forderung
davon zu machen aber ist
ungerecht, weil sie der menschlichen Natur ihre Kräfte übersteigt. Alles anstößige
was Sie daher an mir finden, trift mich nicht, und kann mich auch nicht
treffen, weil es nichts als Folgen unrechter Grundsätze sind, die sie
hintergehen. Wenn ich mich noch so
vernünftig
und
gewißenhaft
in allem
verfahren und handeln könnte: so könnte meine Vernunft Thorheit und mein
Gewißen Schande und Blindheit seyn. Sobald Paulus ein Geist wurde,
hielte er alle seine Unsträflichkeit und Strenge, alle seine Klugheit und Eyfer,
für Schaden und Koth. Christum lieb haben, war seine Weisheit und
Sittenlehre. Diese erlöset uns von dem Fluch des göttl. Gesetzes; geschweige daß
wir nicht von Menschensatzungen
frey
seyn sollten. Wenn ein Christ sich
denselben unterwirft, so geschieht es auch nur um Gottes willen.
Die Freundschaft soll geradezu sprechen, wenn sie lehren will. Ist ihre
Methode; die ich wünschte, daß sie immer von Ihnen getrieben würde, und
für die ich Ihnen vor allen ihren Freunden Dank wißen wollte. Ich will Ihnen
meine Gedanken über diesen Lehrsatz mittheilen. Wir sind Freunden unter
allen übrigen die meisten Achtsamkeiten schuldig; daher müßen wir unsern
Unterricht gegen sie mit mehr Achtsamkeit treiben als gegen andere.
Freundschaft beruht auf
Gleichheit
; Unterricht hebt dieselbe auf. Hier ist also kein
geradezu gehen möglich, ohne einem und dem andern den Rücken zuzukehren,
oder beyde aus dem Gesicht zu verlieren. Freundschaft legt uns Hinderniße
im Wege, die ich bey fremden und Feinden nicht habe; und hiezu gehören
neue
Regeln; wodurch ihre Methode ziemlich verdächtig gemacht wird, oder
es ist eine Methode, die Sie selbst so wenig gebraucht haben, daß sie ihre Natur
nicht kennen.
Was hat aber die Freundschaft mit
lehren
,
unterrichten
,
umkehren
und
bekehren
zu schaffen? Ich sage:
nichts
. Was hätte ich ihren Bruder lehren
können, was er nicht selbst gewußt hätte; was kann ich meinen lehren, daß
er nicht eben so gut wißen mag als ich? Ich glaube, daß keiner den
Catechismus so schlecht weiß wie ich, und daß wenn es aufs Wißen ankäme, ich die
wenigste Ursache hätte aufgeblähet zu seyn. Ein Lügner weiß beßer als ich es
ihn überführen kann, daß er lügt; er weiß eben so gut als ich, daß er nicht
lügen soll. Ist hier also die Rede von Lehren und Unterrichten. Guter Freund,
sey so gut und lüg nicht, und schneid nicht auf, und thu dies und jenes nicht,
was du nicht laßen kannst – – Sieh, sieh die Folgen davon haarklein – – hör,
was der und jener davon urtheilt, was Vernunft, Gewißen, Welt pp davon
sagt. Red Folianten mit deinem Freunde, unterricht ihn, wiederleg ihn; du
zeigst daß du ein gelehrter, vernünftiger, witziger Mann bist, aber was hat
die Freundschaft an allen diesen Handlungen für Antheil. Eine Empfindung
seines Gewißens predigt überzeugender als ein ganz System. Ist lehren also
nicht das Augenmerk der Freundschaft, was denn? Lieben, empfinden,
leiden – Was wird Liebe, Empfindung, Leidenschaft aber eingeben und
einen Freund lehren? Gesichter, Minen, Verzückungen, Figuren,
redende Handlungen, Stratagems, Fineßen – – Schwärmerey, Eyfersucht,
Wuth –
Aus eben dem methodischen Herzen Ihrer Freundschaft flüßt Ihr guter
Rath geschiedne Leute zu werden, wenn ich nicht in einem Joch mit ihm ziehen
will. So klug bin ich alle Tage; und es ist kein Freund dazu nöthig. Der Weg
ist eben so leicht. Ich würde aber der niederträchtigste und undankbarste Mensch
seyn, wenn ich mich durch seine Kaltsinnigkeit, durch sein Misverständnis, ja
selbst durch seine offenbare Feindschaft so bald sollte abschrecken laßen sein
Freund zu bleiben. Unter allen diesen Umständen ist es desto mehr meine Pflicht
Stand zu halten; und darauf zu warten, biß es ihm gefallen wird, mir sein
voriges Vertrauen wiederzuschenken. Es fehlt an nichts als hieran, daß wir
uns einander so gut und beßer als jemals verstehen. Als galante Leute müßen
wir uns wechselsweise manche Grobheiten zu gute halten; als Freunde wird
es aber niemals so weit kommen. Zur Schande der Galanterie muß ich Ihnen
noch sagen, daß sie ihre Artigkeiten bisweilen nicht so gut aufzusagen weiß
als die altvätersche Philosophie.
Sie machen mir noch ein theologisch Compliment, daß ich immer mit
meinen Freunden streiten möge; aber mich hüten soll in die Welt einzulaßen.
Ja, ich kämpfe und stäube mit meinen Freunden, wie Jakob – und bitte für
diejenigen, die mir Gott gegeben hat und nicht für die Welt. Wenn es auf
einige ankäme, so würden sie bald zur Welt übertreten, und die erste die beste
Gefälligkeit, mit mehr Dank als meine Fürbitte erkennen. Die Welt würde
eben das mit mir thun, was sich alle Zeugen der Wahrheit haben müßen
gefallen laßen, leiden an ihrem guten Namen pp. So lange ich in der Wüsten
lebe, fehlt es mir auch an neugierigen Zuhörern nicht, die ich nicht immer durch
Schmeicheleyen für ihren Besuch danke. Sollte ich wieder mein Vermuthen
ein Hofredner werden; so würde ich gefällig genung seyn der Geschicklichkeit
einer liebenswürdigen Tänzerinn ihren Preiß nicht zu versagen.
Ich nehme mir noch die Freyheit Ihnen eine Frage vorzulegen, die nichts
als ein Zweifel ist: Sollte es nicht möglich seyn, daß es mit meinem Stoltz
so gut Betrug wäre, als mit meiner Brüder Demuth? Und so viel Wind in
meiner Heftigkeit als in anderer Sanftmuth? Ich will wie ein großer Kayser,
mit der Ehre eines Acteurs mich gern begnügen, und mich freuen, daß ich
meine Rolle so gut gespielt, daß mich meine nächsten Freunde unter der Maske
mehr als einmal verkannt haben. Auf die Art wäre ich ein beßerer Hofmann als
Ihr Freund, und ein beßerer Weltmann, wie Sie.
Wenn es meine Absicht gewesen den HE. B. zu bekehren; so schäme ich
mich, daß ich mein Geschäfte bisher so saumselig getrieben. Da ich wieder mein
Vermuthen gezwungen werde Ihnen mehr als meinem eigenen Bewußtseyn
zu glauben: so ist Ihre Ueberzeugung davon mein Beruf. Um dazu geschickt zu
werden, wird Gott den seinigen an mir Selbst täglich vollführen, daß ich
nicht andern predige und selbst verwerflich seyn möge. Ich habe so viel
Vertrauen zu Gottes Gnade als Paulus, und sage ihm nach: Ich vermag
alles
durch den, der mich mächtig macht – Er kann durch seine Zeichen an mir so
viel thun als durch das
Bild
einer ehernen
Schlange
. So geschehe Sein
Wille! Amen.
So wenig sich ein zärtlicher Ehemann ein Gewißen daraus macht seine
Frau mit einem verzogenen Gesicht zu erinnern; so werden meine
hämische Mienen auch der Freundschaft Abbruch thun. Daß meine Einfälle
Saltz haben, ist ihnen mit den Thränen gemein, die man deswegen nicht
verdammt. David wurde es von Gott nicht zugerechnet, daß er vor der
Bundeslade wie ein loser Mann taumelte, und seine Blöße dabey nicht
achtete. Michal redte wie eine gesittete Frau, und wurde dafür von ihrem
Mann geflucht – –
Wir würden freylich von unzählichen Dingen anders urtheilen, wenn wir
nicht beym Ansehen stehen blieben. Unterdeßen ist es uns nicht verbothen
Leuthen in die Augen zu sehen. Cicero gab auf Piso Achtung, wenn er ihm
antwortete: Respondes; altero ad frontem sublato, altero ad mentum
depresso supercilio, crudelitatem tibi non placere. Wenn Piso ein
Augbraun wie das andere gezogen, so würde ihm das vielleicht nicht
Grausamkeit geschienen haben, was er so nannte. Wenn wir also urtheilen wollen;
so laß unsere Wagschaale nicht so ungleich als Pisons Augenbraunen
seyntehen.
Was macht Ihre liebe Frau? Denkt sie an mich? Sie grüßen wohl immer;
ob es aber bestellt oder untergeschoben ist, weiß nicht. Ich schlüße, und werde
künftig meine gelehrte Corresp. wieder fortsetzen. Mein Alter ist Gott Lob!
leidlich und denkt beym Gläschen Wein an Ihr Haus. Sollte ich einen offenen
Zedel an meinen Bruder schreiben; so werden Sie so gütig seyn denselben zu
lesen ehe Sie ihn überreichen. Leben Sie wohl und lieben Sie mich trotz aller
meiner Fehler. Können Sie das? Warum nicht. Ich bin nicht schlechter, Sie
nicht beßer geworden.
Königsberg, den 11 Sept. 1759.Herzlich geliebtester Freund,
Ihre Käse sind glückl. angekommen. Der GeEhrten Mama Ihr Pack hoffe
wird gleichfalls. Herr Lauson ersucht Sie 1.) um Ihre erste Antritts Rede
2.) um ihr Gedicht auf den Oberpastor Schultz. 3.) um des Pastor von Eßen
Leichenpredigt auf den alten HE von Campenhausen.Frau Str. Werner wohnt, wo ihres guten Freundes und seiner Schwester
Hoff Eltern ehmals gewohnt, soll eine gute Frau seyn v die Mahlzeit à 9 gl.
einer kleinen Gesellschaft von 8 oder 10 Personen auftragen laßen. Mehr
habe von ihr nicht erfahren. Wenn Sie mehr data verlangen, bitte mir solche
zu specificiren.
HE. B. hat mich den 10. h. besucht am Tage Alexander Newsky. Morgen
denke ihn meinen Gegenbesuch abzustatten; wenn ich ihn zu Hause finde.
Ich habe mich zur Ader laßen und ein wenig arzeneyen müßen; wünsche
daß Sie beydes, liebster Freund, nicht nöthig haben oder zu rechter Zeit thun
mögen wie ich. Befinde mich leidlich, arbeite aber an Congestionen. Eine
junge Frau, die ihre Sechswochen überstanden und – – Daß etwas ähnliches
mit mir vorgegangen, werden Sie aus folgenden Scelett ersehen, das Sie wie
die Egypter zu ihrem Nachtisch brauchen werden, um sich auch ihrer
Sterblichkeit dabey zu erinnern.
Sokratische Denkwürdigkeitenfür die lange Weile des Publicums zusammengetragenvon einem Liebhaber der langen Weile.Nebst einer doppelten Zuschriftan
Niemand
und
Zween
.
Einleitung
. Schicksale der philosophischen Geschichte. Kritick über Stanley,
Brucker und Deslandes. Verbindung der Philosophie und ihrer Geschichte.
Projekt die philosophische Historie zu schreiben. In Ermangelung
deßelben, ein ander Projekt sie beßer zu studieren und zu brauchen, als bisher
geschehen. Exempel Erläuterung davon. Was die Geschichte überhaupt
für einen Endzweck habe. Der Unglaube macht Dichter und Romanschreiber
in der Geschichte an 2 berühmten Beyspielen bewiesen. Ob ein Denkmal der
vorigen Zeiten verloren gegangen, woran uns was gelegen seyn könne.
Abfertigung und Trost der Gelehrten; die über verlorne Werke klagen.
Baco und Bollingbroke angeführt. Was des Autors Absicht ist. Mangel
einer guten Lebensbeschreibung von Sokrates. Kleine Anecdote von dem
Umgange dieses Weisen mit einem Nach Ausruf des Verfaßers.
I. Abschnitt. Was Sokrates Eltern gewesen. Was er von seiner Mutter
gelernt? Was von seinem Vater. Sokrates wird ein Bildhauer;
Betrachtungen über seine Statuen. Ob Sokrates, als ein Bildhauer, des
Zimmermanns Sohn vorgezogen werden müße. Sein Geschmack an
wohlgewachsenen Jünglingen. Von Wiedersprüchen. Von Orakeln und Meteoren.
II. Abschnitt. Kriton, Sokrates Wohlthäter. Hat viele Lehrmeister und
Lehrmeisterinnen zu besolden. Vergleichung eines Menschen, der nichts hat
und der nichts weiß. Vergl. der Unwißenheit des Sokrates mit der
Hypochondrie. Sokrates Sprüchwort zusammengehalten mit der Ueberschrift
des Delphischen Tempels. Anmerkungen über die Didascalie des Apollo,
oder seine Methode zu unterrichten. Kunstgrif der Hermenevtick. Einerley
Wahrheiten können mit einem sehr entgegengesetzten Geiste ausgesprochen
werden. Mannigfaltigkeit des Sinnes, mit dem Sokrates sagte; ich
weiß
nichts
, nach der verschiedenen Beschaffenheit der Personen, zu denen er
es sagte. Versuch einer Umschreibung von den Gedanken eines Menschen,
der uns sagt: ich
spiele nicht
, wenn er zu einer Lombreparthie aufgefordert
wird. Sokrates Unwißenheit mit der Sceptiker ihrer gegen einander
gehalten. Unterscheid zwischen Empfindung und einem Lehrsatz oder Beweise
deßelben.
Glauben
geschieht eben so wenig durch Gründe als
Schmecken
und
Sehen
.
Phantasie
ist nicht Glaube. Ein
Siegel
und
Schlüßel
zu
des Sokrates Zeugniße von seiner Unwißenheit. Beweiß, daß es Leute von
Genie allemal erlaubt gewesen
unwißend
und
Uebertreter der Gesetze
zu seyn
. Ueber den
Dämon
des Sokrates. Sonderbarkeiten seiner Lehr
und Denkart als Corollaria seiner Unwißenheit. Palingenesie der Geschichtschreiber.
Einige Wahrzeichen, daß Sokrates für die Athenienser gemacht war.
III. Abschnitt. Von Sokrates 3 Feldzügen. Von seinen öffentl. Ämtern.
Warum Sokrates kein Autor geworden. 1.) Grund der Uebereinstimmung
mit sich selbst pp 2.) Unvermögenheit. 3.) seine Haushaltung. 4.) aus
Muthmaßungen über seine Schreibart. Eine von seinen Parabeln und
Anspielungen angeführt, und auf unsere Zeiten angewandt. Sokrates wird
als ein Mißethäter verdammt. Seine Verbrechen. Wie er sich vertheidigt.
Ein Einfall erleichtert das Gewißen seiner Richter. Ein Fest giebt ihm
30 Tage Zeit sich zum Tode zu bereiten. Erscheinung nach dem Tode.
Spuren seiner Göttl. Sendung, nach Platons Meynung in seiner freywilligen
Armuth, noch mehr aber in seinem Ende, und der Ehre, die allen
Propheten nach ihrem Blutgerichte wiederfahren.
Die Schlußrede
besteht aus einigen kurzen Lehren für diejenigen, die zum
Dienst der Wahrheit geschickt sind und aus einem Prognostico, was sie
sich zum Lohn ihrer Arbeiten versprechen können.
Ich habe mich auf das Exempel des Aristoteles bezogen, der eine Schrift
ausgab, von der er gestand, daß sie so gut
als nicht ausgegeben
wäre;
bin also nicht der erste, der das Publicum äfft. Meine Gesinnungen habe
gegen daßelbe offenherzig ausgeschüttet, und neige mich bloß als Naeman
für den Götzen seines Herrn, wenn er ihn aus Pflicht in den Tempel
deßelben begleiten muste.
Zweydeutigkeit und Ironie und Schwärmerey können mir nicht selbst
zur Last gelegt werden, weil sie hier nichts als
Nachahmungen
sind
meines Helden und der sokratischen Geschichtschreiber Schriftsteller,
besonders Bollingbroke und Schaftesbury. Der attische Patriotismus des
ersten und die platonische Begeisterung des letzten sind die Muster und
Antipoden, auf die ich meine zween hiesige Freunde gewiesen. In meiner
Zuschrift an zween habe ich noch eine Muthmaßung gewagt über das, was
Sokrates unter Lesern verstanden, die
schwimmen
könnten; auch ihnen
die Methode deßelben in Beurtheilung dunkler Schriften angepriesen, daß
man darinn unterscheiden müße dasjenige, was man verstünde, von dem,
das man
nicht
verstünde.
Als einem Freunde kann ich es Ihnen sagen, daß ich an dieser Abhandlung
mit Lust gearbeitet, und daß sie mir nach Wunsch gerathen. Da ich also mit
mir selbst zufrieden seyn kann; so ist mir an der öffentl. Aufnahme wenig
gelegen. Man mag den Wahrheiten wiedersprechen; so ist dieser Wiederspruch
ein Beweiß für sie. Man mag über ihre bunte Einkleidung spotten oder
eyfersüchtig thun: so ist dies das Schicksal aller Moden, daß man sie weder versteht
zu beurtheilen noch nachzuahmen.
Ich mache mir eben so wenig Gewißen daraus mit meinem Witz zu scherzen
als Isaac mit seiner Rebecca, ohne mich an das Fenster des lüsternen
Philisters zu kehren. Meine Frühlingsfreude an
Blumen
, und die gute Laune
meines Herzens hat mich nicht gehindert an meinen
Schöpfer
zu denken, an
den Schöpfer meiner Jugend und ihrer Scherze. Ich sitze unter den Schatten
des ich begehre, sagt meine Muse, und seine Frucht ist meiner Kehle süße. Er
führt mich in den
Weinkeller
, und die Liebe ist sein Panier über mir. Er
erqvickt mich mit
Blumen
, und labt mich mit
Aepfeln
.
Bald sind es Berge, bald Hügel, auf denen ie ich wie ein flüchtiges Reh
springe und Staub mache. Sie wißen, daß meine Denkungsart nicht
zusammenhangend, und so wenig als meine Schreibart κατα τὸ βουστροφεδον(ich weiß nicht ob ich ortographisch schreibe) nach der Methode des Pfluges
geht.
Sie warnen mich, liebster Freund, für meinen Geist. Es ist mir lieb an
meine Sünden zu und Thorheiten zu denken, und daran erinnert zu werden,
weil selbige mir immer wie dem Mundschenken des Pharao,
Joseph
ins
Gemüth bringen.
Ist es kein guter Geist, der mich auf die Zinne des Tempels gepflanzt: so
werde ich mich von selbiger auf ihre Zumuthung nicht herunterlaßen; sondern
mit Paulo sagen: kein
Hohes
, kein
Tiefes
und keine
Kreatur
kann uns
scheiden pp oder mit David: bettete ich mich in die
Hölle;
siehe! so bist Du da.
Nehme ich
Flügel der Morgenröthe
, und gienge an das äußerste Meer; so
führt mich seine Linke und seine Rechte hält mich.
Sie werden also mit meiner Schwachheit des Fleisches Gedult haben, und
durch meine Ruhmräthigkeit sich nicht ärgern laßen. Sintemal Viel sich
rühmen, bin ich auch in Thorheit kühn. Denn ihr vertraget gern die Narren,
dieweil ihr so klug seyd. Ihr vertraget gern, so euch jemand zu Knechten macht,
so euch jemand trotzt, so euch jemand ins Angesicht streicht. 2 Cor. XI.Alles, was ich daher Ihnen als schreibe, flüßet aus einem Vertrauen auf
Ihre Freundschaft, an deren Stärke ich nicht verzweifele. Ich umarme Sie
mit Ihrer lieben Hälfte und ersterbe Ihr treuer Freund und Diener.Hamann.Auf der Außenseite des gefalteten Briefes:Einen herzlichen Gruß meines alten Vaters habe vergeßen einzuschlüßen.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie et de belles /
lettres, Recteur du College Cathedral / de la Ville Imperiale de et / à /
Riga
.Königsberg den 28. Sept: 1759.Mein wahrer alter Freund,
Für Ihre Critick über die petites lettres sur de grands Philosophes bin
verbunden. Ich habe vorige Woche meinen Jesaias vom Buchbinder
bekommen, und habe selbigen jetzt durchlesen können. Da ich aus dem bloßen
Anfange von der Güte dieses Werkes urtheilte; so bin ich jetzt desto mehr
zufrieden, daß ich es Ihnen überschickt und empfehle es Ihrem Gebrauch. Es ist
mir eine große Zufriedenheit meine eigene Empfindungen und Gedanken in
anderer Schriften zurückgeworfen zu sehen. Wenn ich diese Werke und
Männer, welche ich jetzt kennen gelernt vor meiner Reise in England, gelesen, so
würde ich immer die Furcht haben, meine Erkenntnis als eine bloße Frucht
einer menschlichen Belesenheit oder Umganges in ungleich mehr Zweifel zu
ziehen. Jetzt sind alle meine Betrachtungen vor Sie gewesen, ohne daß ich es
gewust, daß Sie meine Vorgänger gewesen sind. Ich habe besonders in dem
Commentario dieses Dieners des Evangelii viele Wahrheiten in starkem
Lichte gefunden, die ich mir vor einige Wochen Mühe gegeben zu schattiren;
weil ich mir die Kühnheit dieses gesalbten Mannes nicht erlauben konnte noch
wollte. Wenn ich wenige Wochen dies Buch eher gekannt hätte; so würde ich
vielleicht dreister gewesen und weiter gegangen seyn.
Jesaias lebte zu Zeiten, welche die Staatsleute und das öffentliche Wesen
sehr nahe angiengen; und wo die Noth, nicht dem Kützel, Gelegenheit zu
vielen Anschlägen geben muste. Sein Amt war zu strafen, seine Mitbürger auf
Gott zu weisen, und Ihnen in seinem Namen die tröstlichsten Erlösungen zu
versprechen. Er warnte sie zugleich, daß Gott seine Ehre mit Egypten nicht
theilen würde; man müste ihm ganz allein trauen. Man kann sich die
Wirkungen seiner Reden bey einem verderbten Volke, das blind und taub mit
sehenden Augen und hörenden Ohren war, leicht vorstellen. Wer giebt Dir
Recht uns zu strafen, hieß es? Bist Du beßer als wir? Die frechsten
Bösewichter und die frömmsten Leute unter ihnen machten gemeinschaftliche
Sache; von den ersten verlacht, von den letzten gehaßet, verläumdet und
verfolgt. Wir glauben so gut einen Gott als Du, wir hoffen auch auf die
Erscheinung eines Weibessaamens – – aber das sind Dinge, die nicht hieher gehören.
Hier ist von Staatssachen, von Bündnißen, von Mitteln die Rede den Aßyrern
zu wiederstehen. Du forderst, daß Gott Wunder thun soll; wir glauben an ihn
wie Ahas ohne Wunder von ihm zu fordern; wir wollen ihn nicht versuchen.
Er rief daher nach dem 41. Capitel
Immer her mit euerer Controvers, spricht der Herr; bringt eure stärksten
Waffen her, spricht der König in Jakob. Sie mögen es vorbringen und uns
erzählen, wie es ablaufen wird; entweder erzählt uns, was der Ursprung
davon ist, so wollen wirs verständig überlegen und erkennen, was es für einen
Ausgang nehmen möchte; oder laßt uns einmal hören, wies künftig seyn
wird. Zeiget an, was nachher erfolgen wird, damit wir erkennen, daß Ihr
Göttlich seyd: O Ja! ihr werdet euch wohl halten, und einen solchen Schaden
anrichten, daß wir erstaunen und es alle mit ansehen werden. Siehe, Ihr seyd
weniger denn nichts, und Eure Thaten heißen vollends garnichts. Abscheulich
ist, wer sich zu eurer Parthey schlägt. Derjenige, den ich aus Norden ruffe,
daß er wieder kam, wird vom Aufgang der Sonnen an, meinen Namen
predigen und wird über die babylonischen Fürsten dahin gehen wie über Leimen,
und wie ein Töpfer den Thon unter sich tritt.
Was du redst, soll immer als des Herren Wort von uns angenommen
werden. Was thut denn der heilige in Israel selbst, daß wir ihm so blindlings
glauben sollen. Wenn Du in Gottes Namen redetest, würdest Du mit so viel
Affekt, Ironie und Verachtung gegen hohe Häupter reden. Wir sind keine
frommen Leute wie du, wir wißen aber sanftmüthiger und mit mehr
Mäßigkeit und Bescheidenheit das Zeugnis des Herrn abzulegen. So viel vom
Jesaias.
Was unsere Controvers, alter wahrer Freund! betrift; so sehe ich selbige
nicht als einen Anhang meiner Briefe an. Glauben wir einen Gott im
Himmel, und am Creutz, eine unsterbl. Seele, und ein ewig Gericht; so hat diese
Controvers mit allen den Dingen den genausten Zusammenhang. Da ich
heute sterben, und Sie morgen mir nachfolgen können: so will ich nicht mehr
durch Gleichniße mit Ihnen reden. Paulus ermahnte seine lieben Brüder bey
den Barmherzigkeiten Gottes, sich nicht dieser Welt gleich zu stellen, und zu
prüfen
, welches da sey der
gute
, der
wohlgefällige
und der
vollkommene
Wille Gottes
.
Meine Angelegenheiten mit jenen gehen Sie
im strengen Verstande
nichts
an, oder
höchstens
nur so
weit
, als es Ihnen wie einem alten wahren Freund
beliebt
sich selbiger anzunehmen. Und dies wie
weit?
dürfen Sie sich weder
von mir noch der Gegenparthey vorschreiben laßen. Es bleibt also immer von
beyden Theilen ein
Misbrauch der Freundschaft
, wenn wir Ihnen den
geringsten Nothzwang darinn anthun; und wenn ich in Ihrer Stelle wäre,
so hätte ich mir von keinem zu nahe darinn kommen laßen, oder beyden gleich
nahe treten müßen, wobey ich mich aber immer auf Leiden getrost gefaßt
gemacht hätte. Ungeachtet aller dieser Grundsätze, die ich mir so viel möglich
bestrebt nicht aus dem Gesichte zu verlieren, bin ich doch derjenige, welcher
selbige am meisten übertreten hat; oder zu haben scheint. Meine
Verdammung würde daher, im Gericht der Vernunft, größer als jener ihre seyn, die
sich nicht diese Gesetze der Vernunft und Billigkeit vorgeschrieben. Hier muß
ich Ihnen aber ein Rad in dem andern entdecken. Ich bin Ihnen deswegen
wieder mein Gewißen und Gefühl so überlästig in unserer Privatsache
gewesen, weil ich gehofft und gewünscht, daß Sie mehr
Anwendung davon
auf Sich
Selbst machen würden, und nicht bey mir und meinen Antipoden
stehen bleiben. Wie oft bin ich aber an das Leyden unsers Erlösers erinnert
worden, da seine Nächsten, seine Tischfreunde, der
keines vernahmen
, und
nicht wusten, was er redete
, noch
ihnen zu verstehen geben wollte
.
Man hat mich hart beschuldigt, daß ich Mittel verachtete und von Gott auf
eine ich weiß nicht was für eine unmittelbare Art geholfen zu werden
suchte. Verachtete ich Mittel, so wäre ich ein Verächter Göttl. Ordnung und
ich würde meinem Gerichte ohne einen Fürsprecher nicht entgehen. Ob ich dies
thue, weiß Gott am Besten, und sey Richter zwischen mir und Ihnen. Wenn
ich Mittel verachtete, so würde ich keine Briefe schreiben, und nicht ein Wort
mehr verlieren. Ich will ruhig, aber nicht unthätig seyn; ich will wuchern,
aber nicht in die Erde graben. Wer ist aber ein Verächter der Mittel? Braucht
Gott keine Mittel uns zu bekehren, und was für ein beßer Mittel als ein
gläubig Weib für einen ungläubigen Mann oder Umgekehrt wie St. Paulus
sagt. Was für ein beßer Mittel hätten sich meine Freunde von Gott selbst
erbitten können, als mich, den man für einen alten wahren Freund ansieht, und
immer angesehen hat, wenn er in seinem eigenen Namen kommt. Weil man
aber den nicht kennt, der mich gesandt hat, so bin ich auch verworfen, so bald
ich in seinem Namen komme. Wer ist also ein Verächter der Mittel? Ich setze
etwas an den Mitteln aus, die Sie zu ihren irrdischen Absichten wählen; und
Sie verwerfen den, den Gott dazu versiegelt hat, zum Dienst Ihrer Seelen
und nicht Ihres Bauches; der ihr Gott ist, den ich versöhnen soll.
Man mag mir also immer so viel Frevel und heimliche Sünden
beschuldigen, als Hiob von seinen Freunden wurde: so freue ich mich das Ende des
Herren zu sehen, und will nicht aufhören Seinen Tod zu verkündigen, biß
daß er kommt. Das sey ferne von mir, daß ich Euch Recht gäbe. Biß daß
mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmigkeit ppp. Iob:
XXVII.Mein erster Brief, den ich aus Engl. schrieb, war mit der fröhlichen
Bothschaft angefüllt: Ich habe den funden, von welchem Moses im Gesetz, und
die Propheten geschrieben haben – Des Menschensohn ist der Schöpfer,
Regierer und Wiederbringer aller Dinge, der Erlöser und Richter des
Menschlichen Geschlechts. Ich bin also nicht wie ein Mörder und Dieb sondern durch
die rechte Thür eingegangen.
Ich bin meinem Freunde mit meinen Religionsgrillen lange nicht so
beschwerlich geworden in meinem Umgange als ich von seinen Handlungs und
Staatsideenaushalten, wie ich noch keinen Begrif von diesen
Schwarzkünsteleyen hatte, biß ich auch diese Geheimniße und ihre Eitelkeit ihm zu
Gefallen kennen lernte, und vielleicht eben so weit in der Theorie davon als er
hatte kommen können, wenn ich Lust und Liebe zur Practick gehabt hätte.
Ich weiß, daß meinen Freunden eckelt für der losen Speise, die Sie in
meinen Briefen finden. Was lese ich aber in Ihren, nichts als die
Schlüße
meines eigenen Fleisches und Blutes
, das verderbter ist wie ihr eigenes,
nichts als das Murren und die Heucheley meines eigenen alten Adams, den
ich mit meinen eigenen Satyren geißele, und die Striemen davon eher als Sie
selbst fühle, länger als Sie selbst behalte, und mehr darunter brumme und
girre wie Sie, weil ich mehr Leben, mehr Affekt, mehr Leidenschaft als Sie
besitze nach Ihrem eigenen Geständnis. Und doch hält man sich über die
Tropfen meines eigenen Blutes auf, mit dem ich mein Gewand im Keltern
befleckt habe und noch beflecken muß.
Das ist also Ihre Sünde, daß Sie nicht glauben an mich. Ich hätte mehr
Gründe wie Sie; ich brauche Sie nicht, und sage lieber Einfälle, damit Sie
nicht meinen Gründen glauben mögen. Wenn ich von mir selbst redete; wenn
ich meine eigene Ehre suchte – – Daher ist Ihre Vernunft und Ihr Gewißen
blind, so sehr Sie sich auf beyde immer steiffen, weil Sie nicht glauben
können, daß Sie blind sind, sondern sich für sehend halten; und das Blut der
Versöhnung umsonst ruffen laßen: Vater vergieb Ihnen, denn Sie wißen
nicht, was Sie thun. Sie glauben nicht, daß Gott die
unerkannte Sünde
vor sein Angesicht stellt, sondern wißen es beßer als Gott und sein Geist, was
Sünde ist und nicht ist. Sie verfolgen den Du geschlagen hast, und rühmen,
daß Du die Deinen übel plagest. Laß Sie in eine Sünde über die andere fallen,
daß sie nicht kommen zu Deiner Gerechtigkeit. Dieser Fluch muß alle Feinde
Gottes treffen; er steht im Buche geschrieben, davon nicht ein Iota vergehen
wird, wenn Himmel und Erde vergehen, dieser Fluch läuft aus ihrem eigenen
Munde und Herzen ohne daß sie wißen, was sie reden.
Ich will nicht von himmlischen Dingen reden; sondern bloß von irrdischen,
und wie Sie, auf das Sichtbare sehen. Sind Sie nicht der Verheißung dieses
Lebens schon beraubt. Sind Sie nicht alle Holtzhauer und Waßerträger,
Gibeoniten, die sich selbst durch ihre Lüste und Gesetzliche Gerechtigkeit, durch
Sünden,
aber noch mehr durch ihre Tugenden
und guten Werke
ihre
zeitl. Glückseeligkeit
vereiteln. Was kommt denn aus ihren Arbeiten heraus?
Nichts, alles halb gethan, Verräther ihres beßeren Geschmackes,
Verstümmeler ihrer Gaben. Nicht Kälte der gesunden Vernunft, nicht Feuer Wärme
eines gesunden Herzens. Sie fürchten sich im Licht der Critick zu erscheinen,
weil ihre Werke böse sind. Sie sind Pasqvillanten der Schulfüchse, und leiden
keine Satyre auf die Schulfüchserey ihres Christenthums; und die jüngste
Schrift ist ein Brandmark ihrer nächsten Schwester. Eine Mutter, die eine
Scharfrichterinn ihres eigenen Kindes wäre, hätte wenig Recht sich über die
Ruthenschläge eines Vaters zu beschweren, der seinen Sohn ziehen wollte.
Ich sehe allenthalben Zeichen um mich herum, die meine Furcht für Gott
und Sein heilig Wort vermehren. Was B. durch Sie umsonst an mir
versucht, hat ihn nicht klüger gemacht; er hat nur das Instrument geändert.
Diesem neuen Werkzeuge ist es nicht beßer gegangen. Ich habe ihn auch zu
meinem Feind gemacht. Ein jeglicher in das Seine, und man läßt mich alleine.
Aber ich bin es nicht, sondern mein Vater ist mit mir.
Wenn wir uns alle nur entschlüßen wollten als vernünftige Menschen zu
leben; so würde jeder dem andern kein Bedenken tragen die Gefahr des
Irrweges und den Ausgang deßelben vorzustellen. Als bloß natürlich mitleidige
Bürger oder gutherzige Freunde müßen wir uns einander nicht auslachen,
sondern bedauren. Ich glaube, sagte David, darum rede ich; wenn ich aber
rede, so fangen Sie Krieg an. Was würde aber in diesem Kriege Ihnen mit
einem Waffenstillstande gedient seyn, um den Sie in Ihrem letzten Briefe
bitten. Warum nicht lieber
Friede
. Siehe drein und schilt, daß des Reißens
und Brennens ein Ende werde. Ψ. 80. Sie sagen nichts mehr als 1.) aus
Deinen Worten wirst Du gerichtet werden – Ja, das wünsche ich, weil ich
zugleich durch selbige gerechtfertigt zu werden glaube. Da Ihre Sprache aber so
verkehrt wie meine ist; so bleibt es bey dem Grundwort auf das ich gebaut
habe und noch baue. Denn kann mich weder Ihre Zunge noch meine eigene
verdammen, weder ihr Herz noch mein eigenes. Er ist größer als unser Herz und
treu – – Wißen Sie aber auch was das heist: Der geistliche richtet alles und
wird von niemanden gerichtet, und daß dies mit eine Wahrheit ist, die kein
fleischlicher oder sinnlicher versteht noch vernehmen kann. Wißen Sie was es
heist wenn Paulus sagt: Mir ist es ein geringes, daß ich von Euch gerichtet
werde oder von einem
menschlichen Tage
; auch
richte ich mich Selbst
nicht
. Ich bin wol
nichts mir bewust
, aber
darum bin ich nicht
gerechtfertigt;
der Herr ists, der mich richtet. 2. Freundschaft fordert
Gleichheit, die der Unterricht nicht zuläßt. Distinguo hiebey können auch
Empfindungen der Liebe seyn bey einem und des Gewißens beym andern.
Gesichterschneiden und Geberden machen ist zweydeutig, und warum das, wenn man
reden kann.
Ich verstehe diese Stelle nicht deutlich genung und will ihr keinen Verstand
aufdringen, der willkührlich wäre. Distinctionen Affecten entgegen zu setzen,
heist den Wellen des Meers den Sand zur Gränze setzen. Wenn
Gesichterschneiden zweydeutig ist; so geht es den Distinctionen nicht beßer. Es ist also
recht sehr gut, daß man die Wahrheit von Herzen redet weder durch Geberden
noch durch Distinctionen sie verfälschet.
Ob das Gesicht zweydeutiger ist wie der Mund, ist eine küzliche
Untersuchung; weil man aus Minen mehr und sicherer öfters schlüst und dem Auge
mehr Wahrheit zuzuschreiben gewohnt ist als der Zunge. Da ich aber an
Temperamenten und physiognomie theils unwißend, theils ungläubig
bin: so freue ich mich, daß das Gesichterschneiden und Geberden machen nicht
schlechterdings von Gott als Sünde angesehen ist, weil er durch den Mund
des Propheten sagt:
Verachtet hat sie Dich, verspottet hat sie Dich, die Jungfrau, die Tochter
Zions, den Kopf hat sie dir drein geschüttelt, die Tochter Jerusalems.
3.) Ich wiederrathe nicht Stand zu halten, wenn man gesucht wird,
sondern geschieden zu bleiben, wenn man nicht Lust zum Ersteren hat, oder nach
seinen Einsichten den, der uns sucht fliehen muß.
Sie denken mir zu
fein
, liebster Freund, und ich Ihnen vielleicht zu stark.
Ich glaube, daß wir beyderseits uns Mühe machen einander zu verstehen, oder
unsere eigene und des andern Worte so auslegen, wie wir am ersten mit fertig
werden können. Ich verstehe keine Casuistic weder in der Moral noch in der
Theologie und werde Sie auch nicht zu meinen Gewißensrath noch jemanden
anders nöthig haben, als den, der mir, Augen, Ohren, die Sinnen und die
Vernunft, und die 10 Gebote gegeben hat, daß ich die ersteren alle nach den
2 Tafeln brauchen soll. Man kann
Lust haben gesucht zu werden
, und
denn flieht ein bulerisch Mädchen auch. Wenn es aber darauf ankomt:
Wiedersteht dem Teufel, so muß man nicht die Gloße machen, wenn Du Lust hast;
sondern da muß man eben gegen sein eigen Fleisch und Blut mitkämpfen.
4.)
Welt
sind überhaupt Menschen und es ist immer schlimm mit ihnen
umzugehen. Ich bin versichert, nichts böses Ihnen gewünscht zu haben.
Die Worte Ihres vorigen Briefes sind diese: Bitten Sie Gott, daß man
nie nöthig habe sich in die Welt einzulaßen, und streiten sie immer mit
Freunden; so bleiben sie noch erträglich.
Ich soll mich also nicht mit Menschen überhaupt einlaßen, sonst würde ich
ihnen unerträglich seyn. Ich soll immer mit Freunden streiten; in der
Situation und Verhalten gegen sie bliebe ich erträglich. In dem Zusammenhange
dieser Begriffe mag immerhin ein sensus hermeneuticus oder mysticus liegen,
ich finde aber keinen sensum communem darinn. Die natürlichste Frage, die
einem einfällt, ist die: Sind denn Deine Freunde keine Menschen überhaupt,
haben Sie die Unart des menschlichen Geschlechts nicht an sich, daß Du sie
mehr beleidigen kannst als einen jeden andern Nebenmenschen. Das müßen
fürtrefliche Menschen sind, die zu Freunden hast, ein Ausbund der Menschen
überhaupt. Und Du must boshafter als das ganze menschliche Geschlecht seyn,
daß Du mit ihnen streiten kannst. Diese Empfindungen liegen in ihrem Schluß,
es sind also keine Consequentzen, die ich daraus ziehe, sondern die Principia,aus denen ihre Begriffe entstanden. Ein Mensch der so aussieht hat freylich
nöthig zu beten; aber was für ein Verdienst, das gegen sich gegen ihn seine
Freunde machen können. Wie können Sie Gott danken, daß sie nicht solche
Juden sind wie dieser harte Zöllner, der der Vernunft mit Grausamkeit
eintreibt, was der Vernunft gehört.
Wie mein Bruder aber ein Plagiarius dieser geheimen Gedanken geworden,
begreife ich nicht. Er hat eben die Idee zum Grunde gelegt in seiner Antwort.
Du hast gut, ein Pasquillant zu seyn, meldt er mir heute. Wenn mir Gott
Deinen Witz und Deine Gaben gegeben hätte, sie wären beßer angebracht. Mit
dem Glück, was er Dir durch Menschen hat zuflüßen laßen, bist Du eben so
verschwenderisch umgegangen. Danke Gott, daß ich ein Christ bin und
christliche Brüderliebe gegen Dich fühle, die dir alles bittere, alles anzügliche und
hämische von Herzen vergiebt. Deine Absichten sind nicht zu tadeln; aber von
Mitteln hast Du keinen Verstand, keinen Witz, und sie zu brauchen keine
Klugheit. Du lebst auf Unkosten anderer Leute, und weist nicht wie einem
Menschen zu muthe ist, der sein Brodt verdienen muß im Schweiß seines
Angesichtes. Sey mein Nachfolger und lerne von mir Sanftmuth und herzliche
Demuth: so wirst Du so ruhig wie ich leben können, und über das Allgemeine
Wohl, Dein eigen Glück nicht aus dem Gesichte verlieren. – –
5. hämische und erinnernde Minen sind zweyerley. – Dies sey gesagt sine
applicatione.Wenn ich es nicht anwenden soll; so müßen Sie mir wenigstens als von
einem unnützen Worte Rechenschaft geben. Ich sage ja, daß ich zu hämischen
Minen berechtigt bin. Niemand kann zween Herrn dienen; er muß den einen
haßen und den andern lieben. Mein Glaube ist mir näher als die Freundschaft
der Welt und ihrer Kinder. Ich haße die da halten auf lose Lehre. Ich haße ja
Herr! die Dich haßen und verdreust mich auf sie, daß Sie sich wieder Dich
setzen. Ich haße sie in rechtem Ernst, darum sind sie mir feind.
Ob wir beßer oder schlechter geworden; aus diesem Einfall, mein alter
wahrer Freund, wollen wir beyde eine ernsthafte Aufgabe machen, die einer
reifen Untersuchung werth ist. Ich bin ohnedem zu einer Prüfung meiner
Selbst desto mehr aufgemuntert, da ich künftige Woche zum Tisch des Herrn
zu gehen willens bin, und mein Bündnis mit ihm, meine Gemeinschaft
erneuren und bevestigen will. Jonathan gab David seinen Rock, seinen Mantel,
sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel. Er wird mich auch mit neuen
Kräften zu Seinem Dienste ausrüsten und mir Gnade geben mich klüglich
zu halten, wozuhin ich geschickt werde; Vater, Mutter, Bruder ja mein
Leben zu haßen um seines Namen willen, nicht nur meinen Stoltz, sondern
auch meine
Demuth
zu verleugnen, nicht nur das Böse zu meiden, sondern
mich auch von allem Guten
, das durch ihn geschieht,
selbst auszuleeren
,
und ihm allein die Ehre zu geben. Ich will ihm nicht nur meine Thorheit
bekennen; sondern auch die Blindheit und Tücke meines guten Herzens, und
nicht an Bathseba noch an Urias denken; sondern sagen: Dir, Dir allein habe
ich gesündigt, und Unrecht vor
Dir
gethan auf daß
Du
Recht behaltest in
Deinen
Worten und rein bleibest, wenn
Du
gerichtet wirst – von meinen
Unterthanen und Feinden. Seht da den Mann nach dem Herzen Gottes, ein
Ehebrecher und witziger Mörder! Was soll man von den Psalmen denken, die
er dichtet, oder von dem Gott, deßen Gnade er sich rühmt!
Noch einen Punct aus Ihrem letzten Briefe. „Ich habe ihrem Bruder Nein!
gesagt, wie Sie wollen und es gut ist.“
Das Nein! ist eine Antwort auf eine Frage die Sie mir nicht gemeldet
haben. Ich wünschte, wenn Sie sich ein wenig näher über den Eindruck
erklärt hatten, den ihm mein Brief gemacht, und insbesondere von dem
Gebrauch, den Sie selbst davon in Ansehung seiner zu Ihren eigenen Absichten,
meiner Entschuldigung und Seinem Vortheil angestellt, da ich auf Ihre
Veranlaßung gewißermaaßen einen Hirtenbrief geschrieben. Jetzt ziehen Sie
gleichsam den Kopf aus der Schlinge und sagen Nein! ohne daß ich weiß
worauf? und das liebe Flickwort: wie Sie wollen und endlich: wie es gut ist,
als das letzte, was man in Betrachtung ziehen und wieder seinen Willen
gestehen muß. Wißen Sie nicht mehr, daß Sie mich dazu aufgemuntert? Ist dies
der erste Versuch, den Sie von mir haben, daß ich heißen Brey vorher in das
Maul nehmen würde, ehe ich ihm meine Meynung sagen würde.
Glauben Sie nicht, liebster Freund, daß ich allein unerkannte Sünden
begehe. Ist mein übertriebener Ernst, Eyfer eine? Was denkt Gott von Ihrem
Leichtsinn, Lauigkeit, Furchtsamkeit; und zurückhaltenden Sinn, wenn man
mit Posaunen reden muß. Der Schade, den ich mir durch meine Heftigkeit
zuziehe ist ein bloß sinnlicher Betrug; ich gewinne dabey. Die Vortheile, die
Sie durch Ihre Menschenfurcht und
Leutseeligkeit
zu ziehen glauben, sind
eben solche Scheingüter, die aber für Sie Schaden und Nachtheil zu Folgen
haben.
Ueberlegen Sie selbst, ob es mir nicht gleichgiltig, daß ich menschlich rede,
seyn kann, man mag mein Zeugnis von Christo, oder mein Christenthum, für
Schwärmerey, einen Deckmantel des Stoltzes und ich weiß nicht wofür
halten. Richten die aber nicht, und lästern, die so davon urtheilen und auf diesem
gefährlichen Urtheil trauen. Bin ich nicht bey meinen Strafpredigten gegen
mich selbst mehr grausam, als gegen andere. Ist denn die Bibel ein
Pasqvill, die das menschl. Herz für unergründlich böse beschreibt, und ist diese
Wahrheit eine Satyre auf das menschliche Geschlecht. Ein Mensch kann nichts
nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel.
Wer sie ängstet, der ängstet ihn auch. Wer euch antastet, der tastet Seinen
Augapfel an. Dies sind Worte der Schrift, und es mag Ihnen so fremde
vorkommen als es will, daß ich ein Geschrey darüber mache, als wenn Gott
selbst Leid wiederführe; so sehe ich daraus, daß Sie Christum wol als den
Weg und die Wahrheit, aber nicht als das
Leben
kennen. Wer meine Worte
hält, wird die Erfahrung davon haben, und das
Leben
ist das
Licht der
Menschen
.
Ich schütte mein Herz gegen Sie aus, so viel ich kann. Sie werden dies als
keine Schule sondern als ein Bekenntnis meines Glaubens ansehen, von dem
ich auch meinem Nächsten schuldig bin Red und Antwort abzulegen. Habe ich
irrige Grundsätze, so will ich aus der Schrift belehrt seyn, und sehr gern von
Ihnen. Daß man aber ins Gelach hereinschreyt: Er geht in allem zu weit,
ist für mich nichts geredt. Soll ich den Krebsgang gehen? Dafür wird mich Gott
behüten. Was nennt ihr denn zu weit: Soll mir eure Vernunft die Gränzen
meiner Pflichten setzen das leyde ich nicht von meiner eigenen, und die ist mir
doch immer die nächste. Wenn ich der nicht glaube, wie könnt ich einer
fremden glauben. Fehlt es mir denn an Licht auf meinem Wege. Es brennt wie die
Sonne und es liegt an euch, daß ihr die Augen nicht muthwillig verschlüßt,
oder Gott so lange anrufft biß er euch sehend macht. Einem Sehenden wird es
aber nicht so leicht einfallen Gott um erleuchtete Augen zu bitten; und die
Gesunden brauchen keinen Artzt nicht. Christen, denen die schwerste Pflicht,
Feinden zu vergeben eine Kleinigkeit ist, ist die Beichte eine Staats Formel
und ein Wort der Lippen.
In dem Streit über den Leichnam Moses, erzählt uns eine petite lettre sur
de grands philosophes, behielt Michael den Sieg. So geht es in allen
Kriegen über die gesetzliche Gerechtigkeit, die auf Satzungen der Väter, und gute
Werke beruht.
Trescho hat mir geschrieben. Ich stöhne noch immer, aber
ich sterbe nicht
.
Mein Leben und ist zähe und hart. Diese Nachricht giebt er mir von seiner
Gesundheit.
Die unprophetischen Seelen schwimmen in Freuden
Ihnen schwant nichts von der Hand des nahen Verderbens
Die verräthrisch über dem Haupt der Schlafenden lauret.
Ein beßerer Prophet bittet Gott ihn zu lehren, zu bedenken, daß er sterben
müße, auf daß er klug werde. Ich umarme Sie als Ihr aufrichtiger Diener
und Freund.
Hamann.Königsberg. am Michaelis Tage 1759.Mein lieber Bruder,
Du hast Deinem Vater nicht geschrieben, ohngeachtet es Dir würde leichter
gewesen an Ihn als an mich zu schreiben. Du hast meiner Bitte und der
Erinnerung Deines Freundes nicht nachgegeben und an ihn die Aufschrift
gemacht und gleich mit Deiner Apologie angefangen, wodurch er so wohl als
ich beunruhiget worden durch Deinen
Grillenbrief
, wie er ihn nannte. Du
kennst mein Gefühl für meine Freunde, und bringst jemanden mit ins Spiel,
der gar nicht zum Innhalte meines Briefes gehört, der allemal so oft von
Dir die Rede hier gewesen, Deine Parthey gehalten und Dir ein gut Zeugnis
gegeben. Wenn es darauf ankäme, wer seine Zunge am meisten zähme, so
weiß ich nicht, ob Du hierinn gerechtfertiget seyn wirst. Ich bin nicht
gekommen zu richten, sondern das verlorne zu suchen; und wenn ich das erste thue,
so ist es ein fremd Werk für mich, und nichts als die Stimme eines Predigers
in der Wüste, der den Weg bereiten will dem Könige unserer Herzen und
Neigungen.
Mein Urtheil ist über Dinge gegangen, denen ich gewißermaßen mehr
gewachsen bin, als worüber Du urtheilst. Es fehlt Dir an detail in unsern
Händeln, und wenn Du auch den hättest an Kopf und Herz
in der Art
, ich
sage in der Art, daß Du keine Beleidigung darinn findest.
Dein Gleichnis von 2 Qvecksilberröhren will nichts sagen. Ich rücke es
deswegen auf weil Du scheinst damit viel sagen zu wollen. 2 Qvecksilberröhren
werden nicht von selbst zusammenzustoßen, sondern ihr Zusammenstoß muß
von einem Zufall oder Willen herkommen. Wir sind beyde in Gottes Hand,
und der geht mit uns nicht ungeschickt, nicht unvorsichtig, nicht blindlings
um. Ob es auf die Menge des Qvecksilbers und die Richtigkeit des Zeigens
beym Zerstoßen ankommt, weiß ich nicht.
Weißt Du, Bruder, was Du redest, wenn Du mir
Sünde vergiebst?
Kannst Du Sünde vergeben. Ja, sagst Du, ich bin ein Christ; und Du hast
nicht als ein Christ an mir geschrieben, sondern als ein witziger
Satyrenschreiber. So ist mein Zeugnis von Christo, das sich auf den Spiegel des
Gesetzes gründet, ein bloßer Betrug, ein Gespött. Kannst Du den Menschen, der
mit Gott und Göttlichen spottet, der Christum zum Sündendiener macht,
lieben, und ihm vergeben? Wollte Gott, ihr herrschetet, daß wir mit Euch
herrschen könnten, sagt der Apostel Paulus.
Ich will mir gern gefallen, der gröste Sünder zu seyn, von uns beyden, ich
erkenne mich selbst dafür, wenn ich mich gleich rühme, in nichts meinen
Amtsbrüdern nachzugeben. Wäret ihr Sünder, so hättet ihr keine Sünde;
nun ihr aber sprecht, wir sind
Christen
, bleibt eure Sünde; und die Sünde,
daß Du Dich einen Christen nennst um mein Zeugnis von Christo dadurch zu
entkräften, wird Dir Gott vergeben, wenn Du sie erkennen und Ihm bekennen
willst.
Du sprichst mir die christl. Bruder Liebe ab, dann ist mein Glaube tod, ein
gemahltes, und kein brennendes und scheinendes Licht. Liebst Du Deine
Kinder auch so, daß Du ihnen Nachläßigkeit, Unachtsamkeit, Unart durch die
Finger siehst. Ja nach den
Begriffen der Kinder
heist das lieben; aber nicht
nach den Begriffen eines vernünftigen und redlichen Vaters und Lehrers, der
die am meisten an Gottes Stelle züchtiget die er lieb hat.
Weist Du auch was Moses in seinem Seegen zu Levi sprach: Lies es
Deut: 33; 8, 9, 10, 11. Wer zu seinen Bruder sagt:
ich kenne ihn nicht
,
der an ihn schreibt, als wenn er mein Herr wäre, der und der, ich weiß nicht
einmal wie er heist, ob er ein Ephraimite ist oder Schibboleth sagen kann –
die halten Deine Rede, NB, nicht hören allein, sondern sie halten, und
bewahren
Deinen Bund
, an dem ihnen mehr als an Opfern gelegen, die
werden Jakob Deine Rechte lehren, die haben den Beruf, die εξουσιαν, die
parrhesie dazu – – Lies weiter: Herr! seegne Sein Vermögen, und laß Dir
gefallen die Werke Seiner Hände – Lies weiter: Zerschlage den Rücken derer,
die sich wieder ihn auflehnen – Der Glaube an Christum hebt das Gesetz nicht
auf, sondern erfüllt es; das Gesetz aber ist geistlich, und dem Fleische zu hoch,
das dem Buchstaben nicht einmal Genüge thun kann.
Denn so wir uns selber richteten, sagt der Apostel, so würden wir nicht
gerichtet. Wir sind aber immer Christen, und beßer als andere Leute,
insbesondere beßer als die Zeugen von Gottes Gerechtigkeit, die kommen uns als ein
Auskehricht vor. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir
von dem
Herrn gezüchtiget
– wie? von Gott, der die Liebe ist? was für eine verkehrte
Liebe? mit der uns freylich nicht gedient ist – höre weiter, auf daß wir nicht
mit der Welt verdammt werden. Was ist nun beßer, gezüchtigt werden oder
auf ewig verdammt werden. Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet; und der
Unglaube ist die einzige Sünde, warum die Welt verloren geht.
Dieser Unglaube an Christum macht unsere Herzen kalt, verwirrt alle
Begriffe unserer Vernunft, unterdeßen wir ich weis nicht was für ein gutes Herz
in unserm Busen und eine vernünftige Denkungsart in unsern Handlungen
träumen. Worinn besteht denn dies alles; bloß in der Uebereinstimmung mit
andern Menschen, die auch so denken, so reden, so urtheilen, so handeln als
wir und in deren Gesellschaft wir schreyen: hier ist des Herrn Tempel! hier
ist des Herrn Tempel! hier ist Christus! Warum? ich vergebe, ich liebe, ich
beleidige nicht – Ist alles erstunken und erlogen, nicht Menschen, sondern
Gott ins Gesicht gelogen, der da sagt, alle Menschen sind Lügner; Christum
ins Gesicht gelogen, der da sagt: Ich bin kein Artzt für Gesunde, ich bin kein
Artzt, die die Wahrheit mit Füßen treten, und verwerfen, und lüstern für Gift
ausschreyen, weil sie bitter schmeckt. Wer sein Leben liebt, der wird es
verlieren, wer sein Leben haßet, der wird es finden.
Wenn der heilige Geist sagt: Thut Buße Menschen; so ist dies keine Satyre
auf unser Geschlecht; oder er kann nicht anders als Satyren auf uns arme
Würmer schreiben. Wenn er sagt: glaubt an euren Erlöser, und an die die in
seinem Namen kommen, und die er sendet, wie Er Selbst gesandt wurde von
seinem Vater: so sind dies keine Chimären, so ist dies Kreutz kein Geschöpf
des Witzes, und der Glaube keine Schwärmerey. Der Jude ärgert sich aber
daran und der Grieche hält es für Thorheit. Seelig ist aber, der sich nicht an
mich ärgert. Wenn wir die Biße der feurigen Schlangen erst zu fühlen
anfangen, wir halten es denn für keinen Aberglauben auf das Bild einer
ehernen Schlange, die uns Gott aufrichten laßen, hinzusehen.
Was Du von meinen Gaben, Fähigkeiten, Gelehrsamkeit, Feuer und
rechtschaffenen Stoltz sagt, muß ich wie das Lob eines Nikodemus anhören. Wenn
Du an michr glaubtest, mein lieber Nikodemus, so könnte ich mich darauf
was zu gut thun, und mir überreden, daß Dein Lob mit
Urtheil
und mit
aufrichtigen
Herzen verbunden wäre.
Ich habe weder ein brüderlich noch christlich Herz; und doch gute Absichten.
Ich habe Verstand und Witz, und bin doch verkehrt im Gebrauch aller meiner
Mittel und in der Beurtheilung aller Lebenspflichten.
Wenn ich selbst der Schmidt meines Glücks seyn wollte, oder als einen
Raub darnach trachten; so würde ich Ursache haben mich hinter die Ohren zu
kratzen.
Du frägst mich, warum ich mich Deines Amtes entzogen, noch ehe Du
angekommen? Ueberlege doch Bruder, was Du schreibst und thust. Und glaube
daß alle gute Gabe von Gott kommt, daß er uns giebt, ehe wir noch darum
bitten, daß er Dir Dein Amt gegeben, Beruf und Fähigkeiten dazu, und daß
von einem Haushalter nicht mehr erfordert wird als
treu
zu seyn, daß dies
eben im Wege steht, wenn uns nicht mehr gegeben ist noch wird. Daß die
bloße Erkenntnis unserer Untreue Gott freygebig macht und daß ich ein
Mittel in seiner Hand gewesen Dir selbige aufzudecken. Beiß also nicht in den
Stein, sondern siehe auf die Hand, welche Dich aufwecken will, und die Dich
nicht damit hat Schaden thun, sondern bloß stutzig und wachsam zur Zeit der
Gefahr hat machen wollen.
Ich will Dich bloß auf Christum weisen. Μιμηται μου γινεσθε, καθως καγωΧριστου. 1 Cor. XI. 1. Ich achte alles übrige an mir und in der ganzen
Welt für Koth und Schaden, und wünsche nichts mehr als an seiner
Erkenntnis und an Seiner Liebe reich zu werden. Amen. Ich empfehle Dich Seinem
guten Geiste und habe diese Erörterung für nöthig erachtet. Bete und arbeite,
vertraue Gott und laß ihn sorgen, denn er sorget für uns, hütet und wacht.
Es steht alles in seiner Macht. Sey gesund und vergnügt, wie ich. Der Friede
Gottes ist höher denn alle Vernunft und alle Pflichten, die sie uns
vorschreibt.
Königsberg, den 12. Octobr. 1759.Seine Strafe, Seine Schläge, ob sie mir gleich bitter seynd, dennoch, wenn
ichs recht erwäge, sind es Zeichen, daß mein
Freund
, den ich
liebe
, mein
gedenke, und mich von der schnöden Welt, die uns
hart gefangen
hält, durch
das Kreutze zu ihm lenke. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in
Ewigkeit. Ich bin erst gestern mit meinem Vater zum Abendmal gewesen,
ohngeachtet unser Vorsatz war vor acht Tagen zu gehen. Heute erhielt Ihren
Brief, und habe auch Ihre liebe Mama besucht, die ich aber nicht lange
aufhalten wollte, weil sich die Jungfer Braut putzte mit ihrem Herrn Bräutigam
Besuche abzulegen. Ich habe mich nebst meinem Alten herzlich über die
Nachricht gefreut, und wünsche Ihnen gleichfalls Glück dazu. Vielleicht ist dies
eine Zubereitung für Ihren alten Vorsatz die Frau Consistorial Rähtin nach
Riga zu locken oder nach Mitau; wie Gott will. Was macht Ihr Herr
Bruder, unser Doctor. Ich habe ihm neulich
meines Wißens
einen ganz
galanten Brief geschrieben, um ihm zu zeigen, daß seine Feder an mich nicht
muckern
darf. Soll ich nach der Strenge urtheilen; so hat er kein gut
Gewißen; nach der Liebe, keine Zeit noch Lust. Das letzte geht bey der
Freundschaft nicht an. Gute Freunde zu besuchen, halbe Stunden lang, hat man
in einem Vierteljahr immer Anfechtung und läst lieber einen Patienten
sitzen zu laßen, ehe man derselben wiederstehen solle.
Meine Gesundheit ist erträglich, und ich wundere mich selbst darüber, da
ich fast gar nicht ausgehe, mit Leidenschaften, Grillen und tollen Einfällen
belagert bin, ein großer Freßer, für züchtigen Ohren zu reden, und täglich
Wein, Waßer, wieder Wein trinke, und ein Bierkännchen zum Schlafküßen
mache.
Magister Weymann hat hier de mundo non optimo disputirt. Ich habe
bloß hineingeguckt in seine Dissertation, und die Lust vergieng mir zu lesen;
ich gieng ins Auditorium und die Lust vergieng mir zu hören. Bleib zu Hause,
dachte ich, damit Du dich nicht ärgern darfst und sich andere an Dich ärgern.
Herr Mag. Kant ist zum opponiren ersucht worden hat es aber verbeten; und
dafür eine Einladungsschrift zu seinen Vorlesungen über den Optimismusdrucken laßen, die ich für s Sie aufhebe. Er hat mir auch ein Exemplardavon zugeschickt. Seine
Gründe
verstehe ich nicht; seine
Einfälle
aber sind
blinde Jungen, die eine eilfertige Hündinn geworfen. Wenn es der Mühe
lohnte ihn zu wiederlegen; so hätte ich mir wohl die Mühe geben mögen, ihn
zu verstehen. Er beruft sich auf das
Gantze
, um von der Welt zu urtheilen.
Dazu gehört aber ein Wißen, das kein
Stückwerk
mehr ist. Vom Gantzen also
auf die Fragmente zu schließen, ist eben so als vom Unbekannten auf das
Bekannte. Ein Philosoph, der mir also befiehlt auf das
Ganze
zu sehen, thut
eine eben so schwere Forderung an mich, als ein anderer, der mich befiehlt auf
das
Herz
zu sehen, mit dem er schreibt. Das ganze ist mir eben verborgen, wie
mir Dein Herz ist. Meynst du denn, daß ich ein Gott bin? Du machst mich
dazu durch Deine Hypothese, oder hälst dich selbst dafür, daß du in Dein
und Mein Herz sehen kannst. Ob der Stoltz nicht öfters ein Kind des
Leichtsinns ist, gehört für die Kenner des Menschlichen Herzens; um wie viel
Grad aber ein leichtsinniger Stoltz für einen steifen beßer oder schlechter ist,
damit mag sich ein Seelmeßer abgeben. Die Unwißenheit oder Flüchtigkeit
im Denken macht eigentlich stoltze Geister; je mehr man aber darinn weiter
kommt, desto demüthiger wird man, nicht im Styl, sondern am inwendigen
Menschen, den kein Aug sieht und kein Ohr hört, und keine Elle ausmißet.
Der Anfang im Christenthum macht uns daher reich an guten Werken, daß
wir unser Bibellesen, unsere Eingezogenheit, unsere Nutzbarkeit dem lieben Gott
anrechnen, und unsern Nächsten verachten, nicht mit der Zunge, wie ein Spötter
und Ismaelit, der aus dem Heiligthum unserer Hände heraus muß, sondern,
wie Sie selbst sagen, in der Tiefe unseres Herzens, die Gott allein ergründet.
Sie erhalten ein Pack, worunter einige Sachen an meinen Bruder sind,
mit dem Sie sich wegen der Fracht vergleichen werden. Ich habe die Werke
des Maillard beygelegt, weil ich glaubte, daß sie in Ihre Bibliothek gehören.
Sie sind von mir ganz flüchtig durchblättert worden. Ein lateinisch Gedicht
hat mir darinn gefallen, das dem Cassius, dem Mörder des Caesarszugeschrieben wird und Orpheus heist. J’aime mes amis, schreibt Rollin an ihn
de tout le coeur et je ne compte d’amitié que celle qui sera eternelle.
J’espere que la notre sera de ce gout. Ich habe die Erinnerungen an eine
Freundinn als ein sehr schätzbar Gedicht beygelegt, auch den Brief des
Rousseau an Voltaire, weil ich meynte, daß wenn Sie ihn hätten, Sie nicht
ermangelt haben würden es mir zu melden. Im Fall, so ist es eine
Kleinigkeit, die Sie bald loß werden können. Die Lisbonner nebst 2 Gedichten auf
Gottsched, die ich nicht einmal gelesen, habe bloß beygelegt, weil Sie mehr
Scartecken von der Art erhalten werden. Die Idee in der Insel der Pucklichten
ist in meinen Augen sehr philosophisch und noch leidlich genung eingekleidet.
Die Predigten des Baumgartens über die Lüsternheit sich selbst zu helfen,
habe vorher selbst gelesen, ehe sie Ihnen beygelegt worden. Sie werden sich
14 Tage zu seinen Anmerkungen Zeit nehmen. Er ist ein philosophischer
Gesetzprediger des Evangelii. Wer denken will und sich auf die Gabe zu denken
beruft, muß so denken wie er, und sich doch noch immer
Schwäche
und
Ungewißheit
bewußt seyn. Wenn man wie die Kinder hinten nachdenken und
andern nachplappern will und sich doch für auf das Forum der Vernunft
beruft, der muß gegeckt und nicht wiederlegt werden, muß mit der Schule der
Roße und Mäuler für lieb nehmen, muß zum Narren gemacht werden, und
sich schämen lernen, wenn er nicht denken lernen will.
Die Stelle des Cicero hat wo ich nicht irre Toland in ihr Licht gesetzt. Sie
werden sie in Olivets Eclogen dieses Autors finden und steht wo ich nicht irre
in seinem Buch de natura Deorum. Mein Bruder wird Olivet haben, wo Sie
selbige auf den ersten Blättern finden werden. Es steht eine franzosische
Anmerkung darunter. Ich weiß nicht, daß man von Cicero Blindheit redet,
warum hat man Cicero so lange gelesen, und dies Witzspiel, die Beziehung
seiner Worte mit der Buchdruckerkunst, nicht eher bemerkt.
Die petite lettre sur des grands Philosophes, worinn von dem Streit des
Michaels geschrieben steht, ist die Epistel Juda coll: 2 Petri.
Sie lesen die Bibel, Forstmann und Reichel mit Geschmack –
Wie
liesest
Du?
ist eine Frage des Gewißens, die man niemanden thun darf, und worauf
man niemand zu antworten nöthig hat. Ich muß mir gefallen laßen, daß Sie
meine Briefe lesen, wie Sie wollen. Ehe ich aber ein Controversienschreiber
werde, will ich lieber stumm seyn. Wenn der Titel meines vorigen Briefes
ruhmräthig
gewesen; so ist es eben derselbe, den Sie mir Selbst in Ihrem
letzten Briefe am Ende gaben. Da Sie mich: alter wahrer Freund! nannten,
habe ich dies Wort aufgeschnappt wie die Gesandten eines geschlagenen
Königes in der Schrift aus dem Munde seines Ueberwinders.
Sie schelten andere, die mit Gnade prangen, und
rühmen sich selbst
der
Barmherzigkeit, die Ihnen wiederfahren. Sie sind bey aller Armuth des
Geistes, auf einmal so reich, so satt, so herrschend worden wie die Korinther
1 Cor. IV. 8. Wollte Gott, sagte Paulus, und dachte eine weinende Ironie
dabey.
Sie üben sich in Gottes Wort, und sind ein Schriftgelehrter ohne
Schrifttoll
zu seyn. Sie beweisen ihren Glauben durch
Tugend
, und in ihrer Tugend
Bescheidenheit
, und
Mäßigkeit
, und
brüderliche
Liebe und
allgemeine
Liebe. So bald können die Armen reich werden, und die Hungrigen mit
Gütern überfüllt. Hüten Sie sich für die Klippen, für die Sie mich so
treuherzig gewarnt. Je heiliger Sie werden, desto beißiger.
Es fehlt nicht viel, so fallen Sie in Offenbarungen. Sie sind nicht Herr
mehr von Ihrem Geiste, ungeachtet Paulus den Propheten dies beylegt. Sie
wißen nicht,
warum
Sie schreiben oder
wozu?
aber Sie
sollen
es schreiben?
und was denn? daß ich in Armen Schulen auftreten soll. Sie kommen mit
diesem Einfall zu spät, aufrichtig zu sagen. Meine Gründe Ihnen darüber zu
sagen, lohnt nicht der Mühe. In der AbschiedsPredigt, die mir ein Knecht des
Herren in Engl. halten muste, hieß es: Iß dein Brot mit Freuden und trink
Deinen Wein mit gutem Muth ppp.
Mein Vater giebt mir alles reichlich, was zur Leibes Nahrung und
Nothdurft gehört; und hat mich nicht her geruffen, mich in die Armen Schulen zu
verpflanzen, sondern zu seiner Handreichung. Und ich wiederhole das Wort:
Ich muß in dem seyn, das meines Vaters ist. Gott wird seine armen Schulen
schon mit tüchtigen Leuten besetzen; und die unwürdigsten sind die besten für
ihn. Wie der Fürst dieser Welt seine Ämter nach Gunst und nicht nach
Verdienst besetzt: so ist der Beruf Gottes in seinem Reiche auch, nicht nach Gaben,
nicht nach Werken, sondern heilig, wunderbar und
verkehrt
. Wenn ich auch
alle Stunden meines Tages zu
Bißen
machte, und sie unter den Armen
Schulen austheilen wollte, und ließe nicht nur wie Scaevola meine Hand, die
lauter Fehlstiche thut, sondern meinen ganzen Leib brennen, und hätte der
Liebe nicht, so wäre mirs nichts nütze. Wer frey ist und seyn kann, soll nicht
ein Knecht werden; und wem Gott ein Erbtheil unter den Häuptern seines
Volks und Eigenthums zugedacht, soll nicht ein Gibeoniter aus Demuth
werden. David verließ nicht seinen Thron bey seinem Thürhüter Dienst im
Tempel. Daß mich Gott in ein
Feld
getrieben hat, das
Disteln
und
Dornen
trägt, erkenne ich mit Dank und Demuth.
Ihre Anmerkung ist sehr richtig, daß der Leichtsinn uns nicht erlaubt stoltz
zu seyn; er macht uns aber desto
eitler
. Und die Eitelkeit ist ein Affe des
Stoltzes, eine lächerliche Copie eines schlechten Originals.
Ein Herz ohne Leidenschaften, ohne Affeckt ist ein Kopf ohne Begriffe, ohne
Mark. Ob das Christenthum solche Herzen und Köpfe verlangt, zweifele ich
sehr. Wie Sie beten können: Ich bin blind, lehre mich o Gott Deine Rechte
und doch dabey so klare Augen haben Licht und Finsternis in mir auf ein
Haar zu unterscheiden, was der Geist und das Fleisch in Ihnen so wohl als
mir thut, begreife ich nicht. Treiben Sie die Verleugnung ihrer Vernunft
und Phantasie nicht zu weit. Vernunft und Phantasie sind Gaben Gottes,
die man nicht verwerfen muß. Das Saltz ist eine gute Sache es muß aber
nicht tum seyn; sonst ist es Saltz und kein Saltz. Ein ungesaltzen Saltz und
ein christlicher Sokrates gehören in eine Klaße. Sie fällen über die
Schulfüchserey ein Urtheil, daß sie nicht gut sey und bitten gleich darauf um eine
Erklärung der Schulfüchserey. Wie kann man sagen, daß eine Sache gut und
nicht gut ist, die man nicht versteht?
Der Sokrates, deßen Denkwürdigkeiten ich geschrieben, war der gröste
Idiot in seiner Theorie und der gröste Sophist in seiner Praxi. Lesen Sie nur
das Gespräch mit Alcibiades. Verstehen Sie eben den Sokrates, oder
vielleicht einen andern, der ein Prahlhans der weisen und klugen Leute ist, und
die Maske starker Geister. Mein Sokrates bleibt als ein
Heyde
groß, und
nachahmenswürdig. Das Christenthum würde seinen Glanz verdunkeln. Er
starb als ein Verführer der Jugend. Für ein solch
Gerücht
und
Gnadenlohn
wird uns der Himmel wohl behüten. Er lief weder in Armen Schulen noch
Präbenden; sondern zog Alcibiaden und Platonen.
Ihre
andere Welt
von Nabaliten und Abimelechs ist mir so unbekannt
als Weymans non optimus und Kantens Optimismus. Chimären haße ich
wie die entia der Vernunft.
Zu Hirtenbriefen gehören 2 Griffel, der Griffel Wehe und der Griffel sSanft. Wir müßen die Bibel nicht nach §. sondern ganz lesen; es ist ein
zweyschneidig Schwert, und Gott muß uns Gnade geben es recht zu
theilen;
zur
Rechten und zur Linken damit umzugehen. 1 Cor. 4, 21. Ja, das ist meines
Herzens Wunsch, mit dem Magister Kant, nicht §. weise sondern das ganze,
was man geschrieben, und gelebt, zu überlegen, damit das tumultuarische
nicht das Gute ersticke. Sind wir aber nicht Kinder am Verstande. Wir
ersticken an Ungeziefer und trauen uns zu Kamele zu verschlucken. Wir sind zu
ungedultig und fladderhaft seidene Faden durch das Nadelöhr zu treffen, und
fordern Schiffseile. Halten wir uns selbst für Hexenmeister, oder wißen wir
nicht daß wir Betrüger sind. Wir sind arme blinde Menschen, denen es leichter
fällt sich und andere zu hintergehen, ohne daß wir wißen was wir thun, als
Wunder zu schaffen.
Mit unserm
Leichtsinn
, der über alles wegglitschet, wird unsere
Unwißenheit
aufhören, und mit unserer
Unwißenheit
unsere
Eitelkeit
. Ich habe Dir
gesagt Mensch! was gut ist, und was der Herr Dein Gott von Dir fordert,
nämlich Gottes Wort halten – Wie können wir es halten wenn wir es nicht
verstehen? Wie können wir es verstehen, wenn wir nicht glauben wollen. Wir
halten es so schlecht als wir es verstehen. Wenn wir es nicht verstünden, oder
wüsten, daß wir blind dagegen wären; so wäre es beßer für uns. Denn kommt
Liebe üben – hat es den Verdammten daran gefehlt. Sie waren sich bewust,
daß sie mehr gethan hatten, als die Auserwählten – und endlich demüthig
seyn
vor deinem Gott
. Als ein Unterthan kann ich mit Pharao, meinem
Wohlthäter, deßen Tochter mich erzogen, Blut, Hagel, Feuer, Heuschrecken,
Finsterniß, Blattern, Läuse und Mord und Todschlag reden. Was geht Dir
thörichten Mann das an, daß heut zu Tage viel Knechte ihren Herrn
entlaufen?
Du brauchst nur Deine Vernunft, wenn du Schwachheiten,
Menschlichkeiten entschuldigen und tadeln sollst. Ist aber von Wahrheit die Rede, so ist
deine Vernunft ein platonischer Mensch ein Federloser Hahn; und eine Flügel
gelähmte Einbildungskraft.
Unterdeßen ist es mir lieb, wenn Christus geprediget wird ειτε προφασει,
ειτε αληθεια; das gehört für den Herzenskündiger, der die Menschen richten
wird nach dem Rath ihres Herzens, und das Verborgene ans Licht bringen.
Ich will nichts erklären. Ihr gutes Herz ist der beste Exeget meiner schweren
Stellen; und Sie haben einen schnellen Zeugen an Ihrem Gewißen.
Ob es eitle Schulweisheit ist in Gleichnißen und Sprüchwörtern zu reden,
mögen Sie als ein Prediger dieser Weisheit am besten wißen. Ob die Moral
durch äsopische Larven eckel gemacht, und wenn die Gottseeligkeit alles
niederreist, warum haben die Evangelien Bücher so viel Parabeln. Rede mit uns frey
heraus, damit wir Dich kurz und gut steinigen können als einen Gotteslästerer;
so wirst Du leichter sterben als am Kreutz nach Recht und Gerechtigkeit.
Unser Leben ist uns nicht deswegen geschenkt, noch verlängert, weil es
Gott nützen kann;
sondern achtet
die Gedult des
Herren und die Fürbitte
eines treuen Gärtners für eure Erhaltung, und last euch durch den Reichthum
seiner Güte zur Buße leiten.
Gott wird mit den Scherben einer Wittwe für lieb nehmen, die ich ihm
heilige; und mir Gnade geben seinen Bund mehr zu achten denn Opfer. Der
L Psalm handelt vom wahren Gottesdienste.
Da unser Briefwechsel immer mehr ausarten möchte, und man weder auf
die Schranken Acht geben
kann
noch
will
, die ich mir setze. Da ich die
Gränzen ehre, für denen sich die Wellen meines Stoltzes legen müßen; und meine
Freunde wie Spreu vom Wirbelwinde über die Zäune und Hecken der Logick,
der Moral, des Gewißens und Wohlstandes wegwirbeln laßen. Da mir meine
Briefe
Arbeit
kosten, die
Tage kurz
und die
Nächte lang
für mich werden,
ich
Beschäftigungen
so wohl als
Nebendinge
nach dem
Maas meiner
Zeit
und
Kräfte
habe; so wünschte ich, daß wir uns eine Weile ausruhten.
Wollen Sie noch hierauf antworten: gut; lieber nicht, doch wie Sie wollen.
Haben Sie mir etwas aufzutragen, oder zu melden; so bin zu Ihren Diensten
der
nächste
und
schuldigste
. Fällt mir etwas vor; so bediene mich gleicher
Freyheit.
Herrn Magister Kant 1.) denke noch
nicht so bald zu besuchen
. Er wird
sich freuen mit einem Schreiben von Ihnen Selbst beehrt zu werden. 2.) Fürchte
ich mich zu urtheilen, und
anderer Urtheile
durch
meine Feder
fließen zu
laßen. 3. Weil der Vater durch
Nachrichten
, wie Sie mir melden,
beruhigt
seyn will; so muß man nach dem Sprüchwort nicht den Teufel an der Wand
mahlen, weil sich gutherzige Leute mehr für den gemahlten Teufel als den
Geist deßelben fürchten.
Sie sind vielleicht zu bescheiden mir einen Waffenstillstand unter den
Bedingungen eines gänzlichen Stillschweigens aufzulegen; ich will mein Werk
durch diese
Grobheit
krönen. Da Ihre Antworten mehr aus einer
gesetzlichen
Gefälligkeit
zu flüßen scheinen; so sind dies keine Pflichten der Freundschaft,
die alle Menschensatzungen wie die Noth und Liebe bricht und keine Gesetze
kennt, sondern wie die Luft, der Othem unsers Mundes, frey seyn will. Ein
natürl. Hang zur Freyheit ist mir gewißermaßen mehr natürlich als Ihnen;
ich liebe also auch in dieser Absicht das Christenthum als eine
Lehre
, die
meinen
Leidenschaften
angemeßen ist; die nicht eine Saltzsäule, sondern
einen neuen Menschen verlangt, und verspricht. Wo der Geist Gottes ist, da
ist Freyheit. Und die Wahrheit macht uns frey. Die Gerechtigkeit in Christo ist
kein Schnürleib, sondern ein Harnisch; an den sich ein Streiter wie ein
Mäcänas an seinen dissoluto habitu, losen Tracht gewöhnt.
Ich habe Ihren Herrn Schwager noch nicht gehört, und wähle mir keine
Prediger mehr, sondern nehme für lieb mit dem der liebe Gott giebt.
Baumgarten, Forstmann, Reichel, Paulus, und Kephas sind Menschen, und ich höre
öfters mit mehr Freude das Wort Gottes im Munde eines Pharisäers, als
eines Zeugen wieder seinen Willen, als aus dem Munde eines Engels des Lichts.
Für Leute, die blöde Augen haben, ist die schwarze Farbe eines Predigers
erträglicher, als ein glänzender Talar und mit Ihrer pragmatischen Regel
kranke Augen
durch das
Licht
zu stärken bin nicht einig. Schirme, Vorhänge,
gefärbte Gläser, Wolken, und ein Wiederschein im Waßer, sind Methoden
der Natur, der Vernunft und Geschmacks; wie ihre morgenländische
Erzählungen, romanische Dialogen, Schauspiele gleichfalls Abweichungen Ihrer
Theorie sind. Hier strafen auch die Kinder den Vater und treten wieder ihn auf.
So bald ich meine sokratische Denkwürdigkeiten erhalte, schicke ich ein
Exemplar. Wer sich daran ärgert, thut sich selber schaden. Wahrheiten,
Grundsätze, Systems bin ich nicht gewachsen. Brocken, Fragmente, Grillen, Einfälle.
Ein jeder nach seinem Grund und Boden. Ich warte mit Ungedult auf den
Abdruck. Mein Vater grüst herzl. Sie und Ihre liebe Hälfte, die ich umarme.
Ich bin jusqu’à revoirIhr Freund in petto.Adresse:A Monsieur / Monsieur Lindner. M. A. / Recteur du College Cathedral /
de et / à
Riga
.HE. Justiz Rath Trescho hat mir ein Compliment an Sie aufgetragen.
Königsberg. den 24/13Octobr. 1759.ber Bruder,
en in meinem vorigen Briefe wiederruffen. Den Zuckerstrauß bey
bestellt, habe weder gesehen noch gekostet, ohngeachtet ich 8ihn besucht, und es an mein Erinnern nicht habe fehlen laßen. Er res Hochzeitsgeschenk nach Dichterart dem jungen Paar gemacht haben, es
nicht der Mühe werth geachtet ihm den Nachtisch ins Haus zu schicken. Du
siehst aus dieser Kleinigkeit, wie die am besten gelegten Entwürfe des
Geschmacks und der Lüsternheit wie Sperlinge vom Dache fallen. Aus Liebe zur
Wahrheit habe mich zum Wiederruf verbunden geachtet.
Unser Nachbar, Herr Woltersdorf, ist gestern begraben worden, allen
blühenden Jünglingen zum NB; worauf man aber als Marginal Schrift im
gemeinen Leben nicht Achtung zu geben gewohnt ist. Ich bin durch eine dunkle
Ahndung zu seinem Schicksal vorbereitet worden, daß ich also nicht nöthig
gehabt wie andere darüber zu erschrecken. Sonntags vor 14 Tagen war er zum
Abendmal, ich sehe mich von ungefehr im Fürstenstand um, und sehe ihn
schlafen, weil ihm die Krankheit schon vermuthlich in Gliedern, und nach
meinem Eindruck, in den Zügen lag. Es fiel mir wieder meinen Willen die
Beobachtung Pauli ein: Viele unter euch
schlafen
– – Nicht Paulus, der
Beobachter, sondern Christus, der Erwecker und Lebendigmacher, wolle von uns
allen einmal sagen; wie zu seinen Jüngern vom Lazarus:
Unser Freund
schläft
.
Am Mondtage bekamen wir einige Paar Haselhüner von Tilse geschickt,
davon ich die Hälfte gern mit meinem abreisenden Freunde B. verzehren wollte.
Ich gehe alle Tage hin, ihn zu mir zu bitten, ehe sie zu alt werden. Auf Morgen
Mittag Hofnung bey meinem heutigen Morgenbesuche, von dem ich jetzt eben
komme. Er reiset diese Woche mit dem letzten Tage ab. Du warst besorgt, mit
was für einem air Du ihn wiedersehen solltest; als den
Freund
und
Wohlthäter
Deines
einzigen Bruders
, der Dich auch liebt, Deiner Selbst wegen,
weil er viel gute Eigenschaften in Dir glaubt, die im stande wären mich für
einen Feind einzunehmen, und daher die Bande der Natur für mich noch
ehrwürdiger und schätzbarer machen.
Heute thut die Schwester Deines liebreichen Herrn Wirths Hochzeit. Ich
habe seine Mama Montags besucht, und mir ausgebeten, daß sie alles, was
zu bestellen vorfallen würde, mir anvertrauen sollte, wie ich gleichfalls durch
dich den Herrn Magister ersuchen laße, mir alle Commissionen an Sie zu
überlaßen. Sie wird aufs Land gehen, und findet also unser Haus als die
beste addresse. Ich werde nichts an
Sorgfalt
in
richtiger Bestellung
ermangeln laßen. Er kann sich darauf verlaßen, wenn er will. Will er sich nicht
auf mich verlaßen, so beleidigt er mich, und ich laß mich nicht ungerochen
beleidigen.
Herr Lauson hat einige alte Schriften zur Stiftung der Realschule für ihn
gesammelt, denen ich noch einige andere aus dem Buchladen beygelegt; nebst
3 Exemplarien von Gesners Encyclopedie, eins für ihn, das 2te für seinen
HE. Bruder in Kurland, der seinem jungen Herrn vornehmen
könnte, und das dritte für Dich. Ich habe ein genommen, und es
nach einem flüchtigen Ueberblick als ein sehr brauchIst mein Freund Baßa schon in Berenshof. Ich denke an ihn zu seiner neuen Stelle Glück zu wünschen.
Einlage befördere gleich an jungen HE Be und bitte ihn mündlich mich zu schreiben, und alles durch einander, es mag sich schicken oder ein Muster ihm in meiner Antwort gegeben – weil ihm
nichts als einen guten Briefsteller, und zur Gabe seine Gedanken
schriftlich auszudr selbst diese Stelle vor, damit sie desto mehr
Eindruck in ihn macht.
Montags Mittags hatten wir einen Gänseschmauß mit dem Zöpfelschen
Hause; mein alter Vater hat einen Husten, der ihn bisweilen müde macht,
geht aber Gottlob! aus, und ist noch nicht gewiß, ob er an Dich schreiben kann.
Seinen herzl. vaterl. Gruß auf allen Fall. Der liebe Gott erhalte und stärke
ihn! amen; das heist, es werde wahr pp.
Weil ich diese Woche mit dem N. T. fertig zu werden gedenke; so hoffe
künftige die Grammatic der griechischen Sprache mit allen mögl. Hülfsmitteln
anzufangen, und den jungen Trescho zu meinem Mitarbeiter darinn zu wählen.
Ich habe des berüchtigten Bernds Leben gelesen; und ein Paar von seinen
Schriften durchblättert, die mich das übrige zu sehen keine Lust machen. Das
erste ist das einzige Buch in seiner Art. Nach dem Bilde des Mannes von sich
selbst urtheile ich. Es fehlte dem Mann an Urtheilskraft 1.) in der Erkenntnis
seiner selbst 2.) in seinen Sätzen und in seinem Styl. Geitz und Eitelkeit guckt
allenthalben hervor, ohngeachtet er beyde Leidenschaften an sich niemals
erkannt. Aufrichtig ist er gewesen, daß er nichts von sich verschwiegen. Was ein
Mann also nicht weiß, kann er nicht sagen. Sein schwach Iudicium hat ihn
also wieder Willen zu einem Heuchler gemacht. Und was offenbare Lügen
sind, ist an ihm bloß Schwäche des Verstandes. Ein gesetzlich Christenthum
kann man gleichfalls in dem Leben dieses Mannes sehen und die mühsamen
Wege, die uns daßelbige stolpern lehrt; die Furcht des Todes, in der uns
daßelbe sitzen läßt pp. Durch das ganze Buch bin bestätigt worden in meiner
alten AnsichtHypothese; daß Hypochondrie in Leidenschaften ihren
Ursprung nimmt. Ein Gewebe von dergl. ist in der Leibesbeschaffenheit dieses
Mannes als ein Erbgut anzusehen. Sein Vater ein epicurischer Christ, seine
Mutter eine stoische Christin. Ich rede nicht anders als nach den bloßen Idéeneines Schriftstellers, und der Mensch oder vielmehr der Christ geht meine
Critick nicht an. Diese Memoires sind sehr brauchbar, wenn man Kleinigkeiten
mit Verstand ansehen und anwenden kann; sonst bleibt es, ein langweiliges
oder albernes Buch, das weder Vergnügen noch Nutzen geben kann; einem
leichtsinnigen Leser Eckel und Gelächter erweckt, einen hypochondrischen aber
Angst und bange macht, ohne ihn klüger zu machen. Fällt es Dir einmal in die
Hände, und Du hast Lust es zu lesen, so können Dir diese kurze Anmerkungen
an statt eines guten Leitfadens dienen. Der junge Arndt hat uns gestern
besucht, und läßt Dich herzl. grüßen. Er hat halbe Lust die Condition bey der
Fr. v. Rosen anzunehmen. Mit seiner Aufführung bin sehr zufrieden. Weist
Du nähere Bedingungen, so melde mir. Vergiß es nicht. Ich ersterbe Dein
treuer
Bruder.Auf der ersten Seite zwischen Datum und Anrede:an Euer Haus und dortige gute – von mir und von hier. Frage den
HE Mag: ob er schon den 2ten Theil von Stockhausens Briefsammlung hat.
Des Buchbinder Brandt einz. Tochter ist gestern gestorben. Jungfer
Vetterinn!
Königsb: den 30. Octobr. 1759.Mein lieber Bruder,
Ich habe zweyerley Anliegen an Dir, womit ich den Anfang machen will.
Das erste betrift eine Erinnerung einer alten Bitte und Versprechens nach
Trutenau einen Schlafpeltz zu besorgen; gleich dem meinigen. Du weist wie
gefällig sich diese ehrl. Leute immer gegen uns bewiesen. Fällt es Dir zu schwer;
so will gern die Hälfte des Preises bezahlen. Sein Wort muß man aber halten,
und gute Freunde nicht vergeßen. Weil dies aber aufgewärmter Kohl ist, und
ich bloß Deinen überhäuften Geschäften die Ermangelung Deiner Pflicht in
dieser Kleinigkeit zuschreibe; so will mich nicht länger damit aufhalten.
Mein zweyter Antrag betrift eine ganz neue Gefälligkeit, und ich wage
denselben bloß aus gutem Vertrauen auf Deine Gesinnungen. Baßa hat mir mit
voriger Post geschrieben, daß er Geld braucht vor der Hand zu seinen nöthigen
Ausgaben; und ersucht mich darum ihn zu dienen. Ich habe bloß zu dem
nothdürftigsten Gebrauch und zwar nicht viel übrig. Da ich nicht vermuthe, daß
Du Dein Geld angegriffen; so wirst Du beßer thun damit zu wuchern. Es
ist eben so gut, als wenn Du es mir vertrauest, und Du hast mehr Sicherheit
bey ihm als bey mir. Höre meine Gründe, und denn urtheile.
1. Ich sehe mich dadurch als durch ein Merkmal seiner Freundschaft geehrt,
daß er zu mir seine Zuflucht nimmt.
2. Ich bin ihm verbunden, es sey wie es wolle zu dienen, da er mir mit gleicher
Grosmuth gedient.
3. Ich müste meinen Vater darum ansprechen, und denn wäre es doch von
dem
Deinigen
, oder von dem Unsrigen. Dies würde aber theils
weitläuftig und zu umständlich seyn, theils muß ich Unsern Alten von aller
irrdischen Sorge und Unruhe abhalten, die ihn ohnedem schon zu sehr drückt.
4. Ich entziehe Dir dadurch eine Gelegenheit Dich einen ehrl. Mann, der mein
Freund ist, verbindlich zu machen, und die Anerbietung, die ich Dir jetzt
thue, Deinen Nächsten zu dienen, wirst Du als ein
Glück
nicht aus der
Hand laßen.
Weil Du Dein Gold nicht gern verlieren wirst; so gieb es ihm als ein Pfand
und laß es bey dem HE Mag. versetzen. Wenn dieser ehrl. Mann auch weiß,
daß Du 50 # hast, so wirst Du ihm kein Staatsgeheimnis verrathen, noch
eine Blöße geben. Ich überlaße Dir und Baßa die Art wie ihr das einfädeln
wollt. Kann er Dir Interessen geben, so nimm sie sicher an; wo nicht, so
schenk sie mir.
Ich bin willens einen offnen Brief an Baßa einzulegen. Dies darf Dich
nicht hindern, wenn es Dir unmögl. oder unthunlich fällt, ihm abzuschlagen.
Nur eins bitte mir als eine wesentl. Bedingung aus, davon keinen Senf in
Deiner Antwort zu machen, und im vorbeygehen, ja oder nein, mir zu melden,
oder die Nachricht davon dem HE Baßa selbst zu überlaßen. Vergiß das nicht.
Ich wünschte, daß ich meinen Vater selbst darüber sprechen könnte; ich halte
es aber für beßer ihn mit nichts zu beunruhigen. Er ist seit einiger Zeit mit
einem Husten beschwert, der ihn sehr mürbe macht, und ich fürchte, daß ihn
ein Lager wieder bevorsteht. Bete für Ihn und für mich. Gott sey Ihm und
uns allen gnädig, und lehre uns Seinem heiligen Willen uns zu unterwerfen.
Eben jetzt fangen die Glocken an die Jgfr Brandtin zu belauten, auf die
Lauson parentiren wird. Herr lehre uns bedenken, daß wir sterben müßen,
auf daß wir klug werden!
HE. Rectors Brief habe gestern erhalten, der mir Dein Wohlbefinden
berichtet. Ich werde ihn nicht antworten. Es bleibt bey meinem Vorsatz unsern
Briefwechsel zu unterbrechen auf eine Zeit lang. Wiederhole meine
Versicherung in Ansehung deßen, was für seine liebe Mama kommen soll.
Dergl. Commissionen werde gern für ihn übernehmen, und worinn ich sonst
mit gutem Fuge dienen kann. Außer vielen äußerl. Gründen, an deren
Erklärung niemanden gelegen, hören die beyden inneren Bestimmungen meines
Briefwechsels auf. Meine Commission an ihn ist zu Ende; ich habe ihm nichts
mehr zu sagen. Die andere Ursache hat gleichfalls aufgehört. Mein Freund ist
Sonntags abgereiset, und schickte gestern den Mag. Kant uns nochmals
grüßen zu laßen. Ich preise Gott für alle Gnade, die Er mir erwiesen. Herr B.
hat mir alle mit die
Achtsamkeit
, Redlichkeit und
Zärtlichkeit
erwiesen,
die gute Freunde sich schuldig sind, wenn sie sich gleich genöthigt sehen nach
verschiednen Entwürfen zu leben. Ich kann ihm nichts darinn zur Last legen, muß
aber die Ehre davon auch dem Geber aller guten Gaben, worunter auch das
tägliche Brodt der Freundschaft gehört, allein zuschreiben. Ich lese jetzt den
Chrysostomus, und werde Dir eine Stelle abschreiben, die ich heute in ihm gelesen:
„Du must Dir Freunde machen? Mache Dir Freunde Gott zur Ehre. Du
must Dir Feinde machen? Mache Dir Feinde, Gott zur Ehre. Wenn wir uns
auch nicht solche Freunde gewinnen, durch welche wir Reichthümer erlangen,
deren Tisch wir genüßen, und durch welche wir mächtig werden können; so
wollen wir diejenigen
aufsuchen
, und uns zu Freunden machen, die unsre
Seelen
immer in Ordnung halten
, die uns
zur Erfüllung unserer Pflichten
ermahnen
, die uns
bestrafen
, wenn wir sündigen, die uns
aufrichten
, wenn
wir straucheln, und die uns mit
Gebet
und
Rath
beystehen,
um uns zu Gott
zu bringen
. Wiederum dürfen wir uns um Gottes Willen
Feinde
machen.
Wenn Du einen Schwelger und
Unreinen
siehst, einen Menschen voll Bosheit,
voll irriger Lehren
, der dich
zum Fall zu bringen
und
Dir zu schaden
sucht:
so weiche von ihm und
fliehe zurück
. Das verlangt
Christus
von Dir:
Wenn Dich Dein rechtes Auge ärgert; so reiß es aus, und wirf es von Dir. Er
befiehlt Dir
Deine liebsten Freunde
, die
Dir so theuer als Deine Augen
und Dir bey
den Geschäften dieses Lebens
eben so
unentbehrl. sind
,
auszureißen und wegzuwerfen, wenn sie Dir an
Deiner Seeligkeit
hinderlich sind.“
Ich habe gestern seine 6 Bücher vom Priesterthum mit viel Zufriedenheit
gelesen. Weil das Christenthum in einem
Königl. Priesterthum
besteht, so
ist dies ein Buch für jeden Christen. Ein Kunstrichter wird mehr Hypochondrie
als Beredsamkeit darinn finden. Was für
ängstl. schwülstige, übertriebene
Begriffe machte sich dieser Mann von seinem Stande; und wie furchtsam und
schlecht dachte er von sich selbst. Ich habe eine schwache kleine Seele, schreibt er,
die nicht allein vielen Leidenschaften, sondern der
bittersten
unter allen, der
Misgunst
leicht unterworfen ist, die weder die
Schmach
noch die
Ehre
gelaßen ertragen kann, sondern von dieser über die Maaßen aufschwillt, und
von jener allzusehr erniedrigt wird.
Meine Entschuldigungen unsern Briefwechsel biß auf längere Tage
auszusetzen, oder biß auf einen dringenden Grund sind nicht zum Schein. Es
fehlt mir gewiß an Zeit unnütze Briefe zu schreiben, von denen ich
Rechenschaft ablegen soll; und mein Gemüth ist durch allerhand Sorgen meiner
ersten Munterkeit beraubt, zu der ich mich sammlen will und muß. Ich habe
nicht aufs ungewiße gelaufen, noch in die Luft gefochten, sondern ein Ziel
und Gegenstand gehabt, die ich erreicht. Wenn der Ackersmann seine Saat
ausgestreut, so findt er seine Ruhe in kleinen Hausgeschäften, und überläst
sein Ackerwerk dem Seegen Gottes.
Chrysostomus hat 5 Predigten über die
Unbegreiflichkeit Gottes
geschrieben, durch deren Lesung sich die Philosophen ein wenig unterrichten
können, welche aus
den Eigenschaften des
höchsten Wesens so viel großeproblematische Wahrheiten herzuleiten im stande sind. Die Idee, die sich
Schulmännergelehrte von Gott und seinen Eigenschaften machen, ist
vielleicht schlechter als der Athenienser ihr Altar, auf dem sie einem
unbekannten Gott dienen. Doch wenn der Philosoph nur weiß, daß Gott das
höchste Wesen ist, so flüst aus diesen Begrif seine höchste Weisheit und Güte,
das
Urtheil
über seine
Werke
, wie eine Zigeunerinn aus den Zügen der Hand
den ganzen Lebenslauf eines Menschen, oder ein Moralist aus dem gegebenen
Charakter den ganzen Mechanismus sittlicher Handlungen herleiten kann.
Wer also den Beweiß einer besten Welt auf die Eigenschaften eines
unsichtbaren, und unbegreiflichen Wesens gründen will, der versteht seine Frage
nicht, und in welches Fach sie gehört.
Ich habe gestern das griechische Testament wieder Gott Lob! anfangen
können, und eine griechische Grammatic von ein Paar Bogen gefunden, wie
ich sie gewünscht. Der Verfaßer heist Wagner. Man muß sie mit ein wenig
viel Aufmerksamkeit lesen, wenn man ihren Nutzen und Gebrauch einsehen
will. Ich habe ein Exemplar für Dich v HE. Rector abgelegt, weil sie einige
gl. kostet, und für mich kein kleiner Fund ist. Ein Grundriß von der Art hat
mir immer im Kopf gelegen. Es hat alle die Vollkommenheiten in sich, die
ich an einem Schulbuch wünsche;
kurz, rund
und
trocken
. Es gehört
beynahe eben so viel Mühe aber dazu
dergl. Bogen zu lesen
als
zu schreiben
.
Mein alter Vater ist jetzt so gut gewesen mir Deinen Brief an Ihn
vorzulesen. Das Buch hab
ich
bezahlt und Dir geschickt, weil ich es als eine Hälfte
zu Pluche angesehen; ich habe mich aber sehr in der Güte deßelben betrogen.
Was den Einfall Deiner Muse betrift; so kann dazu nichts sagen. Das hängt
lediglich von Deinem Herzen und Deinem Glück ab. Es ist keine Schuldigkeit
2.) zieh Deine Geschäfte und Deine Zeit zu rath. 3.) auch Deine Ehre und einen
feinen Geschmack. Wache über Dein Herz in den kleinsten Lüsten von der Art,
die öfters viel Folgen haben. Bleibe bey dem
Sanften
in Deiner Schreibart,
und suche nicht das Starke. Zieh den Magister zu Rath, laß aber sein Urtheil
erst die Probe einer Critick aushalten, ehe Du demselben traust.
Wegen Forstmanns Schriften werde mit HE Wagner reden; und denke
morgen HE. Mag. Kant zu besuchen. Genung auf heute.
den 31. als am Gedächtnistage der Reformation, der zu Wittenberg
gefeyert wird, wie mein Vater mir heute erzählt.
Einen Gruß vom HE Praecentor Radtke, der uns heut frühe 2 Hasen und
ein Birkhuhn geschickt. Er erhält eine Predigerstelle.
Ich habe jüngst Opitzens Büchlein von der Deutschen Poeterey gelesen, das
er in 5 Tagen geschrieben. Dies ist leicht mögl. bey einem Mann, der von seiner
Materie Meister ist. Ich habe auch dabey
die Genüge und Ruhe empfunden,
welche man schöpft aus dem geheimen Gespräch und Gemeinschaft
der großen hohen Seelen, die seit hundert ja tausend Jahren mit uns
reden;
wie er sich selbst ausdrückt.
Die Gelehrten haben, was sie in Poeten
aufgemerkt
, nachmals durch
richtige Verfaßung zusammen geschloßen, und aus vielen
Tugenden
eine
Kunst
gemacht.
Die Poeterey ist nichts als eine verborgene Theologie und Unterricht von
göttl. Sachen.
Daß ihr Wandel nicht das beste Gerüchte hat, kann die Ursache wohl
zum
Theil
seyn, daß ihre
poetische Gemüther
unterweilen etwas
sicherer
und
freyer
sind, als es eine und andere Zeit erlaubt leidet, und nach des Volkes
Urtheil nicht viel fragen.
Sophokles warf dem Eschilus vor, daß nicht er, sondern der
Wein
seine
Tragedien gemacht habe.
Damit Ronsard sein französisch desto beßer
auswürgen
könnte, hat er sich
mit der Griechen Schriften ganzer zwölf Jahre
überworfen
.
Die
Erfindung der Dinge
ist nicht anders als eine sinnreiche Faßung aller
Sachen, die wir
uns einbilden können
, der himml. v irrdischen, die Leben
haben und nicht haben, welche ein Poet sich zu beschreiben und
hervorzubringen vornimmt. An dieser Erfindung
hänget stracks die Abtheilung
, welche
besteht in einer
füglichen
und
artigen
Ordnung der
erfundenen Sachen
.
Lyrische Gedichte erfordern zuförderst ein
freyes lustiges
Gemüth und
wollen mit
schönen
Sprüchen und Lehren häufig gezieret seyn wieder der
andern Gedichte Gebrauch, da man
sonderl. Maaße
wegen
der Sentenzen
halten muß, damit nicht der
ganze Körper
nur lauter Augen zu haben scheine,
weil er auch der andern Glieder nicht.
Bey den Wörtern hat man zu sehen 1.) auf die Zierlichkeit ihrer Auslesung.
2.) auf ihre Zusammensetzung 3.) auf ihre Dignität, Würde und Ansehen.
Ach! ach! wie glücklich ist, dem es so wohl gelingt
Daß er mag Richter seyn! Wie ofte ruft er wohl,
Daß Ganymedes ihm den Mund so machen soll
Als einen Stein, durch den der Goldschmied Urtheil spricht;
Ob auch gewiß das Gold recht gut sey oder nicht.
Eine Stelle des Theocrits übersetzt; warum ein Kunstrichter hier den
Ganymed zu seinen Patron erwählt, weil er Mundschenk des Zevs ist? oder aus
einer andern mythol. Grille, möchte wohl wißen.
— —
Die freye Dienstbarkeit
Die
sichere
Gefahr, das
tröstliche
Beschweren
Ermuntert meinen Geist, daß er sich höher schwingt
Als wo der Pöbel kriecht, und durch die Wolken dringt
Geflügelt mit
Vernunft
und
muthigen Gedanken
.
Königsberg. den 7. Nov. 1759.Liebster Freund!
Weil man mir bey HE. Kade in Rubel auszahlen wollen, habe nichts
angenommen. Ich sollte wieder ansprechen; ob Sie mir vielleicht mit einem
Imperial dienen könnten. Man hätte keine. Sie werden mit dem HE. Ältesten
Johannigk, der artiger und gefälliger ist seinem Nächsten auch in Kleinigkeiten
zu dienen wie ein reicher Holländer, deswegen reden. Meine häusliche
Lebensart macht meinen Leib gegen jedes Lüftchen so empfindlich, daß der gestrige
Gang mir einen starken Schnupfen zugezogen, und ich ganz flüßig zu Hause
kam. Weil Sie daher mit nächster Post an HE Wagner schreiben wollen; so
wäre es mir lieb, daß Sie ihn ersuchten von Kade Comptoir den Imperialabzuholen,
falls er da gehoben werden soll, und kann
. HE Wagner wird
dies gerne thun, und mir das Goldstück abgeben, da ich es alsdenn sicher
zu befördern suchen werde. Einlage hat mir die Frau Consistor. R. zugeschickt.
Ueberbringerinn ist so früh heute hier gewesen, daß ich nicht selbst mit ihr
gesprochen. Ihre liebe Mama ist auf dem Lande und war so gütig mir noch den
Tag Ihrer Abreise zu besuchen, und mit mir zu verabreden. Sie werden also
so gütig seyn alles was von Briefen oder Sachen an Sie kommen soll an mich
zu addressiren; ich werde alle mögl. Sorgfalt tragen.
Von Joseph Andrews und der neuesten Uebersetzung des Destouches habe
gleichfalls mit HE Wagner geredt. Er ist jetzt allein im Buchladen, weil
Thorwald wenige Tage nach sn. HE. gleichfalls gestorben. Ich hoffe, daß beydes
hier seyn wird. Von Joecks Beyträgen ist ein dritter Theil hier, und von
Eskuche der 20. Versuch. Wenn dem alten Pastor R. so viel an dieser Nachricht
gelegen; so können Sie ihn Geliebtester Freund, damit dienen; auch mit den
Büchern selbst, wenn er sie haben will.
HE. M. Kant wird erst heute Ihren Brief erhalten, ich werde zu ihm gehen.
Wir stehen so untereinander, daß ich bald in eine sehr nahe, oder sehr
entfernte Verbindung mit ihm zu haben voraussehe. Er kennt keinen Schultzunter seinen Zuhörern.
Mein alter lieber Vater läßt Sie herzl. grüßen. Er hat sich zeither mit einem
Husten geqvält, der ein wenig nachgelaßen, wobey er aber immer hat
ausgehen können. Gestern Abend klagte er sehr, und wurde wieder mit einem
Schleim den er nicht loß werden konnte, Wallungen nach dem Kopf und
Stichen beschwert, daß er schon vor seiner gewöhnl. Zeit zu Bett gehen wollte.
Er hielte sich aber auf, und hat heute Gott Lob! wieder ausgehen können. Er
wird gewaltig engbrüstig, und der Othem wird ihm recht schwer. Gott wolle
ihn stärken, und seinen Gnädigen Willen auch an ihm erfüllen!
Ihre liebe Hälfte grüßen wir gemeinschaftl. aufs zärtlichste. Ich verbleibe
Lebenslang Ihr ergebener Freund und Diener.
Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie et / de belles
lettres et Recteur du / College Cathedral de la Ville Imperiale de et/
à /
Riga
. / par
Couv:
Königsb: den 20. Nov. 1759.Βη δε κατ’ ουλυμποιο καρηνων αϊξασαDie blauaugichte Minerua stieg von den Scheiteln des Olympus – – αϊξασα– stracks war sie da – geschwinder wie die Räder des
Sturms
rollen, und die
Gemsen
klettern. Mit eben so einem αϊξασα! melde ich Dir, heute das dritte
Buch der Odyssee angefangen zu haben. Homer ist also mein erster Autor,
und es thut mir nicht leyd ihn gewählt zu haben. Ich könnte Dir schon einen
ganzen Brief von den 2 Büchern schreiben; ich will aber so lange warten, biß
Du die dreybogichte griechische Grammatick erhalten wirst, die mit den übrigen
Büchern erst abgehen soll.
Dem HE. Rector melde vor der Hand, daß ich den Posttag darauf einen
Imperial von HErrn Kade ins Haus geschickt bekommen, daß ich 2
Qvittungen darüber unterschrieben, und so gleich eine Nachricht davon an die Frau
Consistorial R. nach Steinbeck; daß heute Mag. Siebert durch einen Gesellen
des HE. von Acken auf seine Handschrift den Imperial erhalten, und alles
jetzt seine Richtigkeit habe. Ich habe es für überflüßig geachtet bloß wegen
dieser Kleinigkeit zu schreiben, da ich gedacht, daß er die Nachricht davon durch
HE. Ältest. Johanningk am besten erhalten könnte, dem meine Qvittung
vermuthlich wird überschickt seyn.
Ich war darüber aufgebracht, weil ich den klugen Kaufmann und seine
Leute in dem Irrthum sah, als wenn mir der Imperial als ein Gratial
überschickt würde. Sie hätten also keine Complimente zu machen, und ein
litteratus nähme das erste das beste Geld für lieb. Ihre Einbildungen mögen
gewesen seyn wie sie wollen, so hätte es sich für ordentl. Leute geschickt mir zu
sagen: Wir haben kein solch Geld, wollt ihr den Werth davon annehmen, aber
nicht das letztere mir aufdringen wollen, als wenn Rubel und Imperialeinerley wären. Ich habe mit zu wenig Aufmerksamkeit die Qvittung angesehen
und hatte doch gleich wol die Neugierde zu wißen wie hoch der Imperialangerechnet. HE Kade hat zu meinem Vater von 10 Rubel gesagt; ob HE Kade
sich verredet oder der letztere unrecht verstanden, weiß nicht. Lauson hat mir
von Schwink Comptoir zu 10 Rthrl. für ganz gewiß angeboten. Hat HE
Mag. Gelegenheit oder Lust unter der Hand darnach zu fragen: so möchte wol
den rechten Grund wißen.
Die lateinischen Grammaticken sind ausgegangen werden aber in 8 Tagen
aus der Preße kommen; in welcher Zeit das verlangte erfolgt. Destouches ist
gewiß da; von Andrews weiß nicht. HE Rector kann sich verlaßen daß alles
richtig bestellt werden soll.
Popowitsch ist nicht hier; ich wünschte, wenn er sich seine Grammatick so wohl
als insbesondere sein Buch vom
Meer
aus Hamburg verschriebe. An dem
letzten wäre mir viel gelegen, daß
er es
hätte.
Johann Ehrenfried
Wagner
bezieht sich auf seine lateinische Grammatick, die auch nicht hergekommen. Sie muß
nach der griechischen Sprachlehre zu urtheilen ein sehr nützlich Büchlein seyn.
Ich weiß, daß er mit Keyser in Corresp. steht. Du könntest zugl. den letzten Theil
von Pluche Schaupl. der Natur mitkommen laßen, der hier gleichfalls nicht zu
haben, und wer weiß wenn? einkommen möchte. In Popowitsch vom Meer
sollen viel Philologica vorkommen.
Aichinger lese
ein wenig ehe er abgeht. Der
Anfang hat mir gefallen. – Auf das Reisegeld wird hier gewartet. – Ich hoffe
nicht daß HE Rector Vechneri Hellenolexicon hat; es kommt mit, weil ich es
für ein sehr brauchbar Buch zur lateinischen Sprache und für einen
Schulmann ansehe. Hat ers, so muß es mit erster Post abgeschrieben werden. NB.Des sonderbaren Innhalts wegen habe noch Luthers merkwürdigen Brief
vom Dollmetschen, den Peucer mit nicht zu verwerfenden Anmerkungen
herausgegeben, für den HE. Mag. beygelegt. Es ist eine kleine Schrift und
kostet einige gl. Mit was für Recht ein alter Gottesgelehrter dieses
Sendschreiben
Göttlich
genennt, und jedes Wort davon erhoben, möchte manchemein Räthsel seyn. Luther hat darinn seiner Heftigkeit und seinem Feuer recht
den Zügel gelaßen. So wenig ich von des Helvetius Schrift de l’Esprit mache,
so sind doch einige Kapitel über die Leidenschaften nicht zu verachten. Der
Franzos hat eine Geschichte seines eigenen uns beschrieben, der im Gedächtnis
und einer physischen Empfindlichkeit besteht, die den herrschenden Ton der
Modeschriftsteller in Frankr. ausmacht. Er weiß angenehm zu erzählen, und
überhebt seine Leser der Mühe nachzudenken, weil diese Mühe mit seiner
physischen Empfindlichkeit vermuthlich streiten muß.
Was das für eine ungezogene Moral ist, die die Leidenschaften verwerfen
will, und ihrer Tochter die Herrschaft über sie einräumt. Die Leidenschaften
müßen schon die Schule ausgelernt haben, wenn sie der zarte Arm der
Vernunft regieren soll. Doch diese Moral wird eben so bewundert als die Politick,
welche das Eigenthum der Güter aufzuheben sucht – von Papageyen, die ihr
χαιρε und sonst nichts dem Kayser zu sagen wißen. Brauch Deine
Leidenschaften, wie Du Deine Gliedmaßen brauchst, und wenn Dich die Natur zum
Longimanus oder Vielfinger gemacht, so wird sie und nicht Du verlacht; und
Deine Spötter sind lächerlicher und mehr zu verdammen als Du mit Deiner
längeren Hand oder mit deinen sechs Fingern.
Trescho hat mir wieder geschrieben; nichts als witzige Wendungen. Noch
keine Antwort auf das was ich schreibe, bisher von ihm gesehen. Er trägt mir
immer eine Liste von Titeln auf, über deren Innhalt er mein Urtheil wißen
will, so wenig ich Lust habe selbige selbst zu lesen. Ich werde mir Zeit laßen
an ihn zu schreiben; weil ich einem solchen Briefwechsel wol das Beywort
ατρυγετον geben möchte, was Homer dem Meer anhängt, wo weder Erndte
noch Weinlese statt findet, nichts für die Tenne, nichts für die Kelter, nichts
für den bon-sens, nichts für den Geschmack oder das Herz; nichts fürs
Gedächtnis, nichts für die sinnl. Empfindsamkeit.
Lauson läßt HE. Mag. herzl. grüßen und ist zu faul ihm noch zu antworten.
Von Gundling weiß er vor der Hand nichts. Weil meine Augen vom
Griechischen zieml. mitgenommen werden, so habe das Nöthige für ihn an Dich
addressirt. So bald ich an HE. B. schreibe, werde auch an Ihn schreiben.
Nicht ehe, meines Erachtens. Vermelde beyden meine freundschaftlichsten
Grüße, und wünsche Deinem HE Wirth gute Beßerung seines Fußes.
M. Weimanns Disput. werde ihm nächstens beylegen; ich habe sie nicht
gelesen, und halte es nicht der Mühe werth, weil die Materie außer meinem
Bezirck liegt. Ich habe mein Organon verlernt; und es thut nichts zur Sache.
Sic volo sic iubeo; das konnte Doctor Luther sagen, ohne daß er einen
Schuldienst nöthig hatte es zu lernen. Lies seinen despotischen Brief vom
Dollmetschen; er ist recht lustig theologisch geschrieben. Luther wäre eher ein
Abraham von St. Clara geworden, aber kein Melanchthon ein Luther, weil Philipp
ein gelehrter feiner Mann war aber ohne Leidenschaften; oder von sehr
mannigfaltigen, die sich untereinander selbst vernichteten, oder von kälterer Vernunft
und gesetzteren Wesen als sein ehrlicher A große Lust habe diese Epoche
für – einen Staatsmann.
Ich habe an Pr. dazu geborgt; noch sich gegen meine weiter zu treiich selbst dem trauen kann. Immanuel Chry Europäischen Für nicht
fortkam, blie Verfall der Phil verächtlich gema Wiedervergeltung besonders eines muß, so fin theils
erleichter
nöthig; s und für uns ses nicht geIch habe sch besucht, authek und Beyhnben, daß dieWunder von hoffen wede fällt eben s werden. Ischen Regier also fast nich ebenso
we und formar der Aoristen.Wo so eOeconomie Sprachen ei nicht genau Neuigkeiten. Eine Plan, Collin, Comre gefallen von Prof. Kypiechisch lernen solltest, den. Ich müste jedes kranz herbeten; kindische oder ge-mpf werden. Jetzt
Kinder von ihren
hat werden lernen
, zu legen als Tele stieg voran in setzte da den losen West, 1752. Zu Halle änzen des ganzen Seiten davon ausgegeben. lich mittheilen pfen folgst, hschießen laßen. Deinen Brief an gesagt, daß ewesen; jetzt Wenn dem schlecht er Was sagt so bleibe ich hmen zu laßen, weil
er meine Sprache versteht. –
äßest und das it er nicht fort beiten mir bersetzen, et- Abhandlung
nicht zur Haupt-euer Bruder.
Vor dem Datum:Grüße meinen lieben General Baß in Berenshof.
– – ah! miser,Quanta laboras in CharybdiDigne puer meliore flamma!HORAT.Die Gönner Ihrer Verdienste würden vor Mitleiden die Achseln zucken,
wenn Sie wüßten, daß Sie mit einer
Kinderphysick
schwanger giengen.
Dieser Einfall würde manchem so kindisch vorkommen, daß er über die
Unwißenheit Ihrer eigenen Kräfte, und den schlechten Gebrauch derselben
spöttern oder wohl gar auffahren würde. Da ich nicht weiß, daß Sie Satyren
über Ihre Lehrbücher lesen; so glaube ich auch nicht, daß Sie unter den
Kindern Ihrer Naturlehre Leute von guter Gesellschaft verstehen.
Ich nehme also an, H. H. daß Sie in Ernst mit mir geredt, und diese
Voraussetzung hat mich zu einem Gewebe von Betrachtungen verleitet, die mir nicht
möglich ist auf einmal auseinander zu setzen. Sie werden das, was ich vor der
Hand schreiben kann, wenigstens mit so viel Aufmerksamkeit ansehen, als
wir neulich bemerkten, daß die Spiele der Kinder von vernünftigen Personen
verdienen, und erhalten haben. Wenn nichts so
ungereimt
ist, das nicht ein
Philosoph gelehrt, so muß einem Philosophen nichts so
ungereimt
vorkommen, das er nicht prüfen und untersuchen sollte, ehe er sich
unterstünde
es
zu verwerfen. Der Eckel ist ein Merkmal eines verdorbenen Magens oder
verwöhnter Einbildungskraft.
Sie wollen mein Herr M. Wunder thun. Ein gutes, nützliches und schönes
Werk, das nicht ist, soll durch Ihre Feder entstehen. Wäre es da, oder wüßten
Sie, daß es existirte, so würden Sie an diese Arbeit kaum denken. „Der Titel
oder Name einer Kinderphysik ist da, sagen Sie, aber das Buch selbst fehlt.“
Sie haben gewisse Gründe zu vermuthen, daß Ihnen etwas glücken wird, was
so vielen nicht gelingen wollen. Sonst würden Sie das Herz nicht haben einen
Weg einzuschlagen, von dem das Schicksal Ihrer Vorläufer Sie abschrecken
könnte. Sie sind in Wahrheit ein Meister in Israel, wenn Sie es für eine
Kleinigkeit halten, sich in ein Kind zu verwandeln, trotz Ihrer Gelehrsamkeit!
Oder trauen Sie Kindern mehr zu, unterdessen Ihre erwachsene Zuhörer
Mühe haben es in der Geduld und Geschwindigkeit des Denkens mit Ihnen
auszuhalten? Da überdem zu Ihrem Entwurf eine vorzügliche Kenntniß der
Kinderwelt
gehört, die sich weder in der galanten noch akademischen
erwerben läßt; so kommt mir alles so wunderbar vor, daß ich aus bloßer
Neigung zum Wunderbaren schon ein blaues Auge für einen dummkühnen Ritt
wagen würde.
Gesetzt Kützel allein gäbe mir den Muth gegenwärtiges zu schreiben;
so würde ein Philosoph wie Sie auch dabey zu gewinnen wissen, und seine
Moralität üben können, wo es nicht lohnte seine Theorien sehen zu
laßen. Meine Absichten werden Sie unterdessen übersehen; weil die
wenigsten Maschinen zu ihrem nützlichen Gebrauch eine mathematische Einsicht
erfordern.
Gelehrten zu predigen, ist eben so leicht als ehrliche Leute zu betrügen: auch
weder Gefahr noch Verantwortung dabey, für Gelehrte zu schreiben; weil
die meisten schon so verkehrt sind, daß der abentheuerlichste Autor ihre
Denkungsart nicht mehr verwirren kann. Die blinden Heiden hatten aber vor
Kindern
Ehrerbietung, und ein getaufter Philosoph wird wissen, daß mehr
dazu gehört für Kinder zu schreiben als ein Fontenellischer Witz und eine
buhlerische Schreibart. Was schöne Geister versteinert, und schöne
Marmor
säulen
begeistert; dadurch würde man an Kindern die
Majestät
ihrer
Unschuld
beleidigen.
Sich ein Lob aus dem Munde der Kinder und Säuglinge zu bereiten! –
an diesem Ehrgeitz und Geschmack Theil zu nehmen, ist kein
gemeines
Geschäfte, daß man nicht mit dem
Raube bunter Federn
, sondern mit einer
freywilligen Entäußerung aller Überlegenheit an Alter und Weisheit, und
mit einer Verläugnung aller Eitelkeit darauf anfangen muß. Ein
philosophisches Buch für Kinder würde daher so einfältig, thöricht und abgeschmackt
aussehen müssen, als ein
Göttliches
Buch, das für Menschen geschrieben.
Nun prüfen Sie sich, ob Sie so viel Herz haben, der Verfaßer einer
einfältigen, thörichten und abgeschmackten Naturlehre zu seyn? Haben Sie Herz, so
sind Sie auch
ein Philosoph für Kinder
. Vale et sapere AVDE!Von erwachsenen Leuten auf Kinder zu schlüßen; so traue ich den letzteren
mehr Eitelkeit als uns zu, weil sie unwissender als wir sind. Und die
catechetischen Schriftsteller legen vielleicht, diesem Instinct gemäß, die albernsten
Fragen dem Lehrer, und die klügsten Antworten dem Schüler in den Mund.
Wir müssen uns also dem Stoltz der Kinder wie Jupiter sich der
aufgeblasenen Juno bequemen, die er nicht anders als in der Gestalt eines vom Regen
triefenden und halbtodten Gugucks um die
Pflicht
ihrer
Liebe
angesprochen
haben soll, unterdessen er zu seinen Galanterien sehr anständige und
sinnreiche Verkleidungen wählte.
Das größte Gesetz der Methode für Kinder besteht also darinn, sich zu ihrer
Schwäche herunterzulaßen; ihr Diener zu werden, wenn man ihr Meister
seyn will; ihnen zu folgen, wenn man sie regieren will; ihre Sprache und
Seele zu erlernen, wenn wir sie bewegen wollen die unsrige nachzuahmen.
Dieser practische Grundsatz ist aber weder möglich zu
verstehen
, noch in der
That zu
erfüllen
, wenn man nicht, wie man im gemeinen Leben sagt, einen
Narren an den Kindern gefressen hat, und sie liebt, ohne recht zu wissen:
warum? Fühlen Sie unter Ihren Schooßneigungen die Schwäche einer
solchen Kinderliebe; so wird Ihnen das Aude sehr leicht fallen, und das sapereauch flüßen: so können Sie, H.H. in Zeit von sechs Tagen sehr gemächlich
der Schöpfer eines ehrlichen, nützlichen und schönen Kinderwerks werden, das
aber kein T – – dafür erkennen, geschweige daß ein Hofmann oder eine Phyllis
aus Erkenntlichkeit Sie dafür umarmen wird.
Diese Betrachtungen gehen darauf hinaus, Sie zu bewegen, daß Sie auf
keinen andern Plan ihrer Naturlehre sinnen, als der schon in jedem Kinde,
das weder Heyde noch Türke ist, zum Grunde liegt, und der auf die Cultur
Ihres Unterrichts gleichsam wartet. Der beste, den Sie an der Stelle setzen
könnten, würde menschliche Fehler haben, und vielleicht größere, als der
verworfene Eckstein der mosaischen Geschichte oder Erzählung. Da er den
Ursprung aller Dinge in sich hält; so ist ein historischer Plan einer Wissenschaft
immer besser als ein logischer, er mag so künstlich seyn als er wolle. Die
Natur nach den sechs Tagen ihrer Geburt ist also das beste Schema für ein
Kind, das diese Legende ihrer Wärterin so lange glaubt, bis er
rechnen
,
zeichnen
und
beweisen
kann; und dann nicht Unrecht thut, den Zahlen,
Figuren und Schlüssen, wie erst seinen Ammen zu glauben.
Ich wundere mich, wie es dem weisen Baumeister der Welt hat einfallen
können uns von seiner Arbeit bey dem großen Werk der Schöpfung gleichsam
Rechenschaft abzulegen; da kein kluger Mensch sich leicht die Mühe nimmt
Kinder und Narren über den Mechanismus seiner Handlungen klug zu
machen. Nichts als Liebe gegen uns Säuglinge der Schöpfung hat ihn zu
dieser Schwachheit bewegen können.
Wie würde es ein großer Geist anfangen, der einem Kinde, das noch in
die Schule gienge, oder einer einfältigen Magd von seinen Systemen und
Projecten ein Licht geben wollte. Daß es aber Gott möglich gewesen, uns zwey
Worte über den Ursprung der Dinge vernehmen zu laßen, ist unbegreiflich;
und die würkliche Offenbarung darüber ein eben so schönes Argument seiner
Weisheit, als ihre scheinende Unmöglichkeit ein Beweis unsers Blödsinns.
Ein Weltweiser lieset aber die drey Kapitel des Anfanges mit eben solchen
Augen, wie jener gekrönter Sterngucker den Himmel. Es ist daher natürlich,
daß lauter eccentrische Begriffe und Anomalien ihm darin vorkommen; er
meistert also lieber den heiligen Moses, ehe er an seinen Schulgrillen und
systematischem Geist zweifeln sollte.
Schämen Sie sich also nicht, H. H. wenn Sie für Kinder schreiben wollen,
auf dem hölzernen Pferde der mosaischen Geschichte zu reiten, und nach den
Begriffen, die jedes Christenkind von dem Anfange der Natur hat, ihre
Physick in folgender Ordnung vortragen:
I. Von Licht und Feuer.
II. Von der Dunstkugel und allen Lufterscheinungen.
III. Vom Wasser, Meer, Flüssen.
IV. Vom festen Lande, und was in der Erde und auf der Erde wächst.
V. Von Sonne, Mond und Sternen.
VI. Von den Thieren.
VII. Vom Menschen und der Gesellschaft.
Mündlich mehr! –
– Neglectum genus et nepotes
Respicis AVTOR
Heu nimis longo satiate ludo.
HORAT.GeEhrter Freund,
Dieser Name ist nicht ein leeres Wort für mich; sondern eine Qvelle von
Pflichten und Entzückungen, die sich auf einander beziehen. Aus diesem
Gesichtspunct werden Sie Beylage beurtheilen. Es gehört nicht immer ein
Scheffel Saltz zu dem Bündniße, das man Freundschaft nennt. Ich
schmäuchele mir also, daß ich mit dem Handvoll abkommen werde, womit ich
gegenwärtigen Brief habe würzen müßen.
Ihr Stillschweigen über gewiße Dinge, wo die Redlichkeit einem Stummen
die Zunge lösen würde, ist eine Beleidigung für mich, die ich eben so wenig
erklären kann, oder so schlecht erklären muß, als Sie meine auffahrende Hitze.
Ich habe Lust an dem Werke zu arbeiten, davon die Rede unter uns ist.
Für einen einzigen ist es zu schwer, und zwey sind beßer als drey. Wir
möchten auch vielleicht von einigem Geschicke dazu seyn, und von einem Zuschnitte,
der zusammen paßete. Wir müßen aber unsere
Schwächen
und
Blößen
so
genau kennen lernen, daß keine Eyfersucht noch Misverständnis unter uns
möglich ist. Auf Schwächen und Blößen gründet sich die Liebe, und auf diese
die Fruchtbarkeit. Sie müßen mich daher mit eben dem Nachdruck
zurückstoßen, womit ich Sie angreife; und mit eben dieer Gewalt sich meinen
Vorurtheilen wiedersetzen, womit ich die Ihrigen angreife: oder Ihre Liebe
zur Wahrheit und Tugend werden in meinen Augen so verächtlich als
Bulerkünste aussehen.
Einigkeit
gehört also zu unserm Entwurf. Die darf nicht in Ideen seyn,
und kann darinn nicht gesucht noch erhalten werden, sondern in der Kraft
und dem Geist, dem selbst Ideen unterworfen sind; wie die Bilder des rechten
und linken Auges durch die Einheit des Gesichtsnerven zusammenflüßen.
Ich wünschte daher, daß Sie mich über meine 2 Briefe von dieser Materie
zur Rede gesetzt hätten. Es ist Ihnen aber nichts daran gelegen, mich zu
verstehen, oder nicht zu verstehen; wenn Sie mich nur so ungefehr erklären
können, daß Sie dabey nicht zu Schanden werden, noch ich nicht alle gute
Meynung verliere. Das heist nicht philosophisch, nicht aufrichtig, nicht
freundschaftlich gehandelt.
Meine Anerbietung war die Stelle des Kindes zu vertreten. Sie sollten
mich daher ausfragen: wie weit ich gekommen? wie und was ich wüste? und
Ihr Gebäude darnach einrichten? Sie setzen aber schon zum voraus, daß das
Kindereyen sind, was ich gelernt. Dies ist gegen alle Menschenliebe eines
Lehrers, der sich auch den schlechtesten Grund bey seinem Schüler gefallen läßt,
und ihn durch das, was er schon weiß, und wodurch er ihn überführt, daß er
es schon weiß, aufmuntert mehr und weiter und beßer zu lernen. Sapienti sat.Wißen Sie jetzt, warum die Jesuiten so gute Schulmeister und feine
Staatsleute sind?
BeylageSoll ich nicht
brennen
, wenn jemand an mir
geärgert
wird? und worann
denn? An meinen Stoltz. Ich sage Ihnen, Sie müßen diesen Stoltz fühlen,
oder wenigstens nachahmen, ja übertreffen können; oder auch meine Demuth
zum Muster wählen, und die Lust der Autorschaft verleugnen. Oder
beweisen Sie mir, daß Ihre Eitelkeit beßer ist als der Stoltz, der Sie ärgert, und
die Demuth, die Sie verachten.
Es ist ein Zug des
Stoltzes
an Cäsar, meines Wißens, daß er sich nicht
eher zufrieden gab, biß er alles gethan hatte, und nichts übrig blieb. Wo
andere zu schwach sind, Hinderniße zu machen, wirft er sich selbst Alpen im
Wege, um seine Gedult, seinen Muth, seine Größe zu zeigen. Ehre ist ihm
lieber als Leben. Ein kluger Geist denkt nicht so, und handelt ganz anders;
viel weniger ein weiser Mann.
Wenn Sie sich
schämen
, oder
vielleicht unvermögend
sind
stoltz
zu seyn:
so laßen Sie Ihre Feder schlafen, wenigstens zu dem Werk, woran ich Antheil
nehmen soll. In diesem Fall ist es über Ihren Gesichtskreys, und Ihren
Schultern überlegen.
Fürchten Sie sich nicht für Ihren Stoltz. Er wird genung gedemüthigt
werden in der Ausführung des Werkes. Wie würden Sie aber ohne diese
Leidenschaft die
Mühe
und
Gefahr
Ihres Weges überstehen können?
Es gehört Stoltz zum
beten;
es gehört Stoltz zum
arbeiten
. Ein
eitler
Mensch
kann weder eins noch das andere; oder sein Beten und Arbeiten ist
Betrug und Gaukeley. Er
schämt
sich zu graben und zu betteln; oder er wird
ein betender Battologist und polypragmatischer Faulenzer. Alembert und
Diderot haben dem Nahmen ihrer Nation zur Ehre eine Encyclopedie
aufführen wollen; sie haben
nichts
gethan. Warum ist es ihnen mislungen?
und warum ist es ins Stecken gerathen? Beyde Fragen hängen zusammen,
und haben eine gemeinschaftl. Auflösung. Die Fehler ihres Plans können uns
mehr unterrichten, als die guten Seiten deßelben.
Wenn wir an einem Joche ziehen wollen; so müßen wir gleich gesinnt seyn.
Es ist also die Frage; ob Sie zu meinem Stoltz sich erheben wollen, oder ob
ich mich zu Ihrer Eitelkeit herunterlaßen soll? Ich habe Ihnen schon im
Vorbeygehen bewiesen, daß wir Hinderniße finden werden, denen die Eitelkeit
zu schwach ist ins Gesicht zu sehen, geschweige zu überwinden.
Mein Stoltz kommt Ihnen unerträglich vor; ich urtheile von Ihrer
Eitelkeit weit gelinder. Ein Axiom ist einer Hypothese vorzuziehen; die letztere
aber ist nicht zu versetzen verwerfen; man muß sie aber nicht wie einen
Grundstein, sondern wie ein
Gerüste
gebrauchen.
Der Geist unsers Buchs soll moralisch seyn. Wenn wir es selbst nicht sind,
wie sollen wir denselben unserm Werke und unsern Lesern mittheilen können.
Wir werden, als Blinde, Leiter von Blinden zu werden uns aufdringen, ich
sage uns aufdringen, ohne Beruf und Noth.
Die Natur ist ein Buch, ein Brief, eine Fabel (im philosophischen Verstande)
oder wie Sie sie nennen wollen. Gesetzt wir kennen alle Buchstaben darinn so
gut wie möglich, wir können alle Wörter syllabiren und aussprechen, wir wißen
so gar die Sprache in der es geschrieben ist – – Ist das alles schon genung ein
Buch zu verstehen, darüber zu urtheilen, einen Charakter davon oder einen
Auszug zu machen. Es gehört also mehr dazu als Physik um die Natur
auszulegen. Physik ist nichts als das Abc. Die Natur ist eine Aequation einer
unbekanten Größe; ein hebräisch Wort, das mit bloßen Mitlautern
geschrieben wird, zu dem der Verstand die Puncte setzen muß.
Wir schreiben für eine Nation, wie die französischen Encyclopedisten; aber
für ein Volk, das Maler und Dichter fordert.
Mediocribus esse poetis
Non homines, non di, non concessere columnae;Dies ist kein Einfall des Horatz, sondern ein Gesetz der Natur und des guten
Geschmacks. Alle Ideen aber stehen in Ihrem Verstande wie die Bilder in
Ihrem Auge umgekehrt; Einfälle sehen Sie für Wahrheiten, und diese für
jene an. Mit dieser umgekehrten Denkungsart werden wir unmöglich
zusammen fortkommen können.
Sie sind stoltz, Ihnen die Wahrheit zu sagen; ich nicht, oder ich muß Ihnen
so vorkommen. Mit W. mögen Sie umgehen, wie Sie wollen; als ein Freund
fordere ich eine andere Begegnung. Ihr Stillschweigen in Ansehung seiner ist
heimtückischer und verächtlicher, als seine tumme Critick über Ihren Versuch.
Sie begegnen mir auf gl. Fuß; ich werde Sie aber dafür nicht ungestraft
laßen.
Seine Einwürfe zu wiederlegen, ist Ihnen zu schlecht. Ein neuer Beweiß,
gegen den alle Einwürfe von selbst wegfallen, macht Ihnen in Ihren Augen
mehr Ehre. Sie haben auf meine Einwürfe nichts geantwortet, und denken
vielleicht auch auf einen neuen Plan. Der Plan, auf den ich gehe, gehört mir
nicht, sondern ist das Eigenthum jedes Kindes, und hat Mose zum Urheber;
deßen Ansehen ich beßer im Nothfall vertheidigen will, als mein eigenes.
Wenn Sie ein Lehrer für Kinder seyn wollen; so müßen Sie ein väterl.
Herz gegen Sie haben, und dann werden Sie ohne roth zu werden auf das
höltzerne Pferd der Mosaischen Mähre sich zu setzen wißen. Was Ihnen ein
holtzern Pferd vorkommt, ist vielleicht ein geflügeltes – – Ich sehe leider, daß
Philosophen nicht beßer als Kinder sind, und daß man sie eben so in ein
Feenland führen muß, um sie klüger zu machen; oder vielmehr aufmerksam
zu erhalten.
Ich sage es Ihnen mit Verdruß, daß Sie meinen ersten Brief nicht
verstanden haben; und es muß doch wahr seyn, daß ich schwerer schreibe, als ich
es selbst weiß, und Sie mir zugeben wollen. Es geht meinen Briefen nicht
allein so, sondern mit dem platonischen Gespräch über die Menschl. Natur
kommen Sie auch nicht fort. Sie saugen an Mücken und schlucken Kameele.
Steht nicht drinn geschrieben und ist es nicht gründlich genung bewiesen,
daß keine Unwißenheit uns schadet; sondern bloß diejenige, die wir für
Eitelkeit halten. Ich setze noch hinzu, daß keine Unwißenheit uns verdammen
kann, als wenn wir Wahrheiten für Irrthümer verwerfen und verabscheuen.
Ist es Dir nicht gesagt; wird es dann heißen; ja es ist mir gesagt, ich wollte
es aber nicht glauben, oder es kam mir abgeschmackt vor, oder ich hatte meine
Lügen lieber.
Sehen Sie immer meine Parrhesie für den Frevel eines Homeromastixoder für eine cynische Unverschämtheit an. Sie sind Herr, Dingen Nahmen zu
geben, wie Sie wollen – – Nicht Ihre Sprache, nicht meine, nicht Ihre
Vernunft, nicht meine: hier ist Uhr gegen Uhr. Die Sonne aber geht allein recht;
und wenn sie auch
nicht recht
geht, so ist es doch ihr Mittagsschatten allein,
der die Zeit über allen Streit eintheilt.
Wenn Sie ein Gelehrter Eroberer wie Bacchus seyn wollen; so ist es gut,
daß Sie einen Silen zu Ihrem Begleiter wählen. Ich liebe nicht den Wein des
Weins wegen, sondern weil er mir eine Zunge giebt Ihnen in meinem
Taumel auf meinem Esel die Wahrheit zu sagen.
Weil ich Sie hochschätze und liebe, bin ich Ihr Zoilus; und Diogen gefiel
einem Mann, der gleiche Neigungen mit ihm hatte; so ungl. die Rollen waren,
die jeder spielte.
Wer eine beste Welt vorgiebt, wie Rousseau, und eine individuelle,atomistische und momentanen Vorsehung leugnet; der wiederspricht sich selbst.
Giebt es ein Zufall in Kleinigkeiten; so kann die Welt nicht mehr gut seyn,
noch bestehen. Flüßen Kleinigkeiten aus ewigen Gesetzen; und wie ein Saecul.aus unendl. Tagen von selbst besteht; so ist es eigentl. die Vorsehung in den
kleinsten
Theilen, die das
ganze
gut macht.
Ein stoltzes Wesen ist der Urheber und Regierer der Welt. Er gefällt sich
selbst in seinem Plan; und ist für unsere Urtheile unbesorgt. Wenn ihm der
Pöbel über die Güte der Welt mit klatschenden Händen und scharrenden Füßen
Höflichkeiten sagt und Beyfall zujauchzt, wird er wie Phocion beschämt, und
frägt den Kreys seiner wenigen Freunde, die um seinen Thron mit bedeckten
Augen und Füßen stehen; ob er eine Thorheit gesagt, da er gesprochen: Es
werde Licht! weil er sich vom gemeinen Haufen über seine Werke bewundert
sieht.
Nicht der Beyfall des gegenwärtigen Jahrhunderts, das wir sehen, sondern
des künftigen, das uns unsichtbar ist, soll uns begeistern. Wir wollen nicht nur
unsere Vorgänger beschämen, sondern ein Muster für die Nachwelt werden.
Wie unser Buch für alle Klaßen der Jugend geschrieben seyn soll; so wollen
wir solche Autors zu werden suchen, daß uns unsere Urenkel nicht für
kindische Schriftsteller aus den Händen werfen sollen.
Ein eitles Wesen schafft deswegen, weil es gefallen will; ein stoltzer Gott
denkt daran nicht. Wenn es gut ist, mag aussehen wie es will; je weniger es
gefällt, desto beßer ist es. Die Schöpfung ist also kein Werk der Eitelkeit;
sondern der Demuth, der herunterlaßung. Sechs Worte werden einem großen
Genie so sauer, daß er 6 Tage dazu braucht, und den siebenten sich ausruht.
Ex
noto
fictum carmen sequar; vt sibi quiuis
Speret idem; sudet multum, frustraque laboret
Ausus idem.Ex
noto
fictum carmen sequar; Wenn Du einen Heidelbergschen
Catechismum schreiben willst; so fange nicht mit einem Philosophen vom Herrn
Christo
an, denn er kennt den Mann nicht. Und wenn
Du
deinen Zuhörern
einen Beweiß geben willst, daß die Welt gut ist; so weise sie nicht auf das
gantze, denn das übersieht keiner, noch auf
Gott
, denn das ist ein Wesen, das
nur ein Blinder mit starren Augen ansehen kann, und deßen Denkungsart und
moralischen Charakter sich nur ein eitler Mensch zu erkennen zutraut. Ein
aufrichtiger Sophist sagt, je länger ich dran denke, desto weniger kann ich aus
ihm klug werden.
Ich will meinen Beweiß noch mit einem Dilemma schlüßen, und Sie
dadurch zur Freymüthigkeit und Offenherzigkeit gegen mich aufmuntern?
Warum sind Sie so zurückhaltend und blöde mit mir? und warum kann ich so
dreist mit Ihnen reden? Ich habe entweder mehr Freundschaft für Sie als Sie
für mich? oder ich habe mehr Einsicht in unsere Arbeit wie Sie? Sie fürchten
sich selbst zu verrathen, und mir die Unlauterkeit Ihrer Absichten, oder den
Mangel Ihrer Kräfte zu entblößen? Denken Sie an den Bach, der seinen
Schlamm auf dem Grunde jeden zeigt, der in denselben sieht. Ich glaube;
darum rede ich. Ueberzeugen
können
Sie mich nicht; denn ich bin keiner von
Ihren Zuhörern, sondern ein Ankläger und Wiedersprecher. Glauben
wollen
Sie auch nicht. Wenn Sie nur meine Einfälle
erklären
können; so argwohnen
Sie nicht einmal, daß Ihre Erklärungen närrischer und wunderlicher als meine
Einfälle sind. Ich will gern Gedult mit Ihnen haben, so lange ich Hofnung
haben kann Sie zu gewinnen, und
schwach
seyn, weil Sie
schwach
sind. Sie
müßen mich fragen und nicht Sich, wenn Sie mich verstehen wollen.
Eine weise Regierung hat mehr Macht als das Clima den Charakter einer
Nation zu veredeln.
Es fehlt an Schriften nicht über das Clima; ich kann mich aber auf keine
besinnen, die hieher gehört. Im Esprit des Nations möchte etwas zum
Unterricht des Declamators stehen. Dies Buch ist deutsch übersetzt. Der
Lebensbeschreiber des Hallers hat meines Wißens seines Helden Hypothese von der
Reitzbarkeit mit der Lehre vom Clima vereinigen wollen. Dieser Schweitzer
hat eine kleine Schrift vor einem Jahr ausgegeben, die wo ich nicht irre, auch
in das Fach einschlägt. Ich besitze sie selbst, habe sie aber nicht gelesen, sie ist
sehr historisch. Zimmermann heist meines Wißens der Autor.
Ich habe nicht einmal den Esprit des loix hier, daß ich dies Buch zu Rathe
ziehen kann. Seine Theorie gründet sich auf einige Versuche mit
Ochsenzungen, und ihren Warzen, so viel ich mich besinnen kann. Nehmen Sie also mit
einer Rhapsodie meiner eignen Einfälle für lieb. Sie werden sich nicht viel
versprechen können, weil mein Gedächtnis die Spur der einschlagenden
Begriffe verloren.
Das Thema könnte ein wenig beßer und regelmäßiger bestimmt werden.
Es fehlt demselben an
Einheit
, die jedes haben muß, es mag so zusammen
gesetzt seyn, wie es will. Damit ist dem geholfen, der es ausarbeiten, und jeder
Art von Zuhörern.
Wird Regierung dem Clima hier, wie Kunst und Natur entgegengesetzt?
So hat man nicht den Montesquieu
eigentlich
zum Gegner. Der sieht das
Clima bloß als ein
Mittel
an, das der Regierung zusubordinirt ist, oder
als ein
Hindernis
, das eine gesunde Politick zu überwinden hat. Die
Staatskunst muß sich also gegen das Clima als
einen Bundesgenoßen
oder als
einen Feind
verhalten.
Wo es keine Gesetze giebt, da giebt es auch kein
politisch Clima
. In
despotischen Staaten giebt es weder Sitten noch Charakter. Die zufällige
Gemüthsart des Sultans und seines Großveziers machen eine solche Nation edel und
verächtlich. Das Clima kann ihn über ihn einen Einfluß haben, aber keinen
über sein Volk.
Weil das Idioticon Pruss. nicht mir gehört, sondern fortgeschickt werden
soll; so werden Ew. HochEdelgeboren so gütig seyn Ueberbringer deßelben zu
bestellen, wenn er wieder kommen soll es abzuholen, heute oder morgen nach
der Beqvemlichkeit.
Nehme mir zugl. die Freyheit ein engl. Buch bey zu legen, von dem ich Ew.
HochEdelgeboren Urtheil wißen möchte, ob es eine Uebersetzung verdiente.
Wenn ich das erstere werde abholen laßen, bäte mir zugleich eine kleine
Erörterung über folgende Wörter aus:
ανιειης, durch incitares übersetzt. à verbo?von Kypke:Von ἀνίημιPraes. Optat. act.οἴομαι, heist dies Wort auch so viel als expecto? von Kypke:Ja. So viel als προσδέχομαιdivina vis TelemachiΤοισι δε και μετέειφ’ἱερὴ εςτηλεμαχοιο·von Kypke:οιοproουin genit. dicitur
Jonice et poetice.Hos vero interfatus est diuus Telemachus.von Kypke:ἱερὴproἱερὰJoniceἱςVis, roburIst Telemαχοιο nicht der Genitiuus? und wo komt derselbe her?
Was ἱερη der Construction nach hier ist, bin gleichfalls ungewiß.
δειδισκω, finde nicht in meinem Wörterbuch, ist propiro übersetzt. von Kypke:heisset
porrigo, praebeo.απαιθης, finde gleichfalls nicht, heist inscius in der Uebersetzung. von Kypke:Ist ein
Druckfehler. Soll heißen ἀπευθης.βουνἡνιν, ist bouem legitimam übersetzt, heist es nicht eigentl. von
einem
Jahr alt?
von Kypke:Ja.εποιπνυον, finde nicht, soll administrabant bedeuten. von Kypke:ποιπνυω,opus facio,
et quidem sedulo. Valde occupatus sum.πειρατα τεχνης, administra artis. Was ist hier eigentl. der Begrif des
Wortes πέρας πείρατα τέχνης, von Kypke:Instrumenta artis.
Das Ende der Kunst
i. e. womit man die Kunst ausführet.δεικνυμαι, heist dies auch die rechte Hand geben; oder bloß ausstrecken
gleich einem Zeigenden von Kypke:heisset auch manum porrigere, comiter excipere.δυωδεος, soll odorifer heißen, was ist hier die Endigung δεοςvon Kypke:Das kan ich
nicht lesenheist δεκτης auch ein Bettler? von Kypke:Ja.Νηπενθες, ist absque dolore übersetzt; und soll vermuthl. der Name eines
Pharmaci seyn, dem Opium ähnlich.
Χλαινας τ’ ενθεμεναι ουλας καθυπερθενἕσασθα,Lanasque imponere villosas ad supra cooperiendum.Das letzte Wort fehlt mir nun, von welchem Verbo kommt εσασθαι her.
αδευκει ist auch inopinatus gegeben. Ich finde δευκος, dulcedo. Dies
könnte auch ein epithetum zu ολεθρω seyn. Wenn es aber inopinatus heißen
soll, ist mir die Etymologie des Worts unbekannt.
Ich habe das gute Vertrauen, daß Ew. HochEdelgeboren meine
Unverschämtheit zum besten kehren werden, weil Sie Lust zu lernen zum Grunde
hat. Verbleibe mit der aufrichtigsten Hochachtung Meines höchstzuEhrenden
Herrn Professors verpflichtester Diener
H.von Kypke:αδευκης ist nicht allein amarus sondern auch inexspectatus und sodann
leitet man es von δέκω oder δεχομαι her.
ἕσασθαι, Infin. Aor. I. Med. von ἕσχω, colloco.Νηπενθεςherbecuius succus tristitiam discutit et malorum oblivionem
inducit. Von Νὴnon,Πενοςtristitia.Das Buch des Marshall ist gut zur Erbauung zu lesen und zur Uebung in der
Sprache zu übersetzen, es aber zum Druck zu übersetzen, scheint es zu alt zu seyn,
indem die erste Edition schon 1692 herausgekommen und der Auctor ist ausser
England zu unbekant.
Zur Erklärung der Wörter des Homer wäre gut gewesen, wenn Sie das Buch
der Odyssé und die Zahl des Verses beyzufügen beliebt hätten. Ich hätte sodann
die Stellen selbst nachschlagen können.Königsberg. den 22 Dec: am Geburtstage unsers Vaters 759.Mein lieber Bruder,
Dein letzter Brief hat mich recht sehr erfreut, weil ich so lange keine Zeile
von Dir erhalten habe. Gott sey Dir gnädig und seegne Dich in allen Deinen
Vornehmen, Ausgang und Eingang. Er gebe Dir was Dein Herz wünschet,
und laße daßelbe
richtig
seyn und Gottes Leiten folgen. Der die ganze Welt
regiert, wenn Der der Gott und Herr und Meister unserer Seele ist, wie seelig
ist sie! Unsere Wünsche für unsern Vater mögen über unser Wißen und
Verlangen erfüllt werden. Er hat heute sein Geburtsfest mit vieler Munterkeit
angetreten. Wir sind diese Woche zum heil. Abendmal gewesen und ich habe
Dienstags bey unsern lieben Beichtvater gespeist. Er vereinige uns alle in
seiner Liebe, nach dem Reichthum seiner Gnade! Amen!
Es freut mich herzlich, daß Du das N. T. gleichfalls vorgenommen. Jeden
Tag 3 Kapitel ist mein pensum, und Du kannst nicht glauben, wie ein
langsamer anhaltender Fleiß fördert. Fahre nur fort, Du wirst den Nutzen selbst
davon erkennen. Ich bin auch mit meiner Odyssee zu Ende, und habe gestern
den Froschmäusekrieg nebst einigen Hymnen mit der Uebersetzung vergliechen,
die in den lyrischen epischen v elegischen Gedichten steht. Die Hymnen scheinen
des Homers nicht unwürdig zu seyn, und haben wenigstens das Gepräg eines
alten Dichters. Mit Elsners Anmerkungen bin auch gestern Abend fertig
geworden, daß ich also mit dem alten Jahr frohen Feyerabend machen kann;
meine übrigen Nebenarbeiten sind von eben dem guten Zuschnitt gerathen.
Giebt Gott Gnade zum Neuen, so denke mein griechisches Studiren
fortzusetzen und die vornehmsten alten Autores nach der Reyhe durchzugehen, doch
so, daß mit dem Frühling das Griechische auf den Nachmittag verlegt werden
dürfte und ein anderer Hauptzweck meine Morgenstunden füllte. Kommt Zeit,
kommt Rath. Sollte ich das Glück haben Euch wiederzusehen; so freue ich
mich einen Vorrath neuer Kenntniße erworben zu haben, und denselben mit
Euch theilen zu können, brüderl. v. freundschaftlich. Ich bin der Letzte
auferwacht, las ich gestern im Syrach, wie einer der im Herbst nachlieset, und Gott
hat mir den Seegen dazu gegeben, daß ich meine Kelter auch voll gemacht
habe wie im vollen Herbst. Schauet, wie ich nicht für mich gearbeitet habe,
sondern für alle, die gern lernen wollten.
Was Gerundia v Supina heißen soll, kann ich Dir nicht sagen. Ich habe
Goclenii Problemata Grammatica, unter meinen alten Büchern
nachgeschlagen, da eine weitläuftige Auflösung der wichtigen Frage steht, ob diese
beyde Redetheile zu den Zeit- oder Nennwörtern zu rechnen, worüber
Frischl. v. Crusius einen bittern Krieg geführt, nichts aber über die Benennung
darinn gefunden. Ist Dir mehr daran gelegen als mir, so pflegen in Hederichs
latein. Wörterbuch die Etymologien zu stehen oder bitte Deinen Wirth um
Sanctii Mineruam. Gerundiuus heist das erste eigentl. vielleicht wird
Infinitiuus darunter verstanden; und das andere könnte ein Participium oder
verbum supinum anzeigen. Finde ich etwas, was Dir mehr Genüge thun
kann, so werde ich Dir künftig mittheilen.
Ich habe mir Bengels kleine Ausgabe des N. T. und Hederichs griechisches
Wörterbuch nach Ernesti Ausgabe zugedacht zum Weynachtsgeschenk. Ob
sich mein Vater das wird gefallen laßen, weiß ich nicht. Das letzte gehört zu
unsern Hederichschen Lexicis und kostet nach seiner Dicke nicht viel, nur 9 fl.
Schevel hat mir bisher Genüge gethan. Ich wünschte in des HE. RectorsBibliothek gleichfalls ein griechisches Wörterbuch. Das Meinige ist zugl. für
Dich zum künftigen Gebrauch.
Für Dich ist gleichfalls gesorgt, und so bald Deine Hemde fertig werden,
wird man Dein Marcepan einpacken. Hänschen möchte gern mit einer
Grammaire des Dames erfreuen, muß erst sehen. Erinnere Dich, daß Du aus
keiner andern Absicht, als
mir zu Liebe
, diese Information unternommen,
und daß Du mir, wie ich Dir, zu dienen
schuldig
bist.
Der jüngere Tr. hat schon einige Wochen nicht bei uns gespeist, weil er
unpäßlich gewesen. Er besuchte mich gestern, weil ich ihn öfters zugesprochen
und will auch nach Hause reisen um dort gesund zu werden. Er ist in eben den
Labyrinth worinn sein Bruder, und von gleichen Schlage. Ich habe auch
Gelegenheit gehabt ihn auf die Probe zu stellen, sie hat ihm aber wenig Ehre und
mir noch weniger Zufriedenheit gemacht. Es fehlt hier auch an allem. Er
both sich an mir etwas abzuschreiben, weil er nichts zu thun hätte und gern
schreiben, auch mir gern gefällig seyn möchte. Er hat mich aufgehalten und
was er gethan, ist nichts nütze. Wenn man bey den Leuten ein wenig nach dem
Grund sucht, so findt man Sand, Triebsand, worauf nichts zu bauen ist.
Wer kann sich an
gemahltem Feuer
wärmen, oder ein Licht anstecken; gestern
kam er zu mir und hatte seine Abschrift vergeßen. Nichts als Nachläßigkeit,
Untreue und Betrug ist der sich selbst gelaßene Mensch bey den besten
Naturgaben und Neigungen. Lesen, denken und handeln sind nichts als lebhafte
Träume eines wachenden. Der Seelenschlaf und das Fegefeuer ist ein
Zustand, der in diesem Leben für die Menschen wahr genung ist! Herr! wecke uns
auf, daß wir bereit sind, wenn Dein lieber Sohn kommt, ihn mit Freuden zu
umfangen, und Dir mit reinem Herzen zu dienen!
Ich lese jetzt des Abends, wenn keine Zeitungstage sind, Forstmanns Reden
wie sichs ziemet mit vieler Sympathie. Herr Rector hat selbige, wo ich nicht
irre, Du wirst die Weynachtsreden gleichfalls zu Deiner Erbauung an diesem
Feste wählen können. Bucholz hat mir dies Buch geliehen. Der Mann sagt
wohl mit Recht in der Vorrede: Was von Herzen kommt, geht wieder zum
Herzen. Ich kenne keinen beßern Kabinetsprediger für mich als Forstmann.
Schlage doch mein lieber Bruder in Johnsons oder dem alten kleinen engl.
Wörterbuch das Wort Savana nach; ich habe Prof. Kypke davon eine
Nachricht versprochen, der es in Locks Schrift, die er übersetzt gefunden, und es mir
sehr häufig auf einer Landcharte einer engl. Kolonie gewiesen, er hat es der
Connexion nach durch Wüste gegeben; ich halte es eher für eine neu
angelegte Cultur oder Stück Feldes, v ein americanisches Provincialwort.
HE. Putz hat uns diese Woche besucht und erwartet seinen Schlafpeltz.
Ich erinnere Dich also nochmals daran und fordere jetzt einen von Dir als
Gegengeschenk für das französische Buch, das ich Dir geschickt. Er braucht nicht
zu lang, aber vollkommen im Umfange zu seyn und ein reich Fell. Du kannst
die Fracht veraccordiren und sogl. nach Trutenau addressiren, wo sie bezahlt
werden kann. Ich bin desto freyer Dir dieses zuzumuthen, weil ich mich
erinnere, daß Du um diese Zeit im Jahr am freygebigsten bist. Ist der kleine
Kalmuck noch bey euch? und hat euer Haus einen neuen Zuwachs bekommen?
Lauson wird eine Tragedie aufführen laßen, die er gemacht, eine
corsikanische Geschichte, die vor einigen Jahren vorgefallen, da ich die Gelegenheit
auch vielleicht mitnehmen will die Schuchsche Gesellschaft zu sehen.
Ich bin heute so trocken, daß ich nichts mehr aufzubringen weiß; will also
schlüßen mit dem wiederholten Wunsch geseegneter Feyertage, eines
glücklichen Eintritt ins Neue Jahr. Gott gebe Dir alles Gute im Geistl. und Leibl.
den Sinn Christi und den heiligen Geist. Ich umarme Dich und ersterbe Dein
treuer Bruder.Konigsberg. den 2 Jänner 1760.Mein lieber Bruder,
Dein Vater schickt Dir den Chrysostomus zum Weynachtsgeschenk. Ich habe
denselben mit viel Vergnügen zum Theil gelesen, ich freute mich aber auch, daß
ich damit zu Ende kam. Was Beredsamkeit betrift, so verdient er auch in dieser
Absicht Aufmerksamkeit. Die Abhandlung von den Subintroducten ist ein
Meisterstück, was Kunst in einer küzlichen Materie betrift. Vom Priesterthum
habe schon geschrieben. Brauch ihn auch zu Deinen Nutzen. Die Anmerkungen
der Uebersetzer sind öfters so schlecht als die seichten Stellen ihres Originals.
Wer keine Leidenschaften hat, wird kein Redner werden; und diese verführen
die
Vernunft
so gut als die
Einbildungskraft
.
Ich habe mir zum Weynachtsgeschenk Bengels kleine Ausgabe vom Neuen
Testament Hederichs griechisches Lexicon nach Ernesti Ausgabe, MoeridisWörterbuch attischer Worte, eine schöne holländische Ausgabe, die 11 fl. kostet
und einen ganzen Homer ohne Uebersetzung aber mit griechischen Gloßen
gekauft. Gott wolle Deine und Meine Arbeiten in diesem Neuen Jahre geseegnet
seyn laßen und uns Gnade geben unsere Zeit nach dem Willen Gottes
anzuwenden, wie D. Schulz gestern darüber gepredigt.
Endlich erhälst Du auch ein Exemplar von meiner Arbeit, das ich
durchschüßen laßen, weil ich mir vorgenommen daßelbe voll zu schreiben. Die Lust
dazu ist mir aber vergangen. Ich erhielte sie ganz unerwartet am heil.
Weynachtsabend, und habe sie auch so abgefertigt, daß mein Freund zu gleicher Zeit
selbige erhalten möchte. Jetzt wird sie nichts Neues mehr für Dich seyn, es
wimmelt darinn von Druck und Schreibefehlern. Was für eine Last ist es ein
Autor zu werden, und wie ist es möglich, daß wir einigen Ehrgeitz, Eitelkeit oder
Lust darinn finden können.
Ich weiß nicht, ob ich zu gut oder zu schlecht von dieser Arbeit denke, wenn ich
mir vielen Wiederspruch vorstelle. Sollte ich ein gedrükt, gerüttelt und
geschüttelt Maas erhalten, so weiß ich, daß ich es verdient habe. Milch gab sie, da Er
Waßer forderte,
Butter
bracht sie dar in einer herrlichen Schaalen. Sie grif mit
ihrer Hand den Nagel und mit ihrer Rechten den Schmiedehammer. Tritt meine
Seele! auf die Starken heist es in dem Liede Deborä.
Das andere Exemplar für HE. Magister. Es hat mit dem Druk so lange
gewährt, weil keine Censur in Halle mögl. gewesen zu erhalten, sie daher in Berl.
hat besorgt werden müßen.
HE. Vetter Pankokenbäker, ist hier um einzupacken. Ich habe heute nicht
Lust zu schreiben. Lebe wohl. Gott seegne Dich.
Unsere Priesterinn läßt Dich auch grüßen.
Königsberg. den 5 Jänner 1760.Mein lieber Bruder,
Gott gebe Dir alles Gute an Seel und Leib. Ich befinde mich Gott Lob!
leidlich gesund. Unser alter Vater wird vom starken Schnupfen beschwehrt, geht
aber dabey aus.
Deine Sachen sind eingepackt gewesen, sie haben aber nicht sollen
mitkommen; weil Du ein expedirter Commissionair bist. Fuhrmann Schmidt geht auf
die Woche und ist schon heute auf Montags bestellt worden um es abzuholen
und zu accordiren. Die Grammaire des Dames ist nicht hier. Du bekommst ein
gutes Weynachts-Geschenk an Wäsche, Papieren und Näschereyen.
HE Schiffer Riese ist jetzt eben zum Eßen hier und läßt Dich grüßen. HE
Lauson läst Dich auch zum Neuen Jahre Glück wünschen ppp.
HE Mag. bekommt Hervey in duplo gleichfalls auf die Woche mit; ich denke
ihm einige ausgesuchte Kleinigkeiten auch beyzulegen.
Einlage befehle Dir wo möglich zur eigenhändigen Bestellung. Es ist ein
Neujahrs Wunsch v Friedens Vorschläge darinnen; daß Du Dir kein
Bedenken machen darfst selbst hinzugehen. Wenn Du nicht so viel Herz hast
selbst hinzugehen oder so viel Lust mir einen Gefallen zu thun: so schicke es nur
in Deiner Einfalt gerade ins Haus. Es wäre mir aber sehr lieb, wenn Du es
Selbst thätest. Für den Innhalt sey so unbesorgt, als ich für die Wirkungen
und Folgen.
Gott gebe uns allen, was uns nützlich ist. Ich umarme Dich und ersterbe
Dein treuer Bruder.Ist Dein Dintenfaß noch nicht aufgethaut? läßt Dich mein alter Vater
fragen, der mit Schmerzen auf Deine Briefe wartet. Schicke ihm doch Caviar.Lebe wohl.
Grüße Baßa herzlich von mir. Ich werde ihm nächstens ein gut Jahr
wünschen.
Jgfr. Hartung hat am ersten Neujahrstag mit HE. Fischer Verlöbnis
gehabt. Du kennst ihn, er war unser Stubenkunde, sein Bruder Pauper im
Kneiphof zu uns. Zeit.
Konigsberg. den 9. Jänner 1760.Mein lieber Bruder,
Gott laße die zurückgelegten Feyertage an Deiner Seele geseegnet seyn.
Gestern erhielte mein Vater einen Brief von Dir und bezahlte 10 fl. Fracht für
eine Paudel an Fuhrmann Schmidt, der heute abgehen wird. Unser Alter ist seit
Sonnabends bettlägerich gewesen und hat ein starkes Flußfieber gehabt, von
dem er sich aber heute schon sehr leidlich wieder befindet. Gott erhalte und
stärke ihn!
Du erhälst 6 Ober 6 Unterhemde; ein gebunden Buch, das unten liegt, etwas
Confect. Herveys verlangte Schriften nebst den Fortsetzungen und 3
Kleinigkeiten die ich ihm ausgesucht, liegen oben. Ein Brief vom D. Luther, den ich
unvermuthet vorige Woche hier gefunden von einem
Möser
, der eine Tragedie:Arminius geschrieben unter den Titel: Advocat.pPatriae, Secret. der
H. Ritterschaft des Hochstifts Osnabrüg v Mitgl. der Göttingischen
Gesellschaft. 1749. Sein Styl im französischen muß beßer als im deutschen seyn. Von
seinem Trauerspiel kann wenig gutes sagen, als daß man einen sehr gedrehten
Witz und viele neue deutsche Wörter darinn findet. Sein Brief aber über Luther
ist vorzügl. und ich habe ihn mit ungemeinen Vergnügen gelesen, weil ich einen
Haufen meiner eigenen Gedanken darinn gefunden. Er beruft sich unter andern
auf eine Stelle des Voltaire in seinem Versuch über den Menschen, die mit einer
Stelle Luthers in der vortrefl. Vorrede seines Psalters, an der ich mich nicht
müde lesen kann, sehr übereinstimmt. Ich will Dir letztere abschreiben, damit
Du sie mit der ersten, wenn die Sachen ankommen vergleichen kannst. „Ein
menschlich Herz ist wie ein Schif auf einem wilden Meer, welches die
Sturmwinde von den vier Oertern der Welt treiben. Hier stößet her Furcht und Sorge
für künftigen Zu Unfall: dort fähret Grämen her und Traurigkeit von
gegenwärtigem Uebel. Hie webt Hofnung v. Vermeßenheit vom zukünftigen
Glücke: dort bläset her Sicherheit und Freude in gegenwärtigen Gütern“
Voltairens Ausdruck ist Prose gegen dies Gemälde.
Schützens Vergl. der römischen und gr. Dichter mit den alten nordischen
Barden wird dem HE. Rector nicht unangenehm seyn und Winkelmanns
Gedanken von der Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und
Bildhauerkunst machen dem deutschen Genie in den schönen Künsten Ehre. Ich habe
diese 3 Schriften für mich selbst ausgenommen nebst einigen andern, von denen
künftig mehr.
So viel vom überschickten. Melde mir doch mit erster Post ob Du vorige Post
überschickten Brief gleich abgegeben oder abgeben laßen. Es ist mir viel daran
gelegen, daß derselbe zu rechter Zeit eingetroffen, um alle wiedrige Eindrücke
zu verlöschen, und daß du ohne
Neugierde
und
Mistrauen
gegen mich den
Dienst der Bestellung mir erwiesen. Ich weiß, daß Du im Grund deines
Herzens es mehr wieder mich als mit mir hältst. Gib mir also Nachricht davon, ich
bitte Dich darum.
Du siehst es als ein Versprechen an mit der Grammaire des Dames; da ich
Dir doch sehr zweydeutig davon geredt. Mit dem Peltz ist es von Deiner Seite
ernsthafter versprochen worden, und du bist mir so wohl als dem Putz
denselben schuldig. Schäm Dich doch, wenn du kannst. Die Grammaire des Damesist nicht hier ich lief noch am Heil Abend hin um sie auszunehmen; man hatte
sie aber nicht. Was das deutsche Magazin für Hänschen soll, weiß ich nicht. Sie
hat es ja franzosisch. Soll sie es Dir deutsch vorlesen. Meld mir doch, was Du
mit der Uebersetzung für Hänschen anfangen willst. Jetzt ist es zu spät gewesen,
sie dir zu schicken; ich will es künftig thun, wenn ich erst weiß, cui bono? und für
wen? für dich oder für Hänschen? oder noch für jemand anders? Ich habe bey
der Gramm. des Dames bloß für Deine Schülerinn gesorgt.
Ich habe den Anfang mit der Iliade machen wollen. Weil mir diese Arbeit
aber durch meine Ausgabe gar zu unangenehm gemacht wurde; so habe sie biß
auf die Woche wills Gott aufgeschoben, und mir eine gute Edition der Iliad.angeschaft mit einer lateinischen Uebersetzung. Unterdeßen lese Dionis
Chrysostomi Rede de Ilio non capto, die ich unter meinen alten Sachen gefunden.
Traianus soll diesen Sophisten so lieb gehabt haben, daß er ihn auf seinem
Triumpfwagen neben sich setzen laßen und zu ihm gesagt: amo te ut me
ipsum.Meine alte Ausgabe des Homers, an den ich gedacht, ist sonst sehr nach
meinem Sinn. Ich werde aber durch die Abbreuiaturen und griechischen Scholiazu sehr zerstreut, daß meine Aufmerksamkeit auf den Text dadurch geschwächt
wird. Deswegen will ich mit einer Uebersetzung anfangen, weil dadurch meine
Aufmerksamkeit auf das Griech. erleichtert wird. Meine Iliade ist Hageri
Edition.Ich laufe jetzt ein Buch durch, deßen Titel und Recension, so viel ich mich
deren aus den Zeitungen erinnern kann, sehr betrogen.
Grundsätze und
Anweisung
die Redner zu lesen. Besteht in 3. Büchern, kostet 3 fl. Du kannst
Deinem HE. Wirth davon Nachricht geben, falls er dies Buch zur neuen
Auflage seiner Rhetoric nöthig haben sollte. Es ist nichts als eine Redekunst, die
aus den Alten zusammengesetzt oder vielmehr geflickt ist. Er rechnet zählet
die politische, (oder Staats,) die militairische (oder Kriegs), die geistl. oder
Kanzel- und die akademische oder Schulberedsamkeit.
Ich dachte hier eine Anweisung zu finden besonders die Alten Redner zu
lesen, und es fehlt uns auch an so einem Werke. Bey Durchlesung des
Chrysostomus und bey der Critik seiner Uebersetzer sind mir öfters Betrachtungen von
der Art eingefallen, die ich in diesem Buch auseinandergesetzt und entwickelt zu
finden hofte.
Wenn wir im stande wären die Alten nachzuahmen, dürften wir sie immer
ausschreiben, wenn wir was gründliches sagen wollen; und ist es nicht Schande,
daß alle unsere Redebücher oder Rhetoriquen schlechter sind, unendlich
schlechter, als was Aristoteles und Quintil. davon geschrieben.
Alle Anmerkungen des Winckelmanns über die Malerey v Bildhauerkunst
treffen auf ein Haar ein, wenn sie auf poesie und andere Künste angewendet
werden. Die Odyssee hat mir ein ganz neu Licht über die epische Poesie
gegeben. Bodmer und Klopstock haben beyde den Homer gewis studiert; sie haben
ihn aber nicht anders als im kleinen, im detail verstanden nachzuahmen.
Der Vorwurf, den man ehmals den Griechen machte, daß Sie die Künste
verrathen
,
gemein
gemacht und
entweyht
hatten, trift jetzt Frankreich.
Ihm haben wir es zu danken, daß es keine Kunst mehr ist Gespräche, Lust und
Trauerspiele und alles was man will zu schreiben.
An so ein Trauerspiel, als dem Tode des Aeas, läst sich acht Tage lesen,
und die Mühe gereut einen nicht so ein Stück zu zergliedern, um den
mechanismum deßelben so viel möglich zu ergründen: Was ist Ulisses für ein
Charakter! – – –
Den letzthin überschickten Brief des HE. Mag. werde so lange aufheben, biß
seine Mama herschickt. Sie ist meines Wißens noch auf dem Lande.
Statte ihm im Namen unseres lieben Vaters und meinem eignen einen
herzlichen Gegenwunsch ab. Zum Beschluß des Alten und zum Eingange des
Neuen Jahres. Gott gebe ihm und seiner lieben Frau alles Gute, wenns auch
ein junger Sohn oder junge Tochter wäre. Der Caviar wird mir herzl.
schmecken, weil ich recht lüstern nach demselben gewesen: Gegenschicken
kann ich hier nichts, – –
Der junge Berens ist hier und hat uns eben jetzt grüßen laßen auch
versprochen heute zu uns zu kommen. Sein General soll hier seyn.
Mein Vater wird noch selbst ein paar Worte schreiben. Gott gebe Dir auch
mit diesem Neuen Jahre neuen Eyfer, neue Treue, und neue Kräfte zu Deinem
Beruf. Ich umarme Dich und bin Dein treuer Bruder.
J G Hamann.Von Johann Christoph Hamann (Vater):Mein Allerliebster Sohn!
Gott gebe dir zum Neuen Jahr was Dein Hertze und Ich dir wünsche, so wird dir
nichts mangeln an irgend einen Gute, Er gebe dir was dir nützlich und seelich um
Jesu willen Amen. Ich habe leider seit Sonnabend das Bette hütten müssen an einen
entsetzlichen Husten das ich von mir selber nicht gewust habe, doch heute spüre ich
einen Anfang guter Beßrung. Gott wolle mir helffen nach Seiner Liebe. ich sende dir
etwas zum heilgen Christ, es ist aber in eine Schlechte Hand gekommen die es sehr
unreine genehet und auch übel gewaschen; ich hoffe aber wenn Du Sie tragen würst
werden Sie weiß werden. ich befehle dich Göttlich obhut und danke vor deinen
liebreichen gestrichen Wunsch, Gott mache alles nach heilgen Willen, grüße HE. M.
Lindner u Seine Fr. Liebste u. danke Ihm u. wünsche Ihnen alles Gutes. Ich ersterbe
Dein treuer Vater J C. HamannMein lieber Bruder,
Ich bin krank seit ein paar Tagen; wiewohl ich schon seit 14 nicht recht habe
schlafen können. Heute eine vortrefl. Nacht gehabt. Vorigen Sonntag
erhielten wir den Caviar; statte unsern verbindlichsten Dank dafür ab. HE.
Wagner hat D. Funck etwas abgegeben, der die Finger darnach geleckt und
ich muß auch sagen, daß ich ihn niemals so gut und mit solchen Appetit geeßen.
Ich hoffe Du wirst meinen Brief an Mad. B. bestellt haben. Mein Freund hat
mir mit letzter Post geschrieben, aus seinem Briefe sollte beynahe schlüßen daß
er nichts erhalten.
Solltest Du aus Neugierde oder aus Klugheit den Brief zurückgehalten
haben so wirst du so gut seyn und ihn jetzt abgeben. Ich bitte Dich darum und
schreibe mir deshalb Antwort.
Ich fordere ja keine stilisirte Briefe von Dir, daß du damit anhalten darfst.
An meinen Wünschen muß dir also nichts gelegen seyn, über das, was mir
nothig fällt, Nachricht zu erhalten.
Unser alter Vater ist nach 14 Tagen heute wieder zum ersten mal
ausgegangen. Gott erzeigt ihm viel Gnade. Laß uns den Dank nicht vergeßen.
Deine Weynachtssachen wirst du schon erhalten haben. Grüße HE. Magister
und sein Werthes Haus herzlich von mir. Ich bin
den 19. Jan. 1760.Dein treuer Bruder.Adresse mit Lackrest:An / meinen Bruder.
den 12 Febr. 1760.Mein lieber Bruder,
Dein Vater wartet mit Schmerzen auf Briefe von Dir. Du schiebst Deinen
Dank für überschickte Sachen lange auf. Der Pelz ist angekommen und Putz
hier gewesen. Wir danken herzl. dafür. Ich habe Dir lange nicht ordentl.
schreiben können; und will es heute suchen nachzuholen. Das letzte mal schrieb
auf dem Bett. Ich habe mich 14 Tage einhalten müßen; jetzt befinde mich Gott
Lob! gesund.
Ich werde erst einige Antwort auf Dein letztes Schreiben geben; und von
mir selbst anfangen. Du hast nicht nöthig in Gleichnißen mit mir zu reden.
Ich werde Dir nichts übel nehmen. Es ist eine
Gabe
Allegorien zu machen,
und Allegorien auszulegen. Sie beziehen sich auf einander. Ich habe Dir schon
bey einer andern Gelegenheit geschrieben, daß
Nachahmen
und
Nachäffen
nicht einerley ist. Die Verhältnis in der ich mit meinen Freunden stehe, ist
ganz anders, als die Deinige, und vielleicht auch die ihrige gegen mich. Du
magst selbst Anlaß nehmen, nachzudenken. Wenn wir nichts als ein Spiel des
Witzes daraus machen, so üben wir uns dadurch in einem hämischen Witz, der
Wahrheit und Liebe den Pflichten aufopfert, um sich hinter den Schirm kützeln
zu können, gewöhnen uns an Verdrehungen, Doppelsinn. Ich habe für desto
nöthiger gefunden diese Erinnerung Dir zu thun, weil ich sehe, daß klügere
Leute sich nicht schämen meine Tadler und Nachfolger beydes auf eine nicht zu
geschickte Art zu seyn. Es gehört also ein wachsames Auge auf sein eigen Herz
so wohl als die Gegenstände, mit denen man zu thun hat; und nicht eine bloße
Geschicklichkeit andern nachzuspotten. Einer kann sich Freyheiten aus
Leichtsinn nehmen, und sich das Exempel eines andern zum Muster stellen, deßen
Erkenntnis und Gefühl noch für ihn zu stark ist. Es ist uns befohlen, alles zu
prüfen, und das Gute nur anzunehmen. Ich halte es nicht für nöthig Dir die
Fehler in Deinen Anspielungen zu entdecken. Meynst Du, daß es eine Kurzweil
ist, solche Schüler vor sich zu haben, die zu schläfrig sind geistl. Dinge zu hören,
und die man ärgert, wenn man auf eine geistl. Art davon mit ihnen reden
wollte, daß man sich zu irrdischen Bildern herunterlaßen muß, wenn sie einigen
Begrif davon haben oder einige Lust dazu bekommen sollen. Wir können das
Verderben unsers Nächsten nicht sehen ohne an unser eigenes zu denken und
diese Rücksicht beugt uns; und diese Demüthigung giebt unserm Geiste Kräfte
und macht uns zu Wendungen aufgelegt, die ein gerad und steif denkender
Philosoph nicht nachzumachen im stande ist.
Das zweyte ist Dein Urtheil über Wagners Grammatik. Heist das Urtheilen,
mein lieber Bruder: „Sie ist
sonst
sehr gut und kann zur
Anleitung jeder
Sprachlehre dienen
; aber etwas zu kurz und ein bloßes Gerippe. Ich ziehe
Müllers vor.“ Deines Wirths Urtheil ist ein wenig feiner aber sieht nach eben
dem Bilde und der Ueberschrift aus, und ist dieer verbeßerten Ausgabe
eines Buchs gleich, das niemals gut werden kann, wenn es auch zehnmal
verbeßert auskäme, weil es im Zuschnitt verdorben ist. Wir wollen nur so
aufrichtig seyn und bekennen, daß wir alle drey nicht stark genung im
griechischen sind um diese Grammatik zu verstehen; und daß sich ein Buch schwer
Kindern erklären läst, dem man selbst nicht gewachsen ist. Ein Schüler kann
sich bey einer mäßigen Lust und Fähigkeit mit Müllers Grammatik selbst
helfen, ohne Praeceptor. Wenn wir also einen Schüler fragen möchten:
welches Buch gefällt dir beßer? so würde er sich unstreitig für dasjenige
erklären, das ihm am
leichtesten
wäre. Denn alle Schüler haben Lust zu lernen,
und
Bequemlichkeit
, mit leichter Mühe zu lernen. Diese Denkungsart schickt
sich für keinen Lehrer, der seine Gymnasiasten abhärten will, und daher selbst
die Schwierigkeit nicht achten muß. Wenn lehren aber in nichts anders
besteht, als daß ich ein Pensum meinen Untergebnen aufgebe, daß er ohne
meine Mühe sich einprägen muß: so ist
Müller
und
Gottsched
ein
vortreflich Muster, das Lehrern und Schülern nicht sauer wird. Ein Gerippe muß
trocken und dem Gesicht unangenehm, von Adern, Sehnen und Fleisch
entblößt; wiedrigenfalls ist es ein Aas oder Luder. Diese dürre Knochen muß
eben der Geist des Lehrers
bekleiden
und
beseelen
. Das ist viua
vox
im
Unterricht, eine Tochter einer
lebendigen Erkenntnis
, und nicht wie vox
humana, eine Orgelpfeife. Gründliche Einsichten sind nicht leicht, sie müßen
gegraben und geschöpft werden – –
den 19 FastnachtWir feyren heute Fastnacht mein lieber Bruder. Gott laße auch diese Zeit
an Dir geseegnet und heilige auch einige Augenblicke Deiner Tage dem
Andenken unsers Mittlers und Fürsprechers. Ich habe Dir mit letzter Post nicht
schreiben können; weil ich eben mit meinen Briefen an HE Arend B. fertig
wurde. Dein Vater wartet mit Schmerzen auf Briefe von Dir, du hast in dem
letzten ihm Hofnung dazu gemacht, und nicht Wort gehalten. HE Carl B.
empfängt einen wilden Schweinskopf von mir; sollte schon vorige Woche
abgehen, ist aber kein Fuhrmann gefahren. Jetzt eben hat HE Wagner eine
Paudel dazu eingepackt an HE. J. C. B. addressirt, worinn aber nichts als die
10 Monathe vom Journal de Commerce an ihn sind, die gestern mit der Post
angekommen. Das übrige ist an HE Mag. Ein Säckchen von seiner Mamamit Grütze; einige Stricknadeln. Riegers Paßionsandachten nebst einem
lateinischen Buche habe für ihn hier ausgesucht. Die ersten kenne nicht; sind mir
aber von HE Trescho, einem guten Recensenten, sehr gelobt worden, der mir
auch ein mal eine einzige Seite daraus vorgelesen. HE. Diac. Buchh. der
uns gestern besuchte hat mir dies Buch auch zu meiner Erbauung dieser Zeit
versprochen. Lettre de Mr. Rouss. à Volt. schickt Kant zurück an HE B.
Ich studiere jetzt mit viel Nahrung für mich Bengels Zeigefinger über das
N. T. Dieser Autor hat sich durch seine Ausgabe des N. T. und durch seine
chronologische Versuche in der historischen und prophetischen Zeitrechnung
berühmt gemacht. Du weist daß ich die kleine Ausgabe des ersteren besitze,
über die ich mich sehr freue. Die große habe gestern zum erstenmal gesehen,
und ich würde sie allen andern vorziehen, der Vollständigkeit des Textes, und
der Reinligkeit wegen, womit er gedruckt ist in 4. Er hat einen glücklichen
Ausdruck in Sinnsprüchen; einer der seinigen ist gewesen: Te totum applica
ad textum: rem totam applica ad te. Es ist ein υστερον προτερον in dieser
Sentenz. Das erste muß das letzte. Je mehr der Christ erkennt, daß in diesem
Buch
von ihm
geschrieben stehet; desto mehr wächst der Eyfer zum
Buchstaben des Wortes. Die Critik ist eine Schulmeisterinn zu Christo; so bald der
Glaube in uns entsteht, wird die Magd ausgestoßen und das Gesetz hört auf.
Der geistl. Mensch urtheilt denn; und sein Geschmack ist sicherer als alle
pädagogische Regeln der Philologie und Logic.Der Titul von diesem Werk verdient daß ich ihn hersetze; weil der Autor
den Inhalt seines Werks sehr genau beschrieben hat. Gnomon Noui
Testamenti in quo ex natiua verborum vi Simplicitas, Profunditas, Concinnitas,
Salubritas Sensuum coelestium indicatur operâ Joh. Alb: Bengelii.
Tubing. 742. 4. In der Vorrede führt der Autor einen sehr merkwürdigen
Ausspruch unsers Luthers an, der von dem philosophischen Geiste dieses
Mannes ein Zeugnis giebt: Nil aliud esse Theologiam, nisi Grammaticam
in Spiritus Sancti verbis occupatam. Diese Erklärung ist
erhaben
und nur
dem
hohen
Begrif der
wahren
Gottesgelehrsamkeit adaequat. Das
Pathetische und das affectuoso in der Schreibart der Bücher des N. B. ist ein
Gegenstand; τα ηθη, oder das Decorum der andere. Von dieser Seite hat
man wenig Ausleger; und in dieser Betrachtung ist dies Werk ein
Hauptbuch. Argumenta haben Ausleger genung: affectus und mores gar keine oder
sehr wenige gehabt.
Königsberg. den 21. Marz. 1760.Mein lieber Bruder,
Weil ich Dir lange nicht geschrieben; so habe ich Dir desto mehr jetzt zu
melden. Ich wünsche, daß Du gesunder seyn magst als ich. Mein Leib erhält
allerhand Warnungen und ich habe diese ganze Woche fast zu Mittag fasten
müßen
und
können
. Gestern sind wir zum heil. Abendmal gewesen; Gott
wolle mich an Seele und Leib dadurch zu Seinen Dienst und zum Leiden
darin gestärkt seyn laßen. Da ich ihm für alle Gnade nicht genung danken
kann: so möge selbige durch meine Schwäche desto mehr geoffenbart und
verherrlichet werden. Denke auch in Deinem Gebet an mich und Uns – und
erfreue uns bald mit guten Nachrichten.
Ich bin heute Gott Lob! mit den 19 Tragoedien des Euripides fertig
geworden, und der Sophocles wird künftige Woche mit Gottes Hülfe meine
Arbeit vor dem Feste beschlüßen. Er fördert das Werk meiner Hände; ja das
Werk unserer Hände wolle Er fördern. Bengels Gnomon habe auch schon
gestern zu Hause gebracht; nun möchte Heumanns
Uebersetzung
und
Erklärung
mitnehmen, da ich heute das N. T. wieder angefangen.
Du siehst mein lieber Bruder, wie ich Dir immer von meinen Geschäften
Rechenschaft gebe und wünsche ein gl. von Dir. Sind Deine Schularbeiten so
trocken, und Deine Nebenstunden so tumultuarisch angewandt; der Bauer
mit dem Pflug ist eben kein Beobachter, der Landmann aber, der ein Wirth
ist, kann ohne Naturkunde nicht fortkommen und erwirbt sich bald mehr als
der Physiker. Wir müßen uns nicht, sagt Paulus, als Schaarwerker sondern
als Oeconomi des lieben Gottes in unserm Beruf und in unserm Wandel
ansehen. Vergiß nicht bey dem Andenken dieser Leidenszeit, den, der
alle
Dinge weiß
, und der sich besonders darum bekümmert,
ob wir ihn lieb
haben
, und neugierig ist
dies zu wißen
, darum zu bitten, daß Seine Liebe
in Dein Herz durch Seinen heiligen Geist reichlich ausgegoßen seyn möge,
damit Du als ein guter Hirte, als ein Liebhaber Jesu Christi, seine Lämmer
weiden mögest, seine Heerde, die er sich mit seinem theuren Blute erkauft hat.
Laß dir diese Brüderl. Ermahnung und Aufmunterung nicht umsonst gethan
seyn. Ich will den heilsamen Kelch nehmen und des HErrn Namen predigen,
stand in meiner vorgestrigen Beichte. Ψ. 116.
Eben jetzt erhalte die große Ausgabe Bengels vom neuen Testament in
groß 4. sehr sauber gedruckt, zu der sein apparatus als der 2te Theil gehört;
Heumanns Uebersetzung und den 1. Theil von seiner Erklärung. Gott wolle
auch diese Arbeit geseegnet seyn laßen! So sind die Müßigen reicher an
Arbeit und Einkünften, als die von Professionen oder Wucher leben.
Jetzt habe ein ander Anliegen, worüber ich Dich gleichfalls theils zu Rath
ziehen theils zu Hülfe nehmen will. Ich habe meinen Verbindungen mit dem
Berensschen Hause, nach meinem Maas und nach dem besten Willen ein
Genüge gethan; daß nichts mehr übrig ist, als den Anspruch meiner Schulden
wegen, auf einen ordentl. und vernünftigen Fuß zu bringen. Ich habe des
wegen neulich an Herrn Arend geschrieben, um ihn zu dem Schritt, den ich
jetzt mit Göttlicher Gnade thun will, vorzubereiten. Ich denke also jetzt an
ihn zu schreiben, und will mir einen förml. Aufsatz darüber ausbitten; damit
weder du noch ein anderer künftig dabey zu kurz komme. Dies ist der Inhalt
des Briefes, den ich zu schreiben gedenke, und den ich Dir also als bekannt
einzuhändigen bitte mit einer mündlichen Bitte mein Begehren hierinn, das
nichts als billig ist, zu befriedigen, oder ihm nur ein paar Zeilen schzuzuschicken, die ich Dir ohngefehr aufsetzen will.
Hochwohlgeb. Herr
HöchstzuEhrender Herr
Mein Bruder hat mir über den Innhalt gegenwärtiger Beylage so viel Licht
gegeben, als mir zu wißen nöthig ist; und dabey zugleich auf das inständigste
gebeten, sein darinn geäußertes Verlangen mit ersten befördert v befriedigt zu
sehen. Weil mir selbiges sehr billig vorkommt; so hoffe ich, daß
Ew. Hochwohlgeb. von selbst geneigt seyn werden ohne meinen Vorspruch, ihn seines
Wunsches zu gewähren. Ich habe die Ehre mit der schuldigsten Hochachtung
zu seyn – –
Du wirst hierüber keine Weitläuftigkeit machen, und wenn Du was nöthig
findest mir zu melden es engl. oder so leicht als möglich thun, um meinen
Vater nicht eher als im Nothfall zu beunruhigen. Du kannst leicht erachten,
wie viel mir so wohl als Dir daran gelegen ist, daß ich nur weiß: wie viel
ich schuldig bin, und daß ich darnach gewißer maaßen meine jetzige und
künftige Lebensart mit einzurichten habe. Laß Dir diese Sache bestens empfohlen
seyn.
Ich bin zweymal Gevatter gewesen, mein lieber Bruder, im Kneiphof und
Löbenicht. Wir haben hier das Unglück gehabt, daß der Altermann von den
Gelbgießern einen Amtsbruder erschoßen; und diese Nacht ist Feuer auf dem
Schloß gewesen und der ganze Flügel den Mühlenberg gegenüber soll
abgebrandt seyn der nur kürzl. für den BauDirector neugebaut worden.
Auf beßere Nachrichten zu kommen so habe hier eine arme Schuhflickerfrau
besucht, die mit 3 Söhnen, Abraham Isaac und Jakob, entbunden worden.
Ich kam als hingeschickt hin der Dürftigkeit dieser Leute durch ein klein
Allmosen zu Hülfe zu kommen. Der Mann ist ein alter Hungar und Husar
gewesen. Die Kinder hatten alle des Vaters Züge recht stark, klein aber recht
ausgearbeitete Gesichterchen.
Mein Vater hat eine taub und stummgeborne Magd zur Patienten am
schlimmen Finger, der ein Mangel oder eine Leere an Begriffen nicht
anzusehen ist.
Ich lese Riegers Paßionspredigten mit viel Erbauung, er hat eine faßliche
Gründlichkeit, eine Salbung, die von Forstmanns seiner sehr unterschieden,
der eine Kühnheit, einen Schwung hat, die wenige erreichen können, und
wodurch er kältern und blödern Lesern ärgerlich fallen muß. Eben die
Mannigfaltigkeit der Geschöpfe herrscht in den Gaben der Gnade und sind ein
Beweiß, daß ein Gott ein Geist ist, der außer uns und in uns schaft.
Des alten Tilemanni Heshusii Explicatio Epistolae Pauli ad Galatas lag
unter unsern alten Gemüll. Es thut mir nicht leyd sie gelesen zu haben. Die
Lehre von der Rechtfertigung und guten Werken ist männlich und ritterl.
darinn auseinandergesetzt. Bey Gelegenheit der Worte ανθρωπους πειθω ητονΘεον; sagt er: Wer
sich Gott günstig machen
will, der verdammt die
ganze Welt, läßt keinen Menschen ein gut Haar und muß Neid, Haß und
Gefahr als natürl. Folgen seiner Lehrart ansehen. Das sind Früchte, über die
er sich freuen muß. Fang nur an zu glauben; so wirst du wißen, daß der
Glaube
Gottes Wort
ist.
den 22. Marz.Ich habe mein lieber Bruder eben die Bergpredigt gelesen. Voller Muth
lege ich also die Hand an mein Versprechen und mache den Anfang Dir in
Gottes Namen das mitzutheilen, was ich über das N. T. sammle und noch
sammlen werde.
Die Aufschrift der Evangelisten. κατα. Man hat viele Exempel aus
profanscribenten gesammlet, daß diese Praeposition eine gewöhnliche Umschreibung
des Genit. oder Abl. sey. Es ist hier aber mehr
als
Umschreibung, oder dieser
Ausdruck des Casus hat seinen Grund. Es ist nicht Matthäi oder Lucä
Evangelium, noch von
ihnen
; so wenig als die Offenbarung Johannis recht
genannt wird, sondern Offenbarung Jesu Christi, zum Titel hat; also auch
hier: Evangelium
nach
Matthäi,
nach
Marci,
nach
Lucae und Johann.
Erzählung
. Bengel merkt daher ganz recht an, daß es nicht 4 Euangeliagiebt, sondern
ein
Evangelium, das von 4 Geschichtschreibern oder in
4 Büchern
V. 1. Prior pars versiculi Summam Noui Testamenti; alteraανακεφαλαιωσινV. T. habet; sagt Bengel.βιβλος γενεσεως. Ueber diese Worte
habe gestern Gelegenheit viel nachzudenken; der Schlußsatz ist, daß es
beßer durch Geschlechtsregister, oder Verzeichnis, Stammbaum oder
Geschlechtstafel
übersetzt werden müße. Wie sich das A. T. mit der genesianfängt und das V. Kapitel des 1. Buchs Mos. so fängt sich das N. T. mit
dem Ursprung J. C. nach dem Fleisch an. Alle Gründe jetzt aufzusetzen, die
in dem folgenden Text und dem Matthäo liegen, wäre zu weitläuftig und
überlaße Deinem Nachdenken.
Matthäus hat Josephs; Lucas Mariae Geschlechtsregister. Matthäus fängt
von Abraham an, weil er für Juden schrieb. Lucas hört bey dem Anfang aller
Dinge auf; und ohne Betracht der Mütter, geht er bloß die Reyhe der
Väter
durch, die im
natürl
. Verstande Väter heißen.
11. μετοικεσιαςβαβυλωνος) der Genitiuus bedeutet öfters motum ad
locum; nach Babylon.
17. Aequalitas generationum non genealogica; sed chronologica;beweist Bengel. In periodis temporum, diuinitus definitis, perpetua est
Analogia.18. πριν η συνελθειν) vor der Hochzeit. ευρεθη) Die Griechen brauchen
dies verbum als wir; es befand sich so; es war so. Maria wurde schwanger
befunden, oder war schwanger vom heiligen Geist.
19. δικαιος, ein
billiger
Mann; Heumann sagt: hatte ein gütiges Herz.
Wie
ungerecht
wir handeln, wenn wir unserer
natürl. Billigkeit
überlaßen sind! Daß δικαιος öfters clemens, benignus bedeute, hat Elsnernach Hackspan und Homberg bestätigt.
παραδειγματιζειν) prostituiren, ein Exempel an jemand statuiren, einen
zum Spectacul machen.
20. παραλαβειν)
accipere
, bey den Lateinern; selbst unser deutsches Wort
nehmen
hat eine besondere und genauere Bedeutung in dem Fall, wovon hier
die Rede ist; die
bürgerl
. Vollendung der Verlobung wie συνελθειν,
beywohnen, die
natürl
. Vollziehung der Ehe V. 18.
το-γεννηθεν). Abstracta initiis occultis; concreta manifestationi
congruunt. Bengel.Seinen
Namen Jesus
.) Maria, Miriam, rebellio. Non in Mariae sed in
JEsu nominis Etymo vis. Bengel.23. η παρθενος) die, nicht unbestimmt eine
25. γινωσκειν, γνωριζειν, ειδεναι, haben diese Bedeutung auch bey
profanscribenten.
II. 2. ποῦ.) De re et
tempore
certi. Scribae
locum
sciebant. Notitia
temporis
et
loci debet
esse coniuncta B.15. Bey Gelegenheit des Spruches aus Hosea fand in Heumann eine sehr
schöne Anmerkung aus Hottingeri Primitiis Heidelbergens. die auch
Bucerus schon gemacht haben soll: Parodiarum in N. T. omnia sunt plena;
ubi impletae
dicuntur
Scripturae
tum etiam, quum nulla historica aut
typica est impletio, sed
analogica
tantum.16 εμπαιζω, äffen, α παις, Kinderspiel, jemanden zum Kind machen.
20. οι ζητουντες. Antipater, sein erstgeborner hat vielleicht an seines
Vaters Anschlägen Antheil gehabt. Er verläumdete seine Brüder, Alexander
und Aristobulus, die von Herodes liebster Gemalin gezeugt waren. Weil er
aber auch seinem Vater selbst nach dem Leben stund; so ließ er ihn 5 Tage
vor seinem eigenen Ende hinrichten.
22. εκειnon tantum quietem in loco sed etiam motum ad locum.23. Heumann zieht nach Glassius diesen Spruch auf Iudic. XIII. 5. Die
Geschichtbücher heißen die
vordersten Propheten
.
III. 10. ηθη δε και) Jetzt nun schon; durch diesen Pleonasmum im
deutschen ließe sich der Nachdruck dieser gehäuften particeln ohngefehr nachahmen.
Die Axt in fascibus romanis.15. πρεπον. Joseph von der menschl.
Billigkeit
; hier Johannes Urtheil
vom
Decoro
.16. αυτω) Heumann übersetzt es Johanni und setzt es auf ihn durch die
parallelstelle Joh. I. 32.
Eine Stimme vom Himmel; i. e. vox humana maior Tacituslib. V.cap.
vlt. histor.IV. 2. Hunger in der Wüsten; Durst am Creutz.
3. Ein Vertrauen auf uns selbst, ein fleischlich Vertrauen auf Gott, und
ein Vertrauen auf das lügenhafte Wort des Satans sind noch die
Versuchungen des Christen. Gott kann aus Steinen Abraham Kinder erwecken; bist du
Sein Sohn, so sprich, daß diese Steine Brodte werden. Schaffe – laß dich
herunter – – werde groß durch mich. Nein Satan! Eh ich schaffen soll Dir zu
gefallen, deines Unglaubens wegen, will ich lieber hungern; ehe ich Deiner
Heucheley wegen mich herunterlaßen soll, will ich lieber schwindeln; und wenn
Du mir überreden willst durch Dich groß zu werden, so höre wohin du
gehörst – hinter mir.
11. διακονειν) sie brachten ihm Speise, übersetzt Heumann. Eher sie kamen
ihm
aufzuwarten
.
15. Topographia prophetica admirabilis; latitudine et longitudine ad
punctum conueniente. Bengel.Galilaea gentium i. e. ethnicis repleta seu ethnicis finitima. Idem.16. ο λαος πορευομενος) ist die Marginal Leseart in Bengels Testament.21. καταρτιζεινdeinstrumenta, quod vel ad opus paratur vel post opus
reparatur. Prius loco magis conuenit. Jene laßen ihre Netze, diese ihr Boot
und Vater im stich.
24. Beseßene, Mondsüchtige, paralytische.) 3 Hauptgeschlechter von
Krankheiten.
25. οχλοι) pluralis ob multitudinem locorum. Bengel.Wenn du dir einigen Nutzen von dieser Arbeit versprichst, so werde ich
solche in dieser Art fortsetzen. Gott laß diese heil. Zeit an Deiner Seelen
geseegnet seyn. Trink ein wenig Wein Deines schwachen Magens wegen, und
iß Dein Brot mit Freuden, und befiehl dem Herrn Deine Wege. Wer unsern
Herrn Jesum nicht lieb hat, sey verflucht. Der Herr kommt! sey unsere
Losung. Ich umarme Dich und ersterbeDein treuer Bruder.Unser Vater befindet sich Gott Lob! leidlich gesund und munter. Er läßt
dich grüßen und hat nicht Zeit zu schreiben. Schiffer Riese und Jgfr. Degner
grüßen gleichfalls. Beylagen sind schon etwas alt.
Zevs seegnete das fromme Schaaf uns es gen.
Mein lieber Bruder.2 April. 760.Gestern unvermuthet Deinen Brief erha gewesen. Ich
wünsche Dir von Herzen zur abgelegten lige geseegnet seyn. Du
beurtheilst mich unrecht, ß nicht was für Unruhe zum voraus
setzest. Ich bin auf alles was Gott schickt und ich kann über
keinen Mangel undheit Arbeit und Freude sind das Kleeblatt
meiner Tage.
Battons le fer, pendantqu’ilest chaud. Du hast mir diesmal wieder nicht
recht verstanden, daß Du den Brief selbst abgegeben; sonst hätte mir nicht die
Mühe gegeben Dir ein formular zum billet zu dictiren. Es ist mir aber recht
sehr lieb, daß mein Wille nicht geschehen, und Dein Misverständnis hat auch
zu meinem Besten gedient. Vielleicht bist Du neugierig den Innhalt der
Antwordt zu wißen. Hier ist sie.
Mein Herr,
Der willkührlich förml. Abschied, den
Sie von hier genommen
(soll heißen:
den ihnen mein Bruder geschrieben
) und worauf wie Sie sagen mein
Stillschweigen des Siegel gedrückt mag die Qvittung aller Verbindlichkeiten
seyn, die jemals unter uns gewesen. Mit meinem Willen haben Sie die Reise
nach Engell. in meinen Geschäften gethan, und was ist wohl billiger als daß
ich die Reisekosten trage, die schon lange abgeschrieben sind. Thun Sie geruhig
den Schritt, den Sie sich vorgesetzt, ich werde Ihnen nichts im Wege legen.
(Man redt von einem künftigen Schritt, ich nannte die Freyheit meine
Rechnung zu fordern, die ich mir nahm, also) Keiner nehme den andern in
Ansprache; so sind wir gantzl. geschieden. Ich bin
Dero ergebenster Diener.Du wirst jetzt vermuthlich alle meine Sachen erhalten. Ich vertraue Dir die
Verwahrung meiner Bücher; sorge also dafür aufs Beste. Deine jetzige
Lebensart weiß nicht; Deine vorige aber hat mir niemals gefallen. Es wäre
mir lieb, wenn sie in dem kleinen Kämmerchen stehen könnten bey deiner
Stube, wenn Du solches inn hast, oder darüber disponirst, oder es mit sichern
Kindern besetzt ist. An meinen Büchern ist mir gelegen; und ich laß zugl.
HE. Mag. um eine sichere Stelle ersuchen. Befriedige mich in diesem Stück.
Wenn Schatt noch im Hause; so gieb ihm meinen großen Coffre oder falls
deiner schlechter und Du tauschen willst, den Deinigen. Den schwartzen
behalt, weil er von Baßa kommt. Meine Kleidung, seidene Strümpfe und engl.
Stiefel nebst der neuen Perücke, auch Hut, sie liegen im schwartzen Coffre,wünschte mit
ersten
Fuhrmann her. Kleider müßen getragen werden, und ich
kann jetzt wie ein Freyherr ein wenig Wind machen. Ich verlang Stiefel, Perücke, seidene Strümpfe mit dem
ersten
Hochzeit
und die Contribution bevorsteht. und beqweme Einpackung
Sorge tragen, und dir hieri Sey einmal Bruder, und denn sollst Du eine Weile Ruhe
haben . Ich verlaße mich gantzl. auf Deine Treue Klugheit geben wird, daß ich alles zu rechter Zeit erhalte.
Ich freue mich herzl. daß ich griechische Buchstaben in Deinem letzten Briefe
gelesen. Gott geb Dir guten Fortgang in Deinen Arbeiten und mache Dich zu
einem tüchtigen Collaborator.Unser Buchladen hat endl. die Erndte der letzten Meße erhalten; ich werde
davon auch für euch was aussuchen.
Leßings Fabeln habe gelesen; das erste Buch derselben ist mir eckel gewesen.
Die schöne Natur scheint daselbst in eine
galante
verwandelt zu seyn. Seine
Abhandlungen sind mehr zum Ueberdruß als zum angenehmen Unterricht
philosophisch und witzig. Es sind Sticheleyen auf Rammler, unter dem
Artikel von Batteux; er ist der mehr eckle als feine Kunstrichter. Der Tadel des
la Fontaine geht ihn gleichfalls an, von dem Rammler ein großer
Partheygänger. Wenn Leßing la Fontaine tadelt; so greift er ohne zu wißen, seiner
eigenen Grundsätze Anwendung an. Fontaine ist deswegen so plauderhaft,
weil er die indiuidualität der Handlung zur intuition bringt, und nicht wie
Leßing ein miniatur mahler sondern ein
Erzähler
im rechten Verstande ist.
Seine Gedanken warum Thiere gebraucht werden und der größte Theil
seiner Begriffe sind im Grunde falsch, und nichts als Einfälle; und der Fabulist
faselt in der Vorrede und Anhang auf einer Leyer. Es ist fast keine Fabel über
die man nicht den Titel setzen könnte, den Antonin seinem Buch gegeben: de
seipso ad seipsum. Dies Selbst ist die
Stärke
so wohl als
Schwäche
dieses
Autors. Wer ihn mit Nutzen lesen will und von ihm lernen will, der muß ihn
mit mehr Gleichgiltigkeit ansehen als er den Breitinger. Weh dem, der solche
Köpfe nachahmen will! weh dem, der sich untersteht sie anzugreifen, ohne sich
einer Ueberlegenheit mit Recht anmaßen zu können. Weil ich gesehen, daß Du
auch ein gar zu übereilter Bewunderer von Leßing bist; so hab ich das nil
admirari des Horatz entgegen setzen wollen. Lebe wohl, und liebe
Deinen Bruder.GeEhrtester Freund,
Gott gebe, daß Sie das Fest in Fried und Freud zurück gelegt haben. Bey
gegenwärtigen Läuften ist uns das Andenken jenes Krieges lebhafter als sonst
gewesen, des wunderbaren, da ein Tod den andern fraß, und ein Spott aus
dem Tode, nämlich dem rechten, ward.
Ich bin mit Arbeiten bisher so überhäuft gewesen, zu denen jetzt ein
Zuwachs von neuen komt, daß mir alle meine Zeit beynahe beschnitten ist. Es
wird Ihnen daran auch nicht fehlen, GeEhrtester Freund, und wenn man
ei Gelehrten predigt, so darf man nicht dafür sorgen verstanden zu werden.
Alle bisherige kleine Commissionen habe nach Möglichkeit besorgt und
werde für alles übrige künftig gleichfalls thun. Mit dem Fuhrmann hatte
wieder harten Verdruß, weil Sie ihm keinen Frachtzedel mitgegeben und er
hier noch einmal bezahlt haben wollte, ich stopfte ihm aber mit Ihrem Briefe
das Maul, und frug ihn: ob er lesen konnte? worauf der Kerl dreist Nein!
sagte, das mir herzlich verdroß.
HE Wagner ist bisher unpäßlich gewesen, hat erst diese Woche ausgehen
können. An alles wird gedacht werden, jetzt sind die Sachen erst angekommen,
die so lange in Lübek gelegen. Künftige Woche möchte aber erst etwas
abgehen oder vielmehr nächstfolgende. Er meldete mir daß es wegen eines
Paupers Mühe kosten würde, daß ihn HE. Freytag mit sn. Propositionenausgelacht, und Cantor Cretlow ein Mann wäre mit dem nichts recht
anzufangen. Mehr wird er Ihnen selbst melden. Dies habe nur so im Vorbeygehen
auf W. Ersuchen vor der Hand communiciren wollen. Stricknadeln sind
sorgfältig eingepackt gewesen, wie ich auch ersuchen laßen durch meinen
Bruder unter den Papieren darauf Achtung zu geben. Der Käse ist noch hier. Die
Frau Consistorial Räthin habe das letzte mal nicht zu sprechen bekommen
können, ob ich gleich 2 mal bey ihr gewesen, weil ihr Geld von dem damals
bettlägerichten W. auszuzahlen hatte.
Da ich den ganzen Morgen lauter Frachtbriefe schreiben müßen; so habe
ich es auch für meine Schuldigkeit erachtet Sie um eine Gefälligkeit zu
ersuchen, die Sie mir ohne mein Bitten würden eingeräumt haben. Wenn näml.
mein Bruder meine zurück gelaßene Bücher in seine Verwahrung
bekommen
sollte
; werden Sie diese verwaysten Exulanten gern unter ihr Dach
aufnehmen und ihnen einen sichern Ort in meines Bruders Stube oder wo es
am besten wäre anweisen. Für meine Bücher sorg ich wie ein alter Harpax für
seine harten Thaler. Die Interessen davon werden Sie durch einen Gebrauch
derselben abziehen.
Grüßen Sie herzlich Ihre liebste Hälfte. Gott gebe Ihnen allerseits
Gesundheit. Ich bin unverändert Ihr aufrichtiger Freund HamannKönigsb. den 12 April. 1760In gröster Eyle.
Alle verlangte Bücher werden bestens besorgt werden. Der Artzt ist jetzt erst
angekommen. Diese Woche ist aber noch nichts zu thun im Buchladen, wegen
der Meße.
Adresse quergeschrieben:An des / HErrn Rector Lindner / HochEdelgeboren /
Mein Lieber Bruder,
Heute ist Jahrmarkt und gestern Gott Lob! die Hochzeit unsers Vetters
glücklich überstanden. Deine neue Cousine ist eine sehr erwünschte Hälfte für
ihn und unserer Freundschaft werth. An ihrer Bildung ist nichts auszusetzen
und das Gemüth wiederspricht derselben nicht. Sie hat eine sehr brave Mutter,
die ich recht schätze, versteht polnisch und allerhand Arbeiten, mit denen sie sich
selbst forthelfen kann und in ihres Liebsten Hanthierung vielen Einfluß haben.
Sie wird als eine Blumenmacherinn auf den besten Hochzeiten hier
bekannt; wer also das eine braucht, wird das Zuckerwerk bey ihrem Mann
auch mitnehmen. Gott erfülle den Seegen, der gestern auf sie gelegt worden.
Aus der großen Kindergesellschaft, die hier gewesen, sollte man auf eine große
Fruchtbarkeit dieses Paares schlüßen. Von allen den Kleinigkeiten die auf
dieser Hochzeit vorgegangen ist meine Sache nicht Dir einen Bericht zu geben,
der dich ohnedem nichts angeht. Bey den großen Zwischenfällen ist alles
gleichwol ordentlicher zugegangen als man hatte denken sollen. Wir sind alle recht
sehr froh darüber. HE Buchholtz und HE Rentzen beehrten uns mit ihrer
Gegenwart. Des letzten Familie und eine andere von der Braut Seite haben
sich eine lustige Hochzeit ausdrücklich bestellt, die man nicht willens war zu
machen, und wozu unser Vater auch nicht sein Haus würde gegeben haben.
Diese beyden Häuser sind aber ausgeblieben. Wenn sie es werth gewesen
wären, daß man auf sie in der Anlage der Hochzeit reflectirt hätte; so dächte ich,
hätten wären sie auch gekommen und hätten das Gute zu genüßen gehabt,
das für sie bereitet war. Koch und Conditor haben viel Ehre eingelegt und
war nichts am Gesicht und Geschmack der Tafeln auszusetzen. Zwey Stuben
waren für die großen Gäste und die dritte für die Kinder fournirt. Wir hatten
aber alle an unsere beyde Stuben genung und der dritte Tisch in der
Gesellenstube gieng ein. Ich war Wirth in meinem Zimmer und recht vergnügt
mit meiner kleinen Gesellschaft. Zu Fuß lief in vollem Putz hin und führte
in Gesellschaft der Schwester in unser Haus ein, die Braut fuhr vor uns, die
Mutter hinter uns. So bald die Musikanten erschienen, verschloß mich auf der
Jungfer Degnerinn Zimmer und habe daselbst eine sehr ruhige Nacht gehabt,
die ich meinem Vater gern gegönnt hätte, dem aber damit nicht gedient war
und im vorderhause in seinem Bette biß 4 Uhr hat wachen müßen. Der
Bräutigam kennt Dich und Du kennst ihn, Du kannst also des Ceremoniels mit ihm
überhoben seyn; der Braut möchtest Du aber wohl schuldig seyn ein Merkmal
Deiner guten Gesinnungen gegen alte und neue Blutsfreunde zu geben und
die Aufführung Deines Wirths bey der Hochzeit seiner Schwester zum
löblichen Muster nehmen. Auf das gestrige Vergnügen liegt uns heute ein
Hauskreutz auf dem Halse. Unser Gesell muß das Bett hüten und seine ganze
Kundschaft wird es der Hochzeit zuschreiben, auf der er aber nicht gewesen, sondern
gestern ganz krank des Abends zu Hause gekommen, nachdem er einige Tage
vorher geklagt hatte.
Meine Sachen sind hier sehr gut und auf den
rechten Augenblick
angekommen, wofür ich der Vorsehung und meiner Freunde Betriebsamkeit
recht sehr im Herzen gedankt. Mich hat es gewundert, daß ich damals kein
Wort von dir erhalten, und die Kosten der Fracht für uns zeitig genung
gekommen wären, die mein Vater mit Freuden bezahlt, wenn sie auch noch einmal
so hoch sich belaufen. Der Fuhrmann war der billigste, den ich jemals gesehen.
Auf Dein Stillschweigen fand es daher für gut durch ein gegenseitiges
Stillschweigen zu antworten. Weil Du aber ersteres durch einen recht
verliebten Brief, den Du zuletzt an mir geschrieben hast gut machen wollen; so habe
ich einen Posttag länger meine Erklärung auf selbigen abkühlen laßen müßen.
Weil ich im Grunde vieles nicht verstehe, was du mir sagen willst, und ich
alles was aus Freundschaft flüßt, lieber über seinen Werth schätze als
heruntersetzen mag; so werde nichts nach Gerechtigkeit und Weisheit beurtheilen.
Du kannst glauben, daß ich Gott für alles danke und in meiner
gegenwärtigen Verfaßung nichts das geringste zu ändern wünsche, weder durch
Hinzuthun noch Hinwegnehmen. Ich untersage mir so viel ich kann die Erkenntnis
des Guten und Bösen als eine verbotene Frucht. Was ich und andere für die
beste Seite ansehen, kann es vielleicht nicht seyn. Ist etwas guts geschehen, so
muß es das Auge des Richters und nicht der Partheyen dafür erkennen, und
die Ehre des Urhebers kommt nicht dem Werkzeug zu, als in so fern es in
seinen Händen gewesen und noch ist. Ist etwas böses geschehen; so thut mirs
leyd von Herzen, und eben derselbe der Richter ist, giebt den Sachwalter ab,
den wir für einen mitleidigen Hohenpriester erkennen.
Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben und Dein Rath in Ansehung
der Schreibart kommt nach geschehener That. Ich werde das nicht
wiederaufbauen, was ich selbst niedergerißen Gal. II. 18. Unsere Seele ist entrunnen
wie ein Vogel dem Strick des Voglers, der Strick ist zerrißen und wir sind loß.
Unsere Hülfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.
Wie die Träumende, ist unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll
Rühmens. Der Herr hat großes an uns gethan; des sind wir fröhlich.
Ich sehe mich noch genöthigt Dir noch eine alte Schuld im Buchladen
vorrücken zu laßen; von der ich keinen rechten Begrif habe. Sie betrift ein
französisch Buch, das Du für einen guten Freund verschreiben laßen, und das der
seel. Hartung selbst mitgebracht, und Dir für den kleinsten Preis überlaßen.
Wenn gute Freunde bezahlen sollen, muß man nicht aus Höflichkeit stum
seyn sondern den Mund nach Beschaffenheit ihrer Ohren weit und weiter
aufthun. Wenn man zu gutherzig ist zu reden, so muß man auch so gutherzig seyn
den Schaden unsers Stillschweigens, der unserm Nächsten zuwächst, gedultig
zu ertragen und auf Dich zu nehmen. HE. W. beschuldigte Deinen Vater Dich
so kurz gehalten zu haben und glaubte bey Beßerung Deiner Glücksumstände
zu einer Erinnerung verpflichtet zu seyn. Ich muste meinen Vater
entschuldigen in diesem Stück, der schon einige große Rechnungen hier bezahlt, ohne die
Handreichung von mir zu haben, die er an Dir gehabt. Die Rechnung lautet
aus dem Ladenbuche wie folget
HE Hamann Junior 1753 den 19 JuniiCleveland philosophe anglois 120 – – 12 fl.
Du wirst HE Wagner durch HE. Rector bey erster guter Gelegenheit, wenn
er etwas im Laden zu bezahlen hat, zugl. mit zu befriedigen suchen; oder falls
Deine Umstände kümmerlicher sind als wir es hier immer meynen, mir
davon Nachricht geben. Mein Alter würde sich gern verstehen diese Kleinigkeit
abzumachen, ich wollte ihn aber damit nicht gern verdrüslich fallen, da Du
ihn kennst. Soll ich es thun, so würde meinen letzten güldenen Achthalber dazu
auswechseln laßen. Das Buch, das ich dir zum Andenken geschickt, ist von
mir sogl. bezahlt worden, und mit dem Gelde, das ich mein eigenes nennen
kann. Den Chrysostomus aber hat mein Vater auf meinen Vorschlag gekauft.
Nicht Müßigkeit und Sparsamkeit, sondern die
Furcht des HErrn
ist einer
weisen Wirthlichkeit Anfang. Ich bin geitziger wie Du, und Du kannst
freygebiger als ich seyn. Es liegt mir daran, daß
uns alles zum besten dienen
muß
, wenn wir es redlich mit dem meynen, in deßen Händen so wohl die
Sünde als die Gnade unsers Lebens steht; zu rechter Zeit mit ihm zu rechten
wißen, und zu anderer wieder schweigen unsern Mund nicht aufthun und
seiner Hülfe harren. Ein bloßer Wink in deinem Briefe wird hinreichen mich zu
bestimmen, ob Du selbst diese Kleinigkeit abmachen willst, oder ob ich es thun
soll. Weil ich nichts brauche, so habe ich immer überflüßig, und mein Vater
unterhält mich reich und milde, wird noch durch leiblichen Seegen erfreut und
dadurch desto mehr aufgemuntert auszustreuen.
Gott laße gleichfalls Deine Pfingstarbeit geseegnet seyn und gebe Dir
Kräfte und Willigkeit dazu solche zu brauchen. Genüße des Sommers, so gut
Du kannst, mein lieber Bruder und laß Dein Gemüth wie die Natur im
Feyerkleide prangen, im festlichen in heiliger Freude und Heiterkeit. Was für
ein geheimnisvolles glückliches Leben giebt uns die Weisheit von erster Hand.
Spiel in der Arbeit, Arbeit im Spiel wie ein Rad im andern Rade nach dem
Gesichte Ezechiels.
Ich möchte noch gern an HE Rector schreiben und meinen Baßa auch
danken für seine treue Besorgung; muß daher eher abbrechen. Du hast
ohnedem nicht Zeit lange Briefe zu lesen, da sie Dir zu kurz ist ein paar Zeilen
öfters zu schreiben. Ich habe bisweilen mehr nöthig zum Lesen als zum
Schreiben, was Briefe anlangt. Von Prof. Meyer habe aus Halle endl. eine
Antwort erhalten, mit der ich sehr zufrieden bin, weil er wenigstens die
Achtsamkeit gehabt auf des masquirten Wagners Gesuch zu reflectiren. Vorgestern
wie hier die Tische gedeckt wurden, brachte einen kleinen Versuch zu Ende, der
in das hies. Intelligenz Werk kommen soll; woran ich noch sehr zweifle. Wenn
hier nicht, soll er weiter gehen. Diese Arbeit ist mir eben so unvermuthet
gerathen, als sie von mir entreprenirt worden. Vom Einfluß der Sprachen und
Meynungen ein Bogen voll auf Briefpapier von Aristobulus, Königs
Ptolemäi abgedankten Schulmeister. (2 Macc. 1.) Ist eigentl. gegen Michaelis
gerichtet. Wenn ihr die Beurtheilung der Hülfsmittel zur hebr. Sprache werdet
gelesen haben, so werde einen kritischen Brief über dies Buch schicken, den ich
ehmals aufgesetzt, der in vollem Fluge geschrieben worinn Du aber noch hie
und da ein gut Körnchen finden möchtest. Ungeachtet ich sehr gern das Lied
singe, worinn vorkommt:
Die falschen Götzen macht zu Spott
und die Ironie, die in den Kindern des Unglaubens herrscht, mir sehr schwach
gegen den Gebrauch den die Propheten von dieser Figur machen, vorkommt;
so kann ich doch nicht leugnen, daß mir meine Schreibart selbst manchen
Angstschweiß und glühend Gesicht macht und wie ein Podagrist deniesen Wein
eben so sehr liebe als fürchte. Auch ein Sohn des Donners lag an Seiner
Brust und wurde von ihm geliebt.
Ich bin übrigens Gott Lob! gesund mein lieber Bruder und fülle täglich
wie ein Schnitter meine Hand oder wie ein Garbenbinder meinen Arm. Ich
habe heute die Geschichte Bileams dieses großen syrischen Dichters im
Grundtext gelesen und werde das 4. Buch Mose mit aller Gemächlichkeit vor dem
Fest schlüßen können, auch Gelegenheit gehabt den Propheten Joel dazwischen
zu schieben, um des hällischen Richters Uebersetzung dann beurtheilen zu
können. Vier hebräische Grammaticken warten auf mich, in denen ich den Anfang
gemacht, und die ich bloß lesen will um alle Schulgerechtigkeit zu erfüllen und
ein wenig zubereitet den Vater Schultens brauchen zu können.
Mit Aristophanes bin auch acht Tage ehe fertig geworden, als ich meine
pensa überrechnet. Der Hesiod läuft mir wie Waßer. Der Schild des
Hercules und seine Mythologie ist mir noch übrig, mit dem ich gleichfalls vor
dem Fest reinen Tisch zu machen denke. Er verhält sich zum Homer wie Jacob
zum Esau. Das Recht der Erstgeburt zwischen diesen beyden Erzvätern der
griech. Dichtkunst ist eben so schwer zu entscheiden. Er hat eine Einfalt und
Unschuld, die ihn antiquer macht als den Heldendichter, in dieser Einfalt aber
schimmert zugleich eine Cultur, die ihn um ein Jahrhundert zu verjüngen
scheint. Seine Werke und Tage haben einen größeren Entwurf, als ich bisher
gewust. Ein ungerathener Bruder hat ihm die Feder dazu geschnitten; den er
auch in den feurigsten Stellen nicht anders als
seinen sehr albernen
Persanennt. Ich finde in diesem Beywort so viel Zärtlichkeit als Boileau durch den
Schimpf-Namen eines Hofmanns erhielt der seine Bewunderung über eine
glückl. Stelle durch Schmähworte sehr lebhaft ausdrückte. Sein System
begreift Ackerbau und Schiffart in sich; Sittenlehre und Aberglauben. Ein
Glaubens-Sitten-Buch und ein Kalender: was für ein zusammengesetzt
Compendium! und was für eine Bauart gegen unser Cellen- und
Fächerwerk! – – Genung auf heute. Das junge Paar erwartet mich.
Ich wünsche Dir nochmals allen Seegen zum bevorstehenden Feste, und die
Gemeinschaft des Geistes, den uns Gott gegeben, der nicht ein Geist der
Furcht, als der Grundtrieb anderer Religionen angegeben wird, sondern uns
mächtig, liebreich und klug macht zu jedem guten Werk in Jesu Christo
unserm Herrn. Amen.
Ich umarme Dich mein lieber Bruder und ersterbe
Dein treuer Freund JGH.HöchstzuEhrender Freund,
Meinen herzlichen Dank für überschickte Sachen zum voraus, die alle nach
Wunsch angekommen. Es thut mir leyd, daß Ihre Mühe weiter gegangen als
meine Zumuthung gewesen. Die Sorge für meine Bücher hatte der
Collaborator so wohl Ihrent- als meinetwegen auf sich nehmen sollen. Er redet von
einem Aufsatz in seinem Briefe, der vielleicht vergeßen worden von ihm
beygelegt zu werden; ich habe wenigstens nichts finden können. Alles was HE.
Berens sich gefallen läst, ist mir lieb. Die Bücherschranken habe mit
seinem
Gelde
bezahlt und sind zur Stube aptirt. Was von Handelssachen unter
meinen Schriften ist, kann ich alles entbehren. Ich verlange biß dato noch
nichts herüber und bitte also um nichts als frey Qvartier. Meine jetzige Sorge
betrift bloß wie ich den Pentateuchum bald zu Ende bringe und in die kleinen
Propheten komme. Der von Böhmischbreda und das andere Buch gehört mir.
Der Name des HE. Past. Gericke steht deswegen darauf, weil sein
Buchbinder es hat heften müßen, und er diese beyde Schriften unter den seinigen
für mich besorgt hat. Anti-machiavel und Herault gehören dem HE.
Christoph Berens, der sich jetzt in St Petersburg aufhalten soll; dürfen aber nicht
ausgeliefert werden, weil er gleichfalls einige von meinen Büchern zum
Gegentausch mit sich führt.
Ihr Brief ist nicht zur Hand, daß ich denselben genauer beantworten kann;
hoffe gleichwol nichts auf Dero gütige Anfragen, GeEhrtester Freund!
vergeßen zu haben. Gestern ist ein Tag des Wohllebens bey uns gewesen, von
dem uns allen noch der Kopf brennt. Der Koch und der Conditor haben uns
weidlich gespeiset, und die Braut nebst ihren Schwestern hat uns allen Freude
gemacht. Ich habe mich ganz windig und artig aufgeführt, biß die Musikanten
kamen; da war ich klüger als mein alter Vater, der sich im Bett und außer
Bett schlecht behelfen müßen biß an den hellen lichten Morgen, unterdeßen
ich wie eine satte Ratze auf unserer alten Hausjungfer Kammer, die ich auf
2 Nächte delogirt, nach Herzenslust geschlafen, um munter aufstehen zu
können, so bald mein Vater erst zu schlummern anfangen würde.
Weil mein Bruder eine Arbeit aufs Fest hat; so wollte nicht gern daß er
meinen Brief eher als nach verrichter Arbeit lesen möchte; daher bitte
denselben nicht eher einzuhändigen. Ist es erster oder dritter Pfingsttag, weiß
nicht, so wüste ist mir der Sensus communis der Philologie. Eben daher habe
auch lieber seinen Brief zum Einschluß des Ihrigen machen wollen als wie
gewöhnlich.
Herz und Lust Ihnen wieder zu dienen und gefällig zu seyn, davon ist wohl
nicht Frage bey mir. Daß mir aber die verwünschte Gelegenheit dazu fehlt,
hätte ich gesagt, dafür kann ich nicht.
Ein Pack mit Schriften werden Sie jetzt schon erhalten haben. Ob gut
gewählt, weiß nicht. Warburton hat mir in viel Dingen wenig Genüge gethan;
ich habe aber geglaubt, daß er in Ihre Bibliothek gehöre. Die Auslegung des
Elisäischen Buches aus der Eneide gehört mit zu Virgils Georgica. Ich habe
diese Ausgabe bloß ansehen können. Sollten Sie Michaelis Einl. und
Beurtheil. schon haben; so sind sie für meinen Bruder. Das erste Buch würde
sehr vollkommen werden, wenn daßelbe durch viele solche Abhandlungen als
Maschens seine rectificirt würde.
2 Vocab. v 2 Fascic. sind zur Registratur gebracht. HE Heling soll selbige
mit bekommen; auf deßen Abreise Sie mehr bestellen könnten, wenn Sie zeitig
kämen. Relata refero. Wagner.Letzter Brief von der GeEhrten Mama ist älter hier geworden als es von
mir gewöhnt. Entschuldigen Sie mich deswegen und machen Sie keine Folge
aufs künftige daraus. Sie hat uns neul. besucht, nach der Zeit habe nichts von
ihr gehört, weil sie mehrentheils sich auf dem Lande aufhält. Wegen der
Stricknadeln habe ausdrücklich gebeten beym Auspacken auf die Papiere Acht zu
geben.
Ich freue mich herzlich, GeEhrtester Freund, daß ich wegen meiner Sachen
und der damit abhängenden Angelegenheit ins reine gekommen; damit ich von
allen Verwickelungen so frey als möglich und nöthig seyn kann. Ein kluger
Gebrauch des Gegenwärtigen überhebt uns der Sorge für das zukünftige.
Briefwechsel und Bekanntschaften, die zerstreuen, würden mir die jetzige
Gelegenheit zu erndten beschneiden. Ich sehe die Felder reif und weiß, wenn
andere noch ich weiß nicht wie viel Monathe zur Arbeitszeit zählen.
Ein fröhlich Fest. Mein Vater grüßet Sie und Ihre liebe Frau und Hälfte
aufs herzlichste. Ich umarme Sie beyderseits und bin mit der ehrlichsten
Hochachtung und Ergebenheit Ihr verpflichtester Freund und Diener.
Hamann.HErr Bassa kann warten, biß ich mich werde mit einer jungen Frau, die
meine Cousine und schon recht artig nach meinem Sinne ist, ein wenig werde
ausbefreuet haben. Ich weiß, daß er Wunder meynt, wie zierlich ich ihm für
seine Freundschaftspflicht in Besorgung meiner Sachen danken soll. Grüßen
Sie ihn vor der Hand herzl.
Königsberg den 13 Junius 760.GeEhrtester Freund,
Heute habe Dero Brief erhalten, auf den schon vorige Post gewartet; danke
herzl. für Dero Wunsch, an dem das junge Paar nächstens Theil werde
nehmen laßen. Gott laße gleichfalls den Reichthum Seines Seegens auf Sie und
die Ihrigen ruhen.
Wir haben in zieml. Zerstreuungen bisher in unserm Hause gelebt und
müßen auf Johannis mehrere gewärtig seyn. Mein Vater ist hierinn jünger
geworden als ich; und meine Muße verliert auch nicht viel dabey. Heute Gott
Lob! den Jesaias zu Ende gebracht und den Jeremias angefangen. Er fördert,
wie Sie sehen, das Werk meiner Hände. Die historischen Bücher v ersten
Propheten habe mit ziemlicher Genauigkeit lesen können; jetzt aber ist kein Halten
gewesen, der alte Evangelist hat mich mit sich fortgerißen, daß ich den
Buchstaben wie ein mit rothen Seegeln auslaufendes Schiff das Land, darüber aus
dem Gesichte verloren habe. Den Tag vor der Hochzeit brachte eine kleine
Abhandlung über den Einfluß der Sprachen und Meynungen zu Ende, die die
unverdiente
Ehre haben wird morgen in unserm Intelligentz blatt zu
stehen. So bald selbige abgedruckt seyn wird, schicke ich ihnen solche über die
Post über, da sie einen einzigen Bogen kaum füllen wird. Es ist mir lieb, daß
Sie sich die Wahl meiner Bücher gefallen laßen; ich bin für etl. besorgt
gewesen. Ich gehe mit meiner Zeit so karg um, daß ich nicht einmal die poes.
diverses habe lesen wollen. Die holl. Ausgabe ist auch hier und habe sie bei
Lauson gesehen. Was Michaelis anbetrift; so glaube ich, daß Sie einige
kritische Gedanken, die ich nach Riga geschickt, werden gelesen haben über diesen
Autor. Da Ihnen vermuthlich auch der Entwurf zu meinem griech. Studiozu Händen gekommen seyn wird; so darf selbiges nur jetzt als einen
subordinirten Zeitvertreib ansehen. Unter den alten Sittensprüchen haben mir
Theognidis sehr gefallen und bin jetzt im Theocrit, mit dem ich die poetische
Claße zu schlüßen gedenke; weil Hippocrates auf mich wartet, von dem eine
kostbare Edition in fol: erhascht für 33 gl. Diese Kinderspiele hat mir Gott
gegeben um mir die Zeit Seiner Erscheinung nicht lang werden zu laßen. Meine
rechte Arbeit, die niemand sieht, ist der Beruf meines Vaters, ihn nicht in
seinem Alter zu verlaßen – – der Gottes Arm verkündigen möge
Kindeskindern!
Ich bin durch Dero Nachricht von meinem Bruder, GeEhrtester Freund,
herzlich gebeugt worden; so sehr ich auch gewißermaßen auf Gottes
Heimsuchung zubereitet worden. Auch diese väterliche Züchtigung wolle so gut zu
meinem und derjenigen Besten, die daran Theil nehmen, als seinem eigenen
gedeyhen. Ich habe ihm niemals mit meinen Angelegenheiten beschwerlich
fallen wollen, (und dies auch zu thun nicht nöthig gehabt) weil er mit den
seinigen so zurückhaltend gegen mich gewesen. Wo er also die finstre Eindrücke
von meinem Schicksal hergesogen, weiß ich nicht. Auf meine Briefe kann mich
beruffen, die mehr nach Freudenöl riechen als meiner Gesellen ihre. Ich würde
der undankbarste Mensch unter der Sonne seyn, wenn ich im geringsten über
meine jetzige Verfaßung in meines Vaters Hause klagen wollte, (den Himmel
verlange ich auf der Erden nicht, der im Herzen, ist Himmels genung auch
in der ärgsten Welt.) Unendlich zufrieden kann mit dem Ausgange meiner
außwärtigen Angelegenheiten seyn; und ich habe wie ein trunckener Mensch
darüber gejauchzt. Unendlich zufrieden über die Denkungsart derjenigen
Leute, mit denen ich zu thun gehabt. Falls Sie alle meine Briefe an ihn
durchlesen sollten, würden Sie nichts von demjenigen finden, was ihn
beunruhigt.
Nach der Wahl hab ich sie lieber
als irgend andere Menschen
auf der Welt und ich schreibe auch an meinen leiblichen Bruder nichts, das sie
nicht hören dürften, wenn es abgekanzelt werden sollte. Ich habe ihn immer
gebeten, daß er sich um nichts bekümmern sollte, daß meine Sachen ihn nichts
angiengen, und um desto sicherer diese fremde Gedanken von ihm v von mir
in unserm Briefwechsel zu entfernen, hab ich beynahe affectirt lauter
gelehrte SachPoßen und insbesondere ein Journal meines jetzigen
Studierens ihm zu liefern und ihn immer um acta Scholastica dafür ersucht,
ihn zugl. zum Fleiß, zum
rechten Fleiß
aufzumuntern und an meinem eignen
Exempel zugleich zu lehren, wie selbiger geseegnet ist und wie der, so hat,
immer mehr empfäht.
Wer glaubts, daß Gott so sehr zürnet, und unsere unerkannte Sünde ins
Licht vor sein Angesicht stellt? Was für wir nicht für Sünde halten oder
für Sünde glauben können, das braucht keiner Vergebung. Dieser Wahn ist
ein Schlaftrunk, der unsern Fall beschleunigt. Wohl dem der so fällt, daß er
wenigstens davon aufwacht, und sich für solcher Betrübnis der Seelen hüten
lernt. Jer: VIII. 12.
Gott mag sich seiner annehmen! Ich würde durch meine Herüberkunft, die
er sich wünscht, ein leidiger Tröster für ihn seyn. Was können ihm meine
Briefe helfen, der Buchstabe würde ihn immer mehr tödten, je mehr er
demselben nachgrübelt ohne dem Geist, mit dem ich sie schreibe und mit dem er sie
auch lesen sollte. Gott schicke Ihnen GeEhrtester Freund! Mitleiden und
Gedult mit seinen Schwachheiten. Hätten Sie beym Antritt seines Amtes
weniger gehabt; so würden sie jetzt vielleicht nicht so viel brauchen. Denken Sie
daß Sie 2 Brüder haben, deren Wege eben so wenig scheinen gebahnt zu seyn,
als bisher meiner und meines Bruders gewesen.
Ich halte es für meine Schuldigkeit Ihnen noch einige Erläuterung über
das Hirngespinst seiner Armuth zu geben. Sub rosa, er hat seinen
Goldklumpen bisher, versetzt. 2.) hab ich ihm die Schuldigkeit eines
Hochzeitgeschenkes nach ihrem Beyspiel zu verstehen gegeben. 3.) ist er hier viele Jahre
im Buchladen 12 fl. schuldig geblieben, an die ich ihn mahnen müßen, für ein
Buch, das der seel. Hartung für ihn verschreiben müßen. Er hat dies aus
Freundschaft gegen Charmois gethan, der aus Freundschaft sein Schuldner
geblieben, wie er aus guter Nachbarschaft dem Buchladen. Es kann also
würkl. ihm am Gelde fehlen und er hat die Schaam sich zu entdecken.
Er hat mir vor 4 Wochen einen so verwirrten Brief geschrieben, daß ich
mich fast selbst an demselben verwirrt gelesen; der letzte war wieder
empfindlich, und er redte darinn vom Raub seiner Güter, weil ich an seine kleine
Schulden gedacht, und mich dazu anerboten selbige hier zu bezahlen. Sie
werden so gut seyn meinen Brief zu lesen an ihn, ehe Sie ihm selbigen geben.
An Nachrichten von ihm ist meinem alten Vater und mir viel gelegen; wir
verlaßen uns hierinn auf Ihre Freundschaft. Am Besten wäre es, daß er von
allen Nebenstunden jetzt loßgespannt und bloß bey der Schularbeit bliebe,
mein Vater räth zur Brunnenkur. Tragen Sie die Last, die Ihnen Gott
auferlegt hat, und nehmen Sich seiner an, nicht nach Ihrem guten Herzen
sondern mit Weisheit in der Furcht des HErrn. Unsern Herzl. Gruß an Ihre liebe
Frau. Ich ersterbe Ihr Freund.H.Mein Vater ersucht Sie herzlich, ihn sogl. zum Aderlaßen zu zwingen,
wenn er sich daßelbe nicht als einen Rath gefallen laßen will; und die bittere
Seydl. Brunnenkur zu brauchen, die erste Bouteille auf 4 Tagen. Er kann ein
Paar Tage einhalten und wieder eine Kruke trinken.
Gott wird uns nicht mehr auflegen als wir tragen können. Motionempfiehlt mein Vater. Ich weiß nicht was er unter meiner Herüberkunft, auf die
er in einigen Briefen auf eine mir ganz unerklärliche Art gedrungen, eigentlich
hinter sich hat. Ist es bloß Lüsternheit – – hat er mir was zu entdecken, laß ihn
nur reden. Will er loß seyn; in Gottes Namen – Ich will ihm meine Stelle
hier einräumen, und wenn mein Vater uns nicht alle beyde unterhalten kann
oder Zank seyn sollte, die rechte und linke Seite zu wählen überlaßen.
Ist ihm nicht Gott näher als ich; und wenn er mich liebt, wozu entdeckt er
sich nicht, und schreibt mir ins andere Jahr nichts als vorsichtige Briefe. Traut
er sich selbst oder mir nicht?
Der treue Zeuge in den Wolken! den ich jetzt nach dem Abendeßen gesehen.
Die heutige Sonnenfinsternis hat wegen des wolkichten Himmels kaum
wahrgenommen werden können.
Mein Vater ist sehr geneigt mir eine Reise nach Riga einzuwilligen, falls selbige
nothwendig, das Versprechen oder die Erfüllung deßelben zu meines Bruders
Wiederherstellung nöthig wäre. Melden Sie ihm dies zu seiner Aufmunterung.
Gott gebe Ihnen Gedult und laße alles zu Seiner Ehre und unserm Heyl
gereichen. Sein Wille geschehe. Er ist doch der Beste. In diese glückliche
Gemüthsfaßung versetze uns Sein guter Geist alle, und laße unsere Traurigkeit
Gottlich und unsere Freude im HErren seyn.
Ich umarme Sie nochmals und empfehle Sie Göttl. Gnade. Versäumen
Sie nichts an meinem Bruder, und seyn Sie ruhig. Seine Wege sind in
großen Waßern und man kann ihre Fußstapfen nicht sehen. Leben Sie wohl mit
Ihrem gantzen Hause. Gott empfohlen.
Ich schreibe nächstens wie ich hoffe mit mehr Faßung. Wir gehen nächste
Woche wills Gott zum Abendmal. Zu meiner Beichte gewählt: Wie ein Hirsch
schreyet nach frischem Waßer.
כׇלּוּ תְפִלּוֹת דׇּוִד בֶן־יִשׇׁיdas heißt:Ein Ende haben die Gebete Davids des Sohnes Isai.Hier mache ich eine Pause um ein paar Zeilen an Sie GeEhrtester Freund
zu schreiben. Montags besuchte uns Frau Schwester auf einen Augenblick mit
Bitte diesen Brief heute gewiß zu bestellen, welches ich auch gewiß versprochen
und jetzt halte. Morgen erwarte Ihre Mama zu sehen. Wir haben mit letzter
Post vergebens nach Briefe geschmachtet. So gewiß wir dachten; so gewiß war
nichts. Er wird den
Armen
erretten, der da schreyt und den Elenden, der
keinen Helfer hat. Er wird gnädig seyn den Geringen und
Armen
und den
Seelen der
Armen
wird er helfen. Die Übersetzung ist ganz richtig nach dem
Grundtext.
Ich wiederhole meine Bitte in Ansehung meines Bruders nichts zu
versäumen und die Vormundschaft, die Sie in Ihrem letzten Briefe freywillig
übernommen, gewißenhaft zu vollenden. Sollte es an Ausbrüchen fehlen und
die stumme Schwermuth anhalten: so taugt der Trost nicht:
Es wird sich
schon geben
. Mein Vater und seine Freunde sind mit seiner Zurückkunft schon
zufrieden und wenn Sie und er dadurch erleichtert werden könnten – – Das
gemeine Beste befiehlt eben die Maasregeln. In gewißen Fällen bin ich ein so
eifriger Anbeter des Publici als Jehu des Baals. So gewißenhaft bin ich auch
nicht oder so blöde, daß ich mir nicht eben das Recht zutrauen sollte, ihn um
ein Amt zu bringen, das Sie gehabt haben ihn in daßelbe zu helfen.
Es ist mir um Antwort und Gewißheit desto mehr gelegen, weil ich hier wie
ein Maulaffe sitze, mich halb zu Tode schlampampe halb zu Tode arbeite, Luft
haben muß, den Sommer und die Erdbeerenzeit nicht verlieren will,
allenthalben aufs Land genöthigt werde, und wieder meinen Willen theils absagen
theils aufschieben muß, weil ich zu einer Reise nach einem Patienten gegürtet
und gestiefelt gehe. Aut – aut ist also mein Wunsch!
Der Prof. Eloquent. Ordinarius liegt auf dem Tod. HE. Doct. Buckgiebt seine Stimme dem Prof: Hahn wie Lauson mir gestern erzählte.
1.) weil er als extraord. ein Recht dazu hat.
2.) weil es der Mann nöthig haben soll.
3.) weil wir schon schlechtere Leute gehabt, die diesen Posten bekleidet pp.
So viel von Neuigkeiten. Ist mein Bruder kein Schulmann; (ein alter
practicus wird hier nicht fragweise sondern entscheidend urtheilen
können) so laßen Sie diese Gelegenheit die Ihnen Gott giebt, nicht vorbey
gehen, nach ihrem Glauben und nicht nach Zweifeln zu handeln, und der
Schule zu geben was der Schule gehört, der Freundschaft, was der
Freundschaft gehört.
An meines blöden Bruders Nachrichten werde ich nicht kehren, sondern
meine Reise hängt lediglich von dem letzten Bescheid seines Curators ab.
Ich beklage Sie GeEhrtester Freund,
eben so sehr
als meinen Bruder, und
Sie beyde
mehr
als mich selbst und meinen alten Vater, der Sie herzl.
grüßen läst. Ich ersterbe Ihr
aufrichtiger Freund Hamann.Hat Baßa das hitzige Fieber, daß er nicht schreibt; im kalten läßenst
sich noch an Fr. schreiben.
Ich bin heute Gott Lob! zur Beichte gewesen, und warte morgen oder mit
nächster Post auf Nachrichten von meinem Bruder selbst, oder Ihnen
GeEhrtester Freund oder HE Baßa. Bin ich die Ursache (schuldig oder
unschuldig, das geht mir so wenig als andere an) bin ich die Ursache seiner
Schwermuth; so wird mich auch Gott zum Artzt derselben machen. Gestiefelt bin
ich schon die ganze Woche gegangen. So bald meinem Vater nur
gemeldet werden sollte, daß unser Patient auf sein Verlangen mich zu sehen
besteht und ohne selbigen sich nicht zufrieden geben kann; oder daß meine
Gegenwart ihm zur Entwickelung dienlich seyn könnte, wird er mich bald
schicken.
Beurtheilen kann nichts, weil ich nichts weiß. Weil ich als ein Dieb komme;
so verrathen Sie mich an keinen Fremden. Ihre Freundschaft wird mir diese
Bitte gewähren. Bey Baßa habe praeludirt. Wenn ein Tag so kurz für meine
Geschäfte seyn sollte; so würden 3 überflüßig seyn.
Ich habe heute den Ezechiel angefangen – Gestern 10. fl. von HE. Werhalten die für die Fr. Consistor. Räthin fertig liegen. HE. Zeise ist
angekommen, bisher Buchhalter in uns. Nachbarschaft, was weiter geschehen
wird, mag die Zeit lehren; scheint ein gesetzter Mann zu seyn, der mehr reelals brillant aussieht. Vielleicht lern ich diese Woche noch näher in meinem
Garten kennen. Leben Sie wohl und grüßen Sie herzlich Ihre liebe Frau.
Die freundschaftlichste Ergebenheit von meinem Alten. à Dieu.Wenn mein Bruder würkl. in Verlegenheit des Geldes seyn sollte so
würde es mir verdrüßen daß er die 12 fl. mitgeschickt. In dem Fall würde Ihr
Beutel für ihn nicht verschloßen seyn. Grüßen Sie ihn, und laß ihn schreiben
wenn er will und kann.
La 5me paire des nerfs se porte à plusieurs parties entre autres aux yeux,
aux levres et aux parties destinées à la generation. Extrait de Willis.Weil die sokrat. Denkw. gut gegangen seyn sollen, so hat Mdm. Woltersd.um Erlaubnis gebeten von dieser Kleinigkeit einige für sich abdrucken v
verschicken zu können.
Königsberg den 2 Jul: 1760.HöchstzuEhrender Freund,
Dero letzter Brief ist mir so gut als ein Paß zu meiner Lustreise, die mir
höchst nöthig und desto angenehmer ist, weil ich morgen mit Gottlicher Hülfe
mein hebräisch Buch zu beschlüßen gedenke. Es thut mir nicht leyd Ihnen
meinen guten Willen gezeigt zu haben; und mit der Dispensation bin ebenso
sehr zufrieden. Da mein Bruder nicht mit einem Worte an seine Krankheit
in dem Briefe an Seinen Vater gedacht; so muß es vielleicht nicht so viel
auf sich haben, als ihre ersten Nachrichten mit sich brachten. Die zweyten
stimmen mit seinem eigenen Stillschweigen überein. Ich wünsche, daß mein
Bruder durch motion und Arzeneymittel nicht nur wiederhergestellt sondern
auch ein uneigennütziger, treuer und weiser Schulmann werden möge, der
nicht mehr nöthig habe den Rector zu seinem Collaborator zu machen.
In der Angst giebt ein mitleidiger Dichter seinen halben Gulden hin, und
ohngeachtet ich schon dreymal und Sie nur einmal den Weg von K. nach R.
gemeßen, so vergaß ich doch daß 64 + 64 = 130 Meilen sind, und daß man
Lustreisen wohlfeiler haben kann, Kreutzzüge aber mehr kosten.
Die Fr. Consistor. Räthin, Ihre GeEhrte Mama, hat mich diese vorige
Woche, aber erst Freytags besucht. Die Gegenwart des HE Lausons war uns
gewißermaßen im Wege. Sie wünschte, wenn Sie sich entschlüßen könnten
in der besten Zeit eine gl. Lustreise zu thun. Ich muste ihr gleichfalls alle
Hofnung dazu benehmen und that ihr einen Vorschlag, auf den Sie nicht
Achtung geben wollte. Mit Prof. W. hat es vielleicht eben so wenig Noth als
mit meinem Bruder. Es ist daher nicht klug, daß man sich durch jeden Wind
stellen läst bald nach Norden bald nach Süden.
Drey Tage lang! – – Baders Sohn traut sich zu so ein glücklicher Doctor
zu seyn. Ich freue mich, daß ich den Hippocrates noch nicht angefangen zu
lesen, sonst würde man meine Eitelkeit gewiß auf die Lectur dieses alten
autors geschrieben haben. Wenn man die
unschuldige Ursache
einer
Krankheit seyn kann; kann man auch nicht ein
unschuldiger
Artzt
seyn? Gott hat
verheißen seine Kranken am dritten Tage, der sonst der schlimmste ist der
Erfahrung nach, von ihren
Wunden
, die am drittstenen Tage am meisten
schmerzen, aufzurichten.
Ihre Vermuthung ist mir sehr lieb, GeEhrtester Freund, daß die Symptomendurch motion und das emeticum unter der Signatur eines Laxativsnachlaßen werden. Gott gebe, daß alles nach Seinem heil. Willen und unserm
Heyl gedeyhen möge. Ich nehme alle ihre hypothesen für
wahr
an um mit
einem leichten Herzen das Landleben genüßen und alte gute Freunde wieder
sehen zu können. Da es jetzt auf medicinische Berichte ankommen möchte,
so würde meinem
alten Vater
, der sich auf die
Versicherungen
und
Proben
Ihrer
Freundschaft verläst
, mit ein paar Zeilen
nächstens gedient
seyn.
Er wird alle Einlagen richtig bestellen. An mir zu schreiben würde jetzt zu
mislich seyn, weil mein Auffenthalt ungewiß seyn wird, wie die Zeit meiner
Wiederkunft. Ich habe mich heute auf Mohnkeulchen zu Gast gebeten und
Brutus hat Lust zu schlafen. Nach B. habe vorige Post einige Exempl. des
Versuches an die HE. Merian, Sulzer, Rammler, pour mon ami Moyse, le
philosophe circoncis und 10. an die Voß. Buchh. geschickt.
Meßgut ist noch nicht hier. Grüßen Sie Ihre liebe Hälfte herzl. und
freundschaftlich von mir. Ich bin biß zur Zeit meiner Wiederkunft Dero
verpflichtester und treuergebenster
Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Pour / Mr. Lindner / Maitre de la Philosophie et / des belles-lettres,
Regent / de l’Ecole Cathedrale &. / mon très cher Ami.Mein lieber Bruder.
Es würde mir herzl. lieb seyn wenn Du Dich wohl befinden möchtest. Ich
bin netto 3 Wochen auf dem Lande in Friedland, Gerdauen, Schwansfeld
und Friedeberg Gott Lob sehr vergnügt gewesen und letzten Freytag erst wieder
nach Hause gekommen. Jetzt beyde Hände mit einer Arbeit voll, die ich gern
diese Woche aus dem Weg haben möchte; muß daher kurz und confus schreiben.
Unser alter Vater hat sich Montags Ader gelaßen und befindet sich heute
sehr schläfrich, matt und verdrüslich. Er hat es diesmal wieder am Arm
gethan. HE Diaconus Buchholtz wird hoffentl. mit nächsten antworten; und
munterte sich zum voraus zur Gedult, Ruhe und Zufriedenheit auf; nach dem
Spruch: Beharre in Deinem Beruf und übe dich darinn –
Blindau ist auch die Woche meiner Zuhausekunft nach Tilse gegangen und
Jgfr. Degnerin hält morgen ihre Andacht daß ich also das Haus allein
hüten muß.
Dein Gedicht habe gelesen. Einige gute Züge darinn ersetzen noch nicht den
Mangel der Feile. Ich danke Dir herzl. für Mittheilung deßelben. Das schwere
und erhabene ist nicht für Dich, und bisher noch mehr Schwulst als Natur.
Es sollte mir leyd thun, wenn Du Deinen Leib und Dein Gemüth durch eine
Anstrengung der Lebensgeister auf heterogenea noch mehr zu deiner
gegenwärtigen und künftigen Verfaßung verhudeln solltest. Die Ode selbst ist wie
der Titel
nachgeahmt
oder sieht wenigstens einer imitationi seruili ähnlich.
Ich bewundere Deine Biegsamkeit in die Feßeln des Reims und metri, und
wünschte eine gleichförmige in sanftere und leichtere Bande, als Sylbenmaas
und Reimklang immer für mich gewesen. Dr. L. hat mir seine Ode auf den
Einzug eingeschickt, von der ich nur Anfang und Ende habe lesen können. Es
war in meinen Augen ein Uebelstand einen comischen Dichter über das Motto
zu finden. So zärtlich ist mein Gefühl oder so kindisch daß selbst ein großer
Name am unrechten Ort mir verächtlich wird, wenn er sich nicht recht eben
paßt. Der Anlaß von ihm einen Brief zu enthalten war die Empfehlung eines
sehr sonderbaren jungen Menschen von 22 Jahren, der als Schreiber in
Mitau ausgelernt und durch seine Hypochondrie 3 Jahre der elendeste Mensch
gewesen, jetzt aber ins coll. Fridericianum verkauft worden, wo er auf klein
Secunda sitzt. Weil er mir recommendirt worden von einem alten guten
Freunde, so geht mir sein Schicksal desto näher. Sein Name weiß noch nicht,
weil er mir nicht im recommend. Briefe gemeldet worden; ich hab ihn aber
gebeten mich alle Tage auf eine Viertelstunde zu besuchen. Müste ich jetzt nicht
die kleinste Zeit zu rath halten und von allen abstrahiren, so sollte er nicht bis
Michel im Collegio bleiben und im vierteljahr consilium abeundi ad altioraerhalten auch vom Gewerkspatron losgesprochen seyn. Wenn ich des HE.
Hofmedici Einladung ihn zu besuchen Gehör geben könnte; so würde ich gewiß
einen hippocratischen aphorismum aus dem Buch: περι τεχνης, der sich zu
dem casu mit dem jungen Menschen reimt, mitbringen.
Beyliegender Brief ist bald 14 Tag alt; weil ich nicht zu Hause gewesen,
vermuthl. an HE. Rector. Die Jgfr. Degnerinn hat vergeßen sich bey der
Fr. Consistor. R. darnach zu erkundigen.
Mein Vater verlangt mit Schmerzen auf Nachricht von Deiner
Gesundheit, und Deiner Cur, ob du selbige angefangen, wie weit Du darinn
gekommen und wie sie anschlägt pp weil in Deinem letzten Briefe nichts daran
gedacht. Wir verlaßen uns hierinn auf des HE. Mag. gütiges Versprechen für
dich zu sorgen. HE. Buchh. hat mir Deinen Brief nicht weisen wollen,
sondern nur contenta daraus vorgesagt und einige katechetische Gewißensfragen
an mir gethan, zu denen Du ihm Anlaß gegeben haben must, aus denen ich
aber nicht klug werden können.
1.) Worinn
mein Unglück
bestünde, das ich dorten gehabt hätte? Ich weiß
von nichts als von dem Glück alle ersinnl. Freundschaft und Liebe in und von
einem Hause genoßen zu haben, das ihre
Wohlthaten
mit einer
Qwittung
aller ferneren Verbindlichkeiten
gekrönt.
2.) In welchen Stücken ich mich
feindseelig gegen
Dich bezeigt? Mit
meinem Wißen und Willen nicht anders als im Bekenntnis der Wahrheit, die ich
mit Ernst und Scherz, süß und bitter, geredt und geschrieben.
Hast Du viel Erfahrung gesammelt; so ist selbige allenthalben anzuwenden und
brauchbar. Ein Prophet aber ist nirgends verachteter als in Seinem Vaterlande.
Mein Vater ist sehr geneigt Dich aufzunehmen, und ich neben Dir zu
wohnen oder auch Platz zu machen. Ob Brodt hier ist? Wer arbeitet soll auch eßen.
Ich trinke in meines Vaters Hause alle Tage Coffée, Wein, so oft es mir
einfällt, und habe heute zu Mittag Blaubeeren, Sauerbraten, Steinpiltzchen
gegeßen, auch eine Melone ungerührt zurückgehen laßen, und mein Vater unser!
wird täglich reichlich, nach Herzenslust erhört.
Du hast an Stell und Ort einen Freund, zu dem Du Vertrauen hast. Er kann Dir
mit Rath und That an die Hand gehen, und hat sich gegen uns dazu anheischig
gemacht. Er ist Dein Nächster, der alle Umstände am besten beurtheilen kann.
Giebt er Dir einen guten Rath; so folge ihm. Ich ersterbe Dein treuer Bruder.
noch herzl. Gruß an Deinen liebreichen Wirth und S Deine Pflegmutter.
Baßa bitte freundl. zu grüßen. Mit erster bester Gelegenheit werde auch an
ihn 2 Worte schreiben.
den 12/23Aug. 1760.Herzlich geliebtester Vater
Gott Lob! heute in Riga glücklich angekommen; Bruder und Freund
überrascht. Von meiner Reise auch ein Wort zu sagen, so ist selbige zieml. lustig
gewesen. An der kurländischen Gränze bin sehr gut von einem Praepositusaufgenommen worden (ein Erzpriester in unserer Mundart) wir baten uns
bey ihm Mittags zu Gaste, weil der Krug voll war. In Mitau habe bey HE.
Doctor L. logirt und bekam den Tag meiner Ankunft ein Glückwünschungs
Compliment von dem HE. General von Witten und der Fr. Gräfin Exc. Exc.
die eben in Mitau waren und denen ich den Morgen darauf aufwarten und
mich anheischig machen mußte sie auf dem Rückwege gewis zu besuchen.
Für meinen Bruder sehe keinen beßern Rath, als daß er versetzt wird und
je eher je lieber. So weit geht meine Abrede schon mit dem HE. Magister.
Gott wird dazu Glück geben. Ich habe gute Hofnung von diesem kranken
Baum, daß er wieder ausschlagen und von neuen grünen wird, so bald er
verpflanzt werden möchte.
Gott erfreue mich bald mit guten Nachrichten von Ihnen, herzlich
geliebtester Vater, und stärke Sie an Seele und Leib. Mein Aufenthalt wird allem
Anschein nach hier sehr kurz seyn, und ich denke am besten zu thun, wenn ich
in Kurland den Ausgang der ganzen Sache abwarte, die zu unser aller Besten
gereichen wird.
An des HE. Archidiaconus Buchh. HochwohlEHrwürden vermelden Sie
meine Ergebenheit, mit der Versicherung, daß ich aus Mitau an den
HE. M. Macziewsky geschrieben und alles so gut als mögl. besorgt, weil wir uns
nicht aufhalten konnten. Um baldige Nachricht wegen richtigen Empfangs
habe gleichfalls gebeten. Vom erhaltenen Lachs werden Sie, liebster Vater,
auch etwas mitgetheilt haben, noch die Pulver vom 21. vergeßen.
Nach herzl. Gruß empfehle Sie Göttlicher Obhut, und Ihrem Gebeth und
väterl. Andenken; der ich mit kindlicher Ehrerbietung ersterbe Dero gehorsamst
ergebenster Sohn.
Johann George.HE. Rector hat 2 Stunden vorher an mich gedacht ehe ich angekommen
bin; meinem Bruder war ich aber unerwarteter. Mein Bruder ist gesund
genung, aber ohne Leben und Munterkeit, – – Leben Sie wohl. Gott mit uns.
Von Johann Christoph Hamann (Bruder):Herzlich Geliebtester Vater,
Die Ankunft meines Bruders hat mich in eine besondere Freude gesetzet,
insbesondere da er mich zugleich von Dero Gesundheit versichert hat. Gott erhalte
dieselbe und gebe Ihnen, so lange es sein gnädiger Wille ist, Kraft und Stärke Ihrem
Nächsten behülflich zu seyn. Ihr Gebeth, das Sie für uns und alle thun, befördere Ihren
Beruf und gehe niemals unerhört von dem Geber alles Guten zurück. Der Antrag,
den mir mein Bruder gethan hat, und die vielleicht die Absicht seiner Reise ist wird
noch einigen Anstand erfordern ihn zu vollziehen. Ich empfehle mich indeßen Ihrem
Gebethe und bin Zeitlebens mit der Kindlichsten Hochachtung Dero treusten Sohn
J. C. Hamann.Herzlich geliebtester Freund,
Zu meinen großen Vergnügen den jüngsten Herrn Bruder hier angetroffen,
der heute frühe mit polnischem Abschied wieder abgereist um uns nicht im
Schlaf zu stören, welches HE. Doctor höchlich verbeten. Vorgestern Abend
noch bey guter Zeit angekommen, wurde aber in der Morgenstunde meines
Geburtstages von einem Durchfall gestört, so, daß ich Trotz meiner
Müdigkeit mit einem O ho! erwachte, und ungeachtet meines Zuruffens den Läufling
nicht erhalten konnte. Es ist also in pleno consensu hier ad protocollumgebracht, daß Ihr guter Freund den 27 Aug. 1760 seinem respective Herrn
Wirth ins Bett gesch… Dieses kleinen Unglücks ungeachtet, das ich mir mit
dem Eintritt ins 30ste Jahr niemals hatte träumen laßen, befinde mich
ziemlich munter, nachdem ich gestern früh Abend und morgen heute früh ein
Rhabarberpulver einnehmengenommen können. Meine beyde jungen
HE. habe auch schon wiewohl mit schlechtem Appetit auf Grünhof zu Gast
zu kommen gesehen. Heute schon nach Hause an Vater und HE. Buchh.
geschrieben und erwarte jetzt bald den jungen Pastor Ruprecht um einige
Besuche abzulegen; welches ich blos aus herzl. Verdrus thue. Mein Bruder wird
sich für vorgeschoßene 10 Thrl. an meine Schlafmütze Kopf und Halstuch
schwerl. pfänden; bitte daher selbige bey erster Gelegenheit nach Mitau zu
spendiren nebst Vernets kleiner Geschichte. Sein Entschluß und Ihre Briefe
können am besten nach Mitau bey HE. Hipperich addressirt werden. Ich
danke herzl. für alles genoßene Gute, wünsche Ihnen und Ihrer lieben Hälfte
nebst sämtl. Hause Seegen die Fülle, und empfehle mich Ihrem geneigten
Andenken, bin nach herzl. Umarmung von mir und HErn Doctor der das
Geld mit einer Gesellschaft aus Riga überschicken wird, mit aller verjahrter
Treue Ihr ergebenster Freund.
Mitau. den 28 Aug. 1760.Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie et / des
belles lettres et Recteur / du College Cathedral de et / à / Riga. / franco.Mitau. den 4 1760HöchstzuEhrender Freund,
Ich habe aus Grünhof mit Schmerzen auf eine Erklärung von meinem
Bruder und einen Brief von Ihnen erwartet. Weil es mir da nicht gefiel, und
meine Ungedult nach Antwort zunahm, so bin vorgestern hier angelangt.
Wollte mich in eine Stube hier einmiethen, erhielt auch vom HE. Fiscal die
gütige Anerbietung in seinem Hause mich aufzuhalten, auf das ernsthafte
Versichern des HE Doctors ist es mir lieber gewesen bey ihm einzukehren.
Jetzt sitze hier auf Nadeln, und wenn mein Bruder die geringste Empfindung
von der Pflicht hat sein Versprechen zu halten, oder das geringste Mitleiden
mit meiner Verlegenheit und ganzen Verfaßung meiner Wallfahrt; so wird
er so klug und barmherzig seyn mich nicht länger aufzuhalten.
Sie wißen die Abrede, höchstzuEhrender Freund, die ich mit Ihnen in
Ansehung seiner genommen. Sie haben alles gebilligt; jetzt muß ich darauf
dringen, daß alles erfüllt wird. Acht Tage kamen Ihnen selbst zu lange vor,
und ich habe diesen Termin aus Schwäche so lange ausgesetzt um die
Beschuldigung meiner Heftigkeit nicht aufzurühren. Übermorgen sind 14; und
ich bin noch eben so weit. Zu meinem und anderer Verdruß hab ich weder Lust
noch
nöthig
zu leben. Ich wünschte daß mein Bruder auch so menschlich
dächte!
Es ist mir gleichgültig, ob ich allein oder in seiner Gesellschaft heimkehre.
Ich will mir in einem und andern Stück seinem Willen gern unterwerfen, so
bald er mir selbigen offenbaren wird. Meines Herzens Meynung über seinen
Zustand habe ihm von Grund der Seele entdeckt, und nichts von dem
vorenthalten, was die Wahrheit mir im Mund gelegt. Meinen Rath habe ihn
eben so wohlmeynend und freymüthig gegeben. Dies ist alles was ich thun
kann. Will er meinem aufrichtigen Zeugnis keinen Glauben zustellen, noch
einem brüderl. Rath folgen; so kann es mir selbst gleich viel seyn. Kennt
er beßere Zeugen und ehrlichere Rathgeber; so thut er gut ihre Parthey zu
ergreifen. Mir ist an seinem Wohl mehr als an meinem Urtheil gelegen. Bin
ich auf das letztere eigensinnig, so macht mich die Liebe des ersteren dazu.
Mein Vidi ist mit meinem Veni eingetroffen; ein langsamerer und späterer
Sieg für mich wird ein desto größerer Verlust für meine Feinde seyn.
Das Schlafzeug gestern richtig erhalten, wofür verbindlichst danke. Ich
weiß nicht ob Sie gleich nach meiner Ankunft allhier die Nachricht davon
bekommen; war mir eine Antwort darauf vermuthen. Jetzt werde nirgends
als bey Ihrem HE Bruder in Mitau seyn. Habe vor 8 Tagen mit der Post
geschrieben, melden Sie mir doch wenigstens ob Sie diesen Brief erhalten.
Die Absicht deßelben war bloß Ihnen eine sichere addresse zu geben.
Mein Paß geht, höchstzuEhrender Freund, in kurzer Zeit zu Ende; für seine
Verlängerung würde eine neue Sorge seyn. Hat mein Vater gar nicht
geschrieben? Ich weiß nichts von ihm. Liegt in Riga etwas: so laß doch mein
Bruder nicht die Beförderung oder Communication vergeßen.
HE HofDoctor befindet sich gesund. Mein Gemüth leidet sehr durch
Entziehung der Nahrung, meines Tagewerks, und meine Gesundheit gleichfalls
dadurch die ich durch eine Haberdiät bald wiederherzustellen denke hoffe.
Nach herzl. Empfehl an Ihre Frau Gemalin ersterbe nach freundschaftlicher
Umarmung Ihr ergebenster
Hamann.Von meinem HE. Wirth folgt ein brüderl. Gruß pp. Er entschuldigt sich
in Ansehung Ihrer Jungfer Schwägerinn nicht die verlangte Nachricht von
den Umständen ihrer Krankheit und den vorgelegten Fragstücken erhalten
zu haben. Haben Sie Geld und Brief durch Mad. Schäferin von ihm
empfangen.
den 12 Sept. 1760Herzlich geliebtester Freund,
Mein freundschaftliches Beyleid. Gott tröste Sie und ersetze diesen
Verlust – – – Eine Starostin giebt in diesem Hause einen Ball, zu dem der
HE Doctor seine 3 Zimmer geben muß. Ich denke daher auch wills Gott!
Montags das Haus zu räumen und mich vermuthlich bey Baacken
einzumiethen, weil ich daselbst am besten Ankunft und Abgang der Fuhrleute abwarten
kann. Gestern einen Brief von meinem Vater erhalten, der meine Rückkunft
wünscht, wie ich seinem Wink entgegen zu eilen; auch gestern schon
geantwortet.
Brauche daher nichts weiter hier abzuwarten, als daß mein Bruder beym
Magistrat eingekommen, und den Bescheid darauf. Erfüllen Sie mein
Verlangen hierinn befriedigt zu seyn. Ich bitte sehnlich darum. Wird man dafür
sorgen, daß ich nicht verfriere, so laß mir gemeldet werden bey Zeiten – wo
nicht, werde so gut ich kann, mich fortzuhelfen suchen.
Bin diese Woche in Platohnen gewesen und habe mit Vergnügen an der
guten Verfaßung Ihres HE Bruders Theil genommen. Die Haushaltung
dorten ist ein Antipod von Grünhof.
Erhalte ich etwas von dorten – aber es muß bald und je eher je lieber
geschehen, denn ich werde nicht fackeln: so bitte Epitre au Chevalier des Cygnesund beyzulegen; sie liegt in der Paudel in Ihrer Bücherstube. Abschrift
davon will besorgen; an dem Exemplar aber ist mir gelegen als dem
Andenken eines ehrl. Buchhändlers in Amsterdam.
Ich umarme Sie und Ihre liebe Hälfte. Gott erhalte Sie beyderseits und
Ihr ganzes Haus. Meinen Bruder bitte gleichfalls zu grüßen. Ersterbe Ihr
ergebenster Freund
HamannWenn mein Bruder nicht will daß mein Aufenthalt hier dem Vater 50 fl.
mehr kosten soll: so laß er keinen Posttag versäumen mich zu befriedigen.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre és Arts et Re- / gent du College
Cathedral de et / à / Riga. / franco.Mitau den 13 Sept. 1760.Herzlich geliebtester Vater,
Gott gebe, daß Sie sich wohl befinden mögen, wie ich. Schreibe Ihrem
Verlangen gemäß wieder an Sie, weil ich Anlaß dazu zu haben glaube. Von Riga
habe noch nichts erhalten, warte morgen oder übermorgen. Montags frühe
wills Gott! werde aus meinem jetzigen Qvartier ausziehen, und bin
entschloßen das Wirthshaus zu wählen, wo unsere Fuhrleute einkehren. HE.
HofDoctor muß seine 3 Zimmer räumen, da sie zu einem Ball, der von einer
hiesigen Starostin dem Hofe gegeben werden soll, gebraucht werden; dies
Haus das größte und beste dazu in Mitau ist, diese Bedingung eingeräumt
werden müßen vom Miethsmann. Mein künftiger Aufenthalt wird daher
kostbarer und desto kürzer seyn. Hatte noch gern Antwort von Ihnen und
HE. ArchiDiaconus auf mein letztes abgewartet – vielleicht ist es aber nicht
nöthig. Werd ich aus Riga befriedigt, so gehe mit Gottes Hülfe mit ersten
Fuhrmann zurück. Jahreszeit und Wunsch treiben mich ohnedem. Es ist hier
alles so kostbar wie in Engl. Z. E. der Barbierer fordert für einen Bart
1 Tympf und läßt einen Sechser liegen, wie es dem Capitain meinem
Reisegefährten hier gegangen; ein halb Buch Postpapier 1 fl. oder 2 Tympf pp.
Die meisten Mahlzeiten habe mich hier mit Habergrütze begnügt; werde
unterdeßen meinem Leibe nichts entziehen. Wenn ich nicht ausgehe, ist Butterbrodt
mein schmackhaft Abendbrodtmahl, wofür ich Gott danke.
Meine Gesundheit ist völlig wiederhergestellt und ich habe mich morgen bey
HE Rathsverwandten Hipperich zu Gast gebeten, der mein alter guter
Freund ist und wo ich für einige Medicamenten, die ich hier nehmen müßen
eine kleine Rechnung habe. Meine Diät ist nicht mehr nöthig, schickt sich auch
nicht in einem öffentl. Hause. Ich werde mich unterdeßen so gut einrichten als
ich kann. – Erhalte eben jetzt eine höfliche schriftliche Einladung morgen
Mittag; habe HE HofDoctor um gütige Besorgung eines Einschlußes für
diesen Brief gebeten.
Gegenwärtigen Brief
bitte nicht mehr zu beantworten,
oder im widrigen Fall die Antwort an meinen Bruder nach Riga zu
addressiren. Gott seegne, stärke und erhalte und gebe mir Gnade Sie bald
wiederzusehen. Grüßen Sie alle gute Freunde und Hausgenoßen. Ich ersterbe nach
kindlichem Handkuß Ihr gehorsamster Sohn.
Johann George.Vielleicht verdinge mir bey HE. Hipperich einen Tisch die kurze Zeit meines
Aufenthalts, wo ich gesunder und wohlfeiler als im Wirthshause auch
ungebundener und angenehmer speisen kann. Ich bin ohnedem bisher von ihm
mit Habergrütze nach Herzenslust gepflegt worden. Leben Sie wohl. Gott
mit Uns.
Adresse mit rotem Lackrest:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à
Coenigsberg. / Altstadt in der / heil. Geistgaße. / per Couvert.Herzlich geliebtester Freund,
Meinen aufrichtigsten Dank zum voraus für die Erfüllung Ihres gütigen
Versprechens. Ich nehme Ihre Treue in Besorgung des Abschiedes für
meinen Bruder als ein Siegel zu allen den Beweisen der Freundschaft an, die ich
bey allen Fällen so viele Jahre von Ihnen genoßen habe; und finde darinn
zugleich eine Gewährleistung auf die Zukunft, daß kein Contrast der Umstände,
kein Betrug von Vorurtheilen und Leidenschaften, unserm gemeinschaftlichen
Wechsel Abbruch thun wird.
Daß mein Wille stets geneigt gewesen die Schuld der Freundschaft in Rath
so wohl als in
That
Ihnen abzutragen; das weiß ich, und versichere Sie
davon auf das zuverläßigste, im fall Sie einige Zweifel darüber hegen möchten.
Der das Herz hat jemanden zu rathen, wird die geringere Gefahr und den
sinnlichen Beweis von Thätigkeit gern auf sich nehmen, falls er von seiner
Ungeschicklichkeit im ersten nicht abgeschreckt würde. Wem meine Denkungsart
nicht gefällt, wird sich gewis noch weniger meine Handlungen als Früchte
dieser Wurzel gefallen laßen. Ich kann mich aber nicht ohne Grund schmeicheln,
daß ein solches Misverständnis unter uns weder statt gefunden hat noch statt
finden kann.
Da ich jetzt die Nachricht von der Befreyung meines Bruders habe; so ist
der Zweck meiner Reise erfüllt. Ich bin daher reisefertig, ohngeachtet mein
Vater und HE. Archidiac. B. mich anrathen wollen die Gesellschaft meines
Bruders abzuwarten. Auf ihre Gründe habe so gut ich gekonnt, geantwortet;
mein Bruder wird sich übrigens das Beyspiel meiner Eilfertigkeit nach
Beschaffenheit der Umstände zu Nutze machen.
Der Fuhrmann ist heute erwartet worden aber noch nicht angekommen. Ich
verspreche mir das verlangte Geräth zu beßerer Beqwemlichkeit, und nehme
in Hofnung, meinen Wagen morgen zu sehen und mit der Fracht kurz und gut
einig zu werden, heute schon durch gegenwärtiges Abschied. Gott helfe Ihnen
auch die Last künftiger Tage tragen, wie er Ihnen die verfloßene erleichtert,
schenke
Ihnen Gedult, und
belohne
Sie reichlich für die Ausübung derselben.
Ohne daß ich Sie bitten darf, weiß ich, daß Sie nichts versäumen werden was
zum Besten meines Bruders während seines Aufenthalts und zur
Beförderung seines Aufbruches gereichen kann. Meine Bücher wünschte wohl, wenn
sie mit ihm gehen möchten – doch ich
überlaße dies Ihrer Verfügung
. Die
Fracht derselben wird mein Vater tragen, und weil sie unterwegens geöfnet
werden müßen, so würde meinem Bruder lieber als dem Fuhrmann den
Schlüßel dazu anvertrauen.
Was die epitre au Cheval. des Cygnes betrift; so hätte es bey Ihnen
gestanden, da ich es Ihnen gegeben, auf Ihr Recht zu bestehen. Weil sSie sich aber deßelben wieder begeben haben; so ist mir die Zurücklieferung
deßen angenehm. Anfrage steht unter guten Freunden frey, wenn man sich
ein Ja! eben so gut als ein Nein! gefallen läßt. Ich will mich mit den detailder kleinen Bewegungsgründe an diese epitre zu denken nicht aufhalten.
HE Doctor hat erst gestern Gelegenheit gehabt an den jüngsten HE Bruder
zu schreiben, der jetzt nicht einmal zu Hause seyn wird. Letzterer hat mir
gestern auch geschrieben; ich bin aber wieder meinen Willen verhindert
worden ihm ein Paar Zeilen zu antworten. Vielleicht sehe ich ihn noch vor meiner
Abreise – der ältere läst sich alles gefallen, was Sie für recht erkennen. Ich
werde ihn nochmals erinnern Sie nicht auf seine Antwort warten zu laßen.
Ich empfehle Sie, Ihre liebe Hälfte und ganzes werthes Haus Göttlicher
Obhut und Gnade; mich Selbst zu Ihrem treuen Andenken, als Ihren
redlichen ewigen Freund.
Hamann.HE Pastor Ruprecht hält sich gleichfalls hier auf und bringt, wenn das
Glück gut ist, nach Dobbeln, wo er morgen Amts wegen seyn muß. Ach! daß
der Fuhrmann da wäre. Ich bin überall Heim weh wie ein Schweitzer. Die
verbindlichste Gegengrüße – –
Mitau. den 22 Sept. 1760.Mein lieber Bruder,
Mit Deinem letzten zugl. Briefe von meinem Vater erhalten. Gott Lob!
gesund, wenigstens leidlich. Meldet nichts interessantes, als daß das schlechte
Geld dort abgesetzt ist. Die Nachricht von Deinem Abschiede und die Abschrift
deßelben hat mich herzl. erfreut. Du bist jetzt
frey
und Dein
eigener Herr
.
Mache Dir Deinen jetzigen Stand beßer zu Nutz, und halte Dich an Gott
überlaßen Seiner heil. Führung, die wir freylich jeder Zeit Ursache haben den
rauhen Wegen brüderl. Liebe und freundschaftlicher vorzuziehen. Ich glaube
jetzt das Ziel meiner Reise erhalten zu haben, und stehe jetzt auf dem Sprung
heimzugehen. Gott begleite mich und Dich und bringe uns glücklich
zusammen.
Ein Vertrauen auf Gott giebt uns Parrhesie, Lust und Muth und Glück
alles zu unternehmen. Dem Glauben ist nichts unmöglich – nichts
unbegreiflich, – nichts befremdend. Ich bin mir gewärtig das verlangte vor mir zu
finden. Grüße Baßa und danke für gute oder schlechte Besorgung.
Es wird dir hoffentlich nicht beschwerlich seyn meine Bücher mitzubringen.
HE Mag. Lindner wird deswegen mit Dir Abrede nehmen.
Gott sey Dir gnädig und schenke Dir viel Freudigkeit des Geistes in
Verlaßung zeitlicher Vortheile, die ohnedem unsichtbaren Verhältnißen immer
zurückstehen müßen. Ich umarme Dich lieber Bruder und ersterbe mit
herzlicher Zärtlichkeit Dein Freund und Diener.
Hamann.Compliment von HE Pastor Ruprecht an Euch alle. Gott empfohlen und
Seiner Gnade. Lebe wohl und freue Dich der Zukunft – – Ach wenn mein
Fuhrmann doch nur da wäre! Grüße alle gute Freunde schuldigst und
verbindlichst von mir.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre es Arts et Regent / du College
Cathedral de et / à / Riga. /
franco
.Königsb: den 22 Octobr. 1760.Herzlich geliebtester Freund,
Ich habe gleich nach meiner Ankunft Ihnen Nachricht von derselben
gegeben, die Sie vermuthlich werden erhalten haben. Meine schlimme Augen
haben mir erst vorgestern erlaubt wieder auszugehen; sie sehen sich nach
meinem Bruder müde, den ich erwarte, ohne zu wißen, ob und wenn er abgereiset.
Gott begleite ihn und bringe ihn bald und gesund in unser Haus. Etwas von
Ihnen hierüber bin vermuthen gewesen, und meine Unruhe hat in mein
Gesicht Einfluß, hat mir auch verhindert bisher meine Arbeiten wieder
vorzunehmen und fortzusetzen, welches ich von Herzen wünsche.
Ihr Brief an die Mama ist erst gestern abgeholt worden und unterdeßen
keine Gelegenheit hier gewesen – Die Schuld liegt also nicht an mir. Gestern
wurde uns beyliegender zugeschickt mit Bitte ihn geschwind zu bestellen. Weil
ich nicht zu Hause war, so schickte ihren Brief gleich nach, und es war Zeit
genung, da die Gelegenheit erst in einer Stunde abgehen soll. Das Geld, das
an HE Wagner übermacht, (10 fl.) liegt hier, und ich hoffe warte desto
beßerer sicherer, da die gestrige Ueberbringerinn gesagt, daß die Fr. Consist. R.
mit ersten überkommen würde. Sollte es länger werden, so werde eine sichere
Gelegenheit mir dazu ausbitten.
Schreiben Sie, Liebster Freund, nach Kurland, so denken Sie doch an meine
Unpäßlichkeit, die mich entschuldigen wird daß noch an keinen habe schreiben
können. Des HE. Fiscals Sachen gehen wills Gott! auf die Woche ab; es ist
alles schon abgemacht. Mit nächster Post hoffe schreiben zu können.
Aus Kurland habe einige sehr brauchbare Bücher für mich mitgebracht, die
ich zum Theil spott wohlfeil aus Mitleiden mit nahm, von denen ich mir aber
jetzt desto mehr Nutzen verspreche z. E. Bischoffs Cadmum, ein sehr nützlich
Grammatik, wo in einem Haufen Spreu einige sehr allgemeine und
applicable ideen, anzutreffen, ich durchblättere ihn jetzt. Wollii Ausgabe über die
verba media; Posselii Syntaxin; Vegerium de idiotismis gr. lingu. Altingiiorientalische Sprach Synopsis; eine kleine arabisch Compendium, zu dem ich
hier noch ein beßeres zugl. über die türkische Sprache hier erhascht. Fabricii
codicem apocryphum V. T. worinn sehr viel gelehrte Anmerkungen. Krebsüber das N. T. aus dem Josepho; einen Holländer über die Leidensgeschichte
der 4 Evangelisten prächtig gedruckt der aber kindisch von Wort zu Wort geht
und die Etymologie eines jeden auf eine impertinente Art mitnimmt;
Windheims Ausgabe über die hebräische Wörter die plus.num: gebraucht von einem
holländisch Philologen; ein syrisch Testament pp.
Bin diese Woche schon der Besitzer von 2 schönen Ausgaben des Pindarsgeworden, und einer prächtigen des Aeschylus, des ältesten
Tragödienschreibers aber ohne Uebersetzung. Ich ersuche Sie Liebster Freund, bey dieser
Gelegenheit für meinen griechischen und morgenländischen Geschmack gleichfalls
zu sorgen. Platons Werke möchten besonders eine angenehme Beute für mich
seyn und was Sie noch sonst wißen, daß mir fehlen möchte. Wo mag doch die
kostbare Ausgabe des Athenaeus aus der Kinderschen Auction hingerathen seyn?
Giebt Gott Augen wieder in ihrer Stärke, an Arbeit soll es ihnen nicht fehlen.
Vorige Woche habe unter einem Kräutervorhange einige Vermischte
Anmerkungen über die Wortfügung in der französischen Sprache
zusammengeworfen und schon an Kowalewsky expedirt; auf deren Glück ich neugierig
bin. Schlägt es mir diesmal ein; so habe ich sie zweymal getäuschet. Für
3 Stellen bin etwas besorgt; die erste ist schon in Gedanken geändert. Die
zwote betrift die Kirchenmusik unserer hiesigen Kolonisten, und zur
Schutzschrift derselben habe schon
ein Sendschreiben an ein Frauenzimmer
halb
fertig, in dem ich theils Voltairens epitre à Uranie theils Östens an Doris im
Zuschnitt folgen werde. Die letzte geht die Mem. de Brand. an.
Der P. de S. S. ist im zweyten Theil sr. Oeuvres so geschändet, daß ich
denselben noch weniger als den ersten recht anzusehen Lust habe. In dem Briefe an
seinen Hofnarren, dem er Stahlsche Pillen schickt, macht er seinen Lesern Lust
de facto zu appeliren. Man darf nur einige Schriftsteller mehr hören, um
unsre gute Meynung von ihnen zu verlieren; so wie es andere giebt, die man
gleichfalls
mehr
hören muß, um eine gute Meynung erst von ihnen zu
erhalten. Jene sind Wolken an statt Gottheiten; diese haben Fleisch und Bein;
und bieten sich dem Urtheil des gröbsten Sinnes an denjenigen an, die an
ihrem Leben zweifeln.
Ich umarme Sie, Liebster Freund, und Ihre liebe Hälfte. Schreiben Sie bald
an mich. Einen herzl. Gruß meines alten Vaters an Sie und die Ihrigen. Ich
ersterbe mit aller Hochachtung Ihr aufrichtig ergebenster Diener.Hamann.Königsberg den 1 Nov: 1760.All Fehde hat nun ein Ende.Herzlich geliebter Freund,
Heute zu Mittag ist mein Bruder Gott Lob! glücklich angekommen. Weil
er nur ein Paar Stunden hier und mit Auspacken beschäftigt so schreibe in
seinem Namen. Mein Vater so wohl als ich und er danken herzlich und
schuldigst. Gott wolle uns allen Gelegenheit geben Ihnen ein gutes Herz gleichfalls
thätlich zu zeigen. Zeit und Ruhe fehlt mir jetzt mehr zu schreiben; und es würde
ohnedem der Mühe nicht lohnen. Der das künftige weiß, wolle es zu unser aller
Bestes gedeyhen laßen. Er giebt mir Muth bey allen entfernten Uebel, wie er
mir zu den überstandenen gegeben hat, und wird mir auch Weisheit und
Klugheit schenken ritterlich zu ringen, durch Tod und Leben durchzudringen.
Ich lebe sehr ruhig, vergnügt, zufrieden und glücklich. Diese Woche einen
großen Schritt in meinen Arbeiten wieder thun können. Monntags das
arabische angefangen und Mittwochs aufgehört, weil ich so weit fertig war als
ich nöthig hatte und zu seyn erachtete um Schultens Schriften zu lesen, in
denen ich schon einen starken Anfang seit vorgestern gemacht. Er fördert das
Werk meiner Hände und wolle es fördern – –
Die Fr. Consist. R. schickte gestern nach Briefen her, das mitgebrachte soll
selbige richtig erhalten. Ihre liebe Hälfte hat meinen Bruder auch bedacht und
ein Andenken mitgegeben. Baßas Brief hat mich niedergeschlagen. Ich will
ihm antworten so bald ich
kann
.
Kürze und Verwirrung werden Sie mir heute zu gute halten. Künftig
ausführlicher. Gott seegne Sie im Geistl. und leibl. helfe Sie aus allen
Verwirrungen mit Ehren und unverletzten Gewißen, erleichtere Ihre Last, und
mache das Band unserer Freundschaft immer fester, – HE Lauson tritt in die
Stube; hat bekommen den Brief auf Gothan und die Knuzensche Hochzeit,
die nächstens hingeschickt werden sollen. Ich umarme Sie und Ihre liebe
Frau als unsere gütige Pflegmutter mit herzl. Handkuß. Den schuldigsten
Gruß von Uns allen an die Ihrigen. Ich ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster
Freund.Hamann.Mein Vater wird heute entschuldigt seyn, behält sich mit ersten die
Beantwortung Ihrer letzten gütigen Zuschrift vor. Leben Sie wohl und lieben Sie mich.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre és Arts et Regent / du College
Cathedral / de et / à
Riga
. / franco
Mummel
.Königsb: den 5 Nov. 1760.Herzlich geliebter Freund,
Ich habe eben den Posttag nach Kurland expedirt, den so lange
aufschieben müßen, und bin recht sehr zufrieden diese Arbeit abgelegt zu haben. Mein
Vater will noch an Sie schreiben mit seiner Hand, was mein Bruder
entworfen. So wenig ich also Zeit übrig habe, so will doch diese Gelegenheit nicht
vorbeygehen laßen in mögl. Eil was beyzulegen.
Was Heyrault betrift, so gehört er HE Berens; und ich mache auf keine
fremde Bücher Anspruch ist auch niemals ein Ernst gewesen mir etwas von
den seinigen zuzueignen. Antimachiavell ist gl. falls durch Versehen
mitgekommen, sonst möchte kaum etwas von den seinigen darunter seyn. Was ich
damals geschrieben, ist secundum hominem zu verstehen, und nicht per se.Alle diese Bücher hängen mit meinen jetzigen Arbeiten nicht zusammen, ich
könnte also sehr gleichgiltig gegen alles seyn.
Wolsons Lieder mögen Sie so lange behalten, als Sie
solche nöthig
haben
. Ihr Verfaßer ist mir ohnedem ganz fremde geworden.
Für meine Abhandlung über die Wortfügung in der franz. Sprache bin
jetzt sehr besorgt; muß abwarten und mir Umstände gefallen laßen. Meine
übrigen Arbeiten haben Gott Lob! einen erwünschten Fortgang, der mir alle
kleine Collisionen versüßet.
Gott helfe mir den Winter gut überstehen, und erhalte mich an Leib und
Gemüthe gesund. Schreiben Sie mir doch bisweilen nach Maasgebung Ihrer
Zeit und Umstände, ich werde mich gleichfalls darnach richten, und durch
schriftlichen Umgang den Mangel des mündl. ersetzen müßen.
Mein Bruder wird schlecht fortkommen, wenn er sich nicht ändert, und nicht
die guten Tage in seines Vaters Hause finden, die er bey Ihnen gehabt, weil
er hier immer vor Augen seyn muß und scharfe Augen und freche Zungen zu
Aufsehern hat. Ich habe Sie von einem Hauskreutz entledigt und meinem
alten Vater und mir eine Ruthe aufgebunden. Mein Vater hat mir eben
seinen eigenen Brief vorgelegt; er hat selbst geschrieben, so gut es ihm sein
Kopf und Herz dictirt; muß also nicht mit dem Zuschnitt zufrieden gewesen
seyn.
Weil er das wuste; so ließ er sich bitten, sein Amt niederzulegen. Gesunder
ist er wie ich, Appetit und Schlaf nach. Auch Munterkeit genung in seiner
Unthätigkeit; aber so bald es zur Arbeit kommt, schwer und müde.
Ein junger Mensch, der nicht Lust hat auf sich selbst Achtung zu geben,
und die Schule des Umganges meidet, muß viele Unanständigkeiten sich
angewöhnen, und in seinen Gewohnheiten hartnäckig werden.
Ich muß rauh, hart und grob gegen ihn seyn, um mir im Anfange nichts
zu vergeben, und habe eben so viel Ueberlegung nöthig, empfindlich zu thun
als gleichgiltig zu seyn.
Außer mir, giebt es in unserm Hause noch mehr Steine des Anstoßes, an
denen ein harter Kopf sich üben kann, wenn er Lust hat weich oder blutig zu
werden.
Bey allen diesen Umständen können Sie leicht erachten, Liebster Freund,
wie viel Trost ich in meinem Studieren schöpfen muß, und daß ich diesen
Hafen zum Aus- und Ein-laufen, das erste bey gutem Wetter und Wind, das
letzte im Sturm und zum Ueberwintern, sehr beqvem finde.
So viel ich noch übersehe, ist es die höchste Zeit für meinen Bruder gewesen
aus seiner Lage zu kommen – und je länger es gewährt, wäre für Sie
gleichfalls nachtheiliger geworden.
Wir können also alle zufrieden mit der Göttlichen Schickung seyn, die sich
zu rechter Zeit über alles dasjenige legitimiren wird, was uns noch jetzt
ungleich
vorkomt. Meinem Bruder ist angerathen worden hier Runde zu gehen
und sich den Hohenpriestern zu zeigen. Ob es geschehen wird, weiß nicht, er
scheint sehr willig dazu zu seyn. Zeit wird mehr lehren. Seine Rigische
Candidatur wird ihn hier wenig helfen, anderer Folgen zu geschweigen.
So weit sind wir jetzt. Ich bin bey alle dem gutes Muths und kehre mich
an nichts. Wenn der Himmel fällt, so wird er uns zwar decken, aber nicht
schrecken. Hiemit schliest mein dichterischer Kiel, und hängt noch eine
Umarmung für Sie, und Ihre liebe Frau an. Gott seegne Ihr ganzes Haus. Ich
ersterbe Ihr treuer Freund und Diener.Hamann.Grüßen Sie den Grillenfänger Baßa. Ich will ihm schreiben, so bald ich
einen Rausch haben werde, und kurz seyn muß, weil ich mein Waßer nicht
werde halten können.
Königsberg den 21. Nov: 1760.Herzlich geliebtester Freund,
Beylage ist einen Posttag länger geblieben als ich dachte. Es ist mir aber
nicht gemeldet worden, daß es die gröste Eil damit hätte. Weil ich meine
Arbeiten heute frühe zu Ende gebracht, so will ich mich jetzt an einem Briefe mit
Ihnen erholen. Mein Bruder braucht den Seidlitzer Brunnen. Gott laße
denselben anschlagen. Ich fürchte mich, daß mir die Haut schaudert, wenn ich an
die Arbeit denke, die ich noch mit ihm haben werde, ehe er in Ordnung kommen
wird. Gott mag helfen; bin schon im Begrif gewesen aus meines Vaters Hause
auszuziehen, und einen Versuch auf meine eigene Hand zu machen, welches
nicht hat geschehen sollen, und womit ich zufrieden bin. Habe schon manchen
Ritt wagen, und manchen braven Stoß aushalten müßen – – Sapienti sat.Der Fortgang meiner Arbeiten, die Gesundheit und das fröhliche Herz,
das mir Gott schenkt versüßet alle diese Kleinigkeiten. Schultens Grammatik
habe mit viel Leichtigkeit durchlesen können, und ist ein eben so angenehm,
deutlich als gründlich Buch. Weil es als ein Collegium über Alting anzusehen;
so war es ein glückl. Zufall, daß ich deßen Institutiones aus Kurland
mitgebracht. Mit Schultens Originibus und Simonis Arcano formarum bin
gleichfalls fertig geworden, und habe mir heute wieder eine Ladung von Prof.
Kypke zu Hause gebracht. Das arabische würde mir sehr von der Hand gehen,
wenn ich meiner Lust dazu den Zügel schießen laßen wollte. Ich treibe es aber
bloß als eine Nebensache, und fahre recht gut dabey, weil diese Sprache so
viel Zauberey als die Algebra hat.
Ich hoffe jetzt bald mit Eintheilung meiner Arbeit im Gange zu seyn, und
habe vier Tage in der Woche zum Ebräischen oder oriental. Mitwochs und
Sonnabends aber zum Griechischen ausgesetzt, bisher die Fragmenta der
lyrischen Dichter gelesen, diese Woche aber einen guten Zug schon wieder im
Hippocrates thun können, in dem ich mehr finde als mir vorgestellt, und deßen
Register mehr als seine Werke selbst von den theologischen Philologen scheinen
gebraucht zu seyn.
Wie es meinen Anmerkungen über die franz. Wortfügung gehen wird, weiß
noch nicht. Ihr Schicksal möchte aber bald entschieden werden. Sie würden
mir einen großen Gefallen thun, wenn Sie den österreichen? Popowitsch
vom Meer einmal durchgehen und das Beste darinn mit wenig Worten
ausziehen auch mir mittheilen möchten. Es ist mir ebensoviel an dem gelegen,
was die
Sprache
betrift, als wofern etwas Neues und gründliches darinn
vom Meer gelehrt wird. Sollte es der Mühe lohnen, so möchte ihn wohl selbst
zu haben wünschen, und Sie würden Ihr Exemplar leicht durch Kayser ersetzen
können. Kann hier mit den Buchladen den Preis abrechnen. Falls aber nichts
vorzügl. darinnen, ist mir ein
Auszug lieber
als das Werk selbst. An
Athenäus denken Sie doch, wo der hingekommen aus der Kinderschen Auction,und melden mir etwas davon.
Meine Engl. Bücher und das übrige, so für mich ist, denke auf der Jgfr.
Degnerinn Stube zu verlegen, wo die ganze eine Seite mit meiner Bibliothek
wills Gott bekleidet werden soll.
Ich ersuche Sie nochmals, Liebster Freund, falls Ihnen etwas für mich
aufstoßen sollte, an mir zu denken. Für Platons Werke im Griechischen, näml.
eine gute Ausgabe davon, möchte hier verlegen seyn. Heute habe Gelegenheit
gehabt die Sprache kennen zu lernen, in der ich Ihnen aus Mitau ein paar
kleine zu Venedig gedruckte Bücher mitbrachte. Es ist armenisch. Sollte der
Alkoran oder sonst ein arabisch Buch unvermuthet bey Ihnen aufducken, so
werden Sie meine Stelle vertreten.
Beym Lichtanstecken sind immer einige Kapitel im N. T. meine erste Arbeit,
womit ich jetzt Kypke Obseruationes und Krebs seine ex Josepho verbinde.
Nehmen Sie mir es nicht übel, daß ich so weitläuftig über mein Tagewerk
bin. Weil es mir immer am Sinn und am Herzen liegt, und jeden Tag
wenigstens um einen Zoll weiter komme, so freue mich darüber, und als Freund
werden Sie an meiner Freude Theil nehmen.
Mein Bruder mag seine Kur erst überstehen, habe den Anfang mit ihm
gemacht jeden Tag ein Kapitel im N. T. zu analysiren. Er hat aber weder Lust
noch Muth dazu, ohngeachtet er sich schon anerbothen hat im Colleg. Frider.in Sprachen zu dociren.
Ihre liebe Mama ist letzthin in der Stadt gewesen, und bey uns
angesprochen, da ich eben nicht zu Hause war. Ich wollte Sie besuchen den Nachmittag,
wuste aber nicht, daß sie aus ihrer vorigen Wohnung ausgezogen, und hatte
nicht Zeit ihren jetzigen Aufenthalt zu erfragen. Mit Ihrer Unruhe habe
herzlich Mitleiden, die ich mir aus einigen Kleinigkeiten vorstellen kann, die ich
Gelegenheit gehabt von ohngefehr aufzufangen. Ihren HE. Schwager habe
bey mir und HE. Buchholtz Gelegenheit gehabt zu sprechen. Es gehört eine
besondere Klugheit mit dergl. Leuten umzugehen, und wenn man mit ihnen
zu thun hat, so muß man sich entweder gefallen laßen von Ihnen hinters
Licht geführt zu werden, oder schlau genung seyn sie in ihren eigenen Schlingen
zu fangen.
Was ich jetzt schreibe, bezieht sich auf ganz frische Erfahrungen, die ich
gehabt habe, und worinn es mir geglückt, die vielleicht Vorspiele von größeren
Auftritten seyn könnten, wenn mich Gott dazu beruffen hätte, der ich aber so
gern entübrigt seyn möchte als mein Bruder seines Gesundbrunnens, weil sie
dem Geschmack nicht angenehm sind. Abstracta initiis occultis,
concreta
manifestationi congruunt, sagt Bengel.
Es wird finster, und die Coffeèstunde naht sich. Ich werde also auf heute
hiermit schließen; und wo mir morgen noch was einfallen sollte, fortsetzen. Leben Sie
wohl. den 22. Ich füge nichts mehr als unsere ergebenste Grüße an Sie, Ihre
liebe Hälfte und sämtl. Haus. Vergeßen Sie nicht Ihren Freund und Diener.
Hamann.den 22Herzlich geliebtester Freund,
Mein Brief war schon zugesiegelt, da ich jetzt Ihr letztes erhalte. Die Post
ist 24 Stunden länger geblieben wegen des Sturmes.
Bitte mir ins künftige die Gefälligkeit aus, wenn Sie an meinen Bruder
schreiben, seinen Brief an mir nicht offen zu laßen, weil ich mich um nichts
von seinen Angelegenheiten bekümmere noch davon etwas wißen will; noch
weniger werden Sie Ihre Briefe an mich offen einlegen wenn es Ihnen
Geliebtester Freund einfallen sollte an ihn selbst zu addressiren.
Wegen Heraults bitte gleichfalls nicht
ein Wort an HE. Agenten zu
denken
. Ich brauche ihn nicht, verlange ihn nicht, habe auch kein Recht dazu.
Für mitgetheilte Gelehrte Neuigkeiten bin ergebenst verbunden, enthalten
Sie mir nichts wenn Sie etwas antreffen was meiner Aufmerksamkeit würdig
seyn sollte. Ihr gütiges Anerbieten nehme gleichfalls an.
An Baßa will noch nicht schreiben, weil ohne Gift und Galle nicht im stande
seyn würde ihm zu antworten, und meine Züchtigung nach dem Grade der
Liebe, die ich ihm schuldig bin, eingerichtet seyn würde, das ist, stark.
Zwey von den Rigischen Studenten sind so höflich gewesen meinen Bruder
zu besuchen. Der eine war Willemsen, den ich bat uns zu besuchen, welches
aber nicht geschehen. Er gab mir sehr gute Nachricht von dem jungen Schultz,
die ich Ihnen und dem Vater zur Freude zu melden versprochen; daß er sich
ganz geändert und sehr fleißig seyn soll, woran ich herzl. Antheil nehme. Mein
Bruder ist als ein Stock mit den Leuten, und wird sich um selbige so wenig
bekümmern, als ich um malabarische Mißionarien. An Besuchen und
Umgang ist nicht zu denken, an Achtung geben auf
andere
so wenig
als auf sich
selbst
. Meine jetzige Situation, Arbeit und Jahreszeit erlauben mir auch nichts
zu versprechen. Was ich von ungefehr hören werde, melde doch mit der
Bedingung: relata refero. Lauson werde bey seinem ersten Besuch Notice geben.
Ich freue mich, daß es mit Acoluth gutgeht. Gott gebe Ihnen einen
muntern und treuen Schulmann und Gehülfen. Wenn ich nicht viel Trost in der
Rücksicht auf das vergangene und in der Aussicht auf das künftige ziehen
könnte, so würde mich das Gegenwärtige unterdrücken. Ich danke Gott und
freue mich, daß er ein gut Vertrauen zu mir hat. Sollte Er nicht ein gleiches
von meiner Seite verdienen? Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Ich
arbeite mehr als sie alle – und ich kann alles durch den, der mich mächtig
macht. – –
Schenkt mir Gott nur diesen Winter Gesundheit und guten Fortgang, so
denke meinem Ziel nahe, sehr nahe zu seyn und habe den Berg überstiegen.
Sollte meine Abhandlung hier nicht durchkommen, so möchte selbige nach
Petersburg schicken; durch Ihre Hand. An statt Heraults sorgen Sie lieber
dafür. Ob Sie diesen oder einen andern Freund wählen, mögen Sie selbst
beurtheilen. Ich will durchaus aber noch incognito seyn, und Sie müßen mich
nicht angeben oder sich das geringste merken laßen, daß Sie ein Freund des
Verfaßers sind.
Sie ist eigentl. gegen den HE. von Moser gerichtet, deßen tummes
Memorial in der Waldeckschen affaire mich noch mehr aufgebracht.
Funck hat ein Programma über die Methode das Ius zu studiren NB in
Danzig drucken laßen weil es hier nicht passiren wollen, welches man ihm
auch übel nimmt. Eine Schulrede von den Verdiensten der Preußen und Liefl.
soll hier gl.falls gedruckt seyn und Ihr Name auch darinn stehen. Lauson wird
vor das letzte wenigstens sorgen.
Wenn Sie Athenaeus entbehren wollen und können: so hat es bis zu einer
recht guten und beqvemen Gelegenheit Zeit, auch in Jahr und Tag, und so
lange Sie wollen. Haben Sie ihn aber nöthig, so verlange ihn nicht eher, als
aus Ihrer Auction; denn ich denke Sie noch zu überleben, (wenn Sie es mir
nicht übel nehmen wollen,) trotz allem dem Verdruß und der langen Weile die
mich hier auf der Erde verfolgt. Mein Vater grüst Sie herzl. und zärtl. Mein
Bruder ist – – – – Ich umarme Ihr ander Selbst und ersterbe Ihr treuer
Freund
Hamann.Königsb: den 30. Christm. 1760.Geliebtester Feyertage Freund,
Geseegnete Feyertage, denen es an keinem Guten fehlen möge; einen glückl.
Ausgang und Eingang des Jahres zum voraus. Heyl und Friede ruhe auf Sie
und Ihr Haus. Für mich ist dieser heil. Stillstand recht abgemeßen gewesen,
und die Ruhe der vorigen Woche nebst der jetzigen hat mich zugleich fühlen
laßen, daß ich müde geworden, und nicht länger hätte aushalten können. Mein
Gemüth hat dem Leibe gewaltige Erschütterungen gegeben, die Gott Lob!
erwünscht überstanden, deren Folgen ich gedultig abwarte und neue Kräfte zu
neuen Arbeiten hoffe.
Sie sind noch der einzige meiner Freunde, der an mich denkt. Ich danke
Ihnen herzl. dafür. Für mitgetheilten Auszug des Pop. gleichfalls, den noch
nicht lesen können, weil mir die Bleiche der Dinte pp Mühe macht. Sie haben
die Ihrige weiter ausgedehnt, als es meine Absicht gewesen. Von dem kritischen
Wust bin ich kein Liebhaber. Komm ich mit meiner Erinnerung nicht zu spät,
so bitte mit schwarzer Dinte nur diejenige Anmerkungen, die Sie im Lesen
frappiren, aufzusetzen: Ob es der Mühe lohnen möchte Sie selbst inskünftige
zu beschweren mir dies Buch zu
verschreiben
, werde nach Uebersetzung des
Auszuges beurtheilen und in allem Fall Sie um diesen Freundschaftsdienst
bey Gelegenheit ersuchen.
Ich habe mich gestern in Gesellschaft meines Vaters zur Ader gelaßen.
Mein Blut sieht gut, aber zu nahrhaft aus und hat diesmal zu wenig Waßer
gesetzt. Ich habe nur vor wenig Wochen dies Hülfsmittel gebraucht.
Meine Ausgabe von Hippocrates ist von Anutio Foesio ein starker Foliantmit einem Lexicon hinten, das den Titel hat: Oeconomia Hipp. Alphabeti
serie distincta. Geneu. 1657. Ich bin mit diesem Autor frühe genung vor dem
Fest fertig geworden und Aristoteles soll wills Gott an der Reyhen, deßen
Opera nach Casaub. Ausgabe wiewohl ohne Titelblatt kürzl. für 31 gl.
bekommen. Das Medicinische habe so flüchtig als mögl. überlaufen. Erotianushat die Werke Hip. in 8 Abschnitte eingetheilt. Der erste enthält einige
Einleitungsschriften: Iusiurandum, legem, de arte, de prisca Medicina, de
Medico, de Decoro Medici, Praeceptiones. Sectio II.τασεμειωτικαIII.τα
φυσικα και αιτιολογικαIV.τα διαιτικαV.τα θεραπευτικα.VI.τα
χειρουργουμενα. In diesem Abschnitt ist die erste Abhandlung κατ’ιητρειονde officina Medici ein vorzügl. Stück und würde Ihrem jungen Fossardier sehr
zu empfehlen seyn. Die Sprache darinn ist sehr stark und von philosophischen
Tiefsinn, ohngefehr wie Diderots Artickel über das Stricken pp. So weit geht
der erste Theil. Im 2 sind der 7 Abschnitt τα επιμικτα, wohin seine Bücher
von epidemischen Krankheiten und se. Aphorismi gerechnet werden. SectioVIII. hält εξωτικα in sich, die in einigen Briefen pp bestehen. Der in
denselben befindliche Roman des Democritus wird ihnen bekannt seyn und hat
mir sehr gefallen, verdiente einen geschickten Uebersetzer. Der Verfaßer mag
seyn wer er will, so ist er ein St. Mard seiner Zeit und ein feiner Sophist
gewesen. Das erste Muster zugl. eines Romans in Briefen. Zuerst ist ein das
Schreiben des Gemeinen Wesens zu Abdera, wodurch Hippocrates eingeladen
wird zur Kur des Democritus. Eine Antwort des Artztes. Ein Brief an
Philopoemen, bey dem er sein Qvartier bestellt, und seine Meynung im
Vertrauen über die Krankheit ss Mitbürgers entdeckt. Hierauf ein Brief an
Dionysius, den er einladet seine Stelle zu Hause zu vertreten und ihm zugl. die
Aufsicht über die Lebensart sr Frau empfiehlt; an Damaget ein anderer, den
er um ein Schiff zu seiner Reise bittet. Ein sehr allerliebster Brief an
Philopoemen, wo er einen Traum erzählt, aus dem er eine gute Deutung von seiner
Cur an Democr. ziehet; ein anderer an Kraten, einen großen Botanicker, wo
er einige Kräuter und Wurzeln bestellt, falls er selbige nöthig haben sollte an
se. Patienten. Ein weitläuftiger Bericht endl. an Damaget, wie er seinen
Patienten angetroffen, von den Abderiten aufgenommen, und der sehr
moralischen Unterredung die er mit ihm gehalten; voller starken Züge, die eines
van Effen und Addisons nicht unwerth sind. Der kleine Briefwechsel
zwischen Dem. v. Hippoc. ist nichtswürdig. Ein klein Stück des
Democritus de Natura humana hat einige feine Stellen, und ist der kleinen
Anatomie die Cicero in sm. Werk vom Menschen macht, an die Seite zu
setzen.
Melden Sie mir doch, wenn Sie einige Nachrichten davon einziehen
können, ob diese Briefe irgend im französischen oder deutschen übersetzt sind. Sie
wären es werth, es müste aber eine freye seyn wie Aristänet im Spect.erschienen.
Diese Ausgabe ist sehr vollständig, was Text und Lesarten anbetrift, aber
für Liebhaber des Handwerks und Freunde eines ächten Alterthums schlecht
gerathen; indem offenbar viel untergeschobene Stücke und Strund unter
Hippocrates Namen wie unter Aristoteles der Welt empfohlen worden. Man
sollte wenigstens alles ungerathene für untergeschoben halten, wiewohl
Hippocrates Schreibart ihr Gepräge hat, das sie zieml. kenntlich macht. Ein
bloßer Philolog würde mit dieser Arbeit nicht fortkommen und Triller hätte sich
damit eher die Zeit vertreiben können als mit seinen Fabeln.
Doch vielleicht zu viel hievon. Voltairens Verse denke selbst bald genung zu
erhalten, ich will sie also mit einem Auszug davon verschonen. Seine
Uebersetzung von Hunsens Coffeehaus hat mir eine angenehme halbe Stunde
gemacht. Ich wünschte das Engl. lieber.
Beyliegende Kleinigkeiten mögen Ihnen willkommen seyn. Sie können
selbige sicher verschenken, weil Ihnen ein ander Exemplar zugedacht habe mit
erster Gelegenheit da Ihnen etwas übermacht werden soll. Wegen der Note
mußte selbst zum K. gehen, der sich Ihrer erinnerte, und mir wieder Hoffen
das Imprimatur gütigst ertheilte.
Des Athenaeus wegen leben Sie unbekümmert. Es hat noch Zeit, eh ich ihn
erreiche, und ob mir die Zeit wird gegeben werden, weiß Gott. Sie wißen,
daß ich Muth habe einen
freyen
Scherz zu wagen, und bisweilen auch das
Glück einen
feinen
zu
verlieren
.
Endlich in Schultens Hiob, wo ich das 10 Kap. vor die Feyertage zu Ende
gebracht. Meine Gemüthsverfassung ist vielleicht ein beßerer Schlüssel und
Commentator als das Arabische; das ich künftige Woche mit neuen Eyfer so
Gott will anzufangen und fortzusetzen gedenke. Ein ehrl. Mönch Guadagnoliund ein arabischer Grammatikus, der Erpen übersetzt und herausgegeben
versprechen mir viel; den ersten kenne schon halb. Alles übrige was ich
gelesen, der neueste Koppenhager Kalle, Clodius, Reime cet. sind bloße
Nachbeter des Erpen – Daß Schultens demselben gefolgt, wundert mich; zu seiner
Absicht wäre es beßer gewesen eine andere Grammatik zum Grunde gelegt zu
haben. Doch dies sind noch Reveries philologiques, von denen ich rede. Zeit
und Glück werden mehr lehren, und Glauben in Schauen verwandeln, δοξηνin επιστημην wie Hippocrates distinguirt.
HE Lauson läst Sie herzl. bitten grüßen, hat heute etwas für Sie
hergebracht und bittet um einen kleinen Rigischen Almanach de anno 1761. par
occasion favorable. Er ist noch mein treuer Socius, der mich zuweilen sehen
und aufmuntern kommt.
Bey Lesung der Schultenschen Werke habe Simonis Lexicon immer
verglichen, und den Werth dieses Buchs dadurch mehr schätzen gelernt. Falls Sie
selbiges, Liebster Freund nicht haben, so erlauben Sie mir, daß ich es Ihnen
nochmals als das nützlichste brauchbarste Handbuch in Ihre Bibliothek
empfehlen kann. Wollen Sie, so werde es hier im Buchladen für Sie auslegen
laßen.
Was Sie meinem Bruder committiren, davon weiß nichts, werde mich auch
nicht darum bekümmern. Bitte Sie aber sehr, falls er seiner Pflicht vergißt
ihn so viel mögl. dazu anzuhalten und die Ermangel. deßelben mir nicht zur
Last zu legen. Sapienti sat.Ich arbeite
alleine
– – Keiner der mir mit seinen Einsichten, Urtheil oder
wenigstens Geschmak zu Hülfe kommt. Sie können leicht denken, wie
verlegen mich dies öfters macht. Aber auch von der andern Seite desto mehr
Vortheile; und der Lohn meiner Mühe wird desto reicher seyn am Ziel
meiner Laufbahn.
Hier wird eine Wochenschrift Karoline herauskommen, deren Verfaßer
schon zum voraus bekannt ist, nichts aber verspricht. Vielleicht brauche ich
diesen Kanal, oder diesen Rinnstein vielmehr, um etwas durchschlüpfen zu
laßen; denn für das Intelligentz
Werk
hier schlüße ich mit dem: Ohe iam
satis est.Heute habe die Nachricht erhalten, daß die Kgl. alumni oder Stipendiaten,die nicht im stande sind einen actum zu bestreiten mit einer Abhandl. darinn
davonkommen sollen. Denn würde es den Namen einer
milden Stiftung
im
eigentl. Verstande verdienen, den ich ihm vor einigen Wochen im Geist schon
gegeben habe.
Ich schlüße, womit ich angefangen habe, unter Anwünschung alles
ersprießl. Wohlergehens, grüße herzl. Ihre liebe Hälfte, umarme Sie
beyderseits und ersterbe Ihr aufrichtig ergebener Freund.
Hamann.Mein Vater empfiehlt sich gleichfalls Ihrem freundschaftl. Andenken mit
dem Wunsch.
den 31 Dec. 1760.Ich habe gestern noch für die lange Weile den Precis de l’Eccl. et du
Cantique gelesen, und nichts darinn gefunden, ohngeachtet mir mit ein paar
guten Zeilen zum Motto wenigstens wären gedient gewesen. Haben Sie schon
Lardners vier Reden von den Beseßenen, die Caßel übersetzt. Dieser Caßel
wählt selten ein gut Buch und ist noch unter Windheim. An Jortins
Anmerkungen über die Kirchengeschichte hat er ein eben so entbehrl. Werk
geliefert. Lardner möchte wohl für Sie seyn. Ich schlüße propter fugam vacuimit einem Verschen:
Laß ferner Dich erbitten o Vater! und bleib mitten
in unserm Kreutz und Leiden ein
Brunnen
unsrer
Freuden
.
Gib mir und allen denen, die sich von Herzen sehnen,
Nach Dir und Deiner Hulde, ein Herz, das sich gedulde. – –
Und endl. was das Meiste,
Füll uns mit Deinem Geiste pp.
Meinen Kußhand an die Frau Gemalin. Eine Neujahrshöflichkeit an alle
gute Freunde, die es nicht der Mühe werth halten sich meiner zu erinnern,
worunter Herr George Baßa ggl. obenan steht.
Monsieur,
Il est vrai Monsieur, Votre boete de Pandore me met dans mon tort,
je Vous defie pourtant de me quereller au sujet de mon silence apres les
excuses, que Vous m’avez fait sur le Votre; l’amitié de laquelle Vous
m’honorez m’est trop precieuse, pour en chercher des autres. Je Vous
dirai en ami qui se plaint de ses malheurs, que j’ai eté malade. Je fis
le voyage pour Goldingen il y a trois semaines et ce n’est que depuis
ce tems que je me trouve mieux, si je n’y puis pas reussir tout a fait,
je me console avec Votre: Courage mon Cœur le printems va venir.
Votre Boete vuidée je ne sçai ce que je Vous dois dire a l’occasion
du nouvel an; au moins Monsieur vivez heureux et contant; je l’espere
parceque Vous en savez le moyen.
Je Vous suis très obligé des livres, que Vous m’avez envoyé, mais je
Vous prie très instamment, d’en dire le prix a M. Daentler, qui le payera.
Sans cela guerre declarée. S’il y a occasion d’acheter la Bibliotheque de
Gesner, Vous me ferez beaucoup de Plaisir par l’acquisition de ce livre.
Ma femme Vous fait ses complimens; elle est accouchée depuis 10
semaines d’un garçon, qui se port bien. Je vous prie Monsieur, de saluer
de ma part Votre Veillard aimable aussi bien que Monsieur Votre frère,
et d’agreer les sentimens de la plus parfaite estime et de tendresse, avec
lesquelles je serai toujours
Monsieurà Mitavie Votre tres humble etce 15 de Janviertres obeissant serviteur1761.Chr. Ant. TottienJ’ai lu avec plaisir vos traits sitiriques, et je Vous remercie de me les
avoir envoyé; il me semble pourtant, que Vous deviez faire Votre paix
avec ce Mr. M.Königsberg den 17 Jänner 1761.Herzlich geliebtester Freund
HE Not. Wilhelmi schickte heute einen Brief an die Frau ConsistorialRäthin, der bey ihr abzugeben gewesen, und so bald als mögl. befördert werden
soll. Weil die Gelegenheiten in Kneiphof einkehren, so werden wir uns lieber
darnach erkundigen laßen. Vor Bestellung gegen beyderseitiger Briefe ist
jederzeit von mir aufs genaueste gesorgt worden.
Einlage sollte schon vorige Post abgehen, ich habe aber an zwey Beyspielen
an einem Tage gesehen, wie Dinge zurück gehen, die man sich noch so fest
vornimmt, und wie gut ein Verzug ist. Der Mensch ist weder Herr von der Zeit
noch von dem Weg, den und wenn er ihn gehen soll.
Es hat mir anständig geschienen von unserm Intelligenzwerk auf eine
solenne Art Abschied zu nehmen: Weil man sich eingebildet, daß ich vielleicht
Entrepreneur davon werden könnte, wenn ich Lust hätte fortzufahren. Meine
Feder weiß aber aufzuhören, und würde keinen Versuch anfangen, ohne das
Ende vorher absehen und bestimmen zu können. Ich nehme mir die Freyheit,
Geliebtester Freund, Ihnen zwey Exemplarien dieser Kleinigkeit beyzulegen,
das eine für Sie selbst; dasem zweyten, wo eine kleine Zueignungsschrift
von einer Zeile befindlich werden Sie die Liebe für mich haben, wenn es mögl.
auf dem Nachttisch eines ledigen Frauenzimmers, die meine Wirthin in Riga
gewesen, eine Stelle zu erschleichen, wenn Sie vorher ein Couvert mit
schwarzem
Lack gesiegelt, ohne Aufschrift, darüber gemacht haben.
Ich hoffe nicht, daß Sie sich ein Gewißen oder eine Schande daraus machen
werden einem guten Freunde zu Gefallen den Unterhändler einer kleinen
Autorgalanterie abzugeben. Ihnen wird eben so viel als mir an der
Aufnahme derselben gelegen seyn. Man mag wie Michal oder wie Abigail davon
urtheilen, so geht
uns beyde
die Sache nicht weiter an. So viel unter uns;
ohne daß ein dritter daran Theil nehmen darf.
Die Arbeit selbst ist den
monströsen Zeichnungen
gleich, von denen Sie
wißen werden, daß selbige ihr ein verhältnismäßig Gesicht durch einen
glänzenden Kegel erhalten, in dem man sie sehen muß, wenn man sie
erklären will.
Meine Arbeiten habe Gott Lob! diese Woche mit dem Evangelio vom
12jährigen Knaben angefangen und gestern den ersten Theil des Schultens über
20 Kap. des Hiobs beschloßen. Ich eile um mit diesem Buch fertig zu werden.
Seine Weitläuftigkeit, womit er alle Ausleger zergliedert ist einem Qvalm
ähnlich, wodurch Hiobs Gestalt verdunkelt wird und der Leser einer gleichen
Prüfung der Gedult mit diesem Helden ausgesetzt wird – – und also auch
Schultens
ein leidiger Tröster für Leser, die mehr als den Buchstaben sehen
und sehen wollen. Unter allen Schriften dieses Mannes ist keine einzige die
mir gefallen hat als seine Grammatik, und die auch würklich als ein
Meisterstück dieses Mannes so wohl als in diesem Fach anzusehen. Warum ihm dies
Buch so gerathen, vermuthe ich immer zur Ursache, weil er in demselben am
Faden Altings gehen müßen.
Mit der Eintheilung meiner Stunden bin sehr zufrieden. Des Morgens eine
Parasche und das arabische darauf. Nachmittags Hiob und das N. T. womit
immer mein Tagwerk beschlüße. Mittwochs und Sonnabens zur Fortsetzung
des Griechischen. Ich freue mich nur, daß ich wieder im Gang bin, und hoffe
mit Ostern noch eine gute Länge hinter mir zu haben.
Ihr Brief an die GeEhrte Mama ist schon bestellt, weil zu HErrn
von Aaken schickte, und Gelegenheit da ist, die in einer Stunde abgehen wird. Ich
habe daher um Ihren Brief ein Couvert gemacht und selbigen fortgeschickt.
Auf die Woche wird der alte Wagner, (mit dem ich nichts mehr zu thun
habe, ungeachtet er meinen Vater noch des Abends ein oder zweymal die
Woche besucht) Sachen an Ihnen abschicken, wo ich Lausons Beytrag
beylegen werde, auch ein Paar die ich für Sie aufgehoben. X. Y. Z. ist hier
fiscalisch gemacht und vom jungen Zülcher auf die Waltsonsche Hochzeit.
Ihre HE Brüder vergeßen mich ganz. An HE Doctor geschrieben. Ich
möchte gern wißen
ob des HE. Fiscals Peltz gesund
angekommen. Fragen
Sie doch den HE Doctor darum
und
melden es mir
. Der Ihrige ist richtig
abgegeben worden mit der Küßenbüre an die Mama.
Mein Vater ist an einem Flußfieber und Schnuppen ein paar Tage
unpäßlich gewesen und muß jetzt wieder mit einem kleinen Geschwür an der Lippe
das Haus hüten; befindet sich sonst Gott Lob! ziemlich munter und wohl
nach seinem Alter. Gott erhalte ihn. Er grüst Sie und Ihr werthes Haus aufs
herzlichste. Ich umarme Sie gleichfalls und Ihre liebe Hälfte und ersterbe
Ihr treuer Freund.Hamann.Wir haben Hofnung HE. Keber aus Gerdauen als Diaconus in Kneiphof
hier zu bekommen ist wenigstens mit Grohnert und Weber auf der Wahl.
Leben Sie wohl und grüßen Baßa, der mir zu Pfingsten, ein Neujahr
wünschen soll.
Königsberg. den 7 Februar 1761.Par Dieu! point de permission, s’il Vous plait, Monsieur! die kleine
Dedications-Zeile abzuschneiden und das verbannte Exemplar einem andern
anzubinden. Wißen Sie nicht, Liebster Freund, daß man nicht seines Nächsten
Gut begehren soll? Ich umarme Sie für Ihre gütige Nachricht, und verharre,
des Reims wegen, wie ein Narre, bey meinen Sentimens: Je prefere le depit
à l’oubli. Meynen Sie, daß meine Muse ein siebenjährig Kind ist, die nichts
als lesen gelernt hat, sondern d sie versteht auch, was sie liest. Verzeyhen
Sie es mir, daß ich diesen blinden Streich durch Sie habe ausführen müßen.
Ich ersuche sie um nichts mehr als die einzige Freundschaft das Exemplar aufs
beste zu ihrer
Niederlage
zu machen, für die Sie michr
gut stehen
müßen.
Und diese Kleinigkeit ist mir so wichtig, daß ich ausdrücklich deswegen heute
an Sie schreibe, woran ich sonst in Monaths Frist nicht würde haben denken
können.
Ihrem Herren Bruder gönne ich es nicht sich mit s meinen Papieren
lustig zu machen; er hat edlern Zeitvertreib als an mich zu denken. Dem
meinigen habe Ihre Nachrichten zweymal vorgelesen; ob er sie behalten wird,
weiß nicht. Er hat gestern 2 Aderlaßlöcher im Arm bekommen, aber wollte
kein Blut heraus. Heute soll er den Fuß hergeben. Feine Gefäße, die der
hypochondrische Krampf noch enger macht, in denen die Säfte coagulirt wo nicht
petrificirt sind. So beurtheile ich seinen Körper. Zum Saufen und zum Laufen
ist er nicht zu bringen. Süßer Thee mit Schmant dient nicht zur Verdünnung
und ist sein liebstes Getränk. Danken Sie Gott
Ihrer selbst
und
seinetwegen
, daß ich die Bande zerhauen.
Er fängt jetzt an zu arbeiten, im
Geschmack
seiner
Kindheit
, woraus ich
einige Hofnung schöpfe. Er bemahlt seine hebräische Bibel und fängt bey den
Psalmen an; wie er die Buchstaben nachzog und Bücher verdarb, als er in
der Schreibschule gieng und sein Praeceptor klagte, daß er nichts lernte. Weil
ich
Beständigkeit
und
Treue
in dieser Arbeit sehe; so gefällt sie mir. Sonst
ist sie nichts werth und der stockende Fleiß zu seinem Schaden. Er sitzt wie
ein Galeerengefangener dabey.
Gedult
ist die einzige Artzeney; und die giebt
mir Gott so
reichlich
als Eyfer. Die Liebe brennt, die Klugheit ist kalt. Man
muß ein Genie seyn, um den Krieg der Elemente in der kleinen Welt zu ihrer
Erhaltung regieren zu können. Der Glaube ist aber nicht jedermanns Ding.
Noch eine große Bitte habe ich an Sie Liebster Freund, die Sie mir nicht
abschlagen werden, weil ich Recht dazu habe. Um das kleine
Pechkügelchen
,
davon sie mir den Typum geschickt haben. Wenn es auch noch schwärzer
aussehen sollte, als es Ihnen vorzukommen scheint. Nun Sie werden mir auch
diese
Bitte nicht abschlagen. Ich habe es zu meinen Zauberkünsten
unumgängl. nöthig; und will einen Talisman daraus machen.
Wegen der Bestellung ihrer Briefe bin allemal so genau, als es mögl. und
es beruhte auf ihr
Vertrauen
, daß Sie niemanden mit einer Einlage oder
sich selbst vielmehr damit beschweren dürfen. Die beyden letzten haben aber
lange auf Gelegenheit wegen schlimmen Weges warten müßen. Ich wünsche
Ihrer Sache eine glückliche Entscheidung und bedaure herzl. Ihre liebe Mama.
Des Pelzes wegen halten Sie sich nicht nur an den HE Doctor. HE
Fiscal und P. Ruprecht haben mir geschrieben, aber nicht daran gedacht. Daß
er angekommen ist, hoffe ich wohl, aber wie? muß uns schon allen gefallen.
Dies ist nur eine Gelegentl. Nachricht.
Sie erhalten mit Fuhrmann Reiß, wo ich nicht irre, ein Paquet. Chladenius
ist theuer aber des Geldes werth. Einfälle und Begebenheit sehr zeitvertreibend
und angenehm hin und wieder. Das übrige habe auf gut Glück genommen.
Werde jetzt eine Zeit lang wieder
anhalten
.
Ich hatte eine weitläuftige Beantwortung ihrer Kritik angefangen, sie ist
aber mitten im Lauf unterbrochen worden durch eine Arbeit, die mir jetzt im
Wege liegt. Schreiben Sie mir liebster Freund! so oft wie Sie können. Biß
Ostern bitte mir aber eine Nachsicht in Antworten aus, als auf den höchsten
Nothfall
.
Die Anpreisung der Sokr. Denk. habe in den Briefen der N. L. gelesen. Die
Vergleichung der Winkelmannschen Schreibart ist der schmeichelhafteste Zug
für mich. Die seichte Kritik einiger Stellen macht die Zuverläßigkeit der
Anpreisung sehr verdächtig. Als ein Antidot preise Ihnen das LVII. Stück der
Hamburgischen Nachrichten aus dem Reich der Gelehrsamkeit an vom vorigen
Jahr. Können Sie es nicht in Riga bekommen, so werde die Copie davon mit
beqvemer Gelegenheit überschicken.
Ich habe Hofnung dieser Jubilate Meße gleichfalls beyzuwohnen, aber
incognito. Die Anstalten zur Reise sollen so heiml. als mögl. gehalten werden.
Heben Sie ja das Exemplar mit der kleinen Dedicationszeile gut auf. Ich
verlaße mich hierinn auf Ihre Freundschaft und umarme Sie und Ihre liebe
Hälfte, nach herzl. Grüßen von meinem Alten Vater pp an Ihr ganzes Haus
verbleibe Ihr ergebenster Freund und Diener
Hamann.Königsberg. den 7 März 1761.Herzlich geliebtester Freund,
Ich danke Ihnen auf das zärtlichste für Ihre zweymalige Zuschrift – jetzt
habe Luft um Ostern recht ruhig halten zu können. Den logischen Theil von
Aristoteles Werken habe schon geschloßen; den Pentateuchum komme auch
mit aller Gemächlichkeit wills Gott zu Ende – und Ruhe ist mir zu gönnen.
Diese Woche erhielt aus Lübeck ein gleich klein Pack mit der adresseselbiges zu vertheilen vom
Verleger
der
Wolken
, der ein eben so großer
Windbeutel seyn muß als ihr Autor. Sie meldeten mir gestern daß Popowitsch die
Römer
dafür erklärt hatte und wenn Ihre die Rigische Meteoroscopie mit
unserer übereinkommt: so wird es an Klagen über Wind in diesem Jahr nicht
fehlen. Der Verleger meldet, daß der Anonymus im Contract mit ihm
abgemacht an alle gelehrte Zeitungsschreiber in Deutschland und an alle seine
gute Freunde in Europa ein Exemplar gratis zu übersenden. Auf der Liste
stand auch der Name des HErrn I. C. Berens in St. Petersburg zum
Hochzeitgeschenk. Sie werden also, Liebster Freund! die Freundschaft für mich
haben durch eine unbekannte Hand auf beyliegendes die Addresse machen zu
laßen, und es auf der Post abgeben zu laßen, ohne daß er weiß weder von
Ihrem noch meinem Antheil daran. Die
Hand Joabs
in dem Mährchen der
Frau von Thekoa wird einem Kenner nicht unsichtbar bleiben. Ich bitte es auf
der Post zu bestellen, weil ich glaube, daß
gedruckte Sachen
nur
halb Portogleichfalls dorthin zahlen
, und daß von Riga dorthin ohne
Entgeld
Briefe
angenommen werden, auch wie ich denke, das Porto nicht
zu viel
ausmachen
wird. Irre ich in diesen 3 Puncten: so überlaße es einer anderweitigen
Besorgung, wünschte mir aber mit ehsten Nachricht davon aus, wie auch, was
Sie
für gegenwärtigen Brief an Porto geben müßen
.
Bey der Abrede bleibt es, liebster Freund, daß Ihr Herr Bruder das
Exemplar zurück schaffen muß, wie Sie mir versprochen, als eine Niederlage bey
Ihnen. Das
rothe Bändchen
ist am rechten Ort hingekommen ich meyne die
Etrennes; die beygelegten Exemplarien waren zu Ihrer Disposition, wie
Ihnen welche versprochen habe. So weit sind wir richtig.
In Ihrem Exemplar der Wolken werden Sie zwey Blätter finden, die mit
warmer Faust geschrieben worden und eine Antwort sind auf Ihre Kritik der
2 letzten Stück im Intelligenz. Sie werden selbige
bey Gelegenheit
– mit
ein wenig Muße
lesen. Ich wollte sie gar nicht schicken, habe sie aber doch
vorgesucht, um Ihre Urtheile ein wenig zu
rectificiren
. Die Freyheit werden
Sie mir nicht übel nehmen. Sie gewinnen selbst dabey, wenn ich von meiner
Seite verliere, oder auch in Ihrer guten Meynung verlieren sollte. Falls Ihnen
daran gelegen, so haben Sie Gelegenheit mir tiefer in die Karte als andere
zu sehen. Werd ich in Ihren Urtheilen mehr
Richtigkeit
absehen: so werden
sie mir brauchbarer, schätzbarer, nützlicher seyn können, als vor der Hand.
Sie sehen, daß ich alles anwende, was
für
und
wieder
mich ist. Die
Irrthümer anderer helfen mir, wenn jenen Wahrheiten nachtheilich sind. Dem Reinen
ist alles rein. Ich will bloß
verstanden
, bloß
gehört
seyn: Am Recht
haben
ist mir so viel als am
kahlen Lob
gelegen. Beydes findet sich am beym
Auskehr zeitig genung. Sie haben die Briefe der neusten Gelehrsamkeit
gelesen, und werden also mehr verstehen, als denen die Anpreisung darinn
fremde ist. Von den
Memoires
ist der Schritt zum
Drama
gewesen; das ist
von der
Historie
zur
Poesie:
ob ich den letzten und steilsten zur
Philosophie
des Sokrates wagen werde, mag die Zeit lehren.
Fuhrmann Kruse bringt von hier die Frau Regimentsfeldscher Lauen mit,
die ihren Mann im Schiffbruch verloren. Sie geht nach Petersb. hat einige
Collectanea Lauson. und einen offen Brieflatt an die Fr. Magisterinn
mit. Wenn sie im stande ist dieser jungen artigen
Wittwe
womit zu dienen:
so wünsch ich ihr, dafür ein alt Groß
mütterchen
zu werden.
HE Mag. Siebert ist Bräutigam mit des Hattensee Schwestertochter. HE.
Conr. Saeman mit D. Cretlau Tochter. HE. Diac. Engelschmidt ist tod. Nicht
Keber sondern Grohnert ist Diac. im Kneiphof geworden, wird Palmarumintroducirt. Charfreytag predigt mein Bruder die Mette. Morgen ist Judica;bey ihnen komt er 5 Wochen später.
Ihre Erinnerung in Ansehung der Bücher werde folgen. Die letzten wurden
auf den
Stutz
von mir zusammengeraft. Pierre le Grand hat Zeise beygelegt.
Continuiren Sie mir ein Verzeichnis alles Neuen, das Sie erhalten. Ich werde
mich darnach richten können. Candide gestern deutsch gelesen. Haben Sie schon
die neue Übersetzung von Anakreons und Sappho Oden? Bengels Gnomonist ein Originalbuch, das ich entbehren kann, weil ich ihn zieml. ausgezogen.
Sie müßen seine Qvartausgabe vom N. T. mit dabey haben, die Ihnen eben
so zu wünschen ist als mir die
kleine
Genüge thut. Für Ihre Bibliothek ist die
Qvart beßer und nöthiger. Mein alter Vater grüßt Sie herzlich und Ihre
Frau Liebste. Mein Bruder wird nächstens schreiben. Vergeßen Sie mich nicht,
ich umarme Sie herzlich und ersterbe Ihr treuster Freund und Diener.
Hamann.Bury hat Bengels Titel aber nicht seinen Geist stehlen können.
den 23 Jänner 1761.Bei Gelegenheit zu überlesen.
Quod scripsi, scripsi. Was ich geschrieben hab, das decke zu. Was ich noch
schreiben soll, regiere Du. So sehr ich auch die
Dauer
meiner Schriften
wünschen würde, wenn ein Autornahme mir wichtig genung schiene: so schwebt
mir doch das memento mori bey allen
Ahndungen der Unsterblichkeit
vor
Augen.
An statt es Ihnen übel zu nehmen, liebster Freund, wenn Sie
rein heraus
reden so danke Ihnen dafür. Da Sie sich aber hinter so viel Feigenblätter
verstecken, und bald eines leipziger Aristarchen Kernwort, bald eines
deutschfranzösischen jungen Herrn bon mot – – bald
armseeliger Schälke
, wie Sie
sie nennen, unbarmherzige Randgloßen zu Hülfe nehmen, um Ihre
Empfindungen rein herauszusagen: so sehe mich gleichfalls genöthig, mich Ihnen
zu Gefallen aller dieser Fechterkünste zu bedienen, und bald mit meinem
Freund in einem Ton zu reden, als wenn ich einen kritischen Gottsched, einen
gewißen anonymum vom Freund – oder was mir am meisten leid thut einen
von den armseeligen Schälken vor mir hätte, die über ihre Freude an einem
Lustfeuer um Nasentuch, Hut und Perücke kommen.
Daß Sie mich nach ihren
Empfindungen
richten, daß sehe ich, und habe
lange gewust. Daß unsere Empfindungen den Eindruck äußerl. Gegenstände
verdunkeln, unsere Aufmerksamkeit schwächen und unser Urtheil verfälschen,
wißen Sie selbst. Ehe unsere Empfindungen Richter seyn sollen, müßen Sie
vorher einer sehr großen Prüfung unterworfen werden. Halten Sie diese aus,
so verdienen sie zu
herrschen
, und
Gedanken
, die
wie Engel aussehen
,
müßen
ihre Gerichtsbarkeit
erkennen. Die Empfindungen, mit denen wir
das kleinste Urtheil abwiegen, zu sichten ist aber ein schwerer Werk als die
tiefsinnigste Arbeit eines witzigen Kopfes zu zergliedern.
„Das innerl. der Abhandlung hat seinen Werth, Würde und
Schönheit
.“ Sie sagen, lieber Freund, zu viel oder nichts. Und in diesen Fehler des
extremen fallen alle Critici, die in geistlicher Bescheidenheit einhergehen, und
dann reden, was sie nicht sehen können noch wollen, denenjenigen hingegen
wiedersprechen, die das zeugen, was sie wißen, und deren Zeugnis eben daher
nicht angenommen wird. Würde iIhre Empfindung die
Wurzel
für
gut
erkennen: so müsten die Früchte ihren Empfindungen auch gefallen. Die
Saalbaderey von der französischen Wortfügung ist nichts als ein vehiculum,den Triumph über die herrschende Mosersche Denkungsart desto glänzender
zu machen. Je schlechter also das innerl. der Abhandl. wäre: desto gemeßener
wäre es zur Absicht des Autors gewesen. Dieser ehrl. Mensch ist aber nicht so
ökonomisch als die Nachahmer der
schönen Natur
; sondern gar zu
verschwenderisch, wie Sie wißen, und tadeln, und die wahre Natur, die er liebt, sein
apokryphisch Muster darinn ist.
Rechnen Sie, mein Herr! die Fragen zu den Inuersionen?
Ihnen zu
Gefallen will ich sie mit rechnen, sonst unterscheide ich noch eine blos
grammatische inuersion von einer logischen, oder von einem Tropo. Doch wie Sie
wollen. Sie können eine Definition von der inuersion machen, die mir nicht
einfällt; die meinige ist, wie sie mir gefällt. Jede Frage ist wohl eine
Inuersion; aber nicht jede inuersion eine Frage. Der Begrif des einen deckt also
nicht vice versa den Begrif des andern; sie sind also nicht gleiche Theile eines
Ganzen, oder DistinctionenClassificationen eines generis. 2. Ich rede von
inuersionen die
willkührl. sind oder scheinen
. Bey einer Frage ist die
inuersion eine unvermeidl. Sache. 3. Ich habe in Aristoteles Analyt. prioribusgelesen, daß er drey Gattungen von Sätzen macht. συλλογιστικη προτασις,
απλως καταψασις η αποφασις τινος κατα τινος. Ein syllogistischer Satz ist
eine bloße Bejahung oder Verneinung einer Sache von der andern.
αποδεικτικη δε, εαν αληθης η και δια των εξ αρχης υποθεσεων ειλημμηνη;
ein demonstrativischer Satz ist eine Wahrheit, die aus angenommenen
Gründen folgt διαλεκτικη δε, πυνθανομενω μεν, ερωτησις αντιφασεως·
συλλογιζομενω δε, ληψις του ψαινομενου και ενδοξου. Was ein dialectischer Satz
ist in Ansehung eines
Fragers
, und eines
Denkers
, liegt in dieser
Definition, die schwer zu übersehen ist.
„Sie hätten
etwas
noch genauer noch bestimmen können, daß die fr. Sprache
auch einiger Inuersionen fähig sey.“ Ich hätte noch vieles und mehr als
das, nicht etwas sondern ganz thun können, wenn ich Lust dazu gehabt, oder
gründlicher zu reden, wenn es nöthig gewesen und zu meinen Schranken
gehört hätte. Daß die franz. Sprache der Inuersionen fähig sey, weiß jeder
Anfänger, und wird niemanden einfallen streitig oder zweifelhaft zu machen.
„Die Nothwendigkeit der Stelle des Acc. in dem aus Pluche angeführten
Ex. komt nicht so wohl von
innerer Abhängigkeit
her sondern von der
Ähnligkeit des Acc. und Nom. im Art. le.“ Wie liesest du? Wo hat mir von einer
inneren Abhängigkeit
geträumt. Es steht geschrieben: man kann die (äußere)
Abhängigkeit gewahr werden, wenn ein pleonastisch Beywort nöthig ist.
Die Abhängigkeit gewahr werden ist eben das: den Accusat. erkennen und
dafür ansehen können. Die
Benennung der Casuum
habe mit viel Mühe
vermeiden müßen, weil ich sie für eine Schleichwaare der lateinischen Etymol.erklärt.
„Noch ist in dem Satz: alle nomina propria sind Beywörter etwas
dunkeles“. Was Recht ist, von Rechts Wegen. Soll und kann nicht anders als
dunkel seyn. Ist dies deutl. Alle N. P. können als adiectiua betrachtet werden,
deren genus durch ein vulgo subintellectum bestimmt wird. Wenn Sie
einmal Philosophen zu Schulknaben bekommen die s Sie fragen: warum alle
Manns- Fluß pp Namen mascul. sind, so antworten sie pro ratione
sufficiente, weil Sie nichts beßers wißen: Meine HE. müßen diese Worte als
adiectiua ansehen die sich nach ihrem Substantiuo richten, welches vir, amnisheist pp. Individua und Species verhalten sich zu ihrem genere als praedicatazu ihren Subjecto pp.
Der Ausfall mag
grimmig
seyn oder nicht; so gründet sich mein Recht auf
das Maas, womit Moser Herren und Diener gemeßen. Jener ist
fern
, ihn geht
dieser Grimm also nichts an, und trift ihn nicht. Seine gute Meynungen und
Absichten sind mir unsichtbar, ich bin kein Herzenskündiger. Die Ausführung
und die Ausdrücke, an die halt ich mich, und an seine es gut meynende
Bewunderer. Die Mosers, die mir
nahe
sind, haben mich in Harnisch gejagt.
„
Sein Buch verdient nicht die Bewunderung, die es erschnappt
“. Wenn
man was erschnappt, so muß man nicht nur Ersetzung thun, sondern auch
dafür
büßen
. Sie urtheilen über sein Buch und beschuldigen ihn eines Raubes
ohne zu beweisen. Ich
beweise
– nicht ein Urtheil, sondern eine licentiampoeticam, und man tadelt mich, daß ich die Mühe auf mich genommen ihr
eigen Urtheil gründlich zu machen.
„Die
galante
Welt“ mag den Diogenes im Faß vorwerfen, was sie will.
Daß Sie aber ein
Wortführer
der
galanten
Welt sind, und ihre Vorwürfe
sich eigen machen, ist eben nicht ihre Rolle, auch der Diog. im Faß schon ein
aufgewärmter Einfall für mich, den ich einmal mit jenem Wunsch Alexanders
beantwortet habe – –
Es geht aber der galanten Welt nicht allein so, daß sie bagatelles mehr liebt
als Hieroglyphen. Die Pharisäer wollten eben nicht von der galanten Welt
seyn und liebten demohngeachtet Münz, Till und Kümmel mehr, als die
Zeichen der Gerechtigkeit im Urtheilen und der Liebe im lossprechen.
Daß die licentia poetica zu weit geht, liegt schon in dem Ausdruck selbst,
sonst wäre sie keine licentia, noch weniger poetica. Ob die patriotische
Freyheit nicht zu weit und noch weiter geht, daran denkt man aber nicht, oder hat
nicht lust beyde mit einander zu vergleichen. Wenn ein Sonnendiener und
Mondsüchtiger Geheimniße der Sittenlehre predigen will; so muß er sein
Schild aushängen, wie ich; ein Patriot aber muß mit Zittern und viel
Klugheit, mit Schlangenlist und Taubeneinfalt seine Feder zu
regieren
wißen.
Wenn
anschnarchen
Gottscheds Sprache ist, so mache ich mir aus ihrer
Unwissenheit eine Ehre. Was dieser
anschnarchen
nennt, hat in der
ästhetischen Welt vielleicht eine sanftere Benennung. Mein treuer Genius wolle mich
behüten mit Gottscheds Sprache aufzuhören, da ich in einem beßern Ton
angefangen.
Die galante Welt
verachtet
eben so sehr bagatelles, als sie solche liebt. Sie
schätzt Hieroglyphen hoch, so gleichgiltig sie sich gegen selbige
anstellt
. Meine
galante Welt, wenn mir die Wahl frey stünde, möchte die
Nachwelt
seyn,
deren
Kräfte
die Kinder dieses Saeculi nicht zu schmecken im stande sind.
Wenn ich die Maske des Scholiasten ablege, so urtheile ich ganz anders
von des HE. v. Mos. Arbeit, und finde nicht bloße bagatelles, sondern eine
Menge Hieroglyphen darinn, die seine Bewunderer vielleicht nicht verstehen,
wie ich davon Proben habe, und die sein Tadler auch der Welt zeigen könnte,
um die
Schande der Blöße
in den bagatelles durch die
Schönheit der Blöße
in den Hieroglyphen reichlich wieder gut zu machen und überflüßig zu
ersetzen.
„
anzuschnarchen
, da er doch weder
Kabinet
noch
Audienzsaal
kennt“.
πως ουτος οιδε μη μεμαθηκως ταυτα Joh. VII. 15 steht dieser jüdische
Syllogismus. Gesetzt ich wäre so ein Laicus in der Politik als Sie: so können
wir uns mit dem Spruch des Horatz trösten:
Interdum vulgus rectum videt – –2. Macht das Kab. Audienz. und Kanzell. Staatskluge, so wären es lauter
Gelehrte, die in der Schule giengen. 3. Wenn s Sie auch meinen Lebenslauf
von Wort zu Wort gelesen und verstanden hätten; so möchten vielleicht Lücken
darinnen seyn, wo jene Wörter auch ihre Stelle bekommen.
Gottscheds Sprache geht mir so viel an als eines gewißen Freundes über
solche Urtheile, qu’ils tranchoient trop du grand mot sans prouver le fait.Das trancher du grand mot ist mir so gut erlaubt als andern, und andere
haben nicht mehr Recht dazu als ich. Das prouver le fait ist
gar nicht nöthig
,
wäre
überflüßig
und
vergeblich
. Handlung soll meinem Styl in nichts
nachgeben, wenn es so weit kommen ist wird. Erst
denken
ehe man
redt
, erst
sich
anmelden
, ehe man ins Haus platzt.
Wehe uns, wenn alle Blitze einschlügen. Fehlt es an solchen, die treffen?
Sehen wir darum scheel, daß die Natur so gütig ist? „
Doch ich verweise
auf das Buch selbst“
. Correctio heist wo ich nicht irre, diese Figur. Nein ich
verweise nicht auf das Buch sondern auf des HErrn von M. Namensvetter,
auf die hab ich gewiesen mit dem Motto: Geschiet das am grünen Holtz, wie
dürfen dürre Reiser des Feuers spotten?
„Ich habe
weiter nichts dagegen zu sagen, denn sie thun es für sich
“
heist es endlich. Nicht so, für das Publicum. Was ich für mich thue und thun
will, mag ich keinem auf die Nase binden.
Weil Sie sich wundern, daß man mir deshalb Gänge gemacht: so müßen
Sie vergeßen haben, was ihr Sendschreiben Ihnen für Gänge, weite und
vergebne Gänge gekostet. Ich habe alles erreicht und noch mehr als das.
Sie sind ein schlechter Wahrsager meiner Denkungsart. Mein Urtheil, wenn
es angegriffen werden sollte, würde nicht verfochten, sondern
wiederruffen
werden.
Die zweyte Schrift hangt mit der ersten nicht im geringsten zusammen.
Eine Verbindung unter beyden zu suchen ist ein künstl. Sophisma. Die erste
habe unter fremden Namen, die letzte unter meinem geschrieben. „Ihr
Inneres ist wahr und schön.“ Der Beweiß von dieser Meynung thut mir nicht
Genüge sondern läst mir das Gegentheil vermuthen.
Daß Sie das
emblematische
in Handlungen verstehen, sehe wohl, vom
symbolischen altum silentium.Sokratische Körner sollaffectirt und egoistisch seyn. Der
Fehler sich selbst
zu sehen
ist zur Selbsterkenntnis unentbehrlich. Viele Einfälle bleiben andern
nicht nur sondern auch meinen nächsten Freunden Räthsel. Von denen es
heist:
Euch ist gegeben Geheimniße zu wißen, lesen wir auch: und sie
vernahmen der keines, sie verstanden nicht, was gesagt war, es war
vor ihren Augen verborgen
.
Königsberg den 21 März. 1761.GeEhrtester Freund,
Gestern, am Charfreytage Ihren Brief erhalten, und diese Woche die uns
überschickten Sachen. Am Caviar recht geweydet. Daß Shakespeare denselben
im Hamlet angeführt, werde Ihnen schon einmal gesagt haben, da er von
einem Schauspiel sagt: The play, I remember, pleas’d not the Million,
’t was
Caviar
to the general; but it was (as I receiv’d it and others, whosejudgment is in such matters cried in the top of mine) an excellent Play;
well digested in the scenes, set down with as much
modesty
as
cunning
,mit soviel Bescheidenheit als List, oder schlauen Witz.
Weil meine Ferien noch sind, so nehme diese Gelegenheit noch heute mit;
da ich ohnedem recht viel an Ihnen zu schreiben habe. Die Ruhe hat mir diese
Woche recht Genüge gethan und ich habe selbige mit dem zweyten Theil von
Milton, worinn sein Paradise regain’d und andere Gedichte in allen Sprachen,
auch eine kleine Abhandlung von der Erziehung, die Wieland nachgeäft aber
nicht übertroffen, ungeachtet er über ein Saeculum älter ist als der Engländer.
Milton’seigenes Urtheil scheint mir zuverläßiger als Addisons Trumpete
vom verlornen Paradiese.
Ich habe auch Zeit gehabt Ihre Schulhandlung etwas mehr als die vorigen
überlesen zu können. Da ich die Regeln eines Schuldrama nicht kenne; so bin
nicht im stande von der Vollkommenheit oder Güte Ihres Alberts zu
beurtheilen. Das
Decorum
, sagt Milton, ist das große Meisterstück, das ein
Autor und Kunstrichter zu beobachten. Das Decorum ist vielleicht auch die
Seele der Action, die Demosthenes so erhob. In der eilften Sammlung
erscheint endlich eine kleine Blüthe ihrer Mühe, die wie die Aloe anzusehen ist.
Es herrscht viel Nachahmung in diesem kleinen Briefe, wie
alle
Schulexercitia
darauf führen. Ich kann mich nicht entbrechen die Kritik des
Petrons über den Gegenstand anzuführen: Et ideo Ego adolescentulos existimo
in Scholis stultissimos fieri, quia nihil ex iis, quae in vsu habemus, aut
audiunt
aut vident, sed Piratas – et Tyrannos – sed responsa in
pestilentiam data – sed mellitos verborum globulos et omnia dicta factaque quasi
papauere et sesamo sparsa.
Sauce verte agreable aux citoyens de
Riga, ou le suc de pavot entre et celui du Sesame, espece de bled
d’Inde
. Qui inter haec nutriuntur, non magis sapere possunt, quam bene
olere qui in culina habitant. Petron ist aber so liebreich die Lehrmeister zu
entschuldigen. Minimum in his exercitationibus Doctores peccant, qui
necesse habent cum insanientibus furere. Nam ni dixerint, quae
adolescentuli probent, vt ait Cicero, SOLI IN SCHOLIS RELINQUERENTUR. –
Sic Eloquentiae Magister, nisi tanquam piscator, eam imposuerit hamis
escam, quam scierit appetituros esse pisciculos, sine spe praedae morantur
in scopulo. Quid ergo est? Parentes obiurgatione digni sunt, qui
nolunt
– – Quod si paterentur laborum gradus fieri, vt studiosi iuuenes
lectione
seuera
(ein sehr räthselhafter Ausdruck) mitigarentur (seuera und
mitigarentur ist ein schön Oxymoron): vt sapentiae praeceptis animos
componerent (dies ist dem Wirbel der tragischen Leidenschaften, die man in
Kindern anzündt, und wenn sie uns hernach brennen, verdammt, nicht sehr
günstig) vt verba
atroci stilo
effoderent (was Petron durch den atrocem
stilum eigentlich versteht, abermal ein Haaken!) vt quod vellent imitari,
diu audirent
; sibi nil esset magnificum, quod
pueris placeret
. – – Nunc
pueri in scholis ludunt, iuuenes ridentur in foro et quod vtroque
turpius
est, quod quisquis perperam discit, in senectute confiteri non vult. So weit
Petron, dieser arbiter elegantiarum, der in meiner Jugend ein Liebling meiner
Zuchtmeister gewesen, und der bey aller Galanterie seines Amts ein
Schulmeistergesicht zu rechter Zeit, und nicht zur Unzeit zu schneiden weiß.
Diese Episode wird Ihnen, GeEhrtester Freund, als einem Liebhaber und
Lehrer des guten Geschmacks nicht unangenehm seyn. Um einigen Nutzen
davon zu ziehen, wiederhole ich die Erinnerung, jungen Leuten nicht solche
Uebungen aufzugeben, wodurch S sie in den Wirbel der Leidenschaften
versetzt werden können, unwahrscheinlicher, romanhafter, seltener Unglücksfälle,
die den Selbstmord als ein Hülfsmittel selbige zu ertragen, dem Gemüth mit
einer Art falscher Grosmuth empfehlen. Es fehlt Ihnen nicht an Weisheit
den sittl. Uebelstand aller dieser Thorheiten
einzusehen, wenn ein guter
Freund so barmherzig ist Sie aufrichtig deswegen zu bestrafen. Die schöne
Natur muß in einer tragischen Aufgabe nicht mit Hintansetzung des
siebenten Gebots
nachgeahmt werden. Ahmt nach Kinder! aber stehlt nicht. Ahmt
gute Muster nach aber nicht das in dem Anhang – Seht in eurem Mitschüler
ein Beyspiel eurer Blöße, Dürftigkeit – Wenn man euch Lust zu schreiben und
in der Declamation und im Styl zu üben geben will; so muß man zu
thörichten Aufgaben seine Zuflucht nehmen. Ein
Brief an seinen Mitschüler, an
seinen Vater
würde dem Mr. S – – nicht gerathen seyn aber ein Brief an
Croesus – – das macht euch Lust, das treibt euch Proben eines armen Witzes
zum Zeichen eures Reichthums auszuhängen. So würde der
gefährliche
Oelgötze
der Eitelkeit bey Kindern zeitig unterdrückt und die Geschöpfe dieses
Oelgötzens nicht die Nachwelt mit ihrer
schädlichen Fruchtbarkeit
bevölkern
können.
Ich will jetzt von Personalien abstrahiren und auf Realia kommen. Der
Brief nach Dantzig ist richtig bestellt, und weil Sie nicht Francoaufgeschrieben, so habe ich mich nicht
unterstehen
wollen franco darauf zu setzen. Ihre
GeEhrte Mama hat
sehr oft Geld mitgeschickt
, wenn Sie nicht um
Einschluß, sondern expedita Besorgung bitten laßen. Sie sind mir also nichts
schuldig. Weil Sie mir ohne Rücksicht das Porto melden für mein letztes
Pack; so danke für die Nachricht; und bitte um Verzeyhung, daß Ihnen die
Poßen
so theuer gekommen. Ich dachte nur auf 2½ Orth höchstens. Wenn
ich das gewust: so hätte aufgeschoben oder ganz franquirt. Es ist mir aber
lieb, daß ich es
nicht gewust
. Ein Mann von Ihrem Stande und Ihrem
Herzen löst auch wohl einen guten Freund mit einem Ducaten einmal aus.
Revange
dafür können Sie sicher nehmen. Ohngeachtet ich kein Geld
verdienen kann; so fehlt es mir doch nie an zu den
nöthigsten
Ausgaben.
Ich muß mich aber sehr einschränken.
Revange
dafür können Sie sich sicher
nehmen.
Ärgern
Sie sich nicht an meinen Detours, Ceremonien, krummen Wegen
und wie Sie alles zu nennen belieben, was ich thue. Das Decorum ist die
grand
master-piece to observe für jeden, besonders den Dramatischen
Dichter. Das höchste Decorum besteht öfters in Beleidigung des
subordinirten; und
Convenance
bricht öfters die feyerlichsten
Conventions
. Da
meine Nächsten
schon einmal unter sich einig geworden jeden Zug der
Wahrheit, der mir entfährt, eine
Beleidigung
zu nennen, und das Recht Dingen
Nahmen zu geben ein
praerogativ
der menschlichen Natur ist, das eben so
wie das
Regale Münzen
zu schlagen geschändet wird: so muß ich schon diese
Schwachheit so gut ich kann tragen, und mich in selbige zu schicken wißen.
Der größte Liebesdienst den man seinem Nächsten thun kann, ist ihn zu
warnen, zu bestrafen, zu erinnern, sein
Schutzengel
, sein Hüter zu seyn;
diesen
Kreutzzug
hält nicht jeder Ritter aus. Die Rotte
Dathan und Kora
hatten
große Ursache ihrem Heerführer die
krummen Wege
vorzuwerfen,
die er sie gehen ließ. Das Zeugnis der Wolken und FeuerSäule war nicht
stark genung sein Ansehen zu stützen. War Moses der Eyferer, der
Mann
mit Hörnern
, Schuld daran? Nein; er war ein
sehr geplagter
und
sanftmüthiger
Mann – – sondern das Volk, deßen Glauben Gott versuchte. Aber
hier heist es abermal: Was machst Du aus Dir Selbst? Bist Du Moses?
Du bist ein eitler Oelgötze und Deine Muse eine
Mohrin
, eine
Hottentottin
. Gesellen Sie sich nicht zu dem Haufen derer, die
lästern, da sie
nichts von wißen
, damit Sie nicht ein gleiches Urtheil mit ihnen
empfahen. Sondert euch ab, heist es – – hab ich
Leidenschaften
; so fürchten Sie
diese
Tischfreunde
. Haben Sie keine; so ist
Horatzes
Bekehrung vom
Epicurismo zum Stoicismo mit ihnen vorgegangen. Sie predigen mir
immer die
Liebe
. Ist die nicht die
Königin der Leidenschafften
? Ein
Kenner
nennt ihre Glut feurig und eine
Flamme des HErrn
? Ihre
Liebe hat aber,
wie es scheint
, zum Symbolo:
Thu Du
mir
nichts
und
ich thu Dir wieder nichts. Wenn Sie nicht
Leidenschaften
haben: so fehlt
es ihnen vielleicht an deren Stelle nicht an
Lüsten
, die sind so
gefährlicher als jene.
Daß ich nicht meine eigene Ehre suche, hätten Sie wahrnehmen können, wie
ich mit dem Lob in den Briefen der Literatur umgegangen bin. Diese Herren
haben im Geist gesehen, daß
Loben
eine
gefährliche
Sache ist, wenn man
nicht recht damit umzugehen weiß und daß jeder Autor nicht mit
einem
kahlen Lob
satt gemacht wird. Die Geißel womit diese Briefsteller gezüchtet
worden ist
empfindlicher
als die der Nachrichter hat fühlen müßen.
Reden Sie nicht so leichtsinnig von
Kindern des Lichts
– und
pochen
Sie
nicht so, daß ich ans Licht kommen soll. Wenn meine Stunde kommen wird;
so wird
meine Gerechtigkeit hell genung
hervorbrechen; aber mancher ihre
Augen
werden es
fühlen
und manche
Liebesdienste
werden zu
Werken der
Finsternis
offenbar und ihr Todester Glantz vernichtet werden. Ich laße
mit Fleiß vieles
schlafen
, weil die Zeit noch nicht dazu ist. Unterdeßen die
Athenienser von dem Schwanzlosen Hunde schwatzten, machte
Alcibiades
mit ihnen was er wollte.
Hatte
Elihu
unrecht, der
Hiob
für einen Spötter hielt; hatte
Eli
unrecht,
der
Hanna
für eine trunkene ansahe: sollte mein Freund der HErr RectorLindner in Riga
nicht auch irren
können, der ohne Leidenschaft sich zutraut
das Θειον und das menschliche Herz immer treffen zu können.
Was schelten Sie Ihren Schwager? Sind Sie nicht selbst schuld daran, daß
Ihre Mama und Brüder haben leiden müßen an ihrem guten Namen und
Vermögen. Jetzt laß alles vergeben und vergeßen seyn. Ihre liebe Mama ist
männlicher
, ist
männlicher
– – Ihr Schwager ist
ein kluger Mann
; Sind
Sie ein Kind des Lichts und laßen Sich von ihm das Recht nehmen, was Ihnen
Gott gegeben hat als ältester Sohn von Ihres Vaters Hause. Die Finger
haben mir genung
gejückt
einiges Vertrauens in dieser Angelegenheit von Ihnen
gewürdigt
zu werden. Ich hatte die
Schwäche
mich auch
einmal in
meinen
Briefen
bloß
zu geben. Aber das alte
verjährte Vorurtheil
, daß Hamann
zu nichts zu brauchen ist und durch seine Hitze alles verdirbt, sich immer in
fremde Händel mischt pp hielt mich zurück. Ich sauge das
nicht aus dem
Finger
was ich schreibe. Ihr eigen Gevollmächtigter hat mir einen Wink
gegeben, daß HE Rector
weder zum
Proceß noch zum
Verlieren
geneigt wäre
und den Mantel bald so bald anders trüge.
Laßen Sie sich dadurch nicht aufbringen, liebster Freund! Meine
Leidenschaften
würden Ihnen
weniger verdächtig
und
gehäßig
vorkommen, wenn
Sie
mit mir wären. Da aber Ihr Gewißen Ihnen sagt; daß Sie
halb mit
den Hamb. Nachr
. halb es mit
den Briefen
der
Literatur
halten; so
trauen
Sie
mir nicht
und ich trau Ihnen wieder nicht.
Der Grundsatz der
Liebe
kann Ihnen nicht heiliger seyn als er mir ist. Aber
die Anwendung muß uns nicht
Fleisch
und
Blut
lehren, nicht der Nächste – –
Doch, warum nicht?
Du siehest ja vor Augen da,
dein Fleisch
und
Blut
die Luft und Wolken lenken
Da kennt man
Vater und
Mutter
Bruder
nicht, wie Moses von Levi
sagt; da ist weder Freund noch Feind, weder Vorhaut noch Beschneidung von
einigem Werth in unsern Augen. Ein Gott, Ein
Nächster
– Ich flochte Ihm
die Dornenkron, Ich sprach Ihm mehr als alle Hohn – Doch wiß, daß dieser
Tod die Ursach ist, daß Er mein Freund geworden ist.
Morgen ist Ostern, lieber Freund. Morgen werd ich mit singen können: Der
HErr lebt und gelobet sey mein Hort: und der Gott meines Heils müße
erhoben werden! Der Gott, der mir
Rache
gibt und zwingt die Völker unter
mich. Ψ. XVIII.Gedult! Gedult! Laßen Sie sich die Zeit nicht lang werden nach
Licht
– Der
Tod
ist der große Lehrer, den Du wir uns wünschen, wenn wir um Licht
schreyen; wenn er Sonn und Mond auslöscht unsern irrdtschen und
fleischlichen Augen, die kein ander Licht
als dies erschaffene
erkennen wollen: so
wird ein höheres, geistiges ewiges Licht aufgehen, wo alles Flecken zu
Sonnen, und alles gemalte Licht hier zu Schatten werden wird.
Gott weiß, was ich diese Woche gelitten habe.
Mein Bruder
hat gestern
gepredigt, in der Frühe. Hat sich dazu aufgedrungen, hat dazu ganzer 4 Wochen
Zeit gehabt, und da er vor 6 halb Sechs schon noch bey Mag. Schönäich
seyn sollte, schrieb er noch die letzten Worte zu seiner Predigt auf. Das ist
meine Ruhe in der Paßionswoche gewesen, lauter Herzensstiche! Die Ostern
werden desto freudiger seyn. Gott geb es!
Und was kann ich über diesen Punct schreiben als:
Finsternis
bedeckt das
Erdreich! Wer hat ihn in den festen Schlaf eingewiegt,
die Liebe
! Hat uns
denn Gott
Autorität
umsonst gegeben, und wer die
liebt
, weil sie ihm
Gott
gegeben hat
– – Alles was ich ihm sage, ist Haß,
Bitterschaft
, Feindschaft,
ein Spiel der Leidenschaften – – Diese
Synagoge
ist des
Satans
Schule.
Glauben Sie also mir, vor der Hand, daß ich eben so wichtige Ursachen habe
das Licht noch zu scheuen und nicht offenbar zu werden, als andere haben
mögen zum Gegentheil.
Wenn Sie im
Ernst sich ein Gewißen
gemacht haben meine Vorschriften,
das eine Exemplar zu besorgen, nach
meinem letzten Willen
zu erfüllen: so
haben Sie Unrecht gethan es befördert zu haben. Aber Sie haben die Casuisticausstudiert, halb dem Gewißen halb der Freundschaft ein Genüge zu thun.
Mit einem getheilten Kind ist aber einer
wahren
Mutter nicht gedient; daher
werden alle unsere Opfer als todte vor Gott auch schon von Menschen, die
ganze
Leute lieben im Umgange und in Geschäften, angesehen. Da ich ein- für
allemal ihre
Denkungsart
weiß,
die ich in allen Würden laße
, weil
das
Gewißen nicht gebunden
seyn muß
unter wahren
Freunden; so werde ich
mich auf das strengste darnach richten. Und Sie sollen inskünftige nicht mit
solchen
passiven Liebesdiensten
beschwert werden. Das ist wahr, und nicht
bitter
, was ich schreibe und wozu ich mich verbindlich mache.
Um Ihnen alle Unruhe in Ansehung der Wolken zu benehmen; melde Ihnen,
daß die Exempl. eben die Woche erhielt, da ich meine Andacht gehalten. Ich
habe also die Erstlinge davon meinem
Beichtvater
geopfert, unter einem
Couvert, auf dem ich gemahlt und nicht geschrieben hatte: Sub Sigillo
Confessionis, damit er dies wenigstens lesen könnte, wenn das übrige für Ihn zu
fein geschrieben wäre. Er empfieng es zwey Tage vor meiner Beichte, den Tag
vorher speiste bey ihm, er schalt mich nicht, ungeachtet wir darüber mit
einander uns unterhielten. Den 11 März wurde von der
Sündlichkeit meiner
Leidenschaften
absoluirt, die ich mit dem 86. Psalm Gott gebeichtet. Wer
will also verdammen? – –
Dies sind
Facta
und
Personalien
, die ich Ihnen als Freund habe melden
wollen. Das übrige Schicksal der Brochure geht uns beyden nichts an; als
daß wir fortfahren dem Autor und den HErrn Kunstrichtern, die
Herzen
und
Nieren
prüfen können, aber Feinde vom
Spiegel
sind, weil ihr Gesicht die
Geistlichkeit der Engel
und ihre
Unsichtbarkeit an sich hat
,
erleuchtete
Augen des Verständnißes
anzuwünschen. Da das
Drama der Wolken
nicht für
Kinder
sondern für
Behemoth
und
Leviathans
geschrieben ist: so
werden S die
an den Mücken nicht ersticken
, welche unter den Wolken
in
die Länge und in die Qveere tanzen
werden.Beylage ist ein Brief von Trescho, der einige heil. Reden vom
Sünderheilande
drucken läst κατα
Forstmann
auf Verlangen einer Gräfin, die ihm
einen
Silberservice
geschenkt haben soll. Sein Bruder, der hier speist hat es
mir erzählt. Die Anecdote von Grohnert ist mir bekannt. Sein Vortrag wird
sehr gelobt. HE Keber ist vergnügt in Gerdauen bleiben zu können und ich bin
damit auch zufrieden. Er hat mich in
meinen Absichten sehr gestärkt
, würde
mich aber in
Ausführung
derselben sehr
gehindert
haben.
HE Trescho Gedichte werden ein wenig später auskommen, als er selbige
erwartet. Es ist auch eine
kleine Fabel
auf den Verfaß. der Sokr. Denkw. vor
der ich aber meinen Namen ausgestrichen, wovon ihm Nachricht geben laßen.
Den Briefwechsel habe ganz aufgehoben; weil Ihr
Urtheil
von ihm auch im
vertrautesten Umgange
mit ihm mir immer im Sinn gewesen, und er mich
zu seinem
gelehrten Intelligence-Arbeiter
machen wollte. Weil ich aber
nicht Lust hatte mich um alle
moralische Kleinigkeiten zu
bekümmern und
in meinem Herzen ein
großer Feind von gelehrten Urtheilen
bin: so habe
diesen Zeitverlust bey Zeiten eingesehen und mich darnach eingerichtet. Welches
mir auch gelungen, ob zu meiner Ehre oder seiner Zufriedenheit, weiß nicht,
geht mich auch nichts an.
Meine Bibliothek habe zieml. oben in Ordnung. Es sind Lücken darinn die
ich zum Theil bedaure. Wunder, daß nicht mehr. Ich bin genöthigt mich um
einige Dinge bey Ihnen zu erkundigen. Einige Handschriften liegen mir am
meisten am Herzen, die ich meinem Bruder besonders empfohlen, nicht ihres
Werths wegen sondern meines Interesse dabey.
Alle meine Papiere über
die Bibel
sind
verloren
gegangen. Wenn selbige bey Ihnen seyn sollten: so
melden Sie es und heben sie auf. Ich hatte über jedes Buch einen papiernen
Umschlag gemacht und betrug einen ziemlich Pack, das nicht so leicht
verschwinden kann. Briefe muß er mir auch verschleudert haben. Es ist mir an
beyden viel gelegen. In meinem Geschmier über die Bibel ist ein Haufen
unrichtig
,
anstößig
pp und doch noch viel, das mir jetzt nicht einfallen mag. Eine
Revue
meiner eigenen
Fehler
macht mir eben so viel Vergnügen als ein
Hervey auf einem Kirchhof genüßt. Anti-Lucrez, scherzhafte Lieder,
Bremische Gedichte, Gemmingen pp fehlen mir auch. Sollte dort oder in
Kurl
.
noch etwas seyn, so sammlen sie doch diese
Zerstreuung
. An den
Handschriften
denken Sie auch.
Ihr Pro memoria habe noch gestern bestellt an den Wagner. Für Gnomonwerde sorgen.
Hallervord
lebt nicht mehr; bey
Baar
werde nach den
Feyertagen ansprechen. Zweifele aber. Bengel läst sich besonders angelegen seyn das
Pathos
und
Decorum
der heiligen Schriftsteller anzumerken. λογοι sind in
Wolfs Curis der Hauptvorwurf.
Ihre GeEhrte Mama hat den vorigen Brief noch nicht abholen laßen – –
es liegen also 2 hier.
Noch eines. Mit dem letzten haben Sie keinen
Fracht Zedel
mitgeschickt.
Legen Sie mir nichts von dem zur Last, was Sie mit ihm abmachen und Sie
zween angeht. Ich weiß nicht ein lebendig Wort davon, bekümmere mich auch
um nichts. Hat er seines eigenen Bruders Angelegenheiten, um die ich ihn
gebettelt
, so schnöde sich angelegen seyn laßen: so wird er es mit seinen
Freunden noch schlechter machen. Ich sehe es vor mir alle Tage – – und Sie wißen
es beßer als ich es Ihnen melden kann. Wenn Sie ihm einen Gruß
anvertrauen, woran Ihnen gelegen: so ist er zu
faul
und
untreu
dazu. Unser
Umgang ist wie der
Jude
mit einem
Zöllner
und
Sünder
, nicht die geringste
Vertraulichkeit unter uns. Alle
Liebe biß auf den Wohlstand
erloschen. I am
very proud,
revengeful
,
ambitious
, with more offences at my beck than
I have thoughts to put them in, imagination to
give them shape
, or time
to
act them
in.Weil es mir
an Zeit nach den Feyertagen
fehlen möchte, wo meine
Arbeiten mit neuem Leben Geist und Muth, den Gott geben wird, fortlaufen
sollen: so habe bey Zeiten mein
Herz gegen Sie ausschütten
wollen. Haben
Sie nur Gedult, liebster Freund! Sie werden noch mehr erleben, als Sie
glauben erlebt zu haben. Die
rechten Jünger der Liebe
sind
Donnerkinder
.
Der im zweyten Aufzuge ein
heidnischer Gaukler
gescholten wird, den
erklärt der Epilog für einen ξυμμιμητην Χριστου. Finis coronat opus.Wenn Sie
wahrhaftig Liebe
haben für mich; so wird Ihnen jeder Schein
der Gerechtigkeit gut seyn meine
Fehler
, meine
Irrthümer zuzudecken
,
zu
entschuldigen
. – Ich weiß, daß Sie mit diesen Gesinnungen
meine
Freymüthigkeit
zudecken werden. Konnte
Hiob
gegen seine
nasenweise Freunde
Recht behalten, und war Gott damit zufrieden, daß Sie seinen Klagen über
die
dunkeln Wege der Vorsehung
den Mund stopfen wollten. Hiob mag
dem
Geschlecht Rom
so ein
großer Pasquillant
seyn wie er will:
Hiob
verliert in
seinen Augen nichts von seiner Gerechtigkeit
, denn er weiß, daß
Sein Erlöser lebt! Glückliche Ostern. Dank für Caviar und für alles Gute.
Mein Vater grüst Sie herzl. Die Frau Kr. R. L’Estocq hat sich den Staar
durch Mr. de Moser stechen laßen. Caviar ist sogl. besorgt worden; ihre
Schulhandlungen sollen es gleichfalls werden. Gott empfohlen.
Königsberg, den 11 April. 1761.Geliebtester Freund,
Diese Woche Ihre Einlage selbst der Frau Consistorial R. eingehändigt, der
es anzusehen, daß sie im Fegfeuer gewesen. Sie wünscht Ihre Söhne noch
einmal zu sehen. Wird der jüngste nicht diesen Sommer mit seinem jungen HErrn
ausgehen? Bengels Gnomon Ihnen ausgesucht. Die große Ausgabe des N. T.
ist nicht hier. Das letzthin aufgetragene habe bestellen laßen. Mit Mstr.
Wagner habe nichts mehr zu thun, und komme auch fast gar nicht in diesen
Buchladen. Kanter hat Commission mir einige Sachen mitzubringen; vielleicht
komt er dies Jahr auch in ihren Sprengel. Er gefällt mir beßer als Petersen,
ist aber auch ein wenig zu viel von einem jungen HErrn, bezeigt aber Treue
und Fleiß in Expedition seiner Sachen; so viel ich noch absehen können.
Meine letzten blunders, wie der Engl. sagt, kommen jetzt an die Reyhe. Der
Fuhrmann bracht nach einigen Tagen den Frachtzedel und da er einen Th.
forderte, nahm er mit der Hälfte für lieb; weil die Schrift anders lautete als
sein Gedächtnis. Meine Briefschaften und papierne Deckel sind endl. hier im
Coffre. Im Coffre ist nichts – war die ewige Aussage. Die Hausjungfer
confirmirte es auch. Sollt ich nicht glauben? Nein, ich hätte sehen sollen. Er suchte
endlich, weil ihm meine Vorwürfe nicht Ruhe ließen und fand –
Sie werden sich auch noch gewundert haben, daß Sie letzthin 2 Briefe
erhalten, von der GeEhrten Mama mit meiner Aufschrift. Ich hätte ihn zur
Einlage gemacht. Sie schickte ihn aber eben, wie meiner schon auf der Post lag,
und ließ mich bloß um die Addresse ersuchen, weil sie ihren Schwiegersohn
aus der Beicht nicht abwarten können.
Für Ihren guten Willen gegen meine Empfehlung der Fr. Rgmfeldsch.
Lauin danke Ihnen und Ihrer lieben Gemalin herzl. Hätte sie einige
freundschaftl. Assistenz nöthig gehabt; sie würde Ihr Haus schon gefunden haben.
Es fehlt ihr aber an Bekanntschaften nicht in Riga und ihre Abreise muß
übereilt gewesen seyn. Sie ließ sich unser Haus recht sehr hier gefallen, weil
sie sehr an Umgang entblöst war und sie hat mich manche liebe Stunde an
meinen Wolken arbeiten helfen. So viel zu Ihrer und meiner Entschuldigung.
An Popowitsch habe genung; ich befürchte, daß Ihnen diese Arbeit zu viel
Zeit kostet. Melden Sie mir, was das Buch selbst kostet; vielleicht ersuche ich
Sie, es mir von Hamb. zu verschreiben. Der Detail in diesem Werk muß das
beste seyn; ein Auszug daher zu mühsam, man verliert auch zuviel dabey. Was
Sie schon haben, bitte mir noch aus, und danke für Ihre Willfährigkeit.
Ihre Anerbietung des Athenäus
unter abgemachten Bedingungen
ist
mir ein schätzbar Unterpfand Ihrer Freundschaft. Es hat damit noch Zeit –
Wenn ich so weit seyn werde ihn entweder nöthig zu haben oder mein Theil
zu erfüllen, melde mich.
Wegen des
nachgefragten
beunruhigen Sie sich nicht im geringsten. Was
weg ist, mag seyn. Was sich finden wird, soll mir lieb seyn. Ich kann eben so
gleichgiltig als eigennützig thun. Hat Rabener seinen apparatum von Perücken
und Mst. bey der Belagerung von Dresd. verlieren können: so kann ich auch
wie Diogenes mein Waßer mit der Hand schöpfen wie ein kleiner Junge; falls
ich aber aus dem Faß nach Hof beruffen werden sollte, würde ich mir eben
keine Schande aus einem weichen Kleide machen.
Ich habe jetzt zum drittenmal auf mein arabisches angesetzt und acht Tage
lang mit so guten Fortgang Sturm gelaufen, daß ich jetzt Hofnung habe bald
Meister von meinen Absichten zu werden. Meine Knochen thun mir aber so
weh, daß ich heute außerordentl. Rasttag halten muß. Auf die Woche habe mir
noch vorgenommen einige Paradigmata mit schwarzer und rother Dinte
abzuschreiben. Wenn ich auch mit dieser Arbeit biß zum ersten May zaudern
sollte; so hoffe ich bereitet genung zu seyn den Alkoran anfangen zu können.
Mit den physischen Schriften des Aristoteles habe auch schon nach den
Osterferien einen guten Anbruch gehabt; die 8 Bücher de physica auditione zu Ende.
Heute soll aber dies intercalaris seyn. Auf die Woche wills Gott! de coelo.
Plato möchte also auf die kurze Tage bleiben; ich erwarte einen von draußen
oder borge einen von der Altstädtschen Bibliotheck, wo er nicht fehlen wird.
Eh ich vergeße, muß ich hier noch eine Bitte einschalten, die ich aber mit aller
mögl. Klugheit auszuführen bitte, indem ich
Zeit
und
Gelegenheit
dazu
gänzl. überlaße. Sie erinnern s Sich vielleicht eines kleinen Entwurfs, den
ich über den Handel gemacht bey Lesung des Law. Er ist in quart ein paar
Blätter; und muß
oben
in dem meinem Bureau liegen, wo die Schriften
waren. Ich weiß
die Stelle
noch, wo ich ihn es mit
Bedacht
hingelegt. In
dem Schreibepult, oben in dem Fache. Es ist ein verloren Papier, das niemand
brauchen kann, als der es geschrieben; und es möchte mir um die Spur zu
thun seyn einiger Einfälle, die ich daselbst zurückgelaßen. Ich muß es Ihnen,
wo ich nicht irre, selbst vorgelesen haben. „Sie könnten es also fügl. als eine
Sache bitten, die Sie schon kennen, und wodurch Sie Ihre eigene Neugierde
gern noch einmal befriedigen möchten. Sie hätten mich selbst darum
angesprochen; ich hätte Ihnen aber gemeldet, daß es dort geblieben und da und da
liegen müßen.“ In natura oder Abschrift, beydes ist mir gleichviel.
Zum Zeitvertreib lese des Abends eine viertelstunde meine Engl. Ich habe
des Sommerville Gedicht von der Jagd und seinem Pächterheld Hobbinol mit
viel Vergnügen durchlaufen und habe jetzt Dyers Gedicht über die Wolle;
das ein Original und Muster ist, dergl. wir Deutsche noch nichts aufweisen
können. Die Natur
der Dinge
ist einem
Fabelchen ähnlicher
als einem
Lehrgedicht. Die
Schweitzer
geben uns nichts als die Schaalen der Engl. und
malen uns nichts als die Oberfläche.
Zergliederer
sind sie nicht. Als ein
Mensch nachahmen, muß man schaffen, ein
Töpfer wie Pygmalion
seyn,
der sein Bild liebt, sich in selbiges
vernarrt
. Hören Sie Dyer, wie er für die
Lämmer sorgt; und seine kindische Zärtlichkeit den Schäfern und Hirten
mitzutheilen sucht:
– – when the new-tropt lamb
Tott’ring with weakness by his mothers side
Feels the fresh world about him – –Nimm ihn es für den Habicht, die Krähen, den Fuchs in Acht – –
Nortrust the
neighbour’s
dog, nor
earth
, nor
sky
Thy bosom to a thousand cares divide.
– –Various as aether is the past’ral care
Through slow experience, by a patient breast
The whole long lesson gradual is attain’d
By precept after precept, oft receiv’d
With deep attention – – –In Sommerville hat mir sein Gemälde von der
Pardeljagd
besonders
gefallen. Wenn dies scheckigte Thier den Jäger nachsetzt, so hat der letztere einen
Spiegel, den er ihn vorhält. Da steht es auf einmal still. Unterdeßen es sich
zum Zweykampf mit dem Schatten fertig macht, empfängt es die tödliche
Wunde.
Mein Bruder, melden Sie mir, hielt mich für einen
armen
Schelm, da ich
offenbar
reicher
geworden war; und Sie bedanken sich, liebster Freund, für
Pfeffer
, da nichts als Mohn- und Kanariensaat die Ingredienzen gewesen
sind, die ich zu meinem letzten Gericht genommen. Weil ich meines Bruders
Urtheil in einer fremden Sprache mehr als meinem eigenen in meiner eigenen
Angelegenheit trauen kann; so habe ich seine Hypothese Lehnsweise mir zu
Nutze gemacht, und mir Mühe gegeben meine eigene sentimens zu verleugnen.
Ich bin dabey sehr gut gefahren, daß ich
seine
Hypothese zum Grunde
meiner Handlungen gelegt. Da mir mein Klagegedicht eingeschlagen um den
letzten Knoten glücklich aufzulösen: so bin ich
fertig
und kann der
Ruhe
genüßen, die ich verdient. Es heist auch hier, wie dort: Du wirst ja nimmer eins
mit dem schädlichen Stuhl, der das Gesetz übel deutet Ψ. XCIV.So sehr ich Ihnen für die Vertraulichkeit in Ihrem letzten Rechtshandel
danke: so muß ich doch bekennen, und kann es nicht leugnen, daß sie jetzt zu
spät kommt. Ich
war noch in Kurland
, liebster Freund, wie sich der
Handel? Todtentanz angieng und habe Ihres Schwag. Steinkopf erbaulichen
Brief selbst gelesen. Hier lag der Knoten: Principiis obsta. Weil man uns
christlich schrieb; so muste man auch christlich antworten, um dem Lästerer
nicht in den Rachen zu fallen. Da für fürchte man sich aber, wo nichts zu
fürchten war. – Doch ich freue mich herzlich, daß alles zu Ihrer Zufriedenheit
abgelaufen. Und da ich weiß, daß uns alles zum besten dienen muß: so gebe
ich Ihrem ganzen Betragen in Führung dieser Sache meinen aufrichtigsten
Beyfall.
Ich weiß, daß ich in der Lehre und im Leben ein verirrt Schaff bin; es ist
mir aber ein großer Trost, daß ich zu einer Kirche gehöre, welche so wenig gute
Werke als Orthodoxie zur Gerechtigkeit macht, die vor Gott gilt.
Was meine Irrthümer anbetrift; so ist es mir sehr angenehm, daß Sie mir
Liebster Freund einige Winke davon geben. Weil ich aber nicht angeklagt werde;
so darf ich mich nicht verantworten. Ich halte keine Winkelschule und suche
auch keine öfentl. Lehrerstelle. Bey einer feyerlichen Gelegenheit meine
Irrthümer zu wiederruffen oder zu bekennen soll es mir an
Freudigkeit
nicht
fehlen die Gründe meiner Hofnung aufzudecken.
Sie fragen mir, liebster Freund! ob Sie die Fabel ihrer Schulhandlungen
künftig aus der heil. Schrift entlehnen sollen. Auf meine Entscheidung kann es
hier garnicht ankommen. Rathen möchte ich Sie nicht dazu, wenn Sie den
Schein
eines sittlichen An Übelstandes vermeiden wollen. In diesem Fall
würden Sie sich eine
schwerere Arbeit
aufladen, weil Gegenstände von der
Art eine feinere, sorgfältigere, gewißenhaftere, neuere Behandlung fordern.
Die Wahl Ihres
Alberts
ist ungemein glücklich. Sie hätten alles aus ihm
machen können, was Sie gewollt hätten – – ich laß, ich laß und der Held
verschwindet in einem ganz gemeinen Popanz der Schaubühne, deßen Charakter
noch unter den kleinen Görgel steht, deßen Lebenslauf Sie in der
Einladungsschrift, zur Beschämung des
feinen
Geschmacks, der in
Riga nicht
geleugnet werden kann
geliefert. Ich dachte dabey an
die hiesige Armenschulen
,
wo die Eltern eine Moral von der Art noch mit Dank erkennen können. Sehen
Sie, Liebster Freund – das verdroß mich recht sehr, um Ihrer Selbst willen.
Ich dachte daher: wag es einmal, wag ein blau Aug um deinen alten
Kameraden ein wenig
Blut
in die Augen zu güßen; daß er
Feuer
fängt – – Ich
kenn Ihr
stoisch Herz
; es ist nur ein Jahr oder 2 älter wie meins. Wir sind
noch lange nicht so alt als
Barsillai
, daß wir unsers gelehrten Lebens
überdrüßig seyn sollten, wenn wir nur – damit wirthschaften wollen.
Fühlen Sie nicht umsonst die Last meiner Hände sondern laß die Gabe Ihres
Genies dadurch erweckt werden. Nehmen Sie Ihre Fabel, wo Sie wollen;
vom heil. oder gemeinen Grunde. Sie werden hierinn glücklicher seyn als Sie
es durch meinen Rath werden können. Die ganze Sache kommt auf ein
neu
Geschöpf
an, und nicht ob es einen biblischen Namen oder einen profanen
führt. Ein
lebend Kind
muß es wenigstens seyn, deßen sich der Vater und
die Mutter erfreuen kann, das die
Muse
Benoni, das
Publikum
aber
Benjamin nennt. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer Freund.Hamann.Vergeßen Sie nicht meine verlorne Blätter über den Handel.
Zeit und
Gelegenheit
überlaße Ihnen, um meinen Willen mit Klugheit zu erfüllen.
Mein Vater grüßt herzl. Umarmen Sie Ihre liebe Frau.
Königsberg den 29 April. 1761.Geliebtester Freund,
Dem
Frühling
hab ich es vermuthlich zu danken, daß Ihr Andenken von
neuen auszuschlagen anfängt, und diesmal den Eichen zuvorkommt. Meine
Hofnung Sie diesen Sommer noch hier zu sehen, ist aber durch Ihren Brief,
in der Blüthe gestorben. Es freut mich herzlich, daß Sie zufrieden leben – und
wie es scheint, gesund sind. Mein geheimer Verdruß, der mich bisher genagt
wird durch die Entfernung meines Bruders vielleicht erleichtert werden, der
eine Condition hier angenommen hat, auf Empfehlung des D. Schultz, in
des Kriegsrath v. Wegners Hause. Ich bekümmere mich um seine ganze
Lebensart fast gar nicht mehr; unterdeßen ist es doch natürlich, daß mir das
Schweigen so sauer werden muß als das Reden. Wer nicht hören will muß
fühlen, sagt ein alt Sprüchwort, und ein anderes: Wer Vater und Mutter
nicht folgen will, wird dem Kalbfell Gehorsam leisten müßen. Sed transeant
haec cum caeteris.Ihre Einlage habe gestern morgen selbst bey der Fr. Consistorial Räthin
bestellt; und gegenwärtige mir von Ihr ausgebeten. Am Wittwenhause, wie
ich wahrgenommen, wird stark gebaut. Weil Sie mit mir zugl. einen andern
Besuch bekam; so wollte mich gar nicht aufhalten, habe Ihr aber versprochen
bisweilen zu besuchen.
Ich habe diese Woche meine Pfingstferien schon angefangen, und ich suche
in denselben mit allen Nebenarbeiten fertig zu werden, um nach dem Fest allen
Zerstreuungen in meinem Tagewerk überhoben zu seyn; das Gott Lob!
glücklich fortgeht.
Mit dem arabischen bin so weit fertig, daß der Alkoran in der Grundsprache
und Golii arabisch Wörterbuch zum Gebrauch auf mich warten; und bey
diesem Pfluge möchte ich meinen Augen wenig Erlaubnis geben, herumzugaffen.
Vier Tage in der Woche hab ich zum morgenländischen ausgesetzt;
Mittwochs und Sonnabends geht mein Griechisches fort; wo ich jetzt den
Aristoteles durchlaufe und mit dem ersten Theil seiner Werke vor Pfingsten noch fertig
zu werden gedenke, der Logica und physica, wie der zweyte die Sittenlehre,
aesthetic und Metaphysic in sich hält.
Jeden Tag erübrige ich noch zum Beschluß einiger Kapitel im Neuen
Testament, womit ich jetzt die Horas hebraicas des Lightfoote verbinde, auch bald
Schoetgenii seine dazu nehmen möchte. Mein Bruder hat die Opera des ersten;
die letzten erwarte vom Professor Kypke, dem ich willens bin die
Gelehrsamkeit seiner ganzen Bibliothek zu stehlen, unterdeßen er sein Haus zum Garten
baut, und seine Profession eine Zeit lang brach liegen läßt.
Weil ich nach dem Abendeßen nicht Lust habe was ordentlichs vorzunehmen:
so ist es mir eingefallen meine engl. Bücher, besonders die Dichter,
viertelstundenweise zur Gemüthsergözung zu wiederholen. Ich merke daß diese
verlorne Arbeit auch das ihrige abwirft: und dieser Einfall
hohe
Zeit gehabt,
wenn ich mein Engl. nicht ganz hätte vergeßen wollen.
Mein Umgang ist sehr eingeschränkt; so viel ich brauche, hab ich, und such
ich zu erhalten oder fortzusetzen.
Weil ich zu beqvem gewesen Ihren Gruß an meinen Bruder zu bestellen;
so können Sie keinen entgegen erwarten. Mein Vater wünscht Ihnen mit
aufrichtigem Herzen alles Gute, auch Sie noch wiederzusehen um sich
wenigstens über Ihren guten Wuchs zu erfreuen. Sie wißen, daß dieser Umstand
alten Leuten immer angenehm ist. Empfehlen Sie mich dem HErrn von Szoegeaufs Beste und bitten Sie Ihm daß er unserer Akademie die Ehre anthut auf
derselben zu überwintern. Ich umarme Sie und bin Ihr treuergebener
Hamann.Königsberg den 5. May 1761.Geliebtester Freund,
Wir werden noch ein Jahr zusammen leben. Sie schreiben mir um einen
Alkoran, und ich hatte Ihnen schon einen zugedacht. Sale seinen, nämlich, den
Arnold aus dem Engl. übersetzt. Sie werden in demselben eine sehr
weitläuftige Einleitung finden, die für mich sehr unterhaltend gewesen, und starke
Noten zum Text. Unserer
neuen Dichter wegen
, hatte ich Ihnen dies Buch
zugedacht; gesetzt daß auch sonst nichts darinn wäre, das einen Gelehrten
reitzen könnte. Daß Hinckelmann eine lateinische Uebersetzung ausgegeben
weiß nicht, den
Grundtext
aber, und diesen hab ich schon den Anfang gemacht
vorzunehmen; auch schon versucht in Golii Lexico aufschlagen zu lernen. Ich
bin sehr glücklich, daß ich alles Geräth, was ich nöthig habe, auf einen
Pfiff
erhalten kann. Der Besitz davon wäre
hiesiges Orts
unmöglich, sehr kostbar,
mir überlästiger als das
nützlichere
Leyhen, das uns den Gebrauch einer
Sache mehr empfiehlt und denselben zugleich befördert.
Hinckelmanns Vorrede zum arabischen Alkorann hat mich ganz begeistert,
und ich habe fast Lust bekommen als Untercopist mit einem Abgesandten nach
die Türkey zu gehen, ehe ich vierzig Jahr alt würde. Komt Zeit, komt Rath.
Können Sie mir wohl einige Nachricht vom Johanne Eliberitano geben, der
mit den Moren verjagt, aus Spanien nach Afrika gieng, zu Fetz fleißig war
und darauf einige Jahre durch Asien und Afrika wanderte; auf seiner
Rückreise zu den Seinigen nach Mauritanien aber nahe der Insel Lotophagite
gefangen und dem Pabst Leo X übergeben wurde, und zwey Kardinäle, den
Aegidius Viterbiensis, und Hyeron Seripandum; auch den Justinianum
Nebiensem zu Schülern bekam. Dieser Johannes soll der erste Lehrmeister des
Arabischen in Europa gewesen seyn; steht aber nicht in der alten Ausgabe des
gelehrten Lexici? Ob in
der neueren die Sie haben
? Daß sehr viele
Liebhaber dieser Sprache
irrende Ritter
geworden ihr zu Gefallen, zeigt der
Lebenslauf der berühmtesten Gelehrten in diesem Studio.Zum Alkorann des Sale habe noch La Combe mit
Joachims
Anmerkungen
als die nützlichste Uebersetzung dieser kleinen Schrift beygelegt, in der
Voraussetzung daß Sie solche noch nicht haben, und dort viel Liebhaber finden
möchte. Selbst habe es nicht gelesen. So viel geht mich an in Ansehung des
künftigen, was Sie aus dem Buchladen erhalten werden.
NB. Ich werde zugleich besorgen daß
einige Defect
Bogen aus dem
Schauplatz der Natur für den jungen Pastor Rupr. Ihrem Pack beygelegt werden,
damit er sie desto
sicherer
und
geschwinder
erhält. Sie thäten mir einen
Gefallen,
wann Sie dies Selbst bestellen möchten, so bald Sie für
nöthig finden hier zu schreiben, daß Sie
, Liebster Freund! die
DefectBogen
für den Pastor Ruprecht dort
erwarten
, und an ihn besorgen würden,
als wenn der
Pastor Rup. Sie selbst darum gebeten hätte
. Denn was
ein Freund für den andern thut kann man immer verwechseln, wie der
Verfaßer der Wolken Elisa Diener mit dem HErrn selbst.
Mein Kaltsinn gegen Wagner geht Ihre Angelegenheiten im geringsten
nicht an. Es wird mir allemal
lieber
seyn, wenn Sie unter
meinem Couvert
an ihn schreiben wollen, als vice versa.Haben Sie schon das Theater des Diderots. Ich habe meinen ganzen
Nachmittag gestern an diesem Buch verschwendet, ohne mir es gereuen zu laßen,
besonders da mir der
zweyte Theil
noch ganz fremde gewesen. Die
Abhandlung an HE Grimm kann sehr nützlich seyn für einen Schriftsteller, der in der
dramatischen Dichtkunst arbeiten will. Man muß das Theater kennen, man
muß es verbessern, wenn ein ehrlicher Mann dafür arbeiten will. „Wehe
jedem, der sich
beschäftigt
, wenn seine Arbeiten nicht die Qvelle seiner
süßesten Augenblicke
ist, wenn er sich nicht mit dem Beyfall
Weniger
befriedigen
kann!“ Diderot kennt Regeln, so gut als der beste Schulmeister sie
verstehen
und
mittheilen kann
; aber dieser Philosoph sagt wie ein halber Mystiker,
daß dasjenige, was unds
führen
und
erleichtern
muß, nicht Regeln sind,
sondern ein
Etwas
, das weit
unmittelbarer
, weit
inniger
, weit dunkelerund weit gewißer ist. Was für ein Galimathias in dem Mund eines
Weltweisen wie Diderot ist. Der kleine Roman des idealischen Menschen, den Aristonvon seinem 40 biß zum 55 Jahr die Zeit in seiner Einsamkeit so angenehm
vertrieben ist ein kleiner Theaterstreich um den Vorhang seiner Abhandlung fallen
zu laßen. Der Hausvater hat mich in einigen Stellen sehr
erweicht
und
gerührt
.
Was
Leßing
von den Fabeln und
Diderot
vom Drama geschrieben, kann
demjenigen sehr zustatten kommen, der die Qvellen der Poesie und der
Erdichtung weiter entdecken will als diese beyde Schriftsteller sie haben
nachspüren
können
; weil sie das Irrlicht einer falschen Philosophie zur
Wegweiserinn gehabt. Um das
Urkundliche
der Natur zu treffen, sind Römer und
Griechen durchlöcherte Brunnen. Von der FarbenTheorie eines Newtons ist
noch eine große Kluft biß zur Lehre vom
Licht
.
Meynungen
sind bloß vehiculader Wahrheit, und nicht die Wahrheit selbst. Von dieser
philosophischen
Abgötterey
unser Jahrhundert zu überführen, ist unmöglich; kein Wunder, wenn
die Aarons und die Hohenpriester des Publici selbst Götzendiener sind.
Unter allen Leidenschaften sind diejenigen, sagt Diderot, die man sich am
leichtesten
zu haben stellen kann, auch die leichtesten zu schildern. Die
Grosmuth, (diese Leyer der Moralisten) verträgt überall etwas Erlogenes und
Uebertriebenes. Ihr kennt die Tugend nicht, oder was ihr Grosmuth nennt und
dafür gescholten wird, muß selbst eine Lügen seyn. Eine neue Moral, ein neu
Sittengesetz, würde also unsern Geschmack, unsere Bühne, unsere Sitten bald
ändern, – hiezu gehört aber eine
göttliche Gedult
und ein
Göttlich
Ansehen
.
Wie
gefällt Ihnen dies Gleichnis des Diderots?
Die von der
dramatischen Dichtkunst geschrieben haben, gleichen einem Menschen, der auf ein
Mittel
sönne, wie er eine ganze Familie in Unruhe stürzen könne, diese Mittel
nicht nach der Unruhe selbst, sondern nach dem
abwägen
wollte,
was die
Nachbarn davon sagen würden
. O kümmert euch nicht, fährt Diderot fort,
um die Nachbarn; „
peinigt
nur eure
Personen recht
, und seyd versichert, daß
diese keinen Verdruß haben werden, an dem nicht jene Antheil nehmen.“ Ich
möchte wißen, wie diese Stelle im französischen lautete. Der Autor ist ein gar
zu großer Verehrer des Racine und hat gar zu starke Empfindungen der
Menschlichkeit, als daß man ihm das kalte Blut zutrauen sollte, die Personen
seiner Schauspiele recht peinigen zu können, oder dies Talent dramatischen
Schriftstellern im Ernst zu empfehlen, denen an
ihrer Kunst mehr
gelegen
als an
ihrem guten Namen
, und den
Urtheilen in der Nachbarschaft
.
Den grösten Prüfungen der Selbstverleugnung ist wohl ein Autor, (im
weitläufigsten Verstande) ausgesetzt. Gehört nicht eine große
Selbstverleugnung dazu ein Stück zu liefern, das durch
so feine Empfindungen
, durch
so
flüchtige Gedanken
, durch so schnelle
Bewegungen der Seele
, durch
so
unmerkliche Beziehungen
verbunden ist, daß es
ganz ohne Verbindung
und besonders für diejenige
ohne Verbindung
zu seyn scheint, die nicht dazu
gemacht
sind, in den
nemlichen Umständen
das
Nehmliche
zu empfinden.
Seine Arbeit ist für 99 Leser verloren; durch für diesen Verlust aber wird
er durch den Gewinn des hundersten getröstet. Was für eine Blindheit gehört
dazu 99 gegen 1 aufzuopfern; ganze Heerden, Schaaren und Völker in der
Irre zu laßen, um mich gegen Indiuidua verdient zu machen. Da heist es wohl
recht: Sapere aude!Weil Diderot ein Mann von Talenten, und vermuthlich auch von
Erfahrungen ist, so bin ich heute ein so weitläuftiger Abschreiber gewesen, um dem
Verdruß und dem Vergnügen, daß ich bey Lesung seiner Abhandl. reichlich
genoßen, ein wenig Luft zu machen.
Es fällt mir aber liebster Freund ein, daß diejenigen nicht so einfältig
handeln, die für wenige als die so für viel schreiben; weil es das
einzige Mittel
ist die Vielen
zu gewinnen, wenn man die
Wenigen erst
auf seine Seite hat;
so wie auch derjenige Beyfall, zu dem man Zeit und Arbeit, Geschick und
Klugheit nöthig gehabt, ein längeres Leben mehrentheils hat verspricht als
der Ephemeriden ihrer, von dem es oft heist: So gekwommnnen; so
zerronnen. Die gröste Sparsamkeit und Wirtschaft kann ein
Kapital des Glücks
allein erhalten. Die
Furcht Isaaks
ist der Seegen, den ich mir als Autor
wünschen möchte, wenn es mein Beruf seyn sollte einer einmal zu werden.
Ich danke Ihnen, Liebster Freund, für die Hofnung, die Sie mir machen zu
meinen verlornen Blättern. Das Bureau ist das Schaff mit Glas; das
mittelste
ist eigentl. was ich das Schreibefach genannt haben sollte. Da muß es
liegen. Jetzt werden Sie mich verstehen. George B‥ ist der beste Kanal, den
Sie wählen können. Grüßen Sie ihn bey Gelegenheit zugl. herzlich von mir,
und ersuchen ihn, daß er mich nicht vergeßen soll. Er soll sich um nichts als
seinen Handel bekümmern; für Wißenschaft würde ich so sorgen, daß ich ihm
zeitig genung so viel überlaßen könnte, als er Lust und nöthig hat. Von der
Stelle, die Sie sich erinnern, ist keine Spur mehr in meinem Gedächtnis; weil
mir die ganze Wendung meiner Gedanken über diesen Gegenstand verflogen.
Ich erwarte desto mehr von der Erneurung derselben.
Am heil. Abend vor Himmelfarth schickte Prof. Teske zu mir und ließ mich
zu sich bitten. Ich ließ mich
entschuldigen
, weil ich mit der Post zu thun hatte,
und nach Kurland schrieb. Freytags ließ mich frühe
anmelden
, wo man sich
meinen Besuch gleich gefallen ließ, zu dem ich schon fertig war. Ich wurde
sehr höflich, außerordentl. gütig aufgenommen. Man that einen kleinen
Antrag an mich, ob ich Lust hatte zween junge HE. auszuführen. Weil man aber
eine Fertigkeit im franz. in mir zum voraus setzte, so hob diese Bedingung
gleich eine weitere nähere Erklärung über diese Sache auf. Man redte mir
Wunder von dem Hause vor, die mir lächerlich waren, und meine Neugierde
unterdrückten, an statt solche zu reitzen. Aus dem ganzen Schwunge des
Vortrages leuchteten Nebenabsichten hervor, daß man mich kennen wollte, und
daß man an mir denken wolle, wenn ich Lust hätte. Das Gespräch fiel auch
unerwartet auf die Religion, wo ich die zehn Gebote und Luthers
Katechismum recht sehr anprieß. Ich war munterer als gewöhnlich, und schien einige
beßere Eindrücke von mir zurück zu laßen, weil man mir auf der Treppe noch
nachrief: Seyn Sie
mein Freund
. Und so hatte die Komedie ein Ende, und
gieng mit meiner Rolle recht sehr zufrieden weg, weil ich mit andern
Ahndungen hingegangen war, und meine Ruhe öfters darüber verliere, daß ich sie
allzu sehr liebe.
Dergl. kleine Auftritte sind mir sehr angenehm und so unbeträchtlich sie
aussehen, so sehr interessiren Sie mich, weil eine Einbildungskraft, die eine
gute
Kupplerinn
ist, aus der Verbindung solcher zufälligen Kleinigkeiten
glückliche Wirkungen hervorzubringen sucht. Nichts geschieht umsonst;
hingegen alles muß zu unserm Besten dienen. Zwey Grundsätze die fruchtbarer
sind als das Princip. Contradict. und rat. suffic. für einen Menschen, der auf
der Welt leben und denken soll, weil er Leib und Seele dazu bekommen hat.
Vielleicht künftig mehr von Neuigkeiten.
Um Treschos Autorschaft bekümmere mich nichts. Die Zuschrift einer
Osterpredigt von seinem Busenfreunde ist ein eigen Zwitterding von
zärtlichen Gefühl. Man hat mir gesagt, daß seine Versuche im Denken und
Empf. Ihnen, liebster Freund, Krick. und Bor. zugeeignet. Das
assortissement wäre nicht anständig. Doch wählen und urtheilen ist ein ander Ding
als Denken und Empfinden. Daher ist es mir lieb in keiner andern als
solchen Verbindung mit dergl. schönen Geistern zu stehen, als wo ich
Ihnen so nah kommen darf als nöthig und ich sie von mir so entfernt
halten kann, als ich will.
Wolson war eben hier seines Bartes wegen und hat mir einen Gruß
aufgetragen. Mehr weiß nichts von ihm weil ich seit langer Zeit keinen Umgang
mit ihm gehabt.
Da ich Ihnen GeEhrtester Freund, von meinen Arbeiten Schritt vor Schritt
Rechenschaft gebe; so erfordert es das Recht der Wiedervergeltung mich auch
an den Ihrigen Antheil nehmen zu laßen. Sie beurtheilen mich schlecht, wenn
Sie mir keinen Geschmack an
Schularbeiten
zutraun, da ich den Werth
derselben mehr als die gelehrtesten Abhandlungen schätze. Jene
nützlicher
zu
machen, Geist Leben und Farben ihnen zu geben ist auch mein Wunsch und
würde das Ziel meines Ehrgeitzes seyn. Sie wären
Meister
von Ihrer
Bühne
und es käme auf Sie an durch Ihre Kinderspiele den Geschmack größerer
Theater zu verbeßern. Sobald Sie dieser Bestimmung Genüge thun werden;
erlaub ich es Ihnen, liebster Freund, Ihre Schularbeiten dem Urtheil jener
berühmten Gesellschaft nicht nur zu unterwerfen, sondern auch Trotz zu
biethen. Anders aber nicht. Kann ich es als ein Patriot verschmerzen, daß einer
meiner nächsten Freunde eine der grösten Zünfte in Deutschland so schnöde
hintergehen und zum
Ceremoniel
schmause nichts als aufgewärmten Kohl
auftischen will. Que faire? fragen Sie mich. Wo nichts ist, da hat der Kayser
sein Recht verloren. Würde nicht ihr Amt Ihnen ein Testimonium paupertatisgern unterschreiben. Armuth vergiebt man; aber der Bettelstoltz ist eine Sünde
gegen den Staat, worinn kein Kamerad dem andern den Rücken halten muß.
Arm ist er nicht, meine Herren! aber
faul
ist er. Sein Hercules in bivio ist
eine Fabel, die er auf sich selbst dichtet. Seine Declamation gegen die
Faulheit wird nichts als eine Gegenceremonie seyn, die er seinen Schülern
auslernen wird. Ich sehe die Ruthe mit Flittergold im Geist, die für dies
Ungeheuer fertig liegt, das durch ihr Schmackostern noch mehr in seinem
Muthwillen gestärkt werden wird. Lachen Sie nicht, wenn ich meine Herren!
vermöge einer Ideenaßociation, an jene Stutzer denke, die ihren knotichten
Stäben die Allmacht jener Keule zutrauen, von der man so grobe Lügen gedichtet,
daß man sie mit Händen greifen kann.
Soll man Riesenhelden Kindern zum Muster machen? Das thut kein
Christian
, der schlecht und recht ist und für die Einfältigen schreibt. Herkules
weiser Muth in bivio war der erste Schritt, der ihm den Weg in die Wolken
eröfnete. Alle seine übrige Ebentheuer waren nichts als natürl. Corollaria dieses
kindischen Anfanges. Soll man aber Kinder in die Wolken führen? Wenn es
Herkules geglückt hat: so geht nach Kinder! Beßer in die Wolken, als in eine
Grube wo kein Waßer ist – –
Wo war ich? Auf der Bühne der Alten, da man Masken und Sprachröhre
nöthig hatte, die unsere wohl entbehren können. Vergeben Sie mir diese kleine
Episode, wenn Sie aufgeräumt sind. Einem Kenner ist ein roher Diamant
schätzbarer als ein geschliffener böhmischer Stein. Mein freundschaftlicher
Rath wäre also, liebster Freund, noch Gedult zu haben, nicht zu eilen, auf
fruchtbare Augenblicke zu warten, die nicht ausbleiben werden. Es würde mir
lieb seyn, wenn wir uns ein wenig über die Schulbücher noch unterhalten
können. Der erste Einfall dazu wird mir gelegen seyn – –
Ich habe über einen Monath an einem Schnupfen gearbeitet, der mir
bisweilen den Kopf spalten will; sonst befinde mich leidlich, und gewinne
vielleicht dadurch an meiner übrigen Gesundheit.
Ihr jüngster HE Bruder aus Kurl. hat mir geschrieben. Die gute
Gelegenheit gab mir den Vortheil an die Hand seinen Brief mit der ersten Post zu
beantworten. Ich habe meine Schreibart so eben als mögl. zu machen gesucht
und eine einfältige Specification meines Tagewerkes ihm mitgetheilt. Nehmen
Sie seiner ein wenig wahr – – – und behalten Sie diese Vertraulichkeit eines
guten Freunds vor sich. Gott gebe Ihnen Glück und Segen zu allen Ihren
Arbeiten, laße alles zu Seiner Ehre und zum wahren Nutzen des Nächsten
gedeyhen. Erst muß das Korn verfaulen, ehe es fruchtbar werden soll. Lästern
Sie meine Parrhesie nicht; sondern laßen sich zu einer gleichen gegen meine
Thorheiten aufmuntern. Ihren Wink in Ansehung der GeEhrten Mama werde
zu Nutze machen. Komt Zeit, komt Rath. Mein Vater grüst Sie herzl. Ich
umarme Sie und Ihre liebe Hälfte, und ersterbe Ihr treuer Freund
Hamann.Königsberg den 30 May 1761.Geliebtester Freund,
Herr Lauson hat mich eben besucht; bey dieser Gelegenheit erzählte ihm
mein Bruder, daß er nächsten Montag ausziehen würde zum HE Kgsr.
v Wegner, wo er Hofmeister geworden durch Vermittelung seines
Beichtvaters und D. Schultz. Dieser Neuigkeit wegen schreibe heute an Sie, weil ich
weiß, daß Sie an dieser Veränderung Theil nehmen. Es ist mir herzlich lieb,
daß ich im übrigen mich um nichts bekümmern
dürfen
, und also von nichts
weiß. Man scheint unterdeßen auch
hier
in den Fehler gefallen zu seyn, daß
man einen Menschen
brauchen
will, den man sich noch nicht die Mühe gegeben
zu
kennen
. Die Folgen davon weiß Gott, der alles zu Seiner Ehre und unserm
Besten gedeyhen laßen wolle!
Meine Arbeiten haben nach den Feyertagen einen sehr glücklichen Fortgang
gehabt. Den Jesaias habe seit Pfingsten angefangen und hoffe ihn künftige
Woche zu schlüßen. Ein Drittel von Aristoteles zweyten Theil habe heute
auch geschloßen, und fange nächstens seine politische Bücher an. Ein eben so
scharfsinniger Beobachter und Geschichtschreiber in dem Sitten- als
Naturreiche. Mit dem arabischen geht es beßer als ich dachte und habe schon 61 Verse
des zweyten Kapitels im Alkoran absoluirt, ohngeachtet ich so träg als
möglich diese Arbeit treibe. Die ersten 20 Suren sind die längsten und machen über
die Hälfte des ganzen Buches aus, das über 100 zählt.
Wegen des verlornen Papiers machen Sie sich keine weitere Mühe, ich bin
damit recht sehr zufrieden, daß es nicht gefunden worden. Fällt es Ihnen durch
einen Zufall in die Hände; so
erhalten
Sie es mir.
Im Buchladen habe ein paar Kleinigkeiten von Lauson hingeschickt, der sich
bedanken läßt und ein Galimafré von meinem Freund
Hintz
beygelegt, den
ich im Engl. unterrichte; auch ein Gedicht des Kaysers, der Hofmeister des
X.Y.Z. gewesen und deßen Philosophie in ein Banqueroute aufgehört. HE.
Hinz führt die Jungen v. Korf, Mariannens Pflegkinder, die ich sehr liebe
wegen einer gewißen natürl. Gutartigkeit, die ihnen ein sehr gesetztes Wesen
giebt.
Sie erhalten mit nächsten Skeltons offenbarte Deisterey. Ich wundere mich
daß ich diesen Schriftsteller nicht eher kennen gelernt. Er ist der
ältere Bruder
von Herveys Theron und Aspasio. Haben Sie ihn schon; so wird Pastor
Ruprecht Junior Ihnen für das Buch dankbar seyn, das zur Zierde sr.
Bibliothek gereichen wird. Der Tiefsinn ermüdet ein wenig den Leser, oder
muntert ihn auf. Ich habe übrigens viele Ideen gefunden, die mit den meinigen
eine Art von Sympathie haben und mich desto mehr für den
Schäfer
und den
Autor eingenommen.
Lamberts gelehrtes Saecul. Ludw. XIV. hat mich sehr verdrüslich gemacht
durch den
einförmigen Leichenrednerton
, der in allen seinen Artikeln herrscht.
Der zweyte Theil ist ein wenig angenehmer als der erste, weil Fontenelle mehr
gebraucht werden können. Hambergers Nachrichten der Schriftstellergeschichte
sind ein vortreflich Handbuch, das Sie vermuthlich schon besitzen werden. Die
moralischen Beobachtungen und Urtheile habe erst jetzt kennen gelernt, und
das Ende, welches einen Actum zwischen Vater und Sohn über Klopstock
einrückt, giebt ein Muster zu einer neuen Art von Schuldrama. Ich habe dies
kleine Fragment zweymal gelesen, und wünschte, wenn Sie es studieren
möchten; weil es ein Original ist, das reiche Züge zur Nachahmung an die Hand
geben kann.
Zwey französische Kleinigkeiten habe mir angeschaft. Parallele des
Tragedies grecs et francois 1760 kostet 1 Thrl. hier und macht noch kein Alphabeth.
Der Autor scheint ein Jesuit zu seyn; er giebt seine Arbeit für nichts als ein
Supplement zum Brumoy aus. Um den Vorzug der neusten französischen
dramatischen Schriftsteller zu zeigen (ein Thema, das nach dem Geschmack
des Jahrhunderts aussieht), untersucht er im ersten Theil die Alten, und zeigt
ihre
Ueberlegenheit
, indem er immer die Feßeln beschämt, die sich die Neuern
selbst geschmiedet; im zweyten erhebt er die Geschicklichkeit, womit sich die
letzteren selbst ihrer Sclaverey zur Ehre ihres Ruhms bedient haben, und daß
die Stücke desr Alten eben den Regeln wiedersprechen, die man sich
einbildet von ihnen entlehnt zu haben. Er schränkt sich besonders auf Racine als
den Liebling des französischen Geschmacks ein. Derieser Plan dieses seines
Buchs verräth schon die Politik eines Jesuiten.
I. Ueberlegenheit der Alten in der Wahl der Fabel. Historie, Tradition,
Erdichtung sind die drey Qvellen. Die alten waren nicht
so abergläubisch
gewißenhaft
gegen die Geschichte als wir sind; nicht so ungläubig und eckel
gegen das wunderbare der Tradition. Dichten ist in unsern Zeiten eine
philosophische Sünde. Aristoteles hat zu derselben seine Zeitverwandten sehr
aufgemuntert, weil die bekanntesten Begebenheiten für den grösten Haufen der
Zuschauer so anzusehen sind als wenn sie niemals geschehen wären. Die
poetische Gerechtigkeit hat die Neueren aber am ärgmsten gemacht. Diese
moralische Ungereimtheit bemüht sich der Autor am meisten zu zeigen. Exiger
d’un poete qu’il purifie toujours le vice et qu’il fasse triompher la vertu
c’est renverser l’ordre de la Prouidence qui permet tous les jours le
contraire. – – Diese Gewohnheit hebt den ganzen Endzweck des Theaters auf.
Qu’importe que le Spectateur s’en aille bien content du succès de la
catastrophe c’est
vouloir lui plaire au moment qu’il vous echappe
. Ein
wenig Nachdenken zeigt die ganze Ungereimtheit dieses Grundsatzes, der
unserer gesunden Vernunft so wohl als unserer Religion Schande macht, die
in jedem Zuseher ein künftig Gericht voraussetzt. Das Intereße der Umstände
ist das wesentlichste; es zieht aber seinen Ursprung aus einem geheimen
Intereße gegen die Personen. (Die Katholicken könnten eben den Gebrauch von
ihren Heil. machen den die Griechen von ihren Helden) Tous les membres
d’une seule famille, tous les Spectateurs s’imaginoient voir dans les Heros
qu’on mettoit sur la scene un Ancetre dont la gloire rejaillissoit sur eux. – –
C’etoit pour ainsi dire une tendresse filiale et comme un interet de parenté
bien piquant pour des Atheniens et dans le centre du patriotisme. So viel
von der Wahl des Grundes, auf den der Poet bauen will. Hierauf komt der
Autor auf die
Wahrscheinlichkeit
, den Eckstein seines ganzen Gebäudes;
nicht was die Erfindung sondern die Einrichtung und Oekonomie des Stückes
betrift. Leichtigkeit der Alten die Einheiten zu beobachten. Le grec avoit
1000 ressources que nous n’avons plus. Lorsque la raison, l’arbitre et la
regle de la vraisemblance ne se pretoit a ses vues, il avoit tout le Ciel a
ses ordres. La Religion, la
Theologie
meme par un accord, qui ne subsiste
plus sembloient lui tendre la main. – – Des songes, des sermens, des
prestiges, des Oracles, une invincible fatalité, des
Dieux mechans
qui
ordonnoient le crime, des Dieux
trompeurs
et si je puis m’exprimer ainsi des
Dieux
sorciers
etoient pour le Poete des ressources toujours sures, des
machines toujours pretes – – Daß uns diese Maschiney noch nicht untersagt
ist, hat ein neuerlicher Versuch erwiesen, und daß es keine Kunst ist den Alten
nachzuahmen, wenn man selbige nur kennt und versteht. Hieran fehlt es aber
den meisten, daß Sie weder viel von der Wirtschaft verstehen, noch ihren
Grund und Boden recht kennen. Hierauf folgt ein Kapitel vom
Knoten
und
sr Auflösung. On mene fort à son aise quand on sait qu’on ne sera point
chargé de defaire le noeud. Der Autor hält sich lange über die Regel der
5 Aufzüge als ein Gesetz auf incommode au Poete et contraire à la pratique
des Anciens. Wodurch haben wir die
Chöre
ersetzt? par quelques mechans
violons. Admirable equivalent! – – Nos privileges sont d’avoir plus de
talens ou du
moins d’en avoir plus besoin
. Hierauf les moeurs – les
sentimens. Nous voulons des emportemens
reflechis
et
compassés
, qui
laissent à
l’exterieur
toute sa
decence
, à l’esprit trop de flegme et à
la raison tout son empire. – – Nos poetes ne font pas assez d’attention,
que le Parterre ne doit etre compté pour rien, qu’il n’est pas supposé
present – – Diction – – Magnificence et etendue des Theatres anciens.Das letzte Kapitel des ersten Theils zeigt die Qvelle der Vorurtheile, die bisher
das neue französische Theater in der Knechtschaft erhalten haben, worinn
wir es sehen. Les fondemens en furent posés par des hommes sans genie,
sans connaissance de l’antiquité, sans aucune idée juste du Theatre. – –
Le meilleur
et
l’unique
parti qu’il y avoit à prendre, c’étoit de tout
renverser, de creuser de meilleurs fondemens et de recommencer à nouveaux
frais. – – Si Corneille eut pris une route opposée à celle qu’avoient tenue
ses predecesseurs, c’eut été vouloir convaincre d’ignorance tous ses rivaux
et de stupidité grossiere ceux qui les avoient sottement admirés. Le pas
etoit glissant et Corneille n’osa peutetre pas le hazarder. Il se contenta de
corriger le plan qu’on avoit suivi jusqu’alors; il sentit la gene mais il n’osa
s’en affranchir. Le pouvoit – il avec honneur, dans un tems ou le merite
poetique consistoit etc: etc: etc:So weit mein Auszug aus dem ersten Theil; der zweyte deckt alle die
Fehler auf, welche die Alten, nach unsern Regeln gemeßen, haben.
Das andre Buch, davon ich Besitzer, ist l’art de peindre, ein Gedicht des
Watelet mit kleinen Abhandlungen über die verschiedenen Theile der Malerey
begleitet. Zwey philosophische Begriffe will ihnen aus den letzten mittheilen.
La
beauté
consiste dans une conformation parfaitement relative aux
mouvemens qui nous sont propres. La
grace
dans l’accord de ces mouvemens
avec ceux de l’ame. Hierauf folgt ein Brief, worinn dies Gedicht streng und
zieml. richtig beurtheilt wird; und denn des Fresnoy und Abt von Marsyzwey lateinische Gedichte mit französischen Uebersetzungen das erste de arte
graphica betitelt und ein steifer starrer Didacticker, das letzte pictura,
Carmen; wo die Muse die Bitte des Dichters erhört:
– – Dapericulum, da Musa, colores. Die Ausgabe dieser kleinen
Sammlung ist von diesem Jahr, und schmeichelt sehr das Auge durch den Druck und
die Vignetten.
Vorgestern erhielt ein confiscirt Buch, das mit einem Ducaten bezahlt
wird, und von dem ich noch den ganzen Titel abschreiben will: Die
unwandelbare und ewige Religion der ältesten Naturforscher und sogenannten Adepten
oder geometrischer Beweiß, daß die Metaphysik die wahre theoretische und die
Moral die wahre practische Gottesgelahrtheit sey, bestehend in einigen freyen
Anmerkungen und Erinnerungen über das in dem I. II. und dem
Vorbereitungstheile zum III. Stücke der höheren Weltweisheit enthaltene System der
allgemeinen Gesellschaft der Wißenschaften und deren Einrichtung und Plan
zur gründlichen Ueberführung aller seicht denkenden und köhlergläubigen
Deisten und Naturalisten aufgesetzt von einem Liebhaber der Wahrheit an seinen
Freund. Berl. und Leipz. 1760. in 8. 15 Bogen. Wenn Sie an dieser Titulaturnoch nicht genung haben: so melden Sie sich, um Ihnen noch eine andere und
etwas mehr daraus mittheilen zu können. Ich umarme Sie, und Ihre liebe
Hälfte, und bin nach herzlichsten Empfehl ms. Vaters Ihr aufrichtigster
Freund.
Hamann.Königsberg den 20 Junius 1761.Geliebtester Freund
Für den Beschluß des Popowitsch danke. Wenn Sie etwas verschreiben, so
laßen Sie das Buch für mich kommen, aber nach Ihrer Beqwemlichkeit, weil
es niemals für mich zu spät kommen wird. Heute Gottlob! die Woche mit
dem XLV Kap. Jeremiä beschloßen, mit drey Suren des Alkorans und den
politischen Büchern des Aristoteles zu Ende; nun komt die Rhetoric, Poesie
und Metaphysik. Ich habe mit viel Zufriedenheit Kantemirs Türkische
Geschichte gelesen, und theils die Stärke dieses Mannes in der Kunst des
historischen Vortrages, theils unendlich vieles darinn über den morgenländischen
Geschmack und Sitten zu meinen jetzigen Arbeiten gefunden. Versprach mir
ein ähnliches Vergnügen von Marins Geschichte des Saladins; der Franzose
hat aber meine Erwartung nicht erfüllt. Es herrscht in der
Anlage
des Buchs
und der
Verbindung der Materien
eine
solche Unordnung
und
Misverhältnis
, die durch keinen Firniß des Witzes ersetzt werden kann. Herr Lauson
hat eine kleine Abhandl. des Rect. Pisansky vom Dichter Herrmann hier
abgelegt, die ich nach den Buchladen schicken werde, wo ich auch den Discours
sur le progrès des bellesaux arts en Russie für Sie besorgen laße. Ich
besuche jetzt keinen mehr und habe weder im Kanterschen noch Woltersdorfschen
was zu thun; und ich gewinne dabey, daß die Lüsternheit nach Neuigkeiten
meinen Arbeiten keinen Eintrag thut. Was mir unterdeßen in den Mund
geflogen kommt, nehm ich mit. Diese Woche habe einen sehr angenehmen
Einkauf von Buxtorfs Chaldäisch-rabbinisch-talmudischen Lexico, opere XXX
annorum, wie der Titel sagt, für 50 gl. gethan. Vom Meßgut habe mir bloß
den
Arleqvin
angeschafft, der schön philosophisch und gelehrt gestochen ist
(durch den Möser, der den Charakter Luthers an Voltaire geschildert, nach
meiner Vermuthung) und gestern nur
Witting
von der Lehrart Pauli. Der
Besitz dieser beyden Schriften ist mir lieb, weil ich ihre Verfaßer als
Reisegefährten ansehen kann, und ihre Vertraulichkeit mir viel Licht über die
Karte des Landes
ertheilt, in dem ich mich verirrt habe. Die Scheidewand,
welche unsere Schriftgelehrten und Freygeister absondert, scheint derjenigen
sehr ähnlich zu seyn, die Juden und Heyden trennte.
– – Dii nostra incepta secundent
Auguriumque suum: dabitur, Troiane! quod optas.
Virgil. VII. 259.Dies waren αλλοτρια. Ich komme jetzt auf Dinge, die mich näher angehen,
und Ihnen geliebter Freund, auch nicht gleichgiltig seyn sollen. Ob ich die Rolle
des
Brutus
bald werde ausgespielt haben, oder ob sie erst angehen wird,
weiß nicht. Kommt es zum
Spiel
; so wißen Sie, wie die
Steine
stehen.
I. Mein Bruder meldete durch die
Schritte
seiner
Ankunft
und
seines
Eintrittes
ins Amt die Nothwendigkeit ihm zu
Hülfe
zu kommen, so
nachdrücklich an, daß mir jede Saumseeligkeit und der kleinste Fehler gegen die
große Lehre: Principiis obsta, ein Dolch im Herzen war. Meine Unruhe
darüber, mein Ernst dem Uebel abzuhelfen, wurde verlacht, oder für Bitterkeit,
Haß und Ungestüm erklärt. In dem Hause, wo ich damals lebte, hab ich schon
damals das Ende des
Liedes
besungen; und man gab mir damals Recht.
II. Seit meinem Aufenthalt hier habe dem Wachsthum des Uebels immer
zugesehen. Alle meine ernsthaffte Bemühungen wurden vereitelt, weil man
das
Göttliche
Urtheil über mein Herz sprach, und alle meine Liebesworte aus
einer bittern Qvelle herleitete, und mich zum Garkoch haben wollte, da ich
Arzeneyen zu verschreiben für nöthiger fand.
III. Mit einer Vollmacht vom
Vater
und
Beichtvater
kam ich nach Riga
geschickt. Wenn ich meinen Bruder länger hätte zappeln laßen; so würde ich
klüger
gehandelt haben. Ehrlich war es, daß ich ihn loßmachte, und mich an
das
zweydeutige
Gesicht einiger Umstände nicht kehrte. Mein Bruder war
ohnedem der grösten Gefahr jetzt ausgesetzt, da es schien, als wenn Sie es für
rathsam würden gehalten haben
Amtsstrenge
zu brauchen, ohngeachtet er
zu der Zeit des Mitleidens am nöthigsten hatte. Ein υστερον προτερον von
der Art würde der letzte Stoß für meinen Bruder gewesen seyn. Es war ein
Glück für Sie und für mich, dafür ich Gott danke, daß Sie
ehrlich
in
Ausspannung meines Bruders aus seinem
Joche zu Werk giengen. Bey der
geringsten Untreue hätte ich mir
kein Gewißen gemacht
Ihre Freundschaft
der Liebe zu meinem Bruder aufzuopfern – –
IV. War Ihre Schule eine Scylla gewesen; so war hier eine Charybdis. Ich
habe gearbeitet, daß mir die Haare zu Berge gestanden. Das weiß der
unsichtbare
Richter, der
keine Person
der
Menschen
ansieht. Weil ich nicht krum
gerad machen konnte; so wollte ich doch nicht so niederträchtig seyn, was krum
ist, für gerad anzunehmen, und gerad zu nennen, weil es andere so nannten,
die von keinem andern
Kanon
was wißen wollen als von ihrem
kanonisirten Augenmaas
. Mein Vater
konnte
und
wollte
nicht; mir waren die Hände
gebunden. Ich redte so lange ich Odem hatte. Weil aber Ungehorsam und
Unwille zunahm; so ließ ich – endlich – meinen Bruder in seines
Herzens
Dünkel
und in dem
Wandel
nach
eigenhändigen Rath
.
V. Sein Weg gieng also aus seines Vaters Hause – Sie wißen wohin? Man
hat
hier
eben die Fehler begangen, der Sie sich
dort
schuldig gemacht; von
beyden Seiten. Vor alten Zeiten pflegte man hier zu sagen:
Wir kennen
den
Herrn nicht
; mit
Werkzeugen
, die uns
fremd
sind, kann man nicht viel
kluges ausrichten. Dieser Vorsicht hat sich D. S. in Ansehung meines Bruders
überhoben. Wenn D. S. aber auch meinen Bruder nicht kennt, so hat dieser den
Vortheil vielleicht vor ihm, daß er D. S. kennt.
So weit sind wir jetzt; nämlich am Scheidewege, wo es heist: Aut – aut.
Ändert
sich mein Bruder: so ist mein Wunsch erfüllt, und sein Herz wird sich
zugl. gegen mich ändern. Es wird alle die Vorurtheile niederlegen, die es in
Ansehung meiner gehabt hat – – es wird alle die heiml. Tücke verabscheuen,
die ihm bisher im Wege gestanden, die
Wahrheit
zu sehen.
Will mein Bruder sich nicht ändern: so muß notwendig Uebel ärger
werden; und der Karren tiefer hineinkommen wie er gewesen ist.
Ich darf mich um den Lauf einer Sache nichts bekümmern, zu der ich nicht
nöthig gehabt habe weder Ja noch Nein zu sagen. Geht es schief; so habe ich
volles Recht die Leute zu Rede zu setzen, die meinen Bruder geführt haben.
Ihr Blut sey auf ihren Kopf. Wer meinen Bruder
verzieh
ent will, ist
mein Feind; wer ihn aber
verachtet
; soll es doppelt seyn. Wehe denen,
die sich beyder Sünden gegen ihn schuldig gemacht haben!
Die Zeit wird lehren, an wem es gelegen, an
blinden Leitern
, die sich für
sehend
halten; oder an einem Knaben, den man hätte gängeln sollen, wenn
er gehen lernen sollte, den man selbst hätte hüten sollen drey, sechs Wochen
oder Monathe lang, ehe man ihm eine Heerde anvertraut hätte. Wenn der
Schiffer seinen Steuermann ausgelernt hat; denn kann er sich auf ihn
verlaßen, aber nicht ehe, wie in meinem Mst. de prudentia scholasticageschrieben steht.
Es kommt mir bisweilen vor, daß in meinem Bruder ein großes
Pfund
verborgen liegt; ich
traue
aber meinen Ahndungen so wenig als meinen
Vernunftschlüßen. Eines Kenners Urtheil zeigt sich an
rohen
Edelsteinen; und
eines Künstlers Genie adelt sich an
niedrigen
Subiecten.
Er schauet von Seiner heiligen Höhe, hieß es diese Woche in meiner Beichte
Ψ. CII und der HErr siehet vom Himmel auf Erden, daß Er das Seufzen des
Gefangenen
höre – –
Aus diesem Entwurf, der die Dinge von Anfang hergeleitet, werden Sie
von meiner jetzigen Stellung gegen meinen Bruder hinlängl. urtheilen und
damit
auch
die Folgen der Zeit vergleichen können.
Ich habe die Reise nach Elbing ausgesetzt, wohin mich mein Vetter abholen
wollte, weil meine Gegenwart theils hier nöthig und nützlich ist, theils um
den Gang meiner Geschäfte nicht aufzuhalten, da ich nicht weiß, wie lang
oder kurz die Frist ist seyn mag, die mir noch zugedacht ist. Meine Neigung
zur Ruhe macht mich arbeitsam, und ich liebe den Krieg als einen
Vater
des
Göttlichen
Friedens
.
HE Hinz ist mit dem Legat. Rath
aufs
Land gereist gewesen; ich habe ihn
seit seiner Rückkunft noch nicht gesehen und das Compliment an Sseine
eleves bestellen können. Ich werde es bey erster Gelegenheit in Acht nehmen.
– Meinen herzlichen Gruß an Ihre liebe Hälfte. Mein alter Vater empfiehlt
sich gleichfalls. Ich umarme Sie und bin Ihr treuer Freund.
Hamann.Ich habe die Pfingstwoche nach Kurland
an den jungen
Pastor
geblschrieben und den Brief
ganz
franquirt; daher er wohl liegen geblieben seyn
mag. Wenn Sie nach Kurl. schreiben; so bitten Sie doch den HE Bruder, daß
er sich bey dem
jungen Pastor
oder auf
der
Post
erkundigt. Der Kopf ist mir
bisweilen voll. Sollte auch ein Versehen auf dem Couvert geschehen seyn.
Ich hatte, glauchb ich, geschrieben Ruprecht, Fils. Vielleicht hat man Filszum Zunahmen und Ruprecht zum Vornahmen gemacht. In diesem Fall
könnte man sich nach einem Brief an den Pastor Fils erkundigen. Vale.Königsberg den 25 Jul: 1761.Geliebtester Freund!
Schon 5. Suren Gottlob! über die Hälfte des Alkorans. Das geht
spornstreichs. Sie können daraus sehen, daß mir mehr am Alkoran als dem
arabischen gelegen; und die Uebersetzung mir anstatt des Wörterbuchs dient. Auf
die Woche wills Gott! fange auch die Metaphysik des Aristoteles an. Noch
habe keinen Plato. Ehe ich selbigen erhalte – möchte wohl den Aeschylus und
Lycophron, den dunkeln dazwischen schieben.
Die Uebersetzung des Sophokles mit Pindars Oden haben mir einige
angenehme Stunden gemacht; in Ulyses sind einige Körner von Gold im Sande.
Anlage und Ausarbeitung des Stückes selbst kommt mir sehr erbettelt und
matt vor.
An den
Elegien
und
Briefen
zu Straßburg habe mich nicht satt lesen
können; und eben so das Genie als den
ausgearbeiteten Fleiß
des kleinen
Verfaßers bewundert, dem dies nicht anzusehen ist, wenn man flüchtig liest,
da man die mühsamsten Stellen für nachläßig zu halten geneigter ist.
Wagner war eben hier und versicherte mich Ihnen den Arleqvin schon
geschickt zu haben; ich hab ihn gesagt noch einmal beyzulegen wenn es noauch
geschehen seyn sollte. Der Gedächtnisfehler mag von seiner oder Ihrer Seite
seyn so ist nichts daran gelegen, weil Sie diese Kleinigkeit bald loß werden
können. Pastor Ruprecht wird Ihnen dafür danken.
Den Sonderling habe auch gelesen und bin mit Ihnen einig. Der Autor
hat zu wenig über seine Materie gedacht. Die Schwäche des Kopfs stärkt die
Faust im schreiben. Eine englische Sterlingzeile giebt einer französischen Feder
Stoff zu Seiten und Bogen. Um den Verfaßer aus seinen eigenen Worten zu
richten, so könnte man von seiner Schrift urtheilen, wie er vom jetzigen Gelde,
das die Juden bereichert und die Unterthanen drückt. Indem er einige Arten
von Sonderlingen in seinen Schutz nimmt, werden die Begriffe, die er seinen
Lesern mittheilt, sehr vielen ehrlichen Leuten nachtheilig, an denen vielleicht
mehr gelegen als an seinen Klienten.
Littleton habe schon lange gelesen; aber es nicht der Mühe werth gehalten
ihn anzuführen. Er hat seinen Lobredner an dem Übersetzer gefunden, der im
Urtheilen so viele Stärke als im Engl. zu haben scheint. Seine Personen
sagen
auf; aber
spielen
niemals. Die Kunst des Dialogs fehlt ganz. – Gute
Gedanken kann man in jedem moralischen Buch lesen; aber
einzelne
, die
just für
die
oder
jene
Person in
den
und
den
Umständen gemacht sind, die
sich hier und sonst nirgends paßen; die würklich die Mine haben, daß sie aus
dem Reich der Schatten kommen. An statt eines Lucians sehe ich nichts als
einen Engländer von Stande, der bey einer Punch Schaale ganz feine Urtheile
mit seinen guten Freunden über allerhand Materien sagt, und Geschmack,
Gelehrsamkeit, patriotische Gesinnungen pp sehen läßt; auch einige Sachen ganz
artig zu wenden weiß. Wer dies für eine Nachahmung des Lucians hält, muß
keine Zeile nicht einmal übersetzt von diesem Original gefühlt haben noch
gelesen haben.
Die Abhandl. von den Grundsätzen der Münzwißenschaft ist nach einer
flüchtigen Durchsicht nicht uneben und eines Engl. werth. Es würde mir zu
viel Mühe machen diese Schrift zu verstehen; ich begnüge mich daher selbige
auf eine andere Zeit zu besitzen und andere darnach neugierig zu machen, denen
an diesen Materien mehr als mir gelegen.
Versuch über Simon den Zauberer, aus dem Holl. übersetzt hat mir sehr
gefallen. Eine Art von liebenswürdiger Mäßigung Billigkeit und bescheidene
Untersuchung beseelt die Schreibart. Schade daß der Verfaßer keine beßern
Qvellen als Brucker und Cudworth gehabt; desto mehr muß man
bewundern, daß er noch so weit gekommen. Aber daß diese nicht hinreichen, sehr
verführen, werden Sie selbst einsehen können.
Hier hat sich einige Zeit eine gelehrte Seltenheit aufgehalten, die von einigen
unter dem Namen eines
ägyptischen Studenten
bewundert worden. Ein
Mann der 12 Jahr die Welt herumgestrichen, und zu seinem Unglück ein
großer Linguist geworden, in Asien gewiß, einige sagen auch in Africa und Americagewesen. Ich habe ihn gesehen in natura et effigie; ein Mann, der Beine wie
ein Landstreicher hat, und eine Stirn, wie der Thurm zu Babel. Lauson sagt
mir daß seine Physiognomie mit Hanovs in Dantzig biß auf die Tracht und
den Anstand harmoniren soll. In effigie sollen Sie ihn auch kennen lernen,
aus folgendem Titel, von dem ich die hebräische Anfangsworte auslaße.
GenuinaLinguae Hebraicae Grammatica siue uetus illa sine Masoretharum
punctis hebraisandi uia. Quam prius (A. AE. Chr. MDCCLVI. MM. Sext. Sept.)
ingenui Discipuli – – hier kam Ihre liebe Mama in die Stube; deren Besuch
mir sehr angenehm gewesen, weil ich sie eine Zeit lang nicht gesehen, die mir
ihre liebe Noth geklagt. Gedult!) sui admodum reuerendi P. Cyrilli,
Equestris Academiae, quae
Petropoli
est, Presbyteri, priuatum in vsum noua
plane aptioreue methodo delineatam; domi demum suae compluribus
iisque Criticis augtam Scholiis non modo discentium ac Docentium sed
etiam eorum, qui ad
Criticen sacram
se conferunt atque faciles in ea
felicesque progressus desiderant, in gratiam publici iam iuris esse uult
Georgius Kalmár
, Hungaro-Panon a Tapoltzafó. Imperatoriarum
Academiarum Florentinarum adlegtus Socius. Ψ. XVIIII. 8. 9. Geneuae
Typis P. Pellet Typographi MDCCLX. 7 Bogen. Die Vorrede mit dem Titel
und langen Dedication an alle Universitäten in Deutschland, Engl. und wo
nur welche sind, an hundert vornehme Gönner und einer spezial Zuschrift
in neugriechischer Sprache an den Patriarchen zu Konstantinopel machen
3½ Bogen. Was ich in diesem Buch verstanden, ist elend Zeug, von dem ich
auf das übrige schließe, daßs ich nicht Lust gehabt hab weder zu lesen noch
näher anzusehen.
Der Verfaßer will eine neue Schreibart einführen, für die er Gründe hat
aus seiner weitläuftigen Erkenntnis der lebenden Sprachen. Ein Specimendavon giebt der Titel schon; gnota an statt nota, weil die Engl. vermuthlich
know schreiben und das k nicht lesen. Hheth und Oin sind seine lange, Heund Vau seine kurze, Aleph und Jod seine Zwitterselbstlauter. Hierinn liegt
das Mark seines genuinen Systems. Erzählt beyläufig, was er an diesem und
jenem Ort geredt, führt auch wo es nöthig diem et consulem, Tag und
Monath an, wenn es geschehen; meldet auch, daß er zu Oxfort 1750 eine Dissert.
Crit. Philol. Theolog. geschrieben, zu London aber M. B–e’s Answer to Dr.
Sharp’s two Dissertations on Elohim and Berith answered: being a
Vindication of the Etymology and true Meaning of the same Hebrew Words
1751. encore: A Short Reply to Mr. Holloway’s few Remarks upon Dr.
Sharp’s Dissertation on the two hebrew words Elohim and Berith; noch
eine Dissertationem criticam in Esai. VII. 14 die mit sn. ganzen Tractatin S. S. aufgelegt werden wird. Der Autor ist auch ein Cabalist. Sie können
leicht erachten wie mir der Mund gewäßert hat einen solchen gelehrten Held
zu sehen, der jetzt in sein Vaterland geht, um das zu werden, was Vossius von
einem seiner Bekannten gesagt haben soll: Sacrificulus in pago et rusticos
decipit. An Gaben Bauren zu unterhalten fehlt es dem Mann nicht. Eine
Liste aller Gelehrten in Geneve stand vorn, die auf sein Werk subcribirt
hatten loco viatici; die Vorrede war am ersten NeujahrsTage datirt. Diese
Grammatic ist sehr rar und der Autor verschenkt bloß Exemplar. Unsere
Akademie hat auch eins bekommen; was mir in die Hände gerieth war eins was
unser neue Prediger le Fort nach Berlin schickte mit einer lateinischen
Zueignung an einen dortigen Amtsbruder.
Weil ich einige Monathe mich mehr als sonst eingehalten, noch gar nicht vor
dem Thor gewesen bin, so habe mehr als gewöhnl. gelesen. Das
Leben des
Leibnitz von Joncourt
ist mir eine ganz neue Schrift gewesen. Ich habe in
der Schreibart denselben Mann erkannt, der die Herrl. Titel in der
Encyclopedie geschrieben. Dies Buch verdient doch, daß Sie es haben bey allen
den schlechten Geschmack, den der Autor hat, sind Nachrichten und Fleiß
darinn; iudicium aber setzt man beym Lesen zum voraus nach der bekannten
französischen Schmeicheley.
Geddes habe mir schon über den Platon verschreiben wollen; vielleicht thue
ichs noch; ich werde gl. die Samml. vermischter Nachr. holen laßen, wenn sie
zu haben sind.
Auf meinen Bruder zu kommen; so war B‥ vergangen hier und sagte, daß
Herr und Frau mit ihm zufrieden wären – Gut! das geht mir nichts an. Ist er
es aber? und kann ich es mit ihm oder mit ihnen seyn? Das ist eine andere Frage.
Freylich haben Sie sich, liebster Freund
geirrt
; warum hörten Sie damals
nicht, warum dünkten Sie sich klüger. Sie haben sich nicht nur geirrt; sondern
Sie haben sich auch geschadt; und uns auf eine unverantwortliche Art, 1.)
indem Sie meinen Bruder in seinem Bauerstoltz und Faulheit stärkten, 2. und
alle meine Arbeit dadurch vereitelten, daß Sie ihn den Rücken hielten und mir
entgegen waren, wie der Satan ein Kind des Lichts wird, und lästert, was er
nicht versteht. Ich liebe Sie und meinen Bruder; ich wünsche daß Gott
jedem gebe und eingebe, was ihm seelig und heilsam ist. Aber das kann ich
Ihnen nicht vergeben, daß Ihre Herzen damals harmonirten um sich selbst zu
hintergehen; besonders wenn es ihnen gut deucht denselben Weg fortzugehen
und die Folgen nicht zu achten, die auf sie warten.
Lauson hat durch Wagner geschrieben – von Premontval weiß nichts –
Ihre GeEhrte Mama ist wieder in der Klemme. Gott helf ihr! Man ist
nicht auf das inwendige der Schüßeln bedacht, und sorgt nur immer für die
Außenseite. Der Tod in den Töpfen wird nächstens ankommen; ein klein
Gemüse, das nach lauter Kolaqvinten schmeckt.
Leben Sie wohl. Mein Vater grüst Sie herzl. Ich umarme Sie und Ihre
liebe Hälfte. Gott empfohlen. Ihr treuer Freund.
Hamann.In den Leipziger Zeitungen sind Treschos Empfindungen der Religion und
Freundschaft gelobt, auf seines Lehrmeisters Unkosten, wie man mir erzählt.
Trescho mag Sinngedicht schreiben, wie er auf einen Kandidaten eins gemacht
hat; aber meine Leichenrede soll er mir nicht machen.
Königsberg den 7. Aug. 1761Herzlich geliebtester Freund,
HErr Kanter ist Ueberbringer dieses, den Sie als einen Deputirten von
mir aufnehmen werden, weil ich dies Jahr nicht selbst kommen kann. Wißen
Sie noch, daß es um diese Zeit war, wie wir uns die Zeit einander bald lang
bald kurz machten. Denkten Sie noch an den merkwürdigen Morgen des
27ten dieses Monaths, da ich mich meiner Kinderstreiche auf eine so feyerliche
Art erinnerte und ein apocrustisches holla! rief.
Ich danke Gott für Gesundheit und Zufriedenheit. Wer die hat, kann alles
entbehren, alles übrige Puppenwerk mit Füßen treten. Geld hab ich nicht,
weil ich keins brauche. Vergnügen mag ich nicht, weil es mich in dem Spiel
meiner Arbeit stöhren würde. Ehre, Ruhm, Stand – dazu ist der Bursch noch
zu jung – ein groß Gewicht, das auf der Spitze einer Feder oder eines Dolchs
ruht! – ein gut Lager ist beqvemer als ein hoher Stand – – – Wenn Sie alles
haben, was mir fehlt; so tausche meinen Mangel noch nicht mit Ihrem Ueberfluß.
Was machen Sie denn Hof-Sünden-Diener! Sind Sie schon in der Praxiso weit gekommen, daß Sie Ihre ganze Kunst für Marktschreyerey erkennen,
oder sind Hippocratis, Boerhavens und Baglivis Aphorismi noch immer
Göttersprüche in Ihren Augen? Laßen Sie diesen Glauben Ihren Apothekern
und Patienten, die sich beßer dabey befinden als Sie.
Gesetzt, liebster Freund, daß ich auch im Stande wäre in diesem Ton
meinen Brief fortzusetzen: so will ich doch Ihre Stärke selbigen aushalten zu
können, nicht auf die Probe setzen. Weil Sie mit Nachrichten von Ihrer Person
sehr rückhaltend sind: sind Sie deswegen gegen das, was ich hier mache,
gleichgiltig. Ich denke: Nein.
Meine Lebensart ist so einförmig, daß Sie wenig Stoff zu Erzählungen an
die Hand giebt. Das vornehmste wißen Sie schon. Es verdrüst mir manchen
Augenblick, daß ich diesen Sommer nicht vor dem Thor und nur einmal im
öffentl. Garten gewesen bin. Voriges Jahr desto mehr Abwechselungen und
vielleicht zu viel gehabt, daß ich jetzt abrechnen kann. Wer weiß was künftiges auf
mich wartet. Gedächtnis und Hofnung ersetzen das Leere des Gegenwärtigen.
Ich habe diesen Monath vornemlich der Ruhe und Eingezogenheit
gewidmet. Was für Vortheile oder Nachtheile ich davon ziehen werde, weiß ich
nicht. Lauson und Däntler sind die einzigen, die ich sehe. Der letztere wird
Michaelis die Schule verlaßen. Hohe Zeit für ihn – Er hat sich ziemlich erholt
in Ansehung seines Körpers, ist aber noch nicht ganz heraus.
Was macht Ihr Herr Bruder? – Der meinige ist bey Kriegs Rath v. Wegner
Hofmeister. Ich muß in Ansehung seiner auch noch fasten, weil ich seinen
Umgang eben so wenig als Kieselsteine verdauen kann. Gott helf ihm und mir!
Mein alter Vater hat sich sehr erholt und genüst einer neuen Jugend. Er
beschämt in Munterkeit und Feuer seine Söhne. Groß sind die Werke der
Natur, wer ihr achtet, hat eitel Lust daran. Das weiß niemand so gut als die
Herren Ärtzte – –
Ihre liebe Mama habe auch kürzlich gesprochen. Ich beklage, daß Sie in
neuen Verwickelungen ist. Wer hätte das
denken
sollen, da die Sache mit so
viel Vorsicht und Liebe ins reine gebracht war. Denken können, muß freylich
zum voraus gesetzt werden; wenn
schöne
Wörter nicht Masken seyn sollen.
Ich werde die großen Leute, die ihre
Feinde lieben
und ihre
Freunde haßen
,
nicht eher bewundern können, biß ich wißen werde, ob sie ihre Tugenden
wachend oder im Schlaf ausüben. So bald ich über ihren
Zustand
mehr
Einsichten haben werde, soll es mir leichter seyn von ihren Handlungen zu
urtheilen. Manum de tabula.Was macht der Herr Fiscal? Ich wollte auch schreiben; es schickt sich aber
nicht und ich habe jetzt alle Mühe einen französischen Brief
zusammenzubringen, weil ich alle Uebung in dieser Sprache bey Seite gesetzt. Und mein
Deutsches ist so vertrackt, daß sich nur sehr vertraute Freunde oder das Publicum
damit behelfen können, weil das letztere ohnedem Amts wegen die
Gefälligkeit haben muß jeden Narren zu hören.
Empfehlen Sie mich aufs beste dem HErrn Fiscal und Seinem geEhrten
Hause, dem ich alles Gute von Grund des Herzens wünsche.
Ich umarme Sie nach herzl. Begrüßung von meinem Vater und verbleibe
mit aufrichtiger Hochachtung Ihr ergebenster Freund und Diener.
Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur
Lindner
/ Doct Medecin de la Cour / deS.A.R. Msgr.le Duc de / Courlande et Semgallie etc / à /
Mitou
. par fav:… Freunde, mit der edlen Freymüthigkeit Ihres Herzens Ihre Gedanken.
Bey Ihnen würde ich Selbst es mir zur Ehre rechnen, in die Schule zu gehen
und in der Erkenntnis zu wachsen. Sie werden endlich so gütig seyn und dem
HErrn Daentler anzeigen, daß Er Sich in Coenigsberg nach einem guten
Burschen umbsehen möge, der gut schreibt und liest, und von einem guten
Character ist, damit er denselben vor den HErrn Fiscal mitbringen könne.
Ich schließe, nach einem herzlieben Gruß von dem HErrn Fiscal und deßen
Hauße mit der unverbrüchlichsten Hochachtung als Dero getreu ergebenster
Freund
Ruprecht.Königsberg. den 25. Aug. 1761.Geliebtester Freund,
Ihren Brief, Lachs v. alles richtig erhalten. Mein Vater und ich danken
herzlich – Herr Ageluth habe nicht Gelegenheit gehabt kennen zu lernen,
ungeachtet ich solches gewünscht. Ich erfuhr es zu spät, und hatte keine Neigung
ihn aufzusuchen. Lauson erzählte mir, daß er hier wäre – Jener ist 14 Tage
aufs Land gereist, daß ich also biß auf
Einen
ganz allein bin, der mich alle
Tage besucht. Da dieser Sommer eine Quarantaine für mich gewesen, so freue
mich auf den Winter, wie der Landmann auf die Erndte oder der Winzer
auf die Weinlese. Heute den Alkoran zu Ende gebracht, und vorige Woche habe
meinen Aristoteles auch schon verwahren können. Sie sehen also, wie ruhig,
wie vergnügt und dankbar ich den 27. h. werde feyren können. Bis hieher hat
der HErr geholfen! –
Es thut mir nicht leyd, daß ich mir eine kleine Fasten in Ansehung der
SommerErgötzlichkeiten aufgelegt; ich habe vielleicht dadurch mehr
gewonnen, als ich selbst übersehen und berechnen kann. Ein paar Tage verschleudert,
so wäre das Ebenmaas verloren gegangen, worüber ich mich jetzt bey dem
Abschnitte, den ich diese Woche machen werde, erfreuen kann. Diese Erfahrung
muntert mich zu desto mehr Treue in Gebrauch derjenigen Zeit auf, die mir
noch jetzt gegeben wird. Ich habe meinen Entwurf zum Winter schon gemacht,
deßen Unterschrift ich einer höheren Hand überlaßen und unterwerfe. Wenn
ich selbigen ausführen soll, so werden mir
Zeit
und
Kräfte
so genau
beschnitten seyn, daß ich alle opera ad extra aufgeben muß. Das
einheimische
ist schon darnach eingerichtet. Mein Bruder steht in einer solchen Entfernung,
die mich in Ansehung seiner ganz gleichgültig läßt. Dies ist nöthig für mich
selbst, und
nützlich
für ihn. Scheitere ich, so ist es notorisch, daß er an nichts
Antheil genommen, und meinen Fall wird seinem guten Urtheil Ehre
machen, läßt seine Umstände ganz in saluo. Schlägt mir mehr ein als ich will:
so ist auch nichts daran gelegen. Die Stellung, worinn ich mit ihm stehe, ist
folglich nöthig und für ihn sicher und vortheilhaft: für mich aber eben so gut,
die Kelter
allein
zu treten.
Sie werden sich daher garnicht wundern, liebster Freund! wenn Sie in
langer Zeit schwerlich einen Brief von mir erhalten werden; weil ich vielleicht
nur auf diesen Winter Rechnung machen kann, und occasio calua ist. Wenn
sich unterdeßen Fälle finden sollten wo niemand als ich Ihnen hier dienen
könnte: so werden dies Ausnahmen seyn; und den
Gesetzen der
Freundschaft
soll kein Abbruch geschehen, solchen nämlich, die im Geist und nicht im
Buchstaben bestehen die Empfindungen des Herzens und nicht Satzungen des
Gebrauchs sind.
Ich habe mich einige Wochen ganz müde gelesen. Die neue Heloise hat den
Anfang gemacht, und ich habe diesen
Philosophen im Reifrock
mit so viel
Gedult und Zufriedenheit ausgehalten, daß ich nicht eher müde wurde als bey
dem letzten Bogen. Der erste Theil machte mich ganz unzufrieden, weil der
italienische Witz niemals nach meinem Geschmack gewesen; ich habe aber
jetzt einsehen lernen, wie
unumgänglich
die Bekanntschaft dieser
Schriftsteller ist, wenn man Gegenstände behandeln will, die zwar in der Natur aber
nicht unter unserm Horizont sind. Die
Schwärmerey
der
Sinnen
, die
Spitzfindigkeit
der
Leidenschaften
, ein so sonderbar amalgama des Witzes,
worinn die Römische Größe zerschmoltzen ist gleich dem
Korinthischen
Erzt
, sind
vielleicht
charakteristische
Schönheiten eines Romans und ihre Nachahmung
kann nirgends so gut als bey den Welschen geschöpft werden. Sollte sich
endlich nicht der Plan eines Romans nicht wesentl. von der Fabel eines bürgerl.
Trauerspiels oder einer Komödie unterscheiden. Der gemeine Mann unter den
Lesern ist freylich so wenig im stande die allgemeine Ähnligkeiten der Dinge
zu sehen als ihre differentias specificas zu unterscheiden: aber von
Kunstrichtern und Lehrern des Geschmacks kann man dies fordern. Weiter ist es
Kunst, oder Dürftigkeit und Unverstand,wißenheit, wenn ein Autor die
Geschlechter so verwechselt. Daß Rousseau in der Moral weiter gekommen als
Richardson fällt eben so sehr in die Augen, als daß er die Regeln zu dichten
tiefer einsieht, glücklicher und geschickter anzuwenden weiß. Ob aber die
Heloise oder Clariße mehr Leser und Liebhaber finden wird, und welche die
zuverläßigsten
seyn werden: das ist eine Kleinigkeiten, die keine Folgen für
mein Urtheil hat und mich nichts angeht. Jedem mag gefallen, was ihm gut
deucht; ich gönne jedem seinen und folge meinem Geschmack, nur insoweit,
als ich ihn übersehen kann. An Richardson würde auch ein gemeiner Criticusleicht Ehre einlegen; Rousseau hat seine Fechterstreiche schon gezeigt, und zeigt
sich wie ein Pompeius in seinem Dialog, von dem Sallust sagt: cum alacribus
saltu, cum velocibus cursu, cum
validis vecte
certabat. Glücklich ist
derjenige Autor, der von sich sagen kann: Wenn ich schwach bin, so bin ich stark.
Es ist gar nicht Rede, ob ein Meisterstück Fehler hat: sondern wo die Fehler
liegen und
wie
sie angebracht sind. Jeder vernünftige Autor weiß seine Fehler
zum voraus, er weiß ihnen aber die
rechte Stelle
zu geben, wo sie wie der
Schatten im Gemälde sich verlieren und abstechen, und daß ein philosophisch
Auge den optimismum mit mathematischer Gewisheit herausbringen kann.
Der zweyte Theil hat alle Stärke des französischen
Urtheils
mit aller
Feinheit des französischen Wohlstandes; wie niedrig, wie ungeschliffen, wie
kurzsichtig verliert sich Muralt, der in seinen Briefen über die Engl. v. Franz.
einen Schweitzer im eigentl. verstande vorstellt. Der dritte Theil erhebt sich
zum englischen Ton; man muß sich wundern, mit was für Geschicklichkeit
sich jeden Geschmack eigen zu machen, zu heben, zu mildern, zu verbeßern
weiß; wie er alle seine kleine Ketzereyen sinnreich in das Gewebe seines
Romans eingeflochten – Citoyen, tatons votre pouls! ich habe einige Tage lachen
müßen, so oft mir das bon mot eingefallen, und die Artigkeit nicht genung
bewundern können, womit er seine Schlafmütze abnimmt, und seine
graue
Haare
darauf antworten läßt. Ein Mann, der so viel Feuer in seine
Schriften ausgüßen will, kann hat freylich nicht viel in unnützen Gesellschaften zu
verlieren, und muß als ein Menschenfeind leben, wenn er die Menschen
dienen
will, mit
der Kenntnis
, die er
aus seinen und anderer
Ausschweifungen sich erworben hat
. Sie werden liebster Freund! ganz brauchbare
Betrachtungen über die Erziehung, über das Studium der Historie und hundert
andere Dinge finden – auch hast er cette morale
criminelle
et
servile
, cette
mutuelle tolerance aux depens d’un maitre qu’un mechant valet ne
manque points jamais de precher aux bons sous l’air d’une maxime de
charité, wovon ein
verjüngter Abelard
auch seinen Roman schreiben
könnte. Ist je der Lebenslauf oder die Geschichte einer Leidenschaft romanhaft
geschrieben worden: so ist es diese. Das Ende der Heloise ist einer Komedie
zieml. ähnlich und von gleichem Faden mit dem Anfange.
Auch thut es mir nicht leid den
vom Tod erweckten Protestanten
oder des
einfältigen Bußpredigers
Hans Engelbrechts
von Braunschweig Schriften
gelesen zu haben, die in diesem Jahr auf Kosten einiger Freunde (von
mystischen Schriften wie man sehen kann) neu gesammlet und ausgegeben worden.
Dieser Tuchmacher verdient einige Aufmerksamkeit und ich wünsche mir
Glück, daß der erste Mystiker, den ich in meinem Leben gelesen, Hans
Engelbrecht seyn sollte, der in Engell. unter dem Namen des
Deutschen Lazarus
bekannt ist. Poiret hat von diesem Schwärmer viel gehalten, und jeder
Philosoph der sich um die Historie des menschlichen Verstandes, auch um die Natur
der
menschlichen Schreibart
bekümmert, kann hier was zu lachen, und was
zu lernen, auch wenn er Lust hat, was zu grübeln finden. Das seltenste, was
dieser Mann erlebt hat, ist dieser kleine Umstand: daß er 12 Stunden von
unten auf sterbend erkannt, und in 12 Stunden von oben an wieder zu sich
selbst gekommen. Er erzählt dies, als eine Sache, die er an seinem eigenen
Leibe erlebt, und wovon ihm Beichtvater und die ganze Stadt Zeugnis geben
kann durch den Weg des Gerüchts, ist aber so billig keinem Leser zuzumuthen,
daß er es schlechterdings glauben soll. Wenn man sich ja darüber wundern
will, so möge man bedenken, daß bey Gott nichts unmögl. – und daß er sich
auch verbunden erachte ihm für erdichtete Wohlthaten sich dankbar zu erzeigen.
Mitten in der thörichsten Einkleidung abgeschmackter Erzählungen geräth
man auf Stellen, worinn ein Pathos herrscht, deßen nur Heldenleidenschafften
fähig sind, und ein so erhabener Schwung der Urtheilskraft, die kein
Sophist durch den feinsten mechanismum der Analytic und Synthetic so
leicht erreichen wird. Es gehört aber eben so viel Gedult und kalt Blut dergl.
Zeug zu lesen, als jungen Schülern Perioden machen zu lehren, oder eben so
viel Geschmack als Democrit zu todten Körpern hatte und ihrer Zergliederung,
der nach dem Urtheil der Abderiten über diese Arbeit seine Gesundheit und
seinen Verstand verlor.
In St. Foix Geschichte der Stadt Paris habe viel artige anecdoten gefunden,
ein Commentarius über die Kartenbilder und hundert artige Kleinigkeiten,
die auch einen gleichgiltigen Leser unterhalten, und einen ernsthaften
interessiren können. Es verdient neben Herault abregé chronologique zu stehen;
wie der Stallmeister hinter seinem Ritter.
Ich verlange recht darnach die
Beherzigungen
des HE. von Mosers
recensirt zu sehen. Die Zeitungsschreiber, wie es scheint, fürchten sich dafür.
Wer das Buch und die Vorrede versteht, dem wird der Titel nicht dunkel seyn,
sondern dem Inhalt sowohl als dem Verfaßer sehr angemeßen. Es ist noch
einmal so stark als der Herr und Diener. In dieser Vorrede dacht er ein
sechzigjähriger zu werden; dort klingt der Vorbericht ganz anders, daß man seine
Beherzigungen fast für sein politisch Testament ansehen sollte. Solchen
Patienten muß man mit Pope zuruffen:
Trinckt tiefer
, daß euch der Schwindel
vergeht.
In Schwaben ist eine Gesellschaft von beaux esprits, die sich nicht
geschämt gemeinschaftlich ihre Versuche in Poesie und Prosa herauszugeben
unter dem vielversprechenden Titel: Müßige Stunden zu Tübingen,
Stuttgard und auf dem Lande. Sie sind dem Huber dedicirt, empfehlen sich durch
eine Urkunde von einer Vorrede und was das ärgste ist vier Bogen
ausmachen. Mit 3 wären dem Leser noch mehr gedient gewesen. O tempora!
o mores! werden die Herrn Schildbürger in M – – – sagen.
Sie haben ganz recht, der Verfaßer des Ulysses sollte Übersetzer geblieben
seyn. In der Anlage herrscht eine sclavische Nachahmung, und die Erfindung
besteht darinn, daß man rechts links und links rechts macht. Aber dieser Vogel
hat einige Federn, wer die ausrupft und aufzustutzen weiß, kann so viel dabey
verdienen, als ein Dutzend Käfichtsänger und gebratener Tauben
zusammengerechnet werth sind. Ich habe die Vertheidigung seines Sophokles gelesen,
die in der Bibliothek angefochten worden. Letztere habe nicht gelesen. Nach den
Brocken sollte bald schließen daß M. Fischer just der Mann ist, der vom
Sophokles so viel versteht, er mag griechisch oder deutsch schreiben, als das Echoeines Waldes, das zwar an der
Stimme
aber nicht an den Empfindungen
eines Liebhabers Antheil nimmt.
Die Staatsschulfüchserey nach ihren ersten Gründen beherzigt von
Achenwall habe zieml. flüchtig aus Mangel der Zeit durchlaufen müßen. Die
Vorrede ist ziemlich beträchtlich und ein jesuitisch Meisterstück eines Schullehrers.
Es lohnt Vorlesungen über dies Buch zu halten. Der politische Aberglaube
ist eben so sehr darinn gehuldigt, als der patriotische Unglaube. Der Fürst
lebt in einer
vollständigen natürl. Freyheit
, wieviel Stunden laßen sich
über diesen dunklen Satz
weglesen
! und besitzt eine
persönliche Majestät
.
Das erklär mir jemand aus unserm Recht der Natur. Unterdeßen findet man
wenigstens einige neue Staatsformeln darinn, deren Richtigkeit noch vom
Glück dieses Krieges abhängt.
Griselini Denkw. des berühmten Fra-Paolo Sarpi gehören in ihre
Bibliothek. Der deutsche Uebersetzer hat den Autor selbst gekannt und verspricht noch
mehr von dem was er auf sn Reisen in Welschland eingeerndtet hat. Was für
einen großen Mann werden Sie in diesem
Serviten
finden. Der Gelehrte
erscheint vornemlich im ersten Theil, im 2 der Staatsrath, der Theolog einer
Republik als Venedig damals war. Man muß über die allgemeinen Einsichten
dieses Mannes erstaunen in der Philosophie, Mathematic, und dem ganzen
Umfang der höhern Gelehrsamkeit. Monachus curiosissimi supercilii. Aus
den Briefen des Cornaro wird ein lateinisch extemporalgedicht eines Jacob
Hamans aus Hamburg angeführt auf den Sanctorius, als den Erfinder des
Pulsmeßers, davon die Idée vielleicht dem Sarpius zukommt, der aber sehr
uneigennützig mit seinen Entdeckungen und Einfällen umgegangen. Sarpinennt die axiomata Hypolepses, dies hält ein Italiener für einen
Schreibfehler, ich zweifele sehr daran. Der Uebersetzer hat einen dreyfachen Anhang
gemacht. Das erste ist des Kardinal Passionei, deßen Tod jetzt angemeldet
worden, Votum über die Canonisation des Bellarmins, die er verwirft, das
letzte einige Anmerkungen des Fra-Paolo über römische Grundsätze, die schon
der Mühe lohnen.
Zu Heumanns Geist deutscher Gesetze habe so viel Vertrauen, daß ich es mir
anschaffen werde; ohngeachtet ich nur den Anfang davon bloß ein wenig
durchblättert habe.
HE. Pastor Ruprecht hat mir gestern geschrieben und mir von dem
verlornen Briefe Nachricht gegeben, daß er selbigen richtig erhalten; wie aber,
davon weiß nichts. Sie müßen auch davon nichts wißen. Er hat die DefectBogen aus dem Schauplatz der Natur noch nicht erhalten. Ich schreibe
morgen wills Gott! an ihn, und denke am besten wär es, wenn er das Geld an
Sie überschickte und s Sie es zu ihrer Rechnung beylegten, weil es ohnedem
eine kleine Summe betragen wird. Ich habe noch einige Kleinigkeiten für ihn
beygelegt, die ihm vielleicht nicht ungelegen seyn werden.
Lutherus ante Lutheranismum von Jeremia Heraclito Christiano ist eine
Sammlung von besondern Stellen aus Luthers Schriften, besonders den
ersten, weil der Autor selbige der spätern vorzieht, und den ältesten Ausgaben.
Diese kleine Schrift ist mit einem Anhang dies Jahr wieder aufgelegt worden,
und hält einen Extract ketzerischer Lehrsätze in sich, die für die Urälteste
evangelische Wahrheit angekündigt werden.
Cohausens Hermippus rediuiuus muß im lateinischen nicht unangenehm
gew zu lesen seyn. Der Autor ist Senior der Münsterschen Leibärtzte und
hat mehr Tändeleyen geschrieben e. g. serium in fumis lusum, (müßen
Sinngedichte bey einer Pfeife Toback seyn) Neotheam, picam nasi, Clericum
deperucatum, Helmontium ecstaticum. Erstere Schrift erklärt eine Inscriptionaus Reinesio auf einen L. Clodium Hermippum, qui vixit annos CXV.
dies V. puellarum anhelitu, quod etiam post mortem eius non parum
mirantur Physici. Iam posteri hic vitam ducite. Des Autors Belesenheit ist
altfränkisch; sein Witz aber recht angenehm und lebhaft. Er vermuthet daß
dieser Mann ein Vorsteher oder Schulmeister bey einem römischen
Mädchenwaysenhause gewesen Propert. Elegiarum III. 15. die
Knechte
welche David
die Sulamith aussuchten waren vermuthlich Aertzte coll. Genes. L. 2. Macht
im Scherz wahrscheinl. daß Herm. ein Chymist gewesen, der den Hauch in
Tropfen und Feuchtigkeiten concentrirt, und daraus viell. ein arcanum zur
Verlängerung des Lebens verfertigt. Baco führt schon den Einfall eines
Artztes an, der das hohe Leben der Schulleute den
balsamischen
Ausdünstungen
der Kinder zum Theil zugeschrieben; mich wundert, daß diese
Anmerkung unserm Autor entwischt. Ohe! iam satis est – – Ich nehme jetzt
Abschied unter abgemachten Bedingungen. Vielleicht kann mein Bruder die
Lücke öfterer ausfüllen, er wohnt ohnedem in der Nachbarschaft
Ihrer
GeEhrten Mama. Ich werde selbige
bisweilen besuchen der motion zugl.
wegen. Mein Vater grüßt Sie und Ihr ganzes GeEhrtes Haus. Ich umarme
Sie und Ihre liebe Hälfte und ersterbe mit aufrichtiger Hochachtung
ergebenster Freund
Hamann
.Den 26. Aug. 1761.Geliebtester Freund,
Die Fr. Consistor. R. schickte heute Einlage an HE D. mit der Bitte, daß
er doch gleich solche erhalten möchte durch ihr Couvert. Darf ich bitten den
andern an HE Past. Ruprecht mit einzuschließen. Er hat mir eine kleine
Commission aufgetragen, die ich besorgt und einige Kleinigkeiten aus meiner
Wahl mit beygelegt, Bengels Zeitrechnung von Böhmer, M Schreibers
Erklärung Jes. L VII III. Bürklin vom Abendmal, historische Abhandl. von
Ehgesetzen, Jacobi ursprüngl. Offenbarung. pp. Zu Simon dem Zauberer
hätte gern den Versuch über die Verstörung Sodoms und Gomorrha,
an
dem Sie neulich
denken, weil ich die Gelegenheit gern mitnehmen wollte
ihn zu lesen. Man kann ihn aber bey Woltersdorf nicht finden. Meine
eigennützige List ist mir also fehlgeschlagen. Er muß nicht dies Jahr ausgekommen
seyn oder einen andern Titel haben. Weil nächste Woche Ihr Student
abgehen soll: so möchten wohl des HE. Pastoris Sachen mit zu Ihren gepackt
werden. Sie können auf die Hälfte die Unkosten theilen oder nach Verhältnis.
Die Zahlung kann auch durch Sie am besten remittirt werden. – Die DefectBogen hat er noch nicht; er kann darauf dringen, daß Sie sein Geld so lange
deponirt behalten, bis er jene empfängt. Dies mögen Sie abmachen, unter
sich. –
Weil ich diesen halben Bogen schon angefangen: so muß er voll werden.
Ich habe überdem Muße; und Sie mögen, liebster Freund, so viel
lesen
als Sie
wollen.
Lamberts Kosmologische Briefe
habe nicht aushalten können,
ob es der Mühe lohnt seine neue Entdeckungen zu verstehen, zweifele aus dem
wenigen was ich davon beurtheilen kann. Er scheint mit fremdem Kalbe
stark gepflügt zu haben, in die Einkleidung des Briefstyls weiß er sich gewiß
nicht zu schicken.
Auserlesene Poesien aus den engl.
Dichtern sind für mich
aufgewärmte kalte Küche. Von den
Erläuterungen der Psalmen Davids
habe 6 Theile gelesen und hie und da was gefunden, das verdient gemerkt zu
werden. Man muß wie ein Hahn nach einem Korn ein Haufen Unrath weg
scharren. Einige Dissertationen von
Dommerich
haben mir viel Neugierde
erweckt mehr von diesem Mann zu lesen. In der einen liefert er die verschiednen
Lesearten aus dem Fragment eines horazischen Codicis; und in der andern
handelt er von dem Anfang der Satyre X. lib. I. der in den meisten Ausgaben
als unächt fehlt. In Gesners muß es stehen und vindicirt es dem alten
Dichter. M.
Christlieb
hat sich vorgenommen einen ewigen Commentarium über
einige Gedanken des Bengels zu schreiben. Er ist noch unter dem patriotischen
Ortmann. Zum Autor gehört noch etwas mehr als eine gute Meinung.
Bengels Offenbarung würde diesem Mann züchtiger klingen als Johannis
Namen zu diesem Buch. Er thut sich viel darauf zu gut
Fehren
auf seine
Seite gebracht zu haben. Ich bin daher neugierig diesen Mann zu sehen, zu
dem Crusius eine Vorrede gemacht. Noch habe keine Gelegenheit gefunden
seine Anleitung kennen zu lernen; die ich auf eine andere Zeit aufschieben muß.
Modestreiche eines Kavaliers
sind Gedichte, die aber wie Prosa in einem
Stück gedruckt sind. Das Fabelchen vom Fuchs hat mir die angenehmste
Vorstellung gemacht.
Ringeltaubens Briefe an die Christen
in der Welt sind
den Gespenstern gleich, die mehr poltern als sehen laßen. Fünf philosophische
Formeln, die auf und nieder gehen in einem großen Dunst von Worten.
Schabbalies wandernde
Seele, die vierte Auflage. So viel Auflagen, dacht
ich, von einem Buch deßen Titel so eine ebentheuerliche Idee giebt. Ich habe
den Anfang gelesen und mit mehr Zufriedenheit als ich mir versprach. Der
gemeine Mann fordert auch seine Schriftsteller, und zwar solche, die sich
seinen Vorurtheilen beqvemen. Ich habe einige recht malerische Züge gefunden.
Ein ganzer Kopf aber gehörte dazu dies unedle Metall in Gold zu verwandeln.
Ich stellte mir dabey solche Leser vor, wie der alte
Putz
war, den Sie gekannt
haben, neugierige und nachdenkende Leute giebt es unter den Bauren und
Handwerkern genug. Eine praktische Weltgeschichte für solche Leute zu
schreiben, ihre Einbildungskraft durch die Maschine ihres Standes und ihrer
Erziehung zu unterhalten, und ihrem Verstand dadurch zu Hülf zu kommen, für
solche wär ein Schabbalie ein schätzbar Buch.
Ich muß hier abbrechen. Verzeyhen Sie mein Geschmier. Leben Sie wohl
und lieben Sie Ihren alten Freund.
Hamann.Königsberg den 28 Aug. 1761.Liebwerthester Freund,
Es ist mir recht sehr angenehm, daß ich Ihren Brief gestern erhalten, weil
ich jetzt am besten im Stande bin ihn zu beantworten; da ich diese Woche eine
kleine Pause gemacht, und also Muße genung übrig habe. Habe daher auch
vorgestern an HE P. Rup. geschrieben unter Einlage des ältesten HE Bruders.
Die Geschichte meines verlornen gehaltnen Briefes ist mir noch ein Räthsel,
das mir der lose Pfaff nicht aufgelöst. Er meldt mir nichts mehr als daß Sie
ihn bisweilen besuchen. Schulmeistern Sie ihn doch ein wenig dafür; ich hab
es ohnedem für gut erachtet in meiner Antwort ein wenig zurückhaltend zu
seyn. Worte verfliegen eher, aber man kann sie desto nachdrücklicher
ausstoßen. Briefe sind Augenzeugen, und öfters ungeschickte Boten, denen man
ihr Gewerb nicht auf guten Glauben anvertrauen kann sondern zuzählen
und zumeßen muß. –
Von Ihrer
neuen Einrichtung
weiß schon. Wenn es nur dabey bleibt, daß
wir uns nächst Frühjahr hier sehen: so werde ich den Verlust dieses Sommers
einholen können, so Gott will und wir leben.
Mein guter Rath
und ein
gemeinschaftl. Wunsch der Hiesigen wäre es wohl, daß Sie sich mit dem ersten
guten Wege aufmachten um hier ein paar Monathe wenigstens aushalten
zu können. Vielleicht begleite ich Sie, wenigstens biß nach Dantzig. Ein
großer Vortheil, den ich mir sehr zu Nutze machen werde, würde es für mich
seyn in
der Zeit
einen
guten Freund in jenen Gegenden
zu haben. Dazu
wären Sie der beste. Es fehlt mir an Kanälen nicht, die ich aber erst
einrichten müste, und bey den jetzigen Zeiten würden die Unkosten die Früchte
übersteigen. Der beste Rath ist immer derjenige, den die Umstände geben, und
diese wollen wir, liebster Freund, beyde
ruhig
und
wachend
abwarten.
Ihre Commission in Ansehung des Vernets, (den Sie zum Abt machen,
aber meines Wißens D. Theol. in Genf ist und einen Catechismum geschrieben)
habe im Buchladen bestellt; hoffe also daß Sie es mit den Sachen die HE
Rector bekommen wird, erhalten werden. 2 Exempl. das eine kann dieser oder
HE Pastor R. behalten. Komt es nicht; so liegt es nicht an meinem
Bestellen
. Ich komm dem
Buchladen
nicht gern nahe und gehe überhaupt
wenig aus.
Meinen Anfang über die franz. Grammatik möchte Ihnen gern schicken,
wenn etwas daran wäre. Jetzt aber lohnt er der Mühe nicht. 1. Er ist im
Zuschnitt verdorben. wodurch? wäre zu weitläuftig zu detailliren. Der Plan
dazu ist einer Definition ähnlich die zugl.
weiter
und
enger
als ihr Definitumist. 2. Er hält kaum die Etymologie in sich. Sie würden also nichts daran
haben. Das Beste ist in den vermischten Anmerkungen ins kurze gezogen, und
der
Knoten
auch sichtbar, woran es liegt. Im Restaut finden Sie alles,
aber dieser Mann hat nicht Herz genung gehabt das
anzuwenden
, was er
lehrt. Ihn zu
entwickeln
und in ein
wenig beßere Ordnung zu bringen
,
dazu brauchen Sie meine Handleitung nicht. Ich habe alle Uebung im französ.
verloren und beynahe aufgegeben; daher habe Ihrem Gesuch nicht willfahren
können.
Kürzlich erhielt eine Nachricht vom Portepée. Sie lernen mich den Herrn
Lieutenant aus seiner Uniforme kennen, und ich danke Ihnen recht sehr dafür,
denn das liebe Porte-epée, nachdem ich es lange genung besehen hatte, machte
mich nicht klüger als ich vorhin gewesen war. Aus den kleinen Auszügen von
seinen Briefen kann man auf den
Menschen
schlüßen, an dem mir mehr als
an dem Dorf gelegen, in dem er steht. Aus den Datis, die Sie mir mittheilen,
kann ich die
Folgen
nicht ziehen, die Sie beyfügen. Seine Empfindungen und
Urtheile übertreffen recht sehr meine Erwartung. So lang ich junge Leute nur
noch
selbst denken
und
Uebungen des Gefühls
an ihnen sehe: so lang lieb
ich sie, und habe gute Hofnung. Richtigkeit und Klugheit muß man gar nicht
fordern; genung für sie, daß sie die
Mittel
noch lieben, zu dieser Frucht der
Erfahrung durch Versuche und Fehltritte zu gelangen. Ich will Ihnen also
meine Meynung sagen. Vielleicht wird die Zeit uns Gelegenheit geben unsere
Muthmaßungen künftig einmal gegen einander zu halten. Für den ältesten
wird die Schule der Welt weniger gefährlich, sondern höchst nützlich seyn.
Eben so nützlich, als sie ihm nöthig war. Seine
Ausschweifungen
waren im
Grunde
nichts
als eine
Lust
sich zu bilden
und
bilden zu laßen
. Mit dem
jüngsten verhält es sich just umgekehrt. Geben Sie mir Achtung, wie der
verdorben werden wird und in Prag mehr als in Warschau. Ein
artig Kind
in
ihren Augen, das nachläßig an seine Eltern schreibt; ein artiger Einfall, ein
junges Blut, das noch stümperhaft buchstabiert und schreibt, nach Warschau
und von da nach Prag reisen zu laßen.
Polnische Bauren in schwarzen
Kleidern
sind die rechten Praeceptores für einen jungen Edelmann, der unter
so viel Hofmeistern so blutwenig gelernt hat und lernen wollen; nicht
gelehrte, ehrwürdige und deutsche Patres im antiquen Gebäude. Was braucht
so ein Subiect gelehrten ehrwürdigen und hochdeutschen Unterricht? und auf
weßen Rath und Vorschlag ist diese Veränderung geschehen. Ey! Eltern. Euer
Maior Domus wird euch auch verpflanzen. Last Kinder reden und schreiben was
sie wollen, aber macht ihre Einfälle nicht zu Grundsätzen eurer Handlungen.
Wenn ich in Kurl. gewesen wäre, ich hätte mich diesem Anschlag sehr
entgegengesetzt. Wir wollen sehen, ob dieser
übereilte Schritt
nicht bald mehr
nach sich ziehen wird.
Keine unsichtbare Dinte mehr, liebster Freund; in acht Tagen wird das Lob
Ihrer Gedult, Unverdroßenheit und Munterkeit unleserlich seyn. Wie gut ist
es, daß ich Ihren Brief heute beantworten kann. Sind die Galläpfel bey dem
HErrn Rathsverwandten nicht gerathen? oder haben Sie mit Phosphorusgeschrieben?
Um nach einem kleinen Umweg auf Ihre
neue Einrichtung
wiederzukommen. Ich freue mich, daß Sie mit der Reuolution zufrieden sind. Aus
jener tiefen Klosterstille in einen Gasthof – und dies kommt auch von Ihnen
und Ihrer freyen Wahl, die blos dieses zum Grunde hat:
Was ist ihm gut?
Ihre Rücksicht auf sein Bestes erstreckt sich
hier
so gar auf seine
Domainen
.
Wie reimt sich das alles mit dem was gleich darauf komt: der Fortgang ist
langsam; doch die
Nachwehen
, die ich Sie aus Grünhof mitgenommen,
glauben Sie
hier nie
zu empfinden.
Da ihre freye Wahl von Schlüßen abgehangen: so erlauben Sie mir
gleichfalls Schlüße zu machen. Denn ich bin ein Mensch so gut als Sie, und
weissagen mag ich nicht, wenn ich auch könnte. Da ich diese Nachrichten von Ihrer
eigenen Hand habe: so fordern Sie vielleicht nicht ohne Grund, daß ich Ihnen
meine Neigung hierüber sagen soll.
Die Frage: was ist ihm gut? setzt immer eine andere zum voraus nach
Göttlicher Ordnung und menschlicher Schwachheit, nemlich: was ist
mir
selbst
gut? Wer mit dieser nicht fertig werden kann, muß sich nicht
unterstehen jene aufzulösen. Sie melden mir zwar, daß Sie in Bl. so viel
Erholungen
haben um die Stadt darüber entbehren zu können, aber Sie klagen
zugl. über weniger Zeit zu Ihren eigenen Arbeiten. Dieser Umstand hält also
die Stange, und Sie gewinnen und verlieren hier nichts bey Ihrer Reuolution.Es ist aber vielleicht nichts als eine fallacia sensus, die uns das
Beste
unsers Nächsten
abgesondert und im Gegensatz mit unserm eigenen
Intereße
vorstellt. Ich glaube also zieml. zuverläßig, wenn Sie Ihr eigenes Wohl aus
einem andern Gesichtspunct eingesehen hätten: so würde der Vortheil Ihres
Mündels nichts dabey verloren haben. Keine andern
Gründe
, keine andern
Umstände
, als die
Sie mir selbst
in die Hand geben, werden von mir in
Betracht gezogen.
1. Verdenke ich es Ihnen, daß Sie Ihre platonische Grillen von ästhetischer
Einfalt, von Schätzen in Gründen, von Wahrheit- und Geschmacks-Systemen
mitgenommen haben. Die waren jener tiefen Klosterstille sehr angemeßen,
aber verderben ohne daß Sie es wißen Ihren gegenwärtigen Aufenthalt im
Gasthofe.
2. Die Unabhängigkeit ist ein großes Gut für den, der Gebrauch davon zu
machen weiß, nichts würdig in den Augen deßen, der sie nicht kennt und
anwenden kann. In Platohnen hätten Sie mehr sich selbst und Ihrem jungen
HErrn leben können.
3. Er hat ein Schuljahr, wie Sie sagen, und Sie hätten ein
Probejahr
mit
ihm
sehr nöthig
gehabt. Aus seiner Aufführung in dieser Lage hätten Sie
seine künftige beurtheilen Aufführung beurtheilen und Ihre eigene
darnach einrichten können. Sie hätten unendl. Vortheile von diesem Versuch
ziehen können für ihn und für sich selbst.
4. Der wahre ästhetische Geschmack eines Herren von seinem Stande und
seiner Bestimmung bezieht sich auf die Wirtschaft. Dies ist das vehiculumund der Endzweck zugl. Beydes haben Sie übersehen. Sein Aufenthalt in
Platonen wäre immer die beste
Schule
gewesen, der beste
Zaun
um seine
Domainen, der beste
Boden
um das versäumte durch Sparsamkeit
einzuholen, das beste
Feld
um sein Jugendfeuer ein wenig verrauchen zu laßen.
Ich fürchte immer, daß es Ihnen einmal ärger wie dem Mag. Haase gehen
wird; Plutarchs parallelgeschichte bleibt immer ein nützlicher Buch als das
beste Compendium der Sittenlehre die auf hohen Schulen gelesen wird. Sie
finden aber an keiner Oeconomie Geschmack, als die in epischen Gedichten
zum voraus gesetzt wird.
Nun wohlan! denn. Milton habe gelesen in fonte. In Bodmers Übersetzung
muß ich es
glauben
, daß es ein herrlich Gedicht war. Die Sie jetzt lesen, hab
ich noch gar nicht in Händen gehabt. Was Sie mir schreiben, ist ein klein
Selbstgespräch, wo mehr Begeisterung als Kritick ist. Klopfstock scheint mir immer
seinen Geschmack verdorben zu haben in dieser Qvelle. In seiner
Geisterlehre
ist Milton offenbar sein Original gewesen, und dieser hat die
Hexen-Legenden zu den Zeiten der irrenden Ritter und des Aberglaubens
meisterhaft zu brauchen gewust. Ich habe nur kürzl. die Henriade gelesen und
Voltairens Abhandl. über die epische Dichtkunst:
Jardins! il faut que je vous fuye.
Trop d’art me revolte et m’ennuye.
J’aime mieux ces vastes forets.
La nature libre et hardie
Irreguliere dans ses traits
S’accorde mieux avec ma fantaisie.
Homer
bleibt immer der einzige Heldendichter für meinen Geschmack.
Hureux Malheur, ruft Voltaire am Ende eines Kapitels aus, à qui
l’imiterait dans
l’economie
de son Poeme! Hureux qui peindrait les details
comme lui! Et c’est precisement par ces details que la
poesie
charme les
hommes
; nicht die alte, sondern die neue oder französische Poesie, nicht rechte
männliche Leser, sondern weibische und kindische. Homer zu fühlen ist nicht
jedermanns Ding; ey Homer zu verstehen – Muß man das nicht, wenn man
ihn nachahmen will. Und nachahmen heist in schönen Künsten
übertreffen
.
Muß man sich nicht über den Geschmack des Alterthums ein wenig wundern,
das seine Gedichte Rhapsodien genannt und drey
Unmöglichkeiten
gedichtet,
die erste
Jupiter
seinen
Donner
,
Herkules
seine
Keule
, und
Homer
einen
Vers
zu rauben. Doch ihr ich ruffe meine vorige Note zur französischen
Anmerkung zurück. Die wahre Kunst zu detailliren flüst immer aus der
Vollkommenheit der Grundanlage; wie eine gesunde Wurzel es dem kleinsten
Sprösling an Saft und Nahrung nicht fehlen läst zu grünen und zu blühen.
Gestern habe Glassii Philologiam sacram zu lesen angefangen und, die
schon viele Wochen darauf gewartet und heute das 2te Buch darinn zu Ende
gebracht, weil ich den Rath des Mosheims für gründl. gefunden die beyden
ersten Bücher als die unvollkommensten zu überschlagen und das letzte de
logica garnicht zu lesen. Es thut mir gleichwol nicht leyd selbige übersehen zu
haben einiger canonum wegen über der prophetischen Schreibart, und über
Johannis, und einer einzigen angeführten Stelle über Pauli Styl. Wenn Sie
Witting kennen: so wundert mich, daß er nicht an die στιχους gedacht, die in
einigen Ausgaben gezählt werden – oder vielleicht hab ich es schon vergeßen.
Glassius redt davon am Ende des 1. Buchs. Im 2 habe einige Nachrichten
von der Cabbala gefunden, welche die ersten und besten sind, die ich noch
gelesen. In der Grammatica und Rhetorica dieses Autors verspreche mir eine
reichere Erndte.
Was macht der HE Doctor? Ich habe ihm vor 14 Tagen geschrieben einen
Brief, den er nicht erhalten wird. Grüßen Sie ihn herzl. von mir. Mein Vater
thut ein gl.
Von der einen Seite heist es: Ignoti nulla cupido. Von der andern: Homo
sum – – Wenn Sie es mit meinen künftigen Antworten nicht genau nehmen
wollen: so schreiben Sie mir bald. Ich umarme Sie. Grüßen Sie alle gute
Freunde und vergeßen Sie nicht Ihren ergebensten Diener
Hamann.Eberts Uebersetzung oder vielmehr den Scholiasten habe ein wenig
durchgeblättert. Die Noten könnten kürzer, ausgesuchter und um ein guttheil
nützlicher seyn. Ein paar historische Anmerkungen von den Personen in den
Nachtgedanken interessiren den Leser. Den beßeren Verstand einer Stelle habe
ihm auch zu danken; die
einzige
aber, die mir nicht mögl. gewesen, den
Worten nach zu verstehen; ist ihm auch nicht gelungen herauszubringen. – Ich
werde jetzt vom Lesen, worin ich mich seit ein paar Wochen vertieft wieder
abstrahiren müßen, weil ich auf die Woch einen neuen Period von Arbeiten
anzufangen hoffe. Ich habe mich daher ein wenig ausgeruht um meine Kräfte
desto glücklicher jetzt anstrengen zu können:
Auf! auf! braucht allen euren Fleiß
Und stehet munter im Geschäfte – wird es denn heißen.
Leben Sie wohl.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Candidat en Theologie / à
Blancken
berg
feldt
. / par Couv.Königsberg den 10 Octobr. 1761.HöchstzuEhrender Freund,
Es ist mir eingefallen ein paar Wochen halbe Michelsferien zu halten, weil
selbige heute zu Ende gehen; so erlauben mir Zeit und Umstände an Sie zu
schreiben.
Ich habe die letzt aufgetragenen Bücher im Laden für Sie auslegen laßen;
Beherzigungen, Griselini, Luther. ante Lutheranismum, eine Abhandl. vom
Abendmal in eben dem Geschmack. Wegen des deutschen Lazarus erinnere
nochmals, daß viel
Gedult
und
Demuth
dazu gehört um ihn ausdauren zu
können, und daß nur
Stellen
sind, die man aber
treffen
muß; wie das
Haff
nicht lauter
Börnstein
auswirft, Stücke für das Kabinet, andere für die
Werkstäte. Zu Ihrem Jesaias habe noch einen
Jeremias
,
Joel
und
Hosea
gefunden, die ich auch für mich selbst ausgenommen, von
Burscher
. Ich hoffe
daß wir beyde mit diesen Ausleger zufrieden seyn können. Sein Styl scheint
mir ein wenig weitschweifig – Ihr Student ist vor 14 Tagen abgegangen mit
einer Französinn und möchte wohl mit diesem Briefe eintreffen. Letztere hat
einige Kleinigkeiten an Sie.
Mein Bruder ist diese Woche Collaborator im Löbenicht und soll zugl. die
Aufsicht des Pauperhauses, wie ich gehört, bekommen. Hindersen hat für
seinen Pathen gesorgt. Er schickte für seinen an meinen Vater, um einige
Zeilen von sr. Hand zu haben, selbige dem Magistrat vorlegen zu können.
Wir bekamen ein Qvartblatt, auf dem folgendes geschrieben war
Nec quia desperes inuicti membra Glyconis
Nodosa corpus nolis prohibere chiragra
Est quodam prodire tenus, si non datur vltra.Eben dies Deutsch. Wenn Sie neugierig sind, die Uebersetzung von diesen
Zeilen zu sehen, so blättern Sie in Lucas Weg zur Glückseeligkeit; da wird sie
unten in den Noten vermuthlich in die Augen fallen. Ich erschrak und begriff
nichts, warum er diese Stelle gewählt. Nachdem ich mich ein wenig erholt,
konnte ich in einer halben Stunde für Lachen nichts anfangen. Die Stelle
steht Horat. Epist. I. 1. Ich habe jetzt mehr Vertrauen als jemals, daß meine
Einsicht von seinem Charakter, und meine darnach eingerichtete
Verhaltungsart, nicht fehl schlagen werden. Diese kleine Veränderung ist mit so viel
Nebenverwickelungen für mich verknüpft gewesen, die mich recht sehr
beschäftigt haben, sich aber nicht beschreiben laßen. Dem Ansehen nach, scheint
ihn mehr Gnade als
Rache
der Vorsehung auf diese unterste Stuffe gesetzt
zu haben. Da es uns an Kostgängern nicht fehlt, so habe mein Bestes thun
müßen, um ihn so wohl als sn. jungen HE. unser Haus zu vereckeln. Jetzt
werde mich auf neue crises wohl auch gefaßt machen müßen.
D. Lilienthal erlaubte mir erst diesen Mittwoch den Plato abholen zu
können. Weil er mir aber wieder vermuthen den Gefallen gethan ihn mir vorigen
Sonnabend selbst ins Haus zu schicken: so habe diese Woche schon einen sehr
glückl. Anfang in den 2 Folianten gemacht. Hohe Zeit, liebster Freund! Ich
hätte den Plato
halb ausschreiben können
ohne ihn gelesen zu haben –
Wundern Sie sich darüber nicht. Gestern sagte Cratylus, daß Sokrates ihm
alle seine Meynungen gestohlen hätte, noch eh er den Mund aufgethan. Ich
bin mit der ersten Tetralogie schon zu Ende, die sehr schätzbar für mich ist,
weil sie seine Reden vor dem Tod in sich hält. Fischer hat selbige apart
ausgegeben, und ich hab sie mir angeschaft. Er verspricht alle Jahr ein klein
Bändchen von 4 oder 5 Dialogen. 56 sind. Ich wünschte wenn einige Gelehrte
zusammentreten und diese Ausgabe beschleinigen möchten. So würde sie
vollkommener und geschwinder zustandekommen. In Berl. wurde mir eine
Ausgabe für 6 Thrl. angeboten. Weil mir Oehlert aber ein Mann wie unser
Moldenhauer vorkam, mochte ich mich nicht einlaßen, anderer
Unbeqvemlichkeiten nicht zu gedenken. In Dantzig editio optima et rara für 35 Thrl. Da
meine Umstände mir 3 oder 5 schwer machen: so nahm meine Zuflucht zur
Altstädtschen Bibliothek. Ich brauche sie so lange als ich will. Es ist die
berühmte Aldina, wo in der Zueignungsschrift an Pabst Leo X. die bekannte
Stelle von dem Eyfer dieses Buchdruckers steht, daß er für jeden Druckfehler
einen Ducaten zahlen möchte. Unterdeßen, sagt er, ich in anderer Augen wie
ein Hercules arbeite, komm ich mir selbst wie ein Sisyphus vor. Marsilii
Ficini Uebersetzung von Grynaeo herausgegeben ex officina Frobenianaverknüpfe hiemit. Dieser Uebersetzer ist viel zu abergläubisch gewesen, als daß er
das geringste von seinem Autor verstanden haben sollte; und er hat ihn im
eigentl. Verstande diuinum Platonemgenannt nennen können. Schenkt
mir Gott Gesundheit und Ruhe; so kann ich mir den angenehmsten Winter
von der Welt versprechen. Ich habe keinen Autor mit solcher Intimität (ich
weiß meine Empfindung nicht beßer auszudrücken) als diesen gelesen. – Und
ich wünsche mir mehr als jemals Glück, daß ich die Sokratische Denkw. zum
Grund meiner Autorschaft gelegt. Am Plan ist nichts zu ändern; an der
Ausarbeitung noch sehr viel. Ehe ich mich daran mache, muß ich auch den
Xenophon kennen. Die Wolken sind das, was sie seyn sollen.
Eingebung
und
Gelehrsamkeit
sind zwey stoltze Pferde, zwey Hengste, die ich hier zum
Gespann gemacht. Die
Kunst
kann nicht mehr übertrieben werden, als ich es
hier gethan; wer Lust hat es von dieser Seite zu beurtheilen. Das
Genie
kann
nicht unbändiger seyn, als ich es mir hier erlaubt. Zwey so entgegengesetzte
Gesichtspuncte zu vereinigen, ist nicht jedermanns Ding. Sie erhalten eine
Abschrift von dem Urtheil in den Hamb. Nachr. und es hat mich nicht anders
als schmeicheln können in der grösten Wuth von einem Feinde auf die feinste
Art gelobt zu werden. Er thut mir nicht weniger Ehre, als daß er den
Verfaßer der Wolken unsern
Thespis
nennt, der sich mit Häfen das Gesicht
besalbt und an statt des Karren den Dreyfuß einer Pythischen Priesterinn zu
seinem Sitz erwählt. Ich kann mit dieser Genugthuung zufrieden seyn, und
bin solchen Kunstrichtern immer geneigter als – –
Auf die Woche fangen wills Gott! wieder meine Arbeiten an. Mein
arabisches, und der zweyte Theil von WolfiiCuris philologicis, in dem eine Pause
machen müßen, weil Prof. Kypke in sein neues Haus gezogen. Giannonibürgerl. Geschichte von Neapel habe in der Zeit gelesen. Ein Rechtsgelehrter
der die Geschichte des Juris ciuilis und canonici zu seinem vornehmsten
Augenmerk macht. Der erste Theil ist nur heraus. Kanter denkt die übrigen
zu verlegen. Vier starke Qvartanten möchte es betragen und nur ein Werk
für große Bibliotheken. Der Autor hat im Gefängnis sterben müßen. Er führt
einen Einfall, den ich auch einmal gehabt, als eine gelehrte Meynung an, daß
die Sicilianer den Reim von den Arabern v von jenen die übrigen Italiener
v. s. w. gelernt. Thomas Campanella hat ein sklavonisches Liedchen gewust, in
dem auch gestanden haben soll, daß die Spanier von den Moren reimen
gelernt. Ein guter Freund wollte mir versichern, daß Gemmingen in sn. Briefen
eben dies sagt. Ich kann mich darauf nicht besinnen, weil ich seine Gedichte
mehr als se. Briefe gelesen. Als eine historische Nachricht würde ich diese
Meynung sehr zweifelhaft machen; für ein bon mot mag es gut genung
seyn.
Die Henriette der Fr. Lenox habe mit viel Vergnügen gelesen. Es ist eigen,
daß sie so wohl als die neue Heloise, als die beyden wichtigsten Romanen den
neuen philosophischen Lehrsatz von der universalprovidentz angreifen, und
bestreiten.
Die kleinen Versuche im Denken und Empfinden haben mir beßer gefallen,
vielleicht hat die bloße Eitelkeit an diesem Beyfall Antheil. Es mag damit
seyn wie es will, so fallen sie sehr ins Auge, und es sind einige Züge drinnen,
die meinen alten Freund wieder kenntlich gemacht haben. Ich habe daher
Gelegenheit genommen, selbst an ihn zu schreiben, um mich für sein Gedicht zu
bedanken, und zum Theil seines Bruders wegen, der unser Tischgast ist und
dem ich meinen Stubenburschen gegeben, insbesondere mich wegen des
letztern zu erklären, und von meinen Handl. hierinn Rechenschaft abzulegen.
Gestern habe den Hiob zu Ende gebracht. Weil ich auf die chaldäische Bücher
komme: so werde es für nöthig ansehen mir jetzt die Anfangsgründe dieser
Sprache aus Alting, und le Dieu wenigstens bekannt zu machen, die ich beyde
selbst habe. Sie sehen liebster Freund, wie ich mit Augenblicken werde
wirthschaften müßen um mein Tagewerk bestreiten zu können; in dem ich ohnedem
eine ganz andere Einrichtung zu machen gedenke.
Geddes ließ mir gestern aus dem Buchladen holen. Es ist mir lieb, daß man
dies Buch jetzt im Deutschen hat, weil ich es mir schon aus Leipzig wollte
verschreiben laßen. Er schreibt mehr wie ein Rhetor als Philosoph vom Styl der
Alten. Der Anfang mit Plato ist noch zieml. kahl. Er hat mit Warburton zu
thun. Seine Auszüge sind das Beste. Ich warte auf die Fortsetzung – aber
noch mehr auf Lowths 2ten Theil de sacra poesi, der jetzt von Michaelis
herausgegeben worden mit einem prächtigen Panegyrique in den Altonaischen
Zeitungen. Wir wollen sehen.
Von der Lettre neologique werde Ihnen noch ein Paar Exempl. beylegen.
Es sind viele Flecken in selbiger, um die Jungferschaft der Muse zu
legitimiren, wie geschrieben steht. Mit der Warschauer Post erhielt die Inoculation
du bon sens mit beyliegender addresse:O Vos admoniti – – Virgl.Nimm hin! du sterbliches Gerippe Apollens! nimm hin dieses Buch
und wage dich nie wieder über den Rubicon der Narrheit.Socrates der Jüngere.Jetzt werden Sie das Motto aus dem Lucan vor dem Auszuge verstehen.
Ich vermuthe auf einen guten Freund in Schlesien, der mir diesen Streich
gespielt. Wie weit dies eintrift, weiß ich nicht, bekümmere mich auch nicht.
Erwählte also diesen Weg zu antworten, und machte mich diesen kleinen Wink
eines Unbekannten so gut ich konnte zu Nutze. An einige Gelehrte sind
Exempl. verschickt worden e. g. an Gellert mit der Inscription: à la muse
veuve de Gellert qui amasse du bois pour faire encore un petit pâté de
Morale avant que de mourir. Siehe sn Brief an Rabner. An diesen: à Mr.
Rabner mon beau-frère en Apollon Concurrent au grand oeuvre. Mit dem
Motto: Les violens le ravissent. An Premontval, mit einem Complimentüber das
Mollibit
des Horatzens. Sollte nach Priscian und HE. Schul-
Collega – – heißen: molliet. Sind Sie so ein Fremdling im philosophischen
Israel, daß Sie Leibnitz, Wolf und Crusius nicht entziffern können, der sich
auch mit aller Gewalt anfängt unter die apokalyptischen Theologen zu mischen,
und ein Bengelianer ist. Seine Vorrede zu Fehr habe noch nicht gesehen. Die
vor Burschers Jeremias schien mir sehr matt. Eine kleine Anecdote in Mst.hat mich gegen Crusius ein wenig aufgebracht pp.
Die lettre neologique ist nichts als coecus catellus; oder ein kleiner
Spürhund, hinter den der Jäger bald nachfolgen muß, wenn es recht zugehen soll.
Ich denke wohl bisweilen daran; aber noch habe kein Herz – –
Die jetzigen öffentl. Verfaßungen sind meinen gegenwärtigen Umständen
und Arbeiten mehr förderlich als nachtheilich. Sie sehen liebster Freund! wie
nöthig ich habe der Zeit wahrzunehmen, im Gantzen weiter zu kommen, und
nicht den geringsten Umstand vorbeygehen zu laßen, von dem ich einigen
Gebrauch machen kann. Ich habe also den ganzen langen Winter der Muße und
den Musen geweyht. Alles muntert mich mehr dazu auf.
Mit dem Cratylus werde heute schlüßen. Der Innhalt dieses Dialogs ist sehr
interessant für mich, er betrift den Ursprung der Sprachen. Das gantze
System, den Buchstaben eine natürl. Bedeutung zu geben, ist nichts als eine
platonische Grille. Wie unedel und grob ist selbige in der hebräischen
Sprachlehre behandelt worden. Mit was für Würde denckt Sokrates über den
Ursprung der menschl. Rede! Mit was für Anstand prahlt und lacht er über
seine Einfälle!
Die ersten sieben Tetralogien machen den ersten Band aus; die zwey letzten
den andern Theil. Sie sind so stark weil die Bücher de politica v legibusdarunter begriffen sind.
Ich wünschte bald gute Nachricht von des HErrn D. Genesung. Gott
erhalte Sie gleichfalls und gebe Ihnen gut Glück mit Ihrem Haushofmeister.
Ich muß eilen, umarme Sie und Ihre liebe Hälfte nebst herzlicher
Empfehlung meines alten Vaters. Leben Sie wohl und vergeßen Sie nicht Ihren
aufrichtig ergebenen Freund
Hamann.Königsberg. den 7 Nov. 1761.GeEhrtester Freund,
Falls Sie mich für den Abälard Virbius halten; so behalten Sie ja ihr
Exemplar. Sie bekommen sonst kein anders. Von der
Inschrift weiß nichts
,
und muß
durch einen Irrthum geschehen
seyn, weil mehr zu besorgen
gewesen. Sie wißen meine gäntzl. Scheidung, die mir jetzt mehr als jemals zu
statten kommt. Die Abfertigung des Hamb. Nachr. fand für gut nach P. zu
bestellen, weil derselbe ein treuer Kopist der edeln Empfindungen war und
wenn HE. B. durch HE. Mag. K. hatte die Recension bestellen laßen: so
hätte sie nicht edler gerathen können. Denn Jakob Böhm bin ich in den Augen
dieser Leute immer gewesen. Wenn man
Poßen
und
Calumnien
an statt
Urtheile reden will; so bin ich dergl. Narrentheidungen beßer gewachsen, als
diese kluge Kunstrichter. Ich wünsche auch meinen Feinden Weib und Kinder,
Schaff und Rinder – mein bescheiden Theil auf der Wellt habe ich täglich, und
bitte darum wie Agur, der allernärrischte unter allen Menschenkindern –
Pro secundo; sagen Sie Herrn Baßa, daß ich mausetodt bin, wie eine
ägyptische Mumie in lauter Specereyen eingewickelt liege, und weder Hand noch
Fuß rühren kann. Seine Verbindungen mit meinem Bruder sind mir gäntzl.
fremde, und da ich mich seiner wesentl. Angelegenheiten gäntzl. entzogen
habe, so würde es sich am wenigsten schicken mich um seine Rechenpfennige zu
bekümmern. Ich habe selbst 10 Thrl. in Riga von ihm aufgenommen und
habe noch gar keine Lust an Bezahlung zu denken; es ist ihm auch noch gar
nicht eingefallen mich darum zu mahnen.
Bengels Erklärung habe bestellt, liebster Freund, – ich denke selbst, daß
der Jünger im Schooß zu bescheiden gewesen indiuidua zu karakterisiren.
Dergl. Freyheiten nehmen sich nur Zöllner und Sünder von Autorn, aber
keine Heiligen. Ein wenig Schmeicheley mag auch wol in dem Herzen der
Pharisäer gewesen seyn, da sie Christum beschuldigten, daß er nach niemand
frage pp. Ich vertiefe mich aber nicht in Dingen die mir zu hoch sind; sondern
bleibe bey irrdischen.
Im Charakter Wolmars liegt das erhabene Komische, das nur Rousseau’s
zu treffen malen wißen. Ein ruhiger, weiser, ehrl. Mann ohne Gott im
Herzen. Ein solch glimmend Tocht in der Welt muß freylich kalt Blut haben.
Ein solch Geschöpf ist einem Blinden gleich, der Farben
fühlen
kann und
eben so bewundernswürdig wie ein Mondsüchtiger, der sichere Schritte thut
als ein wachender. Das Romanhafte im eigentl. Verstande mag wohl in
dergl. Chimären und Illusionen bestehen, da man sich non – entia zu Mustern
macht. Die Frau gewordene Julie sagt sehr alberne Einfälle auf dem
Sterbebette, die nur ein Wolmar für würdig halten kann aufzuzeichnen und die
nur ein frostig Gehirn rühren können. Als eine
Hausmutter
über eine
mystische Schriftstellerin zu urtheilen, ist eben so seicht, als wie ein
Buchdrucker
von der Güte eines Buchs Autors zu urtheilen. Zum urtheilen gehört, daß
man
jeden
nach
seinen eigenen Grundsätzen
prüft, und sich selbst in die
Stelle des Autors setzen kann. Wer ein Richter der Menschen seyn will, muß
selbst ein Mensch werden, und wer einen Herkules furiosum vorstellen will,
muß selbst einer, caeteris paribus, zu werden im stande seyn.
Den letzten Octobr. habe den ersten Theil von Platons Werken zu Ende
gebracht v zugl. ein Gespräch vom 2ten mitgenommen das zur Einleitung sr.
politischen dient. Ich dachte nicht gegen Weynachten mit fertig zu werden –
Gott Lob! – Diese Woche habe geruht, und mir einen Galgen gebaut 50 Ellen
hoch. Für diese Arbeit hat mich gegraut, und ich habe sie mir langweiliger,
mühsamer vorgestellt. Fertig! fertig! Cui bono? wird jener alte Schulphilister
sagen; Abaelard Virbius entschuldigt sich mit einem Spruch des Apelles:
Ne sutor vltra crepidam. Feurige Roß v. Wagen! die kein Kleinmeister, wie
Phaeton war, regieren wird. Wer sein Leben verleurt, sagt mein Apoll, der
wirds erhalten. Komm ich um; so komm ich um.
Gestern mir zur Ader gelaßen, heute die 7 chaldäische Kapitel im Daniel zu
Ende gebracht, mit denen es jetzt zieml. gut gegangen. Er fördert das Werk
meiner Hände – –
Plato möchte wohl viel Muße biß Weynachten haben, weil ich noch eine
Arbeit in der Zeit endigen muß, um wie Ianus bifrons das neue Jahr erleben
zu können.
Mein Vater empfiehlt sich Ihnen bestens. Von der geEhrten Mama v HE
Wagner erwarte Einschluß. Ich umarme Sie und Ihre liebe Hälfte. Leben
Sie wohl und denken Sie an Ihren Freund.
Hamann.Ich werde Ihnen einige Sachen nach dem Buchladen schicken, auch 3 Ex.
der Lettr. neolog. Das eine davon war nach Paris bestimmt, ist eben mit
Fleiß zurückgeblieben. Sie können mit machen was Sie wollen Fidibus oder
Schnupftücher –
Bin heute mehr als halb krank, habe weder Appetit ein Buch anzusehen
noch Koffee zu trinken, werde also auf dem großen Schlafstuhl die Woche
beschlüßen.
Königsberg den 19 Χstm. 1761.Geliebtester Freund,
Einen Kalender für unsern alten Schulbruder Lauson auf das künftige
Jahr, und abermal einen von 1758. deßelben Formats. Bedingt sich dies
WeynachtsGeschenk so lange aus, als die jetzigen Aspecten dauren werden.
Ein für allemal.
Auf! auf! mein lieber Verleger, gehen Sie für mich auf die Spur.
Abaelardus Virbius ist glücklich recensirt in den Hamb. Nachrichten – – – Anfang
eines Billets nach Erhaltung Ihres Briefes.
Hab ich Sie recht verstanden, liebster Freund, ich bin recht neugierig dies
zu wißen. Noch habe nichts davon gehört. Auf allen
Fall
, wenn
Sie mir bald
schreiben
, bitte wo nicht
eine Abschrift
, doch eine
Anzeige des Stückes
aus.
Einlage bitte nach Kurl. zu befördern. Machen Sie keine Entschuldigung
mehr, wenn Sie mir welche einschließen. Es thut mir leyd, daß ich der Frau
ConsistorialR. nicht habe Nachricht geben können, daß ich heute schriebe.
Theils Vergeßenheit von meiner Seite, theils das elende Wetter, daß ich
meinen gewöhnl. Mercur nicht schicken kann. Ich gehe gar nicht aus, nicht
Sonntags, nicht Montags, nicht Donnerst.
Die Commission an meinen Bruder werde durch Lauson bestellen laßen.
Er ist vorgestern als 3. Collega introducirt worden und gestern zum 2.
gewählt. Das geht ziemlich hitzig.
Ich habe vorgestern meine Andacht in Gesellschaft meines Vaters gehabt
und gestern meine hebräische Bibel zum 2 mal glücklich zu Ende gebracht.
Mit dem N. J. möchte ich wohl Stückweise selbige vornehmen und mit den
Propheten den Anfang machen.
Stellen Sie sich mein Glück vor. Eine herrl. Ausgabe des Platons für 31 gl.
erhalten und die besten von Proclus und Plotinus theol. Werken. Text und
Uebersetzungen. Auch eine Ausgabe von Theophrastus Kräuterbuch mit den
stärksten Commentariis Scalig. cet. mit Ihrem Athenaeus von gl. Gewichte;
noch einen großen Folianten von der Cabbala, wo Reuchlinus cet. darinn
stehen. Das ist eine reiche Erndte, zu der ich 10 Thrl. aufgenommen und im
Nothfall auf mehr Geld gefaßt war, unterdeßen ich mit 6 fl. v einigen gl. für
alles
davon kam, die mein Vater mit Freuden bezahlte. Nun ich wünsche
Ihnen auch ein einträgl. Fest an allem Nothwendigen und Ueberflüßigen.
Meine Bibliothek wächst, ich weiß selbst nicht wie – Noch ein arabisch
Lexicon und ein Alcoran fehlen mir zwar, ich brauche sie aber noch nicht,
weil ich sie habe.
Mit dem I. Buch der politischen Werke des Platons habe eine Pause
gemacht, und werde erst künftig aber ganz gemächlich fortfahren, weil man sich
auch den Magen am Honig verderben kann, und man seinem Appetit Genüge
thun aber auch halten machen muß.
HE Trescho hat mir vorige Woche geschrieben und
Näschereyen in die
Visitenzimmer am Neujahrstage
zu besorgen geschickt, die gedruckt
worden aber kleiner gerathen, weil das letzte Stück wegfällt; ein Sendschreiben
des Keith an den Philos. von S. S. Er hat theils nicht Herz genung dazu,
theils Lust es mit mehr Witz auszuarbeiten. Man muß sehen – Ich habe ihm
gestern geantwortet und seinem Verlangen Genug gethan.
Von sr. Sterbebibel habe auch die zweyte Durchsicht übernehmen müßen,
die vielleicht den Götz ausstechen möchte und den Verlag reichlich bezahlen.
Warm Brodt
schaft Beckern und
Ärtzten
Kunden.
Seine ersten Gedichte sind sehr weitläuftig in einem neuen Journal
recensirt, das zu Berl. geschrieben v. zu Jena auskommt; den Titel weiß nicht
mehr. Es ist eins der neusten. Die Recensenten wollen was sagen und sagen
nichts, mit den besten Regeln von der Welt aber sagen sie nichts. In eben
diesem Journal ward eine kleine Sammlung poetischer v prosaischer Gestalt
als einem Genie zuerkannt. Die Probe, die sie anführten, bewieß das
Gegentheil. Ich ließ mich verleiten, weil ich es eben wo fand, ein wenig
durchzublättern. Das Mittelmäßige ist keinem genie eigen. Was meine Mühe
gewißermaßen belohnte war nichts mehr als eine einzige
Note
, eine anecdote
scandaleuse von L. Gedichten. Die Verfaßer müßen Landesleute seyn, an
Porsch dachte, den Comödianten, doch von sr. Schreibart fand keine Spur mehr.
Ich habe ein Haufen neue Sachen durchlaufen, wenigstens eher zu viel als
zu wenig, weiß aber fast nichts mehr davon. Bar ist mir ganz unkenntl. Den
ersten Theil sr. valsoles habe nur gelesen. nomen et omen ist auch hier. Die
kleine Abhandl. von der Ironie ist noch die beste. Sein Styl in prosa komt
mir ungeschickter vor; vielleicht liegt es an meinem Ohr. Die Lebensbeschreibung
des Loyola die er schon in sn epitres diverses lobt ist jetzt auch verdeutscht
und das angenehmste Buch für mich gewesen. Es gehört aber mehr granum
salis dazu als zum H. Engelbrecht.
In Marmontels Erzählungen hat mir der Abt von Chateauneuf am
meisten gefallen – und so weiter. Des Bücherschreibens ist kein Ende.
Pastor Ruprecht hat mir den Todesfall meines gewesnen BrodtHE. am
ersten angemeldet. Ich denk noch an ihn – Laß die Todten ihre Todten
begraben. Er ist Seinem Herrn gefallen, der wolle Ihm gnädig seyn.
Der erstere hat se. defectBogen noch nicht erhalten auch nicht den Versuch
einer neuen Erklärung über einen Spruch des Jesaias. Wißen Sie nichts
davon? haben Sie sein Pack nicht eröfnet?
Mit meinen Arbeiten geht es Gottlob! langsam aber gut. Der Kern soll
eine
Rhapsodie
in
kabbalistischer Prosa
seyn von ungefehr 3 Bogen. Weil
es aber durchaus ein Bändchen seyn soll: so werde auch crambem
bis coctam
zum Umschlage brauchen und Sie nachahmen, aber (nach meiner Art)
unverschämter, alles zusammenraffen biß auf GelegenheitsGedichte und ein
lateinisch Exercitium. Erschrecken Sie nicht, wenn Sie den Autor in effigiesehen werden. Werden wir uns diese Meße einander begegnen?
Ich vertraue Ihnen das; laßen Sie sich nichts davon nach Morungen
oder an seinen Freund K – – – merken. Allen Zufälligkeiten vorzubeugen mag
ich lieber zu viel als zu wenig Vorsicht brauchen.
Gott schenk Ihnen und Ihrer lieben Frau ein fröhlich Neujahr und laß es
Ihnen an keinem Guten fehlen. Mein Vater sagt: Amen dazu. Ich umarme
Sie und bin nach der herzlichsten Begrüßung Ihr ergebenster Freund.
Hamann.Wiederholen Sie, GeEhrtester Freund, meinen schuldigsten Dank dem mir
unbekannten Gönner, deßen Remarques sur une lettre et. Sie mir
mitgeteilt. Ich suche zugleich meine Erkenntlichkeit dafür selbst durch
nachfolgende Erörterungen zu bezeigen, deren Flüchtigkeit Sie bestens
entschuldigen werden.
Sans avoir l’honneur de Vous connaitre; je reconnais au moins la
politesse de Votre nation dans la grace que Vous m’avez faite par Vos
remarques sur une lettre neologique et provinciale.
Je suis humiliè, faché et embarassé de mes fautes; mais je me felicite
toujours de leur
decouverte
– Il ne faut craindre que les pieges, qu’
on
ne voit pas
; au reste je pense sur les lieux d’un ouvrage d’esprit, comme
St. Paul sur les membres du corps: Ceux qui
semblent etre les plus
faibles
, sont les
plus necessaires
, et il est juste de parer avec plus
de soin les parties, que nous
estimons etre les moins honorables au
corps
et qui sont les moins belles à voir.
L’Hercule me fait chagrin, le genre marqué dans les mots: Enigme,
Sphinge (d’autant plus que la Chimère de ma composition porte
une
tête d’homme
, au lieu que l’antique montrait une face de femme) et
Etude bevuë impardonnable! Ajoutez encore l’Accusatif du Verbe
enseigner
. Voici des barbarismes, qui ecorcheront les oreilles françaises
et qui proclament pour ainsi dire, l’étourderie de l’auteur. – – Au moins,
je serai pret à me defendre, si la Critique descendrait à se meler de ce
colifichet. Sur le reste je me sens assez tranquillez, parceque la plûpart
de mes licences sont volontaires et faites à dessein. Exceptez sansencore le mot
alloy
, que j’ai confondu avec
alliage
, que j’ai medité.
Vous avez raison Monsieur, qu’il vaudrait mieux dire p. 3. l. 4. je suis
ou je me trouve: mais me
voici
est plus convenable au
ton
passioné et
negligé, ton caracteristique de toute la lettre.
Il me semble, que Vous avez glissé sur le titre de cette feuille volante,
qui affiche l’idée principale ou le point saillant – – Comment voulez
Vous, qu’on ecrirait une
lettre neologique
sans se servir des
mots
et
des
toms
, qui sont insupportables, alembiqués et tout ce que Vous
voulez, hors de leur place; mais adaptés bien à propos et indispensables
au pour
le Stile neologique; consultez-en le
Dictionnaire
, que j’ai
feuilleté il y a huit ans sur lebaragouindes beaux-esprits en France.
L’auteur de ce petit ouvrage, à ce qu’on m’à dit, est Mr. Diderot, et il a
recuilli nombre de lambeaux parmi les ouvrages de Fontenelle, Marivaux
etc. Il sera donc necessaire de juger d’une lettre neologique sur les
principes du langage neologique et non sur le sobre Purisme de la langue
française.
En second lieu, Monsieur, pardonnez-moi ma franchise, je ne Vous
crois pas
suffisant
à gouter l’elegance et l’Energie des pensées, qui ne
sont faites que pour les Fous, les Anges et les Diables. C’est l’autre point
de vuë, que Vous me paraissez avoir negligé dans Vos remarques.Catullus.– sudaria
Setaba ex Hiberis
Miserunt mihi muneri FABVLLVSEt VERANIVS; hoc amem necesse estVT VERANIOLVM meum et FABVLLVM.Die 2 ersten Bogen des XII. Theils habe den 9. h. auf dem
Bette
richtig
erhalten. Von einem Invaliden erwarten Sie keinen Tanzmeisterbrief. – Der
Vogel Namah, welcher Eisen verdaut, seine Eyer mit den Augen ausbrütet
und deßen Federn dem allerjüngsten Herrn ein so ritterlich Ansehen geben,
mag seinen kleinen runden Kopf verstecken wie er will; sein geflügelter
Kameelleib verdirbt immer das ganze Spiel – Aber auf Ihren Fulbert Kulmzu kommen, er hat die Laune Ihres Freundes noch nicht von der
besten
Seite
gefaßt und hätte von den Blößen, die man ihm
gegeben
, mehr
Vortheil ziehen sollen; denn Schaamhaftigkeit und Weichherzigkeit kleiden keinen
Athleten
– – –
Sie haben Recht, mein lieber Moses, daß Sie mich für Ihren
Freund
ansehen und der Ahndung des Herzens mehr als dem Blendwerk des Witzes
trauen; aber die
Menschlichkeit
meiner Seele macht mir meine Grillen so
lieb, daß ich oft der Versuchung
unterliege
diesen Grillen meine nächsten
Bluts- und Muthsfreunde im Apoll (Moses, den
Philosophen
und L – – den
Propheten
) aufzuopfern.( –
Veraniolum
meum et
Fabullum
.)Respondes, altero ad frontem sublato, alteroad mentemdepresso
supercilio;
crudelitatem
Tibi non placere – „Als Kunstrichter hab ich ein Recht,
sagt Fulbert Kulm, den
starken Geist
zu spielen“: als Israelite, in dem kein
Falsch ist, hätt ich ein Recht, sagt der Phantast, den
Kindermörder
Abraham!
– den
Untertreter
Jakob! zu spielen – – Welche
Opfer
sind
grausamer
? –
Demonstrativische
? oder
parabolische
? – Der
Beweiß
ist der
Despotismus des Apolls; die
Parabel
schmeckt nach der
Aristokratie
der
Musen
.
Anakreon, der
Sünder
– Anakreon, der
Weise
– wird keine Regierungsform
von
neun Jungfern
verschmähen.
Damit das Lächeln des Publici über die wechselsweise Thorheiten des
Fulberts und Abälards nicht in ein Skandal ausarte; so ist das
Stillschweigen
für beyde eine philosophische Pflicht.
Meine Duplic besteht in einer Appellation an die
Zeit
, die alle
Fragen
beantworten wird
in meinem Namen
; denn sie
erobert
, aber sie erfülltauch alles. –
Palinodie ist ein Wort, das Sie mir aus dem Herzen und aus dem Munde
geschrieben haben. Ja
Palinodien
will ich
singen
– aber nicht mit der
belegten Brust
, womit ich
Beleidigungen
keiche – Noch hab ich nicht
auspraeludirt – –
Ihre 2 Bogen kamen recht zu gelegener Zeit, nicht später nicht früher, als
sie kommen sollten; da Virbius eben unter der Preße schwitzte. Die
Zueignungsschrift der
dritten
Auflage an Marruccinum Asinium war schon
fertig. Unter den frater Pollio mögen die Exegeten den Hamb: Correspond:
verstehen; est enim leporumDisertus
puer
ac facetiarum. Ich besorge nämlich jetzt (vermuthlich für
den Verf. der Sokr. Denkw.) eine kleine Sammlung
aufgewärmten Kohl
,
zu dem
Agorakrit
, den Sie aus dem Aristophanes kennen werden, zwo
neue
Würste
erfunden hat.
„Abermal Schimmel!“ – Graut Ihnen nicht für eine Nachahmung a.) des
hellenistischen
Briefstyls b.) der
kabbalistischen
– – vox faucibushaesit.Das letzte Scheusaal zu vergrößern, hat der Verfaßer den
Kabbalisten
mit
dem
Rhapsodisten
zusammengeflochten. – Weil im
ältesten
Verstande
Ραψῳδοι Ερμηνεων ερμενεις waren: so wird Fulbert Kulm
nach dieser ersten
Grundbedeutung
den Zusammenhang der Rhapsodie mit der Kabbala nicht
verfehlen können.
Ich meide, mein lieber Moses! das
Licht
vielleicht mehr aus Feigheit als
Niederträchtigkeit.1.) aus
Furcht
, die auch wie die Liebe
von sich selbst
anfängt. 2. aus Furcht für meine
Leser
, da ich feyerlich dem
großen Haufen
und der
Menge
resignirt habe. 3. aus Furcht für solche Kunstrichter als
Fulbert Kulm, die nicht so viel Spleen und lange Weile zu verlieren haben als
ich – Zeilen zu
pflanzen
, deren Wachsthum von
Sonne
,
Boden
und
Wetter
abhängt.
Was ich aus
Achtsamkeit
(nach meinem Urtheil) nach andrer Meynung
hingegen
ohne Noth
dem Augenschein entziehen muß, sind nichts als zufällige
Bestimmungen, die sich von selbst gleich dem
Unkraut
ersetzen; vehicula an
deren Werth nichts gelegen. Ich erinnere mich hiebey einer Stelle, die ich wo
gelesen:
Auch in der
Dunkelheit
giebts
göttlich schöne Pflichten
Und
unbemerkt
sie thun – –
Ich habe Sie, Geschätzter Freund! bey der ersten Stunde unserer zufälligen
Bekanntschaft geliebt, mit einem
entscheidenden
Geschmack. – Die
Erneurung dieser flüchtigen verloschenen Züge setze biß zu einer beqvemern Epoke
aus, die uns der Friede mitbringen wird. Weil der Charakter eines
öffentlichen
und
privatautors
collidiren, kann ich mich Ihnen noch nicht entdecken.
Sie möchten mich verrathen, oder wie der
Löw
in der
Fabel
bey jedem
Hahnengeschrey
Ihre Grosmuth
verleugnen
. Fahren Sie fort mein Herr!
mit der
Sichel
und Sie, mein Herr! mit der
scharfen Hippe
– – meine Muse
mit
besudeltem Gewand
komt von Edom und tritt die Kelter
alleine
– –
Noch ein Wort von der Gelegenheit zum
Spaß
, die an jedem Zaun wächst.
Der Verfaßer eines kleinen
dramatischen
Versuches (der sehr unzeitig der
deutsche Thespis genannt worden; for the play I remember, sagt Hamlet,pleas’d not the Million, ’t was
Caviar
for the
general
– –) erhielt von einem
Unbekannten ein billet-doux, von dem einiger Verdacht auf den Verfaßer
der Briefe über die N. L. durch eine eitele praesumtion fiel – – Hierauf
verglich jener bey einer müßigen Stunde die Aspecten des deutschen Horizonts
mit den Grundsätzen Ihrer Kritik – – Das deutsche Genie schien ihm ein so
schwaches Reiß zu seyn, wo die Gießkanne nöthiger wäre – – endlich, daß die
Nachsicht gegen sich selbst zur Strenge gegen andere verführt – Man wagte
also ein blaues Auge um einen
homerischen
Schlummer nicht einwurzeln zu
laßen, der Ihnen selbst mit der Zeit, der Ehre des deutschen Namens und der
Unsterblichkeit der Neuesten Litteratur nachtheilig seyn könnte – – –
So viel halte ich für nöthig, Geschätzter Freund, Ihnen NB. sub rosamitzutheilen. Da Sie leyder wißen, daß ich nicht Mardochai heiße, so kann die
alte addresse
auf allen Fall
bleiben. à – – (homme de lettres) abzugeben
in der heiligen Geistgaße.
Leben Sie wohl. den 11. Februar. 1762.N.S. Es versteht sich am Rande, daß diese Erklärung
Sie und einen
Freund
, aber kein Publicum interessirt. Sie würden mich unterdeßen
verbinden mir auf gl. Art zu verstehen zu geben: ob und wie Sie Ihren Freund
verstanden – Vale.Adresse mit Resten von zwei Siegeln (Wappen und Kopf des Sokrates nach
links) und Vermerk von Mendelssohn:1762. Febr / Haman. /à Monsieur / Monsieur Moyse / à /
Bèrlin
. /In Herrn Nicolai / Buchladen abzugeben /
par faveur
.Königsberg den 12 Febr. 1762.Geliebtester Freund,
Den 1. Febr. habe erst meine Arbeiten wieder ein wenig anfangen können
und den Tag darauf überfiel mir ein Fluß und Magenfieber, von dem zieml.
wieder hergestellt bin; mein hebr. habe wenigstens dabey fortsetzen können
und ein Paar Theile vom Voltaire wieder zum Zeitvertreib gelesen. Mit
meinem arabischen geht es schläfrich, vielleicht kann ich auf die Woche continuiren.
Weil mein Kopf schwach ist; so weiß nicht mehr den Innhalt meines letzten
Briefes und ob der Ihrige eine Antwort darauf ist. Ich erkundige mich daher,
ob
Sie aus Kurland den letzten
erhalten haben, der eine
Einlage unter
des
HE Fiscals Couvert gewesen, weil mir auch
daran gelegen, ob dieser
meine Antwort auf sn. sehr sinnreichen Neujahrswunsch
erhalten.
Diesen Dienstag wurde des Morgens unvermuthet durch einen Brief mit
Nicolai Pettschaft erfreut, der die 2 ersten Bogen des XII. Theils der Briefe
die neuste Litteratur betreffend, in sich hielt. Contenta des 192 Briefes vom
22 Octobr. „Diesen Spaß hat vermuthl. der Verf. der Sokr. Denkw. gemacht,
man kennt keinen andern deutschen Schriftsteller der se. herrschende Laune
mit einer so körnichten Schreibart die zugl. figürlich und spruchreich ist, zu
verbinden pflegt. Das Saltz ist darinn mit vollen Händen gestreut und die
immer fortgehende Ironie ist bisweilen so fein, daß man muthmaßt, der
Verfaßer habe einigen unserer heftigsten Wiedersacher eine Nase drehen und
sie glauben machen wollen, als wenn dieser Bogen eine bittere Satyre auf
unsere Briefe wäre. Ein Ungenannter hat eine Antwort drucken laßen:
Fulberti Kulmii Antwort an Abälardum Virbium im Namen des
Verfaßers der 5 Briefe die neue Heloise betreffend. Gedruckt am zehnten des
Weinmonaths 1761.“ Hierauf werden
Abälard
und
Fulbert
eingerückt.
Der Name Kulm ist entstanden aus K. dem karacterischen Buchstaben und
–lm sind die Anfangsbuchstaben von L–g und M–s. Fulbert hätte seine
Sachen beßer machen können, er fängt an zu zergliedern, komt aber nicht
weit – kleine Anspielungen auf die Wolken, den irrgläubigen Propheten
Mahomet, Jachin und Broaz – Nachdem man meine Fragen
vorbeygegangen
i–e. beantwortet hat: so komt die Reyhe an Fulbert auch zu fragen: warum
ich parcus dearum cultor so selten auf den Altären der Musen opfere und nur
einzelne vergängl. Blätter bringe die jedes Lüftchen verwehen kann. Warum
ich mein Gebet in kurzen geheimnisvollen Seufzern ausstoße und meine Brust
nicht zu einem längeren Othem gewöhne – warum eine Schreibart, deren
Schönheiten nur mikroskopische Augen ergötzen. Hat die Natur keine
Gegenstände, die der Nachahmung würdiger sind, als der
Schimmel
? – – „Die
Kenner loben an Ihren Ausarbeitungen Erfindung, Zeichnung und
Ausdruck; aber sie vermißen die weise Vertheilung des Lichts und Schattens.
Die Gegenstände sind wie in einer düstern Wolke verhüllt und nur hier und
da durchstreifet ein Wetterstral, der die Augen blendet. Sie bekümmern sich
so wenig als Sie mein Herr! um die Schönheiten, die man in
Augenschein
zu setzen im stande ist; aber noch weniger um die Schönheiten, die man
ohne
Noth
dem Augenschein entzogen hat. Die Sinne vergehen für Spleen und
Langeweile, wo der Witz beständig Räthsel aufzulösen hat.“
„Da Sie
wie aus den Wolken
zu mir herab geredet: so muste ich mir aus
meinem Staube eine ähnliche Wolke machen aufblasen um ihnen zu
antworten. Wollen Sie sich aber von einem Unbekannten rathen laßen so treten
Sie aus Ihrer Maschine hervor und zeigen sich den Zuschauern in menschl.
Bildung. Gedrungene Kürze ist eine ästhetische Tugend, aber die Faßlichkeit
muß nicht darunter leiden. Die feinste Anspielungen sind nur Schnörkel des
Styls, sie müßen wohl angebracht und nicht gehäuft werden, wo sie nicht
mehr verunstalten als zieren sollen.“
„Sie sehen ich rede schon wieder in dem Ton eines Gesetzgebers: Du sollst pp
Sie wißen aber auch daß dieser Ton den Verf. der Br. schon zur zwoten Natur
geworden. Der übermüthige Charakter, in welchem Sie sich festgesetzt, macht,
daß der Vernünftige Sie von den gemeinen Pflichten bürgerl. Höflichkeit
loßspricht und der gezüchtigte Autor findet einigen Trost in Ihrer natürl. Strenge.
Er schmeichelt sich so elend nicht zu seyn, als ihn der spröde Geschmack dieser
Tadelsüchtigen findet.“
Dies ist das
Ende
, was ich Ihnen ganz habe mittheilen wollen. Sie werden
sehen, daß ich gut genug durchgekommen bin. Einen neuen Aufzug hab ich
wenigstens gemacht. An Moses habe heute geschrieben einen zieml. langen
Brief geschrieben, der mir gut genug gerathen ist. Damit ich sie nicht
unbereitet überrumpele, so hab ich mich angemeldt. Das übrige mag seinen
Gang haben.
In Ansehung des letztüberschickten hab ich mich schon entschuldigt, daß ich
aus Mangel der Zeit sehr blindlings gewählt habe, und weil ich lange nichts
ausgenommen auch nicht so bald was neues ankommen wird; so bin mit
Fleiß ein wenig über die Schnur gegangen. Das französische habe selbst
gelesen. Etoit-il trop grand? der Neugierde wegen beygelegt. Sticoti soll der
Verfaßer seyn, der in Berl. allerhand Colifichets herausgiebt, die ich
neugierig bin näher kennen zu lernen. Mes noirceurs, la Musique de l’ame ou la
maniere de dire le bon jour von eben demselben sind mir versprochen
worden. Es soll eine ganze Sammlung davon ausgekommen seyn, die ich zu
meiner Neugierde gern auftreiben möchte. Dann werd ich mehr davon sagen
können. Unser neue Prediger Mr. le Fort hat mir die Ehre angethan mich diesem
kleinen Autor zu vergleichen, ohne eben die Absicht zu haben mir ein
Compliment durch diese Parallele zu machen. Ich wußte nichts davon, da der Zufall
mir Gelegenheit gab einen Auszug von dem erhaltenen zu machen und hörte
nachher erst von dem Verfaßer pp.
Ihre Erinnerung soll unterdeßen nicht umsonst seyn. – Von den
vermischten Abhandlungen des Vettels Montesquiou pp weiß nichts – Man muß es
Ihnen also aus eignem Einfall im Buchladen beygelegt haben. Wegen des
Anti-Shaftesbury hätte auch unterlaßen; denn es ist nichts als der zweyte
Theil von Mandeville Fabel der Bienen – die Sie glaub ich schon im fr.
haben.
De la Nature kostet auch gewaltig viel – ich mußt es nehmen aber der Preiß
hat mir auch leyd gethan. – T. Näschereyen haben Sie von mir. Bruder
Redner ist der Koch des Gallimafrees. Ich hab ihm Ihre Kritik selbst
gewiesen, weil wir zieml. vertraut miteinand leben, und kein consilium fideleübel nimmt. Ihr Dessert und Schulstück sehe mit Neugierde entgegen. Nach
Erhaltung deßelben werden Zeit und Umstände das übrige bestimmen.
Aufgehalten soll das letzte durch mich nicht werden.
Nuppenau hat seine Frau und ihre Mutter verloren; sie wurden zugl.
begraben. Ich konnte nicht folgen – weil ich den Abend vorher die ersten
Vorboten des Fiebers bekam. Der Wittwer hat ein Püppchen zum Andenken
übrig. Das Kreutz scheint ganz in diese Familie eingekehrt zu seyn. – Auch
Ihnen fehlt es nicht daran, liebster Freund, wie Sie mir melden. Gedult!
Gestern Abend erhielt des
Herkules Rasiel de Sylva Historie
des
vortrefl. Don Inigo de Guipuscoa im französischen. Nouvelle Edition
augmentée de l’Anti-Cotton et de l’histoire critique de ce fameux Ouvrage. à la
Haye chez la veuve de Charles le Vier. 1738. in 2 Theilen. Der Anticotton
fehlt in der Deutschen Uebersetzung. Der Besitzer des franz. Exemplars hat
dabey geschrieben daß Hercules Rasiel das Anagramma des Buchführers
Charles le Vier ist; de Selua
Haag
bedeutet, und
Prosper Marchand
diese
Ausgabe besorgt. Weil mir das Werk so interessant ist so werde es mit
Vergnügen im fr. noch einmal durchlesen. Ich habe selbiges aus Bar Epitres div.am ersten kennen gelernt und bin immer darnach neugierig gewesen.
Winkelmanns Anmerkungen über die Baukunst der Alten sind mir nicht so
unterhaltend gewesen als ich dachte; sie verdienen unterdeßen den ersten
angehängt zu werden.
Kochs
Pharos habe mir auch angeschaft; als ein Supplement von
Prideaux und Shuckford gehört er auch in ihre Bibliothek. Der Verbindung wegen
habe mir auch eiusd.
Entsiegelten Daniel
angeschaft. Ich habe eine gute
Vermuthung von diesem Autor. Er redt in der Vorrede von einer Erklärung
über den Tempel in Ezechiel. Wenn selbige herausgekommen möchte auch
solche gerne haben. Werde aber erst
diese lesen
und dann mein Urtheil
darüber näher bestimmen können.
Boysens
Beyträge zu einem richtigen System der hebr. Philologie nach
Michaelis
Grundsätzen habe mir auch angeschaft; als ein Supplement zu
Simonis
Wörterbuch. Ersterer verspricht noch 3 Theile. Ich traue diesen Autor
noch nicht viel er scheint sich wie
Schwabe
zum
Gottsched
zu verhalten oder
Semmler zum Baumgarten, oder Windheim zu Mosheim.
Mein griechisches und Plato habe dies Jahr noch gar nicht ansehen können.
Mit meinen Kreuzzügen geht es auch schläfrich. Ungeachtet Kulm schon seit
October heraus ist, kam er doch
zu rechter Zeit
, da eben die dritte Auflage
des Virbius unter der Preße war. Ich schrieb den Moses, daß es eine
philosophische Pflicht für uns beyde wäre stille zu schweigen, damit das Lächeln des
Publici über die wechselweise Thorheiten des Fulberts und Abälards nicht in
ein Scandal ausarte. Ich habe sie auf einen neuen Anfall zubereitet und denn
werd ich auch sagen:
Dixi et libraui
animam meam. Wer sein Leben
wegschleudert
,
erhält
selbiges öfters am sichersten.
Auf diese 2 Würfel kommts an: ob ich aufhören oder erst anfangen soll?
– Die Zeit wirds lehren, die Zeit, die wie ich an Moses schrieb, alles
erobert
;
aber auch alles erfüllt.
Mein Vater grüst Sie und Ihre liebe Frau aufs herzlichste unter herzlicher
Anwünschung alles Guten. Umarme Sie beyde gleichfalls und ersterbe Ihr
treuer Freund.
Hamann.
Moliere
Moi, votre Ami?Raïescela de vos papiers!Unser öffentlicher so wohl als Privatcharacter zeigt angebohrne
Gramschaft. Schriftsteller und Kunstrichter, Abälard und Fulbert,
Haman
und
ein hartnäckiger Mardochai.
Ὡς οὐκ ἐστιλεουσι·και ανδρασιν ὁρκια πισταὈυδελυκαιτε καιἁρνεςὁμοφρονα θυμον ἐχουσινΑλλα κακαφρονεουσιδιαμπερεςἀλληλοισινὩς οὐκ ἐστ’ἐμεκαισεφιλημεναιDie güldenen Tage sind meines Glaubens, noch nicht da, von welchen es heißt;וגר זאב עם כבש ונמר עם גדיDer Herausgeber unserer Briefe ist ein listiger Parteygänger, der Sie
Freund nante um Ihnen das Feldgeschrey abzuloken. Nun sind sie gefangen,
oder müßen Dienste nehmen.
Ja ja! Dienste nehmen! Das ist das einzige Mittel zum FreundschaftsBündniß. Laßen Sie Sich in die Rolle unsers Rottmeisters einschreiben, und
gehen Sie mit auf Beute aus. Sie wißen die Grundmaxime der Freybeuter,
wer nicht mit uns ist, ist wieder uns. – Sie sind ein Invalide? – desto beßer?
Da wir die Strafen sind, die den Gelehrten Mißethätern nachhinken; so
schikt sich kein Tanzmeister in unsrer Rotte.
Damit Sie aber Ihre Cammeraden nicht verkennen; so muß ich Ihnen zum
voraus melden, daß der Brawe FABULLUS schon längst abschied genommen, und
seine glänzenden Wafen, weit von uns, im Staube Bürgerlicher Arbeiten
verrosten läßt. Die nunmehr die Ehre unsrer Fahne retten sind B. ein
Satrape
im
Despotischen Reiche des Apoll; R. ein freyer Bürger, von der Eidgenoßenschaftder Musen, und K., den Sie, ein anderer Diomed oder David, im Schlummerüberrascht, oder vielmehr beschlichen und entwafnet haben. Aber wenn Sie nach
erfolgtem Frieden zu uns kommen; So werfen Sie so wohl die Furcht, als
die Gießkanne weg. Jene würde dem Asinio geziemen, und frater Pollio mag
des schwachen Reises warten, das weder Früchte noch Blumen verspricht, und
nur die Neubegierde zu befriedigen, im Treibhause aufbehalten wird.
Feighertzigkeit kleidet keinen Athleten: Recht! aber auch die gar zu achtsame
Schüchternheit, die uns zu Winkel kriechen, und
göttlich schöne Pflichten
nicht anders als in Dunkelheit ausüben lehrt, kleidet keinen
Freygebohrnen
Unter dem Schilde der Minerva scheuet die Eule selbst des Tages Licht
nicht mehr. – Eine solche Schüchternheit ist es, mein Freund! die Ihre Muse
(halten Sie Ihrem Bruder in Appoll die Freymüthigkeit zu gute!) sehr oft
Räthsel keichen läßt, wo wir Bürger eines freyen Staats auf Demosthenische
Reden lauren. – Die zufälligen Bestimmungen, meinen Sie, ersezen sich wie
das Unkraut von selbst. – Was ist Unkraut? Haben Sie den
Küchengärtner, oder den Naturforscher darum gefragt? Damit ich Sie in der stoltzen
Einbildung stöhre, als wären Sie mir noch unbekant, so mercken Sie sich
meine Politik. In der kleinen Stunde unsrer zufälligen Bekantschaft habe ich
nicht nur ihr ruhiges Gesicht aufmerksam beschauet; sondern (weil die
Leidenschaften den Menschen umbilden, wie ein Apoll wen er den Marsias schindet,
anders aussiehet, als wen er die Flöte bläst) Gelegenheit gesucht
auszuspähen, wie Sie sich in Gemüthsverwirrungen gebärden. Nicht umsonst wird
Ihnen der freundschaftliche erschütterungsstoß gegeben, womit ein
Naturforscher seinen Bruder grüßt. Ich wolte Sie in Furcht in Schrecken, und wen
die Gefahr vorüber ist, wieder froh sehen. Bey einem zweiten Besuche soll ein
socratischer Becher holdere Leidenschaften aus ihrer Brust loken. Leben Sie
wohl und verwahren Sie meine Erklärung, wo ich die Ihrige verwahre, in petto.Mein Freund Nicodemus hat mit mir nur eine Seele, und wir wißen nichts
von dem
Billet
-doux, daß den Verf. eines kleinen dramatischen Versuches
beleidiget haben soll. Von den
Wolken
haben wir aus Nachsicht für den
schätzbaren Verf. der
Denkwürdigkeiten
niemals ein Urtheil gefällt.
den 2 Merz 1762.Königsb: den 4. März 1762Herzlich geliebtester Freund,
Meine meiste Zeit habe bisher auf dem Bette zubringen müßen; noch bin
ich nicht heraus. Doch scheint es, als wenn es sich zur Beßerung anlaßen will.
Flußfieber und hypochondrische Anfälle – Magen und Unterleib –. Vorige
Woche kam ein Fäßchen Caviar an, der erste, den ich gekostet, und ich habe kein
Jahr als dies so viel Appetit dazu gehabt. Ich aß Mittags und Abends davon,
den Tag aber darauf warf mich das Flußfieber mit aller Stärke über den
Haufen – Ich danke Ihnen recht sehr für Ihr Andenken, mein Vater
gleichfalls – Ich habe recht darnach gehungert und warte ebenso darauf dem
Fäßchen den Boden bald ausstoßen zu können. Ich war eben über die Oeuvresdes Savary erpicht, davon ich die Genfer Ausgabe von 1750 zum Anschauen
bekommen hatte. Es fand sich ein Käufer – man holte mir also das Buch
recht zu gelegener Zeit ab, worinn ich mich zu sehr vertieft haben würde. Biß
littera B bin ich gekommen und habe genug, eine Idée von diesem Werk zu
erhalten. Mehr brauchte ich auch nicht. Als dieser Ballast aus den Augen war,
erhielte ihr Mst, das ich noch den Abend durchlaß zum guten Glück, weil ich
den andern und die folgenden Tage nichts mehr vornehmen konnte. Ich hab
es also geschwind genug befördern können. Ich habe es schon im halben
Fieber gelesen – Mir ist das Stück sehr lang vorgekommen. Sie werden sich
hierdurch unverdienten Vorwürfen aussetzen. Auch die
Sprache
ihrer
Schaubühne wird kaum unangefochten bleiben. Ein paar Erinnerungen einzelner
Stellen werde noch machen. Wollen Sie nicht das Urtheil des Knaben
ausstreichen, wo er dem Absolom ein
teuflisch Gemüth
zuschreibt. Der
Ausdruck ist überhaupt hart und für ein Kind zu naseweise. Der letzte Fehler
drückte auch zieml. stark den Hofmeister, der eine sehr pedantische
Denkungsart verräth. Der Schluß und die Entwickelung des Spiels kommen mir auch
so abgezirkelt
vor, daß die poetische illusion gar zu sehr in die Augen fällt,
und der Zuschauer findt sich mehr
geäfft
als auf eine feine Art hintergangen.
Ich weiß, daß Sie diese Freymüthigkeit, an statt mir solche übel zu nehmen,
auf allerhand Art nutzen werden. Daß man auf
Einwürfe zubereitet
ist,
schadt niemals. Ich kann wohl eben die nicht vorausbestimmen, die das
Publicum machen
wird
. Man ist aber dem Publico immer gewachsen, wenn
man sich auf alles gefaßt macht, was es uns einwenden
kann
. Ein rechter
Autor muß seine
Leser
in ihrer Erwartung zu
übertreffen
oder zu
gewinnen
wißen: seinen
Kunstrichtern
aber entweder
zuvorkommen
oder ihnen zu
entwischen
bedacht seyn.
Stärke
und
Klugheit
ist eine doppelte Schnur
– und ex vtroque Caesar ein guter Wahlspruch –
Trescho hat sn. Keithschen Brief an den neulich gedacht, doch zum Druck
bestimmt und umgearbeitet – werde selbigen nicht eher sehen, biß er öffentl.
wird – will auch gar keinen Antheil daran nehmen.
Rapsodies en vers et en Prose habe ich beylegen laßen, weil sie nicht viel
kosten und allerhand darinn ist. Eine Uebersetzung des Thomas à Kempis,die vielleicht in ihrem Hause zu gebrauchen. Nachrichten von alten Münzen –
von Schildereyen. Ein Haufen singulaires, pedantisches, micrologisches
Zeug, wobey dem Leser ungefehr so zu Muthe wird, als wenn Sie sich im
Geist in unsers Freundes L – – s Bilderstube versetzen möchten.
Weil der Marquis d’Argens seinen Ocellus als ein Supplement zur
Philosophie du bonsens herausgegeben: so hab ich ihn gleichfalls beygelegt. –
Die Jesuiten werden in den Noten stark allegirt – eine Lobrede der deutschen
Literatur bey Gelegenheit des la Mettrie – und ein unverdaulicher
Mischmasch, dem mir diese Ausgabe eines griechischen Autors recht eckel macht.
Ni Queue ni tete, ouvrage à la Mode habe jetzt zu lesen bekommen und
werde Ihnen einen Auszug von diesen 1½ Bogen mittheilen. Ein Franzos
spatziert im Parc zu London herum und theilt seine Einfälle mit. Das Land
gefällt mir – einem Pariser! – was für ein Verrath! Er hört ein Posthorn
blasen – sieht einen alten Staatsman vorbeygehen – einen Matrosen eine
Neige von seinem Getränk am Baum ausgießen, worüber ein Paar Nymphen
im Lächeln den Kopf umdrehen – hört sich von einem Paar besoffnen
Patrioten für einen französischen Hund schelten – einen Flüchtling über die
Einnahme von Belle-Isle frolocken – Man überreicht ihm die Nachricht von
Voltaire Krankheit – – er hört eine alte Jakobitin, die sich einbildt die französische
Sprache
par le fondement zu verstehen
– sieht einen Schmarotzer der in
lauter Gold gekleidt geht – begegnet eine Dame mit 3 Schönfleckchen à la
Prussienne. Ueber alle diese Dinge macht er Anmerkungen, biß er am Kanal
bey Buckinghams Hause komt, wo sich die Engl. von Nov. biß zum Marsersaufen sollen – bey den wilden Enten auf diesem Kanal denkt er an St.
Evremond, der sie fütterte um das Vergnügen zu haben, sie über seine Bißen
balgen zu sehen – Damit ihn die Moral nicht zu tief anfechten soll, setzt er sich
zu einer liebenswürdigen Engl. die in der grösten Schwermuth da sitzt, weil
sie vor wenig Tagen ihren Liebhaber zu Tyburn verloren, als einen
Märtyrer von der Gleichheit
der
Güter
, der
Ehrenstellen
und
Ergötzlichkeiten
– – – Nachdem er sich vom Schrecken erholt und sie mit vielem Witz über
den Verlust ihres Liebhabers getröstet, der auf dem Bett der Ehren, wie die
Helden von seinem Schlage gestorben, komt folgende Apostrophe:Heloise, Heloise, ingenieuse et franche Catin, combien tu vas donner
envie de faire un enfant à toutes les filles qui n’en auroient eu qu’avec
leur mari! O lumineux Jean Jacques! pardonne à mes tenebres: ou diable
ton cœur angelique a-t-il puisé un
Wolmar
? Et d’ou vient pour soutenir
dramatiquement
le caractere d’un Athée, nous donner jusqu’à la fin
des leçons d’Athéisme? Comment veux-tu nous faire aimer toutes les
vertus de l’honnete homme constipées dans l’ame d’un chien? Tes
exemples sans cesse opposés à tes principes, font l’office d’un charlatan qui
souffle sur sa main droite et m’empoisonne de sa main gauche.
Ce sont là des jugemens bien plus que des injures. Après tout il est
impossible à l’homme de bon sens, qui sait lire un peu, de ne pas maudire
les blasphemes de deux amans trop coupables, hureux d’un bout à
l’autre de leur course et qui n’emportent pour punition de leurs crimes,
l’une qu’une paire de souflets delicieux, l’autre des voyages ou Mr. se
divertit aux depens de toute la terre.
Panglos
qui meurt infecté des
faveurs d’une simple servante,
Candide
fustigé chez les Bulgares pour
un baiser qui prend à Cunegonde et devenu jambe de bois après avoir été
violé en Perse; quelque revoltans que soyent ces tableaux, nous offrent
une ecole cent fois moins ridicule et plus pure que tous ces longs repentirs
si philosophiquement lubriques. Un Sauvage à 4 lieuës de Paris a beau
se farder les fesses de crême à la fleur d’orange, il montre encore le cu
d’un Sauvage. Stile elegamment faux et guindé; raisonnemens devots,
mais impies; lambeaux de morale excellente et commune; idées
amphigouriques sur tous les arts, ont enchanté le peuple des Lectromanes.
Mais il faut peindre la belle nature, avoir du genie, une ame à soi pour
penetrer un
Badaut
d’estime et d’admiration. Touchez-là, Caporal des
Sophistes: malhureux celui qui vous envie une celebrité, qui manquoit
au triomphe du mauvais gout.Er nimt se. schöne Republikanerinn in eine Taberne, trinkt Punch mit ihr,
redt von Kleidern, Kopfzeugen Lügen, und Frieden – Die artige Wittwe thut
ihm beym Abschied ein Gelübde. Songez, Mlle, sagt er zu ihr mit einem
Scharrfuß, qu’auprès d’une femme vertueuse et sensée un pauvre benet
jaloux de ne plaire qu’à sa maitresse doit toujours etre preferé à ces galans
voluptueux et beaux – esprits, qui tot ou tard se font perdre à force
d’etre aimables.den 5 –Gestern Abends erhielte noch einen Brief von Ihnen. Ich möchte gerne
wißen, ob HE. Fiscal dies Jahr etwas erhalten hat. Dies wär das sicherste
auch wegen Ihres gewiß zu seyn. Ich hab ihm ein ganz Päckchen geschickt, wo
die
Näschereyen
eingeschloßen waren. Vom Inhalt weiß ich nichts; sonst
käm es auf die
Frage
an: ob Sie dies Jahr einen Brief von mir erhalten
hatten ohne der Aufschrift fr. Mummel. Weil ich aber besorgen muß, daß sie
mir diese Frage durch ein opponenti incumbit probatio beantworten
möchten: so ist es am sichersten, wenn ich nur einen Wink erhalte, ob HE. Fiskal am
Anfange des Jan: was bekommen. Hat er das seinige gekriegt, so wird Ihre
Einlage auch gewiß bestellt seyn. Da sie in beständiger und nächster Connexionmit Kurl. sind: so thäten Sie mir einen Gefallen mir davon Nachricht zu
geben. Es ist
mir wenigstens daran gelegen, daß er es weiß, daß ich ihm
geschrieben
habe. Sollte das Päckchen verloren gegangen seyn, so wäre am
Verlust
nichts gelegen
. Ich bin gleich anfängl. darüber besorgt gewesen, weil
ich eben an einem Posttage schrieb, wo die Petersburger Post vorher
ausgeblieben war. Ich ersuche Sie also liebster Freund, hierüber um einige Nachricht.
Mein junger Kurländer hat auch eine Einlage, und darinn die
Nachricht
vom Empfang überschickten Geldes
gegeben. Sollte dies alles nicht
angekommen seyn, nicht
Antwort
nicht
Dank
dafür: so könnte es ohne Schuld
uns zur Last gelegt werden pp. Sapienti sat.Erkundigen Sie sich aber nur
unter der Hand als für Ihre Person
darnach
; weil die kurl. Correspond. ein Chaos für mich ist, wo ich keine Ordnung
erwarten kann.
Popowitsch
behalte – Es hat damit Zeit, biß zu einer recht
beqvemen
Gelegenheit
. Was er
komt
,
melden Sie mir
. Auf einen Schlag kann ich aber
nicht bezahlen. Ich habe alle mein Geld beynahe zu einem kleinen Handel
destinirt. Ich werde das Geld im
Buchladen hier
abgeben, ohne daß Sie
mich eben dort
annunciiren dürfen
. So bald ich es abgebe,
melde es
Ihnen
selbst, und dann werden Sie es auch aus dem Buchladen erstehen.
Zu mahnen geb ich Ihnen die Freyheit, falls ich damit zu lang verzögern
sollte; zu
vergeßen
hoff ich es nicht; doch errare humanum –
also mahnen
ist keine Sünde auch gegen Freunde am wenigsten.
Jugendl. Gedichte und Kampagnen Gedichte sind von Ihrem alten Schüler
Schäfner
.
Scherze
hatte hier, unterstand mich aber nicht selbige mitzuschicken,
weil ich nichts darinn fand, das mir einiges Genügen that.
Es ist meine
Absicht gar nicht gewesen
, Roußeau zu vertheidigen –
sondern die
Schwäche
der
Kritik
mit Anstand und Stärke aufzudecken. Zu dieser
Absicht hab ich freylich eine Maske nöthig gehabt und einen
halben partisandes Genfers
agiren müßen; weil ich meine Rolle ohne diese
Erdichtung
nicht
klüger zu spielen wuste. Transeant haec – zum Praeludio war dies gut genug.
Fulberts
Wind
wird meiner
Schiffart
sehr günstig seyn; und ich habe jetzt
noch einmal so viel Herz alle Seegel aufzuspannen. – –
Mein alter Vater grüst Sie herzl. Werden wir Sie diesen Sommer zu
sehen bekommen? Ich dank nochmals für den Caviar, mein alter taucht auch
ein – Leben Sie wohl, grüßen Sie Ihre liebe Hälfte. Sollt ich nicht auf die
Woche gesund seyn? Ich hoff es. Buon voiagio – Ich umarme Sie auf glückl.
Wiedersehen. Lieben Sie Ihren alten Freund.
Hamann.Entschuldigen Sie Einlage; sie ist von einem uns. Tischgäste. zum
Deßert
richtig erhalten, bescheinige hiemit gleichfalls mit schuldigem Dank. Jetzt
wäre es Zeit die Engl. Admiralität zu Gevattern zu bitten.
Königsberg, den 21. März 1762.Unter Ihrem Pettschaft (zweier Zeugen Aussage nach) habe ich gestern die
Zuschrift eines Ungenannten erhalten, und nehme daher diesen Wink an, Sie
zum Mediateur in unserem Spiele zu Hülfe zu rufen. Alle müßige Einfälle
und Verbeugungen, die in Geschäften nichts als Schleichwaaren sind, bey
Seite gesetzt – Sie sind doch der Verleger der Briefe die neueste Litteratur
betreffend, und zugleich ein Mann, der die kleinen Angelegenheiten des
Autorstandes näher kennt, als durch den bloßen Verlag
fremder
Werke. In dieser
Absicht kann es Ihnen daher nicht gleichgültig seyn, daß man einen
Unbekannten, (ohne recht zu wissen, ob er Scherz versteht), unter der Hand zu Ihrem
schätzbaren Journal
anwerben
will.
Glückt es mir nicht, Ihr Vertrauen durch die Entdeckung dieser kleinen
Verrätherey zu gewinnen, so werden Sie sich wenigstens gefallen lassen, als
Unterhändler meiner Gegen-Erklärung, solche jenem Ungenannten
mitzutheilen, dessen Zuschrift ich unter Ihrem Pettschaft erhalten. Um mich also
ohne Rückhalt Ihnen entdecken zu können, will ich weder eine üble Aufnahme
noch einigen Mißbrauch meiner Gesinnungen besorgen.
Ein wenig
Selbstliebe
und eine andere Leidenschaft, welche ein altes
Sprichwort
Lust und Liebe zum Dinge
nennt, würden vielleicht meiner
Schwäche zu dieser Arbeit aufhelfen, mir die Unhinlänglichkeit meiner Kräfte
einigermaßen ersetzen können. Die Lage meiner Umstände aber und das
gegenwärtige
Ziel meiner Maßregeln untersagt mir jede Verpfändung
meiner selbst, sie mag seyn, unter welchem Titel sie wolle, schlechterdings. Der
Beweis davon besteht in einem Detail, mit dem ich sie verschonen muß.
Um gleichwohl etwas anzuführen,
was zur Sache gehört
, so lebe ich als
ein Fremdling im Gebiete der neuesten Litteratur, weil es mir auf meine
alten Tage eingefallen ist, noch griechisch zu lesen und hebräisch buchstabirenzu lernen. Das blinde Glück zur Rechten und der inoculirte Verstand zur
Linken, machen mir meine jetzige Muße so kurz und so edel, daß ich mich
fast nicht umsehen kann, sonder Verlust bereits eroberter und noch zu
hoffender Vortheile. Ich übergehe alle Schwierigkeiten, die sich selbst zeigen, ohne
gewiesen zu werden, auch solche, die sich selbst entwickeln müssen, ohne daß
man ihre Zeitigung übereilen darf. So viel von der Unmöglichkeit,
Dienste
zu nehmen
.
Da es mir also
verboten
ist, eine
handelnde
Person vorzustellen, und
damit der Ungenannte nicht umsonst gesagt haben möge: Stehe auf,
Nordwind! so will ich andere Vorschläge thun, muß aber vorher die
Nothwendigkeit eines Soufleurs unter unserem Himmelsstriche durch einige Gleichnisse
noch wahrscheinlicher machen.
Woher kommt es, daß Ihre schätzbaren Kunstrichter, die Amsterdam und
Paris überrumpelt haben, meines Wissens noch gar keine Beute in
Preussen
gemacht? Sollte man nicht denken, daß Alpengebirge, ja, daß zwischen uns
und euch eine große Kluft befestigt wäre? Sind wir nichts als Siberier?
oder denkt man von unserem Pregel, wie jener gewaltige Mann, der deutsch
zu reden die F… hatte, und die Waßer Amona und Pharphar zu
Damaskon
für besser ansah, denn alle Wasser in Israel? Vergeben Sie das kleine
Brausen, mit dem mein Brief aus seinen Ufern tritt, um die Aufmerksamkeit
Ihrer Briefsteller dadurch mehr
nordwärts
zu ziehen, da die Hofsprache zu
St. P… vielleicht
deutsch
seyn wird – auch die
figürliche
und
spruchreiche
Beredsamkeit des griechischen Erzbischofs –
Von Heldengedichten auf
Froschmäusler
zu kommen, so verdienen selbst
die kleinen Herolde des Frühlings und Friedens, in jenem Sumpfe meiner
Heimat, einige Achtsamkeit; nicht eben wegen ihres Gesanges, sondern
bisweilen wegen Ihr
natürlichen
Geschichte, die Ihr Ungenannter auch zu lieben
scheint. Ich weiß daher den Mangel an
preussischen
und
nordischen
Neuigkeiten, die Litteratur betreffend, in Ihren XI. Theilen und den zwei Bogen
des XII. mit nichts sonst zu entschuldigen, als daß es den schätzbaren
Verfassern an Kundschaft in unsern hyperboreischen Gegenden fehlen muß.
Ob nicht mit der Zeit hiedurch einiger Nachtheil erfolgen könnte, und ob
abwechselnde Aussichten den Lesern unangenehm seyn möchten, überlasse ich
Ihrem eigenen Urtheile.
Dieser Einleitung zufolge dürfte Ihnen mehr an einem Correspondenten
hinter dem
Schirm
als an einem Apelles bey der
Leinwand
gelegen seyn,
und weil unser kalter Boden sich eben nicht überträgt, auch die kleinen Rollen
in der Litteratur
selten
sind, wo ein guter Acteur ohne einen
Ohrenbläser
nicht füglich fortkommen kann, so würde es bloß auf einige
Ziegel
zum Bau
der neuesten Litteratur ankommen, die ich aus Liebe meines Vaterlandes mit
eben dem Eifer liefern möchte, womit jene heilige Einfalt sich zum
Scheiterhaufen eines Ketzers drängte.
Königsberg, den 5März 1762.Αμὴν, ἀμὴν, λέγω ὑμῖν, wenn das Waitzen-Korn unserer
Freundschaft
nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt es
allein
; wo es aber erstirbt,
so bringt es viel Früchte. – Ihr Scheidebrief war also schon ausgefertigt,
ehe es Ihnen noch eingefallen seyn mag, mich durch einen französischen Vers
darum zu ersuchen; auch jene
Reden
, auf welche Sie lauern, und deren
Nachahmung mehr als die Rache einer Weibernadel verdiente – aber alles
wider
und
unter
Ihre Erwartung, prophetischer Erfüllung gemäß.
Die güldenen Tage sind meines Glaubens noch nicht da, daß Mardochai
und der böse Agagite sitzen, und sich einander zutrinken werden. Die güldenen
Tage sind meines Glaubens noch nicht da, von welchen es heißt, daß in
denselben die
Pardel
, welche den Triumphwagen des Bacchus ziehen,
und die
Böcke
, die seine Weinberge verderben, ihr Lager miteinander
theilen werden.
Kein
Freygeborner
nimmt Dienste in einer
fremden
Rotte von
Unbekannten
, die das Tageslicht scheuen, und den פחד יצחק an ihren Brüdern
lästern. Soll mir nicht die Haut schauern, wenn ich B. R. K. drey Buchstaben
gegen einen oder keinen rechne, und wer sagt mir gut dafür, was für Legionen
hinter diesen Masken stecken?
Nicht einmal eine
Gießkanne
, damit ich nur etwas in der Hand hätte, im
höchsten Nothfall. – Sagt Ihnen diese Gießkanne nicht, daß ich ein
Küchengärtner und praktischer Naturforscher bin? Was halten wir uns mit unnützen
Fragen auf?
Was Ihren Fabullum betrifft und seinen Abschied, den hätte ich wohl
riechen können und sollen; doch der liebe
Schnupfen
, den der Pole dem
Deutschen nicht gönnt, war ja Schuld daran. Jetzt heißt es anders:
Ergo Quintilium perpetuus sopor
Urget? –
Nulli flebilior quam tibi, Virgili!Doch pflegt man Gelegenheit zu machen, wenn man nicht mehr buhlen
will, und belustigt sich mit Klatschen, wenn man des Reitens überdrüssig ist.
Die
Nachsicht
, aus der Sie sich ein Verdienst machen, ist eben die
Beleidigung, die
unerkannte Sünde
, die ich Ihnen nicht vergeben kann, noch
vergeben will. Ich dringe darauf, mit dem Maße wieder gemessen zu werden,
womit ich selbst messe, und brauche keines, als das ich finde. Ich gebe kein
Quartier und nehme keines an.
Behalten Sie ja die Regel: Principiis obsta, und handeln Sie nicht mehr
nach kleinen Achtsamkeiten, sondern nach Grundsätzen. Ich habe diese Woche
Gott Lob einen Strich unter meine Iuvenilia gezogen, und sehne mich von
der Bühne nach meiner Zelle. Unter allen Eitelkeiten, die Salomo begangen,
weiß ich keine größere, als seine Schwachheit, Autor zu werden. Er hat uns
auch zur Lehre geschrieben. Doch wenn die Sechswochen vorbey sind, treibt
man das Spiel oft ärger als vorher. Siehe, das ist auch eitel!
Meine Iuvenilia mögen also aufhören. Ich habe zu viel, das ist genug
gethan. Was eine Gans anfängt, mag der Schwan vollenden. Wir müssen
ohnedem aufhören, weil uns Gott Gränzen gesetzt hat, durch die Natur der
Dinge selbst, oder durch Kleinigkeiten, dergleichen es so viel giebt, als Sand
am Meere.
Wer sich daran
ärgert
, muß mich nicht lesen. Wer einen
beurtheilen
will, muß ihn ganz hören. Ein Acker, der Disteln und Dornen trägt, ist ein
gut Feld für die Naturforscher. Wer sie aber ausjäten will, muß, wie David
sagt, eiserne Handschuhe und Instrumente haben.
Als Naturforscher wird man die ganze Geschichte meiner Autorschaft
übersehen können, vom Most, der Jungfrauen zeugt, bis zum Essig, der Alpen
aufthaut, wie Livius lehrt.
Da ich dieses ganze neue Jahr mein Griechisch und Arabisch kaum ansehen
können, so fange ich gleich nach Ostern mein Tagewerk an, das Versäumte
einzuholen, um den Sommer durch zu meiner Erholung alle Zerstreuungen,
die sich anbieten werden, genießen zu können. Briefe zu lesen, ist eine
Gemüths-Ermunterung für mich; im Antworten werde ich nicht so pünktlich
sein
können
. Auf Fragen mag ich nicht gerne selbst warten, noch andere
warten lassen.
Königsberg den 26 März 1762.Herzlich geliebtester Freund,
Popowitsch ist gestern angekommen, wofür ergebenst danke. Ich hoffe recht
sehr damit zufrieden zu seyn und werde so bald wie möglich das Geld abgeben.
Es ist mir lieb, daß Sie meine freye Beurtheilung Ihres Schulstückes nicht
übel genommen. Sie ist gut gemeynt gewesen. Sie bitten sich das Paar
versprochene Erinnerungen aus. Hier findt sich ein Misverständnis. Es waren
die beyde, die ich machte 1.) über das
teufelische Gemüth
, welcher Ausdruck
mir für ein Kind zu
männlich
und zu roh vorkam 2.) über dasie abgezirkelte
Entwickelung. Ich setze immer die Regel zum voraus: de gustibus non est
disputandum, kein Geschmack ergrübelt sich. Absaloms Sünde war eine
Strafe Davids für Ehebruch und Meuchelmord, die ein eben so
teufelisch
Gemüth im Vater
zum voraus setzten. Bey einem Kinde setze ich keinen
rechten Verstand oder kein rechtes Gefühl derjenigen
Schandthat
zum
voraus, die er an seines Vaters Kebsweibern begieng. Ein christl. Kind könte
sonst auch denken: warum hielt sein Vater so viel verhaßte Menschen? –
Ein Kind muß mehr gewöhnt werden das Verderben seines eigenen Herzens
aus der Geschichte kennen zu lernen, und nicht
richten
sondern angeführt
werden für sich selbst zu zittern. Quid damnas? de te fabula narratur.Dergleichen Sommerflecken in Ihren Carakteren lohnen nicht der Mühe, daß
man sich dabey so lange aufhält, laßen sich auch durch äußerliche Reinigung
nicht so leicht vertreiben. Es sind
Cruditäten
, die in der
Idee
liegen, in der
Grundlage der idealischen intellectualischen Geschöpfe, die ein Autor dichtet
– naturam si expellas furca – eben so geht es mit dem Gantzen, und was
im Plan selbst liegt; da hilft keine Feile mehr. Der Druck giebt vielen Dingen
ein ander Ansehen wie ich selbst noch kürzlich erfahren habe. Seyn Sie also
ruhig. Das Ihrige haben Sie gethan – – und was soll ich viel sagen, da es
vielleicht bald mit mir heißen wird: Artzt, hilf Dir selber! u. s. w.
Mit der Kurschen Correspondance geht es recht, wie Sie sagen. – Hat
P. Rupr. schon erhalten seinen Bogen und haben Sie schon das Geld
auszahlen können? Seitdem habe nichts mehr davon gehört.
Prediction sur la n. H. habe gelesen. Ni Queue ni tete ist nicht mehr;
sonst hätten Sie es schon. NB. Eine Bitte, worinn ich mich hier nicht
befriedigen kann und die Sie dort mehr Gelegenheit haben. Was heißt
Amphigouris
, amphigouriques und Lazis eigentl., fürneml. das erste Wort. Sollte
es nicht Mauvillon haben, oder im Diction. Encycloped. stehen, und wo
mögl. die Etymologie, oder aus welcher Sprache es herkommt.
Noch hab ich nicht aus dem Hause gehen können; ich bin so überhäuft,
daß ich fast unterliege. Gott weiß wo alles herkommt. Dies ganze Jahr fast
den Platon und das arabische kaum recht ansehen können; und doch soll der
Sommer zu Ergötzlichkeiten bestimmt seyn. Mit meiner sauersten Arbeit geht
es diese Woche wills Gott! zu Ende, und damit will ich auch pausiren. Alea
iacta; jetzt kommt es darauf an, ob ich aufhören oder erst anfangen soll. Ich
muß mich auf beydes wenigstens gefaßt machen und gehörig zubereiten.
Mein Wahlspruch bleibt:
Was ich geschrieben hab, das decke zu
Was ich noch schreiben soll, regiere Du.
In der deutschen Sammlung ist ein klein Wortspiel, das Sie nicht übel
auslegen werden. Es war da,
ehe
ich von
ihrem Schuldrama
was wußte,
und kann so wohl auf mich selbst als auf Sie gedeutet werden; zielt am
meisten auf unser beyder Mutter, die liebe Albertine. Die Gelegenheit dazu
gab mir mein lateinisches Exercitium, was hinter Ihrer Disputation steht,
das ich auch habe zum Füllstein gebraucht. Meine Juvenilia stehen hier
zusammen, und machen ein Iournal meiner Autorschaft; woraus Nachfolger
ersehen können, wie der
Wein
zu
Eßig
wird. Der Aristobulos fängt an; das
Denkmal auf meine Mutter beschliest das Werk, von 15 oder 16 Bogen.
Stark genug! werden die Hamburgischen Nachrichten abermal sagen können.
Heute habe zu meinem großen Vergnügen, aber zu meiner eben so großen
Verwirrung oder Verlegenheit eine Antwort mit Nicolai Siegel erhalten. Da
der Innhalt dieses Briefes in petto bleiben soll: so wollen wir uns
beyde
darnach richten, biß ich Gelegenheit habe Ihnen mehr zu sagen.
Gott wird auch Ihren Wünschen den Weg bahnen; ich würde mich herzlich
erfreuen, Sie in meinem Vaterlande umarmen zu können. Schicken Sie doch
Ihren Bruder, so bald wie möglich, statt Ihres Vorläufers. Sollte sich Rahel
nicht durch einen kleinen Joseph legitimiren?
Ich habe für 9 gl. eine schöne Stephansche Ausgabe von Athenagorä
Apologie und Rede über die Auferstehung nebst Petri Bunelli (praeceptoris)
Pauli Manutii (discipuli) et aliorum Gallorum pariter et Italorum epistolae
Ciceroniano stylo conscriptae aus eben der Officin und eine recht reine
Ausgabe von Demetrio Phalereo ohne Uebersetzung nebst beygebundnengriechischen Donat und lateinischen Gedichten erstanden – aus der Kongehlschen
Auction.Moldenhauer will seine Erklärung über die H. S. drucken laßen; proBogen 16 fl. hat 18 Jahre daran gearbeitet. Ich habe eine Probe davon zur
Durchsicht bekommen. Sie ist würklich ein Original in ihrer Art, ein eben so
stilles als tiefes Waßer, wo der einfältigste Leser und der Gelehrte das seine
findt. Sie bleibt immer bey dem Wortverstande mit einem kalten Blute, mit
einer Deutlichkeit, die unnachahmlich ist. Ich bin sehr dafür, daß dies Werk
bekannt würde; es wird aber viel kosten den Eigennutz des Verfaßers und
den Geschmack der Leser zu gewinnen. Das letztere halte ich für leichter; das
erstere hab ich dem Verleger überlaßen. Kunst und Natur sehen sich hier
einander so ähnlich, daß es fast nicht möglich ist sie zu unterscheiden. Mein
consilium fidele denke morgen darüber aufzusetzen.
Vergeßen Sie doch nicht Amphigouris – Ich empfehle mich Ihrer
Freundschaft und geneigten Andenken. Mein Vater grüst Sie aufs herzlichste. Ich
umarme Sie und Ihre liebe Hälfte unter Anwünschung eines frölichen
Osterfestes und ersterbe Ihr treuer Freund.
Hamann.Auf die Woche fängt sich hier ein die Auction eines reformirten PLandpredigers an, wo sehr rare und ausgesuchte Schriften sind. Leben Sie
wohl.
Königsberg den 16 April. 1762.Herzlich geliebter Freund,
Einlage richtig erhalten; Sie werden mir gleichfalls eine bey Gelegenheit
anvertrauen, weil ich ungern Unbekannten Verbindlichkeiten haben mag.
Die Feyertage Gott Lob! glücklich zurück gelegt, wünsche von Herzen ein
gleiches. Gott wolle es Ihnen an keinem Guten fehlen laßen!
Auf die Woche fangen sich wills Gott! meine Arbeiten an; auf die ich desto
hitziger bin, da ich mein Gr. v. Arab. das ganze Jahr kaum ansehen können.
Ich habe Gelegenheit gehabt einen Bogen Ihrer Sammlung hier zu sehen,
auf dem ihr kleines Provinzial Wörterbuch war, das mir sehr gefiel. Wegen
Aplamdwatsch ist meine Vermuthung eingetroffen, daß es ein hybridisch
Wort aus dem lettischen seyn würde. Ein Landsmann war eben bey mir, der
mir versichern wollte; daß aplam, nimis zu viel folglich
ausschweifend
närrisch bedeute. Die griechische Etymologie schien mir an sich schon übel
angebracht. Sie haben nähere Gelegenheit sich darnach zu erkundigen. Weil
mir der Bißen am ersten ins Gesicht fiel, so halte mich bey selbigen auf.
Für Ihre Mühe wegen amphigouriques danke recht sehr, liebster Freund,
ohngeachtet selbige fruchtlos gewesen. Erfahr ich etwas zuerst, so theile
Ihnen gleichfalls mit.
Meine Iuuenilia werden Sie auch schon erhalten haben. Das Glück muste
sich fügen, daß ich Ihnen die
Erstlinge
schicken konnte; noch ehe ich selbst
ein Exemplar hatte, so warm gieng i Ihres ab – Der Abälard scheint den
Litteratur Briefstellern ein eigen Schicksal zu drohen. Der Uebersetzer der
neuen Heloise hat sich gleichfalls gemeldt, und ein Bändchen
Anmerkungen
für die deutschen Kunstrichter
verursachtanlaßt, aus dem ich nicht recht
klug werden kann. Er kostet 3 fl. und ich wünschte auch Ihr Urtheil darüber.
Die Anarchie in der gelehrten Welt scheint ihren Gipfel erreicht zu haben,
und ein großes Apostem zeitig zu seyn. Zu meinem großen Leidwesen findt
sich in diesen Anmerkungen auch Kabbala und blauer Dunst, und französische
Schulmeisterstreiche.
Die Ode an Cyrus soll einen Hermes zum Verfaßer haben, der in Morungen
ist. Der Diaconus hat abermal 1½ Bogen über den Frieden drucken laßen;
auch Pastoralmemoires. Letztere habe noch nicht gesehen; vermuthe selbige
aber im Forstmannschen Geschmack. Erstere überschicke mit nächsten.
Ich habe mich eben jetzt an einer deutschen Uebersetzung des Homers
geweidet die in Frkf. am Mayn bey den von Düren ausgekommen; und
lerne jetzt die
Neue Sammlung
der merkwürdigsten Reisegeschichten aus
eben der Officin kennen. Ein groß Werk, von dem ich mich beynahe schäme,
daß es mir so lange unbekannt geblieben. HE von Loen hat die Aufsicht
darüber geführt. Es ist vielleicht unter dem Titel der
allgemeinen
Reisegeschichte
bekannter. Ich habe von ungefehr ein defect Exemplar zum
Gebrauch gefunden. Wenn Sie Gelegenheit haben es kennen zu lernen, so wird
es Ihrer Neugierde nicht unwürdig seyn. Der erste Theil scheint an meinem
Exemplar nicht ganz zu seyn und der 2 gar zu fehlen. Biß 7 Theile kann ich
hier zählen. Wenn Sie was erfahren können von diesem Werk ob es
aufgehört hat oder noch fortgesetzt wird, geben Sie mir doch einen Wink
davon.
Aus Kurl. bin schon vor Ihrer gütigen Nachricht befriedigt worden. Der
Pastor hat mir selbst geschrieben, ich weiß aber nicht: wie? Ihren jüngsten
Bruder bin recht neugierig zu sehen. Daß meiner 20 Zeilen geschrieben hat,
darauf können Sie sich nicht wenig einbilden. Gott woll ihm helfen und uns
allen gnädig seyn! Beyliegende Qvittung zeigt, daß
Popowitsch
hier schon
bezahlt worden.
Lauson beschwert sich daß Sie ihm nicht die letzte Schulhandl. auf den
letzten Geburtstag geschickt haben. – Wolson hat mich nach Jahr und Tag
wieder ein paar mal besucht; unser Umgang dürfte kaum jemals zur ersten
Vertraulichkeit zurückkehren. Hinz, der Gallimafrist ist jetzt der einzige mit
dem ich am nächsten stehe. Die Ähnlichkeit der Seelen geht den Geist nichts
an. Seine Verfaßung ist eine Gährung, die mit der Ruhe und Sicherheit der
Freundschaft nicht bestehen kann. Desto mehr Nutzen kann ich von meiner
Muße erwarten.
Meine Bibliothek hat wieder einen kleinen Zuwachs an einer Amsterdamer
Ausgabe von der Septuaginta iuxta exemplar Vaticanum, von PselliArithmetik, Geometrie, Archimedes v Procli Sphaera. Die beyde letztern sind
nur lateinisch; sämtl. von Meurer zu Leipzig ausgekommen aus des Autors
eigener Hand, an deßen galanten Bande man den Leipziger Stutzer erkennen
kann. Endlich Rhetores Selecti von Gale ex Theatro Sheldoniano. Mornay’s
Mystere d’Iniquité gleichfalls. Wenn Sie Mornay im Gelehrten Lexicoaufschlagen, so bezieht sich selbiges auf Anecdoten in einem Buch, deßen Namen
ich schon vergeßen habe. Wißen Sie mehr davon wie ich, so unterhalten Sie
mich einmal damit, bey Gelegenheit, liebster Freund.
Ich habe den Mornay kennen gelernt aus Danielis Gerdesii Introduction
in Historiam Euangelii Saec. XVI. passim per Europam renouati Groning.1744. Ich habe bloß den ersten Theil dieses Buchs bekommen können, und
habe mit viel Vergnügen selbiges gelesen, weil ich theils einige Qvellen zur
Reformationsgeschichte, theils viele particularia der Theilnehmer darinn
gefunden. Erasmus beschloß einen Brief an Zwinglium, der überhaupt für
mich sehr interessant geschienen mit den Worten: – videor mihi fere omnia
docuisse quae docet Lutherus, nisi quod non tam
atrociter
quodque
abstinui à quibusdam aenigmatis et Paradoxis. Als Staupitz eine Vorbitte
für Luther einlegte bey dem Kardinal Caietanus, soll letzterer gesagt haben:
Ego nolo amplius cum hac bestia loqui, habet enim profundos oculos et
mirabiles speculationes in capite suo. Luthers Paradoxa haben mir ihres
Tiefsinns sehr gefallen. Das 21ste unter den Theologischen war: Theologus
gloriae
dicit malum bonum et bonum malum; Theologus
crucis
dicit id
quod res est. Petrus Mosellanus hat einen Brief an Joh. Pflugium über die
zu Leipzig gehaltene Disputation geschrieben, den Heumann sr Ausgabe von
Sculteti Annalibus beygefügt, worinn Luther Carlstadt v Eccius geschildert
sind mit einer Meisterhand. Meine Lüsternheit mich in dieser ReformationsGeschichte näher umzusehen muß Zeit und Umstände wegen noch
unterdrücken. –
Eine kleine Registratur Ihrer
Empfindungen
, womit Sie den Philolog.
v die Essais lesen werden, erwarte ehstens von Ihrer
Freundschaft
und
Aufrichtigkeit
. Manum de tabula! bleibt jetzt mein Vorsatz. An Nicolai
selbst unter meinem Namen und an Moses habe anonymisch schon vor den
Feyertagen geschrieben. Ich glaube, daß der Briefwechsel jetzt aufhören wird;
weil ich
wenigstens
für mein Theil alle meine Hauptabsichten dabey erreicht
habe. Denken Sie ja nichts daran an Krickende, daß ich in einigen
Verbindungen dort zufällig gerathen bin. Mein wahres Interesse erfordert es noch
unbekannt
und außer aller Connexion zu seyn.
Schreiben Sie mir doch im Ernst, was Ihre liebe Frau macht. Ich umarme
Sie herzlich und bin nach den zärtlichsten Grüßen von meinem alten Vater
mit der aufrichtigsten Hochachtung Ihr ergebenster Freund
Hamann.Ist Runtzen Advocat bey Ihnen geworden? Hippel steht in Condition bey
dem Praesidenten von Schroeder, besuchte mich gestern mit seinem jungen
Baron, bey deßen Vater ich heute speisen sollte,
wenn
– ich Lust hätte.
Königsberg, den 7 May 1762.Geliebtester Freund,
Der Plan von Karschen Gedichten, sagt Wagner, ist schon abgegangen.
Von
Formeys Quinteßenz
weiß nichts; machen Sie es lieber ein für allemal
ab, was daß ich vorher gesehen habe mag. Was ich sende, davon bin
immer gewohnt das vornehmste zu melden. Ein paar Kleinigkeiten von
Sticoti, und Kochs ältesten Glauben habe letzt für Sie ausgesucht.
Hermes Ode an Cyrus nebst dem Schreiben des Friedens sind letzt vergeßen
worden, sollen mit nächsten beygelegt werden – Anmerkungen zum Gebrauch
der Kunstrichter werden mit erster Post erwartet, und schon annotirt; müßen
zum
beßeren Verstande des beyliegenden vorausgesetzt werden
.
Wegen des lettischen Wortes ist mir lieb, daß Sie gewiß sind. Weiter geht
mich diese Kleinigkeit nichts an. Das Mst von Ihren Zusätzen habe erhalten.
Dies Werk selbst durchzusehen; dazu fehlt es mir an Zeit. Die Correctur
denke noch zu bestreiten, und will
herzlich gern
übernehmen. Die lateinische
Schreibart wird vielleicht weg bleiben können, und Namen deutsch geschrieben
werden müßen. Canonisch, kanonisch. Apocryphisch mit k. Die Papistische oder
katholisch soll nicht:
römisch
dazu kommen? Ist die Ordnung nicht beßer, daß
heidnische zuerst,
jüdische
darauf und
türkische
(ob dieser Name recht ist,
weiß nicht) zuletzt folgt. Ob die
Griechische
unter den Kirchen nicht oben an
stehen soll könnte, aus eigentl. politischen v historischen Ursachen weiß nicht.
Ob man Kindern nicht die Ursache sagen kann, warum man
Testament
durch
Bund giebt. Ob der Begrif von Eingebung nicht zu hoch ist, der kanonische
v apokryphische zu unterscheiden. Bey der Etymologie der Worts zu bleiben
wäre leichter und richtiger, daß die jüdische und christliche Kirche zum Kanon
sie angenommen hat; die übrigen aber nicht dafür erkennt. Ich werde nichts
ändern, wenn also
Nachläßigkeiten
in der Schreibart bleiben sollten,
Flecken
: so bitt ich zum voraus um Absolution –
Muthwillige
werde nicht
begehen; sondern lieber den
Druck
aufhalten, biß ich Nachricht darüber einholen
kann, weil es nicht eilfertig seyn darf. Schmeichler, haben Sie corrigirt
schmaücheln, soll schmäucheln heißen?
Die Eintheilung in grobe und subtile Abgötterey würde ich als eine bloße
Menschensatzung und Schuldistinction auslaßen, weil in Ansehung Gottes
alles Groß und alles Nichts ist; und durch diesen Unterscheid das Gebot seine
Kraft verliert, oder der Nachdruck immer auf das subtile fallen sollte, weil
Gott ein Geist, ein subtiles Wesen ist; und unser Gesetzgeber eine grobe
Ehebrecherinn loß sprach, hingegen das Liebäugeln zum wirkl. Ehebruch
auslegte
.
Sprüche hab ich nicht nachschlagen können; aber die Anführung einiger
Exempel ist mir schwer vorgekommen.
Ärtzte
beym fünften Geboth und
Priester
beym eben demselben zu unterstreichen, heist mit Fingern zeigen.
Im 5ten Geboth wird
David
als ein Halter des Gesetzes, im 6.ten als ein
Uebertreter angeführt, oder als ein Mann der seine
Feinde
und die
Bathseba
liebte.
Einen keuschen Jüngling haben Sie in den kanonischen Büchern noch
finden können, aber eine
keusche Frau
war nirgens als in den
apokryphischen
. So gieng es Salomo auch – –
Der Unterscheid von
bewegl.
und
unbeweglichen
Gütern ist für Kinder
zu gelehrt und aus dem Codex. Abspannen für abspenstig machen oder
Ablocken, nicht beqveme Ausdrücke für Katechismusschüler.
Herodes
spannte
seines Bruders Weib ab. Ein gar zu sinnlicher Tropus. 2. Abdringen oder
abpochen. 3. Abwendig machen tavtologisch. Vis et dolus ist schon in den ersten
enthalten, und das letzte soll vermuthl. eine vermischte Art von beyden seyn.
So weit ich gelesen, wünschte ich liebster Freund, daß den Kinder ihr
Gedächtnis mehr mit den gewöhnl. Kunstwörtern der Stände pp verschont oder
die Begriffe davon beßer aufgeklärt, und ihnen erleichtert würden. Da jedes
Kind seine Bibel in der Hand hat; so könte auch die Anführung der Bücher
eben so beqvem daraus gelernt werden. Und mit Erlernung der Titel die
Institutiones anzufangen, benimmt vielen die Lust ihren Innhalt einzusehen.
– – Ob Kinder viel oder wenig
Antworten
können, daran ist nicht so viel
gelegen, als daß Sie die einzige Frage
verstehen
: Wer bist du?Sagen Sie liebster Freund! ist mir nicht der Schnabel recht zum
Kunstrichter gewachsen? Wie wenig kennen Sie mich, wenn ich für das erschrecken
soll, was Sie mir noch bisher über meine Iuuenilia zu verstehen gegeben
haben. Das ist noch alles Kinderspiel in Vergleichung desjenigen, was ich mir
selbst in finstern Stunden vorpredige.
Ich dringe darauf, daß Sie biß auf den letzten Tropfen ihr Urtheil
abzapfen, damit ich die Nagelprobe so rein machen kann, wie man Treue und
Glauben an den Alten unsern lieben Vorfahren lobt – Aber sehen Sie
doch den Pan, das allerliebste Gesicht recht an, und vergleichen Sie auf der
Goldwaage Zug für Zug: ob er nicht nach dem Leben getroffen. Ja, werden
Sie sagen, c’est le Pere tout craché – Nun, was wollen Sie mehr? die Rede
war ja von Nachahmen: so hab ich also gewonnen, und der Preiß gehört mir,
nach dem selbeigenen Urtheil meiner Feinde.
Ein französisches Exercitium war in dieser Sammlung nicht nöthig; was
Sie mir anführen, erkenne ich gar nicht für meine Arbeit und werde es auch
niemals dafür erkennen. Aber das mosaische Exercitium kommt gewiß vom
Philologen, der die Kreuzzüge geschrieben hat, und ist es nicht französisch?
Nun, was wollen Sie mehr.
Gleichwie der Magnet sich nach dem
Nordstern
richtet, und das
Eisen
an
sich zieht: also der Staatsmann nach dem Herrn, und zieht das Volk an;
also der Kunstrichter nach dem Autor, und zieht erst den Staub der Feile,
allmählich ein Gewicht von Lesern an sich v. s. w.
Daß ich immer einerley schreibe und die Penelope zu meinem loco
communi mache, verdrüst s mich gar nicht, und der kluge Leser merkt den
Unterschied zwischen einerley und einerley. –
Weil ich der Mutter einen kleinen Streich zugedacht hatte, der ihr durch ein
klein Beyspiel an einem ihrer grösten Söhne am sinnlichsten seyn würde:
so vergeben Sie mir die kleine Bosheit, die ohnedem so zweydeutig ist, daß
ich sie im Fall der Noth immer auf mich selbst nehmen würde. Sie haben
sich aber bey dieser Kleinigkeit einen so sarkastischen Hieb erlaubt, den ich
nicht abschreiben, sondern vergeßen will.
Die aliena cornua fronti addita sind nichts als die Larve des Keiths, die
der kleine Geck von Näscher sich unterstanden hat anzurühren. Und wenn er
mir fragen wollte: wie er in dieser Löwenhaut aussähe? so würde ich ihm
aus der Fabel antworten. Die Juden eyfern um ihre Religion, aber mit
Unverstand; doch der Kunstrichter schläft nicht, der das Verborgene ans
Licht bringen und den Rath der Herzen offenbaren wird.
Ungeachtet meiner Aufmerksamkeit auf den Spruch LXXIII. ist ein X zu
viel eingeschlichen. – Die hellenistische Briefe sind nichts als Füllsteine.
Sie schreiben mir ein Geheimnis von einem gewißen Menschen, der einmal
etwas gelesen, und sein Urtheil sagte: „daß er nicht wiße, wo der Autor
oder der Leser zu Hause gehöre.“ Wollen Sie so gut seyn, und mir seine
Wohnung sagen; meine addresse soll ihm gleich zu Dienst stehen. Wenn er
kein Geograph ist, so wird er vermuthlich auch nicht wißen, in welcher
Hauptstadt der bewohnten Welt Bedlam und Tyburn-Road zu suchen sind. Ist
dieser Unbekannte ein Sprachmeister, der Kindern eine reine Ausrede
beybringen kann; so will ich der erste seyn, der seine Collegia besuchen will.
Wenn er das besitzt, das ich suche; so bitten Sie ihn daß er ein Werk der
Barmherzigkeit thut und mir zu Gefallen eine Kinderlehre schreibt. Sie
sagen, daß Sie Liebster Freund, mir im Vertrauen schreiben; können Sie
mir nicht seinen Namen im Vertrauen melden? Schämen Sie sich nicht, ihn
zu bekennen; wenn ich nicht argwohnen soll, daß Sie ihn mehr lieben als
mich, und meine Eyfersucht in puncto der Freundschaft und Vertraulichkeit
reitzen wollen. Das Waßer in der Düna geht mich jetzt weniger an, als das
Waßer im Nilstrom; – und der Pregel hat auch seine Syrinx mit einer
Wanne, die ich eben nicht beschreiben mag, aber zum Bade des Pans recht
gemacht ist. Ohne Personalien wäre der erste Tag im Monath May mir nicht
der glücklichste in diesem Jahr gewesen. Darinn bestehen eben meine
Autor-Realien, und die Jungferschaft meines Publici.Auf die Verbeßerung der Gedichte habe mehr Zeit gewandt, als sie
vielleicht lohnen. In
Freundschaft
scheinen mir beyde Sylben lang zu seyn.
In dem ersten Abdruck war folgender Dactylus am Ende: gi͞eßt he͝ut w͝ohl |
th͞äti͝g – Beym Schaudern hab ich den
sanftern Fall
verworfen, der Ihnen
gefallen. – de͝rnd
kurz
geht nicht an. Ein Gottschedianer wird diese harte
Construction nicht ohne einen kleinen
Schaudern
verdauen können; und
eben darum wählte sie.
In dem hinten für einen
Druckfehler
erklärten Vers ist gar keine ScansionNur | um Ver | dienst be | sorgt – | ohne Ver | suchung des | Stolzes.
Die substituirte Stelle zielt auf eine vortrefliche Anecdote in Platons
Phaedrus, wo ich nicht irre. Da dem Sokrates die Ketten abgenommen werden,
vertreibt er sich den Schmerz durch ein sanftes Reiben, und stellt die feinsten
Betrachtungen über die Verwandschaft der Natur in den entferntesten
Dingen an, wie Lust und Unlust, Leben und Tod sind: daher freute ich mich,
als ich den Vers fand:
Zum eisernen Schmerz den Balsam philosophischen Kitzels.
Zobel oder
Goldfell
oder Hermelin waren die Ideen, die ich ausdrücken
wollte um das Zierlichste des Geschmacks mit dem Männlichen der Tugend
zu verbinden und zu paaren. Ob der
Zobel
bloß für das weibl. Geschlecht
ist, weiß nicht; hier bedeutet es einen
weichlichen
und zugleich
reichen
Putz;
der eine männlich feste Brust deckt, wie das Schaafsfell die reißende Wölfe.
Unsere jetzige Landesverbindungen brachten mich auf das Bild des
Zobels
,
unter dem der Leser nichts mehr denken darf als eine Art des
köstliche
Art
des Schmuckes, der aus
Norden
gebracht wird.
Warum red ich vom
Gelehrten Schwärmen
; wenn ich nicht einmal
dromedarische
Sehnsucht sagen darf? Wenn ich nicht ein haarbreit weiter gehen
soll, als andere Zunftsbrüder; warum bin ich Autor worden? Wenn man
alles
sagt; so hat der
Leser
nichts zu thun. Wenn man alles recht schreiben
sollte; wovon soll denn der
Kunstrichter
leben?
Der Muse des Philologen ist ihre Niederkunft mit einem kabbalistischen
Knäblein so sauer worden, daß sie einer hebräischen Wehemutter, ich weiß
nicht was, für Gelübde that – und doch treibt sie das ärger Spiel ärger
als vorhin. Kaum daß die Tage der Reinigung verfloßen sind; so legt ein
pet à vingt ongles ein abermaliges Zeugnis ab, das ihren Namen nicht
wohlriechend machen wird. Weil geschehene Dinge nicht zu ändern sind; so
muß man die Welt reden laßen, und keine Zeit versäumen, das glühende
Eisen zu schmieden.
Vielleicht kann ich noch zum zweyten mal mir den Ausspruch jenes
Griechen zueignen, der gesagt haben soll: Nisi periissemus, periissemus. Die
sicherste Art sein Leben zu erhalten besteht oft darinn, daß man es nicht achtet,
sondern freywillig in die Schanze schlägt.
Fahren Sie also nur, Geliebtester Freund, getrost mit Ihrer Kritik fort;
schonen Sie nicht – ich ersuche Sie darum. Ich wünsche das Ende davon zu
sehen. Was Sie bisher gesagt haben, ist blos ein Praeludium. Erst will ich
Sie ausreden laßen, ehe ich mich in eine förmliche Vertheidigung gegen Ihre
HauptAnklagen einlaßen mag.
Mit meinen gewöhnl. Arbeiten habe wieder Gott Lob! einen glückl.
Anfang gemacht, wiewol das Arabische diese Woche brach gelegen. Mit Platons
Gesprächen de republica bin ich im 4 Buch, die ich nicht genug zu schmecken
weiß; wie gut ich sie genutzt habe, sehen Sie selbst. Weiter bin ich nicht
gekommen. Es lebt alles in diesem Buch für mich; und ich thu fast nichts
mehr als unterstreichen. Des grösten Meisters in der Kriegskunst Anweisung
habe fast mit weinenden Augen gelesen – das ist ein practisch Buch für jeden
Liebhaber. Mit der allgemeinen Reisebeschreibung bin fertig; sie ist ein deutsch
Original, ohne Plan; und zieml. entbehrl. für einen der die allgemeine
Weltgeschichte hat. Das von Exiles übersetzte Werk ist mir bekannt und ganz
verschieden.
Burschers Auslegung über den Jeremias, die ich jetzt lese, ist ein sehr
mager und seichtes Buch für mich. Es thut mir leyd Ihnen daßelbe angewiesen
zu haben. Ich finde fast nichts darinn – – Was soll ich von Crusius halten?
Bey Lindhammers, (eines Cansteinischen Amanuensis) Erklärung und
Anwendung der Apostelgeschichte wird mir auch die Zeit zieml. lang. Es ist ein
Foliant, in dem ich nicht aus der Stelle kommen kann. Mehr
Treue
als
Fähigkeit; daher ich ihn auszuhalten gedenke. Hie und da find ich daß ich
ihn ausgeschrieben habe, ehe ich ihn kennen gelernt. So böse, wie Donat, bin
ich aber nicht, der alles Unglück den Alten wünschte, die uns das Wort aus
dem Munde nehmen. Ich glaube, es war Donat, der über bey einer Stelle
des Terenz fluchte; daß man nichts Neues sagen könnte, was nicht einer der
Alten schon im Sinn gehabt hätte.
Für Popowitsch danke nochmals; ich habe ihn aber bisher bloß ansehen
können. Die Alzaide gelesen, die auch von Sticoti scheint übersetzt zu seyn,
oder nachgeahmt aus dem engl. Sein Jean Jacques behält kein gut Haar
in seinem Bart – la nouvelle Heloise ne touchera jamais mon cœur
meprisable que de l’indignation qu’on eprouve à la vue d’unedévergordée,
prude et non philosophe, couverte d’oripeau, paitrie de mensonges et de
contorsions et qui met, comme dit Mr. de Voltaire, le vice en action, et la
vertu en parole. So drückt er sich in einem kleinen Discours, der nicht viel
werth ist, den Littleton auch mitnimmt und wenig Kenntnis in der engl.
Literatur verräth, worinn er sich eine Stärke zutraut, weil er kürzl. aus
Engl. zurückkam. Das letzte Wort dieser kleinen Abhandl. ist: Ah! Jean
Jaques!Er entschuldigt die Verachtung, womit er den Bürger zu Genf allenthalben
aufsucht mit der vehemence, die man der Wahrheit schuldig ist, mit der
raison animée
des St Evremond und den Sarcasmes des devoten Pascal.Mit Beschuldigungen und Entschuldigungen kann man bald fertig werden.
Thorus und Schule macht Philosophen und Weltbürger. Für das bon motdank ich Ihnen; es scheint mir wahrscheinl. zu seyn. Gott gebe Ihnen alles
Gute, liebster Freund! Vielleicht sehen wir uns noch einmal, zufrieden und
trunken, säbeln Gläser und singen Theodiceen – Umarmen Sie Ihre liebe
Frau; ich verbleibe nach den herzlichsten Grüßen meines alten Vaters Ihr
treuer Freund und Diener
Hamann.Ist ihnen mit des HE. Beaumont Perücken Magazin gedient; so melden
Sie sich. Die Figuren verdienen diese Kleinigkeit; die zur Bildung deutscher
Köpfe geschrieben ist.
Ein kleiner Kalender von 58. für HE Lauson; auch ein herzl. Gruß von
HE Wolson.
Der Brief an Daubl. ist bestellt.
Königsberg den 29 May 1762.Geliebtester Freund,
Ungeachtet ich ersehe, daß Sie meine neuliche Laune, mit der ich mich über
ihr kleines Supplement aufgehalten habe, nicht recht gefaßt: so ist es mir
doch lieb, daß Sie selbige nicht übel aufgenommen haben. Noch ist kein Bogen
zur Correctur eingelaufen – Was auf mich ankomt, werde ich thun. In
Ansehung der Zahlen setze ich alle mögliche Richtigkeit zum voraus, weil ich
nicht alle Sprüche aufschlagen kann, und mein Gedächtnis gar nichts zum
citiren daucht.
Mit Platons Büchern de republica bin heute Gott Lob! vor den
Pfingstfeyertagen fertig worden, wie auch mit Hosea nebst Burschers Auslegung,
die ich nicht ausstehen kann, und von diesem Autor nichts mehr mir
anschaffen, vielmehr das angeschafte loszuwerden wünschte.
Meßgut ist auch schon hier angekommen. Die Amazonen Lieder sind nicht
uneben. Der vierte Theil von Gesners Schriften ist fürtreflich, und für Sie
sehr interessant, Muster für die Schulbühne. Das übrige habe nicht gelesen,
außer
die Nacht
, die hinter dem Daphnis im 2. Bande steht. Von Wielands
Gedichten bloß die Vorrede. Mon chef d’œuvre von Sticotti, wo der ewige
Jean Jaques wieder vorkommt und den Leuten im Hospital dedicirt ist.
Weil sie alle die Krätze haben; so saget er bon soir und nennt sie mes chers
miserables.Des Herrn von Hagedorns Betrachtungen über die Malerey haben mich
warm gemacht – und meine ungezogene Muse hat abermals
einen
Schleicher
à vingt ongles begehen müßen. Ich dachte Ihnen schon heute das erste
Exemplar, weil es nichts mehr als einen Bogen ausmacht zu überschicken;
ich muß aber biß nach den Feyertagen Gedult haben. Es ist die andere Hälfte
von Schriftstellern und Kunstrichtern; der Titel ist also
Leser
und
Kunstrichter
nach perspectivischem Unebenmaasse. Man muß des Herrn
von Hagedorns Betrachtungen über die Malerey in 2 Theilen zum voraus setzen; weil
mein Bogen sich zu seinen 2 Alphabethen verhält wie die
Vorhaut
zum
ganzen menschlichen Leibe, oder wie jener Daume eines Fußes, den ein Maler
meßen ließ um den Leser auf die Größe des Riesen aufmerksam zu machen.
Mehr als dreymal sind mir die Hände gesunken über dieser Arbeit; nun sie
wieder mein Vermuthen und wieder meinen Willen gleichsam fertig worden:
so mag sie in alle Welt gehen, und gleich der Hagar mit ihrem Ismael ihr
Glück machen, so gut sie kann. Der Grundsatz der schönen Künste ist in ihrer
Blöße darinn aufgedeckt. Weil die Ästhetik schöne Natur nennt, was Rost
die Seele der Mädchen: so war ich genöthigt im Geschmack der
Schäfererzählungen zu schreiben.
Der Verfaßer der Anmerkungen zum Gebrauche deutscher Kunstr. soll
Gellius
heißen, ein junger Mensch, der von Uebersetzungen lebt. Relata
refero.Die Herleitung des Wortes
Schächer
ist mir sehr bekannt, ich kann mich
aber darauf nicht besinnen. So bald ich auf die Spur komme – –
Kochs Stärke und Schwäche der Feinde der Offenbarung habe überlaufen,
die aus 3 kleinen Theilen besteht, wozu noch ein 4ter fehlt. Er gehört auch wol
in ihre Sammlung – Eine muntere Schreibart, die aber ungleich und nicht
stark genung ist.
Den alten Manilius, den Astrologen, habe jetzt auch gelesen und thut mir
nicht leyd. So viel Lust ich noch zu der römischen Litteratur habe: so zweifele,
daß ich das Fach jemals werde berühren können. Was mir aufstößt nehm ich
mit, und befinde mich recht wohl dabey.
Ich erwarte, liebster Freund! ein Exemplar Ihrer Schulhandlungen, und
für Lauson gleichfalls gratis. Ihre übrige gute Freunde können bezahlen,
Lauson, der mehr Geld als ich hat, war schon mit seinem Gelde herausgerückt,
als ich ihm zurief: halt! – Ob ich Ihren Sinn getroffen, melden Sie mir.
Laß ein jeder das Seine thun; der Kaufmann sein Comtoir, der Gelehrte
sein Handwerk. Rachsucht war die schöne Natur, die Homer nachahmte. Was
mein eigen Herz betrift; so trau ich demselben nicht, wenn es mich absolvirt,
nicht wenn es mich verdammt. Gesetzt daß es mich verdammt; so ist Er
größer als mein Herz. Herz gegen Herz gerechnet, liegt mir meins näher als
meiner Nachbarn Herz. Wenn ich an selbiges appelliren möchte in einigen
Augenblicken, in gewißen Schäferstunden: so würden Sie nicht mehr
Herrlichkeit in Ihrem eigenen als in meinem finden. Schlechter Trost – und noch
schlechterer Grund, auf den ich bauen soll!
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, der mich von allem Uebel erlösen wird,
und auch von der Sünde, die mich wie meine eigene Haut umgiebt, mich träge
macht und allenthalben anklebt – Ich weiß, daß meine Muse auf einer
glühenden Asche singt, und ihre Feder statt einer Scherbe braucht um sich zu kratzen.
– Ich weiß, daß die Erde meine Mutter und Würmer meine Brüder sind.
Sie haben auch Ihr Hauskreutz und werfen die Gläser der Theodiceen
weg, wenn sie am nöthigsten sind.
Grüßen Sie Ihre liebe Hälfte, die sich auch an Stiefkindern alt tragen
wird. Mein alter Vater empfiehlt sich Ihnen gleichfalls. Fröhliche,
vergnügte, geseegnete Pfingsten! Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer Freund
Hamann.den 11. Jun.Eben jetzt reise nach Elbing – Correctur wird besorgt werden. Entschuldigen
Sie mich. Erörterung künftig. Leben Sie wohl. Gott sey uns allen gnädig!
Herzlichgeliebtester Vater,
Sie werden schon durch den Fuhrmann die Nachricht unserer glücklichen
Ankunft erhalten haben. Wir sind alle Gott Lob! gesund und leben recht
vergnügt in des Herrn Vetters Garten, der sich alle Mühe giebt uns nach Wunsch
zu bewirthen. Nur ein einziges mal erst in der Stadt gewesen, heute denke
das Gymnasium hier zu besuchen, da ich mit dem Professor SkuboviusBekanntschaft gemacht. Meiner Reisegesellschaft wegen werde ich kaum Lust
haben nach Danzig noch Morungen kommen zu können. Ausruhen kann ich
mich hier; und das hab ich mir auch gewünscht. An Zerstreuungen fehlt es
mir nicht, daß ich also keine weitere suchen darf.
Was machen Sie denn, Herzlich geliebtester Vater. Gott gebe, daß wir uns
gesund und bald einander wiedersehen. Den Reise Paß habe richtig erhalten.
Meine hiesigen Bekanntschaften sind lauter polnische Namen, die ich noch
nicht auslernen kann, ein Ausschuß von vergnügten ehrlichen Leuten, die ander nichts übel nehmen.
hat mir vom HE. Belger geträumt; vielleicht ist er tig bey Ihnen. Die Zeit unserer Abreise ist mit dem er Woche wohl
bestimmt, aber die Art noch nicht ausgemacht. Land oder zu Waßer
gehen werden, wird auf Umstände ich allein hier; so würd ich mich vermuthlich ganz anders einrichten.
Meine alte Muhme dringt aber darauf, daß ich sie wieder nach Hause begleiten
soll; und wenn ich meinen
freyen Willen
habe, so mag ich am liebsten mich
andern beqvemen.
Gott erhalte Sie und Ihr ganzes Haus. Nach dem herzlichsten Gruß, den
mein Vetter mir ihm Sinn aufträgt, in deßen großen Laube ich schreibe, wie
auch von meiner Caravane in Knicks und Handkuß, ersterbe mit der
kindlichsten Hochachtung Meines herzlich geliebtesten Vaters gehorsamst ergebensten
Sohn.
Johann In des Rathskypers zu Elbing Garten
Mittwochs den 16 Jun: 1762.Was macht die Jungfer Degnerin? Bitte Sie zu grüßen.
Laßen Sie doch HE Wagner sagen, daß der Brief aber weder
Lust noch Gelegenheit bisher HE Notarius Mnioch zu reden. NotarHerzlich geliebtester Vater,
Ich habe mich innigst erfreut über die gute Nachrichten von Ihrem
Wohlbefinden. Gott erhalte Sie und schenke uns ein glückliches Wiedersehen.
Meine Abr Reise nach Danzig und Morungen war schon ganz aufgegeben,
und diese Woche war noch willens mit meiner Reisegesellschaft nach Hause
zu kehren. Es hat dem Höchsten aber gefallen unsern lieben Vetter mit einer
schweren Krankheit heimzusuchen. Der Anfang war ein Rosenhafter Zufall
am Fuß, worüber er schon in Königsberg klagte, und welchen er theils der
Erschrecknis auf der Hochzeit, theils dem engen Schuh zuschrieb. Unterwegens
saß er auf dem Bock, und fuhr biß in die Nacht ohne die geringste Bedeckung.
Wie sein Fuß nicht zur Rose ausschlug und wieder Vermuthen beßer wurde,
bekam er Wehtage an den Mandeln mit Zahnschmerzen und fieberhaften
Zufällen.
Freytags
Nacht nahm er ein Rhabarber ein, das ihm sehr gute Dienste
that. Er hatte Lust zum Aderlaßen und HE von Bergen rieth ihm dazu, eine
kleine Portion am Arm. Hierauf brach eine Entzündung an der Nase aus,
Schlaf verlor sich und die Hitze nahm immer zu.
Nachdem er so viel Nächte schlaflos zugebracht hatte, wurde gestern ein
Doctor angenommen, der ihm ein Aderlaßen auf dem Fuß erlaubte.
Zur MittagsZeit fieng sich das Schrecken an, indem er auf einmal zu
phantasieren anfieng, da die Frau Muhme allein mit ihm war, und ich unten
mit ihren Kindern aß.
Wir waren ganz allein, der Paroxysmus wurde so heftig, daß ich für Angst
nach der Stadt lief, um die Doctores und die Hausgenoßen davon Nachricht
zu geben.
Diese Nacht hat er ein wenig Ruhe gehabt; und wir haben viel Hofnung, daß
dies die Crisis der Krankheit gewesen ist. Puls, Urin, Schweiß, offener Leib geben
lauter gute Kennzeichen. – Wir haben also Hofnung, daß er außer Gefahr ist, und
sich bald wieder erholen wird. Mir hat die Zeit über ich weiß nicht was für ein
Gewitter in Gliedern gelegen, von dem ich jetzt ziemlich erleichtert bin. Der
Fuhrmann, der uns hergebracht, muste uns gestern zu gutem Glück aufstoßen. Er geht
nach Danzig und versprach Freytags wiederzukommen. Die Frau Muhme ist also
entschloßen mit ihm wieder zurückzugehen, und sie thut am besten daran. Ihr
längerer Aufenthalt wird ihr selbst und den übrigen zur Last werden. Ob ich
mitkommen werde, steht noch dahin. Sonnabends wills Gott! ist ihre Reise also
festgesetzt, wenn der Fuhrmann Wort und Gott uns gesund erhällt.
Da Sie den Fuhrmann schon kennen, und derselbe ein sehr braver Kerl ist,
der mäßig und dienstfertig: so können sie ganz ruhig in seiner Begleitung
seyn und würden mich füglich entbehren können.
Ob meine längere Gegenwart hier noch nöthig seyn wird, weiß noch nicht,
und werde mich darinn gänzlich der Göttlichen Regierung überlaßen, die alle
Umstände zum Besten lenken wird.
Kann ich; so komm ich lieber mit. Meynt man, daß ich hier noch zu
gebrauchen bin; so werden Sie mir wohl erlauben, Herzlich geliebtester Vater, noch
ein wenig hier abzuwarten. Weil ich zu beyden gleich viel Lust habe: so werden
Umstände meinen Entschluß bestimmen.
Auf den gestrigen Schreck nahm ein roth Pulver ein, und befinde mich Gott
Lob! ziemlich munter. Ein klein Laxativ habe auch die Zeit meines
Aufenthalts hier gebraucht, das mir gute Dienste gethan.
Einer meiner hiesigen Bekannten, der sich die meiste Mühe gegeben uns zu
bewirthen und mit Freundschaftsdiensten zu überschütten, hat mich um des
Königs Gedichte ersucht. Ich werde selbige aus HE Kanters Laden nehmen
laßen, und ersuche, daß Sie so gut sind selbige bey Blisters
englisch
binden
zu laßen, und so bald es möglich durch Vetter Bräutigam, dem ich herzlich
Glück wünsche, hieher besorgen zu laßen je eher je lieber.
HE Blindau wird so gütig seyn die Besorgung über sich zu nehmen. Hat
HE. Hartknoch wiederIch küße Ihnen Herzlich geliebter Vater, die Hände unter Anwünschung
des Göttlichen Seegens, und bin nach zärtlicher Begrüßung von meiner
Reisegesellschaft an alle gute Freunde mit kindlichster Hochachtung Ihr
gehorsamst ergebenster Sohn
Johann George.Im Keller Comptoir voller Eile und Unruhe um mich herum.
Mittwochs den heiligen Abend vor JohannisTag.
Muhmchen Lieschen trägt mir jetzt ein besonder Compliment auf, das ich
noch nachholen muß.
Königsberg den 10 Jul. 1762.Herzlich geliebtester Freund,
Vorigen Sonntag Gott Lob! aus Elbing zurück gekommen. Mein Vetter
Nuppenau dortiger Rathskyper holte mich und seine Schwester Zöpfelin
nebst ihren 2 Töchtern gesund ab, und wir haben ihn dort zu seiner Ruhestätte
gebracht. Den Tag vor seiner Beerdigung kam ein Bruder von ihm aus Lübeck
an, der in schwedischen Diensten Feldscherer gewesen – Sie können sich selbst
die Unruhen vorstellen, die mit meiner Spatzierfahrt verknüpft gewesen. Gott
Lob! für das, was überstanden, Er helfe weiter. Dieser blühende muntere
Jüngling ist von allen bedauert worden die ihn gekannt haben. Er starb an
einer hitzigen Krankheit, und ich habe mein Theil Beobachtungen auch machen
können, so entfernt ich mich auch immer gehalten habe. Mein Leib ist ziemlich
gesund, mein Gemüth leidt jetzt aber mehr als jemals – Verwirrungen, die
ich weder erklären noch ihre Entwickelung absehen kann. Mein seel. Freund
wurde durch eine recht sichtbare Kraft zu seinem Ende zubereitet und in seiner
letzten Arbeit unterstützet.
Sie haben auch Liebster Freund, eine Leiche währender Zeit in Ihrem Hause
gehabt, die Ihnen Kummer genung gemacht haben wird. Des HE. Wille
geschieht auf der Erde, nicht der Wille eines Mannes, noch des Fleisches; sondern
was Gott thut, das ist wohl gethan.
Ich gieng mit einer halben Verzweifelung nach Elbing und mit der grösten
Bedürfnis Luft zu schöpfen, mich zu zerstreuen, zu besinnen und wieder zu
erholen. Drey Wochen hab ich zugebracht, ich weiß nicht wie? Sie werden
mich entschuldigen, daß ich die Beylage des Rigischen Katechismus nicht habe
durchsehen können. Der erste Bogen kam eben an, wie ich aufsitzen sollte; ich
wollte ihn noch durchsehen, mein Vater jagte mich aber zum Hause heraus,
weil mein seel. Vetter auf meinen Abschied drung. Ich hoffe, es wird nichts
dadurch versehen seyn, was zur Hauptsache gehört. HE Wagner übernahm
es, durch HE Daubler alles aufs sorgfältigste besorgen zu laßen.
Mit dem letzten Briefe ist ein klein Versehen vorgegangen, weil Leser und
Kunstrichter demselben beygelegt werden sollten. Sie erhalten diesen Bogen
nebst einigen französischen Sachen, die ich für Sie aufgesucht habe. Tant-
mieux pour elle, ein klein Hexenmährchen. Falls es nichts taugt, ist ein es
eine Kleinigkeit die Sie bald los werden. Au Roi Philosophe lohnt nicht sehr;
doch des Titels wegen. Les songes d’Aristobule sind auch mittelmäßig –
Noch habe nichts gefunden, was meiner Aufmerksamkeit recht werth
gewesen wäre.
Sie erhalten den hiesigen Catalogum, und werden mir Ihren dortigen
Einkauf melden. Golii Lexicon und Hinckelmanni Alcoran habe recht nach
Wunsch von Leipzig erhalten. Arbeitsgeräthe und wenig Lust dazu. Aus Elbing
habe einen jungen Menschen mitgebracht eines polnischen Majors Sohn,
Brodowski mit Namen, der künftig hier studieren soll, und die jetzigen
Feyerlichkeiten mitanzusehen Lust hatte. Zeit seines Hierseyns werde wohl feriiren.
Bock ist als Magnificus vorgestern gestorben, Lauson hat sich gemeldet,
Watson wird auch erwartet – Es sind Freunde, die Ihnen diese Stelle
gönnten, wenn s Sie Lust dazu hätten. Noch scheint Ihre Stunde nicht gekommen
zu seyn.
Montags ist der Friede hier publicirt worden. Lauson und der alte
Schulmeister, von dem ich Ihnen ein Colloquium und Weynachtswunsch einmal
beygelegt, Schröder haben ihn besungen. Gestern Abend traf die Regierung
hier, heute von einem jungen Jester ein groß Compliment bekommen, deßen
Titel ich nicht weiß. Wenn Hennings doch nachfolgte, der jetzt einen einträgl.
Posten haben soll bey dem Prinzen von Würtenberg.
Lausons Wunsch ist erfüllt. Er hat immer gebeten, daß der Prof. Poes. nicht
eher sterben sollte, biß die Pr. Regierung käme, und meine Autorschaft ist
jetzt auch zu Ende – Gott Lob! Wo der eine anfängt, hört der andere auf.
Ihr Gedicht auf den Kayser habe weder gesehen noch gelesen. Ist mein
Name nicht auch auf den langen Listen von Freunden gewesen, die bedacht
worden sind?
Für Ihre Schulhandlungen danke ergebenst. Noch habe selbige bloß
durchblättert. Trescho hat mir geschrieben, dem ich heute zu antworten gedenke.
Ich will ihm die Recension in den Thornschen Zeitungen empfehlen, von
denen wöchentl. ein Stück herauskommt.
In Elbing habe keinen Gelehrten als einen Prof. Scubovius kennen gelernt,
der die berüchtigte Disputation unter Abt Schubart gehalten von der Kraft
des göttl. Wortes. Ein starker Hypochondrist und purus putus. Die Bibliotheck
auf dem Gymnasio habe auch besehen und den alten Senior Rittersdorf
parentiren gehört bey der Leiche meines seel. Freundes.
Sie haben mir lange nicht geschrieben. Ersetzen Sie es durch einen desto
weitläuftigern Brief, liebster Freund. – Ich bin so zerstreut von innen und
von außen, daß ich zu nichts geschickt bin. Gott wird mir meine gewöhnl.
Heiterkeit und Ruhe aus Gnaden wiederschenken. Gedult ist uns noth – Ich
empfehle Sie Göttlicher Obhut, und bin nach der herzlichsten Begrüßung von
meinem alten Vater Ihr aufrichtig ergebenster Freund.
Hamann.Ksberg den 24 Juli 1762.Herzlich geliebtester Freund!
Tandem – schreiben Sie mir auch einmal wieder. Man hatte hier schon
Wind, daß Sie selbst herkommen würden. Weil Sie aber gar nicht daran
denken: so zweifele, daß Sie sich dazu entschließen können. Wo bleibt Ihr
Bruder aber? – Der Zauderer – der Schläfer – der Spätling!
Mein seel. Freund ist eben derselbe, den Sie gekannt haben und beschreiben.
Ein munterer Kopf mit einem blühenden Gesichte –
Unser alter Freund Hennings ist hier gewesen. Wo er ist, weiß ich noch nicht.
Alles, worauf Menschen und Völker sich was zu gut thun, ist wie das Graß
auf dem Felde, das morgen im Ofen geworfen wird.
Liegt es an mir, oder am Meßgut. Ich bin ganz abgeschreckt was mehr zu
lesen. Humens erster Theil von der Grosbrittan. Geschichte habe
durchgeträumt und verlange nach der letzten Hälfte, worin Cromwell vorkommt.
Der Autor hat das beste Stück der Historie gewählt, und wo er seine
Vorurtheile am schönsten auskramen kann. Hierinn bewundere ich sein Glück oder
seine Klugheit. Das Wort Enthusiasmus ist eine unbekannte Größe, und der
Knoten des ganzen Werks.
Schreiben an die Patrioten ist von Trescho. Kennen Sie das animal scribaxnicht an der Pfote? Gellius ist jung, wie ich gehört und kann noch werden.
Kanter ist nach Hause von Holland gekommen und hat mir Rousseau du
Contract social oder seine Principes du droit Politique mitgebracht, als den
dritten Theil sr Oeuvres diverses. Das Werk zu übersetzen ist nicht für mich,
zu zergliedern auch nicht ein solch Gewebe von Sophistereyen, wie das Netz
Vulcans, worinn er den Mars mit der Frau Gemalinn nach dem Olymp trug.
Es soll mit sr. Emilie verbrannt, die ich auch zu kennen wünsche. Seine
Principes sind ein bloß Stück von einem großen Werk, davon er das übrige
unterdrückt. Ich möchte es doch wohl auf allen Fall behalten, weil es mir
Kopfbrechen und Bauchgrimmen verursacht hat, und als eine würdige Hälfte
zu einem andern Buch, das mir auch angeschaft. Recherches sur l’origine du
Despotisme Oriental. Ouvrage posthume de Mr. B. I. D. P. E. C. Monstrum
horrendum, informe, ingens… 1761. ohne Benennung des Orts, voller
Bitterkeit gegen die Religion. In der Vorrede wünscht der Autor, daß man
bald Europa
vernünftig
nennen könnte, nachdem es
wild
,
heidnisch
und
lange genug
christlich
geheißen hat.
Wenn ich das Blatt nur finden könnte, wo ich einige Grillen aufgesetzt,
und um das ich schon Sie einmal ersucht habe. Ich weiß daß es nichts werth,
aber die prima stamina eines ganzen Feldes lagen darinn vergraben, und ich
kann ohne dies verlorne Blatt nicht auf die Spur kommen –
Doch jetzt kann ich ohnedem nicht arbeiten, und nöthig hätt ich es mehr als
jemals. Jene beyde französische Bücher sind aber das einzige Merkwürdige,
was mir von Schriften aufgestoßen, und liegen mir im Kopfe, wie dem
gemeinen Mann das Gespenst des Friedens.
Ueber den guten Abdruck der Beylage zum Rigischen Katechismus freue
mich herzl. Der Hof in Fabeln soll von Mosern seyn. Eine artige
Prophezeyung
von den Tartarn hat Rousseau, und eine einfältige lustige
Ahndung
von Corsica.Die Oeuvres diverses de Mr. Thomas habe auch gelesen. Der Autor ist
vorher Professor zu Paris gewesen, jetzt hat er eine Staatsbedienung. Der
erste Theil besteht aus 3 Poesien, worunter das Gedicht auf den Jumonville,der von den Engell. umgebracht wurde, das längste ist. Der andere Theil aus
3. gekronten Reden oder Preißschriften. Die auf den Grafen von Sachsen,
und Daguesseau habe mit der meisten Aufmerksamkeit gelesen; die letzte geht
einen Seehelden an.
Aus Cleinows Auction habe ein arabisches Evangelium Infantiae von Sikemit Uebersetzung und Noten herausgegeben nebst 3 Fasciculis opusculorum
quae ad Historiam ac Philologiam sacram spectant und zu Roterdam 1693
in 12 ausgekommen, erhalten. Dickinsons Delphi Phoenicizantes sind das
erste Stück, das ich mir lange schon gewünscht.
Schurmannii Opuscula habe selbst gehabt, wo sie sind, weiß nicht. Sie
waren auch auf gemeldter Auction; vielleicht kann ich selbige Ihnen
verschaffen.
Wegen Woltersdorfs Schulhandl. habe mich im Buchladen gemeldt –
Haben Sie das
Neue gemeinnützige Magazin
, das zu Hamburg
auskommt? Ich werde es heute durchblättern.
Die Thornsche Zeitungen kann zum lesen bekommen. Die
polnischen
Sachen sind das Beste darinn
. Das pr. möchte auch wohl stark
mitgenommen werden. In ihren übrigen Recensionen herrscht der liebe Schlendrian.
Partheylichkeit und Dummdreistigkeit. Ein
laues
Urtheil, das nicht kalt nicht
warm ist; so weit ich sie kenne.
Nicolai hat mir geschrieben und meldt, daß Moses verheyrathet ist. Ich bin
mit sm Briefe recht sehr zufrieden. Antworten möchte wohl nicht eher, als biß
sich die Zeiten ändern, daß man wenigstens weiß, woran man ist.
Kanter hat mir den Tod des Sokrates aus Engl. auch verschrieben. Er hat
mir einige freundschaftl. Winke von Gelehrten mitgebracht, die ich so und so
annehme. Die Kreuzzüge sind bald aller. Mit einem kleinen Verlag war mir
gedient. Noch hat sich kein Zeitungsschreiber gemeldt. Erfahren Sie was, so
erwarte ich von Ihnen Nachricht ohne Furcht – weil ich gefaßt bin. Ich werde
Ihnen auch mittheilen, was ich entdecken werde.
Mein Vater grüst Sie herzl. und Ihr ganzes Haus. Ich umarme Sie und
Ihre liebe Hälfte – Leben Sie wohl und vergeßen Sie nicht Ihren
aufrichtigen Freund und DienerHamann.Heute Gott Lob! das fünfte Buch de Legibus zu Ende gebracht; die ich
zieml. schläfrich lese. Der Sokrates fehlt in diesen einzigen Gesprächen, und
ich fühle den Mangel seiner Gesellschaft.
den letzten Julius 1762.Wagners Einlage ist so alt geworden, weil ich 8 Tage auf der Mama Brief
gewartet habe und gern in Ihrer Gesellschaft schreiben wollen. Der Innhalt
wird wie ich denke nicht so wichtig seyn, daß Sie HE Wagner von diesem
kleinen Verzug nöthig haben zu melden, der 8 Tage beträgt.
Die Briefe über die mosaische Schriften und Philosophie haben mit so viel
Vergnügen gelesen, daß ich auch für Sie ein Exemplar gleich besorgt habe.
Besitzen Sie selbige wieder Vermuthen schon, so ist HE Pastor Ruprecht
gewiß ein Abnehmer.
Wie hält es Liebster Freund! mit Ihrer Anherokunft? – Wenn Sie mich
doch beschlichen! – Die dicken Wolken verziehen, wie es scheint, Gott gebe uns
alles, was uns gut und seelig ist.
Vom Lowth den zweyten Theil mit viel Gleichgiltigkeit und halben
Verdruß gelesen.
Diese Woche Gott Lob! meine Andacht gehabt und meinen Gast auch nach
Elbing wieder zurück geschickt.
Noch geht nicht recht mit der Arbeit. Gedult! Mit der Zeit hoffe wieder
in den Gleis zu kommen.
D. Schultz hat se Tochter an D. Teske verheyrathet, diese Woche Hochzeit
gegeben.
Haben Sie das gemeinnützige Magazin? Klingstäds Abhandl. von den
Samojeden, die jetzt hier gedruckt wird, ist dort schon übersetzt.
Leben Sie wohl, Liebster Freund! Ich umarme Sie und Ihre liebe Hälfte
nach den herzlichsten Begrüßungen von meinem alten Vater, und ersterbe
Ihr treuer FreundHamann.Königsberg den 3 Aug. 1762.HochEdelgeborner Herr,
HöchstzuEhrender Herr,
Ew. HochEdelgebornen geneigte Zuschrift vom ersten Julii habe den 16. ei.erhalten, an einem Tage, der sich sehr kritisch für uns endigte, und alle
Friedenslichter und Freudenlampen auslöschte. Der Verzug Ihrer Antwort hat
mir selbige desto angenehmer gemacht, weil ich mir gar keine mehr vermuthen
war und schon den Vorsatz gefaßt hatte Ew. HochEdelgebornen Stillschweigen
zum Besten zu kehren. Ich bin Ihnen daher für die kleine Frist verbunden, die Sie
mich haben warten laßen, weil mein Vergnügen und meine Erkenntlichkeit
bey Empfang einer so freundschaftlichen Erklärung dadurch lebhafter
geworden.
Thyrsis
also spinnt Wolle, und
Corydon
, der Moralist seines untreuen
Freundes sitzt gar beym Butterfaß – Arcades ambo
Et cantare pares et respondere paratiWie sind die Helden der Neuesten Litteratur gefallen? Jener läßt seine
„
glänzende Waffen
“ verrosten, dieser verleugnet den Patriotismum eines
Urias, und nimmt zu einer Parabel des N. Testaments seine Zuflucht. – Es
ist mir leid um Dich, mein Bruder Jonathan! – –
Ich habe meine vermischte Empfindungen über die Vermählung des HEn
Moses nicht beßer auszudrücken gewust als durch diese schwärmerische
Parenthese, und wünsche Demselben mit redlichen Herzen beym Genuß des
Lebens in einem treuen Arm so viel Zufriedenheit, daß aller Neid der neun
liebarmherzigen Schwestern, die man Musen nennt, dadurch vereitelt werden
mögen. – Ohngeachtet ich meinen Schlaf einen Bruder des Todes nennen
kann: so hat mir doch in meinem Leben einmal geträumt, und zwar von einer
Frauen für meine rechte Hand, die ich aber geschwind wieder zurück zog.
Unterdeßen hab meine linke Hand an einem Mädchen, das eine Nymphe eines
Eichenstamms war, so schwer, daß ich über der Arbeit aufwachte mit einem:
Ευφημει.An dem gar zu kühnen Ausdrucke des „
Anwerbens
“ in meiner ersten
Zuschrift hat mein Gedächtnis vielleicht mehr Schuld als mein Herz. Ich habe
dieses Wort meines Wißens
behalten
ohne es gesucht noch gewählt zu haben.
Um die Ausschweifung meiner geäußerten Neugierde ein wenig zu mildern,
muß ich Ew. HochEdelgebornen aufrichtig bekennen, daß selbige bloß ein
Mittel gewesen Dero
Vertrauen
gegen mich einiger maßen auszuholen. Ich ersehe,
daß Sie mich deßelben nicht gänzlich unwürdig schätzen – und begnüge mich
vollkommen mit der mir ertheilten Nachricht. Die Herren Verfaßer werden
aus eigener Erfahrung so billig seyn niemanden eine Nachahmung der
Verschwiegenheit über Kleinigkeiten übel zu nehmen. Warum sollte ich die Luft
nicht andern gönnen, wenn ich für den Funken meines eigenen Lebens
unbesorgt seyn kann?
Ihre Vergleichung mit einer Demokratie giebt mir viel Licht über die
Beschaffenheit des Werks selbst; aber desto schwerer wird es mir den Plan und
die Absichten zu verstehen, welches kein Wunder ist, da ich noch keine Zeit
gehabt einigen Gebrauch von den mir gegebenen Puncten zu machen. Wäre ich
im stande
Beyträge
zu liefern : so würde ich allem Eigenthume darauf zum
voraus entsagen, und mich niemals anders als wie den
jüngsten Gehülfen
einer
gemeinschaftlichen Arbeit
ansehen, den pudor aut operis lex, wie
Horatz sagt, springen und rücklings gehen lehren müßen.
Bey Gelegenheit der preußischen Gelehrten erinnern sich Ew.
HochEdelgebornen sehr zufälliger Weise zweener Jünglinge, die mit einander Umgang
gehabt haben. Der eine schreibt für seine Gemeine, glaubt ohne
gute
Werke
durch eine bloß thätige Schriftstellerschaft, ich weiß nicht, berühmter oder
nützlicher oder glücklicher zu werden. Panem et ludos Circenses sollten die Herren
Kunstrichter zu vergeben haben um gewiße Scribenten zu bekehren.
Außer einer
Sterbebibel
, geistl.
Reden
zum practischen
Christenthum und
Denkmalen
zum Bau des Reichs Jesu zu Morungen in Preußen in BriefenNachrichten und Aufsätzen entworfen, sind von eben demselben Verfaßer
Gedichte unter einem schwarzen Titel, kleine Versuche, Näschereyen, ein elisäischer
Brief, ein ironischer an Patrioten erschienen, jetzt
Sommerstunden
unter der
Preße – die man
füglich abwarten könnte
, falls
gegenwärtige
Erinnerung nicht zu spät kommt
– Umstände haben, wie es scheint, die gute
Anlage verdorben, die jetzt unkenntlich ist. Weil er meine Sprache nicht versteht
oder nicht mehr verstehen will: so stehe jetzt in keiner genaueuen Verbindung,
und bekümmere mich um keine
Gemeinen
, wo Jesus Syrach auch für einen
kanonischen Schriftsteller gilt, dem es an Materie nicht fehlen konnte,
noch
etwas mehr zu sagen, denn er war wie ein voller Mond
– der ohne
Beschwörungen abzunehmen pflegt.
Da ich an der Herausgabe des Sokratischen Versuches Antheil nehmen
müßen; so hab ich mich bisweilen mit der Aufgabe umsonst geqvält: Wie die
Hamburgischen Nachrichten durch die Dunkelheit dieser Blätter so sehr haben
beleidigt werden können? und wie es möglich ein Buch ziemlich gründlich
beurtheilen übersehen zu können, ohne selbiges zu verstehen? wie geschwind
man sich hingegen selbst vergeßen kann, wenn man Grund von seinem
Geschmack angeben soll? – – Es sind noch mehr Schwierigkeiten in der
Hamburgischen Recension für mich, die sich vielleicht bloß durch die
Geschichte
derselben aufklären ließen. Daß man in den Briefen der neuesten Litteratur an
sehr
leichten
Stellen Anstoß gefunden, ist offenbar, und von dem Verfaßer
der Wolken, welchen die Hamb. Nachr. im Enthusiasmo des Zorns Ihren
Thespis nennen, mit aller nöthigen Verschwiegenheit angedeutet worden.
Est et fideli tuta silentio
Merces – – Horat. Lib. III. od. 2.
Die in meiner ersten Zuschrift geschehene Erklärung behält noch ihr völliges
Gewicht, daß ich mich bloß auf
Nachrichten
von wirklich merkwürdigen
Werken einschränken muß –
Unter dem neuesten Meßgut habe noch wenig gefunden, das meine
Aufmerksamkeit stark genug gerührt hätte, ohne den 4 Theil von Geßners
Schriften, die Recherches sur l’origine du Despotisme, Rousseau du Contract
social, und die Briefe über die mosaische Schriften und Philosophie –
Daß Lowths Praelectiones de Sacra poesi Hebraeorum meine Erwartung
nicht erfüllen, und der 2te weniger als der erste mich befriedigt, liegt vielleicht
mehr an meiner gegenwärtigen Gemüthslage – Ich habe schon viele Wochen
in einer halben Vernichtung meiner selbst gelebt, und bin über eine
Kleinigkeit so unruhig und verlegen, als wenn ein rothes Meer von mir und ich weiß
nicht was für ein Heer von Sorgen hinter mir wäre.
Genie
ist eine
Dornenkrone und der
Geschmack
ein Purpurmantel, der einen zerfleischten Rücken deckt.
Virtus repulsae nescia sordidae
Nec sumit aut ponitsecures.
Es fehlt nicht viel, daß ich diesen Brief, für den ich mich selbst schäme mit eben
den Worten schließe, womit Tiberius seinen anfieng: Quid scribam vobis P. C.
aut quomodo scribam aut quid omnino non scribam hoc tempore, Dii me
Deaeque peius perdant quamperirequotidie sentio, si scio.Empfehle mich Dero geneigtem Andenken und ferneren Wohlwollen, der
ich die Ehre habe mit der aufrichtigsten Hochachtung zu seyn Ew.
HochEdelgebornen ergebenster Diener.
Königsb. den 6 Aug. 1762.Haman.N. S. Des HE. CollegienRaths von Klingstädt Nachrichten über die
Samojeden kommen jetzt hier im französischen heraus. Ich habe sie unvermuthet
schon im Gemeinnützigen Magazin übersetzt gefunden. Ein Kurländisches
Fräulein steht im Begrif eine französische Uebersetzung von den Briefen zur
Bildung des Herzens, die ich nur nach dem Namen kenne, herauszugeben.Erhalten-Vermerk von Nicolai auf der letzten Seite des Briefes oben:1762. August / HamannKönigsberg den 11 Sept. 1762Herzensgeliebter Freund,
Ich freue mich über Ihre glückliche Heimkunft, wie über Ihren vergnügten
Besuch, von dem ich Ihnen gute Wirkungen für Ihr Gemüth und Gesundheit
beynahe versprechen möchte. Dergl. menschliche Zufälle, als derjenige, der Sie
bey Ihrer Ankunft alterirt, sind niederschlagende Pulver, die dazu dienen den
zerstreuten Sinn wieder zu sammeln und in Ordnung zu bringen. Wenn
Sie länger hier geblieben wären, würde Ihnen vielleicht Königsberg
minder gefallen haben und der Reitz der Veränderung minder geschmeckt oder
nicht so gut bekommen haben. Zum Genuß der Eitelkeit gehören Flügel. – Es
ist mir angenehmer gewesen als ich es Ihnen zu verstehen geben kann, einen
so alten guten Freund wieder
umarmt
zu haben; und das war auch alles,
was uns Zeit und Umstände erlaubten. Wir wollen mit diesem Vorschmack
eines künftigen Glückes zufrieden seyn. Gedult bringt Erfahrung, Erfahrung
aber bringt Hofnung. Hiemit wollen wir uns trösten unter einander.
Daß ich meine Freunde liebe, sagt mir mein Gefühl, und vielleicht ein
größerer Zeuge als mein Herz – Ich liebe Sie biß zur Grillenfängerey und öfters
mehr, als es meinen Freunden lieb und vielleicht gut ist oder scheint. An diesen
Empfindungen haben Sie ein so verjährtes Recht –
den 18 Sept.Verzeyhen Sie die Zerstreuung, in der ich schreibe, und vielleicht fortfahren
möchte. Ihr Herr Bruder hat sich noch kürzere Zeit hier aufgehalten. Gestern
habe die GeEhrte Mama besucht, die recht munter aussahe. Lauson ist ein
Paar Wochen am Durchfall sehr krank gewesen, erholt sich aber Gott Lob
wieder. Zur Prof. Poes. sind alle 3 Subiecta abgewiesen worden, einige sagen
von der Regierung, andere von Berlin. Es möchte also ein Auswärtiger, und
vielleicht gar Rammler, hergeschickt werden. Ob das letzte ein Traum ist, den
ich gehört habe weiß ich nicht. Schlegel gönnte Ihnen, liebster Freund zum
Gehülfen. Er macht Schwierigkeiten, ich arbeite unter der Hand an seinem
Entschluß.
Den Emile erhalten Sie, brauchen Sie ihn nicht, so schicken s Sie ihn
dem HE. Fiscal, dem gewiß damit gedient seyn wird. Schoppach de iure
ciuili Romano hat HE Bruder hier auf Ihre Rechnung schreiben laßen, und
ersucht Sie es an den HE von Kleist in Loegen zu expediren.
HE Kanter ist gegen 14 Tage auch bettlägerich gewesen, erholt sich aber
schon. Eine Condolentzabhandl. im Namen der kurschen Landsmannschaft
von HE Hintz und eine ziemlich gut gerathene Hochzeitsarbeit von einem
gewißen Schultz erhalten Sie nächstens.
Mit meinem Plato bin Gott Lob! fertig, und unterhalte mich mit 2
gewaltigen Stoßen von Journalen. Die Bibliotheque des Sciences et des
beaux-arts von 1754 biß auf das gegenwärtige hat mir sehr gefallen. Die
nouvelle Bibliotheque angloise habe nicht aushalten können; denn sie ist von
dem unerträgl. Joncourt und befürchte einen ähnlichen Ueberdruß an der
nouvelle Bibliotheque Germanique, die ich gestern angefangen. Hieraus
besteht der erste Stoß. Von dem 2ten werde künftig reden.
Vom Guischardt habe außerordentl. Anecdoten gelesen, daß dieser zum
Quintus Caecilius umgetaufte Held in seinem zehnten Jahr lateinisch,
griechisch, hebräisch, arabisch, persisch und chinesisch verstanden, das französische
auf seine eigne Hand und durch Umgang gelernt, daß er in 5. Jahren ein
Autor in der Sprache hat werden können, engl. spanisch, italienisch
gleichfalls versteht. Was für ein Philolog! und Martissohn.
Ihre Fürsorge meinen Freund Däntler zu wärmen hat mich recht sehr
gerührt. Er hat ein solch meuble auf den Winter höchst nöthig gehabt und ist
auch eine Zeit lang wieder krank gewesen, daß er sich zweymal hat zur Ader
laßen müßen. Da sein Körper sich wieder erholt hat, klagt er seine Noth, daß
es ihm an Gemüthsruhe fehlt, und ich also volle Arbeit mit ihm habe.
Ohngeachtet es auch bey mir eintrift: Artzt! hilf dir selber; so ist meine gröste
Last andere zu tragen. Gott wird helfen.
Mr. Tiphaigne de la Roche, ein Medicus der Facultät zu Caen hat den
Amilec, l’amour devoilé ou Systeme des Sympatistes, Bigarrures
philosophiques in 2 Theilen und die Giphantie geschrieben.
Ein Holländer hat in seiner Landessprache unter dem Namen Aletofilus
Fileusebus 1758 zu Amsterdam eine Wiederlegung des Optimismusausgegeben, davon mir der Auszug ungemein gefallen hat. Ein Jesuit de la Borde hat
ein elektrisches Clavecin erfunden. Graf von Algarotti hat Saggio di Lettere
sopra la Russia zu Venedig in 8. ausgegeben mit dem Motto:Paucisvestris
adnauimus oris. Der Autor des Adventurers heist Hawkeswerth und hat ein
morgenl. Mährchen: Almoran und Hamet im vorigen Jahre geschrieben.
Aus verschiedenen Erscheinungen, die in Frankr. in der Schweiz und in
Italien zu gl. Zeit sich eräugnet, sollte man sich versprechen die ägyptische
Alterthümer durch die chinesische Sprache aufzuklären.
Steinbrückler heist der Uebersetzer des Sophokles, und wird als ein Schüler
des Breitingers angeführt.
Mc-Pherson hat ein episches Gedicht: Fingal aus der albischenten
schottischen Sprache übersetzt herausgegeben und Spence den Charakter und die
Gedichte eines zu Edinburg studierenden jungen Philosophen, Blacklock, der
vom 6. Jahr an blind gewesen. So viel habe ich Ihnen aus dem ersten
Journal mittheilen wollen.
Gott erhalte Sie, Liebster Freund – ich kann nicht mehr schreiben. Mein
Vater wünscht Ihnen tausend Gutes und empfiehlt sich bestens Ihrem treuen
Andenken. Grüßen und küßen Sie Ihre liebe Hälfte. Ich umarme Sie und
ersterbe Ihr aufrichtiger Freund und Diener
Hamann.Grüßen Sie doch Ihren lieben Foissardier von mir v allen guten Freunden.
Leben Sie wohl.
M. Tetsch ist im Begrif se kurl. Kirchenhistorie auszugeben, davon ich den
Anfang in dem Msst. ein wenig durchblättert und nicht uneben zu seyn scheint.
Königsberg den 6 Octobr. 1762.Geliebtester Freund,
Da Sie heute vermuthlich die letzte Sentenz von HE Slegel erhalten
werden; so thue ich Anfrage, ob ich Ihnen einen in Vorschlag bringen soll, der
aus Freundschaft für mich sich würde bereden laßen in eine andere
Verfaßung sich zu versetzen? Da ich meinen Mann genau kenne; so kann ich mit
der Empfehlung deßelben ein wenig unverschämt seyn; und ich traue mir zu,
daß dies der erste Collaborator ist, den Sie gesucht haben. Ich ersetze hiedurch
den
Nachtheil
, den Ihnen die erste Wahl zugezogen, und den
Bruch
, mit
dem ich selbige selbst ungültig gemacht. Das Subiect hat sich von den ersten
akademischen Jahren mit Hofmeistern hudeln müßen, daher Erfahrung und
Umgang
, Treue und Biegsamkeit. Er steht in eben dem Hause, wo
Marianchen ehmals stand. Was meynen Sie, wenn ich Hinz, dem Gallimafristen,
dem Bruder Redner, Lust machte unter Ihrer Fahne zu dienen? Sie wißen,
daß die Leute, die ich meine Freunde nenne, zu der Gattung gehören, die
Titan aus einem beßern Leim gebildet hat. Gefäße von Thon sind sie, aber
nicht zur Unehre der großen Haushaltung. Er besitzt viel Schulwißenschaft,
und Geschmack genung an schönen Wißenschaften, auch viel Neigung zu den
nützlichen und die jetzt nach der
Mode
sind. Er hat die Wirbel berührt, in
denen ich gestrudelt habe; und ist ein sehr dienstfertiger Mann, der zu allem zu
gebrauchen ist. Ein amphibium wie ich war, weder Theolog noch Jurist. Der
Geck eines Freygeistes war eine Versuchung – er fängt aber an die schöne
Natur zu verleugnen – Sie dürfen sich also für nichts fürchten, und wenn Sie
einen geschickten und ehrlichen Gehülfen haben wollen, werden Sie ihn Jahr
und Tag keinen auftreiben als den ich jetzt anerbiete.
Vollmacht
und
Vertrauen bitte mir aus; so soll die Sache mit einem
einzigen Posttage
in
völliger Richtigkeit seyn. Da ich Ihnen den letzten Freund, den ich hier noch habe,
gewißermaßen aufdringe: so werden Sie daraus sehen, was für Antheil ich an
allen Ihren Verlegenheiten nehme, und daß ich meine eigene Zufriedenheit
im Nothfall der Ihrigen aufzuopfern fähig bin. Alles was ich weiß hab ich
Ihnen aufrichtig gemeldt. Der
Bruder
wird Ihnen kein Stein des Anstoßes
seyn und
Schwachheiten
müßen Leute haben, die wir regieren und brauchen
sollen. Für die Erfüllung und Ausführung meines Versprechens laßen Sie
mich sorgen. Gott wirds wol machen – Er legt uns eine Last auf, aber eEr hilft uns auch.
Ich habe auch unter der meinigen einige Tage wieder Luft schöpfen können;
und bin im stande gewesen einen halben Bogen zu übersetzen aus dem
französischen. Das
war ein kluger Pfiff
! Nachahmung eines asiatischen
Mährchens auf die Hochzeit des Buchdruckers Kanter, die Hinz und Hippel mit
einer kleinen Sammlung von Gedichten beehren wollen unter dem Titel:
Maculatur zum bewusten Gebrauch.
Wenn Sie das 61. Stück der Hamb. Nachr. gelesen haben, so werden Sie
sich meine Freude über die Recension der Kreuzzüge vorstellen können. Sie ist
mit so viel Sorgfalt und Fleiß aufgesetzt, daß ich selbige als einen Beweiß
von der Liebenswürdigkeit unserer Feinde ansehen kann. Aber den 231. Brief
in dem 14 Theile der Litteraturbriefe haben Sie gewiß noch nicht gelesen.
„Was sagen Sie zu Schauspielen, die in den Schulen von Schülern sollen
aufgeführt werden? Nicht wahr? mein preußischer Herr Officier, eben das
was Sie sagen wenn Sie in den Reichsstädten die Bürger zum Exercieren
aufziehen sehen? – „Nun ja doch! aber wie fallen Sie denn gerade auf diese
Frage? Was geht mich eine Bühne in den Schulen an. Hätten wir nur erst
eine außerhalb denenselben.“
Sie müßen wißen, daß ich eben eine Vorrede gelesen, darinn die Regeln für
das Schuldrama gegeben werden; und darüber ich gern mit Ihnen plaudern
wollte. Ueberhaupt ist meine Meynung, daß die Gattung niemals was
taugen könne. Denn die Acteurs und Zuschauer sind entweder beyde Schüler,
und dann bedenken Sie einmal, was für Handlungen aufgeführt werden
können, an denen beyde einen wahren Antheil nehmen. Oder die Zuschauer
sind würklich schon Erwachsene, nur die Acteurs sind Schüler, darunter ich in
diesem Falle
Kinder
verstehe: denn hat HE. Lindner zwar Recht, daß man
die Charactere sorgfältig für sie auswählen müße, damit eine zu starke
Nachahmung lasterhafter Caractere nicht in die Sitten übergehe: aber was die
Zuschauer dabey empfinden, wenn es nicht Eltern oder Verwandte von den
Acteurs sind, überlaße ich einem jeden zur Beurtheilung. HE. L. scheint nicht
unerfahren in den besten Anmerkungen über das Drama, und die ganze
Vorrede ist, einige
steife Perioden und dergl.
ausgenommen, so ziemlich
gut geschrieben. Nur um seine Lieblingsidee zu unterstützen, hat er sich
gezwungen gesehen allenthalben die Anmerkungen einzuschränken, bis endl. das
ganze Drama verschwindet. Ich weiß unter allen Stücken keines, das sich
seinen Forderungen nach, mehr für die Schule schickte als den
Philotas
. Und
doch wird auch dieser sich nicht blos für Schüler schicken. Es müßen
erwachsene Personen unter den Acteurs seyn. Soll also nichts weiter gezeigt werden,
als daß junge Leute auch ihre Rollen in den Schauspielen haben können: so
ist dies nichts neues: aber ganze Stücke, darinn alle Rollen für sie
zugeschnitten sind, machen deucht mir immer was ungereimtes. HE. L. hat einige
Stücke zur Probe angehängt. Ich gestehe Ihnen aber daß ich
sie nicht
gelesen habe
. Es mag seyn daß ich vom Vorurtheile dagegen eingenommen
bin; oder auch, was würklich geschehen ist, daß mir die
Rauhigkeit der
Versification
, in dem
ersten
Stücke, oder die
schielenden
gar nicht der
Natur des Menschl. Herzens gemäß gezeichneten Charaktere
des
letzten
Stücks alles übrige verleidet haben. – Genug, ich mag sie nicht gelesen haben,
will sie folglich auch nicht beurtheilen; meine Meynung aber über die Idee
an und für sich konnte ich Ihnen nicht verschweigen und nunmehr erlauben
Sie, daß ich den HE. L. verlaße um Ihnen einige Gedanken mitzutheilen, auf
die ich bey Durchlesung der Vorrede von ohngefehr gekommen bin. Sie
betreffen die moralisch vollkommenen Charaktere pp. hier kommt eine lange
Tirade von einigen Seiten, die ich weder verdauen noch abschreiben kann.
Die Nachschrift dieses Briefes ist eben so ungehörig und folgende: Indem
ich Diderot nenne, fällt mir das von ihm angeführte Beyspiel des Witzes ein,
den eine Bauerfrau im stärksten Schmerze vorgebracht. Diderot führt es als
einen Beweiß an, daß man den Witz nicht durchaus im pathetischen für
unnatürl. erklären soll. Und dies bringt mich auf einen Gedanken der mir diesen
Tagen eingefallen. Erinnern Sie sich an die phönixische Frau im Evangelio.
Sie war unstreitig über die Krankheit ihrer Tochter v. über die Versagung der
gehoften Hülfe äußerst gerührt und doch findet sie die witzige Antwort:
Wenigstens sind die abfallende Brosamen für die Hunde. Was sagen Sie zu
diesem Beyspiel?
232. Brief. Damit Sie nicht denken, daß ich HE. L. Schrift blos für die
lange Weile angeführt habe um unter dem Anscheine einigen Rechtes meine
Gedanken über einen Theil des Drama anzubringen: so muß ich wohl
nochmals auf ihn zurückkommen: und ich finde
allenfalls
in seiner Schrift
wohl
noch etwas
, das die Mühe der Aufmerksamkeit belohnt. „Eine Abhandl. von
der Sprache pp. Die Abhandl. selbst bedeutet zwar
nicht eben so gar viel
;
was HE. L. von der Sprache überhaupt sagt, ist
vollkommen seichte
. Keine
Beobachtung, die nicht unter die gewöhnlichsten gehörte, keine Frage, die nicht
auf die gewöhnliche Art aufgelöst würde. Doch einige einzelne Anmerkungen
zeichnen sich aus. Wollen Sie etwa die Haupt und Muttersprachen der
4 Welttheile auf einmal übersehen: so will ich sie nach dem V. hier
abschreiben – – Wenn man sich darauf verlaßen kann, daß diese Sprachen der
Indianer lauter eigene Sprachen sind: sollte es nicht die Vermuthung gegen
Rousseau bestärken, daß ein kleines Volk welches einiger maaßen zusammenhält
sich bald eine Sprache machen könne pppp (Eine lange Tirade). Der übrige
Theil der Abhandl. des HE. L. ist beßer. Nur bin ich mit der Erklärung der
Provinzialwörter nicht zufrieden. „Die einem Lande eigenthüml. Wörter“.
Nun was sind denn diese eigenthüml. Wörter? Provinzialwörter: o ja! von
vorne also! Wenn von gl. bedeutenden Wörtern oder Redensarten die ersten
und herrschenden Scribenten einige ganz ungebraucht gelaßen, die zu ihrer
Zeit noch üblich gewesen, so sind die ungebrauchten Provinzialwörter. Wären
sie nicht mehr übl. gewesen, so sind es veraltete Wörter. Aller Vortheil den
man von den Provinzialwörtern ziehen kann, besteht entweder in der
Anleitung zur Etymologie oder in der genaueren Untersuchung der Synonymen;
dadurch findet man zuweilen die Nuance eines Begriffs ausgedrückt, wozu
uns immer ein Wort fehlt. Er führt einige Exempel aus ihnen an.
Die meisten Provinzialwörter sind von Eigenschaften der Sachen selbst
hergenommen, aber von scheinbaren, das heißt, von Phaenomenen und oft hat
es nur an einem Schriftsteller gefehlt, der sie hätte brauchen sollen, oder am
Muthe sie dem Pöbel gleichsam vor dem Munde wegzunehmen. Doch diese
Materien gehören ja für die 20 berühmte deutsche Gesellschaften, von deren
keiner ich leyder! ein Mitglied bin. B.
Dieser letzte Zug gilt vielleicht Ihre Dedication. Ich habe die stärksten
Züge unterstrichen: et ab hoste consilium. Wißen Sie, was mir dabey
eingefallen? Ich bin dadurch erinnert worden an meine alte Zusage Ihnen meine
Einfälle über das Schuldrama mitzutheilen. Es könnten Briefe seyn das
Schuldrama betreffend. Oder dieser Titel sollte vielmehr ein Mantel seyn mich
ein wenig herumzutummeln, besonders aber die Würde der Schulen und den
Nutzen des Drama für selbige – Ich würde das Ding umkehren, und das
Theater sollte nach Kindern richten, nicht Kinder nach den Gesetzen der öffentl.
Bühne.
Einheit
und alle die Poßen, die man Grundgesetze nennt zerscheitern
um Kindern zu gefallen. Daß man für den Pöbel und für unmündige
Bühnen, nicht für gelehrte und weise Männer Bühnen aufführen müste; daß ein
Lehrmeister nicht Kinder auf Pferde, sondern wie Agesilaus sich selbst auf
einen Stecken setzen müße pp. Es würden da auch Brosamen für die Hunde
abwerfen. Was meynen Sie zu dieser Idee? Kann ich, so will ich.
– stulta clementia est – –– – periturae parcere chartaedient dem Nachrichter zur Antwort der das Papier beklagt zu 17 Bogen und
einige Seyten mit der Recension eines unnützen Buchs doch selbst anfüllt.
Ich bin willens mit Gottes Hülfe die Mathematik diesen Winter
vorzunehmen und habe Kästners Handbuch gewählt – Wozu ich mich jetzt im
Griechischen entschlüßen werde, weiß noch nicht.
Grüßen Sie doch Ihren lieben Foissardier. Mein Vater empfiehlt sich
herzlich Ihrem ganzen GeEhrten Hause. Ich umarme Sie und Ihre Hälfte.
Schreiben Sie mit erster Post – Zweifel oder Bedingungen – Ihre
Empfindungen oder Nachrichten – Ich ersterbe Ihr treu ergebener Freund
Hamann.HE. Diaconus Buchholtz hat mich schon einige mal erinnert Sie zu
ersuchen um eine Münze zum Andenken P. 3. sie mag Gold oder Silber seyn.
Den Werth davon wird er gern erstatten, das pretium affectionis. Leben Sie
wohl und denken Sie bey guter Gelegenheit daran. Sie verstehen das übrige
wol. Morgen werde Einlage an Trescho seinem Bruder einhändigen zu
weiterer Beförderung. Leben Sie wohl.
Königsberg den 20 Octobr. 1762.Herzlich geliebtester Freund,
Herr Hinz ist Gott Lob! fertig und ich wünsche Ihnen Glück dazu. Er hat
durch eine kleine Catastrophe zu seinem Amte
zubereitet werden
müßen, die
unsern gemeinschaftlichen Absichten sehr zu statten kommt; weil er sehrplötzlich aus seiner Condition hat gehen müßen. Desto beßer für ihn selbst und
für Sie; mir hat dieser Theaterstreich recht sehr erbaut. Er hat desto mehr
Ursache Gott für seine Versorgung zu danken, desto weniger Bedenklichkeiten
zu machen. Was Ihre Schule anbetrift, so denken Sie fast beynahe so
cavaliermäßig davon, Liebster Freund, als der Litteraturrecensent von jeder Schule.
Ich habe das gute Vertrauen, daß ich mit meiner Empfehlung und Wahl
nicht zu Schanden werden, werde sondern Gott und Freunden und dem
gemeinen Besten
dadurch ein Genüge thun werde. Unsichtbare Winke sind
meinen Augen schätzbarer und gewißer als die sinnlichsten Grundsätze, und der
Leitfaden der Vorsehung ein treuerer Wegweiser als die Größe des Haufens,
der vorgeht und nachfolgt. Ein halb Jahr sauere Arbeit hätte dazu gehört den
ersten Collaborator im Gleise zu bringen; hier möchten Sie mit einer Woche
fertig werden. Mehr Lust, mehr Erfahrung, Geschick und Biegsamkeit. Eilen
Sie jetzt mit der Vocation, mit Uebermachung des Reisegeldes und
Besorgung seiner dortigen Einrichtung. Dies überlaße ich Ihnen und alle
nöthige Bedingungen
, die Sie festzusetzen haben, und mich nichts angehen.
Daß hier nichts versäumt oder verschlafen werden soll, dafür werde mit
Gottes Hülfe möglichst sorgen. Herr Hinz hatte vielleicht, wenn ich ihn dazu
aufgemuntert hätte, selbst geschrieben; es ist aber
anständiger
, daß Sie ihn
ruffen
und
aufbiethen
. Das Jawort erhalten Sie von mir als gutem
Manne noch vor der Anwerbung. Wären Sie nur ein wenig schwierig
gewesen ihn anzunehmen; so hätt ich ihn nach Kurland geschickt, wo meine
vorige Lehnspatronin einen Hofmeister auch von meiner Hand verlangt, der
sich vielleicht auch finden wird. Die Schule Ihrer Gedult, Freundschaft und
Demuth zieh ich aber vor für ihn vor; und Sie gewinnen einen treuen und
geschickten Gehülfen und Arbeit. In der Mathematik hat er mehr getan als er
nöthig hat, auch viel Lust dazu. Das französische ist das einzige, das ihm
fehlt, worinn er sich gegenwärtig übt. Dieser kleinen Unbeqvemlichkeit kann
leicht abgeholfen werden. Das
polnische
dafür, welches in Riga vielleicht
noch nöthiger ist. Es wird jetzt bloß auf Sie ankommen alles so geschwind
wie mögl. abzumachen. Besorgen Sie doch gleich einen Schlafpeltz und
Peltzmütze zu seiner Reise mit dem ersten Fuhrmann. Das Geld dafür können Sie
bey den Reisekosten einziehen oder wird bey sr. Ankunft erstattet werden. Der
Legations-Rath hat ihn abgezogen, und er hat noch ein kleines Kapital auf
einem Gute, das jetzt loßgeschlagen werden soll aber noch nicht fällig ist, oder
durch einen Proceß erst gesucht werden muß. Sorgen Sie also hierinn so viel
Sie können für sein Interesse, da Sie die gegenwärtige Theuerung unter
Weges aus der Erfahrung wißen. Melden Sie ihm alles, was zum Amt, zur
Expedition pp gehört. Wegen des Bibliothecariats haben Sie auch HE.
Schlegel geschrieben; wird ihm das gleichfalls zufallen? Ich gönne es ihm
weil er Lectur und historiam literariam vorzügl. liebt.
Wegen des alten Böhmen wundere ich mich, daß ein Freund ihnen einen
solchen Menschen hat vorschlagen können. Unter der Hand kann Ihnen so viel
melden, daß ich durch einen
zuverläßigen Canal
alles mögl. nachtheilige
von seiner
Aufführung
und
Fähigkeit
gehört. Er ist amanuensis des
berühmten Baumgarten gewesen, von dem er aber nicht mehr weiß als die
rechte Hand von dem was die linke thut. Das übrige unterdrücke, weil
niemanden dadurch gebeßert wird. Er soll allen Vermuthen nach ein
verlaufener Mönch seyn. Gesetzt daß auch dieses nicht wäre, so könnte ich nicht
anräthig seyn die Probe mit ihm zu machen. Diejenigen, die
sich selbst
gemeldt
haben, werden Sie aus ihrem Ton auch einigermaaßen beurtheilen
können.
In Ansehung des D. Buchh. habe die ganze Sache dem Wagner
aufgetragen, der alles abzumachen versprochen hat; daß ich mich also nicht weiter
darum bekümmern darf.
An meinen Bruder verschonen Sie mich künftig mit einer Commission.Sie wißen daß wir außer aller Gemeinschaft stehen. Mein Vater frug ihn
wegen der Müllerschen Sammlung; er will sie aber selbst behalten.
Eine Abschrift entweder oder die Bogen selbst Ihrer Recension sollen Sie
so bald als mögl. erhalten. Der ganze Theil muß noch nicht heraus seyn. Es
sind nichts als die Anfangsbogen Kanter zugeschickt worden ohne eine einzige
Zeile – vielleicht zu meiner Notice – weil ich mich beschwert, daß noch kein
Preuße in allen ihren Theilen vorgekommen wäre. Ich möchte das Blatt
selbst nöthig haben, wenn es mir einfallen sollte das Schuldrama
vorzunehmen.
Sind Sie mit Ihrer Antwort fertig, so bitte mir selbige aus. – Ich werde
Ihnen gleichfalls die Durchsicht mittheilen, wenn was zu stande kommen
sollte.
Wer
Handwerksregeln
übertritt oder von sich wirft, ist deshalb nicht
nackend
und
bloß
. Ohne alle Regeln ist nicht mögl. zu schreiben. Neue
Grundsätze werden für gar
keine
gehalten, weil sie noch nicht gültig sind.
Schicken Sie mir Ihren Aufsatz, so bald Sie damit fertig sind. Kann ich,
so hinke ich nach. Das Schuldrama möchte bloß die affiche seyn, meinen Plan
unter der Erde fortzusetzen.
Herr Hinz hat mich eben besucht, und empfiehlt sich Ihrer jetzigen Vorsorge
und künftiger Gewogenheit. Sie werden, nach meinem besten Gewißen, gut
mit ihm fahren. Gott laß alles zu seiner Ehre und unserm Besten gereichen!
Mein Vater grüst Sie herzlich v. ihr ganzes Haus. HE. Däntler hat gestern
Ihren Brief an die Mama bestellt; er soll mir Ihren Pelz nicht umsonst
tragen. Mit Spielfedern läst sich noch nicht fliegen. Ihren lieben Petersburger
erinnern Sie auch unserer. Der Braunschweiger hat noch nicht geschrieben
und ist ein Windbeutel.
Umarmen Sie Ihre Mattuska und schreiben Sie bald wieder, daß die Sache
ein gutes Ende gewinnt. Ich werde nicht eher ruhig arbeiten können, als biß
mein Freund abgefertigt seyn wird. Leben Sie wohl. Ich ersterbe Ihr
treuergebenster Freund.
Hamann.Grüßen Sie tausendmal den alten ehrl. Baßa
von mir und melden seine künftige Bestimmung,
wenn es Zeit ist. à Dieu.Königsberg den 27 Octobr. 1762.Herzlich geliebtester Freund,
Da erhalten Sie die verlangten Bogen – für gütige Mittheilung des Ihrigen
danke gleichfalls freundschaftl. Mit erster Post wo mögl. erhalten Sie den
Abdruck deßelben. In der Hauptsache habe nichts geändert, außer den
Buchstaben der Correspondenten und einem Motto aus dem Juvenal zum Titel.
In Ansehung der Adresse an N. könnten Sie mir die Uebersendung
deßelben überlaßen, da ich mich als Ihren Correspondenten sub rosaansehen kann. Mit etwas anecdotischen kann ich Ihnen nicht an die Hand gehen,
da ich nicht weiß, ob Sie unter Ihrem Namen oder incognito schreiben wollen.
Wollten Sie etwa sich bedanken, daß Sie als ein Preuße und jenseits ihrem
Vaterlande der
erste
wären, der die Ehre hätte in Ihren Briefen recensirt
zu werden. Wollen Sie eine besondere addresse machen; so bitte
um selbige
mit erster Post
. Laßen Sie sich aber gegen Krickende nichts merken von dem
gantzen Spiel, nicht einmal daß Sie die Recension der Litter. Briefe schon
gelesen hätten. Vielleicht können Sie durch diese angenommene Unwißenheit
und Gleichgiltigkeit einige nähere Umstände erfahren.
Wird HE.
Jakob Friedrich
Hinz der Weltw. und schönen Künste Beflißner
oder Kandidat seine Vocation zur Collaboratorstelle bald erhalten? Eilen Sie
mit allem und Besorgung des Reisegeldes so geschwind als mögl. Vergeßen
Sie nicht den erbetnen Peltz und Mütze mit ersten Fuhrmann zu besorgen.
An einer geschwinden Expedition ist uns allen gelegen. Die eine erhaltene
GelegenheitsSchrift auf den Tod eines Liefl. ist von Hinz. Die Makulatur
(nebst einer Rhapsodie von Hippel) liegen bey Hartung fertig; letztere wird
nachgedruckt. Eine Kleinigkeit von M. Kant gleichfalls übersende. Eine andere
Schrift von eben denselben ist in der Mache.
Briefe das Schuldrama betreffend habe angefangen; ob selbige fortgehen
werden, weiß Gott. Ich fühle jetzt ein wenig mehr Muth zur Arbeit als
bisher. Noch will es nicht recht; unterdeßen Gedult überwindt alles.
Mackenzies Historie der Gesundheit habe gleichfals bey Kanter bestellt. Es
verdient Ihre Aufmerksamkeit und HE. Foißardiers noch mehr.
Meine Journale habe mir vom Halse geschaft; wolte einige Stücke noch aus
dem Nouvelliste übersetzen. Die Zeit wurde mir zu lang darüber und ich
wurf alles über den Haufen.
Zu meinem Freund Hinz habe viel Vertrauen, daß ich mit meiner
Empfehlung gut bestehen werde. Er wird nicht unbereitet oder mit ungewaschnen
Händen sn Beruf antreten. Gott wolle ihm beystehen mit seiner Gnade! Ich
bin eben im Begrif mich über die Würde der Schulen ein wenig zu begeistern;
vielleicht giest dieser Umstand Oel zum Feuer.
Leben Sie wohl, umarmen Sie Ihre liebe Hälfte. Einen herzl. Gruß von
meinem alten Vater. Ich ersterbe Ihr treuergebener Freund,
Hamann.Wenn Sie
Kästners Anfangsgründe
zur
Mathematik
nicht haben; so
möchte ich solche Ihnen wohl empfehlen, weil selbige jetzt angefangen habe
zu lesen und mich zieml. gut dabey befunden.
Königsberg d. 18. Christm. 1762.Geliebtester Freund!
Es freut mich herzlich daß Sie mit Ihrem Collaborator vor der Hand so
ziemlich zufrieden sind; ich desto weniger. Er hat mich aber bestochen, daß
ich meines Herzens Meynung nicht so heraus sagen darf, als ich gern wollte.
Nehmen Sie sich unterdessen für ihn in Acht; er hat ein polnisches Ingenium –
und – –
Wir sind also Amtsbrüder geworden und collegen, gemeinschaftl. für den
Herrn Prof. Zachariae. Ich habe kein Herz gehabt an diesen Mann zu
schreiben, weil hier die Christl. Liebe oder die alten Louisd’or Schleichwaare sind.
Seitdem aber Mdlle Amalia Joanna Louisa – – den Anfang gemacht und
das Eis gebrochen: so habe ich gute Hoffnung, daß Ihr anhänglicher Name
noch mehr in mein Netz ziehen wird.
Sollten Sie in Petersburg nicht einige ankriegen können; und sollte nicht
in Riga ein Käthchen seyn, daß einen alten Louisd’or auf’s Spiel setzen
würde, um auch ihren Namen gedruckt zu sehen?
Nach habe schon geschrieben, daß wenn der dortige Colligent
zu wenig Billets für mildthätige Leser hat, ich ihm meinen Ueberschussverhandeln will. Und sollten Sie zu kurz kommen, so stehen Ihnen meine
gleichfalls zu Diensten. Ich mache mich zum Gegensatz anheischig.
Nach Thorn, Elbing, Morungen habe gleichfalls spedirt. Noch sind 23
übrig + 1 ist meine Liste gewesen.
Auf die Woche wills Gott schreibe nach Berlin und Braunschweig. Jetzt
bin so überhäuft, daß ich mich nicht umsehn kann. Aufs Neue Jahr wills
Gott! was Neues – und mit mehr Ruhe und Muße.
Ich empfehle Sie und Ihr ganzes Haus Göttl. Obhut. Mein alter Vater
ist nicht zu Hause sondern in der Kirche. Daß er Ihnen tausend Guts wünscht weiß ich.
Umarmen Sie Ihr liebes Marianchen, und Mütterchen. Ich ersterbe Ihr
treuer Freund und Diener
Hamann.Unser Lehrjunge ist uns fortgelaufen, und meines Vaters Gehülfe zaudert
noch seit Michael in Elbing an seines Bruders Erbschaft. Die Folgen
für unsre Haushaltung können Sie leicht ermessen. Leben Sie wohl.
A Monsieur Monsieur Lindner M. A. et Rector etc. à Riga. P. fav.Königsberg den 21 Christm. 1762.HochEdelgeborner Herr, / HöchstzuEhrender Freund,
Ew. HochEdelgeboren habe die Ehre meinen Verbindungen gemäß die
Erstlinge meines Vaterlandes zu bewusten Gebrauche zu übersenden. Sollte
alles Maculatur in den Augen der Kunstrichter seyn: so ist wenigstens meiner
Pflicht und meinem Willen ein Genüge geschehen.
Das Wenigste von Beyliegendem habe bisher noch durchlesen können; und
der einzige mögl. Beweisgrund hat eben die Preße verlaßen. Eben der
Verfaßer ist willens seine Vorlesungen über die
physische Geographie
drucken zu laßenDer Verfaßer der Rhapsodie heist
Hippel
und hat nebst HE.
Hinz
, meinem
näheren Freunde, jetzigen Collaborator an der Domschule in Riga, an der
Hochzeit Sammlung Antheil. Der Kroat ist ein gewißer LieutenantNeumann, von dem ein Paar Stücke in Schäfners jugendl. Gedichten stehen; die
ich nur ihrem Namen und dem Gerüchte nach kenne, weiter nicht.
Die
Sommerstunden oder Zerstreuungen auf Kosten der Natur
sind
schon eine Weile heraus; habe aber meinemdem Verleger zu Gefallen
kein Stück beylegen wollen, der durch eine vorläufige Anpreisung derselben
an ihrem Abgange leiden möchte. Ew. HochEdelgebornen werden diese
Achtsamkeit einem jungen Anfänger zum Vortheil anwenden, und vielleicht die
Recension dieses Buchs, das ich bloß angesehen habe, biß nach der Meße
aufhalten können.
An dem
Briefwechsel
habe weiter keinen Antheil genommen, als daß ich
das Imprimaturaus dem Juuenal dazugeschrieben und die Anfangsbuchstaben
der respective HE. Correspondenten vermittelst der Kabbala erfunden habe.
Ew. HochEdelgebornen werden es
mir
, und nicht dem HE. M. Lindner zur
Last legen, daß Einlage unversiegelt geblieben. Er ist mein ältester bester
Freund, der jedermann und mich auch durch alle mögl. Dienstbeflißenheit
verbindlich macht, mit Geschäften von aller Art überladen, theils über sich,
theils unter sich – Ich habe ihm kürzl. einen guten Schul- und Hausgehülfen
zugeschickt, von dem die Zeit vielleicht mehr lehren wird, und den ich im
blinden Spott meinen Aeschylum und Timotheum gehaltengescholten.
Falls Ew. HochEdelgebornen einige müßige Augenblicke finden sollten,
meinen Freund von dem richtigen Empfang dieser Einlage zu versichern: so
wird es mir angenehm seyn, und Ihnen am beqvemsten Dero Antwort durch
meine Hände gleichfalls gehen zu laßen.
Was den Beytrag zu Schulhandl. anbelangt: so muß ich Ihnen freylich
im Vertrauen bekennen, daß meine Empfindungen mit des Unbekannten
Recensenten seinen sehr harmoniren (den man hiesiges Orts, wo ich nicht
irre, für den HE. Moses hält) und ich gleiches Schicksal mit ihm in Ansehung
der Stücke selbst, ein noch schlimmeres aber als er bey der Vorrede habe leiden
müßen. Der Schluß aber mit dem Dolch auf eine ganze Gattung ist mir
nicht eingefallen; auch hat mich der gelehrte Sermon über die Natur der Poesie
überhaupt und der dramatischen Poesie insonderheit, nebst dem zufälligen
Postscript leyder! mehr gekitzelt als erbaut.
So lange man bey den bloßen Symptomen des verdorbenen Geschmacks
stehen bleibt; wird das Verdienst der Kunstrichter immer zunehmen, aber der
Endzweck weder auf das allgemeine Beste noch einzelnen kaum erreicht werden.
Unter dem einzelnen verstehe ich
einenden entscheidenden Vorzug einer
geläuterten Urtheilskraft
. Zeit und Gedult werden diese Anmerkung theils
auslegen theils bewähren.
Von Pfingsten habe beynahe feriirt; oder vielmehr einheimische
Angelegenheiten haben die tägliche Pflege des Lebens vervielfältigt. Ich lebe jetzt Gott
Lob! ein wenig ruhiger. Das überstandene Jahr giebt mir Muth ein neues
wieder anzufangen. Liegt nicht das Loos unsers Schicksals, nach Homers
Zeugniß, auf den Knieen oder im Schooße des Vaters der Götter und
Sterblichen?
Ew. HochEdelgebornen vergeben, daß ich Sie mit bestmöglicher Besorgung
dieser Einlage beschweren darf. HE. Pr. Zachariae hat mich durch einen Zufall
zu einen seiner Allmosenirer erwählt; ich will mein Bestes thun, mich seines
Vertrauens zu einem Unbekannten nicht unwürdig zu machen. Gedruckte
Einlage interessirt einen dasigen guten Freund. Zu allen Gegendiensten bin
verpflichtet und willig.
Nach Anwünschung eines glücklichen und geseegneten Neujahrs, wie auch
herzlicher Begrüßung meines Freundes Moses, den ich durch ein
Misverständnis mich gefreut habe hier persönlich näher kennen zu lernen, empfehle
mich Ihrer ferneren Wohlwollen, und bin mit aufrichtiger Hochachtung
Ew. HochEdelgebornenergebenster Diener. Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Nicolai / Negociant Libraire / à
Berlin
.Erhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:1763. Jan. / Königsb. Hamann.Königsberg den 5 Jänner 1763.GeEhrtester Freund,
Die Abschrift der Götting. Recension erhielte am Neujahrstage des
Morgens als ein sehr angenehmes Andenken Ihrer gütigen Aufmerksamkeit für
meine Wünsche. Wenige Tage vorher hatte Nachricht davon bekommen und
wurde mir auch eine Abschrift versprochen auf die ich aber lange hätte warten
müßen; denn das Blatt selbst war ein Heiligthum, weil D. Bohlius der einzige
ist, der sie hier hält. Es würde mir lieb sein zu wißen, ob sie schon alt und in
welchen Monath des Jahres sie fällt ingl. was ungefehr mehr für Bücher in
eben demselben Stücke recensirt seyn mögen. Ich habe eben jetzt
Michaelis
Fragen an
die arabischen Gelehrten gelesen und für Sie beygelegt. Der
französischen Academie des Inscript. ihren Aufsatz habe nicht aushalten
können; so pedantisch komt er mir vor. Die unüberwindl. Dunkelheit des
Philologen möchte den Götting. Recensenten vielleicht eine ähnl. Menge von
Fragen veranlaßen können. Aber der Philolog könnte sich vielleicht auch einige
Fragen an den Götting. Recensenten erlauben. z. E. Leichtsinn v Misbrauch
bibl. Redensarten sollten die nicht wieder die Religion oder vielmehr eigentl.
zu reden gegen das Christenthum seyn? Mit diesem lächerl. Wiederspruch
fängt man an, und die doppelte Zunge geht durch den gantzen Aufsatz durch.
Dunkel v unbestimmt ist der Recensent per sympathie vermutl. Daß es
recensirt ist in diesem Zeitungsblatt ist schon hinlängl. Um die Art und Weise,
bekümmere mich gar nicht. Sollten die Litteraturbriefe den Ton angeben: so
ist Zeit genung zu einer
Palinodie
des Philologen. So viel ersehe, daß
Mich. mich gelesen, mich versteht, aber nicht das Ansehen haben will mich
zu verstehen; daß er mich nicht versteht, und weder verstehen kann noch
darf, ist gleichwol auch wahr. Die unpartheyische Welt wird unterdeßen
auch so billig seyn auf eines Recensenten Wort einen Schriftsteller nicht
gl. zu verurtheilen ohne vorher zu sehen, was derselbe wirkl. geschrieben hat,
da nicht ein einziges Stück aus diesen Kreuzzügen namhaft gemacht
worden. Tantum.An Nicol. habe geschrieben, ihm die Maculatur, Kantens zwo Abhandl.
die Rhaps. Briefw. v Hirtenbriefe auch wieder mein Wort die
Sommerstunden überschickt, nebst Ihrem Briefe an ihn. An Sie habe gleichfalls als
meinen ältesten besten Freunde gedacht, entschuldigt, Erinnerungen über die
Recension gemacht mit aller Aufrichtigkeit von beyden Partheyen, daß weder
Aristoteles noch die Wahrheit über mich klagen können, wenn beyde mich
lesen sollten, weil ich wie ein Atticus den Händeln bloß zusehen mag, meine
Freunde haßen und meine Feinde lieben kann.
Das neue Jahr hat sich mit Braut und Bräutigam in unserm Hause
angefangen. Der Nachfolger meines seel. Vetters in Elbing heyrathet ZöpfelsTochter, die als Haushälterinn bey jenem sich aufgehalten. Er hat sie
hergebracht zu ihren Eltern, und die Hochzeit wird in einem Monathe, so Gott
will, klein und bey uns seyn. Mein Unser neuer Vetter heist Becker, ein
Schlesier, ein fähiger Kopf und feiner Mann im Umgange, der zwar als
Gewürzhändler eigentl. ausgelernt, aber die Geschicklichkeit eines Contoristen
besitzt und sich in seinen neuen Weinhandel gut zu finden weiß.
Gott laße auch dies Jahr für Ihr Haus, GeEhrtester Freund, geseegnet
seyn an himmlischen Gütern und irrdischen in Christo. Er laße es Ihnen an
keinem Guten fehlen, und gebe auch unserer Freundschaft neue Stärke und
neues Leben. Dem Kopisten der Recension wünschen Sie doch auch ein frölich
Neujahr – Mein alter lieber Vater sagt zu allem: Amen!
HE Gouv Secr. Hennings habe zum Beschluß des alten Jahrs zum ersten
mal gesehen. Ich schickte ihm zum Weynachten meine Opuscula in zwey niedl.
halb engl. Bändchen, deren einer die Denkw. Wolken und Essays mit der
Aufschrift: Sokrat: der andere Kreutzzüge nebst allen folgenden nach der
Reyhe biß auf das letzte mit der Aufschrift: Philolog in sich hielt. Beyde in
Maculatur zum bewusten Gebrauch witzig und satyrisch eingewickelt. Hiebey
schrieb ich einen Bettelbrief und legte den Plan bey. Siehe! da kam er zu mir
des Abends ins Haus und kaufte mir zwey Praenumerations Zedel ab, und
jeder von uns trunk 2 Gläser Champagner, aus einer einzigen Bouteille, die
sich in unsern Keller seit langer Zeit verirrt hatte.
Heut wird L’Estocq in den Senat eingeführt v dem alten Bolz adiungirt.
Ein eyfriger Verehrer Seiner Verdienste kam eben zu mir gelaufen v ließ mir
ein Carmen lesen, womit er ihn in den Senat begleiten wollte, worinn ergebenst
gebeten wird, daß alle Dorfpfarrer Komödien schreiben dürfen, weil Young
das Theater erbaut, und keinem Laico verwehrt seyn soll sich, wenn er will,
durch eine Postille zu verewigen. Merken Sie nun, daß mein Herr Verleger
ein Politicus ist, wie sein Autor ein Philologus, der von nichts weiß.
Auf den Druiden zu kommen, so bin ich Ihnen längst eine Vertraulichkeit,
liebster Freund! schuldig, die ich Ihnen zum Neuenjahr bezahlen will. Lieben
Herren! erkennt doch daß der HErr seinen Philologen wunderlich führt. Der
HErr hört, wenn ich Ihn anruffe.
Arabisch und griechisch ist seit Pfingsten ziemlich dem Miswachs
unterworfen gewesen; unterdeßen hoffe ich doch mit Göttl. Hülfe, daß ich jenes
nebst den übrigen morgenländischen Dialecten noch zur Nothdurft einholen
werde, ehe jene Araber wieder mit ihren Entdeckungen anlanden werden.
Dem sey wie ihm wolle, so lebt der Mensch vom Brodt nicht allein –
Häusliche und einheimische Angelegenheit haben mich in eine ganz andere
Schule geführt, in der ich auch gutes Lehrgeld geben müßen. Die Hofnung
daß auch diese Arbeit ihren Lohn oder Seegen mir einbringen wird, und zum
Theil schon eingebracht hat, erhält mich bey Muth und schenkt mir neuen zur
Vollendung meines Laufes.
Mein Vater und seine Wirthschaft sind der vornehmste Gegenstand meines
hiesigen Aufenthalts. Die Ruhe seines Alters ist das Ziel seiner und meiner
Wünsche. Zu einer zweyten Ehe möchte er sich kaum entschließen. Mit
unserer alten Haushälterinn geht es auch auf die Neige. Sie ist treu aber
unvermögend. Von unsern Anverwandten ist keine, die ich als eine Schwester
oder mein Vater als eine Tochter ansehen könnte. Es wäre also eine
Schuldigkeit für seine Kinder diesem Mangel abzuhelfen. Der jüngste ist befragt
worden, hat aber nicht Lust. Der älteste wurde nicht gefragt und hatte schon alle
Anstalten dazu gemacht – kurz der Druide war schon fest entschloßen mit der
linken Hand zu heyrathen, und hat seinem Vater und Beichtvater davon
Nachricht gegeben, dem er eine schriftl. Ohrenbeichte übersandte, und darauf es
ankommen ließ abgewiesen zu werden, aber mit dem XXXΨ. von der
Einweyhung des Hauses Davids reiche Erhörung empfieng und ganz allein
zum heil. Abendmal gieng. Sein Vater gieng den Sonntag darauf und
versprach ihm seine Magd, die ihm bisher treu und redlich gedient hatte, nicht
muthwillig oder ohn Noth abzuschaffen, da er eben den Tag vorher auf seines
Sohns Vorbitte einen Lehrbuben wieder angenommen hatte, der ihm über
8 Tage fortgelaufen war.
Die Hamedryade ist ehrlich gesundes Bauermensch, das Anna Regina
heist und künftige Ostern ein Jahrlang in der Stadt und bey uns für Köchin
oder als einzige Magd dient. So sauer mir auch die Proben geworden sind,
die ich mit ihr gemacht; so sehr habe ich Ursache mit dem, was ich bisher für
sie gethan, zufrieden zu seyn.
Ich denke des Marschalls von Sachsen Ehentwurf mit ihr zu erfüllen.
Gott wird mir selbst dazu Mittel und Wege zeigen meinen Entschluß
auszuführen, daß meines Vaters Ehre und der Jungferkranz, das einzige Gut
eines armen Mädchens, in salvo bleiben, und ein dreyfaches Glück durch
einen neuen Kreuzzug zusammengeflochten wird.
Sie können leicht erachten, wie Ihrem armen Druiden bisher zu Muth
gewesen. Er kann jetzt um ein groß Theil ruhiger seyn, da er die schwersten
Zweifelsknoten ziemlich glücklich und nach Wunsch aufgelöst.
Die Erhaltung meines Leibes und Hauses sind die Bewegungsgründe zu
einer Gewißensheyrath. Eine bürgerl. ist meinen Umständen und meiner
Gemüthsart nicht gemäß. Nun komt es auf einen Freyheitsbrief an, zu deßen
Erhaltung ich noch Umstände und Zeit und Umstände Stunde abwarten
muß. Vielleicht geb ich andern ein gut Beyspiel den Endzweck der Ehe und
ihren Segen zu erhalten ohne an das knechtische Joch menschlicher Satzungen
gebunden zu sein, durch den ein von Gott eingesetzter Stand zum
Deckmantel des Geitzes, der Lüste und der Bosheit gemacht wird.
Dies entdecke Ihnen noch, unter der Rose, liebster Freund. Ihre
Empfindungen darüber theilen Sie mir als ein Freund, der an meinem Glück, guten
Namen und Schicksal Antheil nimmt, mit. Guten Rath werde niemals
verachten. Erläuterungen bin immer geneigt zu geben. Den Codex werde ehstens
consuliren und von dem läst sich doch noch immer an den Gesetzgeber appelliren.
An Materie zu lachen fehlt es freylich nicht auf der Welt; und die neue
Auflage alter Rollen ist die Eitelkeit, worüber Salomo schon klagte. Mit
meinem Looß bin zufrieden, und werde es mit Gottes Hülfe seyn. Einfältige
Mittel sind nach dem Gesetz der Sparsamkeit. Von unten auf dienen, auch in
der Liebe, macht gute Streiter – Leben Sie wohl, grüßen Sie herzlich Ihre
liebe Hälfte, und vergeßen Sie nicht (ungeachtet des Intermezzo vom
Druiden) Ihren alten treuergebenen Freund.
Hamann.à / Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de belles Lettres et / Regent
du College Cathedral / de et / à /
Riga
. / par Couv.Königsberg den 26 Jan. 1763.GeEhrtester Freund,
Vorgestern, da eben unsere alte Hausjungfer, die ehrl. Degnerinn,
beerdigt wurde, erhielte ihren Brief. Mein alter Vater ist gleichfalls über 8 Tage
bettlägericht an einem starken Flußfieber und Husten, beßert sich aber Gott
Lob! Die Hochzeit geht auf die Woche in unserm Hause vor sich. Unter diesen
Abwechselungen bleiben meine Felder brach, ich habe mich währender Zeit
um Neuigkeiten bekümmern können. Und Sie erhalten einen zieml. Stoß
von ausgesuchten Sachen, worunter auch propter to habere sind.
Wenigstens bleiben Sie jetzt biß zur
Ostermeße
von mir verschont.
Das System der Erziehung erhalten Sie nicht, weil es zu viel kostet, biß
auf ausdrückl. Verlangen.
Winkelmanns
Sendschreiben über die
herkulanischen Entdeckungen, der
HE u Knecht
mit philosophischen Augen scheint von
dem Verfaßer der Sittenlehre des Teufels zu seyn.
Gelehrte Geschichte
des
Ph. zu Sans-Soucy läst sich lesen.
Gelehrte Anecdoten
sind von Raynal,der einen schlechten Uebersetzer gefunden, der eine Fortsetzung verspricht. Weil
Sie den typischen
Hiller
schon haben; so erhalten Sie seine Fortsetzungen
gegen Clericum und Michaelis; die ich nicht habe ausstehen können; so wenig
als
Masch
von der Aufopferung Isaacs.
Bensons
kleine Abhandlungen und
Jephson
von Sabbath, der die
Erziehung
mit zu den Sonntagspflichten
rechnet.
Zankapfel
am Baum des Erkenntißes und
Etwas
über eben diese
Geschichte sind 2 ebentheuerl. Schriften. Eines Schweitzers Versuch über
Schönheit v Geschmack
in der Malerey von Fuesli ausgegeben und
Winkelmanns dedicirt ist über das Mittelmäßige und hat viel Originelles. Der
Anti-Hegesias
wird Ihnen auch gefallen.
Lucians Traum
habe für
Foßardier beygelegt, weil es sich für sn. Seelenzustand schickt. Der Verfaßer war
in biuio und wuste nicht ob er Bildhauer oder patronus causae werden sollte.
Das übrige sind Kleinigkeiten, die ich nicht alle, wohin noch
Bellegarde
vollkommene Erziehung und der
babioles
dritter Theil gehören, v Formeys
Anti-Emile.Weil Kanter ihr Quodlibet besorgt; so hat er die Titel aller ihrer Schriften
zusammen genommen, die HE Zeise mir gegeben, biß auf die
Daphne
;davon Sie ein Exemplar ohne Titel erhalten, weil ich vermuthe, daß Sie
eines nöthig haben werden zur Besorgung einer neuen Auflage.
Von des Morungschen Diaconi Handel wünschte einen nähern Bericht. Er
hat mich neulich wieder erinnert ihm jemanden dort vorzuschlagen. Ich habe
ihm den Rector und Collaborator empfohlen. Er meldt mir, daß er in den
Litteraturbriefen recensirt worden, Sie können leicht erachten wie? und droht
zugl. mit dem iure retorsionis einen Briefwechsel zwischen L. v H. zum
apolog zu machen. Im französischen v deutschen Supplement zu den Oeuvres
de Philosophe de S. S. ist Keiths Brief – Stellen Sie sich vor wie weit die
Unverschämtheit v der Betrug der Verleger geht. Ich habe von einer
französ. Uebersetzung gehört, die verbeßert unter des Verfaßers Aufsicht vielleicht
herauskommen wird. Ihre Venus Metaphysique fand auch neulich im Catalogoder zu Wien verbotenen Bücher.
Weymann hat Kantens einzig mögl. Beweisgr. zur Demonstration vom
Daseyn Gottes wiederlegt. Ich habe das Mst. ein wenig von vorn v hinten
angesehen. Letzterer hat Ursache sich vor sm. Gegner zu fürchten, und verdient
eine exemplarische Ruthe. Vor einigen Wochen schon einen Brief an N.
angefangen, in dem ich den M. Kant dem Verfaßer der philos. Schriften
empfohlen, mit der Versicherung daß unser Landsmann ein Mann ist der die
Wahrheit eben so sehr liebt als den Ton der guten Gesellschaft. Meine
gegenwärtige Unvermögenheit zugl. aufrichtig bekant, unsern sinnreichen
Philosophen übersehen zu können.
Mein Verleger hat mich eben jetzt mit der Schau Ihres Quodlibets erfreut,
daß biß auf die Falten v Rangirung der Blätter, worinn mehr Unordnung
herrschen sollte, ein Meisterstück ist. Er ist auf der gestrigen Redoute in der
Tracht eines alten Preußen erschienen mit einer Urne voll von einer kleinen
Ode von Tr. die ich ein wenig ins kurze gezogen, aber sehr fehlerhaft
abgedruckt ist.
Er muste jetzt vor dem Senat erscheinen, wie es heißt, wegen der Hirtenbr:
– Den Verfolg der Sache werde noch vor Schluß dieses Briefes erfahren.
Ich habe jetzt ein Mst. über die Büchercensur in Händen als Materialien
zu einer kleinen Abhandlung, die ich ausarbeiten soll. Gott gebe Glück und
Seegen. Es ist von einem berühmten Rechtsgelehrten hier entworfen. Ueber
die Einkleidung bin noch nicht einig. Einen Auszug von Zachariae
Praenumerations-Plan habe Auszugsweise in das Intelligenzwerk rücken laßen
und meinen Namen mit allem Anbehör darunter gesetzt.
HE Kanter ist wieder hier gewesen. Man hat ihm ein Exemplar von den
Hirtenbriefen gewiesen. Er hat sich für den Verleger bekannt, und weil er
eine Handl. in Elbing hat: so soll er sich binnen 14 Tagen legitimiren.
Hannas und Kaiphas, D. Schultz v seiner Tochter Schwiegervater Teskehaben das Wort geführt. Wegen des
gewißenhaften Geschmacks
, den er
seinen Obern im IntelligentzWerk hat aufbürden wollen, hat man ihm
gleichfalls Vorwürfe gemacht. Das Mst. von den Hirtenb. ist ihm aus Kurland
überschickt worden v der Commissionair bedingt sich, daß sie nicht hiesiges
Orts gedruckt werden möchten, weil sie näml. da costi datirt sind, damit der
Verfaßer, der Wahrheit v Frieden liebt, nicht vor der Zeit durch diese
Verrätherey beunruhigt werden möchte.
– – Pictoribus atque poetisQuidlibet audendi semper fuit aequa potestas. Scimus et hanc veniam
petimus damusque vicissim. Christiani hat sehr laut für HE. Kanter
gesprochen, und man hat mit vieler Heftigkeit debattirt, ehe es zum Spruch
gekommen, durch den man 14 Tage Zeit gewonnen sich zu legitimiren.
Nach Ihrem Fäßchen Caviar wäßert mir der Bart – es verdrüst mich aber,
daß ich immer Geschenke besonders von Ihnen annehmen muß und keine
austheilen kann. Wer kann gegen sein Schicksal?
Daß Jerusalem Verfaßer der Briefe über die Mosaischen Schriften ist,
werden Sie wohl wißen. Die Recension ist zieml. richtig. Für das übrige
danke gleichfalls ergebenst. Den Ton der Leipziger Zeitungen kenne ich;
vielleicht hab ich Gelegenheit das Stück zu lesen, worinn Ihre Schulhandl.
vorkommen.
Ihre freundschaftl. Sermocination nehme mit erkenntl. Herzen an. Sie
haben ein
fremdes Licht
oder
Kalb zu Hülfe
genommen. Alle Hypothesen,die Sie annehmen, um dies Rätzel zu entwickeln, sind mir bekannt. Sie sind
weder einzeln noch zusammengenommen hinlängl. den Knoten aufzulösen.
Sie loben am Anfange meine Offenherzigkeit, und ärgern sich am Ende über
die Bemäntelung meiner Sünden. Man kann das Licht lieben, ohne ein
Diogenes zu seyn, oder ohne den Markt zum thalamo zu machen. Auch an
den Mann des Steele habe mehr als einmal gedacht. Aus den wiedrigsten
Umständen gleich Dissonantzen ist die Harmonie des Glücks mögl. wenn ich
das allein suchte
; wie man bey allem Ueberfluß unzufrieden seyn kann.
Die
einzelne
Vorsehung ist mein einziger Ruhepunct. Ich habe noch heute
gefühlt, was ich laß Ψ 148 – und ist
unbegreiflich
, wie Er regiert. Dieser
Unbegreifl.
Gott wird auch an meinem Lebenslaufe nichts versäumen, daß
ich ihn mit
Ehren
und
Freuden
schlüßen kann. Er laße Seine Gnade und
Wahrheit über uns alle walten. Mein Vater grüst Sie herzl. Mlle Kurelladen HE. Collaborator. Ich umarme Sie und Ihre liebe Frau, der ich ersterbe
Ihr treuergebener Freund.
Johann George Hamann.Königsberg den 11 Februar 1763.Herzlich geliebtester Freund,
Ihr herrlicher Caviar kam wie ich wünschte eben am Hochzeittage an. Unter
den Gästen war auch ein guter Bekannter von Ihnen und P. Blank, HE
Reusner bey Comm. R. Böttcher. Ich hatte alle Mühe eine kleine Neige aus
Ihrem Fäßchen zu erhalten; denn wär es auf den Beyfall der Gäste
angekommen, so hätten sie drey verzehrt. Mein Geschmack ist jetzt gestillt und
ich wiederhole meinen herzlichsten Dank, der durch den Zusammenfluß der
Umstände erhöht wird.
Mit meiner Büchercommission bin ich mir einer kleinen Unordnung
gewärtig gewesen. Was der Hamb. zurücknehmen kann, nehmen Sie ihm ab.
Was Sie in Kurl. loß werden können an Fiscal oder P. Ruprecht, versuchen
Sie. Das übrige wird sich mein Verleger gern gefallen laßen, der
incognito
nach Elbing hat gehen müßen, um sich legitimiren zu können; weil er durch
Briefe nicht dort nicht in Danzig das Imprimatur hat erhalten können. Seine
Ehre hängt daran, wie Sie leicht erachten können. Kosten wird es immer; ob
er das
Geld
anwendt zur Strafgebühr oder selbige zu hintertreiben, ist dem
Gelde zwar, aber nicht einem ehrl. Namen gleich viel. Hätte er mir gefolgt,
und kein Stück hier gelaßen, so wäre es beßer. Die Leute wißen es nicht, daß
man 99mal eine Vorsicht umsonst brauchen muß, um bey 100 die Zinsen zu
ziehen. Phryges sero sapiunt und dann heist es: non putaram. Behalten Sie
dies für sich.
Sie haben schon 8 Praenumeranten, ich nur 3½. Haben Sie nichts in
Petersb. anbringen können? HE Däntler ist jetzt ein wenig unpäßl.
Aufgetragenes an ihn bestellt. Der 6. v 7. Theil vom
Arzt
ist Ihnen neul.
zugeschickt.
An Morunger habe gestern geschrieben, weil er mir zu einem alten halben
Fr. d’or Hofnung macht, der bey ihm fertig liegt vom Grafen von Dohna.
Die Begebenheit seines Wechsels ist eigen. Ich habe ihn ersucht, sich über den
Verlust er. Sache, die er noch nicht gehabt, zufrieden zu geben.
Des Jesuiten
Fritzen
Schauspiele sind Schulhandlungen, aus dem
lateinischen übersetzt und zu Wien ausgekommen, die ich für Sie beygelegt habe,
weil ich sie
gelesen
habe. Vielleicht verdienen Ssie auch Ihre
Aufmerksamkeit.
Herveys
gottseel. Erziehung der Töchter ist ein kleiner platonischer
Schattenriß einer Familie, an der das singulaire auch nicht fehlt z. E. den
Abendseegen vor dem souper zu verrichten. Der Anti-Emile ist nichts werth.
Bitaubé
hat eine Wiederlegung des Stücks mit dem Vicaire geschrieben, das
ein wenig beßer. Die Schreibart hat nichts französisches an sich und Vernetist sein Held, den er wie ein Kind empfiehlt. Diese 3 liegen hier fertig, warten
aber auf Ihren Wink.
Auf die Woche denkt mein Vater die frische Luft zu kosten; auch die
Theilung
mit sn Kindern vorzunehmen. Hab ich Ihnen schon gemeldt, daß der
Schulcollege Erbe uns. seel. Hausjungfer ist. Mit Abrechnung der Unkosten
möchte sich doch Ihre Nachlaßenschaft auf 100 Thlr. ehe mehr als weniger
belaufen. Sie können also leicht erachten, daß mein Bruder schon ein ansehnl.
Capital zum voraus hat, auch etwas Silberzeug, das er sich in Rentzens
Hause für Hofmeistern verdient – Den Seinigen giebt ers schlafend. Ich werde
von vorn an müßen anfangen; kaum gehören 2 Fr. d’or in der Tasche mir
ganz zu und das ist alles. Ich habe dafür
reicher
und
zufriedner
als mein
Bruder bisher gelebt und darf ihm daher nichts beneiden sondern muß Gottes
Vorsorge danken und
Seine
Wege ohne
Zweifel
verrathen, daß es Seine
Wege sind, weil Er allein HErr ist.
Meine Eltern sind beyde arm gewesen. Gott hat selbige über Nothdurft
geseegnet. Was mein Vater sauer hat
verdienen
; hat meine Mutter sauer
erhalten
müßen. Ohne Ihre Wirthschaftlichkeit und häusliche Tugenden wäre
er niemals so weit gekommen. Ich will also mit allem für lieb nehmen, was
mir jetzt zufallen wird.
Mein Vater hat jetzt einen
Gehülfen
im Hause, dem er Willens ist die
Badstube mit der Zeit abzutreten. Sobald ich mein
Mütterl
. habe, bleibt er
Herr von dem übrigen und kann damit machen was er will. Er hat das
Seinige
und ist noch Gott Lob! im stande daßelbe zu verwalten; ich habe das
Meinige
, und bin gleichfalls verbunden mit meinem Pfunde, so gut ich kann
zu wuchern.
Die
Versorgung
meines alten Vaters mit einem jungen Gehülfen, der
ein Blutsfreund ist, und meine
eigene
durch den mütterl. Seegen, den ich
in der
Theilung
erwarten kann, geben jetzt meiner bisherigen Verfaßung
eine andere Gestalt. Ich darf jetzt meinem Vater weniger beschwerlich seyn,
und Gott giebt mir Anlaß an meine eigene Hütte zu denken.
Biß hieher hat uns der HErr geholfen! kann ich auch mit Samuel
ausruffen. Die Folge von allem diesem liebster Freund, wird seyn, daß ich jetzt
geneigt bin mit Gottes gnädiger Hülfe nicht nur ein Amt
anzunehmen
,
sondern auch weil es der Lauf der Welt für nöthig findt, solches zu
suchen
.
Schul und akademisch Amt ist nicht für mich; weil ich nicht zum
Vortrage
tauge; ferner keins, wozu Rechtsgelehrsamkeit und
concipiren
erfordert wird. Ein bloßer Copist zu werden, würde meinen Augen zur Last
fallen und meiner Gesundheit auch Neigung hinderlich seyn. Bliebe also
Münze, Excise und Licent übrig. Zum letzten möchte mich am liebsten
entschließen. Die Wahl meines Geschmacks wird mich hinlänglich gegen alle
diejenige rechtfertigen, die mich im Herzen oder sonst beschuldigt haben, daß
ich aus
Hochmuth
oder
Faulheit
eine Bedienung bisher ausgeschlagen habe.
Weil ich aller dieser Sachen höchst unkundig bin: so seh ich es für ebenso
unentbehrl
. als
vortheilhaft
an mit meinem Freund Hennings darüber zu
Rathe zu gehen. Er ist der einzige dem ich mich anvertrauen und mir mit
Rath v That zugl. an die Hand gehen könnte. Ohngeachtet meines
Eigensinns bin ich noch im stande zu
hören
und zu
folgen
. Man muß mit eben
so viel Vertrauen sich dem
Strom der Umstände
als dem
Strom der
Leidenschaften
überlaßen wenn Gott mit uns und unser Leben in Ihm
verborgen ist.
Der auch da war, da ich mir
in die Hölle bettete
, und mir die
Schande
der Muße
überwinden half, wird mir jetzt in der
Gefahr der Geschäfte
ebenso gegenwärtig seyn –
Wenn Sie Ihren Freund unter der Liste der Zöllner sehen werden; so ärgern
Sie sich nicht. Um Sie auf diese Veränderung vorzubereiten, oder Ihnen
wenigstens die Ehre einer Vertraulichkeit anzuthun, hab ich Ihnen an meinen
Maasregeln wollen Theil nehmen laßen.
Am äußersten Meer werd ich bleiben, oder von unten anfangen zu dienen,
so tief ich nur kann. Die Demuth der Tugend und ein kluger Stoltz zwingen
mich dazu. Der niedrigste königl. Bediente kann auf seinen Rang pochen
gegen einen Miethling des Magistrats; auf die Balanz der Einkünfte werde
gleichfalls bedacht seyn.
Zu der Zeit eben, da man in der Kirchen sang: der Schöpfer aller Kreatur
nimmt an sich unsere Natur, verachtet nicht ein armes Weib – eben zu der
Zeit schrieb der Druide seinem Beichtvater jene Parabel, von der Sie wißen.
Er besuchte ihn den Tag darauf selbst, und redte so laut und stark als er nur
konnte. Der Druide schien aufgebracht ohne es zu seyn und der ehrw. Vater
war es, ohne es scheinen zu wollen. Dieser kam zu uns mit dem guten Rath
nicht zum Tisch des Herrn zu gehen; der meinem Vater eigentl. ertheilt
wurde, und mich folglich nichts angieng. Ich wurde mit großen Augen und
Verdruß empfangen, machte
wieder meine Gewohnheit
vor meiner Beichte
eine
Anrede
, warum ich käme und allein. Den Tag nach dem heil. Abendmal
besuchte wiederum meinen Beichtvater, um ihn zu beruhigen, weil er sich für
sehr alterirt durch meinen Brief ausgegeben hatte. Hierauf fieng der Druide,
wie ein anderer Bileam seinen Spruch also an: Sie haben den Inhalt
meines Briefes verworfen, weil derselbe 1.) wieder die Vernunft und 2.
wieder das Gesetz ist. Mehr kann ich nicht thun als Ihrer Vernunft so wol
als dem Gesetz recht geben, und mir die Verdamnis beyder gefallen zu laßen.
Da ich die Erlösung vom Fluche des Gesetzes durch ihre eigene Hände habe
versiegeln zu laßen: so erlauben Sie mir, daß ich Sie an das Amt der
Versöhnung
und an die
Predigt des Glaubens
erinnern darf, worinn ihr
eigentl. Beruf besteht und mich über einige Dinge erklären darf, die ich
hoffe
und zu den
unsichtbaren
gehören, nach Pauli Erkl. an die Hebräer πραγματων
ελεγχος ου βλεπομενων. Ich entdeckte ihm hierauf meine kindische
Hofnung von dem Alter meines Vaters, die sich auf eine Weißagung meiner
Großmutter gründet pp. ferner offenbarte ich ihm einige für ihn
unsichtbare
Seiten
unserer Haushaltung, worinn mein vornehmstes studium bisher bestanden
hätte, und worüber ich auch von ihm einen zuversichtlichen Beyfall fordern
müste. Endlich beschloß ich mit einer Erklärung der 2 Hauptbegriffe, die
meinem Entwurf zum Grunde lägen. Ich habe ein Mädchen
verführt
, heist
nichts mehr, um ihre Gemüthsart kennen zu lernen hab ich mich so gemein
mit ihr machen müßen, daß meine v ihre Ehre, mein v ihr Gewißen darüber in
die gröste Gefahr und Verlegenheit gesetzt. Weil sie gleichfalls sein Beichtkind
wäre, so hätte ich es mehr um ihrent und seinet als meinetwillen biß zu einer
Ohrenbeichte kommen laßen.
Nachdem ich den Begrif meiner H– gemildert hatte; muste ich den andern
Begrif meines
Weibes
so hoch spannen als ich konnte.
Augenlust
hat meine
Wahl nicht bestimmt; zur
Fleischeslust
giebt es allenthalben gebahnte Wege.
Das
hoffärtige Wesen
gründet sich am meisten auf die bürgerliche und
levitische Gerechtigkeit. Wer nach seinem
Gewißen
den Endzweck der Ehe und
ihres Stifters erfüllen will, kann nicht anders als die ganze Welt, die im Argen
liegt, ärgern, hat aber bey aller seiner Angst den Trost des Ueberwinders.
Meine Arbeit in der Liebe mag gelästert werden wie sie will; Gott wird sie
erkennen und mich dafür seegnen. Er, der ins verborgene siehet, wohnt im
Dunkeln, wo kein
Ansehen der Person
gilt, und wirds vergelten öffentl.
Ich weiß, daß ich wandele im dunkeln Thal – aber auch im dunkeln Thal
fürchte David weder Tücke noch Unglück. Stecken und Stab trösteten ihn
wider das Grauen der Nacht.
Die Geschichte des Herzens hat gestern ihr Imprimatur erhalten vom
Kirchenrath Süßmilch. Einen Brief des Kr. an den Verleger habe (hinter den
Rücken) gleichfalls zu lesen bekommen, der derb geschrieben war, und worinn
die Wahrheit mit eben so viel Nachdruck als Anstande unter der Nase
gerieben wurde. Ich bin dem Briefsteller recht sehr verbunden dafür. Er war
bloß mit den Anfangsbuchstaben unterzeichnet.
Gestern habe des HE. Collabor. Einlage von HE. Zeise erhalten; ich hatte
mir fest vorgenommen heute an ihn zu schreiben. Die Zeit ist aber verflogen,
und ein kleiner Abendstreit mit unserm Gesellen hat mir die halbe Nacht v den
gantzen Morgen in den Gliedern gelegen. Das Praenumerationsgeld richtig
erhalten nebst den 2 kleinen Gedichten. Melden Sie mir doch einmal mehr
von den D – – s.Am arabisch v griechisch ist jetzt kaum zu denken. Was ich mit der
kleinen Schrift über die Censur anfangen werde weiß nicht, habe sie dem
Morunger zur Ausarbeitung vorgeschlagen, mit Geheimhaltung des Verfaßers,
den ich erst besprechen muß. Ein Briefwechsel ließe sich daraus machen. Der
erste betrift die Censur überhaupt, deren Geschichte mit dem Pabsttum ganz
genau zusammenhängt. Meine Antwort würde also von der Reformationdes Luthers handeln. Der zweite Brief handelt von den Censorgesetzen
unserer Akademie. Hier könnte ich meine eigene Weinberge hüten und ich könnte
zum Glück alle Fehler meiner Schreibart durch die Gesetze der Censurrechtfertigen, denen ich ein Genüge gethan. Je mehr ich die Nothwendigkeit und
Nutzbarkeit der Censur für gute und schlechte Schriftsteller erheben würde;
desto mehr Freyheit würde ich mir nehmen können die Untüchtigkeit der
Censoren aufzudecken. Vielleicht nehm ich zum Motto das Wort des Stephani.
Der aber seinen Nächsten Unrecht that, stieß Mosen von sich v sprach: – – Diese
Schrift müste so seyn, daß sie hier durchaus die Censur nolens volens erhalten
müste. Hic Rhodus, hic salta. Gruß hier v dort. Leben Sie wohl.
Königsberg den 4 März. 1763.HochEdelgeborner Herr,
GeEhrtester Freund,
Gestern bekam unvermuthet den XV Theil Ihrer beliebten Litteratur-Briefe
aus meinem nachbarlichen Zeisischen Buchladen zu durchblättern, deßen
Inhalt mich näher angeht, als ich dachte; und heute erhalte Ihre
freundschaftliche Zuschrift nebst Beylage des erwünschten, wofür ich mit der lebhaftesten
Aufmerksamkeit erkenntlich bin.
Die Wahrheit ist die Waagschale der Freundschaft – und das Schwert
bahnt den Weg zur Freyheit des Friedens – hanc veniam petimusque
damusque vicissim. Der Herausgeber der Kreuzzüge des Philologen ist auf
eine Unterdrückung oder Ausschließung seiner Grillenfängereyen auf einem
aristokratischen Grund und Boden schon gefast gewesen: konnte durfte sich
daher desto weniger erwarten, mit so viel Glimpf beurtheilt zu werden.
Der Titel dieser ungezogenen Sammlung ist ein
Provinzialscherz
und
bezieht sich auf die hin und wieder her in Preußen diesem Königreich
befindliche
Labyrinthe
und derselben ihre
Bedeutung
, welche nach dem
ersten Theil des erläuterten Preußens p. 723 der
Arglistigkeit
der
ehemaligen Ordensbrüder und Kreuzherren ihren Ursprung zu verdanken haben.
Vsu enim illis receptum erat, vbique in Prussia, in collibus
editioribus
propearces
nobiliores
figuram quandum
labyrintheam
et intricatam
terrae insculpere, quam
Hierosolymam vocabant
. Hanc ipsi vel serui
ipsorum coram eis
hilaritatis
ergo post pocula et crapulas percurrebant
et hoc pacto religione se solutos putabant, si pro defensione vera
Hierusalem à Saracenis oppressae
fictam
ludibundi percurrerent. Was Tarquinius
superbus in seinem Garten für die lange Weile mit den Mohnköpfen thatsprach, verstand der
Sohn
, aber nicht der Bote. Mithin kann ein Einfall,
vor dem
dienstbare Geister
die Augen niederschlagen, vielleicht
Kinder
kützeln, und von den Brosamen, die Kindern entfallen, leben Hund und
Katze – einträchtig biß zum Wunder in meiner kleinen Haushaltung, nach
der ich, in
Ermangelung eines beßeren Maaßtabes
, mein Publicum
beurtheilen muß.
Da Ew. HochEdelgebornen neulich mit einer Beylage nach Braunschweig
an den Herrn Prof. Zachariae beschwert worden, und seitdem keine Zeile von
meinem dortigen Freunde, einem Bruder des HE. R. Lindner (an den Ihre
Antwort schon besorgt worden) erhalten:
so beruhigt
mich die Unart meines
Freundes im Briefschreibenwechsel wegen aller
Zweifel
, daß meine
Antwort an den Prof. Zachariae etwa liegen geblieben, oder meine Freyheit
dieselben zu beschweren übel ausgelegt worden seyn sollte. möchte.
Vielleicht hat D die Fülle des Gemüths von meinen privatPrivatangelegenheiten hat mein letzteres Schreiben durch einen und der Ueberfluß
eckler und unnützer Vertraulichkeiten mein letzteres Schreiben vereckelt,– doch ein ernsthafter Liebhaber deßen Leidenschaft deutscher Ernst ist,
wirft die Gesetze des Wohlstandes
als Einfälle
eines Spötters hinter sich,
und die völlige Freundschaft treibt die Furcht aus. – Der Philolog verzagte
dheramals nicht, da er von einem Unbekannten, Kulmius, wegen seinesr
abentheuerlichen Styls Schreibart gestraft wurde, und freut sich auch
jetzt noch auch diese Stunde noch daß die Verfaßer der Briefe den Vater der
Geister nachahmen –, der einen jeglichen Sohn stäupt, den er aufnimmt.
Was ein Uebersetzer des Shakespeare, was ein moralischer Briefsteller zur
Bildung des Herzens ich weiß nicht wie auslegen; das wird der Philolog,
falls er noch lebt erst zum eigenen, und hierauf zum gemeinen Besten
anzuwenden suchen. deßen Adoption in einem kleinen Staupbesen besteht, den
Paulus an die Hebräer μαστιξ nennt.
Die Materialien zu einer Abhandl. über die Büchercensur, woran neulich
dachte, habe einem Guten Freunde zur Ausarbeitung übersandt den die Sache
mehr als mich interessirt. Ein alter Commilito von mir hat sich gelüsten
laßen einen Paean von sieben Bogen mit Lateinischen Buchstaben in Groß
Quart drucken zu laßen, der sich anfängt: Zevs niest – und ihn Friedrichs
Palmen dedicirt mit der Frage: Kann – will – wird Er ihn hören? Der
Verfasser verdiente die Prof. poeseos, die schon lange genug eine Akademische
Wittwe ist, und die Frau Karschen zur Gehülfin im Extemporalreim.
Itzt heist es wieder daß der Recensent der Lindnerschen Schulhandl. in
Rinteln lebt, und ein gewißes Buch vom Tode für das Vaterland geschrieben
haben soll. Seinen Namen, der mir auch mitgetheilet worden, habe nicht
lesen können, muß mir daher fremde seyn. Entschuldigen s Sie mich bey
dem Verfaßer der
Phil. Schrifft
daß ich dem zweydeutigen Gerücht
nachgeschrieben, ohne weiter einigen Theil daran zu nehmen. Vieleicht wird die
Palinodie des Phil. (denn an einer Apologie lohnt es nicht der Weile zu
denken) alles mit der Zeit wieder gut machen.
Wenn mich die Eitelkeit ein
Muster
zu werden anfechten solte: so würde
ich der erste seyn darüber zu lachen. Von der
Schuldigkeit
ein
Original
zu
seyn, soll mich nichts abschrecken. Ein Original schreckt Nachahmer ab und
bringt Muster hervor.
Den Geist eines Volcks oder Jahrhunderts anzubauen, und Aecker zu
düngen oder fruchtbar zu machen geschieht durch
ähnliche
Mittel. Im Stall
eines Augeas, dem niemand als ein Herkules gewachsen ist, liegt das gröste
Geheimniß der Landwirthschafft. Wenigstens sagen Sie, Geliebtester Freund,
dem Recensenten der Kreuzzüge, den ich kenne, so viel statt eines aufrichtigen
Bekentnüßes; „daß ich alle seine Vorwürfe in größerer Stärcke zum voraus
gefühlt habe, als er selbige hat entwickeln können, und daß ich seine Gründe
und ihre Unhinlänglichkeit übersehen kan“. Wenn ich aber seinen Beyfall
nicht verdächtig machen will, darf ich die schwache Seite seiner
Kritick
nicht
aufdecken ohne einen gleichen Nachtheil für Uns beide. Um seinen Spieler
bey Muth zu erhalten muß man Kleinigkeiten verlieren.
Lieber mag ich gar nicht trinken;
sagt der Bruder. Die Schwester sagt:
Lieber mag ich gar nicht naschen.
Und was soll ein Schrifftsteller sagen, dem sie seine
LieblingsGrillen
verbieten? Wird ihm noch Lust und Krafft die Feder zu führen übrig bleiben?
Drey Schritt vom Leib, Herr Recensent! Sie mögen seyn wer sie wollen –
Wer dahin greift, wohin er griff,
Der greift den Musen an die Seele.
Wenn des Philologen seine kein Mädchen ist: so ist ihre gewiß eine Delila
mit dem Schermeßer, die ihn erst zum Kalkopf und hernach zum Spott der
Kinder machen will. – Gedult Ideen zu entwickeln muß man Leser lehren und
kan bey Schrifftsteller von Selbstprüfung zum voraus setzen. Spinnen und
ihrem Bewunderer Spinoza ist die geometrische Bauart natürlich? Können
wir alle Systematicker seyn? Und wo bleiben die Seiden Würmer, diese
Lieblinge unseres Salomo? – Durch welchen Zufall hat sich der Kunstrichter mit
dem apocaliptischen Z des Antipoden charakterisiert? Ist es nicht der
hochwürdige Doktor und Canonicus Ziegra, der die Hamb: Nachrichten aus dem
Reiche der Gelehrsamkeit samlet und herausgiebt? In Karthago war es ein
berühmtes Sprüchwort; daß Gamma neulich Beta, Beta nun Gammaverfolgt.
Laßen Sie mich, höchstzuehrender HE, mit diesem Buchstabenspiel
schließen. Es thut mir nicht leid an diesem Briefe einen ganzen Monath lang
geschrieben zu haben, da mir die Beqvemlichkeit dadurch zugewachsen einen
guten Freund zum Uberbringer deßelben zu machen, den Sie beßer kennen als
ich selbst, den ich daher nicht nöthig habe ihn ihren guten Gesinnungen zu
empfehlen. Grüßen Sie aufs zärtlichste den HE M u den Verfaßer der
Beurtheilung. Ich bin pp
frei am Grünen Donnerstage.Königsberg den 5 März 1763.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern Ihren Brief erhalten und kurz darauf ein Päckchen aus Berlin,
welches ich aber alles offen und ohne Umschlag erhielt, weil jetzt die schärfste
Untersuchung auf der Post für nöthig gefunden wird. Aus dem Ihrigen ersehe,
daß Sie ganz mistrauisch geworden sind durch den letzten Stoß von Büchern
mir eine Fortsetzung in meinem bisherigen Mäklergeschäfte anzuvertrauen.
Ihren Schaden verlange nicht; und den können Sie leicht vermeiden. Aber
gegen die
Nebenbuler
meines Verlegers laßen Sie mich ein wenig
eyfersüchtig seyn. Die mögen so viel leiden als S sie wollen; besonders der
Hamburger. Schicken Sie HE. Kanter zurück, was Sie schlechterdings müßen, und
die andern beyden nicht mehr zurück
nehmen können. Ich ersehe, daß Sie
meine letzten Nachrichten hierüber nicht aufmerksam genug angesehen haben;
– ich versprach Ihnen schon Sie eine Weile lang ausruhen zu laßen. Petreadehabe für Sie ablegen laßen, und alles künftige unter der
ausdrückl.
Bedingung
es Ihnen nicht eher zu überschicken, als ich Sie darum würde
befragen. Dies Heldengedicht mag so schlecht seyn als es will; so gehört es in
Ihre Bibliothek. Ich hoffe daher und bitte es mir aus, daß wenn sie es haben
wollen, das für Sie bestimmte Exemplar nicht verschmähen. Da Kanter auf
dem Wege ist ihr Nachbar zu werden und das Priuilegium in Kurl. zu suchen:
so verdient er mehr Achtsamkeit als der Hamburger. Teller habe im Zeisi-schen
Buchladen absagen laßen.
Ihr Herr Bruder ist gestern Abend noch nicht aus Litthauen
zurückgekommen gewesen, ohngeachtet er schon vorgestern erwartet worden der Abrede
gemäß. Ich habe mich herzl. über se. unvermuthete Ankunft erfreut; er sieht
gesunder und munterer aus, als jenes mal, und versichert mir auch von den
guten Wirkungen auf Ihre Leibesconstitution von Ihrer letzten Reise.
Der Morunger schreibt jetzt öfterer an mich in einem so interessanten Ton,
den ich beantworten muß. Ich habe ihm neulich das Mst. von der Censurangeboten, wenn er es ausarbeiten will, und ich bin willens es ihm mit Erlaubnis
des Verf. zu überschicken, weil ich am fremden Joch nicht ziehen kann. Für
gütige Erinnerung an eine kleine Piece von der Büchercensur danke. Ich habe
selbige holen laßen v betrift den Reichsfiscal, ist vom Esqu. Well und aus
dem Engl. übersetzt. Nichts darinn was hieher gehört.
Eben jetzt lese einen Auszug der Montfauconschen Alterthümer von
Schatzen herausgegeben mit Semmlers Vorrede, besteht aus 150 Kupfertafeln,
welche wol das Beste sind. Es ist als ein Schulbuch anzusehen. Könnten Sie
es auf Ihre oder die Schulbibliothek anbringen, so melden Sie sich bei Kanter,
oder
besprechen
sie es wenigstens bey ihm nach Gelegenheit zu nehmen.
Römische, griechische, ägyptische, morgenländische v mitternächtl. Alterthümer.
Jüdische v christl
. werden als eine Fortsetzung versprochen, von der ich aber
nichts weiß.
Nächste Woche wills Gott! geht die Theilung vor sich, die mich in den stand
setzen wird,
wenigstens
den Anfang zu Tilgung meiner Schulden zu machen,
um Ihres Orts zur Richtigkeit zu kommen. Der Herr hats gegeben, der Herr
hats genommen
, sagte Hiob, und er bekam ein zwiefältiges aus eben der
Hand des HErrn, an den er glaubte, ohne sich an den Satan zu kehren, der
ihn durch Araber, Chaldäer und einen großen Wind von der Wüsten bloß von
Rindern, Kameelen und Kindern gemacht hatte. War nicht der Satan an
seinem Unglück schuld? Wie konnte Hiob mit gutem Gewißen sagen: Der HErr
hats genommen. Wer bey
Mittelursachen
stehen bleibt, seegnet Gott und
stirbt. Welche Ihn ansehen und anlaufen, wie Sein Knecht Hiob, der
Angesicht wird nicht zu Schanden. Sein
Zorn
hingegen war
ergrimmt
über
Eliphas von Thema und über die Theodiceen seiner zween Freunde;
denn ihr
habt nicht recht von mir geredt
–
Herr N. hat mir das kürzl. fertig gewordene neue Bändchen der Briefe
beygelegt, mit der höflichen Anrede: „Was wird der
Philologe
zu der dreisten
Burtheilung seiner
Kreuzzüge
sagen? Die Verf. der Briefe brauchen gegen
ihre Freunde am wenigsten Nachsicht, und haben immer ein gemeines aber
wahres Sprichwort im Munde: Amicus Plato! amicus Aristoteles; sed
magis amica Veritas! Betrachtet man ihr Urtheil aus diesem Gesichtspuncte;
so wird ihre ungeheuchelte Freymüthigkeit nicht misfallen – wenigstens
erfahren die recensierten Schriftsteller die Empfindungen der Verfaßer ohne
allen Zusatz pp.“
Dieser ganze Theil ist zieml. interessant für mich, weil so gar der
Castratehen darinn gedacht wird. Eine Vertheidigung gegen Reimarus macht den
Anfang, mit dem der Hamb. Correspondent die Recens. der Wolken verbunden
hatte. Hierauf eine allgemeine Vertheidigung gegen verschiedene
Beschuldigungen. Der dritte enthält allgemeine Betrachtungen über das Genie der
Deutschen v den Zustand der Deutschen Litteratur. Hierauf kommen 6 über
Süßmilchs göttl. Ordnung, hernach
Anpreisung
der patriotischen
Vorstellungen des Schweitzers. Nach der Beurtheilung des
Sonderlings
, schliest
der 254 Brief mit der
Beur
theilung der Kreuzzüge des Philologen, die mit
vielem
Nachdrucke
und Fleiß und
Kunst
aufgesetzt ist, daß ich vollkommen
mit dem Recensenten zufrieden seyn kann. Ein langes Exordium über die
vornehmsten Tugenden eines Prosascribenten. Wozu
Dunkelheit
wenn man
nichts als
Einfälle
hat, über die Alpen reisen muß um ein Feuerwerk zu sehen.
Hierauf vom
Genie
und den Unbequemlichkeiten deßelben. Ein edles Pferd
führt weiter vom Wege ab als ein gemeines Zugpferd. Die Eitelkeit ein
original zu seyn ist ein Symtom der Vollblütigkeit, der Gesundheit und Stärke,
womit schwächl. Temperamente verschont sind. Diese Einfälle werden durch
einen Schriftsteller verursacht, der eine feine Beurtheilungskraft besitzt, viel
gelesen und verdaut hat, Funken vom Genie zeigt und den Kern v Nachdruck
der
deutschen
Sprache in sr Gewalt hat, der einer der
besten
Schriftsteller
hätte werden können, wenn es ihm nicht gefallen hätte einer der tadelhaftesten
zu seyn. Hierauf komt eine kleine Geschichte meiner Autorschaft, meiner
Gleichgiltigkeit gegen die Erinnerungen und liebreiche Bekehrungsmittel eines
Unbekannten, der das Gesuchte, Allzuspruchreife, gekünstelte und Rätselhafte,
die weit hergeholte Geheimniße, die Menge in einander verschlungener
Anspielungen, die Verschwendung biß zum Überdruß getadelt hätte; ohngeachtet
die
gesunde
Beurtheilungskraft dieses Schriftstellers aus sr. Dunkelheit selbst
allenthalben hervorleuchtet. Einmal in seinen abentheuerl. Styl verliebt, hat
er, ich
weiß nicht was
, das er ich
weiß nicht warum
Kreuz. der Phil. nennt,
ich
weiß nicht wo
, hat zusammen drucken laßen. Hierauf wird alles angeführt,
was die Zeitverwandten des Verfaßers aus sr. Vorrede verstehen können.
Mit dem übrigen dieser Vorrede mag eine
beßere Nachwelt
sehen, wie sie
zurecht kommt. Vielleicht findet sie mehr Geschmack an grillenhaften Einfällen
und witzigen Anspielungen, die nicht anders als durch einen weitläuftigen
Commentarium verstanden werden können. Ein kleiner Versuch etwas
abzuschreiben was man nicht versteht. Bey der Menge solcher ungereimten
Grillen, die der Leser auf allen Seiten antrift, muß er auf den Verf. nothwendig
den Verdacht werfen, er wolle ihn zum Narren haben, oder träume mit offnen
Augen. Da ein pr. Officier dieses seltsame Bändchen vielleicht mit Unwillen
wegwerfen und die Gedult nicht haben möchte die würkl. schöne Stellen aus
dem Wuste hervorzusuchen; so reitzt man seine Aufmerksamkeit durch einige
Beyspiele. Wo das Fehlerhafte so sehr in die Augen fällt; da muß der
unpartheyische Kunstrichter, wenn doch wirkl. Schönheiten vorhanden sind, die
Schönheiten aussuchen. Zu dem nicht
viel bedeutenden
Aufsatz über die ak.
Fr. findet man eine richtige Bemerkung. Der 2. über die Wortfüg. ist voll
feiner Gedanken und sehr guten Anmerkungen, die sich der Leser bey
Erblickung des albernen Holzschnittes, mit welchem ihn der Verf. verunziert hat,
wohl nicht versprechen wird. / Und in diesem Ton werden alle Stücke einzeln
recensirt, die deutsche Gedichte für zieml. deutlich aber leider! auch für zieml.
schlecht erklärt. Endlich ein klein Recept:
Gedult
seine Ideen auszubilden,
Sparsamkeit
im Gebrauche der Redezierrathen v
Verleugnung
seiner
Lieblingsgrillen. Unten steht der Buchstabe Z. Tantum. Grüße und Küße von
Ihrem Freunde
Hamann.Sie erhalten, liebster Freund, das versprochene Mst. Der Inhalt interessirt
Sie näher als mich; ich schmeichele mich daher, daß Ihnen die Ausarbeitung
dieser Materie nicht unangenehm, auch nicht ohne Vortheil des allgemeinen
Bestens seyn wird.
Die Geschichte zeigt, wie sehr die Censur mit dem Päbstl. Sauerteige
zusammenhängt. Als ein protestantischer Geistl. ist es eine Pflicht für Sie den
Geist der Reformation zu erhalten und fortzupflanzen. Wir vergeßen, daß wir
Lutheraner sind und daher verbunden immer
mehr
und
mehr
auszugehen,
und Luthers Werke nachzuahmen, in denen allein die Kraft seines Namens
und Nachruhms zu setzen ist.
Schmieden Sie das Eisen, weil es warm ist. Theilen Sie mir wenigstens
so bald Sie können Ihre Erklärung hierüber mit. Dringen Sie auf den
Schaden, der der Wahrheit, den Wißenschaften, dem Geiste unsers Monarchen, der
das Genie nicht unterdrückt haben will, durch die pharisäische Splitterrichter
und Mückenfänger wiederfährt.
Die Ungebundenheit der herrschenden Sitten und Freygeisterey muß durch
die Freyheit der Preße theils sich selbst verrathen und in ihr eigen Schwerdt
fallen theils die Macht der Unwißenheit verkürzen und den Anbruch des Tags
beschleunigen, auf den wir alle warten.
Ihre letzten freundschaftl. Zuschriften werde mit nächsten beantworten.
Bleibe im Lande und nähre Dich redlich – als ein Zöllner. Dies ist meine
gegenwärtige Entschließung, auf die ich studiere, daß ich griechisch und arabisch
darüber vergeße. So bald ich kann, mehr.
Behalten Sie mich in gutem Andenken. Mein alter Vater empfiehlt sich.
Leben Sie wohl. Den 17 März 1763.Königsberg den 29 März am Tage Quirini 63.Herzlich geliebtester Freund,
Hab ich mich schon für Ihren Athenaeum bedankt? Falls Mund und Feder
es neulich vergeßen,
doch
nicht Sinn und Gemüth. Ich freue mich auf den
Empfang deßelben. Ohngeachtet mein griechisches jetzt ganz abgeschnitten
habe; so denk ich
doch
den Faden wieder zu finden. Kürzlich habe einen
Maximum Tyrium v Diogenes Laertius von beyden sehr gute v brauchbare
Ausgaben für 1 fl. 8 gl. erstanden. Kurz meine Bibliothek wächst wie ein
Schneeball, der von Hügel zu Hügel rollt und endl. ein kleines Thal füllt.
In Ihre Einrichtung werde mich strenge halten. Da Sie den Anfang von
der Werkstätte der Künste, die Justi übersetzt, hier genommen: so werden Sie
die Fortsetzung im Kanterschen Laden, wie ich hoffe continuiren. Erklären Sie
sich bey Zeiten wenigstens darüber. Eine Geschichte der Amazonen und des
Essartz medizinische Erziehung der Kinder sind von einem Uebersetzer. Ich
habe beyde gelesen. Alles was in das letztere Fach läuft ist mir nicht
gleichgiltig. Sie sind ganz neu ausgekommen. Melden Sie sich wenn Sie selbige
haben wollen.
Ich werde mich daran begnügen an den Verleger der Litt. Br. zu schreiben.
Seit dem 6 4ten hui. schon angefangen und möchte wohl erst den Grünen
Donnerstag mit ms. Verlegers Abreise fertig werden. Nichts wäre leichter als
zu antworten und mich zu rechtfertigen. Ich habe es zwar alles Macht, aber
es frommt nicht alles. Ich habe es alles Macht, aber es beßert nicht alles.
Erst muß man ins
Ohr
reden und hernach auf das Dach zur Kanzel
machen. Dafür daß ich Ihre offene Einlage zum voraus zu lesen bekommen;
will ich Ihnen jetzt einige Stellen aus meinem Schreiben an N.
wieder
anticipiren laßen aber sub sigillo confessionis
.– – – – Der Titel dieser ungezogenen Sammlung ist vermuthl. ein
Provincialscherz
und bezieht sich auf die hin und her in diesem Königreiche
befindliche
Labyrinthe
und ihre
Bedeutung
, welche nach dem ersten Theil des
erläuterten Preußens p. 723. der
Arglistigkeit
der ehemaligen Ordensbrüder
und Kreuzherren ihren Ursprung zu verdanken haben. Vsu enim illis
receptum erat vbique in Prussia in collibus
editioribus
prope aries
nobiliores
figuram quandam
labyrintheam
et
intricatam
terrae insculpere quam
Hierosolymam vocabant. Hanc ipsi vel serui ipsorum coram eis
hilaritatis
ergo post pocula et crapulas percurrebant et hoc pacto religione se
solutos putabant, si pro defensione vera Hierusalem in Saracenis oppressae
fictam ludibundi percurrerent.Was Tarquinius Superbus in seinem Garten mit den Mohnköpfen sprach,
verstand der
Sohn
aber nicht der Bote. Mithin kann ein
Einfall
, vor dem
dienstbare Geister
die Augen niederschlagen, vielleicht
Kinder kützeln
; und
von den Brosamen, die Kindern entfallen, leben Mops und Katze – einträchtig
biß zum Wunder in meiner kleinen Haushaltung, nach der ich in
Ermangelung eines beßeren Maasstabes
mein Publicum beurtheilen muß.
– – – – – – – Vielleicht hat die Fülle des Gemüths von
Privatangelegenheiten und der Ueberfluß unnützer Vertraulichkeiten mein letzteres Schreiben
verekelt – Doch ein Liebhaber, deßen Leidenschaft deutscher Ernst ist, wirft
die Gesetze des Wohlstandes als Einfälle eines Spötters hinter sich und eine
völlige Freundschaft treibt die Furcht aus. – Der Philolog verzagte damals
nicht, da er von einem unbekannten Kulmius wegen sr. ebentheuerl.
Schreibart gestraft wurde, und freut sich auch diese Stunde noch, daß die Verfaßer
der Briefe den
Vater der Geister
nachahmen, deßen Adoption in einem
kleinen Staupbesen besteht den Paulus an die Hebräer μαστιξ nennt.
– – – – – – Wenn mich die
Eitelkeit
ein
Muster
zu werden anfechten sollte:
so würde ich der erste seyn darüber zu lachen. Von der Schuldigkeit ein
Original
zu seyn, soll mich nichts abschrecken. Ein Original schreckt Nachahmer
ab und bringt Muster hervor.
Den
Geist
eines Volks oder Jahrhunderts anzubauen und Aecker zu
düngen oder fruchtbar zu machen, geschieht durch
ähnliche
Mittel. Im Stall eines
Augeas, dem niemand als ein Herkules gewachsen ist, liegt das gröste
Geheimnis der Landwirtschaft –
Wenigstens sagen Sie dem Recensenten der Kreuzzüge, den ich kenne, so
viel statt eines aufrichtigen Bekenntnißes; „daß ich alle seine Vorwürfe in
größerer Stärke zum voraus gefühlt habe als er selbige hat
entwickeln
können, und daß ich seine Gründe und ihre Unhinlänglichkeit
übersehen
kann.“ Wenn ich aber sn.
Beyfall
nicht verdächtig machen will, darf ich die
schwache Seite seiner
Kritik
nicht aufdecken ohne einen gleichen Nachtheil für
uns beyde. Um seinen Spieler bey Muth zu erhalten, muß man Kleinigkeiten
verlieren.
Lieber mag ich gar nicht trinken!
sagt der Bruder. Die Schwester sagt:
Lieber mag ich gar nicht naschen.
Und was soll ein Schriftsteller sagen, dem sie seine
Lieblingsgrillen
verbieten? Wird ihm noch Lust und Kraft die Feder zu führen übrig bleiben? Drey
Schritt vom Leib, Herr Recensent! Sie mögen seyn, wer Sie wollen –
Wer dahin greift, wohin er griff,
Der greift den Weisen an die Seele.
Wenn des Philologen seine kein Mädchen ist: so ist Ihre gewiß eine Delila
mit dem Scheermeßer, die ihn erst zum Kahlkopf und hernach zum Spott der
Kinder machen will – Gedult Ideen zu entwickeln muß man Leser lehren und
kann bey Schriftstellern von Selbstprüfung zum voraus setzen. Spinnen und
ihrem Bewunderer Spinoza ist die geometrische Bauart natürlich? Können
wir alle Systematiker seyn? Und wo blieben die Seidenwürmer, diese
Lieblinge unsers Salomo?
Durch welchen Zufall hat sich der Kunstrichter mit dem apokalyptischen Z.
des Antipoden characterisirt? Ist es nicht der hochwürdige Doctor und
Canonicus Ziegra der die Hamb. Nachr. aus dem Reiche der Gelehrsamkeit
sammelt v herausgiebt? In Karthago war es ein berühmtes Sprichwort; daß
Gamma neulich Beta, Beta nun Gamma verfolgt.
Laßen Sie mich HH. mit diesem Buchstabenspiel schließen. Es thut mir nicht
leid an diesem Briefe einen ganzen Monath lang geschrieben zu haben, da mir
die Bequemlichkeit dadurch zugewachsen einen guten Freund zum
Ueberbringer deßelben zu machen, den Sie beßer kennen mögen als ich selbst, daß ich
daher nicht nöthig habe ihn Ihren guten Gesinnungen zu empfehlen ppp.
Ich ersuche Sie nochmals, liebster Freund, laßen Sie sich gegen Krickende
nichts merken, daß ich in der geringsten Verbindung stehe, noch von der Natur
uns. Briefwechsels. Ihre kleine Anmerkung über das Wort
Funken
trift
weder mich noch die Briefsteller. Sie haben mir auch
Stralen
zugeschrieben
und meine Schreibart mit der Stelle des Shakespear verglichen, die ich selbst
angeführt habe. Ich will auch noch nichts als ein Schüler seyn und meine
Lehrjahre redlich aushalten mit Gottes Hülfe. Ich habe eben so viel Gedult
zu warten als Oel zur Lampe nöthig, biß der Tag anbricht und der
Morgenstern aufgehen wird.
Den Namen des Verfaßers vom Tode fürs Vaterland habe nicht lesen
können, bitte mir daher denselben noch einmal deutlicher zu schreiben. Wenn
der Vorläufer wird fertig seyn; so möchten wohl
Beherzigungen
und
Bedenklichkeiten
die Büchercensur betreffend nachfolgen. Vielleicht ist dies der
doppelte Phomelhant, auf deßen Erscheinung jener Hirtenbriefsteller seine
Leser zubereiten wollen, um den Wahn zu wiederlegen, daß die
Freyheit
nicht
auf Aufhebung sondern Erfüllung der Gesetze abziele. Das Bauchgrimmen
pflegt auf das Verschlingen süßer Lehren nicht auszubleiben.
Gott laße auch diese heilige Zeit an unserer aller Seelen geseegnet seyn und
gebe uns allen die Kraft Seines Todes und Seiner Auferstehung reichlich zu
schmecken. – Mein alter Vater grüst Sie herzl. und Ihr werthes Haus. Ich
umarme Sie und Ihre liebe Frau. Leben Sie wohl und lieben Sie Ihren
aufrichtigen Freund und DienerHamann.Adresse:An meinen / alten würdigen Freund, / HErrn Rector / Lindner /
einzuhändigen.
Königsberg den 14 May 63.Herzlich geliebtester Freund,
Sie haben auf meine Antwort ziemlich warten müßen; ich habe unterdeßen
die Kortholtzsche Sammlung des Leibnizischen Briefwechsels
gelesen
von
4 Theilen und wenig darinnen gefunden. Ich weiß nicht durch welches
Schicksal ich seine Theodicée gleichfalls niemals habe endigen können. Ein paar
Urtheile über den berühmten Medicum
Stahl
habe für werth gehalten
anzumerken. Jetzt lese Balzacs Socrate Chretien mit mehr Vergnügen und man
sollte meynen, daß ich dies Buch ziemlich geritten v. Einfälle daraus geborgt
hätte, da ich es doch jetzt erst kennen lerne.
Basedow
hat eine
Arithmetik
geschrieben
, die bey mir liegt, aber ich habe sie noch nicht Zeit gehabt
anzusehen; sie ist Ihnen
aber zugedacht, weil sie ein kleines bequemes
neueingerichtetes Schulbuch
zu seyn scheint v die übrigen Compendia dieses
dänischen Gelehrten Geschäft werden, aus
Kanters
Laden.
Einen ziemlich starken Octavband habe um ein weniges hier aus einer
Auction erstanden unter folgendem Titel: Plan Theologique du Pythagorisme
et des autres sectes sçavantes de la Grece pour servir d’eclaircissement aux
Ouvrages polemiques des Peres contre les Payens, avec la Traduction de
la Therapeutique de Theodoret, où l’on voit l’abregé de ces fameuses
Controverses. par le R. P. Michel Mourgues, Jesuit v Prof. zu Toulouse. à
Amsterd. 714.
Der erste Theil besteht aus 10 Briefen, darin die erste Hälfte das
höchste
Wesen
, die andere die subalterne Gottheiten betrift. Den Schluß macht ein
eilfter Brief über die 3 Grundsätze der heidnischen Moral, die Unsterblichkeit
der Seele, das Gericht der Todten v die Seelenwanderung. Sie sind alle an
Mr. de la Loubere de l’Academie française gerichtet. Der zweite Theil besteht
aus der Uebersetzung des Theodoret, Bischofs von Cyr; den Schluß dieses
Theils machen 2 apologetische Sendschreiben sur la fixation du regne de
Semiramis au temps d’Abraham gegen Porphyr v Uster v sur les Oracles du
Paganisme gegen van Dale. Ich habe noch nichts darinn lesen können sondern
theile Ihnen bloß den Innhalt aus dem vorangesetzten Verzeichnis mit. Es
scheint mir ein gutes Paar mit des Voisins neulich erhaltnen Werke de lege
diuina
auszumachen; daß ich allso jetzt 2 brauchbare Bücher über die
jüdische v. griechische
Philosophie v ihre
Geheimniße
habe, in dem ich
wenigstens die
Fächer
angezeigt finde und
rohe Materie
zur Ausarbeitung.
Noch habe die Commentaires d’Hierocles sur les vers dorés de Pythagore
par M. Dacier erhalten. Tome second, was im ersten Theil seyn mag kann
nicht errathen, weil dieser ein für sich bestehendes Werk ausmacht, und möchte
den Innhalt des
ersten
gern wißen. Ich vermuthe daß er das Leben v. die
Philosophie des Pythagoras besonders in sich schließt.
Noch ein Aristophanes mit der Uebersetzung des Frischlini, bey dem ich
aber 2 Comödien vermiße, weil nur 5 darinnen stehen Plutus, Equites, Nubes,
Ranae, Acharnenses, fehlen also Pax v Thesmoph. Denn 7 sind meines
Wißens von ihm übrig.
K. hat mir zweimal geschrieben, aber lauter gute Nachrichten – Ich warte
mit Schmertzen auf ihn, er ist in Nicolais Gesellschaft nach Leipzig gereiset
v redte von vortheilhaften Vorschlägen, die er ihm im Handel zu machen
hätte. Ich wünschte Ihre gute Freundschaft und würde dabey gewinnen.
Lauson meldte mir gestern, was Probst Süßmilch der philos. Facult.
geantwortet, mit Kr. Hand sehr weitläuftig. Der Innhalt soll sr. Erzählung nach dieser
seyn: Er hätte es censirt, weil die Censur
hier abgeschlagen
worden wäre –
v er keinen Ursache gefunden hätte – Dies käme ihm zu vermöge gewißer
Rescripte, die er angeführt. – Hierauf eine vertraul. Erinnerung an die Facult.
nicht so schwierig zu seyn v die Censur in eine Correctur zu verwandeln. Zur
Illustration ein neuerl. Exempel, da
Mahomets Leben
dort zur Unterschrift
gebracht worden, welche hat abgeschlagen werden müßen, weil offenbare
Stellen gegen die Rel. in derselben gewesen. Man druckt es gleichwol getrost weg –
hierauf verfällt der Schuldige in eine Strafe von 100 #. Er meldt sich bey der
höchsten Instanz, auf deren Befehl die 100 # wieder zurückgezahlt werden
müßen v das Buch frey verkauft werden darf.
Wenn Sie einige nähere Nachrichten hierüber vom Amanuensi erhalten
können, v. insbesondere wegen des Lebens Mahomets, ob es ein deutsches
Original v dem Verfaßer oder ein der Uebersetzer des Boulainvilliers seyn,
dienen Sie mir doch damit liebster Freund.
Ja, eh ich vergeße, 6 Sigismund Dittchen richtig erhalten; 3 davon neulich
in den Klingsekel gelegt v 1. meinem dicken Mädchen zum Andenken gegeben,
das übrige soll gleichfalls ad pias causas bey Gelegenheit dienen. Den Brief
selbst habe meinem Verleger
aufgebunden
v an ihn eingeschloßen zur
Beförderung, daran ich gar nicht zweifele, und mich darnach gewiß erkundigen
werde.
Wie gefällt Ihnen das
Mitausche
Intermezzo
– Gottlob! daß ich so weit
bin. Der Einfall ist beßer gelungen als ich voraussehen können. Der dritte
Abschnitt vom
Original
ist mit Fleiß ohne Anmerckungen geblieben – weil ich
halb Willens bin diese Materie besonders zu behandeln in einem
Sendschreiben an den Verleger der Litteratur Briefe. Das fictam ludibundi ist ein
guter Transitus zur
Parodie
, bey der ich viel ersparen und combinirenkönnen. Wenn ich doch
zuverläßig
wüste, ob der Verf. der philos. Schriften der
Beurtheiler
wäre, denn würde der Anfang eines Briefes erfüllt seyn, den
ich an ihn schrieb: Amen Wahrlich, Amen, ich sage Dir, es sey denn daß das
Weitzenkorn uns. Freundschaft erstirbt, so bleibt es alleine. Wo es aber erstirbt,
so bringt es viel Früchte.
Im 16 St. der Tornschen Nachrichten vorigen Jahrs steht folg. Recension:
Creuzz. des Phil. Diese Schrift, die auf 17 Bogen ohne Anzeige des Orts,
vermuthl. aber zu Kgsberg herausgekommen, enthält verschiedene kurze
Aufsätze aus der Sprachkunde, Litteratur v Kritik, die aber in einer nicht
jedermann verständl. Schreibart verfaßt sind. Die vornehmsten Stücke sind:
Ueber eine akad. Frage vom Einfluß der Sprachen
in die Sitten;
über
die Magi
aus Morgenlande; über die Wortfügung in der fr. Sp. Klagg.
ein Auszug aus der Inoc. du b. s. Eine Kritik über das Urtheil der Litt. B.
von der neuen Heloise des Roußeau; Näschereyen an den Verf. einer ähnl.
betitelten Schrift die von der Erlernung der gr. Sprache handeln; Rhapsodie
in k. Pr. worinn über Sprachen des Alterthums ihre Bilder v Poesie geredt
wird v endl. einige jug. Gelegenheitsstücke – – Wenn wir uns. Leser mit
Zuverläßigkeit berichten daß der V. der Sok. D. HE Haman diese Krzz.
geschrieben hat so werden sie wißen, daß sie es mit einem feinen v nur wenigen
verständl. Schriftsteller zu thun haben. Es herrscht überall das Eigenthüml. v
die Züge eines Originalcharacters darinn, den die HE. Verf. der Litter. Br.
bewundert haben. Die Anlagen zu einem großen Genie werden sich mit der
Zeit beßer v. nutzbarer ausbreiten wenn der Verf. sich auf einen Gegenstand
vollständig v mit etwas mehr Herablaßung einschränken wird. Die Kritik
über die Heloise ist voll Witz v Wahrheit. Die sinnreichen Gedanken die
zuweilen nur ein Spiel zu seyn scheinen, enthalten doch immer tief verflochtene
Wahrheiten in einer etwas festen Schaale. Die hellenistischen Briefe sind ein
Beweiß, daß der Verf. das Griech. nicht obenhin erlernet habe. Auch die
Ordnung, die er im Lesen der Autoren dieser Sprache beobachtet hat uns wohl
gefallen. Daß er aber die biblischen Redensarten gar zu oft in die Sprache des
Witzes v der Satyre mischet, dies wird ihm wohl kaum von allen Lesern
vergeben werden; ob wir gleich, so viel wir von seinem persönl. Character kennen,
ihn von aller übeln Absicht dabey frey sprechen können.
Im 19 St. ei. aus Kgsb: Von dem Verf. der Kreuzz. des Phil. sind
abermals zwo einzelne Bogen herausgekommen. Der eine führt den Titel:
Leser
v
Kunstrichter
v der andere:
Schriftsteller
v
Leser
. Sie gehen theils wieder
die Schrift: Anmerkungen zum Vorth. deutscher Kunstr. theils wieder die
Betrachtungen des HE von Hagedorn von der Maler. Beide sind in dem
nehml. Tone der Kruezz. geschrieben.
Sie werden aus dieser Probe sehen, mit wie wenig
Treue
,
Ordnung
v
Absicht
gewiße Artikel aufs Papier geworfen werden, daß es fast das
Ansehen hat, daß der Recens. aus dem Kopf schreibe, indem er
Titel
v
Ordnung
Inhalt
verfälscht. Jede Kleinigkeit die hier v zum Theil in Danzig
Marienwerder auskomt, wird hier mitgenommen,
altes
v
Neues
. In diesem
Stück v was das Polnische betrift, sind sie interessant. Leichenreden,
Gelegenheitsgedichte, v jede nichtswürdige Anecdote wird hier ausgekramt. Auch
Neckereyen schleichen sich mit unter. Lausons Rede auf Dach komt auch im
vorigen Jahre vor. Ich bin neugierig auf die Recension ss Päans. So viel
habe Ihnen unter der Hand mittheilen wollen, und daß wir bald Anecdoten
die theol. Litteratur betreffend vom näml. Verf. haben werden.
Meine 3 kleine Katzen leben v springen wie die kleine Tyger im Hause
herum. Meine arme Hamadryade macht mir auch Freude, daß meine Zucht
gerathen wird – Ein starkes Flußfieber magert sie ein wenig ab, und zieht ihr
viel Mitleiden, Pflege auch Verdacht zu. Griechisch v. Arabisch hängen ganz
am Nagel. Künftige Meße verspricht viel Neuigkeiten, Michaelis eine arabische
Gramm. v Chrestomathie, Winkelmann se. Historie der Kunst v Sulzer sein
Wörterbuch. Unterdeßen bin doch nicht ganz müßig v ahme jene Baumeister
nach, von denen Nehem. IV. geschrieben steht: mit einer Hand thaten sie die
Arbeit, und mit der andern hielten Sie die Waffen.
Gott gebe Ihnen geseegnete Pfingsten und erfreue Sie an Geist, Seele v
Leib. Mein alter Vater empfiehlt sich Ihrem treuen Andenken. Grüßen Sie
von uns Ihre liebe Frau, und HE Hinz, dem Hippel melden läßt, daß
Montesquieu v Milton bey ihm sind, vom Sonderling aber weiß er nichts.
Ich behalte keine Zeit übrig heute mehr zu schreiben –
Der Brief ist einen Posttag liegen geblieben. Habe in benachbarten Zeisischen
Buchladen den I. Theil der
Homischen
Grundsätze der Critik gefunden,
gelesen, und
selbigen so bald als mögl
. mittheilen wollen; weil er im
Kanterschen nicht so bald ankommen möchte. Gestern nach Braunschw. geschrieben,
v se Zuschrift vom März beantwortet –
Meine Bibliothek bringt mir HE. Däntler in Ordnung, auf der ich ganz ein
Fremdling geworden, und jetzt zu meiner Heimath vielleicht machen möchte.
Ihr Athenaeus wird hier sehr gute Gesellschaft finden. Ich bitte jetzt um einen
Herodot, wenn ich noch in meinem Studiren fortfahren soll. Doch alles wie
Gott will.
Königsberg den 17 Jun. 63.Herzlich geliebtester Freund,
Herr Lauson hat überschickte Rede des HE von Essen richtig erhalten; weil
Sie nicht geschrieben haben, so hat er mich zum Procurator seines Danks
gemacht und findt es überflüßig selbst zu schreiben; als wenn eine gedruckte
thätliche Erinnerung keiner schriftlichen Antistrophe würdig wäre, wie ihr
pindarischer Gehülfe gleichfalls meynt. Auf meinen Freund Lauson wieder zu
kommen: so ist ihm vom Driest die Correctur eines Catalogi aufgetragen
worden und – – – und – – – – und – – er ist
neugierig
zu wißen ob die
Gebühr pro studio et labore auch dem Buchdrucker aufgetragen, der über den
Vorsatz vielleicht den Nachsatz vergeßen. Sie wißen, daß er als ein Freund
Ihnen gerne ohne Eigennutz dient; seine Menschenliebe macht es ihm aber
zur Pflicht für die Ehrlichkeit aller seiner Bekannten Sorge zu tragen, und Sie
wißen daß Anecdoten die einzigen medii termini seiner kritischen
Vernunftlehre und Sittenlehre sind.
Ihre Commissionen an Wagner v Hartknoch sind richtig bestellt. HE. Kanter
ist schon wieder abgereist nach Kurland und hatte das Unglück, als er eben von
Amaliechen kam, durch einen kleinen Schreck nüchtern zu werden den Abend
vor seiner Abreise. HE. Baron von Schröder ist sein Reisegefährte, und beyde
werden jetzt schon vermuthlich an Ort u. Stelle seyn.
Athenaeus wird mit einem Ballen mitkommen. So bald ich ihn erhalte,
melde es Ihnen. Ein Schiffer von Lübeck liegt schon in Pillau, der vermuthl.
die Meßgüter mitbringen wird.
Wegen Mahomets habe hier die Nachricht vom Verleger, daß es eine Sache
von einigen Jahren her betrift. Ein gewißer von Kleist soll Lettres d’un
Mahometan herausgegeben haben, an denen nichts als die tumme Frechheit
hervorstechen soll. Ist Ihr Bericht ausführlicher und gründlicher, so theilen Sie
mir selbigen mit.
Ich nehme auch an dem Wachsthum Ihrer Bibliothek Antheil. Mit ihrer
Größe pflegt der Gebrauch derselben oft abzunehmen. Mir geht es
wenigstens so.
Ich habe jetzt einige alte Bücher ohne Wucher durchgeblättert. Jacobi
Mazonii Caesenatis de triplici hominum vita, actiua, contemplatiua et
religiosa methodi tres, quaestionibus 5197 distinctae. Caesenae 577. Die
politicam legalem, oder den Esprit des loix, nennt er magiam quandam
philosophiae moralis. Im prooemio habe ich noch den merkwürdigsten Einfall
gefunden, der aber nicht in ein gehörig Licht gesetzt v einer beßere
Entwickelung wohl verdienen möchte. Er sagt nämlich, daß ein actives v contemplatives
Leben eine gewiße
mediocritatem
einführe in Handlungen v Begriffen, die
durch den enthousiasmum eines dritten Lebens höher und tiefer gestimmt
werden müßen. Seine eigene Worte sind folgende: tertia vita hominibus
necessaria fuit, quae hinc inde
excessus
interdum vt
optimos probaret
, et ex
vtraque non
adaequate
, sed
eminenter
composita, earum audaciam
retunderet, dissonamque ac
superpartientem
rationem ad consonam et
super
particuralem
particularem
reduceret et hanc religionem vocamus.Der Grund davon wird allso von dem Autor ausgedrückt: Vtraque vita nimis
est
mediocritatis
, licet diuerso modo, amatrix;
actiua
ad illa quae
operatur, se veluti
regula mensuraque
habet, contemplatiua ad ea quae
speculatur se habet veluti
mensuratum et regulatum
. Jenes vergleicht er mit
dem Sinne des Gefühls; dies mit dem Gesicht. Syrianus hat das thätige
Leben in conuersione ad finem particularem v das speculatiuische in
conuersione ad finem vniuersalem gesetzt. Nächstdem habe Stephani Morini
Dissertationes octo gelesen Genevae 683. 8. Die beiden ersten handeln von der
Verwandtschaft der Spartaner v Hebräer. Die dritte von der Gewohnheit
Saltz auf zerstörte Städte zu streuen. Die vierte über eine Stelle des heil.
Hieronymi: Multa compellitur Apostolus velle quae non vult cet. Die fünfte
betrift ein Wort des Seruius ad Aeneid. III. 67. Stoici
herciscandi
, id est,
medium scruti. Sie hätten sich von den Platonikern und Epikuräern in
Ansehung der Seele unterschieden und weder ihre Sterblichkeit mit dem Leibe
noch ihre emsige Dauer gelehrt, sondern eine Unsterblichkeit gelehrt, wie einige
den Höllenstrafen zueignen, länger als Epikur aber nicht unendlich wie Plato.
Das 6te handelt de diuortiis et eorum vsu. Diese sind in Briefen an Huet,
Le Moine v Des Ivetaux cet. abgefaßt. Die zweite letzten betreffen den
Eselskopf, den Gott der Christen, und die Orakel nebst der Ursache warum sie
aufgehört.
Endlich habe ich auch in Joh. Marckii 12 akademischen Disput. de
Sibyllinis carminibus Franekerae 682. 8. nichts gefunden daß der Mühe lohnte.
Die Elements of Criticism sind von Henry Home (sonst Lord Kaims,einem Justizrath in Schottland) – Mehr Worte und Wendungen als Sachen.
So viel ich bey der flüchtigsten Durchwühlung dieses ersten Theils habe
übersehen können, taugt das wenigste von den Beobachtungen v Grundsätzen. Von
der Anwendung verspreche mir noch weniger. Die Spur des Verf. ist
unterdeßen lobenswürdig und könnte für se Nachfolger fruchtbarer werden als
Batteux seine, der auf einen alten Begrif des Aristoteles sein Glück gemacht.
Mysterium Cereris et Bacchi wird eine kleine Abhandl. des Swarzen seyn,
die ich selbst aus HE. Hinzens Güte in jenes Opusculis besitzen werde. Des
Eschenbachs Epigenem de Poesi Orphica nebst sr Ausgabe der Orphischen
Gedichte besitze selbst. Ob ich Borremarsium gelesen und nichts darinn
gefunden habe, weiß nicht; bekannt kommt er mir vor.
Von meiner Vorsicht bey Empfang Ihrer unschuldigen Nachrichten können
Sie versichert seyn. Daß Moses Mendelssohn den Preiß erhalten, werden Sie
aus den Zeitungen wißen. Wenn Sie mir die Preißfrage melden könnten,
thäten Sie mir einen großen Gefallen. Ich habe hier keine Gelegenheit sie zu
erfahren. So bald die Schrift auskommen wird, hab ich sie für mich bestellt.
Lacht Rammler über den Wiederspruch der HE. Recensenten überhaupt, oder
in welchem besondern Fall?
Meine Hamadryade ist gesund. Diese Nachahmung des Pygmalions in der
Bildhauerarbeit wird mir so sauer, daß mir der Othem darüber ausfahren
möchte. Sie fragen, in welches Geistes Zucht sie ist? Die Pharisäer waren
keine solche Zweifler, sondern denken in ihrem Herzen: er hat einen
unsaubern
Geist. Marc. III. 30. – Cum DEO et die kehrt sich alles um, was jetzt hell
ist, wird Nacht und das Schwarze der Dämmerung steigt zum vollen Mittag,
der alles erleuchtet. Was im jüdischen Lande Beelzebub gelästert wurde, wird
jetzt sinnreicher mit Bileam, den Nicolaiten und dem
Geist der
Schwärmerey
verglichen, welcher der Oberste Wiedersacher unserer kleinen
Weltweisen, Kunstrichter v Schulfüchse ist.
Unter uns, liebster Freund. Vor 14 Tagen meldte mir mein Vater, daß
mein mütterl. 5m fl. betrüge. Noch ist keine Theilung geschehen; und woran
jetzt der Verzug liegt, weiß nicht. Mein alter hat unterdeßen neue
Ungelegenheiten wegen der Badstube. Examen ss Nachfolgers und alles ist
zurückgegangen. Sein gewesener Brodtdieb v jetziger Feind Langermann ist bey der
Kammer eingekommen v. meldt sich zur Badstube v dringt auf eine öffentl.
Licitation zu
seinem
besten. Ohngeachtet er sich auf
aus
drückl. Klg. Befehl dieses
Benificii unwürdig gemacht, hat doch die Kammer sein Memorialangenommen v deshalb an den Magistrat berichtet. Gott wird meinen Vater auch an
dem Buben rächen, wenn er auch alle Kriegsräthe, wie er sich selbst rühmt, zu
seinen Aderlaßkunden hat, den einzigen Praesidenten ausgenommen. So bald
ich das Meinige habe, bin ich willens den Anfang mit Bezahlung meiner alten
Schulden zu machen. Man wird mit 12 Thrl. hies. Geldes vorlieb nehmen, biß
ich versorgt bin und selbst mehr verdienen kann. Mein Vater grüst herzl. Ich
gleichfalls Ihr ganzes Haus und ersterbe Ihr treuer Freund
Hamann.Königsberg den 29 Jun: 63.Herzlich geliebtester Freund,
Ihr Athenaeus ist glücklich angekommen und ich wiederhole dafür meinen
schuldigsten Dank. Noch eine Bitte in Ansehung deßelben habe an Ihnen. Da
ich mit dem Zeisischen Buchladen in gar keine Verbindung fast mehr stehe,
und man ohne Zweifel eine solche zweydeutige Meynung daselbst von mir
haben wird: so habe nicht heraus sagen wollen, daß dies Buch für mich
bestimmt gewesen, sondern Sie hierüber in Ungewisheit gelaßen, als wenn ich
es vorher zu meinem eignen Gebrauch ansehen wollte, und man mir die
Uebermachung deßelben an Sie überlaßen möchte. Sollte daher
für die Fracht
etwas zu bezahlen
seyn: so werden Sie die Güte haben das auf sich zu
nehmen, weil ich weder die Verbindlichkeit haben will Ihnen
ohne Noth
Gegendienste noch sonst etwas schuldig zu seyn. Im Fall Ihnen die Fracht
angerechnet werden sollte, will gern lieber mit Ihnen selbst liquidiren als mit
Nachbarn, die mich nicht loben, noch recht lieben können, sondern den Anfang
gemacht haben mich zu verachten und zu haßen. Sapienti sat.HE. Kanter wird Riga diesmal gewiß besuchen. Er hat ein vortreflich
Sortiment mitgebracht von holländischen großen Werken. Von Neuigkeiten hat
Daniel in der Löwengrube
von Moser mir bisher am meisten gefallen. Des
Gellius Julius Cäsar ist ein abortus der Schaubühne; der erste Aufzug
erträglicher als die beyden letzten. Weder Wahrheit noch Natur, weder
Wahrscheinlichkeit noch Kunst. Nicolai bekomt in der Vorrede abermal einen
Lungenhieb. Er giebt sich bloß für den Herausgeber des Stücks aus, allem
Vermuthen nach ist er es selbst. Moses in Midian ein poetisches Gemälde habe
nicht lange aushalten können. Eines von Breitenbauch
Schilderungen einiger
Gegenden des Alterthums v der neueren Zeit
sind ein elendes Geschmiere,
dafür ich Sie warne. Der Verfaßer muß die Idee seines Buchs wo gestohlen
haben, aus deßen ganzen Behandlung man nicht absehen kann, wie er selbst
zu Erfindung derselben fähig gewesen. Einen kleinen Auszug aus
Jacob
Böhmens
Schriften habe mit Aufmerksamkeit gelesen und nicht umsonst. Unter
den Titel Aurea catena Homeri habe ohne mein Wißen auch ein alchymisches
Werk bekommen, das ich der Mühe werth halte durchzugehen und vielleicht
gar zu behalten, weil es sich unter allen Schriften von der Art zu unterscheiden
scheint. Zu Gotha hat ein Schulmann Anecdota ecclesiastica et Latinitatis
elegantioris ausgegeben in denen ich nichts als kleine progymnasmatagefunden. Ein Pater piarum Scholarum zu Wien Schwarzer hat eine arithmeticam
mercatorum herausgegeben, die aus vielen practischen Vortheilen
zusammengesetzt. Ich fand gestern den naiven Einfall: Rechnen ist leicht aber
demonstriren ist lustig. So viel ich davon habe lesen können, kommt mir die
Demonstration seiner welschen Künste leicht, aber sein Rechnenungmethode desto
lustiger vor. Die Briefe welche Aeginus von einem seiner Freunde über das
Schulwesen mit Vorrede v Anmerkungen herausgegeben, schon vor einigen
Jahren habe auch durchblättert v gehören in ihre Sammlung, wenn sie nicht
schon da ist. Des M. Munters, wo ich nicht irre Versuch über die italienische
Poesie in Briefen habe auch jetzt gelesen. Seine Anführungen sind das Beste,
dem Petrarch mehr gewachsen als dem Dante in seiner Kritik. Da ich jetzt die
Sprache Däntler zu gefallen wieder vorgenommen freue ich mich über des
Gaudio Sammlung in Göttingen, die Thomsons engl. vorzuziehen, weil der
ganze erste Theil die Historie der italienischen Sprache v. Litteratur betrift.
Von der Schönheit in den Wißenschaften ist ein leeres Geschwätz. Beweiß,
daß der Begrif von Gott v der Unsterblichkeit der Seele in den angebornen
Trieben unserer Natur vergraben liege, empfehle Ihnen eher. Der
Apotheker
eine Wochenschrift mit Kupfern zu Kölln hält unerträgl. Poesien, die sich
mehrentheils schließen mit einem
und so weiter
, eine Uebersetzung der Apulejischen
Fabel vom güldenen Esel, eine Vergötterung des Ovids unter dem Titel von
den Verdiensten der Poeten um das ganze menschl. Geschlecht. Der Geschmack
im Innersten des Reichs sieht noch wie ein ungeleckter Bär aus, ein Stück
Fleisch ohne Gestalt und Bildung.
Den ersten Theil von Michaelis Erklärung der Epistel an die Ebräer habe
bloß ausgenommen ihn zu lesen. Seine Commentationes behalte und will
selbige mit sn. deutschen Abhandlungen v der Preißschrift zusammenbinden
laßen. Auch habe ich gefunden Sammlung der vornehmsten Schriftsteller die
die Wirklichkeit der Körperwelt geleugnet von Eschenbach übersetzt schon seit
756. in der Berkeleys Gespräche zwischen Hylas v Philonous enthalten die ich
so lange gesucht und mir immer gewünscht zu lesen und zu besitzen. Colliers
allgemeine Schlüßel ist mir ganz unbekannt. Haben Sie diese Sammlung
nicht; so hoffe ich daß Ihnen gleichfalls damit gedient seyn wird. Mir ist daran
so viel mehr gelegen weil ich Berkeleys Querist im Engl. besitze.
Eine kleine Abhandl. des Helmstädtschen Pr. Bode in 4. worinn er das
hohepriesterl. Gebet des Erlösers philosophisch v kritisch nach der
Grundsprache mit den vornehmsten orientalischen Uebersetzungen verglichen liegt
noch ungelesen vor mir. Ob ich selbige behalte, weiß nicht. M. Commerells
Hof- v Stadt-Diaconi zu Carlsruhe exegetico practische Erklärung des ersten
Buchs Mose in 60 Wochenpredigten halte auch der Mühe werth noch
durchzublättern.
So viel habe vor der Hand ansehen können. Der HE v Moser scheint mir
vor Klopstock und Gesner noch am allerglücklichsten eine biblische Geschichte
zur poetischen Fabel angewandt zu haben; und sein kleines Werk ist das Beste,
was ich noch von neu ausgekommenen Stückgütern dieser Meße gefunden
habe.
Bells Preißschrift von der Ursache v Folgen der Bevölkerung ist crambe bis
cocta für mich. Humes ähnl. Schrift über die Grundsätze des Ackerbaues hat
mir beßer gefallen. Dem HE Hinz melden Sie nebst meinem freundschaftl.
Gruß, daß im Kanterschen Laden die schöne
Ausgabe des Gesners vom
Horatz
ist, auch von Tibullo, Catullo, Propertio eine ganz neue niedl.
Handedition jetzt ausgekommen.
Ein Tanzmeister hat einen nouvel essay sur l’Education geschrieben, der
aber nichts als Reflexions sur le maintien enthält, die sehr osteologisch sind.
Er empfiehlt daher diesen Theil der Anatomie sn Amtsbrüdern eben so sehr
als die Maler die Myologie zu ihrer Kunst nöthig haben.
Wenn Sie den Recueil de pieces fugitives des Voltaire noch nicht haben,
von dem jetzt 6 Stück bey Nicolai ausgekommen, so verdient er wenigstens
gelesen zu werden. La mort de Socrate ist eine mittelmäßige farce. Palissotführt in einem Briefwechsel ein Epigramm auf la Mettrie an:
Fléau des Medecins, il en fut la lumiere;
Mais à force d’esprit tout lui parut matiere.Der Schulcollege braucht diese Woche die Brunnenkur in unserm Hause.
Er fängt seine Versuche, worüber er ausgespannt wurde, ärger jetzt an als
damals. Mein alter Vater spielt jetzt Ihre Rolle; ich aber bin taub und stumm.
Sie wißen was Recidive sind. Damals
wollt
er nicht hören; jetzt
kann
er
nicht hören. Was soll ich allso reden? – Mein Vater ist im Begrif mich bey
dem gegenwärtigen Kammerdirector v.
Wegner
die Erlaubnis auszuwirken,
ein Auscultator auf dem Licent zu seyn. Die
Steine
sind alsole so gut
rangirt, daß ich mit geschloßenen Augen immer ziehen kann. Examen und der
ganze Handel mit der Officin sind zurückgegangen oder stehen wenigstens
gantz stark stille. Ob der bestimmte Nachfolger ein Mann nach Gottes Herzen
gewesen sey, wird die Zeit lehren. Wir leben bisher auf dem besten Fuß mit
einander, so lange wir
uns für einander fürchten
. Vorigen Sontag that er
mir des Abends die Versicherung ex abrupto, daß er mein wahrer Freund
wäre, und daß er hoffe, ich würde der seinige auch noch
werden
. Ich wünschte
kalt die Erfüllung beyder Puncte zu sehen. Mein Alter hat mir schon ein
paarmal im Vertrauen geklagt, daß er ihn anführe. Und über das Privilegiummeinen alten Vater anzufahren bin ich sehr kützlich. Den zehnten Tag waren
die Augen meiner jungen Katzen offen, aber mit meiner Hamadryade geht es
nicht so thierisch sondern menschlicher zu. Der Instinct ist durch die Mechanik
eingeschränkt, wenn der freye Wille ins unendliche algebraisirt. Wer kann
Wind und Waßer gebiethen? Und ohne Wind und Waßer mag der Teufel
seine Schindmähren mahlen, und nicht ich. In der Erkenntnis des Guten und
Bösen übertrift sie alle Sophisten in diesem Jahrhundert – Dies Zeugnis wird
ihr der verjüngte Abälard einmal schriftlich geben; aber
gehorchen
– und das
ist die einzige Bedingung, unter ich der ich im stande bin Dinge zu thun, die
mir vor der Stirn nicht geschrieben stehen. Als Magd ist sie ohnedem schon
dazu verbunden, geschweige wenn ich die Gefahr auf mich nehme sie ehrlich zu
machen. Und diese Gefahr nehm ich auf mich, so bald sie meinen freyen Willen
ihrer eigenen Ehre vorzuziehen aus Liebe im stande ist –
Gott wird helfen Amen.
Herr Däntler ist im Begrif nach Kurl. wieder zu reisen und ich habe das
Vergnügen ihn auf die erwünschte Art in seines alten Brotherrn Hause
versorgt zu sehen.
Auch habe ich das Vergnügen einen sehr guten Menschen bey der für die
Fr General. von Witten gefunden zu haben von einem lieblichen muntern
Ansehen – –
Endlich hab ich das Vergnügen Sie noch zu umarmen nebst Ihrer lieben
Hälfte und Hausgenoßen. Mein Vater empfiehlt sich und ich nochmals Ihrem
treuen Andenken, der ich mit aufrichtigster Gesinnung bin Ihr ergebenster
Freund und Diener
Hamann.HE. Däntler wird nächstens selbst schreiben und hat Hofnung einen guten
Fang* zu thun. Moldenhawer ist heraus. Wegen Arnoldt habe bestellt. Leben
Sie wohl.
* einen Autor zum Hofmeister, der warlich mehr als ein Galimafree
geschrieben! Kurl. v Liefland soll jetzt recht bevölkert werden. Wenn unser
Freund den Hofmeister erräth, so will ich bey ihm in die Schule gehen. Grüßen
Sie Hinz abermal.Königsberg den 9 Jul: 63.Herzlich geliebtester Freund
Diese Woche, habe mit Petro aus dem vorigen SonntagsEvangelio zu
reden, mein Netz ausgeworfen, und den Anfang gemacht auf der Kanzelley
des kneiphöfischen Rathhauses als Volontair zu arbeiten. – Ich bin mit dem
Anfange so zufrieden, daß ich Hoffnung habe diese Arbeit eine Zeitlang
fortzusetzen, ohne ihrer so bald überdrüßig zu werden. Eine Vorbereitung und
Einweyhung von dieser Art zu Geschäften ist mir höchst nöthig und nützlich. Sie thut
allen übrigen Absichten ein Genüge. Ich kann meine Neigung und Geschick mit
Gemächlichkeit auskundschaften, und der Versuch mit Tabellen, Rechnungen
v dergl. worinn ich zufälligerweise am meisten Gelegenheit gehabt mich zu
üben, macht mir meine Ahndungen und den darnach entworfenen Plan meiner
künftigen Lebensart ernsthafter als vormals. Weg hast Du allerwegen – –
Ich finde zugleich, daß meine Gemüthsruhe und Geschmack am studieren
mit dieser Zerstreuung zunimmt, und freue mich darüber. – An HE. Nicolai
habe diese Woche mit Gelegenheit geschrieben und ein Exemplar des
Mitauschen Intermezzo beygelegt, auch an Hofrath Michaelis nach Göttingen v
2 nach Hamburg an den Corresp. v. Nachr. zugleich abfertigen können.
HE Kanter hat ein Haufen fr. Sachen bekommen. Folgende 3 nur
angesehen. Lettre d’un Theologien, ou il est demontré que l’on calomnie
grossierement St. Thomas quand on l’accuse d’avoir enseigné qu’il est quelque fois
permis de tuer un Tyran et d’avoir posé des principes contraires à
l’independance des Rois v la veritée vengée en faveur de St. Thomas par
St. Thomas meme. beyde 762. Plaidoyer pour les Jesuites de France dans
l’affaire du P. de la Vallette; Piece qui pourra servir de réponse au libelle
diffamatoire qui a pour titre: Essais sur le Commerce des Jesuites. à Paris 62.
ist vorzüglich vor jenen.
Hiernächst habe das Journal des Dames vom von den 61 v 62 Jahr
durchgelaufen. Mr. de Campigneules hat den Anfang gemacht, von dem noch
einige Stücke nachher vorkommen v
Romanen
geschrieben. Er ist Tresorier de
France à Lyon.Mr. de la Louptiere hat es vom April 761. biß Sept. fortgesetzt auch eine
Tragödie Melcinoé geschrieben. Mit dem Octobr hat es Mdme de Beaumerangefangen; die Folge so weit ich sie gehabt geht biß Sept. 762.
Die Recensionen der Bücher für das Schöne Geschlecht v von demselben
haben in diesem Journal den Vorzug trag. Ich habe einige
Frauenzimmernahmen ausgeschrieben. Mme
Bellot
hat reflexions d’une provinciale sur le
discours de Mr. Rousseau, Melanges de litterature anglaise, Observations
sur la noblesse; Mme
Benoit
ein Journal en forme de lettres v mes
Principes. Mlle
Bermann
hat in Gesellschaft ihres Bruders, der als ein Advocat
à la Cour souveraine de Lorraine ein andermal vorkommt den Preiß erhalten
von der Akad. zu Nancy über die Frage: le quel seroit le plus utile dans notre
Siecle d’ecrire des Ouvrages purement de belles-lettres ou de Morale?
Mme de
Colombieres
hat reflexions sur les causes des tremblemens de
terre; Mme
Fagnan
, Miroir des Princesses Orientales; Mme
Kéralio
eine
Uebersetzung von Gay’s Fabeln, Mme de
Lezé
Lettres de Julie à Ovidegeschrieben. Mlle
Faulques
heist die Autorin des Thierkrieges, des Abissai,
triomphe de l’amitié, Prejugés trop bravés et trop suivis, Contes du Serrail.Die Briefe der Fanny Butler, Juliette Catesby, die Histoire du Marqu. de
Cressy sind von Madame
Riccoboni
.Sonst habe in diesem Journal noch gefunden, daß Mr.
de Graville
den
ami des filles und l’homme vrai geschrieben. Avantures galantes de Mahomet,
Prophete des Musulmans, histoire secrete, traduite du Persan müßen auch
einige Aufmerksamkeit verdienen.
Les journées physiques scheinen eine Nachahmung der Fontenellischen
Gespräche zu seyn und der Fr. Gometz.
Les impostures innocentes ou les Opuscules de Mr *** I. Partie. à
Magdebourg 761. sind angekündigt als die amusemens d’un homme de lettres
connu par la profonde condition et ses talens distingués, von denen man
mit Verlangen den 2 Theil erwartet. In diesem soll Psaphion, die Menschen
des Prometheus, Serpilla v Lilla und Ciname enthalten seyn.
Mr. du Puy hat den Sophokles übersetzt und als ein Supplement zu
Brumoy Theatre herausgegeben. Mes dix-neuf ans sind Poesieen von Mr. de
Rozoi
, der die Exemplare der letzten Theile dieses Journals mit sm Namen
v sr Hand unterschrieben auch den meisten Antheil mit Mdme Beaumer an der
Ausarbeitung zu haben scheint.
Die Einrichtung dieses Journals hat nichts neues noch vorzügl.
Die Memoirs pour servir à l’histoire de la vie et des Ouvrages de Mrs. de
Fontenelle et de la Motte, tirés du Mercure de France 756, 57 u. 58 et du
Dictionnaire de Moreri edit. de 759 par Mr. l’Abbé Trublet. Seconde Edit.
corrig. et augm. à Amsterd. 759. möchten vielleicht in ihre Bibliothek
gehören. Ist ihnen damit gedient, so bitte mir mit der ersten Zuschrift einen
Wink darüber aus, weil nur ein einziges Stück meines Wißens hier ist, und
vielleicht gar verschrieben. Im welchen Fall meine Vorsorge unzeitig wäre.
Der Artikel im Morery über la Motte ist vom Abt Goiyet. Weil ich gestern mit
Fontenelle fertig geworden; so werde heute damit anfangen. Sie kennen den
sorgfältigen Sammler, und der kleinen Anecdoten, bon-mots und
Sonnenstäubchen wegen ist das Werk für die Kritik v den Geschmack brauchbar genug.
Dies sind die brochirten Schriften; von den ungebundenen werde nächstens
reden. Commerells Predigten habe für mich behalten. Haben Sie Lust dazu
einen ehrl. nachdrückl. alten Deutschen über das Erste Buch Mose neben dem
Jesaias zu stellen; so melden Sie sich. Die Vorrede und 2 Probepredigten
haben mich für den Inhalt des gantzen Buchs so eingenommen, daß ich ihn
zu unsern Hausvorlesungen bestimmt habe.
Herr Däntler hatte Hofnung einen gewißen HE. Schultz zur aufgetragenen
Hofmeisterstelle zu überreden, der unsere beyden Magisters, den
demonstrativischen
und
bedenklichen
, von der Existenz gewißer Kleinigkeiten in ihrer
Denkungs- und Schreibart benachrichtigen wollen. Ich zweifele aber, daß es
zu Stande kommen wird. –
Ich wollte nach dem Eßen fortsetzen. Der Schlaf überfiel und beym
Aufwachen finde ich einen Besuch, der mich abbrechen läßt. Leben Sie wohl,
liebster Freund, Mein alter Vater empfiehlt sich und Ihrem GeEhrten Hause. Ich
umarme Sie und Ihre liebe Hälfte, und ersterbe nach herzl. Begrüßung des
HE Hinz Ihr ergebenster Freund,
Hamann.Königsberg. d. 25. Jul. 63.Hochwolgeborner Herr,
Höchstzuehrender Herr,
Gönner u. Freund!
Gestern als vom achten Sonntage nach Trinitatis wurde mir aus hiesiger
Kanterschen Buchhandlung die Fortsetzung ihres Katalogs von der letzten
Meße zugeschikt. Weil meines Vaters ganze Haushaltung in die Vesper gegangen
war, so war ich schuldig das Haus zu hüten. Unterdeßen fällt mir der gedachte
Katalogus in die Hände u. indem ich lese, finde ich:
Schreiben
,
treuherziges
,
eines Layenbruders im Reiche
p. Der Titel schoß mir ich weiß nicht warum?
aufs Hertz, daß ich bald alles im Stich gelaßen hätte, um meine Neugierde zu
löschen. So bald ich mich wieder besann, schämte ich mich meines Ungestüms,
lachte ein wenig darüber u. kasteyte mich bis gegen Abend, da mir ein neuer
Paroxysmus anwandelte, daß ich einen guten Freund beynahe zwang für
mich in den Buchladen zu lauffen, ohne jemanden daselbst anzutreffen, weil es
Sonntag war. Heute frühe gehe ich zur Kirche ins Montagsgebet, muß den Buchladen
vorbey u. kann der Versuchung nicht widerstehen das
treuhertzige Schreiben
mit
in die Kirche zu nehmen. Einige Blike, die ich darauf geworfen hatte, machten
mich so unruhig, daß ich nach verrichtetem Gottesdienste gleich zu meinem
Freunde eilte, der nächst der Kirche wohnt, mein Frühstük immer fertig hält,
der aber morgen Gott Lob! nach Kurland heimgehen wird, um mich zu guter Letzt
bey ihm satt zu lesen u. satt zu trinken.
Ew. Hochwolgebornen ersehen aus dieser langweiligen Erzählung, daß ich
heute erst Dero treuhertziges Schreiben an den Widersacher
gesehen
u.
gelesen
habe, u. durch Dero großmüthige Antwort auf den Unfug
dieses Splitterrichters wie
aufs Haupt geschlagen
bin. Ich habe unmöglich
unterlassen können Ihnen wenigstens Nachricht von Dero erhaltenem Siegezu ertheilen, da durch einen glücklichen Zufall an Dero HE. Verleger ein Paquetvon dem meinigen abgefertigt werden soll. Es fehlt mir schlechterdings an Zeit
mich gegen Ew. Hochwolgebornen
ganz
erklären zu können; also will ich
halbe Erörterungen unterdrüken. Seit 3. Wochen habe den Anfang gemacht, auf
Dero Kanzelley des hiesigen Magistrats zu arbeiten um mich zu Geschäften ein
wenig vorzubereiten, u. bin nach abgelegter Probe gegenwärtig im Begriff mich
der Kgl. Kriegs- u. Domainen Kammer aufzudringen, um alle Autorgrillen
mir gänzlich aus dem Sinne zu schlagen u. Kunstrichtern künftig den Mund stopfen
zu können. Hiernächst liegt mir die Abreise meines letzten Freundes im Gemüthe,
der morgen abgehen will u. mir treue Dienste seit seines hiesigen Aufenthalts
erwiesen hat. Ein junger Mensch, der mir zu gefallen ein wenig Englisch u.
Italienisch mit- u. mir alle saure Gänge oder verdrüßliche Handarbeit
abgenohmen hat.
So viel ich den Philologen kenne, dürfte ihn wol nichts so sehr
als das Beyspiel seines ältern Bruders am Ufer des Mayns aufmuntern an seine
Palinodie
zu denken u. auch selbiger seinen Schwanengesang zu machen.
Sein Wahlspruch ist immer gewesen:
Was ich geschrieben hab, das deke zu
Was ich noch schreiben soll, regiere Du.
Der Gott
Daniels
sey Ihr Schild u. großer Lohn! Ich habe die Ehre
mit aufrichtiger Ehrerbietung zu seyn
Ew. Hochwolgebornenergebenster Diener.Johann George Hamann.homme de lettres.Königsberg den 26 Jul. 63.Herzlich geliebtester Freund,
Herr Däntler ist heute abgereiset. Gott begleite ihn und bringe ihn auch
bald nach Riga, wohin ich ihm eine kleine Commission aufgegeben. Sie
werden ihn ohne Zweifel auf eine Nacht gern in Ihrem Hause und HE Hinz in
seiner Stube beherbergen im Fall der Noth. Ich freue mich jetzt allein zu seyn
und da ich alle Tage ausgehen muß, ist mir keine häusl. Gesellschaft so nöthig
als ehmals. Noch geht es gut auf der Canzelley; ich bin aber willens mich
diese Woche bey der Cammer zu melden mit einer Supplique die diese Woche
fertig seyn soll wills Gott! an die ich mich aber fürchte zu denken.
Ich freue mich daß HE Kanter nach Petersb. gegangen. Meine Rechnung
habe bey ihm bezahlt und noch 50 fl. Bücher baar genommen. Jetzt werde ich
eine Zeit lang fasten müßen und arbeiten um etwas zu verdienen. Meine
eigene Wirtschaft fängt sich jetzt an. Miethe und Kost habe ich frey bey meinem
Vater und 100 fl. jährl. Interessen mir reservirt. Wie ich damit auskommen
und wie ich mich künftig einrichten werde, dafür wird Gott sorgen, der treue
Schöpfer in guten Werken.
Wegen Fontenellens Leben muß ich Ihnen jetzt eine andere Nachricht geben.
Es wird ohne seine oeuvres in 10 Theilen nicht à part verkauft, die ich jetzt
lese und die 2 ersten Theile durch habe, worinn die Dialogues, lettres galantes,
les Mondes und Histoire des Oracles enthalten sind.
Moldenhawer u Eschenbachs Samlung der Idealisten, die Fortsetzung des
Catalogi und
treuherziges Schreiben eines Leyenbruders im Reich an den
Magum in Norden oder doch in Europa
erhalten Sie durch HE Däntler.
Der Layenbruder im Reich ist der Herr von Moser, der willens ist, so bald
er Minister ist, mich mit einem recht ansehnl. Gehalt zum Lehrer der langen
Weile zu bestallen und ein seltenes Beyspiel an mir statuirt. Da ich diese
2 Bogen gestern erhielt und eben HE Hartknoch nach Frkf. am Mayn etwas
besorgen muste, nahm ich der Gelegenheit wahr, selbst an diesen grosmüthigen
Autor zu schreiben. Weil ich in der Unruhe mich verschreiben muste, so hab
ich die Abschrift behalten, die ich Ihnen mittheilen will, weil ich ohne meine
Schuld einen treuherzigen Ton darinn ausgedrückt habe, den ich bey mehrerer
Muße und Kunst nicht erreicht haben würde. Hier ist Copia:Hochwolgeborner Herr den 25 Jul.HöchstzuEhrender Herr – –
Gönner und Freund!
Gestern als am achten Sonntag nach Trinitatis wurde mir aus hiesiger
Kanterschen Buchhandlung die Fortsetzung ihres Katalogs von der letzten
Meße zugeschickt. Weil meines Vaters ganze Haushaltung in die Vesper
gegangen war, so war ich schuldig das Haus zu hüten. Unterdeßen fällt mir der
gedachte Catalogus in die Hände und indem ich lese, finde ich:
Schreiben,
treuherziges, eines Layenbruders im Reich
pp. Der Titel schoß mir ich weiß
nicht warum? aufs Herz, daß ich bald alles im Stich gelaßen hätte um meine
Neugierde zu löschen. So bald ich mich wieder besann, schämte ich mich meines
Ungestüms, lachte ein wenig darüber und kasteyte mich gegen Abend, da mir
ein neuer Paroxysmus anwandelte, daß ich einen guten Freund beynahe zwang
für mich in den Buchladen zu laufen ohne jemanden daselbst anzutreffen, weil
es Sonntag war. Heute frühe gehe ich zur Kirche ins Montaggebet, muß den
Buchladen vorbey und kann der Versuchung nicht wiederstehen das
treuherzige Schreiben
mit in die Kirche zu nehmen. Einige Blicke die ich darauf
geworfen hatte, machten mich so unruhig, daß ich nach verrichtetem Gottesdienst
gleich zu meinem Freund eilte, (der nächst der Kirche wohnt, mein Frühstück
immer fertig hält, der aber morgen Gott Lob! nach Kurland heimgehen wird,)
um mich zu
guter letzt
bey ihm satt zu lesen und satt zu trinken.
Ew. Hochwolgeboren ersehen aus dieser langweiligen Erzählung daß ich
heute erst Dero treuherziges Schreiben an den Widersacher gesehen und gelesen
habe und durch Dero grosmüthige Antwort auf den Unfug dieses
Splitterrichters wie aufs Haupt geschlagen bin. Ich habe unmögl. unterlaßen können
Ihnen wenigstens Nachricht von Dero erhaltnen Siege zu ertheilen da durch
einen glückl. Zufall an Dero HE Verleger heute noch ein Päckchen von dem
meinigen abgefertigt werden soll. Es fehlt mir schlechterdings an Zeit mich
ganz
zu erklären; allso will ich halbe Erörterungen unterdrücken. Ich arbeite jetzt
seit 3 Wochen auf der Kanzelley des hiesigen Magistrats um mich zu
Geschäften ein wenig vorzubereiten und bin nach abgelegter Probe gegenwärtig im
Begriff mich der Kgl. Kriegs und Domainen Kammer aufzudringen um alle
Autorgrillen mir gänzl. aus dem Sinne zu schlagen und meinen Kunstrichternkünftig den Mund stopfen zu können. Hiernächst liegt mir die Abreise meines
letzten Freundes im Gemüth, der morgen abgehen will und mir treue Dienste
seit seines hiesigen Aufenthalts erwiesen hat – Ein junger Mensch, der mir zu
Gefallen ein wenig Engl. und Italienisch mit- und mir alle saure Gänge oder
verdrüsliche Handarbeit abgenommen hat.
So viel ich den Philologen kenne, dürfte ihn wol nichts so sehr als das edle
Beyspiel seines ältern Bruders am Ufer des Mayns aufmuntern an seine
Palinodie
einmal zu denken und aus selbiger vielleicht seinenSchwanengesang zu machen. Sein Wahlspruch ist immer gewesen:
Was ich geschrieben hab, das decke zu,
Was ich noch schreiben soll regiere Du!
Der Gott
Daniels
sey Ihr Schild und sehr großer Lohn! Ich habe die Ehre
mit aufrichtiger Ehrerbietung zu seyn Ew Hochwolgeboren ergebenster Diener
Johann George Hamann homme de lettres.Ich habe einen großen Qvartanten des Mr. Bury gelesen über die Geschichte
Philipps in 3 v Alexanders in 5 Büchern. Caracteres des Medecins ist ein
artiger Auszug aus Mettries Ouvrage de Penelope. L’Europe literaire ein
Journal von Januar. 62. biß Junius wo es sich schliest v die Fortsetzung unter
der Aufschrift: Journal Britannique versprochen wird. Es fängt sich in
Briefen an und mit viel Verachtung gegen Deutsche geschrieben. Ich habe darinn
gefunden daß der bekannte Hurd einen Theil von Letters on Chevalry and
Romance geschrieben. Ein großer Verehrer v Kenner der Italiener, der ihre
Ritterideen der Mythologie vorzieht. So verächtl. der Autor beurtheilt wird,
so wünschte ich selbige zu haben oder lesen zu können. Das Journal etranger
avec l’année literaire von 62 hat mir desto mehr Vergnügen gemacht und dies
ist das nützlichste v beste Werk, das ich in dieser Art kenne. Der Abt Arnauldhat jetzt die Aufsicht darüber. Ich habe darinn gefunden, daß Weise die
Amazonenlieder geschrieben. Ich habe unter andern darinn eine Recension des
Alemberts gefunden, die mir den Character dieses Mannes sehr verdächtig
macht und mit meinen Empfindungen zieml. übereintrift. Ich glaube, er wird
Präsident der verwaiseten Akademie werden pp.
Lauson ersucht um den Ducaten durch HE Kanters Hand. – Kant arbeitet
an seiner Preisschrift –, und ich habe dafür gesorgt den Abdruck der gantzen
Samlung aus der ersten Hand wo mögl. zu bekommen. Gestern war meiner
Hamadryade Geburtstag am Jakobs Zeichen quod felix faustumque sit! und
heute ihr Namenstag, hinten und vorn gleich, in der Mitte doppelt.
In meinen Einfällen – unter andern – dachte ich auch an den Ye-King,und von diesem canonischen Buche der Chineser hat Schumacher eine
Abhandl. herausgegeben, die zu den übrigen von diesem Schriftsteller beatae
imaginatiuae in Ihre Bibliothek gehört nebst einer andern von dem
Ursprung der Deutschen, die noch schlechter ist als der Chineser ihre. Von Rechts
Wegen.
Der stärkste Zuwachs mr. Bibliothek besteht in der prächtigen Auflage der
Spanheimischen Ausgabe des Callimachus die vom Ernesti besorgt worden.
Sie wird jetzt gebunden als eine neue Zierde meines poetischen Faches, das aus
der halben Welt Zungen besteht.
Weg mit dem Gold Arabia! – aber mein Griechisches geht mich näher, daß
selbiges so lange auf dem Nagel hängt. Wiewohl ich hoffe noch wieder im
Gleise zu kommen mit Gottes gnädiger Hülfe.
In Ansehung unsers Briefwechsels, Geliebtester Freund, finde auch für
nöthig selbigen einzuschränken. Ich werde jetzt nicht eher schreiben, biß eine
wesentliche Ursache
mich dazu
nöthigen
wird; unsere gelehrte Kleinigkeiten
lohnen die Zeit und das Postgeld nicht. Sie werden so gütig seyn sich an eben
diese Bedingung zu halten und sich darnach zu richten. Kann ich Ihnen hier
inn womit dienen und finden Sie
keinen als mich tüchtig
dazu; von Grund
der Seelen gerne und ich werde mit gleicher Freymüthigkeit in jedem Nothfall
gleichfalls an Sie appelliren.
Haben Sie eine Nachricht, von der Sie vermuthen können, daß mir daran
gelegen wäre oder mir sonst etwas mitzutheilen: so werden mir dergl.
Ausnahmen allemal angenehm seyn. Und ich hoffe daß wir beyde durch diesen
freundschaftl. Vergleich gewinnen werden. Ich werde jetzt alles anwenden
müßen um nichts zu versäumen und werde zu keiner rechten Gemüthsruhe
kommen, biß ich auf eine gewiße Art versorgt seyn werde. Meinen Beruff und
alle Hülfsmittel dazu werde nichts vergeben; aber auch meine Muße möchte
nicht gern verschleudern. Sapienti sat.Zu einer neuen Lage gehört eine neue Denkungsart, neue Verbindungen,
neue Angelegenheiten – Alles Neu. Gott wird helfen Amen.
Mein alter Vater grüst Sie herzl. und Ihre liebe Hälfte umarme
gleichfalls. Behalten Sie mich in treuem Andenken unverrückt. Leben Sie wohl und
lieben Sie Ihren alten redlichen FreundHamann.Zu Commerells Wochenpredigten kann noch nicht anräthig seyn, so viel ich
bisher daraus vorgelesen. Zu uns. häusl. Andacht reichen sie hin; aber dem
Jesaias kommen sie nicht bey.
Morgen früh soll ich zum HE Kammer Dir. v Wegnern hinkommen und
meine Hand mitbringen. Ich habe eben jetzt einen Entwurf zur Suppliquegemacht, die ich zur Probe bringen will um selbige auf den 1 Aug. einzugeben.
Abermal eine Copia, mit denenr ich aber freundschaftl. das heist vorsichtig
umzugehen bitte.
Allerd. Großm. König, Allergnäd. Herr.
Ew Königl. Majestät vergeben es huldreichst dem Geringsten Ihrer
Unterthanen, der sich heute erkühnt die Bedürfniße seiner niedrigen aber ehrlichen
Dunkelheit ans Licht vor Ew. Königl. Maj. Antlitz zu stellen.
Ich beschließe Gott Lob! mit diesem Augustmonath das 33ste Jahr meines
Alters und habe nach einer ziemlich willkührl. Abwartung des akademischen
Laufes mir meine übrige Zeit mit Hofmeistern in Liefl. und Kurl. hierauf mit
einer Reise nach Engelland unter dem Mantel fremder Angelegenheiten
vertrieben und endl. die letzten fünf Jahre in meines Vaters Hause theils zur
Aufmunterung seiner grauen Schläfe theils zu einer gelehrten Muße nach
Herzenslustwunsch angewandt. Da eine unvermögende Zunge und Sprache,
eine eben so empfindliche Gemüthsart als Leibesbeschaffenheit mich zwar zu
den meisten öffentlichen Bedienungen untüchtig machen; ich aber gleichwol
Gefahr laufen muß mein kleines Pfund mit den Musen zu verschlingen, und
dann wie der verlorne Sohn im Hunger zu verderben: so bleibt die
landesväterliche Weisheit und Vorsorge Ew. Kgl. Majestät für die Erhaltung und
den Gebrauch eines unnützen Knechts sein erster und letzter Trost.
Weil ich bloß für die lange Weile und zu meiner eigenen Demüthigung
studiert habe: so will ich gern allen Ämtern entsagen, zu denen die Qualität
eines Litterati sonst erfordert wird und kann mich weder auf andere irgend
einige Verdienste beruffen noch auf andere Bedingungen einlaßen, als daß ich
leserlich schreiben und zur Noth rechnen kann.
Um gleichwol zu Geschäften mich einigermaßen vorzubereiten, habe ich seit
einigen Wochen bey der Kanzelley E. hiesigen Magistrats mich zur Arbeit zu
gewöhnen den Anfang gemacht, und bin durch diesen Versuch erweckt worden
Ew. Kgl. Maj. um die gnädige Erlaubnis gegenwärtig anzuflehen bey Dero
hochverordneten Kriegs und Domainen Cammer gleichfalls eine Probe meiner
freywilligen Dienste ablegen zu dürfen in unterthäniger Hoffnung mit der
Zeit als ein Invalide des Apolls mit einer Zöllnerstelle beym Licent oder bey
der Accise zu seiner Zeit begnadigt zu werden.
Gott, der dem Vieh sein Futter giebt und den jungen Raben, die ihn
anruffen und Gefallen hat an denen, die auf seine Güte hoffen, wolle mich mit
dem redlichen Eyfer und dem klugen Gehorsam ausrüsten, womit auch die
kleinsten Befehle Ew. Königl. Maj. verdienen nachgelebt zu werden von allen
treuen Unterthanen und Bedienten des glorwürdigsten Monarchen, zu denen
sich als den kleinsten bekennt und auf dies Bekenntnis erstirbt Ew Kgl Maj.
Allerunth. Knecht.
Den 1 Aug. 63.
vergeben es huldreichst dem geringsten Ihrer
Unterthanen, der sich heute erkühnt die Bedürfniße seiner niedrigen, aber
ehrlichen Dunkelheit ans Licht vor Ew.
Königlichen Majestät
Antlitz zu stellen.
Ich beschließe Gott lob! mit diesem Augustmonath das 33ste Jahr meines
Alters, und habe nach einer ziemlich willkührlichen Abwartung des
akademischen Laufes, mit Hofmeistern in Lief- und Kurland, hierauf mit einer
Reise nach Holland und England unter dem Mantel fremder Angelegenheiten,
mir meine übrige Zeit vertrieben, endlich die letzten fünf (für das Vaterland
trübe) Jahre in meines Vaters Hause theils zur Pflege seiner grauen Schläfe,
theils in einer gelehrten Muße nach Herzenswunsch gelebt.
Da eine schwere Zunge und Unvermögenheit der Aussprache, nebst einer
eben so empfindlichen Gemüthsart als Leibesbeschaffenheit zwar mich zu den
meisten öffentlichen Bedienungen untüchtig machen; ich aber zugleich Gefahr
laufen muß das Theil meiner Gaben oder Güter bey einem längeren
Umgange der Musen zu verschlingen, und dann wie der verlorne Sohn im
Hunger zu verderben: so bleibt die Landesväterliche Weisheit und Vorsorge Ew.
Königlichen Majestät
für die Erhaltung und Anwendung eines unnützen
Knechts sein Trost.
Weil ich blos für die lange Weile und zu meiner eigenen Demüthigung
studiert: so muß ich allen Aemtern entsagen, zu welchen die Qualitaet eines
Litterati sonst erfordert wird, und kann mich weder auf irgend einige
Verdienste beruffen, noch auf andere Bedingungen einlaßen, als daß ich zur Noth
leserlich schreiben und ein wenig rechnen kann.
Um gleichwol zu Geschäften mich einiger maßen vorzubereiten, habe ich seit
einigen Wochen bey der Canzelley E. hiesigen Magistrats zu arbeiten den
Anfang gemacht und bin durch diesen Versuch erweckt worden
Ew. Königliche
Majestät
um die gnädige Erlaubnis gegenwärtig anzuflehen, bey
Dero
Hochverordneten Kriegs- und Domainen-Cammer
eine gleichmäßige
Probe meiner freywilligen Dienste ablegen zu dürfen in unterthänigster
Hofnung, daß es mir durch diesen Weg gelingen könnte als ein Invalide des
Apolls mit einer Zöllnerstelle zu seiner Zeit begnadigt zu werden.
Gott Selbst
wolle mich mit dem redlichen Eyfer und klugen Gehorsam
ausrüsten, womit auch die kleinsten Befehle und Winke
Ew. Königlichen
Majestät
verdienen nachgelebt und erfüllt zu werden von allen treuen
Unterthanen und Bedienten des Glorwürdigsten
Monarchen
, zu denen sich für
den kleinsten und letzten bekennt und auf das Bekenntnis mit pflichtschuldiger
Devotion ersterben wird
Ew. Königlichen Majestät
allerunterthänigster
Knecht!
Königsberg den 29 Julii 1763.Johann Georg Hamann.Johann Georg Hamanns / allerunterthänigste Bittschrift /
bey /
E. Königlichen Hochverordneten / Kriegs- und Domainen-
Cammer
/ engagirt zu werden / mit der Erwartung einer künfti / gen
Versorgung beym hiesigen / Licent-Accise- oder Zoll-Wesen.
Franckfurt am Mayn den 26. Aug 1763.HochEdelgebohrner Herr
Hochgeschäztester Herr und Freund.
Nicht leicht bin ich auf eine angenehmere Art überrascht worden als da mir
Ew HochEdelgebh. geehrtestes vom 25. Jul. überbracht wurde. Der
Layenbruder hatte sein Schreiben an HEn Nicolai in Berlin überschickt, durch
welchen ihm die Magi, l’Essai à la mosaïque u. einige andere Geisteskinder des
lieben Philologen bekannt gemacht worden und von der Hochachtung, mit
welcher die ganze Secte der Nicolaiten sich auf deßen Sujet geäußert, ließe sich
weniger nicht, als eine richtige Besorgung jener gedruckten Antwort verhoffen.
Es ist aber nicht geschehen und genug! daß sie auch ohne ihre Vermittlung an
Ort u. Stelle gekommen, mir aber dadurch die Freude und der Vortheil einer
unmittelbaren Bekanntschafft mit Ew. HochEdelgebh. erwachsen ist.
So schäzbar mir solche zu jeder Zeit gewesen seyn u. bleiben wird, so
ungleich wird sie mir über dieses durch den Zeit-Punct, in welchem ich Dero
Schreiben erhalten habe. Sie erlauben mir, Hochgeschäzter Freund, daß ich
von dem Krieg, wann je einer unter uns war, dißmahl schweige und mir bloß
den Sieg zu nuz mache, den Sie mir auf eine so edle und herzliche weise
beilegen. An dem Tag, an welchem ich Ihr Schreiben erhielte, ware mein
Gemüth in einem würklichen Gedräng wegen eines Auftrags, der mir schon seit
ein paar Monathen geschehen ware und deßen Befolgung überall Hinderniße
und Bedenklichkeiten fande. Die Frau Erb. Prinzeßin von Heßen-Darmstadt
ersuchten mich in Ihrem u. Ihres Gemahls, des künfftigen Landes-
Nachfolgers Nahmen, Ihnen einen Instructorem zu Ihrem ältesten Prinzen zu
verschaffen; die Eigenschaften, so sie von ihm verlangen, will ich mit eigenen
Worten dieser weisen und vortrefflichen Fürstin darlegen: Il instruira mon
fils sous les ordres et la Direction de son Gouverneur, il lui enseignera
successivement tout ce qui fait partie des belles lettres, de l’histoire, de la
philosophie, de la mathematique, il aura connoissance du droit public, il
aura des sentimens dignes du vrai Chretien, sans cagoterie, sans bigoterie,
une conduite sage, qui serve de bon exemple, beaucoup de douceur, et
l’art, s’il se peut, de rendre ses instructions utiles & amusantes. Il sera tenu,
de s’occuper 4. à 5. heures du tems avec mon fils. Les lecons seront
données en Allemand, mais on desire, qu’il sache le français assés bien, pour
connoitre à fond les ouvrages de literature écrites dans cette langue. On
ne veut point de Theologien.Nach vielem Erforschen und Nachdenken hatte endlich zwo Personen
ausfindig gemacht, welche die mehreste der verlangten Eigenschafften hatten und
deren Herzens-Redlichkeit mir die Probe zu halten schiene. Bey beiden fanden
sich zufällige Neben-Umstände, welche hinderten, auf sie Bedacht zu nehmen
u. ich wurde um weitere Erkundigungen ersucht. Mitten in diesen Erwegungen
erhielte ich Ew. HochEdelgebh Schreiben, ich blätterte in denen mir
mitgeschickten Blättern und, ohne zu einem solchen Gedanken zubereitet zu seyn,
aber auch ohne mich deßen erwehren zu können, dringt mir mit Macht aufs
Herz:
Der ists
, den du suchst; aus Mitternacht kommt Gold. Ich seze mich
augenblicklich hin, schreibe der Fürstin meinen Gedancken, schildere, so gut ich
kan, den Humanisten au torrent de Kerith und empfehle der gnädigen und
herzlenkenden Vorsehung was aus dieser Inspiration werden solle. Heute
erhalte aufs geschwindeste Antwort und zu meiner Legitimation so wohl als
in dem gänzlichen Vertrauen zu Dero Rechtschaffenheit lege das Original-
Billet, das im PSpt eines schon geschriebenen Briefs ist, hier bey.
Sie schreiben, Theurer Mann, in der lettre néologique: Venés changer les
ronces de ma petite ferme en parterres de fleurs; venés égayer le berceau
d’un Humaniste; Sie rechtfertigen damit im voraus die Freyheit eines ohne
Ihr Vor- und Mitwißen erweckten Berufs. Ein anders ist aber nun, wie Siees ansehen? ob Sie Lust, Trieb, Freyheit und innern Ruf bey sich finden, aus
dem Bach in den Strohm, aus der Stille in den Lermen, von dem Wahlplaz
der Schriftsteller in das schwere Joch des Hofs und den MärtyrerRuf des
Unterrichts eines Prinzen einzutretten. Ich würde Ihnen über das leichte und
beschwerliche, über das süße und saure dieser Stelle an diesem Hof
insbesondere mehr als nur Eine lettre provinciale zu schreiben haben, es würde aber
am Ende allemal auf die zwo kurze Säze hinauskommen: In der Welt habt
ihr Angst, aber in Mir habt Ihr Friede. Ich weiß kein Sans Souci als auf
Golgatha; alles andere reducirt sich nur auf das plus & minus menschlichen
Elends u. Freuden; Sie vergönnen mir daher, daß ich dieses wichtige Anliegen
eben so starck auf Ihr Herz lege, als es auf dem meinigen hafftet. Die
Wohlfarth eines nahmhafften Landes ist mit dieser Wahl so überaus wesentlich
verbunden, u. wann man, nach etlichen schlechten Hirten noch Barmherzigkeit
vor eine übel gehütete und aufs Blut geschorne Heerde verhoffen darf, so
würde diß die Epoque seyn, wann das nun 10jährige Kind endlich einmal
der Pflege, Wartung, Unterricht u. Treue eines Mannes zu Theil würde, der
Großmuth und Menschenliebe genug hätte, in die villeicht noch nicht ganz
verhärtete Massa dieser Fürsten-Natur Wahrheit einzupropfen. Wie sehr, wie
sehnlich wünsche ich, daß Sie Aufschluß und Freudigkeit in Sich finden mögen,
Kriton zu werden, wann auch aus dem Heßischen Marmor kein Socrat zu
schnizen wäre. An der Fürstin werden Sie eine treue und sorgfältige Mutter,
u. gewiße Unterstützung Ihrer Bemühungen, ein edles, großes u.
erkänntliches Herz finden, das den Werth des Ihrigen zu schäzen wißen wird. Darf
ich mich mit in Rechnung nehmen, so würde dadurch einer meiner
allerangelegensten Wünsche erfüllt. Ich habe mich seit 10. Jahren dem Dienst dieses
Hauses gewidmet und, ohngeachtet ich seit einigen Monathen aus der
Verbindung mit dem Regierenden Herrn entsaget habe, so verbleibe ich gleichwohl
in den fernern Pflichten des Nachfolgers und die Connexion der Sache macht
mirs nothwendig, Ew HochEdelgb in engem Vertrauen zu melden: Daß mir
auf den bey dem 72jährigen Alter des Reg. Landgrafen nicht sehr entferntem
Veränderungsfall der erste und beschwerlichste Theil der Direction zugedacht
und so aufgehalset ist, daß ich nach langem Verbitten und Wehren mich nicht
davon loszusagen vermocht. Zu welchem Trost, Aufrichtung und Freude es
mir also seyn würde, unsere Bemühungen zum Besten des künftigen und
nachkünftigen Regenten u. so vieler nach Göttlicher Langmuth ihnen
unterthänigen Menschen zu vereinigen ermeßen Ew. HochEdelgbh von Selbsten.
Ich schreibe noch mit heutiger Post an die Fürstin wegen der Conditionen:
Daß ich davor hielte, daß Ihnen nebst der ohnehin sich von selbst verstehenden
freyen Wohnung cum pertinentiis und der Tafel mit den jüngern Fürstlichen
Kindern (welche eine sehr Einsichtsvolle und rechtschaffene Gouvernantehaben) jährlich 5. à 600 GuldenRheinl. oder 400. Thl. gut Sächsisch Geld zum
Salario auszusezen – u. daneben die schriftliche Versicherung einer weitern
nach Ihrem Geschmack, Neigung und Talenten einzurichtenden Versorgung
u. Placirung zu geben wäre; es bestehe nun solche im Cabinet, oder bey
einem Collegio oder auf der Universitaet, je nachdeme Ihnen eins oder das
andere vorzügl. convenirte. Von den Reise- und Transport-Kosten Ihrer
Bücher p ist ohnehin keine Frage.
Ich melde alles dieses in der Absicht voraus, um Ew. HochEdgb desto
mehreren Raum zur vorgängigen Prüfung zu verschaffen, anbey etwa auch zu
veranlaßen, daß mit der Anbindung bey dem KriegsCollegio nicht zu sehr
geeilet würde, weil das Losbinden so dann um so schwerer fallen möchte.
Beurtheilen Sie übrigens den ganzen Vorgang nach der wahren u.
aufrichtigen Hochachtung, die ich Ihnen gewidmet habe, die ich Ihrem schönen Geist
und noch mehr Ihrem redlichen Herzen schuldig bin und die ich durch eine
persönliche und Dienst-Verbindung noch mehrers zu begründen wünsche.
Eine ungenannte Freundin, deren Nahme sich auch mit K. anfängt und die des
Nahmens meiner einzigen Freundin durch ein Herz voll Himmel so sehr
würdig ist, vereinigt mit mir Ihren Wunsch u. Sie soll es seyn, die Ihnen den
ersten Trunck in einer der Freundschafft u. Wahrheit geheiligten Hütte einschencke.
Sobald ich von der Fürstin (deren u. Ihrer Kinder jezige Residenz 26.
Meilen von hier zu Bußweiler, eine Tagreise von Straßburg ist) Antwort erhalte,
werde ich über alles um so positiver zu schreiben die Ehre haben.
Doch noch Ein Wort, das ich meinem Eingennuz nicht versagen kan: Wann
Ew HochEdelgb beharrliche Abneigung bey sich fänden, jener Stelle sich zu
unterziehen, könnten SieSich gleichwohl nicht entschließen, auf einen andern
u. noch independentern Fuß in hiesige Gegenden sich versagen zu laßen? Ehe
ich mich aber darüber näher zu erklären im Stande wäre, müßte ich mir vorher
eine vertrauliche Eröfnung Ihrer dermaligen Situation und deren Vortheile
oder wahrscheinlichen Hoffnungen erbitten; da außerdem mein Antrag, so
freundschaftlich er auch wäre, doch beleidigend werden könnte.
Wenn es meinem Wunsch und Ahndung nachgeht, so hören Sie nicht nur
nicht auf, Auctor zu seyn, sondern Sie werdens noch in dem Grad der
Brauchbarkeit, der das bleibende Verdienst eines Ewigkeitsmäßig-classischen
Schriftstellers ausmacht. Hier zu Land nisten keine Adler u. ihr Flug ist uns zu hoch,
bey vielen Gänsen und Yah! findt und liebt man aber doch die gleich-originale
Philomele und, wanns nicht anders ist, geht man auch manchmal, an statt zu
fliegen, auf vier Füßen u. erschleicht das, was andere erfliegen.
Ich schließe einen gegen meinen Vorsaz schon zu lang gewordenen Brief
mit den Versicherungen der treuen u. aufrichtigsten Hochachtung darinnen ich
unabläßig seyn werde Ew. HochEdelgebohren ergebenster Diener
F C v MoserFürstl. Heßen Caßel. u. DrstdtGeheimer Rath.Copia der Beylage. Le 23. aout.Ma lettre écrite et fermèe je reçus hier au soir la votre du 20; j’en ai
rendu compte au pr. hered: qui paroit porté à prendre le Sr Haman
pour instructeur de Louis, j’espere qu’avec tous les talens qu’il possede
il aura celui d’enseigner avec facilité une partie de ses Sciences à mon
fils, marqués-mois donc Monsieur les Conditions qu’il y auroit à Lui
faire; Dieu veuille que cet cet homme soit tel que je Le desire pour
former le Caractere moral de mon Enfant.Königsberg den 4 Octobr. 63.Herzlich geliebtester Freund,
HE. Hartknoch ist im Begrif morgen wills Gott! abzureisen. Ohngeachtet
ich keine Zeit zum Schreiben übrig habe, übersende Ihnen gegenwärtigen
Catalog im Namen eines guten Freundes, der selbige gern um einen billigen
Preiß loß seyn will. HE. Fiscal hat ein wenig gar zu schnöde geboten;
vielleicht sind auch einige für Sie darunter. Melden Sie mir den höchsten Preiß
den Sie geben wollen, und suchen Sie Liebhaber zu den übrigen.
Sie haben mir neul. in Ansehung der Erziehung aus dem Plato eine
Aufgabe gemacht. Ich weiß nichts vorzügl. in diesem Autor hierüber gelesen zu
haben und habe nicht Weile übrig nachzuschlagen. Außer
Comenium
habe
aus Schultzens Auction
Socratis
und
Sozomeni
,
Theodoreti
v
Euagrii
Historia Eccles. gr. v latein.
Philonis
Opera, graece et lat.
Herodot
und
Thucydides
gr. zu denen ich die deutsche Uebersetzungen einmal zu Hülfe zu
nehmen gedenke und
Xenophon
gr. et lat. erstanden nebst
Eusebii
Demonstrat
. Euangel. v
Sexti Empyrici
nach Fabricii Ausgabe, in die ich mich
aber nicht finden kann, erstanden. Mit diesem reichen Zuwachs meiner
Bibliothek werde mich auch wol auf eine lange Zeit behelfen müßen und können.
HE. Foissardier besuchte mich gl. bey sr Ankunft, und habe einige recht
vergnügte Stunden des Sonntags mit ihm zugebracht, ihm auch einen kleinen
Brief nach Berl. mitgegeben, der vermuthl. der letzte seyn wird.
Die Hamb. Urtheile sind hier nicht mögl. aufzutreiben; es wäre mir daher
sehr mit einer Abschrift der Recension gedient nebst Jahr und Nummer des
Stückes.
In Holstein hat sich auch ein sehr zweydeutiger Bewunderer der
Hamannschen Schreibart im Hypochondristen gefunden. Herr Geh. Rath v Moser hat
mir mit aller Begeisterung eines Liebhabers und Freundes geantwortet, die
vortheilhaftesten Vorschläge gethan – Beute genug für meine Autorschaft,
eine reichere Erndte, als ich erwartet habe. Leben Sie wohl und nach den
herzlichsten Begrüßungen von meinem alten Vater und mir an Dero sämtl. Haus
und Hausgenoßen ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster
Hamann.Für Dero freundschaftl. Aufmerksamkeit in Beförderung des treuherzigen
Schreibens statte den verbindlichsten Dank ab.
à Monsieur / Monsieur
Lindner
/ Maitre és Arts et Regent / du College
Cathedral de et / à /
Riga
.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König,
Allergnädigster HERR,
Eben diejenigen Bewegungs Gründe, welche mich vor einem halben Jahr
überredt haben Einer Hochverordneten Krieges- und Domainen-Cammer
meine allerunterthänigste Probedienste aufzudringen, nöthigen mich heute um
gnädige Entlaßung derselben
Ew. Königliche Majestät
fußfällig
anzuflehen, und getrösten mich zugleich einer gewünschten Erhörung.
Außer einer gänzlichen Verzweifelung an der Möglichkeit, einer Copisten
Hand und des dazu nöthigen Augen Maaßes jemals mächtig zu werden,
dörfte die länger fortgesetzte Mühe einer sitzenden Arbeit den Verlust meiner
Gesundheit unersetzlich und mein übriges Leben bald so köstlich machen, daß
zum Genuß deßelben mir weder Mittel noch Raum blieben. Das Gesetz der
Selbsterhaltung legt mir allso die Pflicht auf, eine angenehmere Zeit zu
erwarten, die GOTT und der König dem Vaterland schenken wird.
Mit dieser unbedingten Ergebung in denGöttlichen Gottes und des
Königslichen Aller Höchsten Willen, die mich bis hieher vor unlauterer
Menschengefälligkeit und niederträchtiger Menschenfurcht bewahrt hat,
werde auch niemals aufhören zu seyn
Ew Königlichen Majestät
Königsbergallerunterthänigster Knechtden 30ten Jänner 1764.Johann Georg Hamann.J. G. H. / allerunterthänigste Bittschrift von / Er hochv.
Königl. Prß. Kr v DC / seines bisherigen freywilligen Dienstes / bey der /
Cantzley / entlaßen zu werden.
Königsberg den 1ten Februar 64.Herzlich geliebtester Freund,
Jetzt hoffe ich bald wieder Othem schöpfen und wieder für meine Freunde
leben zu können. Der Herr hat alles wohl bedacht
Und alles alles recht gemacht.
Zu neuen Kreutz giebt er auch neue Stärke und zu neuen Bürden
breitere Schultern. Montags erhielt Ihre gütige Zuschrift sine die et
Consule, eben da ich im Begrif war meine Entlaßungs Supplique zu
mundiren, nach einer halbjährigen Probezeit auf der Cammer Canzley. Bey
erhaltnem Bescheide werde ein mehrers mittheilen. Dieser Entschluß ist
beschleunigt worden durch eine plötzl. Krankheit meines Vaters, der am
Mittwoch Abends als den 25ten p. einen Schlagfluß auf der rechten Seite bekam,
der durch göttl. Gnade und schleuniges Aderlaßen so erleichtert worden, daß
sie wir zu seiner völligen Genesung Hofnung haben können. Eben jetzt den
Anfang gemacht sich die halbe Stube auf und nieder tragen zu laßen, daß er
also schon ein klein klein wenig den Fuß brauchen kann. Gott helf weiter!
Dieser Zwischenfall hat den Knoten glückl. schneiden helfen, und mich in ein
ander Joch gespannt, zu deßen Erleichterung Sie schon einen guten Sprung
zur rechten Zeit gethan haben. Die Zeitungen nehmen Uebermorgen den
Anfang, durch eine Nebensache, welche Sie aus dem ersten Stück errathen
werden, die aber zum Fortgange unserer öffentl. und privat Absichten etwas
beytragen kann. Wir müßen aus der Hand in den Mund leben, unterdeßen ruffen
die jungen Raben nach Speise nicht unerhört.
Ich hoffe also vor der Hand dies Zeitungswerk einzurichten und in Gang zu
bringen. Wie lang das währen wird, weiß Gott. Uebermäßig Vertrauen und
Lust habe wol nicht dazu; unterdeßen wird Zeit mehr lehren.
Eben jetzt arbeite an Kants Beobachtungen über das Gefühl, die ich gern
ein wenig umständl. und vorzügl. recensirt sehen wollte.
Ihnen überlaße den 2ten Theil von Voltaires Geschichte Rußl. falls sie
selbigen nicht haben, kann er ehestens HE. Hartknoch zugeschickt werden, der
ihn weiter besorgen wird. Vom letztern können Sie auch näher den
Hypochondristen und Mosers Samml. erhalten. Vergeßen Sie dies nicht, liebster
Freund. – – –
Das Siechbett Ihrer lieben Marianne geht mir nahe. Ich kann mir alles
übrige leicht vorstellen. Tauschen Sie ja nicht mit einer gesunden Henriette –
(Unter uns gesagt) – Wenn uns der Himmel nicht andre Schumacher
beschert, so bleibt kein gesunder Fuß im Lande.
In Ansehung der Bücher bleibt es bey der Abrede; so bald ich ausgehen
kann werde alles abzumachen suchen. Das Geld von HE. Kanter werde haben,
und so bald es bekommen, melden. Wegen des Transports auch mit sorgen
helfen. Falls die Abschrift an HE Fiscal noch nicht geschehen, kann sie
unterbleiben. Falls sie schon geschehen, kann sie Ihnen oder ihm zu weiterer
Communication an gute Freunde dienen.
Da Muße und gemeinschaftliche Arbeiten uns wieder verbinden, so hoffe ich,
daß Sie bald in die vorige Ordnung unsers alten Briefwechsels treten und
nichts von dem versäumen werden, was zum allgemeinen Besten der
gemeinschaftl. Sache gereichen kann.
So bald von ihren Schulhandlungen was aufstoßen wird, werde melden.
Hat HE Prof. Murray nichts näher berichtet, wo diese Wochenschrift oder
Monatsschrift erscheinen wird. Die
Lindausche
Nachrichten unterscheiden sich.
Daß jetzt eine Schulzeitung herauskommen wird, muß Ihnen schon bekannt
seyn. Der Sammler in Erlangen scheint gleichfalls viel hinter sich zu haben;
in der Ankündigung herrscht ein eben so solider als poßierlicher Ton.
An eben dem Mittwoch, da mein Vater sn unglückl. Zufall bekam, hatte
die 3 ersten Bände des Zachariä erhalten; heute einen neuen Praenumerantenbekommen und hoffe noch ein Paar.
An HE Hintzens Cousine habe das Ihrige sogl. übersandt. Ich verlaße mich
auf die Erfüllung seiner Zusage.
Nach Ihrem Caviar wäßert mir der Mund. Gott wird sn reichen Segen über
Ihre zeitl. Umstände auch ferner walten laßen. Bey mir ist der Philosophe de
Sans Soucy etwas mehr als ein Titel. Daß er Jener ein bienfaisant für
mich werden kann, verzweifle noch nicht. Aber Gedult ist euch noth, laß ich
gestern und heute: Achtet es eitel Freude pp. Diese 2 Hügel sind höher und mehr
werth als Roms 7 Berge. Nebst Kant ist Mosers Sammlung v Winkelmann
Schreiben an einen jungen Liefländer über Bildung des Geschmacks auf
diesen Monat meine schwerste Arbeit. Die übrigen mögen gerathen, wie sie
wollen. Lausons vom letzten Theil des Artzts geht an; Philippi Briefe verdienen
ein wenig mehr als seinen Leisten, unterdeßen würde sich auf seinem Gleise
fortfahren laßen. D Bock, Borowsky versprechen Lieferungen – und wer weiß
mehr. Im Musicalischen ist Marpurg hier bey der Lotterie und steht auch zu
Diensten. Kypke im Philologischen; und der Zusage eines Ministers nach,
wird ein coge intrare vielleicht gar an den Senat kommen. Sie können leicht
erachten, daß ich mehr damit zu thun haben werde mich in gute Positur zu
setzen als selbst zu arbeiten. Da ihr Aufsatz das 2te Stück ausmachen soll; so
hoff ich doch wol, daß ich
verstorbenen Candidaten Gebhardi
recht gelesen
habe. Wegen der Hand sorgen Sie daß besonders Namen und Titel leserlich
sind, streichen Sie lieber gantz aus und schreiben noch einmal oder hängen Sie
hinten durch deutl. Zeichen an.
Das Magazin sollte eine Unternehmung des HE Mag. Kant werden, die
aber noch ausgesetzt worden – Er hält jetzt ein Collegium für den Gen.Meyer und se. Officier, das ihm viel Ehre und Nutzen bringt, weil er fast
tägl. speist und mit einer Kutsche zu sn Vorlesungen geholt wird in Mathesiund Geographia physica. Durch einen Strudel gesellschaftl. Zerstreuungen
fortgerißen, hat er eine Menge Arbeiten im Kopf,
Sittlichkeit
, Versuch einer
neuen Metaphysik, einen Auszug sr. Geographie Physik, und eine Menge
kleiner Ideen, von denen ich auch zu gewinnen hoffe. Ob das wenigste
eintreffen wird, muß noch immer zweifeln.
Auf das Silentium Pythagoricum ding ich so viel ich kann, ohngeachtet
ich vielleicht tauben Ohren predige. Von ihrer Seite verspreche ich mir ein
freundschaftlich Gehör. Mein alter Vater grüßt herzl. und nimt als ein
Mitgenoße des Leidens an dem ihrigen aufrichtigen Antheil. Erwiedern Sie
Ihrer Marianne und erinnern Sie selbige durch Gruß und Kuß an die
Zärtlichkeit Ihres alten Freundes. HE Hinz schreibe ehstens selbst, wenn er nicht
schreiben will. Melden Sie daß HE M. Reusch mich heute besucht hat, und daß
wir uns beyde gewundert haben nicht eine einzige Zeile seit – – Ich habe
dreymal darnach gefragt, ehe ichs glauben wollte, daß es wahr sey, nicht eine
einzige Zeile… O mein lieber Bruder Hintz, Du bist noch gröber als dein alter
Socius dir vorkommt. Für den Streich will ich ehstens an Dich schreiben – –
Diesen Posttag habe versäumen müßen.
den 2 Februar.Der HE Doct. ist gestern Abend angekommen und heute frühe gleich nach
Peterhoff gereist. In ein Paar Tagen wird er hier seyn und uns besuchen – –
Heute ist mein
erster Posttag.
Leben Sie wohl.
Lauson bittet um das 13te Stück Ihrer Schuldhandl. das ihm fehlt, aber
lieber ungebunden als gebunden.
den 4ten.Das
erste Stück unsrer Zeitung
ist zieml. verhudelt. Ihre Nachricht,
falls es nach meinem Sinn geht, wird in dem nächsten Stück folgen. Ich
habe selbige aber wieder meinen Vorsatz verkürzen müßen. Unter 100
Verdrüslichkeiten die ich zum voraus sehe erwarte ich keine größere als von dem
Temperament meines Verlegers. Ich habe gestern Abend den Artikel von
Philippi
anmuthigen Briefen durcharbeiten müßen. Von
Borowsky
habe
über die Briefe eines
Chinesers
und
Baumgartens Erklärungen des
Briefs an die Hebräer erhalten
.
Kanter will nichts haben als Mittel, die Bücher abzusetzen, welche er
überflüßig hat, und Artikel, womit man per Düttchen trödeln kann, und die alle
alte Weiber auf der Fischbrücke von Rechts wegen lesen müßen. Darauf geht
sein TiefSinn, ohne daß er es selbst weis; und diese eigennützige und niedrige
Absichten verheelt er sich selbst unter den prächtigen Redensarten vom
Geschmack des Publici und dergl. mehr. Jetzt verspricht er sich alles von einem
Stücke, das den so genanten
Ziegenpropheten
angehen wird, dem zu gefallen
morgen
eine philosophische Caravane angestellt werden soll.
Ich vertraue Ihnen diese Angelegenheiten unter der Rose. Ohngeachtet man
sich für Dinge, die man abgewartet hat, nicht sehr fürchten sollte: so ist es doch
unangenehm dergl. Erwartungen so plötzl. erfüllt zu sehen. Mein alter Vater
hat eine elende schlaflose Nacht gehabt, woran eine Colic schuld ist. Arm und
Bein bekommen schon Gottlob! ein wenig mehr Bewegung und Lebhaftigkeit.
Er schlummert jetzt ein wenig – – Grüßen Sie aufs zärtlichste Ihre liebe
kranke Frau und HE Hintz. Bald ein Mehreres. Ich ersterbe Ihr treuer Freund
und Diener
Hamann.Caviar und Schulhandl. sind glückl. angekommen. Bald vergeßen den
erstern zu kosten und dafür zu danken. Morgen ist Sonntag um das Fäschen
zu erbrechen. Letztere habe den Anfang zu lesen gemacht, bin aber immer
unterbrochen worden.
Königsberg den 22 Febr. 64.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern Nachmittags erhielt Ihren Brief und ersahe sogleich den Inhalt
deßelben aus dem schwarzen Siegel. Danken Sie Gott, und Sie werden sehen
Sein Heil. Sie haben keine Ursache sich über den Tod Ihrer Marianne zu
erfreuen, welches der Fall mancher Wittwer leyder! ist, aber auch nicht
übermäßige sich darüber zu betrüben. Sie haben beyde gelitten, und sind beyde
erlößt. Ruhen Sie auch beyde in Gott von ihrer Arbeit sich aus. Marianne
hat keine Abwechselung mehr nöthig; denn wo Sie ist, giebt es keinen Wechsel
des Lichts und der Finsternis. Wir beyde liebster Freund! wandern aber noch
im Jammerthal. Wir haben noch nöthig uns Brunnen zu graben, und bey
dieser Arbeit durch Seegen erquickt zu werden. Wir sind noch unterwegs, und
nicht daheim, leben noch unter beweglichen Hütten. Unser Schicksal kann noch
beßer und schlimmer werden; wir wollen bey Zeiten darauf bedacht seyn uns
beydes erträglich zu machen, mit gleicher Treue annehmen und wiedergeben,
nichts sichtbares zu für unserm Eigenthum halten.
Albus ut obscuro deterget nubila coelo
Saepe notus neque parturitimbresPerpetuos: sic tu sapiens finire memento
Tristitiam vitaeque labores. Horat. I. 7.Marianne und ich haben an einem Tage ihren Abschied erhalten; sie von der
Welt ich von der Cammer, wie folgt:
Sr. Königl Maj in Pr. laßen dem extraordinairen Cammer
Canzleyverwandten J. G. H. auf deßen unterm 30ten pass. eingegebenes Vorstellen
hiemit zur Resolution ertheilen, wie ihm auf sein Anhalten die gesuchte
Erlaßung seiner bey der Kr u D Cammer Canzley bishero als extraord. Canzley
Verw. geleisteten Probedienste hiedurch verwilliget werde.
Königsb. den 8 Febr. 64. (wurde mir aber erst den 14ten Mittags überbracht)
(L. S.)Domhardt v Wegnern Zilcher Cupner v Below Bertram Vorhoff Bergius.Die Rubrique des Meinigen war: J. G. H. allerunterthänigste Bittschrift
von Er. Hochv. Kgl. Pr. Kr und D Cammer seines bisherigen freywilligen
Dienstes bey der Canzley entlaßen zu werden.
P. P.Eben diejenigen Bewegungsgründe, welche mich vor einem halben Jahr
überredt haben E. Hochv. Kr u. DC. meine allerunterthänigste Probedienste
aufzudringen, nöthigen mich heute um gnädige Entlaßung derselben Ew.
Kgl. Maj. fußfällig anzuflehen und getröste mich zugleich einer gewünschten
Erhörung. Außer er. gäntzl. Verzweifelung an der Möglichkeit einer Copisten
Hand und des dazu nöthigen Augenmaaßes jemals mächtig zu werden, dörfte
die länger fortgesetzte Mühe einer sitzenden Arbeit den Verlust meiner
Gesundheit unersetzlich und mein übriges Leben bald so köstlich machen, daß zum
Genuß deßelben mir weder Mittel noch Raum blieben. Das Gesetz der
Selbsterhaltung legt mir also die Pflicht auf, eine angenehmere Zeit zu erwarten, die
Gott und der König dem Vaterlande schenken wird. Mit dieser unbedingten
Ergebung in Gottes und des Königs Allerhöchsten Willen, bis hieher vor
unlauterer Menschengefälligkeit und niederträchtiger Menschenfurcht bewahrt,
werde auch niemals aufhören zu seyn Ew. p
Kgsb. den 30 Jänner 64.So weit ist Gott Lob! alles nach Wunsch gegangen. Mein alter Vater
beßert sich Gott Lob! und kann schon allein ein wenig herumkriechen auch die
Hand schon etwas wieder brauchen, aber noch keine Beinkleider tragen. Er
hat gestern seinen alten Amtsbruder HE Brodtsag verloren, der an der
Waßersucht gestorben.
Den Brief hat mein Vetter Nuppenau selbst eingehändigt an MadmeCourtan; HE Zeise habe anmelden laßen und HE Kanter eben jetzt ihre eigene
Nachricht zu lesen gegeben. In Ansehung Ihrer Anfrage, gab er mir den Rath
zu schreiben: Ich weiß nicht – – und HE M. Reusch gab mir neulich denselben
Rath, weil er auch von nichts wuste. Der gute Bruder Hintz, deßen
Ueberkunft ich jetzt eben erfahre, muß dahero am besten wißen. Auch eben jetzt höre,
daß Däntler auf den Tod liegen soll. Gott steh ihn bey, wiewohl ich mehr
Hofnung zu seinem Leben habe.
Meine Gesundheit geht täglich ab und mein Gemüth verliert dabey immer
mehr. Ich würde die Ausführung Ihres Entschlußes als ein Glück für mich
ansehen, weil der Umgang eines einzigen Freundes zu meinen grösten
Bedürfnißen gehört. Wenn Ihnen Gott eine kleine Thür hier öfnen sollte, so
befragen Sie sich nicht mit Fleisch und Blut. Die Stelle beym Colleg. Fr.wäre nicht uneben. Ein kleines Fixum zu den Interessen des gesammelten
würde Ihnen eine sehr anständige, gemächliche und nützliche Lebensart hier
verschaffen können. Bockens Stelle ist auch noch unbesetzt und hätte ähnl.
Vortheile. Ihren HE Bruder habe noch nicht zu Gesicht bekommen. Der
schlimme Weg hat ihn dort fest gemacht und verzäunt.
Das Zeitungswerk hat wenig Reitz für mich, und ich wenig Glück zu dieser
Arbeit. Der Verleger hat mir 400 fl. angeboten und jährl. ausgemacht. Ich
habe keine Lust einen Contract zu machen, und zweifle, daß ich so grosmüthig
werde seyn
können
umsonst zu dienen, unterdeßen denke mit einem halben
don gratuit vorlieb zu nehmen und wünsche nichts mehr als die Freyheit
einen alten Plan wieder fortsetzen zu können der mir noch immer im Sinn
liegt. An
Autorschaft
und am allerwenigsten am Recensentenamt soll mir
gelegen seyn. Ich haße im Grund des Herzens beydes und unter allen
Handwerken
ist mir keins unerträglicher – –
Ihrer Recension des Voltaire, Hypochondristen, und wo mögl. ihre
Austuschirungen von Kants Beobachtungen sehe mit
nächster Post
entgegen. Sie
können es an den Verleger addressiren, aber daß ichs zuerst zu sehen bekomme
und für ihn verschloßen ist besonders in puncto des HE. M. Kants.Besorgen Sie einige Exemplaria ihrer Schulhandlungen an Kanter, weil
er ungern recensirt, was er nicht selbst hat; und denn soll auch dafür gesorgt
werden. Helfen Sie was Sie können; denn an Erhaltung und Einrichtung des
Werks ist was gelegen. Noch geht es kläglich, unterdeßen wundere ich weit
mehr, daß es möglich gewesen so weit zu kommen. Das 3te Stück wurde
gelegt als eine ins Publicum dringende Sache, und deren Bescheid noch bey Hofe
läge. Der Minister des 1. unterschrieb es, und diese kleine Rache gegen meine
alte LohnhE. ist mir sehr sauer geworden. Sie müßen es nach den Hiesigen
Horizont beurtheilen um die Größe des ästhetischen Bubenstücks zu schätzen.
Vom Himmel her drohte uns vorige Woche auch ein Gewitter, das sich
vielleicht nur verzogen, unterdeßen scheint das Glück sich der unzeitigen Geburten
am meisten anzunehmen. Anstatt der Confirmation des Probestückes wurde
uns mit einer abermaligen Anfrage bey der Cammer gedroht, die hintertrieben
worden. Da der Nachbar mit vielen Bogen eingekommen und das
Privilegium auf der Spitze steht: so ist die alternative
desto mehr oder weniger zu
wagen keine moralische sondern politische Frage – – – Es ist uns daher daran
gelegen zur Recension der Hiesigen Gelehrten zu eilen, da uns 3 gelehrte dazu
einladen: K., Arnold und Moldenhawer. Was Sie besonders bey des
Mittelsten Vernunft und Schriftsmäßigen Gedanken gefunden, davon ich eben den
ersten Theil zu Ende geschlummert, vergeßen Sie doch auch nicht. Mein Auge
und mein Gemüth ist nicht heiter genug, kaum seinen Wolfianismum zu
beurtheilen, der mir gleichwol wenig aus der Bahn zu weichen scheint. Wißen
Sie mehr die Qvellen seiner Methode als ich? Jeder von diesen Triumvirs hat
sein besonder Feld, und erfordert auch einen besondern Ton.
Ich habe mit Mühe gestern den gantzen Tag über einige steife Zeilen über die
Geschichte eines jungen Herrn
zu Papier gebracht. Vielleicht komt der
Versuch über die Verrückungen des Kopfs mit dem folgenden zu Ende, für den
ich
Marquis d’Argens und Cochois
zu liefern denke. Einen trocknen Auszug
von den 3
Lindauschen Stücken
habe auch fertig, der aber auch nichts taugt,
und alles noch mehr Gerüste als Bau selbst ist. Von Hirzels Wirtschaft eines
philosophischen Bauers möchte auch gern 4 Stücke machen, weil ich lieber
gute Dinge abschreiben mag und bekannter machen, als unreife Früchte vor
der Zeit liefern. Die Gründe des Ackerbaues werden in dieser Schrift gut
entwickelt, eine Fortsetzung davon versprochen, und Praenumeranten vom Lande
wünschen wir auch. Des Geh Commerc. Raths Bruder Jacobi gab gestern
Hochzeit, das muste auch in die Zeitungen kommen, unterdeßen war es lieb
Rammlers wegen, und sr Ode auf Hymen.
Willamovius ist Verfaßer der Dityramben. Trescho hat mir auch neulich
geschrieben, und die andere Hälfte Praenumeration überschickt für Graf
Dohna. Er meldt mir daß die Literatur Briefe zu Ende gehen in sehr harten
Ausdrücken. Dies war auch eine gute Epoque für uns. Ich wiederhole den
Wunsch, daß ich es für ein großes Glück für mich ansehen würde Sie hier zu
sehen, und überlaße die Erfüllung deßelben der Vorsehung.
Mit Mutterhänden leitet Er
Die Seinen stetig hin und her p
Mit dem ersten Sonnenschein gehe auf den Roßgarten.
Qvittung des HE. Sec. Thamms folgt hiebey. Die polnische
Geschichtschreiber sind nach Curland gegangen. HE Kanter habe heute auch einen Schein
gegeben 43 fl. von ihm genommen zu haben. Die Bücher liegen bey mir,
vielleicht werden sie der Mühe überhoben nach Riga zu gehen.
Melden Sie mir doch die gegenwärtige Zahl Ihrer Pensionairs und den
Fuß ihrer Haushaltung. Lebt der seel. Marianne kranke Schwester noch, die
bey Ihnen war und wo ist die andere?
Caviar ist richtig angekommen und habe ihn beynahe ganz allein verzehrt.
Noch kein Jahr hat er mir so geschmeckt, ohngeachtet er der Güte der Waare
vielleicht eben nicht zuzuschreiben ist.
Können Sie mir Nachricht von Daentler ertheilen, wird mir lieb seyn. Sie
finden vielleicht auch Gelegenheit beyliegende Qvitung an HE. Fiscal zugleich zu
besorgen, und schreiben selbst an letzteren wegen des ersten wahren Umstände.
Mein alter Vater umarmt sie herzl. mitleidend und tröstend. Er hat dem
SchulCollegen gestern den Verlust sr. alten redl. Wirthin angekündigt. Deßen
Schlafsucht nagt mir das Herz ab und ich zittere für die Folgen davon. Bey so
einem Gewicht auf dem Herzen kann der Witz nicht leicht seyn. Winkelmanns
Geschichte der Kunst hab ich für mich behalten, das einzige Exemplar das
Kanter
meines Wißens
bekommen hat. – Ich werde jetzt so oft schreiben als
ich kann; laßen Sie mich Mariannens Stelle in ihrem Herzen vertreten. Es ist
nicht gut daß der Mensch allein sey; aber die Gesellschaft einer Muse ist dem
gantzen Thierkreys vorzuziehen. Gott wische Ihre Thränen von Ihren Augen
und pflantze ein sanftes Lächeln im Innersten Ihres Busens, den ich an den
meinigen drücke und hiemit mich Ihrem Andenken empfehle als Ihr treuer
Freund.
Hamann.Königsberg den 14 März 64.Herzlich Geliebtester Freund,
Auf Ihre Antwort mit Schmerzen gewartet und endlich selbige zu meinem
großen Vergnügen erhalten. Ihr Entschluß ist nicht jähling noch neu für mich
gewesen, weil Sie immer daran gedacht. Weil ich auf meinen Eigennutz nicht
allein darin sehen kann: so werden Sie mir eine freundschaftliche und
vertrauliche Erklärung nicht übel nehmen. – Ihr HE Bruder der Doctor ist vorige
Woche mit sr Frau hier angekommen und ist willens gewesen heute von hier
aufzubrechen und über Litthauen nach Curl. zurück zu gehen. Ich entdeckte
ihm etwas von Ihren Gesinnungen für ihr Vaterland; er wurde gewaltig
aufgebracht und versprach alles mögliche zu thun Sie daran zu hindern.
Gestern besuchte Ihre liebe Mama und an statt einer Freude über die neml.
Nachricht, hörte ich das Echo von des HE Bruders Gründen, zu denen ich weder
das gröste Vertrauen habe, noch wenig Geschmack darinn finde. Sein ganzer
Roman, den er hier gespielt, und von dem ich nichts als Fragmente weiß, hat
mehr Lächerliches als edles an sich. Ein verliebter Mann, der sich und die Welt
nicht kennt, bey dem man aber eine größere Kenntnis von Rechtswegen
voraussetzt, der sich aber gegenwärtig gefallen läßt mit der falschen Münze
bezahlt zu werden, womit er andere hat befriedigen wollen. Die Kunst zu leben
beruht nicht auf Kleider, Worte und Mienen; sondern es gehören Werke und
Empfindungen dazu, Erfahrung und Aufmerksamkeit. Die Fr Räthin ist
durch das Unglück, das sie vor Augen sieht, so eingeschreckt, daß sie Ihre
Umstände mit seinen sehr unrichtig verwechselt. Der Fall ist bey Ihnen gantz
anders als hier. Den weisen Rath, noch ein Paar Jahre wieder Neigung und
Gewißen einen Dienst in der Absicht zu behalten, damit man desto mehr
sammeln kann, mag ich eben nicht billigen. Muthwillig sich aus guten
Verfaßungen zu setzen, ohne Noth und Beruf, wäre noch leichtsinniger.
Unterdeßen liebster Freund kann ich Ihnen 2 Fehler nicht verheelen, die
Ihrem Glück ehmals nachtheilig gewesen sind und wodurch Sie selbiges hier
wieder verhudeln können. I. Vertrauen Sie sich Ihren Feinden nicht an
II. Bitten Sie nicht, wenn Sie fordern können.Alle die kleinen Füchse von Philistern, die sich jetzt ihnen vertrauen und gegen
die Sie nicht behutsam gnug umgehen können, sind imstande gnug ihnen zu
schaden und haben jetzt wenig Einfluß mehr Ihnen würklich behülflich zu seyn.
Wenn Sie nicht die Rolle eines Betrügers mit ihnen spielen wollen, so lohnt
es gar nicht sich mit diesen Werkzeugen zu befaßen.
Wißen Sie einen Weg in Berlin zu arbeiten, so ziehen Sie solchen den
hiesigen vor. Nur kein Wort an Kr. Die Adjunctur beym Colleg. ziehen Sie vor.
Dringen Sie auf die Gründe, daß Sie ihr Vaterland mit einem Nachdruck
wiedersehen –
Ob Ssie sich an Pr. Dom. oder den Etatsminister v B. gerade wenden.
Den letzten würde Ihnen anräthig seyn, aber durch einen Mediateur. –
Jetzt eben erhalte eine Einlage von der Mama und die Nachricht daß die
Amtmannin diese Nacht um 4 Uhr angekommen.
Wie mein Freund, wenn Sie selbst herkämen auf 8 Tage auch noch kürzer
und das Land kundschafteten – Ihre Mama zittert für alle Vorschläge einer
Ehe von einer gewißen Parthey, die sehr eilfertig sich v andere tröstet.
Auch als bloßer Magister würden Sie mehr Zuhörer als jene Patienten
finden. Unterdeßen wird Gott selbst Ihr Wegweiser seyn. Ich warte des
Landesvaters Herkunft ab um mich meinem Schicksal zu überlaßen.
Erschrecken Sie für keine Schwierigkeiten die Inspectorstelle zu erhalten;
der Glaube macht alles möglich. Es müste denn seyn, daß Sie keine Lust an
dieser Stelle hätten. Melden Sie mir Ihre Meynung darüber und alles, was
in dieser Sache schon vorgefallen. Ich warte mit Schmerzen darauf. Wenigstens
will ich mich hier so viel erkundigen, wieweit diese Stelle von der Regierung
oder Cammer abhängt, und mir Mühe geben etwas hier auszuforschen.
Keinen Posttag Zeit verlieren Sie. Gelegenheit bey Braxein nachzufragen ist
hier. D. Arnoldt gönnt Ihnen die professor Stelle der Poesie, um Sie
vielleicht von der Spur abzulocken. Wenden Sie alle die Hülfsmittel, die HE D.verachtet, auf ihre Mühle an. Gesetzt daß Sie schrieben an den Patron und
ihm ihre Neigung zum Vaterlande, die durch den Verlust der seel. Marianneverstärkt worden, entdeckten, auch sich näher verlauten ließen, wenn Sie sich
sr. Protection versichern könnten. Vielleicht frägt er Sie, worinn er Sie
dienen kann. Legen Sie ihm diese Frage wenigstens in den Mund und schreiben
Sie mehr im Geschäfte als witzigen Ton. Denken Sie kein Wort an
Verwandtschaft sondern an seine Verdienste und Pflichten ein Landskind zu versorgen,
das auch Verdienste habe und seinen kleinen Fonds am liebsten in sr Heimath
verzehren würde, drücken Sie sich desto stärker und nachdrücklicher von der
Verfolgung aus, die Sie expatriirt, und unter sr. Verwaltung nicht länger
zu befürchten hätten, von der Sie wünschten einige Wohlthaten auch für sich
einzuerndten. Eine dreiste herzliche Sprache scheint diesem Mann nicht
unangenehm zu seyn. Sagen Sie ihm mit einer Art von Vertraulichkeit, die Sie
nicht aus Furcht gegen ihre hiesige Feinde mehr, sondern aus einer Vorsicht
wegen Ihres dortigen Aufenthalts verschwiegen wißen wollten.
Herr D. Büsching hat sich wieder Vermuthen über Ihre Recension beleidigt
gefunden und den ersten Bogen von sn Petersburgschen Nachrichten habe
gestern via des ordentl. Correctoris D. Bock durchgesehen. Das erste Gedicht
scheint von sr. Frau zu seyn; hinc illae lacrumae. Wer das gewußt hätte –
hätte ihr mehr Gerechtigkeit wiederfahren laßen. Das französische ist von
einem Mitgliede einer andern Gemeine, der den seel. Mann in einer
Schultverhältnis zu von 1:12000 Rubel besungen. Wie kann der Recensent bey
sn eignen Nachläßigkeiten ihm dergl. vorwerfen? Aquahaeret. Das Journalkomt von der Schule, unter sr. Aufsicht heraus und des Inspectors ist darinn
rühmlich gedacht als eines treuen Mitarbeiters. Kurz HE D B. hat in 2
Briefen an dieser Recension wiedergekäuet und selbige nicht verdauen können.
Das 1. Stück beträgt 20 Bogen und kommt auf Ostern vielleicht heraus. Der
2te Theil von Voltairens Historie ist darinn auch recensirt, das Mst. der
Recension ist aber noch nicht hier, hat ausdrückl. verbeten etwas davon in die
Zeitung zu rücken.
Der XVIte Theil der Litteraturbriefe ist endl. heraus und wird übermorgen
in die Zeitungen kommen, hauptsächlich wegen des Winckelmanns. Des
Layenbruders Brief ist eingerückt. Der Thornsche Briefwechsel und
Hirtenbriefe werden zieml. mishandelt; ihren Schulhandlungen wird ein
Nachgericht gehalten. Ich habe es aber für ungeschickt gefunden diesen Punct zu
urgiren, und die Gelegenheit aufgeschoben. Ein halbes Wort zu sagen lohnt
nicht und zum gantzen Wort war nicht Raum. Sie thun am besten, wenn Sie
Ihre Empfindlichkeiten unterdrücken und Ihnen das letzte Wort laßen. Die
Kritik ist gewißermaaßen Apolls Dienerinn und sie führt ihr Schwert nicht
umsonst. Den unrechten Gebrauch muß sie selbst verantworten und einen
Proceß gegen Ssie zu gewinnen würde Ihnen zu viel kosten. Das Piano und
Forte ist der höchste Geschmack in der Politic und Music. Den Beschluß von
dem Scholiasten sehe mit Ungedult entgegen, um zu beurtheilen, wie viel ich
davon brauchen kann. Kürze im Ausdruck ist eine Hauptbedingung, weil wir
so viel möglich ein Stück zu jedem Buch bestimmen, höchstens 2. Um diesen
starken Geist zu binden gehört ohnedem eine größere Stärke und
Geschwindigkeit, und dies muß dem Leser und Gegner in die Augen fallen. Mit
Capituliren und Schwatzen ist er ohnedem unerschöpflich. Ich habe jetzt 8 Tage
beynahe Muße und wünschte doch gern, daß er dem Arnoldt vorgienge. Dies wär
mögl. wenn der Beschluß ihres Anfangs bald genug ankäme.
Ihren Extract des Intelligenzwerks würde gleichfalls verkürzen müßen,
wenn er eingehen soll. Noch ein glücklicher Einfall. Eine Recension der
Dithyramben habe erhalten die mir Genüge thut. In dem Journal etranger 1760
Decbr soll eine Abhandlung von den
Dithyramben
stehen, die ursprüngl.
französisch geschrieben zu seyn scheint. Sollte ihr HE Nachbar der die
Encyclop. besitzt nicht dies Journal haben und sie mir eine Abschrift oder
vollständigen Auszug daraus verschaffen können?
HE. D. hat sich heute zur Ader gelaßen – Ich schreibe nächstens mehr.
Vergeßen Sie mich auch nicht. Muntern Sie sich auf – Halten Sie allein uns.
Zeitungen oder haben sich dort mehr Liebhaber gefunden? Mein alter Vater
beßert sich Gottlob und das Electrisiren hat ihm gute Dienste gethan. Er
empfiehlt sich Ihnen herzlich und wünscht viel Glück zu Ihrem guten Vorsatz.
Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer Freund und ergebener Diener
H.Königsberg den 16 März 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ihren Beytrag aus Constantinopel gestern erhalten. Wollen Sie nicht
erlauben, daß ich die Aufschrift
Riga
mache, mit der Geschichte anfange und
darauf das Buch anführe? Ich habe sie erst befragen wollen, aber ich sehe
hier nichts was uns verbieten sollte den Ort zu verschweigen. Die Bücklinge
erwarte und danke herzlich zum voraus dafür. Halten Sie nicht die Zeitungen
selbst? Sind selbige etwa dort zu theuer oder woran liegt es? Sie haben nur
erst das 1ste Stück erhalten und haben mir doch schon über den Inhalt des
3ten etwas geschrieben. Haben Sie letzteres wo in Curl. gesehen, oder packt
SIhnen HE Hartkn. etwa bey Gelegenheit ein Stück bey.
M. Siebert Ihr HE Schwager besuchte uns gestern unvermuthet und
veranlaßt eigentl. gegenwärtiges Schreiben. Seine Absicht war ein Gericht
electrischer Funken für einen kleinen Spasmum am rechten Zeigefinger; sich aber
gegen mich Ihrenthalben zu erklären schien ihm eben so dringend zu seyn.
Auf sein dringendes Vorstellen soll ich Ihnen folgende Umstände berichten.
Ihre Achtsamkeit ihm den Tod Ihrer seel. Marianne notificirt zu haben,
schien ihm sehr gefallen zu haben, weil er in puncto des Wohlstandes mit
dem HE. Bruder sehr unzufrieden ist. Er sagte mir also eine Menge von
Wegen die er sich Ihrentwegen gemacht hatte, beym Gen. Feldm. Lehw. dem
Praes. Domh. dem Canzl. Kowalewski, D. Arn. p. Beym dem ersteren hat er
gefragt, ob er sich Ihrentwegen bey dem GehR. v. Reck oder Crusemarckmelden könnte? Der erstere hat nichts, der letzte aber alles darinn zu thun.
Daß Crusemarck das academische Departement hat, weiß ich aus der
Kanterschen Sache und Blumenthal dirigirt academica. Der Präsid. ist willig
gewesen alles für Sie zu thun, sobald Sie anklopfen würden. Kow. hat Ihnen
übel genommen daß Sie bey Ihren letzteren Hierseyn so viele Besuche
abgelegt und ihn vergeßen hätten, scheint aber deswegen Ihnen nicht zuwieder zu
seyn. Arnoldt ist politischer und nicht so geneigt als die Mama sich einbildet
und mir gleichfalls versichern wollen. Ihr Schw. Steinkopf meynt; Sie
sollten ohne Ruff niederlegen. Der andere hält dies für unsicher und nicht so
rathsam. Letzterer dringt darauf keinen Posttag zu verlieren und sich gleich zu
melden. Weil die Acad. für Pisansky herausgegangen und noch keine Resolutionerhalten: so kann sie füglich sich ihrer nicht annehmen; und weil es am
wenigsten auf sie ankommt, so hat dies auch am wenigsten zu bedeuten. Es hat so
mit diesen einen Hacken wegen des Rectorats, das er nicht Lust hat darüber
niederzulegen, und auch nach den Gesetzen nicht zugl. behalten kann. Die
Adjunctur beym Collegio ist nur als ein Accidens anzusehen, das Sie allemal
erhalten können. Es hängt am meisten von dem Oberburggräfl. Amt ab, und
folgl. von der Regierung. Ich wünschte also liebster Freund, daß Sie
wenigstens den Rath folgten keine Zeit zu verlieren, und sich an den Praesidenten
schlügen, auf nichts ihr Augenmerk richteten als auf die Prof. poes. weil selbige
noch vacant ist und die höchste Zeit.
Eine directe Bewerbung bey der Akademie um die Stelle ist vergebens, weil
1.) selbige sich nicht wiedersprechen und 2.) nichts entscheiden kann. Klugheit
und Wohlstand harmoniren daher in dem Punct, daß Sie nicht directe suchen.
Sie würden also diese Beleidigung gegen ihr
gegenwärtig Vaterland
und
gegen Ihren jetzigen Character wohl entbehren können. Eine förml. Vocationvon der Academie ist eine gleiche Unmöglichkeit und wäre gewißermaaßen eine
Demüthigung für selbige, mit der Ihnen auch nichts gedient wäre, weil Sie
auf diesen Fall gleichfalls Ihr gegenwärtig Vaterland und ihren jetzigen
Character beleidigen müsten, wenn Sie diesen Ruf vorziehen wolten; es wäre denn
daß s Sie ex speciali gratia geruffen würden.
Eine Abdankung ohne Ruf, nach Ihres Schwagers Steink. Ausdruck aber
nicht nach seinem Sinn, würde also immer den Vorzug behalten meines
Erachtens. Um sich hiezu geschickt zu machen, melden Sie den Präsidenten: daß
Sie
mit der poetischen Stelle gern für lieb nehmen möchten, wenn er
Ihnen Mittel versprechen könnte die Schwierigkeiten aus dem Wege
zu räumen, warum Sie eben so wenig um diesen Dienst anhalten
könnten als die Academie gegenwärtig im stande wär Sie in
Vorschlag zu bringen
. Da Sie die Academie nicht gern in die Verlegenheit setzen
möchten ihre Intercession für einen andern zurückzuruffen; so wollten Sie
den Hies. Rath noch ungerner beleidigen, daß Sie im Besitz einer ansehnlichern
Stelle sich das Ansehenen Verdacht geben möchten die hier genoßene Gunst
nicht nach Würden zu verdienen.
M. Kant drung ungemein darauf an Ihre Zurückkunft gleich zu arbeiten
und hat mir recht sehr angelegen meinem Verleger dies bey sn häufigen
Besuchen bey v Brax. Exc. aufzutragen. Wegen des Todesfalls wird er auf die
Woche erst hingehen können.
Schreiben Sie zum voraus an Domh. so kurz, höflich und confident als
mögl. und halten Sie ja in ihrem Briefwechsel mit Subalternen von ihren
Absichten zurückzukommen an sich.
Ich erwarte einen kleinen Wink über die Ihre Maasregeln, wie Sie mir
versprochen haben, und wiederhole nochmals keine Zeit zu verlieren sondern
Hand ans Werk zu legen.
Mit meinen Arbeiten geht es langsam und kaum von der Stelle. Ich gehe
in der Irre wie ein verloren Schaaf und finde weder aus noch ein. Von Ihrem
Vorsatz den Hipparin abdrucken zu laßen, habe erst gestern erfahren. Wie soll
ich mich jetzt wegen Besorgung der Recension verhalten. Die Schulhandlung
oder den Abdruck recensiren laßen? Geschieht ersteres so wird ihre Absicht in
Ansehung des Unbekanntbleibens nicht erreicht. Erklären Sie sich darüber.
Wißen Sie nichts aus Braunschweig? Auf die Woche bin ich willens zu
schreiben. D. Bock hat die Beschreibung vom Saturgusschen Cabinet eingeschickt,
die auch zu lang ist. Criminal Rath Funck des Pipers Markenrecht in
Westphalen scharf aber auch zu weitläuftig recensirt.
Kants
Recension
von
Silberschlags
Erklärung der vor einigen Jahren erschienenen Sonnenkugel ist
das letzte Stück von ihm und kommt vielleicht im nächsten Stück, mit einem
lateinischen Gedicht des seel. Trib. R. v. Werner auf den Frühling von Lauson
eingeschickt. – Kanters Schwester wird heute beerdigt. Vielleicht mach ich noch
morgen eine Beylage, wenn mir was einfallen sollte. Entschuldigen Sie mein
flüchtiges und stumpfes Geschmier. Sie können sich nicht vorstellen wie mir
an Gemüth und Leibe zu muth ist. Ich umarme Sie nach ♡l. Begrüßung
meines Vaters und ersterbe Ihr treuer Freund
H.Grüßen Sie Hintz und ermahnen ihn daß er fortfahren soll bisweilen an
mich zu schreiben, biß ich mehr im stande seyn werde ihm zu antworten. Vale.Königsberg den 21. Mäyrz 64.Herzlich geliebtester Freund,
Mit
Arnold Gottlob! eben fertig
und dem
Verleger der Kgsb. polit.
und gel. Zeitungen zu beliebtemigen Gebrauche
überschickt. Kann so
ziemlich mit dieser Arbeit zufrieden seyn; ihr Schicksal steht in Apolls Hand.
Einlage giebt mir Anlaß zu schreiben und sie um Briefe zu mahnen, die ich
vielleicht morgen erhalte. Herr Bruder ist wieder mein guter Freund, hat uns
Sonntags besucht und ist abgegangen. Sie werden ihn also bald sehen. Er
meynt, Sie sollten des Braunschweigers Zurückkunft abwarten, und ihn zu
ihrem Nachfolger zu machen suchen. Ein guter Gedanke und frommer Einfall,
der mir zu künstlich scheint als daß er wahr werden sollte. Diese Woche denke
mit Gottes Hülfe nach Braunschweig zu schreiben. Ich will mich heute
erholen, weil ich wieder Vermuthen ein wenig mehr gearbeitet, als ich mir noch
zutraue.
Was macht Hinz? Grüßen Sie ihn doch. Ich kann noch nicht antworten,
laß ihn doch nicht gleich aufhören an mich zu schreiben. Ich erwarte durchaus
auch Beyträge von ihm. Hippel wird den Charfreytag besingen und Härder
den Oster Montag.
Leben Sie wohl. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer Freund und
Diener
Hamann.Noch sind keine Bücklinge angekommen.
Königsberg den 31 Mäyrz 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ich habe mir schon deshalb selbst Vorwürfe gemacht, daß ich mit letzter
Post nicht geschrieben: es sollte aber nicht seyn, und ich bin jetzt im stande mehr
zu schreiben. Ihre Eingabe höheres Orts ist durch meinen Verleger den
Tag
nach Empfang
gleich
bestellt worden
. Er war nicht willens dazu (denn ich
habe in allem mit ihm darüber conferirt), aber weil es ihr eigner Trieb
gewesen und durch Ueberlegen man nicht weiter gekommen wäre: so hab es für
meine Pflicht gehalten ihren Willen so bald als mögl. zu erfüllen. Es fehlte
mir nicht an Einwendungen; aber ich habe selbige auch beantworten können,
und ich wünsche und hoffe, daß alles zu Ihrem Besten ausschlagen wird. Ihr
Einfall zu einer Geldbuße hat mir das sicherste und geschwindeste Mittel
geschienen. Ich billige diessen Entschluß in concreto oder in Betracht der mir
bekannten Umstände und Ihrer gegenwärtigen und vorigen Verfaßung, habe
also nach meinem
Gewißen
gehandelt. Laßen Sie sich denselben also nicht
gereuen. Ihr Schwager M. S. war eben bey uns, daß ich ihm Ihren Brief
einhändigen konnte. Weil Steinkopf nicht eines Sinnes mit ihm gewesen, hat
er ohne ihn Antwort an Geh. R. Krusemark nicht geschrieben; sondern erst
ihren Brief abwarten wollen. Gestern schickte er mir das versprochene
Empfehlschreiben und ich habe es gleich bestellt. In Ansehung des mir
anvertrauten Briefes bin noch denselben Tag zur Mama hingelaufen, mit der Bitte
Ihren Brief an Pr. D. zu versiegeln und bestellen zu laßen. Sie ließ sich diese
Abrede gefallen, hat aber nur das erste gethan und mir denselben versiegelt
wieder zugeschickt, um den M. S. diese Commission der Bestellung und
Einhändigung an den Pr. D. aufzutragen. Weil sich dieser am Besten dazu schickt
und ich nicht zweifele, daß er es gern übernehmen wird: so habe auf keine
andere Wege gedacht, sondern erwarte ihn morgen oder übermorgen. Ich
habe nichts an Ihren Berlinschen Brief gedacht, weil ich nicht wuste in wie
weit dies eben nöthig und schicklich wäre, da ich den M. S. nicht genug kenne,
um Ihre und meine Gesinnungen ihm völlig anzuvertrauen. Er weiß also
nichts davon. Mein Verleger hat mit dem Min. v. Br. gesprochen, der Ihnen
nicht zuwieder zu seyn scheint, aber vermuthet, daß Sie darum anhalten sollen.
Wenn Sie selbst an ihn schrieben, könnte meines Erachtens nicht undienlich
seyn; aber kurz und gut. Der Brief an D. kam mir ein wenig zu weitläuftig
vor. Bey diesen 2 Männern, die eben nicht stimmig zu seyn scheinen, halt ich es
nicht uneben sich zu melden; aber mit Discretion. Der eine ist als ein Mecaen,der andere als ein Patron anzusehen. Es gehört eine eigene Beredsamkeit dazu
bey einigen das Vermögen zu schaden zu versteinern, und bey andern
hingegen den Willen zu helfen zu erwecken. Gesetzt daß Sie auch erst eine Antwort
oder Erklärung des einen abwarteten, ehe
Sie
an den 2ten schrieben. Legen Sie
den letzten an HE. Kanter ein, aber mit der Bitte die Sache für sich zu
behalten und das Schreiben nicht im Laden zur Schau liegen zu laßen. Er wird
die Bestellung gern auf sich nehmen v hat auch die meiste Gelegenheit dazu.
Seine Abreise wird bald auf die Meße vor sich gehen und die Geschäfte zu
selbiger sich häufen. HE Hartknoch wird täglich erwartet. Von der andern
Hälfte zur türkschen Grammatik weiß noch nichts. Arnoldt ist gestern
durchgegangen, wieder alles Vermuthen. Er soll zu Insp. Domsien gesagt haben:
Wenn er das
Ding
gelesen hätte, würde er kaum den Druck erlaubt haben.
NB. D. Bock hat es ihm zugeschickt. Sie werden sich wundern, über mein
Glück die Freyheit der Preße hier zu erweitern. Ich zittere bey alledem für die
Folgen – – Schreiben Sie mir Ihr Gutachten über das 17. Stück. Den
Scholiasten werde wenig brauchen können, unterdeßen gleichwol fällt es mir
unendl. schwer diese Beobachtungen gründlich zu beurtheilen. Unterdeßen
danke ich für Dero freundschaftl. Beytrag auch ohne Eigennutz.
Moldenhawers 2ten Theil habe gelesen mit viel Zufriedenheit. Ich werde
keine Stelle daraus anführen, mein altes Urtheil wiederholen und mehr zum
künftigen Theil versparen. Im nächsten Stück kommen lauter fremde
Arbeiten. Die Recension des
Baumgartens ist von
Brockowski.Mama hat mir Einlage geschickt, die Sie so gut seyn werden bestens zu
bestellen. Die junge Frau soll sich zum Schatten grämen, und muß unter der
Hand schreiben, ist gegenwärtig hier in der Stadt mit der Mutter.
„Niemand traue seinem
Freund
, noch seinem Bruder, noch seinem Weibe, die
ihm in Arm liegt.“ Dieser Zug characterisiert vor allen Zeiten unsere Alten.
Sapienti sat. Laßt uns also um die Klugheit der Schlangen bitten ohne die
Einfalt der Tauben zu verscherzen. Ich habe ein klein Gedicht gestern gelesen,
das dem Moses zugeschrieben wird und dem Allergnädigsten Könige bey
seinem glorreichen Einzuge von den Vorstehern der Berlinschen Judenschaft
überreicht worden. Hier ist es:
Der Friede Gottes sey mit Dir, o Held!
Der Du zu lang des Krieges Ungemach
Für uns ertragen. Wachen, Sorgen, Denken,
Gefahren, Wunden und den Tod nicht scheutest
Den Tod für die Gerechtigkeit.
Dein Biedergeist erwog der Menschen Wohl
Des Ewgen Rathschluß und des Weisen Pflicht!
Da warfst Du zwischen uns und das Verderben
Die Heldenbrust, entflammt von Vaterliebe.
Wie schlug des Patrioten Herz!
So oft die Blutbegier Dir nachgestrebt (– beßer:
nachgestellt
.)
Es riefen Männer, Greise, Kinder in
Vereintem Chor Hosanna! Hilf Erretter! –
O daß Dein Volk nur Thränen hat für Waffen,
Gebet und Psalm für Helm und Schild!
O könnte Israel mit seinem Blut
Versöhnen den Verderber! Jeden Streich
Auffangen in der Brust, der Ihn, den Vater
Des Vaterlandes sucht! – Getrost! auch Trähnen
Der Frommen sind nicht ohne Kraft.
Die Vorsicht winkt. Es lagert unsichtbar
Ein Chor der Engel sich um Ihn. Ihr Schild
Vereitelt Tücken, die im finstern schleichen.
Die Mordsucht starrt mit aufgehobnem Arme,
Erkennt die Göttliche Gewalt.
Auch itzt, da Deiner Kinder Freudenruff
Von Pfort zu Pforte Dich begleitet, schallt
Von Lobgesang des Tempels Zinne wieder.
Die Töchter schmücken sich mit Thränen (warum nicht
lieber: Palmen oder Zweigen)
Und danken dem der Dich erhält.
Triumph! Triumph! von Gott beschützter Held
Geneuß nunmehr der Ruhe Süßigkeit
Die Du der Welt mit edelm Schweiß errungen!
Die Du verschwurst, so lang die Menschheit seufzte.
Sie seufzt nicht mehr. Halleluja!
Warten Sie liebster Freund! Sie werden den LitteraturTheil zeitig genug
erhalten. Es fehlt hier an Exempl. und ich vermuthe, daß in der Nachbarschaft
Ihnen schon eins besorgt seyn wird. Selbst mich darnach zu erkundigen geht
nicht an. Bestellen Sie in Mitau, sobald eins ankommt. Ich werd nächstens
einen Auszug wenigstens mittheilen; weil es jetzt zu spät ist. Leben Sie wohl.
Unsere Wünsche mögen nach Gottes Willen bald erfüllt werden. Mein alter
Vater empfiehlt sich Ihnen. Ich umarme Sie in Gedanken und bald Mund auf
Mund. Vale –
H.Königsberg den heil. Osterabend 64.Herzlich geliebtester Freund,
Mir hat um Briefe schon recht bange gethan, da ich gestern unvermuthet
meinen Wunsch erhielt. Ich freue mich daß Sie gesund sind und fange mit
dem Wunsch gesegneter Ostern an. Gründonnertags Abends ist mein
Verleger abgegangen, von dem ich nicht einmal recht Abschied genommen. Habe
mit ihm abgeredt, daß er einen für einen Entrepreneur seines Werks sorgen
soll, und ich hoffe wo nicht mit Ehren doch mit Frieden dies Amt niederzulegen
und hernach andere Maasregeln ergreifen mit Gottes Hülfe entweder zur
Leibes Nahrung und Nothdurft oder zu Erneurung meines alten zerrißenen
Plans.
Was Ihre Expedition betrift; so erhielt ich selbige Montags, und Tages
darauf gieng sie fort. Es ist also kein Augenblick verloren. Die Bestellung
übernahm HE Kanter, indem ich ihm die Wahl dazu überlies, selbst. Wegen
Rammlers laufen wiedersprechende Gerüchte. Die Nachricht der combinirten
Vocation komt durch Registr. Engelschmidt. Lauson, der sich in der Stille
sehr interessirt, an Sie geschrieben hat und auf Antwort wartet, hat von
Secr. Christ die Nachricht, daß von der Academie dies nicht geschehen;
sondern selbige blos wegen Besetzung der Stelle an die Regierung gegangen,
weil erstere ein Monitorium von Hofe bekommen die Stelle zu besetzen. Die
Regierung muß also proprio Marte sich für R. interessiren. Mir ist von Seiten
der Academie dieser Schritt immer räthselhaft vorgekommen, und ich hielte
selbigen schon für ein gewaltsames Mittel ihr Gesuch zu hintertreiben. Weil
ich die data so wiedergeben muß, wie ich sie empfangen: so bauen Sie nicht
zu viel auf ihre Zuverläßigkeit. Denn es könnte doch noch die Frage seyn, ob
der Secr. der Acad. es für gut hielte unserm Freund Lauson auch die Wahrheit
zu beichten. – Ich glaube also, daß es immer gut wäre ruhig abzuwarten und
besonders sich mit keinen academischen Mitgliedern in Unterhandlungen
einzulaßen. Sollte das harte P. nicht bald antworten: so würde es nicht uneben
seyn sich an das weiche B. zu wenden, weil er Chef ist, ihm die schuldige
Deference nicht zu vergeben. Seyn Sie kurz und gehen Sie sehr leise. Er
leyht dem Pluto lieber sein Ohr als dem Apoll.
Funkens Leiche hat einen großen Aufruhr hier gemacht, weil Preußen und
Curländer sich um die Ehre geschlagen ihn zu begraben, wie Michael und der
Wiedersacher um Moses Leichnam. Der Minister gab das Verbot bey
Relegations Strafe beyden Parteien, und anstatt des Ehrengepränges das HE
M. Kant veranstalten solte, hat er diesen Montag des Nachts heimlich müßen
beerdigt werden. Herr Hippel hat der Funkschen Gruft eine Elegie gesungen,
und man erwartet noch von den Curländern und Danzigern dergl. Ein
Denkmal seiner Feder ist in unsern Zeitungen
Pipers Recension
, die aber auf die
Hälfte gekürzt werden müßen.
Die Hexe von vier Wochen ist
nicht von mir,
sondern eingeschickt worden – Eine dramatische Ode oder lyrisch Drama ist
gestern zu den Erstlingen unsers poetischen Geschmacks, und morgen folgt
ein pindarischer Versuch.
Millers Beurtheilung
ist von M. Schlegel. Der
letzte April ist für Kants Betrachtungen bestimmt, wenn der T‥ keinen Spuck
macht.
Michaelis zweyter Theil der Hebr
. ist vorigen Montag
von mir
angefangen und wird nächsten Freytag zu Ende kommen. Es sind bis 100 wo
nicht darüber auf dies zweyte halbe Jahr abgegangen aber auch einige neue
Praenumeranten dazu gekommen.
Es ist mir recht sehr damit gedient von der Grünhofschen Sache loß zu seyn.
HE Arndt, ein junger Jurist, der französisch aber nicht Music versteht, möchte
auf Johannis reisefertig seyn. Falls sich eine recht gute Versorgung in der
Zeit finden sollte, bitte an ihn zu denken.
Mit ihrem Comte de Gabalis geht es wieder Vermuthen schief. Weil eine
Uebersetzung eben ausgekommen ini Berlin, die vielleicht bald recensirt
werden wird. Kanter wird sich also kaum jetzt dazu entschließen können. Ich
habe sehr spät davon erfahren, daß ihre Uebersetzung an- und selbige nicht zu
Gesicht bekommen. Seines Bruders Druckerey hat mit den Zeitungen volle
Arbeit und Driestes mit Büschings Journal; daher wird an den Abdruck des
Hipparins nicht gedacht worden seyn. Für eine Recension der Schulhandl
selbst ist hier gesorgt, die Ihnen nicht nachtheilig seyn soll, unterdeßen werde
erst darüber Ihre Meynung erwarten, wenn es Zeit seyn wird.
Für den Beytrag des Hypochondristen danke aufs freundschaftlichste. Es ist
nicht mehr als ein einzig Exemplar hier und das Werk selbst schon ein paar
Jahre alt. Unterdeßen sind mir immer Arbeiten lieb, die ich in Vorrath habe,
aber Zeit und Umstände bestimmen ihre Anwendung. Mit der türkschen
Grammatik werde eilen, so bald ich kann. Ich möchte mir aber gern Kanters
Abwesenheit ein wenig zu Nutze machen. Ueberhaupt liegen mir noch einige
Arbeiten so stark im Sinn und am Herzen, daß ich weder Kraft noch Lust habe
fremde anzurühren. Unterdeßen wird nichts von ihren freundschaftlichen
Beyträgen verloren gehen. Zur Direction des Gantzen gehört eine gewiße
Aufopferung und Vernachläßigung kleiner Vortheile und ein Gesichtspunkt über
das Ziel hinweg, wenn man letzteres treffen will. Zeit und Gedult wird alles
entwickeln.
Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer FreundH.Mein Vater empfiehlt sich Ihnen gleichfalls – Im Kanterschen Laden
fehlen einige Stücke des 9ten Bandes der Bibliothek. Wenn ja eine Recension ist,
davon ich aber nichts gehört, müßte es in den fehlenden Stücken seyn.
Vielleicht schik ich nach den Feyertagen in die Nachbarschaft, mich näher nach dem
9ten Band zu erkundigen. HE Zeise ist willens Montag abzureisen. Leben Sie
wohl. Von der Frau Consistorial Räthin Bei Einlage erwartet aber noch
keine erhalten.
Vale et faue.Königsberg den 2 May 64.Gedult, liebster Freund! Eile und Weile sind zwey güldne Reime. Ihr
Schwager HE M. Sieb. hat neulich beym Praesidenten gespeist, der bloß auf
Nachrichten von Berl. wartet, ehe er Ihren Brief beantworten will. – Das ist
ein Punct. – An HE Kanter habe gestern auch geschrieben und ihm so viel
nöthig aufgetragen, an Fisc. Meyer gedacht und wo ja kleine Ausgaben zu
Ihren Geschäften dort erfordert würden, ihm den Wink zu einem kleinen
Vorschuß gegeben. – Der Fall ist gantz anders gegenwärtig wie damals. Bey
andern Umständen dörfen Sie jene Besorgniße nicht hegen. Ich weiß also für
Sie nichts beßers als manum de tabula und ihr Schicksal ruhig zu erwarten.
An den Mecaen können Sie nach Gelegenheit schreiben, aber sobreeet caute,mehr Galanterien als Realien, keine facta sondern sentimens. Nach
Braunschweig habe 2mal geschrieben gestern und am letzten Osterfeyertage, weil
noch 2 Exemplaria haben und gern liquidiren wollte, um mit der Rechnung
fertig zu seyn. – Ich lese jetzt zum erstenmal den Virgil in meinem Leben und
mit vielem Geschmacke. Bin im 5ten B. der Aeneide. Dem Beschluß des
Michaelis sind Brelocken angehängt, die eingeschickt. Den letzten April hab ich Kant
dedicirt. Weil ihr Comte de Gabalis jetzt schwerl. gedruckt werden wird;
werd ich Ihre Uebersetzung mir ausbitten um die Vorrede zu plündern, damit
doch ein Andenken von Ihrer Arbeit erhalten und uns. Zeitungen einverleibt
wird. Uebermorgen kommen die religiöse Gespräche des Pr.
Wegelins
– ein
Vorläufer der Göttingschen Homiletik, die ich gern nach Wunsch und mit
Nachdruck recensiren möchte. Der Montague ihre Briefe habe auch gelesen
mit Wohlgefallen.
Ihr türkscher Auszug
wird bald daran müßen. Vor dem
Voltaire fürcht ich mich, aus verschiednen Ursachen, weil ihre Recensionverglichen und etwas umgearbeitet werden muß. Dazu gehört Zeit und Lust,
woran es mir fehlt. Sie wißen nicht, wie mir auf der Welt zu Muth ist, und
wie mich vor allem graut. Mein Vater befindt sich Gottlob leidlich beßer, die
Sommerlufft und Bewegung machen mir Hofnung zu sr. völligen
Wiederherstellung, so viel es das Alter und die Jahre erlauben. Mein Bruder gährt
noch immer auf seinen alten Hefen wie ein verdorbner Wein. D Laubmeyerhat schon vor 4 Wochen ein Aderlaßen verordnet. Es wird an nichts gedacht,
und man hat ein außerordentl. Vertrauen, daß sich alles von selbst geben wird,
unterdeßen ich immer den Anwachs des Uebels sehe und über die Sicherheit
von allen Seiten erstaune. Man hat so viel Nachsicht und Gleichgiltigkeit gegen
se Ausbrüche, daß ich aus nichts klug werden kann. Gott wird selbst den
Knoten des Spiels auflösen. Wohin meine Entschließungen gehen werden,
weiß nicht. Vielleicht laß ich alles im Stich, und werde das, wozu ich am
wenigsten gemacht bin, – ein Ebentheurer. „Periissem, nisi periissem“, hoff
ich auch noch einmal sagen zu können. – – HE Fadeville besucht mich
bisweilen, und ich liebe diesen kleinen Gascogner seiner Fähigkeiten und
Neigungen wegen. Diese Woche habe das Engl. mit ein paar guten Freunden
angefangen. Antworten Sie ja HE. Lauson selbst und behandeln Sie diesen
Punct als eine Nebensache. Ich habe zieml. weitläuftig an Ihre Erklärung
gedacht, weitläuftig heist hier beyläufig, von weitem, unbestimmt. Gratuliren
Sie sich, daß Sie einen Nebenbuler an einem Freunde finden, und beklagen
Sie Ihr beyderseitig Schicksal – den glückl. Schäfer am meisten, weil die
Eroberung keinen Triumph verdienen
wird. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr
treuer Freund.
Klugheit ist die beste Maasregul der Vertraulichkeit. Grüßen Sie Hinz.
Königsberg den 9 May 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ich bin gestern auf des Conditor Nuppenaus Hochzeit gewesen, wieder
meinen Vorsatz; und gestern besuchte mich HE M. Siebert, der Ihren Brief
erhalten, nichts zu versäumen verspricht, so bald er das geringste erfahren
wird. Er bittet Sie auch, ruhig zu seyn. Sie reden von Feinden, und machen
sich vielleicht dadurch welche. Gesetzt, daß der Orden auch wirklich Ihnen so
entgegen wäre, als Ihre hypothetische Einbildungskraft Sie überredt: so
schickt es sich weder
für Sie, sich dies merken zu laßen, noch
gewinnen Sie
das geringste
dadurch. Sehen Sie also Ihre eigene Indiscretion für den
einzigen Feind an, der Ihrer Sache schaden kann. Sie haben weder bey den
Leuten angehalten, von denen Sie reden, noch haben es nöthig Ihre Stimmen zu
werben. In Ihrer Stelle würde ich es nicht der Mühe werth halten an dergl.
Dinge zu denken und mich dabey aufzuhalten. Der Welt Feindschaft ist Gottes
Freundschaft. Wer sich an letzterer begnügt, bekümmert sich um jene nicht, die
ohnedem Aprilwetter ist, und uns mehr Calendermachen
als Handeln lehrt
.
Mein Vater hat diese Woche den Anfang gemacht die Badstube dem Vetter
Nuppenau zu übergeben; und ich bin reisefertig, je eher, je lieber! – HE.
Kanter habe dies gestern auch gemeldet; und ich hoffe, unser Freund Lausonwird das Werk bis Kanters Ankunft übernehmen und fortsetzen. Morgen
kommt Ihre arabische Grammatik; ich habe sie etwas verkürzt aber nicht mit
Schenksfelder vergleichen können, wie meine Absicht war. Hätte mehr Zeit
gehabt: so würde es noch kürzer geworden seyn und ich würde Cantemirs
ottomannische Geschichte zu Hülfe genommen haben. Sie haben weder die
Anzahl der Bogen noch Seiten bestimmt, daß man die Größe des Werks
nicht bestimmen kann. Meine Abreise möchte wol zu Schiff geschehen und
lieber nach Stettin als Dantzig. Wie weit? und wie lange? und wozu? weiß der
liebe Gott. Gewinne ich nichts mehr, als die Wiederherstellung oder Erhaltung
meiner Gesundheit: so erhält man doch auch mit der Erfahrung, reifere
Einsichten wenigstens von sich selbst und dem Wechsel menschl. Dinge. – Nach
traurigen Schätzen ein rühmlicher Geitz! – Man spricht hier wiederum viel
von des Landesvaters Ankunft, an der man gantz verzweifeln wollte. Ich
werde selbige wohl kaum hier erleben. Wenigstens noch ein Lebewohl vor
meiner Abreise. Sie können leicht erachten, wie wenig Zeit mir übrig bleibt, und
wie viel Ursache ich zu eilen habe. Leben Sie wohl und vergeßen Sie nicht
Ihren Freund.H.Mein Vater empfiehlt sich Ihnen. Schäffner ist unterwegs, und ich
vermache Ihnen hier einen Freund an Herder. a Dio.Königsberg den 16 May 64.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern Morgen vor acht Tagen ist Herr Fiscal angekommen – Wenn
ich seiner Ankunft auch nichts mehr zu verdanken habe: so ist die Wohlthat
der Zeitungen jetzt überhoben zu seyn, wichtig gnug in meinen Augen um ihm
dafür zu danken. Ich habe ohnedem nichts anders zu thun als ihn abzuwarten,
und niemand kann 2 Herren zugl. dienen. Herr Lauson ist jetzt Uebernehmer,
und ich schein ihm eben so einen großen Gefallen gethan zu haben als er mir.
Ich bin damit wohl zufrieden. Paean wird sein erstes Stück seyn, wie ich den
Augenblick höre. Glück zu! Ein wenig mehr Gedult und Zeit, ihr Herren
Schleicher! Ich habe ihm alle Stücke übergeben, worunter ich die ihrige
nahmhaft machen will, neml.
Voltairens Recension
und das
Rigische
Intelligentzwerk –
NB
. Nicht mehr. Damit Sie sich darnach richten können, liebster
Freund. Hab ichhm auch bey jedem Stück eine kleine Nachricht gegeben. Es geh
nun wie es gehe. Aus meinem Vorsatz, wenn ich so sagen darf, nach Warschau
zu gehen und einen Umweg zu meiner Bestimmung zu nehmen, möchte wohl
kaum was werden. Unterdeßen wer kann alle mögl. Fälle absehen, und ein
unentschloßener Mensch muß auf alles gefaßt seyn. Der Herr Doctor hat
weder Herz noch Gewißen gehabt sich der Mama oder seinen Freunden zu zeigen,
hat sich den Fiscal zum Feinde gemacht und vielleicht durch bloßen Wind
einschrecken zu laßen wie ein Blatt sich jagen zu laßen. Jedermann urtheilt
nachtheilig davon, und wer ihn am meisten liebt, sagt es am freymüthigsten;
daß er weder ehrlich noch klug gegen sich selbst handelt, und seine Sachen durch
ein Kinderspiel verdirbt. Der Gerechte flucht nicht, sondern lebt seines
Glaubens. – Des HErrn Fiscals hiesiger Aufenthalt ist unbestimmt, und kann
meine Abreise aufhalten, aber auch beschleunigen. Mit ihm zu gehen sehe gar
nicht ab; aber ihm gleich nachzufolgen, ist mein ernster Wille. Von hier zu
Schiff nach Stettin – und von da, vermuthl. über Frankfurt an der Oder nach
Berlin. Die Akademische Preis und Wettschriften sur la Nature, les especes
et les degrès de l’Evidence sind angekommen und habe selbige heute geendigt.
Des Moses Mendelsons und Kantens sind deutsch; darauf folgen 2 lateinische.
Die erste ist unstreitig am besten ausgearbeitet, und Kantens se. hat den
Vorzug verdient,
nächst der ersten für die beste gehalten zu werden
. Ich habe
keinen Magen selbige zu prüfen; in beyden herrscht gleiche Anhänglichkeit und
eine ähnliche Illusion. Dergl. Dinge aber in einem Qvartblatt aufzudecken;
zu dergl. Thorheiten habe keine Lust mehr. Mein lieber Herder mag diese
Sammlung recensiren,
wenn er will
. Herr Diac. Trescho hat mir kürzl.
geschrieben und die Lust scheint ihm auch aufzuwachen. Sie kommt zur gelegnen
Zeit. Ich werde ihm vor meiner Abreise antworten, wenn ich kann. Gestern
Abend entsetzl. Zahnschmertzen oder vielmehr einen Fluß auf der ganzen
rechten Seite gehabt, der mir den halben Kopf mit lauter Scheermeßern
durchwühlt hat. So bald ich zu Hause kam, gieng es Gottlob! über. Heute denken
wir Saturgus Garten zu besuchen; gestern in D. Laubmeyers gewesen.
Gemüths und Leibesschwäche machen mich untüchtig weiter zu schreiben. Grüßen
Sie Hintz 1000 male. Mein Vater empfiehlt sich Ihnen. Nicht ein Laut von
Ihrer Sache. Wir haben hier eine traurige Epoque von lauter Contributionen
vor uns, wo es heißt: Wohlan nun ihr Reichen! weinet und heulet über euer
Elend. – – HE Rentm. Johanszen ist todt. Vorigen Sontag bin Gottlob zum
heil. Abendmal gewesen und mit dem 124 Ψ. zur Beichte. Den Abend war
Nachtag von Nuppenaus Hochzeit. Sic iter ad astra. Leben Sie wohl. Kaum
noch ein Schreiben vor meiner Abreise. Höchstens ein paar Zeilen. Leben Sie
wohl und lieben Sie Ihren
Hamann.Königsberg den 30 May 64.Herzlich geliebtester Freund,
Dies ist Gott Lob der letzte, den Sie heute von hier erhalten. Herr Hartkn.
wird Ihnen einige Nachrichten mitgetheilt haben, die Sie beunruhigen
werden. Temporisiren Sie. Vielleicht sind Sie so glückl. die Inspection des Colleg.
Fr. zu erhalten. Denken Sie jetzt wenigstens mit Ernst daran zu arbeiten.
Domh. ist in Stargardt und wird mit neuen Ehren und Gnade hier zurück
erwartet. Von der Cammer hängt die Stelle ab; Arnoldt sein Beichtvater.
Aber laßen Sie sich diese Kleinigkeiten nicht abschrecken. Die gegenwärtige
Zeit ist sehr kritisch. Öffentl. Angelegenheiten laßen Sie jetzt wenig Zeit
übrig zu Privat und Schulverfügungen. Ich zweifle daß man mit der Prof.
Poes. eilen wird. Laßen Sie daher den Muth nicht sinken und fahren Sie fort
sich ruhig und leidend zu verhalten. Gestern ist der Fiscal abgereist und
meinen Reise Paß habe erhalten. Sagen Sie unserm Freund Hintz, daß ich auf
die Woche wills Gott! mit Schiffer Boy nach Lübeck abgehe; und das
ausführe, was er Willens gewesen ist, neml. uns noch einander zu sehen oder zu
sprechen. Ist er promt und ein Mann von Entschluß, so wäre es mir lieb in
Gesellschaft nach Göttingen mit ihm zu reisen. Ich werde Gelegenheit haben,
ihn eine Weile bey meinen Freunden abwarten zu können; wenn er nicht gar
zu lange ausbleibt. Um mich einigermaaßen darnach richten zu können, laßen
Sie ihn mit erster Post entweder hieher eine ganze leichte Einlage von einem
Blatt oder gerade nach Lübeck addressiren, damit ich weiß ob? wenn und mit
welchem Schiffer er abzugehen meynt. Vor seiner Abreise eine Noticedavon,könnte auch nicht schaden. Er kann den Brief entweder an den Schiff CapitainHE Boy addressiren oder bey dem HE. Lieut. Mestor, oder an das Comtoirdes HE. Roeck, wenn durch Kaufleute in Riga an letztern Gelegenheit für ihn
ist oder durch Couvert an einen Kaufmann, an den er selbst mit seinem jungen
HE. Empfehlungsschreiben zu erhalten gedenkt. Morgen Heute über 8 Tage
ist mein Schiffer willens das Schiff nach Pillau zu schicken und einen oder
2 Tage darauf in einer Kutsche und meiner Gesellschaft nach Pillau
nachzugehen. Ich habe auf 20 Monate Erlaubnis genommen von der Regierung, und
bey vielen Schwierigkeiten unvermuthet eine unbedingte Ausfertigung eines
Reise Paßes erhalten. HE. Arndt ist nach Warschau in Gesellschaft meines
Freunds gegangen, und ersetzt meine Stelle, womit ich sehr zufrieden bin, und
die übrigen Interessenten Gleichfalls. – – Für Beytrag danke ergebenst. Der
erste Einfall wegen der Dithyramben möchte weg bleiben; die 2 übrigen werde
HE Lauson nächstens empfehlen. Noch habe ein Stück zurück gelaßen für die
theol. Facultät in Göttingen wegen ihrer Homiletic. Manum de tabula in
Zukunft. Ein neuer Period fängt sich nun für mich an. Gott helf mir weiter.
Für Ihre Nachricht von HE von Oven danke herzlich. So bald Sie wieder an
mich schreiben – und vielleicht liegt jetzt ein Schiffer nach Lübeck bey Ihnen
fertig – so vergeßen Sie nicht mir die gantze addrese des HE. von Oven
mitzutheilen, weil ich diesen alten Freund noch gern zu sehen wünsche und
vielleicht unterwegs einmal an ihn zu schreiben Gelegenheit haben möchte.
Wenn Sie mir Copiam ss Briefes mitgetheilt hätten, wäre mir ein großer
Gefallen gewesen.
Die Mama habe diese Woche besucht und Abschied genommen, das mir
aufgetragene gleichfalls bestellt.
Das Geld an Zachariae denke selbst in Braunschweig abzugeben oder aus
Lübeck zu übermachen. Falls Sie herkommen, sorgen Sie doch für die richtige
Bestellung meiner Exemplarien. Noch 2 Exemplari erwarte für D.
Laubmeyer und Ihren Grafen von Finck, das He M. Reusch besorgt hat.
Mein Dintenfaß wird leer – –
Leben Sie wohl. Gott laße auch Ihre Sachen nach Wunsch gehen. Ich
empfehle mich Ihrer Freundschaft und ersterbe der Ihrige
Hamann.Mein Vater empfiehlt sich nebst sm gantzen Hause Ihrem treuen Andenken.
Herz! freu dich, du sollst werden
Vom Elend dieser Erden
Und von der Sünden Arbeit frey!
Künftig mehr. Vale! Gute Nacht – bis zum guten Morgen unter einem
beßern Himmelsstrich.
Des Mittags um 12. UhrNoch zwey Stunden sind sie hier? u. denn? – o Sie wißen den Weg nicht,
wohin Sie gehen, u. wer weiß, wie Sie gehen! Wieviel ich an Ihnen verliere,
wollen Sie nicht wißen, u. auch ich wills selbst jezo noch nicht! – Aber o Gott!
ihre dunkle Ahndung, ihre traurige Leibesfaßung, u. ihre lezte Kränkungen;
u. doch ihr Muth, u. Hoffnung, u. Zufriedenheit!
„Ich geh mit Gott! Lebt wohl!“ So geh mit Gott
und fahr ins Land des Glücks
Vor Dir gehn Wünsche, über Dir die Wolken
des HErn u. um Dich Ruh!
Dir nach Dein Genius, vor Engelsglanz
unsichtbar, der Dich leit’
mehr als Helenens Brüder! – Deiner Seele
der einzge Bruderfreund!
O hell entwölkt er Deines Raths Gewölk
das Deine Schläfe selbst
umschleirt u. mir u. jedem Thor von außen
ein Zauberdunst fast dünkt!
Ach! unsers Seyns Machineninnerstes
wer kennts? Urteiler, Du?
Ich fühls, nicht weiß ichs; denn von Trieb u. Ahndung
wird Herz von Menschenfleisch
(frech u. verzagt) gespornt bald, bald gezäumt;
doch Glück u. Unglück liegt
Im Schoos des Wolkengotts, des Meer’ u. Erden
stets sind, vor u. nach Dir!
Der auch die Taube hört, die schwach-verirrt
vom Land’ ins Schiff sich wagt
u. Speise girrt. Auch Deine Pfingstgebete
hört er im Bauch des Meers!(s. Jonas 2O rühr denn meine Lippen, Genius!
daß ich vorm Altar bet
mit ihm, daß er, verlör er Laub u. alles
sich hab u. seinen Gott.
Du dort, ich hier, mein Hamann! Gott in Hand
wohl bald vereint; doch – – wenn
wenn alles bricht u. stürmt! ═ Das Vorgebürge
der Hoffnung sey Du Tod!
Doch nein! es sey nicht der letzte Kuß, den ich Ihnen gebe, da ich dieses
Ihnen schreibe, den Sie mir zuwerfen, da Sie es lesen: denn ich weiß, sie
lieben mich mehr als ich mich lieben kann, nicht nach dem Vorurteile liebe.
Der Himmel führe Sie den
Besten
, den ich kannte, glücklich, u. erinnere Sie
bisweilen an IhrenJoh. Gottfr. HerderVermerk von Hamann:Erhalten den 8 Junii 764.Lübeck den 26. Junii 1764.Geliebtester Freund,
Heut vor 8 Tagen bin Gott Lob glücklich hier angekommen, und sehne mich
weiter. Wie wünschte, wenn ich jetzt bei Ihnen säße. Die Witterung ist kalt
und rauh. Gesellschaft ohne Umgang oder Umgang ohne Geschmack – Was
soll ich sagen? Es gefällt mir nirgens, und wenns nicht Utopien ist, so wird
es der Himmel seyn, wo es lohnen wird Hütten zu bauen. Mein Vater wird
Ihnen ohne Zweifel einige Nachrichten von meiner Schiffart und vom Sturm
des entschlafnen trügenden Wests mitgetheilt haben. Ich habe gleich bey
meiner Ankunft nach Braunschw und Frkf. geschrieben um zu erfahren, ob
Raum daselbst für mich seyn wird. So bald ich Antwort erhalte, bin Willensaufzubrechen. Besorgen Sie so oft was vorfällt und die Lust Sie ankomt an
mich zu schreiben, eine Einlage bey meinem alten Vater. Gewöhnen Sie sich
aber, meine Briefe für sich zu lesen. Ich schreibe teils mit einer Nachläßigkeit,
von der ich keine andere Zeugen als einen Vertrauten haben mag, theils
könnte es sich treffen, daß ich einmal Dinge schriebe, die Sie allein angiengen.
Ich bin mit mir sehr unzufrieden, und zu nichts geschickt, mir und andern zur
Last. Ein hiesiger Con- oder Subrector Behn hat eine Abhandlung
herausgegeben, die in die Berlinische Preisschriften einschlägt. Ich habe sie in den
Buchladen gesehen aber nicht einmal darinn blättern wollen. KlotzensAusgabe von
Tyrtaei
Kriegsliedern habe gekauft nebst einer Griechischen
anthologie die vor 10 Jahren herausgekommen aber bey uns meines Wißens nicht
bekannt geworden. Den neuesten Theil der Litteraturbriefe habe gleichfalls
durchblättert. Nichts was mich äußerst misfallen oder gefallen sollte, oder
was meine ApoplexieLähmung des Geistes erschüttern könnte. Um meine
Zeit nicht vollens zu verträumen, werde ich eilen, und vielleicht eher bey
Ihnen seyn als Sie es vermuthen. Wie geht es mit der Profess. Poeseos?Und mit Ihrem Englischen? Grüßen Sie HE. Fadeville bey Gelegenheit von
mir und suchen Sie seine Bekanntschaft. Selbige könnte Ihnen außer andern
Vortheilen dazu dienen bisweilen auch eine Einlage nach Kaufmannsart von
einem Blate zu besorgen. Meine addresse wird noch vor der Hand zu Lubeckbleiben bey HE.
Karstens in der Beckergrube
, der meine Briefe an Stell
und Ort besorgen wird. Fahren Sie fort und hören Sie nicht auf mich auch
abwesend und entfernt zu unterhalten, und wenn Sie nichts mehr wißen,
mich Ihrer Freundschaft zu versichern. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr
treuer Freund und Diener Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Herder / Etudiant debelles lettres / à /
Königsberg
. / per Couv: /
Lübeck den 27″ Junii 64.Herzlich geliebtester Vater,
Um meine Zeit nicht ganz zu verlieren, die ich weder angenehm noch nützlich
verwenden kann, schreib ich Ihnen. Ich habe gleich bey meiner Ankunft mich
in Braunschw. und Frankf. angemeldet. So bald ich von dort Antwort
erhalte, bin Willens in Gottes Namen weiter zu gehen. Bey HE. Karstens
Schwiegervater, HE. Stack bin Sonntags zu Gaste gewesen, war aber
froh zu Hause zu kommen, weil keine Gesellschaften lange aushalten kann.
Eben dies hat mich abgehalten bisher HE Roeck zu besuchen, der
gleichfalls bereits verheyrathet ist und seinem Vater, jetzigen jüngsten
Bürgermeister richtüber wohnt. Die Acht Tage, ehe ich von Königsberg Antwort
erhalten kann, werden mir noch lang genug werden. Gott gebe mir erwünschte
Nachrichten von Ihrem Wohlbefinden, und schenke mir Gedult meinen Lauf
zu vollenden. Ich find hier überalle nichts als Galle, und selbst das Gute, das
man mir verweist, ist mir zur Last. Bey solchen Gesinnungen, die ich weder
ergründen noch ihnen abhelfen kann, ist das Leben eine Folter. Unter allen
Bekümmernißen giebt es noch Tröstungen, die meine Seele ergötzen. Harre
des Herren, sey getrost und unverzagt und harre des Herren. Hiemit will ich
heute schließen, und Sie Göttlicher Obhut empfehlen.
den 7 Julii.Ich habe bisher nicht lust gehabt die Feder anzusetzen. Vorgestern erhielt
Ihre erfreuliche Zuschrift, die mich ein Paar Stunden aufgemuntert hat.
Gott Lob! daß Sie sich wohl befinden und wieder im stande sind ein wenig
auszugehen. Eben der gute Gott, der Ihnen bis hieher geholfen, vermehre
Ihre Kräfte und stärke Ihre LebensGeister. Heute frühe besuchte mich Herr
Vetter George Nuppenau aus Rhena und wollte mich mit sich nehmen. Ich
werde aber keinen meiner Freunde auf dem Lande besuchen können, und bin
fest Willens
nächsten Mittwoch
mit der Lüneburgschen Post nach
Braunschweig zu gehen. Herr Roecks und alle unsere Blutsfreunde in der
Mühlenstraße habe endlich besucht. In Vettern Riese Hause habe auch viele
Freundschaft genoßen, wofür Sie nach Möglichkeit erkenntlich seyn werden. Er ist im
Begrif heute oder morgen nach Travemünde zu gehen und bringt einen
gewißen Stallmeister HE Ziegenspeck mit, in deßen Umgang ich viel Vergnügen
gefunden, und Sie vielleicht gleichfalls besuchen wird. Dem HE Wagnermelden Sie, daß Mr. Schröder sich in Hamburg aufhält und der Brief ihm
überschickt worden. Aus
Braunschweig habe keine Antwort erhalten,
worüber
ich mich wundere. Der HE. Geh. Rath von Moser hat mir
gleich
gemeldet, daß er jetzt in Cassel sich in Geschäften aufhält, und eine entlegene
Reise thun muß, gleichwol die No. seines Hauses in Frankf. angewiesen.
Ich wundere mich daher nicht, daß es so dunkel in meinem Gemüthe, wie
um mich herum aussieht. Gott wird helfen. Amen. Daß die Brunnencur
meinem Bruder beßer bekommen möge, als ich bisher Vortheile von meiner
Reise absehen kann, wünsche und gönne ich ihm von Herzen. Da ich keinen
Gruß von ihm erhalten, so weiß ich nicht, was für Bewegungsgründe Sie
haben mir die Höflichkeit einzupredigen. Wenn er durch Complimente seine
Gesundheit erhalten kann, so hab ich ihm 2 von meinen beyden Vetterinnen
zu übermachen. Ich bin des eiteln Wandels und des Schreibens müde.
HE Karstens hat mir versprochen alle Briefe zu übermachen, die ich aus
Königsberg noch erhalten möchte. Ich empfehle Sie und Ihr gantzes Haus
Göttlicher Gnade und ersterbe Ihr treugehorsamster Sohn
Joh. George Ham.Allerbester, wehrtester Freund!
Schelten Sie nur nicht, ehe Sie mich gehöret haben: warum ich so spät
schreibe. Ich verließ mich auf unser letztes Wort, bei Ihrer Abreise, daß Ich
zuerst einen Brief erhalten sollte, der mir Fragen zu meiner Antwort
enthalten sollte; bisher aber habe ich noch keinen erhalten. Im Anfange erstbesuchte ich Dero HErn Papa etliche mal, u. brachte auch M. Lindners Brief
an ihn; da schrieben Sie aber noch nicht. Ich reiste aufs Land: Sie vergaßen
mich: jezzo habe ich nach ein paar malen eine Gelegenheit aufgefischet, mit
meinem Brittischen Lehrer u. Deutschen Freunde sprechen zu können: u. wo
soll ich anfangen zu schreiben? was soll ich, da mir Ihr Brief fehlt: jezt muß
ich ein Rhapsodist in Kabbalistischer Prose seyn, da ich sonst auf ein
Amtsdiplom von Ihrer Hand ein systematischer Briefsteller hätte seyn können.
Sie wissen, wie das Zeitungscommercium mitbey Ihrer Abreise blieb.
Hartknoch wurde bei mir abgewiesen: u. HE. Lauson füllte also noch ein paar
Stücke: er schrieb die Denkwürdigkeiten der Westminsterkirche elend ab;
darauf folgten die Rigischen Zeitungsnachrichten; denn Werners andres Gedicht
auf den Sommer: Schulzens Gedichtlein auf die M. Karschin; u. Gleims
Gespräche mit der Deutschen Muse mit dem Dichter. Jezt wurde es Licht:
denn HE. Kanter, der Geistreiche HE. Verleger, u. jetziger Zeit
Geschmackvoller Aufseher erschien. Seine Ankunft u. sein allerhöchst-eigenes
Direktorium wurde so gleich bekandt gemacht „denen geöhrten Lesern, deren Wunsch
die vorigen Zeitungen nicht gnug gethan hätten.“ Jetzt wären die
Originalstücke einem auswärtigen
Gelehrten
, der sich der Welt durch ein (elendes)
Werk v. 5. od 6. Theilen bekandt gemacht: (es ist der
vergreiste
Pazke) u.
die Beurteilungen auswärtigen
Federn
aufgetragen: die sich nach dem
Preußischen u Kurischen Geschmack richten, u das übrige Deutschl. völlig unsern
Gegenden nachsezen werden. Ueberhaupt versichert
er
, daß er nichts werde
mangeln laßen, dieser Zeitung nach
seiner
besten Einsicht alle
Vollkommenheit zu geben; um aber die Freunde des bisherigen gelehrten Verfaßers nicht
zu sehr zu erschrecken
, meldet man ihnen zugleich (aus hoher
Reformatorgnade) daß derselbe nicht gänzl.
ausgeschlossen
bleibt: sondern noch
zuweilen „Ihrem Geschmack ein Gnüge leisten wird.“ In demselben Stück
kamen 3. eingeschickte Schreiben vor: das erste ist dumm; das zweite rasend:
worauf dein Charakter folgte: Exstat Philureae librorum castigator, seu
potius carnifex, natione Bohemus, moribus agrestis, indole peruicax,
arrogans, auarus: cuius si ingenium spectes, non omnino lepore caret, sin
judicium, ex Boeotia natum iures: pp. Die Verbindung in der es stand, machte,
daß ganz Kön. auf Sie rieth; nur der einzige Lateinische HE. Aufseher
wunderte sich über diesen dummen Argwohn: da doch natione Bohemus stünde,
woraus man wohl sehen könnte, daß der Profeßor Böhm in Leipzig damit
gemeint wäre; u. es wäre auch wirklich vom Leipz. Zeitungschreiber
eingeschickt: credat Bohemus Apella! – Nach dem alten Spiel heißt es: alles,
was Federn hat, fleugt: u. da unsere Königsbergische Zeitungen (sie heißen
blos Kön., weil sie nach dem Kön. Gout, nicht v. Königsbergern geschrieben
sind)
Federn
anvertraut sind: so hieß es: ⸂doch:⸃
Fledermäuse
fliegen: u.
HE. Tr.(vermutlich Trescho) ließ Gedanken über die Gedanken der Kinder
vor der Geburt ausfliegen: ein jammerl. Stück, ohne Philosophie, mit viel
genothzichtgenothzüchtichter Theologie, ja oft ohne Bon-sens,davon den
doch dieser R. Pere – – Chauve-souris sich zieml. hat einpropfen lassen: Es
folgt eine trockne Poet. Phantasie drauf, eines nicht unbekandten Dichters,
vermutlich desselben
Versuchers
. Ohngefehr 2. Stück sind mit seinen
Recensionen angefüllt; – a la mode; die Basedowsche über den Methodischen
Unterricht, ist die frommste u. ärgste; – Ueberhaupt sind Originalstücke sehr
überflüßig; und doch ists Zeitung? Ein T. schrieb in 3. ewigen Blättern über die
Ausbreitung der Erkenntniß eine eckelhafte Schulchrie, worinn er dem Roußeau
weiß macht, er habe scherzen wollen, u. kindisch durchgeht, man müße,
Geographie, Historie pp lernen: Das hat vermutlich kein
Greis
geschrieben, der
Erkenntniß
u.
ausbreiten versteht
: Ein unnützes Stück in 2 Blättern über
die Entstehung der Schneckenschalen aus dem Brem. Magaz. eingerückt. Eine
Abhandlung über die
Handlung
, u. im lezten Stück eine Morgenl. Geschichte
mit K. unterzeichnet, scheinen Kant zu verrathen, haben Spuren seines
Geistes; aber sind wahrhaftig ausgeschüttet. Auf solchen Misthaufen sind sie auch
wahrhaftig immer gut. – Die Recensionen sind wenig, alle 3. Zoll lang, von
schlechten Büchern, u. nach Gellius Modell, ohne allen Geist: – Aus den
meisten blickt der Unsterbliche Geist Lausons heraus. Ausserdem sind auch
Nachteulen
befittigt: u. also werden oft Gedichtchens eingerückt: des HE.
Hippels Rhapsodie gelobt, u. LDorfempfindungen von ihm eingerückt:
Willamovius Sammlung v. Einfällen nach der Mode v. HErn Lauson durch ein
ganzes Stück excerp. u jämmerlich getadelt, u. rasend bis zum Bespeien
schön, gelobt: dem DithyrambenSänger zu gut hätte man diese Mißgeburt
seiner Jugend verschweigen sollen. Unsere Zeitungen sind also bis zum
Seufzen prächtig; das heißt nach unsrer Königsberg. Sprache: sie beßern sich! ja
wahrhaftig! wie fett sie schon werden. Dies Quartal: u. ich stehe sie nicht
länger aus. Indessen macht Kanter infamen Wind: er hätte einen Stoß
Arbeiten darinn vorläufig mitgebracht, von den Säulen allerbesten
Gänsfedern Deutschlands geschrieben. Ich lag Hartknoch an, sie zu zeigen, u.
erfuhr schon halb den Wind. Jetzt zeigt er sich ganz, in dem dummen Zeug, was
sie vollfüllt. – Trescho war die Woche nach Ihrer Abreise hier: sprach in
ziemlich großem Ton von dem Zeitungsblatt u. Ihnen: hätte aber, um Sie noch
zu sprechen, seine Reise vergebens beschleunigt: hielt tägl. zweimal mit
Kantern u. Zeisen Autorconferenz, u. man sieht zum Unglück einer Menge neuer
Pastoralschmierereien entgegen. Mir ist der Mann unleidl.; (auch Ihnen wäre
ers gewesen) ob er mir gleich noch Wohlthaten mir einem völlig undankbaren
erweisen will, u. mich bei Wegners zur Information des Kornmans im Stil
angefeilscht hat. Durch Vermittelung des K. R. Buchholz habe ichs endl.
zwangvoll eingegangen. Der Klotz, aus dem kein Sokrat eine Grazie bilden
konnte; was wird der vor Simon, den Lederschneider seyn? Kurz einen
Monat! u. ich folge Ihnen; u. danke ab. – – Kanter pralte sich ja mit dem
Sokratischen Ringe vor Sie, gegen mich u. Ihren Papa; hat er Ihnen ihn
geschickt? Der edelmüthige! – Mir hat er 2. Rubel nach 3. maligen groben
Weigerungen, grob aufgedrungen: ich nahm ihm sie; u. warte, bis die
Rubels aufs tiefste gefallen sind, um sie ihm gegen ein elend Buch mit treuen
Händen zurückzubringen. Der Niederträchtige! meint er: ich rede u. dichte
vor 2. fl? Nun habe ich mich auch, bester H., vor dem heiligsten Gott des
Poeten, s vor meinem
Genie
, verschworen, in Königsberg
vor mich
nie
Autor zu werden. Ich schwindle noch von dem Geruch meiner Verwesung:
aut Caesar, aut nihil; ich bin zu gut, oder zu schlecht vor unser Böotisches
dickluftiges Thebe. – Hartknochs Pope lehnte ich noch einmal ab, u. er blieb
aus: ich kreuze ihm nach! × × ×! Gestern ist Steidel aus Curland
zurückgekommen, den Hartknoch abgelöst: Kanter hat 6. Wochen allein in seinem Laden
schwitzen müßen: mir hatte ers nochmals durch H. angetragen, sein
unterthäniger Knecht zu werden; hernach einem andern vom Kollegio Fr., der es
aber auch ausschlug: u. ich Unschuldiger scheine auch die Schuld hievon zu
tragen. Kurz Kanter ist mir nicht grün! Wohl! ich bin ihm schwarz! Daher
habe ich noch weder Fingal, noch die Ital. Dichter gelesen. Auch Kant scheint
ganz retiré gegen mich zu seyn:! von Ihnen aber spricht er mit Achtung; nur
Kanter ich weiß nicht in welchem unleidl. freundschaftl. Ton. Die Poetische
Stelle ist unbesetzt, u. vor Schlegeln soll
Fürst
arbeiten. Unser armes Böotien.
Vor die Kollegieninspektion arbeitet Arnold sehr vor seinen lieben Getreuen
Domsien! Man sagt sehr laut: Lindner böte Geld in Berl. es wäre aber ein
falscher Kanal; da die
Inspektor
stelle blos von der hiesigen Regierung; die
Direkt. aber vom Kabinette besetzt würde. – Lindner hat nicht an mich
geschrieben, wie er an Sie sich erbot. Ey an Sie?
Nach Kanters Bericht ist Tr. mit der Dithyrambenrecension so wenig
zufrieden (denn zum Unglück weiß K. daß ich der Verfaßer bin) daß er Will. zur
Verantwortung auffodern will. Er schreibe:! ich lerne entweder, oder
antworte: Aber bisher ist noch nichts paßirt: Will. muß nicht
wollen
: u. der
Oberländische Dechant nicht können: der seine Griechischen u. Lateiner
glückl. ausgeschwitzt hat: u. blos das Studentenliedchen höchstens noch
wißen mag: vnus est Oeconomus, 2. tabulae Mosis, 3. Patriarchae, 4.
Evangelistaepp – Mein Brief ist gleich einem Netze voll böser u. guter Fische: lesen
Sie aus, u. bestimmen Sie meinen Fang. – Ich lege jezzo meinen Merkurstab
nieder, um den Oelzweig des Freundes zu ergreifen, u. in Ihrer
Idealgesellschaft zu schwatzen. Sie sind in Göttingen u. Helmstadt u. Gießen gewesen:
wen haben Sie da gesprochen: was ist Michaelis vor ein Mann? – Sind Sie
auch vergnügt? ist ihr Spleen vorbei, worüber sie klagten? oder geht noch ihr
Herz, u. ihr Weg, u. die Schlange am Felsen, den unbegreiflichen Weg vor
den Salomo? – Nach Ihrer Abreise empfand ich noch einige Zeit Nachwehen;
sie gingen über, wie jede Trauer um einen Todten: nachher im heitersten
Frülinge tödteten mich sehr viele Ursachen fast ganz u. gar moralisch: hier habe
ich Ihre Abwesenheit gefühlt, oft in Nachtstunden mich in Gedanken bei sie
versezt, mich mit einem Seufzer des Herzens an die Zeiten erinnert: da der
unbedachtsame Alcibiades an der Brust Sokrates lag: – Ihr Dodslei
erneuret mein Andenken an Sie, so oft ich ihn mit Begierde vornehme u. mit
Lust weglege: Noch enger aber vereinige ich mich mit Ihnen, wenn ich Ihre
Schriften lese: o wäre darüber mein Apoll in der Nähe! Sie erlaubten mir,
Fragen über Ihren Geist an Sie zu thun: wohl! erlauben Sie es mir jetzt:
da ichs mit größerer Einschmeichelung in mich selbst jetzt thue. Aber vor allem
einen Brief von Ihnen: ich verlange nicht nach einem
Frankfurtischen
:
sondern
Hamannischen
Brief: Die letzten Worte eines Sterbenden u.
Abreisenden sind Testamentsworte: heilig soll er mir seyn, u. genau beantwortet
werden. Ein Bote Ihres Herzens u. ein Siegel deßen seyn, daß Sie mich lieben:
o hätte ich Sie nur einmal zurück: nun würde ich das Gut doppelt schätzen,
was ich nach Ihrer Abwesenheit nirgends fand:! – Was wollen Sie in
Straßburg? Was macht M. in Fr.ihres Orts? – Vermehren Sie brav Ihre
Engelländer? – Meine Poetische Ader versiegt: die Schwalbe, die nicht mehr
singen konnte lernte bauen: Mir fehlen Musen äußerlich, die mich begeistern:
u. schon 7. Tage sitze ich im Schw Stillschweigen der Väter, wenn fahren
Worte geflügelt heraus? – Gehen Sie mit Gott, bester, schönster! my blessing
with you! St. Preux wohnte in Ruhe, da er um die Erdkugel gereiset war: –
Meine Umarmung ist stumm: meine Empfindung nicht eine klingende Schelle:
Leben Sie wohlEs ist doch ein Wort, siegelmäßig vor unsere Freundschaft, dort am Ufer
des Mains, hier am Balthischen Meer, daß ich einen Brief bekomme: wo Sie
mir hübsche Nachrichten sagen, mich vieles fragen, mir darinNB getreu
das sagen, womit Sie nicht mit mir zufrieden waren, u. sind: u. worinn Sie
mir den schmeichelhaften Gedanken laßen: Sie sind mein Freund!!!
Frankfurt den 27″ Aug. 64.Herzlich geliebtester Vater,
Zu meiner großen Freude und Aufrichtung habe den 23″ d. Ihre Zuschrift
erhalten und den Innhalt Beylage den folgenden Tag richtig empfangen.
Gott vergelte Ihnen die Treue, womit Sie die Erfüllung meiner Bitte und
Wünsche und Bedürfniße beschleunigt. Ich bin jetzt reisefertig und gehe mit
Göttlicher Hülfe noch diese Woche, oder höchstens heute über acht Tage nach
Leipzig, wo ich nur einen Tag auszuschlafen gedenke und darauf nach Berlin.
So kurz auch mein Aufenthalt daselbst seyn möchte: so glaube ich doch noch
einen Wechsel daselbst nöthig zu haben, höchstens auf die Hälfte des jetzt
empfangenen, nemlich von 25 #.
Meine Frucht, ruft die Weisheit, ist beßer denn Gold und fein Gold, und
mein Einkommen beßer denn auserlesen Silber. – Sie haben Recht, mein
lieber Vater, daß ich Lehrgeld gegeben. Ob ich mein Bischen Armuth wohl oder
übel anwende, weiß Gott am besten, und ich erwarte von diesem Richter
Vergebung, gesetzt daß ich mich auch in dem Fall des ungerechten Haushalters
befinden sollte. Ich habe in Frankfurt eine strenge Diät gehalten, einmal Coffee,das Mittagsmal ein Haberschleim, des Abends nichts als ein Butterbrodt bey
etwas Wein. Sehr selten bin von dieser Ordnung abgegangen.
Meinen ältesten englischen Rock, der bläulicht war, habe in Lübeck dem
jungen Vetter Rosincrantz gegeben, und bringe an deßen Stelle ein neues
Sommer- und Winter-kleid mit. Da ich mit einem einzigen Kleide und einem
Schloßkorb hergekommen bin, so bin genöthigt mit einem kleinen Coffrewieder zurück zu gehen.
Daß Ihnen mein Bischen Armuth sauer geworden, fühl ich an dem
Angstschweiß, womit ich es verzehre. – Mit wenig Lust und Geschmack, sondern im
Schweiß meines Angesichts –
Zwiebeln, die uns sollen dienen,
Auch der edeln Palmen Zier
Arten aus dem Staub herfür.
Der Herr Geh. Rath v. Moser wird vermuthlich eben so bald nach meiner
Abreise hier eintreffen, wie ich nach der seinigen angekommen bin. Da ich
nicht das Glück gehabt ihn kennen zu lernen: so weiß ich zwar nicht, ob
und wie viel ich durch diesen Lauf der Dinge gewinne oder verliere, aber
ich
glaube
wenigstens, daß alles was hier geschieht,
gut
sey, wo nicht
mir
,
dennoch
dir
.
Ich feyre heute Gottlob! meinen Geburtstag – und erwarte ruhiglich sSeiner Wege Ziel und Ende, lieg fein stille, nackt und blos in des liebsten
Vaters Schoos – bin gleichwie ein stilles Meer, voll von Gottes Preis und Ehr.
Ich küße Ihnen die Hände mit der kindlichsten Zärtlichkeit und Ehrfurcht.
Empfehlen Sie mich HE Nuppenau und sämtl. Hausgenoßen. Grüßen Sie
herzlich meinen Bruder und alle gute Freunde, namentlich HE. Herder, den
ich bald statt der Antwort zu umarmen hoffe in Gesellschaft eines italienischen
Dichters, deßen hundert Gesänge ich gelesen ohngeachtet ich seine Sprache
weder verstanden noch behalten habe. Wenn er mit
Miltons
Hölle fertig ist,
wollen wir gemeinschaftlich dem
Dante
ins Fegfeuer folgen.
Gott segne Sie, mein alter lieber Vater und erfreue Sie mit Freuden Seines
Antlitzes. Ich ersterbe Ihr treuergebenster und ewig verpflichtester Sohn.
Johann George H.Mein schöner Stab ist auf der Reise von Cassel hieher verunglückt, und
meine rothe Tabacksdose gleichfalls zerbrochen. Ich reise gantz entwafnet.
Beten Sie für Ihren alten Knaben von 34 Jahren. Ist HE Diac. Treschonicht bey Ihnen gewesen? Melden Sie mir doch, ob er Sie nicht besucht hat.
Leben Sie wohl. Gott empfohlen.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à /
Koenigsberg
/
en Prusse
. /
fr. Duderstadt
. /Von Hamanns Vater vermerkt:den 9. Sept. empfangen 64.Königsberg den 3 Octobr. 64Herzlich geliebtester Freund,
Sonnabends am Michaelistage bin von Stettin mit einem Schiff Namens
Hofnung glücklich eingelaufen und noch denselben Abend mit extrapost in
meines Vaters Hause angekommen. Meine Sachen sind noch nicht hier, und
ich bin also noch nicht ganz meiner mächtig. Mein alter guter Freund, Moses
Mendelsohn hat mir die Reisekosten vorgeschoßen, daß ich meine Reise
beschleunigen konnte und ich werde ihm erst mit der andern Post meine Ankunft
melden und die Schuld übermachen können. Gestern Nachmittag hatte unser
Vetter Nuppenau das Unglück vom Wallnußbaum zu fallen, ist aber Gottlob
der Gefahr entgangen Hals oder Bein zu zerbrechen. Zu gutem Glück und
recht nach Wunsch kam der HE Doctor zu uns gefahren und verordnete einige
Arzeneyen, daß er sich heute schon ziemlich erholt hat. Der HE Bruder hat
mir die Versicherung wiederholt, daß wir Sie Herzl. geliebtester Freund,
ohnfehlbar herbekommen würden, und ich habe nicht länger Anstand nehmen
können Ihnen meine Zufriedenheit darüber zu bezeigen. Die Vorsehung
scheint es im Sinn zu haben uns alle wieder zusammenzubringen und die
zerstreute kleine Heerde wieder zu sammeln. Ich verspreche mir einige
Vortheile von meiner Reise für meine Gesundheit des Leibes und Gemüths und
wünsche daß die vaterlandsche Luft Ihre Muse gleichfalls neu salben und
verjüngen möge. Ein heftiges Heimweh hat mich allenthalben begleitet; inStrasburg aber und Basel vorzüglich gefallen. In Colmar habe einen
liebenswürdigen Freund an HE Hofrath
Pfeffel
erbeutet. In Braunschweig bin auf
die liebreichste Art von HE Bruder bewirthet worden, und den HE Prof.
Zachariä habe daselbst kennen, Ebert aber schätzen gelernt, als einen sehr
gefälligen treuen und ehrwürdigen Mann. Des HErrn Geh. Raths von Mosers
älterliche und taube Frau Gemalin und ihre Schwester habe gesehen, weil ich
von Caßel die höf freundlichste Einladung erhielt in seinem Hause
anzusprechen, woselbst seinen Geschmack an Gemälden bewundert. Er ist aber vier
Tage vor mir in Gesellschaft des HE P. Tischbeins nach Holland gegangen
aus eben dem Hause, wo ich logirt habe. Weil mir mein Mann in Frankf.
fehlte, so wurde mir der Ort so vereckelt, als wenn lauter Juden und
Holländer darinn übrig wären. In Leipzig habe Gellert und unsern Hintz verfehlt,
in Berlin nur vier kurze Tage geblieben, den Diac. Reinbeck, den Pr. Ramler
und HE Nicolai besucht, den letztern aber entweder beleidigt wieder Willen
oder gleiches mit gleichem vergolten. Dieser Verleger ist aber ein Mann von
vielen
Fähigkeiten, von geschwinden Einfällen, und Moses giebt seiner
Ehrlichkeit und den Gesinnungen seines Herzens ein sehr gutes Zeugnis. Von
Berlin bin auf der Post mit einer Stückgießerin aus Riga in Gesellschaft
gewesen, faßte aber den plötzlichen Entschluß in Pyritz abzugehen, mußte mit
vielem Verdruß Extrapost nehmen um Stettin zu erreichen, wo ich noch
denselben Tag mich embarquirte, aber acht Tage bis Schwinemünde zubringen
muste, biß wir den Donnerstags frühe in See giengen und in 48 Stunden
fertig wurden, worunter die erste Nacht sehr lang, stürmicht und ängstlich war.
Meine gantze Reise hat 16 Wochen gewährt und wie ich am ersten
Pfingstfeyertage in See gegangen, so bin ich am Michaelisfeste in Hafen wieder
eingelaufen.
Melden Sie mir jetzt liebster Freund, wie Sie diese Zeit über gelebt und
beschleunigen Sie meine Ungeduld nach Ihren Umarmungen. Wird die
Collaboratorstelle wieder eingehen oder soll sie von neuen besetzt werden?
Von Büchern habe wenig mitgebracht, 3 noch in Berl. gelaßen – Ein
sehr fehlerhafter Nachdruck von Marmontels Poetique ist hier, Ein Dantegleichfalls, an dem aber 2 Blätter fehlen. Nach einem Ariost habe umsonst
gesucht.
An dem Zeitungswerk werde keinen Antheil mehr nehmen. Gellius und
Patzke sind jetzt das würdige Paar. – Ohne Geschäfte ohne Lust zu studieren
möchte ich vielleicht häusliche Dinge vornehmen, und es zu meiner Arbeit
machen meinen armen unglückl. Bruder wiederherzustellen. Wie ihm geholfen
werden kann, weiß Gott am besten und Er wird es mich lehren. Vielleicht
leistet mir der HE Bruder hülfreiche Hand in Ansehung seines Körpers.
Ich wollte ihn gern bey sr kleinen Brodtstelle erhalten; ich zweifele aber an
der Möglichkeit.
Artzt hilf dir selber! werden Sie sagen, liebster Freund. Vielleicht wird mir
auch durch meinen Patienten geholfen; unterdeßen wenn ich auch keinen
großen Dank verdiene, doch wenigstens einen Gotteslohn; und es ist jetzt die
höchste Zeit – Leben Sie wohl, liebster Freund, schreiben Sie mir bald und
hören Sie nicht auf zu lieben Ihren alten treuergebenen Freund und Diener
Hamann.Königsberg den 17tenOctobr: 64.Herzlich geliebtester Freund,
Sie können leicht erachten, wie mir nach dem besten Winter verlangt, der
uns Ihre Ankunft verspricht. Wir wollen alles übrige bis dahin versparen und
Feder und Dinte schonen, bis wir uns einander sehen werden von Angesicht zu
Angesicht. Der dringende Innhalt des gegenwärtigen betrift meinen Freund
Herder, und der Anfang ist der zärtlichste Dank für Ihre schon
zuvorkommende Sorgfalt und Treue in dieser Angelegenheit. Bey einem ziemlichen
Umfange historischer, philosophischer und ästhetischer Einsichten und einer
großen Lust den fruchtbarsten Boden anzubauen, bey einer mehr als
mittelmäßigen Erfahrung der Schularbeiten und einer sehr glücklichen Leichtigkeit
sich zu bequemen und seine Gegenstände zu behandeln, besitzt er die
jungfräuliche Seele eines Virgils, den Rom
Parthenios
hat, und die Reitzbarkeit des
Gefühls, welche mir den Umgang der Liefländer immer so angenehm gemacht
und dem Winkelmann ein so erbauliches Sendschreiben in die Feder geflößt
hat. Sie wißen es noch, liebster Freund, wie sehr mir immer die Gesellschafft
Ihrer jetzigen Landsleute in meiner Jugend gefiel und die Idee eines
Liefländers war damals das Oel, welches die eiserne Räder einer spartanischen
SinDenkungsart vor dem Rost bewahrte, der mich nun unbrauchbar macht. Ich kann
Ihnen
also
nach meinem besten Gewißen versichern, daß Sie an diesem
liebenswürdigen Jüngling mit etwas triefenden Augen, ein Andenken bey Ihrer
Schule hinterlaßen werden, das Ihre übrige Verdienste um selbige krönen
wird. (Hintz ist mein guter Freund und ich weiß jetzt nichts von ihm. Daß er
ein Pohl ist, dafür kann er nicht. Wenn er aber
klüger
und ehrlicher gewesen
wäre: so würde er selbst, Sie und ich dabey gewonnen haben.) Nach dieser
kleinen Parenthese auf Ihren HE. Bruder zu kommen: so war sein Vorsatz
dies Frühjahr abzugehen. Mit der Theologie ist es seiner Saage nach vorbey
und er möchte am liebsten Medicus werden. Aus Frankf. habe 2 mal
geschrieben aber keine Antwort erhalten. Mit meinem eignen habe schon in 14 Tagen
einen guten Anfang gemacht muß aber die Hand zurück ziehen, – Hier kam
der HE. Doctor auf ein Paar Stunden um die Venus Metaphysique & etc zu
haben. Wir werden uns alle mögl. Mühe geben selbige aufzutreiben. – Daß
ich mit meinem Bruder wieder abbrechen müßen, daran ist mit zum Theil Ihr
Schwager HE. M. S. schuld. Sie wißen daß ich nicht gern am fremden Joch
ziehen mag – HE Hofr. Pfeffel hat außer poetischen Versuchen in 3 Büchern
u. andern noch ungleichern Arbeiten den Philemon und Baucis geschrieben.
Behalten Sie ja Ihre Bemühungen für meinen Freund Herder in petto und
beschleunigen Sie die Ausfertigung seines Berufs, auch alles übrige zu seiner
dortigen vortheilhaften Einrichtung – precor et serues animae dimidium
meae. Horat. Ich umarme Sie und bitte um einige Nachricht, wenn es Zeit
ist, wegen Ihrer Bibliothek. Brauchen Sie alle mögl. Sorgfalt nichts zu
verlieren aber auch nichts unnöthiges mit sich zu schleppen. Mein Vater empfiehlt
sich mit dem ich übrigens nicht recht zufrieden bin. Leben Sie wohl und
vergeßen Sie nicht Ihren alten treu ergebenen Freund und Diener
Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur
Lindner
/ Maitre de la Philosophie / et de belles
lettres, Recteur / du College Cathedral de et / à
Riga
.Königsberg den 6 Novbr. 64.Geliebtester Freund,
Vorgestern habe mit unendlichem Vergnügen Ihre werthe Zuschrift
erhalten an deren Innhalt ich den aufrichtigsten Antheil nehme und herzlich
wünsche, daß Gott die Zufriedenheit Ihrer Ehe durch den süßen Vaterstand
erhöhen und fernerhin vervielfältigen, wolleauch Ihrer liebwerthen Hälfte, der
jungen Mutter, zur Fortsetzung Ihres Berufs Kräfte und Reitze wiederschenken
wolle. – Herr Nicolai darf mit Durchlesung des homme de lettres nicht eilen,
da mein lieber
Herder
den unvermutheten Beruf zur Collaboratorstelle, die
eben so einträgl. als gemächlich ist, nach Riga erhalten und ich auf seine
baldige Abreise so viel mögl. dringen werde. Bitten Sie aber Ihren Freund, daß
er sm. gütigen Versprechen gemäs meinen Defect im Dantesupplirt, und mir
folgende Verse aus dem XIX und XX Canto del Paradiso durch einen sr.
Bedienten abschreiben läßt; neml: Canto XIX v. 40
Allo stremo del Mendoe dentro ad esso bis zum 67:
– – – – –Assai t’è mo aperta la latebra.und Canto XX. vom v. 78 Ciascuna cosa, quale ell’è, diventa bis zum v. 117.
Fu degna di venire a questogiuoco.Was die so genannte Opera omnia anbetrift: so liegen selbige schon für Sie
fertig und warten nur darauf, daß ich ausgehen werde um selbige zum
Buchbinder zu bringen. Die Sokrat. Denkw. bin aber nicht mehr im stande Ihnen
zu schaffen, weil selbige bereits längst fehlen. Da selbige von Druck und
Schreibfehlern wimmeln; so wäre mir um desto mehr gelegen Ihnen ein
corrigirtes Exemplar zu überschicken. Vielleicht werde Ihnen auch eine kleine
Abhandl. (statt eines antidots) vom HE. M. Kant beylegen können, auf
deßen Umgang ich mich gegenwärtig einschrenke. Er wird unter andern darinn
die Opera omnia eines gewißen
Schwedenbergs
recensiren, die neun große
Quartanten betragen und in London ausgekommen sind. Vergeßen Sie nicht
Mutter und Tochter auch im Namen Ihres abwesenden aber in Gedanken
oft gegenwärtigen Freundes zu umarmen und empfehlen Sie mich bestens
unsern gemeinschaftl. Freunden. Mein alter Vater seegnet Sie. Ich umarme
Sie gleichfalls und ersterbe Ihr treuergebenster
Hamann.A Monsieur / Monsieur Moyse / Fils de Mendelson / Sçavant très celebre
/ à /
Berlin
.Königsberg den 23 Novbr 64.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern des Morgens habe Ihren HE Collaborator bis zum Thor begleitet,
woselbst ihn Fuhrmann Heinrich Rehhahn um 9 Uhr bestellt, daß er allso
vermuthl. bey gegenwärtigem gutem Wege bald eintreffen kann. Nun erwarte
ich desto sehnlicher Ihre Gott gebe glückliche Heimkunft und nehme an der
Erfüllung Ihrer Wünsche herzlichen Antheil. Die Frau Consistorialräthin
habe gestern zweymal besucht auf dem Hinwege mit HE Herder und auf dem
Rückwege allein, wo ich mir recht Zeit genommen habe bey Ihr einmal
auszuruhn. Sie hat auch allerhand bey der retraite des HE. Doctors in ihrem
Wittwenstift ausstehen müßen und vereinigt mit mir ihre Bitte, daß Sie
sich durch keine Schwierigkeiten irre machen laßen Ihrem neuen Beruf auf
unserer hohen Schule ein Genüge zu thun. HE M. Kant besuchte mich vorige
Woche und scheint mit Ihrer Rückkehr gleichfalls auch sehr zufrieden zu
seyn. Die Regierung und Akademie der Senat haben gleichfalls die
Erinnerung erhalten auf seine Versorgung bey der ersten gemäßen Gelegenheit
bedacht zu seyn; und weil die Einbildungskraft geistiger ist als die Sinne n,
so ist die
Hofnung
auch für Philosophen freylich ein größer Gut als Wünsche,
die man wirklich erlebt. Wenn ich im stande seyn sollte etwas zu Ihrer
Hiesigen Einrichtung beyzutragen, so melden Sie es mir. Die Mama so wohl als
der HE Bruder möchte Sie gern
bey Ihrer Ankunft
aufnehmen so lange
biß Sie eine
Gelegenheit für sich in der Stadt
finden; oder wollen Sie
lieber zum voraus Anstalt machen? Das letzte Unglück macht unfehlbar die
Miethen kostbarer und wegen Ihrer Zuhörer müßen Sie auf ein beqvemes
Viertel der Stadt bedacht seyn. Möchten Sie sich an 2 Stuben begnügen und
wie
viel wären
Sie willens darauf zu wenden? Haben Sie schon jemanden
die Sorge dafür aufgetragen, oder wißen Sie einen beßern Weg zu Ihrem
Zweck zu kommen: so bitte mir bey Zeiten Nachricht davon aus.
Erhalten Sie doch von Ihrer Bibliotheck die alten Werke welche nicht
immer zu haben sind und unter den neuen alle kostbare, die nicht ihrem Werth
gemäß verkauft werden können. Unter des HE Doctors Büchern gehört
Pitaval
mir, und ich habe einen Theil Band einmal, wo ich nicht irre bey
meiner letzten Reise, mitgenommen, die übrigen aber bereits aufgegeben,
ohngeachtet ich ihn damals bat, wenn sich selbige finden würden, für die
Ergäntzung zu sorgen. Sie sind im braunen Bande, halb Leder und halb
Papier, meines Wißens. Ich habe sie in Riga von meinem ehmaligen Wirth
HE. Belger erstanden und baar bezahlt. Bringen Sie mir also selbige
entweder mit oder besorgen Sie mir die Uebermachung davon durch einen guten
Freund. Vielleicht finden sich auch mehr von meinen Büchern unter denselben,
(im Vertrauen gesagt) da mir unterschiedne fehlen, die ich in Curl. verloren
haben muß z. E. Lettrespersonnes in blau Papier meines Wißens, Polignacim engl. Band. Bergers synchronistische Tabellen in folio. Kants Theorie
der himml. Körper. Wo diese eigentl. hingekommen weiß nicht, noch durch
was für einen Zufall sie zerstreut worden. –L’Art d’aimer im engl.
Band.
Eben habe einen eben so unerwarteten als angenehmen Besuch von
ihrem lieben Bruder, dem HE. Doctor erhalten. Er hat mir eine Einlage
auf morgen versprochen. Melden Sie mir doch liebster Freund, ob Sie die
angebotene Summe an die Kgl. Casse bezahlen müßen, oder ob die
specialis gratia Sie davon dispensirt hat. Aus Braunschweig habe über Lübeck
aus Frankf. einen Brief bekommen der aber schon vom 28 Aug. datirt ist und
mich allein angeht. Ich denke ihn auf die Woche zu schreiben beantworten.
HE Runtz ist mit dem Grafen von Münnich und einem Curl. Edelmann nach
Strasburg gegangen. Melden Sie mir doch auch so viel Sie können von
Ihren dortigen Umständen, und ob Sie an der Besetzung Ihrer Stelle viel
beytragen möchten. Man denkt hier gar an D. Büsching.
Vielleicht möchte HE Janowski die erste Etage in sm Hause abtreten
können oder in dem Eckhause an der heil. Geistgaße bey dem Schwiegervater des
Buchdrucker Kanters, Godau, Zimmer ledig werden, welche der Hattensee
gehabt hat oder im
Rogallschen
Hause, welches mir noch am
besten
gefällt
und wozu ich noch die
meiste Hofnung
habe, durch den
neuen
Bewohner
Stuben vermiethet werden, oder in dem großen Hause an der
Holtzgaßen Ecke, welches ein Beil zum Wahrzeichen hat, – In der Altstadt möchte
Sie gern behalten, wenns mögl.
den 24 –Meine Augen erlaubten mir nicht, länger gestern bey Licht zu schreiben;
ich setze daher heute fort, ohngeachtet ich nichts nötiges mehr weiß, und alles
übrige auf unsere mündliche Gesellschaft aufheben will. Vielleicht werd ich
aber ausziehen müßen, wenn s Sie einziehen. Oeffentl. Nachrichten wird
Ihnen HE Herder mittheilen können und von Privatangelegenheiten auch
manches.
HE Lauson besucht mich sehr selten weil er von D. Buck in des DanielsWeinhaus sich verlegt hat und mit sn Büchern noch in keine Ordnung
kommen kann.
Um das Zeitungswerk bekümmere mich gar nicht, werd auch wol niemals
mehr die Feder dazu ansetzen können noch wollen. Gestern ist bey Gelegenheit
des Jünglings die neue Auflage der Daphne angemeldt worden. In
Ansehung der Zeitungen crede Ruperto experto und piscatori icto.Aus dem benachbarten Buchladen habe die
sittl. Reitzungen
auf Ihre
Rechnung anschreiben laßen, weil der HE Bruder in Verlegenheit war etwas
von Ihren Gedichten aufzutreiben, bis ich endl. die Ode an den König fand.
Sie liegen hier nebst den übrigen für Sie aufgehobnen Büchern.
Mein alter Vater empfiehlt sich Ihnen und wünscht sich auch noch das
Vergnügen Sie zu umarmen. Ich ersterbe Ihr treuer Freund
Hamann.Königsberg den 28 Novbr 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ich schrieb eben nach Braunschweig, als Ihren letzten Brief erhielt. Weil
ich selbigen ohnmögl. erbrechen konnte ohne das Siegel der Einlage zu
beschädigen, so wurde selbige aufgerißen und ich daher genöthigt mit dem
beschädigten Briefe selbst zur Mama zu laufen, um mich theils zu entschuldigen,
theils durch den Augenschein von der Unmöglichkeit mehrerer Vorsicht, als
ich wirklich anwenden können, zu überführen.
HE Herder wird bey Empfang dieses vermuthl. angelangt seyn. Weil kein
Fuhrmann in der unglückl. Woche abgehen können so ist der Verzug von acht
Tagen nicht ihm zuzurechnen. Außerdem waren alle Handwerker außer Arbeit
daß die zur Abreise nothwendigste Sachen nicht früh genug hätten fertig
werden können, gesetzt daß auch ein Fuhrmann abgegangen wäre.
HE. Kanter besuchte uns vorigen letzten Sontag im Kirchenjahr vna cum
vxore sua, das heißt mit sr Frau Gemalin. Er that Vorschläge zu einem Logisbey der Frau oder den HE Münzmeister. Da Sie die Haushaltung kennen
werden, weil sie aus St Petersburg zurück gekommen sind; so machte einige
Einwendungen, die Sie vielleicht genehmigen werden. Ich erwarte hierüber
Ihre nähere Gesinnungen.
Da Sie mir schon eine Erklärung wegen Ihrer Bibliothek gethan, die nach
meines Herzens Sinn ist; so eile ich heute Ihnen unsern gemeinschaftl. Rath,
an den Mama und HE Bruder Antheil nehmen, zu berichten, ja alles was
Sie an Hausgeräth erhalten können, nicht zu verkaufen; weil hier dergl.
Sachen theils gar nicht zu haben, theils unerhört kostbar sind. Die Fracht im
besten Winter mag so theuer seyn wie sie will; so gewinnen Sie immer dabey,
und HE Kanters Vorschlag Sie mit dem einem Schiff im Sommer nach
Dantzig zu schicken und von da hieher, ist gleichfalls annehmungswerth.
Schonen Sie also liebster Freund, um so kurz als mögl. meinen Sinn
zusammen zu faßen, Effecten mehr als Geld –
Melden Sie mir doch wie viel der mildthätige Beytrag unserer dortigen
Landsleute ausgemacht hat, der mit voriger Post abgeschickt worden.
Mein Bruder macht jetzt einen Ueberschlag seines Verlustes, nach dem die
Materie der neuen Bücher die ihm verbrannt 416 fl. 6 gl. die alten 150 fl. und
das übrige Geräth 300 fl. beträgt. Wie viel herauskommen wird, mag die
Zeit lehren. Er kann sn Schaden gut 1000 fl. aber auch eben so gut
nichts
rechnen. Auch Seine Züchtigungen sind Wohlthaten, und was man Glück
nennt ein gefährliches Eis. Er macht aus Erde Laub, und verwandelt Laub
wieder in Erde. Wir verstehen Seine Regierung nicht und wagen immer zu
viel selbige zu loben oder zu tadeln.
Ich habe gestern einer Hochzeit auf dem Haberberge beygewohnt, wo ich
meine alte Wärterin von 80 Jahren mit vielem Vergnügen gesehen. Die
3 Schwestern aus diesem Hause kamen in der Noth zu uns gelaufen uns
ausräumen zu helfen und diese redl. Gesinnung erforderte einige
Erkenntlichkeit.
HE Bruder besucht mich gleichfalls nach Empfang Ihres letzten Schreibens
und befindt sich Gottlob gesund und zieml. munter. Ich denke ihm diese
Woche gleichfalls zuzusprechen und sn kleinen August zum erstenmal zu
umarmen.
Geben Sie uns bald Nachrichten, und erfreuen Sie uns mit Ihrer
Gegenwart. Mein alter Vater freut sich auch darauf. Ich umarme Sie und ersterbe
Ihr treuergebenster Freund
Hamann.Königsberg den 8 Decbr 64.Herzlich geliebtester Freund,
Unterdeßen Sie an alle Ihre alte und neue Bekannte geschrieben haben,
warte ich von Post zu Post auf einige Zeilen von Ihnen an Ihren alten
Freund, der Ihnen diesen kleinen Anstand leicht entschuldigt, wenn Sie sich
durch eine gar zu leichte Ergießung Ihrer zerstreuten Gesinnungen vielleicht
ohne Ihr Wißen nicht einigen Nachtheil zuziehen, und sich durch kleine
Uebereilungen eines guten Herzens in eine gewiße Verlegenheit und
Zweydeutigkeit zu handeln versetzen, die der Grund des ersten, des zweyten, und sehr
leicht auch des dritten Misvergnügens werden könnten. Sie haben durch
unsern Freund Lauson sich erkundigen laßen wegen der akademischen Arbeiten
eingezogen, der hierauf zum Kow. gegangen und daselbst den Bescheid
erhalten, daß Sie kein Carmen eher machen könnten, bis Sie sich eindisputirt
hätten. Dieser erhält gestern hierauf folgendes feyerl. SchreibenProtocollvom Senat, das ich Ihnen wörtl. abschreiben will, um durch Uebersendung
des Originals kein unnöthig Postgeld zu machen:
Actum in Ordin. Senatus Acad. Consessud. 7.tenDec. 1764.Nachdem man hier vernommen, daß der HE. SchulCollega Lauson von
dem designirten HE. Prof. Poes. ord. Lindner nur Ihme eine schriftliche
Nachricht zu ertheilen ersuchet worden;
wie es mit dem lateinschen Carmine zu dem künftigen Weynachts
Programma und den deutschen Carminibus auf den künftig einfallenden
Königl. Crönungs- und Geburtstag würde gehalten werden; Als schlüßet
Senatus Acad. den HE Schulcollega Lauson hiedurch zu ersuchen zu
laßen, damit er an gedachten HE Prof. Lindner mit der morgenden Post
ohnfehlbar schreibe und Ihm zur Nachricht ertheile, daß Er als nunmehr
designirter Prof. Poes. ord. das Carmen zu dem Programma Festiv. und
die 2 deutsche Carmina auf den Kgl. Crönungs und Geburtstag mit der
allerersten Post einschicke oder jemanden solche Carmina in seinem Namen
zu verfertigen überlaße und denselben Senatui Acad. zu rechter Zeit
nahmkundig machen solle.
Dan. Henr. ChristAcad. Secretarius.Um Ihre Absichten auf das Colleg. Frid. nicht gantz aufzugeben und sich
in eine gute Lage des Ansehens hier zu verpflantzen, rathe ich Ihnen Liebster
Freund, so viel Vorsicht und Zurückhaltung im
gemeinen Umgang
als
möglich. Wenn man sich ein wenig schwierig macht gewinnt man wenigstens
immer Gelegenheit seine Welt länger prüfen und unterscheiden zu lernen.
Ich gebe Ihnen diesen Wink aus redlicher Absicht, und füge die gegenwärtig
erhaltene Nachricht von
Gellerts
Tode hinzu. Grüßen Sie Ihren Herder.
Mein alter Vater empfiehlt sich Ihnen. Ich erwarte Nachrichten von Ihrer
baldigen Ueberkunft und ersterbe Ihr aufrichtig ergebener Freund.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest (zwischen zwei Palmenzweigen zwei in
entgegengesetzter Richtung übereinander schwimmende Fische über einem Netz, über den
Fischen zwei Sterne, darüber F. I. S.):à Monsieur / Monsieur Lindner / Regent du College Cathe- / dral de et /
à /
Riga
. / fr.
Mummel.
Königsberg den 12nDecbr 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ohngeachtet ich nur mit voriger Post geschrieben, wiederhole es auch
gleichwol mit gegenwärtiger, womit zugleich Ihr letztes vom 5tenh. beantworte.
Ich schreibe so eilfertig, weil ich in einiger Zeit nicht Lust haben werde die
Feder wieder anzusetzen und bereite Sie auf mein monathliches silentium zu,
damit Sie es nicht übel auslegen. Eine Entschuldigung meines letzten Exordiihalt ich gleichfalls für nöthig, ungeachtet Sie den Ton deßelben eher der
Wärme und Eyfersucht meiner Freundschaft als eigennützigen Absichten
zuschreiben werden. Ich verdenke Ihnen gegenwärtig noch mehr, daß Sie sich
um
die Arbeiten des Professorats erkundigen laßen
ohne noch die
Vocation erhalten zu haben, und daß Sie nicht lieber sich geradezu bey Ihrem
Departement gemeldet haben oder wenigstens die Gelegenheit versäumt
deshalb an den Canzl. der Academie Kow. selbst zu schreiben, oder vielleicht
einen
gleichgiltigen Unterhändler
dazu gebraucht – Man muß den
Verdacht der Unverschämtheit nicht achten, wenn man dadurch eine Gelegenheit
gewinnen kann
nützlichere Wahrheiten
zu sagen als das privatvorurtheil
unserer Bescheidenheit wirken kann. Weil der Ruf des Senats so träge und
unwillkürlich ist; wär es Ihre Schuldigkeit eine gleiche Rolle zu spielen; und
dadurch würde Ihr Ansehen in dem Collegio worinn Sie künftig mitsitzen
sollen und die Erreichung Ihrer Absicht, gewonnen haben. Niemand kann
2 Herren dienen, und 2 Aemter an 2 verschiednen Oertern abwarten und die
Leichtigkeit zu arbeiten ist ein Talent, das mein Nächster so wenig misbrauchen
muß als ich es selbst kann – wenn ich den Grad der Vollkommenheit nachjagen
will, mit dem ich vor Gott und Menschen, vor Kunstrichter und Lesern bestehen
muß. Meine Herren! Sie haben die 2 Jahre Rath geschaft und weder mit
meiner Wahl noch p geeilt, laßen Sie mir auch Zeit – Ich bin hier nicht nur
Rector sondern hab auch die Bürde des Inspectorats auf mich gehabt, bin
eben jetzt im Begrif einen neuen Arbeiter in meinen Weinberg einzuführen.
Die Dankbarkeit für das Gute, das ich hier genoßen erlaubt mir nicht alles
gleich im Stich zu laßen und eine Stelle, zu deren würdigen Besetzung sich
man so viel Zeit genommen, mit ungewaschnen Händen zu verwechseln. Ich
hätte mich so kalt als mögl. gestellt, und mich auf meine Abhängigkeit von mr.
gegenwärtigen Obrigkeit beruffen, zu der ich das gute Vertrauen hätte daß sie
es mir mögl. machen würde mit den Ostern imstande zu seyn das volle halbe
Jahr anzufangen. Wenn Ihnen wirkl. an der Eilfertigkeit gelegen wäre, so
würde man Ihnen nicht Hinderniße im Weg legen an der Einrichtung Ihrer
dortigen Arbeitenngelegenheiten ununterbrochen zu arbeiten. Sie hätten in
allem eine künstl. Vertheidigung Ihrer Liebe zum Vaterlande und zu ihrer
Akademie einflechten können und die Gnade des Königs v. sr Amtleute so
erhalten können, daß der Senat keine Lust gehabt hatte ein lächerl. Protocollan unsern Lauson durch Ihren HE Secretairinsinuiren zu laßen. Der Rath
Syrachs ist sehr gut: hüte dich gleichwol auch vor Freunden VI. 13. Aber die
Warnung des Evangelii geht noch höher Matth. X. 17. προσεχετε δε απο των
ανθρωπων – Vergeben Sie mir liebster Freund meine Schwatzhaftigkeit,
die mich in Gedanken in Ihre Gesellschaft versetzt hat.
Wegen des Rogallschen Hauses werde aufmerksam seyn. Der künftige
Besitzer ist mit der
Wittwe
in
Proceß
, der kaum
vor Ostern geendigt
werden
dürfte. Er heist Collevius und hatte eine liebenswürdige Frau die ich neulich
auf einer Hochzeit habe kennengelernt. Dem Ansehen nach sind es gefällige
ehrliche Leute, die das Vergnügen lieben und mit HE. Nuppenau eine zieml.
warme Freundschaft halten, durch die ich Gelegenheit haben würde mich zu
erkundigen, ob Sie Zimmer vermiethen können und wollen, und das übrige
gleichfalls zu Ihrem
Vortheil
und
Wohlgefallen
vielleicht einrichten und
ermitteln könnte.
In Ansehung Ihrer Bibliothek bin mit Ihrer Erklärung sehr zufrieden und
falls es Ihnen nicht Beschwerde macht, so versorgen Sie mich
bey Zeiten
mit einem Catalog. Wie? wenn Sie ihn hier drucken ließen, würden Sie dabey
nicht gewinnen. Vom Pitaval habe 2 Theile und meines Wißens sind nicht
mehr als 8 ins deutsche übersetzt worden. Hätten Sie 3 Bände; so wär mein
Buch completirt, 4 hab ich gehabt. Ich kann viel entbehren, mag aber alles
erhalten und ohne Noth nicht gern verlieren. Wegen der übrigen Kleinigkeiten
machen Sie sich keine Mühe. Meine eigene Unordnung ist an den meisten
Schuld und ich habe dafür reichen Ersatz bekommen auch noch zu hoffen.
Ihr HE Schwager besuchte uns neul. und unterhielt mich mit unausstehl.
Nachrichten von seiner Vielvermögenheit, die ich lieber für baar Geld annahm
als daß ich es der Mühe werth hielt darauf mit Gründen oder Complimenten
zu antworten. Mein gutes Vertrauen, das ich zu ihm gefaßt hatte, ist jetzt
ziemlich niedergeschlagen. Vor kurzer Zeit war er wegen ss Sohns mit dem
Prorector im Löbnicht, den ich kenne
und selbst darüber gesprochen
, in
Unterhandlungen. Nach dem Brand hat er sn Sohn ins Colleg. Frid. führen
wollen, das sich von selbst anerboten haben soll ihn aufzunehmen aber darauf
abgewiesen worden, weil es mit Flüchtlingen besetzt gewesen. Diesen Umstand
erzählte er selbst und nahm daher Anlaß ein wenig das Colleg. Fr. zu
verläumden. Bey dieser Gelegenheit strich er die Gaben ss Sohns heraus, der
ein Amanuensis aller sr. Predigten wäre und schon Specimina sr.
Beredsamkeit selbst abgelegt hätte und nächstens bey er. Hochzeit ablegen würde auch
selbst schon Predigten und Canzelreden elaborirte. Des HE Pror. Examenin der Latinität ist unterdeßen eben nicht zu des Vaters noch Sohns Beyfall
abgelaufen.
Beylage komt von Mama, die ich gestern unvermuthet selbst besucht habe
weil ich ausgehen und dem Schulcollegen ein ander Qvartier bestellen mußte,
das er noch gestern Abend beym Prorector Hampus bezogen. Sie können
leicht erachten, daß dies durch einen kleinen Schwung geschehen, zu dem ich
leider! abermal den Arm leihenhnen müßen. Sein Tisch bey uns hat jetzt
gleichfalls aufgehört. – Zu sr. Schadloshaltung sind ihm jetzt 80 fl.ausgezahlt worden, und gleich bey Anfange 6 Thrl.
Gott bewahr unser Haus für Schaden; sonst hätten wir für Ihre CoffresPlatz gnug, und an Redlichkeit und Wachsamkeit für ein Depot sollte es uns
nicht fehlen. – HE Lauson hat mir gesagt einen Brief mit er. Assignation dem
HE Bruder eingehändigt zu haben, letztern habe aber noch nicht selbst
gesprochen. Was der meinige durch se Nachläßigkeit Ihnen noch schuldig ist, soll
Ihnen werden, und wenn es hier wozu gebraucht werden kann, so melden Sie
mir, wie viel es ausmacht um meinem Vater Nachricht davon zu geben, der
mit dem seinigen schäffert und für alles sorgt.
Leben Sie wohl, liebster Freund, biß Sie weiter von mir hören werden. Ich
umarme Sie und ersterbe Ihr treuergebener Freund
Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (zwischen zwei Palmenzweigen zwei in
entgegengesetzter Richtung über einander schwimmende Fische über einem Netz, über den
Fischen zwei Sterne, darüber F. I. S.):à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie / et Regent du
College Cathedral / de et / à
Riga.
/ fr
Mummel.
Königsberg den 19 Χstmon. 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ich komme eben jetzt vom Beichtstuhl, wo ich den 66sten Psalm aufgesagt,
und mein Vater hat in der Sacristey heute gleichfalls se Andacht gehabt und
fängt den 22 h. Gottlob sein 67stes Jahr an. – Mit letzter Post habe Ihnen
zwar ein monathl. Stillschweigen angekündigt aber unter Bedingungen, die
sich am Rande verstehen; nemlich daß Sie fortfahren könnten mir Ihre
Nachrichten mitzutheilen, und was Sie mir auftragen könn möchten, von mir
in der Stille besorgt werden würde, wofern ich keine wichtige Ursache fände
mich gegen Sie anders zu erklären – Da ich mit letzter Post Ihr lateinsches
Gedicht erhalten: so muß ich Ihnen melden, daß ich es gestern unserm Freunde
Lauson
eingehändigt habe, um es dem Rectori Magnifico zu übergeben, der
alles nach alter bewährter Treue besorgen, auch die Correctur übernehmen
wird. Jetzt liebster Freund!
hilft kein caute gehen
; sondern die Sache muß
ihren Fortgang haben, wie selbige angefangen ist. Es sind lauter
Misverständniße und ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll um Ihnen Ihre kleine
Vorurtheile zu benehmen. I.) Glaub ich nicht, daß ein Kgl. Rescript nöthig hat
von dem Senat confirmirt zu werden. Sie hätten also mit gutem Gewißen
gleich nach Erhaltung deßelben anbinden können Ihre Beurlaubung dort zu
suchen.
II. Schreiben Sie mir, daß Sie HE
Lauson nicht aufgegeben zu
Kowalewski zu gehen oder Lärm zu machen
. Lauson ist ganz unschuldig und
kann nicht des geringsten Versehens hierinn überführt werden. Er hat in eignen
Angelegenheiten wegen es. Gedichts auf das Feuer, so ins Intelligenzwerk
gerückt worden, zum Canzler nöthig gehabt hinzugehen und denkt bey dieser
Gelegenheit, daß Sie große Lust hätten zu wißen, ob Arbeiten von Ihnen
gefordert wurden. Er sagt ihm, daß Sie nicht eher ex officio Verse machen
könnten, bis Sie im officio wären, und bringt es darauf aus patriotischer Klugheit
in pleno consessu vor. Denn weil die HErren Langeweile haben und ihrem
Secretair für sein Gnadenbrodt auch gern ein wenig Arbeit gönnen: so
entsteht ein Protocoll. – Hierauf begegnet D. Bohlius den Lauson und giebt ihm
Verweise im Namen des Rectoris Magnifici D. Quandt, daß Lauson als
sein guter Freund
sich nicht an ihn
als das Haupt
gewendet sondern zum
Canzler sich geschlagen hätte in puncto des HE Prof Lindners. – Der
Magnificus als ein mitleidiger Hoherpriester würde Sie vermuthl. von dieser Arbeit
dispensirt haben als ein Mann der die Gnade des Königs beßer zu brauchen
weiß und sich kein so enges Gewißen macht, um
se Gage nicht ganz
unverdient zu ziehen
, wie Sie sich auszudrücken belieben. Sie sehen hieraus in
parenthesi daß Lauson keine persona odiosa ist, indem D. Quandt ihn seinen
alten guten Freund
nennt, und der Canzler sich eben dieses Ausdrucks gegen
meinen Vetter bedient hat. Ist Lauson dadurch gebeßert, daß diese Herren ihn
um die Wette ihren Freund nennen; und würden Sie so weit gekommen seyn,
wenn kleine Chicanen nicht das Mittel gewesen wären Ihnen Brodt und Ehre
in der Fremde zu verschaffen und bald darauf Ruhe in Ihrem Vaterland
durch Mittel und Wege zuzubereiten, von denen man zu Gott sprechen kann:
Wie
wunderlich sind Deine Werke!
III. Sie sehen hieraus, liebster Freund, daß weder der Senat noch Lauson
so viel schuld sind, als Ihre eigene unnütze Eitelkeit auf das
Verdienst
, wie
Sie es nennen, die Gage
nicht ganz unverdient
zu ziehen, und zweytens das
ipse fecit bey diesem Stück setzen zu können, womit Sie sich ohne es zu wißen,
über Ihren Vorgänger zu erheben suchen. Uebrigens ist es keine Kunst Anfrage
zu thun, wenn man se Arbeiten schon zum voraus fertig hält, eben so wenig,
als wenn praeparirte Schüler im Examine gut bestehen. Wer hat Ihnen aber
Zeit, Muße und Vollmacht zu Arbeiten gegeben die Ihnen noch nicht
zukommen, unterdeßen Sie dort alle Hände voll haben und sich eben dadurch
unnütze
machen, daß Sie alles thun was Ihnen befohlen wird.
IV. Laßen Sie mich noch über einen Punct in Ihrem Briefe lachen, denn
ich weiß keine beßere Methode Ihnen Ihre Grillen zu benehmen als die Worte
eines Satyrs. Ist das der Sinn meiner letzten beyden Briefe gewesen: so
weiß ich nicht was Sie gelesen noch was ich geschrieben habe. Lesen Sie selbst,
was Sie mit einer gar zu frommen Mine mir berichten:
Des Senats
Resultat gehorch ich pünctlich und zeige dadurch meine Achtung
. Id quod male.I.) Was hat Ihnen der Senat gegenwärtig zu befehlen? 2.) Meynen Sie daß
der Senat nicht so klug gewesen als Sie, ein lateinsches Gedicht vor der Hand
fertig zu halten. 3.) Was bedeutet das Wort
Achtung
in diesem
Zusammenhang? Glauben Sie, liebster Freund, daß es uns niemals gelingen wird, wir
mögen es anfangen, wie wir wollen, andern Achtung zu bezeigen, wenn die
Pflicht gegen Uns selbst Achtung zu haben nicht verstanden oder unrecht
ausgeübt wird. Durch Achtung von der Art wird kein gutes befördert, sondern
hingegen ein offenbares Unrecht genährt und gestärkt. Wie wollen Sie hernach
Ihr Ansehen behaupten, wenn es darauf ankommen wird zum Vortheil
anderer im Senat ihre Stimme und Ihr Urtheil zu gebrauchen, wenn sie durch
ein unzeitiges obsequium sich eine Achtung erwerben wollen, die dem guten
Gewißen und guten Namen nachtheilig werden kann. Sie sind jetzt nicht ein
Unterthan des Senats mehr, auch niemals gewesen, sondern ein Mitglied
deßelben, und müßen es werden. Da Sie es durch einen höheren Beruf
geworden sind: wie können Sie sich so erniedrigen, durch allerhand kleine
Gefälligkeiten und Achtsamkeiten, woran jenen Leuten nichts gelegen, erst zu
kriechen und zu pinseln um ihr Dignus, dignus est intrare in docto nostro
corpore. Werden jene HErren Ihnen danken, daß Sie Ihr Schaarwerk vor
der Zeit liefern? Jetzt wird es für eine Schuldigkeit von Ihnen ausgelegt, und
die Opera supererogationis gelten wenig bey unsern Orthodoxen und noch
weniger bey Kunstrichtern, die eben daher Gelegenheit nehmen uns zu
verdammen.
Vergeben Sie mir, liebster Freund, mein unerträgliches Geschwätz. An
dieser gantzen Angelegenheit ist nicht das Geringste, was Sie beunruhigen dürfte.
Ich habe dies Insect unter einem Vergrößerungsglaß bloß in der Absicht
zergliedert, um Sie wo mögl. von der
Schüchternheit Ihres guten Herzens
zu befreyen. Sie sind jetzt keine Schulcollege mehr, wie ehmals, und kommen
jetzt unter gantz andern Aspecten auf uns. hohe Schule. Jene müßen sich
jetzt vor Ihnen fürchten, und haben Ursache dazu. Alle diese Dinge scheinen
Ihnen ganz unbekannt zu seyn, und Sie fahren
aus Geschmack
auf dem
Wege fort, auf welchem Sie ehmals den Leuten haben ausweichen müßen
aus Noth.
Um Ihre Gaben und alle Vortheile zur Ehre Gottes und Gemeinen Besten
anzuwenden, bereiten Sie sich bey Zeiten auf eine bequeme Lage zu, und
behalten Sie wenigstens die Hofnung im Sinn mit der Zeit das Inspectorat
des Colleg. Fr. mit der Prof. zu vereinigen. Die Furcht Lärm zu machen ist
eine Schwachheit, bey der wir jedem, der unsere Ruhe stören will, Raum dazu
machen.
Sie können leicht erachten, daß ich durch Ihre
voreilige Briefe
gar nicht
die Danksagungs Schreiben an die Excell. verstehe; sondern an gewiße Leute,
die nicht so viel zu thun haben als Sie, keine Presidenten noch Cantzler sind,
sondern gute ehrliche Leute, die sich eine Ehre daraus machen müßen, wenn
Sie Ihnen bey Gelegenheit antworten und aus deren Briefwechsel wenig
gründliches. Für die lange Weile ist auch ein Domino und Lotteriespiel gut.
Ich habe
Amtsbrüder
und rechtschaffene Leute auf der Canzley gehabt, mit
denen ich damals friedlich und aufrichtig zu leben suchte, um die ich mich aber
gegenwärtig eben so wenig bekümmere als um die schönen Mädchen in Engl.
und um die schöne Kuh in der Schweitz, die ich gern entführt haben würde,
wenn ich so ein großer Herr wie z. E. Jupiter gewesen wäre.
Kennen Sie Ihren alten Spießbruder nicht beßer, liebster Freund, als daß
Sie von mir erwarten können daß ich im stande wäre ein lateinisches Gedicht
zu beurtheilen. Sie suchen Oculi plus vident so weit und haben nicht an Ihren
Herder gedacht, der diesem Feld vollkommen gewachsen ist und im CollegioUebung genug gehabt. Ich habe Ihren HE Bruder und Lauson zu Hülfe
genommen. Wir haben nichts gefunden. Die Note aus dem
Faber
muß
allerdings
weg
bleiben, und
Lauson
wollte sie ausstreichen. Ich glaube daß Sie
hierüber nichts besorgen dürfen. Im Ueberfluß bitten Sie HE Herder, daß er
es ein wenig ansieht. Fällt Ihnen noch was ein: so bleibt Zeit Ihre
Erinnerungen oder Nachlesen einzuschicken, weil Lauson sich unter in meiner
Gesellschaft darnach richten wird.
HE M. Kant kommt eben zu mir, und versichert Sie sr Freundschaft. Mein
alter Vater seegnet Sie von Grund ss Herzens. Einlagen enthalten mehr. Ich
umarme Sie und wünsche Ihnen geseegnete Feyertage. Leben Sie wohl. Bald
schreibe wieder. Leben Sie wohl und verstehen Sie mich recht. A Dieu.Grüßen Sie Ihren HE Herder aufs freundschaftl.
Königsberg den 22 Decembr 64.Herzlich geliebtester Freund,
Ich habe bereits gestern die Correctur Ihres Festgedichts gesehen und HE.
Zeise hat mir heute einen Abdruck versprochen, den Ihnen beylegen will. Der
Kopf ist mir bisweilen so wüste, daß ich selbst nicht gewust was ich neulich
geschrieben, da ich noch auf Antwort von Ihnen vor Weynachten gewartet
habe. Es werden hoffentl. keine Corrigenda nöthig seyn, und Ihnen vielleicht
angenehm den Abdruck Ihres Gedichts selbst zu sehen.
HE. Lauson habe seit der Zeit noch nicht gesehen, erwarte aber vielleicht
heute noch. Ich weiß nicht, ob Ihnen gemeldet, daß er schon seit langer Zeit
Tschernings Gedichte
für Sie abgelegt, falls Sie selbige noch nicht hätten,
weil er ihn zweymal besitzt und ich ihn gleichfalls habe. Er hat mir eine schöne
holl. Ausgabe von Cardano de vtilitate ex aduersis capienda und den
Pancirollum de inuentis olim deperditis et nuper inuentis verehrt und ich
habe ihm meinen Zachariae zugedacht. Jetzt habe einen griechischen Dichter
von ihm, der einige Aufmerksamkeit verdient und Georgius, mit dem
Zunahmen Pisides heist, deßen εξαημερον oder Cosmurgia und seine Iambiεις τον ματαιον βιονin vanitatem vitae 1596 in 8 ausgekommen
vermuthl. von Frid. Sylburg. –
Herr Lauson ist eben hier gewesen, und hat mir gemeldet, daß D. Quandtsich anerboten selbst es durchzusehen da er die ihm aufgetragene
Entschuldigung wegen Kürze der Zeit gemacht, und wegen 2 Fehler vor gut befunden
den Namen auszulaßen. Lauson hat dieser beyden Fehler wegen einen sr
Collegen zu Rath gezogen, der verecunda in pudibunda geändert und ihm
gesagt, daß halo in der Bedeutung kurz, aber in einem andern Verstande lang
wäre. Der Vers aber hätte nicht geändert werden können und ist auch nichts
daran gelegen.
Mit der Nachricht von Gellerts Tode, die ich von Lauson erhalten, muß es
nicht richtig seyn. – HE. Mag. Kant hat kürzl. von einem Mag. Cleß, der
Hofmeister bey dem jungen Printzen von Würtenberg ist und sich zu
Treptau aufhält, eine 6 7½ Bogen starke Disputation bekommen unter
folgendem Titel: Obseruationes ad Commentationem Dni. Imanuelis Kant de
vno possibili fundamento Demonstr. Exist. DEI von dem einzig
moeglichen Beweisgrund zu einer Demonstr. des Daseyns Gottes quas praeside
Godofr. Plouquet
pp. pro rite consequendis Magisterii philosophici
honoribus Dan. Fr. Hermann, Aldingensis zu Tubingen im Octobr. 1763.
gehalten. Die Hälfte dieser Schrift besteht aus dem Text, der mit lateinischen
Buchstaben gedruckt und die andere Hälfte aus Anmerkungen, worinn
derselbe mit vieler Ehre ausgelegt, supplirt auch bisweilen wiederlegt wird.
Hat der Minister von Br. Ihnen schon geantwortet und zum Besten des
M. Schlegels geschrieben, wie mir HE. Kanter versichern wollen. Ich habe
letzteren vorigen Sonntag seit ms Hierseyns zum erstenmal besucht und er
soll sich jetzt schwerkrank an hämorroidischen Zufällen befinden.
Da HE Berens nicht engl. kann: so weiß ich nicht warum er sich einige
engl. Bücher an denen mir gelegen, ausgesucht. Ich meine den Lock, den
Law, Mun und noch ein paar die in blau Papier geheftet, den Petty –
An den französischen ist mir nichts gelegen und die sind ihm brauchbarer als
mir, auch immer zu haben. Können Sie aber auf eine gute Art ihm zu
verstehen geben, daß mir ein Gefalle geschehen würde, wenn ich diese engl.
Schriftsteller bey
gelegener Zeit
wiederbekäme: so würden Sie mich liebster
Freund, sehr verbinden, wenn Sie mir selbige mitbringen oder die Commission
davon unserm Freunde Herder überlaßen wollten. Falls Sie es nicht für
nöthig finden mich nahmkundig zu machen: so bitten Sie für sich selbst diese
Bücher zu Ihrem eignen Gebrauch aus. – Weil ich nichts mehr übrig habe,
so gefällt es mir den kleinen Rest in eine Actie für die neue Bank zu
verwandeln, und vielleicht ist es jetzt der Zeitpunkt alte Grillen zu erneuern.
Mein alter Vater feyret heute Gottlob sn Geburtstag gesund und vergnügt.
Ich will auch Ihre Gesundheit trinken. Grüßen Sie Ihren lieben Herder.
Versäumen Sie keinen Tag und nützen Sie die Schlittenfahrt. Gott schenke
Ihnen reichen Segen auf das Fest und zum Neuen Jahr. Man redt von einer
Bedienung, die der HE Doctor bekommen soll. Von ihm selbst habe nichts
gehört. Und was für eine, weiß man auch nicht. Wir alle warten auf Ihre
Umarmungen. Keinem wird die Zeit so lang als meinem alten Anchises.Leben Sie wohl und eilen Sie.
Hamann.Adresse defekt mit rotem Lacksiegel (zwischen zwei Palmenzweigen zwei in
entgegengesetzter Richtung übereinander schwimmende Fische über einem Netz, über den
Fischen zwei Sterne, darüber F. I. S.):à M / Monsieur L / Maitre de la / et Regent du /
Cathedral / Fr.
Mummel
.Königsberg den 2 Jänner 65.Herzlich geliebtester Freund,
Ihr letzter Brief ohne dato, den durch nachbarl. Einschluß erhalten, hat
mir in gewißer Betrachtung viel Vergnügen gemacht, und ich bin mit der
Lebhaftigkeit Ihrer Erklärungen sehr zufrieden. Sie haben ganz recht, daß
ich mehr Lerm gemacht, als diese gantze Kleinigkeit werth ist; aber nicht der
Sache selbst wegen, sondern Sie liebster Freund blos in Wachsamkeit auf
Ihre erste Schritte zu erhalten. Da ich diese Absicht erreicht: so werden wir
von der Materie abstrahiren, und wegen der Formalitäten ein wenig
Nachsicht und Gedult für mich haben. Was Ihr gantzes Verfahren betrift, so
bin ich der erste, der es billigt und vertheidigen würde. Um Sie aber gegen
Casuisten ein wenig zu üben, hab ich mich selbst in einen verwandeln wollen.
Ich weiß nicht anders als daß Kow. Ihnen mit der ersten Post geantwortet.
Was den Magnif. anbetrift; so werden Sie nichts unterlaßen haben Ihre
Ehrfurcht für seine Ruhe vorzuschützen, daß Sie ihn nicht behelligen wollen.
Er hat Cantilena selbst ausgestrichen und Ode darüber geschrieben, wie mir
erzählt worden und es an schmeichelhaften Ausdrücken nicht fehlen laßen.
Das eingeschickte, das sn. guten Gang gehen soll, betrift vermuthl. den
HE Doctor, der dafür sorgen wird. Ich war gestern bey der Mama als der
einzigen, welcher ich zum Neujahr gewünscht und wollte se Einlage bestellen
an Ihren HE Bruder. Sie waren aber alle in die Festung zum Onclegefahren. Vielleicht sehe ich ihn heute oder morgen. Nach einem zieml. Intervallhat er mich vorige Woche besucht, und war sehr heiter, weil se.
Schwiegermutter den Tag darauf abreisen und er gute Ahndungen hatte jetzt
durchzudringen.
Der wichtigste Inhalt meines gegenwärtigen Briefes betrift Ihre
Wohnung, liebster Freund! Erhalten Sie Vorschläge deswegen, so bitte mir
Nachricht davon zu geben, damit ich mit meinen Unterhandlungen hier nicht im
Bloßen bleibe. Mein einziges Ziel geht hier auf das Rogallsche Haus und ich
habe mit dem Bezieher und Käufer deßelben vorigen Sonntag selbst
gesprochen, der aber nicht eher Bescheid geben kann, biß er selbst eingezogen
seyn wird. Ich kenne das Haus selbst nicht; dem Ansehen und Nachrichten
zufolge kann es an Stuben nicht fehlen. Der Proceß ist gegenwärtig zu Ende
und es beruht auf die Auszahlung. So bald die geschehen seyn wird, meynt
HEr Chollevius einzuziehen. Ich werde also dies abwarten müßen und
alsdann selbst die Stuben in Augenschein nehmen auch wenigstens den HE
Bruder oder Mama zu rathe ziehen, und Ihnen Meldung thun wegen des
Preises und wegen der Gelegenheit. So viel hab ich abgemacht, daß wenn
Sie Gelegenheiten vermiethen wollen, ich der erste und den Vorzug vor allen
übrigen Liebhabern finden soll.
Ihnen ein gantzes Haus zu verschaffen, dazu habe keine Hofnung und
Leute die mehr Kundschaft als ich haben, verzweifeln gleichfalls daran.
In Ansehung der Miethe setzt es jetzt viel Schwierigkeit liebster Freund,
und ich muß Sie darauf im Voraus zubereiten. HE Lauson wohnt 3 Treppen
hoch und hat nichts mehr als eine große Stube mit einer schmalen Cammer,
wofür er aber 40 Thrl jährl. geben muß, und ein guter Freund vom
Uhrmacher besuchte uns neulich, der für eine einzige Stube die er halb so groß
als unsere beschrieb, jährl. 100 fl. in der Vorstadt zahlen muß. Diese beyden
Beyspiele sind zuverläßig, daher ich Ihnen selbige melde um sich darnach
richten zu können.
Sollte sich wieder Vermuthen ein gantzes Haus finden; so werde nicht
ermangeln Ihnen sogl. Nachricht davon zu geben, welches ich gleichfalls thun
werde, so bald ich im stande bin Ihnen etwas näheres in Ansehung des
Rogallschen Hauses zu melden. Eher möchte wol nicht schreiben, weil ich Ihnen
nicht gern unnütze Zeitkosten machen will, und ich weder Lust noch Geschick
mehr habe zu einer Arbeit, die mir sonst eine der liebsten gewesen ist. Ein
Brief wird mir jetzt würkl. schwer und überlästig, und ich finde mich jetztan Begriffen und Ausdrücken ganz erschöpft. Weil ich diese Vernichtung
gewißer maaßen zum voraus gesehen und Hoffnung habe selbige mit Gottes
Hülfe zu überstehen: so beruhigt mich das und erhält meine Gedult. Es
giebt eine eben so hohe als tiefe Erfahrung von der Wahrheit: Ohne mich
könt ihr nichts thun – und ich vermag alles –
HE. Pror. Hampus besuchte uns gestern und brachte uns schlechte Zeitung
von des Schulcoll. Aufführung, die mein bisheriges Verfahren noch immer
rechtfertigt. Veni et vide, wenn Sie es schon vergeßen haben. Ob Ihnen der
Antrag in Ansehung des Rect. Tack einiger Aufmerksamkeit würdig scheint,
bin neugierig zu erfahren. Ich habe mich gantz in den Mann verliebt und
HE Doctor hat m. gute Meynung noch mehr bestätigt. Es ist
unverantwortlich daß dieser Mann hier verhungern muß und die gute Mine, womit
er sich in sein Schicksal zu schicken weiß, verdiente eine Milderung deßelben.
Man erzählt von ihm daß er eine reiche Wittwe mit einem Mälzenbräuerhause
hat heyrathen sollen, weil man ihn aber zwingen wollen das Rectoratniederzulegen, so habe er lieber das erste verscherzen wollen als sn Beruf aufgeben.
Entschlagen Sie sich nicht eventualiter an diesen Mitbruder und
Mitgefangnen zu denken. Weil der löbnichtsche Thurm immer mit dem Umsturz
droht, so hat er gleichfalls aus sm Hause ausziehen müßen und muß sich mit
dem Prorect. behelfen.
Ich habe das alte Jahr mit der Reisebeschreibung des
Blainville
beschloßen. Dieser Schriftsteller war aus Picardie gebürtig und als Hugenott
flüchtete er 686 nach Holl. wurde 93. Gesandschaftssecretair bey dem HE
von Citters am spanischen Hofe. Nach 4 Jahren starb letzterer und das Schiff
ging mit sm Leichnam unter und des Secretairs sämtl. Handschriften.
Dieser gieng darauf nach Engl. und bekommt die beyde Söhne des Kriegs
Secr. HE. Blaithwait auf Reisen zu führen, womit er 3 4 Jahre zugebracht.
Aus einem Tagebuch dieser Reise die bereits 1705. angestellt und 1743, 10
Jahre nach Blainvill. Tod herausgekommen, besteht dies Werk. Er hat sich
auf dieser Reise allein bis 16 Monathe in Genf aufgehalten und daselbst eine
Historie dieser Republik geschrieben die aber verloren gegangen und dadurch
zugl. eine Lücke in sn Journal entstanden. Er hält sich mit Legenden und
Alterthümern sehr auf und steht noch unter Kaysern. Der engl. Herausgeber hat
se. Handschrift um ein Viertel verkürzt, aber auch vieles von sn eignen
Betrachtungen einfließen laßen ohngeachtet er niemals selbst aus Engl.
gewesen bey allen Hülfsmitteln die er dazu gehabt hätte. Der Prof. Köhler zu
Göttingen hat diesen ersten Theil in 2 Abtheilungen bestehend übersetzt und
Anmerkungen dazu gethan. Der Text ist zieml. verworren und Blainville
hat es immer mit Maßon und andern Reisebeschreibern zu thun, die er oft in
Kleinigkeiten tadelt verbeßert und nachahmt. Seine Betrachtungen sind
gemein und oft ekel, sein Geschmack nicht der feinste und oft pedantisch. Köhler
hat in er. Anmerkung das Märchen von der Gräfin die 365. Kinder geboren
so aufgeklärt daß sie am Charfreytag in Wochen gekommen und weil das
Neujahr damals zu Ostern angefangen also nur 2 Tage vom alten übrig
gewesen, hat ein witziger Kopf gesagt: sie hätte so viel Kinder geboren als
Tag im Jahr wären. Da er in einer Stelle dem Masson die Existentz einer
kleinen Stadt
Stegebach
abstreiten will: so behauptet Köhler, daß MassonRecht habe und es existire, ob es gleich der
„eingebildete neuere
scheinheilige Autor in der Erdbeschreibung in seinem Mischmach nur
Stege nennt, welches man ihm eher zu gut halten kann als 100
andere gröbere Fehler von Orten wo er selbst gewesen und ein
erschlichenes Brodt gegeßen hat.“
HE. Diac. Trescho hat bereits den 2ten Theil sr. LiteraturBriefe
herausgegeben, worin sich der erste mit dem Character des D. Schultz und
Klopstocks Salomo anfängt und die letzten Hanals Himmelfahrt gegen Michaelis
betreffen. Seine Lebensbibel ist auch herausgekommen unter dem Titel: Die
Kunst glücklich zu leben als ein Wochenblatt zur Erbauung abgefaßt. Sie ist
dem CommercienRath Cruse dedicirt und in der Vorrede eine kleine
Anecdote, die mich auch gewißermaßen angeht um deren Aufklärung ich mich aber
wenig bekümmern werde.
Mein alter Vater hat sich eben zur Ader gelaßen und empfiehlt sich Ihnen
bestens. Kommen Sie bald. Gott laß es auch in diesem neuen Jahr an keinem
Guten Ihnen fehlen und bahn Weg und Steg zu Ihrer Heimkunft. Grüßen
Sie unsern Collaborator. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuergebenster
Freund und Diener
Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegel (zwischen zwei Palmenzweigen zwei in
entgegengesetzter Richtung übereinander schwimmende Fische über einem Netz, über den
Fischen zwei Sterne, darüber F. I S.):à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie / Professeur
ordinaire de la Poesie, / Senateur de l’Academie de / Koenigsberg et Regent
du College / Cathedral de et à /
Riga
. / fr.
Mummel
.Achtungswürdiger Freund!
Ich habe bald nach meiner Ankunft hieselbst, einen Brief, als Inlage bei
Hr. Fischer, u. ihn zugleich, an Sie addreßirt; glaube aber, dabeinahe, da ich
weder von Ihnen, noch Ihm Antwort erhalten, daß die blasts eines
schwarzen Windes aus der Wüste her, mein Blatt fortgerauschet, daß es Sie
nicht gefunden, ich murmele also diesem Schicksale Flüche nach; indeßen
excerpire den Gedächtnißinhalt des vorigen Briefes, u. bitte Sie zwiefach,
mich mit einer Antwort zu trösten: sonst schreibe ich Briefe ins schwarze
Reich der Todten, wo man nicht an mich gedenket, u. woher keine
Wiederkunft ist. –
Ich habe meine jetzige Lage Ihnen zu danken, u. bei jedem Guten u. Bösen
erinnere ich mich also Ihrer, zum Glück, daß es bisher meistens gutes
vgewesen. Ich habe durch die Vorsorge meines recht guten, guten Rektors, ein
bequem Logis, vor 110. Thl. u. alles was zur Lebensnothdurft gehört, u.
Luther in die 4te Bitte paßt, bis auf Weib; dies u. pp. exclusive. Ich habe
sehr mäßige Arbeit; so daß, weil der Boden hier vor einen Gelehrten von
Profeßion, ein solum papaveriferum, somniferum ist, ich beinahe
schlummere; mir fehlen die Thüren zu Bekandschaften, u. Stacheln zu kleinen
Arbeiten. Seyn Sie mein Aufwecker, ich wills Ihnen durch Stachellecken
nicht schwer machen: ausin Lübeck vermoderte der Brief ungesiegelt, laßen
Sie ihn jetzt nicht ungeschrieben verstocken; wie Young von unausgepackten
Gedanken schreibt – Ich ersuchte Sie in meinem Briefe um das Mscrt des
Gerichtsvogt Schwarz, wegen meines freyen Logis u. um DeroAnmerkungen zu meiner Abhandlung von der Ode: Ich habe dazu, unbeschadet
meiner Amtsarbeiten, Verbeßerungen gesamlet, die das Werk Ihrer Augen
würdiger machen werden. Darf ich mit Hartknoch mir also diese Mscrten
ausbitten; auch, wenn ich nicht Graeca fide bei Ihnen kaufe, das Buch: Ob
die Gottesläugnung den Sitten p. ich schicke es mit HErn Rect. Lindner
zurück. Im Journal encycloped. habe einen Auszug aus Garnier’s home de
lettres, u. Rousseau’s Platon gelesen: auch im 3ten Th. des Nord. Aufseh.
1 Klopstock. Stück über Winkelmanns Nachahmung u.1. Ode von ihm auf
die Souvaerenité. Von S seinen Sylbenmaßen hat man schon 2. verschiedne
Mssc. davon ich nur eins gelesen, u. mein Urteil am andern Ort sagen
werde. Haben sSie das 45. Stück des north Britons gelesen: ich kanns
Ihnen Englisch schicken. Von Orpheus ist eine Geßnersche Ausgabe
herausgekommen, die Ihrer Bibliothek werth ist. Alles dies sind blos Rudera
zu einem Briefwechsel, den ich im Sinne habe, u. wozu ein Brief aus
Ihrer Hand das Anfangs Privilegium seyn wird – Mit diese Grüßen
Sie Ihren ehrwürdigen Anchises, imgleichen HErn Nuppenau u. ihr ganzes
Haus. Und glauben Sie, daß ich bin – ob gleich dieser Brief sehr das
kalte Fieber, oder die Waßersucht zu haben scheint – daß ich dennoch mit
Enthusiasmus bin / Ihr / ergebenerHerder.Riga den 5/16 Jan. 1765.Adresse mit Siegelrest:à Monsieur / Monsieur Hamann / homme de lettres / à /
Koenigsberg
Königsberg den 16 Jänner 65.Herzlich geliebtester Freund,
Jetzt eben zu Mittag sind Ihre Sachen angekommen und Gottlob soviel
ich sehen kann nach Wunsch. Angst v Verdruß habe gnug gehabt, weil
unterwegs
und
hier
alles hat geöfnet werden müßen. Um der Einlage wegen ruhig
zu seyn, haben wir selbige sogleich eröfnet, und ich habe viel Mühe gehabt
das eine zu finden, bis ich es in der Verwirrung endlich fand, und alles so
weit richtig ist. Die eine Seite des Kastens ist sehr naß geworden und das
Waßer von unten bis auf die Hälfte durchgedrungen und daher eine
Eröfnung deßelben ohnedem unentbehrl. gewesen. In Ansehung der richtigen
Zahl hoffe daß nichts daran fehlen wird. Wir können jetzt beyde Gottlob!
ruhig seyn, und ich habe für Angst und Verdruß gezittert und gebebt, bin
aber jetzo desto vergnügter.
Wegen des Rogallschen Hauses fällt aber mein Gesuch schlecht aus. Der
neue Besitzer ist jetzt im Begrif einzuziehen; aber will von keinem Professorwas wißen, der Collegia liest und noch weniger der selbst Stuben vermiethen
will. Ich habe mich wegen des letzteren Puncts noch gar nicht erklären
dürfen, und da man den ersten Articul nicht einmal eingehen will: so ist die
Sache vorbey. Ich wünschte also, wenn Sie mit Ihrer alten Wohnung
wieder einig werden könnten, und bin gegenwärtig nicht im stande Liebster
Freund! Ihnen zu dienen.
Ich habe seit dem Neuen Jahr an einem Flußfieber etwas ausgehalten,
purgiren und Aderlaßen müßen; daher die letzte Einlage an HE D. durch
unsern Gesellen bestellen laßen, weil noch nicht ausgehen kann, und erst auf
die Woche frische Luft zu schöpfen gedenke.
Wegen der guten Bewachung Ihrer Sachen können Sie jetzt ruhig seyn;
sorgen Sie aber mit erster Post wegen des Pichlauschen Hinterhauses oder
einer andern Gelegenheit. Meine Absicht ist fehl geschlagen und ich weiß
jetzt keinen Rath. Sollte ich von einer Wohnung wieder Vermuthen
etwas erfahren, so werde mich melden. Treiben Sie jetzt die Sache mit
Ernst.
Den 4″ ist HE Hartknoch angekommen, hat mich einige mal besucht, und
ist den 12″ wieder abgereiset. Der Bediente des HE Bruders war eben da,
an den er gleichfalls wegen der mitgebrachten Leuchter Nachricht geben ließ.
Ich erwarte weil nicht selbst ausgehen kann, alle Tage des HE D. Besuch,
aber bisher umsonst.
Den 7″ brachte mir HE Fischer eine Einlage von HE Herder, die schon
zieml. alt geworden war, weil sich der Brief am schwartzen Bret aus Mangel
desr addresse umtreiben müßen. Entschuldigen Sie mich daß ich noch nicht
antworten können. Ich werde es bey erster Stunde thun und grüßen Sie
Ihn herzlich von mir. Ich freue mich über sn glückl. Anfang.
Vorige Woche erhielt einen Brief aus Strasburg von einem meiner
Reisegefährten der am längsten mit mir ausgehalten. Ein junger französischer
Kaufmann Namens Pasquoy. Er meldete mir nichts als se. Ankunft v bittet
sich Nachrichten von mir aus. Ich habe 46 gl. Porto bezahlt und schon den
Anfang gemacht ihm zu antworten.
Die Vorrede des D. Semlers zu Baumgarten 3ten Theil habe gelesen und
der Diaconus in Preußen ist gar nicht geschont. Das Buch selbst habe über
einige Bogen nicht aushalten können so sehr ich mir auch von einer
Untersuchung theol. Streitigkeiten von Baumgartens Feder Zufriedenheit
versprach.
Von Damm habe jetzt se. neue Uebersetzung der Offenbarung, des Briefs
an die Ebräer und des Marcus angesehen. –
Der Layenbruder hat seine 6 Thrl Fracht für den FuhrMann empfangen,
weil letzterer nicht selbst herkommen könnte. Für das Herbringen hat mein
Alter 20 gl. bezahlen müßen. Das übrige bleibt zum Reservo. Wegen
des SchulCollegen werde erinnern helfen, und ich habe meinem Vater
auch schon davon gesagt. Ersterer hat gestern sn Geburtstag gefeyert de
ao: 1734.
HE. Hippel hat ein Gedicht auf den Geburtstag für die Zeitungen
gemacht. Ihre Crönungsarbeit hat mir HE Bruder mitgetheilt. Einige
Kleinigkeiten hatten wir beyde zu kritisiren, konnten aber leider! nichts
verbeßern.
Mein alter Vater empfiehlt sich Ihnen bestens und wird für alles mit
Sorge tragen helfen. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuergebenster
Freund.
In gröster Eil. Kommen Sie bald.H.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (zwischen zwei Palmenzweigen zwei in
entgegengesetzter Richtung übereinander schwimmende Fische über einem Netz,
über den Fischen zwei Sterne, darüber F I S):à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie, Profes- / seur
Ordinaire de la Poesie, Sena- / teur de l’Academie de Koenigsberg / et
Regent du College Cathedral de et / à /
Riga
/ fr.
Mummel
.Kgsberg den 19 Jänner 65.Herzlich geliebtester Freund,
Ihr Leinenzeug ist so gut wie möglich ausgetrocknet und wieder verwahrt
und mein Kasten steht unter meinem Bett, wo ich so sanft wie auf einer
Pritsche schlafe. Von den Servietten ist nichts nöthig gewesen etwas
auseinander zu nehmen. Ich hoffe also daß kein Faden fehlen wird, ohngeachtet
wir nicht alles genau abzählen können sondern nur dem Augenschein nach
berechnen müßen. Einlage ist gleichfalls gehörig eingewickelt und eingepackt
worden. Die Schlüßel hat mein Vater zu Ihrem Gelde gelegt und in seine
Verwahrung genommen. Gott gebe, daß alles übrige so gut seinen Gang
gehen mag als der Anfang gewesen. Wenn Sie noch nöthig finden uns etwas
anzuvertrauen, so stehen wir Ihnen in allem zu Diensten.
Gestern besuchte mich HE Doctor auf eine Viertelstunde voller
Zufriedenheit über seinen Abschied und voller Unruhe das Ende mit der
Schwiegermutter abzumachen zu der er heute mit seiner lieben Gemalin aufs Land
gereist bin ist und in einigen Tagen wieder kommen wird, um auch zugl.
der Hochzeit des HE. v Reibnitz aus dem Wege zu gehen, die auf den Dienstag
mit des Pres. Tochter vollzogen werden wird. Er hat mir Ihren Brief in
Ansehung des HE Rect. Tack gelaßen und ich ließ sogl. denselben zu mir
bitten, da die Schule ohnedem wegen des Krönungstags veniam hatte und
ich wegen ms. Flußfiebers noch nicht recht ausgehen kann. Die Sache ist
abgemacht, und ist auf ihn nichts zu rechnen. Ich bin mit der Erklärung dieses
Mannes sehr zufrieden gewesen. Er dankt für das geneigte Andenken. Da er
aber sein Auskommen hat, für keinen Erben zu sorgen und dem Ansehen zum
Spott 10 Jahr älter ist als er aussieht, neml. über 50 und bereits so viel
erfahren daß er zu neuen Versuchen keine Lust und kein Geschick mehr hat:
so gestand er gleichwol daß ihm dieser Ruf einige Jahr früher sehr
willkommen gewesen wäre. –
HE Lauson besuchte mich eben jetzt und meldt mir die Anecdote eines
hitzigen Gefechts das auf dem Rathhause wegen ihres Gedichts zwischen
Liedert, als einem Verw. des Pisanski und Str. Dullo der seit dem Neuen
Jahr wieder auszugehen angefangen, vorgefallen. Der erste hat vom
Lohensteinschen und der letzte vom Klopstockschen Geschmack geredt. Der erste hat
Klopst. einen Narren gescholten und der letzte denjenigen der dies sagte für
einen noch größeren. Um wieder auf uns. Materie zu kommen, da Ihnen
also jetzt einer fehlt, so erlauben Sie mir Ihnen den rechten Mann
vorzuschlagen oder mir wenigstens eine Erörterung von Ihnen auszubitten warum
Sie nicht an Prof. Willamovius in Thorn gedacht.
Haben Sie diesen Dithyrambendichter nicht von Person hier gekannt und
hat er nicht unter Ihre Zuhörer eine Stelle gehabt. Suchen Sie lieber aus
den hiesigen Gegenden einen zu versorgen als einen Hollsteiner. Wegen Mag.
Schlegel hab ich Bedenklichkeiten ob ers annehmen wird und ohne
Schwierigkeit kann. Willam. hat ohne Zweifel mehr Specimina sr. Geschicklichkeit und
Fähigkeit aufzuweisen, und soll durch die Heyrath er. liebenswürdigen
Person, die jedermann hoch schätzen soll sich den Haß der dortigen Orthodoxiezugezogen haben, weil sie reformirt ist. Haben Sie niemals wenigstens im
Briefwechsel mit ihm gestanden, oder einige Kentnis ss Characters gehabt.
Ich trau einem Thornschen Prof. wegen der republicanischen Ähnligkeit mit
Riga immer mehr Lebensart und Klugheit zu als einem ehrl. Mann der ke.
andere Bildung gehabt als das traurige Colleg. Frid. und außer seinen
academischen MagisterGebühren wenig für sich aufzuweisen hat, auch se
Vaterland im preuß. Dialect ziemlich zu lieben scheint. Finden Sie es für
gut, daß er auf die Wahl kommt, so übernehm ich es mir, nach Thorn selbst
zu schreiben, um ihn darüber zu sondiren, da ich ohnedem eine Antwort auf
einen verbindl. Gruß schuldig bin, den HE Fischer mir neulich unbekannter
weise überbracht. Er ist wohl ein guter Freund unsers lieben Morungers,
aber scheint eben kein Krikende noch Borowsky von ihm zu seyn. Ueberlegen
Sie die Sache und erklären mir Ihre Meynung.
Weil HE Doct. abgereist ist, so halt ich es noch für dienl. Sie zu beruhigen
wegen Ihrer Dilation bis Ostern. Weil der ordentl. Weg Ihnen nur schwere
Unkosten machen würde, so hat der Minister es auf sich genommen Sie selbst
schriftlich darüber zu informiren. Wo Sie noch nicht sein Wort erhalten
haben, dürfen Sie also nichts besorgen und die Sache zwischen Ihnen ist so
abgemacht. Diese Nachricht hab ich aus des HE Bruders Munde, der Ihnen
glaubt dadurch 50 fl. erspart zu haben.
Meine Hauptsorge ist jetzt wegen Ihrer Wohnung. – Die Mama schickte
heute zu mir und ließ mich sehr bitten Sie zu besuchen weil sie allerhand
Vorschläge wegen des Hauses hätte. Ohngeachtet ich wegen meiner
Kränklichkeit und der elenden Witterung noch keine Lust hatte auszugehen, werd
ich mein Bestes thun Sie morgen zu sprechen. Was ich deshalb hören werde
oder auch im stande bin währender Zeit abzumachen, werde mit nächster Post
melden. Wüsten Sie jemanden, der hier diese Sorge auf sich nehmen könte,
würde es beßer für Sie und für mich seyn. So bald Sie wegen des
Pichlauschen Hauses Antwort erhalten, zeigen Sie mir solches an. Wenn Sie den
jetzigen Eigenthümer davon kennen, vielleicht möchte er Ihnen eins
verschaffen. Ein Kaufmann und hiesiger Bürger ist dazu geschickter wie ich. So
bald ich die Erklärung wegen des Rogallschen Hauses gehört habe, bin gleich
still gestanden und habe es für unnöthig gehalten weiter zu gehen. Mein
nächster Brief wird vielleicht Ihnen beßere Nachrichten melden können.
Versäumen Sie aber um Gottes willen keine Zeit. Sie können nicht glauben wie
groß die Verlegenheit hier wegen Miethe ist und wie theuer selbige jetzt
gestiegen. HE Zöpfel und der Zuckerbecker Nuppenau und mehr uns.
Anverwandten wißen bis diese Stunde nicht wo sie bleiben sollen. Der letzte
Schaden hat 1667 theils Familien theils Personen betroffen die untergebracht
werden müßen und Kgsb. ist um 1/15 kleiner geworden.
HE Doct hat uns abermal jetzt ein halbes gantzes und kürzl. ein halbes
Fäßchen Caviar geschickt. Der letzte ist delicat gewesen. HE Kanter hat mich
auch mit einem bedacht. Wir haben uns alle daran erquickt und mehr als
einmal Ihre Gesundheit getrunken. Ich werde Ihr Schuldner seyn und
bleiben. Gott vergelte Ihnen alle Ihre Freundschaft in secula seculorum Amen.
Die silbernen Leuchter hat HE D. auch richtig empfangen.
Wenn HE Kanter gesund wäre, der sich aber jetzt beßert so würde er uns
am Besten assistiren können. Jetzt aber lohnt es nicht ihm das geringste
zuzumuthen, da er eine junge Frau hat, ein hartes Lager aushalten müßen und
mit sn. Angelegenheiten gnug zu thun findt, wenn er Lust zu Geschäften hat.
Ich wollte auch nicht gern Sie zu Gegenverbindlichkeiten aussetzen. Gott wird
sorgen helfen und mit nächster Post mehr, weil ich morgen gute Nachrichten
von der mütterl. Sorgfalt der Fr. Räthin erwarte. Auf Einlage warte noch
von ihr. Ich kann nicht mehr schreiben. Händigen Sie dies dem HE Herder
ein mit einem: Dum tacet, clamat und mit einer herzl. Umarmung, die alles
in sich schliest, was ich weiß und auf dem Herzen habe.
Kommen Sie bald! Dies ist unser gemeinschaftlicher herzl. Wunsch.
Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegel (zwischen zwei Palmenzweigen zwei in
entgegengesetzter Richtung übereinander schwimmende Fische über einem
Netz, über den Fischen zwei Sterne, darüber F I S):à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie, Professeur /
ordinaire de la Poesie, Senateur de l’Aca- / demie de Königsberg et
Recteur du / College Cathedral de la Ville Imperiale de / et à /
Riga
. / fr.
Mummel
.HE Commercienrath Böther läst heute eine junge Tochter auf das
feyerlichste in sm. 63sten Jahr von D. Arnold taufen.
HE Stadtr. Hennings hat die sehr vortheilhafte Stelle des Rump im
Magistrat bekommen und giebt diesen Monath Hochzeit mit einer Wittwe
Deglinger.
It. M Weymann mit des Commiss. Rath Rhode Frauen
SchwesterTochter, einem Kinde, das jüngst confirmirt worden.
Königsberg den 21 Jänner 65.Liebenswürdiger Freund,
Ihr erstes Schreiben vom 8/19 Dec. pass. habe erst den 7h. erhalten durch
HE Fischer, dem es am schwarzen Brett notificirt worden. Heut erhalte das
zweyte vom 16tenh. durch HESteidel, der 2mal bey mir gewesen und mich
nicht zu Hause gefunden. Ich bin gestern zum erstenmal nach einem kleinen
Flußfieber ausgegangen, und zwar blos in Ihres HERect.Angelegenheiten. Ohngeachtet meines Stillschweigens bin nicht saumseelig gewesen
Nachrichten von Ihrer dortigen Ankunft und Verfaßung einzuziehen, und ich rücke
mir selbst meine Eilfertigkeit vor, daß ich nicht ein drittes Schreiben
abgewartet. Warum aber HE Fischer noch nicht geantwortet weiß nicht. Die
Handschrift des HE Gerichtsvoigts werden Sie schon erhalten haben; und
das verlangte Buch werd ich HE Steidel zu besorgen überlaßen, dem ich es
so bald er zu mir kommt, einhändigen werde. Wegen Ihres eignen Mstshaben Sie in Ihrem ersten Briefe gar nichts gemeldet; sonst hatte beydes
am liebsten HE Hartknoch anvertraut. Vielleicht nehm ich eine Abschrift
davon um die erste Anlage mit der künftigen Ausgabe vergleichen zu können.
Ich hatte gewünscht ein wenig mehr detail in Ansehung des alten
schwedischen Domgebrauchs und was zu Ihrer ZuUnzufriedenheit darüber eigentl.
Anlaß gegeben; doch diesen Detail erwarte ich Zeit gnug aus der mündl.
Erzählung meines Freunds. Daß es Ihnen dort gefällt, aber nicht gar zu
sehr, ist mir beydes lieb. Es ist immer beßer mit Stöhnen als mit Prahlen
anzufangen.
Für Mittheilung Ihres eingerückten Stücks statte Ihnen meinen Dank ab,
und nehme an der guten Aufnahme Ihrer Erstlinge allen freundschaftl.
Antheil. Danken Sie Gott, daß Sie mäßige Arbeit haben, und wünschen Sie sich
keine Bekanntschaften noch Schaarwerk aus Lüsternheit. Laßen Sie die lieben
Alten Ihre Vertraute seyn und ziehen Sie immer den Umgang der Todten
vor; denn der Weg eines exemplarischen Schulmanns ist schmal und die
Pforte zur Nachwelt für einen Schriftsteller ist enge. Ein paar Stunden
unter einem Haufen junger Schüler zugebracht, die man nichts als
Maschinen behandelt sondern mit der kalten Leidenschaft eines Zuschauers thätig
zu unterhalten sucht, sind auf einen gantzen Tag Zerstreuung gnug.
Schränken Sie sich also lieber auf diejenigen Häuser und Familien ein, wo Sie
Privatunterricht geben müßen und ziehen auch hierinn eigenen und fremden
Nutzen Ihrem privat Geschmack vor, weil Früchte beßer als Blüthen sind.
Die Gesnersche Ausgabe von Orpheus besitze schon und erwarte sie tägl.
vom Buchbinder um meinem Callimachus eine würdige Hälfte zuzuführen.
Weil der Versuch über die pindarsche Oden blos ein Außenwerk im Garnierist, so weiß nicht ob der Auszug im Journal sich dabey aufgehalten haben
wird. Ich werde ihn wohl nicht vor Ostern bekommen. Lesen Sie etwas von
seiner Histoire critique de laPoesie: so melden Sie mir, ob es lohnen wird
sich um dies Buch weitere Mühe zu geben. Es ist zu gleicher Zeit mit dem
Homme de lettres ausgekommen.
Setzen Sie Ihre Anzeigen, liebster Freund, fort, die Klopstockschen Stücke
im Nordschen Zuschauer werde nicht ermangeln selbst zu lesen. Schaffen Sie
mir ja den North-Briton, abschriftl. wenigstens; aber noch mehr wär mir
an seiner Paraphrase und Essay on Woman gelegen.
Werden Sie nicht auch die Aufsicht Ihrer dortigen Bibliothek erhalten?
Melden Sie mir doch etwas davon und ob mein Bruder sein Contingent
schuldig geblieben. Daß ich Ihren Gruß nicht bestellen werde, hätten Sie
zum voraus wißen können. Sein Bestes kann weder durch vernünftige
Vorstellungen noch durch ein gantzes Capitel paulinischer Leutseeligkeit bewirkt
und befördert werden. Hier hat der Psalmist mehr Recht, der eigensinnigen
und faulen Geschöpfen Zaum und Gebiß ins Maul legt um ihnen Lust zu
ihren Pflichten zu machen. Selbst vom Gerechten heist es leider! εαν
υποστειληται, ουκ ευδοκει η ψυχη μου εν αυτω. Um also der Familienseuche der
υποστολης εις απωλειαν Ihrer Collaboratur zu entgehen, lernen Sie bey
gegenwärtiger Muße und machen Sie sich bey Zeiten auf υπομονης χρειανgefaßt.
Daß ich zu nichts auf der Welt Gottes mehr tauge, wißen Sie, und schicke
mich so gut ich kann in das kleine Unglück, das mir wenigstens darzu dienen
kann andere durch meinen Schaden zu warnen und wo es mögl. ist auf
Kleinigkeiten aufmerksam zu machen. Ich habe der armen Schwaben
gespottet und werde ihre Epoque vielleicht zu meiner eigenen Crisi erleben
müßen. Unterdeßen ist das serò der Phrygier den Kalendis graecis in diesem
Punct immer vorzuziehen.
Weil ich mit diesem neuen Jahr wills Gott! wieder mit der Feder in der
Hand zu lesen anfange: so will ich Ihnen auch einen kurzen Auszug meiner
Blätter mittheilen. Raspe hat mit Kästners Vorrede einige lateinische u
französiche Handschriften des Leibnitz ausgegeben die 3 Alphab. in 4tobetragen. Das erste und stärkste ist ein Gespräch zwischen einem Lockianer
(Philalethe)
und Leibnitz, der sich den Namen
Theophile
giebt über
Lockens Werk vom menschl. Verstand, unter folgender Aufschrift:
Nouveaux essais sur l’entendement humain par l’auteur du Systeme de
l’Harmonie préetablie. Bestehen aus einem weitläuftigen Avant propos und
4 Büchern 1.) des Notions innées, denen L. stark das Wort redt und den
perceptions insensibles
von denen er so voll ist als mancher Doctor von der
transpiratione insensibili und ihnen in der Geisterlehre einen eben so großen
Nutzen zuschreibt als den corpusculis in der Physik. En negligeantτο μικρον,on manqueroit en Philosophie comme en Politique les progrès insensibles
Lib. 2.) des idées 3.) des mots 4.) de la Connoissance. La connoissance de
l’existence
reelle
est la
quatrieme
sorte des connoissances et nous avons
une connoissance
intuitive
de notre existence, une
demonstrative
de
celle de Dieu et une
sensitive
des autres choses – L’apperception
immediate de notre existence et de nos pensées nous fournit les premieres
verités à posteriori ou de fait, c’ést à dire les premieres experiences,
comme les propositions identiques contiennent les premières verités à priori
ou de raison, c’est à dire les
premieres lumieres
. (die er nebst den
Instincten zu den veritatibus innatis rechnet) Les unes et les autres sont
incapables d’etre prouvées et peuvent etre appellées immediates, jeneparce-qu’il y immediation entre l’entendement et sonobjetdiese – – – – – le sujet et le predicat.Kurz, dieser Schriftsteller zeigt sich hier in keinem andern Lichte als er mir
immer vorgekommen und seine scholastisches Geschwätz ist niemals recht nach
meinem Geschmack gewesen. Unterdeßen giebt es Stellen, die das Leere und
Wüste des Gantzen ersetzen. Ich will einige abschreiben: L’ame est un petit
monde où les idées distinctes sont une representation de Dieu et où les
confuses sont une representation de l’univers. – Il faut parler quelque fois
abusivement pour s’exprimer plus fortement. – Vom Neide sagt er: quelque
biens sont comme des tableaux peints à fresque qu’on peut detruire mais
qu’on ne peut point oter. Es ist viel Schönheit in der Idée aber etwas
fehlerhaftes im Ausdruck dieses Gleichnißes. On a grande raison de se recrier sur
la manière etrange des hommes qui se tourmentent en agitant des
questions mal conçues. Ils cherchent ce qu’ils savent et ne savent pas ce qu’ils
cherchent. – La grandeur de la
Consequence
et celle du
Consequent
sont deux considerations heterogenes, qu’on ne sauroit comparer
ensemble. Er vergleicht sie daher mit einem Rectangulo, deßen Innhalt
zusammengesetzt ist aus der zwiefachen dimension der Grundlinie und Höhe. –
L’art
de s’aviser
au besoin de ce qu’on sait seroit un des plus importans
s’il etoit inventé, mais je ne vois pas que les hommes ayent encore pensé
jusqu’ici à en former les elemens; car l’art de la Memoire, dont tant
d’auteurs ont ecrit, est tout autre chose. Ich habe immer das Ius naturae et
gentium im corpore Iuris gesucht und finde mit Vergnügen, daß nach dem
Laur. Valla der Leibnitz eben so für die Pandecten eingenommen ist als ich
ihre Philosophie bewundert habe, er vergleicht sie mit Euclides Archimedespund schreibt den Römern in keiner andern Wißenschaft Erfindung zu als in
Iura und den Waffen nach der alten Weißagung: Tu regere imperio. Die
Gewisheit der Mathematik findt er in einem Parallelisme des raisons et des
experiences, welcher in der Metaph. u Moral nicht statt haben kann und in
der Naturlehre zu mühsam und zu kostbar ist.
Il s’en faut beaucoup qu’on soit parvenû à la perfection de l’Analyse
en Geometrie et en nombres comme plusieurs se sont imaginés sur les
Gasconnades de quelques hommes excellens d’ailleurs mais un peu trop
promts ou trop ambitieux – Une certaine progression de Synthese devroit
etre melée avec notre Analyse pour y mieux reussir.eEtje me souviens
d’avoir oui dire que Mr. le Pensionnaire de Wit avoit quelques Meditations
sur ce sujet. – Comme Vieta a substitué les lettres aux nombres pour avoir
plus de generalité, j’ai voulu reintroduire les Caracteres des Nombres
puis-qu’ils sont plus propres que les lettres dans la specieuse meme.J’aitrouvé
cela de beaucoup d’usage dans les grands calculs pour eviter les erreurs
et meme pour y appliquer des epreuves outre l’usage qu’il y à de voir des
liaisons et des ordres
, que les seules lettres ne sauroient toujours faire
si bien demeler à l’esprit – L’invention de la forme des Syllogismes est
une des plus belles de l’esprit humain et meme des plus considerables.
C’est une espèce de
Mathematique universelle,
dont l’importance n’est
pas assez connue et l’on peut dire qu’un art
d’infaillibilité
y est contenu
pourvu qu’on sache et qu’on puisse s’en bien servir, cequi n’est pas
toujours permis. Die folgenden Stücke sind fast lauter Bogen und enthalten:
Examen du sentiment
du P. Malebranche que nous voyons tout en
Dieu, concernant l’Examen que Mr Locke en a fait in seinen posthumous
Works.
Dialogus de connexione
inter res et verba et veritatis realitate,
Scriptus 1677.
Difficultates quaedam
Logicae, davon ich nichts verstehe
noch verstehen will.
Discours touchant la methode
de la
certitude et
de l’art d’inventer pour finir des disputes et pour faire en peu de tems
des grands progres. Ist eine Einleitung seines Werks de la science generale
ou de Augmentis et instauratione scientiarum, davon man die Fragmente
auch noch im Druck erwarten kann. Alles bezieht sich auf ein Inventaire
general de toutes lesconnoissances, und schl. mit diesen Worten: Une longue
experience et des reflexions sur toute sorte de matieres accompagnée d’un
succès considerable dans les inventions et dans les decouvertes m’a fait
connoitre qu’il y a des
Secrets
dans l’art de penser comme dans les autres
arts. Et c’est l’objet de la Science generale que j’entreprends de traiter.Das sechste und letzte Stück in dieser Samml. ist Historia et Commendatio
Characteristicaeuniversalis,quae simul sit ars inueniendi et iudicandi. Er
hat diese Grillen schon als ein Kind gehabt – Duo mihi profuere mirifice
quae tamen alioqui ambigua et pluribus noxia esse solent. 1.) quod fere
essemαυτοδιδακτος 2.) quod quaererem noua in vnaquaquam scientia –
quum saepe ne vulgaria quidem satis percepissem. Bey einem Versuch die
Praedicamenta terminorum complexorum
zu erfinden geräth er auf den
Einfall quoddam Alphabetum cogitationum humanarum auszusinnen quod
literarum huius Alphabeti combinatione et vocabulorum ex ipsis factorum
Analysi omnia et inueniri et diiudicari possent. – Tres viros maxime miror
ad tantam rem non accessisse, Aristotelem,
Ioach. Iungium
et
Cartesium – Nil aliud opus est quam vt condatur
cursus philos
. et
mathem
.
noua quadam Methodo, quam
praescribere possum
– Aliquot selectos
homines rem intra quinquennium absoluere posseputo;intra biennium
autem Moralem et Metaphysicam irrefragabili calculo exhibebunt –
Numeris autem characteristicis plerumque notionum semel constitutis,
habebit genus humanum Organi genus nouum plus multo mentis
potentiam aucturum quam vitra optica oculos iuuerunt, tantoque superius
Microscopiis aut Telescopiis, quanto praestantior est ratio visu –
Rationem rectam tum demum fore quis dubitet, quam aeque clara certaque
ubique erit atque in Arithmetica hactenus fuit. – Res liquida, id est, ad
numeros reuocata – Nunc vero Characteristica nostra cuncta ad numeros
reuocabit et vt ponderari etiam rationes queant, velut quoddam Staticae
genus dabit. Genug von diesem Geschwätz. Ob die Herausgabe dieser
Schriften dem Andenken des Verf. zum Nachruhm gereichen wird, zweifele sehr.
Ein gewißes marktschreyerisches und pralerisches Wesen leuchtet an einigen
Stellen gar zu sehr hervor. Der Tabulae rasae womit Lock die Seele
vergleicht, setzt er die Adern des Marmors entgegen, und bestreitet besonders die
vorausgesetzte Klarheit und Faßlichkeit der angeborenen Begriffe. Es möchte
hier freylich sich so mitwie mit dem Magen verhalten, den ein Gesunder nicht so
gut fühlt als ein Kranker der sich denselben überladen hat. Ich will meinen
verdrüslichen Auszug noch mit folgender Anmerkung beschlüßen, die zieml.
practisch ist:Après avoir assez medité sur l’ancien et sur le nouveau j’ai
trouvé que la plupart des doctrines reçuës peuvent souffrir un bon sens –
et je souhaiterois qu’on ressemblât plutot aux Romains qui faisoient de
beaux ouvrages publics qu’à ce Roi Vandale à qui sa Mere recommenda
que ne pouvont pas esperer la gloire d’égaler ces grands batimens il en
cherchât à les detruire. Mit mehr Antheil und Vergnügen habe des Pfarrers
Keils
vier Theile von Luthers merkwürdigen Lebensumständen gelesen bey
seiner medicinalischen Leibesconstitution, Krankheiten geistl. und leibl.
Anfechtungen u. andern Zufällen gelesen. Die Idee dazu ist aus Löschersevangelischem Jahre der gottgeheiligten Amtssorgen entlehnt. Der Verf. hat
bereits die
Lebensumstände der Nachkommen Lutheri
herausgegeben und
verspricht noch eine Handschrift seines Vaters über das Leben der Catharina
von Bora. Vor dem 1. Theil von 1483-520 steht Luther wie ein Mönch. Vor
dem 2ten Theil von 1521-29 wie der Ritter Georg zu Warteburg. Vor dem
3ten von 1530-41 wie ein D. Theol. mit einem spanischen Hut. Vor dem
letzten von 1542-46 wie er nach seinem Tode in Wachs abgenommen worden
und sitzend bey seiner Arbeit zu Halle auf der Bibliothek abgemahlt ist. Sein
Wappen ist ein roth Herz gewesen mit einem schwartzen Kreutz in einer weißen
Rose. Weil die Nativitätsteller seinen Horoscopum sehr willkührl. angesetzt:
so hat er ihn selbst gestellt. Er ist 1509 und 1511. also 2mal in Rom gewesen.
In sr. Vorrede zu Brentius über Amos sagt er: Aber mein Geist über das,
daß er in den freyen Künsten unerfahren und unpolirt ist, thut nichts denn
daß er einen großen Wald und Haufen der Worte ausspeyet. So hat er auch
das Glück daß er rumorisch und stürmisch ist und also ein Kämpfer und mit
unzähl. ungeheuren Thieren immerdar sich schlagen muß, und so man große
Dinge mit kleinen vergleichen möchte, so hab ich den vierfachen Geist Eliä –
In der Vorrede zu Melanchton über die Coloßer hat er gesagt: Ich bin dazu
geboren daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felde
liegen, darum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sind. Ich muß die
Klötzer und Steine ausrotten, Dornen und Hecken weghauen, die Pfützen
ausfüllen und bin der grobe Waldrechter der Bahn machen und zurichten
muß. Wie gefällt Ihnen dieses Manns Scheblimini, so nannte man seinen
spiritum familiarem, den seine Feinde ihm andichteten. 2 Tag vor seinem
Ende ließ er einen Zedel auf den Tisch liegen mit folgenden Einfällen:
Virgilium in Bucolicis nemo potest intelligere nisi fuerit quinque annis
Pastor. Virgilium in Georgicis nemo potest intelligere nisi fuerit quinque
annis agricola. Ciceronem in Epistolis (sic praecipio) nemo integre
intelligit nisi 20 annis sit versatus in republica aliqua insigni. &. &. Ja im
vorbeygehen, sollten Sie des Jesuiten Riccii 3 Bücher de imitatione finden: so
erwarten Sie von selbigen nichts mehr als die Verbindlichkeit zu einer
Ciceronianischen Schreibart. Mihi Ciceronis oratio cum locupletissimi sutoris
officina rectissime comparari possevidetur;nam quemadmodum in ea
omnium pedum, omnium formarum aptissima suntcalceamenta.sic ad omnes
res oratione apte conuestiendas locutio atque dicendi formae omnes ab
vno Cicerone facile sumi poterunt. Im ersten Buch redt er von den Mustern
die nachgeahmt werden müßen im 2ten von der Art nachzuahmen in der
Erfindung und Anordnung im 3ten im Ausdruck und der Elocution. Ius
acquirendae alienae sententiae possessionem aequam
commutatione
,
additione
, detractione facile consequemur. Um zu beweisen daß ein
Nachahmer sein Original übertreffen könne vergleicht er Catuls Gedicht auf des
Pelei Hochzeit und die Ariadne darinn mit Virgils Dido. Er fängt mit einigen
allgemeinen Betrachtungen an, die aber nicht weit gehen: Nil tam humile,
nil tam abiectum in naturae opere vniuerso reperiemus, cui Natura ipsa
non aliquid attribuerit, ad cuius quasi regulam aut viuendi aut agendi
rationem dirigat atque contendat. Quae quum ita sint vt quicquid agatur,
id ad aliamque naturae aut
suae
aut
alienae
rationem omnino agendum
sit, iam videamus, vtrum alienam tantum an
nostram propriam
naturam sequi debeamus imitando. Die Argumenta der letztern Meynung sind:
quod imitando nulla spes sit vincendi 2) quod naturae vis nulla vnquam
sit atterenda.Kgsberg den 23 Jänner 65.Herzlich geliebtester Freund.
Sonntags und Montags habe Ihre Mama besucht um wegen des Hauses
einige Abrede zu nehmen. Auf Ihr Zureden habe die Sache mit dem
Rogallschen
noch nicht aufgegeben. Heute ziehen Sie ein und ich denke diese Woche
die Gelegenheit zu besehen, welche der neue Eigenthümer selbst nicht kennt;
aber mein Vater zieml. Weil jene selbst in Unruhe gegenwärtig mit dem
Zinsen sind und vorher im Process gewesen mit der Wittwe: so haben meine
Unterhandlungen keinen rechten Fortgang noch Geschick haben können. Da
Sie mit dieser Woche in Ruhe kommen so denk mit dem HE. Doct. der heute
oder morgen gleichfalls vom Lande zurückzukehren versprochen selbst
hinzugehen und abzumachen ja oder Nein. Uebrigens hab
mit
HE
Kanter
gesprochen
der sich Gottlob jetzt etwas beßer befindt und außer dem Bette
bleiben kann. Er wird ausziehen, und verspricht allenfalls Gelegenheit Ihnen
auch zu verschaffen, da sein Wirth das Haus nicht verkauft, wie es anfängl.
hieß und er selbst mit einem Hause in Handel treten will. Auf die Woche kann
er Ihnen zuverläßig Bescheid davon geben. Die Mama dachte mir an
die
Trummersche Wohnungen
. Da selbige aber zu abgelegen und das große
zu weitläuftig, das kleine aber zu eng für Sie seyn möchte und zu schlecht:
so hat es nicht gelohnt. Es gab noch eine
Kirchenwohnung
, in der eine
junge reformirte Wittwe Mulaken wohnt, die den Prediger Ihrer Gemeine
heyrathen sollen, aber weil nichts daraus geworden, so möchte wohl dies
halbe Jahr nichts daraus werden. Es ist ein schönes Haus, das ich Ihnen
wünschte auf dem großen Platz zwischen dem polnischen Krug und HEDiac. Nicolai. Gegenwärtig hat es nur 270 fl. Miethe gegeben würde aber
künftig unter 400 fl. nicht gelaßen werden. Dies habe vom Küster Meyer.Vetter Nuppenau wird nähere Nachrichten von Kirchenvorsteher Kanteleinziehen. Auf ihren Bescheid wegen des Pichlauschen Hauses warte auch noch.
HE Kanter hat für seine Stuben
gut gesagt; das wäre also eins. Wegen
des
Rogallschen Hauses
bin auch noch in guter Hofnung das wäre No. 2.
Das 3te habe gestern erst erfahren daß im
Gröbenschen Hause hinter der
Kirche
auch das erste Stockwerk (par terre behält der Eigenthümer selbst)
zu vermiethen ist. Er hat sich 70 Thl verlauten laßen, und Lauson könte
Ihnen in diesem Handel sehr dienen, weil er fast tägl. mit dem Juncker
verkehrt. – So viel pro Memoria.FuhrMann Rehhahn erwarte alle Tage und habe die Fr. ConsistRäthin
gebeten bey Erhaltung deßelben gegenwärtig zu seyn; damit alles ordentlich
zugehe. Unter den überschickten Ducaten ist einer mit einem Baumchen und
2. mit einem Hahn; dieser steht oben, der erste zwischen den Beinen des
geharnischten Manns. Diese Ducaten gelten nicht gantz voll hier sondern
differieren zu 3 bis 6 gl. Vielleicht ist Ihnen an dieser kleinen Nachricht wegen
künftiger Einrichtung ihres baaren Geldes gelegen. – Mein Rath ist der, daß
Sie sich das erste halbe Jahr behelfen so gut Sie können wegen der Wohnung.
Vielleicht beschert Ihnen Gott ein Mälzenbräuer Haus oder sonst einen guten
Kauf. – Jetzt kommt mein Vetter zu Hause mit der Nachricht, daß das
Mulacsche Kirchenhaus licitirt werden
wird, die Wittwe doch noch bis
Michaelis darinn bleibt, die Miethe aber bis 500 fl. gesteigert werden möchte.
Pichlau soll die Nebenwohnung zur PackCammer gemacht haben. – Helfen
Sie mir jetzt Liebster Freund! meine Wahl dirigiren. Wegen junger Leute, die
Sie mitbringen möchten, müste lieber besonders gesorgt werden. Vergeßen
Sie nicht Ihre Meynung über den Prof. Willam. Kommt dieser Fuhrmann
gut und richtig an; so steht es bey Ihnen mehr nach zu schicken in uns.
Verwahrung. Meiner alter Vater und sein gantzes Haus empfiehlt sich bestens.
Vale et faue.
Hamann.Adresse mit Mundlackrest:Pour mon Ami / Msr. le
Prof. Lindner
Kgsberg den 26 Jänner 65.Herzlich geliebter Freund,
Gottlob! Fuhrmann Rehhahn ist den 24 h. richtig angekommen und hat
die Schlüßel
versiegelt
mitgebracht. Die Mama besuchte uns gestern und
fand es für unnöthig zu eröfnen und nachzusehen; heute aber ließ sie sagen,
daß sie auf die Woche vielleicht ansprechen würde. Im Fall etwas naß
geworden seyn sollte, wär diese Vorsicht vielleicht gut. Wir sagten ihr auch, daß
wir nach des Fuhrmanns Aussage noch einen Besucher erwarten müßten, der
sich aber bisher noch nicht gemeldet. Da uns die Schlüßel versiegelt
eingehändigt worden, alles mit Stricken sonst gut verwahrt ist: so können wir
die Einlage und alles übrige richtig vermuthen.
Der Fuhrmann kam gestern in Mama Gegenwart um se Fracht abzuholen.
Mein Vater zahlte ihm 40 fl. den Albertsthl zu 4 fl. gerechnet. Womit er
aber seines alten Principals wegen nicht zufrieden seyn konnte, sondern 10 gl.
pro agio verlangte. Er kam auch kurz darauf wieder und zum Glück war
HE Kade bey uns, ein sehr unvermutheter und angenehmer Besuch! der mit
ihm anordnete, daß er sich mit einem runden Thl begnügen muste. Wegen
des Zolls in Polangen foderte er noch einen Thlr, dazu sich aber mein Vater
nicht verstehen wollte, und der Fuhrmann oder vielmehr sein Schäfner gab
vor, sich selbst wegen des Polangschen Zolls bey Ihnen zu melden, weil Sie
ihm die Erstattung dafür versprochen hätten. Mein Vater hat das übrige zu
Ihrem eigenen Gelde ausgelegt, welches gegen 18 fl. ungefehr ausmacht.
Da er alles genau angeschrieben, so kann dies gegenwärtig wills Gott
abgerechnet werden. Für das Hertragen 18 gl. Der Kasten übrigens steht bey
uns an dem sichersten Ort im zweyten Vorhause vor unserer doppelten
Hausthür.
In Ansehung des Rogallschen Hauses ist mein Vetter gestern da gewesen
um die Gelegenheit zu besehen, die aber wieder Erwarten schlecht seyn soll.
Sie haben nicht mehr als eine Stube und Cammer, die aber gar nicht zur
Beqvemlichkeit eines Miethmanns sondern vielmehr des Bewohners
eingerichtet sind. Mit HE Lauson habe wegen des Gröbenschen Hauses auch
gesprochen, aber er ist auch abräthig. Das Beste also wird seyn, daß Sie sich
HE
Kanters
Anerbieten mit beyden Händen gefallen laßen, und dies halbe
Jahr für lieb nehmen, das ohnedem durch ihre academische Vorbereitungen
zu wenig Vorlesungen hinreichen wird. Bringen Sie junge Leute mit, so
könten eher die Stuben für selbige im gewesnen Rogallschen Hause gebraucht
werden, wo Sie in der Nähe wären. HE. Kanters Wirth ist HE Durhamein Mältzenbräuer, der immer die Absicht gehabt sein Haus zu verkaufen,
aber über 20 000 fl. gehalten hat auf den Preis. Vielleicht wär dies ein Mittel
zu weiteren Aussichten. Das Haus ist sehr bequem und gelegen. Wenigstens
würden HE Kanters Stuben, (wozu er vielleicht noch eine dazu ausmachen
könnte, die man aber nicht gern abtreten will, weil sie für Fremde vom Lande
öfters gebraucht wird) zu dem ersten Halben Jahr sehr füglich seyn. Das
Mulacksche wird auf Michael ledig und hält 7 Stuben.
HE. Lauson meldt mir, daß das hiesige Publicum ihre letzte Ode beßer
schmecken soll als das erste. – HE Herder hat mich um ein Buch und ein
Mst. gebeten, das ich durch HE Zeise an Sie addressiren werde, nächste
Woche. Grüßen Sie ihn herzlich von mir.
Wir haben gestern hier wieder ein Schrecken von Feuer gehabt am
Kreutzthor, das aber Gottlob! bald gelöscht worden. – HE Bruder wird morgen
erwartet, und sein kleiner Fritz hat der lieben Grosmama viel Sorge gemacht
währender Zeit.
Ich überlaße Ihnen jetzt die Sorge an HE Kanter selbst zu schreiben. Er
denkt auf die Woche gantz gewiß auszugehen und des D. Kösling Haus an
sich zu handeln. Sein Contract ist 200 fl. gewesen, da er aber auf einem
besonders freundschaftl. Fuß mit seinem Wirth zu stehen scheint: so zweifele
ich, daß Sie es für eben den Preis gegenwärtig erhalten werden. HE. Herder
oder HE Hartknoch werden Ihnen nähere Nachricht geben können von der
Gelegenheit selbst. Ich habe Ihnen nichts weiter als den guten Empfang des
Kastens melden wollen, und umarme Sie nach herzl. Gruß der Meinigen,
der ich ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster
Hamann.Kgsberg den 30 Jänner. 65.Herzlich geliebtester Freund,
Der Besucher ist noch nicht hier gewesen und wird vermuthl. auch nicht
kommen. Ihr Kasten steht also noch wie er ist und die Schlüßel sind versiegelt.
Ihre
Einlage habe sogl. an HE Pichlau
bestellt; aber die übrigen an
Mama und HE Doctor liegen noch hier. Ich bin mit Flüßen gequält, daß
nicht ausgehen kann. Mama schickte gestern abgeredter maaßen zu mir, um
sich nach Briefen erkundigen zu laßen. Die Post muß aber sehr spät
angekommen seyn; denn eine halbe Stunde nachher kam der Briefträger. Den HE
Bruder erwarte alle liebe Tage. Er hat mir heute Hofnung machen laßen,
wo es ihm mögl. wäre weil er viel Geschäfte hätte, heute gewiß zu kommen.
HE Zeise besuchte uns vorigen Sonntag ich redte mit ihm wegen es. Buchs,
das ich HE. Herder schicken wollte. Es hat sich Montags unvermuthet eine
Gelegenheit gefunden, da ich auf einem kleinen Familienschmauße in der
Nachbarschaft im halben deshabillé ausgegangen war, und ich habe die
Uebersendung nicht selbst einrichten können. Die Beylage, welche Sie
nächstens zu einem Mst. aus Rostock nach Petersburg zu erhalten werden, gehört
HE Herder, und ist auf Ihren Namen angeschrieben, daß Sie also leicht diese
kleine Rechnung von ungefehr 12 gl. unter sich liquidiren können. Mein
Exemplar war schon zurecht gelegt, weil ich mit HE Zeise sprach ob ers hätte,
so wird es ihm lieber seyn ein eignes zu erhalten. Seine Handschrift habe
nicht beylegen können aus angeführten Ursachen, weil die Gelegenheit
unvermuthet sich ereignet und ohne mein Wißen alles abgegangen. In Ansehung
der Wohnung habe Ihrem Sinn völlig gemäs gehandelt, und aus Noth wol
piano gehen müßen. Des Stadtrath Hennings Gelegenheit wird vielleicht
auch jetzt ledig werden. Alle Ihre Bedenklichkeiten habe anticipirt und ich
halte es immer für das zuträglichste, daß Sie sich bis Michaelis so gut Sie
können behelfen und alsdenn nach eigenem Gefallen sich eine festere Miethe
oder Eigenthum aussuchen. Was wir von Ihnen aufnehmen können, schicken
Sie ohne die geringste Besorgnis an uns. Mein alter Vater wünscht Ihnen
allen herzl Seegen und ich umarme Sie als Ihr alter treuergebener
Hamann.Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie, Professeur /
Ordinaire de la Poesie et Senateur / de l’Academie de Königsberg / Regent
du College Cathedral de et / à
Riga
. / par
faveur
.Kgsberg den 6 Februar 65.Herzlich geliebtester Freund,
Treve de complimens. Ein für allemal. Um Ihren Kasten hat sich noch
kein Besucher bekümmert. Er steht also noch in salvo. Die Mama erwartet
aber blos die Abreise des HE. Doctors um uns zu besuchen, und alles Nöthige
in Ansehung der Einlage zu besorgen. Die neuliche Assignation von 300 fl.ist heute gehoben worden, und mein Vater hat das Geld in gute Verwahrung
genommen. Der HE Bruder hat mich Montags, vermuthl. zum letzten mal
besucht. Seine Abreise ist morgen festgesetzt, wird also unfehlbar diese Woche
für sich gehen. Ich habe ihm gesagt, daß er das an HE Zeise assignirte Geld
hier empfangen könnte: er hat sich aber darüber gar nicht erklärt, und schien
wegen des vorgehabten Tausches auch nicht einig zu seyn. Wo es nur immer
möglich, werde ihn noch vor sr Abreise zu sprechen suchen, wiewol ich wegen
der Unruhe wenig Lust dazu habe und nicht den geringsten Muth finde, weder
in die Luft noch unter Leute zu gehen, weil meine Flüße und Grillen kein
Ende finden. Der HE Bruder wird Ihnen bald mündlich viel erzählen können
von sn eigenen Umständen. Seine Frau scheint liebenswürdiger geworden zu
seyn, seitdem sie Mutter ist, und ich zweifele nicht daß Sie liebster Freund,
an dieser neuen Bekanntschaft viel Zufriedenheit finden werden; daher ich
Ihnen desto herzlicher zu einer baldigen und glückl. Umarmung Ihrer
reitzenden Frau Schwägerin Glück wünsche.
HE Kanter ist gestern zum ersten mal ausgefahren und HE Nuppenau hat
ihm unvermuthet Gesellschaft leisten müßen. Heute wiederum, wo er nach
geschloßner Fahrt sich zu Blutigeln entschlüßen wird, die ihm schon längst
Schmerzen und Kosten verkürzt haben würden. Er hat den Verdruß gehabt
sehr nachtheiligen Gerüchten ausgesetzt zu seyn, deren Grund und Ungrund
ich nicht beurtheilen kann.
Ueber das, was Sie mir unter der Hand melden, wäre Ihnen gern längst
zuvorgekommen. Aber meine Zurückhaltung darüber hätte Ihnen schon statt
eines Winks und Erklärung dienen können. Der einzig geliebte Freund in
Mietau muß den sehr gutgemeinten Rath Ihres HE. Collaborators in
Ueberlegung gezogen haben, welche dieser auch hätte anstellen sollen, und die Sie
an meiner statt leicht selbst ergänzen können. Ohne seinen quis gut inne zu
haben, dem man antworten soll, wird jeder gute Rath immer ein quid pro
quo seyn, das den Nächsten nicht fördert und uns müßige Nachwehen
zuziehen kann. Uebrigens wißen Sie selbst, daß
Unordnung
, Augenlust,
Fleisches Lust und hoffärtiges Wesen schlechte Grundsäulen einer Haushaltung
abgeben können, und daß alles Ansehen, das auf Sand ruht, von sehr
schlüpfrichen Bestandtheilen ist.
Man thut wirklich keine Wohlthaten und verdient daher auch keinen Dank,
wen man Leute, die unter dem Schwitzkasten gesund werden sollen, aus
unzeitigem Mitleiden schont. Marmontels Poesie habe ich, und könnte sie dem
HE Bruder jetzt mitgeben, wenn ich wüste, daß selbige Ihnen nöthig wäre
und Sie selbige zu ihren künftigen Arbeiten vorbereitungsweise nöthig
hätten.
Nach Thorn habe nicht geschrieben, und weiß auch nicht, ob es geschehen
wird, da man Schwierigkeiten macht quoad patriam – und an andern Orten
wirbt. Wegen der Wohnung bleibt es noch beym alten, weil ich HE. Kanter
seit der Zeit nicht gesprochen. Erklären Sie sich bald. Noch habe in des seel.
Knutzens Wohnung von Stuben gehört. Erhalten Sie von HE. Pichlau gute
Antwort so melden Sie mir. Haben Sie ihm die Commission selbst
aufgetragen und übernimmt ers; desto beßer.
Werden Sie Ihre kranke
Schwiegerinn
mitbringen? Grüßen Sie HE. Herder – Seine Handschrift liegt hier
und ich kann mich zu nichts entschließen. Er soll Gedult mit mir haben. Mein
alter Vater empfiehlt sich Ihnen herzlich und wird ein treuer Verwalter des
Ihrigen seyn. Gott erhalte ihn. Mündlich mehr. Ich werde Sie vielleicht nun
hier abwarten um dem HE. Bruder nachzufahren. So jagen wir uns wie
Schatten. Leben Sie wohl. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuergebenster
Freund.
Hamann.Schicken Sie so viel Sie für nöthig finden, von Ihren Sachen in unsere
Verwahrung, ohne sich die geringste Bedenklichkeit zu machen.
Denken Sie an meine Engländer vom Handel.
Königsberg den 13 Febr. 65.Herzlich geliebtester Freund,
Den 8ten d. habe die unvermuthete Freude gehabt den jüngsten HErren
v Witten hier zu sehen mit seinem Hofmeister dem HE Leonhardt, der sn
Grus an Sie abtragen läßt. Den Tag drauf als Sonnabends gieng aus um
Ihnen einen Gegenbesuch abzulegen, und zugl. den HE. Doctor noch einmal
zu sehen. Da ich aber eben in die Ziegelgaße umwenden wollte, kam eine
Kutsche mit 4 im vollen Galop gefahren die nach dem Thor zu eilte, daß ich
Sie also blos hintennach im Hertzen valediciren konnte, worauf ich nach dem
Palmbaum eilte um erstere noch einmal zu sprechen, die zu Mittag nach
Warschau abgegangen sind wo der junge HE. in die Ritterschule kommen wird;
und mein gewesener älteste ist Cammerherr beym Könige von Pohlen
geworden. Gestern ist der HE. Bruder in Tilse, genommenen Maasregeln nach,
eingetroffen. Auf se Handschrift
und Caution der Mama
hat ihm mein
Vater 50 rth auszahlen müßen, welches wir auf sein Verlangen in Gold
einwechseln müßen, da er also 16 # 2 fl. 3 Achtehalb. 5 gl. nach dem Wechsel
erhalten, den # zu 9 fl. 6 gl. weil sie gegenwärtig wieder gestiegen sind.
Die 5 # hat er bey HE Zeise gleichfalls gehoben laut Beyl. Ich hoffe, liebster
Freund, Sie werden zu dieser Nothhülfe nicht unwillig seyn. Er bringt Ihnen
den Marmontel mit, weil ich glaubte, daß Ihnen daran gelegen wäre ihn bald
zu haben. Sorgen Sie aber, daß Sie ihn abfordern. Die Ausgabe ist voller
Druckfehler und man muß ofters rathen, auch ein Schreiben an HE Herder
habe ihm bestens empfohlen, weil eine Einlage darin, woran uns beyden
gelegen. Diesen Montag ist Mama bey uns gewesen um Ihren Kasten zu
excenteriren und die Einlage in Verwahrung zu nehmen geben zu der
ersten bey meinem Vater. Es ist nichts naß geworden und das Siegel von
Portorio war auch noch darauf, daß Sie alles auf das genaueste mit Gottes
Hülfe wiederfinden werden.
Vorigen Sonnabend bin unvermuthet nebst meinem Vater zu einer
Spatzierfahrt abgeholt worden von HE Kanter und seiner Frau; wo wir die
Brandstellen umgefahren und auf dem Pregel bis nach der Moßbude gewesen. Ich
warte mit Schmertzen auf Ihre Erklärung wegen der Wohnung; mir wird
gantz angst und es ist hohe Zeit. HE Kanter lavirt noch und weiß noch nicht,
ob er ausziehen wird. Er ist noch entsetzl. matt und hat wieder einen Anfall
sr. vorigen Zufälle gehabt, gleichwol hat er se Abreise nach Curl. auf den
20–24 h. festgesetzt auch sich bereits erboten mich mitzunehmen, welches wol
für mich zu zeitig ist. Weil ich erst gern Ihre Ankunft abwarten möchte, ehe
ich wieder aufbreche. Ich erwarte morgen gewiß Briefe von Ihnen um den
Punct der Wohnung wegen entscheiden zu können. Diese Woche werde ein
Ende zu machen suchen. Auf den Sommer wird viel wieder leer werden und
vielleicht so ein Ueberfluß an Wohnungen seyn als jetzt eine Theurung ist.
1. Erstlich macht man jetzt schon einen guten Anfang wieder aufzubauen und
mit dem Frühjahr wird sich alles rühren unter Dach und Fach zu kommen.
2.) Ist in Berlin schon ein Edict wegen der Uebersteigerung der Miethen
ausgegangen, deßen Publication man auch hier immer erwartet. Der
Hauptpunct ist, daß ich nicht weiß Ihre künftige Einrichtung hier. Ein gantzes Jahr
lang ungelegen zu wohnen wollt ich Ihnen nicht gern aufbürden. Ich wünschte
also lieber daß Sie auf ein halb Jahr sich behelfen könnten oder sich an einer
Magd begnügen. Ein Bursch bleibt Ihnen gleichwol unentbehrlich. Da Sie
zu Ihren Disputationen einige Wochen nöthig haben werden und zu Ihrer
häuslichen Einrichtung und Erholung auch Wochen verstreichen möchten, so
seh ich immer das erste halbe Jahr als eine kleine Feyer an, wo mit Collegiiswenig zu thun seyn wird. Sind Sie auch des Sinnes oder werden Sie gleich
in voller Arbeit und Activität seyn?
Ich lese gegenwärtig Ihren Athenaeum und hab gestern das erste Buch
darin zu Ende gebracht. Da dies ein Andenken Ihrer Freundschaft ist: so
denke damit gegen die Zeit Ihrer Ankunft fertig zu werden. Es will leider!
mit nichts fort und ich vergehe vor Ueberdruß. Ihr Herr Bruder der
Braunschweiger muß mit mir an gleicher Seuche liegen.
Gott helf uns all, jeden aus seiner Noth. Ich umarme Sie und ersterbe
Ihr treuergebenster
Hamann.Kgsberg den 16 Februar 65.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern habe 100 fl. an HE Zeise bezahlt, deren richtigen Empfang er auf
Ihrer Assignation bescheinigt hat, wie er Ihnen selbst mit nächster Post
melden wird. Die 5 # müßen aufgeschoben werden, da nach der Fracht des
Coffres wenig übrig bleiben wird. So bald dieser ankommt, werde Nachricht
geben. Mama will von keiner Sänfte wißen. Sie werden durch Ihre baldige
und glückl. Ueberkunft alles gut machen. Jetzt ist es hohe Zeit mit der
Wohnung ein Ende zu machen, und ich bin gestern bey HE Chollevius im
Rogallschen Hause gewesen um es zu besehen. Es sind 8 Stuben darinn; aber nicht
mehr als 2 zu vermiethen, neben einander, die eine mit, die andere ohne Ofen,
daher sie für eine geraume Cammer passiren kann, im ersten Stockwerk.
Richt über ist des Wirths Schlafzimmer, das ich gern dazu gehabt hätte.
Unten behält er zwey, ein tägl. Wohn- und eine
Besuchstube
. Oben ist eine
Materialienstube, und die übrigen zwey sind für eine Anverwandtin, die im
Hause lebt und die Gesellen. Sie nehmen auf 3 Wochen eine Familie aus
Thorn auf, die nichts mehr als Ihre beyde Stuben bekommt, und 20 Thlr
bezahlt für diese kurze Zeit. Unter 200 fl. werden Sie jährlich selbige nicht
vermiethen. Ich werde nicht
länger als bis Michaelis
sie abmiethen, und
Sie werden sich nicht lange bedenken 100 fl. dafür zu geben. Behelfen müßen
Sie sich, liebster Freund, und da es den Sommer über ist, so wird er leicht
vergehen. Da Sie keine Wirthschaft sogleich anfangen können; so glaube,
daß ein
Bursch zu Ihrer Aufwartung hinlänglich
seyn wird,
der eine
Treppe höher im Vorderhause liegen kann
. Die übrige Aufwartung thut
Ihnen eine Magd im Hause. Für 100 fl. Miethe ein halb Jahr müßen Sie
nicht erschrecken. HE Zöpfel hat bisher für einige 40 Thlr ein gantzes Haus
gehabt, und jetzt giebt ein junger Kaufmann für ein paar elende,
unbrauchbare Stuben 55 Thlr, die ihm bisher 25 Thlr getragen haben. Der Geheimte
Rath v Ziegenhorn behalf sich einige Wochen lang mit einigen Stuben bey
einem Klempner ein paar Häuser vom Rogallschen, biß er sich ein schönes
Haus aufbauen können. Da die Leute gefällig und von dienstfertigen
Umgange sind: so hoffe, daß Sie vielleicht die Besuchstube zu Ihrem Gebrauch
den Sommer über Ihnen überlaßen würden, wenigstens würde ein
freundschaftlicher Vergleich darüber eben nicht schwer werden. Ihr Publicumkönnten Sie auch im Auditorio laßen. Was Ihnen an der Miethe zu hoch
kommen würde, ließe sich durch übrige Umstände ersetzen, wenn Sie
vielleicht, wenigstens den Abendtisch, zu Hause accordiren könnten. Ihre
Meubles könnten solange bey uns und andern guten Freunden angebracht
werden, biß Sie Raum v. Gelegenheit bekämen sich nach Gefallen zu etabliren.
Wenn Sie sich dies gefallen laßen, so melden Sie mit erster Post. Ein
Umstand auch, der bey ordentl. Fällen nicht immer gewährt ist, betrift die
halbjährige Miethe, die man sich gern gefallen läßt, weil man nicht sehr verlegen
ist. Daß die Mama die Gelegenheit vorher besehen kann, habe auch schon
abgemacht. Die Stuben an sich sind geraum und helle und sonst nichts daran
auszusetzen; auch der Character der Leute ein Hauptumstand, der Ihrem
Geschmack Genüge thun wird. Ich erwarte so bald wie mögl. Ihre Erklärung
darüber, und wenn Sie sich einen Rath gefallen laßen, auch einige Vorschrift,
wieviel ich auf die Hand geben soll und was weiter zu erinnern. Eben komt
ein Besucher her, der meldt, daß
Ihr Coffre angekommen
.
Gottlob!
er
ist hier. Mein Vater hat die Fracht ausgezahlt aber 1 Thlr gl.
Polangschen Zoll geben müßen, weil man bey gegenwärtiger Veränderung nicht
so leicht abkommt. Ich umarme Sie nach herzl. Gruß vom Vater und an
Herder Ihr
Hamann.Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Maitre de la Philosophie, Professeur
Ordi- / naire de la Poesie et Senateur de L’Academie de Königsberg,
Regent / du College Cathedral de et / à /
Riga
.Kgsberg Aschermittwoch 65.Herzlich geliebtester Freund,
Vorgestern ist Ihre geehrte Mama hier gewesen und hat Ihren Coffreeröfnet, wo wir Beylagen alles richtig befunden, und in sichere Verwahrung
genommen, daß Sie gegenwärtig für alles ruhig seyn können. Materialien
sind gleichfalls von mir aufgehoben und sollen zu ihrer Zeit an HE. Zeisebesorgt werden. Was die
Venus Metaphysique
betrift: so weist Ihr eigener
Name von
meiner Hand
geschrieben, daß es mir gehört hat und von mir
bereits aufgegeben, auch mit aller Mühe wie wohl vergeblich bey neulicher
Veranlaßung allenthalben gesucht worden. Da ich es gern wenn ich ein ander
Exemplar von Ihnen gewis erwarten kann, abtreten will: so finden sich
gleichwol andere Schwierigkeiten. Der HE Doctor hat ein gebundenes
Exemplar vom la Foi geliehen, wo es hinter Venus physique gestanden. Er hat
daher den Band verstümmeln müßen und sich anheischig gemacht es wieder
in gehörigen Stand zurückzuliefern. Ich habe ihn zwar gebeten der Mamaden Band zu übergeben. Sie weiß aber nichts davon. Sie wird sich bey dem
HE. Cornet Wirth darnach erkundigen, dem er es anfängl. zurücklaßen
wollte. Hat er es, und ich bekomm den Band; so werd ich es erst müßen
hinten anbinden laßen und die Zurücklieferung besorgen können. Laßen Sie
aber die gantze Sache bis auf Ihre Heimkunft. Als die Mama von uns gieng,
sprach sie noch bey HE Chollevius an um Ihre Stuben zu besehen und Sie
hat mir gestern Bescheid geben laßen, daß ich nur zuschlagen sollte.
Antworten Sie nicht bald, so werd ich Ihrem Wort folgen, und ich zweifele nicht,
daß Sie dabey gut fahren werden. Diese Sache liegt mir recht auf dem
Herzen, daß ich gern wünschte dieser Sorgen los zu seyn. Wegen der 50 Thlr ist
neulich vergeßen worden von ihr; ich hoffe daß Sie heute in Beylage daran
gedacht haben wird. Es war ein Nothfall und Sie haben wenigstens
Sicherheit in Händen.
Wegen desjenigen was Sie dem HE. Hartknoch mitgegeben, weiß nicht, ob
ich einigen Antheil daran nehmen soll, und wie Sie es mit ihm abgemacht
haben; ob es die Mama oder mein Vater empfangen soll. Bekümmern Sie
sich bey Zeiten darum.
Ich weiß jetzt nichts mehr liebster Freund, was ich Ihnen noch zu melden
hätte. Wir haben gestern Fastnacht gefeyert, und erwarten heute gleichfalls
eine große Gesellschaft aus Elbing. Gott gebe daß diese herrliche Wirthschaft
ein gut Ende nehmen möge und erhalte uns unter allen Abwechselungen des
Schicksals in seiner Gnade. Mein alter Vater sieht Ihrer Ankunft mit
Verlangen entgegen, und selbige wird mich auch ein wenig beruhigen oder
aufmuntern. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuergebenster Freund und
Diener
Hamann.Grüßen Sie herzlich HE Herder von mir. Leben Sie wohl.
Wegen des Polanger Zolls erinnere noch, daß der
erste Coffre
, weil er
geöfnet worden,
frey gegangen
. Wegen des
Kastens
aber, weil selbiger
versiegelt geblieben
, ließ sich der Fuhrmann gefallen, Ihre Ankunft
deshalb zu erwarten. Der
letzte
aber war noch schwieriger, und wollte sich zu
keiner Capitulation verstehen, weil
gleichfalls alles versiegelt geblieben
.
Er hat also einen Thlr gl. empfangen und die Träger 15 gl. Die Qvittung
von HE Zeise lohnt nicht zu überschicken, sondern mein Vater hat selbige zu
Ihren übrigen Rechnungen gelegt, wo Sie alles auf einmal übersehen und
in Empfang nehmen können bey Ihrer Gott gebe glücklichen und immer
näher anrückenden Ankunft. HE Kanter hat neue Recidive bekommen, die
seine Gesundheit aufs künftige vielleicht in Gefahr setzen könnten. Ich gehe
so wenig aus, daß ich auch meine nächsten Nachbarn sparsam sehe.
Ihre beyde Coffres stehen in meiner und meines alten Vaters Stube so gut
als möglich, der eine unter meinem Bett, der andere nicht weit davon. Der
Kasten aber im Vorderhause an dem sichersten und bequemsten Ort. Einlage
hat mein Vater nebst der Leinwand in sein Schaff verschloßen. Ihre
Tabatieren haben wir nebst Etui und Ohrgehänge und dem Fläschchen in der Lade
bey dem letzten Coffre eingelegt. Sorgen Sie also für nichts als für das
dortige. Leben Sie wohl.
Bald das Nöthigste vergeßen. Mit voriger Post habe durch HE.
Hartknochs Couvert an Sie geschrieben, und vermuthe daß Sie den Inhalt ms
Schreibens wißen und selbiges erhalten haben.
Liebster!
Ich habe recht sehr nöthig, Sie um Verzeihung meines vorigen weggeeilten
Briefes zu bitten, den ich voll Zerstreung bei HErn. Rekt Lindner geschrieben.
Ich schreibe an Sie sehr gerne, so ungern ich sonst das Amt eines scribaeübernehme, da selbst das Amt eines scriptoris mir Mühe, u. Ueberdruß
macht. Daher kommts, daß ich meine Abhandlung, die Ihnen so sehr am
Herzen liegt, mit vieler langsamen Eile umschmelzen werde; daher kommts,daß ich einen Evensbiß in die Moral zuerstvor thun will, dazu ich mir den
Titius erbeten habe. Ich bin über ihn noch in Ihrer Schuld, die ich einesteils
durch Dank abtrage, andern Teils noch nicht weiß. Ich habe bei aller meiner
überhäuften Arbeit, einen gewissen schleichenden Müßiggangnothig, den ich
mir auch auf eine etwas mühsame Art nehme. Die Veränderung meiner
Sphäre hat in der That noch nicht meine hiesige Lage bestimmt, u. in der
That wirkl. kann Riga, einen Fremden, einen Litteratus (nach dem hiesigen
Stil) einen Schulmann, u.Φιλοσοφουμενοςwirklich hypochondrisch machen,
wozu denn auch freilich die hiesige Speise u. Lebensart ein Quentchen beiträgt,
so daß ich Hinzens Hypochondrie nicht mehr so paradox finde, als ich sie in
Kön. fand. Indessen bereue ich doch diesen Schritt so wenig, daß ich vielmehr
wirklich über mein bisheriges Schicksal erstaune – Jetzt kome ich aus dem
Concert; ein todtes Vergnügen vor mich, das doch unter meinen übrigen eine
sehr vorzügl. Stelle hat. Aus Königsb. wäre ich ohne Ihre Briefe, in einer
verdrießlichen WitVerwittwung. Ich habe schon 5. Briefe an den geschrieben, der
mein Agesidamus war, u. da ich keine Antwort bekomme, da ich selbst auf
die Inlagen die ich teils an meine Mutter 3mal, teils 2mal an meinen andern
Freund, Hrn. Haberkant geschrieben, keine Antwort war erhalte so laufe
ich beinahe wie August, gegen die Wand: reddemihi litteras! Da ich richtig
addreßirt, da es an der hiesigen Post nicht liegt, da er zu s antworten hat,
so werde ich in ihm ganz irre, u. wünschte wenigstens durch einen Dritten
Nachricht von ihm. SolltenSie Ihnm aufspüren Er Ihnen aufstoßen:
so sagen Sie ihm doch meine Meinung, u. mir die seinige. sSie thun nicht blos
meiner Neugierde, meinem Hochmuth, sondern auch wirklich der
Nothwendigkeit einen Dienst. – Und nun zum gelehrten Fach! – den Winkelmann
habe ich durchgejagt u. durchgekrochen: Man kan ihn lesen als den Künstler,
den Geschichtschreiber u. den Altertumskenner; bei dem ersten bin ich in
Absicht seiner Statuen ein Maulaffischer ανεργος; im dritten habe ich ihn
überhüpft; am 2ten aber habe gnug zu lernen, u. den Kopf zu schütteln gehabt. –
Meinen Dithyramb sehen sie unrecht an: er ist, das meiste gerechnet, keine
Critik; die Apostille ausgenommen. Warum wollen Sie mich zu der Arbeit
des Henkers verdammen, die die Engelländer den Goldfinderszuschreiben;wenn ich ein Türkischer Kamelstreiber seyn kann, der vor seinem heil.
Paßgänger, der den Koran trägt, heilige Apfel auflieset. Betrachtet Sie der
Nachrichter
überunter
, der Berliner
über
, der Göttinger
neben
der Kritik; warum
nehmen Sie nicht gerne einen Platz
außer
der Kritik, die überdem nicht Ihre
Rhapsodie, sondern Ihre Autor Grundsätze an die Berliner in der
Verteidigung prüfen sollte müste – Weil Sie mit HErn Profeßor Wilkes Nordth
Briton im MS. u. Essai on Woman gedruckt erhalten: so habe mir das
Abschreiben zu unutz gehalten. Die Edda wird Ihnen gefallen: ob ich gleich
Mallet nicht als einen Geschichtschreiber noch weniger in seinen Anmerkungen
als einen Schriftgelehrten dieser heilgen Philosophie betrachten kann: so ist
er immer mehr als ein Franzose. Als Dichter würd ich mehr u. nicht
abgekürzte Probstücke erwarten; als Weltweiser wünschte ich einst Muße, diezu haben, diese Götterlehre mit der Mytholog. d Griechen, der Hebr., der Χsten,
u. der vielen Heiden in den Reisebeschreibungen vergleichen zu können; um
einst hieraus vor mich eine Geschichte der Religionen samlen zu können wozu
ich im ersten Feuer worin ich die Edda laß, einen Plan entworfen. Indeß ist
Mallet in Absicht auf Dännmark immer einem Schwedischen Dalin an die
Seite zu setzen; möchten wir nur sonst viele solche Geschichtschreiber haben –
Ich glaube, Sie haben Pausanias nicht in dem Gesichtspunkt gelesen, worin
ich ihn würde durchlaufen haben; wo dies ist – u. Ihr voriger Auszug macht
mich sehr aufmerksam – so bäte ich mir einiges aus, einige Speise, die ich
verdauen kann. – Ich bin zu sehr von Mitau entfernt; u. die hiesige Quelle
meiner Bücher ist etwas zu sehr unaufmerksam auf mich; um mir hierin
zu satisfaciren. Die hiesige Bibliothek habe blos im Katalog durchlaufen;
u. die Arbeit wird lange mechanisch seyn müßen, um mich einst zu einer
ruhigen Nutzung durchzubrechen: Jetzt muß ich mir Muth zu Verfertigung
eines Inventars der Juristen machen – Unter den Philologen habe ich mir
einige schöne Ausgaben, u. Commentars der Alten gemerkt, u. der Lykophron
des Tsetzes soll der Pudding seyn, an dem ich meinen Magen zuerst probiren
will. Sehen Sie doch von ihm das Winkelmansche Urteil in s. 2ten Theil
unter Ptolom. Philadelphus nach. – Was meinen Sie von einem
muthwilligen Knaben, der um die Candidatur aus leichtsinnig angehalten. Nächstens
werde von einemMS. Rev. Minist. feierl. Reichsstädtisch rigorose exam.werden, ehe ich Kragen u. Reverende bekomme. Indeß traue ichs meiner Stimme
nicht zu, eine Posaune im heil. Peter oder Dom zu seyn; und meinem
eigensinnigen Gedächtn., um der 4ten Bitte willen eine lettsche Zunge mir
einzupropfen: wenigstens wäre sie mehr, als jene 12000 Verse der Druiden,
dadurch sie Priester wurden. Fahren Sie fort, mein Einziger, Allerliebster!
in Ihrem mir recht sehr gelehr nutzbaren Journal, das mich aufweckt u.
unterhält; so lange bis ich Sie sehe. Wie aber in Curland? Ich weiß nicht,
was ich daran paradoxes finden, daß ein Hamann nach Kurland gehen soll,
mit Aussichten, die vorne so eingeschränkt sind, als die Rücksichten bedrängt
seyn mögen. Gott! mir wird immer für mich bange, wenn ich Ihre Geschichte
betrachte, u. da mich das Schicksal
wirft
: so ist läuft mir immer der
Schweis über; ich könne mir einst den Kopf zerschlagen. In Riga scheints,
werde ich, wohl nie meinen Rauch aufgehen laßen; indessen wenn ich schon
passen muß: so werde ich doch immer lieber obscur als cassa spielen wie Sie
es vielleicht thun. Doch vielleicht hat Ihr Freund die Zauberkraft, einen
Schatten vestzumachen, u. ich wünsche dies immer sehr, so heftig ich mir auch
Ihre Umarmung wünschte. – Unterdeßenlaßet uns, wir mögen schlafen,
oder wachen, Brüder seyn, u. uns trösten u. erbauen u. vestmachen, so lange
wir wallen. Amen.
Herder
Beilage:
Ich lese die Edda, u. voll Entzücken muß ich ihnen u. mir einige
Apophtegmen aus dem Havamaal des Odins abschreiben.
Dem Gaste, der mit kalten Knien zu euch komt, gebt Feuer!“ Ein
Reisender hat Klugheit nothig. Zu Hause kann man thun, was man will, wer
aber nichts versteht, wird sich verächtl. Blicke zuziehen.“ An einem
unbekannten Ort gilt Klugheit mehr als Schätze: sie ists, die den Armen
ernährt.“ Den Söhnen dieser Zeit ist nichts unnützer, als allzuviel Bier
trinken; je mehr ein Mensch trinkt, desto mehr verliert er den Verstand.
Der Vogel der Vergessenheit singt denen vor, die sich betrinken, u. stiehlet
ihnen die Seele.“ Der Unsinnige wache jede Nacht, er überdenke alles, aber
er ist beim Ausbruch des Tages müde, nicht klüger, als den Abend vorher.“
Reichthümer verschwinden, wie ein Blick der Augen, sie sind die
unbeständigsten unter den Freunden. Heerden kommen um, Angehörige sterben,
Freunde sind nicht mehr unsterbl, ihr selbst werdet sterben, aber, ich kenne
eine einzige Sache die nicht stirbt – das Urteil, das man über die Todten
fällt „Lobt die Schönh. des Tages, wenn er zu Ende, ein Weib, wenn ihr
sie erkannt, weinen Degen, wenn ihr ihn versucht, ein Mädchen, wenn sie
verheirathet ist, ein Eis, wenn ihr drüber seyd, Bier, wenn ihrs getrunken
habt.“ Das Feuer verjagt Krankheiten, der Eichbaum die Harnstrenge,
Stroh beschwört die Bezauberungen, die Runen heben den Fluch auf, die
Erde trinkt die Ueberströmungen u. der Tod löscht den Haß aus. –
Adresse mit rotem Siegellack:à Monsieur / Monsieur Hamann / Homme de lettres / à
Coenigsberg
.Kgsberg den 2 März 65.Herzlich geliebter Freund,
Diesen Dienstag habe mit HE Cholevius abgemacht und 2 runde Thaler auf
die Hand gegeben, welche noch von Ihrem vorigen Gelde übrig geblieben nebst
1 fl. und ‥ gl. Mein Vetter ist gestern bey Jacobi gewesen um die assignirte
100 fl. abzuholen, ist aber auf heute wieder bestellt worden. Sobald ich selbige
erhalte, soll HE Zeise befriedigt werden, worauf noch
einige
50 fl. übrig
bleiben. Falls selbige zur Bezahlung noch
künftiger Frachten
nicht zureichen
sollten, dürfte keine weitere Remise nöthig seyn, sondern wir den Ueber- v
Vorschuß hier übernehmen können. – Wegen des durch HE.
Hartknoch
übermachten weiß nichts
, woran ich mich zu halten habe, und es würde nicht
undienlich seyn bey Zeiten alles gehörig abzumachen:
ob
und
wenn
es
abgegangen und
wo
es hier in Empfang genommen werden soll. Die
Verlegenheit der hiesigen Casse scheint noch nicht aufgehört zu haben, und desto größer
vielleicht zu werden, da man dort alles mögl. erschöpft, und nicht sobald
wieder was zu erwarten ist. (Eben der Antrag, der Ihnen geschehen, sollte
auch gestern unsern Wirth treffen) Ehstens wird ein junger Buchhändler
Weitbrecht bey Ihnen durch nach Petersb. gehen, ich weiß nicht durch welchen
Umwurf gewißer Erwartungen die sich unser Freund in Mitau machte. –
HE Pichlau schickte einen polnischen Ladenjungen zu mir und ließ mir eine
Wohnung melden, die auf der Neustadt zu vermiethen wäre; ich ließ ihn aber
sagen daß ich keine mehr brauchte. Eben zu der Zeit bekam Nachricht, daß
HE Kanter sich um eben diese Gelegenheit bekümmert hätte bey dem
berüchtigten Advoc. Rhode, daß sie schön wäre, 4 Zimmer hätte, aber 700 fl. Miethe.
Relata refero. – HE Mag. Schlegel besuchte mich auch gestern unvermuthet,
dem ich keine weitere Nachrichten geben konnte, als er selbst schon wuste, oben
ein versicherte, daß Ihren Sentimens und Briefen zufolge Sie am meisten für
ihn interessirt wären, vielleicht würde gar der Magistrat Ihre Abreise
abwarten ehe man zu einer positiven Wahl schritte, im welchen Fall Ihr Einfluß
aufhören würde. Es scheint ihn um nichts als eine philosophische Gewisheit
oder ein christl. ja und Nein zu thun zu seyn. Wenn man dort rafinirt, so wird
die Empfehlung eines hiesigen Ministers allein hinreichen das Subjectanstößig zu machen, und eine sehr gerechte Sache wegen Ihres Abschieds. An
einem Tauschen mit
Wohnung
und
Meubles
ist nicht zu denken, da Sie
gegenwärtig versorgt sind. Er hat gleichfalls 2 Stuben und zahlt nur die
Hälfte, weil die Kirchenwohnungen überhaupt billiger. Unterdeßen hoff ich
daß Sie für Ihre 100 fl. zufrieden seyn werden. Wegen des
Besuchzimmers
kann ich mir durchaus nichts merken laßen
; aber ich habe Ihnen dies nur
als meine Speculation unter der Hand zu verstehen gegeben, und ich hoffe,
wenn Sie eine Woche lang in
dem Hause bekannt seyn
werden, daß Sie
mit Ihrer jungen artigen Wirthin sich bald hierüber vergleichen
würden, die eine Tochter des seel. M. Wolters ist. Eine Magd zu halten ist nicht
mögl. noch nöthig, und Sie können den Lohn fügl. ersparen. – Die Mamahat mir heute sagen laßen daß HE Fähndrich Wirth nichts von des MaupVenus Metaphy Physique wüste, da doch HE Bruder mir ausdrücklich
versprach selbige bey ihm zurück zu laßen. Erkundigen Sie sich also darnach,
wiewol es bis zu Ihrer Ankunft Zeit hat diese Sache abzumachen. Zaudern
Sie nicht liebster Freund mit Uebersendung Ihrer Bibliothek. Bey
schlechterem Weg wird die Fracht theurer und die Waare kann eher Schaden leiden und
naß werden. Mit gegenwärtigem werde gemächlicher schreiben, und bloß
im Nothfall
antworten
oder
melden
, da Wohnung und der Empfang des
vornehmsten abgemacht ist. Wenn Sie nicht selbst wegen mr. engl. Bücher
mündlich oder persönlich oder durch HE Herder sich erkundigen können, dürfte
es zu Misverständnis Anlaß geben. Weil selbige englisch sind und den Handel
betreffen; so vermuthe ich daß der junge Berens, der auf einem engl. Comtor
engagirt gewesen, selbige sich ausgebeten. Dem Petersburger nützen sie wegen
der Sprache nichts. HE Carl Berens bat sich Socrates Leben von Cooper aus,
an dem Buch ist mir nichts gelegen aber an den 3 Vignetten die darinn sind,
wenn es jemals nöthig oder mögl. seyn sollte eine neue Auflage der
sokratischen Denkwürdigkeiten zu besorgen, woran ich vor dem 40 oder 50sten Jahr
meines Alters nicht denken werde. Ich wünschte also daß es auf diesen Eventaufgehoben würde und nicht verloren gienge. Daß ich wenig Lust habe so lange
zu leben, daran ist wol mein gegenwärtiger vegetabilischer oder animalischer
Zustand schuld. Ich erwarte nächstens Vorschläge aus der Nähe, und werde
mir auch Zeit nehmen Sie um Rath zu fragen, und wünsche sehnlichst Ihre
Erscheinung, die mir ein Fest seyn wird. Die Löbnichtsche Schule hat gestern
Ihre Andacht gehabt, und mein Bruder ist muthwillig ausgeblieben ohne daß
die Sachen weiter Folgen haben wird. Ich kann die Entwickelung dieser
unerklärlichen und unauflöslichen Führung nicht erwarten. Mein Vater ließ sich
gestern vor 8 Tagen zur Ader, und weil er es vielleicht zu lange aufgeschoben,
bekam er so heftige paroxismos, daß wir immer neue Anfälle der Apoplexievermuthen müsten, hat sich aber außerordentlich wieder erholt. D Laubmeyerfindt in seinen Zufällen Bewegungen der Goldnen Ader, und ich schmeichele
mir daß er selbige noch bekommen und wieder Vermuthen jung werden wird.
Ein Prognosticon, das ich ihm immer gestellt und vielleicht eintreffen wird,
wornach er seine Maasreguln nicht genommen, und die ich vielleicht mit saurer
Mühe werde ersetzen müßen. Nun Gott wird helfen dies köstliche Leben
auszuhalten, und für alles Rath schaffen. Grüßen Sie unsern Herder aufs
freundschaftlichste von mir. So bald ich im stande seyn werde, will mich nach
HE Fischer erkundigen. Ich umarme Sie nach herzlicher Begrüßung der
Meinigen und Lausons und ersterbe Ihr Freund
Hamann.Ihre Anfrage wegen der
Censur
habe nicht verstanden. Ist Ihnen daran
gelegen, so erklären Sie sich deutlicher. Ihrem Catalog sehe mit Verlangen
entgegen. Ich denke will noch heute mit dem 10 Buch des Athanäi zu Ende
zu eilen. Ich denke noch eine Frühlingscur mit meinem alten Vater
mitzunehmen und die Blüthe des Sommers in Ihrer Gesellschaft zu genießen.
Also mehr mündlich. Leben Sie wohl.
Kgsberg den 16 März 645.Herzlich geliebtester Freund,
Da Sie in Arbeit und Verwirrung stecken; so wünsche ich baldige
Entbindung. Ihre letzte Einlage an Adv. Rhode ist bestellt und der Gruß an
Mama heute gleichfalls. Beylage ist aber schon einen Posttag liegen geblieben.
HE Kanter bezieht auf die Woche schon die Gelegenheit beym Münzmeister
Zielmann richt über seinem Laden. Er giebt nur 400 fl. und ist sehr damit
zufrieden. Vielleicht ist das Haus beßer für ihn als es für Sie gewesen seyn
würde. Unterdeßen wird Gott auch für Sie künftig sorgen und ich hoffe, daß
Sie das halbe Jahr zufrieden seyn werden. Den 5ten h. habe die 5 # an
HE Zeise bezahlt und Assignation quittirt zurück bekommen, die mein Vater
aufgehoben. Den 7 h. schickte der Rathsherr aus Narva früh zu uns. Weil
der Bothe sein Gewerb bestellte, als wenn es ein Krankenbesuch seyn sollte
und ich noch zu Bett lag, gieng HE Vetter Nuppenau hin und ihr Kästchen
ist richtig angekommen aber der
Schlüßel fehlt
dazu. Er ist zweymal da
gewesen um denselben abzuholen, hat ihn aber Nachmittags denselben Tag
nicht zu Hause gefunden, und den Tag darauf ist er schon abgereist gewesen.
Es hat also nicht geöfnet werden können. Sollte er wieder durchgehen; so
könte des niedlichen Schloßes wegen darnach gefragt werden. Siegel ist noch
darauf und daher nichts zu besorgen. In Ansehung des in
Mitau
zurück
gebliebnen bin jetzt ohne Sorgen, da Sie wohl thun werden es selbst
mitzubringen. Wegen des Mahony Holtzes versichert HE Kanter daß hier keine
Schwierigkeiten gemacht werden, wenn es Ihnen als Meuble gehört und nicht
gantz neu ist. Der Kaufmann aus Narva hat im polnischen Krug logirt weil
bey Remus und Seyfried nicht Raum gewesen. Er ist noch vor dem Ihrem
Brief angekommen und also unerwartet. Ueberdem war voller Unruhe und
Freude über meines ältesten HE von Witten Ankunft aus Wien, der als
Hauptmann sn Abschied genommen, sich durch ein sehr freundschaftl. Billetam Bußtage bey mir ankündigen ließ und den 9ten h. nach Curland abreisete.
HE Kanter war so gut ihn und HE Mag. Kant zu bewirthen, den er neugierig
war kennen zu lernen. Mit des ersteren Gesundheit geht es Gottlob beßer –
Die Censur ist dem bisherigen Decano zugefallen, nach HE Lausons Bericht,
der Sie freundlich grüßen läßt und mir des
Gale
Historiae poeticae
Scriptores antiquos, neml. Apollodorum, Conon, Ptolomaeum, Parthenium und
Antoninum Liberalem für 45 gl. gebracht hat. Nach Ihrem Ostergedicht hat
man sich schon vorige Woche sorgfältigst erkundigt, weil ich gegenwärtig war,
so habe den Bedell vertröstet.
Sagen Sie Ihrem treuen Gehülfen, HE Herder, daß ich seine Einlage nach
Morungen bestellt und se. Frau Mutter gebeten habe an mich zu addressiren,
was auf der Post oder durch Fuhrleute von ihr übermacht werden möchte.
Den alten Barden möchte gern ein wenig hecheln, wenn mir nicht aller Muth
vergangen wär und das dicere quare immer eine leidige Sache ist, so bald es
darauf ankommt zu rühren oder zu gefallen.
Gestern hatte einen eignen Verdruß, da ein Officier zu uns kam und meinen
Abschied zu sehen verlangte, der ich weiß nicht wo hingekommen, es daher für
nöthig fand mich von neuem zu enroliren. Ich habe deswegen einen verdrüßl.
Gang heute gehabt. Ohngeachtet eben keine Gefahr daraus entstehen dörfte:
so leidt mein eingeschlafenes Gemüth doch wie durch einen unlustigen Traum
und die einzige Glückseligkeit meines Lebens, die in einer unthätigen
Sorglosigkeit besteht, wird dadurch betrübt und verbittert.
Für Ihren ankommenden Kasten werde beste Sorge tragen, und bald oder
später nach Bewandnis davon Nachricht geben. Aus meinem
Stillschweigen
können Sie
schließen
, daß
alles
in saluo und gehörig abgemacht worden
ist; weil ich den kleinen Monat durch blos im Nothfall schreiben werde. Von
Ihrem Catalog habe noch keinen Buchstaben gesehen: die Bogen müßen daher
wol in Mitau liegen geblieben seyn.
Aus Curland hör nichts: woran es liegt, weiß auch nicht. Sie werden nicht
ermangeln wie ich hoffe bey Ihrem Durchzuge den HErrn Hofrath Tottienzu besuchen, ohne sich daran zu kehren auf was für einem Fuß er mit dem
HE Bruder steht, mithin in Ihrem eignen und meinem Namen. Mein Vater
leistet mir in der Lethargie oder geheimen Kummer zieml. Gesellschaft. Er
grüst Sie herzlich und freut sich Ihre Ankunft zu erleben. Ich umarme Sie
und ersterbe Ihr treuer Freund und Diener.Hamann.Unter uns, Sie würden vielleicht wohlthun auf die Empfehlung der Epistl.so wenig als Ihr dortiger Magistrat zu reflectiren. Wenn man Sie der Sorge
überheben will einen Nachfolger zu verschaffen, tant mieux pour Vous.Unser Pfarrer Rhode ist gestorben. Der Feldprediger Weber der nach
Heiligenbeil gehen sollte, hat jetzt mehr Lust hier zu bleiben. Uebrigens wenn
der Feldpredigerdienst gewiß ist, so wär freylich der beste Rath zuzugreifen.
Die Naturalien werde an HE Zeise zu gehöriger Zeit besorgen und ihm
eine Specification davon mitgeben. Leben Sie wohl, liebster Freund.
Wegen der Venus Physique sprechen Sie selbst mit dem HE Bruder und
laßen Sie die ganze Sache bis zu Ihrem Hierseyn. Sonst weiß nichts mehr.
Königsberg den 1ten April 65.Herzlich geliebtester Freund,
Sie erhalten hiemit die versprochene Sammlung meiner Jugendstreiche in
der Autorschaft, bis auf die Sokr. Denkw. welche ich nicht mehr im stande bin
Ihnen zu verschaffen. Es ist mir nicht möglich gewesen den Eckel zu
überwinden, mich als Corrector oder Commentator gegenwärtig selbst ganz
durchzulesen; unterdeßen überlaß ich es Ihrer Freundschaft, Text und zufällige
Randgloßen zu übersehen. Zu meiner Rechtfertigung beruffe mich noch auf
die sokratische Dreyfalteinigkeit, welche Aristophanes meinem Original
aufgebürdet:
το ΧΑΟΣ τουτι και τας ΝΕΦΕΛΑΣ και την ΓΛΩΤΤΑΝ, τρια ταυτι.Ob jemals meine
Palinodie
den blauen Heft bis zur Größe des halb
englischen Bändchens suppliren wird; daran zweifele jetzt sehr gänzlich, denn
die Zeiten haben sich bey mir sehr geändert. Sonst hieß es: nulla dies sine
linea; jetzt aber: manum de tabula! Mein Ueberdruß ist aufs höchste gestiegen
und benimmt mir alle Fähigkeit und Lust zu denken und zu leben. Mit desto
größerer Sehnsucht erwarte gegen den May meinen alten Freund Lindner,
deßen Umgang meine Frühlingscur seyn wird. Erfreuen Sie mich mit guten
Nachrichten von Ihrer lieben Familie. Auch erwarte ich von Ihnen lieber
Moses ein klein Päckchen von Ihnen, daß unser HE Nicolai so gut seyn
wird an einen der Hiesigen Buchführer zu besorgen. Unterlaßen Sie auch
nicht, liebster Freund, den HE. Prof. Rammler zuweilen an den
Namensvetter seines HausWirths zu erinnern. Ich empfehle mich v laßen Sie
Ihrem treuen Andenken und werde niemals aufhören zu seyn empfohlen
seyn Ihren aufrichtig ergebensten
Hamann.Θρασεια γαρ ουσα η ανθρωπινη Ψυχη,quae exposita suntτα μεν εν ποσινησσον τιμᾳ, του δε αποντος(quae abstrusa)θαυμαστικως εχει.καταμαντευομενη δε των ουχ ορωμενων και θηρευουσα ταυτα τοις λογισμοις, μητυχουσα μεν σπευδει ανευρειν, τυχουσα δε αγαπα ως εαυτης εργον. Dies hat
die Poeten bewogen zu erfinden
μηχανην εν τοις θειοις λογοις
, μυθουςλογων μεν αφανεστερους,αινιγματοςμεν σαφεστερους, δια μεσου ονταςεπιστημης προς αγνοιαν, κατα μεν το ηδυ πιστευομενους, κατα δε τοπαραδοξον απιστουμενους. Er kommt auf die alte Philosophie wieder zurück und
wiederholt das obige: η παλαια φιλοσοφια καταθεμενη την αυτης γνωμηνεις
μυθους
και
μετρα
και
σχημα
ῳδης
, ελαθε τῃ περιβολῃψυγαγωγιαςκερασασα την αηδιαν των διδαγματων.Um die Uebereinstimmung der Poeten und Philosophen zu bewähren,
beruft er sich auch folgende Probe: ων αν
μεταβαλης τα ονοματα
, ευρησειςτην ομοιοτητα και γνωριεις το διηγημα. Weil ich nicht weiß, ob Sie diesen
alten Sophisten dort so leicht finden können: so hab ich Ihnen diesen
kleinen Auszug mittheilen wollen. Es sind wirklich einige Ideen, die
brauchbar seyn möchten. Z. E. Λογοι für die Philosophie und Μυθοι für die
Poesie. Die Erklärung der letztern durch eine μηχανην εν τοις θειοις λογοιςund τας περι θεων δοξας verdient auch einige Aufmerksamkeit. Den
Ursprung der Dichtkunst in der
Ode
zu suchen, geht in so fern an, als man
unter ersterer eine φιλοσοφιαν μουσικην versteht. Aber μυθος, Fabel und
Erfindung scheint mir immer dem παθος und Schwung der Empfindungen
vorzugehen.
Weil ich aber heute in diesen Untersuchungen nicht weiter als sonst
kommen werde: so überlaß ich selbige Ihnen liebster Freund.
Nach dem deutschen Mallet habe geschickt, aber noch nichts bekommen. Den
französischen nebst anderen habe auch umsonst fordern laßen. Sie stehen alle
im Catalog. Weil es andern eben so geht: so weiß ich nicht was ich davon
denken soll. Des Klotzens Strabo habe. Aber der Herausgeber ist
unausstehlich. An Lamberts Organon erinnere HEM. Kant so oft ich Gelegenheit
dazu habe.
Den Pausanias habe in ungefehr 10 Tagen durchgelesen. Sie können leicht
denken wie? Da die alte Geschichte Griechenlands für mich das liebe Ein mal
eins ist: so habe blos auf die Geschichte der Kunst und Litteratur und den
Idiotismen des Schriftstellers mein Augenmerk gehabt. So schön diesemeine Ausgabe des Kuhnii ist: so unzulänglich ist die Anzeige der Kapitel
vor jedem Buch, und ich vermiße den Mangel eines vollständigen Registers,
wenn ich dasjenige wiederfinden will, was mir darinn vorgekommen. Ich
denke auf die Woche den Athenaeum anzufangen und selbigen in gleicher
Absicht zu durchlaufen.
Ich werde vielleicht blos meinen Freund abwarten um gleichfalls nach
Ihren Gegenden aufzubrechen. Das Leben wird mir sehr sauer und ich weiß
nicht, wozu ich auf der Welt bin. Ich will wieder mit Hofmeistern anfangen
und in Curland einen neuen Versuch dazu machen.
Halten Sie mir, liebster Freund, mein abscheulich Geschmier zu gute. Ihre
Beylage habe kaum Zeit gehabt flüchtig durchzulesen, behalte mir also künftig
davon noch zu reden vor. Fahren Sie fort alles was Ihnen einfällt bey mir
zu deponiren. Wir werden noch Zeit genug haben uns einander Rechenschaft
davon zu geben.
Zum Schluß umarme Sie unter herzl. Begrüßung der Meinigen und bin
Ihr aufrichtiger Freund und Diener
Hamann.Pausanias Lib. II p. 121. Δαιδαλος δε οποσα ειργασατο, ατοπωτερα μενεστιν ες την οψιν, επιπρεπει δε ομως τι και ενθεον τουτοις.Lib. 2. p. 152. ξοανα γαρ δη τοτι ειναι πειθομαι παντα, και μαλιστα ταΑιγυπτια.Lib. 3. p. 237. (Θεοδωπος Σαμιος) πρωτος διαχεαι σιδηροuευρε καιαγαλματα απ’ αυτου πλασαι.Lib. 3. 63. Καλλιμαχος (κατα τεχνος oder κακιζοτεχνος) λιθους πρωτοςετρυπησε.Lib. 4. 361. Αθηναιων γαρ το χημα το τετραγωνον εστιν επι ταις Ερμαις,και παρα τουτων μεμαθηκασιν οι αλλοι.p. 413. νεωτατον παιδων Διος κΚαιρον565. Τα γαρ αρχαιοτερα ονοματα ες ποιησιν επαγεθαι των υστερων,καϑεστηκος εστιν Ελλησιν.Lib. VII. 519. Τα δε ετι παλαιοτερα και τοις πασιν Ελλησιν, τιμας θεωναντι αγαλματων ειχον αργοι λιδθοι.Von Erz siehe Pausanias Lib. III. p. 251. und Lib. VIII. p. 628. 629.
Nur Conchitis wurde viel zu Megara gearbeitet Pausan. 107.
Bester Freund,
Nehmen Sie Ihren Freund jetzo mit beiden Händen zurück: ich habe ihn
von Ihnen bekommen – ich habe ihn genoßen; ich habe ihm sieben halbe
Monden gedienet: – u. siehe! da hast Du das Deine! – Montag, oder Dienstag
reist er ab; ich will ihn begleiten, u. habe ihn als Opferpriester gesegnet. –
Und einen andern statt seiner her: Lindner sagte in der Abschiedsrede: ich
wünsche, daß er mir nicht gleichkommen möge. Man hat es ihm übel
genommen; man wird es ihm vielleicht noch übler nehmen, wenn man ihn sehen
wird. Schlegel ist für unsere Schule, als Lehrer, betrachtet, besser, als sein
ästhetischer Vorgänger; aber als Direktor einer Domschule voll Domgebräuche
u. fauler Freiheiten, immer zu blöde im Denken, u. wollen, u. sprechen: u.
vor Riga, als Gesellschafter, als Schwätzer, als Prediger nichts. – Indeß
müssen sich solche 2. Antipoden oft mit den Fersen stoßen, damit eine würkl.
Sokratische Wehmutter Maasregeln nehmen kann, wie das Kind soll zur
Welt geboren werden.
Der beste Begriff, den man sich in der Abwesenheit, von einer Republick
wie Riga, macht, ist Chaos; ich lerne immer mehr, u. dieser Sommer wird,
wie ich hoffe, mir eine reichere Ernte Erfahrungen seyn können. Ich bin
Kandidat, u. zwar gegenwärtig der erste: der Collaborator hat auf den Candidaten
aufmerksam gemacht; der Candidat machte den Schullehrer bekannter.
Zweimal habe ich gepredigt, u. ich wünsche mirs das 3te mal – – immer als einen
frommen Zweck.
Ich habe, ohngeachtet meiner Begierde, doch kein Rigisches Drama sehen
können: u. meine Idee davon sinkt auch etwas. Es sind keine Akteurs nach
dem Zusta Zuschnitt, den der
Schuldiderot
macht, u. er wird kein
Rikkoboni
für Ssie gewesen seyn indessen sind diese Schuldram’s Riga
noch immer angemeßener, als Ihr Hohenpriester selbst in seinem 5ten Jahre.
HE. Profeßor Lindner läßt viel Gutes nach; das meiste hat seine
Bestrebsamkeit im Denken u. Handeln, u. etwas weniges sein Patriotismus gestiftet:
so lange der Mann Baum lebt, genießt das Publikum seiner Früchte, ohne
auf die Wurzel nachzugraben; ist wird er verpflanzt, so sieht man seine
Wurzel, u. riecht ihre Säfte eher. Da wirdsman mehr anatomirt, ob
der Baum mehr Anziehungs- oder Zurückstoßungskraft geäußert: ob er mehr
Mensch oder Bürger gewesen – / Als
Professor
der schönen Wissensch. ist er
mehr in seiner Sphäre, als in der Schule: nur seine Nordische Entfernung
hat ihm etwas von dem Modernen entzogen; doch selbst dies Antike ist vor
Königsb. gut, wo man noch immer lieber Mosaische Arbeit, als Hagedornsche
Cabinetter sieht. Die hiesige Geschäftenfülle hat ihm unendl. Zerstreuungen
auf Kosten des
schönen Geistes
, u.
Philologen
; nie aber des
Schullehrers
gemacht. Königsberg wird ihn mehr samlen, aber auch mehr in
bürgerl.
Gesellschaften zerstreuen: u. überhaupt reiset er ins Vaterland, nicht
aber in das Land seiner Jugend. –
Seine Abreise, u. ihre unterbliebene Antwort ist die Ursache meines
bisherigen Stillschweigens gewesen: sezzen Sie noch die Fülle meiner Geschäfte
dazu, so ist Ihnen Drei statt eins – Ich will in diesem Briefe recht viel sagen,
u. fragen, um ihren Schlaf zu zerstreuen, u. ihnen wenigstens dabei zuruffen:
wenn er schläft, so wirds besser mit ihm.
Was machen Sie, da Sie weder Ihrem Freunde, der jüber ein Kleines zu
ihnen kommen wird, noch mir etwas melden: wie sehr ist unser Journal, u.
die Geschichte unsres Lesens in Stocken gerathen? Was macht Ihr Alter
Ehrwürdiger? was Ihr Gedank an Kurland? Was ihre Ruhe? was Ihre
Aussichten? Ich habe von Ansprüchen der Militz auf Ihre Größe gehört –
O wie viel haben Sie mir zu sagen, u. Lazarus schläft – Ich lebe abgesondert
von meinen Brüdern: u. auch hier wie unter Fremden; – Der Jüngste fängt
an, die Lücken zu füllen: das bin ich! – – Ich bin eine Zeitlang totus in illogewesen: eine Menge meiner Lieblingsideen unter das Thema zu bringen,
wie die Philosophie zum Besten des Volks allgemeiner u. nützlicher werden
kann: besinnen Sie sich dieses Problems. Jetzo schreibe ichs ab, u. ich kann
Ihnen vielleicht mehr Winke davon nächstens geben. – –
Von gelesenen Sachen habe ich meistens unentbehrliche alte Neuigkeiten,
nachgeholt, die ich als Theolog wißen muß:
Spalding
von den Gefühlen
hat im Grunde Recht, wenn er die
Erfahrungs
regeln
der Mystiker u. Pietisten bestreitet: u. es ist offenbar seine
schleichende Miene zu sehen, die auch den Satzungen der
Orthodoxen
nicht
zu nahe treten will, aber ohne Schleyer zu reden, sie wirklich einschränkt.
Allein auf Philosophie hätte er seinen Satz nicht bauen sollen; sondern auf
gesunden Menschenverstand: er hätte sich in vielen so genannten Nuancen u.
hingeworfenen Stücken mehr bestimmen sollen. Man muß ihn
ganz
kennen,
und selbst Prediger gewesen seyn, der Seelen sucht, wenn man über diese
Materie sich entschließen will. Ich bewundere weder seinen Schritt, da er das
Kreuz Jesu mitten zwischen Argerniß u. Thorheit stellen will; noch seiner
Gegner, die nichts wider ihn sagen – aber die Kälte, mit der er schreibt; u. die
Hitze, mit der seine Gegner schreiben, um ihn nicht einmal der
kalten
Ueberlegung zu würdigen: Gott u. das bei der
wichtigsten
Materie: das ist
erstaunend. Unser prakt. Xstentum kann hier von beiden Seiten Blöße leiden:
der Weg den er bestimmt ist allerdings oft Ärgerniß, oft Thorheit; der Weg
den er bestimmt, ist zu fein, u., verfliegt für das Gros der Christen –
Den
Göttingschen Prediger
p habe halb gelesen, u. sehr viel vortrefliches
in ihm gefunden. Tiefe Einsichten in die Seele (selbst von der unbekandten
Seite der Religion) einen Plan von Philosophie in der Religion, u. in die
Beredsamkeit reizen mich zum 2ten Lesen: u. alsdenn kann ich blos von den
Fehlern reden; jetzt bin ich von den Schönheiten verblendet. Die Schrift ist
für
Michaelis
zu Gedankenvoll, zu Philosophisch, zu genau in der Anlage;
der schreibt sonst weit
Populärer
, jagt den neuen Gedanken zu sehr nach,
careßirt sie von allen Seiten, u. indulget genio suo. Dieser mag vielleicht
Prof.
Leß
seyn, den sie aus der
Kennicot
schen Sache kennen werden. Ich
habe leztens seine Erklärung über Joh. 17., 3. in den Göttingern gelesen.
Das ist das ewige Leben, daß s. Dich erkennen, der Du allein (unter allen
Göttern) der
wahrhafte
bist, weil Du Jesum Xst.(den versprochnen) gesandt
hast.
Kennen Sie nicht den Verfaßer vom Baum des Erkenntnißes, Sittenlehre
des Teufels, der Herr u. Knecht u. einigen andern Stücken. Ein Mann von
rasender Einbildungskraft, unverschämter Dreustigkeit u. Flüßigk. der
Worte. Alle die Schriften, die ich anführte sind schlecht; sein
Zankapfel
über
den Baum p ist das, wo er sich am meisten zeigt. Er hat zu wenig Oriental.
u. Philol. Kenntniß, u. ist der Moses in Midian, u. die Dina von ihm (welches
ich aber nicht glaube) so schreibt ein Schulmeister, der Delphine in Wälder
mahlt.
Die
Lindau
ischen Nachrichten vergeßen Sie doch nicht fortzusetzen –
Haben Sie aus Berlin keine Nachrichten / Ich habe die Recherches sur le
Despotisme oriental nicht bei Ihnen gesehen, ein Buch, worinn sie viel
unterstreichen viel ausstreichen werden. – – – Und nun von meinem
Stundengeben 3. Worte / Ich habe wöchentl.7. Mädchens, nicht aber alle
Tage eine jede, sonst würde das zu sehr abmatten. – Unter Ihnen sind
auch die 2. v.
Arndt Berens
, davon Sie, wie ich höre, der ältesten den
ersten Gusto beigebracht haben: sie ist ein Kind von vielem Geist u. Feuer,
wie Vater u. Mutter. – Bei aAltesten Schwarz, habe ich auch eine sehr fleißige
u. muntere Schülerin; deren Mutter Sie als die
Eva
Berens
kennen
werden. Ich habe also Gelegenheit, mich nach der ganzen Berensschen
Familie zu erkundigen, u. kenne sie zum Theil die beiden unverheiratheten
Frauenzimmer wenigstens von Gesicht. – Sonst wird Ihnen Ihr Freund
hievon mehr erzählen können.
In der That ein gar zu langer Brief! Gott, hab ihn selig! – Antworten
Sie mir doch, bester Freund, bald, ehestens, nächstens cito, citius, citissime – u.
erwarten Sie alsdenn durch L. weitere Nachrichten. Ich bin Ihr
Riga d. 23/4 1765.HerderVermerk von Hamann:Erhalten den 10 May durch HE. Fischer.Johann Georg Hamanns allerunterthänigste Bittschrift ihm die Wohlthat
des Ostracismi und einen Reise Paß nach Curland angedeyhen zu laßen.
Meine Mutter war aus Lübeck gebürtig und starb 1756. Nach einer
gesetzmäßigen Theilung mit meinem Vater, einem gebornen Lausnitzer, und
meinem jüngeren Bruder, belief sich mein Antheil etwas weniges über
Fünftausend fl. pr.
Dieser Seegen meines mütterlichen Erbes hat durch Mittel der Vorsehung
nicht nur diese 9 Jahr lang zu meinem nothdürftigen Unterhalte
hingereicht; sondern auch von ao. 1756 bis 58 zu einer Reise nach Englandüber Berlin, Hamburg Amsterdam nach London, wozu ich durch Vorschuß
und Beysteuer grosmüthiger Freunde Handelsleute in Riga Liefland
unterstützt wurde, und endlich noch zu einer andern Ausflucht nach
Deutschland, Elsaß und Basel, die aber nicht länger als 16 Wochen gewährt und von
der ich am Michaelistage des verfloßnen Jahres wieder heimgekommen bin.
Ew. Königl. Majestät werden aus copeylichen Beylagen näher zu ersehen
geruhen, daß weder Uebermuth noch Faulheit, sondern ein bloßes Ungeschick
meiner Neigungen und Fähigkeiten mich bisher von einem öffentl. Amt
ausgeschloßen haben. Ich hätte auch gern die Fruchtlosigkeit meiner Probedienste
bey E. Hiesigen CammerCanzeley vielleicht länger als Sechs volle Monate
verschmerzt, falls es nicht dem barmherzigen Gott gefallen meinen alten
Vater den 25. Januar. a. pass. durch einen Schlagfluß an der rechten Seite
zu lähmen, und hierauf zugleich mich selbst von dem freywilligenmühseeligen Joche meiner Canzeley-Proben zu erlösen.
Ohngeerachtet ein sauer und gewißenhaft erworbenes Vermögen durch
Contributionen, Reductionen, Mildthätigkeiten u. s. w. leicht geschmälert
werden kann; auch mein Vater zu unvermögend geworden, seinen
Hauswesenstand und die Handthierung seiner Kunst länger fortzusetzen: so
gereicht es mir doch zur grösten Beruhigung, ihn auf ein gemächliches Alter
ziemlich durch die Nachfolge eines Bluts Anverwandten und VettersBlutsfreundes versorgt zu sehen. Es scheint mir daher aber keine unzeitige
Pflicht, nunmehr auch für die künftige Sicherheit meines eigenen Unterhalts
selbst Sorge zu tragen, weil mir von meinem nothdürftigen Vermögen nach
Bezahlung meiner jährl. Pension und etwa einiger Schulden nicht mehr übrig
bleiben wird, als höchstens eine Einzige Actie in Ew. Königl. MajestätAllerhöchst verordnetenprivilegirten Bank zu erhandelnkaufen. – Ich
werde dieses Opfer von dem Ueberrest meines ganzen Glücks mit willigem
Herzen thun, und erflehe jetzt von Ew. Königl. Majestät jetzt keine größere
Belohnung meiner eben so obschon vergeblichen dennoch freywilligen als
vergeblichen Probedienste, denn als die gnädige Freyheit mein Vaterland
verlaßen zu dörfen können. Da ich keinen ausdrücklichen Befehl vom Hofe
vermuthen kann darf, der mich verbinden sollte in meiner Heimat zu
verhungern oder betteln zu gehen, unterdeßen ich die außerordentlichsten und
vortheilhaftesten Anerbietungen auswärtiger Gönner mit einer patriotischen
Stupidité und ebenso lebhaften Gefühl meiner Unwürdigkeit ausgeschlagen
habe und da es ferner an merklichen Beyspielen von Landeskindern gar
nicht fehlt, die ihrer Verlegenheit hier aus- und unterzukommen durch
gesuchte und erhaltene gewährte verwilligte Erlaubnis sich auf eine Zeitlang
zu expatriiren abhelfen müßen: so wird E. Erlauchte Königl. Regierung mit
gleicher Gnade geruhen mir einen Reise Paß nach Curland zu ertheilen, weil
ich daselbst die nächste Hofnungen habe, mir durch Vorschub gutgesinnter
Freunde vor der Hand eine anständige Subsistance zu vermitteln.
Ich werde niemals die Treue eines Preußen gegen für das Interesse und
die Befehle seines unsterblichen Monarchen in dieser Brust erkalten laßen, und
auch in fernen Landen nicht vergeßen den Ruhm Preußischer Helden und die
noch weit glücklichere Ruhe Preußischer Invaliden bis an mein Ende zu
verkündigen. Sollte aber dem Gemeinen Wesen jemals an meiner Asche und
übrigen Nachlaß etwas gelegen seyn; so werde keinen Zeit Augenblick
versäumen mich unter dem Schatten der Heiligsten Eiche dieses Königreichs zu
verpflanzen und daselbst mit der Devotion eines aufrichtigen Druidenersterben zu können als Ew. Königl. Majestät allerunterthänigster Knecht.
Königsberg den 1ten May 1765.Johann Georg Hamann.Kgsberg den 18ten May 65.Herzlich geliebtester Freund,
HE Prof. Lindner hat meine Erwartung übereilt und wurde den 15t am
Heil. Abend vor Himmelfahrt zu Fuß in Gesellschaft des HE Steidel von mir
eingeholt und Nachmittags in Zieglau einem kleinen Cöllmischen Gut hinter
Quednau von uns umarmt. Ihre Zuschrift hat mir HE. Fischer überbracht
und die Ueberschickung Ihrer dramatischen Ode nebst Zu- und Nachschrift ist
mir ein eben so schätzbares Pfand Ihres Andenkens. Ihren künftigen Rectorhabe gestern unvermuthet zum ersten mal besucht und zu seinem Vorgänger
geführt. Er wartet noch auf Kgl. Concession, für die letzterer gegenwärtig mit
sorgen wird.
Sie sind jetzt allso, mein lieber Herder, der einzige Freund, den ich in Riga
habe. Wandeln Sie also Ihrem Beruf würdiglich, und üben Sie das φρονεινεις το σωφρονειν nach dem Maas Ihrer Talente aus. Denken Sie weniger
und leben Sie mehr. Die Furcht Sie nicht recht zu verstehen und von Ihnen
gleichfalls nicht recht verstanden zu werden nöthigt mich, daß ich bey
Generalibus bleiben muß. Ueberlaßen Sie sich nicht der Menge Ihrer
Lieblingsideen zu viel. Glauben Sie es mir zu Gefallen, daß es keine so allgemeine und
nützliche Philosophie zum Besten des Volks giebt, und kein so glücklicher
Anfang der Weisheit als die Furcht des HErrn; denn sie hat die Verheißung
dieses und eines künftigen Lebens.
Mit Ihrem Gesang auf die Asche Königsbergs bin ich gar nicht zufrieden
gewesen; aber dies neue Stück ist mehr nach meinem Geschmack. Sollte Ihr
Genie zur
Musick
für Riga nicht brauchbarer seyn als Ihre archäologische
Muse. Sind Sie schon zu alt dazu noch ein wenig
Zeichnen
wenigstens zu
lehrrnen, und hätten Sie nicht Gelegenheit etwas von der Malerey in
Gesellschaft einiger Ihrer Schüler mitzunehmen; oder hindert Sie Ihr Gesicht
daran. Concerts pflegen sonst dort ein Schlüßel zum Umgang zu seyn. Doch
vielleicht sind Sie jetzt mit Vicariatsstunden und häuslichem Unterricht so
überhäuft, daß Sie wenig Augenblicke für sich übrig behalten.
In Ansehung des Problems, an dem Sie arbeiten, besinne mich nicht mehr
als was Kant davon zu sagen pflegt. Erfüllen Sie Ihr Versprechen mir
näheren Bescheid darüber zu ertheilen, und vergeßen Sie Ihre
Fragmente
nicht.
Die Recherches sur le Despotisme Oriental habe so gleich als sie
ausgekommen sind, beseßen und würklich mit dem Bleystift in der Hand gelesen.
Ich habe den Verfaßer davon Boulanger nennen gehört, aber einen gewißen
Chamberlaine (wenn dieser Name mir recht einfällt) dafür gehalten, weil ich
in des letztern Briefen die unter dem Titel: Der Philosoph wieder seinen
Willen herausgekommen und längst ins Deutsche übersetzt sind den gantzen
Entwurf diesesr mislungenen Theorie gelesen habe.
Den
Göttingschen Prediger
habe gelesen und gebe Ihrem Urtheil Recht.
Daß meine Beurtheilung darüber schon abgedruckt war, aber unterdrückt
wurde, werden Sie sich auch noch besinnen. Michaelis ist es nicht, den
Leß
kenne nicht; ich hielte aber den
Heilmann
für den Verf. der mir auch mehr
durch das Gerücht als avtoptisch bekannt ist. Ihre Vermuthung in Ansehung
des mittlern kan daher richtiger seyn. Die Einsichten des Verf. scheinen mir
mehr wie sein Styl ausgedehnt als tief zu seyn. Für den detailsubalternerVerhältniße gehört ein Myops; aber ich habe keinen Adlersblick, keinen
Sonnenflug, nichts von dem hohen Geruch des Königs unter den Vögeln in der
gantzen Abhandlung wahrgenommen. Der gantze Zuschnitt ist für die
Universitätskirche in Göttingen gemacht, und was eine
Baumschule
seyn sollte, ist
ein Blumenbett, oder gehört im Kohlgarten.
Die Sittenlehre des Teufels ist noch das beste von den nachfolgenden,
deren Fortsetzung ich aber nicht zu sehn verlange. Es ist alles nach einem
Leisten, deßen Mechanik man leicht absehen kann. Daß der
Zankapfel
von
eben dem Verfaßer, hab ich bisher nicht gewust. Diesen kenn aber näher und
hab ihn mit dem
Etwas
über gleiche Materie und
Jerusalems Briefen
über
die mosaische φφie längst meiner Samml. ad illustrationem des N. Organieinverleibt. Den Fielding mit lateinischen Buchstaben habe niemals recht lesen
mögen, weil ich mich in meiner akademischen Kindheit in die Beverlandsche
Hypothese selbst verliebt hatte. Daß alle diese ungleiche und nur in gewißer
Betrachtung ähnl. Stücke aus einer Feder gefloßen, kommt mir aber auch
unwahrscheinlich vor.
Es fehlt mir an Gelegenheit Neuigkeiten zu lesen und worauf ich schon langewarte zu erhalten, ich habe daher Zeit gehabt den heil. Hieronymum zu
übersehen, bis auf seine Auslegungen, des Gale Ausgabe von Opusculis Mythol.
Ethicis et Physicis, Gesners von Orpheus und den Diogenem Laertiumdurchzulesen; und bekam hierauf Lust zum
Bodinus de republica
, mit
dem ich noch vor Pfingsten fertig zu werden hoffe.
Daß unser König les Matinées und einen Auszug des Bayle ausgegeben,
wird Ihnen schon bekannt seyn, aber noch nichts davon gesehen. Von der
deutschen Bibliothek gleichfalls nichts; die im 20sten Theil der
LitteraturBriefe angekündigt worden, worinn Sie ein schon Stück des Lucians finden
werden. Mosers Daniel ist
censirt
nebst Basedow.Sie können leicht erachten, liebster Freund, daß ich jetzt zerstreuter lebe,
aber eben nicht zufriedner sondern Kgsb. wird mir immer enger. Aus einer
guten Ahndung, die mich noch nicht gantz verläßt, bin ich den 1 May, also
14 Tage vor unsers Freundes Ankunft, bey der Hies. Regierung mit einer
allerunterthänigsten Bittschrift eingekommen mir die
Wohlthat des
Ostracismi und einen ReisePaß nach Curland angedeyen zu laßen.
Sie werden mich in Ferien auf diesem Gottesacker meiner Ruhe besuchen
können, und ein guter Freund ist geneigt in sein Haus mich aufzunehmen.
Ich warte also auf die Stunde meiner Erlösung, Verpflanzung und Ihrer
Umarmung.
Die Hänschen Berens ist meine Schülerin gewesen, ich kenne also Ihren
Geist und deßen Feuer, so gut als des jungen Abts Gedankenfahrten, und
wünschte daher, daß er vorzüglich in seinen Stunden mit dieser
liebenswürdigsten Pflantze sich des
Auscultatortitels
erinnern möchte. An der
ältesten Schwartz hab ich gleichfalls Gelegenheit gehabt den Character ihrer
Mutter, der Eva Berens zu bewundernNoch eins, liebster Freund, im Vertrauen. Auch
Baßa
hat darunter
gehört. – Seine Umstände gehen mich nahe. Pr. L. sagt mir, daß er meinem
Bruder noch schuldig seyn soll. Daß ers gewesen ist, weiß ich. Daß ers noch
seyn soll, davon wißen wir alle
nichts
. Pr. L. brachte bey seiner BesuchsReise
120 Alb. Thl. mit, und seine Obligation ist
darauf zurißen worden
. Wäre
das geschehen, wenn die gantze Summe nicht abgetragen worden wäre?
Ich zweifele daran, da mein Vater noch Augen hat zu lesen. HE Prof. L.
sagt, daß B. noch 80 Thl abzutragen hat, und daß er ihn darum immer
gemahnt, B. sich aber darauf beruffen, daß ich ihm noch schuldig wäre. Ich
bekam bey meines Bruders Ankunft 50 # von meinem Vater geschickt und
hab ihm alles bezahlt, auch es an Nebendiensten nach meinem Vermögen
gegen ihn nicht fehlen laßen. Wie dieser unglückl. Freund dazu kommt sich
auf meine Schulden an ihn zu beruffen, weiß ich nicht. Und wie es mit der
Summe von 80 Thl zugegangen, von der Pr. L. sagt daß er selbige dem
SchulCollegen noch schuldig seyn soll, weiß ich auch nicht. Ich melde Ihnen
theils dies, zu
Ihrer eigenen Nachricht
, um dies theils in Ansehung
Ihrer selbst
und
meiner
im Nothfall nutzen zu können, theils um einige
Erörterungen hierüber mit aller möglichen Gleichgiltigkeit bey irgend
vorfallender Gelegenheit einziehen zu können. Es ist eben so leicht durch böse
Leidenschaften unglücklich als niederträchtig zu werden.
Sie können leicht erachten, daß ich meinen armen Freund auf mit einer
kleinen Schuld nicht würde haben so lange aufgehalten und gleichwol bey
reichen Freunden freywillige Abtragungen gemacht haben. Und wenn dies
wahr wäre und nicht ein eben so unverschämter als nichtiger Vorwand,
warum hat er nicht das Herz gehabt mich zu mahnen, da er meinen
Aufenthalt weiß, und in keinem seiner Briefe daran gedacht hat. Ich habe den
Inhalt des letzten Briefes, den ich niemals beantworten mögen, und auf deßen
Antwort ich durch andere Wege besorgt, noch nicht vergeßen.
Von Prof. L. kann kein völlig Licht hierüber einziehen; vielleicht künftig
mehr, wenn er mehr Zeit sich zu besinnen haben wird. Die eingebildete
Erklärung dieses Räthsels stell ich mir aber so ohngefehr vor: daß B. zu
zweymal vom SchulColl. Geld geliehen haben muß, einmal auf eine Obligation,das andere mal vielleicht unter andern Vorwand oder Umständen. Vom
letztern wißen wir hier nichts. Und
wenn es sollte
geschehen seyn, so bleib
es auf deßen Rechnung und Unkosten, der das seinige muthwillig
verwahrloset. Ist B. nicht im Stand gerecht zu werden: so verliert der Kayser sein
Recht und Pr. L. wird ihn nicht weiter mahnen dürfen. Hilft er sich wieder
auf und ist sich einer Schuld bewust: so wird er eben so ehrlich seyn, als ich
nach meiner Heimkunft aus Engl. gegen ihn gewesen bin. Daß ich damals
bezahlt habe, kann er nicht leugnen, und daß ich nachher weder Noth noch
Anlaß gehabt habe bey ihm Geld zu borgen, ist eben so gewiß wahr, weil ich
im Berensschen Haus an nichts Mangel hatte, unverhoften Zuschub von
meinem Vater bekam, und bald darauf gantz weggereist bin.
Vergeben Sie es mir, daß ich mich bey einer impertinenten Kleinigkeit so
lange aufgehalten habe und laßen Sie sich unsers Freundes LindnersWirthschaftsregeln in vielen Stücken empfohlen seyn. Falsche Grosmuth ist ein
stark Getränk. Ordnung ist Wachstum und Erhaltung. Wer im irrdischen
Mammon nicht treu ist, wird noch ein schlechtrer Haushalter der unsichtbaren
Schätze seyn. Gnug auf heute. Leben Sie wohl. Mein alter Vater und übrige
Freunde grüßen Sie herzlich. Ich ersterbe mit herzlicher Ergebenheit
Ihraufrichtiger Hamann.Riga den 21. MaiHerzlich geliebtester Freund,
Ich wünsche Ihnen zur Umarmung Ihres Lindners Glück, u. ich würde
mich freuen, wenn seine Umhalsung Sie in Königsberg feßeln könnte. –
Laßet uns frei reden von unserm Vater Abraham; so sage ich zu Ihnen mein
liebster Hamann, u., (weil ich nicht weiß, wie bald Sie unsern Gegenden
näher kommen) vielleicht das letzte mal. – Wenn mein Loos, ich will gar nicht
sagen, als Rath, sondern nur als Stimme bei Ihnen gilt: so bedenken Sie
um des Himmels willen, welchen vergebl. Schritt Sie unternehmen. Sie
verlaßen Ihr Haus; denn es ist nicht mehr Ihres Vaters, u. am wenigsten
Ihr Haus; allerdings mögen Sie es verlaßen; ich habe Sie oft als den
ernst Socrates gegen seine Hausehre darinn wandeln gesehen, u. mirich vielleicht würde es einem Ihnen längst auf dem Kopf angezündet
haben, wenn ich nur gewust hätte, daß Sie sich alsdenngerettethätten
retten, u. nicht gar auf dem Aschenhaufen wohnen wollen. Allein warum
bauen Sie sich selbst keines? Warum nehmen Sie nicht, mit dem Eifer eines
Schiffbrüchigen, die Veste Ihrer Bekandschaften, Mittel, u. Kräfte,
zusammen? warum machen Sie sich nicht Freunde mit dem ungerechten Mammon,
auf daß p – Und nach
Kurland
? und da ihren
Friedehoff
(dies Rigische
Wort paßt vielleicht am besten her) oder ihr Fegfeuer zu suchen, daß Sie zum
Tode reinige. O mein bester Freund! ich weine über Ihr Schicksal – wenn nur
der gute Freund nicht der Hofrath T… ist – u. bei ihm, der bei seine
vormalige
Unauskommlichkeit
noch denas Ho Unausstehliche eines
Kurländischen
Hofraths
hat annehmen müßen, der in einer Lage lebt, wo – bei ihm soll
ein
launischer
Hamann Ruhe finden? – Ei wenn die Stelle, die Ihnen
werden soll, auch nur von der Dauer jenes Kürbis ist, der einem Mann sSchattengab, der aber nicht Zufriedenheit – Indeß! ist Ihre Reise vest, u.
beschleunigt: so werfe ich Ihnen, bester H. einen aufrichtigen
Gottgeleitskuß
über,
u. u. wage es – Ihnen einen kleinen Vorschlag zu thun.
Gehen Sie nicht bei T. ins Haus, sondern warten Sie an einem nahen
Orte, die Bestimmung des Loses ab, deßen Wurf Sie seiner Hand
überlaßen haben, sonst werden Sie vielleicht auch – (u. es ist mehr als
vielleicht) ihres Aufenthalts eher überdrüßig, ehe Sie Ihre Lage angetreten
haben; vielleicht werden Sie in diesem Posten etwas ausstehlicher als bei
der
Kammercopisterei
haben! – Wollen Sie nun die Zeit des Wartens bei
mir zubringen; ich habe überflüßige Gelegenheit, da ich 3. Zimmer bewohne:
ich habe die Oekonomie in meinem Hause, u. kann Sie auf meiner Stube
haben, u. das sehr leidl.u. angenehm. Ich wohne in einer Gegend, die das
Kloster
heißt, u. mir es auch ist: sie können
einzeln;
ohne
Rumor
einkommen, u. bei mir verborgen liegen: Die hiesige Bibliothek im Dom, u.
vielleicht meine Gesellschaft würde Sie unterhalten – alsdenn reisen Sie
mit Gott nach
Mitau
, u. finden Sie Ruhe, – wenn sie Arbeit haben.
Sie werden es mir verzeihen, daß ich antworte, wo ich nicht gefragt werde,
u. weißage, wo ich nicht gesalbt bin, aber laßen Sie mich lieber
Micha
,
als
Zedekia
mit eisernen Hörnern seyn; ich meine es von Herzen u. urteile,
wie ich denke. Ich erinnerte mich, mein Freund, an einen unserer Abende,
da Sie mir so viel Paradoxes, so viel Laune, so viel Enthusiasterei
vorgeworfen; – u. o machen Sie nicht auch in meinen Augen ein besonderes
Phönomen aus, aus dem ich sehr viel lerne –
Ich will jetzt kurz auf Ihren Brief antworten. – Ihr Rath, den Sie mir
in Ansehung meineder Maulwurfshügel geben, die ich nach meinen
LieblingsIdeen hier u. dort aufwerfe, ist mir theuer, u. ich habe mich auch von
einem neuen Zeitpunkte an, den ich nach der Veränderung des Rektorats –
bezeichnen will, eine neue Laufbahn von Arbeiten bestimmt. Ich will mehr
leben, u. mich brauchbarer zu machen suchen. Hätte ich in Königsberg einen
Pädagog
, u. hier gleich von Anfange einen Einführer gehabt: so hätte ich
nicht nöthig, theils meine Königsb. Lage umzubilden, theils mein hiesiges
Feld durch Fehlversuche, u. beständig wie ein Phrygier kennen zu lernen.
Ich will meine Poesie mehr unter den Menschen meines Aeons wandeln
laßen, ein Praktischer Weiser zu werden suchen, u. statt Bücher, Menschen zu
kennen mich bestreben. – Auf das Zeichnen bin ich bei Gelegenheit der
Mathematik selbst gefallen, aber Umstände u. Lust, u. Fähigkeit haben mir den
Vorschlag schwarz gemacht. Ich traue mir nicht im Kleinsten ein
Mechanisches
Genie zu, u. vielleicht sind im Physischen u. Politischen Verstand meine
Augen dazu zu kurzsichtig –
Wohl! aber will ich mich aufs Lettische legen, ohngeachtet ich mich etwas
davor ziehe; mich der hiesigen Bibliothek annehmen, u. Riga als einen Ort
ansehen, wo ich einen Theil meines Frülings genießen
muß
; mehrcetera
coram.Ueber mein Problem kann ich Ihnen nichts sagen; es ist war dem Aether
aufgeopfert, ehe mir Ihr Brief in die Hand fiel. Mein Fragment werde nicht
vergeßen, ob ich gleich ihm es gleich von neuem schaffen muß, u. doch muß
es Fragment bleiben. –
Die Litteraturbriefe habe noch nicht in Ihrem Abschiedskleide gelesen; u.
ich denke, weil dies Werk gleichsam mit meinem Geschmack zusammen
aufgewachsen ist, es noch einmal ganz zu durchlaufen, u. die Deutsche Bibliothek
selbst zu halten. – Wenn Sie mir einen kleinen Plan, den jene, wie Dido die
Kuhhaut, auszubreiten scheinen, vorgezeichnet hätten: so wäre es vor mich
sehr intereßant gewesen, weil ich das Werk selbst oder die Litt. Br. später sehen
dörfte, als ich wollte.
Im
Lindauischen
neuesten Stück, ist
Kants
Schönes
sehr gelobt, u. er
als La ByoBryuere der Deutschen gepriesen. Ich gewinne diesseStSchrift meines Lehrers, den ich immer mehr schätze, zusehends lieber, u.
glaube jetzt beinahe, daß der Gesichtspunkt Ihres Auges, da Sie sein
Recensent wurden, von dem seinigen ganz abweicht. – Indeßen scheint die
Versteckte Triebfeder des Schweizerlobes seine
Schweizerische
Schreib- u.
Rousseauische Denkart zu seyn; da dieser überall Ihr Gott ist.
Ich muß Sie um ein Wort Ihres Briefes fragen, das ich bei durch allermeine Buchstabirkunst nicht herausfinden kann: mit Hannchen Berens soll
sich der junge Abt des
Auscultatartikels
bedienen.
Baßa
kenne blos durch ein kleines Gerüchte, u. HE. P. L. hat nie an ihn
gedacht. Ihre Worte bleiben also bei mir eingeschloßen, die ich aber
gelegentlich anwenden kann. –
Meine Schreibegeduld reisset aus! Leben Sie wohl! Uebermorgen predige
ich, u. nach der Predigt fahre ich aufs Land, in eine Gegend, die Poetisch schön
seyn soll. – Wären Ihre Pfingsten nicht schon vorbei so wollte ich Ihnen dazu
Glück wunschen jetzt bin ich post festum Ihr aufrichtiger Fr.Herder.Mitau den 20 Junii 65.Herzlich geliebtester Vater,
Ich bin Gottlob! gestern gesund und glücklich hier angekommen, und bey
HE. Hofr. Tottien eingezogen. Sie werden ohne Zweifel neugierig seyn einige
Umstände meiner Reise zu wißen. Friedrich Knoch setzte sich den 11 h.Mittags mit seinem Patron auf ein Schaakner Boot. Der Wind war entgegen;
wir musten daher bis Mittwochs frühe vor Anker liegen. Wir bekamen beßern
Wind, der aber nur einige Stunden währte und wenige Meilen beförderte.
Mittwochs Abends bekamen wir ein wenig Regen, und unsere Fahrt war uns
günstig genug, Donnerstags des Morgens um 4 Uhr Memel zu erreichen.
Wir reiseten Freytags mit einem dasigen Fuhrmann des Morgens ab, mit
dem 40 rthlr accordirt worden, davon ich nur ¼ neml. 10 thlr auf mein
Antheil nehmen dürfen. Mein getreuer Reisegefährte hat unterwegs viel
Anfälle und Schmerzen überwinden müßen; wir haben aber allenthalben sehr
gute und mehrentheils zugleich billige Bewirthung angetroffen. HE Arndt ist
bereits seit vielen Wochen aus des HE Hofr. Hause, in dem aber 4 Kinder
krank sind, 2 an Pocken, und die übrigen an gefährlichern Umständen, daß
HE Doct. Lindner zu des einen Erhaltung wenig Hofnung zu haben scheint.
Ich habe heute die Frau Generalin von Witten besucht, und Ihren ältesten
Sohn, den jetzigen Cammer Herrn, der mich ziemlich vertraut empfieng. Gott
wolle mich regieren und führen auf ebner Bahn. Der jüngere HE Arndt muß
eine Einlage an mich erhalten haben, an der mir viel gelegen, die ich daher
von ihm abzufordern und mir nächstens zu überschicken bitte. Sollte wieder
Vermuthen etwas an mich erfolgt seyn; so befördern Sie solches gleichfalls.
Ich kann weder von meiner gegenwärtigen noch künftigen Verfaßung das
geringste melden, da ich mich kaum von meiner Reise abgekühlt habe. Hoffen,
wo nichts zu hoffen ist, heißt Thorheit, und bleibt gleichwol ein Verdienst.
Die Zeit wird mit Gottes Hülfe mehr lehren. Mein gütiger Hauswirth
verlangt nichts mehr von mir, als daß ich es mir in seinem Hause recht sehr wohl
möge gefallen laßen; und ich habe hier den schönsten Garten, die beste
Bibliotheck ppp. Beten Sie für mich, Geliebtester Vater, und überlaßen Sie mein
Schicksal den Wegen Göttlicher Vorsehung, die alles wohl gemacht hat und
ihr Spiel mit den Menschenkindern hat. Grüßen Sie herzlichst Peter Ohm
und unser ganzes Haus. An den HE Prof. Lindner werde schreiben so bald ich
kann; seinen HE. Bruder und Fr. Gemalin habe gestern gesehen und
gesprochen. Er ist zufriedner als sie es zu seyn scheint. Um mich nicht zu
vergeßen, gönnen Sie meinem Bilde seinen Platz an dem bestimmten Ort, und
seegnen Sie wenigstens meinen Schatten. Ich küße Ihnen die Hände mit
kindlichster Ehrfurcht und ersterbe Ihr treuergebenster Sohn.
Johann Georg Hn.Grüßen Sie doch HE. Steidel und alle guten Freunde, denen meine
Abreise nicht gleichgiltig ist. HE. Prof. Lindner wird mir melden, ob HE Lausonetwas aus der Auction für mich erstanden und ersterer die geschwindeste und
gemächlichste Uebermachung davon auf sich nehmen durch HE. Steidel. Wegen
meiner übrigen Sachen muß ich mehr Zeit haben, ehe ich etwas zuverläßiges
bestimmen kann. Gott sey uns allen gnädig. Leben Sie wohl.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à /
Königsberg
/ en Prusse.Von Johann Christoph Hamann (Vater) vermerkt:den 24 Junii 65Mitau den 30 Junii 65.Mein lieber Freund Herder;
Ich bin seit dem 19tenh. hier und habe noch keine Lust gehabt Ihnen zu
melden meine Ankunft. HE Hartknoch wird Sie auch im Namen meiner
umarmt haben, und ich hoffe daß wir uns nächstens sehen werden einander.
Meine Ruhe, der ich feyerlich hier pflegen will, erlaubt mir jetzt keine so weite
Reise um Sie zu sehen. Sie werden sich also vorstellen müßen, daß Sie mir
näher sind als ich Ihnen bin, und die Augstferien nicht versäumen. HE Kanter
und ich hätten Ihren neuen Rector, den HE M. Schlegel vielleicht eingeholt,
wenn wir nicht zu viel Zeit auf dem Haff verlohren. Wünschen Sie Ihrem
Freunde unterdeßen zu seiner Ankunft und zu seinem Anfange Glück.
Es läßt sich mit mir hier gut an, und ich habe viel Hofnung durch Zeit und
meine gegenwärtige Lage, die mir mehr und mehr gefällt, mich zu erholen.
Ihre poetische Maasregeln haben auf mein ausgetrocknetes Gehirn wenig
Wirkung gehabt; unterdeßen freut es mich innerlich, daß meine Nachbarschaft
Ihrem guten Herzen nicht gleichgiltig ist und Ihre Erfindungskräfte in ein
so gutes Spiel gesetzt hat. Hierinn haben Sie Recht, daß Arbeit und Umgang
zu meiner Zufriedenheit unentbehrlich sind; zu beyden läßt es sich hier und
bey mir an. HE Hofr. Tottien, in deßen Hause ich zu erfragen bin, hat alle
Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit eines Freundes und rechtschaffnen Mannes
für mich. Sie können leicht erachten, daß ich seine große Bibliothek mehr nutze
als seinen großen Garten, an deßen schöner Aussicht ich mich begnüge.
Die längst erwünschte Edda habe bereits hier gelesen, und bin auf gutem
Wege die vaterlandsche Geschichte zu meinem Augenmerk zu machen, wozu
es mir an Gelegenheit und Hülfsmitteln nicht fehlt. Mein alter Vater hat
mir heute geschrieben, und mich mit seiner guten Hand erfreut. HE Arndt
hat eben von mir Abschied genommen um morgen aufs Land zu reisen, und
seine hier angetretene Condition dort fortzusetzen.
Ihr Vorsatz die lettische Sprache zu erlernen, liebster Freund, gefällt mir;
ich habe mir gleichfalls des Pastor Stendters Sprachlehre dazu ausgesucht;
zweifele aber daß außer besondern Veranlaßungen weit darinn kommen
werde. Der Verfaßer hält sich gegenwärtig hier auf und verspricht sich eine
Versorgung, wenn seine Ansprüche auf den engl. Preiß der Meereslänge nicht
erfüllt werden möchten. An HE Pastor Neander habe mir einen Freund
erworben; und ich glaube, daß eine Spatzierfahrt in hiesige Gegenden zur Zeit
der Ferien nicht gantz fruchtlos für sSie seyn möchte.
An HEn Prof L. habe noch nicht geschrieben, weil ich vor der Hand noch zu
wenig Stoff dazu habe, und mir ein Gesetz daraus machen will alle überflüßige
Zerstreuungen zu vermeiden. Wenn Sie Gelegenheit haben den ehrl. Bassazu sehen; so grüßen Sie ihn von mir, und melden ihm, daß der Cammer HE
von Witten jetzt seine Güter antritt. Er kommt tägl. in unser Haus, ich sehe
ihn aber sehr selten.
Melden Sie mir doch etwas von ihrem Interregno der Schule, und wie es
unserm Landsmann gefällt. Ihr Neujahrsstück im Intelligenzwerk habe hier
erst zu sehen bekommen, und bitte mir solches auchs, wie auch alles übrige,
woran Sie einigen Antheil genommen; weil ich jetzt sehr geneigt bin
dasjenige vorzuziehen, das Sie vielleicht nicht der Mühe wehrt halten mir zu
communiciren.
Leben Sie wohl. Grüßen Sie Hartknoch. Ich umarme Sie und bin der Ihrige
J G Hamann.Erfreuen Sie mich bald mit einem Briefe, und übersehen Sie die Leere des
meinigen. Ihre Anfrage wegen des Auscultator Titels wird bereits
beantwortet seyn; und Ihre Neugierde wegen der
deutschen allgemeinen
Bibliothek
gestillt.
Abbt
macht einen wiedrigen Anfang in seiner Abhandl.
vom
Verdienst
, attachirt aber immer mehr und entwickelt sich als einen
Mitarbeiter der Literatur Briefe; dafür man ihn zuerst kaum erkennen kann. Was
halten Sie HE Candidat und Collaborator, von Jacobi
Catechismus
? Ich
habe erst 7 Seiten mir daraus vorbuchstabiren laßen, und finde noch nicht,
daß er den leichtesten Weg für die Jugend eingeschlagen. Vale et fave.Dieser Brief ist so alt geworden, weil es mir einfiel ihn nicht anders als
durch meinen Reisegefährten und Freund, HE Kanter zu bestellen. Wollen
Sie ihm nicht dafür eine Recension des Mallets und der Edda machen?
Adresse mit Siegelrest:A Monsieur / Monsieur Herder, / Candidat de St Ministere, Biblio- /
thecaire du Magistrat et Regent / vicaire du College Cathedral de la
ville / Imperiale de et / à /
Riga
.Mitau den 18 Julii 65.des Morgens um 5 Uhr.Herzlich geliebtester Vater;
Seyn Sie so gütig durch unsere Anne Regine den grünen Schreibpult von
der Bücher Stundebe dem HErrn Prof. Lindner zu übersenden, weil selbiger
ihn brauchen kann. Wenn meine Wäsche noch nicht abgegangen: so wünschte
sehr, wo nicht ein gantzes, doch wenigstens ein halbes Dutzend
recht große
und
gute
Schnupftücher, blaue oder braune, aber nicht seidene. Wenn die
8 Thlr für meinen Pelz sind; so könnten sie sehr füglich dazu gebraucht
werden. Sie nennen vermuthlich meinen Schlafpeltz eine alte Bärenhaut. HE.
Steidel den ich herzlich grüße wird so gut seyn und einpacken, auch lieber die
Sachen an den Buchladen abzugeben addressiren; damit ich mit den
Fuhrleuten nichts zu thun habe. Es wär mir auch lieb, daß die Fracht dort bezahlt
würde. HE Lauson ist bey mir entschuldigt; wegen der Bücher Commissionhabe an HE Prof. L. geschrieben, dem Sie Einlage, so offen wie sie ist, beym
ersten Abendbesuch abgeben werden. Der Innhalt ist auch ohne Couvert sicher.
Daß Sie weder Disput. noch Catalog über Post geschickt haben, ist mir lieb, da
ich beydes zeitig gnug erhalte, und das hiesige Postgeld alt schwer Geld kostet.
Ich lebe übrigens so zufrieden als möglich und bekümmere mich um die
gantze Welt nicht. Es hat mir seit meiner Ankunft an oft an gehörigen
Öfnungen gefehlt; ich habe aber noch keine Arzeneyen nöthig gehabt. Zu Motionen
habe keine rechte Lust. HE Hofrath ist daher gestern Abends ein Stündchen mit
mir ins Feld gefahren. Ich wohne hier so angenehm als auf einem Landgute –
Sie haben mir noch gar nicht gemeldt, daß Sie auch einmal außer dem
Thor frische Luft geschöpft. Haben Sie das Aderlaßen so lange noch aussetzen
können? Ich glaube wirklich, daß es die Vollblütigkeit vermehrt, und würde
mich daher freuen, wenn Sie ohne Nachtheil den Termin allmählich weiter
verlängern könnten.
Der Buchladen und die Nachbarschaft des HE. Doctors sind bisher meine
einzige Ausflüchte. Bey letzterem habe noch diese Woche gespeist und will ihn
heute zu seinem Namenstage feyerlich wieder besuchen. HE Kanter ist noch
in Riga und wird tägl erwartet. Sein ausgebliebenes und verspätetes Gut
wird ziemlich den dortigen Markt verdorben haben.
Wie geht es den jungen Vetter Zöpfel? Ist er noch in Elbing? Empfehlen
Sie mich des HE. Nuppenaus Freundschaft, und grüßen Sie Lieschen, das
Zöpfelsche, Schultzsche Haus wie auch Goldschmidts Winkel p. Ich bitte des
HE Arndt Handschrift nicht zu vergeßen, der gestern aus Eckhof seinen
gegenwärtigen Aufenthalt bey HE von Kleist an mich geschrieben. Gott seegne und
stärke Sie, mein lieber Vater. Lieben Sie mich und beten Sie für Ihren
treugehorsamsten SohnJoh. Georg Hamann.Noch eine kleine Nachschrift an HE Prof Lindner. HE Hofr. hat eine Schrift
des Strimesii unter folgendem Titel angeführt gefunden, die aber deutsch in
4 ausgekommen: Joh. Sam. Strimesii vberrima narratio de Comitiis regni
Poloniae generalibus Grodnae in Lithuania celebratis ao: 1726 ex nouis
publicis Gallicis, Lipsiensibus aliisque collecta et notis historicis geograph.
et geneal. illustrata vna cum Constitutionibus regni. HE Kanter der einen
Kauf mit einem Warschauschen Buchführer gehabt, vermuthet es gleichfalls
unter seinen Sachen. Ich zweifele aber daran. Sollte etwa HE Lauson nicht
nähere Nachricht davon geben können aus des
Verf. Leben oder es selbst
besitzen, und wenn es HE Kanter nicht haben sollte, möchte es nicht bey uns
bey Gelegenheit aufgetrieben werden können. Ich habe einen Band seiner
Anmerkungen über die Zeitungen; darinn wird es doch wohl nicht stehen? Er
steht wo ich nicht irre im Vorhause, wenn ich ihn nicht einmal oben genommen
ohne es mich jetzt besinnen zu können. Leben Sie wohl.
Adresse mit rotem Lacksiegel I. G. H.:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à /
Königsberg
/ en Prusse.Von Johann Christoph Hamann (Vater) vermerkt:empfangen den 22 Julii 65. den 3 Aug.Mein liebster H.
Ich bin heiter nach Hause gefahren, doch nicht nach Hause; sondern bis
4. Werst v. Riga an
Vegesackshof
; da ward ich aufgefangen, lies den Wagen
einfahren, u. selbst kam ich des Abends spät nach. – Jetzt habe ich bis 9.
geschlafen, u. versuche es zu schreiben, weil ich Hartkn. noch zu finden glaube.
Unsere Zusammenkunft war, wie unsere Erwartungen von einander, aus
gar zu großer Muße thätig, u. aus Thätigkeit müßig. Nächst erwarte ich
einen
vollen schweren
Brief von Ihnen; denn Sie sind mir mehr schuldig
geblieben, als ich Ihnen:
Ein Lied, was ich den Weg über Poetisirt habe:
(Zum Nutzen wird, was erst Vergnügen war!)Damon u. Doris: ein GesprächDa.Sieh dieses Heu gethürmet; jüngst wars ein Teppich GrasJetzt Spät kühlet uns sein Schatten; wo man früh Blumen las.Dor.Heut prangten diese n Rosen, als stolze Gartengötterjezt, sind um uns bald zu salben, sind sie ein Haufen Blätter:Dam.Sieh dieses Haus von Garben, heut wars ein Ährenheer;bald ists, um uns zu nähren, ein goldnes Körnermeer.Dor.Einst lockt’ ich dich, als Traube, jetzt muß ich Trauben gebenbald, wenn die Blätter welken, werd’ ich ein Zaun von Reben.Dam.Jung stieg ich wie die Lerche, drauf sang die NachtigallJezt schlag ich wie die Wachtel, – u. werde bald bin ich – Wiederhall.Lesen Sie das Stück Kantern vor, dem Sie einen Kuß von mir geben müßen:
damit er glücklich kehre zu seiner Heimath, u. seinem Weibchen, u. Ungebohrnen.
Ich bin zwar nicht erschöpft, muß aber schließen, bis auf glücklich
Wiedersehen, – in der Gegenwart des Briefes –
An HErn Hofrath, die Fr. Räthin, u. Fr. Pastorin, machen Sie mein
ergebenstes Kompliment: in einem etwas kleinern Grade machen Sie’s an
HErn D. Lindner, u. seine Fr., u. im Positivo haben Sie an Schwander, u.
Tetsch zu grüßen; als woran geschieht unser allerfreundschaftlichste
Kollaborator Wille; Gegeben Riga zu Kloster
Montag frühHerderAdresse:à Monsieur / Monsieur
Hamann
/ homme de lettres / à
Mitau
/
bey HE. Hofrath Tottin in seinem Gartenhause:
Vermerk von Hamann:Erhalten den 6. Aug. 65. durch HE Hartknoch.
geantw. den 16t ej.Mitau den 15 Aug. 65.Herzlich Geliebter Vater,
Meine Sachen sind den 11tenh. als vorigen Sonntag wohl behalten hier
angekommen und ich statte Ihnen für alles meinen Herzlichsten und kindlichsten
Dank ab. Wir haben hier währender Zeit 2 Leichen im Hause gehabt. Den
24 Jul. Abends starb Christoph Antonchen von 4½ Jahr alt und den 27tenJustus Wilhelmchen in einem Alter von noch nicht 3 Jahren, die den 28. als
am 8ten Sonnt. nach Trin. des Abends zur Ruhe gebracht wurden, wobey ich
auch Handreichung gethan. Am 1tenh. besuchte mich HE Herder, logirte in
meiner angenehmen Herberge und reisete den 4ten wieder nach Riga. Den Tag
drauf reisete die Frau Hofräthin nach ihrem Vater, dem HE Praepositus
Schüttler zu Goldingen in Gesellschaft ihrer Schwester und Schwagers, des
HE Past. Ruprecht. Wir erwarten selbige alle Tage, und der alte Praeposituswird herkommen um die Ärtzte wegen seiner gefährl Krankheit zu curiren,
die von einigen für eine Brustwaßersucht, von andern für eine Verstopfung
der Leber ausgegeben wird. Aus diesem Tageregister werden Sie die Ursache
meines Stillschweigens leicht absehen können. HE Hofr. ist heute frühe nach
Rumthal zum Herzog gefahren, der ihn wieder nach Warschau schicken wird.
Sie werden uns vielleicht eher als Sie es vermuthen in Kgsberg zu sehen
bekommen, weil wir alles mögl. thun werden unsere Hin- oder Rückreise
darnach einzurichten. Wundern Sie sich daher nicht, wenn meine Nachrichten
seltner seyn werden, weil ich mit kleinen Übersetzungen Abschriften und
allerhand Nebendingen beschäftigt bin, die mir wenig Zeit übrig laßen. Die
polnischen Relations Gerichte fallen in den Octobr, wozu die Gegenwart eines
fürstl. Bevollmächtigten nöthig ist. Es bleibt uns also eben nicht viel Zeit
zum Termin übrig. So kurz unser Aufenthalt in Kgsb. seyn dürfte, desto
angenehmer wollen wir ihn zu machen suchen. Vielleicht möchte ich des Bruders
Peltz zu dieser Fahrt nöthig haben. Sorgen Sie daher, lieber Vater auf allen
Fall, entweder daß ich ihn abborgen oder abkaufen kann. Gott erhalte Sie
Geliebtester Vater bis auf den glücklichen Tag, da ich die Freude haben werde
Sie zu umarmen, gesund. Ich küße Ihnen mit kindlichster Ehrfurcht die
Hände, und ersterbe Ihr gehorsamst ergebenster Sohn.
Johann Georg.Grüßen Sie Vetter und Vetterinnen und alle gute Freunde aufs zärtlichste
von mir. Das übrige auf diesem Bogen ist für meinen Freund, den HE.
Prof. Lindner.Grüßen Sie doch HE Kanter viel tausendmal. Ich habe nicht Abschied
genommen in der Erwartung uns einander bald wieder zu sehen.
HöchstzuEhrender Herr Professor,Herzlich Geliebtester Freund,
Ihre Streitschriften habe richtig erhalten und bis auf die 2 Exempl.anderer Größe vertheilt, wofür in meinem und meiner Freunde Namen den
feyerlichsten Dank abstatte. Aber noch angenehmer ist es mir heute gewesen
Ihren HE Bruder unsern
gewesenen
Braunschweiger zu umarmen
, der
gestern Abend spät von Platone hier angekommen. Sie werden an dieser
frohen Nachricht Ihre GeEhrte Mama gleichfalls Antheil nehmen laßen und
Ihren Correspondenten bestens zu gl. Zeit empfehlen.
Besorgen Sie doch sobald Sie nur können die Sache mit den HE. Str.
Thamm. Den Preiß der übrigen Bücher läßt man sich gefallen; dingen Sie
aber an dem Böhmischen Gesangbuch so viel Sie können, an Fischer etwas,
wie auch wo mögl. an den Erasmischen Colloquiis, die für mich seyn sollen,
und den Mem. de Cathar., die man auf Gerathe wohl kauft ab. Das böhmische
Gesangbuch ist eine blos unnütze und eitle Meuble, die man mit der Hälfte
gnug und überflüßig bezahlt, weil ich sie blos zufällig mit der lettischen
Sprache zu vergl. brauchen möchte, und weder mehr Liebhaber dazu noch mehr
Nutzen davon absehen kann.
Um Ihren Buchholtz zu sehen möchten wir vielleicht ehstens selbst nach
Kgsb. kommen und auf ein paar Stunden ansprechen. Es würde mir lieb
seyn, wenn meine Laute reparirt und von HE Reichard in guten Stand
gesetzt werden könnte. Ueberlegen Sie mit meinem Vater damit, weil ich
sie gern mitnehmen möchte, und vielleicht nicht so viel Zeit hätte es bey
meiner Gegenwart selbst zu besorgen und abzuwarten. Die Frau Doct.läßt mich zu Mittag einladen und Ihres Manns Stelle zu vertreten, der nach
Doblehn gefahren, da wollen wir Ihre Gesundheit trinken.
Vivat Hoch!Adresse mit rotem verwischtem Lacksiegel:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à
Königsberg
/ en Prusse.Von Johann Christoph Hamann (Vater) vermerkt:den 19 Aug. 65. den 21 Antwort.Mitau den 16 Aug. 65.Herzlich geliebtester Freund,
Sie erwarten von mir einen langen Brief, der schwer von Danksagungen
seyn soll. Ich melde Ihnen aber weiter nichts, als daß wir höchstens in
14 Tagen nach Warschau so Gott will gehen werden. Haben Sie etwas nach
Kgsb und Morungen zu bestellen: so schicken Sie es bey Zeiten ein. Gestern
habe das unvermuthete Vergnügen gehabt den HE. Lindner aus
Braunschweig zu umarmen und ihm den ganzen Nachmittag geholfen seine
kostbare engl. franz. und welsche Bibliothek auszupacken. Freuen Sie sich liebster
Freund, über die Vortheile meiner Lage und die Früchte meiner künftigen
Muße. Hier haben Sie den Schlaf aus den
vermischten Poesieen Frkf.
und Leipz
. 756.
Komm, säusle mich ein
Du sanfte Luft!
Hier lieg ich bey Rosen
Auf krausem Moos.
Breitblättriger Baum
Beschatte mich!
Ihr schlanken JasminenHaucht süßen Duft.
Sanft murmelt der Bach
Vor mir vorbey
In sanfter Ermattung
Schlummr ich schon halb.
Ode auf ein Geschütz, wodurch, am Tage der Belagerung Berlins, eine
Kugel, bis mitten in die Stadt getrieben wurde. Berl. den 3 Octobr. 760.
O du, dem glühend Eisen, donnernd Feuer
Aus offnem Aetnaschlunde flammt
Die frommen Dichter zu zerschmettern, Ungeheuer
Das aus der Hölle stammt!
Wer zur Verheerung blühender Geschlechter
Dich an das Sonnenlicht gebracht
Hat ohne Reue seine Mutter, seine Töchter
Frohlockend umgebracht.
Ganz nahe war ich schon dem Styx, gantz nahe
Dem giftgeschwollnen Cerberus
Ich hörte schon das Rad Ixions raßeln, sahe
Die Brut des Danaus,
Verdammt zum Spott, bey bodenlosen Fäßern; –
Und Minos Antlitz, und das Feld
Elysiens. Den großen Ahnherrn eines größern
Urenkels, und sein Zelt
Voll tapfrer Brennen sah ich! Ihre Lieder
Ihr Fest bey jedem Nectarmahl
Ist Er, der wider sechs Monarchen ficht und wider
Satrapen ohne Zahl.
Schon säng ich Seine jüngste That: wie brausend
Ein Meer von Feinden ihn umfieng,
Er aber seinen Weg hindurch auf zehentausend
Zertretnen Schedeln gieng.
Alcäus würde jetzt mein Lied beneiden;
Schon säh ich Cäsarn lauschend nahn,
Mit ihm den weisen Antonin, und den von beyden
Gefeyrten Julian. – – –
Allein Mercur stand neben mir, und wandte
Durch seinen wunderbaren Stab
Den Ball, der mich ins Reich der Nacht zu schleudern brannte
Von meinen Schläfen abDenn ich soll noch die Laute stärker schlagen
Wenn Er durch Weihrauchwolken zeugt
Die Kriegesfurie gefeßelt an dem Wagen
Des Ueberwinders keucht;
Wann Er auf einem Throne von Trophäen
Rund um sich her der Künste Kranz,
Und wir im Musentempel Seine Siege sehen
Versteckt in Spiel und Tanz;
Wann Er, ein Gott Osir! durch unsre Fluren
Im seeligsten Triumphe fährt,
Indeß der Ueberfluß auf jede Seiner Spuren
Ein ganzes Füllhorn leert. Scilicet.Sie erhalten vielleicht noch vor meiner Abreise einen beträchtl. Beytrag zu
Ihrer Samml. Rammlerscher Oden.
Für Ihr dialogisches Liedchen danke. Ein
Zaun von Reben
, und
Wiederhall
scheint nicht dem Inhalt gemäß zu seyn, um die Verwandl. des
Vergnügens in Nutzen zu erklären. Ein Ährenmeer und Körnerheer sind freylich
Nothreime, aber diese Concrescentz kommt mir analogischer, und ein Heer
als ein lebendiges Geschöpf ist dem Meere als einem leblosen auch auf den
Begriff der Menge vorzuziehen. Das Rosensöl hat für die Sitten unsrer Zeiten
und die heutigen Damons und Phillißen weniger Bedeutung als damals, da
WaschenBaden und Salben mehr Mode war. Spät und frühe scheint
mir nicht sogut als das ausgestrichene
Jetzt
und draufzufolgende sonst.
Weil beym spätseyn sich der Schatten von selbst findt und die Kühlung nicht
mehr so nöthig ist. Den Abschiedskuß bin Kantern schuldig geblieben und
s. w. Wir vermuthen heute die Zurückkunfft der Fr. Hofr. mit Ihrem
kranken Vater dem HE Praepositus Schüttler. – In gröster Eil mit
Unterdrückung alles deßen was sich am Rande versteht, bin und bleibe der Ihrige
Hamann.Adresse: An meinen / Freund Herder / in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:nebst 1 BuchRammlers Ode auf den Granatapfel, der zu Berlin gewachsen.
O die du dich zur Königin der Früchte
Mit
Deinem eignen
Laube
krönen must
, ad num. 3. Scheint denAurorens Kind, an welchem Sonnenlichte [Krantz herumzuflechten.Zerspaltest du die purpurrothe Brust,
Die
Proserpinen ihre Körner
ad no. 6.Im Tartarus zu kosten trieb
Und machte, daß sie ferner
In Plutons Armen blieb!
Der Erdball ändert sich: das Meer entfliehet
Und deckt uns Wunder auf, der Fels sinkt ein;
Und o Berlin! dein dürrer Boden blühet;
Pomona füllt ihr Horn in dir allein
ad no. 6.Und Flora muß auf dein Begehren
Aus allen Blumen Kränze drehn,
Und mit gesunknen Aehren
Die blonde Ceres gehn.
Und zarte Bäume trägt, ihr Haupt umschoren,
Der Gott Sylvan, und zieht ein Labyrinth1Selbstirrend auf vor deinen Thoren,
Die nicht umsonst den Künsten offen sind:
Die Künste nehmen Dädals Federn
Und kommen über Meer und Land
Mit Hebezeug und Rädern
In ihrer harten Hand
.
ad
no. 6.Wer hat allhier der Vorgebürge Rücken
Zu Tempeln und Pallästen ausgehöhlt
Die rund umher der Pyrrha Wunder schmücken
Noch halb den Steinen gleich und halb beseelt?
Ihr Götter! prächtig aus Ruinen
Erhebt sich euer Pantheon2Die
Weisen alle dienen
, ad no: 6.Die Völker lernen schon.
Sagt Sterbliche den Sphären ihre Zahlen
Und
lehrt
dem tollen Winde
seinen Lauf
ad num. 3. läuft wieUnd wägt den Mond, und spaltet Sonnenstrahlen [der SturmwindDeckt die Geburt des alten Goldes auf
Und steiget an der Wesen Kette
Bis dahin wo der höchste Ring
An Jovis Ruhebette
Seit Chaos Aufruhr hieng.
Die Zwietracht, die mit Gift ihr Leben nährte
Verliert den Hydrakopf durch einen Streich
Von der Gerechtigkeit beflammten Schwerte;
Der Aberglaube kämpft, und flieht zugleich
Wie vor den kühnen Sonnenpferden
Die blinde Nacht, voll Selbstvertraun:
Denn tausend Städte werden
Ihm einen Altar baun.
Wohl Dir, o du, durch meinen Freund regieret
An Künsten reich, und groß wie Sparta war.
Es zog vom Schall der Flöte schön verführet
In seinen Tod, mit wohlgeschmücktem Haar,
Und alle, die den Kampf verloren
Bestätigten durch einen Eid:
Die Stadt sey nur geboren
Zu Waffen und zum Streit. ad no. 6.
So sang
Calliope,
die voll Entzücken
Umhängt mit ihrer goldnen
Tuba
kamad No 3.) beydeUnd nicht gesehn von ungeweihten Blicken [Verse laufen fortDen
Weg
zum Tempel des
Apollo
nahm
3, [und drückenWo mit dem Pinsel und mit Sayten [einen Gang aus.In Larven und im Lorbeerkrantz
Die Musen sich bereiten
Zum schönsten Reyhentantz.
Ursache des Wohlklangs in dieser Poesie 1.) Die ganze Zusammensetzung
der Strophe ist zum Wohllaut eingerichtet, ihre Zeilen laufen schmal
zusammen u spitzen sich mit einer männl. Schlußsilbe fast wie ein Pfeil. Diese
Figur däucht dem Auge so schön als ein solcher Gang des Verses dem Ohr
klingt.
2.) in den 4 langen Versen kann der Abschnitt bald hinten bald vorn
gesetzt und dadurch der Gleichlaut vermieden werden.
3.) Der Abschnitt bleibt gar weg, wenn eine andere Schönheit erhalten
werden kann. vid. not. no. 3
4.) In jedem Vers findt man einen oder mehrere von den stark klingenden
Vocalen a und o oder einen Diphthongen von gl. Wirkung.
5.) Nicht leicht über 3 Consonanten stehen hinter einander, auch so gar
2 Wörter bringen nicht mehr zusammen.
6.) In dem mit No. 6. bezeichneten Versen sehen wir, daß wenn ein Wort
auf einen Consonans ausgegangen, das folgende mit einem Vocal anfängt u.
vice versa. Dieses ist zwar selten thunlich, wir finden es indeßen in jedem
Vers 1 mal bis 4 mal.
7.) Kein Hiatus weder in der Mitte eines Verses noch zwischen 2 Versen
beleidigt das Ohr.
8.) Vom Reim kommt keiner 2mal vor. Horatz schließt keinen Vers
zweymal mit einerley Worten. Ueberhaupt nimmt er nicht gern einerley Worte
2mal in seiner Ode. – – Dieser Odendichter wird bey seiner Arbeit vielleicht
nicht alle diese Regeln deutl. gedacht haben, aber wie kommt es, daß man sie
am Ende doch alle beobachtet findt, und daß das Stück nichts dabey verloren
hat?
Diesen Auszug, liebster Freund liefere Ihnen aus einem Zeitungsblatt des
Rammlers, das 2 Jahrgänge 50 u 51. ausmacht. No. 6. Critische Nachrichten
aus dem Reiche der Gelehrsamkeit Auf das Jahr 1750. Berl. 4. Die beyden
vorigen Nummern dieser Zeitung enthalten
Gedanken über die neuen
Versarten
, und gegenwärtiges dient zum Exempel dieser Theorie. Vorzug
des Virgils vor Lucrez im Hexameter, deßen Vollkommenheit darin besteht,
daß Virgils seiner die gehörige majestätische Größe, die schönste
Verschiedenheit in seinen Füßen hat, und sich in der Geschwindigkeit und Langsamkeit
nach der Beschaffenheit seines Inhalts richten kann. Das Pferd läuft in
Dactylen, die Cyclopen schmieden in Spondäen, der Ochs fällt in einem
einsylbichten Schlußwort. Um ein wohlklingendes Sylbenmaas zu erhalten
muß man im Deutschen den Virgil nachahmen; und folglich 1.) der
Hexameter in der Mitte zum Ruhpunct einen männl. Abschnitt 2.) kurz vor dem
Abschnitt einen Dactylus haben 3.) zum Ausgang bleibt ein Dactylus u
Trochaeus. 4. Die Hiatus müßen allenthalben vermieden werden pp. Für
die deutsche Sprache ist der Hexameter mit einer kurzen Vordersilbe der
vortheilhafteste. Die Römer hatten mehr Wörter, die sich mit einer langen
als kurzen Sylbe anfangen; im Deutschen sind der häufige Gebrauch der
Articel, persönl. Fürwörter und häufige Zusammensetzung kurzer Silben,
ent, vor, be, zer p für die Jamben und kurzen Anfänge.
Ich will Ihnen Anmerkungen mittheilen, so weit ich in Lesung dieser
Jahrgänge kommen kann. – Die höchste poetische Kunst ist, die Allegorie in seiner
Gewalt zu haben.
Im 2ten Jahrgang finde eine zieml. vortheilhafte Beurtheilung der
Daphne, und eine noch schmeichelhaftere des Lindnerschen Briefes an Berens.
Heute gegen Abend gehen wir nach Warschau. Gott empfohlen bis auf ein
glücklich Wiedersehen. Mitau, den 29 Aug. 1765.Hamann.Ich bin einige Tage in Grünhof gewesen, und bekomme jetzt vom HE Past.Ruprecht die Commission der verbindlichsten Empfehlung.
Adresse:An meinen / Freund HErn Herder / in /
Riga
.Auf der Adresse von Hartknoch:Recensionen!Recensionen / Herderchen! / 20 stück je eher je lieber! / Hartknoch1 Zwischen
Berl
. und
Charlottenburg
ein Irrgarten von jungen gerad geschornen Fichtenbäumen angelegt und mit Statuen geschmückt.2 Das neue AcademieHaus, welches auf der alten Brandstäte des alten Stalles und der alten Maler und Bildhauer Academie gebauet und mit Götterbildnern gezieret ist.3 Das OpernHaus führt die römische Ueberschrift: Fridericus Rex Apollini et Musis.Warschau den 14 Octobr. 65.Mein lieber Herder,
Daß ich seit dem 17tenSept. hier bin, werden Sie vielleicht schon wißen,
wenigstens was Horatz sagt vom schwarzen Verdruß, dem man so wenig als
seinem eignen Schatten entlaufen kann. Desto vergnügter leben Sie, und
ich habe mir fest vorgenommen gleich bey meiner Zurückkunft ein Zeuge
davon zu seyn; indem mein erstes seyn soll Riga und Sie zu besuchen. Falls
es Ihnen einfallen sollte, bald an mich zu schreiben: so lebt ihr homme de
lettres beatae memoriae bey Mr.
Denoyers
,
in der Johannesstraße
. Ich
bin hier einmal auf der Zaluskischen Bibl. gewesen und kenne den HE.
Janotzki als den gefälligsten Mann, versprach ihm bald wieder zu kommen;
habe aber wenig Lust dazu. Den Nicolaischen Buchladen besuche hier am
fleißigsten. Kein Anverwandter des Berlinschen. Zum Andenken meines
hiesigen Aufenthaltes habe mir des Paauw Ausgabe vom Aeschylus in
2 Quartanten gekauft für einen Dublon.Den Vieillard de la Montagne, ich meine des Rousseaus Briefe, von denen
uns beide nur der erste Theil interessiren kann, und den neveu des feu
Mr. l’Abbé Bazin und sein Fragment über die Philosophie de l’histoire,werden Sie bereits kennen, und mit mehr Anwendung gelesen haben, als
ich davon machen kann. Eine Flasche Ungarsch Wein schmeckt mir beßer als
ein Buch, und Freundschaft ist wie nichts gegen Mädchenliebe. Anakreon
verdiente glücklicher als Sokrates zu seyn weil er weiser war. So viel zum
Andenken Ihres
gebundnen Prometheus.Adresse:à Monsieur / Monsieur Herder / Candidat du St. Ministere; Biblio- /
thecaire du Magistrat et Collegue / vicaire du College Cathedral
de et / à /
Riga
.Warschau den 10 Novbr. 65.Herzlich geliebtester Vater,
Im Fall Sie mein letzterer Brief beunruhigt haben sollte, ergreif ich
gegenwärtige Muße uns beyderseits wieder aufzumuntern. Ich bin Gott Lob!
gesund und warte mit Sehnsucht gute Nachrichten von Ihnen zu hören.
Heute vor einem Jahr wartete eine schreckliche Nacht auf uns, die Gott auch
hat überstehen geholfen – und eben derselbe wird uns von allem Uebel
erlösen, das uns drückt oder droht, aber auch zugleich bewährt und läutert
von den Schlacken unserer Natur und dieser vergänglichen Erde. Die schlimme
Witterung, das garstige Pflaster, und was beyde übertrift meine Faulheit
und Gleichgiltigkeit erlauben mir wenig hier auszugehen; unterdeßen fehlt
es auch den muntersten Jünglingen nicht weniger an langer Weile in
Warschau. Die meinige ist unter Eßen, Trinken, Schlafen, Lesen und Schreiben
getheilt. Der Proceß geht seinen Gang. Gestern ist der dritte Sitz der Königl.
Relations Gerichte gewesen, und die Gegenparthey ist mit ihrem Vortrage
und der Verlesung ihrer Schriften fertig. Nächsten Mittwoch wird die Reyhe
an des Herzogs Advocaten kommen. Wir leben wohl der guten Hofnung,
daß die Sache geschieden werden dörfte, können aber doch nicht völlig sicher
dafür seyn, ob das Urtheil nicht auf künfftigen März verzogen werden möchte,
und daher das Ende unsers hiesigen Aufenthalts auch noch nicht füglich
absehen. Des Erbprintzen von Curland Bruder, Printz Carl wird hier erwartet,
und ersterer mit seiner jungen Gemalin in Mitau.
Herr Hofrath befindt sich Gott Lob! auch gesund und munter. Er ist
ausgefahren, und wollte mich mitnehmen, um frische Luft zu schöpfen. Ich
genieße alle mögliche Freundschaft und Achtsamkeit von seiner Seite.
Ohngeachtet ich ihm nicht gantz unnütz bin; seh ich gleichwol gar nicht ab, weder
für
noch
durch
ihn brauchbarer zu werden. Und dies ist der Knoten, auf den
sich meine gegenwärtige Grillen beziehen, und meine künftige Maasregeln
erstrecken müßen. Unterdeßen kann ich es immer als eine Wohlthat der
Vorsehung erkennen, die mich zu einem leidenden Zuschauer dieses kleinen
Schauspiels beruffen hat, und ich kann mich an den Vortheilen meiner Rolle
begnügen, die mich zu nichts als Gedult verpflichtet. Die Stunde wird auch
kommen, wo ich einer
beßern Ruhe
in meinem
Vaterlande
genüßen werde,
wenigstens nach der heutigen Sonntagsepistel.
Grüßen Sie Unser ganzes Haus, besonders HE Vetter Nuppenau und
Jungfer Lieschen nebst ihren Eltern und allen Angehörigen. Von
Staatssachen ein Wort miteinfließen zu laßen, sind alle Strümpfe zu kurz gerathen,
welche mir die Anne Regine hat stricken laßen. Ich bin ihr aber deswegen
nicht böse, daß sie das Maas meiner Füße und die Länge meiner Knie nicht
beßer weiß. Ich empfehle Sie und alles was Ihnen lieb und werth ist,
Göttlicher Obhut und Gnade. Nach kindlich zärtlichstem Handkuß ersterbe mit
herzlicher Ehrerbietung Geliebtester und GeEhrtester Vater Ihr gehorsamster
Sohn
Johann George.Warschau den 18. Novbr. 65.Herzlich geliebtester Vater,
Fuhrmann Petter geht mit einem Kasten Bücher nach Königsberg, und hat
mich um ein Briefchen gebeten, der ihm Anlaß geben möchte Ihnen zu
melden, daß er mich gesehen und gesprochen hätte. Sie sehen hieraus, daß wir
an unsere Abreise auch zu denken anfangen. Gestern Abend hat Herr Hofrath
von der glücklichen Entbindung seiner Frau Gemalin mit einer jungen
Tochter erhalten.
Ich weiß Ihnen nichts Neues zu melden, als daß ich mich erträglich Gott Lob!
befinde. Wir haben hier die ganze MartinsWoche einen schweren Nebel gehabt.
Die HE Deputirte der Städte gehen gleichfalls heute ab.
Vorgestern sind wieder Rel. Gerichte gewesen; der nächste Sitz derselben
aber wird diesen Freytag seyn.
Ich empfehle Sie Göttlicher Gnade und Obhut. Grüßen Sie HE Vetter
und unser gantzes Haus. Ich küße Ihnen die Hände und ersterbe Ihr
treugehorsamster Sohn
Johann Georg.Adresse:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à
Königsberg
.Von Johann Christoph Hamann (Vater) vermerkt:den 27 Nov. 65Warschau, den 1. Dec. 1765Ihren Brief, geliebtester Freund, habe ich erhalten, und nach dem Antheil,
den ich an Ihrem Schicksal nehme, hat mir der Inhalt desselben unmöglich
gleichgültig seyn können. Ich wünschte vielleicht aus Eigennutz, daß Sie
sich aller neuen Aussichten in der Fremde entschlagen könnten, um desto
besser in Ihrem Vaterlande einzuwurzeln; unterdessen ist des Menschen
Weg nicht in unserer Gewalt.
Den 19ten v. M. ist hier die erste polnische Comödie aufgeführt worden
unter dem Titel Thalie. Man lobt die Schauspieler mehr als die Actricen.Der Charakter des
Dummdreisten
oder importun soll sehr nach dem Leben
und der Natur der Nation gerathen seyn. Für ein freyes Volk gehören
Personalitäten, und die Geschichte der Schaubühne lehrt uns, daß sie
mehrentheils mit Pasquillen den Anfang gemacht und mit Satyren auf das ganze
menschliche Geschlecht aufgehört hat.
Ich habe hier des Ritters d’Origny Egypte ancienne gekauft, weil mir
immer daran gelegen gewesen, diese Wiege der menschlichen Vernunft und
des Aberglaubens kennen zu lernen. –
Mitau den 11t. Febr. 66.Unser Hartknoch wird Ihnen die Gleichgiltigkeit seiner Gesellschaft und
unserer kleinen Reise bereits beschrieben haben. Er hatte Krämpfe und ich
vapeurs. Der Dritte konnte uns etwas von der Karschin und ihrem Palemonerzählen, der ein reicher Kaufmann in Magdeburg Namens Bachmann
seyn soll. – Ich bin hier mit einer Freundschaft und Zärtlichkeit bewillkommt
worden, aber nicht im stande den geringsten Vortheil oder Gebrauch von
meiner Lage zu machen. Dem sey wie ihm wolle, so ist es mir lieb in Riga
gewesen zu seyn, und dort so viele Proben Ihrer Liebe und Gutherzigkeit
eingeerndtet zu haben. – Nach Hause habe gleich bey meiner Ankunft
geschrieben und Ihre BücherCommission bestellt, unserm gemeinschaftl.
Freunde aber
Winkelmanns Schriften
, die
Matinées
und die
kleinen
Auszüge von Schwedenborgs Werken
mitgegeben. Behalten Sie das
französische nicht gar zu lange, weil man hier auch darnach neugierig ist, und
theilen Sie es unsern guten Freunden, besonders dem HE. Pastor Gerickemit. Ihr Verleger wird diese verstümmelte Abschrifft kaum zu etwas brauchen
können. Eines andern Gesichtspunct in Auszügen läßt sich schwerlich treffen.
Ein Verzeichnis dieser Schriften müste nach den Jahren, wenn sie
ausgekommen sind, eingerichtet werden. Machenau hat einige gehabt, die in
Kanters Samml. fehlen; und die ich auch Gelegenheit gefunden anzusehen. Das
wahrscheinlichste,
und
abgeschmackteste
in seinem System habe ich zu
sammeln gesucht; in Ansehung der Ideen so wohl als der ewigen
Kunstwörter, die so häufig als die Zahlen der Paragraphen wiederholt werden.
Empfehlen Sie mich dem Arend Berensschen Hause, und bitten Sie HErrn
Georg B. um ein Dutzend Bout. Engl. Oel zur Probe für den bewusten
Preis. Wenn ich kann, schreib ich selbst nächstens an ihn. Wegen der
Kleinigkeit lohnt es wohl nicht, und verlaß mich auf die Hofnung, die er
mir
gemacht, bald selbst
nach
Mitau zu kommen.
Noch eine Bitte an Sie, mein liebster Herder! die es Ihnen leicht seyn wird
durch Ihre gute Wirthin, die Fr. Hartmannin auszuführen. Dies betrifft
2 oder 3 Paar Haselhüner, die so gut als mögl. seyn müßen. Ich hoffe daß
die Zufuhr davon noch anhalten wird. Um ihr Gold zu schonen, wird HE
Hartknoch die Auslage tragen, die ich hier so gleich im Buchladen erstatten
werde.
Die Memoires des Eon machen mir mehr Vergnügen als ich mir davon
anfängl. versprochen habe. Des kleinen Mannes verbranntes Gehirn, den
Ehrgeitz und Schulden halb zur Schwärmerey halb zur Verzweifelung
gebracht, ist wenigstens ein Gemälde der Menschheit. Grüßen Sie HE Adv.
Tesch und seine liebe Familie bestens von mir; entschuldigen Sie mich wegen
des mitgenommenen Buchs, das ich aber höchstens in 14 Tagen wieder zurück
liefern werde, auch wohl eher.
Die Frau D. Lindner ist einen Tag vor meiner Ankunft in Gesellschaft
ihres Bruders, des OberAmtmanns nach Preußen abgereiset, und auch
vorher in Riga gewesen während meines dortigen Aufenthalts.
Allem Vermuthen nach werd ich Ihnen bald positive Nachricht von des
HE. Hofr. Abreise nach Warschau geben können. Ohngeachtet er nichts
davon wißen will: so wird doch der Termin dazu bald entschieden seyn müßen.
Die Gerichte werden diesen
März
gewis gehalten – – Ich werde allsovermuthl. den halben Sommer allein hier zubringen – Vergeßen Sie mich nicht
und denken Sie fleißig an Ihren Freund, den Märtyrer seiner Laune.
Hamann.Wenn Sie Ihren Vives durchgelesen haben und nicht mehr brauchen, so
bitte mir solchen aus, weil er hier nicht ist. Ich habe Ihnen zu Gefallen den
gantzen Catalog des HE. Hofr. durchgelaufen, aber noch nichts gefunden,
das Ihnen vor der Hand nöthig wäre. Leben Sie wohl.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Herder / Collegue vicaire du College /
Cathedral etc. / à /
Riga
.Mitau den 20 Febr. 766.Mein allerliebster Herder,
Diese Einlage hab ich gestern erhalten, und giebt mir Anlaß Ihnen zu
schreiben. Ich hoffe daß sie auch die Memoires des Eon werden bekommen und
bereits abgegeben haben. Wie hält es mit dem Engl. Bier und der andern
Commission, die ich Ihnen u Fr. Hartm. aufgetragen. Sie können dafür
sicher seyn, daß ich Sie künftig damit nicht beschweren werde, und wenn die
Zeit zu Haselhünern vorbey seyn sollte, so melden Sie mirs nur. Es ist nichts
daran gelegen. Das Engl. Bier aber hätt ich gern. Jetzt ist es gewiß, daß
HE Hofr. abreisen wird; und dies wird in 14 Tagen wohl vor sich gehen.
Den 20 Mart. ist der Termin der Relations Ger.
Ich habe die Zürchischen freymüthigen Nachrichten von neuen Büchern
und andern zur Gelahrtheit gehörigen Sachen durchlaufen. Ein Journal von
20 Qvartbänden, das 1744 angefangen und 63. aufgehört hat, oder vielmehr
unter dem Titel: Wöchentl. Anzeigen zum Vortheil der Liebhaber der
Wissenschaften und Künste fortgesetzt wird; aber in 8. Hier habe ich im vierten
Jahrgang 1747. noch eine Schrift angeführt gefunden, und den Verfaßer davon
den
berühmten Emanuel Schwedenborg
genannt Pars prima de cultu
et amore Dei, ubi agitur de Telluris ortu, Paradiso et Viuario, tum de
Primogeniti seu Adami natiuitate, infantia et amore. Lond. 1745. Das
Beywort scheint anzuzeigen, daß damals schon Nachrichten von ihm den
Gelehrten mitgetheilt worden.
In Rammlers Ode auf den Granatäpfel wird derie AusdruckConstructio: o du, die
du
dich
krönst
, als ein Latinismus getadelt. Die Deutschen
müßen nach dem alten Redebrauch sagen: o du, die sich krönt. Dieser
Latinismus scheint durch das Vater Unser ziemlich allgemein geworden zu seyn.
Ein Engl. Anton Askew hat 747. eine Ausgabe des Aeschylus angekündigt,
und wirft in seinem Specimine dem Paauw seine Unwißenheit in den
Gesetzen des Sylben und VersenMaaßes vor, nebst einer Zuneigung fremde
Arbeiten für eigene Erfindungen auszugeben.3 Quartbände, die nur 2
Guinees kosten sollen. Der Text aus 35 Handschr. verbeßert. Außer allen
Anmerkungen der Paauwschen Ausgabe kommen noch von 11 großen Philologen
ungedruckte und neue Noten hinzu, nebst des Herausgebers eignen und einer
Abhandl. vom griechischen tragischen Metro.Abresch Ausgabe von Aristaeneti Briefen ist zu Zwoll 1751. 8
ausgekommen. Schier hat in Leipzig den Mosch. u Bion aufgelegt, und diese
Ausgabe übertrifft meine Venetianische. HE. Hartknoch wird Ihnen daher selbige
leicht mitbringen können.
Noch hab ich eine lange Ode des Klopstocks an seine Meta gefunden,
wenn sie Ihnen nicht bekannt ist und Sie Lust dazu haben, werde Ihnen
selbige bey Gelegenheit abschreiben. Er wird zwar in einem Briefe nachher
als der Autor davon wiederruffen; dies scheint aber eine bloße dichterische
Wendung zu seyn. Sie ist als eine Hälfte von der Ode an Gott anzusehen.
In ihrer Ausgabe des Horatz haben wir uns über die Einrichtung des
Carm. Saecul. verwundert. Sie stammt von Sanadow her, der selbige schon
in sehr alten Ausgaben gefunden. Der dänische Justitz Raht Andersen hat
noch eine weit neuere Hypothese darüber ausgeheckt, und aus dem Sidonius
Apollinaris Carm. IX. v. 218. folgende Ordnung der Horazischen Schriften
angegeben: 1.) Briefe. 2. Satyren. 3.) Das Buch Epoden. 4. die Oden 5.) die
Poetik. 6.)Laudes Phoebi et Dianae. Seine Abhandl. ist 1754. zu
Coppenhagen in 8. auf 10 Bogen ausgekommen und heist: Pars sexta Operum
Horatii, ipsi et Sidonio Apollinari, Laudes Phoebi et Dianae, dicta, ex
antiquissima recensione Sidonii nunc primumedita,argumentis et noua
Paraphrasi collustrata, auctore I. P. Andersen. &In
Lochers
Ausgabe von 1498. sind bereits 3 Carm. Saecularia angegeben,
Anch. hat noch 5 dazu gefunden in folgender Ordnung:
1.)Lib. 1. Od. 32.
2.)Lib. IV. Od. 6. welche auf dem Marsfelde am ersten Tage der
secularischen Spiele gesungen.
3.)Lib.III.Od.1. am 2ten Tage im Capitolio.4.) – – Od. 22. }
5.)Lib. I. Od. 21. }des Nachts vor dem dritten Tage im Dianentempel.6.)Lib. 1. Od. 31. }
7. das eigentl. Carmen Saeculare } am dritten Tage im Tempel Apolls.8.)Lib. III. Od. 30. welche Horatz entweder selbst zu Ende auf dem
Marsfelde abgesungen oder von einem Chor von 27 Knaben u eben so viel
Mädchen aufführen laßen. Aus dem Zosimus scheinen diese Nachrichten
entlehnt zu seyn.
Der Autor hat diese Hypothese in 5 Diss. weitläuftiger abgehandelt.
Vergeßen Sie auch nicht die alte Brochure de spectris u.s.w. dem HE Hartknoch
wieder zu geben. Grüßen Sie ihn und alle guten Freunde; nehmen Sie sich
des engl. Biers an HE Georg Berens um Bestellung deßelben zu ersuchen,
dem ich unmögl. schreiben kann, aber so bald ich im stande seyn werde, nicht
unterlaßen will. Leben Sie wohl und lieben Sie den Ihrigen. Wie geht es mit
Ihren Arbeiten. Ich hoffe daß Sie Hartknoch das Geleit bis hieher geben,
und mein Imprimatur Ihren Erstlingen ihm mitgeben werden. Bald mehr.
a Dieu, mon petit coeur gauche.Mein allerliebstes Herderchen!
Es ist mir noch eingefallen
beyliegenden Brief Ihnen zu getreuer
Bestellung
zu empfehlen. Ich habe wohl geschrieben daß mein lieber
Hauswirth erst in 14 Tagen abgehen wird. Es könnte aber wohl eher, und noch
vor 8 geschehen. Wenn HE Hartknoch das Geld für das Bier auslegen will,
kann ich es hier so gleich bezahlen. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr treuer
Freund.Den 21. Febr.Mein liebster Freund,
Endlich breche ich mir einige Augenblicke ab, mich in Ihre Armen
zurückzuzaubern. Wie stehts, mein guter Hypochondrist mit Ihnen; mir war im
Anfange die Einsamkeit nach ihnen so bange, als wenn ein Gatte sein
liebes Weib bei Tisch u. Bett mißt. Nachher hab ich gearbeitet, den ersten
Theil ganz umgeschmolzen, u. bin im zweiten Theil halb; dieser soll von unsrer
Poet. Litterat. handeln:; so fern wir die Orient. nachgeahmt hier von
Klopstock, Michaelis, Cramer u. Breitenbauch; so fern wir die Griechen
studirt
,
übersezzt
, hier von Steinbrüchel, Bitaube, p u. nachgebildet: von Geßner,
Willamov, dem Schweizer. Theatergeschmack p; wiefern wir Originalzügedie Römer, von Ramler Lange p Originale sind: Gleim p Frzos. u. Engländer
copirt. – Sie sollen Ihr Imprimatur mit 3!!! geben.
Von den Kön. Zeit. habe mich getrennt. Sch., der einen elenden Roman
nett genannt, u. seine Recens. schon eingerückt, fand sich durch meine ihm
wiedersprechende Critik die unwißend ankam, aufgebracht, u. beantwortete sie
an K. mit einem groben Hofmeisterton. K. schickte sie bei an mich u. ich
antwortete noch gröber. Den folgenden Posttag schickte ich an Kant. die
Kantische Recension, u. trat sehr höflich ab. Von L. bekam ich durch Sie einen
Brief, der uns zu vereinigen suchte, u. schrieb. Da Sch. eine lärmende Ode
in den Zeit. lächerl. gemacht: so hätte er meine Osterode, zu ihrer Zeit
geliefert, compromittiren wollen: Dies bewegte mich zum sanften Abschied;
u. es scheint, ich werde so einen Schand- u. Liebespfal gesezt bekommen, als
Sie bei Ihrem Abzuge von den Zeit. – Ich erwarte, weil Sch. nicht das Maul
hält schweigen wird, vielleicht eine noch unhöflichere Antwort; alsdenn
fertige ich ihn erhaben ab u. – – Ein artiges Vorspiel meiner Autorschaft.
In Ihren Kommißionen bin genauer gewesen, als Sie mir zutrauen. Die
Hüner sind überschickt; das Engl. Bier, das ich an einen Ort noch
aufgetrieben, ist ganz sauer, ich u. G. Berens sind deßwegen dienstbare Geister gewesen.
Glauben Sie sicherlich
.
Daß Sie so aufmerksam auf meine Kommißionen sind, erfreuet mich; das
mein lieber H. ist
schön
,
galant
,
vollk
.
artig
, u. den
guten Sitten
gemäß.
Bleiben Sie in dieser guten
Lage
, bis ich Sie umarme, u. Ihnen davor danke.
Fast entschloßen, mit Htknoch nach Pr. zu reisen, um meine ehrl. Mutter
zu besuchen, die ich seit 62. nicht gesehen; aber auch fast wiederruffen, wenn
ich meine wenige Zeit hieselbst zugebracht, mein weniges Geld hieselbst
gesamlet, u. meine wenige Verdienste um diesen Ort rechnet.
Trescho hat an mich einen bis zur Raillerie oder Ekel höflichen Brief
geschrieben; in jeder Zeile spöttisch u.oder lächerlich.
Eine Stunde jetzt, da die Tage wachsen, mehr in der Schule, v. 8–-5. zu
arbeiten, wenn ich nicht eccentrisch bin; außerdem ganz Autor – denken Sie
meine Geschäftigkeit, die jetzt ganz von I ihrer Schwärmerei sich entwöhnt;
in 3. Wochen 2. mal bei A. Berens, sonst nirgends gewesen.
Von dieser guten Frauen, einen Gruß: je mehr ich S sie kennen lerne,
je mehr ist Sie auch bei Ihren Fehlern für mich liebenswürdig – nil admiraribei Namenspersonen; aber bei Frauenzimmern eo plus amare! ist das nicht
curieuse.
C. Berens ist an seiner Hyp Hyp. gefährlich krank gewesen; wenn anders
eine Krankheit gefährlich seyn
kann
, die Jahreszeit, und Ordnung hält, u.
also nicht nach I ihrem Bruder, dem Tode schlachtet.
Noch mehr solche Briefe voll Auszüge, u. Bemerkungen, wo der Philolog
gelesen, gedacht, beobachtet, u. treulich angeführt hat, – alles beßer als Ihr
Freund H.P.S. Einen Brief über die καλους, κ’ αγαθους, u. die Bekanntschaft
Homers, aus Ihres Freundes Bibliothek wünsche mir. Grüßen Sie das ganze
Haus. Ihre Gedanken u. Einfälle, u. Zugaben u. Ratschläge über das Buch,
das ich jetzt gebäre.H.Adresse mit Siegelrest:à Monsieur / Monsieur
Hamann
/ homme de lettres / à /
Mitow
/ Franco /
bei
HE.
Hofrath Tottin
/ abzugeben.
Mitau den 4Marz 66.Mein liebster Herder,
Ich bin vorige Woche mit Schnupfen und Flußfieber ein wenig besucht
worden, und leide heute wieder einen zieml. starken Kopfschmertz auf der rechten
Seite nach dem Schlaf und dem Auge zu. – Unterdeßen habe von HE Arndt
und dem jüngsten HE Lindner Zuspruch genoßen. Der erste kam in der
Absicht her von mir Abschied zu nehmen, auf die falsche Nachricht, daß ich wieder
abreisen würde. Letzterer aber hat seine Bücher zum Theil eingepackt und mir
einen kleinen Riß in meine Rechnung gemacht. Alle Autores Classici sind fort,
Herodot, Lucian, Homer & etc. Mit genauer Noth hab ich des Muratori2 Quartanten della perfetta poesia Italiana zurück behalten können, weil der
Verf. darinn i primi principi, le ragioni fondamentali et il Bello interno
dell’Arte poetica aufzusuchen verspricht. Ich habe erst 3 Kap. darinn lesen
können, davon das letzte am weitläuftigsten und bloß historisch ist. Sollte ich
in der Folge etwas für Sie brauchbares finden: so werde Ihnen damit
zuvorkommen.
Beyliegenden Brief bitte zu bestellen; weil ich die Post versäumt mich in
Ansehung des engl. Biers wenigstens für die deshalb angewandte Bemühung
zu bedanken, welches ich auch in Ansehung Ihrer thue. Da Sie nichts gutes
finden können ist es mir lieber, daß Sie mir nichts als schlechte Waare
geschickt. HE Hofr. und Fr. Hofräthin sind gestern Mittag nach Warschau
abgereiset. Ich bin jetzt also Wirth und melde es Ihnen nicht umsonst, weil ich
gewiß glaube, daß Sie unsern Hartknoch bis hieher begleiten werden. Mein
Tisch ist bey HE Doct. Lindner ausgemacht; und ich denke auf diesem Fuß
recht vergnügt und zufrieden zu leben.
Um Ihr Verlangen nach Mitau noch mehr zu würzen, hab ich auch des
Spence Polymetis
für Sie und mich zurück behalten, den ich aber
schlechterdings nicht aus den Händen geben kann. Sie sehen daß es mir an keinem
Vorrecht fehlt, aber noch an Zeit und Mühe mich einzurichten.
HE Past Ruprecht der sSie grüßen läßt hat mir den ersten Band des
Fabricius eingebracht, mit Bitte ihn zu schonen. Sie sollen selbigen bey erster
Gelegenheit haben. Halten Sie ihn aber nicht zu lange auf.
Für Ihre Treue in Commiss. bin nicht so völlig eingenommen als Sie zu
seyn scheinen; denn ich weiß noch nicht, ob Sie die Memoires d’Eon abgegeben
haben u ob ich die Matinées bald Hofnung haben kann wiederzusehen.
Unterdeßen da Sie Ihren Mann kennen; haben Sie wenigstens für Mund und
Magen treulich gesorgt.
Da Sie Ihren ersten Theil umgeschmoltzen haben: so erwarte desto mehr
Neues bey Ihrer Ankunft zu hören. Wenn die Ausführung so glücklich geräht
als Ihre Disposition: so wünsch ich Ihrem Verleger zum voraus Glück.
Gute Nacht, schlafen Sie wohl – Ich werde unterbrochen und kann nicht
weiter aus der Stelle kommen. Leben Sie wohl, grüßen Sie alle Freunde und
lieben Sie mich als den IhrigenH.Mein liebster Freund,
Ich danke Ihnen für Ihr gutes Andenken an mich, u. Ihren Gruß; aber,daß ich
nicht den
Spence
bekomme, ist unverzeihlich. Mein Gott! wenn ich
Ihnen für den geringsten Schaden mich selbst, mit allem, was Sie wollen,
verbürge; wenn ich – kurz laßen Sie mich nicht Kantersche Betheurungen
hersezzen, u. bedenken Sie, daß wenn ich gleich nach Mitau selbst komme, ich an
einem
fremden Orte
, als ein
Reisender
, in
wenigen
Stunden gar keinen
Gebrauch von einem Werk machen kann, das, sollte es auch nur ein
Nebenwerk seyn, wenigstens als Semikolon merkwürdig ist. So sehr Sie auf der
Seite des Versprechens zu genau sind; so sind sie es noch mehr im Halten;Den Fabriz bitte mir aus, zur
genauen
Durchsicht, und noch genauerer
Vorsichtigkeit.
Hartknoch macht mir Lust, mir ohngeachtet des elenden Weges, wegen
ihrer Lage u. Ihrer litterarischer Beschäftigungen Sie zu besuchen. Erwarten
Sie mich also über 14. Tage, wenn Götter u. Menschen uns nicht entgegen sind:Sie beschuldigen mich einer flüchtigen Besorgung ihrer Kommißionen; und
ihr letzter Brief berührt meinen vorigen an Sie, nicht mit einem
Schattenzuge. Haben Sie ihn nicht empfangen? Die
Matinées
den Augenblick, wenn
ich Sie bekomme; a Dieu, mein lieber Hamann, mit allen ihren Musen!
HerderS. V. B. E. Ich habe mich vorgestern adern laßen und habe 6 Bücher im
Spence gestern Abend zu Ende gebracht. Mit den 4 übrigen denke in der Zeit
fertig zu werden, wenn Sie mit Ihrem HE. Verleger ankommen werden. Ihr
Billet doux habe richtig erhalten, aufmerksam gelesen und unbeantwortet
gelaßen; weil die christl. Liebe von sich selbst anfängt. Dies ist die letzte
Commißion, mit der ich Ihnen beschwerl. zu werden denke; und die ich arrectis
auribus und aperto ore einzunehmen bitte.
1.) Denke ich, daß Sie mit gutem Gewißen mit Hartknoch herüber kommen,
um den letzten Winterweg noch mitzunehmen; weil der Uebergang der
Jahreszeit ohnedem Communication abschneiden und die wird.
2.) Wenn Sie mich alsdenn wieder werden
besänftigt
haben; so möchten
Sie wol den Spence zu sehen bekommen, unter selbst beliebiger
Gewährleistung.
3.) Finden beyde Vorstellungen statt, und entschließen Sie sich diesen Winter
mich noch zum letztem mal zu sehn: so bitte ich, daß Sie so gut sind mein
rothesledernse Schachtel mitzubringen, worinn mein Pathengeld
liegt, und das ich dem HE. Georg Berens aufzuheben gegeben habe.
Vielleicht bekommen Sie noch ein paar Bücher eine liebe Bibel und ein
liebs Gesangbuch mit; Letzteres kann Ihnen unterwegens gute Dienste
thun anstatt der witzigen Gaßenhauer, in denen Sie sich mit Ihrem HE.
Verleger zu üben gewohnt sind. NB. Kommen Sie nicht selbst; so bleibt
jedes in loco quo, nemlich Spence hier und mein Schreinchen dort.
Ich küße Sie, mein junger Autorschöner Autor, wie Boreas eine seiner
Auren. Vale et fave.HE Patz komt eben und bittet mich gleichfalls Sie zu citiren.
Adresse mit Siegelrest und Notiz von fremder Hand:An Herrn / HErrn Herder / meinen werthgeschätzten Freund / pp / in
Riga
.
Bis auf 1 ℔Liebster H.
Ich brenne Sie zu zu umarmen, u. habe schon 8. Tage den Gedanken sie
zu sehen:, in Kindesnöthen umhergetragen: ich ärgere mich aber, daß sich dies
noch immer aufschieben muß. Jetzt ist der Weg mit Lebensgefahr zu paßiren
wenn nicht hin, so doch gewiß zurück, u. ich bin nicht Poet genug, um mein
einziges Leben Romanisch zu verlieren, oder aus dem Gesangbuch, das Sie
mein lieber Seelsorger! mir vorschlagen, zu singen: mein junges Leben hat
ein End.
Gedulden Sie sich also, theurer Mann Gottes auf die erste Öfnung der
Ströme: so will ich NB
allein
u. einsam mich auf den Weg machen, und mit
iIhnen zusammeneilen.
Sie zu
besänftigen
schicke ich alles, was ich habe, 3. Mscrpte, u. den Vives;Ändern Sie in den ersten nach Belieben, lesen Sie als mein erstgebohrner
Kunstrichter u. schreiben Sie mir Ihre Meinung sonder Arglist, Rückhalt,
Fehd, Gefährde, u. Schonen. Da ich bei Ihrer Commission gemäß meinen
Gefangenen, den aber noch nicht habe, nicht mitbringen kann: so hoffe ich,
mein bester Mann! daß dies ihrem Spence keine Verzögerung verschaffen
wird; sintemalen der ohne Waßergefahr sicher paß- u. repaß. kann, u. von
mir sehnlich verlangt wird.
Daß Lindner nach Pet. komt, als Direktor der Schule u. Pred. mit 1000
Rubl. Gehalt werden Sie wißen: vielleicht kann Lauson jetzt Prof. werden. –
An HE. Past. Ruprecht will nachstens schreiben, um dem Fabr. danken, u.
den Meursius wo er ihn hat, bitten. Haben Sie vieles, mein lieber
Schutzgeist meiner Autorschaft, vor mich gefunden; ich muß nach Mit. kommen, um
des Hofraths Bücher zu durchwühlen, u. einiges in der Histoir Bibl.
vniverselle zu suchen. Schreiben Sie mir bald, allerliebster H. ich will es auch thun
H.Adresse mit Notiz:Pour Mr. / Jean George
Hamann
/ mon aimable ami / à /
Mitow
.Ja ich erhebe mich noch mehr: Da die Bildersprache der O
Mitau den 24 März 66.Herzlich geliebtester Freund,
Eben komme aus dem Buchladen, wo ich dem HE Hartknoch Ihre Mste
abgelegt und den Spence für Sie – Sorgen Sie für letztern als für ein Depot,und bringen Sie so Gott will, höchstens auf Ostern selbst mit. Ich sehe eben
mit Verdruß, daß alle Ihre Staatsfeste auf die stille Woche eintreffen. Ist
Ihre Gegenwart dazu unentbehrlich? Richten Sie nach aller Möglichkeit so
ein, daß wir einige Tage zusammen seyn können; denn auf Stunden lohnt
es nicht; und es ist mir recht lieb, daß Sie diesmal nicht mitgekommen sind,
wo nicht der Gefahr doch der Furcht wegen. Vives ist nicht hier; erkundigen
Sie sich doch bey Zeiten darnach. Ob es an Ihrem Steidel oder Hartknoch
selbst liegt. Vermuthl. ist er dort geblieben. Sie haben mir einen sehr
vergnügten Abend und Nachmittag gestern gemacht – aber die Zeit ist zu kurz
gewesen. Ohne einen sorgfältigen und gelehrten Corrector wird es um den
Druck schlecht aussehen. Gegen das Ende, wo ich nicht irre in der Mitte des
letzten Abschnitts scheint mir ein Wort zu fehlen. Ist meine Vermuthung
richtig, so sorgen Sie dafür, daß es durch Hartknoch eingesetzt wird. „Ueberall
ein hohes Ideal, nach welchem man die Materie wählt sie über ihre Natur
dadurch erhöht, daß man die Fehler wegnimmt, die diesem Endzweck entgegen
wären, und die von diesen Fehlern pp.“ Mit der Ordnung, dem
Reichthum, der Schönheit des Entwurfs sowol als der Ausführung bin im Gantzen
zufrieden und freue mich über den Schatz der Einsichten und Einfälle, der
Keime, Blüten und Früchte. In dem Καλος καγαθος scheinen Sie mir mehr
Emphasin zu finden, oder ihn wenigstens nicht immer recht anzuwenden. Das
Wort selbst καλαγαθια habe alles Nachsuchens ohngeachtet noch nicht finden
können. Im Aelian wird das Wort, (das adjectivum) vom Phocion gebraucht,
und Kretschmar in seinem Lexico über diesen Autor sagt davon:
summa
omnis laudationis
. Das καλον scheint mir dem französischen galanthommevollkommen synonym zu seyn, welches in dieser Sprache gleichfalls den
honnete homme übertrifft. Wißen Sie noch, wie es mit dem Sujet Ihnen
gegangen.
In Ansehung des Dithyramben kann ich die Richtigkeit Ihrer Nachrichten
nicht beurtheilen. Ich fieng eben den Herodot an zu lesen, wie ihn mein
Freund Lindner einpackte; und blieb bey folgender Stelle in der Clio oder
seinem ersten Buch stehen:
των ημεις ιδμεν, πoιησαντα τε καιονομασαντα και διδαξαντα εν
Κορινθῳ
. Sie müßen hiebey wißen, liebster Freund,
daß ich den Herodot für keinen Fabelschreiber, für keinen Happel mehr halte.
In Ihren Handschriften habe nichts geändert, als etwa ein zweymal
geschriebenes Wort ausgestrichen. HE Prof Lindner schreibt, daß meine Engl. schon
hier seyn müßen; noch habe aber nichts erhalten.
Ihre Wiederlegung des St. habe am flüchtigsten durchlaufen müßen; bin
aber auch damit zufrieden.
Mehr weiß ich Ihnen heute nicht zu schreiben. Von der Fescenninischen
Poesie werden Sie auch etwas im Spence finden.
Bleiben Sie mein Freund und unterlaßen Sie nicht das glimmende Tocht
meiner animula vagula und zerstreuten Sinns anzufachen und zu unterhalten.
Ich umarme Sie und ersterbe, mein lieber Herder, Ihr aufrichtig und
herzlich ergebener
Hamann.Warum haben Sie nicht meine Auszüge aus Swedenborg mir wieder
zurück geschickt?
Adresse mit Siegelrest (Wappen):Pour mon Ami / Mr Herder. / Nebst Mr. Spence / Polymetis.S T.Mein Geschätzter Freund,
Es ist mir nach meiner Ankunft keine Zeit übrig geblieben weder mich von
der beschwerlichen Reise zu erholen, noch an meine Freunde zu denken;
obgleich die Gerichte bis den 8 April ausgesezet worden, so ist doch die Zeit
anfänglich mit nichts bedeutenden und doch zum Wohlstand unumgänglich
gehörigen Curialien hernach mit instruiren und conferiren vergangen; der
Feyertage werde ich mich nicht zu erfreuen haben, denn Arbeit finde ich
überflüßig vor mir. Das Schreiben welches ich von Ihnen erhalten, überzeuget
mich von Ihrer Freundschaft und gütigen Vorsorgen vor denen die mir nahe
angehen; so sicher ich von dieser Seite bin, so sehr wünsche ich zugleich, daß
Ihrer eigenen Zufriedenheit dabey nichts abgehe; glauben Sie Engelsfreund,
daß ich an lezterer nur gar zu vielen Antheil nehme. Meine Frau befindet sich
gut; sie empfiehlet sich Ihnen bestens; noch ist ihr Warschau nicht zuwider,
sie glaubet auch nicht, daß sie noch vor der Hand die Krankheit, welche wir
hier hatten, bekommen möchte; Sie wißen, die vornehmste war, das Heimweh.
Empfehlen Sie uns allen guten Freunden die Sie sprechen, behalten Sie uns
lieb und glauben, daß ich mit den aufrichtigsten Gesinnungen ersterben werde
Dero treuester Freund und Diener
TottienWarschau den 26 Martii 1766.Mitau den 19 April 66.Herzlich geliebtester Freund,
Da ich Ihren Besuch mit großem Hunger und Durst erwarte: so werd ich
jetzt nicht weitläuftig seyn dürfen. Einlage, die ich erbrochen und woraus
meine Zuschrift suppliren können, legt mir die Nothwendigkeit auf an Sie
zu schreiben – Dii Deaeque me perdant, wenn ich weiß was. Ich wühle
unter einer Menge von Büchern ohne etwas zu finden, daß meinem
Verlangen angemeßen wäre. Aus Verzweifelung hab ich das Lettsche auch
angefangen seit Ostern; wir werden uns also die Stenderschen Fabeln
überhören können. HE Pastor Ruprecht, der sich Ihnen empfehlen läßt, hat uns
diese gantze Woche Gesellschaft geleistet, und wird einen neuen Band des
Fabricius einbringen, in Erwartung, daß Sie den ersten wieder zurück bringen
werden. Auf des Spence Retour verlaß ich mich auch. Ich hab ihn wieder
Willen des Eigenthümers zurück behalten müßen, und nur seinem Bruder
davon gesagt.
Schon vor 6 Wochen meldt man mir, daß die verlangten Bücher von
Hause abgegangen, und habe gleichwol noch nichts erhalten.
Seit meine Hiesigen Wirthschafterweder an meinen Vater geschrieben noch
ihm geantwortet auf seine zärtliche Erinnerung darüber. Laßen Sie sich dies
einen Barometer meines Ueberdrußes seyn und wenn Sie keinen Ehrgeitz
zu Erfüllung Ihres Versprechens in sich finden; so laßen Sie sich das
Mitleiden dazu bewegen.
Grüßen Sie HE. Steidel. Ich bin in seiner Schuld für das Papier zu einem
Manual. Alles das Vergnügen und die Zufriedenheit, die mir fehlt, wünsch
ich Ihnen zwiefältig.
Mündlich mehr. Leben Sie recht wohl, Bester Freund!
Ich habe Ihnen noch neulich wegen des Vives geschrieben, daß ich denselben
nicht erhalten habe. HE. Hartknoch wuste von nichts; das Buch muß daher
in Riga geblieben seyn.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Herder / Collegue Vicaire du College /
Cathedral de la ville Impe / riale de et / à /
Riga
/ p:Mitau den 8 May 66.Herzlich geliebtester Vater,
Ich habe neulich einen kleinen Versuch gemacht mich auf Habergrütze und
Brodt einzuschränken, bin aber durch den Besuch des HE Herders darinn
unterbrochen, der seine alte Ostern hier zugebracht, und vorgestern wieder
zurück gereiset ist. Sie haben ein Verlangen mich zu sehen und das meinige
ist eben so groß; nun Gott wird Sie noch erhalten, wo Sie mir mehr
Vergnügen als gegenwärtig von mir genüßen können. Es giebt Augenblicke, in
denen Sie mehr beklage als mich selbst. Wir haben von HE Hofrath seit
einigen Posttagen keine Nachricht erhalten. Der HE Cantzler soll bereits
diese Woche aus Warschau abgegangen seyn. Ich freue mich herzlich den HE
Prof. eher als wir gedacht hier zu umarmen, und habe viel Lust ihn nach
Petersburg nachzufolgen; denn hier ist mir alles zuwieder, und kann auf
keinen die Schuld schieben als mich selbst. Gott giebt Ihnen jetzt wenigstens
Zeit für Ihre Kinder zu beten; das letzte und beste, das Sie für uns thun
können. Ich habe gestern das Bett hüten müßen, weil ich im Vergnügen mit
meinem Freund Herder vermuthlich zu unmäßig gewesen bin. Gottlob!
unsere Kinder befinden sich gut und gesund; und das übrige gehe nach
Gottes Willen.
Von meinen englischen Büchern weiß noch nichts. HE Prof. wird so gütig
seyn dafür zu sorgen, und Sie, ihn daran zu erinnern.
Grüßen Sie, Herzlichgeliebtester Vater HE Nuppenau, Jgfr. Lieschen und
alle gute Freunde von mir. Ich kann nicht mehr schreiben, sondern empfehle
Sie bestens Göttlicher Gnade und mich Ihrem Väterlichen Andenken als
Ihr gehorsamst ergebenster Sohn.
Johann Georg Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Hamann / Chirurgien bien renommé / à /
Cönigsberg
. / fr. Mümmel.Mitau den 15 May 66.Herzlich geliebtester Vater,
Ich vermuthe, daß Herr Hofrath mit seiner Gemalin bereits in Königsberg
eingetroffen seyn wird, weil ich den vom 7″ h. die Nachricht erhalten am
vorigen Montage, daß sie den im Begriff ständen Warschau zu verlaßen,
welches auch anderweitigen Berichten gemäs den 10″ geschehen. Sein Herr
Bruder ist schon seinem Verlangen zuvorgekommen, und die Zimmer sind
vor 14 Tagen zu ihrem Empfang geweißt worden; und ich freue mich unter
andern darauf meine angenehme Sommer und Garten Herberge wieder
beziehen zu können.
Nun was machen Sie, mein alter Herzenslieber Vater! Gott sey Ihre
allersüßeste Freude auch dieses Fest über, und laß es herrlicher seyn als alle übrige
Ihres Lebens. Er wird mir auch Ruhe schenken nach dieser mühseeligen
Wallfahrt durch dies Jammerthal. Ich freue mich auf meinen alten Freund, den
HE Prof. Lindner, und wünschte, daß ich entweder ihn begleiten oder bald
nachfolgen könnte. Der Herr Doctor freut sich auch seine Hälfte wieder zu
umarmen, und hat gestern 5 Meilen von hier verreisen müßen. Er hat bereits
viele Wochen lang gestöhnt und geklagt, aber wenig Zeit dem Uebel
zuvorzukommen. Da ich ordentlich Mittags bey ihm speise, und meine Habercur
bereits geschloßen ist; so erinnern wir uns auch Ihrer und wünschen
gemeinschaftlich Ihnen alles mögliche Gute.
Ich weiß gar nicht, wie es mit meinen überschickten Büchern geht, von denen
nichts erfahren kann, weder ob? noch wenn sie abgegangen?
Melden Sie mir doch, liebster Vater, wenn Herr Hofrath dort angekommen,
und zugleich den Tag seiner Abreise aus Königsberg. Gott begleite ihn mit
seinen guten Engeln, und bringe ihn mit Seiner Reisegefährtin glücklich
heim! Er laße es ihm und den Seinigen für seine Freundschaft gegen mich
wohl gehen zeitlich und ewig; wiewol es nach meinem Leibpsalm heist: Alles
Ding hat seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.
Was werden Sie, Liebster Vater! mit meinem Bruder anfangen? Wenn
sich Herr Belger mit ihm abgeben und ihm Lust zur Landwirthschaft
beybringen könnte; so möchte seiner Gesundheit und seinen Umständen
vielleicht geholfen werden. Auf einem kleinen Städtchen oder auf dem Lande
würde er überdem wohlfeiler leben können, da er doch keinen Genuß von
Königsberg hat, und Sie eben so wenig von ihm.
Was macht Herr Vetter Nuppenau und Jungfer Muhmchen nebst ihren
Eltern und Geschwister? Ich kann nichts mehr thun als mich Ihrem
Andenken empfehlen.
Hält sich noch unsere Anne Regine gut? – Nun Gott seegne unser altes
Haus, und kehre mit dem Geist seiner Gnade in daßelbige ein. Ich umarme
Sie mit kindlichster Innbrunst, und küße Ihnen mit zärtlichster Ehrfurcht
die Hände als Ihr gehorsamst ergebensterJohann Georg HamannWenn Sie so gütig seyn wollten mir eine lettische oder kursche Bibel aus
dem Zeiseschen Buchladen in schwartz Leder mit goldnen Schnitt eingebunden
aber ohne Clausuren zu besorgen; so würde es mir zur Erlernung dieser
Sprache, in der ich einen langsamen Anfang gemacht, vielleicht behülflich
seyn. Sind selbige in gedachtem Bande fertig zu haben, so möchte HE
Hofrath wol selbige mitnehmen, falls selbige aber nicht fertig sind, so ist HE.
Hartknoch wohl so gut. Diese Uebersetzung der Bibel wird wenigstens so
gelobt, daß, wenn ich auch niemals mehr als einigen Vortheil hierinn von
meinem Einfall habe, ich damit zufrieden seyn kann. Was dafür kommt,
bitte mir zu melden.
Das ersteeilfte Kapitel(Meine Merkwürdigkeiten seit der Abreise aus Mitau.)Präcise 2. fuhr ich ab, u. war drei Meilen durch, stumm und inGedanken voll; wenn mein Schutzgeist über das Schlucken etwas Jurisdiction hat:
so muß mein Hamann sehr oft zu sich selbst gesagt haben: „curieuse! ichschlucke ich doch niemals so!
Ich machte dabei die wahre Praktische Anmerkung, daß, wenn man auch
nicht verliebt ist, man doch durch den Zusammenstoß u. Veränderung der
Gegenstände sich so sehr zerstreuen kann, daß man nur oft wenige
Augenblicke den Angelegenheiten des Herzens schenkent kann, um deren willen
Freunde doch zu einander wallfahrten. Habe ich doch kaum eine halbe Stunde,
mit meinem H. gemeinschaftlich, einander unser Herz geöfnet: und
Das ist der Freundschaft selge Stunde
Drinn man sein Herz bedenkt:
sonst verschwindt alle Zeit
die man zubringt auf Erden
wir wollen glücklich werden
und seyn in Ewigkeit.
Mein Freund findet auch da nicht seine Ruhe? – Er schmachtet wieder nach
Veränderung? – Er findet auch nicht mehr in den Armen seines Freundes
die alte Aufmunterung? – Elendes Menschliches Leben, das man nicht
genießet, wenn man es zu früh, und wenn mans zu Eklektisch durchläuft.
Ich nahm mir dabei vor, gleich Abends an meinen H. einen langen, vollen
Brief zu schreiben, von dem es heißen sollte: „Die Briefe sind stark, aber die
Gegenwart des Leibes ist schwach, u. die Rede zu muthig.“ Und was wäre
dies für fürtreflicher freundschaftlicher Brief geworden, aber eben die besten
Entschlüße, haben, wie die besten Väter, keine Kinder.
Auch nahm ich mir vor, Pazz zu bitten, daß er mir von dem kleinen lieben
Hagen
, das den Chirurgischen Diät-Tarif eintreiben sollte, und mein
verspr schuldiggebliebnes Abschiedskompliment mit allen Intereßen, an
Rathsherr Tottin u. noch angelegentlicher an seine liebenswürdige Frau
abtragen sollte.
Aber unter allen diesen Entschlüßen kam ich dem Schlaf nahe, und wäre
näher gekommen, wenn nicht der schnelle Fuhrmann, und der höckerichteWeg den Schlummer von meinen Augenliedern weggescheucht hätte.
Ich fing also an zu singen: unter dem das Rütteln der Kibitka schlug
Takt, machte Triller, Bebungen u. Kontrapunkte, Schleifungen u. Sprünge;
dem ohngeachtet sang ich ein Duzzend Gaßenlieder „kläglich“ ab.
Und kam, nach Regen u. Wind an die Düna, ließ mich schnell übersezzen,
denn ob ich gleich an eben dem Tage 2. Mädchen ersoffen waren, so war
doch dies bei Julius Cäsar u. einem
Grecourt
nicht zu vermuthen. Man
hatte die Thore mir zu Gefallen, eine Stunde über Gewohnheit offen
gelaßen, u. ich kam, wie ein Feldteufel, zu meiner lieben Wirthin.
Diese hatte mich vor der Tischgesellschaft sehr ernstlich vertheidigt: ich
könnte ohnmöglich zu Steidel gesagt haben: „fahren Sie zum Teufel!“ und
doch war es wahr, leider! wahr!
Den folgenden Tag schlief ich von bis 9. u. von 10-12. bekam über dem
Eßen einen Pasquillzettel, aus Kön. u. vermuthlich von H. pp. l. wie ich
errathe, daß ich Sch. ffn. noch nicht geantwortet: ich ärgerte mich, schrieb an
den Narren Sch. so höflich, als man an Narren schreibt, u. lies den Zettel
ohne Antwort.
Zur Vertreibung der Grillen besuchte ich die
Komödie
, wo das Schlegelsche
Lustspiel „der Triumph der guten Frauen“ sehr gut aufgeführt wurde,
daß ichs gestern mit Vergnügen nochmals gesehen. Die
Candidaten
, das
mittelmäßige Trauerspiel,
Rhynsolt
u
Sapphira
, u. das noch schlechtere
Lustspiel Patelin habe ich besucht, um insonderheit von einem vortreflichen
Akteur Kantner, zu lernen.
Es ist leicht zu erachten, daß mein Projektfach in der Seele dabei nicht leer
geblieben, sondern daß für 4. Ort ich eine Critik über das Schlegelsche u.
Crügersche Lustspiel, u eine Umbildung des Trauerspiels, u. ein ganzes
Nachspiel im Kopfe habe.
Gegenwärtig arbeite ich am 3.ten Fragment; nachdem der
Meßcatalog
wieder etwas den Funken meiner Autorschaft angefacht. Ich will Steidel
erinnern, daß er diesen Catalog nach Mit. schicken soll: es ist in ihm wenig
neues, ausgenommen ein
Laokoon
von Leßing, über die Gränzen der Poesie
u. Malerey, von
Michaelis
zerstreute Abhandlungen, von
Willamov
. ein
Schriftlein über den
Aristophan
von
Zachariä
sein Cortez, und Samlung
Deutscher Gedichte, u. einige andre, die mir nicht beifallen: vorzüglich aber
eines Ungenannten: Fragmente über die Deutsche Litteratur, die, wie er
selbst, Blut zu viel, Serum zu wenig haben, u. Lebenssaft, das Gott erbarm!
Weil dieser Ungenannte zu seinem Dritten Fragment, von der Römischen
Poesie den Spence braucht, so will er ihn noch etwas zögern, wie auch den
Fabriz, den er unumgänglich nöthig hat. Sie nehmen es doch nicht übel, mein
HE. P. Ruprecht, ich mache ihnen mein Kompliment.
Ich möchte auch wohl G gern Saintfoix von Paris haben, weil ich dem
großen Leibniz nachahmen will, da er in eine Gesellschaft
Chymiker
eintrat:
ich habe etwas im Kopfe, dazu ich
Saintfoix
nöthig habe.
Ich sehe wohl, daß dies Kapitel unter die fluctus von Geschichte gehört,
von denen Ovid singt: posterior decimo est, duodecimoque prior; daher
schicke ichs statt Brief an meinen lieben Freund H., als ein Memoire zur
Vergeßenheit und besiegele es mit dem Kopfe des Marc Aurels, den ich heute
im schönen Karneol geschenkt bekommen. Es ist doch eine gute Sache, um die
Träumerei im Briefschreiben: heute schicke ich dies Capitel meines
Shandyschen Romans an meinen Onkel Tobias Shandy, und hoffe von ihm bald
eine freundliche Antwort.
Adresse:à Monsieur / Monsieur
Hamann
/ homme de lettres / à
Mitow
/
Francò
/ bey HE. Hofrath
Tottien
/
Mitau den 22 May 66.Herzlichgeliebtester Freund,
Sie werden bereits die Bücher aus Königsberg erhalten haben. Die
Dodswellsche Samml. ist nicht mitgekommen weil HE Lindner selbige hier hatte,
dachte ich solche Ihnen eben so leicht von hier aus mittheilen zu können; habe
aber bereits darnach geschrieben. Mit gegenwärtigem komt Saint-Foix, den
ich mir aber so bald als mögl. wieder ausbitte. Sorgen Sie auch dafür meinen
Winckelmann, den Fabritius und Spence zu remittiren. Ihr Buch habe
unserm Freund Patz abgegeben, der jetzt Pastor vicarius ist, und daher vom
Schreiben abgehalten wird. Wir denken desto öfterer an Sie und haben bey
HE D. Hummius, den ich bald zu lieben anfange noch gestern Abend Ihr
Andenken gefeyret. Ihr Buch ist Patz von mir abgegeben worden.
Hartknoch hat gestern auch an seine Braut geschrieben und kann bereits in Kgsb.
seyn mit Mad. Hagen. Ich habe den ersten Feyertage bey HE Patz und gestern
den alle Kinder Tag gleichfalls Mittags bey ihm gespeist in HE. D.
Hummius Gesellschaft der HE Cantzler, (der den Stanislaus Orden bekommen)
ist mit seiner Familie aufs Land gereiset. Dem HE Super. Hahn u Prae.
Rosenberg in meines Freunds Gesellschaft gestern auch den ersten Besuch
abgestattet; vielleicht heute unserm kleinen lieben Hagen u dem HE InstantzSecr. Andreae. Eine Veränderung meiner einsiedlerischen Lebensart ist
unumgängl., um mir die Grillen zu vertreiben. Nun mein lieber Herder! wir
werden noch Zeit und Gelegenheit haben uns dieses elenden Lebens, das wir
jetzt schelten, Sie aus Uebermuth und ich aus einer ärgern Laune vielleicht,
zu erfreuen, und in einem höhern Chor zu singen: Vnus est Oeconomus – – –
Arbeiten Sie an Ihr drittes und viertes Fragment. Ich kann gegenwärtig
unmöglich Ihr Matanasius seyn. Meine Stunde ist noch nicht kommen. Wie
gern hätte ich gesehen, daß mich HE George Berens jetzt besucht hätte, da
ich allein bin. HE Hofrath hat mir den 7ten h. seine bevorstehende Abreise
angemeldt; gleichwol läuft ein Gerüchte als wie der Hof ihm Contreordresnoch zu verweilen geschickt hätte. Den Sonnabend nach Ihrer Abreise haben
wir Concert hier gehabt von HE Veuchter u. Mogatzki. HE Prof. Lindnerhat seine Concession noch nicht, bleibt aber bey seiner Meinung nach
Johannes hier zu seyn. Aus Preußen nichts als Klagen. Leben Sie wohl,
grüßen Sie Steidel freundschaftlich von uns. Ich ersterbe unter ein Dutzend
Umarmungen mit dem redlichsten Herzen der Ihrige inclusiveunserm Freund
den Candidaten.Neulich ein Gespräch vom Nutzen der Reisen zwischen Lock und
Shaftesbury von Wilken übersetzt gefunden, auf deßen Titelblatt ein griechisches
Motto aus dem Plutarch steht, worinn Ihr gesuchtes Wort καλογαθιαvorkomt. Das Buch des Autors ist aber nicht citirt. Die Stelle verdiente von
Ihnen attrapirt zu werden im Zusammenhange des Textes.
Vergeßen Sie mir nicht den Saint-Foix bald zu remittiren.
Adresse mit Siegelrest (Wappen):à Monsieur / Monsieur Herder / Collegue vicaire du College / Cathedral /
à / Riga. / Nebst
Saint-Foix
.Liebster H.
Aus meiner werthen Hand haben sie freilich in langer Zeit keinen Brief;
aber ich auch nicht aus der ihrigen: sie haben, wie ich merke, zu viel, ich zu
wenig Zerstreuung, sonst hab’ ich zu viel u. sie zu wenig – wir sind stets
gegenander in ratione inversa oder zwei entgegengesezte Kräfte, wo die Folge o. ist.
Kein Brief.
Statt meiner Person schicke ich alles, was ich kann – nur mich selbst kann
diesmal nicht emballiren: Donnerstag ist Schulactus, wo ich wenigstens als
Stumme Person dastehen muß, dem Gott dieser Welt willen: was hülfe es
mir, Mitwoch reisen u. Donnerstag früh wiederkommen müssen. –
Ueberdem will ich die verwünschten Fragmente aus der Hand, von denen
1) ich ihnen das erste Stück schicke. Aber wieder keine trockne loc. comm.darüber sondern angestrichen u. aufgeschrieben. Das Ende sehen sie fehlt;
2) das ist aber der Schlußzierrath. Im 2ten wird + als im ersten verändert.–
Vom Fabr. weil ich muß, den 2ten Band, den ersten kann so unmögl. als
mein Leben: ich bin eben in aller Arbeit. Aber zu Ende dieser Woche gewiß. –
3) Winkelm. Allegorie auch; der ersten Abschnitt ist für mich alles, im
folgenden wenig, u. das meiste handwerksmäßig schon. Nach Durchlesung bitte
4) ihn zurück.
Saintfoix
Paris retour; ein schönes Buch, das ich mir
anschaffen werde. Von neuen Sachen ist für mich merkwürdig
1) Tellers Debora p u. seine Abhandl.
von der Nachahmung
vor
Schmidts A. u. N. Adam
2) N. Bibl. 2 Stücke wo viel Nachrichten v. alten Engl. Poeten u.
Hogarths Leben ist
3) Allgem. d. Bibl. 2 Stücke: wegen der Nachrichten; sonst nichts
als Büchertitel
4) Herman u. Gunilde ein Rittergesang: noch nicht gelesen:
5) Ramlers Lieder der Deutschen, zum Spaas u. die Veränderung
zu sehen.
Lauter Amusantes, und wenig Reelles; es sei denn etwa
6) Home 3ter Theil: u. S
7) Spaldings Predigten: ein schönes Bändchen.
Was von diesem wollen, verlangen, fodern, brauchen sie; das meiste muß
in Mit. seyn; das übrige will ich schicken. Gleim hat Lieder nach dem Anakr.
herausgegeben, die Htkn. nicht hat; sie sind als nachgebildete Originalchen
hübsch; aber als Nachahmungen und Uebersezzungen nichts. Den Reiske habe
nicht ertappen können; Klozzens acta litt. sind ja wenigstens zum
Durchsehen; des armen Damms sein Gr. Lexic. u. sein ganzes 70. jähr. Leben u. s.
ganze Papierne Ewigk. wird heruntergemacht. Bitaubé Uebersezz. noch mehr.
Daphnis u. Chloe wird gelobt; von wem muß das seyn! Ein Lob selbst nach
dem Griechischen ist selten. – Ueber die Deutsche Tonmeßung, ein Bogen:
sagt viel hübsches; aber nichts neues; sein neuer Jambe ist ein Unding –
Lind. Nachrichten wird Abbt Verdienst etwas neidisch beurtheilt. – Die
Ethopäie des Willamov. habe noch nicht gelesen. –
Wegelin komt nach Berlin als Prof. am Kadett. Hause – Von meinen
Sachen bin ich seit lange meine Rig. Kinder schuldig 1. Abhandl. u. 1.
Pfingstkantate: die vorläuf. Abhandl. vor der lezten ist insonderh. wider eine elende
Kantate des Rekt. Schlegels gerichtet, die in Fasten erschien, u. man mir
zugeschrieben hat. Jezt müste ich es also doch zeigen, wie ich glaube, daß eine
Kantate aussehen soll.
Die Uhr schlägt 7. ich erwarte meinen Ital. Sprachmeister, u. schreibe dies
auf dem Bette u. daher ists nüchtern, u. durchgängig ohne Urtheilen. Alles
aber will ich nachholen; meinen Plan u. meine Verrichtungen; meine Mängel
u. Wünsche, meine Liebe gegen Sie, u. mein Mitleiden gegen Paz, meinen
Haß gegen die Musen, und mein Verlangen nach beßern Zeiten. Urteile über
das wenige, was ich gelesen, und vielleicht dies alles auf der folgenden Seite.
a Dieu lieber, guter, bester H. ich will sie ehestens besuchen, aber aus
Schande
muß
ich bei Tottins logiren und das will ich nicht gern: bei H. auch nicht, u. –
Indeßen erwarten Sie mich bald, und einen Brief an Past. Ruprecht
Her.(Von Schefn. habe einen Brief gehabt über meine Fragmente, die man
ihm sehr unzeitig gezeigt; Kanter muß noch mein Verleger werden – der
Windbeutel u. Narr!)
Mitau den 10 Aug. 66.Herzlich geliebtester Vater,
Endlich muß ich Ihnen doch einige Nachricht von mir geben, auf die Sie
längst mögen gewartet haben. Ich danke Gott dafür, daß ich noch lebe, so
kümmerlich es auch ist. HE Secr. Kortum hat mir den 9ten Jul. meine engl.
Bücher mitgebracht, worüber ich mich sehr erfreut, weil ich guten Freunden
damit dienen kann. Ueberbringer gehört selbst darunter, besucht mich fleißig
und wir üben uns beyderseits im italienischen. Er hat heute zum erstenmal
Mittags bey uns gespeist, weil sein ordentl. Wirth HE Doct. Lindner mit
seiner Gemalin zu Gast gewesen. Was an dem Transport der engl. Werke
noch fehlt, werde dem HE. Prof. L. melden.
Zu Ihrer kleinen Erbschaft wünsche Ihnen Glück. Bey diesen schlechten
Zeiten ist ein Andenken der Freundschafft und eine Beysteuer der zeitlichen
Nothdurft immer angenehmer als sonst. Gott laße es Ihrer seel.
Wohlthäterin dafür gleichfalls in der Ewigkeit wohl gehen! Amen.
HE Hofrath hat einen Coffre mit seinen Sachen bereits nach KönigsberWarschau abgeschickt, und steht im Begriff heute über 8 Tage, allem
Vermuthen in Gesellschaft seiner Frau Gemalin, abzureisen. Sie werden ihren
Weg über Seßlaucken nehmen, dem Gut des seel. HE. Praepositus, wo Sie
sich ein paar Tage aufhalten, und also nach dieser Rechnung in 14 höchoder 16 eintr in
Königsberg
(wozu man sich erst in Memel entschließen
wird) eintreffen könnten. Sollte dies geschehen, so möchte die Frau Hofräthin
unser Haus auch wol besuchen. Thun Sie Ihr Bestes Ihr gutes Herz zu
bezeigen, und laßen Sie auch die Bediente nicht ungeehrt von sich, so viel in
Ihren Kräften steht und Gott Mittel dazu an die Hand giebt.
Für die curschen Bücher statte Ihnen meinen herzlichsten Dank ab. Aus
meiner Vergeßenheit deßelben, liebster Vater, können Sie leicht erachten, daß
ich selbige noch wenig gebraucht habe. Ich denke aber noch hier so viel Zeit
und Gemächlichkeit zu haben, daß ich diesen Anfang nicht umsonst gemacht,
sondern gehörig werde fortsetzen können. Umstände und Verdruß sind an
diesem unterbrochenen Vornehmen schuld; ich werde selbiges aber nicht
aufgeben. Meine Flucht in diese Gegenden, bey den betrübten Umständen meines
Vaterlandes, wird ohnehin nicht so bald endigen, und nicht ohne
Abwechselung seyn. Ich überlaße alles der Göttl. Vorsehung, und sehe mich als ihren
Ball an, der durch nichts anders als die Kraft ihrer Hände lebt. Bey allen
dem Gram, der mich schwarz macht, fühle ich doch noch in gewißen Stunden,
was die Weisheit in den Sprüchwörtern sagt: – meine Lust ist bey den
Menschenkindern. – So lange wir an den glauben, der die Leute so lieb hat, laufen
wir keine Gefahr Menschenfeinde zu werden.
Was macht mein Bruder? – Meine herzlichsten Grüße an HE Vetter
Nuppenau, Jungfer Muhmchen, Unser gantzes Haus und alle Unsere Freunde.
Ich empfehle Sie Göttlicher Gnade, mich Ihrem Väterlichen Gebet und küße
mit kindlichster Ehrfurcht Ihnen die Hände als Ihr gehorsamst ergebenster
Sohn.
Johann Georg Hamann.Mitau den 12Zärtlich geliebtester Freund,
Sie erhalten Ihre Handschriften wieder zurück mit dem verbindlichsten
Dank. Ich habe das erste Fragment 2mal gelesen, und würde kaum mehr was
dabey thun können, als was geschehen, wenn ich es auch noch 8 Tage behielte.So viel mir mein stumpfes Gedächtnis sagt, haben Sie Ihre Arbeit
gewaltig umgeschmoltzen, und wo ich nicht irre Ihren Plan dadurch erweitert, daß
Sie mehr
Auszüge vom Text der Litteratur Briefe
liefern, als damals
Ihre Absicht schien gewesen zu seyn.
Ich weiß nicht durch welchen Irrthum ich mit dem
vorläufigen
Discours
angefangen und dabey den Griffel etwas muthiger gebraucht habe.
Ueber ein gut Theil der neuesten Litteratur kann ich kein iudex competensseyn und was die Prosodie betrifft, bin ich in gleicher Verdammung. Die
übrigen Articel der Sprache find ich nach Wunsch detaillirt, einige Puncte
in ein eben so gutes philosophisches als ästhetisches Licht gesetzt.
Es sind noch einige übelgegattete und zusammengewachsene Wörter übrig
geblieben z. E. Naturgenie p. Auch ist der Styl an einigen Stellen zu petillant,
und die periodische Form durch Fragen, Ausruffungen, Interjectionen gar
zu zerrißen. Ich habe Ihnen liebster Freund, schon mehr gesagt, als ich verstehe und
berechtigt bin. Die Durchlesung Ihrer Handschrift hat mir heute
wenigstens
eine angenehme Stunde
gemacht
, in der ich alte verbleichte Begriffe wieder
in mir aufleben fühlte. Es ist aber bald übergegangen.
Um dieser Ursache willen schicken Sie mir doch die Folge Ihrer
Handschrift zu –Selbst den Versuch des Winkelmanns habe mit wenig Genüge lesen
können. Schicken Sie mir doch den Shaftesbury nebst allen Uebersetzungen die
Sie davon auftreiben können. 1.) Soliloquium 2.) die Moralisten 3.) der
Versuch der Moral sind gewiß heraus, weil ich alle 3 selbst gelesen habe.
Vergeßen Sie auch nicht mein Quartbuch.
Grüßen Sie HE Hartknoch von uns. Verdenken Sie es mir nicht, wenn
ich nicht schreiben kann. Ich ersterbe Ihr
Hamann.Um Pygmalion u Elise bitte zugl. HE Patzens freundschaftl.
Umarmungen.
Herder an Hamannu. nicht mehrYorik an Tobias Shandy.Ich bin jetzt in einer Lage, da ich so wenig Yorik spielen kann, als Pansa
den Stadthalter: Kopfschmerzen, wüstes Gehirn macht mich jetzt, da meine
Tagesarbeit zu Ende ist zu einem siechen Menschen, der so zu einem Briefe
läuft, als August, oder wer es war, auf den Nachtstul, um sich dadurch zu
erholen, daß maner Unrath ausschüttete. Nur daß es dabei etwas stinkt:
und so geht es mir auch mit meinem Andenken an die Mitausche
Schwärmnacht: aus der ich eine volle Brust zurückbehalten – nichts mehr u. nichts
weniger. So gar wie die 8. Partes orat. in dem Schulvers enthalten sind: vaeh
tibi ridenti! quia p so hat er auch beinahe die Theile des Menschlichen Lebens.
An den Orten wo Esther frölich gewesen war: raufte sie sich die Haar aus.
Ich erinnere mich hiebei an die komisch-ernsthafte Auslegung des hochwürdigen
HErn Leßers, der hier Orte des Leibes versteht, und der Weibl. F…. eine neue
Art von Buße damit erdacht hat.
Eine Yoriksche Laune aufs neue! – So wißen Sie denn, daß der
Sterne
auch die
Gesch. des Yoriks
in 2 Th. geschrieben, wie ich eben nicht längst
aus den Gött. Zeit. ersehe; möchte der Uebers. mit seinem Tristram auch an
den ehrlichen Kastanienwerfer denken.
Ich habe ehegestern geschlafen: gestern das Leben der Χstina u. heut lauter
Gel. Zeit. gelesen; 3. Arb. die für mich jetzt sehr identisch gewesen sind. Von
Boulanger wird ein Werk v. Pr. Dähnert angekündigt, daß auf Ostern 767.
gegen 4. Alph. stark bei Röse in Greifswald 4. erscheinen soll, u. Pränum.
verlangt wird:
das durch s. Gebräuche aufgedeckte Alterthum
, oder
Crit. Unters. der vornemsten Meinungen Cerem. u. Einricht. der
verschied. Völk. des Erdbodens in Religions u. bürgerl. Sachen. Mich wundert, daß ich
dies Werk im Frz. bisher auch nicht dem Titel nach gekannt. Die
Einleit
. f.2. Bogen kommt bei dem Titelblatte: sie ist gedehnt; und ungeheur im Plane;
alles will sie, halb christl. halb heidnisch, aus der
Sündfluth
, u. von einer
allgemeinen
Furcht herleiten, die sich über die Erde verbreitet; hieraus die
Regier. der Götter u. goldne Zeit pp alles aus Traditionen u. Philosophie,
wie es einem Franzosen, einem Boulanger geziemt. Hören sie s. 6 Bücher:
1) die Anordnungen der versch. Völker des Erdbodens zur Erneur. des
Andenkens der Sündfluth 2) alle Feste u. Ausschweif. der Alten haben
Merkmale v. klägl. Dingen an sich gehabt 3) Geheimniße der A. Völker 4) warum
die Völker mit allen Abwechselungen der Jahrhunderte u. Perioden besondre
Idees verbunden 5) Natur der Feste, Ceremonien, u. Gebr., die bei Gelegenh.
der Jahre, Mon. u. Tage üblich geworden 6) Abriß der phys. u. moral. Wirk.
der Sündfluth. – Auf das 1. 2. u. 3. St. bin ich sehr begier. das 4. verstehe ich
nicht: das 5te geht mich nicht an: das 6. läßt nicht viel von Boulanger
erwarten. Kennen Sie schon dies Werk: so geben Sie mir doch davon Nachricht:
es ist sehr für mich.
Ihren Fabriz brauche tapfer u. will bald remittiren, wogegen ich mir – aber
nicht eher, als bis ich Zeit habe zu lesen den Muratori ausbitten will, zu
durchlaufen. Das Buch de pereuntibus litteris bin ich begierig zu lesen; man
hat aber 2. Maturini Simonii u. Octav. Ferrarii prolusionem; jenes ist beßeru. hat mich dem Auszuge nach sehr begierig gemacht.
Ich gehe mit Geburtswehen zu einem Trauerspiel; aber alles ist so sehr
gedrängt von Planen bei mir, daß nichts, oder wenig wird. – Bald werde ich
mich auch wieder zur Arbeit begeben, um der Ostermeße ein Gnüge zu thun;
aber liebster Freund! zu alle dem ist mir ein gr. Plato unentbehrlich;
Historienschr. kann man nach einer Uebersezzung citiren, aber einen Plato; halb
Dichter u. halb Philosoph; ich habe sie schon um ihn einmal gebeten, ich muß
mich aber schämen, ihnen so viel Mühe zu machen. Noch eins! wenn ich
Fabric. zurückschicke, kann ich nicht G. J. Voss. de histor poet. Gr. et Lat.bekommen; den De histor. Gr. hab ich und eben der erregt in mir Begierde
nach dem andern Trakt:Ich werde beinahe mürrisch gnug, mich auf 14. Tage völlig einzuschließen,
oder in Mitau zu kampiren um die Bibl. zu nutzen: sollte ich noch einmal
kommen: so sollen alle Visiten eingestellet, alle Shandysche Mönchenspiele
aus in den Kohlgärten bei Mitau verbannet seyn, und die Muse und mein
Freund soll sich in meine Zeit theilen. Grüßen Sie Trim; wenn ich gegen
keinen der beleidigenden Karakter Yoriks, leider oder leider! das Schicksal,
wider zu Willen zu beleidigen, habe, so ists doch gegen ihn und Hartkn:
daher soll lieber eine schriftl. Abbitte, als Yoriks Hüpfen, mir meine Fehler
vergeßend machen.
Hartkn. bekommt heute:
Philippi
vaterursache
Vaterunser
; ich habe
nur einige Blicke drinn gethan, ich will mich aber zwingen, es zu lesen, weil
es sein Verlag ist. – Schlegels Banier ist mit dem 5ten Band geschlossen;
ich wollte, daß mir jemand damit ein Präsent machte. Kennen Sie die
gebundene Uebers. des Taßoischen Amyntas, da sie das ExemplarOriginalhaben. – Von Thom. Abbt, sehe ich den Auszug einer Akad. Einlad. schr. deals er noch in Rinteln P. d Phil. u. Math. war de difficillimo progressu in
dimetendis animae viribus; ich freue mich theils der gut. Gedanken wegen,
theils daß ein so großer Baumgartenianer die Mathesis intensiva schwer u.
unerreichbar findet, womit die sein Lehrer doch beinahe überall zu seiner
Methode gemacht hat.– – Doch wo schwärme ich herum, fast eine Stunde
geschrieben.
Gehabt euch wohl! Mittwoch den 27/16Aug.HerderAdresse mit Mundlackrest:Herrn / Herrn Hamann / in / Mietau / beym HEn Hofr. / TottienMitau den 30. Aug. 66.Herzlich geliebtester Freund,
Diesen Augenblick erhalte Ihren Brief; und freue mich daß Ihre MitauscheSchwärmerey Ihnen noch so gut bekommen ist. Ich lebe diesen Augenblick in
der grösten Unruhe, und laufe aus um dem HE. Steidel der im Begrif nach
Riga zu gehen, Ihre Strümpfe und Ihre Zedel abzugeben. Wenn Sie Ihren
Entwurf mich auch 1 Tag zu besuchen, ausführen können, wird es mir lieb
seyn. Thun Sie alles mögl. Ich habe dem Corporal Trim heute seinen
Scheidebrief geschrieben. Sie finden mich also einsam und allein wie einen Vogel auf
dem Dache.
Von Boulangers Werk weiß nichts und erwarten Sie auch nichts davon.
Sein oeuvre posthume kan Ihnen den gantzen Mann kennen lernen. Er hat
weder Einsicht noch Ernst u Ehrlichkeit selbige anzuwenden und ist von
einer ausschweifenden Einbildungskraft, der sich alles zu gute hält, Lügen
und Dichten.
Um Fabricii ersten Theil und Pygmalion bitte nochmals – Von den
Strümpfen habe keine anderen finden können als ein ungleiches Paar; sie
müßen also solche wie sie sind, mitgebracht haben.
Ich suche umsonst nach Voss. de poetis Gr. et Lat. Haben Sie ihn hier
gesehen; ich kann nicht finden. Kommen Sie selbst!
An Simonii u. Octau. Ferr. ist nichts de litteris pereuntibus. Ich habe
letztere gar nicht lesen können und beyde schon zurückgeschickt.
Ich umarme Sie herzlich und warte auf die Erfüllung Ihres Versprechens.
Leben Sie wohl und lieben Sie den Ihrigen.
Hamann.Grüßen Sie unsern Hartknoch und bleiben Sie mir treu. Mehr kann ich
nicht schreiben.
Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Herder / &cetera / á / Riga. /
par ami
Wehrtester Freund,
Ohne auf eine Beantwortung meines lezten Briefes zu warten: schreibe ich
bei Gelegenheit des Schreibens, das ich nebst meiner Odenabhandl. aus
Mitau erhalte. Ich sage: mit
bei Gelegenheit
; denn vieles darinn habe schon
vorher beantwortet, daß dieser Brief mir also meistens nur Winke zu
Gesprächen geben wird; u. Geliebte, Zauberer u. Helden verstehen sich mit dem
Winken sehr gut. –
Meine Handschrift habe sogleich durchlaufen, wie ein Vater sein verlornes
Kind; aber ich sage es ihnen noch einmal, daß vielleicht blos der Name
desselben, bei der Firmelung, bleiben soll, die ich ihm zu geben gedenke: nur
wenn? weiß ich noch nicht. Da ich immer mehr meine hiesige Situation, den
Genius dieses Orts, u. meine eigne Projekte kennen lerne: so mehren sich
meine Arbeiten, meine Einsichten, u. meine Melankolien: es ist ein elend,
jämmerl. Ding um das Leben eines Literatus – u. insonderheit in einem
Kaufmannsort; ein
Prophet
sagt wohl freilich immer: dies ist die
Last
über
Tyrus
; – aber dazu wird auch wirklich die Myopie eines Philosophen erfordert
um diese Last nicht zu sehen. Ich suche also, mein Amt abzuwarten, u. nicht
zu singen, sondern zu arbeiten. –
Die Anmerkungen, die Sie über meine Schreibart, säen, sollen auf ein gutes
Land fallen, nur hören Sie, was ich dagegen habe. Ich weiß, Sie nehmen das
Wort Styl so, als Winkelmann das Wort
Geschichte
nehmen will, u. darauf
antworte ich, wenn man von sich selbst urteilen kann, oder soll, oder will: Ich,
und mein Stil selbst bin noch immer unreif; ein pomum praecox zu einem
Amte, zu einer Schulstelle, zu einem
gesezten
Umgange u. Stil.und Meine
ganze Bildung gehört zu der wiedernatürlichen, die uns zu Lehrern macht, da
wir Schüler seyn sollten. Haben Sie Mitleiden mit mir, bester Freund, daß
mich das Schicksal in einem pedantischen Mohrungen hat geboren werden
laßen; daß ein
einseitiger
Trescho meinen ersten Funken weckte, daß ich in
Königsb., mit dem Zepter des Korinthischen Dionys mir meine Galgenfrist zu
studiren habe erwuchern müßen. Hätte ich außer einem Kant
noch Pedanten
hören können, die meine Hitze hätten abkühlen, u. mir
Schulmethode
hätten
lehren sollen; hätte ich durch dasen Umgang mir den Weltton angewöhnen
können; hätte ich mehr Uniformes mit der Universität, u. dem Gros meines
Stabes angenommen: so würde ich vielleicht
anders
denken, aber auch nicht
dasselbe denken. Ein siebenmonatlicher Embryon muß viele Nachbildung u.
Wartung haben, ehe er sich zur Luft der Menschen gewöhnet, u. ich gestehe gern, daß
ich das Phlegma eines homme d’esprit, noch gar nicht mit dem Enthusiasmus
des
Genies
zu verbinden weiß. –
Meine Studien sind wie Zweige, die durch ein Ungewitter
mit einemal
ausgetrieben worden: mein Gedichte gehören zur Zeit des hohen Stils, der
sich mit plötzl. aus dem Chaos emporschwang, u. die Gratie noch nicht
kannte: aber wißen Sie auch, daß ich noch nicht im Alter der
Reife
, sondern
der
Blüthe
bin: eine jede hält eine ganze Frucht in sich, aber viele fallen
freilich auf die Erde. Wollen Sie an einem jungen Baum lieber abschreibenabschneiden,als oder einpropfen. Spornen Sie mich also an, vieles zu
entwerfen; nichts aber, als Autor vor die Ewigkeit ausführen zu wollen: es
kommen immer Jahre, da unsre Augen nicht mehr zeichnen, sondern ausmalen. –
Stellen Sie sich meine Pein vor, die ich haben muß, um einen Gedanken
auszubilden, zehn jüngere zu verlieren; u. hingegen die
Zeugungsbrunst
eines Schriftstellers, der was er
säet
, Menschen, u. was er schreibt,
Gedanken
werden sieht. Ein Jüngling wird blos
Vater
,weil um sein selbst willen,
weil die Brunst des Thiers ihn treibt; u. erst einen Greis muß seine junge
Gattin zu diesem Liebeswerke anfeuren, daß er sich dadurch bei der Nachwelt
verewigt. Ich mag mit Kalibanen des Shakespears, oder mit Puppen die
Welt bevölkern, ich will nicht umsonst Mann seyn –
Gnug von mir dem Schriftsteller – denn ich glaube doch nicht, daß Sie mich
den Briefsteller, beurteilen – noch 2. Worte von mir dem Scholastikus, u.
einem Collaboureur des hiesigen Gottesackers. Hier Sie kennen mich zu
wenig von dieser Seite; indeßen wenn Ihre Lection irgendwo gilt, so gilt Sie
hier dreifach, wo man die lose Kunst, die Sie anstechen, gleich jener hält,
Linsen zu werfen; u. wo man alles mit Maas, Zahlen, u. Gewicht mißt, selbst in
denen Wißenschaften: Sie sehen, daß ich an einem solchen Orte, meiner
Lieblingsseite eine Lähmung des Schlages anwünschen muß, um mit der andern
zu arbeiten. Die Amazonen brennen sich die Brust ab, um zu fechten –Sie sehen aus dem ganzen Ton dieses Briefes, daß ich jetzt eine zu unruhige
Laune habe, u. gar zu sehr mit mir beschäftigt bin, um so gleich von Ihrem so
treuen Beitrage Trauben lesen zu können u. ich lege den Brief in das heilige
Archiv meiner Grundriße u. zu Projekte, um wenn meine ganze Seele lebt,
ihn zu genießen. –
An Neuigkeiten bin ich arm; ich habe den
Windheim
bis zum Eckel
durchgelaufen, was die Prakt. Phil. anbetrift, u. wünsche bei Muße, u. Geist:
Michaelis
von der Sünde:
Baile
über die Worte: nöthige sie herein zu
kommen;
Premontval
vom Hazard u.
Reinhard
über die Freiheit zu lesen.
Wißen Sie etwas beßers hierin so sagen Sie es mir, liebster Freund!
Sie fahren noch in ihrem Stöhnen fort; unglücklicher Hamann! wozu wird
uns der Himmel machen. Thun Sie, was Ihnen ihr Genius sagt, wählen Sie
aber dazu nicht einen κακοδαιμων. Gehts drauf los, so strecke beide Hände
nach Ihnen aus, mein Freund, u. bleibe bis zu einem baldigen Briefe Ihr
Herder.ici – a present.Da mir alle Lust zu schreiben vergeht: so lege eins meiner Gedichte bei; ich
glaube, es wird mehr ein Ganzes seyn, als meine vorigen. Inlage bestellen
Sie doch, bester Freund auf die PostMitau den 21/10Novbr 66.Liebster Herder,
Ich habe eben so öfters Ihre freundschaftl. Zuschrift in Gedanken
beantwortet als Sie an mich in Gedanken geschrieben. Da ein gewißer Impulsuszu meiner Thätigkeit gehört: so erhalt ich diesen Augenblick Kraft dazu. Ich
nehme an Ihren Klagen Antheil und Patz ist Zeuge davon, daß ich Ihren
Brief mit aller Sympathie, die Freundschaft und Schicksal geben können,
gelesen habe. Jetzt findt sich unvermuthet ein Vorfall, wo ich mich Ihrer
erinnert habe, wie Pharaos Mundschenk seines Mitgefangnen Josephs. Ich
werde unverdienter Weise in eins der besten Häuser von Curland für einen
Hofmeister – zu dieser Stelle aufgefordert. Wenn es möglich ist, so entschließen
Sie sich aus Liebe für mich und Sich selbst. Herr von Szoege von
Blanckenfeld, wo Lindner gestanden bey seinem Bruder, deßen Hofmeister er gewesen,
ist der Mann, der alles mögl. thun will meinen Einfall Ihnen angenehm zu
machen. Da Ihre Gesundheit und Gemüthsruhe bey Ihrem gegenwärtigen
Posten leiden, und ich eine Aenderung als das einzige Hülfsmittel für Sie für
nöthig halte: so melden Sie mir, ob es Ihnen möglich seyn wird dort
loszukommen. Der junge Herr ist von 13 Jahren und hat einen jüngern Bruder,
der den Anfang unter Ihrer Aufsicht machen soll. Eine Verbindung wo Sie
Ihre Absichten zu reisen erfüllen können ist also hier abzusehen; und soviel ich
von der Physiognomie und der Genealogie des Hauses verstehe, haben Sie
keinen undankbaren Grund und Boden. Herr von Szoege ist ein Mann der
seinem Hofmeister beßer als seinem Sohn und Bruder begegnet, und beyde
der erstern Verhältnis aufzuopfern im Stande ist. Sollte es Zeit kosten zur
Ausführung Ihres Entschlußes; so wird es wohl der Mühe lohnen auf Sie
zu warten – wenn Ihr Wille nur genehmicht. Das Landleben, die Muße
deßelben, und andere Vortheile, deren Sie bey Ihrer gegenwärtigen
Verfaßung entbehren müßen, werden allen Ihren gegenwärtigen Bedürfnißen
abhelfen. Gesundheit und Muse wird dabey gewinnen. Kurz ich würde diesen
Antrag gar nicht wagen, wenn ich nicht hoffen könnte, damit bey Ihnen so gut
zu bestehen als in Ansehung des Hauses, wo man mir eine Stelle einräumen
und aufdringen wollen. Es kommt blos auf die Entschließung an, ob Sie eine
vorteilhafte Veränderung Ihrer gegenwärtigen Umstände unternehmen
können
und
wollen
. So bald ich – und dies in aller mögl. Eilfertigkeit – Ihre
Antwort und männl. Erklärung darauf erhalte: so überlaßen Sie mir das
übrige, und wenn Sie in Ansehung des Gehalts ppp. Bedingung
vorzuschlagen haben: so melden Sie mir Ihre völlige Neigung darüber – als ein
Freund ins Gesicht des andern Freundes.
Hierauf erwarte Ja Ja oder Nein – wie Hans zu Grethe und sie zum Hans– Herr Pastor Ruprecht ersucht mich Seiner gleichfalls im Brief zu gedenken
und seine Wünsche Sie zum Nachbarn seiner Selbst und seiner Freunde zu
haben mitanzuführen. Daß es Ihnen in Curland leichter werden möchte mit
Ihren Absichten die Landessprache zu erlernen und ein festeres Etablissement
zu erhalten, will ich nicht erwähnen. Ich umarme Sie und bitte um eine
promte Abfertigung. Muß schließen, weil ich HE von Szoege selbst erwarte,
ohngeachtet ich Seinen Besuch verbeten habe. Meine gantze Anfrage gründet
sich auf die Freundschaft, mit der ich der Ihrige bin.
Hamann.Mein liebster H.
Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, für den Antheil, den Sie an meinem
Mißvergnügen nehmen, und fühle es bei diesem Vorfall recht sehr, was es
heißt, einen wahren Freund haben. Ich hätte also in eben dem Feuer, in
welchem ich Ihren Br. las, Ihnen so gleich geantwortet, wenn ich nicht Freit u.
Sonnab. Nacht hätte schlaflos zubringen müßen, einer Predigt wegen, die ich
Sonntag früh gehalten muste, als ein Werk der Nothwendigkeit.
Entschieden war die Sache so gleich im Lesen u. jeder Augenblick Bedenkzeit hat diesen
Entschluß bestärket: daher ich ihn jetzt mit der Freiheit schreibe, so wie ich
ihn mit Vestigkeit faße.
Wer nicht vorwärts gehet, geht zurück: m. l. H. Diese Warnung verbeut
mir eine Veränderung die Sie mir mit so vielem freundschaftl. Eifer
empfehlen. Ich nehme mir alsdenn muthwilliger Weise das einzige Gut, das ich
habe:
Freiheit
, und
Unabhängigkeit
, und das ich jederzeit so hoch geschätzet,
daß ich, ohngeachtet aller drückenden Bedürfniß auf der Akademie, vor jedem
Privatengagement gezittert. Ich weiß, was man mir hierauf antworten kann,
allein eine Empfindung, die so tief eingewurzelt ist, sollte es sie auch
Vorurtheil seyn, läßt sich nicht durch eine Induktion heben, die doch selbst blos
wahrscheinl. u. trügl. bleibt. Hier bin ich doch wenigstens vest und sicher,
wenn nicht unter dem Schatten des reichen Fruchtbaums, so doch des friedl.
Ahorns. Hier hängt mein Beifall von vielen ab, dort von einem einzigen und
meine Zufriedenheit ist so viel unsicherer.
Meine vornehmste Beschwerden werden nicht vermindert: hier
viele
Arbeiten, die mich blos drücken, weil sie nicht für mich sind; dort bin ich in
den Arbeiten noch fremder: hier
Neider
, und verläumderische Bösewichter,
und elende Tröpfe – die alle jauchzen, wenn sie mich so weit gebracht sähen:
hier das Unglück unter einem w Kerl wie Schl. zu stehen; dort, ein unbekanntes
Loos – das noch will ich ein Jahr warten, und denn breche alles! – 3. Jahre
habe ich mir und Riga versprochen, die will ich halten.
Hoffnungen sind dort keine: und hier verkürze ich alle die meinigen. Nach
3. Jahren auf Reisen – Gott! welche lange u. ungewiße Zeit; lohnt es umso eine Rahel, so lange zu dienen, um nachher einen Korb zu bekommen. –
Die Lettische Sprache – ich hätte sie hier längst anfangen können, wenn ich zu
irgend einer Sache in der Welt Lust hätte, u. Dorf Past. zu werden, noch am
wenigsten. – Ich fühle es, die äußere Ruhe auf dem Lande würde blos Quaal
seyn, und schleichendes Fieber. Noch will ich mich lieber winden u. seufzen,
und mich mit mir selbst quälen, und leiden und ausdauren: es muß ein Stoß
kommen, der mich hebt, und fortschleudert.
Uebrigens schäzze ich alle Ihre Mühe u. Freundschaft: die unverdiente Güte
des HErn Past. Ruprechts und die äußerlichen guten zuvorkommenden
Empfehlungen des Hauses selbst. Nehmen Sie m. Fr. diesen Wink selbst an, sehen
Sie ihn als ein neues Jubiläum ihres Lebens an, das von dem Tode Ihres
Vaters abhängt anfängt. Hüten Sie sich alsdenn nur vor ihrem Rückfall
in eine alte Laune die sich selbst nicht brauchen will: so werden Sie daselbst
glücklicher leben, als ich. Um mich bemühen Sie sich nicht weiter, mein liebster
alter Fr.; ich Hans Gottfr. Herd. sage Nein!
Sie sehen aus diesem ganzen Briefe, daß ich in einem Zustande bin, den
kein Ort verändern kann – wer ist sich je entflohn. Ich habe gestern eine halbe
Nacht in einer kläglichen Gemüthsfaßung zugebracht, die ich meinem Feinde
nicht wünsche: bis zum Stampfen und Weinen; nur das
lezte
kann ich nicht.
Laßen Sie sich diese Worte unter uns bleiben; mein Kopf möchte mir
springen: alles ist mir zuwider.
Von meinem Vikariat bin ich seit Montag frei: Predigten werde ich nicht
mehr annehmen dörfen weil
ein
Pred. schon beßer wird. Müßte ich nicht meine
Privatconnexionen unterhalten, weil ich auch in dieser trübseligen Zeit (die
ich aber zu verbergen suche) mehr Freunde gefunden, als vermuthet: so würde
ich alles quittiren u. leben wie ein einsamer Vogel auf der Domschule.
Ein Paar Wochen denke ich zu mediciniren, etwas, was mir im Ernst
hochnöthig ist, und alsdenn mich wie Achill auf den Schiffen von Phthia in der
Stille zu erholen: wenn mein Auge sich nicht beßert: vielleicht meine Seele! –
Ich umarme Sie, m. guter lieber H. u. bin ewig IhrH.Adresse:à Monsieur / Monsieur
Hamann
/ homme de lettres / à /
Mitow
/ Francò /
bey HErn Hofrath / Tottien
.
Mitau den 22 Xber 66.Herzlich geliebtester Freund,
Ueberbringer dieses giebt mir seinen Pult, um Ihnen ein Paar Worte
darauf zu schreiben. Erwarte mit ihm das mir zugedachte Exemplar Ihrer
Fragmente, und wünschte wenn Sie zugleich eins für meinen Wirth beylegen
könnten. Ich zweifele nicht, daß Sie mir im Grund des Herzens recht geben
wenn ich mich jetzt weder zu denken noch zu urtheilen noch zu schreiben
unterstehe. Vielleicht wird Ihr Period mit meiner Crisi einen gleichen Termin haben.
Eine Kleinigkeit fällt mir ein, worüber ich mir einiges Licht wünsche. Sie und
Moser denken an einen
Marcellus
, den ich gar nicht kenne. Erklären Sie mir
doch diesen Namen, wo er zu Hause gehört. Alles ist noch beym Alten mit mir.
Ich erwarte des HE Hofraths Ankunft um eine Nothfahrt nach Preußen zu
thun, werde aber mich noch vorher mit Ihnen in Riga letzen. Sie und unser
Hartknoch werden die Last unter sich theilen, wenn ich an statt Tage Wochen
lang bleiben sollte. Unser Freund Patz, mit dem es auch schon auf das äußerste
kommen war, und der aus Verzweifelung Gott weiß nicht was werden wollte,
ist jetzt nicht nur geborgen sondern auch im Begriff sehr glücklich zu werden,
und beynahe glücklicher als es seine Constitution aushalten kann. Ein
erwünschtes Pastorat und die reichste Erbin in Mitau, ein stilles, sittsam
erzogenes und musicalisches Mädchen, die einzige Tochter sehr gutgesinnter Eltern,
die in ihren künftigen Schwiegersohn eben so verliebt sind, als er in sie.
Ich habe vor Ihrer Antwort und Erklärung die Thorheit meines neul.
Antrages an Sie erkannt. – – –
HE Prof. L. hat mir neulich geschrieben, daß Ihre Samml. in Berlin viel
Aufsehen machte. Ich wuste damals noch nicht, daß selbige die Preße bereits
verlaßen hätte. Werden die übrige Theile auf Ostern oder später erscheinen?
Alles übrige mündlich. Vergnügte Feyertage und Glück zum Neujahr. Ich
bin IhrHamann.Schicken Sie doch wenigstens den Pygmalion zurück. Meine Bücher sind
schon eingepackt. Wird HE Berens bald aus Petersburg erwartet?
Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Herder / Candidat du St. Ministere / et Collegue
vicaire du College / Cathedral / à /
Riga
.
par ami
Ich wollte Ihren Brief unbeantwortet laßen, da er nichts merkwürdiges
enthält, was nicht durch Steidel von mir mündlich könnte beantwortet
werden; allein weil ich einer melancholischen Laune bin, wo mir die ganze Welt
dunkel vorkommt, so kann ich doch nichts beßers thun, als einen Brief
schreiben, wie ohngefähr der Ihrige ist.
Daß Sie über die Fragmente mir gar nichts geschrieben, ist unverzeilich. –
Ich habe einen sehr höflichen Brief von Nikolai bekommen, in welchem er
mich zum Mitarb. der Allg. D. Bibl. einladet, Schmeicheleyen und
Entschuldigungen schreibt u. mir
Hamannischen Cant
vorwirft. Den Brief
können Sie selbst sehen, wenn Sie herkommen.
Ihr Ex. auf Schreibpap. bekommen Sie; für Tottin nehmen Sie ein andres
aus Mit. ich habe keine mehr. Auch hier machen sie, die lieben F., mehr
Aufsehen, da ein ungütiger Zufall, die Nachricht hieher gebracht, daß ich der Verf.
sey: welches ich aber ganz leugne. Der Ueberbringer dieser Nachricht hat Ssie aus Kön. u. ich möchte, allen dieen müßigen Marklosen Schwäzzern,
Lindn. Scheffn. Hipp. ppp alle insonderheit Kantern ein großes Kellerschloß
an den Mund wünschen.
Bei solcher Lage entgeht mir der Muth zu schreiben, da mir Verborgenheit
u. Freiheit fehlt: auf Ostern kommt blos das 3te Fragm. heraus, u. wer weiß
schreibe ich das 4. 5. u. 6. je. Im 3ten sind meine vornehmsten Stücke:
1) unsre Erziehung u. Gelehrs. hat zu viel lateinischen Geist:
2) Kritik über unsre Horaze,
Raml
. Klopst., Uz u. Lange
3) vom Lukrez. Lehrgedicht: Plan zu einem Gedicht über die Seele (zu dem
ich lange Versuche gemacht)
4) von der horazischen Satyre: Fragen über eine gegebne Theor. d Litt. Br.
5) haben wir Cicerone:
sollen
wir sie auf der Kanzel haben (dies St. werde
ich auslaßen müßen).
6) von der Gallikomanie in den Comödien(: werden wir je eine komische
Bühne bekommen7) vom brittischen Geschmack in Trauerspielen
8) vom Lehrgedichte des Youngs u. Pope unter uns (dies ist noch nicht fertigIm 4ten sollte ein die Aesthetik 5) Philos. 6.) Geschichte seyn: das sind
aber noch böhmische Dorfer in der Ferne.
Kennen Sie den dreusten, kühnen Marcell nicht, den der langsame Fabius
nicht bändigen konnte der stolze Triumpfirer in Rom, der Belagerer
u. Erober. zu Archimedes Zeiten, den keiner als Hannibal überwinden konnte. Syrakus.
Moser hat an ihn gedacht, blos von einer Nebenseite seines Karakters, daß er sehr
aufmerksam auf Zeichen u. Wunder, auf nomina u. omina gewesen. Plutarch
hat sein Leben geschrieben, u. wo ich nicht irre, ihn mit Pelopidas verglichen.
Kommen Sie nach Riga, ich erwarte Sie mit offnen Armen, ich bin jetzt
häuslicher, als vor dem Jahr, u. also mit Ihnen compatibler. Aber wenn
Sie nach Preußen zurückflüchten: so lassen Sie mir doch die einige
Engländer noch hier z. E. Shaftesburi, Shakesp. pp ich will Ihnen alsdenn ein
ordentl. Verzeichn. u. Handschrift geben daß ich sie habe, die ich schon hier
habe, mitbegriffen. – Ich erinnre mich daß Sie ein Brownisches Selbstgespr.
übersezt haben, lassen Sie mich doch dies nutzen. Haben Sie Brownes Bemerk.
über die Characteristiks so geschieht mir ein Hoher Gefalle, weil Browne
seinen Grundsaz vom Lächerl. beleuchtet hat. –
Wenn Berens kommen wird, weiß ich nicht; zurückgeruffen ist er vor
3. Wochen. Sie werden Ihn nicht treffen, wie es scheint, u. ich habe wenig
Muth zu ihm. Wünschen Sie Paz in meinem Namen von Herzen GlückHerderMitau den 9 Jan: 67.Herzlich geliebtester Freund,
Sie erhalten die 6. Bände
der
Dodsleyschen Sammlung
. Und weil Sie
Spence
und
Muratori
auch von HE Hartknoch mitbekommen, so sorgen Sie
daß diese beyden Bücher bey der Ostermeße nicht von unserm Freunde vergeßen
werden. Ich verlaße mich gewiß darauf.
Aus meinem Vorsatz Riga oder vielmehr Sie zu umarmen, zu sehen und zu
genießen wird nun wol nichts werden. Ich stehe reisefertig und warte bloß des
HE Hofraths Ankunft morgen, höchstens übermorgen ab. Ein Verzeichnis
meiner dortigen Bücher bitte mir mit Ueberbringer dieses, auf deßen Pult ich
abermal schreibe, zu übersenden. Mir ist zu Muthe, als wenn ich alle
Augenblick den Fuß in den Schlitten setzen soll; habe Ihnen also nichts mehr zu sagen
und zu bitten als Sie um Ihre Freundschaft und Ihnen die Unwandelbarkeit
der Meinigen zu versichern. Leben Sie wohl und erwarten Sie mich beßer – –
Von HE Hintz habe 3 Bücher, de Sibyllis, Vives und Martianus Capella –
die ich alle 3 nöthig habe. Den mittelsten lese vielleicht unterwegs. Gott
empfohlen – und alles mit einem Valetkuß in Gedanken versiegelt.
H.Kgsberg den 16 Febr. 1767.Liebster Herder,
Ich habe Ihnen zum Neuen Jahr gewünscht oder mit dem Anfang deßelben
geschrieben; erwarte aber wenigstens mit Ihrem Freund und Verleger eine
Antwort, weil ich vermuthliche daß Sie an Ihrem 4ten Theil oder der
neuen Auflage der ersten Theile Ihrer Fragmente fleißig seyn werden. Es
deucht mir daß ich unter Kummer und Elende dick und fett werde und ich habe
nicht ermangeln wollen Sie davon zu avertiren. Unser Directoire
Provincial wird sich diese Woche aus der Junkergasse in das Billetsche Haus am
Schlosberge verlegen. Der Chevalier de Mainvilliers ist dieser Tage nach
Mietau
durch gegangen où sa mere l’a pondue wie er sich gegen unsern
Freund L. ausgedrückt hat. Ein halb wahnsinniger Bettler, aber von der
unschädlichen Art wenigstens hier gewesen. Ich hab ihn gar nicht gesehen. Unsere
Bühne hat hier aufgehört und HE Lauson hier zurückgelaßen der Hoffnung
hat bey unsern Bureaux de Plombage anzukommen. HE. Cammeradvocat
Hippel hat ein neues Stück darauf geliefert das mit einer bittern Kritik an
unsern Laternpfosten beehrt worden, die jetzt eben so witzig hier werden als
die Klötze in Halle. Die neue Castigatio der Bibliothek der Schönen
Wißenschaften wird dem Lindnerschen Lehrbuch den Boden ausstoßen und hat die
Bestimmung meiner längst phantasirten Aspasie entwickelt, die wenigstens auf
die Beredsamkeit zufolge Platons Gesprächen losziehen wird. Eine
Leichenrede auf diejenigen Schriftsteller die auf dem Schlachtfelde der deutschen
Bibliothek geblieben sind und einige Maulschellen für den Sokrates des
deutschen Phädons würde auch vielleicht angebracht werden können.
Bestellen Sie durch HE Hartknoch oder irgend einen Unbekannten Einlage
bestens. Ich schmeichele mir daß Sie vor der Abreise Ihres Verlegers oder
nach derselben einige müßige Augenblicke haben werden. Laßen Sie sich den
Hohn der Kunstrichter nicht abschrecken mein alter Freund zu bleiben. Schicken
Sie mir doch durch Hartknoch worum ich Sie so lange gebeten ein Verzeichnis
meiner Bücher mit. Haben Sie auch ein Werk von
der
Aegyptischen
Historie
in 2 Theilen französisch von mir. Ich weiß nicht ob ich es Ihnen oder HE
Arndt gegeben. Ich habe es sehr lieb gehabt und es fehlt mir jetzt unter den
Büchern die ich unlängst aus Curl. bekommen. HE. M. Kant arbeitet an
einer Metaphysik der Moral die im Contrast der bisherigen mehr
untersuchen wird was der Mensch ist als was er seyn soll; wenn sich das erste
fügl. ohne das
letzte im eigentl. Verstande
bestimmen läßt. Doch Sie
werden mich so gut als Kant verstehen. Leben Sie vergnügt und zufrieden.
Ich bin Ihr aufrichtig ergebener
Hamann.Kgsberg den 28 März 67.Herzlich geliebtester Freund,
Den 25 Jan. kam ich hier an und fand in unserm Hause eine Leiche die im
Begriff war zu verscheiden, neml. den seel. Zuckerbecker Nuppenau, den der
Schlag am letzten Tage unserer Auction gerührt hatte; auf meiner
Bücherstube aber eine junge frühzeitige Sechswöchnerinn mit ihrem Sohn – Hierauf
die Häfen des Winters ein 14 Tag auf dem Lande genoßen – Meine übrige
Zeit vergeht unter Warten und damit daß ich einer Theilung zusehe, von der
mir blutwenig übrig bleiben wird. Bey solchen Umständen kann man sich
der heidnischen u jüdischen Gedanken nicht entschlagen: woher nehmen wir
Brodt in dieser Wüste? und womit werden wir uns kleiden? Unter diesen
Dünsten benebelt läßt sich wenig edles, freyes, witziges denken. Wenn ich
also heute an Sie schreibe, so geschieht es blos, Liebster Freund, um theils nicht
gantz von Ihnen vergeßen zu werden, theils Sie an einige Kleinigkeiten zu
erinnern, woran mir gelegen ist 1.) Erstlich sorgen Sie dafür, daß Ihr HE
Verleger, unser Freund Hartknoch, das dem jüngsten HE Lindner gethane
Versprechen erfüllt in Ansehung des Spence, und Muratori; davon der erste auf
Ihr Verlangen Ihnen überschickt werden muste unter der Bedingung, daß die
Remise davon aufs beste u sicherste besorgt werden sollte. Ich verlaße mich also
gewiß darauf, daß diese beyde Bücher gut nach Braunschweig u ohne Kosten
oder Schaden des Eigenthümers, der uns gedient hat, wird spedirt werden.
2.) Bitte ich mir ein schriftl. Verzeichnis aus von den Büchern, die mir
gehören u die ich Ihnen zu Ihren Arbeiten communicirt habe. Besonders
beding ich mir wegen der engl. aus daß Sie selbige nicht verliehren, und was
Sie nicht mehr nöthig haben sollten, bey guter Gelegenheit an HE. Pastor
Patz remittiren. Ich habe bereits vor meiner Abreise aus Curl. um eine
genaue Specification gebeten, bitte daher nicht gar zu saumseelig zu seyn
und erwarte eine pünctl. Erfüllung meiner WillensBitte von Ihrer
Freundschaft, weil ich alle meine Sachen in Ordnung bringen u. einen beträchtl.
Ausschuß meiner Bücher verkaufen will.
3.) Besorgen Sie doch bey HE George Berens einen wichtigen Defect in
meiner Bibliothek entweder selbst oder durch Ihren lieben HE Verleger; neml. von
Richardson’s Traité de la peinture von Tom. III.
premiere partie
. Er ist in
groß 8. in türkisch Papier eingebunden geheftet, und ich habe schon neul.
deswegen mit ihm gesprochen, weiß aber nicht, warum ich es nicht auf der Stelle
mitgenommen. Es liegt da unter den Büchern u ist gleich kenntlich an seiner Größe
u türkischem Bande. Ich verspreche mir gantz gewiß, daß HE Hartknoch so gut
seyn und mir selbiges hieher mit bringen wird, weil die übrigen Theile hier sind.
Werden wir eins oder 2 Stück von Ihren Fragmenten sehen mit dieser
Meße? HE Steidel, dem ich unmögl. antworten können, meldete mir, daß
Sie krank gewesen. – Wenn Sie durch HE Hartkn. wenigstens ein paar
Zeilen an mich schreiben sollten, so geben Sie mir doch einige Nachricht von
HE Secr.B. – auch so viel ich wißen darf von Ihren Verbindungen mit
Nicolai. Laßen Sie Ihre alte Liebe und Freundschaft gegen mich nicht gantz
erkalten. Wenn ich gegenwärtige Verwirrung werde ins reine gebracht
haben und überstanden haben auch meine Möglichkeit absehen kann hier
noch eine Zeitlang zu subsistiren; so erwarten Sie von mir beßere Briefe.
Spiegeln Sie sich an mir u arbeiten Sie caute et sobrie. Ich umarme Sie
und bin Ihr abgelebter Freund u DienerHamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Herder / Candidat du S. Ministere, Colle- /
gue vicaire du College Cathe- / dral de et / à /
Riga
. p. fav.weil ich den 14. daß er sn Schwieger Eltern Gerechtigkeit wiederfahren
laßen sollte, die ihr Wort beßer gehalten reichlich erfüllt hatten, indem Sie
ihm eine reiche Ausstattung nach sm Wunsch bewirkt und ein Haus oben
ein geschenkt, aber sich zum voraus bedungen hätten, ihn daß er an baarem
Gelde nichts erwarten sollte; daß er hierauf selbst resignirt und sich mit einer
Beysteuer seiner leiblichen Eltern geschmeichelt hätte, und von jenen nicht
mehr so viel als jene Vertrauen fodern könnte, wenn der Erfolg zu zeigen
schien, daß ihn Vater und Mutter verließen. Ich muste es lediglich dem
Einfluß der Gestirne zuschreiben, daß ich unter dem 14 Mart. einen Brief erhalten,
deßen Innhalt ich mich fürchtete eben so sehr scheute ihm mitzutheilen als
darauf zu antworten, weil ich nicht nur Paulisch, sondern auch gut kephisch
wäre, der Ananiam samt seinem Weibe Sapphira auf der Stelle exequirte.
Daß ich ohngeachtet der Verwickelung meiner eignen Angelegenheiten das
erste Drittel der ihm stipulirten Summe zusammengebracht hatte und Tag
v Nacht für die Ausmittelung der noch übrigen ⅔ sorgen und wachen würde.
Ich habe HochwolEhrwürdiger Herr, meinen Muth gekühlt,
und
wiederhole
gegenwärtig komme zur Entwickelung uns. Mißverständnißes vom
14 März das wie ein Stein meinen schwachen Magen gedrückt meine
friedfertige Vorschläge, deren Erfüllung ich unter göttl. Hülfe redlich zu halten
denke. Da Donationes immer in fraudem legis geschehen, v man seinem
Vaterlande und sr Familie Pflichten schuldig ist; da in der Erwartung
männl. Erben ein künfftiger Fonds zu ihrer Erziehung immer sehr zustatten
käme, und die Gesetze des Königs theils den Ausgang des Goldes theils
verbieten, theils schmälern: so bin ich immer meinem Freunde anräthig
gewesen auf die Erhaltung seines spät zu erwartenden ganzes Erbes in seinem
Vaterlande sein Augenmerk zu richten. Da man ferner mit einem Darlehn
beßer wirtschafften lehrnt als mit erschlichnem Geschenk, und meinem
Freunde bey sn jetzigen Verlegenheiten wirklich an einem Capital gelegen ist
zu einer nothdürfftigen Einrichtung. Ich so erwarte also von Ew.
HochwolEhrwürden Freundschafft nichts als eine hinlängl. Caution oder
Obligation auf die unter meinem Montag nach Sexages. stipulirte Summe, und
Sie haben weiter keine Sorge weder für Zinsen noch Geld nöthig; weil ich
meine Sicherheit blos auf einen solchen Fall verlange, der mir eben so
schmertzhafft als der Verlust meines Cap Gelde von dem kleinen Vermögens seyn
würde. Mein Freund zahlt mir die jährl. Interessen, und nach Gemächlichkeit
seiner künfftigen Wirthschafft v Umstände das Capital, wenn ihn Gott erhält.
Sollte Gott mirch eher aus dieser Welt winken, so würde in diesem Fall
auch als ein Freund da für ihn sorgen, daß ihn seine Freundschafft
nicht im Grabe so wenig als gegenwärtig über demselben gereuen sollte.
Da in Curland keine Capitale als zu Johannis zu haben sind, weil dies der
allgemeine ZahlTermin ist v man außer demselben sehr nachtheiligen
Bedingungen ausgesetzt ist; da gewiße Umstände und Verwickelung, deren
Umfang Beschaffenheit ich nicht beurtheilen kann, ihn dem Verdacht v
Mistrauen seiner Schwiegereltern ausgesetzt haben: so ist seine Verlegenheit,
die durch eine fruchtbare Einbildungskrafft vielleicht vergrößert seyn mag,
sehr natürl. und es geschieht ihm durch ein ehrliches Darlehn ein reellerer
Dienst als durch ein illegiti nicht gar zu rechtmäßige Verschenkung, die ihm
künfftig höher angerechnet, zur Last gelegt werden v zum Zankapfel dienen
könnte. Durch meine Vermittelung bleibt das Capital eventualiter im Lande,
und ich genieße aus sr. Hand die Zinsen davon. Blos auf einen solchen Fall
für den mein Freund besorgt ist, und den ich gleichfalls als Mensch und
Freund befürchten muß, habe ich eine Caution nöthig, die mich
gewißermaaßen schadlos hält für meinen guten Willen. Ew. HochwolEhrwürden
können übrigens versichert seyn, daß von Ihrer Obligation niemals weder
von mir noch sonst jemand irgend ein Gebrauch gemacht werden soll, als im
obgedachten Fall, der blos von der Vorsehung abhängt. Sie werden hiedurch
aller Sorgen so wol, selbst Geld zu verschaffen, als die Zinsen dafür zu
bezahlen, überhoben; und werden die unter uns abzumachende Bedingungen
immer den Gesetzen der Billigkeit v Freundschafft gemäs zum voraus setzen.
Zu Ihrer mehrigen Beruhigung kann noch hinzufügen, daß unser gewesene
Lehrmeister und bisheriger Beichtvater HE Kirchenrath Buchholtz unser
Curator ist, ohne deßen Bewußtseyn nichts geschehen kann noch soll.
In der guten Hofnung, daß Sie kein weiteres Bedenken tragen werden sich
durch die eine väterl. Herunterlaßung zu den Vorschlägen und
Verlegenheiten Ihres Herrn Sohn meines Freundes sich zugleich um die
Zufriedenheit
Ihrer guten Schwiegertochter, und um das Vertrauen ihrer
ehrlichen Eltern verdient zu machen, zur Legitimation meiner Unterhandlungen,
ohne Ihren Schaden, verdient zu machen zu meiner und meines Freundes
Beruhigung ohne die geringste Gefährde und noch Mühe von Ihrer Seite,
wünsche ich von Herzen, daß Gott Ihre Gesundheit zur Feyer des
bevorstehenden Festes stärken, und Sie mit dem geistl. und leibl. Seegen deßelben
als ein reicher Vergelter des Glaubens v der guten Werke besonders solcher
die ohne Verlautbarung und Ingrossation unter Christen und Freunden
abgemacht werden können, beseeligen wolle, der ich nach kindlichster Ergebenheit
an unsere liebe Martha, mit herzlicher Ehrerbietung ersterbe Ew
HochwolEhrwürden hellenistischer Sohn und Diener
Johann Georg Hamann.den 2 Marz 67.Ew. H. freundschafftl. Zuschrifft vom 25 paß. ist mir gestern durch HE
Sohn eingehändigt und ersehe daraus mit wahrer Zufriedenheit den Fortgang
Ihrer Erholung v Genesung die Gott vollführen wolle.
Dero Anerbietung mir die vorgeschoßene v auf ausgestellte Assignationbaar bezahlte 1000 fl. in wenigen Monaten
auf einem Brete
zurückzuzahlen,
nehme allerdings an und erwarte daher zu gehöriger Zeit die mir zugestandne
v anerbotene Berichtigung.
Mich mit Commißionen von Meubles abzugeben ist mr. Einsicht v Neigung
gäntzl. zuwieder, weil ich bey meinem Beruf bleibe. – Mit meinem Dixi v
liberaui animam meam ist folgl. alles übrige aufgehoben v an nichts weiter
zu denken als daß ein jeder für sich selbst sorge.
Ew HochwolEhrw. können also dafür sicher seyn daß ich wirklich mein
Wort halten werde Sie eben so wenig mit Assignationen als monitis ferner
zu beunruhigen, und ich lebe der Hofnung, daß Gott einen Mann der in
einem guten Officio steht, berathen v sätigen wird, ohne daß sein Nächster sich
weiter um ihn bekümmern mag. An diesem Wort unterscheiden sich von je
her die Priester v Leviten von den Samaritern. Ew. HochwolEhr. verdenken
es mir nicht, wenn me. Denkungsart v Geschmack sich zum Vorteil der
letzteren erklärt und über die Nothdurft
im Leibl
. mit keinem
Geistl
. sich einläßt.
Nach meinen besten Empfehlungen an Dero Fr. Gemalin habe die Ehre
mit aller Aufrichtigkeit zu verbleiben
Kgsberg den 10 Jun. 767.Liebster Freund,
Eben verläßt mich unser ehrl. Hartknoch und so spät es ist, schreibe ich
gleichwol noch an Sie. Die Nachricht von Ihrem Ruff in den Weinberg hat
mich sehr erfreut und ich wünsche Ihnen Glück dazu. Ihr Herr Verleger hat
mir den dritten Theil Ihrer Fragmente versprochen und Sie werden so gut
seyn ihn daran zu erinnern, daß er sein Wort erfüllt, ein Exemplar auf
Schreibpapier, und nicht vergißt das Kupfer des Sterne einzulegen; weil dies zu
meinem kleinen ameublement unumgängl. nöthig ist. Sie können leicht
erachten, wie ich hier lebe und die Verlegenheiten die aus der Lage meiner
Umstände, welche Sie genau genug kennen, natürl. Weise haben erfolgen müßen.
Der Niederträchtigkeit u Habsucht meiner Verwandten ausgesetzt
such
ich
nichts als einen nothdürftigen Unterhalt und einen Raum mich ihrer Nähe
zu entziehen. Ich habe daher eben so sehr aus Verzweifelung als Wahl und
Geschmack mich bey der gegenwärtigen Accise Regie oder Directionmichzu engagiren gesucht, und den 25. May mich daselbst auf die Probe gegeben
für einen Monath. Der gegenwärtige Directeur Mr. Magnier ist ein
liebenswürdiger Mann für mich. Ich hatte mir Staat auf 25 thlr. den Monath gemacht;werde aber Gott danken müßen, wenn ich 15 bekomme. HE. M. Kant u
Geheimen Commercien Rath Jacobi habe diese Versorgung zu danken. Mein
Väterliches wird mir kaum die Interessen von 250. fl. einbringen und ich
werde durchaus genöthigt seyn mit meinem Bruder gemeinschaftl. Wirthschaft
zu führen seinet und meinetwegen, wenn ich bestehen will. Doch gnug hievon.
Ich zweifele sehr, daß Sie mit der Göttingschen Recension im 38sten Stück
dieses Jahres zufrieden seyn werden. Ob noch eine vorhergegangen weiß nicht.
Was Ihre καλοκαγαθια anbetrifft, so habe nach der Hand 2 entscheidende
Stellen im Aristoteles gefunden, die ich jetzt nicht anweisen kann, weil es
Nacht ist, aber die mir Anlaß gegeben haben Ihre Fragmente über diesen
Punct nachzulesen und ich befürchte, daß Sie bald selbige strenger als das
Publicum beurtheilen werden.
Ich beschwöre Sie nochmals bey aller der Freundschaft die Sie mir schuldig
sind, daß Sie mir meine anvertrauten Bücher aufs heiligste in Acht nehmen
u was sie nur können mir wieder durch HE Hartknoch zu übermachen suchen,
besonders Engl. u. Griech; weil ich beyde noch zu brauchen denke.
Des Moses Mendelssohns Vorrede zum Phädon habe eben durchgelesen
und denke immer daß selbige schöner geschrieben als gedacht ist.
An meinen alten Freund HE Secr. Berens denke auch eine Beyl. Ihnen
anzuvertrauen, und einige Bücher durch ihn zu erhalten. Ich hoffe daß Sie
so gut seyn werden Sie mit den Ihrigen zu besorgen. Sie werden aus Curl.
einen Catalog erhalten, deßen Austheilung Sie so gut seyn werden auch zu
übernehmen. Sollten sich Commissiones finden; so bitte mir selbige nebst
angesetzten Preisen anzuvertrauen. Der Verkauf möchte vielleicht 8 oder 14 Tage
später als das angesetzte Datum vor sich gehen.
An das Publicum, liebster Freund, ist nicht eher zu denken biß ich mit mir
selbst u dem Meinigen fertig bin, weil sich doch die Χstl. Liebe nach dem alten
Sprichwort von sich selbst anfängt; unterdeßen hoffe ich doch noch immer den
Moses Mendelssohn u – – – ihre Extreme mit meinem T. einzuholen. Denn
Sokrates der mit Plato unzufrieden war u den jungen Mann schalt, würde
das jüdische Eloge academique vielleicht eben so wenig billigen als Sie die
Recensionen der Kanterschen gelehrten Zeitung signirt Ad.Vergeben Sie mir, liebster Freund. Ihr Herr Verleger hat mir die Last von
einer Bouteille Bischoff gantz allein überlaßen und sie hat mich übermannt,
daß ich die Buchstaben die ich ziehe, selbst nicht lesen kann. Ich bin mit dem
besten Herzen und dem schlechtesten Kopff unter dem Mond, wenn es Tag war,
würd ich im Gleise der Sprache bleiben Ihr alter aufrichtiger Diener u Freund
Hamann.Seyn Sie so gütig Einlage zu bestellen, in der ich um einige französische
Bücher bitte um der Sprache wieder mächtig zu werden, der ich gantz
entwöhnt bin; und mich besonders zu meinem Fach zuzustutzen. Denken Sie doch
bey der Gelegenheit an den mir fehlenden Theil des Richardsonschen Traité
de la peinture et Sculpture. Winkelmanns Schriften möchte auch gern
alsdenn wieder zurück haben um selbige binden zu laßen weil ich die übrigen
Schriften hier noch dazu gekauft. Leben Sie wohl.
Kgsberg den 29 Julii 1767.Geliebtester Freund,
Ich habe Ihnen durch HE Hartknoch geschrieben und mahne Sie
gegenwärtig um eine Antwort. Ungeachtet ich nichts von Ihrer gegenwärtigen
Verfaßung weiß, sehe ich es doch für eine freundschaftl. Pflicht an Sie mit der
meinigen zu behelligen. Ich lebe den gantzen Tag wie im Pfluge und habe
außer einem schweren Beruf, den mir aber ich weiß nicht was für ein guter
Instinct versüßet, allerhand Nebenarbeiten die mich aber noch immer vom
Zweck abhalten, nemlich dem Genuß wenigstens einer ruhigen Stunde für
mich selbst unter 24 oder 12 die zum Tage gehören. Nachdem ich die mühseel.
Auctionstage vom 13—16 huj. überstanden, bin ich mit Posttagen so
überhäuft worden, daß ich das Ende meiner Expedition gar nicht absehen kann.
Ich habe das gantze Inventarium noch einmal nachrechnen müßen, weil unser
alte Betrüger von Notar um ein paar 100 fl. zu kurz gekommen; diese Woche
den litter. Brunnen angefangen, der mich nöthigt um 4 Uhr des Morgens
aufzustehen und wie ein Gespenst sans rime et raison herumzuwandern um
mit der grösten Ungedult die Caffeestunde um halb sieben abzuwarten, daß
ich meine Exercitia wieder anfangen kann. Jetzt quält mich die Verlegenheit
Stuben für mich zu finden, wozu ich heute Hofnung erhalten aber auch noch
im ungewißen bin, – und endl. die Aussicht einer eignen kleinen Wirthschaft
und Heerdes. Daß sind andere Fragmente, liebster Herder! als Ihre,
unterdeßen soll auch die Reihe an Sie kommen. Ich erwarte unserer alten
Freundschaft und der Ordnung wegen den dritten Theil von gleichem Format mit
den ersten durch HE Hartknoch nebst dem Kupferstiche des Sterne zu meinem
künftigen Ameublement. Man hat Sie mit vielem Pomp in der Bibliothek
angekündigt u HE Kanters Nachrichten von Ihrem auswärtigen Ruffe sind
mir dadurch wahrscheinl. geworden. An statt Ihnen Glück zu wünschen beklag
ich Sie beynahe; und Sie werden gewis der erste seyn über einige
Kleinigkeiten zu lachen. Die Königsbergsche Recension hat HE Kriegsrath Schäffnerin Gumbinnen zum Verfaßer. Mich wundert anstatt einer anderen
Anmerkung nicht den entsezl. Abfall des Endes zum Anfange dieses Theils bemerkt
zu haben, der gar zu merkl. in alle 5 Sinne fällt. Der Anfang ist wenigstens
so geschrieben daß Sie würkl. in einem gantz entgegengesetzten Verstande um
10 Jahr scheinen zugenommen zu haben an Alter Weisheit und Verstandfür den Apoll und das Publicum. Sie sehen hieraus, daß ich genascht habe
und die Zeit nicht abwarten können Ihr eigen Exemplar zu erhalten. Lindnerwünscht sich sehr Ihre Uebersetzung von der Parallele des Tragiques, von der
wir heute geredt haben. Wird was daraus. Ich habe an HE B. geschrieben
und eben so wenig Antwort von ihm als Ihnen erhalten – – populus – sibilat
ac ipse plaudo mihi. Heist es nicht so ungefehr? Ihr lieben Leute! seid mir
noch alle zu jung, daß ich mich für euch fürchten sollte. Ich mahne Sie
nachdrücklichst um meine Bücher oder wenigstens eine gewiße Ordnung darüber
mit Ihnen abzumachen und thun Sie Ihr Bestes ein gleiches bey HE B.auszuwürken. Ich denk selbst eine Beyl. an ihn einzulegen.
Klotzens Recension habe gleichfalls gelesen aber wie alles fugitiuis oculis.Sie haben Ursache gehabt die Nachschrift dieses Theils mit Verdruß gedruckt
zu sehen. Das Publicum ist freylich une bete, aber immer von feinem Geruch
und man muß sich niemals gegen selbiges merken laßen daß man gegen sein
eigen Urtheil ein Mistrauen hat. Mich wundert daß Sie eben so wenig als
die Litteraturbr. an des Strasburgschen Nicolai Elegien gar nicht gedacht
haben; da wir wie ich nicht anders weiß uns darüber einige mal unterhalten;
mit Ihnen oder Hintz. Gemmingen scheint auch gute Proben zu Elegien
geliefert zu haben. Ich habe die nichtswürdige Grille gehabt einen unförml.
Auszug einer engl. Apologie die den Sterne zum Verf. haben soll in die
Kgsbergsche Zeitungen einflicken zu laßen und wollte mich auch schon an den
Phädon machen, den ich ungefehr eine Stunde mit der Urschrift verglichen; aber
ich bin zu feig und zu schwach und jetzt zu gewißenhaft mich um Allotria zu
bekümmern. Ich erwarte eine Antwort auf gegenwärtiges so bald es Ihre
Zeit erlaubt, und eine gehörige Abrede wegen meiner Bücher, der Freundschaft
und Ordnung gemäß. Nach einem verbindlichsten Gruß an HE Hartknoch,
dem ich zu seiner Hochzeit Glück wünsche bin mit aufrichtigster Ergebenheit
Ihr
Hamann.Eine Gelegenheit habe jetzt; aber wegen der übrigen Umstände mit meinem
Bruder und Blutsfreunden stehen mir alle Haare zu Berge. Stellen Sie sich
mich und meine Lage vor über die es Ihnen unmöglich zu urtheilen. Doch
gnug hievon. Leben Sie wohl. Die Zeit wird alles entwickeln.
Laß Hartknoch helfen Kantern, wenn er noch kann, zu guter letzt; wie ich
diesen Augenblick Wind erhalten von einer Estaffette; wenigstens
so viel
er
kann. In des letzteren Buchladen ist diese Woche ein Gesell angekommen, der
ein sehr ansehnl. u liebenswürdiger Mann ist, ein Schwabe u Wieland als
einen stummen Fisch beschreibt, der gegenwärtig Rathsherr in dem armen
Reichsstädtchen Nördlingen ist.
Kgsberg den 10 Aug. 67.HochwolEhrwürdiger,Hochwolgelehrter Herr Pastor,Weil alle meine Zuschriften ohne Wirkung sind; so habe die Ehre Ihnen
meinen gewißen Verleger cy-devant als einen Expressen zu schicken um
Erkundigung von Ihren Umständen und Gesinnungen einzuziehen. Seyn Sie
so gütig mir durch ihn den letzten Theil Ihrer Fragmente zu übermachen und
Ihren HErn Verleger zu allem demjenigen anzuhalten, was er mir
versprochen. NB des Sterne Kupfer, weil ich zu Michaelis mein neues Logis zu
beziehen gedenke. Was Sie von meinen Büchern nicht mehr brauchen hoffe
ich daß HE Kanter gern übernehmen wird mit sich zu schleppen; so wie er
vermuthlich so gut seyn wird das Leere meines Briefes durch
mündl.
Nachrichten
zu ersetzen, die nach dem iure stricto freylich eben so wenig als
Fragmente beurtheilt werden müßen. Die Abreise des HE Kanters ist so
unerwartet daß ich kaum Zeit gehabt habe ein wenig Abend Brodt zu eßen und kalte
Schaale dazu zu trinken um diese wenige Zeilen hinzuwerfen. Was Sie
meinem Freund Berens abschwatzen können werden Sie so gut seyn gleichfalls
zu besorgen. Im Reiche der Litteratur ist wenig was unsere Aufmerksamkeit
verdient. Voltairens Cacomonade u Abus dans les Ceremonies habe gelesen
des Dutens Observations sur les decouvertes der Neueren die den Alten
zugehören mit eben der Flüchtigkeit durchlaufen die er verdient; wenigstens
den Sextus Empyricus daraus schätzen gelernt; und ersehen daß eben dieser
Schriftsteller die Werke des Leibnitz in Geneve ausgeben will. Riedels
Theorie u Schmidts Litteratur stehenden Fußes durchlaufen. Einen Brief den Sie
lesen können erwarten Sie aus meinem neuen Logis, und vielleicht gar einen
gedruckten, wenn Sie fertig seyn werden.
Noch eins ins Ohr liebster Freund! Alles was Sie für meinen Verleger
bey dem Ihrigen ausrichten können unterlaßen Sie nicht wenigstens um des
Weges im vierten Gebot willen. Wünschen Sie HE Hartknoch zu seiner
Vermählung alles mögl. Glück. Ich erwarte viel mit HE Kanter von Ihnen so
wol als HE Berens u ersterbe Ihr aufrichtiger
Hamann.Adresse:à Monsieur / Monsieur Herder / Ministre du St. Evangeli / à Riga. parfav.An HErn Hamann
Was werden Sie sagen, daß ich endlich wiederkomme, wie Epimenides auf
Kreta, oder wie der verlohrne Sohn im Evangelio: denn in der That mein
langes Stillschweigen ist eine Produktion von Jugend u. greisem Alter, von
Schicksal und Zufall, halb eine Sünde der Schwachheit, halb der Bosheit.
Hören Sie meine Geschichte: so werden Sie mich erklären
können
, wenn Sie
nicht entschuldigen
wollen
.
Ihr erster unbeantworteter Brief kam mir in der Zeit meiner so genannten
Augenkur in die Hände, und da war mein Auge gebunden, um nicht schreiben
zu können. Meine 2. Urlaubsmonate, die ich dazu mir erbeten hatte, um
die Augenkur abzuwarten, wurden drauf durch eine unvermuthete Vokation
nach Petersburg abgekürzt, in die Stelle, die jetzt Willamov., wie ich höre,
übernommen hat. Der Rath, um mich hier zu behalten, erklärte mich zum
Past.adj. der beiden Vorstädt. Kirchen, mit Erlaßung des Vikariats in der
Schule; wo ich aber die ordentl. Stunden abwarte, sonst aber ganz
abgetrennt bin. Natürlich verflocht mich die Veränderung des Standes in
Unbequemlichkeiten, ich will nicht sagen, Geschäfte, und mein Kopf war also von
andern Dingen voll. Bald fanden sich aber auch würkliche Ungemächlichkeiten:
das Minist. war in der Eil nicht z um Rath gefragt: der Oberpast. mit allen
seinen Creaturen, von Candidaten übergangen: Stadtkinder übergangen: auf allen Seiten
schrie man über was außerordentliches: dieser, daß die Stellen nicht
compatibel wären: jener, daß man mich doch nicht lange haben würde: dieser, daß
ich für einen Prediger zu gelehrt wäre u. s. w. Endlich wagte noch der Ob.past.
das letzte, mich zum Adj. des ganzen Minist. machen zu wollen: auch dies
mißlang ihm, ich ward dem Consistorio vorgestellt. Nun sollte ich examinirt
werden: man verschob es aber von einer Woche zur andern: Fest über Fest
kam dazwischen, u. so verlief ¼ Jahr bis endlich ein Lumpen mageres Ding,
was 3 Stunden währte, Ex. hieß, und ich endl. ordin. u. introduc. wurde.
Die große Verschiedenheit zwischen Schul- und Predigtamt: die neuen
Geschäfte: und noch mehr die vielen dabei vorgefallnen Comitantien haben mich
also etwas aus meinem Cirkel gerückt, in den ich mich schwer zurückfinden
werde. Meine Autorschaft ist unterbrochen: Lecture unterbrochen; und darf
ich sagen, auch meine Bestrebsamkeit: die Correspondence eines halben Jahres
ist zu beantworten: die Sachen der Meße habe ich noch wenig genutzt: das
Land beinahe gar nicht gesehen: den Sommer auf meiner Stube, und die
Hundstagsferien zu Bette zugebracht,. Ich liebe die Einsamkeit, oder den
Umgang eines Hauses: bin in allen Gesellschaften fremde geworden: kann weder
lesen, noch schreiben: denken u. sprechen, bloß wenn ich muß. Sonntag acht
Tage habe ich eine feierliche Kirchensühne zu verrichten gehabt, wo ich für
4 Sonntage geredet, und die 3. vorhergehenden Tage für 14. Tage gearbeitet
habe: überdem ist der eine Past. der Vorstädt. Kirche auch eine Zeitlang krank
gewesen: ich selbst zerstreut, unheiter, und halbgesund. Der Schlaf hat mich
über ein Viertheiljahr sehr verlaßen: mein Kopf schmerzt oft: ich habe eine
Zeitlang alle Vorboten vom hitzigen Fieber gehabt: und ich weiß keine beßereZeit, als wenn ich mit ein paar Freundinnen spreche, oder mein Pfeifchen
rauche. – – Nun sehen Sie, warum ich Ihnen nicht geantwortet, und ein paar
der letzten Briefe wirklich mit Verdruß gelesen, was einige ungeduldige und
pochende Stücke anbetrift; übrigens aber glauben Sie, lieber H., daß Sie
einer von denen in meinem Leben sind, in deren Umgang ich mich oft
zurückwünsche: ich denke an Sie mit AhAchtung, und freundschaftlicher Sehnsucht.
Meinen 4. Th. der Fragmente werde ich Ostern liefern: ich hatte ein anderes
Stück unter der Feder, davon ich nicht den Titel sagen mag: 6. Bogen liegenfertig: das übrige fehlt: manet aeternumque manebit forsan. Mit Ihrem
Urteil
geschrieben
kommen Sie so bald Sie wollen:
gedruckt
– meinetwegen,
wenn der 4. Theil da ist. Ich arbeite das ganze Werk um zur 2ten Auflage,
die ganz auf Schreibpapier gedruckt werden soll, und bald nöthig ist, wie ich
höre. Wollen Sie mit einem, wie Sie schreiben,
lesbaren
Briefe über die
3. ersten Theile mich unterstüzzen: so kommen Sie sehr zu rechter Zeit: ich
brauche Aufmunterung, wenn ich sie je gebraucht. Die Rec. in ihren Zeit. istvom 3t. Th. ist elend: alle Welt sagt, daß der Styl im 3t. Th. nur gar zu
feurig sey, statt zu ältern; freilich Bildervoll ist er nicht, daß sollte er auch
nicht seyn, und bei der 2ten Aufl. fallt das meiste bildervolle weg, weil jetztdie fremde Blumendecke not blos war, um ein Liefländisches Phönomenon
mit mehr Sonderbarkeit in die Litteraturcirkel zu Berlin einzuführen. Gegen
alles Lob bin ich taub: und die Apotheose der Häll. Zeit. rührt mich nicht:
die einzige Recens. der Bibl. d. sch. W. ist mir schäzzbar; gründlich und ich
werde Sie sehr brauchen: von Moses erwarte ich eine in der Deutsch. Bibl.
Die Hamb. haben blos einen feinen Auszug gegeben: die Göttinger ein
hämisches Lob, und Klotz in den actis ein elogium nach seiner Art, ohne
großes Urteil. Wenn Sie mir das Ihrige zukommen ließen, und dasselbe
weder aus dem Magen, noch aus der Milz, Galle, oder Herzgrube käme:
so wären Sie mir in vielen Stücken ein Iudex competens, nur, wie
gesagt, kein Schattenspiel von Einfällen, sondern lieber ein kleines Häufchen
Samenkörner.
Ihre Umkehr zur Zollnerbude wundert mich: ich lobe Sie aber, und wünsche
Ihnen Glück: auch ich ändere mein Quartier, über wenige Wochen: verlege
den Tisch bei Hartknoch u. s. w. Wir eklipsiren beide nur laßen Sie uns nicht
unsre Laufbahnen gerade durchschneiden. Ob Sie gleich einigen Antheil an
Lindners Lehrbuch zu haben scheinen: so mag ich doch meine Meinung nicht
schreiben: mir komts vor, wie ein Papier voll chorographischer Linien, oder
voll Hogarthscher verzogner Gesichter, da ich einen
Abriß
erwartete, ohne
Schlängelung und Welle, ohne Farbe und Reichthum, mit LinTopographischen Linien, die richtig, vest, deutlich seyn sollen. Nichts mehr! – Für Ihren
Charakter Rousseaus in den Zeitungen danke ich Ihnen verbindlichst: wenn
Warton über Pope. Gen. u. Schr. der Uebers. würdig gewesen: so dies eher.
Wollen Sie etwas recht schönes lesen: so nehmen Sie den
Landpriester
von
Wakefield
: ein Märchen, voll Weltkenntniß, Critik, Kunst, und so seltnem
stillem Humor, daß ich jetzt bei dem 3ten mal noch immer Züge finde, die mir
entwischt waren. Dies Buch ist kaum aus unsrer Zeit, und die meisten Leser
werfen es daher auch weg, oder finden nichts in ihm. – Die
Menechmen
haben Sie vermuthlich gelesen: ich weiß wenig aus Ihnen zu machen,
obgleich der Nachahmer Ihrer Prose v. Gerstenb. davon der Verf. seyn soll:
von dem Sie auch dasie vortreflichen Gedichte des Skalden werden gelesen
haben. Vom heil. Chrysostom habe ich einige Stücke gelesen, und denke
einmal was über ihn zu schreiben. Jetzt liegt des – Voeux über den Pr. Salomo
vor mir, den ich mit Vergnügen zu durchwandern gedenke: und alsdann will
ich an
Semlers
anti-prodigieuse Kirchengeschichte der sechs ersten Jahrh. –
Hirzels Denkmaal auf Blaarer ist ein Steinhaufen, den ich halb
durchgeklettert, da bin ich ermüdet, u. fand, daß er Blaarer darunter habe begraben
wollen.
Klotzens Münzgeschichte
Beitrag, die Kunst der Münzen zu
erklären verhält sich zu Winkelmanns Werk wie ein kahler Pfennig zum
prächtigen Denkstück: Wesseling Herodot habe bei mir, aber noch gar nicht genützt:
so auch Schilter antiquit. vet. German., die HE. Hartkn. aus Freundschaft
mir zugebracht. Jacobi Romanzen aus dem Spanischen sind nicht der Rede
werth: und was ich von Clodius hochberühmtem Werk: Versuche über die
Litteratur u. Moral hoffen soll, weiß ich noch nicht. Leßings Hamb.
Dramaturgie wird kein
großes
, aber sehr nützliches Werk werden: ich kenne aber
nur erst 6 Stücke davon. Die schreiende Ankündigung Grillo’s von seiner
Uebersetzung der Alten habe nicht gelesen: und sein Moschus u. Bion,
der zum Nutzen der typogr. Gesellsch. in Berlin so gedehnt ist, verspricht
keine Hexereien: so wenig als Heyne hochbelobter Virgil sie zu liefern
scheint.
– – Ihre Engl. Bücher laßen Sie mir doch noch: ich wünschte S. Blaireüber den Oßian auch zu haben: es reizt mich sehr. Einen völligen u.
specifischen Revers sollen Sie nächstens gewiß haben. Wenn ich gleich jetzt wenig
thau tauge, so soll es nicht stets so seyn. Schreiben Sie mir doch bald, mein
lieber H. u. behalten Sie mich lieb. Ich wünsche Ihnen Friede, Gesundheit,
Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn u. desgleichen. Schreiben Sie
mir doch, mein guter alter H., nicht blos was Sie machen, sondern auch
lesen, denken, wünschen und hoffen. Inlage besorgen Sie doch: ich bin dermeiner guten Mutter einen Brief schuldig, seit einem halben Jahr. Grüßen
Sie Lindnern, diesen Brief darf er aber eben nicht lesen: ich werde nächstens
an ihn schreiben. Sollten Sie Fischern einmal sehen: so mahnen Sie ihn dochebenfalls dazu an. ADieu. Gute Nachtden 5ten Sept.Kgsberg den 29 Novbr 67.Herzlich geliebtester Freund,
Ich bin Ihnen seit einem Vierteljahr eine Antwort auf einen Brief schuldig
den ich verlegt oder vielmehr bey meinem damaligen Ausziehen so gut
aufgehoben habe, daß ich mich auf seine Stelle nicht besinnen kann; unterdeßen
der Innhalt war so beschaffen, daß ich ihn gantz allein lesen sollte. Sie meldten
mir unter anderm damals eine neue Auflage Ihrer Fragmente, und baten
mich oder trugen mir auf etwas dazu beyzutragen. Sie liegen seit einigen
Wochen vor meinen Augen, und ich machte auch einen Abend einen Anfang
selbige noch einmal durchzulesen. Ich wurde aber noch dieselbe Stunde darinn
gestört, und mache mir wirkl. ein Gewißen daraus mich in Allotria zu
vertiefen, unterdeßen ich so viel von meinen eigenen Sachen noch auf den Hals
habe, davon ich nichts bestreiten, nichts endigen, ja das meiste gar nicht
anfangen kann. Nach dem augenblickl. Versuch zu urtheilen kam mir Ihr Buch
gantz neu vor, und ich laß mit mehr Bewunderung als sich für einen Kritiker
schickt, den ich doch Ihnen zu gefallen vorstellen w sollte. Ich glaube also
daß Ihnen mein Beytrag sehr entbehrlich seyn wird, um Ihre neue Auflage
des allgemeinen Beyfalls würdiger zu machen. Morgen 14 Tage speisten wir
bey unserm Pr. L. und unser HE Verleger regalirte uns zum Dessert mit
des Geh. Raths Klotz neuester Bibliotheck. Ehmals wäre mir ein solcher
Schertz ein gefundener Fraß gewesen um mich auf Kosten des Publici und
sämtl. HE Interessenten ein wenig was zu gut zu thun – –
Den 27 Decbr.Im besten Schreiben wurde ich durch einen Besuch nach dem andern
unterbrochen und so viel Wochen sind wieder verfloßen ehe ich an meinen Brief
denken können. – Wie werd ich jetzt den Faden von dem was ich sagen wollte,
wieder finden können. Um meiner Freunde und Brüder wünschte ich diesen
lateinschen Gottsched ein wenig zurecht gesetzt zu sehen. Seine blunders und
Unvorsichtigkeit verdienen würkl. Mitleiden, und mehr lächerlich gemacht als
im Ernst gezüchtigt zu werden. Ein makaronischer Brief eines hominis obscurian diesen virum clarissimum hat mir im Sinn gelegen; aber ich habe jetzt
weder Kraft noch Muth zu denken und meine Gedanken zu sagen.
Es thut mir wirkl. weniger um Sie leid, als um meinen hiesigen
gemishandelten Freund, der wirkl. kaum nicht so viel zu seiner Rechtfertigung
sagen kann; doch auch diesen Zweifel würden Sie vielleicht dem blinden
Publico brechen können. Man hat hier einen von Ihren Vorgängern an der
Maschinerey im Verdacht und ich vermuthe es vorneml. in Ansehung Ihrer,
und seiner Verbindung mit dem Kurellaschen Hause.
Alle hiesige Arbeiter sind hier einig diese Bibliothek nicht zu recensiren ich
mein L. u Sch. Ich bin nicht dieser Meinung. Letzterer scheint die gantze Sache
durch kleine Scharmützel gut machen zu wollen, die nichts entscheiden p HE
Kanter den ich in langer Zeit nicht gesehen, ist dies Fest über nach Gumbinnen
gereiset und wird morgen erwartet. Vielleicht bringet der uns was vom
dortigen Directorio mit.
Seit dem Genius u Mores eruditorum hab ich Ihrem Verf. wenig
zugetraut als Belustigungen des lateinischen Witzes. Ich habe es den
Literaturbriefen verdacht, und Ihnen auch ein wenig, aus Gefälligkeit wieder Ihre
Ueberzeugung ein Lobredner des Mannes geworden zu seyn, den ich Ihnen
durchaus aus Klugheit anrathen muß mit aller mögl. Gleichgiltigkeit und
Kälte zu behandeln.
Falls ich einigen Theil an den Veränderungen Ihrer neuen Auflage
nehmen darf; so wäre es folgender Vorschlag, wofern Sie meinen Namen unter
den neuen Scribenten noch nöthig finden zu erhalten, die Stelle die mich
angeht als eine Note blos anzuführen auszugsweise oder wie Sie es erachten
und dafür den HE. Klotz hinterhertraben laßen mit einem körnichten Auszuge
seines Lobredners in der Bibliothek, als wenn es Ihre eigne Empfindung
von diesem Schriftsteller wäre, mit dem Wink, daß ich keinen weiteren Antheil
an Ihren Fragmenten hätte als daß Sie meiner freundschaftl. Bitte
nachgegeben dem HE Geh. Rath meine Stelle einzuräumen, zu der er sich durch
seine 2 deutsche Schriften u Bibliothek mehr Ruff als ihr Originalfreund
erworben.
Vom
Herel
würd es wol noch eher heißen können daß der Jünger größer
als sein Meister ist. Sie werden die dahin gehörigen Schriften vermuthl.
gelesen kaum mit der Satyre in biblischer Schreibart. Mir graut vor dem
zierl. Latein das in nichts als tauben flosculn besteht ohne eine mica des
römischen Geistes und seiner Urbanität.
Der gelehrige Dusch wird jetzt genius saeculiwerden – Aus Braunschweig
erwartet man ein neues Journal. Ich gewinne vielleicht mehr durch mein
cunctando, das mir das Gesetz der Noth auflegt, als durch scribendo, wozu
ich durch eine harmoniam praestabilitam aufgemuntert worden. Denn
Deutsch zu sagen, alle die Narrenspoßen des HE. Geh. Raths u seiner
Magister Schwaben machen mir mehr Ehre als Moses Mendelssohn sein
Phädon; aber daß unschuldige Verbindungen den wenigen guten Freunden und
besonders in loco ihnen nachtheilig werden, ist mir nur empfindlich und bin
daher noch immer ungewiß ob ich nicht lieber stammeln als gantz schweigen
soll; weil die letztere Parthey immer die beste für jene zu seyn scheint.
Ich lese jetzt mehrenteils zur Uebung in der französischen Sprache u
besonders desjenigen Styls den ich nöthig habe des de la Mare Traité de la
Police ein treffl. Werk in 3 Folianten das ich mir angeschaft.
Crantzens
Geschichte von Grönl. möchte Ihnen empfehlen; besonders
das Cap. im ersten Theil von der Sprache u ihrer Poesie. Von der dritten
Samml. der Hollsteinschen Litteratur Briefe wißen wir hier noch nichts
ungeachtet Schmalt in seinen elenden Zusätzen sie so tadelt daß ich mir viel
davon verspreche. Eingebung ist freyl. eine unentbehrl. Bestimmung um den
Baumgartenschen Begriff zu ergäntzen. Ich finde auch etwas von einer
Eintheilung der Poesie die mir immer im Sinn gelegen davon ich aber nichts
sagen kann, und worüber wir uns auch einmal eine halbe Stunde gestritten
haben ohne einander zu verstehen.
Epos
und
Fabel
ist der Anfang und außer
dem nichts als Ode und Gesang. Diese Dichotomie ist die einzige Orthotomieund so metaphysisch und practisch als wenn sie Petrus Ramus erfunden. –
Diesen Augenblick kommt ein Bote vom Accise Directorio mit einem
Pack Schriften die ich sogl. vornehmen u morgen fertig liefern soll. So geht
es Ihrem Freund, mein lieber Herder!
Noch eins! Lauson wird auch in unsern Orden treten beym Plombage
Comptoir. Leben Sie wol. Ich hoffe doch noch dies alte Jahr mit Ihrem
Briefe fertig zu werden. Wenn Sie ihn nur zu Ihrem alten Neujahr erhalten.
Gestern haben mich HE Müntzmeister Goesche u Mag. Kant besucht.
den 3 Jan. 1768.Viel Glück zum Neujahr, das Lindner an seines Schwagers Stelle
eingesegnet, den ich vorgestern mit Vergnügen gehört. Er bleibt immer ein
Mann, der fürs Publicum gemacht ist, und seine liebenswürdige Seiten
hat, die man ihm laßen muß und für die man ihm gut bleibt. Wir haben
wechselsweise die Woche einen Tisch unter uns ausgemacht; und wir halten
mehrentheils Montag bey ihm.
Ein gewißer John, dem ich wegen eines Streichs den er mir gespielt, nicht
viel gründl. zugetraut und wegen seiner wüsten Lebensart und Schulden
hier bekannt genug ist, hat eine Prosa u Poesie auf eine Hochzeit im vorigen
Jahr unter den Namen
Beobachtungen
herausgegeben, die Ihnen wegen
ihres leichten eigenthüml. u reinen Witzes auch gefallen. Das einzige
Phaenomenon, das mir in diesem Jahr merkwürdig vorgekommen. Ich lese jetzt die Reisen eines
engl. Esquire Sam. Sharp nach Italien wo er 1765 u 66 sich aufgehalten
und davon dies die 3te Ausgabe ist, die ich vor mir habe. Man ist so unersättl.
gewesen, selbige zu lesen, daß die Preßen nicht Ruhe gehabt. Ich finde, da
ich auf der Hälfte kaum bin, sehr treue Gemälde der lebenden Sitten und
Gewohnheiten so wie der Titel auch
Customs
u
Manners
dieses Landes
verspricht. Der erste enthält den Besuch den er im Sept. 1765. bey Voltaireabgelegt, bey dem er eben die Clairon gefunden, welche die Bühne verlaßen
und auf der privatbühne des Voltaire noch einige Proben abgelegt, worüber
der alte veteranus gantz rasend entzückt gewesen und nichts als schöne Stellen
ihr nachrecitirt hat. Sharp ist um einen Abend zu spät gekommen um ein
Augenzeuge ihrer Verdienste zu seyn. Er hat sie 1749 oft in Paris gesehen
aber sie soll sich bis zum Wunder excolirt haben. Sharp wünscht daß ein
französisches Genie aufstünde, welches den Shakespear verstünde und wendet
einen anglicismum an den er als ein junger M vonVoltaire selbst in Engl. über
den Zuschauer gehört. Ich habe dies Buch, hat er damals gesagt, in einer
Uebersetzung gelesen und mich gewundert, daß die Engl. an so einem schaalen
Witz so viel Geschmack finden könnten. Seitdem ich aber einen Spectatorengl. lesen kann, mach ich aus meinem Plutarch A‥wischen, (die einer
meiner alten Schulmeister
Thorzeddel
nannte ως εν παροδω) Der Ausdruck war
gar zu emphatisch für ein junges Ohr als daß ihn der Verf. nicht hätte
behalten sollen. Der Ingenu, die Defense à mon oncle und les Abus dans les
ceremonies werden Sie vermuthl. eher als ich gelesen haben. Die drollichte
Beschuldigung in der Zueignungsschrift an Rousseau daß er ein plagiariusdes Ulrici Huberi de Ciuitate wäre hat mich neugierig gemacht das letzte
Buch durchzublättern, aber nichts darinn gefunden, daß dem Schertz das
modeste u tranquille Xan Xung einiges Gewicht geben könnte.
Die Satyrae des Herelii u seine Epistolam criticam an M. Meuseliumhabe gelesen das Latein ist erträglicher als ich mir vorgestellt. Um den Werth
der letztern zu beurtheilen müste man nachschlagen. Haben Sie nicht
Gelegenheit gehabt die Herelsche Uebersetzung des Alciphrons zu vergleichen, über
den Sie ohnedem sich eine kleine Satisfaction geben könnten.
Wenn Sie liebster Freund Herder, so viele Wochen nöthig haben diesen
Brief zu lesen als ich zu schreiben; so wird HE Hartknoch vermuthl.
reisefertig seyn. Erfreuen Sie mich durch ihn mit einigen Zeilen, und mit einigen
Sachen worum ich Sie gebeten u wovon Sie wißen daß mir daran gelegen
ist; besonders wenn Sie mir ihre neuen Ukasen u neuen Tariff einschicken
können. Mein französisch u zum Theil engl. Gut. Ich habe ein gut französisch
Wörterbuch wie ein Hemd nöthig und möchte gern das Holländische haben.
Schimpfen Sie u verachten Sie Ihren Freund zur Gesellschaft, so viel Sie
wollen u können, wenn Sie ihn nur als ihren Nächsten von Herzen
entschuldigen. Werden Sie nicht Preußen bald besuchen? Ich wohne jetzt im
Winter sehr kalt aber im Sommer eine geraume u kühle Gelegenheit, hoch
wie eine Kirche, und sicher wie eine Schatzkammer mit eisernen Gittern.
Grüßen Sie Ihren Verleger und sein Haus. Ist seine Ehe vergnügt u.
zufrieden. Hat die Nachwelt auch bald etwas aus Ihrem Laden zu erwarten.
Leben Sie wohl, und sobald meine Nachrichten u Wünsche zu diesem NeuenJahr wahr werden möchten, werd ich nicht ermangeln Ihnen auch Nachricht
davon zu geben. Vergeßen Sie nicht Ihren alten gebeugten und gekrümten
Freund und Diener
H.Kgsberg den 7 April 1768Mein Ehrwürdiger Freund Herder
Unser Hartknoch hat mich heute sedentem in telonio überrascht, nachdem
ich alle 3 heil. Feyertage über umsonst auf ihn gewartet und nach ihm
geschmachtet um einige Zeilen einmal zu erhalten. Endlich kommt er und bringt
mir nichts als einen verlognen Gruß den er Zeit genug gehabt sich unter
Weges zu besinnen. Ich war dadurch so stupid gemacht, daß ich gar nicht
wußte, warum er hieher gekommen war und sich die Mühe gab mich auf dem
Directorio aufzusuchen, und mich nicht einmal um seine junge Frau
erkundigte. – Ungeachtet des wenigen Antheils den Sie an meinen vorigen
Bitten und Wünschen genommen, wag ich ein Neues Anliegen und schmeichle
mich mit einer baldigen Antwort und Erfüllung. Man hat mir gesagt, daß
einer meiner dortigen Freunde das Project des neuen Codicis aus dem
Rußischen übersetzt und einige Handschriften davon ausgestreut seyn sollen.
Der Brief des gekrönten Philosophen von S. S. hat mich nach diesem Plan
etwas neugierig gemacht. Ist es mögl. mir eine Abschrift davon zu verschaffen;
so werd ich mit Vergnügen die Kosten dazu Ihnen ersetzen. Schicken Sie mit
der ersten Gelegenheit die Copie davon an HE Steidel den ich selbst ersuchen
werde es mit der ersten Post mir zu übermachen. Ich werde mich durch ein
Meisterstück von Kritik an Ihren Fragmenten dafür wieder um Sie und das
Publicum so verdient machen, daß es Ihnen nicht gereuen soll mir den letzten
Platz unter den deutschen claßischen originalscribenten mitgetheilt zu
haben – – – –
Nun, mein junger ehrwürdiger Freund! ist es wahr, daß man nicht mehr
als Homilien pro futuro von Ihnen erwarten darf. Ich vermuthe noch
immer daß Sie en masque diese Meße erscheinen und nicht unerkannt bleiben
werden. Haben Sie Hausen gelesen, den Prätendenten zur Geschichte der
Reformation, der in der Vorrede sich auf den Verf. der Fragmente, am Ende
derselben sich auf Montesquieu beruffen und am Ende des elendsten
magersten Werks ein Corollarium des Verfaßers vom Verdienst nachahmen darf.
Für den Article
Corvée
in der Encyclopedie sorgen Sie bey Gelegenheit;
was aber die Copie des Projects zum neuen Gesetzbuch betrifft bitte ich mir
sogl. eine Rechnung des Abschreibers aus, die ich sogl. in continentebezahlen werde; denn Gottlob! gegenwärtig habe ich 20 rthl pro Monath und
genieße viel Zufriedenheit bey meiner Armuth und sauren Arbeit.
Ich erwarte Antwort mit erster Post und erlaube Ihnen keine Frist unter
einer andern Bedingung als derjenigen die Sie nöthig haben um durch
Ueberlieferung der gewünschten Handschrift mir zu antworten der ich bin und
ersterbe Ihr alter ergebener FreundHamannGrüßen Sie HE. Secr. B. und entschuldigen Sie mich bey Mad.
Hartknoch, daß ich vor Verdruß nicht eine Sylbe von Ihnen erhalten zu haben an
kein Frauenzimmer hatte denken können. a Dieu. Sehen wir uns künftig
Vale. Das Project zum Codex und baldige Resolution in Ungedult.
Ich weiß nicht, mein werthgeschätzter Freund, ob Sie sich in unserm kurzen
Umgange in Mitau an eine Hypothese erinnern, die mich in Ihren Augen zu
einem zweiten
Beverland
machte, die ich aber, je kälter ich über die erste
Geschichte der Menschheit nachdenke, desto mehr in mir aufwachet. Hören
Sie mich, aber kein andrer muß mich lesen, ja, wenn es Ihnen gefällt: so
schicken Sie mir durch Hr. Hartkn. selbst diesen Brief zurück. –
In der Reihe unsrer Betrachtungen über die sich aus einander wickelnde
Zustände der Menschen finden wir nirgends so sehr eine Lücke, als: wie
wurden
wir aus einem Geschöpf Gottes, das, was wir jetzt sind, ein
Geschöpf der
Menschen
? Da unser jetzige Zustand doch wahrhaftig nicht der
ursprüngliche seyn kann, wie ward er? wie
ward
das Uebel der Welt? –
Sie wißen, was unsre Handwerksphilosophen für weise Sätze annehmen,
wie es aus der Natur der Menschen hat entstehen
können
, u. aus nach der
Natur Gottes hat entstehen
dörfen
? Der eine setzt es das Uebel der Welt
da- der andre dorthin, nachdem ihn der Schuh drückte: u. so sann er auch
drauf, seinen Wahn, wie er ihn ansahe, pro positu corporis sui zu erklären. –
Roußeau
hat hierinn das Verdienst, wenigstens den
allgemeinsten
Zustand der Menschen, des Menschlichen Uebels, u. der Menschlichen
Glückseligkeit zu nehmen, vermuthlich, weil dieser unglückliche Lehrer der
Menschen, der weiseste des Pöbels unsrer Zeit das Uebel u. die Menschheit am
rechten Ort hat kennen lernen. Allein da selbst seine Anbeter nicht läugnen
können, daß er seine Wahrheiten u. Wahrscheinlichkeiten nur immer in das
schiefe Licht der paradoxen Sätze stellet: so ist es mir, selbst da ich noch ein
so eifriger Roußeauianer war, nicht gelungen, den Mittelknoten in ihm
aufgelöset zu finden: „wie ward es, daß der Mensch aus dem Zustande der Natur
in das jetzige Uebel der Welt überging? wenn in seiner Natur der verschloßene
Schatz von Fähigkeiten, von Neigungen u. s. w. lag, der zu seiner
Glückseligkeit verschloßen bleiben muste, warum gab ihm Gott diesen Keim des Irrsals?
wie keimte derselbe auf?“" Ich erinnere mich, einmal Kant, den großen Schüler
des Roußeau hierüber befragt zu haben; er antwortete aber, wie Onkel
Tobias Shandy – –
Am besten wäre es, wenn wir hierüber eine Art von Urkunde, von alter
Urkunde hätten? u. wenn diese mehr als Menschliche Meinungen enthielte,
noch beßer? – Aber vermuthlich wird sie Orientalisch seyn, da sich der erste
Zustand der Menschen wahrscheinlich nach Orient hinschiebt. – Also auch im
Orientalischen Styl vielleicht? nach Orientalischer Denkart? Und da wir
vorzüglich von Juden solche Urkunden haben – – sehen Sie da mein drittes
Kapitel aus dem so gen. ersten Buch Mos. – Unsre Dogmatiken schimpfen
auf die Allegorien über dasselbe von Origenes z. Beverland: sie haben
Ursache; allein sie allegorisiren ja dasselbe noch mehr – u. dazu ziemlich
Metaphysische, Nordischkalte, Dogmatische Allegorien – z. E. Schlange,
Prüfungsbaum für die obern u. untern Kräfte der Seele, nacket seyn, Stimme Gottes,
die Strafe, der Weibessaamen – es können keine fremderen Allegorien
gefunden werden, als man, über
eine
–
alte
–
orientalische
–
Poetische
–
Jüdische
–
Urkunde
der Nation – anbringt, u. unter dogmatischen Schleier,
mit verrenktem Genick, verhüllt. – –
Ich lese also Orientalisch, Jüdisch, alt, Poetisch; nicht Nordisch, Christlich,
neu, u. Philosophisch, u. da kommen wie folgende Betrachtungen, in diesem
abgebrochnen Poetischen Nationalliede vor. Diev.1., die Schlange war (nach Oriental. Art) listiger, als alle p. Ich mag
nicht Philosophisch commentiren: daß ein Thier das andre übertreffe: einige,
jedes in seiner Sache, selbst die Menschen, übertreffe; daß da der Mensch ein
müßiges
Geschöpf vor allen ist, die durch
einen
Instinkt zu
einer
Sache
gezogen werden; daß er, der auf eine
schwächere
Art
alle diese Triebe in
sich fühlte, u. also das
nachahmende
Thier des Aristoteles leicht werden
konnte – – kurz: der Umgang mit
künstlichern
und
listigen
Thieren brachte
den Menschen weiter, als wo er war p. Oriental.: die Schlange sprach: ja
sollte Gott gesagt pNun ists für mich, u. vielleicht auch für Sie das schönste Bild, daß wenn
die Quelle unsres Uebels Klugheit seyn sollte, wie es Bibel u. der dummste
Verstand zugeben muß so – daß kein edleres, antikeres, Poet.-Orient. Bild
seyn kann, als: der
Baum des Erkennt
. p u. nach dieser Klugheit
verlangen:
eßen wollen vom Baum
. Ich gebe Ihnen hier Zeit, sich unter
diesem vortreflichen Bilde niederzusetzen, wie Anakreon seinen Bathyllus oder
seinen Sokrates seinen Phädon einlud. Verhüllen Sie, wenn Sie
denselben betrachtet haben, Ihr Gesicht, wie Sokrates, um dithyrambische Worte
zu sprechen, worinn das Uebel der Menschen liege? u. heilige Gesichte zu sehen,
wie der Mensch nach diesem goldnen Apfel der Erk. verlangte? – Ich ärgre
mich, über die unwürdigen Verdrehungen Beverlands, u. über die
Philosophisch dogmatische Allegorien unsrer Zeit: was der Baum der Erkenntn.
Gutes u. Böses sey? was er ist? Es ist das Risquo, das der Mensch auf
sich
nahm, außer seinen Schranken, sich zu erweitern, Erkenntn. zu sammeln,
fremde Früchte zu genießen, andern Geschöpfen nachzuahmen, die Vernunft
zu erhöhen, um selbst ein Sammelplatz d
aller
Instinkte,
aller
Fähigkeiten,
aller
Genußarten seyn zu wollen, zu seyn wie Gott (nicht mehr ein Thier)
u. zu wißen pDas Weib war die erste hiezu, u. nach allen Datis auch die Verführerin
des Menschengeschlechts. Sie die eine weit feinere Sinnlichkeit hat, das, was
wohl gut u. böse ist, anzuschauen, weit mehr Hang zum Vergnügen als wir,
u eine weit bemerksamere Natur, u. zugleich weit leichter im Nachäffen,
sie, die uns so sehr an feinen Empfindungen, Hang u. u. an Klügelei uübertreiffent, als wir sie an Stärke der Empf. u. Verstande übergehen
sollen – sie, eine so glückliche Ueberrederin – sie schauete an, daß von p u.nahm p und gab p Die Kindheit des Menschengeschlechts ist im Großen,
was die Kindheit u. Jugend der Menschen im kleinen ist. Noch bis jetzt ist
jede Mannsperson
ein guter Junge
, ehe er in der Weiberschule, die
Delikateße des Lebens lernt, mit der sich seine rauhe einfältige Jugendfreuden
endigen. – Ich ärgere mich, wie gesagt, über
Beverlanden
, u. eben so lache
ich über die dogmatischen Erklärungen unsrer Philosophen: wo ist im ganzen
Stück von Eva die Rede, die etwa nicht dabei gewesen, da Gott verbot, die
u. s. w.? wo ist von Eva die Rede: von dem Menschen u. seinem Weibe,. uDas 3te Capitel ist offenb. nicht ein histor. Verfolg des ersten u. 2ten: selbst
Gott hat nicht denselben Namen in demselben: es ist eine 2te Urkunde, die
der Sammler zur ersten fügteJetzt die Erfolge: Augen aufgethan: Nacktheit: Furcht vor dem Donner:
Flucht hinter eine Wohnung von Laube. Hier sind die Mängel der geschwächten
Menschheit in den einfältigsten Bildern: die Vernunft dient uns, unsere
Nachtheile zu sehen, daß wir nicht zum zottichten Bär p bestimmt waren: ihreKörper geschwächt: ihre Geschwächte Natur zittert für der Stimme der
Natur: ihre Wohnung ist nicht mehr der weite Garten der Natur. – – Die
schönsten Oriental. Einkleidung. Ihre Nacktheit war nicht blos u. zuerst
Schaam, sondern Schwäche, Furcht wie es der Zusammenhang gibt pEs folgten mehr, als die offenbar physischen Nachtheile, die andre, die
aus diesen durch eine entferntere Kettenfolge hervorgebracht werden, u. die
der Orientalische Sänger dem strafenden Gott in den Mund legt. Das
Verderben breitet sich bis auf die Thiere: die listigsten sind die unglücklichsten:
die zahmsten sind wie die gezähmte Menschheit, auf dem Bauche kriechend,
u. Erde eßend. Zwischen Mensch u. Thier entsteht eine Feindschaft, die erst
nicht war. – Ich muß Ihnen sagen, daß ich auf gut Orientalisch unter dem
Nachasch etwas mehr, als eine Schlange verstehe, die wir verstehen: ihre
Nationalbegriffe von Schlangen (in Verehrung, in Umgang, in Feindschaft)
sind nachdrückl. als bei uns. Alle Allegor. u. Myst. Erklärungen bleiben
v. 14. 15. weg.
Feiner u. angene schärfer kann nichts seyn, als die Erklärung darüber:
warum auf das Mens Weibl. Geschlecht gewiß ein Uebergewicht der Uebel
fällt, welches kein Mensch verkennen kann: ein Uebergewicht in Phys.
u. Polit. Uebeln. Mit drei Wort sagt uns der göttl. Nationalsänger: die
geschwächete Weibesnatur empfand Schmerzen der Geburt, die sie voraus
nicht empfand: der gesellschaftliche Stand brachte sie
unter
den Mann. Noch
bis jetzt ist immer, so sehr uns die Weiber an List, Klugheit, Neigung, u.
Fähigkeit des Vergnügens, an Nothwendigkeit gesucht zu werden,
überlegen sind: (daher entsteht überall das Weiberregiment, u. der Antheil, den
sie an unsrer Bestimmung haben) so sind sie als gesellschaftl. Creaturen
unter
dem Mann, u. selbst die Orientalische Monarchin, die sich einem Sklaven
überläßt ist
unter
ihm: Er ist ihr Herr. – Im Orient war das παραδοξον der
Weibl. Sklaverei immer schwerer zu erklären.
Der Ackerbau endlich, die mühsame Arbeit, der frühere Tod, – siehe da!
Folgen unsres Gesellschaftl. u. feinern Zustandes, der Erweiterung unsrer
Begriffe u. s. w. die nicht näher zusammenhangen können. Mit dem 19. v. hört
meine Urkunde auf: der Rest ist entweder ein neues Fragment, oder wie
wahrscheinl. der Zusatz des Göttlicher Sammlers, der einiger maaßen alles
zusammenpaßen u. dies mit dem vorhergehenden Kap. verbinden soll. Daß es der Sinn
dieses Sammlers auch gewesen, sie so zu verstehen, bedeutet er mit jedem
Wort, daß jetzt
Ein Geschlecht
der Lebendigen mit Eva anfing: jetzt die
Erfindungen des Nothdürftigen fortgingen, u. Gott würkl. sagen konnte: SieheAdam ist p. (Worte, die nach der gem. Erklär. die unanständigste Ironie im
Munde Gottes werden) Aber diesem Gotte würde nichts größere Strafe
gewesen seyn, als die Unsterblichkeit: so ließ ihnen Gott p u. der Rückgang ist
durch den Cherub versperrt – –
Was sagen Sie, andächtiger Schwärmer, u. ketzerischer Bigot zu meiner
Erklärung: können Sie mir Quellen anzeigen, um die nähere Oriental.
Verwandschaft zu prüfen? Können Sie ihr eine andre vorziehen? Das letzte am
wenigsten, u. den Orientalischen Sinn hat sie gewiß vor sich. – Ihre Gedanken
wollte ich darüber so gern lesen, als über Etwas! – Wenn ich aus dem
Alterthum drei Menschen sprechen sollte: so ist der Schluß gefaßt:
Moses: Homer:
Plato:
– Aus unsrer Zeit will ich mit keinem hierüber sprechen, als mit Ihnen.
So lange habe ich nicht geschrieben, weil ich todt bin, todt für alle Welt,
todt für mich, für die Gelehrsamkeit, u. eine Phyllis habe ich nicht. Mein
Wahlspruch ist: fac tuum officiump Ich habe also durch die bizarreste
Aufführung mich fast aus allem schrift- u. mündlichen Umgange gesetzt: u. bin
(sehr zerstreut) im Ebräischen u. Griechischen Alterthum, ohne etwas zu lesen,
zu schreiben, zu denken. Ich habe geschwiegen, zunächst, weil ich an Ihren
Kön. Streit., so bald sie Königsb. sind, nicht Theil nehmen will: so bald sie
aber eine Sache der Litteratur sind, gerne. Ich danke Ihnen, daß Sie mich
aus der Recens. der Klotz. Bibl. so gut als möglich weggelaßen haben;
übrigens aber nehme ich an Lindners Zurücksetzung wahren Antheil. Sein Buch
ist schlecht, ist dies würde ich ihm selbst nicht läugnen, ja ich sage noch mehr,
es ist als
Lehrbuch
verderblich. Da ich es bekam, u. es mir zur rechten
Nahrung des Geistes, durchschießen ließ, so habe ich mich bei fünf Seiten so matt
u. müde geschrieben, daß ich nicht mehr konnte. Indeßen muß ihm seine Zeit
des Drucks u. der Verfolgung zu nichts dienen, als
vester
u.
stärker
auf
seinen Füßen, u. unwankender in Augen u. Augenbrauen zu werden. Ich
wünsche ihm, daß er ihm das Gesellschaftliche Talent verleidet werde,
Einfälle in einer flüchtigen Lecture aufzuraffen, u. wo es sei, an Mann zu bringen.
Er sage, was er sagen wollte ganz, mit Punkt u. Satz: denn jetzt ist sein
Collektaneenbuch, ein orbis pictus von unbestimmten,
unzusammenhangenden Begriffen, oft würklich unverständlich, u. eine Samml. nicht von
Purpurlappen, sondern von Purpurstreifen – – Indeßen verdient es eben als Lehrbuch
u. als ein verderbl. Lehrbuch keinen Hohn u. Spott: sondern genaue
Verbeßerung, u. die hat ihm weder der Klotzische Narr, noch der Bibliothekar
der sch. W. (der d mit jenem vielleicht eine Person, oder sein Verwandter ist,)
gegeben: u. die muß gegeben werden. Der letzte Argwohn ist mehr als
Argwohn: der untergesetzte Buchstabe zeigt einen fremden Verf. der Bibl. an:
die Einwürfe sind von Satz zu Satz dieselbe, nur hier mit dem Schleier der
ehrbaren Ernsthaftigkeit bemäntelt, die Lindnern eben am gefährlichsten ist:
u. denn ist aus allem sichtbar, daß die Hällischen B neuen Bemüher mit den
Leipzigern unter einer Decke spielen. –
Ueber Ihren Rath Kl. Ihre Stelle zu geben, habe ich gelacht; aber nichts
mehr, wenn ich nicht Hamann seyn will. Sie sind geblieben, u. in einer Note
habe ich blos den Recens. als einem Pasquillanten Ohrfeige gegeben: Ihnen
meine Freundschaft erklärt. – – Der erste Theil, den ich mit allen Druckfehlern
hier habe, aber nicht ausgeben laße, ist in einigen Stellen zu hitzig gerathen,
insonderheit, da mich der Esel nicht versteht, u. desto gelehrter wiederlegt.
Der 2te liegt im Mscr. der 3te im Kopfe: der 4te wird über die Orient.
Deutsche Dichtk. hinzugesetzt. – – Ich habe in dieser Meße mit dem Torso über
Abbt verkappt erscheinen wollen: werde aber von dem Lebensbeschreiber
deßelben an, bis auf den Berl. Zeit.schr. erkannt, u. dies benimmt mir den
Muth. Ich werde 4. Samml. liefern: 1) Critische u. Philos. 2) Histor. 3)
Philos. Stücke, oder Fragm. von ihm; ich muß aber auf seine Werke warten. –
Daß ich mit Htkn. nicht geschrieben, ist aus meinem Polypragmatischen
Müßiggange gekommen, u. aus einer Handlosen Ruhe, in der mir als einer
Hermessäule, nichts so schwer, als schreiben wird. Den Plan zum Gesetzbuch
kann ich nicht schicken, weil ich ihn nicht habe; ich habe ihn in einem Schleich
Mscr. halb u. schlecht abgeschrieben gesehen, aber auch diese Hälfte nicht
durchgelesen, weil eine unordentliches Collektion v. Stellen aus Montesquieu u.
Beccari so wenig für Sie, als mich seyn wird. Es sind nichts weniger, als
Grundsätze, die entweder zur sichern
Norm
, als oder als zu
würklichen Materiell.
Grundfäden
die der Gesetze dienen müßen: es sind
loci communes, oft Geschichte Beispiele nach Art des Montesqu. aus
Span. u. aus China, nur leider! nicht als aus Rußl., oft Meinungen prou. contra. Indessen macht man ein Myster draus u. an ein Archiv jeder
Stadt ist ein heil. Exemplar gesandt worden. Ueberheben Sie mich also
eines Auftrages, den ich als geistl. Bürger hieselbst, nicht leisten kann.
Den Artikel Corvée sollen Sie haben, so bald ich von Examenarbeiten
befreit bin.
Winkelmann
hat mir seine Achtung bezeigen laßen: da er er mich für einen
Schweizer angesehen, so hat er auch an den Prof. Ustaritz in Zürich, „an
seinen den Pindarischen Verf. der Fr.“ gedacht, durch von dem ich
durch einen hier durchgehenden Schweitzerprediger die Nachricht erhalten. –
Etwas zum Gegengift: die Jenische Zeitung, die einige Stücke voraus es
wuste, daß ich u. Abbt den Ton unsrer Sprache angeben würden für unser
Jahrhundert, hat geruhet, mich, als den Rigischen Critikus, für einen Candidaten
von Bedlam zu erklären, ohne aber die mindste Ursache, mitten in der
Recension eines andern Buchs, das mich „vergöttert“.
Klotz hatte in der Zeit, da Willamov hier durchging, an mich geschrieben,
voll Schmeichelei u. grober ehrgeitziger Lügen, da er sich die Freiheit ergebenst
ausbat, mich zu beurtheilen. Ich war kalt gnug, ihm ein Viertheil Jahr
nachher, da schon sein erstes Stück heraus war, ichs aber noch nicht hatte, sehr
gesetzt u. billig zu antworten: sein drittes Stück, wo mein dritter Theil ist,
habe ich noch nicht, mögte es aber, je eher je lieber, gegen ein gutes Porto
haben. Es hält mich im Umarbeiten des dritten Theils auf.
Eben empfang’ ich einen Brief von Arndt in Peterb., der aber daselbst nicht
sehr zufrieden scheint, das macht indeß immer die Neuheit eines Orts. Er
schreibt, daß auch Will. mir Glück wünsche, den Ruf nicht angenommen zu
haben, u. auch dies wundert mich nicht, wenn ich Willamov kenne. Seine
Frau ist von einem Sohn entbunden: u. er hat noch nichts gethan, als Reden
u. Gedichte geschrieben.
Wenn ich meine Fragmentarbeiten, u. meine Funerabilien auf Abbt
endlich zu End bin (wornach ich mich sehne) so werde ich mit einem
Werke
u. mit meinem Namen – vor der Zeit Welt, u. warum nicht auch
fürvor der Nachwelt erscheinen: mit dem ich aber selbst dem Titel nach in
der Stille laure. Adieu guter, liebster Fr. den ich herzlich liebe u. schätze
u. umarme.
H.Königsberg, Pfingstmontag 1768.Mein alter lieber Freund Herder. Für Ihre Briefe können Sie sicher seyn;
ich habe und werde mich kaum merken laßen, daß Sie mir geschrieben;
geschweige daß jemand Ihre Briefe sehen sollte. Ein wenig Geheimniß gehört
zur Freundschaft wie zur Liebe. Ohne die Vertraulichkeit gewißer Blößen und
Schwachheiten findet kein Genuß der Geister Statt. Ich fange heute zu
schreiben an, weil ich ein wenig Zeit übrig habe und man Hartknoch erwartet; und
habe Ihnen zu Gefallen Stewarts politische Oekonomik, von dessen Anfang
ich unendlich viel erwarte, zurückgelegt, bis ich diesen Brief auf gut Glück
werde geendigt haben. Mein erster Bischoff den ich mir in meiner Wirthschaft
gemacht, hat mir heute so gut, als Noah sein Most, geschmeckt. Der Anfang
Ihres Briefes schmeckt mehr nach einem süßen als alten Wein. Schonen Sie
also Ihren Kopf. Ohne an ihrer Schmeicheley einigen Antheil zu nehmen, als
den mir die Wahrheit erlaubt, so habe ich mit Moses, Homer und Plato,
warum nicht gar mit Christo und Belial, mit dem Gesetz und den Propheten,
und leider auch mit Weltweisen und Dichtern gebuhlt, und mehr die infernaeines Torso als die superna einer Büste zu erkennen und zu unterscheiden
gesucht. Und meine grobe Einbildungskraft ist niemals im Stande gewesen,
sich einen schöpferischen Geist ohne genitalia vorzustellen. (Ich hoffe, daß Sie
so klug seyn werden, secretis arbitris mich zu lesen, und unter dieser
Bedingung will ich fortfahren so lange ich kann.) Da der Anthropomorphismus
auf ein Ohr, Auge, Hand und Mund sich nicht allein erstrecken kann, so können
wir einen schöpferischen Geist mit eben dem Euphemismo uns in einer Figur
denken, zu deren Verstand wenigstens ein Schlafrock oder eine orientalische
Kleidung nöthig ist, wenn wir uns dasjenige vorstellen wollen, was die
Mystiker ausdrücken:
seine Füße decken
. Dadurch also, daß ein schöpferischer Geist
seine Füße deckt, entsteht dasjenige, was den ästhetischen Nasen unter dem
deutschen Namen D…, und den philosophischen Nasen unter einem andern,
der moralischer oder metaphysischer klingt, so viel Runzeln zuzieht. Unterdessen
hat die Heiligkeit und Herrlichkeit der Pythagorischen Diät den Dünger
vorzüglich nöthig; und ohne den betrübten Fall unserer Mutter würden keine
Prätendenten zu Schul- und geistlichen Aemtern entstanden seyn, oder die
durch Thaten und Rêveries, wie Jephtha und der Graf von Sachsen, den
Schandfleck ihrer Geburt auslöschen, und durch Fragmente sich mehr Ruhm
als puri puti durch opera omnia erwerben könnten. Sie sehen, liebster
Herder, daß der rothe Bischoff immer mitschreibt, und ich habe wirklich noch ein
Paar Gläser zu Hilfe genommen, mit der freundlichen Bitte, mich wie ein
Aeschylus zu lesen. Die Wahrheit zu sagen, das war eben der Inhalt meiner
Reliquien
, die ich einmal dachte, nämlich ein Versuch über die ersten Capitel
der Genesis, davon mir aber das erste immer das tiefste und älteste geschienen.
Denn zu einer Geschichte der Schöpfung gehört unstreitig Offenbarung; mit
einer Geschichte der Gesellschaft wird ein os grajum immer fertig, wie ich das
noch gestern und ehegestern zum Theil aus dem mittelmäßigen Ferguson
ersehen. Aber die Mähre von einer Jungfrau, die von dem heiligen Geiste der
Ueberschattung gewürdigt wurde, ist freylich mit der Mähre von einer
Ehebrecherin, die es mit einem schönen Geiste, fürchterlichen Andenkens, zu thun
hatte, immer eines der größten orientalischen Systeme, die in kein ander
menschlich Herz noch Sinn jemals gefallen sind. Sie scheinen mir, liebster
Herder, ein wenig zu sultanisch mit Ihren Brüdern und besonders mit meinem
alten Vetter Beverland umzugehen; und dieß giebt mir schon wirklich einen
kleinen Verdacht gegen Ihre eigene Ueberzeugung von der Wahrheit Ihres
Systems. Ich halte mich an den Buchstaben und an das Sichtbare und
Materielle wie an den Zeiger einer Uhr – aber was hinter dem Zifferblatte ist,
da findet sich die Kunst des Werkmeisters, Räder und Triebfedern, die gleich
der mosaischen Schlange eine Apokalypse nöthig haben. Ich finde es immer
noch für nöthig, Ihnen zu wiederholen, daß mich der gut gerathene Bischoff
ein wenig treuherzig und ruhmredig macht, falls ich Ihnen versichern
und es mir einbilden darf, ungleich weitere Aussichten im dritten Capitel
Mosis, als Rousseauische Corollaria gefunden zu haben; und da ich
vor wenig Abenden bey meinem Freunde Green träumte, und Kant
versichern hörte, daß man keine neue, wichtige Entdeckung in der
Astronomie mehr erwarten könnte wegen ihrer Vollkommenheit, fiel es mir wie
im Schlafe ein, daß ich den neuen Hypothesen der Sternkunst so gehässig
war ohne sie zu verstehen, daß ich ihnen, ohne zu wissen warum, nach
dem Leben stand, vielleicht weil sie mich bloß in meiner Andacht störten,
womit ich eines meiner liebsten Abendlieder empfand und dachte, wo
es heißt
Also werd’ ich auch stehen,
Wann mich wird heißen gehen
Mein Gott aus diesem Jammerthal.
Ich kann nicht mehr sehen, und schreibe nicht mehr bey Licht. Will’s Gott
morgen mehr und nüchterner! Gute Nacht –
Einige Züge der Beverlandschen Hypothese, werden Sie nicht leugnen
können, passen wirklich auf ein Paar Stellen der Geschichte meisterlich. Eva
scheint eine Verlobte, wie Maria des Joseph gewesen zu seyn. Dieser erkannte
seine Braut nicht nach dem Geheimniß des Engels, und Adam erkannte sein
Weib nach der Vertraulichkeit mit einem Thiere. Die ganze Theorie der Opfer,
die hier ihren Anfang nimmt, und unter dem Neuen Bunde aufgehört hat,
ist immer ein großes Augenmerk für mich gewesen. Die ganze Erde und der
Mensch nichts als, wie ich oben schon angeführt, und das einzige Gleichniß
das meine Idee ausdrückt, der Speer und das Zifferblatt, die ihren Grund
und Bewegung in dem unsichtbaren System des Himmels und der
Geisterwelt haben. Das unaussprechliche und lächerliche dieser Vorstellung werden
Sie beßer empfinden, als daß ich Sie daran erinnern darf. Also manum de
tabula und zur letzten Hälfte Ihres Briefes geeilt. Es ist mir lieb, daß Sie
mit dem sicco pede zufrieden sind in der Klotzischen Recension; denn es war
gar nicht der Ort noch Anlaß, und in Ansehung Ihrer dachte ich: Baal wird
sich wohl selbst schützen. Ich kann wirklich nicht sagen, daß ich das Lehrbuch
einmal sollte gelesen haben, und es kam mir ganz unerwartet, im Appendix
eine Stelle zu finden. Leider muß ich Ihrer Anmerkung Recht geben. Denken,
empfinden und verdauen hängt alles vom Herzen ab. Wenn dieses primum
mobile eines Schriftstellers nicht elastisch genug ist, so ist das Spiel aller
übrigen Triebfedern von keinem Nachdruck noch Dauer. Ich liebe diesen Mann
wirklich und entschuldige ihn, und freue mich, daß er seine Zufriedenheit in
einem gewißen Plane findet, den ich nicht mißbilligen kann, weil ersterer mir
lieber ist als letzterer mir mißfällt. Er ist auf dem Lande, und ich kann die
Feyertage nicht abwarten, ihn wiederzusehen, so fauxfilés sind wir einander,
um mich eines Handwerks Termini zu bedienen. Hätten Sie, lieber Herder,
nicht Hartknoch Ihren ersten Theil mitgeben sollen für Ihren alten Freund?
Ich warte mit Inbrunst und Neugierde darauf. Ihr eigenes Urtheil, daß er
zu hitzig gerathen, beunruhigt mich. Ich habe es den Litteraturbriefen immer
verdacht, dem genius saeculi und den lateinischen Beyträgen des Klotzischen
Witzes zu viel eingeräumt zu haben, und sie niemals anders als wie affectirte
exercitia und Schulnachahmungen von dem mittelmäßigsten Geiste ohne
Erfindung und Geschmack, lesen können. Und es schien mir auch als wenn der
Verfasser der Fragmente wider seine Ueberzeugung oder besseres Urtheil in
jenen Ton fiele. Winkelmann ist gar nicht der Mann seiner Jugend mehr.
Seine historischen und praktischen Einsichten mögen zunehmen, aber ich finde
nicht mehr die philosophische Salbung und das Mark seiner Erstlinge. Vom
Titel corvée in der Encyclopädie verspreche ich mir eine Abschrift. Was das
Project des Gesetzbuches betrifft, bin ich auf die dringendste Art darum ersucht
worden. Daß meine eigene Neugierde so weit nicht reicht, hätten Sie leicht
erachten können.
Nachdem ich Ihren Brief, Ihrem Wahlspruche gemäß, taliter qualiterbeantwortet, weiß ich eben nichts neues hinzuzusetzen. Ich habe Hartknoch
erinnert Ihnen den Hermes des Harris mitzubringen. L’homme aux quarante
écus habe ich eben zu Hause gebracht. Candide, Maupertuis und andere loci
communes des Voltairischen Witzes werden hier aufgewärmt, unterdeßen
läßt sich dieser französische Ragout noch immer lesen und Voltaire
entschuldigt seinen wiederkäuenden Geschmack selbst mit den Fehlern seines
Alters.
Kann ich von Berens nichts in Ansehung meiner Bücher erwarten? Leben
Sie in solcher Entfernung mit ihm? Wenn Ihnen der Zufall Gelegenheit
giebt, daran zu denken, so reden Sie mein Bestes als Freund und der
Wahrheit gemäß. Meine kleine Heerde Bücher nimmt immer allmählich zu; ich
habe jüngst Meibom’s alte Musicos und das portugiesische Heldengedicht in
der Grundsprache bekommen. Stewart’s politische Oeconomie ist ein
Treffliches Werk voll großer philosophischer Gründlichkeit. Ich vermuthe jetzt
beynahe, daß er der Verfaßer der Schrift vom Münzwesen ist, die Sie bey mir
gesehen und ich immer so zu loben pflegte. Der Fortgang wird dieß entscheiden.
Er sagt mit zwei Worten mehr als Ferguson in ganzen Capiteln, den ich Mühe
gehabt zu verstehen, und meinem eigenen Urtheile nicht trauen wollte. Die
Vergleichung mit Stewart zeigt mir, daß ich Leute, die denken, noch verstehen
kann, aber keine Schwätzer. Ich werde meinen Brief jetzt schließen, Hartknoch
mag kommen wann er will. Unter den besten Wünschen, wohin der
Sonnenschein des Apoll und eine Phyllis gehören, bin ich und bleibe
Ihr treuer FreundKgsberg den 28 Aug. 68.Geliebtester Freund Herder,
Wendler hat mir einen mündl. Gruß von Ihnen gebracht und vorgestern
erhielt ich auch einen durch einen Unbekanten den ich im Vorbeylaufen im
Kanterschen Buchladen sahe. Sie entschuldigen sich mit der Unlust zu
schreiben; unterdeßen freut es mich, daß Sie wenigstens munter und lustig leben.
Ich würde vielleicht auf guten Wegen seyn Ihnen hierinn nachzuahmen,
wenn ich nur noch ein einzig Jahr überstanden hätte; unterdeßen freue ich
mich gestern das 39ste angetreten zu haben, wobey nicht ermangelt Ihrem
genio auch zu libiren. Mein alter Freund L. und mein Amtsbruder der
Controleur Lauson weyhten zugl. meine neue Wohnung die ich vor 14 Tagen
bezogen am Ende des mittelsten Tragheims bey dem HE Tribunalsrath von
Bondeli, einem sehr würdigen Greis gegen den ich eine kindl. Liebe habe. Hier
hab ich 4 gantz artige Stübchen für 50 rth des Jahrs mit sehr bequemen
Appartinentien, die schönste Aussicht von 5 bis 6 Thürme der Stadt, einen
geraumen Garten, bin der Welt entfernt und meiner Gesundheit zum Besten
verpflichtet jeden Tag 4 gute Spatziergänge nach unserm Bureau und zurück
zu thun. Den dritten Tag wurde mein Vergnügen über meine neue Wohnung
durch einen traurigen Zufall verbittert, der meines armen Bruders Leben
hätte kosten können und mich für mein eignes oder anderweitiges Unglück
in viel Sorge sezte, bis ich endl. vor der Hand einen Wächter für ihn gefunden
und ihn dem D. Gervais übergeben, der mir aber wenig Hofnung macht. Bey
solchen Umständen kann es an 100 Sorgen nicht fehlen und Sie können leicht
die Unmöglichkeit erachten seines Lebens wie man will zu genießen.
Ich schreibe diesen Brief, liebster Freund, ohne seine Bestimmung eigentl.
zu wißen. Wo ich nicht irre, hat HE Hartknoch taufen laßen – Kanter wird
diese Woche seinen Laden beziehen und er hat es sich was kosten laßen um
dem Publico zu gefallen. Die Einrichtung verdient meines Erachtens
Beyfall. Er hat über ein Dutzend alte Busten hier schnitzeln laßen ein trefl.
portrait des Königes von Berlin gebracht, das zwischen Pindar Caesar
Tacitus Plutarch – – – stehen soll. In m Com die Schreibstube des Ladens
werden gemahlte Köpfe kommen; wovon er Moses und Ramler gleichfalls
von Berl. mitgebracht, und hier Schäffner, Willamov, Hippel, Lindner p
gesammelt; auch Kant sitzt bereits, und Sie werden doch auch wohl Lust
haben nächstes Jahr Ihre Lares und Penates zu sehen. – –
Pausirt bis zum 7 Septbre.Vorigen Sonntag habe die erste und letzte Landluft diesen Sommer und
zwar in Steinbeck noch genoßen. Hintz heißt es wird hier tägl. erwartet.
Heut ist der große Adler vor Kanters Buchladen aufgebracht. Ich habe eben
eine Hamburgsche Recension Ihres Torso gelesen und erwarte ein Exemplar
zum Gratial für die Kgsbergsche. Hofrath Klotz hat an L. geschrieben,
getraut sich nicht weder den Hamann noch Adam Trescho wie Er ihn nennt
grüßen zu laßen und traut dem letztern nicht zu, daß er sich an das Monument
seiner Autorschaft die mit dem 30 Jahr aufhören soll, wagen würde.
Ohngeachtet ich von Gemmen so viel verstehe als eine Gans so verdroß mich doch
die Ruhmräthigkeit und die offenbare Windmacherey dieses seichten Kopfes,
der nach den unzähl. Anführungen von den grösten Werken die davon handeln,
doch nicht so kahl wie eine Maus hätte erscheinen dürfen. In der Schweitz
erscheint jetzt auch ein Archiv, wovon ich das erste Bändchen durchgelaufen,
weil mich die Vorrede aufmerksam machte. Ich kann aber noch gar nicht den
Endzweck ihres Plans absehen, und finde blos einen Beweis von der
gegenwärtigen Theurung. Können Sie nicht liebster Freund! einige Nachrichten
von dem engl. Werk über das original Genie erhalten. Die Uebersetzung ist
angekündigt und man hört nichts mehr davon. Ich habe bey Ihrem Verleger
den Hermes für Sie bestellt, ein Werk das mir zu Ihrem Plan unentbehrl.
zu seyn schien weiß aber nicht ob ers Ihnen verschaffen können. Ich habe es
bey Ebert in Braunschweig gesehen hatte aber keine Stunde mehr übrig darinn
zu lesen. Es ist von Harris. Sie verzagen doch weder an der Umarbeitung
noch Fortsetzung Ihrer Fragmente. Clodius soll sich sehr beschweren als ein
Nebenbuler von Ihnen behandelt zu seyn. Mitten in der Fortsetzung eines
Werks eine neue Umarbeitung zu übernehmen ist mislich, und es ist immer
sich beßer sich selbst so wol als das Publicum ein wenig ausgähren zu
laßen, sonst läuft man Gefahr von beyden hintergangen zu werden. Ich bin
gegenwärtig mit meinem sauren Schaarwerk sehr zufrieden und finde,
vermuthl. aus Unwißenheit, nichts in der gelehrten Welt meiner
Aufmerksamkeit und Unterhaltung werth. Leßings Briefwechsel sagt nichts als was
jedermann dem Klotz hat bey seinem ersten Auftritt ansehen können; er thäte
beßer an den 2ten Theil seines Laocoons zu denken. Ob Mendelsohns Phädon
verbeßert ist, weiß ich nicht; ich zweifele aber fast daß er verbeßert werden
kann.
Ich habe jetzt Lust meine Bibliothek in Ordnung zu bringen, und warte
blos auf ein Bücherschaff das alle Tage fertig werden soll um den Anfang
dazu zu machen. Thun Sie mir die Freundschaft, lieber Herder u. schicken Sie
mir doch wenigstens ein Verzeichnis von denen, die Sie noch von mir haben
und was Sie nicht mehr brauchen, erwarte ich durch HE. Hartknoch. Falls
Sie bey HE. Berens noch etwas bey Gelegenheit ausrichten können, laß er
das seinige auch dazu geben. So bald mir Gott ein wenig häusl. Ruhe geben
wird, denk ich mit neuem Muth wieder anzufangen und durch mein langes
απεχειν nichts versäumt zu haben. Kantens Metaphysik der Moral hält mich
in Erwartung; von Lambert hört man nichts neues. Rousseaus Dict. de
Musique ist heraus aber noch nicht hier zu sehen. Jerusalems erster Band
ist tief unter meiner Erwartung; wie wol ich ihn nur in einer halben
Stunde auf dem Bureau durchgepeitscht. Ob ihn nicht Cramer übertreffen
sollte?
Schreiben Sie mir doch auch einmal wieder. Ich habe den Camoens und
die alten griechischen autores musicos hier ertappt; auf Demosthenes in
Dantzig Commission gegeben aber nichts erhalten.
Der vielen Protocole und juristischen Uebersetzungen wegen quäle ich mich
mit einem großen folianten des Donnat, mit dem ich froh seyn werde dieses
Jahr fertig zu werden. Das neue denke mit einem beßern Plan anzufangen
und meine financiers vorzunehmen, sie aber mit einem kleinen
Schleichhandel zu verbinden – Jetzt lebe voller Sorgen und Ängsten wegen meines
armen Bruders ohne zu wißen wozu ich mich entschlüßen soll, ob ich ihn ins
Hospital versorge oder wie ich es anfange. Der gegenwärtige Hüter den ich
ihm halte kostet uns tägl. einen Tympf außer Eßen und Trinken – In die
Länge geht das nicht – und ich gebe jetzt selbst fast alle Hofnung auf. Dieser
Wisch mag warten biß sich Gelegenheit findt, denn er ist kein Porto werth.
Leben Sie unterdeßen wohl und vergnügt und denken Sie an Ihren alten
Freund
Hamann.Geschloßen Kgsb. den 7 Sept –
Den 14 Sept. Diesen Morgen hat mein alter Hintz Coffée mit mir
getrunken oder vielmehr denselben stehen laßen, den ich ihm vorsetzte, unterdeßen
ich meinen Korn trank. Er geht übermorgen ab und ich werd ihm diesen Brief
mitgeben. – An dem Verdacht des Kurellaschen Gedichts und einigen Antheil
an der Klotzischen Recension ist er gantz unschuldig. Ich habe ihm aufgetragen
sich Homers Leben u Letters on Mithology zu erbitten die er gern lesen will.
Einige gelehrte Neuigkeiten werden Sie sich selbst von ihm erzählen laßen.
Ich denke ihn bey seiner Zurückkunft wärmer zu halten.
Leben Sie wohl und erinnern Sie sich meiner im besten. Ich erwarte mit
ihm auch einige schriftl. Nachrichten von Ihrer Hand. Morgen speisen wir
bey L. und er hat mir Swifts Briefe gebracht, die ich heute ein wenig
durchblättern will.
H.Grüßen Sie das Hartknochsche Haus feyerlichst.
Liebster Herder,
Zufällig ergreife ich die Feder auf Zureden des HE Kanters, der mir seinen
Pult abtritt um Ihnen ein Paar Zeilen zu schreiben. Ich habe eben nicht
Ursache über Sie zu klagen, aber auch nicht recht mit Ihrem Stillschweigen
zufrieden zu seyn, wenn selbiges nur keine andere Ursachen als Geschäfte und
legale Ursachen hat, die der Freundschaft keinen Nachtheil thun. Ich habe
mir die Zeit genommen beynahe alles Neue zu lesen was Sie zum Theil mit
interesirt – und nichts als die Gleichmannia sind noch übrig die ich eben
in die Tasche gestekt. Riedel denkt an Ihre neue Ausgabe der Fragmente,
von der ich noch nichts weiß? Was sagen Sie dazu. Grün scheint er Ihnen
nicht zu seyn; aber ich hoffe er wird es durch seinen läppischen Latitudinariumnoch mehr verderben als sein Patron HE Klotz selbst. Leßing hat sich Ihrer
brav angenommen. Ich als ein emeritus oder Gezeichneter der Kopf und Arm
in der Escarpe trägt, kann keinen weitern Antheil an diesen
Froschmäuselerhändeln nehmen als mit meinem Schicksal zufrieden seyn, das mich davon
entfernt. Haben Sie
Hintz
schon gesprochen – Es ist nicht artig, daß er uns
alle hier vergißt und uns wie Narren auf Nachrichten oder was beßers
warten läst. Doch der langsame Winter ist vielleicht an allem Schuld. So viel
habe Ihnen nur heute schreiben wollen und Sie meines Daseyns sowohl als
Andenkens zu versichern. Wenigstens einen Neujahrswunsch schreibe ich
Ihnen. Einige gute Freunde, die vielleicht zusammentreten möchten, bitten
Sie um einen monathl. Beytrag Vorschuß so klein wie er auch seyn mag.
Die Allgem. deutsche Bibl. kommt mir so schlecht vor, daß ich es fast nicht
überwinden kann Ihre Stücke darinn aufzusuchen.
HamannDen 23 Sept.An meinen alten lieben Hamann!
Denken Sie von mir, von meinem finstern Stummseyn, von meinem ganz
andern Ausdruck, von meiner Fahrläßigkeit – von allem was in und an mir
Ihnen fremd und unerklärlich vorkommt, was Sie wollen; nur nichts
schieben Sie auf die Rechnung des Autors. Gottlob! daß dieser über meine
Denkart noch so wenig Herrschaft bekommen, u. mich nur zu so unterbrochnen
Stunden reitet, daß ich in großen Zwischenzeiten so sehr mein eigner Herr
bin, um als Kabinettsprediger nach Orenburg oder als Divisionsprediger
nach der Tartarischen Steppe mitgehen zu können. In der That, bin ich so
wenig abgeneigt, eine Diversion in meinem lieben Lebenswandel zu machen,
daß wenn unser Krieg gegen andere, als gegen die Türken u. in einem andern
Lande, als in Polen wäre, ich, aber ohne ein Zwingel werden zu wollen, oder
einen Nachtrag zu den Briefen der Montague im Sinn zu haben, mich zur
streitenden Kirche bekennen würde. – – Da unser alte
Loder
(Pred. bei der
Jacobskirche, benannt Abrah. v. St. Clara, Rect. bei dem Lyceo u.
Consistorialrath) ein abgelebter Greis ist, der sich seit Viertheil Jahren nur noch
fortkrücket u. fortgängelt: so wird mir von allen respek. Gouvernements
Ritter u. Kronspersonen seine Stelle zum Voraus geweißagt. Und da ich
unter ihnen viele Freunde habe, ohne daß ich einen Menschen in der Welt
meiner Aufwartung würdige: so finde ichs sehr Ehrwürdig zu schweigen u.
zu warten. Thun Sie auch beides: denn wenn dies nicht: so ists was
anders. – –
Ihrem Lindner sagen Sie, daß die Schule in Petersb., zu der Er u. ich
beruffen wurden, äußerst abnehmen soll, daß die würdigsten
Kirchenconventsglieder sich aus Ueberdruß u. Ermattung aus der ganzen Sache ziehen, daß
zwischen Willamov u. dem Oekonom, der doch unter ihm stehen sollte, Zank
herrschet, kurz, daß ich glaube, daß W. so der Schule, als die Schule ihm zur
stillen Last falle. Vieles soll auf Rechnung der Frauen kommen, die in der
That auch zu viel über ihn kann. Ich habe ihm bei dem Durchgange den letzten
Abend alles geweißagt, da ich ihn kenne, u. die Schulstelle beßer kannte, als
er: denn kein Mensch ist je mit falschern Erwartungen u. abweichendern
Aussichten in ein fremdes Land gezogen, als dieser Abraham aus Ur in Chaldäa.
Seine Frau hat ein paarmal an mich geschrieben, u. er ihren Brief begleitet;
aber so fremd der und stumm von der Schule, als wenn er Policeidirektoroder Rußischer Präses der Akademie wäre, ohne ein Wort Latein zu
verstehen. Ich weiß also nicht, ob die Sache anders, als ein lahmes Ende nehmen
kann: u. wenn Lindner ihn kannte, hätte er ohne innerliches Licht so ein Prophet
seyn können. Wenn Willamov zum Direktor einer pompösen Schule in Peterburg
nach den ewigen Anlagen der Natur gebauet ist: so bin ich Türkischer Mufti.
Nun komme ich zu meiner Lecture, die ich aber kaum Lecture nennen kann.
Der Landpriester von Wakefield ist für mich ein so liebes Menschliches
Mährchen gewesen, daß ich ihn dreimal gelesen u. ihn noch Englisch zu lesen wünsche.
Das albernste Ding als Roman, insonderheit in der Entwicklung., aber voll
der launigsten Charaktere, mit einem so eignen stillen Humour gezeichnet,
der nur aus zwo Farben zu bestehen scheint, aber so Seelenvoll, so
stillredend, als die Züge eines Gesichts, in dem Geist u. Ausdruck wohnen: voll
Sittensprüche, die aus der Menschlichen Natur just da ausgeschnitten sind,
wo sich Verstand u. Herz trennen. Ich trage mich mit dem Gedanken, Mösers
Brief an den Vikar (er ist selten u. einen Auszug finden sie in den letzten
Theilen der Litt. Br.) im Ton des Landpriesters von W. zu beantworten:
denn auf der halbchristlichen Welt Gottes kann kein verschiedner Triumvirat
von Denkern seyn, als der Vikar in Savoyen, der HE. Justitzrath Möser,
u. der Englische Landpriester. Der mittlere macht die Religion zum Klotz
am Fuße des Pöbels, u. uns arme Prediger also zu schwarzbemäntelten
Lakeien der Justizräthe, wer wollte das seyn?
Ich habe seit geraumer Zeit in einigen trüben Stunden den Gedanken
umhergewälzt, wie Diogenes seine Tonne, ein Schüler Sokrates zu werden,
u. ein viertes Gespräch zu den drei Mendelsohnschen zu schreiben, aber ein
Gespräch Zweifel. Sokrates ist todt, seine Jünger feiren seinen Abendmal, u.
ein Simmias unter ihnen käuet die Zweifel herauf, die mich bei Lesung des
Mosesschen Phädon nicht verlaßen. Dieser möge also alsdenn den Sokrates
von den Todten aufwecken, und wie im Sophokleischen Philoktet der
Herkules, so hier der erscheinende Nichtswißer, zu entscheiden. Da ich indeßen mit
Mo meiner Unsterblichkeit der Seele, wenn ich einmal Moses u. den
Propheten nicht glaube, nicht viel weiter als bis zur Pythagoräischen
Seelenwanderung, oder Seelenbleibung kommen kann: so wird eben damit auch
der dignus vindice nodus einer Erscheinung vorweg geknüpft: und HE. Moses
wird zu seiner Philosophie, als zu einer Freistadt fließen
müßen
– müßen,
aber ich sehe nicht, wie dahin kommen. Der ganze Charakter Sokrates dünkt
mich bei Moses schielend: sein Lebensbeschreiber unserer Tage sollte sich
zwischen
eine des Plato u. Xenophon stellen; Moses steht
hinter
u. zupft
wechselsweise den einen oder den andern, oder gar den Englischen Kooper.
Ihre Philosophical Enquiry into the Idees of the Sublime and Beautifulsind durch Hände eines Uebersetzers gegangen, der mich um Vorrede u.
Anmerkungen ersucht hat. Ich habe sie ihm versprochen u. denke sie mit mehr
Werth u. Wichtigkeit diesem Klaßischen Buch hindanzuschreiben, als HE.
Klotz seinen Namen den Caylus’ u. s. w. vorkritzelt. Ich warte auf die dritte
Englische Ausgabe, die der Verfaßer Mr. Burke vermehrt u. mit einer neuen
Abhandlung vom Geschmack begleitet herausgegeben; die ich aber nur eben
jetzt aus einer französischen Uebersetzung (Recherches philosophiques sur
l’origine des Idees, que nous avons du Beau et du Sublime traduites par
l’Abbe D. F. London 1766.) kennen lerne. Die Uebersetzung dieses Buchs
wird vielleicht zeitig gnug kommen, umder der neuenDarjes-Riedel-Hutchesonschen Aesthetik etwas in Weg zu treten.
Außerdem bin ich von hieraus (vorzüglich von Secr. Berens) ersucht, die
Werke unsres großen Rußischen
Platon
(Hieromonach, Lehrer des
Großfürsten u. s. w.) davon der erste Theil eine Theologie, die schon auswärtig
sehr bekannt sind ist, d enthält, der zweite Predigten, die edel u. simpel, wie
die Homilien des Chrysostoms sind ) enthalten soll, mit ein paar Worten in
die Welt einzuführen. Ich sehe jetzt den ersten Theil der Uebersetzung über.
Der Graf von der Lippe hat durch seinen Policeidirektor, Westfeld, mir über
Abbts Sch Torso seine Achtung versichert. Der Brief ist, wie vom
Policeidirektor, der aber auch hinten nach selbst gelehrt thun will: er denkt auch an
Ihre Schriften, daß er sie läse, u. bald zu verstehen hoffte. Sie sehen, daß der
Wind von einem Hamannischen Club bis unter den Westphälischen Eicheln
wehe.
Da ich mich seit einiger Zeit etwas mehr, als vorhin aufs Englische lege:
so finde ich insonderheit jetzt an meinem Sir Hudibras Unterhaltung: und
Prosaisch habe ich insonderheit mich am 4ten Theil der Humischen Essays,im Englischen ist er der erste, vorzüglich bei der Abhandlung on the rise
of the Arts and Sciences sehr genährt: diese Abhandlung ist eine Kuhhaut
zu einem Cha Carthago, das größer ist, als selbst Winkelmanns Tempel
der Kunstgeschichte. Ich besitze Yorik’s Predigten; die sonst getreue deutsche
Uebersetzung hat die Laune des Autors, sein läßiges Herzälen der Ideen, sein
träumendes Ausschütten des Herzens, u. die beständige Mine: was gehts
mich an? ganz verfehlt. Der zusammenverschlungne Deutsche Periode mag
Zürchisch seyn; Yorik’sch ist er wahrhaftig nicht. Sonst habe ich mich durch den
Namen Churchill blenden laßen, auch seine Predigten zu haben: sie sind
nichts, als vom Gebet, aber kein Funke von dem Geist Churchill’s, den ich
erwartete. Dünkt’s Ihnen nicht besonders, daß die drei grösten Englischen
Humoristen,S der neuern Satyre, Swift, Sterne, Churchill, der aber blos
Giftvoll ist, Prediger sind?
An Sterne’s Laune kann ich mich nicht satt lesen. Eben den Augenblick,
da ich an ihn denke, bekomme ich seine sentimental journey zum Durchlesen,
u. wenn nicht meine Englische Sprachenwißenschaft scheitert, wie angenehm
werde ich mit ihm reisen. Ich bin an seine sentiments zum Theil schon so
gewöhnt, sie bis in das weiche innere Mark seiner Menschheit in ihren zarten
Fäden zu verfolgen: daß ich glaube seinen Tristram etwas mehr zu verstehn,als the common people. Und um so mehr ärgern mich auch seine verfluchten
Säuereien u. Zweideutigkeiten, die das Buch wenigerer Empfehlung fähig
machen, als es verdient. Die andern Sachen, die eben vor mir liegen, sind:
a pindaric Address to Lord Buckhorse, mit dem Titel the patriot, die
wie ich sehe einen appendix to the Patriot hat the Author’s Conversation
with his Bookseller. Und denn zweitens, worauf ich mich noch mehr freuethe new Bath Guide or Memoirs of the B-r-d Family in a Series of Poetical
epistles by Christ.
Anstey
-Dodsley. Eine prächtige Ausgabe von einigen
Gay’schen Oden, die Sie sich wahrhaftig in Ihrer Collection of several Poemswerden ausgenommenzeichnet haben, z. E. Kirchhofs Elegy, Etonscollege, Früling
u. s. w. Die Kupfer hat Richard Bentlei angegeben: sie sind aber ohne
Geschmack der Kunst. Die Oden selbst sind nur auf einer Seite Royalfolio
gedruckt, u. im Druck also nicht so überladen, wie im Innern der Worte. – –
Von wem ich alle diese Bücher erhalte? Die letzten von einem unsrer
Stadtkinder, Schröder, der aus England von seiner Reise eine unbeschreibliche
Liebe zu alle dem mitgebracht, was Englisch heißt. Heute ist an unserm
Martinstage ist der kleinen Miss Bèrens Hochzeitstag mit Ihrem auf doppelte
Art vergeschwisterten Co Cousin:
Schwarz
, Secr. u. not. publ.u. vorgedachter
Schröder hat a nuptial wish to Mr. Schwarz and Miss Berens gesungen,
das wenn es nicht in England aufgekapert ist, kurz u. gut ist. Man hat mich
beinahe ein ganzes Jahr lang mit diesem kleinen Bräutchen dieses Tages,
meiner ehemaligen Schülerin, (wie es hier heißt)
ausgebracht
, u. einige noch
klügere Leute haben wißen wollen, daß ich blos einer solchen Ursache wegen
habe hiergeblieben seyn können. Allein
es
ist
ich wünsche an allen Sünden
so unschuldig zu seyn, als an dieser, eines andern Braut zu begehren, denn
ich, als ein alter Freund des Hauses, habe längst, beßer als Abimelech zu
Gerar gewußt,
daß sie sein Weib seyn sollte
.
Wieder also auf meine Mönchseinsamkeit. Ich habe das große recueil
d’Antiquités p. Caylus seit einigen Wochen bei mir liegen, aber noch hat mir
die rechte Richtung der Seele gefehlt, mich unter seinem Stückwerk
umherzutummeln. Seine Antiquitäten selbst sind Brocken, die in der Ecke einer
französischen Tasche, in Frankreich sitzen geblieben; aber sein
Bemerkungsgeist ist über Französischen Esprit hinweg. Insonderheit hat er durch seine
Reisen die Känntniß der Morgenländer lebendig anschauend, bekommen, die
Winkelmannen selbst bei seinen Aegyptern völlig fehlt. Da dieser Alles
Griechisch machen will, u. einen nach Griechenland offenbar verpflanzten Zweig
für Wurzel hält, so hat er mich insonderheit im Ursprunge der Kunst mit
recht leerem Herzen gelaßen, denn man mag mit dem quid-quid Graecia
mendax/ audet in historia/ so weit kommen als man will, zum Ursprung der
Kunst, wie der Wißenschaft kommt man nicht. Ich habe die Löenschen
Reisebeschreibungen u. Geschichten der alten Welt (ich weiß nicht, ob Sie diesen
Koloßus kennen?) consulirt, aber ich kenne keine elendere
Zusammenstoppelung, als diese. Von d’Origny hoffe ich mehr, u. meinen Shaw denke
ich mit Vergnügen zu wiederholen: weil ich überhaupt gerne etwas tiefer in
den Abgrund u. Ursprung dessen, was wir Cultur nennen, tauchen wollte.
Können Sie mir dazu, insonderheit über den Ursprung der WißenschaftHülfsmittel sagen: so werde ich Sie als meinen Geleitsmann in dieser Wüste des
Anfanges ansehen.
Mit unserm theuren Klotz scheint sich die Scene zu verändern, u. LeßingsBriefe scheinen Vorboten zu einem baldigen Glückwünschungsliede an ihn
u. seine Herelios, Meuselios, Harlesios, Curtios, Hausenios etc. Ceciderunt
in profundum. Sie haben Recht, daß ich in seipso ornando, wie er sich
claßisch ausdrücken würde, zu sehr den Litterat. Br. gefolgt bin, u. Abbt war
gewiß nicht der beste Beurtheiler Aesthetisch, Philosophisch, Horazisch
schönlateinischer Lappen. Ich bin u. die Litt. Br. sind auch für unsre Indulgenz
schon so gnug gestraft, wie ich denke, daß auch ich bald Gelegenheit haben
werde, im zweiten Stück über Abbt manches mit gutem Anstande zu
reklamiren. Ein seichter Autor, der bei aller seiner claßischen Vielwißerei Idiot,
u. ein süßer Schwätzer vom einseitigsten Geschmack ist, ist, er sei was er sey,
indeßen immer schlimmer beizukommen, als ein andrer von entschiednen
Verdiensten u. Fehlern. Das beste ist, daß er in seinem Schlamm versinke. – –
Soll ich noch einen halben Bogen anlegen, nein! ich will Sterne lesen, u.
Sie noch zu guter Letzt umarmen. Schreiben Sie mir doch bald, lieber H.,
was Sie machen, wie Sie leben, denkenhan arbeiten u. leiden.
H.P. S. Den Artikel Corvee habe ich abschreiben laßen, er wartet auf
Gelegenheit bei Hartkn. DasDie GesInstruktion zum Gesetzbuch ist gedruckt
u. also auch bald Ihres Orts zu haben. Den Möserschen Br. will ich für Sie,
wenn Sie wollen, abschreiben laßen: Von Deutschlands Neuesten
Neuigk. künftig.Geliebter Freund,
Das beste Glück zum neuen Jahre. Leben Sie so gesund, so glücklich und
zufrieden, als ichs Ihnen wünsche, das ist hinlänglich. Geben Sie mir doch
einmal Nachricht, wie Sie leben, und was Sie machen. Hier nahe an den
Grenzen der vernünftigen Welt, hört man nichts von Männern Ihrer Art.
Ich und Willamov sprechen oft von Ihnen, und wünschten daß alle
rechtschaffene Leute Sie kennen möchten. Ich wünschte, daß Sie in einer leeren
Stunde einmal an mich denken und gleich schreiben möchten. Sie wißen
geliebter Freund, wie aufrichtig ich Sie liebe und Ihren Werth verehre. – Ich
lebe so wie ein Mensch von meiner Denkungsart und Stande in Peterburgleben kann, vergnügt kaum, doch auch nicht gar zu traurig, weil das
Nachdenken hier Contrebande zu seyn scheint. Was auf dem Lande ein Monath
war, scheint mir hier eine Woche zu seyn. Ich habe hier viel ausgestanden,
und das weiß hier niemand als ich allein. Die hiesige Lebensart ist nicht ganz
nach meinem Sinn. Nehmen Sie einem Peterburger s. Carten, s.
Leckerbißen, und s. Spazierfahrten, so fält das ganze Gebäude seiner irrdischen
Glückseeligkeit hin. Das beste ist, daß der, der nicht so denkt, als ein todter
Mensch angesehen wird, zu dem ein jeder sein molliter ossa cubant von
ganzem Herzen sagt, oder denkt. Außer der Gesellschaft eines lebhaften Hauses
habe ich hier wenig Bekante, auf Freunde soll mann in einer Stadt wie
Peterburg keine Rechnung machen, auswärtige Corespondence fält wegen der
Entlegenheit weg. Viele von den wenigen Stunden, die verdrüßliche
Geschäfte, gezwungene, und nöthige Zerstreuungen mir leer laßen, wende ich
jezt auf die rußische Sprache, die mir im Ernst anfängt zu gefallen.
Vor einigen Tagen erhielt ich von unserm Paz nach langem Stillschweigen
den ersten Brief in Peterburg, der arme Mann, sein Schicksal dauert mich,
aber besonders rührt mich seine traurige Elegie, über Ihr verlohrnes
Zutrauen zu ihm. Vieleicht ist das, eine von den gewöhnlichen Chimeren seiner
fruchtbaren Einbildungskraft, aber vieleicht hat Ihm ihre strenge
Gerechtigkeit einen Streich gespielt. Solten Sie indeßen Geliebter Freund nur 8 Tage
seinen traurigen Zustand, die Folter die er ausstehen muß, und die ihm seine
Einbildung dazu schaft, ansehen, ich weiß sie würden billiger mit ihm
verfahren. Der Abfall fast aller seiner Freunde, und das schielende Gemählde,
das viele derselben von ihm machen, kann den standhaftesten erschüttern,
und hat mich oft ganz irre gemacht. Ich kenne indeßen den guten Paz seit
vielen Jahren, habe ihn in verschiedenen Lagen gesehen, oft gemißbilliget, oft
öffentlich getadelt, aber jederzeit geliebt. Viele Schlacken weggeräumt,
findt man immer auf dem Grunde gutes Gold. Nicht gesagt, daß er nicht
theils Schuld an seinem Unglück wäre, und an dem fast allgemeinen
Mißvergnügen seiner Bekanten. Oft, unglaubliche Unvorsichtigkeit, Unbeständigkeit
in Planen von denen selten der Grund taugte, das habe ich ihm oft gesagt,
und noch öfter gedacht. Es solte ein schönes Glücksschloß aufgebaut werden,
en espagne, da wurde alles alte zum theil gute
Bauzeug
weggeräumt,
Luftblasen zu Ecksteinen gesezt u.s.w. Aber man giebt der Sache überhaupt
einen zu übeln Anstrich, Unvorsichtigkeiten müßen Bosheit, geringe Fehler
schlechte Streiche, und deutsche Ehrlichkeit Narrheit heißen. Ich habe freylich
die mehresten Nachrichten zu seinem Lebenslauf von ihm selbst, ich bin aber
eben nicht parteiisch gegen meine Freunde, und nehme mirs niemals übel
bey ihren Erzählungen auf der Stelle eine geheime Inquisition zu halten, das
sezt die natürliche Eigenliebe dazu – denn deckt sie einen Schleyer über – das
war nun wohl ein Fehler, aber vergeblich, und niemand in der Welt ist wohl
weniger geschickt als Paz einer officieusen Unwarheit einen guten Anstand
zu geben. Was die Bücher anlangt mein liebster Freund, die Gelegenheit
zu einigem Mißvergnügen sollen gegeben haben, so verdient der Punkt gewiß
Vergebung. Sie hatten sie ihm mit der Bedingung geschickt, das was ihm
nicht gefiele zurück zu schicken. Der Geschmack ist verschieden bester Freund,
und nicht allezeit gleich. Mir schmecken jezt viele Speisen nicht nach denen ich
vorzeiten die Finger geleckt habe, und gehts Ihnen nicht auch so, würdiger
Freund? Unser Paz hatte damals kein Vergnügen an ascetischem denken und
leben, seine Art zu denken und zu predigen die ich nicht ganz mißbilligen kann,
konte auch durch viele von den überschickten Predigtbüchern keine Hülfe
erhalten. pp. Er gab mir also die Bücher, die sie zurückerhalten haben wieder
meinen Rath, weil ich das Terrain kante, mit an Hartknoch, um mit
Verlust des Bandes, und noch eines ansehnlichen Rabats, sie gegen andre Bücher
umzutauschen. Hartknoch sagte mir, daß er keins von allen den Büchern in
seinen Laden nehme, wenn sie ihm geschenkt würden. Sie können denken daß
ich hier meine geheime Critik anbrachte, denn Hartknochen hat Pazwenigstens zu s. Zeit reelle Dienste gethan. Ich reißte also nach Peterburg, und die
Bücher blieben in Mitau stehen. Einige Bücher die ich Steideln an Sie zu
bestellen bath, waren mit in dem Pack, und Steidel schickt Ihnen das ganze
Pack zu. Das ist die ganze Geschichte – Wenn Sie einige Freundschaft für
mich haben, würdigster Freund, so laßen Sie den armen Paz nicht länger
zappeln. Ich weiß wie er Sie liebt, und stelle mir vor, was er sich für Vorwürfe
und Chimeren macht. Seine Gesundheit, seine Zufriedenheit, und sein geringes
Vergnügen leidet darunter. Schreiben Sie ihm wieder einen
freundschaftlichen Brief; daß die G…ne fröhlich werden p. Vergeben Sie mir diesen
langen und verwirten Brief. Vieleicht gefält ihnen die Art nicht, wie ich von
meinen Freunden rede, wenn Paz mein Portrait machen solte, vieleicht sähe
es noch magerer aus, aber ich weiß nicht, ob ich darüber empfindlich werden
könte. Meine Freunde müßen Fehler haben, sonst wären es Menschen von
anderer Art als ich, und denn könten sie nicht meine Freunde seyn. Bleiben
Sie der meinige würdigster Freund, und glauben Sie daß niemand mit mehr
Aufrichtigkeit der Ihrige ist als Ihr ergebenster Freund u Diener
ArndtSt: Peterburg den: 25t D. st. v: 1768.Adresse mit Mundlackrest:a Monsieur / Monsieur Hamann / homme de lettres / a /
Koenigsberg.
Vermerk von Hamann:den 26 Januar 769. beantw. den 19 Febr.Kgsberg den 17 Januar 769.Liebster Herder,
Gestern eben Ihren Brief sine die et consule erhalten, da ich die Beyl. den
Tag vorher angefangen aber durch eine Einladung unterbrochen wurde. Sie
können leicht denken wie unerwartet mir Ihr Schreiben gewesen, weil ich
würkl. mit verzweifelten Anschlägen gegen Sie schwanger gieng und beynahe
entschloßen war ein Klotzianer zu werden um mich nur an Ihnen rächen zu
können. Ich verdenk es keinem nicht mir böse zu seyn, am wenigsten meinen
guten Freunden; aber ich fordere in diesem Fall wenigstens eine Erklärung,
wenigstens zu meinem Unterricht und meiner Beßerung, die der Beleidigte
oder sich dafür haltende Theil immer schuldig ist, weil ich ihn immer als den
Obermann des Beleidigers ansehe,weil er der die schönste Gelegenheit in
Händen hat vernünftiger und tugendhafterer als der Beleidiger zu seyn und
sich des letztern Fehler immer zu Nutz machen kann – Der Period ist mir so
lang gerathen daß ich mich über 3 kleine Nebenverhältniße hiesigen Orts nicht
einlaßen will, die sich auf bloße gelehrte Familienkleinigkeiten beziehen. Ueber
Ihre gute Aussichten dorten ist keiner auf der Welt so erfreut wie ich, weil sie
unstreitig die Nachtheile Ihrer gegenwärtigen Lage aufheben möchten, daß
Sie an keine Diversion noch Conföderation nöthig haben werden zu denken.
Eine gewiße Muße und Unabhängigkeit, die ich Ihnen bei Ihrem
gegenwärtigen Schul u Kirchendienst kaum zutrauen kann, scheint mir gleichwol zu
Ihren Entwürfen unumgängl. zu seyn. Was den
Autor
selbst betrift so
fürchten Sie sich eben so ein Lobredner anderer zu seyn als den Ihrigen zu trauen
– ab hoste consilium. Ich habe des Hamb. Nachrichters Geschwätz mit so viel
Andacht gelesen als der Berl. ihrs mit Kützel. Von Seiten des
Gewißens
und der
Leidenschaften
betrachtet ist die Autorschaft keine Kleinigkeit, und
diese beyde Polen haben mehr auf sich als Witz und Gelehrsamkeit; doch hier
überlaß ich Sie Ihrer eignen Erfahrung.
Auf 2 Puncte sind Sie mir liebster Freund, eine Antwort schuldig geblieben
1.) über Ihre neue Ausgabe die doch bereits so öffentl. angeführt worden.
(Ος εν παροδω versprach ich mir daß Sie ein Exemplar von allen Ihren
kleinen und großen Fragmenten operibus u opusculis ich möchte nicht gern sagen
bei Ihrem Verleger sondern lieber bey sich selbst beylegen und mir selbiges
nach Gelegenheit zustellen. Ihren Torso erwarte beynahe gewiß in einem
Päckchen mit HE. Hartknoch.) Von Ihrem 4ten Theil auch altum silentium;ich vermuthe aber daß er erst nach Vollendung der zweiten Ausgabe folgen
wird.
2.) über Kanters und meine Bitte die Hiesigen Zeitungen nicht so
unpatriotisch
zu verschmähen. Lambert und Kant liefern Beyträge; ich habe
mich auch zu 12 Auszügen aus dem Engl. das Jahr durch anheischig gemacht,
die aus Mangel der Materialien vor der Hand nicht viel auf sich haben werden,
weil das Gentleman’s Magazin allein nicht ergiebig genug ist. Ich glaube daß
Sie unsern Vortheil mit Ihren Absichten sehr fügl. vereinigen können; und
mache blos auf einige rohe und hingeworfene Reliquien ihrer hors d’oeuvresAnspruch; wobey ich Ihnen das Gelübde thue, daß Kanter und niemand
anders eine Sylbe von Ihrem Verf. erfahren soll. Mein Bruder soll sie
abschreiben und keiner soll so wenig auf mich als Sie rathen noch wißen wo diese
Stücke herkommen. Unter dieser Bedingung hoff ich Sie geneigter zu einem
nützl. Beytrage zu machen ohne die geringste Gefahr zu laufen.
Ich kann Ihnen nicht leugnen daß das alberne bruit von einer Secte oder
Club mir geschienen hat Ihnen empfindl. gewesen zu seyn; es ist mir eben so
unangenehm daß Sie als daß ich durch ein so tummes u abgeschmacktes
Gerücht leiden sollen, unterdeßen dergl. Dinge die sich von selbst wieder legen,
lohnen der Mühe nicht gerügt zu werden. Meine Umstände verbieten mir noch
mehr als Gründe den geringsten Antheil zu nehmen, unterdeßen nehm ich so
viel ich kann ad notam und mag so wenig schenken als schuldig bleiben, wenn
die Rede von Gerechtigkeit ist. In gegenwärtiger Crisi meines Glücks u meiner
Gesundheit (denn ich brauche seit 14 Tagen die China China) ist an nichts zu
gedenken, und wenn ich mich und meinen Bruder ansehe so tröste ich mich
aus Rousseau mit einem weisen Ausspruch seines Mylords: un homme est
deja utile à l’humanité par cela seul qu’il existe.Ist die Abschrift von Corvée nicht Ihre Hand; ich sollte aus einigen kleinen
Schreibfehlern daran zweiflen. Aber die Aehnligkeit scheint mir so weit zu
gehen: doch ich kann mir nicht vorstellen und würde es Ihnen sehr übel
nehmen statt des Danks, daß Sie sich selbst diese Mühe gegeben hätten.
Von Caylus urtheil ich mit Ihnen gleich weil ich einige Theile im Franz.
gelesen. Man hat mir einbilden wollen und fast überredt das Home die
philosophical Enquiry geschrieben also dank ich für Ihre Nachricht. Ihnen
zu Gefallen hab ich Humes Versuch über den Ursprung der Künste
vorgenommen oder vielmehr über ihren Fortgang. Des Marechal de Saxe Reverieshaben mir gestern den gantzen Abend verdorben. Daß Churchill ein Geistl.
gewesen habe nicht gewust. Von Baffy über das Originalgenie find ich schlechte
Beurtheilungen im Magaz. Aus Schmidt Anführung zog ich andere
Muthmaßungen in contrarium seines eignen Papageyen Urtheils. Melden Sie mir
doch künftig etwas mehr von Anstey’s Bath Guide. Die Ausgabe von Grey’s
Oden habe selbst beseßen, bin aber froh gewesen S sie bald gegen einen
Autor von mehr Text loß zu werden. Die ersten Theile der Loenschen Samml.
habe nicht ohne Vergnügen gelesen, wenigstens mit mehr als die neue
Reisebeschreibungen. Steuart’s Oeconomia empfehle Ihnen sobald die deutsche
Uebersetzung davon erscheinen wird. Goguet wird Ihnen wenigstens die
Quellen anzeigen können u Bochart ist ohne Zweifel auch ein Autor classicus in
diesem Fach. Sollten Huetii Origines nicht auch einschlagen?
L’origine des Dieux du paganisme et le sens des fables decouvert par
une explication suivie du Poemed’HesiodePar M. Bergier Paris 767. in
2 Vol. in 12 wird sehr gelobt. Seine Erklärung geht darauf hinaus nicht so
wohl die Theologie als so zu sagen die Kirchengeschichte des Heidentums in
Hesiod und der alten Mythologie zu finden. Moses! seine Geschichte u
Philosophie ist immer eine Urkunde aber schwerer als Hesiod zu entziffern.
Ich weis kaum ein lebendig Wort mehr von dem was ich über diese Materie
gedacht und imaginirt habe. Sie ist aber mein Lieblings Them gewesen von
dem ich so voll war, daß ich übrig gnug zu haben glaubte ich weiß nicht wie
viel Jahre daran zu wenden. So wahr ist, daß es Gedanken giebt die man
nur einmal in seinem Leben hat und nicht Meister ist selbige wieder
hervorzubringen. Gewesen sind sie und Spuren müßen davon noch im Gehirn seyn;
aber in welcher cellula, mag der Vater der Lebensgeister wißen. – Ich muste
neulich unvermuthet im Young blättern; da kam es mir vor als wenn alle
meine Hypothesen eine bloße Nachgeburt seiner Nachtgedanken gewesen
waren und alle meine Grillen von seinen Bildern impraegnirt worden wären.
So irre bin ich an meinem eignen Selbst, daß ich selbst sogar zweifele ob
meine Gedanken nicht untergeschobene Wechselbälge gewesen sind. Gleichwol
war mir Young damals noch neuer und frischer im Andenken als jetzt. Sollt
ich meine eigne Diebstäle nicht gemerkt haben und die Wahrheit hab ich mich
niemals geschämt zu bekennen. Meine Spinnerinnen warten, daß ich den
Abendseegen lesen soll. Schreiben Sie mir wenigstens mit Hartknoch und
grüßen Sie ihn von mir. Ihr Brackgut addressiren Sie an mir, ich versprech
Ihnen alles genau zu erfüllen. Beyl. besorgen Sie so gut als Sie wollen und
können. Ärgern Sie sich nicht an meinem Geschmier. Hintz denk ich werden
Sie bald zu sehen bekommen. Er gefällt sich sehr in Curl.† Leben Sie wohl
und erhalten Sie mir Ihre Freundschaft. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr
alter treuer Freund
Hamann† wie ich von andern höre.In Kanters Laden und BureauNach dem Mittagseßen den 24 Januar769 am Geburtstag des Königs.
Ah! Hochverrath! Hochverrath! Ihre Kritischen Wäldchen sind hier! und
was das ärgste, noch habe ich sie nicht gelesen noch lesen können. Mein
Exemplar liegt beym Buchbinder und wird dochmit dem Ende dieser Woche erst fertig
werden. Ich kann nicht anders so besoffen und entnervt ich bin als für Ihre
meineidige und treulose Verschwiegenheit Sie abstrafen. Genannt oder
ungenannt aber digito monstratus: hic est! müßen Sie in die Kgsbergschen
Gelehrten Zeitungen. Sie machen sich eine Ehre daraus ein Deutscher und
schämen sich – was noch zehnmal beßer – ein
Preuße
zu seyn, und Alle Ihre
Brüder
in ☉ und ◻ erkennen Sie dafür. Machen Sie mein ergebenst
Compliment ihrem treuen Mitbruder und Verleger, dem ich bald selbst zu seinem
Fortgang in der Pythagoräischen Weltweisheit Glück wünsche. Mehr kann
ich Ihnen nicht heute schreiben; als Sie ersuchen meinen weyl. HE. Verleger
auch nicht zu vergeßen. Haben Sie Garrey’s Geschichte des Schlafes gelesen
und wißen Sie den Verf. davon. Ich frage blos darnach weil ich selbst mehr
Lust habe schlafen als übersetzen zu gehen. Ich umarme Sie und ersterbe
wie gewöhnlich aber nicht recht mit Ihrer autorl. Zurückhaltung gegen mich
zufrieden, doch dem sey wie ihm wolle, wenn ich Zeit hätte wollt ich mehr und
anders schreiben. Leben Sie wohl und seyn Sie mir tausendmal gegrüßt
Hamann.Kgsberg den 13 März 769Geliebtester Freund Herder,
Damit Sie auch an mich denken, nehm ich mir heute so viel Zeit Ihnen
einige Zeilen zu schreiben, an denen ich schon lange gebrütet habe. Ich kann
Ihnen weder viel Neues noch angenehmes schreiben, weil ich nichts thue als
meine Tage zähle ohne selbige wie ich wollte nutzen zu können. Unser Director
Magnier ist fortgereist und ich bin heute zu Hause, weil ich wirklich krank bin,
wenigstens innerlich, und mit dem heran nahenden Frühling eine
Reformation meiner bisherigen Zerstreuungen vorzunehmen willens bin und den
Himmel um ein δος μοι που στω bitte um die mich drükende Erde so viel
wie ich kann von mir wegzuwältzen. Wir erwarten hier nächstens den HE. deLattre einen der Administrateure aus Berlin und ich will mich wenigstens
von meinem Kaltsinn zu meinem jetzigen Beruf, so schlecht er auch ist oder
so wenig ich auch dazu gemacht bin, mich wieder ermuntern und mit aller
mögl. Treue darinn fortfahren, damit ich mir aufs künftige nichts
vorzuwerfen habe und wenigstens ohne meine Schuld mich meinem Schicksal
unterwerfe und bequeme. Nun wie geht es Ihnen? Sie werden die Schmähschrift
in der Klotzischen Bibliothek vermuthl. bereits gelesen haben. Ich verdenke
es Ihnen so wol, daß Sie eine neue Ausgabe Ihrer Fragmente so frühe
besorgt und mir ein Geheimnis aus der gantzen Geschichte gemacht, aber noch
mehr und insbesondere den 2ten Theil Ihrer kritischen Wälder. Daß Sie das
erste mal verrathen sind, war ein klein Unglück, das letzte aber scheint mir
größer zu seyn – und bey gegenwärtigen Umständen das Blindekuhspiel zu
versuchen, kann Ihnen auf keinerley Weise beförderlich, aber desto
nachtheilicher seyn. Ich wünschte Ihnen würklich ein wenig mehr wahre Liebe und
wahren Ehrgeitz auf Ihre Talente. Letzterer allein würde Sie abgehalten
haben sich mit einem so kleinen Geist und offenbaren Marktschreyer wie Klotz
ist, gemein zu machen und dem Publico en detail Ihre Autorempfindlichkeit
und eine mehr eitle als gründl. Rache zu verrathen oder sich wenigstens den
Verdacht davon zuzuziehen. Muß das Publicum nicht eher sich die Vorstellung
eines Polygraphen als Polyhistors von Ihnen machen, nachdem es ihm
bereits bekannt ist daß Sie ein Kirchen u Schulamt zu verhaltenwalten
haben und es sich ich weiß nicht wie einfallen laßen vier und vielleicht 5 Werke
auf einmal anzufangen und die Fortsetzung davon zu versprechen. Ist das
nicht ein gar zu großes Vertrauen auf Ihre Kräfte und kann man bey einer
solchen Zerstreuung sammlen, verdauen und cum amore arbeiten. Sind nicht
Mattigkeiten, Nachläßigkeiten, Widersprüche, Wiederholungen und so viel
andere Menschlichkeiten unvermeidlich? Wird es Mühe kosten, wird es lohnen
Sie davon zu überführen? Werden Sie anders als durch indirecteGegenvorwürfe darauf antworten können, oder gar durch Leidenschaft oder durch
Winkelzüge – und wird daraus nicht endl. ein Ueberdruß des Publici sowol
als des Autors entstehen? Glauben Sie liebster Freund daß die Hypochondrie,
die mir den Athem so kurz u schwer macht, nicht allein Antheil an diesen
Besorgnißen hat, sondern ein alter Rest von Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit,
der mich noch zuweilen anwandelt und mir die Hofnung einflöst mich an
Gehirn Mark und Blut, an Säften und Lebensgeistern, an Scheitel und
Brust verjüngt zu sehen, ungefehr wie Hiob oder Nebucadnezar. Die Alten
wiederzustellen, das ist die Sache; sie zu bewundern, sie zu beurtheilen, sie zu
anatomisiren, Mumien aus ihnen zu machen, ist nichts als ein Handwerk,
eine Kunst, die auch ihre Meister erfordern. – Ich höre hier auf undentschloßen mich anzuziehen und mein Bureau zu besuchen. –
Mein Bureau besucht zu gutem Glück u. Arbeit vollauf gefunden;
außerdem noch einen guten Freund, der mich vor einem Spatziergang mit
Burgunder und nach demselben mit Champagner aufgenommen. Morgen will ich
selbst einen meiner Collegen bewirthen und alsdann fortfahren. Gute Nacht
auf heute.
Des Morgens den 15 –Die Geschichte der spanischen Dichtkunst wird Ihnen vermuthl. ein eben so
angenehmes Werk als mir gewesen seyn. Wie sehr wird Meinhardt verdunkelt.
Grülichs
Geschichte
des
Schlafes
und die
freymüthigen Briefe über das
Χstentum
, deren Verf. ich zu wißen wünschte sind übrigens auch noch
Schriften die Aufmerksamkeit verdienen. Wenn Sie liebster Freund Ihre
Beantwortung des Mösers ausführen, sollte Ihr Verleger nicht letztern auch
auflegen dürfen.
Noch eine gelehrte Nachricht die Sie leicht im Stande seyn werden mir zu
verschaffen, weil man hier keine Göttingsche Gelehrte Zeitung habhaft werden
kann. Als Thomas Reden darinn recensirt wurden, beschuldigte man ihn
eines plagii in seinem panegyrico auf Sully aus einem alten französischen
Buche, das ich gern wißen wollte. Sind Sie nicht im Stande mir den Namen
davon u die Nachricht, welche die Göttinger geben zu verschaffen. Im
Register der 10 letzten Jahrgänge wäre das leicht auszumitteln; und wenigstens
Ihr HE. Oberpraetor hält sie complett. Es ist mir an dieser Kleinigkeit
gelegen, ich ersuche Sie also inständigst darum.
Wißen Sie nicht wie HE. B. meine letzte requete aufgenommen? Ich
wollte meine Bibliothek gern in Ordnung haben und erwarte einen kleinen
Zuwachs derselben, mit dem ich dies Jahr wohl werde aufhören müßen.
Die 4 ersten Theile von Daguesseau Oeuvres verdienen auch Ihre
Kenntnis; die übrigen hab ich künftig gelaßen und enthalten seine plaidoyerswelche hier ohnedem noch nicht complett sind. Meinen Pindar liebster
Herder! kann Ihnen HE Hartknoch nicht einen verschaffen, etwa die
Glasgowsche Ausgabe.
Hab ich Ihnen schon von Stark geschrieben, und kennen Sie diesen Mann?
Sein Libellus in Aeschyli Prom. vinct. liegt seit 8 Tagen vor mir ohne daß
ich ihn noch habe ansehen können. Er ist dem Geh. R. Klotz dedicirt. Kanter
verlegt jetzt etwas von ihm, er kündigt eine Auslegung der Psalmen darinn
an. David mit Horatz vergl. Sie verdienen sich einander kennen zu lernen.
Sein lateinischer Styl ist gut und fließend. Wir erwarten hier noch eine deutsche
Abhandl. von ihm; so bald ich selbige sehen werde, sollen Sie mehr Nachricht
davon haben. Er scheint sich lange in Frankr. aufgehalten zu haben und nimmt
an das Kennicottsche Project viel Antheil, wie Sie aus Büsching schon wißen
werden. Letzterer hat um die Preßfreyheit zur Fortsetzung seiner Geogr. ersucht
und wie man sagt etwas rund, die ihm aber abgeschlagen worden. Er soll dort
nicht zufriedner seyn und man denkt an Basedow.
Wenn heute dieser Brief abgehen soll und er muß es, so ist es Zeit zu
schließen. Nehmen Sie mir die Freymüthigkeit meines Anfangs nicht übel. Wie
ist es mit Ihrer neuen Ausgabe? Ist sie oder ist sie nicht? Und ist die ganze
Recension derselben bloß eine Tücke die man Ihnen gespielt? Haben Sie
Hintz gesehen; er ist nichts als
Bruder
und scheint auf alles übrige Verzicht
zu thun. Leben Sie wohl. Ich ersterbe der Ihrige.
Hamann.Wir kommen, mein lieber Hamann, mit unsern Briefen wie 2. Divergenten
immer mehr aus einander: Sie klagen über das Nichtgnugthuende in meinen
Briefen; sSie sind in Ihren auch nicht mehr immer der alte Hamann – bald
werden wir uns einander nicht mehr verstehen. Bin ich die Ursache; so will
ich auch der erste mit der Rückkehr, mit der Zurückbiegung meiner Linie seyn,
u. wenn Sie meinem Beispiel folgen, so sind wir wieder, wo wir waren. So
lange ich nicht aßecurirt bin, daß meine Briefe nur von zwei Augen gelesen,
u. von Einer Rechte, von der die Linke nichts weiß, zerrißen, oder verbrannt,
oder sonst abgethan werden: so lange bin ich nicht über Sie, sondern über die
Unvorsichtigkeiten Ihrer Freunde ungewiß, u. freilich so lange muß ich auch
an meinen Hamann nur stammeln, u. ein hergestammeltes Gespräch ist
freilich mühsam dem Stammlenden und dem Hörenden widrig. Setzen Sie sich
in meine Stelle, von dem man so viel falsche oder halbwahre Anekdoten in
Deutschland weiß, als ich selbst nicht weiß; nach dem man bei allen meinen
Schülern u. Bekannten in Halle u. Leipzig u. Jena spioniret, dem man
Gedichte u. Abhandlungen auffängt, die nur für diesen Ort geschrieben sind
(die Schrift über das Publikum steht elend verstümmelt in den
Unterhaltungen, u meine Rede über die Kanter so gut als einedie Brochure auf
Kurella in Hambergers begelehrtemDeutschland) – Riedel citirt weiß Gott,
durch welchen Schleichweg dreust meine neue Auflage der Fragmente, u. ich
sehe die Recension über sie in einem der neuesten Stücke der Klotzischen
Bibliothek) nehmen Sie nun diese u. andre Verräthereien; soll ich nicht beinahe über
jeden Federzug sorgsam werden, u. wenn sich aus meinen Briefen nach
Deutschland auch eine Ängstlichkeit der Mine in die Briefe meines Hamanns,
wiewohl wider Wißen u. Willen einschleicht, ist das mehr als ein pecatillum?Geben Sie mir, auch über Ihre böse Laune, Ihr Wort der Sicherheit, u. mein
Brief soll gleich wieder seyn, wie ein Gespräch in Ihrem Kabinette, oder in
Ihrer ehemaligen Gartenlaube am Königsbergschen Peneus. Alsdenn aber
mein lieber H. verdient Ihr vormaliger Spötter u. ehrbarer Kollaborator auch
wieder einmal so einen ganz vollen Hamannischen Brief als Sie ihm lange
Zeit nicht geschenkt haben.
Warum reden Sie so über Wald und Berg hin, wenn Sie von Beleidiger
u. Beleidigten u. s. w. sprechen: ists der Pulsschlag meines Gewißens, daß
Ihnen die Citation im Torso noch unverdauet auf dem Herzen liegt? Der
ists kaum! und nach dem Ton, in dem ich schrieb, wollte ich blos
charakterisiren, nicht eben tadeln, und mit aufgehabnen Fingern exsecriren. Ihre
Kreuzzügen hatten, dünkt mich, die
abentheuerliche
Absicht, zu kreuzziehen u. die
Orientalische Sprache Romantisch zu machen brauchen, wo Sie damit Ihre
Zwecke ausrichten konnten – ich werfe also auf Sie, als freiwillige
Ausnahme einen Nebenblick – nichts mehr, u. auch dieser soll weg, wenn das
Blatt, wie ich nicht anders als vermuthe, die zweite Auflage erlebt. So lange
wenigstens hat Ihnen diese Proscription nicht geschadet, denn mein lieber
Riedel, mitdenrich so sehr u. genau auf mir sein Sympathetisches u.
Antipathetisches Auge hat, hat Sie ja von der Zeit an gelobt, da der Idiot
vielleicht meinen Fingerzeig als Tadel nahm u. siehe! Da prangen Sie ja in
seinen unsterblichen Briefen über das Publikum, wie auf dem übergüldetsten
hölzernen Throne. Vergeben Sie mir also Etwas über das ich mich nicht
Einmal entschuldigen zu dörfen glaubte.
Auch beleidigen Sie meine Lares u. Penates, wenn sie mir unpatriotische
Fühllosigkeit gegen Ihre Zeitungen zuschreiben. Ich bin nicht abgeneigt von
Ihnen, ihnen, wenn ich mir nur Etwas freiere Hand schaffen u. mich aus
andern drückenden Verbindungen los machen könnte. Zu diesen gehört außer
denen in Deutschland ein neuer Anfang
gelehrter Beiträge
, die hier
herauskommen sollen, u. denen ich mich nicht habe entsagen können. HE. Kanter
hatte sich auch nicht bei meiner vorigen Mitarbeit an den Zeitungen so
betragen, daß er mir mit gutem Gewissen einen neuen Antrag deßhalb machen
konnte: denn für alle meine Arbeit hatte ich mir blos den Shakespear Engl.
die Johnsonsche Ausg. durch Hartknoch verschrieben, u. HErn. Kanter hat dies
zu viel geschienen, u. Hartkn. hat ihm denselben bezahlen müßen. So wenig
ich mich nun zwischen diese beide stecken will, so bin ich doch dadurch immer
beleidigt, u. hätte Kantern so lange vergebens gearbeitet – wozu in der Welt
das? – Dies sind die Ursachen meines Stillschweigens auf einen Brief, der
mir blos Aufwallung schien, u. zu einer Zeitungserrichtung, von deren EArt der Anstalt ich nichts wuste, u. weiß. Seit Jahr u. Tag habe ich di von
den Kön. Zeitungen kein Blatt gesehen, die K. mir doch so vielfach versprochen
u. zugeschworen,. Auch die Recension meiner Sachen in ihnen kommen mir
also nicht zu Auge, so wie ich an die Stücke dieses Jahrs nur beiläufig u.
unvollkommen durchgesehen, da ich sie vor 8. Tagen in Mitau fand. Ich denke, alle
solche Prävenancen u. Kleinigkeiten der Gefälligkeit sind indispensabel, wenn
man neue Aufträge machen will. Ueber alles dies werde ich mich an HE. K.
sehr offenherzig erklären, ehe ich eine Sylbe gebe. – – Sonst habe ich grossen
Zug an Einem Blatte zu arbeiten, dem wir Pr, wenn der Teufel nicht
Treschoisches Unkraut unter Weizen mistet, Preußische Originalität geben
könnten. Vor Lambert habe ich lange her schon viel auszeichnende Achtung,
u. wenn nur Ein tüchtiger Direktor wäre, u. jeder seine Sphäre hätte – so
sollte das Spottwort der Hallenser,
Preußische
Zeitungen sich in ein
Ehrenwort verwandeln. Der Versuch über das Ideal des Menschen ist doch von
Kant? u. der Auszug aus den Denkwürdigkeiten Petrarchs doch von Ihnen?
Ist denn das letzte Buch so theuer, so rar, so selten? mich verlangt sehr
darnach. – Ich werde Sie nächstens mit einem Blatt über die
Verjüngung
u.
Älterun
Veraltung Menschlicher Seelen heimsuchen
, das sich in den
Zeitungen wohl dörfte lesen laßen.
Von der neuen Fragmentenauflage habe kaum eine andres, als mein
Exemplar: doch wenn auch dies: so sollen Sie es durch Steidel, wenn er zur Meßegeht, aber sub rosa rosarum haben. Es ist ein Bastard, der ganz umgeschaffen
werden soll, u. Sie haben dazu das freieste Urtheil. Ists nicht mehr als
Curl’scher Schelmenstreich, daß man dem Autor zum Poßen, der sich öffentlich
drüber beschwert, Bücher citirt u. recensirt, die man vielleicht durch den
Druckerjungen erstohlen? Ich mache mich schon gefaßt, wieder in der
Hällischen Bibliothek den niedrigsten Schimpf zu hören, den Leute von der Art nur
haben können. Ich müste mich sehr irren, oder Riedel ist der HE. Dtsch. und
V R, der Lindnern u. mich recensirt hat. Man hat von einer Entzweiung
dieses Menschen mit Klotz gesprochen, Weiße hats mir geschrieben; ich glaub’
es aber nicht. Was ists denn, was Klotz an Lindner geschrieben hat? ich höre
nur einzelne unverständliche Sylben, u. wollte doch gern Worte hören! Was
sind die paar Familiennachrichten an die Sie im Briefe gedenken? Lohnten
Sie nicht, geschrieben zu werden? – –
Ich könnte aus Ihrer Beilage nicht klug werden, wenn ich nicht aus Reval
eben hörte, daß mich die B neuen Braunschweigischen Zeitungen für den
Verf.der
Kritischer Wälder
ausgegeben, die ich noch nicht kenne. Auch
Nicolai hats an mich geschrieben, vielleicht blos weil er mein Verleger auch
ihr Verleger ist, u. ist das nicht Präsagium gnug? Ich gehe ihm zu Dach,
kann aber von ihm nichts herausbekommen, als was ich freilich rathen konnte,
daß der V. sich nicht wolle genannt haben. Er ist also der Pythagoräer, ich nicht:
u. Sie thun mir einen Gefallen, wenn Sie mich von einem Buche lossagen,
das ich von seiner guten u. bösen Seite noch nicht kenne. Sie haben mich
doch nicht gar in Ihren Zeitungen dafür profitirt?
Hinz ist 14. Tage in Riga gewesen, und ich nehme Ihnen blos Ihr MundWort aus dem Munde: „er gefällt sich sehr gut!“ Gewiße starke Seiten von
innerer Wahrheit u. Einigkeit mit sich selbst, die ich bei einem Freunde
Hamanns erwartet hatte, mögen sich dann etwas verdunkeln, wenn man sich
aus der Hypochondrie eines Kollaborators in die Weltlage zu werfen will,
alles zu genießen, u. zu fühlen, was man nicht fühlt, und sich alles zu Nutz
machen zu wollen, wobei man eben am wenigsten erbeutet. Wir sind hier
täglich zusammen gewesen u. uns auf ziemlich viel Seiten kennen gelernt; allein
da über einen Caractere manqué am schlüpfrigsten zu urtheilen ist: so falle
mein dunkles Wort über ihn auch ins Dunkle. Vielleicht wird Er in
Angelegenheiten einer öffentlichen Gesellschaft bald in Königsb. seyn, ehe Sie es
träumen; allein aus seiner 2ten Reise, wenigstens mit seinem bisherigen Zögling
scheint nichts werden zu wollen, den man zum Kandidaten der heil. Ehe lieber
machen will, als ihn zum zweiten mal zum Schüler. Ganz Mitau soll
Hinzen sals Auditeur bei des Herzogs Garde ausschreien: er selbst wußte aber von
nichts. Er hat sonst noch andre Projekte, die, wenn Er sie ausführt, ihm viel
Ehre bringen können; es ist aber noch im Weiten. So auch, was ich Ihnen
von meinen hiesigen Aussichten geschrieben: ich darf doch nicht also ein favete
linguis hinzusetzen.
Haben Sie Noch Etwas zum Deutschen Nationalgeist gelesen (ich frage aus
fernen Zeiten) u. wer mag der V. dieser Bogen voll von so wildem Ueberfluß
u. so Kontourloser Laune seyn? Hat Sie in den Schmidtischen Zusätzen nicht
dieas Musikalische Idylle Drama aufmerksam gemacht, die er dieser
gefühllose Schmierer aus den Proben dramatischer Gedichte angeführt. Ich
kenne außer Rammlers kein Stücken keins, was ich so süß mit Lust und
Wohllust in seinen Tönen in das Herz fließt, u. das ich 3. mal hab’ ichs
mir vorgelesen u. vorgesungen u. vorskandirt, u. ich möchte beinahe noch
Einmal dran. Haben Sie Sonnenfels Dramaturgie gelesen? An Wendungen u.
Politur des Geschmacks u. Stellung der Ideen übertrift er Leßingen: ich habe
seine Theresie u. Eleonore hier ziemlich unter Leute gebracht, denn nach dem
Jünglinge, u. Hypochondristen ist sie an Munterkeit der Wendungen das
3te Wochenblatt Deutschlands. Der Gesang
Rhyngulphs
des Barden soll
von einem Advokaten aus der Lausnitz seyn: sie werden in ihm einzelne gute
Gedanken finden; aber Bardentöne – altum silentium! Das vorhin genanteDrama:
Naemi
ist dünkt mich in manchen Stellen sehr Oßianisch. Man macht
in Deutschland auf aus P.
Denis
Oßian viel; ich kann ihn aber nicht
ausstehen, er ist in Homerisch seyn sollende Hexameter hingeschwemmt – Als wenn
nicht ein großer Unterschied wäre, zwischen einemdem sanften süßen
Geschwätzeton des Griechen u. der rauhen Kürze des Barden. Den meisten Ton
in die Posaune über ihn scheint die Fama zu blasen, die Club ist, u. sich freut,
daß ein Jesuit in Wien Klopstocken seinen Freund nennt, u. den Oßianübersetzet. Die Anmerkungen des Cesarotti u. die versprochne Abhandlung des
D. Blairs ist mir lieber als seine Hexametrisirung. Mosheims Geschichte
Servets habe anfangen wollen, aber nicht können: der Mann schwatzt ja zu
unerträglich süß u. langweilig.
Hinz in Mitau ist sehr beschäftigt, oder vielmehr, was eigentlicher ist, da
er nichts zu thun hat, sehr unruhig. Er hat noch weder an mich, noch seine
hiesigen genauern Freunde anders geschrieben, als 2. mal ein Paar Zeilen,
in denen einige auch an mich waren, aber nichts enthielten. Vermuthlich
müßen ihm seine Reisesachen u. s. w. im Kopfe stechken.
Eben hab’ ich die ersten 8. Riedelschen Zeitungen gelesen, u. sie sind nichts,
als was andre ihres Gelichters gewesen. Ueberall blickt Anekdoten- und
Partheigeist vor, u. ein unerträglicher Capriccio, der etwa nur den Hippelschen
Spott in ihren vorigen Zeitungen neben sich hat. Ich sehe, daß Sulzers
Wörterbuch zum Druck fertig liege, worauf ich mich in unserer elenden Zeit sehr
freue. Die kritischen Wälder setzt er ohne Scheu’ u. Schande auf meinen
Namen, u. hat in seiner Recension eine Feder mit zwei Spitzen: die eine
mahlt einen guten Kopf, die andre einen reißenden Wolf. Mich wundert, daß
ich in so langer Zeit, da diese Wälder heraus sind, noch von ihnen u. über sie
keine Sylbe aus Deutschland höre, u. sie selbst gesehen habe auch nicht.
Hr. Secret. Berens ist in Peterburg. Ich habe Ihren Brief in sein Haus
geschickt, weil man ihn täglich erwartet. Sein Bruder George ist sein se mein sehr
guter Freund, der mich fleißig besucht, und mit dem ich, so bald Früling wird, Wald
u. Feld zu durchstreichen gedenke, wie Fieldings Adam mit seinem lieben Joseph.
Wer ist Verfaßer von der Physique de la Beauté, die ich mir aus ihremFranzösisch Deutschen Exemplar so fleißig excerpiret? Diderots Artikel Beauhabe gelesen, u. außer einigen meiner Lieblingsideen, wie sich das Schöne in
uns entwickle, u. einer recht guten Kritik über die, die vor ihm vom Schönen
geschrieben, nichts gefunden, was neue Theorie hieße.
Da ich einmal Rhapsodisch schreibe: haben Sie Klopstocks Blatt über das
Publikum im ersten Theil des Nord. Aufs. gelesen? Es hat immer etwas vom
Siegel Kl., gegen welches alle Riedelsche Briefe nichts sind. Sein neuer
Gesang über die Annehmung des Abadonna in der Hällischen Biblioth. hat mich
ungemein kalt gelaßen, um so begieriger aber bin ich auf sein Trauerspiel
Hermanns Schlacht mit allen seinen Bardenchören. Oßian soll auf dies ihn
große Eindrücke gemacht haben, u. in deßen Seele leben. Es wäre
unverzeihlich, wenn sie den Ugolino ihres Gerstenbergs noch nicht gelesen hätten. Alle
Klotzianer u. Weißianer schimpfen drauf; ich finde in ihm Züge des Genies,
wie noch in keinem Tragischen Dichter von Deutschland. Hier ist ein
Marionettenspieler gewesen, deßen Sujets Entwürfe zu seinen Durchlauchtigsten
Helden- u. Staatsaktionen ich gern gehabt hätte, um einen Begrif von alleunsern alten Deutschen Stücken zu bekommen: er ist aber zu frühe entwischt.
Andre Neuigkeiten von unserm Orte weiß ich Ihnen nicht zu schreiben:
es wäre denn von Kriegssteuer und schweren Zeiten, eine Materie, die zu
bleiern ist, um unsere Briefe zu füllen. Musikalische Concerte haben wir diesen
Winter über gehabt, aber zu Vokalstimmen der Oratorio’s will sich keine
unsrer Schönen erbitten laßen,quibus liquidam pater
vocem cum cithara deditund so bleibt für mich das Beste der Musikerlustigungen aus.
Was sagen Sie zu meinem verbröckelten todten Briefe? Er ist wie meine
Seele. Es drückt mich meine Situation, wie ein Harnisch, von allen Seiten,
u. wahrhaftig die Musen sind schlechtere Erleichterinnen, als die bezauberten
Princeßinnen, um Don-Quixote seinen Helm abzulösen. War ich nicht
vormals vergnügt u. munter u. hatte gute Ruhe? Nun aber muß ich leben, wie
unter Todten u. wie ein Käuzlein in verstörten Städten. Man kann die
Menschheit nicht lieben, wenn man nicht alle Situationen derselben kennet,
und wer wollte sie alle kennen? Ich werde anfangen, Romane zu lesen, die
sollen mir Welt u. Stadt u. Gesellschaft seyn: aber wahrhaftig keine
Liebesromane. – – Wielands so fruchtbare Feder hat für mich viele vergnügte Stunden
gebohren; aber seinen Idris komme nur immer bis zum 2ten Gesange. Das
Stück, das mich von ihm am meisten gerührt, ist eine kleine Ode hinter seinem
Idris in der Häll. Bibl. sie ist aus seinem Herzen, und schöner, als alle
Lohensteinsche Perlenzimmer seines Idris. Die anziehende Episode der
Nanette im Tristram ist darinn vortreflich eingewebt, u. die Ode von ihm
vielleicht in der Faßung geschrieben, als da sSie in ihrer Beilage zum Dangeilmit Ihrem Gemmingen sagten: Dich glücklichen Leichtsinn! find ich nicht mehr.
Ich schließe diesen Brief so zerstreut und verdrüßlich, ob es gleich in der
Morgenstunde ist, u. so müde, ob ich ihn gleich 14. Tage durch Absatzweisegeschrieben, daß ich kein Wort mehr weiß, als Sie um Ihre baldige Zuschrift
freundschaftlichst zu bitten.
Kgsberg den 9 MartApril 769.Liebster Freund,
Den letzten März habe durch Steidel Ihren sine die et consule gezeichneten
Brief erhalten. Die Anecdote ist mir wenigstens angenehm gewesen, daß Sie
14 Tage daran geschrieben. Ich vermuthe aber kaum, daß Sie damals mein
letztes Geschmier vom 15 Mart. das eine Einl. an Steidel war erhalten;
wenigstens muß es gegen das Ende Ihres Memoire gekommen seyn, weil Sie
sich im Anfange deßelben sich halb über mich zu beschweren scheinen und
eine Aßecurantz Ihrer Briefe für nöthig finden. In diesem Punct scheinen Sie
mir Vorwürfe zu machen, die ich garnicht zu verdienen glaube und die ich
blos auf Rechnung Ihres eignen bösen Gewißens schieben kann. So viel kann
ich Ihnen auf Treue und Redlichkeit meines
alten Namens
versichern, daß
ich mit Ihren Briefen bis zum
Aberglauben
gewißenhaft umgehe,
hauptsächlich
Ihrer
und dann auch meiner Selbst willen, und daß sich keiner meiner
hiesigen Freunde rühmen kann jemals Ihre Hand gesehen zu haben. – DiiDeaqueme perdant, wenn ich mehr weiß was ich von
Beleidigern
u
Beleidigten
geschrieben habe, als daßs einzige, das ich damals nicht an mich
sondern an Sie und Klotz dachte. Es komt mir aber beynahe vor als wenn
dies in meinem jüngsten Briefe steht und daß Sie denselben also doch
erhalten. Die Stelle im Torso hat mich gar nicht angefochten und ich habe meine
völlige Rache schon in der Recension davon genommen, die Sie gelesen haben.
Ich kann nicht leugnen daß einige mehr Unrecht darinn gefunden als ich selbst;
und daß ich von einer gewißen Seite mich blos wunderte so unrecht von Ihnen
verstanden und ausgelegt worden zu seyn. Also denken Sie an keine
Aenderung bey einer zweiten Auflage. Ich habe die Bibel mit einem fame caninaverschlungen und laß tägl. darinn. Sie war mein Element und Aliment; es
war also gantz natürl. daß mein gantzer Nervensaft darin tingirt war; so wie
gegenwärtiger Brief nach riedelscher und Klotzischer virtuosensprache ausartet.
Ebenso verliebt in Luthers Uebersetzung als unzufrieden mit der
Nasenweisheit der eckeln und stupiden Andacht der abgeschmackten Leser heil. Bücher.
Diesen beyden entgegengesetzten aber ungeachtet ihrer Divergentz wie Sie zu
reden belieben aus einem Punct fließenden Wiedersprüchen, die sich in ihren
Folgen eben so wieder vereinigen, suchte Ihr alter Hamann damals zu Dach
zu steigen, und es verdroß mich, daß ein Buch für Leute offen war, die nicht
lesen konnten, und für die so es konnten, verschloßen blieb. Mein Eifer gieng
also in manchen Augenblicken so wohl gegen das Buch selbst daß es
gelesen ward als nicht gelesen ward. Wenn ich die Freude erleben werde daß
Kennicott mit seiner großen Unternehmung fertig seyn wird, so wünsch ich
mir von Gott ein Landgut um ihm meine Vixi und Gratias auf dem ersten
dem besten Feldstein schreiben zu können. Unterdeßen Sie mir ich weis nicht
was von Ihrem lieben Riedel und von seinem übergüldeten Thron sagen,
muß ich Ihnen von unserm Lauson melden, daß dieser Extemporaldichter eine
gantz erschreckliche Entdeckung als Controleur gemacht hat, die ihm und
seinen Namen bey dem gegenwärtigen französischen Finanzsystem einen
höhern und güldenern Thron als den Riedelschen bauen wird. Das Glück
scheint sich gantz für diesen verwünschten Extemporaldichter verschworen zu
haben. Kaum einige Monate daß er eine Terne in der Berl. Lotterie gewann
und dies ist ein rechter coup de main de maitre, wodurch ein gantzes complotvon Kaufleuten und Acciseofficianten verrathen ist, die den König um
tausende betrogen deren Summe wohl unzählbar ist. Man wird ein halb Jahr
mit der Untersuchung nöthig haben, und kein anderes Auge als das
Lausonsche kann zum Wegweiser in einem solchen Labyrinth dienen. Sie können
leicht denken daß man eine kleine Revolution erwarten kann und wie jetzt
alles bey der Regie für den Namen des Lausons fast zittert. – Ehe wir auf
Deutschl. kommen, lieber Herder, laßen Sie uns noch ein Wörtchen von
unsern Kohlgärten reden. Sie haben leider! mehr als zu sehr Recht in allem
dem was Sie theils von unsern Zeitungen theils von Ihrem Verleger sagen.
Unterdeßen die Liebe und vornemlich (nach Abbt) des
Vaterlandes
überwindt
alles p. Ich verlaße mich vor der Hand darauf, daß Sie mir Ihre Abhandl.
über die Verjüngung u Veraltung der Menschl. Seelen so bald Sie können
mittheilen werden und was sonst noch zu einer Beyl. von Ihnen ausgeworfen
werden könnte, unter Bedingungen die Sie selbst mir vorschreiben wollen.
Sie werden auch Ihrem alten Lehrer damit eine Freude machen der 8 Tage
ehe Sie mir davon schrieben wünschte daß die Platonischen Ideen darüber ein
wenig entwickelt werden möchten. An mir wird Roußeaus Urtheil jetzt über
den Plato wahr.
Wenn das der Fall von der neuen Ausgabe der Fragmente ist; so dispensire
ich Sie mir ein Exemplar davon mitzuteilen. Besorgen Sie mir aber durch
Steidel bey seiner Rückkunft ein Exemplar Ihrer übrigen Schriften,
Vorreden p. Die 3 Theile Ihrer Fragmente sind das letzte von Ihrer Autorschaft
das ich besitze. Torso p fehlen mir noch.
Ihre öffentl. Entsagung der Wälder hat alle Ihre Freunde geärgert; was
soll ich von Ihrer Gabe mir ins Gesicht was aufzubürden und durch Steidel
den Verdacht auf W. auszubreiten. Τι υμιν ειπω ουκ επαινω.Die Berlinschen Zeitungen machten den Anfang Riga bei Ihren Wäldern
auszudrucken; 8 Tage nachdem sie hier angekommen waren. Hierauf giengen
die Braunschweigschen weiter und meines Wißens haben die Kgsb. sie nicht
profitirt, weil man dem Verf. glaubte einen Gefallen zu thun in an das
forum fori oder die Kunstrichter Deutschl. zu weisen.
Der arme Hintz weiß von seinen eignen Sinnen nichts. Noch eh er herkam
wußte man hier schon sein Schicksal mit seinem jungen HE; und eben so
weiß man daß aus seiner Deputation nichts werden wird. Ich will alle meine
Galle sammeln um ihn recht auslachen können, wenn er aufwachen wird.
Und Sie armer Herder! wißen auch nicht daß man in dem geliebten Deutschl.
Kriegslieder auf Sie singt.
Aus einem düstern
Wäldchen
sah
Uns anfangs
Herder
zu
Beym sechsten Schuß trat er auch nah
Und schrie Gluglugluglu!
Auch Drommelschläger
Trescho
schlug
Das Kalbfell voll von Muth
Sein hocherleuchtet Köpfchen trug
Zum Schirm den breitsten Hut.
Ich hab es Ihnen am Anfange verdacht so gut als den Nicolaiten daß Sie
Klotz Ihres Lobes u Ihrer Aufmerksamkeit
gegen Ihr Gewißen
gewürdigt
haben. War denn das Kräutchen in seinem Genius saeculi u moribus so
unkenntlich und worin bestand der aromatische Geruch und die Blüthe des
Witzes welche man in seinen lateinischen Exercitiis fand. Wie kläglich frostig
und ehrlich thut Nicolai in der Vorrede zum letzten Stück seiner allgemeinen
Bibliothek. Kurz, der Anfang und das Ende vom Liede ist, daß Sie sich mit
solchen Leuten nicht hätten
gemein
machen und sich niemals zutrauen sollen
daß selbige zu wiederlegen noch zu beschämen sind, am allerwenigsten aber sich
mit ihren
donis
und
armis
zu befaßen. Stillschweigen, aus der Erfahrung
lernen, ein ander Feld sich wählen, mit Treue und ohne Leidenschaft noch
Heftigkeit sondern mit Furcht und Zittern für die Unsterblichkeit, die sich am
sichersten und gefälligsten auf der Bahn unsers Hauptberufs und unserer
gegenwärtigen Bestimmung erringen läßt, ist der einzige logogryphische Rath
den ich Ihnen geben kann, wenn Sie Ihre Ruhe und Zufriedenheit und den
Genuß Ihres Lebens lieben und allen Scheingütern und Projecten vorziehen.
Oeconomia
und
Diaet
besonders in Ansehung Ihrer Zeit und Kräfte
empfehl ich Ihnen als die beyden cardinal tugenden welchen ich eine Zeitlang all
mein Glück zu verdanken gehabt das Ihnen ohnedem noch wahrscheinlicher
zu erreichen seyn muß als mir in puncto der Autorschaft. Die Furcht des
grösten Kunstrichters der Herzen und Nieren prüft und die Energie des großen
schöpferischen so wol schriftstellerischen Genies ist die wahre Muse. καισυντελεια λογων το ΠΑΝ εστι Αυτος.Morellus heist der Verf. von der Physique du Beau; der von Etwas zum
deutschen Nationalgeist ist HE
Bülow
, StadtSecretair in Zerbst. Letzteren
nenn ich Ihnen aber auch sub rosa rosarum weil ich ihn unter dieser
Bedingung auch erfahren und Ihnen aber die Billigkeit gegen anonyme zutraue
welche Sie für sich selbst gefordert haben.
Den Velasquez werden Sie wohl schon gelesen haben. Von Froriep
arabischer Bibliothek, die vor mir liegt versprech ich mir eben nicht viel. Des P.
Dennis Oßian erwarte ehsten Tages von Lindner der ihn gekauft; ich
hingegen das Original aus London mit einer gantzen Fracht von Neuigkeiten u
Alterthümern und ei. andre aus Frankr. Sorgen Sie doch daß ich von Secr.Berens Antwort u die zurückgelaßnen Schaafchen erhalte, besonders da ich
mit Vergnügen höre, daß sein Bruder George Ihr guter Freund ist, den ich
in Ihren Rambles an ihren gu alten Freund zu erinnern bitte.
Schande daß ich nur eine Seite im Ugolino gelesen; weil ich ihn auch
gebunden von Lindner erwarte. Die Familiensachen u Klotzens Briefe betreffen
sein Lehrbuch u die Recension deßelben also haec nihil ad nos; im PS. dachte
er an
Adam
Trescho und glaubte daß es der Mühe nicht lohnte mich grüßen
zu laßen. Ich habe an ihn u den König von Polen aber in fremden Namen
schreiben müßen; 2 mal in meinem eignen an einen Minister ohne eine Zeile
Antwort erhalten zu haben so wenig als ich mich von Ihrem StadtSecr.vielleicht eine versprechen kann. Kurtz es geht mir jetzt ganz verkehrt von
Ihnen selbst, die auch an meine Bücher nicht denken so gern ich den
Popowitsch vom Meer auch gehabt hätte u. s. w. Trescho macht sich, wie man in
Schlesien erzählt, um die armen Wittwen in Mohrungen sehr verdient.
O lieber Herder! kein Buch geht über die Briefe der Sevigné, cette Mere
beauté wie sie Coulange nennt. Uebersetzen Sie doch einmal diese paar
französische Wörter. Morgen will ich sie mir selbst mit den Deshoulieres kaufen.
Ich gebe jetzt einer Fräulein Stunden in Engl. auch einem jungen
Kaufbedienten, was sagen Sie zu meinen Heldenthaten und operibus supererog.bey meinem blutsauren Tagewerk.
Un grand Vocabulaire françois von 20 Tomes in 4. davon aber nur die
4 ersten Theile der 2ten Ausgabe von 1767 hier sind. Das ist ein Werk pro
patria über die Encyclopedie. Wie verächtlich kommen mir die deutschen
Gelehrten mit ihren antiquarischen Kriegen vor, wahre Froschmäusler, die sich,
ihre
Verleger
und das Publicum zu Schanden schreiben. O das allerliebste
Vocabelbuch. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen zu Gefallen den gantzen
Vormittag habe aufopfern können. Baldige Antwort und Beyl. über Beyl. Ich
wollte Ihnen noch erklären warum Ihnen ein Brief an mich schwer wird
ohngeachtet Sie sich 14 Tage oder ½ Monat Zeit darzu nehmen, auch noch ein
paar Commissiones hinzufügen. Alles das auf ein andermal ohn Abschied.
Riga den 11./22. Mai 69.Die Nachricht, die ich Ihnen, mein lieber Hamann, in diesem Briefe zu
geben habe, wird Ihnen unerwartet seyn; ich hoffe aber, daß Sie, wenn Sie
sich ausgewundert und ausgescholten, meine Thorheit nicht mißbilligen
werden. Ich habe meine Ämter hieselbst niedergelegt, und gehe ohne
Unterstützung und auswärtiges Engagement zu Schiffe: ob nach Nantes, oder
nach Koppenhagen, weiß ich noch nicht. Mit Gustav Berens aber denke ich
zu reisen. Vorigen Montag war Examen, in welchem ich mit meinen Klaßen
noch zu guter Letzt recht vortreflich auftrat: nach gehaltener Dimißion machte
ich sogleich dem Scholarchen einen Entschluß bekannt, den ich innerhalb mehr
als einem Jahr genährt hatte, und den ich ihm in vollen 2. Stunden nicht
begreiflich machen konnte. Man schließet auf hundert geheime Absichten, von
deren keiner ich Etwas weiß, und muthmaaßet diese oder jene
Unzufriedenheit, zu der ich doch nicht die geringste Ursache hätte: oder kann sich endlich
nicht denken, wie ich ein Engagement von 500. Rthl. Alb. aufgeben könne,
ohne was in der Stelle zu haben. Der Einzige u. Erste, der mich verstand, war
Sekr. Berens: deßen Stimme aber zu schwach war, das Publikum in den
rechten Ton zu bringen. Freitag ward meine Supplique im Rath verlesen,
u. da man aus mir nicht klug werden will, so gerieth Alles in die äußerste
Wallung, von der das Publikum noch gähret. Pro u. Kontra! das können Sie
sich leicht gedenken; aber überall sehe ich die größeste Achtung, zumal ich in
einem Zeitpunkt aufbreche, der für mich, als Prediger, der hitzigste in
Enthusiasmus ist. Gemeine, Vorsteher, Bürger, alles ist in Verdruß und Staunen,
die sich zuletzt aber für mich in Sympathie und Abscheidende Gutheit auflösen
müßen. Sonnabend erhielt ich den Bescheid des Magistrats, der mir in
meinem Gesuch fügte, und mich s auch in der Abwesenheit seiner fortdauernden
Gewogenheit versicherte, die mir denn auch wohl nicht entgehen wird.
Sonntag wollte ich valediciren, ward aber, das das Zu trauendringen der Gemeine
zu heftig war, von meinem Collegen Görike, der mich ungemein ungern
verliert, davon abgerathen. Ich werde also Morgen, als Mittwoch predigen; ob
auch valediciren? weiß ich noch nicht. Indeßen wird in 14. Tagen die Reise
vor sich gehen. Gleich nach meiner Sonntagspredigt hatte ich mit dem Geh.
R. Kampenhausen eine vertraute Stunde, wo er mir seine Plane mit der
Jacobskirche u. Schule entdeckte, und woran es sich noch mit dem lebenden
alten Mann stieße? mich aber schon mündlich zum Past. u. Rect. designirte,
und eben weil ich reisen will, die Sache zu treiben scheint. Ich denke also, als
design. Past. u. Rect. wegzugehen, oder geht das so geschwinde nicht, um so
freier. Man hat mich in Verdacht oder vielmehr in Hoffnung, daß ich auf
Kosten der geh. Räth. u. Gräf. von l’Estocq, die eben ins Bad gehen will,
reisen werde; allein diese ist an meiner Reise so unschuldig, als sie wohl bei
allem, was Kosten heißt, seyn möchte. Meine große Gönnerin und Freundin
ist sie gewesen, die, um mich zum Beichtvater zu haben, Stadt und
Gouvernement turbirte, und Peterburg turbiren wollte: sie ists auch, von der
Büsching noch jetzt Pension ziehet; allein ich habe ihre geldliche
Erkenntlichkeit nie gesucht und gefunden, u. meine Seereise wird das ganze Gerücht
wiederlegen. Meine Reise hat allerdings viel Gewagtes; allein vielleicht ist
auch dieser gewagte Schritt der beste, der mich auf einmal in eine andre
Denkart u. Lage bringe. Von Riga abgeschnitten denke ich übrigens nicht zu seyn,
weder im Briefwechsel, noch in etwanniger Nothunterstützung noch in meinem
künftigen Leben: daher ich mich auch in Deutschland vor allen insonderheit
litterarischen Klubs, u. Gesindelfactionen von beiden Seiten in Acht nehmen
werde. Ja vielleicht wähle ich eben deßwegen eher Frankreich undEngland,und Holland, wenigstens auf Monate u. von den Küsten: u. komme denn in
unser Deutschland zurück oder gehe, wohin der Himmel will. Wir sind
Pilgrimme u. Bürger! Darüber habe ich Sonntag geredet, u. das ist jetzt mein
Zustand: mehr kann ich Ihnen, liebster Freund, jetzt noch nicht melden.
Indeßen ergehet in diesen Tagen das Rigische jüngste Gericht über mich, das über
den gewöhnlich gehalten wird, der da heirathet, oder avanciret, oder abreiset.
Ich bin so lange das Mährchen der Stadt, bis etwa die Türken schlagen oder
geschlagen werden:, denn haben mich meine Athenienser vergeßen.
Und so, mein lieber H. denke ich Sie auch bei meiner Retour durch K.
wieder zu sehen und zu genießen. Ihr Andenken bleibt mir immer, wie aus
der Morgenröthe meiner Jugend, u. eben weil von se meiner Seite meine
Freundschaft kein Figment von späteren gesellschaftlichen Sentiments,
sondern früher jugendlicher Eindruck ist: so muß sie sich selbst bei der weitesten
Abwesenheit erhalten und bei der Erneurung wieder auf u. recht jugendlich
wieder aufleben. Ich hoffe, daß es Ihnen gelegen kommen wird, wenn von den
Römischen oder Holländischen Küsten aus sSie ein Brief von Ihrem alten
Herder besucht, der noch Ihrer Freundschaft nicht unwerth ist,wenn und
jedes Wort, wie einen Stachel, fühlet, das er aufrichtig sagte, und grausam
zurückkommt. Ich hoffe allen Mislichkeiten, die zudem bei Ihnen mehr sagen
wollen, als bei uns, recht ehrbar zu entkommen, u. ich will, wenn anders die
Litterarischen Briefe noch zu meiner Zeit hier ankommen, der Erste seyn, der
sie bekannt macht, so wehe sie meinem unschuldigen Namen thun mögen.
Das aber können Sie mir wenigstens glauben, daß ich meinen letzten Brief
geschrieben, ehe ich den Ihrigen hatte: und so fällt ein Theil der Vorwürfe
von selbst weg, die mich noch schmerzen – – Ihre Bücher übergebe ich an
Hartknoch: 1. Essai on the Sublime and Beautif. of Mr. Burke 2. Essai on the life of Homer} 3. … on Mythologie} die Hinz hat 4. 5. Hurd’s Commentar. on Horace 6. Ep Eschenbach Epigenes, den ich mir wohl einmal noch
zurückwünsche
7. Popowitsch Meer
8. 2 Manuscr. Bücher in 8. und 1. Convol. in 4.
9. Pindar
10. Buttler’s Hudibras den ich zum Geschenk anzunehmen bitte.
Sollte sich noch Ein omissum finden: so solls recht gerne u. genau
aufgehoben werden. Ihrer andern Bücher wegen hieselbst habe ich auch auf
einem andern Wege, als Sie gegangen sind, Verfügung gemacht. Schreiben
Sie nicht mehr an J. C. Ber. sondern nur einmal gerade an
Georg
, geben Sie
ihm die Bücher auf: er ist bei Karl u. in diesem Hause müßen alle Reste seyn,
wenn sie da sind. Ich habe ihn dazu willig gemacht, u. er wird für seinen
Hamann, den er sehr schätzt, dasalles thun u. suchen, was sich finden läßt. Ich
muß aufhören u. an meine morgende Predigt denken. a Dieu bis ich wieder
schreibe.
Donnerst. den 14/25 May. Ich habe nicht valediciren können: denn die
Gemeine schien mir schon an sich selbst zu gerührt. Ich konnte also nichts als
ein stummes verwirrtes Kompliment vorbringen, daß ich Sonntag
Nachmittag, als an einem außerordentlichen Tage, valediciren würde u. müste,
wegen der Schnelligkeit meiner Reise. Dienstag oder Mittwoch höchstens weg;
wohin weiß ich
noch
nicht. Eben da ich aus der Kirche kam, empfing ich von
dem Geh. R. Kampenhausen die schriftliche Resolution über die Past. u.
Rect. stelle an der Jacobskirche mit dem freundschaftlichsten Billet. Heute
Morgen bin ich bei ihm u. dem General Gouverneur, der, als eine Soldat, als
der alte Browne, jeden Keil Durchtreibt, u. für mich fast zu sehr prevenirt ist,
gewesen, u. so wohl bei jenem eine ungemein gründliche als bei diesem eine
ungemein brave Visite gehabt. Man hoffet von mir Dinge, die ich vielleicht
nicht ausrichten werde, u. destiniret schon Fonds u. Kräfte, eine Schule zu
erschaffen, die freilich unsre Kaiserliche Ritterschule seyn
sollte
.
Kampenhausen, dieser ungemein feine Weltmann, hat als mein öfterer Zuhörer, von
mir als Prediger; der G. Gouverneur, nach dem gemeinen Gerücht, von mir
als Schulmann übertreffende Ideen: und Vietinghof zumal, der abwesend
ist, u. bei dem der Gesellschafter Alles gilt, hat auf meinen halb-französischen
Geschmack Alle Hoffnung. Die Ritterschaft entgeht mir auch nicht. Der
HE. v. Berg, (jetz. Aßeßor beim Hofger.) an den Wink. sein Schönes
gewidmet, ist durch einen Zufall mein großer Freund geworden, u. der präsidierende
Landrath Bar. v. Mengden, Brud. der Gräfin v. l’Estoc, der Geh. R. v.
Kampenhausen etc. ist mein so zuvorkommender Freund, daß ich mich schämen
muß. Also von der Seite mit allen Ehren gedeckt – u. von der andern so
zärtlich u. widerwillig beklagt, daß es mich recht verwirrt, ob ich gleich, aus
Nachsicht für den alten Loder, u. aus Rücksicht für die Stadt, dies Engagement
durch mich
verschweige, u. zu verschweigen erbeten. Ist mein Brief nicht
ganz sonderbar? Ists die Sache selbst aber anders? Also a Dieu mein lieber
H. noch hier zum letztenmal jetzt am Ufer des Baltischen Meers u. der
Düna., aus andern Gegenden mehr. Mich drücken so viel Abschiedssorgen u.
Beschäftigungen u. Unruhen, daß ich des Nachts nicht schlafe, u. den Tag
über selbst indem ich umhertaumle nicht wache. Machen Sie meine Reise
Lindnern bekannt: an Scheffn. will ich selbst einige Worte schreiben. Grüßen
Sie Kant, meinen besten Lehrer, Kanter, u. alle Freunde. Wir werden uns
wiedersehen.
Nun ist alles fertig. Vorigen Sonntag Abschied von der Kirche. Die drei
folgenden Tage von der Stadt gestern gepackt: heut zu Schiffe. Morgen
geht die Venus durch die Sonne. – den 22. Mai/2. Juni 1769.Herder.á Monsieur / Monsieur
Hamann
/ homme de lettres / à /
Coenigsberg
.Folglich sind bey Ewnoch in depositodie Schönsche Obligation von 500 fl.Blocksche – – – – 2000nebst der cedirten Schoefferschen von 3000 5500 4534 10034welche ich je eher jelieber Dero freywilligen Anerbietung und Versprechen zu
folge geschehen den 23 May zwischen 11 und 12 in der Mittagsstunde im
Garten der Fr R. von Bondeli den 13. v 15 Jun – wiederholten Abred
Ich sehe mich gedrungen meine Noth mit aller der Freymüthigkeit
unterzulegen, deren sich ein ehrl. Mann zum Behuf der Gerechtigkeit v Wahrheit
nicht schämen darf, besonders wenn er ihr Schwert und ihren Schild gegen
die Eingriffe des geistl. v. weltl. Arms nöthig hat. Mein seel. Vater machte
ein Testament 1759. worinn er seine beiden Söhne zu universal Erben
einsetzte und keine ohne irgend we einige weiteLegata als einem von
100 fl. an die Armen und von 100 rth an den jetzigen Kirchenrath Bucholtz,den er wie vor, also auch nachher als sn Beichtvater v gewesenen Lehrmeister
seiner Kinder so wohl durch allen mögl. Diensteifer seines Berufs als durch
jährliche Opfer, mehr der Freygebigkeit als der Kargheit, sich immer
verbindlicher zu machen suchte, weil diese Mittel natürlicher weise auch Menschen,
die keine beruffene Heiligen sind gewinnen um ihnen auch v sich um das
Andenken selbst eines verstorbnen Freundes in so weit verdient machen,
daß man seinen Kindern wenigstens kein Herzeleid noch Unrecht anthut.
Alter v Unvermögenheit bewogen meinen Vater 17664 die Altstädtsche
Badstube einem unserer nächsten Blutsfreunde abzutreten nebst dem
vornehmsten Theil seiner Meubles v Geräthschafften für einen sehr überaus
billigen Preis. Es gefiel Gott ersteren im Sept. 1766. von der Welt zu
nehmen, unterdeßen ich als sein ältester Sohn mich in Curland aufhielt theils
meiner Gesundheit wegen theils aus Verlegenheit hier in meinem Vaterl.
unterzukommen, nachdem ich 2 Monate beym hiesigen Magistrat und ein
halb Jahr bey der CammerCanzeley freywillige Dienste gethan;
gegenwärtig aber bereits über 2 Jahr dieer Stelle eines Secretaire-Traducteurbey der Hiesigen Provincial Direction vorstehe. Außer diesen Mühseeligkeiten
meines eignen Schicksals hat es der Vorsehung gefallen mich noch
empfindlicher dadurch zu beugen, daß mein jüngerer Bruder seit länger als 7 Jahren
in eine Melancholie versunken, die ihn gantz unthätig und zugl. unfähig
macht für sein eignes Bestes selbst zu sorgen. Ich habe mich daher wieder
meine Neigung entschließen müßen seit Michaelis 1767 meine eigene
Wirthschafft einzurichten, wo er bisher unter meiner Aufsicht v Pflege bis jetzo
gelebt, und nicht aufhöre se Wiederherstellung zu wünschen ohne selbige von
menschl. Hülfe oder Kunst erwarten zu können. Unsern leider! notorischen
Umständen zufolge habe nachdem auseinandergesetzter unsere Theilung
unter dem Beystand des HE Kirchenraths Buchholtz auseinandergesetzt
worden, meine Zuflucht zum HE Kriegsrath Hindersin, als dirigirenden
Bürgermeister v Pupillari genommen, der weil er außer das ein PatheTaufzeuge meines kranken Bruders gewesen, um als Curator deßelben
constituirt zu werden. Ich bin aber mit dieser Anfrage immer so rund und kurz
abgewiesen worden, daß ich mich gefürcht habe ferner die Obrigkeit mit
einem Antrage zu behelligen, den ich wirkl der so ungleich aufgenommen
zu werden schien. Meine natürl. Blödigkeit, meine Unerfahrenheit in den
Landesgesetzen und überhaupt in Rechtshändeln v Geschäften, denen ich
theils aus Geschmack theils aus Noth die glückliche Muße der Dunkelheitund Ruhe und Studierstube von Kindheit auf vorgezogen, endlich die
Verlegenheit meiner Umstände und vielleicht auch die Liebe meiner Grundsätze
v Vorurtheile bewogen mich diese gantze Sache der Führung des HE
Kirchenrath Buchholtz zu überlaßen, der auch alles in die Wege zu lenken suchte, daß
HE S nach seinem concertirten Entwurf ein Protocol aufgenommen, ich
und mein Bruder zur Bezahlung deßelben beym HE Secretair Ballascheinem Secretair des Magistrats eingeladen und alles in gehöriger Form
bekräftigt wurde. Weil sich aber die gantze Kraft dieses Instruments auf
ein
besonderes Vertrauen
, das durch den Concipienten illustrirt worden,
beruhte, so überlaß ich es der Einsicht höherer Richter, in wie weit mein an
Gemüthskräften ziemlich elabirter Bruder deßelben fähig ist, und bin
genöthigt zu versichern, daß das meinige nicht weiter geht, als denn in wie
fern ich durch Werke und nicht durch Worte dazu erweckt werde. Ohne
mich über die Gültigkeit und Rechtmäßigkeit dieser gantzen Verfügung näher
auszulaßen, muß ich es bekennen, daß ich es freylich für eine Wohlthat
gehalten einen Geistl. der mein Lehrer und Beichtvater gewesen war und sich
der von einem verstorbenen Freunde aufgetragenen Geschäffte zur völligen
Zufriedenheit sr. Miterben entledigt hatte, statt eines u Unbekannten mir
als dem natürlichsten Depositario und Curatori vorgezogen zu sehen. Ich
habe mich dieser außerordentl. Verfügung eines Depositarii mit aller mögl.
Aufmerksamkeit unterworfen und ihn jederzeit in meinen Angelegenheiten
als meines Bruders seinen jederzeit zu Rath gezogen. Es fand sich
unterdeßen eine gerichtliche Handlung, wo die Gegenwart desjenigen auf deßen
Namen das Capital verschrieben war, unumgängl. erfordert wurde; mein
Bruder muste also persönlich erscheinen, und dieser Gang ist ihm und mir
und allen die daran Theil nahmen so sauer geworden, daß ich nicht umhin
konnte, die Unbequemlichkeiten solcher Vorfälle unserm HE. Depositariovorzustellen. Wir wurden daher einig diesem Uebel abzuhelfen und die noch
unterzubringende Capitalien solange auf Wechsel auszustellen biß sich eine
sichere Gelegenheit finden würde sie auf einmal ingrossiren zu laßen, und
daß ich wegen der Verfallzeit die Wechselbriefe solange bey mir aufheben
könnte bis wir unsere Absicht erreicht hätten. In eben dieser Rücksicht hab
ich eine Ingrossation auf meinen Namen eintragen laßen und selbige
wirklich deponirt, um dadurch für die Sicherheit meines Bruders zu sorgen und
ihn zugl. der beschwerl. Gänge zu überheben, besonders da er seit einem
Jahre beynahe nach einem etwas gefährlichem paroxysmo nicht aus dem
Hause gekommen ist. Man hatte hiewieder nicht die geringste Einwendung.
Ja was noch mehr, der HE Kirchenrath Buchholtz besuchte uns den 23 Mayin der Mittagsstunde, da ich einer kleinen Unpäßlichkeit wegen nicht hatte
ausgehen können v bestellte mich von freyen Stücken die übrigen Obligationesvon ihm abzuholen, weil er mit so viel andern Papieren belästiget wäre.
Ich wuste nicht ob ich diese Anerbietung als ein Merkmal ss Vertrauens oder
etwanigen Mistrauens ansehen sollte; und erbot mich daher ihm diejenige
Wechselbriefe, welche ich solange in Verwahrung hätte, ihm gleichfalls zu
produciren; aber dieses wurde auch nicht angenommen. Endlich nahte sich
der 14 Junii als der Verfalltermin der letzten 1000 fl. die uns unser nächste
Blutsfreund schuldig war auf einen Wechsel, der auf zu meines Bruders
Antheil gehörte. Da wir aus Ehrerbietung gegen unsers seel. Vaters mündl.
letzten Willen 3 Legata ihm v seiner Familie ausgezahlt hatten; da wir außer
dem ansehnl. Verlust bey Abtretung der meubles noch gutwillig den Abzug
von 20 pC% wegen des damals reducirten Geldes über uns nahmen, und
nicht die geringste Sicherheit für diesen Rest für uns sahen, anderer Umstände
nicht zu gedenken; war ich genöthigt diesen Wechsel zur Eintreibung deßelben
einem Freunde, dem Cammeradvocaten Hippel abzutreten. Sobald dieser
nur die geringste Bewegung machte den Weg Rechtens zu ergreifen, ließ
ihn HE. Kr. Rath Hindersin den 15 Jun. entweder meinen Bruder oder
in Ermangelung sr. mich den andern Tag um 2 Uhr vor sich laden. Den
Morgen drauf ließ er HE Advoc. Hippel gleichfalls zu sich ruffen, dem er
versicherte, daß er selbst sowohl als HE Kirchenrath Buchholtz Caution für
diesen Wechsel stellten. Ersterer verfügte sich zu letzterm um seine GenehmErklärung darüber zu vernehmen, der aber alles wiederrief und von keiner
Caution das geringste wißen wollte sondern von andern Maasregeln sich
verlauten ließ, die man in dieser Sache nehmen würde. Ich hatte HE Adv.
Hippel aufgetragen, weil er des Morgens zum HE Kr. Hindersin gieng, daß
er mich entschuldigen möchte, weil es mir unmögl. wär denselben
Nachmittag zu erscheinen; aber HE Kr. Hindersin wiederrief gleichfalls die
Bestellung seines Aufwärters an mich, und ließ sich zugl. heraus, daß meinem
Bruder ein Curator sollte gesetzt werden, weil er vernommen daß ich über
4000 fl. an Abgebrandte von meines Brudern Capitalien ausgethan. Den
17 bezahlte HE Kirchenrath Buchh. seinen Gegenbesuch dem Adv. Hippel v.
wiederrief noch einmal des HE Kr R. Hindersin Wort von der Caution, zeigte
aber zugl. an daß die Interessen bey ihm fertig liegen, der Adv. Hippelversprach den Montag darauf als den 19 abholen zu laßen. Ohngeachtet dieser
Verabredung und der halben Anzeige des Kirchr. Buchholtz als wenn er die
Interessen quasi selbst bezahlte, erschien unser Vetter v debitor mit der
Gegenversicherung daß er selbige vielmehr dem HE Kirchenrath die Interessen
zugeschickt, und dieser ihm wiederum aufgetragen hatte selbige selbst
abzutragen. Weil aber wiederholter Abmachung Abrede zufolge nur 5 anstatt
6 pro C% waren, trug HE.Advoc. Hippel billiges Bedenken sie jene
anzunehmen. An statt der Interessen, die HE Kirchenrath Buchholtz auf
sich versichert, so wie HE Kr. Hindersin das Capital, erschien HE.
Advocatus Gunthel den 21 h. zwischen 11 und 12 Uhr mitten in meinen
überhäufften v im Angesicht des gantzen Bureau beyl. Copia einer Vollmacht
des Magistrat, kraft welcher er zum Curatore constituirt worden mit der
Aufgabe p und drung zugl. mit dem Ende dieser Woche von mir gehörig
instruirt zu werden. In wie weit diese ungewöhnl. promte Ausfertigung
einer Vollmacht mit der Cautions Sache des HE Kr. R. v dirig. BürgerMstr.
Hindersin p zusammenhängt, überlaße ich dem Urtheil höherer Richter.
Ich flehe E Hoch. Kgl. Pupill Colleg. um die gnädige Erlaubnis an mich
durch die Exhibition aller Documente so wohl über mein als ms Bruders
Vermögen legitimiren zu können mit der submissesten Anerbietung alle
Nachtheil der durch meine bisherige Administratur dem Vermögen
meines ohnedem armen Bruders sogl. ex propriis zu ersetzen, die illegale und
übereilte Constitution eines fremden Curatorisex officio im Fall meiner
gehörigen Legitimation aufzuheben und mich nicht nur zu dem Curatorem
bonorum meines Bruders constituiren zu laßen sondern auch den
Kirchenrath Buchholtz zur Extradition seiner in deposito genommenen Obligationen
anzuhalten und zugl. zu einer Qvittung des von uns gehörig baar
ausgezahlten Legats anzuhalten und unterwerfe mich in allem den Gesetzen des
Königs ein völliges Genüge zu leisten, indem ich mich anheischig mache
meinen Bruder für die Interessen ss Capitals wie bisher brüderl. und reichl. zu
unterhalten ohne es an irgend etwas fehlen zu laßen was zu sr Pflege
Wartung v Handreichung nöthig seyn wird.
Ew. Kgl. Maj. statte den unterthänigst schuldigsten Dank ab daß
AllerHöchstdieselben mir den Bericht des Hiesigen Magistrats wegen der Curatelmeines Bruders zu communiciren geruhet, und da mir da wobey mir
allergnädigst aufgegeben worden 1.) auf die darinn angeführte Umstände
mich hinlängl. zu erklären und
2.) besonders anzuzeigen, ob und auf was Art ich eine tüchtige
Mannesperson, die meinem Bruder beständig zu assistiren vermögend wäre, zu
choisiren gemeint sey und
3.) hiernächst auch nachzuweisen, wo und welchergestalt meines Bruders
Vermögen versichert und placiret sey.
Diesem allerhöchsten Befehl zur pflichtschuldigsten Folge zeige gantz
gehorsamst unterthänigst an, daß es zwar allerdings se Richtigkeit hat,
daß ich einen Theil des Tages bey dem Accise Directorio meine Geschäfte
abwarten muß und nicht zu jeder Zeit zu Hause seyn kann; gleichwol scheint
nach meiner unvorgreifl. Einsicht dies mit der Hauptfrage: ob ich Curatorvon meinem Bruder zu seyn kann im stande bin, noch garkeine Verbindung
zu haben, sintemalen, wenn er gl. nicht in meinem Hause bleiben sollte, ich
dennoch immer sein Curator seyn könnte, auch der neu constituirte CuratorAdvocat Gunthelebenfalls nicht im stande ist um so weniger meinen
Bruder in sein Haus aufzunehmen kann da er mit keinem Hause possessionirt
ist. Hiernächst werden Ew Kgl. Maj. aller höchst abzunehmen gnädigst zu
erwegen geruhen, daß die Gemüthsumstände meines Bruders gar nicht so
beschaffen sind, daß sie durch den Umgang gebeßert werden können und
da sein Uebel bereits 10 Jahr alt, ist leicht zu erachten, daß man es an
dergl. Versuchen auf dem Lande so wohl als in der Stadt es nicht hat
fehlen laßen wie ich denn gewißenhaft versichern kann, daß noch zu
Lebzeiten meines verstorbnen Vatern deshalb alle nur mögl. Mittel vorgekehrt
worden v er Versuche so wohl in der Stadt als auf dem Lande ohne den
geringsten vortheilhaften Erfolg angestellt worden. Es ist hiernächst gantz
falsch, daß ich nur eine einzige Magd in meinem Hause habe, und kann
vielmehr versichern, daß ich außer meiner Dienstbotin bereits über Jahr und Tag
eine besondere Wärterin für meinen Bruder gehalten, welches um so mehr
hinlängl. gewesen, da mein unglückl. Bruder gar nicht zu Ausbrüchen geneigt
sondern sein Uebel mehr für eine einen stumpf v stupideund Person
zu halten zu erkennen wie auch der in dem Bericht des Magistrats angeführte
und bereits im August des verfloßnen Jahrs sich zugetragene Vorfall garnicht mit den geringsten Merkmalen einer Wuth verknüpft gewesen, sondern
theils von einer Verstopfung des Leibes hergekommen theils von der eben
damals veränderten Wohnung, die ich eben bezogen hatte und mit deren
Einrichtung man eben beschäftigt gewesen, daß man wegen der damit
verknüpften Unruhe nicht die Hausthüre genau genung beobachtet, welche
Umstände sich auch der genausten Beobachtung ereignen können und selbst bey
Hospitälern vorfallen. Ich habe auch sogl. den Vorfall quaest. dem
Kriegsrath Hindersinn selbst referiret, der aber nicht eher als jetzt davon einen
Gebrauch gegen mich zu machen vermeynt. Uebrigens hab ich alle mögl.
Hülfsmittel dabey angewandt und nicht nur einen Medicum und Chirurgumsondern auch einige Wochen einen besondern Hüter und Wärter für ihn
gehalten, den ich nicht eher als nach dem Gutachten ersterer der Aertzte
abgeschaft, aber eben hiedurch bewogen worden, eine eben so treue als
sorgfältige beständige Wärterin blos für ihn und zu seinen Bedürfnißen
anzunehmen. So wie nun damals die Ausschweifung meines Bruders in keiner
eigentl. Wuth bestanden: so kann ich auch auf das theuerste versichern, daß
ihm niemals seitdem dergl. mehr angewandelt, sondern sein gantzes Uebel in
einer gänzl. Unthätigkeit und Unempfindl. Fühllosigkeit besteht, wobey auf
keinerley Weise eine tüchtige Mannesperson nöthig, sondern würde
eigentlicher eine Weibsperson besonders der Reinlichkeit wegen erfordert wirdvon beßerm Erfolge seyn wie denn. Aller vernünftige Umgang ist ihm
dabey gantzl. zur Last, indem man die meiste Zeit Mühe hat ein vernehml. Ja
oder Nein ihm auszuholen und er alles mit der größten Gleichgiltigkeit
ansieht, wodurch seiner Ruhe oder seinem Eigensinn kein Eintrag geschieht.
Bey welchen Umständen die Bestellung einer besondern tüchtigen
Mannspersonen ihm zu nichts dienen, sondern im Gegentheil darum eher
nachtheilig werden dürfte, weil überhaupt jede Veränderung theils seiner Lage
theils der Menschen die um ihn sind, in ihn einen wiedrigen Einfluß zu haben
scheint; inzwischen würde schon für mich nicht unterlaßen nicht nur 1 sondern
auch mehrere Mannspersonen im Nothfall zu halten. Uebrigens ist mein
Bruder kein so junger Mensch mehr, und bereits 36 Jahr und ohngeachtet
es notorisch gewesen, daß er bereits 1760 einen sehr beqvemen v einträgl.
Schuldienst in Riga eben dieser Krankheit wegen hat niederlegen müßen, so
wurde er ihm dennoch durch ein sehr mislungenes Vertrauen abermals zueinem neuener Schuldienst hier aufgelegt, bey dem man ihm weit
stärkere mehrere und das Publicum dringender anginteressirende
Ausbrüche seiner Störung und gäntzl. Unfähigkeit so lange nachgesehen, bis das
Uebel aufs höchste gekommen war und in zu einer gäntzl. Lethargieund BlödsinnigkeitLethargiam der Gemüths und Leibeskräfte
ausgeschlagen.
Was endl. die Nachweisung des Vermögens von meinem Bruder
anbelangt so habe solche anschlüßl. beygefügt, woraus völlig erhellen wird, daß
sein Vermögen nicht allein gantz gesichert ist, sondern ich auch selbst m ein
väterl. Erbtheil zu erhalten sucht ungeschmälert Vermögen besitze, welches
ihm als meinem Curando immer verhaftet bleiben kann.
Aus allen diesen werden Ew Kgl. Maj. Selbst des mehreren zu ersehen
geruhen, daß ein Hiesiger Magistrat nur durch die Instigation übelgesinnter
Leute zu derjenigen Kränkung, die mir hiedurch verursacht wird, gebracht
worden. Ich weiß besonders dieselbe keinem so sehr Schuld zu geben als dem
jetzigen Altstädtschen Bader Nuppenau, der, ob er gl. unser Verwandter und
von Seiten meiner Eltern besonders aber meines seel. Vaters viel Guts
genoßen, der welcher ihm nicht nur die Altstädtsche Badstube zu seinen
Lebzeiten abgeb abgegeben sondern auch die dazu gehörige Instrumentev einen ansehnl. Theil von Meublen für einen gantz billigen Preis überlaßen,
dennoch bis dato die eben an meinen unglückl. Bruder gemäs dem väterl.
Inventario und der Curatel Rechnung schuldig gewesene 2000 fl. unsers
Urgirens ohngeachtet noch nicht völlig ausgezahlt sondern annoch 1000 fl.
auf einen Wechsel Rest geblieben, welche Post da sie mir gantz unsicher
geschienen Nuppenauer sie auch wirkl. in termino solutionis als den 14 Junii
c. nicht zu entrichten im stande gewesen ich allerdings durch eine
veranstaltende Einklage beyzutreiben gesucht. wodurch Ob nun gl. Nuppenauaber bewogen worden Gelegenheit gefunden sich die Caution des Kr.raths
und OberbürgerMsters Hindersinn selbst zu verschaffen als wodurchweßhalb ich die Wechselklage gehoben: und weil das Geld in termino des
Wechsels neml. den 14 Junii a. c. nicht bezahlt ist, sich meiner ferneren
Erinnerungen durch dies Mittel zu entledigen gesucht, daß er so ist es
sich sehr leicht vorzustellen, daß er auf Mittel bedacht gewesen mich von
der Administration des Vermögens meines Bruders ab- und solche auf
einen andern zu bringen gesucht, mit dem er vielleicht beßer dabey
fortzukommen vermeint. Dieses ist auch vermuthl. die Ursache, wodurch der
Kriegsrath und Pupillaris Hindersinn bewogen worden mich bey beyinsinuirung des von Ew. Kgl. Maj. unterm 26 Julii abgelaßenen Rescriptsauf eine höchst schnöde und beleidigende Art zu begegnen, so daß ich mich
scheuen muß vor einer Person, die an sich mein Vorgesetzter nicht ist, mich
künfftig einzufinden, um nicht dadurch zu unschickl. Wiederworten gebracht
zu werden.
Dieser besondere Umstand veranlaßet mich Ew. Kgl. Maj. bey dieser
Gelegenheit in tiefster Unterthänigkeit zu bitten diese gantze Curateldoch von
dem dirigirenden Burgermeisterl. Amt gäntzl. abzuziehen, und als welches
mein neues tief unterthäniges Gesuch ich annoch mit folgenden Gründen zu
unterstützen berechtigt bin. Mein unglückl. Bruder ist ein wirkl. civis
Academicus und es ist bekannt, daß auch Städtsche SchulCollegen, wenn sie gleich
dieses Amt erhalten, doch dadurch von diesem foro privilegiato nicht
abkommen, sondern auf daßelbe sich jederzeit beziehen können, wie denn auch
selbst, nachdem der jetzige Aufenthalt meines Bruders auf dem Dragheim
die Direction dieser Curatel auf alle Fälle nicht unter das dirigirende
Bürgermeisterl. Amt sondern unter das assistirende Tragheimsche Pupillen Amt
gehören würde. Ich würde es mir auch ungemein gern gefallen laßen und
es sehr gerne sehen Uebrigens würde es mir zu einer gantz besondern
Satisfaction und vorzügl. Kgl. Gnade anrechnen, wenn Ew Kgl. Maj. geruhen
wollten diese Curatel entweder unmittelbar unter Dero hohes Pupillen
Collegium zu nehmen oder sie unter das Oberburggräfl. Amt als mein
jetziges forum zu setzen.
So wie ich Ew Kgl Maj.bitte auf das aller submisseste supplicire
auf dies mein letztes Gesuch gnädige Reflexion zu machen, zumalen ich
mich hiedurch nochmals mich auch in diesem meinen letzten Gesuch
allergnädigst zu erhören, so submittire mich wiederholentl. so viel Obligationesals
das
Vermögen meines Bruders ausmacht, nicht nur ad depositum zu
laßen, sondern auch überhaupt für seine Person alle mögl. Sorgfalt
anzuwenden, als wozu mich ohnedem mein Blut und brüderl. Neigung verbindet
und hinzieht. Ich ersterbe mit der grösten Devotion Unterwürfigkeit und
Treue
Ew. Kgl. Maj. allerunterthänigster KnechtAllerunterthänigstes wiederholentl. Gesuch des innenbenannten
Supplicanten ihm die Curatel über sn blödsinnigen Bruder allergnädigst
angedeyen zu laßen und diese Curatelsache von aus angeführten erhebl.beträchtl. Ursachen vom dirigirenden bürgermstrl. Amte abzuziehen.
Königsberg, Juli 1769Nachweisung von dem Vermögenmeines jüngeren Bruders Joh Cst. Hamann.Gemäß dem über unsern väterl. Nachlaß aufgenommenen Inventariound annectirten Curatel Rechnung vom Sept 1767, so allenfalls
producirent werden kann
bestand
das gesammte Vermögen meines
Bruders in — — — — — — — — — — — — — — — — — — 10,025 fl. – 3.
welches dazumal in folgenden Posten bestanden:
1.) die Hälfte des Hartungschen Capitals – – 3000 fl.2.) Obligation des HE Dan. BernhardEngelmann 10003. Obligatio ingrossata des SchumachersJoh. Meyerüber oder nachherigenaquirenten-Gallwitz über 8004. Obligatio ingrossata des FleischhauersJoh. Georg. Schön – – – 10005. Aus dem loco obligationis ingrossirtenContract des Fleischhauers Johann Andr.Schoen – 5006. Obligation des Wundartztes HENuppenau über 17007. Von demselben ex Cambio – – – 3008. An Auctions Resten so noch beygetrieben 265 : – : –9. baar in Cassa welche auf sichereIngrossation auszuthun seyn – – 1460 : – : 3. 10,025 : – : 3.Dieses Vermögen ist zugl. mit meinem laut Inventario gegen 4000 fl.
bestehenden paterno immer bisher zusammen administrirt und die davon
fallende gemeiInteressen nebst meinem Verdienst jederzeit zu unserer
seit Michaelis 1767 errichteten gemeinschaftl. Haushaltung Bedürfnißen
und Ausgaben derselben destinirt gewesen. Indeßen sind die mehreste
vorstehende Capitalien durch Aufkündigung der Debitorum eingegangen und
haben anderweitig placirt werden müßen, woraus folgende neue
Schuldbriefe erwachsen, näml.
No1.) Joh And. Schönsche ingrossirte Obligation von 500 fl. noch aus der ersten Specification.2.) Nuppenausches Anlehn, welches gemäß dem obigen Verzeichnis bestanden in 2000 fl. so nicht völlig beygetrieben worden sondern wovon noch Rest geblieben auf einen Wechsel, für den HE. Kr. Rath Hindersin gut gesagt – – – – 1000 –3.) Blocksche ingrossirte Obligation von 20004.) Henricigerichtl. cedirte Obligation 30005.) Auf ebendieselben Gründe liegen zur gerichtl.BerichtigungIngrossation – – 20006.) Gronausche IngrossationObligation, so gleichfalls zur gerichtl. Versicherung parat lieget 2000 Von welchen allen neu ausgethanen Posten dieDocumenta produciret und künfftig addepositumpupillare gegeben werden können.7.) HE. Commercien R. Hoyer Wechsel auf 30008.) H Commerc. – Saturgus – 1000 14,500 fl.Aus diesen specifirten CreditPosten submittire mich No 2. bis No. 6.
incl. welche zusammen 10000 fl. ausmachen sogl. zu produciren, auch solche
künftig ad depositum pupillare zu geben wodurch also mein Bruder Johann
Christoph Hamann völlig gesichert wird, auch sich ergiebet daß ich außerdem
noch ein Vermögen besitze, wodurch derselbe sich bey mir als seinem
künftigen Curatori gesichert, zu geschweige daß sich der verläumderische
Verdacht einer zeitherigen Wirthschaft sich von selbst wiederlegt.
Monsieur,le 3 Aout 769.Vous etes un juge trop equitable pour condamner un homme, que
Vous avez daigné de Votre confiance, sans connoissance de cause et
sans l’avoir entendu. J’abregerai de mon mieux mon double Roman,
qui fait le noeud de mon destin. Il y a 10 ans qu’une fille, superieure
en tout sens à mes pretensions et à mon attente, me fut offerte en
mariage. Je me tirai alors sur le champ l’horoscope à moi-meme, que
je serais forcé de servir pour elle 14 condamné a servir pour elle,
comme le bon Patriarque une quinzaine d’années. Notre eloignement
et notre situation reciproque nous ont interdit entierement depuis ce
tems là de songer l’un à l’autre; et ce ne sera qu’une nouvelle revolution
des circonstances qui seroit en etat d’achever la trame de la Providence.
Malgré tous les revers ce sera la seule personne de tout l’univers faite
pour etre ma femme et Mon cœur me l’a dit c’est mille fois que mon
coeur a prononcé avec toute la tranquillité dans le calme de l’amitié
la plus pure: celle-ci est os de mes os et chair de ma chair. Ainsi point
d’alternative entre elle et personne.
Ce fut en 1762, qu’une paysanne sans aucunes autres charmes que
celle d’une santé parfaite et d’une vertu rustique fit une nouvelle episode
encore plus merveilleuse – Oui cette fille me sera toujours precieuse
pour les agonies d’une passion novice et jalouse qu’elle m’a fait subir
et pour les services qu’elle a rendu à mon pere et à moi-meme jusqu’
aujourdhui. C’est depuis la Pentecote de l’année susdite que j’ai trainé
une vie aussi languissante et epuisée d’un coté qu’agitée et ebranléedechirée fermentée de l’autre part. Jeux, remedes, distraction de
voyages et de toute sorte, voyages assez longs et variés, servitudes
litteraires et civiles assez longs et variés assez rudes et severes, enfin
je n’ai rien epargné. Après avoir rendu feu mon pere, feu notre Medecin
Laubmeyer et notre Confesseur commun depositaires de mon secret la
conservation de ma vie et de
ma santé pour ma
femme eventuelle
m’ont dicté des convenances, aux quelles je serai toujours fidele par la
grace de celui que je ne cesserai jamais d’adorer comme le auteurSouverain de la Nature et de la Societé et le Mediateur et Restaurateur
de nos abus et contraventions naturelles et sociales.
Vous voyez, Monsieur, que j’ai vecu avec ma menagère presente Anne
Reine Schumacherin depuis 1762 dans une liaison, que j’ai toujours
consideré dans le
sens le plus propre
et le plus litteral commecomme un
Mariage de conscience
; Je sentirois toute la joie mais
vous penserez ne douterez pas non plus, que la joïe de se sentir pere
d’un homme et auteur d’une creature homogene est modifiée pardans mon cas par plusieurs amertumes. Malgré mon habitude de haïr
et de mepriser rebuter ce Public
profane
je suis penetré trop
vivement le respect de la veneration religieuse que je dois à Votre maison
et à l’honneur d’Icelle et c’est une reflexion plus mortifiante que toutes
les autres difficultés que j’aurai encore à dompter cette ferocité d’une
hamadryade. Notre betise sur les causes du mal et l’improbabilité morale
et physique de soupçonner un tel evenement depose en quelque maniere
pour notre innocence commune. Permettez-moi de m’appuyer encore
sur ce Cantique de Salomon, où il dit: certes c’est Dieu qui donne du
repos à celui qui l’aime. Voici, les enfans sont un heritage donné par
l’Eternel et le fruit du ventre est une recompense de Dieu. J’ai dejà pris
tous les arrangemens necessaires avec mon Medicin ordre avec une sage
femme et avec la mere et la soeur, à laquelle aura soin je confierai le
soin de mon sang. Je vous supplie Monsieur ne rougissez point d’un cas
humain, n’accablez point un homme assez aneanti, ne refusez point
vos avis et instruction à un malheureux qui a assez lutté avec son sort
et qui se flatte d’etre le plus fort avec cet ange de Dieu. Je Vous souhaite
ses meilleures benedictions et suis avec le respect le plus profond
MonsieurKgsberg den 27 Aug. 769.S. T. Wolgeborner Herr Kriegsrath
HochstzuEhrender Herr BürgerMeister,
Ich trete heute in mein vierzigstes Jahr mit einer vollkommenen
Beruhigung über die Labyrinthe meines Schicksals, in denen ich den Plan einer
höheren Hand verehre und ihrer Entwickelung mit Muth und ahndungsvoller
Hofnung entgegen sehe.
Gewiße Umstände verbinden mich Vorfälle die Ew Wolgeboren zum
Theil bekannt sind legen mir leider! die Nothwendigkeit auf mich um meine
zeitl. Umstände mehr als es mir lieb ist zu bekümmern. Ich nehme mir daher
die Freyheit Ihnen den wahren Zustand unsers Vermögens, so wie ich
selbiges alle Augenblick im stande bin nachzuweisen, in gegenwärtiger
Zuschrift auseinander zu setzen.
Ich erinnere mich Ewr Wolgeboren den 24 May 1767. meinen Entwurf
eine gemeinschaftl. Wirthschafft mit meinem Bruder zu führen übernehmen
in einem Briefe, von dem ich entweder keine Abschrift genommen oder selbige
verworfen, untergelegt zu haben. Den Michael ej. anni ist dieses Vorhaben
von mir vollzogen worden, Nachdem das Vermögen eines jegl. gehöriggewißermaaßen außeinandergemittelt gesetzt worden, hab ich bisherseit Michael 1767. von unsern gemeinschaftl. Interessen und meinem Gehalt
meine unsere jährl. Ausgaben als ein ehrlicher guter Haushalter und
ein gemein bestritten.
Ew. Wolgeboren wißen, daß ich die 5000 fl. meines Muttertheils nicht
eben verzehrt, sondern vielmehr angewandt zu einer Aussaat, von der ich die
Erndte vielleicht je später desto reichlicher erwarten kann; ich habe mir aber
jederzeit ein Gesetz daraus gemacht mein väterliches Erbtheil desto strenger zu
erhalten, und wenn es auch nur einige 100 fl. betragen hätte, so wäre mir
das Andenken von meines seel. Vaters Schweiß und Blut so heilig gewesen,
als mein Pathenpfennig und gewiße Familienurkunden, für die ich fast meine
gantze Bibliothek aufopfern möchte.
Gemäs unsern Inventar belief sich das für mich liquidirte Väterl.
Erbtheil auf 4716 fl. 25 gr. weil ich aber an 833 fl. 17 gr. an Münzen und einigen
Effecten an mich behalten: so hab ich 4000 fl. als meinen väterl. Fondsausgesetzt. Das Vermögen meines jüngeren Bruders, so ich unter meiner
Verwaltung beläuft sich 10034 fl. Hievon machen die jährl. Zinsen ungefehr
jährlich 600 fl. Auf diese Summe habe also bey unserer gemeinschaftl.
Wirthschafft Rechnung gemacht und selbige als den Beytrag meines Bruders
dazu angesehen. Der meinige bestand aus
240 fl.an Interessen und 476 fl.an meinem damaligenGehalt zu 16 rth monathl. 716 600 1316war also der gemein-schaftl. Fonds mit dem ichdas erste jahr meinerWirthschafft eingerich-tent und alle Ausgabenderselben bestritteneitenhabe müßen; so wie un-ser gantzes Vermögen aus 4000 fl10034 14034 fl. bestund.Der gegenwärtige Bestand. Unser gegenwärtiges Vermögen wird aus
nachfolgendem erhellen, wovon ich jederzeit den Beweiß vor Augen legen kann
Ein Wechsel 3000 fl. an HE Commercienrath Hoyer, dem ich dies Capitalseit dem 24 Dec. 1767 zu 6 pC% anvertraut,
wieder
meinen Willen aber
bis zu Johanni a. c. verlängert,gegenwärtig aber mit meinem guten Willen als dasMeinige sehr gern bis 1772 überlaßen will ohne überden Verlust der halben Interessen noch gegenAbgebrannte zu murren. 4000an Wechseln auf das Saturgussche Comptoir. 1000der Nuppenausche Wechsel, für den Ew Wolgeb. dieCaution übernommen, sowie Kirchenrath Buchholtz fürdie Interessen gut gesagt aber wegen 10 fl. noch einigeSchwierigkeit macht und nur unserer Abredezuwieder nur 5 pC% bezahlen wiollen. 500Schönsche Obligation} 2000Blocksche –}liegen 3000eine cedirte Obligation auf der Wittwe}inHenrici Gründen}deposito 1100an ebendieselbe. Es hängt aber bisher von der Gnadees. Notarii und Secretarii ab, daß diese beydeCapital seit denen ihrer überhäuften Geschäfte wegenauch ein Curator ex officio gesetzt zu werden verdient,daß diese 2 Capitalia seit einem halben Jahr auf dieIngrossation warten müßen. 100an einen Zimmermannsgesellen, deßen Familie seit desseel. Kuhns Zeiten an unser Eltern Haus verpflichtetgewesen= 14700 fl.Hiezu kommen noch einige 100 fl die ich einem abwesenden Freunde
vorgeschoßen, mit dem ich noch einige Abrechnung führen möchte daß ich also
dieses Capital nicht genau bestimmen kann, für die Sicherheit deßelben und
die Interessen aber personelle und reelle Pfändung in Händen habe; anderer
Kleinigkeiten nicht zu denken, die ich als verlorne Schulden, und
außerordentl. Allmosen p ansehen will muß.
In diesem Capital, das ich wenigstens über 15000 fl. und darüber
beträgt rechnen kann sind 250 fl. mitbegriffen, die meines seel. Vaters Magd
und gegenwärtigen Haushälterinn gehören, welche 120 fl. als ein Legat ihres
seel. Brodtherren von uns erhalten,
54 fl. die ihr sein Nachfolger an Lohn schuldig geblieben, hab ich mit
letzterm berechnet und das übrige hat sie theils in unsers seel. Vaters des
seel. Altstädtschen Baders theils in seiner Kinder Erben Dienste sich ehrlich
v. redlich erworben.
Ich überlaße es E. Hochweisen Magistrats strengen Gerechtigkeit soviel
Zeugen als man will gegen mich verhören zu laßen, würde aber immer
demjenigen frechen Lügner Trotz bieten können der mich irgend einer großen undoder kleinen Schuldforderung wegen in Anspruch nehmen wollte, da ich mit
keinem einzigen Handwerker noch Kaufmann in Rechnung stehe, einen
einzigen hiesigen Buchhändler ausgenommen.
Ohne mich weiter um dasjenige zu bekümmern, was Ew. Wolgeb. für
Wahrheit
halten, die einem größeren Richter und selbst einem römischen
Landpfleger eine Frage war hat mir ein Protocol E. Dirigirenden
Bürgermeisterl. Pupillen Amt vom 14 Octobr. 767. immer sehr auf dem Herzen
gelegen, weil ich es niemals begreifen können wie Ew Wolgeb. einen so illegalen
actum haben unterzeichnen können, der offenbar Unwahrheiten und
Ungereimtheiten Unrichtigkeiten in sich hält. Z. E.
1.) Es ist nicht wahr, und ich möchte fast sagen niederträchtig, und
unanständig daß man meinem Bruder in diesem Protocol ein vorzügl. Vertrauen
auf den Kirchenrath Buchholtz angedichtet und zugl: ein sehr bösgeartetes
Mistrauen gegen sn ältern Bruder aufbürdet. Wenn man aber bedenkt, aus
weßen Gehirn und Feder das Hibriden-Instrument gefloßen: so kann man
Ew Wolgeboren kaum mehr als eine kleine Uebereilung in der Unterschrift
deßelben zur Last legen.
2.) Es ist nicht eben so wenig wahr, daß ich aus Vertrauen ein
freywilliges Vertrauen zum Kirchenrath Buchholtz gehabt; indem ich den 20 May1767. an einem Mittwoch mir die Freyheit genommen meine
Bedenklichkeiten gegen einen Mann, der unser Lehrmeister, Beichtvater, Miterbe p
gewesen anzu gegen Ew. Wolgeb. auszulaßen, und Ihnen nicht mein
Vertrauen sondern mein ganzes gegründetes Mistrauen gegen einen Geistl.
vorstellte, weil ihn das öffentl. Gerüchte für einen offenbaren Wucherer, der
nach Paulo ein Abgötter ist, und für etwas noch ärgeres erkennt, für einen
Mann der die Fischerey wie Petrus, und vorzügl. im trüben Waßer versteht,
wie ich 10 Proben an statt eine erlebt, ohne daß ich die geringste Spur einer
evangelischen noch moralischen Standhaftigkeit bey allem meinem Suchen v
Forschen jemals sollte entdeckt haben, und der sich beßer zum Wetterhahn
eines Kirchth als zum Grundstein der Kirchen v Schulen schickt v.s.w. Ich
wurde aber ohngeachtet meiner redl. Absichten zum Curator meines Bruders
aufgenommen zu werden mehr als einDictator- als Consulmäßig von Ew.
Wolgeboren abgewiesen.
Ew. Kgl. Maj. Allergnädigstem Befehl zu Folge vom 9 Sept. a. c.überreiche nicht nur eine wahrhafte Nachweisung von dem Vermögen meines
Bruders sondern auch von dem meinigen um den boßhaften und
verläumderischen Verdacht, als wenn ich von ersterem das Geringste veruntreuet,
desto gründlicher wiederlegen zu können. Aus demr Beyl.
Factum
werden
Ew. Kgl. Maj. den wahren Grund meines mir bisher geschehenen Unrechts
und der daraus entstandenen Verwickelungen und Verlegenheiten, in denen
mich noch biß jetzt befinde, zu ersehen geruhen.
Was die Vorwürfe wegen der Aufsicht meines Bruders betrift, so ist es
wahr, daß dieerselbe den 17 Aug. vorigen Jahrs, da man eben mit
Einrichtung meiner gegenwärtigen Wohnung, die ich damals bezog, beschäftigt
gewesen, zu einem höchst verwegenen Ausbruch geschritten. Ich kann es aber
durch die glaubwürdigsten Zeugniße beweisen, daß ich es weder an Aertzten,
Hülfsmitteln noch einem besondern Hüter habe ermangeln laßen, biß er
von diesem außerordentl. und gantz unvermuthetem Paroxysmo hergestellt
worden, und seit den 11 Sept. a. p. habe eine ausdrückliche Wärterin blos für
ihn gehalten, daß man also diesen einzigen Vorfall ausgenommen, der selbst
in locis publicis nicht eben selten und durch alle menschl. Vorsicht nicht immer
vermieden werden kann, nicht von dem geringsten abermaligen Ausbruch
ein einziges Beyspiel anzuführen im Stande seyn wird. Alle die Umstände,
welche Magistratus von seiner Verschließung, die in gewißen Fällen wohl
nicht verargt werden kann, und von einem Zwange zur Einsamkeit einfließen
läßt, sind offenbare Unrichtigkeiten, die sich auf nichts als sinistre
Insinuationes gründen, aber mich desto mehr befremden, da ich mich selbst des
damaligen Vorfalls wegen bey dem Kriegsrath Hindersinn Raths erholt und ihm
die Erklärung that, daß ich im Fall der nicht erfolgten Wiederherstellung
meines Bruders auf zu einer öffentlichen Versorgung für ihn würde
schreiten müßen, wovon man mich damals gleichwol abrieth, weil würklich seine
Krankheit mehr in einer Art von Stupor besteht, der nur durch Veränderungen
seiner gewöhnlichen Lagen und eigensinnigen Unthätigkeit, auch oft am
leichtesten durch einen „vernünftigen Umgang“ irritirt und erbittert wird.
Außer der natürlichen Liebe die ich für meinen leiblichen Bruder hege und
der zu Gefallen ich mehr als einmal mein beßeres Glück theils wirklich
aufgeopfert theils dazu willig und bereit gewesen, werden Ew. Kgl. Maj. nach
Höchstdero Ihnen beywohnenden Weisheit und Gerechtigkeit mir eine
gründlichere und tiefere Kenntnis eines über 10 Jahr lang eingewurzelten Uebels,
deßen Ursprung und Wachstum in der Nähe und Ferne beobachtet, leichter
einräumen können als dem vom Magistrat ex abrupto und blos zu meiner
Kränkung constituirten aufgedrungenen Curator Advocat Gunthel, der
vermuthlich selbst so bescheiden seyn wird weder sich oder einem andern
Fremden die Sorgfalt und unendliche Aufmerksamkeit zuzutrauen, womit
ich mein eigen Wohl mit meines Bruders seinem Hand in Hand zu verknüpfen
und in einer so viel möglich brüderlichen Harmonie, Einigkeit und
Hausfrieden bisher zu erhalten gesucht, den gewißenhafte Obrigkeiten sich eben so sehr
entblöden sollten zu unserm gemeinschaftl. offenbaren Schaden muthwillig
zu beeinträchtigen als vor Ew. Kgl. Maj. Stuhl an statt in wahren factisund in den Gesetzen gegründeter Berichte mit kahlen Ausflüchten und
Winkelzügen zu erscheinen, wie aus dem beyl. Facto mit mehrerem erhellet.
Wenn man mir die Treue, womit ich nicht nur meinen gegenwärtigen
Beruf abzuwarten suche, sondern selbst einen Monat bey der Cantzelley des
Magistrat und ein halbes Jahr bey der Kriegs- und Domainen Cammer
Canzeley freywillige Dienste zwar umsonst aber vielleicht nicht gantz umsonst
gethan, gleichsam ins Gesicht wirft; so kann ich wenigstens auch meiner Seits
pflichtmäßig versichern anzeigen, daß ich die Morgen- Mittags- und
Abendstunden gewöhnlich in Gesellschaft meines Bruders zubringe, sehr selten außer
Hauses speise und so wenig öffentl. Häuser besuche als irgend einige
Familienbekanntschaften unterhalte noch suche, meine wenige Freunde hingegen weder
meinen Bruder von ihrer Achtsamkeit noch Umgange ausschlüßen. Uebrigens
muß ich wundern, daß Magistratus gegenwärtig meinen Bruder als einen
jungen Menschen begegnet, der durch die Vormundschaft des Advocat
Gunthel und seine deßen Vorschläge zum vernünftigen und geselligen Umgange
vielleicht noch einmal erzogen und zu Recht gebracht werden könnte, da
Magistratus diesen jungen Menschen bereits selbst zur Erziehung der Jugend
brauchen wollen, weil unser seel. Vater sich durch ein „mislungenes“
Vertrauen überreden ließ diesen nicht mehr so gar jungen Menschen, der aus eben
dem Grunde seiner gegenwärtigen Krankheit bereits Ao 1760 einen sehr
einträgl. und beqvemen Schuldienst in Riga hatte niederlegen müßen, durch eine
mühsehlige Versorgung bey der Löbenichtschen Schule anstatt
aufgezumuntertn noch tiefer in sein gegenwärtiges Elend eingezustürtzten,
nöthig fand ohne daß E. Hochweiser Magistrat nöthig fand die damaligen
notorischen und wegen seines Officii das Publicum ungl. mehr interessirenden
Ausbrüche seiner öffentl. Störung und gäntzl. Unfähigkeit zu einem
Schulamt, nicht eher, als biß es aufs ärgste gekommen war, nöthig fand in
Betracht zu ziehen, wie man mir gegenwärtig zur höchsten Ungebühr einen
einzigen bereits vor über Jahr und Tag verfloß vorgefallenen gantz
unvermutheten Paroxysmum zur Last legen will.
Allen diesen in Wahrheit, Recht und Billigkeit gegründeten Umständen zur
Folge werden Ew. Kgl. Maj. in Gnaden geruhen den aus bloßen privatAbsichten mir bisher zugefügten Beeinträchtungen und Eingriffen E. Hiesigen
Magistrats und besonders BurgerMeisterl. Pupillen-Amts Einhalt zu thun,
mich in der von Gott und Rechts wegen zukommenden Curatel meines
Bruders kräftigst zu bestätigen, anbey huldreichst zu befehlen daß ich die bisher
zerstreut gewesene Documenta von den Capitalien meines Bruders gehörig
einzuziehen und einem dazu von Ew. Kgl. Maj. Hochverordneten Pupillen
Collegio selbst zu bestimmenden Foro competenti, produciren und zur
völligen Sicherheit meines Bruders so wol als meiner eigenen deponiren darf,
damit alles in gehöriger Ordnung und legalen Richtigkeit gebracht werden
und ich nicht nur vor allen ferneren meiner edeln Zeit, Gemüthsruhe und
selbst ehrl. Namen nachtheiligen Weitläuftigkeiten und Chicanen erschlichener
Depositarien und aufgedrungener Curatoren geborgen seyn, sondern auch
unsern gemeinschaftl. Haushalter als ein treuer Verwalter von den Zinsen
meines Bruders zu seiner bestmögl. Pflege, Wartung, und Erhaltung, mit
dem Gewißen und Muth eines rechtschaffenen Mannes ungestört fortsetzen
kann, für welche Landesväterliche Gnade Huld und Protection pp.
Ew. Kgl. Maj. haben mir allergnädigst zu befehlen geruhet, daß ich auf
den abermaligen Bericht des Magistrats vom 19 Sept. mich deutlich und
hinlängl. erklären soll. Ohngeachtet die Hauptfrage von der Curatel meines
Bruders noch nicht entschieden worden so sehe ich mit Befremden einen
neuen Umstand meinem gerechtlichen Gesuch im Wege gelegt, wiewol dieser
neue Umstand blos dasjenige bekräftigt, was ich in meiner letzten
unterthänigsten Supplique als den wahren Grund meinesr bisher mir angethanen
Kränkungen bereits angegeben und es erhellet gegenwärtig
Sonnenklar noch deutlicher, daß es dem Altstädtschen Bader nicht nur gelungen
s die Caution des Oberbürger Meisters Hindersinn sondern auch dadurchzugleich das partheyliche Vertrauen des gesammten Magistrats auf Kosten
der Wahrheit, Gerechtigkeit und Billigkeit sich zu erwerben.
Es ist zwar andem, daß Nuppenaunicht nur unserer naher Blutsfreund
ist leiblichen Mutter Bruders Sohn, und da er seiner leibl. Schwester
Tochter sich zu heyrathen nöthig gesehen, also auch und auch von seiner Frauen
Seite, wiewohl nicht so nahe, als er selbst uns verwandt ist, indem er wie
bekannt sich genöthigt gesehen sr leibl. Schwester Tochter zu heyrathen. und
daß er vielleicht einige Liebe und Erkenntlichkeit unserm seel. Vater und
seinen Erben schuldig ist, der weil ersterer ihn noch bey Lebzeiten die
Altstädtsche Badstube abgetreten, und seine gantze Familie von Kindheit auf
zum Theil reichlich unterstüzt und unterhalten sondern auch selbige durch
einen mündl. sowol als auf einer steinernen Tafel mit eigener Hand
geschriebnen Befehl und zwar an mich seinen ältesten Sohn gerichteten Befehl noch
mit 900 fl. auf seinem Sterbebette bedachte, die ihm, seiner Frau und ihrer
Schwester
laut
in
beyl. Original Qvittungen
so wol aus bloßemkindlichem Gehorsam gegen den letzten Willen unsers seel. Vaters, und aus
bloßem milden guten Herzen als aus gutherziger Mildthätigkeit von
unserer Seiten richtig sind ausgezahlt worden, mit der ausdrückl. Bedingung
aber, daß er von seinerm Seiten uns mit einer gleichmäßigen EhrlichkeitTheil dasjenige was uns theils noch vo an Meublentheils und an
Capital von unsers seel. Vaters Nachlaß noch von Gott und Rechtswegen
zukäme, mit eben der Ehrlichkeit und so weit und Genauigkeit uns
extradirenals und gehörig berichtigen würde möchte. An statt deßen abernun haben wir uns nicht nur willig und ohne Wiederrede einen Abzug von
mehr als 400 fl. müßen gefallen laßen, weil obschon die Abtretung der
Altstädtschen Badstube eben in dem Jahr der Münzreduction geschehen war,
ohngeachtet wiewol ihm dennoch das meiste Hausgeräth für einen noch
billigern Preiß überlaßen worden, als bey einer Theilung eines liebreichen
Vaters mit seinen leibl. Kindern Statt finden kann; sondern, was noch
härter ist, wir haben uns kaum unterstehen dürfen uns nach vielen
zurückgelaßenen Meublen zu erkundigen, weil unsere bloße Anfrage darnach bald
mit einer groben Hitze bald mit dem kahlen Vorwand, daß unser seel. Vater
alles verschenkt hätte, müßen abgewiesen laßen worden. Aus diesem
seinem bisherigen Betragen sowohl als und aus den gegenwärtigen
Kränkungen, wodurch er sich gegen die Bezahlung der uns noch schuldigen 1000 fl.
und ihrer Interessen durch Mittel zu decken sucht, die einem so nahen
Blutsfreunde ebensowenig als einem rechtschaffenen Bürger anständig sind, läßt
sich eben nicht absehen daß in keine zuverläßige noch vortheilhafte
Versorgung meines Bruders so wenig für ihn selbst letzteren als für mich
seinen allernächsten Blutsfreund absehen.
Durch welchen Weg es 3 Jahr nach unsers seel. Vaters Tod jetzt erst
verlautbart
, als wenn selbiger auf seinem Sterbebette ausdrücklich verlangt
hätte, daß der mein blödsinnige Hamann Bruder bey Nuppenau zur
Aufsicht gelaßen werden sollte, ist mir schlechterdings ein Geheimnis, von
dem ich mich niemals entsinnen kann biß auf diese Stunde die geringste Sylbe
in meinem Leben gehört zu haben. Das dieses in von meinem seel. Vater
bereits 1759. gemachten Testament,davon Copia beylege, kann
davon ohnehin nichts enthalten, beweiset die davon beygelegte Copia und
in dem in originali beyl. Protocoll vom 16 Oct. 1767 ist auch von diesem
vorgegebenen ausdrückl. Verlangen meines seel. Vaters weder von
Bürgermeister durch Kr.rath Hindersinn noch durch Kirchenrath Buchholtz, die
gegenwärtig jetzt aus Ursachen, welche dem Höchsten Richter alles Fleisches
anheimstelle, gegenwärtig mit Bader Nuppenau gegen uns gemeinschaftl.
Sache machen, damals das allergeringste verlautbart worden. Ich bezeuge
hiemit nochmals vor Gott und dem Thron Ihrer Kgl. Maj. daß mir von
diesem vorgegebenen letzten Willen nichts wißend ist und will mag mich
übrigens um bey dieer Zuverläßigkeit solcher Leute die dergl.
Unwahrheiten verlautbaren können nicht weiter bekümmern aufhalten, da dieser neue
Umstand der aus der Finsternis hervorgezogen wird, nicht einmal eigentl. zur
Sache gehört, noch zu einer Zeit vorgefallen, wo ich abwesend in der Fremde
gewesen und unser mein Vater weder die Heimkunfft seines ältesten Sohnes
so wenig als noch seine Versorgung im Väterl. ihm in seinem Vaterl.
bisher so schwer gemachte Versorgung vor der Hand absehen konnte.Nachdem mein Bruder leider! bey seiner jetzigen Gemüthsverfaßung gar
keines vernünftigen noch moralischen Vertrauens leider! fähig mehr ist, so
kann ich dasjenige was ihm so wohl im BurgerMeisterl. Amt nach
obangeführtem Protocol gegen Kirchenrath Buchholtz als in dem abermal.
Bericht in den Sinn und gegen Bader Nuppenau in Mund und Sinn gelegt
worden, wol blos der Freygebigkeit des Concipienten zuschreiben; und aufs
leidlichste davon zu reden für eine bloße Fiction oder Lieblingsformul seiner
Schreibart halten deßelben ansehen erklären. Damit man aber dies
vorgegebene Vertrauen ms Bruders nicht etwa als ein ihm übriggebliebenes
Vorurtheil seiner Erziehung ansehen möchte: so muß zur Beysteuer der
Wahrheit versichern, daß unsere seel. Mutter als eine sehr ämsige, gewißenhafte,
eingezogene, stille und für sich und die Ihrigen blos lebende Hausmutter
immer am meisten mit dieser gantzen branche Linie ihres Geschlechts
unzufrieden gewesen; so wie ich im Stande wäre schriftl. vertrauliche Briefe
meines seel. Vaters an mich aufzufinden, die woraus deutlich zu ersehen,
daß die Mildthätigkeit unsrer beyderseitigen Eltern gegen dieseas
Nuppenausche Haus sich nicht eben so wenig auf die Verdienste nicht weniger
auf die Gleichförmigkeit der Neigungen und Gesinnungen die sonst unter
Blutsfreunden natürlich ist noch oder auf eine persönliche Würdigkeit
sondern lediglich auf die Pflichten der Nächstenliebe, des Mitleidens und die
Wohltätigkeit bezogen haben.Was die freundschaftl. Unterredung des Nuppenau und der Seinigen
betrift anlangt, so bin ich lange gnug selbst davon ein Zeuge gewesen und
habe mit Betrübnis empfinden müßen, daß selbige nur gar zu oft in
entgegengesetzte unzeitige Aufwallungen oder auch in leichtsinnige Geckereyen
ausarten, womit man sich und seine Gesellschafter mehr als einen
melancholischen und zum Theil durch böse Gewohnheiten und Eigensinn
verdorbenen Menschen aufheitern oder noch öfterer vielmehr am öft beßern muß.Ich habe übrigens viele Gründe daran zu zweifeln, daß bey meinem Bruder
das Andenken der altstädtschen Badstube so lebhaft ist als es vielleicht mir
selbst und einigen andern noch größeren Männern bisweilen vorkommen mag,
die sich der vergnügten Abende noch erinnern mögen, welche sie in ihrer
Jugend daselbst zugebracht haben, oder der thätl. Dienste und Denkmale, die
ihnen jährlich daraus zugefloßen. Vielleicht möchten aber jetzt die alten
bürgerl. Sitten, deren Geschmack ich eher nachzuahmen als zu verleugnen mich
bestrebe, gegenwärtig in der Altstädtschen Badstube ziemlich ausgestorben
seyn. Alle diejenige, welche den Mann gekannt haben, in deßen Platz
Nuppenau gekommen, und ich darf mich hierauf in diesem Fall auf Väter der
Stadt selbst beruffen, die rechtschaffene Bürger zu unterscheiden im stande
sind, und niemanden keinen als solchen gut gesinnten Glieder des
Gemeinen Wesens aus Neigung zugethan und zu guten Werkenrechtmäßigen Absichten unterstützen, werden ersteren nicht nachsagen können, daß er
außer seinem Beruf sich jemals in fremde Dinge gemischt oder daß Fleischer
und Becker und am allerwenigsten Gesinde und Hausgenoßen auf ihren
verdienten Lohn irgend jemals bey unserm seel. Vater haben Wochen geschweige
Jahre lang warten müßen; wie Magistrat leichtlich im Stande ist seyn
wird auszumitteln, wenn sich selbige so genau um die Wirthschaft eines unterihnen stehenden Bürgers als um die meinige bekümmern will, so wenig auch
letztere einen Hiesigen Magistrat angehn, als wie den ich nicht wenig kenne,
als daß ich einen Monatlang bey seiner Canzeley umsonst und gedientfreywillig gedient. Wenn die Altstädtsche Badstube als ein Haus, in dem mein
Bruder von Jugend an erzogen worden, den geringsten Einfluß in seine
traurige und melancholische Gemüthsverfaßung haben könnte, so hätte sich
selbige bereits dieser für mich so erwünschte Erfolg längst gnug äußern müßen,
weil er sich mein Bruder zum offenbaren Nachtheil seiner Gemüthsumstände
nur gar zu lange daselbst aufgehalten. Es könnte vielleicht seyn, daß
mein Bruder selbiger zu einer etwas strengern Diät angehalten werden
könnte, aber nach seinem jetzigen Geschmack würde dadurch sein Zustand nur
trauriger und melancholischer werden. Ohngeachtet ich es für meine
Schuldigkeit hielt zur damaligen nach der Hochzeit des Bader Nuppenau das
schwerste Stück Silberzeug, welches noch von dem zerstreuten Nachlaß und
zum Theil größtentheils zum geistl. Behuf angewandten Seegen und
Nachlaß uns. seel. Vaters übrig geblieben war, durch den Kirchenrath Buchholtz
der davon die wenn er will die nächsten Nachrichten ertheilen kann zum
gemeinschaftl. Andenken von uns beiden aussondern zu laßen, so ließ man
sich doch gelüsten meinen armen Bruder, der etwas von Natur niemals
zur Freygebigkeit geneigt gewesen, durch freundschaftl. Unterredungen zu
einem Geschenk einer silbernen Schmantkanne aufzuheitern. OhngeachtetWiewol ich gegen diese Handlung von Seiten meines Bruders nichts
einzuwenden hatte so befremdete mich selbige desto mehr, da er 1759 vor Abreise
nach Riga den SchwiegerEltern des Nuppenau welche sich darüber gegen
mich mehr als einmal beklagt, halb des seel. Vaters Haus beynahe halbso zu sagen verboten hatte mit der Erinnerung sich an den Wohlthaten die
sie bisher genoßen zu begnügen und einen unvermögenden Mann wenigstens
auf Kosten seiner ihrer MitErben nicht völlig auszusaugen. Da diese
Besorgnis in dem natürl. Character meines unglückl. Bruders liegt und auch
diese Leidenschaft zu seiner Krankheit vermuthl. beygetragen, so läßt sich nur
desto weniger ein Vorurtheil des Vertrauens bey ihm gegen die Familie des
Nuppenau zum voraus setzen, die ohnedem durch meine Curatel und durch
unsere eigene gemeinschaftl. Bedürfniße diejenige Vortheile nicht mehr
erwarten kann, wodurch sich der Hamannsche Name noch in einiger Liebe bey
ihnen erhalten, wie der Magistrat in seinem abermaligen Bericht aber blosauf sein bloßes Wort versichern will. Ich habe nicht soviel Zuversicht als
Kirchenrath Buchholtz und Bader Nuppenaumir ein besonders vorzügl.
Vertrauen meines Bruders zuzueignen, unter dergl. sich Kirchenrath
Buchholtz v Bader Nuppenau haben zu Protocoll schreiben laßen; unterdeßen
weiß ich, daß letzterer in diesem Jahr just um die Verfallzeit des Wechselsmeinen Bruder zu einer Zeit, da ich wie notorisch meinen Beruf abwarten
muß, hat besuchen wollen um sich wahrscheinl. Weise mit meinem
blödsinnigen Bruder in Unterhandlungen wegen des Wechsels der eben damals
verfallen war einzulaßen woran er aber durch die Gegenwart eines Fremdlingen
den ich eben damals einige Tage bey mir aufgenommen, verhindert worden,
bey welcher Gelegenheit weder mein Bruder die Höflichkeit gehabt Nuppenaurecht anzusehen geschweige ihm das geringste zu antworten. Gleichwol kann
ich auf meine Ehre und Gewißen meinem unglückl. Bruder das Zeugnis
geben, daß er mir noch immer von jeher die gröste Liebe und Furcht geäußert,
dergl. sich kein anderer weder Freund noch Fremder sich jemals mit Grund
der Wahrheit wird rühmen können und daß er die zwey Jahre, die er mit mir
zusammen gelebt, gegen meine Person niemals dergl. Ausbrüche des Haßes
und der Verachtung hat merken laßen, womit sein leiblicher Vater öfters
betrübt worden, da er nicht nur in der Altstädtschen Badstube sondern sogar
in officio publicowar stand und daß selbst sein gegenwärtiger Zustand
ungl. erträglicher und ruhiger ist, wenigstens garnicht so traurig und
melancholisch als der Magistrat denselben willkührlicher Weise ohne Grund,
Kenntnis noch Beweiß in seinem abermaligen Bericht erdichtet.
Ew. Kgl. Maj. sehe mich noch genöthigt in tiefster Unterthänigkeit
vorzustellen, daß dieser zwar plausible aber höchst unrecht angewandte Grundsatz
meinen Bruder aufzuheitern, ihn eben in sein gegenwärtiges Uebel so tief
eingestürzt und versenkt hat, weil man ohne Ueberlegung und innere Kenntnis
seinesr Uebels wahren Gemüthskrankheit bey der ich nach meinem besten
Gewißen einen sehr tief eingewurzelten Eigensinn und eben so große
Verstellung, da keiner so leicht ohne die allergenaueste Bekanntschaft seines
Characters und seiner gantzen Lebensgeschichte ergründen kann, immer
wahrgenommen, ihn behandelt, und dadurch sein Verderben wirkl. befördert und
wenigstens nach dem Urtheil der Aertzte unheilbar gemacht. Ohngeachtet es
notorisch war daß er aus einer ihm selbst so wol als andern unerklärl.
Melancho Verdruß und schwermüthigen Unlust einen sehr einträgl. und
gemächl. Schuldienst in Riga niederlegen müßen stieß drang man selbigen
zum Hofmeister in einem angesehenen Hause auf, unter der näml. eiteln
Erwartung ihn durch Conversation und Welt aufzuheitern.
Nachdem dieser Versuch sehr übel ausschlug, begieng man die zwote
Schwachheit ihn trotz seiner zunehmenden Grillen und Krankheit durch die
Zerstreuungen und Arbeiten eines kümmerl. Schulbrodts, wie man sich
einbildete, aufzuheitern. Ew. Kgl. Maj. können sich den Gram und Kummer
nicht vorstellen, mit dem ich Jahre lang habe müßen dem Leiden meines
Bruders zusehen, das nothwendiger weise durch eine so unvernünfftige und
unmenschl. verkehrte Behandlung eines viell. im Grunde moralischen und durch
Zeit und Umstände erst mein physisch ausgearteten Unordnung hat eher zu
als abnehmen müßen. Aus dem gegenwärtigen Tück meiner Feinde ist zu
ersehen, wie mit welcher Vorsicht und Furcht ich bisher meinen Bruder habe
halten müßen, und daß ein Meisterstück ihrer Bosheit gewesen mich von der
keinem einzigen Unterthan des Königs jemals versagten aber mir vom
Kriegsrath Hindersin mehr Dictator als Consul mäßig jederzeit rund abgeschlagenen
Gesuch, das gleichwol nichts niemals anders als die meine brüderl.diejenige Liebe und Pietät welche ich glaube meinem Bruder schuldig zu seyn,
und die gehörige Sicherheit gegen eingennützige und unverschamte Captatores
bonorum alienorum zum Grunde gehabt, auszuschlüßen, weil meine Feinde
niemals ermangelt haben würden sich die Schwäche meines Bruders zu Nutze
zu machen oder meine etwanige Bemühungen zu seiner Wiederherstellung
die vielleicht ihren Einsichten und Vorurtheilen entgegen wiedersprochen
und wiederlegt selbige beschämt hätten zu verlästern, verdächtig zu machen
und gäntzl. zu vereiteln. Der Magistrat hat mich zum Theil de facto und
ex abrupto eben so unmündig als meinen Bruder selbst gemacht zu machen
gesucht; ich müste aber in der That einem unlöbl. Beyspiel folgen wenn ich
Gewißen und Vernunfft an den Nagel hängen und mit kaltem Blut in einen
dritten vermuthlich zwischen Kriegsrath Hindersinn Kirchenrath Buchholtz
und Bader Nuppenauverabredetenconcertirten VersuchPlan willigen
sollte meinem Bruder anstatt zu erhalten deßen Erhaltung ich als meine
selbst eigene suche völlig aufzuopfern, und seine Person so wohl als sein
Vermögen einem debitori moroso und ingrato anvertrauen sollte. Wie wenig
zuverläßig und vortheilhaft die Bedingungen des Altstädtschen Baders seyn
können, und wie wenig selbiger sein Wort zu halten im stande ist, läßt sich
aus der Unordnung ersehen womit er seit den letzten 2 Jahren die Interessenabgetragen, die er im vorigen Jahre anstatt des 14 Junii erstl. den 5 Sept.und dies Jahr noch gar nicht bezahlt auch sich eben so wenig als Kirchenrath
Buchholtz darum bekümmert, der sich gleichwol gegen unsern Freund
Advocaten geäußert dahin erklärt daß er einen meiner besten Freunde für die
Interessenstünde gut gesagt, weil er vermuthl. mit dem Altstädtschen
Bader in Rechnung steht wegen der Bedienung im Ader Barbiren
Aderlaßen und häufigen anderer Handreichung wegen bey seinen bekannten
schwindlichen Umständen und kränkl. Familie steht. Ja ohngeachtet
Kirchenrath Buchholtz von freyen Stücken mich den 23 May a. c. besuchte und
ich weiß nicht warum darauf drang daß ich die bey ihm in deposito liegende
Obligationes ihm abnehmen möchte; so hat es doch nachher gar zu sehr den
Anschein gehabt daß diese Anerbietung nicht aus einer evangelischen
Lauterkeit gefloßen, weil er alle damals ausgefertigt gewesene Obligationes noch
biß diese Stunde in deposito hat, neml.
No1. meiner Nachweisung von 500 fl.3 – – – – von20004 – – – – 3000 5500 fl.Ew Kgl. Maj. werden daraus einen neuen Beweiß ziehen können daß die
willkührl. und illegalen Verfügungen wodurch das Burgermeisterl. PupillenColleg Amt mich von der Curatel meines armen Bruders auszuschließen gesucht,
mich den grösten Verlegenheiten und Verwirrungen aussetzen können, weil das
Vermögen Geld und Kirchenrath Buchholtz seines bisherigen Amts
depositarius zu seyn, das ohnedem einem Geistl. nicht anständig und selbst ehmals
einem Apostel Christi höchst nachtheilig geworden, von Herzen überdrüßig ist.
Was den 2ten Punct der 4000 fl. anbelangt,
Nachdem ich nunmehr dem Allergnädigsten Befehl Ew. Kgl. Maj. mit
tiefster Ehrfurcht eine Genüge geleistet, auch dem abermaligen außerordentl. Bericht
des Magistrats, der offenbare Unwahrheiten adoptirt und meine in Natur und
Gesetzen gar zu sehr gegründete Rechte zu schmälern, wie ich hoffe deutlich und
hinlängl. beantwortet habe: so unterwinde mich noch Ew. Kgl. Maj. zu
versichern, daß meine natürliche Blödigkeit, und noch weit mehr die Ehrerbietung
für Dero Allerhöchstes Antlitz mir das Stillschweigen über unendl. Kleinigkeiten
auflegt, wodurch ich meine Unschuld so wohl als unser bisher in stiller
Gedult gelittenes Unrecht in ein noch stärkeres und helleres Licht setzen könnte.
Wenn Väter der Stadt und der Kirchen gemeinschaftl. Sache gegen den
Samen eines gerechten Mannes machen: so habe ich Ursache meinen Feinden
zu vergeben, weil sie nicht wißen, was sie nicht thun. Es ist ihnen eigentl. nicht
daran gelegen meinen Bruder, der ohnedem in ihren Augen als ein civiliter
mortuus wenig in Betrachtung komt, völlig zu Grunde zu richten, worinn es
ihnen bisher nur gar zu sehr gelungen durch die Zulaßung einer höheren Hand,
sondern hauptsächlich mein kleines bescheidenes Glück in meinem Vaterlande
zu zerstören, das ich mit der Wohlfart meines Bruders so innigst zu
verflechten gewust, das beide zu gleicher Zeit entweder bestehen oder untergehen
müßen. Ungeachtet der grösten Anerbietungen auswärtiger Gönner mich über all
mein Verdienst zu versorgen bin ich meinem Vaterland treugeblieben und
darüber der Gefahr ausgesetzt gewesen beynahe hier zu verhungern. Ich hätte
ohne Ehrgeitz und Eigennutz gern mit der kleinsten Stelle, von der ich als ein
ehrl. Mann hatte leben können gern vorlieb genommen, und habe in dieser
Absicht bey E. Hiesigen Magistrat so wohl als einer Kgl. Kriegs- v DomainenCammer nach meinen Umständen lange gnug als Volontair Dienste gethan,
ohne gleichwol die geringste Beförderung für mich absehen zu können.
Endlich hat ist es mir nach dem Tode ms seel. Vaters bey meiner letzten
Heimkunft aus fremden Landen durch gantz unerwartete Wege, welche die
Vorsehung allein in ihrer Hand hat gelungen das Amt es französischen
Uebersetzers bey dem Hiesigen Accise und Zoll Directorio zu erhalten, wo mein
Gehalt durch eine besondere Gnade des Königs in Zeit von zwey Jahren von
16 rth bis zu 25 pro Monath erhöhet worden. Durch den kleinen Anfang
meines Glücks bekam ich so viel Muth eine eigene Haushaltung blos aus
Liebe für meinen Bruder, deßen Verpflegung unumgängl. war, mich am
nächsten angieng und die ich mit gutem Gewißen niemanden mit so viel
Recht und Fug als mir selbst aufbürden konnte, einzurichten. Da die
Wirthschaft niemals weder meine Sache noch Neigung gewesen, so wäre mir eine
solche Unternehmung für meine eigene Person um desto weniger eingefallen,
wenn die betrübte Umstände meines Bruders nicht der einzige Bewegungs
Grund dazu gewesen wären und ich hätte auch meinen Entwurf nicht
ausführen können, wofern ich mich nicht wenigstens auf die Interessen von den
Capitalien sichere Rechnung gemacht. Gott hat meiner häuslichen Ordnung
nach der ich mich zu leben bestrebe, besonders durch die seltene Treue und
Redlichkeit meiner Hausgenoßen so gesegnet, daß ich mit der grösten
Zufriedenheit und Sicherheit nicht nur meinen Beruf außer Hause abwarten sondern
auch nach verrichteter Arbeit alle mögl. Beqvemlichkeit, Ruhe und Pflege zu
gleichen Theilen mit meinem Bruder zu Hause genießen kann. Weil hierinn
alle meine zeitliche Glückseeligkeit besteht: so würde selbige nicht nur durch
die Trennung meines Bruders gänzl. aufhören sondern ich auch genöthigt
seyn meine gegenwärtige kleine Haushaltung aufzugeben. In diesem
schmerzhaften Fall würde ich von meinem Bruder, oder vielmehr von einem Hiesigen
Magistrat mit mehr Recht, nicht nur meine eigene Schadloshaltung sondern
auch selbst meiner beyden jetzigen Hausgenoßen von ihm fordern müßen, für
deren Bestes ich mit eben dem herzl. Eifer sorge, als sie sich des unsrigen
angelegen seyn laßen, um so viel mehr, da meine Haushälterin eine Magd
unsers seel. Vaters ist, welche ihm die letzten Jahre seines siechen Lebens mit
einer so kindl. Zuneigung aufgewartet und seinem gantzen Hause
vorgestanden, daß er auf seinem Sterbebette ihr ein Legat von 40 rth verschrieben, die
gegenwärtige Wärterin meines Bruders aber als eine alte würdige Wittwe
vom Lande dadurch wieder mein Versprechen gantz außer Brodts gesetzt
werden würde. Die bloße Vorstellung dieser Folgen und Verlegenheiten die mir
und den Meinigen daraus erwachsen werden, macht mich melancholisch und
ich traue Vätern der Stadt und der Kirchen so viel Menschenliebe und Religion
zu, als daß sie ihr Ansehen und ihre Zeit, die zu edlern Geschäften gewiedmet
ist, dazu verschwenden und misbrauchen sollten, durch leichtsinnigerweiseBerichte und Verläumdungen eine Haushaltung, die noch dazu mit ihrer
Genehmigung gestiftet worden, niederzureißen, den Frieden zwischen Brüdern, die
bisher einträchtig bey einander gewohnt, muthwillig zu stören, arme ehrl. Leute
außer aller Verfaßung zu setzen und die ganze zeitliche Glückseeligkeit einesund Ruhe eines Menschen aufs Spiel zu setzen, der bey dem einem
mühseeligen aus Noth ergriffenen und zum Theil unsichern StückAmt, das seine ohne
dem geschwächten Augen und Gesundheit tägl. mehr angreift, bey dem
Hauskreutze, dem er sich aus Pflicht mit willigem Herzen unterzogen, und bey seinen
übrigen verwickelten Schicksalen mehr Ursache als sein unglücklicher Bruder hat
in Schwermuth und Verzweifelung zu versinken, wenn sein festes Vertrauen
auf Gottes und Ew. Kgl. Maj. gerechtes und gnädiges Mitleiden nicht über alle
seine Bekümmerniße Wiederwärtigkeiten und Drangsale den Sieg behielten.
Kgsberg den 21 Sept. 769.Geliebtester Freund,
Erlauben Sie mir diesen vertrauten Titel unter dem ich immer an
SieIhnen gedacht habe, ehe ich Sie noch persönlich kannte, und durch letzters noch
ein größeres Recht dazu glaube erlangt zu haben, ohngeachtet der Ausnahmen,
die ich sonst gegen
Berliner
überhaupt zu machen gewohnt bin und ohngeachtet
einer andern kleinen – Saumseligkeit, die ich noch lange Ihnen nachgetragen
habe, welche Sie aber durch das gegenwärtige Merkmal nicht nur Ihres
Andenkens sondern zugleich redlichen Achtsamkeit völlig ersetzen. Ich ergreife daher
diese eben so unerwartete als angenehme Gelegenheit mit beyden Händen Sie
wenigstens meiner aufrichtigen und unveränderten Ergebenheit zu versichern.
Was die Sache selbst betrift; so bin ich nicht im stande Ihnen die geringste
Bedenklichkeit entgegen zu setzen, und weil ich mich gar nichts mehr erinnern
kann so muß alles schlechterdings Ihrem eignen Urtheil überlaßen und
anheimstellen. Ich setze den Bewegungsgrund Ihrer freundschaftl. Anfrage zugl.
als eine Richtschnur zur Ausführung zum voraus, und im Fall ich nur das
Decorum eines anonymi für mich selbst habe, werde niemals auch das ärgste
überliefern, und gebe Ihnen also carte blanche mit desto mehr
Zufriedenheit, wenn dadurch der geringste Vortheil zu Ihrer Absicht oder Plan, auch
nur bloß Contrastweise oder per antithesin erreicht werden kann. Was ich
vom Decoro des anonymi gesagt, betrift nur eigentl. dasjenige, was
ich
selbst schreibe
, das ich niemals weder Rrecht Herz noch Lust gehabt habe mit
offener Stirn zu rechtfertigen; ich suche dadurch nicht im geringsten die
Urtheile anderer
gegen mich einzuschränken und überlaße es jedem gern
dasjenige selbst zu verantworten, was er selbst schreibt. Ich schreibemache
Ihnen diese verlorne Anmerkung, liebster Freund, nur auf allen Fall, daß der
übrigen Correspondence dadurch nicht ein Haar entzogen wird sondern alles
der Wahrheit des damaligen Periods gemäß bleibt. –
Ich schreibe bey Licht, welches gar nicht mehr gewohnt bin. Wenn Sie von
meiner gegenwärtigen Verfaßung nichts wißen, so melde Ihnen daß über
2 Jahre bey der Hiesigen Provincial Direction als Secretair-Traducteurarbeite, mit viel Zufriedenheit aber so überhäuft, daß ich bey meiner
verjährten Atonie des Geistes kaum Augenblicke übrig behalte zu naschen
geschweige zu
studiren
. Unter allen häuslichen Druck und
privat-Mühseeligkeiten hoff ich noch immer auf eine Zeit der Erholung, und ich bin zufrieden,
daß misr mein gegenwärtiges Joch erträglich, ja bisweilen leicht fällt. Außer
meinem Beruf finden sich noch immer Kleinigkeiten, die meine unbändige
Hypochondrie oder Phantasie in Wichtigkeiten verwandelt und vice versa,aber auch in diesem Betrug ist etwas unterhaltendes. Der Himmel weiß wenn
ich unserm Freund Phädon sein agio werde bezahlen vergelten können. Die
Noth hat mich jetzt zu einem so guten Wirth gemacht daß ich eins von seinen
goldenen Pferden Nunquam retrorsum, die er mir damals zum Vorspann
vorstreckte noch bis jetzt ihm zum Andenken aufgehoben habe. Ihren
Rammler überhebe ich sich meiner zu erinnern, solang er einen meiner Landsleute,
wenn ich die Litthauer dafür ansehen darf, seinen Freund nennt. Seit dem
Valetbriefe unsers
Herders
weiß nichts von ihm. Mein blindes Gefühl hat
den großen Mann in seinem damaligen embryo des Genius Saeculi und der
Mores eruditorum oder wie es heißt so genau erkannt, daß ich den Litteratur
Briefen gern etwas von meinem Instinct gewünscht hätte. Ein wahres Caput
mortuum einer Gottschedschen Belustigung des Verstandes und Witzes mit
der lateinischen Sprache vereinigen zu wollen ist in meinen Augen ein solcher
Unsinn des Geschmacks, ⸂den mir mein Caius Herennius Rapidius eingebläut,
bey dem ich wieder allen academischen Wohlstand noch Jahre lang den Cicero
exponirt, ungeachtet Plinus einer meiner ersten Autoren als Schulknaben
oder vielmehr Jungen gewesen war.⸃ daß es mir nicht mögl. fällt einen
einzigen römischen
Perioden
eines solchen Schriftstellers ohne Colik und
Bauchgrimmen herunterzukriegen; und der bitterste unverschämteste Spott der Alten
sind wohl die Panegyricus und Nachahmungen solcher Schüler.
Ich wage mich in ein Feld, wo ich nicht mehr zu Hause gehöre und bescheide
mich mit einem nonnostrum est tantas. – Einen guten Abend kann ich mir
demohngeachtet von HE Leßings 2ten Theil versprechen. Ist der Verf. der
romantischen Briefe noch ein Räthsel? und darf man keine Fortsetzung erwarten.
Umarmen Sie unsern lieben Phädon, den ich anderthalb mal gelesen aber
nicht Zeit gehabt beurtheilen zu können. Roußeau Anmerkungen über Plato
scheint mir zieml. gegründet. Nun gute Nacht und Gott empfohlen bis auf
ein glückliches und munteres Wiedersehen.
Hamann.Nicht im Hartungschen Buchladen sondern auf dem Accise v Zoll
Directorio zu erfragen, nicht sedentem sondern stantem in telonio.Erhalten-Vermerk von Nicolai auf der letzten Seite des Briefes oben:1769. 29 Sept / 29 Oct bean. Hamann… ich billige jetzt recht sehr Herder’s gewagten Schritt und wünsche, daß
selbiger zu unserer gemeinschaftlichen Zufriedenheit ausschlagen mag. Mein
Schicksal ist vielleicht nicht so individuell, wie unser Herder zu sagen liebt, daß
meine Bücher wie ein Schneeball wachsen, unterdessen das Gehirne
verschmolzen und verraucht ist. …NantesAn seinen Freund Hamann
Sie werden einen Brief von mir empfangen haben, den ich als einen
posthumum nachließ. Nachdem ich Stadt u. Kirche gesegnet hatte, nachdem
ich Stadt und Vorstadt mit dem letzten Gruße durchcaroßirt hatte, verschloß ich
mich u. gab meine letzten Augenblicke in Riga 2. oder 3. lebendigen Freunden,
meiner Mutter u. Ihnen.
Es wird nicht lohnen, Sie über meinen Rückzug aus Riga aufklären zu
wollen. Ein philosophischer Humour und oft ein sophistischer Spleen, wie der
Ihrige, weißagt sich selbst Gründe, u. noch mehr läßt sich schwerlich andre
sagen. Hier sind indeßen die, die ich in mir entwickle.
Nichts ist in der Welt peinlicher, als zu groß für seine Sphäre zu scheinen
u. zu klein für dieselbe zu seyn, und das war der Fall mit mir; das gab
Contrarietäten zwischen mir u. meinen Ämtern, zwischen den Ämtern an sich
selbst, u. mit andern Sachen. Ich fühlte den Anfang einer
Falte
meines
Geistes, die ich zerstören wollte. Ich fing mich an, wie eine verstümmelte Büste zu
fühlen, wenn ich in den ewigen Kreis meiner Beziehung hätte eingeschloßen
bleiben sollen. Ich sahe, daß gewiße Jahre zu nutzen wären, die nicht
wiederkommen. Ich sahe, daß ich überraschen müste, oder ich bliebe sitzen. Ich thats.
Ich überraschte – – Stadt, Kirche, Magistrat, nahm Abschied, und traf den
Punkt, da mich die Thränen u. Wünsche aller begleiteten, u. man, aus einer
Sympathie für die Jugend, in die ich mich stellete, u. in der man mich selbst
bisher nicht gesehen hatte, mich mit Regungen beschenkte, die wenigstens
uneigennütziger sind als Geschenke. Ich stürzte mich aufs Schiffe, ohne Musen,
Bücher u. Gedanken, wie wenn ich in Bett u. Schlaf sänke, u. habe also die
ganze 6. Wochen meiner langen, stillen, sanften u. recht Poetischen Reise nichts
anders können, als Träumen – aber glauben Sie, mein H., Träume nach
einer so schleunigen Veränderung, auf einmal wie in ein andres Land, u.
Element geworfen, von Geschäften, Welt u. Narrheiten verlaßen, die uns
belagerten, blos sich, dem Himmel u. dem Meer übergeben – o Freund da lehren
uns Träume von 6. Wochen mehr, als Jahrhe von Bücherreflexionen u. von
Hamannischen Pastoralschreiben.
Jetzt bin ich in Nantes, wo ich in weniger, aber vertrauter Gesellschaft,
französische Sprache Sitten u. Denkart kennen lerne – – kennen, aber nicht
annehmen lerne; denn ich entferne mich immer mehr, je näher ich sie sehe.
Einen Jüngling aus dem Nordischen Gothlande habe ich hier gefunden, den
ich erleuchte, u. mit dem ich oft in einem schönen Walde, deßgleichen ich noch
nie gesehen den Musen opfere. Er kannte mich durch meinen Namen u. hat
mich hier verrathen.
Mein Journal der Reise ist noch zu jung und meine Tristramsche
Meinungen, die den Mangel der Denkwürdigkeiten ausfüllen müßen, zu unreif u.
also nothwendig noch zu zahlreich, als sie schreiben zu können. Wenn Ihnen
ein neues großes Caos von Buch zu Händen kömt: les Saisonsso dür verderbenSie nicht die Zeit mit dem Gedicht; lesen Sie aber die Anmerkungen. Manche
von ihnen sind in dem Philosophischen Geist, der jetzt in Frankreich herrscht u.
da ich die Fabeln des Sadi, wie sie hier gesondert sind, im Journal étrang.gelesen, da der Verf. sich als Encyklopädist verräth u. aus andern Gründen:
so halte ich d’Arnauld für den Verfaßer.
Hier ist das wichtigste, daß der König die Ostind. Komp. aufgehoben:
wollen Sie die darüber gewechselten Schriften lesen: so haben Sie des Abbts
Morellets Memoire sur la situation actuelle de la Comp. des Ind. zuerst u.
als die Hauptschrift, u. seine beiden Gegner Necker u. den Grafen Lauraguaiszu lesen. Ohne Zweifel ist die Preisaufgabe in Orleans: quel seroit l’avantage
d’un Royaume, qui rendroit le premier à son commerce une liberte
complette u. wie es weiter heiße, die Folge davon, nach der löblichen Gewohnheit
der Franzosen jede That Ihres Monarchen auf alle Weise zu verewigen.
Die Abhandlungen des Journal étranger sind besonders gedruckt in 4.
Theilen unter dem Titel Variétés literaires et amusantes, u. wenn Sie jenes nicht
gelesen haben, so müßen Sie dies lesen. Ich habe Diderots Richardson, die
Abhandlung über die Chevalerie, Allgarotti über Horaz eine sehr scharfe
Wägung des Bollinbrocke, das Mark der D. Blairs über Oßian, schöne Stücke
aus dem Italienischen u. überhaupt Aussichten über die Litteratur
verschiedener Völker, Zeiten, Sitten u. Studien angetroffen, die mir zumal auf
französischem Boden sehr neu u. gründlich geschienen.
Ich bin an der Encyklopädie, die ich mit Dichtern ablöse: und kurz das alles
lebendig an der Nation zu lernen suche, was ich nur immer im Buchstaben gelesen.
Ich bin wie durch den Wurf des Schicksals hiehergekommen: es wird mich wieder
herausführen, u. ich werde sehen, wozu die Bahn durch Frankreich nützte.
Könnte ich nur einen Freund finden, u. Muße gewinnen, u. Geld erbeuten, um
durch Italien, England u. Deutschland reisen u. wandern zu können, wie ich wollte.
Wenn Ihr Bruder todt ist, wie ichs wünsche aber nicht hoffe: so geben Sie
mir tausend Thaler von einer Erbschaft, die Sie nicht brauchen, ich aber sehr
nöthig habe, u. nur von Ihnen annehmen würde.
Gott befohlen, mein lieber Hamann. Ich liebe Sie unter dem französischen
Himmel u. hoffe Sie unter dem Preußischen zu umarmen.
Herder.Ich bin heute geädert: morgen purgire ich: und übermorgen geschieht die
Operation an meinem Auge, förmlich u. wie ich hoffe glücklich: daß also wenn
dieser Brief zu Ihnen kommt, ich, wo es sey, wenigstens mit zwei Augen zu
sehen hoffe. Noch habe ich Sie auf ein Buch aufmerksam zu machen, das ich
von Herzen gern ganz lesen wollte: Raccolta di lettere sulla pittura
scultura et archittetura da piu celebri personnaggi dal secolo XV. al XVII.Ich habe Michel Angelo, Caracci, Rosa u. a. in allem ihrem Geist u. Feuer
darinn gefunden, nach den wenigen Briefen, die ich daraus gelesen.
Kgsberg den 27 Jänner 770HöchstzuEhrender Herr und Freund,
HE. Secretaire Kortum giebt mir Anlaß zu gegenwärtigen Zeilen. Wir
sind in Curland genaue Freunde geworden und bisher geblieben. SieeineSprachkenntnis macht ihn wenigstens zum Bürger von halb Europa und
seiner Denkungsart nach ist er ein ziemlicher Cosmopolit, übrigens mehr ein
Freund der schönen Künste als Wißenschaften. Es wird blos übrigens auf
Sie ankommen, wie viel Sie seinen Ansprüchen auf Ihre Freundschaft
einräumen wollen. Da er seine Zufriedenheit dem äußerl. Glücke aufzuopfern
scheint: so wünsch ich daß er erstere in Berl. erreichen möchte, und zweifele
nicht daß Sie ohne Ihre Unbeqvemlichkeit so viel Sie können in Kleinigkeiten
dazu beytragen werden.
Sie sind so gütig gewesen mir den 2ten Theil der antiquarischen Briefe zu
übersenden. Ich habe mich geschämt, daß ich kaum Zeit übrig gehabt habe
selbige zu durchblättern und blos meinen Freunden hier ein Vergnügen damit
machen können, welches ich desto lieber in gegenwärtigem Fall meinem eignen
vorziehe, da ich mich nach meiner jetzigen Verfaßung kaum der Form
geschweige der Materie dieses Briefwechsels gewachsen fühle.
Unser deutsche Phädon scheint mich gantz vergeßen zu haben. Die Nachricht
von seinem Briefe an Lavater hat mich eine halbe Nacht wie Pilatus Weib
ich weiß nicht warum? schlaflos gemacht. Ich habe nicht ruhig seyn können
biß ich Lavaters Zueignung in Augenschein nehmen könnengenommen.
Der deutsche Bonnet ist mir unerträgl. gewesen; der französische gefällt mir
beßer.Lavater selbst aber einwie Phaethon zu seyn der über den Flug
sr. Einbildungskraft den Tramontane zu verlieren scheint. Wir werden hier
wol einige Posttage noch auf HE. Mendelssohn Sendschreiben warten
müßen – Eine Verlegenheit von beiden Seiten scheint in einem solchen Fall
unvermeidlich zu seyn, und eine aufrichtige Erklärung kommt mir so unmögl. vor
als ich selbige für nöthig und statthaft halte. Hora ruit – ich empfehle mich
Ihrem freundschaftl. Andenken bis zu mehrerer Muße und in Erwartung
einer Palingenesie meiner Fibern.
Hamann.Von unserm Torsisten habe seit sr. Einschiffung nicht eine Zeile Nachricht
erhalten. Er soll itzt in Paris seyn, ich wünschte daß er seinen Cursum bald
vollendet hätte. M Starck, der einige äußerl. Ähnlichkeit mit ihm hat, thut
uns. Academie die Ehre an Prof.extraordr.Lingu. orient. zu werden. — a Dio.Adresse:à Monsieur / Monsieur Nicolai / Marchand Libraire très celebre / à
Berlin
/par amiErhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:1770. 14. Febr Hamann.Kgsberg den 12 Sept 770.Geehrtester Freund,
Diese Gelegenheit ist gar zu günstig als daß ich mich selbiger nicht zu Nutze
machen sollte Sie meiner zu erinnern. – Vielleicht bin ich Ihnen noch gar eine
Antwort oder einemehr als das schuldig. Ich habe aber keinen Augenblick Zeit
übrig als – was
zur Sache
gehört. Diese besteht darin, daß HE. DoctorMotherby, ein sehr liebenswürdiger und verdienstvoller Arzt aus England,
Ihnen, GeEhrtester Freund diese magere abgedroschene Zeilen überreichen
wird, und daß ich Sie bey allen möglichen Verhältnißen, die auf Ihre
Empfindungen einigen Einfluß haben können, beschwöre diesen Gast als einen jener
höheren Geister aufzunehmen, die sich durch ihre Dienstfertigkeit fürumdas menschliche Geschlecht charakterisiren. – Wenn Sie oder unser Phädon
Kinder haben, die Sie für die Geißel und das Gift der Blattern sichern wollen;
so bedenken Sie sich
keinen einzigen Augenblick
Ihre Lieblinge der
gewißenhaften Kunst und glücklichen Beständigkeit dieses
in jedem Verstande
braven Mannes
anzuvertrauen. Ich schreibe Ihnen mit so viel Eifer v.
Zuversicht aus der dankbarsten Ueberzeugung, denn ohngeachtet ich ein bloßer
natürlicher Autor und zwar per fas et nefas geworden bin: so biethe ich doch auch
allen privilegirten bürgerl. Vätern in der gantzen
Mark
und besonders zu
Berlin dem vmbilico terrae Trotz, mich in väterlicher Innbrunst und
Begeisterung zu übertreffen. Die Hauptsache wäre wol, GeEhrtester Freund,
wenn Sie eine zuverläßige Person in Vorschlag bringen könten, die eine gute
Hand hätte das deutsche einem Engl. zu inoculiren – Sollte der Secretairbey des Minister Baron von Fürst Exc. näher als dem Namen nach mit
Ihnen verwandt seyn; so hätten Sie ein Mittel mehr meinen Wünschen auf
eine beqveme Art Genüge zu leisten.
HE. Kanter hat mir einige Beyl. zur Bestellung aufgetragen, die ich diesen
Abend gantz naß aus der DruckereyPreße erhalten und die seit dem August
auf den Abdruck gewartet haben. Aus Warner’s Memo of the Life of SirThomas More von deßen Utopia Lond. 758 die ich vor wenigen Tagen aus
London bekommen, ersehe daß ersterer noch eine
Kirchengeschichte von
Engl.
geschrieben. Seine History of the Rebellion ofand Civil-Warin Ireland liegt schon seit einem halben Jahr bey mir, ohne daß ich noch Muße
gehabt selbige anzusehen. Das andere Werk aber über die alte irrländische
Geschichte soll nicht mehr in London zu haben seyn; wiewol mir Herr
Green
,
der
Freund unsers Kant
, auch dazu Hofnung gemacht. John Macphersonscheint in seiner Critical Dissertation eben nicht gevortheilhaft davon zu urtheilen.
Ich war eben im Begrif mein Exemplar von des HE. Prof. Kant Disp.für den HE. Mendelsohn beyzulegen wenn ich mich nicht besonnen hätte, daß
er selbige bereits längst durch den Respondenten würde erhalten haben. HE.
Herder scheint mich gantz vergeßen zu haben; den letzten Brief erhielte von
ihm ehe er von Riga an Bord stieg. Ich möchte fast des Marquis sein Tantmieux! und tant pis! über Hume, auch über ihn ausrufen. Ist es wahr, daß
HE Leßing an einem deutschen Wörterbuch arbeitet? Deutschland könnte
alsdenn dsich und ihm dazu Glück wünschen. Die leutseelige Stimme des
Nachtwächters und noch mehr meine Müdigkeit vom täglichen Joch verbieten mir
fortzufahren. Ich empfehle mich daher bestens Ihrem geneigten Andenken,
von dem ich bey Gelegenheit durch ein Paar Zeilen überführt zu werden hoffe.,und in dieser schmeichelhaften Erwartung mich nenne Ew HochEdelgeb
ergebenster Freund und DienerHamannAdresse:à Monsieur / Monsieur Nicolai / Marchand Libraire très celebre / à
Berlin
/
par fav
. /Nebst
5 Bogen Beyl
. pErhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:1770. 20. Oct / Hamann. / 1771. am linken Rand der dritten Seite quer:Ich lege Ihnen noch ein klein Programma unsers Consistorial Bock bey.
Künftig … unserer …am linken Rand der zweiten Seite quer:Was macht der andächtige Lavater? Nimt er keinen Antheil an dem
Türkenkriege? Beiste Stakkar! sagt man in Lappland bey interessanten Auftritten;
Conf. so wie
heiliger Bruder
! wenn sie einen liebkosend anreden. Conf.
Leemius
.Kgsberg den 13 Sept 770.Herzlich geliebtester Freund,
Ich erinnere mich noch des Agio, das Ihnen für Ihren Vorschuß schuldig
bin, unterdeßen der Cours ist jetzo vor der Hand noch zu schlecht, und ich
warte auf beßere Zeiten mit der Sehnsucht eines Rabbinen und Chiliasten.
Vergeben Sie es einem alten guten Freunde, der sich ehmals um Ihre
Buhlschaft
bekümmert, daß er sich nach 7 oder 10 Jahren ein wenig Ihrer
Vaterschaft
annehmen darf. Was ich Ihrem Freunde und Verleger
geschrieben, das wiederhole ich Ihnen. Wenn Sie Ihre Kinder lieb haben und
für selbige noch die Plage der Blattern fürchten müßen: so tragen Sie keinen
Augenblick Bedenken Sie dem geschickten und würdigen Mann und englischen
Artzt anzuvertrauen, den ich hiedurch zugleich ihrer sympathetischen
philosophischen und ästhetischen Denkungsart bestens und aufs nachdrücklichste
empfehle. Er wird sich selbst
nennen
; übrigens beziehe mich auf meinen Brief
an HE Nicolai. Vielleicht haben Sie einige Gelegenheit sich um einen Mann
verdient zu machen, der Ihrer Bekanntschaft und gantzen Achtung würdig ist. –Gesetzt daß Sie auch eben nicht neugierig wären, liebster Freund, sich um
meine gegenwärtige Verfaßung zu erkundigen: so werden Sie es theils
meinem Mangel der Welt theils meiner Hypochondrie zugutehalten mich hierüber
zu erklären. Es geht jetzt ins vierte Jahr daß ich bey der Hiesigen Provincial-Accise und ZollDirection als Secretaire-Traducteur stehe, mit einem
monathl. Gehalt von 16 rth angefangen habe und gegenwärtig bis zu 30
gestiegen bin. Mein Schicksal ist also von solcher Bewandnis daß ich mehr
Ursache habe mit selbigem als mit mir zufrieden zu seyn. Ich bin aber den
gantzen Tag so besetzt mit Arbeit, daß ich für meine Augen und meine
Gesundheit fürchten muß, und daß wenn ich zu Hause komme, ich nicht mehr
weiß
ob
und
was
ich anfangen soll. Unterdeßen wohnt noch immer in meinem
Busen die Erbsünde der gelehrten Neugierde, der Lesesucht und einer
gewißen unbestimmten Lüsternheit nach Dingen die nicht der Mühe werth oder
doch über meinen gegenwärtigen Horizont sind. Zu Anfang dieses Jahres fiel
es mir auf einmal ein mich auf die
Vaterlandsche Geschichte
zu lesenlegen; ich
versprach mir viel Vortheil von einem festen Gegenstande, mit dem ich mich
allmählich beschäftigen könnte, und der gantz
neu
für mich ist. Ohngeachtet
diesesdes Reitzes einer idealischen Jungferschaft sind auch diese molimina noch
fruchtlos gewesen. – Ich beziehe diesen Michaelis ein kleines Häuschen, das
ich in der Nachbarschaft meines Bureau, von dem ich jetzt eine halbe Meile
weit wohne, die ich vier mal des Tages diesen gantzen Sommer habe laufen
müßen, gekauft habe. Wiewol ich nur wenig Beqvemlichkeit und Vortheil
von bey dieser neuen Einrichtung versprechen vorstellen kann; so
verspreche ich mir doch wenigstens etwas mehr Ruhe und Stätigkeit, auch für
meine Gesundheit einige gute Wirkungen von dem bisherigen Gebrauch der
China und eines Thé von der gemeinen
Baldrian
Wurzel, den ich kürzlich
auf Empfehlung meines Freundes des D. Motherby mit vielem Geschmack
zu trinken angefangen.
Ich besorge nicht, liebster Freund, daß Ihnen dieser vertrauliche Ton eckel
und beschwerlich seyn wird, in dem ich mich über meine kleine Angelegenheiten
gegen Sie ausgeschüttet. Vergelten Sie mir bey einer müßigen Stunde mit
gleicher Münze und laßen Sie mir auch etwas von Ihrer jetzigen Lage wißen.
Ich schmeichele mir noch immer, da bereits so viele meiner Ahndungen
eingetroffen, noch einen Sabbat in meinem Alter zu erleben, der mich wieder
verjüngen wird und wo ich mit einem Schriftsteller Ihrer Nationsegwerderühmen können, der letzte aufgewacht zu seyn; wie einer der im Herbst
nachlieset, und dennoch seine Kelter gefüllt zu haben – εν ευλογιᾳ Κυριου εφϑασα,και κατεκληρονομησα αυτους καϑως απ’ αρχης.Nun mein Freund wartet auf den Schluß dieses Briefes und Sie werden
vermuthlich auch der Mühe ihn zu entziffern überdrüßig seyn. Da ich mir
ohnedem nicht zutraue Ihnen etwas Kluges mehr schreiben zu können: so
empfehle ich mich Ihrem fernern gütigen Andenken, umarme Sie im Geist
und werde mich bey Gelegenheit wieder melden, wiewol ich Sie auch ersuche
sich auf gl. Fuß meiner zu erinnern. Grüßen Sie aufs herzlichste Ihre liebe
Hälfte, und gantze Familie. Ich bin mit der innigsten Aufrichtigkeit Ihr treu
ergebenster Freund und DienerJG Hamann.Adresse mit Siegelrest (Kopf des Sokrates nach links):à Monsieur / Monsieur Moyse Mendelsohn / Savant très celebre / à /
Berlin
Königsberg, d. 22sten September 1771.Höchstzuehrender Herr und Freund,
Mit dem Ende des April’s habe die Abbtsche Correspondenz erhalten, die mir
einen vergnügten Abend gemacht oder vielmehr eine halbe Nacht gekostet.
Wundern Sie sich nicht, daß ich Ihnen noch nicht für ein mir so interessantes
Andenken gedankt habe; da ich Ihnen unendlich mehr für die Achtsamkeit schuldig
bin, mit der Sie sich bei der von mir ertheilten Vollmacht eingeschränkt haben.
Ueberbringer dieses, mein Gevatter seit heute, der mir vieljährige Proben
einer gründlichen und lebhaften Freundschaft gegeben, wird Ihnen meine
Zerstreuung, in der ich den ganzen Sommer durch zugebracht, beschreiben.
Ihm allein hab ich es zu danken, daß eine elende Hütte, die ich mir voriges
Jahr aus Verdruß auf den Hals gekauft, in eine bequeme und angenehme
Wohnung verwandelt worden, in der ich mir nur noch einen glücklichen
Feyerabend meines Lebens und die letzte Oelung der Muse zu einem
Schwanengesang wünsche. Ich habe noch eine kleine Uebersetzung liegen, die Hervey
und Bollingbroke betrifft, und mit der ich gern als Uebersetzer in jedem
Verstande Abschied nehmen möchte. Dies Feld soll der Rücken meiner Mutter
seyn. Was macht unser alter Moses Mendelssohn? Ist er wieder hergestellt?
Herr Gumperts sagte mir ja und brachte mir einen Gruß mit, wenn beides
zuverlässig ist. Was sagt er zu Michaelis mosaischem Rechte? Ich der ich blos
zu meiner Gemeinde lesen kann, wünschte wenigstens zum besten der Messen
zwölf solche Schriftsteller. Ich thue diesen Wunsch als ein wahrer Parasit. –
Dies ist der große Erasmus unsers Jahrhunderts. – Herr Momus Herz scheint
mich ganz vergessen zu haben. Weil er mir keins von seinen Betrachtungen
geschickt hat: so hab ich eins stehlen müssen. Die Schuld sei auf seinen Kopf.
Ungeachtet ich ihn im Geist unbekümmert über Lob und Tadel seinen Weg
dahinwandeln sehe, kann ich mich nicht enthalten, über seine erworbene
Fertigkeit in der Schreibart mich zu freuen und zu wundern. Es kommt freilich
alles darauf an, in demjenigen reifer zu werden, was nach Garat et
principium et finis ist.
Lebt unser Herder noch? Wird seine Preisschrift nicht diesen Michaelis
herausgekommen seyn? Ich empfehle mich Ihrem geneigten Andenken und
unsern gemeinschaftlichen Freunden. Vale.J. G. Hamann.KgsbergHochwohlEhrwürdiger HErr,
HöchstzuEhrender Herr Prediger,
Unser gemeinschaftlicher Freund hat mir bey seiner Ankunft die Freude
gemacht ein wahres Billetdoux von Ihnen zu überreichen, das ich noch nicht
im Stande bin zu beantworten. Ohngeachtet Sie sehr zurück haltend
gewesen sind das geringste Wörtchen von meinen Angelegenheiten worinn ich
Sie geflochten, merken zu laßen: so hab ich doch Proben gnug,
HöchstzuEhrender Herr, daß Sie sich für mein Schicksal so interessirt, als wenn es
um eine Partie ihres eigenen Glücks zu thun gewesen wäre.
Sie können sich keinen tolleren Wiederspruch von Schüchternheit und
Dummdreustigkeit als den Charakter des gegenwärtigen Briefstellers
erdenken. – Unser gute Lotterie Director mag alles verantworten. – – Ich bin
so voll, daß ich weder Anfang noch Ende recht finden, und noch mehr
betroffen, wie ich mein Gesuch einkleiden soll. Eine Sympathie des Instincts
wird der beste Ausleger seyn.
Der
Diogenes in seiner Tonne
, mit dem Sie mir viel Ehre anthun, wäre
wol ziemlich mein Mann – aber kein anderes Interesse als das Interesse der
Wahrheit zu kennen (Erschrecken Sie nicht für mein aufrichtiges Bekenntnis)
von diesem hyperbolischen Interesse hab ich weder Begrif noch Gefühl. Mein
Hoc erat in votis – ist ziemlich individuel und nichts weniger als abstract.Heraclitus führte seine Feyert. Gäste in die Küche und versicherte siche auch
allda von der Gegenwart der Götter. Erlauben Sie mir, HöchstzuEhrender
Herr Sie mit einer ähnlichen Freymüthigkeit in meine häusliche Kleinigkeiten
blicken zu laßen.
Ich bin in einem bürgerlichen Ueberfluß erzogen und habe niemals den
Mangel von Gesicht kennen gelernt; auch niemals die geringste Neigung noch
Geschick weder zu einem Amt noch Haushaltung in mir gefühlt, und
Hofnungen zu einem jüngeren Bruder gehabt, die alle vereitelt worden.
Vor 5 Jahren machte ich mit beyden den Anfang. Meine Haushaltung, die
damals aus 3 Menschen bestund, ist zu 7 angewachsen, worunter mein ungl.
Bruder, der an seiner Seele wie vom Schlage gelähmt, theils vegetirt, theils
animalisch noch lebt und eine alte Bäurinn, die Großmutter meiner 2
Kinder, die ich ehstens zu beerdigen bekommen werde. Ich habe während meiner
gantzen Haushaltung die Glückseeligkeit genoßen mit meinen Einkünften
auszukommen und immer in bloßer Furcht und Zittern für Schulden gelebt.
Kgsberg den 14 Juni 772.Mein alter lieber Freund,
Ich umarme Sie nach einer langen Frist und schreibe voller Schwindel!
So viel ich von meinen Cur- und Liefl. Freunden die eben von der Meße
zurückgekommen, habe herauslocken können, verstehen Sie mich gar nicht
mehr und dies ist ein schlechtes Omen für unsere Freundschaft, in der Sie
mich so unveränderlich voraussetzen können, als es uns armen Sterblichen
möglich ist. Sie werden aus beyliegenden Blättern sehen, daß die Recensenten
abgefertigt
werden; um das
übrige
bekümmere ich mich ebenso wenig, als
Sie Ursache haben es zu thun. Die Freyheit, die wir uns selbst nehmen, ist
unsern Freunden
, die uns verstehen und faßen, noch freygebiger eingeräumt.
Es wird mir unendlich lieb seyn einige Nachrichten von Ihnen zu erhalten,
ohngeachtet ich sehr gut weiß, daß ich Ihnen noch eine Antwort schuldig bin.
Stellen Sie sich aber meine Lage vor, wenn Sie können. – Nun hiermit Gott
empfohlen. Ich umarme Sie mit aller Zärtlichkeit eines Landsmanns,
Freundes und barmherzigen Schriftstellers. Leben Sie wohl. Wenn Sie einmal
nach Preußen kommen oder ich ein Bad in Deutschland besuche, sollen Sie
alles übrige wißen. Ich bin Ihr treuer Freund und Diener
Hamann.PS. Ich höre daß Sie sich ein Vergnügen machen junge Leute zu bilden.
Ich habe einen kleinen liebenswürdigen Knaben
Johann Michael Mannah
,
ein hoffnungsvoller Knabe, der künftigen Michael 3 Jahre auf seinem Nacken
haben wird. Wenn Sie Lust zu Ihm haben, so bitte sich beym alten Graben
zu Königsberg in Preußen zu melden, wo ich zu leben und zu sterben hoffe
und Sie vor meinem Ende noch einmal zu umarmen hoffe und wünsche.
Amen.
GeEhrtester Freund,
Ich übersende Ihnen meine Concepte um selbige anzusehen und die
Curialien zu suppliren; selbige erwarte heute mit Ihrem Gutachten, weil ich nicht
ausgehen kann. Da ich nicht ausgehen kann, wird HE. Philippi so gütig seyn
mich zu besuchen.
Ich denke, daß ich meinen Brief an den Minister bey P. Eberhard
einschließen und nicht dem ersteren sondern dem letzten die Supplique beylege.
Meynen Sie es nicht auch so?
Ich umarme Sie von Grund des Herzens als Ihr
aufrichtig ergebenster Freund.den 3 Aug 772.Ich werde jetzt an P. Eberhard schreiben. Ich weiß nicht ob Ihnen daran
gelegen auch diesen Brief zu lesen –
Von Kanter:mein Bester.
Suplique und Brief beydes ist vortreflich! eilen Sie daher auch mit dem
abschreiben daß die morgende Post nicht versäumt werde. es ist guth gewehlt daß Sie Eberh:die ganze Sache zu bestellen auftragen wollen, und ich freue mich darüber, daß Sie
heute anders als gestern – dieserhalb denken. Eberh ist wirklich ihr Freund, und wird
wahrhafftig alles thun vor Sie was in seinen Kräfften ist:
KPhilippi ist nicht zu Hause ich werde das bestellen d 3t Aug 772Adresse mit Mundlackrest:Des / HErr Lotterie Director / Kanter Wohlgeboren / zu
Hause
. /
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König
Allergnädigster König und HErr!
Ueber fünf Jahre habe ich bereits bey der Hiesigen Accise und Zoll
Direction als Secretair Traducteur aller deutschen Sachen ins französische
gearbeitet und bey über einem so mannigfaltigen mühseeligen und unsichern
Dienste meine Augen und Gesundheit mich beynahe aufgeopfert unter
wiederholten Versprechungen einer zuverläßigern und erträglichern
Versorgung, die ich mich heute unterwinde von Ew. Kgl. Maj. Gnade in der
erledigten Licentrathstelle des
seeligen
Ist dies Wort in einer Suppliquezu gebrauchen? Heusingers zu erflehen. Ew Königl. Maj. Huld unterscheidet
sich so sehr Fremde glücklich zu machen, daß ein ehrlicher Vasall an dem
Wunsch seiner nothdürftigen Erhaltung nicht verzweifeln darf. Ich werde
die letzten Kräfte meines Lebens dem mir heiligsten Beruf wiedmen mit der
allertreusten und tiefsten Devotion zu ersterben Ew. Kgl. Maj
unterthänigster KnechtJ. G. Hamanns allerunterthänigste Bittschrift um die durch den Tod erledigte
LicentRathStHeusinger LicenthRatst. und die LicentrathStelle des seel.
Heusinger.Hochgeborner ReichsFreyHerr
Höchstgebietender wirklicher Herr geheimter Etats-Krieges Minist
Gnädiger Herr!
Es ist eine Licentrath Stelle bey dem Admiralitäts Collegio von 300 oder
400 rth durch den Tod des seel. Heusingers offengeworden der einen
Adjunctum an dem gegenwärtigen Cammerreferendario Persch gehabt welcher
nächstens Kriegsrath werden soll –
Ew Excellenz können leicht erachten, wie bey gegenwärtigen Zeitläuften
einem Menschen armen Tropf zu Muth ist, der diesen Monat sein zwey
und vierzigstes Jahr zurücklegt ohne das geringste von seiner eigentlichen
Bestimmung zu wißen, der leider! seinen künftigen Beruf, noch erst zu
erlernen und eine Erholung von seinem bisher getragenen Joche eben so sehr
nöthig hat. –
Ich stelle Ew Excellenz weisen und gnädigen Vorsorgeehung mein gantzes
Schicksal anheim und werde niemals aufhören Selbige mit der tiefsten und
innigsten Ehrfurcht und Uebergebung zu vergehen als Ew. Excellenz
verpflichtester und unterthänigster DienerDen 1. Aug. 772.Drei Stücke liegen vor mir mein hochgeschätztester verehrtester alter Freund,
die ich, so ungleichartig, beantworten soll: Ihr Brief, Ihre beide Zeitungsstücke,
samt Zugabe und Gaukelspiel, u. denn der Edle Ritter St. Rosenkreuz, deßen
Seele Gott selige Amen!
Alles verstehe ich nicht: weiß auch nicht, wie Sie alles das geschrieben
haben, oder den Faden zu alle dem Drei führen; indeßen da mir Ihre Denkart
noch je aufschließbar zu seyn, noch niemals mein Sinn gewesen: so nehme
ich auch alle 3 Stücke an, wie aus dem blinden und goldenen Alter Saturns,
verstehe, so viel ich verstehen kann, nutze, so viel ich nutzen kann, u. – – – – –
Indeßen ists mir noch immer unbegreiflich, wie Scholastisch und
Bücherverstandweise zu reden, Ihre Sprachgabe von der meinigen abgehe. Daß Gott
durch Menschen die Sprache würke – wer zweifelt? hat?
könnte
durch alle
περιστασεις zweiflen. Daß er aber nicht mystisch gewürkt, durch Natur,
Thiere, ein Pantheon von redenden Lauten, ein Dringniß menschlicher
Bedürfniße geredet – wer hat das mehr als ich
angenommen
. Ich sage
angenommen
, denn das zu
beweisen
, war, (der Kabbalist und Göttersprecher
auf dem Dreyfuß, den Wind anwehet, mag sagen u. zeigen (σημαινειν) was
er will) war vor E. Erlauchten Kgl. Pr. Ak. der Wißenschaften ja meine
Sache nicht.
Haben Sie also das Rätzel wie Sies haben wollen, daß ich diese Schrift
nicht als Concurrente zum Preise, sondern als = = = zu Strasburg
geschrieben, da ich eben mit Sr. Durchl. den Prinzen von Holst., (zu dem
Jedermann mir Jedermann Wunder zutraute) nach Florenz, Paris, London, etc.gehen sollte, u. ging – Daß ich die Schrift gleich Anonymisch an Formei mit
einem Zettel begleitete, u. daß sie also eigentlich den Zweck hatte, als „Schrift
eines
Witztölpels
“ zwar nicht noch „aus dem Königreich Yvetot“ aber eines
aus der allgemeinen Weltcharte, der etwa in Ragusa oder Cornwall sein Urtheil
abgehört hätte, erscheinen wollte – hinc signa, notae lacrymae rerum!!! –
Setzen Sie noch dazu, daß die Leibniz-Aesthetische Hülle ja die einzige
Masque war, unter der ich erscheinen konnte – kurz Ham. hat jetzt gar nicht
geschrieben, als Einer der rathen wollte. Und zum Unglück kann ich also Ihre
Orakel nicht Anders lesen als aus der Wüste.
Daß ich dies Alles, frei von allen Politischen Beziehungen schreibe, ist, ehe
Musen waren, der alte Vater aller Dinge mein Zeuge. Nik. hats mir Ihren
Ros. Kr. zugeschickt, gesagt daß Er u. Moses es ihn nicht verstanden Moses
in IhrerMeinung die Spr. für Menschl. Er für GOttlich halte. – Sie sehen
den edlen verstandbaren Canal, durch den Ihre Schrift zu mir gefloßen.
Auch versichere ich Ihnen, daß die Denkart dieser Preiß-Schrift auf mich so
wenig Einfluß hat, haben kann u. soll, als das Bild, das ich jetzt an die
Wand nagle. Eine Schrift über die erste Urkunde der Menschheit, deren Erstes
Ex. zu Freund Ham. soll, (fliegen oder kriechen, wie caussae secundae es
wollen) wird gerade das Gegentheil zeigen. Und das soll meine Erste Schrift
seyn, die ich „Namenlos“ schreibe!
Wichtiger ist mir also Alles Das blos als Liebesbrief gewesen, um die
ferneren res gestas Dei per H. zu ersehen. Und da versichre ich Sie von
ganzen ungetheilten Herzen, daß ich Ihre cantilenam de ancilla u. de bove etasino et matris in gremio eben am schönsten Frühlingsmorgen in Einem
meiner Gärten, (W. gegoldschaumten Spiegel in der Hand, der wahrl! nicht
alles zeigt) so vernommen, daß ich die Antiphonie mit vollem Munde bald
dazu singen werde. (ceteris paribus sagen alle Lehrer, qui hypotheticeconcludunt)
Sie sind, mein lieber H., Eine starke Mußkel des Herzens im großen
Körper Gottes die sehr stark u. innig, aber wenn Sie empfunden wird nichts als
Erbrechen würkt, u. der Freund Unzer in seiner Unphysiologie der Menschl.
Seele also geradezu allen Zusammenhang mit dem Gehirn u. dem
Rückenmark repraesentative versagt: Ich bin nichts als ein elendes Büschel des
Gefühls, des Augenwinkels, laßen Sie mich also tasten! schielen! u. sie
arbeiten ihren starken, wurmförmigen Gang fort!
Und nun laßen Sie mich Ihnen, alter lieber Sokr. Einen Alcibiades
empfehlen, der Ich leider nicht bin. Heißt Freund
Claudius
, hat jetzt leider auch,
ohne Brot u. mit Noth ein Mädchen geheirathet, die ich nicht gesehen, war
Hamb. AdreßComtoirschreiber, nachher Wansbecker Bote, gleich wie Sie, –
der edelste Jüngling – castus, probus ingenuus facie et animo – der für
seinen Ham. schon Einmal nach Curl. hatte Schrittschuhlaufen wollen – o Gott,
es war mit mein Zweck, daß ich ihn hie herbeihaben wollte! Wäre Er nur
Geistlicher etc.– kurz er ist der Einzige, mit dem ich von
Ihnen
geredet:
wenn Ihnen die Wansbeck. Zeit. in die Hand gefallen sind, müßen Sie ihn
kennen, wie Jener Mathem. die Menschen aus dem Sande.
Noch ein paar andre Menschen u. mein Mädchen sind meine EinzigeAusbeute von meinen Reisen – aber wo Ort? wo Zeit? sie zu empfangen? Sehen
Sie nicht selbst, mein l. H., daß ich noch nichts als in einer elenden Syrte
schwimme, u. ankre!
Vt Canis e Nilo! ist freilich dieser Brief! aber liebster, treuster, ewiger Fr.,
deßen Wort u. Sinn Ja u. Amen zu seyn pflegen, fürchten Sie nichts. Ich kan
auch noch anders schreiben! Mein Gott! u. wenn Ihre Br. mir manchmal Orakel
seyn könnten, da sonst ja die Parze mit Horn u. Klaue uns zu so weit schon trennt
oder – vermuthl. trennen wird. Mir komt
zu
aus Prs. nichts als Etwa Lindners
Aesth. u. etwa dem hochwürd. Konsist. R. Arnold Kirchenhist. zu Hände. Und im
Ubrigen schmachte u. darbe ich – Morgen mehr! Es ist Nacht 2. Uhr.
Da es kaum lohnt, an den vorigen Brief anzuknüpfen, so erlauben Sie,
daß ich blos beilege.
Was Sie auch sagen mögen, so ist Ihr Br. mit einer Art
Unausdrücklichkeit geschrieben, an der ich vielleicht – vielleicht auch nicht Schuld habe, So sehr Sie mir zutrauen, daß ich von Ihnen entfernt geworden seyn könne:
so wenig würde es seyn, wenn Sie mich etwa nach Jahr und Tag näher
kennen werden u. das hoffe u. wünsche ich noch.
Von meinem hiesigen Leben weder publice noch privatim kann ich Ihnen
etwas schreiben; jenes ist zum Glück für nichts zu rechnen; dabei aber auch
dies zum Unglück noch so leer daß ichs kaum für mich zu bringen wage. Hilft
mir der HE. nicht, wer soll mir helfen? von der Tenne oder Kelter? –
Selbst zu meinem so großen
Bilde
von der Urkunde, mit dem ich mich jetzt
fast 3. Jahr trage, fehlt mir meistens Kraft, so sehr mir der Genius oft
einflüstert, daß die Sache nach dem Maasstabe der Eitelkeit gezeichnet,
Entdeckung, mit Demuth u. Wahrheit gesagt aber, Göttliche Bothschaft seyn
könne. Ich arbeite, lese u. sammle mit einer Treue dazu, deren ich in Ihren
Gegenden vielleicht nie fähig geworden wäre, aber wie gesagt, mir fehlt noch
Gurt
– – u.
Ruf
Gottes
.
Da Sie Ihre Stelle, Ihre Armuth u. Ihre Lebensart vielleicht von den
Üppigkeiten der Muse entwöhnt haben: darf ich fragen, ob Ihnen manche
Dinge unter Augen gekommen, die mir als Merkwürdigkeiten einleuchtenvorkommen? Die 3. Quart. von Zoroasters Werken, auf die Perrond’Anquetil so viel Jahre ein Narrenpilgrimm u. Märtrer geworden – ob sie gleich
nichts als späte Gauren-Liturgien mich dünken – der
Schuking
der Sineser,
den Deguign. ausgegeben, u. an dem ich gegenwärtig michwahrhaftig in
den ältsten
despotischen
Staat versetze – Jones on oriental Poetry hinter
seiner Hist. von Nadir-Schah, Dow, Holwell – – George Alphab. Tibet.ein 4 tant, den ich nicht heben kann. Wir sind auch so weit von einander, daß
ich Sie noch nach Mac phersons Ossian, Percy Reliq. of ancient Poetry etc.fragen möchte. Aber in meinen Gegenden Etwas von den Barden vor Karl
M. aufzutreiben, ist mir noch ganz mißlungen … Ich nenne Ihnen alle diese
Sachen, von denen ich aber selbst Nichts als die Reliques besitze, das andre
muß ich mir kümmerlich, verstohlen u. spät aus der Nachbarschaft erbetteln:
weil ich selbst in penuleide durch die Unordnungen meiner Reise viell. leidender
bin, als Sie.
Eben bekomme ich von einem Fr., der mich 20 Meilen entfernt mit Engl.
Büchern besorgt Essai on Song-writing, daran aber wenig mehr, als Prefacefür eine Samml. Engl. Mode-Lieder, die unter die Klaßen von Ballads andPastor. Songs, 2.) passionate and descriptive Songs 3) ingenious and wittySongs gebracht sind, seyn möchte. Noch schlechter sind die comic and Satyric.Songs, die Stevens der Verf. of lectures on the heads, ordtl. als Oxford.
Bursche herausgegeben; mehr aber erwarte ich doch noch von des
Obengenannten Jones versprochn. Persischen Ged., der überhaupt ein vortreffl.
feiner Kopf ist. An die neuern Arbeiten der Ferguson, Millar etc. brauche
ich Ihnen um so noch weniger zu denken. Beattie ist ohnstr. der gröste
unter ihnen 3en: aber der gute Mann hat in einem ganzen Buch wenger
gesagt, als Sie auf der Einen Seite von Sokrates Glauben u.
Nichtswißen.
Wenn ich nur erst mit meinem genannten Buch Etwas am Feuer bin, so
werde ich mit mehrerem Entschluß an eine andere Arbeit von – doch ich müßte
nun wieder Räthsel reden, und lieber H. auch Was ich gesagt, sei sub Rosa.Ihr Kant. z. E. ist ein so eckelhafter Plauderer auch auf voriger Meße
gewesen, u. Ihre beiden nördlichen Freunde scheinen schon so viel geschwatzt zu
haben daß ich mich wie ein Hypochondr. vor dem Schatten fürchte. Ich will
jetzt durchaus vergeßen seyn, u. in einer Höle liegen, bis ich herauskommen
werde.
Daß ich Liefl. verlaßen, grämt mich Privatfreundschaft halber aber sonst
in Nichts, ob ich gleich noch nicht weiß, wo? u. wozu ich da seyn werde?
Aber wenigstens der Uebermuth, von dem Sie so oft geredet u. der an mir
wie eine Blüthe schien, die doch schön lies, verliert sich in Einsamkeit,
Leidenschaft, ernsthaften Geschäften u. Mislingungen des Schicksals so, daß die
schöne Blüthe abfällt, u. wenn kein Wurm kommt, noch Einmal vielleicht
Frucht werden kann. Aber Ihr Sohn kann noch nicht mein Sohn seyn, denn
ich habe ja noch kein Weib, kein Bett, keine Stäte. Leben Sie wohl, lieber H.,
und grüßen Sie Kant, u. Lindner mit so verschiednen Neigungen, als ich
beiden schuldig bin. Erfreuen Sie mich bald mit einem vollen Briefe – u.
wenn Sie zu Kant. Zeit. in der Zeit beigetragen haben, so bitten Sie mir doch
von ihm, aus alter Landesfreundschaft die Stücke aus. Der ganze Gang
derselben von Anfang an, wäre mir ordentl. ein Geschenk. Ich bin mit ewger
Hochachtung (denn ich muß ins Armendirector.)
Ihr H.Wenn Sie was von Fischer wißen, oder erfahren könnten: so p.
Den 25. Aug. an meinem Geburtstage (der es durch Zufall u.
Kalenderspiel mehr als Einmal geworden!) Zum 3ten mal Heil Ihnen u. Segen!
Ich kann diesen Brief nicht abgehen laßen, ohne Sie noch einmal u. am
heutigen Tage, wenigstens im Schatten zu umarmen – Heil Ihnen!
Dieweil alle Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung,
Erfahrung p so habe ich mir vorgenommen, meinen Geburtstag heut auch in
der Wüste mit aller Freudigkeit des Herzens gelesen zu feyern: habe also
schon heut früh Miltons paradise regain’d gelesen – mit vieler Andacht, so
daß ich jetzt auch wie der Dichter, diese kleine unansehnliche Erscheinung vom
Heldengedicht seinem größern Riesenwerk, wie die Hütte dem Pallaste der
Feen vorziehe – – – habe viel Muth gefaßt, mein 29tes Interkalarjahr zu
beginnen u. da man ganz natürlich so dann in frühe u. spätere Scenen seines
Lebens wandert, m. l. Ham., so habe ich nicht umhingekonnt, noch an diesem
Briefe zu schreiben, u. Ihnen zu sagen, daß da übermorgen der Ihrige
einfällt, ich mir die Freiheit nehmen werde, ihn noch einmal zu feiren!
Der alte Ritter Rosenkreuz soll hoffentlich noch Einmal wieder aufwachen,
Palinodie singen, u. mit neuer Haut umgeben, segnen, statt zu fluchen.
Sie haben Recht, m. lieber H., alle Gelehrsamkeit ist vom T., wie Fleischeslust,
Augenlust u. hoffärt. Wesen. Aber wie tief kann man in alle das Zeug
hingerathen, ohne daß man weiß, wie? und dann descensus Averno und
difficilis reditus!Ich suche hier, wie Fenelon in Kambrai zu leben – weitgefehlt aber, daß ich
noch so leben kann. Ich bin für meine Gemeine Nichts u. habe fast keine
Gemeine; bin für die Armen Nichts u. kann wenig für sie seyn – im Consistorium
blos etwa Neuerung, Ärgerniß, Unheil abzuwenden, ist also auch sehr wenig!
Sonst keinen Freund! keine
wahre
Ehre, keinen Umgang – das ist mein
Leben! – Ich weiß, was Sie zu alle dem denken werden, aber zu denken m. l.
H. u. insonderheit hinterher zu denken, ist immer leichter, als im Taumel,
Stoose u. auf dem Waßerrade der Welt zu handeln.
Was dem Faß den Boden ausstößt ist völlige uneasiness von außen: Das
Einzige Haus in dem ich speisen
kann
u. in dem mir nur 2 Kinder gefallen –
sic prandium, sic coena. Aber weg alles! heut fängt ja ein neues Jahr an,
u. sollte kein Schmidt denn in Nähe seyn, der Shandys Thür schmiedet. Ich
hoffe Ihnen nächstens, wenn ich näml. einen Brief von Ihnen erhalten, mehr
davon schreiben zu können. So lange zerreißen Sie diesen Br. oder strafen
ihn seines Unzusammenhanges wegen mit Feuer u. gehaben Sie sich, alter
Faunus
,
Pan
u. Satyr an Ihrem Heerde, Bett u. Wiege wohl.Kgsberg den 6 Oct. 772.Mein bester Herder,
Ich habe Ihren Brief erhalten vom 1 Aug. bis zum letzten, aber nicht
gestern Zeit gehabt ihn recht zu lesen bis heute des Morgens zu meinem
Frühstück: unterdeßen war mir die Ankunft Ihres Besuchs desto rührender, da ich
eben meine erste und vielleicht letzte Arbeit ausfertigte, und die ich keinem
andern als Ihnen zuzüignen wuste. So bald Sie aus der Preße komt, wohin
sie gegangen, wird das erste Exemplar in Ihre Arme fliegen. Um Sie lüstern
und Ihnen den Mund recht wäßericht zu machen und daß Sie des Nachtswenigstens fleißig von mir träumen; lesen Sie hier die Aufschrift
PhilologischeEinfälle und Zweifelüber
eine akademische Preisschrift
Ps. CXX. 4.EinFragmentvonHerrn Johann Georg HamanngenanntMagus in Nordenhaussäßig am alten Graben No 758.zu
Königsberg in
Preußen.
773.im Weinmonat.Wer mich also suchen will, der kann mich jetzt finden – Ich vergebe es
Ihnen sehr gern daß Sie sich auch eine gelehrte Hand zulegen aber mir nicht
zu melden,
wohin
ich
meine Antwort richten soll und
wo Sie leben
, als
wenn Sie in gantz Europa oder in Norden schon so bekannt wären wie Sie
vermuthl. in Deutschland bereits seyn müßen. – Sehen Sie liebster Freund!
warum ich den
HE
Prediger Eberhard
, den Sie aus der
neuesten
Apologie
des Sokrates kennen werden, ersuchen muß diese Einlage citissime zu
befördern, weil ich wahrhaftig noch nicht weiß
wo
Sie sich recht aufhalten
ohngeachtet ich es mehr als 10mal gehört habe; daher ist es gut.scriptumest, weil litera scripta manet – – Ich kann es Ihnen nicht gnug sagen, wie
herzlich ich mich darüber gefreut, daß Sie just derjenige Freund sind, der
meine Idee erfüllt und an dem mein Herz einen angemeßnen Gegenstand
findt – Wenn wir einander an Schicksalen ähnlich sind; desto mehr
Uebereinstimmung für unsere Gesinnungen. Alles was mir ihr Brief sagte über
unser Misverständnis oder vielmehr des Publicums seines, das sich leider!
oder Gottlob! wie mans nehmen will, nicht mehr selbst versteht und die
glücklichste Zeit zur Menschenfischerey ist, hatte meine Seele antecipirt und
All Fehd hat nun ein Ende. Halleluja!Ich lache jetzt selbst über meinen sokratischen Gram, daß ein Jüngling wie
Herder schwach gnug seyn sollte den schönen Geistern seines Jahrhunderts
und ihrem bon ton nachzuhuren. Meine Freude ist aber jetzt eben so irrig wie
St. Paulus seine, da er sich über die Korinther und sie umsonst betrübt hatte.
Wir wollen uns beyde im Apoll aufmuntern und stärken unsern Lauf mit
Freude zu vollenden und darinn nicht müde zu werden.
Ich lese keine Zeitungen mehr, so wenig gelehrte als politische – und habe
mich jetzt so gut wie verschworen zu irgend einer mehr meine Feder zu
entweyhen. Es hieß, daß Sie Beyträge zur allgemeinen Bibliothek schickten?
Ist das wahr? In dem Fall möchte ich sie vielleicht ansehen. Beantworten
Sie mir diese Frage so gewißenhaft als ich Nachricht von Ihrem
Aufenthalte
erwarte, und Ihrem rechten Character in dem Sie stehen.
Ich habe dies Jahr, auf meine res gestas wie Sie scherzen, zu kommen die
Wollust gehabt auf meine alten Tage des Cervantes Meisterstück in fonte und
die Androgyne du Diable Maitre Rabelais cumcommentarioperpetuo des
le Duchat zu lesen, den ich eben so viel Mühe gehabt hier zu Lande
aufzutreiben als Sie Ihre Reliquien zur Legende des Mschl. Geschlechts, bis mir
endl. solche der Kriegsrath Scheffner (unser Dichter à la Grecourt) auch aus
der Bibliothek eines hiesigen Landedelmanns des HE von Kreytzen verschaffte ‥Meine Kreuzzüge gegen den pythischen Sieger ist das letzte womit ich dieses
Jahr zu krönen und unsere Freundschaft zu verewigen hoffe. – – „Mein
Herder! gieb Ihnen
Brodt
und
Wein
– – mir aber kein Denkmal von
Stein
. Exegi – – – Horat.Da haben Sie, bester Freund! Anfang und Ende. Die Mittelsätze laßen sich
nicht finden noch gesucht; ohngeachtet sie freylich gesucht werden müßen und
alsdenn sich von selbst finden werden. Sie sehen daß Ihr Schüler ein Meister
in Antithesen ist, die er gern in
Realitäten
verwandeln möchte, aber ohne
die Algebra des Rabbi
Marcus
Levi, eines Schülers von
Kant
, dem ich
gestern Ihren Gruß habe bestellen laßen – bey Gelegenheit eines gebratnen
Haasens, den ich gestern Abend mit dem Sohn des Policey Directors in
Berlin,
Philippi
, und eines seiner Mitschüler im Engl. verzehrte, davon
letzterer den Hasen mir zum Geschenk geschickt hatte – Anstatt des Kelchs gieng
der Nahme des pythischen Siegers sub rosa herum. Ich habe des Johnson’sAusgabe von Shakespear hier zum Andenken bekommen von jenem
Haasenjäger, der
Beling
heist und ihm meine alte Ausgabe dafür gegeben. Aus Engl.
habe mir Ossian,Evan'sSpecimen of the ancient Welsch Bards 764,
Macpherson'sDissertation on the ancient Caledonians ⁊c 768.4. Die auch
manches von
Barden
enthält. ⁊c ⁊c. Hievon künftig mehr.
Ich bin seit 767. Secretaire Traducteur bey der hiesigen Accise und Zoll
Direction fieng mit 16 rthl p Monath an brachte es mit vieler Mühe zu
30 rthl Gehalt. Jetzt bin ich auf 25 reducirt. Ich will aber wie Simson sterben
und mich an den Philistern der arithmetique politique rächen. – –
Ich habe 770 ein altes Haus vor 1400 rthl gekauft, das mir mein Freund
und Verleger
Kanter
zum Sans-Soucy ausgeflickt hat, den Gott dafür
geseegnet und zum Lotterie Director gemacht hat – Ich habe einen Sohn n. 769
den 27 Sept. und eine Tochter n. den 12 April 772. Die wie der Apostel
Paulus seine Philipper nennt, meine Freude und Krone sind und die ich Ihnen
vermachen will – dignissimo! Damit Sie selbige erziehen, ernähren und
kleiden
können, werden Sie – – – mit Gottes Hülfe Ihr Vaterland und
Ihren
Pan
wieder sehen von Angesicht zu Angesicht – verjüngt mit einer neuen
Haut umgeben wie Sie es wünschen und
ich glaube. Amen
.
Königsberg in Preußen den 7 Oct. 772.Meinem / Freund Herder / dem pythischen Sieger / zu erfragen /
citissime
in /
Deutschland
Kgsberg den 7 Oct. 772.Würdigster Freund,
Ich habe vorgestern endlich einen Brief von Herdern erhalten, da ich eben mitten
in der Arbeit war und den ich nicht eher Zeit hatte als gestern früh zu lesen. Der
ehrliche Mann hat an seinem Folianten von Brife vom 1 bis zum 25 Aug. seinem
Geburtstage geschrieben und es ist ihm eben so sehr an einer promten Antwort
gelegen als mir selbst. Da er aber wie alle schöne Geister, ein wenig etourderie oder
Zerstreuung, ich mag nicht sagen,
Unbesonnenheit
besitzt um s dem
Charakter der ganzen Menschengattung nicht durch eben so unschuldiges als unheiliges
Wort zu nahe zu treten: so hat der ehrliche Mann, mein gute Freund, den Ort
seines Aufenthalts vergeßen, weil er wie ich ihm selbst geschrieben, vermuthlich
zum voraus sieht daß er im Norden oder in gantz Europa so bekannt ist wie in
Deutschland wo jedermann wie er klagt mit dem Fingern auf ihn zeigt, als
wenn man sagen wollte: Hic est – – der schöne Jünger des Sokrates der den Preis
davon gestohlen und seinem Vater dem alten
Faunus
nicht einmal mit einem
Exemplar bedacht – Er hat mir alle seine Sünde ins Ohr gebeichtet und der
hierophant
wird ihn offentlich absolviren vor den Augen und Ohren des
ganzen Volks, damits das ungläubige verstockte unwißende Israel Amen
sagen u. erfahren möge, daß es noch Priester giebt – und damit die
Hofprediger des Salomons in Norden lernen mögen nicht mehr Waßer wie
der Engel der Gemeine zu Laodicea sondern Blut und Feuer zu schreiben wie
der Prophet Elias – Ich muß hier schlüßen um auf meinem Bureau wie ein
Gespenst von Maulaffe wie ein müßiges Gespenst – zu
erscheinen
. – –
Weil mein treuer Arbeiter und Gehülfe Herder – (ich habe mich vom
müßigen Markt meines Bureau fortgestohlen und weggelogen, wie Sie sehen) mir
meldt, daß er mit HE Nicolai in Berlin ihrem Verleger in einiger
Verbindung steht, der ihm ich weiß weder
was
noch
wie
zugeschickt: so werden
Sie leicht durch einen andern Umschlag das nöthige zur Beförderung
gegenwärtiger Einlage ersetzen und wenn Sie das citissime selbst nur erfüllen: so
habe ich das gute Vertrauen zu allen Postämtern in Deutschland die sub umbraalarum wohnen, daß Ihr Beyspiel sie alle als die Schaafe ihrer Gemeine dem
Beyspiel ihres Hirten nachlaufen oder vielmehr nachjagen werden – –
Ich hätte Sie gern dieser kleinen Commission überhoben, würdigster
Freund! wenn ich nicht das große Vertrauen zu Ihnen hätte, daß Sie kein
– – – – – sind; nein! Das Geheimnis, was ich hier gedacht, läßt sich gar nicht
errathen; ich Sie sollen es aber demohngeachtet typisch, mystisch, – –
warum nicht gar? ich bin weder Prediger noch Θεοδοξος von Profeßion, sondern
sokratisch und ironisch lesen, daß Sie kein bloßer Abbé, wie der Großsultan
Magnier Sie nennt, kein bloßer Apologist: sondern was beßer ist, der
aumonier – und
Samariter
der sokratischen Schule – in deren geheimen Orden ich
Sie nächstens einzuweyhen verspreche für einen kleinen Beytrag zu unserem
philadelphischen Gotteskasten mit den Hogarthschen Spinnenweben.
„Wie lange will du trunken seyn – sokratische Muse! laß den Wein von dir
kommen, den du bey dir hast wie jener Homer im Galatonschen
Gemälde – – “Nein, wohlEhrwürdiger Herr, meine Muse ist ein betrübt alt Weib, Wein
und stark Getränk hab ich nicht getrunken sintemal es zwischen 9–10
vormittags ist; aber ich will mein gantzes Herz Ihnen gegen HErrn Nicolai und
seine Freunde ausschütten.
Nicolai, der Ketzer hat so wenig Theil an Ihrem sokratischen Himmelreich
haben als Simon Magus oder Simon der blinde Prediger. Er hat sein Gutes
in diesem Leben genoßen als Verleger gewißer apokryphischen Briefe (die
man gewißen Aposteln des guten Geschmacks zuschreibt, an deren kanonischen
Prüfung der höllische Salomo Mathanasius seine kritische Seele von hinten
und vorn übergiebt) als allgemeiner Bibliothekar von gantz Deutschland
u. s. w. Alles was wir aus Freundschaft und christl. Mitleiden thun können,
ist daß wir seine Bekehrung wünschen. Wenn er von seinen unerkannten
Sünden Buße thun kann und wie mein kleiner Held Zachäus siebenfach die
Antworten erstatten will, die er dem Vater Sokrates in Norden schuldig ist:
so mag er das dort bleiben, was er auf Erden hienieden gewesen ist Ianitoraulae St. Peter mit 2 Schlüßeln und einer lahmen Hand zum Schreiben als
der invalide Flügelmann Belisar, der blos deswegen unter uns verdammt
werden seyn muß weil er ein Potsdammer ist.
Es thut mir leid um Dich, Bruder Moses! Wo ist dein mit wie der halbe
Mond glänzendes Haupt geblieben. Verdeckt wie Agamemnons daß der
Maler. Bist du auch ein Wucherer wie dein Bruder, die Algebristen der
Realitäten
gewesen; hast du auch mit deinem Freunde bis auf den Heller das Agiozu rechnen Lust gehabt. und bist du deswegen zu einem durchlöcherten Faß
verdammt worden, mit das dem Du lange genug wie ein Wallfisch in
deinem philosophischen Leben getändelt.
Soyons amis, mon R. P. Partageons ce petit Globe; et m’en faites lePluton – – Nach einer so langen und starken Episode diche ich nicht anders
als mit einem
gallischen
Schwert zu zerschneiden wuste eile wie eine
französische Lilie zu meinem abgebrochnen Faden, welche ohngeachtet sie keine MuseFinancien ist ihre 6 50 gestrichne Thlr Gehalt diese Woche durch ein billetdoux auf 50 papierne Thlr in Golde bereits wieder gewonnen hat als einen
Beweiß daß unser Vater im Himmel die Lilien ernährt, wenn sie gleich nicht
arbeiten und spinnen auf dem Bureau sondern in ihrem Kämmerlein beten
oder fluchen auf die arithmetique politique die mit dem leidigen Unglauben
um die Wette herrscht und nicht nur die Erde zu erobern sondern auch den
Himmel zu stürmen vermeynt – aber so wahr ich Pluton und Haushalter
seiner Geheimniße bin! sollen die Pforten von Gosa auf meinen Schultern
ruhen! dis mea pietas et Musa cordi est Hor.Bitte daher würdigster Freund! da ich ohnedem ein klein Conto für
Briefporto noch habe, auch gegenwärtiges noch dazu zu schreiben und gelobe Ihnen
hiemit wie jener evangelische Supplicant an Ihnen alles wieder zu erstatten –
so bald ich nur meine 5 rth per Monath werde wieder erobert haben, als
welches ich mit dem †Träger Hiob noch hoffe und gläube dies Jahr zu
erleben – weil ich daran arbeite wie Sie leicht merken können, mit ebenso
brennenden und rauchenden Kopf als und
kalten Blut
, als man tanzte
zu im Hofe Herodis.
Ich habe meinem Freund Herder geschrieben, durch weßen Vorsorge er
diese Einlage erhält und er wird mir Verbindlichkeit schuldig seyn durch seine
Unbesonnenheit einen sokratischen Freund mehr sich zugezogen zu haben.
Ihr Mantel wird nicht zu klein seyn alle die Unbesonnenheiten damit
zuzudecken, die ich selbst begehe, wie Sie und alle Prediger wohl wißen das dies
bey jedem moralischen Amt ohne Heucheley oder frucht
losen
Gehorsam wie
mein Herder denkt unvermeidl. ist.
Und da ich mich an dem R. P.zu meinem Bruder im sokratischen
Himmel nicht gern vergreifen möchte so werden sie meine arge Unterthanen, die
aber bisher noch blos im Fegefeuer blos schwitzen sollen, nicht nachahmen
und mich ein Jahrhundert auf die Antwort warten laßen ob mein billetdoux citissime bestellt worden und wo sich der einzige Freund meiner
sokratischen Seele aufhält und auf welchem Rosenfelde oder Dornenhügel er jetzt
weide; damit ich Ihn ohne Zeugen umarmen kann.
Den Geist des Nicolai hab ich durch meinen Gnomen einladen laßen. Er
will aber mit den Reliquien eines bereits am gestrigen Abendmal
angeschnittenen Haasens nicht für lieb nehmen und hat meinen Boten mit Feigen
abgewiesen, – ich wills ihm schon denken, wenn Sie Ehrwürdiger Bruder
nicht für seine arme Seele bitten.
Dem zweyten ist mein Wein nicht kauscher – „Wart man, kleiner Phrygier!
ich will dich Waßer saufen lehren, nicht wie die
Gesetzgeber
sondern wie
deine Propheten die du mir entsiegeln sollst wenn du es dem christl. Hofrath
in Göttingen nicht zu gefallen thun willst – Ich kenne deine Ader und deinen
Nacken, wie eisern wie felsen sie sind. Der dritte Theil Deiner philosophischen
Oeuvres diverses soll meine Feuerprobe aushalten ehe daß meine Brüder
Jupiter und Neptun ihn sehen werden – “ –
Soyons amis! und erlauben Sie Ihrem Bruder Freunde auch Autorzu
werden und Briefsteller zu werden über die sokratische Unterwelt – künftig
mehr HE. Bruder von der sokratischen Oberwelt! sonst halt ich Sie für keinen
Prediger in Berlin sondern von dem Eyland der Lügner und faulen Bäuche,
die dem Zeys Dinge nachreden welche nicht wahr sind. Geben Sie mein
Geschmier nicht den jovialischen Töchtern der Philister zu lesen – – capitoliumScandet cum tacita virgine
Pontifex
. Horat.Impudens Orcum moror! Gesegnete Mahlzeit zu Ihrer Götter Tafel. Ich
muß auch zu meinen verdeckten Gerichten, die weder Coloqvinten noch cicutisallium nocentius sind – Doch hievon, so bald wie möglich, bey meiner
nächsten
u letztenCommission an Sie von Ihrem Freunde
Hamann.HEren Johann Georg Hamann’s Bittschriftan den Geheimen Ausschuß der G. v. V.Frey Mäurer LogezuKönigsberg in Preußenfür den geheimen Druck eines kleinen Mst.nachdem daßelbe durch eine außerordentl.Commission untersucht wordenGarantie zu leisten.den 13 Octobr 772.†† † † †† † † † †**************Friede sey mit Ihnen; denn Sie lieben die
Brüder
, auch solche, welche noch
haußen
und ferne sind!
Ist es, ohne zu Ihren Geheimnißen eingeweyht zu seyn, möglich sie bis in
ihr tiefstes Inneres zu kennen: so ist mir der Name zwar unaussprechlich,
aber kein unbekannter Gott. ER wird gegenwärtige Bittschrift eben so willig
in Seine Bundeslade aufnehmen, als der Eifersüchtige jene fünf güldene
Ärsche und
fünf güldene Mäuse
.
Zu Seiner gerechten und vollkommenen Hütte nimmt Ihr Nachbar seine
Zuflucht, der als ein wahrer Freymäurer in seiner Unschuld eingehüllt sich
über zween Ihrer Brüder zu beklagen hat, die mich ohne Kenntniße verurtheilt
und ohne Unterscheidung nicht nur gerichtet sondern auch verworfen haben.
Gleichwol betrift die Sache.
1. den Eckstein eines
Geheimnißes
, das zwar an sich selbst keines ist, aber
doch als ein solches behandelt werden muß.
2. das Schicksal ihrer
Brüder
, und zwar solcher, die weder haußen noch
ferne sind.
3. die Heiligkeit und Erfüllung Ihres Gelübdes
„– gegen alle Menschen und insbesondere gegen ihre Brüder sich
mitleidig
zu bezeigen: der Obrigkeit und den
Gesetzen des Staats
treu,
hold und gewärtig zu seyn – wie es einem wahren Freymäurer
gebührt – – “Es wird einigen Ihrer Brüder wenigstens, aber nicht durch meine Schuld,
bekannt seyn, daß ich bisher ein kleiner Schriftsteller unter dem Schurzfell
gewesen bin, und ich stehe jetzt im Begrif ein Geheimnis, das ich 12 Jahr in
meinem Schoos getragen, auf die feyerlichste Art der Welt mitzutheilen,
welches nicht anders als durch den Druck geschehen kann, wozu ich die
Unterstützung eines
geheimen Ordens
nöthig habe.
Ein ehrlicher Mann, oder Ihnen näher ans Herz zu reden, ein wahrer
Freymäurer hat eben so wenig Ursache sich seiner
Thorheit
zu schämen; als die
Welt Ursache hat auf
gläntzende
Laster und
unerkannte Sünden
übermüthig zu seyn. Die Eitelkeit ist eine bey der allerkleinsten Autorschaft so
unvermeidliche Schwachheit, die mir desto eher zu vergeben wäre, weil mir mein
kleines Meisterstück zwölff Jahre und während dieser langen Zeit manche
Stuffe
der Prüfung gekostet ehe ich den ersten öffentlichen Schritt zur
Vollendung habe thun können.
Meine kreyßende Muse hat Himmel und Erde erschüttert, ich will sagen,
Flehen und Poltern verschwendt und beyde Hiesige Buchhändler, als Brüder
einer gerechten und vollkommenen Loge zum geheimen Verlage einer
geheimen deutschfranzösischen Handschrift zu bewegen, welche der Vater des
gallischen Witzes, ich meyne Rabelais selbst den wahren Androgyne du Diablenennen und adoptiren würde.
Mein Gevatter und Freund, der Bruder Lotterie-Director Johann Jakob
Kanter hat von mir den Auftrag bekommen in Ihrer heutigen Versammlung
seinem Bruder Hartung einen offenen Brief einzuhändigen, worin von 2
Tympfen die Rede ist, welche ich seit 5 Jahren der Hartungschen
Buchhandlung für Maculatur schuldig bin, die ich aus keiner andern Ursache baar
bezahle, als weil es
Gesetze,
unverjährbare
Gesetze des Staats
sind denen
ich treu, hold und gewärtig zu leben und sterben hoffe – von 2 Globen, die
mir 2mal versprochen worden und um die ich 2mal gemahnt ohne sie erhalten
zu haben, weil ich ihrer nicht bedarf – von 2 kleinen besudelten Papieren die
Rede ist, welche ich als mein Eigentum reclamire, und zu deren
Herauslieferung eine gerechte und vollkommene Loge den Bruder Hartung anhalten
wird, sintemal sich ein Leutbetrüger und Erzbösewicht unterstanden selbige
unter meinem Namen und mit meiner Hand zu schmieden, gegen den ich,
ohngeachtet er sich aus dem Staube gemacht, die Behörde zu verfügen nicht
ermangeln werde.
Da der Bruder Buchführer Hartung
ohne es selbst zu wißen
wie er mich
mit vieler Glaubwürdigkeit versichert und es allerdings auch einem
sokratischen Verleger geziemt, der wahrhafte und würklicher Verleger gewißer 1759
zu Amsterdam auf 4 kleinen Octav Bogen gedruckten geheimen
Denkwürdigkeiten ist, die ich seiner Buchhandlung als
Erstlinge
und eine Gabe Gottes
geopfert; gegenwärtig aber nicht gesinnt ist
ohne es zu wißen
vier Bogen im
kostbaren Royal Quart, die ich wenn ich gewollt,
L’apocalypse du
Salomon
du
Nord
! hätte taufen können und für das Schlafzimmer des
Neugebornen Königes von Preußen bestimmt, ohne eine feyerliche Garantie und
Bürgschaft, daß ich kein Leutbetrüger ppp bin: so sehe ich mich genöthigt meine
geheime Handschrift dem Schiedsrichterl. Ausspruche E einer Gerechtenund vollkommenen Loge zu unterwerfen und zu diesem Behuf mir eine
Außerordentl. Commission von 8 Brüdern zu erbitten, worunter ich von
meinem Theil die zween Brüder
Hofprediger
, den Bruder
Gerichtsverwandten
Hippel und den Bruder Laval erwähle als einen Mann von
gesunder Vernunft, der zugl. Kenntnis der französischen Sprache besitzt. Die
vier übrigen Brüder überlaße der Willkühr E. Gerechten und vollkommnen
Loge oder auch meiner Gegenparthey, nämlich der freyen Wahl des Bruder
Lotterie Director und des Bruder Buchführers, wie wol mit der
Einschränkung keine andern als geborne Preußen, und die der französischen Sprache
wo mögl. gewachsen sind dazu zu ernennen.
Diese geheime Commission zum geheimen Druck einiger weniger Bogen,
deren Untersuchung über eine Stunde nicht viel währen kann, wird mir die
Gefälligkeit nicht versagen, den ersten Abend mir und meinen beyden Gegnern
zu wiedmen in einem Ihrer Vorhöfe, welche wie ich hoffe, durch eine so
außerordentl. Erscheinung nicht als eine Entweyhung oder als einen Gräuel
an heiliger Stätte mir versagen werden.
Da es einem wahren Freymäurer und jedem ehrl. Manne eine größere
Freude ist eine gute Sache zu verlieren als eine arge zu gewinnen; so wird
auf jeden Fall die außerordentl. Commission E. gerechten und vollkommnen
Loge mit meiner Gleichgiltigkeit gegen das Schicksal zufrieden seyn. Sollte
ich aber das Glück haben Recht zu behalten: so werde ich zu einem detailbereitwillig seyn, der selbst meinen Gegnern und Wiedersachern Genüge
thun soll.
Ich erwarte mit der grösten Ungedult eine geneigte Erklärung: mit der
grösten Ungedult, weil mir der Verlust eines jeden Augenblicks kostbar ist
und mache mich nochmals anheischig alles Dunkele und Scheinlächerliche
meiner Maasreguln bis auf den klaren Grund zu rechtfertigen.
Mit der aufrichtigsten Ehrerbietung die man allen Geheimnißen, sie mögen
so groß oder klein seyn als sie wollen, schuldig ist, habe die Ehre mich zu
unterschreiben als E. Gerechten und vollkommnen Loge stiller Verehrer und
wolgesinnter Nachbar.
Johann Georg Hamann.den 13 Octobr 772.Königsberg den 5 XberEw HochwohlEhrwürden können sich meine Verlegenheit kaum vorstellen,
mit der ich mich in Betracht Ihrer mich betrachte qväle. Das gantze
Gewebe von Misverständnißen hängt mit so vielen unendl. kleinen
Zufälligkeiten zusammen, daß ich fast befürchten muß Ihnen durch meine Zuschrift
noch unerträglicher zu werden; demohngeachtet mu gleichwol muß ich doch
etwas zu diesem Behuf sagen und daßs übrige Ihrer Leutseeligkeit
überlaßen.
Mein alter Verleger, Freund und Gevatter kam den 11 Nov. hier an.
Meiner Gewohnheit und Grundsätzen entgegen trieb mir theils die Neugierde,
theils veranlaßten mich meine Verbindungen mit seinem Miethsmann smeinem jüngeren Freunde Philippiihn ersteren diesmal noch denselben
Abend mitten in der Gährung sr. Heimkunfft zu umarmen. Ich hatte mich
darüber gewundert keine Zeile von ihm erhalten zu haben und er schien
etwas gleichfalls über mein Stillschweigen in meinen eigenen
Angelegenheiten, die er übernommen hatte, gleichfalls verdrüßlich zu seyn. – Ich hatte
nicht schreiben können, weil ich ihn gar nicht mehr in Berlin vermuthen
konnte, indem er nicht nur gewiß versprochen sondern es auch für unumgängl.
ausgegeben hatte der hiesigen letzten Lotterieziehung selbst beyzuwohnen und
weil mich verlogene Gerüchte von seinem Aufenthalt in Danzig gantz irre
gemacht hatten – Wir kamen sogl. auf unsere Sache und er versicherte mich
ziemlich peremtorisch daß es auf nichts als zwey förmliche Suppliquenankäme, die schlechterdings mit der ersten Post abgehn müsten – Alle zu
Ausflüchten und Zweifeln hätten uns nicht Zeit gelaßen war nicht Zeit, wenn
die Post nicht versäumt werden wollte und ich entschloß mir daher zu einem
blinden Gehorsamobsequio und Vertrauen. wozu ich besonders Ich
wurde hiezu desto mehr aufgemuntert wurde, daß er mir eine
Mittelsperson an Ew HochwolEhrwürden vorschlug, denen ich die Ehre hätte ohne
mein Wißen weder gantz unbekannt noch gleichgiltig zu seyn. Die Weil ich
am äußersten Ende der Stadt wohne, so bat nahm ich unser mein
Nachtlager bey HE Philippi aus und überstand die erschreckliche Arbeit zwoer
Suppliquen, von deren Styl nochCurialien v Formalien ich niemals einen
Begriff habe erwerben können, und einen Brief zu schreiben. Ich eilte in aller
Früh aus dem Hause und erfuhr mit der Nachricht nach meinem Bureauzu und erfuhr beym Fortgehen daß mein Patchen eben verschieden war und
überlies meinem von der Reise und Geschäften ermüdeten Gevatter alle
meine Papiere mit der bereits abgemachten genommenen Abrede, selbige
Ew. HochwolEhrwürden zu insinuiren u das Porto für mich auszulegen.
DiesDen 18 Nov. kam die Nachricht an daß die von mir gesuchte Stelle bereits
den 9 ej. vergeben worden und ich erfuhr mit eben so viel Zuverläßigkeit daß
daser zweite Punct eine längst abgemachte Sache wäre. So sehr es
angenehm es mir auch viel Zufriedenheit ich auch darinn empfunden meinen
Willen nicht erhalten zu haben, der niemals unser Glück macht: so war doch
den 18 Nov. ein so trüber Tag und heilloser Abend für mich, daß ich weder
Kopf noch Hand zu rühren im Stande war um Ew. HochwolEhrw theiltwenigstens um Vergebung zu bitten – Weil aber geschehene Dinge nicht zu
ändern sind: so freute ich mich wenigstens die beruhigende Nachricht zu
erhalten, daß Ihnen meine mühseelige Thorheiten nichts mehr als einige
lächelnde Augenblicke würden gekostet haben, ohne daß Sie irgend einigen
weitern Gebrauch von meinen unzeitigen Zwillingen hätten machen dürfen –
Unterdeßen mahnte HE K., so oft ihn zu sehen bekam, mir das ausgelegte
Porto zu sagen um diese Kleinigkeiten berichtigen zu können. Er versprach mir
immer sich bey sn Leuten darnach zu erkundigen, bis mir endl. ein Argwohn
anwandelte und die Gedult ausriß. Ich bat daher meinen Freund Philippider einen Landsmann auf der Post hat, sich daselbst zu erkundigen, bis Ich
habe gestern die verdrüsliche Nachricht erhalten daß mein im gar zu eigentl.
Verstande impertinentes Brief Gepäck nicht einmal zehnfältiger Abrede
ungeachtet franquirt worden. Ich bitte so sehr als ich hoffe
HochwolEhrwürdiger Herr daß Sie diese letzte Grobheit weder mir noch meinem Freunde zur
Last legen werden, der durch die Leiche ss Kindes und die durch se
Zurückkunft hundert andere Ursachen verhindert worden dieses Versehen seiner
Leute nicht hat gehörig vorzubauen können Wir machen uns beyde
anheischig gehörig dafür zu büßen und unterwerfen uns Ihrem Bann bis zu
Ihrer gefälligen Lossprechung.
und wie ein Spielball Federball von jedem Umstande bestimmt wie ein
Ball seiner selbst nicht mächtig. Sie werden vermuthl. ehstens unsern
Director selbst Gelegenheit haben kennen zu lernen. Ich habe ihm redlich
geschaarwerkt und bin mit gewißen Achtsamkeiten dafür belohnt worden. Die
Unlauterkeit von Handlungen ist aber so wesentl. u unumgängl. für gewiße
Rollen des menschl. Lebens als die Zweydeutigkeit des Ausdrucks bey
gewißen Materien.
Ew. HochwolEhrwürden erlauben mir noch als einem Candidaten Ihrer
künftigen Freundschaft eine kleine Vertraulichkeit über einen Zufall, der mich
nur vorige Woche betroffen, und zu dem unsere gelehrte Zeitung Anlaß
gegeben, hier anzubringen. Es ist vor einigen Wochen in Abwesenheit des HE
Dir. K. ein historisches Werk des Roußet darinn recensirt und bey der
Gelegenheit gegen die französische Politick u Nation loßgezogen worden. Dies
Stück hat hier zu einem großen Geplauder Anlaß gegeben, ohne daß ich mich
weder um die Recension noch das Buch bekümmert habe. Man erzählt sogar
daß man allerhand Gerüchte aus in Dantzig daß dies Stück viel Aufsehens
gemacht haben sollte. Vorige Woche hat HE M. mit vieler Neugierde sich
nach dem Zeitungs Stück erkundigt u sich selbiges so wörtlich als mögl.
übersetzen laßen auch sich verlauten laßen, daß er mit mir deshalb sprechen wollte
welches aber nicht geschehen. Zu meinem guten Glück habe dieses gantze Jahr
durch weder die Zeitungen selbst gehalten, wie ich mich überhaupt fast um gar
keine bekümmere, noch die Feder daran angesetzt bis auf den heutigen Taggegenwärtigen Beschluß dieses Jahres, wie ich Ew. HochwolEhrwürden auf
meine Ehre u Gewißen gab Bürge seyn kann. Ein Mann der argwohnisch
ist u es vielleicht nothig hat zu seyn, der Dinge in denen er unkundig ist seine
Unwißenheit durch ein glücklichen Instinkt u theils Zuverläßigkeit Vertrauen
wo nicht zu ersetzen geschickt ist doch aber zu bemänteln gnug weiß, der das
Glück als ein monopol ansieht von dem er andere soviel mögl. auszuschließen
sucht muß, der ein bloßer parvenu im doppelten Verstande Sinn ist, kann
die blinde Partheilichkeit für die Ehre seiner Nation u ihre Politick sehr leicht
bis zum Aberglauben treiben.Ich bitte um Vergebung für mein au Vergeben Sie HochwolEhrw. HE.
mein ausschweifendes unerschöpfliches Geschwatz und würdigen Sie mich
einer kleinen Antwort zu meiner Aufrichtung. Ich werde diese Güte
Zeitlebens erkennen mit den aufrichtigsten Gesinnungen der vollkommensten
Ergebenheit u Dankbarkeit, womit ich die Ehre habe mich zu
unterschreibenzeichnen
Bückeburg
den 2. Januar 773.Sie sehen ex die et consule, liebster H., daß ich mit Ihnen dies N. Jahr
auspicire u. augurire; auch liegt der Aufschub meiner Antwort eigentlich nicht
ganz an mir. Ihr HE. Eberhard, den ich mit allen seinen Päderastien am
alten Sokrates begangen, nicht kenne, hatte Ihren Br. an HE. Nikolai
gegeben, den ich denn auch nicht so gar viel mehr kenne u. also kam der Br.
äußerst spät an mich. Und wenn ich also mit dem N. J. auch sogleich Etwas
nach alter Gewohnheit bitten darf, so wäre es, ohne alle ZwischenSokrate,
lieber Alter! mit mir allein zu sprechen mich dünkt immer nicht, daß die
Leute Ihrer recht werth sind. Ich bin (weils Sies doch so eigentlich zu
wißen begehren) Schaumburgischer Konsistorial R. u. Oberprediger in
Bückeburg, u. da dieser Ort dicht an Minden liegt: siehe! so ist durch die
Gnade unsers Königs der Weg ziemlich zwischen uns gepflastert.
Indeß hat eben der Aufschub auch zugleich den Nebenvortheil, daß mein
Br. Sie selbst den Archimedes am alten Graben in seinen Philologischen Einfällen u.
Zweifeln nicht hat stören können; nach denen ich so begierig bin als ein
Israelitisches Maul nach Manna, Wachteln oder Fleischtöpfen nur hat seyn
können. Ich lebe würklich in einer Wüste: selbst von Ihren andern Schriften
u. beinahe von Ihrem Geiste bin ich so lange getrennt gewesen; schmachte so sehr
nach beiden, da nach dem Dritten, Ihr Angesicht zu sehen, die Aussicht so
verdunkelt scheint: Und wenn Sie also von diesem Allen sich auch nur das Mindeste
recht denken u. dichten wollen, so wird mich Ihre Schrift aufs ungesäumteste,
(citissime in der Beförderung, nicht auf dem Briefumschlage) finden.
Aber Ihrem guten Wahn, liebster H., muß ich eieinigermaassenwiedersprechen. Ihr Sokratischer Dämon hat Ihnen nicht so gar unrecht gewinkt,
daß ich auf dem Rande gewesen bin, mich in das Labyrinth aller unsrer
schönen Geister u. Garköche des Jahrhunderts mit hineinzutummeln. Eine
gewiße Schwäche des Temperaments, frühzeitige Bewundrung in Liefland,
ein gewißer eitler Hang zum Nichtsthun u. Raisonniren, den Sie lang in
mir bemerkt u. gestraft, sodann Reisen, das Sehen Aller der Menschenkinder
von Angesicht die man meistens größere Sünder findet, als sich selbst;
sodann endlich die weichen Kleider, Liebkosungen u. Vergötterungen einer von
Herzen kleinen Hofwelt – kann das Alles nicht ein unvestes Gehirn ziemlich
schwindelnd, dumm u. dreust, witzig u. Alles machen? Ich sehe es schon jetzt
nach 2. Jahren Kreuz u. Leiden, daß es wirklich nicht von mir gekommen ist,
daß ich aus dem Allen herausgerißen schnell in eine Lage kam die der Äußerste
Kontrast von dem Allen war u. ist u. seyn wird – wo ich aus Weiberregiment,
schöner Gestalt, Angaffen der Oberfläche, Fodern u. leicht Erpochen
herausgerissen (ich weiß noch nicht, wie? und warum?) hier im Grunde nichts als
Landpastor ward, bei dem nun alle seine belle Philosophie, schöngekräuselt
Haar u. seiden Mäntelchen mehr schadete, als nutzte, Sitten, Wahn von
Gelehrsamkeit asotische Lebensart mehr schadete, als nutzte, u. der jetzt also
nolens volens ganz andre Wege gehen mußte, um die wahre Achtung eines
Bauren, eines Kirchenprovisors oder Dorfschulmeisters zu erlangen. Was
das für Anfangs für Stöße u. Bocksprünge, Reibungen von Außen u.
Herzensleere von innen gegeben habe, darf ich Ihnen nicht sagen, u. wäre der
Weg nicht mit Dornen dasmal vermacht gewesen, so war das Laufen in alle
Welt wohl freilich wieder das leichtste etc. woran ich aber jetzt wohl vor
Jahresfrist, bei allen innern u. äußern Unbehagl. wohl kaum mehr denke. Vielmehr
suche ich, zehn Jahr vorm Schwabenalter, allmälich mein Nest einzurichten,
hoffe auf eine baldige Auction, mein Haus einzurichten, u. denke folgenden
Früling mein Weib heimzuholen, u. mich zur lieben Ehrlichkeit, die die
schwerste Sache der Welt ist, zu gewöhnen. Zum Glück treffen alle auguriendes N. J. dazu ein, u. eben heut bekomme ich Nachricht von Ankunft meiner
Bücher aus Liefl. in Bremen: denen ich alles so nachfliegen zu sehen wünsche,
als ich jetzt würklich mit leeren, matten, zerschlagnen Herzen schmachte.
Die Bibel wird von Tag zu Tage mein lieber Buch u. meine ganze αϑαυμαστια
geht glücklich zum T… deßen ich mich einmal sehr zu erfreuen hoffe, u. rechne
Bückeb., wo ich noch jetzt wie Hiob sitze, u. mein Einziger täglicher
Gesellschafter, ein Pansoph in Allem, wovon ich nichts verstehe, mir tägl. wie
Elihu ins Angesicht schlagt, Einmal mit Gottes Hülfe zur Wandelwüste
meines Lebens.
Daß u. wie sehr ich nun zu Alle dem Ihre Briefe u. Ihren Dämon brauche?
können Sie sich leicht denken: ich wüste nicht, wie viel ich darum gäbe, einige
Abende bei Ihnen oder Sie bei mir nur mit stummen Winken u.
Murmelungen zuzubringen. Da das aber nicht seyn kann: lieber H. so gib mir Manna
in der Wüsten von fern. Jeder Ihrer Briefe wird mir Hieroglyphe meiner
Zeitrechnung werden – rathen Sie mehr, als ich bitte, u als Klient des
Briefwechsels will ich die äußerlichen Bürden gern tragen. Von Königsb. bis
Minden ist, wie gesagt, laufender Weg.
Sonst von meinem Außenbehör zu reden, bin ich, so nebst dem vorigen,
noch Patronus der Schulen, u. Direktor des Armenwesens – lauter Ämter,
die wie Sie glauben können, noch gegen mich zeihen, deren keins Sie aber
auch gegen das Publik. rügen u. regen dörfen, weil ich mich mit alle solchem
Attributenbehör in re literaria äußerst ungern erblicken würde, u. mir selbst
bei allen Konsistorien mandemens, Armenverfügungen, Ediktalcitationen
etc. äußerst zur Last bin. Mein Landesherr ist der Generalfeldzeugm. im
vorigen Kriege u. der Generalißimus von Portugall, den Sie durch die
Abbtiana etc. kennen werden; ich bin aber gegen u. bei ihm kein Abbt. Auch
mags viel von dem Ferment, Anti-Abbt zu seyn, bei sich haben, warum ich
mich also in Kameelhaar kleide u. wilden Honig eße. Aber seine Gemalin,
das erste Mitglied
meiner
Gemeine, eine Maria voll tiefen Herzens u. stiller
Weisheit des Lebens, wie auf ihrem Angesicht der Schleier der Ewigkeit
hängt, ist meine Göttin. Sie hat mich divinirt, da mich niemand hier kannte,
u. ohngeachtet wir uns nur devant les grilles de la cour anschauen, nicht
aufgehört, mich zu heben u. aufzumuntern, mehr als ichs wahrhaftig wehrt
war. Jedes Wort von ihr geht mir noch durch Mark u. Bein – – Sonst bin
ich für ganz Deutschland u. (das Gegentheil, was Sie meynen) Deutschland
für mich todt, weil mich aller Plunder von Marktgelehrsamkeit,
Schuhflickerei, wo Brust- und A- – nichts taugt, ärgert. Ich habe alle
Korrespondenzen gebr mit den Idolen der Litteratur gebrochen die ich selbst in Liefl.
hatte, u. laße mir das gern als Konsistorialstolz etc.zuschr. anschreiben,
wie ich noch vor weniger Zeit einen fulminanten Br. der Art erhalten. Zur
Allgem. D. Bibl. habe ich in den letzten 3. Bänden sehr alte Schulden
abgetragen, die sSie unter dem Buchstab L leicht finden werden u. ich zu
lesen bitte. Es ist z. E. Schlegels Batteux, Creuz Gedichte, Briegleb Denis
Oßian, alles Bardenzeug zusammengefaßt, Leßings Schr., neulich hab ich
Klopst. Oden dahin gegeben, u. denke mit Sulzer ganz den Tanz zu
beschließen, was auch selbst Nikol. gern sehen wird, weil meine Rec., wie er selbst
wehklagt, Sei seine andern ich weiß nicht ob verrufen, oder auszeichnen. Gnug wir
sind Beid’ auf Einem Punkt, uns einander zu segnen. Zur Frkf. Zeit. hab ich
äußerst wenig beigetragen, ob man mich gleich überall her, für den Cantor
oder Küster hält, dem die andern nachsingen sollen: Da sind aber 2. Menschen,
aus denen in gewißem Betracht mehr werden kann, als aus mir. Ich ringe
u. kämpfe jetzt allein, um mein Buch über die Offenbarungen Gottes in den
ersten Mosaischen Urkunden dem Urheber nicht, aber einer beßern Nachwelt
würdig zu machen, u. glaube auf Entdeckungen gekommen zu seyn, die
– – – Doch das Alles soll Sie selbst überschleichen u. o daß ich alsdenn
meinem Sylvan, der auch principia rerum gesungen hat, nicht gefiele, sondern
ihn anstaunte., u. seinen Schwur bräche, ausgesungen zu haben, u. ihm Eine
Umarmung „Du bists!“ noch vor seinem Hingang erpreßte. Auf Einem Wege
bin ich gewiß mit Ihnen, darauf poche ich, aber anders dahin gekommen,
durch unsägl. histor. Suchereien, Zweifeleien, Phantastereien Philosopheien,
etc. die ich alle allmälich wie Plunder wegwerfe u. nur das Resultat behalte.
Ein großes Resultat! es soll für alle Auserwählte offenbare Thorheit werden
an diese Dinge nicht zu glauben! Gott Adams stärke mich nur in dieser
Stunde. Mein andres Werk mag noch liegen; ich will u. muß erst meine
Hütte bauen. Ist nunIst nun gnug, liebst. Fr., von mir geschwatzt, nur meinen Karakter, Umstände
etc. Ihnen, dem Schwersprechendsten Mann, der aber des Schwätzers Gott
ist, vorzumalen. Nun lebe wohl mit Weib u. Kindern! Die Gott noch
ernähren, erziehen u. kleiden mag, bis ichs kann. Und warum hoffen u.
glauben
Sie mich dorthin? Ich haße Eure Maj u. alle Ihr Wesen so sehr, als
ich mein nacktes Vaterland liebe. Es ist von Gothen u. Wenden entsprungen,
wie Sie in
Thunmanns
Abhandl. lesen können. Das ist ein andrer Mensch,
als Schlötzer
der Schwätzer! / Michaelis Erwartungen gehen durch seine Bibel u. Niebuhrs
Reisen nun wohl ganz zu Ende u. der Mann wird noch Einmal Gottsched u.
muß es werden, er hats verdient. Sein Mosaisches Recht, u. alle das Zeug
mag ich kaum mehr lesen, so hoch er einem abgelebten Choro auditorumnoch immer krähet. Wenn Ihnen (vom jungen Hemsterhuis)viri dignissimidignissimo filio) Lettre sur les desirs, Lettre sur l’homme et sur sesrapports, Lettres sur la Sculpture, jene in 8. diesen in 4., alle nur wenige Bogen
vorkommen, so lesen Sie sie, auch einige Mühe darüber würde Sie vielleicht
nicht gereuen. Er ist dünkt mich mehr als Diderot der Philosoph, soll eben so
stark in der Mathem. seyn, u. unter andren ganz Anti-Newtonische Offenbar.
in der Optik unter der Hand haben, die diese ganze Wißenschaft verändern,(was mir Futter für die Seele wäre) sonst aber kein professionarius sondern
1 t. Sekret. der Staaten in Holland u. also ein wichtiger Mann. Mir hat der
Mann gedünkt, als ob wir in Platons Vorwelt zusammen auf einer
Hörbank geseßen! Daß Klopst. Meßias fertig sei werden Sie wißen, oder bald
sehen: jetzt schreibt er an einer Deutschen Gram. ich kenne ihn aber nicht
persönlich. Mit Rabelais denke ich Ihnen einmal zu folgen: u. mit Cervantes
ebenfalls: beide sind in hiesiger Bibl. Zum voraus aber wapne ich noch immer
auf meine Bibel, aus der ich in Orpheus – bis Jamblichus etc. zu, zu
schreiten gedenke, wenn Gott meine Hütte bauet. Ihr Büchl. über oder auf mich
bitte mir ja bald hinüberzusteuern. Und so mit Gruß u. Kuß Ihr ewiger
H.Kgsberg den 13 Jänner 773.Ich habe heute eben Ihren letzten Brief vom 2 huj. erhalten, da ich vor
Verdruß und Langweil den Anfang gemacht meinen alten Platon von neuem
zu lesen, aber nicht weiter als bis auf den Anfang gekommen bin, und seinen
Lebenslauf zu Ende gebracht.
Ihr freundschaftliches Andenken, liebster Herder, ist meiner Lampe Oel.
Es würde mir lieb gewesen seyn, wenn Sie mir den Empfang meiner
Antwort bis auf das datum bestimt hätten. Mein gantzer Einfall durch Einschluß
des Päderasten zu schreiben, war eine bloße Chicane, um mich an den
Philistern rächen zu können.
Eine Beyl. zu den Denkwürdigkeiten des sel. Sokrates von einem
Geistlichen in Schwaben
ist bereits zu Ende des Nov. abgegangen um in
Schwäbisch Halle gedruckt zu werden. Es sollte noch im alten Jahr fertig
seyn; man weiß hier aber noch nicht eine lebendige Sylbe von dem Schicksal
dieser kleinen Handschrift, der es vermuthl. wie dem ersten Theil gehen wird.
So bald ich was davon erfahren werde, und das Kind zur Welt gebracht seyn
wird; werde ich gleich für Ihre Neugierde sorgen – Ob selbige befriedigt
werden wird, steht dahin. Weil ich keinen Einfluß in die Expedition haben kann.
Thun Sie mir wenigstens die Gefälligkeit, so bald Sie etwas erhalten, mir ein
Recepisse darüber oder Empfangsschein
stehendes Fußes
zu übermachen.
Ich habe seit 3 Wochen Monathen selbst in einer Wüste gelebt und in
einer Entfernung der Welt, wie ein unreines jüdisches Weib. Verdenken Sie
mir also nicht, wenn mein Brief diese Empfindungen des Wiederwillens und
Unzufriedenheit athmet. Vielleicht ist unsere Freundschaft hierinn
sympathetischer als von irgend einer andern Seite. Der einzige Freund u. Vertraute
ist unser jetzige 3te Hofprediger Lindner, der jetzt im Vorschlage zu
Buchholtz
Stelle ist. Dieser ist plötzlich den 4 huj. gestorben.
Hoffentl. werden Sie das tolleste Programm v
Selbstgespräch eines
Autors
eher erhalten. Ich bin aber so unglückl. mit Leuten zu thun zu haben,
die kein Gefühl aber desto mehr Wahn besitzen und wenn ich auf Knieen
flehte um ein paar Zeilen: so erhalt ich doch nichts als durch Sturm und
Ungewitter im ästhetischen Verstande. Die Göttin Τυχη wird also auch den
Ausgang dieser Arbeit übernehmen.
Ihre Winke uns ohne Unterhändler und Zeugen zu unterreden ist mein
eigener Wille und das erste geschah mit Fleiß, wie Sie leicht von selbst
erachten können und einsehen werden ex posterioribus.Ich hoffe also daß Sie für mein Prospectum weder
erschrecken
, noch
erröthen
noch wie jener Philosoph über den Geschmack seines Esels an Feigen
für Lachen bersten werden
. Ich besorge aber zu meiner – – daß der Scherz
so naif gerathen wird, daß die Kunstrichter wie die Vögel sich an den
gemalten Weintrauben vergaffen werden, falls er ihnen nicht zu
hoch
ist, das
heißt
bitter
, in der Sprache der Füchse. Auch Ihre Erklärung eines
Biedermanns
und
Freunds
erwarte hierüber, folglich mehr als ein Recepisse –
Ich exponire Sie also nicht so viel als mich selbst, und Sie sind wenigstens
so gut gedeckt, als ich für meine eigene Haut sorge. Weil Sie ein
Pythagoräer
geworden sind: so spielen Sie Ihre Rolle eines olympischen
Zuschauers, bis Sie es Ihrer Mühe werth finden.
Außer dem Fool of Quality by Mr. Brooke von dem ich nur noch 2 Theile
erst im Original gelesen, den Sie aber in denderAbendstunden Landbibliothek
zerfetzt u verstümmelt finden können, hat mich kein Buch so erquickt als Ihr
Thunmann
, den ich vorigen Sonntag verschlungen und mir sogl.
angeschaft. Ich versteh nichts von dem Fache; aber der
Geist des Mannes
entzückt so wie mich Schlötzers Styl und Ton immer wiederstanden hat, non
possum dicere quare? Büsching hat durch die Herausgabe dieses kleinen
Phaenomenon, wie es Kant nennt, in meinen Augen seine Sünde einer
Dedications Schrift zu den historicis selectis de main de maitreausgesöhnt.
Nach Hemsterhuysens Schriften bin immer lüstern gewesen ohne bisher
davon etwas gesehen zu haben. Diderots moralische Versuche haben mir wie
ein alt Stück Rindfleisch geschmeckt oder wie ein zäher Elendsbraten, für den
weder meine Zähne noch mein Magen gemacht sind.
Klotzens Correspondentz hat mir einen lustigen Abend gemacht. Der ehrl.
Tiefensee und Lippert sind die eintzigen, die mir gefallen haben. Unser
Landsmann Harder ist ein rechter Preuße, der aber nicht Verstand gnug besitzt um
falsch zu seyn.
Wißen Sie nicht den wahren Verf. von der bey in Riga verlegten Schrift
über den
Ursprung der Sprache
.
Schlegel
hat sich hier ausgelaßen ein
Concurrent von Ihnen gewesen zu seyn. Ihr Verleger hat mir zugeschworen,
daß er es nicht wäre – Er ist aber auch ein würdiger Landsmann des ehrlichen
Harders. Wenn Sie etwas positives über diesen kleinen Umstand wißen: so
bitte mir solches mitzutheilen.
Die Bützowsche neue Schrift kenne blos aus den Göttingschen Zeitungen
u scheint dasjenige gar nicht zu seyn, was ich mir davon versprach.
Ich habe über Ihren anti-newtonischen Geschmack in der Optik herzlich
gelacht; weil er mit meinen Grillen eine Ähnlichkeit hat. Ich bin immer der
Meynung gewesen daß das gantze kanonische System von Thorn auf optische
illusiones hauptsächlich beruht und denke noch eine revolution zu erleben.
Ich erwartete etwas von einem Systeme du Monde; und es war ein bloßer
Auszug des Lambert, der kühn in die Wolken baut und den Grund von Fels
abergläubisch voraussetzt.
Des Michaelis mosaisches Recht ist ein sehr unterhaltendes und nützliches
Werk. Den 3ten Theil davon hab ich noch nicht ansehen können und möchte
ihn auch kaum lesen, als bis ich ihn zum vierten werde können binden laßen.
Seine Bibliothek ist das einzige Journal was ich selbst halte und mit rechter
Wollust lese oder vielmehr durchlaufe und beylege. Wißen Sie daß man von
RabelaisMontaigne in Frankr. eine große Handschrift entdeckt hat? und
daß Haller seine Briefe herausgeben wird – in allen Sprachen des
cultivirten Europa – Um heimzukommen auf unsere Platonische Legenden:
so habe heute noch mit einem merklichen Nutzen gelesen γην πρεσβυτατηνειναι των εν τω ουρανω Θεων. Ist dies nicht ziemlich dem mosaischen
Tagewerk ähnl.
Origenes
; war ein kleiner Versuch, den ich nach den Sokr. Denkw.
schreiben wollte. Ich weiß aber nichts mehr davon. Der Muth davon zu
schreiben ist mir gantz entfallen – aber die Idee liegt mir noch immer im Gemüthe.
Ich endigte den Thunmann mit dem Gedanken; daß sich noch unendl. vieles
entziffern ließe, wenn wir o servum pecus wären, die mit durchlöcherten
Rinnen für lieb nähmen. In Riga habe einen halben Bogen über die Genesinaufgesetzt die ich immer bedaure verloren zu haben, so wenig auch daran
gewesen seyn mag; weil sie wenigstens zum Faden meines damaligen Fluges
dienen könnten. Ich glaube, daß nichts in unserer Seele verloren geht, so
wenig als vor Gott; gleichwol scheint es mir daß wir gewißer Gedanken nur
einmal in seinem
unserm
Leben fähig sind.
Dies Thema liegt mir also eben so stark am Herzen als Ihr guter Name
bey der Nachwelt. Schreiben Sie also alles auf, was Ihnen Ihr Daemonsagt: aber laßen Sie sich Zeit fertig zu werden – und erlauben Sie mir
wenigstens Ihr
Gottsched
zu seyn.
Lücken und Mängel – ist die höchste und tiefste Erkenntnis der menschl.
Natur, durch die wir uns zu ihrem Ideal hinauf winden müßen – Einfälle
und Zweifel – das summum bonum unserer Vernunft. Die Heiden sind
große Propheten gewesen – Ich habe mit den Briefen u philosophischen
Schriften des Cicero das alte Jahr beschloßen. Eine Oeconomie, ein
Sauerteig läuft durch alle Aeonen bis zu ihrer Vollendung.
Weisheit
ist
Gefühl
,
das
Gefühl
eines
Vaters
und eines
Kindes
. –
Erfüllen Sie Ihr Versprechen im Sinn. Ich habe aller Autorschaft
beynahe entsagt und will mit einer Farce aufhören; desto brauchbarer hoffe ich
dadurch zu Ihren Absichten zu werden. Vielleicht wird die Losung Ihres
Werks die lodernde Asche bey mir aufwecken und ich werde Ihnen meine
Zweifel und Einfälle in der Stille mittheilen um selbige so gut Sie können
zu nutzen und anzuwenden.
Glauben Sie mir, liebster Freund, daß Ihr Thema glücklich gewählt ist
und ein großes Feld immer für einen nachforschenden Geist bleibt, gesetzt daß
man auch der Einbildungskraft daneben die Zügel ließe – aber ohne den
Gehorsam die Analogie des Glaubens dabey zu verleugnen.
Ich schlüße auf heute – ohn zu wißen wenn dieser Brief abgehen wird, der
vielleicht so lang u alt als Ihr erster werden kann. Gute Nacht. Ευ πραττειν,ευ διαγειν, χαιρειν!Den 24 Januar 773.Es lebe der König! und jeder exulirende Preuße sage Amen! Amen!
Ich bin gestern in meinem Platon den Gorgias zu Ende gekommen; aber
Gott weiß am besten, wie ich die Zeit über gelebt. Daher hab ich weder Ihren
Brief fortsetzen noch zumachen können.
Vielleicht komt ihm das
Selbstgespräch
zuvor, das ich nur mit erletzter Post
den 21 erhalten. Ob es an seine
Behörde
zu rechter Zeit angekommen weiß
ich nicht – und soll auch nichts wißen, wie es scheint. Eins von den ersten
Exemplarien ist an Sie bestellt – aber wie und durch wen? Melden Sie mir
den Tag des Empfangs und wo mögl. mit erster Post. Ich habe wahrhaftig
den Rubicon der Narrheit übergesetzt und werde mich durch einen Romanrechtfertigen müßen, den ich aus Liebe zum Brooke: Le fou de lettres nennen
will und vielleicht meine Palinodie. Denn der Titel Apologie ist mir eckel und
verhaßt. Helfen Sie mir wie ich Ihnen habe helfen
wollen
. Voluisse sat est.Vielleicht haben wir eine schöne Gelegenheit das Mährchen von Orestes und
Pilades aufzuwärmen. Schreiben Sie mir Ihres Herzens Gedanken als ein
Nachbar mit Rath – aber nicht als ein falscher Preuße noch teutscher
Witztölpel der in der Nachbarschaft von Westp. lebt wie ich von Pommern.
Glück zu! Glück zu! Glück zu!
Wie heißt Ihr Mädchen – und wenn Ihr Name auch eine Sünde wäre so
beichten Sie HE Consistorialrath dem alten Pan, der für die Sünde zu
heyrathen in optima forma noch nicht sicher ist –
Schreiben Sie mir doch Ihre adresse vor. Die Meinige ist: Secretaire-
Traducteur de la Direction Provinciale des droits du Roi.Ich umarme Sie tausendmal in Gedanken, und werde keinen Augenblick
verlieren Sie meiner zu erinnern, wenn Sie mich vernachläßigen sollten.
Von der
Beyl. des Geistl. in Schwaben
weiß noch nicht. Ich hätte gern die
Päderasten aus China u Schwaben zu gleicher Zeit bestürmt. Aber alles dient
zu unserm Frommen, was uns verdrüßlich und öfters mehr als verlegen macht.
Die Zeit bekehre uns alle und eine beßere rechtfertige den König und die
Unterthanen seines Reichs, sie seyn nahe oder ferne!
Aus welchem Hause ist Ihre Schutzgöttin? Ich habe keinen
Addresskalender.
Hamann.Von Hamanns Hand:Erhalten den 20. März 773.Gestern spät d. 10. März bekomme ich Ihr Selbstgespräch, lieber H, und
ich schicke weil die Post von hier schon weg war, einen Expreßen nach Minden
mit diesem Briefe. Recepiße und Stelle aus dem – (hämischen kann ich’s
nicht nennen, aber composéen) Br. Ihres HErn Mag. Cölius, letzte mehr
als Erstes ist wohl dabei Hauptsache, ohne daß ich weiß oder wißen könne,
wie das zu brauchen istetc.Absalon u. das Weib von Thekoa ist das Einzige, was dicht vor meiner
Thür liegt, u. das, wie schon HE. Nik. den Koth Besen wendet, übel riecht.
Ihre gute, ehrliche, freundschaftliche u. mit Schande sag ichs, Patriotische
Absicht dabei, ist außer Zweifel; auch wie die Absicht ausgeführt, wenigstens
ausgedruckt worden, kann mich noch nicht irren, weil ich noch von der lat-
deutschen Urschrift nichts als durch den Spiegel HErrn Nik. gesehen: aber,
liebster H., wie? u. was es auch sei? – – –
Wißen Sie, wie mich die Sache gränze? Ob ich Lust oder Unlust habe, außer
meiner allenfalls geistlichen noch irgend eine andre Figur zu machen? Ob ich
französische Akademien, Staaten meines gnädigst angebohrnen Herrn etc.wünsche lobe, liebe oder haße, verachte, u. aus der Welt verwünsche? – Und
wenn das Alles wenig ausmacht, weils blos
mich
betrift, habe ich keine
Gemeine, die ich schonen, keine Kollegen, die ich vermeiden, keine Pflichten, die ich
weder mit Gerüchten noch Prätensionen, zu denen ich auch nur den Namen
hergebe, entweihen muß? Wie, wenn ich auf dem lieben Lande, wo von dem
Allen niemand in meiner Heerde wüste, oder ein Wort verstünde – aber ist
nicht Joab, der Sohn Zeruja, eben unmittelbar vor u. neben Ihrem Freunde?
Sind alle Menschenzungen, die schwazzen, auch an Menschenköpfen die
denken? Und wer weiß es mehr, als Mien Man Hoam, daß ein Geistlicher
doch, gewiß nicht blos Hemd u. engen Leibrock, sondern auch
weite Hülle
braucht, sich zuzudecken u. wo nicht breiter, so unsichtbarer doch zu erscheinen,
als er ist? – – Überdem ist dies nicht eben Zeit meiner Krisis, beinah möchte
ich sagen, aufs Leben? In bivio, trivio constitutus wie Knabe Herkules,
oder gar in der Wüste der 40. Tage, was weiß ich? – Daß ich aber außer
Menschentumult schwebe, ist wenigstens merklich.
Was ich aber mit alle dem will, weiß ich selbst nicht. Ihnen Rath geben,
Warnung geben, Aufmunterung geben – Eins so wenig, als 2tes u. 3tes.
Mich auszulaßen bitten, flehen u. befehlen – auch nicht: Denn wie gesagt,
noch sehe ich nichts als in Nikolaus Laterne, u. wenn ichs auch thäte, würden
Sie mir folgen? – Also freilich nichts als tecum loquere, te audi, tibi
obtempera – nur schonen Sie
Ihren Freund
! – Seine kleine Provinziallageu. Krisis – Sein Amt! – Schonen Sies, liebster H. nach allen Dimensionen
u. Inversionen der Methode, des Zwecks, der Mittel.
Ich habe nach Ihrer Schrift gedürstet, u. Tag u. Nacht geträumt – u. den
Magus gescholten in meinem Herzen, daß er selbst in Wegen u. Bestellungen
solche krause Anomalische Allegorische Figuren liebt, wo doch Er nur allein
das Ganze übersieht u. sich denkt, bei allen aber die blos Ihr ihr Endchen
von Grenzlinie vor der Werthen Nase haben, nie die gedachte Würkung
erreicht wird. – Alles das von Anfange Febr. an, da ich Ihren Brief bekam u.
harrete – Und siehe da! kommt doch nur Ein Schatte! u. dazu ein Schatte
vor dem ich tremula anus selbst zittre. Kann ich denn nicht das Stück ehe es
gedruckt wird, zu sehen bekommen? Da es doch schon die Coelii etc. (welche
Kette hängt nicht an diesem etc.!) gesehen haben? Ein guter Einfall, liebster
H., Königsb. liegt ja so nahe!
Aber falls das Alles in vanum et irritum wäre, schonet
selbst Eurer
wenigstens, mein Herr u. Freund! Daß man Euch nicht ein Prytaneum gebe,
das schon lange Zweifelsohne errichtet ist; u. viele große lLeute, noch mehr
ohne Zweifel, beseßen u. bewohnt haben. Ich muß schließen, liebster H., u.
bitte diesen ganzen Brief in die Präkordien Ihres φιλον ητορ zu schließen,
mich ferner zu lieben, u. wenn Sie auch allen meinen Rath verschmähen, Ihn
doch zu
überlegen
.
Kgsberg den 20 Mart 73.Ich freue mich, daß Sie in Ihren Mantel und Kragen so verliebt sind.
Sehen Sie meine Muse nicht für Potiphars Weib an. – – Wo fang ich an,
wo hör ich auf? – Ich erhielt eben auf dem Bette, wo ich meine Mittagsruhe
hielt, Ihren Brief, liebster Herder! Nun Gottlob! daß Sie einmal das
Selbstgespräch erhalten haben und daß
M. Cölius
der Mann ist, dem Sie diese
Verbindlichkeit zu verdanken haben. – –
Ha! ha! Die krause anomalische allegorische Figuren sind mir zum
Element
worden, ohne das ich weder athmen noch denken kann. Da Sie mich
für Potiphars Weib ansehen, warum soll ich nicht unsern
römischen
Correspondenten
mit
Jaels Weibe
vergleichen.
Milch
gab sie da er
Waßer
forderte und Butter brachte sie dar in einer herrlichen Schaale – – Ihnen durstete,
HochwolEhrwürdiger Freund! nach dem wäßrichen Selbstgespräch – und
siehe! erhalten zugl. eine fette Antwort – nebst einem
Nagel
und einem
Schmiedehammer
, der Ihnen ein kleines Hauptweh zugezogen. Brauchen
Sie beyl. Balsam No 22. und wenn er Ihnen wohl thut, so vergeßen Sie
nicht mit Debora zu singen:
Geseegnet sey unter den Weibern Jael!
Das Weib Hebers des Keniters!
Geseegnet sey sie in der Hütte unter den Weibern!
Mein
lieber Herder! Sie beleidigen die
Freundschaft
durch nichts so sehr
in meinen Augen als durch das Geheimnis, das Sie mir von dem Namen
und dem Bilde Ihrer
Liebe
machen. Wie heißt das
poetische
Mädchen, das
Sie gefeßelt? Ist Ihr Name ein Geheimnis; und ihr Stand, und ihr Auge,
und die Farbe ihrer Haare und alle die tausend Kleinigkeiten, die den Himmel
auf Erden im Herz eines glückl. Liebhabers schaffen – – –
Wären Sie vielleicht 4 Wochen eher mit Ihrem Gesuch gekommen: so wär
ich vielleicht schwach gnug gewesen Sie zum depositario meines
verdeckten
Gerichts
zu machen – aber unter Bedingungen die Sie mancher Versuchung
des Fleisches ausgesetzt haben würde, der Sie gegenwärtig aller überhoben
seyn können. Mein Mst. ist aber weder so geistl. noch von so verklärter Natur,
daß es an zwey Orten zugl. deponirt seyn kann. Meines Wißens giebt es
gegenwärtig nicht mehr als ein
einziges
Exemplar auf der Welt; und alles
Geräthe dazu hab ich eigenhändig verbrannt –
Sorgen Sie nicht. Die Coelii und die gantze Kette von der Sie träumen
haben nichts gelesen, und wißen von nichts.
Beyl. ist der letzte Beytrag vermuthlich zu unseren gel. u politischen Zeitungen.
Hier haben Sie alles was in diesem Jahr von meiner Hand ist.
No. 14. Montag den 15 Febr. 773.
Selbstgesp.
Diese 2 Bogen sind, wie es heißt, gedruckt in der Unterwelt mit D. Faustens
eigener Hand und unter seinem Mantel, enthalten außer dem, was ihre
Aufschrift anzeigt, das Concept von dem Briefe eines Chinesers, der sich Mien-
Man-Hoam nennt, an einen berühmten Verleger in B‥ und kosten 15 gl.
No. 21. Donnerstag den 11 Märtz
An den Magum in Nordenhaussäßig am alten Graben zuno 758 p. Kgsberg in Pr.Dieses ist eine Antwort des M. Cölius Serotinus an den Chineser Mien-
Man-Hoam und kostet als eine Handschrift, die NB. keineswegs gedruckt ist,
einen Dimpf.
Meine Catin, die bisher wie Luthers Käthchen eine Nonne gewesen, hat sich
vorgenommen Sie ohne mein Wißen zu beschleichen. Träumen Sie aber nicht
zu frühe zum voraus von ihrem Besuch. Bei aller der feinen Seele, worinn
Sie Ihrer ähnlich ist, halt ich sie für eine Vixen. Weil sie
französisch versteht, so muß ich ihr einen engl. Namen geben.
Haben Sie sich auch schon aus der Histoire philosophique et politique des
indischen Handels erbaut. Sie ist des
Gallerie-Malers
Raynal würdig und
sieht ähnl. Besonders wenn Sie vom 3ten Tome anfangen wie der Autor
seine Arbeit damit angefangen zu haben scheint.
Daß ich Ihre zärtl. Bitte
geschont
zu seyn zum voraus erfüllt habe,
bekennen Sie selbst, weil in dem gantzen Dinge nichts als eine einzige
krause
anomalische allegorische Figur
vor Ihrer Thür gelegt worden, ohne daß
dadurch weder Ihrer Gemeine noch – – – (Freund schreiben Sie mir mit erster
Post
Ihren Namen
oder es kommt zum Bruch) das geringste Scandalumzuwachsen kann.
Ihre Provinciallage – Ihre Krisis – Ihr Amt sind freylich noch große
problemata für mich. Ich werde alle meine Magie aufbieten um im Lande
der Schatten nicht anzustoßen.
Die M. Coelii müßen entweder ihres Handwerks
Lügner
oder
Propheten
seyn, daß Sie mir solche ungeheure Projecte andichten, von denen ich eben
so wenig weiß als jener Theaterheld von seiner poetischen Ader oder vielmehr
prosaischen Stärke. –
Unterdeßen ist es mir lieb daß das schändl. Capitel vom Patriotismus nicht
alsin Ihrer christl. Moral gantz defect zu seyn scheint – – Eben das Prytaneum,womit Sie mir drohen, wünsch ich mir, wenn es nicht anders seyn kann – –
Der innere oder unsichtbare Theil meiner kleinen Autorschaft möchte wol
immer der herrlichste bleiben und mich wegen aller der kleinen
Ungemächlichkeiten, denen die Außenseite noch ausgesetzt seyn möchte trösten und
belohnen. – – Vergeßen Sie mir nicht den Namen Ihrer
Liebsten
zu melden,
damit ich im Nothfall an Sie schreiben kann.
Die kleinen Mündel empfehlen sich bestens Ihrem Pflegvater. Von der
kleinen Lyß-Schiechen möchte ich am liebsten mit Ihrer Doris, Chloris,
Aspasia, Hipparchia, Myrte, Julia, Clarißa, Pamela pp unterhalten.
Meinen Johan Michelchen muß ich nolens volens nach Ostern zu einer Bonneschicken. Er kennt bereits 50 alte Köpfe und ihre Namen, alle Historien in der
Bilderbibel, und ist unersättl. nach evangel. Parabeln u dem Mährchen von
3 Forellen. Bey einer trefl. parrhesie auf eigene Hand, stottert er aber ärger
als sein Vater bey Gelegenheit. Von Poesien die weltl. sind, weiß er nichts
als Helks: Die Pferde schmeißen, die Hunde beißen pp und lernt alles wie
der Blitz und der Wind. – –
Mit gutem Gewißen können wir M. Coelius immer in unser gelehrtes
Triumvirat
aufnehmen. Ich bin fast so gut als neugierig nach seinem
verdeckten Gerichte und werd es mir recht gut schmecken laßen. Michelchen hat
ohnehin kein Bilderbuch mehr, und soll sich in meinem Namen bedanken.
Wie gefällt Ihnen der Einfall: ein Autor von 4 Jahren. Sie müßen ihn
solenniter adoptiren und ich will alles bey Ihrer… (da fehlt mir wieder Ihr
Name) verantworten. Bey
Kätchens
Ehre! Sie wißen daß wir Liebhaber
bey unsern Mädchen nicht leichtsinnig schwören, besonders wenn Sie unsere
Weiber werden sollen.
Weil ich nicht reich gnug bin ein Plätzchen weiß Papier umsonst zu
bezahlen; und D. Faust ein homo ist: so erlauben Sie mir folgende erratahinzuzufügen. Aus Mangel hebräischer und gr. Typen komt der lateinische
Uebelstand. p. 4. allgemeinen add.: deutschen anstatt: freundl. lies freundschaftl.
TomII. p. 247.
p. 6. lies: par Abus, dem Sprachmeister Ist eine nasenweise Verbeßerung
des Verlegers.
p. 8. 9. nach Pe-kim auf die Ehre in Europa gebunden zu werden Verzicht
thun muß:
p. 9. nicht orpheisch sondern orphisch. nicht Trimalchions; sondern
Trimalcions
?
Dann
, anstatt: was zum andern mal bleibt aber
Trimalchions
.
p. 10. No. 25 in Helks Fabeln
11. schließe ich
hier
mit der kleinen Note – schämt ihr euch
euer Auge
aufzuthun.
12. an
heiliger Stäte
. nach Pe-kim – chapeau bas und à pas de balet –
wie Johannes – der moralische Schwäzer in der Wüsten, zu thun.
p. 13. lin. 8. | anstatt Geld lies: Gold.
14. ein Mann von
Wort
– und schrieb vom
Verdienst
, wie ein Prediger –
der ein
Höfling
und Witzling aber kein Narr ist, gl. jenen heidnischen
u jüdischen Priestern, Helden u Richtern pp
15. keinen Torso. Der gantze Abschnitt penultimus sollte gesperrter seyn
als das punctum saliens der gantzen Misgeburt. –
Ich habe heute den ersten Theil des Cicero angefangen und denk auf die
Woche den Plato in dem ich einen langen Stillstand gemacht, zu schlüßen mit
Gottes Hülfe. Ach lesen Sie ja
Klinkers
Reisen. Ich habe meines Herzens
Freude an diesem Buche gehabt mitten unter einem Flußfieber u starken
Schnupfen. Die Vorrede und Noten haben mich an Ihren Claudius erinnert.
Der Uebersetzer soll aber der Hamb. Buchdrucker Bode seyn, der den Tristram
übersetzt haben soll. Vielleicht wißen Sie es beßer. Vergeßen Sie in Ihrem
nächsten nicht mir Ihres Claudius Aufenthalt p zu melden. Den Wansbecker
habe hier noch nicht auftreiben können.
Von Brooke habe auch seine
Mandeville
u
Mountague
kennen lernen. –
aber noch nicht die Catesby, wenn sie von ihm ist. Es geht mir mit dem
Brooke wie M. Coelius von der Lucretia Liebhaber sagt; und spüre ihn jetzt
durch den Canal eines Engl. nach bis auf die kleinsten Brocken die er
geschrieben oder verloren hat. Ich war schon auf halbem Wege an einen Roman:
Der
Narr von Autor
zu denken. Aber die Autormanie ist eben nicht mein
Urlaster, oder wird es wenigstens kaum werden; weil mir die Suade der
action beßer gefällt und es meiner Schreibart eben so sehr am Fluß als meiner
Zunge fehlt.
Ich danke Ihnen nochmals liebster Herder! für das original oder die
vidimirte Copie des Serotinischen Briefes – nachdem ich ihn
noch einmal
gelesen. Wir fehlen alle mannigfaltiglich und diese Herren glauben sich niemals
in ihrer Politick zu verrechnen.
Seyn Sie ruhig, besuchen Sie öfters den alten Magum in Norden.
Bückeburg und Kgsberg sind ohnedem Gräntznachbarn. Verschwenden Sie aber
nicht zu viel Geld auf Expreßen. Künftig hoffe gerader und glücklicher Der
Knabe Herkules
wartet blos auf seinen Mentor um seine Rolle zu spielen.
Fertig ist er – der kleine Deus ex machina aber der verwünschte D. Faust – –
Leben Sie unterdeßen wol und schlafen Sie ruhig
träumen Sie von Ihrem Mädchen u eben so sanft von Ihrem Hamann.den 25 Mart. 773.S. T. Wolgeborner Herr Hofrath,
HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Ich bin eben mit meinem Plato fertig worden und ich weiß die feyerliche
Muße des heutigen Tagesmir noch übrigen einiger Augenblicke nicht
beßer anzuwenden als zum Intermezzo eines freundschaftlichen Briefes, der
vielleicht Sie der gewiß ihre eignen Glückseeligkeit Zufriedenheit, die ich
eben so sehr Ursache habe vorauszusetzen als zu wünschen durch den Contractmeines Schicksals erhöhen wird. Es ist warlich ein elend jämmerlich Ding
um eines Autors Leben! Rechnen Sie es unter die Wohlthaten des Ihrigen
in dieser Versuchung niemals untergelegen zu haben. Unter allen deninnerl. u. äußerl. Mühseeligkeiten selbst des Ehstandes übertrift selbst ist
keine empfindlicher für die Seele eines Autors als das traurige Noth- Band
mit sein Verhältnis zum Verleger. Von Anytus, dem Verleger des
Sokrates seinem an, giebt es biß auf dens D. Faustens Gönner in Mitau
Hintz in Mitau;sind sie ihm ärger als die diese würdige Männer an Sitten u Geschmack ärger
alsTataren, Cannibalen und Hottentottenwürdiger und Calmücken an Sitte ihm überlegen.Ich habe an HE Hintz den 6 Febr. eine kleine Handschrift geschickt den
10ten einige Exemplare der Serotinischen einer gedruckten Antwort
geschickt. Ich habe ihm den 3 huj.ein paar u den 20 geschrieben – Ich habe
ihn inständigst ersucht mir wenige seiner Ankunft einige Nachricht zu geben,
an der mir viel gelegen ist – und bin nicht einer Sylbe Zeile von ihm
gewürdigt worden, so ein großer Meister er sich auch dünktauch ist in
lakonischen und asiatischen Briefen noch kann mir zu einer Antwort Hofnung
machen. Einer seiner guten FreundeIch bin nicht der einzige, der sich hierEin solches Verfahren ist doch in jedem Verstande desto härter und fast
unverzeylich, da er Zeit gnug hat nach Warschau zu schreiben und wer weiß
wohin mehr zu correspondiren. Ew Wolgeboren werden mir die
Gerechtigkeit wiederfahren laßen mir zu glauben, daß es mein Handwerk niemals
seyn wird ein Schriftsteller zu werden, und daß meine gegenwärtige Arbeiten
nicht Rolle kein
Endzweck
sondern bloße
Mittel
sind zu einem Endzweck
sind. ,über den ich mich niemals Leuten anvertrauen werde, deren neueste
Freundschaft mir so verdächtig seyn muß./ Ich habe die bisher in andern
unsichtbare Zufriedenheit alle meine Absichten durch die Antwort des M.
Coelius erreicht zu haben., und dadurch desto mehr fast zuwannen näher zur
Sache
selbst
zu schreiten. Von höhern Man hat mir
höhern Orts
den
Beruff gegeben etwas über die berüchtigte Histoire philosophique et politique
des etablissemens et du Commerce des Européens dans les deux Indes in
6 groß octavBänden zu Amsterdam 772. zu schreiben. Ein
Frauenzimmer
,
die nur nicht mit einer gar zu großen Catharina lächerlich verwechselt zu
werden, sich
Cathin
nennen wird, läßt sich den Einfall nicht ausreden den
verlohrnen Brief eines Sauvage du Nord à un Financier de Pe-kim über
obiges Werk herauszugeben. Ich erbitte Ew. Wolgeboren – und bin mir
alles von Ihrer Freundschaft gewärtig – ob mir mit erster Post zu melden,
ob HE Hintz alle freundschaftl. Pflicht und Schaam gegen mich aufgegeben,
damit ich mich in Ansehung meiner eben so dringenden als kleinen Geschäfte
darnach richten kann, weil es mir Gottlob’ an Freunden weder gefehlt hat
noch daran fehlen wirdErhalten-Vermerk von Nicolai:1773. 2. Apr. 24 bean. / Hamann.Kgsberg den 27 März 73.HochEdelgeborner Herr,
HochzuEhrender Freund,
Ew. HochEdelgebornen werden vermuthlich meine Erklärung in dem 22 Stück
der hiesigen gelehrten und politischen Zeitungen gelesen haben. Da wir
vielleicht beyde ein wenig zu partheyisch über den Handel des Ex-Mandarinenmit dem M. Cölius Serotinus urtheilen möchten: so mag die gantze Sache
den Kunstrichtern, besonders den
neuesten
, zum Zeitvertreibe dienen,
wennfalls es ihrer Mühe lohnt. Wenn der Ex-Mandarin die Absicht gehabt mich
lächerlich zu machen, oder abzuschrecken: so bin ich ihm gut dafür, daß ihm
beydes nicht gelingen wirdsoll. Weder seine chinesische Caricatur, noch der
rolandsche Tubus irgend eines andern Pseudo-Propheten, aliasProjectmachers, werden mir das Ziel verrücken. Die erste die beste Muße soll meiner
kleinen Handschrift gewiedmet seyn, und ich werde alles von meiner Seite
thun um den
Durchgang
der
öffentl. Censur
zu erleichtern und die
Weißagung des Urgroßvaters – in nostrae amicitiae memoriam – ohne sibyllinische
Wucherey wahr zu machen. Dies ist alles was ich nöthig finde meiner
schriftlichen
und
gedruckten Erklärung
– gegen Sie besonders, als ein Mann
von Wort, hinzuzufügen. Ich schließe aus meinem alten ehrlichen
Montaigne II. Ch. 17 Qu’on accuse, si on veut, mon project, mais mon
progrez, non – Erwarten Sie also bey Gelegenheit des Mst. selbst um
Schiedsrichter, oder was Sie wollen, davon zu seyn. Mehr können Sie von
demeinem
ehrlichen
und
gleichgiltigen
Autor nicht erwarten, um dem Henker
selbst das Maul zu stopfen. Si Dominus voluerit et si vixerimus, faciemus
hoc aut illud.Ich habe innerhalb 6 Wochen meinen Platon zum 2ten mal
durchgepeitscht. Seit 10 Jahren, daß mein empyrisches Studium der Griechen
unterbrochen worden und fast gänzlich aufgehört, ist mir die Sprache zieml.
ungeläufig geworden. Ich habe mich daher gröstentheils an den Faden der
Uebersetzung gehalten und bloß Stellenweise in den Text selbst geguckt. Auf die
Woche bin ich willens den Xenophon zum ersten mal zu lesen durch und
durch. – –
Mein kleiner unartiger
Apoll
, der heute seinen 3½jährigen Geburtstag
feyert, zupft
mir hier das Ohr
, den M. Cölius Serotinus an das sauber
gedruckte und mit
Kupferstichen gezierte
Buch zu erinnern. Haben Sie ein
wenig Nachsicht für die
Begeisterung
eines etwas
abergläubischen
Vaters
– – Warum hab ich nicht eben so viel Recht – als Malherbe, eine alte Magd,
zum Oracul meiner Kritick und Autorschaft zu machen. Der Knabe weiß
schon seine gantze Bilderbibel in folio, sein Spectaculum Naturae et artium,das Neue Abcbuch, 50 alte griechische u römische Köpfe und noch einmal so
viel Dinge mehr auswendig – Wenigstens ist er auf gutem Wege bald für
seinen alten Vater die Stelle eines lebenden Nomenclators zu vertreten.
Wenn eine Maintenon oder Beaumont sich seiner Erziehung annehmen sollte:
so steh ich nicht dafür, daß er nicht alle französischen natürl. Schriftsteller
von 7 Jahren bald übertreffen wird.
Ew. HochEdelgebohren werden daher so gütig seyn unsere
gemeinschaftliche Ungedult zu befriedigen, und den Vater und Sohn den usum fructumder versprochenen
Beute
zu erlauben, ohne daß dem Eigentumsrecht des
Mien-Man-Hoam der geringste Nachtheil daraus erwachsen soll; sobald er
sich darnach selbst melden wird; woran ich eben nicht verzweifele. Denn
würde er wol die Nummer meiner Hausthür zu seiner adresse gewählt
haben, wenn er einer der neuen Psevdo-Propheten oder leidigen
Projectmacher wäre, die in der Provintz weniger gedeyen als in einer großen
Residentz und Hauptstadt wie Ihr Berlin.
Um des Himmels willen! Hat das Mährchen von einer gelehrten
Zusammenverschwörung oder neuen
Triumvirat
im Reich der deutschen
Litteratur einigen Grund? Man redt hier Wunderdinge davon. Sie werden am
besten im Stande seyn, mir einiges Licht hierüber zu ertheilen – – Und was
sagen Ihre dortigen Sternwärter zur Erscheinung des Mercurs? Man lobt
ihren calculum – –
Ich thue aber, HochstzuEhrender Herr v. Freund! zu viel Eingriff auf Ihre
bevorstehende Meßgeschäfte. Empfehlen Sie mich meinem alten Freunde
Mendelsohn, dem HE. Prof. Rammler und HErrn Meil und vergeßen Sie
nicht gantz, nach verrichter Arbeit, Ihren aufrichtigergebenen Freund u Diener
Joh Georg Hamann.Den 28 Mart.Vor langer Weil und ob fugam vacui.Wenn die Schweitzer unsere
Väter
sind :(ich habe sie blos für
Thürhüter
unserer Sprache bisher gehalten) was heist
Zweis
?
Wir Preußen sind wie Sie wißen keine Deutschen; und seit dem Tode
meines letzten Hauswirths, des seel. Baron von Bondely kenne ich keinen
Schweitzer mehr in meinem Vaterlande, wo sie vermuthl. das französische
Sprichwort: point d’argent, point de Suisse vertrieben.
Was sind
winzige
Nachtigallen?
Außer andern Druckfehlern im Concept des Ex-Mandarinhast gestandenorphische Eyer. D. Faust ist ein wenig naseweise und nachläßig. p. Ich hab
ihn bereits beym Pluton deshalb belangt.
Die beyde Definitionen sind nichts als Schlußfolgen und ohne die
praemissen unverständl.
Wißen
und
Thun
sind freylich zwey sehr verschiedene Dinge, aber nicht
geradezu das Gegentheil – als durch
Schuld
der
Acteurs
.Wenn
Wunder
und
Zeichen
nicht zur
anschauenden Erkenntnis
gehören: so verstehe ich gar nicht, was sehenswerth ist.
Ist es Ihr Ernst, M l. Serotine! Daß man in Berlin nicht Plus und
Minus versteht. Sie mögen bey meiner Treu, die weder punica noch prutenicanoch Sinica ist, Recht haben –
Wie hieß das Wort inLudovici. Ich hab kein deutsch Kaufmanns Lexiconu. verlang auch keins anzusehen. Wenn Sie mir le Dictionnaire des Finances
par M. Pesselier, das Beaumont in den Memoires pour servir à l’histoire
generale des Finances (Preface XII.) anführt verschaffen u auftreiben
können welches ich seit 3 Jahren umsonst aus Frankr. verschreiben laßen; so
bitte es mir zu verschaffen und mit meinem HE.
Gevatter
dort zu bewahren.
Meine Commission geht höchstens bis 15 Thlr ungefehr. Wenigstens bitte
mir eine Idée bey Gelegenheit von dem Buche aus. In Eil – Es geht zur
Meße.
Erhalten-Vermerk von Nicolai:1773. 19. Jun. / 27 Sept bean. / Hamann.Kgsberg den 7 Junii 73.HöchstzuEhrender Herr und Freund
Ein starkes Flußfieber, das endlich in ein 3tägiges ausschlug – vapeursgleich den Wolken, die nach dem Regen wiederkommen – meine lectionescursoriae im Xenophon, womit ich Gottlob! vorige Woche fertig geworden –
und mancherley Kleinigkeiten mehr haben mich bisher verhindert Ihnen zu
melden, daß ich den 2 May das angenehme Andenken Ihrer Freundschaft
und Aufmerksamkeit für mich nebst Dero Zuschrift vom 26 April mit viel
Vergnügen erhalten habe.
Den M. Sebaldus habe schon 2 mal gelesen und gegenwärtig einem guten
Freunde geliehen, bin also sine libro nach dem Sprichwort – auch überhaupt
der alten musicalischen Regel noch treu mit dem
Ende
den
Ton
des
gantzen
Stücks
abzuwarten. Der poetische Erfindungsgeist des Herausgebers
schimmert bey der flüßigen Simplicität des historischen und recitativischen Styls
mir desto stärker in die Augen. Ich zweifele nicht nur, sondern bin auch
Stock
- und
Damm
-ungläubig an allen den geschriebenen Urkunden, auf die
Sie sich mit einer so ehrlichen Mine beziehen. Als ein Mann von Einfluß
und Politick werden Sie längstens die Vorsicht gebraucht haben den HE von
Thümmel zu bestechen, um nichts von den Familiengeheimnißen der
Wilhelmine zu verrathen, die niemand beßer als er wißen kann. Ja, wenn sich
auch der Geist der verklärten Wilhelmine durch Beschwörungen und vocessacras herauf oder herunter locken ließe: so würde doch der bloße
eiserne
dithyrambische ihr unerhörter Name von Frau Magister Nothankerinnihre electrische Erscheinung verscheuchen – sed vetant leges Iouis!Wie ist es in aller Welt möglich, daß
solche
und
solche
Meinungen in dem
Herzen eines so durchtriebenen Crusianers und Bengelisten als Ihr M.
Sebaldus den Documenten zu folge gewesen seyn soll, haben wurzeln können.
Ich will aber HöchstzuEhrender Herr! aus Freundschaft fidem implicitamjedem Verdachte vorziehen, daß Sie uns irgend eine Uebersetzung von
Memoires pour servir à l’histoireannée courante de l’Allemagne litteraireuntergeschoben haben.
Dem sey wie ihm wolle, so wünschte ich den statum causae zwischen den
Lords und ihrem Mr. Amanuensis noch tiefer in der Folge fortgesetzt und
entwickelt zu sehen; denn wer ist hiezu tüchtiger als mein Freund Nicolai in
Berlin, der in der Theorie und Practick des Handels so wol als in den
Geheimnißen der deutschen Autorwelt und Autorschaft ein Rupertus expertus
in gradu superlatiuo seyn muß.
Was denken Sie von – und was sagen Sie zu – dem apokryphischen
Versuche einer Schrift auf Subscription über die Möglichkeit, daß die Gelehrten
Eigenthümer ihrer Schriften werden? –
Aber um Vergebung, mein Herr! Sie sind mir würklich ein wunderbarer
Mann, aus dem man gar nicht klug werden kann. Einem ex-chinesischen
Betrüger thun Sie die Ehre an ihm in einem gedruckten Sendschreiben für
ein Mst. von 4 Bogen zu danken; und mir antworten Sie keine Sylbe auf
meine treuherzige und uneigennützige Anerbietung einer Handschrift, die ich
so bald ich Lust dazu bekäme in 4 kleinen Octavbändchen nach dem neuesten
Fuß auszumüntzen im Stande bin –
Sehen Sie nicht offenbar, daß ich das von andern umsonst gesuchte
Geheimnis ein Eigenthümer seiner gelehrten Arbeiten und operum Werke,
selbst trotz ihrer Cession und Entäußerung zu seyn und zu bleiben, wirklich
besitze. W. Z. E.
Doch bin ich Ihnen nicht gut dafür, daß Sie nicht nolens volensEigenthümer des opusculi en question zu seiner Zeit werden und ichdaß nicht
noch mein Name die Ehre haben sollte auf der Rolle Ihrer Fabricanten
einmal immatriculirt zu werden. V. R. W.
Damit ich nicht andern predige und selbst verwerflich werde, eile ich zur
Beantwortung Ihrer werthen Zuschrift vom 26 April.Was meynen Sie mit Ihrer Fabel vom Storch und Fuchs? Ohngeachtet
ich meine Zeit weiß; so hab ich es mir noch niemals gelüsten laßen Füchse zu
fangen. Ich dächte, Sie hätten
Wind
gnug von den philosophischen Einfällen
und Zweifeln gehört, daß ich nicht nöthig hatte die Historiam dieser
animalium noch
gemeiner
zu machen, als sie leider! geworden ist. Wenige Lords
sind so glückseelig als mein Gönner, Herr Nicolai, der keinen amanuensembraucht, sondern beyde Naturen des Herrn und Dieners in einer Person führt,
ein wahrer autocrator gleich dem Rußischen Adler – Nur Schade, daß er
seines Glaubens ein
Herodianer
– und oben ein einder bitterste Verfolger
der armer
Crusianer
und
Bengelisten
ist.
Um Sie HöchstzuEhrender Herr zu überführen, daß Sie mit einem
plaindealer in Geschäften zu thun haben: so war freylich das gantze Ideal eine
Elegie im höheren Chor über 5 rth, die mir die leidige Arithmetique politiquevon einem kümmerlichen monathl. Gehalt entzogen, dafür ich 6 Jahr wie ein
Galeeren Sclave, ja ärger als Lucians Charon geplagt worden bin – Quelbruit pour une omelette! werden Sie vielleicht mit jenem starken Geist sagen.
Ich muß Ihnen freylich die Ehre haben zu erwiedern, daß ich gegenwärtig
dafür desto mehr Ruhe und Muße, wiewol nicht die
edelste
, zu genießen habe,
und so empfindlich mir auch ein so kleiner Verlust unter gewißen Umständen
gewesen ist und noch seyn muß, versprech ich Ihnen doch denselben
geschwinder zu vergeßen als Ihro HochwolEhrwürden jene gottliche Rechenkunst eines
Dorfpredigers, der kein M. Sebaldus Nothanker gewesen seyn muß. –
Das Worte
Zweiß
scheint mir mit dem Wort Zwist nahe verwandt zu seyn;
ich hatte es mit dem
diuerbium
der Römer schon verglichen, ohne aber meiner
Sachen gewiß zu seyn.
Bey dem Kernwort
winzig
, das nicht recht nach meinem Gaumen ist, fällt
mir eine kleine Anecdote ein. Ein guter Freund von uns beyden bekam
einmal den Auftrag Leipziger Lerchen für einen hiesigen Club zu besorgen. Er
schickte welche, die von einigen Spaßvögeln für Leipziger Sperlinge erklärt
wurden. WeilWiewol ich kein Gast irgend einiger Club bin, und es daher auch
damals nicht gewesen: so zweifele ich doch, daß ein Freund von uns beyden
eines solchen Autor- und Verlegerstreiches fähig seyn sollte und bin daher
geneigter zu vermuthen, daß es
winzige Leipziger Lerchen
gewesen.
Unser HE Lotterie Director Kanter ist noch nicht hier. Ich weiß also nicht,
ob ich durch Ihre gütige Vorsorge Dictionnaire des Finances erhalten werde,
welches mir um so viel lieber jetzt wäre, da ich in der letzten Ziehung der
letzten Hannoverschen Lotterie 100 rth in Golde gewonnen und also mit viel
Gemächlichkeit meine Jahres Rechnung im Kanterschen Buchladen, auf die
ich schon 4 Wochen u länger warte sogleich abzutragen willens bin, als die
einzige
und
letzte
Schuld, die mir noch auf dem Herzen liegt. Sonst weiß
ich Gott Lob! keinen einzigen, dem ich noch was schuldig wäre oder bishero
geblieben wäre –seyn sollte als
ich weis aber nicht wieviel für ein grobes Briefporto einem Freunde, der
mir heu! heu! in der Blüthe abgestorben. Der Himmel, mit dem er in seinem
Leben sehr freygebig gewesen, erfreue ihn dafür in jener seel. Ewigkeit, die
nicht endlich seyn wird, gleich dem Feuer und Weinen der Verfluchten –
noch, ich weis aber auch nicht wie viel für agio an Golde unserm Israeliten
Mendelssohn. Wie sehr wünschte ich sein Aesculap zu seyn – Kinder machen,
Kinder machen, sagte mir ein großer Financier in Pekim, (und zwar dies
Wort war für mich gnug, wie oft Sie es unserm Patienten wiederholen
müßen, werden Sie beßer als ich wißen) „Kindermachen erschöpft die
animalische Haushaltung mehr als Predigen und Bücherschreiben“ – Wozu
bedient er sich nicht des mosaischen beneficii
der Ribbe seines Leibes
einen
Scheidebrief zu geben – Statt eines
Hahnes
bleibt Eer mir den Phädon
und den 3ten Theil der philosophischen Schriften schuldig. Grüßen Sie Ihn
statt des Agio in meinem Namen so oft Sie ihn sehen und sprechen, Morgens,
Mittags und Abends –
Das erste Meßbuch, wornach ich greifen werde, wird wol der systematische
und beredte Abbé aus Westphalen seyn. Gott gebe, daß er alle Landsleute des
Mien Man Hoam am Pranger stellen möge. Sie haben mit ihrem heil.
Confucius manchen ehrl. weisen Europäer geäfft und ihm eine Nase gedreht.
Die Recherches über die Amerikaner haben mich smehr gereizetgeküzelt als
mich die Vorlesungen jenes Bblinden Engl. über die Obptick würden in
Erstaunen gesetzt haben.
Nun HochzuEhrender Herr! Dieser geschwätzige Brief ist gewiß ein
Vorbote meines herannahenden Alters. Die grauen Haare finden sich auch schon
an meinen Augenbrauen. An statt eines fontenelleschen: O Sparte! Sparte!werd ich ehstens epigrammatisiren: O Athen! O Athen! – kein Goldwaßer!
keine Magentinctur! kein sokratischer Kelch des Heils! Wie übel, und weh
und See-siech!
O Nauis! referent in mare te nouiFluctus? O! quid agis?Sie werden keine Zeile mehr von mir sehen biß beym nach Empfang
Ihres zweyten Theils des M. S. Ich empfehle mich Ihrem Andenken als
Ihr aufrichtig ergebenster Freund und Diener
Hamann.Kgsberg den 19 Iulii 773.Verdammter Hintz!
Noch keine Zeile von Ihnen erhalten. Ich habe den 20 Iunii geschrieben
unter Couvert; wie ich höre ist der Brief erst den 30 abgegangen. Nun dies
dient Ihrer Muse zur Entschuldigung, welche gleich den römischen Damen
ein Jahrhundert zum Gerüst und Putz nöthig hat.
Kortum ist den 30 p. durchgegangen und hat niemanden als L. hier
gesehen, auch wie es scheint sich nicht um mich bekümmert. Hätten Sie dem
nicht wenigstens den Defect des Bentleyschen Horatzens mitgeben können? –
oder wenigstens einen Gruß oder und StaatsCompliment.Ich habe vorige Woche die Oden u Artem poeticam mit ihren 14
Commentatoren p zu Ende gebracht und mache eine kleine Pause durch
gegenwärtiges, um mit den Sermonen und Episteln fortzufahren. Machen Sie
doch daß ich den Bentleyschen Horatz bald anfangen kann.
Wenigstens will ich die Ehre haben der einzige in Kgsberg zu seyn, der
diesen Autor ausstudiert. Ihre Volartsche Ausgabe wäre mir auch sehr
behülflich, weil ich sie theils nicht zu Ende gebracht, theils sehr flüchtig
ansehen vergleichen können. Vergeßen Sie also
selbigen
nicht beyzulegen wie
auch das
französische Buch über die Bildung
der Sprache – Alles soll
ehrlich und gut von mir hier aufgehoben werden, und mit erster Gelegenheit,
etwa durch Lindners Bücher erhalten Sie alles zurück – Noch haben Sie mir
versprochen
des Mösers Sendschreiben an den
Vicair
in Savoyen
. –
Von Ihren Verlagsbüchern erwarte vorneml. noch von
deutscher Art und
Kunst
, die mir, wieder alle meine gegenwärtige Costume zu studiren, einen
Theil der Nacht gekostet.
Cui bono? frug mir ein Caßianer gestern, ist Ihr Studium Horatii. Wozu
dient dieser Unrath? – „Bin ich so glückl. erst den
Geist
des Horatz zu
gewinnen, mein Her Criminalrath, so wird es mir an
Mäcänen
und
Augusten
nicht fehlen, daß ich die Freundschaft aller
Sosien
verwünschen kann,
zehnmal mehr als ich es gegenwärtig thue“Die Sosier waren das in Rom, was Sie Hintz in Mitau sind oder unser
Kanter hier oder Nicolai dort. Leutbetrüger, Windbeutel, circumforanei? – –
Behüte der Himmel, es waren lauter ehrliche Leute; galants-hommes, –
honnetes hommes ihres Jahrhunderts, Verleger guter Freunde und
Kunstrichter der horazischen Muse, die ihre triefenden Augen blos dem Verdienste
der Sosiorum zu verdanken hat.
Sie wißen, daß ich Ihnen das Gelübde gethan Sie mit keinen
VerlagsGeschäften mehr auf irgend eine Art zu behelligen – ohngeachtet ich hier mit
doppelten Projecten neuer Autorschaft von andern zugesetzt werde – Wann,
lieber Hintz! Ich möchte mit dem Rochester schreyen:
I’d be a Dog, a Monkey or a Bear
Or any thing, but that vain AnimalDu meynst einen Autor – lateinischer Schulfuchs! ich aber meyne einen
Verleger
. Erlaube mir im römischen Duton fortzufahren um Dich durch die
Etiqvette einer Sprache zu rühren, deren genium Du niemal erreichen wirst.
Du kanst ja nicht einmal ein Blatt unter dem Titel: Lectori Bibliopola! aus
Deinen Collectaneen, die Deinen Bauch auslachen, so dick sind sie! schreiben,
ohne ein laboriosissimum studium zu begehen oder zu verrathen. Es fehlt
Dir schlechterdings an Geschmack, an Sagacität und an politischem Urtheil.
Meynst Du denn durch alle die Maculatur das geringste zu Deiner
Unsterblichkeit – ja was red ich mit einem L. Calpurnius Piso von Unsterblichkeit? –
meynst Du das geringste zu Bezahlung Deiner Schulden durch alle die
Maculatur beytragen zu können, worauf Dein Name unter Mitau, Hasenpoth u – –
zur bevorstehenden Michaelismeße erscheinen wird. ……
Es ist mit der Autorschaft wie mit dem lieben Ehstande; ein
Himmel
oder
eine
Hölle
auf Erden. Du bist meine andere Hand, auf die ich mein gantzes
schimärisches Glück gebauet, und von der ich mir freundschaftlichen Beystand
versprochen um einen französischen Bogen zur Welt zu bringen, der in alle
vier Winkel Deutschlands fliegen wird, und auf den so viel 1000 Leser mit
offnem Maul warten und darnach schmachten, weil sie etwas zu
bewundern
und zu
lachen
darinn erwarten finden werden – – Und kommt nichts und
kommt nichts! – Liegt die Schuld an mir. Warlich nicht! ich habe an Dir
und
für
Dich gearbeitet; aber Du bist ein undankbarer, unfruchtbarer,
verfluchter Boden, wo weder Sonne noch Regen verschlägt. Du mit Deinem
Collectaneen Wanst und Dein Jacobäer sind alle aus einem Teige gemacht,
von Leim und Thon – gleichwie sich Eisen mit Thon nicht mengen läßt
(Daniel II. 43.) eben so wenig verträgt sich mein martialischer Kopf mit dem
Madensack seines epicurischen Verlegers! und deßen Lumpendruckers!
Nun, lieber Hintz! Ich vergebe Ihnen alle bisherige unverantwortliche
Nachläßigkeit und Untreue in einer Kleinigkeit, woran mir unendlich gelegen.
Sie mögen es glauben oder nicht; so ist mir alles daran gelegen; und Gott
weiß es, wie mir zu Muthe ist, wenn ich an Sie denke! Es geschieht nichts im
Verborgenen, was nicht ans Licht kommt – Unser beyderseitiges Betragen
wird sich auch sonnenklar entwickeln. Ich mag seyn, wer ich will und was ich
will und wie ich will – wenigstens weiß ich, daß ich eben
so gelehrig als
eigensinnig
bin, und eben so
willig
meinem Nächsten zu dienen als redlich,
wenn ich seine Dienste nöthig habe und auf selbige Ansprüche machen kann.
Unsere beyde höchsten Schulmeister werden täglich hier erwartet. Mein
Schicksal hängt an einem seidenen Faden. Ich habe hier
gearbeitet
und
meine Maasreguln genommen, um wenigstens einen kleinen
Rückhalt
zu
haben im Fall der Noth. Ohngeachtet ich nichts weniger als ein politischer
Kannengießer bin: so hab ich doch Anzeigen gnug, daß das gantze System
so beweglich, schief, und halsbrechend geht, daß ein kleiner Finger Wunder
thun könnte –. Dem sey wie ihm wolle: so bin ich wenigstens ein Mann, der
seine Termine hält und setzt.
Ich kann nicht eher ruhig schlafen, bis ich weiß ob Jacobäer was macht
oder nicht – was anfangen wird oder nicht – ob es an ihm oder an Ihnen
liegt. Wenn ich nur wüste, woran ich wäre: so würde ich vielleicht im stande
seyn Ihnen mit meinem guten Rath vielleicht behülflich zu seyn. Und ein
guter Rath ist in meinen Augen der wahre Probierstein der Freundschaft –
Sie sagen mir aber nichts, Sie fragen mich um nichts. Als Autor ist es mir
gleichviel was ich in Ihren Augen – bin; als Freund rechne ich Ihnen diesen
Defect sehr hoch an, so hoch wie alle Freundschaft zusammengenommen.
Sie wißen, daß nach dem an Jacobäern abgelaßnen Briefe ich 6 Exempl.des französischen erwarte: er kein Stück davon austheilen muß, bis auf Ihrer
weitern Ordre. Geht das Ding nicht durch: so bleib ich Herr des gantzen
Verlages und mache mich anheischig die Unkosten bis auf den letzten Heller zu
bezahlen, doch mit so viel Nachsicht in Ansehung der Termine, als ein armer
Schuldner von grosmüthigen Gläubigern sich wünscht und nöthig hat.
Ich wiederhole Ihnen mein Versprechen Sie mit keinen weiteren
Autorgeschäften zu beschweren, wenn es Ihnen so schwer und sauer wird oder so
gleichgiltig ist mich zu befriedigen.
Ihre Furcht kann nicht so weit gehen als ich die meinige treibe. Es fehlt
mir aber auch nicht an Muth – und ich rede hier nicht von Worten sondern
von Werken.
Büsching soll hier geschrieben haben, daß
Eberhard
die Predigerstelle in
Charlottenburg durch den Geistl. in Schwaben verloren. Ob es wahr ist, weiß
ich nicht, und den gantzen Zusammenhang kann und mag ich Ihnen nicht
entwickeln. Die Hauptsache werden Sie von selbst errathen können, da Ihnen
der sein täglicher Tisch bekannt seyn wird.
Ich kann also ohne ein Schwabe zu seyn, bey Α nicht stehen bleiben sondern
werde bis zum Ω ausbuchstabiren, ohne mich an alle N. N. sie mögen wes
Standes und Würden sie wollen seyn, zu kehren.
Sie wißen, was Kanter für mich gethan, und welches ich ihm niemals,
ungeachtet meiner gegenwärtigen Entfernung vergeßen werde. Ich glaube
daß Sie weiter nichts nöthig haben als die alltäglichen Methoden der
Vorsicht im Buchhandel mitzumachen um völlig gedeckt zu seyn und gebe Ihnen
hiemit plein pouvoir sich aller mögl. Ausflüchten im geringsten Fall der Noth
auf Rechnung des Autors zu Nutze zu machen, der sich niemals geschämt hat
noch schämen wird
unglücklich
zu seyn und der sich mit einem guten Willen
in Versuchen über seine Kräfte immer wird trösten können und der kein ander
Glück sucht als ein ehrlicher rechtschaffener Mann nicht im epicurischen
Verstande vor den Augen des blinden Publici sondern im höchsten Verstande –
zu seyn.
Schreiben Sie mir doch bey erster Muße, wenn Sie nicht in Pohlen auf
neue Ebentheuer ausgegangen sind. Vale et faue.HamannBückeburg den 21 Jul. 773.Ich bin Ihnen, liebster H., einen Brief schuldig, der aber jetzt nichts
enthalten soll, als daß ich lebe, gesund u. froh u.
Selbander
bin. Karoline
Flachsland, jetzt mit Ehren zu melden Herder ist der Name meines
Weibchens, u. was Ihr übriges Erkundigen betrift, können Sie mein alter lieber
Pan leicht denken, daß das Alles nicht so leicht zu sagen.
Blauaugigt
wie
das Himmelszelt, / ein
schwebender Engel
auf dieser Welt – u. wie das
weiter heißen müßte – aber Sie wißen hinten nach macht man keine Verse, da
singt man die Vorigen ab u. also lebe ich, wenn Alles
um uns
etc. etc. wäre,
wies seyn sollte, Engelfroh u. frölich. Haben auch von Anfang unsrer
Bekanntschaft so viel liebes X. gleich beide gemeinschaftlich erduldet, daß, wie
ich glaub u. hoffe, der liebe Gott uns herzlich lieb haben wird u. haben soll,
Amen!
Und wie nun mit Ihnen? Mein lieber Alter! mit Haab u. Gut, Acker, Vieh,
u. s. w. am alten Graben? Ihr letzter Brief war in Vielem Hieroglyphe, u.
da ich mir über Nichts den Kopf zerbreche was sich von selbst aufzuklären,
Lust hat: so habe ich ihn meiner Frauen, die Sie sehr schätzt, vorgelesen, u.
überlaße das Übrige Ihrem weitern Gutbefinden.
Und mit Ihrer Autorschaft? Ich bitte nochmals laßen Sie mich
jetzt
ruhen: Ich habs so sehr nöthig.
Die Meinige stockt noch immer, wird aber bald desto mehr losbrechen.
Haben Sie „von Deutscher Art u. Kunst“ angesehen? ist auch Etwas von
mir darinn, aber alt, auf Reise geschrieben u. kaum der Rede werth.
Leben Sie wohl, mein lieber H. u. erfreuen Sie mich bald mit einem
Briefe. Ich lese jetzt nur
um mich zu ärgern
u.
auf die liebe Theologia
zu studiren
– voila tout! Haben Sie
Wood gelesen
? Er ist ein feiner Herre,
u. das ist glaub ich Alles. Ihre Beilage aber zum seel. Sokrates hat mir Leib
u. Seel erquickt. Ihr Genius darin ist nicht mehr Flamme, aber Wind des
Herrn! sehr durchziehendes Sausen. Inlage doch baldigst zu bestellen.
Ihr H.Bode in Hamb. wünscht sehr, daß Sie Seine neue Uebersetzung des
Shandy dort protegiren möchten, u. ich glaube, Sie werdens thun. Er hat
Klinker u.
Yorik
übersetzt, u.übers ist im
Interpretiren
sonst sehr gut, wo er
nicht selbst redet.
Den 19 Aug. 773.Liebster Consistorialrath und Freund Herder,
Ich bin Ihnen auf Ihre Hanssächsische Knittelverse und Ihr letztes
einseitiges Qvartblättchen Antworten schuldig, die ich heute verbitten muß, weil
es mir an Zeit und Kopf dazu fehlt. Ihre Entschlüßung zu heyrathen und
Ihre Zufriedenheit nach der Ausführung, hat mir viel Freude gemacht.
Freylich werd ich wol nunmehro an ein ander Testament denken müßen, und mein
kleiner Bastart wird sich nunmehro auf seinen ihm zugedachten Pflegvater
wenig Rechnung mehr machen können. – Unterdeßen was will diese
fehlgeschlagene Hofnung gegen so viel andere sagen, die alle durch die
Wahl
der
gewesenen Mlle Flachsland zur gegenwärtigen Frau C. R. Herdern entstanden
seyn mögen? – Ich will aber alle meine Glückwünsche bis zu einer
persönlichen Umarmung aufheben, die unter die süßesten Träume im Paradiese
meiner Thorheiten gehört.
Vor einer Stunde habe die Nachricht gehört, daß der Layenbruder gestern
oder heute nach Petersburg durchgegangen ohne sich um sein Geschöpf, den
Magum in Norden bekümmert zu haben. Noch bin ich nicht gewiß, ob ich es
ihm verdenken oder übersehen soll. –
Der Hauptgrund dieses Briefes bezieht sich auf eine inständige Bitte
des Lotterie-Director, meines Gevatters und alten Verlegers; der sehr gern
zur Ehre unsers Vaterlandes Sie zu einem kleinen Beytrage an seiner
gelehrten Zeitung – und woran ihm noch mehr gelegen, zu einer Wochenschrift
aufmuntern möchte. Er verspricht erkenntlich und freygebig dafür zu seyn.
Ich kann ihm das Zeugnis geben, daß ich ihm unter 3 Verlegern das Beste
gönne und daß er gülden ist, wenn ich alle übrigen für ärger als
Bley
schelten muß.
Ich glaube liebster Freund, daß Sie es diesem Briefe werden ansehen
können, wie sehr mein Kopf
mit
Grundeise geht. – Doch will ich Ihre heurige
Ruhe nicht stöhren durch meine Grillen.
Die fliegenden Blätter von deutscher Art und Kunst haben mir wider alle
meine gegenwärtige Gewohnheit, fast eine halbe Nacht gekostet.
Etwas
nur
von Ihnen darin. Ich meine, das
meiste
wäre von Ihrer Hand. Melden
Sie mir doch, was Ihnen u jedem darin gehört. Das Stück von deutscher
Bauart schien mir auch gantz in Ihrem Styl zu seyn.
Der Titel zur Klopstockschen Schrift hat mich gantz eingenommen. (Er hat
den Hofprediger Lindner zum Collecteur hier gemacht) noch ehe ich das
Compliment in seinem Briefe an mich gesehen hatte. Ich habe mein Bestes gethanihm, hier Subscribenten anzuwerben.
Wißen Sie nicht den G. im deutschen Mercur? Er hat mich den Vater der
neuen Künsteleyen genannt. Der Vorwurf wegen Schnörkel past zum
Gegenstand. Bey Ihrer neuen Autorschaft halte aber eine Verleugnung Ihres
Styls
für eine wesentliche Bedingung Ihre Absicht zu erreichen. Ihr
Gegensatz eines Artztes, der selbst Hülfe nöthig hat, macht mich unbesorgt. Sie
können Ihre dithyrambische Schreibart vielleicht ziemlich entschuldigen und
rechtfertigen. Die Bedürfniße meiner Dunkelheit werden vielleicht von selbst
aufhören. Doch hierüber künftig mehr.
Ihr Urtheil über Wood hat mich neugierig gemacht ihn kennen zu lernen.
Ich hatte ihn mir ausgesucht mit dem Vorsatz ihn aber nicht eher zu lesen,
bis ich Gelegenheit haben würde ihn einbinden zu laßen. Bin noch nicht zur
Hälfte gekommen; habe aber mehr Aufschluß über das Original Genie als
im gantzen Duff gefunden.
Oesfeld
und
Leßing
haben mir sehr geschmeichelt und ersterer wegen
seiner Enthaltsamkeit von aller Conseqvenzmacherey u. s. w. bis zur
Bewunderung gerührt. Es gehört in meinen Augen eine außerordentl. Ueberwindung
dazu sich an dem bloßen Buchstaben zu halten – und alle Leidenschaft
bey Untersuchung der Wahrheit und Wiederlegung des Irrthums zu
verleugnen.
Unter den häufigen Druckfehlern des Schwaben werden Sie das
Schleich
Saltz
des
Plautus
von selbst verstanden haben. Andrer nicht zu gedenken
soll es p. 23. anstatt Meßruthe
Meßtischel
heißen.
Es ist eine Legende, die hier durch Briefe aus B. bestätigt worden, daß der
sokr. Apologist durch den Schwaben um eine herrl. Pfründe in
Charlottenburg gekommen. Seine guten Freunde haben zu meiner Beruhigung zugl. mich
versichert, daß seine
Prediger
gabe sehr mittelmäßig und drunter seyn sollDer Uebersetzer des Klinkers hat mir zu viel Vergnügen gemacht als daß ich
an seiner neuen Uebersetzung des Shandy nicht Theil nehmen sollte. Ich
erlaube mir aber keinen Einfluß vor der Hand in die Stimme des Volks zu habenDie Oden zu Hamburg bey Bode in deutscher Kunst u Art allegirt sind
hier gar nicht zu haben. Es soll eine Arbeit Klopstocks seyn.
Die Lettre perdue d’un Sauvage du Nord à un Financier de Pekim ist endlfertig muß aber die Quarantaine und darnach Ihr Schicksal abwarten. Vieles
darin im Druck verhudelt. Doch nichts mehr von meiner Autorschaft. –
Ich umarme Sie, den Kopf voller Grundeis. Leben Sie glücklich mit Ihrer
Hälfte. Ich fürchte mich, bey meiner heutigen und gegenwärtigen Laune – –
Leben Sie wol –
Adresse:An meinen / Freund, HErn Consistorialrath / Herder
Notiz auf der Adressseite:Postrat Leuchsenring in Darmstadt / Verfasser des Journal de lecture / Bückeburg d. 21 Jul. 773Kgsberg den 21 Aug. 773.Liebster Consistorialrath, und Freund Herder.
HE. Dir. Kanter überbrachte mir Ihren letzten Brief sine die et consule,da ich eben an einer hypochondrisch politischen Plage bettlägericht war. Er
hat mir heilig versprochen Ihre Einlagen gehörig zu besorgen und heute
versichert, daß es geschehen.
Ich habe Ihnen bereits den 19 huj. geantwortet, dies Geschmier aber
zurückgenommen, weil es nicht abgegangen. Gegenwärtiges wird nicht beßer
gerathen, weil mir der Kopf, wie man hier zu Lande sagt, gewaltig mit Grundeise
geht. Auf allen Fall bleib ich Ihnen 2 Antworten schuldig auf jene Knittelverse
à la Hans Sachsen und Ihr letztes einseitiges QvartblättchenSie können leicht denken, daß ich auf Ihre gewesene Mlle Flachsland eben
nicht sonderlich zu sprechen bin, und daß ich die Parthie aller der reichen,
witzigen und galanten Mädchen nehme, die durch Ihre der ersteren Wahl
zur Consistorialräthin Herdern nunmehro ausgeschloßen worden. Dieser
Qverstrich durch mein Testament ist eine Sache, die ich nicht so leicht werde
verschmertzen können. Doch hievon mündlich mehr, si Diis placet.Mein alter Verleger u Gevatter hat mich inständigst ersucht Sie zu
Beyträgen oder Beylagen seiner Zeitung aufzumuntern, auch wo es mögl. wäre
zu einem Wochenblatt. Er mag hierüber selbst reden und seine Bedingungen
machen. Wenn Sie sich hiezu entschließen könnten, würde mir ein großer
Gefallen geschehn, aus bloßer Rücksicht für unser gemeinschaftlich
Vaterland. Ich kann auch dem Mann das Zeugnis geben, daß ich ihm unter dreyen
oder 4 seines Handwerks das Beste gönne und daß er
gülden
ist, wenn ich
alle übrigen für ärger als
Bley
kennen gelernt habe. Bey meiner
gegenwärtigen Lage kann
ich ihn gar nicht brauchen und er mich eben so wenig.
Antworten Sie uns doch bald etwas categorisches auf diesen Punct. – Die
fliegenden Blätter von
deutscher Art und Kunst
haben mir in eine Nacht
Eingriff gethan, wieder alle meine gegenwärtige Gewohnheit. Ist nicht das
Meiste von Ihnen? selbst das Stück von
deutscher Bauart
? Bezeichnen Sie
mir doch was Ihnen, und
wem
das
übrige gehört.
Der Uebersetzer des Klinkers ist mir ein sehr schätzbarer Mann. Ich werde
seinen Shandy etwas mehr als lesen; aber habe keinen Einfluß mehr in die
Stimme des hiesigen Publici –
Der Titel zu Klopstocks Subscriptions Versuch hat all mein Blut in
Wallung gebracht noch eh ich das Compliment an mich in seinem Briefe an den
Hofprediger Lindner gelesen habe. Ich bin der erste gewesen, der
unterschrieben, ein Büchlein dazu gekauft und auf Werbung ausgegangen bin. Diese
Idee ist eines Klopst. würdig, sie mag von ihm behandelt werden, wie sie
wolle.
Den Wood hatte nach Durchlaufung der Vorrede zurückgelegt um ihn zu
behalten und ihn bey Gelegenheit zu lesen, wenn ich etwas finden würde,
um ihm einen Band zu geben. Ihr Wink hat mich neugierig gemacht ihn
bis auf die Hälfte durchzugehen. Ich habe aber mehr Aufschluß über das
Originalgenie in ihm gefunden als im gantzen Duff.
Oesfeld
und
Leßing
sind ein paar gute Gewährmänner für des Geistl. in
Schwaben Urtheil. Unter den häufigen Druckfehlern werden Sie das
Schleich
Saltz
(ein bey den jetzigen Zeiten hier sehr bedeutendes Wort) des
Plautus
von selbst verstanden haben. Man hat hier einen
Schleichsatz
des
Paulus
daraus gemacht. Ohne anderer Kleinigkeiten zu gedenken soll es p. 23.
anstatt Meßruthe Meß
tischel
heißen pp
Vergeben Sie mir, liebster Freund, daß ich abbrechen und heute noch kürzer
seyn muß, als ich vorgestern geschrieben habe. Ich weiß nicht, was mir fehlt:
so ist mir zu Muthe. – –
Neben meiner No 758 am alten Graben hat seit 8 Tagen die Kgl. octroyirte
Saltz- und See Handlungs Compagnie ihren Sitz genommen. Das Schild
hängt schon aus und eine Schildwache wird nächste Woche auch erscheinen.
O Tempora! – – Mein Häuschen wird wol ein Appartimentum des
Leviathans werden. Diesen Augenblick ging die Bande oder Rotte mein Fenster
vorbey! – –
O Apoll! nur so viel Licht, daß ich Luft schöpfen kann – Unter diesen
Dithyramben oder Hieroglyphen ist es Zeit Sie zu umarmen und mich Ihrer
und Carolinchens Freundschaft, so gut ich kann, zu empfehlen. Leben Sie
glücklich und zufrieden bis aufs Widersehen.
Hamann.Einem Briefe von D. Büsching zu folge und einem zweiten aus Berl. an
ein hiesigesberlinsches Frauenzimmer, das hier accouchiren so will,
soll der neue Apologist den Verlust der herrlichsten Pfründe in
Charlottenburg durch das Pasquil des schwäbischen Nachrichters Fra Plato verloren
haben. Credat Iudaeus Apella. Haben Sie denn den M. Sebaldus Nothanker
nicht gelesen, daß Sie mir nicht ein Wort von ihm schreiben. Wie lächerlich ist
unsere Erwartung gewesen. Im geographisch-historischen Wochenblättchen u
dem deutschen Mercur ist er angenehm gestriegelt worden, wie natürlich;
mulus mulum – für meines
Hänschen
Kram ist dies Buch nicht gewesen.
Lieschen
hat sich ein Kurzweil damit gemacht. Der Einfall ist so drollicht,
daß die Ausführung nicht beßer wie sie ist hat gerathen können. Eine
Antwort pro M. Coelio, der sich selbst
wiederlegt
und
abstrafen
muß. Stellen
Sie sich einmal vor, durch was
Künsteleyen
und
Schnörkel
drey so
entgegengesetzte und schwere Plane sich in einem flüchtigen Bogen durcharbeiten
und durchkreutzen müßen bis zur infamsten Persiflage. Wenn der
Hexe
zu
Kadmonbor
kein Proceß gemacht werden wird: so giebt es in unserm
Jahrhundert kein höllisches Feuer mehr – Aber kein Amanuensis in gantz Norden,
der dies glühende Eisen anfaßen will. Ich habe nach Ihren Gegenden
geschrieben u heute den 21sten Tag umsonst eine Antwort erwartet. Nous
verrons – –
Die Lettre perdue d’un Sauvage du Nord à un Financier de Pekim ist
anstatt zur Ostermeße erst mit diesem Monath jung geworden und hält die
Quarantaine bis auf näheren Bescheid, ob sie Erlaubnis haben soll zu
erscheinen. Kurz ich komme mit meinen Handlangern nicht vom Fleck. Was aus
Henrich Schröders, des berühmten Schullehrers mit einem Auge in der
Weißgerbergaße, außerordentl. Betrachtungen über die Orthographie endlich
werden wird, bin ich gar nicht im Stande abzusehen. Soll man bey solchem
Hauskreutz
nicht hypochondrisch und melancholisch werden – ohne ein
Carolinchen zu haben, die einem den Schweiß der Nase mit einem baumwollnen
oder seidnen Tuch abwischt, ja warum nicht gar abküßt!
Wer schreibt die Frankfurter Zeitung? Haben Sie auch sonst einigen
Antheil daran gehabt? Die Lemgosche Bibliothek hat mich mit ihr bekannt
gemacht.
Den 24 Augst.Vergeßen Sie nicht mit den Reliquien Ihres Geburtstages den meinigen
zu feyren.
Weil mein Brief schwerl. weggegangen seyn wird: so werd ich zufällig
veranlaßt noch eine kleine Nachschrift zu machen. Ich bin mit Wood heut zu
Ende gekommen. Es hat mir nicht gereut ihn zum Behalten ausgesucht und
ihn früher, als ich willens war, gelesen zu haben. Im gantzen betrachtet
unterschreib ich Ihr Urtheil, daß er ein
feiner
Herr
ist.
Was mich aber zu diesem Anhang treibt ist eine andere Schrift. Sie wißen
das Testament des Akens über die Theorie der Opfer. Ich hab in Curland
2mal angesetzt ihn zu lesen ohne den Mann verstehen zu können. Ihr Urtheil
fiel darauf hinaus, daß dies seine Eclipse wäre. Ich bin meinem επεχεινtreu geblieben u habe dies Büchlein niemals aus meinem Sinn verloren.
So viel ich mich besinnen kann, gab dieser Bischoff 2 Schriften über diese
Materie heraus. Dies ist mir so lebhaft im Gemüthe, daß ich mich nicht
überreden kann hierinnen mich zu irren. Ich habe Hintz die Commission gegeben
mir diese beyde sich auf einander beziehende Schriften mir zu besorgen. Er
hat mir nichts als eine auftreiben können die den Titel führt: Christliche
Briefe, über die Theorie der Opfer Stralsund bey Gottl. August Lange 767.
Ich habe heute sehr zufällig den Anfang gemacht sie zu lesen und 4 Briefe
absolvirt. In der Voraussetzung daß noch
etwas
dazu gehört, hat sie bisher
unter meinen ungebundenen Sachen gelegen. Können Sie mir nicht darüber,
liebster Herder, eine zuverläßige und positive Erklärung verschaffen, ob nicht
zu diesen Briefen noch ein ander Buch gehört und wenn Sie selbiges haben,
bitte mir den Titel davon in extenso herzusetzen. Ungeachtet der Dunkelheit,
die ich noch immer in der Meistersprache dieses Autors sehe hab ich eine
unauslöschl. Begierde diese Ideen tiefer einzusehen, die mich an meine
Origines
wieder erinnern. Der Mann hat sich gewiß verstanden und in seiner
Schreibart ist nichts affectirtes – und es schmeckt mehr nach der Reise als nach der
Schwäche des Alters. Ich bin immer davon implicite überzeugt gewesen –
Melden Sie mir doch, oder wißen Sie mir ein Buch anzuweisen, wo ich das
Leben dieses Autors finden kann. Für Hamberger ist er zu alt. Beruhigen Sie
mich doch sobald Sie können über diese Kleinigkeit, die mir recht sehr am
Herzen liegt. Der vor mir liegenden Schrift ist es nicht einmal für mich
bisher recht anzusehen, ob es die erste oder zweite ist. Sollte ich mich irren in
einem facto, das mir so deutl. vorzuschweben scheint; und sollte der Irrthum
daher entstanden seyn daß ich daßelbe Buch 2mal zu lesen den Ansatz gemacht
ohne damit fertig werden zu können. Beruhigen Sie mich doch über meine
doppelte Scrupel – Leben Sie wohl.
Der Layenbruder ist den 17 h. durchgegangen nach S. Petersburg – hat
sich im Gasthause doch nach mir erkundigt. Ich habe an ihn geschrieben den
22 – Vielleicht ist er ein
Mittler
uns zu nähern einander.
Gute Nacht, Frau Consistorialräthin! und hiemit Gott empfohlen.
Auf der Adressseite Vermerk von Hamann:Der Layenbruder ist diese Woche nach Petersburg hier durchgegangen ohne sich um sein Gemächte,
den Magum von Norden bekümmert zu haben.
Wißen Sie nicht wer Mr. G. ist im Deutschen Mercurio?Adresse:An / meinen Freund, / Herrn Consistorial Rath / Herder / zu /
Bückeburg.
Liebster H.
Wenn Sie wüsten, wie ich jeden Flick u. Zettel von Ihnen ansehe, würden
Sie wahrlich keinen zerreißen. Der weggeworfne Pinsel mahlt immer den
Schaum vortreflich, u. Sie sehe ich beinah am liebsten, wenn ich Sie also
sehe. Zudem spricht in jedem Ihrer Briefe Ein Wort so tief mit mir –
glaubten Sie das so würden Sie mir Ihr Haus ringsum aus dem Herzen
ausschreiben.
Daß Sie auf meine Lina mit blauen Augen u. braunen Haaren etwas übel
zu sprechen sind, daran thun Sie so übel, als Sie unwahr haben. Wenn unter
Millionen Eine Weibsgestalt aus meinem Herzen gestiegen, so ists diese; u.
so sehr Ssie Sie auch fern in Wolken ansehen muß, liebst. H. ists doch mit so
vorläufiger, guter ehrlicher Empfindung, daß Sie sie gewiß für die
würdigste Preußin erkennen würden, wenn sie nicht etwas beßers, ehrliches
Schweizermädel wäre. Und also seyn Sie auch über das Codicill Ihres Test.
außer Sorge zu seiner Zeit.
Von D. Art u. K. sind nur die 2te 2. St. von mir u. die Note zum 3ten.
Das 3te von
Göthe
D. Iuris in Frkf. am Mayn, den Sie aus seinem
Götz
von Berlichingen
schon kennen oder kennen werden. Ich will Ihnen mit
nichts auch hierüber zuvorkommen, aber sagen Sie mir ja, was es bei Ihnen
würkt. Ich bin drauf sehr begierig. Ein Ex v. D. A. u. K. sollen Sie haben,
u. bald, bald, hoffe ich noch etwas reichers u. beßers. Schaffen Sie doch ja
aber, daß mir Ihre Sachen bis auf den geringsten Buchst. überkommen: ich
bin so lüstern darnach, als nach einem jungen Sohn. Und
Hinzen
dörfen Sie
nur Ein Wort sagen, so bekomm ichs früher.
Ueber den Layenbr. ärgern Sie sich ja nicht. Er hat darinn so karakter.
gehandelt, daß er Sie nicht gesehen, als er überhaupt ein ausgeputztes
Windmännchen ist, das seine weiße Strümpfe besieht, lügt, witzelt, den Minister
spielt, zum Eckel höfl. ist und auch im Gespr. den Majestätschänder macht auf
Erden, ohne Ein Fünckchen des Geists zu haben, dem man auch nur im Gespr.
das verzeihe. Sonst äußerst höflich, weinerlich, durch Weiberzimmer
schleichend u. f. – Sie haben also nichts an ihm verloren.
Die Frkf. Zeit. hat ein gewißer
Merk
, obbenanter
Göthe
zuu.
Schloßer
geschrieben (der den Katechism. fürs Landvolk edirt hat u. sich deßen baß
freuet) Ich nur wenig dazu geliefert, worüber ich jetzt noch mit Schlotzernach Jahr u. T. Verdruß bekomme, daß ich fast alle Kritik verwünsche. Habe
mich indeß doch wieder verführen laßen, in die König. Zeit. ein Blatt zu
setzen, darum ich Sie sehr bitte es zu lesen u. zur Verschwiegenheit deßelben
beizutragen – Nochmals aber bitte um Ihre glühende Funken, u. Verspreche
dagegen baldigst meine Waßertropfen. Viel Glück u. Trost zu den
Zeitläuften, Gruß u. Kuß an Ihre 2. Kinder u. Du Magus aus Norden, sprich ein
Wort, daß mein Weib auch bald Eins trage. Umarmung aus vollem Herzen.
Herder.Adresse:An / HErn J. G. Hamann
Erhalten-Vermerk von Hamann:den 11 Januar 74. erhalten durch HE Kanter.Copiede la Reponse aux deux billets-douxprecedens.Mais je suis paresseux de mon naturel, et ma paresse est assez ingénieuse
pour trouver toujours des pretextes dans mes distractions qui sont en
effet et fréquentes et nécessaires. Un mage du Nord est peut-être
rebarbatif; c’est assez le defaut de ces gens extraordinaires et pour lors malheur
à mes ouvrages de tactique ils n’echapperont pas au feu et n’auront pas
même le merite de servir à la toilette de nos Damoiseaux. Foi d’auteur, je
serai à l’avenir plus prompt dans mes reponses; mais ne m’appellez pas
Mecéne. L’Auguste, à la garderobe duquel vous souhaitez que votre
brochure parvienne, se passe d’un Mecéne. Ce seroit peutêtre un crime d’en
vouloir jouer le rôle auprès de Lui. Mecéne avoit de beaux jardins et
d’excellens cuisiniers; je n’en ai ni l’un ni l’autre.
Et votre lettre perdue et votre Ecce: je les ai etudiés et j’y trouve de
l’esprit, de la finesse et de bonnes verités. N’ayez pas peur, que celles-cy
bien que dites avec liberté vous causent de l’embarras. Le Salomon du
Nord ne lit rien qui exige quelque contention de l’esprit et d’autres ne
sentiront pas ce que vous dites. Votre Ecce est clair; je pourrois en faire
dans le meme gout, qui sera plus extraordinaire encore. Il me paroit que
votre bilan vous donne des inquietudes, quelque mage que vous soyez.
L’homme que vous conseilla de debrouiller les origines de votre Patrie y
avoit egard; si je ne me trompe. Mais notre Salomon ne se soucie pas de
la figure que ses peuples ont faite dans le monde il y a mille ans. S’il s’agit
de l’interesser à votre bilan, exercez votre talent sur d’autres objets. Ne
savez vous pas par hazard – – – – –
Signé QuintusDabam in museo meo Potsdamii MDCCLXXIII. XI Kal. Oct.Kgsberg den 13 Nov. 773.Diesen Augenblick um 7 Uhr des Abends verläst mich Ihr Freund Merk,der im grösten Sturm es sich hat einfallen laßen vom Roßgarten bis nach dem
alten Graben eine
Wallfahrt
zu thun um den alten Ziegenpropheten in
Norden zu sehen – Nun Gott gebe ihm eine glückliche Heimkunft nach seiner
Herberge. Ich verlange sein Reisegefährte nach dem Roßgarten nicht zu seyn;
nein lieber nach dem Pays le Vaud über
Bückeburg
um die Frau
Consistorialräthin
Herdern
kennen zu lernen und ihr mit brittischer Freyheit
Wangen und Stirn zu küßen.
Nun Sie arbeiten vermuthlich an Ihrem Chef d’œuvre, daß Sie Ihrem
alten Freund Hamann seit so langer Zeit nicht geschrieben haben. Es sey ein
Männlein oder Fräulein: so hoff ich sein Path im Geist zu seyn. Ew.
HochEhrwürden werden die Gießkanne für die kleine Pflantze nicht vergeßen und
als ein treuer Arbeiter im Weinberge sich weniger um die allgemeine deutsche
Bibliothek bekümmern, von der ich das neueste Kupfer unsers Landsmanns
gesehen ohne noch den Innhalt gelesen zu haben, der voller Herderschen
Solöcismen seyn soll.
Ey! liebster Freund! nehmen Sie sich für den alten Henrich Schröder in
der Weißgerbergaße wohnhaft zu Pisa in Preußen in Acht, daß er sich nicht
in den Sinn kommen läßt außerordentl. Betrachtungen über die Etymologie
und Syntaxin seiner deutschen Mutter Sprache zu schreiben. Doch der gute
einäugichte Cyclope sieht zu Ihrem Glück über die Rechtschreibung nicht
weit heraus.
Formido maleNe ego hic nomen commutem meum et QVINTVS fiam e Sosia. Amph.
Act.1.Scen 1.Ich hoffe daß Sie bereits die Lettre perdue d’un Sauvage du Nord werden
erhalten haben je suis devenu müßen Sie auf der ersten Seite am Rande
verstehen.
Nachdem ich lange gnug den Offensiv-Krieg gespielt; werd ich wol andere
Waffen und Maasreguln zu meinem Defensiv-Plan nehmen müßen.
Als ein alter Schachspieler werd ich wie Ihr
Nachbar
mitbedacht
! im
Nothfall gewärtig seyn; weil ein Zuschauer immer beßer sieht als ein
Mitmacher.
Antworten Sie doch unserm alten Schwager, die Postsprache zu reden, der
Ihnen Ihr Stillschweigen übel nimmt. Sie kennen dies irritabile genus der
HE Verleger unsers Jahrhunderts.
Gegenwärtig ist er nach Marienwerder in seinen neuen Geschäften
gegangen. Er dient noch als Buchdrucker Geselle, wird aber ehstens zum Meister
gemacht werden.
An Ihren Freund Bode hab ich vorigen Sonntag einen tollen Brief à la
Shandy geschrieben voller Kummer, Verdruß und Sorgen – Entschuldigen
Sie mich bey Gelegenheit bey ihm. Ich habe hier nichts zu seinem Vortheil
anfangen können; und meine gehabte Verlegenheit ist überstanden.
Ich erwarte wenigstens einen langen Pastoral-Brief von Ihnen zum Neuen
Jahr, wenn wir das Beyde erleben sollten.
Sagen Sie mir selbst auf Ihr schriftstellerisches und kunstrichterl.
Gewißen; ob ich dem M. Coelius Serotinus seine impertinente gedruckte
Antwort habe schenken können ohne an die privat Beleidigungen zu denken in
seinem Handbrief. Ich habe 3 Plane nicht geschickter vereinigen können.
1. in seinem eignen Namen zu antworten u sich selbst
2. für seine mir gegebene Antwort und
3. sein αποριαγκυροβολaeisches Geschenk (wie er mir neulich im
Vertrauen gesagt) ein wenig abzustrafen.
Weder mein Hederich Ernestinisches Lexicon noch mein Pollux haben
dieses Wort; und ich wäre doch neugierig zu wißen wo er es herhätte. Wenn
es claßisch wäre; so würd ich es doch in dem erstern wol gefunden haben.
In Bremen wird sein
kindischer
Magister Αποριαγκυροβολαιος heißen. Nun
ehrl.
Pratje
! bald wird die Reyhe an dich auch kommen zu lachen.
Ich habe Ihrem Bode geschrieben, daß bey der
verbeßerten neuen
Auflage des
ersten Theils ich wie jener Link-boy über Popens Euphemismum:God mind me! gedacht. Ob Sie und er das Histörchen wißen, steht dahin.
Damit Sie aber nicht mehr unleserliches und unverständl. Zeug von meiner
erstarrten Faust zu lesen bekommen, will ich Ihnen auf heute eine gute Nacht
zur Seite Ihrer liebenswürdigen (relata refero) Hälfte aus meiner Bouteilletrinken, die mir so gut als dem Schulmeister in der Weißgerber Gaße sein
Pfeiffchen u Kännlein schmecken wird. Vale! Mein Freund VonKortum ist
wirklicher Geheimter Rath des Königs von Polen geworden und einer von
meinen Subscribenten zu meinen Opusculis omnibus. Vale!Weil Ihnen dieser Brief kein Porto kostet, mache ich mir kein Gewißen
daraus diese Seite leer zu laßen. Sapienti sat!Adresse:Pour / Mon Ami Herder /
à Buckebug
. /
par Fav
.Hamburg, den 16ten Nov. 1773.In sehr langer, langer Zeit habe ich keinen Brief mit mehr Vergnügen
gelesen, als den Ihrigen, mein sehr hochgeschätzter Freund! (Diese Benennung
erlaube ich mir, durch unsern gemeinschaftlichen Freund, Herrn Herder.) Ich
will Ihnen aber nichts weiter darüber sagen, weil es Ihnen vorkommen
möchte, als hätte mich Ihr Lob völlig schwindlicht gemacht; und das möcht’
ich doch nicht gerne von mir
sagen
, wenn es auch wirklich
wahr
wäre.
Ich wußte Ihre Absonderung von der Welt, als ich Ihren Namen unter
die Beförderer meiner Subscription setzte. Da ich von Herder so viel erfuhr,
daß Sie es nicht übelnehmen würden, wenn Sie auf der Liste stünden: so
that ichs mehr aus Ehrgeitz, als aus Gewinnsucht. Und wenn Sie auch keine
Gelegenheit haben sollten, mir einen einzigen zuzuweisen: so habe ich schon
mehr, als ich erwartete erreicht, daß es mir Ihre schriftliche Bekanntschaft
verschaft hat.
Auch den Herrn Profeßor Kant, dem ich nicht die Ehre habe bekannt zu
seyn, habe ich auf das Wort eines Freundes, der ihm darüber schreiben wollte,
hineingesetzt. Wenn die Kanterische Buchhandlung einige Liebhaber
gesammlet hat: so wünschte ich, daß sie mir bald Nachricht davon gäbe. Indeßen bin
ich entschloßen zu drucken, wenn ich auch Etwas dabey wagen sollte. Klopstock
ist ziemlich weit ins dritte Tausend mit seinen Subscribenten gekommen.
Wer sollte das gedacht haben! Die Buchhandler werden bitterböse auf ihn
werden. Ich denke aber, die Lust zum Nachdrucken werde ihnen vergehen.
Ihre Handschriften, mein sehr hochgeschätzter Freund, sollen mir sehr
willkommen seyn, wenn sie kommen. Ich bestrebe mich, nicht unter dem
gewöhnlichen Haufen von Verlegern zum Teufel zu fahren. Ich hoffe, Sie verstehen
mich, sonst muß ich mit meinem Freunde Sancho sagen:
Gott versteht mich
!
Wie sehr SieClaudius ehrt und liebt, das glauben Sie nicht! Wenn Siedem Wandsbecker Bothen einige leser mehr zuweisen konnen, so werden Sieihn, als den Hauptverfasser, und mich als den Verleger und Nebengänger
einen grossen Dienst erweisen. Auch (Sie wißen ja, wir Erdensohne haben an
Wünschen keinen Mangel) würden wir zuweilen einen Beytrag von Ihnen,als ein Höchst angenehmes Frauenzimmer, aus dem Monde bewillkommen!
Ich habe deswegen nicht ehe geschrieben, weil ich erst erfahren wollte, ob
Schmidlin Ihr Packet empfangen, und itzt weiß ich, er hat. Wenn Sie den
Mann und seine
Umstände
ganz kennten: so würden Sie sich wundern, wie
er noch
so viel
leistet. Er hat seit langer Zeit, mit Frau und Kindern ganz
allein von Schreiben leben müßen; da bleibt denn nicht viel Zeit zum Lesen,
oder gar zum Studiren übrig.
Ich brenne itzt vor Begierde Adelungs Deutsches Worterbuch zu lesen. Es
wäre unendlich viel, wenn Ein Mann uns ein im hohen Grade gutes gäbe!
Ohne Ihre philosophische Muße stöhren zu wollen, Sie um Briefe zu
bitten, werden Sie mir es zuweilen erlauben, daß ich Ihnen schreibe. Das bitte
ich auch für Claudius, der sich Ihnen herzlich empfiehlt. Glauben Sie mir,
daß ich ganz inniglich bin Ihr ganz ergebener
J J C BodeAdresse mit rotem Lacksiegel:a Monsieur / Monsieur
Hamman
/ sçavant très célèbre / à /
Königsberg
/ Franco /Vermerk von Hamann: Erhalten den 4 Xbre 73.
den 1 des Xstm.73.Ew. Excellenzunterwinde mich noch mit einem Briefe zu verfolgen, der wenigstens so
vernünftig und bescheiden seyn wird Dieselben auf Ihrer noch in Norden zu
vollendenden Expedition bis nach Dero Heimath zu begleiten und daselbst
eine müßige Stunde abzuwarten.
Die Verzweifelung und Bestürzung über der falschen Nachricht, daß Ew.
Excellenz den 27. p. des Nachts durchgegangen, und die gantz überraschende
und gleichsam mir vom Himmel gefallene Freude über Ihrer wirklichen
Ankunft haben mein bereits überspanntes Nerven System dergestalt erschüttert,
daß ich von einem halben Wahnsinn, (worinn ich an nichts als den
treuherzigen Layenbruder denken, sein
Corpus delicti
und seinen
deutschen
Nationalgeist
habe lesen können –) endlich Gott lob! diesen Morgen glücklich
erwacht bin um 3 Bogen feliciter zu cassiren, die ich gestern in momentis, die ich
selbst nicht für lucida erkennen kann, angefangen hatte. So viel wird genug
seyn auch gegenwärtiges zu entschuldigen.
Ich bin leider! ein unwürdiger Augenzeuge gewesen, wie höchlich Ew.
Excellenz am ersten Adventssonntage den Preußischen Sabbath durch einen
unerlaubten Schleichhandel mit dem Auswurf unserer Küsten entheiligt haben,
aber auch zugl. von Dero passiven Grosmuth gegen die Spitzbüberey
unserer activen Colporteurs und Hausierer, wodurch ipso facto aller
Gerechtigkeit ein Genüge geschehen. Trotz meines altlutherschen Sturmeifers gegen
alle
gute Werke
unserer trautesten Moral und Politick kann ich es nicht
bergen, daß der wegen eines Friedensbruchs unsers pr. Sabbats sollicitus reusin eben derselben Stunde einen armen Beseßenen von seinem incarcerirten
Haß, Groll und Todfeindschaft gegen alle Excellentzien und Kräfte der
Ober- und Unter-Welt halb entzaubert, und durch den Anfang dieser
Sinnesänderung vielleicht die Thür seines künftigen Glücks und eines unauslöschlichen
Gelächters im Olymp über die vereitelte Schadenfreude unserer Policey
Wächter eröfnet hat.
Meine beyde Aufwartungen bezogen sich hauptsächlich auf ein Mst. in der
Tasche und einen Handel in petto, über die ich mich ohne alle jungfräuliche
und schriftstellerische Schaamhaftigkeit nunmehro rein aus erklären kann
und will.
Ew. Excellenz haben die Gnade gehabt an meiner unsichtbaren Autorschaft
den innigsten Antheil zu nehmen und aus einem mir nachdrückl. Winke darf
ich Dieselben unter diejenige
Leser
zählen, deren Beyfall das Oel meiner
Lampe werden soll. Ich bin gegenwärtig allem Ansehen nach mit meinem
ganzen Offensiv-Plan fertig; und verspreche mir weit mehr Leichtigkeit, im Fall
der Noth, mich zu defendiren oder zu rechtfertigen. – Des Sokrates Beruf die
Moral aus dem Olymp auf die Erde zu verpflanzen und ein delphisches
Oraculsprüchlein in practischen Augenschein zu setzen komt mit dem meinigen
darinn über ein, daß ich ein höheres Heiligtum auf eine analogische Art zu
entweyhen und gemein zu machen gesucht zum gerechten Aergernis unserer
Lügen- Schau- und Maulpropheten. Kurz alle meine Opuscula machen
zusammen genommen ein
alcibiadisches
Gehäuse aus. Jedermann hat sich
über die Façon des Satyrs oder Pans aufgehalten und niemand an die alte
Reliquie
des kleinen
lutherschen Katechismus
gedacht, deßen Schmack
und Kraft allein dem Pabst- und TürkenMord jedes Aeons gewachsen ist und
bleiben wird.
Der
treuherzige Layenbruder
hätte mich beynahe zu früh verrathen,
indem er gar zu weit und tief sahe. Was die Ungezogenheiten betrift, die er mir
vorwarf, so waren selbige gewiß nicht auf ihn gemünzt; sondern seine
Grosmuth
, von der ich eben so wenig ein Myop als er meiner
guten Absicht
gewesen, war eben das Aas des Adlers.
Wie gesagt, das Mst. war in der Tasche und ich brauch es gar nicht mehr,
weil ich meine Absichten zum Theil erreicht habe und ohne selbiges erreichen
kann, wenn es ein höherer Wille ist. Es sind wenige Blätter, welche den
Himmels- und Nationalstrich nicht verleugnen. Alles ist
local
und
individuel
,das heißt, so abstract als möglich und das gute Ding des Saltzes herrscht mit
lakonischer Freygebigkeit. Das Thema betrift meine Finanzen und einen
Unterschied von 5 rth. des Monats, die mir von der Arithmetique politiqueduSieclesans rime et sans raison gestrichen worden. Es ist im Grunde nichts
als ein Brouillon im Weinmonat 72 geschrieben und so alt für mich, daß mir
eckelt es anzusehen. Der treuherzige Layenbruder, wenn ihm der Herr und
StaatsMinister Zeit dazu läßt, würde diese
Reliquie
so wie sie ist annehmen,
die
einzelnen Worte
, so mir immer fehlen sollen (gl. den paar Fedr. d’ornach Baumelle an den Monumenten des Phil. v. S. S.) ergänzen und mir bey
Gelegenheit einer nicht zu eilen nöthig habenden Depeche den ganzen kleinen
casum mit Seinem Consilio Medico en gros oder en detail wieder einhändigen
laßen – blos zum Besten meiner künftigen Arbeiten und Lucubrationen,wenn Gott meine Augen dazu erhalten will. Meine übrigen Gründe dies für
den Mund eben so süß als für die Verdauung grimmigen Büchleins, wird
leicht der Augenschein zum Theil lehren, wenn mich
meine ganze
Urtheilskraft
nicht verlaßen hat,
worüber ich eben so gern wünschte versichert zu
seyn
. Ich wiederhole, daß es nichts als ein Entwurf ist, den ich weder mehr
ansehen noch ins reinere bringen laßen kann, da mein unglückl. Bruder über
Jahr und Tag nicht mehr die Feder für mich ansetzt sondern seine ganze Zeit auf
dem Bett oder in seiner Celle zubringt. Gnug über das
Ziel
und die
Schule
meiner Autorschaft, die mir köstlicher sind als alle
Zufälligkeiten
derselben.
Von dem Mst. in der Tasche auf den Handel in petto zu kommen: so
betrift selbiger den Autor selbst, und zwar in effigie am öffentl. Pranger.
Ich traue dem treuherzigen Layenbruder so viel cristliche Liebe und
Barmherzigkeit gegen das Werk S seiner Hände, den Magum in Norden zu, als Rizpa,
die Tochter Aja und der König David nach 2 Sam. XXI. an den Gebeinen
Saul und Jonathan erwiesen. Die ganze geheime Geschichte ist folgenden
Innhalts:
Eine der seltsamsten Leidenschaften, die sich aus einer Hölle auf Erden für
mich in einen irrdischen Himmel, verwandelt, trieb mich von meiner fruchtlossenWallfahrt zu einer noch weit fruchtlosern nach Curl. und ich war im Begriff
alles dem wirksamen und bey mir vorzüglich lebhaften Grundgesetze der
Selbsterhaltung alles aufzuopfern. Vor dieser letzten Reise hatte ich den
frommen und etwas kindischen Einfall mich für meinen seel. Vater so treu
als möglich abmalen zu laßen in puris naturalibus mit einer mir unentbehrl.
gewordenen Macht auf meinem von Jugend auf kahlen gewordenenHaupte. Meine treue Hamadryade, die Mutter meiner lieben Kinder, hatte
Befehl dieses Bild an meiner Schlafstelle aufzuhängen.
Bey meiner letzten Heimkunft nach meines seel. Vaters Tode machte auf
dieses Gemählde der jetzige Lotterie Director Kanter als mein doppelter
Gevatter gewaltthätigen Anspruch. Dieser treulose Verleger, wie alle seine
Brüder, (ohngeachtet ich mit keinem einzigen in meinem Leben im eigentl.
Verstande gehandelt) hat anstattmich im seines eigenen Schlafkämmerchen,
wofür ich bestimmt war, mich in seinem Laden, der der gröste in gantz Norden
ist, am höchsten Balken aufhängen laßen, wo sich alle Welt über den armen
Sünder im Hemde mit verbundenem Kopfe aufhält, ohne zu wißen,
wie
ich
dahinzu gekommen in der attitude eines Narren oder Maleficanten in unserm
großen Kanterschen Laden aufgehangen zu werdenWenn Ew. Excellenz aus layenbrüderlicher Praedilection mir die gnädige
Erlaubnis ertheilen wollen mit dem Kanterschen Buchladen wegen des Magiin effigie einen Handel zu schließen: so sollen Sie dabey nicht so sehr
übervortheilt werden als bey unserm in Börnstein eingefaßten Insectenkram
bisweilen geschehen mag. An dem künftigen Schicksal dieses Originals ist nichts
gelegen; es sehnt sich blos nach seiner Erlösung von dem hiesigen Pranger,
wo es jedermann zum Spectacul hängt. Für ein Dutzend Preuß. Thaler will
ich in einem gantzen andern Bilde mit allen Pontificalibus eines Nordischen
Magi prangen und im gantzen Kanterschen Buchladen soll von nichts die Rede
seyn als von der wunderbaren Metamorphose des hiesigen armen Sünders
im Hemde mit verbundenem Kopfe; wenn gantz Deutschland sich
ausgewundert haben wird daß der Vater des starken Agathons und der winzigen
Musarion auf seine alten Tage der Colporteur eines kleinen deutschen Mercurs
geworden. Das Gerücht meiner Verjüngung wird an den Gränzen von
Europa bis zu den Ohren meiner bösen Catin kommen, die noch nicht aufgehört
die Aspasie, Maintenon und Sevigné meiner Seelen zu seyn. – – Ist sie
nicht das erste und einzige Mädchen auf der Welt, das so viel Herz gehabt
einen Magum zu lieben und Hofnung zu einer der reichsten Erbschaften haben
soll? – Ja sie allein verdient die Mutter meiner lieben, lieben ungezogenen
Kinder zu seyn.
Allem diesem und unendlich mehrerem zu folge erwarte von Ew. Excellenzdie gnädige Erlaubnis zur Uebermachung des TaschenMsts und des Autors in
effigie nebst den übrigen Befehlen zur Bestellung Vollziehung und
gehörigen Bestellung des Aufgedrungenen.
So wie Ew. Excellenz mich am Morgen dieses ersten AdventSonntages
micht allen Ihren Ordensbrüdern zieml. ausgesöhnt: so kann nicht umhin
Denenselben noch im Vertrauen zu sagen, daß der Anblick des treuherzigen
Layenbruders in seiner Pelzkappe mir jenen weidlichen
Boas
vor Augen
mahlte „der nicht ruhen konnte, biß ers zum Ende brachte“ Sollte diese erste
Weißagung Ihres Magi eintreffen: so wird seine Muse, die Hexe von
Kadmonbor, nicht mehr
Mara
sondern
Naemi
heißen.
Gott seegne Ew. Excellenz mit dem besten Seegen des Dati meines Briefes
und schenke Ihnen viel Ruhe und Freude zum Neuen Jahr im Schooß Ihrer
Hohen Familie. Ich ersterbe mit dem tiefsten und herzlichsten RespectEw. Excellenzunterthänigster Hamann.Auf der Vorderseite:Ohngeachtet ich ein geborner Preuße bin, stamm ich aus reinem deutschen Blute
her. Mein Vater war ein Lausnitzer und meine Mutter aus Lübeck gebürtig; in
ihrem Hause war jeder freundlich willkommen, und ich bin in die Sitten Gebrauche
Chroniken und Gesetze meines Vaterlands mit St. Paulo zu reden, unter allen
Sündern und Zeloten der Vornehmste.
Wenn mir Ihre Excellence auch bey Ihrer Heimkunft verbieten sollte mehr
an dieselbe zu schreiben: so sind Sie doch nicht im Stande mir zu untersagen
von Ihnen zu träumen.
Ich habe mit dem kleinen Junker Hans Michel vor 4 Wochen die Abrede genommen
ihn von einem hiesigen Pauperjungen in der VocalMusic unterrichten zu laßen,
und ihm zum ersten Liede aufgegegeben:
Beschränkt ihr Weisen dieser Welt!
das ich zwar niemals habe Singen auslernen aber wie die Nonne ihren Psalter par coeur
beten können. Und bey diesen mit meinem Knaben genossenen Abende soll es
wills Gott! bleiben. – – –
Auf der Rückseite:N. S.Die Correspendence des horratianischen Davus mit dem Mecaenas in Potsdam hat
Gottlob! eine sehr glückliche Endschaft erreicht. Ich behalte mir vor die
Acten dazu zu suppliren –
Ew Excellenz werden noch die Gnade haben den treuherzigen Layenbruder
zu erinnern, daß Sein Magus bisher umsonst auf den 2 Theil der Vermischten
Schriften gewartet und seine kleine Bibliotheck so viel möglich zu
ergänzen
wünscht, weil er keine Defecten leiden kann und mehr als zu viel zu seinen
Fächern dulden muß. Als ein sehr glimpflicher Büßer für diese Unterlaßungs Sünde
wird der treuherzige Layenbruder seinem Frankfurter Comissionair die Ordreausstellen dem 2 Theil der vermischten Schriften, davon ich den ersten just
morgen vor 10 Jahren erhalten in einer pappe mit rothem türkischem Papier
überzogenen Deckel, noch die
Beherzigungen
, den
Daniel in der MörderLöwengrube
und den
HErrn und Diener
beyzulegen, alle in ähnl. Bande. Das
Corpus delicti
und den
Deutschen Nationalgeist
besitze schon.
Um meinen Character nicht zu verleugnen, hab ich zu guter letzt mir ndoch diese
Ungezogenheit erlauben wollen, so lange sich der treuherzige Layenbruder
auf dem Grund und Boden meines Monarchen aufhält.
HErn / HErn J. G. Hamann / in
Königsberg
/ No. 758. am alten /
Graben / nebst 1. Stück / PumpernickelAuf dem Briefumschlag von Hamann:Erhalten den 13 Aug. 774Auf dem Briefumschlag von Pegelow:D.Pegelow abgereiset von / Buckebourg im Monath
December 1773.Hier ist ein ehrlicher, aufrichtiger Freund, der als Rußischer Stabschirurgus
noch unmittelbar vor seinen stehenden Jahren die Weisheit oder Thorheit
gehabt hat, Dienst und Ruhe zu verlassen, zu lernen, zu reisen, Doctor zu
werden u. jetzt heimzukehren. Er war in Strasburg zur Zeit meiner Blindheit
u. Trübsal mein Landsmann u. Nebenwohner, u. hat nach geendeter Reise
durch Frankr. u. Engell. die Güte gehabt, mich hier in den westphälischen
Morrastbergen, Eichel- und Buchenwäldern zu besuchen, u. 8. Tage Dach u.
Brot mit mir zu theilen. Wollen Sie also einige Worte von Ihrem lebenden
Freunde aus dem Munde eines Lebenden hören: so fragen Sie ihn, u.
wenigstens hat er den Auftrag, Ihnen ein Stück Westphäl. Pumpernickel
mitzutheilen, den Sie eßen werden zu meinem Gedächtniß: u. zur Erinnerung der
ersten seligen Zeiten des Viehs u. der Eicheln. Viel Gruß u. Umarmung.
HerderKgsberg den27Febr. 74.GOTT seegne Ihro Excellenz!Ew. Excellenz gnädige Zuschrift vom 6. hui. habe heute vor 8 Tagen des
Morgens erhalten, und noch denselben Vormittag die mir anvertraute
Einlagen eingehändigt, mich auch zugleich erboten die Antworten bestens zu
befördern; aber bisher noch nichts erhalten: daher den dritten Posttag nicht
gern versäumen wollen.
Noch den selben Sonntag Invocauit, der mir so merkwürdig als der
letzte erste Advent bleiben wird, habe für einen Verleger, wie ich den Handel
hier einkleiden muste, mit 2 Frdor viel zu reichlich beykommenden Ecce!glücklich losgekauft und ausgelöset, der unter seinem Nasendrücker, wünsch
ich, wohlbehalten das Ziel seiner Wallfahrt erreichen möge! Der Waltze
diente statt des Füllsels die kleine Handschrift, die abgeredter maaßen, wie
ihr Verfaßer, in puris naturalibus erscheinen muß; weil es mir kaum
möglich gewesen das Büchlein anzusehen wegen der Nachwehen des
Bauchgrimmens, so es mir gekostet. –
Wie wol ich seit Jahren meine Hand gänzlich von der Hiesigen Zeitung
abgezogen, und fast gar keine, politische und gelehrte, lese noch lesen mag als
zufällig, hab ich, durch Umstände hingerißen, auf einmal 3 Recensionen
geliefert und 2½ Beylagen von vorn und hinten eingefaßt. Ich hatte noch ein
Stück und eine Beylage für dies Jahr besprochen und für diesen Monat fertig
gemacht, zum Behufe der Bollingbroke-Hervey-Hunterschen Uebersetzung;
aber vergebens! – wenn nicht Gottlob! alle desappointemens meiner kleinen
Autorschaft zu neuen ressourcen dienen müsten.
In Ansehung des Mst. läuft alles vielleicht auf einen ehrlichen
Selbstbetrug hinaus, den ich mich niemals schämen werde zu erkennen. Ich habe
mir bona fide eingebildet, daß der Entwurf, so roh er auch ist und zum Theil
aussehen muß, weder dem wohlthätigen Staatsmanne gleichgiltig seyn
würde, noch dem treuherzigen Layenbruder, der nämlichen Gegenstand
aus zween sehr entgegengesetzten Gesichtspuncten behandelt, zu denen ich
keinen beßern medium terminum zu finden vermocht, als das prophetische
Wort: Nebucadnezar,
mein
Knecht – worinn auch das punctum saliensdieser
unzeitigen Geburt
besteht.
Sollten Ew. Excellenz bey gelegentlicher Muße und Laune etwas
pragmatisches
und
magisches
für Dero Geschmack in diesen Blättern finden; so
bitte mir zur einzigen Gnade aus, alles was Ihnen im Lesen einfallen wird,
mit flüchtiger sorgloser Feder anzudeuten und mir anzuvertrauen: in welchem
Fall ich Handschrift und Beylage mit Wucher als ein
Gegengeschenck
gelegentlich zurück erwarte, und mich vielleicht so gern wie Naemi neuen
Geburtsschmerzen unterwerfen würde, wenn das ungerathene Meisterstück
dadurch eine andere Gestalt gewinnen könnte.
Finden Ew. Excellenz aber nichts, das dem mir ertheilten Diplomentspräche: so ist
meine einzige Bedingung
, daß gegenwärtiges einzige
Exemplar um so viel mehr und schlechterdings ohne Abschrift, wo und wie es
ist, pereat! gleich allen Monumenten menschlicher Eitelkeit.
Ew. Excellenz geruhen noch zu meiner Entschuldigung zu erwägen, daß ich
ganz unschuldiger weise in die Versuchung verleitet worden bin in dem
außerordentlichsten Feyerkleide eines herkulischen Westenhemdes, als Autor zu
erscheinen – – und an wen? in aller Welt! soll ich mich schlagen, um wenigstenszu wißen, ob ich so undoder so? – – – als an Den, der in der 7ten Dekade des
XVIII. Jahrhunderts den ungeheuren Einfall gehabt einen Magum in Norden
zu creiren. – – Kurz, ich kann mich nicht beruhigen, bis ich aus dem Grunde
weiß, ob es dem treuherzigen Layenbruder noch so sey, als damals – denn
Quid mihi refert Chrysalo esse nomen, nisi factis probo?Plautus in Bach.Ich hätte alle
Geräthe eines thörichten Projectmachers
nöthig, um
mich gegen Ew. Excellenz über meine oeconomische Kleinigkeiten
ein für alle
mal
, rein aus, mit scythischer Freyheit und Kürze, zu erklären. Kein Druck ist
empfindlicher für mein Gemüth, als ein Geldschuldner zu seyn. Weil ich kein
Cardinal von Retz noch Julius Caesar bin: so hat diese an sich lächerliche
Verlegenheit den sonderbarsten Einfluß auf mein ganzes Gemüth, das sonst
aller Zufriedenheit bereits genüßt und bald mehrerer entgegen sehen kann –
Wenigstens ist dies der allerletzte Brief, den ich Lust haben werde und
vielleicht auch nöthig haben möchte an Ew. Excellenz über einen so
ebentheuerlichen Gegenstand zu schreiben.
Die nach der gedruckten Bilanz eines Ex-chinesers auf mein Häuschen
ingrossirten 666⅔ rth nebst der Bücherrechnung waren bereits ehrlich bezahlt
und glücklich getilgt; als Umstände, die mir weder Vorwürfe noch Schande
machen, mich nöthigten 400 fl. pr. auf einen Wechsel von 6 Monathen und
bald darauf 600 dito auf einen dito von 12 Monathen von einem guten
Freunde aufzunehmen, dem ich den ersten Posten vier Monathe vor der
Verfallzeit baar bezahlt, und der sich erklärt keine Zinsen von mir zu erwarten.
Folglich besteht meine gantze Schuldenlast außer einer neuen kleinen
Bücherrechnung in 600 fl. und etwa den vollen Zinsen beyder Wechsel – die ich keinem
im gantzen Lande, selbst nicht meinem leiblichen jüngern für unmündig
erklärten Bruder, deßen Vermögen ich als sein constituirter Curator verwalte,
schuldig seyn magöchte – noch Rath zu finden weiß – – – –
Ew. Excellenz haben mich einer Vertraulichkeit gewürdigt, die mir eben so
tief als jedes andere Wort eingedrungen. Daher erdreiste mich mit allem dem
Ansehen, deßen ein Magus in Norden nur fähig ist, dem treuherzigenLayenbruder Sein Unrecht vorzuhalten, womit er die Gnade SeinesLandesHerrn verschmäht, und sich dadurch das Verdienst entzogen die
Erstlinge
einer Ihm Selbst entbehrlichen Zulage mit einem armen milzsüchtigen
Schuldner zu
theilen
, der nichts als gerecht zu werden wünscht und sich in
keinen andern Operations-Plan seines Glücks jemals einlaßen kann und
wird; unterdeßen der wohlthätige Staatsmann an der andern
Hälfte
jener Zulage das nöthige Lampenöl zu Seiner SchooßNeigung, Sich Selbstin andern wolzuthun, gewonnen haben würde.
Ohngeachtet Ew. Excellenz sich mit Freuden der Hälfte einer wolverdienten
Zulage das erste Jahr beraubt haben würden und sich freilich keine Rechnung
auf einige Wiedererstattung machen müsten: so würde doch diese
Mildthätigkeit niemals aufhören in den Augen Ihres Magus ein heiliges Darlehennach Eccles. XXIX zu seyn und er würde mit diesen Talenten als ein
frommer und getreuer und kluger Haushalter gewuchert haben – – – – – um dem
Engel des Satans das Maul zu stopfen, der wie ich ersehe, nirgends müßig
gewesen das Unkraut der Verläumdung auszustreuen und mit Fäusten zu
schlagen ungöttlich – – –
So sehr ich mir schmeichle Ew. Excellenz gnädige Zuschrift von allen
möglichen Seiten verstanden und gefaßt zu haben; ist mir doch der einzige
Umstand des „Mannes, der mich verwichenen Sommer aufgesucht u ausgespäht
haben soll“ noch immer eine eiserne Maske. Im Herzen des Novembers giebt
es hier keinen
Sommer
mehr, und der neue Freund im Sturm war kein
Nikodemus sondern ein Lügnerin omni sensu – wie ich aus manchen u.
ziemlichen Praemissen nicht umsonst bekennen und urtheilen muß.
Ich schließe mein abscheuliches Geschmiere am Sonntage Reminiscere mit
einem herzlichen da Capo:Gott seegne Ihro Excellenz!Amen.Kgsberg den 21 Märtz 74.Alter und würdiger Freund!
HE Prof Kant ist von dem deutschen Almanachschreiber ersucht worden
um das Geburtsjahr und den Geburtstag des HE Pastor Neanderersuchtworden. Ich habe deshalb den 16 Ianuar a. c. an meinen alten und
würdigen Freund den HE Pastor Ruprecht in Grünhof geschrieben, ohne einer
Antwort gewürdigt worden zu seyn. HE Prof Kant hat mich abermal einer
Antwort wegen mahnen laßen. Können Sie uns diese Nachricht bringen: so
würde es mir und Ihm sehr lieb seyn. v. Akens Ursprung der Opfer habe hier
von ohngefehr gefunden, kann aber selbige nicht lesen weil ich in den christl.
Briefen über die Theorie der Opfer nur bis auf den Bogen E. habe kommen
können; denn der Buchstabe F
fehlt
in Ihrem Exemplar. Bitte mir also
diesen Buchstaben F der christl. Briefe nicht zu vergeßen. Von meiner Seite kein
Maculatur mehr; so wenig als von Ihrer Seite defecte. – Das übrige, so
Gott will, mündlich. All mein Grimm hat sich gelegt gehen sie –
Quam mare est olim, quum ibi alcedo pullos educit suos.Ich werde nicht bey Ihrem Anblick brüllen, sondern wie ein Schaaf blöken
und hiemit vale‥J G Hamann, heute genannt Anti-Knaut.à Monsieur / Monsieur Hintz / Marchand-Libraire / à Mitou. /
par fav
Kgsberg den 2 April 74.Mein lieber Sokrates Mainomene oder MaiomeneUnser Freund Hartknoch hat mir eine große Freude mit Ihrem Commentar
über die älteste Urkunde des Menschengeschlechts gemacht, die ich gestern
Abend und Nacht durchgelaufen. Ueberbringer Dieses wird der beste
Kommentar aller meiner Empfindungen seyn, die gleich jenes evangelischen
Beseßenen seinen so einander entgegengesetzt gewesen als Feuer und Waßer –
oder bey der Geschichte des heutigen Tages zu bleiben als der AubergenCaffé, den mir Hartknoch in seinem Gasthofe vorsetzen ließ und der
abgezogene Caneelgeist seines Reisegefährten.
Ich habe das Monstrum horrendum heute sogl. dem iudici competentialles Schönen u Erhabenen in die Hände gegeben, damit er es zergliedern
soll. Die Göttin Minerva und ihr Nachtvogel stärke und bewaffne sein
Gesicht und Gefühl! Die Herren Polonii unsers Jahrhunderts, die nichts als
philosophische und politische Giguen lieben, werden vielleicht sagen, daß
Herder den alten Hamann aushamannisirt habe. Wir beyde verstehen aber das
Ding beßer. Meine Stallmeisterdienste sollen Ihrem spanischen Rittergeiste
gegen alle Schlözer und -aner gewiedmet bleiben. Ihre romantische
animalcula und die Räder meiner Sprichwörter scheinen für einander gemacht zu
seyn –
Die Galanterie Ihres Verlegers, liebster Herder, mir das Aushäng
Exemplar vermacht zu haben, dispensirt Sie gar nicht von einem förmlichen
Geschenke eines sorgfältig durchgegangenen und für meinen captum durch
Anführung der
Qvellen
und
Stellen
zubereiteten Exemplars – Dem Sie Ihre
Preisschrift
und die kleine Samml von
deutscher Art u Kunst
beyfügen
wollen.
Ihren drittehalb Beylagen zu Gefallen habe ich dies Jahr 3 Recensionen
gemacht. Erstere langten hier medio Ianuarii an. Ich habe mir einige kleine
Änderungen erlaubt, ein Exordium und Exitum. Unser Gesichtspunct u
Horizont ist zu entfernt und verschieden um sich vergleichen zu können über gewiße
Dinge. Beynahe möchte ich wünschen, daß Sie keinen einzigen Beytrag zu
keiner Zeitung noch irgend einem andern periodischen Blatt liefern möchten.
Sagen Sie mir doch ums Himmels willen, haben Sie Antheil an Knaut.
So viel innere Merkmale und kein äußers Ihres verwünschten rothdeutschen
Styls. Ich möchte im Herzen darauf schwören und habe noch bisher kein
Herz gehabt es mit dem Munde zu bekennen; aber hier sagen es alle gute
Freunde so laut und zuversichtlich, daß ich mich meiner sceptischen Epoche schäme.
Wenn Sie mir aufrichtig berichten so will ich allem Gerüchte laut
wiedersprechen.
Ich erwarte also Ihr vermehrtes und durch Marginalien erläutertes
Exemplar um mit rechter application den Commentar zu lesen – und mich darüber
so viel es mir mögl. ist, zu erklären.
den 3 April. Am OstertageMein gantzes Haus ist beynahe krank. Es wird sich also schlecht schreiben
laßen. Im Knaut schimmert Ihre Praedilection an Beattie u der Unzerschen
Physiologie durch. Sollte es auch der Götze von Berchelingen seyn. Den
11 Ianuar. brachte mir Kanter Ihr Billetchen
sine die et consule
. Weiß
also nicht wie alt es geworden.
Den
treuherzigen Layenbruder
habe den 1. Advent kennen gelernt. Er
hat alle meine Erwartung erfüllt und bisher ist unsre Freundschaft gewesen
wie zwischen Alcibiades u Sokrates. Gesetzt daß er gegenwärtige Feuer Probe
nicht aushalten sollte – um aus dem Grunde zu wißen, ob er die
Wahrheit
liebt und auf die Ehre oder den Ruhm eines
wohlthätigen Staatsmanns
,
der zugl. ein
treuherziger Layenbruder
noch bis auf den Sonntag
Reminiscere hat seyn wollen, mit Fug Anspruch machen kann. Er mag für andere
seyn was er will, wenn er nur für mich ist, was er bisher gewesen, und füraufden
entstehenden
Fall würde ich auch gleichgiltig seyn und mich damit
trösten, daß alle Menschen Lügner sind.
Aber Ihr Freund, was ist mir an seinem Namen gelegen, desto beßer für
ihn, wenn ich ihn auf immer vergeße – ich glaube daß ich ihm gar ein paar
Zeilen an Sie mitgegeben habe – und in der Freude meines Herzens ihm zu
Gefallen an den anti-sokratischen Apologisten schrieb – auch ihm gar meine
kleine politische Angelegenheiten in B. anvertraute, – und der sich selbst
anerbot mir zu schreiben u. s. w. Diesen Mann halt ich nicht nur für den grösten
Belletristen, Virtuosen, Scheerenschleifer, – ja für etwas ärgers als einen
Frankfurter Recensenten, dem ich die Augen auskratzen möchte, wenn er sich
noch einmal unterstünde bey meiner Lebenszeit Kgsberg durchzureisen. Ich
merkte gleich Unrath, da er mir 3 mal mit seiner verfluchten Distinctionzwischen Menschen und Autor – und religiosen Gesinnungen ins Gesicht schlug.
Beruhigen Sie mich doch in Ansehung des Knaut, wenn Sie den Verf.
davon wißen – und ersetzen Sie Ihr bisheriges Stillschweigen durch einen so
langen Brief als ich willens war Ihnen liebster Herder zu schreiben ohne
Ruhe und Kräfte dazu zu haben.
Was macht Ihre liebe Hälfte. Haben Sie auch Hofnung bald Früchte und
Zeugen Ihrer wechselsweisen Liebe zu sehn? Ich schmeichle mir noch immer
mit der Hofnung Sie, der Himmel weiß, wo? und wie? zu umarmen.
Bisweilen kommt es mir vor, daß ich noch nicht zu alt bin so rasend zu halten als
meinen Freund Herder zu commentiren. Und actio, actio, actio ist immer
das Heiligtum meiner Kabbala und Philologie seel. Andenkens gewesen.
Mein Plan ist gewesen diesen Sommer nicht die Feder anzusetzen und fast
nichts zu lesen, mich allem gelehrten Vorwitz zu entziehen und mit meinem
Hänschen alle müßige Stunden im Spatzierengehen zuzubringen. Meine
Gesundheit und besonders mein Kopf scheint durch ein verdicktes Blut sehr zu
leiden. Ich lebe wie in der Wüsten. Aller Umgang ist mir unausstehlich und
ohne Geschäfte sehe ich weder Menschen noch Bekannte. Habe keinen einzigen
Freund – als an Lindner ein analogon und Saltzsäule der Freundschaft.
Alles was von der Sympathie jemals gedichtet worden, schien ich beym
Anblick des treuherzigen Layenbruders zuerleben. Wenn alles Illusion gewesen;
so wird mir sein Andenken nicht aufhören heilig zu seyn. Sapienti sat.Unser Freund N. wird Ihnen wol sein Schreiben an die Hexe zu Kadmonbor
übermacht haben; so wie der alte Landsmann Heinrich Schröder seine Apologie
des Buchstaben. Die lettre perdue werden Sie durch Hartknoch oder Hintz
erhalten. Letzterer wird Ihnen meine Uebersetzung vermuthl. besorgt haben.
Die Beyl. dazu wird hoffentlich der ehrl. Tristram Bode besorgen. Ich habe
so viel geschmiert, daß ich mit gutem Gewißen ausruhen kann.
Neu, treu und frey sollte meine Uebersetzung des N. T. werden, in der ich
mit Johannes anfangen und dem Geschichtsschreiber Lucas aufhören würde.
Noch nicht eine Zeile dazu angesetzt, und ich weiß nicht ob ich diesen Einfall
jemals ausführen werde; eben so mit meinem lutherschen Katechismus, den
mein 4½jähriger Sohn nach allen 6 Hauptstücken bereits gekonnt, aber durch
seine gegenwärtige Unpäßlichkeit vergeßen haben wird. Pisa-Kapernaum.
Fritz u Orlov scheinen gewetteifert zu haben das Brodt jungen Hunden auf
Kosten ihrer Landeskinder aufzuopfern. Vergl. Jesai. XXX. 33. u XXIV. 16
Thren. IV. 7. 8. zu den übrigen Stellen meines exitus à la Mosaique.Ihr abentheuerlicher Auftritt hat mich in eine Unruhe versetzt die mir weißagt
– daß ich dem Plan meiner Ruhe nicht gantz treu bleiben werde, und ich winke
mir selbst aus Ihrem Horatz zu oder sehe mir einen winken, welcher mir
raunt:
Spectatum satis et donatum iam rudequaeris,– iterum antiquo me includere ludo.Gott seegne Sie an Brüsten und Bäuchen – küßen Sie Ihre liebe Frau und
erbauen Sie Ihre Gemeine ohne das Publicum Ihres Jahrhunderts gantz
zu vergeßen. Begegnen Sie letzterem aber nicht gar zu sehr en canaille. Kurz
schaffen Sie Ihre eigene und anderer Seeligkeit, so weit selbige in Einsichten
besteht, mit Furcht und Zittern. Ich umarme Sie mit der freundschaftlichsten
Innbrunst und ersterbe auf meinem Leßingschen Lehnstuhl beym Untergang
der Sonne und des Lichts meiner Augen Ihr alter Liebhaber und Kunstrichter
Hamann.
Nun, mein lieber Herder! Ungeachtet meines feyerl. Abschieds mach ich mir
ein Gewißen daraus diesen Bogen zu halbiren. Noch eine Grille in petto die
ich Ihnen anvertrauen muß. Sie kennen eine Apologie des Freymäurerordens
vielleicht die in Kanters Verlage ausgekommen. Dieser Apologist lebte hier
ein Jahr auf des Verlegers Großmüthigkeit, die das Seinige dazu beytrug
ihn zum zweyten Oberhofprediger zu machen. Er hat eine elende griechische
Historie aus dem Fr. übersetzen wollen, die aber zu gutem Glück in Stecken
geblieben. Er gab hier auch den Anfang philologischer Commentationum im
kennicottschen Geschmack heraus und hat ein lateinisches Exercitium de
Aeschylo an seinen guten Freund Klotz drucken laßen. Ich hatte die Neckerey
diese Commentationen zu recensiren u Kypke gab mir Stoff. Er war gleich
mit einer Bogen langen Antwort fertig und ich zog meine Recension aus
Klugheit und Achtsamkeit zurück: so wenig furchtbar mir auch seine Antwort
vorkam. Dieser Mann kam aus Petersburg wo er mit Büsching bekannt
geworden war, ist ein Schüler Michaelis, mit dem er sich aber entzweyt haben
muß. Hat eine Zeitlang in Paris zugebracht, und nicht ohne Nutzen als
Bibliothecarius auch große Versuchung gehabt sein Glück daselbst zu machen.
Sein Name ist
Stark
und ist eines mecklenburgschen Raths Sohn. Dieser
Mann hat den 24 Mart. pro loco Prof. Theol. ord. disputirt: Tralatitia ex
Gentilismo in religionem Christianam. Dies ist sein Steckenpferd und er hat
oft mit mir von Boulanger’s Christianisme developpé geredt als einem
seltnen u merkwürdigen Buch. Wenn Sie etwas von diesem Buch wißen, oder
mir anzeigen können ein Journal, wo es angezeigt worden, um einen Begriff
vom Innhalt zu haben wär es mir lieb. Ehe er an diese Disput. sich machte,
ersuchte er mich etwas aus meiner Bücher Samml. ihm zu leyhen. Ich gab
ihm den
Pfanner
u ein paar Kleinigkeiten, weil mir das gantze Thema so
jugendl. vorkommt als die Monadenlehre in meinen akademischen Jahren.
Ohngachtet er mir keine Disputation hatte zukommen laßen, schlich ich mich
gantz wieder meine Sitten ins Auditorium maximum und hatte die
Zufriedenheit den D. Lilienthal über die 2 ersten §§. opponiren zu hören der ihn
lauter Unrichtigkeiten und Unwißenheit der von ihm angeführten Qvellen
überführte. Er hatte sich gegen Lindner deßen Beschluß ich blos hören konnte
so kraus gemacht und suchte so seicht seinem zweyten frommen Gegner
auszuweichen, daß ich alle Gedult verlor und aus dem Tempel lief. Er ist
gegenwärtig Bräutigam von D. Schultz letzten Tochter und ohngeachtet dieser
Umstand seine Zerstreuung u Vergeßenheit des Decori sattsam entschuldigen
könnte; hab ich doch große Lust diesen katholischen Pfaffen zum Proselyten
des von ihm immer gespotteten und verlachten Luthers zu machen. Diese
Disput. enthält blos den ritus; eine zweyte soll die Dogmata in sich schlüßen.
Er redt immer wie in der Freymäurerapol. von der doctrina arcana. Der
Mann schreibt ein zieml. gentilisch tralatitisches Latein und ist darinn ein
commilito b. Klotzii; aber das ist auch alles. Sonst hat er weder den
geringsten Verstand vom Heidentum und Christentum, und ist bey einigen
guten Gaben ein fauler Bauch, wie Paulus von den Kretern u Luther von
den Mönchen sagt. Seine dogmata dürften wol niemals erscheinen; aber wie
leicht würde es ihm werden die Lehre der Menschwerdung, Versöhnung der
Heil. Dreyeinigkeit als Reliquien des Heidenthums zu behandeln. Wenn ich
es nicht vergeße, werde ich Hartknoch erinnern, daß er Ihnen diese Starksche
Disputation mitbringt. Sie verdient blos als ein national product einige
Aufmerksamkeit, im Grunde ist es eine Waßerblase. Ein würdiger
Nachfolger u Nachahmer des Qvandten.
Biß ich erst diese Grille diluirt habe, ob? und
wie
? liegt mir noch immer
etwas auf dem Hertzen. Ich wollte gern die Sache mit so lachendem Muthe
als mögl. abmachen und bin noch zu warm darzu.
Soll ich noch dies halbe Blatt abreißen? Verdient es wol daß Sie es lesen
und entziffern. Quod scripsi, scripsi. Es ist ein Selbstgespräch zwischen Ich
und Du. Sie sehen daraus daß meine gantze Seele so empfindlich als mein
Auge ist undoder meine Luftröhre – O du leidige Einbildungskraft eines
Hypochondristen, der Kameele verschluckt u an Mücken erstickt. Vor allem Uebel,
besonders dem physiologischen, behüt uns lieber Herre Gott! Kyrie Eleison.
Amen. Schreiben Sie mir nicht mehr sine die et consule, und wenn Sie der
lieben Fr. Consistorialräthin noch gut sind, oder Sie Ihnen, grüßen Sie und
küßen Sie dieselbe iterum iterumque.Stehen Sie noch in Verbindung mit Leßing, den Sie, wie ich höre, in
Hamburg haben kennen gelernt? Der ehrl. Mann nimmt sich auch der guten
Sache an. Ich bin ihm zum ersten mal recht gut dafür geworden.
Ihr Freund Lavater hat an Kant geschrieben und auch wie ich höre, an Sie
gedacht. Ich habe den Brief nicht selbst gelesen.
Der Verf des Musenalmanachs hat auch an Kant geschrieben und auchwo ich nicht irre, an mich u Pastor Neander gedacht.
Denken Sie weniger an mich, lieber HE Consistorialrath, aber schreiben
Sie mir desto fleißiger. Erlauben Sie mir dafür fleißiger zu denken als an
Sie zu schreiben Denn Sie sind der Feder gewachsener, um eine gute
Handvoll Jahre jünger vielleicht auch müßiger nach Ihren παρεργοις zu urtheilen.
Ein junger angehender Schriftsteller hat sich bey 3 hiesigen Belletristen
ohne befriedigt zu werden erkundigt, ob
versichern
nicht so gut den Accus.als Dativum regieren könne und bitt sich Ihr entscheidendes Gutachten über
diese grammaticalische Gewißensfrage aus.
D. Starck sagt in seiner Disputat. pro gradu immer εν εδαφω. Ich frug
ihn, wo das herkäme, daß er εδαφος nicht nach der dritten Declinationbehandelte. Er berufte sich auf D. Semmler, der dies Wort immer so brauchte.
Quaeritur ob D. Semmler in dieser etymologischen Kleinigkeit kanonisch ist?
Die Bedeutung selbst des Worts εδαφος für Urkunde und fontem ist mir
zieml. unbekannt. Ich sollte eher meynen daß es sedem loci oder so etwas
ähnl. bedeute. Wenn Sie nicht soviel griechisch als jen der Pastor in Lieflverstehen: so trau ich Ihnen doch ein gut Theil mehr als mir selbst zu Sagen
Sie mir doch die Schrift wo Semmler immer εν εδαφω vom
Grundtext
redt.
Ich habe von dem ehrl. Mann nichts als seinen Canon gelesen, der mich bitter
u böse gemacht hat gegen seine rohe unverdaute Belesenheit.
In Ansehung des Pauw u Schmidt der Aegyptier denken wir auch als
Brüder.
Klopstocks Meßiade lese jetzt (näml die letzte Hälfte) zum ersten mal.
Wahrlich es sind gar zu viel Stellen die nach dem Amadis de Gaule u den
Romans de Scudery schmecken.
Noch ein à propos? Können Sie mir nicht den Verf. der vor einigen Jahren
herausgekommenen
romantischen Briefe
sagen. Ich erinnere mich sie mit
mehr als halbem Beyfall damals gelesen zu haben. Kamen S sie nicht bey
Nicolai heraus?
Beantworten Sie mir ja alle meine kleinen Anfragen, weil mir an allen
gelegen. Nach verrichter Arbeit werde mehr schreiben. Auch Winke in
Ansehung des Mannes, an den Sie mir neul. gedacht, werden mir
brauchbar
seyn
, denn es hat mir immer eben soviel daran gelegen Menschen als Bücher
zu kennen, mich als meinen Nächsten. Vergeßen Sie Ihr Vaterland nicht und
Ihren Freund. Der Himmel erfüll von unsern Wünschen so viel als uns gut
ist. – Guten Abend! ad arma!den 6 April 1774.
Der Forscher der ältesten Urkunde
hatte die berühmte Hermesfigur ⨂
welche die Verkürzung der in Punkten vorgestellten Figur der regelmäßigen
Sechseks seyn soll
·· ··· ··(deren siebenter Punkt der Mittelpunkt ist) mit der Mystik der Zahl sieben im
Alterthume endlich auch mit denen sieben Tagen der Schopfungsgeschichte
verglichen und da
Hermes
nicht eine Persohn sondern der erste Grundris
aller menschlichen Wissenschaft zu seyn scheint so stellete sich ihm die
Eintheilung der gantzen Schopfung zusammt dem Andenken des der sie gemacht
hat auch in einer solchen Figur dar.
1Licht2 3Himmel Erde4Lichter(Sonne, Mond, Sterne)5 6Himmels- (Luft u Wasser-) Erdgeschöpfe7Sabbath.Jetzt sahe er dieses Capitel nicht wie eine Geschichte der Welterschaffung
sondern als einen Abris der ersten
Unterweisung
des Menschlichen Geschlechts
an mithin als eine Art von methodo tabellari deren sich Gott bedienet hat
die Begriffe des Menschlichen Geschlechts vermittelst einer solchen Eintheilung
der aller Gegenstände der Natur zu bilden daß die Erinnerung einesr
jeden Classe derselben vornemlich ihrer an einen besondern Tag geheftet
wurde worunter der siebente welcher den Abschnitt machte das Gantze zu
befassen dienen konte. Hie habe nun Gott die Figur den oben vorgestellten
allbedeutenden Schriftzug, keine aegyptische sondern unmittelbar göttliche
Erfindung mit der Sprache verbunden und Schrift so wohl als Sprache hätten
sich in diesem ersten göttlichen Unterricht vereinigt woraus nachher alle
menschliche Erkentnis abgestammet sey. Die
älteste Urkunde
ist seinem
Urtheile nach nicht das erste Capitel der Bücher Mose selbst sondern denn
dieses ist nur die richtigste Vorstellung der göttlichen Lehrmethode sondern es
enthält die tradition von der Art wie alle Völker der Erde ihren ersten,
Unterricht bekommen haben und welche mehrere Völker ein jedes nach seiner
Geschlechtslinie aufbehalten hatten. Indessen wenn Moses uns den Sinn besser
aufbehalten hat so hat man den Aegyptern allein die Aufbewahrung der
Figur
zu verdanken welche als der Anfang aller Schrift unmittelbar aus der
Hand Gottes gekommen ist. der Nutze der Wochabtheilungen wird hiebey
vornemlich an der Einführung des Sabbaths gewiesen eigentlich nur in so
fern sie dazu dienen solte alle die mitgetheilte Elemente der Erkentnis
aufzubehalten und zu erinnern zugleich aber auch um ein Zeitmaas zu seyn
imgleichen die einfältigste Vorübung in Zahlbegriffen. die Figur diente das
Feld der Meßkunst zu eröfnen pp.Diese Figur die mystische Zahl Sieben die tage der Woche pp sind nun als das
allgemeine Denkmal des ersten Unterrichts welchen GOtt selbst den Menschen
gab von verschiedenen Völkern nach jedes seinem Geschmack in allerley
symbola eingehüllet worden Moses kleidete das Denkmal in die allegorie der
Schöpfungsgeschichte. Die Griechen in die Lautbuchstaben
αεηιουωDie Leyer mit den sieben Tönen. die Theogonien der Phoenicier u Aegypter,selbst die Figur der Pyramiden u Obelisqven war nur eine etwas veränderte
abbildung von jenem heiligen Monogramm ⨂ dem Schriftzuge Gottes und
dem a b c Brette der Menschen.
Wie sich die Wissenschaften z. E. Astronomie vergrößerten so disponirte
man unter andern die vermeintliche 7 Planeten nach dem uralten Modelle.
Alle Autoren welche davor hielten jenes große Symbol wäre von diesen
7 Planeten von den 7 Thönen innerhalb einer octav pp entlehnt irreten
gröblich. die Geschicklichkeit sieben u weiter zu zählen imgleichen alle andre
Erkentnis und Wissenschaft ging
vielmehr von demselben aus
, u.s.w.
Wenn Sie werther Freund meinen Begrif, von der Hauptabsicht des
Verfassers, worinn zu verbessern finden so bitte mir Ihre Meinung in einigen
Zeilen aus; aber wo möglich in der Sprache der Menschen. Denn ich armer
Erdensohn bin auf die zu der Göttersprache desr
Anschauenden
Vernunft
garnicht organisirt. Was man mir aus den gemeinen Begriffen nach
logischer Regel vorbuchstabiren kan das erreiche ich noch wohl. Auch verlange
ich nichts weiter als das thema des Verfassers zu verstehen denn es in seiner
gantzen Würde und mit Evidentz zu erkennen ist nicht eine Sache worauf
ich Anspruch mache.
Kant.P. P.Gleich nach Empfang meines Buchs habe selbiges zu meinem Freunde dem
D Lindner gebracht, und ich bin nicht im stande das mir mitgetheilte Skelett
als nach einer genauen Vergleichung zu verstehen und zu beurtheilen. Vor der
Hand theile meinen Begriff von der Hauptabsicht unsers Autors ohne Buch
und aus den bloßen Eindrücken meines Gedächtnißes mit, in folgenden
Puncten:I. Die mosaische Schöpfungsgeschichte ist nicht von Mose selbst; sondern
von den StammVätern des menschl. Geschlechts. Dies
Altertum
allein
macht sie uns zwar
ehrwürdig
; aber verräht zugleich die wahre
Kindheit
unsres Geschlechts. – – – –
II. Diese Origines sind kein
Gedicht
, noch morgenländische Allegorie, am
wenigsten ägyptische Hieroglyphen: sondern eine historische Urkunde im
allereigentlichsten Verstande – ein ächtes
Familienstück
– ja zuverläßiger
als das
gemeinste physicalische Experiment
.
III. Diese mosaische Archäologie ist der einzige und beste Schlüßel aller
bisherigen Räthsel und Mährchen der ältesten morgenländischen und
homerischen Weisheit, die von jeher implicite bewundert und verschmäht worden
ohne jemals von den naseweisesten und kriechendsten Kritikern verstanden zu
seyn – das aus dieser Wiege des menschl. Geschlechts zurückgeworfene Licht
erhellt klärt allein die heil. Nacht in den Fragmenten aller
Traditionen
auf. Hier liegt der einzige zureichende Grund von der unerklärlichen
Scheidewand und Veste wilder und cultivirter Völker.
IV. Um jeden geneigten Leser mosaischer Schriften ihren ursprünglichen,
einfältigen, überschwenglich fruchtbaren Sinn wiederherzustellen, gehört
nichts mehr dazu als alle Festungswerke der neuesten Scholastiker und
Averroisten, deren Geschichte und Verhältnis zu ihrem Vater Aristoteles zum
klärsten Beweise und Beyspiel dienen kann, zu sprengen, niederzureißen u.s.w.
Dies hat mein Freund Herder gethan nicht mit der todten Kritick eines
ErdenSohns wie Longin, den der Blitz eines einzigen mosaischen bon motsauf der Stelle rührte, sondern mit der
Eroberungswuth
, an deren
Grosmuth ich eben so viel Seelenweide gefunden als unser Criminalrath der große dMenschenfeind + + +Hippel an dem Ludergeruchschmack eines gebratenen Hasens.
Dies ist zugleich die Punctation einiger Bogen, die ich mir vorgenommen,
HöchstzuEhrender Herr Professor Ihrer Censur als einem Iudici
competenti des Schönen und Erhabenen, wie ich bereits an meinen Freund Herder
vorläufig geschrieben, zu unterwerfen. Ihr Imprimatur wird unsern Freund,
den Buchdrucker zu Marienwerder bewegen so wol zum Verlage als zu der
politischen Klugheit keinen Schriftsteller nach seinem Actien-System, das der
Himmel am besten kennt zu beurtheilen
Vor der Hand kommt mir das Autorverdienst unsers Landsmanns so
entschieden vor, daß ich mit gutem Gewißen rathen kann als ein schöpferischer
Kopf von seiner Arbeit zu ruhen, und seine Ruhe wird Ehre seyn. Ich würde
noch zeitig gnug erscheinen mit meiner Arbeit, wenn die ingenia praecociaunsers kritischen philosophisch-politischen Jahrhunderts ihr Pulver und Bley
ein wenig verschoßen haben, ohnedem da sich von ihrem Vorrathe ein ziemlich
genauer Ueberschlag machen läßt. –
Daß unsere die theologische Facultätm U. L. F. Albertina aber einem
römisch-apostolisch-katholischen Ketzer und Krypto-Jesuiten den Doctorhut
ertheilen können – und daß dieser in der deutschen Apologie seines
Frey-Ordens und in einer Dissertatio deren gantzer theologisch-historisch-
antiquarischer Wust in verbis tralatitiisexGentilismo praetereaque nihil besteht,
auf Einsichten in die disciplinam arcanam des Heidentums ohne die
Katechismuslehren des Christentums einmal zu kennen, Ansprüche machen darf;
dies sticht mir in meinen Nieren –
Ich weis nicht, ob mein vterus zu Zwillingen Raum haben wird, und diese
Frage kann niemand als ein
ΣΩΚΡΑΤΗΣΜΑOΙΝΟΜΕΝΟΣΥ Oder ΜΑΙΟΜΕΝΟΣbeantworten. Am alten Graben den 7 April. 74.Lavaters Brief u übrige Kleinigkeiten habe nicht erhalten.
Hamann.Adresse:Des / HErrn Professoris Kant / Wolgeboren /
zu
/
Hause
.
Das thema des Verf. ist: zu beweisen, daß Gott den ersten Menschen in
Sprache u. Schrift und, vermittelst derselben, in den Anfängen aller Erkenntnis
oder Wissenschaft selbst unterwiesen habe. Dieses will er nicht aus
Vernunftgründen darthun, zum wenigsten besteht darin nicht das charakteristische
Verdienst seines Buches, er will es auch nicht aus dem Zeugnisse der Bibel, denn
darin steht es ist nichts davon erwehnt, sondern aus einem uralten
Denkmal fast aller gesitteten Völker beweisen, von welchem er behauptet: daß der
Aufschlus desselben im 1 Cap: Mose ganz eigentlich und deutlich enthalten
und dadurch das Geheimnis so vieler Jahrhunderte entsiegelt sey. Die
Mosaische Erzählung würde dadurch einen unverdächtigen und vollig
entscheidenden Beweis einer ächten und unschätzbaren Urkunde bekommen, der nicht auf
derie Hochachtung eines einzigen Volks, sondern auf der Einstimmung der
heiligsten Denkmale, welche ein jedes alte Volk von dem Anfange des
menschlichen Wissens aufsbehalten hat, und die insgesammt dadurch enträtzelt
werden, gegründet seyn. Also enthält das Archiv der Völker den Beweis von
der Richtigkeit und zugleich dem Sinn dieser Urkunde, nemlich dem
allgemeinen
Sinne dessrselben. Denn, nachdem sich dieser entdekt hat, so
bekomt umgekehrt das monument der Völker die Erklarung seiner
besondern
Bedeutung von dieser Urkunde, und die endlose Muthmaßungen darüber sind
auf einmal zernichtet, denn der Streit verwandelt sich so fort in Eintracht,
nachdem gezeigt worden, daß es nur so viel verschiedene apparentzen eines
und desselben Urbildes waren.
Itzt ist davon gar nicht die Rede, ob der Verfasser recht habe oder nicht,
noch ob dieser vermeintlich gefundene Hauptschlüssel alle Kammern des
historisch-antiqvarisch critischen Labyrinths öfne, sondern lediglich 1. Was
der Sinn dieser Urkunde sey. 2 worinn der Beweis bestehe, der aus den
ältesten Archivnachrichten aller Völker genommen worden: daß dieses Document
in gedachtem Sinne das unverdächtigste und reineste sey.
Und da ist unseres Verfassers Meinung:
Was das erste betrift
, daß das erste biblische Capitel nicht die Geschichte
der Schopfung, sondern, unter diesem Bilde (welches auch überdem die
natürlichste Ausbildung der Welt vorstellen mag,) die eine Abtheilung der von
Gott dem ersten Menschen gegebenen Unterweisung, gleichsam in 7 Lektionen
vorstelle, wodurch er zuerst zum Denken hat geleitet und zur Sprache
gebildet werden müssen, so daß hiemit sich der erste Schriftzug verbunden
worden und die 7 tage selbst (vornemlich durch deren Beschließung mit einem
Sabbath) ein herrliches Mittel der Erinnerung, zugleich auch der chronol:
Astronomie etc gewesen sey
Was das zweyte betrift
; so ist der eigentliche Beweis daher genommen:
daß der Hermes der Aegypter nichts als den Anfang alles menschlichen
Wissens bedeute und daß das einfältige symbol desselben, welches eine
Vorstellung der siebenten Zahl ist, zusamt allen andern allegorien, welche diese
mystische Zahl als den Inbegrif der gantzen Welterkentnis vorstellen, offenbar
das Denkzeichen, nicht allein des Ursprungs aller menschlichen Erkentnis,
sondern so gar der Methode der ersten Unterweisung seyn müsse; daß dieses zur
volligen Gewisheit werde, wenn man in der Mosaischen Erzählung wirklich
die obiecte des menschlichen Wissens, nach methode disponirt, und in
dieselbe figur gebracht und mit der nämlichen Feyerlichkeit versiegelt,
antrift. Daraus wird geschlossen: daß, weil dieses wichtige Mosaische Stück
dasienige ist, was alle jene uralte Symbole allein verständlich machen kan,
es die einzige ächte und höchstehrwürdige Urkunde sey, die uns mit dem
Anfange des menschlichen Geschlechts auf das zuverläßigste bekannt machen
kan. Moses allein zeigt uns das Document, die Aegypter hatten, oder zeigeten
nur das Emblem.
Von denen mir mitgetheilten Hauptzügen der Absicht des Verfassers istist Ihre zweyte Bemerkung, werthester Freund, so viel ich mich besinne, mit
der Meinung des Autors nicht einstimmig. Denn allerdings hält er die
Schopfungsgeschichte nur vor eine Mosaische Allegorie von der Zergliederung der
Schopfung in dem göttlichen Unterrichte, so wie sich die menschliche Erkentnis
in Ansehung derselben am natürlichsten entwickeln und ausbreiten läßt.
Ich erbitte mir nur bey nochmaliger Durchlesung des Buchs die Bemühung:
zu bemerken, ob mein der von mir darinn bemerkte gefundene Sinn und
Beweisgrund wirklich so in dem Werke enthalten sey, und ob meine
Warnehmung noch einiger beträchtlichen Ergänzung oder Verbesserung bedürfe.
Einige Bogen von Ihrer Hand zu lesen zu bekommen sind mir Antrieb
gnug, um alles Ansehen, was ich bey unserem selbst critisirenden Verleger
haben möchte, zu deren Beförderung anzuwenden. Aber er versteht sich selbst
so gut auf das, was er den Ton des Buchs, den Geschmak des Publikum und
die geheime Absicht des Verfassers nennt; daß wenn es auch nicht an sich
selbst eine ziemlich niedrige Bedienung wäre, ich, um mein bischen Credit bey
ihm nicht zu verlieren, doch das Amt eines Hauscensors auf keine Weise
übernehmen möchte. Ich muß daher ungern auf die Ehre, welche der
vielvermögenden gravitaet eines Censors von dem demüthigen Verfasser gebührt,
vor diesesmal Verzicht thun. Auch ist Ihnen wohl bekannt: daß, was über
das Mittelmäßige hinaus ist, gerade seine Sache sey, wenn er nur nicht vor
sein politisch System Gefahr wittert, denn der Cours der Actien komt hiebey
vermuthlich nicht in Anschlag.
In der neuen academischen Erscheinung ist vor mich nichts Befremdendes.
Wenn eine Religion einmal so gestellet ist, daß critische Kentnis alter
Sprachen, philologische und antiquarische Gelehrsamkeit die Grundveste ausmacht,
auf die sie durch alle Zeitalter und in allen Völkern erbauet seyn muß, so
schleppt der, welcher im Griechisch-Hebräisch-Syrisch-arabischen ppam beimgleichen in den Archiven des Alterthums am besten bewandert ist, alle
Orthodoxen, sie mögen so sauer sehen wie sie wollen, als Kinder, wohin er
will; sie dürfen nicht muchsen; denn sie können in dem, was nach ihrem eignen
Geständniße die Beweiskraft bey sich führt, sich mit ihm nicht messen, und
sehen schüchtern einen Michaëlis ihren vieljährigen Schatz umschmeltzen und
mit ganz anderem Gepräge versehen. Wenn theologische Facultaeten mit der
Zeit in der Aufmerksamkeit nachlaßen solten, diese Art literatur bey ihren
Zöglingen zu erhalten, welches zum wenigsten bey uns der Fall zu seyn
scheint, wenn freyglaubende philologen dieser vulcanischen Waffen sich allein
bemeistern solten, denn ist das Ansehen jener Demagogen gänzlich zu Ende
und sie werden sich in dem, was sie zu lehren haben, die instruction von den
literatoren einholen müssen. In Erwägung dessen fürchte ich sehr vor die
lange Dauer des Triumphs ohne Sieg, des Wiederherstellers der Urkunde.
Denn es steht gegen ihn ein dichtgeschlossener Phalanx der Meister
orientalischer Gelehrsamkeit, die eine solche Beute durch einen ungeweiheten von
ihrem eigenen Boden nicht so leicht werden entführen lassen. Ich bin Ihr
treuer Diener
d 8tenApril 1774.KantAuf der vierten Seite Adresse mit Mundlack und Siegelabdruck:An Herren
Hamann / wohnhaft / am / alten Graben
Erlauben Sie mir, höchstzuEhrender Herr Profeßor, mit der aufrichtigen
Versicherung anzufangen und fortzufahren, daß ich der freundschaftlichen
Mittheilung Ihrer Gedanken unendlich viel zur Entwickelung meiner
impliciten Begriffe, Eindrücke und Ideen zu verdanken habe. – So wahr ist es, daß
Sprache
und
Schrift
die unumgänglichste Organa und Bedingungen alles
menschlichen Unterrichts sind, wesentlicher und absoluter, wie das Licht zum
Sehen, und der Schall zum Hören – Bey jenen Gesinnungen meiner
Erkenntlichkeit werden Sie auch gegenwärtiger katanthropischen Antwort keinen
Tück des Herzens zuschreiben, noch wie der Apostel über den Zauberer zu
Samaria ausruffen: „Ich sehe, daß du bist voller bitterer Galle und verknüpft
mit Ungerechtigkeit“
Wenn des Verf. Thema darauf hinausginge das Ens entium zum Archi-
Encyclopädisten oder ΠΑΝ (wie ihn Sirach XLIII. 29. kurtz und gut genannt
haben soll) mit einer sieben fachen Flöte p zu machen: so weiß ich noch nicht,
ob ich der Palingenesie einer vergrabenen Urkunde mehr Glauben beymeßen
würde als
Vernunftgründen
und
biblischen Sprüchen
– die freylich in
Ansehung des willkührl. Misbrauchs sich einander nichts vorzuwerfen haben.
Vielleicht würde ich jenen Edelstein im Thesauro Brandenburgico, auf dem
Beger
„einen Jupiter zeigt, welcher einen philosophischen Mantel trägt“ wie
ich vor ein paar Abenden gelesen, einer verschimmelten Urkunde vorziehn, die
das Ens Entium zum ersten offentlichen Lehrer des Menschl. Geschlechts in
der Encyclopædie individualisirte.
So sehr mir auch noch immer an dem
Thema
und der Hauptfrage ob der
Autor im Grunde Recht oder Unrecht habe, gelegen ist: so will ich mich doch
gegenwärtig blos auf die zwey mir gegebene Puncte, näml. des
Sinns
jener
ältesten vermeintlichen Urkunde / und des vermeintl.
Beweises
davon
aus der Uebereinstimmung / des gantzen uns bekannten Tradition-Systems /einschränken.
Mein Freund D. Lindner komt mit dem lieben Büchlein nicht aus der
Stelle, weil das darinn verborgene Opium, sagt er, seinem Magen
wiedersteht – anstatt es zu verschlucken wie jener alte Preuße sein bloßes Meßer,
oder es wie jener ein Wallfisch denjenen alten Propheten – und unsere
neuersten Rabbinen Kameele samt ihren Höckern u. Frachten zu verschlingen.
Da mein Gedächtniß stärker, als gewöhnlich scheint ausgedünstet zu haben – –
so muß ich mich gantz generalissime erklären.
Das II. Hauptglied meiner kleinen Analyse wiederspricht gar nicht der
Meynung des Autors, sondern sucht vielmehr anstatt seinen Kanon
aufzulösen
,
selbigen
vollständiger
zu machen, und ihn selbst dazu anzuhalten.
Seinem eigenen Urtheil nach, und in meinen Augen übertrift unsre älteste
Urkunde an Einfalt und Evidentz jene vertrauliche Relation des Cäsars:
veni, vidi, vici, und freylich ist ein solcher
Sieg
keines
Triumphs
werth
gewesen.
Daher gieng mein Beyfall allein auf die Theorie und Auslegungs-Methode,
worinn mir der Verf. vorzüglich scheint orthodox zu seyn. Dieser Ruhm ist
freylich an sich selbst leichter als die Luft, aber zugleich von so unerkanntem
und unermäslichem Gewicht, wie der elastische Druck ihrer Säulen
berechnet wird.
Denn Orthodoxie ist das einzige Verdienst eines Lehrers, der als Lehrer gar
nicht zur eignen Ausübung seiner Vorschriften verbunden ist. Lehrt er
Irrthumsaal und thut Wahrheit: so gewinnt er für sich selbst als Thäter,
sündigt aber an seinem Leser, Zuhörer, und Schüler, der erst
lernen
soll und
weder
richten
kann noch darf, ja nicht einmal will oder mag, wenn er
bescheiden und moralisch denkt. Alle practische Vergehungen eines Autors gegen
sein eigene Grundsätze, wenn selbige richtig u fest, sind meines Erachtens
Menschlichkeiten
, bisweilen
Nothwendigkeiten
, vielleicht gar Tugenden,
falls er wie jener zwar ungerechte doch kluge Haushalter damit zu wuchern
weiß, und können daher eben nicht gantz verdammlich seyn.
Ueberhaupt ist die Wahrheit von so abstracter und geistiger Natur, das sie
nicht anders als in abstracto, ihrem Element, gefast werden kann. In
concreto aber erscheint sie entweder als Wiederspruch oder ist jener berühmte
Stein unsrer Weisen, wodurch urplötzlich jedes unreife Mineral und selbst
Stein und Holtz in
wahres
Gold verwandelt wird.
Was den zweiten Punct des vermeintlichen Beweises aus der
Correspondentz mit den Archiven der Völker betrifft: so gelingt es vielleicht nur einem
großen Newton Gesandschaften um den Erdball zu einem Beweise seiner
Vernunftgründe aufzuwiegeln, unter deßen es dem armen Archimedes immer
an einem Standort gefehlt die Zeichen und Wunder seines Hebels sehen zu
laßen. Ohne jenen
Katholischen
Beweis aus der Einheit der VölkerStimmen
und der Identität unsers Fleisches und Bluts, ohne einen Dietrich zu den
Archiven lebender Wilden und zu den Reliquien bereits verklärter Nationen,
scheint es mir bey dem unverdächtigsten und reinsten Document des Menschl.
Geschlechts, das durch den wol- und wunderthätigen Aberglauben eines
ewigen Bündeljuden scheint erhalten worden zu seyn, blos auf den einfachsten
Gesichtspunct anzu kommen, um gleich seinem
großen
und
unbekannten
Urheber Hiob XXXVI. 26. zu seyn, was es ist, und dafür von jedermännlich
erkannt
zu werden.
Unter allen
Secten
, die für
Wege
zur Glückseeligkeit, zum Himmel und
zur Gemeinschaft mit dem Ente Entium oder dem allein weisen
Encyklopädisten des Menschlichen Geschlechts ausgegeben worden, wären wir die
elendeste unter allen Menschen, wenn die Grundveste unsers Glaubens in demeinem Triebsande kritischer ModeGelehrsamkeit bestünde. Nein, die Theorie
der wahren Religion bleibt nicht nur jedem Menschenkinde angemeßen und
ist in seine Seele gewebt oder kann darinn wiederhergestellt werden, sondern
bleibt auch eben so unersteiglich den kühnsten Riesen und Himmelsstürmern
als unergründlich den tiefsinnigsten Grüblern und Bergleuten. –
Ich werde daher auch bei wiederholter Lesung und Zergliederung der
neuesten Auslegung über die älteste Urkunde
meinemjenem
Wahlspruch meines ersten Lieblingsdichters treu bleiben
– – MINIMVM est, quod scire laboro. Pers. Sat. II. so wie
ich bereits zum Motto meiner Abhandlung die Worte Josephs ausgesucht
hatte Gen. XL.8.
Auslegen
gehört GOTT zu – – –
Meine treuherzige Anerbietung Sie, HöchstzuEhrender Herr Professor, zum
arbitro eines etwas elegantern Versuchs zu machen, als es mir bisher fügl.
gewesen, war weder Spaß noch hatte die geringste Rücksicht auf die mir
untergeschobene Nebenbegriffe: so wie ich unter dem Actien-System gegen nichts
hämisch gewesen als den nikolaitischen Uebermuth kritischer Verleger nach der
Elle des Ladens und der mißißippischen Liebhaberey eines blinden verführten
Publici das innere Schrot und Korn eines Buchs zu entscheiden – – – – – –„
Steht er schon da
gegen
Ihn, der dichtgeschloßene Phalanx der
Meister philistinischer,
moabitischer
arabischer
u.
kretischer
Gelehrsamkeit – Du siehst die Schatten der Berge für einen dichtgeschloßenen Phalanx
an Iudic. IX. 36.
„Siehe! mir hat geträumt, hör ich in den Gezelten der Medianiter und
AmalekiterVII. 13. Mich daucht ein geröstet Gerstenbrodt wältzte sich zum
dicht geschloßenen Phalanx – – –„Da antwortete der andere – warum nicht gar unser Freund, der
Buchdrucker zu Marienwerder?) Das ist nichts anders als die 3 Federn des
Mamamuschi, seine Gansfeder, seine Schwanfeder und seine Rabenfeder – – –
Da ich aber unmöglich ohne
Censur
und
Verleger
ein Schriftsteller
werden kann, es wäre denn nach der Weise Melchisedechs, ohne Vater, undohne
Mutter, ohne Geschlecht – nun so muß ich wie Herders, mein und
Lavaters Freund! ein Philosoph seyn und schweigen bey dieser, dieser
neuen
Zeit, und selbst meine bisherigen Prolegomena über die
neueste Auslegung
der
ältesten Urkunde
am heutigen Dominica Quasimodo a. c. mit dem
Machtspruch des großen Kunstrichters und Krypto-Philologen P. P. der
gewiß ein Liebhaber der
Wahrheit
und
Unschuld
war, wie aus seiner
Quaestione Academica und typischen Händewaschen zu ersehen, vollenden und
schließen:
Quod scripsi, scripsi!H.Adresse:An / des / HErrn Professoris Kant / Wolgeboren / zu /
Hause
.Von Hamanns Hand:Erhalten durch Hartknoch den 27 May 774.Mit welchem Maas Ihr messet p p u. also lieber, großer Bogen dran! Es
ist mir sehr lieb u. leid, lieber H., daß Ihnen mein
Buch
gefallen u.
also
gefallen hat: wider Ihr Wißen u. Willen haben Sie ihm damit link geweißagt,
u. ich wünschte würklich, daß Ihre die Fascination Ihrer Augen auf das
Exemplar gewartet hätte, das ich gestern, meinem abreisenden guten Hartkn.
nebst Preisschr., deutsche Art, u. Brutus mitgab u. ihm diesen Brief
nachschreibe. Der Pontius Pilatus des guten Geschmacks in Preußen, dems aus
Ihren Händen zugekommen, muß sich eben so daran stoßen u. ärgern, u. wird
Herd. Kopf in Einen casus des Wirkl. unter allem Mögl. verwandeln, über
den sich leicht u. lustig auch urtheilen läßt – u. so geht die Schande weiter.
Doch, wie es sei; ich lebe hier in einem Kanaan zwischen Stein u. Felsen,
abgesondert von der ganzen Welt u. also auch vom guten Geschmack.
Ein Theil wird schreien ein ander Theil es aus altem Vorurtheil
anstaunen, was kümmerts mich? Das Weizenkorn darinn muß ersterben,
wenns Frucht bringen soll, das andre ist Schlaube, Hülfe, Unrath Mists
u. Erde, unter dem es wächst – denn wahrl. vor Gott! allein dazu hab ichs
geschrieben.
So sehr also im Ganzen ein Plan nöthig war, der dem Publikum, wie dem
Haifisch, ein Eisen von
hundert
Zacken ins Maul werfen muste, damit es sich
an dem daran hangenden selbst verfange: so glauben Sie mir, lieber, alter
Vater Silenus, daß ich seit dem Druck das Buch kaum wieder ansehen
können, u. es nur den Druckfehlern zu gut, kümmerlich gelesen. Der Eine Theil
Ihres Wunsches, Annotaten zu der Art zu machen, hat auch der Zeit nach
nicht erfüllt werden können. Hartk. eilte fort u. Herder konnte wollte nichts
weniger, als Quellen suchen, u. im Miste lesen. Wiederholt indeßen, das
Innere des Buchs hab’ ich der Wahrheit, u. Morgenröthe Gottes geschrieben,
der a nach100. Verwandlungen auch mein Buch segnen wird, Keim u.
Morgenröthe zur
neuen Geschichte u. Philosophie
des Menschengeschlechts zu
werden, auf das
Gottes Ruhm
bestehe ppp Glauben Sie, mein liebster Fr., es
wird einst werden, daß die
Offenbarung
u.
Religion
Gottes, statt daß sie
jetzt
Kritik
u.
Politik
ist, simple
Geschichte
u. Weisheit unsres Geschlechts
werde. Die magre Bibel wird alle 7. Wißenschaften der A. u. 1000. der N.
Welt, wie die fetten Kühe Pharaons in sich schlucken u. aus sich gehend
machen – Denn wird sich aber die Noth erst anheben – bis ein Tag kommt,
der durch Facta u. Acta Alles entsie entsiegelt. Glücklich, von fern dazu
vorbereitet, verkündigt, beigetragen zu haben. Ich bin nun Einmal
der
Wißenschaften Diener, aber treulich will ich ihnen dienen.
Gedulden Sie sich also, liebster Fr., u. halten Sie sich am 1t. Th. der
Urkunde. Th. 2 u. 3. sind Schatte: der 4. u. 7. wird groß Licht geben – wenn mir
Gott so weit hilft, aber ich muß noch zuvor Viel leiden! erfahren! lernen!–
Auch das dumme Ding, Beitrag zur Kön. Z. gehört darunter. Ich hätte
lieber den Finger in den Hals stecken, als es
jetzt
schreiben sollen. Aber
Kanter
: erst Versucher, Aufmunterer, u. denn Verräther – – keine Ex. mehr
da – – in Berl. hats jeder schon gekannt. – Lav. citirt eine Stelle aus Kants
Briefe, die sich offenbar u. wie ich selig hoffe,
allein
darauf beziehet – doch
ich will, wie die bescho beschworne Natter, mein Ohr verstopfen, schweigen
u. warten. Und Hand in Hand, lieber H., Sie sollen von mir keinen
Zeitungsartikel mehr lesen.
Ehe ich jetzt die Urkunde, so schief sie auffällt, fortsetzen kann, muß ich
anders thun mir Wort u. Ohren zu verschaffen. Und das ist eine kurze, simple,
für Kinder u. Weiber geschriebne Geschichte des Menschengeschlechts bis zur
Sündfluth, u. Etwas anders, wovon mein Ham. noch weniger träumt. Sie
werden mich aber, so entfernt wir immer stehen mögen als ein ehrl.
Landsmann bewillkommen, u. mir die Hand reichen.
Von all ihren neuen Sachen habe nichts bekommen u. bin desto größer in
Hoffnung. Den Buchst. H. hab’ ich von einem schlechten Buchhändler mit
Mühe aufgeforscht; aber Lettre perdue, Hexe u. Behemoth
noch
nicht
gesehen. Sehen Sie, daß ich in meiner Höle Lokalursachen halb immer der letzte
seyn
muß
u. doch wollte u. sollte ich gern, Einer der Ersten seyn die Sie lesen –
dafür aber
Sie
sorgen müßen. Wie gern thäten Sies auch, wenn ichSie
wüsten, wie ich Sie buchstabire.
So viel Ihnen Hartkn. von mir erzählen kann u. soll, wie anders, wenn ich
Sie hier hätte sehen können. Da’s aber nicht angeht, so schicken Sie mir ja Ihren
Nazir
: es ist mir Hartkn. alles abgeredet u. Sie müßen nun, wenn Gott mir
hilft, u. ich so lange hier bleibe, auch Wort halten. Er sei mir die Erinnerung
seines Vaters, u. mein Weiblein, die Sie sehr liebet, wird Mutter seyn, u. der
Himmel wird alles fördern. August oder Septemb. ist die Zeit
unsrer
Hoffnung, u. mein Halbmütterchen befindet sich, wie ein Engel, oder Menschl. zu
reden, wie ein Mann u. Jüngling. Gnug hiemit zum Ersten. Ich mache einen
Strich, wie Sie, u. nehme in der Zeit einen Stoß rückgebliebner Akten.
Fertig, u. ich kehre wieder. Knaut hab ich nicht gemacht u. wie konnten Sie
mir, Eine Seite gelesen, zutrauen, daß ich ihn gemacht hätte. Die Goldkörner
schwimmen, so weit ich gekommen bin, im Waßer.
Was Ihnen
Merk
, (so heißt der Darmst. malae notae) das ist er mir in
tausendfachem Maas u. meinem Weibe noch mehr, als das, gewesen.
Heuchler, heiml. Betrüger, Lästerer, Verhetzer würde vielleicht noch zu wenig seyn,
wenn er genant werden sollte: ich will ihn aber nicht nennen, u. auch Sie
müßen ihn vergeßen, Ueber u. ja nicht mit ihm anbinden. Ueber Ihren
Brief, den er mir zugeschickt, hat er eine kahle Antwort, u. soll, wo’s angeht,
keine Zeile mehr von meiner Hand sehen. Nicht blos, daß er Geheimniße einer
Sache, wo ich ihn in der Blindheit meines Zutrauens Ersten Freund nannte,
verschwatzt: verläumdet, verschwärzt hat er sie, u. aufs ärgste, tausendfach
spitzfündig verunstlaltet. Der 3te Mensch auf Erden, den ich wünschte, nicht
gesehn zu haben – doch auch der Wunsch ist thöricht! Die höllische Katze muste
michr zuohne und wider sein Wißen u. Willen zu einer Sache behülfl.
seyn, wo ich recht Finger Gottes sehe – es ist mein Weib. Und eben die u. mich
in ihr hat er mit Feuerstichen beleidigt – er keines Menschen Freund, jetzt ein
großer Freund des HE. Fr. Nikolai – Jetzt ist er in der Schweiz, sein gutes
Weib zur neuen Quaal nach Deutschland zu stehlen – gehab’ er sich wohl!
Desto mehr lieber Ham. bin ich nach Ihren originibus des Menschl. Geschl.
begierig: u. dazu wird Sie der Silen einladen, den ich Ihrem Ex. der Urkunde
eingeschrieben. Sie sollten hievon singen u. nicht ich. Aber zuerst theilen Sie
mir doch ja in einem reichen, treuen
Briefe
mit, was Ihr Herz u. Geist dabei
empfunden u. begehret.
Ihren neuen Heidenlehrer kenne nur aus Aeschylus u. auch daraus nur
schlecht. Seine Disput. habe noch nicht gelesen; wollte ihm aber Unrath dazu
in Menge verschaffen. Sollt er zu den dogmat. kommen, so sind ja die
alnetanae quaest. des Huet. ein 4t. voll. enger citaten davon voll Deßen
demonstr. evang. deßgleichen: Cudworth etc. voll davon. Ueber die ritus ist
ein großer Quartant von Jurieu, hist. des dogm. et des cultes: u. wo kann
ich die Vertheidigungen der Religion, wo die Saite berührt wird, anführen
oder auszählen. Im Mornaeus de verit. Χst. rel. ist die Mater. sehr
weitläuft. Im ganzen Fache der Schriften, ob Jesus Essener, Essener Therapevt.,
Theravt. Pythagoräer gewesen? Jesus pythag., die Väter platonis. haben,
läuft ja das Alles durch. Und hievon welche bibl. prou.contra. An Disp.
davon, deren zum Theil auch ich, etlichewbesitze welche besitze, nicht zu denken. Kurz das
Thema selbst ist so ausgewaschne Grundsuppe, selbst bei den Boulanger’s,Voltäre, Frerets ausgewaschen – Boul. kann Ihnen Hartkn. schaffen, der ihn
mir versprochen. Bis dahin können sSie schon in deßen antiquité devoiléealles zum Voraus absehen u. rathen. So wird unser Vaterland geholfen!
Und auch mir jetzt aufs neue eine Thür vor der Nase zugeschloßen, nach der
mich aber nie im Ernst gelüstet. Warum wollen also Sie sich in den Kram
mischen. Origenes!!! u. Ihr N. T. welch ander, ander Werk – auch zum letzten
werden sSie bald von mir einen Beitrag lesen.
Mit Leß. stehe ich in keiner Verbindung. Ich kenne ihn aber als
Mann
,
u. was Sie gefreut, mich gewiß nicht minder.
Mit Lav. bin ich sehr gut. Aber auch für ihn ist die Urkunde viel zu harte
Speise – darauf ich mache mich überhaupt gefaßt, aufs duo vel nemo.Aber Auszieher, Braucher, Diebe, Schleichhändler wirds desto mehr geben.
Des HE. D. Stark eεν εδαφω kenne eben so wenig, wie Sie. εδαφος heißt
terra, solum,pavimentum, u. wird könnte γη ausgelaßen werden, so ists nichtwärs zur 2. Dekl. wie Sies ers braucht aber noch weniger
Urkunde
wie
Stark meint vom Ersten u. 2ten Fall ist weder im Svidas noch HomstHesych. Exempl. – Es ist aber gar zu gewöhnl. daß Semler, etc. Auctoritäten
machen. Teller soll sich ja über sein ganzes Wörterb. auf Autor. der Art
beruffen u. ein Zeitungsschr. sagte recht gutherzig: man hätte gegl. daß Tell.
Ausl. u. Erkl. neu wären, nun aber ssoll sehe mans aus den Beil. daß sie
nichts minder als neu, alt u. wahr wären – Seml. Ern. etc. haben Ssie
auch so gebraucht. Eya!
Meine Erste Laufbahn der gr. Spr. sollen jetzt die 70. u. alle Apokryph.
Ψευδεπιγραφ. seyn, von Pythagor. zu Jamblichus u. die spätsten Gnostiker
hinein. Ich denke viel darinn zu erbeuten, u. habe gute Hülfsmittel zum
Theil schon. Den besten Hesychius, Svidas, einen guten Clemens, Philo,
Sextus, etc. etc. Der Himmel helfe! Nochmals gesagt, hoffe große, glückl.
Ernte.
Ich habe meine Philol. Arbeit mit viel andern Sachen insonderh. histor.
abgelöst, u. diene meiner Stell u. Amt. Ohne Freund, wie Sie: anderthalb
Freundinnen, aber mein Weib! mein Weib ist mir Alles! u. wird mir, in
meinem Kindergymnas. künftigen Jahrs noch 10mal mehr seyn. Hoffe ein ganz
neues Leben u. Gedeien.
Die Romant. Br. hat ein Schweizer geschr. Mehr weiß ich nicht; Nik. ist
Verleger – kanns aber leicht erfahren. Göthe hat (der Götz von Berl.) hat
ein Pasq. auf Bahrdts Unters. gemacht das ohne Zweifel wider seinen Willen
gedruckt ist: heißt Prolog zu den n. Off. Gott. des D. Bahrt: B MitKlopst.ists mir eben so gangen, wie Ihnen. Die meisten Bogen aus seinem N. Werk
habe (im Druck noch unvollendet) vor mir. Ein vortrefl. schöner, ebner Styl,
fast ohne Bild im ganzen Buche. Aber im ganzen Buch Knabenwerk u. Spiel!
Unausstehlich dem Einen Einfall Umfang gegeben! Sauersüß die Sprache
Luthers mißbraucht! ohne Detailkenntniß über Alles u. über Nichts geredt.
Kurz kein Mensch wird das Buch ganz lesen u. anwenden können – aber
schicken Sie mir Ihren Hans u. wir wollens
spielen
! –
Auf Winkelm. posth. bin noch immer umsonst begierig. So sehr ich aus
dem Felde hinaus bin, habe drauf pränum subskr. Wenn Kennikott komt
u. ich so glückl. bin, ihn zu haben, soll mein Tichten u. Trachten dahin! –
Mit Wetstein u. Bianchini macht mir mein HE. Verl. Präsent dafür ihn Gott
danke.
Hier kommen oft Katalogen von Aukt. aus Hamb., dabei Einem Herz u.
Seele freut! Aber woher Geld? Da uns Brot fehlt – zur Urk. hat mir (sub
Rosa!) die Göttinger Bibl. tapfer geholfen.
Zendavesta ist mein. Sie müssens ohne Zweifel ansehen u. durchlaufen.
Hilft mir Gott, so denk ich ihn u. Sadi einmal herauszugeben. Aber lente, u.
das Licht meiner Autorschaft wird bald verlöschen.
Auf Bode verlaßen Sie sich ja nicht, oder Sie werden ärger als durch Merk
betrogen. Auch ich habe unangenehmes Lehrgeld gegeben, u. wollte Gott, ich
könnte Klaudius, (ein guter Mensch, aber schlechter Commißionär,) von dem
Dickbauch erretten. Er ist ein
Vetter
von Nikolai.
In Rom lebt ein edler, deutscher, Zürcher: Heinr. Füßli, groß Genie wie
ein reißender Bach, Shakesp. Anbeter u. jetzt Shakesp. Mahler. An
Karakteristik – nicht aber Ideal – soll er Mengs weit übertreffen.
Ein junger Hartmann komt nach Mitau; den Lav. sehr lobt; aber alles
vorreif u. vordrängend. Vielleicht wird er sich zu Ihnen halten u. Sie Ihm
rathen. Ich habe zu seinem Briefwechsel – der Dämon weiß, weßhalb? keine
Lust gehabt, u. ihm also 2mal nicht geantwortet. Pfenninger in Zürch (3.
Vorlesungen über die Wahrheit ein mittelmäß. Buch zeigen aber einen schönen
Menschen) liebe ich sehr: stehe aber weder mit ihm, noch mit aller Autorschaft
in Deutschl. in Briefwechsel. Wozu das Schreiben? Leben Sie recht wohlKgsberg den 30 May 74.Mein liebster Freund Herder,
Unser Hartknoch hat mir vorigen Freytag alle Ihre Geschenke richtig
eingehändigt, und mir eine große Freude durch seine Ankunft gemacht – Weil er
noch vor seiner Abreise an Sie schreiben wird; so bediene mich dieser
Gelegenheit, nicht um Ihnen zu antworten, sondern erst was zu schreiben. – Weil ich
vor Ungedult nichts thun kann. Ich erwarte ihn, aber wie es scheint, umsonst,
und keine Arbeit ist schwerer für mich als zu warten auf einen Freund. Es
war mein rechter Vorsatz
mir
selbst
einen vergnügten Abend zu machen, an
dem Ihr Andenken viel Antheil gehabt hätte. Meine erste Aufwallungen bey
Lesung der ältesten Urkunde habe ich Ihnen ausgeschüttet und Sie werden
vielleicht bald Das lesen, was ich mit meiner Feder oder Muse darüber
colloquirt habe. Es sind die ersten stamina, vielleicht eines Embryons. – Ich habe
Ihr Buch seit dem Charfreytage fast nicht zu sehen bekommen – und den
ersten Tag, da ich das geweyhte Exemplar empfieng 16 Seiten darinn
gelesen, mit gantz verschiedenen Aussichten, Ihrem Winke zu folge über den
ersten
Theil. –
Theils will ich noch kälter seyn, theils fehlt es mir an der
rechten
Muße
diese Arbeit gegenwärtig fortzusetzen. So bald ich dazu komme, will ich Ihnen
meine aufrichtigen Gesinnungen als Freund, Bruder – Autor und Bruder –
Kunstrichter aus der Fülle meines Herzens und Sinns mittheilen. / Sie wißen,
wie das gantze Publicum vom Beyfall mit Ihrer Preisschrift rohreifte, war
mein Fell allein trocken. Wenn gegenwärtig das gantze Publicum dürre seyn
sollte; so möchte jetzt mein Beyfall für sie treufeln. Alles
Blendende
der
Preisschrift
schreckte mich nicht ab selbige zu
verdammen
; und alle
Misverhältniße, wenn ich selbige auch in Ihrer neuesten Enthüllung einmal finden
sollte, werden mich eben so wenig abschrecken Ihnen zuzujauchzen.
Ich habe an dem Spruch über eine halbe Stunde gesucht und endlich kam
der ehrliche Hartknoch und wir haben Ihre Briefe gelesen und geeßen und
getrunken u uns ein langes Mährlein unsers Lebens erzählt bis gegen
Mitternacht. Schlafen Sie wol in den Armen Ihrer Caroline, liebster Herr
Consistorialrath. Ich bin nicht gewohnt so spät als heute aufzubleiben –
Den letzten May Um 5 Uhr.So früh als heute bin ich noch dies gantze Jahr nicht aufgestanden.1) Der
polnische Reichstag, ich weis nicht ob aus Mangel alter Weiber man nicht zu
Bückeburg sich auf Waschmaschienen einschränken muß, hat mich bereits um
3 Uhr geweckt. – –
Ich war vor Schläfrigkeit nicht im stande meine große Schwansfeder zu
halten und sehe mich genöthigt auszugehen – wohin sonst als zu den beyden
Herrn Verlegern, welche seit voriger Woche die Herren Mitauschen
Professoren hier abzuwarten hoffen heute oder morgen. –
Von unserm Claudio Vlubrano habe den 7 hui. das erste Billet douxerhalten, und habe ihm heute auch ein paar Zeilen, ich besorge aber zu meiner
Schande und im trunkenen Muthe 2) geschrieben.
Ich hoffe daß Sie das
Mancherley
u
Etwas
zu meiner 3 köpfichten
Uebersezung werden erhalten haben. Sie werden wol merken: daß die Vorrede des
Herrn
Urians
Ihre Beylagen betrift. An der übersetzten Stelle aus dem
Pindar mag sich der Herr
Epimetheus
erbauen. Dr. Bruwisch, der auf
meinen alten Freund Motherby, den sein Unstern nach Preußen trieb um meinen
kleinen
Nazir
zu inoculiren, lies ein Pasquill auf diesen liebenswürdigen
Mann in die Zeitungen einrücken und hat im Buchladen geweißagt daß
Kanter 50 Praenumeranten verlieren würde, wenn die Beyl. noch länger
fortführen. Mein Geist ist jetzt beruhigt, daß ich 3 verdiente Männer, den
Inoculisten meines Sohns, den Vater und ihren beyderseitigen Freund, den Herrn
Epimetheus mit einem Hiebe gerochen habe. Eine solche tremula anus ist Ihre
Nebenbulerin, Hochwürdige Frau Consistorialräthin, die Hexe von
Kadmonbor. Nehmen Sie sich ja bey Ihren gegenwärtigen Umständen in Acht, daß sie
weder Ihnen noch Ihrer kleinen Tochter in petto etwas anthut – – –
Mein Verleger Gebhard, alias Garbe, hat Ihnen also nichts geschickt weder
in 4 noch 8. Der Sünder soll seinen Lohn empfahen – Ach! meine liebe
Ungedult, die jüngste Frucht meines Leibes,3) des Christiani Zacchaei
TelonarchaeΠρολεγομενα über die neueste Auslegung der ältesten Urkunde am
Tageslicht zu sehen. Ich bitte mir ja ein Recepisse am
Tage des Empfangs
in einem NB. datirten Briefe zu übersenden. Eine milde Stiftung von 50
Exempl. für alte deutsche und undeutsche Kunstrichter ist ausgesetzt. Denken
Sie sich das Gesicht der neuen Republik, wenn sie dies erste Manifest eines
Dictators unter seinen Brüdern zu lesen bekommen wird. Es wird ein Schwert
durch der jungen Mütter Hertz gehen, das vieler Herzen Gedanken erwürgen
wird. – Stäubt doch die heilige Sprache des Dreyfußes unter dem
diamantenen Griffel auf dieser Lumpentafel wie schimmlicht Brodt. –
Wenn Sie die Lettre perdue noch nicht erhalten haben; so melde zu Ihrer
Beruhigung daß die 2te Ausgabe am Sonntage Trinitatis von mir
ausgefertigt worden u heute abgegangen. Sie werden also ehstens 3
verlorne
Briefe
!!! erhalten und dies ist auch wol das non plus ultra in seiner Art
von Experimenten.
So sehr ich auch Ursache habe, ganz frische Ursache habe mit dem Verleger
der hiesigen gelehrten Zeitung zu zürnen: so wenig gerecht scheinen mir Ihre
Vorwürfe zu seyn. Sie sind Ihr eigener Verräther von außen und innen.
Aristobulus Philosophus wohnt bey ihm im Hause folglich hatte er die
Handschrift eher als ich gesehen und ich fand schon das ausgestrichene
Beywort
–
Die differentia specifica unsers Styls und des Ihnen eigentümlichen ist
faustdick, und ihre Verbeißung des Articuls so unterscheidend als des Alcibiades
Hund von Tobias Hündlein, von dem XI. 9 ausdrücklich geschrieben steht:
er wedelte mit seinem Schwantze, an deßen Articul es dem ersten gantz u gar
fehlte. Daher war mein erster Einfall alle Pockengrübchen, naeuos und
Sommersproßen Ihrer verzogenen Schreibart mit lauter mouchen zu belegen. Ich
versuchte es mit den
Sey’s
, welches mir wegen der Verwandtschaft mit dem
soit-il unausstehlich ist; aber kam damit auch nicht aus der Stelle. Sie hatten
es dem Verleger u nicht mir geschickt; und endlich braucht es keinen souffleur;Ihr Urtheil über den Klopstock u die Bardenpoesie war mehr als ein
Wahrzeichen.
Ich habe nicht das Herz gehabt Sie als den Verf. des Knaut zu
nennen
;
desto dreister war die Hiesige Club, doch nicht der Director, welcher einem
jungen Pfifferling, den ich noch nicht übersehen kann, und
Jänisch
heißt die
Recension überlies. Die Praedilection gewißer physiologischer Begriffe, in
die Sie auch mehr als ich verliebt sind z. E. Hartley u Unzer schien mir im
Knaut merklich zu seyn. Ich sahe aber eine
Masque
, wo keine war.
Das Ihrentwegen ein Hirtenbrief an Lavater in der Mache war erfuhr ich
durch den Wirth des Miethmanns: Philosophen aber können eben so
wenig dem Misverstande entgehen als Philologen und Poeten. Ich übe mich,alle menschl. Urtheile καθ’ ανθρωπον zu lesen, auszulegen und zu nutzen und
die gröste
Gleichgiltigkeit
mit der möglichsten
Folgsamkeit
zu verbinden.
Der ungerechteste Tadel hat in meinen Augen seinen guten Grund, den ich zu
finden suche und jedes Lob seine schwache Seite, an der ich mich eben so gern
zu halten suche; und diese Politik macht uns Feinden und Freunden
überlegen, bringt alles auf seinen rechten Werth zu unserm Gebrauch und Nutzen.
Außer der Fortsetzung Ihrer Freundschaft hat mir Hartknoch keine
angenehmere Nachricht bringen können als von Ihrem Glück, mit dem Sie sich
Ihres Lebens freuen – im treuen Arm einer Männin – nach Ihrem Hertzen,
Fleisch und Bein –
Mein kleiner Nazir hatte zwar Lust nach dem gelobten Lande;4) aber wie
er hörte, daß die Braut in petto schon einem andern zugedacht war, ist er
flugs anderes Sinnes geworden.
Vater
seyn ist die höchste Autorschaft und ein eben so großes Geheimnis –
ja die beste Schule der beyden äußersten Tugenden,
Demuth
und
Sanftmuth
.
Rügen Sie ja nicht, liebster Herder, dieen
Schlötzerschen
Misthaufen.
Wer Sie dazu aufmuntert, ist nicht Ihr Freund. Ich schmeichle mir, daß
Ihnen die Königsbergsche Recension mehr Gnüge thun wird als die
Wandsbecksche. Das Corpus delicti, ich meine die Frankfurter Zeitung sind mir den
7 huj. durch unsers ehrl. Hartknochs Vorsorge zu Händen gekommen. Ich
habe mehr pro patria als für den Bückeburgschen Consistorialrath geredt,
der mir eine gantz fremde Person in dieser gantzen Sache seyn sollte.
Ich habe zufällig ein
Probestück
der neuen Frankfurter Zeitung gelesen.
Können Sie mir etwas von den gegenwärtigen Arbeitern melden. Göthe ist
doch noch Ihr Freund. Der Name seines Götzen wird wol ein Omen für
unsern theatralischen Geschmack seyn, oder die Morgenröthe einer neuen
Dramaturgie, –Der Name eines Lügners verräth sich eben so leicht meinem Geruch,
als er meinem Sinn entfällt. Er hat Ihnen den edelsten und unschuldigsten
Charakter, den ich auf der Welt noch kennen gelernt habe verschwärzt. Ich
erkannte an Ihren Winken gleich die giftige Quelle der
Urkunden
, seine
Unwißenheit, Nasenweisheit und Dumdreistigkeit von Dingen zu urtheilen, zu
denen sich unsere 5 Sinne als so viel Schweine verhalten. – Alle unsere
Dilettanti, die sich zu Kunstrichtern aufwerfen, sind die gröbsten
Heuchler
und
Ignoranten
.
Daß dieser Feind nicht müßig gewesen im Finstern Infamiam zu säen in B. u. D.
habe zieml. aus einem dilemma errathen können welches ich keinem andern
als ihm vor die Thür legen kann und auch wirkl. gethan habe. Wir sind also
liquide – Ich erinnere mich noch gar zu gut, mit welchem genio repulsiuoich an ihn schrieb nach Berlin, als ich ihm die Einlage an den
treuherzigen
Bruder
und wohlthätigsten Staatsmann anvertrauen muste.
Melden Sie mir doch, wie alt ist unser Claudius? Besitzt er Stärke in der
alten
u. griechischen Litteratur? Wie ist er zu einer Frau gekommen? und
kennen Sie selbige? Ist seine Liebe zur Unabhängigkeit Eigensinn, Faulheit
oder Unvermögenheit?
Morgen fange ich den Euagrius an nach dem ich die opera eines Eusebii u
übrige Historicos ecclesiasticos zu Ende gebracht, worauf ich zu den ältesten
Kirchenvätern schreiten werde. Eine Neigung die ich lange gewünscht zu
befriedigen, und ich bin durch kleine Umstände auf diese Laufbahn gebracht
worden, die ich nach Beschaffenheit fortsetzen will so weit ich kann. Vom
Augustino u. TertulHieronymo habe ich gantz allein einen ziemlichen Vorschmack
gehabt.
Theilen Sie mir so bald Sie die Blätter des Zacchai erhalten, Ihr
Gutachten über meinen Plan mit und ob ich Ihrem Sinn gemäß denselben gelegt
habe. Ob meine Anordnung Ihrer Ideen einige ästhetische Vollkommenheiten
hat. Ich wünschte alles à priori deduciren zu können; in ihre deduction a
posteriori wollte ich mich so wenig als möglich einlaßen. Geben Sie mir
einiges reelle Licht über Ihr IV. und VII.BuchIhr Wink über das erste Buch soll mein
gantzes Augenmerk
seyn bey der
wiederholten Durchwühlung Ihres Buchs, zu der ich auf Muße, Anlaß und
Stätigkeit der Seele warte.
Die
Hieronimo’s
sagen, daß Ihr Buch eine Ubersetzung nöthig hätte.
Ich bin zufrieden mein erstes Urtheil deponirt zu haben und noch immer
Meister des Plans und der Ausführung. Das gantze Werk ist der impetuseines
Augenblicks
. Schreiben Sie mir, was Sie beym ersten
Anblick
und
bey reiferer Ueberlegung darüber denken – mit aller Freymüthigkeit und
Offenherzigkeit über sich selbst und mich. Umarmen Sie Ihre Muse, Gehülfin
und Androgyne: so wie ich Sie mit allem wilden Feuer eines Silens – –
inuito processit vesper Olympo, und hiemit Gott empfohlen. Ich ersterbe
Ihr alter treuer Freund Hamann.
9. Juni 1774.Allen, denen daran gelegen ist, thue hiemit kund u zu wißen, daß ich leider!
den 27 Augusti 1730 p. C. n. geboren bin und nicht eher dann KAL.
GRÆCIS SECVLI VNDEVICESIMI einmal mich aus dem Staube zu machen
gesonnen bin, oder auch allenfalls so bald es allen Mohren und Consorten
einfallen sollte
Stagyriten
zu werden, das heist, keine Ursache mehr haben
werden sich vor dem Sprung in den Euripus allerder Dinge zu fürchten. Urkundlich
mit meinen 3 krummen Fingern und ehrlich erhaltenem Pettschaft. Kgsberg
am alten Graben den 9 des Brachmonats 1774.Johann Georg Hamann.Kgsberg den 21 Aug. XII Dom. pTr. 774.MittagsLiebster Hintz,
In Verfolg Ihres philosophischen Stillschweigens, das ich als ein geneigtes
consentire videtur auf meinen letzten freundschafftl. Brief vom 12/13 pr.annehmen muß, habe die Ehre zu melden, daß ich seit jenem dato unter manchen
andern Ebentheuern meines Lebens seit jenem dato, die sich ohnmögl. alle
erzählen noch schreiben laßen, und außer 2 merkwürdigen Träumen, die ich
diese Nacht und vor 8 Tagen um eben die Morgenstunde gehabt habe, heute
Mittags auf eine besondere Art überrascht worden bin durch ein Päckchen von
der Post –
Da alle meine Briefe an Sie so gut als in den Brunnen geworfen sind: so
kann ich Ihnen im Vertrauen wohl sagen, daß mein jüngster Nahme
Christian Zacchaeus ist und daß ich das Diplom eines Telonarcha oder General-
Controleur seit 8 Wochen erwarte. – Das war es aber nicht, sondern 2 Exempl.der Lettres perdues, an die ich nicht mehr dachte. Weil sie einmal da waren,
musten sie mir willkommen seyn; und diesmal haben Sie sich Herr Verleger!
oder Ihr Fabrikant Sie übertroffen.
Nun, liebster Freund! halt ich es für gut daß unsere bey der ersten Auflage
geschehene Verabredung genauer als damals erfüllt wird. Verrechnen Sie
auf der Michaels Meße in Gottes Namen das Ding aber an keinen hiesigen
noch Berl. Buchhändler. Diese Achtsamkeit halt ich für uns beyde nöthig.
So sehr auch meine gegenwärtige Lage sich geändert hat und ich fast vom
Bureau nicht abkommen kann: so könnt ich Ihnen doch noch mit einem
interessanten
Memoire
sur la
Cochenille du Nord
ou le Coccus Polonicusaufwarten. Ich will aber Ihre Freundschaft nicht gar zu sehr misbrauchen;
und die Maculatur Ihres Verlages allein an mir ziehn.
Erfüllen Sie aber wenigstens diese Bitte, daß Sie mit nächster Post nach
L. schreiben und wenn ein paar Exemplarien auf groß Papier abgedruckt
worden sind, selbige nach Altona an meinen Freund Claudius expediren
laßen, an den ich desfalls schreiben werde; und von Leipzig eins nach
Bückeburg
an H, das andere 4te und eines an den treuherzigen Layenbruder
besorgen laßen. Dies wären vier –
Mit unserm Hartknoch erwarte ein paar Selbstgespräche und Nicolaitische
Antworten und was Sie sonst beylegen können und wollen. Erinnern Sie ihn
an Boulanger.Den HE D. Pegelow werden Sie im Durchreisen kennen lernen und bitte
meine Gesundheit mit ihm zu trinken. Es thut mir sehr leyd Ihren HE. Prof.
Kopkea nicht hier in transitu gesehen zu haben, und ich verdenke es ihm
sehr den Philologum in nuce hier so trocken vorbeygegangen zu seyn. Ich
habe hier im Garten seiner erwartet –
Uebermorgen ist mein
neuer
Namenstag und Sonnabends den 27 h. mein
Geburtstag und zwar No 45. meines Alters. Wenn Ihre Muse nicht alles
Gefühl und Sylbenmaas verloren; so werden Sie nicht ermangeln mich mit
ein paar gereimten Zeilen zu beehren; weil ich bis zum 27 Sept mir denselben
zu feyern vorgenommen, als meines kleinen Sohns Geburtstag, wird es
Ihnen an Zeit nicht fehlen kurz und gut mich zu beehren; welches ich
zeitlebens erkennen werde als Ihr wol affectionirter Autor und Diener
Mien – Man – Hoam.Kgsberg den 26 Aug. 74Liebster Herder,
Unser Freund Hartknoch weckte und klingelte mich heute des Morgens um
5 Uhr auf – und ich will mit ein paar Zeilen an Sie Feyerabend machen Zugl.
für mein 44 Jahr.
Ich bin diese Woche in halber Trauer gegangen um einen Mann, der sich
um mich verdient gemacht, unter anderm auch dadurch, daß ich ihm ohne ihn
zu kennen meinen Dienst bey der Regie zu verdanken habe. – Es ist der
Gh. R. Jacobi der heute begraben worden. Meinen morgenden Geburtstag
will ich in gantzer Trauer feyren, und mein kleiner Johann Michel hat den
130ψ auswendig gelernt und wird mir die Freude machen ihn aufzusagen
zum Frühstück.
Hartknoch holt sich ein Albertinchen, wie Sie bereits wißen. Er hat mir ein
ansehnl. Geschenk seines Verlages mitgebracht, das ich ohne Bedenken
angenommen –
Morgen vor 8 Tagen erhielt ich einen Brief, abermal sine die et consuleaus Bückeburg nebst einem Stück Pompernickel. Ich lief noch denselben
Abend nach der Stadt um den Mann aufzusuchen, den ich unter einem
Platzregen begegnete und mit ihm bis ins 3te Stockwerk bey Remus stieg. Aber
der Pompernickel war verschimmelt und der Brief vom Xbre 773 alt, wie ich
nachher aus D. Pegelow Reise Journal mir von seiner eignen Hand
bescheinigen laßen. Der ehrl. Mann hat mich 2mal besucht und wir haben als gute
Freunde den 17 huj. Abends bey einer Bouteille Bier u einem Pfeiffchen nach
Nordischem Gebrauch uns einander empfohlen. Er hat auch unsern unartigen
Claudius u sein Bauer Mädchen in Wandsbeck besucht. Bitte also künftig
immer ein Stück Pumpernickell durch beßere Commissionairs zu bestellen, die
nicht Jahr u Tag zur Kluft zwischen uns nöthig haben.
Sie sind also in Pyrmont gewesen, und haben da lange Weile gehabt – und
noch keine an mich zu schreiben oder mir zu antworten.
Hartknoch hat mir 2 kleine Neuigkeiten mitgebracht. Eine Recension Ihres
Bereschits vom Hamb. Correspondenten, der Ihnen einen Fehler vorwirft,
den ich auch erkannt in Ansehung der Herleitung des רקיע von רקק. Ich
weiß nicht, womit Sie ein so augenscheinl. Versehen rechtfertigen könnenDas 2te war die Abschrift einer Kieler Recension des Buchstabens H, die
ich wegen ihrer Kürtze und Naivetät abschreiben will. „Erst ein Streit gegen
einen so genannten außerordentl. Religionslehrer C. T. D. über den
Gebrauch des Buchstaben H in der Mitte u am Ende der Wörter. Dann eine
Apologie deßelben Buchstaben von ihm selbst. Der erste, voll von seichtem und
übel zusammenhängendem Geschwätz. Die andere wahrer Unsinn. Zum
Beweis des letztern dient folgende Stelle, da der Buchstabe also schreibt: „Mein
Daseyn u meine Erhaltung pp Kieler Gelehrte Zeitung im 29 Stück.“ Sie
sollen in eben der Zeitung oder Ihr Buch, vermuthl. nach gl. Zuschnitt
beurtheilt seyn (u dies ist vielleicht die Recension worauf der liebe CommissionsRath Asmus zielt) und einige Stücke dnachher meldet der gelehrte Recensent,daß er eben erfahren wie Herder über die Urkunde u Hamann über den
Buchstaben H geschrieben. Nun, lieber Freund, was Gott zusammenfügt – –
Ich habe Ihre älteste Urkunde vom 5 Junii biß zum 10 Jul. alle Sonntage
ein Pensum gelesen und damit in der Judittschen Mühle geschloßen, wo ich
die erste Sommerluft mit meiner gantzen Familie genoßen. Ich habe Ihrem
Wink mich an das erste Buch zu halten gefolgt, den ich mir in der Folge noch
beßer zu Nutze machen werde – aber fast gar keinen Vortheil von dieser
gantzen Lesung gehabt – Mein Kopf scheint nichts so gut als im Gantzen zu
faßen. Selbst die dunkeln Anspielungen, worüber ich Erklärung von Ihnen
bat, sind mir entwischt, ohngeachtet ich ein Blatt weiß Papier und Dint u
Feder beym Lesen zur Hand gehabt. Ich habe fast nichts als das datum jedes
Pensi aufgezeichnet, und 2 Stellen. Sollen K. und W. in der note a.)p. 154.
doch nicht Kant u Wieland seyn Wer ist der
Meiners
? a.)p. 299 Ich habe
von einem eine heb. Sprachlehre. Ist das derselbe oder wodurch ist er sonst
bekannt.
Damit ichs nicht vergeße, liebster Freund, aus ihrer Beyl. bitte ich mir noch
eine kleine Erläuterung über den Ausleger der
7 Augen
im Stein. Wo findt
man das? Das Licht des Tages geht aus –
Den 28 Aug. XIII Dom. p. Tr.Heute frühe habe Hartknoch und die gute Fr. D. Hummius, seine
Reisegefährtin bey Rappolt besucht. Ich kenne die Braut noch nicht, aber die Wahl
scheint mir glücklich zu seyn. Ich wünsch ihm alles Gutes; er hat mir ein
weidliches Geschenk von seinem Verlage mitgebracht ohne zu wißen warum
noch wozu? Ihr Torso auf Abbt ist auch darunter, und nun bin ich froh Ihre
Werke
complet zu haben bis auf die neuesten, welche ich mit Ungedult
erwarte.
Haben Sie die
Hexe von Kadm
. erhalten; meine Uebersetzung und das
Mancherley und Etwas
von dem
heillosen
Bode, an dem ich Sie und mich
werde rächen müßen. Der
Commißionsrath Aßmus
hat sich bey mir mit
Frau u Kind zum Besuch angemeldt. Wenn er aber sich nicht versbesert; so soll
er schlechte Tage bey mir haben und ich will ihm den Brodtkorb hoch gnug
hängen und ihm Ihre Assignation auf den Pumpernickel, den der Schimmel
unter Weges geholt hat, vorsetzen.
Wenn Ihnen die Lettre perdue nicht zu Handen gekommen: so können Sie
die zweyteAuflage mit zwey Lettres perdues vermehrte Ausgabe sich mit
der Meße versprechen. Ich habe davon die 2 ersten Exempl. vorigen Sonntag
erhalten. In meinem bisherigen cursu patristico bin durch eine Veränderung
auf dem Bureau gestört und unterbrochen worden und werde vermutl. mit
dem Tertulliano, den ich bald zu Ende gelaufen u Lactantz, der vor mir liegt,
aufhören müßen. Muß den gantzen Tag sitzen, expediren oder auf
Expeditionen warten.
Da aus der deutschen Ankündigung meiner gelehrten Zwillinge nichts
wird: so bin ich halb Willens sie im französischen anzumelden, wenn es mir
auch wie dem kreißenden Berge gehen sollte.
Sie haben vielleicht mehr von mir über Ihre Urkunde als ein paar kahle
Fragen in diesem Briefe erwartet; aber ich hoffe noch Ihren Wunsch näher
zu befriedigen, als mir vor der Hand mögl. ist.
Daß ich
Naber Flink
bin, werden Sie aus meinen Prolegomenis ersehen,
die schon den 9 May von hier zum Druck abgegangen. Aber so bald ich zur
Sache komm, bin ich
Naber
mit Rath
.
Kein Impromtu, sondern ein Plan, vor deßen Umfang ich bis weilen
selbst erschrecke und ihm allen Antheil des sensus communis abspreche,
und was mir noch weniger ähnlich sieht, aber im Grunde immer mein
Geschmack gewesen, gantz Drama, kein Επος. Es kommt mir aber selbst
lächerlich vor, davon einmal zu reden; wie wol es das punctum saliensmeiner gantzen Autorschaft von jeher gewesen; kein
Autor
zu seyn als κατα
το ετυμον.Es hat hier geheißen, daß Starck einen Ruf nach Mitau mit 1200 rth
bekommen hätte. Hartmann soll, ich weis nicht warum? gantz wieder ihn seyn
u für Sie. Sollte Ihnen so etwas nahe gelegt werden; so gehen Sie mit sich
zu Rath, ob Sie nicht wieder in unsre Gegenden und das glückl. Norden
verpflantzt seyn wollen.
Einen Gevatterbrief erwart ich von Ihnen, ohngeachtet ich Ihnen noch das
Hochzeit Geschenk schuldig geblieben bin. Was für eine neue Welt von
Empfindungen u Begriffen liegt in dem
Geheimniße der Vaterschaft
!
Der ehrl. Urlsperger ist mir vorige Woche erst zu Gesicht gekommen. Es ist
ein artiger Beytrag zur Physiologie einer Schriftstellerseele. Sonst habe nichts
Neues gelesen außer der deutschen gelehrten Republick und den Staat der
Abderiten, die erste mit genauer Noth zum Ende bringen können und im
letzteren lieber fortfahren wollen.
Prof. Kopka ist hier gleichfalls durchgegangen ohne daß wir uns einander
kennen gelernt, wie ich es wol gewünscht hätte. Er ist in meinem Hause gewesen
hat mich am dritten Ort aufsuchen wollen, aber seine Abreise ist vor der Thür
gewesen.
Des Nicolai Brief an Sie wünschte wol zu lesen – – Ich bin die beyde vorigen
Sonntage mit wunderl. Träumen aus Potsdam u Bückeburg aufgewacht und
heute wider alle meine Gewohnheit mit 3 Uhr schon wach gewesen; aber so
kopf- und herzsiech, daß ich kaum die Feder führen kann und mich alle
Augenblicke aufs Bett werfen muß, ohne Ruhe zu haben. Vergeßen Sie nicht, mich
mit der Lage meiner gegenwärtigen kümmerl. Amtsgeschäfte, im Nothfall,
gegen sich zu entschuldigen. Gott laße Ihre Freude mit dem nächsten Septembererfüllt werden; und umarmen Sie Ihre Männin von Ihrem alten
redlichen Freunde u Diener.Mein gegenwärtiger Beichtvater D. Lindner läst Sie grüßen.
Hamann.Adresse:An / meinen Freund, / Herrn Consistorial-Rath Herder / zu /
Bückeburg
10 Sptb. 774.Ihr Brief, mein Herzens Ham. kommt mir eben an dem Tage, da der
meinige mit der Nachricht abgehn sollte, daß ich nun auch einen
Wilhelm
Christian Gottfried
habe! Den 25. Aug. legte ich mein 30. J. zurück: Sie den
27. ihr 44tes den 28. drängte er sich zur Welt – Die 3. Tage laßt uns nun
zusammen feyren! Es ist ein braver, starker, schwarzköpficher Junge, ganz bis
auf Haut und Haar mein Ebenbild! Er hat sich früher als wirs dachten u. mit
gesunden Kräften ans Licht der Welt gewagtgemacht: Abend vor 8. Uhr war er da u.
halb 5. waren wir noch zum Besuche. Mutter ohne Milchfieber u. die mindste
Wolke – Denken Sie sich unsre Freude, die ευδοκιαν εν εικονι, εν αγαπητω του
κολπου zu fühlen u. fühlen Sie sie mit. Das Knäblein hat mich u. soll
mich wiedergebähren zu neuer Hofnung meines Beruffs!
Pegelow ist ein fauler D. d. i. Dreschflegel! So gar einen Brief an meine
Schwester hat er so lange behalten, an dem Vieles lag. Laßen Sie doch
Inlage nicht säumen, lieber H., u. nicht wie den Pumpernickel alt werden: an aufder Ersten Post fort!
Claud. ist ein
hinkender
Bote u. ich hab ihm schon gesagt, daß statt Asmusein · auf dem Ersten Strich des ṁ seyn Name seyn sollte. Weder Mancherlei
noch Etwas noch προλεγ. noch Postlegom. hab ich gesehen: wie oft u. sehr ich drum
gebeten. Die lettre perdue habe wie ein Luchs oder Adler in einem Catal.aufgespürt u. beinah durch Curier kommen laßen. Brächte Ssie Ihnen
doch Frucht! u. haben Sie ja die
Treuherzigkeit
, mir Alles zu melden, was –
oder ob Nichts drauf folge?
O schickten Sie mir, lieber Fr., doch die Sachen selbst, oder besorgten Ssie
ohne Claudos u. Claudios! Es ist doch nicht recht, daß ich kein Einziges
Ihrer Stücke von Ihnen, alles von u. aus Catalogis habe! Wüsten Sie, wie
ich dürste!
Die Rec. kenne nicht, werde mich aber darnach bemühen. Die von Ihnen
gerügte Stelle sollte Satyre seyn, ist aber so stumpf gerathen, daß sie jeder
für Fehler ansehn wird u. so mag sie gehn. Wollt überhaupt, daß der ganze
Michael. aus dem Werk wäre. Erlebts
2te
Aufl. wie Anders soll Alles
werden.
Ich hab eine in den Erfurtern gelesen, wo nebst manchen Dolchstößen (sie
war von Meusel, einem Klotz. sel. Andenk.) ein sehr treuer Auszug war u.
wollte Gott, daß den Alle nur lieferten.
Mit der Urk. sollten 2. andere Stücke herauskommen, die (unserm Htkn. zu
danken) noch nicht heraus sind! Ich will nichts davon vorschmecken: sie sollen
Sie überraschen: halten Sie sich an Hartkn., der hätte sie Ihnen schon vor
¼ J. schaffen können. Von hier ists zu theuer u. ich habe für mich selbst
kein Ex. – – Ich werde u. muß über alle 3. viel leiden! Darauf mache ich mich
gefaßt u. zum Theil hab ichs verdient. Von jetzt an ziehe ich mich, hilfs Gott!
aus allen Span. Schlößern zurück u. will in meiner Hütte wohnen: nur muß
ich, wie (wenn Ihnen die Gesch. aus Königsb. bekannt ist) der
beichtende Lau
sagen „nur noch Ein Werk, HE. Dokt!“ Das hab’ ich jetzt unter 2ter Abschrift.
Wirds mir so gut, u. soll ich nach Mitau kommen – wohlan! vor jetzt habe
nur noch Hartkn. u. Hartmannische
Winke
!
Meiners ist in Gött. u. hat die
Revision
geschr., auch eine
Psychol
. –
dem darüber ich aber viel beßers ihm zutraue! K. u. W. S. 154. heißen
Künste
u.
Wißensch
. Wenn ich auch nichts bekomme: laßen Sie nur im
großen, in That, Ihren Plan nicht untergehen. Mit Einem Wort treffen Sie dem
Nagel auf den Kopf: „es ist alles
Geschwätz
! keine
Handlung
!“ Auf Einer
Ihrer Seiten steht mehr als hier auf Bogen! Helf’ indessen Gott! Durch
Fallen müssen wir gehn lernen! Ruhe, Einfalt, Handlung soll von jetzt an mein
tägliches Geschäft werden! Ich erliege unter Verwirrung, Bürde u. Worten! –
Meine Seele hat heute z. E. trüben Tag: das auch dieser Brief zeuget.
In den Ersten Tagen meines Gottgegebenen hab ich recht Freud’ u. Ruhe
u. Leichtigkeit geschmeckt! Warum kann ich nicht immer so seyn! Meine
Schwere ist blos Krankheit! – In Schrift u. Geist! –
Die 7. Augen in Stein habe noch nicht erhalten können. Es ist blos
Programm: Der seel. Faber in Jena hats Weinahcht vorm Jahr geschrieben!
Ich will Ihnen mehr davon sagen. Ich bin jetzt ganz in Zend-Avesta u. dem
N. T. glauben Sie mir, ich hoffe Viel zu sagen, u. den Teller Jannes u.
Jambres entgegen zu winken mit dem Finger der Kraft. Wenn ich Ihre
προλ. erhalten, so weitläuftiger u. mehr! Empfehlen jetzt den 25. u. 29. Aug.
die Männin, die wahre Männin ist, droben einKgsberg den 23 Sept. 74.Mein lieber Freund und Landsmann Hartknoch!
Hier haben Sie eine Einlage von einem vergnügten und zufriednen Vater
in Bückeburg, die ich gestern erhalten. – Ihr Herr Schwager Rappolt, der
mich heute beym Heimgehen begegnete, da ich meines Lebens satt mehr
taumelte als gieng, hat mir die Nachricht Ihrer glücklichen Ankunft mitgetheilt.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer empfindseeligen Hälfte den Genuß der Ruhe –
nach so viel Unruhe, woran es auf der gemächlichsten Reise und in der
ordentlichsten Haushaltung niemals fehlt, nach meinen kleinen Erfahrungen von
beyden zu urtheilen.
Herr Reichard ist während Ihres Hierseyns angekommen, aber sogl. auf
das Land gegangen seine jüngste Schwester zu besuchen, von da er den Tag
Ihrer beyderseitigen Abfahrt angekommen. Er hat mich vorige Woche
besucht, um mir einen Gruß u Wink von Claudius aus Wandsbeck einzureichen.
Seine Absicht ist nach einigen Monathen erst zu seiner Bestimmung nach
Petersburg abzugehen. Aber, wie ich gestern gehört, liegt er an einem Fieber
gefährlich krank. Seine Bestimmung geht auf kein Instrument, sondern blos
auf die Composition –
Auf unsern alten Freund, Autor und jungen Vater in der Wüste zu
Bückeburg zu kommen: so schreibt er mir unter andern: „Die lettre perdue habe
wie ein
Luchs
oder
Adler
in einem Catalogo aufgespürt und beynahe durch
Courier kommen laßen – Es ist doch nicht recht, daß ich kein Einziges Ihrer
Stücke von Ihnen alles von und aus Catalogen habe.“ Sorgen Sie doch
liebster Freund, daß Hintz mit der neuen vermehrten Ausgabe alle
Courierkosten zuvorkommt.
Item: „Wegen der 2 andern Stücke, die mit der Urkunde hätten
herauskommen sollen und (unserm Htkn. zu danken!) noch nicht heraus sind,
halten Sie sich an I ihn – Er hatte sie ihnen schon vor ½ Jahr schaffen
können. Von hier ists zu theuer und habe für mich selbst kein Ex.“
Vestigia me terrent! lieber Herr Verleger! möchte ich wie der Fuchs zu des
Löwen Majestät sagen. Steigen doch nichts als Autor-Seufzer nach dem
Olymp! Ach Madame Hartknoch sagen Sie mir im Vertrauen, woran man
am sichersten unsere respectiven Herrn Verleger bey seinem Wort halten
kann. Laßen Sie ihn auch die Rolle eines Autors spielen und rächen Sie unser
ganzes Volk an ihm als seine Frau Verlegerinn.
Auf meine Kleinigkeit zu kommen; so ist meine Hand über die Essaislitteraires ziemlich erkaltet, woran der frühzeitige Herbst und Vorsprung des
Winters schuld seyn mag. Ueber die Ehe hab ich auch noch keine Zeile weiter
schreiben können, als ich vor Ihrer Abreise gekommen bin. Es wird dem
Essay on Woman des berühmten Wilkes nichts nachgeben; und der Text ist
Gen. II. – und er
schloß die Stätte zu mit Fleisch
. Womit Ihnen eine gute
Nacht wünsche, und das Wort dem jungen Ehpaar nicht umsonst gesagt
haben will – zu einer guten Nacht und
geseegneten
Ruh zum Gratias.Hamann. Grüßen Sie Ihre Reise Gefährtinn aufs ergebenste u. s. w.
Adresse:à Monsieur / Monsieur Hartknoch / Marchand-Libraire très celèbre / à /
Riga
. / par
fav
.Vermerk von Hartknoch:HE Haman in Königsberg. Empf. d. 17 Sept. 1774.Kgsberg den 4 Octobr. 74.Mein liebster Herder!
Ich habe die Nachricht von Ihrem Erstgebornen den 21 Sept. erhalten und
Einlage nach Morungen und Riga sogl. befördert. Heute komme des Abends
im Schummer von meiner sauren Tages Arbeit zu Hause, mit wüstem Kopf
und blindgeschriebnen Augen zu Hause und finde einen Brief und großes
Billet auf mich hwarten. Meine Leute bestellten mir etwas vom HE Laval das
ich nicht verstand auch nicht einmal hörte. Weil ich Hartknochs Hand erkannte,
und Ihre Einlage begleitet hatte, so freute ich mich über eine so promteAntwort und riß was ich konnte – denn sie wehrte sich wie ein Mädchen, und der
Wiederstand hatte seinen Sinn – bis ich ihn erbrach. Das Eingeweide fiel mir
gleich in die Augen. Meine Verwunderung war so merklich, daß mir meine
Hausmutter wiederholentlich zurief: Der Brief wird nicht an Sie seyn – und
ohne noch Unrath zu merken, kehrte ich den Brief im Fluchen um, ohne noch
den Augenblick Ihren Namen darauf zu vermuthen, laß ich ihn mit
aufgesperrten Augen statt des Mondscheins – denn wir haben erst morgen Neulicht.
Das große Billet war aber ein noch ärgeres Quid pro quo und betrifft
1000 rth die ein Mann den ich kaum von Ansehn recht kenne, wegen meiner
edeln Denkungs Art
(sunt ipsissima verba) von mir auf einen Wechsel à6 pro C% in 12 Monathen zahlbar borgen wollte. Dieser sonderbare
Umstand nöthigte mich noch stehenden Fußes nach der Stadt zu laufen, aber
unverrichteter Sachen.
Nachdem ich mich über die Ebentheuer des heutigen Abends ausgeärgert
hatte, überfiel mich ein sanftes Lächeln, so sanft wie ein Schlummer des
müden Wanderers und ungeachtet meiner
edeln Denkungsart
wandelte
mich eine Lüsternheit an des verliebten Verlegers Briefchen an seinen Busen
Autor und Freund von Anfang bis zu Ende – zum Dessert meines
Abendbrodts zu machen. Ich hoffe, lieber Herr Consistorial-Rath! daß Ihre
Absolution so aufrichtig als meine Beichte seyn wird und daß ich einiger
Gegenvertraulichkeit werth sey, da ich im Finanz-Wesen nicht gantz unerfahren bin,
wie Sie aus dem Ecce! des Sauvage du Nord errathen können, und daß ich
in diesem loco communi ein so versuchter Hoherpriester bin als der liebe
Consistorial Rath zu Bückeburg, und daß – und daß – – – und daß ich, wie
ein leiblicher
Berens
, über diesen Punct denke und gesinnt bin. Mehr hab ich
nicht nöthig anzuführen, um mich wegen des unvorsetzlichen Einbruches und
vorsetzlichen Antheils am Innhalte zu entschuldigen.
Der Passus Ihrer Verpflanzung hat mich am meisten interessirt; und
erlauben Sie mir, liebster Herder Ihnen so viel ich kann mein Herz darüber
auszuschütten. Durch Hartm. ist wol nichts abzusehen, und ich möchte Sie
gegenwärtig mehr ab- als zurathen, sich in einige Unterhandlungen
einzulaßen; so sehr ich Sie auch wünschte näher hier zu sehen und in einer beßern
Lage für Ihren Geschmack.
Ich war willens zu schließen, hab mich aber anders bedacht und will wieder
meine Gewohnheit fortfahren an Sie zu lucubriren und bey Licht fortfahren
zu schreiben; da ich ohnehin bey Tage leider! keine Zeit mehr übrig habe. Wir
haben einen deutschen Director, Namens
Stockmar
, einen gebornen
Darmstädter, deßen Vater
Hofmaler
seyn soll
dort
. (Wenn Sie mir etwas von
ihm melden können, wird es mir lieb seyn.) An statt zu übersetzen, muß ich
jetzt ein
expedirender
Copist
seyn; und Sie können leicht denken, wie mir
bey einer solchen Arbeit zu Muthe ist. Dies sey zu Ihrem Troste geschrieben.
Unerachtet ich also in meinen gantzen litterarischen Entwürfen unterbrochen
bin, arbeite ich doch in verlornen Augenblicken an einem
Versuch über die
Ehe
, den Hartknoch als ein Denkmal auf seine Hochzeit verlegen soll. Wenn
er auch nur einen Bogen beträgt: so soll er Sterling seyn, wie ich hoffe und
wünsche, und trachte.
Da Ihre
Autorschaft
einen wirklichen Einfluß in Ihr
Schicksal
zu haben
scheint, liebster Herder! so machen Sie Ihre Ueberlegungen. Meine Ungedult
die beyde Corpora delicti zu sehen wird dadurch erhöht, und ihr eigen
Gewißen macht Ihnen Vorwürfe, die ganz gerecht sind, und die ich nicht nöthig
habe – als zu seiner Zeit, zu rügen. Ich
wünsche
z. E. eben so sehr wie Sie,
daß der gantze Michaelis aus der Urkunde ausgestrichen wäre u. s. w. Aber
daß durch neue Ausgaben keine Palingenesie möglich ist, haben Sie schon
selbst an den Fragmenten erlebt. Et ab hoste consilium – Also Sulzers Wink
gegen die Phantasie auf Ihrer Hut zu seyn ist aller Ehren werth. Ich kenne
leider! jene Scyllam und Charybdin an denen Sie Gefahr laufen zu
scheitern.
Daher war ich so vorläufig mit den Prolegomenis des Zacchaei und wollte
allen Zeitungsschreibern zuvorkommen. Wenn sie ja noch erscheinen werden;
so weiß ich gar nicht mehr, was ich selbst oder das Publicum dazu sagen
werden, und einer der besten und grösten Autorplane ist verhudelt. Dem allen
ohngeachtet denk ich in petto: Tant mieux! Denn wo soll ich jetzt die Zeit
hernehmen Ideen zu hegen und auszubrüten.
Ist jemand der die
Vaterfreuden
lebhafter kennt; so ist es Ihr Freund.
Aber mit welcher Furcht und Zittern ich selbige genüße, weiß niemand beßer
als Er! Wie unmöglich ist bey diesem süßen Wein mäßig zu seyn; und welch
köpfender Rausch!
Ungeachtet Sie mich nicht zu Ihrem Wilhelm Christian Gottfried zu
Gevatter und zum Kindelbier gebeten haben: so wünsch ich ihn doch, daß er
in seines Oncle,
Christian
Zacchaeus Telonarcha Fußstapfen treten mögeund sein Festina lente übertreffen möge; der flugs im Mst fertig war und
nunmehr seit einem halben Jahr unter der Preße zaudert. Mein nächster soll
ein Gevatterbrief seyn an den
Vater
oder die
Mutter
in Bückeburg. Gott
erfülle unsere besten Wünsche, und diese mögen nichts anders seyn als sSein guter gnädiger Wille. Meine beyden Kinder sind am Flußfieber krank!
So bebt ein Geitzhals oder der Dieb eines Schatzes im Topf und empfiehlt
ihn der Göttin Fidei! Gute Nacht Der Wächter schnarrt eilf!
Nachschrift
.Sie werden, liebster Freund, aus meinem Briefe ersehen können, daß mit
umgekehrtem Blatt deßelben die ganze Series meiner Gedanken eine andere
Richtung bekommen.
Ich besuchte vorige Woche zufällig unsern Kant, der mir einen Brief von
Hartm. zu lesen gab und über seine litterarische Briefe laß. Wir dachten sehr
gleichförmig über diesen Mann, und über seine Wichtigkeit, die ihm ersterm
so furchtbar als mir verächtlich vorkam. Sein Anliegen war die Subscriptionzum Fulda Wurzelbuch und deßen Ankündigung in der Mitauschen
Zeitung, in der gar kein sensus communis war, weil er seinen Namen
unterzeichnet hatte und man im Text garnicht unterscheiden konnte, ob Fulda oder
Hartm. redte.
Er besuchte mich bey sr Durchreise. Ich führte ihn zu Kant und es schien
daß wir uns einander zu gefallen anfiengen. Er bot sich von
selbst
an, an mich
zu schreiben, hat aber nicht an mich gedacht. Ich habe ihn in einigen Briefen
an Hintz zu reitzen gesucht, wo ich vermuthen konnte, daß er Antheil nehmen
würde. An Kant hat er gantz cavalierement und en confrere geschrieben, der
diesen Ton auch nicht von einem jungen Mann der sein Schüler seyn könnte,
recht zu goutiren scheint.
Sie kennen Curland und daß es Leute da giebt, die Augenmaas haben,
woran es dem lieben jungen Schwaben ganz zu fehlen scheint – und das
ganze Institut ist vielleicht so precair, daß Sie den ganzen Ruff blos als
einen medium terminum ansehen müßen zu einem Ergo.Kgsb. den 5 Oct. 74.Mein lieber Hartknoch!
Das Ding ging
so
zu. Ich kam gestern Abend um 6 Uhr nach Hause entre
chien et loup und ich hatte den ganzen Tag so viel geschrieben, daß das Licht
meiner Augen auch halb erloschen war. So bald ich in meine Stube trat
fand ich mein Hänschen auf dem Schooß der Mutter im Flußfieber, und
erfuhr, daß er immer nach mir gefragt hatte, und daß mir HE Laval einen Brief
zugeschickt hatte mit einer Bestellung, auf die ich nicht recht Achtung gab, und
nach meiner Art das, was ich nicht verstund, auslegte, und ein Advocat der
mir fast ganz unbekannt war, ein großes Billet. Ich stritt mich über den
Namen des Advocaten und erkannte Ihre Hand auf dem Couvert. Ich fühlte
eine Einlage, und seegnete meinen Hartknoch, der mir so promt antwortete
und mich nicht so hündisch wie Hinz und Bode begegnete. Unter diesen
Gedanken riß ich an dem Siegel, ärgerte mich über meine Ungeschicklichkeit, kam
zu meinem Zweck und an statt eines Einschlußes an Herder, wie ich dachte,
fiel mir ein halb gedrucktes und geschriebnes Billet in die Hände, deßen
Sprache mir zwar bekannt aber der Styl gar fremde war. Ich schrie wie die
Israeliten: Man hu! Man hu! was ist das? und dem glaubwürdigen
Zeugniße meiner Hausmutter zufolge, habent mir das Paar meiner kleinen
Augen in meinem Gesichte, wie zwey Neben Monde am Firmament des
Himmels gestarrt. „Mein Gott! Der Brief wird nicht an Sie seyn. HE Laval ließ
ja sagen, daß Sie unter Ihrem Couvert wieder zuschicken möchten“ – Da war
ich erst so klug nach dem Couvert Aufschrift zu sehen und laß gantz deutlich
was geschrieben stand! C---- R – z – B – – – Ha! dachte ich –
bist Du nicht
–
ein Geistlicher in Schwaben
? Voller Aergernis und Schaam versteckte den
Brief samt seinem Eingeweide an einen sichern Ort und ohne einen
Buchstaben gelesen zu haben. Hierauf gieng ich zu dem großen Billet des
Unbekannten Advocaten, der aus Vertrauen auf meine
edle Denkungsart
mich und ein Capital von 1000 rth auf einen Wechsel à 6 p % auf Jahr und
Tag für sn Vater sub hypotheco omnium bonorum, die sämtlich
schuldfrey
wären ersuchte. Dieser Umstand nöthigte mich noch denselben Abend
nach der Stadt zu laufen; aber der Gang war vergebens; und ich kam müde
über die Ebentheuer deßelben nach Hause, um ein Butterbrodt zu eßen.
Hierauf setzte ich mich wieder um dem Consistorial Rath u Gevatter zu
Bückeburg alles zu beichten und erwarte seine Absolution mit erster Post;
weil ich mein Sünden Maaß voll gemacht und meine Neugierde mit aller
Gemächlichkeit befriedigt. Denn hätte ich es nicht gethan; so hätte ich nicht
das Vergnügen gehabt meinen zärtlichen Verleger und Ehmann in seinem
Tete a-tete zu belauschen, mit seinem Autor und Jochbruder. Was ihr euch
da für schöne Sachen von Euren Weiberchen und Mütterchen schreibt! Wie
voller Geigen e Euer Himmelbette hängt! – Wenn meine Sibylle nur erst
mit ihrem kleinen Versuche über die Ehe à la Wilkes fertig wäre. – – – Ueber
einen oder 2 Bogen läst sich gar nicht aushalten weder im Lesen noch
Schreiben, wie ich den Ton Bogen gefaßtspannt habe.
Gleichwie die Fr. Cons. R. zu Bückeburg ein halb Jahr vor dem 29 Aug. c.für eine Maschiene sorgte den schönen Springbrunnen für ihren kleinen
Christian in Gang zu bringen – und Monathe zuvor Hemdchen und Häubchen
zuschnitt utriusque generis um auf jeden Fall gefaßt zu seyn; und gleichwie
Me Hartknoch dergl. Zerstreuungen bald nöthig haben wird, und Vater und
Mutter, Brüder und Schwester einmal ganz zu vergeßen: eben also freut sich,
meine Muse, die alte Sibylle ihren kleinen Versuch von 1½ Bogen klein
Octav gedruckt zu sehen. Das Format wie das kleine naseweise witzige Ding:
Ueber die Ehe
: auch eben die Lettern und Einfaßung. Der Titel aber nicht
schwarz
und
roth
– pfuy! sondern in französischer Pracht und was man
sagt nennt: or et azur.Mein lieber junger Ehmann! Ich bin allemal in übler Laune, wenn ich so
baroque schreibe. Scherz bey Seite. Der Aufbruch des Briefes ist in aller
Unschuld geschehen, aber das Durchlesen mit allem Fleiß. So sehr mir das
erste leid gethan; so zufrieden bin ich mit dem letzten. Besonders wegen des
Projects unsern Freund zu verpflantzen. Ich habe mich über diesen Punctnicht gantz deutlich erklären können gegen unsern Gevatter zu Bückeburg.
Aber Sie haben den Ungrund der Hartm. Bemühungen rein gnug aufgedeckt.
In dem jungen Mann liegt ein Klotz und Comp in folio. Ich habe nur vorige
Woche einen Brief von ihm an unsern Kant gelesen und se.
tolle
Ankündigung des Fuldaschen Wurzelbuchs in der Mitauschen Zeitung. Sapienti sat.Artig wäre es von Ihnen gewesen, daß Sie mir auch ein paar Zeilen
geschrieben hätten, weil sie die fröliche Botschaft von des kleinen Herders glückl.
Ankunft durch meinen Einschluß erhalten haben; und mein prosaischer
Abschied so wie der poetische des alten Candidaten Theol. einem
Verleger
nicht
ganz gleichgiltig seyn sollten, dem an Gottes Seegen und dem fernern Dienst
der Prosa und Poesie gelegen ist.
Es ist immer etwas, was mich noch abhält mich über unsers Freundes
Autorschaft
zu erklären. Da selbige aber in sein Schicksal Einfluß zu haben
scheint; so hab ich ihn vor der Hand gebeten darüber mit sich selbst zu Rathe
zu gehen, weil ich nicht mehr sagen kann, als ihm sein
Gewißen
schon sagt
und er selbst einsieht und mir berichtet. Schaffen Sie mir ja die mir noch
fehlende Corpora Delicti seiner Autorschaft, damit ich das
Gantze
übersehen
kann. Ohngeachtet ich keine Zeit und Kräfte habe zu denken; so denke ich doch
und arbeite wie ein Apelles hinter der Wand; oder wie ein Bergknapp unter
der Erde.
Seyn Sie also wegen Ihres ausgehandelten Briefes unbesorgt. Ich habe
ihn samt sn. Intestinis unter mein Couvert verwahrt und will alles HE Lavalzu weiterer Bestellung überbringen. Ich umarme Sie und bitte ja für die
Corpora Delicti zu sorgen. Sollte ich selbige hier ehe finden; so werde Ihnen
sogl. Nachricht davon mittheilen. Antworten Sie mir nach Ihrer
Gemächlichkeit und Gott schenke uns bald
Ostern
wo ich Ihnen werde mehr sagen
können. Empfehlen Sie mich dem Andenken Ihrer lieben Gemalin, als Ihren
alten Freund Hamann.
Kanter hat diesen Sonntag einen jungen Sohn taufen laßen und nimmt
es Ihnen übel keine Zeile von Ihrer Veränderung erhalten zu haben. Ich
habe ihn versichert, daß Sie in Jahr und Tag ein gantz anderer Mann seyn
würden, von dem Freunde und Feinde sich alle égards würden versprechen
können, die man im Handel und Wandel nur mit Grund und Fug von
einander fordern kann. Er ist mit dem Grundriß einer Papiermühle beschäfftigt,
die er anlegen will. – –
Erinnern Sie doch Hintz, daß er ein Exemplar der neuen Auflage von der
Lettre perdue nach B… besorgt und vergeßen Sie nicht das Dictionnaire des
Finances. Ich werde wol vor Ostern nicht nöthig haben an Sie zu schreiben;
es sey etwa Ihnen vom Empfang der Herderschen Schrifften Nachricht zu
geben, nach denen meine Ungedult groß ist. Wagner hat mich versichert, daß
sie alle unter Weges wären. Ist dies wahr, so kann ich wol auf das mir
zugedachte Exemplar von jedem nach Ihrer Bequemlichkeit warten. Da ich den
Anfang zu dem kleinen Versuch gemacht habe, so möchte ich gern mit fertig
werden; möchte Ihnen aber am liebsten die Handschrift davon hier
einhändigen. Muß Ihnen aber zum voraus sagen, daß er so klein als möglich
gerathen dörfte. Die Muße zu den hierophantischen Briefen kann ich bey meiner
gegenwärtigen Verfaßung gar nicht absehen; und von den ProlegomenisZacchaei erfahre kein Wort. Vielleicht werden S sie im Meß-Catalogoangekündigt stehen.
Ihr
Name
wird kaum vor dem kleinen Versuch stehen können, doch ich bin
noch zu weit vom Ziel. Vorigen Sonntag habe 2 Perioden gemacht, die noch
nicht fertig sind, und ich habe die Sonntage zu dieser Arbeit ausgesetzt.
Nun leben Sie wol. In Eil.
Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Hartknoch / Marchand-Libraire / à /
Riga
. /
par fav
.Vermerk von Hartknoch:HE Haman in Königsberg. Empf. d. 29 Sept 1774.Kgsberg den 24 Oct. 74.Mein lieber bester Hartknoch,
Ich habe gestern den halben Tag in Gedanken an Sie geschrieben, weil hier
die Nachricht über Helmstädt angekommen, daß unser Freund Herder sich mit
seinem LandesHErrn überworfen hätte und gegenwärtig
brodtlos
und
verlaßen
säße, sich angeboten hätte aber vergeblich, in seinem Wandel und
Kleidung sich durch so viel Soloecismen auszeichnete als in seinem Styl – Diese
Nachricht von der mir die Hälfte nicht ganz unwahrscheinlich vorkam, machte
mich so unruhig, daß ich zu Ihnen mein Zuflucht nehmen wollte um über sein
Schicksal einige Auskunfft durch Sie zu erhalten. Heute zu Mittag hat mir
Ihr lieber Schwager Laval, dem ich recht sehr gut wieder zu werden anfange,
mit einem kleinen billet doux und den so sehnlich gewünschten Corporibusdelicti erfreut, mit denen ich ungeachtet eines sauren Posttages auf dem
Bureau diesen Augenblick beym
Zapfenstreich
zu Ende gekommen bin.
Ich sehe daß der Verf. der Provinzialblätter ein Prediger ist, der das
Mäntelchen auf beyden Schultern zu tragen, und Luther mit Spalding –. Ich will
aber nicht sagen: wie reimt sich Christus und Belial? Aber wenn dies Politick
seyn soll, ist sie nicht ein wenig zu
grob
und zu
unehrlich
– oder zu
auffallend
mich eines Modeworts zu bedienen.
Um das Gold seiner Autorschaft von den Schlacken zu reinigen, dürfte
freylich eine kleine Feuerprobe unumgänglich seyn. Ich hoffe und wünsche,
daß sie kurz und leicht und wohlthätig für ihn seyn wird. Der gewaltige Rauch
scheint doch immer ein wirkliches Feuer zu verrathen, das in seinem Busen
brennt und ein solcher
lebendige Funke
kann es mit dem grösten Walde
aufnehmen. Gute Nacht! mein lieber Hartknoch. Wir haben beyde uns heute
so müde gearbeitet, und Sie haben einen Grund mehr schlafen zu gehen.
Morgen mehr. Wer weiß, was uns träumen wird?
Den 25 Oct.Ich bin diesen Morgen nach der Stadt gelaufen, um die Nachricht von
Herder selbst zu lesen. Der Brief ist nicht aus Helmstädt, sondern
Brandenburg
; und der ganze passus in meinen Augen von keiner Authenticitätsondern bloß Geschwätz. Was unsern Freund bewogen an Spalding zu schreiben,
möchte ich eben so gern wißen als lesen, was er geschrieben.
In einigen Provinzialblättern scheint der Verf. seinen Styl ziemlich
vortheilhafft verleugnet zu haben; aber gegen das Ende wird er gar zu kenntlich.
Die Wahrheit zu sagen, halt ich es
mit
ihm gegen seine Gegner, aber
wider
ihn mit seinen Freunden. Der ganze Knoten beruht darauf, beyde Parteyen
unterscheiden zu wißen.
Ich komme von meinem Bureau erschöpft mehr vor langer Weile als Arbeit
zu Hause und finde den Meß-Catalog vor mir, den ich durchgelaufen – aber
wenig für meine künftige Neugierde gefunden. Durch meine veränderte äußerl.
Lage scheint mein Beruf zur Autorschaft, der ohnehin wenig immer zu
bedeuten gehabt, fast gänzlich erstickt zu werden. Wie ich eben so voll Planen
als Herder war, wurde ich auf einmal in meiner tollen Laufbahn
unterbrochen. Er hat mich wieder aus meinem Schlummer halb ermuntert. Sie
wißen, was ich für rasende Sprünge über se. Preisschrifft gemacht. Bey seiner
ältesten Urkunde war den Augenblick fertig – zu gutem Glück schläft alles,
und ich habe nicht Lust die kleine Maschiene mit einem Finger anzurühren,
weil mich die Zeit abgekühlt hat und der Augenblick scheint verfloßen zu seyn.
Was soll ich im deutschen und französischen ankündigen, da ich gar keine
Möglichkeit absehen kann mein Wort gutzumachen. – Es ist wahr, einige
meiner
Saamenkörner
scheinen sich durch des Herders Fleiß und Feder in
Blumen
und
Blüthen
verwandelt zu haben; ich wünschte aber lieber
Früchte
und
reife
. Und zu allen diesen Wünschen gehört
Zeit
und
Glück
,
wie Salomon sagt, und beydes hängt nicht von uns ab.
Bey meiner gegenwärtigen Schwermuth und Erwartung der Dinge hab
ich keinen Muth und Anlaß an Herder zu schreiben. Bitte mir aber dafür aus
mir so bald Sie Nachricht von ihm erhalten, mir daran Theil nehmen zu
laßen. Mein Briefwechsel soll Ihnen selbst keinen Zwang auflegen, als bloß
in Ansehung dieses
einzigen Punctes
, der mir am Herzen liegt. Ihr
gegenwärtiges Frey Jahr und Ihre Genauigkeit in Geschäften sind mir zu
ehrwürdig und bekannt, als daß ich Sie nach dem Maasstabe, womit ich Hintz
meße Sie beurtheilen sollte. An die Mitausche Aussichten lohnt es nicht zu
denken. Wenn dieses Project hätte durchgetrieben werden können; so möchte
fast darüber wetten, daß die Denkungsart sr. jetzigen Gegner sich eben so sehr
geändert haben würde, als des zeitigen Sachwalters seine, und daß sich letzterer
am meisten geirrt haben würde. Es ist für kein menschl. Auge mögl. den Haß
der Freunde und die Liebe der Feinde zu erkennen – und dies sind doch
gleichwol die stärksten Elemente unsers Schicksals –
Nun mein lieber Hartknoch! ich glaube nunmehr mehr geschrieben zu haben
als Sie im Stande seyn werden zu lesen und zu verstehen; weil ich nur die
äußersten Enden meiner innigsten Gedanken und Gesinnungen, die mich wie
ein dicker Nebel unterdrücken habe berühren können – und mich selbst ein
wenig zu erleichtern gesucht habe. Ich umarme Sie auf das herzlichste für
schleunige Befriedigung meiner Wünsche, da ich es am wenigsten vermuthen
war und es am nöthigsten hatte. Empfehlen Sie mich Ihrer besten Hälfte,
und wirthschafften s Sie gut mit Ihrer Liebe und Zärtlichkeit, damit etwas
übrig bleibt, wenn die Jahre kommen, wo man weder sich noch andern mehr
gefällt. Meine Gänse- Schwan- und Rabenfedern sind alle stumpf und ich
habe gegenwärtiges mit meiner Trappen-Feder geschrieben – der erste Versuch
den ich in meinem Leben gemacht habe. Vielleicht kann auch dieser äußere
Umstand etwas zur Entschuldigung des Innhalts beytragen. Leben Sie wohl
und glücklich – biß wie lange? Ohne neuen Anlaß werde im alten Jahr kaum
mehr schreiben können. Mein Paarchen schläft schon; ich danke im Namen der
Mutter und warte nächstens der guten Dinge das Dritte. Amen!
Adresse mit Mundlackrest:An / meinen Freund Hartknoch /Hamburg, den 9ten Nov. 1774Das heiß’ ich spät, in später Jahrzeit schreiben! Soll ich Ihnen, mein
unendlich hochgeschatzter Freund, die Hindernisse alle erzählen? oder wollen Sie
mir, ohne eine lange und langweilige Erzählung glauben, daß ich nicht
gekonnt habe? oder wollen Sie noch lieber ohne alle Gründe verzeihen? Was
Sie wollen! nur unwillig müßen Sie auf mich nicht seyn; das würde mir
auch alsdann zu wehe thun, wenn ichs verdient hätte.
Ueber die Beylage wird Freund Claudius das Nöthige gesagt zu haben – doch –
er ist auch ein Dichter – also – Wenn Sie noch Aenderungen oder Correkturen
zu machen finden, so senden Sie ein, und zugleich eine Disposition über die
Anzahl der Exempl. und wohin sie vertheilt, oder zusammen geschickt werden
sollen? Ich warte so lange mit dem Abdruck.
Wenn ich nun die Runzeln, über den langsamen Gang des lieben Zachei,
von Ihrer Stirne hätte sich schlichten gesehen: so stünden mir denn nun noch
ganz andre zu befürchten vor – über meine Dollmetschung des Tristrams!!!Sie ist auf dem Wege, über Lübeck und die Ostsee. Ich muß freylich itzt
mit einem bösen Richter und einem sehr guten Advokaten sagen quod scripsi,
scripsi, weil es für diesen Druck nicht mehr zu andern ist. Allein, da es doch
möglich ist, daß es ein zweyter Druck gemacht werden könnte; so wünschte ich,
daß Sie Ihr Exempl. durchschießen ließen, und gleich bey der ersten flüchtigen
Lektüre das anzeichneten, woran Sie sich stießen, und wenn Sie, mehr zu
thun, weder Lust noch Zeit hätten, mir nur dieses bunte Exempl. überschickten.
Es würde mir ein sehr lieber Fingerzeig seyn. – Von Komplimenten weiß ich
nichts! –
Folgen ein Paar Bitten:
Herr Kanter hat auf der Meße 30 Exempl. vom Tristram verlangt. Recht
gut! Aber der Mann ist mit der Bezahlung, wenigstens nicht der
zuverläßigste
. Sie kennen ihn beßer. Auf Sie laße ichs ankommen, ob Sie
glauben, daß er mir Zahlung leisten wird. Ich habe in Ihr Packet 45 Stck gepackt.
15 für Sie und Ihre Subscribenten, deren Namen hinten folgen,(wenn Sie
solche etwa nicht aufgezeichnet hatten) und 30 für Kanter, (wenn Sie es für
gut finden.) Im letzten Falle sagen Sie ihm, daß sie unterwegs sind; daß das
Exempl. ordinair 3 Rtl. 12 ggl. kostet und daß er mir den Belauf
bis
künftige Ostermesse
zu gute schreibe. Wenn Sie ihm auch nur einen Theil davon
anvertrauen wollen: so machen Sie es wie es Ihnen gefällt, und sagen ihm
in meinem Namen, was Ihnen gefällt, es soll gesagt seyn.
Dem Herrn Profeßor Kant wünsche ich durch Sie empfohlen zu
werden.
In dem Packen befindet sich ein Brief an den HE. Prof. Starck, welchen
ich zu besorgen bitte. – Sollte der HE. Stark aber eben abwesend seyn: so
bitte ich sich nach einem Bruder durch 3+3 zu erkundigen, der NB NB zu der
Loge
zu den drey Kronen gehört, dem den Brief zu geben, und ihn in
meinem Namen zu bitten, daß er den Brief erbreche. Am liebsten wäre mirs, Siekönnten ihn
in dieser Qualität
selbst erbrechen.
Ihre Subscribenten heißen.1) HE.Kriegsrath. Hennings2 – Jacobi3 – – Bertram4 – – le Cocq. 5) Lindner 6) Gosche 7) Hippel 8) von Polenz.
9) von Korff. 10) Stolterfoth 11) Rappold 12) Kade 13) Kriting 14) Laval
15) Ohlius – und eben itzt sehe ich, daß ich in dem Packgewirr Sie selbst unter
die 15 mitgezählt habe! thut aber nichts. HE Kanter
kann also nur
29
bekommen. Leben Sie recht herzlich wohl, und seyn Sie nur in dem Grade mein
Freund, als ich das wünsche!
Ihr Bodeden 14. Novbr 74.Ich wollte nicht eher schreiben, lieber Freund Telonarch. bis die Proleg.
ankamen: u. die erschienen gestern den 24. n. Trinit., eben da ich zur Kirche ging.
Dank Ihnen aus Herzensgrunde für Ihren guten Willen u. redliche That:
sSie haben meinen Sinn u. Zweck nicht blos wohlgefaßt, sondern auch sehr
gesäubert u. idealisirt, daß in der Folge mir Ihre Winke auf meiner Bahn zu
Hülfe kommen werden, daß ich reineres u. sichereres Ziel nehme. Und das,
glaub’ ich, wird Ihnen der thätlichste Dank seyn. Was das Blatt im
Publikum würken werde, weiß ich so wenig, als Sie. vVielleicht so wenig als mein
Buch; aber das schadet nichts: der Maulwurf gräbt in der Stille u. doch
weiter. Claud. schreibt, daß mein Ex. nur als Correkturbogen anzusehen ist:
u. das freut mich: denn es ist auch gewiß zu corrigiren: Drei oder Vier
Druckfehler hab’ ich allein bemerkt. Mich freut sehr, daß insonderheit der
Anfang so hell geworden: wer das nicht versteht, dem kann niemand helfen. Im
2ten Theil haben Sie hin u. wieder eine böse Sache sehr gut vertheidigt, ob
ich gleich noch nicht sehe, wie ich anders hätte verfahren können. Wären die
Sachen des 2. u. 3. Th. meines Buchs lauter Fakta, die so vorgezeigt werden
könnten: so ist wäre kein Mensch zufriedner als ich: hätte ich aber die
Lambeaux des grauen Mantels des Altherthums als ein zierlich gesticktes
Kleid aufzeigen sollen: so wäre das wohl für Narren des Jahrhunderts
schön, aber für jeden klugen Menschen Betrug gewesen. Also bleibt nichts als
der Streitton übrig, den ich eben so wie jemand, herzlich hinauswünsche, u.
der in der Fortsetzung natürlich herausbleiben wird. Denn Th. 2. u.3. sind
nichts als Chaos zu Th. 4.,
daser
helles Licht enthalten soll, wie der erste
Theil u. s. w. Was kann ich aber also dafür, daß das Publ. u. die lieben
beredten Apollonii sich ein Ganzes denken, wo keins ist? Die Sache, wenn sie
nicht äußerst klein hätte werden sollen, litt keinen andern Gang, u. ich sage,
wie der Fuchs, das dickste End’ ist noch hinten.
Zwei Stellen verstehe ich nicht. S. 5. „Hier haben Sie zugleich – beurtheilen“
u. S. 12. den „Mamamuschi.“ Erklären Sie mir doch die Veranlaßung zu
beiden. Auch den Ausdruck des Velo veli Deo. Bedeutets ein Räthsel? Und
denn möchte ich gern das beigelegte Skelett des Apollon. sehen, wenn ichs
sehen darf. Ich hoffe, mein lieber H., der Verfolg meines Werks wird Ihren
Ausspruch: in magnis voluisse bekräftigen u. Ihr Segen, insonderheit aus
den paar Stellen Moses u. der Richter sei auf mir!
Ich weiß nicht, ob Sie meine andre 2. mit Druckfehlern übersäte Schriftchen
schon haben. Ich hoffe u. bin gewiß, daß Sie Ihren Beifall haben müssen:
wie Alles, was von Herzen geht u. Nothdurft erpreßet. Kann Zachäus
Telonarcha von Aktien schreiben: so kann u. muß ich sagen, was meinen Stand
u. meine Pflicht näher trift u. ohne welches alles andre Reden in die Luft ist.
Die in Berlin wüten außerordentlich dagegen, u. ermangeln nicht, mir die
niedrigsten Beweggründe dazu unterzuschieben: woraus ich mir aber, wenn
der Erste Menschliche Stoß vorüber ist, nichts mache: es zeigt an, daß das
Salz beißt u. das soll es. Zugleich muß ich freilich Nachwehen leiden, die auch
eine geraume Zeit vom Julius fast an, mein Leben mitten unter Freuden
meines Weibes u. Kindes zum Jammerthal gemacht haben, u. ich sehe noch viel
mehrerm entgegen. Was kann ich aber dafür? unter solchen Wehen wird auch
hoffe ich,
mein
beßerer Mensch gebohren, u. kein Feind soll mirs vorwerfen
können, daß ich ihn nicht genutzet. Eine Probe davon muß ich mit Leid, Kosten
u. Mühe an einem Vorfall machen, den ich den Tag voraus erfuhr, eh ichmichr Ihr Telonar. (auch darüber zum Trost) kam: Sie sollens aber nicht
eher erfahren, bis es geschehen. Die Menschen in Berl. drängen hart an: ich
will den διαβολος aber mit Vestigkeit, u. Sanftmuth zu Schanden machen, u.
auch nur wille Michael sagen: επιτιμησαι εν σοι Κυριος! Ihnen aber, m.
lieber H., will u. hoffe ich, statt daß sonst bei allem Guten, was ich empfange, mich
gleich der Gedanke anficht: dafür muß dir auch einst eben so viel Böses
begegnen! Ihnen will u. hoffe ich mit jedem neuen Schritte mehr zu gnügen!
je mehr ich mich von Ihnen zu entfernen scheine. Bald ein Mehreres! – –
Der Ruf nach Mit. aber gehört auch darunter. Er war blos Hartmanns
Einfall, zu dem ich gleich kein Fünkchen Zutrauen hatte: den ich auch, so bald ich
den Wink ersah, mit allem Ernst unterdrückte: er giebt blos den Berlinschen
διαβολος Gelegenheit zu lästern, ohne daß er mir hilft.
Nun des Büchergeschwätzes gnug! Diese Seite soll wenigstens einem
weitern Kreise von Leben heilig seyn, wenn gleich freilich auch Bücher leider
darunter gehören. Mein Weib u. Kind befindet sich vortreflich, u. der Knabe
hängt schon ganz an seines Vaters Stimm u. Sprache, wie an seiner Mutter
Brust u. am Weiten, Offnen des blauen Himmels. Ich freue mich auf die
Zeit, wenn ich mit ihm lalle u. krieche, u. hoffe, über Alles, was mich anficht,
reichl. getröstet zu werden, durch u. in Ihm. Allerdings wünsche ich bdebald eine
äußerliche Veränderung: denn die nehml. corpora delicti, von denen ich auf
der vorigen Seite zu schwatzen Gelegenheit gehabt, haben auch hier um mich
her alles so mürbe gemacht, daß ich wo nicht auf Flammenasche, so auf leicht
bewachsnem Moor oder Morrast gehe. Da ich aber noch gar nicht weiß, wohin
u. wozu beßers? so muß ich warten u. ruhn. Der Wechsel, den Ihnen die
verrätherische Luna zeigte, gehörte mit in diese Dornhecke. Da an einem kleinen
Orte, wo Juden die ersten Bettelnegocianten sind, es Sünd’ u. Schand’ ist,
mit Kleckschulden überhäuft zu sein: so war hier Berens, durch Hartknoch, so
gut, mir einen Stab zu reichen, daß ich mit Ehren Einem schuldig seyn könne u.
das ist das ganze Räthsel, über das Sie sich zu sehr den Kopf zerbrochen zu
haben, scheinen. Kommen u. kukken Sie in die hiesige Verfassung u. Sie
werden mich loben u. mir meliora fata wünschen.
Und wie stehts mit Ihnen? Immer noch auf dem fahlen Pferde u. ist
niemand, der Sie erlöse? Ich will ein Fest feiren, wenn ichs höre. Die Lust, Sie
zu sehen, laße ich mir schon halb u. halb vergehen: es müßte ein Wunder seyn,
wenn ich aufs Preuß. Gebiet gern reiste. Aber sammlet mich der Himmel
Einmal auf eine sicherere, beßere Städte – so hoffe ichs noch zu erleben, daß
mich Hamann besucht, u. Ein Zwillingspaar der Seinen mit ihm. Jetzt singen
wir noch alle: Kyrie Eleison!Meine Bibliothek ist mit der schönen 4. Ausgabe von Bollinbr. durch als
ein Geschenk vermehrt, u. ich freue mich sehr, auf die Muße, dsie zu geniessen.
Daß ich Pope, Shakespear, Dodsley, die Reliks u. s. w. habe, wißen Sie glaub
ich schon, und nach den Resten shehne ich mich mit milder Eile. Gehe ich aberEinmal von hier weg, so stoße ich den R unnützen Theil meines Krams, der
mir denn wenigstens unnütz seyn wird, weg u. hoffe einst ohne Bücher, deren
Stank u. Dampf mich so sehr erstickt, freier zu athmen. Gott helfe. Denn denke
ich Zeichnung durch
Bildnerkunst
auf einem neuen Wege zu treiben, u. mich
nach Italien zu bereiten, ob ich einst noch dahin lange. Glaube aber schwerlich.
Göthes Klavigo u. Leiden des jungen Werthers werden Sie nicht
übersehen: das letzte kenne ich noch nicht; so wenig als seine Anmerkungen übers
Theater, nebst übersetztem Shakesp. Stücke. Im Götting. Musenallmsind 2. Stücke W. von ihm, die Sie lesen müssen, u. die den ganzen Allm
werth sind. Er hat einen Liefländer, Lenz, in Strasburg jetzo Hofmeister,
zum Nebenbuler seiner Laufbahn, den Verf. des
Hofmeisters
u.
neuen
Menoza
, welchen letzten ich auch noch nicht kenne. Dünkt Ihnen nicht
auch, daß die Stücke dieser Art tiefer als der ganze Berlin. litterat. Geschm.
reichen.
Von Mendelsohn in Pyrmont hab ich Ihnen glaub ich schon geschrieben.
Er ist jetzt das Idol meines Grafen, dem er sein Bild von Chodowiki geschickt
hat mit der Unterschrift 2er lat. Verse, die eine Frau von Omteda,
Oberhofmeister. der König. von Dännemark in Zelle, stante pede auf ihn machte.Vir bonus et sapiens, quem vix ex millibus unum– – – –tulit consultus Apollo.Das fehlende weiß ich nicht. Ich weiß aber nicht, ob die Unterschrift selbst von
Ihm herrühret. Lavater ist an der Physiogn. fleißig. Sulz. Wörterb. soll heraus
seyn: sonst seh u. höre ich nichts Neues, wozu mir auch von Tag zu Tag alle
Lust vergeht, daß ich für jedem Posttage zittre.
Hennings
Gesch. der Seelen
wird Sie eben so betrogen haben, wie mich. Wollen Sie einen jungen Michel
Angelo der Deutschen kennen: so sehen Sie die Kupferzeichnungen von
Füßli
zur Noachide. Er ist ein jetzt in Rom als Charaktermaler das Wunder, das
Mengs als Schönheitmaler ist. Ich habe Eine Zeichnung von Ihm gesehen,
die in die Seele reißt, u. nach einer andern hoffe ich. Er ist Shakespears Jünger
mit jedem Striche der Feder. Klopst. ist in Karlsruh, ich hab ihn im
Vorbeigehn nicht gesprochen, wie er auch in Göttingen, ohne Einen Menschen zu
sehn, gewesen. Im Musenallm. ist ein Auftritt von Ihm, aber wie mich dünkt,
schwach u. von W. darinn sehr übertroffen. Mich hats immer gedünkt, daß er
mehr Lyrisches als Dramat. oder Episch Genie sei.
Vermerk von Hamann:Erhalten den 30. Novbr. 774.Unmittelbar nach Abgang meines Briefes bekomme ich, m. l. H. von
Hartkn. einen so befremdenden Auszug Ihres Briefes, daß ich sogleich,
nachdem er mir einen bangen widrigen Abend, Nacht u. Morgen gemacht, das
Postgeld dran wenden muß, Sie aus den sonderbaren Irrgängen Ihrer
Phantasie u. der Lügenpropheten vor Ihnen her zu befreien.
1. Ists nicht wahr, daß ich hier außer Dienst, Brodlos, in Ungnade u.
verlaßen sei: ich bin in aller der Gnade, die ich hier brauche, d. i. Politische
Höflichkeit, Entfernung u. in meinem Amte. Ich muß das so eigentl. sagen, damit
Sie auch meine Worte des letzten Briefes von der Asche nicht in den Sinn
ziehen. Also ist das Gottlob! Lüge u. soll, wills Gott! Lüge bleiben.
2. So sehr mich das andre in meinen Nieren sticht: denn der gute Name ist
edle Salbe, so muß ich doch zu Ihnen sagen –
non sine vanoaurarum et siluae metu –Das Loos ist geworfen, u. man muß hinüber. Was hilfts Muthlos machen,
wenn nur die That vorsichtig machen kann. Daß die Apostaten wüten, ist
natürlich, u. ich glaube, daß sies noch mehr thun müssen. Es wird u. kann
eine Zeit kommen, daß mich auch meine Freunde verkennen, selbst Ham.
verkennt; ich weiß aber auch, daß Gott mir durch das Alles durchhelfen u. mich
durch Feuer
läutern
u. beßern wird. Die bösen Geister würden wohlnicht zu den
Lügen, Solöcismen, Personalien, u. Verfolgungsnachrichten (da sie nicht
selbst verfolgen können) Zuflucht nehmen, wenn die Sache sie nicht biße. Daß
aber das Salz voll Erde, Schlacken u. Koth sei, fühlt niemand tiefer,
als ich.
3. Spalding u. Luther hab’ ich mit keiner Idee zusammen, sondern
einander entgegen gesetzt, wies alle fühlen. Sie schreien alle, ich mache den
grossen Sp. zum Ketzer, Heiden, Unchristen u.
Sie
sagen – ich wolle Christus
mit Belial gatten: daß die ganze Einkleidung so link, verzerrt u. abscheul. sei,
weiß ich jetzt – leider! konnt ich damals nicht anders schreiben. So lang
Othem Gottes in meiner Nase wehet, will u. werde ich streben, daß aus Rauch
Feuer aus hinfälliger Blüte Frucht werde: ich fühls jeden Tag mit halber
Verzweiflung, daß ich unreif, wie ein Heerling bin – nur aber kein todter
Dornbusch.
4. Meine Briefe an Spald. sind ein eegarement du coeur, das dem
Publikum Zeit gnug Augenweide verschaffen wird. Ich schickte an Ihn das Buch
u. glaubte nun
persönlich
reden zu müssen, wie sich honette Leute begegnen;
der verlarvte Ssittliche Mann zeigt den Brief u. Teller wird Posauner der
Dißonanz in alle Welt. Die Sache kommt an mich u. ich schreibe 2. Briefe an
ihn, bis ich jetzt alle 3. Br. zurückfodre, u. S.sie, wenns die HErn wollen,
sämmtlich u. das ohne Anmerk. u. Sp. Antworten zu dörfen, dem ehrsamen
Publikum mittheilen kann. Das ist der ganze Brei, der den Diabolen so wohl
schmeckt u. den sie tacite sich, in der finstern Luft herrschend, ins Ohr sausen.
Ich möcht ihn ans Licht nehmen u. die Zauberei ist zerstört. Es gibt nun ein
ViertheilJahr keine Ärgerniße u. alles ist hinüber. Ihr Wahlspruch, lieber H.,
es
mit mir gegen meine Feinde u. gegen mich mit meinen
FeindenFreunden
zu
halten
, ist mein Wahlspruch selbst. Ich zerstücke den Knoten, so bald ich ihn
kann, von Klotz gnug belehrt, u. siehe hier ist mehr als Klotz! siebenfach
ärger! Ich entfliehe allem Streit u. werfe eine Reihe Bogen in Makulatur,
um ihm zu entfliehn. Gott wird mir helfen! Ihr Leute seht dort
Berlin-Babel in Ehre u. Unehre an, wie wirs in Deutschl. nicht ansehen, u. Deine
Feuerroße – lieber Elias!
Kurz, lieber Mann Gottes, höre nicht auf, mich zu warnen, aber auch zu
hoffen!!! u. lieber zu stärken: denn ich fühls gewiß voraus, daß mir das
letzte Noth seyn wird. Laß meine Sachen in ecclesia pressa würken, würken
sie nur u. rettet Gott mir nur Weib und Kind u. guthen Muth. Nur freilich
die Hartmanns mit den Sulzers müssen nicht über mich Loos werfen: was
kann ich aber dafür? Gott errette u. führe mich – Brutus schläft itzt oder wird
bald schlafen. Heil Ihnen von meinem Weib u. Kinde, zugelallet u. zugeflüstert.
Amen. Virtus repulsae nescia sordidae – – Amen. Ihr geplagter,
verläumdeter, lebendiger
Solöcismus H.Königsberg den letzten Novbre 74.Mein lieber Hartknoch,um 11 Uhr Mittags.Hier saß ich in voller Andacht und brachte 12 Zeilen ins reine in meinem
Sibyllen Versuch über die Ehe – als der Postbote mit Einlage erschien, die ich
wo mögl. gern mit heutiger Post expediren s wollte.
Ich hatte nur den 26 huj. den Sonnabend vor dem 1. Adv. einen Brief von
ihm gehabt, worin er mir meldete daß ein Correctur Exemplar der
Zacchäischen Prolegomenorum über die älteste Urkunde ihn am 24 Dom. p. Trin.
eben da er zur Kirche gegangen, überrascht hatte.
Gegenwärtige Einlage ist die Wirkung des von Ihnen mitgetheilten
Auszuges und hat mich sehr gerührt 1.) daß er in seinem Posten so fest als ihm
nöthig und lieb ist, sitzt 2.) daß er den kleinen abusum Ihrer Freundschaft
mir selbst nicht zur Last legt 3.) daß er immer sich und mich verwechselt bis
zum Lächerlichen. Ich wünschte eben so gern Ihren Brief erbrechen zu können
– und vielleicht thue ich es noch bey reiferer Ueberlegung – als Ihnen den
meinigen zu lesen zu geben.
Antworten Sie ihm doch mit ersterer Post, weil ich nicht eher schreiben will,
bis ich kann. Ich bin halb krank von Flüßen, halb krank von Ungedult; weil
ich alle Augenblicke einen jungen
Martin
oder eine kleine
Magdalena
erwarte. Der Termin ist vorbey, vielleicht bekomme ich gar ein paar Zwillinge,
je mehr desto beßer. Nach Art der Wilden muß ich
Couvade
halten, und hab
mir acht Tage Permission vom Bureau gebeten.
Die Lüsternheit kam mir wie einem schwanger Weibe an zu versuchen, ob
ich nicht etwas von dem Innhalte der Beyl. stehlen könnte; aber er hat ihn
inwendig verlackt und also nicht gewollt, daß ich daran zu viel Theil
nehmen soll, an dem worinnas Sie als Heeler und Stehler, als Verleger und
Autor unter einer Decke spielen.
Herder hat also den kleinen Zacchaeum 8 Tage eher als ich erhalten. Dies
ist freylich ein klein Vergehen von Bode und Claudius, das ich nicht
ermangeln werde Ihnen aufzumutzen, womit ich aber im Grunde sehr zufrieden
bin. Ersterer hat mir so freundschaftlich und demüthig geschrieben, daß es mir
nicht möglich gewesen ihn mit dem Stabe wehe! zu antworten. An Claudiushabe ich noch garnicht schreiben können und weiß mich nicht anders an dem
armen
Dorfteufel
zu Wandsbek zu rächen, als daß ich ihn zu Gevatter bitten
will Ihn oder sein Bauer Mädchen – oder alle beyde, wenn das Glück gut ist.
Da ich den Zacchaeum schon aufgegeben hatte, da er den Beyfall meines
Herders wenigstens halb habe: so geht es mir wie den lieben Jungfern, die
wenns
Gottes Wille
ist, lieber einen Mann nehmen als nicht nehmen.
Erlauben Sie mir also ein Wörtchen von meiner kleinen Autorschaft mit Ihnen
zu reden. Es scheint, als wenn der
Versuch über die Ehe
wol noch mit diesem
alten Jahre zu stande kommen möchte. Ich habe den Anfang in Ihrer
Hochzeitwoche
gemacht und bisher sehr wenig i. e. ins Reine aber desto mehr i. e.ins Klade daran geschrieben, daß ich nach der Mühe die es mir gekostet und
noch kosten wird einen so kleinen Embryon zu liefern, nicht anders als etwas
eitel und zuverläßig von deßen Tugend und Krafft muthmaßen muß. Wünsche
daher, daß Sie auch das Ihrige dabey thäten es so
correct
und
niedlich
als
mögl. zu liefern. Um das erste zu erreichen, wären Correcturbogen
unumgängl. und daher wünschte ich, daß es dort gedruckt werden könnte. Nun ist
die Frage wegen des letzten Beywortes, ob es sich in Ihren Gegenden thun
läßt. Meinen Sinn darüber will ich Ihnen mittheilen und erwarte darüber
Ihre Erklärung und Antwort.
Das Format und die gantze innere Einrichtung sollte nach dem beym Voß
gedruckten Versuch der Ehe seyn. Mit einem Randchen eingefast, der simplerseyn könnte; die Typen könnten auch allenfalls ein wenig größer und der
Druck weitläuftiger oder wie mans nennt gesperrter seyn. Aber ein wenig
Gold verlang ich schlechterdings auf dem Titelblatt. Daß es dergl. Titel
giebt, verweise auf des Königs Kriegeskunst im Deutschen wo im
Namenszuge Gold angebracht ist. Eben so wollte ich auf den Rand oder die Umfaßung
des Titelblattes einige Gold-aderchen angebracht wißen. Quaeritur: ob dies
practicable ist? In Leipzig freylich; aber dort? Ueber 2 oder 2½ Bogen
möchte das Thierchen wol nicht laufen, und es ist auch nicht mögl. mehr in
einem so ebentheuerl. Ton zu bestreiten weder im Schreiben noch Lesen. Da
Sie einen Quartanten über das erste Kap. der Genesis ausgegeben; so gehört
Ihnen auch von Rechts wegen dieser kleine Commentar über das 2te Kap.
Urtheilen Sie selbst, ob Sie auf viel Leser Rechnung machen können, wenn
Sie es werden gelesen haben. Ohngeachtet mir Ihre Hochzeit die Idee dazu
gegeben: so würde Ihr Name doch schwerl. darauf stehen können; denn es ist
mehr als Wilkes Essay on Woman.Antworten Sie doch unserm Bückeburger so bald als mögl. und ich
wünschte, daß Sie es eben so als mit voriger Antwort an ihn machten, ihn durch
HE Laval an mich addressiren ließen falls ich zugl. mit antworten kann.
Benehmen Sie ihm alle die Grillen von Conspirationen in Babel. Wenn Sie
nicht bey dem ersten Bande ss 4to Schaden gehabt haben, und NB selbst in
diesem Fall rath ich Ihnen, um sich schadlos zu machen, halten Sie ihn mit
Nachdruck zur baldigen Lieferung der letzten Hälfte an, doch unter der von
ihm selbst bereits entschloßenen Bedingung, sich des polemischen Tons
so viel mögl. zu enthalten, mit mehr Fleiß zu schreiben und weniger Stärke
und Singularität im Ausdruck zu affectiren, sich mit keinen Apologien und
Nebendingen aufzuhalten, sich seines ganzen Krams so gut er kann zu
entschütten und zu entledigen – und hierauf sich selbst auszuruhen und das
Publicum ausruhen zu laßen.
Ich habe seine Philosophie der Geschichte wider meinen Willen in Eeinem Abend zum zweyten mal gantz durchgelesen; ich habe vorigen
Sonnabend seinen Torso den ich vom Buchbinder zurück erhielt und als ich seinen
ersten Brief erhalten habe, von neuen gelesen.
Er gesteht mir gegenwärtig 3 Briefe an Spalding aus einem
egarement
du coeur, wie er selbst ziemlich glücklich nennt geschrieben zu haben und
meynt: hinc illae lacrumae. Dieser Schluß kommt mir als ein egarementde l’esprit vor. Seine ProvinzialBlätter habe noch nicht vom Buchbinder
erhalten können; ich habe sie flüchtiger als das erste durchgelaufen. An einigen
Stellen schien er mir seinen Styl sehr glücklich verleugnet zu haben. Die
Idee
des Titels
gefällt mir eben so wenig als das Torso.
Er redt mir in seinem ersten Briefe vom 14. Nov. von einem Vorfall, der
ihn in Leid, Kosten und Mühe versetzt den heil. Abend des XXIV. p Dom. u
worüber ihn der kl. Zacchaeus durch seine Ankunft mitgetröstet.
Ich soll
aber nicht eher erfahren
,
biß es geschehen
. Dies sind se. eigene Worte.
Wenn es
geschehen
seyn wird; so mag es weder ihm noch mir helfen, daß ich
es
erfahre
. Es geht gegen die Poststunde und weil meine Botin nicht zu
HE Laval zu finden weiß, muß ich zu HE Rappolt meine Zuflucht nehmen.
Umarmen Sie Ihre liebe junge Frau und melden Sie Ihr, daß die Hexe
am alten Graben – und daß sie Ihr eine baldige und glückl. Nachfolge
wünscht. Und hiemit Gott befohlen. Es ist nicht Jedermanns Ding, sagt der
kleine Buchstabe h. wie eine Sibylle zu schreiben. Nun leben Sie wol lieber
Hartknoch und seyn Sie in spe beatus. Grüßen Sie Ihr gantzes Haus und
Ihre? die gute Wittwe, und hiemit Gott empfohlen. Antworten Sie auch
und seyn Sie kein Fisch im Sande wie der kleine Buchstabe q in Mitau, den
sich ein Papiermüller in West Preußen zu seinem Adiuncto verschreiben wird.
Par nobile fratrum.Adresse mit Mundlackrest:Herrn / Herrn
Hartknoch
/ in
Riga
.
A. A. Graben den 2ten Advents Sonntage.Mein lieber Freund Hartknoch,
Ich habe mich heute gantz marode an meinen Gevatter Claudius zu
Wandsbeck geschrieben; und auf kann es nicht über das Herz bringen Ihnen als
einem jungen Ehmann aufzumelden, daß ich den 2 Xbre des Nachts ¼ auf
1 Uhr mit einer kleinen lieben Tochter erfreut worden, die noch denselben
2 Xbre des Abends um 5 Uhr in meinem Hause vom D. und Hofprediger
Lindner getaufft worden. Sie hat den Namen Magdalena meiner seel.
Mutter zum Andenken und den Namen Catharina meiner Aspasia-Catin zu Ehren
erhalten.
Antworten Sie bald unserm Bückeburger, weil ich darauf warte, um
seinem kleinen Sohne eine Braut antragen zu können.
Der kleine Sibyllen Versuch ist quasi fertig; aber kürzer gerathen, als ich
dachte. Es wird also aller der Umstände nicht nöthig seyn, und wenn er nur,
wie erst, dort bey Ihnen gedruckt wird, daß ich die Correctur haben kann: so
ist es gnug.
Auf die Ostermeße muß er in die Welt als ein kleines kritischesclimacterisches Monument meines 45 Jahrs. Unterdeßen erwarte doch eine
Erklärung auf meine Ihnen mitgetheilte Grillen in Ansehung des Drucks.
Vielleicht finden Sich neue Aussichten ihn um ein Latus zu verlängern.
Gegenwärtig würde er kaum einen Bogen betragen. Der Leisten oder
das Format
vom Vossischen Versuch bleibt aber zum Muster. Ob Sie ihn ohne Anstoß
des Gewißens werden drucken können, hierüber erwarte Ihr treuherziges
Bekenntnis; melde aber zum voraus, daß der gantze Knoten eben darinn liegt,
daß er
Scandal
unserm moralischen Jahrhundert geben soll; und wenn er
die Wirkung zu thun im Stande ist: so hab ich meinen Endzweck erreicht. Da
Capo. Ich habe mich heute gantz marode – geschrieben und kann es nicht über
das Herz bringen Ihnen als einem jungen Ehmann und Ihrer lieben Hälfte
– gleich einer Stimme der Wüsten – zuzuruffen: Geht hin und thut desgl.
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / in /
Riga
.
Ein Exemplar von Zendavesta lohnt wol noch eine kleine Erläuterung
über den nicht verstandenen Einfall. Die erste Bemerkung betrifft Ihre falsche
Leseart. Es soll heißen, den sich ein Papier Müller in W. P. Ein ähnlicher
Fehler ist im Buchstaben h eingeschlichen, wo Sie p. 40 lin. pen. lesen müßen,
an statt: der ihn; den ihr eben so umsonst – – Der
Mamamuschi
komt auch
im Zacchaeo vor, aber in einer gantz andern Bedeutung. Schulhalter Schr.
zielt hier auf des Moliere Gentilhomme bourgeois, und versteht unter den
Schlafmützen die 3 Kr. v. Domainen Kammern zu K. M. u. G. Der CanalJordan liegt zu Johannisburg u wird Ihnen auch wol aus der Landescharte
bekannt seyn nebst den herrl. Stuttereyen in Litthauen und dem Talent
kluge
Ehen zu stiften
, welches auch eine Art
Stuttenmäklerey
ist. Herder und
ich haben nur erst die Aushängebogen erhalten. Da mein Freund Tristram
Bode seit dem May an 1 1/2 Bogen in 4 gesetzt; so weiß ich nicht, wie viel
Monate er zum Abdrucke der Zacchaeischen Prolegomenorum nöthig haben
wird, und ob ich mehr als ein einziges Exemplar über die Post erhalten werde.
Ich sehe Ihren Brief nochmals durch und vermiße einen Gegengruß von
der
jungen Frau
und
lieben Wittwe
. Doch die Dames waren ja in der
Kirche und wohnten der Advents-Music bey, unterdeßen die arme Sibylle mit
einer Magdalene zu Fall gekommen war, hütete der Sauvage du Nord, nach
Landesbrauch, das Wochenbette. Die Umstände waren freylich kritisch, ein
Compliment anzubringen und zu bestellen, ohne sich von der Relatione
curiosa etwas merken zu laßen. Doch ohne was davon zu wißen, grüßt Sie
meine Hausmutter, und mein kleines Trifolium küßt seines Vaters Herrn
Verleger. „Ach! was geht über die häuslichen Freuden!“
Mein liebster Herder,
Gott seegne Sie, Ihre liebe Frau, Ihren kleinen Liebling und Ihr gantzes
Haus zum Neuen Jahre, und schenke Ihnen Gesundheit, Friede und Freude.
Amen.
Ich habe den 26 und 30 Nov. Briefe von Ihnen erhalten. Einlage des
letztern sogl. bestellt, aber noch keine Antwort aus Riga erhalten, die ich
willens war abzuwarten.
Vom Couvert Ihrer Briefe anzufangen: so stand auf selbigen von Ihrer
eigenen Hand frey; das Post Amt hatte aber: bis
Halberstadt
dazu
geschrieben, und ich habe das Porto von daher bezahlen müßen. Es wäre doch
unrecht, wenn wir beyde bezahlen sollten, und vielleicht ist es gut Ihnen von
diesem Abus Nachricht zu geben, um sich darnach richten zu können.
Sie haben also XXIV Dom p T. die Prolegomena Ihres Freundes
erhalten und ich 9 Tage später, den 21 Nov. Der Titul bezieht sich auf eine alte
Kirchenreliquie, die den Titel führt: Consultationum Zacchaei ChristianiConsultationescum et Apollonioi φφlos.LibIII. Sie ist das
älteste und
erste
Stück in d’Achery nach der
neuesten Ausgabe
in fol.
v. 723
die auf der hiesigen Schloß Bibliotheque ist wo ich selbst das Stück angesehen
aber nichts daraus habe machen können. Tillemont soll den Euagrium der
400 gelebt für den Verf. gehalten haben. S. Tessini gelehrte Geschichte der
Congreg. von St. Maur. 1 Band p.155 ./ Eben daselbst finden Sie p. 246.
daß Dom Paul de Galloishat eine Innschrift auf eine Reliquie U. L. Fr.
von Bonne nouvelle zu Rouen hat drucken laßen unter dem Titel: Velum
veli DEI.
Jemand
sagte hier, daß auf Ihrem Titel
verhüllte
anstatt
enthüllte
stehen sollte.
Unser alte Freund Kanter ist Buchdrucker in
Marienwerder
geworden und
seit kurzen
Papiermüller zu
Trutenau
Seinem kritischen Urtheile zufolge
sind wir beyde ein paar Schriftsteller, an denen ein ehrl. Verleger zum Schelm
werden müste, weil wir keine currente Waare zu liefern im Stande wären,Aether schrieben und außer der Sphaere des Publici, von dem man doch leben
müste, und das von keinem aether selbst leben könnte, uns eine Laufbahn
hätten erkünsteln wollen.
Mamamuschi bezieht sich auf den Gentilhomme bourgeois des Moliereund kommt bereits in der Apologie des H vor, wo die 3 Schlafmützen
3 Kammern bedeuten zu Kgsberg. Gumb. und Marienw. Sie wißen liebster
Freund, daß
Heinr
.
Schröder
Unser alte Landsmann auch einmal als
Ritter von Rosenkreutz
geschrieben. Da er kein
Baßa
weder von 3 Roßschweifen
noch 3 Schlafmützen hat werden können: so wird dem Papiermüller in
Trutenau der Schwank angedichtet, daß er seinen alten Zeitungsschreiber zum
Mamamuschi
von 3 Schreibfedern macht, die sich gegenwärtig nunmehro
mit einer
Trappenfeder
vermehrt; wovon gegenwärtige Period ein
echantillon ist.
Auch hat sich mein Haus mit einer jungen Tochter vermehrt, die mir Gott
aus Gnaden den 2 Xbre gleich nach Mitternacht geschenkt und noch denselben
2 Xbre oder hujus von D. und Hofpr. Lindner in meinem kleinen Hause
getauft worden. Sie heist
Magdalena Catharina
. Gegenwärtige Pathen
waren Vater und Mutter, ihre Schwester und Schwester Tochter, die bey mir
dient.
Abwesende Pathen
unser lieber Confusions Rath Claudius zu
Vlubris, den ich seiner Sünden wegen und ihn dafür züchtigen zu können, zu
meinem
Gevatter
gemacht.
So viel mit meiner
Trappenfeder
statt der
Rabenfeder
, die sich
unsichtbar gemacht –Ich bin mit einem kleinen
Versuch über die Ehe
, im Namen einer Sibylle
zu Fall gekommen
. Hartkn. Hochzeit hat mir dazu Anlaß gegeben und er
soll sie verlegen wo ers
kann
und will. Leyder! ist es nicht stärker als einen
Bogen in Duodezoctav gerathen und ein kleiner Commentar über einige
Stellen des 2ten Cap. Genes. Sie sehen, daß ich nicht nur Ihr Pro- sondern
auch Ihr Meta und Hysterolegomenist werden will. Weil Sie von
Würkungen der Blätter ins Publicum reden: so könnte dies wol No 45 seyn und
mein Lebensjahr
ein wenig zeichnen.
Mit Ihrem egarement du coeur sich dem Antiluther zu Böhmisch-Breda
zu verrathen bin recht übel zufrieden. Wenn Sie mir die Abschrift dieses
ebentheuerl. Briefwechsels in copia vidimata mittheilen wollen: so verspreche ich
Ihnen auch die Consultationes Apolloniiφφi Eine Vertraulichkeit wird der
andern werth seyn und die Bedingung für uns Beyde gleich
heilig
keinen
einzigen Gebrauch davon zu machen, weder directe noch indirecte.Ihre Beobachtung über Klopstock und sein lyrisches Talent steht schon in
den Kreutzzügen p. 217 in einer langen NoteIhr Verleger ist so aufmerksam (wie mein Bode) gewesen, mir Ihre
Philosophie
und
Provintzialblätter
so bald er selbige nur selbst erhalten, sogl. zu
übermachen. Ich habe beyde 2 mal durchgelaufen, weil ich Ihre Bücher nicht
langsam zu lesen im stande bin, auch einen Versuch gemacht, daß ich den
Nutzen nicht davon habe – Ihre
Volkslieder
fehlen mir noch, die ich auch
bald ungedultig seyn werde zu habenHartknoch hat freylich eine kleine Verrätherey begangen, um sich vielleicht
an der meinigen zu rächen. Weil er aber so ehrlich gewesen ist mir die
Abschickung des Steckbriefes zu überlaßen und ich immer mich so gewöhnt zu
schreiben, daß ich an die Verantwortung meiner Gedanken zugl. mit denke:
so habe ich keinen Grund mich eigentl. über ihn zu beschweren sondern freue
mich vielmehr über den Beweis Ihrer Freundschaft, den der gantze Streich
mir von Ihrer Seite zugezogen; daß Sie das meiste in demjenigen Lichte
gesehen, worinn es gesehen werden muß.
So bald ich den Brief aus Br. selbst las, lachte ich über die gantze Mähre, weil
der gantze Ton einen elenden und kriechenden Schwätzer verrieth und
Familienzüge
.
Daß Sie großen egaremens du coeur et de l’esprit in Prose und Versen
fähig sind, wißen Sie beßer als ich. Was haben Sie nicht in
Warner’sVorrede über die Gicht
gesehen, und Sie müßen sich darauf gefaßt machen, daß
andere Leute in ihren Illusionen, die Sie weiter als ich treiben, noch mehr
sehen. Wie viel Misverständniße errathe ich auss Ihrer Antwort auf mein
Abendschreiben vom 4 Oct. Sie wißen meine
alte
Verbindungen mit dem
Hause in Riga. Ich sollte Ihnen auf irgend eine Art verargen, was Ihnen
der
Bruder
meiner Catin – Aspasia zu Gefallen thun kann und muß.
Verdenken würd ich es Ihnen, wenn Sie irgend einen andern Canal gesucht
hätten, als der meinem eignen Herzen so nahe ist und bleiben wird. Ihre
Klugheit sich in solchem Nothfalle einem ehrl. Nothhelfer vertraut zu haben, ist
recht sehr nach meinem Geschmack und hat meinen gantzen Beyfall.
2.) Ich kenne selbst diese Verlegenheiten, mehr aus Furcht Gottlob und
anticipation als bisher aus wirklicher Erfahrung. Ich habe Gottlob! mein
Haus von Schulden frey gemacht und die 666⅔ sind gelöscht bis auf 500 fl.
ungefähr, die Schuld sind und es nicht sind, weil ein
reines Häuschen
mehr
sagen will als diese Kleinigkeit. Aber auch die liegt mir auf dem Hertzen. Ich
lebe Gottlob! noch in keiner Noth, aber
bekümmert
und
ängstlich
und
besorgt
besonders für die Zukunft, wo ich keinen andern Ausweg sehe als den
einzigen und rechten, ein Vertrauen auf die Vorsehung, und eine etwas
strenge Diaet in meinen Ausgaben, die freylich nicht nach meinem Gaumen
oder Magen ist. Auf der Landstraße, den Galgen vorbey liegt mein Glück
nicht, sondern auf einem engen schmalen Pfad – Ich hab es eben so gemacht
wie Sie, und nahm zum
Layenbruder
meine Zuflucht, den ich als meinen
Vater liebe und ehre, und immer desto mehr, weil er eben
so klug
als
treuherzig
ist. Denn mit Leuten, die es nur halb sind, hab ich nichts zu theilen;
ich habe die Zufriedenheit gehabt an Ihm einen
gantzen
Mann zu finden,
ohngeachtet ich mich auf eine Zeitlang mit ihm geschieden, damit er es nicht
nöthig finden möchte zu thun. Est modus in rebus – ist meine güldene Regel
oder wie St. Paulus noch politischer sagt: ειτε γαρ εξεστημεν, θεω· ειτεσοφρονουμεν, υμιν.Da Sie mein liebster Herder! nicht
muthlos gemacht
seyn wollen: so
bitte ich Sie in Ansehung des Antiluthers zu B Breda gantz ruhig zu seyn,
und nicht das Spiel durch unzeitige Apologien, überflüßige
Ehrenrettungen
pp und Klotzianisch-Schlötzersche Imitattionen zu verderben. Alles warum ich
Sie ersuche, besteht darinn, welches ich auch dem Hartknoch aufgetragen, den
Vorrath des 2ten Bandes so ruhig und kalt und eilfertig und nachläßig, als
Sie nur können,
ins reine zu bringen
, und sich aller Lügen, Solöcismen,
Personalien
und Verfolgungsnachrichten, die Sie Ihren Feinden
aufbürden, im Verfolg Ihrer Arbeit so streng als möglich zu enthalten.
Ihre Weißagung von Ihren Freunden, und selbst dem bösen Agagiter
verkannt zu werden, wird schwerlich eintreffen. Unsere Freundschaft soll kein
Torso seyn sondern ein Exegi monumentum – wenigstens integrum, quod
non imber edax, non Aquilo impotens possit diruere, aut innumerabilis
Annorum series et fuga temporum.Unser gegenwärtiger Provincial-Accise- und Zoll-Director ist HE
Stockmar, ein geborner Darmstädter, wo Ssein Vater Hofmaler gewesen seyn
soll (wenn Sie mir etwas von Sseiner Familie zu vertrauen wißen, wird
es mir lieb seyn) ein ehr- und liebenswürdiger Mann für mich, unter dem ich
noch aufzuleben und –ex humili potens zu werden hoffe. Ich schreibe mit
Ihrem Horatz in der Hand, den Sie mir zu Riga den 19/30 Januar. 1766
verehrt haben, der am letzten Jahrstage 772 verschwunden war und nachdem ich
das gantze Haus wie das Weib im Evangelio um ihren verlornen Groschen
umgekehrt hatte fand ich selbigen zur Freude aller 9 Musen den 15 April 73.
wieder.
Wie oft soll ich fragen: ob Sie die neue mit 2 Briefen vermehrte Auflage
der Lettre perdue erhalten haben? damit ich dafür sorgen kann. Haben Sie
nicht das
Mancherley
und
Etwas
vom Bode erhalten?
Eben jetzt bringt mir ein guter Freund des Mutii Pansae Osculum, wornach
mich des Wandsbeckers Recension neugierig gemacht, ohne es hier auftreiben
zu können.
Unser D. Stark hat einen
Hephästion
unter der Preße, abermal über eine
ähnliche Materie – – Ich weiß vor langer Weile und Mangel der Muße nicht
aus noch ein. Diese Woche habe die Loisirs d’Eon de Beaumont durchgelaufen
und Goldsmith’s römische Geschichte angefangen, nebst Molters Toscanischer
Sprachlehre, weil ich meine welschen Autoren vielleicht wieder hervorsuchen
will – Der frühzeitige Winter hat die gantze Michaelismeße und Bücher Erndte
vereitelt; und die ganze Ladung ist in Lübeck eingefroren.
Nun leben Sie wohl, lieber Freund Herder. Wenn es ein
George Martin
gewesen wäre; so hätten Sie Gevatter seyn sollen. Mein
Käthchen
wird aber
des Claudius nugas lieber lesen als ihre musicalische Dramata, die ihr zu
gelehrt sind. Haben Sie doch auch mich nicht zu Gevatter gebeten.
Leben Sie vergnügt und laßen Sie sich die Grille vergehen das heil Grab
der schönen Künste zu besuchen. Denken Sie öfterer nach Norden und an Ihre
dasige Freunde. Umarmen Sie Ihre liebe Frau und Hausmutter mit dem
schwartzlockichten Babe auf dem Schooß.
Hänschen Michel
stammert auch
schon. Lisette Reinette ist ein rundes dickes drollichtes Mädchen. Wenn
Lehnchen Käthe
nicht Grimmen hat: so weiß ich nicht daß ich in einer
Wochen- und Kinderstube arbeite. WennBesucht Claudius mich mit Weib und
Kind diesen Sommer besucht: so begleit ich ihn mit Haus und Hoff über
Bückeburg nach Wandsbeck; denn sehen müßen wir uns einander
schlechterdings noch, wenn es Gottes Wille ist. Und hiemit Ihm befohlen zum Beschluß
eines Neujahrsbriefs – der gleichtrotz unserm Leben – ein Geschwätz ist,
undso wie ich, Ihr Christianus Zacchaeus Telonarcha, olim Mien-Man-
Hoam.Den 20 Xbre zwischen 4 u 5 Uhr des AbendsEben da ich mit Ihrem Briefe fertig war und zumachen wollte, lieber heute
als morgen – kommt mir ein Bote und bringt mir Einlage vom CommerceRath Toussaint, der sie auch wol eher hätte bestellen können, weil die Post
schon gestern angekommen seyn muß.Es freut mich, daß Sie die Fortsetzung der Urkunde bald liefern wollen.
Heraus mit, daß der Kopf einmal rein und das Herz leichter werde. Unter
uns gesagt, warum ich Ihre Autorschaft nicht recht verdammen kann, weil
sie
Waßer auf meine Mühle ist
, mit dem künftigen Erbherrn von Trutenauzu reden.
Bestellen Sie mir ja ein Exemplar von Ihrem Hemsterhuis bey
Dietrich
.
An meinem Bestellen liegt es wahrlich nicht, wenn Sie meine Kleinigkeiten
nicht bisher warm und feucht erhalten haben.
Ja liebster Herder – Waßer auf meine Mühle. Der Plan des Mien-Man
Hoam war gar zu übertrieben; unter deßen hat die Hexe von Kadm. doch das
ihrige gethan. Der Zachäus scheint mir ein größerer Schleicher zu seyn, und
kann vielleicht eher zu seinem Zweck kommen. Aber Zeit und Glück gehörte
freylich dazu, und am ersten fehlt es zum Theil am meisten – Doch bey aller
mögl. Muße läßt sich auch das letzte nicht ererben und erwerben.
Gesetzt den Fall, daß ich diesen Augenblick aller Geschäfte entledigt würde:
so wüste ich doch wahrlich nicht, womit ich den Anfang bey meinem Misthaufen
machen sollte. Die Erziehung meines Sohns wird mir von Tag zu Tag
angelegentlicher – und es würden sich so viele Trugaussichten zeigen, daß ich
durch meine vermeintl. Freyheit leicht mehr gefeßelt seyn würde als durch meine
gegenwärtige Berufsgeschäfte. Und bisweilen komm ich mir unter meinem
Druck als ein Palmbaum vor. Also mit dem Loose auf des Zeus Schooße
zufrieden zu seyn, ist das wahre Geheimnis des Optimism.Also vom Laufe der Umstände gegängelt, mit den Mutterhänden der
Vorsehung geleitet hin und her, und unter dem Vaterauge des Alten der Tage,
wollen wir ein jeder seinem Ziel entgegen sehen – wieder aufrichten die
läßigen Hände und die müden Knie – und aufsehn auf den αρχηγον καιτελειωτην – αισχυνης καταφρονησαντα –Wie mir Hartkn. schreibt, wird Gevatter Claudius seine Opera auf
Subscription drucken laßen. Ich will ihm auch zum Neuen Jahr wünschen.
Vergeßen Sie nicht die Abschrift Ihrer Sp. Correspondentz. Wenn ich auch
nur seine Antworten vor der Hand erhalte. Sie wißen daß ich ein anderer
Lavater in der Physiognomia des Styls bin; und wenn Sie nicht in den
Schooß Ihrer Mutter Sprache zurückkehren; so sind Sie eben so wenig vor
einem bello grammatico sicher, als der neue Reformator zu Böhmisch Breda
vor einem bello orthographico. Die Gräuel der Verwüstung in Ansehung
der deutschen Sprache, die alcibiadischen Verhuntzungen des Articuls, die
monströse Wortkupplereyen, der dityrambische Syntax und alle übrige
licentiae verdienen eine öffentliche Ahndung, und verrathen eine so spasmodische
Denkungsart, daß dem Unfuge auf eine oder andere Art gesteuert werden
muß. Dieser Misbrauch ist Ihnen so natürlich geworden, daß man ihn für
ein Gesetz Ihres Styls ansehen muß, deßen Befugniß mir aber gantz
unbegreiflich istund unerklärlich ist. Liegt hier auch eine Satyre auf den
Libertinismum unsers Jahrhunderts zum Grunde? Bey Ihrer weiten und
gründl. Kenntnis Ihrer Mutter Sprache, hat man Mühe hie und da einen
reinen Deutschen Period zu finden, der ein so rara auis ist, daß der Leser sich
wie eine blinde Henne über ein gefundenes Korn freut.
Ich bin in diesem Stück kein Parteygänger noch Mückenseihger gebe aber dem
Verf. der Maccabäer Rrecht; welcher sagt:
Allzeit Wein oder Waßer
trinken ist nicht lustig
, sondern
zuweil
.
Wein und zuweilen Waßer
trinken, das ist lustig
für den Leser. Wenn Luthers Sprache auch bisweilen nach
dem Kännlein riecht: so schreibt er doch nicht immer die Sprache eines
Trunkenbolds – weder im Wein oder starken Getränk – noch in seinen Ideen und
Empfindungen und ihrem gährenden Most.
Die Frau Consistorialräthin sollte, mein lieber Herder, die Stelle des Apolls
oder des Magus in Norden vertreten und Ihr eingeschlafenes Ohr zu erwecken
suchen. Können Sie sich über diesen Punkt gegen mich rechtfertigen, so thun
Sie es. Ich erwarte darüber Ihre Verantwortung. Wo aber nicht; so thun
Sie alles was Sie können Ihren 2ten Band durch eine Palingenesin des
Styls zu unterscheiden, Ihrem Verleger zum Trotz, der sich einbildt, daß
dies
Ihnen weder möglich noch recht nöthig
wäre, worinn ich aber gar nicht
seiner Meynung bin, wie in den meisten andern Stücken. DEVS vobiscum!– – Primo auolso non defuit alter
Aureus, et simili frondescit virga metallo.
Ergo alte vestiga oculis et rite repertum
Carpe manu – – – –Verstopfen Sie nicht, empfind
seliges
Brautpaar! Ihr für die Zauberkunst
der Harmonie geöffnetes Ohr, die Stimme einer Sibylle zu hören, die trefflich
wahrsagen kann. Wundervoll, wie die Liebe, und geheimnisreich, wie die Ehe,
sey mein Unterricht!
Ich sehe in Ihren zärtlichen, vertraulichen Blicken den kleinen tiefsinnigen
Gott der Liebe, der mit sich selbst zu Rath geht, über das Meisterstück seiner
Werke, das er beym Ausgange aller Entwürfe, Eroberungen und blinden
Ebentheuer im Schilde führt und welches darauf hinausläuft: Laßt uns
Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sey – – –
Eine Welt von
Kleinigkeiten
, die es aber nicht in den Augen der Verliebten
sind, gehört immer zum voraus dazu, ehe es zur Ausführung jenes
göttlichen Einfalls kommt, der aber ebenso wenigen zu gerathen scheint, als
der erste ursprüngliche Versuch dieser Art.
Der Mensch ist vorzüglich ein GOTT der Erde, durch seine Bestimmung
der
Schöpfer
,
Selbsterhalter
und
Immer Vermehrer
seines Geschlechts
zu seyn. Zwar ist doch kein einziges unserer Nebengeschöpfe Zwar ist dies
Göttliche der ganzen sichtbaren Haushaltung
einverleibt
, und scheint eine
Entwickelung des
am Anfange
ausgesprochenen Seegens zu seyn; doch ist
kein einziges unserer Nebengeschöpfe für einen
überlegten
u. freywilligen
Rathschluß oder einen
Bund
und
gesellschaftlichen Vergleich
zu dieser
Absicht gemacht: so wie keines einer größeren
Ausbildung
fähiger ist und
selbige
nöthiger hat als der Mensch.
Woher kommt es nun, daß wir uns dieser
Gleichheit
mit GOTT als
eines Diebstahls oder
Raubes
schämen? Ist nicht diese
Schaam
ein
heimlicher Schandfleck unserer Natur, und zugleich ein stummer Vorwurf ihres
herrlichen, allein weisen und hochgelobten Schöpfers? – – Ein angeborner,
allgemeiner Instinct ist es nicht, wie aus dem Beyspiele der
Kinder
,
Wilden
und
cynischen Schulen
zu ersehen; sondern eine
angeerbte
Sitte, und alle
Sitten und Gebräuche sind bedeutende Zeichen u. Merkmale zur Erhaltung
urkündlicher Begebenheiten und Fortpflanzung conventueller Gesinnungen
eingesetzt.
Die Ehe ist also ein vermöge eines gefaßten Rathschlußes aufgerichtetes
Bündnis, und auf
Vernunft
und
Treue
gegründet. Daher ist es Klugheit
und Ehrlichkeit, „um der gegenwärtigen Noth willen“ an einemen
solchen m
Rathschluß
und
Bund
niße gar nicht einmal zu denken. Am
allerwenigsten lohnt es der Mühe in einem Staate, wo der
Codex
ein güldener
Coloß
ist, sechzig Ellen hoch und sechs Ellen breit, und die
Sanctio
aller
Gesetze ein
glühender Schmelzofen
, siebenmal heißer für Seelen von altem
Schroot und Korn, in denen kein Falsch ist.
Weil der Ehstand der köstliche Grund- und Eckstein der ganzen Gesellschaft
ist: so offenbart sich der menschenfeindliche Geist unsers Jahrhunderts am
allerstärksten in den Ehgesetzen. Wenn es aber Barmherzigkeit von Seiten der
Gesetzgeber ist, der Verstockung des menschlichen Herzens zu Gefallen,
öffentliche Sünden und Laster zu privilegiren: so ist es die höchste Gerechtigkeit von
Seiten des Weltrichters, die
Schänder
seiner
Majestät
einem paraphysischen
Misbrauche ihrer eigenen Leiber zu übergeben – – –
Es würde freylich! nichts wohlthätiger für das menschliche Geschlecht und
die bürgerliche Gesellschaft seyn, als jenem
Ideal
der
Heiligkeit
für den
Ehstand nachzustreben, die der große Erfüller des mosaischen Rechts und der
Propheten wiederhergestellt und als ein
Reichsgesetz
des Himmels und seiner
neuen Erde auf jenem Berge der Seeligkeiten gepredigt hat: „Wer ein Weib
ansieht, ihr zu begehren, der hat die Ehe mit ihr gebrochen – und wer
sich von seinem Weibe scheidet – und wer eine abgescheidete freyet, sind
Ehebrecher“ – Moses hatte nemlich „geboten solche zu steinigen“ und sein
Gesetz konnte nicht wie der
Schemen
unserer zeitigen Moral und ihrer
eiteln
Prediger
aufgelöst, sondern muste erfüllt werden, als ein
festes
prophetisches Wort
– –
„Das Geheimnis ist groß! – GOTTes
Ebenbild
und
Ehre
, der
Mann
,
und deßen Ehre, das Weib“– Das heißt: Der
Mann
verhält sich zu GOTT,
wie das
Weib
zum
Manne
, und wo diese Drey Eins sind, wird „das
Weib
durch Kinderzeugen seelig
, und der
Mann
des
Leibes Heiland
.“
Alle
Mysterien
des
Hymens
sind daher dunkle Träume, die sich auf jenen
tiefen Schlaf
beziehen, worinn die
erste Männin
zur Welt kam, als ein
beredtes Vorbild für die
Mutter aller Lebendigen
. – –
Doch mein Versuch soll demjenigen nicht nachbulen, den jener Nordbritte
mit der spuckenden Ziffer über mein Geschlecht, und ein gelehrter, witziger
Kautz seines Vaterlandes über meinen Gegenstand geschrieben haben. Ich
bin auch eben so wenig eine geweihte Vestalin, als ich eine Vettel
Baubo
seyn mag weder à la Grecourt, noch à l’enseigne de Barby – – Was ist alle
Fruchtbarkeit im Busen und Schooße eurer Allmutter, zum Genuß ihrer
Früchte und ihres Staubes geborne und verdammte Seelen! Was ist die taube
Freude eures Geschmacks und der laute Kützel eures Witzes?
– Vermummte Traurigkeit und Verzweifelung, und all euer
Gesuch
eine
Beute des schwarzen, reichen Höllengotts, wie die kluge Fabel der
Ceres
und
ihrer Tochter erzählt.
Vielleicht hören Sie, empfindseliges Brautpaar! eben so gern ein kurzes
mythisches Mährchen meines eigenen Falls, durch den ich
Einem unter
Tausenden
,
von Taubeneinfalt
und
Schlangenlist
die
geheime
Weisheit
einer Sibylle zu verdanken habe – Sein erster Kunstgriff war, sich selbst
in meinen Augen abscheulich zu machen, und hierinn gelung es ihm so gut,
daß er sein ganzes Geschlecht mir bald verächtlich und eckelhaft vorkam.
Wie wurde ich aber für meine undankbare Eitelkeit und übermüthige
Schadenfreude auf Kosten meines Verführers
altklug
geworden zu seyn,
abgestraft, als der Spiegel seiner Aufrichtigkeit einen Widerschein auf mein
eigenes Herz zurückwarf, und ich darinn die Hemisphäre meines Geschlechts innaturalibus zu erkennen anfieng. Durch diesen Feuerstrahl der
Selbsterkenntnis wurden alle
schöne
Beywörter kohlschwarz, gleich den
Farben
, vom
Schwamme der Nacht ausgelöscht. – – Ueberführt, daß ein
vernünftiges
Thier
, nach der Analogie des gantzen animalischen Reichs, die
rauche Seite
seines Fells von Rechts wegen
auswendig
tragen sollte, hielt ich nunmehr
alle ehrbare, schmachtende, entzückte Liebhaber für Wehrwölfe, kriechende
Widersacher und geistliche Ungeheuer, die Milch und Honig auf der Spitze der
Zunge, aber Gift und Galle in den Schatzkammern des Herzens führen.
Diese Katastrophe meiner ganzen Denkungsart wurde die
Grundlage
einer
Sympathie
, die schnell zur
Identität
ihres Gegenstandes erwuchssich erhub. Alle Stärke einer männlichen Seele schien in die meinige
überzugehen, unterdeßen durch die
Gegenwirkung
meiner
Leidenschaft
seine Seele
nichts als kindische und weibische Lüsternheit zu athmen schien – –
Todter und unfruchtbarer
Wohlstand
, scheinheiliger Pharisäer unsers
Jahrhunderts! Deine moralische und bürgerliche Vorurtheile, und der
hohe
Geschmack
oder Tand ihrer Verdienste ist nichts als der ein
Caviar
des
Leviathans
, der hoch in den Wellen des Luftkreises herrscht – und die
Schaamröthe eurer Jungferschaft, ihr schönen Geister! ist gallicanische
Schminke, Kreide und Insektendotter; aber kein adlich angeborner Purpur
eines gesunden, vom Himmel geschenkten und belebten Fleisches und Blutes –
Ohne ein
Schlachtopfer
der
Unschuld
bleibt das
Kleinod
und
Heiligtum
der
Keuschheit
unbekannt, und der Eingang dieser himmlischen Tugend
undurchdringlich – –
Mitten im Weyrauch eines Schlummers sah ich jene
Ribbe
– – und rief
voll Innbrunstbegeisterter habseliger Zueignung begeisterter habseliger
Zueignung: „Das ist Knochen von meinen Knochen und Fleisch von
meinem Fleische –“Wie sich ein Gemächte mit seinem Ursprung vereinigt, gieng er ein, wo er
einst hergekommen war als des Leibes Heiland, und gleich einem treuen
Schöpfer in guten Werken schloß er die Lücke der Stätte zu mit Fleisch, um
die älteste
Maculatur
des menschlichen Geschlechts fernerweit zu erfüllen – –
Ja, heute übers Jahr versprech ich Ihnen, gähnendträumendes Brautpaar!
das Ende meines Mährchens, ohne durch ein
Postscript
von Glückwünschen
das Wahrzeichen meines Geschlechts zu bemänteln. Sie werden wol à priorierrathen, daß mein gantzer Versuch ein
Gericht Irrlichter
ist, die ich aus
dem faulen Graben meiner benachbarten Wiesen
gefischt
habe.
Wenn ein
Schaugericht gefischter Irrlichter
, die gleich
Abendsternen
tantzen, sich wie ein
Galimafree
genießen und verdauen ließe; so wäre meine
Muse keine Sibylle, die ihr
Medusenbild
dem Busen einer
Minerve
weyht!
– – ni docta comes tenuis sine corpore vitas
Admoneat volitare cava sub imagine formaeDa haben Sie, mein lieber Freund und Verleger Hartknoch! das gantze
Mstchen, das ich heute am 245 Xbre 74. abgeschrieben, weil ich leider! die
Feyertage zu Hause zubringen muß. Der Titel dazu ist folgender und wird
nach gegenwärtiger Vorschrift abgedruckt:
VersucheinerSibylleBitte die
ein
- undüberzweymal unterstrichene Wörterdieund locos gehörig in DruckEhe.unterscheiden zu laßen.Komm ich als ein Geist zu Dir,
So erschrick nur nicht vor mir.
1775.Mein Resultat aus Ihren datis ist Dies: Das kleine Ding wird in
Mitau
gedruckt, ohne alle Zierrath und Tändeley. Wenn Sie wollen einen rothen
Titel machen und ein simples aus geraden Linien bestehendes Rahmchen,
steht es bey Ihnen. Das
Format
muß aber schlechterdings nach dem
Voßischen Opusculo homonymo seyn. In
Mitau
muß es wie das
Selbstgespräch
gedruckt werden, damit ich, wie von jenem, die
Correctur selbst haben
kann
. So viel Exemplarien müßen Sie wenigstens abdrucken laßen, daß Sie
zu allen Ihren Kosten, Spesen Porto p kommen und daß Sie Ihren Caviardiesen Winter umsonst haben, wovon mir auch bey guter Gelegenheit und bey
einer etwanigen Remise
Ein Fäßchen
ausbitte, weil ich selbigen unter meine
wenigen Leckerbißen rechne und selbigen ihn hier so schön als Shakespearim Hamlet angebracht habe. Dafür wünsch ich Ihnen auch ein fröliches
geseegnetes Neujahr, wenn Sie mich bald mit der Correctur erfreuen, will ich
noch ein Postscript zu meinen Wünschen machen, das Sie behagen soll.
Ihre Einlage an Herder kam eben an, wie ich meinen Brief an ihn
zumachen wollte; ich habe selbige gerade über Post gehen laßen; welches ich aus
andern Ursachen gethan ohn zu wißen von der Trauer in Ihrer geehrten
Familie, die ich erst nach der Hand erfuhr. Gottlob! daß der alte würdige Mann
zur Ruhe gekommen – für mein Lehnchen habe auch schon gezittert. Gott hat
mir selbige noch bisher erhalten und wird es auch thun, wenn es sein gnädiger
guter Wille ist. Unser Freund Kanter hat, an statt eine Mühle in Westpreußen
zu bauen, sich die Trutenauische gekauft, und weil der sich darauf beziehende
Einfall zu Waßer geworden, lohnt es nicht ihn zu erläutern. Das umgekehrte
D bezieht sich auf eine Beylage zu meiner 3 köpfigen Uebersetzung Hinzischen
Verlages, die bey Bode unter dem Titel:
Mancherley und Etwas
ausgekommen. Vale und hiemit Gott empfohlen. Zacchaeum habe noch nicht.
HöchstzuEhrender Herr und Freund!
Statt eines Neujahrswunsches würde ich einen Panegyricum auf Sie
schreiben, wenn ich nur Zeit, Fibern und Adern zur Ausführung einer solchen
Arbeit hätte. Doch machen Sie lieber auf den Löwen selbst aus seiner Tatze
den Schluß.
Ja mein lieber Bode! Ein so angenehmes Neujahrsgeschenk als Sie dem
Magus in Norden gemacht, hat vielleicht kein einziger Autor in allen 4
Theilen und Jahreszeiten der A. und N. Welt erlebt. Das war gar nicht die
natürl. Freude eines ungedultigen lüsternen Weibes nach dem 9 Monate
lang verdeckten Gericht ihres Leibes; sondern ein analogon von dem
olympischen Schauer Jupiters, als seinem starken Vaterarm aus der
hochgeschwollenden gleischenden Hüffte der gehörnte Gott des Weins vollendet
und fertig entgegentaumelte. –
Kein Augur, kein Aruspex – hätte den entscheidenden Augenblick so
glücklich treffen können – kurz, was Rom dem cunctando seines großen Dictatorszu verdanken hatte, alles dies und noch mehr ist der kleine Zacchaeus seinem
großen Amanuensis Bode schuldig.
Sollte es einem Mann nicht wol gehen, der in seiner Unschuld, mit so
erhabener Einfalt des Herzens, so tiefer Unwißenheit sr. eigenen Verdienste,
die Zufriedenheit, den Wohlstand und dasie Glückseeligkeit seines
Nächstens
in jenen Wüsten Nordens zu Herzen gezogen. Sollte es einem solchen
Mann anders als wohl gehen können in dem angetretenen 1775sten Jahr
durch und alle 12 Monate deßelben, deren jeder mit einem Wunderthier,
gleich den XII glänzenden Zeichen des Thierkreyses, zu schimmern
verdient möge! Ja sollte ein solcher Mann nicht verdienen die neo-mosaisch-
herdersche Morgenröthe des XIX Saeculi p. C. n. zu erleben!
Unser ganzes güldenes Publicum mag, wie ein Midas, über ihn Zeter!
schreyen: so wird die dunkle Stimme eines Christiani Zacchaei Telonarchae,eines Abaelardi Virbii, eines Aristobuli, eines Mien-man-hoam, einer Hexe
von Kadmonbor, eines Heinrich Schröter und des kleinen Buchstaben h
cetera, cetera, cetera in das Ohr der Nachwelt dringen, und diese gerechte
und fromme DEA CVNCTATRIX wird mit lauter Stimme einst
verkündigen, daß keiner einziger Zeitverwandter so würdig gewesen des großen
Bode Panegyrist in Prose zu seyn als sein polynomischer Freund und sein
Panegyrist in Knittelversen als Gevatter Matthias Claudius Aßmus,
bisheriger Instmann, daß sich Gott im Himmel erbarm! zu Wandsbeck.
Doch ohne Ihre cunctatorische Weisheit, dreymal seliger Bode! würde das
Kalendis Januarii hier in einer glücklichen Minute der heiligstenfeyerlichsten Mittagsstunde erschienene Neujahrsopfer und um 8–14 Tage zu
frühzeitig und blind eingelaufen seyn. Ohne Ihre cunctatorische Weisheit,
dreymal seel. Bode würde ich den ganzen verfloßnen Sommer mich in ein
Complot von catilinarischer Verschwörung mit 20 Recensentensionenfruchtlos eingelaßen haben, unterdeßen den, welchen ich den Kirchenvätern der ersten
Jahrhunderte mit der Wonne eines Bräutigams und der unermüdeten
Schnellkraft eines Helden habe widmen können, an einem fruchtlosen Complot von
20 Recensionen verschwendet haben. Ohne Ihre Weisheit sine adiecto,dreymal seel. Bode würde das ganze MstIhres des kleinen Zacchaei in
naturalibus dem HohePriester zu Bückeburg verrathen und verkauft werden,
welches eine ganze Welt kleiner Uebel dem leichtsinnigen Verräther hätte
zuziehen können.
Unter uns gesagt, höchstzuEhrender HE u Freund, Ich denke, daß diese
prima stamina meines Panegyrici auf Sie das kleine wenige Postgeld
reichlich ersetzen, was Sie für gegenwärtigen Neujahrswunsch haben
auslegen müßen und daß Sie gleichfalls mit einem: ex ungue leonem sich hier
ein wenig im Lesen erholen können.
Gegenwärtig fehlt es wohl nicht mehr an mediis terminis von selbst
einzusehen, daß Ihr gantzes an sich
rechtmäßiges
Vertrauen auf me Ehrlichkeit
in Ansehung meiner der 45 Exempl. für mich ganz unbrauchbar ist, solange
ich nicht zuverläßige und genaue Kenntnis von Ihren vorigen älteren und
neuesten Verabredungen und Verbindungen, worinn Sie sich mit dem
Hiesigen Buchladen wirkl. eingelaßen oder dieser Ihnen zugemuthet hat ,habe. Die
meinigen mit demselben wißen Sie so genau als die Behutsamkeit eines ehrl.
Manns in alienam messem Eingriffe zu thun.
Weil ich aus Ihrem Stillschweigen über einen so wesentl. Punct leider
ersehen muß daß sie alle Preußen für skoliodoxe Χsten halten und ein heiml.
Anhänger des berühmten Schlötzers sind: so will ich die Schmach meines
Vaterlandes willig auf mich nehmen.
Um Ihnen zugl. über den Vigor meiner Muse und ihres uteri zu Zwillingen
keinen Zweifel übrig zu laßen, muß ich Ihnen noch die prima stamina oder
vielmehr das Chaos eines Projects mittheilen, daß mir die Morgenröthe des
heutigen 3ten Jänners eingegeben, eines Projects, deßen tiefsinnigen Plan
Sie, dreymal weiser Bode! allein zu übersehen im Stande sind.
Mit einem Seufzer zu Dir Freundschaft! die du unter allen heroischen und
politischen Tugenden unsers kleinen unfruchtbaren vermaledeiten Erdballs
den Preiß behauptest – die du nach dem Zeugnis eines pragmatischen Kenners
vtriusque sonderlicher bist denn Frauenliebe – erhebt sich der obige Panegyrist
des dreymal weisen Bode, – deßen Herz Du beßer kennst als er vielleicht dein
dunkles Heiligtum, – zum unaussprechlichen Epos eines Projects, aus deßen
Tatzen einer er abermal den Löwen selbst wahrschauen möge.
Well roared Lion!Nun Mr. Bottom, the Dreamer! wenn ich nicht Snug the joiner bin: so
erkennt mich wenigstens für einen kleinen Consultator Christian.
Was
denken
Sie wol im Herzen von meinem Gevatter, ihrem
Wandsbecker Boten. Sollte sich der Mann nicht zu Ihrem Geschäftsträger der hieher
bestimmten 45 Exemplaren der Shandyschen Uebersetzung schicken, um allem
Ihrem Mistrauen gegen die hiesigen Buchhändler und Telonarcham ein Ende
zu machen. Was meynen Sie wohl, wenn Sie ihn nebst Claudia und
Claudillazum als Factor der dortigen Fracht mit Hack und Pack nolens volensvermöge eines Coge intrare eineisen ließen, und das mareliberumclausum kennen lernen und liberum abwarten ließen.
Um das Geschäfte für Sie beyderseits! ein wenig wichtiger zu machen,
vertrauen Sie meiner Gevatterin Claudia noch 45 Exempl. an, mit dem
Auftrage damit als eine verkleidete Tyrolerin in Norden den Wüsten Nordens
hausieren zu gehen. Das dem Apollonio Philosopho und Christiano Zacchaeozugedachte wird nunmehr baar Geld, und ich Cavent für meinen Gevatter
Claudius auf die Valuta von 45 Louis oder Federic’s d’or.Christiane Zacchaee! Du rasest! Deine magische Kabbala macht dich
rasend. Ich aber sage: Dreymal seliger weiser Bode! ich rase nicht sondern
schreibe wahre Pläne mit nüchterner Feder.
Soll ich die Schlangenfreundschaft eures Busens aufdecken? Hab ich einen
von euch darum zu meinem amanuensem und den andern zu meinem
Gevatter erwählt um die Rolle eines Ehteufels zwischen euch spielen und ein
Pactum illicitum spalten zu können – Dein Wille geschehe auf Erden wie im
Himmel. Amicus Matthias Claudius, amicus Bodius Magnus: sed vivat
Veritas, ne ambo pereant.Cor TIBI rite salit Guter Bode! Trinken Sie noch eine BouteilleWein um Ihr armes Herz gegen einen ganzen Armee Wirbel von
SchnickSchnack zu stärken, dieen ich im stande wäre auf die Beine zu
bringen diesen Augenblick über ihr schlummerndes Haupt zu erwecken im
Stande wäre. Du schlafender träumender Spötter dieser meiner
lakonischen Früchte meiner Hamadryade, weh Deiner Nase, wenn die Eicheln
dieser Hamadryade die lakonischen Früchte die meiner Waldmuse gardas volumen jener Melonen hätten da Deine Seele Lust an hat die du
dir zum tägl. Brodt wünschest. Wache auf der du schläfst und hör, wer dein
Freund und Bote Claudius ist.
Stehe auf und lies Mr Bottom! wie der hellenistisch gl. Beseßen deine
cunctatorische Weisheit lästert. Wiß, daß er gleich einem andern Onesimoseinem Brodtherren Philemon diesen Sommer entlaufen wird und daß seine
Claudia, die du mit ihrer Claudilla nicht mit Ehre zu ernähren im stande bist,
mit Zwillingen schwanger geht, zu denen dein kleiner Freund Zacchaeus und
der Hohe Priester zu Bückeburg bereits als Gevatter besprochen sind,
und die all das Mark deiner Industrie vollends aussaugen werden V. R. W.
Laßen Sie sich theuerster Bode! die Valuta von 45 Fr d’or nicht gereuen.
Seyn Sie kein Nabal, wie Ihr Vetter zu Böhmisch Breda eines Mannes und
seiner Familie mit Ehre loszuwerden oder einen Versuch zu seiner Genesung
zu machen, weil in beyden Fällen der Gewinn nicht anders als zu Ihrem
Besten ausschlagen kann.
Wenn Sie nicht Herz gnug gehabt haben ihn den Umarmungen der
schwarzen Kuh
aufzuopfern; so verweisen Sie ihn wenigstens in die Fluren
des
weißen Stiers
, wo er eben so gut lernen soll mit einem kleinen
Stückbrodt zum Amt als mit einem Bauermädchen zum Weibe für lieb zu nehmen.
Kurz sehen Sie meine Bürgschaft für die Valuta von 45 Fr d’or für kein
magisches Wortspiel an.
Ich nehme theuerster Freund Bode! das mir zugedachte
Dutzend
von
Exemplarien mit dem ergebensten Dank an und gerathe in die Versuchung
eines da Capo über die Genauigkeit Ihres Calculi. So sehr ich über den
grand comble
mit dem heil. Confucius zu reden in Verlegenheit gerieth: so
sehr bin ich nunmehr überführt, daß Sie eben so richtig die Verhältnis mit
dem Recensenten trauriger Gestalt als mit dem Zacchaeus Telonarchagetroffen, nicht weder ein Haar mehr noch weniger als ich wirklich nöthig
gehabt habe. Nehmen Sie mit diesem kleinen Anhange Ihres Panegyrici für
lieb, ohne sich an die abermalige Lästerung unserer Freunde zu kehren, die ihn
wie Augustus seinen Horatz übersetzen werden, welches sich im hochdeutschen
gar nicht ziemt.
Weh! weh! weh! Dir armes Hammonia! wenn Dein Bode sein Ohr für
die Stimme des Beschwörers in Norden verstopft. Zwanzig Legionen
Holländer werden sich mit der kleinen Heerde der Ulubraner vereinigen und
Hamburg nebst Altona in Karthago verwandeln, auf deßen TrümmernScheiterhaufen Marius Bode gleich dem Gespenst eines Marius nicht wie sein
Vetter Nabal über den Brandschaden seines Metatarsi sondern gleich dem
Gespenst des Marius heulen wird mit und 45 Louis d’or Botengeld dem
Gevatter ClaudiusVater Zacchaeus im Schooß seines Christiani Zacchaei
Telonarchae versetzten umsonst anbieten wird.
D Göthe zu Frankfurt am Main wird der Dramaturg der Fabel und D.
Fust zu Wolfenbüttel des Historiograph der merkwürdigen Katastrophe
des gantzen Romans Projects werden, der weil er ächt deutsch geschrieben,
keinen Uebersetzer mit der eisernen Hand nöthig haben wird.
Du Wolkenbezwinger des hohen Olymps und du dreyzackichter
Mamamuschi des alten tiefen Grabens zwischen Lübek und Königsberg und o
holtzerner Delphin
qui tibi creditumDebes Virgilium finibus AtticisReddas incolumem precorEt serves animae dimidium meae,et Claudiam et Claudillam und ihre unsers Bodens Fracht von 2mal 45,
für deren Valuta ich nochmals Bürgschaft thue so bald leiste sub
hypotheca bonorum meorum omnium.So viel zum Neuen Jahr mein Freund Bode shandysirt, der sein Bestes
thun wird dem geneigten Leser alberne Einfälle verständlich und schmackhaft
zu machen und von den ich ersuche den gantzen Termin in ein Ballet zu
übersetzen; it shall be call’d
Bottom’s Dream
because it has no bottom
and – peradventure to make it the more gracious, I shall sing at her Death.
Exit.Einschluß empfehle gütiger Bestellung.
Weil der Stempelbogen bereits fertig lag: so habe in diesem einen Stück
Ihren freundschaftlichen Befehlen nicht gehorsam seyn können mögen.
Wolgeborner Herr,
HöchstzuEhrender
MonsieurGraces à mon ami et compere Matthis Claudius demeurant à
Wandsbeck, qui m’a fait parvenir ce midi de la part de mon ami Bode la brochure
cy-jointe – c’est un exemplaire unique, dont le port me coute 3 fl. etdont l’histoire secrete feroit un volume informe. Enfin c’est
l’enfant
perdu
, dont p d’un pere auteur qui ne Vous est plus ni inconnu ni
indifferent, et voilà tout le merite, par lequel il ose aspirer à l’usage que
je n’emancipe de Vous en faire l’honneur de tenir lieu de mes étrennes.
Ayez pitié d’une Muse grosse de deux jumeaux et d’un homme, qui
ecrit en lignes couché entre deux draps , n’ose pas faire ses voeux
pour des biens dont il est privé lui-meme et qui ne connoit point de
talent plus utile polychreste que celui de faire bonne mine à tous les
caprices de cette Fortune sublunaire.
Graces à mon ami et compere
Matthias Claudius
, demeurant à
Wandsbeck, qui m’a fait parvenir ce midi delapart de son ami Bode, le
Traducteur de Thomas Clinker et Tristram Shandy la brochure cy-jointe qui est
un
exemplaire unique
, dont le seul port coute un ecu et dont l’histoire
secrete feroit un volume informe. Enfin c’est l’enfant perdu d’un Pere,
qui ne vous est plus Monsieur, ni inconnu ni indifferent. Voila tout le
meriteDer kleine zu meinem Haupte liegende und durch eine starke Verkältung
verwahrloste Knabe hat mir 3 schlaflose mühseelige Nächte gemacht, – und
ohngeachtet diese letzte vierte Nacht desto ruhiger gewesen war, sind seine
fliegende Schmertzen und durch die Hitze verursachte Phantasien heutediesen morgen von neuem und fast stärker wieder aufgewacht.
Ew. Wolgeboren können leicht erachten, daß eine solche Episode auch dem
kleinsten Flußfieber nicht günstig seyn kann, und daß ich einen zieml. Umweg
nehmen muß um eines so wenig bedeutenden Uebels loß zu werden. Allem
wider mich militirenden Augenschein zum Trotz, würden mich sind haben
selbst häusliche geschweige entferntere Verhältniße nicht im stande Einfluß
gnug über mich, meinen daß ich darüber meinen Beruff, so gleichgültig
selbiger auch an sich selbst ist seyn mag, darüber jemals irgend aus dem
Gesicht verlieren sollte. Ew Wolgeboren werden dieser Versicherung
wenigstens so viel Wahrheit zutrauen, als jeder allgemeine Satz in sich halten
kann nöthig hat, um gegen leidige Ausnahmen gesichert zu seyn, weil ich
eben nicht gern die einzige regula sine exceptione seyn möchte.
Wenn Falls Beyl. von niemanden als ich mir selbst sollte copirt
werden können: so erwarte selbige zu diesem Behuf zurück, so wie ich auch die
übrige mir übersandten Sachen nach Möglichkeit zu Hause befördern werde,
bis ich im stande bin mit
gutem Gewißen
auszugehen; der ich nach
Vermeldung meines unterthänigen Respects die Ehre habe mit der aufrichtigsten
Ehrerbietung zu seyn Ew. Wolgeboren
Meines höchstzuEhrenden HErrn Accise und Zoll-DirectorsDen 8 Jänner 75.HöchstzuEhrender Vielgeliebter Herr Gevatter und Freund!
Heute an Ihnen, übermorgen an mir. Dieer Gelegenheit Anlaß dazu
ist garnicht wie man im Sprichwort sagt, vom Zaune gebrochen; sondern
folgender leider! mehr als zu viel gegründet. Meine Hausmutter ist willens
Montags frühe ihren Kirchengang zu halten und Mittags eine kleine Familie
aus uns. Nachbarschaft zu bewirthen. Damit alles recht knapp abgemacht
werden möge, will sie von ihrem Monats-Gelde Suppe, ein Gericht Fische
und ein Bratchen bestreiten – Weil ich nicht als ein bloßer Gast mich über
das kleine nüchterne Gelag satt lachen will: so und hungrig vom Tisch
aufstehen will: so muß ich aus der Noth eine Tugend machen und als Wirth
und Hausvater wenigstens einen Kuchen zum Besten geben, um mich und
meine Kinder wenigstens auf allen Fall uns für die theure Zeit der drey
ersten Schüßel schadlos zu halten zu können. Es muß aber nicht erst was
von einem Kuchen seyn, sondern von derjenigen Art, die man der bunten
Schichten wegen Schpeck Kuchen nennt, und von deßen Teige man auch
die sogenannten Baumkuchen macht, und deßen übriggebliebende Brocken
man auch ein paar Tage hernach mit Geschmack eßen kann. Nun ist komt
die Frage an ob der Koch der würdige HE Schönborn, der Noel Ihrer der
gerechten und vollkommenen Loge zu den 3 Kronen, welcher sich bereits den
2 Xbr. p. um das Kindelbier meiner kleinen Lehne Käthe so verdient gemacht,
daß sein Ruhm in einer relationeepistola familiari zwar prosaisch dem
Buchstaben aber desto poetischer dem Geiste nach über hundert Meilen weit
und breit von mir dieser meiner Faust geschleudert worden – ob sage ich
der Ihr jener Noelunserer der gerechten und vollkommenen Loge zu den
3 Kronen, mir ihrem treuen Nachbar gerechten und vollkommenenNachbar und Groß dem vollkommenen Kleinmeister von 3 verwünschten
Federn, deren keine einzige mehr weder zum fliegen noch schmieren mehr
taugt, einen obgemeldten sogenannten Speckkuchen für 1 fl 45 höchstens
50 gl. Montags zu Mittage gar und fertig und schmackhaft zu liefern im
Stande ist ;?
Haben Sie, Vielgeliebter HE Gevatter und Freund! mitten unter den
Zerstreuungen des heutigen Tages, der keinem Postulat sondern einer Investitur
scheint gewiedmet zu seyn, Muße zu diesem kleinen Auftrage: so sorgen Sie,
daß die Differentz von 15 gl. grl. für meinen Beutel und zum größern Ruhm
des verdienten Noels ausschlage. Ich weiß mein Petitum nicht dringender zu
schlüßen als mit eben den Worten womit ich selbiges angefangen habe: heute
an Ihnen, übermorgen an mir
P. P.Da ich noch nicht imstande bin auszugehen, und noch weniger
auszufahren: so sehe ich mich genöthigt abermal mit einer Ew. Wolgeboren mit
einer relatione clinico-mixta beschwerlich zu fallen, ungeachtet es mir sauerwird einmal meine Hand nach der Feder auszustrecken, als siebenmal nach
der Stadt zu traben.
Mein kleiner Patient befand sich diesen Montag so wol, daß ich mit Gewalt
ihm Nachmittags untersagen muste aufzustehen, bald nachher funde sich aber
Hitze, Durst und Phantasien stärker als vormals ein. Ein Lavement wurde
gemacht, konnte aber ihm nicht halb beygebracht werden, weil er über
Schmerzen schrie, und daß er von selbst zu Stuhl gehen müste. Dies geschah auch ohne
einige sonderliche Erleichterung. Ein zweites Lavement schien des Nachts
nöthig zu seyn, um den unersättl. Durst und den vom Trinken aufgeblähten
Bauch zu erleichtern. Es gieng mit diesem 2ten Versuch ebenso, doch war der
offene Leib stärker und die Wirkung beßer, weil sich der Schlaf gleich daraufeinstellte. Den Dienstag erwachte er sehr munter, doch ohne einige Merkmale
des appetits zu verrathen. Den ganzen Nachmittag und die darauf folgende
Nacht in einem zusammenhangenden ruhigen Schlafe zugebracht. Seit dem
Schweiße langen Schlafe scheinen die brennende Hitze und Durst fast gantz
aufgehört zu haben. Mittwochs aber bemerkten wir eine Lähmung in den
Fingern, vorzügl. der rechten Hand, und daß er nichts festzuhalten im stande
war. Ueber Schmerzen bald in Händen, bald in den Füßen, bald im Ohr hat
er vorzügl. Montags geklagt, und die Schmerzen in den Füßen haben sichihn auch vorgestern Abends beunruhigt. Dies scheint sich auch zu geben, aber
noch nicht völlig aufgehört zu haben, wie wir auch eine Veränderung im Ton
seiner Stimme seit der Zeit bemerkt haben, die vielleicht eine Folge der Hitze
u. Entkräftung seyn mag. Ohne gegenwärtig an Aufstehen zu denken, bringt
er fast den gantzen Tag mit Lesen und Singen zu. Heute ist der Appetit zum
Eßen ein wenig stärker als die vorigen Tage gewesen. Der offene Leib fehlt
seit dem letzten Lavement Montags Abends oder vielmehr der darauf
folgenden Nacht. Der Urin ist bald trübe wie Häfen, bald von heller Farbe ohne
sich zu setzen. / / Vom
Puls
verstehe so wenig als vom Tact in der Music.
Die Tropfen möchten noch auf 3mal hinreichen.
Ew. Wohlgeboren wißen bereits, daß das Gefühl es.
natürl. Vaters
desto
lebhafter bey mir ist, je entfernter ich von allen den bürgerl. Tugenden bin,
die und dem Verdienste des Tituln und Mitteln entfernt bin.
Da ich von Jugend auf mehr Seeligkeit im Geben als Nehmen genoßen,
so thut fällt es mir freylich bisweilen etw das Joch bisweilen etwas
schwer, nicht nach meiner Neigung leben und geben zu können. Unterdeßen
hab ich noch keine Ursache über das Misverhältnis meiner Ausgaben und
Einnahmen zu verzweifeln; je mehr ich der Hofnung lebe, daß der Seegen
eines Vaters und Bruders je später desto reichlicher über mich aufgehen und
blühen wird und meine mühseelige Arbeit im Verborgnen nicht verloren
seyn wird sondern ihre offentl. Belohnung erhalten und alle nugas anilesbeschämen wird.
Bitte also Ew Wohlgeboren Beyl. als eine bloße arrham meiner
Erkentlichkeit nicht zu verschmähen und empfehle mich und mein Haus Dero fernerenbeharrl. Wohlwollen, der ich mit unverrückter Hochachtung die Ehre habe
zu seyn
Den 13 Jänner 75.Ew Hochwolgeboren habe die Ehre mit dem verbindlichsten Dank denie
QuintusMemoires critiques et militaires zu überschicken, die ich mit vieler
Andacht durchgelesen, ohne selbige das Wenigste recht zu verstehen, weil
ich kaum Wachparaden geschweige eine einzige Revue die Neugierde gehabt
in meinem Leben anzusehen. Ich bin schon vorige Woche damit fertig
gewesen und hätte viel Lust das Buch noch eine Woche länger zu behalten, wenn
ich nicht mein Selbstlob, ein geschwinder Leser zu seyn, befürchtet hätte durch
einen längeren Verzug, auf eine gar zu grobe Art zu widerlegen. Die
Betrachtung, daß Ew Wolgeboren die freundschaftl. Gewogenheit für mich
gehabt hätten aus der dritten Hand mir diese Lecture zu verschaffen, die Furcht
den unbestimten Termin zu überschreiten und die noch größere Angst mich in
Dinge, die zu weit aus meiner Sphäre liegen, zur Unzeit zu vertiefen haben
mir die Oberhand behalten über eine Versuchung, über die ich mich näher
erklären werde, wenn selbige von Folgen seyn sollte.
Ich bin den 14 h zum ersten mal auf meinem Bureau aber dies Jahr noch
nicht weder in der Kirche noch in der Stadt gewesen. So bald ich meinen
Kirchengang halten wieder halten können, hoffe ich auch Ew.
Hochwolgeboren zu sehen von Angesicht zu Angesicht zu sehen im Heiligtum der
Freundschaft und Tugend – und alle zu beantwortende rückständige Fragen
so gut es mir mögl. zu befriedigen suchen, auf die ich gegenwärtig die
Antwort noch schuldig bleiben muß.
Ich empfehle mich bestens Dero geneigten Andenken und habe die Ehre
mit dem Einschluß desr aufrichtigsten Ehrerbietungen, zu seyn Ew
Hochwolgeboren aufrichtig ergebenster Diener
J G Hamann.den 31 Jänner 75.Liebster Hartknoch,
Wenn Sie nur so viel Zeit hätten zu lesen, als ich Lust zu erzählen: so
wollte ich ab ouo vsque ad poma Ihnen alles schreiben. – Nun lesen Sie so
viel Sie wollen, und laßen Sie mich schreiben, so viel ich kann.
Gestern um diese Zeit schwarze Stunde saß ich, trunk mein Kännchen
Caffé, rauchte mein Pfeifchen à la hate und „dacht nicht viel an das elende
Leben“; wie der Prediger Salomo sagt, als mir ein Fäßchen Caviar ins Haus
gebracht wurde – „Und kein Brief, keine Zeile dabey!“ Mit dieser
Exclamation des Wunderns gieng ich auf mein Bureau. Als ich zu Hause kam, liefen
mir meine Kinder entgegen und schrien: ein Brief! ein Brief! – „Von wem?“
Zündt Licht an, zieht mich aus, gebt den Caviar her!“– – „Ihre Sibylle roth und schwartz, wie Sie es verlangten abgedruckt.
Zwey Exempl.“ – – 31/4 Zeilen. An kein Caviar gedacht, an keine
vorhergängige Correctur – Der Verleger, dacht ich, ist ein anderer Julius Caesar;aber noch kein Augustus, der des erstern Festina mit einem lente zu
verbinden wuste.
Unterdeßen war das Fäßchen geöffnet, mit einem Eßlöffel bedeckt, und von
Paarsemmeln und Kindern umlagert. Ehe es zum Handgemenge kam, gieng
ich mein
Oracul
zu Rathe ziehen. Weil ich ersahe, daß die Sibylle am Tage
Adelgunde
angekommen war; so war dies nomen et omen.
Es lebe die Sibylle Adelgunde!
zwitscherten die Jungen. Der Alte aß,
wie schrieeibt – bis er nicht mehr konnte vor Schweiß seiner Nase. Die
Kinder machtens leider! nicht beßer; unterdeßen das respective Publicum in
langen Röcken, worunter sich auch Lehnchen Käthe befand, über den
Alten
und seine
Art
grifflachten, die
schwarze Seife
, wie sie es nannten, sich von
den Fingern zu leckteen.
Diesen Morgen erhielte von HE. Toussaint eine Entschuldigung, daß ein
kleines Briefchen
zum Fäßchen gehörig, wegen seiner kleinen Statur wäre
übersehen werden.
Dies Billet doux öfnete mir die Augen erst über meine
eigene
Ungerechtigkeit
, womit ich Ihr Stillschweigen in den Verdacht eines heiml. Unwillens
über mich gezogen hatte
2.) über den unvermeidlichen Betrug der optischen Beywörter;
groß
und
klein
,
dick
und
dünn
, wenn man den Innhalt der Dinge nicht einzusehen
im stande ist.
Gestern hieß es: was für ein
dicker Brief
! Und es waren 31/4 Zeilen ohne
datum, ohne den geringsten Wink noch Erläuterung der vergangenen Dinge.
Heut hieß es: ein
kleines Briefchen
! Er enthielt gleichwol ohne das
Datum und die übrigen Curialien mitzurechnen über 11 volle Zeilen. Nachricht
vom
Druckort
; Namen des gelehrten Correctors; genommene Abrede die
Lettern bis zu meiner Antwort stehen zu laßen; ein Merkmal des
guten
Willens
ein andermal den übrigen Innhalt meines lieben Briefes zu
beantworten; aviso vom Tönnchen Caviar nebst dem Namen des Monaths, des
Fuhrmanns, des Destinataire, Zahl des Gewichts und den Anfang eines Χstl.
Wunsches, der so trefflich eingetroffen, daß ich nunmehr bestimmen kann über
ein ℔ mit meiner kleinen Mannschaft verschlungen zu haben.
Um meine unverschämte Lüsternheit in Ansehung des Caviarseinigermaßen zu entschuldigen, kann ich nicht umhin anzuführen
1.) daß ich eine so tiefe eingewurzelte Ungeschicklichkeit und Abneigung
gegen allen Handel und Wandel habe, daß ich ohne Rücksicht des
Eigennutzes wünschen möchte nichts auf der Welt erkaufen zu dürfen. Es ist
gar zu weitläuftig Ihnen alle die Gründe dieser meiner Antipathieoder Idiosyncrasie zu entwickeln.
2.) daß ich zu so streng wie der Accise Tarif meines allergnädigsten
Monarchen unter die objecta consummationis ordriae und Delicatessen
distinguire.
3.) daß ich letztere mit allem mögl. Epicureismo verzehren mag und daß
das Andenken eines Freundes, dem ich einen Genuß zu verdanken
habe, dazu der beste medius terminus ist die Fibern des Magens und
Herzens zugl. zu
kützeln
.
Nachdem ich heute aus Ihrem Billet doux vom 3 huj. st. v. ersehen, daß
mein Vertrauen auf Ihre Freundschaft auf keinerley Art beschämt worden
ist: so faße ich auf einmal Muth, an statt eines mimischen Stillschweigens bis
zur OsterMeße und einer mündl. Unterredung, Ihnen noch einmal zu
schreiben. Meine kleine Adelgunde ist so rund und gut im Druck gerathen, daß ich
meine Freude an ihren rothen Wangen und pechschwarzen Augen und Haaren
gehabt habe. Ich überlaße es gänzlich Ihrem Gutachten und dem Befinden
der Umstände, ob Sie aus nachfolgender Anzeige von Muttermählern noch
einigen Gebrauch machen können und wollen:
S. II. Z. 3. an statt Harmonien, lies: Harmonie. S. IV. Z. 2 fehlt das
Zeichen - zwischen Immer- und Vermehrer,
Immer-Vermehrer
. i. e (Semper Augustus)V. Z. 3. herrlichen, comma fehlt.VI. Z. 10. an statt alten, lies: altem
12. Grund- fehlt das Zeichen der Trennung oder Verbindung-
VIII. Z. 10. an statt Schemen, ließ: Scheme und zeitigen mit einem
kleinen z.
IX. Z. 14. an statt spuckenden, lies: spukenden. Weil Spucken und
Spuken verwechselt werden kann. Vielleicht wär es noch
beßer das Wort mit 2 u zu schreiben: spuuken.
XII. Z. 9. an statt das, lies: daß
XIV. Z. 2. an statt: ein Caviar lies: Caviar, deleatur ein.
XV. Z. 2. hinter Zueignung? muß an statt des Fragezeichens ein Colonstehen.
S. XVI. lin. vlt. an statt Meduse Minerva lies:
Aspasie
. Mit dieser
Aenderung wäre zuvorgekommen, wenn ich nicht Antwort auf
das Wörtchen Hu? gewartet hätte. Den wenigsten Lesern
dürfte es einfallen, daß Pericles se Aspasie in der Maske der
Minerua Schau getragen öffentl. und daß ich Aspasie dachte
und Minerve schrieb.
Dies wären meine Curae posteriores alle. Sollte meine Antwort zu spät
kommen und die Lettern schon aus einander seyn; so ist an allen diesen Naeuisnicht viel gelegen, und ich überlaße alles Ihrem Gutbefinden und der Lage
der Sache. Bitte nur, liebster HE Verleger, mich nicht auszulachen, daß ich
wegen eines leichten Bogens in klein Duodez so viel Federlesens mache, und
sich durch das optische Urtheil meiner lieben Amtsschwestern im langen Rock
u. mit glattem Kinn nicht irre machen zu laßen, welche die vires nach dem
volumen schätzen, und dünne dick, klein groß nennen nach der UnterInstanzdes sinnlichen Augenscheins.
Von den 2 mir überschickten Exemplarien habe ich das Meinige noch gestern
Abend verschenkt. Ich erwarte daher die mir zugedachte und versprochene
kleine Anzahl mit
Gelegenheit
, daran es nicht fehlen wird. Das dem Herder
zugedachte Exemplar kann noch nicht sogl. befördern, weil er mir eine
Antwort schuldig ist, auf die ich warte, und willens bin das Exemplar durch
Claudius meinen Gevatter zu expediren, der schmerzl. auf den Anblick wartet,
damit er’s wenigstens lesen und sehen kann.
Von den mir zugedachten Exemplarien bitte noch 2 abzunehmen, eins für
HE. Georg Berens, für seine stille Verdienste um unsern gemeinschaftl.
Freund zu B. und das andere für den armen Hintz in Mitau, dem ich zugl.
einen
förmlichen Arrest anzukündigen
bitte wenn er mir auf Ostern nicht
wenigstens 3 Exemplaria des
Selbstgesprächs
und 3 der nicolaitischen
Antwort No. 1. mitbringt nebst dem Defect des Sophrons. Sollte einer von
beyden das Andenken der
Sibylle Adelgunde
verschmähen; so bitte das
verworfene
Exemplar für mich beyzulegen – und es als ein Corpus delictigehörig zu zeichnen.
Ein
einziges
Exemplar des Zacchaei habe am Neujahrstage erhalten,
aber auf frischer That einen Manne aufgedrungen, daß ich also nichts als
die Aushängebogen für mich selbst besitze, dörfte wol keins vor der Meße
erwarten. Und gesetzt daß eins eher ankäme, so würde es nicht der Mühe lohnen
es Ihnen zu expediren.
Nun liebster Freund Hartknoch! Das ist wirklich der letzte Brief, den ich
Ihnen schreibe; weil ich den ernsten Willen habe, wo es nur immer mögl. seyn
wird, etwas feisteres in Ihren Verlag zu liefern, um Sie wegen der
begangenen Tändeley mit der
Sibylle Adelgunde
, wo mir nur möglich
schadlos zu halten. Es wird keinem Menschen auf der Welt so schwer und
so leicht einen Brief zu schreiben als mir und ich bin das wunderbarste
Gemisch von extremis. Mein Waarenlager über den Articul, den ich im Schilde
führe, ist so voll, daß mich mein Ueberfluß arm macht.
1/12tel des Jahrs ist verfloßen, ohne daß ich weder eine Kirche noch die
Stadt besucht habe. Eine splendida bilis, wie Horatz es nennt, zeigt mir in
jeder Sache Seiten, die andere nicht sehen können oder nicht sehen wollen, und
macht mir allen Umgang mit Menschen, die mir so unerklärlich sind als ich
ihnen seyn muß, unausstehlich. Diese Rücksicht auf meine Gemüthslage scheint
mir den sichersten Aufschluß von unsers gemeinschaftl. Freundes ebentheuerl.
Autorschaft zu geben. – Holla! Schicken Sie mir doch mit eben der günstigen
Gelegenheit seine
Volkslieder
. Alles Meßgut ist für uns eingefroren. Haben
Sie beßer Glück gehabt – das Dictionnaire des Finances erhalten? Wieviel
kostet es? und werden Sie Ihr Versprechen erfüllen es mir kennen zu laßen,
wenn es mir zu theuer seyn sollte. Sie erhalten Geld, oder Buch ehrlich
wieder, weil dies zu den objectis consummationis ordriae gehört.
Nun ich wünsche Ihnen und Ihrem ganzen Hause viel Freude, und
erwarte Sie – halb oder gantz fertig – Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Hälfte.
Meine Kinder schlafen alle Gottlob! Hänschen hat mir manchen Angstschweiß
zum Anfang dieses Jahres durch ein gefährliches Lager an einer starken
Verkältung abgejagt. Und hiemit Gott empfohlen.
Johann Georg Hamann.Von Hamanns Hand:Erhalten den 27 Febr. 775Ich kanns Ihnen nicht bergen, liebster H., daß es es diesmal nicht Sie
gelten sollte, sondern Inlagen die Sie bestens u. baldigst auf beide Posten
geben werden: denn ihr Inhalt ist dringend. An Sie mich auszuschütten,
habe noch nicht Zeit u. Muth – wollte Gott, ich könnts bald!
Also nur summarische Antwort auf Ihren Brief, der mir d. 1. Jan. u.
also recta am N. Jahr kam u. ein gut Omen war zum N. Jahre, so furchtsam
ich ihn in die Hand nahm. Mein Wahlspruch zu diesem N. J. wird wohl
heißen: Sünde büßen, verstummen u. vest werden in der Wahrheit. Alles scheints
mir bisher zu bestärken.
Glück Ihnen zu Ihrer Tochter u. auch mein Weib sagt Amen! Unser Bube
ist bei einer hier herrschenden Kinder Krankheit mit dran gewesen, hat sich
aber wie ein Löwe gewehret u. ist frei u. munter.
Claud. hat mir noch 2. Ex. der Proleg. gesandt die ich an die Darmstädter
senden soll. – Wer sind die Darmst.? Ists etwa Moser? Denn Merk ist
eher mein Verräther, wie ich zu glauben Ursach habe, als mein Freund.
Sp. Briefw. sollen Sie bekommen, wenn die Wunde zugeheilt ist. Jetzt ist
sie noch zu frisch u. da kratzt man nicht gern an der Narbe. Ich mag auch
dafür von allen Apolloniis noch nichts hören, bis mir Gott hilft.
Stockmars Familie rühmt meine Frau, so viel sie dem Gerücht nach sie
kennet. Sein Bruder ist Lieuten. in Pirmasenz, ein stiller, bescheidner,
vortreflicher Jüngling, der mit seinen Schwestern friedlich hausgehalten u. im
besten Ruf ist. Das ist Alles, was sie weiß will aber nach mehr schreiben –
Sei er Ihnen zu vielem Guten.
Ich habe ein Buch, das ich heut absende, mit Kleister u. Schere fertig.
Wollte Gott, daß es das letzte wäre, das ich schriebe. Die Volkslieder nehme
ich zurück: an Fortsetz. der Prov. Bl. denke ich nicht: ich will u. muß
schweigen. Urkunde ist etwa das Einzige, das ich liefere, u. auch das soll mich nicht
halten.
Ich hoffe Hartkn. zu sehn, durch Ihn viel von Ihnen zu hören u. zu lesen.
Er bringt mir meinen Neffen mit, daß ich mich zur Erziehung meines Buben
gewöhne.
Um uns ist Nacht, mein lieber H. bittet Gott, daß er die Nacht ende, u. was er
gewiß thun wird, in Licht aufkläre. – Wird mein Auge Licht seyn, wirds auch
mein Styl werden: er ist von Nichts, als meiner ungelenken, unebnen,
trägen, handlungslosen u. bildervollen / (velut aegri somnia in Platos Höle) / Denkart Zeuge! Helfe mir Gott! Lebt wohl, treuer trauter Silen, Pan u.
Orpheus.
Dat. den 11. Febr. in tiefer Höleden 13 Februarii 75.Wenn Sie so ein aufmerksamer Ehmann sind: so hat Made Hartknochin so
viel Ursache zufrieden zu seyn als die Sibylle Adelgunde mit Ihrem HE
Verleger. So sehr ich für das heute erhaltene Exemplar danke: eben so gern
möchte das mir zugedachte größere Fäßchen Caviar für dies Jahr verbitten,
doch unter der Bedingung, es aufs künftige zu versparen, aus physischen und
moralischen Gründen, die für gegenwärtigen Brief nicht Raum haben.
Das unserm Freunde Herder zugedachte Exemplar ist den 1 huj. an Me
Claudius
abgegangen mit der Bitte die Bestellung deßelben auf das
geschwindeste u. sicherste zu besorgen 1.) weil es sich nicht recht für mich schickte
es immediate nach Bückeburg zu bestellen 2.) weil Gevatter Claudius mir sehr
feyerlich in seinem letzten Briefe versichert hat, daß dieser Ort Wandsbeck
näher läge als Kgsberg 3.) weil ich höchst nöthig hatte an Me Claudius ein
Sapphisches Billet doux im Namen der Sib. Adelgunde zu schreiben 4) weil
ihr Mann auf einen schnellen Abdruck des Opusculi sehr erpicht war 5) weil
ich dem Cunctatori Bode eine kleine Schaamröthe durch die entgegengesetzte
Extremität Ihres guten Beyspiels abjagen wollte. – – Ich glaube aber, daß
an dem lieben Mann Hopfen und Maltz verloren ist und ich habe ihm zum
neuen Jahr einen Panegyricum geschrieben, der vielleicht zum Eloge funebreunserer Freundschaft dienen kann. Wenigstens haben Bode u Comp. dies Jahr
noch nicht gemuchkst.
Mein liebster Freund Hartknoch! „Sie machen sich zu noch größerem
Verlage von mir gefaßt, aber nicht anders unter keiner andern Bedingung, als
Sie mir schon gesagt, daß und wie mir die ganze Sache conveniren wird.
Ich soll dies auch nicht übel nehmen, da Sie wider Ihren Vortheil nicht
handeln dürfen.“
Um so züchtig als mögl. von diesem passuIhres Briefes zu reden
erlauben Sie mir denselben als den Nabel Ihres kleinen Briefes anzusehen
und ad iactationem et modum vatis Horatii zu praeludiren.
1. daß der Bär erst gefangen seyn muß. Ich lese jetzt des Juliani und
Cyrilli opera und denke erst mit Fastnacht meiner Arbeit den Anfang
mit Fastnacht zu machen.
2. Ist es mir ein gutes omen, daß Sie als ein ehrlicher Preuße das
Principe de convenance zum Grunde legen. Da ich als
Autor
gleiches
Glaubens bin, so schmeichle mir desto eher mit einem amanuensi von
gleichen patriotischen Grundsätzen desto eher einig u. fertig zu
werden. Aequa potestas von beyden Seiten zum vorausgesetzt – – hancveniam petimusque damusque vicissim.3. Der T‥ verlangt Ihren Schaden; aber ich nicht, weder als Freund noch
als Autor Schriftsteller, da dies mein Handwerk niemals gewesen ist
noch werden wird, wie Sie
selbst
wißen. Allso Ihrem
Vortheil
gemäß zu handeln, ist gänzlich Ihre eigene Sache, von der ich nichts
verstehe, noch verstehen will, um kein Allotrioepiscop zu seyn oder
polypragmaticus, wie meine Halbbrüder und Landsleute. Siehe das
Gelehrten Lexicon Art.
Funeicus
. Diese Schürze von
Feigenflechtenblättern habe nolens volens flechten müßen um die pudenda meiner
Autorschaft und Ihrer Äußerung zu bedecken.
Da ich nichts als die Correcturbogen des letzten Bodischen Verlags in
meinen Händen habe: so kann Ihnen bloß die Aufschrift mittheilen:
Christiani Zacchaei TelonarchaeΠρολεγομενα über die neueste Auslegung der
ältesten Urkunde des menschl. Geschlechts. In zweyen Antwort Schreiben an
Apollonium Philosophum. Mit einem Motto aus dem lieben Persius auf den
sokratischen Jünger Alcibiades, das mit dem Hamb. Nachrichter zu reden,
gar zu langweilig abzuschreiben ist. 11/2 Bogen in 4. An statt 45 Scholien ist
hier eEine
einzige Anmerkung
des Herausgebers zum besten des
Verfaßers in deßelben eigener besondern Mundart, mit dem Verfaßer des
Hartungschen Meß-Catalogi zu reden.
Daß Sie die kleine Adelgunde, Ihr eigen Verlagsbuch nicht verstehen, das
ist Waßer auf meine Mühle mit unserm alten Freunde, dem Papiermacher in
und von Trutenau zu reden. Sie sind Gott Lob! mein 6terAmanuensis, der
mir die Ehre anthut mich für einen Autor zu erkennen, der eben dadurch daß
er kein Schriftsteller seyn will, verdient einer geworden zu seyn. Ihre eigene
Schuld ist, daß Sie nicht auf unsere Gespräche über die Erscheinung der
Irrlichter im alten Graben, über Galimafristen Nasonis Icon, der freylich – aber
nicht dem Hausherrn zum Verdrus auf den Busen – gehangen zu werden
verdient noch auf meine Gesichter die ich schnitte, Achtung gaben, weil Sie
dort am Fensterkopf beym Porcellan-Schaffchen den ehrbaren,
schmachtenden, entzückten Liebhaber spielten.
Nunmehr hoffe ich, daß Ihnen die posteriora Ihres verlegten sibyllinischen
Versuchs über die E. so sonnenklar seyn werden, als der heutige Mond, der
morgen eine eclipsin erleben soll, ohne es selbst zu wißen, weil er nichts als
ein Amanuensis, aber kein Autor seines Glantzes ist, wie Ihr ergebener Diener
Johann Georg – mit dem Lindwurm.P. S. Mein Namens Vetter des A. B. schrieb sich mit Einem n finali,welches ich künftighin zu verdoppeln bitte, weil ich auch keinen
müßigen Buchstaben meines guten Namens gern verlieren möchte.
P. S. 2. Ohne dem Verstande dieses Briefes Abbruch zu thun, sehe ich keine
Möglichkeit ab ihn zu verlacken und die Wahrheit zu sagen, fehlt es
mir an dieser spanischen Waare – ebensosehr als an Augenblicken
zu Antwortschreiben
– als zu solchen eines fernerweitigen größern
Verlages.
P. S. 3. Wegen der kleinen Schreibfehler mag es bey Ihrem guten Vorsatz
bleiben. Minerva laßen Sie aber man stehen. Der Name der Aspasie
möchte eine gar zu große mouche seyn für die Schläfe Ihrer
ergebenen Dienerinn
Sibylla Adelgunda. mppEilen Sie zur Meße, um das Fell des Bären in Augenschein zu nehmen,
weil man kein Katzen- geschweige ein Bärenfell im Sack handelt, wenn von
Handels Sachen zwischen uns die Rede wäre, wofür mich mein guter
Daemon behüten wird. Vale et festina.Adresse:Postscript / an / meinen Freund Hartknoch / zu /
Riga
.
Hamburg, den 14ten Febr. 1775.
HEn
.
Hamann
.
Um meinen, durch Glück und viele saure Arbeit erworbenen Titre nicht zu
verlieren, schreibe ich erst heute! Nicht wahr? so denken Sie! Aber der
nordische Magus kann sich irren. – Diese Jahrzeit ist überhaupt für einen armen
Teufel in Hamburg der Rechnungsgeschäfte hat, die Geschaftvollste, und
dazu ist noch eine Krankheit gekommen – verstimmte Schornsteine im ganzen
Hause, daß ich die meiste Zeit nur die Wahl unterm Erfrieren oder
Todtschmauchen gehabt – Kurz – ich schreibe erst heute! Und melde Ihnen:
daß Kanter durch zwey Briefe von mir 40 Tristrams nebst andern Sachen
gefodert hat. Er spricht von Subscribenten, die ihn darum quälen, ob er mir
gleich keinen, weder für sich noch für Sie angezeigt hat. So ungerne ich nun
dem Herrn Kanter in die Hände gerathen wäre, so hätte ich doch, aus andern
Betrachtungen, sein Begehren längst erfüllt: allein ich wollte doch gerne erst
Nachricht haben, daß die 45 zu Waßer angelandet wären. Endlich hab’ich
doch, um ihn nicht zum Unwillen, und vielleicht zu etwas Schlimmern gegen
mich zu reitzen, mit der heutigen fahrenden Post 21 Stck. geschickt, und ihn auf
die übrigen 19 Stck. an Sie verwiesen. Ich hoffe, daß der Schiffer doch
wenigstens gegen die Zeit, da das Paket auf der Post anlangt, auch angekommen
seyn soll, und Sie also (eine große Ursach meines Säumens) eben so
geschwind Ihre Subscribenten befriedigen können.
In dem Packet zu Lande habe ich für Sie beygeschloßen 12 Mancherley
und 24 Prol. wie auch ein Exempl. von Schmidlins Chatolicon, welches Siealles schon vorher bey Herrn Kanter in Beschlag nehmen mögen. Herr
Schmidlin will, ich soll Ihnen allerley Gutes von ihm sagen, damit Sie ihm ja nicht
böse seyn oder bleiben möchten. Da ich aber von Ihnen weiß, daß Sie keinem
Menschen eigentlich böse seyn können (das fürcht ich, als rüstiger Uebersetzer
und langsamer Correspondent nicht einmal) und sich von Schmidlin mit
Wahrheit wirklich viel Gutes sagen ließe: so will ichs nicht thun, und Sie
werden doch thun, was er wünscht.
Was Sie in Ihrem letzten Briefe von noch 45 Tristrams sagen, muß ich,
meinem eingefrornen Kopfe zur Schande, bekennen, verstehe ich nicht.
brauchten Sie aber mehr Exemplare, so stehen so viele zu Dienste als Sie fodern
werden.
Was sagen Sie zu dem Einfalle, den jemand gehabt hat, ich soll mich an
den Launevater Rabelais wagen? Wenn Sie einmal eine müßige ¼ Stunde
haben, so sagen Sie mir es doch. Aber, was sagen Sie dazu, daß man Sie im
D. Merkur zum Chef einer Litterarischen Sekte gemacht, und mich, mich
unphilosophischen und unwitzigen Scribler hinter Ihnen, wie der Bauer hinter
dem Pabste, im Todtentanze, anwackeln läßt?
Wenn Sie wirklich der Mann wären, der, um ein Kind zu beniemsen nach
der Gegend reisen möchte: so sollte mich Abrahams Beyspiel reitzen, um zu
versuchen, diese Ehre für mein eignes Haus zu erbitten, weil es doch mit
Claudius und der Claudilla etwas langsam zu gehen scheint.
Andere Namen auf der Schreibtafel erinnern mich an die Kürze der
flüchtigen Zeit, an einem Posttage. Also einen herzlichen deutschen Händedruck und
Adche! laßen Sie bald Nachricht wißen, daß Sie gesund und wohl sind, und
daß das Schiff angelangt sey Ihren
J J C BodeAdresse mit rotem Lacksiegel:a Monsieur / Monsieur Hammann /Homme de lettres / à / Königsberg / franco /P. HöchstzuEhrender Herr Professor und Freund,
Da durch den HE. Criminal RathHippel erfahre, daß in einer
Hamburgschen Recension des deutschen Mercurs, ich weiß selbst nicht recht wie,
eingeflochten seyn soll: so ist meine Neugierde ungemein gereitzt worden, dies
Blatt zu sehen, um wenigstens vnguem ex Leone abnehmen zu können. Habe
deshalb gestern im Buchladen Ansuchung gethan, aber umsonst – endlich
heute Nachmittags No 21. vom 7 huj des Correspondenten durch HE.
Einnehmer Lauson erhalten, wo der 8. Theil des Mercurs in 15 Zeilen blos
angezeigt wird, aber nichts mehr als die Rubriken des Innhalts.
Heute wurden mir aus dem Buchladen zu des
Herrn Nicolai Leiden
und
Freuden über D.
Göthe
lieben Werther
und dem ZeitungsStück
Hoffnung gemacht, habe aber umsonst darauf gewartet, ohngeachtet HE. CriminalRath Hippel mich versichert, deshalb einige Abrede mit Ew. Wolgeboren
bereits genommen zu haben.
Ich kann daher heute nicht füglich ehr schlafen gehen, bis ich alles mögliche
gethan, um meine einmal erregte Neugierde zu befriedigen, und nehme noch
diesen Abend zu Ihrer Freundschaft meine Zuflucht, so viel Sie können
beyzutragen, daß ich das Zeitungs-Stück selbst entweder erhalte oder eine
bestimmtere Anzeige deßelben: ob es in der neueren Hamb. Zeitung, wie ich
vermuthe gestanden, und wie alt oder von welchem Posttage es seyist –
um es durch andere Mittel auftreiben zu können, wenn ich auch deshalb selbst
nach der Stadt und zu Wein gehen sollte. Weil ich besorge, daß was ich bey
Abendzeit schreibe, bey hellem Tage etwas schwer zu lesen ist: so wünsche szum Schluß so wohl geschlafen zu haben, als ich nunmehr es zu thun willens
bin, und bin mit der herzlichsten Hochachtung
Ew. Wolgeborenergebenster Diener Hamannden 18 Febr. 75. 93/4 Uhr des Abends.Adresse: Des / HErrn Professor Kant / Wolgeboren / zu /
Hause
Kgsberg den 27 Februari 75.„Unser Hänschen hat das Fieber, und Sie haben 2 Briefe bekommen.“ Mit
diesen Worten bewillkommte mich meine Hausmutter, als sie mir die
Hausthür zu Mittag aufmachte. Nachdem ich mein Hänschen beklagt hatte, der
mich nach den beyden Briefen auf dem Fenster zurück wies, fand ich einen
dicken vom Herder; und einen im Verlegerformat an einen 12o Autor vom
Bode.
Der Herdersche verschwand in ein kaum halb beschriebenes 4 Blättchen
datirt den 11 Febr.
in tiefer Höle
die er Plato’s nennt ein paar Zeilen
vorher, aber mir finsterer als Plutons vorkam. Die dicken Einlagen waren ein
gefülltes Schreiben an se Schwester in Mohr. und gegenwärtige. Auf dem
Couvert meines vehiculi stand
Druck-Sachen
. Ich bediente mich also der
mir einmal ertheilten Concession von meinem Freund und Verleger
Hartknoch, theils aus Neugierde wegen der
Etiquette von Drucksachen
, theils
um meine Unruhe über den
geheimnisvollen
und
verschwiegnen
Kummer
seines Briefchens.
Um meine Relationem Happelianam fortzusetzen: so fang ich an die
erbrochene Einlage zu lesen, wie Apolls Rabe einen gestohlnen Quarkkäse. –
Ich glaube wahrlich, daß ich die Augen im Kopf verkehrte über den Anfang
und einige Flüche oder Schimpfwörter unter meinem geschornen Barte
krümelte. „Mit was für einer offenen heitern galanten Mine er an Bruder
Hartknoch schreibt – und mit Dir stellt er sich so sauertöpfisch und heraklitisch, als
wenn er Deiner gefurchten Stirn und tiefliegenden Äuglein Trotz bieten
wollte. Ist ein verwünschter pr – – – d’etc.“
Je weiter ich las; je mehr vergieng mir Gesicht und Gedult. Mir wurde so
übel zu Muthe, als wenn Mittags der Tisch noch nicht gedeckt ist – oder als
wenn man sich an etwas vergreift, wohin man nicht greifen soll, und eine
Anwandelung von Unruhe darüber fühlt, als wenn einem was ahndet. Ich
fieng auch an einen Unterscheid der Hand zu bemerken, die mir eben so
verstellt als sein Ton und Styl vor kam; daß ich, wie bey solchen Gemüths
Umständen gewöhnlich, das Blatt in der Hand zu wenden und umzukehren
anfieng und darüber die Unterschrift von
Karoline
Herder eigentlich gewahr
ward. Wenn es nicht ein Wechsel war, mein lieber Hartknoch, so war es doch
ein quid pro quo, das mich abermal verdroß; denn uns arme Hypochondristen
verdrüst jede Fliege die auf unserer und unsers Nachbarn Nase sitzt und wenn
es auf uns ankäme, würde es im gantzen Jahr so leer von Fliegen und
Brimsen seyn als beym gegenwärtigen Schluß des kleinen Hornungs und um
Fastnacht.
Nun weiß ich nicht, ob Ihre mir ertheilte Concession mich um ihre
Bückeburgsche Correspondentz bekümmern zu können, sich auch bis auf die
allerliebste Karoline
erstreckt, die wie eine Männin denkt und schreibt,
unterdeßen der liebe Mann seiner Heerde die Rolle des Herkules bey der Spindel
spielt. Weil Sie ein Freymäurer sind dem man ein wenig Verschwiegenheit
zutrauen kann; so bitte der Me Hartknochin von diesem Vorfall nichts zu
entdecken; damit Sie nicht auf den Argwohn verfiele, daß ich das offene
Briefchen an Sie eher als Ihr lieber Mann gelesen hätte; welches eine unvergebl.
Nasenweisheit mir ausgelegt werden könnte.
Heute auf den Abend als ich zu Hause kam, erfuhr ich mit viel
Zufriedenheit daß Hänschen von Mittage bis nach 5 in einem Schlafe gelegen hatte.
Nun Gott Lob! sprach der Hausvater! und sah nach seinem Lehnstuhl, wo er
ein Pack gewahr ward. „Kinderchen frug er, was ist das“ – mit dem
Zeigefinger ausgestreckt. „Heute sind Sie recht glücklich, versetzte die Hausmutter.
Made Rappoltin hat es hergeschickt nebst einem Fäßchen Caviar.“ „Ha!
ha! das ist gut.“ Nun, mein lieber Hartknoch! die Hälfte ist bereits beym
Schluß der ersten Seite statt eines Intermezzo verzehrt, und ich hatte alle Gewalt
mir anzuthun nicht das morgende Dessert zu anticipiren. Mein Hänschen,
der den gantzen Tag gefastet, hat wie ein kleiner Mann mitgemacht und hat
mir nicht gnug zu
erzählen
– (ist er nicht seines Vaters Sohn? werden Sie
mir ins Wort fallen) – und zu beschreiben gewust, wie leicht von Beinen und
Gemüth er sich nach seinem heutigen Fieber befände, und daß er, wenn er
gesund wäre, viel schwerfälliger und unlustiger sich fühlte.
Nun, lieber Herr Verleger! Herders Einlage und Ihr Caviar kommt mir
recht zu paß um mein Gelübde nicht mehr zu schreiben sondern Ihre Ankunft
ruhig zu erwarten, mit Ehren und Anstand brechen zu können, weil ich
bereits ein paar Tage im Sinne an Sie geschrieben.
Ohngeachtet ich bereits vorige Woche den Anfang zu den hierophantischen
Briefen gemacht und ich gern dieser Bürde meines Gehirns entledigt zu
werden wünsche: so haben doch gantz
neue Begebenheiten
auf dem Parnaß und
an unserm
politischen Horizont
, an dem ein paar
Gestirne eclipsirt
seyn
sollen, eine gantz neue Reyhe von Gedanken in mir hervorgebracht. Weil ich
von StaatsSachen lieber hören als reden mag: so will ich mich blos bey den
ersteren aufhalten.
Sie werden vermuthlich aus der neuen Hamb. Zeitung oder dem
Wandsbecker Boten bereits erfahren haben, daß der deutsche oder Weiland – Wieland
– Weimarsche Mercur mich zum Oberhaupt einer sehr ansehnlichen Secte und
Schule unter den schönen Geistern des deutschen Parnaßes creirt und
proclamirt hatte; und daß Klopstock, Herder, der dänische Resident zu Lübeck,
der große Bode zu Hamburg, der dramatische Thavmaturg an den Ufern
Mayns ppp als freiwillige Partheygänger meiner Standarte geschworen
haben und leidige …
aner
geworden sind, so wenig auch diese Endungssylbe
recht zu meinem ehrlichen Namen gefällt. Weil mit dem erhabenen Pindar
aber zu reden geschehene Dinge nicht mehr zu ändern sind und des einen Glück
des andern Unglück seyn muß, so kommt es nunmehr ledigl. auf die Kunst
an, daß die respective Interessenten sich in beydes gehörig zu schicken wißen;
und meine Magie hat nunmehr eine größere Schaubühne bekommen, als ich
es je hätte wünschen können.
In Rücksicht dieser großen Staatsrevolution auf dem Parnaß, wobey es
wie Sie leicht erachten können, an Intriguen und Confoederationen u
Insurgenten und Factionen und Spaltungen nicht fehlen wird, und in
Rücksicht mancher andern Umstände, die ein kluger Autor keinem Amanuensi,wenn er auch sein Busen Freund, Gevatter p wäre, mit gutem Gewißen
anvertrauen kann, nehme ich mir die Freyheit, liebster Hartknoch! Sie an Ihre
geneigte Anerbietung zum Verlage einer französischen Breloque zu erinnern,
mit der es jetzt Zeit wäre hervorzurücken, aber unter folgenden Bedingungen
1.) daß sie so viel mögl. unter dem strengsten Siegel des Geheimnißes
abgedruckt würde, und kein einziges Exemplar als mir allein ausgeliefert
würde, wenigstens vor der Hand und bis zu meiner Bewilligung über
die Gränze käme.
2.) daß ich die Correctur vorher davon zum durchsehen bekäme und
3.)
höchstens
fix und fertig von Ihnen mir Selbst mir überbracht
werden könnte.
Ich erwarte hierüber Ihre Ehrenerklärung wo mögl. mit der nächsten Post,
und werde mich alsdenn sogleich daran machen um Ihnen das kleine Mst.ins reine zu bringen. Warum sollte es mir nicht vielleicht mit Gottes Hülfe
gelingen ein wenig Einfluß in unsern politischen Horizont zu gewinnen, da
ich so glückl. im Parnaß gewesen bin, und vielleicht hat mich der
Wahrsager
in Bückeb. nicht umsonst seinen treuen, trauten Silen, Pan und Orpheus
genannt. Antworten Sie ihm bald und stärken Sie seine laßen Autorhände.
Ich werde es ihm übermachen. Ein Couvert und spanisch Lack können Sie
ersparen. Antworten Sie Ihm bald, weil ich mit meiner Antwort auf die
Ihrige warten werde. Und auf mein Gewerbe zum Verlag erwarte ein so
deutliches Ja! als Me Hartknoch damals verlautete, ohne leider! dabey
gewesen zu seyn; welches sich durch keine Familien Grundsätze entschuldigen
läßt. Die Wehen dafür werden auch nicht ausbleiben! und daß sie sich bald
aber dabey zu rechter Zeit einstellen und aufhören, damit das Mährchen mit
dem zweyten Theil zu Ende käme, wünscht zur geruhsamen Nacht Ihre
ergebene Dienerinn
Sibylla Adelgunda
Postscripte ob fugam vacui
.Das durch Me Rappolt mitgebrachte Paquet war das Supplement des
Sophrons nebst einem Dutzend Selbstgespräche und Nicolaischen Antworten.
Aber keine Zeile von dem Hintz.
Zu Ihrem Fäßchen Caviar erwarte auch noch ein Postscript zum Proficiatdes genoßenen.
Das Dictionnair des Finances müßen Sie noch nicht erhalten, noch le
Christianisme devoilé. p Sonst hätten Sie letztere bey Ihrer Durchreise mit
wieder nehmen können.
Herder schreibt mir, „ein Buch, mit Kleister und Scheere fertig den 11 huj.abgesandt zu haben mit dem Parthis mendaciore voto, daß es das letzte
wäre, so er schriebe. Die
Volkslieder
nimmt er zurück. an Fortsetzung der
Prov. Blätter denkt er nicht. Er will und muß schreibenweigen. Urkunde
ist etwa das einzige, das er liefern möchte. – – Um uns ist Nacht, schliest er,
lieber H. bittet Gott daß er die Nacht ende und was er gewiß thun wird in
Licht aufkläre. Wird mein Auge Licht seyn, wirds auch mein Styl werden:
er ist von Nichts als meiner ungelenken, unebnen trägen, handlungslosen
und bildervollen
velut aegri somnia in Platos HöleDenkart Zeuge. Helfe mir Gott! lebt wohl, treuer treuer etcetera.Dat. den 11 Febr. in tiefer Höle.“Sehen Sie, liebste Madame Hartknochin! so geht es allen jungen Frauen.
Unser liebe Verleger wird sich noch der Zeit erinnern, wo er den
kreutzziehenden Philologen kreißen hörte: Da es mir allso gehen sollte, warum bin ich
Autor geworden.
Unterdeßen Sie mit Mde Carolina Herdern in Briefwechsel gerathen sind;
hat die Sibylle Adelgunde das Vergnügen gehabt den 23 huj. ein
Handbriefchen von der Frau Gevatterin Anna Rebecca Claudius zu Wandsbeck ein
Handbriefchen zu erhalten, das so zärtlich, schmeichelhaft und kützlich als
wenn’s von einer Sappho geschrieben oder an einen jungen Stutzer
geschrieben wäre.Was Karolinchen mit dem Schlage auf die Schulter meynt, den Sie vom
bösen Hamann sich rühmt empfangen zu haben und mit was für
Wahrscheinlichkeit Sie sich mit einem
höltzernen
Gefäs vergleichen kann. Diese beyde
Puncte sind für mich
poetische Wäldchen
–
Küßen Sie Ihren Schatz so oft wie meine Gevatterin Anna Rebecca – und
sorgen Sie wie unsre ehrwürdige Freundin Caroline, daß unser liebe Verleger
nicht in einen zu starken Schweiß über das meine sibillinische Briefe und
ihre Antworten geräth. Aber sorgen Sie dafür, daß ich mit nächster Post ein
Dicat Ja! auf meine französische Breloque erhalte.
Schlafen Sie recht wol. Sela!den letzten des kleinen HornungsLiebster Hartknoch,
Ich habe heute Erkundigung von Ihrer Fr. Schwägerin Wohlbefinden nach
verrichteter Wallfahrt eingezogen und HE Rappolt die gestern aus
Bückeburg erhaltene Einl. an Sie anvertraut. Diesen Abend erhalte 22ExemplZacchaeos aus dem K. Buchladen, wovon mir 12 eigentl. zugedacht gewesen.
Die übrigen 10 sind vermuthl. – – Nun ich mags nicht sagen wie es einem
Propheten in seinem Vaterlande geht und bey den Seinigen. – – Es thut mir
eben so sehr um das Porto bis nach Memel leid, als Ihnen vielleicht die
Auslage des übrigen gereuen wird. Aber wie schwach ist nicht ein Vater gegen se
Kinder und weil die Sache unsern lieben Herder betrifft: so werden Sie
meinen
guten Willen
Ihre geäußerte Neugierde auf Ihre Kosten zu befriedigen,
zum Besten auslegen. Ich erwarte Antwort auf meinen gestrigen Brief pour
battre le fer pendant qu’il est chaud – pendant qu’il est chaud und freu
mich, daß Sie 14 Tage Ihr Vaterland genießen wollen. Grüßen Sie die
Freundin der Caroline zu Bückeburg und werden Sie ja kein – – –
Scheerenschleifer, und machen uns keinen April sondern kommen fein im Monath
März, der morgen bey uns anhebt und deßen wohlgerathenes Bier allewege
behagt Heinr. Sch. in der Weisgärber Gaße et qui fabricauerat illum am
alten Graben.
Die Idee des Titels ist aus des d’Achery Spicilegio entlehnt worüber Sie
die Geschichte der Gelehrten von St. Maur wie auch in Ansehung des velumveli Dei nachsehen können. An statt 45 Scholien sind hier nur eine
Einzige
Anmerkung. Daß ich über eine KinderPhysik einmal 2 Briefe geschrieben u
Mosaische Geschichte vorschlug, wißen Sie, und wenn ich kein systematischer
Kopf wäre: so hätte ich kein Haupt der neuesten Secte auf dem Deutschen
Parnaß werden können. Antworten Sie doch bald, damit ich es Herdern kann.
Guteeschrieben in der jungen Fastnacht um 11 Uhr.P. P.Der lose Hintz hat mich über Jahr und Tag auf einige Exemplaria des
Selbstgesprächs warten laßen, und mich vorige Woche desto reichlicher bedacht
nebst eben so viel Beyl. von des HE. N. Antwort, der ihn um einen neuen
Abdruck ersucht haben soll, der Ihnen, HöchstzuEhrender Herr Professor und
Freund! vielleicht eben so wenig bisher als mir zu Gesicht gekommen seyn
wird. Weil das Selbstgespräch die Grundlage meines Entwurfs enthält, den
zu bestreiten oder auszuführen, ich durch verzweifelte Umstände von neuem
aufgemuntert werde: so nehme mir die Freyheit eins zum Depot zu
überreichen.
Die Prolegomena, welche im Gegensatz der 45 nur ein einziges Scholionhaben, sind vom vorigen May biß zum Ende des Jahrs unter der Preße
gewesen, ihre eigentliche Bestimmung dadurch ganz vereitelt worden, wozu mir
vielleicht die Idee des Deutschen Mercurs weit reellere Dienste thun könnte. –
Weil ich anstatt jener Maschiene die Muße gewonnen die KirchenVäter der
3 ersten Jahrhunderte bis und über Constantin durchzulaufen, nur kürzlich
erst mit dem Reformator des Heidentums Julian geschloßen habe, um an den
Beweiß über eine Stelle des ersten Briefes in den Prolegomenis arbeiten zu
können; so wünschte daß letztere noch in petto blieben, bis ich mit der kleinen
Deduction selbst fertig wäre. Ich bin aber mit so viel Schwierigkeiten
umgeben, die das gantze Martyrologium des lieben Werthers überwiegen, daß ich
alles dem Strohm verzweifelter Umstände überlaßen muß, die vielleicht dazu
beytragen sollen den Charakter des neuen Colonisten auf dem Parnaß näher
zu bestimmen und einen prosaischen Dichter hervorzubringen – – qui pectusinaniter angit, Irritat, mulcet, falsis terroribus implet Vt MAGVS – – –Ihr freundschaftliches freymüthiges Gutachten wird mir immer angenehm
und brauchbar seyn.
J G Hamann
In Eil
.den 13 März 75.Weil HE. Bode bereits wegen des mir zurückgegebenen Exemplarsgeschrieben; so bitte mir selbiges beliebigst zu remittiren. Ich habe auch bisher
umsonst den engl. Shandy erwartet. Wenn Ew. Wohlgeboren etwas dazu
beytragen können, daß man im Buchladen das mir gethane Versprechen die
19 dorthin gehörige Exempl. abholen zu laßen erfüllt; so würde mir ein
großer Gefallen geschehen, weil sie mir sehr im Wege liegen.den 15 Martii.Adresse:Des HErrn / HErrn Profess Kant / Wolgeboren / zu /
Hause
Kgsberg den 14 März 75.Mein liebster Freund Herder,
Ihr letztes vom 11 Febr. den 27 ej. richtig erhalten, Einlagen sogl. bestellt
und gestern Antwort aus Riga bekommen, auf die ich mit Schmertzen
gewartet um Ihnen antworten zu können, feige Memme!
Ihr Glückwunsch in Ansehung des Mannes ist abermal zu Waßer
geworden – und ich bin entschloßen zu
leiden
und meinen Plan fortzusetzen, so gut
ich kann. Denn 7 Jahre Uebersetzer gewesen zu seyn und nun zum dritten mal
Copista, und zwar bilinguis – Ein solch Leben übertrift alle Hirngespinste
Ihrer Höle.
Ihre Karoline ist eine Männin und meine Freundin. Die nahe Freude über
Ihren Buben mit dem Raben Scheitel sollte doch wol das Gleichgewicht mit
dem Verdruß über entfernte Feinde halten können, wo nicht ein gutes
Uebergewicht geben. Wer sind denn Ihre Feinde, und was ist das es eigentl. das
Sie von Ihnen befürchten. Ist nicht alles ein Blendwerk eines inneren
Feindes – und ein blauer Dunst gleich den Leiden des lieben Werthers.
Halten Sie sich wenigstens an den pindarischen Spruch, daß geschehene
Dinge nicht zu ändern – und künftige auch nicht in unserer Gewalt – aber
vielleicht beyde durch die Gegenwart des Glaubens und Vertrauens auf den
Stifter unsers gantzen Schicksals, welches immer ein Gewebe der höchsten
Weisheit und Menschenliebe bleibt.
Artzt hilft dir selber. – Freylich befind ich mich auch in dem Fall des
Unternehmers der die Kosten zum Bau seines Thurms nicht immer genau gnugüberschlägt. Unterdeßen kommt man eher mit Ehren durch bey einem Gefühl
dieses Grundfehlers, das um aufrichtig zu seyn, nicht eben laut seyn darf
sondern sehr in der Stille geschehen kann und desto glücklicher seine
Wirkung thut.
Mir nicht einmal zu sagen, wovon das mit Kleister und Scheere fertige
Buch handelt, das den 11 pass. abgegangen? Ob es blos Drohungen sind –
oder schon wirkl. voyes de fait, die Sie so in die Enge treiben. Wer zu seinen
Freunden kein Vertrauen hat, ist ein Maulchrist. Wer sich vor seinem Freunde
fürchtet, was für Hertz wird der haben, seinem Feinde zu begegnen. Sie haben
also von allen Seiten Unrecht und verdienten von Rechts wegen aus dem
Albo der Hamannianer ausgestrichen und zu den Mystikern mit dem tummen
T‥ zu Wandsbeck classificirt zu werden, der als ein Assmus omnia secumportans.–Ich möchte ihm die Kolbe laufen mit seinen 2 Exempl. an die Darmstädter:
so rasend böse bin ich auf den infamen Streich. Dem Himmel sey Dank, daß
er den geradesten Weg, nach seiner Art, über Bückeburg genommen. Kann es
Ihnen wol einfallen, daß ich an den Layenbruder und s die Meerkatze, an
die ich nicht mehr denken mag, mich zu gl. Zeit zu empfehlen suchen würde,
welches gegen allen
Wohlstand
und noch mehr gegen den unsichtbaren Geist
meiner politischen Kannengießerey oder Autorschaft unvergeblich gesündigt
wäre. Sie werden doch wol nicht so dienstfertig für Assmi Commission bey
Ihrer ungelenken, unebnen, trägen, handlungslosen und bildervollen
Denkungs Art gewesen seyn – Auch selbst in dem Fall wär ich im Stande nach
Darmstadt zu schreiben, daß er das Exemplar wieder ausspeyen sollte, wenn
es auch von hinten wäre – – Nein, Claudius hat keinen andern Auftrag
bekommen als an Layenbruder u Lavater und etwa an Leßing eins selbst zu
befördern. Beruhigen Sie mich ja so bald Sie nur können über diesen Punct –
und weil ich nicht anders vermuthe, als daß die Exempl. noch in Ihren
Händen sind: so expediren Sie eins nach D. und das andere an den
Physiognomisten um ihm Lust auch zu einem Schattenriß meines Kopfs zu machen.
Ihr Vorsatz sich auf die Fortsetzung der Urkunde einzuschränken gefällt mir.
Meiners habe auch gelesen mit viel Zufriedenheit. Er thut Ihnen mehr Ehre
an, als Sie verdienen, sagt Vetter Nabal zu Böhmisch Breda. Und überhaupt
haben Sie von klein auf bey Ihrer Autorschaft mehr Glück gehabt als
Verstand, sagt abermal Vetter Nabal – Der Mann hat wahrlich nicht immer
Unrecht, so wenig Sie immer Recht haben können. Blos Ihrem guten Glück
haben Sie eine Karoline zu verdanken, die vor tausend Weibern werth ist eine
Mutter von Menschenkindern zu seyn. Geben Sie Ihr die Hosen Ihrer
Autorschaft, ich meyne die Censur Ihres Styls und ziehen Sie darüber Ihren
Geschmack und Ihr Urtheil zu Rathe, das Ihnen beßere Dienste thun wird als
alle Kunstrichter und Freunde, die Sie sich bisweilen wünschen mögen, weil
Sie kein Duns sind.
Commißions Rath Assmus hat den mystischen Traum gehabt, daß Sie
mich nach Bückeburg eingeladen und ich die Einladung angenommen hätte.
Er ist zugl. mir anmuthen ihn ich weiß nicht mehr in welchem Bade auf ein
Nachtlager und kalte Küche zuzusprechen; weil er diesen Sommer eine Reise
nach dem Bade thun will, und eine Schwemme vielleicht nöthig hätte.
Unser Hartknoch will einen französischen Bogen in petto von mir
annehmen über die Cochenille du Nord ou Coccus polonicus, weil ich dem Dinge
gern ein Ende machen wollte und mir die Zeit gar zu lang zu werden anfängt.
Wo es nur immer mögl. seyn wird bey meiner gegenwärtigen Verfaßung,
wünsch ich die hierophantische Briefe auch zu Ende zu bringen gegen oder bey
seiner Ankunft und Hierseyn. Und denn wollen wir sehen ob der preuß. Plan
dem Deutschen Mercur Krieg oder Bündnis ankündigen wird. Im letzten Fall
beklag ich die gantze Seite der Hamannianer. Ihre eigene Zurückhaltung ist
der Grund der meinigen. Beten Sie für einen armen Teufel der keinen
Augenblick Zeit und Muße übrig hat und heuer 45 schließen soll und endl. gleich
Fürsten Orlow Labore et virtute zum Chef einer Secte oder Schule sich herauf
geschwungen hatte, ohne zu wißen ob er wie Theodor oder Paoli seinen kleinen
Staat aufgeben soll – und lieber den Plato zu Carlsruh nachahmen als an
einem Codex und Reformation arbeiten.
Anstatt Grillen zu machen, lieber Herder! schreiben Sie mir Ihre Visionesüber das Phaenomenon – ob ich aus dieser Idee des Mercurs scamnum oder
ein Sopha zimmern soll. Sie sehen, daß Ihr Schicksal mehr in den Händen
Ihres alten Freundes als Ihrer Feinde beruht. Seyn Sie allso gutes Muths.
Ich werde Ihrem Rath folgen, wie Sie Karolinens Censur.
Heben Sie Ihr Haupt empor, und halten Sie die beste Welt weder für
Platons noch Plutons Höle – vielleicht ein Fegfeuer zu einer beßern
Bestimmung. Küßen und grüßen Sie Ihre Frau und den kleinen Mohrkopf, und
vergeßen Sie nicht Ihren geplagten, erschöpften, aber an seiner Erlösung und
Palingenesie niemals verzweifelnden Palmenfreund am alten Graben No758 Gute Nacht!
An / Herrn Consistorial-Rath Herder / zu / Bückeburg franco MindenVon Hamann:Erhalten den 5 AprilSogleich antworte ich lieber H. den 25 Mz. da ich Ihren Brief bekomme. Er
ist völlig Abdruck Ihrer Seele, die sich, nicht eben auf die gründlichsten
Stützen, mit Herkuls Kraft und Freundes Herzen ein ungeheures Gothisches
System baut.
Die Προλ. an Darmst. sind nichts weniger, als versandt. Auch der Eine
Namen ist nicht Claudius, sondern mein Einfall, weil ich sonst nicht 2.
ausfindig machen konnte; vergeben Sie also dem läßigen Wansb. Jeder trägt
seinen Höcker. Die Ex. sollen gleich nach Darmst. u. Zürich hin, obgleich
Lavater noch viel zu plan ist, als daß er Sie faßen könnte.
Die Murmelung der Sibylle über die Ehe ist uns durch Rebekka Klaudius
worden. Karoline Herder dankt der alten Mutter und hats sehr für, was sie
in Murmelung u. Hieroglyphen sagt, in That u. plane Wahrheit zu
verwandeln. Hier also hat Kl. nichts versäumet; züchtigen Sie ihn also nicht zu hart.
Auch Ihr Kummer über meinen Embryon unter der schwarzen Hebamme
Händen ist, lieber H., unnoth. Es hat weder mit Krethi noch Plethi zu schaffen,
sondern ist eine Theologische Schrift in meinem Beruffe, wo ich also
wenigstens ehrlich strebe. Was hätte ich Ihnen vorruffen sollen „neue Magier aus
Orient sind erschienen! Wir haben ihren Stern gesehen!“ ob ich gleich also
wä manchmal im Ersten Taumel meiner Freuden wähnte. Jetzt ist das
goldne Kalb so oft umgegossen u. steht so hölzern da, daß ich kein Wort zu
sagen vermochte, das s Sie nicht verführt hätte. Was konnte ich also thun,
als schweigen! –
Nicht Mißtrauen ists also, lieber Vor- u. Mitstreiter, daß ich Ihnen nicht
plauderte: sondern Scheu, Ihren Bucephalus zu verführen u. Demuth. Es
ist vielleicht das Erste Werk, wo Sie sich weder über Bilder noch Schnörkel,
noch unebne αλλοτρια zu beklagen haben werden. Ich reite auf EinemEselsfüllen, oder dem Höcker meines Kameels auf seiner heiligen Wallfahrt: lockt
mich ein Irrlicht, so kommts doch zu stehen, wo
Er war
. Also kann wird
mich das Glück der Aufnahme nicht ärgern, und das Unglück derselben nicht
freuen können. Ich ziehe χρηματισϑεις meine Wege wieder heim! –
Terror panicus vor meinen Feinden? – auch ich muß Sie eben fragen: wer
sind sie? Ich gehe meinen Gang fort. Selbst das berüchtigte Stück Ihres
Merkurs habe noch nicht gelesen! Und meine Ruhe ist nicht Träge, sondern
Handlung
! so unsichtbar sie ihnen seyn mag.
Freilich ists abzusehen, daß der Sproße der todten Wurzel aus Berl. HE.
Fr. Nikol. mit der Weide an Waßerpfützen Weimars sich zusammen thun
werde; oder sie sinds vielmehr schon lange. Er zog ja schon mit seinem
Sebaldus unterm Arm hin, sich u. denselben in eigner Person zu empfehlen;
und was wird der
Freudenmacher
Werther nicht thun? Daran ist nicht zu
zweifeln; aber auch dünkt mich, nicht zu rügen. Das geht mit der Meße über
u. die Herrn richten sich selbst.
Mir kommts vor, lieber H., als wenn, was Sie mir, ich Ihnen viel eher
sagen könne: nehml. daß Sie dem Publikum
verrathen
. Wo habe ich mich
mit einer Zeile beklagt, daß S die Urkunde nicht wohl aufgenommen ist
(sie ists würklich viel über Verdienst!) u. die Gegenrede muß ja dazu würken!)
thuts nicht aber
Zacchäus
? – Ich gehe auf meinem lastbaren Theologischen
Wege, aller Kritik- Merkur- u. Romanhelden unbekümmert, fort, u. der
Himmel weiß, wie ich mit mir arbeite! (Daß sagen Sie bei Gelegenheit Vetter
Nabal, ohne daß ihm sein Herz ersterbe). Der gröste Theil Ihres Briefes ist
also für mich
fremde Sprache
, die mir als Spiel Ihres Geistes u. Herzens
gefällt, im Munde süß ist, aber im Bauche krümmet! oder vice versa.Wie Sie aber Meiners mit Vergnügen haben lesen können! begreife ich
auch nicht. Es ist doch lauter Schlötzerianismus histor. Kritik! d. i.
dummdreister Blindschleich- u. Maulwurfsgang auf- u. im Staube der Erde, damit
oben die grosse Sonne ja nicht leuchte! –
An meinem Weibe hab ich allerdings mehr gefunden, als ich werth bin:
sieht Sie aber nicht Ihre Sibylle des Ehestandes, daß
eben
deßhalb
die
Autorhosen in ihrer Hand weniger Wunder thun können? Wie, wenn sie mir
zu nahe steht, zu sehr an meinen Ausdruck etc. leider gewöhnt ist? oder
vielmehr wenn ihrer nicht ist wie der Meinige, sinds doch immer meine Schriften. –
Dank indeßen für guten Rath! Bei der letzten Schrift hat sie das vidigegeben! – Zween Andre oben drein: der Eine, Franzose in allem Züchtigen des
Geschmacks! Der andre, Theologe mit allem Lahmen der Orthodoxie: was
konnte mehr geschehen? – – –
Ich freue mich, daß Hartkn. zu Ihren Geburten sich nahet, u. hoffe, daß
auch deßhalb seine Ankunft hieselbst mir
fruchtbar
seyn werde, an dem, was
er
mitbringt
. Laß er so denn Ihnen entgegen spediren was Er hat. Einen
langen Brief erwarte gewiß.
Unser Bube nimmt herrlich zu! Er ist täglich Uns Morgen u. Abendsegen! –
Htkn. wird sich sein freuen!
Allerdings freuten wir Uns auch über, wenn Sie kämen: aber das ist
doch nur ein mystischer Traum des W.Boten! – Gut auch noch, daß ers
bleibt: wir werden uns einst
beßer
finden
!!! –
Nun habe ich gnug gebrummet: laßet mir einen Spielmann kommen, daß
der Prophet freudiger schließe.
Ein Bauer in der Schweitz hat über meine älteste Makulatur des Mschl.
Geschl. einen Brief in Sedez geschrieben, der mir durch Lav. zu Händen
gekommen, u. mich über das minimum derselben, was jederzeit das optimum ist,
sehr gedemüthigt u. sehr erhoben hat. Htkn. solls in Orig. sehen u. Ihnen
sagen. – Die Provinzialbl. – hätten sie kein Glück u. kein Verdienst weiter, so
haben sie mir einen Sterbenden Nachbar Nabal zum Freunde gemacht, deß
letztes Wort es war, als ich ihn sah, mir dafür zu danken. Die Philos endlich –
hat die Leute wenigstens überzeigt (sagen sie), daß ich verständlich schreiben
kann – u. das ist gnug! Wer da glaubt, daß ich nach Einer Streichelung des
Publikums lüste, der ist gerade mir entgegen. Je mehr Sie mich lieben, mein
Fr., desto mehr laßen Sie mich vertheidigend ruhn, bis ich Ihrer werther werde.
Bibel ist jetzt mein einziges Studium. Auch das Hebr. such ich aus seinerderAsche hervor: und Sie werden bald davon Proben sehen. Ich arbeite aber
nicht für Proben, sondern für mich selbst.
„An Se. Durchl. den reg. Gr. zu Schaumb.“ hat „Deroselben
unterthänigster Diener Fr. Nikolai“ Die Freuden des jungen Werth. gesandt, die
auch sehr gnädig aufgenommen sind, obwohl HE. Fr. Nikol. seine nähere
Absicht damit nicht erreicht hat. Der Streich ist so wohl
abgemerkt
gewesen,
daß er ganz
unbemerkt
vorbei gegangen, was mich sehr dauret. Sie müßen
ja dies herrl. Erfindungsvolle Buch lesen.
Der Einzige, der mich, wohin er sich schlage? intereßirt, ist
Leßing
. Aber
auch bei dem ists, aus seinem neuen
Beitrage
abzusehn, daß er seine geliebten
Deisten
nicht verlaße. Auch er bleibt also, wo er ist. – Gott helf’ Uns allen!
Mein Weib ehret Sie herzlich u. hat sehr u. völlig nahm äußerst Ihre
Parthei, da mir eben der Brief, auf den ich jetzt antworte, zuerst fremd einging.
Sie ist mir jetzt, wie die Ihre,
Frau
,
Mutter
,
Köchin
,
Kinderwärterin
u.
– soll auch
Autorin
werden, wie Sies wollen. Tausendmahl wohl, mein
lieber
leidender
H. Gott setze Sie für Ihre Degradation hoch auf!!!
Kgsberg den 18 April 75.Eben hat mich Ihre liebe Frau Schwester mit Ihrem künftigen Pensionnairbesucht. Die Bekanntschaft der ersten hat mir viel Freude gemacht und ich
versprech mir noch mehr vom Umgang des letzten, der sich noch bis Sonntag
bey uns aufhalten wird. Hartknoch überraschte mich am grünen Donnerstage,
und hat mir jeden Tag wenigstens 1 wo nicht 2mal Cour gemacht; denn wir
armen Autoren am alten Graben leben übrigens auf dem höchsten Fuß, trotz
der Philosophen ohne Sorgen. Ich habe 8 Tage zu Hause, Gott weiß wie?
zugebracht, ohne einmal Ostern öffentl. gefeyert zu haben.
Sie erwarten von mir einen langen Brief, den es mir nicht mögl. ist Ihnen,
liebster Herder zu schreiben; der Ueberbringer mag den Laconismum meiner
Augenblicke ersetzen.
Ihr Vorwurf einer
fremden Sprache
hat mich ohne das ein wenig
abgeschreckt, da ich wie Sie wißen, unter die lichtscheue Geschöpfe gehöre. Daß
mich
Ihre liebe Caroline
beßer verstanden, ist viel Zufriedenheit für mich –
Daß Sie mich bisweilen gar nicht, bisweilen gantz unrecht verstanden, ersehe
ich wirklich aus einigen Stellen. Ich will mich aber darüber nicht rechtfertigen,
um nicht zu mehr Misverständnis Anlaß zu geben. Bey aller Verschiedenheit
unserer Lage mag es eine gleichfgeheime Gleichförmigkeit unter unsern Umständen
geben, durch die es sehr natürlich zugehen mag, daß wir uns einander
verwechseln, und der eine seine eigene Vorurtheile dem andern beymißt – welches
mir mit den optischen Gesetzen unserer Seele und ihrer Urtheilskraft
übereinzustimmen scheint.
Im Plan meiner Autorschaft denke ich vollkommen wie Sie – wenn ich
mehr Beruff und Muße als jetzt dazu haben werde – aber die Ausführung
hängt vom Glück ab, das ich uns beyden wünsche.
Ihre Schwester ist eine
sehr
liebe
Frau, die mir sehr gefällt und durch ihr
Misgeschick noch liebenswürdiger wird. Ihre Caroline hat Recht Sie als
Ihres Mannes und eigene Schwester hoch zu schätzen. Kurz sie hat mich ein
paar Stunden beynahe, recht
gelehrt
unterhalten, weil es für meinen
eigensinnigen Geschmack keine Schönheit ohne
Wahrheit
,
Güte
und
Größe
giebt
– und sich meine überspannte Einbildungskraft unter jeder
Schminke
des
Witzes
und
guten Tons
eine sieche, gelbe, eckle Haut denkt, die mein gantzes
Gefühl empört.
Den 20. Mittags.Anstatt Ihrer Schwester einige Höflichkeiten erzeigen zu können, hat sie
mir, Gott verzeyhe Ihr! alle ihre Wegkost zugeschickt, einen geräucherten
Schinken, ein langes Brodt und einen Buttertopf, – und so bin für mein Lob
folio verso wie ein Kaplan für eine Abdankung bezahlt worden. Ich habe Sie
noch gestern Mittags im weißen Roß vor Ihrer Abreise gesprochen – und
einen Gruß an unsern alten Freund und Landsmann T. mitgegeben nebst
den jüngsten opusculis meiner Autorschaft – aus leidiger Eitelkeit und
ohngeachtet unsere Verbindung seit undenkl. Jahren gänzl. aufgehört.
Dom. QuasimodogenitiDie Abschrift der hierophantischen Briefe hat mich bis Nachmittag
aufgehalten ohne daß ich selbige selbst einmal habe durchgehen können.
Eine Zerstreuung nach der andern – ein häusliches Wirrwarr nach dem
andern hat mich hingerißen und mir ist Angst, daß Ihr Joh. Christoph
Neumann seinen Reise Engel versäumt –
Es scheint mir, daß Sie ein doppeltes gutes Werk an dem Knaben und
Ihrem eignen Hause thun. Gott gebe, daß alle meine Wünsche und Ihre
guten Absichten reichlich erfüllt werden mögen.
Gott sey mit Ihnen, Ihrer lieben Caroline und dem Säugling. Amen.
Mein lieber Verleger und Freund!
Mit genauer Noth fertig geworden, aber nicht die Zeit gehabt es zu
revidiren, übersende Ihnen daher beyde Kopien – um womögl. nach zu revidiren –
Thun Sie das Uebrige liebster Freund! mit
gleicher Treue
und
Klugheit
,
wie sich Ihr kleiner polemischer Correspondent
bestrebt
– wahrlich
bestrebt
hat – um desto mehr
bestrebt
, weil er überzeugt ist, daß, wenn wir
alles
gethan haben, doch
unnütze Knechte
bleiben und nichts wie unsere verfluchte
Schuldigkeit thun. Das sagen Sie auch unserm Hohenpriester zu Bückeburg,
weil ich nicht weiß, ob ich noch ein kluges Wort an ihn zu schreiben im stande
bin – da ich die Wahrheit zu sagen, am liebsten Mittagsschlaf halten möchte –
aber der Caffé wird gemalen und dieser gehört bey mir auch zu den rebusnaturalibus, die mir geläufiger sind als die extra naturales, worunter ich
das liebe Brief- und Bücherschreiben mit rechne.
Nehmen Sie mir den kleinen Gesellen Johann Christoph gut in Acht und
reisen Sie mit Tobias Engel –
Lege an unsern Freund Herder ein Exemplar der Sibylle und des Zacchaeibey und bitte durch Hintz die vermehrte Ausgabe der Lettre perdue an ihn zu
expediren – Wenn ich Hintz sehe, wie ich hoffe, so werde selbst mit ihm dies
verabreden, eins nach Bückeburg und eins nach
Wandsbeck
, welches HE.
Toussaint so gütig seyn möchte den übrigen Kleinigkeiten beyzulegen.
Reisen Sie glücklich und erfreuen uns mit einem gesunden und vergnügten
Widersehen –
Hamann.Am alten GrabenSt. Marci Tage den 25 Aprildes Abends vor dem Schlafengehen– – ohne daß man eben über die
Urkunden des menschlichen Geschlechts
unverständliche Quartanten im alchymistischen und cabbalistischen Stile
schreiben, noch sich zu tief in die ägyptische Philosophie versteigen darf. S. 99.
Mein liebster Freund Hartknoch!
Unser alte Hintz ist gestern zu Mittag angekommen, und kam des Abends
auf ein Butterbrodt zu Gaste – Ich habe ihn u Hofrath Schwander des
Morgens besucht, und er mich gegen Abend – Unter andern Opfern der
Freundschaft, durch die er sich, der Himmel weiß warum? und wieder alle meine
Erwartung, diesmal bey mir unterschieden, hat er mir die ersten Bogen des
Hephästions zum Ansehen verschaft, die durch ein sehr böses Omen das
Unglück hatten in Feuers Gefahr auf meinem Tisch zu gerathen – und dadurch
mir das Jus dominii erworben. Daselbst hab ich obiges Citatum gefunden
und so viel andere Dinge mehr, daß mein Gemüth in eine solche Wallung
gerieht und Gährung, – wie Horatz über seinen Knecht Davus: Vnde mihi
lapidem? – Vnde sagittas – kurz, meine Leute dachten alle wie der ehrliche
Davus von seinem Herren:
aut insanit homo aut versus facit – –Die Absicht dieser Zeilen, ist Sie bey aller
Freundschaft
, die Sie Herdern
und Jonathan – und vielleicht einem unsichtbaren Freunde, der Ihnen näher
ist als die sinnlichsten Wir – beschwöre sich des kleinen Vetii Apagathi, der
den Namen eines Aduocati Christianorum geführt haben soll, anzunehmen,
daß das Antidote des neuesten Doctor Boulanger aus der Officin fertig
werde wie die Minerva aus dem Kopf Jupiters und die kleine Adelgunde
aus Ihrem Verlage erschien; daß Sie alle VerlegerRessourcen dazu
anwenden und vor keinen kleinen Kosten verzagen – Sollte es zu diesem Behuf
dienen es in 4to als eine Fortsetzung u Erfüllung des Zacchaeiherauszugeben: so steht alles bey Ihnen, und jetzt wünsch ich es beynahe – Auch
Herdern wird es ein
angenehmes Opfer
seyn von Ihrer Hand. Wenn Sie es
diese Meße verrechnen und mir mitbringen können: so wird Gott Sie dafür
belohnen und mein Geist wird
beruhigt
seyn.
Ich habe mich im
Stillen gegrämt
bey der Abschrift und vorzügl. am
Abend Ihrer Abreise, auch manchen Augenblick nachher, – meine Rache zu
weit getrieben zu haben. Nun aber absolvirt mich mein Gewißen, und wie ich
hoffe, der höchste Zeuge der Gedanken und des Herzens.
Diesen Einschluß will Ihrer lieben Frau einhändigen, die ich heute frühe
auf Hinzens Schlafzimmer und in seinem Bette gesehen habe, – Hinzen
standen die Haare darüber zu Berge und lag neben Ihr und Ihnen – Sie aber
lächelten so
empfindselig
, daß ich mich in Sie verliebt hätte wenn ich nicht
eine keusche züchtige Sibylle wäre. Der ganze Auftritt geschah bey lichtem
hellem Morgen – aber und in effigie – und ich eine Stunde nachher sah
ich – wenn der arme Seher recht gesehen Me Hartknoch, die mich auch nicht
zu sehen schien und von der ganzen Begebenheit nichts zu wißen schien –
in die Kutsche steigen –
Ihr lieben Herren! last euch sagen
Die Glocke hat zehn geschlagen –
Und nun die Glocke bin ich nicht mehr gewohnt zu schreiben – sondern lieber
im Bett zu
schlafen als zu wachen
– Letzteres bitte bey Empfang dieses
Briefes auch zu thun; und grüßen Sie den kleinen Gesellen Johann Christoph
der meinen Hahn beynahe ersäuft und meinem Hänschen eben so leicht das
Auge ausgestochen hätte; aber es ist ihm alles
herzlich vergeben
und
verziehen
. Nur vergeßen müßen nach der Casuistick dergl. Kleinigkeiten nicht
werden, um dergl. Unglücksvorspiele zu vermeiden und vorzubeugen in der
Zukunfft.
Vetius, aduocatus Christianorum allso in 4to – und wie der Blitz!
Bedenken Sie Leßing mit einem Exemplar von der Lettre perdue, der
Sibylle u. dem Zacchaeum. „Habe Gedult mit mir, ich will Dir alles
bezahlen“ – ist die wahre Sinnesmeinung
Ihres unnützen Autors
.
Ich wäre jetzt nicht im Stande (um alles in der Welt) einen einzigen der
7 Briefe zu schreiben, aber bin desto froher
sie geschrieben zu haben
.
Sapienti sat. Acti labores iucundi!Wie gut läßt wird sichs doch nach der Arbeit ruhn?
Wie wol wirds thun! :,: Amen.
Die Sorg und Last wirf nur getrost auf ihn und kühn
Allein auf Ihn :,: Amen.
In Quarto
! wenn er auch nur 2 oder 3 Bogen ausmacht. – „
Heraus
mit
!“ sagt Gevatter Assmus omnia secum portans! kein Mensch im gantzen
Publico soll wißen, daß der Einfall vom Autor selbst ist; sondern ich will es
allen Leuten sagen, daß mein Verleger der Mann ist, der im stande ist ein klein
Octavmännchen in groß Quarto zu verwandeln und alle hierophantischen
Autor Sorgen zu realisiren und zu vernichten à son gré – &&
Johann Georg Hamann.Adresse am Ende des Briefes:Herrn / Herrn Hamann / zu /
Königsberg
/ in
Preußen
/
am alten
Graben
.Auf der Adressseite von Hamann:Erst eingehändigt durch HE. / Hartknoch den 21 Junii / 75.Nun, m. l. H., Verstehn oder Mißverstehn – Sancho Panssa sagt: Gott
versteht Uns. Das soll uns nicht irren! u. am Ende kommt der Zickzack oder
die Curve mit edlerm Namen! doch zusammen. Mich freuts herzl. daß Ihnen
meine Schwester also gefallen. Ihre Beschreibung ist uns, die wir ihr beide
beinah gleich fremd sind, freundliche süße Salbe Aarons gewesen, die
wenigstens aus Ihrem Bart u. Kleide uns herüber duftet. Vor ihren Schinken u.
gelehrte
Unterhaltung soll sie auch gleich einige meiner Operum bekommen,
nach denen sie so lange lüstern gewesen: wollte Gott, ich sähe sie u. meine
Vaterstadt, die kleinste im dürren Lande, noch einmal wieder. Nehmen Sie
uns nun, lieber H., allesamt in Ihr Bündlein ein: mich u. meine beide
Weiber u. beide Söhne, bis uns Gott weiter oder näher bringt. Amen.
Jetzt bin ich hier zugleich Superintendent, bei meinen vorigen Stellen u.
Geschäften: ich bins mit Verdruß u. ohne Erhöhung des Gehalts, auch ohne
u. fast wider meinen Willen geworden. Meine Arbeiten haben dabei sehr
zugenommen u. meine erste soll seyn, Friede zu stiften, wo ich kann. Mein Neffe
der dazu kommt u. mein Bube, der rüstig wächst, werden meine Stunden
näher aneinander drängen u. mir dadurch die Muße zu so edlerm Golde
machen. Uebrigens sehnen wir uns beide von hier herzl. weg: weiß Gott,
wohin u. gewiß noch in größern Tumult u. Gewirre. Es ist eine Art
unbegreifl. Wiederspruchs im Weben des Menschl. Schicksals, daß je mehr man
sich mit seinem Bauch wohin gewöhnt, sich desto mehr die entfalteten
Flügel fortwollen u. müssen. Wir träumen u. erwachen, wo’s seyn soll.
Also will ich Ihnen auch noch die abnehmenden Reste meiner Autorschaft
desto treuer senden: Die
Brüder Jesu
von meiner Hand angezeichnet u. das
andre die
Magier
aus Morgenland ohne Glück u. Stern zu Ihrem
χρηματισμω. Sagen Sie drüber, was Ihrem Herzen gelüstet. Und theilen Sie mir
Ihre hierophant. Br. p eben so treu u. gerade mit.
Fast vor 2 Jahren träumte mein Weib hier einen wunderl. Traum, dessen
Einfaßung „Superint., Bube aufm Arm u. an der Hand“, Abschied von der
Gemeine mit einem tiefen Kompliment der Inhalt war, da ein ander statt
meiner auf die Kanzel ging. Da die Einfaßung itzt so wunderlich
zusammentrift, wird sich auch der Inhalt geben.
Meine opera an Trescho zu schicken, ist mehr als Einmal mein Gedanke
gewesen u. dachte mit den Provinz. Bl. anzufangen. Ich weiß nicht, wie ich
aber immer die Hand wegzog, als ob ich eine Distel salben wollte. Vielleicht
schicke ich auch etwas mit Hartknoch.
Morgen erwarten wir meiner Fr. Bruder, der als Jäger vor dem HE. zum
Herzoge von Oldenburg, dem Vater meines Prinzen geht u. Einen Tag
zwischen den Posten hier weilet. Das wird meinem Weibe so wohl thun, als mir
die Nachricht von meiner Schwester: wollts S sie wäre auch hier gewesen.
Aber ich verzweifle auch fast Hartkn. hier zu sehen, der Ihren Brief aus
Leipzig geschickt u. mit einem
Aber
versprochen hat, nach der Messe zu
kommen. Gut indeß, daß ich den Neffen doch erwische.
Ändern wir unsern Ort, so reise ich zuerst nach Darmstadt, daß sich mein
Weib mit ihrem Knaben da letze: u. dann, wohin es seyn soll – die ganze
Gegend hier ringsum, spricht „nach Göttingen!“ ich bin aber der Letzte, ders
weiß – das auch gut ist. Komme ich hin, so will ich mich sogleich durch Fleiß,
Stille u. Verträgl. von der ganzen gelehrten Zunft sondern. Freilich aberwirds meinem äußern Menschen da noch immer sehr angehen: aber man
kommt doch in
Weg
, in
Bahn
, in
Handlung
.
Sähe ich Sie Einmal wieder in Ihrem alten Neste! – Kaum! – Claudius
krankt, u. Göthe geht mit Heirathsgedanken: sie sind nebst Lavater u. etwa
Zimmermann, die Einzigen, an die ich, auch sehr läßig schreibe. Es ist, als ob
die Bande welk wären, um vielleicht Einmal sich desto mehr zu krümmen u.
fortzustreben. Wenigstens der Geschichte
des großen Nikolai
u. des Todfeinds Mardochai
Dieser hat ein Gefolg gleich dem Großvezier
jener blieb kaum noch ein Unterofficier –
ihretwegen wenigstens müßen sie Prometheus lesen. Er ist rüstig, wie der
Prolog zu Bahrdts Offenb. u. die Götter, Helden u. Wieland.
Ein paar langgeschriebne Mscr. bring ich Michael zu Markt u. denn ruh
ich u. studire hebräisch, an dem ich jetzt noch buchstabire. Hartkn. versorgt
mich mit einer hübschen Samml. Bücher.
Schreiben Sie mir bald, lieber H., daß ich Ihren Brief zum Desert beym
Pyrmonter habe. Die hieroph. Br. dazu – u. Ihr orphisches Ei! –
Mein Weib ist fleißige Wirthin, Gärtnerin, die Fasten über auch Köchin
gewesen, Mutter p aber zu meiner Muse will sie sich noch nicht fügen. An
Ihren Briefen u. Schicksalen nimmt sie redl. Theil: wollt, daß Htkn. von
diesen uns recht viel Guts brächte.
Gott mit Ihnen, lieber H. u. mit Ihrem Hause u. Kindern. Grüssen Sie
Dokt
. Lindner. Wenn der Artikel eines Legats hieselbst nicht gewesen wäre,
daß Superint. Dokt. theol., Licent. p seyn müste, oder sich durch Theol. Schr.
der Welt rühmlichst bekannt gemacht – wenn dieser Zusatz nicht gewesen wäre,
hätte ich wie Er, das dumm machende D. mir erkaufen müssen. Gottlob, jetzt
hab’ ich noch einen Hut auf dem Kopf, statt der Mütze oder des Filzes. –
P.S. Und da, lieber H., unsre Zusammenkunft so schwer hält, erlauben Sie
nicht, daß Hartkn. von Ihrem Bilde bei Lindn. Kopie nehme? Es soll uns heil.
Schatte von Ihnen seyn, zumal es mich an Riga p wo ichs gesehn, mit
erinnert. Schlagen Sie es nicht ab.
P.S. 11. HE. D. Lindner schickt mir eben unter Hartkn. Bücher seine
Predigt, mit einem Sprüchgen von der Wiedergeburt. Viel Dank an ihn, u.
Bezeugung, daß Schweigen nicht Vergessen, Abwesenheit nicht Tod, u.
Aufgeschoben nicht aufgehoben heißt. Zur Antiphon. ihm Sprüchw. 30, 26.Ich bin Ihnen, liebwerthester Freund, sehr verbunden für die Zinsen,
womit Sie das kleine Darlehn des musikalischen Drama abtrugen. Sie scheinen
mir wirklich an etwas zu erinnern, was ich glaube selbst ungefehr vom
Verfaßer gehört zu haben – und ich bin dadurch gereitzt Ihnen bey Gelegenheit
jene erste poetische Probe, womit er anfieng, gleichfalls mitzutheilen, um
mein eigenes gegenwärtiges Urtheil theils mit dem damaligen und dem
Ihrigen zusammen halten zu können.
Des Assmus omnia secum portans Ankündigung ist sehr nach meinem
Geschmack. Ich überlaße Ihnen gänzl. die freundschaftl. Pflicht im
Kanterschen Buchladen dafür zu sorgen, daß das drollige Ding eingerückt wirdund hier bekannter wird.
Daß er als Gevatter mir nicht ein Wort davon geschrieben ist desto
unvergeblicher, da ich bereits eine Subscription von 50 Exempl. aus Riga
überschickt. Habe alles desto mehr für einen Scherz angesehen, da er mir nicht ein
Jota darauf geantwortet. Leben Sie wohl und vergeßen Sie Ihr Versprechen
nicht mich im vorbeygehen zu sehen NB. (wie wol ich die Wahrheit zu sagen
bis Ostern ein wenig besetzt mit seyn werde u an müßigen Augenblicken
wenig denken kann) – Im Vorbeygehen werde gleichfalls nicht ermangeln
mich nach Ihnen zu erkundigen. Verzeyhen Sie mein Geschmier. Ich habe
eben den 6ten Ihrer musicalischen Briefe angefangen – bitte aber nicht in der
Fortsetzung an das Mitgetheilte etwas zufällig zu denken; weil ich kaum
vermuthe, daß es öffentl. bekannt geworden oder werden soll. Aus
Ermangelungs des Lacks schreibe offen.
Ihr ergebenster DienerHamannden 11. Märzy 75.den 21 May Dom. Rogate 75.Lieber Gevatter und Freund,
Ihren kleinen Assmum habe den 4ten huj. zu Mittag erhalten, fieng ihn
mit dem ersten Bißen an und war mit dem letzten Glase fertig. Während dem
Lesen, Eßen und Trinken schien sich der hypochondrische
Schmachtriemen
aufgelöst zu haben, mit dem ich seit dem Abend, wo ich den
heillosen
Hephästion
kennen gelernt hatte, gegürtet gewesen bin. – So leicht fällt es mir mich
krank und gesund zu
lesen
. – Beym Aufstehen vom Tisch und Pult schien ich
alle Knochen zu fühlen und glaubte in
Freund Hain
verwandelt zu seyn.
Hinc illae lacrymae –Von dem am dato der Beyl. hier eräugneten Schaden werden Sie als
Bote
unterrichtet seyn. Wir sind bisher fast tägl. mit Recidiven von Feuer
Schaden und Schrecken beunruhigt gewesen. – Hiezu kommen noch neuere
Gerüchte
, die ich nicht rügen mag, weil sie unsern Freund Hain zu nahe
angehen –
Sagt mir doch lieber Gevatter! aus welcher alten Legende habt ihr diesen
mystischen Namen her – Ich bin von andern auch schon darüber inquirirt
worden und Ihnen mit einem sokratischen Non liquet willkommen gewesen.
Ihr müst auch an mir euren
Andres
vorstellen an mir, der gern alles aus
dem Grunde wißen will.
Daß Ihr meine Schriften versteht, will ich Euch zu Gefallen glauben. Daß
Ihr meine Briefe nicht faßen könnt, hab ich leider! lang gewust und mich
darüber geärgert. Ob es an meiner Schalkshand oder an eurem Tauben Auge
liegt, sub iudice lis est. Hab Euch
wieder meine
Art und Weise so viel
Briefe geschrieben, weil Ihr Mste von mir verlangt habt. Folio recto liegt
da, wo sie der seel. Abbt suchte, und folio verso ein paar Spannen tiefer, auf
des Momus Fensterkopf. Wollt Ihr nicht auch wißen Mystiker! wie ich meine
Mste paginire, hebräisch oder occidentalisch.
„Gestichelt!“ – „Verrathen und verkauft!“ –
Vergeben
, was
Dir
gewißermaaßen lieb war
– Gern wißen, obs
Ernst oder Kurzweil
, Dich zu
sehen – Freylich
Ernst
, wenn nichts unmöglich – Lauter
Kurzweil
, nach
dem natürlichen Lauf der Dinge.
Mire
sagacis
falleret hospitesDiscrimen obscurum, solutisCrinibus ambiguoque voltu.Sie haben sehr klug gethan, lieber Gevatter, daß Sie meine Einladung
nicht verstanden haben – Ohngeachtet Sie hier zu Lande vielleicht nicht
verrathen und verkaufft hätten seyn sollen u. so sehr mir auch daran gelegen war
den 45sten Sommer meines Lebens hoch zu feyren: so wird den Leuten immer
banger hier zu Lande vor Warten der Dinge, die dem ärmsten Philosophen
noch einfallen können sich unsterblich zu machen. – Weil ich nicht wie
Jonathan Swift sein Vaterland laut seegnen kann: so spiel ich die Rolle eines
Jean F‥ qui pleure et qui rit – in der Wüsten.
Melden Sie mir doch, ob mein Gevatter K – – r von hier aus an Sie
geschrieben. Zu mir hat er Nein! und zu andern Ja! gesagt. Wenn er es gethan,
so wär es mir lieb, daß Sie ihm nach der Lage der Sachen, grob oder fein
geantwortet hätten.
Daß Hartknochs Commission Ernst gewesen, hab ich noch bey seiner
Durchreise erörtert. Ein mercantilisches aber von seiner Seite macht mir Ihre
Bedenklichkeit fast lieb; unterdeßen wünsche ich nur, daß Ihre Gleichgiltigkeit
oder Sprödigkeit weder Ihnen noch Bode zum Nachtheil gereiche.
Es sey der Mangel an belesenen und empfindsamen Persohnen – oder die
gegenwärtige Theurung baarer Thaler – oder die Unschicklichkeit der
Proclamation – oder ein Vorurtheil gegen Freund Hain – kurz in gantz Ost- und
West Preußen hat sich bis zum heutigen dato kein einziger numerantgefunden:
Vier grl. Thrl
liegen hier für 4 Exempl. baar und sicher; die ich wohl
so bald als mögl. mir zu Schiff expedirt zu sehen wünschte. Unser VirtuoseReichard redte mir von 15 und übernahm sich 25 hier unterzubringen. Ein
Flußfieber hatte ihn bettlägericht gemacht. Er versprach mir so bald er genesen
wäre zu mir zu kommen. Den andern Tag drauf nach meinem ersten Besuch
sprach ich bey ihm an aus Besorgnis für seine Gesundheit. Er war bereits zu
seinem Artzt ausgefahren. Ob er wieder eingefallen oder zu sehr durch die
Gegenwart eines Virtuosen und sr. Tochter, die sich hier werden hören laßen,
zerstreut ist, weiß ich nicht, hab nichts von ihm gehört noch gesehen seit vorigen
Montag. Ich liebe diesen jungen Menschen wegen seiner glücklichen oder
vielleicht unglückl. Anlagen. Er hat sich aber eben so sehr hier in Miscredit gesetzt
als Ihr Freund Hain. Sein Talent zu dichten – und seit ungefehr 14 Tagen
hat er auch den Versuch gemacht einen Landsmann vom Dichter, Namens
Bock zu recensiren. – Sollten sich also die 15 oder 25 Subscribenten bedacht
haben auf den kleinen Assmum der 5/6tel mehr kostet als Bock, ihr baar Geld
zu wagen: so haben Sie dies niemanden als dem odio publico Ihres
Schutzheiligen zu verdanken; wornach Sie sich zu achten und vor künftigen Schaden
zu hüten haben.
Weil Sie mir aus dem gantzen Handel ein Geheimnis gemacht, oder zu
cavalierement ihn tractirt haben und ich nicht weiß, wie sich der Numerusder Liebhaber zur Auflage verhält: so weiß ich nicht wie viel Sie zu den
4 baaren Exempl. auf allen Fall zulegen können und wollen. Ob nicht die
hiesigen Buchläden etwas erhalten werden? Im Vorschuß kann nicht stehen –
Das Ihrige, so Sie mir anvertrauen sollen Sie baar oder in natura erhalten;
aber den Termin müßen Sie den Umständen überlaßen. Befriedigen Sie mich
mit Antwort und Expedition, so bald Sie nur können. –
Bin über ein paar Stunden durch die Erscheinung eines armen aus Lübeck
kürzl. angekommenen Blutsfreundes unterbrochen worden, und werde die
Fortsetzung bis morgen aussetzen. Guten Abend! Bey Licht schreibe nicht mehr,
und lese kaum.
Den 22Bin heute den ganzen Tag umher gelaufen um einen Fastbäckergesellen von
18 Jahren unterzubringen – und wo mögl. bey einem Zuckerbacker in die
Lehre zu geben – den Catalogum uniuersalem auf frischer That zu lesen und
mir die Recensionen Ihrer Amtsbrüder und Nachbarn zu verschaffen No 68
und 75. Was Sie an Freund Hain Fehls finden, bitte mir treuherzig
anzuzeigen. Der gröste Fehler ist wohl der, daß er seine Absicht rein verfehlt, ihnen
50 à 100 dito einzutreiben. Die 4 baar bey mir liegende sind vor der
Ankündigung und Recension eingelaufen. Es ist daher eine große Beruhigung für
mich, daß auch nicht ein einziger sich gemeldet – Der Factor im Kanterschen
Laden Wagner hat mich heute um 3 Stück angesprochen, aber ohne baare
Münze, die er selbst erwarten muß wo ich nicht irre aus Liebau in Curl. und
anderswo. Wenn Sie mir einen Ueberschuß anvertrauen: so hab ich ihm den
Vorzug versprochen gegen baare Bezahlung. Ich überlaße dies alles Ihrer
Willkühr. Die 4 Leute sind mein Freund
Kriegsrath Hennings, Hoffrath
(von) Ehrenreich
, den ich im Sinn ausgeschloßen hatte, weil er eine
außerordentliche Rolle hier und auch für mich gespielt, drung mir den ersten Thaler
auf, meine Freunde
Criminalrath Hippel
und
KirchenRath Lindner
sind die beyden letzten, welche mir Geld gegeben. Bin fest entschloßen keinem
ein gutes Wort hier zu geben – weil mir die Shandysche Collecte noch zu sehr
auf dem Herzen liegt. Habe an Niemanden als Trescho seit undenkl. Jahren
deshalb ein paar Zeilen geschrieben; war willens an unsern Grecourt, den
weiland Kriegsrath Scheffner, der sich den Plan gemacht hatte wie Sie ein
Dorflieger zu werden zum ersten mal zu schreiben – und an den Grafen
Anhalt, dem ich für erwiesene Ehre ein Gegencompliment schuldig bin – Hab
mich aber gantz in Ihre Denkungsart versetzt: „der Lust zum Büchel hat, mag
der an mich schreiben und ihm solls werden das Büchel“
Was macht Ihre Rebecca und Ihre kleine Tochter und mein kleiner Pathe
in spe – unsere Lehnchen Käthe denkt schon auf Zähne, spielt gern mit Löffeln
und ärgert sich bisweilen wie es scheint daß sie noch nicht mitlöffeln kann. –
Meine seel. Mutter war schwindsüchtig und brauchte öfter Ziegenmilch, auf
die ich wie ein Kind gern zu Gast kam. Ich möchte eben sogern die einmal
schmecken, die Gevatter Matthes hält, u im Nothfall selbst zu melken versteht;
wenn der Scherz wahr ist: so muß ich die Freude erleben, auch auf der That
zu ertappen. Wenn ich auf meinem Sorg Stuhl im Geist lache, welches
Gottlob! noch oft gnug geschieht und meine Leute glauben daß ich Engel sehe: so
ist es wahrlich nichts als der kleine Assmus in hoc opere operatoUnser Virtuose und Dichter hat Ihr Liedchen
auf die Mutter bey der
Wiege
gesetzt und es als eine künftige Beyl. der Zeitung zugedacht – Mir
auch die
Nachtigall
versprochen, als das erste Stück so ich von Ihrer
lastbaren Muse gesehen. Wär ich ein Musicus und Componist (da ich keine
Note
mehr verstehe und Kirchenmusik ausgenommen aller übrigen entwöhnt bin) –
und es fiel mir einen Abend ein, daß ich
Noch
ein
Dito
, zufolge Ihrem Ideal
von der Music in Noten setzen möchte um durch die Neuheit der Melodie das
Alterthum der Worte zu heben.
Es ist ein Heidenwerk in meinen Augen vom leidigen Brief Porto nicht den
höchst möglichen Nutzen zu ziehen und ein gantz Quartblatt umsonst zu
bezahlen. – Aus dem taumelnden Gang meiner Feder werden Sie sich leicht
meinen gantzen Gemüthszustand vorstellen können.
Ich habe den Grenville meines Brooke gelesen – die voyages des alten
Montaigne – Pfenningers Vorlesungen, unter denen mir die erste am besten
und die letzten am schlechtesten gefallen. Alles scheint mir auf einen
gesetzlichen Pharisäismum auszulaufen – im Müntz Till u. Kümmel zu gerecht
und zu weise, in der Hauptsache desto weniger. In Bachii Opusculis habe die
ersten Abhandl. pro Mysteriis Eleusiniis gelesen. Möchte der Adelgunde die
Ausarbeitung dieser Materie überlaßen. Ohngeachtet ich bloß Lust habe sie à
priori zu behandeln: so wünschte ich doch meine Schlüße und Muthmaßungen
a posteriori berichtigen zu können. Wißen Sie mir darinn was zu empfehlen;
so erwarte Ihre Beyhülfe ex officio mercuridi. Orpheus und EschenbachiiEpigenes liegt mir schon zur Hand und um die Autores, welche Mosheim in
sn Commentariis anführt, will ich mich auch bemühen. Was unser liebe
Bückeburger über das N. T. sagen will aus dem Zendavest, ist auch noch ein
Geheimnis für mich.
Bescheinigen Sie mir doch den Empfang meiner Blätter so genau, als mein
Aviso davon war. Ob Bode das Geld richtig erhalten und nach meinem
Engagement mit Hartknoch dem ich es baar ausgezahlt. Ob Hinz Ihnen
Lettres perdues geschickt – und vorneml. ob Sie den Vetium Epagathumhaben, von dem ich nichts weiß und den ich so herzlich
heraus
wünschte.
Mäcen Quintus Icilius soll todt seyn und wird das Fragment von Recension
nicht zu lesen bekommen. Anstatt 2 Zeilen hab ich einen weitläuftigen,
langweiligen, ehrlich gemeinten aber übel angebrachten Brief auf meine Billetsdoux erhalten.
Mit dem ersten Buch des Tristrams bin fertig. Die häslichen Druckfehler
für den Verstand des Lesers – besonders im genere der relatiuorum z. E.
S. 2. Z. 2.
welcher
an statt
welche
u. d. gl. Ich möchte gern die eigentl.
Bedeutung der Redens Art: hey – go – mad verstehen, wenn sie Ihnen oder
dem Uebersetzer bekannt ist ad pag. 3.
Endlich hab ich 2 Freunde ausgeholt über die Sibylle – Der eine sagt mir
im Vertrauen, daß etwas
schmutziges
– Der andere, welcher jenen sehr
verdammte mit einem: Naturalia non sunt turpia, wollte es verbeßern und
wollte etwas profanes darinn entdeckt haben. – Ich gestand dem letztern, daß
mir diese Anklage harter und ärger als die vorige schiene. Erwarte auch Ihre
Meinung darüber weil ich gern Anlaß haben wollte mich darüber zu erklären –
und die Mysterien des Hymens mir ein bequemes Beyspiel zu seyn scheinen
allgemein über die Natur der Mysterien zu matagrabolisiren – Halten Sie
Wort und antworten Sie auf 3 die auf Ihrem Kerbholtz stehen u erklären Sie
mir einmal Ihr in petto, von dem Sie einmal schreiben. Grüßen und küßen
Sie Ihr liebes Weib und sämtl. Schlafgesindel. Promte Antwort und
Expedition auf meine 4 Praenumeranten u den Anhang. Ueber ein Viertelhundert
kann ich nicht absehen u. s. m. Gott empfohlen.
Adresse:An / HE. J. G. Hamann /Notiz von Herder auf der Adressseite:Noch zuletzt hat mich Hkn. mit Ihrer Claudius erfreut.
Vermerk von Hamann auf der Adressseite:Erhalten den 18 Junii 75 durch HE Hartknoch nebst Beyträgen zur φφie, Prov. Blättern den Briefen der Brüder Jesu und den Erl. des N. T.
aus der Zend-ha-vestaGevatter u. Verleger Hartknoch hat uns, unerwartet beinahe schon, mit
seiner Gegenwart, unserm Neffen u. Nachrichten von Ihnen – nicht aber mit
Ihren hierophantischen Briefen erfreuet, die durch ein unglückl. Schicksal
zurückgeblieben waren. Ich erwarte sie mit der äußersten Begierde vom ersten
Postorte, da er sie mir schicken kann und habe mir so lange das Vergnügen
gemacht, Ihnen meine opp. mit kleinen Merkmalen meiner Finger zuzurüsten.
Ich wünschte, daß Ihnen meine Magier kämen: ob sie einem Stern
oder Irrwisch gefolgt sind? Geschenke bringen, oder die Weisen spotten und
Mütter schreien machen werden, weiß ich nicht: gnug, sie kommen
χρηματισθεντερ und ziehen also ihre Straße fort. Es ist die saureste Geburt meiner
Muse. Dreimal beinah verworfen, u. dreimal wieder angenommen; jetzt
ausgestoßen, ohne daß mich Ein Wort über ihr Schicksal kümmern werde.
Wenigstens werden sSie die Schreibart sorgfältiger u. korrekter finden: in den
Meinungen, die an die Theologie streifen, habe mich in den engsten Pfaden
der Orthodox. auch zwischen Felsen u. Steinspitzen gehalten und bin von der
Seite sicher. Die Samenkörner, die auf das große öde Feld zwischen der alten
Hebräisch Mosaischen Denkart u. dem Christenthum des N. T. gestreut, oder
daher geholt sind, werden in einer künftigen Zeit Ernte geben u. den Grund
des Hellenismus so anschaulich machen, als er jetzt dumm gewiesen u. dumm
verspottet wird. Die Brüder Jesu sind nach Lemgo gesandt, eine
Bücherrechnung zu tilgen, u. werden Sie weniger intereßiren, weil Sie allen körperl.
Hypothesen, wahr oder ungewiß, als solchen feind sind u. nur Geist u.
Brodem lieben. Die Prov. Bl. u. Phil. sind alte Schuld, die Hartkn. für Sie
eingemahnet hat – ich bin also quit u. warte auf den Hierophanten: zumal ich
aus Hartkn. Briefe gesehen, wie altfreundlich u. landsmännisch Sie mit mir
theilen. Die Beilage zur lettre perdue ist mir auch geworden: Schade aber,
daß Ihr Mäcen hin ist – quando invenies parem – auch wenn er gleich für
Sie nichts gethan hat, u. für mich noch weniger.
Hrtkn. hat die Berge hier umher noch eben so grünend u. die Thäler u.
Auen dazwischen eben so paradiesisch gefunden, als vorm Jahr: das hindert
aber nichts, daß ich sie als ein Gefängniß ansehe, aus dem ich zu entfliehen
wünsche u. wenn ich Himmel u. Erde hier betrachte die vortrefl. Sprüche,
wie Bruder Hamlet predige, steril promontory-congregation of vapours of
a fool etc. bis mir Lavaters Sinnspruch auf seinen Petschaften einfällt: „Ich
mag wohl warten!“ u. denn warte ich. Mein Weib u. Knabe ist gesund: mein
Ankömmling scheint ein Junge festen Muths u. geraden Herzens oder Faust
zu seyn – also ist auch das gut, Und das übrige wird kommen. Viel Dank,
daß Sie sich seiner so treu angenommen u. ihn mit einem Reisepfenning
gesegnet haben: er solls wie Pathenopfer ansehen u. sich einmal befleissigen,
Ihren Aeskulapiushahn u. Nazirsohn mit guten Werken zu vertilgen oder
zu vergelten. Hat er was gethan, so ists Dummheit nicht böser Wille.
Von neuen Sachen habe ich nichts, selbst Hephästion nicht gesehen. Ihre
Prol. sind an Moser u. Lavater (versteht sich an jenen ohne Zuschrift vndeu. vbi) gegangen: von mir hat Göthe ein Ex. bekommen, der s Sie stumm
aber desto stärker hochhält. Ich höre nur manchmal von ihm ein Wort, u. wie
das auch falle, ists ein Kerl von Geist u. Leben. Er will nichts seyn, was er
nicht von Herzen u. mit der Faust seyn kan. Lenz (der Verf. vom Hofmstr. u.
n. Menoza) ein Liefländer u. sehr bescheidener Jüngl. ist sein jüngerer
Bruder. Daß Vetter Claudius nachgedruckt wird, wird Ihnen Htkn. sagen –
Schade für den armen Knaben: er bekommt vielleicht nicht das geliehene
Geld zu seinem asinus omnia sua secum portans heraus. Wenn er Pyrm.
trinken will, vielleicht kommt er hieher u. denn soll Ham. so hoch unter uns
leben. Wär er der Dritte bei Uns!
Lav. Phys. ist mir auch nicht zu Gesicht gekommen. Zimmermann allein
hat drauf, wie er schreibt 10,500 Thl. colligirt – Eia! – Wird Nothankers
2. t. Th. sSie zu nichts wecken? Er hat ihn, wie seine Leiden u. Fr. meinem
gnädigsten HE. zugesandt, da ich ihn denn u. meinen Namen darinn auch zu
sehn bekommen. Wohl uns des feinen HErn! Ich hatte aber ein ganz anders
erwartet. Adieu auf heut Vormittag. Ich muß aufs Armendirekt. und komme,
eben so zerstreut, aufgelöst u. nichtssagend, nach Mittage zum Briefe wieder.
1. t. Pfingst.Kanter ist hier gewesen auf ein paar Stunden u. fortgereiset. Andre
Abhaltungen, etc. machen, daß ich meinen leeren Brief auch nicht endige. Htkn.
verspricht mir Kopie von Ihrem Bilde, darauf wir uns wie auf ein Erbtheil u.
Kleinod freuen: ordentlich näher werden Sie uns mit Ihrem Farbenschatten
werden. Meine Seele ist so dumm u. zusammengedrückt, daß ich fast nichtzu reden, geschweige zu schreiben Lust habe. Leben Sie wohl, lieber Preuß.
Pan. Htkn. sagt Ihnen, wie sehr Sie bei uns leben.
H.– –Nonsecus in iugis
Exsomnis stupet Euias
Hebrum prospiciens et nive candidam
Thracen, ac pede barbaro
Lustratam Rhodopen. Vt mihiheute den 8 Junii a. c. zu Muthe war, als ich auf dem Bureau in Ihrem
Horatz dieser Ode nahe war und eine picam mitten im Lesen nach den
Zeitungen fühlte, frug und wartete nach, ohne zu wißen warum? Endlich
kam der Aufwärter an, bemächtigte mich mit einem Aerger ihrer zuerst und
fand eine Nachricht, die mich vom
müßigen
Bureau, ohngeachtet des heutigen
Posttages zu Hause trieb, meiner Hausmutter und 3 Kindern den Umstand
haarklein erzählte, ohne Ihnen das geringste davon begreiflich machen zu
können, was das zu bedeuten hat zum
zweyten
mal den pythischen Preis zu
erhalten, und wie glücklich dieser kleine Umstand für unsere ecclesiampressam ausschlagen möge.
Gestern Abend wurde auch mit gegenwärtigen Probebogen
überrascht
,
nebst den Erstlingen eines gelehrten
Freundes
in Reval. Ich theile Ihnen
selbige
sub sigillo confessionis
mit, weil ich die Sache blos im Nothfall
brauchen will; auch der Abdruck noch nicht geschehen ist. Bitte mir aber auch
mit Ihrer neuen Schrift zu erfreuen und vorbeyVoss dafür zu sorgen daß ich
frühe bedacht werde.
Habe von der gantzen
Frage
nichts gewußt. Ihre Aufgabe ist mir aber so
wichtig als
erwünscht
Der Ihnen zugefallene Preiß der
Auflösung
–
erwünscht in jeder Beziehung, die sich noch von mir denken läßt. Als wenn eine
Heilige Hand das Gewebe unsers Plans anzetteltVetter Asmus wird sich auch freuen und scheint mit meiner Ankündigung
(die hier so unfruchtbar gewesen, daß ich nicht einen Einzigen Thaler
hernach
eingenommen) zufrieden zu seyn. Wenigstens habe den ersten klugen
warmen Brief von ihm erhalten, ohngeachtet wir seit 2 Jahren gewechselt
und auf einander gezogen haben.
Ist Ihr Neveu schon angekommen? Ist Hartknoch bey Ihnen? Binden Sie
ihm doch den Abdruck der
hierophantischen Briefe
auf die Seele. Ich
wünschte, daß selbige in 4to erschienen; und will ihn dafür durch ein ander 12oschadlos halten. Eine Fortsetzung der Sibylle würde hiezu beßer seyn. Sollten die
Kunstrichter auch etwas
schmutziges
und
profanes
darin finden: so möcht
ich diesen Vorwurf diluiren, und die
Mysterien des Hymens
zum
Mittelbegriff brauchen überhaupt die
Mysterien der Alten
zu erläutern. Wenn Sie
mir etwas dazu vorschlagen können, geschieht mir ein Gefallen. Ich kann weder
erfragen hier noch mich besinnen; wer von den alten Polyhistoren de Mysteriis
Eleusiniis geschrieben. Nennen Sie mir ihn doch! Ist es nicht Meursius?Bedauren Sie, beliebster Herder, nicht das Postgeld für diesen impetum
gratulandi – und wenn Sie es übers Herz bringen könen; so theilen Sie mir
wenigstens den spiritum oder das Schema ihrer Schrift mit. Wenn Sie dies
weder thun
können
noch thun
wollen
: so bitte mir wenigstens die
Gründe
Ihres Stillschweigens aus oder Verweigerung aus. Die hab ich Recht
als
Freund
zu wißen.
Weguelin hat einen langen Auszug gemacht. Ist das nicht eben der
Schweitzer, der eineige Abhandl. über Sparta geschrieben in deutscher Sprache?
Was sagt denn Ihr kleiner
Mohrenkopf
dazu? Versteht der mehr vom
Handel denn meine 3 kleine
Schweißfüchse
–
Ich möchte gern wißen ob
Sultzer
sein votum gegeben – ob Sie Ihren
Styl verleugnet und nicht in collision mit Ihrem
Beytrage
geschrieben – ob
Sie wie Ulysses oder wie Aiax zu Werke gegangen – Hertzlich willkommen ist
mir Ihr Glück – und diese kleine Zufriedenheit ist Ihnen wegen der
Widersacher zu gönnen.
Ich habe heute Feyertag gemacht und bin Nachmittags zu Hause geblieben,
nicht zu arbeiten, sondern 2 Stunden zu schlafen und zu ruhen. Unterdeßen
die gantze Stadt heute den Mörderer
Brockmann
oder Wagnererner (wie
sein rechter Name heißen soll) erwartet, der einen Armenianer hier jämmerl.
umgebracht, wader wahrscheinlich mein erster Reisegefährte von hier nach Riga
gewesen, brenne ich nach unserm Sancho Pansa Hintz, der mir Nachrichten
von der allgemeinen deutschen Bibliothek mitbringen soll, in der man mit
dem puero centum artium gar nicht säuberlich verfahren seyn soll. Jenes
Αμην, αμην in der Abbtschen Correspondentz wird allso wol bald erfüllt
werden müßen, wenn es je einen Sinn gehabt.
Haben Sie den Hephästion bereits angesehen? – Ich weiß keine Lectur,die auf meinen Hypochonder so handgreiflich gewürkt als dies heillose
Geschmier, das ich den 25 April des Abends gelesen ohne Anfang und Ende,
weil der Titelbogen noch hier biß dato wegen der Vignette fehlt: Ich habe
8 Tage nicht Ruhe gehabt und ich redte mit jedermann wie Fontaine vom
Propheten Baruch. Gott vergelt es dem lieben Assmus, den ich den 4 May
zum Mittagsbrodt erhielt und auf der Stelle auffraß mit Haut und Haar.
Mein hypochondrischer Schmachtriemen schien von Stund an aufgelöset zu
seyn, und daher bin ich dem Büchlein so gut geworden. Künftigen
Weynachten wills Gott! soll ich zu Wandsbeck Gevatter stehen. Wenn meine
Umstände mir dieses Liebes-Werk erlauben, so sind die Frau Consistorialräthin
zu Bückeburg nicht für den Besuch einer maieutischen Sibylle sicher, die auf
ihr Handwerk ausgeht – –
Ich erwarte durch Hartknoch so viel Neuigkeiten, als Sie nur im stande
sind mir mitzutheilen, und außer Ihren neuesten Schriften und Nachrichten
auch einige den Schweitzer Bauer betreffend. Hier habe ich einen geschickten
geistreichen Mann vom Schulcollegium Nahmens
Creutzfeld
gefunden, der
ein eifriger Leser Ihrer Urkunde ist und den ich zu meinem Freunde – auch
vielleicht zum besten meines armen verwahrloseten Hänschen Michaels –
aussuchen möchte. Er hat außer der griechischen Litteratur viel Neigung zur
morgenländischen und einen
Nothanker
dazu nöthig. Gott sey mit
Ihnen
und
Ihrem gantzen Hause
, mein lieber Herder! Vergeßen Sie mich nichtarmen verlaßenen Greis, dem der Kopf mit Grundeise geht und voller Sorgen
für sich und seine Landsleute lebt. Gott wird helfen Amen! Schreiben Sie
bald
und
mehr
als ich thun kann.
Adresse mit Siegel und Postvermerken:Herrn / Herrn Consistorial-Rath / Herder / zu / Bückeburg. Gedruckte Sachen.Vermerk von Hamann:Erhalten den 28 Junii 775.Viel Dank, lieber H., für Ihr redl. Theilnehm. an meinem unerwarteten
Zufall. Mir so unerwartet, als Ihnen: die Abhandlung war vergeßen, u. ich
traute ihr den Preis so wenig zu, als meinem Miethpferd, worauf ich
bisweilen ausstolpere, den Olympischen oder Pythischen Preis. Am Trinit. fest
wurde ich eben wie sie, anvon einem non poss. dicere quid? aufgetrieben: ich
wußte nicht, was zu thun, am lieben Sonnt. so früh, saß also wie Loth in
meiner Hofthür u. las Oetinger theol. ex id. vitae deductae – siehe da, der
lahme Wansb. – Er ist mir immer ein fauler Bothe! dacht ich u. wollte, da
im gelehrten nichts als eine brausende Voßische H. Geistode drin ist stand,
ihn wegwerfen – ein Geist oder Wind kehrte das Blatt u. eia mein Motto! Da
war Freud über Freude, mehr um meiner
Freunde
u.
Feinde
willen, als
meinethalb. Sie waren gleich mit unter den Ersten die ich meinem Weibe
nannte: die Nachricht u. das Zeitungsblatt flog aus unserm Munde an unser
hiesiges
Drei
redl. Theilnehmer – für die übrigen war der weidl. Korrespond.,
der wie wir bald hörten, es auch hatte. etc. etc. Und die HErn Nickels et
consorten wurden auch bestschuldigst erwähnet – Amen! Ders gefügt u.
gegeben, lenks ein: sonst wird noch ein ärgrer
Ruch
draus, mit Wansb. Asmus
zu reden, als es war. Denn
die Abhandl. taugt, meines Erachtens, wenig mehr, als eine belletristische
Schulübung. Meinen Grundsätzen bin ich ganz treu u. in Absicht auf dieFreiheit u. despotischen Teufelsdreckgeschmack schnarchende Stellen,
derentwegen
wirs
schon, Mann u. Weib, für völlig vergebens hielten, es nur
fortzusenden. Dazu kam, daß der Abschreiber so falsch u. unleserl.geschrieben, daß meine Handschrift, die ich als kennbar supponiren konnte, fortmuste,
u. doch – es ist wahrl. Loos von höherer Hand: denn noch begreife ich nichts.
Sie sollen die Abhandl. im Kleck oder von meinem Abschreiber konterfeit auf
der fahrenden Post erhalten u. sehen. Hätte ich was anders als dies liefern
wollen, so wäre gar nichts gewesen.
Sulzer glaub ich nicht, daß er mir sein Vot. gegeben: er ist aber meines
Wißens in der Metaphys. Klasse u. in dieser Merian Director, ein liebergutherziger Mann. Weguelin ist der Schweizer, den sie meinen, voraus in St.
Gallen Profeßor. Nicht blos die Betracht. über Sparta, sondern auch die
Religiose
Gespr. im R. der T., damit Sie in den Königsb. einst begannen,
sind von ihm: ja man schreibt ihm auch die Sokrat. Gespr. von W. zu, über
die Moses den Wiel. in den Litt. Br. so herunter nahm u. dieser sich dran für
unschuldig erklärte. Endlich sind grosse dicke caracteres u. histoires romainesvon ihm, Plane zur Politischen ppp Welt u. Römerhistorie, die ich nie
ansehn mögen. Vielleicht nehmen Sie sie, beim jetzigen Vorfall zur Hand: wie
mich dünkt, hat er ein Politisch-historisch Werk angekündigt, woran der Fr.Buchhändl. selbst zuvertage verzweifeln schien. Es schwebt mir aber nur
so fern vor. Ihn seh ich vor den Urheber
meines
Preises an, weil er in dem
Fach am meisten gewühlet u. zu deutl. Stellen gegen Sulzers Moralische
Belletristerei vorkommen. Sie wißen aber doch, daß die Rede, vom Verfall
des
Geschmacks
: ganzer Volker, nicht ganzer Völker, wie der Druckfehler
der Zeit. sagte, gewesen.
Und nun auf Sie: damit wir redl. theilen. Fast an keiner Ihrer Schriften
hab’ ich so innig aus dem Herzen mit gelesen, als am den Hierophanten.
Ich erwischte ihn bald, da Hartkn. weg war, aus Lemgo, u. mein Herz schlug
hoch, zu dem was Sie vom
Nichts
u.
Etwas
reden. Auch von der Abgötterei
gegen die 1te Kirche habe ich längst Ihre Gedanken: der 4te Abschn. der Br.
2er Br. Jesu zeuge. Das Büchlein soll mir weder Honig im Munde u.
Purganz in den Gedärmen werden – aber leider! in 8. gedruckt. Ihr Brief kam
Hrtkn. zu spät.
Wie mich Ihr dramat. Freund Hain erfreut, hab’ ich mit Bleistift auf den
Brief geschrieben, den ich Hartkn. mitgab. So hast du nicht, alter Ruprecht,
zu mir geredet, gewiß weil ich Dich nicht im Kupfer vor habe u. mich, Dorn
u. Hecken ausjätend, hinten. Ich habe Matth. Klaud. zu Pyrm. Brunnen
hergebeten, vielleicht kommt er. Wärst Du denn auch hier, alter Rupr.
Pförtner, mit Deiner Sense, womit Du Königsgespenster mähest, die aber wie auf
Swifts Monde schnell zusammenwachsen u. sprechen: hie sind wir!
Zu Ihrem
Myster
. Buche ist freil. Meursius der Hauptkompilator: ich
habe ihn aber nie erwischen können, weil alle seine Sachen rar sind, mich also
mit dem Auszuge draus in Warburt. Send. Mos. bewiesengnügt: es ist
aber schon durchs sein Sehglas. In der Gronovschen Samml. steht er.
Eschenbachs Epigenes, Blackwells Mythol. haben Sie selbst. in Zorns Opusc.u. Bibl. sacra antiqu. sacr. stehn dort viel scheußl. Anwend. hier Collektan.
von Sachen der Art. Ich wollt, daß Sie beide Bücher, jenes für Hephäst.,
dies für die Sibylle durchliefen.
Hier ist mein kleiner Mohrenkopf: er bittet um Ihr Bild, dazu mir Htkn.
u. Kanter Hofnung gemacht haben, u. empfielt sich Ihrer Väterl. Güte, die
Joh. Χstoph Neum. so wohl bedacht hat. Der Letzte läßt sich zieml. gut an u.
der Erste kriecht herrl. umher. Zum Nächsten sind Sie Gevatter voraus: mein
Weib soll Sie eigenhändig bitten.
Ein Exempl. Ihres Hier. von Ihrer Hand! so wie ich Ihnen alle meine
opp. durch Htkn. zugesandt habe. Auch 2 Br. während der Zeit geschrieben:
Einen durch Ihn, da er noch in Leipz. war: den 2ten ihm mitgegeben. Meine
Magier
bitten um Ihre Gastfreundschaft u. höfliche Bewirthung: denn
Schutznehmung haben sie nicht nöthig χρηματισθεντες. Vielleicht ärgern
Sie sich über den zu blassen dogmatischen Gebrauch:
ich
konnt’ aber, um der
Nothdurft unsrer Zeit willen, damals nicht anders. Du, Ruprecht Pf., ein
Magus von Natur, bist allein geschaffen, den
König
des Himmelreichs
zu
feiren.
Vom Bauer p bringt Ihnen Htkn. Nachricht. Einen Füßlischen Br. über
Klopst. will ich meiner Abhandl. beilegen u. was ich sonst finde. Le Kermes
du Nord bleibt in guter Hand. Lebe wohl, lieber, treuer Ruprecht-Pan, dem
seine höhere unverwelkliche Krone über all sein Mühn u. Leiden gewunden
u. aufbewahrt bleibt. Gott mit Ihnen u. Ihren Schweisfüchsen, die ich herzl.
wünsche zu kennen. Grüßen Sie Kreuzfeld von mir, von dem ich 4. schöne
Litth. Lieder in der Preuß. Saml. gelesen: sie sollen in meine Volkslieder
gewiß. O hätt er mehr! –
Vielleicht erfreue ich Sie bald mit etwas anderm, eben so unvermuthet.
Gott helfe. Ihr ewigtreuer H.
In der A. D. Bibl. soll ich eben so mitgenommen seyn – laßet sie fluchen –
der HE ppP. P.Ew. Hochwürden haben mir den Peter- und Paul-Tag so merkwürdig
gemacht, durch die Versicherungen Ihrer unverrückten Freundschaft und
christlichen Amnestie, daß ich es für meine Pflicht halte Dero dringenden Gesuch
um ein Exemplar beyliegender Brochure zu willfahren, welches mir desto
leichter geworden, da ich erst nach der Hand erfahren, und mich selbst
überzeugt habe, daß in einer der Hiesigen Zeitungen selbige bereits den 15 p. feil
geboten worden.
Die meisten Correcturen sind Varianten des Herausgebers – und für mich
bis auf den heutigen Tag ein Rätzel. Ich wäre nicht im Stande gewesen
selbige zu berichtigen, wenn ich nicht durch einen blinden Glücksfall eine der
beyden auswärtig gegangenen Handschriften zurück erhalten hätte, und allso
zugleich mit Darlegung derselben die Avthenticitaet des Facti bescheinigen
kann.
Da ich einem eben so wunderlichen und
unschuldigen
Zufall den
Hephaestion zu danken habe, und mir blos der Titelbogen dazu fehlt; so erbitte mir
denselben zu Ergänzung meines Exemplars.
Horatzen konnte es nicht schmeichelhafter seyn, von August putissimus –
als es mir gewesen von Ew. Hochwürden neulich sub dio mehr als dreymal
Ihr Kind genannt zu werden. Weil ich wirklich in Verlegenheit eines
Beichtvaters bin: so werd ich es als ein Unterpfand Ihrer unverrückten Freundschaft
p erkennen, durch das Verhältnis eines Beichtkindes mit Ew. Hochwürden
inniger vereinigt zu werden, der ich mit aufrichtiger Ehrerbietung ersterbe
Ew. Hochwürden Meines HöchstzuEhrenden Herrn Doctors und Hofpredigers
ergebenst verpflichtester Freund und Diener
A A. G.Johann Georg Hamann.Festo visitationis Mariae 1775.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Des / HErrn D. und Hofprediger / Starck Hochwürden /
zu
/
Hause
Dom. V. p. Trin. 775.Liebster Freund Herder und Superintendent,
Einlage bewegt mich zum Schreiben. Ich habe mich den gantzen Tag nicht
erholen können von der Bekanntschaft, die ich mit dem unglückl. Uebersetzer
des Strabo diesen Morgen gemacht, dem weyland M. Paentzel gegenwärtigen
Musquetier beym Alt-Stutterheimschen Regiment. Jetzt geht er eben mit
meinem
Freunde
Krause fort, der ihn zu mich geführt. Da ersterer sich
rühmt Ihr Correspondent gewesen zu seyn, hat er mir einen Gruß an Sie
aufgetragen. Ich habe ihm des ehrl. Quintus Antwort mitgetheilt und ihn
aufgemuntert sein Nachfolger zu werden, und von dem für mich verlornen
Rath einigen Gebrauch zu machen. Ein unglücklicher Vorfall zu Würtzburg
hat ihn in die Arme unserer Werber geworfen, von denen er hintergangen
worden. Er soll Mitarbeiter an der Klotzischen und Lemgoschen Bibliothek
gewesen, und scheint mir ein Kopf von ungeheuren Fähigkeiten für einen
Jüngling von 25 Jahren. Eines reformirten Predigers zu Deßau Sohn, der
über seinen Vater sehr klagt, weil er ihn excommunicirt, und seine Schwester
ist die Chloe in den 7 kleinen Gedichten der Venus Erycina & gesungen Berlin
769. – – Wie sehr beklag ich meine eigene Dürftigkeit, um diesen unglückl. Mann
nicht unterstützen zu können. Gott schickt ihn mir an statt des Claudii, den ich
eingeladen hatte, den 45sten Geburtstag meines mühseeligen Lebens im
Schooß der Freundschaft zu begehen. Ich bin durch ausgebliebene Zinsen und
anderer Noth so in der Enge, daß ich Ihnen das Postgeld aufbürden muß,
liebster Herder! Gottlob! keine Noth, aber so eingeschränkt wie im
Nasendrücker, und die halb kluge halb heidnische Sorge auch für den
morgenden
Tag – und der natürl. Wunsch mit dem zunehmenden Alter nach ein wenig
mehr
Genuß
der
Gemächlichkeit
und der
Gesellschaft
; denn ich lieb und
haße die Menschen wie mich selbst, allein und in schlechter Gesellschaft zu
seyn p.
Der Glaser hat aus heiliger Einfalt um Ihren kleinen Mohrenkopf einen
Rahmen wie ein Hertz von Marcipan gemacht. Ich ärgerte mich anfängl. über
das Misverständnis seines Geschmacks, der Einfall ist aber recht sinnreich und
gefällt mir je länger je mehr. Daß aber weder Caroline noch Sie den
Namen
und
Geburtsdatum
des kleinen homunculi hinten oder irgend
aufgeschrieben, ist eine kleine Fahrläßigkeit, die ich ahnden muß. Er hängt über meinem
Eß- und Schreibtisch unter den Emauntischen Pilgern und Ihrem Gast, der
ihnen das Brodt brach.
Mein Hänschen, der den Globum studiret, und den Titel des Kantschen
Programms von den Racen der Menschen zu
Ratzen
laß, frug mich mit einer
kleinen Unruhe, ob sein kleiner Freund wirklich so schwartz wie der
Mohrenkopf aussähe. Seine noch einfältigere Mutter aber sahe gar die starken
Augenwimpern für ein Horn an. Sie können aus dieser Probe sehen wie oft ich des
Tags Gelegenheit habe über die Tummheit meines großen und kleinen
Hausgesindels zu lachen, und daß wir hier auch ohne Haber kützlich gnug sind. –
Wenn mein Brief keine Antwort ist so entschuldigen Sie weil ich nicht den
Augenblick übrig gehabt den Ihrigen aufzusuchen.
Meine Die hierophantische Briefe sind durch den lächerlichsten u mir
unbegreifl. Wiederspruch des Censors und Druckers so verhuntzt worden, daß
ich meinen eignen Verstand nicht wieder finden können. p. 13. Z. 4: lieshab ich für wichtigen: poetischen gesetzt und Z. 9. mich umständlicher über
einige Stellen statt: so gut es seyn will hierüber
p. 15. Z. 9. deleatur
und
und für
Ueberklugen
hatte ich allenthalbenp. 49. homunculi geschrieben.
16. Z. 6. lies für als: oder Z. 11. anstatt des Puncts hinter Nationkomtein Comma, der das p22. Z. 2. Schweitzers.23. Z. 1. Stattnd: Das Mährchen statt: Die Lehre
27 Z. 4. Kephas statt: Kaiphas 31. Z. 17. Vocabelbücher. 33. Woods
topogr.
40 Z. 11. fehlt
acht
vor Abschnitte
48 Z. 13. lies
Wigande
i. e. Riesen 22. lies: Wolkenbrüste unddeleatur u Milch
D. Starck der mich in Jahren nicht besucht, seine Dissertation zu der ich
ihm Bücher geliehen nicht einmal zugeschickt hatte noch seine Heyrath mit
D. Schultz Tochter gemeldet, machte mir den Peter und Paul Tag sehr
merkwürdig. Zum Glück war ein starker Posttag u. einer meiner Brüder krank.
Ich muste mich daher von meinem Bureau aus entschuldigen laßen, ließ ihn
aber ersuchen zu warten. Weil die Arbeiten sich häuften; so schickte ich den
Aufwärter noch einmal nach meinem Hause, meinen Verzug zu entschuldigen.
Siehe! Da kam der Mann vor die Prov. Direction angefahren, stieg aus der
Kutsche sich ein Exemplar der hier. Briefe auszubitten. Weil er mich unter
freyen Himmel wenigstens 3mal sein Kind nannte: so schickte ich ihm den
Sonntag darauf Festo visit. Mariae ein Exemplar zu und creirte ihn zu
meinem Beichtvater; welches er auch vorige Woche gewesen ist – und durch ein
ander Spiel des Zufalls hielt er selbst an demselben Sonntag seine Andacht. –
Uebrige Kleinigkeiten will übergehen. Es ist mir aber eine ungemeine
Zufriedenheit gewesen einem so sonderbaren Misverständnis einen Beichtvater
nach Abgang Lindners als Kirchenraths am Löbenicht zu verdanken zu haben,
weil ich über die Wahl in der grösten Verlegenheit war.
Mitten in diesem Abschnitt meines Briefes trat Kanter herein, der gestern
Nacht erst von Leipzig über Marienwerder hereingekommen, voll von
Basedow, Semmler, Nicolai ppp wieß mir einen Kupferstich eines
schwindlichten Kopfs in der Kappe eines Schweißtuchs, erzählte mir eine Legende von
Zimmermann, Lavater u. s. w. aber traurige Anecdoten von M. Paentzel,der ihm von Semmler und in gantz Deßau als der lüderlichste Mensch,
Renegat des calvinschen u römischen Glaubens bereits ausposaunt worden –
Manches kommt mir wahrscheinlich gnug vor, daß ich sehr ungedultig bin,
was Sie von dem Mann
wißen
und
vermuthen
zu erfahren – – Endl. um
seinen Besuch zu krönen rückte er mit einem Heiligtum seiner Portefeuille heraus
und wies mir Ihre CAROLINE eben so schwartz als Ihr kleiner Mohrenkopf.
Weil es entre chien et loup war und mir der Kopf von der Geschichte meines
eignen saubern Holtzschnitts ein wenig schwindelte, so will ich morgen früh –
Es ist freylich nicht recht erlaubt seines Nächsten Weib mit Lüsternheit anzusehen.
Ich will aber auch nur wie Jonathan, ein wenig dieses Honigs kosten um meine
Augen, die Ihnen zu Gefallen bey anderthalb Lichtern schreiben, um meine
Augen, sag ich, wacker zu machen, daß sie diese Arbeit die Woche über
fortsetzen können.
Gott seegne Sie, mein lieber Herder! Ihre beste Hälfte und was unser
treue Schöpfer aus der Ribbe Ihrer Seite gebildet hat und noch ferner
zubereiten wird. Ich habe mich gefreuet und freue mich und werde mich freuen
über Ihre glückliche Wahl. Sie haben was Gutes gefunden und können guter
Dinge seyn im HErrn. Gute Nacht! – –
Des Morgens um 4 den 17 Jul.Gar nicht geschlafen, wie den letzten May. Der gantze Einfall des saubern
Holtzschnitts betrift ein Esel Ohr; übrigens soll die Copie dem Original so
treu als möglich seyn. Was den schönen Rahmen anbetrift: so war dies die
Einfaßung. Nach einem herzl. Willkommen und bezeigten Verlangen mich
den ersten Tag der Ankunft zu sehen und einigen grimmigen
Aufschneidereyen über Basedow, seinen Zweykampf mit Lavater sich einander zu bekehren
und des letztern Niederlage, der Anzahl von eigenhändigen Königl.
Handschreiben, welche ein zur Ruhe eingegangener Minister erhielte, einer
Entschuldigung von Eberhard, der seit Jahr und Tag bettlägerich wäre und weder
lesen noch schreiben könnte p und bey einer großen Eilfertigkeit nach der
benachbarten Loge, aus der man kam, wieder zurückzukehren, fiel dem großen
Gönner und Freunde noch etwas aus seiner Brieftasche ein, das er von
Zimmermann erhalten hätte. Ich erschrack gleich vor den Anblick und dachte
an Stahlbaum, (wenn der zu Ihrer Zeit schon hier war,) sich mit
Kupferstechen viel abgab und eine Copey ohne mein Wißen von dem im Laden
hängenden Schlafbilde mitgenommen haben soll. Hierauf wurde mit
gewöhnl. Eidschwüren betheuert, daß es ein Versuch von Lavater wäre für den
2ten Theil seiner Physiognomien und eine Probe von der Stärke seiner
Ideale; daß Moser ihm das Contour gegeben und er diesen selbst besucht
hätte. Mit einem Mann der sich verschwört und flucht mag ich lieber
leichtgläubig als ungläubig thun und gleichgiltige Lügen zu wiederlegen ist eben
so unnütz als gleichgiltige Wahrheiten zu verfechten. Mein kleiner Johannes
hat sich wie ein Engel aufgeführt, er wollte das Bild gar nicht erkennen saß
und brummte vor sich indem er es ansah und schlug mit der Hand darauf,
daß mich seine Thorheit ungewöhnl. aufmerksam machte. Gnug von dem
Bettel, der mir vielleicht als der Mercur u die allg. Bibliothek, deren 2 letzte
Stücke ich auch bereits gelesen. Den Reyhen der dritten Dodecade werden
Sie wohl anführen müßen. Machen Sie sich nur gefaßt.
Woher ihm der Innhalt des Tellerschen Briefes an Sie bekannt war, möcht
ich wol wißen und Ihr Stillschweigen auf selbigen. Von Ihrem Schreiben
an Sp. wußte er auch –
Sie thäten mir eine große Gefälligkeit mir dies vorzüglich mitzutheilen, um
den Gang dieser Leute kennen zu lernen, zu meinem privat Unterricht.
Unter dem – strich ist mit Bleystift mein Name geschrieben und dies ward
vom Ueberbringer für Lavaters Hand ausgegeben. Ich glaube eher Nicolaidarinn zu erkennen und vermuthe daß Sie den Krieg ala Klotz mit mir
führen werden.
Mein alter Verleger hat mir voriges Jahr einen
niederträchtigen
Streich
gespielt; aber diesen groben und tummen hätt ich ihm nicht zugetraut, er mag
Erfinder oder bloßer Unterhändler seyn, wie ich noch nicht entscheiden kann.
Er soll Klatschereyen in Ansehung des Göthe gemacht haben, an die ich nicht
gedacht habe. Windbeuteleyen sind in meinen Augen vergeblich; aber boßhafte
Lügen entfernen mich bis zum non plus ultra. –
Assmus hat mir niemals eine Sylbe von seiner Unpäßlichkeit erwähnt. Ich
will ihm nicht eher antworten bis ich seine Exemplaria erhalten.
Vergeben Sie es meinem Zeit Mangel, lieber Superintendent! und
meinem zerstreuten Gemüth, wenn Sie weder lesen noch verstehen können.
Einl
.zu befördern ist meine HauptSache gewesen, weil ich darum sehr ersucht
worden bin.
Sie und Asmus haben in unsern Zeitungen herhalten müßen. Beyde aus
Ihrer Vaterstadt. Laden und Zeitung soll forthin le ventre de ma mere seyn,
wohin ich nicht leicht wiederkommen werde. Heute frühe will ich meinen
Gegenbesuch machen u ein paar Kleinigkeiten abgeben.
Was macht Ihr kleiner Johann Χstoph? Gott laße Ihnen so viel Freude
an diesem Zögling erleben. Grüßen Sie ihn von mir und seinem kleinen
Freunde. Moldenhawer soll einen Ruff nach Göttingen erhalten haben. Gestern
hieß es in Ansehung Ihrer von einer Vocation nach Hannover. Leben Sie
wohl, ruhig und glücklich mit Ihrer lieben HausEhre. Schreiben Sie doch,
was Sie von Paentzler wißen u. erfahren, und theilen Sie obiges mit unter
selbstbeliebigen Bedingungen, wie weit sich meine Discretion erstrecken soll.
Creutzfeld hat mich in 8 Tagen nicht besucht und versprach mir noch ein paar
Volkslieder. Gott empfohlen und Seiner allwaltenden Gnade!
P. P.Da Ew. Wolgeboren vielleicht der
erste
gewesen, der die Lavatersche
Fragmente durchgeblättert, und vielleicht der
einzige
sind, der solche im Lichte der
reinen Vernunft d zu durchschauen im stande ist: so würde ich nicht
ermangelt haben beyliegenden A-Stich, der mir von Dero Herrn Wirthe als
eine der glücklichsten Proben der Lavaterschen Kunst in Auflösung
physiognostischer Probleme vorigen Sonntag entre chien et loup eingehändigt
worden Ihnen vorzulegen. Ohngeachtet ich wider meine Diaet die ganze Nacht
schlaflos und mit Briefschreiben zugebracht hatte, so erschien ich doch gestern
Morgens einer mit Ihrem HE. Wirth genommenen Abrede zufolge in iseinem Buch Laden, ohne ihn zu Hause anzutreffen. Meine Schläfrigkeit
und der dadurch mir schwerer gewordene Posttag erlaubten mir das Bureauzu verlaßen und das Gesuch Ihres Bedienten zu befriedigen. Allem
ohngeachtet machte ich mir noch g Gestern Abend aber that ich den mühseeligen
Spatziergang nach Ew. Wolgebornen in Ihrem Garten aufzusuchen.auch
umsonst
–
Diese Nacht hab ich der meiner trägen Natur den kleinen Rückstand ihres
trägenTributs ehrlich abgetragen und Gott Lob! wacker aus und
übergeschlafen. Meine erste Arbeit ist Ew. Wolgebornen Neugierde in Ansehung
des Shandi-Lavaterschen A–Stiches zu befriedigen beantworten, wiewol
selbige kaum selbst wenig eigentl. dabey interessirt seyn kann, weil Ihr Herr
Wirth mich mit seinem ihm leider so geläufigen und zu seiner Zeit nicht
unergehört bleibenden: Straff mich Gott! versichert, daß Dieselben der erste
gewesen, der vorzüglich über die frappante Gleichförmigkeit des
physiognostischen A–Stiches mit dem Original wenigstens sein Erstaunen bezeugt
haben soll.
Da ich aus meinen
natürlichen
Ohren vor dem Publico kein Geheimnis
machen kann, weil mir schon leider! seit Jahr und Tag 3 rth zu einer neuen
Perücken fehlen: so möchte ich es doch nicht gern auf eine Probe aussetzen,
aus Ihres Herrn Wirths Lucullischen Hor. Lib. I Ep. 6 u Leipziger Apparatumeine Organa sapientiaewie Freund Lauson und Ihre Blöße zu
bedecken, als wie (zum Exempel) mein Freund Lauson zu bedecken.
Was mein geistliches oder symbolisches Ohr betrifft; so kann ich es freylich
ohne Undank gegen die gütige und freygebige Natur nicht verbergen, daß ich
in der Gabe zu hören alle meine Freunde und Vertraute ziemlich übertreffe
und daher würklich das unsichtbare organon dieses Sinns um einige Zoll
länger und ein gut Theil spitziger vermuthe, als es von dem A–StecherSt. Lips. nachgezeichnet und nachgestochen worden – und daß ich für die ewige
Leyer der reinen Vernunft und des schönen und erhabenen Geschmacks ein
noch gröberer Asinus seyn werde als es dem symbolischen A–Stich bis datoanzusehen ist.
Im Grunde ist aber der ganze freundschaftliche Wink Hieroglyphe übermeiner
erkünstelten
und mehr affectirten als der wie meiner unsichtbaren
Natur angemeßenen Grobheit und oder Freyheit ein
Schusterjungen-Einfall
, der die Anmerkung des weisen Horatz bestätigt:
Naturam expellas furca; tamen usque recurret
Et mala perrumpet
furtim
fastidia
victrix
.Lib. I. Ep. X. v. 24. 25.
Wer mit einer
so faulen
und
concreten
Methode mich abzuschrecken zu
widerlegen u sich zu decken meynt, wird sich in fine betrogen finden. Weil ich
aber mit Pfriemen nicht umzugehen weiß: so soll mein
gemiethet Scheer
Meßer
noch manchen unversehrten Wangenbart in die Glut heiliger
Gesänge versetzen.
Des berühmten Cicisbeo freche Lügen, anatomische Mordgräuel,
Auswüchse am Ende der meinigen, reiche Werke des guten Geruchs sollen in einer
Kupferplate erscheinen, deßenren Ausgabe ich meinen neu erworbenen
Freunden
Zimmermann
und
Lavater
zu überlaßen denke.
Dieser Nationalzug der philosophischen und moralischen Canaille verklärt
mir vollends meinesverwünschten Vaterlands, absolvirt und
gereicht fast zur Absolutionbeynahe meinens Vetter Nabal zu Böhmisch
Breda und seine siechen Consorten und Nachbarn. Mein Vetter Nabal soll
für die Gnade und
Ehre
, die er dem Cicisbeo meiner Landsleute und ihrer
schönen und braven Geister während seiner dortigen StaatsGeschäfte
erwiesen, belohnt einen Gotteslohn empfangen und ich werde getrost fortfahren
ein Antipod der weltberühmten preuß. National
Falschheit
und National
Höflichkeit
zu leben und obenein mir den Ruhm zuzueignen suchen dieseBonuma Naturae aus andern,
vielleicht
beßeren Grundsätzen, zu
anderm, vielleicht
beßerem
Behuf anzuwenden – so wahr mir Gott helfe!
Amen.
Ich eile nunmehr mit eiskaltem Blute zur Fortsetzung eines Versuchs, den
ich am weiland grünen Donnerstage angefangen und seit dem Fest aufgegeben
hatte, wenn beyl. Eselsohr mir nicht zur Brücke würde meinen Weg
gemächlicher zu verkürzen – So muß wahr ist es daß alles was aus Liebe kommt,
zu unserm Besten dienen muß.
Ich bitte mir Einlage bitte mir noch heute zurück, weil ich gestern keinen
einzigen meiner Freunde habe auftreiben können, die hoffentlich meiner philo
güldenen des der Verwandlung meines einzigen Ohres rechten sich nicht
schämen werden, da sie sich bey den Philosophen ad modum Apulejus sich
weiter als auf ein recht Ohr erstreckte. Allen den Ihrigen steht esderphysiognostische A-stich ehstens nach Herzens Lust und selbstbeliebiger Weile
zu Dienste und Geboth. Uebrigens habe die Ehre mit unveränderten
Gesinnungen zu verharren Ew Wolgeboren Meines HöchstzuEhrenden HE
Professor ergebenster Freund und Diener
Am alten Graben Johann Georg Hamann.den 18 Julii 1775.B. den 29. Jul. 775.Eben komme ich lieber H. von einer 4. wöchentl. Reise nach Darmstadt, die
ich mit Weib u. Kind, Hans u. Gottfr. gethan hatte u. finde Ihren Brief, der
mich in Allem wundert. So haben Sie nicht meinen Brief durch Hartkn. mit
2. Büchern, nicht einen andern nach erhaltner Preisfrage gekriegt: Oder sind
stumm darauf, auch stumm auf die Bücher? Das wolle der Himmel nicht!
Fodern Sie von Hartkn. oder durch einen Laufzettel nach Minden von der
Post, wo Sie nicht bekommen, nur schreiben Sie, antworten Sie (das
Postgeld will ich immer gern geben: müßte ich doch die Inlage bezahlen) u. reißen
Sie mich aus der Unruhe, in der ich bin, bis ich Ihr Wort weiß. Auch meine
Schwester hat den ihr durch Hartkn. zugeschickten Brief nicht empfangen,
weiß noch gar nicht, daß Hans hier ist p u. ich schrieb doch gleich u. schickte auf
Hartkn. Willen den Brief an Nikel in Berlin ihm nach. Thun Sie doch Alles,
lieber Hamann in meinem Namen, daß es zurück zurechtkomme: ich habe
an Hartkn. zu schreiben nicht Zeit. Er ist überhaupt lange nicht für mich u.
mein Weib gewesen, was er war; die Ehe mit einer Frau von Geschmack hat
ihn sehr verändert. Schreiben Sie doch, was Ihnen davon dünkt u. wie er
dort erscheinet.
Kanter ist, als Windbeutel hier gewesen, u. Staatsminister zu besuchen,
fortgezogen: so ist er auch Zimmermann vorgekommen (mit dem ich in Darmst.
5. Tage auf seiner Schweizerreise gelebt) u. allen guten Leuten. Die Geschichte
von Lav. aber kann wahr seyn. Moser hat würklich Ihr Bild Lav. zu kopiren
mitgegeben u. das Stechen ist ihm, weil er Maler Zeichner u. Kupferstecher
hält, ganz natürlich. Ich u. mein Weib sollen auch im 1.t. Th. der Phys. stech,stehen, ganz unkenntlich aber u. völlig gegen unser Wißen u. Willen. ArgernSie sich also nicht: wollen Sie nicht daselbst prangern, so kann ichs vielleicht
für mich hintertreiben.
Penzel kenne ich nur sehr beiläufig u. doppelt. Zuerst aus einem Ms. das
mir von Lemgo aus der Meierschen Buchdr. geschickt ward, obs des Drucks
werth sey: eine Uebersetzung von Regner Lodbrogs Sterbeliede, mit langen
Noten, in denen auch ich geschimpft war, recht vom Zaun abgebrochen die
Ursach. Ein ander Ms. über Katull, das vom Verf. Namenlos glaub ich an
mich kam, u. worüber ich meine Meinung als über eine unreife Geburt schrieb,
u. es ihm zurückschickte. Darauf ein sehr höfl. Brief von ihm folgte – das ist
Alles. Beides ist meines Wißens nicht gedruckt worden. Bei Strabo steht,
glaub’ ich, in der Vorrede sein Leben, wie ers erzält. Ich bin auf sein Schicksal
sehr begierig Melden Sie mir doch von ihm weiter.
In Allem, was Sie vom Kanter erzälen, steht der Mann vor mir. So hat
er mit mir von der ganzen Welt geschwatzt u. so wird er von mir v. v.geschwatzt haben. Hat auch mich mit den Berl. wieder zusammenhängen wollen,
wo ich ihm aber gar nicht wiedersprochen, das doch immer, wie Sie selbst
sagen, das beste ist. Eberhard u. Teller sind seine Götter. Basedow, Semmler pseine Patrioten: er ist Papiermüller u. Erbherr auf Trut. – Laßen Sie ihn
reisen u. malen. Die Anekdote, daß die Gräfin in unserm Hause gewesen, ist
schon in der ganzen Welt.
Ihre Situation mit Stark ist Dithyramb: darüber urtheile ein andrer, nicht
Ich. Hüte Dich vorm Beichtvater, würde Sirach sagen: er ist noch lange nicht
die in Deinen Armen schläft.
Die Rec. der Prov. Bl. in der D. B. haben Sie doch gelesen. Sie ist von
HE. Friedr. Nikolai Höchsteigenhändig u. fodert formell alle gute Geister
auf, gegen mich zu conspiriren. In einem andern Stück sind all ihreopp.auch von ihm abgehandelt, mich dünkt, hinter dem h Artikel von
Zauberbüchern, wenigstens völlig auf die Weise. Kästner hat über seinen Sebald
angestochen:
Der lange Nikkel kehrt mit seinem Ladenbesen
ein Buch für seine Thür und – alle Dunse lesen.wahrlich die genetische u. pragmatische Geschichte des ganzen Drecks. Göthe,
der uns zu gut aus Straßburg von seiner Schweizerreise heraufeilte u. von
Darmst. nach Frankf. begleitete, ist weidlich voll von ihm u. wird ihn,
glaub’ ich, nächstens reiben. Sie ehrt er sehr: da ich ihm im Spaas Kanters
Mährchen sagte, freute er sich darüber recht im Ernste. Sie könn glauben
nicht, wie er alles aufhascht, was sSie betrift, u. ist überhaupt mit seinen
Schriften nur Komödiant, u. in seinem Leben wilder Mensch u. Zeichner
u. guter Junge. Von Claud. kann ich Ihnen viell. bald mehr schreiben. Moser
habe vielfältig gesprochen: er war gegen mich überschwängl. vorkommend,
höfl. u. wie es schien, herzl. Nächstens mehr. Ich bin des Schreibens müde.
Auch Gleim in Pyrm. gesehn u. herzlich umarmt. In und um Darmst.
vortrefl. Rheinwein gekostet u. genossen u. müde u. matt mein altes Bückeb.
wieder ich gefunden, wo ich seit Absteigung des vom Wagen arbeite u.
daher so entsetzl. nichts schreibe. Johann ist voll, grüßt Sie u. wird nächstens
schreiben sich fürs Pathengeschenk zu bedanken. Adieu, Adieu, Adieu. H.NB. NB. Inlage doch ja eilig zu bestellen.
Kgsb. den 14 Aug 75.Herzlich geliebter Freund,
Ihr letztes vom 29 Jul. erhielt den 9 hui und bestellte sogl. Einl. nach
Morungen, konnte aber nicht sogl. antworten und gestern bin auch den gantzen
Tag besetzt gewesen. –
Hartknoch hat mir den 1 Sont. n. Trin.
einen Brief
von Ihnen nebst
den
Büchern
richtig eingehändigt; und als er den 21 Jun. bereits kam, von
mir Abschied zu nehmen mit seinem Sohn, brachte er mir noch einen
früheren
Brief
von Ihnen, als der erste war. Ich habe also 2 Briefe und alles richtig
erhalten. Ungeachtet ich meinen Brief, bester Herder! letzt in der grösten
Gemüthsstörung geschrieben habe: so glaube ich doch ausdrückl. angeführt zu
haben, daß ich jene
beyde
Briefe nicht Zeit hätte aufzusuchen – Das
Danken
für Ihre neueste Arbeiten, könnte
wol
ausgeblieben
seyn, weil es sich von
selbst u. gleichsam in margine versteht; aber daß ich nicht sollte daran gedacht
haben, kann ich mir auch kaum vorstellen. Wiewol alles unter jenen
Umständen mögl. ist, und ich befinde mich noch immer in sehr ähnl. Lage. Den
Dank
also beyseite gesetzt, können Sie weder auf mein
Urtheil
noch auf meinen
Beyfall
Ansprüche machen. Meine
vorzügl. Zufriedenheit
aber und die
Geschichte
meiner Seele habe ich Ihnen so oft in Gedanken vielleicht
mitgetheilt und auch niemanden hier ein Geheimnis daraus gemacht, daß, wenn
es wirklich nicht geschehen, ich alles mit 2 Worten berühren will.
Ich war über die
geänderte
Stellen in den hieroph. Briefen so verdrüßlich
und außer Stand gesetzt meinen eigenen Sinn zu errathen, daß ich meine
eigene Autorschaft verfluchte und alle ehrl. Leute bedauerte, die mit einem
Gefühl von Ehrlichkeit sich damit abgäben und ihre Gemüthsruhe einem
solchen Hirngespinste aufopferten. Mitten in diesem Gedräng nahm ich zu Ihren
Erläuterungen
Zuflucht, fand die Einleit. sehr interessant, als ich aber
weiter kam, wurde mir vor meinem eignen Schatten Angst und meine Unruhe
über uns beyde nahm so zu, daß ich kein Buch den Tag anzusehen im Stande
war – Alles Schreiben schien mir ein Blendwerk zu seyn, und daß man
sich von der Lebhaftigkeit gewißer Träume so hinreißen ließe, daß man gl.
einem
Mondsüchtigen
– Ich bot alle meine kleine Philosophie auf über diese
Phaenomene nachzudenken und selbige zu erklären – Alles lief aber auf ein
Achselzucken heraus und zuletzt auf ein beruhigendes Homo sum –
Den andern Tag gieng das so fort, ohne daß ich was lesen noch ansehen
mochte, bis ich mich
ermannte
die beyden kleinen Briefe der Brüder Jesu
vorzunehmen, deren Titel ich gar nicht einmal verstund, und worüber ich
einen Wink von Ihnen auch falsch verstanden hatte. Ich griff nach dem Buch
mit einer sehr feyerlichen Behutsamkeit, und in der Absicht um Experimentezu machen über den Gang einer Autor Seele – und mit dieser Arbeit war ich
so zufrieden, daß ich mich recht über den
Autor
und
Freund
erfreute – und
es mir vor behielte die
Erläuterungen
von vorn wieder anzufangen, wollte
aber den ersten Eindruck erst ein wenig verrauchen laßen. Vierzehn Tage
nachher war es mir erst mögl. zu dieser Muße und Arbeit zu kommen, und ich
glaube den
Geist
dieser Schrift so gut als jemand
genoßen
zu haben, daß
ich also mit diesen letzten Arbeiten zufriedner als mit irgend einer älteren bin
und mehr Antheil als an allen andern nehme. Ich schränke mich aber blos
auf das
Gantze
und
Allgemeine
ein – Denn zum
Einzelnen
bin zu schwach
in mehr als einem Verstande.
In unsern
Zeitungen
sind Sie von Trescho geneckt worden. Er ist der
einzige gewesen, an den ich im May wegen des Assmus geschrieben, den
er auch im Vorbeygehen geneckt. Den 4 h. hat er mir geantwortet, daß er
nichts hätte, und desto beßer für uns beyde, weil ich auch für ihn nichts mehr
habe, und mein Dutzend all ist.
Von neuen Sachen habe noch nichts gelesen als die A. D.
Bibliothek
, in
der Ihnen wol nichts eigentl. zur Last fällt als die falsche Citation aus den
Proleg. des
Jablonsky
. Laßen Sie sich doch dies ein für allemal eine
Warnung seyn, nichts auf Credit zu citiren. Ich glaube keinem
fremden
Zeugniße
, oder brauch es niemals, ohn es vorher berichtigt zu haben. Nach der in
Walchs Bibliothek
bin auch sehr neugierig, kann aber nicht dazu kommen.
Nicolai
Dank
für seine Ankündigung des Zacchaei, die voller
Misverständniße ist, und mich nicht anficht. Aber die beyden Gesellen Hd. Dh. denke mit
einem
Fell
abzufertigen, und diese Arbeit benimmt mir den Kopf seit mehr
denn 14 Tagen ohne daß ich aus der Stelle kommen kann.
Ich habe gestern mit genauer Noth Lavaters phys. Fragmente bey mir zu
Hause durchzusehen bekommen, und nicht ohne Augen- und Seelenweide. Es
ist mir nicht mögl. gewesen Sie
aufzufinden
. Wegen ihrer
Caroline
bin
auch nicht sicher, ohngeachtet mir Kanter Ihre Silhouette gewiesen. Wer mag
H – n p.196.seyn?Können Sie mir nicht zu p. 232. 233. und 258 einen
Aufschluß geben. Wo ist
Göthe
?
Meine Vision wegen des Ohrs und der alberne Verdacht, daß es eine
Erfindung hiesiges Orts
wäre, was mir wie ein Pfeil ins Gehirn und Hertz
geschoßen war und wozu ich durch einen Zusammenfluß kleiner Umstände
verleitet wurde, die sich verschworen hatten mich in den Irrthum zu stürtzen,
hat mir einige grausame Tage gemacht und mich in viel Verlegenheit gesetzt.
So bald ich nur überführt wurde, daß es nicht von hier kam und K. nicht die
Unverschämtheit hatte der
Unterhändler
eines so tummen Streichs zu seyn,
war ich beruhigt und es focht mich nichts mehr an. Dem Apollonio hat es ein
rasendes u blutiges Billet gekostet, worinn mein alter Gevatter Kanter und
H – l auch gemishandelt waren, und beyde, auch vielleicht alle 3 sind gantz
entfernt worden. Freunde, die sich auf Zeichnung verstehen, wollen mich nicht
erkennen, ich soll unten viel zu stark seyn. Auch mein Ohr sich wirkl.
unterscheiden und eine falsche Zeichnung leicht veranlaßen können. Vergeben Sie,
daß ich Sie mit der Grille auch beunruhigt habe. Sie hängt mit so viel kleinen
Umständen zusammen – und ist für mich ein feuriger Pfeil gewesen, in der
eintzigen Rücksicht, daß ich meine
einzigen
und
vertrautesten
Freunde eines
solchen
niedrigen
Zuges fähig hielt. Lavater und das gantze Publicum mag
mit mir machen was ihnen gelüstet; ich kenne beyde nicht und bekümmere
mich nicht weiter darum. Mein einziges Tichten und Trachten und die gantze
Bosheit meines Herzens hat gegenwärtig kein ander Ziel als den Vetter
Nabal zu B. B. und seine beyde Gesellen Hd. Dh. Acht Tage ist ihre
Recension mein Frühstück gewesen und ich kann nicht zum Vomiren kommen um
mich der Galle zu entschütten.
Liebster, bester Herder! Ihr letzter Brief vom 29 Jul. ist mir Balsam auf
mein Haupt und für meinen grauen Bart gewesen. In 14 Tagen werde Ihren
u. meinen Geburtstag mit Paentzel,Krause und Kreutzfeld, die jetzt mein
Kleeblatt sind feyern. Letzter ist mein
Schüler
im Engl. und hat eine große
Anlage ist Ihr intimus, mit dem ich noch immer
willens
bin Ihre Urkunde
zu studieren. Er hat mir Licht über Ihre Schreibart aufgesteckt, dafür ich ihm
erkenntlich bin. Beyl. sind ein paar Dainos, die ich nicht zu beurtheilen im stande
bin, ob sie Ihres Ansehens oder Aufnahme werth seyn werden.
Krause ist des Kr. Buchholtzes Schwestersohn, ein
groß
Genie, philosophisch
und mathematisches. Er brütet über Proben. Seine Ähnlichkeit in der
Physiognomie mit dem vorigen Beichtvater macht mir bisweilen Angst – aber
er ist ein großesGenie, und der erste Lehrmeister meines Buben und seines
Vaters, der im Ariost schwärmt mit ihm.
Paentzel verbindet mit einem außerordentl. fähigen und brennenden Kopf,
ein gutes, edles, unschuldiges Hertz. Gantz Königsberg hat sich für diesen
armen unglückl. Menschen interessirt auf eine unglaublich freygebige Art
und das
Glück
scheint sich für
ihn verschworen zu
haben. Er weiß vor
Freuden nicht, was er anfangen soll. Er geht außer Uniform bereits. Der
Gouverneur hat die ihm unnatürl. Menschenliebe, ihm seinen Abschied so leicht als
mögl. zu machen und heute fängt er Collegia priuatissima über die
Geschichte an. Ich freue mich wie ein Kind über ihn und meine Vaterstadt. Einem
intimo aus Klotzens Schule müßen Sie einige Erbfehler vergeben aber ich
bin nicht im stande
unwißende übermüthige
Leute zu lieben und er ist der
Antipod von
beyden
.
D.
Arnold
ist todt. D. Reccard soll gegen seinen Oncle Starck, meinen
Beichtvater, sehr laut seyn in seinen Vorlesungen, ja gar bis auf die Kantzel,
wenn es wahr ist, neml. das letztere.
Danischmende scheint zu versprechen, daß W. in seiner Philosophie ein wenig
weiter kommt. Göthens Arlequinspeitsche ist nicht gantz nach meinem
Geschmack; wiewol sie vielleicht das
beste
Mittel bey gegenwärtiger
Barbarey
zu seyn scheint.
Gott seegne alle Ihre mannigfaltige Arbeiten – Ihre Ausarbeitung der
Preißschrift – Ihre Fortsetzung der Urkunde – und alles was Sie Uns noch
in Ihren
Erläuterungen
hoffen laßen, und laßen Sie den
Geist
immer
milder
und vor allem markicher werden. Nehmen Sie zu und wachsen,
unterdeßen ich abnehme und schwinde. Ich arbeite auch, aber nach kleinen Planen
und andern Verhältnißen, auch vielleicht noch im ungleichen Drucke, und mit
mehr Widerstand.
Basedows
Philantropinum ist immer eine sehr
merkwürdige Erscheinung, sein lächerl. Programma an den Cosmopoliten hat mir
gestern viel Nachdenken und Antheil eingeflößt. Eine Revolution der Geister
und unserer Erde oder ihres kleinen Theils scheint in Gährung zu seyn.
Vom
Layenbruder
und
Claudius
schreiben Sie mir bald und alles was
Sie
können wißen
und
nicht wißen
.
Ich habe keine Ruhe für den langen Nickel und seine beyde Gesellen. Das
möge einen glühenden Ofen und keinen Badeofen von Eis für sie bedeuten.
Vergeben Sie mein Geschmier. Ich will es bey Umständen verbeßern. An
Claudius schreibe gar nicht mehr, so nöthig er auch einen Fdors Brief hat
vom Empfang der 50, davon ich nur 12 hier behalten und die übrige
Hartknochs Schwager Toussaint zur weitern Expedition anvertraut.
An Hartknoch selbst habe noch nicht geschrieben seit seiner Abreise. Er wartet
auf die Entbindung seiner Frau von u. ohne – Ihre Schwester in Morungen
hat mehr Geschmack und Ihrer Karoline Freundschaft für Ihre Schwester ist
auch mein Geschmack, und hierinn haben wir alle
einerley Sinn
und
Geschmack
. Aller übrige ist nicht der Rede werth. Ich habe über diese
Kleinigkeiten auch eine Menge Beobachtungen gemacht und einige zarte Fäden zielen
auch darauf in meinem Hochzeitliede. Kurtz, Hintz und andere Leute mehr sind
große Anbeter der gantzen Familie gewesen unterdeßen ich immer manche
Zweifel
über die Gründe der Verehrung gehabt. Unterdeßen was Gott
zusammenfügt, ist immer gut; und eine Ungleichheit der Charactere in 2 sehr
zuträgl. wo das 1 selbst eine
Ungleichheit
ist, die man unserm alten Freunde
nicht absprechen kann, auch ihm sehr zu gönnen ist; denn Enthusiasmus kann
sich nicht anders als durch
Extreme erhalten
.
Ich umarme Sie, Caroline, Gottfriedchen, Johann Christoph von Grund
meiner Seelen und meines Herzens nebst den Meinigen. Wenn er doch zu
rechter Zeit ankäme, der dulle Brief!!!
Heute Morgens d. 25. Aug. 775 an meinem 32. Geburtstage bekränzt
mit einem Blumenkranz von meinem nackten Freudelallenden Buben u. seiner Mutter
An meinen lieben Einzigen Ham. tausendmal Gruß u. Freude!
Ich kam gestern Mittag von 2. Visitationen zurück u. fand nebst vielen
Sachen, die mir nicht übel behagten, auch Ihren Brief u. noch etwas beßers
von Ihnen – das ich nicht nennen kann. Ehe ich aber darauf antworte, muß die
Nachricht vorhergehn, daß ich wenige Tage vorher von Hannover aus den Antrag
„zum 4t. Prof. Ordinar. der Theol. u.Universitätspred.“erhalten, ihn noch nicht angenommen habe, ihn aber Zweifelsohne annehmen
werde. Wenn ich mich an Gehalt dem ersten Anschein nach nicht verbeßere,
verbeßere ich mich an Lage: Schule zu lernen, vielleicht Geduld zu lernen,
indem ich lehre, ists mir gewiß: aus meiner Höle, wo ich faullenzen u.
knirschen, oder träumen, schwärmen, vergebl. versuchen u. knirschen muß, komme
ich heraus, der Spanische Gaul komt vor den Pflug u. verlernts Pegasus
oder Hippogryph in den Wolken zu werden: mein versäuertes, stockichtes
Geblüt wird in Wallung zuerst u. denn in gesunden Lauf kommen: wenigstens
steh ich auf weiterer, fruchtbarerer Höhe, wo der Ausflug fürderhin mir lange
nicht so schwer werden kann, als aus diesem mit Steinen u. Bergen
verrammelten Unsinn- u. Zauberlande. Also segne Gott meine Strasse! u. dSie,
lieber Magus, segnen mir nach!!! Stille, Verträglichkeit, Fleiß u. Ruhe
von Autorträumen, in denen ich zu sehr u. lange umhergeschwärmt bin, sind
mein A. B. C. das ich in allen Handlungen u. Vorfällen suchen, lesen u.
finden werde. Helf mir Gott! Uebermorgen antwort ich vielleicht, wenn noch
ein Brief vorher eintrift: sonst weiß noch niemand etwas. Prof. Kopp. von
Mitau wird auch geruffen, mir nach: u. die General-Superint., die eines Baus
wegen noch 2. Jahr offen bleiben muß, mir aber eigentlich bestimmt scheintwar, ob man mich gleich nicht mit dem Karakter
ruffen
will, scheint mein
ferneres Ziel zu werden. Nochmals, helf Gott! auch vorfür mein Weib, meine
u. Eure Kinder, lieber Ham., die mir im Testament vermacht sind u. davon
Ihr nur den lebend den Nießbrauch ziehet – allen seis zum Frommen, u.
nicht zum Schaden! Amen!
Kanter schwatzte hier viel von einem Ruf an Arnolds Stelle, hat auch
weiter in Deutschland umhergeschwatzt. Wenn dies bekannt wird, kanns leicht
kommen; undenklich ists aber, was das Krötengehack in Berl. sich mit
Spionerien u. Hinderungen für Mühe gegeben haben. Noch stehn mir, wenn ich
hinkomme, natürlich alle bleckende Zähne der Affen u. Gecken entgegen: der
Himmel aber wird mir hindurchhelfen, daß ich ihnen weniger zum Raube
werden, als es bisher gewesen. Ich hoffe, die Nähe wird uns versöhnen. –
Prof. Heine in Gött. ist wohl das erste Triebrad gewesen, das aber in seinem
Lauf, wie ich glaube, sehr matt geworden ist etc. Im Minister. ist der Geh.
Rath Bremer, der mich persönlich kennt, erst mein Schirm u. Schild
gewesen gegen Alles, was 2. Jahre durch immer gehandelt wurde u. mir hier
leider! immer zu Ohren flog. Zuletzt scheint der Prinz Karl von Mecklenb.,
der Königin Bruder, der mich neulich par hasard in Darmstadt mitpredigen
hörte, durchgebrochen zu seyn oder das Uebergewicht gegeben zu haben – was
ich weiß nicht aber eigentlich nicht weiß. Ich habe nicht darum gearbeitet
oder gelaufen: vielmehr, da mir vor Jahr u. Tag eine Predigt in Hannov. zu
halten angetragen wurde, schlug ich sie, als ungeziemend, rund ab.
Insonderheit ist die Stelle, die ich jetzt bekomme, mir immer so widrig vorgekommen,
daß es mir auch noch schwer hält, mich von dem, was eigentl.Predigerstelle bei meiner
Gemeine
heißt, zu trennen u. mich mit allen Kräften dahin
zurück sehnen werde – Helfe mir Gott! –
Ein paar Tage vorher, ehe ich den Ruf bekam, träumte mein Weib, die
Seherin im Schlaf u. das vernünftige Weib im Wachen, von 2. L. dor, einem
alten, beschabten – u. einem glänzenden, neuen Preußischen, u. daß wir in
Ungewißheit gewesen, welchen zu nehmen. Das Schreiben kam, sie erbrachs
unwißend u. rief mir entgegen: der alte L. d’or ist angekommen, das denn
unserm schwachen, blöden Eigensinn zuerst sehr unbehagl. vorkommen muste,
bis endlich doch jede Reihe von Gedanken am Ende auf nichts ausging, als:
Nimm ihn! nimm ihn! wie jene Glocke der Vettel zurief, die heurathen wollte.
Und s noch sagts jeder Tag u. Abend uns aufs neue. Tausendmal haben
wir an Ihr Orakel gedacht, lieb. Ham. u. ich bin drauf äußerst begierig.
Schreiben Sie aber bald, bald, völlig u. aus Herzensgrunde. –
Ihr Penzel freut mich sehr. Sie haben Recht, daß er sich in der Lage
vortreflich aufnehmen wird: so müßen Leute verschlagen werden, wie wilde Vögel,
damit ans elende, unbeackerte Bernsteinufer einmal eine rasche, fleißige
Hände kommen – die Akad. ist ja in einem Zustande zum tiefsten Erbarmen!
Aber nun meine
Erläuter
.! Glauben Sie, daß mir Ihr Eindruck davon
äußerst lehrend sei! Kein Buch ist, daran ich mit so viel Schweiß gearbeitet
u. das mir so äußerst selbst widerstünde! Das kommt aus der δουλια του
αιωνος τουτου heraus, für den ich gar nicht geschaffen bin. Was hätten in
andrer Bearbeitung für Keime in dem herrlichen Schatze von Urkunde (falsch
oder wahr, früh oder spät) gelegen! Deren ich mich itzt selbst schäme. Bald
kommt der erste Theil von Zend-Avest heraus: Sie sollen selbst sehen!
Die Rec. der Urk. in der A. D. B. kene noch nicht: so wenig als in der
Walchischen: aber ich hörte schon, ehe sie jene gedruckt war, mündliche
Lobpreisungen u. Triumphe. Wovon ich neul. sprach war nur die hämische
Beurtheil. der Prov. Bl. in einem vorhergehende Stücke. Den langen Nickel
Hd, u. Dh. halte ich alles für unum idemque.Daß mich Trescho geneckt hat, kommt vermuthl. von einigen Feuerpfeilen
in den Prov. Bl. her, die ihm ins Herz geflogen. Kann ich das Blatt nicht
haben? Alles kommt vom Herrn u. können u. wollen nichts dagegen reden!
weder Böses noch Gutes.
Vom Layenbr. habe ich noch keine Antwort auf Eine für mich sehr wichtige
Bitte u. Frage. Er ist mir mit einer Fülle von Liebe u. Zutrauen
zuvorkommen, hat mich auch zuletzt sub Rosa mit einer ziemlichen Aussicht von
Operibus piis unterhalten, wenn ich dahin wollte, woran ich aber nochwenig oder keinen Theil nehmen können, als den, daß ich seine gute, redliche,
brennend verschloßne Würksamkeit sehe. Meine Bitte an Ihn hat daher eine
ganz andre Bahn genommen.
Ende voriger Woche besuchte mich Gleim u. seine Nichte. Zwei gute
Geschöpfe u. Er ein herrlicher Mensch! Wahrheit, Liebe, Treue wohnt um ihn
mit der Empfindung „hier ist gut seyn!“ Alle seine Schwachheiten zeigt er u.
will nichts anders seyn, als er ist, u. ist immer, wenn man ihn lebend sieht,
ingenuus homo mit denselben. Wir lieben ihn herzl.
Sonst habe ich hier außer einer alten Witwe, die unsre Mutter ist, zwei sehr
verschiedne Leute zu Freunden u. Umgängern, jeder in seiner Art, was er seyn
will. Der Eine Kapitain in unsres Grafen Dienst, der aber draus, wie aus
Waßerflüßen Babels, seufzet u. dem noch Alles Alles leider! fehlschlägt,
von
Zanthier
. Der andre, ein Kandidat, voll Unschuld, Kindeseinfalt, Fleiß
u.
Treue
,
Kleuker
– der Uebersetzer Zoroasters – Ich wollt, daß ich sie mit
mir herausheben könnte. Sonst laße ich nichts nach.
In Lav. Physion. ist S. 191 eine Fr. v. Ompteda, Schwester des Minist.
von Horst, gewes. Oberhofmeisterin der verst. Kön. in Dännemark, die ich
kenne: eine erschreckl. reiche Poetin an Lat. Deutsch. Franz. Versen, sonst fein,
wohlthätig, äußerst vernünftig, kdamals als ich sie in Pyrmont kannte, krank
u. schwächlich. Ich habe Einen Brief von Ihr auf Einem Foliobogen – ist aber
übrigens nicht für mich. Die Verse, die Sie damals auf Mendelsohn machte,
fingen an
Vir bonus et sapiens, quem vix ex millibus vnum
etc. etc. ich weiß nicht – consultus Apollo – Sap. Sat!⸂S. 122. ist oben Malagrida, n. 3. Wilkes in carric.⸃S. 192. soll meine Frau seyn, nach einem äußerst übeln Abriß, nach dem ich
auch hineingerannt wäre, wenn ichs nicht verflucht u. verteufelt hätte. S. 194.
n. 4. ist sie auch u. beßer. H–e S. 196. kenne ich nicht. S. 207. ist der Fürst,
der Marggr. v. Baden, der auch sehr wahr geschildert ist, u. den ich unter
allem, was ich als Fürst gekannt, am höchsten schätze. n. 4. ist der Dokt. Medic.
Jung
, den ich auch in Strasb. lange gekannt, u. von dem ich einen Bogen
schreiben müßte. Er ist zu Elberfeld Doktor, ein gläubiger Christ, wie aus
dem 2ten Jahrhundert – Im Merkur hat einmal die langweil. Gesch. von
Joseph u. Potiphars p oder Asna-Neitha, wenn ich nicht irre von ihm gestanden.
S. 223. ist Göthe, nur etwas känntlich. S. 233. gewiß Oettinger. S. 241. wo
1. und 4. genannt sind n. 2. ein gewißer Klockenbring in Hannover, von dem
Alles was dasteht, wahr ist. S. 245. über Homer u. 266. über Rameau hat
Göthe gemacht, auch die Verse am Ende. Ich stehe nicht drinn, werde mich
auch wohl sehr hüten, hineinzukommen. Um Ihr Bild u. was es damit für
Bewandniß habe, will ich mich bekümmern: ich habe lange nicht an Lav.
geschr. auch von ihm keine Briefe.
Wie schrecklich über Ihren Judas Ischarioth Merk Ihr Fluch gekommen,
zu eben der Zeit, da er reisete – hab u. Sie sah, hab’ ich Ihnen, glaub ich,
längst geschrieben oder hätts schreiben können. Er hat mich neul. da ich in
Darmst. war, mehr gedauert als geärgert, so viel er auch mir Poßen
gespielt hatte. Also compesce mentem! – Nikkels Unverschämtheit aber
übertrift Allen, Allen Glauben. Durch Ostracism sollte der Kerl zu Tode
gesteinigt werden!
Grüßen Sie Kreuzfeld, u. danken Ihm für die 3. Volkslieder bestens. Da
ich noch immer den Plan, Volklieder zu sammlen, nicht aufgegeben, so erfreut
er mich sehr mit jedem neuen Beitrage. Mein Weib grüßet, liebt u. ehrt Sie
sehr. Hans ist wohl u. wird von Tag zu Tage beßer. Leben Sie wohl mit Ihrer
Hausmutter u. kleinem Dreiblatt.
H.Mohrungen den 9ten Januar 1776Hochgeschätzter Herr Haman
Ich beklage von Herzen ihnen wieder meinen willen Beleidigt zu haben,
ich habe weil der Johan Christoph da ist nur zwey Briefe gekricht und gleich
untereinander, u nun lange Zeit keinen, u wo ich nicht irre beynahe den letzten
Brief den ich hin geschickt durch ihre güttige Besorgung, wo ich nur ein par
worthe ins Kouvert an ihnen schrieb, u ich bitte sie ergebenst es mir zu
verzeihen, den ich hoffe, das sie meine entschuldigung güttigst annehmen werden
weil ich so wenig zeit habe, u so einfälttig ich auch schreibe es mir doch mühe
kost, u wenn ich noch etwas sagen solte so bekümmert es mich nicht wenig
ihnen immer auf ungeldt zu Bringen, Aber mein Bruder hat doch da nicht
Schuld dran, dem es nicht wenig, Bekümmern mag das sie so ungüttig sind
und ihm nicht antworthen, er wird nicht wissen was er denken soll, ich bitte
also nochmahlen um vergebung, will künftig so viel es möglich, wenn sie mich
ihres werthen schreibens würdigen, es zu verbessern suchen, u habe es auch
vor dismal gleich gethan, wobey ich herzlich bitte die inlage an meinen L B
zu Besorgen werthgeschätzter Herr Haman, von dem Buche wahren sie so
güttig und schrieben so „mein Bruder hat zwey schöne Bücher herraus gegeben,
nehmlich, die Briefe Jacobi und Judä neu übersetzt und erläutert, nebst
einem eben so neuen Erklärungsversuch des Evangelium Johannis, Fals
Her Hartknoch sein versprechen nicht erfüllt hat, werde ich dafür sorgen helfen
daß ihnen sobald es möglich etwas durch ihn übermacht wird, das habe ich
aus ihrem Briefe geschrieben, u ich weiß selbst nicht nun ich recht nachdenke
ob sie hierin ein Buch versprechen zu Besorgen oder einen Brief, weil ich
damals so sehnlich auf antwort wartete, vielleicht werden sie sich nun Besinnen
wie es recht gewessen ist, habe ich unrecht so bitte mir einen güttigen verweiß
aus das ich ein andermal beßer verstehen lerne,
Ich Empfehle mich in Dero gewogeheit nebst vielen Herzlichen Grüssen an
ihre werthe Haus Mutter und kl. Familge
Ich bin mit aller ersinlichen Hochachtung und Liebe ihre unttertänigste
dienerin
C D G HorninKönigsberg am 28 Janner 1776.Dom. IV. p Epiph.Den 6 Sept. p. erhielt den letzten Brief aus Bückeburg vom 25 Aug. dem
32 Geburtstage datirt – zum Anfang des Neuen Jahrs zankt ich mich mit
meiner Freundin in Morungen, daß sie nicht mehr an Ihr Fleisch und Blut
am Ende der deutschen Welt und Ehrlichkeit dächt; und daß sie es zu
verantworten hätte, daß ich solange lange nicht geschrieben, weil ich immer auf
eine Einlage von ihr gewartet – die ich bereits den 12 huj. richtig erhalten u
wider meine Natur u Gewohnheit biß jetzt habe liegen und alt werden laßen,
auch gar nicht Willens war
heute
zu schreiben, sondern vielleicht erst diese
Woche – oder höchstens und gewiß heute über 8 Tage am V. Dom. p.
Epiph.Nun, mein lieber Herder! werden Sie mir vielleicht danken, daß ich malgré
moi acht Tage eher ankomme. Ein wenig sind Sie auch an meinem
Stillschweigen Schuld, weil ich bey meiner Treu nicht wuste, ob Sie noch in B. oder
schon in G. waren und mir die Grille ich weiß nicht wie in den Kopf gefahren
war, in Ihren Entschluß nicht den allergeringsten Einfluß zu haben. Da Sie
noch in B. sind und man Sie vermuthlich in G. nicht haben will: so ist es mir
hertzlich lieb – Man fühlt freyl. am besten die Verlegenheiten seiner
gegenwärtigen Lage: welcher Mensch ist aber im Stande alle kleine Zufälle der
künftigen abzusehen? Von Hartknoch habe auch nicht mehr als einen Brief
erhalten und vor einigen Wochen gehört, daß er in Lebensgefahr gewesen
seyn soll wegen seines Gewächses, das Gott weiß wie aufgebrochen der
Luftröhre zu nahe. Seitdem habe nichts gehört und hoffe daß es sich zur Beßerung
anläßt. –
Hier unterbrach mich SchulCollege Kreutzfeld und verließ mich mit einem
Gruß an Sie. Sein Intimus,CapellMeister Reichard, hat die Gnade unserm
Landesvater zu gefallen und den Beruff bekommen, seine Ohren zu kitzeln;
welches vielleicht ein gutes Omen für die Landskinder werden kann. – Sie
wißen, der Vater ist mein alter Freund gewesen, und ich habe mit dem Sohn
auch gegen das Ende Umgang gehabt. Es ist aber meine Neigung nicht der
aufgehenden Sonnen zu zufliegen, und das Abendroth ist eine sichere
Prophetin, nach dem Sprichwort.
Ihre
Preißschrift erwarte
, habe aber selbige schon den 6 Xbre am Tage
Nicolai des Abends durchgelaufen u denselben Abend Nachricht durch
Reichard von Claudius Ruff nach Darmstadt erhalten. Weiß nicht ein lebendig
Wort mehr davon, und was Sie s Selbst wißen, darf ich nicht schreiben.
Daß Sie den Preiß verdient haben und verdienen – Auch Wahrheiten haben
Sie gesagt, aber in der
Hauptsache
zu wenig für mich und für Ihre Freunde
und Feinde. Sie thun aber klüger an Ihre Areopagiten und KunstrichterTrabanten zu denken. Da ich meinen eignen Weg noch suche ohne ihn recht
gefunden zu haben; so bleibe ein jeder in seiner Laufbahn, muntere sich
einander auf, ohne sich zu richten.
Vergeßen Sie nicht vor allen Dingen die Fortsetzung Ihrer Urkunde, woran
dem
Publico
, dem Verleger,
mir
und allen
übrigen Freunden
besonders
Kreutzfeld
gelegen ist und die Sie uns allen schuldig sind. Also
zaue
Dich
–
2 Sam. V. 24.
Meine zweite Freude war ein Gevatterbrief den ich den 22 Nov. erhielt zu
meiner kleinen Pathin
Christiana Augusta Maria,meiner künftigen Schwiegertochter, wenn es Gottes Wille ist. Gott seegne
Sie und den treuhertzigen Layenbruder davor, daß Ihr alle beyde für das
ehrliche deutsche Blut so bidermannisch gesorgt habt. Giebt es denn keine
Metropolitan Stelle oder Superintendentane im Darmstädtchen, wo Caroline und
Sie glücklicher leben könnten als unter den Schulfüchsen und der
Mördergrube – Ein bischofflich Amt ist ein köstlicher Werk als die πρωτοκαθεδρα unter
Schriftgelehrten u Pharisäern und mosaischen Publicisten.
Noch eine dritte kleine Nachfreude war ein gedruckter Gevatterbrief zum
deutschen Museo, den ich durch Prof. Kant erhielt medio Dec.Bertuchs Uebersetzung habe auch zum Beschluß des Jahrs zu Ende
gebracht u gestern von neuen u zum zweiten mal mit meinem Freund u
Schwieger Sohn Pentzel angefangen. Sein Weihgesang liegt bey.
Mein Director u Gönner Stockmar ist vorige Woche nach Berl. gereist.
Gott schenk ihm Gesundheit u Seegen zu seiner Reise und baldigen
Zurückkunft.
Vorgestern bey der starken Kälte wieder anfangen wollen zu arbeiten an
meiner alten Schuld und Rückstand für den alten Vetter Nabal – aber noch
wollen die patriae manus nicht recht dran – und das Αμην αμην der Abbtschen
Correspondentz soll doch wol noch mit Gottes Hülfe nach ein Dutzend Jahren
erfüllt werden, weil ich nicht gern wie Bileam abermal meinen Spruch
anfangen möchte mit einem: Ach! wer wird leben! – Orlando furioso soll nicht
umsonst das Motto dazu gegeben haben.
Der Beschluß der meiner büffonschen Ideen über den Styl u meine
Anmerkungen über den Anti Styl sollte morgen heraus kommen, habe aber –
der Himmel weiß
warum
? noch
wozu
? keine Correctur erhalten und wird
also wol zur Donnerstagsbeyl. und 1 Febr. bleiben müßen.
Können Sie mir sagen, ob Buffons Discours schon irgendwo übersetzt ist?
Vergeßen Sie nicht diesen Punct zu beantworten.
Dies Jahr habe wider aller Menschen Vermuthen mit
Freund Hayn
zusammengenommen 8 Beyl. geliefert und 2 Recensionen die
Erziehung
u.
Ehe
betreffend. Für dies Jahr sind zwey da u die dritte in der Mache – und
damit holla! Sie erhalten alle zu beliebigem Gebrauch. – u können die letzte
mit erstem erwarten. Das Programm betrift nur die beyde ersten Stücke der
G. R. u geht den Landtag gar nicht an. Ihr Gutachten wird mir willkommen
seyn und brauche selbiges – weil ich noch
brüte
und
sitze
über meinem Plan,
ohne ihn bereits
gelegt
zu haben
.
Vielleicht sehn wir uns alle einmal in Darmstadt oder in unserm
Vaterlande, thecursed country. Gott weiß am besten, wie mir darinn zu Muth ist
und wie ich die Freyheit der Preße brauche. Nichts mehr hievon. Gedult u
guter Muth sind desto beßer und nöthiger
Nun was machen Sie, Ihr vortreffliches Weib und der kleine Mohrenkopf –
und meines Hänschens guter Freund Johann Christoph.? Si valetis B. E.
et nos valemus. – welches doch im Grunde alle Schätze übertrifft und allen
Herrlichkeiten von Gottes Gnaden die Stange hält. Es ist wahrer Unsinn
und Undank sich ein Haar mehr oder weniger zu wünschen als man hat, und
gewiß beßer Elisa als Absalom zu seyn, Lazarus als zum Teufel zu
fahren, nachdem man lange gnug gleich ihm das Factotum auf der Erde
gespielt – – Abeat cum ceteris erroribus!Meine Brieflade sieht so erschrecklich wüste aus, daß ich nicht das Hertz habe
hereinzusehen u nach Ihrem letzten Briefe zu suchen. Wenn ich mich recht
erinnere; so hat Ihnen der treuherzige Bruder meine Hypotheque ausgeliefert.
Gestehen Sie aufrichtig, ob es geschehen ist und ob Sie mein verpfändetes
Mst. gelesen haben – der Brocken in den hieroph. Briefen ist die einzige Stelle,
welche ich daraus behalten habe und es ist buchstäbl. wahr, daß ich bis auf
den letzten Flick davon verbrannt und aus dem Wege geräumt. Ob Sie aber
einigen Aufschluß daraus ziehen können, daran zweifele ich sehr. Das
pretium affectionis liegt blos in der Autor Seele und in ihrer geheimen
Geschichte. Ich beschwöre Sie bey Ihren Pontificalibus mir die Wahrheit zu
berichten – –
Nun, liebster Herder! antworten Sie bald Ihrer lieben Schwester, meiner
Freundin in Morungen und thun Sie mir gehörigen Bescheid auf alle meine
Anfragen – Ich habe vorige Woche des Mitauschen Hartmanns RecensionIhrer Briefe Jac. u Judä in der Allg. Theol. Bibliothek angesehen ohne seine
Absicht verstehen zu können ob er wider oder für sSie gedacht hat. Das
Schreiben des Herrn Wgs in Curl. an seinen alten Vater werden Sie vermuthl.
gelesen haben. Kopp ist hier durchgegangen hat einen Selim Halicum bey
G R. v Ziegenhorn in Hintzens Namen für mich zurück gelaßen ohne eine
Zeile vom Verleger noch die geringste Spur des flüchtigen Passagier den ich
erst nachher aus den Zeitungen von ungefehr vermuthete. Es würde mir
tausendmal lieber seyn wenn Sie im Darmstädtchen oder im Vaterlande
versorgt würden, und ein medius terminus zum letzten läßt sich aus dem ersten
zu seiner Zeit erwarten. Laßen Sie sich in Ihrer Autorschaft weder durch
Beyfall noch Tadel irre machen – Die bisherige Geschichte derselben kann die beste
Wegweiserinn für Sie seyn, daß Freunde und Feinde so wandelbar wie das
Publicum sind. Die lange Weile ist für mich eine günstigere Muse als Affect,
der verhaßte Wahrheiten noch verhaßter macht, und kaum mit ihnen bestehen
kann. Vergeßen Sie nicht Ihre Urkunde und befriedigen Sie den
Verleger
,
indem Sie Ihrem
eignen Character
Gnüge thun.
Ich habe erst vorige Woche den Pendant zum Systeme de la Naturegelesen, neml das Systeme Social, das mir eben so langweilig als Diderot
Oeuvres morales vorgekommen. Wißen Sie den Verfaßer zum Bonsens: so
melden Sie ihn, weil ich selbst daran zweifele, daß es Diderot ist und ich
propter compendium ihn dazu metaschematisirt. Sie wißen daß diese
unbekante Figur eine meiner Lieblings Vortheile im Schreiben ist, besonders in
demjenigen Stück, was ich Oeconomie des Plans nenne und in der Poesie
die
Fabel
heist.
D. Verpoorten in Danzig läßt einen Anti-Hephaestion drucken und mein
Beichtvater den Psalter in viel Theilen mit seinem Kupfer voran.
Helvetius Werk von der Erziehung habe auch nur erst kürzl. gelesen und es
hat daher so viel Einfluß in meine Anmerkungen über den Styl gehabt.
Ich habe hier an Geheimen Tribunals Rath Ohlius einen großen Freund
verloren den ich noch am letzten Sonnabend des alten Jahrs und den Tag
vor seinem plötzl. Ende gesprochen hatte und mich recht hertzlich mit ihm
unterhalten hatte. Nun weiß ich wahrlich nichts mehr, und kann auch nach
meiner Lage nichts wißen was Sie auf irgend eine Art interessiren könnte.
Kanter ist mit meinem Director nach Berlin gegangen auf einen einzigen
Tag um seinen u Eberhards Mäcen zu sehen, auf deßen 2te Aufgabe ich sehr
ungedultig bin.
Mein Geist wird ruhig seyn, wenn ich mich an Nabal werde gerochen haben.
Ein Brief von Ihnen u gute Nachricht von Ihrem Hause und Ihrer alle
Zufriedenheit wird Oel für meine dunkle Lampe seyn. Ich küße Sie, Mutter und
Knaben – Hänschen meldt seinem Freunde, daß der große Hahn seit seines
Vaters 45sten Geburtstag nicht mehr gekräht – All unser Hausvieh, die alte
Katze mit eingeschloßen, ist Hungers crepirt.Ich will es mit meinen 7 Köpfen, die mein Haus ausmachen, mir es gut
schmecken laßen bis auf den letzten Heller – und bis auf den Tag, den der
Herr regnen laßen wird auf Erden – Leben Sie wohl und zufrieden bis auf
ein glücklich Widersehen.
J G Hamann.Mein alter Freund Lindner ist sehr hinfällig, er scheint sich kein länger
Leben versprechen zu können. Er ist jetzt Kirchenrath u Prediger in Löbnicht.
Die Oberhofprediger Stelle ist noch unbesetzt und man weiß noch gar nicht
wem sie zugedacht ist.
den 25 Febr. 1776.Liebster Freund Hartknoch,
Den 28 Nov a. p. habe Ihnen zum letzten geschrieben ohne das geringste
von Ihnen weiter gehört zu haben als um Neujahr, daß Sie gefährlich krank
gewesen. Ich hoffe und wünsche, daß alles glücklich überstanden seyn mag
und Sie mit den Ihrigen gesund und zufrieden leben. –
Wahre Freude eines Weibes, die Ihre Geburts Schmerzen glücklich
überstanden, treibt mich heute stehendes Fußes an Sie zu schreiben, da ich eben
Punctum gemacht um Sie zu Gevatter zu bitten, wenn Sie die Ehre nicht
verschmähen wollen, denn viel zu verdienen ist nicht.
Sie wißen wie ich in der allgemeinen deutschen Bibliothek behandelt
worden bin, und habe im Herz des Sommers, des wärmsten, heitersten, schönsten
Sommers zweimal die Feder angesetzt aber umsonst – bis cecidere patriae
manus. Nun versuchte ichs in der letzten grimmigen Kälte dieses Winters und
ich habe über der Arbeit wie ein Haase in sm Lager geschwitzt bis auf den
heutigen datum um 7 Uhr Abends.
Sie werden sich noch der verdammten Schrift erinnern die ich unter dem
Titel: Philologische Zweifel und Einfälle p vor 50 Federic d’or ausbot. –
Da haben Sie eine
umsonst
: Asthetische Zweifel und Einfälle über eine
vermischte Nachricht der Allgemeinen Deutschen Bibliothek B XXIV. St. 1.
S – – Sie muß im Winkelmannschen Format gedruckt werden in 4to gut
Papier, guter Druck, wird aber leider! nicht über 4 Bogen betragen höchstens 5.
Da ich Gottlob! jeden Tag älter werde und ich mich mit dem seel Hiob
XXIX. 20. schmeichele, daß sich mein Bogen beßert in meiner Hand: so
versichere ich es Ihnen auf guten Glauben eines Autors, daß diese
Zweifel
und
Einfälle
um so viel Jahr und p% beßer sind als jene. Ein paar Dutzend
Exempl. bitte ich mir wenigstens aus. Auf Ostern muß es fertig seyn, wo
mögl. jenseits bey Ihnen gedruckt werden und daß ich die Correcturübersehen könnte,
wo mögl
.
Ich erwarte mit nächster Post Antwort, ob Sie sich damit befaßen wollen
u Ihre Bedingungen, damit ich zu Werk schreiten kann in Ansehung der letzten
Abschrift und das Chaos ins Reine zu bringen – und im Fall eines Korbes
von Ihrer Seite meine Maasreguln weiter zu nehmen.
Im Fall Sie es übernehmen, übersende sobald wie mögl. das Mst.
auf
Ihre Kosten
,
so reinlich
ich nur zu schreiben im Stande bin.
Von HErder habe bisher nichts gesehen noch gehört, ihm nicht eher
schreiben oder auf sein altes antworten können als den 28 p. – Erfreuen Sie mich
bald mit einer guten Resolution, damit ich weiß, woran ich bin und ob ich
weiter gehen muß. Leben Sie wohl und lieben Sie Ihren alten Freund und
Diener
Johann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Hartknoch / Libraire tres celebre / à /
Riga
. /
par faveur
. /Auf der Adreßseite:Erhalt ich in 2 Posttagen nicht Antwort; so ist mir Ihr Stillschweigen eine
negative Antwort. Vale.Auf der ersten Seite in der Mitte oben von Hartknoch:wegen Erleut PrKgsberg den 4 März 776.HöchstzuEhrender Herr CapellMeister und Freund.
Gestern Dom. Reminiscere besuchte mich unser Freund Kreutzfeld und
erfreute mich mit Ihrem Reminiscere, da ich in der
übelsten Laune
von der
Welt war – Ohngeachtet ich ihm die Ursache derselben anvertraute und den
Bericht davon überlies, fällt es mir diesen Augenblick ein bey der grösten
Dürftigkeit der Zeit und des Gemüths der
eigene Bote meines Gewerbes
zu seyn: da Sie sich in gleichen Umständen mit mir befinden, Zeit zur Lesung
freundschaftlicher Briefe übrig zu haben, u diejenige entschuldigen zu können,
denen es an Augenblicken fehlt selbst zu schreiben.
Der Handel betrift meinen
jüngsten Freund
Penzel, deßen gutes Glück in
meinem Vaterlande mich ziemlich mit selbigen ausgesöhnt hatte. Vor einigen
Wochen ist er hier vorm Gouvernement vorgeladen u über die Art sr
Anwerbung
verhört
worden, weil der König davon instruirt werden s wollte auf
Vorsprache eines
Bernouilli
, den wir anfänglich zu unsern großen Wunder
in Basel suchten, der aber, wie man jetzt hört, ein Sohn jenes u in Berlin
seyn soll. Vorigen Donnerstag brach das Gerüchte aus, daß der König
geantwortet: er sollte Soldat bleiben, weil er ein
lüderlicher Mensch
wäre,
der die junge Leute verführte. Ungeachtet der Auditeur des Regiments
versichert, daß der Bericht des Gouvern. vortheilhaft für ihn gelautet hätte: so
ist doch, wenn dies wahr seyn sollte, um desto mehr zu zweifeln, da der Gouv.wie Sie vielleicht noch wißen werden, durch die Vorbitte ss gewesenen Lehrers
Crichton, der in sr. Unschuld vorgestellt, daß ein solcher Mensch
zu Schade
wäre
für sein gegenwärtiges Schicksal, aufgebracht worden, sich an das ganze
Reich der Gelehrsamkeit und die ganze deutsche gelehrte Republik, durch den
Fang
eines Magisters
, als ein leibhafter Satan zu rächen und ihn nicht aus
seinen Klauen zu laßen – – Daher sind alle Anerbietungen eines andern
Recrouten, worunter einer ein Goliath in Vergleichung des Penzels gewesen
seyn soll, bisher fruchtlos gewesen und die Gerechtigkeit und Religion des
Königs
scheint
durch einen
erlogenen
Bericht, wie es leider alle Tage 7 × 70
geschicht, hintergangen zu seyn.
Was ich vorgestern und gestern vor Angst und Unruhe für
diesen ehrlichen
Mann
ausgestanden zu haben und wie in eine kranke hypochondrische
Einbildungskraft für ihn aufgebracht worden – überlaße ich Ihnen als einem
Virtuosen selbst zu beurtheilen.
Giebt es zu Berlin einen Bernouilli, der ohne ihn zu kennen sich seiner
angenommen hat und Sie wären im Stande ihn selbst zu sehen oder seiner
Bekannten einen: so danken Sie Ihm für sn guten Schritt – und melden Sie
Ihm, daß er denselben für keinen unwürdigen oder lüderlichen Menschen
gethan, den ich mein bestes thun werde
fest zu halten
, daß er seinen
Fürsprecher
und
seinen eigenen Character
rechtfertige.
Ich habe P. den 16 Jul. p. Dom. V. p. Trinit. durch u bey m Freund
Krause
kennen gelernt. Er besucht mich ordentlich e
Einmal
die Woche,
des Sonnabends und pflegt mir von allen sn Schritten u selbst Thorheiten
Rechenschaft abzulegen. Ueberhaupt hat er eine
Offenherzigkeit
u
Aufrichtigkeit
, die mit keiner Niederträchtigkeit bestehen kann.
Er hat mir sein gantzes
Schicksal
in Würtzburg anvertraut, und sein gantzes
Leben ist ein
wunderbares Gewebe
, das es noch mehr bey sr. Jugend u
Unerfahrenheit wird, und mehr
Mitleiden
u
Erstaunen
verdient als ihn auf
irgend eine Art erniedrigen sollte. Es wäre himmelschreyend, wenn eine so
glückliche Anlage zum großen Mann
durch Tummheit und Bosheit
unterdrückt und zur Verzweifelung gebracht werden sollte.
Mit D. Büsching steht er im Briefwechsel und kennt auch unsern Freund
Nicolai, wo ich nicht irre persönlich, da er noch nichts als ein
gelehrter
Bursch
gewesen; der durch sein Schicksal nunmehr weit über seine Jahre
ausgebildet worden, und
diese Schule
wohl schwerlich hätte entbehren können.
So viel, Geliebtester Freund, werden Sie also wohl sicher thun können den
Character
eines unglücklichen Mannes besonders gegen sn. unbekannten
Mittler
u übrige Freunde und Gelehrte zu retten. Da er weder zum Soldaten
noch akademischen Körper gehört, dem letzten vielleicht Eingriffe gethan und
sich den 1 Neid beyder zugezogen durch
Unbehutsamkeiten
, die im Grunde
nichts als zieml. gleichgiltige
Thorheiten
und Leichtsinnigkeiten sind und
jedes ingenium sine venia nicht bestehen kann – Melden Sie doch unserm
Freunde
Kreutzfeld
mit erstem, wenn Sie dort etwas mehr wißen sollten, als
wir hier. Daß Sie mir einmal selbst schreiben, erlaube ich Ihnen nur bey
recht guter
Muße.
Ist mein Freund Director Stockmar noch dort; so empfehlen Sie mich
demselben aufs beste. Gevatter Kanter ist noch in Marienwerder; meinem
Gönner Nicolai werde den Empfang des 2ten Theils bescheinigen.
Leben Sie gesund und glücklich, Vergeßen Sie Ihr
Vaterland
nicht und
laßen Sie sich vom
Mardochai
ins Ohr gesagt seyn: Gedenke nicht, – weil
du im Hause des Königs bist, vor allen Juden –
Ohngeachtet ich keine Neigung habe Berlin zu sehen, so hätte ich desto mehr
Lust durchzureisen und eine Brunnencur zu brauchen, weil ich nicht weiß wie
Gesundheit
mit meiner
Lebensart
noch bestehen kann.
Können Sie meine Hand lesen? – Grüßen Sie meinen alten Freund
Moses
Mendelssohn
, dem ich noch das Agio von 10 Louis d’or schuldig bin – aus
verfluchter Tummheit, weil ich nichts von Geldhändeln verstehe – Kennen
Sie meinen gewesenen Freund den Prediger Eberhard in Charlottenburg?
Der gute gnädige Gott sey mit Ihnen und bewahre Sie vor der argen
Hofluft. Ich bin Ihr ergebenster Landsmann, Diener u Freund
Johann Georg Hamann.Postskript Kreuzfelds:Die ganze Angelegenheit unsers Hamanns, um zugleich meine eigene mit meinen
eigenen Worten zu wiederholen; (denn er hat mir in einem beygefügten Bilettzuverstehen gegeben, daß, wo ich Undeutlichkeit des Ausdrucks oder der Buchstaben
wahrnähme, ich beydes in einigen Noten Ihnen aufklären sollte. Dazu hat er mir
diese Seite Raum gelaßen den ich ausfüllen soll. Er kann kein vacuum in Briefen
leiden.) Also: Penzel wurde vor drey Wochen für den Gouverneur gefodert um sein
Geständnis von dem Malheur seines Engagements pünktlich einzuliefern, damit
dieses dem Könige, der es vom Gouverneur verlangt hatte, auf das eiligste eingehändigt
würde. Das geschahe auch. Man gratulierte Penzeln, und er sich selbst; theils weil
die Veranlaßung dieser Nachfrage von der Vermittelung eines unpartheyischen
Mannes herrührte, der, wie von Bernoulli in Basel, oder wie man nachher sicherer
erfahren von deßen Sohn Bernoulli in Berlin; theils, weil man Versicherung hatte,
daß der abgelaßene Bericht des Gouverneurs keine Verläumdung in sich hielt. Aber
die Entscheidung des Königs soll anders ausgefallen seyn. Er soll Soldat bleiben;
unter dem Vorwande, daß Penzel ein lüderlicher Mensch wäre. Rührte diese
Beschuldigung vom Gouverneur selbst her, so dürfte man sich nicht verwundern. Oder
von wem rührt sie her? gegen wen soll und kann er sich rechtfertigen? In
Königsberg rechtfertigt ihn alle Welt vermöge der guten Aufführung, die ihn seit kurzem den
anständigsten Gesellschaften einverleibt hat; wozu ihm nicht nur sein Fleiß als
Gelehrter, sondern auch seine gute Einrichtung der Oekonomie beförderlich ist. Wer hat
Herz, sein jetziges Betragen durch seinen vorigen Leichtsinn zu zernichten; oder auf
Rechnung seines künftigen Rückfalls zu verschwärzen!Kgsb. den 13 Mart. 76.Geliebtester Freund,
Bin gestern durch gute Nachrichten von Ihrer Beßerung sehr erfreut
worden und wünsche von Grund des Herzens Gottes Seegen nebst Gedult zum
Fortgang der Cur. Unser alte Freund, Kirchenrath Lindner liegt ohne alle
Hoffnung an der Waßersucht. Er überläßt Ihnen, nebst seinem letzten Gruß
vielleicht, das Erl. Pr. welches er selbst noch für seine kleine Unmündige zu
berechnen hat aus des seel. Pf. Strauch Auction, und die Sorge der
Uebermachung durch einen Ihrer Herrn Schwäger. Wegen der Abschrift der Bogen
hab ich Ihnen schon geantwortet, daß mein armer Bruder schon Jahre lang
keine Feder mehr ansetzt. Sonst würde es mir ein leichtes gewesen seyn diese
Kleinigkeit zu besorgen. Nun kenn ich Niemanden nicht – welches Sie mir
bey meiner eingezogenen Lebensart leicht zutrauen werden. Und da Sie ein
ganzes Exemplar sobald wie Sie wollen erhalten, wird es Ihnen am
bequemsten seyn, dies Supplement nach eigenem Belieben copiren zu laßen.
Ich würde aber eine Woche nöthig haben um Ihren Brief darüber
wiederzufinden, von dem ich einen Auszug damals der Bücher obigem Freunde L.
gemacht habe. Ich sehe leider! weder nach Auctionen noch ihren Catalogenmehr u habe aus den zahlreichen u ansehnlichen die wir zeithero gehabt nicht
für einen Heller mir angeschaft.
Für mein Mst. ist Gottlob! meines Wißens nach Herzenswunsch gesorgt.
Ich habe Sie liebster Hartknoch! nicht vorbeygehen wollen auch nicht gewußt,
daß Ihre Gesundheit noch so schlecht wäre. Gott erhalte Sie u laße auch
gegenwärtiges Kreutz zu Ihrem Besten dienen. Es ist kein einzig Exempl.
hierophantischer Briefe hier zu haben in den Buchladen u mein eigenes ist so
beschmißen, daß Hintz mir einen Gefallen thun wird noch ein paar
mitzubringen. Sie und die Ihrigen Gott empfohlen.
Hamann.An Arndt werde noch diese Woche schreiben. Aus Bückeb. weiß nichts.
Adresse mit Mundlackrest:An / meinen Freund HErrn Hartknoch. / in / Riga /
Kgsberg den 27 März 76.Geliebtester Herr Doctor und Freund,
Vorgestern des Morgens erfreute Ihren HEn Bruder mit Ihrer sehnlichst
erwarteten Antwort, die ich ihm unmittebar von der Post zubrachte. Es
überfiel ihn nach Lesung derselben eine außerordentliche Wehmuth, doch ohne daß
ich den Ausbruch wirklicher Thränen bey ihm jemals habe bemerken können.
Ohngeachtet eines abscheulichen Th Sturms und des Posttages besuchte
ihn noch Nachmittags, um seinen gegenüber wohnenden Doctor sprechen zu
können, der aber wegen eines Leichenbegängnißes seiner nahen Blutsfreundin
nicht zu Hause war. Aus den Eindrücken des Artztes auf den HEn Bruder,
der ihm Einl. mitgetheilt hatte, ließ sich eben nicht viel vortheilhaftes
schließen, weil alle Ihre vorgeschlagene Mittel und die äußersten bereits ohne
Erfolg be versucht worden wären, auch nicht so wol von der Waßersucht als
weit mehr von einem Uebel der Leber die Folgen abhiengen. Als ich gestern
frühe zum D. eilte, begegnete mir die alte Louise mit der traurigen Nachricht
einer höchst elenden Nacht, daß sich Schmerzen in dem kranken Fuß unten am
Enkel gefunden hätten, welche die Gegenwart des D. u Wundartzts erfordert
hätten, die den Brand besorgten. Der D. bekräftigte mir diesen neuen Zufall
und versicherte mir, daß er als Freund und Nachbar an Ihrem HEn Bruder
gehandelt – aber an keine menschliche Hülfe weiter zu denken wäre, die er
schon längst aufgegeben zu haben scheint. Mittlerweile hatte mich nach
d’Ailhaud Pulver erkundigt, erfahren, daß es hier bey dem Licent-Inspector
Lombard zu haben wäre, der es als seine HausApothek brauchte, auch Graf
Buttler schlechtere Versuche damit gemacht hätte. Erhielt zufäll. des Verf. Traité
de l’Origine des Maladies, sein Dictionnaire des maladies gueris par le
Remede universal u des Sohns L’ami des Malades um einen Begriff von
dem Gebrauch zu haben; lief Nachmittags wieder zu unserm lieben Kranken
hin, weil ich ihn des Morgens nicht hatte sprechen können, weil mir die
Wärterinn sagte, daß er nach unerhörten Schmertzen einen Augenblick schiene in
Ruhe u Schlaff gefallen zu seyn, fand Ihre liebe Mama, (die mir Ihren herzl.
Gruß auftrug und mit männlicher Standhaftigkeit das Leiden Ihres Sohns
so oft es nur möglich ist abwartet auch selbst seine Auflösung wünscht) und
fand den Kranken in großen Schmerzen, denen er seine scheinbare Munterkeit
zuschrieb, und in eben so großer Hitze. Er hatte sich an 2 Gläser Bier erquickt,
davon ihm das erste herrlich geschmeckt hatte, und war sehr neugierig die Uhr
zu wißen. Wie man ihm sagte, daß es 4 wäre: so freute er sich 12 Stunden
überstanden zu haben, weil er das Daseyn des heißen Brandes an seinem
Fuß wußte. Oeffnungen haben bisher immer mit Lavements erzwungen
werden müßen. Blutygeln hat er aus eignem Antrieb sich vorigen Sonnabend
appliciren laßen, hat sich dadurch erleichtert gefunden u schien viel Vertrauen
zu diesem Hülfsmittel zu haben, das Sie ihm auch empfohlen. Ich schreibe
dieses des Morgens und werde meinen Brief mit dem schließen, was ich bey
meinem Ausgange erfahren werde. Mitfasten den 13 huj. nahm er Abschied
von mir; und ich kann Ihnen meinen Zustand nicht beschreiben, den ich
acht
Tage
ausgestanden, daß ich genöthigt gewesen, mich ein paar Tage zu Hause
zu halten und zur Ader zu laßen. Die Entlegenheit meiner Wohnung
ungeachtet besuch ich ihn so viel mögl. des Tags ein paar mal. Daß mein
Gemüth, welches einer rohen Wunde gleich, dabey leidt, können Sie leicht
erachten. Ungeachtet ihn die ganze Stadt längst für todt ausgegeben und dafür
hält, haben Lauson und ich eben so viel Hoffnung als Sie selbst gehabt. Ich
verstehe von der Medicin nichts u mag auch nichts davon verstehen. Seine
Erhaltung des
Geistes
und
Fähigkeit zu arbeiten
, da er solange von
Arzeneyen gequält worden u weder eßen noch schlafen können, hat mir immer
außerordentlich geschienen; und die Gewalt der Natur die so viel Wege sucht
ihres Uebels loszuwerden ohne unterzuliegen – Vielleicht ist der gegenwärtige
Anschein des Brandes noch die letzte Ressource. So wenig Vertrauen u so
viel ich auch zu dem französischen Pulver habe, erwarte ich noch immer
getrost eine Antwort, ob bey gegenwärtigen Umständen noch der Gebrauch des
letzten Mittels zu versuchen werde. Erlebt er Ihre Antwort noch, und Sie
schreiben liebster Freund Ja! so werd ich mein Bestes thun den Nuppenaudazu auf meine Seite zu ziehen. Wie destruirt die Maschine seyn muß, können
Sie selbst erachten. Gott sey uns allen gnädig!
Auf meinem Bureau um 10 Uhr.Komm eben von unserm sterbenden Freunde zurück ohne Ihn selbst
gesprochen zu haben, aber Ihre Mama, welche mir mit ruhigem Herzen die
Näherung der schwarzen aber für den Leidenden und alle Theilnehmer und
Nachfolger lieblichen Stunden anmeldete. Die ganze Nacht nichts als
Schmerzen, und nunmehro Frost. – Alles nähert sich zum Herzen – und es bleibt hier
kein anderer Wunsch übrig, als das beste UniversalMittel eines sanften und
seeligen Endes Amen!
Um 3 Uhr Nachm.Eben diesen Augenblick komme von unserm sterbenden Bruder und Freunde,
der mit einem herzl. und vergnügten: à revoir! von mir Abschied nahm. Ob
ich ihn noch morgen im Lande der Lebendigen sehen werde, weiß Gott allein.
Gott tröste Sie und bereite Sie zur Bestätigung dieser Nachricht. Er geht
Lebenssatt in christlicher Verfaßung aus dieser Welt und voller Sehnsucht
nach einer beßeren und künftigen, ihm Gottlob! näher wie uns.
Ihre liebe Mama und Justchen, die Frau und Kindes Stelle in seiner
Krankheit vertreten, bitten Sie inständigst herüber zu eilen. Ich wünschte daß Ihr
jüngster Bruder unterweges wäre. –
Gott stehe Uns allen bey – Nächstens mehr. Gott empfohlen unter den
zärtlichsten und herzlichsten Grüßen an Ihr gantzes, gantzes Haus – Die
Postuhr hat bereits geschlagen.
Im Kanterschen Buchladen.Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Docteur en Medecine / à /
Mitow
. /
fr.
Mummel
.Kgsberg den 29 März 76.HöchstzuEhrender Herr Doctor und Freund,
Bey unserm vorgestrigen Abschied meines ältesten Freundes au revoir hat
es sein Bewenden gehabt. Sie wißen, daß gleich dieselbe Nacht der heiße
Brand sich einstellte nach Ihrem hier eingegangenen Schreiben. Ich war
gestern früh noch an der Tür, wo mir beyde Artzte entgegenkamen nebst der
Frau Schwester Pfarrin Strauchin. Weil mir alle aber versicherten, daß er
seiner nicht mehr recht bewußt wäre: so erlaubte mir meine Wehmuth nicht
ein überflüßiger Zeuge seiner Leiden zu seyn. Die Unruhe hat dergestalt
zugenommen, daß er noch aufstehen wollen um einen Brief zu schreiben. Er hat
mit zitternder Hand und mit vieler Angst einige Zeilen aufgesetzt, welche an
die Regierung zu seyn scheinen und ist darauf sehr ruhig geworden, hat auch
noch einige Zeilen an seine beyde HEn Brüder geschrieben. – Mittags Licht
gefordert – und von 3 Uhr Nachmittag in völligem Unbewustseyn seinem seel.
Ende sanft entgegengerückt, nach Mitternacht, in der ersten Stunde des obigen
heutigen dati, im HErrn eingeschlafen
Ich rung gestern Abend, nach vollbrachtem Posttage auf meinem Bureau,auch bereits ausgekleidet, mit mir selbst, ob ich nicht noch hingehen sollte.
Weil ich mich aber selbst nicht recht wohl befand und meine Gemüthsruhe
soviel wie mögl. schonen muß: so hätte ich einen sauren Weg umsonst gethan,
da ihn von 3 Uhr Nachmittag Niemand mehr zu sehen bekommen –
Das höchste also, was man vom Versuche des Pulvers hätte erwarten
können, wäre eine Verlängerung seiner Noth gewesen und noch mehr in
Ansehung der Lebenden. Die Frau Consistorialräthin hat eine außerordentliche
und recht männliche Standhaftigkeit bewiesen – hat die letzte Nächte in seinem
Hause zugebracht, ohne wie Sie erachten können, viel geschlafen zu haben –
Was die Fr. Pfarr Strauchin ausgestanden, wird Sie am besten Selbst wis-
sen, da sie vor ungefehr acht Tagen für das Leben Ihres Kindes zugl. besorgt
war – Ich habe diese würdige Frau erst jetzt kennen lernen, und wie ich hoffe,
daß Gott Sie für ihre Treue vergelten wird: so bin ich eben so sehr versichert,
daß meine beyde Freunde Lindner Ihr Gutes und Barmherzigkeit thun
werden für das, was sie Ihrem ältesten seel. Bruder gethan hat.
Der Abgang der Post, die mich voriges mal übereilte und Etwas in meinen
Empfindungen haben mir nicht erlaubt der Frau Consistor. Rathin u Fr
Pfarrin beyderseitiges dringendes Gesuch anzuhängen, daß wenigstens Einer
von Ihnen seine Herüberkunft
beschleunigen
möchte, weil man gleich nach
dem Absterben zu einer Versiegelung aller Sachen durch einen Notarschreiten würde –
Lauson und mir hat e Er ausdrückl. aufgetragen für seine Bibliothek
zu sorgen und an den Catalogum derselben zu arbeiten, wobey er mir
mündlich erlaubt meinen Freund Pentzel, den er auch noch einmal mit
mir in seiner Krankheit gehabt (am Ascher-Mittwoche) zu Hülfe nehmen zu
können.
Ihre zärtliche brüderliche Liebe, Ihr zuversichtliches Vertrauen habe aus
Ihren zween Briefen ersehen, und es thut mir leid daß Ihr häusliches und
einheimisches Leiden durch gegenwärtige traurige Bothschaft vermehrt
werden muß; unterdeßen haben Sie weit mehr Ursache Gott für die viele Gnade
zu danken mit
uns allen hier
, daß unser seel. Freund u Bruder gewürdigt
worden so frühe und bald durch Leiden vollkommen zu werden.
Er hat vom Anfange seiner Krankheit an sich zu Seinem Tode gefast
gemacht, und sowohl
Zeit als Lust
gehabt sein Haus im eigentlichsten
Verstande bis
auf
die
geringste Kleinigkeiten
zu bestellen, bis auf das Lied
vorgeschrieben, das man ihm beym Verscheiden noch vorsingen sollte: „Wenn mein
Stündl. vorhanden ist“ – Ich habe ihn bis auf die letzten Tage fast immer
arbeiten gefunden und mehr als einmal im halben Scherze gesagt: daß er
noch mit der Feder in der Hand verscheiden würde, welches beynahe
eingetroffen, da er gestern noch so viele Zeilen mit zitternder sterbender Hand
geschrieben.
Mich hat sein Siechbette sehr erbaut; so wie unsere Freundschaft seit der
letzten Hälfte des vorigen Jahrs von neuen wider gegrünt hat und zur vorigen
Vertraulichkeit unserer Jugend zurückkehrte, welche durch meine eingezogene
Lebensart und S seine Amts- Beruffs- und übrige Zerstreuungen ziemlich
unterbrochen worden war.
Erfreuen Sie uns bald mit Ihrer Herüberkunft und persönlichen
Gegenwart. Gott hat mir eine kleine baufällige Hütte und 3 gesunde Kinder
gegeben, die mir den Kopf bisweilen recht warm machen, aber zugl. meine
gröste Freude und Wonne sind, und denen nichts als Vater und Mutter zur
Erziehung
fehlt. Nun es wird alles zu seiner Zeit kommen. Wer Leben und
Gesundheit giebt, wird es auch an der Hülle und Fülle nicht mangeln laßen –
und an dem übrigen Zubehör dieses eiteln Lebens unter der Sonne.
Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Frau Gemalin, deren Widerherstellung
ich herzlich wünsche. Gott erhalte Ihre liebe Familie unversehrt und vermehre
Selbige – Ich umarme Sie und die Ihrigen sämtlich und sonders und
empfehle Sie dem Schutz des Allerhöchsten als Ihr alter aufrichtig ergebenster
Freund und Diener
Hamann.Lauson hat mir gl. seine freundschaftlichste Grüße aufgetragen. Einschluß
an HE Bruder bitte zu besorgen, weil nicht recht weiß wohin.
den 30 März auf der Lotterie DirectionLiebster Doctor komm eben von der Frau Consistorialräthin, die mir gantz
gewiß versprach Selbst zu schreiben. Es ist Ihr aber nicht mögl. gewesen; ich
kann es mir am besten vorstellen, da ich weiß wie mir über und bey diesem
Geschmier zu Muthe gewesen. Sonst hatt sie sich diese Nacht durch den Schlaf
etwas erholt – und Gott schenkt Ihr außerordentl. Gnade u mehr als männl.
Stärke. Sie läßt durch mich melden, daß bereits alles versiegelt worden. (Die
Leiche fand auch nicht mehr im Auditorio sondern ist schon im Gewölbe.) Sie
werden beyderseits flehentlich gebeten, daß wenigstens einer als des zweiten
Bevollmächtigter so bald und geschwind als mögl. überkommen soll. Thun
Sie Ihr bestes diesen Willen Ihrer lieben alten Mutter, worinn zugl. der letzte
Wunsch u die letzte Hoffnung Ihres seel. Bruders bestand, zu erfüllen. Ich
umarme Sie mit herzlicher Freundschaft, grüße tausende mal Ihre liebe
Gemalin, Kranke und gesunde Kinder – und hiemit Gott empfohlen.
Lauson habe die Ankündigung in den Zeitungen überlaßen, als seinem
ältesten Freunde, und ihm des s Seel. Vorschrift gesagt.
Adresse mit schwarzem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Docteur en Medecine / tres celebre / à /
Mitow
. / par
faveur
.Königsberg den 30 März 76.Ich habe gestern meinen ältesten Freund, den Kirchenrath Lindnerverloren, der nach Waßersucht und einer ganzen Zusammenverschwörung von
Uebeln endlich durch den kalten Brand zu seiner Ruhe hat eingehen müßen;
gestern um Mitternacht – An allen guten Nachrichten von Ihrer Beßerung,
liebster Hartknoch, habe herzlichen Antheil genommen. Aber zur Oster Meße
können Sie nicht kommen und ich weiß auch nicht wie ich meine Rechnung
mit Claudius und Schmidlin abmachen soll. Wenn Sie dem Hintz deswegen
Aufträge gethan; so könnte ich das Meinige mit beylegen. Mein Gevatter hat
Ihnen wie er mir gemeldt noch oben ein 50 Exempl. geschickt, von denen ich
nichts gewust und er auch nicht weiß, ob Sie diese Ladung von Assmuserhalten haben. Um Einlage bitte inständigst, selbige zu befördern. Keine hier.
Briefe sind hier seit langer Zeit mehr zu haben gewesen; wenn ich von Ihnen
oder Hintz noch einige Exempl. erhalten könnte, wird es mir lieb seyn, da ich
dort eben keine Liebhaber und Leser eben erwarte. Von Herder weiß nicht
ein lebendig Wort; er hat mir nicht geantwortet. Böse seyn und fleißig mag
er so viel er will; wenn er nur nicht krank ist. Lindners schweres Lager hat
mir viel Kummer gemacht, von dem ich jetzt erleichtert bin – Ende gut, alles
gut. Er hat mich mehr als einmal gebeten, auch nach dem Tode sein Freund
zu bleiben, und unsere alte Vertraulichkeit ist seit dem Schluß des alten Jahrs
wieder hergestellt worden. Ich habe immer im halben Schertz zu ihm gesagt:
daß er mit der Feder in der Hand sterben würde, welches beynahe eingetroffen,
indem er noch vorgestern als am letzten Tage ss Lebens einige Zeilen mit
eigener Hand geschrieben und eine unglaubliche Munterkeit und
Arbeitsamkeit, bey sr. gäntzl. Entkräftung und frühen Todesgestalt bis an sein Ende
behalten, sein Haus im eigentlichsten Verstande bis auf die geringsten
Kleinigkeiten bestellen zu können. Wenn Ihnen was am Erl. Pr. gelegen ist; so laßen
Sie es bey Zeiten durch einen Ihrer HEn Schwäger einziehen und abholen.
Wegen der Abschrift des Bogens, den ich nicht mehr weiß, denke ich den besten
Vorschlag Ihnen gethan zu haben. Ich kann nicht mehr schreiben u habe
keinen Menschen dazu. Gott gebe Ihnen bald völlige Gesundheit und erhalte Sie
zum Besten Ihres werthen Hauses u Ihrem Freunde
Amen!Adresse mit rotem Siegellackrest:An / Herrn Hartknoch / in /
Riga
.
Kgsberg den 18 April 76.HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Meinen ergebensten und aufrichtigsten Dank für den 2ten Theil Ihres guten
Nothankers, den mir HE Lotterie Director Kanter am Palmen Sonntag
einhändigen laßen. Meine Zeit ist mir so beschnitten, daß ich mich blos an dem
Besitz deßelben erfreuen können und den Genuß biß zur Erscheinung des Endes
aufschieben muß. Vergeben Sie gegenwärtiges Geschmiere; bey ersterer Muße
und Veranlaßung werde selbiges gut machen.
Was das von mir gewünschte Dictionaire des Finances betrift; so bitte sich
wegen deßelben keine weitere Mühe zu geben, da ich Hoffnung habe es bald auf
einem andern Weg zu erhalten, auch die Lust u Liebe vergangen –
Empfehlen Sie mich Ihrem Freunde, HE Prediger Eberhard mit dem Wink,
wenn ich Ihre
Principien
erkennen soll
, mir die neue Auflage sr Apologie
zu schicken, da ich die erste weder besitze noch gelesen habe und dieser Mangel
eine gar zu ansehnl. Lücke in meinem sokratischen Fache macht und ein
abstemius vom BücherHandel und Wandel seyn muß, der Versuchung des leidigen
Fleisches und Blutes zu widerstehen, weder einen Laden noch eine Auctionbesuchen darf.
Wenn die Muse der A. D. B. nicht einen so alten reducirten Liebhaber zu sehr
über die Achseln ansähe, würd ich auch eine Empfehlung an Sie beylegen –
und an meinen neuen Freund HE Feldprediger Campe –
Wünschte dem Congreß der Philanthrophie beywohnen zu können – will es
im Geist thun. Könnte Ihnen viel Domestica und Litteraria melden,
verspare aber alles auf ein andermal um den lieben Ueberbringer zu schonen, der
genug an Sich Selbst zu tragen hat. Mündlich mehr vielleicht.
Johann Georg Hamann.AdressePour / Monsieur F. Nicolai
à la hâte.Erhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:1776. Apr. / Königsb. Hamann. / Beil. 3ten an Eberhard V. gesendetVermerk von Hamann:Erhalten d 9 Aug. 776.Endlich, lieber H., komme ich wieder. Es war nicht Rache auf Ihr
langes Schweigen, daß ich so lang geschwiegen, sondern Windsbraut der
Umstände, Faulheit, Vorsatz und Noth. Es sollt erst entschieden seyn, eh ich
schriebe.
Sie hatten recht. u. unrecht, daß man mich in Göttingen nicht haben wollte:
in Göttingen will man mich nicht, aber
für
Göttingen will man mich noch.
Das Ministerium ist noch nicht ruhig, und der Minister, der eigentlich die
Sache betrieb, HE von Bremer, ist noch so voll Leidenschaft dafür, daß ich
noch vorige Woche, da ich ihn in Pyrmont gesprochen,wahrnahm ich immer
die Fabel von Anfang an hören muste, wenn er mich nur mit dem Aug
erwischte. Da sind Briefe, Boten, Unterredungen ohn Ende gewesen; woran es
sich aber stieß u. was mich schnell wegwandte, war dies. – Keine
Protokathedrie wars eigentlich, die ich je begehrte, sondern die Generalsuperintendentur
mit verknüpfter Profeßorstelle, daß ich der Universität seyn könnte, so viel ich
wollte, ohne mit eEinem Gibeoniten eigentl. wetteifern zu dörfen,sondern
Neben
ihr zu seyn, ihre Bibliothek, woran ich nur so lang Mangel
gelitten pp brauchen zu können: das war mein Plan, oder vielmehr der Plan
derer, die mich nach Gött. haben wolten, wollten schon vor 3. u. mehr
Jahren. Nun kam der Generalsuperint. weg: das Haus muste erst gebartgebaut werden u. die Stelle 3. oder mehr Jahre vakant stehen, um die
Einkünfte zum Bau zu verwenden: der Dokt. Profeßor der Theol. Zachariä
kam auch weg, u. da bekam ich, so unerwartet u. widrig zu dieser Stelle als
zum Scharfrichtertode, den Ruf. Ich ließ ihn 14. Tage unbeantwortet, hörte
indeß die Umstände, u. daß es nur Sprung zur andern Stelle seyn sollte,
wollte gern von mir hier weg, that noch harte Bedingungen, die alle erfüllt
wurden u. ließ mich bereden, Ja zu sagen. Sobald ichs gesagt, schlug mir
das Herz, wie David beim Zipfelschnitte u. ich habe keine Ruh u. Freude
gehabt, bis sich die Sache recht wunderbar also wandte. – Das Ministerium ist
von jeher gewohnt, zu ruffen u. dem Könige zur Unterschrift vorzulegen u.
ist bei Menschendenken kein Schifbruch geschehen, der jetzt geschah. Die Ratten
u. Maulwürfe waren unter der See nach London gekrochen u. das Minister.
erstaunte, da bei ihrem Bericht zur Unterschrift folgende Antwort stand„wie Se Königl. Großbrittann. Maj. an der Gelehrsamkeit u.
Geschicklichkeit des HE. Herders keinen Zweifel trügen, vielmehr pp man aber über
deßelben Orthodoxie, bei jetzigen Zeiten, noch Rücksicht nehmen müsse.“
(Man ist mit diesem allen sehr geheim gewesen u. ich habe es nur durch der
Königin Bruder, den Prinzen Karl von Mecklenb. erfahren.) Das Minister.
ist auf die Kerle böse: fodert ein Responsum von ihnen, wovon ich auch trotz
aller angewandten Mühe nichts habe erfahr sehen können; im Ton der
Hundsfötter, wie jemand schreibt, ders gesehen, sollen sie gesagt haben, wie
sie gegen meine Orthodoxie nichts hätten, „daß sie aber eigentl. meine
Schriften nicht verstünden, zumal ich noch nichts eigentl. Dogmatisches
geschrieben, außer daß ich die Schöpfung des lieben Gottes allegorisch zu erklären
schiene u. den heil. Jakob u. Judas nicht für Apostel hielt.“ Das Minister.schickt dies Responsum als eine offenbare Sottise nach London: der
außerordentl. schwache, furchtsame u. religiöse König schreibt aber nochmals –
nimmt nehml. ein dem Minister. entfallenes Wort „daß über solche Sachen
sie sich ja leicht einverständigen würden,
sobald sie sich sprächen
“ auf, u.
schreibt „es wäre doch gut, wenn dies Colloq. voraus gehalten würde.“ Da
kommt nun das Minister. (denn von dem Gebot des Königs war nicht zu
weichen) mit PesPersuasorien von oben bis unten, daß ich das Colloq.halten möchte, das ich aber sogleich u. völlig von mir warf. „Kein Colloq. mit
Seinesgleichen, wo niemand entscheiden könnte! Kein Colloq. mit
Anklägern, die hiedurch Richter würden. Ueberdem sei dies ein völlig unerlaubter
Schritt für mich, da ich noch keinen
Ruf
habe, also auch keinen Befehl des
Kön. von Großbritt. befolgen dörfe u. könne, zumal ich selbst als Super.
über die Geistlichkeit eines Landes nach eben den Symbolen gesetzt sei, die
dort gelten – Symbole seyn in unserer Lutherschen Kirche tesserae; aber
keine Colloquia pp u. Gött. sei kein Rom p Endlich wer was gegen mich zu
sagen habe, solle öffentl. kommen, man solle mir Anklage, Einwendung,
Responsum deßen, der mich nicht orthodox halte, mittheilen u. ich wolle
öffentl. antworten, seis König oder Fakultät u. f.“ Darauf fand ich lies
sich aber niemand ein, da fand ich taube Ohren, da sprach man von
Doktorpromotion, damit die Reise bedeckt werden könnte, von Kosten, die sie sogar
dazu vorschiessen wollten etc. etc. kurz ich habe die Ehre, die der Arminianer
Vorstius hatte, daß ein König von Engl. als defensor fidei orthodoxae gegen
mich eingewandt hat, u. kein Maulwurf seinen Kopf vorrecken will u. sagen:
ich bins. Das Minister. ist in so elendem Zustande, daß es dem Könige keine
Repräsentationen machen darf oder zu machen wagt, u. so hat mich Gott aus
der Mördergrube erlöset. Meine Frau, eine Träumerin, trotz Joseph, hat mir
die Sache allemal in schönen Bildern u. Emblemen voraus erzählt u.
wahrlich es ist Gottes Werk, daß es hin ist. – Das ist der ganze Kram von Anfang
zu End.
Nun gehts nach Weimar. Eben des Tags, da die gnädige Einladung zum
Colloq. kam, kam unerwartet wie ein Streifch vom Himmel die Einladung,
die Einladung zur General Sup. in Weimar, wo denn kein Augenblick
Wahl blieb. Im Januar empfing ich durch den Präsid. von Lynker die
Anfrage
nebst beigelegter ununterschriebner Vokation, Amtsgeschäften u.
Einkünften, als
Oberhofpred
.,
Oberkonsist
. u
Kirchenrath
,
Generalsuperint
. u.
Past. prim. zu Weimar
, die ich auch annahm. Der Ruf hat sich
aber durch sonderbare Unterhandlungen, daß erst eine
Gastpredigt
zu halten
sei u. dgl. so verzögert, daß ich noch hier sitze u. nun erst die Niederkunft
meiner Frauen, die wir Anfang August hoffen, abwarten muß. Alsdann gehts
schnell u. stracks hin, u. wir ziehen gerne. Hier ist alles vorbei, u. unsre einzige
u. liebste Freundin, die regier. Gräfin, von der ich Ihnen gleich Anfangs so
viel geschrieben u. die hier in Allem mein Schutzengel war, ist den 16 Jun.
an ihrem Geburtstage auch gestorben. Das war das letzte Signal zu unsrer
Reise: 2 Tage vorm Tode bekam ich den eigentl. Ruf, u. meine Frau konnts
ihr noch sagen, da sie uns denn mit gebrochnen Augen Segen auf den Weg
wünschte, den wir auch hoffen u. erwarten. Es ist viel Geschwätz von der
neuen Regier. in Weimar, das aber theils nicht wahr seyn soll, theils
mich
nicht angeht u. ich gar nicht bemerke. Ich habe
meine weite
u.
enge
Bahn
vor mir, zu der ich gehe u. auf der ich mich halte, um Alles andre
unbekümmert. Ich bin ordentlich Lutherischer Bischof des Landes, meine
Verrichtungen sind alle sehr gewählt u. edel, alle nach alter Lutherscher Art. Der
unglückl. Joh. Friedr. liegt in meiner Kirche begraben u. liegt auf dem
Altarblatt kniend: Luther von Kranach 3.mal gemahlt in der Sakristei: er hat
bekanntermaassen oft in Weimar gepredigt: u. der trefl. Friedr. Myconiusda die Reform. gestiftet. Ich hoffe also noch viel altes Luthertum da zu
treffen, wenigstens in Ruinen u. freue mich darauf, wie ein Kind. – Meines
Lebens hier bin ich, nochmals gesagt, satt u. müde: einsam, ohne Bücher u.
Umgang, im verdorbensten Kirchen- u. Landeszustande unter einem wahren
Dom Quixot des 18. Jahrh., der gegen mich den tiefsten Portugisischen Haß
nähret. Ich habe die Gräfin z. E. in ihrer ganzen Krankheit nicht sprechen
können, u. vorigen Jahrs hab’ ich in Amtsgeschäften einen Wirbelwind mit
ihm gehabt, der mir einige Haare meines Kopfs gekostet, mir aber seitdem
völlig Ruhe gemacht hat. Moser sagt: Lieben Leute, wer zur See will, gehe
auf ein großes Schiff u. nicht auf einen durchlöcherten Kahn: goldne
Wahrheit für unsre kleine Protest. Länder in Deutschland, wo jeder Ameisenkönig
Friedrich der Unsterbliche! der Reformator! der Ausreuter aller alten
Vorurtheile zur neuen Philosophie „unsrer
erkennenden Urkraft
, die vom
Göttlichen
Selbst
zur Führerin unsres
Daseyns
bestimmt ist“ wie die
herrl. Grabschrift der Gräfin lautet, u. wo gefragt ist, auf welchen Kanzeln
man so was höre? – seyn will. – Nun lieber H., ein Ende des Zeuges:
ich fange ein ander Blatt an. Wünschten Sie einem armen gejagten Hirsch
Ruhe u. segnen mir nach, oder vielmehr ja noch voraus zu, solang ich hier
walle!
Jetzt auf Sie: denn es heißt doch nur, Du sollt Deinen Nächsten lieben,
wie
Dich
selbst
! – Mit Ihrem letzten Briefe empfing ich einige Beilagen zur
Zeitung, wo mich insonderheit die Rec. über den Bon-Sens u. die Republick
sehr behagte. Hinz hat mir von der Meße mit Anschrift Ihrer Hand,
„Bückeburg“ als ob mein Name eine Sünde wäre, die
Zweifel u. Einfälle
zugeschickt, die ich aus einer Irranzeige seines Briefes schon unter dem Titel
„Feigen“ gesucht hatte, aber wie leicht zu denken, vergebens. Dasie zweite
Hälfte derselben hat mich ebenfalls sehr erbauet; ob mir gleich in der ersten
erscheint mir Ham. nur im Rauch oder läßigen Spiele, vermuthlich, weil ich
die Rec. in der Bibl. zu lange schon gelesen u. jetzt nicht les wieder lesen
mag, bis ich wieder zu Kräften komme. Dagegen hab’ ich Hinz gebeten, Ihnen
Urk. Th. 4. ohne meine Anschrift mitzunehmen u. wünsche beste Verdauung.
Ich habe noch kein Urtheil drüber, als von Moser, Claudius u. einem mir
ganz unbekannten würkl. Geheimen Rath aus Deßau HE. von Harling, von
dem ich vorigen Posttag einen Brief über dieselben empfangen. Die seel.
Gräfin, die das Mscr. gelesen u. meine wahre Muse war, u. meine Frau, die Sie
so feierlich zu meiner Muse ernannt haben, nicht mitgerechnet. Auf der Meße
sind die Exempl. noch nicht vertheilt u. also wenig herum: mir desto lieber!
so brausen die Urtheile allmälich ab u. kommen nicht auf einmal, wie wohl ich
hier gar keine höre. – Ihnen indeß, lieber H., nimmt der Priester von
Anathoth Anlaß zu sagen, daß seine Zumuthungen an die Rechabiten mit diesem
Theile aus sind, u. daß der Verfolg, wenn er
wird
, die trockensten
Sänftenträger und die nüchternsten Johannesjünger der Kritik, durch That u.
Beispiel zu beschämen vorhat. Wir kommen jetzt vom Himmel auf die Erde, u.
Schriftsteller u. Leser wird hoffentlich dabei wohl seyn! – Die beiden
Titelblätter, die von Band 1. u. 2. reden, reißen Sie weg: es ist Buchdruckereinfall,
mir ganz zuwider.
Klaudius ist hier gewesen, die Karwoche bis Ostern hinaus. Ein lieber
Mensch u. guter Geselle, mit dem ich leben möchte. Er hat sich sehr über mich
gewundert, wie geändert ich sey u. ich bin würklich sehr alt geworden; ich
hoffe aber noch Verjüngung wie ein Adler. – Sch Sonst steckt in ihm noch
seine ganze Erbsünde, Läßigkeit u. Faulheit, u. Moser hat schon sehr über ihn
geklaget. Laßen Sie ihm aber nichts merken; ich muß sacht mit dem Knaben
gehn, sonst verderbe ich das ganze Spiel. Daß mir bei der Nachricht nicht
wohl war, können Sie denken. – Moser ist ein edler, wackrer Mann, den ich
von Tag zu Tag lieber gewinne. – Eine gute Organistenstelle wird für
Klaudius endl. das beste seyn, wornach er nach, auch, wie nach einem Ruhebette
strebt; frühe aber muß sie ihm durchaus nicht werden.
Mein Bube ist frisch u. gesund. Vorigen Früling sind ihm die Blattern
inokulirt, u. er ist, blos dadurch, errettet. Er hatte 300. auf dem Gesichte, eine
üble Art dazu, dabei er kaum durchgekommen wäre. Nach der Zeit ist alles
Handvollweise bei ihm geschossen. Er schwatzt schon viel, läuft tapfer, u. jagt
Schmetterlinge, kennt den gemahlten Buffon, soviel Deutsch heraus ist, u.
vieles in Johnson, wo er jedes Thiers Männchen sehr treu nachahmt, u.
kennet schon das lateinische A. O. u. das I. mit dem
Püttel
. Er trinkt jetzt
mit mir Pyrmonter, d. i. schlurft die Neigetropfen jedes Glases u. versichert
allemal, daß es
aus
, ein
bischen
u.
gut
sei: das letzte mit verzogenem
Munde. Tagtägl. erscheinen mir die sonderbarsten Erfahrungen über die
Bildung
der
Sprache
nach Bildern, Ableitungen u. den Sprachwerkzeugen,die mein wohlseliges, gekröntes Schausystem in den Grund reißen – – welche
neue Welt wirds geben, wenn der Zweite erscheint. Ich bitte Sie, lieber Alter,
zum Voraus feierlich zu Gevatter, ob Sie mich gleich noch nicht gebeten. Der
Jakob sei auch vor Esau in Ihrem Segen.
Es thut mir leid, daß ich Kreuzfeld mit der Urk. vergeßen: ich hole es nach beiGelegenheit noch nach. Wie hat sich sein Freund
Reichard
in Potsdam? Und was
macht dort Ihre gesammte Altvettel
Albertine
? Weder die 2te Ausgabe
von Hephäst. noch die Carm. Davidis habe ich ansehn mögen.
Ihrem Schwiegersohn
Penzel
traue ich nicht recht. Zu eben der Zeit, da er
an mich unersucht, ich weiß nicht wie ergeben schreibt, hat er mich in der Lemg.
Bibl. bei der fremdesten, gesuchtesten Gelegenheit als den geringsten
Pöbelbuben behandelt. Für seine Gelehrsamkeit hab’ ich viel Hochachtung, da
übertrift er mich weit u. soll mich übertreffen! – Sagen Sie ihm also auch
nichts oder sehr Gleichgültiges von mir: über die Katastrophe seines
Schicksals hab’ ich mich aufrichtig gefreuet.
Kennen Sie das Niedersächsische Wörterbuch? Ein treflich Werk,
insonderheit da für uns hier, in deren Gegenden die Sprache noch lebt. Fuldasneues Buch kenne ich noch nicht: seine erste Preisschrift hat mir nicht (2. oder
3. Winke ausgenommen) geschmecket.
In Berlin habe ich (sub Rosa!) zum 3ten mal die Krone erlangen wollen,
aber nicht erlangt, vermuthl. weil ich Sulzer zu gerade widersprochen u. es
müde ward, mit den Luftblasen der Akad. mehr zu spielen. Fast war ich eitel
gnug zu glauben, daß meinethalb der Preis 1. Jahr aufgeschoben ward,
damit sie nicht das Unglück hätten, 2. Schriften in 2. Klassen von
mir
!!! auf
Einmal zu krönen. Da ist nun Eberhard aufgestellt! Ich habe meine Schrift
zurückgefodert u. will sie publiciren; noch aber sie nicht erhalten. (Sub
Rosa!)
Daß Sie im 2ten Th. von Lavaters Phys. zu einer Klasse gerechnet sind, die
mit den Affen Ahnlichkeit haben soll, hat mich herzl. gefreuet. Sie haben
Popens Einfall auf Newton so oft retorquirt, daß Ihnen diese
Wiedervergeltung recht gut thut. Mit ihrem Bilde können Sie zufrieden seyn: eine, ich
weiß nicht wo, erhaschte Silhouette von mir S. 102. ist zehnmal ärger. Und meine
Frau, die das Glück hat, 3mal verhunzt zu seyn u. sich so gern herauswünschte,
als ich oder Sie, hat Ursache sich noch mehr zu ärgern. So trösten wir uns
einander. Das Werk indeßen steigt herrlich.Nun weiß ich auch in der That nichts mehr zu schreiben, als daß ich Sie in
Ihrem ganzen Cirkel grüße u. bald, bald, (noch ja hier u. eh Sie mein Herr
Gevatter werden) etwas von Ihnen zu lesen wünsche. Es käme mir zum Ende
meiner Brunnenkur, die ich einsam trinke, wie ein Käuzlein in verstörten
Städtten, wie der letzte Trunk zu Cana in Galiläa. Mich lüstets sehr, Sie als
Hausvater zu sehen; vielleicht besuchen Sie mich, da ich Ihnen jetzt so näher
rücke, oder vielleicht gelingts gar, daß ich Sie besuche. Auf der Welt wird ja
Alles möglich. Ich denke so oft an Sie und wünsche Ihnen sanftes
Kopfküßen und eine gemächliche Hausvatermütze, daß ich noch immer glaube, wir
sind einander näher zu seyn bestimmt. Darüber Gott walte! – Also mein
lieber HE. Gevatter in meinem u. meiner Männin Namen zum Voraus, viel
Glück u. Heil! Bückeb. den 20. Jul. 776.HerderHartknoch ist doch beßer! Ich erschrack, da ich von Lindners Tode las, u.
ihn so lange vernachläßigt. Ich war ihm recht gut u. wünsch’ ihm Ruhe im
Grabe. – Herz hat mir durch Hinz seine Abhandl. vom Geschmack geschickt –
was macht Kant? –
Klaudius hat mir einen alten Prof. emeritus
Tönnies
sehr gerühmt.
Sehen Sie doch seine Schriften an. In seiner Offenbahr. Joh., die übrigens
den gemeinen Weg schlentert, sind Stellen ernst, keck u. bider. – Ein
hingefallnes Wort von Leßing hinter Jerusalems Philos. Aufsätzen vom Urspr.
der Sprache wird Ihnen nicht gleichgültig seyn, ob ichs gleich nicht bei
ihm
für Ernst halte.
Arbeitet Penzel an seiner
Kunst zu sehen
, an die Sie dachten? Adieu.
Kgsb.den 9 Aug. 776.Liebster Freund und Gevatter H.
Heute hab ich keinen Brief von Ihnen erwartet, weil kein Posttag war ist; aber
geschmachtet habe ich lange darnach und auch noch heute im Geist, weil ich
meistens auf dem Bette zugebracht und nichts im stande gewesen
vorzunehmen, wiewohl ich ausdrückl. dazu im Hause geblieben. Ich wältzte mich von
neuem in den Federn, ohne vor Fliegen schlafen zu können, als der Bote mich
ermunterte. Gestern hatte er noch Scheltworte von mir gehört, daß er mir
keine Antwort von Ihnen brächte. Der Mensch, dem ich gut bin weil er so
schnell läuft wie ich in meiner Jugend und wenn mir noch der Kopf brennt,
nahm meinen Verweis mit Sanftmuth auf u. versprach immer ein flinker
Ueberbringer zu seyn. Aber daß er heute schon sein Wort baar machen sollte,
daran dachten wir beyde nicht – und ich bey der Aufschrift auch nicht die mich
desto mehr stutzig machte, weil heute ganz u gar kein Posttag ist – und der
Brief selbst der
Vorläufer
eines Gevatterbriefes. Gott gebe daß der kleine
Pathe schon da wäre, wo nicht so schenk ihm Gott eine glückliche Wallfahrt
ins Land der Lebendigen – Ich bin so unruhig, als wenn der kleine Gast in
mein eigen Haus einkehren sollte. Meine 3 SKinder haben ihrer Mutter, ob sie
gl. eine harte Adamstochter ist, und mir rechtschaffene Wochen gekostet –
Meines (in parenthesi gegenwärtig unholden Dir.) Stockm. Gemalin ist
gestern frühe mit einer Tochter erfreut worden –
Der Verdacht von Rache u Talions Gebühr war mir schon durch unsers
Asmus Relation von seiner Bück Quarantaine u der daselbst in effigiegefeyerten Procession benommen worden. Ich konnte also die Schuld auf nichts
als eine Verwickelung der Umstände schieben deren Auflösung u Nachricht
ich aber so sehr wünschte. Nun Gott Lob! Daß sich alles zu Ihrer
Zufriedenheit entwickelt hat und hoffentl noch entwickeln wird. Meine Ungewißheit ob
Sie noch in B. wären, hatte allein abgehalten dahin zu schreiben; in Zeitungen
soll Ihre Verpflantzung bereits ausgebreitet gewesen seyn, und die neue
Aspecten des Mercurs gaben mir davon Bürgschaft.
Gestern ist meine älteste Tochter die gantze Treppe heruntergefallen. Die
heil. Engel im Himmel selbst sind nicht im stande Kinder zu hüten, geschweige
zu erziehen – Gottlob! ist sie ohne Schaden davon gekommen als einem
geschundenen Fleck unter dem rechten Auge. Mit meinem Hans Michael geht
alles krebsgängig u der Junge verlernt Lust u Sitten. Dies ist mein höchster
Kummer, der mir Angst u graue Haare macht, daß ich nichts selbst für seine
Erziehung thun und eben so wenig dran wenden kann. Ich hatte einen
Sonntag den grimmigen Einfall ihn über Hals und Kopf einzuballiren u dem
Pontifex Maximus zu Deßau zu übermachen, und wollte das Experimentmit Haut u Haar bezahlen. Die Hitze hat sich wol gefühlt, aber der Wurm
nagt noch am Mark, was ich mit dem Knaben mit der Zeit anfangen soll.
Ich will ihn seine 7 Jahre auslaufen laßen; vielleicht schaft Gott bald Rath.
In diesem eintzigen Stück hab ich zu wenig Beyhülfe von meiner ehrl. Haus
Mutter; kann aber auch nicht mehr als den guten Willen von ihr fordern.
Daß ich aber selbst nicht Hand anlegen kann, verdrüst u beschämt mich am
meisten. Nicht Häfen von Pirmonter, wie Ihr kleiner Magister, sondern Bier!
saufen meine wie die Blutygeln und folgen leider! auch hierinn dem Wandel
väterlicher Weise. Ach liebster Gevatter in spe! über gaudia domestica geht
nichts; hierinn besteht der eintzige Himmel auf Erden; aber mala domesticasind auch die wahre Hölle, selbst für
Patriarchen
und
Davide
gewesen.
Gottes Geist und des Menschen Sohn sind hierin die eintzigen Schulmeister.
Wie hält sich Ihr Johann Christoph? Ihre Frau Schwester hat mir in langer
Zeit nicht geschrieben. Ich kenne die Hand auf Ihrem Couvert nicht recht –
Wundern Sie sich nicht somnia aegri zu lesen. Ich habe 8 Tage an einem Briefe
geschrieben und denke durch gegenwärtigen mich erst in Gang zu bringen.
Den 4ten Theil habe richtig erhalten durch Hintz, den ich dies mal nur im
Vorbeygehen gesehen weil er sich nur ein paar Stunden aufhielt. Ich weiß
nichts mehr, als daß ich ihn mit mehr Zufriedenheit als den Anfang gelesen,
und durch das Ende sehr aufmerksam gemacht worden. Enthalte noch mein
Urtheil und wünsche nichts so sehnlich als die Fortsetzung und den Beschluß;
weil ich noch nichts absehen kann, und nichts als das
Gantze
mich bestimmt.
Ihre Preisschrift habe an einem Abend durchgelaufen. Sie scheinen mir die
Frage dreist aufgelöst aber die Sache selbst so wenig als möglich berührt zu
haben. Die Abhandl. in Hintzens Verlag habe von ihm zum Geschenk
erhalten. Der Verf. soll 50 # bekommen haben relatarefero Dieser wahre oder
erdichtete Umstand hat das Ding noch abscheulicher in meinen Augen
gemacht, als es wirkl. seyn magGewitter! Wirbelwind! und Regenguß! erleichtert den schweren
Dunstkreys, in dem ich athme!
Den 10 –Mitten im Platzregen erschien gestern Kreutzfeld und wurde durch Ihr
Andenken und Versprechen die Fortsetzung der Urkunde zu erhalten reichlich
belohnt. Ich habe ihm so nicht einmal erlaubt selbige bey sich nach Hause zu
nehmen, sondern er hat blos hier darinn lesen müßen. Unser Landsmann in
Potsdam hat mir vorige Woche zwo Zeilen geschrieben u einen langen Brief
fast ein halb Jahr unbeantwortet gelaßen. Weil die Sache einen Dritten
betrift; so hat mich dies ungemein verdroßen und ich bin ihm recht böse gewesen.
Da er aber seine gantze Lebensart (deren Zerstreuung mir gar nicht gefiel,)
auf einmal reformirt hat bis zur strengsten entgegengesetzten Diaet des
Umgangs pp so schöpfe ich neue Hofnung, daß er von der
Eitelkeit
bald curirt
und einen edl. Ehrgeitz dafür erwerben wird. Während des Königs
Abwesenheit ist er willens eine kleine Tour nach Hamb. Braunschw. u Deßau zu
machen. Ich verfolg ihn von weiten, und entfern mich ohne ihn aus dem
Gesicht zu verlieren. Er hat übrigens einen schweren Stand – eine Bande von
Virtuosen zu regieren ist ärger als ein Regiment Soldaten. Der König soll
ein großes Vertrauen zu ihm haben u hat bereits an Mara Exempel statuirt
ihm Ansehn zu verschaffen.
Was iIhr Freund, der Uebersetzer der Zend-Avesta von mir denken wird?
Er hat mir den großen Gefallen gethan seine Uebersetzung u eine kleine
inaugural Schrift seines Conrectorats zu übermachen – aber mit so viel
Achtung
an mich geschrieben, die mich in Verlegenheit setzt darauf zu
antworten; wenn ich auch Muße gehabt hätte. Aber ich bin mit einer Arbeit
beschäftigt gewesen, die meinen Geist gantz ausgemergelt und mein Gemüth so
trübe gemacht wie eine Pfütze. Urtheilen Sie selbst –
Den 27 Märtz war der kalte Brand in einer Nacht bey unserm seel. Freund
Lindner ausgebrochen. Er hat während seiner Krankheit immer gearbeitet u
daran gedacht
sein Haus zu bestellen
. Ich bin unverdroßen gewesen ihn
ευκαιρως ακαιρως zu besuchen und abzuwarten, als Freund u. Beobachter.
Mehr als einmal bat er mich auch nach dem
Tode sein Freund zu bleiben
.
Dieser Ausdruck hat immer meinem Gemüthe vorgeschwebt und einen Stachel
der Dunkelheit für mich behalten. Unter anderm ersuchte er mich für seine
Bibliothek zu sorgen und hat mich nebst Lauson zu Curatoren im Testamenteingesetzt, auch jedem ein Legat von 50 fl. ausgesetzt.
Eben die Nacht da sich der Brand einstellte, hatte ich Briefe von seinem
Bruder dem jetzigen Hofrath erhalten, worinn er mich beschwur noch ein
heroisches Mittel
, wenn alle Hofnung aus wär, zu wagen. Die
Ahndung
des Todes und der
sichtbare
Termin deßelben! – Unter Klagen über
grausame Schmertzen und Wunsch nach ein wenig Schlaf nahm er von mir
Abschied mit vielem Muth u Ergebung. Sein letztes Wort, das er mir
wiederholentl. zurief, so lang er mich sehen konnte war:
au revoir
!
au revoir
! Dieses
poetische Lebewohl! war ungemein rührend und treffend für mich. Ich gieng
Donnerstags frühe wider zu ihm. Seine Aertzte u Blutsfreunde gaben mir
im Entgegenkommen zu verstehen, daß er seines Bewußtseins nicht mehr
recht mächtig wäre. Ich zog mich daher zurück. Gegen Mittag hat er noch mit
zitternder Hand an den König u seinen jüngsten Bruder geschrieben, zu
Mittag gantz ruhig geworden und ist mit dem Anbruch des Freytags, nachdem er
alles haarklein verordnet bis auf das Lied, das Sie ihm im Verscheiden singen
u die Erleichterungen welche sie ihm dabey verschaffen sollten, sanft und still
entschlafen. Den Charfreytag wurde er bey seinem Vater begraben unter
einem sehr ansehnl. Gefolge, bey dem ich sehr entbehrlich zu seyn schien u
daher zu Hause blieb.
Mein Fideicomiss lag mir im Kopf. Die Erben hatten aber alle Bücher
versiegeln laßen und man wollte seiner Brüder Ankunft oder Entschlüßung
vorher erwarten. Ich fürchte mich vor der Arbeit, weil ich niemals meine
eigene Bücher selbst habe in Ordnung bringen können und der bloße Gedanke
von Kramen u Fleihen, und Einpacken mich stupid macht, Kopfschmertzen
und Uebelkeiten – Ich tröstete mich auf Lauson und verließ mich noch mehr
auf Pentzel, den der seel. Mann ausdrückl. erlaubt u verordnet hatte zu
unserm Gehülfen. Die Erben drungen uns aber einen Candidaten auf, der seines
Vaters M. Richter im Löbenicht Catalogum ohnlängst herausgegeben hatte,
auch sich dadurch in den Besitz unserer Adjunctur einschmeichelte, daß er für
eine große Schaale Kleister gesorgt und einige 100 Klebezettel von seinen
jungen HE. Grafen, die Pensionnair im Hause waren, praenumerando hatte
anfertigen laßen. An Pentzel war wegen der leidigen Exercir- u Revue Zeit
u gelehrten Arbeiten von denen er leben muste, gar nicht zu gedenken. Auch
der
Wind vom Legat
setzte mich und Lauson in Verlegenheit – Um dies auf
eine anständige Art zu decliniren, gerieth ich wie von ohngefehr auf den
Einfall meine eigene Bücher zu verkaufen.
Jeder Einfall bey mir ist ein punctum saliens voll magnetischer
Anziehungskraft u plastischer Industrie. „Was Du jetzt einem Freunde thun must, oder
vielmehr seinen Erben, die
mich auch
bisweilen aufbrachten
, bist Du Dir
selbst schuldig.“ Meine ungezogene Kinder wühlen unter meine Bücher wie
die s. v. Schweine im Eichenwalde. Ein Zusammenfluß tägl.
Verdrieslichkeiten kein Buch mehr finden zu können und alles was man ausleyht, wieder
zu erbetteln – kein Gefühl des Eigentums mehr! Bücher sind wie die Weiber
in der platonischen Republick oder an französischen Höfen, wo der Ehmann
dem ersten dem besten Galant aus dem Wege gehen muß. Ich hatte den
eventuellen Fonds schon zur Erziehung meiner Kinder und meiner eignen
Nothdurft nöthig – und hast Du keine Bücher mehr: so gewinnst du Zeit deine
Kinder selbst zu erziehen. Hundert wilde Schwärmereyen mehr, die mir ein
Interesse
geben mich der verdrüßlichsten und eckelhaftesten Arbeit mit Muth
zu unterziehen –
Ich habe das Geschmier dreyer Hände, worunter die meinige die ärgste,
weil ich selbige selbst Noth zu lesen habe, in Ordnung zu bringen, habe selbst
einige Bücher Papier dabey aufgeopfert, den gantzen Sommer wie ein ErzMinen Sclave darüber zugebracht – dem Verdruß ausgesetzt gewesen immer
aufgehalten zu werden u eben so ungebührl. getrieben zu werden, weil die
Erben den 1 Oct. ausziehen müßen – und sitz unter einem Misthaufen von
Büchern, die ich wieder in Ordnung bringen und rechts u links scheiden soll.
So weit mit genauer Noth gekommen daß ein versudelter Catalogus so Gott
will, auf die Woche fertig ist.
Wie schreckl. sauer mir von einer Seite die Arbeit geworden ist und noch
werden wird, kann ich Ihnen liebster Herdern! gar nicht beschreiben. Ich habe
öfters wie Scarron unter seinem Schlucken Drohungen ausgestoßen – Von
der andern Seite versprach ich mir recht viel von dieser Arbeit, die ich keiner
Seele nach meinem Tode hatte zumuthen können u sehe selbige wirklich als
das wohlthätigste Legat meines Freundes an. Vielleicht werd ich abermals
aus dem weisen Seneca jauchzen können: de BeneficiisLibII.cap 33.
Perfecit opus suum
Phidias
, etiamsi non
vendidit
.Schreiben Sie allenfalls dies citatum ad pag.16. der Zweifel u Einfälle.
Vielleicht wird Gott das
willige Opfer
meiner liebsten bonorum et
donorum für die volle That annehmen und mich dafür belohnen daß ich dem
Eigensinn meines Schicksals
Hagar
ihren Saamen aufopfern wollen. Beyder köstlichsten Ladung fehlt es niemals an
Ballast
und dem edelsten Acker
selten am meisten Unkraut wenn er nicht gehörig abgewartet werden können.
Sollte mich unterdeßen selbst die Noth zum Ausbot meines Häuschen umeiner 3 Kinder zwingen; so hoff ich daß mir auch in der grösten
Verzweifelung noch ein granum salis überbleiben wirdSie werden sich also, liebster Gevatter und Freund! weder alteriren, noch
wundern, noch schämen, daß ich dem Satrapenmährchen einen gelehrten
Banqueroutier Streich entgegensetze.
Ohngeachtet ich die Montagsgebete u Wochenpredigten nicht mehr wie sonst
abwarten kann, bin ich noch immer ein fleißiger Mettenbesucher – und von da
ordentl. bey meinem Freund Kr. Hennings zum Caffé. Dom. VI. p.Trin. trank
ich meinen Früh Caffé in meinem neuen Gehöft, das durch einen
abgebrochnen großen Speicher der in einen kleinen Holtzstall verwandelt worden, zu
einem künftigen grünen Platz geraum gnug ist. Ich hatte mich die vorige halbe
Woche nicht aus dem Hause gerührt, mich weder um die Kayserl. noch Kgl.
Hoheiten bekümmert, sondern mit sehr schlechtem Erfolg an einem doppelten
Catalog gearbeitet. Um weder an den Catalog denken noch daran arbeiten zu
dürfen, springe ich hurtig auf mich anzuziehen und vor Angst die rechte Predigt
zu hören. Da komt mir ein unbekanntes Weibstück entgegen, bringt mir einen
Gruß von Kr. Hennings, der auf mich gewartet hätte und nunmehr spatzieren
gefahren wäre – mich aber bitten ließ, die beyden großen Bücher geschwind
durchzulesen u ihm selbige morgen Abends wo nur mögl. persönl.
einzuhändigen. – Bloß der Zerstreuung wegen hatte ich in die Kirche laufen wollen;
und das gebratene Wildbrett kam mir ins Maul geflogen. Mein erster
Gedanke ist immer, einem Ueberbringer erkenntl. zu seyn und darnach mich am
Geschenk zu befreyen. Hier war es wohl kein Geschenk, als mehr als das. –
Die Verlegenheit ob u. wieviel ich der Ueberbringerin geben sollte, meine
Hausmutter, die all mein Ausgabe Geld in ihrer Verwahrung hat, dazu willig zu
machen – Ein physiognomischer Blick auf die Ueberbringerinn und der
Himmel kennt das Spiel der Gedanken und Bewegungen am besten in den
kleinsten kritischen Augenblicken, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen – Ich
freute mich, daß ich meinem blinden verwöhnten Triebe Biergeld auszutheilen
wiederstanden hatte u gieng mit einer triumphirenden Miene und zwei
Quartanten groß Format in mein Gehöft, um meine Andacht auf eine andere Art
zu befriedigen. Sie sollten noch denselben Tag mir aus den Augen und aus
dem Hause seyn um den Montag darauf in meinem Catalog fortfahren zu
können.
Der erste Theil wurde bey Seite gelegt und ich laß wie ein hungriger
Mensch, der die gantze Woche mit Grütze für lieb genommen u den Sonntag
auf einen fetten Kalbsbraten zu Gaste ist. Ein viertel des Buchs war in einer
Stunde verschluckt und ich fieng an zu blättern, oder wenn man einen guten
Grund gelegt, nach Pfefferbißen zu wühlen. Indem ich bilderte, fiel mir
natürl. Weise eins auf, wo ein großes Zeichen lag, das ich bisher gar nicht
bemerkt hatte. Niemals hat Original und Copie sich einander so angestaunt,
Autor Leser und Kunstrichter, als der geneigte Leser über sich selbst.
Meine Verlegenheit wegen der Scheidmüntze, die ich der Ueberbringerinn
zugedacht hatte mit dem Ende des Fragments – der Umstand des eben zu der
Zeit gesprochenen Clair-obscur über die Areopagiten – die Anführung des
Spruchs
mit einer Ähnligkeit der eben daselbst
allegirten Stelle
über einen
gl. Gegenstand – die sich kreutzende Strahlen, der tiefliegende Brennpunct –
das bey sämtl. Herren Interessenten vom K- bis zum K-- noch nicht
verblutete Ebentheuer mit dem Eselsohr – u hundert Kleinigkeiten mehr waren
gleich den Regentropfen, die ein durstendes Land erquicken –
Kurz die Eitelkeit der Abigail für ein
Weib
von guter Vernunft und
schön von Angesicht
wenigstens von einem inspirirten Physiognomisten
ausposaunt zu werden verwandelte den lieben guten Lavater zu einem Seher
Gottes in meinen Augen und zu einem ausdrückl. Engel der mit einem Kelch
vom Himmel erschien, mich im Staube meiner Sorgen zu stärken. Heil ihm,
dem Nasen- Mund- und Ohr Seher, der vielleicht meiner nächsten langen
Weile, die mir Gott schenken wird, ein sokratisches Lachen über meine eigene
Gestalt, wie ich selbige in littore seines zweyten Versuchs zur Beförderung
der Menschenkenntnis u Menschenliebe gesehen, zubereitet.
Vielleicht werden Sie nichts von allen diesen Thorheiten lesen können, die
ich im Geist einer Abigail schreibe. Sie S selbst hat im Geist Davids zu
spielen gesucht. Um den 1 Theil der Zweifel hab ich gearbeitet mitten im
Hertzen des vorigen Sommers und letzten Winters, ohne mein Ideal aufgeben
zu können noch zu wollen. Die 2 Hälfte von Einfällen, die Ihnen beßer
gefallen, ist mir dafür geschenkt worden.
Lex operis
war per
nugas
ad
seria
zu führen. Uebrigens haben Sie recht daß sich alles auf den
krummen Gang
der Areopagiten bezieht, und ich mehr
ankündigen
als
ausführen
wollen!
Wenn die Bahn gebrochen und fertig ist, so ist der Einzug eine leichte Sache,
und Pomp mehr ein Spiel als Arbeit des Helden. Es heist also noch immer
bey mir: hic Rhodus, hic salta.Ich hoffe, liebster Gevatter, Sie werden aus meiner
Selbstliebe
die beste
Ahndung auf die Liebe meines Nächsten ziehen. Vielleicht ist dies der höchste
Grad, höher als das
wie
, seine Freunde in sich selbst zu lieben, als die
wahren Glieder unsers Glücksystems, als die Eingeweide seines Lebens –
Was Sie mir von dem lieben Cl. schreiben, ist mir eben nicht unerwartet.
Vielleicht wär es ihm beßer gewesen meinem tollen blinden Wink zu folgen
u nach Preußen zu kommen. Die feine Luft scheint ihm dort nicht zu
bekommen. Ich habe mich über Euch beide Künstler seines Glücks
gefreut
– aber
eben so sehr darüber
gewundert
, wie es Euch mögl. werden würde einen
Wandsbecker Boten in einen Oeconomie Inspector zu verwandeln. Wenn er
zu einer Organisten Stelle bestimmt u ein guter Gesellschafter ist; so schieben
Sie sein Glück in Weimar nicht auf und heben Sie mir den Calcanten Posten
auf, weil ich nicht musicalisch bin. Ich will ihn schon fleißig erinnern, daß er
das Stimmen seiner Orgel nicht vergeßen soll, wie seines Claviers.
Das Wunderthier selbst kennen zu lernen weil ich aus allen Beschreibungen
des micromegasnicht klug werden kann und Bückeburg zu überrumpeln, sind
immer 2 Hirngespinste gewesen, die parallel auf mich gewürkt haben. Wenn
dem lieben Gott noch was an meinem Leben gelegen seyn sollte: so hab ich
eine Zerstreuung für meine Gesundheit nach meinem so vieljährigen
Gefängniße im eigentlichsten Verstande nöthig, und die häusl. Zufriedenheit, welche
bisher alles ersetzt, wird wegen überwiegender Beängstigungen immer leichter
u hinfälliger, das mir also nichts übrig bleibt als die letzte Hofnung aller
fehlgeschlagnen Wünsche – ein Deus ex Machina oder im Gewitter, wie ich
ihn heute im Hiob gelesen – vielleicht zum letzten mal in meiner
Michaelisschen Uebersetzung.
Ich Ihnen an eine Kunst zu sehen gedacht, woran
Penzel
arbeitet? Weder
ihm noch mir ist so etwas eingefallen. Krause ist mir ganz fremd geworden
u übersetzt für Kanter auf Greens Empfehlung eines Arthur Youngspolitische Rechnungskunst. Krause hat woran gearbeitet – Was es gewesen, hat er
und ich nicht vielleicht recht gewust. Er wurde darüber krank vor
Ueberspannung seiner Kräfte. Wenn ich ja so ein Analogon quid geschrieben; so mag
ich von deßen Arbeit mit ihm geträumt haben. Ob es Kunst zu sehen seyn
sollte, weiß selbst nicht mehr, weil mein Gedächtnis ephemerisch ist und alles
was ich lese bey mir zu Asche wird, worinn ein granum salis höchstens übrig
bleibt, das beym Elaboriren spagirisch-hermetisch-palingenetische
Wundergestalten hervorbringt.
Daß ich Jacob Behm u Pordäge gelesen habe werden Sie aus Beyl.
ersehen. Das lustigste bey dieser Anführung ist, daß der Name Eberhard
daselbst vorkommt. Ich habe das Vergnügen gehabt im Ernst wegen dieser
Recension beklagt zu werden – Es mögen eben soviel sich darüber gefreut
haben, ohne zu wißen, daß sie von guter Hand kommt, die sich selbst nicht weh
thun wird.
Es thut mir leid, daß Sie von meinem Schwiegersohn nicht viel beßer als
dem ppo von Sans-Soucy u. seinem Capellmeister denken. Ich bin
mistrauisch gnug gewesen – auch sag ich für keinen Menschen auf der Welt gut,
so wenig für mich selbst als für ihn; aber in dieser gantzen Sache möchte er
wohl gantz unschuldig seyn, und Sie sind durch eine falsche Nachricht
hintergangen worden. Er hat hier seine Zuhörer fast alle verloren, und zugl. den
meisten Umgang. Kanter hat sich erboten ihn in seinen Laden u Haus zu
nehmen, wozu er willig gewesen; aber es fehlt an einem kleinen Vorschuß, der
unter ihnen verabredet worden, und Penzel ist ein Mann von Wort, und
strenger in diesem Stück, als man es ihm zutrauen sollte. Sein Hertz ist so
offen, wie sein Kopf – Er hat mir seinen Lebenslauf so haarklein erzählt, daß
sein
Schicksal
mir mehr für ihn eingenommen hat als alles übrige – und in
diesem gantzen Schicksal herrscht eine solche
Naivität
und
Unschuld
von
seiner Seite, die ihn größer in meinen Augen macht als seine Anlage zur
Gelehrsamkeit. Unterdeßen bekennt er von sich selbst, daß gute Tage ihm sehr
gefährlich sind, und die mittelmäßigen auch vielleicht hier für ihn geworden wären –
Können Sie mir die Stelle anzeigen in der Lemgoer Bibliothek, so überheben
Sie mich der Mühe selbige künftig selbst blos dieser Ursache wegen
durchzulaufen. Er besucht mich ordentl. die Woche einmal u studiert beynahe blos
für seinen eignen Autornahmen auf eine neue Ausgabe des
Horatzens
u
von neuem
Geographie
. Ich bin aber nicht im stande seine Hülfsmittel dazu
u die Hinlänglichkeit derselben zu übersehen.
Den 13 des Morgens frühe.Meinen guten Willen Ihnen zu antworten werden Sie wenigstens verstehen
können und eben so sehr wie sauer es mir wird aus Mangel der Zeit und –
Ist jetzt die Hälfte Ihrer Urkunde heraus? Möchten Sie mir nicht einmal den
Innhalt des übrigen in nuce mittheilen ehe er noch herauskommt, oder
können Sie schon absehen, wenn alles fertig werden dörfte – Wird Ihre
bevorstehende Verpflanzung nicht einen zieml. Stillstand verursachen; ich glaube
aber fest, daß Ihre künftige Gegend auch in Betracht Ihrer Autorlage Ihnen
günstiger seyn wird. Ich habe noch gar nicht erfahren können worüber
Eberhard den Preis erhalten, so gern ich es wißen möchte. Die neue Ausgabe hat
Nicolai u er mir geschickt. Ich habe mir vorgenommen sie gantz langsam zu
lesen, bin ich fast nicht mehr im stande etwas langsam zu lesen u scheine auch
weniger Vortheil davon zu haben als von meinem Galop. Wie mir bey diesem
Buch zu Muth ist, ohngeachtet ich nur im Anfange bin, kann ich Ihnen nicht
sagen. Sehr oft wenn von der Orthodoxie die Rede ist, fällt mir die
Philosophie de S. S. ein – Wenn die Zend Auesta gantz seyn wird, werd ich Ihre
Erl. wieder vornehmen., weil mir noch in Allem am Zusammenhange fehlt.
Unter allen Ihren Werken dörfte aber wol die Urkunde mein Liebling bleiben,
und da Sie wirklich Ihr Wort in vielem erfüllen so wünscht ich am Ende die
Ballance zu ziehen von dem., worinn wir übereinstimmen u von einander
abweichen, worinn Sie zu
weit gehen
und nach meinem Gefühl für mich
zurück
bleiben
Ich oder vielmehr mein innerer Mensch ist von Gram, Unruhe, Verdruß,
Aerger und kümerl. Sorgen so ausgemergelt, daß ich selbst nicht weiß was
ich thue oder noch thun werde – Ich bin willens Ihren Geburtstag statt des
meinigen dies Jahr zu feyren, weil letzterer auf einen Dienstag fällt.
Erfreuen Sie mich doch nur bald mit der Nachricht einer
glücklichen
Entbindung
– Ich habe Ihnen nichts zur Sache geschrieben und noch so viel im
Sinn und petto. In Bückeburg können Sie wohl nichts als meinen Catalogvon mir erwarten. – Vielleicht sehen wir uns von Angesicht zu Angesicht in
Weimar oder können uns ein Rendezvous nach Herzenswunsch einmal geben.
Gott begleite Sie mit Seinen guten Engeln – Sollte mein kleines liebes
Pathchen beym Empfang dieses schon da seyn: so sagen Sie Ihm ein herzl.
zärtliches, inniges Willkommen. Meiner liebens- und ehrwürdigsten
Gevatterin küße ich Mund und Hände. Gott erhalte und vermehre Ihre Hausfreude
60 und 100 fältig. Mein Hänschen empfiehlt sich dem kl. Magister u
seinem alten Freunde Joh. Christ. Gott seegne Sie – Künftig mehr. Ich ersterbe
Ihr treuergebenster Freund u Gevatter
J. G. Hamann.Erhalten-Vermerk von Nicolai:1776. 26. Aug. / 1777. 11 Oct. r Lpz. bean. / Haman.Kgsberg den 18 Augst. Dom XI. p Trin. 776.HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Exegi – Beßer weiß ich Beyl. Ihnen nicht zu überreichen, die mir so sauer
geworden, als irgend eine Arbeit in meinem Leben, dem es an Köstlichkeiten
oder Mühseeligkeiten niemals gefehlt. Es muß etwas in meiner Natur liegen,
das allen mechanischen Handgriffen zuwider ist, besonders denjenigen die zum
Packen, Fleyhen und Rangiren gehört. Ich kann keine Unordnung leiden, bin
aber auch gar nichts im Stande in Ordnung zu bringen. Ungeachtet der
unzählichen Bedürfniße bey meiner sonst wallfahrenden Lebensart hab ich
niemals mein Gepäcke selbst machen können, ohne gute Herzen um Beyhülfe
angesprochen und gefunden zu haben. Der bloße Gedanke daran macht mir
Kopfschmerzen, von denen ich sonst Gottlob! immer befreyt geblieben,
dagegen ich den Schwindel von Beyden Eltern geerbt und an keine steile oder
schlanke Wege ohne Anwandelungen denken kann. Mich dazu entschlüßen,
und selbige zu überstehen, kostet mir immer die gröste Herzensangst, über die
ich beym Zurücksehen oft selbst lachen muß. Ich habe also niemals meine
kleine Bibliothek selbst gefleyht und jetzt darinn so wühlen müßen, daß alles
um mich herum liegt in meinem kleinen Hause um sie vor der Hand auf den
Papier zu classificiren nach der Ordnung, die mir gröstentheils vorgeschrieben
worden und nicht von meiner eignen Wahl abgehangen.
Mein ältester u fast einziger academischer Freund, (deßen ziemlich
langweiliges Krankenbette ich so fleißig als mögl. abgewartet und er ist nach
meiner Mutter der
einzige
, dem ich diese Pflicht erweisen können) ersuchte
mich und seinen Schulbruder Lauson für seine Bücher zu sorgen. Weil
letzterer ein Mann nach der Uhr ist; so verließ mich noch mehr auf meinen
jüngsten Freund Penzel, der noch die Preuß. Fastnachten mit mir vor dem
Krankenbette des seel. Lindners gehalten hatte, und den er mir ausdrückl. erlaubte zur
Hülfe nehmen zu können, der aber wegen der Exercir- und Revue Zeit und
eigner Arbeiten ohnmögl. abkommen konnte –
Weil die hiesigen Erben den 1 Oct. ausziehen müßen; so überfiel uns der
Termin, daß ich über Hals und Kopf fertig werden muste – Daher alle
Nachläßigkeiten usw‥Um mir zu einer so ungewohnten Arbeit mehr Interesse zu geben, hielt ich
es für meine Pflicht dasjenige für mich selbst zugl. zu thun, was ich meinem
seel. Freunde zu leisten versprochen hatte. Hundert widrige Umstände u
Ueberlegungen brachten mich auf den Entschluß, mich dieses
ungerechten
Mammons
auf einmal zu entschlagen und von diesen
Zeitdieben
zu scheiden. Die
Unart meiner Kinder und die Bedürfnis mich selbst mit ihrer Erziehung mehr
zu beschäftigen – der Versuch einer wohlthätigen Diät bey Waßer und Brodt,
um dem
Genio seculi
zu huldigen – die Wahrscheinlichkeit auch auf den
gegennahen Winter meines Lebens – eines ziemlich Bären ähnlichen
ungeselligen Lebens – etwas in meinen eignen Pfoten zu finden, ohne zu
Bienenstöcken meine Zuflucht nehmen zu dörfen.
Da ich unter 1000 Verdruß die Zeit erbetteln, stehlen und gewinnen müßen
um den Catalogum taliter qualiter zu Stande zu bringen; so wird es,
HöchstzuEhrender Freund, noch darauf ankommen, daß ich Urlaub erhalte um die
Auction gehörig abwarten zu können –
Zweytens würde es in meinen Augen unverantwortlich seyn, wenn ich das
wenige Gute von meinen Büchern Alles verkaufen und den schweren Ballast
auf dem Halse behalten sollte.
Ich muß mich also abermal mit dem weisen Seneca Lib.II.de Benef.
cap. 33. trösten:
Perfecit
opus suum Phidias, etsi non
vendidit
.p. 5. no. 79 ist durch ein Versehen eingeschrieben worden, weil ich diesen
Pindar meinem Freund Pentzel zur arrha sr. neuen Bibliothek gegeben.
Die wenigen mit Sternen gezeichneten Bücher sind von mir in Riga zurück
gelaßen worden, standen auf dem Verzeichnis der damals von meinem
Bruder aufgenommenen Bücher, ohne selbige erhalten zu haben. Ich habe einmal
darum geschrieben, aber keine Antwort bekommenp.89.no 219 ist p. 121. no.326. wiederholt. Ich bin wegen des Formatsnicht sicher ob es groß Duodez oder klein Octav gewesen.
Da einmal mein Vorsatz war einen genauen Catalogum: so werden Sie
mich weder wegen eines Leichtsinns noch eines Wuchers mit den Donismeinerder Freundschaft in Verdacht ziehen. Ich habe darüber meinen Entschluß
ziemlich gefaßt.
Meines seel. Freundes ausdrücklicher Wille ist es gewesen, auch auswärtig
sn Catalogum zu verschicken. Da mein Nachtrab auch zu dieser Ehre komt:
so nehm ich zu Ihnen meine Zuflucht um den piis desideriis amici defunctiein Gnüge zu thun, und übersende Ihnen honoris causa ein postpapiernes,
ein Marmorpapiernes, ein unverschnittnes Exemplar, weil ich die Absicht hatte
die Errata an den breiten marginem zu corrigiren – welches aber alles aus
Mangel der Zeit unterbleiben muß. Da mein Landsmann HE Capellmstr.
Reichard Ihr guter Freund ist: so ersuche ergebenst, ihm nebst einem Exempl.Einl. von unserm †feld einzuhändigen. Meinem ältesten dortigen Freund
HE Mendelssohn etwa auch eines. Kenne übrigens keine Gelehrten als die
HE Prof. Ramler, Sulzer und Merian, der damals mich auch mit dem donoder Pucelle d’Orleans beehren wollte, welches ich aber ausschlagen mußte
weil mir der Druck zu fein war. Ich schätze übrigens sehr dies Gedicht und
glaub daß es leider! länger leben wird als die liebe Henriade. Wenn mein
jüngster Freund in Charlottenburg, den ich gern von Angesicht zu Angesicht
kennen gelernt hätte, wenn es Sein u Gottes Wille gewesen wäre, kein
Liebhaber von Catalogen ist: so geben Sie es ihm als einen Vorboten meiner
bürgerl. Sterblichkeit.
Einen meiner vertrautesten Gönner, den G T R Ohlius verlor ich am
Anfang dieses Jahrs. Der Schlag rührte ihn als er eben in die Kutsche steigen u
in Gesellschaft fahren wollte, da ich ihn nur den Tag vorher beynahe gesund
gesprochen hatte. Meinen ältesten Freund hab ich auch verloren. Der arme
unglückl. Pentzel ist mir instar omnium und sein Schicksal macht mir eben so
viel Kummer und Furcht als mein eigenes. Verlier ich alle meine Bücher: so
hab ich kein eigen Häuschen mehr nöthig – und hätte mannichmal Lust meine
3 Kinder den Philantropisten in Deßau zu vermachen zu ihren Experimenten,
wenn ich es nicht für anständiger hielte in meinem Vaterlande mit ihnen zu
verhungern, wie zu den Zeiten schwerer Belagerung –
Der Termin der Lindnerschen Auction ist spätestens den 9 Sept. Mit der
meinigen ist es noch nicht so völlig ausgemacht, ob sie nicht erst um 8 Tage
nachher anfangen soll und jene unterdeßen ihren Gang fortsetzteVergeben Sie mir, daß ich über eine Neben Sache so weitschweifig bin, die
mir den Kopf so warm und das Leben so sauer gemacht hatte und vielleicht
noch machen wird, daß ich nichts so sehr wünsche als erst alles überstanden
zu haben. Sie werden bereits wißen, daß ich nur die Hälfte von den mir mit
voriger Meße zugedachten Donis erhalten habe, und mir die andere Hälfte
aus dem hiesigen Kanterschen Buchladen habe gut thun laßen. Weil ich aber
wegen Ihrer Genehmigung noch ungewiß bin, auch zum Anfange nichts
als die neue Vorrede der Apologie des Sokrates zweimal lesen können, auch
nachher nicht weiter als bis zum V. Abschnitt gekommen bin: so hab ich mit
Fleiß dies Werk nicht in den Catalog eingerückt, wodurch ich mir tacite eine
Art von Anspruch auf den zweiten Theil reservirt.
Den Beschluß Ihres Nothankers habe auf der Stelle gleich durchgelesen.
Meine wenige Zeit und mein noch nicht geschwächter Appetit zum Lesen
nöthigen mich die meisten Bücher im Fluge durchzugehen und ich muß sagen, daß
ich mich bey dieser Methode beßer als beym gemächlichen Lesen befinde. Weil
mein Gedächtnis so stumpf, als Montaigne seins je gewesen kann: so ist aller
detail für mich verloren, sobald ich ein Buch aus der Hand lege und der
Genuß erfüllt sich blos im actu und begnügt sich an Uebersehung des Gantzen.
Ich bin blos bey den ersten Zeilen, Blättern oder höchstens Bogen einer
angestrengten Sammlung fähig und dieser Vorschmack bestimt das Maaß
meines Fortganges, der sehr selten des Endes verfehlt. Niemand liest auch
ungerner Bücher, die noch unvollendet sind und hat weniger Zutrauen als ich,
selbige zu beurtheilen.
Der letzte Theil Ihres Nothankers hat mir eben so sehr als dem ganzen
Publico gefallen, aber Ihnen aufrichtig zu gestehen, wenig erbauet, welches
doch mit zu Ihren Absichten scheint gehört zu haben. Daß endl. Ihr Held
durch meine leidige apokalyptische Zahl sein Glück macht, konnte zufälliger
weise den alten Aberglauben an dies verfolgte Buch mehr befördern als das
verschwendete Saltz denselben auszubeitzen im stande seyn wird. Sollten Sie
in den Pränumeranten biß zur Zahl 665 gestiegen seyn: so bitte für meinen
Namen ein Plätzchen für die unmittelbar darauf folgende Nummer.
Hintz hat sich kaum einen halben Tag bey seiner Rückreise aufgehalten und
ich habe ihn nur einige Augenblicke gesehen. Er schob die Schuld auf Sie, daß
Sie vergeßen haben müßen ihm den ersten Theil der Apologie mitzugeben.
Auf allen Fall muß er Ihnen deshalb mehr Red und Antwort geben, wenn
es an ihn liegen sollte. Da Sie mir einmal das Buch zugedacht hatten und
ich lange gewünscht meine kleine sokratische Samml. dadurch ergänzen zu
können theils in den darin enthaltnen neuen Lehren mich ein wenig näher zu
unterrichten; so war es mir angenehm wider mein Vermuthen es aus dem
hiesigen Laden zu erhalten, da ich alle meine bisherige Verbindungen je länger
je mehr aufzuheben suche.
Ungeachtet ich gar keine Zeitungen beynahe als von ohngefähr lese: so
habe doch aus einem Blatte ersehen, daß unser Freund Eberhard auch den
letzten Preiß davon getragen, aber die Materie habe bis diese Stunde noch
nicht erfahren können. Ins zehnte Jahr leb ich nunmehro in meinem
Vaterlande, ohne zu begreifen, wie ich solange ohne Nachtheil meiner Gesundheit
habe aushalten können. Wie nöthig ich Erholung, Zerstreuung und vielleicht
etwas mehr – ich meyne einen Brunnen und eine Pause nöthig hätte; können
Sie leicht selbst erachten. Den 27 huj. soll ich mein 47 Jahr antreten; habe
aber keine Lust meinen Geburtstag wie sonst zu feyern, will ihn auf den
Geburtstag meines Sohns verlegen, der den 27 Sept einfällt.
Gott gebe nur, daß Sie diesen Brief lesen können. Der verwünschte Cataloghat an allem Schuld, daß mir der Kopf so wüste ist; ich habe ihm auch schon
mehr als einmal wie Scarron seinem Schlucken gedroht. Leben Sie wohl und
glücklich. Entschuldigen Sie und vergeßen Sie nicht Ihren Freund und Diener
Johann Georg HamannLieber Freund u. Gevatter H.
Eben am Tauftage meines zweiten Buben August, Wolfgang, Siegmund
kam Ihr Brief, der beiden Eltern herzl. Freude machte. Ihnen, dem ersten
Männlichen Gevatter mit zu Ehren, u. unser aller Geburtsmonath zu
verewigen, ward ihm der erste Name August bestimmt u. da Sie die
Gevatterschaft mit so viel Liebe u. Treue annahmen, so ward unsre
Nachmittagstauffreude noch vollkommener. Es war Mittwoch den 21. Aug u. Sonntag
mit der Morgenröthe zwischen 3. u. 4. war er gebohren. Die Mutter war bis
aufs Ende gesund u. wohl, ob sie sich gleich auf diese Niederkunft etwas
fürchtete: noch Sonnabend Mittag kamen 3. Ritter zu Pferde zu unserm Besuch,
Benzler ein sehr guter, stiller, tiefer, einfältiger Mensch, Kleuker u. ein junger
D. Barkhausen: die ich angenommen, weil ich kein puerperium so nah
glaubte. wWir waren fast bis 11. Abend an Tisch u. kaum war die
Gesellschaft zu Bette: so klopfte Juno Lucina. Erst in Gestalt von Schmerzen aus
Gurkensallat, die aber bald sich andern Sinns zeigten u. kurz bald drauf
kam der kleine Trimpel, der mit Kopf u. Händchen zugleich heraus wollte u.
also seinen Eingang in die Welt sich selbst erschwerte. Mutter u. Kind waren
matt, aber mit dem Tage brachen sie beide auf wie Rosen u. ich ging in die
Kirche zu meiner Predigt schon mit voller Freude. Beide befinden sich
herrlich, die Mutter ist schon ganz gesund u. hält sich nur noch der Vorsicht
halben im Bette. Der Kleine, dünkt uns, trägt ganz ihr Bild, wie der erste
Freß- u. Laufmagister das Meinige haben soll. Mutter u. Kind sind auch
so ein Stück zusammen, daß es eine Lust ist zu sehen, wie Eins am andern
gedeihet. Die Mutter ist wahre Braut, ein Weinstock mit seiner Rebe, u. der
andre Junge läuft, die Gesundheit selbst, umher u. sucht
Tutterpapper
d. i.
Zuckerzwieback wie ein Wolf auf, der mit sieben Sinnen wittert. Der zweite
wird Abel werden, wie der Erste Kain ist, oder Jakob zu Esau – geben Sie
ihm lieber Fr. u. Gevatter, Ihren Segen!!! –
Die andern Pathen sind gewesen, oder überhaupt ists ins Kirchenbuch also
eingetragen worden: Den 21. Aug. hat der Konsist. R. u. Sup. Hder seinen
zweiten Sohn A. W. S. p Gevatter:
1. Die Fr. von Beschefer (die ihn im Namen aller hielt, der Mutter vom
ersten Augenblick beistand, unsre treue Nachbarin, Mutter u. mehr als
Mutter, die wir nie wiederfinden
2. HE. Hamann, Gelehrter zu K. in Pr.
3. HE. Claudius in Darmst. cum pleno titulo4. HE.
Siegmund
Flachsland in Darmst. Mutterbr.
5. HE. geh. Leg. R. Göthe zu Weimar,
von dem er den Namen Wolfgang führet. Letzterer hat sich gegen uns durch
Vorsorge, Zurüstung unsres Hauses p in Weimar so gut bezeuget, daß die
Mutter, der er auch sein Haus antrug im Fall daß Unseres nicht fertig wäre,
u. ich ihm auch diese Stelle zuerkannte. So seid ihr denn gepaart, Genies aus
aller Welt Ende u. der Junge müßte Kraft seiner Pathen ein Tollkopf
werden, wenn nicht, wie ich hoffe, die Bildung der Mutter ihn vor solchem
Unwesen gütig bewahret. Nun, lieber H., freuen Sie sich mit Uns u. mit Ihrem
ganzen Hause über die Zwei, Einen zur Rechten u. Einen zur Linken, u.
wünschen Sie, oder vielmehr trinken Sie ihnen den guten Kelch des Lebens voll
zu. Man schwimmt u. schwebt in solcher Zeit im Meer u. Abgrunde des
Wunders u. der Güte Gottes. O wären sie am Tauftage, da ihr Brief kam, selbst
hier gewesen!Mit unsrer Reise wirds jetzt schnell gehen, mMitte Septembers, hoffe ich,
gewiß: ich habe heut, bei der Wiederkunft des Grafen nach einer IncognitoReise, um meine Erlaßung, flugs u. langsam gebeten: gerade an dem Tage,
da ich vor 6. Jahren an ihn schrieb aus Darmst. schrieb u. mein hiesiges
Amt annahm. Morgen ist mein Geburtstag u. zugleich der Geburtstag unsrer
Ehe, des ersten Briefchens der Liebe, in dem Alles stand, was im letzten Briefe
des Romans zu stehn pflegt. Leider aber feire ich ihn nicht zu Hause, sondern hibin mit einer fatalen, zänkischen Visitation beschäftigt: den Ihrigen,
künftigen Dienstag auch nicht: da ich eben auf einer so fatalen Introduktion eines
hällischen Waiseninspektors seyn muß. Mittwoch indeß, der Geburtst. unsres
Ältesten Knaben, soll alle 3. Tage zusammenknüpfen: gebe Gott Ihnen in
Ihrem Trübsal u. mir in meinem Tumulte daran viel Freude!!!
Und nun, lieber H., werden Sie sich wundern, wie ich von dem u. jenem
u. noch nichts von der schweren Beischrift u. Beilage, die Ihnen gewiß zuerst
Schrecken gemacht haben wird, schreibe. Hat folgende Bewandniß. Als der
Priester zu Anathoth im Vorhofe des Gefängnißes lag, kam des Herrn Wort
zu ihm: siehe Dein Vetter wird zu Dir kommen, kauf seinen Acker, denn du
hast das nächste Freundrecht dazu u. der Prophet wug ihm das Geld dar.
Sie wollen Ihre Bücher verkaufen, die Sie nicht verkaufen müssen, sollen u.
dörfen (es sei denn, was Ausschuß u. Ballast ist) denn es sind Freunde Ihrer
Jugend u. hier ist also die Hälfte eines
Anleihs
auf diese Bücher, deßen andre
Hälfte, geliebts Gott, sobald wir unsre Reise überschlagen, folgen soll. Zwar
nicht so verbrieft u. versiegelt als dort beim Propheten, aber lieber
Landsmann, Freund u. Gevatter eben so rechtmäßig, Rechtskräftig u. eben als
dort: also mit der lauten Fodrung u. Bitte, daß Sie Ihre Bücher nicht
verkaufen. Verzeihen Sie den Lappenstreich, den ich vielleicht spiele, wda Sie
vielleicht viel mehr brauchen u. Ihre Bibl. auch so viel mehr werth ist: das schadet
aber nichts, ich mache das Anleih auf so viel derselben, als mein Anleih wert
ist u. so, lieber Nächster! machen Sie sich kein Gewißen u. Bedenken, es also
zu nehmen u. gebrauchen. Ist doch beßer, ich gebe sie Dir, als einem andern
u. mir hilft Gott, Trotz aller meiner Krümmen u. Engen, in Geldsachen nicht
nur nöthig, sondern wenn ichs brauche, herrlich, reichlich u. überflüßig durch;
also müssen Sie, lieber H., meine förmliche Tauf- u. Gevatterhypothek nicht
verschmähen. Den Ballast aber werfen Sie bei Lindners Gelegenheit, der
auch gnug Ballast hat, weg: ich solls u. muß es auch thun vor meiner
Abreise u. weiß leider! noch nicht wo? oder wie? Da hier nur die Tutenkrämer allein
kaufen u. ich unmöglich Alles mitschleppen kann. Wollt nur, daß ich wäre, wo
ich seyn soll! – Meine Frau, Ihre liebe Gevatterin, unterschreibet die Hypothek
mit mir: es war Ihre ihre Hand, die Sie auf dem neul. Couvert sahen u.
nicht erkannten.
Nun noch eine Beilage über die kleinen Stücke Ihres Briefes. Zuerst über
die Erziehung Ihres Hans Michel, grämen Sie sich nicht, man richtet doch
damit Nichts aus. Mit Sorgen u. mit Grämen p Auch mein Hans Christoph
war u. ist so unnütz hier, daß ichs oft beklagt, ihn nicht auf seiner
Geburtsstäte gelassen zu haben, zu der er auch würklich gehöret. Er geht jetzt seit Jahr
u. Tag in die öffentliche Schule u. wenn ich nach Weimar komme, so will ich,
wenn die Zeit da ist, ihn wo zu einem guten Mechanischen MathematischenHandwerk bringen, wozu er am meisten Lust hat. An Ehrlichkeit u. gutem
Verstande fehlts dem Buben nicht (Sie müssen dies Wort nicht Preußisch,
sondern oberdeutsch verstehen, der Dialekt meiner Frauen hats in unser Haus
gebracht) nur Nachläßigkeit u. Fr Träge – Unbedachtsamkeit u.
Unvorsichtigkeit, wovon Ihr erster Wink gleich den ganzen Aufriß zeigte. Dulden Sie sich
noch mit Ihrem Nazir, lieber harre noch ein wenig: ich rücke jetzt ja selbst dem
Pontif. Max. zu Deßau näher, u. der Meinige wächst auch zu, den er aber, so
Gott will, nie sehn oder haben soll. Mir kommt alles erschreckl. vor, wie ein
Treibhaus, oder vielmehr wie ein Stall voll Menschlicher Gänse. Als neulich
mein Schwager-Jäger hier war, erzählte er von einer neuen Methode,
Eichenwälder in 10. Jahren zu machen, wie sie sonst nur in 50 oder 100 würden,
daß man den jungen Eichen unter der Erde die Herzwurzel nehme, so schieße
über der Erde alles in Stamm u. Äste – das ganze Arcanum des
Basedowschen Planes liegt glaub ich darin, u.
Ihm
, den ich persönl. kenne, möcht’ ich
keine Kälber zu erziehen geben, geschweig Menschen. Kurz, lieber Gev., laßet
Euren Zorn übergehn u. harret, wie ein Ackermann wartet auf die köstl.
Frucht der Erden – –
Mit Penzel hat die Irrung nichts zu sagen. Den Ort im Lemgoer Dreck
weiß ich nicht; ich glaub, er war n. 19. wornach Sie ihn nur fragen dörfen,
ob Er n. 19. einst in der L. Bibl. gewesen. Sie karakteris. sich mit Zahlen, wie
Wilkes u. da ich, Bücherschulden wegen, in den 2. letzten Theilen auch ein
paar Recens hineingeschmissen: konnte ich nichts als die Zahl des Thiers 666.
nehmen. Ich bin aber der Journalkritik feind u. habe nichts als
Lavat
.
Phys
.Th. 1. u. 2. Gesneri isagoge c. commentario Niclasi, Pfenning. Apellation
für Lavater
angezeigt
. Haben Sie einmal einige Minuten zu verlieren, so
lassen Sie sich das Kloackpapier holen. Hinter Lavat. Phys. Th. 2. stehn auch
einige Reihen über
Tönnies
Offenb. Joh., die (oder vielmehr den Mann
selbst) mir Klaudius sehr gerühmt hatte – – Ist aber alles der Rede nicht
werth, u. nur Auswurf, zu dem ich gequält bin, u. wo ich mir der
Stulgang mit 3. Thl. bezahlt wurde.
Eben am Tauftage bekam ich auch von Klaud. gute Nachricht: daß er sich
mit dem Präsid., den er sehr rühmt, ausgesprochen, sich mit seinem Gewerb,
das er Menschl. u. gut finde, wohl stehe, daß die Irrung nur am ersten
Mitgliede der Commißion gelegen, – was ich auch Alles zum Theil glaube. Laßen Sie
sich also desto weniger etwas merken, da er mir ausdrückl. schreibt, daß ich gegen
niemand nichts
auftischen
soll, das denn auch meine Sache nicht ist. Mich
freuts, daß er sich der Sache
annimmt
. Anlage zu arbeiten hat er gnug,
nicht aber Trieb: er will wie die Lilie auf dem Felde leben.
Nun lieber H., in Weimar oder wo es sey, sehn wir uns gewiß: Ihren
Pathen u. Ihre Gevatterin müssen Sie u. diese Sie sehen, auch wir beide sehn
uns ja als 2. neue Menschen u. sagen beide vielleicht: fuimus Troes! – Der
Verfolg meiner Urk. liegt noch im Abgrund meiner Seele: ich will f wills
Gott, meine Kinder mit den Theilen derselben bezeichnen: wenn der 3te
kommt, soll Th. 5–7. folgen, u. wenn ich Th. 5. anfange wird, hoff ich, der
3te seiner Pflicht zu kommen, eingedenk seyn. Es ist schwer, von Embryonen
zu reden oder was bestimtes zu denken, so gehts mir mit dem Buche. Leider!
schläft mein Feuer auch itzt ganz u. wird in der ersten Zeit zu Weim. gewiß
noch mehr schlafen. Wie es mir mit meinem ersten Beitrage, zu dem ich NB.ersucht war, im Merkur gegangen ist, mag Ihnen
Hutten
, Monat Julius
zeigen: ich habe ich ihn heut gekriegt u. mich recht geärgert, endlich mich mit
dem
durch das Wort „es ist deiner Sünde Schuld“ mit mir selbst
zufrieden zu stellen gesucht. Laß laufen! – für Kleuker samle ich soviel ich kann
von Ihren Schriften. Es geht noch erschreckl. in dem Menschen über u.
über, wie Sie auch aus seiner neulichen Schrift „Menschlicher Versuch über den
Sohn Gottes u. der Menschen“ sehen werden, das die er mir neul.
unvermuthet zugeschickt hat u. ich leider! noch nicht ausgelesen habe. Er arbeitet
indeß mit sich u. wenn Lebensumstände dazu kommen, nur erst seine erste
Anmaassung
den alten Adam in uns, u. zugleich den Keim zu allem Guten
einzugleisen; so wird er gehöfelt werden. Ihr Brief würde ihn sehr erfreuen:
er macht Wunderwerks aus Ihnen. Für mich ist er noch zu erschrecklich von
Göttingscher Theol. Philos. Polyhistorie voll, ob er gleich auf dies Alles speit
u. dagegen brauset. Von Lavat. habe ich lange keine Briefe: mich freuts, daß
Ihnen Ihr Bild zu so guter Stunde kam u. ich war auf der Seite des Briefs
ganz bei Ihnen. Ich soll auch drinn seyn, aber äußerst verunziert. Wo
möglich, schicken Sie mir doch Ihren Schatten im Profil. Sie sollen auch unsre
sämmtl. und sonders haben.
Nun, lieber H., ich bin vom Schreiben schon krumm u. muß noch an eine
leidige Kirchenrechnung, nebst andern Skripturen. Gehabt Euch wohl u.
denkt unser in Liebe u. Freundschaft. Meine Wöchnerin näht mit eigner Hand
die Hypothek auf u. grüßt Sie herzlich. Gott gebe Ihnen Licht u. Athem in
Ihrer Höle.
H.Eberh. Preisschr. ist übers Denken u. Empfinden, als 2. seynsollende, von
einander wesentl. unterschiedne Urkräfte der Menschl. Seele nach Sulzers
Hypoth. Da ist nun gefragt, wie beide sich in Länge, Breite, Höhe u.
Vermischung zu einander verhalten. Die neue Aufgabe habe noch nicht gesehen:
fällt sie Ihnen im Journal lit. dedié au Roi oder sonst in die Hände, so
theilen Sie selbe mir doch mit. Ich möchte gern für meinen 2ten Buben noch
1mal eine Münze haben: die 2te ließ ich mir in Golde schicken u. dachte, die
3te müste mir werden. Und sie soll mir auch werden: denn hör ich auf u. laß
andre laufen. – – Noch Einen Brief bekomme ich Ihrem Versprechen nach,
hier.
Von fremder Hand:24. Aug. 776Kgsberg den 14 Oct. 76.Gott seegne u erhalte Ihre und meine Freude an meinem lieben Pathen
August Wolffgang Siegmund!Allerliebster Gevatter und Freund,
Ich lag schon den 6 Sept. zu Bett an einem bloßen Flußfieber u hatte mir
eben Ihre:
Auch eine
Philos
. p von meinem Hänschen geben laßen, u. neben
mir gelegt um sie zu lesen, als ein Besuch vom Lande mich daran hinderte
und kurz darauf Ihr schwerhaltiger Brief ankam. Nachdem ich mich vom
Innhalt deßelben ein wenig erholt hatte, ließ ich mir gleich mein Schreibzeug
geben um nach Morungen Ihrer Frau Schwester einen Extract zu schicken.
Ich merkte aber, daß es mit dem Schreiben nicht recht fort wollte und erinnere
mich allerhand lächerliche Quid proquos in meiner Relation begangen zu
haben. Demongeachtet glaubte ich daß ich würde im stande seyn etwas zu
genießen, ließ daher meine Leute mit dem Eßtisch näher rücken; aber auch hier
schlug meine Erwartung fehl. Den Tag drauf ließ es sich zum Gallenfieber
an, und darnach zu einem viertägigen, von einer gantz besondern Art, wie alle
Fieber dies Jahr seyn sollen. Gestern habe meinen schlimmen Tag gehabt,
aber während der Kälte beynahe außer dem Bette mich aufhalten können,
und scheine jetzt auf gutem Wege zu seyn –
Compere Matthieu hat mir den 16 Sept.geschrieben daß Sie bereits mit
Ihrer Familie aufgebrochen u. Unter weges wären; also
Willkommen in
Weimar
! Erfreuen Sie mich doch bald mit Nachrichten, wie es Ihnen,
meiner lieben Gevatterin, und Ihren Kleinen dort gefällt, ob die Luft Ihnen
beßer thut als den Darmstädtern, und ob Sie beßere Aussichten bey Ihrer
gegenwärtigen Lage –
Daß ich mich immer mit der dollen Grille gequält und daran geweidet am
Gevatter Schmause in Bückeburg persönl. Antheil zu nehmen, werden Sie
sich kaum vorstellen können noch es sich träumen laßen, wie ich bey Tag u
Nacht darüber phantasirt.
Beyl.
sollten die Brücke seyn nach Berl. u von da
weiter zu kommen. Um dies zu verstehen will ich in der Geschichte meines
Catalogi fortfahren.
So lange ich noch an den Lindnerschen Büchern arbeitete wurde mein
Vorsatz gestärkt, dies selbst in meinem Leben zu thun, welches ich glaubte keinem
Freunde zumuthen zu können, nach meinem Tode, weil mir dergl. Arbeiten
erschrecklich sauer werden und ich sehr ungeschickt dazu bin. Bey meiner eignen
Unordnung hab ich noch mehr Mühe gehabt zu überstehen. So bald ich aber
fertig war, fanden sich andere Ueberlegungen, die moralische Unmöglichkeit
mich aller meiner solange u mühsam gesammelten Bücher ohne großen
Verlust u Nachreue zu entschlagen. Ich änderte meinen Plan also früh gnug blos
den Ballast los zu werden und besonders schlechte Ausgaben, uncomplete,
beschädigte Werke und solche neue Schriften, deren Fortsetzung mir
kostbar fallen dürfte, oder die ich in einer beßern Gestalt bey beßern Umständen
mir allemahl wider anschaffen könnte – worunter auch manche gute Bücher
sind, die wegen zufälliger Umstände mir verhast waren. Z. E. Winkelmanns
Werke, weil ein Stück mir daran fehlte über die hercul. Entdeckungen. Guasco
de l’usage des Statues weil er mit einem alten Griechen zusammengebunden
war und den ich leider Gottes! für 2 fl. einige gl. zum Glück an Prediger Le
Fort los geworden, der einen Ducaten für die Durchsicht der ersten Lettreperdue nicht annehmen wollte, dem ich aber für seine Uneigennützigkeit keinen
Dank schuldig bleiben wollte mag –
Um den Verkauf wenigstens halb rückgängig zu machen, fiel ich erstl. auf
die Idee, kein einzig Buch ohne
baare Bezahlung
gehen zu laßen, weil dies
allein schon viele Käufer abschreckt.
2. suchte ich ausdrückl. Urlaub in Berl. auf eine Art daß ich selbigen nicht
erhalten konnte und mich zugl. wegen einer nicht erhaltenen Antwort auf
meinen ersten Brief zu rächen, da die Gener. Adm. sonst jedem Besucher
Resolution ertheilt, man aber auf mein billig Gesuch nicht die geringste
Reflexion gehabt hatte. Zu diesem Schritte wurde noch wegen meiner
gegenwärtigen Lage mit u bey der Direction angetrieben u fast tägl. Oel ins Feuer
gegoßen.
3. Als ein DEVS ex machina langte Ihr Brief 3 Tage vor dem Terminan, der mich von aller Verbindlichkeit des öffentl. angekündigten Verkaufs
dispensirte; weil mir der Both eines Freundes auf meinen Kern von Büchern
als eine Entscheidung der Vorsehung beruhigte, erfreute und tröstete
4. Zugl. meine gegenwärtige, in allem Betracht
wohlthätige
,
heilsame
und
wunderbare
Krankheit. Ich hatte schon 14 Tagen etwas in meinen
Gliedern gefühlt und keinen Appetit zum Eßen gehabt, mich Mittags
hingelegt und um etwas zu genüßen von meinen Leuten genöthigt werden muß,
legte mich aber erst den 5 Sept. und glaubte mit einem Flußfieber abzukommen.
Zugl. befiel mein gantzes Haus, meine Magd und meine Hausmutter recht
schwer, die sich noch nicht erholen kann und ein gantz leichtes Fieber fast ohne
Kälte noch Hitze des Nachts bekommt. Gemeine Leute nennen es das
Reckfieber. Mein viertägiges war am Anfange von eben so wenig Kälte, die
niemals recht zum Schaudern gekommen ist, und die Hitze verwandelt sich gleich
in Schlaf u Ruhe ohne sonderl. Durst. Demohngeachtet war ich nicht im
Stande aufzustehen noch mich aus dem Bette zu rühren. Wie es etwas
stärker wurde, befand ich mich auch stärker zum Aufstehen. Nichts als Galle und
Unreinigkeiten, die uns beyden noch tägl. durch alle Excretiones der Natur in
unglaublicher Menge abgehen und gar kein Ende nehmen wollen. Nachdem ich 14 Tage
Saltze gebraucht in Pulvern und Tropfen, und dem Apotheker meine Gebühr
entrichtet, bin ich gegenwärtig auf Rhabarber und China eingeschränkt. Mit
letzterer bin ich reichl. aus Engl. versorgt worden und die erste ist ein
Hausmittel für meine Kinder, womit ich mich bey Materialisten versorge. Von
Kopfschmertzen wurde gleich die ersten Tage befreit und von Schmertzen
überhaupt. Lesen hab ich nach Herzenslust können, aber nicht die Feder ansetzen
als zur Noth meine Arbeiten von der Direction, die mir so geläufig wie ein
Butterbrodt sind bis auf wenige Ausnahmen, wenn es Injurien-Sachen giebt
die mich ärgern. Gestern hab ich zum ersten mal mein Fieber auf dem Stuhl
abwarten und bis gegen das Ende der Kälte mich auf meinen Beinen halten
können. Wenig Durst, einen
Wohlgeschmack am Eßen
und eine
Wollust
daran, doch ohne Gefräßigkeit hab ich in meinem gantzen Leben nicht gehabt
als seit dem Ausbruch des Fiebers. Mein Kopf ist Gottlob heiter, mein
Gemüth leicht gewesen; die Hitze kam immer gegen den Abend u gab mir den
sanftesten Schlaf u die ruhigsten Nächte, die ich auch noch genieße und auch
mitten am Anfange des Uebels immer erträglich gewesen sind, woran es
meiner Hausmutter ungl. mehr gefehlt hat und die immer vom Tode redte
und mich mehr beunruhigte, als ich meinethalben war. So leicht ihr Fieber
ist und ungeachtet sie schon länger als ich auf den Beinen bin, scheint sie doch
mehr als ich zu siechen, zu leiden u sich langsamer zu erholen. Bey meinen
Kindern ist es Gottlob! nur bey fieberhaften Anwandelungen geblieben. Als
ich gestern vor 8 Tagen zum ersten mal auf meiner alten Stelle bey Tisch saß,
sah ich daß mein Sohn während unserer Krankheit verwahrloset worden war
und unten 2 Zähne lang herausgewachsen und weil die vordern nicht
ausgerißen worden, ganz einwärts und schief gewachsen waren. Ich habe mir
diese Kleinigkeit sehr zu Gemüthe gezogen; er hat aber Lehrgeld für seine
Schwestern gegeben, daß wir ihrer Zähne beßer warten werden.
Wie ich meinen ersten Brief nach Berl. geschrieben hatte, war ich so
zufrieden diesen
gewagten Streich
ausgeführt zu haben, daß ich mich für
meine gantze Arbeit in meinem Geist belohnt zu seyn glaubte und mich um
meine Bücher nicht weiter bekümmerte. Antwort konnt ich gar nicht absehen;
aber vermuthen muste ich deshalb förmlich zur Verantwortung gestellt zu
werden. Der gantze Erfolg bisher hat darin bestanden, daß den 19 Sept. des
Abends als ich eben im Fieber lag, eine Kutsche vor meine Thür kam und der
HE Dir. in mein Zimmer, der wie ich nachher vernommen, den 29sten
Geburtstag seiner Gemalin an eben dem Tage mit einem von Lauson verfertigten
Bändchen p sehr feyerlich begangen hatte und von einer Satyre sprach die ich
an die Gen. Adm. geschrieben hatte und von unangenehmen Verfügungen,
deren sie sich gegen mich enthalten wollte. So viel erfuhr ich von der
Resolution, die sie deshalb an ihn hatte ergehen laßen, zugl. meldte er einen
Privatbrief vom Chef Mr. de la Haye de Launay mit einigen Commissionen
erhalten zu haben, die aus ein paar Dictionnaires von meinen u ein paar
Lindnerschen Bücher. Die erstern wieß ab wegen eines bereits getroffnen
Vergleichs mit einem Freunde wegen meiner über meine Bücher, u die übrigen Commissionen
verwieß ich an Lauson weil ich mich nicht rühren und um nichts bekümmern
konnte – und nach einigen Klagen über seine
schlaflosen Nächte
, die seine ihmzur Natur geworden sind p fuhr er ab. Ich versicherte ihm daß mir keine
Verfügung so unangenehm seyn konnte als meine zehnjährige Lage, und daß
mir noch immer
ein Schritt
und der
letzte
übrig bliebe ppp.Weil mir immer vor der Arbeit graute, einen Ausschuß anzustellen und ich
meine Krankheit nicht vorher gesehen noch von Folgen geglaubt hatte; so
war der 9te Sept. der traurige Terminus dar, und ich war durch falsche
Nachrichten wegen der Kosten, die ich wenigstens bestreiten wollte, besorgt. Im
Lindnerschen Hause und meines wißens aus des Hofraths Munde selbst hatte
gehört, daß die bloße Druckerkosten sich über 200 fl. belaufen sollten. Erst
nach der Auction habe erfahren, daß sie blos über 100 fl. ausmachen u die
Erben haben geglaubt daß mein Antheil mit dem Legat aufgehen würde und
ich eben keinen Nachschuß allso besorgen darf. Also auch diese falsche Unruhe
hat aufgehört; meine Kosten belaufen sich ungefehr gegen 50 fl. Die Erben
haben nicht mehr als ungefehr 1000 rth gemacht und also nach Abzug der
Kosten blutwenig Vortheil. Außer der ersten Classe u der sechsten sind einige
Hauptwerke u rare Bücher um nichts fortgegangen z. E. Clerici u HammondiN. 7. für 2 fl. Die Socinianer à 6 gl 18 gl.
Ihr habt, allerliebster Freund und Gevatter wohl gethan, daß Ihr euch
meines Trübsals angenommen habt – nicht daß ich das Geschenk suche,
sondern ich suche die Frucht, daß sie überflüßig in Eurer Rechnung sey Philipp IV.Ich nehme also Ihre güldene arrham mit hertzlichen Dank an und hatte mich
in das Netzchen über der Karte verliebt, noch ehe ich wuste, daß meine liebste
Gevatterin, die liebe Sechswöchnerinn es mit Ihren eignen Händchenen
gewebt hatte. „Sieh Mutterchen.“ sagt ich beym ersten Anblick, „wie niedlich
die Dinger aufgeflochten sind. Wir wißen mit allen dergl. Sachen nicht so
Bescheid“ –
So willkommen mir Ihr frommer Einfall gewesen ist, „ein süßer Geruch,
ein angenehm Opfer der Freundschaft und Liebe“; eben so
hertzlich und
ernstlich verbitte ich alles übrige
. Die Absicht ist vollkommen erreicht; der Kern
meiner Bibliothek ist nicht nur erhalten, sondern auch vermehrt, concentrirt –
und die Fictio Juris Ihres Condominii von meiner Bibliothek wird mir
selbige schätzbarer machen und aufmuntern sie in beßerer Ordnung zu erhalten,
und mit mehr Sorgfalt zu verwalten.
Ihr frommer Einfall hat mir auf eine
doppelte
Art
Beruhigung verschaft
1.) meinen Gründen vom Verkauf abzustehen das Uebergewicht gegeben.
Ungeachtet meine unvermuthete Krankheit allein alles hatte rückgängig auch
vor den Augen der Welt hätte machen können, ohne mir dem bittern
Vorwurf, das Publicum geäfft zu haben, auszusetzen und mich eines unüberlegten
Widerspruchs in meiner Denkungs- und Handlungsart und eigensinnigen
Contrastes, nach dem Urtheil des Hiesigen elenden Publici u meiner dahin
gehörigen Freunde, schuldig zu machen; so sind doch 2 Geistl. der reformirte
Oberprediger Crichton, Entrepreneur einer elenden Leih Bibliotheck und der
französische Prediger Lefort, unbillig gnug gewesen, sich immer nach meinen
Büchern zu erkundigen, daß der ehrliche Penzel, dem die Last anheim gefallen
Lausons u meine Arbeit allein zu vollenden u der BiblioAuctionbeyzuwohnen, in Verlegenheit gesetzt worden ihnen zu antworten. Penzel hat sich
um die
Hiesigen
Erben so verdient gemacht, daß sie ihm wider unser aller
Erwarten 7 # gl. beym Ende der Auction aus Erkenntlichkeit aufgedrungen
und einen Termin zur Bezahlung der 80 rthl die er an Büchern für sich
behalten zugestanden haben und das Glück ist ihm in seinem Ankauf sehr
günstig gewesen, daß er dabey mehr Vortheil hat als von der baaren
Erkentlichkeit.
2) war es mir eine große Beruhigung einen Nothpfennig zu erhalten, weil
meine Casse niemals so seicht gewesen ist als eben damals, da ich wegen
Kosten u Folgen u allerhand besorgt war, auch nicht eher als zum Anfang des
nächstens Monaths etwas an Zinsen erhalte. Bey allem meinem leichten
Gemüth u Vertrauen auf die Vorsehung lebt man doch mit einer gewißen
Ängstlichkeit u Unruhe, wenn man eine Haushaltung hat, u eine Denkungsart wie
die meinige, der das Bewustseyn von Schulden unerträglich ist. Alle meine
Maasreguln gehen darauf hinaus, dieser traurigen Lage vorzubeugen, und
selbige nicht erst abzuwarten; denn ich habe mehr häusliche und im eigentl.
Verstande keine fremde Schulden; aber die Monade meines Hauses ist mir
ein Spiegel des Vniuersi, diese Combination der Ideen interessirt mich für
das Schicksal des Publici und stellt mir die Verlegenheit aller ehrl. Leute die
darinn leben müßen, so lebhaft vor, daß eine Aussicht meines eignen Glücks
und mehrerer immer zusammenfließen, und mich wechselsweise zur
Gedult
und zur
Verzweifelung
dahin reißen. Diese politische Kannengießerey
gehört zu meinen geheimen Grillen und Versuchungen; daß unser Haupt sub
tutela eines verdorbenen Magens steht, der ohne Verdauungskräfte
unersättlich ist und die Waßersucht des kranken Körpers nicht anders als einen kalten
Brand nach sich ziehen kann. –
Ich habe auf meinem Siechbette die neue Apologie des Sokrates mehr als
einmal durchgelesen und den Entwurf zu einigen
freymüthigen Briefen
ausgehekt mit dem Motto:
intabescantque relicta
! So bald ich mich werde
ein wenig erholt haben, will ich Hand ans Werk legen und versuchen, ob ich
mein Ideal im stande seyn werde herauszuholen und darzustellen, womit ich
die
Axt an die Wurzel des Baums mit faulen Früchten zu
legen gedenke.
Die ersten Briefe sollen meinen Catalogum und einige Ideen über
Freundschaft dießeits und jenseits dem Grabe betreffen die übrigen den Neopseudo
Socratismum. Wie lieb wär es mir, wenn ich zur Oster Meße fertig werden
könnte. Aber es liegt noch alles so roh, so verwickelt – ich wünschte noch so
viel Hülfsmittel vorher brauchen zu können – so viel Lücken auszufüllen –
daß ich weder Anfang noch Ende in der Hauptsache recht absehn kann.
Die Lemgoer Bibliothek habe fast gantz durchgelaufen um die von Ihnen
angedeutete Stelle zu entdecken, aber umsonst. Penzel hat erst mit dem 3ten
oder 4ten Theil angefangen, alles von ihm ist sub No 13. Bey dem ersten
Stück unter dieser Ziffer scheint ein Fehler zu seyn. Ich habe sein Exemplargehabt wo er alles vor jedem Bande genau aufgeschrieben, bis auf das Geld
was er für jeden Beytrag erhalten – aber nicht die geringste Spur gefunden.
Da ich von Natur mistrauisch bin, und der
Schein
gegen den Mann spricht:
so ist mein Umgang mit ihm, trotz aller meiner Neigung für seinen
offenen
bis zur Unvorsichtigkeit
aufrichtigen
Character, immer sehr wachsam und
behutsam gewesen, um so mehr da er die Schlüßel seiner Selbsterkenntnis
jedem selbst überreicht und einhändigt. Er ist diese Woche in Kanters
Buchladen gezogen um selbigem vorzustehen. Vor 14 Tagen hat er ein sehr
gnädiges Handschreiben von seinem Landesherrn erhalten, dem er mit einem
gelehrten Trotz
und
edelm Stoltz
geschrieben hatte. Aus der
Vertraulichkeit, mit der ich gegen ihn bisher gestanden, kann ich Ihnen nicht anders als
versichern, daß er ein Mann von einer eben so
großen und seltenen Anlage
des
Kopfs
als des
Herzens
ist, dem
Schicksale
und
Hauskreutz
, das er
mir in Ansehung seiner beyderseitigen Eltern anvertraut hat, eine Erfahrung
und Klugheit erworben haben, die seiner schüchternen Mine u sorglosen
Unvorsichtigkeit im Umgange gar nicht anzusehen sind. Es giebt gewiße Leute
die ihren Verstand blos für die Gesellschaft und zum Reden brauchen; andere
die ihn mehr zu ihren Handlungen anwenden und albern im Reden, aber
nicht in Erkenntnis sind. Den Einfluß des Glücks in seine Gemüthsart gesteht
Penzel selbst und auch in diesem Stück sympathisiren wir mit einander. Es
ist mir lieb ihn bey Kanter in einer neuen Lage zu sehen und die Zeit wird
mehr lehren. Mit Vorlesungen wär es weiter nicht recht gegangen, da die
erste Neugierde erkaltet ist und er sich manche heiml. Feinde zugezogen.
Besonders ist Kant immer wider ihn gewesen und hält ihn für einen
niederträchtigen Menschen, weil er seinen Soldatenstand so ruhig bisher ertragen. Starkist sein eben so vertrauter Gönner, den er im Hertzen nicht schätzt u zum Theil
übersieht, so wie er jetzt mein
einziger vertrauter Freund
ist.
Prof. Kreutzfeld überbrachte mir den 16 Sept sein Diplom als Nachfolger
des seel. Lindners, und war den Tag drauf gleich als Prof. de cap a piedausstafiert. Er scheint zu seiner neuen Sphaere geboren und gemacht zu seyn.
Bisher hat er mich fast tägl. besucht und das Engl. worinn ich ihm die
Anfangsgründe beygebracht und dazu Lust gemacht habe war der medius
terminus unserer Freundschaft und Bekanntschaft, die sich bisher erhalten und
mir viel Zufriedenheit gemacht hat, weil ich ohne Umgang nicht leben kann.
Vergeßen Sie ihm nicht den 2ten Theil Ihrer Urkunde, die Sie ihm
versprochen – Seine Disputation wird de fictionibus handeln.
Den 15 Oct.Gestern kam Pentzel meldete mir seinen neuen Posten im Kanterschen
Laden angetreten zu haben u brachte mir 5 # ad rationem meiner verkauften
Bücher u glaubte daß sich der Rest noch auf 10 erstrecken würde deductis
deducendis. Den heutigen Morgen habe im Bett mit dem Spangenbergschen
Leben des Zinzendorfs angefangen, von dem mir viel Unterhaltung
verspreche und das längstens meine Neugierde gereitzt –
Der dritte meiner Freunde ist mir untreu geworden und wird vermuthl.
zur Ostermeße mit einer Uebersetzung von Arth. Youngs politischen
Arithmetik erscheinen, die er auf Green’s und Kanters Empfehlung übernommen
und wozu ich ihn vorgeschlagen. Bey unserm genauesten Umgange überfiel
mich öfters ein Schauer über die große Ähnlichkeit mit dem seel. Kirchen R.
Buchholtz, der ein Bruder seiner Mutter gewesen. An Talenten jenem ersten
wenigstens gleich, wo nicht überlegen, aber ein heimliches, schleichendes,
unerklärliches Etwas – das gl. einer todten Fliege die besten Salben verdirbt.
Ein Hang zur Unordnung, die mir in meiner eignen Lage und bey anderer
ihrer unerträglich ist, und worinn Pentzel der gröste Antipod ist, über deßen
Pünctlichkeit, Genauigkeit im Worthalten, im calculo seiner Ausgaben und
Einrichtung seiner gelehrten Wirthschaft nichts in der Welt geht – Er hat mir
zehnmal versprochen Silhouetten von meiner Familie zu machen, hat aber so
wenig Gefühl von seinen Worten als von seinen Handlungen – Denke noch
die Crisin abzuwarten, da ich schon eine an ihm erlebt und die gegenwärtige
theils eine Folge davon theils seiner Bedürfniße ist. Er wollte an dem Preiß
über die Urkräfte der Seele Antheil nehmen und glaubte die ganze Arbeit
bereits im Kopf fertig zu haben, und stellte sich die Arbeit ziemlich leicht für ,seine Gedanken aufs Papier zu bringen. Meine Leichtgläubigkeit und
Neugierde bewogen mich ihn dazu aufzumuntern, weil es mir gar nicht mögl.
war ihm seine Ideen auszuholen. Diese Grille unterbrach unsere welsche
Uebungen im Ariost, die wir mit viel Eifer u Geschmack getrieben hatten. Er
gab immer vor an seiner Abhandl. zu arbeiten und immer Hoffnung,
nächstens mit zu Ende zu seyn. Er wurde darüber krank an Körper, Gemüth und
Kopf. Ich zog mir diesen Umstand sehr zu Hertzen und da er mit einem Artzte
versorgt war auch aller Pflege von der Wittwe B. genoß, die unendl. mehr
Gutes an ihm thut als ich es ihr zugetraut hatte u ihr eigener Mann ihm
jemals erwiesen hatte: so besuchte ich ihn unermüdet ihn aufzumuntern,
aufzurichten, zu warnen – und da er mir alle seine Papiere anvertraut hatte,
die mir beym ersten Anblick viel versprachen, und worinn der
leichte
Schwung
seiner Schreibart mich bey den ersten Zügen selbst bezaubert hatte: so fand ich
doch nichts, nach näherer Untersuchung nichts oder wenig dahinter – und daß
alles falsche und unzeitige Wehen der Autorschaft gewesen waren, von denen
sich keine Frucht geschweige Reife derselben absehen ließen – Da er meinem
Sohn ein wenig Geographie beybrachte und er ein Augenzeuge meiner eignen
Autorkrämpfe gewesen war und ich eben so viel Aufmerksamkeit auf meine
eigene Phaenomenen als seine Eindrücke und stumme Urtheile darüber
angewandt hatte – da ich mein eigen Ideal nach Wunsch erreichte und er meine
Warnungen an sich erfüllt sahe: so laß ich dem Spiel der Leidenschaften bey
ihm und mir den Zügel. Er hat sich bey der Uebersetzung zum Schatten
abmaceriret. Ich habe ihm Winke gegeben, alle Hülfsmittel verschaft, aber sein
Nein ist Ja, und sein Ja ist Nein – Leidenschaften die er selbst nicht kennt
geben ihm eine solche Ueberspannung und unermüdliche Erschlappung,
wovon er selbst nicht Herr ist. Penzel der mit ihm in einem Hause logirt u
durch den ich ihm eine gr. Grammatik die er meinem Kinde geliehen, kürzl.
zurückgeben ließ, hat mir gesagt, daß er beym Empfang derselben Thränen
vergoßen. So viel von der kleinen Welt, in der ich lebe und von dem Guten
und Uebeln derselben. Der Umgang mit dem Stockm. Hause und den dazu
gehörigen Pertinenzien ist mir ganz verleidet und mir ist niemals recht wohl
dabey gewesen.
Der Zuwachs meiner Bücher sind Justini Opera, Irenaeus, Epiphanius,
Stobaeus, Saluianus et Vincentius, Le Moine Varia sacra, der aber mit
2 Theil. nicht ganz ist, Irenaei Fragmenta – Mehr Patres habe nicht
bekommen können, so gern ich auch gehabt habe.
Lutheri Colloquia p so voller Druckfehler sie auch sind, haben mich für
10 gl. weidlich unterhalten, Cherbury, Campanellae Philosophia p Geschenkt
habe erhalten seit kurzem vom Secr. Arndt, in Petersburg das dortige neue
Journal
, so mit diesem Jahr angefangen u seine
Uebersetzung
der
Kayserl.
Verordnungen zur Verwaltung des Gouvernements. Hartknoch, der noch
immer krank seyn soll hat sie mir durch einen nach Hellmstädt
durchgehenden jungen Lenz expedirt, deßen Bruder sich in Weimar vielleicht noch
aufhält.
Nun, liebster Gevatter und Freund! ich bin wirklich ein wenig verlegen,
was ich meinem lieben kleinen Pathen für ein Andenken schaffen oder stiften
soll. Gold und Silber hab ich nicht, und daß ihm damit nicht gedient ist, hat er
bereits bey unserer ersten Bekanntschaft im Geist gewiesen. Gott thut alles
fein zu seiner Zeit – und muß uns die Worte selbst in Mund legen, die Er zu
erfüllen Lust und Kraft überflüßig hat. Mein kleiner lieber Bückeburger und
meine kleine liebe Wandsbeckerin werden mir daher immer im Sinn und
Gemüth schweben, so oft ich Gott um s Seinen Seegen für meine leibliche
3 Kinder anruffe. Ihre würdige Frau sey Ihnen gleich sieben Söhnen – wie
ein fruchtbarer Weinstock um dem Haus herum, Deine Kinder wie die
Oelzweige um Deinen Tisch her. Siehe also wird geseegnet der Mann, der den
HErrn fürchtet. Der HErr wird Dich seegnen aus Zion. –
Seitdem ich selbst Kinder habe, steh ich keinen Gevatter mehr und habe
keinen meiner hiesigen Bekannten oder Freunde dazu gebraucht, sondern diese
Stelle selbst mit meinen Hausgenoßen vertreten. Ein Wink von Ihnen hatte
mich auf Claudius aufmerksam gemacht, daß ich Gelegenheit suchte seine mir
durch sie bekannt gewordene Zuneigung zu erwiedern. Weil er mit einer
Gleichgiltigkeit und Zurückhaltung sich einließ und wir im Geschmack an
Bauermädchen halbschlächtig waren – ich auch auf seine Verbindung mit
Bode ein schwärmerisches Vorurtheil geworfen hatte, und ich das
Räthselhafte seines Characters durch einen Sturmlauf näher aufzuschließen im
Schilde führte: so fanden sich hier lauter individuelle Beziehungen, die
anderswo nicht so paßend waren. Ungeachtet in keinem andern Lande eine
GewißensEhe oder wie man meinen
Fuß zu leben
nennen will, so
gesetzmäßig
als in Pr. ist: so scheint doch wirklich selbige gewißen Leuten anstößiger zu
seyn als Hurerey und Ehebruch, weil Modesünden über Gesetze und Gewißen
sind. Ungeachtet meiner großen Zufriedenheit, in der ich lebe und die das
gantze Glück meines Lebens ausmacht, fühl ich diese Seite des bürgerl.
Uebelstandes lebhafter als irgend einer jener weisen Leute. Eben dies
Bauermädchen, deren vollblütige, blühende Gesundheit, und eben so vierschrötige,
eigensinnige, dumme Ehrlichkeit und Standhaftigkeit so viel Eindruck auf mich
gemacht, daß Abwesenheit und die Versuche der höchsten Verzweifelung und
kältesten Ueberlegung pp nicht haben auslöschen können – diese Magd, die
Kindesstelle an meinem alten unvermögenden gelähmten Vater vertreten,
und die er mehr als eine leibliche Tochter geliebt, und mit sterbender Hand
ein gleiches Legatum mit unsern Anverwandtinnen verschrieben – würde
vielleicht als meine Ehefrau – ich weiß nicht was – seyn – Nicht aus Stoltz,
dazu bin ich zu dankbar, sondern weil ich die
innere Ueberzeugung
habe,
daß diese Lage ihre eigene Glückseeligkeit mindern und
vielleicht
dem Glück
ihrer Kinder nachtheilig werden könnte. Doch dieser bereits in das 17te Jahr
laufende
Roman meines Lebens
und die Erhaltung vom
Gespenst meines
armen Bruders
, der keinen Finger mehr ansetzt sondern bloß lebt um zu
eßen, zu schlafen und zu spucken sind für mich wahre Zeichen und Wunder,
eben so unaussprechl. als unbegreifl. Plane einer höhern unsichtbaren Hand –
und der Stoff zu den Leiden und Anis die keiner kennt als der sie auflegt und
der sie trägt. Tantum – Verzeihen Sie aegri somnia; morgen ist mein
schlimmer Tag. Ich umarme Sie mit Gevatterl. Treue und Dankbarkeit, küße Ihrer
würdigen Hälfte die Hände. Gott seegne den kleinen Säugling und
Tutterpapper. Meine Lehnchen macht es nicht beßer, und gedeyt Gottlob! dabey.
Au revoir! Au revoir.den 24Oct. 776.Liebwertheste Freundin und Frau Gevatterin,
Vergeßen Sie Ihres Wandsbecks und freuen Sie sich auf einen Boden
verpflanzt zu seyn, wo Mandeln wachsen, die meine kleine Pathin, wenn ihr
der liebe Gott mehr Zähne schenkt, recht gern zu ihrem Brodtchen beißen wird.
Sie haben mir, ohne es zu wißen, in Ihren vierzehn Zeilen mehr angenehme
Neuigkeiten geschrieben, als der gelehrte Mann auf seinen 3 Seiten. Wenn es
Ihnen nicht recht gemüthlich in Darmstadt sind: so liegt es weder am Ort noch
an Ihnen, sondern, ich mag nicht sagen, an wem. Es ist aber mit der
Freundschaft, wie mit der Liebe; sie deckt auf und deckt zu.
Nennen Sie
Freund Hain
keinen Ehteufel sondern lieber einen Ehengel
und schaudern Sie nicht vor der fieberkalten Hand zurück, die den heiligen Puls
eines zweyeinigen Busens zu erforschen sucht, weil Sie selbst sagen, daß Sie
im Arm Ihres Mannes vergnügt sind.
Der Herr OberlandCommißarius hat Ihnen noch nicht gesagt, daß Sie,
liebwertheste Freundin, in Darmstadt
größer geworden
und Ihnen alle
Ihre vorige Kleider zu eng und zu kurz sind; geben Sie also auf Ihn ein wenig
Achtung, daß eEr sich auch in die Sitten und den Booksbeutel sSeines Amts
schicken und eben so gut die Würde als Bürde deßelben tragen lernt.
Seinen leidigen Friseur bey Seite gesetzt; so begreif ich nicht, wie Er
gegenwärtig dazu kommt sSeinenCaffé selbst zu filtriren, sSeinen Cnaster selbst zu
schneiden – –
Ich glaube gar, traute Frau Gevatterin, daß Sie Ihm auch den Schlüßel
zum Weinkeller anvertrauen, und wenn Er so herrlich zapfen kann, als er den
Rheinwein zu besingen weiß: so ist es mit der ganzen Weinerndte von Abieser
geschehen, und wird kein Pächter dazu nöthig seyn –
Sie müßen sich mein elendes Uebersetzer-Kahnchen nicht wie des weiland
berühmten Charons oder Compere Bodens Silberflotten vorstellen; aber meinen
Caffe zu filtriren und einzuschenken, meine Pfeiffe zu stopfen und
anzuzünden, die Bouteillen zu lüften und mein eckichtes Bierglas zu füllen, dazu halte
ich Leute, die ihren Dienst wie ein Werk der Barmherzigkeit gegen das
unbehülflichste Geschöpf auf Gottes Erdboden (das ich in meinem Hause leider!
vorstelle) ansehen und ich laß das einfältige Volk gern bey ihrem Glauben,
weil wir beiderseits dabey recht gut fahren – –
Das liebe Clavierstimmen erinnert mich an meine verjährte Laute, und wenn
ich hätte stimmen und Tact halten können: so wär ich vielleicht längstens
Kapellmeister und meines Landsmanns Braut nicht so bald zu ihrer
Bestimmung gekommen –
Durch landesväterliche Huld wird uns der Cnaster fix und fertig in
gestempelten Patronen zum Laden geliefert und ebenso viel edle Zeit erspart zur
freundschaftlichen Correspondenz oder kriegslistigen Autorschaft.
Bey meinem zwar aufgeschobenen aber noch nicht aufgegebenen Besuch in
Darmstadt werd ich nicht vergeßen meinen kleinen Vorrath dieses köstlichen
Cnasters mitzubringen, weil ich mir beynahe zutraue wie der Engel Raphael
mit dem Rauch deßelben alle böse Geister Ihrer dortigen Dunstkugel zu
vergeben und Ihrem Aether eine solche Consistenz mitzutheilen, daß selbiger
so gesund werden wird als das Waßer zu Jericho durch des Propheten Elisa
Salz –Nun, liebwertheste Frau Gevatterin, übernehmen Sie getrost das Oberhaus-
Commissariat und erlauben Sie Ihrem Herrn Gemal nicht, daß er Sie zum
Noth-Nagelbraucht seinen halben Bogen voll zu schreiben um seine Dito’sbeym Mondschein, in Küch und Keller abzuwarten. Da eEr zu einem
Fitzliputzli auf einer höheren Bühne beruffen ist, so lohnt es nicht der Weile an
Bauerhütten, kleine Obstgärten, Gänse Hühner und eine Kuh, sondern an
Lustschlößer, Marställe, GallaKleider und eine standesmäßige Aussteuer fürmeine kleine Pathin u ihre lieben Schwestern zu denken –
Halten Sie mein Wort der Ermahnung zu gut und erfreuen mich bald mit
der Nachricht einer glücklichen Entbindung von einem kleinen Darmstädtschen
Claudius. Gott empfohlen.
Gott schenke Ihnen so viel Herzensfreude an Ihrer meiner kleinen Pathin
als wir an Ihrer hier haben. Leben Sie alle gesund und je länger je
zufriedener.
Ew. Hochwolgeboren muß mit einem Billet – gros comme le bras –beschwerlich fallen, da ich noch nicht im stande bin Ihnen persönlich meine
Aufwartung zu machen. Ohngeachtet mein Freund Penzel mir bereits in meiner
Angelegenheit das Eis gebrochen: so sehe mich doch genöthigt die Sache –
genuino – ab ouo ohne einen epischen Schwung in medias res anzugreifen.
Ich hatte nicht die geringste Wißenschaft von der lange zum voraus
geschehenen Ankündigung gehabt als kurz vor der Ankunft der beyden
Buchstaben A u. E die zu gl. Zeit erschienen, und die ich stehendes Fußes aus dem
Kanterschen Laden herausnahm à 16 fl. Nachdem ich selbige durch und durch
gelesen hatte wurde bewogen an den Verfaßer zu schreiben, und stellte ihm
die Unbequemlichkeit seiner Methode nach der Abstammung der Wörter zu
ordnen vor u theilte ihm einige Anmerkungen u Supplemente meines
durchschoßenen Exemplars mit. Ich erhielt keine Antwort, der Buchstabe C kam
heraus und ich erhielt nahm ihn gleichfalls aus dem Buchladen à 16 fl.
Es war mir lieb daraus zu sehen, daß gedachte etymologische Unordnung
verbeßert war. Bey einem zufälligen Briefwechsel mit HE Bode lies ich einige
Empfindlichkeit und Besorgnis merken, daß HE. H R Schmidlin meinengutgemeintes Aufdringen misverstanden haben müste; Bode entschuldigte
den Mann, entdeckte mir seine verlegene Umstände, daß ich ihm wider gut
wurde. Eben so zufällig erfuhr, daß nach dem Subscriptions-Plan jeder Theil
nur ungefehr 31/2 rth kostete. Da ich A und E für e
Einen
Theil
von
Cangesehen hatte, so kam mir die Differenz zu 16 fl. gar zu beträchtlich vor,
da mir dies Werk um desto kostbarer wurde, weil ich jeden Buchstaben mit
Postpapier durchschießen ließ. Ich wünschte also natürlicher Weise unter die
Subscribenten aufgenommen zu werden, redete von meinem Vortheil, den
ich mir dabey versprach mit 2 meiner Freunde, die daran gleichfalls Antheil
nehmen wollten. Ich bat daher meinen Gevatter Claudius für mich die auf Cfolgende Theile, für einen andern Freund, der A u. E bereits hätte die ihm
noch fehlenden u für den seel. Kirchenrath Lindner ein ganz complettes
Exemplar sämtl. Buchstaben zu bestellen. Herr Schmidlin war so willfährig
mir ein Geschenk ss Werks anzubieten, lies unsere 3 Namen in das
Verzeichnis der Subscribenten einrücken, noch ehe wir die bestellte Exemplarien
erhielten, die erst in diesem Jahre über Riga unter Hartknochs Besorgung
ankamen, da mein seel. Freund bereits bettlägericht war und Fracht bezahlen
muste. An statt ein gantz Exemplar und C. B. D. waren aber 2 ganze
Exemplar und also A u. E Ueberschuß; so wie für mich C. den ich auch bereits hatte,
den aber der hiesige Buchladen für mein herausgenommenes Exemplarannahm und selbiges mir löschte. Nun entdeckte sich aber erst das
Misverständnis meines Calculi, wozu ich durch falsche Data war verleitet worden. Man
hatte im Buchladen wie ich die beyden zugl. herausgekommene Buchstaben
A u E für einen Theil gerechnet und also um das alterum tantum zu wenig
gegen den Buchstaben C. der um das alterum tantum erhöht worden war.
Hiernächst ersah, daß der andere hiesige Buchladen jeden Buchstaben zu 3 rth
verkaufte unterdeßen der Subscriptions Preiß 10 g gl. mehr war, wodurch
also an statt des eingebildeten Vortheils ein offenbarer Verlust mir selbst u
meinen Freunden erwuchs, die noch oben ein Fracht hatten bezahlen müßen.
Diese Verlegenheit bewog mich zum zweitenmal an den Verf. selbst zu
schreiben und suchte ihm zu bedeuten noch bey Lebzeiten meines seel. Freundes, daß
ich an kein Geschenk gedacht hätte, sondern von einem Handel für mich und
meine Interessenten die Rede wäre, und daß dies das letzte Lehrgeld seyn
würde, so ich in meinem Leben dafür zu bezahlen dächte, mich mit
Commissionen abzugeben
. An statt einer billigen Erklärung dieser Ungleichheiten
und einer Erleichterung meiner daraus erwachsenen Verlegenheit erhielt ich
den 4 Sept. Beyl. A eines Commissionaire en chef – wodurch ich natürl. Weise
desto aufmerksamer gemacht werden muste für dies noch unbezahlte und durch
mich vermittelte Exemplar Sorge zu tragen, welches ich auch gegen sämtl.
Erben mir zu wiederholten malen ausdrückl. vorbehalten und darüber mit
HE Lauson laute und genaue Abrede genommen hatte, es nicht anders als
für den hiesigen Ladenpreiß à 3 rth irgend jemanden zuschlagen zu laßen.
Ew. Hochwolgeboren sehen nunmehr den Grund, warum ich an dem blos
durch meine Krankheit vorgefallenen Versehen
unmittelbaren Antheil
nehmen muß. Da ich die ersten 14 Tage währender Auction mit einem halben
Hause bettlägerich war, mein Freund Penzel micht Numerierung der Bücher
alle Hände voll zu thun hatte, er auch zum Unglück mich mehrentheils die
schlimmen Tage und im paroxysmo des Fiebers besuchte: so hab ich sehr leicht
voraussetzen können, daß er von einer Sache, die mir den Kopf so warm
gemacht hatte und von der ich so laut mit jedermann gesprochen hatte, eben so
eingenommen als ich selbst seyn müste. – – – –
Ew. Hochwolgeboren können versichert seyn, daß mir meines Nächsten
Eigentum eben so heilig als mir selbst ist und daß ich aus keinem titulo iurisdie geringste Einwendung gegen die Gültigkeit Ihres gesetzmäßigen Kaufs
machen kann noch darf. Weil aber die Erben mir noch den Werth dieses Buchs
selbst schuldig sind und hier von einem
einzelnen Fall
die Rede ist; der
jüngste Bruder meines seel. Freundes wegen Entfernung seines Aufenthalts
in Litthauen den Catalog zu spät, ich seinen Brief vom 16 p erst den 31 ej.erhalten: so habe ich das Vertrauen zu Dero billigen Denkungsart und
grosmüthigen Freundschaft, daß Sie so geneigt seyn werden Ihr summum Iusmeinen Wünschen aufzuopfern, weil es eine laesio enormis in meinen Augen
ist, daß der nächste Erbe das Buch selbst verlieren und mir noch beynahe das
Duplum des geschehenen Misverkaufs auszahlen soll.
Da ich meine erste Seite mit Eyern angefangen, so wünschte ich nun
freylich wol des guten Geschmacks wegen diese vierte und letzte mit Aepfeln und
Nüßen beschließen zu können. Vielleicht sind Ew. Hochwolgeborenen aber noch
eben so gut als ich selbst durch eine leidige Kranken Diaet zu gewißen
Enthaltsamkeiten verbunden.
Um also nur noch ein Wort von der Veranlaßung dieses ganzen Geschwätzes
zu sagen: so läuft wohl der p wunderliche Einfall meine Bücher
auszubieten, auf einen ziemlich zusammenhängenden und scheinbaren Selbstbetrug
heraus; ohne daß ich die geringste Absicht oder Neigung gehabt das Publicumzu betrügen noch mir die Lästerungen der Juden und Mamelucken, die weder
einen ehrlichen Mann zu verstehen noch zu beurtheilen im stande sind, zu
Gemüth ziehen darf; überdem bin ich willfährig gnug Leuten, die von mir in
ihrem Herzen arg zu denken Lust und Belieben finden, mit Wind und Waßer
zu ihrer Mühle zu dienen.
Ew. Hochwolgeboren werden daher auch gegenwärtige Nothschrift
keinemr wankelmüthigen und inconsequenten Gemüths Art zuschreiben,
sondern die Freyheit meiner Ansprüche auf eine gütige Abtretung des Ihnen
zugeschlagenen Buchs meinem bereits durch Proben bewährten Vertrauen
auf Ihre Freundschaft und Gewogenheit, deren Fortsetzung ich mich bestens
empfehle und bin mit der vollkommensten Hochachtung niemals aufhören
werde zu seyn Ew. Hochwolgeboren ergebenster Diener.
Johann Georg Hamann.den 25 Novb 76.Bitte mir
beyde Einlagen
gütigst wider zukommen zu laßen
Kgsb. den 29 Novbr. 76.Geliebtester Freund
Ihr Schreiben vom 16 pr. an dem mein langer Brief eben abgegangen,
habe nicht eher als den 31 ej. erhalten und alles mögl. gethan um Ihre
Aufträge zu erfüllen, wie wohl es damit nicht so geschwind zu Werk gehen
können, weil ich noch nicht imstande bin auszugehen und gestern die 13te Woche
meines HausArrestes angetreten. Ungeachtet mein Fieber nun einige mal
ausgeblieben: scheint doch noch ein caput mortuum davon im Heerd des
Magens u den Extremitäten der Peripherie übrig geblieben zu seyn. Mein
Gemüth u der davon abhängende Kopf haben mir aber desto mehr seit
ungefehr 14 Tagen zu schaffen gemacht und besonders ein schweres Lager meiner
lieben alten Hausmutter, die sich noch gar nicht recht zur Beßerung anläst.
Bey einer kleinen kranken Magd ist die Haushaltung mit 3 muthwilligen
Kindern eine schwere Sache für mich u Oel für ins Feuer meiner
Hypochondrie u einheimischen Sorgen – maiora lacrymis.Wenn es Ihnen eben so sauer wird lange Briefe zu lesen als dergl. zu
schreiben: so darf ich wohl keine Antwort auf meinen letzten erwarten.
Meinen Verdruß wegen des Catholicon habe Ihnen gemeldet. HE. v Auerswald
hat ihn für 13 fl 16 gl. erhalten und tritt ihn ab aus Freundschaft für mich,
hat den Preis nebst 5 fl. für den Band jedes Buchstabens wo ich nicht irre,
auch bereits auf seine Rechnung abschreiben laßen. Den jungen Menschen
welcher Fabricii Bibl. Graec.erwarb habe mit genauer Noth in mein Haus
bekommen, um mit ihm darüber unterhandeln zu können. Er hat 13 fl. dafür
gegeben, möchte wohl ihn für 7 a 8 rth abtreten wenn Sie dafür soviel
geben wollen. Weil seine Rechnung auch zieml. ansehnl. ist, so würde es
ihm vielleicht zur Erleichterung gereichen; und ich warte auf Ihre
Genehmigung.
Da es mir verdroß, daß das Catholicon zugeschlagen worden war mit
einer so großen Differenz des Preises, und Ihnen an dem Werk gelegen
war: so ersuche inständigst mir den Werth der Subscription à 3 rth 10
ggl. in Louisdor per Buchstaben zu übermachen weil ich bereits durch den
Commissaire en Chef des Catholicon förml. gemahnt worden bin und
ich mein Contingent für 3 Theile C. B. D. sogl. beylegen und nebst des
andern Subscribenten gl Quarto an seine Behörde expediren werde unter
widergeholtem Gelübde mich mit keiner Commission mehr in meinem
Leben zu befaßen, weil ich nichts als
Verdruß
u
baaren Schaden
dabey
habe.
Mein Freund Penzel erbietet sich auch was er erstanden, Ihnen ohne
Eigennutz abzutreten. Er ist ein Mann von pünctlicher Ehrlichkeit, aber gegenwärtig
auch in der Klemme. Genommener Abrede mit dem Verleger seines Strabo
zu Folge, hatte er für den 3ten Theil der auf der Michaelis Meße erscheinen
sollte, 80 rth zu erwarten, die er zur Auction bestimmte. Nun aber wider alles
Vermuthen der Theil ausgeblieben, steht er wegen der gemachten Assignationauch im Zweifel. Da er aber ein Mann von ungeheuren Planen ist; so hat er
seit kurzen Himmel u Hölle durch idealische Briefe aufgerührt um seine
Bestimmung, die seinen Talenten ähnlich ist, zu beschleunigen, und von einigen
schmeichle ich ihm mit etwas Fortgange.
Einlage habe eben von der geEhrten Mama erhalten – Mit Ihrem
Herbstübel hat es doch keine weitern Folgen gehabt, wie ich hoffe und wünsche.
Erfreuen Sie mich mit einer baldigen Erklärung; bitte allenfalls den Fabriciumbis zu Ihrer Ankunft ein wenig durchblättern und en depot nehmen zu
können. Leben Sie glücklicher wie ich und meinesgl. hier zu Lande.
Ich umarme Sie und ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster Freund
J G Hamann.Unser Oberhofprediger geht nach Mitau ans Petrinum. Ich verliere also
wieder meinen Beichtvater.
Leider ist auch meine Monaden Existenz auf einen Zeitpunct eingeschränkt
daß ich wegen abnehmenden Lichts der Augen u Tage nicht dies vacuum voll
machen kann: so sehr es auch meine Seele in freundschaftl Briefen
verabscheuet. – Grüßen Sie unsern Hofrath und Sein ganzes Haus! Amen.
Bezahlen Sie mir durch eine Ihre frühe Ankunft den Verlust des vorigen
Sommers; und laßen Sie es nicht bey bloßen moliminibus guter Werke
bewenden. Vale et faue.Adresse mit rotem Lacksiegelrest und Postvermerken:à Monsieur / Monsieur Lindner / Homme de lettres / à /
Rossitten
. /
par
Memel
.den 10ten decemb 1776Werthgeschätzter Herr Haman
Ich beklage von Herzen das ihnen der Liebe gott so heimgesucht hat und
alle Beide das ist was schweres, es heist von einer jeden züchtigung wen sie
da ist dünket sie uns nicht Freude sondern Leid, so wird es auch bey ihnen
gewesen seyn, aber es heist ja der es schickt der wirds auch wenden er weiß
wohl wie er soll einem jeden sein unglück enden, und nach dem er sie geschlagen,
wird er seine allmächtige Hülfe verdoplen, und sie heilen, Es heist Ja von
unserm Heilande, du hast einen solchen Helfer der von Ewigkeit dich liebt
der die noth auch selbst erfahren und im Leiden sich geübt, er wird ihnen
beystehen und ihre Kräfte aufs neue verdoplen, das sie beide aufs neue leben
werden, zu ihrer lieben Kinder Trost, auf den Blitz und Donnerschlag folgt
ein angenehmer Tag, uns hat der gott nun eine zeitlang für hartem Lager
bewahrt er wolle uns ferner Barmherzig seyn, liebster Freund sie erinnern mich
an meinem L Bruder zu schreiben welches ich auch gerne thun möchte aber er
hat mir in dem letzten Brief geschrieben ich solte ihm gleich antworten weil
sie noch in Bückeburg wahren und das habe ich auch gethan und nun muß ich
warthen bis er an mich schreibt den werde so gleich antworthen ich hoffe doch
das der Brief durch ihnen kommen wird, der gnädige gott wolle dem Bruder
und seiner Familge beystehen, Ihnen liebsten Freunde wünsche zu dem
herannahenden Fest, alles was sie sich von unserm gnädigen Heilande aus Bitten
wen er siehet das es ihnen nützlich ist, sie schreiben mir nichts von ihren lieben
Kindern die ich so herzlich liebe und von den Herzen wünsche das sie gesund wahren
Ich und mein Lieber Man grüssen sie alle vieltausendmal und sind mit
aller Hochachtung ihre aufrichtige Freunde
C D Gilden HorninAuf der dritten Seite in der rechten untern Ecke quer von fremder Hand:Moh
rungenAdresse (mit rotem Lacksiegel) von fremder Hand:An Herrn / Herrn Johan George
Ha- / man, wohnhaft am alten / Graben / in /
Königsberg
/
franco
/Vermerk von Hamann:Erhalten den 13 Xbr. 776. Geantw. mit Einl. aus
Weimar den 30 Jan. 777.Königsberg den 16 Xbr. 776.HöchstzuEhrender Herr CapellMeister,
Landsmann und Freund!
Zuvörderst wünsche ich, daß Sie, wie es einem christlichen Virtuosen gebürt,
Gott danken für alles was Er gegeben und was Er genommen hat, mit einem
herzlichen Fiat voluntas TVA! Erndte und Freude für Ihre vollendete
Mutter – aber Frühregen und Spaatregen für Ihre würdige junge Frau! Daß Sie
Juliane heißt und zugleich Ihre Schwester im Apoll ist, hab ich eben aus der
poetischen Blumenlese für das bevorstehende Jahr ersehen, in dem Ihnen
Gott einen Erben bescheeren wolle, damit Ihre Muse eine eben so fröhlige
und glückliche Mutter auf Erden werde, als jene im Himmel ist. Amen!
Nach wohl überstandnen Curialien pro praeterito et futuro, eilt meine
Feder wie eine Hündin vom Nil, zum Thema meines ersten Briefes, den ich
vor Jahr und Tag geschrieben und bitte gegenwärtige Fortsetzung
freundschaftlicher aufzunehmen. Ihr gänzl. Stillschweigen darauf hat mir weh
gethan; und es fällt mir schwer Sünden gegen den Geist der
Freundschaft
ungerügt zu laßen. Ich kann aber unmögl. eandem chordam berühren, ohne
wenigstens zum voraus zusetzen, daß ich wirklich eine Antwort erhalten hätte
ungefehr nachstehenden Innhalts. Unter hundert idealischen Antworten, die
sich alle zum Innhalt meines ersten Anschreibens gereimt oder gepaßt hätten,
erlauben Sie mir diejenige Copey urkundlich zu machen, welche unserer
beyderseitigen Lage und Geschmack am meisten Gnüge gethan hätte.
Theurer Mann Gottes am alten Graben!
Quovsque tandem – – doch declamiren, Hopfen und Maltz ist an Ihnen
verloren. Ihre affaire de coeur liegt gantz außer meiner Sphäre und ich habe
so viel mit mir selbst zu thun, daß mich Ihr hartes P dort und das weiche B.hier gleich viel angehen. Dem ohngeachtet bin ich zweymal bey dem
Mann
im Monde
gewesen, ohne ihn, wie Sie leicht denken können, bey sich gefunden
zu haben. Wär er sichtbar gewesen, er hätte daran glauben müßen, daß sein
Mond und Ihr lieber Erdschwamm von gleicher optischen Größe sind. So
viel können Sie doch hieraus sehen, daß es mir am guten Willen nicht fehlt,
auch wider mein Gewißen Ihnen gefällig zu seyn. Wenn Sie es nach einem
halben Jahr noch für nöthig finden, mich in dieser affaire de coeurnochals einen Unterhändler oder Vertrauten zu misbrauchen: so werd ich zur
harmonia praestabilita meiner Freundschaft zwischen zwo so heterogenenPhysiognomien, wie Hamanns und Penzels sind, vielleicht etwas mehr
Vertrauen haben, denn sich vor der Hand ohne vorsetzliches Blendwerk füglich
von mir thun läßt. Leben Sie mittler weile wohl, armer alter Mann mit dem
kranken Kopf! Wenn der so wacker und gesund wäre als Ihr Herz ist: so
wären Sie mit keinen Friedrichsdors zu bezahlen. Ich bin Ihr aufrichtiger
Freund und Landsmann
Berlin Mäßig geschwind Johann Friedrich Reichardt.den 25 April 776.Alles in der Welt, liebster Capellmeister! nur muthen Sie mir nicht mehr
die verfluchte Arbeit zu, in Ihrem Namen meine eigene Briefe zu
beantworten. Hier ist von keiner fictione poetica die Rede, daß unser Freund
Kreutzfeld Schiedsrichter seyn könnte, sondern von einem ächten Document eines
Hofmanns, der wie Sonnenklar zu ersehen attischen Witz mit spartanischer
Tugend zu verbinden weiß. Ich besorge, daß mein erstes Schreiben zu
Misverständnißen Anlaß gegeben und da ähnliche Umstände mir die
Nothwendigkeit auflegen den Innhalt deßelben zu erneuern: so will ich mich im Ernst
rechtfertigen gegen bloße Vermuthungen und erwarte von Ihrer Freundschaft
nur so viel Antheil, als Sie der Klugheit und der Lage der Sache gemäß finden.
Ich bin kein Idealist in der Physiognomiste, wie der heil. Johannes
Turicensis noch ein Professionnist wie der sein strenger Recensent in der
allgemeinen deutschen Bibliothek (deßen Verfaßer ich gern durch Sie erfahren
möchte) aber ein wenig Menschenkenntnis traue ich mir auch zu und noch
mehr bey allem Mistrauen gegen mich selbst und meinen Nächsten Nach
diesen Voraussetzungen kann Ihnen auf meine Ehre versichern, daß je länger
ich Penzel kennen lerne, desto mehr meine Achtung für die Anlage seines
Geistes und Herzens zunimmt und bisher zugenommen hat.
So entscheidend auch ein coup d’oeil bey äußerl. Merkmalen seyn kann:
so ist sein Verdienst doch immer eins von den edlern Metallen, die erst auf der
Capelle abgetrieben werden und dann geschätzt werden müßen. Zu meiner
großen Beruhigung laßen Sie sich also, HöchstzuEhrender Freund, sich ins
Ohr gesagt seyn, daß ich Ihnen keinen Nichtswürdigen empfohlen habe und
nochmals empfehle.
Um also endlich einmal zur Sache zu kommen: so hat die dasige Academiewie es scheint eben den Versuch in corpore gethan, den einer ihrer Mitglieder
in seiner Einfalt des Herzens, die mir ungemein edel und heroisch vorkommt,
gewagt. Beydes scheint fruchtlos gewesen zu seyn – und wenn es dabey sein
Bewenden hätte; so wär eben nicht viel daran gelegen. Sollte aber meinem
Orest Pentzel statt seiner gehoften Erlösung ein größerer Unfall dadurch
erwachsen: so sollen alle innerhalb Berlin kreyßende Riesengebürge Mäuse
gebären – daß Himmel und Erde sich bewegen –
Ich mag weder drohen noch fluchen, und sondern weürde schon zu
seiner Zeit wißen was ich thun will.
Um allen diesem Unheil zuvorzukommen, beruhigen Sie meinen Geist. Es
wird Ihnen an Verbindungen nicht fehlen, durch die es Ihnen leicht fallen
dörfte alles was von Seite der Academie vorgefallen, zuverläßig zu erfahren
u mir das Nöthige davon anzuvertrauen, damit ich wenigstens im Stande
bin mit einem guten Rath hier zur Hand zu seyn; denn so wenig auch Lust
hätte das Glück dieses unternehmenden Kopfs zu beschleunigen, so sehr ichwünschte ich alle Wege der Verzweifelung ihm abzuschneiden und ihn bey
einer guten Laune in seinem Schicksal zu erhalten.
Nun liebster Capellmeister werden Sie abermal meine Ansprüche auf Ihre
Freundschaft für einen Misbrauch halten? – Nur daß ich dies zweyte
Schreiben nicht Selbst beantworten darf! – –
Können Sie mir nicht ein Wort vom Canonicus Pauw melden? Wo lebt
er jetzt? Hat man bald seine Recherches philosophiques sur l’Allemagne zu
erwarten – –
Hat Ihnen mein Freund Nicolai den Lindnerschen Catalogum duplicemmitgetheilt? Vier Tage vor der Auction befiel ich krankheit. Es ließ sich zu
einem Flußfieber an schien ein Gallenfieber, erklärte sich aber bald zu einem
ehrlichen Quartanfieber. Mein ganzes Haus beynahe (meine 3 Kinder
Gottlob! ausgenommen) ist ein Lazaret gewesen. Nach einer Quarantainevon 15 Wochen denke ich in dieser den ersten Ausgang zu wagen; meine
Hausmutter ist noch übel daran und nicht so weit gekommen, wie ich, durch leidige
Recidive, die mich bis diese Stunde für sie beunruhigen.
Gevatter Claudius beschwert sich auch, daß ihm und seiner Frau in
Ansehung ihrer Gesundheit die feine Luft nicht so gut bekommt als die schwerere
in Wandsbeck und daß sie bey beßeren Tagen magerer werden. Ich habe mich
an seinen beyden Beyträgen zur Blumenlese nicht satt lesen können. Bey
jeder Kleinigkeit die mich afficirt, dergl. es hundert der Tages giebt, stößt mir
der Vers auf:
Sie ist ein sonderliches Wesen
!
Verzeihen Sie mein langweiliges buntscheckiges Geschmier. Dein Brunn
sey geseegnet und freue Dich des Werkes Deiner Jugend. Ein
Wort alter
Lehre
aus den Sprüchen Salomons, statt einer Empfehlung an Ihre
Gemalin.
Ich umarme Sie unter Anwünschung alles Wohlergehens und empfehle
mich Ihrem besten Andenken als Ihr aufrichtig ergebenster Freund und Diener
Johann Georg Hamann.Königsberg den 22 Xbr. 76.HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Εχαρην δε – μεγαλως, ὅτι ηδη ποτε ανεθαλετε το ὑπερ εμου φρονειν ουχὅτι επιζητω το δομα, αλλ’ επιζητω τον καρπον – Mit einer so unschuldigen
Freude habe ich gestern Ihres
Daniel Seuberlich’s feynen kleynenAlmanach
aus der Hand meines Penzels erhalten, der seinen Neid nicht bergen
konnte, eines ähnlichen Andenkens nicht gewürdigt worden zu seyn; ich habe
ihm versprochen seine Recension in unserer der hiesigen gelehrten
gelehrten Zeitung meinem gegenwärtigen Danksagungsschreiben beyzulegen, und
Ihnen, HöchstzuEhrender Freund! zu melden, daß er sogl. bey Erhaltung
dieser angenehmen Neuigkeit eine Praemie für jeden seiner Commilitonen
darauf gesetzt, der ihm einen Beytrag zu liefern im stande wäre, so sich
zum
nächsten Jahrgange qualificirte
. Gestern vor acht Tagen war die
Vorrede
das Gegengift eines schwermüthigen Abends für uns beyde gewesen. Ich
nehme an seinem Schicksal wie an dem meinigen Antheil; und da es lauter
malcontenten in Preußen giebt: so ist seine Zufriedenheit in einem Lande,
das Jedermann wenigstens ein Purgatorium zu seyn dünkt, eine sehr seltene
Ausnahme in meinen Augen gewesen.
Nach einer Quarantaine von 15 runden Wochen hab ich heute meinen
Kirchengang halten können. – Außer mancherley speculativischen
Bedenklichkeiten und zum theil practischen Schwierigkeiten den Verkauf meines
Büchervorraths wirklich auszuführen ereigneten sich zwey entscheidende
Vorfälle, welche auch den eigensinnigsten guten Willen zu vereiteln im stande
sind. Das erste war einder Deus ex machina einer Krankheit, die
anfänglich ein nichts bedeutendes Flußfieber zu seyn schien, in ein Gallenfieber
überzugehen schien, aber sich bald zu einem förml. Quartan-Fieber erklärte,
just im Termin der Auction. Drey Tage vorher erhielt ich einen Gevatter
Brief von einem meiner würdigsten Landsleute und Freunde, der die gantze
Sache auf eine noch gelindere Art hintertrieb und mir einen Both auf den
Kern meiner Bücher that auch eine arrham baar übersandte.Da ich leider! ein lenksamer Geschöpf bin, als es mir anzusehen und oft
zuträglich ist; so nahm ich den doppelten Wink mit beyden Händen an, und
begnügte mich, wegen der bereits gehabten und noch zu erwartendentheilenden Unkosten, einigen Ersatz und Raum zu beßern zu gewinnen, auch mich
vorzügl. schlechter u für mein Gesicht unbrauchbarer Ausgaben und neuer
Fortsetzungen zu entschlagen.
Ungeachtet alle meine Hausgenoßen mit mir zugl. Zeit vom Fieber theils
überfallen theils bedroht wurden, bin ich doch so glücklich gewesen mit einem
einzigen Recidiv davon zu kommen, ohngeachtet trotz der Besorgnis
meines Artzts bey einer so ungünstigen Jahreszeit. Wie viel ich bey einer
zehnjährigen einfachen, sitzenden und traurigen Lebensart aufgesammelt: so hoff
ich dennoch wieder auf eine zeitlang erleichtert, und hab nur noch für die
Gesundheit meiner guten Hausmutter Ursache besorgt zu seyn.
Zwar war ich kaum im stande mich die ersten Wochen aus dem Bette zu
rühren; konnte aber mit leichterem Kopf und Gemüthe lesen und denken als
gegenwärtig, und hatte den Vortheil, in einen außerordentl. festen Schlaf
bey einbrechender Hitze zu versinken. Ich habe damals Muße gehabt unsers
Freundes Eberhards Apologie des Sokrates dritte bis viertehalb mal
durchzulesen und erst recht kennen zu lernen – vielleicht in einer mit des Verfaßers
seiner etwas correspondirenden Lage. Sein Geschmack an philosophischen
Untersuchungen hat mich desto neugieriger gemacht nach seiner Preisschrift,
wo ich mir gewünscht ihn in seinem rechten Element zu finden. Den 2ten huj.am Geburtstage meiner kleinsten Tochter war einer meiner hiesigen ältesten
Freunde so gütig mich damit zu ergreifenfreuen. Da ich kurz vorher zum
ersten mal in meinem Leben mit Leibnitzens Theodicée hatte fertig werden
können: so war es mir desto angenehmer in der neuen Theorie des Denkens
u Empfindens das Andenken dieses großen Mannes erneuert zu finden, seine
so übel verstandene Monadenlehre und harmoniam praestabilitam.Ungeachtet meines Vorurtheils für Cartesii Methodum und die unvermeidliche
Hypothesensucht aller systematischen Nachfolger: scheinen selbige doch alle,
ohne ihr Wißen und wider ihren Willen, mehr den Geist der Philosophie
unterdrückt als befördert zu haben, und daes würde vielleicht eben so
schwer seyn in allen diesen Schulen ihre wahre Gestalt zu erkennen als das
Christentum in den herrschenden Secten deßelben. Sollten aber die
Wißenschaften noch länger fortfahren mit den schönen Künsten in der Täuschung zu
wetteifern: so werden die Gelehrten in der besten Welt bald eben so glücklich
seyn, als die Kinder im Philanthropino. Doch manum de tabula! – –
Verzeyhen Sie mein eilfertiges Geschmier, HöchstzuEhrender Herr und
Freund! ich bin weder meiner Zeit immer mächtig, noch eben so wenig meiner
Feder als meiner schweren Zunge. Tausend Glück und alles mögl. Gute zum
bevorstehenden neuen Jahre! Hab diese Zeilen provisorie geschrieben ohne
zu wißen, wenn und wie sie abgehen werden. Ich empfehle mich Dero
geneigtem Andenken und habe die Ehre mit der vollkommensten Hochachtung zu
seyn Ihr ergebenster
Johann Georg Hamann.Sollte der Verdacht 2 hiesiger Kenner gegen das authentiqueAlthertum gegründet seyn?
Von Nicolai:Nein!Adresse:Herrn / Herrn Friedr. Nicolai /
zu
/
Berlin:
/ par
Fav.
Bei der Adresse vermerkt:Herrn Profeßor Bernoulli / zur geneigten Bestellung / empfohlen.
G.
Erhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:1777 30 Jan11 Oct h. Leipz bean. / Hamann.2. Jänner 17771. Mit dem Farao für die Könige habe das alte Jahr auf dem
Glockenschlage der Mitternacht beschloßen. Es ist mir lieb dies Buch zu kennen, und
eine kleine Schande noch nicht den Namen eines so belesenen Polygraphen
unter unsern neuesten Schriftstellern zu wißen. Er hat Analogien großer
Männer aus der alten und Neuen Welt in 2 Theilen. Reisen der Tugend;
Freundschaften; Biographien der Sachsen; eine harmonische Mythologie;
Erbauungsstunden; Predigten oder Monologen der Guten; einen Koran
oder Monolog der Vernunft; Geschichte der Glückl. Gallerie der schönen
Seelen; Wanderungen der Philosophen und Dichter p bereits herausgegeben.
2. Warum ist der Sohn Gottes in die Welt gekommen – – – habe
gleichfalls nach meinem Geschmack gefunden.
3. Simon! siehest Du dies Weib – Ist die Bekehrungsgeschichte einer engl.
Presbyterianerin; und unterscheidet sich gar nicht von dergl. frommen
Romanen, dergl. es nicht so viel als profane giebt. Maculatur, davon4. J. C. Lavaters Bluttheologia die elendste am5. Zufällige Gedanken über seine Physiognomie schönsten ins Auge6. Man muß auch dem Teufel nicht zu viel aufbürden – fällt.7. Gray’s Gedichte sind die erste Lectüre des neuen Jahres gewesen und
verdienen die Aufmerksamkeit und den ganzen Beyfall jedes Liebhabers.
8. Theorie du Paradoxe ist französische Maculatur, Fragment und gantz
individuel gegen Mr. L** gerichtet, den Lettres sur la Theorie des Loix,
Rep. aux Doct. Mod. Histoire des Jesuites dem Könige von Preußen dedicirt
und außer einem Journal de politique et Litterature u einer Geschichte der
Römischen Revolutionen geschrieben, die freylich alle mittelmäßig seyn
mögen aber mir nicht so elend vorkommen, wie der Theorist selbige vorstellt.
Ew. Hochwolgeboren habe kaum einen Augenblick Zeit übrig für den
zurückkommenden Pack zu danken. Nach gemachter Balance glaube ich doch
mehr Vergnügen als Unlust genoßen zu haben. In gleicher Verhältnis sey
für uns beyde alles, was wir noch dies angefangene Jahr zu schmecken oder
zu genüßen bekommen! Ich habe die Ehre mit der vollkommensten
Hochachtung zu seyn Ew. Hochwolgeboren ergebenster
H.den 2 Januar 777.Wenn Der – mit seinem langen Angesichte
How do ye call him –Er verdient einen neuen Namen zum Neuen Jahre
An statt in Ihrem Saal zu drängen u zu sitzen,
Sich mit einem Theil des engl. u deutschen Shak.aufmachte u eine Wallfahrt nach dem
heil. Alten Graben anträte!
Coge – Erbarmen Sie sich und machen Sie ihm mit der Fuchtel Füße!
Kgsberg den 2 Jänner 777.HöchstzuEhrender Herr CapellMeister,
Landsmann und Freund
Gestern erhielt Mittags Ihre angenehme Antwort zum Dessert, nach einem
kleinen Wortwechsel mit dem Briefträger, der sich die Freyheit nahm ihn sie
eher als ich zu erbrechen; – weil ich meinen eigenen Namen nicht recht lesen
konnte und die Aufschrift eines Licent-Buchhalters mich irre gemacht hatte.
Noch denselben Abend besuchte mich unser liebe Prof. Kreutzfeld zum Neue
Jahr in Galla mit silberbesponnen Knöpfen, die Farbe des Tuchs war entre
chien et loup schien aber übrigens von sehr modernen Geschmack zu seyn.
Ich hab ihn zum ersten mal in seinem u meinem Leben so galant gesehen; er
freute sich so herzlich über Ihren Brief, daß er von lauter Ringen redte, und
Schriftstellern, die darüber geschrieben haben sollten und vielleicht noch
darüber schreiben möchten, wobey er auf sich selbst mit dem Finger zeigte. Scheint
Ihnen nicht auch, HöchstzuEhrender Freund, ein solches Gespräch am
Neujahrstag sehr ominös zu seyn? –
Vor einer Viertelstunde verläßt mich Penzel, der sich die Erlaubnis
genommen hatte in meiner Abwesenheit mit meiner ältesten Tochter Schlitten
zu fahren. Ich hatte heut frühe einen Handbrief von dem Mignon eines
deutschen Fürsten an ihn erhalten, den er mir zuschickte, und wußte seine
communionem bonorum nicht beßer als mit Ihrer freundschaftl. Antwort zu
erwiedern. Nachdem er mir laut zu verstehen gegeben hatte, daß es ihm behagte
für
unsern gemeinschaftl. Freund
erklärt zu werden; fieng ich an, ihm mein
ganzes Herz über die Plage des heutigen Tages auszuschütten und wie ich
das Joch dieses neuen Jahres bereits hätte fühlen müßen. Ich fand bey dem
wüsten Menschen kein Gehör; er fiel mir um den Hals, redte von dem
gestrigen Champagner, ohne an den heutigen Wein zu denken, den er zu sich
genommen hatte – erbot sich zu hundert Don Quixote Streichen, die mir nicht
in Sinn kamen, sagte zu allen Ja! Ja! mit starren Augen – An statt, wie
Eli, den Wein zu verbannen, bewunderte ich mit dem ersten Cammerdiener
des Königs Darius die wohlthätige Stärke deßelben (III. Esr. III.) und
dachte an die Worte des Königs Samuel, die ihn seine Mutter lehrte (Prov.
XXXI. v. 6. 7.) und entschloß mich, selbst zu schreiben, so gut ich konnte –
Das, was mein Optimus Maximus, wie ich P. im Scherz nenne, schreiben
sollte bestand darinn: daß die christliche Liebe von sich selber anfängt. Sie
haben mich, HöchstzuEhrender Freund, durch einen Gedächtnis Fehler zum
Buchhalter des Licents
gemacht. Vielleicht wären Sie im stande mir zur
Stelle des gestern Nacht plötzlich verschiedenen
Licent-Raths Blohm
zu
verhelfen, als der einzigen, auf die ich seit vielen Jahren speculirt, weil sie
mir am meisten angemeßen zu seyn scheint, ohne daß ich mir die Möglichkeit
dieser Vacantz zu erleben geglaubt habe. Erlauben Sie mir, Ihnen meine
ganze Lage
und
Denkungs Art
zu entdecken. Ich bin seit 767 Uebersetzer
gewesen und zwar eigentlich ins
französische
, nicht ins
deutsche
unter
Magnier, dem es um den
Verstand
und nicht die
Schreibart
zu thun war;
denn letztere verstehe ich nicht einmal in meiner Muttersprache, geschweige in
ausländischen. Mein Gehalt ist wie Sie vielleicht aus gedruckten Documentenwißen von 16 bis zu 30 rth erhöht und zuletzt wider zu 25 erniedrigt und
(welches ein großes Wunder) dabey erhalten worden. Der seel. Blohm hat
als Garde-Magazin zwar eben so viel, genüßt aber
freye Wohnung
und
einen Antheil an den so genannten Voyen Geldern, der sich des Jahres auch
auf 100 rth und drüber beträgt. Der Besitz eines eignen Hauses hat mich zu
Grunde gerichtet und dies nebst meiner Bibliothek u Familie ist meine einzige
Habseeligkeit. Durch eine freye Wohnung und den Zuwachs eines kleinen
Emoluments würde also meine Verfaßung wider auf einen ziemlich solidenFuß gesetzt werden können. Es ist mein wahrer Ernst gewesen mit
Entäußerung meiner Bibliothek, die mein liebstes Hausgeräth ausmacht, mir Gewalt
anzuthun, und wenigstens ins Reine zu kommen und meine Kinder erziehen
zu können, an die ich von meinem Gehalt nicht einen Schilling wenden kann.
Trotz aller meiner natürl. Feigheit hab ich einen großen Hang zu
gewaltthätigen Entschlüßungen. Diesem unglückl. Hang zu folge schrieb ich an die
Gen. Adm. um Urlaub zu Abwartung meines Bücherverkaufs zu erhalten,
gerade zu: daß der Teufel über kurz und lang alle die Nichtswürdigen holen
müste und würde, welche die besten Bißen den Kindern des Landes vor der
Nase entzögen. Sie hat diese licentiam poeticam nicht geahndet, als durch Ihr
Stillschweigen auf meine
drey
Briefe, die ich in 10 Jahren an Sie geschrieben.
Diesen Mittag vertraue ich mich meinem Director, der mich sr.
Freundschaft würdigt, mit allen mögl. Clausuln, daß ich mir die Vacantz wünschte
ohne um selbige anhalten zu
können
noch zu
wollen
. Dieser genommenen
Abrede und Vertraulichkeit ungeachtet muste ich diesen Abend mit
eigener
Hand
schreiben: Le Sr Hamann Secretaire-Interprete de cette Direction
sollicite vivement cette place – Wie mir dabey zu Muthe gewesen, können
Sie leicht erachten, und das noch dazu par la
voye d’un Postscript
. Es
wäre mir leicht gewesen dieser Kleinigkeit entübrigt zu seyn, habe aber diese
Mortification willig übernommen –
Mein Freund P. sollte Ihnen also in seinem Namen schreiben, daß ihm just
eben so viel an meiner eigenen Erhaltung und Zufriedenheit gelegen wäre, als
an seiner eigenen; daß es mit seiner Sache gute Weile hätte, wenn Sie im
stande wären für mich selbst einen Schritt oder Gang zu thun – – und daß
Sie unserer beyder wegen nicht mehr unternehmen sollten als es Ihre
Umstände und die im Mosaischen Rechte gegründete Muße des ersten Ehejahres
gestatten; weil selbst die christliche Liebe von sich selbst an fängt und keinen
andern Maaßstab als diesen kennt.
Um seine seelige Träumereyen von einer Braut mit 12000 rth nicht zu
unterbrechen, hab ich lieber einen taumelnden Brief Selbst unternehmen
wollen und mir das Vergnügen machen Ihnen wenigstens zu sagen, daß ich
in Ihrer eilfertigen Antwort den
leibhaften
Sohn meines alten Freundes
und würdigen Reichardt wider erkannt und genoßen habe. Je mehr Sie ihm
nacharten; desto mehr Anlage werden Sie gewinnen, nicht nur ein großer
sondern auch ein
glücklicher
Mann auf der Welt zu werden; und beynahe
kann ich auf den Argwohn, daß Sie meinem Gevatter Claudius blos
deswegen so gut sind, weil sein
sonderliches Wesen
, wie in Ihrem
Morgenliede steht, so harmonisch mit Ihres lieben Vaters ist, und beyder Genie und
Seele aus
ätherischen Bebungen
zusammengesetzt scheinen, die baß sind
denn alle cartesianische Wirbel – –
Den 28 pr. und pass. hat mir der liebe ehrliche Mann einen Mittag
gemacht mit seinen Cherubim und Seraphim, als Salomo in Osten und Norden
nicht erlebt haben mögen, trotz aller ihrer Herrlichkeit und diese Episode würde
alle dramatische ausstechen, wenn ich diesen Abend zu einem epischen Schwunge
aufgelegt wäre. Es freut mich vom Grunde meiner Seele, daß er nolens
volens Seinen Willen an Ihnen erlebt oder Sie vielmehr nolens volens für
den
wahren Schöpfer Ihres zeitlichen Glücks
diesen alten würdigen
Mann zu verehren schuldig sind, wie ich es Selbst thue in petto wahrer
Freundschaft. Haben Sie mich nicht in Verdacht, daß ich es mit den
Lebenden
halte,
und eine politische Partheylichkeit im Schilde führe; oder im trunknen Muthe
eitel hundert und tausend rede. Meine briefstellerische Muse schüttet Ihr ganzes
Herz vor Betrübnis aus und hält es mit dem dritten (und der war Serubabel)
sagende: „Der Wein ist ungerecht, der König ist ungerecht, ungerecht sind die
Weiber (leider! auch Ihre liebenswürdige Juliane, daß Sie einen zolllustigen
Sünder den heil. u Aposteln gleich schätzt) ungerecht sind alle Menschenkinder
und alle ihre Theorien sind ungerecht – aber die Wahrheit waltet und bleibt
und herrscht in secula seculorum.“Ob das auch Ihrem Schwindel zuträglich seyn wird, so eine magische Faust
und so manche apokryphische Citationen zu lesen? und doch wünscht ich
wenigstens noch eine Zeitlang wenigstens die Ehre eines apokryphischen
Heiligen in den Augen Ihrer lieben Gemalin zu erhalten. Leider! ist der
Schwindel eine Krankheit, die ich von meinen beyden Eltern geerbt. Von
Kopfschmerzen weiß ich Gottlob! wenig und je älter werde desto mehr nimmt
meine Lust und Freude auf Gottes Erdboden zu wallen zu; allen Ärgernißen
zu trotz, die man in diesem Jahrhundert bey allen drey Ständen erlebt bey
allem Ruhm der Philosophie, der schönen Künste und feinen Sitten.
Mein Entwurf ist gemacht. Kein gut Wort will ich verlieren. Um meinen
Operations-Plan fortsetzen zu können, fehlts mir an Land Charten von Ihrem
Horizont oder vielmehr dortigen Terrain. Erlauben Ihre Geschäfte,
HöchstzuEhrender Freund! Ihre Gesundheitsumstände, Ihre Gemüthsneigungen,
nach Maupertuisischem Grundsatze ein minimum für mich zu thun, oder
nicht: beydes wird mir lieb seyn, wenn Sie sich nur wohl befinden, und je
länger je mehr fortfahren als ein vernünftiger Mann das menschliche Leben
zu brauchen und zu verachten. Ich habe weder Lust noch Zeit den verlornen
Faden meines Briefes aufzusuchen noch fortzufahren. Bey beßerer Muße und
Ruhe mehr. Vor Ihren Schwindel weiß ich kein beßer Recipe als Diaet-oder vielmehr Oeconomie es sey in Arbeiten und Zerstreuungen, im Lieben
und Leiden und Meiden.
Weil ich oben vom Operations-Plan geredt habe: so besteht selbiger blos
darinn mir die lange Weile zu vertreiben, weil ich Kartenhäuser wie die
Kinder nöthig habe und Seifenblasen wie die Newtons zu optischen Versuchen. – –
Ihren Papa Benda hab ich in Potsdam gesehen, weil ich in Gesellschaft
eines Fagottisten, deßen Namen sich mit M. anfieng, die Reise von Berlin
that. Empfehlen Sie mich Ihrer besten Hälfte. Vergeben Sie mein
nothgedrungnes Geschwätz und Geschmier. Ich umarme Sie mit aller
Zudringlichkeit eines ehrlichen Mannes und aufrichtigen Freundes und Dieners.
Johann Georg Hamann.Kgsberg den 3 Jänner 777.Geliebtester Freund,
Viel Glück zum Neujahr! Mein langer Bericht ist also velut aegri somniaIhnen vorgekommen. Das ist der Dank für meine Mühe u Sorgfalt u
Antheil. Gleichwol glaubte ich den abwesenden Erben meines seel. Freundes eine
umständl. Erzählung schuldig zu seyn – und giebt Freundschaft nicht auch ein
Interesse den gleichgiltigsten Dingen. Wie wenig Menschen zählt man heute
zu Tage, denen 100 oder 50 fl. + oder — einerley sind und seyn können. Wir
wollen aber lieber mündl. darüber zanken.
Ihre Anfrage wegen des Catholicon wird schon aufgelöst seyn durch
meinen jüngern Brief deßen Beantwortung ich bisher umsonst erwartet. Den
1 Dec u Advent erhielt ich abermal ein Mahnschreiben vom Commissaire en
Chef, das ich hätte zerreißen u. verwünschen mögen. Das gantze u gebundene
Exemplar von A bis E gehört dem seel. Freunde u ist noch nicht bezahlt. Ich
wünschte aber liebster Freund! wenn es Ihnen gefällig wäre valutam à 5 #
so bald wie mögl. zu übermachen um mein Quartam von 3 und eben so viel
des andern Praenumeranten übermachen u dem HE Autor das Maul stopfen
zu können. Die beyden zuerst angekommene Buchstaben A et E sind
überflüßig mitgekommen, müßen entweder zurück – Können Sie selbige dort
anbringen u auch behalten; so wäre es mir sehr gedient. Ich verlang keine
Fortsetzung und Verdruß mehr. Wollen Sie so melden Sie es bey Assignationdes Geldes um dies melden zu können dem Verfaßer, dies opus
supererogationis wäre mir lieb um meine Mercurialien die ich ihm zugedacht, dafür
verstärken zu können.
Wegen der Bibliotheca Graeca erwarte auch Ihre Erklärung ohne Sie dazu
anzurathen, weil ich nicht einmal weiß, ob das Exemplar gantz und es nicht
eine neuere u. beßere Edition dieses Hauptbuchs giebt. Ihren Willen hab ich
erfüllt
; nun laßen Sie mich nicht zu lange auf Ihre Erklärung warten.
Nach einer Quarantaine von 15 Wochen bin den 18 pr. zum erstenmal
ausgegangen, aber außer der Kirche nur erst 2mal in der Stadt gewesen; ohne an
meine nöthige Geschäfte daselbst denken zu können. Die Frau
Consistorialräthin und Ihre liebe Niece hab ich noch gar nicht gesehen. –
Wir haben hier abermals eine der ansehnlichsten Auctionen gehabt, des
Geh. Trib. Rath Ohlius seine, wo die besten Bücher noch schlechter gehen
sollen; gleichwol fehlt es auch hier nicht an Ausnahmen, deren Grund sich öfters
nicht absehen läßt.
Da Sie meinen Candidaten verschmähen: so will ich gern ihn für mein
Vaterland noch behalten. Das schlimmste ist, daß wir uns wie Feuer und
Waßer für einander fürchten, und nicht einander zu sehen bekommen, so
nöthig wir uns gleich zu sprechen hätten.
HE Nicolai hat mir ein angenehmes Geschenk mit seinem kleinen feynen
Almanach gemacht. Vorsteht gedruckt im Namen Daniel Säuberlich, daß er
„tut diesen Almanach uberreichen undt wil sich hymit Dero Gunsten
gehorsamlichen eyngelobt und angedyngt haben“
Den letzten Tag des alten Jahrs erhielt durch einen hiesigen jungen
Kaufmann der von sr. Reise zurück gekommen einen freundschaftl. Gruß von HE
Klopstock. Heute habe mit Vergnügen das Werther Fieber gelesen und am
Neujahrstage
Grays Gedichte
von Mason mit seinem Leben herausgegeben,
die Ihre Neugierde auch befriedigen werden.
Was macht unser liebe Hofrath nebst Familie. Ersetzen Sie mein
Stillschweigen. Mein liebes Hausmutterchen hat noch das Fieber, scheint aber sich
ein wenig zu erholen. Ihre Gesundheit hat doch nicht Gefahr gelitten, daß ich
noch keine Antwort erhalten. Gott schenke Ihnen zum Neuen Jahre alles
Gute und erfülle unsere besten Wünsche. Entschuldigen Sie meine Eil; helfen
Sie mir so geschwind wie mögl. aus der vermaledeiten Verlegenheit wegen
des Catholicon. Ich umarme Sie als Ihr alter treu ergebener Freund
J. G. Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links) und
Postvermerken:à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à /
Rossitten
/ par
Memel. /Weimar den 13. Jan. 777. am Hilarius TageGott mit Ihnen, lieber H. Ein verpflanzter Mensch ist wie ein Kind
neugebohren: er muß also lang erst nach Luft schnappen u. Dinge sehen lernen,
wie sie sind, ehe er spricht u. sprechen kann: so wars auch mit mir, deßwegen
schreibe ich so langsam u. vielleicht noch zu früh. Indeß kann ich nicht
umhin, Ihnen wenigstens Neujahr zu wünschen u. mich zu erkundigen, wie Sie
leben.
Meine Abreise war, wie Sie denken können, sehr Tumultvoll, indeß anders
als ich dachte. Ich hatte noch so manches böse Blut gegen den Grafen, daß ich
glaubte, er müßte es auch gegen mich haben, sagte ihm also sehr spät von
meinem Rufe u. fand ihn plötzlich so höflich, u. voll so überspannter
Hochachtung, daß ich fast glaubte, die Freude, mich zu verlieren, trüge zum
Bedauren u. zur Höflichkeit bei. Beim Lande (einige Miträthe ausgenommen)
war das Gegentheil u. also ward aus so entgegenströmenden Flüßen ein
Wirbel, der uns zuletzt sehr betäubte u. mich fast toll u. überdrüßig machte.
Was Aufbruch mit einem Hause, einem Kinde von 4. Wochen u. in solche
Entfernung hin, alles zu Wagen, sagen will, muß man erfahren; gnug ich
fühlte zum ersten mal die Last des Ziehens u. keinen Fuß Habens, wie ich sie
nie gefühlt: eine Reihe kleiner Beschwerlichkeiten, Nachläßigkeiten, übler
Bestellungen kamen dazu, so daß wir aus Bückeb. einen Tag später kamen, als
wir wollten, den Wagen 1. Tag später empfingen, ihn in Hannover ein- u. in
Halberstadt, wo ich mit meinem Heer bei Gleim ausruhete, zum 2ten mal
wechselten, u. endlich kamen wir den 1. Okt. 776. Abends um 10. Uhr hier an.
Es war eben an dem Tage wenige Stunden vorher ein falscher FreuFeuerschrecken in unsrer Nachbarschaft gewesen, daher die Sprützen noch standen
u. wir von mehr Leuten empfangen wurden, als wir so spät glaubten. Die
Küsters aller Kirchen umringten mich mit ihren Küsterformularen: das große
leere Haus, dicht hinter der Kirche, ein blinder Nachtwächter, der dicht unterm
Fenster das Lied „Eins ist noth, ach Herr“ sang u. es ganz aus blosser
Höflichkeit ganz aussingen wollte u. eine Reihe andrer Umstände machtens sehr
wüst um uns her: meiner Frauen Bruder indeß, der aus Darmst. seiner
Gesundheit wegen hieher kommen war u. uns mit empfing, war das einzige
bekannte Gesicht, an das wir uns hielten Den Morgen drauf bekam war
Alles, wornach ich frug, nicht zu Hause: der Präsident des Oberkonsistor. als
mein gewesner Vokationskorrespondent, Herzog, Göthe etc. meine HErnKollegen also u. Wieland waren die Einzigen, die ich sah, um doch was
gesehn zu haben. Von letzterm gieng ich sogleich mit dem Eindruck fort, ihm auf
der Welt nichts mehr übel zu nehmen, so ein schwacher, guter
Mährchenträumer ist er persönlich. Er ist in Nichts haßens- eher Mitleidswürdig in
seinem Gespinste, das zu seinem Wesen, seiner Haushaltung, seinem
schwachen Nervenbau leider so gehört, als jetzt die Merkurfabrik zu seiner Existenz.
Er hat eine Reihe von 5. Mädchen, eine schwächliche sehr gute Frau, seine
Mutter, die Seniorin in Biberach gewesen u. sehr an mir hängt: alles in
seiner Wirthschaft hängt so sonderbar, seiden u. Spinnwebmäßig zusammen, als
seine Gedichte u. Romane. In den ersten Wochen konnte ich mich des
Gedankens nicht erwehren, als ob ich einen träumenden Menschen vor mir hörte;
noch oft wandelts mich an: er ist aber sonst, das Steckenpferd seiner
Autorschaft ausgenommen, ein guter Mensch u. hat in manchen Dingen Bon-Sens,
wo ihn andre nicht haben. – – Es würde Sie u. mich eckeln, wenn ich so im
Tagbuch meines Hieseyns fortführe durch alle die Besuche u. Gegenbesuche,
Präsentationen u. Handschläge der Geistl. des ganzen Landes etc. Da 10.
nach meiner Stelle gestrebt hatten, so war ich dem Pöbel als Atheist,
Freigeist, Socinianer, Schwärmer verschrien: u. da ich mich nun hier, wie ich bin,
zeigte, predigte u. dgl. so gings mir wie Paulus auf Malta, da er die Otter
wegschleuderte. Meine erste Predigt, die ich in aller Ruhe eines Unwißenden
aller vorigen Gerüchte hielt, wandte mir hohes u. niedres Volk so unglaublich
zu, daß ich nun freilich auf d ein so leicht gewonnenes Gut nicht viel rechne, es
doch aber zum Anfange als eine sehr gute Schickung u. Hülfe ansehen muß.
Ich schweige eben so sehr von einer andern Krümme, da mein HE. Vikar (ders
leider 6. oder 7. Jahr gewesen war) es noch vor meiner Ankunft ausgewürkt
hatte, daß alle Beichtkinder bei ihm bleiben sollten, was man denn mit
Gewißensfreiheitetc. beschönigen wollte. Ich erklärte gleich, daß ich mein Amt
nicht anträte u. meine schrecklich feierlich angesagte Anzugspredigt gar nicht
halten würde, falls meine Vokation, auf die ich allein hergekommen sei, nicht
in allen Punkten geschweige in einem solchen, geltend bliebe, u. da war
freilich der Kopf auch zertreten, obgleich manche sanfte, heuchlerische
Freundschaftsfersenstiche noch folgten u. ohne Zweifel noch folgen werden.
Uebrigens kam ich sogleich in ein Gewirr von Predigten, Arbeiten, Ausschreiben
etc. die die Zeit mit sich brachte, daß ich die meisten Proben durch bin, sie
aber nicht ohne Abzugsgeld des alten Jahres schliessen muste: Die letzten
Adventswochen war ein Gedränge von Privatkommunikanten, (ich habe nur
solche) daß nachdem ich den 1. Weihnachtsfeiertag noch mein Hochamt (das
ich gut Papistisch noch alle nur 3.mal im Jahr an den hohen Festen zu
verwalten habe) verwaltet hatte, ich den 2ten Feiertag so von Brechen u. Schwindel
überfallen wurde, daß mir Angst ward u. ich noch nicht ganz hergestellt bin. Das
Brechen dauerte einen Tag ganz: der Schwindel bis ins N. Jahr hin, so daß
ich nur den Königstag wieder ausgehn u. predigen konnte. Sonst ist hier alles
noch recht Lutherischpapistisch dem Äußern nach, wie im Innern kein Schatte
von Luther gefühlt wird. Ich freute mich auf diese Gegenden wie ein Kind,
glaubte die Grundlage deraltenr weni Anstalten wenigstens so
tüchtig u. gut zu finden, daß man mit Freuden darauf stehn u. bauen könnte, bin
aber sehr betrogen. Ewige Vormundschaften, schwache- Tyrannen- u.
Weiberregierungen haben alles so hinsinken lassen, durch ein ander gemengt u.
geworfen, daß Alles weicht, wornach man fasset: Kirchen u. Kirchengebäude
verfallen: Kirchenaerarien erschöpft, daß an den wenigsten Orten kaum mehr
Visitation in loco gehalten werden kann: schlechte Prediger- u.
Schuldienerstellen u. Subjekte, die ihren Stellen oft gleich sind: Dazu meine Arbeiten u.
mein Sprengel so ohne Maas, daß gerade so viel Geistl. u. Kirchen unter
meine
Specialaufsicht
gehören, als Tage im Jahr sind, die andre
Superintendenturen zur Generalaufsicht, Konsistoriengeschäfte, 2. Predigtämter, da
ich wieder thun soll, was sonst 2. thun würden, als Oberhofpr. u. Oberpfarr.
der Stadtkirche – das Ephorat des Gymnasii u. aller Schulen des Landes –
das Alles zusammengenommen, u. im Ganzen noch immer keine Personen,
durch die man würken kann, zusammt allem, was vorgegangen war u.
unnennbar vor mir, auf mir liegt u. drückt, ohne daß man den Alp fassen kann,
das Alles macht mein Hieseyn noch bisher zum Traume, zu einem Traume,
wo man nichts absieht, u. also auch wenig denkt u. desto mehr röchelt u.
fühlet. Die ersten Zeiten habe ich ordentlich nach Luft geschnappt u. sie auf
den sonderbaren Bergen rings um den Kessel, der Weimar heißt, auch nicht
gefunden: selbst des unsäglichen Beifalls, Theilnehmens etc. habe ich noch
nicht froh werden können, eben weil er so ungemessen u. rasch ist. Meiner
Hausehre gehts deßgleichen. Unser grosses, unbequemes Haus drückt uns
ebenfalls u. hat uns, als vornehme Leute, zu sehr gesondert, das denn auch
nicht gut thut. Kurz die erste Zeit ist mir mein Altlutherscher Chorrock und der
Hochwürd. Magnificenz Titel ziemlich unbehaglich gewesen, hoffen aber, daß
es in der Zukunft beßer seyn wird, weil im Ganzen mir doch Arbeiten u.
Geschäfte
selbst
gefallen u. für die Adiuncta, die wir nicht ändern können,
immer doch ein Höherer sorget. Dies ist eben die Ursache, warum ich vom Hofe
nichts schreibe. Ich geniesse so viel Zuvorkommenheit u. Auszeichnung, als
ich nur verlangen kann, zieh schränke mich aber sehr ein, daher Sie keiner
Lügensage trauen müssen, die nach der jetzigen Mode über Weimar u. also
auch über mich ergehet. Der Herzog, ein guter Naturvoller Mensch, der
manchmal Blicke thut, daß man erstaunet, ist mir gut, besucht mich zuweilen, wir
haben aber weiter keine Gemeinschaft zusammen, als bei Concerten, oder der
Tafel, wenn ich zu ihr geladen werde. Meine Frau ist der jungen Herzogin,
zu der sie manchmal gehet, mit Leib u. Seele zugethan u. ich nicht minder:
sonst aber u. im Ganzen leben wir hier einsamer u. zurückgezogner als in
Bückeb. selbst, weil ich bei so vielen Menschen, die einem im Anfange durch
die Hände gehen, noch nicht den wahren Schatz, einen Freund, habe. Der uns
am meisten besucht, ist Wiel. wir berühren uns aber nur am Rande – –
Geschwätzes gnug von mir: laßen Sie es sich nun, lieber H., sagen, wie
wohl mirs that, daß ich vom Nichtverkauf ihrer Bücher hörte. Ich glaubte
schon, verspätet zu seyn u. war auf den Commiß. R. Klaudius böse, daß
durch seine Schuld mir Ihr cCatalog so spät kommen mußte, bis mir Ihr
Brief kam. Genesen Sie ganz, lieber H. u. geniessen des Glücks Ihrer
Familie; wie es ist u. komt, kommts von oben. Äußerst begierig bin ich auf die
Folgen Ihrer Berlinschen Sturmleitern: ich glaube aber, es ist da alles so
glatt, daß nichts haftet. Vergessen Sie nicht, mir davon fernere Nachricht zu
geben, auch von Ihren Anti Eberhardschen Geburten. Seine neue Preisschrift
ist mir unausstehlich gewesen: ich glaubte, es sei Vorurtheil, seh aber doch
andre, denen es auch, wie mir, gehet. Wie Nikolai wieder auf mich gerülpst
hat, können Sie in der Allgem. Dreckbibl., in Beurtheil. der Lavat. Phys.
lesen: sein Allmanach von Volksliedern soll mir, meine Gerichte, wie dort
Virgils Harpye verderben, ich nehme es aber nicht zu Herzen. Seit ich hier
bin, ists, als ob ich zwischen Feenbergen wohne, aus Lethe getrunken u. mich
der Sachen nur im Traum erinnre. Und was das sonderbarste dabei ist, finde
ich hier so viel Ähnlichkeiten mit meinem Aufenthalt u. Antritt in Liefland,
daß ich oft mich selbst erwecken muß. Mein Präsident Lynker ist gerade wie
dort der Rekt. der Domschule Ly Lindner: dieselbste Aufnahme, derselbe
laute Beifall u. Kopfschütteln der HE. Kollegen, dieselbe Stadt u. Nation –
das ist mir im Ganzen gut, denn dort habe ich mich sehr wohl befunden.
Besuchen Sie mich und wir sehen uns hier, wie wir uns dort sahen, so ist die
Ähnlichkeit vollkommen u. ich muß sagen, daß ich daran nicht verzweifle.
Was macht Hartkn.? Ich habe in Aeonen nichts von ihm gehört u. so wenig
Lust u. Zeit gehabt zu schreiben. – – Heraus kommt itzt von mir nichts u.
meine Seele schläft. Ich habe in einige Schriften
Postells
u.
Geiler
von
Kaisersberg
, aus hiesiger Biblioth. gekukt: im ersten hie u. da (absit invidia
verbo) einen Stral von Ähnlichkeit mit Ihnen, Trotz aller andern
Antipodenschaft, gefunden; eigentlich aber aus beiden noch nichts verdauet. Im Merkur
sind die Schrift über
Hutten
, das Wort über
Kopernikus
u. der Aufsatz:
„Schwärmerei Philosophei u. Schwärmerei zwo Schwestern“ von mir:
erstes u. letztes noch Früchte meiner Muße in Bückeb., das Mittelste ist gar
Nichts, oder überhaupt nichts an allen Dreien. Ich wollt indeßen doch, daß
sie im Novemb. 76. das Ding Philos. u. Schwärmerei läsen. Sonst habe ich
hier noch eine gute Bekanntsch. am Statthalter in Erfurt, Domherrn v.Dahlberg gemacht, einem sehr vasten Philos. Kopf u. sehr simpeln,
liebenswürdigen jungen Menschen. Ich denke ihn bald zu besuchen u. verspreche mir
von seiner Nachbarschaft viel Gutes. – – Vergeßen Sie mich nicht, lieber H.,
der ich jetzt mehr als je einsam lebe, Briefwechsel u. Dienst der Eitelkeit
abgeschnitten habe, wo ich ihn nur abschneiden konnte, u. also ihre Briefe,
Aufsätze, Reihen als Besuche des Engels Gottes in diesem Feenthal ansehe, wo
ich indeß mit meinem grossen Hause u. Garten wieder auf einer Lauerhöhe
wohne, hinter ein freier Raum über die Stadt hin, bis zu den Bergen, vorn
die Kirche, die wie eine Sorbonnenmauer vor mir steht, mich deckt u. meiner
Pflicht erinnert. Leben Sie wohl mit den Ihren u. laßen Sie mich bald etwas
von Ihnen, gedruckt u. geschrieben, lesen.
N. S. Ein junger Schweizer, Namens Kaufmann, ein Mensch, der in
seinem Leben Manches u. Nichts gewesen ist, wie Sie, der überhaupt mit Ihnen
manche Ähnlichkeit in Schicksal, Gang, Wünschen hat u. jetzt einen jungen
Rußen nach Rußl. führet, wünscht Sie zu sehen u. ich wünsche u. gönne es
ihm auch. Er hat meinen kranken Schwager aus Darmst. aufgerafft u.
hiehergeschleppt u. uns überhaupt sehr wohlgethan, da wir ihn hier fanden.
Lavaters Freund p – Nochmals 1000. Glück zu den drei fatalen 777. Heil u. Segen
auf ihre Kleinen. Meine Buben sind sehr wohl u. Ihr Pathe lacht u. ist
frölich, wie ein lieber ruhiger Engel. Die halbe Reise H. aber war er krank u.
auch hier hat er Anfangs sein Theil gekriegt, sich durch Wolken, Schnuppen p.durcharbeiten zu müssen. Neumann beßert sich auch. Ich schicke ihn zu einem
Kandidaten, weil das Gymnas. zu besetzt ist für ihn, als daß er da gedeihe.
Den 20. Oct. habe ich hier angetretenden 18 Jänner 777.Wenn Ihnen der liebe Gott dies Jahr wieder eine Tochter bescheert; so
wünsch ich Ihnen zu 3 Sieben Glück; u dennaß alle Ihre Töchter wie die
Mutter gerathen mögen. Ainsi soit-il.Wie gehts denn, lieber Freund, Verleger und Landsmann? / Sind Sie
nach Ihrer Krankheit auch neu geboren wie ich nach meinem Quartanfieber,
mit dem ich mich ein ganz Vierteljahr, trotz meinem leibl. Bruder, gequält
u gepflegt
Just mit dem termino der Auction stellte sich der Gast als ein Deus ex
machina ein. Der lusus naturae sah einem politischen Streich so ähnlich, daß
alle hiesige Kunstrichter Lust gehabt hätten eine persönliche Condolentz bey
mir abzustatten, wenn ich nicht zu krank gewesen Staats-Besuche
anzunehmen. Auch HE Lentz kam mir im Paroxysmo als ein Spion von Ihnen vor;
aus seinem Bericht wüerden Sie ersehen haben, daß ich im Bett lag und
bis an die Ohren zu bedeckt; nur der Wohlstand erlaubte mir nicht durch
Zähneklappern ihn von dem Grad der Kälte zu überführen. Der Mensch
wollte in einem Lazaret – denn meine Mutter fiel zu gleicher Zeit mit mir ein,
und fiebert noch biß an den heutigen Krönungstag ppp nichts genießen und
gieng von der Wahrheit meiner Krankheit und einer herrschenden Seuche in
meinem Hause, so überzeugt fort daß er es für überflüßig fand den
Fersenpunct der Hitze zu untersuchen beobachten.
Nun will ich erzählen, was er mit meiner Auction vor eine Bewandnis
gehabt, und wie ich um meine Bücher Msta Dona und Xenia sämtlich und
sonders gekommen bin ohne das geringste von Belang Gott Lob! dabey
verloren zu haben. Weil ich meiner Pfründe wegen in Schwaben mich als ein
unwürdiges Mitglied der ehrwürdigen Clerisey auf deutschen Grund und
Boden ansehen muß; so erhielt ich den 6 des Herbstmonaths auf dem Bette
wie ein bloßer galanthomme der bonne Dame Migraine ohne an Gallen- u
Quartan Fieber zu denken eine auream bullam und Ablaß Brief von dem
Pfarrer im Magdeburgischen Joseph Gedeon, der mich zu Gevatter bat und
mir als einem armen Teufel einen Zehrpfennig zur Reise schickte – – Doch
wer kennt die Herrn Geistlichen beßer und ihre pias fraudes als Ihre Herren
Verleger! An statt mich von dem ehrwürdigen Bruder betrügen zu laßen,
hab ich ihn betrogen, meinen Kern von Büchern behalten und sein Geld, das
er mir als eine arrham eines wirkl. Handels aufdringen wollte. Ich habe seit
der Zeit von dem Samariter und barmherzigen Ritter nichts gehört und ehe
er sich über seine eingebüßte arrha zu Tod grämen sollte, wünschte ich, daß
wenn Sie sich erst am Caviar werden müde und satt geeßen haben, mir auch
ein einzig Fäßchen schickten, um es mit meinem Seelen Freunde Penzel auf
Ihre Gesundheit verzehren zu können; wenn falls Ihnen so viel als uns
daran gelegen ist.
Ermangele hiernächst nicht, der guten Ordnung wegen, zu bescheinigen daß
ich den 15 Oct. a. p. durch des HE C. R. Kritings Bedienten richtig erhalten
habe, wie folget:
1. Den 2ten Band der ältesten Urkunde für meinen Freund, den zeitigen
Prof. Poeseos, dem der Autor ein Exemplar zugedacht und versprochen,
unterdeßen mir ein
Exemplar auf Royal Papier
, wie ich vom ersten
Theil erhalten habe, von Gottes und Rechts wegen gebürt, auch, mit
dem verdienten in Kirchen und Schulhändeln Heinrich Sch . . zu reden
wer A sagt B sagen muß bis zum
Zetergeschrey
.
2) Den ersten Band der Zend-Avesta für dito; weil ich ein Exemplarbereits von dem Verf. erhalten, und ich mit den Gaben meiner Freunde
auf ihre Rechnung wuchere, daß keiner von beyden Theilen dabey zu
kurz kommen solle, ohne mich selbst
als
die
beliebte dritte Person
zu vergeßen.
3.) Das zweyte Stück des ersten Bandes vermischte Aufsätze und Urtheile.
An: Hab ich das zweyte Stück verdient, warum nicht auch das
erste
?
4. Betrachtungen teutschen Patrioten heilig.
5. Briefe an junge deutsche Standespersonen.
6. An einen deutschen Kammerpräsidenten II. Abschn. I Forts.
7. Andersons Geschichte des Handels IV Theil.
8. Vier Exemplaria hierophantischer Maculatur.
Ob das Gerüchte gegründet ist, daß der Hierophant zu einem herzogl.
Profeßor à la Gigue degradirt und der ehrenveste Vettius Epagathus zu einem
Kgl. Pr. Licent-Packhaus Inspektor promovirt worden, bin vor der Hand
nicht im stande mit Zuverläßigkeit Ihnen zu melden und bitte daher sich in
der Expedition des Caviars nicht zu übereilen, auch keinen Bock in der
Addresse zu begehen.
Stellen Sie sich einmal vor liebster Hartknoch; noch keine einzige Zeile aus
Weimar erhalten, nicht einen Buchstaben weder von meinem ungezogenenPathen, noch dem Patriarchen noch der Patriarchin. Heute ist der dritte Tag, daß
ich immer lese und wieder anfange und noch einmal lese und zum vierten mal
weder müde noch matt werden kann des Ungenannten Antwort im Monath
August des T. M. auf deßelben kaltblütige und Lucianische Frage mensis
currentis anni praeteriti –Fortgesetzt den 30 Jänner 777. am Tage Adelgunda.Evoe! Juchhe! Gestern saß ich in bona pace, Prof. Kreutzfeld und sein
Respondent Crispus, zu deutsch Krause, meinem alten Sorgstuhl richt über –
als der Postbothe mich mit Briefen von beyden respectiven Gevattern
erfreute. Da ist Einlage für Sie! Dem lieben Träumer Joseph Gedeon kommt
Weimar
wie
Riga
vor, um die Illusion völlig zu machen, fehlt nichts als ein
Besuch von Gevatter Hamann. Ein Lindner Virbius ist sein Praesident und
großes und gemeines Volk trägt ihn auf den Händen.
Der seel. Asmus ist als der kleine lahme Görgel zeitiger FabricantDarmstädter Neuigkeiten wider auferstanden und hat mir die Probe der 2 ersten
Blätter überreicht, aus denen sichtlich erhellt, daß er durch die Reformationseines Schicksals nicht um ein Haar klüger geworden, wie der WandsbeckerBote
An des
Königs Geburtstag
bin ich auf eine sehr ominöse Art allhier zum
Licent Packhaus Inspector
proclamirt
worden, und es fehlt an nichts als
meiner Bestallung. Mein Nebenbuler war der
erste
Gratulant, mein
Nachfolger der
2te
und meines HE Director u seiner Gemalin Bedienter der
dritte
. Daß ich mit der Braut zu Bett gehen sollte, daran hat kein Mutter
Mensch hier gedacht; und ich eben so wenig das Non plus vltra aller meiner
Wünsche so bald und glücklich zu erreichen: denn dies ist der
einzige Dienst
im ganzen Lande, den ich in petto und aufs Korn gehabt, ohne vermuthen zu
können, daß Wybrand Blom, der rothe Batavier so bald verwelken sollte.
Meine Werke und meine Liebe und mein Dienst, und mein Glaube und meine
Gedult sind also belohnt und gekrönt und versiegelt. Bloms Vorfahre soll
Storch
geheißen und gesagt haben daß alle Dienste in Pr. Eselsarbeit und
Zeisich Futter hatten; bey einem Licentpackhofmeister aber wäre allein das
Widerspiel von Zeisicharbeit und Eselsfutter. Wenn mein Freund
Kauffmann
, ein Schweitzer, der mit Empfehlungsschreiben von
Lavater
an die
Triumviros zu D. W. u K. versehen seyn soll, zu spät früh kommen sollte,
bitte das Fäßchen Caviar nur für Ihn aufzuheben, weil ich bereits am heil.
Abend des Königl. Geburtstages mit einem Tellervoll beschenkt worden,
und die Reyhe künftig Jahr an Sie kommen soll.
Wenn Sie den General Superintendenten, Oberhofprediger und
Oberpastor Gevatter mit der nächsten Post antworten so käme mir Ihre Einlage
zu Maaß, auch einen Posttag später, werde selbige auch allemal gern promtbefördern. Wenn Sie dem OberLandCommissarius Gevatter noch nicht
geantwortet haben oder ich Ihre Antwort die Zeit zu ersparen in Ihrem Namen
thun soll, so stehe auch zu Diensten. Mehr Gevatter in Deutschland hab ich
nicht, verlang auch keine mehr, könnte auch keine ärgern mit Diogenes Laterne
in unserm ganzen Seculo aufgesucht haben, wenn ich die 47 Jahre meines
langweiligen Lebens nicht anders als suchen gethan hätte.
Wie gehts Ihnen, liebster Hartknoch! Sind Sie so gesund, als ich vor der
Hand Gottlob! bin und noch zu werden hoffe – wenn ich erst so glücklich
seyn werde meine Sachen in Ordnung gebracht zu haben, daß mein ganzes
übriges Leben nichts als ein Feyerabend eines festlichen – Ruhe und
Vorgeschmack seyn soll.
Umarmen Sie Ihre liebe Hälfte und kleines Ebenbild. Grüßen Sie Ihren
Sohn von seinem Freunde hier und hören Sie nicht auf Gutes zu gönnen und
zu thun Ihrem alten treuen Landsmann Freunde Autor und Diener
Joh. Georg Hamann.Habe drey
Dedicationen
geschrieben zu einer Comoedia, von der ich weder
Anfang noch Ende absehen kann, und die il Dante, il divino Aretino und
el Poeta Christiano des rasenden Rolands übertreffen soll.
Da kein scheues Gaul, sondern der leibhafte Cerberus meinem Karren
vorgespannt ist: so können Sie leicht erachten, wie mein armer Kopf im
Jagdschlitten fährt und nicht von der Stelle kommt und wie sehr ich mir eine
Scorpionenknute zur SchreibFeder wünsche: Ainsi soit-il!Einlage nach St. Petersburg liegt vom 5 huj. und ist beynahe am alten
Graben verfault u verstockt.
Den 24 Jänner 777.GOTT
seegne den Koenig
und
Seinen braven Capellmeister
meinen würdigen Landsmann und Freund!!!
Amen!
Amen!
Non putaram – sagt ich den 15 huj. zu unserm Meistersänger, der bey mir
saß als der Briefträger eintratt. Weil er die Hand des Freundes geschwinder
als der Interessent erkannte und die Cassiererin nicht zur Hand war: so
zahlte er den Botenlohn, und ich, ruhig wegen des Innhalts, ärgerte ihn zur
Dankbarkeit und casteyte seine poetische Neugierde, indem ich ihn eine volle
Stunde auf die Erbrechung des Sigilli ominosi warten ließ. Dafür saß ich
wider meine Natur und Gewohnheit bis Mitternacht auf, wurde mit meiner
Danksagung und Antwort fertig, druckte meinen Sokrates und eilte wie ein
Bräutigam zu Bett, und dankte Gott, daß es leer war, mit einem: peracti
labores iucundi!Non putaram – sagte ich den 16 huj. beym Aufwachen, daß heute erst
Donnerstag und nicht Freytag ist. Meine erste Danksagung und Antwort
schien mir nichts als ein Traum zu seyn, und ich entschloß mich zu einer
zweyten
beym hellen Sonnenschein. Mitten im Denken, Empfinden und
Schreiben erschreckt mich nicht allein der liebe Mann von gestern, mit seinem
Schatten vor dem Fensterkopf an dem ich eben saß, und wenigstens denken,
empfinden und schreiben wollte, sondern untersteht sich auch in mein Haus zu
kommen mit einem kleinen blauen Büchlein in der Tasche: No 8. Der
d
teutsche Mercur
; überreichte es mir mit einem barmherzigen
Dedicanten Gesicht, und um mir die gestrige Aergernis baar zu bezahlen, ersucht er
mich, gleich einem
Bonifacius Schleicher
II. ihm daraus No II. laut, ohne
zu stammern noch mich zu verfärben, vorzulesen. Da war an kein Stammern
zu gedenken, ich declamirte und recitirte und emphasirte, trotz einem Cicero
pro domo sua. Es blieb aber nicht beym Farbenspiel; sondern der gantze
Faden meiner Ideen und Empfindungen war von dieser Lecture als wie von
einer Parce zerschnitten. Ich war nicht im stande eine Feder zu halten – und
habe seit 8 Tagen nichts thun können als No 8. u No 9. und Zeter und Weh
über den dteutschen Mercur und unsern darinn mishandelten Landsmann
lesen und denken.
Non putaram – antwortete ich gestern meinem militi glorioso, der gesternMittags auf der Direction gespeist hatte und mir feyerlichst versicherte, daß
von der Vacantz zwar mancherley gesprochen worden, aber noch keine
Resolution noch Bestallung eingelaufen wäre.
Sie werden, HöchstzuEhrender Freund, meine
Verlegenheit
errathen,
womit ich meinen Brief angefangen habe. Ich war wirklich durch ein Haufen
kleiner
Phänomene
irre gemacht worden, daß ich wie im
Nebel
die Feder
an Sie ergriff. In einer Stunde erschienen 3 Gratulanten worunter einer des
HE Director Bedienter selbst war.
Heute
erst ist ein Schreiben der Gen.
Adm. eingelaufen, wodurch Ihr
freundschaftlicher Vorläufer
erfüllt
wird; und ich sehe es für ein eben so gutes Omen an, eben Ihnen und am
heutigen Festtage
für das Non plus vltra meiner zeitlichen Glückswünsche
danken zu können, oder vielmehr meinen Dank schuldig zu bleiben.
In petto bin ich immer für ein
unmittelbares
Intermezzo besorgt
gewesen, das nicht um ein Haar meine Erkenntlichkeit für Ihr promteslebhaftes freundschaftliches Interesse verringert sondern vielleicht noch ehe um
einige Grade erhöht hatte, nach dem bekannten Contrast meiner
Denkungsart. Eben so angenehm ist es mir, daß der HE G. F. R. v Morinval sein
Ihnen gegebenes Wort
gut und wahr gemacht hat.
Uebrigens hab ich das gute Vertrauen, daß ich die Gewogenheit E. Königl.
General Administration ohne die geringste Schmälerung und Abbruch,
sondern
gantz
, genießen werde.
Nach der Hand hat man 50 rth vom Gehalt abkürzen wollen, und da die
Emolumente bereits durch die Abnahme der Schiffahrt und Handlung
ansehnlich gesunken, so hat man noch obenein an eine
Caution
gedacht, die
mein Vorgänger nicht nöthig gehabt und die ich noch ungerner meinem
Nachfolger
aufbürden möchte.
Da ich in der
Hauptsache
die nöthige Gewißheit habe: so bin ich sehr
erleichtert in Ansehung der übrigen Besorgniße, womit ich meinen Brief
angefangen hatt, und hoffe das übrige eben so leicht als meine
Grillenfängereyen zu überstehen. –
Abermal ein Gratulant vom Münz-Departement! Der allererste war mein
Nebenbuler Balloth. Alles scheint sich über mein gutes Glück zu wundern und
zu freuen. Morgen werde nolens volens wieder aus meiner Celle erscheinen,
nachdem ich eine ganze Woche mit meinen 3 Kindern um die Wette an
Schnupfen, Husten, Fluß- und Autorfieber laborirt.
Einlage ist durch unsern Prof. Poes. selbst bestellt worden. Vielleicht sind
Sie bald so glücklich Ihres Herrn Schwagers Erwartung mit eben so vollem
Maaß zu belohnen als die meinige; will mich also auch über diesen Punct
nicht weiter beunruhigen – und zur andern Hälfte meines Briefes nicht eher
schreiten, bis ich erst frische Luft geschöpft, weil mir nicht anders zu Muthe
ist, als wenn mir der Kopf geviertelt wäre.
Habe wider alles
Denken
und
Hoffen
meine Beyl. an die Gen. Adm.fertig gemacht unter der vorgeschriebenen Addresse des Chefs uns.
Departements, um auf allen Fall davon Gebrauch machen zu können.
den 26 Domin. Septuag.Bin gestern auf der Direction erschienen, habe das Anschreiben der
Gen Adm. gelesen, ungeachtet des Dati vom 9ten versicherte mir HE Dir. daß es
wirklich nicht ehe als den 24 eingelaufen, wünschte mir Glück u versprach die
alte Commissionen
zum Muster zu nehmen, auch in Ansehung der
Neuerung wegen
der
Caution
die Sache auf dem alten Fuß zu laßen, ertheilte
mir Urlaub, den ich dazu anwandte um meinen Freunden in der Stadt zum
Neuen Jahr zu gratuliren, oder vielmehr Ihre Glückwünsche manu fortieinzutreiben, fieng mit meinem Freunde Penzel im Buchladen an, frühstückte
mit ihm Leibkuchen und Goldwaßer, aß zu Mittage
Klops
, trank 2 Bouteillen
verwünschten rothen Wein mit ihm, lief en passant bey 2 Officiers,bey u.
einem CriminalRath an, um sein verwünschtes hochgräfliches Schloß zu
besehen, überreichte der kleine Mlle Goessche das erste Exemplar einer ihr zu
Ehren componirten Romanze im Namen beyder Componisten, und eilte zum
Caffé bey der Baroneße Bondely und ihrer Gesellschafterin der Fräul. von
Morstein, die sich kreuzten und seegneten vor dem neugebacknen
LicentPackHofmeister – und durchaus zu wißen verlangten, wie ich in aller Welt zu so
einem unaussprechlichen dithyrambischen Titel gekommen wäre. Ich erzählte,
wie eine junge Dame, die seit kurzem verheyrathet wär, sich durch einen
gewißen Umstand
, wie HE Klopstock sagt, hätte verleiten laßen zu einer sehr
vortheilhaften Meinung für die Preußen und den Magum in Norden zu
ihrem Sigisbio erwählt hätte, um durch diesen Vorwand gewiße entfernte
Ansprüche, die Ihres Gemals Schwager hätte machen können, zu
hintertreiben. Albertine und ihre 9 Musen haben sich nicht über die Wahl eines P.
P. so innig gefreut, als die
ungenannte Dame
und meine Fiction Beyfall
erhielt. Kaum war ich von der Last des Tages erschöpft in meinen Sorgstuhl
angelangt, als der Componist Kraus, der mich des Morgens schon überrascht
hatte, des Abends wieder zu mir kam, um wegen der Stube in meiner
künftigen Königl. Freywohnung, die ich ihm einmal im Scherz versprochen und
angeboten hatte, Nachricht einzuziehen. Und so wurde die Woche à la Shandymit Aufziehung der alten Hausuhr beschloßen.
Heut frühe eilte nüchtern zur Mette und meinem Caffé Schenken. Ich
bekam zum Willkomm einige Tropfen WunderEßenz, genoß hierauf 2 Pfeifen
Cnaster u meine Portion. Das Frühstück beschloß sich zur Seltenheit mit einer
kleinen Flasche rothen Muscat-Wein und einem Teller mit 4 Lübeckschen
Zwiebacken. Ich leerte erstere unter vielen Betheurungen, daß ich keine
Neigung zu Wein und nur gestern mir selbigen vereckelt hätte; machte es mit
dem Brodt aber gleich den katholischen Pfaffen und schick steckte selbige für
meine Gemeine zu Hause ein. Hierauf gieng ich mit meinem liebreichen
Gastwirth und altem Freunde K. R. Hennings nach der Altstädtischen Kirche, wo
ich zu einer CasualPredigt des HE. Kirchenraths Neumann zu Maaß kam
und mit dem letzten Vers meines Leibliedes: Mein ♡ und Sinn ist hoch
erfreut – in den Fürstenstand traft. Der Text war 1 Joh III. 1. und das
Thema betraf die Vaterliebe Gottes 1. wie er uns als Kinder liebe 2. erziehe
3. versorge und 4 zu Erben mache. Ich gieng also sehr erbaut aber zugl. sehr
erfroren aus der Kirche. Hiezu kam eine schaamhafte Gewißensunruhe in
Ansehung meines genoßenen edlen Frühstücks, das ich nicht auf öffentlicher
Straße gemein machen wollte. Ich schlug eben die Augen in die Höhe mich
Raths zu erholen, als ich gerade über einem Hause stand, wo ein Bekannter
von mir wohnt, der sich in einem halben Jahr nicht um mich bekümmert
hatte, Doctor Juris p geworden war, ohne mir Programm noch Dissertationzugeschickt zu haben. Sein Name ist Heinz. Guten Morgen, Herr Doctor! –
Sind Sie noch so gut wie vor Jahr und Tag gesinnt, als wir bey – u – zu
Gast waren? Dicat Ja. Nun so borgen – borgen – Sie mir Ihren Virgilium –
nur keine Ausgabe in 12 sondern wie der Foliant dort –
Bin nicht im stande meine Relationes curiosas des heutigen Tages zu
endigen sdn von unserm designirten Prof. unterbrochen worden, der mich 2 ganze
Stunden von seiner biga Dissertationum de Fictionibus unterhalten. Hat
mir ein bon mot eines meiner Vorfahren beym Licent Packhausoff
überbracht, der Storch geheißen und von seinem Amt gesagt hat, daß alle andere
Eselsarbeit und Zeisigfutter hätten, bey einem Königl. Pr. LicentPackhofmeister aber die einzige
Ausnahme
wäre
Eselsfutter
und
Zeisichsarbeit
zu haben. Wünschte es zu erleben, daß der seel. Mann ein Prophet und kein
Vogel gewesen wäre.
Morgen früh soll ich nolens volens in Penzels
Namen
einen gewißen
reichen Becker Namens
Hecht
besuchen, um seine einzige Tochter in
Augenschein zu nehmen und zu versuchen, ob sich nicht durch ihre 10000 fl oder rth
seine Befreyung bewirken ließe. Kurz, ich habe diese 27 ersten Tage des
angetretnen Jahres so viel erlebt als mancher nicht in 27 Jahren und bin
zwischen Storch und Hecht so in die Enge getrieben, daß ich besorge durch einen
längeren Brief Ihren Kopf so schwindlicht zu machen als der meinige ist.
Gesetzt daß ich mich auch zum
vierten
Schreiben entschlöße. Stellen Sie sich
also den Neumond als die erste Seite, das zunehmende Licht in der zweiten,
den Vollmond auf der dritten und hier das letzte Viertel vor.
Erwarte also blos
Nachrichten
in Ansehung des unglückl. Freundes;
denn weiter geht unser beyderseitiges Zumuthen nicht. Gott erhalte Sie und
meine verehrungswürdige Protectrice im besten Wohl. Vergeben Sie das
Geschmier; werde kaum in einem Vierteljahr zur Ruhe kommen mich beßer
zu erklären. Mit den Gesinnungen einer ewig Ihnen und den Ihrigen
geweyhten Freundschaft ersterbe Ihr treuergebenster. Aufschluß ins künftige zu
seiner Zeit.
Hamann.HöchstzuEhrende Frau,
Ich habe also der Vergeßenheit des HE Prof. Kreutzfeld ein sehr
angenehmes und gefälliges Billet zu verdanken; und nehme mir die Freyheit
Ihnen die beyden Stücke der neuesten Zeitung, so wie ich selbige erhalten,
mitzutheilen. Vorigen Sonnabend wollte meinem Gevatter und Freunde
antworten, wurde aber durch den Anfall eines Fiebers unterbrochen, das ich
auch noch genöthigt bin abzuwarten. Den mir gemachten Auftrag werde nicht
vergeßen zu bestellen, so bald ich
im
stande
seyn werde an ihn
zu schreiben
.
Am besten glaube ich, daß mit jeder Meße ein halbes Jahr übermacht wird;
vielleicht finde ich Mittel Ihre Neugierde und Muße noch auf eine nähere Art
zu befriedigen, und Sie von derjenigen Bereitwilligkeit und Ergebenheit zu
überzeugen, womit ich jederzeit gewesen bin und niemals aufhören werde zu
seyn HöchstzuEhrende Frau Dero gehorsamster Diener
Johann Georg Hamann.den 19 Febr. 777.Kgsb. den 7 März 777.Geliebtester Freund,
Gestern war im stande zum ersten mal aufzustehen, da ich durch den HE
Toussaint die beyde Monathe Xbre u Jänner des Pet.
Journals
erhielt;
aber keine Zeile von Ihnen. Zufällig hab ich gehört, daß Sie jetzt Gottlob!
außer Gefahr aber in übler Laune sind, vielleicht haben Sie mit selbiger auch
die
schiefe Laune
meines letzten Schreibens ausgelegt, welches ich Ihnen gar
nicht verdenken kann. Sie sehen daß ich auch meinen neuen Dienst mit einer
sehr ungelegenen und unwillkommenen Krankheit anfangen müßen, dasie
wieder in einem Composito mixto von Gallen- und Flußfieber bestanden. So
leicht der Paroxysmus auch an sich selbst war, so hab ich mich doch nicht aus
dem Bette rühren und mit genauer Noth lesen können, und mich mit Sorgen
u Grillen quälen müßen, die allein allen Geschmack des Lebens auszusaugen
im stande sind. Heute habe Gottlob mit der China wieder den Anfang gemacht
und ich hoffe nächste Woche wider die Luft schöpfen zu können.
Außer dem Dank für gütige Expedition und der Verlegenheit einem
Misverständniße der Freundschaft vorzubeugen, muß ich Sie nolens volens mit
einer neuen Bitte beschweren. Ich bin von einem Freunde, dem ich große
Verbindlichkeit schuldig bin um
Herders Drama zur Musik
ersucht worden,
hab es ihm versprochen abzuschreiben; es würde mir aber eine große
Erleichterung bey meiner gegenwärtigen Unvermögenheit seyn, sondern auch von
mehr Gewicht und Einfluß seyn, wenn ich ein gedrucktes Exemplar des
gedachten Drama: Brutus aufzutreiben im stande wäre. Wenn Sie also im
stande wären mir damit gefällig zu seyn: so bitte mir entweder selbiges mit
erster Post auf meine Kosten zu übermachen, oder mich zum vom
Gegentheil mit einer Zeile zu avertiren, damit ich mich zum Abschreiben entschließen
kann. Ich versehe mich eins oder des andern von Ihrer gefälligen Freundschaft.
Haben Sie schon meinem Gevatter Claudius antworten können von dem
ich, weiß nicht mehr wie lange? einen Einschluß einmal an Sie erhielt. Habe
an Gevatter Herder weder selbst bisher schreiben noch von Ihm oder sr.
Schwester einen Einschluß erhalten, wie ich immer erwartet. Kann die Feder
nicht halten nicht führen. Meine 3 Dedicationen u das erste Hauptstück sind
fertig geworden, kann nicht fortfahren, bis ich den Anfang gedruckt sehe, und
hier stehen also die Ochsen am Berge. Weiß also nicht ob ich zur Meße
kommen werde; soll mir auch an allem nichts gelegen seyn; denn die Einsame hat
viel mehr Kinder denn die den Mann hat, spricht der HErr –
Leben Sie wohl, werden Sie so bald gesund, als ich es selbst zu werden
wünsche und hoffe – Tragen Sie zu Ihrer Cur durch Gedult und Gelaßenheit
das Ihrige bey. Erfüllen Sie wenn Sie können, meine Bitte in Ansehung des
Brutus und hören Sie nicht auf der Freund zu seyn Ihres aufrichtig
verpflichtesten Dieners.
J G Hamann
zeitiger invalider
Packhof Verwalter
Adresse mit Vermerk von Hartknoch:HErrn / HErn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
. /
HE Hamann in Königsb Empf d 5 Merz 1777 beantw. d 8 –Kgsberg den 10 März 777.Herzlich geliebtester Gevatter und Freund!
Meine Quartan-Quarantaine hat 15 runde Wochen vom 4 Sept bis
18 Xbre gewährt, wo ich den ersten Versuch machte auf die Direction zu
gehen. Meine Hausmutter hat sich länger und ärger damit gequält und gestern
Dom. Laetare ist das Fieber zum ersten mal ausgeblieben.
Den 29 Nov. erhielt den Julius des t. M. und laß Ihren Hutten mit so
viel Begeisterung, daß ich noch denselben Abend an meine Freundin nach
Morungen schrieb, und um Einschluß an Ihren HE Bruder erinnerte; den
Tag drauf konnte ihn nicht mehr mit demselben Geschmack lesen. Den letzten
Tag des vorigen Jahrs erhielt ich endlich den lieben
Joseph Gedeon
, den
Sie doch unmögl. verleugnen können.
Den 1 Jänner starb Licent Rath Blom, der Batavier, ohne daß ich das
geringste von seiner Krankheit gewußt hatte. Sein Dienst war der einzige, den
ich mir immer in petto gewünscht hatte, der einzige wo nicht im gantzen Lande
doch gewiß in meiner Sphäre; aber an des blühenden Mannes Tod zu denken
fiel mir eben so wenig ein als selbigen zu wünschen. Ich wurde also den 2 Tag
im Jahr von meiner Mutter mit der Nachricht aus dem Schlaf geweckt, ohne
daß ich Lust hatte darüber aufzuwachen noch darauf zu denkenachten.Gleichwol hielt ich es für meine Schuldigkeit dem Director als meinem
aufgedrungenen Freunde an alles das zu erinnern was zwischen uns mehr
wie einmal überlegt worden war. Ich stellte ihm die moralische Unmöglichkeit
vor mich selbst zu dem Posten zu melden, da er wüste wie ich es leider mit der
Adm. verdorben hätte; daß ich den Posten selbst nicht kennte, ob ich dazu
brauchbar wäre, ohngeachtet mir alle Welt versichert hätte, daß es der leerste
an Arbeit sey u diese selbst ein Kinderspiel. Daher ich ledigl der Dir. es
überlaßen müste, ob selbige einen Schritt für mich thun könnte u wollte –
Die Direction erklärte sich bereits einen andern vorgeschlagen zu haben. Ich
war auch nicht faul meine Gegenerklärung zu thun, daß ich keinen Dienst
verlangte à contre coeur meiner Obern, der Direction u des Licent-Inspectorsals meiner ersten Instanz – Wenn sich diese allso für einen andern u würdigern
erklärt hatten: so wäre mir mager Brodt in Ruhe lieber als ein fetter Bißen
mit Zank und Verdruß, dem ich tägl. ausgesetzt seyn könnte. Diese Abrede
geschah Mittags – Nachmittags erschien der Brief in dieser Sache zur
Expedition, wo mein Nebenbuler als ein würdiger Aspirant allen ConduitenListen entgegen, und Cautionsfähiger Mann vorgeschlagen ward; dem
langen Context aber ein P. S. angehängt war, welches sich aller genommenen
Abrede zuwider mit den Worten anfieng: Le Sr Hamann
sollicite
vivement
cette place und allenfalls oder eventualiter meinen Nachfolger
vorschlug.
Das Unglück fügte es daß ich diesen Brief selbst abschreiben sollte. Der
Kampf darüber in meiner gantzen Seele ist leicht zu erachten aber schwer zu
malen. Nach 100 Empfindungen u 50 Ueberlegungen schrieb ich meine eigene
Schaam und Schande treulich ab, gieng meiner Wege und digerirte peractoslabores.Den Tag vorher hatte ich ein sehr freundschaftl. Schreiben von unserm
Landsmann dem Kapell Meister Reichard erhalten, dem ich in PenzelsAngelegenheit, für den Bernouilli einen abermaligen vergebl Schritt in plenocorpore gethan kurz zuvor geschrieben hatte, weil er mir eine Antwort vor
einem halben Jahr beym ersten Versuch schuldig geblieben war und ihn wegen
dieser Schuld nachdrücklich gemahnt hatte – Dieser gantze von neuen entamirte
Briefwechsel war ein sehr weit aussehender Entwurf auf die Zukunft; Penzeleine causa occasionalis – So viel Vergnügen auch mir diese promteVerbeßerung des ersten Stillschweigens machte, hatte ich doch wenig Lust gleich
darauf zu antworten sondern wollte erst die Erfüllung des Worts erwarten,
weil es auf nichts als authentique Nachrichten des gantzen Vorfalls ankam,
um einen beßern Operationsplan zu machen. Meine eigene Bedürfnis brachte
mich auf den Entschluß den Neujahrsbrief sogl. zu beantworten, ihm meine
Lage in Ansehung der Gen. Adm. anzuvertrauen, das sollicite vivement zu
erklären, wenn er zufällig Anlaß dazu fände u ihm zugl. den Todesfall zu
melden, da er ein
vertrauter
Freund der Familie hier gewesen ist.
Dies war also auf Gerathe wol von mir gethan und bloß als
Mittel
meinen Mann zu sondiren und zum künftigen Nothanker mir zu erhalten
angewandt. Unterdeßen ich hier ruhig saß, nichts erwartete noch hofte, war
das Glück für mich thätiger. Magnier hatte dem Chef der Adm. seinen
Beförderer beym König zu stürzen gesucht, und war vielleicht längst ein Dorn
in den Augen seiner Confreres gewesen. Meine zwo Hirtenbriefe hatten eine
gar zu grade Beziehung auf seinen Character gehabt, daß der Erfolg die
Interessenten an die Stimme des Predigers in der Wüste erinnert haben muß.
Dem sey wie ihm wolle so erfreute mich unser Landsmann den 15 Jan.mit der Nachricht, daß den 8 ej. Mr. de Morinval, Regisseur des ostprß.
Departements eben bey ihm gewesen wäre und ihm die Versicherung gegeben
daß Niemand als ich den Posten bekleiden sollte; ungeachtet der Licent
Inspector für seinen Schwiegervater denselben gesucht hatte und dieser durch des
Capell Meisters leibl. Schwager ersetzt werden sollte.
Diese Nachricht schmeckte mir wie eine gebratene Himmelstaube einem faulen
Wünscher; machte mich aber weder sicher noch ruhig, höchstens gedultiger und
ergebener. In dem Tumult antwortete ich unserm Landsmann, unterdrückte
aber den Brief – Es waren Exempel, daß Stellen schon besetzt gewesen waren
von der Adm. und der höchste im Lande Invaliden und Protegés unmittelbar
eingesetzt hatte. Zweitens arbeitete man dran den
Dienst zu schmälern
: Das
AdmColleg. wollte 50 rthl vom Gehalt reclamiren die der Vorfahre quaLicentrath gezogen. Die Direction hatte ihren Candidaten wegen seines
Vermögens empfohlen u wollte eine Caution einführen, zu der ich mich nichtverstehen wollte, weil es eine Neuerung bey einem
alten
Posten ist und alte
Posten noch einigermaaßen privilegirt sind.
Ich setzte den 16 Jan. zum andern mal die Feder an meinem Wohlthäter zu
danken und auch für die
Bedingungen
zu interessiren als eben Kreutzfeld
mit dem
August
des T. M. an mein Fenster klopfte. Ich warf mein
Schreibezeug weg, gab alles auf und laß die
Antwort
eines
Ungenannten auf
die
Frage des kalten Jänners; habe Morgens u Abends daran gelesen und es den
gantzen Tag vor meinen Augen gehabt, nicht geruht biß ich den 20 den
Sept
.erhielt, denselben Abend noch Lust bekommen die tollsten Grillen unter einen
Gesichtspunct zu bringen, 3 Dedicationen zu einem opusculo das vielleicht
kaum 3 Bogen klein Octav ausmachen wird, entworfen, das erste Hauptstück
unter dem Titel:
Nachhelf eines Vocativs
, der kein anderer als des
Gevatter Claudius Nachtwächter ist –
Den 24 Jänner
am
Geburtstag des Königs
kam die Nachricht an die
Dir. daß die Gen. Adm. mich zum Garde-Magazin, einstweiligen
Ober
PackHof Inspector
gegenwärtigen
Packhoff Verwalter
ernannt hätte. Weil
dies aber die erste Vacanz seit der Regie ist forderte man erst einen Detailmeiner Geschäfte um die Bestallung darnach entwerfen zu können. Mein
Nebenbuler war der erste Gratulant, mein Nachfolger der zweyte und des
Directors Bedienter im Namen der gantzen Familie der dritte. Ich war den
andern Tag gesund wenigstens hatte ich nöthig in Person zu erscheinen. Den
Tag vorher hatte ich mit genauer Noth folgende Zeilen an die Gen. Adm. aber
unter Addresse des Regisseurs vom Departement aushecken können, unter
Couvert des Capell Meistersle 24 Janv. 777MrsSous les heureux auspices
d’un jour comme aujourd hui
je viens
d’apprendre la faveur signalée, avec laquelle Vous m’avez conferé la vacance
de un Gardemagazin à la Douane d’ici, et comme j’ai lieu de me flatter,
dans
les memes termes
,dont mon antecesseur a joui. Pour donner des
succès à Votre choix, le comble de tous mes voeux j’employerai les derniers
efforts de ma vie et distinguerai l’ingenuité de ma reconnaissance et la
probité de mon zèle par la soumission la plus respectueuse et parfaite avec
laquelle j’ai l’honneur &Damit es dem lieben Jänner an keiner einzigen Freude fehlen sollte; so
wurde ich den 29 ej. mit Antworten u Nachrichten von beyden respectivenGevattern in W. u. D. beseeligt. Mein Becher lief über von Lachen und
Singen. Einlagen nach Morungen u Riga auf der Stelle besorgt.
Den 12 Febr. am Aschermittwoche kam endl. meine wirkl. Bestallung an,
gegen den Mittag zur Expedition hervorgelangt; das Admiralitäts Collegiummit seinen Ansprüchen auf die 50 rthl meines Gehalts nach Recht u Klugheit
abgewiesen, ich von der Caution dispensirt und NB der Direction förmlicher
als gewöhnlich eingeschärft sich bey an allen Clausuln, Puncten u
Bedingungen genau zu halten –
An statt deßen wurde mir zugemuthet, weil bey meinem Posten nichts zu
thun wäre, noch die Arbeiten des vorigen beyzubehalten, und unter dem
Vorwand, daß ich mich dazu anheischig gemacht hätte – Es fielen Bitterkeiten u
Grobheiten u Drohungen von einem Theil vor, und entschloßene Erklärung
von meiner Seite. Dies war die letzte
Oelung
meines zehnjährigen
Galeerendienstes. Ich kam zum Eßen nach Hause und fühlte es daß ich mich geärgert
hatte und etwas das bereits schon in meinen Gliedern ausbrechen würde.
Dictum factum. Zwey Tage drauf Sonnabends den 15 Febr. bekam das
Fieber, quälte mich 8 Tage um die Uebergabe abzuwarten, aber umsonst,
muste mich 8 Tage drauf nolens volens den 22 ej. legen und habe mich 10 Tage
nicht rühren können. Bin den 6 huj. zum ersten mal mit vieler Schwachheit
aufgestanden, wollte heute den Versuch machen auszugehen, bin ich aber noch
zu ohnmächtig und nicht gnug hergestellt. Gott gebe daß ich übermorgen dazu
im stande seyn werde. –
Diesen Augenblick erhalte die ersten Zeilen von Hartknoch. Eine kleine Einl.
an Penzel, denkt an die meinige von Ihnen, aber an keine Antwort „Mit
seiner Gesundheit sieht es so so aus. So lange die Wunde offen ist, läßt sich
an keine dauerhafte Gesundheit denken.“
Er hat mir ein Exemplar von dem 2ten Theil der Urkunde zugeschickt, das
ich dem Kreutzfeld in
Ihrem Namen
geschenkt
, weil ich eins von Hintz
erhalten und daher den
Pendant zum ersten Theil
auf Royalpapier foderte.
Er schreibt mir aber daß dies nicht im Vermögen des Verlegers sondern blos
des Autors stünde. Wenigstens ist Kreutzfeld
nach Ihrer Absicht
befriedigt,
und
wenn ich
es
werden
kann
, würde es mir auch lieb seyn.
Da haben Sie eine lange Relation meines Zeit- und Glückwechsels, wünschte
daß selbige Ihnen so angenehm wäre, als mir die Ihrige gewesen, nach der ich
lange gnug geschmachtet. Das Recidiv vom Gallen-Flußfieber ist ein neuer
DEVS ex machina, der mich sehr beunruhigt u schwermüthig gemacht – Die
Uebergabe ist noch nicht geschehen. Meinen Mann kenne ich gegenwärtig zu
genau als daß ich jemals sein Freund werden noch ihn für meinen halten
sollte; aber ärgern wird er mich, so Gott will, nicht mehr können und
die
Ehre werd ich ihm nicht mehr anthun. Der Licent Inspector wird mir eben
so wenig vergeben können, daß ich ihm die Nachbarschaft p seiner
Schwiegereltern entzogen, ohnedem ist mein Dienst
ein
kleiner Ast des seinigen u beyde
vorher vereinigt und durch Nebengefälle äußerst einträglich gewesen.
Mein Gehalt ist mit dem vorigen Posten daßelbe = 300 rthl; aber freye
Wohnung und Garten die Hauptsache. Wenigstens wird mein Antheil an
den sogenannten Licent Voye-geldern über 100 rthl seyn, und damit denk ich
zufrieden und glücklich gewesenzu seyn, wenn der Neid des Satans nicht die köstl.
Salbe der Zufriedenheit verdirbt, und die Otia
meiner Lage
verhuntzt.
Den 11 März Vormittags 10–11 UhrEben jetzt ist meine jüngste Tochter des Claudius Pathin am linken Arm
inoculirt worden. Gott gebe Seegen und Gedeyen! Die Zubereitung hat wider
Absicht über 14 Tage gewährt, weil sich Würmer und Schnuppen eingestellt
haben und noch währen. Es ist immer ein Vortheil, diese Arbeit an der Mutter
Brust zu übernehmen.
Ich denke
täglich
an meinen lieben kleinen Pathen und das Paarchen, das
mir Gott gegeben hat. Gott laße uns unsern Geburtstag sämtlich mit mehr
Seelenruhe und Hertzensfreude feyern, als voriges Jahr wo es ein wahrer
Monat des Kummers und Grams und Wirrwarrs für mich gewesen und
wahrscheinlich auch für Sie. Schonen u sparen Sie Ihre Geisteskräfte u
wachen über Ihre Gesundheit obstando principiis.
Ihrer lieben Gemalin meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin werde
ich wohl nicht eher als aus der Laube meines Gartens mein Hertz ausschütten
können. Gott seegne Ihre Probstey und bevölkere Selbige wie die Gezelte der
Erzväter. „
Dein Weib
wird seyn wie ein fruchtbarer Weinstock um Dein Haus
herum,
Deine Kinder
wie die Oelzweige um Deinen Tisch her! Siehe also
wird geseegnet der Mann, der den HErrn fürchtet. Der HErr wird Dich
seegnen aus Zion, daß Du sehest das Glück Jerusalems Dein Leben lang, und
sehest Deiner Kinder Kinder Friede über Israel. ψCXXVIII.“Es ist heute mein schlimmer Tag; ich lebe aber der guten Hofnung, daß
meine Quartane ausbleiben wird zum 11ten mal wie sich der vorige Sonntag
Laetare um meine arme Hausmutter verdient u merkwürdig gemacht. Dieser
DEvs ex machina hat mir den Wink gegeben piano zu gehen, wozu sich der
alte Schleicher noch nicht gewöhnen kann. Die Uebergabe des Depots ist noch
nicht an mich geschehen und ich soll meinen Dienst so lau als mögl. anfangen,
ohngeachtet aller meiner Praedilection für denselben, und der Gährung aller
meiner Säfte durch den 10jährigen Galeerendienst.
Mit der Adm. bin ich nun völlig ausgesöhnt; sie hat mir Erstattung
gethan und wird ihr Wort wie ich hoffe, halten. Ich verlange nichts mehr als
die Erfüllung, in den Gränzen meines
alten verjährten
Postens erhalten zu
werden. Dies soll der letzte Hafen meines Lebens seyn und meine letzte
zeitliche Bestimmung. Mein Geschmack an Unschuld und Mittelmäßigkeit wird
zunehmen und an kluger Wirthschaft und an Gründlichkeit des Genußes
ohne Eitelkeit und Geitz.
Keine Schulden
; aber ein guter Name und
tüchtige Erziehung werden meinen Kindern gnug seyn und beßer thun als
Capitalien –
Bey aller Verlegenheit und Furcht auszukommen, hat Gott mir Gnade
gegeben, ich weiß nicht wie, auszukommen und das güldene Unterpfand liegt
noch in seinem Netze – ist 3mal in Gefahr gewesen gantz oder halb für Freunde
aufgeopfert zu werden, aber bis auf den heutigen Tag verschont geblieben. –
Werde zu seiner Zeit mehr melden.
Ich hange jetzt mit 2 Häusern, meinem eignen u einem durch den Concoursmeinem unmündigem Bruder zugefallnen Hause, das mir 100 Verdruß
gekostet Ungeachtet mir ersters über 6000 fl. kostet: so darf ich kaum erwarten
4500 fl. zu bekommen, in welchem Fall ich mit allem ins reine kommenund von vorn anfangen würde, aber in einer beßern Lage als beym ersten
Anfange und mit mehr Erfahrung u Vorsicht.
Kreutzfeld hat schon Verdruß mit der Regierung wegen seines ersten
Gedichts gehabt, worinn er von Friedr Wilhelm sagt: Der nie zur Rettung
langsam, nie zur Rache träge
Sarmatien und Suecien
betrog
. Das letzte Wort soll zu hart gewesen seyn.
Er hat in der letzten Woche des Febr. seine beyden Disputationes pro gradu
et loco de fictionum principiis generalioribus aber nichts zur Sache meines
Erachtens und eben so wenig nach meinem Sinn gesagt. Krause unter ihm
beyde mal respondirt. Dieser wird vielleicht Magister ziehen werden und
den ersten Sommer in mein Haus ziehen, zu unserer beyder Frommen oder –
Er soll mir Silhouetten von allen Gelegenheiten meiner königl Hütte, von
allen Bäumen des Gartens und allen Menschengesichtern innerhalb seiner
4 Pfäle machen.
Nun liebster Gevatter und Freund Herder! Halten Sie es auch mit Ihrem
General-Superintendenten wie ich mit meinem
Packhoff Verwalter
. Gehen
Sie fein piano zu Werk und schonen Sie Ihre Kräfte und den Widerstand
Ihrer Sphäre mit oeconomischer Selbstgnügsamkeit. Das beste Wirken ist
Leiden und ein gedultiger ist beßer dann ein starker.
Ob Ihr Urtheil in Ansehung des W. richtig ist weis der Himmel; aber
heilsam für beide. Ist Göthe gantz todt für den T. M. und Parnaß? Was macht
der Fant St. Veit mit meinem Bilde? Hat ihm der Layenbruder seinen
Magum verkauft oder abgetreten?
Starkens Stelle soll durch Rambach ersetzt werden? Ersterer geht diese
Woche nach Curl. ab und die ganze schöne Welt mit seiner Abschiedspredigt
gerührt. Er hat sich gerühmt daß er eben wo er sein Jawort dem Herzog
gegeben einen Ruff nach Weimar erhalten hätte. Ist das wahr oder Wind?
Näheren Gerüchten zufolge soll er sich an Ihren Hof addressirt haben.
(Noch eins liebster Herder! mit meinem französischen Briefwechsel gehen
Sie so discret als mögl. um den ich Ihnen mitgetheilt habe.)
Meine Absicht Sie mit dem ersten Abdruckbogen zu erschrecken, oder zu
verwirren oder zu erfreuen ist mir nicht gelungen. Von der Probe sollte die
Ausarbeitung der 2 übrigen Hauptstücke abhängen, deren Aufschrift:
Capuciner
Charfreytagsbuße
und 3)
Brücke ohne Lehnen
seyn sollte. Einen Wink in
Ansehung des letzteren wünscht ich mir, weil ich Ihren Sinn weder faßen noch
ergründen kannUeberhaupt wünschte ich mir, daß Sie sich soviel Sie können, über die
Genesin
und den
Gesichtspunct
Ihrer Auflösung ausließen, weil ich nichts
mit soviel gewaltigen Eindrücken unter allen Ihren Arbeiten gelesen und
unermüdet zehnmal gelesen habe
Das Ideal meines Embryons, wenn er noch zur Welt kommt, wird das
unvermeidl. Urtheil nach sich ziehen:
Er hat
einen unsaubern Geist
.
Der Nov des t. M. liegt seit einigen Tagen vor mir. Ich habe Ihre
Beyträge mehr als einmal gelesen; nichts will aber so anschlagen als des
Ungenannten Auflösung, die ich ehsten Tags wider vorzunehmen gedenke.
Octob. Xbre ist mir noch nicht zu Gesicht gekommen.
Vergeßen Sie die Fortsetzung u Vollendung Ihrer Urkunde nicht in
Ihrem
Pulte
. Sie sind selbige dem Verleger, Sich selbst, mir und dem Publico
schuldig.
Werden Sie Ihr Mansct zur neuen Theorie des Empfindens u Denkens
nicht herausgeben, die ein wahres Opiat für mich gewesen? – oder mir eine
Quintessenz einmal davon mittheilen können. Ich fieng mit Krause einen
Briefwechsel darüber an, den das Problem beynahe närrisch gemacht hatte,
wenn er nicht krank geworden wäre. Ist aber bald unterbrochen worden,
aber noch nicht aufgegeben, sondern nur ins Stecken gerathen. Weder Er noch
sein Minister sind imstande gewesen mir das geringste behülflich zu seyn.
Gott hat mich geholfen und ich freue mich der Schuldner eines Landsmanns
zu seyn. εχω που στω – So glücklich wurd nicht Archimedes, deßen Hebel ich
mir wünschte zu neuen Experimenten.
Ich sehe mir nach dem Schweitzer den mir auch Claudius anmeldet, die
Augen aus dem Gesicht. Nur wünschte ich daß er solange bliebe, biß mein
kleines inoculirtes Mädchen Fleisch u Fisch miteßen könnte, das wir
gegenwärtig verstohlen u mit Salsen eßen müßen.
Außer meinen 10 Licentträgern hatte sehr gesehen auch
Binnen-Lootsen-
Commandeur
geworden zu seyn, um Sr. Kgl. Maj. zu Land und zu Waßer
dienen und Ehre machen zu können. Der Castor oder Pollux Kopf zum
Licentboote steht noch zum Andenken in meiner Loge, – nicht mehr
Bureau
! aber
die
Binnen-Lootsen
wollen mich nicht für ihren Commandeur erkennen wie
die Licent Träger 2 ansehnl. Deputirten den 27 Jänner frühe an mich
anschickten, wofür ich mich den 15 Febr. kurz vor glücklicher Ankunft meines
zeitigen Gastes mit 5 fl. zu einer halben Tonne Bier u eben so viel zu einem
Rinderbraten feyerlichst bedankte.
Ich wills aber dem Admiralitäts Collegio schon denken, daß es 50 thl von
meinem Gehalt unchristl. begehrt und mich der Ehre beraubt; mich als Ober
Packhoff Verwalter und Binnen Lootsen Commandeur der Teutschen
gelehrten Republik zu empfehlen, und dem Ober Land Commissarius in D. den
Daumen aufs Auge halten zu können, der die Grille hat seine alte Streiche
wider von vorn anzuspielen und das Land wie ein wantschapicher hinkender
Bote durchzutrödeln, unterdeßen er mit sein sBauer Mädchen mit einer vier
oder lieber sechsspännigen Kutsche Abisags von Sunem für Se Durchl.
auftreiben und ausspioniren sollte – wenn nicht Hopfen und Maltz an dem
Gebräusel des gantzen Compere verloren wäre.
Ob unser Triumvirat noch leiblich sich einander genießen wird? – Diese
Hofnung ist vielleicht in uns allen gleich lebhaftig, aber die Möglichkeit und
Art der Ausführung noch ein ziemliches Rätzel. Heute ist mir wohl; ich habe
während meiner kleinen u leichten Krankheit keine Freude am Leben finden
können u in allen Winkeln darnach gesucht. Ein rechter Winter in meiner
Seele ist dieser Paroxysmus meines Fiebers gewesen. Habe statt zu eßen meine
Portion Caffé mit 2 Zwieback zu mir genommen. Fühle noch nichts von jener
heterogenen Schweere – auch das Gemüth ist wie neugeboren. Lieber Lenz,
grüne und reife zum Sommer! Versetz mich bald in jene dunkle kühle Laube,wo ich mit der bestgestimmten Schäferin und dem gutgesinnten Bauermädchen
meinem einzigen und liebsten Freunde u. Gevatter correspondiren, an dem
Dixi und Vixi eines würdigen Preuß. Packhof Verwalters nachsinnen und
dichten, über das fehlgeschlagene Binnenlootsen Commando herzlich
schmuntzeln will.
Gott erhalt mein kleines Fischchen und laße die Einpfropfung gut gerathen.
Hat vorige Woche auf einmal so ehrlich zu stammern angefangen daß sie es
ihrem Vater u dem Major Domus, Priester Johannes ausstechen wird. Trotz
aller Mängel und Gebrechen bleibt sie ein liebes Kind – ohne Nachtheil
meines Gleichgewichts in der väterlichen Liebe und christl. Erkenntlichkeit gegen
Gaben und Geschenke des Himmels – Morgen so Gott will mehr! Noch ist
alles gut und nach Herzenswunsch.
Den 12 März.Gestern besuchte mich noch mein alter Freund Kr. Hennings. Heute ist der
spanischen Fliegen der Pockenfaden eingelegt worden. Ungeachtet mein Fieber
Gottlob! ausgeblieben und ich fest entschloßen war bey aller meiner
Ohnmacht auszugehen, war es mir doch recht lieb, zu Hause bleiben zu können,
weil mich Buchhalter Pinnow, deßen Loge nur eine bretterne Wand scheidet
und von deßen Ausfertigungen die meinige abhängen, durch einen Boten
abrathen ließ bey der starken Kälte um so weniger auszugehen, da meine Logezu außerordentlichen Arbeiten besetzt wäre.
Also werde diese Woche wol noch so wegschlentern, ohne Appetit zu lesen –
aus dem sich auf das übrige schließen läßt. Vor Ungedult hab ich heute den
Iuuenalem angefangen, und zum ersten mal in meinem Leben mit
vielem
Geschmack
, den ich mir sonst niemals recht geben können. Von so viel
Zufälligkeiten hängt unser Urtheil ab. Mit meinem kleinen Johannes heute zum
2ten mal Schröckhs Universal Historie angefangen, mit der wir vorige Woche
fertig wurden seit October. Mein gröster Trost und Endzweck bey meiner
Veränderung ist der, etwas mehr zur Erziehung meiner armen Kinder
anwenden zu können – wozu es mir bisher an allem mögl. gefehlt und was das
ärgste zu meiner
unbegreifl. Schande
.
Vom Michaelis Gut habe fast nichts gesehen weil der Kantersche Buchladen
keine Meße gemacht und er mit dem Bau seiner Papiermühle zu Trutenau so
vertieft ist, daß ich ihn fast nicht mehr zu sehen bekomme. Penzel steht der
Handlung und besonders den Zeitungen vor und ist das Fac totum der
Himmel weiß wie lange. Unsere Freundschaft geht ihren Gang wie das Wetter u
die Jahreszeiten es mit sich bringen. Sein Kopf und Herz interessiren meine
Neugierde u Geschmack, ungeachtet aller Contraste.Kreutzfeld ist mein fleißigster Besucher und beynahe Lindner für mich.
Krause ein wahres Problem – an dem ich
Buchholtzens Physiognomie
oft
im Geist so lebend vor mir sehe, daß ich mich wie vor einem Gespenst zu
fürchten anfange. Er war Krausens Mutterbruder. Und in diesem Circul bestehen
hier alle meine Leiden und Freuden.
Gott beschere Ihnen der erstern weniger und der letztern mehr und erfülle
alle Wünsche Ihrer lieben Schwester bey Ihrer Veränderung.
So bald ich
gesunder
und
ruhiger
seyn werde, liebster Seelenfreund,
Landsmann und Gevatter! sollen Sie mehr von mir hören. Ich weiß nicht,
welcher Schlaff und Traum und Nebel mich umgiebt. Sey’s Philosophie oder
Schwärmerey, Hypochondrie oder Ahndung: so will ich die honneurs eines
Wirts beyden Schwestern machen, und ihren Besuch so viel ich kann, zu
Nutz –
Gott sey Ihnen freundlich, liebster H. und seegne Sie und Ihr gantzes
Haus reichlich mit himmlischen u irrdischen Gütern – Die Paßionszeit ist
mir kein Jahr so feyerlich gewesen als dieses – Fröhliche Ostern uns sämtlich
und sonders! Ihrer besten Hälfte meiner würdigsten Gevatterin den
ehrerbietigsten Handkuß. Ich umarme mit väterl. Zärtlichkeit meinen kleinen
lieben Pathen u seinen Bruder. Auch Ihrem Johann Christ. einen Gruß von
seinem Freund Johannes. Ersterbe Ihr alter ehrlicher verpflichteter Freund
Hamann, leidiger Packhoff-Verwalter.Kgsberg den 2 April 777.Herzlich geliebtester Freund,
Wundern Sie sich nicht, daß ich Ihnen noch eine Antwort seit den 7 Januar.
schuldig geblieben bin. Ein neues Quartanfieber, das mich mehr als das erste
mitgenommen und hundert häusliche und andere Unruhen können mich
hinlänglich entschuldigen ohne daß ich nöthig habe mich in eine umständl.
Erzählung einzulaßen. Meine Veränderung wißen Sie und ich befinde mich in
einem solchen Labyrinth deßen Ausgang ich noch gar nicht absehen kann.
Gottlob! mein Häuschen ist verkauft für die Hälfte deßen, was es mir baar
kostet; und bey meiner neuen Einrichtung sucht man mir das Leben auch so
sauer als mögl. zu machen. Doch ein schwerer Anfang verspricht ein desto
beßeres Ende und ruhigern Fortgang. Seit dem fatalen September habe ich
die Frau Consistorial Rathin p nicht mit Augen gesehen und zum ersten mal
am vorigen Charfreytage bey Ihnen einen Besuch ablegen können. Sie hat
ein recht mütterl. Verlangen und Sehnsucht Ihnen das letzte Lebewohl! auf
der Welt zu sagen, klagte über ein schweres Lager, das Sie wider Hofnung
überstanden und von dem Sie mir wirklich schien sich sehr erholt zu haben.
Ohngeachtet ich noch mit den Erben in Rechnung stehe wegen des
Ueberschußes der durch den Druck verursachten Unkosten, muste ich um Auszahlung
der 17 rth 2 ggl. anhalten, die ich auch sogl. erhielt gemäß Ihrer Anweisung
dazu vom 24 Xbr. pr. aber zu meinem grösten Verdruß erfuhr, daß man eine
Remise von Büchern an Sie gethan ohne mir den geringsten Wink davon
gegeben zu haben, des Fabricii Bibl. Graec. Ihnen beylegen zu können – den
also Hinz mitnehmen muß. Es sind aber nur 9 Volumina, wie im Catalogodie Anzahl derselben angesetzt ist und ich vermuthe daß entweder nachher noch
einige ausgekommen seyn müßen oder eine neuere Ausgabe davon seyn muß.
In welchem Fall der erste Käufer mit Ihnen ein gl. Schicksal gehabt hätte.
In Ansehung des Catholici habe ich bedeutet, daß Sie den Auctions Preiß
nebst dem Bande gutthun, der Ueberschuß zur Praenumeration unter sämtl.
Erben vertheilt werden muß. Aber das ärgste ist, daß man Ihnen die 2 Theile
A u E roh miteingepackt, die ich willens war dem Verfaßer zu remittiren.
Also steh ich wider am Berge und kann noch der Sache kein Ende rein machen.
Ich wünschte daher, wenn sich dort ein Liebhaber dazu fände, der 2 # bezahlte
oder s Sie mit Hintz einen Vergleich machen könnten, weil die Hin- und
Herversendung und die Versäumung gegenwärtiger Meßzeit einen verdrüßl.
Verzug und die Gefahr etwas an dem Buche zu verderben oder zu verlieren
leicht nach sich ziehen könnte.
Da ich Selbst für 3 Buchstaben C. B. D. mein Quotum übermachen muß
und das mir zugedachte Geschenk nicht annehmen kann, weil ich mich für die
2 Mahnbriefe bedanken muß: so wünschte ich wenn mein Vorschlag die beyde
durch ein Versehen Ihnen roh übermachte Theile, dort anzubringen Ihnen
gelingen möchte u Sie im stande wären mir den Werth von 2 # in Louis d’orso bald wie mögl. zu übermachen.
Um von einer unangenehmen Sache zu einer andern überzugehn, bin ich
einem Bancorutto näher gewesen, als ich es selbst gewust. Mein Erbtheil war
5000 fl. mein Haus kostet mir 6000 fl. Mit der Hälfte, die ich
widerbekommen, bin jetzt im stande 3000 fl. zu decken, für die ich meinem unglückl.
Bruder hafte. Ich fange also von vorn an und mein gegenwärtiger Dienst ist zu
rechter Zeit gekommen. Mein Gehalt bleibt daßelbe; freye Wohnung habe
aber gewonnen – und wegen des Gartens wird es noch ein Strauß seyn. Der
Geitz straft sich selbst und aufzuopfern hab ich nichts mehr, wozu ich immer
willig gewesen bin. Mein Plan war gemacht mich erst meiner Bibliothek,
darnach meines Hauses zu entledigen u dann mit meinen Kindern öffentlich
aus dem Lande zu gehen. Gott hat meinen guten Willen durch einen beßern
Ausgang belohnt.
Mein Freund Penzel ist Musquetier bey dem Hiesigen Alt Stutterheimschen
Regiment. Das Fragment über die Gräntzen der alten Welt ist von ihm. Der
Verfolg seines Lebenslaufs ist die Einleitung zum dritten Theil des Strabo.Den 24 Mäyrz hielt er in meinem Hause eine öffentl. Vorlesung sr.
beyden künftigen Vorreden an den Bischof zu Würzburg u Ritter Michaelis. So
ungl. wir auch denken: ist unsere Freundschaft noch nicht unterbrochen
worden, hat aber wohl noch mancherley Crisis zu überstehen. Für die Bezahlung
seiner Bücherschuld hat er gesorgt erwartet aber erst das Geld von seinem
Verleger nach der Oster Meße. –
Meine kleine Kama, wie sie Prof. Kreutzfeld nennt, hat die Pocken
Inoculation Gottlob herrlich überstanden und wir werden uns vielleicht alle mit
dem schönen Sommer erholen, wenn der Winter ausgeschneyet. Leben Sie
vergnügt und besuchen Sie bald si Diis placet in seiner Gartenlaube Ihren
alten redl.
Freund HamannGarde-MagazinPackhof VerwalterIhre schöne Räuberin ist hier gewesen auf Eroberungen. Penzel hat sie bey
Dr. Laubmeier kennen gelernt, der sich viel Mühe gegeben sie nach Riga zu
empfehlen a Dio.Adresse mit rotem Lacksiegel (Kopf des Sokrates nach links) und Postvermerken:à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à /
Rossitten
/ en
Courlande
.Kgsberg Dom. Misericordias Domini 777.HöchstzuEhrender Landsmann und Freund!
Ich weiß den Königl. Kapellmeister nicht beßer zu trösten, als wie es der
Cardinal von Retz that mit dem Beyspiel des Julius Cäsar. Ohne Ihre
grosmüthige Vorsprache würde ich einem sehr ähnlichen Schicksal ausgesetzt
gewesen seyn; doch ich weiß Ihnen die Fortsetzung meiner Ebentheuer nicht
beßer als in chronologischer Ordnung mitzutheilen.
Meine Bestallung langte hier am Aschermittwoche an. Man wollte mir
noch zumuthen meine alte Arbeit mit den neuen zu verbinden, unter dem
leidigen Vorwande, daß ich mich selbst dazu anheischig gemacht. Dies gab zu
einigen unangenehmen Erklärungen Anlaß – Ich tratt also den 13 Febr.meinen neuen Posten an; aber die
letzte Oelung
für meine zehnjährige
Dienste zog mir nach ein paar Tagen einen neuen Anfall vom Fieber zu, das
mir bereits in den Gliedern lag.
Ich
quälte
mich gleichwol die
ganze folgende
Woche auszugehen, weil
es
von Tage zu Tage
hieß, daß die Uebergabe in Gegenwart des Hofrath
Hoyers geschehen sollte. Den 22 Febr. war ich nicht mehr im stande mich zu
halten und wurde nolens volens bettlägericht.
Den 24 ej. wollte ich mit aller Gewalt mich aufmachen, es war mir aber
unmögl. und HE v Marvilliers nebst dem Buchhalter Pinnow, der des seel.
Licentraths Blom Vicarius gewesen war und mit deßen Expeditionen die
meinigen unmittelbar verbunden sind, ließen mich durch einen Licent Träger
ausdrückl. warnen meine Gesundheit wahrzunehmen, weil bey damaliger
Jahreszeit gar nichts zu thun und meine Gegenwart selbst bey der Uebergabe
nicht nöthig wär.
So habe ich 3 ganzer Wochen wider an einem zusammengesetzten QuartanFieber laborirt und mehr an Gemüth und Leibe ausgehalten als die vier
letzten Monathe des vorigen Jahres, biß ich den 17 März den ersten
kümmerlichen Versuch machte auszugehen.
Die Uebergabe war den 24 Febr. vom
Amtmann Stürz
, dem jüngsten
Schwiegersohn geschehen an den Inspector De Marvilliers und dieser
händigte mir theils das Protocoll davon ein um es zu unterzeichnen, nachdem ich
theils einige Pfänder im baaren Gelde theils die wenigen Beschläge in der
Depot Cammer in Empfang genommen hatte.
Ich vermißte bey der Gelegenheit ein
altes stumpfes Federmeßer
, was
der Amtmann im Namen der Erben mitgenommen hatte; beschwerte mich
deswegen bey dem Inspector, weil diese unbeträchtliche Kleinigkeit
wahrscheinl. aus den Kgl. Schreibgebühren angeschafft worden seyn müste. Peckokaber versicherte, daß es der seel. Mann aus Scherz ihm mitgenommen sich
zugeeignet hätte. Man lachte also über die Habsucht der Erben.
Man munterte mich unterdeßen von allen Seiten auf, der Wittwe meinen
Besuch zu machen. Meine schwächliche Gesundheit und reitzbare Gemüthsart
hielten mich davon ab und ich war so glücklich in dieser Woche mein kleines
Haus loszuschlagen, aber so unglücklich nicht mehr als 3400 fl. dafür zu
erhalten. Sie wißen vielleicht HöchstzuEhrender Freund, daß es mir baar
4200 fl. kostet und daß ich weit über 2000 fl. an Reparaturen p daran
verwendet habe. Nach diesem reinen Verlust von 3000 fl. blieb mir also von
meinem ganzen Vermögen nichts übrig – und die Veränderung meines
Schicksals hätte nicht länger ausbleiben dürfen ohne mich gänzlich zu Grunde
zu richten oder zur äußersten Verzweifelung zu bringen.
Mein Entschluß war nunmehr gefaßt den Montag der Marterwoche bey der
Licenträthin Blom meinen Besuch abzulegen u meine neue Wohnung in
Augenschein zu nehmen. Die Pocken, welche ich meiner jüngsten Tochter hatte
inoculiren laßen und die eben im vollen Ausbruch waren hielten mich davon
ab, daß ich es bis nach dem Fest aussetzte. Der lieben Frau war mit dieser
Achtsamkeit wenig gedient, sondern schickte den D. Laubmeier in mein Haus.
Weil sein und mein Vater herzliche Freunde gewesen waren, so freute ich mich
über diesen Besuch und machte mich dieser Gelegenheit zu Nutz diesem Mann
mein ganzes Herz auszuschütten. Anstatt mich einer Gegenerklärung zu
würdigen, eilte er aus meinem Hause um nicht von den Blattern meines Kindes
einige Witterung mitzunehmen.
Den Ostermontag sprach ich im vorbeygehen in des D. Hause an, ihm meinen
Gegen Compliment zu machen, zu meinem Glück war er auf seinem Landgute.
Die Triebfeder aller der Bewegungen, welche die Wittwe und die ganze
Familie gemacht hatte mich an sich zu ziehen betraff die Forderung einer
Vergütung wegen Meubles und vorzügl. wegen des Gartens. Letzterer hat
vorzügl. den Neid auf mich gezogen von den meisten Officianten, ich suchte daher
diesen Gegenstand mit aller mögl. Kälte zu behandeln.
Der Osterdienstag ist also mein erster und einziger Besuch gewesen, den ich
der Licenträthin machte. Ich fieng mit meiner Besorgnis an, daß mein
Besuch eine unangenehme Erinnerung ihres gehabten Verlustes seyn würde und
mit den notorischen Entschuldigungen denselben bisher ausgesetzt zu haben.
Sie empfieng mich mit aller mögl. Freundlichkeit, erschöpfte alle Schranken
und Canzelberedsamkeit – – Meine Absicht betraff blos die Wohnung und
meine äußerste Bedürfnis selbige bald ausgeräumt zu sehen. Sie beklagte sich
über die neue Ofen und Mahlerarbeiten in ihrem neuen Logis und bat sich
noch auf 8 Tage den kleinsten Winkel zu ihrer Retirade aus mit dem
Versprechen mir alles übrige sogl. abzutreten.
Der Anblick des Lusthauses mitten auf dem Gehoft war gleich ein
Querstrich durch meinen ganzen Plan. Ich versicherte ihr daß ich keinen Ausweg
absehe in Ansehung des Gartens aus einander zu kommen u dem HE Doctordie Erklärung gethan hatte wie ich sehr gern die Erndte desjenigen was man
ausgesäet, den Interessenten überlaßen wollte, auch den ersten Sommer
weder wegen meines neuen Postens, zu dem ich noch keine routine hätte, u
wegen meiner Bibliotheck und seit 10 Jahren in Unordnung gelaßenen
Papieren alle Hände voll zu thun haben würde, ich auch vom Gartenbau nichts
verstünde ppp.Sie kennen liebster Freund! die Frau – und es kam mir vor, daß es mir
schlechterdings unmögl. war mit ihr 24 Stunden unter einem Dache zu
wohnen. Ich faßte also meinen Entschluß, weil ich aber so wenig Meister von
meiner Feder als von meiner Zunge bin, und mit einer Rabulistin, Quäkerin
auch vielleicht Kuppelweibe zu thun hatte: so lief ich bey einem meiner guten
Freunde mir das kälteste Billet doux in die Feder zu dictiren, in dem ich ihr
die gebetene Frist von 8 Tagen willfährigst zugestand, aber mit der Bedingung
auf das späteste den 9 huj. das Haus zu räumen und mir einen
Aufsatz
desjenigen was sie an bonification zu fordern hatte mir mitzutheilen. Sie
übersandte mir blos eine Rechnung wegen Meubles u des Lusthauses auf dem
Gehoft, ohne an den Garten zu denken. Unter den ersten waren nicht nur
2 Glasthüren begriffen, sondern selbst die Fächer in der Speisekammer.
Bey meinem Besuche hatte sie die Unverschämtheit gehabt nicht nur die
Menge der Bäume, welche ausgegangen u geblieben waren mir in Anschlag
zu bringen: sondern so gar vorzugeben, daß ihr seel. Mann immer versichert
500 fl. den Storchschen Erben bezahlt zu haben, da selbige noch am Leben
sind das eigentl. Quantum anzugeben, das sich auf 60 oder 90 fl. höchstens
belaufen soll.
Ich war also genöthigt durch ein zweites Billet zu ersuchen mir auch die
Bonification für den Garten zu bestimmen, welches sie rund auf 326 rth incl.des Lusthauses auf dem Gehoft bestimmte. Der Grund dieser ganzen
Forderung beruhte darauf, daß die Fr. Kr. R. Lübeckin eine gleiche Summe von
dem Nachfolger ihres Mannes erpreßt, und letzterem dies Geld wider vom
HEGeneral-Inspector De Marvilliers ausgezahlt worden, wodurch der
gegenwärtige Licent Einnehmer, weil er so viel Geld nicht aufbringen können,
seiner Wohnung beraubt worden.
Ich erhielt diese Erklärung den 5 huj. und habe Sonntag die u. die halbe
Nacht zum Montag gearbeitet deshalb bey der General-Adm. u dem HE Geh.
Finantz Rath von Morinval meine unterthänige Vorstellung zu machen. Es
ist mir aber nicht möglich gewesen und es scheint als wenn ich mit meinem
Uebersetzer Posten all mein Französisch verloren hätte.
Unterdeßen war die Fr. Licenträthin den 6 bereits ausgezogen, hatte aber
alle Schlüßel mitgenommen. Ich meldete mich deswegen bey der Direction,erfuhr aber, daß sie sich bereits selbst nach Berlin gewendet, daß dem p Blomqua gewesenen Licent-Inspector und nicht qua Garde-Magazin Wohnung
u Garten zugekommen wären, und daß man sich mit dieser Sache nicht
befaßen wollte, weil die Licenträthin ausgebracht, daß HE Director selbst
willens wären diesen Garten abzumiethen.
Montags des Abends wurden mir die Schlüßel vom Hause überschickt und
ich machte den Anfang einzuziehen, womit Mittwochs des Abends fertig
wurde und eine elende Nacht in meiner Burg zubrachte, bey der ich mir mehr
als einmal die Bequemlichkeiten meiner kleinen Hütte zurück wünschte.
Donnerstags schickte HE Regimentsfeldscherer Gerlach sogl. seine Leute ab,
um den Garten zu spoliiren. Gestern sind mir die Schlüßel von dem
Packhause u Magazin übergeben worden, die bisher HE de Marvilliers wegen
Entlegenheit meiner vorigen Wohnung in Verwahrung gehabt. Heute habe einen
neuen Versuch machen wollen wegen dieser Sache bey der Gen. Adm.einzukommen; es ist mir aber nicht mögl. gewesen. Prof. Kreutzfeld, der heute ein
Programm zu seinen ersten Vorlesungen hat austheilen laßen, besuchte mich
Nachmittags und gab mir den Rath Ihnen meinen Kummer anzuvertrauen.
Penzel, der leider! ein Vertrauter im Hause des Directors geworden, löste
ihn ab und ich schreibe wider die Gesetze meiner Diaet zu Mitternacht in
meinem verwünschten Schloß, das statt eines Hafens noch eine
übelaufgeräumte stürmige See für mich ist.
Sie wißen die Lage des Gartens zwischen des HE Direct. und des
bisherigen Licent Einnehmers jetzigen vom Gen. Inspector usurpirten Hauses,
daß niemand als einer dieser beyden Nachbarn meinen Garten ohne meinen
grösten Nachtheil miethen kann, weil selbige von der Wiese zu den Eingang
dazu haben können, und ich von keinem fremden die Servitude eines
Durchganges durch mein Gehofte übernehmen kann. Die Verhältnis meines
Gehalts zu meinen beyden Nachbarn ihres ist eben so bekannt. Ich bin kein
Gärtner, möchte auch nicht gern meine Leute von der Haushaltung zum
Blumen- u Obstkram abziehen.
HE de Marvilliers wird es mir kaum vergeben daß sein Schwiegervater ein
Nebenbuler meines Postens gewesen ist und hat mir se. Gesinnungen gar zu
deutlich merken laßen. Er erklärte in Gegenwart des Buchhalters Pinnow daß
im Fall einer Versetzung an einen andern Ort er gerade an den König sich
wenden würde um das Eigenthum des Gartens für seine darauf verwandte
Kosten und Verbeßerungen sich zu erbitten.
So leicht ist es zu vergeßen, daß man kein Eigenthümer des Königl.
Grundes und Bodens ist sondern ein
bloßer Lehnsmann
. Nicht ist in meinen
Augen niederträchtiger als wenn ein reicher Officiant seinem Geschmack den
Zügel schießen läßt in der Rücksicht von seinem Nachfolger, deßen Vermögen
er nicht abzusehen im stande, schadlos gehalten zu werden. Bin ich schuldig
dasjenige zu ersetzen, was sich mein Vorgänger in der Dauer seines
Vergnügens und dem Betrag seiner Zinsen die er erwartet zu verrechnen Lust und
Belieben hat?Der seel. Magnier hat nichts bezahlt, sondern blos seinem Vorgänger
erlaubt alles mögl. an sich zu nehmen.
Ich unterwerfe mich von Grund der Seele gleichen Bedingungen und bin
sehr weit entfernt meines Nächsten Blumenstücke u Mistbeete zu begehren.
So arm wie ich bin, erkenne ich mich außerdem schuldig der Wittwe dasjenige
zurückzubezahlen was ihr Mann den Storchschen Erben vergütet hat, ohne
daß ich die geringste Ansprüche deshalb auf meinen Nachfolger zu machen
willens bin.
Storch ist der erste gewesen, der auf eine Vergütung Ansprüche machen
können weil er nebst den beyden übrigen Officianten zur rechten und linken
Hand ein Theil der dem Magistrat zugehörigen Wiese, der Himmel weiß wie?
acquirirt und diesen Zuwachs vom Lande des Bodens ausgefüllt und
bereits zum Garten aptirt hat.
Diese Summe ist leicht auszumitteln, weil einer der Erben noch am Leben
ist und die Acten darüber da seyn müßen.
Weil ich glaubte daß von diesem Zuwachse blos die Rede war und daß
selbiger fügl. von der Königl. Gränze abgesondert werden könnte: so war ich
sehr geneigt darauf Verzicht zu thun, um so mehr da mein Vorgänger als
Licentrath 2 Stuben von seiner Wohnung verloren, die mir brauchbarer
wären zu meiner häuslichen Bequemlichkeit als einige Blumenbeete und
Fuß Gartenland.
Ich begreife überhaupt nicht wie ich durch meinen Dienst das Unglück mir
acquirirt in
Familienhändel
zu gerathen und ins Handgemenge mit
Weibern, Advocaten, Amtleuten, Regimentsfeldscherer p deren Charakter aus
Geitz und Arglist zusammengesetzt ist.
Mein Grundsatz ist der nur
so
viel zu meinem Vergnügen u Genuß des
Lebens anzuwenden als ich für mich selbst und meinen Nachfolger zu
verlieren und aufzuopfern im stande bin, und ich verlange eben so wenig, daß
meine Gottlob!
natürl. Erben
mit meinem Nachfolger das geringste zu
theilen haben sollen als ich Lust habe mit meines Vorgängers politischen Erben
das geringste abzumachen zu haben.
Alles wozu ich mich verstehen kann, besteht darinn: daß ich die Summe,welche der seel. Licent Rath Blom seinem Vorgänger vergütet hat laut schriftl.
Documenten wider erstatte und übrigens erlaube, alles das Lusthaus
niederzureißen und alle mögl. Gewächse ausnehmen zu laßen doch mit der
Bedingung blos gegen die blinde Wuth dieser eigennützigen und rachgierigen
Leute geschützt und in meinen Rechten, bereits geschmälerten und mir von
Gottes und Rechts wegen zukommenden Bedingungen meiner Stelle erhalten
zu werden. –
Vergeben Sie, bester Freund, dies ungezogene Geschmier meiner Gemüths
und äußerl. Lage. Vollenden Sie Ihr Werk und machen Sie so viel Gebrauch
als Sie können im Fall der Noth. Ertheilen Sie mir auch einen guthen Rath,
ob ich die Antwort einer Kgl. Administration auf das Petitum der Wittwe
erst abwarten oder ersterer zuvor kommen soll – wenn Ihre Zeit und
Umstände diesen Liebesdienst verstatten.
Ich habe Ihren HErn Vater noch nicht besuchen können, aber ihn einmal
auf der Straße begegnet. Die Unruhe, in der ich vorzüglich seit Jahr und Tag
gelebt, scheint eine wahre Crisis meines Lebens zu seyn, bey der ich mich und
andere so viel ich nur kann schonen und jedermann aus dem Wege gehen muß.
Was macht Ihre würdige Frau Gemalin – und der kleine Benjamin? –
und Ihr Freund HE Prof. Engel?
Der Nachtwächter ruft Zwey. – Gott gebe beßern Stoff zu unserm
Briefwechsel. Daß sich alle Nacht meines unsers Schicksals bald in Morgenröthe
und Tag aufkläre. Ich umarme Sie mit der aufrichtigsten Ergebenheit eines
alten verpflichteten Freundes und Dieners.
Johann Georg HamannKgsberg le 6 Avril 777.Messieurs,Ce fut le 12 Fevr. mercredi des cendres que ma commission arriva
et le lendemain la Direction Prov. m’accorda après avoir reçu l’extrême
onction de mon ancien emploi et j’obtins avec l’extreme onction et la
permission d’entreraller le lendemain à mon nouveau poste.Le samedi
de la meme semaine je sentis la nouvelle recidive d’une fievre.
Malgré mes souffrances je me forçai à sortir toute la semaine suivante, parce
que en les heritiers le beau-pere de mon antecesseur un de nos plus
celebres Avocats et Conseiller celebre de Procureurs me firentt
attendre d’un jour à l’autre après de faire la remise des effets du Roi-
Midi Le 22 Fevr. midi je succombai à mon mal et Le 22 l ne etoisfus plus en etat de me bouger après midi tenir sur mes pieds.
Je voulu faire le 24 du m du meme mois l’impossible et etois
sur le point de de me lever lorsque Mr l’Inspecteur de Marvilliers et le
Sr Pinnow teneur des livres et vicaire de mon poste bureau qui estcombiné avec immediatement avec le s mien pour les expeditionsla connexité de nos expeditions, eurent l’attention de me defendre la sortie
pour ne pas exposer ma santé en me rassurant – –
Enfin Monsieur après avoir gardé douze jours 3 semaines mon lit et
ma chambre j’etois en etat de faire ma premiere sortie le 17 Mars. La
remise de la
chambre
du depot pour les objets saisis
avait été
faite pendant les premiers jours de ma maladie par les heritiers le
Bailli Sturz, un des beaufils de mon antecesseur à Mr de Marvilliers
et celui-cy m’en remit sur le champ le procès verbal et les objets y
specifiés.
Mr. l’Inspecteur me prevint que les heritiers de mon antecesseur
voulaient devoient encore retenir des en leur garde le livre de la recette
des
deniers d’enmagazinement
avec les decharges y appartenantes et
parceque cet article etoit porté sur le procès verbal et dependoit de son
arbitre, je lui fis seulement des remontrances que les heritiers avoient
en mauvaise grace d’enlever un chetif et vieux et chetif canif du
Bureau, parceque la presomtion fourni par le probablement par les
frais du Roi accordés pour ces utensiles du Bureau. La proprieté de
cette bagatelle fut reclamée par un Employé ami du defunt et le badinageme fit deviner le caractere utile pour deviner le caractere de mon
nouveau monde.
Encouragé de toutes parts d’aborder la veuve de mon antecesseur, je
plaidai la sensibilité de ma santé affaiblie encore et me resolus à lui faire
mon premier compliment dans un jour de la grande semaine. Ayant
fait inoculer ma fille cadette je mes me fis un scrupule de faire cette
visite le lundi de la semaine sainte et j’etois prevenu par l’autre un
Docteur en Medecine l’autre des beaux-fils de mon antecesseurs, Docteur en
Medecine que je fus charmé de reconnaitre chez moi, parceque nos Peres
ont été des cultivé une amitié très cordiale. Je lui fis les excuses de
mon delay à l’egard de la visite que je devois à la veuve. Je lui declarai
que je ne manquerai pas prendrai mon logis en evidence qu’apres Paques
que je venois de vendre ma maison, qui m’avoit couté oit plus de
2000 Ecus pour la moitié par la valeur et que je n’etois embarassé que
de pouvoir au plutot possible entrer en possession de mon nouveau logis.
Pour le jardin y appartenant on n’avoit tant battu les oreilles par des
avis contradictoires que je n’etois en etat de m’en former aucune idée
juste et que par egard aux heritiers je ne voyois point d’autre ressource
que de leur abandonner encore la recolte de ce qu’on y avoit sémé; que
je n’etois pas jardinier, que je n’aurois pas même le loisir cette le
premier an de me soucier du jardin; que dans la saison morte je n’avois pas
encore eu le loi l’opportunité de me routiner dans la pratique de mes
Registres où j’etois aussi neuf qu’un ecolier; que j’aurai besoin de toutes
mes heures perdues pour arranger après dix années de desordre mes
papiers et ma bibliotheque, que j’avais sauvé du naufrage par un miracle
et que toute ma conservation en avoit l’air et le prix à mes yeux – Enfin
je lui parloi avec toute la chaleur d’un homme sensible et on oilsincere, qui abhorre toutes les conventions et affaires de famille et qui etoit
determiné, que ses heritiers n’auroient rien à demeler avec mon
successeur, et qui ne sacrifient rien de ce qu’il pouvoit et vouloit perdre
après tant de saignées qu’il m’avoit fallu subir et ou j’ai failli de perdre
tout mon sang et argent – Mr le Docteur etoit embarassé de sejourner
plus longtems dans une chambre contagieuse et vis à vis de mon’un
enfant verolé boutonné et il etoit allé voir sa terre à la campagne ou
il possede une terre, lorsque je voulus faire mon compliment le lundi des
Paques en retournant de l’eglise.
Le 1er du cour. je fis ma premiere visite chez sa belle-mere maratrepour lui demander prendre les logis êtres de mon logis en evidence.
J’eus lieu de plaindre la perte de deux appointements employés
maintenant au Bureau des teneurs de livre et au Magazin nouveau. Me Blom
me combla de douceurs, sollicita un delay de 8 jours parceque un mitson nouveau logis n’lui accommodoit pas encore sa santé delicate à cause
de nouveaux fourneaux etc. Elle me laissa le choix me demanda seulement
le plus petit coin pour sa retraite pendant que je serois le maitre d’occuper
tout le reste de la ma maison. Elle me deploya toute l’eloquence du Barreau
et de la Chaire – que par par malheur je n’aime aussi mieux que celle des
Halles.
Monsieur
Je suis combien je Vous dois Vous savez qu’en m’à voulu distraire
60 Ecus de mes appointements et qu’on me a charger d’une caution, dont
mon antecesseur a été dispensé en egard de soJ’ose Vous confier le nouveau labyrinthe un detail de nouveaux
embarras ou je me trouve egaré sans y avoir voir aucune ressourceissue d’echapper aux pieges qu’on me tend dont je fuis crois être
environné. Je me defie de mon propre jugement et je crains d’etre la
dupe de ma fantaisie ombrageuse. Faute de tems C’est faute de tems
et autant par necessité que par modestie
confiance
que je
m’emancipe de Vous confier un Memoire en espece de Journal, qui contient des
simples faits et mes sentimens les plus intimes. sans avoir Je n’ai pas
eu ni le tems ni la force de digerer et delier mes idées et de peserIl s’agit en premier lieu si un Employé qui jouit d’un logis franc et
d’une placele 13 Avr. 777.MessieursVous m’avez fait la grace de me conferer le lieu et la place du feu
Sr Blom; c’est pourquoi C’est pourquoi je recours à Votre protection
d’être pour etre protegé maintenu et conservé dans tous les droits
et emolumens y affectés. J’ai maintenant toute la famille de mon
antecesseur sur les bras. L Sa veuve est fille d’un de nos plus celebresAvocats et Procureurs; belle son beau frere belle-soeur d’un
Chirurgien-Major et ses et belle mere d’un de deux beaux- fils un l’und’un Bailli et l’autre d’un Docteur en Medicine, heritier proprietaire
d’une apotheque et seigneur et d’une terre.
* et moi je ne suis qu’un pauvre Malheureux qu’un individu toutisolé dans s ma patrie, depuysé dans la chicane, sans appuy et ressource.
Il s’agit L’objet litigieux est une place de jardin appartenante au
logis franc affecté au lieu et à la place dont le Conseiller defunct
Blom a joui cy devant a joui encore dix ans en qualité d’Inspecteur
du Licent et depuis la Regie en qualité de simple Garde-Magazin et que
je viens de prendre en possession.
Son antecesseur Son antecesseur nommé Storch avec ses deux
voisins, le Directeur d’un cote Me Re du Licent ont etendu à la
fois le territoire de leurs jardins bassecours en y ajoutants une partie
de la prairie à laquelles les jard aboutissante située aboutissante par
Les heritiers du dit Storch en sont encore en vie ont reçu une somme
tres modique de 20 à 30 Ecus pour la premiere exploitation de cette
place en jardin; maintenant la veuve de son successeur me demande
une bonification d’environ 1000 fl. comme Vous verrez par la
correspondance Vous verrez par ma correspondance avec la De Blom qu’elle n’a
aucun titre à alleguer pour en faveur de ses pretensions que l’exemplecy jointe en original.
Je viens de perdre 1000 Ecus par la vente de ma maison ellelaquelle m’a couté 4200 fl. et en j’ai fait des les reparatures au delàplus de 2000 fl. n’ayant reçu que 3400 fl.
C’est à mes yeux selon mon avis Messieurs, une à mes yeux une
injustice criante et barbare, qu’un Employé riche et à son aise dissipe
ses biens pour facultés en satisfaisant ses fantaisies dans un fonds
gratuit precaire aux depens d’un successeur, qui a le double malheur
d’etre plus pauvre – et moins sage pour le et plus delicat.
Vous verJe n’ai que detaillerCes conventions particulieres ne peuvent produir que des usurpations
et d’autres abus, que Mon gout decidé pour de la mediocrité serait
satisfait de la place que la appartenante située sur le territoire du Roi
et je n’en demande que autant qu’il me fa t celle pour reposer mon
humanité: mais parceque une separation du terrain aussi est presqueimpossible, je me soumets malgré mon indigence à rembourser à la veuve
la somme, que son son mari a payé à son antecesseur, en resignant à
toutes les bonifications de la part de mon successeur.
Au reste je serai bien aise que les heritiers retirent tout ce qu’ils
peuvent sans une mixe malgré leur petulance et mechanceté comme il a
été fait à l’egard du jardin qui Mr a eté cedé à Mr. Magnier.
Je me flatte de la justice de l’Administration Generale d’etre qu’elle
me fera le gene de me proteger contre toutes les violences tracasseriesprejudices et pieges, qu’on le auxquels je serai crains encore d’etre
exposé par une fatalité de mon destin et aux a comme une brebisWeil ich den 7 April auf dem königl. Provincial Directorio vernommen, daß
Ew. HochEdelgeb. sich wegen der Vergütungs Ansprüche sich bereits bey
Hofe gemeldet haben sollen: so hab ich es für überflüßig gehalten die mir den
5 ej. gemachte Erklärung zu beantworten. Da ich aber habe bisher nichts
von irgend einem ergangenen Bescheide vernommen und in dieser Woche
mein Gehöfte den Anfang gemacht Ew. HochEdelgeb aber sind so gütig
gewesen u haben mein Gehöfte von dem Garten Häuschen p räumen zu
laßen. Da nun dieser Fall nicht völlig in Ansehung des Gartens selbst Statt
finden möchte kann, und selbiger bereits den 10 und 17 April von einem
Dragoner Gärtnerern u SoldatenDragonern gereinigt worden: so seh
ich von meiner Seite mich genöthigt Ew HochEdelgeb. meiner Seits zu
erklären, daß ich nicht mehr im stande bin noch im stande willens bin
als die jenige leicht auszumittelnde Summe, welche womit die ErbenStorchsche Erben empfangen haben sollen befriedigt worden, zu
bezahlen, und die nicht, wie leichtlich ausgemittelt werden dürfte in 500 sondern
Sechzig fl. bestanden haben soll, zu deponiren; weil es zum Grundsatz
gemacht keinen Augenblick des Lebens es niemals zu vergeßen, daß ich keinweder ein Eigenthümer noch Pächter sondern ein bloßer Lehns- GenusNiesbesitzer eines königl. Grundes u Bodens bin und ich meinen eventuellen
Erben eben so gern die Versuchung ersparen will den Genuß königl.
Emolumente zu usurpiren, da ich so unglü die und selbige zu einer Familien Sache
so war mein Nachfolger und selbige zu einer Familiensache zu machen; als
mir selbst den unangenehmen Schritt die gerechtesten Beschwerden darüber
höheren Orts in ihrem gantzen Umfange anhängig zu machen, nachdem ich so
lange mich blos
leidend
Ich erwarte hierüber in verhalten habe.
Ich habe die Ehre mit vieler Hochachtung zu seyn
MrsLe nouvel employ de Garde-Magazin, que Vous m’avez fait la grace
de conferer et que j’ai adoré comme le port de ma vie, m’ est devenu
de mon repos et une source de mille chagrins et degouts. –
La veuve de mon antecesseur est fille d’un de nos plus notables
avocats et procureurs, belle-mere maratre d’un Bailli du Roi et d’un Docteur
en Medecine et belle-soeur d’un Chirurgien-Major au Regiment des
Dragons. Toute cette famille m’est tombée sur les bras et je veux suistout seul me abandonné à leurs ses chicanes, violences et manoeuvres
rancunes tracasseries –
Une mala L’extreme onction de mon ancien poste m’attira une
maladie compliquée et la recidive de la quartane, ainsi je n’etois pas en etat
le fut le mardi d’après Paques que je payais ma premiere visite à la
De Blom pour prendre mon logis en evidenceAyant reçu l’extreme onction de mon ancien poste je succombai enfin
à une maladie compliquée et enfin à la recidive de la fievre
quartaine; ainsi je n’etois en etat que le Mardi de Paques de lui payer
ma premiere visite à la De Blome, qui pour prendre mon nouveau logis
en evidence et pour lui marquer mon empressiment besoin d’y allerdemeurer. Elle me demanda le petite plus petit coin pour une huitaine,
parceque elle ne voulut pas exposer sa santé dans son nouvea son
logis venoit d’etre hote avoit fait des reparations dont la fraicheur ne
conviendrait pas à sa santé. Mais en meme tems cette femme m’etata
tant son esprit et son caractere que j’avois peur de demeurer avec elle
sous le même toit; et c’est pourquoi je lui accordai le delay desai de
8 jours par le billet cy-joint en copie mais sous la condition expresse,
que je ne seroi pas en etat d’entrer en possession qu’après son delogement
Mais ayant eu les oreilles echauffées par ses pretensions vagues desbonifications je lui demandai une specification detaillée, dont le total
montait selon sa reponse jointe en original à 176 fl.
Parceque cette femme avoit eu l’esprit de m’en vouloir faire accroire
que son feu mari avoit payé à son antecesseur 500 fl. pour le jardin
appartenant à mon au logis franc, et que cet article qu’elle avoit tant
proné dans ma visite etoit tout à fait omis dans sa billet Specification,
j’etois necessité de lui demander ecrire un second billet, auq et par
sa reponse il appert que le total de ses p bonifications montoit à 1104 fl.
la deduction ecrite qu’elle demandoit pour le jardin 972 Ecus fl. y
compris une petite maisons et que le total de ses pretensions excedoit
de 1100 fl.
Messieurs,
Vous savez que Le nouvel emploi de Garde-Magazin de la Douane,
que je dois à Votre grace n’ayant pas rien ajouté à mes
appointemens, et que le franc logis, qui y est affecté est presque l’unique le plus
grand emolument de cette mon ce poste présent que je dois à Votre
grace singulieres bonnes graces. Un jardin est l’appartenance et
dependance immediate de cette maison et du territoire fonds du Roi il
n’existe aucun autre titre de possession que celui, par lequel je reclame
que par lequel je suis entré en possession la maison
On m’en priveLa veuve et les heritiers de mon antecesseur cherchent à m’exclure de
ce jardin et n’en ont pas seulement retenu la clé mais y exercent meme
tous les actes de la proprieté directe et utile. Je leur cede permis
à de retirer les tout ce qu’ils peuvent des parterres de fleurs
et des couches de fermier et ils se sont de prevalus de cette connivence
pour m’exclure entierement de ce jardin, où personne ne peut entrer
qu’en passant par ma bassecour.
Le territoire est un domaine du Roi et il n’existe aucun autre titre
de possession que celui d’appartenance de la maison affecteé à mon
emploi parLe seul pretexte de la veuve est une bonification que feu son mari a
fait à un heritier son antecesseur et qui dont la somme n’a monté qu’à
20 Ecus selon les meilleures informations que j’ai été en etat d’en retirer;
mais on me demande 326 Ecus, par comme je suis à même de
constater par les billets.Cette injustice me porte à retirer mon offre volontaire et à implorer
Messieur le Votre protection pour etre maintenu dans la mis en
possession de tous mes droits à l’egard du jardin en question et
Messieurs,
Vous savez, que l’emploi de Garde-Magazin que Vous m’avez fait la
grace de conferer m’a rien ajouté à mes appointemens et que mais le
plus grand et presque et l’unique emolument de ce poste que je dois
à Vos bonnes graces et lequel j’ai adoré comme le port de ma vie,consiste dans le franc logis et un jardin qui est l’
appartenance
et
dependance
de ce principal du manoir du Roi affecté à mon emploi. C’est
le seul titre de possession qui existe
Messieurs,
Vous savez que l’emploi de Garde-Magazin, que Vous je dois m’avez
fait la grace de conferer, n’a rien ajouté à mes appointemens; mais le
plus grand et presque l’unique emolument de cette place consiste dans le
logis franc, dont l’appartenance et dependance est un jardin dontOn cherche à m’en priver et la veuve de mon antecesseur en me
retient la clé du ce jardin en question et y exerce tous les actes meme
d’une proprieté directe, sans respecter ni le territoire du Roi ni les termes
d’un usufruit expiré par la mort de l’emphiteote, qui ne peut ni demolir,
ni emporter ses ameliorations arbitraires ni repeter les impenses
arbitraires et utiles voluptueuses.
Malgré ma soumission de faire retirer tout ce qu’on peut des
parterres et de payer meme une pretendue bonification de 20 Ecus, que
mon antecesseur a payé au sien aux heritiers du sien, on pousse me
prive entierement de la jouissance d’une appartenance del ma maison
sous le pretexte de de la maison on continue à usurper ce jardin où on
ne peut entrer sans passer ma basse-cour, et outre l’injustice jusqu’à en
me demandant la somme exorbitante de 326 Ecus, comme je suis à
même d’en faire preuve par les billets selon les billets de la veuve que
je suis toujours en etat de produire. Cette injustice me porte à retirer
mon offre volontaire et à implorer Messieurs Votre protection gracieuse
et efficace contre ces usurpations et abus pour etre et d’etre mis dans
la possession pleniere des emolumens et benefices attachés à l’employ et
au manoir du Roi et d’etre à l’abus deMessieursVû l’egalité des appointemens, c’est le droit d’habitation est le plus
grand et quasi unique emolument de la place de Garde-Magazin, que
Vous m’avez fait la grace de conferer et que je ne cesserai jamais d’adorer
comme le dernier port de ma vie. Un jardin est l’appartenance et
dependance de mon logis franc franc et privilegié
Messieurs
Une place de jardin est l’appartenance et dependance du mon logis
franc et vû l’egalite des appointemens ce droit d’habitation est le plus
grand et quasi unique emolument attaché à mon employ de Garde-
Magazin que Vous m’avez fait la grace de conferer et que je ne cesserai
jamais d’adorer comme le port de ma vie.
Mais la veuve de mon antecesseur cherche à me frustrer de la
jouissance usage du jardin en question en ayant dont elle me retientenules clefs et continue à exercer aut tous les acts d’une domaineproprieté directe sans respecter ni le territoire du Roi et mon droit ni les
privileges d’une domaine utile, ni les termes de l’usufruit expiré par la
mort ma succession
Quoique une je ne sache si un emphyteote ne soit pas autorisé depourroit demolir les ameliorations dont il a honoré une place du Roi,
ni ne puisse pas non plus en emporter aucuns materiaux, ou en repeter
les impenses utiles et voluptuaires je me suis soumis à faire enlever des
parterresBien que L’employ de Garde-Magazin n’ait rien ajouté à mes
appointemens; mais le plus grand et presque l’unique emolument de
cette place, que Vous m’avez fait la grace de conferer et que je ne cesse
d’adorer comme le port de ma vie, consiste dans le logis franc et dans
l’appartenance et dependance d’un jardin, où on ne peut entrer qu’en
passant la basse-cour de ma maison qu’a mes deux voisins qui sontmes Superieurs, Mrs Directeur et l’Inspecteur General dont j’ai
l’honneur d’etre le voisin intermediaire. et sans la ou par unique une
porte de derriere que meme à une prairie d’ou est communiable.
La famille de mon antecesseur cherche à m’ene priver en retenant la
clé et y exerçant tous les actes d’une proprieté directe sans respecter le
territoire du Roi ni les termes d’un usufruit expiré par la mort de
l’emphiteote, qui n’est pas autorisé ni demolir ses ameliorations ni
emporter les materiaux ni repeter ses impenses arbitraires et voluptuaires,
en oubliant la qualité precaire de sa possession.
Malgré ma soumission de faire enlever tout ce qu’on peut et de payer
meme une bonification de 20 Ecus, que mon antecesseur a payé aux
heritiers du sien, on s’opiniatre à usurper cet emolument de ma place
et appartenance du manoir du Roi et me demande la somme exorbitante
de 326 Ecus, comme je à de la verité de ce correspondance avec
la Les billets que de la De Blom m’a ecrit sur ce sujet sans la
preuve de ces faits Sans vouloir entrer dans un detail aussi revoltant et
par les sentiments que par et les principes de Cependant je ne suis
pas ni le maitre ni d’entrer dans le jardin ni d’en faire aucun usage.
Le droit d’habitation est le plus grand et quasi unique emolument de
la place de Garde Magazin que Vous m’avez fait la grace de meconferer et que je ne cesserai jamais d’adorer comme le gage de Vos bonnesdernier port de ma vie. Un jardin est l’appartenance et dependance de ce
logis privilegié et attaché à mon emploi de Garde-Magazin.
La veuve et famille de mon antecesseur cherche à me prive priver en
question et y exerçant veulent usurper tous les actes droits d’un
domaine direct et m’en retenant les clefs pour la domaine utile competenten a retenu les clefs et exerce tous les actes d’un domaine direct sans
respecter la territoire du droit Roi et ni mon droit d’un domaine utile.
Le seule pretexte de cette usurpation consiste dans une pretendue
bonification de 20 Ecus, que le feu Conseiller du Licent Blom a payé le
premier aux heritiers de son successeur, et que je me soumis à
rembourser; mais la veuve fait une la pretension exorbitante de
326 Ecus pour
Darmstadt
den 15 MayAprill 777.Heute halten wir Auction und morgen fahren wir von hier nach Wandsbeck. / Den 16.MayAprill Die auction hat 50 fl. rendirt. Wir fahren aber morgen noch nicht.
Ihre Gevatterin ist unpäßlich worden.
Den 21. Heute um 1 Uhr sind wir abgefahren, ich saß rechter Hand in der
Kutsche, Rebecca linker Hand, ihr gegen Sie über eine Magd aus Schweden, die wir
von Wandsbeck mit nach Darmstadt gebracht hatten, mit Ihrer Gevatterin,und gegenmir gegen über Carolina, und alle Nachbaren und Gefreundten kuckten aus den
Fenstern und bedaurten sehr, daß sie die Ehre nicht länger haben könnten, den Herrn
Oberlandcommissariusbey sich zu haben. Wir bleiben heut Nacht in Franckfurthim rohten Hause, welches das größte und schönste und bequemste Wirthshausin ganz Europia ist, es hat 96 Zimmer, großen geräumigen Platz u. Garten
und ist sehr wohlfeil darin. / Den 22. Heute bleiben wir in Giessen. HEProfessor Cartheuserbesucht, und beyHE Professor Höpfner zu Abend geßen.
Die Frau Professorin ist artig.
23. Die Gegend von Giessen nach Marburg ist gar schön. Diese Nacht wird
durchgefahren, ist heller Mondschein.
24. Morgens 9 Uhr hier in Cassel. Wird gleich nach Winterkasten hinausgekutscht,
den Garten, die mächtigen Cascaden am Abhang und den ungeheuren Herculesoben auf der Spitze des Berges in Augenschein zu nehmen. Lieb Weibel konnte
nicht so viele hundert Treppen den Berg hinansteigen, sind als beym
höllischen
Gericht
eine Grötte mit mythologischen Figuren und gelblichen Glasthürendie einen sonderbaren Effeckt nach innen und außen machen, wieder umgekehrt.
25.adieu Cassel bons dies Hannöverisch Minden und die schöne schöne schöneGegend umher. abends in Göttingen. Hier einen Tag übergelegen, einen
Professor und viele Studenten gesehen und gesprochen.
27. in Eimbeck geschlafen und Eiermilch und Schmorlinge gegessen bey einer
corpulentenWirthsfrau die ihr Pfeifgen Toback rauchte.
d. 28 in Hannover. Wieder einen Tag übergelegen, HEZimmermann,Boie, Wehrs gesehen, beydem Herr v. Döhringgegessen der eine sehr
liebenswürdige Frau hat.
NB immer viel mit Wagenmeister und Postillon gezankt, die samt und
sonders ungesittete Gesellen und Kerle sind.
30. in Zelle geschlafen und über die Heide nachgedacht die hinter und vor uns
war.
d. 1 May in Lüneburg in ein elendes Wirthshausgerathen und vom Herrn
Wagenmeister der zu vornehm war selbst zu schmieren um 4 gr. betrogen
worden. / den 3ten (wo der eine Tag hingekommen ist weiß ich nicht) auf demHoop an der Elbe angekommen und die Nacht herrlich geschlafen. Des Morgens
um 4 Uhr an die Elbe promenirt, Hamburg angesehen und gefrohlockt.
d. 4. gegen 1 Uhr Mittags über die Elbe gangen, und nach einer lustigen
Fahrt durch die schönen 4Lande, um 5 Uhr den langThurm in Wandsbeck zu Gesicht undum 6 mit Leib und Seel und Kutsch und Pferden glücklich in Wandsbeck
angekommen, zum Erstaunen aller Einwohner, die den Herrn
Oberlandcommissarius mit dem Schnapsack aufm Rücken erwarteten, weil er sich in
Darmstadt so schlecht aufgeführt daß er nicht bleiben können. Und nun, Gott seyherzlich Dank, daß wir hier sind!!!
Wandsbeck
. d. 5.–30 May im Waldepromenirt, Bett und Tisch und Stuhl
und Teller und Salz gekauft und Stuben ausgekehrt und Garten umgekehrt
et cet.Wir haben daßelbe kleine Häußgen wieder, aus dem wir den 30 Martis 1776
nach Darmstadt ausgezogen sind. ich wollts am liebsten haben und es traf
denn so daß es gerade feil war.
Den 1. Junyevöllig eingerichtet bis auf Vorhänge und eine Bettstelle, darin
Freund Hamann schlafen soll, wenn er, wills Gott, sein Magazinso lange verlaßenwird. / Nachmittags um 3 Uhr einen unvermutheten Besuch von meiner Mutter
erhalten, die sich über die gute Einrichthung des Herrn Sohns und seinen Tisch
und Stuhl und Teller und Salz nicht genug wundern konnte., und ihm 20 Rth.brachte.
Den 3ten morgends brachten ich und Rebecca die Mutter wieder zu Wagen und fuhren
1½ Meilen mit ihr. pipten und stöhnten brav auf der Rückreise und den ganzen Tag
und die ganze Nacht und den folgenden Morgen um 2 Uhr und um 3½ wars Kind da, das
ein Junge seynsollte aber ein Mädchen ist, wenigstens menschlichem Ansehennach.
5ten nach Hamburg gegangen und alle Menschen, die mir begegneten
zu Gevatter gebeten, auch Wein und Aepfel gekauft.Den 6ten Tauftag. Nach vielem Streiten und Debattiren waren endlich die
Gevattern, Frau Doctorin Mumsen, Frau Capitain v. Schönemarck, und Herr
Licentiat Bokelmann, und wir andern standen umher als ein Corps de reserve.Nach dem Acte ward Coffée und Toback gegeben und im Garten geraucht und
getrunken. weiter kam Confekt 1 #, rouensche Aepfel 1 Duzend, Rheinwein
4 Bouteillen, und ward fleißig umpresentirt und getrunken, und lieb Weibel
lachte aus dem Bette drein wie ein Engel.
Den 7–16 sollte immer nach Königsberg geschrieben werden und ward
nicht geschrieben. Das Befinden mit Mutter und Mädchen übrigens ungemein
wohl. / Den 17 ward endlich geschrieben, es ist aber so warm, daß mir der Schweiß
wie Thautropfen auf der Nase steht.
Der Capèllmeister Reichard ist seit 14 Tagen in Hamburg und bleibt noch
14 da. Seine Frau ist sehr schwächlich und mit Krampf und Gicht beladen
und daher etwas pipig, sonst aber ein sehr natürliches gutes Ding, das auch
brav singen kann. von Kaufmannweis ich nichts weiter, als daß er 2mahl nach
Darmstadt kam, und allerhand närrisch Zeug that und sagte, und dann wieder
von Darmstadt abgieng, und zwar einmahl zu Pferde wie er gekommen war,
und das andermahl in einer Kutsche die ihm der Herzog von Weimar geschenkt
hatte. / Sie wollten mir noch Collecteurs nennen, warum thunSie’s dann nicht.Ihre Gevatterin Pathe, die in Darmstadt sterben wollte, ist itzo gar frisch und
freundlich, läßt Sie grüßen; so wie ihre Mutter und ihr Vater auch tausendmahl thun.
Grüßts Pätchen.
Matthias ClaudiusFriederica, Petrina.Denkt, um des Himmels willen,
die eine Frau Gevatterin hieß Prina, was war zu machen. Prina konnte mein
Kind doch nicht getauft werden. Wir dachten also in corpore dem Dinge nach,und Doctor Mumsen, sonst auch oncle Toby genannt, brachte endlich heraus,
daß Prinacontract und corruptsey und eigentlich Petrina heißen sollte, und so
kam ich endl aus der Noht und mein Kind auch.
Hinz hat 4 Ducaten ans IntelligenzComtoir von Ihrentwegenbezahlt, und
das Intelligenzcomtoir hat sie an das Adreßcomtois in Hamburg tracirtund so sind sie richtig an mich gekommen. Dank dafür, weil Ihrs nicht anders
wollt. / Herder hat die Gelbsucht gehabt, ist aber wieder hergestellt. / Ihr habt
wohl recht, daß es beßer sey, bey gesunden Tagen an die Frau zu denken, als
auf dem Todtbette, aber der Vorwurf trifft mich nicht, Freund Hamann, es ist
meine Schuld nicht gar, daß ich sie noch in keine Witwencaße eingekauft habe,
sonst wäre ich nicht gar ungeneigt dazu. / Schönborn, den Ihr vielleicht kennt,
wenigstens kennen müßet denn er ist ein fester Kerl, geht von Algier, wo er
bisher Dänischer Consulatssecretair gewesen ist, als Legationssecretair nach
London, und wird vermuhtlich über Wandsbeck gehen.Rebecca grüßt Euch noch einmahl. Sie sitzt schon wieder neben mir. / Sagt
Kaufmann doch, wenn er zurückkommt, daß er auch über Wandsbeck gehe
u. kommt mit ihm.Zu dem Posten den ich durch Dero Gewogenheit der Gn. Adm. erhalten
gehört eine freye Wohnung, ohne welche ich nicht im geringsten verbeßert
worden. Zu dieser Wohnung gehört ein Garten der so damit verbunden ist,
daß selbige nicht zwey Besitzer leiden können.
Man entzieht mir den Garten und treibt es soweit daß die Wittwe den
Schlüßel an sich behält und alsactus dominii exercirt. Ich habe es
nachgegeben, daß sie Mistbeete und Blumenstücke und was sonst herausgenommen
werden kann, herausgenommen hat, weil sie vorgegeben, daß ihr verstorbener
Mann diese Anlagen Versicherungen gemacht.
Der Boden ist königlich und existirt kein anderer titulus possessionis als
daß es eine Pertinens von Hau dem mir angewiesenen königl. Hause ist.
Dies ist die wahre Lage der Sache, woraus ich nichts natürlicher schlüßen
kann als daß mir in Ansehung des Gartens eben das Recht zusteht, das ich
zum Hause habe.
Ich Der einzige Einwand der Wittwe besteht darinn, daß ihr Mann
seinem Antecessorigethan eine Vergütung gethan hat. Ich habe um eine
königl. Direction nicht ohne Noth zu behelligen mich zu dem Quantoverpflichtet was Blom gegeben und so viel ich erfahren können besteht selbiges in
20 rth. Sie hingegen hat es für gut gefunden eine Forderung von 326 rth
wie ich im stande bin durch ihre original Billete zu belegen an mich deshalb
zu machen, wodurch ich alles bezahlen würde was Blom nach seinem
Geschmack für gut befunden hat in seinem Garten anzubringen. Dies bewegt
mich auch mein Versprechen in Ansehung der 20 rth zurück zu nehmen die
ohnehin nur blos auf meinem Willen beruhte.
Ich bitte eine königl. Adm. mich bey meinem Rechte zu schützen und
mich in den völligen Besitz dieses Hauspertinentze Gartens zu setzen in
den man ohne mein Gehöfte zu passiren nicht einkommen kann da es eine
Sache des Königs ist und die Stelle so mir anvertraut worden durch dergl.
Schmälerungen sehr zurück gesetzt werden würde.
Mémoire secret.Ce fut le mercredi des cendres que ma commission arriva et j’obtins
avec l’extreme onction de mon ancien employ l’octroi d’aller le
lendemain à mon nouveau poste. Samedi Trois jours après je sentis la
recidive d’une fievre.Malgré mes souffrances je me forçai à sortir toute la semaine suivante,
parceque le beau-pere de mon antecesseur, un de nos celebres
Avocats et Procureurs me fit attendre d’un jour à l’autre pour me faire la
remise des effects du Roi. Le 22 Fevrier midi je succombai à mon mal et
ne fus plus en état de me tenir sur mes pieds.
Je fis voulois essayer le 24 du meme mois l’impossible de me lever;
lorsque Mr. de Marvilliers et le Sr Pinnow teneur des livres et vicaire de
mon bureau (contigu au sien pour la connexité de nos expeditions)
eurent l’attention de me defendre la sortir par un des porteurs du Licent
par en me rassurant de ne pas exposer ma santé en me rassurant sur
sans aucune necessité et que ma necessité n’etoit necessaire ni par les
expeditions dans la saison morte ni pour la remise.
Après avoir gardé 3 semaines et mon lit et ma chambre je etois en
etat fis le premier essay de sortir le 17 Mars, où j’appris que la remise
du petit depot
pour
des objets saisis avoit
été faite pendant les
premiers jours de ma maladie par le Bailli Sturz, un des beaux-fils de
mon antecesseur à Mr de Marvilliers et celui-cy m’en remit sur le champ
le procès verbal et les objets y specifiés en me prevenant que les heritiers
retenoient encore en leur garde le livre de la
recette des deniers
d’enmagazinement
avec les decharges pieces justificatives y
appartenantes.
En meme tem A la remise le Bailli avoit enlevé à la une chetif etunvieux et mechant canif, fourni selon la presomtion par le frais du
Bureau; c’est pourquoi j’en fis me plaindre à Mr. de Marvilliers en
presence de tous les Employés de son Bureau; mais la vraye proprieté de
cette bagatelle fut ayant été reclamée publiquement par un ami du
defunt et tiers tout le badinage me fut du moins utile pour deviner le
caractere de mon nouveau pays de mon nouveau monde je profitois deEncouragé de tous cotés à s payer la visite à la veuve de mon
antecesseur, je plaidai la sensibilité de ma constitution et ayant fait
inoculer ma fille cadette la petite verole la maladie de ma famille re dent et la petite verole que j’avois faire inoculer à ma fille cadette mais
je fus prevenu le mardi de la semaine sainte par le Docteur en Medecine
Laubmeier, double l’autre beaufils de mon antecesseur le Docteur en
Medecine le Docteur Laubmeier. Parceque nos Peres ont cultivé une
amitié tres cordiale je fus charmé de sa visite imprevue et je lui fis toutes
les ouvertures avec un enthousiasme de bonne foi. Le Medecinm’entendit en se faisant avoue son embarras de s’arreter plus longtems dans
une chambre contagieuse et il etoit allé à la campagne où il possede une
terre, lorque je voulus passai le lundi des paques chez lui sa maison
en retournant après le sermon pour lui retourner mon compliment.
Le 1 du cour. je fis ma premiere visite à la De Blom pour prendre en
evidence les êtres de mon logis en evidence. J’eus lieu d’y regretter
infiniment la perte de deux appartemens employés par les nouveaux
arrangemens de Mr l’Inspecteur de Roi au Bureau des teneurs des
livres et à l’etablissement d’un nouveau Magazin nouveau. La veuve
de mon antecesseur me combla des politesses, sollicita un delay de 8 jours
et me demanda le plus petit coin de la maison ent m’en abandonna
nt tout le reste, parce attendu que les fourneaux neufs etc de son
nouveau logis ne lui convenoient pas encore conviendroient point.
Elle me deploya toute l’eloquence du Barreau et de la Chaire, que je
n’aime mieux que celle des halles: J’agreoi sa demande mais
N’ayant point d’envie le courage de vivre avec cette femme un
serpent sous le même toit et n’etant pas toujours le maitre ni de ma
langue ni de ma plume je recourus à un de mes amis, qui me dicta avec
tout le sangfroid possible le Billet cy-joint en copie avec
Elle me fit la reponse jointe en originale et je me servis le meme ami
pour lui faire la reponse cottée C. à la quelle elle repliqua par la
cotte
Verte
.
Il appert par ces pieces originales, que la famille de mon antecesseur me
demande plus de 1000 fl. en bonification, dont je ne suis pas incapable
ni le titre nipas tout a fait capable de demeler et les titres et les moyens.
Il s’agit d’une place appartenante à la maison du Roi que le Roi a
abandonné aux Employés du Licent pour en faire leur usage un potager
m jardin. Le Directeur, le Garde Magazin et le Receveur jouissent
d’un benefice et en quelque part le plus ancien des teneurs des livres
du Licent. d’un franc logis
Le Roi a abandonnéJe ne veux ni une cabPersonne ne Je respecte plus la proprieté de son voisin mon
prochain que moi comme la mienne et ainsi je n’ai point et je suis
bien loin de convertir ni après pour les meubles ni pour et les
paradis que mes de mes antecesseurs et ou de mes voisins. sont en état
d’acquerir et Mais je ne saurais encore pas deroger à la proprieté de messuccesseurs, qui ont été dejà privés de deux appartemens, qui le Garde
Magazin a perdu par la qualité de Conseiller d’Amirauté et le Receveur
du Licent par celle de Conseiller des guerres.
Je ne demande que la place que le Roi a accordé à mes antecesseurs
pour leur bon plaisir en me soumettant à resigner à toutes payer ce que
le Conseiller Blom a payé. aux nouvelles acquisitions que mes
antecesseurs ont faites de leur propre bourse ou à payer la même valeur, que
mon antecesseur a payé au sien. dont les heritiers sont dits n’avoir renien permettant aux heritiers de faire retirer tout ce Je me soumets à
abandonner tout qu’ils peuvent du jardin. Pour quel effect je leur ai
meme voulu abandonner la recolte de ce qu’ils ont semé sans m’opposer
en aucune maniere à toutes les mesures qu’ils peuvent prendre pour leur
dedommagement et meme à mon prejudice sans en mur
Tout le monde qui m’a parlé de nouvelles pretendues acquisitions
faites par à l’egard du terrain m’a assuré que le s heritiers du feu
Conseiller Blom n’a payé que 60 Ecus aux heritiers de son antecesseur et
la veuve a eu effronterie de me vouloir faire avaler le grossier mensonge
que son mari lui avoit toujours assuré avoir payé 500 fl. sans être en etat
d’en justifier.
Elle s’appuye simplement de l’exemple du successeur du feu Rveur du
Licent Labuk dont la veuve est dite avoir reçu la somme de 520 Ecus.
Cet exemple à été bien prejudiciable au Rveur qui n’ayant pas été en état
de rembourser cette somme considerable, a été exclus de son logis
legitime, dont le possesseur present a declaré en ma presence qu’au cas qu’il
seroit remplacé par un ordre de l’Adm. Gen. il ecriroit tout droit au
Cabinet pour y demander la proprieté de ce bien-fonds en
dedommagement des frais qu’il a faits à titre d’amelioration.
Voilà l’abus où ces conventions privées tirentJ’abhorre toutes les conventions privées et particuliers et toutes les
voyes equivoques d’aggrandir ma fortune. Je viens de vendre ma maison
pour 3400 fl. qui m’a couté 4200 fl. et j’y ai depensé en reparations plus
de 2000 fl.
Monsieur
J’ose VousMa confiance à Votre protection genereuseJe m’emancipe de Vous confier un Memoire ou espece de Journal, quicontient des un recit veridique des faits les plus simples et de mes
sentimens les plus intimes, sans avoir eu ni le tems ni la force de digerer
toutes les idées qui m’absorbent. dans mon situation presentel’embarras de je m’abandonne recours à Votre protectionpenetration et humanité condescendance genereuse pour être dirigé
maintenu dans tous les droits de mon nouve employ, que je dois à Votre
bienveillance en et pour être mieux, averti eclairé sur mes involontaires de mon zele jalousie defiance mes pretentions maindiscretion intestina bonne volonté ou pour etre maintenu protegé dans
tous les droits de mon nouvel employ, dont que je dois Vous m’avez
fait la grace contre les pieges de ceux, qui m’envient le me semblent
envier la jouissance de Vos bonnes graces et l mon interet
extraordinaire que Vous avez daigné prendre de ma satisfaction singulier de
Vous devoir ma conservation
J’ai l’honneur d’être avec le plus profond respect Monsieur Votre
tres humble et tres obeissant Serviteur.Memoire.Weil ich den 17 April auf dem Königl. Provincial-Accise-Zoll- und Licent-
Directorio vernommen, daß Ew. HochEdelgeb. wegen der Vergütungs
Ansprüche sich bereits nach Hofe gemeldet haben sollten: so hielt es für
überflüßig die mir den 5 ej. gemachte Erklärung zu beantworten. Ich habe zwar
bisher nichts von irgend einem ergangenen Bescheid vernommen; Ew
HochEdelgeb sind aber so gütig gewesen u haben diese Woche den Anfang gemacht
mein Gehöfte von den Häuschen p räumen zu laßen. Da nun diese
Auskunft Art nicht völlig in Ansehung des Gartens selbst Statt finden möchte,
und selbiger auch bereits den 10 und 17 April von einem Gärtner nebst
1 Bedienten u nebst Bedienten u. Dragoner ausgemustert worden, ich auch
ebensogern dieser billigen einer Freyheit in Ansehung der angelegten
Mist Beete und Blumenstücke nachsehen möchte: so halte ich es nunmehro für
zeitig Ew HochEdelgeb. hiedurchmit meinerseits die Gegenerklärung zu
thun, daß ich weder im stande noch willens bin mehr als die leicht
auszumittelnde Summe womit die Storchschen Erben befriedigt worden und die
nicht in 500 sondern in Sechzig Fdor. bestanden haben soll, zu aufzuopfern
und gegen Auslieferung des Gartenschlüßels sogl. auszuzahlen: und soweil ich es zum Grundsatz gemacht es bey meinen Diensten niemals zu
vergeßen, daß ich weder ein Eigenthümer noch Pächter sondern ein bloßer
Lehns- und Nießbesitzer eines königl. Grundes und Bodens bin und ich meinen
Erben eben so gern die Versuchung ersparen will den Genuß königl.
Emolumente zum Nachtheil meines Nachfolgers zu usurpiren u zu schmälern und
jene zu oder daraus gar einer förmlichen Familien Sache zu samachen, als mir selbst den unangenehmen Schritt die gerechteste höheren Orts
meine gegründete Beschwerden in ihrem ganzen Umfange gelangen zu laßen,
nachdem ich lange gnug mich leidend verhalten habe.
Ich habe die Ehre
den 1 May 29 April 777.Ew HochEdelgeboren haben wie ich mit Zuverläßigkeit weiß, den Weg nach
Berlin, in Ansehung des Gartens gewählt und ich habe mich dabey um so
mehr leidend verhalten, da ich selbst nichts kein ander Mittel abgesehen,
daß uns entscheiden würde. Darf ich jetzt so frey seyn Ew HochEdelgeboren
um Mittheilung der Verfügung von Berlin aus zu ersuchen. Die Art wie
Ew. HochEdelgeb sich in Ansehung meines Gehöftes u Gartens nehmen, läßt
mich vermuthen, daß Ew HochEdelgeb Dieselben über eine Sache
vollkommen gewiß seyn werden, worüber ich bis jetzt noch ungewißentschlüßig
geblieben. Die Jahreszeit wird meine Anfrage rechtfertigen, und wenn ich
letztere mit der von mir zeither zurück gehaltenen Erklärung begleiten soll: so
würde ich mich zu weiter nichts verbunden achten, als Ew HochEdelg. das zu
ersetzen, was den Erben des Antecessoris ersetzt worden, ohngeachtet ich selbst
über diese zwanzig rth keine rechtliche Verbindlichkeit einsehe und sie nie von
meinem Nachfolger verlangen werde.
Ich habe die Ehre mit vieler Hochachtung zu seyn –
den 1 MayKgsberg le 6 May 777.MessieursLa veuve de mon antecesseur me retient les clés d’un jardin qui est
une appartenance et dependance du droit d’habitation et du logis franc
affecté à l’emploi de Garde Magazin, que Vous m’avez fait la grace de
me conferer et que j’ai adoré comme le port de ma vie.
Jusqu’aujourdhui je n’ai pas encore été le maitre d’entier dans mon
jardin ou d’en faire le moin du aucun usage, parce que la De Blom
continue à usurper tous les actes d’une proprieté directe sur ma basse-
cour et l’accessoire sans payer le moindre égard ni au territoire du Roi
ni aux privileges de mon domaine utile ni aux termes d’un usufruit
expiré par ma succession à la place de feu son mari.
Malgré le menagement avec lequel j’ai connive si longtems aux
demolitions et exstirpations, qui ont été deja faites, le seul pretexte de
cette usurpation se derive d’une bonification de vingt Ecus, que selon
les meilleurs informations que j’ai été à même de me fournir, mon
antecesseur a payé aux heritiers du sien.
J’ai encore fait l’offre volontaire de rembourser ces 20 Ecus sans y
vouloir compr offre les interets de mon successeur faire quelque
compte les vouloir aucune reservation de les mettre sur la compte de
autrui mon successeur; mais on est jaloux et faché de ce qu’on n’a pas
reussi de m’extorquer la somme exorbitante de 325 Ecus – et de me
rendre docile que je n’ai pu été docile à l’autorité des exemples
Pardonnez moi Messieurs que je m’abstienne d’un Sans entrer dans un
detail trop odieux penible à la discretion de mes sentimens et de à
la probité de mes principes j’ose ni emancipe implorer Messieurs la
protection de Votre humanité et justice pour à fin etre mis dans la pleine
et entiere jouissance des droits et emoluments, dont mes
antecesseurs ont joui participé et benefices qui peuvent competer à un
usufruitier priviligié d’un bienfonds du Roi et d’y etre conservé malgrémaintenu contre toutes les tracasseries de famille et de cabale ou les interets
du Roi et du prochain sont sacrifiés à des passions sordides et aveugles.
JeEn Vous abandonnant et recommandant les eclaircissements demon sort et de developpement ma cause j’ai l’honneur d’etre avec le
respect le plus serieux le plus profond et sincere et le devouementEw HochEdelgeboren haben für gut befunden auf mein letztes Billet garnicht zu antwor schriftlich zu antworten sondern vielmehr mir durch eine
Dienstbotin berichten zu laßen, daß Sie noch keine Antwort Verfügung aus
Berlin hätten. Es ist mir nicht zuzumuthen, daß ich die Jahreszeit versäumen
und länger warten soll, was Ew. HochEdelgeboren mit demjenigen was des
Königes ist und mir angewiesen wurde, zu thun belieben wollen. Ich habe
mich dahero in die mir zustehende Possession des Gartens gesetzt und muß es
abwarten, ob es Ew. HochEdelgeboren gelingen wird mich herauszudrängensetzen. Wie sehr ich bey allen den Begegnungen, die Ew HochEd
Herausnehmen Eingriffen auf meinem dem Grund und Boden, der meiner Stelle
zustehet, gelitten habe, können sich scheinen Ew HochEdelgeboren jeder
sehr leicht vorstellen nicht eingesehen zu haben, wenn Sie erwägen, daßobgl. meine Leute am Ende so wenig als ich selbst gewußt ob wer von uns
beyden Ew HochEdelgeboren, HE D. Laubmeier, ein oder ich auf meinem
Gehöfte zu befehlen hätten.
Hier neben dem Bethe unsers kranknen gedrückten, auch für mich kranknen
Hartknochs wo Sie ehemals schlieffen, an dem Orth, wo Sie mir dem Herdern
ehemals frohe Tage durchlebten, schreibe ich Ihnnen nur wenige Zeilen, Bester
Einziger Hamann!
meine gereimten Klagen an den Magus, meine unverdaulichen Aventures
von Königsberg bis Riga sollen Sie hören, wenn ich mich wiederum auf dem
herrlichen Sopha wie ein Baurenfünfer ausstreke und den Magus neben mir
und seine Sbröslinge um mich habe, oder wenn ich Ihm treffe ins alten
Bothen zu Wannsbek Hütte. Ja liebster Hamann! seit ich mich an dem heiteren
SonnAbend Morgen nach dem frohen Abend und der herrlichen Nacht von
meinem Lager aufrafte, und von Ihnnen weg in Wagen eilte, hat mich das
liebe Glük verlaßen und Unstern ist mir gefolgt Meine meiste Zufriedenheit
suchte ich in Klagen an Magus, und in Träumereien auf dem magischen
Sopha, den ich nicht verlaßen kann s’ist warlich eine herrliche Meuble die
beste, die ich ins Hamanns Wirthschaft kenne – doch ist der Gemein Plaz
auch nicht zu verachten, habe ihn auch schon öfters besucht.
Der gefällige viel versbrechende Lotterie-Direktor hatte auf seiner Papier Müll
viele Gütigkeit für mich, ließe meinen Wagen mit Champagner und Selzer
Waßer beladen: obgleich ich nur wiedrigen Genus hatte, weil die Gefäße brachen,
und der Dampf in Kopf stieg, so sage ich Ihm doch nochmals Dank.
In Memel wechslete mir HE Simson das Geld aus, führte mich an Hafen,
lernte mich den Bau der Englischen Schiffe kennen, worfür er auch meinen
Dank empfängt. In Mietau sbrache, oder konnt Niemand sbrechen, als HE
Hofrath Schwonder Freimaurer Logenmeister, der zuerst in Forcht war, daß
ich ein Viatikum wollte, hernach änderte es sich. Er konnte meinen Nahmmen
Kaufmann fast nicht glauben, endlich wurde er zufrieden und gläubiger, zeigte
mir die Freimaurer Bibliothek und ich bedankte mich.
bis jetzt konnt ich in Riga noch Niemand sehen als Hartknochen, der mir einige
angenehme Augenblicke machte in Erzehlung der munteren Dingen die geschehen
die gar zu grob, waren: mein Faquinsuniform stöste den Kranken zurük, muß
sie anziehen für den hiesigen Commandanten, ein versußter Schweizer. Das
ist nun alles was unter die Rubrike vom Angenehmen seit meinem Wegsein
von Ihnnen zurechnen wäre – das übrige, das wiedrige bleibt in Petto, s’ist
schon ausgeschüttet ich muß es aber selbst zu Ihnen tragen.
Kein Geld oder die h (mit Betheurung versprochene Anweisung habe
ich noch nicht, gehe aber, (so ungern ich bleibe) nicht weg, bis ich’s habe das
versbrochene Geld: denn schickt’s Ihnnen Hartknoch gleich – Gewisheit der
Welt ist immer ungewisheit Dank also, innigen Dank! Guter Helffer! für
Ihren Glauben – bei dieser ungewisheit.
Lebe wol du Gebenedeiter unter den Guten, Gekreuzigter unter den Schnur-
Affen! –
Wollen Sie mir etwann auch ein Wink geben, sagen, wie’s Ihnnen geht,
so danks Ihnnen – s macht innige Freude
Riga am 6 Mai 77.Ihrem jezt zwischen Felsen und Klippenhier fand ich einen Brief, der schwebenden Kaufmann, der so oft anaus Holland kommt mich schon Hamans häusliche
Drei
mit Freuden denkt –2 Monath sucht, vielleicht mein Segne Gott Ihr Frizchen
Hanschen
10jähriges Schicksal zu
Lischen und Lehnchen
mit Ihrer Mutter –bestimmen hilft. adio. Geld ist da. Machen Sie Ihnen doch mehr Bewegung –daß das herrliche Queksilber nicht ganz zuBlei zu coagulirt.Nachschrift von Hartknoch:Ich wolte Ihr leztes, geliebter Hamann, vom 25 Merz gern erst nach
Ankunft des HEn Kaufmanns beantworten, u endl kam er auch, u beigehendes
Pack ist von ihm. Sie besorgen die Einschlüße. Der zugeschickte Herdersche
Brief war von ihr, u. enthielt eine Commiß. die ich nicht zu besorgen im
Stande war. Statt meines Quartaners habe vor 6 Wochen das kalte Fieber,
hernach Husten, geschwollne Füße, einen verhärteten Unterleib, Blutspeyen u
so viele andre Übel in meinem Hause gehabt, daß Sie mich eher condoliren,
als gratuliren können. Touss. wird Ihnen mündl mehr sagen, sonderl was
meine Frau angeht. Jezt beßert es sich, aber nur langsam, u ich lerne
ausgehen, und frische Luft schöpfen. Daß die Inoculation an Ihrer Tochter gut
gehe, wünsche herzlich. Penzel grüßen Sie. Ich habe der verlangten Bücher
wegen mich bei Hellwing befragt, u erwarte erst Antw, dann erhält er
Peyssonel u Stritter. Gott empfohlen! der sie in seinen Schutz nehmen wolle.
HartknochKaufmann ist ein guter Junge, hat aber gewiße Ausdrücke u Spannung
u Schlaffung der Seele, die er so oft anbringt daß sie nicht mehr das wirken,
was er will. Seine medic. Räthe sind vortrefl. ich werde eins u. das andre
davon nützen.
Adresse:mit
Empfang
200
Preußische Thaler
Herrn
Hammann
Ober- oder Unter Packhof- / Verwalter zu finden / in
der Loge /
im Licent
/
in Königsberg. frei
Vermerk von Hamann:Erhalten den 16 May 777.
geantw den 19. 21 –Nachschrift von Hamann:Am
Pfingst heil. Abend.
Gestern den 16 May habe Einl. aus Riga erhalten und mache mich dieser
Gelegenheit zu Nutz einem
vertrauten Freunde
meines
lieben
Kaufmanns
mich so kurz und gut zu empfehlen als unser Systema harmoniaepraestabilitae gewährt. Den 22 pr. erschien ich auf Seinen ersten Wink in dem
Wirthshause, wo Er hier eingekehrt war, Ihm vor dem Bett und den 27 ej. früh
Morgens
verschwand
Er vor dem Meinigen (Dom. Cantate) nachdem Er
4 Nächte in meiner Wohnung auf einem zwar harten aber von Ihm
gestempelten
Sopha geschlafen. HErr
Ehrmann
genannt
Ehrenfried
wird
also bey einer eventuellen Reise durch Königsb. in Preußen nicht ermangeln
sich gebührend zu melden bey Seinem bereitwilligen Freund und Diener
Johann Georg HamannKönigl. Packhof VerwalterAdresse:
Einl
. / HErrn Ehrmann, genannt Ehrenfried / freier Lehrer / am
Philanthropin / in Anhalt Deßau /
philanthropinische Sachen
Kgsberg den 15 May 777.Würdigster Landsmann und Freund,
Es ist mir mehr als einmal eingefallen wegen meines ekeln Geschmiers
unterm 13 pr. Sie um Vergebung zu bitten. Die Rücksicht auf Ihre
Freundschaft hat mich beruhigt, und es wird dem ganzen Innhalt meines Briefes
vermuthlich anzusehen gewesen seyn, daß ich ihn in der Angst meiner Seele
geschrieben, und mit dem Vertrauen mein Herz gegen Jemanden
auszuschütten, der an meinem Schicksal Antheil nimmt.
Kurz, es betrifft Ihre
eigene Ehre
, daß Sie keinem unwürdigen Ihr
Vorwort gegönnt haben, und ich muß mich wenigstens in Ihren Augen
rechtfertigen – oder schreiben Sie mir wenigstens rund heraus, daß Sie weder
Zeit noch Lust haben sich um mich zu bekümmern, oder und weisen mich mit
dem Sprichwort ab: Jeder für sich selbst – Ich habe auch diesen Stachel
bereits gefühlt, und würde ihn auch verschmerzen.
Alles was ich von Ihnen bitte, besteht darinn, daß im Fall dort Klagen
über mein Betragen gegen die Familie meines Vorwesers bereits eingelaufen
seyn sollten, oder noch einlaufen möchten, Sie wenigstens solange für mich
gut sagen
bis ich mich selbst zu rechtfertigen im stande bin und dazu
aufgefordert werde; denn Lügen und Trügen herrscht so in allen Straßen, daß
der entschloßenste Mann in die Versuchung gerathen möchte auf Ehrlichkeit
Verzicht zu thun. Sie kennen die Familie, mit der ich zu thun habe, ihren
Einfluß – –
So oft ich auch den festen Vorsatz gehabt an die Gen. Adm. zu
wenden: so ist es mir bisher schlechterdings unmögl. gewesen. 1.) weil ich
umständl. seyn muß und das äußerste abwarten will
2.) weil ich alle Umstände nicht aufdecken kann ohne meine beyden
Nachbarn
und Hiesigen
Vorgesetzten
wehe zu thun, und beyde Verhältniße sind
mir zu heilig und mit der
vierten Bitte
verbunden.
Der bloße Name von Bonificationen ist mir schon verhaßt und wird zu
den grösten Durchstechereyen und Betrügereyen gemisbraucht. Jeder gute
Wirth muß sich nach sr. Decke strecken und ein Königl. Freywohner hat keinen
Fug seinen Phantasien nachzudenkenhängen und von seinem armen
Nachfolger zu praetendiren, daß er sein Contingent dazu beytragen soll. Der
meinige hat den närrischen Einfall gehabt eine kleine Kapelle mitten auf dem
Gehöfte anzulegen, für die ich 50 fl. bezahlen sollte weil sie ihm 100 gekostet
haben soll. Mein Gehöft hat dadurch gewonnen, daß sie niedergerißen ist.
Jeder Verwalter und usufructuarius eines fremden Grunds u Bodens ist
schuldig denselben zu verbeßern und vollkommener nachzulaßen und macht
sich durch seinen Genuß bezahlt pp. Wie können Erben emolumenta die zu
einem Königl. Dienste gehören, sequestriren und usurpiren die pertinentienu Accessorien meiner freyen Wohnung?
Die Wittwe weiß keinen andern Grund mir 326 rth abzupochen als weil
HE Gen. Insp. soviel bezahlt. Was für ein Verhältnis zwischen unserm
Gehalt! Zwischen unsern Gärten! Seiner ist um mein halbes Gehöfte größer,
hat verdeckte Gänge und ist voller Obstbäume. – Er ist ein Gärtner selbst –
ich nicht und mag es nicht. Er macht sich Hofnung zum Eigentum deßelben
unter eben demselben Vorwande der darauf verschwendeten Unkosten. Mir
eckelt vor solchen Einfall. Kurz mein ganzer Sinn geht darauf nichts mit den
Erben meines Vorwesers zu theilen zu haben und alles meinem Nachfolger
frey und ohne die geringste Liquidation zu überlaßen.
Die Erben haben auf meinem Gehöfte Licitationen angestellt, demoliren
laßen, ohne mir die geringste Nachricht gegeben zu haben, den Garten mir
vor der Nase zugeschloßen, herausnehmen laßen, was ihnen gelüstet, sich
meines Gehöftes als ihres Eigenthums bedient – und haben alle Achtsamkeit
aus den Augen gesetzt, die man einem Kohlbrenner zwischen seinen 4 Pfählen
schuldig, daß mir das warme Blut aus den Augen und Nägeln hätte sprützen
mögen, weil ich auf mein
Hausrecht
und die Ehre deßelben so eifersüchtig
bin –
Da man aus dem Garten herausnahm ohne das geringste arbeiten zu
laßen, ließ ich ihn durch einen Schlößer den 6 huj. eröffnen, weil meine Leute
wegen ihrer Wäsche verlegen waren und nicht einmal den Bleichplatz vor der
Nase nutzen konnten; nachdem ich bereits den 1 May an die Licenträthin
Blom Anfrage gethan ob sie Resolution von Berlin erhalten und mit der
Summe von 60 fl. die ihres Mannes Vorweser empfangen, zufrieden seyn
wollte, ohne daß ich einer Antwort gewürdigt worden bin.
Ich habe also zum ersten mal den 7 May das bisher verschloßene Paradies
in Augenschein nehmen können und nichts als einen zieml. verwüsteten Platz
gefunden, den ich mit 60 fl. über und über rantzionirt hätte. Unterdeßen
ermangelte ich nicht noch denselben Abend vor Himmelfahrt der Wittwe davon
Nachricht zu geben und ihr all ihr Verfahren von ihrer und sämtl. Erben
Seiten mit etwas magischen Pinsel unter die Nase zu reiben, weil mich der
Eifer
um ein königl. Haus lange gnug
gefressen hatte
, und ich es nicht
verschmerzen konnte wie ein Narr behandelt worden zu seyn sans faire mon
crayon de la pierre
infernale
.Stellen Sie sich einmal vor, bester Kapellmeister, wenn Sie auch ein
Gärtner ist, wie Mr le Marquis mon voisin, der Mist war bis in den May auf den
Spargelbeeten liegen geblieben und meine Leute waren eben den 9 May in
Begriff selbige anzunehmen als HE Hofrath Hoyer auch einen Arbeiter mit
einem offenen Billet zu mir schickte und einer Garantie, daß mir kein Schade
dadurch zuwachsen sollte. Ich ließ ihn aber mit einem Biergeld abfertigen u
einem Gegenbillet, daß ich nunmehro da ich selbst zu arbeiten anfienge, weder
seiner Gehülfen noch seiner Garantie nöthig hätte.
Den 12 huj. wurde förmlich auf die Direction geladen um in Gegenwart
des Dr. Laubmeiers die bitterste Vorwürfe zu hören, daß ich mich
unterstanden hätte den Garten zu eröffnen. An statt in Schutz genommen zu
werden, ertheilte man meinem Gegner, der mir ins Gesicht lachte und mit H-v-
um sich warf, den guten Rath mich vor dem foro fori zu belangen.
Kaum war ich in meiner Loge als ich ein so langes Billet als ein Advocaten
Mantel hier ist, von Hofrath Hoyer erhielt und eine Antwort auf alle meine
Puncte in jenem Billet doux vom 7 enthielt. Die Hauptsache betraff eine
categorische Erklärung auf 2 Fragen nemlich:
1. ob ich die mit Kosten des Blom gepflanzten Bäume u Gewächse denen
Erben als ihr Eigenthum zugestehen oder 2.) solche ohne alle Vergütung
unentgeltlich an mich zu behalten gemeynet sey.
Die erste Frage war schon
thätlich
beantwortet durch mein ruhiges
Verhalten seit Ostern bis zum 6 huj.; die 2te durch meine nachher geschehene
Offerte von 60 fl. Ich ertheilte demohngeachtet noch mit aller mögl. Kälte
meine Entfernung dem 9 u 10ten Geboth entgegen zu denken und zu haltenhandeln und weil ich nicht im stande wäre mich in Unterhandlungen wegen
Bonificationen einzulaßen und den deshalb gemachten Forderungen Gnüge
zu leisten,
unterwarf
ich mich nochmals gern und willig alles was
herausgenommen werden könnte den Erben zuzugestehen –
Sie sehen hieraus, bester Landsmann u Freund! daß meine
Uneigennützigkeit keine Ursache hat den dürstenden VerwüstungsGeist dieser Leute zu
fürchten. Unterdeßen ist der Spargel ausgeschoßt, daß ihn niemand genießen kann,
und was ich noch in der Geschwindigkeit seit dem 11 huj gepflanzt vieler
Gefahr ausgesetzt. Das ärgste ist die
Verlegenheit meiner Lage
nicht nur in
der
häuslichen Ruhe
sondern auch in Ansehung meines
Dienstes
, indem
ich mit eben soviel Aengstlichkeit u Vorsicht und Klugheit zu Werk gehen muß.
Die Erben haben noch immer die Papiere in Händen, ohngeachtet ich
bereits Unordnungen in meinem Register entdeckt habe ohne selbige verificiren
zu können – und mir es an vielem fehlt; auch derjenige am besten seine Courmeinen Obern hier machen würde, der mich induciren könnte.
Thun Sie (so wenig Sie können) um Ihr Werk zu vollenden und mir die
Ruhe zu verschaffen – Ein Wink ist für mich hinlänglich. Ich bin hier aber
ganz im Dunkeln –
Seitdem Pzl. ein Vertrauter vom HE Dir. u seinen Familienumständen
geworden ist, ist er wie umgekehrt und mein Herz gegen ihn gleichfalls. Ich
mag diese Ebentheuer nicht berühren – das Andenken und die Vorstellung ist
gar zu
bitter
und
herbe
für meine Denkungsart und für mein Gefühl. Die
Haare stehen mir zu Berge.
Unser Freund
Kaufmann
hat mir wenig von Ihnen zu erzählen gewußt.
Er hat 4 elende Nächte auf meinem Sopha zugebracht und ist den 27 April des
Morgens aus meinem Hause verschwunden, da ich mich vom Schlaf nicht
ermuntern konnte, weil ich ihm zu Gefallen bis auf den Schloßthurm
geklettert war und mirch sein Umgang, wie ein Spatziergang auf den Alpen,
erschöpft hatte, daß ich meiner Sinne nicht mächtig war, und beynahe eine
gantze Woche nöthig gehabt mich zu erholen.
Gevatter Assmus ist vermuthl. bereits in Wandsbeck. Herder hat mich gantz
vergeßen – Ich hätte Ihnen eine Abschrift seines Brutus schon zugeschickt,
wenn ich nicht Hofnung hatte Ihnen ein gedrucktes Exemplar von ihm Selbst
zu verschaffen – und wenn ich in meiner Lage der geringsten Thätigkeit und
Gemüthsruhe fähig wäre.
Geben Sie mir doch bester Kapell Meister! wenigstens 3 Worte guten oder
bösen Rath, und helfen Sie mir aus der Ungewißheit, in der ich bey meiner
Verlegenheit bin, ob jene Leute die Sache dort anhängig gemacht, und ob ich
mich dort verlaßen kann einigen Nachdruck für mich zu erwarten. Ich kann
mich nicht eher näher auslaßen, bis ich wenigstens einen Laut von Ihnen
habe und will ohne Ihre Genehmigung nicht gern ins Gelach schreiben.
Wie gehts Ihr lieben Gemalin? Kaufmann hat Sie mir als sehr kränklich
beschrieben. Empfehlen Sie mich bestens und Ihrem Freunde dem HEr ProfEngel.
Ich bin nun gantz kahl. Kreutzfeld habe seit Sonntag nicht gesehen. Krauseist gut angebracht durch Prof. Kant bey Grafen von Kayserlingk mit 200 rth
Gehalt.
Ihren HErrn Vater werde nicht eher besuchen bis ich Ruhe dazu haben
werde: so sehr er mir auch im Sinn liegt.
Vollenden Sie Ihr Werk an Ihrem Landsmann und Freund und wenn es
Ihnen mögl. ist so melden Sie mir wenigstens
1) ob Sie mit meinen Grundsätzen in der strittigen Sache zufrieden sind
2) ob meine Gegner sich dort wirklich gemeldt haben oder nicht?
3.) ob man dort geneigt seyn wird mich zu hören und
4.) ob Sie noch die letzte Hand ans Werk legen wollen und ich, ohne Ihnen
überlästig zu werden, mich
gantz
in Ansehung meiner Dienstlage Ihnen
anvertrauen kann.
Gott schenke Ihnen soviel Gutes als ich mir selbst wünsche. Ich umarme
Sie und ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster und verpflichtester Freund und
Diener
Johann Georg Hamann.Kgsberg den 18 May Pfingstsonnt. 777.Liebster Gevatter, Landsmann und Freund,
Da hängen Sie über mein Bett in effigie zwischen Kaufmann u Lavater,
der hinten u vorn abgedruckt und also zwo Gläser hat, auf dem nach der
Wand ist ein Grus von ihm von seiner Hand an mich unten angeklebt. Hinter
Kaufmanns Bilde auf dem Brete das Billet so er hier an mich geschrieben.
Nun fehlt mir von Ihrer Hand hinter Ihrem Kupfer zu kleben ein Blatt, auf
dem Ihr
Taufname
,
Geburtsjahr
und
Tag
, der Vor- und Geschlechts
Name meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin, und beyder Zweige cum
die et consule verzeichnet stehn; für Eintragung der Künftigen werde selbst
Sorge tragen. Nicht zu vergeßen, unter Ihrem Kupferstich hängt ein kleiner
Flick von einer zu meinem alten Hause gehörigen Tapete, gelben Grundes mit
violetten Blumen, an dem meine beyde Taschenuhren hängen. Richt über
zwischen 2 Fenstern hängt ein großer altmodischer Spiegel, und unter
demselben Ihr kleiner Mohrenkopf à la Silhouette auf rothem Grunde in einem
albernen (wo ich nicht irre, zinnernen) Rahmchen zwischen 2 Kupferstichen
vom Stahlbaum, der im Kanterschen Buchladen weiland auslernte. Das
eine Bild stellt unsern Heiland beym Brodtbrechen zwischen den 2 Jüngern
vom Emahus vor u das andere des Kindleins Flucht nach Egypten. Beym
Eintritt in diesen Saal fällt einem die ganze mit Büchern bekleidete breite
Wand entgegen. Ein Sopha, auf dem Kaufmann vier Nächte tanquam e
grege porcus gelegen oder wie er von er selbst schreibt sich wie ein Baurenfünfer
manche lange Stunde gestreckt u gestrampelt hat ist mitten unter den Büchern
angebracht und steht der Thür gegenüber. Ueber ersterm hängt D. Martin
Luther in einem feinen Geschmackvollen Rahmen, wofür ich dem Gevatter
Kanter einen Goldgulden gezahlt. Zur Seite im Schatten hängt das ärgerl.
Bild mit dem Eselsohr, deßen geheime scandaleuse Geschichte Ihnen
bekannt ist, und unter demselben das Motto zu meinem Autor Namen:
Allzuklug sind seine Lehren,
Allzuklug ist tumm!
von der Hand des großen Schreibekünstlers La Roche-Nollet der auf seiner
Reise nach Riga ertrank und dem wovon ein großer Articul in der Hiesigen
Zeitung zu seiner Zeit zu lesen war. Dieser Büchersaal ist zugl. das
Schlafzimmer für mich u neben meinen Sohn. Neben bey schläft mein ganzes
Serrail und über dem Familienbett hängt der
Seher
! So lag Hans –
zwischen seine beyde Knopflöcher: als der Seher über die 3 oder 4 Schürzen
hängt. Noch eine Stube (aber ohne Ofen) zur Seite für den Schemen meines
wesenden Bruders. Dies sind die Gelegenheiten alle in meiner königl.
Wohnung, die von vorn eine herrl. Aussicht nach dem Pregel und der
Friedrichsburg u von hinten nach den Gärten, der Wiese, der Stadt von einer und dem
Felde von der andern Seite hat; Reiferbahn und die neue Roßgärtsche Kirche
schnur gerade vor sich. Unten ein klein artiges Zimmer nach Norden, im
heißen Sommer erquickend, aber nicht bewohnbar, weil es darinn stockt, und
auf allen Fall für Freunde und Reisende künftig bestimmt, und für Leute die
sich die schöne gerade bequeme Treppe nicht hinauf bemühen wollen. Richt
über diese Stube eine vortrefl. Küche, ein kleiner guter Keller u zwo schöne
vor der Hand ledige Speise- und Vorraths Kammern, die der reiche Gott im
Himmel allmählich füllen wolle!
So wohn ich seit dem 10 April ohne daß ich bisher noch im stande gewesen
meiner neuen Lage zu genüßen, wegen der Unruhe und Katzbalgerey mit des
Hofr. Hoyers Familie, deren Tochter mein Vorweser gehabt und von mir
326 rthl für den Garten bey meinem Hause Vergütung fordert und mir alles
gebrannte Herzleid angethan. Zum tägl. Brodt gehören getreue Nachbaren
und ich wohne zwischen einem in mehr als einem Verstande schwachen u
unglückl. Director und dem General-Inspector de Marvilliers, der des LicentEinnehmers Wohnung wegen eine gl. Vergütung usurpirt. Gnug hievon.
Auf meinen letzten Brief seit med. Martii keine Zeile Antwort erhalten.
Gott gebe nur, daß Sie gesund und gutes Muths seyn mit Haus und Hof
und meinem kleinen Pathen, für den ich nichts als tägl. beten kann wie für
meine eigene Kinder. Mein alt Haus habe für 3400 fl. verkauft; Sie wißen
daß es mir 4200 fl. gekostet u 2000 daran reparirt. War
also rein fertig
ohne
es zu wißen, wenn Gott nicht gegenwärtige Veränderung geschickt und den
Zeitpunct meiner Rettung statt meiner wahrgenommen.
Gevatter Claudius hat mir seinen Heimzug gemeldt; ich habe ihm dazu
Glück gewünscht; weil Gesundheit uns näher ist als Rock und Hemde. Er ist
so galant gewesen unserm Landsmann dem Capell Mstr für meine
Beförderung zu danken. Würden Sie, liebster Herder! für mich u ihn wohl die
Freundschaft haben, ihm zu einem Exemplar Ihres Brutus behülflich zu
seyn. Er hat ihm sehr gefallen u er schrieb mir hier ein langes Billet darüber,
weil er glaubte, daß die Anlage dieses musicalischen Drama seinem Ideal
von den bisher unerkannten Pflichten eines Dichters gegen den Virtuosen
oder Componisten an vielen Stellen sehr nahe käme. Wären Sie nicht im
stande ihm ein Exemplar direct zu expediren? Haben Sie nicht Lust eine
Zeile beyzufügen und Bedingungen dabey zu machen, so will ich letztere
ersetzen und er soll selbige durch mich angezeigt erhalten. Ich möchte diesen ehrl.
Landsmann u Freund noch bey meiner gegenwärtigen Verwirrung meiner
innern und äußern Lage nöthig haben. Wer weiß wozu er Ihnen noch einmal
gut seyn kann. Sein Vaterland muß man niemals vergeßen. Keine schönere
Krankheit in meinen Augen als das Heimweh.
Kaufmann hat nicht nur bey mir lange vorher gespukt; sondern auch beym
gantzen hiesigen respectiven Publico. Penzel hatte Auftrag auf die RapportZettel der Einkommenden wachsam zu seyn. Den 15 März kommt er mit der
wichtigen Mine eines gelehrtpolitischen Zeitungsschreibersträgers, am
Posttage dazu, wo er alle Hände vollhat, zu mir gelaufen. Nachdem er mir lange
zu rathen gegeben hieß es endl. daß Kaufmann hier wäre. Ich hatte eben einen
Tag der mir schrecklich u. mir die gantze Welt zu enge war, ließ ihn also laufen
mit Gleichgiltigkeit u Verdrus. Den Sonntag drauf war der Stein vom
Herzen und ich befand mich so erleichtert, daß ich Montags zum ersten mal
wider auszukriechen im stande war. Zuletzt kam es heraus, daß ein Officier
den wunderbaren Einfall gehabt sich für einen Studiosum u seinen Namen
Kaufmann auszugeben. Unterdeßen „Herr Kaufmann, ein Gelehrter“ in
unsern Zeitungen ärschlich und weidlich prangte. Den 18 April war der Mann
wirklich hier. Ich hatte die Ahndung davon Dom. Jubilate, erfuhr aber erst
den Montag drauf daß er wirklich hier aber und krank wäre und
demohnerachtet Prof Kant u den polnisch-reformirten Prediger den vorigen Abend
bis 11 Uhr bey sich gehabt hatte. Ich ärgerte mich über diese
Gleichgiltigkeit, da ich außer den beyden Empfehlungen von meinen beyden einzigen
Gevattern im Heil. Römischen Reich einen Brief von Seinem Johann
Caspar hier hatte. Nach vielen Ueberlegungen kam ich auf den festen Entschluß
mich noch einen Tag um ihn nicht zu bekümmern sondern erst den 23 zu
ihm zu gehen, da unser Bußtag einfiel mit dem Vorsatz den gantzen Tag
bey ihm zuzubringen oder zu mich zu führen. Ich freute mich über mein
Entwurf, weil die Witterung den 22 April sehr schlecht ausfiel. Kaum war ich
auf meiner Loge, so frug ein Miethsbedienter nach mir u händigte mir ein
Pack von ihm ein, das ein klein billet doux Ihren Kupferstich, den ich aber
nicht erkennen konnte und das
Allerley
in sich hielt. Ich lief schriftlich und
mündl. mit Hand u Fuß zu ihm. Er lag im Bette, zu seinem Vortheil. Er
klagte mir seine Noth in Kgsb. redte von seiner Existenz, Function pp und ich
soff 2 Schälchen Goldwaßer ohne zu wißen und wider meinen Willen aus,
nahm ihn mit à la fortune du pot, fraß 2 Teller Sauerkraut, meine doppelte
Portion gepreßten Caviar, ohne daß er im stande war mir Bescheid zu thun,
sondern wie der katholsche Laye vom Zusehn satt werden muste. Dies gegebene
Argernis meines sauern und grimmigen Geschmacks hielt ihn nicht ab den
gantzen Tag dazubleiben. Wir wurden gegen Abend über einander
misvergnügt und er blieb die gantze Nacht auf meinem Sopha
sitzen
, unterdeßen ich
ein wenig unruhig in mein Bette wider meinen Willen gieng. Der Mittw. war
unser Bußtag und ich führte ihn zu Kant, wo eben Krause war und mit dem
er bey Grafen Kayserlingk speisen sollte und bis den späten Abend da
geblieben war. Donnerstags besuchte er mich Morgens u Nachmittags, unser
Nachtgespräch war abermal Widerspruch, aber mit überlegener Laune von
meiner Seite. Penzels Silhouete u Character beschäftigte uns diesen Abend.
Er
streckte
sich auf mein Sopha und lag also ein wenig bequemer. Freytags
Nachmittags besuchte er mich in meiner Loge, sedentem in telonio, und wir
waren den Abend beym Director zusammen zum großen Unglück für Penzelund zu noch größerm für mich. Kaufmann schlieff wider bey mir und wollte
wider mein Vermuthen abreisen, schenkte mir aber den gantzen Sonnabend
und ohngeachtet meines Versprechens ihn mit dem Kreutzfeld nach Trutenauzu begleiten, war ich den Dom. Cantate so im Schlaf vertieft u unvermögend
mich aufzurichten daß er vor meinem Bette verschwand ohne den Weg nach
Schenck seinem Wirths-Hause zu wißen und ohne daß ich im stande war
aufzustehen – blieb auch liegen bis 9 Uhr des Morgens am Sonntage
Cantate. Ich hatte ihn
Mittwochs
auf den Schloßthurm begleitet. Zum Glück
war Krause unser Gefährte; weil ich nicht bis in die oberste Zinne
nachzuklettern wegen meines Schwindels im stande war. Meine Beine, die keinen
Scherz mehr verstehen, waren so zerrädert, als wenn ich einen Burschenritt
zu Pferde gethan hätte. Sein gantzer Weg zu denken, zu empfinden und zu
handeln ist so Alpenähnlich, daß Sie leicht sich kvorstellen können wie einem
armen Mann dabey zu Muthe gewesen seyn muß, der leider! nichts als in
leimichten kothichten, sumpfichten Ebenen zu waden gewohnt ist. Da ich also
ein paar Tage nachher im Florus Lib I. Cap VII.
monstrum
pulcherrimum
fand, fiel mir unser liebe Kaufmann ein. Vorgestern erhielte wider
Vermuthen einen Brief von ihm aus Riga und Hartknoch dankt ihm sehr für
seine medicinische consilia. Er spielt die Rolle beynahe im bürgerl. Leben als
ich in der Autorwelt. Ich hab ihn mehr nach seiner Abreise als bey seinem
Daseyn genoßen. Wir konnten nicht einander unsere Aussprache verstehen;
und jeder hat ohnedem seine charakteristische Sprache für sich. Ich konnte
mein Herz nach seiner Abfahrt nicht beßer erleichtern als daß ich selbige den
Tag drauf unserm Claudius meldte; und danke Ihnen beyden für getreue
Anweisung dieses Bidermanns, deßen Genuß ein wahrer Leckerbißen für meine
Neugierde, und ein würdiger Gegenstand meiner magischen Laterne gewesen,
die nach Menschen sucht und nichts als Vegetabilien findt oder perpetua mobilia.Gott seegne diesen unsern Pilgrim und geb ihm allenthalben Freunde and
congenial souls
. Er hat mir 2 meiner Freunde verleidet, und mit Krausewider näher zusammen gebracht, der gegenwärtig vortheilhaft im
Kayserlingschen Hause als Gouverneur eines Anverwandten lebt. Mit Penzel lebe
entfernt seitdem er ein Vertrauter vom Stockmarschen Hause geworden seit
länger als einem Vierteljahr.
Vergeßen
Sie nicht
,
liebster Herder
!
meine Bitte
in
Ansehung Ihres
Brutus
für
Reichard
; und vertrauen Sie mir den Verfaßer der Auflösung
der 2 Fragen im Mercur, ob es auch
Stoltz
ist. Es ist mir schlechterdings
daran gelegen dies zu wißen, ohne daß der geringste Misbrauch oder
Nachtheil dadurch für Sie entstehen kann.
Ich bin bey dem ersten Kapitel meiner Abhandl. stehen geblieben und nicht
im stande eher darinn fortzufahren, bis ich zur häusl. Ruhe komme;
ohngeachtet ich nicht leugnen kann daß ich meine Idee nicht gern aufgeben möchte.
Vorgestern erhielte auch einen Brief von Trescho, der mir die Unpäßlichkeit
Ihrer lieben Frau Schwester meldte und daß selbige mit
Hartknoch
den
selben Neumann wider zurück erwartete. Ich habe ihm geantwortet, daß
dies unmögl. wäre und Neumann bey mir sogut als mögl. aufgehoben seyn
sollte, falls er durch einen andern Weg herkäme. „Weil die Unterbringung
dieses jungen Menschen wegen seines Heimwehs dort nicht fügl. hätte
geschehen könnteen: so könnte
hier
vielleicht für ihn gesorgt werden“ und
habe ihm das übrige indirecte zu verstehen gegeben, daß nach Verhältnis der
Distantz, wo Kgsb. u Weimar von Mohrungen lägen, sich die Lage der
Umstände nicht
beurtheilen
ließe. Er hatte zu meinen
gegenwärtigen
beglückten Umstanden
ein Compliment gemacht, die ich mit Gottes Hülfe erst
noch zu erleben hoffe und die bisherige Unruhe für die Aussaat einer
gründlichen künftigen Ruhe halte.
Wer ist der Verfaßer des Fiebe Wertherfiebers? Hat es Ihnen auch so
gefallen als mir. Was macht Göthe? Mit seiner Autorschaft ist es nun lange
Zeit stille!
Noch eine Consistorialfrage! Ist das 6te Hauptstück vom
Amt der
Schlüßel
nicht von Luther selbst? Es steht nicht in der alten Ausgabe von seinen
Schriften die ich besitze und wird in den neuen Katechismen gleichfalls
ausgelaßen. Wie ist es in die mittlern eingekommen und von wem mag diese
Erklärung herrühren? Der
Geist
dieses Hauptstücks ist für mich sehr wichtig
und der Grund des Predigerwesens: so wie die 6te Zahl mit den
Werkeltagen der Woche übereinkommt, daß ein Kind jeden Tag aus diesem wahren
Enchiridio ein pensum aufzusagen hat.
Wegen des Schloßerschen Anti-Pope, den ich dem Kaufmann abgelungertbin jetzt neugierig seinen Katechismum zu lesen fürs Landvolk; weil ohne das
so genannte Geheimnis der Heil. Dreyeinigkeit mir gar kein Unterricht des
Xstentums mir mögl. zu seyn scheint,
Ende
u
Anfang
wegfällt wegen des
ausdrückl. letzten Befehls zu taufen im Namen des Vaters Sohns und heil.
Geistes. Kurz, was man für die pudenda der Religion hält und der
Aberglaube selbige zu
beschneiden
und die Raserey selbige gar
auszuschneiden
:
hierinn besteht der Innhalt meines Embryons. Melden Sie mir also, ob Sie
der Verf. der Auflösung jener mercurialischen Fragen sind oder der Prediger
im Magdeburgschen, welcher ein Schweitzer und Stoltz heißen soll.
Gott seegne Sie, bester und theuerster Gevatter! und nehme Sie und Ihr
ganzes Haus in Seinen heiligen Schutz. Mein Garten ist überschwemmt und
die Fluth dringt bis ins Gehöft. Noch an keinen Brief aus der Laube zu
denken! Den 22 März erhielte ein Couvert, das, wie Hartknoch mir vorgestern
berichtet, nicht von Ihrer
rechten
Hand sondern der
linken
gewesen. Ich habe
Einl. sogl. bestellt; aber wie mir zu Muthe war nicht ein einzig Wort von
Ihnen zu sehen – legte es aber wie eine Mahnung um Antwort aus, die
bereits unterwegs war. Gott empfohlen u Seiner Gnade u Liebe. Amen.
Mein Lehnchen hat Gottl. die Inoculation glücklich überstanden, aber meine
arme Hausmutter liegt leider! wider am Fieber – Vale ama et scriberesponde.Ew HochEdelgeb letztes Billet vom 25 pr. habe erst den Abend drauf
erhalten und Ueberbringer deßelben hat nicht nur das verlangte Gartenschloß
sondern zugl. einige ledige Töpfe mitgenommen.
Den Blomschen Erben ist so wenig an ihrem eignen als ihres Nächsten
vsufructu des zu meiner freyen Wohnung gehörigen Gartens gelegen
gewesen, daß sie zwar den 10 u 17 April p Pflanzen u Gewächse haben
ausgraben u wegführen aber den Mist auf den Spargelbeeten bis in den May
liegen laßen und ein Nachbar sich über das Raupengeschmeiß erbarmen muste;
sondern unter diesem kahlen Feigenblatt ihrer Pflanzungen haben sie ein
dominium rectum auf den privilegirten Grund und Boden usurpirt, das
Eigenthum desselbendadurch eine Art von Eigenthum oder ein jus
alienandiper fas et nefas und durch geheime Partage-Tractaten und per fasundet nefas zu erschleichen geglaubt, und den unschuldigen armen
Nachfolger des seel. Testatoris zu schmälern u zu kränken geglaubt.
Ohngeachtet der Nach beliebig vollbrachten Licitationen u Demolitionen
auf meinem Gehöft u Gartenplatz hab ich mir die Freyheit genommen den
1 May der Wittwe meines Antecessoris 20 6 rth anzubieten, weil die
Storchschen Erben mit dieser Summe haben für lieb nehmen Ohngeachtet
der Blomsche Garten den 3 May eines feyerl. Besuchs gewürdigt wurde,
erhielt ich erst den 7 May durch eine Ohngeachtet dieses Geld von dem
gedachten dato an als ein freywilliges Opfer meiner Denkungsart deponirt
worden: so wurde zwar mein Gehöfte den 3 May eines feyerl. Durchgangs
gewürdigt aber ich erhielt habe keine Antwort erhalten als den 7 May durch
eine Dienstbotin den trocknen Bescheid, daß die Blomschen Erben aus Berlin
auch nichts erhalten hätten. Weil es eben der heil. Abend zum
Himmelfahrtsfest war; so war mir wirklich
Da meine den 1 May freywill geschehene An nach beliebig vollzognen
Licitationen u Demolitionen Nach beliebig vollzognen auf meinem
Gehöfte so wohl als dem dazu gehörigen Gartenplatze vollzognen Licitationen
u Demolitionen habe ich den 1 May mich freywillig erboten der Wittwe
meines Antecessoris die 20 rth welche die Storchsche Erben empfangen zu
ersetzen ohne die geringste eigennützige Rücksicht auf eine Vergütung meines
Nachfolgers; bin aber keiner Antwort gewürdigt worden und den 12 May
von neuenUm den aus meiner Antwort auf Dero erstes Billet vom 9 pr.gezognenübereilten Schluß, daß ich ein Genüge finde und den mir von einem derVerdacht der Blomschen Erben gemachten Vorwurf, kurz thätlich kurzzu widerlegen daß ich ein Genüge gefunden finde mir ihre Pflanzen u
Bäume zu Nutze zu machen, also u. zu erndten wo ich nicht gesäet habe,
wie sie ein Genüge gefunden, nur wegen unter dem Vorwand ihren
Pflanzungen ein gänzl ein dominium directum auf dem königl. Grund u Boden
zu vsurpiren und mich von dem vsufructudominio vtili deßelben
gänzlich durch ihre Eingriffe in meine Rechte gänzl. auszuschlüßen, sondern auch
ein ius alienandiSequestration nicht nur zu sequestriren sondern auch
ein ius alienandi sich anzumaaßenper fas et nefas zu acquiriren: habe ich
nicht ermangeln wollen Ew HochEdelgeb. nochmals zu versichern, daß ich
aus Gründen der Vernunft und Erfahrung auf das wie auf die Ehre eines
diesjährigen gänzl. entschloßen weder ein Vsufructuarius der Blomschen
Erben Verzicht thue u ihrer von den Raupen praeoccupirten zu seyn den
förmlichsten Verzicht thue noch ein Würgengel der auf ihren Pflanzungen
und Bäumen herrschenden Raupen zu seyn. Wenn die mir gemachte Dround den mir überlaßnen diesjährigen fructum wie die mir geleistete
Guarantie für nichts beßer als juristische Versuchungen ansehen kann.
Sollten die mir zugedachte Drohungen und Landesgesetzen gemäße Mesuresnicht
binnen der mir ertheilten Henkerfrist eben so wenig zu ihrer Reise gelangen:
so wünsche ich wenigstens während der mir ertheilten Henkersfrist eine
ebensogroße Kluft zwischen mir u den Blomschen Erben befestigen zu können als
nach dem heutigen Sontags Evangelio zwi zwischen dem reichen Mann
und armen Lazarus, gemäß dem heutigen Sontags Evangelio. Weil ichAußer den begehrten Grundsteinen ersuche Ew. HochEdelgeb zugl. dafür
zu sorgen, daß ein großer Kasten nicht länger mir auf meiner Luchte im Wege
steht und die Blomschen Bänke gleichfalls aus dem Storchschen Wäldchen,
für das geräumt werden nebst den noch übrigen ledigen Töpfen abgeholt
werden.
(1. Juni)Narva den 15 Junii 77Noch sind Sie nicht fort die Zeilen, die ich Ihnnen Theurer Hammann!
beim Anfang in einer neuen Epoche voll Verdrußes und
Wiederwärtigkeiten geschrieben habe, bin aber warlich nicht Schuld, muß vieles liegen
laßen. Ich bin wieder krank gewesen, es war aber nur allzu starke Anstrengung
der durch das Aufgehen des Geschwürs geschwächten Brust. Jezt ists wieder
gut, alles beßer. Da ich von Sale Weina weg, von den Chunstoffischen
Gütern entfernt bin. O liebster Hammann! Sie haben nicht den geringsten
Irrthum an meinen Reisegefehrten gehabtthan. Man gabe Ihn mir zu meinem
ökonomischen Vortheil, dafür sollte ich auch was büßen. Nun aber bin ich
um mein Geld gekommen, habe den garstigsten Verdruß gehabt dochu. s. w: Mündlich alles – Dank sei der Vorsehung, die mich bald aus meiner
Verlegenheit riße. Jezt liebster Bester! reise ich nach Petersburg, bleibe aber
nur so lange da, bis es Zeit ist, daß wegzureisen, um
sicher ungewis
zu
Ende Julii auf der See nach Lübek zu kommen. Den letsten Julii neuen
alten neuen Stils bin ich wills Gott bei Claudius – wo ich Hammann den
einzigen, wills Gott zu treffen hoffe vielleicht mit Ihm zu: HE Herdern und
zu meiner Elise Reise, oder mit Ihm leze, von Ihnn mich trenne auf lange,
nach Lübek zurückfahre, und mich für Amerika einschiffe. Mein Herz ist zu
sehr gedrängt, ich kann nicht viel sagen – Erfüllen Sie liebster Hammann
meinen
innigsten Wunsch
. Machen Sie sich reisefertig und kommen Sie zu:
Ende Julii nach Hamburg und laßen Sie uns beisahmmen wol seyn – Muß
ich nicht Amerika, so reisen Sie mit zu Herdern. Ich bitte Sie laßen Sie sich
Oekonomie nicht abhalten – machen Sie es möglich, unser
Zusammenkommen wird gesegnet seyn. Sollten Sie aber wieder alles hoffen und wünschen
nicht kommen können, so sagts mir ein Brief bei Claudius. Wenns gut ist,
so erhört Gott meinen frommen Wunsch, und ich sehe Sie bei HamaClaudius in anderthalb Monath. Dies ist genug zur Ueberzeugung, daß ich
nicht nach Königsberg kommen kann, daß es mir Noth ist, Hamman zu
sehen – Adio Liebster! Wills Gott sehen wir uns in 1½ Monath neuen
Calenders – und ich kann mir wol machen – adio.Ihr hoffender KaufmannAdresse mit Siegel:
Manuskript
Herrn Packhof Insbektor Hamman / in / Königsberg / in
Preußen
.
man bittet um die schnellste /
Besorgung
Vermerk von Hamann:Erhalten den 3 Julii / 777 / 24 gl. / Einl. an HE Ehrmann den 3 Julii /
bestellt.Schon sind 2 Briefe an Sie heute auf die Post gekommen, und jezt noch
der 3te, da ich eben den Ihrigen erhalte.
Nichts als hoffen, wünschen, und harren will ich, glauben will ich, daß
Hamman aus Liebe möglich machen wird, daß wir uns doch bei Claudius in
den lezten Tagen des Julii möglich sehen: Nach Königsberg kann und
darf ich nicht kommen – adio liebster Theurer! Gott führe Sie nach Hamburg.
Narva 15 Junii 1777 In einer Stund verreist Ihr Sie erwartender
ChristophVermerk von Hamann:Nebst 2 Einlagen an HE Baron Curt von Haugwitz bestellt den 1 Juliiin Kreppitzdurch HE Jacobidurch Breslau v POppeln.
Kirchenrath Sander
in
Kindringen
bey Freyburg im Breisgau: Porto 1 fl. 16 gl. Den 2 Julii.Adresse mit Siegel:Herrn Packhofs Verwalter / Hammann / in Königsberg / in
Preußen
.
frei
Vermerk von Hamann:Erhalten den 30 Junii 777.HöchstzuEhrender Herr Capell Meister
Geliebtester Landsmann, Gönner und Freund,
Den letzten May erhielt Ihre Antwort zu meiner grösten Beruhigung und
Zufriedenheit, als ein Unterpfand Ihrer freundschaftlichen und
vaterländischen Gesinnungen, an deren Sympathie der Genuß und die Dauer meines
Glücks hängt, so wie ich selbiges Ihrer Vermittelung zu verdanken habe.
Es ist kein müßiger Einfall, sondern eine lebhafte Empfindung in mir Ihr
Urtheil in der Wahl zu meinem gegenwärtigen Posten zu rechtfertigen und
demselben in mit der That Ehre zu machen. Ich bin von der andern Seite
so mistrauisch gegen mein eigen Urtheil, und die gantze Angelegenheit sieht
einem bloßen Privat-Interesse und Familien Sache so ähnlich, daß ich mich
nicht entschlüßen können dem Rath Ihres vertrauten Freundes vor der Hand
zu
folgen
, und die Gen. Adm.
vor der Zeit
zu behelligen; weil ich hoffe daß
die Zeit
die Langsamkeit meiner Schritte in ein günstiger Licht setzen wird.
Den 24 May waren wider 3 Leute auf meinem Gehöfte u in meinem
Garten, die ohne sich zu melden eigenmächtig Dinge abholten. Den andern Abend
drauf schrieb mir Hofr. Hoyer im Namen der Erben ein Billet mit der
Erklärung, daß mir der vsus fructus der Gewächse abgetreten würde mit der
Bedingung, daß die Erben entweder selbige aus dem Herbst herausnehmen
oder eine öffentl. Auction anstellen würden.
Daß den Erben nichts an ihren Gewächsen gelegen gewesen, erhellt daraus,
weil man bis zum 8 May nicht die Hand angelegt, die Raupen sich im Besitz
gesetzt und der Mist noch auf den Spargelbeeten lag. So bald ich aber fieng
die Hand anzulegen, fiel es ihnen wie unartigen Kindern ein, zuzulangen
weil sie besorgten eben den Einspruch in ihre Früchte, den sie auf den Boden
gemacht hatten. Ich sollte also mit dem was die Raupen übrig gelaßen mich
abspeisen laßen u ihnen Zeit laßen den Gräuel der Verwüstung auf den
Herbst auszuführen.
Weil es mir nicht möglich war die 3 Billette vom Hofrath Hoyer mit allem
dem Nachdruck zu beantworten, wie ich der Wittwe ihre den 7 May
abgefertigt hatte: so wurde ich den 5 huj. des Abends um eine Antwort auf obige
Erklärung, vsufructuarius der Blomschen Gewächse zu seyn, erinnert, und
ich entschloß mich kurz u gut den 7 huj. den Curator selbst in seinem Hause
zu besuchen. So sauer dieser Gang mir geworden: so hoffe ich doch selbigen
nicht umsonst gethan zu haben, wenigstens hat er mir Stoff zu
Betrachtungen
und zum
Lachen
gegeben. Das Betragen der Erben schien er
aufrichtig zu misbilligen; aber er konnte es nicht begreifen, daß es für mich eine
Beleidigung seyn könnte ein vsufructuarius der Blomschen Raupengewächse pzu seyn und mich für die Henkerfrist ihrer eigennützigen Unverschämtheit zu
bedanken, da meine allererste Erklärung darauf hinausgieng den Erben den
vsumfructum für diesen Sommer abzutreten u selbige bis zum May Zeit
gnug gehabt haben mehr als wirkl. geschehen auszunehmen und ihre
Schadloshaltung so gut wie mögl. zu bewirken. Der Plan war aber darauf
angelegt mich um den Grund selbst zu bringen und man hat laut in der Stadt
von dem Partage-Tractat meiner Nachbarn gesprochen, weil sie meine
abgemeßene und überlegte Gleichgiltigkeit für reine Dummheit angesehen.
Da ich also HöchstzuEhrender Freund! seit meinem Besuch bey Hofr.
Hoyer nichts weiter erfahren und völlig in Ruhe gelaßen bin: so werden Sie
es mir nicht verdenken, daß ich noch ein wenig warte mich zu melden. Das
Geschrey der Erben sich in Berl. gemeldet zu haben hat mich am meisten für
widrige Eindrücke besorgt gemacht. –
Ihre
Freundschaft
und
Patriotismus
und Eifer zu
nützlichen
Aufträgen
auch ein wenig gemisbraucht zu werden geben mir Anlaß mich Ihnen
gantz zu entdecken.
Meine ganze Einnahme von Januar bis vlt. Maii hat noch nicht volle
25 rth ausgemacht, worinn mein monathl. Gehalt besteht. Jahreszeit und
das Vicariat mögen zum Theil an dem schlechten Product schuld seyn. Ich
habe bisher sub tutela dieses vicarii gearbeitet – Vielleicht kennen Sie den
Buchhalter Pinnow persönlich – und dieser Monath ist eigentl. der erste
unsers meines Finanzjahrs u meiner Amtsführung, übersteigt auch bereits die
Einnahme des vorjährigen Junii. Unterdeßen bleibt es immer ein sehr
ungewißes und durch die billige Herunterlassung auf ⅙ für die Juden,
ungemein gesunkenes Product. Bey dem großen
Misverhältniße
meiner
Arbeit und meiner
Verdienste um das Königl. Interesse
laufe ich wirklich
Gefahr –
Sie wißen daß die Direction bereits den Einfall gehabt an meiner
Befugnis meiner zu gegenwärtigen Wohnung quâ Packhofverwalter zu
zweifeln – Freylich nicht nach der
alten
Einrichtung; aber nach der
neuen
ist dem
Licent Inspector eine Wohnung mit
Gewalt
ausgemittelt worden, womit
der Licent Einnehmer fürlieb nehmen muß, weil seine vom jetzigen
General-Inspector usurpirt wird unter dem Vorwand des für den Garten gethanen
Vorschußes.
Aber nicht nur kraft der
alten Einrichtung
, sondern auch nach derm
Natürlichen Laufe der Dinge
sollten die beyden Stellen des Licent-
Inspectors und Packhof Verwalters verbunden seyn oder wider vereinigt
werden, weil der letztere Posten nicht füglich ohne
Einsicht
und
Einfluß
in den
Zusammenhang verwaltet werden kann, und der erste Posten als ein poste
de confiance eben so wenig Arbeit erfordert. Ein Licent Inspector allso mit
ärgerm Gewißen überalterum tantum zieht von über demas Gehalt
eines an seinen Flügeln gelähmten Packhoff Verwalters.
Der erste Licent-Inspector ist ein
infamer
Dieb gewesen, und anstatt
bestraft worden zu seyn durch den eben so ungerechten als klugen Geh.
Finantz Rath Magnier seeligen Andenkens statt des Galgens
zum
Prov.
Controleur erhöht worden in West Preußen.
Der
dritte
und
zeitige
ist per fas et nefas mein getreuer und unglücklicher
Nachbar. Er hat mir selbst seine Noth geklagt, daß die leidige Ratzen in seiner
Kammer, wo er sich pudert, ihm allen Puder auffräßen – und die Blomschen
Raupen haben ihm vermuthl. ein Gallenfieber gegenwärtig zugezogen, weil
sie sich vielleicht an seinem Garten ohne meine Schuld vergriffen. Um den
Instinct der Puderratzen zu verstehen muß ich Ihnen nur anführen, daß der
Mann die Disgrace zu Berlin erlebt von der Perückenmacher Zunft, bey der
er sich gemeldet haben soll um das Meisterrecht zu erlangen, abgewiesen zu
werden, und seines Schicksals uneingedenk sehr laut murrt noch nicht Geh.
Rath geworden zu seyn, weil er in dem Königl. Dienst so viel von den
Einkünften ss Marquisats zugesetzt.
Sie können sich leicht vorstellen, bester Landsmann! wie es in einer
Haushaltung zugehen muß, wo postes de confiance solchen Geschöpfen anvertraut
werden, und ob derjenige ein
Feind
oder
Freund
seiner Vorgesetzten ist, der
bey der tiefsten Unterwerfung und Ergebenheit in das Joch der Subordination– murrende Seufzer nicht unterdrücken kann – und warum ich mich schäme
mit einer Garten SuppliqueRequete zu erscheinen, und mich um das
Blomsche Raupengeschmeiß im Grunde der Seele nicht bekümmern, sondern
keine andere Absicht im Schilde geführt habe als die im Hohen Lied Salomonis
II. 15 geschrieben steht: Faht uns die Füchse, die kleinen Füchse die die
Weinberge verderben, denn unsere Weinberge haben Augen gewonnen.
Sie werden es mir daher bester Freund! nicht verargen, wenn ich den ganzen
geschlagenen Tag in meiner Loge bald das Neue Testament im Grundtext,
bald den Shakespear oder einen Autorem classicum lese, weil ich es zu meiner
Maxime gemacht mich
um nichts zu bekümmern
und die ganze Welt wie
einen alten Roman ansehe, der den Titel zu verdien führen verdient: Man
muß nicht glauben was man sieht.
Die Droits du Roi sind so beschrien wie Moses Hörner; wenn noch die
Chicane
der Zaunkönige und ihr Adler Geschmack am Luder das Plusdazukommt: so ist leicht zu erachten daß jedermann die Lust zu leben, geschweige
zu handeln und zu wandeln vergeht.
Den letzten April begegnete mir ein Zuckerbecker, der sich bey mir erkundigte
ob ich nicht Citronen pp zu verstutzen hätte und man hat mir allerhand
Kleinigkeiten umsonst aufdringen wollen, die ich ehrlich bezahlt, ohngeachtet man
mir versichert, daß dies eine
Gebühr
meines
müßigen Amts
wäre.
Kurz, bester Kapell Meister! Sie werden sich nicht um einen ehrl. Kerl
sondern vielleicht um 100 Landsleute, die noch ehrlicher als wir beyde sind,
verdient machen, wenn Sie bey einem
günstigen Augenblick Ihren zu
nützlichen Aufträgen
gestimmtes Herz dazu verwenden, daß Ihr alter Freund
und
Client
als Packhof Meister vom Accise Etat ausgestrichen u als Licent
Inspector oder als ein Oberster der Zöllner und als einΑρχιτελωνηςoder ErzZöllner übergetragen werde – und denn besuchen Sie Ihre
Vaterstadt und
trinken
in meiner Mooßbude, wie ich das Storchsche Wäldchen
nenne – unter Pauken und Trommeten – oder Lauten und Saytenspiel ein
TE DEVM laudamus!Thun Sie also Ihr Bestes, wenn Sie es nicht glauben können, sich
wenigstens einzubilden und es andern weißzumachen, daß ich ein ebenso
ehrlicher
als
gelehriger
Mann bin – dem Gott die Gaben eines Licent-Inspectors
mit der Bestallung aus Gnaden schenken wird – und da die
Misbräuche
den
alten Grund übertreffen: so wird der
alte Grund
auch zum
Gegengift
dienen, um das
neue
Gebäude zu erhalten.
Ein jegliches hat seine Zeit und alles Vornehmen unter dem Himmel hat
seine
Stunde
, sagt der weise Prediger. Schreiben Sie mir also bey einer
müßigen Stunde, wie Sie meinen Gevatter Claudius u sein Bauermädchen
und mein Pathchen gefunden, und eine Zeile von meinen Freunden Klopstock,
Bode und Passavant – wenn Sie selbige gesprochen haben.
Gott seegne Sie und Ihre liebe Hälfte! – und Ihren guten Engel! – 2 Tim
II. 7. Ich umarme Sie und ersterbe – die Feder in der Hand pro aris et focis!Ihr treu ergebenster Freund, Landsmann und Diener
Prof. Kreutzf. besucht mich unfleißiger; Johann Georg Hamann.vorigen Sonntag war er bey mir. Die Königsberg den 18 Junii 777.Schuld liegt an meiner bösen Laune vielleicht.
den 19 des Morgens.Ich habe Ihnen ohne Schaam und Schande den rohsten Entwurf zur
Redintegration meines verstümmelten Postens mitgetheilt, um Ihr Urtheil
darüber zu erwarten. Mehr
Arbeit
, mehr
Muße
– es fehlt mir gegenwärtig an
beyden. Dieser Widerspruch läßt sich leicht aus den Ecken meiner Lage
erklären. Es fehlt mir an einer Sphäre meine Kräfte zu entwickeln – Ich liebe das
forte im denken und das piano im handeln. Bin ich hier der Direction und
dadurch zugl. dem dortigen Ober ressort näher; so hab ich mehr Beruff zu
sehen, zu untersuchen und mich zu erklären
unmittelbar
–
Die Papiere sind von den Erben dem General Inspector, wie ich gesehen
ausgeliefert worden, was der damit macht, weiß ich nicht. Der Posten der
bereits im vorigen Sept. und vom Vicario im Februario geschloßen werden
sollen, sind zu Anfang dieses Monaths von mir eingezogen und zur Einnahme
gebracht. Daß ich nicht
den Licent Trägern vorgestellt
worden, und nichts
als
die Depot Kammer der beschlagnen Sachen mir übergeben worden, hab
Ihnen bereits gemeldet. Man hat mir ausdrückl. versichert, daß ich mich um
die
Judenwirthschaft im Neuen Magazin
nichts zu bekümmern hätte,
sondern blos einzutragen, abzuschreiben in meinem Register und das ½ zu
berechnen – ist mir
lieb
, aber weder gut noch recht und geht auch nicht anders
an. Sapienti sat. Vale et faue! Dixi!Kgsberg den 23 Junii 777.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
Diesen Abend erhalte Einlage, und suche selbige sogl. zu befördern. Hintz
kam den 5ten huj gantz entzückt von Ihnen an, brachte mir aber schlechte
Nachrichten von Ihrer Gesundheit mit, die mich bisher beunruhigt haben,
und auch Ihre liebe Schwester, welche gar den Verdacht zu haben scheint, daß
der kleine Christoph dazu Anlaß gegeben. Es ist mir lieb, daß Sie Gelegenheit
gefunden ihn dort unterzubringen. Meine damalige Nachrichten zielten zum
Theil darauf ab, Sie zu einem: Vogel friß oder stirb! zuzubereiten. Wenn
er unterdeßen einem guten Lehrherrn unter die Hände kommt, hab ich noch
Hoffnung, daß Sie die Früchte Ihrer guten Absicht erleben werdenZeit und Weile wird mir lang von Ihnen Antwort zu erhalten. Hinz hat
sich eine gantze Woche hier lang aufgehalten, wider seine Gewohnheit u einen
jungen Courtan von 6 Jahren mit sich genommen zur Erziehung. Ich weiß nicht
wo er die Nachricht von Ihrer Krankheit her hat; wünschte von Ihrer völligen
Widerherstellung bald versichert zu seyn. Von Claudius weiß eben so wenigVorige Woche kam der Briefträger mit einem Päckchen an seel. Prof.
Lindner addressirt zu mir; ich lösete es auf seine Bitte aus und fand daß es der
dritte Theil des Bertuchschen Don Quixote war. Nach vielem Suchen fand
bey der Fr. Consistorialräthin einen Aufsatz der Subscribenten aber nur für
8 Exempl. die ich bereits den Anfang gemacht habe auszutheilen; 2 Exempl.muß er nach der ersten Lieferung abgesetzt haben und das eilfte scheint dem
Collecteur und folgl. seinem Vicario zugedacht zu seyn. HE Rath Bertuchschreibt aber im Met.PS. wegen des Geldes, das der seel. Mann, kraft des
verzeichneten d d von den 8 Subscribenten wirklich empfangen und die gantze
Summe für 10 Exempl. noch vor seinem Ende dem Hartung aufgetragen an
Leipzig zu bezahlen. Hartung hat deshalb eine Quittung über 101 fl. vor sich
gegeben und nach einem Papier von des seel. Mannes Hand hat sich ersterer
übernommen das daran fehlende zu suppliren und zu ergänzen. Vielleicht ist
es Ihnen möglich ohne Ungemächlichkeit zu erfahren ob die Hartungsche
Buchhandlung dort in des seel. Kirchenraths Namen etwas ausgezahlt. Den
Subscriptionsplan habe nicht finden können, weiß daher nicht, ob etwa in dem
PS von einem Nachschuß die Rede ist bey der letzten Hälfte der Uebersetzung.
Diesen dritten Theil habe in der Geschwindigkeit durchgelaufen und hie uda mit dem spanischen zusammen gehalten. Beynahe sollte ich an des
Uebersetzers hinlängl. Stärke im Spanischen zweifeln? Er hat immer unglückl.
den Sancho Pansa zu verschönern gesucht, ihm mehr Sprachschnitzer
aufgebürdet, als er wirklich begeht – z. E. wiereich wie Crösus, anstatt:
reich wie
Fugger
– und die Auslaßung eines gantzen Punctes wo es auf ein
Sprichwort ankommt, das der engl. Uebersetzer gar nicht auszufüllen im stande
gewesen, wenn ich mich recht besinne, sind mir gar zu leichtsinnige umuthwillige TreulosigkeitenVom neuen Meßgut habe sonst nichts gesehen als Lavaters
dritten
Versuch
. Ihr Kupfer wißen Sie bereits, war ein Andenken von Kaufmann. Aber
von wem ist das Fragment aus dem Briefe über Sie? Des Jünglings Motto
ist meisterhaft. Hier wird St Germain oder Graf Dalton erwartet und das
Gerücht ausgebreitet daß er ihm nachgeht nach Petersburg. Johann Caspers
Betrug, der mir Hahns Postille für seine eigene untergeschoben hat mir viel
Vergnügen gemacht; ich habe ihm weder antworten noch mich dafür bedanken
können, bin Ihm aber herzlich gut. Versichern Sie ihm das vor der Hand,
wenn Sie ihm schreiben sollten.
Kleuker ist so gütig gewesen mir den 2ten Theil seiner Zend-Auesta nebst
dem ersten Theil von Salomo zu überschicken. Jener liegt noch beym
Buchbinder u letzteren habe blos angesehen, fürchte mich ihn zu lesen – Am Fest
Trinitatis besuchte ich Kant der mir den März u April des deutschen Musäi
mittheilte worinn er auch die Frage des Mercurs zu beantworten versucht –
muste Kant nolens volens Recht geben, der mit dem Versuch sehr unzufrieden
war. Melden Sie mir bester Herder! unter welchen
Bedingungen Sie nur
immer wollen
, ob die Beantwortung im Mercur von Ihnen ist oder nicht?
Es ist mir zu viel daran gelegen, hierüber
Gewißheit
zu haben. Wenn Sie es
sind, sagen Sie mir ein Paar Worte, was Sie gedacht oder jetzt denken bey
der
Brücke
ohne
Lehnen
? Ich beschwöre Sie bey aller Freundschaft und
Liebe, diese beyde Puncte mir zu beantworten. Meine Schrift liegt mir immer
vor Augen ohngeachtet ich seit dem Jänner keinen Zug daran thun können,
ist es mir nicht mögl. das Ideal, das mir im Sinn liegt aufzugeben. Der
7te Monath dieses wegen seiner drey 7 und meines 47 Jahres merkwürdigen
Jahres soll durch ein monstrum horrendum gezeichnet werden und ich will
mir Hände und Füße waschen um die noch 2 fehlenden Fladen durchzuknäten
und auszubacken und Schau zu stellen – sie mögen gerathen wie sie wollen.Penzel ist gestern zum ersten mal nach der Revue bey mir gewesen.
Kreutzfeld hat ihm in der Recension der Ehlerschen Schulsamml. einen derben
Streich heute gegeben zum freundl. Willkomm. Sie waren gestern beyde in
meinem Garten. Meine Freundschaft für ersten scheint in letzten Zügen zu
liegen. Er hat Hofnung loß zu kommen, ohne durch seine Freyheit einigen
Vortheil absehen zu können. Krause ist im Gräfl. Kayserlingschen Hause auf
einem guten Fuß – Mendelssohn wird hier erwartet, (auch von mir) in
Handelsgeschäften, die er in Memel abzumachen hat. Gott führe mir diesen
Sommer noch unsern Kaufmann zurück! mit seinem: Man kann was man will,
Man will was man kann.
Ursinus Balladen habe durch Hintz zum Ansehen bekommen; wünschte mir
des Percy Reliquien der alten Poesie einmal verschreiben zu können. Die
neueste Ausgabe von Shakespeare in 10 Theilen habe mit meiner in 8 zu
vergleichen Gelegenheit gehabt. Von Eschenburgs Uebersetzung nur den ersten
Theil gelesen; Krause ist weniger zufrieden damit, als ich –
Was macht mein kleiner Pathe? Werd ich nicht auch einmal seine Silhouettezu sehen bekommen? Gott gebe Ihnen Gesundheit, Zufriedenheit und mir
Antwort – Meiner ehr und liebenswürdigsten Gevatterin wollte gern
schreiben aus meinem Wäldchen; bin aber noch nicht im stande selbiges zu
genießen, und weder zu denken noch zu empfinden – –
den 24 am Joh. TageGestern Abend gieng mir auf einmal das Licht aus und heute hat mein
gantzes Haus verschlafen. Sehen Sie dies blos als ein Couvert der Einlage
an. Ihres Freundes Gedanken über das Universum bin neugierig zu lesen;
Mit dem Hartungschen Laden habe nichts zu thun und der Kantersche wird
vielleicht elend versorgt werden, hat Michaelis nichts erhalten. Endl. ist die
Papiermühle einmal fertig u vorgestern vor allen Meistern im gantzen Lande
eingeweyht worden.
Unsere Oberhofprediger Stelle soll gewaltig ins kleine gebracht worden
seyn und die Inspection der 80 Kirchen ist nunmehro vertheilt. Ein Andenken –
Meine Seele tritt auf die Starken!
Erfreuen Sie mich doch bald eigenhändig – Vergeßen Sie nicht liebster
Herder! meine Bitte in Ansehung unsers Landsmanns des Kapellmeisters.
Ich brauch ihn noch sehr und er zeigt sich als ein Mann nach meinem Herzen.
Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus! Amen, amen. Ich umarme Sie
und ersterbe Ihr treuergebenster
Johann Georg Hamann.Mehr Ahndung als Combination sagt mir die Reise nach Amerika werde
wohl nicht geschehen. Unser K. trifft vielleicht in Hamburg erwünschte
Lavatersche Briefe an welche ihn für Europa determiniren. Blos wegen Kfm.s
Freunden und in specie seinem Weibe bangt es mir vor der Seefahrt. Ich
hoffe sie mitmachen zu dürfen, neben Kfm. ist mir nichts abschröckend,
obschon meinem eigenen Character nach alles was Entreprise heißt mir Taumel
u Schrecken verursacht. Aber wie gesagt, ich hoffe zu Gott und einigen guten
Europäern sie werde nicht geschehen.
Das ganze von Kfm.s Bestimmung, Plan & so wie von seinem Character
bin ich schlechthin unfähig zu überschauen: und wo Sie, bester Hamann,
nicht verstehen, was will ich einsehen können. Doch bekenne ich frei daß das
bewußte Motto: man kann &. mir als Symbolum der treuen Befolgung der
Naturtriebe, der Harmonie zwischen
Können
und
Wollen
, welches beides
ja der Natur nach reciproque sein soll, – verständlich scheint. Ich halte
Kaufmannen für einen solchen treuen Befolger aller Winke der Natur, und habe
deswegen einen besondern Glauben an alles was er thut.
O erfüllen Sie immer den Traum Ihrer Wandsbecker Reise. Wer weiß was
da alles durch Sie geschieht; und Sie wißen auch nicht wie mancher gute
Junge sich seelenlich über sie freuen wird.
Ich schicke Ihnen hiebei ein paar Silhuetten von Kaufmann, so gut ich sie
habe. Sie sind nach derjenigen gezeichnet die in der Physiognie steht.
Vielleicht sagen Sie mir: Sie hätten Sie ohne mein Zuthun selbst nachzeichnen
können, da hab ich denn Unrecht.
Ich lege ein kleines Briefchen an Motherby bei, welches Sie versiegelt oder
nicht, zu übergeben belieben. Ich finde mich selber unbegreiflich dreiste;
wenigstens aber weiß ich doch daß Sie verzeihen können.
Den Artikel der Lavatern betrifft, ich denke Lavater verstehts besser und
wills ihm von Wort zu Wort abschreiben, verstehe ich (in Ihrem Briefe) nicht.
Hahns
Fingerzeig so wie seine Predigten hab ich bestellt aber noch nicht
erhalten, und in meinem Leben nirgends angetroffen. Es giebt Autoren dies
den Leuten schwer machen ihre Sachen zu erhalten; Unrecht mögen sie nicht
haben, denn Perlen für die Schweine & – – – allein zuweilen muß doch ein
armer ehrlicher Junge vergebens schmachten darunter leiden.
Ich wünsche sehr daß Sie mir mein Geschwäze verzeihen mögen. Gott sei
mit Ihnen, und und führe uns bald, wenn ers gut findet, zusammen. Leben
Sie glücklich, bester Hamann,
Ihr ergebenster DienerEhrmann.Deßau 13 Jul.1777.Um Gottes Willen wenn Sie Nachrichten haben die mich wegen K.
interessiren können so theilen Sie mir sie die erste u. zweite Post nach Deßau die
folgenden (denn mit Ende des Monats gehe ich ab) nach Wandsbeck mit.
Ich schicke an
Kant
und durch ihn an Kanter, jedem 4 Ex. Avertißements
der franz. Physiognomik. Ich weiß nicht ob Ihnen damit auch gedient wäre.
Ein Billet an
Penzel
hätt’ ich wohl
Kanten
einlegen sollen, ich lege es aber
Ihnen bei, weil ich zu Ihnen mehr Zutrauen habe, obschon ich nicht weiß wie
viele Mühe ich vielleicht veranlaße.
beiliegend, von der Hand Johann Ehrmanns:
Beschreibung eines Sopha a la Hamann
verfertigt durch Christophevr Christophovitsch bei Selo Weina
.Man steigt auf einer mit kleinen jungen Weiden beschatteten doppelten
Treppe von Rasen hinauf auf die Anhöhe. Da stehen nun 2 junge frutige
Eichen auf beiden Seiten des von Rasen gemachten Sopha a la Hamann,
den sie mit ihren Aesten beschatten. Ueber dessen Mitte zwischen beiden Eichen
steht ein kleiner von weißem Leimen gebrannter Obelisk. In diesen Obelisk
sezte ich (Kaufmann) des heiligen Mannes Luthers Porträt.
Annotatio: Ich mußte einmal lange Zeit bei dem alten unpäßlichen
Christoff bleiben, hatte lange Weile, holte endlich meine bei mir führenden in
Rahmen gefaßten Porträts, worunter denn auch ein gutgestochenes Porträt
von Luthern befindlich, fett und stark, im Flor seiner Jugend. Dieß frappirte
den alten Christoff, er sbrach mit Entzücken: Nun das ist jezt einmal auch ein
Christus in seiner Jugend, wie ich mir ihn wünschte, ich wollte und konnte ihn
in seiner Freude nicht stören, ich war froh daß mein Luther ihm wohl machte.
Er vergaß seiner Hypochondrie hieng seinen neuen Christus in die Stube,
fieng an sich zu kreuzigen: vorher war er nachläßig darin, aber jezt macht es
ihm Freude wenn auch der Bauer seine Kreuze in die Länge und die Quere
zog. Ich ließ ihm diesen neuen Heiligen nicht gern zurück aus Furcht er möchte
entheiligt werden. Ich wollte ihn zurücknehmen allein ich erhielt ihn nicht: er
wollte mir ihn vielfach bezahlen, durft nichts dafür annehmen, hätte ihn gern
mit meines Vaters oder auch mit einem fürstl. Porträt gelöst (so lieb und
theur sie mir auch sind) aber all mein Bemühen war umsonst: ohne grobe
Beleidigung durfte ich ihm seinen neuen Heiligen nicht rauben. Wir kamen
endlich dahin überein daß er in die neue Wallfahrt kommen sollte. Ich gab
mich zufrieden weil er sich um seines fetten Christus willen nun alle Tage
Motion machte und sich zerstreute &. Luther also steht in dem Obeliske. Kein
griechischer Wanderer kommt an die Quelle der diesen Heiligen nicht ehrt. Ich
muß gestehen so toll auch der Einfall und die ganze Begebenheit ist, so machts mir
oft Freude und ich verzeihe mir recht gern diese meine vielfachen Schelmereien.
So viel hievon. Nun kommen Inschriften die mir zu abentheuerlich lang
sind kann sie nicht abschreiben. ad rem.Von dem Sopha hinunter sieht man eine Grotte im Felsen, (wo ich der
Quelle nachgrub) die mit wilden Haselstauden, Brombeeren, schwarzen und
rothen Johannesbeeren umwachsen ist. In Ihrer Mitte sbrudelt die Quelle die
sich aber in einen gemachten mit Stein belegten und mit Rasen zugedeckten
Canal verliert. Die Grotte ist mit einer grünen Schanze umgeben. Am Ende
derselben ist eine Terrassenförmige grünende mit Birkenbäumen beschattete
Treppe, an deren Fuß ein geräumiger mit Leimen bez belegter Teich stößt.
Faulbäume und Lindenbäume beschatten und verfinstern diesen Teich, der
zum Baden bestimmt ist. Aus dessen Mitte strömt das Wasser mit Gewalt
heraus, erweckt einen sanften Wiederhall in den Wipfeln der Bäume und
vermehrt dem auf dem Sopha lagernden Müden den Ruhegenuß. Zur
Bequemlichkeit im Baden ist der Abfluß hoch und tief eingerichtet dem Auge aber
fast unbemerkbar bald quillt der crystallene Bach in einem kleinen von Wasen
gemachten Bassin und fließt hernach durch 2 sich kreuzweise schlängelnde dem
in gleicher Harmonie laufenden Fluß zu.
Es schickt sich wohl nicht mit der Pfeife in der Hand zu antworten; aber
zu gutem Glück ist sie aus.
Meinen ergebensten Dank für Addresse nach Pillau, gütige Madame, und
ich werde selbige besorgen, auch einen Gruß nach Wandsbeck, wohin ich heute
schreibe.
Der unartige Freund Lindner hat gestern die Epistel von mir erhalten, und
er hat es sehr bedauert, vorgestern nicht hier gewesen zu seyn. Vielleicht wird
er noch seinen Fehler gut machen. Mit Hintz habe mehr als ein Huhnchen zu
pflücken, und er wird Ihre Vermittelung nöthig haben, um mit einem
beladenen Gewißen nicht Schiffbruch zu laufen. Hänschen erwiedert seinen
schuldigen Handkuß – und ich nehme mir die Freyheit ein Mäulchen an
Henriettchen beyzulegen. Empfehlen Sie mich bestens Herrn Courtan und vergeben
Sie mein ungezogenes Geschmier. Mündlich mehr. Ich habe die Ehre mit
vollkommenster Hochachtung zu seyn HöchstzuEhrende Madam Ihr
ergebenster Freund und Diener
Johann Georg Hamannden 4 Aug. 777.Mit Adresse, Mundlackrest und Vermerk von Frau Courtan:Pour / Madame Courtan /
Auszug aus Hamanns Brief
.Liebster Seelenfreund Christoph,Vorgestern Einlage von einer
guten Frau
erhalten die eines beßern
Schicksals werth zu sein scheint, durch eine
neue Bekanntin
, sonst hätt
ich eher geschrieben aber ich mußte selbige abwarten. Ihre Antwort laßen Sie
gleichfalls durch
meine
u. der hiesigen
Busenfreundin
Hände gehen.
An allen Ihren theils mitgetheilten theils verborgenen Schicksalen nehme
innigen Antheil. Gott führt die seinen wunderlich u. die Entwicklung seines
Raths ist Seligkeit. Man kann immer nicht was man will – desto beßer! u.
daß man nicht alles will was man könnte ist bisweilen auch gut. Sorgen Sie
dafür, lieber Freund Christoph, daß ich den Kupferstich mit Ihrem
mystischen
u.
apokryphischen
Motto durch den ersten Landsmann der nach
Preußen kommt, erhalte; um meine Betrachtungen über das
Bild
u. den
Spruch
eines mir so lieben Menschen u. Lezers fortzusezen. Der bekannte
St. Germain, jeziger Graf Dalton wird hier erwartet u. es wurde mit der
ersten Nachricht davon das Gerücht zugleich ausgebreitet daß die Absicht seiner Reise
wäre Sie in Petersb. aufzusuchen. Der lächerliche Einfall kam mir nicht ganz
unwahrscheinl. vor wegen Ihrer amerikanischen Aussichten. Kommt er; so
wird er bei der Gräfin v. Kaiserling logiren die sich meines Freundes Christoph
fleißig erinnert u. der ich willens bin bei erster Gelegenheit einen persönlichen
Dank dafür abzustatten.
Den 24. Jul. ist mein lieber Phädon Moses Mephiboseth angekommen und
den lezten ej. nach Memel mit s. Schwager abgereist. Den 26 erschien zu
meiner unaussprechlichen Freude der jüngste Lindner ganz unerwartet u. geht
schon diese Woche zurück. In 8 Tagen erwarte Moses zurück u. hoffe ihn noch
mehr zu genießen. Also ist die mislungene Erwartung von Ihrer Seite ersezt
u. die von meiner wird es auch werden. Im Geist werde alle Tage in
Wandsbeck sein u.3 Gäste wären wirklich zu viel für meinen armen Gevatter
Matthias. Bei
meiner
gegenwärtigen Crisi
verlange ich keinen in
der
seinigen
zu sehen; aber in jenem Thal ausgegohren, älter u. milder, zum
wirklichen Ehmann u. Hausvater deiner Elisa gereift – lieber Christoph! soll
eine Wallfahrt über Weimar, Wandsbek nach der Schweiz der Feierabend
meines köstlichen Lebens u. der Vorschmack der künftigen Welt sein. Ist dieser
Wunsch eitel: abeat cum caeteris omnibus.Melden Sie mir aus Ihrer Heimat: ob meine Ahndungen der Erfüllung
nahe sind, u. ob so große Anstalten zum sanftesten Joch des menschlichen
Lebens nöthig sind, u. ob eine solche Verschwendung der Zeit u. Kräfte der
wahren Oekonomie unserer Bestimmung angemeßen ist.
Wie ich selbst lebe. Noch immer auf dem alten Fuß, ohn zu wißen was
eigentlich daran Schuld ist daß ich so unthätig bin. Ich habe mir vorgenommen
diesen ganzen August zu feiern u. so viel Thorheiten zu begehen um den lezten
Monat meines 47 Jahres mir merkwürdig zu machen. Ist mir die 3 ersten
Tage ziemlich gelungen; muß heute nolens volens Briefe schreiben ohne meines
Kopfes recht mächtig zu sein, werde vielleicht noch mehr Briefe schreiben als ich
in diesem ganzen Jahr geschrieben. Aber noch nicht an unsern lieben Apostel
Caspar. Nimmt er mir mein Stillschweigen übel so hat er Unrecht et tant
pis pour lui. Umarmen Sie ihn tausend mal in meinem Namen vergeßen
Sie nicht mir den schönen Stich mit dem Motto zu senden damit ich Ihre
Sammlung complet habe. Kommen Sie nach Weimar so bitten Sie Herdern
um aller Freundschaft u. Gevatterschaft willen mir doch noch einmal in diesem
Jahr zu schreiben. Unser hiesige Recensent schnaubt u. knirscht über den armen
L… u. seine
Spießgesellen
. Weil ich auch darunter gehöre so ist meine
Freundschaft desto gleichgültiger u. langmüthiger. Kurz ich fühle das Elend
der Menschheit in mir u. andern daß ich oft der Last des Gefühls unterliege.
Gott der Vater im Himmel, sei Ihr treuer Rathgeber, Gefährte Schild u. Ihr
großer Lohn! Erfreuen Sie mich bald mit Nachrichten aus Ihrer Heimath u.
erlauben die folgende Seite für unsern gemeinschaftlichen Freund Ehrenfried.
Willkommen in Wandsbeck! verlaufener Philanthropist! Dank für Ihre
8 Silhuetten. Eine davon hab ich meinem Krause verehrt u. meine jüngste
Freundin Stolz (nomen et omen habet) soll mir die beiden übrigen ausstaffiren mit
einer Unterlage von schwarzem Seidenzeuge. Das
Billet
u.
der offene
Brief.
sind sogl. bestellt worden. Der Uebersetzer des Strabo kam eben zu
mir hat aber lange schon ein Danksagungsschreiben vom Fürsten selbst
erhalten. Hahns Postille ist eben das Geschenk von Lavater; ich habe am Sonntag
Trinitatis zu lesen angefangen den Anfang gemacht, u. der Mann ist je
länger je mehr für meinen Geschmack, daß ich mir wirklich seinen
Fingerzeig
auch wünschte oder wenigstens einen Wink von dem Inhalte dieses Buchs.
Ich war am Fest der Dreieinigkeit so voll von einem förmlichen
Danksagungsschreiben – u. nach entdecktem Betruge daß der
Geber
nicht der
Verfaßer
war abermal so voll – demungeachtet muß ich Ihnen und Consorten
auftragen gemeinschaftlich mein unnatürl. Stillschweigen zu entschuldigen,
bis ich nicht nur im Stande sein werde meine Schuld wenigstens zu
bekennen
wo nicht zu
bezahlen
.
Währender Zeit daß ich an diesem halben Bogen schreibe sind mir so
unangenehme kleine Auftritte vorgefallen die mein Gemüth so zerstreuen u.angreifen daß ich mich bei mir selbst schäme Ich schließe also mit dem
herzlichsten Wunsch das Ziel Ihrer Wallfahrt gesund u. zufrieden zu erreichen,
mit der gut gemeinten Warnung die harmoniam praestabilitam zwischen
Können u. Wollen zu keiner Glaubenshypothese zu machen sondern ebenso
muthig in Verleugnung als Befolgung der heiligsten Naturtriebe zu sein.
Erfreuen Sie mich bei Weile u. Muße mit Nachrichten u. erhalten Sie mich
in gutem Andenken. Der Genius der Freundschaft sei Ihr dritter unsichtbarer
Reisegefährte bis zum Sehen u. Widersehen u. Eintreffen beßerer Zeiten. Ich
bin u. werde niemals aufhören zu sein der beiden
fahrenden
Freunde
stätiger, unbeweglicher niet- u. nagelfester Oelgöze Hans Görgel.
Herr Joh. Ge. Hamann königl. Preuss. Packhofverwalter in Königsberg
wird dienstfreundlich ersucht alsbald nach Empfang dieses die ihm schon
vorgeschlagene Reise nach Wandsbeck anzutreten als wo er mit der größten
Sehnsucht erwartet wird. Wenn höchstwichtige Vorfälle Denselben hindern sollten
gedachte Reise alsbald anzutreten so bitten wir uns wenigstens mit
umgehender Post geneigte Nachricht aus, die wir in Erwartung mit aller Hochachtung
die Ehre haben zu seyn
p. procur.Kaufmanns Reise war mühselig, Claudius et Kauffmanmeist widrige Winde. Seine Ankunft Ehrmannin Wandsbeck erst heute d. 8 Aug. 1777.
Adresse mit rotem Lacksiegel, Vermerk von Hamann und Postvermerken:Herrn
Hamann
/ königl. Packhofsverwalter /
Königsberg
/ in
Preussen
/
Von Hamann:den 16 Aug. 777. 1fl. 4 gl.Von Hamanns Hand:Erhalten d 4 Sept. 777. Geantw. d 14. Oct. –Endlich komme ich zum Antworten, lieber H., auf Ihre 2. Br. vom 18. Mai
und 23. Jun. auf beide habe ich nicht eher, als itzt antworten können.
Unmittelbar nach meiner Leipziger Reise brach eine lang verhaltne Gelbsucht
aus, die durch nothwendige Geschäfte, eine ausgeschriebne Kirchenkommißion
u. viele andre Dinge noch hartnäckiger wurde. Die Leber lag mir hart wie ein
Stein vor der Brust und ich schleppte mich noch lange, da die Gelbsucht
verjagt war, mit Eckel Grämlichkeit und so übler Verdauung, daß ein Leben der
Art mir bald Tod oder neue Krankheit hätte seyn müßen. Zum Glück kam
eine Reise nach Pyrmont, zu der ich fast gezwungen werden mußte, dazwischen,
und da habe ich, zumal mein Körper auf den Brunnen herrlich vorbereitet
war, wieder auf eine Zeit Gesundheit, guten Muth und Frölichkeit geholt u.
gefunden. Mit dem Prinzen August von Gotha, mit dem ich die Rückreise
machte, war ich noch einige Tage in Gotha, u. so bin ich, seit Anfang dieser
Woche, wieder hier, den Meinigen neugeschenkt und sie mir. Meine Jungen
blühen heran u. mein Weiblein erholet sich auch immer mehr von ihrem
Drucke, hoffen also, wenn nichts zwischen kommt, das Ende des Augusts, als
unser aller, Ihrer, mein u. meiner Buben Geburtsmonats, in unserm grossen
Garten still u. vergnügt zu feiren. Thun Sie dasselbe, Hochbestallter HE.Packhausinspektor, in dem Ihrigen und der gute Geist zwischen uns beiden
soll unsre gemeinschaftlichen Wünsche für einander uns überbringen und
gewähren. Amen.
Ihren ersten Br. also, liebster H., bekam ich in der Krankheit, den zweiten
in Pyrmont;. Entschuldigung gnug, daß ich so spät u. auch jetzt nur
summarisch antworte, ja im Hauptpunckt wiederum noch verspreche u. nicht leiste.
Dieser Hauptpunkt ist das Uebersenden meiner Musikalien an Reichard.
Er soll sie haben; alle, aufs bäldeste haben: denn sein Wink ist mir wahre
Lust und Freude. Die Idee, die ich vonüber der Komposition ihr aller hatte,
ist bisher von keinem erkannt oder befolgt worden, obgleich Bach in Bückeb.
alle komponirt hat. Mein Landsmann kommt mir also recht gelegen – nur
müßen sie aufgesucht werden, wer weiß, wo? abgeschrieben werden u. s. w.
Es soll aber bald geschehen, und denn unmittelbar zu ihm.
Der 2te Punkt betrift die Abhandlung im Merkur, die nicht von mir ist, so
wenig als die Schr. über Toleranz p. Beide sollen von einem ordinirten
Kandidaten (V. D. Minister) in Zürich, Namens Stolz seyn; die erste Mmuthmaaslich, die andre gewiß. Bauen Sie also Ihre Brücke ohne Lehnen immer
fort: der Anschlag gefällt mir treflich u. um so mehr, da ich blos als
Zuschauer Antheil nehme. Von Tag zu Tag kommen m mir die warmen Brüder in
der Schweiz so wie die kalten Herren in Berlin, ferner. Mit Lav. bin ich, seit
meinem Hieseyn, fast in keiner Verbindung, ob ich ihm gleich herzlich gut
bleibe: sein 3.t. Th. Physiogn. Gerichts aber hat mir wenig schmecken
wollen, so wie mein Bild darinn erstolen, unwahr u. die Schilderung dabei weder
aus dem Himmel, noch von der Erde ist. Die Stelle des Fremden dabei ist mit
nichten von Göthe: von Häfeli ohne Zweifel, der sonst ein braver Mensch ist
(ein junger Prediger im Zürchergebiet) und das Bremische Sendschr. über
Lav. Meinung beantwortet haben soll; ich habe aber bisher weder das Eine
noch das Andre gelesen. Meine hiesigen Ämter in Geschäft und Zerstreuung
bringen mich vom Wortkram der Schriftstellerei und Schriftleserei mit Güte
u. Gewalt ab; ich hoffe nicht ganz zu meinem Schaden. Man muß außer der
Schriftstellerzunft leben, wenn man sie verstehen, nutzen, u. auf sie würken
will; mein Zweck ist dahin zu streben. Machen Sie bald, lieber Prophet des
alten Bundes, daß Ihr Schriftchen zu mir fliegt und unsre Geburtstage krönet.
Bezeichnen Sie die 3. Sieben des Jahrs, Monats u. Ihres Lebensjahres;
ich sehe, da ich 44. gebohren, in 77., 33. alt werde, dem Würfelspiel ruhig zu,
und mache mich zum plaudo fertig. Auch die Idee u. Parallele über Eberhard
ist völlig in Ihrem Geist und Sinne; wenn ich sie nur schon gedruckt läse.
Von meiner Reise habe ich einen Luther, von Kranach gemahlt erbeutet,
aber aus dem grämlichen Jahre 1528, da er mit dem Teufel von innen u. von
außen mit Herzog Georg stritt u. das Jahr vorher fast todt war. Das Bild
ist außerordentlich wahr u. redend. – Ihm zur Abwed Milderung hab’ ich
vom Fürsten von Waldeck ein schönes Franz. Frauenzimmer (Venus wird sie
genannt) vom jungen Tischbein, der itzt in Rom ist, zum Geschenk erhalten:
den Luther hab’ ich dem Prinzen von Gotha abgelistet: die Dirne ist meiner
Frauen zu Theil worden u. der grämliche Luther ist mein Erbe – ein ecce
homo! für mich, der ich sein Kleid trage.
Vor der Erbprinzeß von Braunschw. (Schwest. des Kön. v. Engl.) habe
ich in Pyrmont 2mal gepredigt, auf Ihrem Zimmer; welches mir, ob ich
gleich hart dran ging, Ihres ihres HErn Bruders wegen lieb ist. Sie hat
mir einen Rohrstock mit einem goldnen Knopf zum Andenken geschenkt, den
ich denn sogleich meinem 2.ten freundlichen lieben Schäfer vermacht habe, der
bisher nur Zinn und Silber besessen u. keine Goldmedaille, wie der er erste. Eine
goldne Uhr, die mir der Herzog von Gotha, (ein außerordentlich lieber guter
und blöder, trauriger Mann) auf die beste Weise geschenket, ist ebenfalls
meiner Frauen heimgefallen, die die ihre ihrem Bruder zu einem mißrathnen
Liebesantrag großmüthig aufgeopfert hatte. So segnet mich der Himmel von
außen und hat mir die Reise mit Gesundheit, Liebe und Freude vergütet, da
ich hier sonder Geschenk, Dank und Belohnung, ja selbst wieder meinen Willen
leide undstrebe und kämpfe, dulde u. trage. Wohlverstanden nur in mir:
denn von außen liebt oder ehrt mich Alles, mehr als ich verdiene, oder zu
brauchen vermöge.
Auch wir haben hier 6. Stücke des Katechismus. Um die Katechism. Gesch.
des 5ten habe ich mich noch nicht bekümmern können. Seis unter die
Hauptstücke gestellt, von wem es wolle, sein Inhalt ist in Luthers Schriften,
Denkart und Leben völlig gegründet, felsenvest und kanonisch. Wer ist aber, der
dies Hauptstück itzt übet?
In Pyrmont habe ich gehört, daß ein neuer Band alter Gedichte, als ein
Suppl. zu Percy’s Sammlung herausgekommen sei; ich weiß aber weder
Werth noch Titel. Ursinus hat von mir blos als aus Almanachen pgesammlet, wie seine Anmerkungen hinten am Buch weisen; die Uebersetzungen
von Eschenburg in dieser Gattung sind meistens elend. Sein Shakesp. ist als
Beihülfe zum Shak. gut zu brauchen; Ersatz Shak. konnte sdie Uebersetz.
nicht seyn, u. ich halte eine weit beßere Uebers. auch nicht für unmöglich. In
Pyrm. habe ich Sturz kennen gelernt, jetz. Etatsrath bey der Oldenb. Regier.
den Sie aus seinen Händeln bei der neulichen Revolution in Dännemark und
als den gescheutsten Antiphysiogn. Lavaters kennen werden. Er ist ein Mensch
von Kopf und Geschäftsgeist, hat viel gesehen u. erfahren: im Deutschen
Museum sind die Briefe über England, das Stück über Schönheit, Physiogn. u. f.
von ihm. Jetzt wird er etwas über Bernstorf „Erinner. aus Bernst. Leben“
schreiben. Er ist nach Möser in Osnabrück der scharfsinnigste Kopf in dieser
Gattung, und das Persiflage glückt ihm vortreflich, ob wir beide gleich, wie
er selbst sagt, nur eine kleine Strecke beisammen gehen u. denn gehts weit
aus einander.
Den Grafen von Bückeb. habe ich aus Pyrmont besucht und ihn, und alle
meine alten Stellen, Bekannte und Freunde mit viel Vergnügen
wiedergesehen Die Zeit ist würklich Lethe: das Uebel vergißt man u. das Gute der
Vergangenheit, zumal wenn man die Örter wiedersieht, wird wie ein lieber
Traum. Blos die Niedersächsische Luft und Gegenden haben mich wieder
erquicket.
Kleuker hat mich in Pyrmont besucht; ich habe ihn aber wenig
geniessen
können oder nur kosten mögen, so wie ich auch seine Schriften noch fast gar
nicht gelesen. Ich bekomme an ihnen allemal Migraine und der arme Mensch
selbst verdirbt sich auf sein ganzes Leben. Seine Schulstelle und der Ort seines
Aufenthalts wird ihm äußerst zur Last; in keiner seiner Pflichten findet er
Nahrung und Freude; Eigensinn und ich weiß nicht, welche geheimer, ihm
selbst unbekannter Stolz macht die ganze Welt ihm zur Prätension, für die
er sich doch auf der andern Seite durch
die
Gattung Schriftstellerei, für mich
ein Kram halbverdauter Ideen u. Eruktationen auss freier Hand, selbst den
Weg verschließet. – Könnten Sie ihm einmal, lieber H., nach Maasgabe
dessen was Ihnen bei seinen Schriften Ihr Geist saget, ein Wort ans Herz
reden! Sie istsind auf der Welt vielleicht der Einzige, dem er (außer sich!!!)
etwas zuglaubet. Ich habe ihn bisher blos mit Stillschweigen gefeiert, denn
mein Herz ist ordentl. verschlossen und wie ich ihm auch neulich mündlich
gesagt, mein Wort an ihn noch nicht zur Geburt reif. – – Von Kaufm. habe
ich, seit Ihnen, nichts erfahren. – Von Hartknoch eben so wenig. Mit Wiel.
leben ich ja wir ganz getrennt, wie auf 2. Hemisphären: er kann sich
insonderheit mit meiner Frauen nicht vertragen u. sie mit ihm nicht, welches
mir sehr lieb ist. Mit Bertuch habe ich über den Don. Quix. gesprochen. Er hat
von Hartung nichts empfangen u. bittet also, daß Sie ihm, nach Maasgabe
der gefundnen Papiere, die Auszahlung auftragen. – Das Buch kenne ich
nicht, als von eEinem Bogen, den ich noch in Bückeb. gelesen, u. auf dem es
mir unerträglich ward. Ich wills einmal Spanisch studieren.
Kennen Sie Roos Schriften? Neulich ist eine Lebensgeschichte Christi von
ihm herausgekommen, die mir, ob er wohl in allen Fehlern seiner
Landsmannschaft steckt u. schreibet, ungleich mehr werth ist, als Kleukers Versuch in
Sprüngen. Er hat auch Fußstapfen des Glaubens Abraham geschrieben, u.
also gewissermaassen die ganze Bibel catenirt. Ich habe seine Schriften vom
Grafen zu Wernigerode geschenkt bekommen u. will sie in erster Musse lesen.
Lowth schreibt über Jesaias, u. hat sich mit dem Buch in der Hand schon
stechen lassen; auch ist ich weiß nicht, weßenlches Lords M… Discourse
on Learningheraus aus dem viel Werks gemacht wird. In Pyrmont bin ich
Pennant’s Reise durch Schottl. mit ihren schönen Kupferstichen im Original
durchgegangen, aber ohne sonderlichen Nutzen ob er gleich celtisch weiß.
Begieriger bin ich auf Twiß Reise durch Span. im Original denn die Franz.
Uebersetz.ist verstümmelt u. hat gerade nicht, was ich suchte. De-Brosses
Werk „über Sprache u. Schrift“ ist übersetzt u. mir vom Uebersetzer (Hißmann)
zugeschickt worden. Ich habs noch nicht ansehn können, obs Einerlei Schrift
mit der mechaniquedeslangues sei, die ich für Pluchens Arbeit gehalten
habe.
Zu Kassel ist eine Acad. des Antiq. gestiftet und Eloge de Winkelm. als
erste Preisfrage ausgestellet: wer weiß, treibt mich auf einden Winter
mein böser Dämon nicht, antiquo me includere ludo und für meinen
2ten
Jungen um diese erste Academie Preismünze der ersten Acad.desAntiq.in Deutschl. (leider! Röm. Antiq.) zu buhlen. Meine neuliche fausse couchevon Berlin aus, wird wie der junge Bacchus, erst in Jupiters Lenden genäht
zur Reise.
Hier ist der Aufklebezettel auf mein Bild, liebster Gevatter, mit Weib u.
Söhnen. Ich wollt’ ihn in Knittelversen übersenden, da diese aber der
Genealogischen Feier entgegengewesen wären, so bin ich auf ebner Strasse
geblieben. Ich wollt’ aber, liebster, bester H., daß ich dagegen Ihr Bild, ein
gemahltes Bild, oder ein Gypsbüste von Ihnen hätte! Thun Sie doch die
Thorheit u. legen Sich auf den Rücken, sich abkonterfeyen zu lassen; Ihr Bild
soll auf dem Altar unsrer Laren u. Penaten stehen u. an einem Künstler, ders
thun könne, fehlts Ihnen gewiß nicht. Ich hab Hartknoch, Hinz, Kanter, um
Ihr Bild gebeten, und lauter Baals an ihnen funden – kein Bild, keine
Stimme, noch Antwort.
Leben Sie wohl, liebster, bester! in Ihrer neuen Muße und Seligkeit des
Patriarchenlebens. Kaufm. wünscht nichts, als Sie, Klaud. und mich noch
einmal zum Anschaun zusammenzubringen u. ich halte es nicht für so
unmöglich. Sie setzen sich zu Schiffe u. fahren nach Lübeck; da ist Wandsbeck
nahe: ich mich auf die Post oder Elbe und nach Hamburg, da ist Wansb.
nahe u. so sind wir zusammen. Kommt Zeitkomt Rath. Oder Sie kommen
mit Hartkn. oder Hinz einmal nach Leipz. u. bescheiden mir einen Ort, da
alsdenn meine costasSie auch erblickt u. Sie dieselbe meine Jungens oben
drein. Amen.
Leben Sie wohl, u. laßen Sie mich bald etwas geschriebnes u. gedrucktes
von Ihnen lesen: mich hungert u. dürstet darnach herzlich. Es soll mein
Rückenweh stillen u. meine Leber stärken. Auf alle den Ihren viel Ruh u.Segen!
Herder.Hier sind die Betrachtungen des Statthalters HE. v.
Dalberg
, ein Ex., dieaser an Sie bestimt hat. Die beiden Briefe nach Mohrungen an meine Schwester
u. meinen gew. Schwager bitte ich, jeden besonders beide aber unfrankirt,
auf die Post zu geben, auch braucht meine Schwester vom andern Briefe nicht
zu wißen.
Bester Hamann,
Mittwoch d. 10.t Sept. fanden wir, Kaufmann und ich uns in Berlin
zusammen, und nun sind wir seit gestern Abends in Krappiz, bei dem edlen
Haugwiz. Ich hatte Kaufmannen seit Montag in Berlin erwartet, einige kleine
Geschäfte bestellt, und er wollte blos durchreisen, da mußt ich aber aus
Unbesonnenheit ein Sbiel Karten dergleichen wo ich im Philanthropin
manchmal mit den Kindern brauchte, eingepackt haben, und das fanden die
Accisebedienten und da mußten wir uns 3 volle Tage in Berlin herumtreiben
uns verhören lassen und rechtfertigen, bis wir für 3 thl. 18 gr. quitt und los
gesbrochen wurden. Also konnten wir erst Sonnabend Nachmittags abreisen.
Kaufmann sah wenige Menschen in Berlin. Meist war er bei Chodowiecki.
Eine wunderliche fatale Anekdote von Kaufmann hab ich in Berlin erfahren,
über welche wohl niemand als Sie, bester Hamann, mir vielleicht Licht geben
kann, vielleicht die ich auch sonst niemanden anvertrauen darf. Er soll in
Königsberg erzählt haben, daß in sei ihn in seiner Jugend sein Vater habe
zum Scharfrichter bestimmt, und da habe er eine Lehrzeit von drei Jahren
ausgehalten und sei von dem vielen Viehmezeln so blutgierig gewesen daß er
lange Zeit habe kein Truthun ansehen können, ohne die Versuchung ihm den
Hals abzuhauen. Auch sei er drei Jahre bei einem Bauer gewesen und
hinterm Pfluge gegangen. Vielleicht wissen Sie, bester Hamann, wie ein solch
Geschwäze entstanden und herumgekommen sein kann. Schreiben Sie mirs
doch, wenn Sie irgend eine Muthmassung darauf haben.
Wir werden uns wahrscheinlich einige Wochen in Krappiz bei einem der
herrlichsten glücklichsten Ehepaare aufhalten. Ich hoffe Kaufmann werde bei
diesen reinen Seelen ausruhen und sich erholen von dem Druck der
allgemeinen Verstimmung der heutigen Menschheit, die jedem Edlern (ohne Zweifel,
Bester, auch Ihnen) sein tägliches Kreuz und Wermuth ist. Ich finde zwar
täglich mehr daß Kaufmann in keinem einzigen Menschen ausser ihm sich
Ruhe und Zuflucht haben kann sondern daß die Kraft Gottes in ihm sein
Ein und Alles ist und ewig bleiben wird.
Leben Sie wohl, edler, liebenswürdiger Hamann. Ihr liebreiches
Antheilnehmen ist herzliche Freude für Ihren verbundensten
Krappiz in OberschlesienEhrmannd 18.t Sept. 1777.Kgsbg den 5/4Oct. 777.HöchstzuEhrender Herr und Freund!
Ich hatte eben den Anfang gestern mit Ihrem Phädon (den ich bisher nicht
auftreiben können) auf meiner Loge gemacht, als ich vom HE Isaac David
mit einem Gruß von Ihnen und Ihrem guten Reisegefährten überrascht
wurde – und diesen Nachmittag saß ich gantz vertieft und unruhig über
Kleukers Salomo, als HE Seeligmann u der älteste HE Friedlaenderausdrücklich mich in meinem telonio zu beschleichen. Nichts hat einen so
außerordentlichen Einfluß auf mein Gemüth und ganzes Nerven System als eine
unerwartete Menschen Erscheinung, liebster Mendelssohn! Auch den 23 pr. bin
ich mit einem Briefe aus Leipzig u Ihrem Andenken daselbst erfreut worden;
so wie den 22 Sept. ich und HänschenMichel mit Ihrem Coheleth zu seinem
Eintritt ins neunte Jahr. Aber leider! mit unserm Studieren geht es nicht
von der Stelle. An kein Griechisch noch nicht zu denken, geschweige an das
Hebräische; aber mit Gottes Hülfe soll alles ersetzt und eingeholt werden.
Tetens, de Broßes von der Sprache, die Berner Beyträge, den Sethos
deutsch u fr. habe alle mit Vergnügen durchgelaufen; auch das vom Verf.
des Universums mir zugedachte Exemplar ist mir zu Händen gekommen. Aber
auf meinen
Leichdorn
zu kommen: so ist vorige Woche der Gräuel der
Verwüstung am Garten vollzogen worden, wie der Psalmist sagt LXXX. 14. Es
haben ihn zerwühlet die wilden Säue und die wilden Thiere haben ihn
verderbt. Des Grabens und Ausreißens ist noch kein Ende – An allen diesen
Schätzen ist mir im Grunde ganz und gar nichts gelegen; daß ich aber als
königl. Freywohner
dem Unfug so gleichgiltig zusehen muß, kostet mir
mehr als das Lumpengeld, das man mir hat erpreßen wollen. „Wolan ich
will meinem Lieben ein Lied meines Vettern singen von seinem Weinberg –
Salomo hat einen Weinberg zu Baalhamon“ – zu so einem rabbinischen
Liedchen wünscht ich mir eben die Ruhe, die Ihr Sokrates im
Gefängnis
zu
seinem äsopischen Fabelchen und Päan hatte. Einen solchen Feyerabend
meines Lebens habe ich mir lange gewünscht – unterdeßen Sie, liebster bester
Moses Mephiboseth! wie des lieben Gottes Fiscal im Buch Hiob, nach
Norden und Westen ziehen.
Kgsberg den 8 Oct. 77.Herzlichgeliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
Den 4 pr. wurde ich mit Ihrem Päckchen erfreut. Ich hatte mich eben mit
vielen Gedanken um Sie beschäftigt und den 1 ej. die goldene Charte, welche
sich durch ein Wunder ein rundes Jahr durch unversehrt erhalten hatte,
feyerlich ausgetheilt, an jedes Kind 1 und ihrer Mutter 2; die andere Hälfte muste
ich zum Einkauf des Holtzes auswechseln, und ich behielt das Blätchen zum
Andenken.
Die Einlage der
Betrachtungen
war auch für mich desto angenehmer, da
ich wie ein Kind darauf gewartet, und weder hier noch in Danzig das
Büchlein aufzutreiben war. Es ist immer Feuer, Kühnheit und eine gute Seele –
aber ich bin noch nicht im stande mich darüber zu erklären, so große Lust ich
auch dazu gehabt und noch habe. Die übrigen Beyl. sind auch Ihrer Vorschrift
gemäß befördert worden.
Vorigen Sonnabend erhielt ich einen Brief vom Diac. Trescho über Ihren
„empfindl. Verweis sich in Ihre Angelegenheiten gemengt zu haben“ – Er
vermuthet, daß sein letzter Brief dazu Gelegenheit gegeben und mein davon
gemachter Gebrauch. – Er leugnet die geringste Einmischung in fremde
Sachen von seiner Seite und daß er nichts als das
dringende Bitten Ihrer
kranken Frau Schwester
erfüllt – und wenn ich an Sie schreibe (da er an
Sie zu schreiben durch solche Begegnung abgehalten wird) soll ich Sie seiner
wahresten Theilnehmung an allem Guten p – versichern. Das übrige hat nur
theils religiöse, theils schriftstellerische Wendung und betrifft die periodische
Schrift seiner
Nebenstunden
. Ich habe ihm gestern, so gut ich gekonnt,
geantwortet, aber der Brief ist liegen geblieben. Ihr
Wunsch
in Ansehung
seiner ist erfüllt, daß
er
Ihre Empfindlichkeit
erfahren
, und der
gegenseitige
gleichfalls,
wie er
selbige aufgenommen
; der meinige besteht darinn,
daß Sie alle widrige Eindrücke bey Gelegenheit auszulöschen suchten – Der
ganze
Ausgang der Angelegenheit
muste ihn mehr beschämen und machte
das
Verbot
sich darinn weiter zu mischen überflüßig. Wenn ein Kunstrichter
in seinem Urtheil über meine Maasreguln blind anläuft: so bin ich ist er
nicht mehr im stande weder den Stachel noch das Gift seiner Urtheile
mehrzu mir fühlen zu laßen und ich habe eben so wenig nöthig ihm selbige übel
zu nehmen.
Es freut mich herzlich daß Sie meine Bitte in Ansehung unsers besten
Landsmanns, des Kapellmeisters zu Berl. genehmigen. Suchen Sie ihn
wenigstens
vor der Hand
mit einem
gedruckten Exemplar
Ihres
Brutus
zu
befriedigen.
Compere Claudius wird Ihnen gemeldt haben wie unser Geburtstag in
Wandsbeck gefeyret worden. Kreutzfeld, der gegenwärtig Uebersetzer
Ihres
Hogarthschen Hudibras, hat meinen besungen. Ich hatte ein paar gute Freunde
dazu gebeten mit der ausdrückl. Bedingung sie
ohne Wein
zu bewirthen:
Penzel
,
Kreutzfeld
, Mlle
Stoltzin
waren Mittags. Ein hiesiger Jude
Lippmann
Löwen
erschien Nachmittags u Krausse, der Uebersetzer des Arthur Youngs
gegen Abend. Zum Frühstück kam das Gedicht, zum Mittag ein großer Kuchen
vom Löwen Nachmittags ein Billet von Me Courtan Hartknochs Schwägerin mit einer Tabatiere von
Papier maché mit Schildpatte ausgelegt, die sehr nach meinem Geschmack ist; bald
herauf noch ein Kuchen incognito von eben der selben Freundin, die eine
Schwägerin des ehrlichen Hartknochs und Wohlhüterin des Prof. Kreutzfeldist –
MlleStoltzin gehört zur hiesigen franz. Colonie, ist mit
Hintz
aus Curl.
gekommen wo sie an der Cammerherrin von der Reck, einer gebornen von
Medem, eine sehr vertraute und innige Freundin zurückgelaßen, die mit
Lavater, Kaufmann p im Briefwechsel steht.
Die dritte u älteste meiner
Freundinnen
, wie Sie wißen, ist die Baroneße
von Bondeli, alle 3 wenigstens 2 würden für den Geschmack meiner idealen
Catin seyn – aber ich fühl nichts als Leere und
Verlegenheit
an statt
Freude
– und so beschloß ich meinen Geburtstag u fieng ein neues Jahr an,
wie ein Mensch, dem was fehlt, ohne sagen zu können:
was
?
Mögen Sie, liebster H. Ihren Geburtsmonath
besonnener
,
zufriedner
,
heiterer
und
heiliger
, genoßen haben, zur Seite Ihrer besten Hälfte, meiner
verehrungswürdigen Frau Gevatterin – und des kleinen Augustpaars, das
Gott zur Freude Ihrer lieben Eltern erhalten und vermehren wolle!
Den 13 Oct. des Abends.Sie können sich meine Gemüthslage kaum denken. Ich bin nicht im stande
das geringste zu schreiben und mir ist beym Dintefaß zu muthe wie einem
Waßerscheuen. Mendelsons Hierseyn gab mir Anfangs eine angenehme
Zerstreuung, die aber nicht lange währte. Nun bin ich tiefer wie jemals in eine
Unthätigkeit versunken, die ich nicht zu überwinden im stande bin.
Bey diesem aussaugenden feigen Gram ist an keine Autorschaft zu denken.
Ich habe keinen Muth nach Berlin zu schreiben, um mich über
meine
Vorgesetzte zu beschweren
; denn dies ist ein trauriges Geschäfte – Seit Penzels
Verbindung mit des Director St. Hause ist unsere Freundschaft krebsgängig;
und er hat vorvorige Woche militairische Zucht erfahren müßen, auch Kanter
ist entschloßen sich mit dem Neujahr zu scheiden. Ich habe ihn seit der
Catastrophe des 4ten huj. noch nicht in meinem Hause gesehen und auch das
Schicksal dieses unglückl. beunruhigt mich. Krausens Uebersetzung von
Youngs politischer Arithmetik ist endl auch einmal herausgekommen. Den
Diac. Matthes habe diesen Michaelis zu meinem Beichtvater gewählt mit der
Hofnung die Stelle eines literarischen Freundes den ich an Lindner verloren,
mit der Zeit zu ersetzen. Den 4ten Theil des Strabo wird eine Dedication an
Salomon u Epistola familiaris an Bernouilli krönen; der Verf. hat mir
selbige aber vorenthalten, was er sonst nicht bisher gethan u ich bin auch sehr
damit zufrieden, weil sich kaum ein gutes Ende absehen läßt, und der Geck
mit seinem Catholicismo und Egoismo es übertreibt.
Daß der Anonymus in Leßings 3ten u 4ten Stück der seel. Reimarus ist,
wird Ihnen vermuthl. bekannt seyn.
Tetens
Versuche über den Menschen
habe gelesen, die Tidemans unendl übertreffen.
De Brosses Traité
de la
formation mechanique des langues ist von Plüche Mechanique eben so
unendl. sehr unterschieden. Den elenden Uebersetzer Hißman habe schon
zufällig aus seiner Geschichte der Aßociation der Ideen kennen gelernt und
erscheint hier abermal in Lebensgröße. Kant soll von
de Broßes
u
Tetens
sehr
voll seyn; Fulda scheint gantz des ersten Ideen ausgeführt zu haben.
Unter Roosens Schriften haben seine Fußstapfen vom Glauben
Abrahams mich am meisten erbaut; aber das Leben Jesu habe noch nicht erhalten
können, von dem ich mir gewiß mehr Erbauung verspreche als im Heß, deßen
2ten Theil ich nun vorzunehmen Gelegenheit habe. Ich wünschte meinem
kleinen Pathen den Preis und Winkelmann etwas mehr als einen Torso, kein
Fragment sondern ein Exegi perennius et altius Ihrer Deutschen Muse
– – dum CapitoliumScandet cum tacita virgine pontifex.Laßen Sie beyde uns, liebster Gevatter! den Winter so gut wir können,
anwenden. An meinem guten Willen soll es nicht liegen, wenn ich nicht
wenigstens den verlorenen Sommer einhole, und durch
Spinnen
ersetze, was ich
weder durch
Säen
noch
Erndten
habe gewinnen können.
Noch eins! Der
Klebezettel
auf Ihr Bild hat im Briefe gefehlt. – Haben
Sie Gedult mit mir; ich denke noch alle meine Schulden zu bezahlen. Aber
an Gips ist nicht zu gedenken in diesem barbarischen Vaterlande.
Kaufmanns Einladung nach Wandsbeck war ein rasender Einfall;
demohngeachtet war ich närrisch gnug quanzweis Plane zur Ausführung zu
machen. Aber der saltus war zu groß, besonders bey meiner jungen Lage –
Schreiben kann ich nicht; an keinen Menschen, weder in Deutschland noch in
der Schweitz, als bis ich ruhig und erleichtert bin oder seyn werde.
Der jüngste Lindner ist hier gewesen; ich habe ihm aufgetragen mit
Hartung wegen der Uebersetzung des Don Quixote zu reden. Letzterer hat die bey
mir noch vorhandene Exemplaria abholen laßen und ersterer ist ohne Abschied
von mir zu nehmen nach Curl. abgereiset. Mit Hartung habe nichts zu theilen
und das Haus ist sicher u ehrlich. Er Lindner wird anfangenMedicin zu
studieren und wird künftiges Jahr wider durch und vielleicht nach Holland gehen
um daselbst zu promoviren.Ich bin außer Stande fortzufahren. Gott erhalte Sie und Ihr ganzes Hausunter tausendfachem Seegen. Ich nehme wie der seel. Lindner Abschied: au
revoir!Den 14 des Morgens.Ob fugam vacui noch ein Paar Zeilen. An das kleine monstrum habe noch
nicht Hand anlegen können. Die 3 Dedicationen an Wiel. Büsching u Voß
sind nebst dem 1 Hauptstück bereits im Februar fertig gewesen und der
Anfang sollte gleich abgedruckt werden. Daß es nicht geschehen, ist mir
gegenwärtig lieb. Die Idee ohngeachtet selbige auf die 777 des laufenden Jahres
eingerichtet ist, kann noch nicht aufgeben. Nun ist ein
panurgischer Versuch
über den
jüngsten Seher des Universums
dazu gekommen. Amts- u. Haus
Sorgen und meine Leiden im Unterleib und dem ventriculo cerebri erlauben
mir nicht einen Augenblick mich zu samlen und zu bestimmen. Dem Strom
tausend kleiner Umstände überlaßen schweb ich und schwimm ich, ohne von
der Stelle zu kommen, noch mich meinem Ziel zu nähern. Eitelkeit der
Eitelkeiten! ist meine Lieblingsidee. An dem Uebersetzer deßelben habe bereits mein
Heil versucht, bey seinem
menschl. Versuch
; aber es scheint nicht die Zeit zu
seyn – Es geht mir also wie Ihnen. Kypke scheint ihm nicht die nöthige
Sprachkenntnis des Hebr. abzusprechen; aber was andere Leute
Styl
nennen,
ist bey mir
Seele
, oder
Urtheils
- und
Verdauungskraft
. Mendelsohn
hat meinem Hänschen seinen Coheleth zum Andenken geschickt und BodensUebersetzung liegt auch vor mir. Ich habe Lust nächstens das Buch selbst zu
meiner eignen Befriedigung zu studieren. Also Arbeit für 3 Hände und keine
Lust den kleinen Finger auszustrecken. Gott schenke Ihnen desto mehr Muth,
Freude, Salbung. Kein Morgen u Abend wo ich nicht an meine zwey
Pathchens in Deutschland und Ihre Eltern denke, und mit aller Eitelkeit des
menschl. Herzens dichte und trachte über das, was Sie Selbst wünschen und
Vorsehung allein möglich und würklich zu machen im stande ist. Denn in
dieser Wüsten hier, fühl ich das Ideal der Freundschaft gleich dem Heimweh.
a Dieu.Von Hartknoch noch immer schlechte trostlose Nachrichten bisher. Schade
um die gute
Haut
!
Leipzig den 11 October 1777.Hochzuehrender Herr, und Freund!
Ich muß endl: wohl einmahl ein Zeichen des Lebens von mir geben. Ihre
beyden letzten Briefe von DominicauXI.p. Trinit: 1776 und vom Weihnachts
heil Abends 1776 habe ich seit beynahe Jahr u Tag vor mir, in der guten
Absicht Ihnen darauf vielerley zu sagen, und vielerley mit Ihnen zu plaudern.
Dieß ist aber nicht so leicht wenn man 80 bis 100 Meilen von einander
entfernt ist.
Ich bin von Geschäfften erdrückt, und weil mich die gerechte Rache
des Schicksals, dafür daß ich so offt über Diplomata gespottet habe, unter
lauter diplomatischen Büchern und Archiv Urkunden seit Jahr u. Tag
begraben hält; so hab ich mir durch vieles Lesen die Augen so rechtschaffen
verdorben daß ich fast nichts mehr schreiben kann, sondern alles dictiren muß.
Also nur 2 Worte, wie schon gesagt, nur zum Zeichen meines Lebens.
Wir haltens mit einander gerade umgekehrt wie die meisten Eheleute, wir
zanken uns öffentlich u. lieben uns heimlich, dafür aber auch schreiben wir
unsere Zank Schrifften dergestallt, daß sie uns beyden nicht verständl: sind
unsere Liebesbriefe hingegen, die uns gewiß mehr von Herzen gehen, so, daß
wir fein wißen, was wir damit sagen wollen.
Ich habe alle Ihre Zank-Schrifften gelesen, und wenn sie beym Schreiben
nicht üblere Laune gehabt haben als ich beym Lesen, so ist aus Ihren Herzen
aller Groll vertilget, bis auf den kleinsten, der an die Wand pißet. , ausge
ver tilget.Es ist mir sehr angenehm wenn die Vorrätherede des Almanachs Ihnen
das Gegengift auch nur das Gegengift einer halben schwermüthigen Stunde
geworden ist. Die Schwermuth ist eine Kupplerinn die uns den Genuß der
zärtlichsten lieblichsten Schönen anbeut und uns mit heßlichen Metzen
zusammen steckt, welche uns die Fr.– „–“ ins Blut bringen so daß wir glückl:
genug sind wenn wir nur mit den Verlust der Hälfte unserer Sinne genoßengenesen können. Daß übrigens die Lieder nicht authentisch alt wären,
haben ihre Freunde eben so ungerecht gemuthmaßet, als daß Bunkel nicht
ächt englisch wäre. Die Lieder stehen gröstentheils in einer alten Samlung
Bergmanns-Lieder die im 16 Jahrhundert schon, in Nürnberg gedruckt
worden selbst n: 15 von Furwitz den Kramer steht fast wörtl darinnen. Ich dachte
Ihnen mit diesem Briefe den 2ten Theil übersenden zu können, wovon schon
seit einigen Monaten 8 Bogen gedruckt sind, die ich aber, wie schon gesagt, jetzt
in Archiv-Urkunden nach Männern suche die längst vergeßen sind, und nach
Häußern welche längst umgerißen worden, so habe ich noch in einigen
Monaten nicht Zeit an Volks Lieder Genies und andere solche ungelehrte Sachen
zu denken. Ich habe diesen Sommer eine Reise nach Brandenburg gethan,
um die Alterthümer des Doms zu untersuchen und unter andern zu meinen
großen Vergnügen im Kreutz Gange viele Wände voll fast verloschner
Inschrifften entdeckt, die vermuthl: aus dem 14 Jahrhunderte sind, und allen
Brandenburgischen Geschichtschreibern unbekant geblieben; jetzt ist man mit
den Abschreiben, u. Abzeichnen beschäfftiget, welches sie vielleicht noch mehr
verdienen, als die Inschrifften auf den beschriebenen Bergen Arabiens, sollten
Sie also noch von mir nächstens zwar nicht marmora brandenburgensiaaber doch lapides brandenburgenses mit einen Gelehrten Comentario in
Folio, im MeßCatalogo, angekündiget sehen, so wißen Sie doch wovon die
Rede ist. Es gebührt sich daß ein Autor der sich ehrl: durch die Welt schreiben
will, von Isop der Friedens-Berloken sich bis zur Ceder eines diplomatischen
Comentars in folio erhebe. Und hiermit Gott befohlen. Gott behüte Sie vor
Fiebern, Versen Uhrkunden, und Mißvergnügen mit der Welt, welches ärger
als die Krätze anstecket, und nicht einmal wie die Krätze ein Heil-Mittel wieder
die Schwermuth ist. Unser Freund Moses der bey mir ist, ob er gleich nicht
bey mir ist, grüßt Sie von Herzen und Freund Eberhard welcher zu
Charlottenburg seine Bauern, die Bürger heißen wollen, in heil. ordodoxieOrthodoxie lehret, und vergnügt bey seinen Weibchen und ein paar Freunden
unter seiner Linde den Sokratischen Becher trinket trinkend alles gelehrte
Geschwirre mehr nicht achtet, als das Geschwirre der Wespen um seine
Apfelbäume, grüßet Sie desgleichen, u. ist nicht wenig erfreut, daß Ihnen
seine Apologie nach öffteren Genuß nicht minder schmeckt. , dieß trägt gewiß
nicht wenig bey, daß er Er will nun endl: diesen Winter zum 2ten Theile
schreiten will. quod D. B. V. Und hiemit nochmals Gott befohlen. Ich
bin von Herzen Ihr ergebenster
NicolaiKgsberg den 21 Nov 777.Geliebtester Freund,
Sie sind so unartig gewesen mit einem Pohlnischen Abschiede von hier zu
gehen und vorige Woche beschickte mich die Frau Consistorialräthin mit der
Beschwerde seit der langen Zeit keine einzige Zeile von Ihnen erhalten zu
haben; worauf ich beyl. mütterl. Monitorium erhalten.
Wenn Sie, wofür Gott behüte! krank wären sollte denn HErr Hofrath
nicht einen Wink deshalb gegeben haben. Also wird wohl nichts als leidiger
Leichtsinn, Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit an einem so langen Stillschweigen
schuld seyn – nicht eben von Ihrer Seite, sondern vermuthlich von anderer
ihrer, wie mir das Leben bisher sauer gemacht worden.
Nun, liebster Freund! mein Garten ist zum Gräuel der Verwüstung
gemacht worden unter dem rechtl. Vorwande eines öffentl. Verkaufs oder den
29 pr. vollzogen wurde en bal masqué von Dames und chapeaux. Die
Witterung war schöner, als der schändliche actus verdiente. Ich hab mich um
nichts bekümmert und mich getröstet mit einem Fiat voluntas Tua!Haben Sie meinen Gagliani noch nicht durch gelesen. Ich warte mit
Schmerzen denselben wider zurück und bitte dafür Sorge zu tragen, weil ich mir alle
Tage aus Napoli seine Libre cinque della Moneta vermuthen bin: so wie ich
diese Woche aus Mantua durch einen Freund des Giambatista Vico Principi
de Scienza nuova erhalten und mir viel Freude davon versprochen.
Jetzt vergleiche Kleukers Prediger Salomo mit Bodeni lateinischer
Uebersetzung und den übrigen Auslegern, die ich selbst besitze.
Mein Freund Bode der glückliche Uebersetzer des Shandy p ist im Begrif
die Gräfin von Bernsdorf zu heyrathen.
Eben tritt HE Prof Kreutzfeld ein und macht diesem Briefe ein ex abruptomit seinen besten Grüßen – Leben Sie wohl auf baldiges Wiedersehen.
Erfreuen Sie uns mit Antwort und ehstens mit meinem Gagliani.Vale et fave amico TuoJ G Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links undPostvermerken:à Monsieur / Monsieur Lindner / Homme de lettres / à /
Rossitten
/ par
Mitau
. /Königsberg den 23 Nov. 777.HöchstzuEhrender Herr Capellmeister,
Landsmann und Freund,
Wenn es kein Misbrauch des Vertrauens ist: so erlauben Sie mir es zu
widerholen, daß ich bisher in einer sehr außerordentlichen Gemüthslage
gewesen, die ich mir weder zu erklären noch zu bemeistern imstande gewesen.
Ein treues Gemälde davon sind meine Briefe gewesen, wodurch ich wenigstens
so viel erreicht, mir Luft zu machen.
Wider all mein Erwarten wurde ich vorigen Mitwoch am TageNamenstage meiner ältesten Tochter Lieschen, – in der Göttersprache heißt sie Elisa –
Wider all mein Vermuthen, sag ich, und trotz mancherley Zerstreuungen
wurde ich den 19 huj. von meinem Briefe an den HE Geheimen Finanzrath
von Morinval entbunden, der mir seit dem April wie ein Nierenstein alle
meine Eingeweide wund gemacht, daß mir Lust und Muth zu leben darüber
vergieng. Es giebt eine Intensität in unsern Empfindungen, daß selbst die
Hyperbeln der Sprache sich blos wie Schattenbilder zum Körper der
Wahrheit verhalten.
Sie werden sich noch erinnern, HöchstzuEhrender Freund, daß ich den
7 Junii selbst zum Curator der Blomschen Erben gieng und mit einer förml.
Protestation gegen einen öffentl. Verkauf Abschied nahm, fast mit der
Drohung, Käufer u Verkäufer aus dem Tempel zu geißeln, weil mein Haus kein
Kaufhaus seyn sollte, wie man zu den Blomschen Zeiten mit Caffé Zucker,
Citronen, Gewürz p geschachert haben soll. – Hätte die Auction nicht vor dem
7 May abgemacht werden können, da der Garten noch in ihren Klauen war?
Hätte die Familie, die aus lauter Gärtnern besteht, nicht den Bettel in der
Stille theilen und unter einander abmachen können?
Nachdem durch die hiesige Intelligenzblätter dem respectiven Publico der
terminus auctionis auf den 29 pr. bekannt gemacht worden war, ohne daß
ich eine Sylbe darum wußte, erhielt ich auch ein Einladungsbillet vom
Curatore mit der höfl. Bitte ein Plätzchen in meinem Hause für den Mandatariumeinzuräumen. Nach allen mögl. Ueberlegungen pro et contra schien mir das
klügste und vielleicht das einzige zu seyn, mausstille zu schweigen und dem
Uebel nicht zu widerstehen. Den Tag vor dem termino fatali erschienen
wenigstens 4 Dragoner und ließen es sich den ganzen Tag sauer werden wie ein
Bataillon Maulwürfe. Ohne es in meinen Gedanken so weit zu treiben, wie
die lieben Gebrüder Boanerges, wünschte ich wenigstens eine Salve von
Schnee, Hagel und kurschen Wetter, um für einen Mann Gottes erkannt zu
werden. Die Sonne aber erschien en galla und anstatt eines fürchterlichen
Ausruffs war es ein bal paré von Damen u chapeaux. Die ganze
Feyerlichkeit war in einem Nachmittage abgemacht; aber der Gräuel der
Verwüstung dauerte wohl acht Tage von 4 à 6 Dragonern, und Crethi und
Plethi von Gespann nicht mitgerechnet.
Nunmehro ist also erfüllt, was geschrieben steht ψ 80. 14: Es haben ihn
zerwühlt die wilden Säue und die wilden Thiere haben ihn verderbt. Ohne
sich an den Pflanzen zu begnügen, hat man auch die
Geländer der kleinen
Brücke
über den Graben und die
Einfaßung des kleinen Teiches
– kurz
alles mögl. kahl und rein abe! gemacht
Weil es mein
ernster Wille
gewesen an dem ungerechten Mammon der
Blomschen Erben keinen Theil zu nehmen: so bin ich froh und hoffe daß
nunmehr eine eben so große Kluft zwischen uns befestigt seyn wird als zwischen
dem armen Lazaro und dem reichen Mann in der Hölle.
Nach glücklich überstandner crisi hab ich es für meine
Pflicht
gehalten
dem HE Geh. Finanz-Rath von Morinval von der ganzen Verlegenheit
meiner Lage Rechenschaft zu geben, weil auch dieser Unfug der Blomschen Erben
als eine Folge davon anzusehen gewesen, und man so weit unmögl. hätte
gehen können, wenn man nicht sicher gewesen wäre von dem mehr als ruhigen
Verhalten meiner hiesigen Vorgesetzten u. getreuen Nachbarn.
Penzels
Selma
hatte die Dreistigkeit mich durch den Secretair der
Direction um einen Winkel meines Gartens ansprechen zu laßen, der das beste
Grundstück meiner Vorfahren
ist, mit der Anerbietung mir dafür ein Stück
des Directions-Gartens abzutreten. Ich habe aber dieser
Jesebel
wie ein
Naboth Bescheid geben laßen.
Ich war anfängl. willens die ganze Correspondenz mit der Wittwe Blomund ihrem Vater, als Curator der Erben, zum Beweise beyzulegen. Weil es
mir aber weder um
Weitläuftigkeiten
und
PrivatVortheile
zu thun ist,
auch directe Mittel mich mehr exponiren als fördern möchten, und es einem
ehrl. Mann das gröste Misgeschick ist sich zu einer Klage gegen seine Obern
genöthigt zu sehen so ist es für mich Beruhigung gnug, ex officiodiesenjenen Schritt gewagtthan zu haben.
Der beste Gebrauch, den der HE Geh Fin. Rath von Morinval machen
kann, bleibt also zum depot, bis die Zeit Maasreguln veranlaßt und
gute
und
böse
Absichten reif werden läßt.
Ich war so vergnügt mit meiner Arbeit fertig geworden zu seyn, und so
überdrüßig derselben, daß ich alles mögl. that sie noch denselben Posttag aus
dem Gesichte zu entfernen. Sollten also in der Eilfertigkeit Fehler
untergelaufen seyn – Nach einer schlaflosen Nacht war ich bey der Aufschrift so
zerstreut, daß mir nachher der alberne Zweifel einfiel Marvilliers anstatt de
Morinval auf dem Couvert geschrieben zu haben. Ich habe mich lange nicht
deshalb zufrieden geben können, kann mir aber kein so tolles quid pro quovorstellen.
Haben Sie also
Gelegenheit
ein Wort darüber zu verlieren: so werden
Sie HöchstzuEhrender Freund! ohne mein Bitten nicht ermangeln, alles zum
Besten zu kehren – Wenigstens hoffe ich daß Sie im Nothfall im stande seyn
möchten gut zu sagen, daß nicht Privat-Interesse sondern Rücksicht auf
höhere
und
allgemeinere
Pflichten mich thätig zu machen im stande sind –
und ich eher verdiene und nöthig habe
aufgemuntert
als niedergeschlagen
gemacht zu werden.
Mein gegenwärtiger Posten ist und bleibt das Non plus ultra – und Ihnen
aller Dank aufgehoben, und mit Gottes gnädiger Hülfe, sollen Sie, bester
Landsmann, noch ebenso viel Ehre und Gnugthuung von Ihrer Vermittelung
haben, als ich mir Ruhe und Zufriedenheit auf meine alte Tage von meinem
lieblich gefallnen Loos verspreche. Der kümmerliche und wunderlich
mühseelige Anfang ist mir Bürge eines gründlichern und glücklichern Fortgangs.
Doch gnug hievon!
Unser würdige Landsmann, mein Gevatter Herder, hat mir versprochen,
Ihnen selbst seinen
Brutus
zu übersenden. Sollte es noch nicht geschehen
seyn; so werde ihn nächstens daran wider erinnern.
Die gröste und vielleicht einzige Freude, die ich diesen Sommer gehabt, ist
gewesen unsern lieben Philosophen Moses
Mephiboseth
– Er wird seinem
Freund Jonathan diesen Eckelnamen vergeben, der mir beßer klingt als
Phädons seiner – hier in Preußen zu umarmen. Ich habe ihn alle Tage nolens
volens, zur Zeit und zur Unzeit besucht – und ihn bis zum Thor hinaus
begleitet. Dies ist auch das aller einzige mal, daß ich außer den Ringmauern
von Königsberg in diesem Sommer gekommen bin.
Daß Unser Freund Staurogedion an einer Uebersetzung des Hudibras
arbeitet, wird Ihnen bereits bekannt seyn. Er ist beynahe mit dem ersten
Gesang fertig –
Was Sturz über diees Grafen von Bernstorf Reliquien geschrieben hat
verlang ich zu lesen – daß Bode die Wittwe heyrathet, sey zu beyder Frommen.
Daß Ihr Freund Prof. Engel den zweyten Theil seines Philosophen der
Welt herausgegeben habe ich gestern von ohngefehr aus einer Zeitung ersehen.
Daß unser Freund Nicolai über seiner diplomatischen Autorschaft in foliobeynahe sein Gesicht verloren, ist ihm rühmlicher als die Mähre von der
Blindheit seines Homers.
Daß ich mich an den 3 drey 777 dieses laufenden Jahrs nicht habe rächen
können, ist nicht die kleinste meiner fehlgeschlagenen Hofnungen. Im Jänner
war ich auf guten Wege wie der heil. Slawkenbergius mich durch eineFabellum de pudendis zu verewigen. Aber die 3 verwünschten Sieben dieses
laufenden Jahres haben das Scherflein meines armen Genius vereitelt.
Daß ich Ihren alten lieben Vater einen Sonntag in seinem Hause
beschlichen, versprach er mir Ihnen selbst zu melden.
Daß es Ihnen, Ihrer geliebten Frau Gemalin und allen den Ihrigen nach
Wunsch ergehen möge und sich die Zeiten auch in Ansehung Ihres ganzen
Glück Systems künftig Jahr und je länger je mehr beßern, aufklären und
übertreffen mögen, gehört zu den Bedingungen sine qua non meiner eigenen
Zufriedenheit – Ich umarme Sie und bin Ihr ewig verpflichtester Freund und
Diener
Johann Georg Hamann.Liebwerthester Freund,
Weil wir uns einander bald widersehen werden: so haben wir uns einander
die Mühe eines Abschiedes erspart. Da Sie bereits durch das
Empfehlungsschreiben des HE Pr. Kreutzfeld eingeführt sind: so habe ich blos den HE
Kapellmeister Reichard gebeten dafür Sorge zu tragen, daß es Ihnen nicht
zu sehr in Berlin gefällt, und daß Sie unsern heil. Christ. nicht versäumen,
woran so einem ehrlichen Israeliten, wie Sie sind, allerdings gelegen seyn muß.
Sie wißen, daß ich den ganzen Sommer wegen meines verfluchten
Leichdorns
und der engen Schuhe an keine Staatssachen habe denken können. Ich
weiß daß Sie mich in Ihrem Herzen öfters darüber ausgelacht und an meine
Philosophie gezweifelt haben, die freylich keine Gärtnerin wie Epicurs seine ist.
Um Sie in wenig Zeilen sehr mannigfaltig zu unterhalten, meld ich Ihnen
jetzt, daß ich vorigen Mittwoch nicht im stande war auszugehen, ohngeachtet
ich eine doppelte Bothschaft von der Mlle Stoltz erhielt die ausdrücklich vom
Lande in die Stadt gekommen war, nicht eben meinethalben sondern einen
jungen Kaufmann aus Hamburg zu sehen, der aber schon Dienstags abgereist
war. Da hat sie mir eine schöne Silhouette von einer adl. Dame eingehändigt,
die ich Ihnen zeigen will, wenn Sie nur erst hier wären. Sie kam in einer
Kutsche zu mir und erinnerte sich auch Ihrer.
Was in unsern Kanterschen Zeitungen gestanden hat, darf ich Ihnen nicht
melden; das übrige soll Ihnen alles mündl. erzählt werden. Ueber mich ist
es verhängt, daß ich ohne Leichdorn nicht leben soll. Lehnchen hat die
Windpocken Gottlob! überstanden; aber Hänschen liegt schlimmer daran. Eben
erzählte Lieschen, daß ein großer Vogel heute Morgens ans Fenster
gekommen, und die Mutter hält selbigen für eine Unglücks Eule. Vor einer Stunde
ungefehr fuhr er auf, und hatte einen Engel im Traum gesehen; vermuthlich
weil er den ganzen Tag mit einem Engel von Pfefferkuchen gespielt.
Sie sehen, liebwerthester Freund, aus gegenwärtiger Probe, daß ich wider
zu schreiben anfange und alles was ich das ganze Jahr versäumt habe,
einzuholen denke. Wie dem geneigten Leser dabey zu Muthe seyn wird, mögen
Sie an sich Selbst beurtheilen.
Und hiemit leben Sie wohl. Beßert sich mein mein winselndes Hänschen: so
schreib ich nächsten Posttag mehr – So weit kam ich am letzten Sonntage
unsers Kirchenjahrs. Seit dem ich an Ihren Festen Theil nehme, dürfen Sie
sich kein Gewißen eben machen sich auch um unsre Feyertage zu bekümmern.
Montags den 24. nach dem Eßen.Da ich doch ein Couvert machen muß und dies Quartblatt dazu nicht
brauchbar ist: so erlauben Sie mir auf meinem Sorgstuhl fortzufahren.
Hänschen hat zwar diese Nacht weder geschlafen noch Öffnung gehabt
befindt sich aber doch recht munter und trägt mir mit einem lächelnden Ja! auf,
Sie von Ihm zu grüßen. Bin diesen Morgen beym Doctor gewesen den ich
gestern nicht finden konnte, der blos der Menge des Ausschlages ohne
schlimmere Folgen alles zuschreibt, auch mich wegen der Pocken in den Augen
beruhigt hat.
Lehnchen oder vielmehr Käthchen feyrt morgen ihren Namenstag und über
8 Tage ihren vierten Geburtstag. Die Feyertage in meiner Haushaltung
nehmen in eben der Verhältnis zu, wie die öffentliche abnehmen, und ich weiß
nicht wo ich alle Braten hernehmen soll.
Je todter es auf in meinem Garten aussieht, desto lebhafter ist es auf
meinem Gehöfte. Ein junger welscher Hahn – der auf Steltzen geht – und
den man noch kein einziges mal krähen gehört, der folglich gar nicht zu der
Race jener Schreyhälse gehört, die unser Prof. K. nicht leiden kann. Ferner
3 gemeine Hühner. Ich denke daß ein so junger Verwalter, wie ich sich mit
diesem Besatz von Federvieh behelfen kann vor der Hand –
Diese Woche kommt Mlle Stoltz vom Lande, um in der Stadt zu bleiben
und ihre Singestunden fortzusetzen und neue anzufangen mit dem armen
Teufel Uriel der weiland vergötterten Selma. (Das bleibt unter uns beyde
und wir müßen gemeinschaftliche Anstalten machen, nicht ausgestochen zu
werden.)
Doch wenn ich noch länger fortfahre, lauf ich Gefahr in den Ton der lieben
Medisance zu gerathen.
An unsern Freund HE Mendelssohn, wenn er von Hannover
zurückgekommen ist, denk ich mit nächsten selbst zu schreiben, wiewohl ich es schon
gethan mehr wie einmal aber wegen meiner übeln Laune nichts habe abgehen
laßen. Empfehlen Sie mich Seinem Reisegefährten meinem künftigen Wirth –
HE Ephraim bestens zum geneigten Andenken, und sagen Sie mir mündlich,
ob Sie im stande gewesen meine gelehrte Faust zu lesen. Leben Sie unter
deßen recht wohl, endigen Sie nach Wunsch Ihre dortige Geschäfte; bringen
Sie uns gelehrte Neuigkeiten und Näschereyen mit pour la petite bouche du
bon gout. Und hiemit Gott empfohlen au revoir! Ihr ergebenster
Johann Georg Hamann.Königsberg den 30 Novbr. 777.Höchst zu Ehrender Herr und Freund,
Den 22 Sept. erfreute Uriel Penzel mich und Hänschen Michelchen, der mit
eben der Woche sein achtes Jahr beschloß, mit Ihrem Coheleth – Er hat eben
die Windblattern überstanden und mich dnoch diesen Mittag versichert, daß er
zum Hebräischen große Lust hätte –
Den 23 Oct. erfreute mich unser Freund HE.Nicolai mit einem Briefe aus
Leipzig und der Versicherung Ihres Andenkens.
Den 3 huj. überraschte mich HE Isaac David auf der Loge mit einem
mündlichen Gruß von Ihnen und Ihrem guten Reisegefährten; da ich eben Ihren
Phädon zu lesen angefangen hatteUm Sie zu überführen, daß ein freundschaftlicher Rath, bester Mendelssohn!
nicht bey mir verloren ist: so meld ich Ihnen daß ich keinen Caffé des
Nachmittags mehr trinke und des Morgens mich auf 4 kleine Taßen, anstatt der
gewöhnl. großen eingeschränkt habeAuch in meiner litterarischen Neugierde habe Ihre Winke befolgt. Tetens
in einem einzigen Tage mit Haut und Haar verschlungen, de Broßes, die
Bremer Beyträge p durchgelaufen. Sethos hat mir deutsch und französisch
geschmeckt; ich widerruffe daher mein erstes Urtheil und vermuthe, daß
außer andern ich damals der Gelehrsamkeit dieses liebenswürdigen und
bescheidenen Schriftstellers nicht gewachsen gewesen bin. Gefallen und nicht
gefallen hängt bisweilen eben so wenig von uns ab als Seyn und Nicht
Seyn. Das vom Verf. des Universums mir zugedachte Exemplar ist mir endlich
auch geworden. Aber den Titel von 2 engl. Büchern, den Sie mir empfohlen,
habe ich gantz vergeßen. Eins war von
Harris
. Mein Freund Löwen wird so gut
seyn sich selbige in seine Schreibtafel einzutragen. Auch der engl. Bunkle ist
diesen Herbst ausgeblieben.
Nun viel Frucht und Gedeyen von Ihren Wallfahrten für Ihre Gesundheit
und Geschäfte! Eine über Berlin nach dem ersten besten Bade würde mich
auch verjüngen. Die Möglichkeit der Ausführung wird mit der äußersten Noth
erst zeitig und reif werden. Daß Sie ja keinen Tag versäumen sich nach meinem
Wohlbefinden bey HE Ephraim zu erkundigen, oder vielmehr Zeuge und Genoßedeßelben zu seyn! Gott erhalte Sie mit Ihrer lieben Frau und lieben Kindern
und gebe Ihnen so viel Freude, als ich mir auf meine alte Tage wünsche und
weißage! Mein Hans michelchen empfiehlt sich aufs dankbarste Ihrem
Andenken und seinem künftigen Freunde, Ihrem kleinen Rabbi – samt seinen
beyden Schwestern. Prof. Kreutzfeld und die hypochondrische Hälfte meiner
Seele, Kraus, haben seit der langen Zeit daß ich an Sie schreiben wollen
und auch wirkl. geschrieben habe, Außflüße Ihrer Ergebenheit aufgetragen.
Bitte um ein gleiches an unsere dortige gemeinschaftl. Freunde und bin mit
Hertz und Hand
Ihr aufrichtig ergebensterJohann Georg Hamann.Adresse:Herrn Moses Mendelssohn / zu /
Berlin
.
Auf dem Adressblatt von David Friedländer notiert:Durch Dero ergebensten Diener / D.
Friedlaender
Gütigste Freundin,
Hiemit habe die Ehre meinen offenen Einschluß zu überreichen, weil es mir
unmöglich scheint denselben, ohne Abbruch des wichtigen Innhalts, weder
mit Mund- noch Siegellack zuzumachen, und ich obenein das Vertrauen
habe, daß Sie es schön werden bleiben laßen, sich an meiner schweren Paulus
Hand die Augen zu verderben.
Wenn ich mit meinem guten Rath nicht zu spät komme: so kaufen Sie nicht
das
zweyte Bändchen
vom Allerley, ohne es vorher in Augenschein
genommen zu haben; weil mir die ganze Fortsetzung als ein Betrug vorkommt.
Das Gegengift Ihres kleinen Lieblingsbuchs ist auch schon heraus und steht
unter dem Titel:
Brelocken ans Allerley
der Groß- und
Kleinmänner
!!!
Unter die
Liebesgeschichte
habe ich auch folgendes gefunden:
Heinrich Stillings Jugend, eine wahrhafte Geschichte von
Kaufmann mit einem Tittelkupfer und Vignette von Chodowiecky.
Erinnerungen aus dem Leben des Grafen J. H. E. von Bernstorf
sind vom Geheimten Rath Sturz, meinem guten Freunde in petto.Vielleicht ist der galante Buchhändler in der heiligen Geistgaße, (ich mag
gewiße Namen nicht gerne aussprechen und noch ungerner – wirklich so
gefällig, als Sie mir versichern wollten, Ihnen diese vier Kleinigkeiten zum
Ansehen zu überlaßen, damit Sie oder ich uns entschlüßen können, was der
Mühe lohnt, zu behalten, weil ich unter allen Waaren nicht das kleinste Buch
gern blindlings kaufen mag.
Das neueste, was ich Ihnen Gütigste Freundin, auf diesem trunkenen
Löschpapier, wovon ich mir gestern gelüsten laßen ein ganzes Buch mit 9 gl.
zu bezahlen melden kann, besteht darinn, daß ich diesen Vormittag ein
Antwortsschreiben bereits erhalten, daß artig zu lesen ist, deßen Wirkungen
ich
aber noch nicht absehen kann. Unterdeßen bin ich immer sehr geneigt alles was
geschieht, als das Beste, was nur
geschehen könnte
, anzusehen; und hiemit
empfehle Sie Göttlicher Obhut vor allem blinden Schrecken der
Adventssänger und mich selbst nebst meinem ganzen häuslichen Anhange von 3
Stockwerk Ihrer ferneren Freundschaft und Gewogenheit und habe die Ehre da
Capo zu seyn Dero aufrichtig ergebenster
Johann Georg Hamannden 4 Xber 777.Mit Adresse und Mundlackrest (Siegelabdruck):Pour / Madame Courtan / née Toussaint /Gütigste Freundin,
Die Erinnerungen
aus dem
Leben – (ich vermuthete welche
über das
Leben) sind eine Lobschrift, die dem Geschmack und Herzen des Verfaßers Ehre
macht, und seine Schreibart ein Muster. Ob die Zueignung der Gnädigen
Frau, die eben im Begriff steht wider zu heyrathen, gelegen kommen wird? –
Die
Breloken
habe mit desto mehr Antheil gelesen. Der Haupt Verf. hat
einen Stümper zum Gehülfen oder Sammler gehabt. Der allerletzte
Abschnitt fällt am meisten ab. Ich habe mich nicht eher als S. 124 gefunden und
wünschte, daß Sie das Büchlein behielten, wegen der vielen „treffenden,
zeitpaßenden Gedanken, tiefen Blicke und starken Stellen“, theils um das liebe
Allerley zu ergänzen
u. s. w.
Stillings Jugend
sieht dem Kaufmann so
ähnlich, daß ich es Ihnen, Gütigste Freundin! empfehlen muß; so contentibleund infamous es sich auch lesen läßt, hat mich die
heilige Einfalt
des guten
Jungens warm und weich gemacht. Vielleicht schreib ich ihm heute, da ich
mich einhalten muß meiner Gesundheit zu pflegen, zu welchem Behuf ich vier
medicinische Brelocken des Dr. George seel. Andenkens verschluckt habe.
Mösers
kleine Schriften, davon eine Samml. zu
Bremen
ausgekommen,
die 1 fl. kostet, sind noch das
einzige
Buch, das Ihrer vorzüglichen
Aufmerksamkeit von dieser ganzen Meße würdig ist
Bey Gelegenheit erwarte noch aus Ihrer Güte den
zweyten
Theil des
Allerleys, über deßen Innhalt ich durch den doppelten Titel;
Vermischter
Betrachtungen auf alle Tage im Jahr
irre gemacht worden bin, und
wenigstens, vermittelst des Ihnen heute zugedachten Besuchs, einen Bescheid
wegen der erbetenen China.Nach ergebensten Grüßen an HErrn Courtan, Henriettchen und Fritzchen
von mir und Hänschen versiegele ich meinen Dank für beykommendes und
meinen Wunsch um die Fortsetzung Ihrer freundschaftlichen Gewogenheit
trotz alles traurigen Schicksals, das mir nach § 11. der Brelocken bevorsteht,
mit dem herzlichsten Handkuß eines aufrichtigen Herzens, mit dem ich ersterbe
Gütigste Freundin Ihr verpflichtester
Johann Georg Hamannden 6 Xbr. 777.Kgsberg den IV Advent 777.Viel Glück zum NeuJahr, liebster bester Landsmann, Gevatter und
Freund! Ich bin noch am Rande des alten mit einem verwundten
Schienbein, das mich von einem gefährlichen Fall über einen kleinen Kindertisch
gerettet, u seit dem 12 huj. einheimisch auch die meiste Zeit bettlägericht
gewesen. Die Wunde heilt langsam, scheint aber von keinen Folgen zu seyn, nur
der Ort ist kürzlich daß ich mich vor Anziehen und Kälte u Anstrengung in
Acht nehmen muß.
Meine Antwort auf das den 4 Sept. eingekommene hat erst den 14 Octabgehen können. Den letzten ej. habe einen Laufzettel wegen Ihres Schreibens
bescheinigt. Den 29 ej war Auction in meinem Garten worauf ein Gräuel der
Verwüstung erfolgte.
Den 19 Nov. am Tage
Elise
wurde ich wider Vermuthen von dem Briefe
nach Berl. entbunden, mit dem ich den ganzen Sommer schwanger gegangen
und ich befand mich so erleichtert als von einem Nierenstein Den 4ten huj.habe eine sehr höfliche Antwort vom Chef unsers Departements erhalten
und was daraus werden wird, weiß der liebe Gott; und will mich auch darum
nicht bekümmern. Wenigstens hab ich jetzt ein wenig Ruhe in mir selbst, woran
es mir so sehr bisher gefehlt, und bin im stande wieder die Feder zu führenIch habe die Hefen dieses critischen Jahres dazu bestimmt um alle
Rückstände in Briefen abzumachen und werde vielleicht eine kleine Einlage an
Kleuker beylegen, weil ich Lemgo Ihnen näher halte – Vor acht Tagen endl.
an Lavater geschrieben nebst Einl. an Kaufmann und Ehrmann, auf letzten
speculirte Kanter hier. Penzel schliest die Zeitung mit diesem Jahr u hat mich
den 1 huj. zum letzten mal besucht. Es ist mir lieb daß er den Anfang macht
sich zu entziehen. Seine Verbindung mit Stockmars Hause und der
Selma
unter welchem Name er sie besungen – Materie gnug zum
Drama
und
Roman
und neuen Vorrede, womit ich diesen Brief nicht entweyhen will:
für mich lauter Schule und lebendige Beyträge zur Menschenkentnis und
Menschenliebe –
Kanter hat keine Meße gemacht, also wenig neues gesehen. Sturzens
Erinnerungen habe gelesen; ich kenne ihn aus den Menechmen, die ich habe.
Stillings Jugend ist im Hartungschen LadenCatalogo dem Kaufmann
zugeschrieben worden und scheint seines Geistes Kind zu seyn. Der 2te Theil
des Allerleys und die Breloquen, Mösers Samml. und GaglianiUebersetzung, nebst Iselins Ephemeriden sind beynahe alles, das ich geschmeckt.
Gagliani Libri cinque della Moneta erwarte nächstens aus Neapoli, weil
selbige nicht in Florenz aufzutreiben gewesen von wo ich des Giambatista
Vico Principi della Scienzia Nuova erhalten und auf beyde durch Gianovesekennen gelernt und darnach neugierig gemacht worden bin. In VicoSchwärmereyen hoffe ich noch etwas Korn zu finden, aber noch nicht kaum Muße
gehabt ihn anzufangen.
Nun bester Herder! wie geht es mit Ihrer Gesundheit und mit Ihrer
Muße? mit Ihrer Zufriedenheit und dem Denkmal für mein Pathchen? Hat
auch die höchste und reinste Lebensfreude im treuen Arm einer Seelengenoßin
ihre Ebbe und Fluth? Man muß ein
König
und
Prediger
seyn um die
Eitelkeit der Eitelkeiten anschauend zu erkennen, und sich darüber trösten zu
können. Ich habe einige Tage mit diesem Büchlein zugebracht, und mich in
das heilige Dunkel deßelben eben so sehr vertieft als verliebt, daß ich nicht
das Herz habe die causam occasionalem dieses Gerichts zu betrüben und
dem neuesten Scholiasten ans Herz zu greifen. Es ist schon Strafe gnug für
ihn nicht verstanden und zugl. übersehen zu werden – wie mir jedermann
versichert, den ich gebeten seine Auslegung zu lesen.
Unser kleine August ist doch wol schon entwöhnt und hat Muttermilch
genoßen? Es geht mir nahe, daß ich ihn noch mit nichts aus Ihrem
Vaterlande erfreuen kann. Meine
innere
und äußere Lage bis jetzt ist einem
unfruchtbaren Boden gleich, auf dem mein Herz und Sinn schmachtet nach
Erquickungs Zeiten, die ich ohngeachtet mancher Ahndung kaum erleben
werde; aber auch hieran soll mir nichts gelegen seyn. Ich habe einen Hang
zum Uebermuth, den ich lieber gedrückt als genährt wünsche. Nicht eine
Silhouette kann ich Ihnen schicken, geschweige ein Bild: aber alles soll
fein
zu seiner Zeit
kommen, so der HErr will und wir leben, welches beydes ich
innig wünsche und hoffe und glaube.
Vergeßen Sie nicht, mein Einziger! den Aufklebezettel der Ihrem vorigen
Briefe gefehlt und den
Brutus
für unsern Landsmann Reichard. Hoffe auch
mit nächster Meße ein
paar Exemplare
Ihres Bückeb.
Gebets
, das Ihre
Frau Schwester aus Morungen mir zum Durchles. übermacht
Ist der Brief im Museo über Ihre gehaltene Predigt und das Stück im
Mercur über die Landschaft Malerey auch von Sturz? Melden Sie mir doch
den
oder
die
Verf. der Breloquen. Ich traue dem
einen
Scharfsinn u
Billigkeit zu, aber der
andre
ist ein gar zu eingenommener Stümper, und möchte
gern den
Matador
kennen, der mir nicht gleichgiltig ist, so sehr ich seinen
Kumpan verachte. Sollte
Hottinger
im Spiel seyn, den ich nur dem Namen
nach kenne. Sollte
Levin
den Gagliani übersetzt haben?
Mein Umgang ist also auf Kraus, der sich mit seiner Hypochondrie auf den
Ocean der Geschichte gewagt und auf Kreutzfeld eingeschränkt, mit dem ich
Spencers Fairy Qveen als das beste Wintermährchen lese. Sollte dafür lieber
Griechisch mit meinem Hans Michel vornehmen, deßen Verwahrlosung oder
Erziehung mir auf dem Herzen liegt – Noch nichts an seinem rechten Ort,
weder in mir noch außer mir. Hinc illae lacrymae!Den 22 Xbre.Nachdem ich mit meinem kranken Fuß wacker gestampft über Kinder u
Magd – ergreif ich endl. wider die Feder. Sie werden das Chaos meines
Gemüths aus meinem ganzen Schreiben ersehen. Bis auf Feder und Dinte ist
mir alles zuwider und vermehrt meine Unlust, selbst den kleinsten Uebeln
abzuhelfen! Also ist in diesem Jahr wol an keine Autorschaft zu denken; und
der widerholte nisus ist ohne Nachdruck gewesen. Ich bin von beyden Seiten
eingeschreckt und im Gedränge Freunden und Feinden Gnüge zu thun und
meinem noch zweideutigern Selbst
Vergeßen Sie die Fortsetzung Ihrer Urkunde nicht. Wenn sie man zu Ende
kommt; sie mag aufgenommen werden, wie sie wolle. Ich weiß gewiß, daß
die Entwickelung des Ganzen s Sie rechtfertigen wird. Burneti Theoriamhabe nebst seiner Archaeologia seit kurzem gelesen –
Von Hartknoch sind die Nachrichten so widersprechend, daß man weder
seine Genesung noch Gefahr recht absehen kann. Auch sie soll sich in elenden
Umständen befunden haben, aber erholt sich seit kurzem. – Meiners Abhandl.
über die eleusinischen Geheimniße habe ein paarmal durchgelesen, ohne
befriedigt zu werden. Jacobi Abhandlungen haben mir wegen ihres
gemeinnützigen, angenehmen Innhalts als Worte zu rechter Zeit, sehr gefallen. Was
für eine bescheidene Gründlichkeit und selbst denkende Neuheit und
Popularität. Auch Seilers Beyträge scheinen mir gutartig, fruchtbringend und den
Bedürfnißen unserer Zeit angemeßen; so viele ich davon gesehen von diesem
Jahr. –
Nicolai hat mir einen langen Brief geschrieben oder vielmehr dictirt (wegen
schlimmer Augen) von der Leipziger Meße u. kündigt mir seine Monumenta
Brandenburgensia in Fol. an. Das übrige sind Einfälle seiner guten Laune,
die ergiebiger wie meine üble ist.
In Vico vermuthete ich die Quellen von der
Science nouvelle der
Physiocratisten
. Es scheint aber mehr Philologie enthalten zu seyn und hat keine
Gemeinschaft mit jenen. Die erste Ausgabe ist schon zu Clerici Zeiten
ausgekommen von dem ein Brief vorn an steht, aber wohl kaum nach dem
Geschmack dieses Vaters unserer Kritick gewesen. Die Einleitung ist eine sehr
weitschweifige Erklärung des allegorischen Titelkupfers, worauf die
Metaphysick
u eine Bildsäule des
Homers
die Hauptfiguren, die übrigen alle
hieroglyphisch
sind. Es kostet mir mit dem schönsten Bande 7 Lire = 7 fl. 7 gl
u enthält 2 Theile.
Und hiemit endige ich die Charte dieses Jahrs bis auf obigem dato. Was
mir noch in den übrigen zehn Tagen bevorsteht, weiß Gott am besten. Bunt,
verdrieslich, langweilig ist es gewesen, die Morgenröthe schön, aber nach dem
Sprichwort, gefallen in Koth wie die erste Gartenfreude. Vielleicht besucht
mich noch ein Abendroth vor’m Untergang, und mein nächster Brief sey ein
Schwamm des gegenwärtigen.
Nun, mein einziger Herder, Landsmann, Gevatter und Freund! Gott
seegne Sie, Ihre Hälfte, meine verehrungswürdige Gevatterinn u Freundin,
Ihren Erstgebornen und meinen lieben Pathen August. Er vermehre Ihre
häusliche Freude siebenfältig! Er laße es Ihnen u Ihrem ganzen Hause an
keinem Guten fehlen. Er sey Ihr Brodt und Ihr Kelch, Ihr Stecken und Stab
und Ihr ganzes Leben ein Pleonasmus von Wundern und Gütern des Heils
zur Verherrlichung! – – –
An unserm Wunsch in petto einander zu sehen, hab ich lang gnug
combinirt an einem glücklichen Wurf. Aber bey gegenwärtiger Bewandnis würde
es
beyden
wenig frommen. Nicht allein Umstände sondern auch wir selbst müßen
dazu reifer werden. Kein unzeitiger Genuß ist schmackhaft und gesund. – –
Es war schon gegen 6 Uhr Abends und ich vermuthete niemand mehr als
Prof. Kreutzfeld mich unterbrach u mir seine beste Empfehlungen beym
Thorschluß auftrug. Wie er eben aufbrechen wollte, kommt mein Freund der Jude
Samuel Lipman Löwen mit Penzel und einem Pater peccaui eingeplatzt.
Nach einer halben Stunde des tollsten Persiflage wurde ich alle drey los –
Mein Fuß erinnert mich an das Liegen und ich möchte noch sehr gern ein
paar Zeilen an Kleuker schreiben die ich nach
Gelegenheit
zu befördern bitteIch umarme Sie mit dem warmsten und vollsten Herzen und empfehle
Sie und all das Ihrige, wie mich und das Meine, Göttlicher Obhut u Gnade
als Ihr ewig treuer und verpflichteter
Johann Georg HamannAuf den 24 Jänner wird ein Drama von Penzel auf sich selbst unter dem
Namen: Musquetier aufgeführt werden. Ein Doctor von Zelpen komt auch
drinnen vor. Er arbeitet an einer Ausgabe des Horatz für Helwig und am
fünften Theil eines Supplements zu seinem Strabo. Seine Schwester muß
ein eben so großes Wunderthier ihres Geschlechts seyn nach einem langen
Briefe zu urtheilen den ich von ihr gelesen. Aber ich zittere vor dem Ende
seines Romans. Nun gute Nacht und Gott empfohlen – bis auf ein beßeres
Wiedersehen!!!
Zürich, den 26. Xbr. 1777Lieber Hamann,
Am Weynachtsfreytagabend empfang ich in einem mißmuthigen
Augenblicke, an deßen Mißmuthigkeit ich selber schuld bin, einen lieben Brief von
Ihnen, väterlicher Freund! den ich sogleich, um mir leichter zu machen – so
gut ich itzt kann – beantworten, oder vielmehr mit einigen Zeilen erwiedern
werde. Mit Dank sollt’ ich anfangen – und ich danke doch so ungern einem
Menschen, den ich liebe.
Hahns
Postille ist ein
Fund
, der ins Wohlthatenregister dieses Jahres
gehört. Ich kenne den Mann persönlich. Er ist die Einfalt selbst. Er könne sich
vorstellen, sagte er mir einmal, wie’s Gott dem Schöpfer sey, wenn er eine
Welt schaffen wolle – wie’s ihm sey, wenn er die Copie davon – ein
Weltsystem mit allen seinen Bewegungen im Kleinen – oder seine
Rechnungsmaschiene – (die als Leibnitzens compendiöser – vollkommener und
brauchbarer ist) ausgedacht habe, und es nun zur Sicherheit: Ich
kann’s
– in ihm
gediehen sey.
Ich wünschte, κατ’ ἀνθρωπον, oft, so sanft still schreiben zu können, wie
Hahn
– und Hahnen oft meinen gefälligern Styl. – Doch, weiß ich, der
Wunsch ist Thorheit – und
Eitelkeit
.
Der
Fingerzeig
ist ein kostbares Büchlein, wovon aber weder ich noch
Hahn
ein Exemplar mehr haben. Es ist eine Erklärung über Epheser – oder
über
Gottes-Familie
.
Warum ich den
Durst
so geheim halte? Ach! unter allen drückenden
Gedanken meiner beßten Augenblicke ist beynah der drückendste der: – von
diesen heiligen Dingen jemals ein Wort gesprochen zu haben. Doch that ich’s in
mehr Einfalt, als man’s glauben kann.
Es ist nun geschehen
! und was
geschehen
ist, geschahe nach Gottes (
dramatischen
) Willen.
So sehen Sie’s auch an – daß ich im IV. Bande der Fragm. aus einem
apokryphischen
Buche – zu Altona gedruckt einige
Perlen
aushob, meine
Kahlheit zudecken – und mit für die
Schweine
gieng – die sich wenden, und
Sie mit mir zerreißen werden – unbeschadet jedoch unserer ἀφθαρσια!
Oft ist’s
Lüsternheit
– Lieber! oft bis zur
Lästerung
Bedürfniß –
Etwas zu haben – das alle Zweifelwelten aufwiegt.
Ich weiß, was die
Erfahrung
hindert – aber, wenn der Erbarmer ohne
seines gleichen nicht
vorkömmt
dem Schwachen ohne seines gleichen, so bin
ich
verloren
.
Es gehört zu den empfindlichsten, jedoch
wolverdientesten
Demüthigungen
meines
Fleisches
, daß selbst
Christen
– mir geschmack an
Zeichen
zutrauen. Mir ist um
Gewißheit
für mich, und
Hülfe
für
Brüder
zu thun.
Das darf ich sagen. Mein innerer Mensch verabscheut alles, was
Aufsehn
macht, – was nicht
hilft
.
Ich habe von meinen Schriften kaum ein Exemplar für mich. Also kann ich
nichts, oder nichts des Sendens werth senden. Ich fürchte – Ihre Auslagen
für die mindeste Fracht – drücken mich.
Meine Predigten sind mir das unausstehlichste von allem, was ich drucken
ließ. Einige jedoch nehm’ ich aus. Etwas weniges will ich davon für Sie
aussuchen. Mit dem beßten Gewißen kann ich sagen – das wenigste meines
Geschreibs ist Ihres Lesens werth.
Mir
eckelt wenigstens vor dem Meisten.
Mir ist’s selbst noch Traum, daß ich eine Zeile Physiognomik geschrieben.
Es gehört zu den Traits de génie Gottes, des Dramaturgen meines Daseyns,
daß er dem unphysiognomischten Menschen die Ehre dieser Offenbarung
anvertraute. Mir ist’s würklich Offenbarung – aber – dennoch nur in dunkelm Worte.
Ich bitte Sie, bethen Sie ausdrücklich‥ daß Gott meinen Muth nicht
sinken laße – unter der Last der Geschäfte.
Oft begreif ich gar nicht, wie mir noch, neben meinem Weibchen, jeden
Abend so wol ist – als ob kein Mensch nichts von mir wüßte. Herr Gott!
welch Geheimniß Gottes. Daß ich den Menschen so offenbar bin – und so
tiefverborgen selbst meinen συμψυχοις.
Für jedes Trostwort von Ihnen dank’ ich herzlich. Wenn ich’s nur verdiente!
Schreiben Sie mir ofte. Ich lese gern Ihre Bestrafungen und Tröstungen.
Ich kenne den Geist, aus dem sie fließen.
Ich
lüstere sehr
, Sie zusehen und unmittelbar zugenießen – doch ist’s nicht
Bedürfniß
. Aber auch die Lüsternheit wird erfüllt werden. Lieber Hamann –
unsre Blicke werden sich vieles sagen –
Nennen Sie mir
ignoranten
den
weisesten Schriftsteller
und
dunkelsten Propheten
.
Auch wünscht’ ich etwas von
Mendelssohn
bey
Hamann
zuwißen.
Mein
Stirnmeßer
ärgere Sie nicht. Es ist etwas
erbethetes
.
Ich – ehre und liebe Sie wie wenige.Lavater.Messieurs,Vous excedez tous mes retours de reconnaissance en venant de fixer
Vous sur les bornes et les fonctions termes de mon emploi, que je
dois Mrs à Votre Grace et que je aime cheris comme ma vie et avec
une jalousie, laquelle m’a fait prendre quelques ombres, dont mon
antecesseur m’a paroît avoir joui en qualité d’ancien Inspecteur de la
Douane, ayant été encore le
vicaire
de celui de Votre creature pour
des
attributs
reels –
Mais le 1o Votre Decision supreme du 19 du cour. vient de detruire
le zele qui m’a rongé.
Le 2o n’appartient point à mes griefs: parceque car j’ai resigne de
moi-meme aux 50 Ecus aux objets y relatifs et à leur ressort.
3o En consequence des eclaircissemens qui Vous ont été fournis Mrs et des
avis que l’Inspecteur General m’a donnés en m le 8 du cour. le Registre
des passeports aux lamaneurs, je Vous supplie très humblement de êtreme dispenser de ces expeditions, etant aussi eloigné de les desirer que
de me pardonner à moi meme la peine de prendre soin à des nouveautés – –
4o Aussitot que je serai retabli d’une plage sur le devant os de ma
jambe gauche laquelle m’a sauvé d’une chute plus dangereuse je ne
vivrai que pour la tenue de mes quatre Registres et pour satisfaire avec
la soumission et l’obeissance la plus scrupuleuse aux restrictions de
leurs tetes et colonnes, aux auspices de mon Installation et à l’esprit de
Votre Decision supreme avec la soumission et l’obeissance la plus
scrupuleuse. Ce sera mon gout, ma gloire et mon repos.
Mais n’en croyez rien Messieurs, que ma Muse jardiniere fût jamais
capable de la rusticité, dont Vous la soupçonnez – C’est à Vous, que le
Roi a confié la vigne de Ses Finances; C’est à Vous, que je dois la
satisfaction, l’honneur et le benefice d’être un franc locataire et usufructuaire
d’un Domaine du Roi. A Dieu ne plaise que j’en fasse
un lieu de
marché ou une caverne des voleurs
– et a Dieu ne plaise que Votre casMessieurs fût le mien et celui du Psalmiste si Vous vous souvenez, qu’il
est ecrit: „Exterminavit eam aper de sylva et singularis ferus depassus
est eam!“ c’est à dire les sangliers de la foret l’ont detruite et toute sorte
de betes sauvages l’ont broutee! – A Dieu ne plaise que ces pretendus
griefs ne soyent plus mieux fondus et plus consequens que leurs
eclaircissemens, qu’une pauvre dupe signe et signe comme les
lettres de change de son ami compagnon et fombe fripon et bete.
Dieu qui m’entend sera mon vengeance, mon bouclier et ma grande
recompense. Amen!
J’ai l’honneur d’être pour toute ma vie avec le respect la
soumission la plus respectueuse et la plus profonde et la plus singuliere
Sympathie ce dernier Xbre 777.Mein Herr!
Endlich fangen die Bilder, die sich auf der Reise in meiner Seele gehäuft
haben, nach und nach ihre Lebhaftigkeit zu verlieren an. Jede angenehme
Stunde, die ich genossen, kehret mit Bewußtseyn zurük, und sicherlich
sind diejenigen, die ich in Gesellschaft derer Zöllnern und Sünder
zugebracht, nicht die letzten. – Durch Herrn Seligmann werden Sie ein Päkchen
erhalten, worin 1) das Buch מאור עינים, das Sie studiren wollen. Eigentlich
ist es nur der Tractatאמרי בינה, der Ihre Aufmerksamkeit verdienet, denn
dieser ist kritisch. Das קול אל הי׳ ist die Beschreibung eines Erdbebens,
und הדרת זקנים eine Uebersetzung aus dem Griechischen, die mir sehr
wohl gerathen zu seyn scheinet, aber einem Anfänger schwehr zu
verstehen seyn muß, und Sie, der Sie das Grichische gelesen haben werden,
nicht interessiren kan. 2) Ein קהלת, womit der Herausgeber und
Comentator sich die Ehre giebt aufzuwarten, und endlich 3) Ein ähnliches
Exemplar für meinen kleinen
Hans Hamann
; damit er künftig manchmal an
mich denke, wenn ihm sein Vater nicht mehr wird mündlich sagen
können, daß er Mendelssohn liebe, und von ihm geliebt werde. Empfehlen
Sie mich dem Herrn Direktor und seiner würdigen Gattin, und vergeben
Sie, daß ich heute so kurz bin. Ich habe noch nicht alle Arbeiten nachholen
können, die ich vorgefunden habe. Ich bin
mit wahrer Achtung und Ergebenheit,Berlin den 15tenSept.Ihr1777ganz ergebenster DienerMoses MendelssohnKönigsberg, den 11.tenSeptbr. 63Hochwolgeborner Herr,
HöchstzuEhrender Herr Geheimer Rath,
Gnädiger HErr!
Ew. Hochwolgebornen huldreiche Zuschrift vom 26. Aug. habe den 8tenhuj. richtig erhalten, da ich eben eine Stunde vorher zu Lesung derselben von
einem blinden Bettler durch seine Verkündigung des heutigen
SonntagsEvangelii war zubereitet worden. Dero geneigter Befehl zu einer
vertraulichen Eröfnung meiner Laage u. Aussichten ist eine Erleichterung meiner
Selbstliebe, u. überhebt mich einer überlegtern Antwort, die ich der
freundschaftlichen Begeisterung Ihres Antrages schuldig wäre. Um so kurz u.
umständlich als möglich zu seyn in einem Chaos von Sonnenstäubchen, mach
ich den Anfang mit einer Abschrift „meiner Supplic bey E. Königl.
Hochverordneten Kriegs u. Domainen-Kammer engagiert zu werden unter
Erwartung einer könftigen Versorgung beym hiesigen Licent- Accise- oder
Zollwesen“
Allerdurchlauchtigster ppEw. Königl. Majestät vergeben es huldreichst dem geringsten Ihrer
Unterthanen, der sich heute erkühnet die Bedürfniße seiner niedrigen aber
ehrlichen Dunkelheit ans Licht vor Ew. Kgl. Maj. Antliz zu stellen.
Ich beschließe Gott Lob! mit diesem Augustmonath das 33.ste Jahr
meines Alters u. habe nach einer ziemlich willkührlichen Abwartung des
akademischen Laufes mit Hofmeistern in Lief- u. Curland, hierauf mit einer
Reise nach Holland u. England, unter dem Mantel fremder
Angelegenheiten mir meine übrige Zeit vertrieben; endlich die lezten fünf (für das
Vaterland) trübe Jahre in meines Vaters Hause, theils zur Pflege seiner
grauen Schläfe, theils in einer gelehrten Muße, nach Herzenswunsch gelebt.
Da eine schwere Zunge u. Unvermögenheit der Aussprache nebst einer
eben so empfindlichen Gemüthsart als Leibesbeschaffenheit mich zu den
meisten öffentlichen Bedienungen untüchtig machen, ich aber zugleich Gefahr
laufen muß, das Theil meiner Gaben oder Güter bey einem längernUmgange der Musen zu verschlingen u. dann wie der verlorne Sohn im
Hunger zu verderben: so bleibt die Landesväterliche Weisheit u. Vorsorge
Ew. Königl. Maj. für die Erhaltung u. Anwendung eines unnüzen Knechts
sein Trost.
Weil ich blos für die Langeweil u. zu meiner eignen Demüthigung
studiert, so muß ich allen Aemtern entsagen, zu welchen die Qualität eines
Litterati sonst erfodert wird, u. kann mich weder auf irgend einige
Verdienste beruffen, noch auf andere Bedingungen einlaßen, als daß ich zur
Noth leserlich schreiben u. ein wenig rechnen kann. Um gleichwol zu
Geschäften mich einiger maßen vorzubereiten, habe ich seit einigen Wochen bey
der Kanzelley E. hiesigen Magistrats zu arbeiten den Anfang gemacht, u. bin
durch diesen Versuch erwekt worden, Ew. Kgl. Maj. um die gnädige
Erlaubnis gegenwärtig anzuflehen, bey dero Hochv. Kriegskammer eine
gleichmäßige Probe meiner freywilligen Dienste ablegen zu dörfen, in
unterthänigster Hofnung, daß es mir durch diesen Weg gelingen könnte als ein
Invalide des Apolls mit einer Zöllnerstelle zu seiner Zeit begnadigt zu
werden. Gott selbst wolle mich mit dem redlichen Eifer u. klugem Gehorsam
ausrüsten, womit auch die kleinsten Befehle u. Winke Ew. Kgl. Maj.
verdienen nachgelebt u. erfüllt zu werden, von allen treuen Unterthanen u.
Bedienten des glorwürdigsten Monarchen, zu denen sich für den kleinsten u.
lezten bekennt u. auf dieß Bekenntniß mit pflichtschuldiger Devotionersterben wird.Ew. Königl. Majestät
allerunterthänigster Knecht.
Den 9. Aug. abends erhielte in dorso dupli folgende erwünschte
Resolution, die ich eine Absolution nennen könnte, weil ein loser Freund meine
allerunterthänigste Bittschrift mit einer Beichte verglichen hat.
Supplicant hat sich bey der Krieges u. DomainenCammer Canzeley
zu melden, um daselbst als extraordinairer Canzeley Verwandter in
Eidespflicht genommen zu werden, bis zu seiner weitern Versorgung sich etwa
Gelegenheit findet.
Signatum. Königsberg, den 8. Aug. 1763.
Königl. Preußische Krieges u. DomainenCammer
Domhardt (President)
v. Wegnern
(Director) Poehling.
Bertram. Cupner. (als Räthe)
Den 10. Aug. hat der Invalide des Apolls seinem allergnädigsten
Könige geschworen, trat gleich in Arbeit mit einem Seufzer zu Mercur, der
den Invaliden des Apolls zu erhören u. zu verjüngen scheinet, daß seine
Feder vielleicht einmal dem geflügelten Schlangenstabe seines jezigen
Schuzgeistes ähnlich werden wird. Würden Sie mir wol anrahten jzt
zurükzusehen, als ich die Hand kaum an Pfluge geleget? Wie viel habe
ich schon durch diesen Schritt gewonnen, daß ich zwey Privatvorurtheilen die
Axt an die Wurzel gelegt, nämlich daß ich weder aus
Faulheit
noch
Stolz
mich dem Dienste des Publici bisher entzogen habe, sondern aus
Gründen, die derjenige allein übersehen mag, der Nieren u. Herzen erforschet
u. der allein weiß die Werke u. die Gedult u. die Arbeit der Seinigen, aber
noch mehr ihre kleine Kraft – – –
Hiezu kommt die schmeichelhafte Einbildung von meiner
Unentbehrlichkeit für die häusliche Verfaßung meines alten Vaters, der über sein
Vermögen an die Erziehung seiner zwey Söhne gewandt, u. wenig Freude dafür
bisher eingeerndtet, unterdeßen ich Jahre lang über die Belagerung eines
unüberwindlichen Bruderherzens zugebracht habe. Ohngeachtet er jünger
als ich, hat ihm Gott schon in Riga eine sehr bequeme u. ungemein einträgl.
auch sonst vortheilhafte Schulbedienung angewiesen, die er niederlegen
mußte, u. ohne durch Erfahrung gewizigt zu werden über ein abermaliges
beschwerliches u. kümmerliches Schulamt allhier in eine solche Unthätigkeit u.
verkehrten Sinn hereingerathen, daß man Ursache hat um die Erhaltung
seiner Sinne u. Vernunft besorgt zu seyn, wenn sich Gott nicht seiner
erbarmt, ihm ein neu Herz u. einen neuen Geist zu geben. Außer der
doppelten Last des Greisen u. des Knabens, die den Ausgang des
frommen
Helden
aus dem Brande Trojens verewigt hat, verzehret mich seit
2. Jahren der Zorn eines
Achills
um eine Sclavin, die meines Vaters
Magd u. eine Hamadryade ist, der ich die Erstlinge meines Leibes
gelobet. – –
Verachten Sie nicht, Gnädiger Herr! Ihren neuen Freund. Seine
Gewißens Braut ist eine vierschrötige Baurin, die ihre Tugend ohne eine
Verwandlung in einen Lorbeerbaum erhalten hat; aber ihr Gemüth ein
Cabus; das Fußgestell einer Gedächtnis Säule! Außer dieser Arbeit um
ein gemeines Kebsweib (bey der ich mit David schreyen gelernt: Bettet ich
mich in die Hölle, so bist du auch
da
–) wartet ein Ulyßischer Irrfahl
auf mich um meine Kattunka zu verdienen, die meine Muse mit röthl.
triefenden Augen ist, ohne Schmeicheley Züge einer Sevigné u. Maintenonan sich hat, u. wie eine Fürstin denkt, aber leider! eine
Michal
, Sauls
Tochter ist, die den Psalmisten liebte u. gleichwol verachtete.
Sie werden, Hochwolgeborner HErr! aus diesem rohen Entwurf die
Spuren einer Laufbahn finden, die eine höhere Hand mir vorgezeichnet hat,
u. mich zugl. zu alle dem untüchtig macht, was andern u. mir selbst gelüsten
möchte. Wenn man ein rothes Meer vor sich u. ein feindliches Heer im
Rüken hat; so ist der beßte Rath, den Moses u. die Propheten uns geben
können,
fest zu stehen
u.
zuzusehen
u.
stille zu seyn
. U. hiezu wird
mich Gott stärken.
Ich überlaße daher Ew. HochEdelgebornen gänzlich die rundeste u.
anständigste Erklärung meines Sinnes über Sich zu nehmen; daß ich
ältere
u.
festere
engagements für mich hätte, u. mir nicht einmal könne einfallen
laßen den geringsten Bedingungen zu einer so wichtigen Stelle nur einiger
maaßen ein Genüge zu leisten. Die
facilité
fällt bey meiner natürlichen
Sprache ohnedem weg. Selbst die hinlängliche Stärke in Wißenschaften
fehlt mir; bey mir ist alles Stükwerk u. Fragmente, besonders in solchen
Fächern, die für wesentlich gehalten werden u. es zuweilen auch wirklich
sind. Ein Gedächtniß wie ein Sieb, das in der Historie, Heraldie,
Genealogie, Geographie bey allen wiederhohlten Versuchen nicht die
Anfangsgründe, die jeder gemeiner Praeceptor weiß, hat gründlich u. fest sich
einprägen können, u. dem es schlechterdings an einem nothdürftigen System
fehlt.
Ein Herr von 10 Jahren, sagt mein Beichtvater! Der ehrliche Mann
weiß aber nicht, daß es mit den Wißenschaften sich beynahe wie mit der
Schrift verhält, u. daß der
Anfang
unserer Übersezungen mit dem
Ende des Grundtextes übereinkommt. – Ein Fürst, der ein
verkehrtes
Volk
liebt, kommt mit dem Principe de Convenance weiter als mit dem beßten
moralischen Charakter, der ohne einer neuen Geburt mehr Schaden als
Gewinn ist. Meine ganze bisherige Lebensart, meine natürliche u. besonders
gegenwärtige Gemüthsart reimt sich gar nicht zum Hofleben. Ich habe kein
stumpfes Gefühl des Wohlstandes, aber mit dem Mechanismus komm ich
gar nicht fort, so bald selbiger von mir erwartet oder darauf gesehen wird.
Ew. HochEdelgebornen werden das Land beßer als ich kennen, wo auf
Kosten der Sitten der Wohlstand u. zum Nachtheil der Religion, die im
Geist u. Wahrheit besteht, der moralische Charakter der privilegirte
Hausgöze ist.
So sehr sich auch meine Eitelkeit in die Beylage mit dem verguldtemSchnitt verliebt hat, auf den eine Fürstl. Hand meinen Namen geschrieben;
so bin ich doch zu gewißenhaft Ew. HochEdelgebornen diesen Anfang zu
einem Brief, der an Sie gerichtet gewesen, zu entziehen, begnüge mich daher mit
einer Copia davon u. statte meinen ergebensten Dank für die geneigte
Mittheilung deßelben ab. Da jede menschliche Wahl auf Vorurtheilen beruht, Gott die
unwürdigsten seines Gnadenberufs würdigt, hingegen unter dem Begriff
des Würdigsten oft die traurigsten Folgen versiegelt liegen: so mag ich
eine
freundschaftliche Bitte
– im Vertrauen der väterlichen
Vorsorge Ihr Augenmerk vorzüglich auf einen gebornen
Unterthanen der regierenden Landesherrschaft zu richten u. mehr den
Geschmak des
jungen Prinzen als die Durchläuchtigen Eltern zu
Rath zuziehen.
Auf meine Schaafe wieder zurückzukommen, so ist die Kammer Kanzelley
eine Schule, in der man arbeiten u. waker lernen kann, daß man schwarz
oder vielmehr grau wird, um mit der Zeit das mäßige Gehalt eine
Ordinarii
zu erhalten. Ich diene also bisher
um Gottes willen
. So sehr
ich es mir aber sauer werden lasse, eben so dringend werde ich seyn, die
Bedingungen meines engagements zu beschleunigen. Schweizertreue u.
Schweizerlohn. Ich bin daher entschloßen auch mit der geringsten Thorschreiber
Rolle für lieb zu nehmen u. Gott dafür zu danken; da just alle Posten
von Invaliden bestürmt u. besezt werden, u. jezt mancher
Officier
mit
den Stellen für lieb nehmen muß, die sonst von
Bedienten
der Minister u.
Subminister so unschiklich verwaltet wurden. Man schämte sich daher der
einträglichsten u. beßten Aemter, weil weder Litteratur noch Adel etwas von
ihrer Ehre vergeben wollte. Da der leztere den Anfang gemacht diese
Zärtlichkeit aufzuopfern, so ist es kein müßiger Einfall gewesen den Titel eines
Invaliden
zu meinem u. meiner Brüder Vortheil mir zuzueignen. Weil
aber kein Invalide selbst zu einem Dienste Ansprüche machen kann, der nicht ein
Gnadengehalt genießt (die oeconomische Gründe, laßen sich leicht errathen)
so fehlt mir unumgängl. eine
Pension
um diesen Charakter
rechtskräftig zu
machen. Auf diesen Schritt, den ich so bald als möglich thun werde, mag
alles übrige ankommen. Sollte ein Monarch, der reich genug ist, wie das
Gerüchte behaupten will, einen A… deßen Vorrede zu einer aufgewärmten
Encyclopaedie so unglükl. gerathen mit einem jährlichen Gehalt von
20000 Thrl. Altgeld in Silber einfaßen zu laßen, sollte der Philosoph
von S. S. sein Herz gegen einen Unterthanen verschließen können, der ihn
um sein täglich Brodt bittet, die göttlich schönen Pflichten der Dunkelheit
dem Beyfall der Helden vorzieht, u. dem
Kenner
glaubt, der seine Augen
aufhub u. sprach: Selig seyd ihr Armen. – – –
Ich habe das + u. – gewählt, weil die
Beweise
hier am beßten
statt finden u. große Herrn zu Anhörung derselben mehr
gelegene Zeit
übrig haben als zu den abstracten Grillen von der Gerechtigkeit u. von der
Keuschheit u. von dem zukönftigen Gericht, die ohne dem durch einen
Coccejer schon erschöpft sind.
Ohngeachtet ich nicht wißen kann, wie Ew. HochEdelgeb. bey Lesung
dieses verwirrten Geschwätzes zu Muthe seyn wird, so vergeben Sie es der
Verlegenheit u. Eilfertigkeit, mit der ich Sie u. mich befriedigen muß. –
Die Gloke schlägt wider Vermuthen. – Sie haben mehr als zuviel, um
in der
Hauptsache
zu Ihren fernern Maaßregeln befriedigt zu seyn.
Da Sie kein Bedenken gefunden, sich einem Unbekannten so vertraut zu
entdeken, so halt ich es noch für meine Schuldigkeit, Sie über den Gebrauch
Ihrer geneigten Zuschrift mit wenigen zu berichtigen. Ich lebe hier ohne
viele Verbindungen u. besuche fast gar keine Gesellschaften, daß ich vielen
Anlaß zu einer unnüzen Waschhaftigkeit haben sollte. Unterdeßen hab ich
mich aus besondern Ursachen nicht entbrechen können Dero Zuschrift bis
auf
eine
Stelle meinem Beichtvater (der von meiner GewißensEhre weiß
u. seit kurzem Kirchen u. Schulrath geworden, auch mein
beßter
Lehrmeister in der Schule gewesen) ganz mitzutheilen. Außer meinem leiblichen
Vater hab ich niemanden an dem
Ganzen
Theil nehmen laßen. Aber es
ist mir unmöglich gewesen, zum Beweise der edeln Denkungsart u. der
Proben, die ich davon gezogen, den Innhalt der Ehre, die Ew.
HochEdelgebornen mir erwiesen, meinen wenigen Bekannten zu verschweigen. Außer
dem Antheil, der ihnen schuldig ist, geschieht es mit Rührung gegen den
Geber aller guten Gaben, u. zum Beweise deßen, was geschrieben steht:
der HErr denkt an uns u. seegnet uns‥ Ps. CXV.Bey dem bösen Gewißen u. den Vorwürfen, die ich mir gegen das
schöne Geschlecht machen muß, unterstehe ich mich nicht, einer Freundin
meines Gnädigen Gönners vor Augen zu kommen, noch mich einer Hütte der
unschuldigen Zärtlichkeit mit besudeltem Herzen zu nahen.
Doch da ich in dem finstern Thal den Ausgang meines Schiksals nicht
absehen kann, so bin ich nicht sicher, wie lange meines Vaters Haus u. mein
Vaterland mich noch leiden werden. In diesem Fall mögen Sie mich
adoptieren, oder zu einem Ihrer Taglöhner machen. Fürchten Sie nicht, daß
ich Ihrer Gunst u. Protection alsdenn unwürdiger als jezt seyn werde.
Der Anfang meines Briefes sieht einer Copie ähnlich. Aber im Journalmeiner extraordinairen Cammer Canzelley Verwandschaft am Tage des
27 Aug. der mein Geburtstag war, heist es: Pour etre
Original
il
faut faire des Brouillards. J’en ai fait deja et j’en ferai encore d’une
nouvelle Trempe. Amen.Ich umarme Sie mit den aufrichtigsten Gesinnungen des dankbarsten
Herzens u. beßten Wünschen des göttlichen Seegens u. der Fülle, die
leibhaftig gewohnet u. seine Gegenwart den Seinigen verheißen hat bis am
Ende der Tagen – – Könftig mehr; unterdeßen vergeßen Sie nicht
IhrenFin. den 13.ewig verpflichteten Freundu. ergebensten DienerHamann.
den 15. ejusd.N. S.
Ew. Hochwolgebornen wenigstens mit einer geschwinden Antwort
aufzuwarten, war meine Absicht. Durch einige Zufälligkeiten ist selbige nicht
erfüllt worden, ohngeachtet mein Vater selbst die Mühe auf sich genohmen
ihn auf die Post zu bringen. – Also hilft zum Laufen nicht schnell seyn.
Meßen Sie die Nachläßigkeit meiner Schreibart keinem Mangel der Ihnen
schuldigen Ehrerbietung zu; sondern es fehlt mir wirklich an Zeit. Meine
Gesundheit hat überdem einige Zeit her einen Anstoß bekommen, daß ich
mich auf Sonntags Blut gelaßen, aber ohne sonderliche Beßerung. Und
ich kame des Abends so müde zu Hause, daß ich zu nichts aufgelegt bin,
bey Lichte meine Augen schonen muß u. meines Alters wegen auch nicht
füglich auf seyn kann. Ich bin des Lebens so überdrüßig u. satt, daß ich oft
nicht weis, was ich auf der Erde mehr nütze bin. –
Ich habe es nicht der Mühe werth geachtet, den Punct der
Nicolaiten zu berühren. Hätte es der Verleger nicht in Ansehung meiner thun
wollen, da ich gleichwol mit ihm in Verbindung gestanden, u. noch vor ein
Paar Monaten an ihn geschrieben, auch im PS. meine Empfindungen über
Daniel in der Löwengrube mitgetheilt durch einen bloßen Wink, so hätte
Nicolai doch ein wenig mehr Achtsamkeit von der andern Seite zeigen sollen.
Da ich meine Absichten erreicht (die gar nicht oder falsch angewendt worden
zu ihrem Nachtheil) u. der
theoretische
Theil wol sein Ende erreicht
haben möchte; so geht mir das übrige kaum viel mehr an.
Ew. Hochwolgebornen werden vielleicht just im Stande seyn, die
Dunkelheit meiner Autorschauft gelinder zu beurtheilen, als andere. Nach den
Eindrüken deßen, was ich gesehen u. gehört, hat sich die Stärke des
Irrgeistes richten müßen. Meine Leser können dabey so sehr nicht leiden als
der Verfaßer selbst. Ich habe es schon erlebt, daß ich den
Nachdruk
mancher Stellen
in ihrem ganzen Umfange ein Jahr hernach erst selbst
verstanden habe.
Bey der Beurtheilung des Herrn u. Dieners lag mir einer meiner
beßten
Freunden u. Wolthäter im Sinn
, dem ich den ersten Geschmak
zu den schönen Wißenschaften, u. da er ein Projectmacher wurde, den
ersten Geschmak zu den politischen Anfangsgründen zu verdanken habe.
Auf sein Zureden sollte ich ein Kaufmann werden, that auf seiner Brüder
Kosten eine Reise, u. weil eine Sprachenverwirrung den ganzen Bau
unterbrach, so habe ich just den von meiner Mutter Theil den Anfang gemacht wider
ihren Willen die Reisekosten zu ersetzen, etwa bis zur kleinen Hälfte, die mir
noch übrig bleibt mit Gottes Hülfe ihnen auch zu ersetzen. Da Gott meinen
Vater gesegnet, ich einzeln bis dato lebe, ihre Familie aber stark ist, u. die
Zerreißung der Verbindungen von mir geschehen, so hat dieß die Billigkeit
in meinen Augen erfodert. Ich bin dadurch bis aufs nothdürftige
eingeschränkt. Unterdeßen weil mein alter Vater, so lange ihn Gott erhält,
mir freyen Tisch u. Wohnung gestattet, so wird Genügsamkeit u. Gottes
Seegen auch noch genug machen.
Sollte dieser Anfang eines Briefwechsels nicht Ew. Hochwolgeb.
abschreken, so bitte mir die Erlaubniß aus, nach Maasgebung meiner
Umstände das Gedächtniß Ihrer Freundschaft bisweilen erneuern zu dörfen.
Ich hoffe bald einer mehrern Muße u. Munterkeit fähig zu werden u.
falls die Eilfertigkeit, womit ich einige Puncte berührt habe, eine nähere
Bestimmung erfoderte, oder sonst dero Wünschen von mir auf irgend eine
Art genüge geschehen könnte, wird mir jede Gelegenheit erwünscht seyn Sie
von der Herzlichen Zuneigung u. Ehrfurcht zu überführen, mit der ich ersterbe
Ew. HochwolgebornenMeines Höchstzuehrenden H. Geheimen Rathsgehorsamst ergebener H.Königsberg den 10. Nov. 63.Hochwolgeborner Herr,
Gnädiger Herr Geheimer Rath,
HöchstzuEhrender Gönner u. Freund!
Die Zeit währt mir zu lange auf eine Gelegenheit zu warten, um auf
Ew. Hochwolgebornen geneigte Zuschrift vom 8. Octbr. zu antworten,
besonders aber denenselben meinen aufrichtigen Dank dafür zu bezeigen, daß
Sie die hyperboreischen Schriftsteller einer so vorzüglichen Aufmerksamkeit
würdigen. Bey unsern Berlinschen Kunstrichtern habe durch
wiederhohlte Erinnerungen nicht so viel gewonnen, daß sie sich der Schweiz etwas
entzogen u. sich unsern Gegenden aus Liebe des Vaterlandes genähert hätten.
– Üebrigens stehe mit dem kleinen Versucher im Denken u. Empfinden weder
auf einen vertrauten noch geschiedenen Fuß. Bey dieser gleichgültigen
Entfernung lieb ich ihn wirklich mehr als viele seiner Freunde, die nicht so
vorsichtig, auch nicht so glimpflich mit ihm umgegangen, u. er hat mir
niemals zu den Beschwerden einigen Anlaß gegeben, womit ihn andre beschuldigt,
sondern mir mehr Merkmale unschuldiger Gesinnungen geliefert, als ich
ihm erwiedern mögen. Ohngeachtet ich einige mal angesezt im Briefwechsel
zu stehen, hab ich nicht möglich gefunden lange auszuhalten, non possum
dicere: quare? Es mag aber auch hier vielleicht heißen, daß
Prüfung
Nachsicht lehrt, wie Erfahrung Gedult – –Um mir ein wenig Muße zum Schreiben zu verschaffen, hab ich den
sonderbaren Einfall gehabt, mir heute einen Feyertag selbst zu geben, wozu
mich ohnedem mancherley Nebenursachen berechtigen. Unter andern giebt
einer der ältesten Freunde, der als HofDoctor beym Herz. Carl in Curland
gestanden, mit einer Cousine unsers Cammer-Präsidenten ein vornehmes
Hochzeitgelag. Dem Bruder des Bräutigams bin ich eine Antwort
schuldig, die ich heute abgelegt. Er hält sich in Braunschweig auf um ein
Paar Curl. Edelleute nach Paris u. Italien begleiten zu können. Der
älteste von diesen 3.
Lindner
veranlaßte die Hirtenbriefe des . So
gleichgiltig Ew. Hochwolgeb. diese Nachrichten vorkommen müßen; so weiß ich es,
mit was für einem Gewühl von Empfindungen Selbige hier beytrage.
Da ich nächstdem heute den vierteljährigen Geburtstag meiner
extraordinairen Canzley Verwandtschaft bey einer Martinsgans begangen u.
denjenigen gelobt habe, der mir gerathen hat; besorge ich gleichwol, daß mich
meine Nieren des Nachts züchtigen werden, weil die Richtigkeit Ihrer
Anmerkungen über die currente Versorgung mit meiner Erfahrung genau
übereinkommt. Es ist freylich kein Wunder, daß in einer Welt, die betrogen
seyn will, das Ergò so leicht ist, daß in einem Lande voller Invaliden das
krumme Holz am meisten gesucht wird u. endlich daß Krüken in allen
Ständen die Stellen der Mitglieder vertretten müßen. Von Regeln
verfolgt bleiben also Ausnahmen meine Freystädte – wo nicht levitische, so
sey es Ziklag, im Lande der unbeschnittenen Philister.
Daß es mit dem Encyclopädisten kein Ernst gewesen, sieht man wol.
Mit dem Orden des Herrn von Bilefeld muß es natürlicher zugegangen seyn.
Ich habe bisher noch kein Herz gehabt seine Institution zu lesen, u.
zweifele, daß ich mich so leicht dazu entschließen möchte. Desto dringender
aber wäre meine Neugierde, denjenigen Fehler zu kennen, den der
Layenbruder S. 12. im Sinn gehabt; weil keine Magie helfen will, das vierte zu
drey zu finden. Mit einer kurzen Erörterung hierüber würde mir daher
sehr gedienet seyn.
Der Leipziger Beylage sehe mit Verlangen u. Sehnsucht entgegen. Ich
gieng eben mit dem weitläuftigen Anschlage um mir zum Neuen Jahr von
Ew. Hochwolgeb. ein Andenken an Dero sämtl. Schriften auszubitten, von
denen ich noch nichts, nicht einmal den
Daniel
besize, den ich mir fest
vorgenommen hatte zu behalten, weil ich für das praktische Fach meiner
kleinen Bibliothek eine Vorneigung hege, u. unter allen biblischen Stüken
weder Klopfstok noch Geßner den Gesezen der Wahrscheinlichkeit oder der
historischen Grundlage durch die Erdichtung ein Genüge gethan, geschweige der
andern etc. Den Herrn u. Diener, die Beherzigungen lagen außer
meinem philosophischen Kreise, indem ich mich damals, auch aus
Oeconomie meiner Zeit
, so strenge als möglich einschränken mußte um
durch dergleichen Zerstreuungen nicht in ein Feld von Wißenschaften wieder
verloket zu werden, das ich als verloren aufgegeben hatte. Daß ich einmal
eine Art von Beruff gehabt den just herrschenden französischen Geschmak in
der Staatskunst des Handels zu kennen, fieng ich vor 8. Jahren mit einer
unglückl. Übersetzung des Dangeuil zu beweisen an, die voller Fehler u.
Nachläßigkeit ist, die ich durch eine
Beylage
vergrößerte, zu der mir
jener Freund einigen Stoff gab, seiner Familie zum Beßten, zu deren
Angelegenheiten er mich brauchen wollte, aber umsonst – – Da dieser
gemachte Anfang mir vielleicht wieder einmal zu statten kommen kann, so
würde ich außer dem Andenken Ihrer großmüthigen Freundschaft vielleicht
einen treuen Anweiser zu
Diensterfahrungen
bey der Erfüllung
meiner Bitte erhalten, die ich Ihrer Bequemlichkeit u. den Umständen der
Zeit überlaße. Den
Titel von denjenigen
Arbeiten, wovon Ew.
Hochwolgeb. vielleicht selbst kein Exemplar aufbringen oder entbehren
könnten, bäte mir wenigstens aus; wie ich dagegen bey anonymen Stüken
die erforderliche Verschwiegenheit u. Vorsicht verspreche. – Dieser
Gelegenheit bediene mich zugleich, meinen Verdacht über die gegenwärtige Methode
des politischen Studii merken zu laßen, um durch dieses Fragment meines
Glaubensbekenntnißes wenigstens die Bitterkeit meines Geschmakes
zuerklären. Der eine von den 2. Freunden ist mein doppelter Lehrmeister
gewesen, bey seinem Aufenthalt auf hiesiger Akademie, in den
Anfangsgründen des Wizes u. der schönen Wißenschaften, u. hierauf bey seiner
Zurükkunft aus Göttingen u. Paris; berauscht von patriotischen u.
gesellschaftlichen Lehrsätzen u. Aussichten war sein erstes Geschäfte mich in
Curland aufzusuchen, u. ich fand den Becher, den er mir zutrank, sehr angenehm,
daß ich ihm ohne sonderlichen Nothzwang Bescheid that. Sehr wichtige
Revolutionen in dieser Familie u. in meinem Gemüthe machten mich von
diesem Zaubertrunk nüchtern. Eine
natürliche Unschicklichkeit
zu
allem,
was mechanisch
ist, brachte mich zu einem andern ExtremoppIch suchte also aus meiner vi inertiae eben den Vortheil für mich u. andre
zu ziehen, der den Bewegungskräften sonst zugeschrieben wird. – Der
Übergang von Descartes Thiersystem zum l’homme machine war kein
Riesenschritt u. die Folge eben so leicht, daß der
Staat
eine Maschinewäre. Auch ein frommer Aßaph fand das Pflaster schlüpfrig, wenn er bey
der Liturgie u. Anatomie des größten Hofdienstes stehen blieb. Wenn man
ihm aber ins Heiligthum nachfolgt; so findt man in unsern Systemen nichts
mehr als das
Jahr
solcher Lehren, die kein nüze sind, u. solcher Projekte,
die falsch sind, die David in seinem 144. Psalm schon den Philosophen
seiner Zeit in Mund legt, u. das Publikum mit einem Bravo! Wol
dem Volk, dem es also gehet! darauf antworten läßt. Der gekrönte Hirt u.
Sänger, als ein Verehrer der Wahrheit, die im Verborgnen liegt u. als
ein Schüler der heimlichen Weisheit im blutigen Ehebruche, sahe die
Unhinlänglichkeit aller moralischen u. natürlichen Mittel zum wahren Wohl
eines Volks beßer ein, daß keine Gärtnerzucht der Söhne, keine
architectonische Erziehung der Töchter, kein Flor des Handels, des Akerbaues, der
bürgerlichen Gerechtigkeit ein Himmelreich auf Erden einführen würde. Das
gläubige
Warten einer Stadt, die einen Grund hat
,
welcher
Baumeister
u.
SchöpferGott
ist, wird also den politischen
Versuchen eines Kains u. den Anfangsgründen eines Nimrods u.
ihrer Nachkommen entgegengesezt bleiben. In einem berümten
Dornbusch, der nicht verbrennt, geschah die erste Offenbarung des
heiligsten
Namens, u. die Erhaltung des Unkrauts bis zur Erndte ist die beßte
Theodicee des beßten Hausvaters. Im Gräuel der
lezten
Zeiten liegt zugleich
der Trost von der Verheißung seiner Zukunft u. unserer Erlösung, die sich
nahet, unsere Häupter aufzurichten – – Ohne mich über die
Zweydeutigkeit der Hypothesen, die zu Grundsäzen aufgenommen werden,
aufzuhalten u. über den künstlichen Gebrauch dieser zweyschneidigen Werkzeuge,
der schweren Kunst die
Symtoms
, u. der noch schwerern Kunst die
Crises
eines Staatskörpers zu beurtheilen, hat mich öfters der Zweifel
angefochten: ob nicht die verhaßte
welsche Practik
eines treuen
Geschichtschreibers u. tiefsinnigen Weltweisen eben so würdig sey, als die
Theorie des Anti- eines
Neulings
würdig ist? Die Probe seine eigene
Hütte rein zu erhalten läßt uns weder Zeit noch Kräfte übrig an Herculs
Arbeit beym Stall eines Augeas – oder an die Heiligung einer
Mördergrube im Bethaus – zu denken – – –
Ew. Hochwolgeb. vergeben mir diesen rohen Ausbruch meiner
Gewißensfreyheit, weil ich über einige Punkte mir Nachsicht, über andre dero
aufrichtige Sinnesmeynung versprechen kann.
Ich habe noch ein anders Anliegen, womit ich schließen will. Daß
Hr. Diac. Trescho meinem Verleger das schriftliche Versprechen gethan,
ihn bey Ew. Hochwolgeb. bestens zu empfehlen: so werden Sie mir erlauben
denenselben das dringende Gesuch zu entdeken, womit er sich wünschte
künftig bey Gelegenheit von dero Arbeiten für seinen Verlag zu erhalten,
weil ihm dieß
bey seinem starken Umsatz mit den dortigen
Buchführern zu großer Erleichterung seines jungen
Handels gereichen
würde. In wie weit Ew. Hochwolgeb. im Stande
oder geneigt wären hierinn zu willfahren, überlaße ich denenselben, da ich
nicht gerne Ihre Geflißenheit mißbrauchen oder übertreiben möchte. Ich
würde auf allen Fall mit Sorge tragen, daß den Bedingungen Ihrer Seits
so genau als möglich Genüge geschehe. – – Da er ohnedem willens isteine Art von Monats- oder Wochenschrift hier auszugeben, deren
Möglichkeit in der Ausführung ich gar nicht absehen kann, zu deren er aber schon
die Willfährigkeit vieler auswärtigen Gelehrten (seiner Aussage nach) zum
Beytrag sich erworben: so wünschte ich wenigstens, wenn Ew. Hochwolgeb.
einige kleine verlorne Aufsätze als ein Allmosen uns zuwürfen. Sollte nichts
daraus werden, so stünde für sicheres Depositum u. Remissum.Sollte im gegenwärtigen Antrage etwas mißfälliges seyn, so hat
Freundschaft ein gleiches Recht abzuschlagen als anzuhalten.
Ich empfele Sie göttl. Obhut, u. mich Dero geneigten Erinnerung,
der ich mit der aufrichtigsten Ehrerbietung ersterbe
Ew. HochwolgebornenGehorsamst ergebenster Hamann.nicht Secr. sondern Clerc extraordinaire de p.Fin. den 14. Nov. Entschuldigen Sie meine gegenwärtige Unvermögenheit zu
denken u. zu schreiben u. nehmen meinen guten Willen zu antworten für die That
an.
Frankfurt. den 30. Augst. 64.Hochwolgeborner Herr,
Höchstzuehrender Herr Geheimer Rath
Gnädiger Herr,
Ich wandre meine Straßen,
Die zu der Heimat führt,
Da mich ohn’ alle maaßen
Mein
Vater
trösten wird.
Den 21. Juli. bin ich hier angekommen u. morgen wills Gott! als den
lezten dieses gehe über Leipzig nach Berlin. Wie mir diese Zeit über zu
Muth gewesen, können Ew. Hochwolgebornen leicht erachten. Stellen Sie
sich einen Rohrdommel in der Wüsten vor – einen einsamen Vogel auf
dem Dach. Beßer weiß ich das große Leere in meinem ganzen Gemüth
nicht auszudrüken. Aus Noth habe meine meisten Tage hier im Garbischen
Buchladen zugebracht u. mit dem Verleger Ihrer neuesten Schriften eine
Reise nach Strasburg u. Basel gethan, wo ich das ungenuzte Vergnügen
gehabt außer mehrern Bekanntschaften, die meinem Geschmak bey einer
andern Lage gemäßer gewesen wären, auch den HE. Hofrath Pfeffel in
Colmar zu sehen. Sein Haus u. sein Schiksal hat mich so eingenommen,
daß ich mich unter gewißen Verlegenheiten, die ich umsonst gefürchtet,
entschloßen haben würde, sein Amanuensis zu werden – falls meine
Verbindlichkeiten gegen HE. Joh. Ge. Gebhard, der mit dem Familiengeiste seiner
Handlung vielen Wiz eines lebhaften Umganges verbindt, mein Wißen u.
Wollen übertroffen haben sollten; werden Ew. Hochwolgebornen eben so
geneigt als leicht im Stande seyn, meine Unvermögenheit zu Gegendiensten
zu ersezen.
In Ermanglung zureichender Gründe mich selbst zu entschließen, bin
ich durch einen Zusammenhang oder vielmehr durch einen Wirbel kleiner
Umstände gedrungen worden dero gnädige Frau Gemalin zu überlaufen.
Um einer mündlichen Erklärung die mir schwer fällt, überhoben zu seyn,
suchte ich mich durch Ew. Hochwolgeb. lezte Zuschrift, mit der ich beehret
worden, zu legitimiren; ich bedaure aber, daß ich an die Ehre dieser
Bekanntschaft nicht ohne Schaam über ein grobes Mißverständnis zurükdenken
kann.
Ohngeachtet ich das Ziel meiner Reise verfehlt habe, u. selbige in einen
abermaligen Kreuzzug p so hoffe ich doch alle meine Wünsche u. Absichten
erfüllt zu haben, wenn ich mich mit dem Glük schmeicheln kann, mein
Vaterland u. die meinigen gesunder, mithin auch vernünftiger u. zahmer bald
wieder zusehn.
Sie haben Ihr Beßtes gethan, würdigster Freund, mich von dem Adel
Ihrer Gesinnungen zu überführen, u. ich habe gleichfalls das meinige thun
wollen Ihnen meine persönliche Dankbarkeit zu überbringen. Der
rechtschaffene
Ebeil
in Braunschweig nebst dem Prof. Zachariä haben mir
beyde einen Gruß an Sie aufgetragen, falls ich das Glük haben sollte – –
Aufgeschoben, nicht aufgehoben. Denn hofften wir allein in diesem Leben;
so wären wir die unglüklichsten unter allen Menschen.
Es kommt der Tag, wo Gott
– – all ungeschikte Sachen
wird richtig machen.
Es kommt der Tag, wo wir werden sagen:
– – meine Ruh
Gott bist einig Du!
Wo wir werden sprechen immerdar,
aller Väter Schaar
u. die lieben Alten
an deren Fuß u. Pfad
wir uns noch täglich halten,
wenns fehlt an gutem Rath.
Ich umarme Sie u. werde Zeit haben auszuschlafen, u. werde satt seyn,
wenn ich erwache. Fahren Sie fort, wenn Sie können, sich meiner zu
erinnern.
Ich ersterbe
Ihrtreuergebenster Freund u. Diener
J. G. Hamann.Königsberg den 2 Jänner 78.HöchstzuEhrender Herr Capellmeister,
Herzlich geliebter Landsmann und Freund,
Viel Glück zum
jungen
Sohn und zum
Neuen Jahr
!!! Das Erste habe
von Ihrem Herrn Vater erfahren unter dem Schall der Posaunen, wie von
Rechtswegen. Zum letzten werd ich
zufällig
veranlaßt, weil mein Vorsatz
war es in petto zu behalten, und ich besorge, daß Ihnen mein Briefwechsel
vereckelt seyn muß. Bisweilen sind aber die Impromtus am besten. Wünsche
thun’s freylich nicht; und Gold und Silber hab ich nicht; auch keinen
Weyrauch und Myrrhen und Specereyen aus Arabia. Nichts als das trotzige
und verzagte Ding, das Gott und kein Freund verschmäht!
So ein ruhiges Jahr hab ich noch nicht erlebt als dieses. Das Omen dieser
feyerlichen Stille ist mir noch ein Räthsel, deßen Deutung ich von der Zeit –
(denn Sie versteht die Kunst) erwarte. Seit den 12 pr. laborire an einem
gestoßenen Schienbein; ich denke aber künftige Woche in meine Loge zu gehen.
Kreutzfeld u Krauses sind die einzigen Menschen, die ich noch in diesen zwey
Tagen gesehen; ersteren 2 und letzten 1 mal. Penzel habe den ganzen
Christmonath nur 3 mal gesehen; er ist von Kanter ausgezogen, und jedermann ist
so neugierig auf die Entwickelung seines Schicksals, wie ich auf seines
Charakters – seitdem meine Nachbarinn (Selma Stockmar) seine prima Donnageworden. Ich besorge aber, daß es Ihnen nicht beßer mit Ihrem Clienten
gehen wird, als mir mit jenem. Den 27 pr. erhielt ich eine förmliche
Entscheidung, die alle meine Klagen und Beschwerden vernichtete und mir pretensions
ridicules et inconsequentes, (welche man zu solchen, qui paroissent
nullement fondées, gemildert hatte,) in meinen grauen Bart warf.
Weil ich diesen
Lauf der Natur
zum vorausgesehen; so habe ich mir so viel
Zeit gelaßen, wie eine junge Frau zu Ihren Sechswochen und war eben so froh
von meiner Schwangerschaft am Tage Elise entbunden zu seyn. Aber nun
möchte ich beynahe mit der Rebecca sagen: Da mir’s also gehen sollte. – Meine
letzte Jahresarbeit ist gewesen, meiner prima Donna und dem Chef des
Departements zu antworten, indem ich der ersten für ihre Grausamkeit die Hände
geküßt, und dem letzten das gethan, was Apoll dem Horaz an seinem Ohr.
Ad oculum et unguem Wahrheiten und Lügen zu demonstriren ist meine
Sache nicht. Bey mir ist von Sturmwinden die Rede, die man sausen hört,
ohne selbige anders als an den Wirkungen sehen zu können, und die in den
Lüften herrschen, ohne daß man ihre Gestalt, Anfang und Ende mit den Fingern
zeigen kann. Alle die Furien des verflossenen Jahres sind also nichts als
Hirngespinste gewesen; anstatt Unrecht gelitten zu haben, hab’ ich selbst Unrecht
gehabt. „Erbarmt euch mein, erbarmt euch mein, Ihr meine Freunde“. – – Hiob
XIX.Ich habe alles Unrecht von meiner Seite gestanden, und mich allem mit
ganzem Herzen unterworfen, ohne der Hauptsache, die nicht mein, sondern ein
gemeinschaftliches Interesse betrifft, etwas zu vergeben.
Weder ein ehrlicher noch kluger Mann erniedrigt sich zu Rechtfertigungen,
geschweige zu Delationen. Ich bekümmere mich um nichts und weiß von nichts.
Dieß ist die Burg und das Sans-Souci meiner socratischen Philosophie. Je
weniger ich mir anvertraut weiß, desto glücklicher. C’est mon goût, ma gloire,
mon repos. Wo es aber auf Rechenschaft ankommt, ist jeder Strohhalm für mich
ein Pfahl vom Zaun, und der kleinste Bruch wichtig genug zu einem Revisions-
Receß oder querelle d’Allemand.So viel, liebster Freund und Gönner! zu Ihrer Nachricht, wenn Sie noch
einigen Antheil an meinem Schicksal nehmen, und mir im Grunde des Herzens
wünschen den Triumph einer guten Sache, damit Ihre Arbeit nicht verloren
sey, sondern wie die Aloe blühe, und noch köstlichere Frucht bringe.
Ich hätte gern länger mit meinem Schreiben gewartet, mußte aber eilen.
Mein Zaudern war zugleich ein Werk zur Nachfolge. Stockmar verdient mein
ganzes Mitleiden; ich bin der glücklichste Mensch in Vergleich seiner und schaudere
dafür, mich an seiner Stelle zu denken. So wenig ein Mann wie er auch
wahrer Freundschaft fähig ist, so hat er doch den guten Willen gehabt mein Freund
zu seyn, und dieß ist in meinen Augen ein Charakter indelebilis. Aber mein
Nachbar zur Linken ist ein coquin parvenu und von der Race, die nicht
Gott
nicht Menschen treu
ist, der nichts wie chicane versteht, und deßen chicanenichts als betise ist, ein Schandfleck so wohl als Pest des Dienstes, zehnmal
mehr als der infame Dieb Valtier, der protegé des Lumpenhundes Magnier.
Meine
prima Donna (ich meine nicht Penzels Jesabel) hat von diesem
machoire mehr Schande u Nachtheil zu besorgen als von dem etourdi crevé.Wenn ich durch meinen Eifer den respectum parentelae eines subordinirten
aus den Augen setze; so erfülle ich durch diese Uebertretung höhere Pflichten,
die ich höheren Verbindlichkeiten schuldig bin und habe seine
eigene
Gesinnungen
gegen unsere
gemeinschaftl
.
prima Donna
ausgeholt, und
bestreite meinen chicaneur mit seinen eigenen tummen Waffen – sub vmbra
alarum Tuarum und unter einem gläubigen: Fiat voluntas TVA!Das allerärgste, was mir widerfahren kann, wäre zu einer Reise nach
Berlin gezwungen zu werden, um Ihren kleinen Prinzen und meine
beyde
Pathen
im heil. römischen Reich in Augenschein zu nehmen. Es geht mir aber,
wie meinem Freunde Rabelais zu Lion, der kein ander Stratagem wußte die
Kosten der Reise zu ersparen oder aufzubringen, als sich in den Verdacht eines
Giftmischers zu bringen setzen, und Flockasche für Ratzenpulver
auszugeben. –
Gott seegne Ihr heiliges Kleeblatt,
Vater
,
Mutter
und
Kind
! Melden
Sie mir doch das
Datum seiner Ankunft
und seinen
Namen
. Grüßen Sie
Ihren guten Freund
Engel
! und hiermit nochmals Gott empfohlen!!! Ich
ersterbe
ganz
der Ihrige,
Johann Georg Hamann.Adresse:Herrn / Herrn Capell Meister Reichard / zu /
Berlin
.
Königsberg Dom II. p. Epiph. oderam Geburtstage der preussischen Krone, 1778.Innigstgeliebter Freund Lavater, Sie beten um Muth, nicht unter der Last
der Geschäfte zu sinken – und mir vergeht aller Muth, unter der Last
langer
Weile
. Gleichwohl dient selbige mir zum Schlüssel der heiligen Laune im
Predigerbuche; mehr Ahndung als Nachwehen.
Es ist ungefähr ein Jahr, daß ich den einzigen Dienst im Lande, den ich
mir gewünscht, und auf eine sehr eindrückliche und recht ausgesuchte Art,
erhalten; aber seitdem bin ich von dem Genusse meines Glücks mehr als
jemals entfernt gewesen. So ging es den Juden, die Josua zur Ruhe brachte,
ohne zu wissen,
daß noch eine Ruhe vorhanden ist dem Volke Gottes
.
Ich begreife selbst nicht, wie meine Gesundheit bey der sitzenden Lebensart,
bey dem starken Appetit zu essen und zu trinken und zu schlafen, bestehen kann.
Bey aller dieser Unthätigkeit eines sehr sympathetischen Zuschauers thun mir
manchen Abend die Knochen so wehe, als irgend einem Ihrer olympischen
Kämpfer oder unserer circensischen Klopffechter, daß ich manchmal kaum die
Nachtwächter-Stunde abwarten kann, sondern mich mit vollem Halse in die
Federn werfe mit einem: O wie gut wird sich’s nach der Arbeit ruhn! wie
wohl wird’s thun!
Auch mir ist es bald wie ein Traum, bald ein Geheimniß oder trait de
génie, wodurch ich Ihnen, liebster Lavater,
so offenbar
geworden – und so
tief verborgen meinen συμψύχοις bleibe.
Ihre
Beylage
oder Denkmal hat mich
stätig
gemacht, weil der
Sporn
eben so stark als das
Gebiß
gewirkt;
Sporn
, Ihre gute Meynung oder
Ahndung von mir zu erfüllen;
Furcht
, als ein Sünder gerichtet zu werden,
gesetzt auch, daß die Wahrheit Gottes dadurch herrlicher würde zu seinem Preise.
Mir Ignoranten ist, nächst dem Prediger des alten Bundes, der
weiseste
Schriftsteller und dunkelste Prophet
, der Executor des neuen Testaments,
Pontius Pilatus. Ihm war vox populi vox Dei, ohne sich an die Träume
seiner Gemahlin zu kehren. Sein güldenes: Quod scripsi, scripsi ist das
Mysterium magnum meiner epigrammatischen Autorschaft: was ich geschrieben
habe, das decke zu; was ich noch schreiben soll, regiere du!
Auf unsern lieben Moses Mephiboseth zu kommen, so ist sein Besuch die
einzige Freude dieses letzten Sommers für mich gewesen. Ich hatte mir ein
Gesetz gemacht, ihn alle Tage zu besuchen, und habe mehr als
eine
süße
Stunde mit ihm zugebracht; auch seine philosophischen Schriften bin ich
während seines Hierseyns durchgegangen, und mit erneuertem Vergnügen Ihren
beiderseitigen platonischen Briefwechsel. Es war meiner Neugierde daran
gelegen, seine Denkungsart gegen Sie auszuholen. Er lobte mir sehr, daß Sie
sich um ihn durch Ihre Vermittlung für seine Brüderschaft in Ihrer Heimat
verdient gemacht hätten, vermuthete aber, daß ein leichtsinniger
Einfall
,
womit er ein gewißes
Gerücht
beantwortet hätte, und der Ihnen vielleicht wieder
hinterbracht worden, Sie kaltsinnig gemacht haben möchte.
Da Ihnen meine Bestrafungen nicht unangenehm sind, liebster Lavater, so
hat der Erfolg gezeigt, daß ein Mann, der Mosen und die Propheten hatte,
Ihrem Bonnet überlegen seyn mußte; und es war daher ziemlich abzusehen,
daß Sie aus dem ganzen Handel
nicht so rein abkommen konnten
, als Ihr
Widersacher.
Aber hievon ist nicht die Rede mehr; sondern nur davon, daß dieser Mann
wirklich ein Salz und Licht unter seinem Geschlecht ist, und all sein Verdienst
und Würdigkeit verloren haben würde, wenn er
unser einer
geworden wäre
wie Adam.
Ihr
Durst
ist heute abermals mein Frühstück gewesen.
Erfahrungen
,
wie
Einsichten
, sind neue
Prüfungen
, geben zu neuen
Zweifeln Anlaß
.
Unsere
Passibilität
steht immer im Verhältniß mit unserer
Actibilität
nach der neuesten Theorie über den Menschen – Εμαθεν ἀφ’ ὧνἔμαθε, Hebr. V.4. gehört zur Nachfolge, die Kinder von Bastarden unterscheidet. Wenn dem
Satan daran gelegen ist, unsern Glauben zu sichten, wie den Weizen, so ist es
unseres Hohenpriesters Sache, für uns zu bitten, und durch unsere
Vollendung die
Brüder
zu stärken.
Der Unglaub’ ist nur nicht zufrieden,
Der Eigenwill’ sieht sauer aus,
Gott halte, wie er wolle, Haus –
„Bis zur Lästerung, Bedürfniß –
Etwas
, das alle
Zweifelwelten
aufwiegt.“
Iß dein Brod mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Muth, denn dein
Werk gefällt Gott. Brauche des Lebens mit deinem Weibe, das du lieb hast,
so lange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat,
so lange dein eitel Leben währt.
Alle Ihre
Zweifelwelten
sind eben so vergängliche Phänomene, wie
unser System von Himmel und Erde, alle leidige Copir- und Rechnungs-
Maschinen mit eingeschlossen.
Sein Wort
währt. Sie haben Recht, liebster
Lavater, es für ein
festes,
prophetisches
Wort zu bekennen, und thun wohl
daran, auf dieses scheinende Licht in der Dunkelheit zu achten, bis der Tag
anbreche. Eher ist an keine Gewißheit oder Autopsie zu denken; und Gewißheit
hebt den Glauben, wie Gesetz Gnade auf.
Sie
wissen
, was die
Erfahrung
, nach der Sie schmachten,
hindert
. Haben
Sie das Herz oder Vertrauen, mir mitzutheilen, was Sie wissen. Gesetzt, daß
diese Hindernisse wirkliche Berge währen, so halte ich diese Berge für den
rechten Ort
des wunderthätigen Glaubens, den jeder an sich selbst zu
erfahren im Stande ist. Denn das Himmelreich, gleich Ihrem
innern
Menschen
, verabscheut alles, was
Aufsehen
macht, was nicht
hilft
; ist nichts als
Geist und Wahrheit
–
Was Moses am brennenden Busche sah, der brannte ohne zu verbrennen,
das ist für uns das
Judenthum
und
Christenthum
, und der Stifter beider
ist nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen.
Wenn Sie in Ihrem Glauben
gegründet
worden, warum sollte es Ihnen
leid thun,
geredet
oder
geschrieben
zu haben? Wird die Welt mich gleich
vernichten, will mich auch selbst Zion richten, – singen alle unsere Glaubensbrüder.
Ihnen von Grund meiner Seele zu sagen, ist mein ganzes Christenthum,
(ich mag zu den fetten oder magern Kühen Pharaons gehören) ein Geschmack
an
Zeichen
, und an den Elementen des Wassers, des Brods, des Weins.
Hier ist Fülle für Hunger und Durst – eine Fülle, die nicht bloß, wie das
Gesetz, einen Schatten der
zukünftigen
Güter hat, sondern αὐτὴν τὴν εἰκόνατῶν πραγμάτων, in so fern selbige, durch einen Spiegel im Räthsel dargestellt,
gegenwärtig und anschaulich gemacht werden können; denn das τέλειονliegt jenseits. Unsere Ein- und Aussichten hier sind Fragmente, Trümmer,
Stück- und Flickwerk – τότε δὲ πρόσωπον προς πρότωπον, τότε δὲἐπιγνώσομαι καθὼς καὶ ἐπεγνώσθην.
Sehen Sie meine Luftstreiche, die ich thue, für ein Selbstgespräch an.
Ungeachtet ich aus Haß und Liebe zusammengesetzt bin, sind doch Freunde und
Feinde in meinen Augen nichts als
ein
Kuchen; denn kein Mensch kennt
weder die Liebe noch den Haß irgend eines, den er vor sich hat.
Verzeihen Sie es mir, liebster Lavater, wenn es mir vorkommt, daß Sie
Ihren Freunden sowohl als Feinden zu viel Ehre erweisen, und dadurch gegen
sich selbst ungerecht werden. Selbsterkenntniß und Selbstliebe ist das wahre
Maß unserer Menschenkenntniß und Menschenliebe. Aber Gott ist größer denn
unser Herz, und erkennt alle Dinge, auch die Gedanken, die sich unter einander
verklagen oder entschuldigen.
Was Sie in
Tauben-Einfalt
gethan, sey immer Schlangenlist für ihren
Samen – wir sind Gott ein guter Geruch Christi; ein Geruch des Todes zum
Tode, und ein Geruch des Lebens zum Leben. Er ist nicht
ungerecht
, daß er
vergesse unseres Werks und Arbeit der Liebe für seinen Namen, und den
Dienst der Heiligen. Dieser sichere und feste Anker unserer Seele geht hinein
in das Inwendige des Vorhangs.
Ihr Wink vom Inhalte des
Fingerzeiges
ist genug für mich, um alles
anzuwenden, daß ich ein Exemplar auftreibe. Bücherglück hat mir selten
gefehlt.
Meinem Gevatter Herder habe ich, unter vielen, auch die Empfehlung
Ihrer ersten Autorschaft zu verdanken. Die beiden ersten Theile Ihrer
Aussichten
las ich gleich bey der ersten Erscheinung. Die neueste Ausgabe und der
dritte Theil ist mir nie meines Wissens vor Augen gekommen, und ich warte
gern das Ende des Werks ab, weil ich gern das Ganze übersehen mag. So ein
großer Bücherwurm ich auch bin, so hängt doch meine Lesesucht von Umständen
ab, und seit langer Zeit genieße ich einen Schriftsteller bloß, so lange ich das
Buch in der Hand habe. Sobald ich es zumache, fließt alles in meiner Seele
zusammen, als wenn mein Gedächtnis Löschpapier wäre. Ungeachtet ich von
Jugend auf nicht habe Wörter behalten können, so habe ich mich doch ziemlich
spät auf todte Sprachen gelegt, und ließ mich dünken, den Jordan mit meinem
Munde auszuschöpfen. Ein Collectaneen-Mann bin ich auch nicht. Ich liebe
mir die Titel von Büchern, die ich gelesen habe, oder noch zu lesen wünsche,
aufzuschreiben, und mehrentheils auf verlornen Blättern. Was Montagne
als ein vir beatae memoriae von sich selbst sagt, ist in meinen Augen kein
Widerspruch, sondern beynahe mein eigener Fall. Ihre
Volkslieder
habe ich
auch gelesen, auch manche Ihrer
vermischten Aufsätze
. Ihr
Hirtenbrief
an Freunde, nebst Pfenningers Apologie hat mir innig gefallen, und ersterer
ganz. Von Ihren Predigten noch keine Sylbe, so lüstern ich selbst durch die
Recensionen Ihrer Widersacher darnach geworden bin. Ich warte bloß auf
das Ende über meinen Leib-Propheten Jonas. Weder Ihr
Drama
noch die
Parodie
desselben habe ich zu sehen bekommen können, ungeachtet ich
jedermann seit einem Vierteljahre und länger darum gegeilt habe.
Wenn Sie mich also, liebster Lavater, mit einer Autorgabe erfreuen wollen,
so sey es nichts Großes, nichts Edles, nichts Gesuchtes, nichts Kostbares,
damit Sie weder meine Eifersucht als Schriftsteller, noch meine
Unvermögenheit, erkenntlich zu seyn, oder, deutscher zu reden, meinen Bettlerstolz
beunruhigen. Ich freue mich auf den letzten Theil Ihrer Physiognomik. Jeder
Band ist ein Fest für mich gewesen, und der 14te Julius 1776 einer der
merkwürdigsten meines Lebens, weil ich mich den Tag vorher für einen
verlornen
Menschen hielt, der keines gesunden Begriffes mehr fähig wäre – ein
Wurm und kein Mensch.
Stilling’s Jugend habe ich zum zweitenmale gelesen, mit mehr Rührung
als das erste mal; ich sehe aber, daß es wenigen schmeckt; zum Glück sind diese
wenigen meine Allerliebsten hier; für mich ist er ein Ecce homo! Die Welt
mag sich ärgern und bersten und platzen! Bey aller Ihrer
Angst
seyen Sie
getrost, liebster Lavater! Wie der ehrliche Mohr Ebedmelech unter den alten
Lumpen wühlte, hätte ich meine Hausbibel zerreißen mögen, um Ihnen ein
Seil des Trostes zuzuwerfen.
Gott, der einen Backenzahn in jenem Eselskinnbacken spaltete, daß Wasser
herausging für den
Durst
seines Verlobten, wird alle unsere Bedürfnisse
(Genes. XXI. 19.) und Lüsternheit (2. Sam. XXIII. 15.) stillen.
Grüßen Sie Ihre liebe, würdige Frau und Kinder. Mehr Diät in der
Arbeit, mehr Umgang mit Fressern und Weinsäufern – und noch ein Kuß auf
Mund und Stirn von Ihrem Freund und Bruder
J. G. Hamann.Ein für allemal keine Gesetze für unseren Briefwechsel – Jeder nach seines
Herzens Lust, und à la fortune du pot.Vermerk von Lavater:Hamann 14. IV. 1778.Lieber Hamann,
Hätt’ ich nicht ein allerliebstes Kind, das an den natürlichen Kindsblattern
hart niederliegt, ich schriebe Dir von Kaufmanns glüklich vorbeygegangner
Hochzeit. Aber izt leid’ ich zu sehr, obgleich der gegenwärtige Augenblik
wegen einer leichten Nacht, die es gehabt, mir leicht ist. Es ist
Samstagsmorgen, u. ich muß Dir – ich sehe, Gott weiß, gerade diesen Moment, daß
ich ohne Wißen u. Widerwillen
Du
u.
Dir
schreibe – in höchsteinfältiger
Einfalt – also gelte unsers Erzautors Pontius Pilatus α γεγραφα γεγραφα.
– (mich dünkt, auch Er war deßelbigen Jahres Hoherpriester im Namen, nicht
der 144000, sondern der
Zungen
u.
Völker
,
die niemand zählen kann
).
Es ist Samstagmorgen, sag’ ich, u. ich muß Dir doch auch eine Idée von
meinen Samstagen geben.
Um 6. Uhr steh’ ich auf, seufze unter der Last, die ich noch nicht trage, u. die
leichter zu tragen ist, als tragbar zu denken.
Gewöhnlich bleibt mein Weibchen noch ein Weilchen im Bette. Ein Kind,
Netteli
, voll Seele u. Liebe in ihren Armen, u. mein
Heinrich
, oder
Heirli
legt sich langsam an. Ich mache meinen
Tagzettel
, alle Kleinigkeiten,
die ich zu thun habe; beantworte kurz u. troken ein paar Briefe, trinke 2.
Taßen Caffée mit meiner Frau – corrigire physiognomischen Text bis
12 Uhr, unter immerwährenden kleinen Audienzen von der verschiedensten
Art. Dann kurz
Mittageßen
. Dann an die Sonntagspredigt, die ich ganz
schreibe. Abends kommt allemal
Pfenninger
noch ein Viertelstündchen, das
wir selten ruhig haben. Sehr oft gieng ich in ein anders Haus, um
studiren
zu können, u. nicht so sehr unterbrochen zu werden.
Abends macht mir mein Weibchen oder eine Magd Papilloten; das einzige
mal in der Woche – u. mache dabey mein Promemoria für die folgende
Woche.
Ich lese überm Nachteßen etwa eingegangene Briefe, die schafhauser
Zeitung u. dann noch die Predigt – gehe nach 10. oder 11. Uhr zu Bette – und
lege sodann meine Woche mit Todesangst u. Arbeitsruhe zurück.
Den Augenblik sagt mir Bruder Doktor, daß es mit meinem Kinde so gut
stehe, wie möglich, obgleich die Blattern so platt seyen, wie möglich.
Ein seltsamer Tag. Ich lese eben einem Freunde aus deinem Briefe, der
denn sich unendlich erbaut hat.
Inzwischen muß ich, Pfarrer auch vom Zuchthause, ein Testimonium an
meine gnädige Herren einsenden, das einen Züchtling erlösen soll. Denselben
Moment erhalt ich von der Post ein Paket mit 55. N. Louisd’or, wodurch ein
Sklave aus der
Türkey
erlöset werden soll. Es ist also ein Tag der Freude u.
Erlösung!
Heut wird auch noch Pfenninger vom Hegi zurükkommen, u. sich Deines
Briefes freuen.
Auch von Baron
Asch
hab’ ich Briefe, die Dr.
Fränkel
, einen jüdischen
Proselyten, von seiner Beruflosigkeit, u. mich von seinem Aufliegen auf
mir erlösen. –
Nun inzwischen an die Physiognomik. Gab wenig aus; Immerfort
Unterbrechungen; u. unter diesen mit eine wichtige. Die große Gemeine
der Stadt, St.
Peter
, hat einen
kranken
Pfarrer – u. läßt sich unter
der Hand bey mir erkundigen, ob ich nicht Vicarius werden wolle? Neue
entsetzliche Last! Noch weiß ich kaum, was ich sagen soll? Doch – „Alle euere
Sorgen werft auf ihn! Er sorgt für Euch!“ – Von Pfenninger, vom
Waysenhause getrennt – u. unermäßliche Geschäfte! –
den 22. Febr. 1778.Es ist lange, daß ich diesen Brief liegen ließ. Seit der Zeit hatt’ ich viel zu
negoziren des Berufes wegen, der an mich kommen sollte – nämlich, bloß in
ansehung der Geschäfte, u. weil ich Pfarrer am Waysenhaus bleiben mögte.
den 15. März.
1778
.Sonntags nach der Morgenpredigt. Die vorige Woche vollendet’ ich den IV.Band der Physiognomik. Da ist mir nun eine große Last ab, wofür ich Gott
danke. Der Witzler
Lichtenberg
steht zwar schon wie ein Drache bereit einen
Strom Waßers zugießen gegen das Kindlein – oder wie er sagt, zu stürzen das
vierte Stockwerk meines babylonischen Thurmes. Adieu. Wieder einmal.
den 2. Aprill. 1778.So lange, lieber Hamann, hab’ ich in meinem Leben noch an keinem Briefe
geschrieben. Izt Donnerstag Abends, oder vielmehr Mitternachts, zu
Oberried, in Zürichs Gosen, durchgeh’ ich 3. Theke voll unbeantworteter Briefe,
u. finde dieß angefangene öde Blat. Also wieder ein paar Zeilen.
Kaufmann u. seine 2. Brüder und Ehrmann helfen mir nun bald 14. Tage
aufräumen, u. sind noch nicht am Ende. Sie verdienen Gottes lohn bey der
Sklavenarbeit, u. was sie thun, thun sie gern u. ganz.
Weiter, mein lieber, eine wichtige Woche: Gestern begrub man den kranken
Pfarrer der großen Gemeine.
den 14. Aprill. 1778.Und ich bin Diakon zu St. Peter geworden, den 7. Aprill, ohne eine Hand,
oder einen Fuß darnach zuregen, mit 557. Stimmen; denn die Gemeine wählt.
Nun – der Wille des Herrn geschehe! Ich bin Gottlob viel ruhiger, als ich
mir vorstellte, es seyn zukönnen. – Nach Pfingsten gleich trett’ ich mein Amt an,
das alle Wochen 4. öffentliche Aktionen erheischt. Ich mag nicht aufdenken, bin
aber doch ruhig, u. kann’s nicht begreifen, daß ich’s bin.
Hier einige Kleinigkeiten, die ich eben an der Hand hatte. Ich hab’ in
Gottes Namen nicht Zeit, mehr zusammen zusuchen. Verzeihe doch.
Ich schreibe dieß in der Karwoche, wo ich 8. mal predigen, u. 6. Predigten
ganz schreiben muß. Noch Eins. Unser liebe Pfenninger ist an meiner Statt
Pfarrer am Waysenhaus geworden. Und nun noch Eins. Der Mordgeist unsers
Nachtmalvergifters hat sich durch eine neue an die Waisenhaus-Kirche
angestekte Pasquill wider mich – gereget. Wenn doch der Bösewicht, diese Schande
der Menschheit, noch 10. Pasquillen wider mich machte – um endlich entdekt
zuwerden!
Lebe wol u. liebe mich, guter Hamann, u. sey meiner vor dem Herrn
eingedenk.
Dienstags um 3. UhrJ. C. L.abends.Von Christoph Kaufmann:heit nach Königsberg sonst wißen –
Versprechen will ich’s jetzt Ihnen heilig, daß Sie’s bekommen werden. Aber
Sie müßen mir auch
heilig
versprechen, daß Sie mir Ihre gedruckten Sachen,
die ich noch nicht habe, Hartknoch hat, und mir noch nicht geben konnte, und
den
Agathon
den
Bernsteinischen
Rosen Kranz, die Sie Merz für mich
mitgegeben, und er nach
seiner Außage
in Mitau hat liegen laßen,
verschaffen
, und auf mein HochzeitsTag schicken. Schreiben Sie doch an
Hartknoch und Merz, fordern Sie’s in Ihrem Nahmmen und erfüllen Sie meine
Bitte
. –
Ich glaube immer, der phisiognomische Riecher und der phisiognomische
Seher habe sich Beide betrogn, und haben mir imm Merz anstatt eines
ehrlichen, einen halbehrlichen Mann zu oder Männchen zugeschickt, wenigstens
was ich von Ihm weis aus P., ist nicht kauscher – deswegen wi und hat sich
bis hi dahin an Ihm erwehrt, daß, diejennigen, welche ohne Noth wollen
reich werden – in Strike, Versuchungen und viel thörichte Lüste
verfallen – Ich mag von Ihm nichts mehr wißen, weils mir bis dahin bei
diesem
wißen wollen nicht gut gegangen –
Seinen Schwager kenne ich nicht, wenn Sie aber wollen, so will ich mich
bei einem Freund in St. Gallen nach Ihm erkundigen.
Mein Vatter segnet Sie in seinem Schweizer Herzen, er sizt neben mir,
grüßt Sie herzlich – wie alles Volk das uns kennt – Mein Liseli muß selbst
aufwarten. adio Herzens Hammann. Ihr Wohl – Ihrer Kinder und der
Mutter Wohl ist auch mir Segen –
Segne Sie Gott ewiglich – und erhalte Sie in Liebe
Ihrem Kaufmann –Gern möchte ich viel viel mich mit Ihnen von Rigiana und Petersburgiana
von Arndt u. W – selig unterhalten – Sagen Sie doch Kantern, wenn ich
mehr Glauben an Ihm haben sollte, sollte solle er nicht mehr in die so
hart in die Luft schneiden sonder auf festem Fundament stehen –
Auch er ist Schuld, daß ich für in meine Naturalien Sammlung an
Bernnstein gar nichts mitgebracht.
Von Elise Kaufmann:Theurer Lieber Vater Haman! so komm auch ich meine kindliche Liebe gegen
sie auszugießen – schon ehe Kfm. 3. Tage u. Nächte bey Ihnen auf’m
Morgenländischen Sopha lebte liebte u. ruhte, liebte u. ehrte ich sie in ihrem
Porträt – aber nun seit diesen Tagen, wie manchmal ward mein Herz erwärmt,
u. zu dankender Freude gewekt wenn K. mir den theuren Haman so
vergegenwärtigte in seiner Famillie, u. ganzem wesen wesen –
Lieben sie mich auch theurer verehrter – u. Segnen sie mich mit ihrem Segen
nach dem ich dürste – Gott sey ihre Stütze u. Stab – ist mein kindlicher Wunsch
– Elise Kfm.Sie grüßen mir auch ihre Frau u. Kinder –Von Kaufmann:u. ihre Mutter –
Adresse mit Siegelrest:
Hammann
.
den 24 Febr. 1778Werthgeschatzter Herr Haman
Ich kan unmöglich diese Schöne gelegenheit vorbey gehen laßen, ohne an
Ihnen zu schreiben weil Ich Ihnen noch eine antwort schuldig Bin. Ich
wünsche von Herzen das sie alle wohl währen, wie Ich hoffe das währe mir
eine große Freude, für mich danke Ich dem Barmherzigen Gott wen es nur zu
erleiden ist, und mein Man ist immer krank, Ich danke Ihnen herzlich für
den Schönen Neu Jahrswunsch er kam mir zu einer Solchen zeit da Ich Eben
großen trost nöthig hätte es heist aber bey meinen umständen hilft dir der
Herr nicht, wo her sollen oder können dir menschen helfen, Gott wolle mir
ferner beystehen mit seiner gnade, wie er so lange hat, so ergebe ich mich
völlig in seine forsorge, mit der hoffnung, wen der wintter aus geschneyet Trit
der schöne sommer ein also wird auch nach der pein wers erwarthen kan
erfreuet, in dieser welt hoffe auf keine Freude, den ich bin zu leiden gebohren,
wünsche nur das es den zweck an mir erreichen möchte, warum es mir Gott
zuschickt, Schönster Freund Ich danke Ihnen viel 1000 mal für den Schönen
Rahmen, Er ist recht wie Ich Ihn gewünscht habe, vergeben sie mir das Ich
einwendung dawieder gemacht habe, Ehe ich Ihn sahe, es thut mir recht leidt
das Ich Ihnen nicht das Bild habe mit geschickt, das sie es gesehen hätten,
sie schmeicheln immer mit Hoffnung uns einmal zu ersuchen, den werden sie
es sehen wie Ehrbar das es aussiht, es siht einem greiße ähnlicher aus als
einem Jungen Mann, Ich muß mich nur Bloß am Bilde Behelfen aufs
Perschönliche sehen, ist keine hoffnung, Ich muß auf hören sonst wird Ihnen die
zeit lang zu lesen, aber noch eine bitte habe an Ihnen, sie sind so ungüttig
und haben nicht geschrieben was vor den Rahmen komt, bitte also gehorsamst
noch, das selbe zu melden, sonst darf Ich mir niemahl mehr die Freiheit
nehmen Ihnen was auf zu tragen, der herr überbringer des Briewes hat schlechte
Freude bei uns in Mohrung gehabt, weil er seinen Einzigen u zu gleich
frommen Bruder verlohren, uns thut es herzlich leid u besonders mir, Ich habe
an Ihm erfahren das es war sey ein aufrichtiger Freund in der nähe ist Besser
als ein Bruder in der fremde, Ich werde Ihn so lange Ich lebe nicht vergessen,
u unsre ganze stad Bedauret Ihn, O wen Ich so lauter und redlich gegen Gott
u menschen währe so möchte mich Gott auch bald erlößen, doch Jesus
allmächtige gnaden Hände sind noch nicht zu schwach uns sünder zu Bekehren
u rechtschafne Leute aus uns zu machen,
Schönster Freund Ich hoffe sie werden mich bald mit Einem Briefe von
meinem L Bruder erfreuen welchen Ich sehnlich erwarthe: Ich Befehle sie
und die Lieben Ihrgen In den Schutz des allmächtigen Gottes, nach Herzlichem
gruß von mir und meinem L Man an sie alle
Ich verbleibe Ihre aufrichtigeFreundin C D Gilden HornIch weiß nicht, bester, liebenswürdiger Hamann, ob Christoph dieß Jahr
noch wird Ihnen schreiben können, wenns so fort geht. Alle die
Zubereitungen, Einrichtungen & die er auf seine anzufangende Haushaltung zu machen
hat, ungerechnet, auch ungerechnet die tausenderlei Angelegenheiten, kleine u.
große Geschäffte &. – hat er nun so viel mit freundschaftlichen Patienten in
u. außerm Hause zu thun daß er sich kaum kehren kann. Die ganze vorige
Woche war sein Weib krank, hatte stark Fieber, geschwollenen Hals,
hartnäckige Verstopfung: keine Arzneien konnte sie nehmen u. die Klistiere die er
ihr täglich gegeben konnten auch nur wenig würken. Seit gestern ists gleichwohl
um vieles beßer – so daß er auch einen nothwendigen, lange verschobenen
Ritt nach Zürch thun konnte, von wannen er etwa morgen zurückkommen wird.
Erst seit Abgang des lezten Briefes von hier ist der Ihrige vom 22 Oct.
angekommen – u. ist, wenigstens was mich angeht, beantwortet – denn für
Ihre Güte u. Liebe kann ich nicht in befriedigenden Ausdrücken danken – muß
mich begnügen mich stumm darob freuen u. wünschen u. streben zu können
der Liebe edler Menschen würdig zu sein. Ihr letztes vom 29 Jan. nebst
Inlage
ist nicht minder angekommen u. hat
den Nachgenuß der Hochzeit
freuden
erhöhen u.
vermehren helfen
.
Den zweiten Hornung (denn ich darf Ihnen keinen erheblichen Umstand
von Chr. Hochzeitfeier verhalten) an einem reinen, stillen, heitern Tag, den
Himmel u. Erde zu feiern schienen wurde Chr. mit Elisen in einem Dorfe
2 Stunden von Baden durch Lavater getrauet. L. hielt eine herrliche Predigt
im Geist der Liebe u. evangelischen Wahrheit – sprach als Priester des Herrn,
nicht als Freund, Liebhaber des Menschen. Eine Reihe frischer froher
Bauerjungen stunden um ein Gitter her vor ihnen u. beschatteten den Altar; diese
u. einige Bauren des Dorfs u. zwei jungfräuliche liebe Geschöpfgen, Elisen
Freundinnen – waren die einzigen sichtbaren Zeugen der heiligen Handlung.
Die Kirche halb Catholisch, also mit allerlei wohlgemeintem doch simplem
rührendem Zierrath versehen. Die Ein edles Crucifix hieng über ihren
Häupten – Christophs u. Elisens als sie Hand in Hand vor dem segnenden
Priester knieten – Grau war ihre beider Kleidung mit blauen Unterkleidern –
beider Hüte grau – Lisettens Hut mit blauem Bande, einer Feder u. einer Rose
geziert. In schwarzer Zürcherischer Kirchentracht saßen die zwei Jungfrauen
auf der Seite – Ein Bruder von Elisen hatte sich ganz unbemerkt auf die
Porkirche u. dann wieder herab fortgeschlichen. Einsam u. selig das N. Testament
in der Hand brachte Chr. mit seiner Angetrauten den Tag zu. In der
Dämmerung wandelten sie 3 Stunden bis Zürch, genoßen bei Lav. ein friedliches Mahl.
Um 11 Uhr des folgenden Tages waren sie in Wint. vorm väterlichen
Hause. In ihrer simplen Tracht giengen sie mitten durch ein neugieriges-
unzähliges Volk unerkannt auf eine durch manche Amtsverrichtungen des alten
Kauf Statthalters u. Obmanns Kaufmann merkwürdige – zu der
Mahlzeit gemiethete Zunftstube. Eine Menge wartender Gäste setzte sich nun zur
Tafel. Außerordentlich frölich war alles: die Altväter, sonderlich der
Schwiegervater,
Obervogt Ziegler
ein 74 jähriger Greis von ungemeiner Treue,
Ordnung, Geradheit, Gesundheit u. Munterkeit waren recht sichtbar verjüngt.
Lezterer sang seine alten Liedchen, zog den Kazenschwanz um den Tisch her.
(Er faßte ein Frauenzimmer bei der Hand, diese wieder eine andere Person u.
so sprangen 20–30 an einer Kette um den Tisch herum &). In Winterthur (wo
ein vortreffl. Wein wächst) ists Sitte daß jeder Bekannte dem neuen Ehepaar
ein paar Flaschen voll von seinem Gewächse verehrt. K. bekam von 300
Personen; er wird ihn aufbewahren, u. wenn es ein Tag besonders verdient so
wird er durch ein paar Gläsgen des Hochzeitweins gefeiert. Den folgenden
Tag war hier ¾ Stund von Winterthur bei Altvater Patriarch Ziegler
freundschaftliche Assemblee von 36 Personen der nähesten u. liebsten. Es war da
Kaufmann Vater, zween Brüder u. eine Brudersfrau. Elisens Eltern, zwo
verheirathete Schwestern, eine ledige Schwester,
zween Schwäger
(deren
der eine Diakonus
Pfenninger
ist) u. zween Brüder, der eine holländis.
Capitän der andere ein aus einem jungen Geistlichen aus Gefühl der
Wichtigkeit u. Schwierigkeit des Predigamts gewordener Zimmermann. Ueberdieß
Lavater, Schloßer u. einige – Gottlob, noch nicht weltberühmte Schweizer.
Die Mahlzeit war stiller u. inniger froh als die gestrige. Daß die Musen de la
partie waren, bedarf kaum erinnert zu werden. Es wurden interessante
Geschenke gebracht, Mannshemden u. Kinderhemden, Flachs u. Spinnrad,
Windeln u. Löffelein, Kämme, Trommeln, Mörser &. Der eine Zieglersche Bruder
hatte Misthaken, Heugabel, Ofengabel, Dreschflegel, Axt, Rechen angeschafft,
die Mutter und Schwester gaben Butterfäßer, Kochlöffel, Hackmeßer, Tischtuch,
Zwehlen, zwanzigerlei unnennbares Küchengeräthe, welches alles ein Bruder
von Chr. u. eine Schwester von Elise als Bauer u. Bäurin gekleidet
hereinbrachten, u. ein meisterliches Drama spielten. Das lustigste war vielleicht eine
Kuh welche im Namen einer ganzen Gesellschaft gekauft, mit einem prächtigen
Kranze geziert u. so auf Latten die Treppen herauf in die Stube vor die ganze
versammelte Gesellschaft gebracht wurde. Auf einem Bande rings herum
stunden die Namen der sämtlichen Theilhaber: u. Verse von Lavater, welche
er im Namen der Kuh (welche ohne Flatterie ein schönes 3 jähriges Thierchen
ist) als eine Anrede an das ganze Auditorium vorlas: diese Begebenheit
erzeugte manchen frohen Einfall, man machte der Kuh die Gegenvisite, trank
ihre Gesundheit, machte Haufen Verse u. Versgen auf sie u.s.w. Sie ist
würklich in guter Hoffnung u. mit dem
Anken
(d. i. Butter) hat ihre Herrschaft
schon einigen lieben Freunden willkommene Geschenke gemacht.
Selbigen Abend kam Kaufm. in sein Stübchen herauf, da stand ein
nußbäumenes Tischlein, eine angezündete Lampe drauf u. eine luthrische Bibel
in 4 Bänden aufgeschlagen um das vorlezte Cap. der Ap. Gesch. Dieß kam
von einigen lieben nahen Freunden – rührte Chr. unendlich. Dieses
Eheschlafstübchen war ist ein wahres Heiligthum. Die Porträts der liebsten wärmsten
edelsten Freunde, hin u. her einige georgische u. chinesische Stücke, ein
Raphael von Lips – eine Cenci von Raph. u. Lips – ein Begräbnis Christi von
Ricci u. Cunego – ein Christus mit einem Kinde u. der Unterschrift Solcher
ist das Reich Gottes (diese zwei sind auch Hochzeitgeschenke) ein Brutus –
einige andere Christusbilder – u. dann eine Aussicht über eine der sanftesten,
reinsten, lichtesten Gegenden – Felder u. Wiesen in der Nähe, weiterhin Wald,
Weinhügel – alles von einem Halbzirkel von angenehmen Bergen aneingeschloßen – an welchen sich alle Abend ein unvergleichliches Roth
herumzieht – – Unaussprechlich wohl wars der ganzen Gesellschaft, welche sich nur
langsam u. nach u. nach trennte. Schloßer schied d. 5. Mittags: eine allgemeine
militärische Salve in Schampagnerwein celebrirte seinen Abschied. Die Reise
u. Hochzeitfeier waren ihm eine wohltätige Erholung von dem Druck der
mühsamsten Amtsgeschäfte u. noch mehr der Entbehrung seines irdischen
Engels – u. vielfacher empfindlicher Leiden – auch in zweien der Krankheit
des jüngern von seinen zwei lieben trefflichen Mädchen – welches kaum von
einer peinlichen Verstopfung, die ihm den Tod dräuete, befreit war.
Die Zieglerschen Geschwister blieben die ganze Woche in unbeschreiblicher
Eintracht u. Seligkeit. Selten kann eine Familie bei so manchen
Verschiedenheiten so einträchtig, liebreich u. herzlich miteinander gefunden werden als
diese – Und die selige Stunde des Abschieds, wo sie mit solcher Innigkeit von
ihrer Harmonie, u. von den Freuden dieser Woche sprachen – die ist
unbeschreiblich – die ist den Freuden der heiligen Engel ähnlich.
Was weiter zu sagen ist, von dem Feuerwerk, u. von dem militärischen
Exercitium wo Frauen u. Jungfrauen u. Jünglinge Rebstecke statt Flinten
trugen u. das Schloß bestürmt u. vorm Patriarchen Altvater Obervogt
paradirten, u. von – sonderlich von dem herrlichen stillen bescheidenen überzogenen
reinen Wetter die Woche durch – u. wie alle – auch die schwächsten so gesund
waren, vor lauter Freuden, u. vor lauter Gunsten der höheren zu unserer
Freude vereinbarten Mächte – alles dieß muß ich nur übergehen, u. um
Verzeihung bitten daß ich Ihnen, bester Hamann, ein so zerzerrtes Gerippe, statt
eines beseelten redenden Bildes der seligsten aller meiner durchlebten Wochen
darstellen darf.
Mit ganzem Herzen wünsche ich Ihnen Freude u. Wohlergehen, bester
Hamann. Ihr ergebensterSchloß Hegi bei W. d. 16 März 1778.Ehrmann.Gern möcht ich Ihnen auch gemeldet haben daß für K. – laut
zuverlässigen Nachrichten ein wackerer junger Sohn unterwege ist – ich darf aber
nicht – so was müßen Sie von K. selbst erfahren. Ihr
langer
,
am
29
Jan
.
versprochener Brief
wird noch erwartet. Leben Sie wohl, bester Hamann.
Adresse mit Mundlackrest:Herrn Joh. Georg /
Hamann
/ Pr. Königl. Preußis. Packhofverwalter /
Königsberg
/ in Preußen
Vermerk von Hamann:Erhalten den 6 März April 78.Vermerk von Hamann:Erhalten den 10 April 778.20. Mz.Endlich, liebster Freund u. Gevatter, komme ich dazu, Ihnen zu melden,
daß meine Frau den 12. Febr. mit einem dritten Jungen gesund, bald,
glücklich u. fast wie mater puerpera ohne Schmerzen mein Haus erfreut u.
unsre Familie vermehrt hat. Um so mehr taumelten wir für Freude, weil wir
uns zuvor viel leidigen Gram, unnöthige Furcht u. dgl. gemacht hatten, da
es die erste
Winter
schwangerschaft war, u. anders ging, als sonst; daher wir
auch ein Mädchen vermutheten u. uns darauf gerüstet hatten. Der Junge ist
mir ähnlicher u. größer, als die 2. andern: ein wahrer Riese, an GestaltKraft und Wille:
Wilh. Ludw. Ernst
genannt, u. Mutter u. Kind befinden sich
wohl. Die beiden Herzoginnen sind in Person Gevattern gewesen, sonst
niemand von hier. Auswärtig der Graf v. Wernigerode, die Fürstin v.
Statthagen die uns viel Freundschaft, u. die unsre Mutter, Fr. v. Beschefer, in
Bückeburg die uns wahre Mütterlichkeit erwiesen hat: meiner ferner Georg Berens,
mein alter lieber Freund, dem ichs mit diesem Briefe jetzt erst melde u.
Ferdinand Flachsland meiner Frauen Bruder. Ich weiß, lieber H., Sie schliessen auch
jetzt diesen Dritten in Ihre Liebe und in Ihr häusliches Gebet ein, u. wünschen
daß es ihm u. uns wohlgehen möge auf Erden. Wir thuns für Sie und die
Ihren auch oft u. redlich deßgleichen.
Verzeihen Sie, daß ich Ihnen eine so frohe Nachricht so spät melde. Ich
flog in den ersten Augenblicken, Stunden u. Tagen so oft zu Ihnen, aber
eingeklemmet in das einsame Wirrwarr und geistliche Sisyphus Handwerk, in
dem ich hier lebe, ermattet man an allem u. nimmt zuletzt an sich selbst nicht
mehr Theil. Ich habe den Winter einsamer gelebt, als ich in meinem Leben je
gelebt habe:die Kirchmauer, die gerade vor mir steht, scheint mir
unaufhörlich die wahre Bastille und ich habe von jeher mein Haus, groß, und
verschnitzelt, unbewohnbar u. wo es wbewohnt wird eingeklemmt und drückend, als das
wahre Symbol meines Amts angesehen. Unsre erste Sorge war, nur hie u.
da Thüren hineinzuschaffen, daß man einen Weg fände, sodann den Abtritt
wegzubringen, der mir Bibliothek, Archiv der Superintendentur u. Alles
verdarb: weiter ists auch im Amt noch nicht gekommen. Ich hoffe, mich
Sommers in andre Zimmer über Garten und Berg hin zu quartieren; wolle Gott,
auch in meinen Geschäften, die ich, müde u. ermattet, den Winter über so habe
ruhen laßen, daß ich wenn der Frühling anbricht, mit Schauer wieder daran
gedenke. Es ist und bleibt doch immer ein elend Leben, sich früh auf die
hölzerne Folterbank zu spannen, u. unter dem alten Sächsischen Dreck zu wühlen.
Dies Land von jeher von Kindern u. Schwachen beherrscht u. eine
erbärmliche Apanage der Reformation zwischen den Gebürgen – doch gnug deßen!
Klaglieder zu schreiben, ist noch zu früh.
Wie stehts mit Ihnen, lieber Freund und den Ihren? Haben Sie sich
eingerichtet oder so eingeschustert in Ihrem Königl. Pallast? und wie stehn Sie
mit Ihrem Departement? Ist was erfolgt? – Sobald ich Abends mit meinem
verbundnen Hausvaterkopf nach Ihrer Façon umhergehe, sind Sie vor mir, mit
Ihren Kleinen. Die Meinen sind wohl, und beide sonderbare Jungen, jeder
auf seine Weise, die der Mutter sehr zu schaffen machen, die es aber als treue
Eva trägt. Der Wansbecker hat neulich geschrieben und von einer allgemeinen
Zusammenkunft unser Aller mit Weib und Kindern in Wansbeck gedichtet:
den Traum beiseit, glaube u. weiß ich, es wird einmal werden. Nur errungen
muß es noch werden und so wohl ich, als mein Weib fühlen, daß dies Ringen
mir vielleicht nahe ist, obs gleich jetzt noch ringsum die Wolke bedecket. Das
incedo per ignes fällt mir ein, so oft ich zum Fenster hinaus sehe – – Doch wir
fingen dies Jahr so wunderbar ahndend u. kleinmüthig an, und Gott hat uns
bisher also beschämet; er kanns u. wirds weiter, Sie und uns, Amen.
Ich habe diesen Winter eine neue Ausgabe unsres alten Gesangbuchs
corrigirt d. i. Druck- u. Schreibfehler geändert u. eine Vorrede vorsetzen müßen,
wie gewöhnlich. Wenn es gedruckt ist, will ich Ihnen ein Exemplar schicken.
Dies und die Bußzettel, 2. in einem Jahre, sind bisher in loco meine einzige
Autorschaft gewesen. Jetzt liegt ein Ent Rescript zum einem Entwurf eines
Schulmeister Seminarii schon ¼ Jahr in meinem Folio-Kalender, aber
noch res intacta, bis ich mich ermanne, in das Nest alten Schwalben
flickwerks wider Willen zu greifen. – – Auswärtig kam mir das alte Jucken ein
in München bei der Akad. der Wiß. über die Frage zu wetteifern „was nutzten
die Dichter ehmals? was nutzen sie jetzt?“ und habe mit dem Motto Ihres
Horaz vtcunque defecere mores, den einhelligen obwohl vielleicht unschwer
zu erringenden Preis davongetragen. An Winkelm. habe noch nicht denken
können; dafür wird Ihnen aber die Ostermesse ein paar Gerichte alten
aufgewärmten Kohls darbringen und meine Frau mit einem Teller Nachtisch
ebenfalls aufwarten, zu dem Allen ich denn guten Appetit u. Wohlbekomms zum
voraus anwünsche – Die Geschichte der Gerichte kommt sodann hinter her,
damit coquus dapifero nicht schade. –
Sonst
habe ich auch die Lust gehabt, mir
den prächtigen Codex von sogen. Minnesingern, den Wiedeburg beschrieben
hat, aus Jena kommen zu laßen und zuweilen hinein zu sehen. Ich bin jetzt
beim 8ten Dichter, habe aber noch kein Minnelied gefunden: sondern es sind
Moralische, oder Historische, meistens Satyrische u. Religionsgedichte
vermuthlich für einen Prinzen aus diesem Hause (wo weil in Wartburg die
Akademie war) zur Erziehung zusammengetragen, daher das Minnewesen
ausgelaßen und so prächtig geschrieben. Meine hiesige Lage verbietets mir, ganz
in den Geist und die Sprache der Zeiten hinein zu dringen, sonst verspräche ich
mir davon vieles. – Auch habe ich im Anfange des Winters aus Noth mich
um etwas Spanisches bewerben müssen und einige Stunden mit Bertuch
(der selbst nicht viel kann) gelesen. Künftigen Sommer denke ich mit
Jagemann, der ganz ein andrer Mensch ist, als jener, an Dante zu gehen und
verspreche mir große Freude. Könnte ich mit meinem Jungen einmal oder ihm
vor, zeichnen lernen; so wäre mirs eine Wohlthat meiner alten Tage u. ein
neuer Genuß des Lebens. Die Engl. Stunden, die ich vorigen Winter gab, sind
diesen Winter weggefallen.
Und nun liebster Freund was macht Ihre Brücke ohne Lehnen? Mich durstet
so sehr, wieder Einen gedruckten Bogen von Ihnen zu sehen, daß ich darnach
wandern möchte. Unterlaßen Sie doch nicht ganz und gar, die Geschichte Ihres
Geistes und Lebens zu kontinuiren, wenn Ihre Schriftstellerei auch anders
nichts wäre. Viel Gruß an alle die Ihren, und Kreuzfeld. Er hat in seinem
Gedicht eine Schrift von Ihnen, die Begebenheiten des Prof. Ana angeführt,
die ich nicht verkenne. Vergeßen Sie doch nicht, mich damit zu versorgen.
Adieu, Adieu
Auf dem unteren Rand der ersten Briefseite:Haben Sie doch die Güte, Inlagen (doch ohne Ausgablage des Porto) auf
die Post zu geben.
Ew. Hochgräflichen Excellenceerkühne mich, ungeachtet aller bisherigen Bedenklichkeiten einen vertraulichen
Brief unterzulegen, wenigstens zum Belage, daß der mir gnädigst
anvertraute Einschluß angekommen ist und an Ort und Stelle gewirkt hat.
Bey Ew. Hochgräflichen Excellence unterscheidenden und geläuterten,
theilnehmenden und thätigen Geschmack an charakteristischen Fragmenten
zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe werden die
grauen und blauen Züge der lieben Mutter Natur in der curiösen Relationmeines freundschaftlichen Correspondenten und die lächerliche Verlegenheit
der Schuldverschreibung eines langen Briefes Genüge zu leisten, wenn man
so arm am Geist ist, kaum ein paar Zeilen zusammenbringen zu können, kein
falsches Licht noch Misverständnis zu besorgen haben, und mit dieser
gerechten Zuversicht der tiefsten und innigsten Ehrerbietung habe den
Vorzug zu seyn Ew. Hochgräflichen Excellence gehorsamst unterthäniger Diener
Königsberg den 134 April 78.Johann Georg Hamann.Einsam brachten sie den Tag zu u giengen in der Dämmerung 3 Stunden
bis Zürich, Abendbrot bey Lavater. Um 11 Uhr des folgenden Tages waren sie
in W. vor dem väterl. Hause. Von da begaben sie sich auf eine durch mancherley
Amtsverrichtungen des alten Statthalters u Obmanns merkwürdige zu der
Mahlzeit gemiethete Zunftstube. Obervogt Ziegler ein 74 Greis sang seine alte
Liederchen u zog den Katzenschwantz um den Tisch her.
Vor 300 Personen Hochzeitwein –
Den folgenden Tag war 3/4 stunden von W. bey Altvater Ziegler Aßemblee
von 36 Personen den nächsten und liebsten. Geschenke von Manshemden,
Kinderhemden, Flachs, Spinnrad, Windeln, Löffelchen, Kämmen, Trommeln,
Mörser, Misthacken, Heugabeln, Dreschflegel, Butterfäßer. Ein Bruder des
Christ. Schwester der Elise als Bauer u Bäuerin verkleidet brachten selbige
herein. Das lustigste war eine Kuh im Namen einer gantzen Gesellschaft
gekauft, gekränzt u bebändert mit Namen u Versen die L. gemacht hatte.
Gegenvisite der Kuh ihre Gesundheit getrunken – besungen – Ihr
Anke
hat zu
Gegengeschenken gedient.
Diesen Abend kam der junge Mann in sein Stübchen, ein nußbaum
Tischchen eine angezündete Lampe eine luthersche Bibel in 4 Bänden. Dieses
Eheschlafstübchen ist ein wahres Heiligtum.
Bei Schloßers Abschied den 5 Mittags eine allgemeine Salve von
Champagner Wein – Feuerwerk, militarische Exercitien, Rebstöcke statt Flinten.
Bestürmten das Schloß u paradirten vor dem alten Obervogt.
Die junge Frau hatte stark Fieber, geschwollen Hals, hartnäckige
Verstopfungen p
vom 16 MärtzAdresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links):à Son Excellence / Madame la Comtesse de KeyserlingSeit dem Sie uns, bester Hamann, den Erfolg u Exekution der
Hochgräflichen Einladung versprochen haben, sehen wir uns gänzl. ohne Dero
Nachrichten. Wir sollen doch nicht, bester Hamann, die Ursache davon in einemr
unangenehmen Zufalle Begegniße suchen. Lassen Sie bald, bitte, einen
Laut nach der Schweiz schallen, der uns verkündige Ihr Wohlbefinden Freude
u. Liebe. Sie werden Kfm. wohl thun – u. denen die Sie durch ihn lieben.
Ich möcht Ihnen gern sein Leben u. Treiben, seine Ruhen u. sein
Arbeiten beschreiben, wenn ichs recht könnte. Das erste u. wichtigste ist daß
er bald die erste heilige Frucht seiner Liebe zu umarmen hofft εὐτυχουσι καιτριμηνα παιδια. Sein Weib ist sehr gesund, recht stark u. frisch, doch hat sie
vor einiger Zeit, Wochenlang, empfindliche Beschwerlichkeiten überstehen
müssen. Die Zeit die Kfm. am frohesten zubringt ist im Garten, u. aufm
schwiegerväterlichen Felde, oder im Hause in kleinen, reinen, her leichten,
nüzlichen Zurüstungen aufs künftige eigene Hauswesen. Nie hörts auf daß
nicht ein paar Patienten Ansprüche auf seine Hülfe machen, gegründet auf
die Rechte der Verwandtschaft, Freundschaft, Vorsprache oder Dürftigkeit –
was dann freil. meist drückende Last wird sonderlich da’s allemal mit
moralischen Verdrehungen zusammen hängt, die dem sterblichen Arzte allzu
komplicirt u. verwurzelt sind. Dann schickt etwan ein braver guter Schwager
seinen ältesten aufm Wege des Verderbens halbversunkenen Jungen herbei,
den soll er heraus ziehen, reinigen, emporheben – Dann giebts böse Geister
die bald den, bald jenen, bald alle der
Nächsten
umher einnehmen um den
zu necken der Trieb u. Kraft hat an der Zerstörung ihres Reiches zu arbeiten –
u. so – ach ich vermags nicht mit natürl. Farben zu schildern – Das
Allgemeine wissen Sie, theurer Hamann, wohl ohne hin. Genug Kfm. ists wohl:
er lebt zufrieden im Gegenwärtigen, u. freudig in besserer Zukunft. Er sizt
hier u. schreibt Recepte u. unaufschiebbare Briefe – wär ihm so wohl wenn
er an Sie, bester Hamann, schreiben könnte – Nun jauchzt er vor Freuden
u. nun trommelt er daß weit umher die Wälder wiederhallen, denn sagt er, es
ist wieder ein Stürmelein vorbei. Wir sind zu oberst aufm Thurm des
Schloßes, einem herrl. Denkmal des Geists unserer Altvordern. Zu vier Seiten vier
gleiche 6 Schuh dicke Mauern, von rohen Steinen, veste wie die Grundpfeiler
der Erde u. gerade wie die unbestechlichste Treue; kein Meißel hat einen Stein
berührt, keine Kelle hat die Mauern übertüncht. Auch freuen sich die Vögel
des Schloßes wie wenns ein Felsen wäre mit uralten Steineichen
umwachsen, auch die Frösche quacken so frei an den Fischteichen ums Schloß her, wie
sies um kein fürstlich Palais dürfen. Die Dächer der Wohngebäude sind tief
unter uns am Thurn herum, gehen kreuz u. quer ohne Plan ohne Symmetrie
u. ist einen so wohl man mag sie von oben oder unten ansehen – Ein
Halbduzend oder mehr spize kleine Thurnlein stehn dran, kein Mensch weiß
wozu u. warum es sei denn um die Wetterhäne – dieß u. die Fenster- u. die
Riegelbalken, u. die Thüren alles so unsymmetrisch, so blos auf einen
momentanen individuellen Zweck (der freilich allemal der wichtigste ist) –
daß freilich niemand ist der das Schloß schön nenne, aber weit weniger einer
der es nicht mit Freud oder Behagen ansehe. Verzeihen Sie mir, aber wenn
Sies kennten, sie würden mir recht geben. Die Kühe kommen nach Haus, ich
höre die eintönige Schelle, die Frösche werden lauter, die Vögel sind stille,
ausgenommen den fernen Kukuk u. einen heischern Hahn, zu meiner Linken
schickt sich die Sonne zu einem schönen Untergang u. vor mir stehn die Berge
die dem Blick die nordischen Gegenden decken – die er, deckten sie nicht, doch
nicht zu erreichen vermöchte. O wenn Hamann den Abend mit uns Erbsekhost
u. Birrestückli u. feißten Hammen speiße, Pfenninger ihm Claudius
Trinklied oder eine Romanze „Es hat en Bur ens Töchterli“ vorspielte u. stimmte
Elisa u. ihre Schwester u. alt u. jung mit ein – oder der Obervogt, unser
75jähriger Vater grad u. still u. treu wie die Mauren des Schloßthurms säng
am Tisch ein altes Trinklied das er vor 60 Jahren bei bescheidenen Mahlen
gelernt, u. brächte so treulich Ihre Gesundheit mit an die wir ihm blos auf
seines Tochtermanns Relationen hin schon so oft mittrinken mußten – dann
giengen wir auf die Höhe zu schauen die fern hoch emporragenden
Schneestirnen der Rhätischen Alpen die halb Europa mit Wasser u. Fruchtbarkeit
versehen ohne Dank wie der stillzufriedenste thätige Edle – Leben Sie wohl
bester Hamann, wie will ich Ihnen erzählen wenn nur einst Gott uns erfreut
hat mit einem Knaben aus Christophs Lenden, der ein Erbe sei seiner Liebe zu
den Wenigen wo sie Plaz fand. Leben Sie wohl.
Hegi 14 Mai 1778.Ihr ergebenster, verpflichteterEhrmann.’s Praeambulum – unds Vehikulum haben wir erhalten – Aber lieber
heiliger Georg!!! wo ist’s Traktatium – Hammann hin – Hamman her – es ist
emahl nit recht, ehrliche gute u. treue Leuthe so lang gohnen (warten) zu
laßen – Wenn man so’n herrliches Prael frohes Praeludium macht, so ist
man nicht gefast auf ein so langes Silentium – Also bitte bitte lieber
Hamman!! wenn Sie nit einer braven schwangeren Frauen und Zubehör keine
Tragedie spielen wollen – so last doch bald einen herrlichen Laut von Euch
hören, damits wiederhallt – in den Bergen – und’s ertönt im Leibe der
Mutter, und mein Erstling treuer Liebe aufhüpft und sich freut mit seinem Vatter,
daß Hamman wiederkommt in unsere Hütten –
Nun allerforderst treuen Dank lieber Vatter oder Gevatter Hammann für
Deinen Segen – möge er keimen in unseren Herzen – und reifen, und Früchte
ins künftige Leben – damit Du einstens Freude habest an Deinem
Erstgebohrnen V – in Effeto – mögest Du noch einmal in dieser Pilgrimmschaft
leibhaftig erscheinen – sehen, schmecken, und fühlen wie so freundlich der Herr
ist gegen die, die auf Ihn hoffen – Amen Amen – komm – Du – wart nicht
lange – Deiner wart ich mit Verlangen – Amen –
Noch einmal repetiren – hätte nicht denken können, daß Sie lieber Guter
Hamman! uns so lange harren ließen – Nun ist’s vorbei und überstanden –
aber bitte bedient Euch doch aller Eilfertigkeit – so vieler braver Leuthen (wie
Sie so gang und geb sind) Erfreuer zu seyn –
Wie’s mir so wol ist lieber Hamman – wenn ich so eine stille ruhige Stunde
mit meinem treuen Weib durchgefühlt – was der Herr an mir gethan –
und wie er uns segnet mit neuen Freuden, und mit himmlischem Frieden –
und wir denn das Patriarchen Leben so nahe – so gros und heilig fühlen – Ach!
da drängt sich das Herz in die Weite u Ferne – Lieber! Sie fühlen’s, es läßt
sich nichts sagen von allem dem – was nicht vergehen soll – unsere Liebe –
wir werden vergehen, aber Du Gott bleibst Vater Aller, die dich suchen –
Claudius stellt sich immer fleißig ein – und ist munter und froh – lacht
und traurt abwechselnd über die zuerwartenmeinende Unzufriedenheit seiner
1500 Subscribenten – das aber bald vergehen wird – Er hat mir den garstifatalen Schwank gemacht, unds BrautLiedle mit in seinem Asmusischen
Allerlei geschmißen – Es ist also schön gedruckt zu lesen. –
Herder und sein DaubenWeib haben uns mit Hamman zu gleicher Zeit
herrlich regalirt, und uns die Nachwehe des Lustigen von der Hochzeit vertrieben
– hab Ihnen aber dorfür noch nichts anders wünschen können als Gottes
Lohn im Stillen – werde aber doch auch bald ein Epistolon an den Bischoffen
der Gemeine zu Weimar in Gallatien abgehen laßen, und Ihm mit alt undseinem Neugebohrnen und allen übrigen – Frieden und Freude anwünschen –
Mein Vatter ist ein braver redlicher Mann, der jezt in seinem 72 Jahr
noch nicht müßig ist, und viel gethan hat und noch thut – freilich ist er auch
aus sündlichem Saamen gebohren u. erzogen – und das ist also immer
abzuziehen von den Superlatifis die der HE. Ehrmann nach der Weise jeziger
weit berühmter Schriftgelehrten, öfter manchmal in Gang bringt und mich
des wegen schon öfters in Ärger gebracht hat.
Die Sachen von St. Caspar et Cetera werden Sie erhalten haben oder
noch erhalten – Jezt muß ich verabscheiden, in der Hoffnung bald wieder
zukommen – will jezt meine Frau holen, Ihr sagen, daß ich Hamman
geschrieben, daß Sie freudig, frisch und gesund trä Ihr Bürdelein trägt, und der
Hoffnung lebt, es glücklich ans Taglicht zu bringen –
Segne Dich Gott Lieber Hamman, mit allem was Du lieb hast – adio. Ich
muß im Garten Gras abhauen und meiner Kuh Amalias Futter bringen,
unter in der Zeit meine Frau die Kuh melkt – adio –
Friede Gottes aller Orten –
Adresse mit Siegel:Hammann.
Kgsberg den 13 Julii 78.Endlich, bester liebster Gevatter, Landsmann und Freund!
muß
ich
schreiben um Einl. zu befördern, auf die ich lange gnug gewartet und über ihr
Ausbleiben mich beunruhigt. Die Gründe davon werden Sie leider! darinn
lesen, und sollte ich die Gründe meines eigensinnigen, lieblosen, verzweifelten
Stillschweigens noch dazu auskramen: so wäre freylich reicher Stoff – aber
nichts zur Sache.
Hartknoch hat mich mit Nachrichten und
Denkmalen
erfreut, ist sehr
freundschaftlich gegen mich gewesen, den 24 Junii von hier abgereist, und hat
vieles auf seiner Heimfahrt aushalten müßen; sein Schicksal ist rührend, wie
seine Gelaßenheit und Ergebung – Bey der wenigen Hofnung ihn
wiederzusehen, haben wir Entwürfe zu Reisen gemacht, deren Idee Sie leicht
errathen können. Wegen meines Pathchens hat er mir Unruhe zurück gelaßen,
die ich wünschte eben so glücklich curirt zu sehen, als es meine schmachtende
Ungedult wurde den 10 April – da ich Ihren letzten Brief erhielt ohne noch
meinen Glückwunsch zum
Wilhelm Ludwich Ernst
abgestattet zu haben.
Im Geist ich es freylich geschehen; aber daß es weder
Feder
noch
Mund
thun
können, ist blos meine gänzliche
Unvermögenheit
zu reden und zu schreiben –
Ohngeachtet aller meiner Talente im Eßen, Trinken, Schlafen wird mir
mein Leben zur Last und ich bin gepreßt wie in einer Kelter. Ich muß von 7
des Morgens bis 6 des Abends auf meinem Posten Schildwache halten ohne
Arbeit als ein leidiges Lesen wodurch ich mich zu betäuben suche
Zum Beschluß des vorigen Jahrs, wo mich zu gutem Glück ein zerstoßnes
Schienbein einhalten mußte, erhielt ich eine Entscheidung der Gen. Admin.die mir alles absprach. Meine letzte Arbeit war ein sehr politisches
Danksagungsschreiben für diese
gnädige
Resolution, die wider ihren Dank und
Willen alle meine Absichten erfüllte. Daß die Wendung einigen Eindruck
gemacht, war an dem Neujahrscompliment abzumerken, das mir der Chefunsers Departements förmlich abstattete en particulier. Folglich eben so viel
am Gegenwärtigen verloren als für die Zukunft gewonnen; nur immer
Schade für uns sinnliche Menschen, daß diese so dunkel und jenes so helle ist.
Ich bin mit meinen hiesigen Vorgesetzten auch auf guten Fuß – aber im
Mistrauen zu leben, ist nicht für mein Gemüth, und kein Umgang der mein
Herz füllt. Ein noch ärgerer Genius als mein eigner schwebt über alle meine
hiesige Freunde. P‥ desertirt von hier wie ein Betrüger und Schelm den
26 März. Kreutzfeld besucht mich fast täglich, hat all sein Feuer, das er wie
Schulcollega zu haben schien als Prof. verloren. Kraus algebraisirt sich zum
εαυτοντιμ. u. s. w.
Mein Hof und Gehöfte ist von den Erben gereinigt; das Geköche steht
Gottlob! schön, an mannichfaltigen Besuchen fehlt es auch nicht; aber nichts
Homogenes – –
Das Gemüth voller niedrigen kriechenden irrdischen Nahrungssorgen. Ein
wandelnd Todtengerippe an meinem armen Bruder vor Augen. Drey
Gottlob! gesunde Kinder um mich herum, die ich weder Selbst zu erziehen im
stande bin, noch etwas an ihrer Erziehung wenden kann.
Bey allen diesen Kleinigkeiten meiner öffentl. u. häuslichen Lage zappelt
mein armer Geist wie eine Fliege im Spinnengewebe und kann zu keinem
Standpunct kommen, fühl mich eben so schwach andern als mir zu rathen,
zu genießen und genoßen zu werden.
Wenn ich nicht wegen der Einlage schreiben müste, hatten Sie, liebster Herrbis zu meinem 50sten Geburtstag warten sollen: so unchristlich und
unverzeyhlich Ihnen auch mein Stillschweigen hätte scheinen müßen.
Nicht einmal ein Silhouette vielweniger eine Gipspuppe von meiner
traurigen Gestalt. Wozu haben Sie mir nicht das Corpus des Weimarschen
Gesangbuchs durch Hartknoch mitgeschickt. Sie wißen was ich für ein Freund
von Liedern bin und wie andächtig mich ein Gesangbuch unterhalten wird
vor dem Ihr Tauf- und Zunahme steht. Daß Sie ja eins fertig halten, wenn
ich einen Expressen darnach schicke.
Ihre und Lavaters Arbeitsamkeit ist ein Wunder in meinen Augen; aber
ich danke Gott in meinen Windeln und Banden dafür
Ich bin Kaufmann seit seiner Hochzeit eine Antwort schuldig und
überhaupt Freunden und Feinden. Zu erstern hab ich das VerZutrauen, daß Sie kein
Arges davon denken werden; gegen Leute die mir gleichgiltig sind, kann ich
mir eher ein wenig Zwang anthun. Kurz, wenn die Armen an Geist
seelig
sind; so hoff ich Schadloshaltung –
Den 14 des MorgensDii Deaeque me perdant, – und wenn Sie mich Todt schlügen ist es mir
unmöglich einen Brief zu schreiben. Beunruhigen Sie sich nicht deshalb,
liebster Herder! und entschuldigen Sie mich in Wandsbeck deshalb, bey unsern
Freunden in der Schweitz, auch bey Kleuker, der mir seinen Pascal und den
letzten Theil der Zend-Avesta zugeschickt hat.
Ihre Versuche und
Plastick
habe verschlungen und alles übrige richtig
erhalten. Kanter hat wider keine Meße gemacht, und in Hartungs Laden nehme
nichts als für baar Geld. Ich habe also noch wenig neues vom Meßgut gesehen.
Gott nehme Sie, Ihre beste Hälfte und Ihr ganzes Haus in Seinen
gnädigen Schutz und seegne Sie täglich und reichlich.
Wenn es Ihnen mögl. ist so erfreuen Sie mich bald – mit ein paar Zeilen,
ohne sich meinetwegen zu beunruhigen. Ich hoffe daß alles zu meinem Besten
gedeyen wird. Ich umarme Sie mit aller Innbrunst alter Freundschaft. Gott
gebe Ihnen viel Freude zum bevorstehenden August und mir gute Nachrichten
von meinem Pathchen. Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig Amen!
Du schweigst uns auch gar lange Du lieber Hamann! – ich bin aber doch so
ruhig wegen Deinem u. der Deinen Sein, daß mich keine thoriechte Sorge
quellen kann – und für alles andere ist mir mein eigen Herz Bürg u. Zaler –
denn eben das sonst oft verzagte Ding, hat mich so fest und emsiglich
angetrieben, zu dem schon lange zeitig gewordnen Entschlus – daß Du lieber
Theurer! (mit treuen Gefährten), mein lieber Gevattermann sein und bleiben
sollest – Nun bist’s Du schon lange, und habs Dir zugleich noch niemals
sagen können – wie mich der Herr gesegnet – wie ein glücklicher Vatter ich
durch das Werden und Daseins meines Erstgebohrnen geworden – wie
nach vollbrachtem grosem Kampf u. Leiden mir der erste sichere Anblick
meines gesunden starken Kinds Seligkeit war – Ja Lieber! Ich bin glücklich – und
freue mich erst jetzt voll Lebendigkeit des Lebens auf Erden – Theil Sie mit
uns Du Bester
diese Freude
! – es ist doch das höchste u. gröste, was ich
hienieden habe. Liebe uns, und segne unser Kind, u. erflehe mit uns Gnade von
oben, Ihm das seyn zu können, was Ihm gut ist – und sei auch Dein
Segnen – Seligkeit u. Freude
Deinem treuen GevattermannChristoph K.Nicht wahr ein kindischer Gevatterbrief? Sei ers –
Adresse:
Hammann
Vermerk von Hamann:Erhalten den 11 Nov. 78
Geantw. den 7 Jänner 79.Endlich, bester Hamann, u. Herr Götti unsers lieben kleinen Christoph
Adrian Gotthilf Kaufm. hat ward Ihrem Gevattermann vergönnt ein
paar Zeilen aus seinem Herzen an Sie ergehen zu lassen; u. ich soll von seinem
Werden u. bisherigen Leben (quantumvis Laie) nähern Rapport abstatten.
Am ersten September, bei wachsendem Mond und (was seinen Herrn
Großvätern sehr merkwürdig war) unterm Zeichen des Steinbocks, Morgens um
4 Uhr ward er geboren. Die treue Elisa K. hatte einen heftigen Schrecken
gehabt der nebst einer Verkältung u. der Aengstlichkeit ihrer Fr. Mutter die
Niederkunft beschleunigte. Eine Kolik welche sie bekam wurde bald durch die
Treue Wartung ihres Mannes gehoben. Gegen Abend ließ er ungeachtet
noch keine zuverlässige Anzeigen einer nahen Entbindung vorhanden waren,
aus Mistrauen gegen seine von so vielen Seiten auf nie erfahrene Weise
angegriffene Kräfte einen treuen Akkuschör rufen, welcher auch, blos auf
Zureden, ohne die Entbindung so nahe zu vermuthen, die Nacht hier schlief.
K. brachte den Abend u. die Nacht allein mit seiner treuen Gattin zu, sah
immer näher u. immer schmerzhafter die heilige Stunde des mühsamen
Kampfes heranrücken, sah mit Wonne u. Dank das herrliche Maas der von Gott
seinem Weibe verliehenen innern u. äußern Kräfte, durchfühlte in sich u.
in u. mit ihr alle Arten der höchsten u. tiefsten, bängsten u. seligsten
Empfindungen – eine Nacht nie erfahrener, nie vorempfundener Prüfungen u. Segen.
Gegen Morgens ward der Akkuschör von dem lauten durchdringenden
Schreien der schmerzenvollen Gebärerin geweckt, u. eilte dem Manne dessen
Muth u. Liebe u. Beistand sie unterstüzte Handreichung zu thun. Lange war
nur der Kopf des ungemein grossen u. knochichten Kindes am Lichte mit
Aufbietung der letzten Reste von Kräften geschah es daß endlich der Vater einen
stark u. edelgebildeten Knaben auf seinen Armen hielt. Aber noch nicht wars
ihnen vergönnt sich ganz der vollbrachten Leiden zu freuen. Starr, fast kalt,
ohne einiges Zeichen des Lebens war das Kind. Er blies ihm Odem in die
Lungen – es zeigte sich kein Schein des Lebens. Das schon durch u. durch wunde
Herz aufs neue im Innersten zerrissen – unter den entsetzlichsten Kämpfen
eilte er warmen Wein zu holen, in dem unaussprechl. Streite der Freude u.
Bänge trat er ins Zimmer u. sah in den neubelebten Gliedern Freude Leben
u Kraft im gleichen Augenblick da er die matte Stimme seines Weibs hörte:
„Gelt auch es lebt!“ – Seitdem sind Gesundheit u. Stärke, Geist u. Leben,
Freude u. Liebe des kleinen Knaben Eigenthum. Nach wenig Tagen konnte die
treue Mutter den starken gesunden Appetit des jungen gewaltthätigen
Nimrods der mit unbeschreiblichem Behagen an ihrer Brust liegt, reichlich stillen,
u. bisher hat er noch keinen Tropfen anderer Nahrung genossen. Er wird
nicht fett, aber groß u. kräftig u. mit jedem Tage wächst seine Lebhaftigkeit
u. seine Theilnehmung an allem was um ihn ist. Ein einziges mal, 8 Tage
nach seiner Geburt bedrohete eine starke Verstopfung, mit Schnuppen,
heftigem Herzklopfen u. Convulsionen begleitet, sein Leben. Die Pflege seines
Vaters war gesegnet u. nach 24 Stunden war sein Leben ausser Gefahr. Die
Stärke u. Regsamkeit seiner Glieder macht seinem Vater der sie auf
tausenderlei Art in Uebung u. Bewegung setzt, unendlich viele Freude. Sein
Großvater hat ihm einen alten schönen Schweizerharnisch geschenkt welchen sein
Vater getragen hatte. Sein Sohn legte ihn an u. ritt darin hieher wo ihm sein
Weib den kleinen Jungen aufm Arm mit Gesang entgegen kam: mit
bepanzerten Armen nahm er ihn ihr ab, drückte ihn an die eiserne Brust u. froh
lächelte der Knabe das unterm Helm ihm kennbare Gesicht des Vaters an.
Dieser Harnisch das schäzbarste Denkmal der edlen Vestigkeit schweizerischer
Ahnen u. ein niedliches liebes am gleichen Tag mit ihm geborenes Schäfchen
machen seine ersten Besitzthümer aus u. schaffen manche rein frohe Stunde.
Ich bin kaum fähig auf dieß Erzählen hinab, Ihnen bester Hamann, weiter
was zu sagen – unsere Erndt u. Herbst Freuden sind ungemein glücklich u.
sehr gesegnet vorbei – Bald beziehen wir nun unser altes Felsenschloß
einsam, mit Eichwäldern umgeben frei u. stille – In Hausväterlicher
Thätigkeit, von der Welt mit jedem Tag etwas weiter entfernt, tragend die Leiden
die von der Menschheit – u. die höhern Leiden die von der edlern Menschheit
unzertrennl. sind, die ihren Adel ausmachen, läutern u. erhöhen – so, bester
Hamann, lebt K. glücklich – in Zukunft u. Gegenwart. Ich kann nicht mehr.
Morgen soll ich auf etliche Wochen von hier scheiden die Meinigen in
Straßburg die durch plözlichen Verlust meines Vaters empfindlich heimgesucht
worden, trösten u. berathen helfen – Leben Sie wohl, bester Hamann – Gott
segne Sie. Mit treuem Herzen Ihr ergebenster
Hegi 26 Okt. 1778.Ehrmann.Adresse mit rotem Lacksiegel:Herrn Joh. Georg
Hamann
/ königl. Packhofsverwalter /
Königsberg
/
in Preußen.
Vermerk von Hamann:Erhalten den 11 Novbr 78.HöchstzuEhrende Freundin und Gevatterin,
Hiezu sind Sie gestern mündlich und schriftlich bestätigt worden, und Herr
Pfarrer Stephani hat mir versprochen morgen als den 21 Nov. um 3 Uhr in
meinem Hause die Taufhandlung zu verrichten. Da der gute Wille die beste
That ist und meine kleine
Marianne Sophie
schon vor ihrer Geburt den
Gottespfenning mütterlicher Vorsorge empfangen: so sind und bleiben Sie
von Rechtswegen ihre erste Wohlthäterin, im Fall auch Ihre
Gesundheitsumstände Sie verhindern sollten persönlich zu erscheinen. –
Ohngeachtet ich in der Theorie aller häuslichen Uebel, die bey einer natürl.
u bürgerl. Ehe unvermeidlich sind, ein Freymäurer bin: so sind doch blos
Bewegungsgründe
, aber niemals Thaten, meine
Geheimniße
, und die
einzige Apologie meiner Ausnahme vom Wandel väterlicher Weise.
Der Mutter fehlt es an Schlaf, Kräften, diesem und jenem; das Kind ist
auf Nahrung erpicht, und bekümmert sich weiter um die Welt nicht, als daß
es selbige zuweilen mit ein paar großen Augen ansieht, – recht wie der Vater,
der Ihnen die Hände küßt und einen guten Morgen wünscht als Ihr ewig
verpflichteter Freund und Diener
Johann Georg Hamann.Königsberg den 20. Nov. 78.Die Sechswöchnerin empfiehlt sich u wünscht Ihnen gute Gesundheit wie
sich selbst. Henriettchen empfängt einen Gruß von Hänschen und Fritzchen
von Lehnchen; denn Lieschen ist Haushälterin.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Madame / Madame Courtan / née ToussaintKgsb. den 25 Novbr 78.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
Den 21 pr. bin mit Ihrem Briefe und dem Siegel deßelben erfreut worden;
ohngeachtet ich darauf noch nicht zu antworten imstande bin, hab ich doch
mit Schmerzen auf Einl. gewartet, um selbige wenigstens befördern zu können.
Es freut mich herzl. daß in Ihrem ganzen Hause alles wohl steht und ich muß
Ihnen bekennen, daß die
Grille
von dem
Einfluß meines Unsterns
bis auf
mein klein Pathchen mir wirklich im Sinn geschwebt. Was kan man sich nicht
alles zu Gemüth ziehen, wenn man einmal auf dem Wege ist sich zu grämen.
Auch kommt wirklich mein Eckel am Briefschreiben daher, weil wie Sie es
Selbst fühlen, so
wenig herauskomt
–
Ich bin dies ganze Jahr kaum imstande gewesen, die Feder anzusetzen –
nicht zum kleinsten Billet, sondern gleichsam
waßerscheu
, wie die unglückl.
welche vom tollen Hunde gebißen sind. Die Lähmung meiner Zunge ist
folgl. auch ein bloßer Druck des Gemüths u der Phantasie; von dem ich
mir desto mehr Elasticität verspreche für die Zukunft. Doch alles, wie Gott
will!!!
Mein armer unglückl. Bruder ist den 25 Aug.
eingeschlafen
– und den
27 des Morgens frühe auf dem nächsten Neuroßgärtschen Kirchhof begraben
worden. So hab ich mein Stuffenjahr, neml. das 49ste angetreten, (nicht das
50ste). Weil ich 8 Tage an einem Fluß unpäßl. gewesen war, so begleitete ich
ihn die Leiche in einer
Kutsche
mit dem Prof. u. meinen beiden ältesten
Kindern. Ich hatte ihm ein Denkmal zugedacht unter dem Titel:
Apologie
meines Cretinen
in einigen vertraul. Briefen – Meine Autorschaft ist aber
jetzt auf ideale Titel eingeschränkt und weiter komm ich nicht. Ob was draus
werden wird, weiß ich auch noch nicht.
Gottlob! die
siebente
Stelle meiner kleinen Haushaltung ist heute vor
8 Tagen den 18 huj. durch eine kleine Tochter wider ersetzt worden, die den
21 am Tage von
Mariä Opferung
den Namen
Marianne Sophie
erhalten
und in meinem Hause getauft worden, wobey ich wie gewöhnl. selbst
Pathzeuge gewesen nebst Me Courtan Hartknochs Schwägerinn, die sich schon vor
ihrer Geburt um das kleine Mündel durch eine mütterl. Vorsorge verdient
gemacht. Keins von meinen Kindern ist so reif gewesen als dies; es war da,
noch eh die Hebamme kam. Die Mutter hat seit 2 Jahren da wir beide das
Quartanfieber in Compagnie hatten, fast keine gesunde Stunde gehabt,
immer im Schleim ersticken wollen, Ausschläge, Geschwüre, Mismuth,
Ueberdrus des Lebens p. Befand sich am Tauftage so gut, daß sie bis an den Abend
auf war; seitdem sich nicht rühren können – und das Geschrey des kleinen
Mädchens verhindert mich fortzufahren. Also Gute Nacht auf heute!
den 26 –Ihr seyd also ein Erbe von 10000 fl. alter Gevatter! werden Sie sagen –
und was noch mehr, ein Vater von 4 KindernΨ 128. Was fehlt euch noch,
um vergnügt und zufrieden zu seyn? Hier liegt eben der Knoten meines
Verdrußes, den ich mir nicht aufzulösen imstande bin. Ohngeachtet ich mir keiner
vorsetzl. Schuld bewußt bin, bleibt es doch wahr, daß ich seit den 12 Jahren
meiner Wirthschaft niemals so kümmerl. gelebt und so tief verschuldet
gewesen bin, als heuer, ohne das Ende dieses Labyrinths absehen zu können oder
einen andern Ausweg zu wißen als dem
Faden der Vorsehung
blindlings
zu folgen. Handelt man nicht
recht
, wenn uns unser Gewißen sagt, daß man
nicht anders handeln
kann
? Der
empfindlichste Leichdorn
ist, daß ich fast
ganz und gar nichts auf die Erziehung meiner Kinder wenden kann, und eben
so ungeschickt bin als wenig Beyhülfe von meiner lieben Hausmutter haben
kann. Take Physick, Pomp! – das Maximum meiner leidigen Ideen
verdient diesen †tod.
Mit meinem lieben Sohn werd ich diese Woche den Brief an die Römer
schließen, nächst dem liest er im Palaephatus u Theognis u hoffe auch noch in
diesem Jahr mit der lateinischen Grammatick fertig zu werden, daß ich
künftiges Historias selectas, oder Erasmi Colloquia und alsdenn Ernesti Initiamit ihm anfangen kann. Schröckhens Historie und die Geographie muß er
vor sich selbst widerholen u fortsetzen. Das Schreiben hab ich abbrechen
müßen – und anstatt seines Schreibemeisters, deßen Hand mir nicht gefiel u
anderer Umstände mehr einen
Schüler
⸂Prof. Kreutzfelds Bedienter – ein
Pohle⸃ annehmen müßen, um ihm in den Anfangsgründen der gr. u
nunmehr der lateinschen Sprache fortzuhelfen, weil mir diese Elementararbeit
allein zu schwer wurd.
Ein baldiger Ostracismus aus seines Vaters Hause u Preußen ist ohnehin
mein
Wunsch
und
Sinn
– aber wenigstens als
Handlanger
, wenn nicht als
Gesell
muß er Dienste thun können – auch ich imstande ihn selbst zu
überbringen. Was unser Gott gegeben hat, das wird Er auch erhalten – ist mein
tägl. Motto seit Marianchen Ankunft. Doch gnug von diesen häusl.
Kleinigkeiten, welche wie der Sand des Meers den Stoltz der Wellen dämmen.
Unter den Schulden, die mich drücken, sind auch Antworten, die ich Lavater,
Kaufmann, Pfeninger schuldig bin. Des letztern Brief habe den 1 Aug.erhalten wie wol er datirt ist den 20 März. Er betrift die Idee und den Plan
eines christl. Magazins oder Magazins für Χstentum, das bereits den 22 Oct.77 entworfen worden. Was Leuchsenrings Journal de Lecture für den
Geschmack, Iselins Ephemeriden für die Moralität, soll dies Magazin für das
Χstentum seyn. Ich habe hier keinen andern Gebrauch davon machen können,
als es unter der Hand 3 oder 4 geistl. mitzutheilen z. E. meinem
Beichtvater dem ehrl. Diac. Matthes, unserm jetzigen Oberhofprediger Schultzund dem polnischen reformirten Wanowski, deßen Predigten einen großen
Beyfall finden u. unter unsern Geistl. die Muße hat. Wenn ich wüste, daß
Ihnen damit gedient wäre oder ich nicht zu spät käme, wollte ich Ihnen eine
Abschrift des ganzen Programms mittheilen, weil man auf Sie auch
Rechnung zu machen scheint. Zum Leser eines solchen Werks wär ich sehr
willkommen, aber ich weiß nicht wie ich dazu kommen sollte ein Scherflein
beytragen zu können. – Auch jene gute Meinung, so sehr sie auch meinem Fleisch
u Blut schmeichelt, ist eins meiner verborgensten Leiden, und mein
Stillschweigen dazu eine wahre Ohnmacht der Seele, die noch über ein
Zetergeschrey geht. Damit ich im Gleichgewicht bleibe, ist hier meine Rittergestalt
desto trauriger.
Trescho ist einmal in Königsberg gewesen. Rund, glatt, munter wie ein
junger Freyer, wofür man ihn auch ausgegeben und zwar von einer der
reichsten Erbinnen, der jüngsten Buchholtz. Ich konnt mich gar nicht darauf
besinnen ihn jemals gekannt zu haben. Er redte mit mir von einem Denkmal
auf Buchholtz, das in seinen religiösen Nebenstunden erscheinen sollte und
worinn er mich als einen Gegner wegen der Vorrede zu Warner behandeln
müste. Ich habe nichts daran gefunden. Ich warnte ihn, daß er Oel ins Feuer
gießen würde, weil ich eben damals mit der
Apologie meines Cretinen
windschwanger warSie haben mir, liebster Herder! wo ich nicht irre schon ein paarmal die
Anfrage wegen des Mst. der Leiden und
Ana des seel. Prof. Mannah
gethan. Es ist
Ein
Ideal, das noch auf einen Schneider wartet, weil die
Einkleidung das meiste thun muß; denn die Materie an sich ist Leim u. nicht
der Rede werth soll blos einige Idiosynkrasien meiner Seele und meines
Schicksals betreffen.
Penzel hat mir Nachricht gegeben in einem dicken Briefe mit 7 Einl. welche
ich den 3 Sept. erhielt. Er lebt jetzt zu Gleboka bey Cracau als Hofmeister
bey einer jungen verwittweten Hauptmannin von Cieciczowska, gebornen
von Rottermund aus Elbing, die er zu seinem großen Erstaunen über den
Siegwart angetroffen. Ein artiger Anfang zu einem neuen Roman.
Ohngeachtet ich aus seiner Auction nichts kaufte, machte ich doch noch einen Handel,
woran ich meine letzte # setzte, wofür ich wirklich einige Seltenheiten und
seinen ganzen Vorrath von Episteln u Briefen erhielt. Ich hatte die Neugierde
letztere zu lesen und bekam einen solchen Geschmack daß ich vom Sept. an
nichts als Briefe aufgesucht, aber mich beynahe auch satt daran gelesen. Diese
Zerstreuung ist mir wenigstens sehr angenehm gewesen. Der Verfaßer der
Ehe
hat sich mit ganz neuen
Lebensläufen
hervorgethan. Ich glaube daß Sie
auch Geschmack dran gefunden haben. Moses Mendelsohn hat meine Neugierde
noch mehr gereizt, durch die positive Versicherung, daß diese Producte aus
Preußen kämen, aus factis die er aus der Hand vom Verleger Voß haben kann,
der das Mst. durch Flörke erhalten. Ich habe immer den gewesenen Kr. Rath
Scheffner
in Verdacht gehabt, weil der Verdacht hier auf Criminalrath
Hippel
fiel; ersterer Muße zu viel übrig u dieser Geschäfte hat u Gesellschaften
liebt. Ich bin jetzt auf authentique Spuren gekommen, die gantz für den
letzteren reden, den ich gleichwol genau zu kennen geglaubt habe und mich durch
seine feyerliche u treuherzige SprüVersicherungen des Gegentheils geäfft zu haben
scheint. Aller Wahrscheinlichkeit nach scheint das Geheimnis zwischen beyden
zu stecken und es ist mir gar zu viel daran gelegen Gewißheit zu haben; weil
sie mir den Streich nicht umsonst gespielt haben sollen. Ungeachtet Hippel
gewohnt ist mit seiner Autorschaft sehr geheimnisvoll zu thun: so hat er mir
doch vertraut sein letztes Stück, eine Freymäurerrede auf unsers seel. Lindners
Tod; aus der man gar keinen Schluß auf die
Lebensläufe
und den Versuch
über die Ehe machen kann, den schlechterdings ein
Ehmann
wie
Scheffner
geschrieben haben muß und kein Jung Gesell noch Hagestoltzer.
Prof. Kreutzfeld hat einen sehr verbindl. Brief vom Mercur erhalten wegen
seiner Uebersetzung des Hudibras, die ich nicht weder recht zu schmecken noch
zu beurtheilen im stande bin. Er hat den Anfang bey mir im Engl. gemacht
ohne daß er so weit gekommen wie andere von meinen Schülern; und das
Exemplar deßen er sich bedient ist eben dasjenige, was Sie mir verehrt. Die
2 Theile von Butler’s Remains habe ich hier mir verschrieben
Vorige Woche habe aus dem Kanterschen Laden einen Brief von unserm
neuen Rector zu Osnabrück erhalten der mir sein Program mitgetheilt, auch
seine Uebersetzung des Plato zugedacht die ich aber nicht erhalten habe. Ein
gewißer Benzler zu Lemgo, der vermuthl. ein Uebersetzer von Handwerk
seyn muß, hat an Kanter geschrieben. Zugl. ist ein Brief an Pfenninger mit
gekommen der sich auch von der Landstraße verirrt und vielleicht dazu dienen
wird meine Antwort zu zeitigen.
Reimarus
vom Zweck Jesu und Hahns N. T. sind fast die einzigen Bücher
welche ich mir von der vorigen Meße gekauft. Ich habe den erstern im Fluge
gelesen, wie ich gegenwärtig beynahe alles thun muß und blos ein Buch in
der Hand genießen kann, so bald ich es weglege, aber aufhöre doctus zu seyn.
Daß es mir an Sympathie für die gegenwärtige Crisin in der Theologie nicht
fehlt, bester Gevatter! können Sie sich leicht vorstellen; ich muß aber noch
hinter dem Berge halten und will den Parthen nicht gern ins Wort fallen.
Auch Falk und Ernst sind Waßer für meine Mühle. Kraus ist jüngst durch
mein Vorwort initiirt worden; ich freue mich aber es nicht zu seyn. Kaum
glaube ich, daß das 4 u 5te Gespräch im Druck erscheinen wird, weil man
bereits gegen die Bekanntmachung der 3 ersten Schwierigkeiten gemacht haben soll.
Eben jetzt erhalte die 3 ersten Stücke von
Leßings Schwächen
. – Was aus
der
Gährung
herauskommen wird! A propos! haben Sie eine Auslegung
des Hohen Liedes herausgegeben! liebster Gevatter! wie aus Berl. die Nachricht
hier eingegangen: so erwarte Selbige mit Schmerzen und freue mich auf Ihre
Apocalypsin
, zu der ich Ihnen zum voraus Glück wünsche. Sie mögen mich
immer mit der Eigel u ihren 2 Töchtern: bring her, bring her vergleichen:
so hoff ich daß die Reihe an mich kommen wird. Bitte ja nicht das
große
Gesangbuch
zu vergeßenZum Schluß des Jahres hoff ich noch die Materie der Geheimniße des
Heidentums vorzunehmen; worüber ich Hippel mein Wort vor mir gegeben,
der mir auch Hülfsmittel dazu verschaffen wird. Wißen Sie mir etwas dazu
vorzuschlagen: so wird es mir angenehm seyn. Meine Sache ist eigentl. nur
die falsche Folgerungen die man aus den wenigen u dunkeln Datis zieht, zu
berühren und in ein ander Licht zu bringen. Ich hoff auch von meiner häusl. u
äußerl. Lage mehr Beruff und Trieb meinen Autorstab fortzusetzen.
Den letzten Novbr 78.Verzeyhen Sie liebster Gevatter! dies Geschmier – unter Winseln u
Stöhnen und siebenfältigen Zerstreuungen von Kindern und Freunden nebst
andern p p pJust acht Tage vor der Geburt meiner Marianchen erhielt ich einen
Gevatter Brief von Schloß Hegi. Haben Sie zum Caßelschen Praemio nicht mit
concurrirt? Vergeßen Sie doch nicht mich zu bedenken mit allem
Heurigen
und Fernigem
. Es ist nicht verloren, wenn es auch nicht gleich aufgeht. Ich
lese alles wie ein Schlucker – deßen Geschmack Hunger ist –
Dies Jahr ist an kein in effigie zu denken. Gott laße Ihnen selbiges mit
lauter Seegen beschließen. Amen! Amen! Amen! Ich umarme Sie herzlich
und küße Sie im Geist und alles was Ihnen lieb und werth ist. Gott walte
über uns alle mit Seiner Gnade und Treue in secula seculorum! Ich bin mit
allen meinen Vier Kindern und was der
ewig reiche
Gott mir noch sonst
zugedacht hat, ganz der Ihrige
Johann Georg Hamann.Johann Georg Hamann geb. den 27 Aug. 730.
Anna Regina Schumacherin, die Mutter meiner lieben Kinder;
1.
Johann Michael
geb. den 27 Sept. 769. Mittw. getauft am
Michaelistage.
2.
Elisabet Regina
geb. den 12 April 772 Palm Sonnt. get. am
Charfreytage.
3.
Magdalena Katharina
geb. und getauft den 2 Decbr. 774. Freytags.
4.
Marianne Sophie
geb. den 18 Nov. 78 Mittw. get. den 21. Nov. Mariä
Reinigung, Sonnabends.
Bitte mir einen ähnlichen Zettel aus, aber länger um nachtragen zu können.
Ich brauche ihn um hinter Ihr Bild zu kleben als ein pro Memoria über mein
Bett, an dem
Moses
(Mendelson) und die
Propheten
hängen i. e.
Herder
,
Lavater
und
Kaufmann
, darunter
Claudius Kupferstich
zu seiner
Ballade vom David u. Goliath.Am 1 Advents Sonntage 78.Verehrungswürdige Freundin,
Vergeben Sie, daß ich die Gelegenheit dieses Briefes vom Zaune breche, und
heute dasjenige thue, was ich schon so lange im Schilde geführt. Einer
glücklichen Mutter dreyer Söhne – von denen der
mittelste
ein Gläubiger seines
Pathen wurde – ja Ihnen, Verehrungswürdige Frau! überreiche ich zuerst
und zuförderst meine
dritte
Tochter, Marianne Sophie, die den 18 des
Wintermonats zur Welt gekommen und den 21 desselben getauft worden.
Zwar mangeln meine Kinder des Ruhms, von dem Johann. VIII. 41
geschrieben steht; doch haben wir alle Einen Vater – und Kinder sind eine Gabe
des HErrn – „Er, der gütig ist, wird gnädig seyn allen, die ihr
Herz schicken
–
und nicht um der Heiligen Reinigkeit willen.“
Als der
gute Engel
meines Herders werden Sie nicht verschmähen den
Mitgenuß seines Jonathans, und die innigste Ehrerbietung, womit ich mich
bekenne zu Dero ewig verpflichteten und ergebensten Gevatter, Freund und
Diener
Johann Georg Hamann.Der Frau Generalsuperintendentin Herder
Geliebtester Freund
Am heil. Abend erhielt ich Ihre Einl. durch HE Jacobi u habe am ersten
Feyertage des Morgens vor der Kirche der Fr. Consistorialräthin Ihren
Antheil eingehändigt. Daß Sie sich so lange Zeit um Ihre Sachen nicht
bekümmert, unsern Landsmann und meinen Wohltäter den Kapellmeister Reichardnoch nicht gesehen – (Kraus mag Ihnen Selbst Vorwürfe machen) – giebt mir
ein zweydeutig Omen von Ihrer glücklichen oder disharmonischen Lage in
Berlin. Die Zeit wird lehren, ob der Anfang Ihres neuen Studiums mit so
viel Schwierigkeiten oder Annehmlichkeiten verknüpft gewesen.
HE Abrechner Schwink hat die Besorgung Ihrer Sachen übernommen und
HE Kr. Rath Hennings, der sein Miethsmann ist mein Bürge gewesen. Er
war so gefällig mich heute ausdrücklich deshalb zu besuchen und durch
nachstehende Nachschrift schriftl. u mündl. zu beruhigen: „Daß Ihre Sachen mit
dem Stettiner Schiffer Neumann unter der Signatur HL abgegangen u an
den SchiffsAbrechner u Hofmäckler Jac. Philipp Böhm in Stettin
addressirt, letzterer unter dem 5 Oct. avisirt worden solches an Sie mit Beylegung
der Berechnung von ausgelegten Unkosten u Spesen bestens zu befördern.
Bis anhero ist von demselben wie es geschehen, hieher noch nichts gemeldet
worden, obschon man zuverläßig weiß daß der Schiffer glückl. in Stettin
angekommen. Vielleicht hat es dort an guter Gelegenheit zur weitern Spedirung
gefehlt. In dieser Woche wird von hier aus desfalls nach Stettin von neuem
geschrieben werden um nähere Erkundigung einzuziehen. Man wird Ihre
eingegangene
Addresse zugl. mittheilen und bestens empfehlen, daß alles
an Ort u Stelle kommt, falls es noch nicht geschehen.“
Allenfalls addressiren Sie sich auch an den dasigen Abrechner, der mit dem
Stettinschen vermuthl. in Verbindung steht. So viel ist mir auch gesagt
worden daß der Schiffer wegen contrairer Winde lange in Pillau liegen
müßen.
Wie werden Sie es verantworten können gegen einl. Correspondenten?
daß der Riß ohne meine Schuld geschehen, lehrt der Augenschein. Viel Glück
zum Neujahr! Ist der Verf. der physiognomischen Reisen nicht dort bekannt.
Ich habe den 2ten Heft sehr interessant gefunden.
Haben Sie unsern Freund Kraus gesehen, so erinnern Sie Ihn das nächste
mal meiner. Das kleine Fräulein Marianne Sophie befindet sich nach Wunsch;
Lieschen ist aber heute bettlägericht gewesen, ich hoffe daß es bey einem kleinen
Flußfieber bleiben wird. Alles schläft schon um mich herum –
Vergeßen Sie mir nicht die Entwickelung der Sache bald zu melden und
behalten Sie im guten Andenken Ihren alten Freund
JGHamannKgsberg den 27 Xbr. 78.Empfehlen Sie mich HE Hofr. Tottien u grüßen alle gute Freunde.
Adresse mit Mundlack (Kopf des Sokrates nach links):à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à /
Berlin
/ beyHE D. Kurella in der alten / Leipziger Straße auf dem / Werder. / par
favIch kann nicht umhin, liebster H., noch vor Ende des Jahrs Ihnen zu
schreiben und zum Empfang Ihrer Marianne Sophie Ihnen herzlich Glück
zu wünschen. Meine Frau, die sich über die Pathenschaft hoch erfreuet hat, wird
Ihnen selbst schreiben. Gott laße Sie an den Ihrigen Alles erleben, was ich
mir nur von den Meinigen wünsche.
Diese sind ganz wohl und Ihr Pathe ein drollichter Junge, der eben jetzt
meine Stelle eingenommen, geschrieben, gekritzelt und mit Sand bestreut hat,
bis sich die Scene mit dem Stoßen der schwarzen Tobackspfeife, aus der er
auch rauchen wollte, an seinen Gaumen und also mit Geschrei endigte. Die
beiden andern sind Wagschalen und er das bewegliche Zünglein an der Waage,
voll Freude u. Leid über Alles, was um ihn her ist.
Daß Ihr Bruder entschlafen, freut mich: er war ja lange todt. Ich
wünschte, daß Sie die Hauptschulden mit Ihrer Erbschaft abstießen und sich
auf diese Weise wenigstens freie Brust verschafften: das Hauswesen drückt
uns nieder, wie der Körper die Seele. Und da flugs an: was du thust, das
thue frisch, Predr.
Äußerst leid thut mirs, Liebster, daß Sie wie ein gebundner Prometheus
liegen: der Himmel mache Sie los. Im Schatzkästlein steht auf Ihren
Geburtstag: ists möglich, so viel an euch ist, so habt mit allen p und auf den
meinen: es liegt nicht an jemands Wollen oder Laufen, sondern an Gottes
Erbarmen. Die Sprüche sind sich in der Bibel, wie die Tage im Kalender
nah und gewiß wahr. Dicta nobis sunto. Daß Alles bei Ihnen leerer
Gedankenplan bleibt, ist davon Folge. Gott gebe Ihren Funken Wind zur Flamme:
mich bangets recht, in dieser Wüste des Abends etwas von Ihnen zu sehen u.
zu lesen, wenns auch nur Sternschnuppen wären. Mein Schiff ist völlig auf
dem Strande. Das Hohelied ist nicht der Rede werth; nur durch die Heurath
meines Schwagers, der aber noch nichts davon weiß u. durch das Zureden
meiner Frauen, weil es seit 4. Jahren dalag, erpreßt, u. weiß übrigens nicht,
woher es kommt oder wohin es gehet? Ich fürchte, daß es mit meiner
Apokalypse auch so gehen werde: ich habe keinen Nagel im Pallast U. l. Fr.
Literatur woran ich etwas hänge u. keinen Altar, wo ichs opfere. Es ist also
lauter verlohren Werk und Baals-Gabe. Ich will auch mit dem 79. Jahr, wo
die letzten enfans perdus ausgestoßen werden sollen, aufhören zu schreiben.
Die Hauptsache, die uns jetzt hier intereßirt, ist die Niederkunft unsrer
geliebten Herzogin, eines edeln Wesens. Sie wird alle Tag erwartet u. meine
Frau ist bestimmt, auch bei ihr zu seyn: Gott gebe ihr mit dem neuen Jahr
aufs beste u. glücklichste einen Prinzen, der einmal eine neue Sproße sei aus
dieser veralteten Wurzel u. ein Geschöpf ihm zur Freude. Wenn Alles vorbei
ist, will ich Ihnen die Formulare der Vorbitten pp die ich Amtsmäßig
entworfen habe, samt Gesangbuch pp einsenden. Der Geschmack derselben am
Jesaias hat mir diesen Propheten auch in dieser Weihnachtszeit neu und
lebendig gemacht: sonst ist leider Alles bei mir todt und träge. Eine Zeitlang habe
ich aus langer Weile u. zur Verdauung Italienisch getrieben, daß ichs jetzt
ziemlich lese und mir selbst forthelfen kann. Mit Anfange des Dec. aber und
weil Jagemann nicht recht nach meinem Sinn gesehen ist, ist mir die Lust plötzl.
vergangen: es wird also auch wohl unter den Werken des alten Jahrs
dahinten bleiben.
Auch mit der Lust zu predigen stockts sogar, insonderheit in der Hofkirche.
In den Wochenpredigten habe ich den Br. an die Römer geschloßen und Hiob
angefangen; ich wünschte, daß ich in den Geist des Buches und seiner Zeit
käme. Alles ist leer um mich und kaum daß noch hier u. da ein Kranker oder
Sterbender mein Blut rüttelt. Das Wetter trägt vielleicht auch dazu bei: da
bis jetzt noch kein Frost, oft die heitersten Tage u. kaum seit gestern ein Sturm
ist, der Winter verkündigt.
Auf ein paar Auktionen bin ich glückl. gewesen, habe eine ευκληρια der
Schurmannin mit Yvons, ihres Beichtvaters, der an ihrem Grabe gewohnt
hat, eigner Handschrift, deßgleichen eine trefl. alte Kirchenpostill Luthers, die
Joh. Olearius gebraucht, ein Buch von Selneccer mit seiner eignen
Handzuschrift, eine Ebräische Bibel mit H. Opitzens reichen Anmerkungen u. Varianten,
deßgleichen viel anders fast ohne Geld bekommen; lauter todte Kohlen aber,
die auf Wind des Herren warten. Was mich jetzt allein freuet, ist Jesaias –
Semler hat über seine Widerlegung des Ungenannten auch an mich
geschrieben; ich habe ihm aber kaum 9. Pränumeranten schaffen können. Zu
Leßings Nathan sind mehr. Auf Reiskens Hiob, der Ostern erscheint, werden
Sie doch auch subscribiren. – – Der Verf. der Lebensläufe kann Hippel
unmögl. seyn, wenigstens nicht allein; sobald Sie etwas gewißes erfahren,
bitte ich sehr um Nachricht. Ich habe schon viele vergebens gefragt.
Mendelsohn sagte mir vor 4. Jahren in Pyrmont der Verf. des Buchs „über die
Ehe“ sei ein junger Mensch, der nach Rußland in Condition gegangen, seinen
Namen dem Verleger nicht genannt u. nur gebeten, an mich u. ich weiß nicht,
an wen mehr? ein Ex. zu senden. Ich weiß nicht, ob an der Mähre was dran
ist, wenigstens habe ich kein Exempl. erhalten. Winkelm. Briefe in die Schweiz
haben Sie doch gelesen: mich freuts, daß er darinn auch an mich
unbekannter Weise denkt; habe sie aber bis jetzt noch nicht genießen können, weil ich
für die Kunst jetzt kein Ohr oder Seele habe. Der zweite Theil von Klopstock
durch Kramer, wo auch ich so gemißhandelt bin, ist abscheulich. Ich wollte, daß
seine rasende Bogen von der Rechtschreibung, die in Campens
Schulsammlungen u. auch besonders herausgekommen sind, Sie zu einem neuen Versuch
über den Buchstab H. weckte. Der alte stolze Narr ist dem delirio nahe.
Haben Sie je den Dante gelesen? was ich von ihm weiß, ist in der
Italienischen Sprache u. Denkart einzig. Offenbar hat ihn Klopst. stark gelesen
und nach seiner Art stark gebraucht; es ist aber auch nichts weiter. Von
Claudius weiß ich, seitdem er mir vor ¼ Jahr 100. Austern zum Geschenk
geschickt hat, nichts; von Kaufmann, seitdem er mich auch zum Gevatter
gebeten, deßgleichen; die andern sind mir so gut als todt und ichs ihnen. Sie
allein, lieber H., sind mein alter Wegweiser und Freundessäule und sollens
auch bleiben. Mich gräuelt vor manchem, was mich eine Zeit so wohl behagt
hat und habe also auch das Absterben der besten Leute auf eine Zeit nöthig.
Schlegel hat seine Schulstelle in Riga niedergelegt; und der Rath mich durch
J. C. Berens um Vorschläge zu einem neuen rectore ersuchen laßen, doch will
jener noch eine Zeitlang die Inspektion behalten. Ich wünsche ihm Glück zu
seinem neuen Kirchen- und Doctoratsmeere; ich fürchte aber, weil er nach der
Höhe strebt, wird er sie nicht erlangen. Das garstige lügenhafte Leben von
mir in Gadebusch liefländischer Bibliothek haben Sie doch gelesen; ich wollte,
was den Rath zu Riga betrift, irgendwo in wenigen Reihen antworten, weiß
aber nicht recht, wo? Was ist Ihre Meinung?
Der Graf von Wernigerode, Pathe meines 3ten Jungen, u. die reg. Fürstin
zu Lippe Detmold sind beinah zu einer Zeit schnell gestorben. Jener hinterläßt
einen liebenswürdigen Sohn zum Nachfolger, diese aber ein klagendes Land
und einen Gemahl der ein keuchendes Schwein ist. Sie war die einzige
Hoffnung des armen
Benzlers
, eines Menschen, der leider ein Uebersetzer seyn
muß, aber viel was Beßers zu seyn verdient. In Ansehung der Gelehrsamkeit,
Bescheidenheit u. reellen alten u. neuen Sprachkänntniß ist ihm Kleuker, der
mit ihm an Einem Ort gelebt hat, gar nicht zu vergleichen; aber er ist sehr
harthörig u. beinah auch blind und das Schicksal verfolgt ihn. Er ist aus einer
alten, ehrlichen Familie und der liebenswürdigste gutherzigste Junge, hat
Frau und Kinder und muß fast verhungern. Ich habe Gleimen um Gottes
Willen gebeten, daß der g junge Graf von Wernigerode ihm doch ein kleines
Bettelbrot gebe; ich wünschte, daß es geschäh. Sie würden ihn gewiß lieben,
wenn Sie ihn kennten. pauper vbique iacet. – Gnug für heut. Morgen will
ich schließen. Den 29. Dec. Abends.Erst heut, den 2.ten Jan. Morgens kann es seyn u. also auch mit Anfang
des Jahrs 1000. Glück u. Segen, insonderheit die 3. Paullinischen Grazien
1 Cor. 12,8–13. über die ich gestern gepredigt, aber den Tag mit Kopfschmerz,
so wie das alte Jahr mit einem Ruck Ärger beschloßen habe. Wer weiß was
das 79. bringen wird; mir scheints, ein gleichgültiges Jahr werden zu wollen,
dem ersten Anklange nach: doch will ich, so viel es angeht, insonderheit meinen
litterarischen p Wust aufräumen, um mit Gottes Hülfe die 80. rein und frisch
anzutreten. Machts auch so lieber Alter mit Euren Schulden, u. physischen
Ursachen des Mißmuths: es wird Euch wohlthun u. fürs übrige wird Gott
sorgen. Viel Glück u. Freude in Euer Haus, an Hausgenoßen, Kinder,
Knechte u. Mägde. Auch Kreuzfeld, dem ich für die Lettica eigenhändig hätte
danken sollen, grüßen Sie bestens von mir: seinen neuen Hudibras im
neuesten Merkur habe den 31. Dec. Abends zu Tisch bekommen, er hat mir
aber nicht schmecken wollen; der Fleiß der Ausbi Nachbildung liegt im
einzelnen Ausdruck, der Geist des Ganzen, dünkt mich, fehlt. Die Charaktere in
Prose haben mir beßer gefallen. Der Zettel, den Sie verlangen, kommt
hiebei; das übrige Papier laße ich meiner Frauen zum Schreiben u. umarme Sie
noch herzlich u. inbrünstig. Ihr ewiger
Herder
Von Caroline Herder:Nun auch lieber Herr Gevatter und Freund. Sie haben mich durch Ihre
Liebe u. Wahl zur Pathin Ihrer
dritten
Tochter Marianne Sophie, gar
herzlich erfreut – der liebe Gott segne Vater, Mutter u. Kinder u. lasse die drey
Blümchen mit dem Erstgebohrnen ein schöner, ewiger Kranz der Belohnung
für Sie seyn! – Mein Mann hat Ihnen noch nie so recht gesagt wie herzlich ich
Sie liebe – wie freut michs daß ichs jetzt bei dieser schönen Gelegenheit thun
kann – als den Ersten u. Einzigen Freund meines Mannes verehre u. liebe
ich Sie. – ich wünsche Ihnen, Ihrer lieben Hausgenossin u. Kindern
tausendfaches häußliches Glück u. Freude zum neuen Jahr.
M. Carol. Herder.Von Johann Gottfried Herder:Liebster H. können Sie mir nicht
Sim. Dachs
Gedichte verschaffen? Sie
müßen doch bei ihnen häufig seyn. Ich wünschte sie aber, etwa mit
Gelegenheit, oder fahrender Post, bald. Sie weisen mich zwar, lieber H., mit den anau. P. Mannah ab; da aber Kreuzfeld in seinem Geburtstagsgedicht an Sie
würklich
Seitenzahl
, Titel p anführt u. ich also vermuthe, daß es gedruckt
ist, darf ich nicht, lieber Gevatter, um ein Exempl. bitten? Es soll nicht aus
meiner Hand. Adieu, Adieu, Adieu, remember me, wie der Geist zu Hamlet.
Am großen Neujahr den 6 Jänner 79Ehrwürdiger, lieber treuer Helfer am St. Peter,
Freund, Geber, Sie und Du,
Den 3Julii pr. erfreute mich ein ganzes Pack und ein Vierteljahr langes
Billet doux voll römischer Personalität und individueller Ingenuität. Hab
mich und andere an Ihren und Deinen Gaben gelabt. Ist die
wesentl.
Lehre des Evangeliums
auch aus dem guten Schatz Deines Herzens und
Deiner Hand? Bin arm, liebster Lavater, auch am Geist – muß leider auf die
Seeligkeit des Gebens und die Pflicht des Widergebens Verzicht thun. Bin
über 2 Jahr mit blinden Wehen, falschen leeren Sechswochen, schwindenden
Hüften und schwellendem Bauche der Autorschaft heimgesucht worden, auch
noch nicht im stande einen Wechsel meines Wittwengrams und Waysenleidens
abzusehen. Hast Dein Monument glücklich geendigt in unserm an
Menschenkenntnis und Liebe öden Aeon. Kein Fleiß noch Zweck der Arbeit ist verloren
im HErrn. Mich auch darinn auf eine so eigene oder uneigene Art einverleibt,
hervorgestochen und verjüngt zu sehen, ist mehr als Eine Waßer- und
Feuerprobe meinesr Menschlichkeit gewesen – und ein Schlüssel vielleicht auch
Schwert zur Offenbarung mancher Gedanken in
dieser
und jener Seele –Nach einer Pause von 14 Tagen ergreife wider die Feder, kaum mit einer
besseren Fassung. – Ich bin eine so feige träge Memme, daß ich wie der Teich
zu Bethesda dann und wann der Erschütterung eines Engels nöthig habe und
mehr als ein Gichtbrüchiger für alle Geschäfte des Lebens – Ein leidiger Arzt
der weder sich selbst noch andern helfen kann. – Für Ihren türkischen Sclaven
ist hier ein Pendant an meiner Freundin, der Baroneße von Bondeli. Sie ist
mein bester Schüler im Engl. und ich lebte bey ihrem seel. Vater nicht
als Miethsmann sondern als Kind im Hause. Diese, um nicht an Hunger
umzukommen, hat sich entschlossen eine Pensions Schule hier aufzurichten.
Ein Freund hat für mich die Ankündigung für davon unsernm kümmerlichemn
banqueroutemn leidigemn Publicum gemacht. Ihr einziger leibl. Bruder soll
gleichwol Generalissimus der Republick Bern seyn.
Möchte doch gern wißen ob es
dem Mann so glücklich oder so unglücklich geht, daß er seine einzige
leibliche edle Schwester ganz und gar vergessen kann? Kannst Du
mir nicht, bester Lavater, durch einen deiner dienstbaren Geister
einen klugen Wink darüber verschaffen. Ich glaube daß Bern nicht
soweit von Zürch
liegt als Ihr Haus hier von meinem Logis, wo ich kaum
diese Woche werde einen Boten auftreiben können um das Project der traurigen
Affiche dieser unglückl. Freundin zu ihrer Genehmigung mitzutheilen. So schmall
und eng ist mein Bett für diesen Riesenleib, der nach Verhältnis eine viermal
größere Caffekanne, Tafel und Flasche als die Ihrige nöthig hat – nebst 4
Prätendenten meines Geschmacks an den Gaben der lieben Mutter Natur –
Habe mir an der letzten Michaelismesse nichts als Hahns Fingerzeig
angeschaft und von der vorigen Ostermesse sein N. T. daß ich allsoopera omniades Manns zu besitzen glaube. In diesen Feyertagen habe mich und mein
Haus an einer Samml. Deiner Predigten erbaut, die 770 ausgekommen.
Bitte recht sehr meinen
Lieblingspropheten
zu endigen, weil ich ungern
halbe Bücher lese, und drauf warte. Wünschte daß Sie den 2ten Theil des
Allerleys gegriffen hätten, weil ich schon den 1. Gevatter Kaufmann
abgenommen. Ihr Quousque tandem – ist ein
wahres
philippisches Schaustück
für mich. Bitte recht sehr von Ihren einzelnen Predigten und fliegenden
Blättern, die nicht immer bis hieher kommen, mir Eines beyzulegen. Ihre
Aussichten habe nach meiner Art durchgelaufen um den
Eindruck des
Ganzen
zu genießen, seitdem aber an Freunde verleyhen müßen. Vermiße
darinn das
hieher gehörige
Supra nos – mehr mystischen apokalyptischen
Gebrauch der Bibel, die zu mediis terminis u Gleichung unbekannter
u. unendlicher Größen ergiebiger ist als alle Systeme u Hypothesen alter
u neuer Philosophie, falls ich meinen Ahndungen hierüber trauen darf. –
Doch manum de tabula!
Was komt aus allem Bücher- und
Briefschreiben heraus
? Das ist der Wurm der mich nagt, – Gehts mirs doch wie
St. Paulo RomVII. 15. Denn ich weiß nicht was ich schreibe und ich schreib
nicht das ich will – –
Gott segne Dich, Herzens Lavater, die Freundin Deines Busens mit Ihrem
Netteli
und
Heirli
. Bleib in Deiner Schuld bis über die Ohren. Gott schenk
neue Lebens und Geisteskräfte zur neuen Stuffe – sey Dein Schild und großer
Lohn, wie Er allen frommen und getreuen Knechten verheißen. Bin unter den
herzlichsten Seegenswünschen und Liebesküßen Dir und den Deinigen mit
Geist Mund und Hand verpflichtet und gewiedmet.
Johann Georg H.Den 21 Jänner 79.Ich bin heute den ganzen Tag herumgelaufen, um dies und jenes zu
bestellen und abzumachen u habe auch liebster Lavater! meine kranke Freundin
besucht, oder recht zu sagen die Aermeste, die wegen um ihrer kranken Freundin
14 Nächte keine Ruhe gehabt wegen eines schwindsüchtigen Hustens und drum
Schmerzens in der Seite davon der Arzt keine Ursache errathen kann. Die
öffentl. Ankündigung
an die ich oben dachte, ist ein Misverständnis von
mir gewesen. Sie ist nur in der Stille entschloßen mit Pension oder
Erziehung einen Versuch zu machen; wozu Sie gewiß das Talent einer Beaumonthat. Weil mir einmal Ihr Name entfallen und ich auch ein Misverständnis
bei Ihnen veranlaßen könnte: so besteht meine ganze Absicht darinn, daß
wenn Sie in dem Connexion hätten und Sie mir etwas von den Umständen
u Charakter des Bruders zuverläßig u unter der Hand melden
könnten; ich solches bey Gelegenheit und nach Bequemlichkeit blos für meinen
Privat-Gebrauch wünschen möchte. – Menschenkenntnis u Menschenliebe
ist ein Regale der Gottheit und Vorsehung. Wie kommen wir zu der
Illusion, daß ohne unser Zugreifen die Bundeslade umfallen würde? und daß wir
uns immer für fähiger halten unsern Nächsten mehr zu lieben als es von
Gott geschieht –
Steinbart’s System, das ich mit nach Hause gebracht, scheint ein reines
monstrum aus Afrika zu seyn. „Der HErr wolle Frucht der Lippen schaffen,
die da predigenFriede Friede, beide denen in der Ferne und denen in der
Nahe und woll uns heilen.“ Jes. 57. 19.Unten auf der letzten Seite des Großoktavbogens:Freund Caspar Lavater
Helfer an St. PeterLiebster Freund!
Ein fröhliches Neujahr für jeden meiner Neben-Menschen –! Besonders
aber für meine Freunde – für diejenige, die zu der Freude meines Lebens
ihren Beytrag liefern: Unter diesen mein lieber Hamann gehören Sie
besonders! und was ich Ihnen Liebes und Gutes wünsche, werde ich nicht Ihnen,
sondern einem Andern sagen. – Einen großen Theil an Glück und Freude,
auf Lebelang, erbitte ich vom Himmel, für Ihre lieben Kleinen – für meine
Pathe Marianne Sophie – und gebrauche mein Pathen-Recht Ihr ein
Andenken zu schicken. Möchte doch diese Sammel-Büchse der Grund zu 20
tausend fl. seyn. Auch zeitliche Güter sind nicht zu verachten –
Eben tritt Hänschen ins Zimmer, und erzählt, daß der kleinen Mariannen,
der Nabel ausgetreten, welches mich sehr erschreckt hat, und zugleich auf der
Mutter böse gemacht, daß sie so wenig Sorgfalt, auf ihr Kind gewand. Sie
hat vermuthlich dem Kinde nicht lange gnug gebunden; welches Verband
gewöhnlich 6 Wochen währen muß. Befragen Sie doch ohne Aufschub, den
Doctor darum; man muß ihr ein WachsPflaster darauf legen, und mit den
Verband so lange fortfahren, bis es wieder in Ordnung gebracht – bitte der
guten Mutter auch in meinem Namen zu bitten, daß sie keinen Fleiß sparen
soll, um dem Kinde für alle Zufälle, die es wehrloß ausgesezt, zu bewahren.
Es ist grausam so ein Wurm zu vernachläßigen; denn zuverläßig rührt es
daher, sonst müßten ja alle Kinder durch das Schreyn sich Schaden thun,
welches doch selten geschieht, und allezeit durch negligence. Sie vergeben mir es,
daß ich so darüber eifere, aber ich war so erschrocken, als mir Hänschen davon
sagte, daß ich mir nicht enthalten konnte davon zu reden – Ich empfehle mich
in Ihrer fortdaurende Freundschaft und versichere Sie der Meinigen
Den 9 Jenner 1779.Sophie Marianne Courtanam heil’gen Abend meines Neujahrs oder
Geburtstags geschrieben.Adresse:Für meinen Freund / Johann George Hamann / à / son Logisden 23 Jänner 79.HöchstzuEhrende Freundin u Gevatterin
Ich habe meine schuldige Antwort bis auf den heutigen heil. Abend eines
Staatsfestes verspart. Anstatt Wünsche zu Ihrem Geburtstage durch meinen
kleinen Deputirten zu empfangen haben Sie mir welche ausgetheilt. Ich bin
zwar nicht arm, aber zu geitzig mit baarer Münze zu bezahlen – und was
jedem wirkl. gut aber nicht allemal lieb ist, weiß jener
Andere
der nicht nur
Herzen sondern auch Nieren prüft, beßer als wir beyde.
Was die 20/m fl. betrift, so kann ich Ihnen H. F. G.
wahr und
wahrhaftig
versichern, daß alles Menschmögl. bereits von meiner Seite geschehen
war u ist u wird, ehe es Ihnen erst am heil. Abend Ihres Neujahrs oder
Geburtstages eingefallen den Grund zu legen. Weil aber Eitelkeit keine Tugend
meines Geschlechts noch Geschmacks ist: so besteht das gröste Opfer das ich
der spröden Glücksgöttin bringen kann, darinn, mich jedem
zureichenden
Grunde
ihrer Güterverwaltung blindlings zu unterwerfen. Nicht stark gnug
die Freuden des Lebens zu verleugnen geschweige zu verachten, bin ich
wenigstens durch tägl. Erfahrungen gewitzigt worden, nicht drauf zu bauen noch
selbige zu Grundsätzen zu machen.
Ich gestehe es Ihnen aufrichtig H Fr G daß der Einfall einer Spaarbüchse
für meine liebe Marianne Sophie meinen ganzen Beyfall und besten Dank
verdient. Ich habs ihr selbst heute schon angekündigt, da ich sie auf meinen
Armen trug und hab’s ihr in allen mögl. Tönen vorausgesagt: „Eine
Spaarbüchse! eine Spaarbüchse! mein Mädchen, keine Puppe!“ – Daß das
vortrefliche gelehrige Kind von der Idee einer Spaarbüchse gerührt worden war,
bewies mein Schlafpeltz bis unten zu. Ein Beweis deßen keine Puppe fähig
ist. Mein künftiger Schwiegersohn soll Ihnen danken, denn ich werd es ihm
nicht verheelen, daß Sie mir den ersten Wink gegeben nicht leidige Puppen! –
sondern eine Spaarbüchse mit geharnischten Männern unter Schlüßel und
Schloßchen zum Bestimmungsgrunde ihrer Erziehung zu legen. Ainsi soit-il!Daß Sie aber Ihre
Pathenrechte
soweit ausdehnen der armen Mutter
Vorwürfe einer muthwilligen Nachläßigkeit zu machen ohne Untersuchung
der Sache und Umstände, komt mir als ein gewagter Eingriff in meine –
Rechte eines Hausvaters vor, in deren Erhaltung u Behauptung ich
unbestechlich u eifersüchtig bin.
Ich! eine Negligence in meinem Hause statuiren? Das sagt mir keine
Freundin nach –
Beweis
oder
Gnugthuung
– Negligence soviel Sie wollen
in Beyträgen – aber in meinem Hauswesen von meinen Hausgenoßen ist
mir der bloße Verdacht einer Negligence Hochverrath und Negligence in
meinen Augen ärger als Straßenraub und Meuchelmord – Feuer u
Waßersnoth – der einzige verbotene Baum meines häuslichen Paradieses, deßen
Cherub ich bin. –
Beweis oder Gnugthuung! wenn ich nicht wahr u wahrhaftig (mit dem
braven Thoris im verdeutschten Pathos zu reden) alle grosmüthige Beyträge
zur Freude meines Lebens Ihnen eben so zurückliefere als ich es mit den
beykommenden vier Theilen thue des Catilina ou Retz.König Salomon Selbst – nicht unser nordische Virtuos Parisien u Evnuch,
deßen unwürdiger Packhof-Güterverwalter und Freywohner Ich ohne Ruhm
zu melden bin – sondern der morgenländische Weisheitsprediger,
Minnesänger, Splitter Sitten u Policeyrichter würde in dem Nabel meines Göttl.
Mädchens Marianne Sophie einen Pendant seiner Sulamith finden und nach
meiner französischen Schweitzer Bibel den Spruch thun: Ton nombril est
comme une petite tasse ronde toute comble Voy le Cantique Ch VII. v. 2.
Warum erschracken Sie Madame da Hänschen eben eintratt – Warum
nicht der Nabel Ihres Billet. Beweis oder Gnugthuung für Ihren beschämten
aber keiner Nachläßigkeit fähigen noch schuldigen
den 23 Jänner 79.Gevatter Freund u DienerGeliebtester Freund.
Den 29 8br p. Lamberts Architectonik Ruß. Merkw. p erhalten durch HE
Toussaint, den 4 huj. ein Fäßchen Caviar durch HE Laval und den 11 huj.das Dictionnaire des Finances nebst Beyl. welche alle richtig bestellt bis aufs
Paquet an Gröll, weil nächste Woche erst ein Fuhrmann nach Warschau gehen
wird. Mehr kann ich aber nicht thun als Ihre freundschaftl. Wohlthaten
anschreiben
– Wie ich sie aber mit Ihnen liquidiren soll und wenn, weiß Gott
am besten.
Was das Dictionnaire betrift, so ist selbige eine Commission von mir und
ich muß daher wenigstens anmerken, daß ich schon mit eben demselben Buch
einen Irrthum bey HE Laval verursacht. Der Titel war aber anders u hieß
Dictionnaire de Legislation de Jurisprudence et de Finances sur les
Gabelles de France
Avignon 764. Auf ihrem diesem Exempl. steht Tom I.(das auf dem Titel fehlte) und 763. Das übrige scheint aber völlig einerley
zu seyn. Dies wär nun wohl eine Kleinigkeit unter uns; aber wegen der
3 Folianten die noch hier liegen, hab ich keine Hofnung selbige hier bey der
Loge anzubringen. Prof. Reusch hat selbige auch in Augenschein genommen
für die Schloß Bibliothek aber auch nicht viel Hoffnung gemacht. Unterdeßen
liegen sie hier sorgfältig aufgehoben.
Zu meiner Absicht sind sie wol nicht ganz verloren gewesen; aber ich habe
auch etwas mehr erwartet und selbige wohl gleich beym Anfang durchgelesen
u Auszüge daraus gemacht. Doch über die Mysterien zu arbeiten – ist noch
immer mein Vorsatz, zu dem ich nicht kommen kann. Dum moliuntur, dum
comuntur – geht es bey mir.
Ich versinke tägl. tiefer in den Schlamm der Hypochondrie und mein Kopf
ist ganz unfähig – „Das ist ein Tag des Trübsals p und gehet gleich als wenn
die Kinder bis an die Geburt kommen sind und ist keine Kraft da zu gebären.“
– Das einzige Kluge, was man in solchen Umständen thun kann, ist Gedult
mit sich selbst zu haben. Vielleicht geht dieser Termin mit meinem
Stuffenjahr zu Ende – Ich habe selbiges mit dem Begräbnis meines seel. Bruders
angefangen und den 18 Nov. ist mein Haus wider auf die zur heil. Zahl 7.
ergänzt worden durch meine dritte Tochter
Marianne Sophie
.
Sie wünschen mir oben ein viel Gutes zum Neujahr, ohne an Ihre
Gesundheitsumstände zu denken. Vielleicht sind Sie im stande die Oster Meße
Selbst zu machen; es würde mir sehr lieb seyn Sie also bald zu sehen. –
Heute habe die letzte Neige Ihres Caviars verzehrt und treue Gehülfen an
meinen Kindern gehabt. Also ist auch dies Jahr mein Wunsch erfüllt – Ich
bin aber im rechten Ernst beschämt, weil ich gar nicht weiß womit ich Ihnen
wider eine Freude machen soll und allen meinen Freunden zur Last und zu
keinem Genuß zu leben befürchte. Je gütiger die Gläubiger, je mehr drücken
uns ihre Schulden. Doch dem sey wie ihm wolle – Gott versteht mich, sagt
Sancho Pancha. Sobald ich mit
diesem
Rätzel fertig seyn werde, wird es
Zeit seyn über die Mysterien meine Weisheit auszukramen.
Die
Lieder der Liebe
habe den 15 Jänner des Abends gelesen und bin den
21. ej mit Briefen und Pathgeschenken aus Weimar erfreut worden. Das Ding
ging so zu. Ich wurde zu Gevatter gebeten mit einem kleinen astrologischen
Wink; daher bekam ich den Einfall auch auf das Himmelszeichen bey der
Geburt meiner kl. Fräulein in meinem Hauskalender zu schielen und fand zu
meinem großen Leidwesen den
Skorpion
. Daher sah ich mich genöthigt zu
3 Feen meine Zuflucht zu nehmen (zu Weimar, Wandsbeck u Winterthur) und
ihre bona verba gegen dies Himmelszeichen zu erflehen. Me Courtan war so
gütig Ihre Stelle hier zu vertreten. Alle meine 3 Kinder sind ohne Pathen und
Geschenke zur Welt gekommen; bey der letzten hat es anders seyn sollen. –
Ich hatte also die Lieder der Liebe schon den 15 Jänner gelesen und mein
damaliges Urtheil hat keinen Einfluß haben können von dem was vielleicht
eben unterwegs war. Das hohe Lied ist der Nabel meiner Bibel und diese
Auslegung das einzige u erste Buch von unserm Freunde nach meinem
Geschmack bis auf einige abermalige kleine Ausfälle. Wenn er doch die Urkunde
zu Ende brächte – und die Apokalypse auf Ostern erschiene!
Ich habe die
Livl. Bibliothek
durchgelaufen. Der Lebenslauf des Verf. ist
ein Meisterstück seines Urtheils u Geschmacks. Ich besinne mich auch ihn hier
persönl. als einen Freund des jetzigen Kr. R. Lilienthals gekannt zu haben.
Was für
Klätscherey
, in Herders u Lindners Lebenslauf, die unter aller
Kritik sind, u meines Erachtens nicht verdienen gerügt zu werden, weil die
pia simplicitas alles entschuldigt, unterdeßen ist der Bienenfleiß u selbst die
Micrologie unterhaltend. Mündlich so Gott will, mehr!
Gott seegne Sie an Kräften und Ihr ganzes Haus mit allem Reichtum!
Empfehlen Sie mich den Ihrigen dort u in Peterb. Grüßen Sie unsern
Arndt
. Ich bin seit 14 Tagen fast bettlägericht gewesen und kann weder
sitzen noch liegen wegen einer Philisterflechte. Ich ersterbe Ihr treuergebenster
Freund u DienerJohann Georg HamannAdresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):à Monsieur / Monsieur Hartknoch / Libraire / à / Riga. / par fav.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsb
Empf den 24 Merz 1779
beantw den 1 May –Kgsberg den 19 Febr. 79.Geliebtester Freund,
Verzeyhen Sie, daß Einl. so alt geworden. Ich habe mich seit mehr als
14 Tage wenig rühren können und mehrentheils das Bett hüten müßen.
Nunmehro hoff ich daß Sie mit Ihren Sachen in Richtigkeit seyn werden,
ohngeachtet Ihres tiefen und bedenklichen Stillschweigens. Beruhigen Sie
wenigstens Ihre Mama. Ich weiß Ihnen nichts zu schreiben noch zu melden
und fühl nichts als Hypochondrie in und um.
Vielleicht sind Ihre Freunde und Freundinnen in Curl. im beßern
Andenken bey Ihnen als die hiesigen Lares. Die Fr. Kammerherrin v. d. R. will
die honneurs eines Ordens von dem sie ein Mitgl. ist und für ihr Geschlecht
eben das ist was der Freymäurerorden für unseres. Sie wünscht sich eine
Samml. von Liedern, in denen die Tugenden des Frauenzimmers besungen
werden. Ich weiß nicht ob Sie noch bisweilen poetisiren oder etwas von alten
Stücken haben, das dazu einschlagen möchte. Wo nicht, so würden Sie
wenigstens beurtheilen können ob unser Landsmann Kraus in der Lage
wäre so eine Kleinigkeit zu liefern. Ohngeachtet ich von alle diesen
Damenintriguen zur Autorschaft und Ordensqvackeleyen nichts halte: so hab ich doch
Hoffnung gemacht daß ich alle schöne Geister meines Vaterlandes anwerben
würde sich um die Erbauung dieses Circels im Viereck verdient zu machen.
Außer einem Flußfieber bin ich mit Ausschlägen geqvält gewesen, worunter
eins michr an das Sitzen und Liegen höchst beschwerlich macht.
Mit dem Junius wird sich hier ein Westpreuß. Mercur anfangen, den für
keinen Ostpreuß. anzusehen bitte. Der Unternehmer ist ein armer blinder
Cavalier, der an der Diarrhoe laborirt.
In Gadebusch Livländscher Bibliothek können Sie Ihres seel. HE Brudersund des Hofr. Lebenslauf lesen. Bitte des Verfaßers seinen nicht zu vergeßen.
Ich erinnere mich auch ihn von Person gekannt zu haben.
Einl. bitte aufs baldigste zu besorgen. Die Meinigen sind Gottlob! alle
gesund u empfehlen sich bestens. Ich umarme Sie als Ihr ergebenster Freund
und Diener
Joh Georg Hamann.Adresse mit Mundlack (Kopf des Sokrates nach links):à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à Berlin. / bey HE
D. Kurella in der alten / Leipziger Straße auf dem / Werder. / par fav.Kgsberg den 21 Febr. Dom. Inuocauit 79.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
So war es nicht gemeynt – Keins von meinen Kindern hat einen
Pathenpfenning aufzuweisen und ich habe meiner hiesigen Gevatterin deshalb ein
Scheidebriefchen
schreiben müßen. Aber bey der ganzen Einkleidung, die
Ihre würdige Costa – ich weiß Ihr keinen heiligern Namen zu geben,
ohngeachtet er in Gichtels theosophischen Sendschreiben entweyht worden – dem
Angebinde zu geben gewust, ist mir ganz anders zu Muthe gewesen. Die
Süßigkeit des Nehmens macht Bauchgrimmen; aber hier nicht. Es brauchte
keine Verdauung und gieng gerade zum Herzen – ohne Mund und folglich
ohne Dank noch Murren. Das rechte Wohlgefallen und Behagen ist göttlicher
Genuß ohne Geschwätz.
Den 15 Jan. erhielt ich den ersten Brief von Kraus aus Berl. worinn eben
nicht viel neues, aber doch eine Nachricht war die mich ein wenig in Wallung
brachte, daß P. Strabo sich wider an Bernouilli gewendet u dieser sich an
den Ruß. Minister um vielleicht Pardon u Abschied zu erhalten. Bey der
geringsten Gährung meines Gemüths bekomm ich Appetit zu eßen oder Instinctzu lesen. Im Kanterschen Laden ist alles aus und mit dem Hartungschen hab
ich nichts zu thun. Doch glückte es mir noch denselben Abend die
Lieder der
Liebe
zu erhalten wornach die Lüsternheit unüberwindlich geworden war, daß
ich mich angriff selbige zu stillen. Keins von allen Ihren Schriften hat mir
einen so süßen Abend und Eindruck gemacht als dies. Das Werk betrift so
den
Nabel
meiner Bibel – Gott gebe daß Ihre Apokalypse auch so gut gerathe
und ich will Ihnen gern erlauben daß Sie in Ihrer Autorschaft wie bey der
Hochzeit zu Cana, eine Pause machen und sich ausruhen. Ich würde besorgen
in meinem Urtheil wider mein beßer Wißen und Willen bestochen zu seyn
wenn nicht erst den 21 p. Ihr güldner Zwillingsbrief angekommen wäre. Ich
erkannte Ihre Hand nicht u sah selbige für Kaufmanns an, dem ich eben
antwortete, weil mir eine kleine Unpäßlichkeit Muße gab allerhand aufzuräumen,
worunter auch die Antworten nach der Schweitz waren. Jetzt bin ich wieder
14 Tage häuslich und zum Theil bettlägericht gewesen an Flußfieber,
verdorbnen Magen und einem Schaden, den ich meine
Philisterflechte
nenne,
und die mir seit vielen Jahren beunruhigt aber niemals so viel Schmerzen
als dies mal gemacht hat. Ich habe so viel Kunstverständige bereits consulirt,die mich alle mit der Furcht eines künftigen Uebels, das fistulös werden
könnte, ausgelacht haben. Jedermann erklärt sie für eine unschuldige Flechte,
die kommt u vergeht und weiter nichts auf sich hat. Desto beßer für mich. –
Was aber den eigentl.
Schaden Josephs
betrift; so ist die Auflösung
deßelben eben das für mich, was jenes Fischerrätzel dem blinden Homer
gewesen seyn soll. Den einzigen Dienst im Lande, den ich mir selbst gewünscht
habe, ohne ihn hoffen zu dörfen.
Fast nichts
dabey zu thun noch zu
verantworten als Schildwache zu halten mit einem Buch in der Hand, welches wol
freylich ein Hauptaliment meiner Hypochondrie ist; denn daß es mir daran
nicht fehlen kann, ist kein Wunder, wenn Sie sich meine stätige Lebensart
von 67 an vorstellen, meinen natürl. Hang zum Eßen, Trinken, Schlafen,
nebst dem ganzen Geschmeiß von blinden u heftigen Leidenschaften in petto –
Auch
keine Hauptschulden
, wie Sie muthmaßen; alles beläuft sich auf
100 rthl die mir Hippel seit einem Jahr ohne Termin u Interessenvorgeschoßen, in einer alten Rechnung bey Kanter, die seit Jahr u Tag fast gar nicht
wächst u einigen wenigen Thalern für Binderlohn die eine Kleinigkeit
ausmachen und gar nicht dringend oder nachtheilig werden können. Ich schreibe
jeden Heller an, besuche kein öffentl. Haus, erlaube mir keine Ueppigkeit weder
in Kleidung noch Lebensart, bitte niemanden zu Gaste, hab eine genaue,
ehrliche, ländliche Hausmutter, die weder keinen Caffé kaum The auf ihre
eigene Hand trinkt, sich nicht von der Schwelle rührt – Trotz allem dem hab
ich z. E. voriges Jahr, das noch leidlich gegen die vorigen gewesen ist gegen
1900 fl.
ausgegeben
und 1765 fl.
eingenommen
.
Diese
Schaam und Schande
nicht auszukommen, wenn ich andere gegen
mich halte, drückte mich wie ein enger Schuh den Leichdorn. Wie machens
andere bey der Hälfte von deinen Einkünften? Ich kann auf den
Grund
des Uebels
nicht kommen und weiß nichts als mein
Coffekännchen
, mein
Bier
, das ich nur des Abends trinke, denn Mittags Waßer,
Schnupftoback
, (denn ich rauche nur 3 Pfeiffen ordentl. des Tags) zu reformiren.
Auch hiezu bin ich mehr als einmal entschlüßig gewesen. Hiezu kommt noch
die
Ungedult auf einen reinen Etat meines Finanz
-Wesens zu kommen.
Je mehr ich darnach ringe, je weiter komm ich vom Ziel. Die Hälfte von
meines seel. Bruders Vermögen hab ich auf sichere Wechsel gebracht; mit
den übrigen 5000 fl. hang ich mit einem Hause, bey dem es allem Ansehen
nach zum Concurs kommen wird. Da sitz ich wider wie ein piscator ictusohne zu wißen wie viel ich an Zinsen, Capital u Proceßkosten verlieren werde:
so wie der Rest von meinem väterl. Vermögen auf eine Ingrosation von
2100 fl. auf einem andern mir durch den Concurs zugefallenen Hause zu
0 schmilzt, zu dem ich à tout prix keinen Käufer finden kann. Bey allen diesen
Verwickelungen u Unordnungen, in die ich ohne meine Schuld Gottlob
gerathen bin, ist nichts als
Gedult
nöthig und
Zeit
. Ich sollte also ein Mann
von wenigstens 12000 fl. seyn und kaum die Hälfte dieser Einkünfte sind
liquid und ich weiß nicht wie viel es mir noch kosten wird die größere Hälfte
liquid zu machen. An Verstand und Erfahrung in dergl. Geschäften fehlt es
mir gar, und ich thue nichts ohne anderer Rath; dem ohngeachtet komm ich
nicht von der Stelle.
Meine Wirthschaft fieng ich außer einem Gehalt (das von 16 zu 30 rthl
gestiegen u sich seitdem auf 25 fixirt) mit einem fonds von 15000 fl. an, wovon
1/3 das meinige u2/3 des Bruders waren. Das Geschleppe der Bücher und der
Zustand meines Cretinen riethen mir zum Ankauf eines Hauses. Meine
Rechnung dabey war falsch, indem ich durch ein Eigenthum an Miethe zu
gewinnen glaubte. Ich wurde beym
Ankauf
u
Bau
betrogen – und büßte
freywillig beym
Widerverkauf
ein. Ich sah meiner Armuth mit
Zufriedenheit und Freuden entgegen. – Nun schweb ich als ein unglückliches Amphibionzwischen Furcht und Hofnung – hab den
Schein des Geitzes
von außen und
den
Wurm der Verschwendung
von innen, ohn daß ich mich gegen die
Scylla u Charybdis zu retten weiß als durch Gedult, und Vertrauen auf eine
höhere Kraft meine Denkungsart oder mein Schicksal zu corrigiren. Alle
meine Unordnungen fließen zum Teil aus einem
Ideal von Ordnung
, das
ich niemals erreichen können und doch nicht aufgeben kann – aus der
verderbten Maxime die in meinen Fibern liegt:
Lieber nichts als halb
. Ohne einige
Ahndungen einer beßern Zukunft würden mir die natürliche Schlüße aus den
Phoenomenen des Gegenwärtigen völlig unterdrücken. Ich hoffe daß diese
wenige Data ohne nähere Beläge meine Verlegenheit entschuldigen werden,
und daß Sie mich keiner Verstellung und Pinseley wegen in Verdacht haben
können. Zu dem Entschluß mich ins Reine zu bringen und keinen Verlust zu
achten bin ich von selbst geneigt gnug; aber das Ganze läst sich nicht
erzwingen und ich habe für diese Versuche auch bereits bluten müßen. Vor einigen
Jahren erlaubte ich mir einen kleinen Wucher auf polnische Reverse; ich wurde
des Dings überdrüßig und weil ich 1000 rthl auf diese Art beym seel. Comm.R. Hoyer liegen hatte die fällig waren: so gieng ich zu dem Mann hin um die
Verlängerung des Wechsels zu bitten und ihm zugl. die übrigen 4000 rthl
à 6 p% anzubieten um aller Mühe überhoben zu seyn. Der Mann begegnete
mir so kalt und war so schwierig das Geld zu behalten daß ich mit meinem
Anerbieten des Ganzen nicht herausrücken dorfte. Ich war in Verlegenheit
die 1000 rthl anzubringen u war beschämt es als eine Gefälligkeit
anzunehmen daß er den einen Wechsel noch verlängerte. Kaum ein Vierteljahr
nachher verlor der Mann alle seine Speicher im Feuer und ich muste einige Jahre
mit der Hälfte fürlieb nehmen der Zinsen und muste Gott danken, daß ich nicht
alles hingegeben hatte. So viel ein für allemal von dem eigentl. Sitz meiner
Verlegenheit, die nicht Geitz oder
Einbildung
sondern eine
würkliche
Unordnung ist der ich nicht abzuhelfen weiß als durch Zeit und Gedult. Weil es mir
in dergl. Angelegenheiten gänzl. an Weisheit und Klugheit fehlt und ich durch
allen Rath nicht weiterkomme: so muß ich auf Zeichen und Wunder der
Vorsehung in Leibl. Dingen Rücksicht nehmen. Im Schatzkästlein ist ein
ὑστερον προτερον eingeschlichen.
Saltz
und
Friede
ist auch mein Motto.Daß alles bey mir leerer Gedankenplan bleibt, ist all mein
Heil und Thun
nach den letzten Worten Davids 2 Sam XXIII. Sorgen Sie doch für die
enfans perdus Ihres Geistes wie ich für die meiner LendenVon dem armen
Benzler
hat mich ich weiß nicht warum ein Brief länger
als 8 Tage beschäftigt, den er an Kanter geschrieben u ihn um eine
Uebersetzungsarbeit gebeten; aber hier geht alles zu Grunde, und man vermuthet
sich alle Tage den Einfall des Himmels. Die Lotterie wird aufgehoben – und
Sie sollten das Schloß von Papiermühle in Trutenau nebst der daselbst
angelegten Schriftgießerey sehen! Daß er eine Buchdruckerey in Westpreußen
angelegt hat ist etwas altes und dörfte wol seinem zeitigen Factoranheimfallen.
Ungeachtet der König Selbst per fas et nefas das Saturgische Comptoirzu stüzen gesucht; so wird der Commerc. Rath einmal nach dem andern aber
umsonst aus Warschau citirt – und mit Melchior Kade ist es aus, rein aus.
Et ego homunculus – oder wie es bey Cicero heißt. Unterdeßen geht das
Gerüchte daß hier Zimmer für die verw. Königin von Schweden fertiggemacht
werden, weil Jupiter diese Juno in Berl. nicht leiden will. Der Prinz von
Hollstein wird auch mit seiner Gemalin der Gräfin von Sacken erwartet.
Semler soll hier an einen Minister geschrieben haben daß er das physische
factum der Auferstehung
dahin gestellt seyn ließe. Mir fiel von ohngefehr
Steinbarts Phil. des Χstentums in die Hände. Ich überlief die Dedicationu Vorrede und legt es nieder um eben den Brief an Lavater zu schließen, und
denk ihn an dies neue
Monstrum aus Africa
. Indem mir dieser Ausdruck
entfährt,
schlägt mir das Herz über mein vorläufiges Urtheil
ohne das
geringste von dem Werk selbst gelesen noch gehört zu haben als alles Gute im
allgemeinen. Stellen Sie sich mein Vergnügen vor, wie ich so viel vom
afrikanischen System
u Lavater selbst darinn angefochten fand. Das war
mir lupus in fabula.An Leßings ontologische Gespräche hab ich mich nicht satt lesen können;
auf seinen Nathan freue ich mich, ohne darauf praenumerirt zu haben,
welches ich auf Reiskens schwerl. versäumen möchte, habe den ersten Wink in
Ihrem Briefe erhalten. Alle beyde Auflagen über die Ehe nebst den
Lebensläufen habe neuerdings gelesen. Wenn ich auch wegen des letztern
Gewißheit
hätte, äußerl. u innerl. so ist der Verf. in Ansehung des Autorwesens
ein Original, der es als einen Hochverrath ansieht ihn in Verdacht zu haben,
daß er Autor ist oder darauf Ansprüche macht. Wegen der Lebensläufe bin
beynahe apodictisch überzeugt, daß mein Freund der Verf. davon ist. Es sind
manche Familienscherze, Idiotismen p p auf die ich alle nicht trauen würde,
wenn nicht der Copist von einem Freunde betroffen wäre, dem er beynahe zu
Fuß gefallen, weil er augenblickl. sein Brodt verlieren würde. Ich bitte Sie
also dies Geheimnis vor sich zu behalten. Als ein Product des Vaterlandes
verdient es immer
Schutz
– und ist immer viel bey seinen Geschäften
u Zerstreuungen. Daß
Grecourt
aber an der Ehe mehr Antheil haben
muß, muthmaße ich aus dem curiös Bachantschen Ton. Ein rechter
betäubender geiler Witz
. Kant, den ich wider zu besuchen anfange findt in den
Lebensläufen hundert Winke aus seinen Vorlesungen: Man muß das Ende
abwarten. Die
Liederkenntnis
u Brocken aus ihrer Geschichte – die kurschen
Anecdoten welche aus Ziegenhorn genommen zu seyn scheinen, sind auch
indicia: aber obgedachtes factum ist die Hauptsache. Er scheint es ohnedas
noch nicht verschmerzt zu haben, daß Sie eine Jugendschrift so bitter
mitgenommen in einer Stelle die mir nicht einmal bekannt ist – und wie es heist
Kanter einmal aufgetragen haben diesen Stich noch tiefer zu machen.
Sal et
pax
, Herzens Gevatter! und nichts gegen unsern Freund und Verleger, noch
zu öffentl. Gebrauch, biß die Sache zu Ende ist und für sich selbst redt.
Winkelmanns Briefe habe mir zu verschaffen gewust nebst Gadebusch, den ich mich
besinne als einen Freund des Kr. R. Lilienthals gekannt zu haben. Wir
konnten uns aber niemals, wie es schien, einander ausstehen. Auch Lindners
Manes hat er nicht beßer behandelt. Aber
sein eigener
Lebenslauf ist ein
Meisterstück, das alles entschuldigt, was er von andern sagt, weil er es aus
Mangel des Geschmacks u Urtheils thut. Ich weiß also nicht ob es der Mühe lohnen
sollte seine Klatschereyen wichtiger zu machen als sie in jedes vernünftigen
Lesers Augen von selbst seyn werden. Auch Lavaters Correspondenz mit
Stender gehört hieher.
Dachs Werke sind hier auch selten und wir haben nur einen Antiquariumder ein unwißender Esel ist. Lauson war so gut u schenkte mir ein Duplum aus
seiner Bibliothek von Alberti Liedern für Sie (Er hat mich längst um ein
Exemplar Ihres Gebets zu Bückeburg bey der Leiche ersucht) ich fand aber
den Defect eines Blatts; und zum Glück war hier die Auction des alten
Candid. Tschepius wo Alb. Lieder einigemal vorkamen, aber mehrentheils
auch defect weil man selten alle Theile zusammen findt. †feld bot mir auch
sein Exempl. an, aber blos als ein Darlehn; aber ohngeachtet es einen
ehrl. Band hatte, enthielt es bloß den ersten Theil gantz und das übrige waren
Fragmente der 3 ersten folgenden Theile. Also war ich recht erfreut, da
ich krank war, daß ich ein sehr vollständiges Exemplar durch meinen Freund
Brahl habe erstehen können, das noch die Kürbshütte des Alberti p enthält.
Habe mit genauer Noth nur die
alte
Ausgabe der Gedichte auftreiben
können; die vorigen Montag den 15 abgegangen seyn sollen nach Berl. durch
einen Candidaten Jordan, der daselbst einen HE von Kalnein abholen soll,
den Zitterland hier auf der Academie u auf Reisen führen wird. Ich habe
den Mann nicht kennen gelernt, weil seine Abreise übereilt u ich bettlägericht
war. Er hat mir heilig versprechen laßen beyde Stücke sogl. bey seiner
Ankunft in Berl. auf die Post zu geben. Mehrerer Sicherheit wegen hab ich an
Kraus geschrieben um mit dafür zu sorgen wie wol der zu Commissionen
wie der Bock zum Gärtner taugt. †feld hat mir einen ganzen Stoß Hochzeit
Glückwunsch- vorneml. Leichengedichte des Dachs mitgetheilt, worunter ich
beyl.
ausdrückl. Sterblieder
gefunden. Ich wünschte daß Sie alles zu
rechter Zeit noch erhielten u was drunter brauchbar wäre. Ich vermuthe daß
Ihnen, bester H. hauptsächl. um die
Lieder
zu thun ist; für die
neueste
u
stärkere Samml. der Gedichte
werde hier sorgen, sobald sie vorkommen,
oder ich sie aus einem Winkel auftreiben kann,
wenn Ihnen was daran
gelegen seyn sollte
.
Eben erhalte einen Brief vom jüngsten Lindner, der mit Macht in Berl.
die Medicin studiret und mir statt des Verfaßers der physiognomischen
Reisen, den ich zu wißen neugierig war, meldet, daß ein gewißer
von Jung
die Lebensläufe
geschrieben. Das ist der berühmte Danziger Resident, den
ein altes Gerüchte auch zum Verf. der Ehe gemacht. In Ansehung der
Hauptsache können Sie sich auf meine Nachricht verlaßen, die sich auf ein factumund keine Muthmaßungen gründet, gegen die ich gantz mistrauisch geworden
bin. Die Genesin der Lebensläufe kann ich mir wol erklären, aber in
Ansehung der Ehe glaub ich daß
Grecourt
mehr Antheil hat –
Wie können Sie mich zur Schriftstellerey aufmuntern – und Selbst über
Nachwehen klagen! Nächste Woche beschließ ich mit meinem Sohn das N. T.
und fange das siebente Buch des Aeliani Historiae variae an. Im Latein bin
ich in Miller Chrestomathie die ich erst jetzt habe kennen gelernt und denke
auch die Historias selectasauch dies Jahr zu absoluiren, daß ich
Ernesti
Initia
u
Archaeologia
und das
Hebraische
mit ihm anfangen kann; denn
die Anfangsgründe dieser drey Kreutzsprachen hab ich ihm zugedacht, wenn
Gott Leben und Gesundheit schenkt. Bleibt mir der einzige Sontag übrig,
Besuche anzunehmen und zu geben. Ueberhaupt scheint
von außen
noch alles
so unreif zu seyn als in
meinem Innern
. Was geht mich das Publicum an,
wenn ich mein eigen Haus nicht
mein
Haus
, oder meine Cameram obscuram,nach der ich das Uniuersum auffangen muß, nicht ins Geschick und zur
Festigkeit bringen kann.
Ich beschwör euch, Töchter Jerusalem, weckt sie
nicht! Regt sie nicht! bis sie selbst erwacht
. Wie freu ich mich auf Ihre
Spätlinge
, auf Ihre Apokalypse! Vergeßen Sie nicht mir alles mit der
Meße –
Lieder der Liebe und der Gemeine
– Achten Sie nicht den Verlust
Ihrer Gaben – Meine Gedult wird Frucht bringen und meine Hoffnung gleich
dem Stabe Mosis u Aarons ausschlagen –
Daß
Ihre Ruhe Ehre sey
, vergeßen Sie nicht die
Urkunde
, sollte es auch
blos im
Entwurf
seyn, zu endigen. Im Banier fand neulich, daß Jupiter
1780 a. C. n. gestorben; eine ähnliche Epoque läßt sich p. C. n. erwarten. Die
philosophische Schulfüchserey geht zu B. so weit als mögl. D. Herz, Kants
beschnittener Zuhörer, hat eine philosophische Bude aufgeschlagen die tägl.
zunehmen soll und worunter der Maecendieser Wittwen u Waysen (Acad.
u. Schulen) unsers Landes auch gehört, dem Steinbart sein System
dedicirt hat.
Die Leiden u Ana sind ein
Scherz
der sich von meinem Catalog herrührt.
Wenn so etwas da wäre; wie sollte ich Ihnen, HerzensHerder, ein Geheimniß
daraus machen! Meine Absicht war in der
Apologie meines Cretinen
(ein
Denkmal auf meinen seel. Bruder) den Theil meines Lebenslaufs und jenen
Stoff einzuarbeiten – und zugl. dem Apologisten der Heiden durch einige
argumenta ad hominem etwas zu rathen zu geben. Es ist aber alles Kitzel,
Anwandelung, leerer Spuk gewesen – Was hat der Dichter mehr nöthig
gehabt als eine paginam zum Titel zu fingiren.
Heute ist Sonnabend; ich habe die ganze Woche an diesem Briefe
zugebracht und denke morgen meinen Kirchengang zu halten nach einem
Stillstand von 3 Wochen. Vielleicht haben Sie Mühe mein Geschmier zu lesen.
So bald ich Anlaß habe Sie, bester H. mit etwas beßern als meinen Grillen
zu unterhalten, hoffe ich verjüngt da zu seyn. Jetzt ist mir wie einem
Schweitzer unter seinem Heimweh zu Muthe. Weder ημεραι noch εργα – Gantz
gewiß alles ein Plan einer höheren Hand, der ich meine ganze Erziehung zu
verdanken habe, und die meinen Beruff, ohne ihn selbst zu kennen, entwickeln
wird. – εμαθε αφ’ ων επαθε – Er wolle uns beyde zum reinen
Pfeil machen
und in
Seinen Köcher stecken
! Auch Er dachte,
ich arbeitete vergeblich
und brächte meine Kraft umsonst und unnützlich zu
. Jes. XLIX.Klopstocks Orthographie habe mit Ihren Empfindungen gelesen. Mir kam
Lausons Päan und Bibliothek im Sinn – wenn ich davon reden müste – und das
principium seiner Reformation ist eben so falsch als der Nicolaiten.
Tellow’s erstes Fragment ist für mich sehr interessant gewesen – das letzte erstin meiner Unpäßlichkeit auf Ihren Wink kennen gelernt. Ich denke daß Sie
sich weniger zu beklagen hätten als Nachbarn gute Freunde u desgl. Selbst
das Lächerl. im Enthusiasmo der Freundschaft hat etwas heiliges für mich –
und der Schlüßel zu Klopstocks Werken ist ganz nach meinem GeschmackWunsch. Ist Ihnen auch der Verf. der physiognomischen Reisen nicht
bekannt? Es wird dabey nicht bleiben und werden wol noch mehr auftreten.
Mercurs verdienstl. Werk um den Buncle wird auch wol nicht unvergolten
bleiben. Dante habe in Frankf. am Mayn ohne Wörterbuch gelesen; so sehr
hielte das wenige, was ich verstand, mich für das übrige schadlos.
Friede, Friede! Gott gebe, daß es wahr sey. und laße auch einen guten Stern
an Ihrem Horizont aufgehen. Tausend Seegen überschütte Sie und alle die
Ihrigen. Ich bleibe Ihnen gantz verpfändet ohne daß ich absehen kann, wie ich
für Ihre Wohlthaten erkenntlich seyn werde. Die Zeit wird den Rath der
Herzen offenbaren und das Verborgene ans Licht bringen, unterdeßen jetzt
alles gleich der Saat zu verwesen scheint. Ich umarme Sie im Gefolge aller
der Meinigen, die Ihnen die Hände küßen und ersterbe Ihr treuer
Jonathan Hamann.Dom. Reminiscere.Ich habe bis auf den heutigen Sonntag gewartet, bin in der Kirchen, und
bey unserm Oberhofprediger, der auch wie sein Vorgänger über
Verdruß klagt – und erschöpft und beladener zu Hause gekommen daß ich
Zeit gehabt habe mich erholen zu können. Muß aber demohngeachtet zu Ihrer
bischöflichen Fürbitte meine Zuflucht nehmen, daß ich noch ungeschickter als
das kleine Gotteskind bin den einfältigsten Dank Ihrer besten Hälfte, meiner
verehrungswürdigsten Frau Gevatterin abzustatten. Ich glaube daß diesem
ganzen Briefe meine Unvermögenheit anzusehen seyn wird. Beunruhigen
Sie sich deshalbnicht – Eben platzten meine 3 Kinder herein mit einem
Gefolg einer kleinen bunten Gesellschaft die eine gewiße Madlle Stoltz anführet,
durch mit welcher ich durch Hintz, der sie ins Land gebracht, bekannt gemacht
worden bin, die eine vertraute Freundin einer Cammerherrin von der Reck
ist, welche mit unserm Lavater in Correspondentz steht – Und so hänget alles
auf der Welt zusammen an Fäden, die sich nicht zerreißen laßen ohne uns u
andern Wehe zu thun. Meine alte würdigste Freundin, die Baroneße v Bondeli,ist auch in die äußerste Armuth versetzt u im Begriff Pensionairsanzunehmen, die sie schwerlich erhalten wird ohngeachtet aller ihrer Talente zu einer
Beaumont. Sie wißen vermuthlich daß Sie meine einzige u. beste Schülerin
im Engl. gewesen und ich habe wie ein Kind in ihres Vaters Hause gelebt.
Wäre mein eigen Schicksal auch noch so vortheilhaft, so könnte ich selbiges
nicht recht genießen oder würde auch Experimente machen um anderer zu
verbeßern, welches doch blos ein Praerogativ der Vorsehung ist. Bey allen
solchen Verbindungen fühlt man das Sprichwort lebhafter:
Artzt hilf dir
selber!
Den 1 März.Heute in den Zeitungen die Ankunft Ihrer Prinzeßin gelesen. Beynahe ein
Kalbsviertel vor Freuden verzehrt ad imitationem des ArchiHypochondristenHerkules, deßen Geschichte ich im Banier gelesen und mit diesem Buche auch
zu Ende eile, ohne viel Trost darinn gefunden zu haben. Glaubte daß ich es
lesen müste ehe ich an die Geheimniße gienge. Werde in Mitfasten den letzten
Versuch machen, ob ich im stande seyn werde meine Gedanken drüber
auszudrücken. Geht es nicht; so ist nichts dran gelegen. Will desto fleißiger mit
meinem Sohn seyn, den Sommer genießen und mein Stuffenjahr leer und ruhig
beschließen. Bey der ersten Veranlaßung die der Mühe lohnt werde wider
schreiben. Gott seegne Sie, liebster bester Herder und alle die lieben Ihrigen.
Ihr kleiner Stammbaum hat mir recht wohl gethan. Gute Nacht, Pathchen!
Cetera desunt.Königsberg, den 1. März 1779.Verehrungswürdige Freundin und Gevatterin,
Gott wolle in diesem ganzen Jahr Ihre geheimsten und besten Wünsche so
reichlich befriedigen, wie Sie sich beim Schluß des vorigen um mein ganzes
Selbst verdient gemacht haben. Die Gelegenheit meines ersten Briefes war
wie vom Zaun gebrochen; aber desto schöner das Geschenk einer glücklichen
Aufnahme und Anwendung.
Der kleine Fisch in der Wiege vor meinem Schreibtische, die wahre Muse
meiner kindischen Antwort, schläft trotz Ihrer Prinzessin, der Vorläuferin
des Friedens! – –
Die heilige Sieben unserer Gottes-Familie zusammen zu sehen; so ein
poetisches Schauspiel würde den heutigen Sonnen- und Mondschein
übertreffen. Aus Wollüsten und Bedürfnissen dieser Erde besteht unser ganzer
Vorschmack des Himmels. –
Will meinen Brief wie St. Johannes schließen, der auserwählten Frauen
und Ihren Kindern. Auch meine Sache ist nicht mit Briefen und Tinten viel
zu schreiben; sondern Freude und Alter zu vollenden.
Empfehlen Sie mich Ihrem besten lieben Manne, dem ich noch nie so recht
gesagt, wie sehr Sie verdienen, Seine Erste und Einzige Freundin zu seyn;
weil Wahrheit und Freundschaft immer die höchsten Gegenstände meiner
Oekonomie gewesen, mit denen man nicht für den gegenwärtigen, sondern
die letzten Augenblicke seines Lebens wuchern muß, gleich jenem Alten der
Tage mit schneeweißem Kleid und das Haar auf seinem Haupte wie reine
Wolle. –
Ich küsse Ihnen die Hände und ersterbe Ihr ewig verpflichtesterGevatter und Freund.Kgsb. den 24 März 79.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Einlage habe diese Woche erhalten und giebt mir Anlaß zu ein paar Zeilen
trotz meiner Armuth des Geistes. Ihre liebe Frau Schwester wünscht sich
Nachrichten von Ihnen und ich werde an Ihrer Zufriedenheit Antheil nehmen
und bitte daher selbige nächstens zu befriedigen.
Gott gebe, daß Sie sich alle in Ansehung der Gesundheit so gut befinden
mögen als wir. Wir vegetiren alle nach Herzenslust und die Kleinste ist unsere
gröste Freude –
Einem Briefe von Kraus zufolge wird er sorgen, daß Sie alles von Berlin
so geschwind als mögl. erhalten. Hartknoch wird mit seiner Frau hier erwartet,
und Notarius Hintz wird auch die Meße besuchen. Habe eben die tre cose im
Bocaz gelesen, mit deßen Anwendung auf die 3 Religionen Leßings Nathan
anfangen soll. Seine Idee scheint mir ein Eingriff in die meinige über die
Pudenda der Philosophen-Dogmatik zu seyn. Ich habe über 14 Tage auch
Lust gehabt – und brüte über
Fragmente apokalyptischer
Sendschreiben über apokryphische Geheimniße
–
Vielleicht feyre ich Michaelis das 20ste Geburtsjahr meiner Autorschaft und
setze ein Denkmal meines halben Seculi. Noch geht es nicht von der Stelle;
werde aber nicht eher ruhen, als bis dieser Sauerteig
– – et quae simul intusInnata est, rupto iecore exierit caprificus!Ich sehne mich zuförderst nach Ihren
Liedern der Liebe
und
ferneren
Neuigkeiten
. Daß diese Meße für mich wichtig seyn wird, scheint mir zu ahnen.
Diese Woche ist wieder eine starke Remise Mst. von Hephästion
durchgegangen nach Berlin, vermuthlich zu seiner Kirchengeschichte der ersten
Jahrhunderte. Nebst Ernst u Falk, an dem ich mich nicht satt lesen kann, hat
Leßings nöthige Antwort auf eine unnöthige Frage meine meiste
Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Was meynen Sie liebster Herder! dazu? Kleuker soll auch die Fragmente
beantwortet haben, aber nichts davon auftreiben können. Ist es nicht mögl.
das 4 u 5te Gespräch des Falk oder wenigstens den Innhalt davon zu erfahren?
Vielleicht haben Sie als Bruder Mittel dazu. Ein Wink darüber gehört zu
meinem Plan. Ich muß schließen, umarme Sie sämmtl. u sonders in
Gedanken. Der Frau Gevatterin meinen ehrerbietigsten Handkuß. Kann weder
reden noch schreiben und ersterbe der Ihrige.Johann Georg.Den 26 März des MorgensAdresse mit Lacksiegelrest:HErrn / Herrn GeneralSuperintendenten
Herder
/ zu /
Weimar
. / fr. HalleDum moliantur, dum comantur, annus est – Es ist würklich über Jahr
und Tag, daß ich Ihnen liebster Freund, auch meine Gedanken über die
Mysterien der Heiden versprochen. Meine häuslichen Sorgen haben mich öfters
durch einen zwar typischen aber zieml. natürl. Zusammenhang auf an die
lieben
Geheimnisse der Ceres
mehr als erinnert erinnert und an jene
Säuglinge u Unmündige, die zu ihren Müttern sprachen:
Wo ist Brodt und
Wein
? Was W ist und an jenes gute vor andern, was ist und schönervor andern als neml.
Korn
das Jünglinge u.
Most
der Jungfrauen
zeugt. Ungeachtet Mit aller der Begeisterung des Hungers und Durstes,
mit den ich in der Wüste meines Vaterlandes von Brosamen von dem
für die Kinder gehören unter dessen Bel und seine die 70 Pfaffen täglich
sich zwölf Malter Weitzen, vierzig Schaafe und drey Eimer Weins auf
Kosten der Kinder des Reichs der des inwendig leim und auswendig
ehernen Götzen.
Sind unsere Philosophen nicht des Descartes und unsere Philologen des
Leclerc heiliger Saame; und haben wir es nicht ihren gemeinschaftlichen
Verdiensten um die Dogmatik zu verdanken, daß der Geist des Heidentums in
eine die Grundwahrheiten der einer natürl. Religion und der Geist des
Χstentums in eben den Urstoff aufgelöst worden. Ist es also nicht ein Wunder
dieses allgemeinen Geistes, wenn die Heiden zu Christen, und die abermal
die Christen zu Heiden werden und
das Ende wider in den Anfang
dringt
.
Et vecordi locuta est: Aquae furtiuae dulciores sunt et panis
absconditus suauior. Et ignorauit quod ibi sint gigantes et in profundis inferni
conuiuae eius. Prou IX.
– magno silentio tegendae religionis argumentum ineffabile. Apuleius
Metam. XI.Auch in dieer Dunkelheit hat liegt so viel Reitz für denkende
Philologen und gelehrte Weltweise, daß sie sich an die Untersuchung der
Geheimnisse gewagt und am Ende entweder ein reines Nichts oder ein so
zweydeutiges Etwas gefunden, das sich einan wie
gut
und
böse
entgegengesetzt ist.
Diese höchste allgemeinsten Gattungsideen,
Nichts
und
Etwas
, Gut und
Böse sind die ersten Gründe und letzten Resultate aller menschlichen
Erkentnis und aus ihrer Zusammensetzung und Anwendung durch Anschauen des
Einen in dem vielen entsteht die Wissenschaft κατ’ εξοχην aller nothwendigen
übersinnlichen Wahrheiten, und die eigentl. reine Vernunfterkenntnis, oder
die Wißenschaft der göttl. Dinge nach Plato.
Ohngeachtet es weder an Heiden noch Mysterien bis auf den heutigen Tag
fehlt noch fehlen kann: so kann uns doch weder Induction noch Analogie,
weder Schlüße aus den Begriffen der Unter und Nebenarten zur gewissen
Erkenntnis der jener allgemeinen Wahrheit verhelfen, ob die Mysterien
der alten Heiden Nichts oder Etwas und ob letzteres gut oder böse gewesen,
so leicht auch diese Frage in Ansehung unserer Zeitverwandten und
Vorfahren entschieden werden kann durch die Homogeneität oder durch die das
Beständige u Gemeinschaftliche des Aberglaubens in der ganzen Menschlichen
Natur trotz des Zufälligen und Besondern in der äußern Lage u Cultur der
Individuen, Arten u Gattungen.
Vermerk von Hamann:Geantw den 6. 7. May.Weimar den 9. April 79.Tausend Dank, liebster Freund, Gevatter u Landsmann für Ihre beiden
Briefe u. die Mühe, die Sie sich Simon Dachs wegen, selbst u. durch andre
gegeben haben. Ich glaubte nicht, daß ich sie Ihnen, insonderheit im
Abschreiben, machen würde; mir schwebte nur im Sinn, daß Lauson eine
Ausgabe S. Dachs veranstaltet habe oder habe veranstalten wollen; diese, wenn
sie dawäre u. was sich sonst Ihnen darböte, mit leichter Hand zu senden,
wünschte ich, weil ich Albertis Arien überdem schon selbst besaß. Indeßen
wasrs mir sehr lieb, da ich die Stücke unsers Landsmanns von Ihrer Hand
geschrieben empfing u. durch Krausen die beiden Bücher, worunter mir die
Kürbishütte ganz neu war, auch erhielt. Ich danke tausendmal Ihnen u. die
dazu beigetragen u. wünschte, in hiesiger Gegend wiederum mit Etwas dienen
zu können. Die Ursache meiner Bitte war, weil ich meinen Landsmann, den
ich seiner Lieder u. treuherzigen Preußensprache wegen, sehr schätze, in
Deutschland, wo man doch einen Opitz, Flemming p wenigstens
nennet
, beinah ganz
unbekannt finde u. ich mich doch gern im Umfange mit ihm bekannt machen
möchte, zu sehn, ob u. wie er vorgestellt sei oder vorzustellen wäre? Ists also
nur Traum von mir, daß Lauson einige seiner Gedichte herausgegeben habe?
ist diese Ausgabe auch selten? Antworten Sie mir doch, lieber Landsmann,
hierüber. Da ich weiß, daß Lauson Dichter u. alte Dichter mit großenrSorgfalt gesammlet hat u. wo ich nicht irre, sehr Preußisch denkt, so glaube ich,
muß ihm nichts von solcher Art verborgen geblieben seyn, weil er ja auf alle
Auktionen kriechet oder wenigstens zu meiner Zeit kroch. Ohne Zweifel sind
ihm also auch der
Gertrud Möllerin
, einer Preuß. Dichterin,
Oden
bekannt, die ich nur aus
Morhof
u.
Neumeister
, deren erster sie sehr lobt,
kenne, u. Sie fragen ihn wohl, lieber H., einmal bei Gelegenheit darüber.
Mich. Konghel ist mir in der Kindheit mit seinem Cypreßenhain bekannt
geworden; das übrige von ihm kenne ich nicht u. überhaupt erwarte ich von ihm
weniger. Sie werden im 2ten Th. der Volkslieder, (der Ihnen ohne Zweifelvielleicht mehr gefallen wird, als der Erste, wenigstens wünsche ichs, weil
ich mit ihm schließe) Ursache finden, warum ich darnach frage: dieser ist
übrigens das Einzige, was jetzt von mir die Meße mitbringt u. auch mit ihm
schüttle ich mir, piscator ictus, nur wieder etwas vom Halse, das nicht für
mich ist u. bin übrigens froh, daß ichs los werde. Meine weitere
Nachforschungen sind unt vor der Hand nur für mich u. um so viel lieber ist mirs,
wenn etwas herauskommt. Mit Hartknoch werde ich an Lauson u. Kreuzfeld,
diesem zum Dank für seine litthauischen Lieder, 2 Ex. der Volkslieder schicken
u. Sie sind wohl so gütig, es Beiden zu geben, damit ich nicht schreiben dörfe.
Gnug von dieser ersten Sache, die vielleicht Kinderei ist, wie alle Liebhabereien,
sich doch aber mit dem Feigenblatt der Vaterlandsliebe u. ersten Eindrücke
beschönet.
Meine Frau hat Ihr Briefchen so gefreuet, als mich der ganze Detail Ihres
Haus- Schulden- und Werbwesens ergötzt u. gerührt hat. Sie sind, lieber
alter Hausvater, auf einem guten Wege u. bei aller Ihrer Schüchternheit (,in der ich Sie leibhaft vor mir sehe), muß ich leider sagen: du bist gerechter, als
ich. Wir gehn an unserm Theil lange nicht mit dem Blei- u. Winkelmaas, wie
Sie, zu Werke, sondern laßen hie u. da Apollos Leier den guten Argus
einschläfern; indeßen sehe ich noch immer, nicht blos bei Sachen der Noth
sondern selbst der Luft und Willkühr, daß ein beßerer Rechenmeister als wir, mit
u. für uns rechnet, u. uns immer eine geheime Sparbüchs öfnet, wo wirs
nicht glauben u. werth sind. Mich, von Gottes Gnaden in persona, hat
insonderheit Ihre tägliche Lebensweise recht beschämt: ich bin gegen Sie ein
Verschwender in mehr als einem Stück, doch satis! Der Himmel helfe Euch
bald auf ebnen Weg, lieber Sorger.
Ich freue mich, daß Sie mit an unsrer Freude u. Theilnehmung an der Geburt
unsrer Prinzeßin in Ihrer Ferne auch Antheil nehmen. Es ist dabei etwas hart
gegangen, obgleich unsre Herzogin, die alle Welsche Babelschminke u.
Weichlichkeit u. Schwäche nicht kennt und haßet u. eine von den Personen ist, die
Ihre Sibylle über die Ehe allein für ächte Töchter Evas erklärt; – u. auch noch
hat sie sich nicht ganz erholt. Was das ärgste ist, ist, daß Sie Ihre Entkräftung
mehr Menschen u. ihrer hölzernen Sorge, als der Sache selbst zu danken hat –
indeß wird der Himmel der edlen Frauen helfen. Ich habe in meiner Freude
über Ihre Entbindung im ersten Anfall ordentlich Maas u. Ziel vergeßen, ob
es gleich eine Prinzeßin war u. jedermann, wie sie selbst, einen Prinzen hoffte.
Meine Frau war bei der Entbindung, und auch die Zeit ihrer Wochen durch,
tagtäglich ihr treuer Geselle u. wir lieben sie als, unsere Göttin. Ich Am
Tage des Kirchgangs wollt ich doch auch meine Freude öffentlich zeigen u. weil
doch eine Kantate, gut oder schlecht, der Sonntägl. Gewohnheit nach
hergeleiert werden muste, machte ich Eine, die ich beilege. Sie ist vom
Kapellmeister Wolf ziemlich gut komponirt u. machte hielt in der Stunde der
Aufführung viel die Aufmerksamkeit sehr gut beisammen. Meine Frau hat
mich sehr angelockt, die Predigt bei der Geburt
Taufrede
u. dem DankKirchgang zusammen, als Amtspredigten, drucken zu laßen; vielleicht
geschiehts, wenn ich noch einige andre hinzufüge, jetzt ist nichts draus geworden.
Mich sollts freuen, wenn Ihnen die Kantate gefiele; non Musarum, sed
pietatis opus u. παρεργον meiner Geschäfte.
Semlers Buch gegen den Ungenannten ist hier, u. mein College, der so
lange gewesene ephorus vicarius, ein alter Theolog lobts sehr u. hat sich mit
Semmler drüber wieder versöhnt; ich habe aber noch nichts, als Vorrede u.
die Beilage am Ende gelesen. Jene ist, ganz außer Semmlers Ton, demüthig
u. fast furchtsam; die letzte, ohne Zweifel von einem Preuß. Officier schnippig,
doch nicht untreffend. In seinem Briefe an mich schreibt er, daß auch Michaelis,Leß, Seiler, Teller p nunmehr schreiben würden u. da haben wir ja
Feuerlöscher gnug. Ich muß Ihnen sagen, daß ich in dieser Sache
von Seiten
Leßings
sehr viel Antheil genommen habe u. noch nehme, mag auch
herauskommen, was da will. Seine Antwort u. Glaubensbekenntniß an Götze hält
für mich außerordentl. wichtige Punkte, wo ich seine weitere Erklärung sehr
wünschte; unsre berühmten Theologen aber, diese illustria capita voll
Mohnsaamen, sind schöne Herren, mit denen mir von Tag zu Tage alle Geduld mehr
ausgeht. Wie er rief, schwiegen sie; nun er schweigt werden sie vornehm u.
religiös hinter ihm her klaffen. Um die Brüder von Falk u. Ernst habe ich mich
sehr bemüht; ich hoffe sie durch Bode, der jetzt mit der Gräfin Bernsdorf hier
ist, zu kriegen, mags aber nicht
treiben
, weils mir sonst desto eher versagt
wird. Weigert er sich, so schreibe ich selbst an Leßing drüber u. wenn ich sie
habe u. aufs Wort der Treue sie einem Menschen, für den ich stehn kann,
mitzutheilen, sollen sie gleich unter eben diesem Siegel zu Ihnen. Leßing hat an
mich einen sehr guten Brief geschrieben: er will den Renner und altdeutsche
Volks
gedichte
(nicht Lieder) herausgeben, wovon er mir Proben übersandt
hat, ich glaube, er wird mir auch die Gespräche nicht abschlagen. – –
Es thut mir leid, daß Kanter so etwas von mir gegen Hippel geplaudert
hat. Ich bin mir nichts gegen ihn bewußt, weder in Worten, noch in Schriften:
mein Weg hat an den Seinen nie gegränzt, ob er mich gleich in allen meinen
ersten Tritten in Königsberg gnug verlacht hat; u. werde in der Folge desto
vorsichtiger seyn. Können Sie etwas beitragen, ihm seinen Wahn zu
benehmen u. mein gegen ihn ganz uneingenommenes Gemüth zu bezeugen, so thun
Sies: denn ich mag in der Fremde gegen meine Landsleute nicht kriegen.
„Sal et pax!“ soll mein Symbol seyn aus Ihrem Briefe. –
Und das auch gegen einen andern, der mir näher geht, als Hippel; es ist der
falsche, vertrakte Merk in Darmstadt, der nicht aufhört, da er sich mehr als
einmal durch Briefe wieder hat einschleichen wollen, mich auf seine Art d. i.
hämisch und kennerisch im Dunklen und Hellen anzuzapfen, wo er kann. Detail
davon anzuführen, wäre fatal, lohnt auch nicht der Mühe: übrigens gilt er
hier, da er Göthens Aufwärter, Kupferstichsamler für den Herzog ist u.
vorigen Sommer mit der verwittw. Herzogin, einer großen Liebhaberin alles
Schönen, den Rhein herabgereist ist, für einen großen
Kenner
u. da in
Wielands Merkur ist er Censeur eternel u. perpetuirlicher Kunstrichter. Auch
der Bilanz des neuesten Merkurs ist von ihm. Im Sommer wird er hier
erwartet u. alles Kennerische wapnet sich ihn zu empfangen; ich werde mich,
sobald ichs weiß, wenn der böse Geist kommt, wegschleichen u. übrigens darauf
bei Gelegenheit antragen, daß man ihn hier zum Hofkenner u. Kunstrichter
bestelle. Ich wünschte, ihn nie gesehen zu haben.
An meine Apokalypse denke ich bald zu gehen: Gott gebe Glück; und
vergeßen Sie nicht Ihre Apokalyptische Briefe, nach denen mich, auch der Engel
einer Gemeine, herzlich verlanget. Ihre Worte sind Lebensöl in die Lampe
meines Geistes u. Berufs. Der Himmel erstatte es Ihnen reichlich wieder.
Daß
Lowths
Jesaias heraus ist, wißen Sie ohne Zweifel. Koppe, deßen
Uebe N. T. ich noch nicht kenne, macht eine Uebersetzung davon in zwei
8. Theilen, u nach der mich fast mehr verlangt, als nach dem Original. Der
Ankündigung Anzeige nach, ists nicht, was man erwartet hat. Von J. J.
Roußeau
ist ein Band Schriften heraus zu Er als Anhang seiner Werke;
nichts Merkwürdiges, das von ihm zum Druck bestimmt gewesen, aber mir
desto angenehmer, weil es meistens Privatbriefe sind, die er an die Frau
geschrieben, die seine Aspasie war u. ihn zum Menschen geformt hat. Sie sind
aus der intereßantesten Zeit seines Lebens u. auch ein paar Gedichte epitre aParissotu. ein Landgedicht ans eigne Gut sind mir sehr schätzbar. Auf
die Memoires seines Lebens, wenn sie erscheinen, bin ich neugieriger als auf
Etwas von ihm; ich befürchte indeß, sie sind aus seinen Zeiten der
Ueberspannung.
Diderots
Essai sur la vie de Seneque et sur ses ecrits hat mir
Grimm
aus Paris geschickt; es liegt indeß noch ungelesen, weil mich, ich
weiß nicht, welcher Duft des Atheismus u. der Vernichtung der Vorrede nach
davon wegtreibt. Ueber Villoisons Fund in Venedig mag sie der März des
Merkurs belehren. Mir ist eine Geschichte der HErn
Paris
, die ins
Finanzensystem von Frankreich unter Ludwig 14. u. Law so viel Einfluß gehabt haben,
in die Hände gefallen; da ich weiß, daß Dinge der Art sie einst intereßirten,
so nenne ich sie Ihnen u. wünschte, den Uebersetzer zu kennen. Er hat einen
sonderbaren Styl, hart aber eigen, und seine vorläufige Diskußion über
Publikum u. Geschmack deßelben ist besonders. Von Lavater höre ich nichts u.
es ist sehr gesund für ihn, daß er ausruht – –
Mein Gottfried ist die Karwoche am Brustfieber sehr krank gewesen; aber
wieder beßer, nur sehr dürre u. hustet noch. Ihr Pathe ist munter u. drollig:
die Sonne brütet ihn recht aus u. er vegetirt wie ein Thierchen. Vielleicht
schicke ich durch Hartknoch von beiden eine ganze Silhouette, in der sie leben
u. weben; der zweite bringt seinem Pathen darinn ein Blümchen u. steht wie
ein Mönch mit seinem dicken Lutherskopf da. Der dritte ist recht wohl (außer
einem schreckl. Schnuppen, an dem wir alle leiden) und der für uns gesegnete
Augustmonat, mensis festus, verspricht uns ein Viertes quoddam, dazu der
Himmel Gnade gebe.
Vom Frieden spricht man ja noch immer zweideutig: ich wünsche, daß
wenn dieser Brief zu Ihnen kommt, Alles zum besten entschieden seyn möge.
Die Gräf. Bernsdorf ist mit Bode hier, weil eine nahe Verwandte, die sie
erzogen u. wie Kind geliebt hat, an einen hiesigen Regier. Rath von Schard
verheirathet ist. Sie wird diesen Sommer u. Winter hier bleiben u. hat deßhalb
für ihr junges Ehepaar ein Haus nach ihrem Gefallen gekauft. Sie gibt sich
viel Mühe nach mein- u. meiner Frauen Umgang, demohngeachtet sehn wir
uns sie nur wenig. – Er übersetzt jetzt the World u. 2. Theile kommen auf
der Meße zum Vorschein. Ich wünsche, daß sie nicht so launig seyn, als der
Landpr. von Wakefield, der mir in seiner ersten Uebersetzung viel beßer
gefallen hat. Kleukers Fragm. habe weder gesehn noch gelesen. Gleim hat die
Lieder der Liebe nach seiner Art eingekleidet u. mir davon ein Exemplar
geschickt; meines Wißens ist noch nichts öffentl. erschienen. Hahns Schriften
habe ich neulich einige Tage vor mir gehabt; es hat mir aber nichts davon
schmecken wollen, seine Postill am wenigsten. Es sind lauter Oetingersche
Ideen, die ich lieber bei ihm selbst lese, wenn sie ja gelesen werden sollen; das
meiste ist aber doch würklich Phantasm u. ich weiß nicht, wie Lav. so was als
Apostol. Wort Gottes u. diese Predigten als die ersten in ihrer Art anpreisen
kann. Das Gesetzbuch der
Hindoos
ist nicht des Aufhebens werth, das man
davon gemacht hat; überhaupt sind jetzt für mich dürre Jahre: sie sind nöthig,
daß die fetten zu ihrer Zeit gesehn u. empfangen werden.
Haben Sie nichts dagegen, so legen Sie dies Exempl. der Kantate dem
Briefe meiner Schwester bei: durch Hartknoch soll das Ihrige in hüpschem
Silberpapier, wie recht u. billig, erscheinen u. sie erfreut sich doch daran, weil
es von mir kommt. Adieu, Liebster, Alter. Leben Sie wohl mit alle den Ihren.
Glückliche Ostern u. Pfingsten, Früling u. Sommer, Saat u. Ernte, in allem,was Sie beginnen. Amen. Viel Gruß von Ihrer Gevatterin, die sich Ihnen
aufs beste empfielt.
Herder.Kgsb. den 17 April 79.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u FreundMachte den Anfang an Sie zu schreiben in der Nacht den 15/16 bey einem
herrlichen sanften Gewitter – als Krankenwärter meines Sohns der einen
doppelten Anfang des Fiebers denselben Tag gehabt hatte – Heute hagelts –
Gott gebe daß dieses Schreiben bey gutem Wetter eintreffe und alles gesund
und wohl behalten bey Ihnen seyn mag. Der Frau General
Superintendentin Pathchen macht schon Zähne und will mit Gewalt reden, und ist unser
täglich Wohlleben.
LicentBuchhalter Pynnow mit dem meine Loge durch eine Scheidewand
verbunden ist, und mit dem meine Beruffsarbeiten beynahe allein
zusammenhängen, erschoß sich den 12 nachdem er umsonst zum Gift seine Zuflucht
genommen hatte. Eben denselben Tag wurde ein Schiff abgelaßen, und 23
Personen waren in meinem staubichten Bücher- u Schlafsaal Zuschauer.
Daher hab ich Beylage von diesem für mich merkwürdigen Tage datirt. Es ist
der Bogen, den
Sie
gewünschtWißen’s Sie’s noch? Mein Copist Baruch –
vulgoBrahl hat 2 daraus gemacht. Seinetwegen hab ich die ganze Ostern
zu Hause zugebracht und er ist mir so sauer geworden wie St. Paulo seine
Galater. Bis patriae cecidere manus – möcht ich mit dem Vater der Einfälle
u Zweifel über die Gesetze sagen; aber das Rühmen ist mir kein Nutze.
Sie kennen meine Autor-Pietät und imbecillität. Was wird aus dem
Kindlein werden? Wenn es Ihnen u mir nicht Schande macht; so adoptiren Sie’s
oder seyn Hebamme – oder Gevatter – oder alles wozu ein
Freund
gebraucht
u gemisbraucht werden kann. Weder H. noch H. gehen zur Meße; bey K. ist
alles todt. Es ist ein Lumpen-Bogen mit dem es nicht lohnt sich um einen
Verleger – Sie sind im Mittelpunct der Verbindungen – Wenn es nur bald
zur Welt kommt, und soviel möglich correct. Am liebsten im
Format
der
Sibylle über die Ehe, doch ohne die daselbst angebrachte Einfaßungen. Weder
Ort noch
Jahr
auf dem Titel; weil letzteres am Ende der Epistel steht. Sollte
es auf einen
Qvartbogen
gebracht werden können: fiat! Sollte kein Verleger
zu finden seyn und das
Museum
kann und will es – aber bald einrücken: so
sind Sie auch näher wie ich und da ich
Boie
meine Antwort schuldig bin: so
geben Sie ihm das zu verstehen als einen thätl. Dank für Ihre eigenmächtige
Einrückung der Büffonschen Uebersetzung. Haben Sie wenigstens die Liebe
u melden Sie mir bald Ihre Meynung, Gutachten p Sollten Sie glücklich
seyn: so bitte 3 Exempl. für mich – aber dem Verleger eins nach
Wandsbek
,
an den
Layenbruder
, 4 nach der Schweitz an
Lavater
,
Pfenninger
,
Kaufmann
Ehrmann
– an
Leßing
u
Klopstock
und
Mendelssohn
– und eins
an
Kleuker
, dem ich
Antwort
u
vielen Dank
schuldig bin – nicht zu
vergeßen besorgen. Versichern Sie mich einer
guten Aufnahme
meiner
gegenwärtigen Zudringlichkeit: so werd ich Lust bekommen vielleicht den 2ten
Theil einer Apologie des Buchstaben H im Namen des seel. Prof. Mannah
vorzunehmen – auch meinen ער וענה von 777 zu vollenden. Denn Ihre
Lorbeeren und das Rauschen Ihres Hains bester Herder! weckt mich auch aus
dem Schlummer! – und denn soll unsere Ruhe Ehre seyn, wie Ihr Jesaias
sagt. Finden Sie das Blatt nach Ihrem Geschmack; so bitte auch
Ihrem
Freund
in Erfurt u Nachbar G. in meinem Namen zu bedenken.
Vergeßen Sie nicht Ihrer baldigen Antwort eine Einl. nach Morungen
um Ihrer lieben Schwester auch mit Nachrichten zu erfreuen, der ich auch eine
Antwort schuldig – Ungeachtet des ewigen Geräuschs von meinen Schulden
hoffe ich allen gerecht zu werden oder bey allen Vergebung zu erhalten. Auf
alles
Firne und Heurige
von Ihnen warte mit Schmerzen – oder mit dem
Schwanenhalse der αποκαραδοκια wie St. Paulus sagt. Ihre Lieder der Liebe
– der Gemeine – Apocalypsis – nach der guten Hand Ihrer Muse und Ihres
Herzens. Gnug auf heute; Morgen u übermorgen, so Gott will! mehr –Bin Kraus eine Antwort schuldig seit länger als einem Monath –
Dom. Misericordias.18. AprilDas Mst. sieht wie ein Embryo oder ein noch in seinem Blut liegendes Kind
aus. Die Stellen in Häckchen beziehen sich meistens auf
Starks Apol. des
Ordens die neueste
Aufl. auf
Meiners
und
Leßingiana
in puncto der
Fragmente p Eberhard habe angeführt; die Stelle aus dem Mendelsohn nicht,
sie ihm aber mündl. hier vorgehalten.
Die
Postillengloße
u
Recensentengeberde
bezieht sich auf unsere Kgsb.
Zeitung welche
Crichton gegenwärtig
dirigirt. Bey Recensirung der Freym.
Gespräche, die auf eine sehr feyerl. u pathetische Art angemeldet wurden hieß
es: Da wo Falk den scherzenden Ernst freundl. ersucht sich seines Namens zu
erinnern, dachte zwar Recensent an jenen Wohlseligen zurück, der seiner
Gemeine, am Charfreytage den Buchstaben B, und in ihm – Jesum als den
Blutbürgen und Bräutigam vorstellteS. 3.Das physische Factum bezieht sich auf einen Brief des Seml. dener an einigeen hiesigen Minister geschrieben haben soll, wo derAusdruck in puncto der Auferstehung vorgekommen. Dasvorhergängige Wort ist aus
Leßings Schrift
über
den Beweiß des
Geistes u der Kraft
hergenommen.Ich habe mir soviel mögl. Mühe gegeben die Kunstwörter deutl. zu schreiben
ibidem
mein! beym Leben Pharaons, ist das erste ein Lieblingswort des
Autoris profligati. Daß Opuscula profligata im Lateinschen sovielals Fragmente bedeuten wird auch nicht jedem bekannt seyn.S. 7.
gevierten
ist ein altdeutsches Wort dem
galanten
entgegengesetzt.ibid. Lausangelrätzel wird vermuthl. unverständlich seyn u ein ProvinzialWort.S. 10.
Vergöttung
, ein mystisches Kunstwort; das ich nicht gern im Druckverballhornt sehen möchte.S. 13.
Söge
ist ein hamb. Dialect für eine säugende Sau.Unsere Orthographie ist auch ein wenig unterschieden. Ich brauche mehr c
wo Sie k und z brauchen; wünschte also auch hierinn meine Weise. c wo das
Wort aus dem Lateinschen herkomt oder hergeleitet wird; k ist ein griechischer
Charakter Z. E. Epikur; aber Character, Oeconomie mit c als lateinisch
abstammend. Doch dies sind Grillen die ich entre chien et loup schreibe.
Habe heute Kant besucht, der diesen Donnerstag sein 56. oder 57 Jahr
antritt und voller Lebens- und Todesgedanken war. Meinen Kirchengang heute
auch gehalten. Hänschen hat Gottlob weder gestern noch heute etwas vom
Fieber gefühlt; wird also blos ein Fluß u verdorbner Magen gewesen seyn.
Ich fahre bey Licht fort S. 12. Sünde und Schande – – Ja, ja, Sie hat
den Mann
,
den Herrn
! und durch denselben redt er noch in den Kindern
des Unglaubens, jener Erstgeborne der Vernunft, wiewohl er gestorben ist pWeg mit dem
Starken
zum Brandopferaltar des starken Geistes Diagoras!Ich weiß selbst nicht, liebster Herder, was ich anfangen soll. Weder
abschreiben noch abschreiben laßen, kann ichs. Ob man’s in der Druckerey wird
lesen können. Ob Sie sich mit einer Correctur werden abgeben können? Ob
Sie dienstbare Geister mehr haben als ich auf allen Fall es unter Ihren Augen
ins reine bringen zu laßen. Ob die Sache, Ihre Arbeiten, Gesundheit p und
Umstände sich vertragen? Muß alles dem Schicksal überlaßen – und gebe
Ihnen carte blanche es zu unterdrücken und zu befördern, weil ich mir selbst
nicht zu rathen noch zu helfen weiß. Und also gute Nacht! Wir wollen es
beschlafen – Bin durch einen Besuch irre gemacht –
Montags.Pathchen ist Gottlob gestern in ihren 6ten Mond gegangen u heute zum
erstenmal in unsern Garten. Ich kann mich nicht anders helfen; und muß Sie
zum
Mittler
dieses Corporis delicti einsetzen.
Fort
muß es, Selbst
abzuschreiben ist eben so unmögl. Ergo bitte alles zum Besten auszulegen und
mich bald über meine Ungewißheit einer guten Aufnahme zu beruhigen. Ich
hoffe daß unser gegenwärtiges Vertrauen auf einen guten Willen
correspondiren wird, gesetzt auch daß ich Ihre Erwartung nicht erfüllt, und Ihre
Umstände es Ihnen nicht erlauben möchten sich mit der Sache einzulaßen.
Prof. †feld besucht mich um mir seinen Eintritt ins 35ste Jahr zu melden
und daß er Sub-Bibliothecarius von der Schloß Bibliothek geworden. Hab
ich Ihnen geschrieben, daß mir diese Stelle zugedacht gewesen ich weiß nicht
durch was für ein Misverständnis meiner ganzen Lage, die so eine Zwickmühle
nicht erlaubt.
Nun, erfreuen Sie bald mich und meine
Freundin in Morungen
mit einer
Antwort. Hänschen Gott Lob befindt sich wol. Gott seegne mein Pathchen
und seine liebe Brüderchen. Heute ist die letzte Ziehung der letzten Lotterie in
Kgsberg, die nunmehr eingehen wird. Ich habe auch wie Patriot ohne es zu
wißen jene Wittwe im Evangelio nachgeahmt. Kommt mein Loos mit 20000 fl.
heraus so feyre meinen Geburtstag u trete mein halbes Seculum in Weimar
an. Ist es eine Niete: so hoff ich doch mit göttl. Hülfe zu meinem Endzweck
in petto zu kommen.
Bin nicht im stande das geringste vernünftige zu Papier zu bringen mag
sinnen, wie ich will. Also Gott befohlen. Ich umarme Sie, meinen Handkuß
an Ihre verehrungswürdige Hälfte!!! Künftig mehr!
Lebt Claudius oder ist er todt?
Kgsberg den 17 April 79.Sünd und Schand, liebster K. Ihnen solange nach einer Antwort harren
laßen zum Dank für alle die Freude welche mir Ihr – (schöner wie der
Vollmond!) den 10 März gemacht hat. Denselben Abend kam mit Ihrem Brief
bene potus et lotus von dem
Bruder
, den Sie hatten grüßen laßen, (dem
Paranymphen
) zu Hause. Seitdem bey Müller bin auch nicht gewesen und
bey Niemanden. Den 12 huj. Vormittags erschoß sich Buchhalter Pynnowcavalierement, wie er gelebt, nachdem das Gift nicht ausschlagen wollen.
Den Nachmittag war bey mir Galla, wie noch in meinem Hause nicht
gewesen ist, u meine staubichte Bücher- u Schlafstube ein ander
Arcadien
.
Es wurde ein Schiff ohne Klang u Gesang abgelaßen. Nun lieber Homer!
etwas von Deiner Begeisterung im Catalogo der Flotten u Heere um Ihnen
einen philosophischen Begriff von meiner Seelen Noth und Kindesnöthen
einen Begriff zu machen verhelfen. Da war HE Trib. R. Buchholtz u
seine Hälfte, Münzmeister u do Me Seeligmann mit 3 jüdischen Damen, davon
ein paar sehr jung u schön ως εν παροδω mir vorkamen. Unter den christl. muß
ich obenansetzen Ihr des lieben Kapellmeisters liebste Schwester mit Ihrem
do Me Aune, Mlle Stoltz mit einem Gefolge, als wie ♄ Monde u
Trabanten hat. Mein Gevatter u Mältzenbräuer sah über alle von der Luchte herab –
und ich arme Sibylle! lag im Wochenbette seit Grünendonnerstage, und
wartete auf meine Entbindung von einem Knäblein, das dem Himmel sey Dank!
glücklich zur Welt gekommen – nicht dicker und stärker als ein einziger Bogen.
Baruch Brahl hat aber 2 draus gemacht durch eine verwünschte Abschrift,
um die ich meinen K. lieber gebeten hätte, wenn E er hier gewesen wäre.
Ob
und
wie
und
wenn
es in die Preße kommen wird, wißen
Jupiters Knie
– aber ich nicht. Weder H. noch H. sind zur Meße durchgegangen. Ich habe
wie ein Kind auf sie gewartet und gerechnet und bin in solchem Schweiß,
daß ich, so bald ich wieder auf die Beine komme, einen zweyten Theil der
Apologie des kleinen Buchstaben im Namen des von den Todten
auferstandenen Professors M. schreiben werde. Mein liebes Hänschen hat vorgestern
einen doppelten Anfall vom Fieber bekommen, ich bin die Nacht drauf sein
Wärter gewesen, und genoß dafür den Anblick eines so schwülen Gewitters
als man im schwülen Sommer kaum haben kann. Heute nichts als Hagel!
haben aber die Fabeln in Milleri
Chrestomathia
zu Ende gebracht und
wären mit Ihrem Aelian auch fertig geworden, ohne die Abwechselungen dieser
Woche und unsers beyderseitigen Fiebers. †feld besucht mich seit Ihrer
Abreise die Woche nur einmal. Thun Sie Ihr Bestes, um
meinetwillen
daß
er die Bibliothekarstelle erhält. Dies war ein Hauptpunct, warum ich eilen
wollte mit einer Antwort an Sie. Er wollte sich Selbst für Ihr Andenken
bedanken und mir Einl. vor einem Monat zuschicken. Ich mag mich aber
über Ihre Algebra u
seinen Hudibras
nicht aufhalten, damit Sie sich an
meinem K–x nicht rächen. Es sind
Fragmente
pro et contra den Gout du
jour. Ich weiß selbst nicht, wie ich die betise habe begehen können mich
zwischen 2 seiner abstrakten u concreten H. (ohne Selbst ein Poet und Philosoph
zu seyn) zu versetzen, und mich ins Handgemenge mit – Doch habe ich auch
Freunde die sich in fonte caballino (wie die Uebersetzung des H.) gewaschen u
in bicipiti Parnasso geträumt haben – Quid faciam? – Geantwortet muß
doch einmal seyn und mehr Neues als ich geschrieben, hab ich nicht. Grüßen
Sie Ihre dortige Bigam – und unsern Landsmann Lr. der Mandosium auf
der dortigen Bibliotheque gefunden, aber keinen Lud. Jacobillum. Haben
Sie doch die Güte für mich und suchen in Mandosio nach, ob Sie daselbst
etwas von Marianus de Raynaldis finden? Wo nicht, so geb ich Ihnen den
Auftrag bis nach Göttingen und weiter p mit:
Ludouici Jacobilli
Bibliothecam Vmbriae
in der ganzen deutschen gel. Republick auszufragen, wie,
wo u wenn er ausgekommen, zu beschreiben und den Articul vom
Marianus
de Raynaldis
auszuschreiben, auszuschneiden oder auf die erste beste Art zu
verschaffen, daß ich die Michaelis Meße mitmachen kann. Um
Traldo
habe
neul. den Prof. Kt gebeten; er hat ihn aber in Ihr altes Schloß gegeben und
nicht zurück erhalten. C’est un gouffre – wollt er ungefehr sagen. Morgen wills
Gott! denk ich meinen Kirchengang zu halten u ihn auch zu besuchen. Freund
Biester
hat brav gethan an den jungen Ehmann gedacht zu haben, den ich
noch nicht gesehen. Ihrem HE Wirth mein GegenCompliment. Vergeßen Sie
Ihr Wort nicht wegen
Harris
.
Mit meinem Regno vegetabili u animali ist es Gottlob sehr gut bestellt;
auch der neue Zaun von der einen Seite schon aufgebauet, und zur andern
Seite liegt auch das
Holtz
da. Aber im Minerali – tant pis! PROVIDEBIT.Hänschen ist heute den gantzen Tag außer Bett gewesen u empfiehlt sich mit
dem sämtl. Kleeblättchen. Frl. Marianchen ist Morgen 5 Monathe, will
Zähne machen u hat molimina zum lachen, plaudern u naschen. Sollten Sie die
Fragmente einer apokryphischen Sibylle über apokalyptische
Mysterien
eher sehen denn ich; so bitte mir Ihren Wink darüber aus und ich ob
ich
mein Ideal
erreicht?
Alexander von Adl. Meiners u Falk
sind Materie
gnug zu Einem Bogen! Noch nichts von Crata Repoa? Der Verleger könnte
Ihnen doch am ersten den
Mann
u seine
Qvellen
verschaffen. Er soll
Koppen
heißen. Und hiemit Gott empfohlen bis zum baldigen Widersehen. Vergeßen
Sie nicht Ihren alten Freund
JGHamannDominica Misericordias.Lehnchen Käthchen kommt zu mir gelaufen und bittet mich mit einem
Mäulchen Sie auch zu grüßen, und daß Sie sich ja auf den Winter einstellen mit
ihr Domino zu spielen. Was Sie mir für einen Spaß gemacht haben? An
statt drey Ringe habe ich 3 Dinge gelesen; und eine der schmutzigsten
Erzählungen vor mit einer sehr unschuldigen verwechselt. War schon auf den
Nathan eyfersüchtig, daß er in meine Idee de pudendis der menschl. Natur
Eingriff gethan. HE Prof Kant heut besucht. Ihr Stillschweigen beunruhigt
ihn sehr. Das Porto will Er gern tragen, wie HE Müller, wenn Sie nur
Nachrichten von sich ertheilen. Wenn Sie zu schaamhaft sind; so addressiren
Sie nur alle Einl. an mich, will das Porto schon einfordern. Er geht diesen
Donnerstag in sein 57 Jahr. Haben Sie ihm Auszüge aus Forster versprochen?
– Ein Durchreisender scheint Sie in keiner guten Laune getroffen zu haben.
Was ist Leßing da für ein Mann? HE Jordan hat mir Hofnung machen laßen
mich zu besuchen. Er hat den Semler mitgebracht u ich habe auch Hofnung
künftige Woche ihn zum Durchlaufen zu erhalten. Bey Steinbarts Philosophie
habe an Sie gedacht und mich des Lachens nicht enthalten können wegen des
Opferrauchs. Sie erinnern S sich noch der Kleinigkeit.
Sind Sie noch bey dem Vorsatz den Sommer in Berl. zuzubringen? Hat
F. aus G. nicht geantwortet. Wie hält’s mit der Stelle des Mentors? Ich
kann mir Ihren Druck beßer als andere vorstellen, weil ich selbst in den
Schuhen gewesen bin auf Reisen für fremde Rechnung. Verzagen Sie nicht,
liebster Kr. aber Entschlüßung und Vestigkeit.
Nicolais 2 Bogen statt 2 Worte habe gelesen. Wenn 2 Gegner jeder in
sensu suo Recht haben, ist keine Möglichkeit sie zu vergleichen. Einer muß sich
entschließen Unrecht zu haben. Um nicht Unrecht zu haben, thut man lieber
Unrecht. Ein Autor ist immer das poßierlichste Geschöpf der Kunst, wie der
Affe das komische Meisterstück der Natur. Dergl. Thorheiten ernsthaft zu
behandeln, ist unter aller männlichen Würde. Brahl ist jetzt der Mann meiner
kleinen Heerde. Er macht mir ein Geheimnis von seiner Autorschaft, ich laß mir
auch nichts merken, daß ich was davon weiß. Da ihm um ein bescheiden
Stückchen Brot nur zu thun ist, so wünscht ich’s ihm – Kennen Sie noch keinen von
unsern dortigen Chefs?Hänschen hat Gottlob gestern u heute keinen Anfall vom Fieber gehabt und
muß also blos ein Flußfieber und verdorbener Magen gewesen seyn. Diese
Woche werden wir mit Ihrem Aelian fertig und dann bin ich willens mit
Gottes Hülfe Xenophon’s Denkw. anzufangen. Nun vergeßen Sie mich und
Ihre Freunde nicht. Kann ich arbeiten; so will ich nachholen was ich versäumt
habe. Denken Sie an meine kleine Aufträge besonders: ob u. was in
Mandosii Bibliotheca von Marianus de Raynaldis zu finden? wegen des
Worts
:
Crata Repoa. Und hiermit Punctum auf heute.
Montags den 19Die Fr. Cons. R. Lindner hat mir zu einer Einl. Hofnung gemacht, bitte
selbige ohne Verzug abzugeben. Ihren Gruß haben Hirsch u Seelig spät
abgeholt, da ich ihn selbst nicht überbringen können. Letztern sehe ungemein
sparsam. Der engl. Geist scheint ganz ausgefahren und ich weiß nicht von
welchem andern? vertrieben zu seyn. Heute habe D. Hertz in effigie gesehen
im Packhofe. Das neuste ist wohl daß heute die letzte Ziehung der Lotterie
geschieht und diese Herrlichkeit aufhören wird. Empfehlen Sie mich Ihren u
meinen Freunden u Gönnern – und schreiben bald. Zeit u Umstände
erlauben mir nicht fortzufahren.
Von Kreutzfelds Hand:Den 19ten Aprill. Heute ist mein Geburtstag. Ein Andenken zu demselben habe
ich gestern erhalten, das ist die Bibliothekariat Stelle. Allen denen vielen Dank, die
daran Schuld haben, daß ich sie bekommen, auch denen, die mich daran haben
zweifeln laßen. Was muß sich nicht ein ehrlicher Mann schon gefallen laßen! An
Lilienthal
und
Reinhardt
bitte meiner im Besten zu gedenken. Bleiben Sie mein Freund
wenigstens bis zum Wiedersehen! Amen!Kgsberg den 19 April 79.Geliebtester Freund,
Halte einen Umschlag zu einer Einl. fertig. Ihr letztes vom 8 Feb. habe erst
den 25 ej. erhalten muß also uber Curl. gegangen seyn. Für Ihre gefällige
Beflißenheit mich in Ansehung des Mandosii zu befriedigen danke aufs beste.
Habe meinen Freund Kraus gebeten in demselben nachzusehen ob er
Marianum de Raynaldis darinn finden wird u mir diesen Titel zu excerpiren.
Bitte dazu wenigstens als Erinnerer dazu behülflich zu seyn.
Jung ist nicht Verf. der Lebensläufe, sondern ein Landsmann – Feuer u
Waßer beschäftigen mich auch – aber die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht
fleischlich – Gott seegne Ihre Studia, u meine Otia. Leben Sie recht wohl und
vergeßen Sie nicht Ihren alten Freund
JG Hamann.Adresse mit geringem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à /
Berlin
.Weimar, den 6. Mai 1779.Hier, liebster Hamann, sind die drei verlangten Exemplare Ihrer Sibylle1.
Weil der hiesige Verleger schon auf der Messe und zum Fragen nicht Zeit
war, ließ ich’s gleich drucken und schicke es ihm heut nach. Zum
Museum
,
glaub ich, schickte es sich nicht und wäre auch überdies dort verspätet,
Druckfehler habe ich, so viel möglich, verhütet, und meine Frau hat mir geholfen;
nur mit dem Verstehen wird’s seyn, wie bei Ihren übrigen Schriften. Die
Exemplare, die fort sollen, sollen morgen sämmtlich abgehen, da geht die Post;
wünsche, daß Ihnen das Kindlein gefalle in seinem neuen Kleide.
Ich kann jetzt nicht mehr schreiben, Gottfried liegt an einer kleinen
Contusion an einem zarten Orte zu Bette und will nicht ohne mich und ich kann nicht
recht ohne ihn sein. Ich hoffe, baldige Besserung.
Hier haben Sie ein Blatt Lutherischer Einfälle in Eins seiner
Handtestamente geschrieben, das in der Jenaischen Bibliothek ist; sie werden Ihnen
gefallen.
Ich bin vor acht Tagen mit dem Herzog, Goethe und einem Kammerherrn
in Jena gewesen und habe mit dem Corpore gesammter Universität gespeiset;
weiß aber sonst nichts zu sagen. Ein junger Schweizer, den Kaufmann nach
Deutschland geprellt oder gewürfelt hatte und der jetzt zurück ist, hat acht
Tage bei uns logirt und schätzt Sie sehr. Steiner ist sein Name. Und weil er
eben hier war, da Ihre Sibylle ankam, soll er auch ein Exemplar haben. Von
meinen Sachen kann ich Ihnen noch nichts schicken, weil ich selbst noch nichts
habe und nichts fertig ist. Leben Sie wohl, im Regen und Sturme, wenn er
am baltischen Meer, wie hier in Deutschlands Mitte tobt.
Ihr ewiger Herder.N.S. Mein Kleinster erholt sich von einem starken Ausschlage ziemlich wieder.
Ihr Pathe ist wie ein Fisch im Wasser, ein bräunlicher Knabe, pfiffig und schön,
von breiten Schultern wie Ajax, obgleich zart wie eine Seifenblase.
Künftigen August erwartet meine Frau ihr viertes Wochenbette; gebe Gott, glücklich.
Sie grüßt herzlich. Glückliche Pfingsten!
1 Da auf der Post die drei Exemplare zu kostbar fallen, so nur eins, und
die andern mit meinen operibus nächstens. Inlage bitte an Hartknoch laufen
zu lassen.
Kgsb. den 6 May 79.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
Einlage erhalte eben, da ich mit dem ersten Bande des Starkschen Buchs
über die Kirchengeschichte fertig bin. Wie unter aller Erwartung! Nichts als
ein Collegium akademischer Vorlesungen – Weder Plan noch Oekonomie.
Wie sein Name auf dem Titel, hinter der Dedication und der Vorrede: so ist
alles doppelt und dreyfältig gesagt. Und was macht ein Compendium der
römischen u jüdischen Geschichte hier zur Sache. Was für eine magere,
kümmerliche u nachläßige Beredsamkeitlesenheit. Den Pansismum hat er
Ihnen offenbar zu danken und zeigt gleichwol immer gleichsam mit dem
Finger auf die Erläuterungsquelle. Eben so hat ers mit Warburton gemacht, um
ihn desto gewißenhafter ausschreiben zu können. Was für elende
Kanzeltiraden um der Sache einen Schwung zu geben. Doch wir haben hier erst
vermuthlich nur das geschwätzige Weib; und müßen auf einen atrum piscem in
der Folge warten. Die Vorrede ist ihm in Berl. gestrichen worden und soll
eine
Geschichte seiner hiesigen Händel
enthalten haben. Kanter beschwerte
sich damals von unserm Consistorialrath Bock betrogen zu seyn der 100 # für
seine Apologie des Χstentums empfieng. Decker hat eben so viel gezahlt und
möchte noch schlechter dabey fahren.
Vorige Woche habe die 10 ersten Bogen von Nathan gelesen und mich recht
daran geweidet. Kant hat sie aus Berl. erhalten der sie blos als den 2 Theil
der Juden beurtheilt und keinen Helden aus diesem Volk leiden kann. So
göttlich streng ist unsere Philosophie in ihren Vorurtheilen bey aller ihrer
Tolerantz und Unpartheylichkeit!
Der deutsche Sprachforscher hat mich nach
Mätzken
grammatischen
Abhandl. neugierig gemacht, deren ersten Band ich zum Glück noch im
Kanterschen Buchladen gefunden und die mich sehr unterhalten. Wißen Sie nicht
ob der zweite Band ausgekommen und können Sie mir einige Auskunft
wegen des
Domitor
’s erzeigen?? wo der Mann lebt und wie seine Schrift
heißt. Ich brauche diese Nachricht um Ihren Wink wegen der etwanigen
Fortsetzung der neuen Apologie des Buchstaben auszuführen, wenn es mir
mögl. ist
, welches ich noch nicht absehn kann. An Lust und Stoff dazu fehlt
es nicht; aber Kräfte und
Laune
! Denn mit dem Geschichtschreiber der
deutschen Republick zu reden, dazu gehört ein anderer Ton als mit dem Exrector
Damm. Das
Grundgesetz der Aussprache
kommt mir völlig unrichtig vor
und was Sie in Ihrer Plastik von Bildhauerey u Mahlerey sagen scheint mir
auch darauf zu paßen:
für das Ohr zu schreiben
! Der erste Period des
Klopstocks scheint mir ein Verräther seines Circuls im Denken zu seyn; demselben
zu folge ist die rechte Aussprache durch die Schreibart bestimmt worden. Noch
weiß ich nicht, ob ich im stande seyn werde meine Idee auszuführen. Allenfalls
abeat cum ceteris erroribus!Haben Sie mein Geschmier schon Muße gehabt zu entziffern und
durchzulesen? Verdient es eine Ausgabe und haben Sie Wege, dazu beförderlich zu
seyn? So bald es Ihre Geschäfte und die Umstände der Sache selbst erlauben,
seh ich Ihrer Antwort entgegen. Denken Sie auch an die Fortsetzung des
Falk und Ernst
. Ich will mich allen Bedingungen gern unterwerfen. Hat
unser Landsmann der Kapellmeister Ihren Brutus empfangen u erinnern
Sie sich noch der damaligen Abrede.
Ihr letzter Brief kam am Sonntage Jubilate an, also faustis auibus.Wegen
Möllerin
werde Sie mit der Zeit befriedigen. Lauson hat mir vor der
Hand zu verstehen gegeben, daß nichts an ihren Gedichten seyn soll. Ich will
selbige aber selbst lesen. Werden Ihre Silhouetten und Volkslieder pankommen, da weder H. noch H. die Meße gemacht, und blos
Hartung
. Aus meiner
Reise nach Weimar kann dies Jahr nichts werden, weil ich weder 20000 fl.
noch 300 fl. gewonnen. Ob ich meinen Einsatz bekommen, vix credo; denn ich
habe mich um die Lotterie Listen noch nicht bekümmert. Daß Ihnen meine
sauersüße Erzählung der häuslichen p Angelegenheiten gut bekommen, freut
mich. Freude macht mich zum alten Weibe und Kummer zum Mann. Der
arme Stark hat beynahe seine gantze Morgengabe kürzlich hier eingebüßt, und
sein preuß. Unstern scheint ihn noch zu verfolgen. Aber daß meine kleine
Chronik zu einer Parabel für Sie gedient, hat mich nur geträumt. Wünschte
wie Paulus gern der vornehmste zu seyn! Ihre gedruckte Einl. ist nach
Morungen abgegangen in Erwartung des mir zugedachten EhrenExemplars –
Sie wißen, liebster General Superintendent! wer mir etwas verspricht den
halt ich so fest wie jener Gläubiger seinen Schuldner im Evangelio.
Erinnern Sie sich noch eines Abuzai – so heist er ungefehr – dem Rousseauein großes Eloge in seinen Schriften macht. Araber waren seine Vorfahren
er aber ein Socinianer zu Genf. Sind Ihnen seine Oeuvres bekannt deren
ersten Theil ich hier gelesen habe. Sie enthalten unter manchen exegetischen
Stücken auch einen Schlüßel der Apokalypse. Möchte Ihnen mit einem
Auszuge dieser Abhandl. gedient seyn; so steht er Ihnen zu Diensten. Ich hab ihn
vor vielen Jahren gelesen als er zu London auskam. Mein alter MaecenGreen Kant u Kanters Freund hat das Buch.
Hippel der bisher auf dem Roßgarten gewohnt, zieht auf Michael in
meinen Sprengel nach dem Steindamm u hat sich ein hochadl. Stammhaus
gekaufft. Er hat diese Woche meinen Kindern 2 paar Tauben geschenkt und
ein anderer Freund an demselben Tage ein paar Lachtauben, die meine
Gesellschafter sind. Bin auf den 2ten Theil der Lebensläufe sehr neugierig, die
hoffentl. diese Meße erscheinen werden. Er ist jetzt Stadtrath geworden aber
mit Nachtheil – und auf 2 Stellen verlorne Aussichten gehabt, zu denen ich
ihm bald Reife wünsche – Lestocq’s als Oberrichter und das Regierungs
Secretariat statt des seel. Nicolovius. Ich hätte einen Robertin gewonnen
und wünsch es zu seiner Zeit ohne ein Dach zu seyn.
Es geht mir wie Ihnen – In meiner Laune seh ich auch alles für böse Geister
an. Gott kennt sie am besten. Ein wenig Weihwaßer – an statt vor Ihnen zu
laufen – vertreibt solche Gäste.
Auch ein paar Worte wünschte ich aus Diderots Essay von Ihnen zu hören,
sobald Sie selbigen gelesen haben. Ich habe neul. einen erbaul. Brief von ihm
an den Ruß. Gesandten von Warschau in einem Berlinschen Journal gelesen.
Diese Woche werde mit Hänschen das erste Buch von Xenophons Sokr.
Merkw schlüßen. Ohngeachtet ich es nur cursorie mit ihm treiben kann: so
ist diese Arbeit ein wahres Fest für mich – als wenn ich den alten Mann und
Märtyrer vor mir schweben sähe und vis-à-vis von Angesicht zu Angesicht
ihn selbst reden hörte, ist mir zu Muth –
Meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin wünsch ich einen glücklichen
und geseegneten August. Ihr Pathchen ist diesen 18 ein halb Jahr alt und
befindt sich Gottlob! nach Herzenswunsch ohne die geringsten Einflüße des
Scorpions – Ein wahres
Turteltaubchen
und Pendant zu meinen kleinen
Wolfgang
.
Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus! ist mein
tägl
. Wunsch u. Gebet –
und hiemit gute Nacht!
Den 7 May.Bin früh gnug aufgewacht zu einem guten Morgen! aber es schlummert
noch alles in meinem Kopf und die Stunde ist da zum Aufbrechen.
Empfehlen Sie mich Ihrer besten Hälfte. Ich ersterbe mit allen den Meinigen Ihr
verpflichtester und ewig ergebenster
Johann Georg Hamann.Adresse:HErrn / HErrn
Herder
/ General-Superintendenten pp / zu /
Weimar
/
p.
Halle
/ franco.
Halle
Kgsb. den 17 May 79.Das war gestern eine Freude,
Exaudi und Himmelfahrt
zusammengezogen
– ohngefehr wie Sie mir Ihre beschrieben bey der Geburt der
Erbprinceßin. Aber alles gedruckt und fertig zu sehen, konnte mir gar nicht
einfallen und war ein rechter Deus oder Dea ex machina. Gott bezahle Ihnen
doch Ihren
Eifer und Treue
! Ich weiß nicht womit ichs verdient habe; aber
das soll mich nicht anfechten – Bis Johannis hatte ich mir den Termin
gesetzt nicht dran zu denken; und bisweilen kam es mir als ein dummdreister
Streich vor, Sie bey Ihren mannigfaltigen und eignen Arbeiten damit
überladen zu haben. Ich wußte mir aber gar nicht zu helfen; und ich meynte doch
etwas zur Sache und für den gegenwärtigen Augenblick gesagt zu haben.
Auch Ihnen tausend Dank, meine Verehrungswürdige Freundin
und Gevatterin, für Ihre Bey- und Nothhülfe
an der armen Adelgunde –
Ich weiß Ihnen das gar nicht auszudrücken, was ich alles auf dem Herzen habe
und da behalten muß, möcht ich fast sagen, wie ein unzeitig Geschwür –
Gottfriedchen ist doch wider gesund – Nun Gott erhalte und seegne Sie und
alles was Er Ihnen gegeben und noch zugedacht hat.
Der Druck ist ein wahrer Kupferstich gegen alle meine Opera omnia, die wie
Sie wißen, bester Herder! von Schreib- u. Druckfehlern cet. wimmeln. Mit
genauer Noth hab ich
einen einzigen
entdeckt:
Brauchs
an statt
Bauchs
die Widerholung des letzten Worts hilft aber dem Verstande. Ein doppeltes
Gewiß
nach Joh. VII. 26 hat Ihnen als ein Schreibfehler vorkommen müßen.
Und dies ist alles, was ich mit einem Microscop habe auftreiben können,
auch nicht der Rede werth sondern blos eine alte Gewohnheit ευκαιρωςακαιρως offenherzig zu seyn.
Vielleicht wißen Sie noch dort nicht die Neuigkeit, daß unser alte
Hausvater endl. so glückl. gewesen auf seine alte Tage einen
deutschen Plato
zu
finden, neml.
Garve
, der ihn tag tägl. unterhalten muß. Kennen Sie den
Mann – so wünscht ich Ihre Winke über seinen Character. Was ist seine beste
Schrift?
Kraus ist mit dem Schluß des pr. nach Göttingen gegangen, in eine sehr
günstige Lage, die er mir aber im Rätzel meldt und mehr Aufklärung von
dort aus hoffen läßt. Er hat das Vertrauen des dortigen Ministers v. Z.auf Kants Empfehlung genoßen und ist ein Mensch von großen Talenten –
auch ein intimus an deßen Beobachtung mir viel gelegen ist. Falls sein Brief
bey Uebersendung des Dachen
etwas mehr als eine bloße Höflichkeit
gewesen ist; so wünschte ich u bäte beynahe, daß Sie bey Besorgung eines
Exempl. nach G. ein paar freundschaftl. Zeilen an ihn beylegten – als
wenn
es Ihr eigner Einfall gewesen wäre ihm damit
allenfalls
u mir einen
Gefallen zu thun, da Sie vermuthen könnten, daß ich noch selbst
kaum ein Exempl. des Abdrucks haben könnte
. (Niemand als Br. weiß
das mein Mst. nach Weimar gegangen, soll es auch keiner erfahren. Bitte also
auch gegen Kr. sich nichts merken zu laßen.)
Ich habe einen sehr frommen liebenswürdigen Geistl. an dem Morungschen
Pf. Skubich kennen gelernt. Seine jetzige Frau ist eine Niece des seel. Lindner,
verwittwete Strauchin u geborne Steinkopfin, und eine sehr herzl. Freundin
Ihrer lieben Schwester – Von Semler soll ein Exemplar hie seyn welches
ich noch nicht auftreiben können. Die Beyl. macht mich sehr neugierig. Gestern
besuchte mich unser neu angekommene Dr. Juris Holtzhauer aus Halle an
L’Estocq Stelle u erzählte mir auch, daß Leßing dadurch gereitzt werden würde.
Beyl. von Luther ist mir sehr werth. Habe vorige Woche am alten
Himmelfahrtsfeste meine Andacht gehabt, nach länger als JahresFrist. Von
Claudius habe dies ganze Jahr noch keine Zeile erhalten; den 1ten May an Frau
Rebecca geschrieben. Es ist mir lieb daß er die Reisen des Cyrus übersetzt hat,
die mir fehlen und ich ohnlängst mit Gefallen gelesen habe. Jetzt den Apuleiummit Beroaldi Commentario über den goldnen Esel, den ich noch vor dem Feste
zu endigen hoffe. Mein ganzer Versuch ist à priori. Ich habe noch kein einziges
alligatum nicht einmal Ciceronis verificirt, und auch Meursium noch nicht
gesehen. Etwas mehr als Ahndung läst mich hoffen, à posteriori vielleicht
mehr manches zu finden, um das erste aufzuklären im Fall der Noth.
Klopstocks Grundsatz für
das Ohr zu schreiben
gab mir Anlaß Ihre
Plastick zu lesen, weil ich eine Beziehung zu finden glaubte mit dem, was Sie
übers
Gefühl
und
Gesicht
sagen. Komm weder mit
Untersuchen
noch
Schreiben
von der Stelle. Muß jetzt zum Prof. Kant laufen ihm die 10 Bogen
des Nathans zu überbringen –
Bin endlich wie ein verirrt und verloren Schadf wieder zu Hause gekommen,
leerer wie ich ausgegangen bin. Weiß Ihnen also nichts zu melden, womit
Ihnen gedient seyn möchte. K. arbeitet frisch drauf los an seiner Moral der gesreinen Vernunft und Tetens liegt immer vor ihm. Er wies mir einen Brief von
Feder, den ich fast gar nicht kenne, aber sein Werk über den Willen lesen will.
Nun liebster Gevatter, Landsmann und Freund! Gott schenk Ihnen auch
Freude und fördere das Werk Ihrer Hände, daß wir beyde mit Hiob sagen
können:
Mein Bogen beßerte sich in meiner Hand
. Den ganzen August
hab ich mir vorgenommen im Geist zu Weimar zu feyren. Sophiechen hat
vorigen Sonnabend ihren ersten Namenstag bey ihrer hiesigen Pathin
gefeyret, und giebt dem kleinen Pendant nichts nach – verhält sich zum Mignon,wie seine Hälfte im verjüngten Maaß –
Wenn kein Vater im Himmel wär, wer möcht sich Kinder hienieden
wünschen – Der für uns gesorgt, sorge für sie. Amen!
Ihre Einlage soll mit erster Post nach Riga befördert werden. Es schlägt
Mitternacht! Ich umarme Sie, Ihr würdiges Adiutorium und den ganzen
kleinen Circul Ihrer häuslichen Glückseeligkeit. Bitte mit
gegenwärtigem
Schein des Empfangenen und Genoßenen
für lieb zu nehmen von Ihrem
alten H.
Adresse:HErrn / HErrn
Herder
, / General-Superintendenten pp / zu /
Weimar
. /
franco.
Von fremder Hand:21 May 79Hier, bester H., sind also die Nachbleibsel, die ich zu schicken haben: Einige
Ex. von Ihrer Sibylle (die auszusenden waren, sind ausgesandt) Ein
Gesangbuch und der 2te Theil Volkslieder; wünsche, daß Ihnen alles
wohlbekomme, u. bestens behage.
Das erste Ex. Ihrer Schrift schickte ich, in großer Beklemmung und Noth
meines Herzens. Ich hatte meinen Gottfr. aufs Pferd genommen, u. ob ich
wohl Schritt vor Schritt fragte, ob ihn was drücke? u. er immer Nein
antwortete, so hatte sich doch sein Vorhäutchen zurückgeschoben, das durnachher durch Unwißenheit u. üble Behandlung der Schlingel und Esel sehr
geschwollen war. Im grösten Punkt der Noth schickte uns Gott den Profeß.
Loder aus Jena zu, der ihm durch die leichtesten, würksamsten Mittel den
Schwulst benahm, es endlich Mittwoch, den Tag vor Himmelfahrt, ohne alle
Beleidigung, wie wohl nicht ohne Schmerz zurückbrachte u. uns alle aus der
tiefsten Angst, Sorge u. Beklemmung, dergleichen wir Lebenslang nicht
gefühlt, in unaussprechliche Frohheit u. Freude setzten. Jetzt gehts recht gut, und
der Bube ist, wie ein Engel lustig: so wie er auch immer gesund und herzhaft,
und selbst an seinem membro, (dasdie Vorhaut quaest. ausgenommen) ohne die
mindeste Inflammation geblieben. So kann aus dem kleinsten Nichts das
fürchterlichste Kreuz u. Schreckniß werden. Verschließen Sies bei sich, lieber
H. u. danken u. preisen mit uns Gott. Ich kriegte während der Angsttage vom
4ten Mai Abends an immer den Psalm in die Finger: der HE. behütet ihm
alle seine Gebeine, daß deren nicht Eins zerbrochen werde., u. so ists
geschehen, ohne Meßerspitze u. Stahl, ohne Schaden u. Unfall – wofür wir ihn ewig
loben. – –
Je mehr ich Ihre Sibylle frage u. sie mir hie u. da näher wird, desto mehr
geht mir auf, zumal ich Starks Schriften nochmals gelesen. Der Kern von
ihr ist Milch u. Honig, Würze u. Balsam. S. 8 vermuthe ich einen
DruSchreibfehler, weil ich Z. 8 das
sondern
nicht zu referiren weiß. Im Hesych. ist
κονξ. ομπαξ getheilt u. wird erklärt επιφωνημα τετελεσμενοις. κ. τηςδικαστικης ψηφου ηχος, ως ο της κλεψυδρας. παρα δε ΑττικοιςΒλοψ, welches mir
alles vorzügl. auf Κογξ zu gehn scheint. In der Note wird statt ομπαξΒομβαξ gerathen und auf Πυππαξ, εποποι hingewiesen. Ohne Zweifel haben
Sie eine entscheidendere Stelle, die ich mir anzuzeigen bitte. Göthe dankt
sehr. Er hat Ihre Schriften sehr sorgfältig in einer Schachtel u. auch an
dieser mit großer Lust gesogen. – In weniger Zeit wird Merk hier erwartet,
den ich so wenig sehen werde, als angeht. Meine KirchenRechnungsabnahme
fängt an, – eine wüste Arbeit: nach der Pfingsten um so ruhiger u.
erfreulicher seyn wird; das gebe Gott Ihnen, mir u. uns allen. Amen. Ihr ewig
treuer H.
Lavaters Schreiber d. i. amanuensis hat sich am 2ten Ostertag in seinem
Zimmer, bei Lavaters Abwesenheit erschossen; das Lavat. bis an die Seele
wird gegangen seyn. Ihm ist Ostern fatal wie mir die Zeit vor Pfingsten,
wo ich vor 2 Jahren Gelbsucht hatte pp. Meine ganze Maschiene dürstet nach
Ruhe u. Labsal. Viel Grüße von Ihrer Gevatterin u. Freundin.
Wider Vermuthen muß ich einen 2ten spätern Brief auf dem Rücken des
ersten machen. Das Pack, nebst den Exemplaren sollte durch einen jungen
fähigen Kaufmanns Sohn, der nach Berlin, Königsb., Memel u. Riga reisen
wollte, bestellt werden u. siehe! er wird den Tag vor der Abreise krank u. ist
heut morgen – todt. Also muß es, nicht länger zu warten, über Post, u. so
bleibt das Gesangbuch bis auf beßere Gelegenheit. Wenn Ihr 2tes
Schriftchen gedruckt werden soll, so bitte es mir nur her; ich wills besorgen. Von
diesem habe ich nur 200. Exemplare machen laßen u. da diese bald vergriffen sind,
so hat mich der Buchhändler fragen laßen, ob ich gegen eine 2te Aufl. was
hätte? Ich frage Sie darum u. bitte mir etwa die Änderungen p anzuzeigen,
die Sie vor gut fänden. Auch kommts mir in den Sinn, ob man nicht die
2. kleinen Schriftchen „Schriftsteller u. Leser“ u. „Schr. u. Kunstrichter“
die kein Mensch hat
, neu könnte abdrucken laßen, wenn es der Buchhändler
wollte, u. es allenfalls nicht noch beßer wäre, daß Sie aus Ihnen ihnen,
Ihren Zeitungsbeiträgen u. sonstigen verflogenen Kleinigkeiten eine
Sammlung wie die Kreuzzüge, selbst machten. Nehmen Sies doch in Gedanken,
lieber Alter, u. schreiben mir Ihre Meinung. Ich hielts nicht für übel u.
blos die Einfaßung derselben würde Ihr Ihnen Blut u. Athem wieder in
Gang bringen. Auch melden Sie mir alsdenn, was ich als Gratial zu fodern
hätte. Sehen Sie diesen Gedanken als einen Pfingstferieneinfall an u. beschlalaßen Sie ihn ihn grünen u. blühen. Mein Gottfr. ist gesund, meine
Kirchrechnungen sind Einem Stoß nach, abgenommen, so daß ich jetzt ein paar Tage
frischen Othem schöpfe. Nathan ist gekommen u. hier mit allgem. Begierde
verschlungen worden. Der 2te Th. der Lebensläufe hat mich noch 10. mal
begierger gemacht auf den Verf., als der 1te; nur Hippel ists nicht, ists nicht.
Mir geschähe eine Wohlthat, wenn ich ihn kennen lernte. Denis Bücherkunde
scheint trocknes Stroh, sonst habe ich noch nichts gekostet. Starke habe ich
noch nicht gesehn; es ist mein Mann nicht u. ich kann nicht begreifen, wie Sie
nur Augen u. die edle Salbe Ihres Geists über den unbekannten,
unerkannten Erdklos verschwenden. Abauzit habe ich selbst; nichts besonders, u. völlig
meine wie Ihre Meinung. Adieu, Lieber, Bester. Meine Frau empfielt sich
Ihnen herzl. Gott segne Sie u. Ihr ganzes Haus.
Eilig. den 21. Mai 79.Vermerk Hamanns:Erhalten den 4 Junii.Kgsb. den 18 May 79.Herzlich geliebtester Freund,
Einlage habe vorigen Sonntag erhalten. Was machen Sie und Ihre liebe
Costa. Von Ihnen lange nichts gehört; aber desto sehnlicher erwartet. Wegen
Ihres Passerii habe mich bereits erklärt, aber noch keinen Bescheid von Ihnen
erhalten. Er liegt auf meinem großen Tisch, wie die Schaubrodte – Gebraucht
hab ich ihn längst, aber das gar nicht gefunden was ich mir vorgestellt. Ihn
doch aus
leidiger Eitelkeit
, worinn wir arme Autoren dem schönen
Geschlecht nacharten in ein paar Bogen angeführt, von denen ich nicht weiß, ob
Sie solche unter Ihrem Meßgut erhalten werden. Ein
dienstbarer Geist
hat
mir den Abdruck
auf Adlers Flügeln
, ja so schnell als
Wind und Flamme
besorgt – unterdeßen meine Muse wie die Muhme Jochebed für ihr Kästchen
im Schilf am Ufer des Nils besorgt war. Ich mag Ihnen den Titel nicht
verrathen. Es ist ein
Nachtstück Ihrer Adelgunde
, die sich s. v. flöht,
unterdeßen unsere Orthodoxen und Dramaturgen sich am hellen Mittage die Kolbe
lausen. Mit einem Wort:
GottesFinger
! aber leider! in Cophtischer Sprache
geschrieben, für die Sphranschen und Saben in der Nachbarschaft Ihrer Düna –
Das Neueste von unserm Helikon ist wol, daß der Philosoph von S.S. endl.
auf seine alte Tage so glücklich gewesen einen
deutschen Plato
zu entdecken,
mit dem er sich alle Tage unterhält. Es ist
Garwe
, der Uebersetzer des Gérard.
Was machen Ihre liebe Kinder und der Sohn zu St. Petersb. Arndt hat seit
Jahren nicht einmal meinen Dank für sein Journal bekommen; ohngeachtet
ich und meine Freunde manch Vergnügen davon genoßen. Melden Sie ihm daß
ich ein doppelter Gevatter des weit u breit berühmten Asmi cum puncto bin.
Da ich noch nicht gantz die Aussicht verloren oder aufgegeben den
Passerium hier anzubringen: so wünschte auf allen Fall den genauesten Preis. Pr.
Reusch hat ihn als Sub. Bibl. besehen, wird aber nächstens primarius u.
vielleicht mein Freund †feld secundarius werden. Sollte dies einschlagen; so
möchte noch einen Versuch machen, dies Buch hier anzubringen. Für mein
Glück im Handel kann ich nicht Bürge seyn – aber an meinem Willen fehlt
es nicht Sie der Unruhe zu überheben, da ich gar nicht dankbar für Ihre
Freundschaft zu werden Gelegenheit und Grund oder Raum dazu absehen
kann. Ich bin in der grösten Enge und Klemme ohne Talent noch Muth mir
selbst zu helfen – und hierin besteht das Köstliche meines gegenwärtig
laufenden Stuffenjahrs. Meine Marianne Sophie ist heute just ein halb Jahr alt –
Das Päckchen an Gröll welches med. Febr. hier ankam, hat nicht eher als
gegen Ende des Martii hier abgehen können weil die Fuhrleute sehr sparsam
nach Warschau gehen. Bestellt ist es von mir mit aller mögl. Sorgfalt – Mir
schwebt so ein antipathetisches Bild von einem Gadebusch im Gedächtnis,
der schon damals ein großer Geschichtmakler und ein Freund des jetzigen Kr.
Lilienthal war. Sollte es der seyn, der so viel drollicht Zeug vom seel. L. u H.
in sein Wörterbuch gestoppelt. Ist Andersons Geschichte vom Handel nun
zu Ende, daß ich sie auch einmal lesen kann?
Den 12/1 April erschoß sich mein nächster Logennachbar, Buchhalter
Pynnow u ich hatte eine Gesellschaft von 23 Personen in meiner Schlaf- und
Studierstube, welche ein Schiff ablaufen sehen – und Muse Adelgunde lag
im Kindbett an Fragmenten. Verdient so ein merkwürdiger Tag nicht ein †.
das ich gemacht habe zum Andenken meines köstl. Stuffenjahrs. Und
hiemit Gott befohlen. Fröhliche Pfingstfeyertage. Meine Empfehlung an Ihre
Gemalin. Gute Nacht und gute Gesundheit! Ich ersterbe Ihr alter treuer Freund
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / HErrn J. F.
Hartknoch
/ Buchhändler / zu / Riga.
Vermerk von Hartknoch:HE. Hamann in Königsberg, Empf. den 13 May 1779, beantw. 2 Oct.Am 1sten Heu-Tag 1779 den 8 Brachmond.Bedaur mich Lieber, Trauter, Herziger Gevatter mein! daß mir das
Stündchen solange nicht geworden, wo ich mit Leib u. Seele ganz Dir u. Deiner
Liebe seyn kann. Es wird uns doch einmal wol seyn wenn all das Stükwerk
wird abgethan seyn und bleiben –. Das war einmal wieder ein rechter edler
St. Goergen Streich – ein wahrer Ritterdienst – den Du mir in der Frau
Gevatterin Liseli durch Deine
Mariane
Sophie geleistet – Lieber Doppel
Gevatter! Du hätt’st sehen sollen, was das für ein Fest war, als wir – Eltern,
Kinder – u. KindsKinder, nach eingenohmner Mahlzeit noch so ganz
vertraulich beisahmmen saßen, uns schon auf einen noch (in
Petto
) erwartenden
schicklichen Desert zu gut thaten – und unser Courir, (unsere Post u Ordinarie
Stadt u. Land Bottin) mit
dero
Staffeten ankamme, ich las, lachte, undwieder las – u. wieder lachte – alle auf diese frohe Theilnahmmung gierig
waren u. gierig bis ich endlich mit meiner Gratulation an die Frau
Gevatterin in optima forma herausplazte, und mein trautes Weibchen mit
unserem herzigen Jungen durch ein paar Duzend ehelicher Benediktionen zur
2ten Gevatterschaft, und zur 3ten Verbindung mit unserm nordischen
Propheten einweihte, und drauf runter aus dem Brief vorlas was nöthig war –.
Wie das alles würkte – und manches Herz rüttelte, u. erwärmmte – wird der
HE Gevatter wol beßer fühlen – als man das in Buchstaben nachtönen kann
– Möge es Ihm wol gedeihn, und Ihm dieser Nachgenus, so wie mir ein
etwelches Äquivalent seyn für das lange Harren u. Warten –
Nun Lieber Innigverbundner! Der Herr laß Deine – unser aller Wünsche,
für die kleine Fräulein
Mariane Sophie
, so wie für unseren gesunden keken
Christoph Adrian Gotthilf
wolgedeihen – u segne, erha bewahre, u.
erhalte Sie zu seinem Eigenthum, damit Sie fromme gute Kinder eines Vatter
im Himmel seyn u. bleiben – Beßer als wir alten –.
Soviel ich aus Deinem Brief en detail vernehmmen, und G. L. auch sonst
fühlen kann, ist Dir in dem verfloßnen und in diesem Jahr viel Heil
wiederfahren der Herr thue fehrnners wol an Dir, sowie er es auch an mir und den
Meinen thut, u. ich G. L. täglich mehr sein Kommen, sein Wiederkommen zu
uns näherend fühle – Ja Herr es komme bald Amen.
Dank Lieber! Mein Erstling nährt sich noch ganz allein an seiner Mutter
Brust, u. Mutter u. Kind werden Riesenstark dabei, (versteht sich nehmlich
Riesen
jeziger Zeit) – Über all den stillen Segen, und die reinen verborgnen
Freuden, die mir zu Theil wordn, ließ sich viel sagn, aber ich fühl in all dem
Gesagten doch keine wahre Befriedigung – Mir ists genug, wenn Joh. Georg
Hammann mit mir fühlen kann –
Daß ich schon glücklich bin alhier auf dieser Erden –
Meist in der Hofnung, einstens noch vollkommner z’ werden
Nun HE Gevatter! Sie haben denn unsere
Hochzeit
recht feierlich u.
luxurios be gefeiert – Wenn Sie sich einstens in wahrer Persönlichkeit
darstelln, in meiner Burg u. Wohnung,
so
wie’s mir immer noch einige
Hoffnung nebelt, so solle Ihnnen
darfür
schicklicher Dank abgestattet werden.
Die 2 Schnur Bernstein von Dir reuen mich doch, hätten mich noch mehr
gefreut, als die Dingelchen von Kanter, deren Anzahl nicht so gros war, als
Du geschrieben. Der Buchhändler, der’s mir übergeben, muß einige davon
verlohrn habn, od. – Ich danke Dir aber doch recht treulich darfür, laß von
diesem Dank denn an Kanter kommen, was Ihm gebühret – der Armme
Mann soll locker gehaust habn. Ehe ich dieses an Joh. Georg Hammann
abgehen laßen kann muß ich dieses noch eine Ausweisforderung an Kanter
hervorsuchen die mir schon im Xbr übergeben – u. die ich nicht besorgen wollte,
bis ich an meinen HE Gevatter schreiben konnte u. s w. – Fehrnner habe ich
noch einen Brief an die Gräfin hervorzusuchen, der schon lange, lange
geschrieben – aber noch nicht so lange, als ich im Sinn hatte zu antworten.
Anbei muß ich noch sagn Lieber HE Gevatter, daß meine Frau zuerst an die
Gräfin geschrieben, u denn die Gräfin nur wieder geantwortet – hiemit konnte
S sie mit Recht keine schuldige Antwort erwarten: auch glaubten wir, daß
es nicht von nöthen, und Ihnen auch nicht viel daran gelegen. Weilen wir
aber unserm lieben HE Gevatter gern zu allen möglichen Dingen in
Bereitschaft stehen, so ist ein Brief an die Gräfin mit Freuden verfertigt worden –
Wie sich mein Liseli befindt, u. wie wol Ihr Euer Gevatternehmmen
gethan, soll sie selbst sagen.
Auch soll der HE Johannes Ehrmann selbst auf tretten, u. sich
verantworten.
Jezt behüt Dich Gott mit Deinen Kindern u. ihrer Mutter – Gottes
Segn über Dich Du Lieber – Laß mich auch wieder was von Dir wißen, so
bald Du kannst, und Lust u. Trieb dazu hast – adio –
C. K.Von Elise Kaufmann:Mein Lieber Herr G’vatterMann! Den innigsten Dank u. Freude meines
Herzens daß sie mich zur Pathin Ihrer Mariane Sophie erwehlt, das war
eine selige Freude die mir durch meinen liebsten Mann in Ihnen zu Theil
ward, ich konnts vor Freude fast nicht glauben, u. so zwey wackere weiber
zu mitgevatterinnen die Sympathie u. Liebe in meinem L. Mann mit mir
vereinigte so nahe verbunden, Gott lohne Sie für Ihre Liebe, Lieber Vatter
Hamann! mich laße er würdige Pathin der Lieben zarten Pflanze werden,
aufkeimen in Ihr Früchte zu Ewiger Saat.
Der wehmüthigen Empfindung kann ich mich manchmal nicht enthalten
das wir uns in diesem leben vielleicht nie sehen werden, doch jenseits! wenn
das unreine dieser irdischen hülle abgethan ist.
Unser Lieber Knabe ist denn auch ein Herrliches frohes Geschöpflein, in sich
selber Existierend wie sein Vater – auch sein seligster Ruhpunkt auf dieser Erde.
Der kleine Liebling ruft mich mit der stimme des weinens. Darf ich Sie
bitten diesen Brief gesiegelt mitm Hirogliphen Pittschaft der Gräfin
Kaiserling zu übergeben.
Gott sey mit Ihnen Lieber Herr Gevatter, sagen sie uns auch bald was von
dem befinden der Lieben Kleinen – Adieu! L. K.Vermerk von Hamann:Nebst einem Wechsel von 100 rth Heinrich Steiner u Comp. in Louis d’orzu 5 rth.Bester Hamann! Eben kommt Herr Christoph Kaufmann u sagt mir, daß,
da von ihm Bericht u. Rechenschaft in puncto der Existenz meines
Individuums bei ihm gefordert worden, ich solle selbst auftreten um wegen meines
Thun u. Lassens, Seins u. Werdens bestimmt treulich u. ohne Gefährde Red
u Antwort zu geben. Berichte also hiemit, daß ich hier noch in der Schweiz
u. in Kaufmanns häuslichem Kreis lebe, u. lebenslang, wenn nicht ein sehr
böser Feind, da Gott für sei!! mich wegkapert, darin zu leben gedenke. Dabei
ist mein Wunsch u. Absicht als Mensch, nicht als Philanthropist, u. nur in so
fern es zur Menschheit gehört, nüzt u. frommet als Theolog, Humanist, als
Theilnehmer an Hausväterlichen, Landwirthlichen Geschäften, als Mitwärter
K. eigener u. angenommener Kinder – in meinem schwachen Maase, zu
existiren, unter gutem Rath u. treuem Beistand allerlei unächtes in Straßburger,
Lothringer u. Sächsischer Luft eingehauchtes, meine Konstituzion zieml.
fatal infizirendes Zeug auszuschwizen u. so für das was einem Menschen so
eigentlich innerlich u. überall
wohl
macht nach u. nach empfänglich zu werden.
Mein bisheriges Schicksal war erstl. Kaufmannschaft od. Krämerei bei
meinem Vater der mich von großmüthiger Prävenzion für m.
scientifischen Anlagen u. Kenntnisse vollgepfropften, von aller Anleitung zu sicherm
Gang auf dem Weg des menschl. Lebens, so in als auswendig entblösten
Jungen vom 15.ten bis ins 24.te Jahr zum vermeintl. dereinstigen Wohl
seiner 6 jüngern Kinder mit dringendem Zureden in seinem Kattun u.
Bäurinnenkleidungzeug-Ausschnitthandel, wider meine Inklinazion, als welche
immer aufs Lesen u. Schreiben u. Rechnen (noch allenfalls) gieng, vesthielt.
Es that in die Länge je länger je minder gut u. ich machte mit einigen mir
ähnlich welt- u. selbstkenntnislosen von allen Seiten – u. am meisten von
sich selbst Prodigien erwartenden schwindelnden Jungen philanthropinische
Projekte. Mir wäre es dabei wie meinen mankirten, bis dato noch in den
Sphären der selbstself conceitedesten, schwindelndsten Projektmacherei
flatternden Associés, gegangen, wenn nicht eine Hand mich ergriffen hätte, an der
ich sicht- u. unsichtbarlich geleitet durch die dünstige windichte, Ebb u. Fluth
ohn Unterlaß wechselnd philanthropinische Wirthschaft mit halbblauen Auge,
oder wenigstens mitm Leben davon kam. Mein Vater starb am Michaelistage
1778 an einem seiner Tribskonstituzion nach unausbleiblichen Schlagflusse.
Ein ehrlicher, seinen Einsichten, was man so nennt, getreuer Mann ohne
einige künstliche oder unkünstliche Delikatesse auf keiner Seite. Meine Mutter
führt den von jeher fast ganz auf ihrer Aktivität u. Loquacität allein
beruhenden Handel oder Kram fort. Von den 6 Geschwistern die ich habe sind das
3 älteste, Mädchen, die aber we einer mit Frucht u. Nuz verknüpften
Verpflanzung u. obschon in hohem Grad nöthigen Umwandelung eben so
entwachsen u. unfähig als ungeneigt dazu sind. Zwei Knaben von 12–13 Jahren
u. ein noch jüngeres Mädchen sind die übrigen. Mir lag ob u. an diese letztern
meiner Mutter abzunehmen also gerad aus mit ihr zu theilen. Dem zu folge
ist die kleinste Schwester in Zürich bei ein paar stillen, guten fleissigen, treuen,
frommen Jungfrauen in Kost u. Zucht; der jüngere Knabe kommt zu einem
lieben, wackern Herzensfreunde von K. der Tag u. Nacht drob kämpft daß
er zum Wohl mehrerer durch ihn allein glücklich subsistirender Familien,
obschon mit Aufopferung seines eigenen Vortheils in allen Stücken, – Kauf- u.
Handelsmann sein muß: der ältere zu einem guten Freund dieses lieben
Edlen, nur 2 Häuser von ihm. Der Mann heißt Eberhard Gaupp in
Schafhausen, u. ich bin so glücklich erwarten zu dürfen daß er mit mir, statt meiner
u. für die vorhandene Bestimmung m. Bruder besser als ich Vaterstelle an
ihnen vertreten werde. So viel von meiner wenigen über alles Verdienen so
wie über alles Erwarten glücklichen Person.‥ Den Wohnsiz von dem ich
Ihnen schrieb haben wir nicht bezogen; wachende Mächte haben K. in zeiten
gewinkt von dem Manne sich zu trennen, der seit dem als Schurke öffentlich u.
bekannt worden, sonderl. durch einen der häßlichsten Bankrotte ob welchem
nun die Kreditoren selber einander scheuhlich in den Haaren liegen.
Wahrscheinlich aber ist uns ein anderer stiller, herrlicher Plaz am Bodensee bestimmt,
den wir bald in Besiz nehmen u. froh das Feld bauen werden davon wir alle
genommen sind. Uebrigens leben wir hier von aller grossen gelehrten,
politischen u. galanten Welt sehr isolirt, entbehren seligl. all ihre Reichthümer
Weisheiten u. Herrlichkeiten, fragen u. wissen auch sehr wenig was in ihr
vorgeht – sonst aber wenn man ein wenig den Kopf aus unserer natürlichen
freien Tonne, in die kunstvolle Tonne der Welt hinausstreckt so findet man
des Unwesens was in der ganzen Welt herrschet, auch in der Schweiz alles
vollauf. Zum Pröbchen, so beseufzen die HE. Schweizerkaufleute nichts so
sehr als daß die fatalen Amerikaner nicht sich stille gehalten, das unsanfte
Joch der Merepatrie-Marâtre fein geduldig aufgenommen haben, wodurch
dann der jezige Krieg der freilich die französische u. alle mit derselben
verbundene Handlungen in keine gute Umstände sezt, entstanden u. den guten
Herren manchen Profit entzogen. – – Doch was hilfts von Dingen erzählen
die nun nicht anders sein können, die mit dem ganzen Gange des jez.
Zeitalters Eins – bekannt genug u. nichts desto erfreulicher sind. Selig wen das
nicht anfechten darf. Leben Sie recht glücklich, bester Hamann. Mit herzlicher
Liebe u. Verehrung Ihr ergebenster
Hegi 9 Brachm. 1779.Ehrmann.Inlage an Kanter
mußte
K. um seiner Brüder willen wegen bürgerlicher
Verhältnissen in denen sie mit Buchh. Steiner stehen durch HE Hamann zu
bestellen übernehmen. Nicht gerne that ers, indem er wohl fühlt wie wenig
solche Commissionen sonderl. wenns Leute betrifft denen man allerlei
unschuldige Freuden zu danken hat, angenehm u. erfreul. zu verrichten sind.
Bittet indes, bester Hamann, Sie möchten thun hiebei was Sie können u.
wenigstens des Effektuirten halber doch ja baldige Nachricht ertheilen.
Adresse mit rotem Lacksiegel:Herrn Joh. Georg
Hamann
/ königl. Packhofsverwalter /
Königsberg
/
in Preußen.
Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 Junii 79.
Geantw den 7 Aug –
Einl an HE Dir Kanter an HE Friedrich den 7 Julii abgegeben.
Einl an die Gräfin v Kayserlingk abgegeben den 4 Sept 79.
Königsberg den 7 Aug. 79.Herzlich geliebtester Freund,
Ihr
Briefchen
vom 8 Junii habe den 9 Julii durch HE Toussaint erhalten
und Dom. VI. p Tr. im Müllerschen Hause mich mit Hänschen zu Mittag
eingefunden. Daß ich darauf gewartet und darnach geschmachtet, können Sie
leicht erachten. Wie heist Ihr Gefährte; ist es nicht erlaubt seinen
Namen
zu wißen? und wird Ihre Verbindung sich blos auf Ein Jahr erstrecken? Ich
hoffe, daß Sie sich nicht auf den einzigen Schlötzer concentriren werden –
Für Ihren Auszug aus Lud. Jacobillo danke bestens. Von Henr. BarcelliiBibl. Mundi habe nichts bisher entdecken können.
Wegen Ihres Zeitvertreibs in der Leine laßen Sie sich einen traurigen
Vorfall erzählen der den 20 Julii am Tage Eliä sich hier zugetragen. Brahl wie
Sie wißen ist ein großer Verehrer des Badens u munterte mich auf meinen
Sohn auch dazu zu gewöhnen, wozu ich sehr geneigt war. Er wohnte in
meiner Nachbarschaft am alten Graben wohin ihn der junge Kinder gezogen
hatte, der den Sommer über sich daselbst ein Logis ausgesucht. Nach einigen
durch die Witterung vereitelten Abenden war man endl. am gedachten Tage
entschloßen meinen Knaben zu initiiren. Sie gehen nach der Liepe aus dem
Sackheimschen Thor, in einem Graben des Pregels als dem gewöhnl. Ort.
Das Waßer war ein wenig zu hoch, daß Brahl Bedenken trug, und mein
Sohn blieb also blos als Zuschauer stehen. Kurz, Kinder verschwindt auf
einmal ohne Rettung, und man weiß nicht wie vor seines Gefährten u
meines Kindes Augen. Das Schrecken des armen Brahl können Sie sich leicht
vorstellen. Alle seine eyfrige Bemühungen ihm, nachdem er ausgezogen
worden war, noch Hülfsmittel zu verschaffen und der Versuch derselben ist
verloren gewesen. – Der arme Schelm hat auf seine Kosten 4 Bogen unter dem
Titel:
Probe einiger Gedichte
zu Marienwerder abdrucken laßen u Ihrem
Mäcen solche in petto dedicirt. Er hat mir ein Geheimnis daraus gemacht
und wird kaum den geringsten Effect zu erwarten haben. Ich kann gar nicht
begreifen, wie er auf den Einfall gekommen und was er davon erwarten
kann. Sollte der Minister durch einen Wink an D. Biester von Ihnen auf das
unschuldige Opfer seiner Muse, die er selbst humilem agnam nennt,
aufmerksam gemacht werden können indirecte ihm ein Plätzchen durch seine
Empfehlung auszuwirken; so überlaß ich es Ihrem Gutachten u Herzenstriebe.
Cousine Buchholtz hat diesen Montag unserm HE Oberhofprediger Schultz
Ihr Ja und Amen gegeben.
Hat Ihnen mein Gevatter aus W. ein Exemplar vom
Konxompax
zugeschickt: so bitte p. 27. Z. 12. statt Brauchs =
Bauchs
zu lesen. Daß
Starkens Apol
. u
Meiners Abhandl
. zum Grunde liegen, darf ich Ihnen nicht
erst sagen. Aber ein so verschworner Metaphysiker wird das Nachtstück einer
sich flöhenden s. v. Sibylle mit eben so wenig Antheil lesen – als die
Dramaturgen und Orthodoxen, welche sich am hellen Mittag einander die Kolbe
lausen. Laß jeden seine Bedürfnis abwarten.
Ich erwarte meinen Eintritt ins 50ste Jahr u habe diesen Monath dazu
bestimt alle schuldig gebliebene Antworten abzumachen, auch mit Gottes
Hülfe einen ganz neuen Lebensplan anzufangen in meiner häuslichen u
litterarischen Wirthsschaft.
Haben Sie Guldens Leben gelesen. Die Recension in unserer Zeitung ist
vom John und ein meisterhafter Widerschall der Vox diuina unsers Publici.
Daß ich als Client, Landsmann u weiland Kunstrichter anders denke, können
Sie vermuthen.
Koppe N. T. habe den Anfang zu lesen gemacht, mit vielem Geschmack;
wünschte daß Sie den Mann auch näher kennten. Wie sehr wünschte ich D.Faustens Mantel, falls ich Ahasverus seyn soll nach Maler Müller, um eine
Woche mit Ihnen wechseln zu können.
Hermes
der Verf. der Sophie ist hier
gewesen u hat sich 8 Tage aufgehalten. Blos eine Reise zur Cur, die ihm
vortrefl. angeschlagen. Ich habe mir in den Kopf gesetzt in der Thibetschen Sprache
den Schlüßel zum Wort
Konxompax
zu finden. Möchten Sie sich wohl
entschließen
in meinem Namen
den Tom. XV. der Lettres edifiantes oder des
P. Georgi Alphabetum Thibetanum anzusehen. Sie müßen mich aber mit
diesem Einfall nicht auslachen, noch selbigen irgend jemanden verrathen.
Das Müllersche Haus habe seit Ihrer Abreise nicht anders besucht als auch
in
Ihrem Namen
d. h. so oft ich Briefe von Ihnen erhalten habe. Wie oft
dies geschehen, werden Sie leicht berechnen können.
Auf den innern Zusammenhang meiner Hypothese mit der bramanischen
Religion will ich Sie blos verweisen. Was aber die äußere indicia anbetrift:
so bedeutet Konx oder Koncio Gott u die Sylbe Om findt sich in ihren
sogenannten sechs Worten: Om ma wi pad me chum, wie auch in einer andern
heil. Formel: Om a chum1. Fehlt mir also noch die Sylbe
Pax
. Bitte also
mit diesem Augenmerk die Lettres edifiantes laut meiner Anzeige und den
P. Georgi, zur Abwechselung Ihrer botanischen Spatziergänge und
architectonischer Schattenriße durchzulaufen. Habe auch Arndt meinen Freund in
St. Petersb. gebeten sich nach einem kalmuckschen Polyhistor oder kleinen Abt
des großen Lama dort umzusehen. Haec sub rosa scripta sunto.Haben Sie auch schon Schummels Spitzbart gelesen? Keine Neugierde den
Photorinus
Pathognomikus
kennen zu lernen?
Mein auf Prof. †feld u Brahl eingeschränkter Umgang ist durch einen
jungen Berens, der hier die Handl. auslernt, vermehrt worden, und wenn es
wahr ist, so schmeichele ich mir ehstens meinen ersten u liebsten Zögling,
Baron von Budberg, deßen Reisebeschreibung ins Schlangenbad ich noch nicht
gelesen, hier zu sehen. Wenn Gott eines reichen Mannes Herz regieren wollte
mich, wie ein Breslauscher Banquier den Hermes, zu seinem Reisegefährten
zu machen. Gottlob! alle meine Kinder sind gesund und freuen sich des
schönen Obstes
im Garten. Eine Ernte an die ich nicht gedacht u meinen
kahlen übriggebliebnen Stämmen nicht zugetraut. Ich vegetire im höchsten
botanischen Geschmack, und – muß schließen. Erfreuen Sie mich doch bald
mit einer umständlichern Beschreibung Ihrer gegenwärtigen Verbindlichkeit.
Wie heißt Ihr Genoß? Was studiert er? Führen Sie ihn nach Berlin wider
zurück oder weiter?
Sollte nicht dort auf der Bibliothek
Gagliani vom Münzwesen
seyn?
1 S. Denkwürdigkeiten aus
Pallas
Reisen I Theil S. 237. 248.
um den Verleger u Ort des Drucks zu wißen, und den Werth des Buchs. Ihr
botanischer, historischer u politischer Geschmack ist nicht gantz der meinige.
Eine Schule wie Göttingen müste Ihnen Vortheile geben, die nirgends
gewiße Neugierden
einer philosophischen u akademischen
Bestimmung, als
die Ihrige, mehr reitzen noch befriedigen könnten – Wie gehts z. E. mit Ihrer
mathematischen Muse? Könnten Sie nicht die Anfangsgründe des
Spanischen u Portugiesischen
von dort hieher bringen?
Nun halten Sie mein Geschmier zu Gute. Es ist heute eine brennende
Hitze. Ich umarme Sie. Schreiben Sie mir bald und was unter uns bleiben
soll, zeigen Sie mir an. Daß ich ungeachtet meiner communicativen Schwäche
Discretion besitze, wißen Sie. Fehlt es Ihnen an
gegenwärtigen
Freunden,
so brauchen Sie desto mehr Ihre abwesende und laßen Sie solche an Ihren
Grillen und Schicksalen Antheil nehmen. Denn dazu leben wir, daß Einer
des Andern Last trage, und hiemit Gott empfohlen und Ihrem treuen
Andenken nebst Haus und Hof.
Johann Georg HamannAdresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Chretien Jaques Kraus / homme de lettres /
presentement / à
Göttingen
. /
Abzugeben in der Grünen Straße
. /
par fav.Kgsberg den 8 Aug. Dom. X p Tr. in meinem Wäldchen.Gott seegne unsere Geburtsfeste, liebster bester Gevatter Landsmann und
Freund! und laß die Erwartung eines
neuen
auf das glücklichste erfüllt seyn
oder bald werden. Ich habe den 4 Junii alles richtig erhalten und kann nichts
mehr thun als – Ist das Lied vom Bach u das Abendlied nicht Ihre eigene
Arbeit? Ich habe die Volkslieder in Einem Zuge gelesen, nach meiner löbl.
Sitte, aber Ihren Genuß für die erste Landreise aufgehoben, wenn ich dazu
kommen kann, und alle meine Freunde damit erqvickt. –
Hermes der Verf. der Sophie ist 8 Tage hier gewesen und über Elbing,
Danzig, Warschau zurück gegangen in Gesellschaft eines Banquiers. Ich hatte
die Hitze ihn aufzusuchen und habe bey unserm alten Kanter mit Ihm
gespeist. Wir schienen nicht einander zu paßen, woran unsere respective Lage
vielleicht am meisten schuld gewesen. Er ist ein angenehmer, gesellschaftlicher
Mann, voller Anecdoten und Plane und Lieder, bey einer einnehmenden
Bildung u Stimme. Seiner Gesundheit wegen that er diese Reise und das
hiesige Klima hat einen bewundernswürdigen Einfluß auf selbige gehabt,
wie er selbst gestand. Ich weiß nicht warum er ein Geheimnis daraus gemacht,
daß Schummel der Verf. des Spitzbart ist. Der Umgang mit Standes- und
Frauenpersonen scheint sein Element zu seynIn Ansehung der Lebensläufe können Sie sich an dem halten, was ich
Ihnen sub rosa gemeldt habe. Unser Landsmann Reichard hat auch sein
Leben unter dem Namen Gulden zu erzählen den Anfang gemacht, er ist in
unsern Zeitungen von einem gewißen verlornen Sohn der sich
John
nennt,
zieml. misgehandelt worden. Er ist aber die vox diuina unsers ganzen
Publici über dieses Buch, deßen verfehltes Ideal mich sehr gerührt hat wegen
meiner Verbindungen mit ihm u seinem Vater.
Mein Freund Brahl, der gewesene Nädler u gegenwärtiger Surnumerairehat auf seine Kosten die
Probe einiger Gedichte
drucken laßen als ein
vehiculum seine Umstände zu beßern; daher nur wenige Exempl. blos zum
Vertheilen unter Mecänen u Freunde. Er war diesen Sommer mit des
Licentrath Kinder’s Sohn in meine Nachbarschaft gezogen um den Sommer zu
genießen. Beyde Stubenburschen waren Liebhaber des Badens u. bedienten
sich deßelben öfters, theils allein, theils in Gesellschaft. Er lag mich hart an,
Hänschen auch dazu zu gewöhnen, mit dem sich beyde junge Leute abgaben.
Am
Tage Eliä
gab ich meinem Sohn die Erlaubnis mit aus dem Thor zu gehen
nach der Liepe und sich initiiren zu lassen. Brahl war so klug ihn davon zu
dispensiren weil das Waßer ein wenig zu hoch war. Mein Sohn bleibt also
als Zuschauer am Ufer, Brahl und
Kinder
gehen wie gewohnt ins Waßer, u
letzterer versäuft auf der Stelle – Das Schrecken für den Gesellschafter u
armen Zuschauer können Sie sich leicht vorstellen. Zum Glück ist Brahl ein
resoluter Mensch – aber all sein Eifer Mittel zur Erweckung des Ausgefischten
zu verschaffen waren fruchtlos; u er hatte eben so leicht sein eigen Leben als
ich meinen Michel einbüßen können.
Auf Ihren PfingstEinfall zu kommen, bester Herder! so bin ich bey allem
guten Willen ein völliger imbecille u zu allem untüchtig. Zu einer zweyten
Auflage der Sibylle würde sich der Versuch über die
Ehe
nebst den
hierophantischen Briefen
am besten schicken. Letztere sind so fehlerhaft abgedruckt,
daß ich selbige gern restituirt sehen möchte. Aber als Verlag des Hartknochs
muß ich erste Erlaubnis von ihm haben und habe Anfrage auch schon
gethan.
S. 8 ist
sondern
eben kein Schreibfehler, weil
mehr als
=
nicht nur
seyn
soll, und in Fragmenten auch die Verbindung mehr in der Reyhe der Gedanken
bestehen darfDer Titel ist mit Fleiß antiquo more Inscriptionum ohne Abtheilung.
Hesychius ist meines Wißens der einzige welcher das Wort erhalten u Clericushat es durch קוץ
wacht
u אמפץHamphets
seyd unschuldig
aus dem
Hebr. u. Syrischen hergeleitet.
Les Hierophantes
congedioient
le peuple en criant
Conx
et
Ompax
,
termes barbares qui montrent que ces Ceremonies avoient été établies par
des gens qui parloient une autre langue que la Greque etc. Bibl. Universelle
Tome VI. p. 86. 87. Ces mots signifient en Phenicien
Veiller
et ne
point
faire de mal
etc.Stark hat des Hesychii επιφωνημα nicht eben von einem Congé verstehen
wollen sondern scheint es eben so wohl von einer Initialformel auslegen zu
können. Nach dem letzten Buch des Apuleii entließ der heil. Schreiber mit
einem Αφεσις λαοις, welches in den Noten zu Erasmi Colloquiis (Pietas
Puerilis) mit des Diaconi: ite, missa est verglichen wird. Morem hunc
mutuati sunt LatiniΧstiani ab Ethnicis: olim enim post celebrata
mysteria Isidis dicebat Scriba:λαοις αφεσις.
Sie werden sich wundern, liebster Herder, daß ich soviel im Wäldchen
allegiren kann. Mein kleiner Junge schleppt mir alle Bücher zu. Nun aber auf
das zu kommen, was ich selbst ausgeheckt habe: so hoff ich das ganze Wort aus
der Thibetschen Sprache noch aufzulösen. Des großen Lama Religion ist ein
Phänomen, das meiner Hypothese günstig ist. Ein gewißer Engl. Stuart hat
noch neulich eine
heidnische Theokratie
in ihr gefunden. Alle Götzen waren
entweder Geschöpfe oder todte Menschen. Hier ein lebendiger Mensch. Aus
einem zufälligen Allegato des Tom XV. der Lettres edifiantes, die hier nicht
aufzutreiben sind, habe ersehen, daß Kon-cio oder Konx = Gott ist. Omkomt gleichfalls unter den göttl. Beywörtern vor und ich hab es außerdem
gefunden in 2 heiligen Formeln, welche im 1. Theil der aus Pallas Reisen
bey Hartknoch ausgekommenen
Merkwürdigkeiten
S. 237. 248. Om ma wi
pad me chum u. Om a chum. In Clerici Abhandl. habe noch 2 mystische
Wörter gefunden
Uie
und
Tokuie
, die er aber aus dem Griechischen herleitet
u das erste durch ὑε
regne
und das andere durch Δεχου υετον,
empfang den
Regen
. Beym ersten Wort sah man gen Himmel u bey dem andern schlug
man die Augen zur Erde. Proclus in Timaeum Lib. V. soll diese Wörter
haben.
Meursium habe noch nicht auftreiben können versprech mir aber aus dieser
Qvelle noch mehr als aus Clerici seiner, die Meiners zwar voraus setzt aber
nicht scheint ganz genutzt zu haben. P. Georgi Alphabetum Thibetanum ist
hier nicht zu haben und ich hab es mir eben so sauer werden laßen um die
Bibl. Universelle, die ich hernach unvermuthet an 2 nahen Ortern fand. So
geht es mit
Suchen
und
Finden
.
Das Motto fol verso des Titels ist aus Phaedr. Lib. V. Fab. 5. Bey einer
zwoten Auflage könnten die Abschnitte in §§. verwandelt werden.
p. 3. § 1. S.
Apologie des Ordens der Freymäurer
S. 159. 160. 151.
173. 195. 156. 180. 152. 176. 167.
– §. 2. S. viertes Fragment in Leßings Beyträgen S. 390.
p. 4. – (*) S. Göttl. Sendung Mosis Theil II. S. 314. ad verba:
Cooper
thut ihm zu viel
(**) Zu der
engl
. Note wird noch ein Sternchen
zugefügt u zur 2ten Note gemacht, wie diese letztere 3 Sternchen
bekomt, und am Ende oder zu Anfang der dritten Note ***
hinzugefügt.
Hephästion
S. 20
p. 5. §. 3. S. Meiners – – Theil III. S. 164. 321. 168. 184. 185. 205.
198. 200. 169. 208. 299. 303. 227. 309. 205. 323. 248. 190. 189. 191.
205. 206. 281.
p. 6. Statt Dämonax ließ: Demonax. Δημωναξ. Nach der neuen
Orthographie könnte es auch mit ä geschrieben werden.
p. 7. §. 5. S. den 15sten Brief des Theokles in Mendelsonsphilosophischen Schriften. Theil I. S. 133.
S. Leßing über den Beweis des Geistes u der Kraft.
p. 13. §. 9. ad verba: Complementum artis exorcisticae – visum – –* –
Autore F. Zacharia Vicecomite. Mediolani 610. 8vo (Dies ist noch
ein Buch aus unsers Robert Robertin Bibliothek, der es in Ital.
gekauft und seinen Namen eingeschrieben.)
p. 15. §. 11. ad verba National Weinlese u Erndtefeste)* S. Will. Clarke’sConnexion of the Roman, Saxon and English Coins & Lond. 767.
4op. 68.
p. 16. § 12. S. Steinbart’s Philosophie des Χstentums. (Geht auf die
Stelle eines Cabinetsschreibers aus S. Soucy die in der Dedicationangeführt wird)
p. 17. – S. Leßing’s Ernst u Falk. p. 28 aufgehoben wird –) claudatur
Parenthesisp. 29. §. 21. S. Leßings nöthige Antwort.
§. 22. S. Kgsb. Zeitung St. 103. von 1778.
Noch p. 14. §. 11. Der locus communis steht in Lib. II. de Leg. und le
Clerc merkt an: Lorsque Ciceron a ecrit cela il semble avoir eu dans
l’esprit un passage d’Isocrate qui se trouve paraphrasé dans les
paroles de l’Orateur Romain. S. Bibliotheque Universelle
Tome VI. p. 124 (39) statt mysteria dicendi lies dicendi mysteriaCic. de Orat. I. 47.
p. 18. Was hat der Tempel Gottes für eine Gleiche mit den Idolen und
der Tisch und Kelch des Herrn was für Gemeinschaft mit dem
Kelch dem Kelch u. Tisch der Dämonen – Sic p. 29. könnte (si
lubet) dies widerholt werden – noch unterscheiden den Leib des HErren
vom Kelch u Tisch der Dämonen: p. 28.
ohn daß sie wißen was
sie Böses thun
. Eccles. IV. 17.
Sie sehen, liebster Gevatter daß noch nichts zur
zweiten Auflage
reif ist.
Proclum habe selbst und den Anfang gemacht aber noch nichts gefunden.
Gronovii Tom. VII. erwarte tägl. von der Altstädtschen Bibl. um Meursium
p nachlesen zu können. Gesetzt daß ich auch die
Sibylle
zusammennähme mit
den
hierophantischen Briefen
(die wirkl. ein Ganzes ausmachen,) so würde
der Bettel doch höchstens 9 Bogen betragen. Will Hartknochs Antwort und
vielleicht die Aufnahme des Gegenwärtigen abwarten. Vielleicht giebt mir
eine Beurtheilung Anlaß mich beßer zu erklären, wenn ich erst weiß, was ich
eigentl. aus einander setzen soll. An nichts sonst habe denken können – und
meine ganze Arbeit im Anfang dieses Monaths besteht darinn die schuldig
gebliebene Antworten zu berichtigen. Endl. hat Gevatter Asmus auch zum
ersten mal in diesem Jahr an mich geschrieben. „Fr. Rebekka thut so dicke,
als wenn sie ein par nobile fratrum im Käficht hätte“Baron Budberg wird hier durchgehen. Er ist mein erster u liebster Zügling,
hat auch eine Reisebeschreibung nach dem Schlangenbade geschrieben, die ich
noch nicht zu Gesicht bekommen. Ein Sohn von Carl Berens lernt hier die
Handlung.
Weder Geist noch Leben zum Schreiben; hab mich in meine Stube
zurückgezogen. Es will aber nirgends fort. Habe heute den Brief der Galater in
Koppens Ausgabe zu Ende gebracht, das Buch von unserm Oberhofprediger
Schultz geliehen der mit der jüngern Tochter des seel. p Buchholtz
Bräutigam ist.
Noch wenig Neues von der Meße erhalten. Mit Kanter ist es gantz aus und
Hartung hat so wenig als mögl. stehe auch in gar keiner Verbindung. Nächst
Semmler hat mir Moldenhawer’s Widerlegung am besten gefallen. Leßings
Name wird kaum ohne einen Fleck bleiben. Wie steht’s mit der Fortsetzung
seines Ernst u Falk? Keine Hofnung? Nach einem vermuthl. blinden Gerüchte
würde hier Bahrdt an Kypke Stelle erwartet.
Gott schenke Ihnen Gesundheit, Seegen u Leben nebst viel Freude. Laßen
Sie mich so bald nur mögl. Antheil daran nehmen. Man wird in Morungen
auch drauf warten. Ich hab mich auf den 1sten huj. wie ein Kind gefreut, und
nun wird mir Zeit u Weil lang den 18 – den 25 – den 27 – den 28 zu erleben.
Ein halb Jahrhundert anzutreten ist doch aller Ehren werth – und noch mehr
eins überstanden zu haben.
Den 9 Aug.Nachdem ich des Tages Last und Hitze und lange Weile getragen habe,
begab ich mich nach der Stadt um meine rückständige Antworten nach der
Schweitz, Osnabrück u Wandsbeck an Mann oder vielmehr unter die Haube
zu bringen i. e. unter Couvert. Beschloß mit Hippel, den ich seit langer Zeit
nicht besucht und wegen einer Geldsache zu sprechen hatte. Hier kam ich wie
geruffen zu 3 Schnitt Melone u eben so viel Spitzgläser Burgunder. Zugleich
erfuhr einen traurigen Umstand, der vielleicht unsers Lotterie DirectorKanters Schicksal entscheiden dörfte. Und so begab ich mich am Magen gestärkt
und mit einer neuen Ladung sympathetischer Grillen zu Hause um diesen
Brief zu schließen.
Und womit? Mit Wünschen? Die können Sie sich leicht vorstellen – und
werden einem ehrlichen Mann eben so sauer, als Drohungen. Der Vater, der
ins Verborgene siehet, sey liebster Herder! Ihr Vergelter und Ihr
großer
Lohn
öffentlich!!!
Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Verehrungswürdigen Hälfte, meiner
Frau Gevatterin. Sie bauen Ihr Haus, wie Rahel und Lea – und Gott gebe
mir das letzte Glück, ein Augenzeuge des Ihrigen zu werden. Ich umarme Sie
im Geist und ersterbe gantz der Ihrige.
Johann Georg H.Im Proklo habe p. m. 293. folgende Stelle heute gefunden von der Heyrath
des Himmels (Uranus) mit der Erde – και ἑn τοις Ελευσινιοις ίεροις, εις μεντον Ουρανον αναβλεποντες, εβοων
Ὑέ
,καταβλεψαντες δε εις την Γην,
Τοκύε
.
P.S. Mich wundert, daß Ihnen nicht die Dithyrambische Wortfügung
S. 10. befremdet hat. Eigentlich sollte es heißen: Die andächtige Mummerey,
zu welcher die einzige Religion – herabgesunken, war –
Die Anspielung auf eben derselben Seite bleibt Ihnen ein Rätzel ohne
meine Ausgabe der Pucelle d’Orleans, wo im 13 Chant folgende Stelle steht:
Il contemploit le spectacle celeste
De tous ces Rois accouplés bout-à-bout:
Charles II. sur la belle Portsmouth
George II. sur la tendre Yarmouth
Et ce devot Roi de Lusitanie,
En priant Dieu, se pâmant sur sa mie,
Et ce Victor, attrapé tour-à-tour
Par son orgueil, par son fils, par l’amour.
Mais quand, au bout de l’auguste enfilage
Il apperçut, entre
Iris
et son page vermuthl. Pr. Amalie
Perçant un cu, qu’il serroit des deux mains
Cet auteur roi, si dur et si bizarre,
Que dans le Nord on admire, on compare
A Salomon, ainsi que les Germains
Leur Empereur au César des Romains –Dem allen ohngeachtet hat es Wohlstand u Politick erfordert, ein Elogeauf V. elaboriren u declamiren zu laßen im Namen des Allerchristl.
Salomons in Norden.
Zu pag. 30. wäre folgende Stelle aus Retz hinlängl. Chaque Monarchie
a son
mystere d’état
: celui de la France consiste dans une espece de silence
religieux et sacré, dans lequel on ensevelit, en obeissant presque toujours
aveuglement au Roi, le droit que l’on ne veut croire avoir de s’en dispenser
que dans les occasions où il ne seroit pas même de leur service de plaire
aux Rois & –Lieber Gevatter, Freund und 50.jähriger Alter,
Ich muß ja noch den guten Monat August mit einer Nachricht des Guten
beschließen, das er mir und uns allen, die wir ihm gut sind, aufs neue
gebracht hat; ich weiß, daß Sie sich mit uns freuen. Ihr Brief vom 8. kam den
20. hier an, da eben von meiner werthen Frauen die erste Vorlesung der
Offenb. geschah, die am 1213. am Tage unsers
Augusts
im Ganzen glücklich zu
Ende gebracht war. Er war mir ein gutes omen und eine Erquickung auf
meine Arbeit: im Wäldchen geschrieben, ward er vor der Stadt im Wäldchen
über einer Quelle aus dem Felsen, wo der Mond durch die Blätter lauschte,
gelesen u. Sie zu Ihrem Geburtstage zum Voraus gesegnet. Wir wusten nicht,
daß dieser davon ein Zeuge seyn würde, wovon ers jetzt geworden ist, nehml.
von der Taufe unsers 4.ten Sohnes,
Karl Aemil Adelbert
, der 3. Tage
vorher den 25. Aug. an meinem Geburts u. Verlobungstage, Abends zwischen
10–11. und also fast in meiner Geburtsstunde gebohren ward. Gebohren,
wie es der Eclogendichter nur singen kann – die Mutter war bis 7. Uhr Abends
im Walde; als ich 10. Uhr zurückkam, glaubte sie noch selbst nichts und
glaubte es fast nicht, da sies sah. Sie stand auf, verjüngt wie eine Blume u. ists
noch und der Knabe mit ihr: still wie der jetzige Himmel zu Tag und Nacht,
ein lieber, sanfter, heitrer Knabe. An Ihrem Geburtstage ward er getauft u.
der Geburtstag unsers ältesten beschloß Alles. Die Mutter ließ mir am
Morgen des Meinigen einen Blumenteller aus Gottfrieds Gärtchens nebst einem
Blatt Glückwunsch, darauf die 7. Sterne der Offenb. standen, durch alle 3.,
die ersten Sterne bringen und siehe am Abend war der 4.tein natura da; sie
hofft auch zu Gott, daß es ihr an den 3. übrigen nicht mangeln werde. Statt
Glückwunsches, lieber H., kann ich Ihnen nichts als diese Nachricht schreiben:
ich weiß, Sie zeichnen diesen neuen Stern mit seinem Tauftage in das Gebet
Ihres Geburtstags ein u. freuen sich mit uns, wie wir uns an Ihnen freuen.
Ihr 50.tes Jahr, lieber Presbyter, sei mit Ehre, Freude u. Segen gekrönt:
dies wünsche ich und alle die Meinen. Meine Frau empfielt sich Ihnen
herzlich u. ich bin, mit Aufschub weiterer Antwort auf Ihren Brief Ihr
ewigtreuerHerderDen 29. Aug. 79.Georgis Alphab. Tibet. habe ich, u. wünsche es zu Ihnen herüber: denn ich
kanns hier von der Bibl. haben. Es steht viel crudes, aber doch auch
merkwürdiges darinn: ich hoffe, Gelegenheit zu finden. Die Offenb. wird hier
gedruckt: nehmen Sie sie als ein Geschenk von der Hand Ihres Pathen, an deßen
Tage sie vollendet worden. Der Himmel hat sie mir reichl. vergolten.
Ich kann doch keinen würdigern bessern Zeitpunkt wählen Ihnen, theurster
Hamann, zu schreiben, ein paar schwache Töne des Danks für Ihren lieben
Brief u. der Nachricht von Kaufmanns leiden- u. segenvollem, hohen aber
saurerkämpften Segensvollem Leben zu Ihnen hinüber zu hallen als eben
den heutigen feierlichen Abend. Ich bin zu St. Klarensegg, einem herrlichen
edlen Siz am Bodensee der unsere Wohnung werden soll – seit etwa 6 Wochen
treiben wir, neml. unser Friz, ein Neveu von Fr. Elisa ein talentenreicher, zu
sehr vielem Guten fähiger, thätiger, lieber Junge von 19 Jahren, 2) unser
Georg, ein Knabe von 13. ein naives gesundes, rohes Kind der Natur, der
Sohn eines wackern unbegüterten Bürgers von Wint. u. 3) ich – allhier unsere
Junggesellenwirthschaft – Kaufmann geht ab u. zu, läßt das ganz neue noch
unausgebaute Haus oder Schloß einrichten, zurüsten u. wir sind so seine
unnüzen Handlanger u Stellvertreter. Eben hat er, der theure liebe Hausvater
nach ein paar mühevollen, auch durch unsere Ungeschicklichkeit u. durch
Ärgeres (denn wir sind oft von fatalen, unseligen Passionen besessen u. sind faule
u. böse ungerathene Kinder die wohl einer scharfen Zuchtruthe bedürften)
sauer u. bitteren Tagen uns wieder verlaßen, sein Weib u. die übrigen lieben
Seinen im Hegi zu sehen u. neue Lasten mit ihnen u. für sie zu tragen – Ich
kann nicht anders, ich muß, bester Hamann, Ihnen gleich grade sagen welche
Wunde der Herr ihm geschlagen, welch unersezbaren Verlust Er über ihn
verhängt hat. Lieber, Theuerster! Ihr Pathe, das herrliche kraft u. geist volle
liebathmende englische Kind, das reine frohe holde Engelchen ist von uns
geschieden, nach 3 Tagen u. Nächten entsezlichen Leidens starb was an ihm
sterben konnte – aber die Liebe, die Unschuld die himmlische Heiterkeit blieb selbst
noch auf dem blaßen starren Antliz englisch huldreich ausgedrückt – entzückte
noch jeden ders sah – u. linderte mit sanftem Balsam die Wunde des tief
ge leidenden, in vielen der ihn umgebenden noch unendl. bitterer leidenden
Vaters. Der Herr hats gegeben – genommen – sein Name sei gelobt – war
seine Losung: es wußte noch nicht was Sünde war u. mußte so peinl. leiden,
das Engelchen (jezt darf ichs so nennen, weils lebte durft ich nicht) leiden
für u. durch unsere Sünden: aber Gott sei gelobt der ihm Ersaz ist u. sein
wird – Bitter ists dem liebenden Vater, der alles was er thut, ohnehin nicht
für sich, sondern für andere, mit Hintansezung seines eigenen, nicht niedrigen
Vortheils, thut, u. die süßeste seligste Rücksicht auf sein Kind dabei hat, alles
auf den holden Jungen referirt, in allem des Gedankens sich freut, bald wirst
du dieß Instrument für deinen Sohn ins Kleine machen laßen, bald ihm mit
der Natur in den u. jenen, unmittelbaren u nachgeahmten, großen u. kleinen
Produkten allmählig in frohen Gesprächen bekannt machen – dich freuen
seines Wachsthums, der Kräfte die in ihm sind – der Gesundheit die – – – u.
schnell die Blume vom Verderber angefressen – welkt dahin fällt ab – all
das herrliche, der edle, reine feine Bau den Würmern Preis – wird Staub –
Aber der Herr wird über dem Staube stehen u. wird ihn beleben – im hohen
Triumphe edler höher reiner, stärker hervorrufen – die Blume steht neu, steht
in vollkommenerm Zustand, in erhöhter Würde wieder auf – Leer ists um mich
u. öde – Ach lieber Hamann! es sind Menschen um den liebevollen, allen mit
Dulden u. Würken wohlthuenden lieben Vater, die sein angefreßenes,
wundes, krankes Herz noch mehr zertreten, wie Hunde zerreißen – ach u. es ist ihm
so seelenlich wohl, wenn auch nur einer ist der aufnimmt seine Liebe – der
fühlt einen Theil seiner Leiden – u. leider sind sie selten, wenige die reinen
Antheil nehmen – Ach wenn er so oft in der Nacht erwachte, Sehnsucht fühlte
nach Gütern die droben sind – die die Welt nicht kennt u. nicht giebt – da
fühlte er oft um sich, suchte, fand sein Kind, die Engelsseele, im Bettchen
schlafend oder an der Mutter Brust – u. fühlte Trost u. Labung – Und dieß ist
dahin, wird ihm nimmer ersezt – nimmermehr auf dieser Erde – der Erstgeborne
– dahin! – Aber zum Wiederaufkeimen im beßern Leben, in seligerm
Zustand – Verzeihen Sie bester Hamann, Sie fühlen in meinen kahlen Worten
unendl. mehr als drin liegt – was sind Worte – u. wer bin ich – dieß zu fühlen
oder zu fühlen zu geben dem ders nicht schon selbst beßer fühlt. Merkwürdig
u. tröstlich ists für den guten theuren Vater daß er just noch zu seinem
vorgeahndeten Ende kommen den lezten reinen ruhigen Hauch auffaßen mußte –
zwei Tage hatte er dem holden Liebling abgewartet – Arzneien u Pflege
würkten vortrefflich – aber es war beschloßen im Rathe des Wunderbaren
der wohl thut wenn er schlägt, des Züchtigungen Segen u. Wonne sind dem
Treuen. Am dritten Tage mußte der Vater sich losreißen, der innern Stimme
gehorchen, seine Gegenwart allhier war nöthiger, als er wißen konnte – er
kam frühe die 5 Stunden daher, gieng Abends späte fort – war kaum eine
halbe Viertelstunde wieder da, so schied die theure Seele. Acht Tage vorher,
an seinem Geburtstag gab er ihm die erste Nahrung außer der mütterlichen
Brust u. vier drei Wochen vorher, an seinem eigenen Geburtstag ward ihm
die Gewißheit daß Gott sein Weib gesegnet, sie ungeacht sie immer noch dem
Knaben seine einzige Nahrung reichte, zu neuer Mutterwürde gestärkt hatte.
Den lezten Augstm. in der gleichen Stunde da vorm Jahr die Schmerzen der
Gebärerin anfingen entscheidend u. heftig zu kommen, verließ er Klarensegg,
eilte seinem Weib u. Knaben zu, ich begleitete ihn 1 ½ Stund weit, bis zu
einem Kloster, deßen große herrl. Aussicht uns Beweis war von dem
Gefühl der Stifter – so verschieden von dem was die jezigen Inhaber sind – Es
war ein seliger Abend, fast wie der heutige – Rührung u. Liebe u. warme gute
Entschlüße in meinem eine Zeit her meist abscheul. kalten Herzen u. kaum
waren wir ¼ Stund weit voneinander so empfieng K. mit seinem treuen
Schimmel der ihn vollends heimtragen sollte, Ihren lieben Brief an mich u.
freute sich u. eilte in warmem Liebesgefühl – Sie, bester Hamann, nahe,
werth u. innig fühlend der Hegi Heimat zu – Den andern Tag war stille reine
Geburtstagsfeier des lieben theuren Knaben: er gab ihm Brod, Apf u. ein
Süppchen, u. herrl. wars wie ers mit frohem Appetit u. reiner Begierde
genoß – beschnitt ihm seine Haare, nahm seine Silhuette – zum ersten mal –
was er dann von Zeit zu Zeit wiederholt u. als Symbol des Wachsthums
aufbehalten hätte.
Ich möcht Ihnen gern, liebster theuerster Hamann, unsern künftigen
Wohnsiz schildern das neue, edle, geräumige Schloß mit 25 Zimmern am Fuß eines
steilen Berges deßen hohe Tannen u. Foeren Ehrfurcht u. Schauer erwecken;
ein kleiner Bach rauscht neben uns über Felsen daher, einige kleine
Waßerfälle brausen bei stiller Nacht bis in unsere Ohren, fruchtbare Reben stehn zur
Seite u. vorne bis vollends an den See deßen klares Wasser zu allen Zeiten
in Sturm u. in Ruhe, bei trübem u. heiterm Himmel den schönsten Anblick
macht. Gegen über kleine anmuthige Hügel mit Dörfern, Schlößern,
Kirchen, Städtchen, so wie das dißeitige Ufer bedeckt, mit Waldungen gekrönt,
an deren Fuß Wiesen, u. unten an denselben auf jener Seite meist
Fruchtfelder so wie auf der unsrigen Weinberge – In blauer Ferne sehn wir hohe
herrliche Alpen u. näher kleinere Berge mit unzähligen blinkenden Wohnungen
der Menschen. Ein edler Mann der lange Zeit in Frankreich gelebt, der Welt
u. ihrer Geschäffte müde war, wählte sich diesen Siz um sein Alter in froher
Ruhe zu verleben, ließ das neue Schloß in franz. Geschmack bauen – erlebte
aber nicht seine Vollendung welche seiner Familie, in Besorgung eines wackern
in Steckborn ¼ Stunde von hier wohnenden Vettern u. nun K. aufbehalten
war. Still u. rein u. froh ist der Eindruck den der Anblick des Hauses macht,
ganz harmonisch mit der ganzen sittsamen Gegend.
K. wirds wohl thun hier entfernt vom Gewühle der Welt, die, wie es
einem vorkommt, der Antheilnehmung eines beßerfühlenden Menschen
täglich unwürdiger, zurückstoßender, unempfänglicher wird, seinen Nächsten,
seinen Wenigen u. in Hoffnung der Zukunft sich zu leben. Die Welt liegt im
Argen – erst kürzlich haben wir zu so vielen, vielen alten Proben, schröckliche
neue gesehen. Einige derer für die K. am meisten gethan, am meisten
aufgeopfert hatte, für die er am meisten treue, wohlwollende, hoffnungsvolle
Liebe fühlte, deren er sich in der Nähe u. Ferne, beim Publikum draußen, bei
Monarchen u. Gelehrten u. s. w. u. wieder in FamilienAngelegenheiten in
moralischen, phys. ökonom. polit. Verhältnissen mit beispielloser Treue u.
Thätigkeit angenommen, denen er auf so vielen Seiten Segen sein sollte u.
wollte, – sind auf die schändlichste Art an ihm undankbar, treulos geworden.
Diese Leute sind auf einer Seite in die unseelige schriftstellerische
Berühmtheit – Autorsucht – u. auf der andern in die in Schwang gehende
sentimentalische Koketterie die da ein Weiblein ums andere gefangen nimmt, das
Nervlein der Eigenliebe u. andere feinere u. gröbere Nervchen hoch spannt u. sie
am Ende ohne Befriedung in Mangel u. Oede u. Verzweiflung sizen läßt –
verwickelt. Des treuen Freundes Stimme warnte, seine Hand bot Hülfe dar,
ward zurückgestoßen, u. doch wollte man seiner Dienste auch seiner Liebe noch
genießen, er predigte, rief so lang er sollte, wie sein Warnen ward
überlästig u. der Geist der in der Finsternis der Passionen herrscht, sucht von dem
an, sich an ihm zu reiben – an ihm, d. i. an den Seinen, seinen Nächsten,
Anvertrauten – Schon lange hatten sie ihm sein Allernächstes, Allerliebstes,
seinen zeitlichen Ruhepunkt entweiht, das edelste geraubt, besudelt, ihn im
Heiligsten betrogen – nun muß er sehen die krummschleichende glatte gleißende
Schlange mit ihrem Geifer bespeien, alles worauf er zu würken Pflicht hat,
zerstören sein Werk für das er Nacht u. Tag leiden wachen, kämpfen, sorgen
Berufs halber
muß
– Alles unter feiner, frommer Maske – der Liebe, der
Ehrlichkeit mit Sündenbekenntnis u. Betheurung guter Absicht u. vieler
Achtung u. Verehrung gewürzt – u. er muß schon das mörderische
Unternehmen des Erzschalkes in den Herzen der unglücklichen, untreuen von ihm
so treulich geliebten – ob das Marter ist – Hemmung, peinl. Hemmung in
seinem nicht eigengewählten Kreise – doch ihm wirds wohl thun u. thut ihm
schon izt wohl, so entsezl. bitter es ist – Ach könnt ich Sie hineinführen, in den
Abgrund von Leiden – u. ins Mitgefühl – – auch der Seligkeiten die ihm
dadurch einst – reicher Ersaz – zufließen – Ahndend fühlen Sies vielleicht schon –
Noch eine merkwürdige Ereignis muß ich Ihnen erzählen, die nichts
geringeres als Gefangensezung u. strenges gerichtliches Verhör betrifft. Vorm
Jahr schon als K. von seinem kalten Fieber kaum aufgestanden war, sich
zuweilen durch einsame Spaziergänge von physischem u. moralischem Drucke
zu erholen suchte, begegneten ihm einmal einige Arme die ihn um ein
Almosen ansprachen. Weil die Leute ihre Taschen u. Säcke voll Brod hatten, so
fragte sie K. – u. sonderl. um natürl. Weise die Leute kennen zu lernen, zu
wissen, wer die seien denen er wohl thue ob würdig oder nicht – warum sie
bettelten da sie doch Brods genug hätten? Ach jammerten sie, es gehört hievon
das wenigste uns u zu dem wirds alle Tage ringer. Das Brod ist neml. eine
oberkeitl. milde Stiftung aus einem gewesenen Kloster, Namens Töß, für
die Armen auf der Landschaft; ein Amtmann aus dem äußern Rath der
Stadt Zürich hat allemal 6 Jahre die Verwaltung davon. Exemplarische
Genauigkeit ist selten, man ist froh wenn sich nur keine grobe Malversazion zeigt.
K. bestrafte die Leute als Undankbare, Unzufriedene, er habe so viel gutes von
des jezigen Amtm. Verwaltung gehört – wenn sie gegründete Klage hätten,
sollten u. dürften sie sich grad u. dreist an ihn wenden: er wollte u. würde
es selber für sie u. mit ihnen thun – nur wollte er erst die Sache untersuchen,
das Brod wägen &. Sie versprachen ihm Brod an einen gewissen Ort, zur
Untersuchung zu bringen. K. ließ die Sache verschloßen, ruhen; wartete lange
vergeblich. Endlich begegnete ihm das gleiche zum zweiten mal. Ein Mann der
sich hauptsächlich deshalben mit ihm unterhielt versprach ihm ein Brod an
einen dritten Ort zu bringen, gerührt, weinend, schied der gute Arme von K. –
Auch der blieb lange außen. Von ungefähr traf ihn K. wieder, sagte ihm es
scheine doch seine Klage sei ungerecht gewesen. Ach nein, im Gegentheil, er
werde ihm bald Proben darweisen können. – Indeßen kam ein HE. Schwager
von K. der in Zürich Almosenschreiber ist, ein genauer Bekannter u. Freund,
was man so nennt vom HE. Amtm. zu Töß – der erzählte viel von deßen
guten Einrichtungen &. K. nahm ihn auf die Seite u. sagte ihm was ihm
desnahen begegnet sei – er mögt nun von der Nachricht Gebrauch machen, nach
Gutfinden. Der Gebrauch den er davon machte, war, in einer Stunde da der
Amtm. auf Besuch im Hegi war, man beiderseits von gutem
Hegi-Kazensteigler 74.er wohl erwärmt, für einander gespannt war, dem Amtm. sans
autre zu sagen, er möge sich gewahren, es werde über seine Brödlein geklagt.
Der Amtm. ist ein reicher, aufgeblasener, hiziger Kerl, ein gewesener Mezger,
deßen Vater untreuer Verwaltung wegen ehr- u. wehrlos gemacht worden –
Er schwieg. Der HE. Schw. Almosenschr. begleitete ihn nach Hause. Im
Wagen wo sie fuhren kochte beim Amtm. die Nachricht wieder auf – plözl.
fuhr er heraus es sei kein anderer von dem es komme als HE. K. – dieß ward
ihm nicht geläugnet – nur suchte HE. Almschr. – da er das wütende Feuer
sah, ängstlich zu löschen, mochte aber, wie leicht zu erachten, nicht reüßiren.
Am Auffahrtstag, da K. in stiller, feiernder Liebe bei den Seinen saß, gegen
Abend kam ein Brief von HE. Amtm. Hausinformator, einem jungen Geistl.
in äußerst impertinentem Ton verfaßt – u. von HE. Amtm. bekräftigend
unterschrieben, des Inhalts daß HE. K. wider ihn ehrenrührige
Verleumdungen ausgestreut habe, deshalben nun sich legitimiren oder HE. A.
Satisfakzion schaffen solle – K. antwortete ihm mit ruhiger ausführlicher
Erzählung des ganzen Verlaufs u. schloß es sei also klar er sei der Zuversicht HE.
Amtm. werde keiner andern Satisfakzion als dieser geraden, einfachen
Erzählung bedürfen – darin nichts beleidigendes u. noch weniger etwas
diffamirendes sich zeige – alles unter einzelnen Personen &. – HE. Amtm. ließ
antworten mit einer noch impertinenter abgefaßten Aufforderung den armen
Mann der über ihn geklagt, zu nennen, damit er zur Strafe gezogen werde –
K. antwortete ihm mit den Gründen die es ihm als einem Menschen, dem der
Arme in der Wärme seines Herzens seine Gedanken anvertraut, der der
einzige sei, welcher davon wisse, der unmögl. so lang er menschl. fühle zugeben,
oder Ursache sein könnte, daß der Mann mishandelt &. würde, – da er kindl.
unschuldig u. doch vor weltl. Richter strafbar sei, da des Klagens über Druck
u. Gewalt beim Landmann schon übergenug, – die Strafe des Mannes die
Unzufriedenheit nicht heben sondern erbittern würde, – da selbst mehrere aus
dem Orden der bestellten Wahrheitslehrer, sub rosa gleiche Klage führen, u.
doch keiner zum Vorschein komme – & unmögl. machten den Mann zu nennen
– am besten sei es sich mündl. mit HE. Amtm. zu unterreden – er ritt gleich
nach dem Boten hin – explizirte sich dem HE. Amtm. meinte ihm die Sache
begreiflich gemacht, seine Hize, die sich in abscheul. Erbitterung gegen den
armen Mann, in Drohungen &. äußerte gedämpft zu haben – Kaum meinte
K. die Sache abgethan, den HE. Amtm. beruhigt zu wissen so kam eine neue
u. aber eine neue Aufforderung den Verleumder zu nennen, wo nicht selbst
für den Urheber gehalten u. als solcher vor M. Gnäd. HE. in Zürch zitirt zu
werden. Lezteres geschah. Die Gnädigen Herrn wurden durch HE. Amtm.
berichtet, geriethen in ein abentheuerl. wildprasselndes Strohfeuer, schrien u.
polterten von Reputazion des Staats, der gemeinen Verwaltung, von Arrest
in Ketten u. Banden, von Folter, von Ehr- u. wehrlos machen, Bannisiren
u. s. f. in infinitum: der Hauptgrund war wohl der mit, daß manche der HE.
sehr begierig gewesen waren das Lux mundi K. von dem sie viel gehört, viel
wunderbares erwartet, u. sehr gern ein Zeichen der Unterthänigkeit,
Verehrung &. gesehen hätten bei sich zu sehen, seines Weihrauchs zu kosten.
Sintemal aber solches nicht K. Sache ist, der als der nicht gerne civiumpotentiorum limina betritt, so fand sich die Bastartschwester der ächten Selbstliebe
sehr gekränkt u. die sämtl. Hochgeachten Herrn sehr bereitwillig alle widrigen
sonderl. aus K. lieber Vaterstadt hinüber dünstenden Gerücht u. Gerüchte
von Donquischotterie, Schwärmerei, &. aufzufaßen u. sich darnach zu
stimmen. Zween Männer waren die noch ein Bißchen moderat stimmten,
richtet auch unser Gesez jemanden eh er & – – kurz K. wurde vorgeladen, u.
erschien zur bestimmten Zeit vor einer Deputazion von 6 HE. aus den
Häuptern der Stadt u. aus dem innern Rath, welche sämtl. erstaunten statt
des Wunderthiers einen Menschen von gesundem treuem, wohlwollensvollem,
u. vestem Sinne zu sehen, der – so wie schon in den allherumzirkulirten Briefen
an HE. Amtm. – kindlich reine Wahrheit so schlicht paßend ad rem mit –himmlischer Ruhe – aus freier Brust kraft u. liebe voll aussprach. Erstaunen
auf Erbitterung, Achtung auf Erstaunen, u. hierauf bei jedem dems gegeben
war Liebe – dabei aber große Verlegenheit. Der Buchstabe des Gesezes forderte
Namsung des Urhebers der unerweislichen folgl. so wahr sie auch war,
verdamml. Anklage – forderte Arrestirung des vor, der nicht namsen wollte;
Bestrafung seiner statt deßen den er der sc. gerechten oberkeitl. Ahndung
vorenthielt, Ehrenerstattung dem hochgeachteten HE. Ehrenmitrath u. s. m. Sie
baten, demonstrirten, deklar insinuirten K. alles was sie wußten u.
konnten – Er hatte nichts drauf zu sagen als er könne keinem Unschuldigen
ein Leiden u. Strafe zuziehen das ihm am allerempfindlichsten – das die
Frucht der Unbesonnenheit eines Dritten u. Vierten u. auf manche Seiten
hinaus von den schädlichsten Wirkungen sei. Ich bin politisch strafbar,
politisch ungehorsam, Sie sind polit. Richter – ich erwarte unterwürfig polit.
Strafe – moralisch gehts freil. anderst – &. so kams daß K. 14 Tage lang
arrestirt – aufm Rathaus zu Zürich oben über der Stube wo gemeinen Stands
Anliegenheiten behandelt werden, Urtheil u. Recht über Gut u. Blut ergeht –
in honorabler Gefangenschaft harren mußte. Manche polit. Kenntn. seines
Vaterlands, mancher Anlaß auf seine Nächsten in Zürich wohlthuend zu
würken, u. die herrl. Aussicht auf den reinen klaren See u. über Stadt u.
Landschaft hinaus in 7 Reihen herrl. Schneegebirge – waren ihm einige
Entschädigung für die Entreißung aus dem häusl. Kreise von dem er nur sein
treues Weib u. das englische Kind mißte – mit neuem Entzücken wieder
umarmte – u. gesegnet ward mit Hoffnung eines zweiten Himmelspfandes –
Gewiß haben noch niemals die Gnädigen HE. so viele u. dreiste Wahrheiten
gehört als bei diesem Anlaß aus K. Munde. Seine einzige Sorge war auch
nur die seine Seele rein u. unbefleckt zu erhalten, der guten Sache nichts zu
vergeben, u. mit willigem Herzen auszuhalten was auf ihn fiele, lieber als
zuzugeben, daß dem unschuldigen Armen im geringsten was Widriges begegne:
u. die Macht an der er sich zu allen Zeiten hält, gewährte ihm sein sehnliches
treues Wünschen. Niemand fühlte noch verstand ganz seinen Zweck, sein
Betragen, aber heilige innere Ruhe belohnte überschwenglich die reine edle
Treue. Gegen 25 Mk. Silbers u. eine Ehrenerklärung die er selber abfassen
durfte, auch Unkosten Ersaz ward er quitt.
Ich muß schließen, bester Hamann! nur noch Ihnen aufs angelegentlichste
die Beförderung eines Unternehmens empfehlen zum Besten eines braven
guten Wint. Bürgers für den sich K. sehr intereßirt, eines Mannes der
ungemeinen Fleiß Treue u. Sorgfalt für seine Familie u. in seiner Kunst hat,
der mit Gefühl u. Sinn arbeitet, eine gute Anzahl anlagenreicher Kinder
treul. erzieht u. dessen Talent bisher von dem Eigennuz der HE. Buchh.
gedrückt nie in seiner wahren Sphäre wirken durfte. Er kann u. wird viel u. sehr
Gutes liefern, wenn er Unterstüzung findet. K. macht wünschte um
mehrer Zwecke willen sehr, ihm recht starken Abgang zu prokuriren. Thun Sie,
was mögl. ist, bester, ihm hierin zu helfen.
Königsb den 17 7br 79.Herzlich geliebtester Freund,
Die Nachrichten von Ihrer Erholung haben mir viel Freude gemacht; Einl.
hält ebenso gute Nachrichten vom August, an denen Sie auch Antheil nehmen
werden. Wird der Anfang des Dio Cassius auf Michaelis fertig seyn zur
Probe des versprochenen
und zu erwartenden? Ich habe des Uebersetzers
Ankündigungen in Büschings wöchentl. Nachrichten u der neuen philol.
Bibliothek gelesen. Als Leser gähn’ ich ein sympathetisches tanto hiatu
dignum! Es ist immer der Mühe werth eines Versuches. Sie werden aber aus
den Anmerkungen an das Publicum, sich auf ähnliche Wagstücke als Verleger
gefaßt halten müßen. –
Mein schwindlicher kranker Kopf macht mir zu schaffen. Ich habe mir an
meinem Geburtstage nichts anders zu gutthun können als daß ich mir Ader
gelaßen. Acht Tage drauf den 3 Sept. hatte ich die unerwartete Ehre 3 Excell.
in meinem kleinen Hayn Mamre zu sehen. Die Gräfin von Kayserlingk mit
dem Grafen von Görtz u Ihrem Gemal. Der mittelste erqvickte mich mit
Nachrichten aus Weimar, Erfurt u Darmstadt. Er ist ein großer Gönner u
Verehrer unsers Landsmanns u Gevatters und Seiner Costa. (Verzeyhen
Sie mir dieses Gichtelsche theosophische Wort) Ich freue mich auf die
Apocalyps. die er am Geburtstage meines Pathen zu Ende gebracht; und
wünschte daß er Seine
Ruhe
zur
Vollendung Ihrer Urkunde
anwenden möchte.
Mein junger Freund B. hat mir die
Reisebeschreibung des Schlangenbads
zehnmal versprochen, aber ist im Worthalten sehr leichtsinnig. Er entschuldigt
sich mit überhäufter Arbeit, daß er mich fast gar nicht mehr besucht. Der
kleine Fuchs soll meinem Netze nicht entgehen – Ist an der Reise des Barons
v. B. nichts gewesen oder daraus nichts geworden?
Ihr Passerius liegt mir immer vor Augen. Ich erwarte noch Ihre letzte
Erklärung um die Bibliothekarios mit mehr Nachdruck zu erinnern.
Gott laße doch den Anfang Ihrer Genesung von Dauer und Fortgang seyn!
Soll Antwort nach Weimar unter meinem Couvert besorgt werden, so werde
selbige aufs genaueste befördern. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Gemalin
u Familie. Gott schenke Ihnen Allerseits Leben Seegen u. Freude. Ich
umarme Sie und ersterbe Ihr ergebenst verpflichtester Freund
Johann Georg Hamann.Der arme Prof. Kreutzfeld macht uns alle besorgt für sein längeres Leben
u läuft Gefahr ein zu frühes Opfer der Schwindsucht zu werden. Gestern
meldete er mir, die 3 ersten Gesänge seines Hudibras ins reine gebracht zu haben;
welches wol ein Punctum der ganzen Arbeit seyn möchte. Und die 3 ersten
Gesänge scheinen mir auch wohl der Kern des gantzen Werks im Engl. zu seyn.
Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / zu /
Riga
. /
par fav
.Kgsb. den 17 79bre 79.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
Vorgestern mit Ihrem Briefe erquickt und erfreut worden. Einl. nach
Morungen in derselben Stunde besorgt, weil die Rigische Post aber bereits
abgegangen, die zweyte Einl. heute unter des Schwagers Banco-Dir. RappoltEinschluß. Nun Gott Lob und Dank! wiederhol ich von Grund des Herzens.
Er hat alles wohl gemacht!!! Er
aber thut alles fein zu Seiner Zeit
Eccles. III. 11. und stärke Ihre würdige Hälfte zur Erfüllung der glücklichen
Reben. – Wie ich nach Ihrem apokalyptischen Knäblein schmachte! will das
Porto gern doppelt geben, um es bald zu küßen. – Habe die Geburtstage des
verfloßnen Augusts vom 18 bis 28 in großer Stille und Ruhe gefeyert; mir
an dem meinigen nichts anders zu gut gethan als ein Aderlaß, wozu ich durch
eine Schwäche und Schwindel in meinem Haupte genöthigt wurde, welches
noch leidet. Acht Tage drauf den 3 huj. wurde durch einen außerordentl.
Besuch erschreckt, aber auf eine sehr wohlthätige Art. Ich hatte mich wie gewöhnl.
Nachmittags von meiner Loge weggeschlichen und saß ad modum Heraclitiin meiner Küche bey einer Pfeife Taback u schwarzen Grütze, als ein
Bedienter auf meinem Gehöft des Grafen v Kayserlingk Exc. anmeldete. Ich fuhrzusammen, setzte meine Pfeife bey seite u lief vor die Hausthüre, wo ein paar
Ordensbänder ausstiegen – und ein paar Dames, die ich bald darinn sitzen
gelaßen hätte, weil ich meiner Sinne gar nicht mächtig war und einen der
schwersten Anfälle den ganzen Vormittag vom Schwindel ausgehalten hatte.
Die Gräfin Kayserl. Exc. gab sich endl. zu erkennen, daß Sie auch Lust
auszusteigen hatte – und weil ich meine Mädchen mit ihrer Nätherin in der Stube
voraussetzte, bat ich unter dem Schatten im Garten; denn es war der schönste
Sommertag. Zum Glück kam noch ein Fauteuil zu rechter Zeit für den Grafen
Kayserlingk. Die übrigen setzten sich auf die schlechten Bänke. Nun war die
Rede bald von Weimar und vorzügl. von
Ihnen
und
Ihnen
– Ich fieng mich
an aufzumuntern als wenn ich mit Eau de Lavende beträufelt würde. Die
ganze Unterredung währte eine kleine Stunde. Man bat mich den Tag drauf
zur Tafel, welches ich wegen meines Taumels im Gehirn förmlich abschlug,
ob man mir schon eine Kutsche anbot. Nachdem ich meine Linnen gewechselt
hatte, befand ich mich, ohngeachtet dieser u jener Grillen und Nackenschläge so
gestärkt u erleichtert, daß ich den andern Tag halb geführt halb avtomatisch
mich nach dem Gräfl. Hotel verfügen konnte um wenigstens die andere Exc.
noch einmal in Augenschein zu nehmen – welches kein anderer war als
der
Ihnen wohl bekannte und treu ergebene Graf von Görz
, welcher nach
St. Petersb. als Minister unsers Königs geht. Seit dieser Erscheinung ist mir
meine Mooßbude ein kleiner Hayn Mamre. – Außer allen dem Guten, was
Er mir von Ihnen und meiner verehrungswürdigen Gevatterin gesagt und
von dem Statthalter in Erfurt und dem Kanzler zu Darmstadt erhielt ich auch
einige Winke über den Besuch des Virtuosen – dem Sie so gut scheinen
vorgebeugt zu haben – und von der Unzufriedenheit
Ihrer beyden Nachbarn
mit ihm, welches alles Balsam für mein krankes Haupt war. Vor einer Stunde
fand ich von ungefehr in Meusel
Briefe eines Prinzenhofmeisters
über Basedow
p die ich mir sogl. aus dem Buchladen habe holen laßen. Sie
scheinen Seiner nicht unwürdig zu seyn. Da ich vermuthlich Ihrer
Freundschaft, bester Herder, diesen ganzen Besuch zu verdanken habe: so wünschte
ich einige Winke über diesen Staatsmann und wie er an unsern Hof
gekommen und ob er sonst als Autor unbekannt ist. Er hat mir einen Gruß an Sie
aufgetragen und mir, wenn ich nicht irre, zu verstehen gegeben, daß Sie ihm
noch eine Antwort schuldig geblieben wären. Wie komt er zu dem Namen
von
Schlitz
, Graf Görz? Ist er mit der Schwedischen Familie anverwandt?
Den 18 –Ich habe gar nichts sonst, Ihren angenehmen Nachrichten entgegen zu
liefern, bester Gevatter. Mit meinem letzten Freund hier Kreutzfeld scheint es
auch auf die Neige zu gehn. Er war in den Ferien auf ein acht Tage in Pillau
bey unsrer gemeinschaftl. Freundin Me Courtan Schwager, Seiff, und scheint
einen Ausbruch einer zehrenden Krankheit und schwindsüchtigen Hustens mit
gebracht zu haben. Er wohnt in der Löbnichtschen Langgaße, die mir ohnehin
fatal ist weil ich zween Sonntage nach einander die ersten heftigen Anfälle
des Schwindels in dieser Straße – und also so weit für mich als ich für ihn,
daß unser Umgang also allmählig absterben wird. Das letzte mal meldete er
mir noch in seiner Krankheit die 3 ersten Gesänge des Hudibras ins Reine
gebracht zu haben, worbey es wohl sein Bewenden haben möchte. Die Probe
der Petersb. Uebersetzung scheint seiner eben nicht nachtheilig gewesen zu
seyn. Ist Ihnen nicht der Verfaßer davon bekannt. Anfängl. vermutheten
wir den dortigen Dichter Nicolai; aber es war ein anderer Buchstabe statt des
Namens.
Am Geburtstag Ihres ältesten Sohns nahm ich Akens Theorie der Opfer
vor und hab selbige auch zu Ende gebracht. In der Schreibart des Manns ist
eine Nüchternheit, Reife, Sorgfalt, daß ich den Kern dieser harten Nuß noch
nicht aufgeben kann. Mir war Angst, daß Sie dies Werk öffentl. wie inter nosbeurtheilt hatten: aber Sie bewundern – oder bedauren blos, daß dieser
deutsche Chrysostomus in seinem Pathmos sich so hat verirren können, vom
Ursprung der Opfer auf eine so mystische Art zu schreiben. Ich habe die Samml.
seiner heil. Reden mir endl. aufgetrieben und im ersten Bande schon einige
Aufschlüße seiner Schreibart u Beziehungen auf jene Theorie gefunden.
Können Sie mir nicht
eine Nachricht von des Mannes Leben u Schriften
anzeigen. Ob seine Propagien herausgekommen und seine Origines nichts
aufschließen?
Nun wünschte ich, liebster Gevatter, daß Sie auch Ihre Ruhe zur
Vollendung der Urkunde
anwenden möchten, oder wenigstens eine aufrichtige
Erklärung, ob Sie
den Willen haben dies Werk zu krönen
– wenigstens
durch Vollendung des
Umrißes von Ihrem Plan
. Der Gräfin Kayserlingk
habe Ihre
Lieder der Liebe
geben müßen nebst den
Betrachtungen über
das
Universum
., weil Gr. Görz von beyden Autoren nicht guts gnug zu
sagen wuste, nicht als von Schriftstellern sondern als von
Menschen
und
Thätern
. Er schien Ihr Buch noch nicht zu kennen, auch nichts von der
zweyten Ausgabe des Universums zu wißen. Ist selbige
vermehrt
oder
geändert
ausgekommen? Vielleicht läst sich sein Problem ohne Chymie sinnlicher durch
die Pudenda der göttl. u. menschl. Natur als den Mittelpunct ihrer
Vereinigung auflösen. Wenigstens thut jedem sein Steckenpferd auch auf der Reise
zum Himmel gute Dienste. – Sollten Sie wirkl. eine Antwort dem Minister
schuldig seyn, und selbige für nöthig finden nachzuholen: so erinnern Sie sich
wenigstens meiner im Lachen
. Denn Sie können leicht denken, daß ohne
eine
Gährung
aller meiner Lebensgeister die Sache nicht abgelaufen ist. Dergl.
paradoxe Einfälle sind freylich ein kleines Gegenmittel meiner Schlafsucht,
die vielleicht sonst in eine völlige Apoplexie übergehen möchte – aber doch nicht
hinlänglich – vt quae semel intusInnata est, rupto iecore exierit caprificus.
En
pallor seniumque
–Endl. hab ich auch einmal Heinckens Briefe über die Stummen zu lesen
bekommen und verlange sehr nach der Fortsetzung. Meine Ahndung draus zu
lernen ist befriedigt, u gereizt nach der Fortsetzung. Was gegen Kl.
Orthographie erschienen, ist hier gar nicht zu haben, und weiß nicht ob es der Mühe
werth. Der I. Band von Mätzchen liegt schon ein vierteljahr bey mir; weder
den 2ten noch sein neues Buch zu sehen bekommen. Mit unsern beyden
Buchladen ist es fast aus. Bey K. gar nichts u. bey H. alles vergriffen, was ich
durch die dritte Hand suche, weil ich selbst dort nichts zu thun haben will.
Stellen Sie sich einmal vor, daß Semmler nicht einmal in unsern Buchladen
gewesen außer den wenigen Exempl. die der Kanzler von Korff zur
Subscription gesammelt. Das Exempl. das ich gelesen, brachte ein Reisender aus Berl.
mit. Ich suche nach Meursii Eleusinia schon seit Jahr u Tag, sind nicht einmal
auf der Schloß Bibl. noch Gronovii Antiqu. die ich schon ich weiß nicht wie
lange von der Stadt Bibl. erwarte und nicht erhalte. –
Eben erhalte von Gevatter Matthias einen Kupferstich seines
Ehrensprunges mit der Nachricht von der glückl. Ankunft seiner Augusta ErnestinaWilhelmine am 2 huj. Nun hab ich auch in
dieser
Woche alles Gute für das ganze
laufende Jahr erhalten und will selbige mit stiller Freude u Ruhe beschließen,
und herzl. Dank an den Geber aller irrdischen Unterpfänder himmlischer
Menschenliebe und Wollust.
Den 28 Sept.Ich war den vorigen Sonntag zu Hause geblieben um diesen Brief endigen
zu können; aber ich habe nicht eher an die Fortsetzung gehen können als heute.
Verhinderung von außen und innen gehabt, auch zum Theil einen
Einschluß aus Morungen erwartet, aber umsonst. Drey Tage die Lauberhütten
in der Synagoge gefeyert, mit vieler Andacht und Empfänglichkeit zu
Betrachtungen über den Geist u den Leichnam Mosis. Weil ich meinen eigenen
Geburtstag nicht gefeyert, gestern meines Johann Michels, der nun in sein
11tes Jahr Gottlob! geht.
Den 6 Oct.Da kam D. Holtzhauer, der neul. aus Halle an des seel. L’Estocq Stelle
gekommen – und bald drauf HE von Auerswalde jener Eques Prussicus! der
mich einmal mit des Gagliani Dialogues beschenkte und erfreute. Den andern
Tag besuchte mich Prof. Kreutzfeld p Den dritten Tag war ich nach
verrichteten Stunden auf Caffé in eine Lauberhütte eingeladen; Sonnabends feyerl.
in die Synagoge und des Abends bey HE Friedländer. Sonntags zu Mittag
bey HE Seeligmann mit meinem Sohn, der das Hebr. Buchstabiren die Woche
glücklich angefangen hatte. Montags besuchte mit eben demselben Kypkens
Bibliothek, wovon Kreutzfeld den Catalogum besorgt, mit dem ich schon
dreymal vergebens wegen dieses Zuspruchs Abrede genommen. Gestern hab ich
mich den ganzen Nachmittag bis Abends zu umtreiben müßen, beym Creys
Richter, Advocaten und längst aufgeschobenen Besuchen und mit
unterlaufenden Geschäften. Da haben Sie, bester H. eine ganze Woche meines langweiligen,
kunterbunten, zerstreuten Lebenslaufs. Gottlob! mein Schwindel hat sich
ziemlich gelegt; aber mein Kopf ist voller Nahrungsgrillen, gelehrten Cruditäten
und piis desideriis, daß mir übel und weh wird in diesem stabulo Augeae –
länger Othem zu schöpfen. Bey dieser innern Gährung und äußern Stockung
vergeht einem alle Lust und Liebe –
Die Briefe über die Liebe des Vaterlandes sind wol kaum des Ansehens
werth, und unter aller meiner Erwartung. Ihrentwegen bin veranlaßt
worden auch das Eloge auf Voltaire anzusehen und Zedlitz Vorlesung über den
Patriotismus. Hier ein Gegenstand der Erziehung und dort vielleicht ein
Finanzmittel.
O wenn Sie doch Ihr großes Gesangbuch durch Hartung oder Hartknoch
besorgt hätten um die bösen Geister zu vertreiben, zu beschwören oder zu
verräuchern. Doch vor allen Dingen wird Ihr apokalyptisches Knäblein ein
wahrer Lebensbalsam seyn – wie kalt Waßer einer durstigen Seele.
Sie wollen Ihre Hypothek vergrößern, liebster Gevatter! Durch ein neues
Anlehn Ihrer Thibetschen Grammatik. Ich zweifle etwas darinn zu finden;
mag aber die Witterung nicht eher aufgeben, als bis ich von ihrer Nichtigkeit
überführt seyn werde. Meine gänzl. Unvermögenheit auch nur einen
Strohhalm zur Freude Ihres Nestes beytragen zu können würde für meine
Empfindlichkeit noch niederschlagender seyn, wenn selbige auf nichts als einen
heimlichen Bauern u BettlerStoltz hinausliefe; ich habe aber das gute
Vertrauen, was Sie sSelbst haben., daß hier etwas mehr in petto liegt. Gott
und die Zeit werden alles aufklären, und sollte es hier nicht geschehen, doch
gewiß dort. So viel zu meiner Beruhigung –
Ich denke an diese und jene Arbeit, ohne dazu kommen zu können. Alle Ihre
Aufmunterungen sind auch hierinn verloren. Sie sehen daß ich kaum einen
Brief zu schreiben im stande bin. Alle meine Freude einen Sohn von Karl
Berens hier zu haben, auch diese ist zu Waßer geworden, ohn daß ich weiß,
woran es recht liegt. Ich seh ihn fast gar nicht, er verspricht immer zu kommen
und hält niemals Wort. Ein Zug, der mir unausstehlich und meiner ganzen
Natur zuwider ist.
Verzeyhen Sie mir, bester Herder! daß ich alle Kleinigkeiten die mir auf
dem Herzen liegen, gegen Sie ausschütte. Meine ganze gegenwärtige Lage
besteht aus dergl. Triebsand, in dem ich wate. Ich schreibe dieses nicht Sie zu
beunruhigen, sondern mich zu entschuldigen, nicht nur zu entschuldigen, sondern
gar zu rechtfertigen. Και ειρηκε μοι: Αρκει σοι — ἡ γαρ δυναμις μου ενασθενεια τελειουται. Ἡδιστα ουν μαλλον καυχησομαι — —Denn dies sind die wahren Sehnen, Spannadern und Triebfedern meiner
Autorschaft und ihrer Convulsionen und Krämpfe –
Nun fahren wir Gottlob! alle vierspännig. Wäre ich in Weimar bey Ihnen;
Gevatter Matthias käm zu Fuß aus Wandsbeck. Was für ein trifolium! Was
für ein Jubilaeum für mein 50stes Jahr – –
Nun, Seelenfreund! bitt ich noch einmal um Ihr apokalyptisches Knäblein
– lieber Porto als franco – gratiosa coeli rosa, krank und glimmend erwart
ich seiner. Ist Ihr lieber ältester wieder völlig hergestellt? Ich hoffe es; auch
Graf Görtz dacht an seinen Zufall. Wenn ich nicht explicite nach ihm mich
erkundigt: so ist es implicite bey jedem Morgen und AbendSeegen geschehen.
Gott erhalte und stärke Ihre liebe Hälfte, meine Verehrungswürdige Frau
Gevatterinn und Freundin u Gönnerin zu den dreyfachen Schmerzen, die Sie als
ein wahrer Ritter von Rosenkreutz Ihr noch zugedacht haben. Ich hatte Ihr
auch ein Mandel Zeilen zugedacht; aber was sind Feder und Tinte für leidige
Werkzeuge, wie St. Johannes wohl wuste! Wohl Dir, Du hast es gut – wie
die Pfeile in der Hand eines Starken, also werden gerathen Deine vier junge
Knaben. Wohl dem der Seinen Köcher derselben vollhat. Sophiechen hat noch
keinen Zahn, befindt sich aber nach Wunsch, wie alles übrige Gott sey Lob und
Dank. Ich umarme Sie und all die Ihrigen mit aufrichtigen warmen Herzen
und ersterbe
Ihr alter Hamann.Den 7 8br 79.Wißen Sie mir nichts von unserm alten Layenbruder zu erzählen. Er soll
ja Wittwer seyn. Wie heißen seine Stiefkinder? Was macht der wirklich
Geheimte Rath Göthe?
Kgsberg am Michaelistage 79.Geliebtester Freund,
Ich habe mich seit einiger Zeit mit dem Schwindel geqvält; im übrigen
steht alles in meinem Hause Gottlob! wohl. Einlage giebt mir Anlaß ein
paar Worte zu schreiben, wiewol ich Ihnen nichts Neues zu melden weiß.
Von Kraus unserm Landsmann habe erst ein einziges Briefl. aus Göttingen
erhalten und warte längst umsonst auf eine Antwort der meinigen. Die Frau
Consistor. Räthin habe neulich besucht bey Gelegenheit eines Besuchs aus
Morungen. Der junge Skubich, der hier im Colleg. Frid. ist, hat bey
Ueberbringung der Einl. meinem Sohn Michael gestern einen Besuch abgelegt; und
so machen es die Jungen wie die Alten. Sie haben wol keine Muße dazu;
unterdeßen fehlt es auch dem fleißigsten Zuhörer nicht an langer Weile. Wenn
Sie mir auf allen Fall schreiben, so melden Sie mir doch, mit
wem
unser
Landsmann nach G. gegangen; denn ich weiß es noch diese Stunde nicht –
Heinckens Briefe über die Stumme und Taube ist eins von den besten
Büchern, die ich von der letzten Meße gelesen, und läuft auch in Ihr Fach.
Versäumen Sie doch nicht den Mann kennen zu lernen, damit Sie mir etwas zur
Ergänzung des Schriftstellers bey Ihrer Zurückkunft erzählen können. Habe noch
wenig von der Ostermeße meine Neugierde befriedigen können. Bey K. ist nichts
u bey K H. fehlts an allem, sogar an Semler u den physiognomischen Reisen.
Mein Landsmann, Gevatter, und Erz- oder vielmehr Goldfreund zu
Weimar ist an seinem Geburtstage den 25 pr. mit dem 4ten Sohn und Gevatter
u Freund Asmus den 2 huj. mit der 4ten Tochter erfreut worden. Wir fahren
jetzt also alle drey vierspännig – Ich bin den 27 pr. in mein 50stes Jahr
getreten und habe mir an selbigem Blut gelaßen und darinn bestand die ganze
Feyerlichkeit. Meines Sohnes Geburtstag ist vorgestern in Gesellschaft der
Mlle Stoltz, Pr. Kreutzfeld und Brahl, aber ohne einen Tropfen Wein noch
Blut begangen worden. Mit dem hebr. Alphabet u Ernesti Initiis habe zugl.
den Anfang gemacht. Was meine alte verwünschte Muse anbetrift, so wartet
sie mit Schmerzen auf das P. Georgi Alphabetum Thibetanum und hoffe in
24 Stunden so gelehrt zu werden als es mir just vor jenen 7 Jahren mit unsers
lieben Bayeri Museo Sinico gieng – vt repente sic poeta prodirem, wie mein
alter Schooßdichter sagt. Und hiemit Gott empfohlen zum
baldigen
Widersehen
. Währender Zeit bitte sich dann und wann, so oder so, zu erinnern Ihres
alten Freundes
Johann Georg Hamann.Empfehlen Sie mich allen guten Freunden. Hans Michelchen, Lisette
Reinette, Lehnchen Käthe, Marianne Sophie in petto thun ein gl. ein jedes
nach seiner Art. Einnehmer u Nachbar Lauson, von dem ich Mundlack zu diesem
Brief holen werde, soll nicht ermangeln den Vorschuß seines Andenkens baar
zu machen.
Adresse mit rotem Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à /
Berlin
.Abzugeben in des HE D. Kurella / Hause auf dem Werder / in der alten Leipziger
Straße. / par fav.Kgsberg den 19 Oct. 79.Herzlich geliebtester Freund,
Da ich eben mit dem Gedanken an Sie zu schreiben arbeitete, erhalt ich heute
die Antwort durch einen Einschluß auf den Hauptpunct meiner Unruhe – die
aber durch die traurige Nachrichten von Ihrer Gesundheit und dem
Krebsgange derselben vermehrt worden. Ich habe gegen das Ende dieses Sommers
heftige u ängstl. Anfälle von Schwindel gehabt, die Gottlob! etwas
nachgelaßen. Aber zur Sache.
Seit dem 18 May hab ich Ihnen den 2 Aug. u 17 Sept geschrieben. Der
erste Brief wurde von mir dem jungen Berens vertraut, enthielt einen
Einschluß nach Petersb. an unsern Freund Arend nebst einem illuminirten
Exemplar meines Konxompax. Der letzte Brief enthielt einen Einschluß vom
Gevatter aus Weimar und die Nachricht seiner Freude über seinen vierten Sohn.
Ich hab es ihn dem HE Banco-Dir. Rappolt zugeschickt, der mir die
Besorgung deßelben versprach. Beruhigen Sie mich doch mit erster Post ob Sie
diese Einl. erhalten haben. Ohngeachtet Sie michexplicite dieses Einschlußes
erwähnen: so vermuthe ich doch, daß Ihnen dieser Brief zu Handen
gekommen. Wünschte aber doch gewiß zu seyn wegen des Herderschen Einschlußes.
Meine Vermuthung, daß der erste Brief vom 2 Aug. nebst dem Einschluß
an Arndt u dem ihm bestimmten Exemplar der Fragmente verwahrloset
worden, ist jetzt leider! bestätigt – und ich bin dadurch zugleich ein
Augenzeuge von der traurigen Gemüthslage dieses jungen Menschen geworden, der
mir seit dem 4 Julii wo ich ihn zum erstenmal in meinem Hause gesehen,
vielen geheimen Kummer gemacht. –
Auf seine widerholte Versicherung, daß Ihr sein Comtoir mit jedem
Fuhrmann Sachen nach Riga zu bestellen hätte u er gleichfalls, vertraute ich
ihm die paar Bogen u die beiden kleinen Briefe an, die sich länger als acht Tage
bey mir herumtrieben theils wegen meines Schwindels, theils weil auf seinen
Besuch wartete um selbige zumachen zu können. Er kam nicht u kam nicht bis
zum 15 Aug. Währender Zeit hatte ich selbst meine Amtsgeschäfte dazu
gebraucht um die Leute dieses Comptoirs ein wenig näher kennen zu lernen, und
meine Versuche, die alle eine Beziehung auf die Lage meines jungen Freundes
hatten, machten mich für ihn besorgt. Er beklagte sich sehr über des alten
Kenkels Grobheit, über den Zwang in seinem Hause, war aber desto
zufriedner mit HE Bruinvisch. Meine Vermuthung, daß durch eine gar zu strenge
Gebundenheit nur heiml. Ausschweifungen u Niederträchtigkeiten befördert
würden, ward durch seine Winke bestätigt. Dieselbe Woche sprach er noch ein
paarmal in meinem Hause an, aber mit einer großen Eilfertigkeit u
Versicherung vieler Arbeit, auch wiederholten Klagen, daß er in allem zu kurz gehalten
würde.
Hierauf blieb er gar aus bis zum 10 Sept. wo ich ihn eben begegnete, als ich
aus dem Packhofe ein wenig zu Hause ansprechen wollte. Ich glaubte, daß er
durch ein Misverständnis oder Misfallen so lang entfernt geblieben und
hatte Ursache mich über ein offnes Billet, das er durch einen
Langgaßenträger mir zugeschickt hatte, ein wenig zu beschweren. Weil er aber mich mit
offnen Armen umfieng, ein Flußfieber vorgab, und sein Ansehen kränklich
aussahe, vergaß ich alle meine kleine Vorwürfe und freute mich ihn zu sehen.
Frug nach meinem Briefe und erhielt die Versicherung, daß selbiger
abgegangen wäre.
Denselben Nachmittag ist er wider in meinem Hause gewesen, hatte sich
des Claudius Werke u den Belisaire ausgebeten von meinem Sohn mit dem
Versprechen mich den nächsten Sonntag zu besuchen u vielleicht den ganzen
Tag bey mir zuzubringen. – Ich wartete aber umsonst einen Sonntag nach
dem andern.
Endlich erfuhr ich daß er einmal angesprochen war des Morgens, da ich
eben mit Hanschen in die Kirche gegangen war, auch mit dem ungewißen
Versprechen widerzukommen, ohne es zu erfüllen.
Vorigen Donnerstag den 14 h. komt ein Gesell von HE Br. zu mir auf die
Loge um sich zu erkundigen ob der junge Berens bey mir wäre, und meldete
mir zugl. die Besorgnis seines Herren, bey dem er sich ausgebeten hatte um
sich mir entdecken zu können, weil er gantz tiefsinnig, mismüthig u krank wäre.
Wie wir zusammen sprachen, entdeckte er daß er nach dem Holl. Baum zu
gieng und mein Haus vorbeygegangen war. Bald darauf versicherte er mir
daß er umkehrte und ich führte ihn in mein Haus. Er beklagte sich unter
vielen Trähnen über den Zwang in dem er lebte, und daß ihm HE Kenkel nichteinmal die Sonntage auszugehen erlaubte. Seine Krankheit bestünde in
Ohnmachten –
Da ich eben eine Gans am Spieß hatte: bat ich ihn den Mittag dazu
bleiben. Er schlug es mir ab, und ich versprach seinethalben mit beyden Herren
zu reden – Wie ich zu Hause kam zum Eßen, fand ich ihn aber noch da.
Mittags wie wir aßen, kam wider derselbe Geselle von Br., wie ich
vermuthete in der Absicht, zu sehen, ob er wirklich bey mir war. Ich ließ mir die
Erlaubnis ausbitten meinen Patienten den ganzen Tag bey mir behalten zu
können, gieng in Gesellschaft eines guten Freundes nach den Bureaustunden
ein wenig aus und begleitete ihn wider bey mir nach Hause um den Abend
zubringen zu können, woran ich aber verhindert wurde, weil derselbe Bote ihn
abholen kam. Der gab mir aber andere Nachrichten von seinen Ohnmachten –
Den Tag drauf erfüllte ich mein Versprechen Br. zu besuchen. Hier hörte
ich lauter Dinge die mich beunruhigten. Sein Bruder der Doct. hatte seine
Zufälle untersucht, und erklärte sie für ein innerl. Epilepsie, die alle Nächte
ihn so beunruhigte, daß er die Wände kratzte. Er gäbe vor, diese Zufälle nur
ein paar mal in seinem Leben gehabt zu haben, nach seiner Abreise aus Memel
bekäme er selbige beynahe tägl. Er hatte ihm die Ursache davon in einer
geheimen Begebenheit anvertraut, die mir zieml. unwahrscheinl. vorkommt. Bey
dieser Gelegenheit gab er mir zu verstehen, daß sich ein paar Bogen bey ihm
herumgetrieben die Fragmente hießen und die von mir zugehören müsten,
weil ich mit eigener Hand Anmerkungen dazugeschrieben hatte. Ich spitzte
die Ohren und konnt mich auf nichts besinnen – bis mir endl. das Exemplar
einfiel, das zu Ihrem Briefe gehörte. Ich war also eben willens deshalb an
Sie zu schreiben, als ich Ihre heutige Zuschrift erhielt.
Der Grund des Uebels mochte nun seyn, was er wollte: so billigte ich Br.
Vorsatz nach Riga von allem Bericht zu ertheilen – und mir fehlten noch
2 Dinge, neml. den
alten Kenkel zu kennen
und ein Augenzeuge seiner der
epileptischen Zufälle
zu seyn.
Diesen Vorigen Sonntag frühe holte ich ihn ab, unterhielt mich lange mit
dem Buchhalter allein, der neben ihm schläft und von seinen Zufällen auch
mit viel Antheil zu reden schien. Des Patienten eigener Wahl zufolge gieng ich
mit ihm in die Schloßkirche und verabredete mit ihm, daß er den ganzen Tag
in meinem Hause zubringen sollte. Er war willig dazu, gab aber vor, des
Abends bei Ihrer SchwiegerMama eingeladen zu seyn. Wie wir aus der
Kirche kamen, wollt er zu Hause gehen um noch Geschäfte zu verrichten. Ich
begleitete ihn selbst, sprach mit dem alten Kenkel, der von Contract, von der
bösen Welt und den Pflichten eines Lehrburschen ein Haufen mir vorschwatzte,
das ich halb gedultig halb ungedultig hörte, und endl. die Erlaubnis erhielt
ihn mit nach Hause zu nehmen. Ich stellte mich mit dem alten Pharisäer
zufriedner wie ich war, um dem jungen Menschen mehr Vertrauen zu ihm zu
machen. Bey dieser Gelegenheit versicherte er dem Br. daß die beyden Bogen
bereits längst abgegangen wären.
Heute als ich Ihren Brief erhielt, lauf ich zu Bruinv. Der mir mehr als eEin Schwert wider sich in die Hände gegeben hatte. Der
junge Werther
war nicht zu Hause, alles war auf einen Paroxysmum angelegt und ich so
gut ich konnte gefaßt ein Augenzeuge davon zu seyn. Endlich kam er. Auf
meine Frage und Bitte nichts als die Wahrheit zu sagen, weil an allem nichts
gelegen wäre und alles ersetzt werden könnte, behauptete er mit allem Trotz
die Briefe besorgt zu haben mit einem Fuhrmann von dem er überführt
wurde, daß er schon im Julius abgereiset war. Und hierauf fieng sich
ein so grotesques Theaterspiel an – aber keine Ohnmacht erfolgte, sondern
es blieb alles bey dem gewöhnlichen Paroxysmo eines
Kindes, das sich
booßt
–
Kurz es war eine Carricatur von den 100 Scenen, die ich an meinem leibl.
Bruder erlebt; und die ich so ziemlich zu dechiffriren gelernt habe ceteris
paribus, denn mein seel. Bruder hatte keine Schauspieler Talente.
Ich empfieng einen Sohn von HE Karl Berens mit der Wärme eines Vaters
und mit aller Offenherzigkeit eines alten Freundes. Ich kann ihm nichts zur
Last legen als einen
unglückl
. u mir sehr
verhasten Fehler
von dem ich
nicht weiß wie er dazu gekommen ist – deutsch herauszusagen: das verfluchte
Lügengeschwätz von dem ich auch vermuthe daß wie es bisweilen aus
Gewohnheit u Nachahmung böser Gesellschaft, also auch mehr aus einer
Krankheit der Einbildungskraft entstehen kann, ohne Antheil des Gewißens.
Seine ganzeExclamationes waren nichts als Mord und Todschlag; seine
Billets doux blos Plane zur Flucht nach Engl. um dort Soldat zu werden.
besuchte mich Sonntags Halter den ich lange nicht gesehen
und dessen Besuch mir gewünscht habe, vorigen Sonntag. Ich entdeckte ihm
alles was ich wußte – mit der
ausdrückl. Vorschrift
, sich an alles was ich ihm
sagte nicht zu kehren sondern die Sache selbst mit seinen Augen u Ohren zu
untersuchen, da er einen näheren Beruf dazu hatte. Ungeachtet er meine
Vertraulichkeit ein wenig gemisbraucht, war er aber doch auch heute der Meynung
mit der ersten Post zu schreiben und auf baldigste Erlösung aus seiner hiesigen
Lage anzutragen, die ich auch schlechterdings für nöthig halte.
Des alten Kenkels gutgemeinte Absicht ihn an seiner Salbung ein Theilnehmen zu laßen und durch übertriebne Achtsamkeiten
zu vertreiben machen das Uebel nur ärger. Wie sehr ich mit dem
Vater
und
Sohn
sympathisire, können Sie leicht erachten. Bey allem ihren Unrecht sind
beyde in meinen Augen entschuldigt. Aber auch hier gehts wie in Jothams
Fabel. Der Oelbaum bleibt ein Oelbaum, der Feigenbaum ein Feigenbaum,
der Weinstock ein Weinstock; keiner aber hat das Herz, wie der verwünschte
Dornstrauch, aut – aut – Schatten oder Feuer von sich zu geben. Auch
hier
ist
alles in guter Meynung geschehen ohne
Kenntnis der Sache
und durch
verkehrte Mittel
.
In dem verlornen Briefe war die Rede von Ihrem Passerius, zu von
dem mich Prof. Reusch als Bibliothecarius die feste Hofnung macht zu
entledigen. Bis gegen Ostern hoff ich wird alles entschieden seyn und es liegt
nicht an mir wenn Sie nicht Ihr baares Geld erhalten. Nichts vom DioCassius weder auf dieser noch nächster Meße. Gehen Sie pie et caute zu
Werk.
Nächst den guten Nachrichten von Ihrem lieben Sohn hat mich nichts so
sehr gefreut und so unerwartet – als die von Lenz. Ich hatte seine kleine
Aufsätze eben vorigen Sonnabend gelesen. Daß Er mein Freund ist hab ich daraus
ersehen und glaub es ohne nöthig zu haben einer eigenhändigen Versicherung.
Zum Briefwechsel taug ich gantz und gar nicht. Umarmen Sie Ihn in meinem
Namen herzlich.
Ist er völlig wiederhergestellt oder alles von seiner Krankheit ein
Mährchen gewesen? Für
einen solchen Mann
deßen Vater Gen. Super. in Riga
ist, keine
Aussichten dort zu Lande
! Ich erinnere mich eines Besuchs, den
ein Bruder von ihm bey seiner Durchreise ablegte. Taugt Er nicht junge
Herren auf Akademien zu begleiten – oder auf Reisen – oder nach Curl. wo ich
eine weitläuftige Gönnerin an der Fr. Cammerherrin von der Reck habe –
Noch für Ihren Laden? – noch für Ihren Verlag? Ein Privilegium exclusiuumoder privatiuum zur Samml. u Herausgabe aller meiner Operum omniumsoll Ihm gleich aus meiner geheimen Canzley ausgefertigt werden. Das ist
alles was ich in petto für Ihn thun kann. Das versteht sich am Rande, daß
Sie unser Sein Verleger seyn sollen. Gott wolle Ihnen nur Leben und
Gesundheit dazu verleyhen.
Der brave Pynnow war ein schlechter Schütze, sagt die Sibylle; er traf den
Schatten für den Körper. Die beyden cophtische Wörter Sphransch u Sabenfinden Sie in der neuen Ausgabe der Apologie des F M Ordens p. 180.
Diese, Meiners, Steinbart
und Lessingiana sind als Mark meiner
Fragmente oder das Viergespann meiner Muse. O wie ich nach dem Maran Athaschmachte! Wie gern ich meine letzten Thaler für das Porto hinauswürfe!
Verhalten Sie mir ja nichts von allem, was meinen nichtswürdigen Freund
und Deserteur angeht. Für mich muß er blos ciuiliter mortuus seyn – aber
nicht in petto, in petto –
Der Himmel gebe nur, daß meine Vermuthungen wegen der
epileptischen
Lügen
eintreffen mögen. An allem übrigen wäre nicht viel gelegen und könnte
leicht zum Besten sämtl. Interessenten gereichen. Laßen Sie Oncle George an
dem Innhalt meines Briefes Antheil nehmen. Im Nothfall hätt ich selbst
an Ihn oder einen andern Bruder geschrieben.
Beruhigen Sie mich doch, und wenn Sie nicht Selbst können, durch unsern
Lenz, ob Sie den Herderschen Einschluß erhalten und falls sich auch
unvermuthet die für verloren gehaltene Wische finden und wider Vermuthen sich
dort umtreiben sollten. Ich empfehle Sie und alle die Ihrigen Göttl. Obhut
und ersterbe Ihr treuer Freund
Johann Georg Hamann.In meinem Hause befindt sich alles nach Wunsch.
Am Tage Simonis Judae 79.Mein lieber Freund Kraus,
Haben Sie meinen Brief vom 7 Aug. erhalten? Sind Sie lebend oder tod?
Gestern habe Ihre liebe Cousine als Oberhofpredigerin kennen gelernt, und
Sie ist die Muse, die mich schreibseelig macht. Gestern vor 8 Tagen den 20 Oct.ist die Hochzeit gewesen. Den 27 Sept. erhielt ich seinen Bräutigamsbesuch,
der die Absicht hatte sich nach Ihrer addresse zu erkundigen, die ich ihm zwar
gab aber die er nicht scheint gebraucht zu haben. Ihre Cousine hoft daß Sie
Ihrem jungen Mann das nicht übel nehmen werden, was Sie sich Selbst
verzeyhen. Freyl. würde ich vielleicht eifersüchtig seyn, wenn ein einziger sich
eines Vorzugs rühmen könnte. Aber kein Mensch weiß von Ihnen mehr als ich.
Ich bin von einem garstigen Schwindel eine Zeitlang geqvält worden, aber
etwas erleichtert; doch wider Anwandelungen davon gehabt. Unser
Kreuzfeld scheint auch eine zehrende Krankheit in sich zu schleppen. Mit dem Drittel
seiner Uebersetzung ist er fertig und wird kaum mehr leisten können.
Den dritten Sept. erschien eine Kutsche vor meiner Thür. Rathen Sie die
Gesellschaft? Drey Excellenzen – Ihre vortrefl. Gräfin, der Gemal und der
nach Rußl. gehende Abgesandte Graf von Görz, ein warmer Verehrer meines
Herders, des Baron v Dahlberg, des Layenbruders zu Darmstadt. Die Gräfin
Truchs war Begleiterin. Ich wollte vor Verlegenheit bersten. Ich hatte
denselben Morgen einen so heftigen Anfall von Schwindel gehabt, daß ich mich
aufgab; aber die Crisis schlug so gut aus daß ich den Tag drauf bey Ihrer
Exc. speisen konnte. Daß von Ihnen auch die Rede war, können Sie leicht
ermeßen.
Wenn Sie mir incognito schreiben wollen, so soll kein Mensch wißen noch
erfahren, daß ich einen Brief von Ihnen erhalten habe. Melden Sie mir doch
den Namen Ihres Gefährten u. ob Sie den Termin eines Jahrs verlängern
werden.
Mlle Stoltz ist bey mir und legt einen Gruß bey. Vorige Woche erhielt von
Hartknoch die Nachricht, daß
Lenz
sich in Riga aufhielte u sich als ein sehr
bescheidner u liebenswürdiger Mensch dort unterschiede. Sein alter Vater ist
General Superintendent in Liefl. Noch einen Gruß vom Clienten Brahl.
Haben Sie meinen letzten Brief erhalten, so verstehen Sie den Pfiff des
Beyworts. Ich kann es Ihrer Excell. nicht verdenken, wenn die Gedichte ad Acta
reponirt. Vielleicht hätte der Brief Hier wurde erzählt, daß Ihnen des Prof. Kypke Stelle zugedacht und ein
Jahr Zeit gelaßen würde sich im Hebr. zu üben. Darnach geht das Gerüchte
von D. Bahrdt u seiner Bestimmung hieher.
Hofger. Adv. von Voß ist zieml. plötzl. gestorben u Glave hat ihm eine
Standrede gehalten, die sehr bewundert werden soll.
Leben Sie recht wohl und erfreuen Sie Ihre würdige Cousine mit einem
Glückwunsch. Sehen Sie meine Nachricht an als im Namen eines Freundes
von Ihm Selbst geschehen.
Dem Himmel sey Lob u Dank. Diesen Augenblick erhalte: Maran Atha! –
Ich küße u. umarme Sie.
Flugs zur Antwort geschrieben an Ihren
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:HErrn Christian Jakob
Kraus
/ zu /
Göttingen
/ in der
Grünenstraße
.
Den 29 Oct. 79.Mein liebster und bester Herder,
Gestern am Tage
Simonis Judä
Ihr Munus erhalten, da ich eben einenBrief an Claudius zumachen wollte und auch an Sie schreiben wollte, weil ich
vor Ungedult nicht länger aushalten konnte. Den Titel hatte schon aus dem
Meß Catalogo kennen gelernt. Dies ist die
erste
und
einzige
Schrift von
Ihnen, die mit meinen Fibern und Nerven recht harmonirt. Ich fieng noch
gestern Abends zu einer feyerlichen Stunde an – war im Stande,
abzubrechen
– und bin heute ausdrücklich den ganzen Tag zu Hause geblieben und
habe alles mit naßen Augen und warmen Herzen zu Ende gelesen. In keiner
einzigen Ihrer Schriften herrscht so eine
fromme
und so eine
gelehrte
Beredsamkeit! Kurz meine Erwartung und Sehnsucht ist nicht nur erfüllt
sondern auch, muß ich sagen, übertroffen worden. Zugleich meinen
ehrerbietigsten Dank der Frau GeneralSuperintendentin für Ihr sorgfältiges Audiui– denn einige kleine Muttermälchen und Pockengrübchen der Schreibart
zeichnen blos, ohne zu verstellen.
Ich schüttelte mit meinem Michelchen Surtout u Enveloppe aus, fand aber
keine Zeile – vermuthe also, daß die Sechswochen glücklich überstanden – und
alles wächst und gedeyt nach Herzenslust und Wohlgefallen.
Der arme K. hat seinen Christoph und wir unser Pathchen verloren. Er macht
mit seiner Frau einen zieml. Umweg nach seinem Hauchwitz. Heut vor 8 Tagen
erhielt aus dem Buchladen eine Nachricht wegen eines Schweitzer Kaufmanns
der nach Petersb. durchgegangen und einer Wechselsache, an die ich einigen
Antheil hatte nehmen müßen. Den Nachmittag besuchte mich der hiesige
Polnisch reformirte Prediger u zugl. Rector Wanowsky mit einer Einl. von Pf.
und bey seinem Abschiede kam der Postbote mit einem ganzen Pack von
Ehrmann. Letzteres enthielt 2 Probestücke von Schellinger mit weitläuftigen u
zum Theil interessanten Relationen unsern K. betreffend – seine
häusliche
Schicksale
– und
politische Ebentheuer
. Zu den erstern gehört die
Acquisition eines neuen Wohnsitzes und geräumigen Schloßes mit 25 Zimmern
¼ Stunde von Steckborn am Unter-Zellersee – zum letztern eine Art von
Inquisition, die gegen ihn ergangen. Ein wenig Polypragmosyne scheint wohl
zum republicanischen Geist und zur individuellen Lage zu gehören. Es liegt
aber alles über meinem Horizont und außer meiner Sphäre um die Sache
beurtheilen zu können.
Was Pf. mir meldt, geht Sie auch an: „Gott hat Licht gegeben über Apok.
dem Heß u Lav., ich denke daß ich so sagen darf. Eine Uebersetzung und
Commentar in Hexametern, oder so was von L. wirds Ihnen beweisen –“ / Ich
halte es für
Sie
und für
Jene
gut, daß Sie der Erste sind. – Ihr
Gesichtspunct
des Ganzen ist recht für mein
Auge
und mein
Herz
getroffen – recht
für die
Angeln
meiner
Philosophie
und Patriotismus – bis auf das
Rad
im
Rade
und den Mechanismus dieses göttl.
Wagenthrons
– Ich habe seit
8 Tagen ein deutsches Wort für das מעשה מרכבה
opus quadrigae
gesucht,
wie ich nun aus einem tollen Scherz unsere 3 Familien nenne, Ihre
männliche
, Claudius
weibl
. u meine
vermischte
.
Aus einem
Wink
S. 296. c.) scheint es mir, daß Sie von Koppen’s
Testament eben so wie ich denke. Ich bin eben so mistrauisch gegen den Mann als
gegen die Stimme des Publici und desto aufmerksamer auf die Fortsetzung
des Werks selbst. Ihr Gesangbuch fehlt mir schlechterdings zu meiner
Hausandacht bey Hahn’s Postill, die mir beßer schmeckt als sein N. T. wegen
der daselbst angeführten Lieder, bester Gevatter. Ich hoffe daß Sie eine Beyl.
davon bey Hartkn. oder Hart. werden besorgt haben, wo nicht erwart ich es
auf Ostern 780.
Hab ich Ihnen schon gemeldt daß ein Sohn von Karl Berens diesen
Sommer angekommen mit einem gewißen Musico Halter den mir Hartknoch
empfahl. Ohngeachtet jener keine Anweisung von seiner Familie an mich mit sich
brachte, freut ich mich wie ein Kind u liebte den jungen Menschen als einen
Bruder. Diese Freude ist mir zu lauter Herzeleid geworden, und ich habe
rechte Wehen für den Menschen gelitten in seines armen Vaters Namen und
aus eigner Sympathie. Der arme Mann hat schon einen halb gelähmten Sohn
und dieser giebt das dummste Zeug an, bekommt epileptische Zufälle, die ich
aber zum Glück oder Unglück meistens für Verstellung halte. Glaubte einen
ächten Berens an ihm zu finden, nur ein einziger Fehler,
Lügen
, beunruhigte
mich. Ein paar Einschlüße an Hartk. u Arend in Petersb. nebst einem
Konxompax für letztern ist von ihm untergeschlagen worden, ohne daß ich wißen kann,
wo es geblieben ob es aus Bosheit oder Wahnsinn von dem Menschen
geschehen. Ich hab eine schreckl. Scene in seines Herrn Hause u. Bruinvisch
Gegenwart von ihm erlebt, wo ich meinen armen Bruder vor mir eine seiner
Rollen spielen zu sehen glaubte aber mit mehr Theaterstärke.
Vor 14 Tagen erhielte einen Brief von Hartkn. der wider im klägl.
Zustande ist, wegen meiner Fragmente mir allerhand schreibt, woraus ich nicht
klug werden kann, aber wenigstens ersehe daß er weder Briefe noch Beyl.
erhalten. Den Sonnabend vorher bringt mir jemand Lenzens kleine Aufsätze,
die ich mit vielem Antheil lese und an sein Schicksal mit rechter Schwermuth
denke. Dienstags drauf bestellt Hartk. einen Gruß von ihm, lobt ihn als den
bescheidensten liebenswürdigsten jungen Menschen, deßen Vater Gen.
Superintendent wäre, aber des Sohns Aussichten schlecht und ohne Hofnung
sein Glück zu machen – Ich muß Ihnen sagen, liebster Gevatter, daß ich einen
starken Zug für diesen Mann fühle, u bitte um einiges Licht über seinen
Character. Hier hieß es, daß er vollends durch Schloßers Behandl. rasend und
unheilbar geworden wäre. Desto überraschender war mir die Nachricht aus
Riga.
Dom. XXII.31. Oktober 1779Kennen Sie nicht den Verf. der wahren Lehre des heil. Apostels
Pauli
vom Gesetz
? Dies Buch ist heute mein Frühstück gewesen und hat mir sehr
wohl gethan. Walchs neue Schrift scheint durch den Streit des Leßings mit
Götze veranlaßt zu seyn; und ich freue mich drauf; aber mit unsern
Buchläden geht es zu Ende. Bahrdt spielt seine Rolle zu Berl. Man vermuthete
ihn hier an Kypke Stelle. Der König will eine Probeschule hier errichtenVorigen Mittwoch besuchte zum ersten mal unsern Oberhofpr. Schultz
acht Tage nach seiner Hochzeit mit des Kr. Buchholtz Tochter. Ich bin die
lange Zeit über seiner Bräutigamschaft nicht bey ihm gewesen und er ein
einzig mal angesprochen. Ich hatte lange schon von einem verunglimpfenden
Aufsatz in den Actis Eccl. über ihn gehört ohne mich darum bekümmert zu
haben. Eine Abschriften davon lauften in der Stadt u im ganzen Lande
herum. Ich erwarte das Stück vielleicht noch heute und nehm an dem
Kummer dieses Mannes Antheil, der mir rechtschaffen, dienstfertig und gefällig
scheint – Sollte es Ihnen nicht mögl. seyn den Verfaßer dieses Aufsatzes zu
erfahren, da diese Acta wo ich nicht irre zu W. verlegt oder gedruckt werden?
Erhalt ich das Corpus delicti selbst; so würde ich vielleicht mehr ersehen. So
viel ich davon gehört, geschieht dem guten Mann zu viel und Unrecht. Wenn
Sie meine Neugierde zu befriedigen im stande sind: so geschieht mir dadurch
ein großer brauchbarer Gefalle für meine vaterlandsche Grillen und
Verbindungen.
Erhalte eben jetzt Michaelis Einl. und habe die Apoc. daselbst
durchgelaufen. In einigen Stellen scheint er mir den neuesten Ausleger im Geist
geschildert zu haben – pp. 1323. 1347. 1348. – nebst Griesbachs N. T. das ich noch
gar nicht kenne, um Ihre Uebersetzung zu studiren. Erster nennt zwar auch
Hyppolitum den
ersten Vertheidiger
der Offenbarung setzt ihn aber ad
annum 220. und Melito 170. Nun so wäre der letzte der Erste, wie geschrieben
steht. Es mag übrigens mit dem Sinn der Dedication bewandt seyn, wie es
wolle: so wünscht ich den neuen Namen eines St. Hippolyts durch ein
Capitel gegen Cajus
verewigen zu können, an dergl. es kaum unter unserm
respectiven Publico fehlen dörfte. Das Verhältnis unserer lieben Schweizer
Propheten zu Ihrem Aufschluß ist ein neues Aas für meinen Geschmack. Die
Zeit mag lehren, – so ist mir Ihr Buch das Erste, welches ich aus der Fülle
des Herzens und Mundes lieben und loben kann. Gott schenk Ihnen so viel
Freude, als ich mir noch davon verspreche und bereits genoßen. Der Titel
im Meßkatalog machte mich noch glimmender und sehnsüchtiger. – Ich
küßte den Brief vor Freuden, und hatte doch nicht das Herz zu lesen noch eher
anzufangen als nach meinem Abendseegen – weil ich in der Urkunde und den
Liedern der Liebe mehr in Theilen, aber hier im
Ganzen
einstimmig bin, und
ein Ganzes dem feinsten und artigsten Stückwerk vorziehe. Der heutige
Sontag zeichnete sich frühe mit einer Waßergalle aus, die richt über meinem
Fenster nach Norden an der Mühle auf dem Butterberge stund. Ich habe kaum
im ganzen Jahr einen mit so viel Ruhe und Zufriedenheit gefeyret.
Den 1 Nov.Mein todtes Tagewerk und demselben ähnlicher Kopf werden mir kaum
erlauben. Ich wäre noch gern ein paar Tage zu Hause geblieben, wegen des
kümmerl. Monatsschlußes will lieber ausgehen. Haben Sie die Billets-douxüber die Liebe des Vaterlandes gelesen? Hier geht alles zu Grunde – Aus
Morungen habe noch keinen Laut erhalten, muß dort auch das Kreutz zu Hause seyn.
Bin heute in der Vergleichung Ihrer Uebersetzung mit dem Grundtext bis
zum 6 Kapitel gekommen. Wenn es der Mühe lohnt, werde Ihnen das
Resultat meiner Bemerkungen mittheilen. Mit
Simonis Judä
ist hier der Herbst
eingetreten. Das Land hat nach Waßer gedurstet. Gott seegne Sie mein
liebster Melito! mit aellen dem Guten, was Er Seinen Sieben Engeln und den
Ueberwindern verheißen –
Hier kommt Kreutzfeld, den ich seit 8 Tagen nicht gesehen und hat mir einen
Haufen von einem aus Berl. kommenden Freunde Lilienthal erzählt, der nach
Memel als Licent-Assessor kommt. Ist Ihnen der Wisch Krata repoabekannt,welchen ein gewißer Köppen geschmiert. Ich hatte den Kraus deshalb Aufträge
gethan aber umsonst und erfahre daß alle die geheimen Wörter Cophtisch seyn
sollen. Morgen
denke
den Man selbst zu sehen und vielleicht auch die Gräfin
Kayserlingk mit Ihrer Plastick, um die Sie mich ersuchen laßen; auch Ihre
Lieder der Liebe wider heimzuholen.
Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von Ihrer aller Gesundheit.
Meinen zärtlichsten Handkuß und Empfehl der frommen, schönen, würdigen
Männin, Mutter und Gevatterin. Ich umarme Sie und Ihr heiliges Viereck,
das ich so oft im Geist sehe – und drauf warte, wie ein blinder Jakob und
armer Job – mit diesen meinen Augen – Ist es Ihnen mögl. etwas vom Verf.
des Aufsatzes in den Actis Ecclesiasticis zu erfahren und heraus zu bringen:
so werd ich unter Ihren Bedingungen davon Gebrauch machen. Liebe, Leben,
Licht sey mit uns allen Amen! Gottlob! in meinem Hause ist alles wohl und
niemand glücklicher als Pathchen. Platons Eutyphron mit Hänschen heute
angefangen und die Arithmetick im Ernesti. Auf allen Fall,
wenn ich nicht
schreiben könnte
ein glücklich Neujahr! Der Engel zu Sardis kann nicht so
schläfrich
u
ohnmächtig
gewesen seyn als Ihr alter ewig verpflichteter
Johann Georg Hamann.Adresse:HErrn / HErrn
General-Superintendenten
pp /
Herder
/ zu /
Weimar
Kgsb. den 8 Nov. 79.Herzlich geliebtester Freund,
Will heute anfangen Ihre Zuschrift zu beantworten die ich bereits den
2 huj. erhielt. Der Verlust von dem Weimarschen Einschluß beunruhigt mich
sehr und macht mir herzl. Verdruß. Ich vertraute die Sache sogleich Ihrer
Schwägerinn, meiner Gevatterin, Made Courtan die sich anerböthig machte sich
deßhalb ins Mittel zu schlagen aber erst gestern dazu Gelegenheit hatte, wo
ich durch Prof. Kreutzfeld den Rath erhielt, daß Sie sich Selbst dieses
anvertrauten Depots annehmen möchten und dies am meisten bey dem Mann
fruchten würde. Denn mir komt es als eine verfluchte Sache vor jemanden
wegen einer so unverzeyl. Nachläßigkeit oder – zur Rede zu stellen. Haben Sie
also die Liebe für mich ein paar Zeilen selbst an ihn zu schreiben und diese ihm
anvertraute Einlage ihm abzufordern, mich auch deshalb zu beruhigen.
Denselben Tag lief ich auch zu Br. der mir eben den gefundenen
Konxompax
(Exemplar der Fragm.) zugestellt hatte. Ich erfuhr daselbst daß der Brief
des Vaters sehr lebhafte Wirkungen auf den Sohn gemacht hatte und er sich
bettlägericht befände. Wir begaben uns beyde auf seine Stube, er befand sich
aber in einem so verstellten oder vesten Schlaf, daß ich sein Erwachen nicht
abwarten konnte. Br. versprach mir alle mögl. Sorge für ihn zu tragen. Ich
nahm mit dem ältesten Gesellen, der mir sehr gelobt worden war durch die
Nachbarschaft, die Abrede ihn zu mir zu begleiten, wenn er Lust dazu bezeigte.
Ich habe aber umsonst drauf gewartet und will morgen ansprechen und was ich
alsdann erfahren werde, meinem Briefe hinzufügen. Ohngeachtet seines
standhaften Leugnens gegen seinen Patron und mich den Brief bestellt zu haben,
ohngeachtet unserer widerholten Versicherungen ihm nichts übel zu nehmen
blieb er dabey alles fortgeschickt zu haben, und nachher hat er die Wahrheit
gestanden, die Bogen aus seinem Pulte hervorgeholt – An den Briefen für Sie
u Arndt ist nichts gelegen; sie waren während meines Zufalls geschrieben und
es ist mir lieb, daß sie cassirt sind. Man hatte mich
aber in Verdacht
gehabt
, daß ich die Blätter dem jungen Menschen zu seiner Erbauung mitgetheilt
hätte – und ich widerum, daß man ihm und mir mit Entwendung derselben
einen Schabernack gespielt. Ohngeachtet mancher nachtheil. Winke, nahm ich
immer des jungen Menschen Parthey und fand nichts anstößiges als eine
unglückl. Fertigkeit zu lügen – bey aller meiner Antipathie gegen dies Laster
entschuldigte ich es doch durch eine Lebhaftigkeit der Einbildungskraft bey
mehr als einer Gelegenheit, strengte aber alle meine Aufmerksamkeit auf diese
schwache oder schwarze Seite seines Characters – kein ander Mittel seh ich,
als eine Loßspannung aus seinem Joche; denn hier scheint kein anderer
Ausweg zu seyn, ohngeachtet aller mögl. Erkundigungen, die ich deßhalb
eingezogen. Meinem Freunde George werde alles was ich weiß und denke, am
besten mündlich mittheilen.
Sie bitten mich um Erklärung einer Anspielung auf Jothams Fabel – Ich
kann mich zwar auf meiner Ausdrücke nicht mehr besinnen, aber auf gewiße
Eindrücke, die damals tief in meiner Seele lagen. Ich bin mit sehr vielen
Menschen umgeben, die sich für fruchtbare Bäume erkennen und sich daher zu
gut halten sich um die Angelegenheiten ihres Nächsten zu bekümmern; das
heist
über ihn zu schweben
– Gesetzt daß ich auch wirklich der unnütze
Dornstrauch wäre, deßen
Feuer
mehr Schaden thäte als Nutzen schafte: so halte
ich diese Wirkung für eine natürliche Folge eines warmen Interesse, das bey
dem
Schweben über stolze Gewächse
unvermeidlich ist.
Gott Lob! daß Ihre Gesundheit sich beßert. – Auch Ihr Schwager Motherbyder vorige Woche zurückgekommen, hat sich drüber gefreut und wir haben
gemeinschaftlich Ihnen Leben und Gesundheit gewünscht.
Maran Atha, das herrliche Buch unsers Herders über die
Ankunft des
Herren
kam am Tage
Simonis Judä
hier an, und hat mir vor allen Seinen
Schriften die innigste Freude gemacht. Es ist mehr als eine Nacht mein
Kopfküßen gewesen, und des Tags mein Taschenbuch.
Für mitgetheilte Nachrichten von dem
merkwürdigen Freund und
Deserteur
danke ich. Sie haben meinen Wunsch erfüllt, ohn ihn zu verstehen. Hüten
Sie sich diese erfrorne Schlange in Ihren Busen zu nehmen. Von dem Roman
seines Lebens hat er gnug hier geschwatzt. Ein paar Briefe hat er einem
Contubernali vorgelesen, der sie P. für einen abscheulichen Auswurf erklärt. Er
wollte durchaus seine Chronique scandaleuse hier aufs Theater bringen.
Diese Handschrift habe gelesen und es war mir bange es eine Nacht in meinem
Hause zu behalten. Mit solchem Abscheu hab ich es gelesen. Ob der ganze Roman
seines verlognen Lebens eine Buchhändlerprise seyn würde, daran zweifele
ich gantz und gar. Mir ist der ganze Mensch todt und ich ihm. Als Mammeluck
mag er sein Glück am Galgen und im Cabinet machen, wenn es nur in einem
römisch-katholischen Lande ist, wohin er gehört und wornach er ringt. Sie
werden sich zu bedauren keinen Anlaß haben, wenn Sie alles mögl. thun und
anwenden, dem T‥ zu entsagen und allen seinen Werken und allem seinem
Wesen. Er ist Diabolus u Satan im Engel des Lichts.
Ihre übrige Anfragen werden durch das wiedergefundene Exemplar des
Konxompax meiner Sibylle, für Freund Arndt beantwortet seyn, welches
unser alte George, dem ich mit vieler Sehnsucht entgegen warte, mitbringen
wird.
Außer dem Weimarschen Einschluß an Sie hatte ich auch einen nach
Morungen erhalten und bisher auf Antwort umsonst gewartet. In der Angst
eines ähnl. Schicksals schrieb ich an die Schwester und habe heute Antwort
erhalten. Der Brief ist angekommen, aber die arme liebe Frau lebt im grösten
Elende und Jammer mit einem versoffenen Mann bey dem sie ihres Lebens
kaum mehr sicher ist. Ihr Bruder hat ihr die Ehscheidung widerrathen;
ungeachtet meiner katholischen Denkungsart über das Sacrament bin ich
entgegengesetzter Meinung – und kann es doch nicht über’s Herz bringen auch
hier mein verwünschtes Dornenfeuer leuchten zu laßen. Ich mag es
verschwören wie oft ich will, mich um fremde Materien nicht zu bekümmern; so
geht es mir wie St. Paulo 2 Cor. XI. 29.
Zu gl. Zeit bin mit einem Briefe von unserm Lenz erfreut worden. Er wird
die freundschaftl. Nachsicht für mich haben, daß ich mir ein wenig Zeit laßen
kann. So albern auch der Einfall seyn mag, wünschte ich den ersten Augenblick,
daß er meinen alten Freund George begleiten könnte. Er entschuldigt seinen
gebrechl. Ton und denkt an Krankheit u andere Zufälle. Geben Sie mir doch
etwas Licht darüber.
Einschluß an Me Cruger soll von mir selbst morgen bestellt werden. –
Wegen Passerii habe das Wort des Bibliothecarii, daß er sein Bestes thun wird
es hier zu behalten. Da das darüber von mir geschriebene verloren gegangen:
so melde kurz und gut, daß ich von meiner Seite nicht ruhen werde und ich
hoffe, daß die Sache höchstens gegen die Meße abgemacht seyn wird; der
Antrag hat bisher wegen oeconomischer Einrichtungen des Oberburggrafen nicht
geschehen können. Prof. Reusch hat mir sein Wort gegeben die Sache nach
meinem Wunsch auszuwürken.
den 9 –Habe Einlage der Me Crüger eingehändigt, bin bey HE Bruinvischgewesen, der mir alles Gute meldete, auch nichts wegen seiner vorgegebenen
epileptischen Zufälle zu sagen wuste. Unterdeßen ist man immer in der Furcht,
daß er über jede Sache, die nicht nach seinem Sinn ist, Anfälle bekommt. Hier
ist alles verunglückt. Wie dort dem Uebel abzuhelfen ist, kann ich auch nicht
absehen. Eine kranke verkehrte Einbildungskraft scheint auch im Spiel zu
seyn. Da er kein Vertrauen zu mir haben kann, weil er mich beleidigt hat; so
kann ich auf einen Besuch wider seinen Willen nicht dringen, und da er alle
mögl. Erleichterung von Arbeit und Aufsicht geniest, so ist nichts für mich
übrig zu thun. Seine
Stärke im Theaterspiel ist für mich ein Rätzel
,
und macht mir die meiste Sorge
für den Grund und die Folgen des Uebels.
Oncle George wird mir Licht geben können und ich ihm. –
Allerdings habe ich Sie um ein Exemplar des Maran Atha als Verleger
zu bitten, weil das Autor Exemplar mit einer Innschrift versehen ist, die ich
nicht gern jedermann sehen laßen will. Daß diese syrische Worte:
Der Herr
kommt
! heißen und 1 Cor. XVI. 22. stehen wird Ihnen vielleicht bekannt seyn.
Die hebr. Ueberschrift besteht aus den Worten Josephs:
Auslegen gehört
Gott zu
. – Aus welcher Sprache Konx-ompax ist, habe noch nicht
herausbringen können. Clericus ist der einzige der einen etymologischen Einfall gewagt,
mir aber kein Gnüge thut. Ich hoffe es aus dem Thibetschen herauszubringen
und hatte deshalb Arndt in dem
mit Recht verlornen
Briefchen gebeten
sich an einen Kalmükschen Philologen deshalb zu wenden. Clericus sagt:
Ces mots signifient en Phenicien:
Veiller et ne point faire de mal
.Ich habe wider alles Hoffen u Erwarten 27 Subscribenten hier gefunden;
können Sie auch etwas in ihren Gegenden für den Schweitzer Künstler thun:
so überlaß’ ichs Ihnen. Der Waßerfall hat hier vielen Beyfall bey Kennern
gefunden. Auf allen Fall theile ich Ihnen beyl. Ankündigung mit um für
sich davon Gebrauch zu machen bey Ihrem respectiven Publico.
Sechs
Theile von Andersons Geschichte der Handl. habe Ihrer Güte zu
verdanken; mache also auf die Fortsetzung Ansprüche.
Ich erkenne die Aufschrift und eine
Nachschrift
in Lenzens Briefe für Ihre
Hand. Ich kann aber nicht recht zusammen reimen, daß Sie erst den 10 8br.Nachricht vom Druck des Maran Atha erhalten u ich den 28 ej. schon das Werk
selbst, und demohngeachtet als Verleger drauf stehen. Hat H. nicht an die
Einl. durch mich gedacht. Vergeßen Sie doch nicht mich wegen des Schicksals
dieser Einl. zu beruhigen und ob es Ihnen genehm ist die Sache selbst beym
Banco-Dir. zu treiben.
Gott erhalte Sie und Ihr ganzes Haus – Empfehlen Sie mich bestens Ihrer
Gemalin – Ungeachtet der unangenehmen Veranlaßung erwarte ich Oncle
George mit offenen Armen, als einen Vorläufer der lieben Adventzeit. Den
Prof. Reusch besuche noch diese Woche und werde nicht eher ruhen, bis die
Sache abgemacht ist mit dem Passerio. Das Lesen kann Ihnen nicht
so sauer
werden als mir das Schreiben. Also Gott empfohlen –
den 10 –Eben komme von HE Prof. Reusch. Die Sache liegt an einem wunderl.
Eigensinn des Oberburggrafen, der nicht die kleinste Ausgabe gestatten will,
als bis 1000 fl. voll sind. Demohngeachtet hat sich mein Freund der
Bibliothecar angeboten die Umstände mit diesem Buch vorzustellen, ob nicht eine
Ausnahme davon ausgewirkt werden könnte. Diese Summe wird nicht eher
voll als zum Ende unsers Rechnungsjahrs Anfangs Junii. Dem Minister
soll periculum in mora vorgestellt werden, weil sonst das Buch zurückgehen
müßte. Allenfalls käme es auf die Entschlüßung an, wenn das Buch hier
gewiß bliebe, ob Sie etwa einen Termin wegen Bezahlung eingehen würden.
Den Erfolg von des Ministers Antwort werde Ihnen sobald mögl. melden.
Meine Hofnung das Werk bey der Loge anzubringen hat fehl geschlagen. HE
Lauson grüßt u frägt ob seine Rede auf Dach die er an Pr. D. Rappoltabgegeben, dort angekommen.
Adresse:Herrn / Herrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE. Hamann in Königsberg. Empf. den 4. Nov. 1779, beantw. d. 26. Dec.
1 Maran Atha.den 29 Novbr 79.Herzlich geliebtester Freund,
Hier liegt Antwort bey auf Ihren letzten Einschluß, den ich den 10 huj.erhalten. Ihre beide Anfragen betreffend, so ist Cr R. Jester gegenwärtiger
Canzler der Akademie und Ihr Curator.Was das Saturgussche Cabinet anbetrift, so wird selbiges en gros verkauft
aber nicht so bald, sondern erst ein Verzeichnis gedruckt werden, wozu noch
ein Vierteljahr wenigstens Zeit gehört. Wo mögl. soll zu rechter Zeit dafür
gesorgt werden, daß Sie Nachricht erhalten für Ihren Freund. Am besten
könnten Sie sich an HE Cr R. Hippel addressiren als einen alten Freund Ihres
seel. HE Bruders, mit dem ich auch vor der Hand deßhalb Abrede genommen.
Außer einem einzigen Briefe aus Göttingen weiß nichts von unsern Kraus.
Eine mündl. Nachricht die ein Durchreisender nach Berlin u Lilienthal hier
mitgebracht, widerspricht der Ihrigen. Nicht mehr ein Schwimmer sondern
ein Reuter soll er geworden seyn u dabey einen Ansatz zum dicken Bauch
bekommen haben. Selbst seine poetischen Freunde sind nicht im stande sich den
Mann zu Pferd und bey Fleisch vorzustellen. Die Zeit wird also die Wahrheit
ans Licht bringen müßen. Wer ist aber sein Eleve? und wie heist er? Von einem
jungen Hermes habe läuten gehört.
Gott gebe Ihnen gute Gesundheit, gute Witterung und alles übrige Gute
der vierten Bitte – allenfalls zum Neujahr, daß Sie bald mit St Paulo sagen
können: Ich habe meinen Beruf vollendet –
Und hiemit Gott empfohlen von Ihrem alten Freunde
Johann Georg Hamann.In höchster Eil und mit allem Ueberdruß einen Feder Gänsekiel zwischen
den Fingern zu halten.
Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / homme de lettres / à
Berlin
. / bey HE
D. Kurella / in der alten Leipziger- / Straße auf dem /
Werder
.
P. P.Ew. Hochwolgeborne statte zuförderst meinen ergebensten Dank für das
Eloge ab, das mir wegen der kleinen philosophischen Klätschereyen,
Koketterien und Seitenblicke eines doppelten Lesens würdiger gewesen, als wegen
der Sachen selbst oder der darauf verwandten Kunst. Endl. hab ich den ersten
Theil der Lebensläufe bekommen und lege selbigen bey mit der überflüßigen
Bitte es mir sobald als mögl. (weil es ein gelehntes und bereits dadurch
gemisbrauchtes Buch) wieder zurück zu liefern. Ich sehe diese Bitte als
überflüßig an, da ich von Ew. Hochwolgebornen gewißenhaften Gebrauch eines
fremden Eigentums längst überzeugt bin.
Nun hätte ich noch eine
Ladung von Bitten
, die kaum auf diesem ganzen
Bogen Raum hätten – und ich befinde mich in einer so großen Verlegenheit,
daß ich auf keinerley Art, meine litterarische Bedürfniße geschweige Neugierde
zu befriedigen weiß, als durch Ihre geneigte Vermittelung.
Zuförderst und pro primo bitte Ew. Hochwolgeboren mich zu meinem
Universo zu verhelfen, das ich schon seit länger denn 14 Tagen zu einer
Arbeit nöthig
habe, worinn ich nicht von der Stelle kommen kann, ohne dies
Büchlein vorher angesehen zu haben. Bücher sind kein Spielzeug für mich,
sondern Handwerksgeräthe, gehören zu meines Lebens Nahrung und
Nothdurft – Es ist also in mehr als einem Verstande wahre Unbarmherzigkeit,
mich dieser Hülfsmittel zu entziehen. Dies Universum ist besonders ein
doppeltes
Andenken der Freundschaft, und ein noch
unbeantworteter
Brief,
und ich bleibe keiner Seele was schuldig, die Bezahlung mag so lange
währen und so schlecht ausfallen, wie sie wolle. Deshalb die Feder anzusetzen, wird
mir noch saurer als ein Besuch, und ich würde schreiben, was und wie ich
denke. Sollte es Ew. Hochwolgebornen möglich seyn dieser meiner
Verlegenheit abzuhelfen: so würde ich dadurch unendlich verpflichtet seyn. Ueber diesen
Punct will abbrechen, so vieles auch noch zu sagen hätte –
Meine zweyte Bitte betrifft einen gewißen
Oehninger
– ob selbiger nicht
in Hamberger u Meusel steht. Er soll den in seiner Blöße dargestellten sonst
aber durch seine Scheinheiligkeit blendenden Capucinerorden geschrieben
haben. Sollte dies Buch im Buchladen zu haben seyn, wo Ew.
Hochwolgebornen bisweilen Geschäfte haben: so wäre es leicht mir auf ein paar Tage
selbiges zu verschaffen – oder irgend eine andere Nachricht Schrift von diesem
Orden und der innern Geschichte deßelben.
Meine dritte Bitte wäre auf heute noch um dero freundschaftliche
Gewogenheiten, sich bey den gegenwärtigen Meß Neuigkeiten eines auf einer
wüsten Insel verödeten Arrestanten sich zu erinnern, dem z. E. mit dem
dritten
Anhange der A. D. Bibliothek p p p sehr gedient wäre.
Ew. Hochwolgebornen werden vermuthlich so müde seyn, fortzufahren als
ich selbst. Da ich nicht weiß ob dies Jahr im stande seyn werde auszugehen,
denn wenige Lust habe ich dazu: so leb ich doch wenigstens der guten Hoffnung
daß Sie das Ende der Welt leichter zu Pferde erreichen werden, als ich das
Ihrige mit
Hans Sachsen
Gradu ad Parnassum. Halten Sie es für keine
Pedanterie des Briefstyls, wenn ich mich – bis zum
mündlichen Mehr
–
nennen darf Ew. Hochwolgebornen aufrichtig ergebensten Diener
Johann Georg Hamannden 1 Xbr. 79.Kgsb. den 3 Adv. 79.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
Der Tag schien nicht mehr für meine Augen, und Licht anzuzünden war es
zu früh. Machte also aus der Noth eine Tugend und sung ein Liedchen, indem
ich mit meinen 3 Kindern herum spazierte. Eben bey dem letzten Verse
Ich steig hinauf zu Dir im Glaubenkam mir meine Magd Anna Euphrosyne Gigantin mit einem Briefe, auf dem
ich sogleich Ihre liebe Hand erkannte: Und da wurde gleich nach Licht! und
Licht! geschrien, daß es im ganzen Hause scholl. Marianchen erfreute mich am
Tage Jonathan den 27. Nov. am heil. Abend des 1. Adv. mit ihrem ersten
Zahn, hat aber an der heutigen Freude wenig Antheil nehmen können,
vermuthlich wegen neuer Arbeit, die Gott auch überstehen helfen wird. Gott Lob! daß in
Ihrem Hause alles nach Wunsch wider geht; denn unruhig bin ich doch ein
wenig gewesen wegen der Nachwehen bey gar zu glücklichen Entbindungen, die
bisweilen zu sicher machen. Der
Himmel auf Erden
ist häusliche
Glückseeligkeit, bleibt aber immer ecclesia pressa, kaum ein tausendjähriges Reich,
als im geistlichen Verstande.
Nächst dem bin ich noch wegen zweyer Vorfälle gewesen in Unruhe gewesen und
in Sorgen Ihrenthalben. Erstl. wegen Ihrer vorigen Einlagen, von der ich
die eine nach Riga sehr sicher glaubte anvertraut zu haben an Hartkn.
Schwager. Da ich wegen eines sehr verdrüßl. Umstandes mit dem jungen
Berens, Karl’s Sohne, deßen Ankunft ich Ihnen wo nicht irre gemeldt und
mir sehr verekelt worden, an Hartkn. zu schreiben hatte, erkundigt ich mich
an jenen Brief und einen andern, der durch Berens nebst einem Exempl.
des Konxomp. für Arndt bestellt worden war. Er wuste von beyden nichts, u
gab mir zugl. seinen Verdacht in Ansehung des Schwagers zu verstehen,
dem keine Briefe anzuvertrauen wären, weil er bereits Proben von seiner
Gleichgiltigkeit gehabt hätte. Ohngeachtet ich im Grunde unschuldig war: so
machte ich mir doch die bittersten Vorwürfe, und klagte über mein Schicksal,
das mir nicht einmal erlaubte in solchen kleinen Angelegenheiten nach Wunsch
gefällig zu seyn ohne einen Bock zu schießen.
Bei dieser Gelegenheit schoß es mir aufs Herz daß ich noch keine Antwort
aus Morungen erhalten und ob ich gleich unmittelbar diesen Brief
abgefertigt, war ich doch in der grösten Furcht, weil ich den Tag nicht selbst hatte
ausgehen und den Brief eigenhändig auf die Post liefern können. Schrieb daher
an Ihre Frau Schwester, die mir zwar auf mein inständiges Ersuchen sogl.
den Empfang bescheinigte, aber zugleich die traurigste Nachricht von Ihrer
gegenwärtigen Lage an der ich zu viel Antheil nehme um nicht darüber mit
Ihnen zu Rath zu gehen, besonders da es scheint, daß Sie Ihr Gewißen in
Ansehung einer Ehscheidung gebunden haben. Ungeachtet aller
meiner
römischen Denkungsart über das Sacrament der heil. Ehe
, denk
ich doch die Wohlthat der christl. u bürgerl. Freyheit einer armen Frau
einräumen zu können, die ihres Lebens nicht sicher ist „bei einem so unbändigen
Mann, der mit einem halben Brandwein den Tag nicht auskommt und mit
der Axt Schaffe entzwey haut um seinen mordbrennerischen Durst zu stillen“.
Das eine mal, da ich Sie hier gesehen, lobte sie noch ihren Mann bey aller
seiner Wildheit, daß er auch im vollsten Muth noch Achtsamkeit für sSie
hätte; aber nun scheint dieser letzte Funke von Vernunft auch in ihm
ausgelöscht zu seyn. Sie hat mir also aufgetragen Ihr bisheriges Stillschweigen zu
entschuldigen und haben Sie
die Liebe Sie davon zu versichern, und Ihr
Gewißen wo möglich zu erleichtern
oder Ihr mit Rath und Trost
beyzuspringen.
Meine herzl. Freude einen Sohn von Karl Berens hier zu haben ist auch zu
Waßer geworden. Der junge Mensch war sehr nach meinem Geschmack bis
auf einen einzigen Fehler, der mich immer aufmerksam machte,
das
schändliche Lügen
. Er klagte mir im Kenkelschen Hause zu eingeschränkt zu seyn und
ich machte Plane ihm Luft zu schaffen und seine Principalen so wol als
Umstände zu untersuchen. Mit diesem Faden von Ideen komm ich zum CompagnonBruinvisch, der eben so vor Verlangen brennt mich zu sprechen, mir die
traurigste Beschreibung von des jungen Menschen Gemüths- u
LeibesBeschaffenheit macht, daß er fast alle Nacht einen Anfall von Epilepsie bekäme u an den
Vater schon entschloßen wäre die Unmöglichkeit mit diesem Lehrburschen
fortzukommen zu melden. Zu gleicher Zeit meldte er mir auch von einer
Schrift die sich lange auf seiner Stube herum triebe und mich zum Verfaßer
haben müste, weil ich Anmerkungen dabey geschrieben, mit dem Wink, daß
dergl. Blätter nicht für so einen halb gestörten Kopf zuträglich seyn könnten.
Ich konnte mich auf nichts besinnen, als daß ich ihm vor vielen Wochen einen
Brief an Hartknoch nebst Einschluß an Arndt übergeben, der mir immer sein
Petersb. Journal treu überschickt ohn daß ich ihm seit 2 Jahr dafür einmal
gedankt habe. Ich hielt dem jungen Menschen in Gegenwart seines Principals vor
ob er den Brief hatte abgehen laßen, zu deßen Bestellung er sich selbst erboten
hatte weil er so wol als sein Comptoir mit jedem Fuhrmann Bestellungen
hätten. Er behauptet steif ja! und ich schreib an Hartknoch, der mir antwortet
nichts erhalten zu haben. Der junge Mensch bleibt beym Lügen, ich treib die
Sache in Gegenwart seines Principals aufs höchste, um ein Augenzeuge des
vorgebl. Paroxysmus zu seyn. Statt des epileptischen Zufalls finde ich nichts
als einen
ungezogenen Knaben
, der sich booset – und viel Talent eines
Acteurs verräth. Nach einigen Theater Rotomontaden erhalt ich das
Exemplar meiner Sibylle. Hiebey ist noch zu merken, daß D. Bruinvisch der die
epileptischen Zufälle des Lügners bescheinigt hatte, eben der D. Tütenhüt ist
in Etwas zum Bollingbroke u Hervey. Dies war der Anlaß zum Briefwechsel
mit Hartknoch, der noch durch einen Umstand für mich merkwürdig wurde.
An einem Sonnabend lese ich Lenzens Aufsätze mit recht vieler Sympathie
für den Verf. von dem man hier sagte, daß er durch eine falsche Behandlung
mitbey Schloßer gantz incurable geworden wäre. Den Dienstag drauf macht mir
Hartkn. in seinem Briefe ein Compliment von ihm u beschreibt ihn als einen
bescheidenen liebenswürdigen Jüngling, deßen Vater Gen. Superint. in
Liefl. wäre. Ich habe auch schon einen Brief von ihm selbst erhalten, aus dem
ich aber vermuthe daß er an seinen Fähigkeiten des Geistes gelitten auch diese
Schwäche selbst erkennt. Melden Sie mir doch, ob er zu Ihrer Zeit in W.
gewesen und Ihr Urtheil von ihm und seinem Character.
Hier fällt mir noch ein tummer Streich ein, den ich Kanter zu Gefallen
begangen. Er besucht mich bey einer sehr elenden Witterung wo ich nicht irre am
Geburtstag meiner mittelsten Tochter oder Marianchens. Klagt daß Krichton
der den gelehrten Articul bisher übernommen ihm aufgesagt mit dem neuen
Jahr; bittet mich daher an Wetzel zu schreiben u ihm 200 rthl nebst freyer
Station bey sich oder dort die Hälfte anzubiethen falls er die Zeitungen
übernehmen wollte, wie Ebeling vor einigen Jahren. Ich schrieb (Sie können
leicht denken wie?). Lieber wär’s mir doch wenn der Brief nicht abgegangen,
wie ich auch fast vermuthe; denn es geht hier zu Ende.
Oncle George sollte schon diesen Monath seinen ungerathnen Neveuabholen kommen; seine Anherkunft bleibt aber bis auf künftigen Febr.ausgesezt. Von Me Courtan, Hartkn. u Rapp. Schwägerin, meiner
Vice-Gevatterin erhielt endl. Nachricht und ein schriftl. Billet des letztern, gemäß
welchem Ihre Einl. nicht verloren gegangen sondern liegen geblieben u erst
mit meinem Briefe an Hartkn. an einem u demselben Posttage befördert
worden, worauf noch keine Antwort erhalten aber aus H. Stillschweigen
schließen kann, daß alles nunmehr in Ordnung seyn wird. Sie können, bester
Gevatter! versichert seyn, daß ich dem ungewißenhaften Banco-Dir. keine
Einl. mehr anvertrauen, sondern die Ihrigen unmittelbar befördern werde.
Ihr Maran Atha liegt Tag und Nacht fast immer unter meinem
Kopfküßen. Ich habe ihn zum zweyten mal durchgelesen und seinethalben den
Josephum vorgenommen, von dem heut das 10te Buch seiner Alterthümer
geendigt; weil ich endl. nach langem Warten ein Exempl. aus des seel. Kypke
Bibl. bekommen und
vorigen Freytag
die Havercamsche Ausgabe von
Graf. Kayserlingk erhalten, dem ich gern den ersten Theil sobald mögl.
zurück geben möchte um den andern desto länger nutzen zu können. Für den
Aufschluß über den Hyppol. danke recht sehr, denn ich hatte lange darnach
suchen können. Vom Resultat meiner Arbeit werde Ihnen bester Gevatter!
zu seiner Zeit Rechenschaft geben.
Was Sie mir vom Gr. G. melden schein ich so ziemlich aus seiner Seele
gelesen zu haben. Er war Ursache daß ich das Universum an K. lehnen muste
und man hatte es wider verlehnt an einen Ort, wo ich ins zweyte Jahr ein
Buch durch Hippel ausgethan. Ich drung daher mit etwas Ungestüm auf
Auslieferung, die
vorigen Freytag
mit Wucher geschah. Unter andern
Gründen war, daß ich dies Buch als einen noch
unbeantworteten
Brief und als
ein
doppeltes
Andenken von
Ihnen
u dem
Verf
. ansehen müste. Es fehlte
mir auch zur Arbeit an meinen Blättern von 777 die ich wider vorgenommen
hatte und noch nicht aufgeben kann ohngeachtet des
Zwischenspiels
von
Josepho, den ich gegenwärtig zu Ende bringen muß.
Wie ich den Brydone im Engl. las, bekam ich
falsche Wehen
etwas über
das Univers. zu sagen auf seinem feuerspeyenden Berge, statt einer Kanzel.
Nun fallen mir die Pudenda als das
einzige Band
zwischen
Schöpfung
u
Schöpfer
ein. Der Titul bleibt: ער וענה (Malach II. 12)
Schürze von Feigenblättern.Ein Brief an Wiel. 2. an Büsching u 3. Voß. I. Theil: Nachhelf eines
Vocativs ist fertig seit Jänner 777 und bezieht sich gantz auf des Asmus
Nachtwächter
.
Der II. Charfreytagsbuß für Capuciner = ist angezapft
III. Die Brücke ohne Lehne – ist eine unbekante Größe für mich.
Die ganze Idee entstand aus dem Misverständniße, daß ich mir jetzt kaum
selbst vergeben kann, in Ansehung der Auflösung über die Aufgabe der
Luciane u Platoniker im T M. für deren Verf. ich Sie hielt und eben so gieng es
mir mit dem Gideon über die Schwärmerey: da Stoltz dafür erkannt wird u
ein Mitarbeiter des Χstl. Mag. ist: so will ich mich durch Pf. nächstens eine
Sinneserklärung über die Brücke von ihm ausbitten. Pathchen Marianchen
winselt sehr – Gute Nacht!
Den 13 Xbr.Mit Marianchen ist es weder beßer noch schlechter, hoffe mit Gott daß alles
gut gehen wird – daß ich also zeither an den Statthalter nolens volensgedacht, haben Sie liebster Gevatter! gesehen. Mein ernster Wille ist es auch
niemanden einen Dank schuldig zu bleiben, er mag so lang währen und so schlecht
gerathen wie er wolle. Das Publicum hat seiner Schrift alles mögl. Recht
widerfahren laßen. Eher zu viel als zu wenig Lob; weil Ansehen der Person
doch immer Einflus auf unsere Urtheile hat. Chymie scheint sein Steckenpferd zu
seyn bis auf Bunians Reise. Sollte ich mit meinen Blättern fertig werden: so
würde ich mir die Freyheit nehmen und vielleicht vor Freuden einen Brief an
Ihn ausschütten können. Allenfalls bitte mir wegen der Curialien zum voraus
zu melden. Ich erinnere mich das Beywort Erl. gelesen zu haben.
Mosers Heyrath hat mich herzlich gefreut. Ich wünsch Ihm tausend Guts.
Von den beyden vornehmen Passagiers ist hier nichts zu hören. Unter
einpaßirten Fremden von 27 Nov – 1 huj. fand ich einen engl. Cavalier HE von
Bentham nebst seinen Sekretair Bickel. Bey diesen Namen fühlte ich eine
Unruhe und ich vermuthe sie erst bey ihrer Rückreise zu attrapiren; denn das
klügste ist wohl das strengste Incognito auf dem Hinwege zu beobachten. Ich
werde mit aller mögl. Discretion lauren: weil mir gar zu viel daran gelegenAber noch mehr liebster bester Gevatter! Ihnen zu melden, daß ich von Ihren
mir zugedachten muneribus nicht einen Buchstaben erhalten, ohngeachtet ich
wenigstens Ihr Gesangbuch zum Advent u Heil. Christ einzuweyhen
gewünscht; ich würde ohnuntröstbar seyn wenn Georgi für Sie u mich
verloren gehen sollte, denn hier läg er im treuen Depot. Ohngeachtet ich im
Hartungschen Buchladen nichts zu thun habe u mir fast vorgesetzt in diesem Jahr
nicht weiter als nach meiner Loge zu gehen, will ich doch selbst bey Hartung
anzusprechen suchen der sehr krank liegen soll. Erkundigen Sie sich doch auch
gleich darnach; vielleicht ist es in Hartkn. Pack gerathen. Sorgen Sie doch bey
Zeiten, zu erfahren wo das Pack hingekommen.
Auch vom Asmus weder eine Zeile noch seine Uebersetzung des Ramsay.Von Pf. 2 Briefe mit der
leeren addresse
von der Fortsetzung seines
Magazins. Kleukers Uebersetzung von Plato ist auch in Leipz. liegen geblieben,
Benzlers Brief aber in den Kanterschen Buchladen eingelaufen. Kurz es ist ein
Elend hier und die Buchbinder gehen auch drüber zu Grunde. An statt daß
Hart. den Ausfall des Kanters nützen sollte, fehlt das neueste im
Katalog
so wohl als im
Laden
, weil nur immer ein paar Exempl. von jeden da seyn
müßen. Ich muß meine Neugierde wie verdorbene Kaufleute mit fremden
Credit oder Capitalien befriedigen. Des Notarii publ. Hinz Schicksal scheint
sich auch zu entwickeln, weil er eine Hofmeisterstelle in Curl. antreten wird.
Also bleibt mir niemand als der kranke Hartk. übrig, dem ich mehr schon
Verbindlichkeiten schuldig bin, als ich ihm zuzumuthen oder zu erwiedern im
stande bin.
Bey der Nachricht die er mir von Lenz gab beklagte er, daß er ungeachtet
seiner Verdienste dort unbrauchbar seyn würde. Unter allerhand wilden
Einfällen erklärte ich den Hartkn. zu meinem Verleger u seinen jungen Freund
zum Sammler u Herausgeber meiner Operum omnium. Lenz bedankte sich im
Ernst für meinen Scherz und Hartk. that mir noch einen umfänglichern
Vorschlag. Worinn der Ihre besteht, ist mir noch ein größer Räthsel als jener
Episcopus portus romani. Will Hartkn. Verleger seyn: fiat! Sind Sie nicht
der Prälat im lezten Qvartal des T. M. bey Gelegenheit des Schlözerschen
Briefwechsels. Der Laye gegen Bahrdt ist ohnstreitig Wiel. selbst. Ich
verlange nach seinen Gedanken über Vernunft u Schrift. Vorige Woche habe
die allg. d. Bibliothek gelesen. Was sagen Sie zum Streit des Nicolai u
Wiel.? für mich ist es ein sehr interessantes Meteor! Daß Sie daran gar nicht
gedacht haben, wundert mich. Wer ist der neueste M. W. über das Genie?
Er that mir sehr gut auf den kindischen Briefwechsel über die neueste
Orthographie. Ist denn
Spitzbart
nicht auszukundschaften. Ich halte den Verfaßer
der physiognomischen Reisen für eben den M.
Hase
der in Curl. mein Nachbar
u guter Freund war.
Wie
heist
denn Ihr Freund und Nachbar, der Stiftsprediger? Ich finde ihn
hinten u vorn aber nirgends seinen Namen, ohne den ich mir keine Person
recht vorstellen kann. Ihren Gruß an †feld werde bestellen so bald er zu mir
kommen wird, vielleicht heute, auch Ihre Dachsche Wünsche nicht vergeßen.
Weder den Oberhofpr. noch meinen Beichtvater habe seit langer Zeit besucht,
und ich entferne mich je mehr u. mehr vom Umgange. Keine Hofnung zum
Mst der leßingschen Gespräche?
Erlauben Sie mir eine Probe Ihnen meiner Handschrift mitzutheilen, ob
Sie es der Mühe werth finden, daß ich mich damit zu Ende qväle.
I.Daß alle drey Gratien Deines lucianischen Aeons zu eben so viel
kaltblütigen Furien – und die 777 meines andern tausendjährigen Reichs dich krauen,
kützeln und kämmen mögen – fernige Schaafwolle – heurige
Schweinsborsten – aber noch kein gutes Haar!
Kennst weiter kein Ideal der Menschheit als den „schwachköpfigen,
hasenherzigen, schleichenden, listigen, eigennützigen, frostigen, selbstischen
Bonifacius
Σεαυτον εν Σεαυτῳ, ohne ein Jota noch Deut zu verstehen, wie
demjenigen zu Muthe sey, deßen Pudenda lebendige Glieder sind, die nach ihrer
Auflösung und Verklärung schmachten –
Von Seinen Lenden über sich
und unter sich sah ich’s wie Feuer glänzen um und um
–
Siehe da! eine Hand gegen Dir ausgereckt, mit einem zusammengelegten
Briefe, den breite aus vor Dir. Auswendig und inwendig steht darinn
geschrieben W! W! W! Iß es in Deinen Leib und fülle Deinen Bauch damit
Und brumme wie ein wilder Bär
Wenn er vom Honigbaum kommt her.
II.Ew. Hochwürden geruhen immerhin in Ihren wöchentl. Nachrichten1)mich einen ungelehrten und übelgesinnten Saalbader zu schelten, wenn Sie
nur so freygebig seyn wollen Dero erheblichem Magazin nächstens die Fastosoder dasjenige Αυτογραφον einzuverleiben, worinn der Name des ägyptischen
Ordens- und Glaubens Bruders geschrieben steht. Ich mag Ihrem
allotrioepiskopolypragmatischen Eifer mit Zeit und Ort in mundo hoc spectabili
et seculo currente zu wuchern keinen weiteren Eingriff thun, um mich zu
rechtfertigen, warum ich kein nomen proprium eines Psevdocophten und
Zigeuners2), sondern dafür lieber zwey heilige Worte des letzten Propheten3)minorum gentiumενεδαφῳS – S –4) der Sprache Kanaans dem Nachhelfe
eines Vomitivs vorgesetzt habe. Die langen Noten u allegata Heph. Theb.betreffend laße aus.
III.Ey! Ey! lieber Herr – Sie haben dies Jahr vergeßen mir Ihre poetische
Blumenlese zu opfern und ich voriges Jahr, Ihnen dafür zu danken. Wir sind
also mit einander qvit – salvo errore calculi et pudore nominis mei.Reineke Schwarz.Den 24 Jänner 777.Diese Jahrzahl 777 muß auch auf dem Titul kommen, gesetzt daß selbigeich auch erst 80 fertig werden sollte.
Nachhelf eines Vocativs.Unter allen Watrachomyogigantologomachieen und komischen
Erzählungen ist keine so kurz und gut und züchtig gerathen als der poßierliche
Wortkrieg des Nachtwächters und Bürgermeisters in dem
Göttinger
Musen
allmanach für dieses Jahr S. 151.
Der Wächter hatte, wie ein kaltblütiger Philosoph, die Kraft seines
neutralen Horns bis auf den zehntausendsten Theil eines Fliegenhauchs, und die
harmoniam praestabilitam seines Methodus zum orificio bis auf die kleinste
Fragmente aufgelöset, daß er sagen konnte:
Der Glock reimt nicht zu meinem Horn
Drum will ich das Glock halten.
Des wortführenden Bürgermeisters reine, harmlose, unparteyische
Absicht Wißenschaft und Kunst zu schützen, das Schwert kritischer Gerechtigkeit
im Namen seiner guten Stadt und des hochweisen Raths für die Ehre des
Gen’ris masculum in dem weiten Umfange der teutschen Sprache zu
handhaben, giebt seiner Brunst über das verhunzte Genus eine so feyerliche
Wichtigkeit, daß es kaum möglich ist das doppelte Misverständnis und öffentliche
Aergernis über die etymologische Pudenda einer Glocke schaamhafter und
lächerlicher zu besingen.
Hätte der Heldendichter in nuce nur
hinten
seinen römischen Dactylum und
in der
Mitte
(medio ne discrepet imum) Wipp’s symbolischen Namen
verschweigen können, wie er die Enthaltsamkeit gehabt die Namen des
Orts
und dasiger streitenden Parteyen – kurz, wenn er alle Personalitäten oder
nomina propria als stumme Sünden unterdrückt hätte: so wäre sein Werk
das vollkommenste Chef d’oeuvre d’un Inconnu für die außerordentl.
Vorlesungen des jüngsten Meister Mathanasius und seiner gelehrten Zeigefinger –
Jedoch ich eile zu einer eben so wichtigen als verwickelten Frage: Wird
durch die Bemühungen kaltblütiger Philosophen u lucianischer Geister für
und wieder das, was man schöne Wörter und bekannte Oerter nennt, Mehr
oder Weniger gestiftet? p p p pOhe iam satis est! Kommt Ihnen, liebster Gevatter! nicht alles wie
Seilentänzerey und Gaukelspiel vor? Alle Anspielungen in diesem ersten
Abschnitt beziehen sich auf den Aug. u Sept. des T. M. 776.
Es geht mir eben wie Ihnen mit den Sephiroth. Auffallend ist es doch
immer daß unsere erste Erkentnis des Guten u Bösen sich auf die Pudendabezog; daß im 9 von Adam selbige zu einem Fluch u Seegen über ⅔ u ⅓ des
neuen Menschengeschlechts Anlaß geben; daß im 9ten von Noah das Zeichen
eines göttl. Bundes an eben dem Orte geschah. Diese allgemeine Formel
scheint mir wirklich ein gnostischer Schlüßel der gegenwärtig herrschenden
Streitfragen zu seyn, theils selbige öffentlich Schau zu tragen, theils selbige
durch eine Popularität aufzulösen, die unsers
argen und ehebrecherischen
Geschlechts
würdig ist,
Qui Curios simulant et Bacchanalia viuunt.Die Untersuchung und Behandlung dieser
Tiefen
ist aber wirklich eine
Brücke ohne Lehne für meinen schwindlichen Kopf – und ob ich jenseits
kommen werde, weiß ich nicht.
Mein armes Marianchen stöhnt u wimmert, hat keinen Schlaf heute in den
Augen gehabt. – Ich bin heute den ganzen Tag zu Hause geblieben, habe ein
wenig medicinirt, und meinen Josephum kaum ansehen können, doch mit
Hänschen 2 Kap. aus dem Matthäus, eins aus den Historiis selectis u einen
§. in Ernesti Initiis exponirt auch den Phaedo im Plato angefangen.
Schreiben Sie doch bald an Ihre arme Schwester und geben mir ein Wink
über Ihre Gesinnungen.
Der Gräfin Kayserlingk werde die Veranlaßung Ihres Salamalecs
mitzutheilen suchen. SoJe saurer mir auch der Umgang wird: desto
wohlthätiger. Sie hat Ihren Maran Atha auch auf 24 Stunden en depot gehabt
und es war ihr nicht lieb, daß ich auf ponctuelle Widergabe bestand. Ich
versprach ihr auf längere Zeit ein ander Exemplar, das ich vielleicht meinem
Beichtvater zugedacht habe, dem ich auch mit den Brüdern Jesu ein Andenken
machen müßen. Die Lehre des Gesetzes habe mit viel Zufriedenheit gelesen;
aber nach dem Buche vom Glauben bisher umsonst gesucht; von beyden auch
die frostige u tückische Recension in der Allg. d. Bibl. gelesen. Daß Ihre
Schrift vom Erkennen u Empfinden noch nicht beurtheilt ist, wundert mich.
Meiner Abigail weist man die Thür; das war für die Feigen. Was Ihnen
Mendelssohn antworten wird, bin ich neugierig.
In Kypke Katalog wird erst mit dem Neuen Jahr gedruckt werden. †feld
hat die Besorgung. Ich habe mich auch nach Zusätzen seiner Obseru. oder
Mste erkundigt; es ist aber nichts vorhanden. Noch vorige Woche sprach
darüber mit †feld der nichts als ein durchschoßen N. T. gefunden hat, aus dem
die Obseru. genommen sind. Alemberts Eloge des Mylord Marechal verdient
auch von Ihnen angesehen zu werden wegen der kleinen philosophischen
Klätscherey, Koketterien u Coyonnerien. Ich hab es zweymal gelesen der
lieben Verbindungen wegen mit unserm nordischen Salomon.
Nun wie soll ich diesen Brief schließen, der vermuthl. nach verrichter
Festarbeit eintreffen wird. Gott wolle selbige im Geistl. u. Leibl. reichlich geseegnet
seyn laßen. Ihrer und der Ihrigen Wohlthäter und Vergelter seyn.
Empfehlen Sie mich Ihrer liebsten Hälfte mit Herz, Hand und Mund. Viel Glück
dem kleinen Schreibmeister zur Schule. Mein Jung kann noch gar nicht
schreiben in seinem 11ten; es liegt aber freylich nicht gantz an ihm. Mein ältestes
Mädchen zeichnet sich in der Arithmetik aus, und beynahe auf ihre eigene
Hand. Meinen kleinen gnugsamen Pathen hoff ich noch Selbst zu sehen von
Angesicht zu Angesicht.
Ach lieber Herr Gevatter! Unsere 12 Kinder 7 Mädchen und 5 Knaben auf
einer Wiese wie die hinter meinem Garten. Was für Carricaturen von Seelen
– und von Gedanken unter den respectiven Schlafmützen, Kopfzeugen u
Cornetten ihrer Eltern. Ich sinne hin u her wie ich es machen soll dies Neue
Jahr incognito zu begehen. – – – –
Den 14 des Morgens.Marianchen hat gegen Morgen ein wenig geschlafen. Ist wenigstens nicht
schlechter, wenn auch nicht beßer. Will heut wider zu Haus bleiben und im
Josepho nachholen was gestern versäumt. Gott walte über Sie und Ihr
ganzes Haus mit Seinen Seegen früh und spat. Amen! Eine so glückliche Kinder
Mutter als Sie, meine verEhrungswürdige Freundin, soll weder schreiben
noch lesen. Ein Ablaß für uns beyde; und hiemit Gott und Immanuel
empfohlen. Amen! Amen!Voller Unruh u Eil.Adresse:HErrn / HErrn
Herder
/ GeneralSuperintendenten / pp / zu /
Weimar
/
francoDen 1 Jänner 1780.Laßen Sie mich das Neue Jahr mit einem Briefe an Sie, bester Gevatter,
Landsmann und Freund! einweyhen. So ungedultig hab ich auf kein einziges
gewartet, warum weiß ich nicht? Fiat voluntas TVA! sey unser Wille, unser
Wunsch und unser Glück. Hab weder die Weynachten die Kirche besucht und
meine Hausandacht heute mit dem Lied:
Herr
!
besänftige mein Herze
geschloßen. Ist es von Schade oder Herrenschmidt?
War diesen Montag bey Hartung mich wegen des Päckchens zu erkundigen.
Wen fand ich? Herrn Johann Jak. Kanter. (Wie gefällt Ihnen das lustige
Triumvirat? Bey Gelegenheit des Mst. von
Zweifeln u Einfällen
lief es
mit in meinen tollen Plan die beyden Buchführer auszusöhnen u zu
vereinigen zum Besten des Publici und ihrem eignen. Meine damalige Aufführung
hat dem Hartung immer auf dem Herzen gelegen denn ich inducirte ihn
wirklich zum ersten mal in den Kanterschen Laden.
Nun
, dacht ich,
ist es erfüllt
,
aber zu spät.) Hartung gestand mir wirkl. ein klein Päckchen zu haben, und
noch oben ein, daß ihm die Bestellung deßelben von Hartknoch war empfohlen
worden. Sie können leicht denken wie ich kochte – aber vor Freuden des
wiedergefundnen Schaafs mich zähmte. Er schickte seinen Herrn Friseur, der eine
Hauptrolle bey diesem Kreuzzuge für mich spielte. Zum zweyten mal ward
geschickt und ich erhielte endl. ein doppelt eröffnetes Couvert zu dem Ihrer
Frau Schwester bestimmten Exemplar des Maran Atha. Ungeachtet meine
Freude vereitelt war, so war es mir doch lieb in Morungen eine unverhofte
Neujahrsfreude machen zu können, und ich schrieb hinter Ihrem offenen
Briefe, der zum Glück nichts enthielt, was nicht Jedermann wißen konnte,
brauchte die umgekehrte Seite Ihres eignen Couverts zu meinem – und alles
ist mit der letzten Post abgegangen und hoffentl. zur Freude und zum Trost
dort schon angelangt. Geben Sie doch Hartkn. von dem groben Betragen
Hartungs gegen seine Aufträge einen Wink. So wenig Einfluß hat sogar
meine Packhofverwalterstelle – Ein Maculaturkrämer würde mehr
Achtsamkeit für einen Besucher des Licents gehabt haben. Bey der Gelegenheit
entfuhren von mehr Sachen Winke, die vielleicht dort liegen müßen von Claudius,
Kleuker u Pfenninger.
Eben erhalte einen Brief vom Kraus aus Göttingen, den ich schon für tod
gehalten. Er führt einen Hermes aus Charlottenburg, mit dem er sehr
zufrieden ist auch mit seiner ganzen Lage. Alles Fleischeßen aufgegeben und sich
auf Obst u Milch eingeschränkt. Weil diese Diät für die Jahreszeit aufgehört:
so befindt er sich schlechter. Ob mein Konxomp. gar nicht nach Göttingen
hingekommen? Vielleicht thut er einmal eine Ausflucht nach W. Haben Sie
kein Exempl. erübrigt von der Sibylle für ihn: so ist
nichts daran
gelegen.
Liegt aber die Schuld nicht an Ihnen; so wünscht ich es zu wißen,
damit ich
Sie rechtfertigen könnte
. Er meldt mir daß er nicht den allgeringsten
Umgang dort hat und Lindner schrieb mir neulich, daß ein Pack aus Berlin ihn
nirgends hat finden können. In der algebraischen Zerstreuung sagt er mir,
daß er an Claudius schreiben wollte des Kx. halb. Wünschte daß ers thäteVor allen Dingen, liebster bester Herder! sorgen Sie jetzt für das verirrte
Päckchen, damit ich nicht um das mir zugedachte Gesangbuch, und wir beyde
nicht um Georgi kommen. Hätte erstes gern die Feyertage zu meiner
Hausandacht gebraucht. Bin mit Josephi Werke fertig, den ersten Theil bereits den
Montag vor dem Fest dem Grafen v Kayserlingk abgegeben, muste zum
Unglück den Grafen Muschepuschi circa mit seiner Gemalin antreffen der aus
London zurück komt u nach Stockholm als schwedischer ruß. Gesandter
geht. Es thut mir leyd daß ich Sie nicht ins Gesicht gesehen.
Ich hoffe bey der nächsten Gelegenheit der Fr. Gräfin Ihr Compliment
anbringen zu können. Josephus hat mich sehr unterhalten, wiewol ich ihn nicht
in der Beziehung auf die Apokalypsen sondern mehr auf das Judentum
überhaupt gelesen. In den allegatis scheinen einige Druckfehler untergelaufen zu
seyn. z. E. p. 70. f) sollte wol Cap 5 seyn u Lib. VII. c. 31 hab ich gar nicht
finden können p. 145 a) p. 149. g) hab ich auch nicht finden können.
Die Kleinigkeiten in Ihrer Uebersetzung werden Ihnen schon selbst
aufgefallen seyn. So einig ich auch mit Ihnen in der Hauptsache bin: so halt ich
dennoch nicht das Buch für
ganz
erfüllt, sondern wie das Judentum selbst
für eine theils stehende theils fortschreitende Erfüllung. In ihrer Theorie ist
das selbst enthalten was ich meyne, nemlich, daß die Erfüllung des Buchs
nichts als eine Figur einer höheren Erfüllung sey. Folglich ist eine
buchstäbliche Auslegung nicht möglich – und eine historische Approximation kann den
Geist und Sinn nur auf die Hälfte aufschlüßen: das übrige bleibt immer
prophetisch und geistlich und heterogen für alle Geschichte: so wie das, was kein
Auge gesehen, kein Ohr gehört, in keines Menschen Herz kommen kann.
II. Die jüdische Cabbala, welche Sie im
Plan des Buchs
finden, scheint
mir eben so wahrscheinlich in dem Entwurf der ganzen Zeitfolge zu liegen,
und jüdische Geschichte ist immer für mich die einzige universal Geschichte
gewesen, wie das Volk selbst ein Vorbild des Christentums sowol als Zeichen
des menschl. Geschlechts. Hier liegt noch ein reiches Feld die Lästerungen
unserer unwißenden Hephästione über das Judentum auszudreschen und
auszuflegeln. Ein Wunder aller Wunder der göttl. Vorsehung Regierung und
Staatskunst – mehr als Noahs Kasten und Loths Weib u Moses brennender
Busch ist für mich jeder Jude.
III. bin ich nicht so streng gegen die arithmetischen Kannengießer der
apokalyptischen Chronologie wie Sie doch nur in einigen Stellen. Daniels
Aufmerksamkeit auf die Zahl der Jahre erweckte ihn zu dem schönen Bußgebet,
und darauf erfolgte jene Offenbarung der berühmten prophetischen Wochen.
Nach Franckens Chronologie bin ich neugierig geworden; auch er scheint mit
der Apokalypse sich beschäftigt zu haben. Können Sie mir Ihre Meynung
über das was er davon sagt mittheilen; denn die Berl. berühren es blos mit
Lächeln. Was kein Mensch auch nicht des Menschensohn in seiner
Erniedrigung gewußt, wurde St. Johannes in Gesichten mitgetheilt. Größere
Wunder also auch größere Einsichten als Er bey seiner willkührl. Entäußerung
gehabt, gehören zu Seinen Verheißungen. Giebt es nicht wirkliche Ausnahmen
von Menschen die ihren Lebenstermin ohne daß man weiß wie? bestimmen
können. Astrologische, oneirokritische physiognomische Grillen alles ist rein
und vehiculum oder vestigium Seines Einflußes in unser Fleisch u. Blut und
des Commercii der Ober- und Unterwelt. Die ganze sichtbare Natur ist nichts
als das Zifferblatt und der Zeiger oder das Speer; das ganze Räderwerk
und das rechte Gewicht sind Seine Winde und FeuerflammenDer Brunn des Lebens thut aus Ihnen entspringen
Gar hoch vom Himmel her aus Seinem
Herzen
! Dem Heiligtum
seines Throns.Ohngeachtet dieser roher unverdauter Gedanken, ist Ihre Behandlung immer
die beste, nüzlichste und klügste, die wohlthätigste für die Mittelstraße eines
bescheidenen Publici und die bescheidenste gegen die Misbräuche der rohenVerächter und Schwärmer.
Den 2 –Kreutzfeld besuchte mich und bald drauf kam Hinzens Freundin MlleStoltz, die auch
bald nach Mitau ziehen wird
zur Schwester der jezigen
Herzogin, einer Fr. von der Reck – an die ich auch einmal einen langen
Hirtenbrief geschrieben und seitdem keine Zeile mehr – Sie von der Scheidung
ihres Gemals abzurathen, die wie es heist, bald vor sich gehen soll. Durch den
seel. Hartmann ist sie mit den Schweitzern in genauer Verbindung u Bleßig
in Straßburg der den hiesigen Oberhofpredigerberuff ausschlug hat in einer
Standrede u den Personalien auf ihren Bruder auch Extracte ihrer
Correspondenz verewigt. – Kr. gieng zu seinen Eltern und ohngeachtet ich des
Abends nichts als Butterbrodt eße, war mein Hausmutterchen so gut ihre
beyde letzte Enten braten zu laßen, die ich mir recht gut schmecken lies – Aber
kein Tropfen Wein; es blieb beym reinen Waßer, das mich gestern
außerordentlich schmeckte. Wie ich allein war beschloß ich das erste Fest im Jahr
mit meinen kräftigen Bouteillen Bier. Vorigen Weynachten erhielt ich noch
ein halb Dutzend Bouteillen Wein, die ich mit meinem Beichtvater theilte, den
ich sonst öfters zu beschmausen pflege. Aber dies Jahr bin ich
rein
und
gantz
unschuldig
davon bgekommen. Noch eine Freude von vorgestern her. Wie ich
meinen Abschluß machte, fand ich Ausgabe 1522 fl. Einnahme 1522 fl. 9 gl.
Also 9 gl. Plus. Eine Freude ichdie ich seit 1774 nicht geschmeckt; denn
75 war ein Minus über 200 fl. in der Bilanz.76 – 300 –
77 – 650 –
78 – 150 –Gestern schickte mir ein guter Engel, hoff ich wenigstens, just als die Vesper
angehen sollte, eine beredtes altes Sibylle ins Haus, die mir eine Stube
nebst dem Gärtchen, fast möcht ich sagen, abschwatzte in dem mir zugefallnen
Häuschen. Ich erlaubte auch wider meine Gewohnheit der Hausmutter den
Gottespfenning anzunehmen, weil ich den halben Gulden pro arrha zum
Seegen des N. Jahrs annahm. Uebermorgen ist der letzte Termin für das
2te Haus. Vielleicht geht alles beßer als man denkt. Kein Jahr habe so mit
Zittern u Zagen mit Angst und Ueberdruß als das überstandene beschloßen –
und beynahe möchte ich, wie Sie scherzen, Engel und Geister an meinem
Schicksal hammern gehört zu haben. Unterdeßen stehen auch unsere
Phantasien, Illusionen, fallaciae opticae u Trugschlüße unter Gottes GebiethDen 18 Nov. am Geburtstage meiner jüngsten Tochter komt Kanter zu mir
voller Begeisterung mit einem Plan sein Zeitungswesen auf einmal wider zu
heben, u bittet mich Wezel hier einzuladen mit 200 rthl Gehalt freyer
Station u 50 Reisekosten oder 100 rth um dort zu besorgen weil D. Crichton, der
nach Penzel das Directorium geführt, aufgesagt; denn er hat sich alle neue
Sachen selbst verschreiben müßen und fügl. thun können wegen seiner
Leihbibliothek die er hier aufgerichtet. Schon Jahre lang hat K. kein Meßgut mehr
gehabt. Die Zeitungsleser auswärtig u einheimische werden nicht viel über
200 ausmachen. Als Erbherr von Trutenau wo er eine Königl. Papiermühle
u seine Schriftgießerey angelegt ist er an das Kade Compt. über 50 000 fl.
schuldig und als Lotteriepächter sollte er alle Tage aus Berl. für 18 000 fl.
exequirt werden. Alle diese Dinge sind stadtkundig. Wie mir also bey dem
Auftrage zu Muthe war, können Sie leicht erachten. Bey allen dem
bewunderte ich den Mann, der den gantzen Abend bey mir zubrachte mit einer Ruhe,
Gleichgiltigkeit u Zufriedenheit, auch keinen andern Gedanken zu haben schien
als Wezel und sein Zeitungswesen. Ich that alle mögl. Vorstellungen – wie
viel ich selbst risquirte blos einem ganz unbekannten Menschen Vorschläge
zu thun, und wie leicht es seyn würde durch hiesige Fabrikanten sicherer u
wohlfeiler der gegenwärtigen Verlegenheit abzuhelfen. Nein alles sollte auf Neujahr
im stande seyn. Ich schrieb so daß Kanter den Brief lesen u einschließen konnte.
Ich freute mich schon daß K. den Brief unterdrückt hatte, weil merkliche
Anspielungen darinn waren, die beyde Interessenten merken konnten. Siehe da! den
15 p. komt Antwort von Wezel, nach Herzenswunsch für mich. Er sagt jJa u
übernimmt die Arbeit von dort aus. Die Hauptschwierigkeit u der Knoten für K.
war eine Assignation an einen dortigen Buchladen wegen der zum Recensiren
nöthigen Bücher. An diesen kleinen Hauptumstand hatte der Projectmacher
nicht gedacht. Nun hat sich Hofger. Rath Graun, nomen et omen habet, –
ein Vetter des protocollirten verstanden. Er heyrathet Hartungs Schwestertochter
und ist also im stande den Mangel an Büchern zum Recensiren zu bestreiten.
Der prß. Mercur hat sich in ein Pr. Tempe verwandelt. Der erste Monat ist
heraus. Eine preuß. Blumenlese kommt auch nächstens unter Mohr und
Döhrk. Der erste ist des Stadtraths Sohn u als ein Sodomit hier verschrien.
Der letzt ist ein Referendarius u hat wenig Antheil als Eitelkeit.
Eleonore
aus zeitverwandten Nachrichten
soll ein Roman seyn von einem jungen
Refer. Wannowius, der ein paar Bogen unter dem Titel:
Mein
Saytenspiel
schon herausgegeben. Noch habe nichts davon gesehen. Soviel von
unsern afrikanischen Neuigkeiten u Seltenheiten.
Von Ihren irrenden Rittern u ihrem Kreuzzuge nach Norden ist hier nichts
zu hören gewesen. Nach dem Engl. hab ich mich unter der Hand erkundigt. Es
ist ein wahrer Engl. gewesen von dem es heist daß er die Küsten wo ich nicht
irre der caspischen See aufnimmt. Den Stallmeister hätte für mein Leben gern
gesehen. Ich weiß nicht wer von uns beyden die erste Idee gehabt hat einen
Geistl. aus Schwaben zu spielen.
Ich bin wieder auf meinen alten Fleck, liebster Gevatter, Landsmann u
Freund! Wenn ich nur nach Berlin kommen könnte so käm ich als ein
50jähriger Apostel nach W. zu Fuß. Aber hic Rhodus, hic salta. Ich habe schon mehr
als einen Versuch gemacht mit Rabelais Extra Post statt D. Faustens Mantel.
Sie wißen die Historie mit dem Ratzenpulver. Was meynen Sie zu dem
Meteor der Gerechtigkeit auf unserm Horizont? Wollte Gott daß es ein Stern
würde für Ihren Magum aus Norden.
Ich lebe hier im Fegfeuer. Meine ganze Maschiene ist verrostet, alles gl.
einem zerstoßnen Rohr und glimmenden Tocht. Bewegung und Zerstreuung
daher noch nöthiger als damals bey meiner Wallfahrt nach Frankf. am Mayn.
Wie meine Gesundheit: so ist meine ganze äußerl. Verfaßung. Aus
Neigung hab ich mein Vaterland niemals geliebt, aber je länger je mehr aus
Mitleiden. Wer nicht wagt, komt nicht nach W.
Kurz, ich komme Ihnen, liebster einziger Herder, mit Vorschlägen
zuvor und frage um Ihren Rath wegen neuer Sammlung meiner
gallicanischen Sottisen
. Ich habe am heil. Abend unter Angstschweiß die
Essays à la Mosaique gelesen. Sie sind ein wahrer Miststall aber in diesem
sterquilinio liegen noch immer manche unerkannte Körner die bey der
gegenwärtigen Gährung vielleicht beßer verstanden und gefaßt werden
könnten.
Unter dem alten Titel:
Essays
à la
Mosaique
würden die Lettre
neologique et provinciale 2. die Glose Philippique 3. die Lettres d’un Sauvage du
Nord und die Cochenille de Pologne nebst meinen 2 Pastoral Briefen an die
Gen. Adm. und vielleicht einigen andern Extraits auch QuintusIciliusAntwort etwas zusammenhängendes und zugl. gedrungenes.
Von der Cochenille hab ich kein Exemplar selbst, würde aber wol noch eins
vom Verleger Hartknoch auftreiben können. Ich glaube daß Sie alle diese
Blätter vermuthlich haben. Die alten Essays à la Mosaique müsten ziemlich
umgearbeitet werden. Darf ich Ihnen wohl bey einer recht kalten und
müßigen Abend- und Morgenstunde zumuthen diese Blätter zu lesen; was
ausgelaßen
und
deutlicher ausgeführt
werden müste ein wenig auf einen Zedel
anzumerken in bloßen Winken und Fingerzeigen, mir Ihre Meynung über
den Eindruck und Gehalt des Ganzen zu berichten und wo mögl. und so viel
Sie können ohne Sich selbst dabey auszusetzen mit Ihrem Rath zur
Ausführung an die Hand zu gehen. Von der franz. Hälfte des Msts. habe keine Zeile
mehr, kann mich auch auf den Innhalt noch Werth besinnen, weiß daher gar
nicht, ob es Ihnen anständig und Ihrer würdig ist auch mit eingerückt zu
werden. Daß es beym Layenbruder im Depot, ich weiß nicht mehr durch welchen
Circul von Schwärmerey, gekommen ist Ihnen bekannt. Ich habe den Gräuel
der Verwüstung in Pr. von 67. vom 25 May da sich just das Finanzjahr
anfängt bis zum Geburtstag des Königs 77, da meine letzte Bestallung
ankam, angesehen. Durch ein besonder Schicksal hab ich nicht mehr dem Könige
als ein einzigmal wie Cammer Canzellist geschworen u bin immer übersehen
worden bey der Regie – vielleicht das einzige Exempel. Kurz an Zeichen u
Wundern hat es nicht gefehlt –
Das Billet mit dem
ich des Abts Coyers
Inoculation du bon sens erhielt steht in der Vorrede der Kreuzzüge. Der
Streich kommt
vom ältesten von Witten meinem
ungerathnen Zügling
her, der nicht einmal die Achtsamkeit hatte den Wisch zu franquiren – der bey
seiner Rückkunft von der österreichischen Armee in unserm Hause für lieb
nahm, mir aber nicht die geringste Gefälligkeit bey meinem traurigen
Aufenthalt in Mitau bewiesen – und jetzt zum Bettler geworden seyn soll, samt
seinem Bruder. Von meinem ersten Zügling dem Baron v Budberg höre
desto mehr gutes. Seine Beschreibung des Schlangenbads habe noch nicht
können zu sehen bekommen.
Hartknoch wird mit seiner Frau auf Ostern erwartet. Sorgen Sie ja für
Ihr Päckchen daß es nicht verloren geht. Sollte es noch hier ankommen; so
gebe sogl. Nachricht davon. Dem Wezel habe vor Beschluß des Jahrs
geantwortet; so wenig ich auch im stande war zu schreiben. Von Asmus keine
Sylbe, habe ein paar Zeilen vorgestern beym Aufstehen geschrieben nach einer
sehr unruhigen u schlaflosen Nacht, die was seltenes bey mir ist. Bin ich erst
in Berl. so gilt es eine Wette, wer eher zum Rendezvous komt, ich zu Fuß
oder der Herr ExLandCommissair mit Extra.Ich glaube daß ich Ihnen Abschriften von meiner Corresp. mit der Gen.
Adm. mitgetheilt. Meine Einbildungskraft ist bisweilen so stumpf und
bisweilen so lebhaft, daß ich beynahe auf alles gesunde Urtheil u sensum
communem Verzicht thun muß. Eins von meinen ebentheuerlichsten Wagstücken
hatte das Hirngespinst zum Grunde Kindelbier in Bückeburg halten zu
können. Daher ist eins von meinen LieblingsMotto aus den letzten Worten
Davids:
All mein Heil und Thun ist, daß nichts wächst
. Ich schrieb es für
Mendelson auf, der nicht mehr davon verstund als ich. Hat er Ihnen schon
geantwortet? Mir geht es oft wie den lieben Nonnen und Layen des Pabstums
beym Psalter, wie Luther sagt, von dem treflichen edlen Geruch deßelben, bey
dem man auch aus den unbekannten Worten Andacht u Kraft empfindt und
das Büchlein darum lieb hat.
Den 3 –Kein Gottespfenning sondern Hexengeld wars! Es soll mir kein alt Weib
mehr kommen am Neuenjahrstag unter der Vesper! Ich bin ein rechter
Einfaltspinsel, den jedes Kind hinters Licht zu führen im stande ist; daher mir
der Angstschweiß schon bey jedem Dinge, was zum Handel und Wandel
gehört ausbricht. Abeat cum ceteris erroribus!!!Prof. †feld hat mir gestern die Unterlage meines Kopfküßens
mitgenommen. Ich muß Ihnen noch ein naives Urtheil eines vertrauten Freundes
mittheilen, der am ersten Ihren Maran Atha gelesen mit vielem Geschmack, der
mir aber aufrichtig bekante daß die Apokalypsis selbst dadurch in seinen Augen
von ihrem Werth verloren hätte; weil ein so lang erfülltes Buch ihn jetzt
weniger interessirte als eine Erwartung noch bevorstehender Erfüllungen.
Ich denk Göttingen liegt zieml. nahe, daher ich Sie beschwere Beyl. zu
besorgen nach Beqvemlichkeit. Kypkens ⸂an deßen Stelle ein M. Dietrichs aus
G.⸃ Katalog soll Ihnen werden; u an Dachs Portrait auch gedacht werden.
Ich bin so tief in Ihrer Schuld u so unvermögend, so ungeschickt, so
unglücklich in retours – daß ich ohne Schaam u Aergernis nicht dran denken kann. In
dieser Verlegenheit meiner Gesinnungen seh ich es als eine Entweyhung an
zu schreiben: desto inniger huldige ich dem Ideal meiner Verehrungswürdigen
Gevatterin. Gott seegne Ihr ganzes Haus!!! Verzeyhen Sie mein
apokalyptisch-apokryphisch Geschmier. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treuer
verpflichteter
Johann Georg.Vergeßen Sie nicht für das Päckchen zu sorgen daß es nicht verloren geht.
Werde keine Ruhe haben biß ich sein Schicksal weiß.
Adresse:HErrn / HErrn
Herder
/ General-Superintendenten / ppp / zu /
Weimar
/ franco Halle.Königsberg den 2 Jänner 80.Liebster Freund Kraus,
Gestern des Morgens erhielt Ihren lang erwarteten Brief, nachdem ich
beynahe alle Hofnung aufgegeben hatte, zum Neuen Jahr. Ich habe diesmal
keiner Seele eins gewünscht, nicht einmal mir, bin weder Weynachten noch
heuer aus dem Hause gewesen. Kreutzfeld hat sich Gottlob! ein wenig erholt,
mich gestern u heute besucht u läßt Sie bestens grüßen, zweymal. Ihre
Anekdote soll niemand von mir erfahren, kann ihm aber schwerlich ein Geheimnis
seyn. Sein Husten hält noch an, und scheint schwindsüchtig zu seyn; ein
Erbtheil seines Vaters. Unterdeßen da Sie beyde Freunde sind, so wird Gott für
beyde sorgen.
Ich hoffe morgen oder übermorgen Ihren Auftrag im Müllerschen Hause
zu bestellen, wo ich in langer langer Zeit nicht gewesen bin. Das Thibetsche
Alphabeth hab ich Hoffnung durch meinen Weimarschen David zu erhalten.
Als einen Auftrag von mir will ich eben nicht zumuthen Nachfrage zu thun.
Sollten Sie aber Gelegenheit haben den gelehrten Mann kennen zu lernen,
oder bey einer anderweitigen Veranlaßung denken Sie in petto an das
Problem und meine hungrige Neugierde. Den Namen Ihres Gesellschafters,
an dem mir so viel gelegen gewesen, hab ich schon zum voraus erfahren. Ich
habe vorigen Sommer seinen Namensvetter, den Verf. der reisenden Sophie
kennen gelernt. Ein Mann den ich wie Ihre Milch- und Obst Diät bewundere;
aber ich habe nicht das Gebiß, desto mehr den Magen eines fleischfräßigen
Thieres, und könnte Ihnen Wunder erzählen von den Rinder- Enten- und
Sauerbraten, die ich dies Jahr so jung es ist, bereits verzehrt. Ihr Geschmack an
der griechischen Litteratur ist mehr der meinige. Daß der
Paauw
sche
Aeschylus nichts taugt hab ich gewußt; aber des
Askew
Ausgabe die nur eine
Guinee kostet, hatte ich mehr zugetraut. Mit Hänschen les ich jetzt im
Plato und zwar den Phaedo. Mit den 4 Speciebus nach Ernestii Initiasind wir auch im alten Jahr fertig geworden. Ihr Graf
Muschepuschi
ist vor 14 Tagen hier durchgegangen und ich habe das Glück gehabt ihn zu
sehen bey Ihro Excellenz. Er geht mit seiner Gemalin, die es mir leid thut
nicht beßer ins Auge gefaßt zuhaben, nach Stockholm, wenn ich recht gehört.
Vergeßen Sie doch nicht HE von Auerswald zu schreiben. Er setzt seine
Freundschaft mit mir fort und besucht mich öfters zu Pferde auf dem Wege nach
dem ▭ erinnert sich Ihrer mit den wärmsten Wünschen. Vielleicht wären Sie
mit Ihrem Auszuge schon fertig, wenn es nicht mehr um Ihre eigene
Befriedigung als des Mäcens zu thun wäre. Haben Sie nicht auch dem Kant an
diesem Auszuge gedacht?
Des HE von Baczko preuß. Tempe und die neue poetische Blumenlese
der HErrn Mohr u Comp. und des HE Wannow Eleonore sind die neueste
Phänomene. Statt D. Crichton wird Hofger. R. Graun Unternehmer der
gelehrten Zeitungen.
Meine 3 Gratien thun es Gottlob! den Lilien auf dem Felde zuvor. – Wie
gefällt Ihnen denn Meiners. Falls Ihnen die sibyll. Fragmente aufstoßen
sollten, bitte S. 27. anstatt
Brauchs
:
Bauchs
zu lesen. Alles übrige versteht
sich am Rande.
Beym nächsten Neujahrswunsch bitte nicht ein GegenCompliment an
Ihre Cousine zu vergeßen; und daß Sie weder Ihr noch dem HE
Oberhofprediger das kleine peccatum omissionis in formalibus zu einem peccato
commissionis in materialibus anrechnen. Ich habe für Ihre philosophische
Denkungsart und Unterscheidungskraft zwischen Freundschaft in petto und
Höflichkeit au bout de la plume gutgesagt. Erfreuen Sie mich bald mit guten
Nachrichten von Ihrer Entbindung, und ohne ein Staatistiker zu seyn, lohnt
es gar nicht der Mühe ein Sclav viel weniger ein Märtyrer seines Wortes
gegen Leute von der großen Welt zu seyn. Laßen Sie mich wider ein Jahr auf
einen Brief warten, so schick ich einen Extract der sich gewaschen hat, in Ihrem
Namen, und hiemit Gott empfohlen!
Johann Georg Hamann.
Brahl
hat Antwort erhalten. Haben Sie auch D. B. deßhalb einen Wink
gegeben? Vale et faue! Es macht uns doch immer eine kleine Freude wenn
ein vornehmer Mann sich herunterläßt uns selbst zurecht zu weisen über ein
quid pro quo.Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Kraus / homme de lettres / à /
Goettingue
. /
Abzugeben in der
/
Grünenstraße
.
Kgsb. den 23 Jänner Dom. Septuag. 80.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Vorige Woche brachte mir der Postbothe auf einmal einen Brief von Ihrer
Frau Schwester u Kraus. Erstere ist voller Freuden über die Bekehrung ihres
Mannes nach einem schweren Lager, das ihm alle starke Getränke nunmehro
verekelt. Letzterer meldt mir von 2 Recensionen Ihres Maran Atha, neml.
in den Häll. u Gothaischen. Letztere soll sehr sarkastisch seyn und mich auch
angehen; erstere desto glimpflicher. Hier kommt alles mit der Ochsenpost an.
Ich habe eine poetische Auslegung der Apok. durchgelaufen, die sich in duploauf der Hiesigen Schloßbibliothek befindet. In einem Exemplar fehlte ein
Blatt und in dem andern sollen auch Defecte seyn. Das Mst. scheint aus dem
XIV Saec. Vor jenem war eine alte Uebersetzung der Apocalypse, die in
diesem fehlen soll. Der Verf. hält Amen für ein gr. Wort u streitet gegen Bedadaß Philadelphie nicht Bruderliebe sondern ich weiß selbst nicht mehr was
bedeute. Er schien es von φυλασσω herzuleiten, wo ich nicht irre.
Heinrich is min rechter name
Hesler ist min hus genant.Sonst habe ich nichts von historischen Umständen finden können, die den
Autor oder seine Zeit betreffen. In Ansehung der alten Sprache hat es mich
unterhalten. Bey Gelegenheit alter Urkunden fand ich neul. bey Lauson die
Copia der Handfest über Gerdauen und Nordenburg von Ao 1469 für den
Ritter Georg von Schlieben u seinen Bruder Christoph von
Hoemeister
Heinrich Reuß von Plawen
, und als Zeuge war
Stephanus Herder,
unser Caplan
angeführt.
In Kypke Bibl. ist nichts von Handschriften als ein durchschoßenes N. T.
das ich bey mir habe aber keinen Nutzen davon mir verspreche. Es sind lauter
Anführungen aus Autoren nach den pp. seiner Ausgaben, und daher für
einen andern unbrauchbar. An alle übrige Aufträge wird fleißig gedacht; aber
es ist nichts angefangen. Vergeßen Sie doch unser
Päckchen
nicht. †feld hat
auch einen Brief von Voß die Odyßee betreffend vom Sept. erst diesen Monat
durch Hartung erhalten, mit dem K. im Handel steht. Der König hat letzterm
sein gnädiges Ehrenwort gegeben wegen der gesuchten Bonification nebst
einem Inhibeatur für seine GläubigerDiesen Krönungstag besuchte mich ein Sohn des
Pleßings
von der
Abgotterey, der seit Oct. hier ist seines Vaters Familie in Polnisch Preußen
besucht hat und eine heil. Rede über die Vorsehung hier drucken laßen, die er
seinen Eltern u seiner Muhme, der BürgerMeisterin zu Konitz dedicirt nebst
ein paar Abhandl. über Josephs Character u Lebens auch Pensées
philosophiques sur la faculté d’abstraire unter der Preße hat. Er sagte mir Sie auf
einen Augenblick in Weimar bey seinem Abschiede besucht zu haben, und
erzählte mir Benzlers Schicksal, das mir nahe geht. Ich bin noch nicht ganz im
stande zu übersehen den Mann, der an einer singulairen Hypochondrie zu
laboriren scheint.
Meine Lust zu den Essais a la Mosaique ist verraucht. Heut vor 8 Tagen
erhielt ich durch Hippel die erste Fortsetzung der Klopstockschen Fragmente und
ich arbeite seit Mitwoch mit zieml. Fortgang an ein paar Provinzial Briefen
unter dem Namen
Hochberg
ad imitationem Lud. Montaltum. Da Sie mich
gegen den neuen orthographischen Unfug Selbst aufgeboten: so würd ich es
abermal wagen, – sich des armen kleinen Fündlings anzunehmen. Gott
gebe daß ich wie Hiob sagen könne:
Mein Bogen beßert sich in meiner
Hand
! Deras erste Brief hat zum Text des Kaysers Augusti
Zesianismum nach dem Sveton. Deras andere betrift das Grundgesetz des Gehörs
u der Sparsamkeit in der Klopstockschen Darstellung. Also 2
Scherflein zur
neusten deutschen Litteratur
. Wer mag der elende Schmierhans seyn von
der allerneuesten deutschen Orthographie des XVIII. Jahrhunderts? Das
Beste ist der Titel; u deßhalb will meinen aus ihm entlehnen.
Vergeßen Sie mir nicht, bester Herder, auf allen Fall des Statth. zu Erfurt
Titulatur in extenso et abstracto auf u in dem Briefe; auch diese alte Schuld
so gut ich kann abzutragen. Kraus qvält mich immer um einen Konxomp. und
redt wider von einem Briefe an Asmus wenn ich ihn nicht schicke. Ist es Ihnen
mögl. seinen Wunsch zu befriedigen?
Den 24 Jänner.Gott seegne den König! – Heute ist sein Geburtstag und vor 3 Jahren
empfieng ich an selbigen meine Bestallung. Ein kleiner Fluß im Halse u
Munde hält mich einheimisch. Bin in diesem Jahr noch in keiner Kirche
gewesen. Will mit Fastnacht anfangen. Was machen Sie? – und Ihre beste
Frau? – und Ihre lieben Kinder?
Ich fieng gestern Ihren Brief in voller Fluth an; und darauf kam eine
solche Ebbe der Lebensgeister, daß ich mich den ganzen Abend nicht
erholen konnte, und so befind ich mich immer in einem unnatürl. Zustande der
Spannung u. Erschlaffung, daß ich mir kein gesundes Urtheil kaum zutraue,
und auf meinem Lebenskahnchen auf und nieder, hin u her taumele und
schaukle.
Jerusalems Betrachtungen, Büschings Judentum u Semlers Antwort auf
Bahrdt habe gelesen. Letztere hat mir am besten Gnüge gethan. Walch hab ich
noch nicht über das Leßingsche Theorem oder Problem bekommen können.
Hab ich Ihnen schon geschrieben daß Notar Hintz wider Hofmeister wird.
Von Hartkn. habe keinen Laut. Wie gut wäre es wenn er mit K. einig werden
könnte zum Besten seiner Frau u ihrer Familie. Vielleicht schreib ich ihm
darüber. Wird der Buchhandel ein Hartungsches Monopol: so ist es hier aus für
alle die durch Kanters Gutherzigkeit und wirkl. Grosmuth oder
Gleichgiltigkeit in Verwaltung eigner u fremder Güter verwöhnt worden sind zu einem
Freytisch u offnen Tafel in seinem Buchladen.
Pathchen Marianchen hat den 14 h. allein zu gehen angefangen und gab am
Krönungstag dem Vater ein sehr angenehmes Concert über die Laute Pa–pa.
Sie ist die erste und einzige die ohne Leitband u Fallhütchen und so früh gehen
gelernt. Hänschen scheint von allem musicalischen Gehör enterbt zu sein. Tant
mieux pour lui – mais tant pis pour moi. Sie wißen was für ein Freund ich
von Vocalmusik bin und von Kirchenliedern, und daß ich Ihnen nichts so sehr
beneidet, als das ganze Gesangbuch und alle Melodien auswendig zu können.
Minister von Görne der unser Departement hat wird hier erwartet, man
sagt des schwindsüchtigen u in letzten Zügen liegenden Handels wegen.
Auch sagt man, daß der König (risum teneatis amici!) die Ausarbeitung einer
deutschen Grammatik veranlaßt, ferner
sagt man
, daß Semler 2 Ephorate u
die Emolumenta davon verloren u Nößelt solche erhalten hätte.
O liebster Herder! unser Päcklein, daß Ihr
Georgi
nicht verloren geht!
Find ich in ihm nichts was meine Vermuthungen in Ansehung des
Thibetschen bestätigt, so will ich Kraus auftragen, Büttner darüber zu consuliren.
Vielleicht zu einer zweyten Ausgabe zu der ich alle
unterdrückte allegata
u
Citationen oder Anspielungen auf wirkl. Stellen sammle. Nun denk ich an
nichts als meine
zwey Scherflein
unter dem Motto – ι ηיου μη – Matth. V.18. Wie alle Haare unsers Haupts unter göttl.
Providentz so
alle
gerade
u
krumme
Striche unserer Handschrift, (wo ein ιjota u Jodי als die
einfachsten Symbola anzusehen) unter
Theopneustie
. Daß diese Erkenntnis zu hoch
ist – mag immerhin seyn aber weder für den
philosophischen
noch
christl.
Glauben
.Pleßing – und hierauf Kreutzfeld mich besucht mit ein paar Exempl. seines
Gedichts. Vielleicht macht’s Ihnen eine kleine Diversion an Ihr Vaterland
zu denken. Mit künftigem Monath wird der Abdruck des Catalogi angefangen
werden. Von Kypkens Observationum mstum ad N. T. habe schon geredt, daß
sie lauter allegata nach den sS. seiner Ausgaben enthalten. Sie scheinen aber
jünger als die
gedruckten
zu seyn
, weil er sich auf solche bisweilen bezieht
mit der Beyschrift:
Vide impressa
. Nun erinnere ich mich in seinem Leben
gehört zu haben, daß er seine Observ. um ein Beträchtliches vermehren
könnte; daher ich vermuthe, daß dies
Mst. in Bey- und Nachträgen dazu
besteht
. Ich werde aber die Sache noch genauer u mit Vergl. der gedruckten
untersuchen. Nun so viel zum vehiculo der Einlage aus Morungen.
Verzeyhen Sie es mir, liebster Gevatter Landsmann und Freund! daß ich so oft
an Sie schreibe. Sollte ich mit meinen 2 Scherflein nach Wunsch fertig seyn:
so sind Sie nicht sicher dafür, daß ich vor Freuden Sie Ihnen am ersten
mittheile. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer treusten Hälfte. Gott seegne Sie
und Ihr ganzes Haus. Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von
Ihrem allerseitigen Wohlbefinden. Ich ersterbe Ihr ewig verpflichteter und
mit Herz und Sinn ergebenster
Johann Georg HamannAdresse:HErrn / HErrn Herder / General-Superintendenten / pp / zu / Weimar. /
Gedruckte Einlagen. / francoBerlinKgsberg den 26 Jänner 80.Liebster Freund,
Am heil. Abend des Krönungstages wurde ich mit Ihrem Briefe u einem
aus Morungen erfreut. Einl. an HE Müller schickte sogl. fort und dem HE
v Auerswalde brachte ich die andere, der unpäßlich lag und vor Freuden aus dem
Bett fahren wollte. Ich hoffe daß Sie meine Antwort vom 2ten über Weimar
auch richtig werden erhalten haben, vielleicht auch mit einem Exemplar von
Konxomp. wenn Er noch eins übrig hat. Wo nicht so warten Sie bis zur
andern Auflage und tragen im Nothfall auch was dazu bey. Mein Gevatter
ist so grosmüthig gewesen mir auf meinen Wink Georgi Alph. zu überschicken;
das Päckchen liegt aber noch durch Schuld des Esels Hartungs vermuthlich
in Leipz. Bin ich in eigenem Suchen nicht glücklich: so würd ich bitten daß
Sie an Büttner den Panglotten appellirten – wozu aber nicht in Ihrem
eigenen Namen? Noch an demselben Staatsfeste lief zu einer Stunde, wo der
Bischoff im Auditorio war, zur Cousine und macht es wie die
Schlange im
Paradiese
– ich ließ ihr in die Karte gucken – unterdeßen ich hinter den Fächer
schielte. Auch ein Wort über diesen Punct zu verlieren: so entfern ich mich
soviel ich kann von den Freunden des Mannes, dem ich rathen möchte in punctoder Autorschaft mehr ein Nachfolger des Z. als Sie zu seyn. Meines Wißens
hat er schon seine Symbolas dem Mäcenen dedicirt. Alles übrige Ihrer Briefe ist
für mich heilig. Kreutzfeld erholt sich u Brahl hat selbst geantwortet. Daß er
auch vom Minister eine erhalten, habe schon gemeldt. Die Zeit wird ihm lang.
Er hat gegenwärtig einige Aspecten zu einer Vacanz. Könnten Sie etwas bey
der gegenwärtigen Lage zu seiner Empfehlung durch die dritte Hand bey
Launay oder Morinval oder dem Minister des Departement v Görne der hier
selbst erwartet wird beytragen, so käm es zu rechter Zeit. Der ganze Schritt mit
seinen Gedichten die er auf seine eigene Kosten drucken laßen, war ein faux-
pas; der ihm weder geschadet noch geholfen, vielleicht doch helfen kann par
recul; denn unser Glück hangt selten von den Maasreguln unserer Klugheit
ab. Er schreibt gegenwärtig die gelehrte Articul, denen D. Crichton feyerlich
entsagt seit Neujahr bis Februar wo K. Rath zu schaffen versprochen, Gott
geb auch That. Er ist jetzt mit obigem Esel in Unterhandl. seinen Laden zu
verkaufen. Weh unserm ganzen Publico das bey seinem gegenwärtigen Monopolschon gnug leiden muß, weil nichts bey ihm zu haben ist. Ich bin dies Jahr
noch in keiner Kirche gewesen u besuche blos jemanden im grösten Nothfall.
Ihrer Gräfin habe am heil. 3 Königstage sitzen müßen als ein Beytrag zum
Buch des Lebens – werde allso Gelegenheit haben nächstens Ihr Anliegen
anzubringen. Maran athée? – Sie meynen vielleicht Maran athan. Ich kann
mich auf jenes Wort nicht besinnen, noch auf den Zusammenhang. Ob ich
eine Spinne gesehen? Den Gruß an Cr. R. schriftl. mitgetheilt. Mlle St. denkt
diesen Winter abzureisen. Ihre Eleve ist gegenwärtig Herzogin von Curl.
hat aber den Glückwunsch ihrer Labonne noch nicht beantwortet. Bin gestern
mit einem Fäßchen Caviar vom ehrl. Hartknoch erfreut worden, welches
beynahe gantz mit meinem vierspännigen Wagenthron verzehrt. Alle meine
Kinder lecken dran wie die Ygel. Marianchen geht schon seit dem 14 allein, ohne
Leitband u Fallhütchen. Brahlchen wird Sie bey Käthchen Lehnchen
ausstechen, wenn Sie nicht bald zurückkommen. Ich arbeite an
zwey Scherflein
zur neusten deutschen Litteratur
. Der arme Benzler hat Weib u Kind
verlaßen u ist Mönch geworden. Am Krönungstage besucht mich ein Sohn des
Pleßing, der von der Abgötterey geschrieben. Weder P. von Anhalt noch Pr.
von Thorn – sondern ich weiß selbst noch nicht was. Er hat dort studiert u
hier eine Predigt mit 2 Dedicationen u 2 Abhandl. Beylagen drucken laßen,
u ist auch Verf. einer franz. Schrift über die Abstraction. Wie geht es mit Ihrer
Schwangerschaft? wird es bald von den Monden zu den Wochen kommen.
Fehlt es Ihnen an einer Sage-femme: so schicken Sie nur einen Wechsel zu
den Reisekosten – denn auf einem Besenstiel oder D. Faust Mantel erlaubt
mir nicht mein Schwindel. O daß ich hätte Flügel der Morgenröthe und mit
meinen Scherflein zu Ende wäre! Leben Sie wohl und denken Sie bald wider
schriftlich an Ihren alten ergebenen Freund und Diener
Johann Georg Hamann et Comp.Der dolle Greeke †††Auf der Adreßseite:Eben nach Zumachung dieses erhalte Ihre Einlage durch Asmus dem ich die
Execution aufgetragen. Es ist ein rechtes Billet-doux von Einem
εαυτοντιμωρουμενῳ. Seyn Sie kein Separatist menschlicher u akademischer Gesellschaft
und halten Sie Ihren Husten für keinen Propheten als a. c. Halten Sie Wort
und machen Sie es wie ich, sich in Transpiration zu schreiben, ohne sich um die
Aufnahme oder das Schicksal Ihrer langen oder kurzen Briefe zu
bekümmern. Dixi, scripsi et liberaui animam meam, das heißt, ich habe mir Luft
gemacht. HE Lieut. Bohm hat Sie als einen feinen und gesunden Mann
beschrieben, und Gevatter A giebt Ihnen das Zeugniß,
daß, wenn Sie die
Addresse Selbst geschrieben, Ihre Hand passable
wäre. Sie erinnern
sich noch seiner sesquipedalischen Buchstaben.
Noch bringt mir Br. einen freundschaftl. Gruß von Ihren Pflegeltern in
der Langgaße, der weil er nicht eingeschloßen werden kann, aufgeklebt werden
muß. Der Ex-Cour. Sch. liegt dort auf Ablager weil sein junger Graf vor
ein paar Tage gestorben.
Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):à Monsieur / Monsieur Kraus / homme de lettres / à
Goettingue
. /
par
faveur
.Kgsberg den 26 Jänner 80.Herzlich geliebtester Freund,
Sie haben mir einige Tage im Sinn gelegen und gestern erhielt Ihren Brief
nebst dem Fäßchen Caviar und einem Päckchen Bücher. Ersteres habe mir
noch denselben Abend recht herzlich schmecken laßen, ohngeachtet ich seit
Sonnabend nicht aus dem Hause habe gehen können und daher nicht weiß
ob ich das Vergnügen haben werde den mir bis dato unbekannten
Ueberbringer Ihrer Gaben kennen zu lernen.
Den 10 huj. besuchte mich HE Prof. Reusch des Passerii wegen den sich
auf seine Empfehlung der alte Minister v. Rhode ausgebeten hatte zum
Ansehen, mit dem man aber temporisiren muß. Durch seinen Collegen
Prof. †feld den Sub Bibl. hab ich erfahren, daß er die Acquisition für gut
erkannt, aber so schwierig ist zu den kleinsten Ausgaben als wenn sie aus
seinem eignen Beutel giengen. Auch müßen wir besorgen daß er sich unter
der Hand nach dem Preise erkundigt, weil er bey seinem Alter u Geschäften
sich noch viel mit Lectur abgiebt. Sie haben mir einmal von 16 #
geschrieben u diesen Preis hab ich angegeben auch den mindern von 15 dem
Unterhändler anvertraut. Weil Reusch mir noch nicht das Werk remittirt;
so vermuthe ich daß er Hoffnung haben muß es noch anzubringen. Daß wir
beyde nicht in Verdacht eines Gewinns kommen: wär es jetzt Zeit das
genaueste zu sagen. Sind Sie sicher es mit mehr Vortheil loß zu werden: so ist
doch immer die Unbeqvemlichkeit des Transports eine Vertheuerung. Wir
sämtl. Interessenten, die beyden Bibliothecarii neml. die meine alte u innige
Freunde sind, wünschen mit mir es hier zu behalten; aber unsere kurzen
Hände wißen Sie auch.
Mein zweyter Anlaß Ihnen zu schreiben war, wegen der unverantwortl.
Grobheit des Hartungs, dem ich wünschte Ihre ganze Empfindlichkeit merken
zu laßen. Ein Päckchen von unserm Herder, das er mir selbst gestand von Ihnen
empfohlen zu seyn, hat sich von der Meße an im Buchladen umgetrieben u
läge vielleicht noch da, wenn ich nicht durch einen Wink aus Weimar wegen
eines andern Päckchen worinn ein Exempl. des Gesangbuchs nebst einem
Alphab. Thibetano des Georgi enthalten seyn soll, bekümmert gewesen und
deshalb am letzten Weynachtsfeyertage selbst angesprochen wäre. Hier fand
ich Kanter bey ihm – Sie können sich den Eindruck dieser unerwarteten
Zusammenkunft für alle 3 kaum denken – u hörte von einem Päckchen an mich.
Ich freute mich schon und es war ein offenes Couvert für ein Exempl. des
Maran Atha an seine Schwester nebst einem einliegenden Briefe. Alles offen
hatte sich so lange im Buchladen herumgetrieben. Wenn ich ein Besucher des
Licents wäre – aber die Zeit der Widervergeltung wird nicht ausbleiben.
Außer dem Päckchen von Herder müßen sich noch andere Dinge dort
umtreiben z. E. von Kleuker. Auch Kreutzfeld hat einen Lumpenbrief von Voß (den
ich zum Nachfolger Ihres Schlegels wünschte) wegen seiner Odyßee erst diesen
Monath erhalten –
Buchbinder gehen hier zu Grunde u selbst baare Käufer finden nichts. Ob
es Blindheit oder auch Noth ist, kann niemand erklären. Man schließt stark
aufs letztere – und redt auch von Unterhandlungen wegen des verwaysten
Ladens um 18000 rl. Vielleicht giebt Ihnen Ihre beßere Gesundheit und
Patriotismus und Familienverbindungen Muth ins Mittel zu treten.
Wenigstens scheint mir die Sache nebst den Coniuncturen derselben Ihrer
Ueberlegung werth zu seyn.
Mein Exempl. des Konxompax das ich Arndt zugedacht liegt hier und wartet
auf Gelegenheit. Entschuldigen Sie und danken Sie unterdeßen in meinem
Namen wegen Fortsetzung des Journals. Um den letzten Band bald gebunden
lesen zu können wünschte ich den Xbr. bey erster guter Gelegenheit. – Ist
Andersons Geschichte noch nicht zu Ende? Lauson hat mir sagen laßen schon längstens
seine Rede auf Simon Dach dem HE Banco Dir. Rappolt zugestellt zu haben.
Von Gevatter Claudius bin heute nach einem halbjährigen eigensinnigen
Stillschweigen mit einer Antwort endl. erfreut worden, aus welcher folgende
Stelle Ihnen mittheile. „Neul. c. 10 Wochen gieng hier ein junger feiner
Engl. durch der nach Mitau gehen wollte; ich gab ihm einen Gruß an Euch
mit und er sagte, daß er ihn bestellen wollte. Was macht der gute
Hartknoch? Er soll ja sehr krankhaft seyn und nicht wieder nach Leipzig können
oder wollen oder alles beydes. Grüßt Ihn gelegentlich vielmal von mir und
wünscht ihm gute Beßerung“.
Gott gebe daß Sie unsere Freude und Erwartung Sie in extenso hier zu
sehen bald erfüllen mögen und schenke Ihnen Gesundheit und Kräfte, Leben
und Seegen, Lust und Glück zu Unternehmungen. Ihren HErrn Vetter
wünscht ich noch zu sehen näherer Nachrichten wegen Ihre Gesundheit
betreffend. Ihr gänzl. Stillschweigen darüber macht mir gute Hofnung, daß Sie
alle Ihre bisherige Uebel so gänzl. verloren als vergeßen haben.
Empfehlen Sie mich bestens Ihrer lieben Gemalin. Was für Freuden
warten hie auf Sie – Ein neuer Bruder, eine neue Schwester. – Was für Freude
wird Sie Ihrer ältesten, meiner Frau Gevatterin mitbringen, an Carlchen?
Meine stille stumme Zufriedenheit über Ihr Widersehn soll all dieses
Freudengewühl ausstechen. Denn ungeachtet meiner 50 Jahre ist hier noch Feuer in
petto. Das macht alles Ihr Caviarfäßchen, aus dem ich wieder gelöffelt statt
alles Abendbrodts. Hat er doch meine Augen wacker gemacht, wie Jonathans,
daß ich noch ohne Brille dem Himmel sey Dank und bey einem 2 gl. u einem
Pölkerlicht schreiben kann – Nach genauer Untersuchung ist ausgemittelt
worden daß es weder ein 2 gl. noch ein Pölkerlicht – Sie verstehen doch
noch Ihre Muttersprache sondern 2 zu einem Düttchen ist, bey dem ich
schreibe.
A propos! noch ein kleiner Extract: Schmidlin ist in großem Mangel und
Elend gestorben zum Trost anderer Gelehrten, die sich bey Zeiten auf so etwas
gefaßt machen können – (Der Kerl meynt doch nicht Sich oder mich?) Er
hatte einen Contract über das Cathol. mit dem Pr. Minister HE von Hechtgeschloßen und der traute nicht mehr, und so konnte Schmidlin das Werk nicht
weiter drucken laßen und hatte für sich u seine Familie den äußersten Mangel.
Campe hat noch für ihn an den Herzog Ferdinand geschrieben und der wollte
1000 rth zur Fortsetzung des Werks herschießen. Als aber die Nachricht kam,
war Schmidlin eben todt und der Herzog hat der Wittwe 100 # geschenkt.
Stephan gieng über sein Lexicon Kaporis, Schmidlin stirbt über seins aus
Gram u Hunger u. doch darf das Publicum und so ein Scheißrecensent sich
erfrechen über ein schlechtes Lexicon und den Mangel an guten zu klagen.
Nicht wahr Gevatter hätten wir beyde eine Saltztonne mit Federics d’ormüßig stehen gehabt, wir hätten so eine lederne Katze voll hergegeben und
wäre es auch nur blos gewest die unsägl. Mühe und das rechte Eselsjoch des
Verf. auf einige Art erträglicher zu machen und zu belohnen. Mir sind
überhaupt seit einiger Zeit verschiedene Fälle vorgekommen, daß ich mich fest
entschloßen habe noch reich zu werden. (Ja wenn’s den beyden respectiven HE
Gevattern nur nicht an sensu communi fehlte!)
Grüßen Sie den ehrl. George von mir. So sehr ich mich gefreut hätte Ihn
zu sehen: so lieb es mir ist es mir die betrübte Veranlaßung dazu gehoben
zu sehen, welches ich wenigstens aufrichtig wünsche. Ich hab mich nach der
Zeit um nichts weiter bekümmert; aber desto mehr Ursache bekommen mit HE
Bruinvisch sehr unzufrieden u mistrauisch zu seyn, da er ohngeachtet seines
widerholten Versprechens u meiner Erinnerung mir
zwey Voßische
Musenalmanache
, die Andenken des Verf. sind, und
Campens
Weynachtsgeschenk
, das mein Sohn zum Andenken von meinem ältesten Freunde
erhalten, noch nicht hat wider zustellen laßen, wie ich ein Schachspiel u
Schächtelchen das dazu gehörte – worüber noch einen Schein des jungen Menschen in
Händen habe. Das übrige wird sich alles von selbst entwickeln. Gott gebe daß
der alte würdige Vater so gut davon komme als des Kameraden seiner. Vom
Deserteur ist nun alles gantz stille.
Den 28 Jänner.Wünsche dem HE Lenz zu seiner Versetzung Glück. – Wenn Sie können
antworten Sie noch einmal wegen Passerii und unserer dabey obwaltenden
Bedenklichkeiten, im Fall sich der Minister anderswo Erkundigung einziehen
sollte – und wenn Sie zugl aufgeräumt dazu seyn sind so legen Sie ein
Strimelchen Papier bey, worauf Sie bescheinigen des Gevatters Asmus Gruß
durch mich erhalten zu haben. Ich will es zum Spaß beylegen. – Laborire an
Einem Bogen über
die neueste Litteratur
, den ich gern aus dem Kopf und
aufs Papier haben wollte. Einen Herzl. Gruß von meinem sämtl.
Hausgesinde. Marianchen läuft schon wie eine Wachtel, hat gehen gelernt ohn
Leitband u Fallhütchen. Was macht Ihr lieber Sohn? Hält er mit Arndt gute
Freundschaft? Empfehlen Sie mich beyder Andenken. Gott erhalte Sie gesund
und erfreue Uns mit Ihrer Ankunft. Ich ersterbe Ihr alter aufrichtig
ergebenster Freund
Johann Georg HamannAdresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):Herrn / Herrn Hartknoch / in /
Riga
. /
par fav
.Vermerk von Hartknoch:H. Hamann in Königsberg. Empf. den 22. Jan. 1780, beantw. eodem.HöchstzuEhrende Freundin und Gevatterin,
Meinen ergebensten Dank für beykommendes Leben, das mir ganz
außerordentlich behagt, sowohl in Ansehung der alten Bekanntschaft mit derAutorschaft der Fräulein Ritterin, als in Ansehung des garstigen Carons, inden ich mich einmal verliebt wegen seines spanischen Ebentheuers. Ich
vermuthe fast, daß die Amazonin auch ein wenig Schwäche sich gegen ihn hatmerken laßen, und leite daher jene bittere Thränen her – Doch ich habe mehrwie einmal verschworen zu glauben, was man sieht, und kann mir doch dasverwünschte Vermuthen und leidige Urtheilen nicht abgewöhnen.
Einl. ist um ein halb Blatt stärker gerathen, weil ich den 25 huj. mit einem
Briefe, einem Fäßchen Caviar und einem Pack Bücher erfreut wurde; daher
mein Herz diesen Geschenken scheint entgegen gewandelt zu haben. Den Tag
drauf mit einem langen Briefe vom Gevatter Asmus und Gevatterin Asma,worinn auch ein ausdrücklicher Gruß an Herrn Hartknoch stand, den ich noch
nebst einem traurigen Umstande den Verfaßer des Catholicon betreffend,
extrahiren müßen, wodurch Einl. um ein halb Blatt stärker werden müßen.
Werde wohl nicht eher als Montags im stande seyn auszugehen, weiß
daher nicht ob ich dem unbekannten Ueberbringer und Vetter werde meinen
Dank abstatten können.
Empfehlen Sie mich bestens Herrn Courtan und sämtlichen Familie, die
meinigen thun ein gleiches.
Meiner politischen Rechenkunst zufolge möchte wol mit der bevorstehenden
Fastenzeit wieder anfangen die liebe Kirche und gute Freunde zu besuchen;
bitte währender Frist in gutem Andenken zu behalten und so gut wie möglich
zu entschuldigen die hypochondrische Verwirrung und Eilfertigkeit Ihres
ergebensten und verpflichtesten Dieners
Johann Georg Hamannden 29 Jänner 80.Daß ich noch ein Schuldner von HE Motherby seyn muß, ist nicht ganz
meine Schuld. Auch meinen Gruß für Ihn zur Beyl.
Beiliegend im Zensurmanuskript der „Zwey Scherflein zur neusten deutschen Litteratur“.Wünschte zum Abdruck, daß selbiger 2 Bogen betrüge; daher ich bäte das
2 Scherfl. mit einer neuen Seite anzufangen. Auf dem Titel komt in der
griechischen Stelle ein hebräisches Jot.יIch habe seit einigen Tagen nach des
Alemberts Eloge des Mylord
Marschall
herumgeschickt ohn es auftreiben zu können, weil die Exempl.
schon in unserm Monopolkram vergriffen sind. Bitte das Sobriquet unsers
Semper Augusti einzusetzen. Ich weiß nicht ob es
Abt
oder
Pater Prior
war?
und eben dies Wort zur Note 10 hinzuzufügen.Ich schreibe
neuste
, und wenn ich andere anführe besonders Titel:
neueste
.
Bitte in Anführung auch die verschiedene Orthographie zu beobachten.
In Anbringung der engl. Denksprüche bitte ihren Mangel, wo es nöthiger,
zu ersetzen.
monachischer, – nicht monarchischer Otographie, eben so mit Fleiß, i. e.Ohrgraphie. Orco, nicht Orkod. Sueton hat ipsi; ich mit Fleiß isti, weil ich
mir die Verwechselung des c und t mit su.k so leichter vorstelle als bey
ipsi. / p. 7. ein klein Schlangen s und ß, das Kl. nicht leiden kann, statt:
Schlangen u Otterngezüchte. Siehe Allgem. Bibl. XXXIX. B. 1 St. S. 263 die ich
gestern zufällig zu lesen bekommen und wo mein Argument gegen den Anfang
anticipirt istIn Hermes neuesten Casualreden ist Leß u Luther gepaart in einer Note.
Sein Pis-aller findt sich auch in einer Samml. älterer Predigten.
Der p. 4 angeführte Leberreim ist von meinem seel. Oncle. Den Theil u
quo anno herausgekommen weiß ich nicht. Ich glaube in dem Theil wo
Genest übersetzt ist.
p. 5.
Echoe
; nicht Echos
Das I. Scherflein ist hauptsächlich gegen den Herausgeber: das II. gegen
den Urheber der neuesten Rechtschreibung.
Das Wort
Bestie
habe in der alten Uebersetzung der Apokalypse gefunden.
Weil die beydeMotto nicht auf dem Titel angeführt sind; so habe p. 4. das
lateinsche nachgeholt u dem Namen
Persius
auch das πουeingerückt wie Nr. 14.
das griechische in extenso, das in fronte abbreviirt erscheint.
Die 14 Noten bitte numerirt zu lassen. Ob ich das Schluß Motto aus dem
Lucan mit saxis tantum oder volucresque setze überlasse Ihrem Gutbefinden.
Sollte aus dem Abdruck etwas werden: so bespreche ich 1. für
.
11. NB. Kraus in Göttingen in der Grünenstraße n 12–14. für die
verwittwete Frau Verfasserin. Auch ein
halb Dutzend
wäre nicht zu viel. Könnte
nicht Freund Hartknoch, der mich vorige Woche mit einem Briefe, Fäßchen
Caviar u einem Päckchen Bücher erfreut, ohne daß er was davon wüste, zum
Verleger gemacht werden?Das Format der sibyll. Fragmente Geschmack.
Eher kleiner, als größer. Was für ein schönes Abendrot4 Uhr –
Fortsetzung
.FortsetzungLiebster und bester Gevatter, Landsmann und Freund,
Was sagen Sie zu meinem Geschmier ohne daß ich weiß ob die Ferien Ihrer
eignen Autorschaft Ihnen Lust u Muße zur Hebammenschaft der meinigen
lassen. Vor allen Dingen schenke Ihnen der liebe Vater im Himmel, Ihnen
und allen lieben Ihrigen gute Gesundheit – Hier erhalten Sie die jüngste
Geburt meines alten grauen Kopfs mit der Bitte abermal Hebammenstelle bey
selbiger zu vertreten., und meine
Freude
über schneller u. glückl. (Gott gebe)
Entbindung derselben vollkommen zu machen durch einen
ähnlichen
AbdruckMein peccatum omissionis auf der Liste bitte nach Wandsbeck zu ersetzen.
Endl. hat es dem Asmo mitifico à silentiis gefallen mich den 26 pr. mit einem
Handschreiben zu erfreuen mit einem sehr langen drolligen Briefe für sein
hartnäckiges Stillschweigen. Weil ich der
losen Worte
viel habe: so hat er
sich
praecaviren
wollen und lieber den Verdacht eines faulen Studiosi
literarum risquiren – Wenn bis zum nächsten May nicht die Mode mit den
gebratnen Tauben u dem offnen Maul durchgreift; so dörfte der Knüppel wohl
wieder beym Hunde liegen und Herr Asmus nicht manquiren auf eine
Fortsetzung (seiner guten Werke) zu entriren. In was vor einem Talanderstyl er
französische Bastardreime zu bröckeln weiß, wenn er artig u schön thun
will.
Kreutzfeld hat mich seit 8 Tagen nicht besucht; u Brahl arbeitet ad interiman unsern gelehrten Articuln. Mein nagelneuer Freund Pleßing hat diese
Lücke ausgefüllt u scheint Vertrauen zu mir zu haben. Er hat mich gebeten
sich Ihnen u durch Sie dem HE Geh R. Göthe, der sein Freund zu seyn
scheint, bestens zu empfehlen. Von seiner deutschen u französischen Autorschaft
hier hab ich schon neul. wo ich nicht irre, ein Wort fallen lassen.
Ich denke mit dieser Woche meine Quarantaine zu schließen und nächsten
Sonntag Esto mihi meinen
ersten Kirchengang
in diesem Jahre zu halten
und mich auch vielleicht mit meinen bisher vernachläßigten Freund- und
Bekanntschaften wider auszusöhnen. Ich habe wie in der Wüste gelebt, in
Ansehung meines Herzens, das eben so viel Verdacht schöpft als giebt. Nichts
als Misverständnis in mir selbst und mit andern! Ich besorge nicht, daß die
Zu- und Aufdringlichkeit meiner Arbeiten auch nicht überlästig werden dürfte.
Mehr hab ich nicht auf dem Herzen für dieses erste Jahr einer neuen Decademeines Lebens.
Claudius schreibt mir von einer Art des Rufs für Voß nach Riga und
Hartkn. daß Lenz ein ähnl. Versuch mislungen u ad interim Hofmeister bey
Berg in Allasch geworden. Der Herr Verleger erbaut sich auch an Ihrem
Mathan atha.Lupus in fabula †feld ist hier gewesen., und hat mir an ein ander Mst auf
der Schloß Bibl. gedacht daßs Distinctiones in Apocalypsin heißen soll.
Werde Ihnen auch zu seiner Zeit ein Wort davon mittheilen.
Was meynen Sie, ob ich p. 7. No. 2.) noch mit einem Gedanken vermehre,
der mir entfallen und die Stelle etwa so gebe: weil bey Ausstellung des
Grundgesetzes im Zweck der Rechtschreibung ein Misverständnis zum
Grunde liegt, und das ganze Universalmittel selbst nichts als ein leidiges
Ohrenpolster der
Sinlichkeit
ist; „keine wahre Quadratur der
Incommensurabilität Verhältnis zwischen Aussprache und Schrift, und
ihrer auszugleichenden Incommensurabilität,(ohne
Fragmente
undnoch
Fractionen)
.“Ich überlasse Ihrem Gutachten den ganzen und kleinen Endzusatz dieses
Perioden.
Was denken Sie zu Semlers Lebensbeschreibung und seinem Verhältnis
gegen Barth u. Steinbart. Ich bin willens meinen Rthl. redlich beyzutragen.
Aber Nösselt handelt schlecht, der als ein reicher u kluger Mann dies
Supplement annimmt und den Mäcen nicht zurecht weist, und seinen Bruder darben
läßt.
Mein erschöpfter Kopf ist von allerhand voll – Gott gebe Ihnen Glück
liebster bester Herder zum Abdruck, daß er Ihnen nicht zu viel Mühe macht,
uns beyden aber Freude und keine Schande.
Meiner verehrungswürdigen Gevatterin den zärtlichsten treusten
Handkuß. Ich umarme Sie u alle Ihre liebe Kinder. Sein guter freudiger
Geist erhalte Sie!
– – quantaque nostrae
Pars TVA sit – animae, tibi dulcis amice
Ostendisse iuuat – – –Mein Hausmutterchen hat die Rose im Gesicht und heute den Schreck
gehabt mir die Augen zuzudrücken u ihr ganzes Haus sterben zu sehen. Sie hat
mir Sonntags u Montags gelegen – wir wollten eben Mariannchen
entwöhnen, nun ist es ausgesetzt zum nächsten abnehmenden Licht. Alles übrige nach
Gottes Willen u. Agurs Wunsch – – là là tout doucement. Schneckengang
ist besser als Krebsgang; aber in petto immer ein Hang zu Extremen, der curirt
werden soll und wird durch einen guten Abend! und gute Nacht! von Ihrem
alten Freund u Diener
Johann Georg H.Vergeßen Sie doch nicht sich nach dem verlornen Päckchen zu erkundigen.
Bitte die mir ausgebetnen Exempl. nicht zu franquiren, höchstens bis zur
Gränze oder Berlin. Vale et faue! und hiemit nochmals Gott empfohlen.
Amen!
Kgsb. d. 5 Febr. 80. des Morgens.Liebster bester Freund
Aufs Gerathe wohl schreib ich diesen Brief ohne zu wissen,
ob
u
wie
er
abgehen wird. Er betrift eine Stelle p. 6 meines Mst. die ich im Abschreiben
aus dem Stegreif hinzugefügt u. im Kleck nicht steht. „Anstatt ist es
Recht
–
zu
tödten
, wollte ich setzen:
Er
treibt das Vorurtheil des Altertums
u der Gewohnheit aus durch
ein
Vorurtheile der Eigenliebe
u
Neuheit oder der eignen
Empfrfindung
.“ Durch Nachschlagung der Stelle
im Matthäus gerieth ich auf den Begriff vom tödten. Ich wünschte aber lieber
meinen ursprünglichen Gedanken hergestellt zu sehen oder
ipsissima verba
als ein ανακολουθον: „
Vorurtheil der Eigenliebe
, und
Neuheit oder
der
eigenenr Empfrfindung gegen das Vorurtheil des Alterthums
und der Gewohnheit
!“ Wählen Sie Selbst; aber in einem oder dem andern
Fall will ich die
Allgemeine deutsche Bibliothek
B. XXXIX. St. 1.
S. 263 ausdrücklich citiren, wodurch also 15 Noten werden. Lachen Sie mich
nicht aus – Noch eins in der Stelle bey Hermes: anstatt
kleinen
Nachdruck
der Affectation lieber
feinen
. Noch eins p. 3 hatte ich ursprünglich gesetzt:
gele leidende Gelehrigkeit, Gehorsam des Kreutzes der Nachfolge (der Nachahmung
– oder in ästhetischer Nachahmung) Wählen Sie Selbst! Ueberlasse auch Ihnen wo
Sie können durch Interpunction oder Schwabacher Schrift den Verstand zu
erleichtern, hoffe nicht daß mein Styl Ihnen so schwer zu punctiren seyn wird
als mir Trescho seiner wurde.
Das Sinngedicht des Oncles steht im 2
Bande
des Brockes. Zu den
Memoires Anecdotes de la C. et du C. de France kann kommen p. 108.
Des Abends.Ευρηκα, ευρηκα nach vielem Suchen in der gantzen Stadt das Eloge des
Mylord Marshall. Ich habe die Mlle Emeté mit dem Kalmücken Stepan
verwechselt. Also nicht Kalmücken sondern: Janitscharen-Muse – besondersvornehmlich wenn sich die Liebeserklärung von einem allerheiligsten Vater
Abt herschreibt. Ich möchte lieber Pater Abbas sagen. Weil Abbé auch ein
Titel ehemals für Fürsten war.
Vergessen Sie doch nicht, Gevatter Prälat, die äußere u innere Titulatur an
den Statthalter in Erfurt, wenn ich den Kützel bekommen sollte an ihn zu
schreiben. Ich mag niemanden gern schuldig bleiben – auch vergessen Sie
nicht das verlorne Kind in Leipzig. Hartung ist Bräutigam wie es heist mit
einem schönen u noch reichen litthauschen Mädchen. Habeat sibi.Morgen so Gott will halte meinen ersten Kirchgang in diesem Jahr;
Mittag bey Hippel. Nachmittags muß Kindelbier geben; Mlle Stoltzin hat sich
anmelden lassen u ist reisefertig nach Curl. Die Scherflein werden zum Dom.
Reminiscere mit dem Kananäischen Weiblein ankommen.
d. 7 –Ich fühle noch die Last und Hitze des gestrigen Tages, und weiß nichts
hinzuzusetzen als den Wunsch, daß Sie mit allen den Ihrigen gesund sein mögen,
mir bald gute Nachrichten davon ertheilen können, mich bestens Ihrer
Gemalin meiner verehrungswürdigen Gevatterin empfehlen u mir die Arbeit
die ich Ihnen mache, mein Geschmier zu errathen, nachzuflicken u. zur Welt
zu bringen, nach Ihrer alten bewährten Freundschaft vergeben, in Ansehung
meiner gehäuften Schulden aber, bis zu meiner Besserung Gedult haben u
von dem besten Willen diesseits versichert leben. Ich ersterbe der Ihrige
Johann Georg Hamann.Adresse:Herrn / Herrn Herder / General-Superintendenten / zu /
Weimar
.
franco
. HalleIch habe es lange verschoben, lieber, theurer Hamann, auf Ihr Leztes zu
antworten. Viel menschlich angenehmes wüßte ich zwar zu schreiben; allein
ich bin krank, an Leib u. an Seele, u. ich erkenne daß es für mich u. überhaupt
nöthig ist u. beßer ist zu schweigen, so lange bis mehr Wahrheit aus mir
heraus kommen kann, ich habe nun am meisten mit mir selber zu thun.
Kaufmann ist ebenfalls sehr mit sich beschäftigt u. hätte beinahe Ihre
Schellenbergische Kupferbestellung vergessen, wenn ihn nicht HE. Pfenninger
daran erinnert hätte, dem er auch weil er sich dazu die Ueberreichung
derselben glaubt daß es ihn leichter ankomme die Besorgung durch
Schellenberg aufgetragen u. überlassen hat. Sie werden ohne Zweifel richtig besorgt
sein oder werden.
Leben Sie recht wohl, lieber, theurer Hamann! Verzeihen Sie meiner
Kürze. Ich bin Ihr stets ergebener
Klarensegg d. 14 Hornung 1780.EhrmannNur Eins Lieber Hammann! bitte ich nun von Dir – werde an Alle Menschen
irre, aber an unserm Herrn niemals – Er ist gnädig und Barmherzigkeitauch gegen mich – und dieser seiner Barmherzigkeit will ich mich freun im
Stillen – bis Er uns alle vereinigt hat in seiner Liebe Amen. Die Geburts-
Stunde meines Weibs nähert – der Herr ist gnädig u. seine Barmherzigkeit
ist unendlich gros – Es grüssen Euch Lieber Hammann! die Lieben in
Klarensegg – C. K.Adresse von Ehrmann:Herrn J. G.
Hamann
/ königl. Packhofsverwalter / Königsberg / in
Preussen
Von Hamann:Erhalten den 11 März.HöchstzuEhrende Freundin und Gevatterin,
Die Ueberbringerin Ihres Billets drung mit Gründen auf so geschwinde
Abfertigung, daß ich erst Zeit darnach hatte selbiges gantz durch zu lesen.
Unter uns gesagt; alterirt mich jeder Brief, und ich bin von Natur so
vorläufig im Antworten, daß eine Bitte darum Oel ins Feuer gießt.
Meine Absicht ist es wohl nicht gewesen Ihnen zuzumuthen den ganzen
Band von Miscellaneen bis auf des HE Pr. Hefen durchzulesen: doch
geschehene Dinge sind nicht mehr zu ändern und ich wünsche nur wohl zu
bekommen. Und das Leben der Beaumont wenn Sie es zu Hause haben bitte
recht sehr, weil ich selbst inständigst darum gebeten worden bin. Das
zurückgeschickte Leben des Montagne hat mir ein paar verdrüßliche Stunden
gemacht; unterdeßen wünschte ich es doch noch einmal theils selbst anzusehen,
theils zu einer Breloque des ersteren wegen des Contrastes. Ich hielte die
Uebersendung desselben für einen Misgriff statt meines Bändchens, welches
ich blos auf den Fall zurück wünsche, wenn Sie es nicht mehr brauchen, und
zween meiner Freunde darauf warten einer um das Schlangenbad zu
recensiren, der andere wegen der Predigt.
Heute ist es acht Tage, daß ich unsern theuren HE Prof. nicht gesehen, aber
gehört daß er nicht unpäßlich ist, sondern vermuthl. an poetischen oder
politischen Grillen laborirt.
Vorigen Sonnabend habe von HE Hartknoch Briefe erhalten, die sich
damit schließen, daß „sein Hänschen auf den Sommer aus Petersb.
zurückkomt, weil Fuesli alsdenn auf Reisen geht. Ersteren will er alsdann nach
Zürich in die Kunstschule schicken“. Ich bin heute nicht so recht weil ich mich
des Morgens brav verkältet habe. Das übrige lieber mündlich. Mein ganzes
Haus Marianchen ausgenommen ist am grauen Luftpulver krank – und mir
dörfte es auch recht heilsam seyn, mich noch einen Tag einzuhalten. Der
Mittwoch vor dem heil. Matthias wird sich beßer zum Lebewohl schicken. Wünsche
daß Ihnen zum morgenden Fest recht wohl zu Muthe seyn mag und habe die
Ehre zu seyn Dero ergebenster Freund und Diener.
Johann Georg HamannDen 15 Febr 80.Königsberg den 16 Feb. 1780Bester Hamann! Nun reise ich gewis, aber ich reise mit einem Herzen vol
Freundschaft und Erkendlichkeit für die frohe Augenblick die ich durch Sie
Verehrungswürdigster genossen habe. Mit Freuden werde ich mich der frohen
Tage erinren, die ich in Ihren Haus zugebracht habe, sie waren Lehreich für
mich! – Wie glücklich würde ich sein, wenn ich Ihnen tätige proben meines
ganz von Dank erfülten Herzens geben könte. – Küssen Sie in meinen Namen,
Ihre gute Hausmutter und Ihre lieben Kindern. Den Würdigen P.
Kreutzfelt sagen Sie in meinen Namen, daß ich mich schmeischle in ihn einen Freund
zu besitzen, daß ich mich ihn empfehle und stoltz darauf bin mich seine
Freundin nennen zu dürfen. – Nun leben Sie Ihren Verdiensten und meinen
Wünschen gemäß glücklich und zufrieden, schreiben Sie an mich, und erinren Sie
sich meiner als Ihrer wahrhaften Freundin
St.Auf keine Frage würd ich so verstummen, wie auf die: warum ich Ihnen
zwei Bändchen Predigten von Zürich nach Königsberg sende? Bitte also
mich damit zu verschonen und mit der etwannigen δικαιοσυνη meines
unanatomirten Kinderglaubens die Unverschämtheit meines Zutritts und den
Unwerth der Gabe meiner Armuth zu tilgen.
Wer die Blinden sehend und die Sehenden blind macht – hat mir das
Kreditif ächter Autorschaft, der Geburth und Sendung von oben herab – ich
werf’ mein Netz hin und folge ihm nach. Mag er dann mit einem: „Füchse
haben Gruben – –“ die Wahrheit meines innerlichen Zuges prüfen.
Meine Seele hat einen durch Jahre, lucianisches Gelächter und kaltblütige
Argumente geläuterten Lust und inniges Verlangen in Ihren allegorischen
prophetischen und apokalyptischen Vorhöfen zu wandeln. Auf meinen
verrufnen Waldgängen und Bergklimmen erschienen Sie mir – Deiner Kleider
Geruch wie der Geruch Libanon – Es war ein Augenblick, wie bei Schöpfung
und Liebe. Der Augenblick würket bis izt und mir ist alles sehr gut.
Jezt bin ich aus Wald und Hölen heraus an einer Eke der Stadt mit Weib
und Kind und der Herr theilt meine Tage in Schweiß und Erholung zum
Andenken des Fluchs der Sünde und der Verziehungsfülle des Vaters, von der
ich noch ein Mahl hoffe von reinem Wein, darin kein Hefen ist.
Ihres Gehaßtseins freut sich mein Herz. Denn also haben Sie den
Propheten gethan, deren Lohn groß ist am Tage der verhaßten Erscheinung der
Ersten und Lezten.
Eine Frage in einem Ihrer Briefe an Pfenninger soll ich Ihnen
beantworten, da die merkurialische Sünde gegen Lucian und Plato vor meiner Thüre
liegt. Aber ich schäme mich siebenfaltig. Ihr allegorischer Genius, der Liebe
gleich, sieht ein mystisches Schloß, wo wahr und wahrhaftig nichts ist, als die
einfaltigste Thürfalle, wozu der Schlüssel das fünfte Rad am Wagen wäre
und die dem leichtesten Drucke aufknallt. „Wer vorangeht, hüte sich bey der
Brüke ohne Lehnen“, Nichts mehr und nichts minder, als ein ungefärbter
Zipfel von dem Rock des Tapetenwürkers, der gesprochen hat: „Wer steht der
sehe zu daß er nicht falle!“ Die gefährlichste Brüke ist die, die zum Dieb und
Bräutigam am Ende der Tage hinüberführt Offenb. Joh. XIII. und das
Geheimnis der Bosheit würket schon izt. Übrigens hat jedes menschliche
Alter, Stand, Genius und Charakter seine Brüken ohne Lehnen, wo Gottes
Engel weichen und Satan hinzutritt zu sichten den Vielversprecher wie Waizen.
Ich überdenke nochmals das Sonderbare und Unverschämte meines
unvorgemeldeten Eintrits, weiß, an wen ich glaube und ergebe mich auf Gnad
und Ungnad.
Johann Caspar HäfeliD. g. W.Zürich am 20. Merz. 780.Vermerk von Hamann:Den 31 May im Pack des HE Wulff Friedlaender mit den
Schellenbergschen Kupfern. Geantw den 30 Junii – 2 JuliiHeil. Abend u Mariä Verkünd. 780.Tausend Seegen der
Krone
aller
Frauen
und
Mütter
– und heil mir, daß
ich Sie meine
Freundin
und
Gevatterin
nennen kann. Amen in secula
seculorum. Amen.Ich vergieng vor Gram u Grillen über Ihr Stillschweigen, liebster, bester
Herder! auf meine fünf Briefe – denn so viel sind es in allem, die ich Ihnen
geschrieben. „Ist Er krank? oder die Seinigen? Hat Er Dir auch übel
genommen Dein Geschmier u Geilen? Eigene Geschäfte mögen Ihn verdrieslich
machen? Hast Du Ihm auch Verdrus wegen Censur p zugezogen?“ Und so
giengs in meiner Seele auf und nieder. Ich habe eine Quarantaine im
eigentlichsten Verstande ausgehalten, und wie ein Gefangener eingeseßen, weder
Kirche noch Menschen besucht, als mein Bureau oder meine Loge, mir u den
Meinigen zur Last.
Es gieng mir eben so mit Ihrem Maran Atha. Ich zählte gestern die Wochen
nach, und es waren nur sechs; nun aber 7 nach meinem jüngsten Briefe. Ich
fieng ihn gestern an zu lesen und machte eben eine Pause bey dem Briefe an
den Bischof zu Sardes, als ich wider alles Erwarten u Vermuthen gestern
erhört wurde. Ich sah es ihm gleich an, daß er nichts gedrucktes in sich hielt
und war beruhigt und völlig schadlos gehalten durch Ihre
Einladung
, durch
die kleine Anecdote des
tägl. Mahnens
, die mir durch Mark und Beine
gieng – und durch die gantz aufgegebene u fast vergeßene
Beylage
, welche ich
noch den Abend copiret und sie mit dem
innigsten Dank
und
gewißenhaftesten Verbindlichkeit
gegen Sie sowol als den Verf. in meinem
Müntzkabinet
vergraben
u zurück liefere. Habe ich Recht verstanden, so scheint der
Verf. auch seine Erl. auf mich ausgedehnt zu haben, oder wenigstens zu wißen,
daß ich darnach neugierig gewesen. Ich habe viel Licht über das
mir
unbekannte Schema
erhalten – aber nicht so viel Glauben am
Kern
, und verstehe
nichts von Falken Enthusiasmus u Geschmack daran oder Sinn deßelben.
Hartk. ist mit seiner Frau hier recht früh erwartet worden, aber er ist noch
nicht zu sehen, noch zu hören. Daß er nicht geschrieben, kommt uns allen
bedenklich vor. Vor Abgang des Briefes werde mich nach ihm erkundigen. Zu
einer Reise muß ich Erlaubnis von Berl. und geht sie über die Gränzen,
unmittelbar aus dem Cabinet haben. Dieser Fall ist kürzlich an einem
Officianten, der in meiner Loge arbeitet u einer Erbschaft wegen nach Warschau auf
ein paar Wochen gieng, mir einleuchtend worden, als ein neuer Beweis der
alten Wahrheit, daß wir alle glebae adscripti sind. Brauch ich Einladung!
Sie können sich nicht vorstellen, wie nöthig eine Reise für meine Lebensgeister
u Herzensfibern ist. Gott hat alle meine Wünsche bisher erfüllt – also auch
diesen. Je mehr die Hofnung abnimmt, desto mehr wächst mein Glaube.
Viuit! viuit! schrieb Luther einmal an Tische u Wände – Bey Erwartung Ihres
Briefes hab ich gnug dran gedacht; und die Erhaltung deßelben war ein
rechtes Viuat! für mich. Nun Gott wolle Ihnen auch helfen Ihre fatale
Arbeiten überstehen Was Nichtsthuereygeschäfte sind u ihren tödlichen
Ueberdruß kenne ich; aber unser Fleisch, unser Fleisch hat diesen Pfahl nöthig, und
Gedult ist eine Heldentugend.
Mit meinen Scherflein hat es Zeit. Ich habe daran gezweifelt, daß Sie dort
würden gedruckt werden können, da man in Leipzig so schwierig gewesen in
Ansehung der hieroph. Briefe. Es wäre mir lieb, wenn sie in dem Meßkatalog
angemeldet würden; doch auch hieran ist nichts gelegen. Lichtenbergs Vorrede
zum Gött. Mag. u Cramers neue Erscheinung haben eben den Einfluß in
mich, den die Winke aus der Schweitz für Sie, das Praevenire zu spielen. Ich
habe nichts als eine einzige Abschrift übrig behalten, und mancherley Zusätze
gemacht, die ich nicht im stande bin durch das Gedächtnis wieder herzustellen
oder mir zu ergänzen. Mein spermologischer Styl erlaubt nicht mehr Feile
oder Correctur des Geschmacks. Bey dem allen wünschte ich mich aus der
Manier, die mir mehr scheint zur Natur geworden zu seyn, als sie es vielleicht
nicht ist, heraus arbeiten zu können.
Komm ich nicht zu spät; so wünschte ich auf dem griechischen Titulmotto ein
kleines Jotaι an statt eines großen I und
ana eines Prälaten
in der Note
ausgestrichen. Das ist alles, was ich mich besinnen kann.
Aus dem Dato Ihres letzten Briefes vergl. mit der Innschrift Ihres
Maranatha ersehe, daß die fahrende Post 20 Tage u folglich noch einmal
solange als die reitende geht.
Die alte Handschrift, welche in dem Catalogo der Hiesigen
Schloßbibliothek den Titul: Distinctiones in Apocalyp. führt, habe angesehen. Die
Aufschrift ist aber ein Irrthum. Es ist aber gar nicht von der Apocalypsi die
Rede sondern ein Tractat de VII. vitiis cardinalibus. Am Anfange aber steht
auf einigen Seiten eine Art von Erscheinung oder Vision, die ich nicht der
Mühe werth gehalten zu entziffern, zum Verdrus meiner Augen.
Von Kypke Catalog sind erst 3 Bogen fertig. Von seinen Handschriften ist
nichts als das durchschoßene N. T. und ein arabisches Dictionarium über die
Uebersetzung des N. T. Erstes bin ich bis zum 2ten Brief an die Korinther in
Vergleichung mit seinen Obseru. durchgegangen. Das meiste ist schon
gedruckt; und doch kann ich nicht begreifen warum er an
sehr wenigen Stellen
Vide impressa anführt; weil man wahrscheinlicher weise schließen sollte, daß
seine Obseruationes ein Auszug dieser Handschrift sind. Fast alle Noten sehen
nach folgendem Schlage aus
ad Rom. 1. 3. σπερμ. Xenoph. 162. Thuc. 124 Sophocl. 175.
— 9. Myth. 49. Dem. 370. Jos. 811. 840. 861. Plut. 106.
Selten so: als 1 Cor XV. 29. getauft werden i. e. viel Leiden ausstehen Videiudic. Liban. Achill. Tat. 13.
Demohngeachtet hab ich die vielleicht sehr vergebene Arbeit über mich
genommen alle Stellen die nicht in den Obseru. stehen, auszuziehen – vielleicht für
meinen Sohn, mit dem ich jetzt gottlob! schon zum dritten mal das N. T.
durchgehe, u den Anfang im Hebr. gemacht habe, worinn aber selbst wider ein
Schüler werden muß. Im lateinschen haben wir jetzt Ihren Horatz, mit
Endigung des 1. Buchs der Oden bin aber gesonnen Ouidii Metamorphos.vorzunehmen, der ewigen Mythologie wegen. In Ernesti Initiis haben wir eben
die Psychologie zu Ende gebracht, u die kleinen Werke des Suetonii, deßen
Vitas Imp. wir wills Gott nach den Feyertagen anfangen werden. Platons
Phädon lesen wir jetzt zum 2ten mal in Vergleichung der beyden deutschen
Uebersetzungen.
Den 27 –Gestern morgen thaten wir einen emauntischen Spatzierweg zusammen
nach der Roßgärtschen Kirche, um die alte Cons. Räthin Lindner im
Vorbeygehen zu besuchen. Ich habe sie vielleicht zum letzten mal gesehen; und es
schien ihr eine unverhofte Freude zu seyn.
Es thut mir weh u leid gnug, liebster bester Gevatter, daß ich Ihnen mit
nichts eine Freude machen kann. Dachens Gemälde hatte Ihnen zugedacht.
Man erhält nichts von der Wallenrodschen Bibliothek, (auf der ich noch in
meinem Leben nicht gewesen, und neulich im April gegangen bin, weil der alte
Christiani krank war) ohne Erlaubnis der hochadl. Familie; welche mir
Hippel zu verschaffen versprach. Es ist aber nichts draus geworden wie aus
mehr Kleinigkeiten, die meine Ruhe u Angelegenheiten betreffen u blos von
seinem guten Willen abhängen. Ich habe ihn lange, sehr lange nicht besucht
noch gesehen, kann mich aber länger nicht entziehen mich diese Woche widerals Client zu melden.
Walchs Schrift habe mit recht viel Antheil gelesen. Leßings Antwort
interessirt mich eben so sehr, wie Sie – und andere Wielands Oberon. Walch
muß entweder die Frage misverstanden, oder Leßing wichtigere Stellen
entgegenzusetzen haben. Die Untersuchung wird immer nützlich seyn – Vielleicht
ist ihre beyderseitige Arbeit Erndte für den dritten.
Ein Hauptgedanke ist mir in meinen Scherflein entfallen; nemlich
Orthographie nach dem Ohr ist eben das Steckenpferd was Theologie nach der
Vernunft. Philosophie ist Aussprache; Schrift ist Schrift. Beyde aber υποδειγματα,
σκιαι und αντιτυπα beßerer, wahrer und geistlicher Dinge. Beyde in
abstracto betrachtet sind zwey gerade Linien, die entweder ewig parallel laufen
oder sich einander durchschneiden und eben aus dem Punct ihrer Vereinigung
sich ins unendliche von einander entfernen müßen. Es ist ein Glück für mich,
daß ich die Spur dieser mit mir grau gewordenen Grille ganz verloren, sonst
hätte ich darüber gebrütet und wäre nicht fertig geworden, weil meine Theorie
über diese beyde locos communes noch nicht reif ist.
Entschuldigt hab ich mich bereits deswegen daß ich Ihnen die Mühe
zugemuthet die Herausgabe dieser Kleinigkeit zu besorgen; also bitte ich nur
alles zum Besten zu kehren. Ersatz, reichen Ersatz habe bereits an
zurückkommender Beyl. erhalten. Erfreuen Sie mich noch mit glücklicher
Vollendung des Abdrucks.
Kommt Hartknoch nicht; so weiß ich noch nicht, was aus Ihrem Pack
werden wird. Hartung wird sich kaum damit abgeben. Eins von Schellenberg
liegt auch in Leipzig. Wüst ich die addresse; so könnte ich es durch ein hiesiges
jüdisches Comptoir, Friedlaender, vielleicht am leichtesten erhalten.
Sagen Sie mir doch auch Ihre Meynung über Falk. Was ich man selbst
nicht
weiß
, ist das einzige Geheimnis, das man nicht sagen
kan
, wenn man
auch gerne wollte. Hier ist für mich eine Brücke ohne Lehne.
Eben jetzt erhalte von Me Hartknoch Schwester die gute Bothschaft, daß
zwar keine Briefe eingelaufen aber ein Fremder angekommen, der in
Gesellschaft gehen wollen aber nicht warten können und dem zu Folge er am Grünen
Donnerstag abgehen sollen, folgl. erst mit dem Ende dieser Woche hier
eintreffen kann. Gott gebe ihm eine gute Reise zu uns u zu Ihnen. Im Geist
werd ich ihn begleiten – so wie ich alle Morgen u Abend mit meinen Gedanken
bey Ihnen bin. Bey meiner gegenwärtigen Lage erhielten Sie nichts als ein
Gespenst, unvermögend zu
reden
und zu schreiben. Ich bin jetzt trüb vor
Gährung und innerlicher Arbeit, die erst überstanden seyn muß um ein alter
milder schmackhafter Wein zum Genuß der Freundschaft zu seyn.
Versichern Sie nochmals meiner liebens- und verehrungswürdigsten Frau
Gevatterin, daß Sie ein gut Werk gethan, den Herrn
General-Superintendenten trotz aller Seiner Nichtsthuereygeschäfte von Tag zu Tag gemahnt und
nicht ehe Ruhe gelaßen zu haben. Einer durstigen Seele kann ein Trunk kalt
Waßers nicht so wol thun als durch einen Brief aller der ängstlichen
Besorgniße wegen Ihrer Gesundheit, etwanigen Verdrußes und Misverständnißes
auf einmal entledigt zu seyn, die mich wie ein schwerer Stein gedrückt haben.
Dort Schnuppen, Catharr p hier Ausschläge u andere Kleinigkeiten. Mein
HausMutterchen hat sich auch heute legen müßen mit Frost u Hitze die ihr
lange in Gliedern gelegen haben. Pathchen ist auch ein paar Tage vermuthlich
an Zähnen und bey der Gelegenheit ganz unartig gewesen, aber nach einem
kleinen Schmackostern ein recht liebes Kind geworden. Hänschen verspricht
sich Ihrer gütigen Einladung würdig zu machen. Was ich für ein
wunderliches u schwaches Werkzeug von Vater bin, läßt sich gar nicht denken. Eine
wahre Glucke, der man Enteneyer untergelegt.
Nun will ich zu meinem Beichtvater Archid. Matthes gehen u den Abend
da zubringen. Er hat mich vor 8 Tagen eingeladen u ich bin lange nicht bey
ihm gewesen. Der neue Großkanzler wird hier erwartet u Minister von Gaudider sich einige Wochen unsers verfallnen Handels wegen aufgehalten, soll
morgen abgehen. Kypkes Nachfolger wird auch erwartet. Pleßing hat vor
meiner Bekantschaft eine Predigt mit 2 Dedicationen u eben so viel Anhängen
drucken laßen; seitdem eine weitläuftige Deductio über die Galora von
Venedig geliefert. Unser Umgang dörfte wol zu Ende seyn – sat prata biberunt.Unser alte Freund Kanter ist vom König in Schutz genommen gegen seine
muthwilligen Creditoren
u seine Zeitung ist gantz verwayst, daß man
heute sogar eine Recension aus der allgemeinen deutschen Bibliothek sans façonhat borgen müßen. Der Contract mit einem gewißen Hofger. R. Graun ist
zurück gegangen und Kanter lebt gantz für seine Mühle u sein Landgut. Mein
junger Freund Brahl hat sich zum Anfange dieses Jahrs müde getummelt auf
diesem Brachfelde oder Distel- u Dornenacker.
Nun ich bin zu Hause gekommen um Ihnen noch eine gute Nacht zu
wünschen. Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus und erfülle alle unsere besten
Wünsche. Mein klein Gesinde schläft und mein Hausmutterchen stöhnt vor
Hitze u Uebelkeit. Gott empfohlen au revoir, au revoir. Ich ersterbe Ihr treu
verpflichteter und ergebenster
Johann Georg Hamann.GeEhrteste Freundin
An meinem Erinnern und Bitten hat es eben so wenig als an dem
Versprechen meines Freundes gelegen, daß er noch nicht bey Ihnen gewesen.
Heute ist es mir ohnmöglich Ihren Wunsch anders zu erfüllen als in dem
Fall, daß er zu mir käme, woran ich aber sehr zweifele. Mein Sohn ist heute
zu Gast gebeten, und dieser Weg ist mir also auch abgeschnitten. Käm er bald
gnug nach Hause, doch ich bin von keinem Wort Herr.
Mein gestriges Geschäfte war so unangenehm, daß ich mit Verdruß nach
Hause eilte. War gestern um 7 Uhr in der neml. Angelegenheit und fest
entschloßen bey Ihnen anzusprechen, hatte auch schon Hänschen bestellt, im Fall
ich ein wenig später mich aufhalten sollte, mich abzuholen. Ich schämte mich
aber aus der Bier u Mördergrube bey Ihnen anzusprechen. Was ich also
imstande zu thun, soll geschehen; Selbst ausgehen kann ich nicht. Ungeachtet
ich trotz dem lieben Calvin an ein vorherbestimmtes Schicksal glaube, und
heute in keiner Kirche gewesen bin, sing ich mit meinem alten Martin über dem
Sopha Vivat – und bin gleich im Begrif eine Neige Wein auch auf Ihren
Antheil und zufälligen Einfluß auszuleeren. So muß man die Ostern feyern
und des Lebens Bitterkeit vertreiben.
Johann Georg HamannOstermittag beym Kälberbraten von12 ℔ bitte sich aber gegen die Policeynichts merken zu laßen.Adresse mit Mundlackrest:Pour / Madame Courtan / née ToussaintHerzlich geliebtester Freund
Der Vater ist noch bettlägericht; und also komt der Sohn, Ihr künftiger
Lehrling in spe, sich für das Handgeld zu bedanken, welches ich in Depotbehalte, mit der Bedingung, daß wenn die Sache durch Ihren Willen
zurückgeht, Valuta auf meine Schuldregister zu stehen komme, im
entgegengesetzten Fall es mir aber zu meiner Schande anheim fällt. Unterdeßen wollen
wir, jeder von seiner Seite, das Beste thun, wie ehrliche Leute unser Wort zu
halten, zu Seiner Zeit.
Sie können sich gar nicht vorstellen, liebster Hartknoch, in was für
angenehme Träumereyen und Phantasieen mich dies Ding, dem ich keinen rechten
Namen zu geben weiß, gesetzt hat. Es sind freylich nichts als Seifblasen;
unterdeßen hat ein krankes Kind seine Freude daran, und Freude ist doch eine
Realität, und die menschlichste, die ich Gottlob! am meisten in meinem Hause,
und was noch sonderbarer, im Heiligtum deßelben, auf meinem Lager –
genießen kann.
Gott gebe Ihnen und Ihrer liebsten Hälfte, Gesundheit, gute Wege, gute
Gesellschaft und Herbergen zu Hin- und Rückreise – und einen recht
erwünschten Wonne- und Ruhepunct zu Weimar. Ich umarme Sie und begleite Sie in
Gedanken bis zum glücklichen Widersehen, als Ihr verpflichtester und
ergebenster Freund
Johann Georg Hamann.den 4 April 780.Sollten Sie noch vor dem Abdruck meiner Scherflein anlangen: so wünschte
ich in vsum Delphini verwandelt zu sehen in Delphinorum. Doch dies sind
somnia aegri.Kgsb den 12 April 780.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Den letzten März hatte mir am linken Fuß Ader gelaßen, als mich unser
alte liebe Hartknoch besuchte. Noch denselben Abend meldete sich ein
Flußfieber, das die Natur von selbst durch die Transpiration fortzuschaffen schien.
Heute Gestern vor acht Tagen nahm mir die Binde ab, weil sie mir abfallen
wollte, u merkte eine Spannung, die den andern Tag in einen ganz neuen u
empfindl. Schmerz übergieng in dem großen linken Zeh, und von da bald in
den rechten. Drey Tage habe mit diesem Anfall von Zipperlein zu schaffen
gehabt. Sonntags war alles erträglich und heute bin Gottlob! zum ersten mal
von meinem Lager förmlich aufgestanden, am Geburtstage meiner ältesten
Tochter, die Gottlob! ihr 9tes Jahr antritt.
Schickte noch meinen Sohn den 4 huj. des Morgens mit einem Billet an
Freund Hartknoch; das ich auf dem Bette geschrieben hatte, erhielt es aber
wieder zurück mit der Nachricht daß er den Nachmittag vorher schon abgereist.
Ich hoffe also, daß seine Gegenwart meinem podagrischen Briefe zuvor
kommen wird. Ich hab ihm meinen Sohn zum Buchhändler verkauft, und diese
Idee ist für mich ein wahrer Zeitvertreib gewesen, weil meine somnia aegrisich alle darauf bezogen, welches mir die Zeit sehr angenehm verkürzt und in
einem wohlthätigen Schweiß erhalten, weil meine Gedanken immer von Riga
nach Kgsberg hin u zurück liefen und gar schon im Geist meinen jungen
Buchhändler auf seiner ersten Leipziger Meße begleiteten. Unsere Marschroute
können Sie sich leicht vorstellen.
Den 24 –Denke mit dem Ende dieser Woche auszugehen und Kreutzfeld wird den
Kypkeschen Catalog befördern, daher ich diesen Brief als Beyl. fertig halten
will. Bin Gottlob! von Schmerzen ganz befreyt, noch etwas weniges von
Geschwulst im linken Zeh. Die Auction wird glaub ich zu Anfang des Jun.angesetzt seyn. Josephus u Hesychii Lexicon möchten die einzigen Bücher
seyn, welche ich mir wünschte. Den ersten als einen Gesellen des Philo u den
zweyten zu meinem Pollux u wegen des Worts Κογξομπαξ. Vom Josepho ist
des Fabricii Ausgabe, die ich bereits bey Ihrem Maran Atha gebraucht, der
mein anderes Labsal bey meinem Flußfieber gewesen ist u den ich zum dritten
mal coll’amore gelesen habe und tiefer in die Oeconomie ihres Plans
geguckt, deßen lucidus ordo cum facundia mich wegen meiner Zweifel mehr
beruhigt. Ich nehme daher einen Theil meiner Anmerkungen zurück, weil ich
Sie und Ihren Sinn gegenwärtig beßer zu verstehen glaube. Er ist noch immer
mein Kopfküßen; bisher habe noch nichts von Recensionen gesehen
ohngeachtet meiner ungedultigen Neugierden darnach.
Am Sonntag Jubilate verfiel ich durch einen eigenen nexum idearum auf
den Einfall Luthers Schriften zu lesen u bin heute mit dem 1. Theil der
Jenaischen deutschen Ausgabe fertig geworden, die ich leider incomplet besitze. Ich
habe mich wie ein Schwamm daran voll gesogen, denke nicht nur
fortzufahren sondern auch die Walchsche Ausgabe hier zum Gebrauch aufzutreiben.
Sind wir nicht wider auf eben den Fleck, von dem er ausgegangen?
Ich muß Ihnen eine einfältige Frage thun. Auf dem Wormser Reichstag
war auch ein
Bothschafter des Königs von Melice
– Ich schäme mich selbst
meiner Unwißenheit, diesen König nicht herausbringen zu können. In der
Angst frug ich gestern einen geschickten Schulmann der mich besuchte, aber
mir auch keinen Bescheid zu geben wuste.
Mein Sohn fand auch neulich ein Wort, das 3 mal in einem
Anschlagzeddel des Luthers vorkam u welches weder ich noch Kreutzfeld herausbringen
konnten. SpectHuren, SpectStudenten, der Churfürst würde seinen
Spect
und
Fischerey
wol rein zu halten wißen.
Außer dem Intermezzo des Luthers hab ich mit meinem Sohn sehr fleißig
seyn können. Das erste Buch der Horazischen Oden zu Ende gebracht; aber
wegen der ewigen Anspielungen auf mythologische Namen OuidiiMetamorphoses vorgenommen; u durch einen Zufall des Gesneri Ihsagoge nun erst
kennen gelernt nach Niclas Ausgabe mit seinen Vorlesungen, die ich mit ihm
durchpeitsche – und deshalb Ernesti Initia ausgesetzt habe, wo wir in der
Ontologie stehen geblieben. Wie ich beym Widerausgehen alles werde mit ihm
bestreiten können, weiß der liebe Gott. Wir werden uns vielleicht beyde freuen,
einander loß zu werden.
Nun liebster Herder! ich kann nicht schreiben – vor Armuth des Geistes.
Nun Hartknoch wird mich mit guten Nachrichten von Ihnen u Ihrem ganzen
Hause beseeligen – auch wird sein Sohn mit Füeßli durchgehen, daß ich mir
also allerhand wider die lange Weile und zum Genuß des funfzigsten
Sommers in meinem Leben versprechen kann. Gestern brachten mir Juden die
Schrift, welche Leßing zum Druck befördert über die Erziehung des menschl.
Geschlechts. Ich habe selbige blos ansehen können. Wißen Sie den Verf.
nicht? Einst summusφφus; nun summus Paedagogus. Nichts als
Ideenwanderung in neue Formeln u Wörter. Kein
Schiblemini
, kein rechter
Reformationsgeist, keine Empfängnis, die ein Magnificat verdiente.
Im
Grund u Ursache aller Articul die in der Bulle verdammt
freut
ich mich, ungefehr wie Luther über das Fiat gedacht zu haben. „Dieses Leben
ist nicht ein Frömkeit, sonder ein Frum
werden
, nicht ein Gesundheit,
sondern ein Gesund
werden
, nicht ein Wesen, sondern ein
Werden
– Wir sinds
noch nicht, wir
werdens
aber. Es ist noch nicht gethan und geschehen, es ist
aber im gang u schwang – es glüht und glinzt noch nicht alles, es fegt sich
aber alles.“
Nun ich hoffe, daß Ihnen
Censur u Abdruck
der beyden Bogen keinen
Verdrus gemacht haben wird – und daß Hartknoch vielleicht auch Ueberbringer
seyn wird.
Hab ich Ihnen schon einen kleinen Schreibfehler in einer Zahl bemerkt
p. 86. Ihres M. Atha, wo statt 1400 die zu Joppe umgekommen 8400, oder
haben Sie es Selbst in meinem Exemplar corrigirt? Nichts hat mir so sehr
aufgefallen als daß Josephus den Simon Gorionides ausdrückl. mit
Heuschrecken vergleicht, u mich hat gewundert, daß sie nicht diese Stelle statt des
τεταρτον κακον angeführt.
Wie gern wünschte ich, daß Sie an die Fortsetzung u
Vollendung
Ihrer
Urkunde dächten, wär es auch nur nach verjüngtem Maasstabe.
Mendelssohns Genesis soll unterwegs seyn. Mein zufälliger Verkehr mit seinen
Landesleuten scheint zuzunehmen,
meiner Glaubensbrüder
wird immer weniger;
dafür einige junge Officire – und so leb ich in einem stetigen Wirbel von Grillen
und äußerl. Umständen, die mich fortreißen, zerstreuen und verhindern zu
einem Plan zu gelangen und demselben treu zu bleiben. Bey der grösten
Muße, kein Herr von meiner Zeit. Anlagen ohne Zweck, ohne Ziel, ohne Kraft,
ohne rechte Bestimmung.
Meine Lagergeldeinnahme ist wegen des schwindsüchtigen, in letzten Zügen
liegenden Handels so mager geworden, daß selbige kaum mein Gehalt
beträgt und betragen wird am Ende des May, wo sich unser Finanzjahr schließt.
Außer dem heiml. Verdruß darüber hab ich die Besorgnis entweder mein
Gehalt geschmälert oder mich mit neuen Plackereyen einmal beladen zu sehen;
denn daß meine Muße ein Dorn in anderer Augen ist, läßt sich leicht erachten.
Und so leb ich immer in Furcht vor andern, und vielleicht andere vor mir.
Kurz ich traue weder Dingen noch meinem Urtheil mehr, weil ich alles für
Phänomene und Meteoren meiner Hypochondrie ansehe.
Unsers Ministers deutsche u französische Schrift über die Qvinteßenz aller
europäischen Monarchien habe fleißig studiert. Aber, wie Falk sagt, haben die
Gräber der Vorfahren
kein Feuer für mich, sondern sind Staub u Asche.
Wie überzeugt unsre zeitige Politik von ihrer Unsterblichkeit ist! Die neuen
macedonischen Monarchien paroissent devoir durer avec le monde present,weißagt der Verfaßer an zwey Stellen.
Neulich ist eine Commission hier gewesen, den Verfall des Handels zu
untersuchen. Der Minister hat wacker debattirt u protocollirt zum Erstaunen
der Kaufleute, in einem Othem von 8–2 Uhr Nachm. unterdeßen unser alte
OberPräsident sanft geschlummert. Bisher ist noch nichts erfolgt u was
kann man erwarten als neue molimina der güldnen Ader statt der Cur. Also
Schlafen ist das beste Theil bey gegenwärtiger Lage, u beßer denn Spuken.
Das Klügste wird wol seyn meinen gichtbrüchigen Brief zu schließen. Von
wem sind doch die Briefe eines Frauenzimmers aus dem 15 Saec. Sie haben
mir eine angenehme Stunde auf dem Bette gemacht u musten aus Danzig
verschrieben werden. St. Affrenstag ist mir auch unbekant geblieben. Nach den
3 Bogen des Catalogs, die ich bisher nur gesehen, dörfte kaum etwas für Sie
seyn. Allenfalls bitte mir Ihre Aufträge bey Zeiten aus. Ohngeachtet ich
weder eine Auction abwarte noch warten kann: so wird doch Prof. so gut
seyn u darauf in Ihrem u eignemmeinem Namen darauf wachen.
Vielleicht ist etwas unter den Rabbinen, deren Verzeichnis ich noch nicht gelesen, –
das beste hat der seel. Mann schon vor vielen Jahren verkauft zu seinem
Bau.
Nun Gott bescheere uns bald den ehrl. Hartknoch her, nach dem ich schmachte.
Ihr Gesangbuch nicht zu vergeßen. Ich schäm mich vor meinem Pathchen –
unterdeßen tröst ich mich damit noch ein alter Mann zu werden und mich vor
meinem Ende zu beßern. Tausend Seegen über Sie, Ehr und LiebwürdigsterGevatter, und über den fruchtbaren Weinstock um Dein Haus herum und
über die Oelzweige um Deinen Tisch! Amen!
Uebermorgen den 27 denk ich wieder auf meine Loge zu gehen; u morgen
an Assmus zu schreiben, dem ich seit dem 26 Jänner eine Antwort schuldig
bin – Schweig ich länger, wie gewöhnlich: so liegt die Schuld nicht an meinem
guten Willen. Meine Schildwache geht von Morgen 7 bis Mittag; von 2 bis
6 des Abends im Sommer. Im Ab- und Zu-gehen eine Lection im N. T. im
Ouidio, im Sueton, im Plato, in Gesner oder Ernesti im Hebräischen. Selten
ein Tag, wie heute, ohne allen Zuspruch, wenn es auch Israeliten, Samariter
und Crethi und Plethi sind. Bleiben noch die Sonntage zu geheimen
Conferenzen mit dem
Schiblemini
übrig, mit dem ich diesen Sommer über
fortzufahren denke.
Gottlob! mein klein Gesindel befindt sich nach Wunsch, Lehnchen
ausgenommen, die einen häßl. Ausschlag auf dem Leibe u am Gesichte hat.
Marianchen schilt alles
tumm
, was ihr nicht nach dem Sinn ist. Sie scheint es nicht so
böse zu meynen, sondern braucht den Ton nur als ein Flickwort, dergl. der
Vater hat, wenn er nichts rechts zu sagen weißUm kein Blatt vor dem Munde zu nehmen, wißen Sie, was mich so tumm
und stumm macht an Sie zu schreiben, alter lieber Freund! Daß ich für die
hundert Freuden
, die Sie nicht ermüden mir zu machen, mich nicht auf die
kleinste Gegenfreude besinnen kann – Meine Empfindlichkeit bringt mich noch
um all mein Gefühl, und mein tummer Stoltz zieht selbst Niederträchtigkeit
der Eitelkeit vor. Nun gute Nacht zum Lebewohl von Ihrem
Johann Georg HamannDen 25 April 80.Dom. Rogate30. AprilHabe den
ganzen
Catalog erst vor ein paar Tagen zu sehen bekommen mit
der Nachricht, daß morgen die Exemplaria abgehen sollen. Bin angezeigter
maaßen zum ersten mal ausgegangen aber nicht weiter als die paar Schritt
nach meiner Loge. Habe mancherley Unruhen gehabt, unter andern daß mein
Haus von außen abgeputzt worden. Gestern durch Lauson einen Gruß vom
Patron des jungen Berens mit der betrübten Nachricht, daß er ihn morgen
nach Hause schicken müste, weil er mit lauter Selbstmord umgienge. Ich
beklage den armen Vater Karl – Nunmehr wird man leider! von beyden
Theilen, neml. hier u dort, zu spät einsehen, daß ich es damals gut gemeint, da
ich auf schleunige Rückreise drung. Jetzt
muß
es doch geschehen, was damals
mit beßerer
Art
u
Wirkung
hätte zu
rechter Zeit
gethan werden können. Ich
kenne dergl. Patienten aus trauriger Selbsterfahrung, wie Sie wißen.
Gestern habe zum ersten mal das allergerechteste
Breve
vom 14 huj.gelesen, und kann mich gar nicht satt lesen. Ist heute leider meine Metten
gewesen. Die rauhe Witterung erlaubt mir nicht auszugehen. Meine autorl.
Eingeweide sind bey dieser Gelegenheit in Wallung gerathen das Schicksal
meiner jüngsten unzeitigen Geburt bald entschieden zu sehen, wegen der
vielen Anspielungen auf dies neue africanische Ebentheuer.
Mendelssohn Genesis ist wohl Hebräisch aber noch nicht deutsch hier. Diese
Woche kommt auch wol der Meßcatalog an. Mein gewesener Widersacher D.
Laubmeier hat mich diese Woche besucht von Penzels wegen. Sollte
Hartknoch durch Jeschnitz gehen; so wünschte ich daß er den Vater u noch mehr
seine Schwester, die jüngste, kennen lernte. Ich habe einen Brief von ihr indepot, der ein Meisterstück ist. Der Bruder machte einen Abgott aus ihr. Ich
habe ihm gänzl. entsagt. Pleßing hat ein hartes Lager hier gehabt u kam gestern
wie ein schwarzgelbes Gespenst morbi regii um Abschied zu nehmen nach
Graudentz zur Cur, die mir sehr mißlich scheint. Seine Krankheit hat sein
blödes Gesicht ganz unbrauchbar zum Lesen gemacht. Er hat ohn Gesellschaft
auch leben müßen. Ein wenig Bekanntschaft hat er mir noch zu danken.
Natürliches Mitleiden ausgenommen, sind wir übrigens vermuthlich geschiedene
Leute. Sein Geschmack ist cavalierement u meiner servilement zu leben.
Jenes ist Knechtschaft u dies Freyheit für mich.
Nun der heilige Schiblemini helf Ihnen, bester Herder! und mir. Ich
glaube daß ist der siebente Brief, den ich Ihnen in diesem Jahre geschrieben, und
keiner der Rede werth. Erhalten Sie mir Ihre Freundschaft – Der andere
Brief von Ihnen wird eben so zu rechter Zeit kommen als der erste und
meine
Freude vollkommen
machen. Meiner verehrungswürdigsten Gevatterin
und Paracletae die herzlichste Empfehlung!!! Gott seegne Sie und alle die
Ihrigen, ist mein tägliches Gebet und Wünschen, und alles übrige Seiner
väterlichen Vorsorge und Regierung anheim gestellt. Ich ersterbe Ihr alter.
Um Hartknoch wenigstens nicht ganz stumm u. Wortlos sein Pack abgeben
zu laßen, sende ich ihm diesen Brief nach: so lange er hier war, wars mir, zu
schreiben nicht möglich. Ich hatte meinen Stoß KirchenRechnungen eben
geendet u. war mit zehn andern Zerstreuungen umgeben.
Ihre Scherflein, lieber H., sind bis auf 2. herumgeschickt u. besorgt, diese
sollen auch besorgt werden. Hier sind sie mit großer Zustimmung gelesen oder
vielmehr angestaunt worden: denn selten werden Sie einen Leser haben, der
Sie ganz u. eigentlich lieset. Der Statthalter, der Sie sehr lieb hat, hat eigen
dafür gedankt. Schreiben Sie doch einmal wenn Sie Lust haben an ihn: er
macht aus Titulatur u. dgl. nichts u. das Wort Excellenz ist ja das kürzeste
u. Zwangloseste, womit man jemand nennen kann. Auf die Ueberschrift setzen
Sie blos, wenn Sie deutsch schreiben, „an des HErn. Statthalters, Freiherrn
von Dalberg Excellenz in Erfurt,“ so schreibe ich kurz u. gut u. mache ihm im
Briefe weiter keine Anrede, die Excell. ausgenommen. Sonst ist er Chur
Mainzischer Geheim. R. u. Domherr von Mainz, Worms u. Würzburg – was sich
aber alles in jene Titel verliert. – Ob das Schriftchen auf Klopst. einen
Eindruck machen wird? Darauf bin ich begierig. Ich glaube aber nicht: er ist ein
übersatter, in seinen Selbstruhm u. Dünkel verschrumpfter Philipp Zesen.
Wiel. schickt Ihnen seinen Oberon durch Hartknoch: Georgi, das Gesangbuch,
die Bußzettel u Händels Meßias sind von mir in seiner Hand. Ich war so
arm, daß ich nichts weiter zu geben wußte, u. vergaß sogar, daß ich Ihnen
Diderots Essai sur la Vie de Seneque zugedacht hatte. – Also muß es auf ein
andermal oder etwa was beßers statt seiner warten. Das Jahr 1780. ist für
mich überhaupt arm oder vielmehr noch ärger als das –
beraubend
.
Wenigstens bilde ichs mir so ein.
Von Neuigkeiten kann ich Ihnen nichts schreiben, ob ich gleich eine Anzahl
durchlaufen habe. Es ist von Gotha aus durch den Prinz. August ein
unvollendetes Diderotsches Mscr. in meiner Hand:Jaques le Fataliste. Wenn ichs
angesehen, will ich Ihnen davon etwas melden. – Halten Sie Leßings
Erzieh. des Menschen von ihm selbst? Und was sagen Sie zu Abbts 2. neuen
Theilen, wo auch Sie abermals paradieren? Mir ist Einiges davon
intereßanter als manches vorhergehende gewesen; indeßen ists dünkts mir
immer klein u. elend, nun, nach des Graf. v. Schaumb. Tode, die Briefe hinter
herzustoppeln, die sie voraus abgekürzt herausgaben – blos des leidigen
Gewinns wegen. Der Buchh. Nikkel ist ein wahrer Nabal an Geize. – – Melden
Sie mir doch, wenn Ihnen was in die Hände fällt, was auch mich intereßirt.
Was meinen Sie? Semmler, höre ich eben, ist in Jena, um auch hieher zu
kommen u. wie das Gerücht geht, um eine Stelle zu betteln. Die feigste
Weiberseele auf der Erde! Er hat sich hier an einen Menschen adreßirt, der von Kopf
zu Fuß, durch Unwißenheit gestält, sein ärgster Feind ist. Die Schlechtheit
geht doch bis zur Verachtung. Den Krieg, den ihm Basedow macht, werden
Sie schon kennen. Satanas satanam rodit – u. das Geschreib über die Rel.
wird so eckel, daß man den Namen nicht hören möchte. Leben Sie wohl, lieber
Alter. Sie sehen meine Trockenheit u. Dürre. Erfreuen Sie mich bald mit
einem Ihrer belebenden Briefe.
Herder.Viele u. die beste, zärtlichste Empfehlung von meiner Frauen. Von unserm
Zustande laßen Sie sich Hartknoch mündlich sagen. Wir sind wohl u. die
Unsern auch. Es ist mir lieb, daß ich Hartkn., so viel beßer inan m seiner
Gesundheit gesehn habe, und daß wir seine Frau kennen gelernt. Sie ist ein feines,sehr bestimmtes u. liebliches Geschöpf u. wir haben sie beide recht lieb. Ich
wollte, daß auch Sie Herz zu ihr bekämen. – adieu, adieu, remember me.Adresse:Herrn / Herrn J. G.
Hamann
/ in /
Königsberg
Vermerk von Hamann:Durch HE. Hartknoch erhalten den 31 May 780.
Geantw. den 11 Junii Dom. III. p. Trin.Nun, lieber H., Sie vergelten Gleiches mit Gleichem u. haben mir jetzt auf
Brief über Brief nicht geantwortet. Sie haben doch einen Br. über die Post
mit 1. Ex. Ihresr Scherflein u. nachher durch Hartkn. einen andern mit den
übr. Ex. u. einem Pack Allerlei empfangen? Ich freue mich auf einen Br. von
Ihnen wie auf eine wiederkehrende Frühlingssonne: denn jetzt ist, nach einer
große Hitze vor 8. Tagen, sehr, sehr kalt.
Gestern bekam ich von Formei einen Br., darinn er mir zur papauté meiner
triple couronne Glückwünscht u. anzeigt, daß ich den Preis der Frage: über
den wechselseitigen Einfl. der Wiß. u. der Regierung erhalten. Sie wißen, ich
war nach dem 3. Kranz lüstern, und ich habe meinem 4. Sohn Adelbert, als dem
1780. an meinem Geburtst. gebohrnen, die Münze feierlich zuerkannt. Mir
kommt der kleine Stern nicht zur Unzeit u. wir gingen, ich u. meine Frau, die
aber diesmal nichts gethan als vorgelesen, nicht abgeschrieben hat, gleich nach
Empfang des Briefes, in die freie Luft, dem Gott der Wolken u. des Windes
mit einem freien Athemzuge zu danken. Ich weiß, Sie nehmen auch Antheil,
lieber Gev., an dieser Kinderei: im Grunde ists mit dem Literaturwesen doch
nichts als Kindheit.
Hier reist Alles. Der Herzog ist mit der Herzogin in Deßau. Göthe in
Gotha: Knebel, der beim Prinzen ist, geht in die Schweiz: Seckendorf ist eben
aus Franken zurückgekommen: eine andre Partie geht übermorgen hin. Nur
ich muß wie ein stipes in terra stehn bleiben. Sobald es warm ist u.
Adelbert die Mutterbrust verlohren, wollen wir also, ich, Mutter u. Gottfried nach
Illmenau, eine sehr angenehme Stadt im Thüringerwalde. Da will ich
wenigstens den Pyrmonter zuerst entsiegeln, u. auf den Bergen des hohen Walds
einige Ruhe atmen – – Apropos der Berge. Ist die Weißagung des
Zellerfelder Propheten, daß ein großer Theil von Deutschland vom Gotthard den
Rhein hinab bis nach Wezlar durch Erdbeben u. Sinken untergehen u. gegen
8000. Ortschaften groß u. klein Schaden nehmen sollten, bis zu Ihnen
gedrungen? Sie ist Physisch (nach einer sehr eignen Physik) u. Kabbalistisch aus
dem Buch Chevilah, das er für die älteste Hieroglyphenschrift hält, abgefaßt
u. ich habe sie, wie sie ist, abschreiben laßen, um Ssie Ihnen zum Spaß zu
schicken. Da hat aber meine Fr. sie an Knebel gegeben, der sie mitgenommen
haben muß u. Sie müßen also warten, bis er sie wiederschickt. Sie könnens
auch: denn Sie wohnen ja nicht in der Senke, sondern wie dem Magus
gebührt, gen Mitternacht am Ufer des Meers. Es soll ein stiller, bescheidner
Mann seyn, u. hat diese Erklärung, (die mit dem Erdbeben des Febr. gerade in
den Tagen u. dem Strich nach, den er angegeben, im kleinen Vorspiel
eingetroffen) an die 2. Regier. zu Braunschw. u. Hannover, Decemb. vorigen Jahrs
gesandt u. sich zum Eide seiner Ueberzeugung davon, erboten. Vielleicht
erfährt man noch ein mehreres – –
In Kypkens Catal. ist sogar viel nicht für mich, u. da es soweit ist, mags gar
bleiben. Man hat u. schafft sich des Papierzeugs doch schon satt u. zu viel.
Ist Dieterich schon dort, sein Nachfolger? – – Was macht Kant? bekommt
man weiter nichts von ihm zu lesen?
Haben Sie die
Denkwürdigkeiten
des d’Augbigne an seine Kinder
gelesen? Ich habe das Buch nie nennen gehört u. da erscheints übersetzt, eine
sonderbare, merkwürdige Schrift eines sonderbaren, meraußerordentlichen
Mannes. Sie ist jetzt unsre Abendlekture u. wenn ich sie durch bin, will ich doch
an Mornay’s Leben auch von ihm selbst geschrieben, gehen. Was sagen Sie zu
den freienmüthigen Betrachtungen übers Christenthum? Wißen Sie nicht,
wer der Verf. seyn mag, doch nicht Starke?
Schreiben Sie doch etwas von Harktknoch. Mir hat er sonderbar verwelkt
u. verschrumpft geschienen an Leib u. Seele: mich dünkt, – wie hier ein
Collega Spiritualis vomn des andern Fähigkeit Neujahrspredigten halten zu
können gesagt hat – er läuft auf den letzten Stumpfen. – Gott befohlen,
lieber H., schreiben Sie doch bald u. verzeihen Sie die Leerheit u. Eile meines
Briefes. Ich wollte, wo die Götter es so wollen, der Zeitungsfama
zuvorkommen u. Ihnen meinen Sieg selbst melden. Adieu, adieu, tausend Grüße u.
Liebesagereien von Ihrer Gevatterin u. GevatterH.Adresse:Herrn / Herrn J. G.
Hamann
/ Aufseher des Königl. Packhauses / zu /
Königsberg
/
in Preußen
. /
fr. Berl.
Vermerk von Hamann:Erhalten Dom. V. p Trin. 780. 25 Jun.
geantw. eod. et 26 Jun.Dom. III. p Tr. den 11 Jun. 80.Herzlich geliebtester Gevatter Landsmann und Freund,
Der erste Tag im Monath May war für mich sehr glücklich. Erstlich eine
herrliche Witterung, die heiterste, mildeste Luft, nach dem Eßen ein herrlich
Gewitter, und des Abends der schönste Regenbogen. Zweytens war der
MeßCatalog angekommen und der Oberon, die ich alle beyde verschlung, und
besonders in Ansehung des letztern meine Erwartung so übertroffen fand, daß
ich mir selbigen recht wünschte. Der
letzte
May war in Ansehung der
Witterung dem ersten ganz ähnlich, den einzigen Regenbogen ausgenommen. Des
Morgens kamen die Schellenbergsche Kupfer an nebst einem gantz
unerwarteten Briefe u Geschenke von Joh. Casp. Häfeli. Ich hatte immer Lüsternheit
gehabt nach den Predigten u Predigtfragmenten, aber keine Gelegenheit
selbige zu stillen. Der noch fehlende Regenbogen wurde aber durch die Ankunft
des guten Hartknochs ersetzt in seinem bunten Sommerrock und Ihren und
Seinen Gaben mannigfalt, worunter auch ein Oberon war, der als ein
Donum Auctoris mir doppelt willkommen seyn muste. Und so war mir der
letzte Tag im Monath May der glücklichste von allen.
Aber der
erste Junius
, an dem ich mir zwar Urlaub genommen hatte von
allen Berufsarbeiten, war gar kein Feyertag für mich, sondern ich habe mich
müde u matt geschleppt von des Morgens früh bis auf den späten Abend mit
den Schellenbergschen Kupfern – und kurz vor der Mahlzeit schwer geärgert
über einen Brief aus Hamburg, der mir 34 gl. Porto kostete u in einem
gedruckten Kaufmannsbriefe nebst einem gedruckten Catalogo seines
Waarenlagers bestand. Vielleicht wird Ihnen Fr. Aug. Kühtze eben so par renomméebekannt seyn, wie mein Nahme diesem paradoxen Correspondenten das
Unglück gehabt ruchtbar zu werden. Ich bin seit vorigen Donnerstag mit dem
currenten Monath völlig ausgesöhnt, und wünsche daß der
letzte Tag
deßelben den ersten übertreffen und mit meinem letzten May correspondiren möge.
Laval hatte aus Berl. die Nachricht von Ihrer Krönung hieher gemeldet um
Hartknoch an dieser Freude Theil nehmen zu laßen; ich hätte sie also einen
Tag früher erfahren können, als ich es wirklich erfuhr. Optatis meis
respondeat FORTVNA, laß ich gestern in Cicero u dachte an Sie, und wünsche, daß
das
arme
1780 Jahr wol gerathen möge. Amen!
Auf Hartknoch hatte ich mich wie ein Kind gefreut, und war so voller
Fragen die ich bey seiner Ankunft alle vergeßen hatte, daß ich immer wie ein
Suchender, der nicht weiß was? noch wo? in Verlegenheit war, so bald ich ihn
sahe. Er hat mich fleißig u treulich besucht seit seines Hierseyns vom letzten
May bis zum 5ten Junius, wo ich zum zweyten mal von ihm Abschied nahm
u zum letzten mal gesehen. Gott gebe, daß es künftig Jahr wider geschehe und
alle pia desideria erfüllt werden mögen. Von Ihnen und Ihrem ganzen Hause
hat er mir lauter erwünschte Zeitungen mitgebracht, und meinen Hunger
geschärft ein Augenzeuge Ihrer häusl. Glückseeligkeit, vor meiner
Friedensfahrt, zu werden. Mein Eckel vor allem
Thun
und
Leiden
des Seculi nimmt zu.
Bin morgen entschloßen mit einer Reformation meines Stomachi durch eine
kleine Dosin Tartari emetici u Aqua comm. den Anfang zu machen zu einer
förml. Biermolkencur.
Hartkn. hat mir von dem Hallelujah in der einen Arie des Meßias einen
Begriff gemacht. Wenn die Intimation zum Bußtage vom 6 Xbr. 76 die
erste
ist von Ihrer Gen. Superintendentur: so fehlt noch zur vollständigen
Samml. der Winterbußtag von 77. ⸂Der Sommerbußtag ist in duplogekommen; davon ich das eine Exemplar dem Lauson zum Depot in seiner
öffentl. Bibliothek geben werde, wohin auch Ihre ihm
versprochene
Volkslieder
gehören. Er hat mich dran erinnert, und ich melde es
Ihrent wegen
.⸃Ihr Gesangbuch habe noch den ersten Abend durchgeblättert, finde aber nicht
die in der Hahnschen Postill angeführten Gesänge. Das köstl. Alphabetumhabe angefangen, aber noch kein recht Herz noch Zeit fortzufahren. Bin jetzt
im sechsten Theil der Lutherschen Werke meiner leider! im dritten Theil
defecten Jener Ausgabe. Die Walchsche habe Hofnung hier zum Durchlesen
zu bekommen. Hierinn besteht jetzt mein
einziges
Tagewerk.
Den 19 May überraschte mich Ihr erster Brief nebst meinen Scherflein.
Ich zähle diese Hebammenhülfe mit zu Ihren Donis um mich für alle auf
einmal zu bedanken. Alles nach Wunsch. Die Dyadik erstreckt sich bis auf zwey
kleine Druckfehler W. R. J. V. R. W. S. 22. unnahrhaften S. 29.
Fractionen, statt Fictionen. Mein gelehrter Pinsel ist wol an beyden Schuld, um
keinen Zankapfel zwischen Mann u Frau, und Frau und Mann Preis zu
geben, die so beyde einig sind und so innig mich zu lieben, als Ihr eigen
Fleisch u Blut. – Erfreuen Sie doch Ihre arme Schwester mit einer Antwort.
Die Frau Pf. Skubich ist vorige Woche hier gewesen und hat mir von Ihrem
Kummer über Ihr bisheriges Stillschweigen u der vermehrten Auflage ihres
Leidens Hiobsposten gebracht. Ihrem Mann geht es nach dem alten
Sprichwort ὑς λουσαμενη εις κυλισμα βορβορου.
Unter meinen Subscribenten zu den Schellenb. Kupfern war auch der
Pfarrer Fischer im großen Hospital, der mich bey der Gelegenheit besuchte
u sich nach Ihnen erkundigte, als eines alten genauen Freundes. Ich kann mich
aber nicht besinnen daß er mit Ihnen öfters in Gesellschaft bey mir gewesen,
wie er mir versicherte. Er trug mir auf Sie seiner zu erinnernVon Prof. Kreutzfeld werd ich immer mehr u mehr geschieden. Sein
schwindsüchtiger Gesundheitszustand erlaubt ihn zum Theil nicht, wie sonst mich zu
besuchen. Erst gestern hab ich gehört, daß er nicht selbst eine Zeile zum
Kypkeschen Catalog beygelegt. Er hat sich die Arbeit ganz abgewelzttzt, u scheint sich
mehr mit der Kgl. Bibliothek zu beschäftigen. Ich verlier mehr einen furem
temporis als einen amicum an ihm. Brahl ist verliebt und ich werde bald mit
meinem Umgang auf Hänschen Michel eingeschränkt seyn, mit dem ich diesen
Monath die Odyßee angefangen habe, so sehr ich selbst einen gr. Sprachmeister
nöthig habe, und den 2ten Theil von Gesneri Isagoge.Heute vor acht Tagen erhielte zum zweiten mal die Erziehung des Menschl.
Geschlechts; ich habe von den Rest eine Abschrift genommen als eine Beyl.
zu den Beyträgen, die ich selbst habe. Im Grunde der alte Sauerteig unserer
Modephilosophie; Vorurtheil gegen Judentum – Unwißenheit des wahren
Reformationsgeistes. Mehr Wendung, als Kraft. Die Briefe, so Gott will,
werden mehr entscheiden, und ich warte mit großem Verlangen darauf.
Sollte S. nach Weimar kommen: so wünschte ich Sie barmherziger gegen
seine feige Seele gesinnt zu seyn. Von den neuesten Basedowschen Händeln
weiß noch kein Wort, als die Titul aus dem Nicolaischen Catalogo, den
Hartkn. mitbrachte. Abbts Schriften habe durchgelaufen – das Denkmal auf
Baumgarten hat mich am meisten gerührt. Das ist auch alles, was ich von
der Meße gelesen habe. Der Brodtkorb gelehrter Näscherey hängt hier
ziemlich hoch. Den Oberhofprediger Schultz dörfte wol diesen ganzen Sommer
nicht stören wollen in seinem Decanat, u er war einer von meinen mediis
terminis im theol. Fach. Kanter soll seinen Laden verkauft haben an seinen
alten Gesellen Wagner, der gegenwärtig Intelligenz Factor zu Marienwerder
ist. Der Nachfolger ist wol ein guter Freund, aber treibt den Handel auf
Frankfurter Art und dörfte nicht so gefällig als Kanter seyn, der sich auch
offenbaren Schaden dadurch selbst gethan, aber sich an andern wider bezahlt gemacht.
Was denken Sie von der herkulischen Expedition gegen die Chicane? Auch
hier ist eine Gesetz Commission bereits ernannt u Hippel ein Mitgl. derselben;
wiewol einige sagen, nur prouisorie. Hier hält man den Hirtenbrief vom
14 Apr. für ein Chef d’oeuvre der neuen Kreatur de se ipso ad se ipsum. Ich
habe mich nicht satt dran lesen können. Ein wahrer Virtuosen-Styl; im
Grunde nichts als Gaukeley und ein neues philosophisches Experiment in
nostro vili corpore. Das gröste Glück u der höchste Trost ist, daß Gottes
guter, gnädiger Wille mitten unter diesen und durch diese widersprechende,
krumme u verkehrte Anschläge geschieht.
Starks Vorrede kenne nur von Hörensagen. Prof. Reusch versicherte mir,
daß bey aller seiner Beflißenheit alles mit Urkunden zu belegen, grobe Lügen
in seiner Nachricht von seinen hiesigen Schicksalen vorkämen, wenigstens in
all den factis welche die Bibl. beträfen u zum Theil unsere Regierung. Was
die Kirchengeschichte des I. Sec. mit seiner privatgeschichte gemein hat, weiß
ich nicht. Sein Collegium möchte so dürftig gewesen seyn, warum es aber
drucken laßen?
Dom. V. den 26. 25. Juni 1780Meine Molkencur geht ziemlich von statten. Bin vorigen Sonntag mit
meinem ganzen Hause, das aus 7 Seelen besteht, in einer Kutsche nach
Fuchshöfen gewesen und den Freytag zuvor nach Aweiden zu Fuß. Lauter
Zerstreuungen, die mir wie gebratene Tauben ins Maul geflogen – Mit dem heutigen
Evangelio gieng ich aus Engl. u wurde in Riga damit bewillkommt – das
sind schon über 20 Jahr. Was ist die Zeit für ein Ruin. Was mir Ihr dritter
Lorbeer für eine wolthätige Nachricht gewesen, läßt sich gar nicht melden.
Machen Sie es doch wie mit Ihrem Maran Athan – so warm wie er aus dem
Backofen kommt. Hartknoch ist wolbehalten den Sonntag drauf angekommen.
Hinz hofmeistert bey einem HE Landrath von Firks und läst seinen Laden
durch einen Gesellen administriren. Seine Freundin Stoltz, mit der ich durch
ihn bekannt geworden, hat mir eben dieses gemeldet und hält sich ein paar
Meilen von ihm auf bey einem Vetter v Firks, ohne ihn bisher gesehen zu
haben, trotz widerholter Einladungen. Diese Lücke im Kinnbacken ist durch
einen andern holen Zahn ersetzt; Brahl hat seine Freundin, ein litthauisches
Mädchen, namens
Schimmelpfennig
eingeführt. Der Umgang gefällt mir
nicht recht, weil sie bereits einen Bräutigam hat, der auf Reise ist, und jedem
des andern Eigentum heilig seyn soll. Vergleichen Sie nur nicht, liebster bester
Gevatter! mein Haus mit einer Akademie, wie neul. mit einer Republik. Ich
bin so feig, daß ich kein Herz habe die Wahrheit zu sagen, weil mein Auge zu
dunkel sie zu sehen und alles Nebel in u um mich ist, und ich mich selbst u
andere gehen laßen muß, wie sie geführt werden. Es ist mir nicht möglich laut
zu seyn, bis ich meiner Sachen gewiß bin. Diese Woche ist der alte Christianials Magnificus gestorben, besuchte deshalb Kant, den ich seit langer Zeit nicht
gesehen und der zum guten Glück eben an den Minister schrieb, der ihm EnglelsVorlesungen über Platon mitgetheilt, und noch denselben Abend vorm
Schlafengehen gab ich Nachricht dem Kraus, dem die erste Stelle zugedacht ist. Ich
hab ihn zugl. gebeten seinen Rückweg über Weimar zu nehmen. Sie sehen, daß
ich fleißig an Sie denke – und denken ist alles was ich
thun
kann. –
Bey meinem mäßigen Appetit überfiel mich ein unüberwindlicher Schlaf,
und ich legte mich weil ich nicht anders als liegend schlafen kann. Komt ein
jüdischer Student Lachmann von mir Abschied nehmen auf eine kurze Reise
nach Litthauen. Komt mein Caffé – komt der Prof. den ich seit langer Zeit
nicht
Sonntags
gesehen – Wir gehen u sitzen im Hayn Mamre; er raucht u
trinkt. Ich hatte beydes gethan. Komt Hänschen u meldt mir einen Brief von
Ihnen an, den Lieschen selbst bringen wollte. Ich schelte ihn zurück u kann der
Zeit nicht erwarten. Allerdings drückt mich das Jus talionis – aber nicht wie
Sie es meynen: sonder im ganz andern Sinn. Ich wuste nicht, was ich alles
Hartknoch fragen sollte und weiß Ihnen nichts zu antworten – als Worte auf
Sachen. Unterdeßen hat Ihre freundschaftl. Aufmerksamkeit der Evangelist
Ihres Sieges zu seyn seine ganze Wirkung auf mich gethan. Nun der kleine
Ernst wird auf seinen jüngern Bruder nicht eifersüchtig seyn, und für sein
Warten ein doppelt Maas erhalten. Die päbstl. triple couronne muß einem
jeden einfallen.
O daß ich
Gleiches mit Gleichem
vergelten könnte! Ich habe eben die
Ursachen zu schweigen, die ich habe mich von allem Umgange zu entziehen.
Furcht u Mistrauen andere mit meiner Hypochondrie und Heavtontimorie
anzustecken – Nichts als ausdrückl. Geschäfte oder Anliegen sind im stande
mich zu einem Schritte aus dem Hause zu bewegen. Meine Gesetzliche
Stunden währen von 7 bis 6 und muß müßig sitzen mit einem Buch für die Nase
par contenance – halbe Stunden mich abstehlen um Hänschen taliter
qualiter abzuwarten, wie oft! mit Ungedult u Verdruß. Wie viel bleibt mir
übrig zu wirkl. Arbeiten? An Dahlberg die Feder angesetzt; weder Kraft noch
Nachdruck zum Denken u Schreiben. Ein halb Dutzend Briefe zu beantworten
und mit nichts komm ich von der Stelle, und werde immer von meinem guten
Willen übertrieben, dem ich nichts als eine künstliche Schlafsucht und das
opium der Verzweifelung entgegenzusetzen weiß. Wie glücklich sind die Leute
die sich an der ersten der besten Erklärung des Weltlaufs begnügen u sich das
nil admirari des Weisen getrost zueignen können. Ich kann aus jeder
Kleinigkeit des menschl. Lebens die mir alle Tage zustöst nicht klug werden und staune
über meine häusliche u öffentl. Lage – Unser Director soll versetzt werden
und der Mann ist ein wahrer brennender unversehrter Dornbusch für mich.
Jetzt ist er seinem Weibe nachgereist, die bereits den zweyten Sommer an der
polnischen Gränze mit einem verabschiedeten Officier zubringt, ohngeachtet sie
schon den Mann durch eine alte Freundschaft mit einem Project- u
Fayencemacher ruinirt, der sich Hofr. Ehrenreich nennt. Die Infamien gehen so weit
daß ein ehrl. Mensch sich
scheuen
u
fürchten
muß einen solchen Nachbar zu
seinem Chef zu haben, und dem ohnerachtet zieht er mich bisweilen bey den
Haaren zu sich. Die traurige Figur in meiner Seele bey einem solchen
vis-à-vis läst sich denken. Unterdeßen ist soll sein Nachfolger abermals ein
Maitressenfänger seyn, deßen Pension man ersparen will. d’Alembert wird in
Berl. erwartet.
Cramers Klopstock habe in zwo Stunden mit Vergnügen durchgelaufen,
und für mich in aller Beziehung ein sehr wichtig Buch. Ich bin schon
beyläufig angeführt und verspreche mir noch beßer Glück künftig
Des armen Dusch Ferdiner habe in 2 Tagen durchgepeitscht. Ist noch das
beste von seinen Werken das ich gelesen habe. Zwey Braute zerfließen in keine.
Es hat mich unterhalten u gerührt, wie in Sophiens Reise zween
Bräutigamme – doch die neuste Auflage ist mir noch unbekannt.
Die freymüthige Betrachtungen habe sehr früh zu lesen bekommen durch
Hippel, der sie vom Canzler Korff erhielt u dem sie aus der Preße zugefertigt
worden, ich habe aber nicht erfahren können ob vom Verf. oder Verleger oder
seinem Commissionair. Hartk. wuste den Autor nicht. Der Verf. hat mir
beßer gefallen als Bahrt u Steinbart. Aber im Grunde einerley πρωτον ψευδοςwie in der Erziehung des menschl. Geschlechts. Erstl.
natürl. Religion
ist
für mich was
natürl. Sprache
, ein wahres Unding, ein ens rationis.Zweytens, das was man natürl. Religion nennt, ist eben so problematisch u
polemisch als Offenbarung. Und warum Freymüthigkeit, dasjenige zu widerkäuen
u zu verfeinern, was der wahre ton du siecle sub vmbra alarumtuaist. Vernunft
ist der
leibhafte Moses
– und unsere heutige φφie der
leibhafte
Pabst
verklärt –
Judentum
, sein Geist natürl. Religion, ist die allgemeine
Losung, nach Jerusalem, Büsching pp. An
Meßias
kaum gedacht. Aus dem
Verstande unserer Apologisten vom
Judentum
läst sich auf ihren Verstand
des
Χstentums
schließen – u ohne beyde sind
Pabstum
u
Lutherthum
Stückwerk. Dies Vierek ist mein altestes u jüngstes Thema – und so Gott will das
Ey zu meinen Schiblemini: Das Motto der erste Vers aus dem alten Liede
von D. M. Luther.Sie ist mir lieb die werthe Magd.
Meine
Schürze von Feigenblättern
sind cassirt. Häfeli ist der Verf. der
Auflösung im Mercur und mit Wieland bin ich ausgesöhnt.
Starken
traue
ich nimmermehr ein solch Buch zu. Es scheint mir zu stark für ihn, oder
wenigstens ist es seine Eigenliebe hinter dem Schirm zu arbeiten.
Gott gebe Seegen u Gedeyen und Freude zur Brunnenkur. Die Reyhe zu
reisen wird auch an mich kommen. Hat keiner mehr göttl. Beruff dazu als
dieser arme stipes in terra. Asmus hat ein Lied im Namen der
Schwindsüchtigen gemacht. Er gehört doch nicht zum Orden selbst? Hat mir noch nicht
zum Podagra Glück gewünscht. Ein recht tiefgeholter Seufzer thut mir so
wol wie eine Motion. An Kraft zum Athemholen scheint es mir also nicht zu
fehlen. Alles was mir gefällt, macht meine Augen wäßrig. Scheint ein
Character der finstern Schriftsteller zu seyn, und der Fehler mehr aus dem Herzen
als dem Verstande zu qvillen.
Meine Nachtigall nicht zu vergeßen, welche mir so manche himml.
Augenblicke Morgens u Nachts gemacht seit acht Tagen aber so gut wie verstummt
ist. Sie war ein Vogel nach der Uhr, fieng mit dem Nachtwächter um 10 Uhr
an u hörte precise um 7 auf à l’heure du Bureau. Wechselte in meinen u
meines Nachbars Garten, je näher dem St. Johannis, desto lauter wurde sie
auch am Tage – Wenn sie doch künftig Jahr widerkäme.
Den 26 –Den Georgi bereits durchgelaufen, ohne das geringste weder in Ansehung
des Worts noch der Sachen für meine Vermuthung gefunden zu haben; denke
ihn noch einmal ohne diese Rücksicht zu lesen, weil ich ihn überhaupt wenig
verstanden. Kant arbeitet noch immerweg an seiner Moral der gesunden
Vernunft und Metaphysik, so viel ich weiß, und thut sich auf seinen Verzug was
zu gut, weil selbiger zur Vollkommenheit seiner Absicht beytragen wird. Des
Daubigné Denkw. werde auch zu sehen suchen. Ist Mornays Leben auch schon
übersetzt. In Hartungs Katalog steht nichts, und was noch steht, ist schon
vergriffen. Muß alles durch die dritte Hand zu erschleichen suchen, und nach der
dritten Hand muß ich bisweilen so lange suchen, daß mir die Lust darüber
vergeht. Allerdings hatte ich Ursache mit Hartkn. einen
längern
Brief zu
erwarten, weil Sie mir noch einige Antworten u eine kl. Anzeige vom Jaques le
Fataliste schuldig sind. Aber Ihre Zeit! – ich bedaure wenigstens die, welche
die Entzifferung meiner Briefe kosten muß – meiner unnahrhaften, aber nicht
unwahrhaften Briefe – Von Hartkn. habe bereits alles gemeldt, was ich
weiß. Seine Erhaltung ist ein Wunder, wenn Sie allen den widersprechenden
Nachrichten wegen seiner damaligen Krankheit so nahe gewesen, als wir
hiesigen Orts. Also hoff ich noch, Gott wird ihn wider verjüngen und noch einige
Jahre schenken; um meines Michels so wol als der Seinigen willen; denn er
ist ein rechtschaffener Vater und Freund. Seine Schlafsucht ist mir nicht so
merklich gewesen als es in seiner Familie seyn soll. Ich erwarte seinen Sohn
mit Fueßli.
Dietrich ist noch nicht hier, 4 Kasten an Kirchen R. Lilienthal addressirtstehen in meinem Packhofe, und enthalten vermuthl. seine Sachen. Er soll
aber wirkl. unterwegs u in Berl. krank gewesen seyn.
Sollte Kraus über Weimar heimgehen; so werden Sie Buchholtz
Physiognomie nicht übersehen, u ihn als meinen Deputirten bewillkommen. Lindner
studiert in Halle, u hat mir geschrieben in einem Ton, der mir viel Gutes von
ihm verspricht. Ich werde ihm diese Woche antworten wegen einer Einl. von
seiner alten Mutter.
Hartknoch hat mir noch einige Scherfl. aus Riga versprochen. Note 14.
gehört zu S. 25.
gerade u krumme Grundstriche
.
Wißen Sie nichts vom unglückl.
Waser
? – Kaum hatte ich seinen Namen
ausgeschrieben wie mir die Nachricht seiner Execution aus den Zeitungen
hinterbracht wird.
Endl. mit genauer Noth habe ich Spittlers Geschichte des kanonischen
Gesetzes hier auftreiben können u heute zu lesen angefangen mit viel
Zufriedenheit. – Eben erhalte einen Brief vom ehrl. Hartknoch vom 11 hui. st. v. „hat
viel zu thun mit seinem Meßgut, ist vor 8 Tagen gesund angekommen, seine
Frau lebt im Garten unsers Landsmann Schenk, u er schläft daselbst.“ Das
übrige ist ein Commissionsverzeichnis auf die Kypkische Auction. – Da
kommen die Denkw. des Aubigné – Habe Michaelis sämtl. poetische Werke
durchgelaufen, weil Brahl so ein großer Verehrer dieses fast mir unbekannt
gebliebnen Dichters ist. Eine Ausgabe von Gleim wäre wol beßer gerathen.
Yoriks u Elisens Briefe sind auch nicht der Rede werth. Der 5te Theil von
Gozzi liegt auch da. Daß dieses Mannes Briefe so wenig bekannt sind. Ich hab
sie in Curl. gelesen und weiter nicht zu sehen bekommen. Wer mag der deutsche
Ungenannte seyn deßen Handschrift Foster eben Engl. ausgiebt? Habe blos
einem guten Freunde zugefallen den Artikul über die Gesetze angesehen. Weder
viel körnichtes noch neues läst sich aus dem Eingange vermuthen. Auf heute
gnug gelesen, aber ich besorge auf Kosten meiner Verdauungskräfte – und
nichts zur Sache oder sehr wenig –
Meine Kinder lachen, vorzügl. Marianchen, nach Herzenslust. Hänschen
hat seine Schreibstunden angefangen mit Courtans Kindern. Gott woll doch
Hartknoch erhalten, wie ich hoffe. Vergeßen Sie doch nicht die Weißagung des
Zellerfelder. Erfreuen u trösten Sie doch Ihre liebe Schwester. Ich habe sie
um eine Einl. durch die Strauchin bitten laßen, aber nichts erhalten. Der
Himmel schenk Ihnen und den Ihrigen so viel Freude zum letzten Junius wie
mir zum letzten May. Mein Stillschweigen ist keine Liquidation, sondern
Mangel an Stoff und Oel im Lämplein. Sie leben im Mittelpunct und ich am
äußersten Rande. Ich umarme Sie, die auserwählte Frau und Ihre Kinder,
und ersterbe in der besten Hofnung Ihr alter treu ergebener.
Heil zum Brunnen! Auch ich sitz in meinem Schlafpeltz und Winterwams.
Morgen wills Gott wärmer.
Meine Verehrungswürdige Frau Gevatterin und Freundin,
Wie sehr Sie das meiner ganzen Seele sind, kann und darf ich nicht erst
sagen, und würd’ auch der Mühe nicht lohnen gelesen zu werden. MeHartknoch, die ich als eine sehr liebenswürdige, launichte und gutherzige Frau
mehr ahnden als kennen gelernt, weil ich sie nur zweymal, erstens beym
Einpacken eines großen Coffres, und letztlich bey Ihrer Toilette beobachten
können, hat mir die aufmerksame Besorgnis in Ansehung des Alphabetums
Thibetanums mit allen kleinen Umständen auf die angenehmste Art
mitgetheilt. Keine Erinnerung, die aus der Fülle des Herzens komt, ist
überflüßig, sondern des Danks werth; denn hätte das Alphabetum Thibetanumnicht würklich eben so leicht vergeßen werden können, als das Datum in dem
heutigen für mich so erfreulichen Briefe, wodurch das darinn befindliche Wort:
Gestern
seine ganze bestimmte Genauigkeit verliert, wegen des in pettogebliebenen Dati?Adelbertchen wird gewiß seinen Verlust lebhafter empfunden haben als
seinen Antheil am Väterlichen Siege. Himmel und Erde vereinige Seinen
Seegen „und mache das Halb Dutzend voll“ ich meyne Pfänder und Siege!
Empfehlen Sie mich Ihrem kleinen Reisegefährten nach Illmenau und
entschuldigen Sie mich bestens bey meinem lieben Pathchen, daß wir uns
einander noch nicht kennen, weder nach einer Silhouette, noch von Angesicht zu
Angesicht. Sagen Sie ihm nur, ich wohne hier hinter 7 wo nicht Berge doch
wenigstens Hügel, daß mich die Leute meiner eignen Heimath kaum kennen;
aber Er soll mich gewiß kennen lernen. Das ist kein Mährchen, sondern meines
Herzens höchster und letzter Wunsch, den ich mit Mund und Hand versiegele,
oder in Erwartung seiner Erfüllung ersterbe
Meiner Verehrungswürdigen Frau Gevatterin und Freundin ergebenst
verpflichtester
Johann Georg Hamann.Weder
Name
noch Weißagung des Zellerfelder Propheten ist bis zu uns
gedrungen. Sie wißen daß sich meine Neugierde bis auf Ziegenpropheten
erstreckt, trotz einer Nachtigall. Cabalistisch, ein Buch Chevilah,Hieroglyphenschrift – das ist lauter Lockspeise für meinen verwöhnten Geschmack, wahres
Wildbret für meinen Adlerhunger. Daß der verwünschte Knebel sie
mitgenommen u bis nach der Schweitz! Ressouvenez-vous en, Madame! Ce sera
un autre
Alphabetum Thibetanum
pour mon envie.Kgsberg den 22 Junii 80.Liebster Freund,
Unsern Prof. Kant hab ich so lang nicht gesehen, als wir uns ein ander nicht
geschrieben haben. Gerüchte von Ihrer Rückkunft nach Berlin machten mich
selbst in Ansehung Ihres gegenwärtigen Auffenthalts ungewiß. D. Joel ist
seit 14 Tagen hier, hat en galanthomme zu seinem Besuch Hofnung machen
laßen, aber en Scheerenschleifer Wort gehalten. Mein Drang u Sturm an Sie
zu schreiben war der Tod des zeitigen Rectoris Magnifici Christiani, der diese
Woche plötzlich verschieden u todt in seinem Bette gefunden worden,
ohngeachtet er noch den Abend vorher munter in seinem Garten zugebracht haben
soll. Dieser Vorfall also war der medius terminus zu meinem Besuch bey
unserm Kant; der eben im Begriff war an Ihren Mäcen zu schreiben, der
ihm Engels Versuch über eine platonische Dialectick zugeschickt hatte und Sr.
Excell. an die gegenwärtige Vacantz für Sie praeveniren wollte. Zugl. wurde
mir aufgetragen, nur getrost nach Göttingen unter Ihrer alten Addresse dies
gleichfalls zu melden um das Nöthige von Ihrer Seite auch zu thun. Ihr
Heimweh nach dem gelobten Lande und seiner Alma Mater Albertina kann so
groß nicht seyn als unsere Lüsternheit und Sehnsucht Ihnen zu Fuß und zu
Pferde entgegen zu wallen. Ihr Freund Biester wird Ihnen den nöthigen
Termin oder Gelegenheit zu Ihrer Ankunft auch bewürken können, nebst
der
Erlaubnis
dort mit weniger Kosten den Magistergradum zu erhalten u
mitzubringen.
Ich schreibe dieses vor dem Sprung ins Bett, um keinen Posttag zu
versäumen. Haben Sie wenigstens die Gegenliebe für mich dem Empfang des
Gegenwärtigen aufs baldigste zu bescheinigen, und ohne sich mit Fleisch u
Blut lange zu besprechen, noch spröde und blöde zu thun, die Gelegenheit
zu ergreifen; da die Prof. Politices Ihrem gegenwärtigen Geschmack
günstig ist.
Für das Bibliothecariat wird hier durch das Gräfl. Kayserlingksche Haus
bey der Wallenrodtschen Familie vermuthlich gesorgt werden. Es wird also
blos nächst dem Göttl. Willen auf Ihr Dicat Ja! ankommen.
Bitte Ihre Rückreise über Weimar zu nehmen und unserm Landsmann
meinem Gevatter und Gevatterin die Aufwartung zu machen, und Ihm zu
Seinem dritten Ehrenpreiß Glück zu wünschen. Ehe Sie Göttingen verlaßen,
consuliren Sie Ihren Panglotten Büttner über das geheime Wort
Konxompax. Ich habe den Ursprung davon in der Thibetanischen Sprache
vermuthet, aber Georgi Alphabetum Thibetanum, das ich in diesen Tagen
durchgelaufen, hat alle meine Erwartung vereitelt – Hier begegnete mir ein eigener
Vorfall am Lichte, das ein sogenannter Wolf oder Dieb auslöschte u von
neuen wider anzündete. –
Ich habe in diesem meinem 50sten Jahr einen podagrischen Anfall in
meinen beyden Zehen gehabt, zu Anfang des Aprils – Die Meinigen
befinden sich nach Wunsch, Gottlob! Hänschen soll bey Freund Hartknoch in die
Lehre.
Mlle Stoltz ist diesen Winter nach Curl. abgereist und bey HE von Fircksin Drubenalcken, von wo den ersten Brief diese Woche erhalten. Ihre Stelle ist
durch eine Litthauerin Mlle Schimmelpfennig bereits besetzt, die heute
zwischen Brahl u Zitterland den Abend bey mir zugebracht.
Eine Nachtigall hat diesen Sommer mein Wäldchen sehr angenehm
gemacht, aber ist bereits zum Stillschweigen gebracht.
Kypkens Nachfolger ist noch nicht hier, wird aber nunmehr für gewiß
erwartet.
Luthers Schriften sind seit meinem Podagra meine Hauptlectur, und sein
Genius Schiblemini mein
Oberon
! mein pium desiderium! mein vltimum
visibile!Leben Sie nach Herzenswunsch. Grüßen Sie Ihren H. Mündlich mehr.
Nun ruhen alle Wälder
Vieh, Menschen Städt u Felder
Es schläft die ganze Welt –
Johann Georg Hamann.HE. Prof. Kant meynt, daß es für Sie oekonomischer seyn würde dort zu
magistriren, weil es hier 50 rth kostet. Hiezu muß aber die Erlaubnis des
Ministers gewißermaßen nöthig seyn. Erfreuen Sie mich bald mit den besten
Nachrichten von Ihrer Gesundheit u Ihren Entschlüßungen. Und hiemit
Gott empfohlen.
Königsberg 30 Junii 80.Den letzten May bin ich mit Ihrer Zuschrift und Gaben erfreut worden, die
ich längst zu sehen gewünscht, aber keine Gelegenheit dazu gehabt. Ich bin
izt nicht im Stande zu kaufen und muß meine Neugierde durch lauter krumme
Wege und die Mildthätigkeit andrer befriedigen. Mein aufrichtiger Dank ist
zugleich ein Anspruch auf das Ende des Werks.
Ihre merkurialische Auflösung gab zu einem Misverständnisse des
Verfassers und zu einer außerordentlichen Gährung in meinem Gemüthe Anlaß.
Es ist mir daher angenehm, den
rechtsschuldigen
gleichfalls für einen
Freund in petto zu erkennen. Ich erhielt zu Anfang des 777 Jahrs meinen
gegenwärtigen Posten und zugleich die bewußten Stücke des Merkurs. Unter
dem Einflus der drey Sieben überfiel mich eine Art von Nymphomanie zu
einer ganz wunderlichen Ausarbeitung, über die ich lange nachher gebrütet,
aber gänzlich aufgegeben habe.
Schürze von Feigenblättern
war der Titel;
und die Abschnitte
1. Nachhelf eines Vocativs, über das verhunzte Genus des Worts Glocke
in des lieben Asmus Erzählung vom Nachtwächter und Bürgermeister.
2. Charfreitagsbuße für Capuziner.
3. Die Brücke ohne Lehne.
In dem zweyten Theil sollte eigentlich das Thema ausgeführt werden – aber
patriae cecidere manus.Wenige Tage vor Erhaltung Ihrer gütigen Zuschrift laß ich in Luthers
Schriften „vom Ritter Kondalo auf einer schmalen Brücke, mit einer Last
auf dem Rücken, unter sich einen schweflichten Pfuhl voll Drachen und
einen, der ihm entgegen kömmt“ – Auslegung des VII. Kap. Matheus. Da
glaubte ich ganz gewiß den Schlüßel zu mir selbst gefunden zu haben.
Aber auch bei Ihnen – scheint das Sprüchwort nicht zu treffen; daß jeder
der Beßte Ausleger seiner Worte ist. Denn ohne den Sprung vom
Stehen
zum
Vorangehen
zu rechnen: so sagt Paulus nicht, wer steht (ich meine
I. Kor. X. 12.) sondern:
wer sich läßt dünken, er stehe
. Ein solcher
Dünkel
zu stehen
, = seiner Sachen gewiß zu seyn, kann freilich leicht ein innerer Zug
werden, oder jemanden verleiten, ein Anführer,
Vorgänger
und Autor zu
seyn: aber dieser
Dünkel
ist allerdings eine
Brücke ohne Lehne
(besonders
nach einer französischen Übersetzung des letzten Worts) bey der man sich hüten
muß vor einem Fall. Diese
Vermeßenheit
zu sagen: Er ist es, und die Zeit
ist herbei kommen – Siehe Er ist in der Wüsten – Sieh er ist in der Kammer –
ist eine charakteristische Erinnerung und Warnung für diejenigen, εις ους τατελη των αιωνωνκατηντησεν „auf welche das Ende der Welt gekommen
ist.“
Den 2 Jul. Dom.VI.Ich bin tagtäglich unterbrochen worden und augenblicklichen Zerstreuungen
ausgesezt. Es geht mir sehr oft, daß ich meine eigne Hand nicht lesen kann, und
mir wird bey dem, was ich selbst geschrieben so übel und weh als dem Leser,
weil mir alle Mittelbegriffe, die zur Kette meiner Schlüße gehören, verraucht
sind und so ausgetrocknet, daß weder Spur noch Witterung übrig bleibt.
Ich habe mich in eine solche Manier zu schreiben hineinstudiert, die mir weder
selbst gefällt, noch natürlich ist – und weil von St. Paulo die Rede ist, so
wünschte ich auch lieber fünf Worte im Publico mit meinem Sinn, denn sonst
10000 Worte mit Zungen und dem Geist. Unterdeßen muß jeder Vogel mit
dem Wuchs seines Schnabels zufrieden seyn.
Entschuldigen Sie mich bey unsern
gemeinschaftlichen Freunden
, – Hr.
Lavater wird zwey Scherflein erhalten haben, und da Sie einigen Antheil an
meiner Autorschaft nehmen, so bitte allenfalls S. 22 statt unnahrhaftunwahrhaft und S. 29 statt Fiktionen, Fraktionen zu lesen. Note 14 gehört zu den
Worten grade und krumme Grundstriche S. 26. Jemanden, der mich um den
Sinn der lezten Worte Hiob XXXIX. 30. frug, wußte ich nicht beßer als
mit dem
weisen Rath
zu antworten, den Sie im zweiten Bändchen dem
Sucher
geben S. 235. a)Prediger Wanowski, den ich in langer Zeit nicht gesehen, besuchte mich
neulich und klagte nicht mehr als drey Exemplare des christlichen Magazins
verkauft zu haben. Die Schuld liegt nicht an mir, ohngeachtet der Unterschied des
Ladenpreises ansehnlich ist.
Ich hatte keine Hofnung einen einzigen Subscribenten zu den
Schellenbergschen Prospekten zu erhalten und bekam über vierzig. Aber bey der
Fortsezung möchte die Hälfte einschmelzen. Ich habe den 27 das lezte Geld
bekommen und noch denselben Tag meine ganze Einnahme an das hiesige
Friedländische Comptoir abgeliefert um den Rest abzumachen. An Herrn
Schellenberg kann aber nicht eher schreiben, bis ich genauer die nöthigen
Exemplare bestimmen kann. Denn die meisten haben an keine Fortsezung gedacht.
Von der Ostermeße habe noch wenig gelesen, als Näschereien, die mir der
Zufall in die Hände gespielt. Der eine hiesige Buchladen ist leer und der
andre für mich verschloßen. Der Verfaßer der freimüthigen Nachrichten ist
mir noch unbekannt, das Buch selbst aber früher als andern zu Theil worden,
weil es unmittelbar an einen unsrer Magnaten eingeschickt wurde. Wozu
Freimüthigkeit
, lauter Dinge, nach denen die Ohren jucken und die publici
saporis sind, gangbar zu machen! Bey der gegenwärtigen Lage ist
Freimüthigkeit weder Tugend noch eine Kunst. Ich bin gewiß, daß sie ihnen selbst
am Ende nachtheilig seyn wird, und daß sie ihre eigne Schande ausschäumen
werden. Eine solche falsche Freimüthigkeit sollte mit mehr Zurückhaltung
beantwortet werden von den Gegenfüßlern.
Geben Sie mir doch, wenn es mit gutem Gewißen geschehen kann, einiges
Licht über den Charakter und das eigentliche Unglück, oder Verbrechen Ihres
Mitbürgers. Es soll vox in deserto und in thalamo seyn „Stimme in der
Wüste und in der Kammer“ und nicht für die Gemeine.
Ich habe wirklich die Unverschämtheit das
dritte
Bändchen Ihrer
Predigten zu erwarten, und darum zu bitten. Weil ich mehr Glück Schuldner als
Gläubiger zu seyn habe: so muß ich meine Neigung zum letztern je länger je
mehr verlängern. Bey den ungerechten Haushältern unsers klugen
Jahrhunderts noch in die Schule zu gehen, bin ich leider! zu alt; denn so Gott will!
schließ ich den 27 dieses August mein funfzigstes Jahr. Ein bene latuit, bene
vixit „wohl verborgen, wohl gelebt“ ist immer mein Wahlspruch gewesen.
Leben Sie nach Herzenswunsch mit
Weib und Kind
! Gott schenke Ihnen
nach schwülen Tagen auch jene καιρους αναψυξεως απο προσωπου του κυριουjene Zeiten der Erquickung von dem Angesicht des Herrn! Behalten Sie im
geneigten Andenken Ihren ergebenen Freund und Diener
Johann Georg HamannKönigsberg den 3 Julii 80.Herzlich geliebtester Freund,
Freue mich Ihrer glücklichen Heimkunft, und wünsche Ihnen Gesundheit,
Leben u Seegen aus Intereße, das heißt, von Grund des Herzens. HE Courtanhat die mir aufgetragene Commission übernommen. Die Auction wird bis
zur Ankunft des neuen Prof. Diedrich aufgeschoben, von dem man nichts
zuverläßiges erfahren kann. Kypke Obseruationes habe ausgestrichen, weil die
letzte Lage am 1 u 2ten Theil fehlt u ich das Exemplar selbst eine zeitlang
gebraucht. Gevatter Herder hat mir sine die et consule gemeldt, daß er gestern,
das heist vor dem auszumittelnden dato seines Briefes den Glückwunsch des
Secretaire perpetuel zur triple couronneder seiner Papauté erhalten. Er,
Mutter u Gottfr. gehen nach Illmenau im Thüringerwalde dort Pyrmonter
zu trinken u auf den hohen Bergen des Waldes einige Ruhe zu athmen. Ich
armer Teufel muß mit Biermolken für lieb nehmen, die ich in die dritte Woche
brauche. – Doch bin ich diesen Sommer einen halben Tag zu Fuß nach
Aweyden u mit meinem gantzen Hause einen ganzen Sontag, neml. den vor unserm
Jahrmarkt in Fuchshöfen gewesen in einer mir aufgedrungenen Kutsche
mit 4 Pferden, quod bene notandum.„Nach einer Weißagung des Zellerfelder Propheten wird ein großer Theil
von Deutschl. vom Gotthard den Rhein herab bis nach Wetzlar durch
Erdbeben u Sinken untergehen und gegen 8000 Ortschaften groß u klein
Schaden nehmen. Sie ist physisch (nach einer sehr eignen Physik) u kabbalistisch
aus dem Buch Chevilah, das er für die älteste Hieroglyphenschrift hält,
abgefaßt. Sie ist für mich abgeschrieben worden, aber ich muß drauf warten,
weil sie Knebel mit nach der Schweitz genommen. Es soll ein stiller,
bescheidner Mann seyn, u er hat diese Erklärung (die mit dem Erdbeben des
Febr. gerade in den Tagen u dem Strich nach, den er angegeben, im kleinen
Vorspiel eingetroffen) an die 2 Regierungen zu Braunschw. u Hannover
vorigen Jahrs gesandt“ – Eben der Briefsteller empfiehlt mir die Denkw.
des d’Aubigné an seine Kinder, und ich selbige auch Ihnen.
Sollte HE Lentz nach Riga zurückkommen oder Sie in Briefwechsel mit
ihm gerathen: so erinnern Sie ihn doch eines Kastens mit Büchern, Aufsätzen
u Kleidern, der beym Gevatter Kaufmann, gegenwärtig nicht mehr im Schloß
Hegi sondern zu Klarensegg steht.
Der König hat sich eine Stunde lang mit HE Laval unterhalten; doch ich will
keinen Eingrif in FamilienNeuigkeiten thun. Wird Ihr lieber Sohn bald mit
Füeßli durchkommen? In der 1. Fortsetzung der Betrachtungen fehlt Bogen E.
den ich sehr wünsche ergänzt zu sehen um das Buch binden zu können.
Hänschen Michel hat den 9 Jun. seine Schreibstunden angefangen. Der
Himmel laß ihn wachsen, mich abnehmen und aus unserm Scherz Ernst werden.
Empfehlen Sie mich Ihrer würdigen Frau. Wie sehr Sie mir von unserm
Herder empfohlen worden, hab ich Ihnen nicht einmal mitgetheilt, sondern
auf beßere Zeiten verspart. Die Gartenlust mög Ihnen beyderseits wohl
gedeyen! Bitte zugl. mein Andenken bey Ihrem HE. Wirth, unserm Landsmann
zu erneuern. Im umarme Sie und ersterbe Ihr beynahe 50jähriger –
Joh. Georg Hamann.Der König soll dem Präsidenten aufgetragen haben unserm alten Freund
K. 7000 rth auszuzahlen. Solch Glück wünsch ich Ihnen nicht und brauchen
Sie auch nicht. Unterdeßen sind dergl. Lucesnaturae u. prouidentiaeerbaulich und unterhaltend und gehören zum
Geheimnis
oder
Glaubensarticul
der
besten Welt
.
Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / Herrn Hartknoch
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d 29 Jun 1780
beantw d 15 Jul –Kgsb. den 29 Jul. 80.Herzlich geliebtester Freund!
Ein ganz unvermutheter Ueberfall einer Kolik hält mich heute zu Hause
und giebt mir Zeit Ihnen meinen Dank für den Lucian III. u das Petersb.
Journal zu sagen, die mir HE Courtan heut vor acht Tage abgeliefert –
ferner zu widerholen meine Bitte in Ansehung des DefectBogens E in der
Forts
. der
Betrachtungen
, damit ich selbige gebunden lesen kann, und nun
noch
einige Exempl
. der Scherfl. wovon eins dem HE Arndt beyzulegen
bitte, an den ich auch noch zu schreiben denke. Das ihm zugedachte Exemplar
des Konxompax wird er vielleicht schon erhalten haben, oder bitte es den
Scherfl. beyzulegen, und in letztern folgende Druckfehler corrigiren zu laßen
S. 22 statt unwahrh. unnahrhaft. Note 14. gehört zu S. 26 Zeil. 2.
gerade
u krumme Grundstriche
. S. 29. Z. 8. Fractionen, statt Fictionen. Vielleicht
bringt Ihr lieber Sohn den
Defectbogen
und die
Scherfl
. mit; ich freue
mich auf seine Ankunft, wie auf meinen 50sten Geburtsmonath, den ich mir
vorgenommen durch eine Uebersetzung zu verewigen, u deshalb Anfrage thue,
ob Sie Verleger dazu seyn wollen? – ob nicht eine Uebersetzung bereits
angemeldt ist? u. s. w. von Dialogues concerning natural Religion. By David
Hume. Esq. The second Edition. Lond. 779. pp. 264. gr. 8vo. Ich bin eben
mit 100 Seiten
im Groben
fertig, will meine Uebersetzung dem Prof. Kant
u Cr. R. Hippel zur Durchsicht geben u Pr. †feld zuletzt, um sie mit dem
Engl. zu vergleichen. Die Göttingsche Zeitung u das Engl. Musäum sollen
einen weitläuftigen Auszug des Innhalts bereits mitgetheilt haben; ich habe
mich bisher umsonst darnach bemüht. Ich verweise Sie dahin zu Ihrer
eigenen Beurtheilung. Der Dialog ist voller poetischen Schönheiten, und ich halte
das Buch mit HE. Green, für nicht gar gefährlich, sondern übersetz es
vielmehr als ein
fünfzigjähriger Geistl
. in
Schwaben
zum Besten meiner
freymüthigen Amtsbrüder
und
Landsleute
, welche
Judentum u
Christentum
in nichts als
natürl. Religion
verwandeln, u ohne
Kenntnis
noch
Ehrlichkeit
so viel von der Evidenz der letztern ins Gelag hereinreden.
Wenn ich mich recht besinne; so ist bereits vor einem Jahre die Uebersetzung
angemeldet worden, aber nicht erfolgt. Als Buchhändler werden Sie dies
genauer wißen können. Gesetzt auch, daß eine herauskommen sollte, so hoff
ich daß meine einige Vorzüge haben dürfte, weil ich den guten Willen habe sie
mit
Lust
u
Beyhülfe
so vollkommen als möglich zu machen – auch wo ich
kann durch eine
Folgrede
, mich eines lutherschen Ausdrucks zu bedienen.
Sobald ich mit der Uebersetzung fertig bin, werde Ihnen melden. Können
Sie eine Anzeige davon besorgen oder soll ich es thun durch Freund H. in W?
Wünschte, wenn ich pro studio et labore die
Defecte meiner Bibl
.
nachholen
könnte, wenigstens werde ich auf Ihre Erklärung einen Aufsatz machen,
damit Sie den Ueberschlag (allenfalls ad rationem) machen können. Das
Werk ist im engl.
prächtig gedruckt
, London steht auf dem Titel, aber kein
Name eines Verlegers, sondern auf dem Blendtitel nur: Entered in
Stationers-Hall, according to Act of Parliament. Es ist nichts als Ein Dialog
in 12
Theile
, die ich lieber
Abschnitte
nennen möchte. Mit 4 bin ich fertig;
fehlen also noch 8 und oder 164 Seiten
reichlichen
Drucks. Sollte die
Uebersetzung mich selbst nicht befriedigen, oder meinen Freunden nicht
Genüge thun: so werd ich sie Ihnen nicht aufdringen. H. der mir den Berl. Preiß
gemeldet, hat mir keinen Wink gegeben bereits im Jänner zu München einen
erhalten zu haben über den Einfluß der schönen in die höheren Wißenschaften.
Prof. Diderichs ist vorige Woche angekommen und geht auf der Straße wie
ein Kind, das die engl. Krankheit hat. Kypkens Auction soll erst nach den
Hundstagferien vor sich gehen. Für Ihre Commissionen ist gesorgt. Hänschen
hat gestern die letzte Stunde seines ersten Schreibemonaths gehabt u bereits
lateinsche Buchstaben angefangen. Gott gebe daß er so fortfährt. Erfreuen
Sie mich mit guten Nachrichten von Ihrer Gesundheit, Ihres Sohns
Abreise p. Empfehlen Sie mich Ihrer Gemalin, Albertinchen u den Herrn
Reisegefährten nicht zu vergeßen. Kraus wird hier an Christiani Stelle erwartet.
Kant hofft gegen Michaelis mit seiner
Kritik der reinen Vernunft
fertig zu
werden;
Metaphysik der Sitten
– und
der Natur
werden denn auch bald
nachfolgen – Leben Sie nach Herzenswunsch und Gott empfohlen von Ihrem
alten Freund u Diener
Johann Georg Hamann.Den 2 Aug. habe heute den IX Abschn. geendigt bis p. 170 bleiben noch
3 Abschnitte oder 94 Seiten.
Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / zu /
Riga
. /
porto
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 29 Jul 1780
beantw d 1 Aug –Unsere ersten Besuche haben sich einander liquidirt. Ich kam gestern eben
S so naß zu Haus, und tröpfelte von aus- und inwendig, wie die Herrn
Lateiner sagen, bene potus et lotus.Ew. Hochwolgebornen sende endl. dies solange behaltene Eloge zu Hause
und füge meine beyde versprochene Scherflein bey; mit der Bitte aber Ihre
juristische Sorgen nicht durch meine orthographische unterbrechen zu laßen.
Ich habe gestern
Rosaliens Briefe
von der Verfaßerin des Fräuleins von
Sternheim zu lesen bekommen, und arbeite an meiner engl. Uebersetzung so
grimmig, daß ich fast Hofnung habe diese Woche mit dem ersten Kleck fertig
zu werden. Leider geht es mir aber wie den Leuten, bey denen der Durst mit
dem Trinken zunimmt. Bitte also Ew. Hochwohlgebornen die physiognomische
Reisen
bey Gelegenheit
nicht zu vergeßen, und da
Pütter
auch etwas über
die Orthographie geschrieben, wünschte ich sehr eine kleine Vergleichung mit
den Scherflein anzustellen, gesetzt daß selbige auch so wie die gestrige von
20000 zu 4000 ausfallen sollte.
Ey
Sultzers Leben
! so wären der guten Dinge und meiner unverschämten
Bitten drey. Für den gestrigen unartigen Morgen wünsch ich (Sie merken
wohl wem?) einen eben so artigen Mittag und daß der Wein heut so schmecke
als gestern der Schlaf – uns beyden aber gute Nachfolge, unsere respective
Sorgen zu versäufen und zu verträumen, als Kinder unsers lieben Pere Abbé
de S. S. Empfehle mich zum baldigen Widersehen als Ew.
Hochwolgebornen ergebenster Diener
Johann Georg Hamann.Den 3 Aug. 80.Kgsb. den 13 Aug. Dom. XII. p Trin. 80.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Nun mit dieser Woche fangen sich unsere Geburtstage an. Gott schenke
Ihnen allerseits so viel Freude und Seegen als ich mir selbst wünsche, und
3 und 7 mal mehr – Amen!
Hier ist alles im Aufruhr. Der Prinz von Pr. ist den 10 huj. angekommen –
anfängl. hieß es, daß er flugs durchgehen werde, nun ist der Tag seiner
Abreise noch gar nicht bestimmt. Die plötzl. Ankunft eines Couriers ist schuld dran.
Man schwäzt durcheinander über diesen Zufall. Einige sagen, ein bloßes
Misverständnis des Unterscheids zwischen dem A. u N. Styl ist schuld dran, daß er
zu früh abgegangen und er also hier die dortige Anstalten zu seinem Empfang
abwarten muß, weil ihm der Gr. Fürst bis Riga entgegenkommen soll.
Kalender oder Staatsgrillen, können uns beyde gleich viel gelten. Ich hab ihn heute
zum ersten mal gesehen, da er von der Wachparade kam – Ein schöner
wolgebildeter Riese, der gar nicht das Ansehen eines Menschenfreßers hat – Graf
Görz, ein Bruder des bekannten, der als Abgesandter nach Rußl. gieng, war
sein Begleiter. Ich habe letztern aber nicht ins Auge faßen können. Noch 2
Hofcavaliere, ein HE von Nostitz, von Vietinghoff – Einer ist zum voraus
gegangen – Seinen Leibchirurgum oder
Pensionair
wie er ihn nennt, Namens
Rhode führte gestern Brahl zu mir als seinen alten Schulfreund.
Vorige Woche erhielte von Hartknoch ein Paar Zeilen durch einen
Hofmeister eines jungen Pr. Galliczin, der durchgieng, deßen Namen ich aber
nicht weiß, er ist ein Elsaßer, etwas von Christ. Berens, neml:
Blatt zur
Chronik von Riga mit angezeigten Urkunden. An den Grafen von
Falkenstein. Im Jahr 780. Wird im StaatsArchiv aufm
RathHause aufbewahrt.
5 Bogen in 4o. Ein Exempl. für mich, das andere für
Kant, dem ich es gl. brachte ohne es selbst gelesen zu haben. H. gab mir den
Wink es recensiren aber nicht gantz einrücken zu laßen, und daß das erste
cum grano salis geschähe. Ich habe weder diese Arbeit einem andern
anvertrauen noch selbst thun mögen, da ich mit den Zeitungen nichts zu thun habe,
und man seit einem halben Jahr den Oberon recensirt, ohne mit zu Ende
kommen zu können. Zitterland ist der Recensent.
Ist Ihnen Ihre Brunnenkur, bester Herder! heilsam gewesen. Habe
Biermolken vom 13 Jun. bis zum 18 Jul. getrunken. Darauf meine Andacht
gehabt und den 21 des Hume Dialogues concerning natural Religion zu
übersetzen angefangen, den 7 huj. zu Ende gebracht, über Pausch u Bogen. Eine
kleine Pause gemacht, an Hartkn. geschrieben ob er Verleger seyn will u kann,
und warte auf Antwort um die Abschrift zu machen. Auf dem Titel soll stehen:
Uebersetzt von einem funfzigjährigen Geistl. in Schwaben
. Sehen Sie
wie ich mein halbes Saeculum beschließen oder feyren will, als Uebersetzer,
so sehr ich dies leidige Handwerk verschworen. Ich denk aber dies ist das beste
Argument für meine ehrwürdige Landsleute u Amtbrüder, welche Judentum
u Χstentum zur natürl. Religion – oder wie St. Luther sagt, die
Sachen fein
mit rauhen Worten fremd machen
. Ich bin jetzt Gottlob! im siebenten
Theil.
Mein Baruch, über den ich jetzt alle Leute, die mir im Weg kommen,
rathfrage ist der liebe
Retif de la Bretonne
, deßen Geschichte meines Vaters,
neuen Abeilard, u väterl. Fluch ⸂Fanchettens Fuß u wiedergefundene Tochter⸃ ich
gelesen habe – und seine 6 Theile von Idées singulieres pp ich noch zu lesen
wünsche. Gefällt Ihnen dieser zweite Roußeau auch so wie mir?
Sulzers Tagbuch habe einen Abend durchblättert, und freute mich auch
Ihren Namen darinn zu finden. Ich glaubte den Mann reden zu hören. Sein
Leben, wie hundert neue Sachen mehr, ist hier nicht zu haben. Kennen Sie
Ihren Nebenbuler den P. Soave u sein Werk über die Sprache.
Im Göttingschen Magazin fand einen Lord Monboddo als vermuthl.
Verf. des gelehrten u tiefsinnigen Werks on the Origin and Progress of
Language angeführt. Kennen Sie es auch?
Wer ist doch Verf. der Apologie der Apokalypse. Das Zeugnis des Caii ist
meines Erachtens glückl. deducirt u Semlers Dialectik entblöst. Ich bin auf
die Fortsetzung neugierig. Er scheint eher mit Ihnen als wider Sie zu seyn.
Daß mein alter Sprachmeister Bachmair auch über die Apok. geschrieben!
Ich habe immer so etwas unter seinem MennonistenRock vermuthet: aber
damals nicht finden können.
Den 20 Jul. wie ich zum heil Abendmal war, fiel es mir schnell ein an den
Statthalter zu Erfurt zu schreiben. Es ist unter jüdischem Couvert nach
Leipzig gegangen und wird verhoffentl. angelangt seyn. Ob es Aufnahme
gefunden werden Sie vielleicht erfahren u mir melden können. Wißen Sie nichts von
unsers Layenbruders Schicksal. Verdient es Beyleid oder Glückwunsch? Ist
Seine Ehe Schadloshaltung und Ruhe für Sein Alter? Ich habe was von
einer Schrift in der Bahrdtschen Sache munkeln gehört? Es wär kein Schade,
wenn er wider Schriftsteller würde; denn Arbeit scheint ein Element und
Erbstück zu seyn. Erfahrung ist das gröste Talent.
Wie hält es mit der Prophezeyung? Das Datum war ausgelaßen. Wünschte
das corpusculum delicti in meinen Pult, und etwas mehr Licht von der
kabbalistischen Antiquität.Kant denkt mit Michaelis fertig zu werden mit seiner
Kritik der reinen
Vernunft
.
Metaphysik der Sitten
, die sehr kurz gerathen wird, und
Metaphys. der Natur
werden drauf folgen. Ich bin recht neugierig, wie auf
Leßings Briefe, nach denen ich schon doppelte Commißion gegeben habe.
Kraus wird an Christiani Stelle erwartet; ich hab ihm die Marschroute
über W. vorgeschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. Diedrich ist med. pr.angekommen, geht wie ein Kind, das die engl. Krankheit gehabt auf der
Straße. Ich muste ihn volens nolens besuchen, weil an dem Morgen wo ich
meine Andacht gehabt, seine Bücherkasten aus dem Packhofe abgeholt
wurden u eine halbe Woche zu viel an Lagergelde eingehoben worden war in
meiner Abwesenheit, daher ich Gelegenheit nahm ihm die 27 gl. abzugeben.
Er freute sich sehr mich zu sehen, hatte mir einen Gruß von Nicolaiabzugeben, versprach mir seinen Besuch –
Seine Grammatik gehe ich mit Hänschen durch u bin bis zu dem Verbogekommen. Das Pronomen hatte wol vorhergehen sollen; da er die
Endungen daraus herleitet, und bey seiner Kürze manches überflüßige. Seinen
Simson u Chandlers Uebersetzung habe noch nicht gelesen, erwarte aber
selbige nächstens von unserm OberHofprediger, der ein sehr gefälliger
dienstfertiger liebreicher Mann ist. Eichhorns Einl. hat mir gefallen. Diedr. soll mehr
politisch u ästhetisch seyn werden; wie Sie leicht erachten können. Ich
begegnete ihn den andern Tag auf der Straße, wo wir beinahe eben daßelbe
widerholten über diese Materie was wir den Tag vorher gesprochen hatten.
Goldbeck Feldprediger des Regiments von Rohr zu Graudenz will auf
Mich. Weynachten
Litterarische Nachrichten von Preußen
auf
Pränumeration herausgeben. Hospitalprediger Fischer besuchte mich deshalb –
Er ist nicht wider gekommen und ich habe weder Zeit noch Neigung mich
damit abzugeben. Vielleicht könnte dies ein vehiculum seyn in Ansehung der
Gadebuschschen Blunders, wenn es der Mühe lohnen sollte selbige zu
rectificiren. Wenn u was Sie wollen, theilen Sie mit.
von Baczko, Unternehmer des preuß. Tempe, hält sich seit langer Zeit im
Kanterschen Buchladen auf, wo er sich ein Gewächs am Auge operiren laßen,
das andere hat er schon in den Pocken verloren; soll wenig Hofnung haben
zum Widersehen.
Ist der Herausgeber B. der Rosalie in Weimar? Bode oder Bertuch oder
ein anderer? Was macht denn unser Compere Asmus? Arbeitet er an einer
Prophetenschule? Eben jetzt soll ein Courier angekommen u die Abreise auf
den 15 (wo sich meine Nachbarinn mit 3 Kronen noch einen Besuch
versprochen) festgesetzt seyn, in welchem Fall er auch mein Haus
vorbeygekommen wäre, vielleicht wird es morgen bey Zurückkunft von der Jagd geschehen.
Gott begleite Ihn!
Ey! ey! Mir nicht ein Wort zu melden von Ihrem erhaltenen Preise zu
München! Bald hätt ich auch meinen Glückwunsch vergeßen. Wird die
Abhandlung auch besonders gedruckt werden? oder komt sie in den Abhandl.
heraus. Bitte mir einen Wink darüber aus und wo mögl. die Samml. Ihrer
Schriften voll zu machen.
Ich habe Sie, bester Herder! an meinem Kummer Theil nehmen laßen.
Gottlob! ich bin nun mit meinem Advokaten aus einander und meine Sachen
sind wenigstens auf gutem Wege in Ordnung zu bleiben. Mein auf Gründe
ruhendes Kapital ist zwar auf die Hälfte geschmoltzen u die letzte Gerichtl.
Unkosten belaufen sich auch auf 100 rthl; doch behalt ich Gottlob! mehr übrig
als ich gedacht; mein Etat ist jetzt rein und ich habe einen ehrl. Mann
fgefunden der sich damit abgiebt die Häuser zu unterhalten und die Zinsen
einzufordern. Vielleicht beßern sich die Zeiten, daß ich beym Verkauf der Häuser etwas
von der verlornen Hälfte ersetzen kann. Lehrgeld ist mir nöthig gewesen und
wie viele unzählige Menschen haben von ihren Eltern u Verwandten nichts.
Jetzt ist mir das Erbtheil wegen des dabey gehabten Verlustes und Verdrußes
als wenn ich wie mein seel. Vater selbst erworben hätte durch meinen eignen
Schweiß u Fleiß, zum neuen Seegen geworden, wofür ich Gott danke.
Den 22 Aug.Heute frühe ist unser Prinz erst abgereist, und ich habe bisher nicht zum
Schreiben kommen können; doch den Einfall bekommen das Berenssche Blatt
zu recensiren. Wenn es diesen Donnerstag in die Zeitungen komt, werde sie
beylegen. Den letzten Sontag war er in der Schloßkirche u hörte unsern
Oberhofpred. Den vorigen ist er in die Garnisonskirche gewesen. Sind Sie, liebster
Gevatter! Verf. eines
Sendschreibens an den Bremischen
Beantworter
. Ich habe davon niemals das geringste gewust. Vergeßen Sie nicht mir diese
Frage zu beantworten. Hahns 2 Bände habe durchgelaufen – Ohe iam satisestHartk. meldet mir daß sein Sohn über Warschau nach Zürich gegangen. Er
übernimt den Verlag der Humischen Dialogen und ich werde mich künftige
Woche an die Abschrift machen. Zugleich trägt er mir auf, Sie u Claudius zu
bitten, daß die
Uebersetzung angekündigt werde
, wozu Sie leicht Mittel u
Wege haben.
Pf. Fischer hat mich besucht u wartet seit einigen Tagen auf seiner Frau
Niederkunft. Kant hat ihm ein Verzeichnis seiner Schriften gegeben, und ich
hab ihm auch von uns beyden alles was ich weiß, mittheilen müßen. Haben
Sie etwas zu erinnern, oder hinzuzufügen, so erwarte es. Goldbeck wird mir
wie ein artiger Mann gelobt. Crichton ist hier Saml. den Zeitungen zu folge.
Cleßens Magazin
habe mit so viel Vergnügen gelesen, daß ich eine
Recension davon gemacht, die den letzten Aug. eingerückt sewerden wird,
nachdem die
Berenssche Recension
so verunstaltet worden, wie zu ersehen.
Von dem BasedowSemlerschen Lerm habe nichts als die
Urkunde a. c.
gesehen, welche mich nach dem übrigen u der Entwickelung neugierig macht.
Den 28 Aug.Nun mit Ihrem Erstgebornen schlüßen sich heute unsere Geburtstage. Am
Ihrigen sind meine Gedanken zwischen Ihrer doppelten Feyer und meinem
seel. Bruder der vor 2 Jahren an selbigem einschlief, getheilt gewesen. Bin
3 Tage schwarz gegangen, gestern mit den Meinigen gantz allein gewesen u
Nachmittags mit allen 4 Kindern meine alte unglückl. Freundin die Baroneße
Bondeli besucht, im Heimwege bey Hippel mit Hänschen angesprochen, dem
diese Aufmerksamkeit sehr zu gefallen schien.
Gott wolle alle unsere Wünsche erfüllen! Ich umarme Sie in Gedanken so
vielmals als ich Jahre auf dem Rücken habe – und meine lieb- u Ehrwürdigste
Frau Gevatterin – Viel Glück zum überstandnen ersten Stuffenjahr! Gott
seegne mein Pathchen u seine Brüderchen. Marianchen macht Knickchen u
Mäulchen – Gottlob! alles wol – bis auf meinen wüsten Kopf u mein
schmachtend Herz. Diese Woche denke zur Abschrift meiner Humischen Uebersetzung
erst zu schreiten; möchte gern erst Meiners Buch de Deo lesen. Pf. Fischer hat
mich besucht u empfiehlt sich Ihrem Andenken. Seine Frau ist noch nicht
entbunden.
Leben Sie nach Herzenswunsch u hören Sie nicht auf mein alter Freund zu
seyn, wie ich der Ihrige ersterbe
J G H.Adresse:HErrn / HErrn
Herder
/ General-Superintendenten / pp / zu /
Weimar
/
franco
Berl
.HaleKgsb. den 18 Aug. 80.Herzlich geliebtester Freund
Den 4 huj. brachte mir ein Lohnlakay ein Päckchen von einem
Durchreisenden, den ich besuchte in der Einbildung daß Ihr lieber Sohn mit Füeßli
angekommen war und mich überraschen wollte. Ich habe seinen Namen nicht
einmal verstehen können, und wünschte ihn doch zu wißen. Gleich nach
Empfang ohn das Blatt gelesen zu haben, lief zu Prof. Kant. Mit unserer Zeitung
ist es schlecht bestellt, daß ich gar keinen Antheil daran mehr nehmen mag. Ich
war daher gar nicht willens weder das mir mitgetheilte Blatt des
Rathsherrn B. weder einem andern anzuvertrauen, noch mich selbst daran zu
machen. Dem ohngeachtet fiel es mir einen Abend ein, und es sollte schon
gestern abgedruckt worden seyn, Kanter aber hatte Bedenklichkeit, und wollte
es bis zu des Pr. Abreise ausgesetzt seyn laßen, welche Dienstags festgesetzt ist,
daß es den nächsten Montag Donnerstag also vermuthlich erscheinen wird.
Ob es nach dem Sinn der Interessenten und meines Freundes seyn wird,
weiß ich nicht. Ich habe mich an einen Auszug deßen, was den
Handel
betrift,
gehalten u das
Äußere
gleichfalls mitgetheilt, wenigstens
Ihre Vorschrift
vor Augen gehabt
. Melden Sie mir, ob ichs Rrechtgemacht. Den 7 huj.bin ich mit meiner Uebersetzung fertig geworden, über Pausch u. Bogen.
Nächste Woche denke selbige ins reine zu bringen, welches mir mehr Mühe
machen wüirde. So bald ich das Ende absehn kann, werde mich melden.
An Gev. Herder – heute habe meines
Pathchen Geburtstag gefeyert
, der
Gottlob! in sein 4tes Jahr geht – habe vorigen Sontag zu schreiben wollenangefangen, aber nicht fortfahren können, werde ihm und Claudius die
Uebersetzung des 50jährigen Geistl. in Schwaben zu wißen thun, um selbige
dem Publico anzukündigen. Kant arbeitet in rechtem Ernst, neulich war er
ungewiß ob er Ihnen oder Hartung sein Werk geben sollte – nachdem hab ich
aber, ich weiß nicht wo? gehört, daß Sie Verleger wären. Sind Sie es, so
wünsche Ihnen Glück, und leiste Ihnen allenfalls Bürgschaft, daß er
diesmal Wort halten wird. So bald ich nach Zürich schreibe, welches nächstens
geschehen wird, werd ich Ihren lieben Sohn Lavater u Pfenninger bestens
empfehlen. Es ist mir ein groß Vergnügen dadurch entgangen daß ich ihn
nicht gesehen und Füeßli nicht kennen gelernt. Wo ist Ihr neuer Rector Snell
her? und was ist das für ein Mann? Den mir mitgetheilten Auszug habe
HE Courtan mitgetheilt u werde dafür Sorge tragen. Seine Mama ist in
Pillau, sie hat heute eintreffen wollen, wird aber noch ein 8 Tage dableiben.
Der Prinz ist heute dahin abgegangen und scheint sich sehr in Preußen zu
gefallen. Diesen Dienstag war er in der Nachbarschaft der 3 Kronen. Seinen
Leibchirurgum oder
Pensionair
, HE.
Rhod
,
hab ich an Sie addreßirt, um
ihm vielleicht die Bekanntschaft des würdigen
Parisius zu verschaffen,
wünschte auch daß er in Petersb. unsern
Arndt kennen
lernen und mir mündl.
Nachrichten von ihm mitbrächte. Seine addresse werden Sie ihm beßer als
ich mittheilen können. Ich denke doch nicht daß man in Deutschl. aus Hume
Contrebande machen wird, und daß die Herren Censoren nicht gewißenhafter
zu seyn affectiren werden als der Geistl. in Schwaben. Für guten correcten
Druck darf ich nicht sorgen; wünschte klein Octav. HE. Retif de la Bret ist
mein Mann; ich habe die Geschichte meines Vaters, seinen neuen Abälard, den
väterl. Fluch, Fanchettens Fuß, die glücklich widergefundene Tochter mit viel
Zufriedenheit gelesen; sein
Vierziger
ist hier nicht aufzutreiben. Warte mit
Schmerzen seine sämtl. Werke,
Väterschule
Ecole de la Jeunesse, Idées
singulieres, femme dans les 3 Etats, paysan perverti, Gynographes, Hibouu Nouvelles kennen zu lernen und werde mir alle Mühe geben selbige
aufzutreiben. Danken Sie meinem Freund RH. B. für Sein
Blatt
. Empfehlen Sie
mich Ihrer Hälfte u sämtl. Reisegesellschaft, Hänschen mit seinen Geschwister
gleichfalls. Sind Gottl. alle gesund, wünsche ein gl. und ersterbe Ihr alter
ergebener Freund u Diener
Johann Georg Hamann. (des Abends spät.)Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / HErrn Hartknoch / in /
Riga
. / p f.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 13 Aug 1780Vermerk von Hamann:Erhalten am Michaelistage 780.
Einl. an geschr. eod.Liebster Freund, Gevatter u. Altvater H. Es dünkt mich ein Jahr, seit ich
Ihnen nicht geschrieben; mein Leben ist aber eine geraume Zeit solche
Wanderschaft gewesen, daß mir zum Schreiben weder Lust noch Muße ward. Zuerst sind
wir, wie ich Ihnen, dünkt mich vorläufig gemeldet, 10. Tage in Ilmenau
gewesen, ich, die Mutter u. die 2. ältesten Söhne; es that uns leid, daß wir die
andern nicht auch mitgenommen hatten. Die Gegend ist so herrlich, die Luft
so leicht u. rein, Berge, Thäler, u. die Fichtenwälder, die auf jenen zum
Himmel steigen, so erquickend u. so wie der liebe Schlaf, so alle Speisen
außerordentlich gesund, leicht u. wohlschmeckend, daß wir oft sagten: Hier ist gut
seyn, hier laßt uns p. Wir sind die Haine, Wälder u. Felsen tapfer bestiegen:
meine Frau war wie ein Reh überall voran: u. wir fühlten, da wir zu Hause
anlandeten, nichts als enge Luft u. zu nahe, zu viele u. drückende Menschen.
Wahrlich, man muß cum grano salis von gewissermaasse von ihnen
entfernt seyn, um nur wieder einmal, daß man Mensch sei, zu fühlen –
In Ilmenau fing ich meinen Brunnen an: dem aber das Wetter, das des
Morgens sehr kalt war, nicht favorisirte. Die Fortsetzung in der Stadt
geschahe, durch Geschäfte u. Beschwerlichkeiten, die man nicht voraussehn
konnte, so unterbrochen, daß ich dies Jahr weniger Nutzen, als in irgend einem
andern, vom Brunnen gespürt habe u. seit geraumer Zeit unmuthig, schwer,
krank u. grämlich bin. Sobald noch warme Tage kommen u. ich etwas frei
bin, will ich noch einige Bouteillen Nachkur trinken; vielleicht u. hoffentl.
werde ich leichter. Meiner Frauen habe ich auch etwas Unmuth mitgetheilet;
er wird sich hoffentl. auch legen. –
Außer Ilmenau südwärts, waren wir den 30. Jul. zu Alstedt, Nordwärts,an den beiden äußersten Enden des Herzogthums also. Hier habe ich Ihren
Bekannten, den Mag. u. Titular-Konsist. R. Hase, der bisher Pfarrer in Sulza
unter meiner Inspection war, als Superintendenten und Aßeßor des geistl.
Untergerichts zu Alstedt eingeführet. Wir wohnten logirten auf dem alten
Kaiser Schloß, auf dem noch die Ottonen oft gewesen sind u. von dem, weils
auf einem schönen Berge liegt, die Außicht rings umher in einen vollen
blühenden Garten Gottes, der auch vulgo die goldne Au heißt, herrlich war; die
Einführung des HErrn Sup. aber ist meinem Innern sogar erfreul. nicht
gewesen. Ich hatte es insonderheit mitbetrieben, daß er zu der Stelle
vorgeschlagen wurde, weil ich ihn nicht so kannte, als ich ihn hier fand: er ist rauh u.
borstig, seine Predigt war herzl. elend, u. ich glaube, er wird in seiner Diöcese
eher den Pabst machen wollen, u. den treubeflißnen P Weltmann als den
Bischof der Heerde. Er hat sich in Sulza sonst an Sie erinnert; der Verf. der
Phys. Reisen aber ist Er nicht, sondern ein Hase in Dresden; dieser ist ein
starker Dogmatiker u. flinker Uebersetzer insonderheit von Reisebeschreibungen
aus dem Rußischen u. andern Sprachen – alles aber blos Lohn- u.Handarbeit. Seine jetzige Stelle ist schön; nach meiner an Einkünften die besten in
Lande u. an Ruhe der meinigen ungleich überlegen. Er wird also tapfer drauf
losübersetzen, so Gott will. Im Anfange des Augusts war ich einige Tage in
Gotha, um einen Ehren Besuch abzuthun, den ich 3. Jahr schuldig gewesen.
Viel Ehre genossen, aber wenig Erquickung gefunden. Acht Tage drauf u. in
der Zeit unsrer Geburtstage also kam ein unerwarteter Besuch hier an,
Kapellm. Reichard. Er ist mit seiner Frauen, einer geb. Benda, u. 2. Kindern
über 8. Tage hier gewesen, weil seine Frau hier 2. verheirathete Schwestern
hat u. Er für seine Person hat sich
tägl
. zu uns gehalten. Abend 5. Uhr
insonderheit, die Zeit unserer Promenaden war er flink da; wir haben ihm die
schönsten Plätze in unsrer Nachbarschaft gewiesen u. er wird sich noch lange,
wie er sagt, wenns 5. Uhr schlägt, unsrer erinnern. Er ist ein herzl. guter
Mensch, ein lieber treuer Junge, der die Wahrheit sehr liebt, sich ganz nach
Claudius zu bilden scheint u. in deßen Musik am meisten Klopstockischer Geist wohnet.
Klopstocken hat er sich ganz ergeben, wie er denn auch, diesen musikalisch zu
deklamiren u. componiren, wenn irgend jemand gebohren scheint. Er hat uns
einige Lieder u. Oden dieser Art hinterlaßen u. uns überhaupt von Tage zu
Tage mehr erfreuet. Er liebt u. schätzet sSie sehr, so wie ich ihn denn auch auf
eine Art als einen Boten von Ihnen angesehen u. in Ihnen geliebt habe.
Sonst hat er hier, weil die großen u. schönen Geister, die den Ton angeben,
den Stab über ihn gebrochen haben, zieml. kalte Aufnahme gefunden; aus
der er sich aber nichts gemacht, so wie er auch diese nicht einmal gesucht hat.
Er hat grosse Lust geha bezeugt, einmal allein wieder zu kommen u. denn
wollen wir mit Ihm sogleich nach Ilmenau reisen –
Unsre Geburtstäge sind, wie Sie leicht denken, dies Jahr also nicht cum
poculo
summae
hilaritatis von mir gefeiert worden. Ihres Pathens,
August, der sich zuerst einstellet, war ein guter Vorläufer: das Bübchen ist so
gesund, schlank u. munter, aller Menschen Freude. Am meinigen hatte ich
Verdruß Ärgerniß u. Geschäfte; obgleich Adalbert wenigstens, der
springendste, frölichste Knabe, der leichteste unter allen, deßen t Tag es auch ist, Rosen
der Freude verdient hätte. Er bekam sie gewißermaasse auch, ein hübsches Kleid
zum Geschenk von seiner Frau Pathin, der geh. Räthin Frankenberg aus
Gotha, so w eben da wir zu Tisch saßen: so wie mir denn auch die Mutter
in seinem Namen ein hübsches,
sein erstes
Kränzchen u. selbstgemachte Verse
brachte, die mich erinnerten, daß ich, so wie er älter würde, von ihm etwas
Jugendblut eintauschen möchte. Leider aber ist der Tausch nicht immer zu haben.
Ihresr u. Gottfrieds Geburtstag gingen froher dahin; jener in guten
Erinnerungen an Ihre bewiesene Liebe u.Treue, die u. mit wahrem Wunsche für Ihr
Jubilaeum; dieser wurde mit seinem Schulcameraden Voigt, der mit Ihmihm in Einem Jahr, nur Einen Tag früher gebohren ist u. deßen Eltern (der
Vat. ist Regier. Rath hier) grosse Liebe u. Sehnsucht nach uns haben, also
einen Tag früher gefeiert u. weil ich eben diesen Tag über den dankbaren
Samariter zu predigen hatte, so habe ich in unsrer aller Namen, die wir in
dieser Zeit unsre Wallfahrt angetreten, vota publica, gratesque debitas,
numquam satis solvendas, abgelegt, auch in Ihrem Namen, lieber Fr. u.
Mitwandrer. Der Himmel kröne Sie ferner mit seinem Epheu der
Verborgenheit u. Gnade u. Immergrüne. Amen.
Zu Ihrem Geburtstage sollte dies Büchlein, Briefe, kommen; es ward aber
zu spät fertig. Nehmen Sies mit Freundschaft u. Milde auf: es enthält curas
officiales, die Sie sonst schon durch
Grillen
übersetzt haben. Es ist für junge
Leute, Kandidaten pp geschrieben, die hier u. an vielen Orten schreckl. in der
Wüste sind; leider! aber habe ich in diesen ersten Theilen, noch viel zu Critisch
seyn müßen, um es mit diesem Pack nehml. nicht zu verderben; die beiden
folgenden Theile sollen, so Gott will, erst enthalten, was mein Herz zu sagen
begehret. Iuvet Deus! Man schift in solchen Sachen zwischen Scylla u.
Charybdi des Jahrhunderts, insonderheit, wenn man, wie ich, zwischen den
neumodischen Studien der Akademien u. dem alten Sauerteige der plumpen
Unwißenheit, d Barbarei u. Faulheit lebet. Die jungen Leute, die von
Academien kommen, lachen über die Art, in der sie von den meisten im Consistorio
examinirt werden u. ergeben sich, mit dem Fonds von Leichtfertigkeit, den
sie mitgebracht haben, kriechender Stupidität u. Faulheit – so daß mir fast
keine
verkehrtere Art
vorkommt, als die unsrer jungen Candidaten. Haben
Sie also Geduld mit dieser Lecture; Ssie thut mir selbst am allerwenigsten
Gnüge. Je mehr ich die Autorschaft haße, je mehr komme ich herunterBerens hat mir mit einem Briefe sein Blatt zur Chronik selbst zugeschickt.
Ich werds, ohngefähr wie Sie, im Merkur anzeigen: es ist auch die einzige
Art – wie er selbst einsieht. Mit dem Rector, M. Snell aus Gießen, ist man
zufrieden; Er selbst aber hat mir noch nicht geschrieben.
Sulzers Tagbuch kenne ich nicht: den R. de la Bret. auch nicht; letztern
aber will gewiß kennen lernen. Nach dem Werk des Monboddo habe lange
verlangt; aber umsonst. Der P.
Soave
ist mir ein unbekannter Name. / Den
Verf. der Apol. über die Apokalyspe habe nennen gehört oder gelesen; er fällt
mir aber nicht gleich bei. Er hat vorige Meße auch Gedichte herausgegeben.
Er ist Prediger in Chursachsen. Der Herausgeber der Rosalie ist Bode.
Meine 2. Preise in München habe ich Ihnen gewiß nicht vergeßen
anzuzeigen: der erste „was wirkten die Dichter in alten Zeiten; was wirkten sie jetzt?“
der zweite „was für Nutzen gewähren die Niedern Wißenschaften den
Höhern?“ Jene war 1778. mit dem Motto: vtcunque defecere mores pp diese
1779. mit dem Motto: vt hominis decus ingenium, sic ingenii decus
eloquentia. Die Ak. wird beide herausgeben, aber wie u. wenn? weiß ich nicht.
Ich glaube in einem eignen Bande Preisschriften.
Das Sendschr. an den Brem. Beantworter ist nicht von mir; sondern von
Häfeli
. Ich habs bis jetzt nicht gesehen. – Ihre Uebersetzung des
Hume
freut
mich. DSie Uebersetz soll nächstens im Merkur u. wo ich kann,
angekündigt werden.
Es ist sonderbar, daß Sie sich jetzt erst mit Fischern begegnet; da ich doch
wirkl. schon von Riga aus ihn mit Ihnen bekannt zu machen suchte u. auch ein
paar Briefe wo mir recht ist, durch Sie an Ihn bestellt habe. Nachher kamen
Sie nach Curland; u. er ist mir so ganz aus dem Auge kommen, daß mir
sogar niemand (ich habe Hartknoch eigne Aufträge deßhalb gegeben) ein Wort
von ihm hat sagen können: wo u. ob er lebe? Mich freuets, daß er noch da ist
u. will, wenn mir Zeit überbleibt, an ihn wenigstens einige Reihen beilegen.
Unsre Bekanntsch. u. Freundsch. war erste Blüthe Akademischer Jugend; ich
bin begierig, zu wißen, wie es jetzt mit ihm sei. – Ueber Goldbecks Plan soll
er sich also näch näher erklären.
Die Volkslieder an Lauson will ich nicht vergeßen; nur muß es durch
Gelegenheit seyn, denn auf der Post ists zu theuer.
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon das Abenteuer Ihrer Scherflein mit
Klopst. geschrieben? Bode reißt eben nach Hamb. u. in HerzensEinfalt gebe
ich ihm den Br. oder vielmehr das ums Scherflein geschlagne Couvert an
ihn mit. Er nimts an u. schreibt an Bode folgenden Zettel „Sagen Sie mir
doch, lieber B., wenn Sie können u. dörfen, warum schickt mir Herder
eine Schrift zu, die gegen mich geschrieben ist u. in solchem Tone.“ Zum
Unglück hatte B Bodees überhört, daß Sie ihm die Schrift zuschickten, u. wußte
also eigentl. nichts zu sagen, als daß ich sie ihm mit sehr guter Miene gegeben
hätte u. nicht über das Weitere wolle er mich fragen. Da ich mit Kl. in
keinem Briefwechsel stehe u. nicht Lust habe, in solcher Sache an ihn zu
schreiben, so will ich nächstens an Claudius ein Wort drüber sagen, wenn es nicht
Bode an ihn selbst schon gesagt hat. Sie sehen also abermals, daß der Dichter
der neuen Republic u. Buchstabenkunst ein Narr ist, woran ich lange nicht
mehr gezweifelt.
Wenn Sie im D. Museum „Andenken an ältere D. Dichter“ finden: so
bitte ichs zu lesen: es ist von mir. Der erste Br. stand im Okt. vorigen Jahrs;
der 2te wird vermuthl. in den Okt. dieses Jahrs kommen. Solang hat die
Fortsetzung bei mir geruhet. Ueber die Materialien dazu habe ich Ihnen,
dünkt mich, in ältern Br. schon geschrieben. – Die Prophezeiung soll beigelegt
werden: vielleicht giebts auch Mittel, daß ich Ihnen Jaques le Fatalisteübersenden kann u. darf. Der Prophet der ersten ist, wie ich Ihnen bereits, glaub’
ich, gemeldet, gestorben: sein Werk ist unvollkommen u. soll der Sage nach,
sonderbare Sonderbarkeiten
in sich fassen. Wie ich auf den letzten
Ausdruck kome, soll Ihnen ein ander Blatt sagen.
Das Ende meines vorigen Blatts will, daß ich dies komisch anfangen soll,
wie folget.
Ein gewißer George Baron de Monster Landegg bei Münster, Geh. R. des
Kurfürsten zu Kölln u. f. schreibt an den Fürsten v. Hohenloh-Schillingfürst
u. seinen Sohn, ihnen den Tod seiner Mutter, Ihrer Tante u. Cousine zu
melden, vergißt aber zum Unglück den Titel Durchlaucht u. bekommt darauf
statt seinerAntwort vom Fürsten einen Rescript von der Regierung, wie ein
solcher Brief mit
befremdeter
Titulatur, Offerte u. Curtoisie eingegangen u.
Serenissimor. nostror. Durchlauchtigkeiten mit solchen Zuschriften ferner
verschont bleiben wollten. Der Baron schreibt an den Mr. le Prince darauf
Französisch selbst u. bietet ihm auf eine höfl. Art einen Duell an: der Fürst
antwortet ihm im jämmerlichsten Schulfranzösisch, u. lehrt ihn, daß ein
Fürst sich nicht duelliren könne, daß er depositaire des Reichs über die
Gesetze gegen den Duell sei, daß Ihm, dem Baron, gnug Ehre geschehen, da durch
die Regierung u. die nicht durch die Kanzlei an Ihn, den Baron, der nur
von basse nicht haute noblesse sei, sei protestirt worden u. f. Der Baron
schreibt abermals auf dies lächerl. Schreiben, das 50. mal jeden Perioden mit
apprenés anfängt u. endet den Briefwechsel spöttisch: fängt ihn aber bald
wieder an, da der Fürst in Frankf. sich nach ihm erkundigen lassen u. hönisch
von ihm geredet. Er fodert ihn also nochmals heraus, droht seine Briefe
drucken zu lassen, zieht sein Ländchen durch u. fodert nochmals, hie, da, dort,
hin sich zu stellen, mit obgenannter Drohung. Keine Antwort erfolgt u. er
läßt die Briefe drucken, unter denen der letzte es betheuret, daß er ihn jusque
aux portes de l’Enfer verfolgen wolle. Der Fürst hatte es sden cas in
seinem Briefe den zweiten Perioden angefangen: comme le cas est inoui et
singulierement singulier – darauf bezogen sich meine sonderb.
Sonderbarkeiten. Doch gnug von den Poßen – –
Moser ist abgegangen, weil er dem Landgrafen noch ein Regiment stellen
sollen, das unmögl. das Land ertragen können. Der Landgr. antwortet: da er
schon so oft um seinen Abschied angehalten u. ers müde sei, sich den Hund vor
die Thür werfen zu lassen, so solle er ihm gegeben werden. Dabei, sagt man,
habe Moser die Versicherung, die er beim Antritt seiner Dienste auf
lebenslängl. Pension erhalten, in seiner letzten Protestation mit beigelegt u. der
Landgr. sei so schlecht gewesen, sie wiederzunehmen. M. hat Wenige Zeit
darauf hat M. an mich geschrieben u. sich selbst zu seiner Ruhe Glückgewünscht.
Er hat Bücher u. seine Galerie verkaufen lassen, worinn schöne Stücke
waren u. die auch theuer weggegangen seyn soll: den kostbaren, neu angelegten
Garten hat ihm der Erbprinz abgekauft u. das Erste ist gewesen, darinn die
Statue der Freiheit zu zerstören. Er wohnt in Zwingenberg nahe bei
Darmstadt, einem kleinen Landgut, das ihm gehört, denn auch auf große Dinge
hat ers im Einsammlen nicht angelegt u und er hat mehr oder soviel
ausgegeben, als er eingenommen hat u. dies ordentl. als Staatsmanns-Maxime
betrieben. Das Land verliert viel an ihm d. i. die Geschäfte des Landes; denn
ich kenne die andern HErren u. mein HE. Schwager ists jetzt wieder im
Conseil der Erste, außer daß der Erbprinz Mosers Stelle vertreten
soll
. Man
sagt, die Landcommißion soll seinen Credit ruinirt haben; bei der gewiß seine
Absicht (eventus fefellit spem) gut gewesen. In Abtragung der Schulden ist
er die Ordnung selbst gewesen u. alle Creditoren loben ihn; das wird jetzt bei
den R neuen Regimentern wieder stecken bleiben u. vielleicht gar mit der
Zeit eine Kaiserl. Com Schulden-Commißion, die bisher Er allein
abgehalten hat, ihn rächen. Was er jetzt macht, weiß ich nicht, denn ich habe ihm leider!
noch nicht geschrieben.
Lavat. hat hier an Göthe einen großen Briefwechsel über Waser entamirt,
über den ich Ihnen mit meinem Urtheil nicht vorgreifen will: vielleicht kann
ich Ihnen ihn ganz schaffen. Göthe ist mit dem Herzoge wieder auf einer Reise,
die 14. Tage werden soll u. gewiß länger werden wird. Mit Lav. bin ich seit
Jahr u. Tag aus allem Briefwechsel.
Claud. hat lang nicht geschrieben: Reichard, der ihn vor wenigen Wochen
besucht hat, sagt, er sei wohl. Otium cum voluptate scheint sein Symbolum
zu seyn, nicht eben cum dignitate; doch lobt ihn Reichard sehr, daß er sich
der ihm anvertrauten Jacobischen Kinder sehr annehme.
Meine Fr. hat eine schmerzl. Trauer an dem Tode Ih ihrer Schwägerin, einer
jungen Frauen von kaum einigen 20. Jahren, gehabt, die sie noch nicht
verwinden kann. Das Herz ihres Bruders hat an ihr, als seinem
langgesuchten Einzigen Gut auf der Erde gehangen: die erste üble Entwöhnung hat sie
von ihm genommen, u. er kann sich noch nicht fassen u. trösten.
Unser Herzogin ist auch nicht, noch immer nicht recht wohl u. der Brunne
hat ihr dies Jahr nichts geholfen. Ein Bad wäre das Einzige; dagegen ist aber
Knickerei des Herzogs, u. kriechende Arglist der Arzte, die sie nicht aus ihren
Klauen lassen wollen. Pereant Philistini!Der Statthalter ist seit geraumer Zeit nicht in Erfurt, sondern hält in
Würzburg, Worms., wo er überall Domherr ist, seine Residenzen. Ihr Brief
indeßen kommt gleich an ihn, weil sein Hofrath u. Chargé d’affaires in
Erfurt ist u. Sie werden bald Antwort haben.
Gnug von u. mit meinem armen Zeitungsbriefe. Sie sehen, mein
Lobgesang steht jetzt auch Jes. 24, 16. oder Ψ 88, 16. Doch hoffe ich wieder
emporzugrünen aus dürrem Staube. In der Literatur reizt mich wenig oder nichts;
das meiste ärgert mich, besonders was aus Göttingen kommt. Keine Kraft ist
in meinen Gebeinen u. kein Lebenssaft in meiner Seele. Die Lage meiner
lieben geistl. Geschäfte ist auch, daß Gott erbarm! überall Eckel u. nirgend
Aufmunterung, nirgend Hofnung, nirgend kaum werth, daß man den Finger
rege. Leben Sie glücklich, lieber H. u. geniessen Ihres Väterl.- u.
Brudererbtheils in Ruh u. Segen. Ihr Hüterdienst, da Sie die Schätze des Landes
bewachen u. nicht berühren, ist der beste Dienst, den man dem Mammon
leisten darf, u weil er andern beßern Dienst nicht hindert. Komme nachmit dem 50. Jahr alles Glück u. innere Wohlseyn über Sie, das u. mehr als
ich mir selbst wünsche. Meine Kinder sind wohl u. Wilhelm, der eine
Zeitlang mit Schwären hie u. da gekämpft hat, scheint sich glückl. durchzuwinden.
Er wird, wie Reichard ihm angesehen hat, u. muß ein Seefahrer werden u.
einige mal die Welt umschiffen, so wohl ist ihm auf seinen Beinen. Gottfr.
blühet, wie eine stille verschwiegene Blume. Leben Sie wohl u. lieben uns, wie
wir Sie lieben. Meine Frau empfielt sich Ihnen herzlich.
Ihr ewiger treuer
Herder.W. den 9. Sept. 80.Am linken Rand der letzten Seite quer geschrieben:Von Roußeau trägt man sich mit Dialogen von u. über ihn selbst, die ihm
sehr nachtheilig seyn sollen. Sobald ich etwas habhaft werde, solls zu Ihnen
herüber. Ich glaube, es ist ein Gemächt der Encyklopädisten, seiner Feinde.
Am linken Rand der ersten Seite quer geschrieben:Hier ist Mosers Br. selbst; Sie schicken ihn gefälligst wieder.
Kgsb. den 13 7br. 80.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern bin ich mit der Abschrift meiner Uebersetzung fertig geworden, die
18 Bogen in fol. beträgt. Mein alter Freund Lauson u HE Prof Kant haben
selbige durchgesehen; jetzt bekomt sie Kreutzfeld, um selbige mit dem Engl. zu
vergleichen, und dann vielleicht der neue Hofhalsrichter, wenn er Zeit u
Lust hat. Zuletzt werd ich noch selbige durchlaufen, welches alles in mögl.
Kürze geschehen soll. Den 21 Jul. fieng ich die Uebersetzung an u kam den
7 Aug. zu Ende. Den 29 ej. konnte ich erst zur Copie kommen. An unsern H.
in W. habe vor 14 Tagen geschrieben u Ihren Wunsch der Ankündigung
aufgetragen. Asmus antwortet nicht mehr; vielleicht werd ich doch zum
Ueberfluß noch einmal schreiben.
Den 1 hui. habe vom künftigen Prof. Kraus einen Brief erhalten, worinn
folgende Stelle: „Dem Geistl. in Schwaben sagen Sie, daß meines Wißens
3 oder gewis 2 Schneider den Humischen Hausgott deutsch gekleidet haben;
daß er beßer thäte, wenn er das Schneidern Leuten überließe, die sonst nichts
können und davon leben müßen, und daß er, was ihm zur Erbauung seiner
Landsleute zuträglich deucht, lieber in einer eigenen Predigt oder einem
Handbüchlein ans Herz legen soll, als es so verstreuen.“
Dieser Nachricht zufolge muß ich Ihnen folgenden Vorschlag thun. Da
die Sache bis zur nächsten Meße Zeit hat: so dächte ich, die Uebersetzung müste
allenfalls im Meßkatalog angemeldet wären, als ein verspätetes Stück, das
zu Weynachten fertig werden sollte, wie Leßings Briefe zu Johannis, unter
dem Titel:
Dialogen die natürliche Religion betreffend. Von David
Hume. Esq. Uebersetzt von einem fünfzigjährigen Geistlichen in
Schwaben
. Sollten nun wirklich Uebersetzungen diese Meße erscheinen; so
wünschte ich, daß Sie in Leipzig oder Berl. Ordre stellten, mir sämtl. so
geschwind als möglich zuzufertigen, damit ich selbige mit meiner Arbeit
vergleichen kann. Erhalten Sie meinen u meiner Freunde Beyfall: so bleib ich
daheim. Haben Sie aber beträchtl. Mängel, und ich Hofnung dem Werth
meiner Arbeit ein entschiedenes Uebergewicht zu geben: so steht es bey Ihnen
den Ueberschlag zu machen.
Genehmigen Sie diesen Vorschlag: so bitte für die geschwindeste
Zufertigung der herausgekommenen sämtl. Uebersetzungen zu sorgen, und mir
allenfalls
die Addresse wohin ich das Mst. senden soll, mitzuschreiben,
wenn keiner meiner Nebenbuler fertig geworden wäre. An der Beylage oder
Anhange werd ich nicht eher anfangen zu arbeiten, biß die Sache entschieden
ist, und während des Abdruckes wird es immer noch Zeit seyn, selbige
nachzuschicken. Mein gewöhnliches Bogenmaas werde wol nicht überschreiten
können.
Das Engl. Exemplar ist prächtig gedruckt. Groß Octav auf schönem Papier
und mit stattl. Typen. Ich wünschte auch gutes Papier u saubern Druck, nebst
einem sorgfältigen u verständigen Corrector; aber klein Format oder wie
Mendelsohns philos. Schriften; aber mit einem breitern Rande, dem Engl.
ähnlich, daß oben immer zur Seiten die Zahl des Abschnitts stehen kann, und
jeder Abschnitt muß wenigstens mit einer
neuen Seite anfangen
. Im Engl.
ist immer gar ein
neues Blatt
dazu bestimmt, und daher manche leere Seite,
die mir eben nicht gefallen. Die Abschnitte heißen auch im Engl. Theile,
ohngeachtet das ganze Werk blos die Unterredung eines einzigen Tages in sich hält.
Prof. Kant wird auch Termin halten u diesen Michaelis sein Mst. vollenden.
Er balancirt zwischen Ihnen u Hartung, und wünschte sehr den Druck hiesigen
Orts.
Daß mir Ihr lieber Sohn entwischt ist, hat mir sehr leid gethan. Ist Füeßli
mitgegangen? An Pfenninger habe geschrieben, und ihn bestens empfolen
dem Kleeblatt, neml. Lavater u Häfeli durch ersteren. Hier liegen
einige
Exempl
. von den 3 ersten Stücken des christl. Magazins; könnten Sie selbige
nicht dem Depositario abnehmen. Doch vielleicht kann die Sache bey Ihrer
nächsten Meßreise beßer abgemacht werden, wenigstens durch Ihren Rath.
Kant sagte mir etwas von einem häusl. Unglück, das Sie mit Ihrer Caße
gehabt hätten; habe nichts weiter davon erfahren können. Gesetzt auch das
ärgste; so schenke Ihnen Gott nur Gesundheit, Er kann alles in triploersetzen. So wenig Gewinn es für den Thäter seyn wird: so wenig wirklicher
Schade für Sie. Am Ende dient alles zu unserm Besten.
Empfehlen Sie mich Ihrer liebenswürdigen Gemalin und Tochter. Theilen
Sie mir bey Gelegenheit Nachrichten von Ihrem Sohn mit, seiner dortigen
Ankunft, Zufriedenheit pp. Wißen Sie nichts von P‥l. In Zeit von 8 Tagen lief
hier ein sehr widersprechend Gerücht, daß er ohngeachtet seines dortigen
Verdienstes u tägl. Umgange in des Pr. Residenten Hause mit Händen u Füßen
arbeitete hieher zu kommen – und dann, daß er aus W. ausgeführt worden
wäre. So bald der
würkl. Druck entschieden
ist, werde ich einen Aufsatz
machen von den Fortsetzungen, die ich pro honorario für meine Bibliothek
ergänzt zu sehen wünschte, damit Sie selbst den Ueberschlag machen können.
An Ihr baar Geld will ich mich nicht gern vergreifen. Nun Gott seegne Sie,
mein liebster Hartknoch. Nach einem herzlichen Gruß von Hänschen u
meinem gantzen Hause an Sie, die Ihrigen (den Reisegefährten mit eingeschloßen)
pp ersterbe Ihr alter Freund u Diener.
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
. / 16 gl
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 7 Sept 1780Kgsb. den 6. 8br. 80.Geliebtester Freund,
Den 25 pr. erhielte Ihren dicken Brief des Abends; des Morgens drauf
bestellte Einl. durch Me Courtan an Ihren HE Bruder, der zugl. die
Besorgung nach Berl. u Warschau übernommen. Hofpr. Schultz habe selbst
eingehändigt wie auch Pr. Kant. Ersterer hat mir seine Antwort gestern
zugeschickt. Kant versprach selbst zu antworten. Sie haben hohe Zeit gehabt zu
schreiben; weil sich Kanter in der Zeit wie ein Gott aus der Maschine gemeldet
u beynahe das ganze Spiel verdorben hätte. Ihr Grund, daß Sie vorzügl. im
stande wären den Absatz des Werks zu verbreiten, war ein vortrefl.
argumentum ad hominem, und ich wünsche, daß Sie die Braut davon tragen mögen.
Gegen Hart. habe gearbeitet, gegen meinen Gevatter will u mag ich nicht,
wird auch nicht nöthig seyn.
Den 27 pr. an meines Sohns Geburtstag erhielt endl. eine Antwort von
Claudius nebst einem Avis von einem DedicationsExempl. seines Cyrus,
6 Bouteill. Rheinwein davon 1 noch einmal so alt soll seyn als ich, u 3
Spielzeugschachteln für meine Parcen, welches alles heute richtig angekommen, und
3 Bout. an Beichtvater, Hofhalsrichter Hippel u Commere Courtan de la part
du bon Compere aßignirt sind. Mit den 3 übrigen zweifele bis zur Ostermeße
auszukommen.
Aber am Michelstage war die Freude noch größer. Wie abgeredet, kam ein
Pack vom Landsmann u Gevatter aus Weimar, gleich einer mit Äpfeln
gestopften Gans mir in das offene Maul geflogen. Die Äpfel waren ein allerliebstes
Bändchen in 2 Theilen von 24
Briefen, das Studium der Theologie
betreffend
, ein Mst. einer bereits in Druck erschienenen merkw. Schrift des
nunmehr seel. Superintendenten
Ziehen
, welcher aus einem wunderbaren
Buch
Chevilah
, von dem ich mir keinen Begrif machen kann, aber darnach
ringen werde, eine Reihe von Erdbeben weißagt bis 786, wodurch 7000 Oerter
am Rhein zu Grunde gehen sollen. Das erste ist am Ende des Febr. wirklich
eingetroffen, u die Anzeige davon hat er im vorigen Xbr. an die Regierungen
zu Braunschw. u Hannover gethan, das nächste ist auf den 28 pr. festgesetzt,
u die Witterung scheint auch diese Erfüllung wahrscheinlich zu machen. Das
wichtigste für mich ist eine kleine Abhandl. über die Hieroglyphen u ihre
Sprachkunst, welche der Autor sich rühmt in 6 Jahren herausgebracht zu
haben, die Construction u Auflösung aller Hieroglyphen. Der ganze Knoten
beruht aber auf das Buch
Chevilah
, welches für mich ein Wunder aller
Wunder ist, u nach deßen Begriff ich mehr schmachte als nach der Kritik der
reinen Vernunft – ob es wirkl. so ein Buch unter dem rabbinischen Wuste
geben sollte, weiß ich nicht. Allenfalls fragen Sie doch Ihren Bocher oder Ihren
neuen Rector um in Wolfii Bibl. Rabbin. darnach zu suchen.
Zitterland hat sich die Werke des Retif verschrieben u erbietet sich zum
Uebersetzer. Wenn selbige ankommen, will ich ihn selbst an Sie weisen.
Melden Sie mir auch ob Sie von Hofpr. Schultz Verleger werden u wovon?
Ist eine Gegenantwort nöthig so bitte selbige auch an mich zu richten. –
Ich mag gar nicht
der zweite Uebersetzer
seyn; und meine
Arbeit ist
garnicht
verloren
. Darum schrieb ich Ihnen eben, u Sie kommen mit einem
Exempl. der Uebersetzung davon. Ob mein kleiner Anhang Ihre Erwartung
erfüllt hätte, weiß ich auch nicht, und meine Defecten werden Sich eher durch
eine neue Auflage der Sokr. Denkw. der Wolken, der Nachschrift pppergänzen laßen. Vielleicht verwandelt sich auch der erste Embryon in ein
Bändchen
freymüthiger Briefe die natürl. Religion betreffend
. Hier
wird das Gerüchte immer allgemeiner u wahrscheinlicher daß Nachbar Stark
die freymüthige Betrachtungen über das Christentum geschrieben und auf
die war meine Uebersetzung hauptsächlich gemünzt.
Was Sie mir von meiner Frau Gevatterin als Verlegerin schreiben, versteh
ich nicht. Soll die Andräische Uebersetzung auf ihre Unkosten verlegt werden
oder für ihre Rechnung. Er denkt an kein Wort in seinem 3 Qvartlangen
Briefe, der mir herzlich erqvickt.
Hänschen hat heute zu Hause gebracht, daß der kleine Toussaint bereits
gestern Abschied genommen. Die Freude hat also nicht lange gewährt.
Ein wenig zu viel Sicherheit scheint doch zu Ihrem Verlust Anlaß gegeben
zu haben. Vielleicht Lehrgeld ein künftig größeres Uebel zu verhüten. Gott
schenke Ihnen gute Gesundheit, gute Nachrichten von dem Kunstschüler und
seiner glücklichen Ankunft, wovon mir auch einen Theil ausbitte. Empfehlen
Sie mich Ihrer Gemalin ppp und erwiedern Sie mein Andenken dem
Chronikenschreiber. Er wird auch im Merkur angemeldet werden. Werben Sie
dort wacker für meinen Freund Wezel zu seinem Roman. Geben Sie dem
HE Rhode ein paar Scherflein mit. Sie scheinen auf Klopst. gewirkt zu
haben u ich bin willens ihm ein Billetdoux zu schreiben, wenn ich dem
Claudius antworte. Werden Sie Verleger von Kant; so sorgen Sie, daß ich ein
warmes Exemplar bekomme. Vielleicht hilft es zu meinen Briefenin petto.Und hiemit Gott befohlen nebst einem herzl. Gruß von Hänschen Michel u.
den Meinigen. Ich ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster Freund
Hamann.Adresse mit Mundlackrest:Herrn / Herrn Hartknoch / in /
Riga
/
par fav
.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 163 Oct 1780
beantw d 1 Nov –HöchstzuEhrender Herr,
Ich bin der Mann des Todes, – der alte Mann vom Berge bin ich, der die
2 Scherfl. ausgefertigt hat, u. Ueberbringer so wol als Heimsteller sind beide
gl. unschuldig. Mache mit der Bekenntnis meiner Schuld den Anfang, weil
eben die Gründe für den kundbaren Niemanden ein Anonym zu seyn, mich
zu einer individuellen Erklärung gegen einen Mann von Ihrem Namen u
Verdiensten bestimmen.
Ihre Orthographie kam mir wie des Alcibiades Hund vor u hatte allen
meinen Beyfall als ein politisches fascinum als ein magischer Talisman den
unumgängl. Neid zu besprechen u die Verlegenheit eines lebenden
Schriftstellers gegen seinen Eusthatius Cuper zu büßen. Daher machte ich mir kein
Gewißen diese materiam publicam priuato iure zu behandeln, als ein vortrefl.
vehiculum meinen alten Groll gegen unsere unpolitische Reformatoren
auszulaßen welche nichts zu glauben empfehlen, als was sich hören u sehen oder
mit Händen greifen läßt. Nach dem gewöhnl. Schicksal der
Einkleidung
aber
ist die Sache selbst pars minima sui geworden. Anfang u Ende zeigen wenigstens,
daß es mir eigentl. nicht um Orthographie zu thun gewesen.
In Ansehung der Grundsätze, worauf Ihre Rechtschr. beruht, bleibt noch
immer mein Unglaube u Scepticismus in saluo. Meine Hauptzweifel fließen
aus der allgemeinen Theorie der Sprachen, welche ich größtentheils der
unseel. Mühe, die mir Reden u Schreiben macht, zu verdanken habe. Meine
Kenntnis der Muttersprache geht nicht weiter, als Ihre u anderer
Ueberlegenheit bewundern u ohngefehr beurtheilen zu können; daher ich mich auch mit
fremden Federn behelfe. Die unsere zu einer gebenedeyten Ausnahme von allen
lebendigen Sprachen u ihrer Weise zu machen u die vorgeschlagene Mittel
diese Ausnahme zu erhärten, sind u bleiben für mich απροσδιονυσα.
Wollen Sie, höchstzuEhrender Herr, mich
hier
meines Irrtums – am
liebsten unter vier Augen – vorläufig überführen: so wird mir Ihre
Zurechtweisung sehr willkommen seyn u ich erbiete mich zu einer schuldigen
Verbeßerung u Erkenntnis deßelben: so wie ich auch von ihrer Seite die Billigkeit
voraus setze keine Stellen, welche ledigl. die leidigen –aner u Herrherrsager
angehen zu misdeuten, mir Ihre Freundschaft und den Beweis davon, ich
meyne das mir einst zugedachte Exemplar Ihrer Meßiade, zu seiner Zeit nicht
zu entziehen; denn Ihre
Oden u Republick
besitze ich, sonst nichts, trotz
meiner Wünsche nach allem.
Ueber den Ton u die Physiognomie meines lakonischen Schnabels mag ich
kein Wort verlieren: sondern wolle beyderseits mit dem weisen Frühprediger
der Mitternacht dem Können u Wollen eines jeden seine Andacht u Nothdurft
anheimstellen – u die Gedult unsers HErrn (sämtl.) für unsere Seeligkeit
achten.
Ich habe die Ehre mit der aufrichtigsten u ergebensten Hochachtung zu seyn
Meines höchstzuEhrenden Herrn verpflichtester Freund u Diener
Kgsb. den 15 8br. Dom. XXI. p Trin. 80.Johann Georg H.Packhofverw.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (MC) von Matthias Claudius nebst Vermerken
von fremden Händen; von Matthias Claudius:An den Herrn Packhofverwalter /
Hamann
/ in
Königsberg
/ hiebey ein Kästgen in / Matten gep. / „
H. H. Königsberg
.“Vermerk von Hamann:Erhalten mit Henr. Dietr. Voß von Lübeck den 6 8br 80.Den 25 8br. 80.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann u Freund,
Am heil. Michaelis, meines Sohns Tauftage kam Ihr erwünschter Brief
wie eine gestopfte Gans Vormittags ins Haus geflogen; den Geburtstag
vorher hatte auch Claudius geschrieben und
meldete
mir auch ein Päckchen an,
war also keine so
baare
Freude, sondern hatte die Ungedult der Erwartung
mit sich.
Ihr Büchlein wurde sogl. verschlungen, ich habe es aber zum zweyten mal
mit gedoppeltem Vergnügen gelesen, und auch schon andere mit erfreut,
wiewol ichs nicht recht unter meinem Kopfküßen entbehren kann. Brenne nach
der Fortsetzung, die Gottlob! schon im Meß Catalog steht.
Bin in meiner hebr. Bibel nicht mehr zu Hause, und nehme sie erst jetzt
wider mit Hänschen vor, geht aber mühselelig u langsam von beyden Seiten,
zum Theil aus Mangel tüchtiger Hülfsmittel. Zwey Erl. bitte mir aus; S. 87
habe ich die hebr. Worte nicht finden können und auch den Grund nicht,
warum sie eins für hebräischer als das andere halten. Im andern Theil S. 302.
fehlt meinem Gedächtnis ein deutl. Locus vom Meßia in den Büchern der
Maccab. Jerusalems Auslegung von Bileam ist mir eben so wie Ihnen
vorgekommen; desto beßer hat mir Ihre Widerlegung u Uebersetzung geschmeckt.
Von Ihrer Preisschrift ist keine Spur im Meßkatalog, noch von Ihrer
Ausgabe der Werke des Andreä in deutscher Sprache, wovon ich läuten
gehört.
Des Layenbruders u Philosophen zu Zwingenberg Brief sende mit Dank
zurück; habe auf dem weißen Blatt eine Copie genommen, halb aus
Aberglauben – so wie ich Dom. XXI. den Einfall bekam auf die Hälfte von
Claudius Frachtbrief ein Billet an Klopstock zu schreiben, das aber noch hier
liegt, weil ich denselben Tag einen Anfall vom Fieber bekam, auch noch nicht
seitdem aus dem Hause gewesen.
Habe bisher auf eine Einl. gewartet, aber umsonst aus Morungen, so
dringend ich auch darum gebeten. Das Mst. des
Ziehens
fieng an
abzuschreiben, als ich aus den hamb. Zeitungen ersahe daß es im Druck erschienen. Im
Meßkatalog steht es nicht, u es ist die Frage, wenn u ob es herkommen wird.
Des Verf. Resultat über die hieroglyphische Sprachkunst hat mich
außerordentl. aufmerksam gemacht, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie viel mir
daran gelegen nähere Nachrichten besonders von dem Buch Chevilah zu haben.
Ein gewißer Hofrath Ehrenreich hier will versichern in seiner Jugend ein
kabbalistisches Mst. unter diesem Namen bey seel. Prof. König in Gießen
gesehen zu haben. Da es im Druck erschienen, liebster Herder, so hoff ich, daß ich
ohne Nachtheil dieses Mst. behalten kann. Das vom Erdbeben habe flüchtig
durchgelaufen, mag mich darüber nicht einlaßen. Kant schreibt dem Verf.
ganz falsche Begriffe in der Astronomie zu, u D. Reccard hält selbige
gleichfalls für
Kindermannsche
Grillen. Ich schränke mich bloß auf die
Urkunde
u die
hieroglyphische Sprachkunst
ein und wünschte um alles in der
KabbWelt mehr Auskunft und nähere data darüber. Alle
sonderbare
Sonderbarkeiten
, die sich darauf beziehen, sind für mich interessant. Der Verf. lebt nicht
mehr, sollte nicht dieses Stück von ihm ausgearbeitet in der Handschrift
geblieben seyn, und hätten Sie auch nicht Selbst Neugierde u Canäle hierüber mehr
Licht zu verschaffen. An Ihrem guten Willen mir alten Mann
angenehme
Stunden zu machen
und meinen Grillen beßere entgegenzusetzen, fehlt es
nicht.
Meine Uebersetzung des Hume habe reponirt ad Acta, da mit künftiger
Meße eine andere erscheinen wird. Kant, Lauson,
Kreutzfeld
, Hippel haben
meine durchgesehen und ihr vû bon gegeben, wiewol nur einer im stande
gewesen sie mit dem Engl. zu vergleichen. Deswegen wird die Arbeit nicht
verloren seyn, sondern vielleicht zu einem kleinen Bändchen von
Briefen die
natürl. Religion betreffend
desm 50jährigen Geistl. in Schwaben
gedeyen. Gesetzt also daß eine Ankündigung der Uebersetzung auch geschehen
wäre; so wäre dadurch nichts versehen. Hier will man zuverläßig behaupten
daß die freymüthigen Betrachtungen über das Χstentum von Stark sind, auch
redt man von einem Ruf deßelben nach Mecklenburg. Meine Uebersetzung
hatte das gröste Augenmerk auf dies Buch –
Habe in meinem Flußfieber ein vortrefl. Buch kennen gelernt, das ich mich
schäme so spät gelesen zu haben, für Sie aber wol keine Neuigkeit mehr seyn
wird, ich meine die 3 Theile von Irwings Untersuchungen über den Menschen.
Des Mannes Philosophie u Styl ichst sehr nach meinem Geschmack u ich habe
dimidium animae meae darinn gelesen.
Alles Gute, was Sie unserm Landsmann dem CapellMeister gethan haben
und noch zu thun imstande sind, sehe ich wirklich als Selbst genoßen an.
Meine Dankbarkeit gleicht leider! einem unterkötigen Geschwür oder
fistulösen Schaden. Claud. meldt mir von Reichards Reise nach Weimar ohne
ihn in der Liste von gelehrten u Standespassagiers zu nennen, welche diesen
Sommer in Hamburg gewesen. Er hat mir seinen Cyrus, 6 Bout. Rheinwein,
worunter eine noch einmal so alt wie ich seyn soll u einen ganzen Jahrmarkt
von Kinderspielen für meine Mädchen geschickt. Drey Bouteillen habe unter
meinem Beichtvater, dem neuen Hofhalsrichter Hippel u Me Commerevertheilt, eine mit der einzigen Tischgesellschaft, die ich habe, Brahl, seiner
Freundin Schimmelpfenning ausgetrunken, die alte in meiner Unpäßlichkeit
angebrochen, welche wirklich ein aurum potabile in sich zu halten scheint – und
die dritte ist noch in salvo. Bin nicht gewohnt Wein zu halten und damit zu
wirthschaften. –
Von unserm Diedrichs werden wir wol wenig Frucht erleben. Ich habe
ihn seit seiner Ankunft nicht gesehen. Seine Gesundheit ist gänzl. gestört. Er
geht wie ein Kind, das die engl. Krankheit gehabt. Ißt mit einem
Wolfshunger alles was ihm vorkomt – und soll eben so wenig Herr von seinen
Ausleerungen von vorn und hinten seyn. Vom Leßing schreibt mir Claud. daß
er eine Art von Lähmung u Schlafsucht haben soll. Von seinen
Briefen
nichts zu sehen noch zu hören; auf die ich mich so gespitzt.
Nun, der freudige Geist enthalte Sie! – Nach Ihrer Autorschaft zu
urtheilen, können Sie mit Hiob sagen:
mein Bogen beßert sich in meiner Hand
.
Mag wol wahr seyn, daß die einzige Kraft der Natur im Druck bestehe. Was
ist Ihr Herr Schwager dort, der seine Hälfte verloren? War das nicht eben
das Paar, welches zu Ihren
Liedern der Liebe
Anlaß gab? Ist das Kind
nicht wenigstens erhalten worden? Der Leibjäger aus Eutin ist in Wandsbeck
gewesen.
Erwarte eben keine Antwort vom Statthalter, wünschte aber zu wißen,
ob er meinen Brief erhalten, weil er unter jüdischem Einschluß nach Leipzig
gegangen, und ich mit Schellenberg Verwirrung gehabt, deßen Geld ich im
Junio abgeliefert, so bald ich es zusammgebracht, und mich in diesem
Monathe drum mahnt durch einen Brief vom 1 Sept. Wißen Sie nichts von
Kaufmann
? Ich habe es für meine Schuldigkeit gehalten mich gegen
Klopstock zu erklären, will es aber dem Cl. überlaßen, ob u wie er das Billetabgeben will. Wenigstens ersehe aus der drollichten Frage, daß es gewirkt. Wie
aber, weiß ich nicht.
Zu meinen Briefen werde den Winter über sammeln, aber so Gott will erst
den Sommer dran arbeiten. Mein Aderlaßen glückl. überstanden, ohne
gichtigen Anfall. Mein Kopf taugt aber gar nichts, wie leider! aus den Früchten
u grauen Haaren zu ersehen.
Hartkn. wird vermuthl. Verleger des Kanten werden. Ich kann die Chevilanicht aus dem Sinne kriegen. Der Mann scheint mit so gutem Sinn
geschrieben zu haben und verspricht doch so viel Wunder, daß kein Iudaeus Apelladraus klug werden kann. Wenn es Ihnen mögl. ist sich und mich zu
befriedigen, so ermangeln Sie es doch nicht.
Was Sie mir von dem alten Freunde schreiben, den Sie in den
Schaafstall führen müßen, stimmt zieml. mit den Nachrichten überein, die ich schon
in Curl. von ihm gehört, aber für Verleumdungen hielt. Habeat sibi cum
otio suo pleonectico! Der physiognomische Reisebeschreiber scheint mir ein
homuncio lepidissimus zu seyn – ich habe seine 4 Bändchen mit Vergnügen
kürzlich widerholt.
Den 26 –Gestern kam der Prof. den ich lange nicht gesehen. Wie der fort war, ließ
sich mein Nachbar anmelden. Heute bin zum ersten mal auf der Loge gewesen.
Vor einer Stunde entre chien et loup schickt mir mein Nachbar einen Brief,
den Penzel aus Krakau an ihn geschrieben, um zu melden, daß er den Weibern
entsagt, die heil. Weihe angenommen, seinen blauen Rock mit rothen Klappen
in einen schwarzen mit Mantel u Kragen, u seine Patrontasche in ein sehr
schön goldenes Kettchen verwandelt, als Abt (bonae spei einer beträchtl.
Pfründe), Bibliothekarius u Prof. der griechischen und deutschen Sprache.
Reicher Stoff zum Nachdenken, Wundern und den Speichelgang zu
erleichtern! Wie dem armen Vater zu Muthe seyn mag! Von seiner jüngsten
Schwester hab ich einen sehr launichten Brief an ihn zum Andenken. Er pflegte
immer von ihren Talenten mit Entzücken zu reden.
Dom. XXIII.29. OktoberHabe heute einen unruhigen wüsten Tag gehabt. Unser Prinz ist gestern
angekommen. Heute ihm zu Ehren ein großes Schiff abgelaßen worden richt
über meinem Fenster, wobey 3 Kutschen in meinem Gehöft u die halbe
Judenschaft u Χstenheit wider bey mir gehabt. Den Beschluß machten Hippel
u Scheffner. Ersterer ist den 18 huj. als wirkl. Hofhalsrichter installirt u von
Lauson auf einem blutrothen Bändchen besungen worden. Letzterer
privatisirt auf dem Stoltzenberg bey Danzig. Diesen Abend bringt die Akademie
ein Ständchen und morgen reist der Prinz ab. Sein Leibchirurgus u
Pensionair Rhod hat mich auf heute besucht. Graf Görz sich meiner erinnert.
Lichtenbergs Deduction in den Addreß Nachrichten habe gestern gelesen u
stimmt vollkommen mit den hiesigen Urtheilen überein. Weder seine
Weißagungen noch astronomische Irrthümer gehören in mein Forum; ich verlange
nichts als seine hieroglyphische Grammatik und Chevila näher zu kennen.
Kant war gestern sehr unzufrieden seit 14 Tagen noch keine Antwort von
Hartknoch erhalten zu haben. Ich u Green beruhigten ihn damit, daß er seinen
Brief nicht erhalten haben müste, u er wollte deßhalb auf der Post
Erkundigung einziehen u noch einmal schreiben, welches ich auch zu thun versprochen.
Fischer
hat mir eine Einl. versprochen u ich werde morgen darnach schicken.
Daß Kraus des Christiani Stelle erhalten, werden Sie schon wißen.
Den 30 –Hier ist sie – Ich habe der Neugierde nicht widerstehen können drein zu
gucken, da er mir neulich ein sehr warmes Billet über Ihre theologische Briefe
geschrieben. Erfreuen Sie den guten Mann doch mit einer Antwort. Er ist
Pfarrer am Königl. großen Hospital. Er hat einen jungen Edelmann in
Pension u einen armen Waysen, der seiner Frauen Schwester Sohn ist, Schultz
heist u ein außerordentl. aufgewecktes Kind mit einer etwas auffallenden
Physiognomie ist. Sein häusliches Glück ist wider alle meine Erwartung. Sie
ist eine
Damus
. Wie Aspecten u Gerüchte trügen können!
Hievon künftig mehr. Hoffe bald eine Einl. aus Morungen zu erhalten
und bey Beförderung derselben zum Schreiben aufgelegter zu seyn. Mein Kopf
ist wie ein stetiges Pferd und will nicht von der Stelle. Wird alles mit
Gottes Hülfe beßer werden. Er sey Selbst Ihr Schild und Ihr sehr großer Lohn!
Meinen herzlichsten Handkuß der besten Frau, Mutter und Gevatterin, welche
verdient Freunde u Freundinnen im Himmel wie auf Erden zu haben. Gott
seegne mein Pathchen u seine 3 tapfern Brüder. Marianchen ist heute ein
wenig krank zu Bette gegangen. Ist bisher fast gar zu gesund gewesen.
Nächstens wills Gott! mehr u vielleicht beßer. Ich ersterbe
Ihr alter treuer Johann Georg Hamann.Kgsb. den 2 9br. 80.Geliebtester Freund,
Bezeuge Ihnen meine herzl. Mitfreude und Glückwunsch zum abgemachten
Verlage der
Kritik
. Ihr Stillschweigen hat mich so beunruhigt, daß ich den
28 pr. ein paar Zeilen schrieb, die aber nicht abgegangen. Die Kypkische
Auction hat diese Woche ihren Anfang genommen. Die mir aufgetragene
Commissionen hat HE Courtan gütigst übernommen, nebst meinen eigenen
die sich auf
Luthers
Genesin
,
Josephum
wegen des Maran Atha u des
Gesellen Philo, und
Hesychii
Lexicon, wegen des Worts
Konxompax
,
erstrecken. Ich hoffe daß Sie mir hier nicht im Wege seyn werden. Nun erwarte
auch Ordre in Ansehung der Rechnung und der ferneren Expedition mit
erstem.
Die Polyglotta u die spanische Bibel hat Ihnen nicht werden können; der
Both war auch wirklich zu klein. Da manche von Ihren Commißionen
drunter einschlagen, so werden Sie einen kleinen Überschuß bey andern nicht zu
genau nehmen. Wenigstens hab ich dies dem HE Courtan versichert, auf den
Sie sich ganz verlaßen können.
Aus dem Meßkatalog habe fast nichts aus von Ihrem Verlage ersehen
als Fabeln für Kinder. Da eine Uebersetzung des Hume mit
einigen der
–
und
eigenen
auf Ostern angekündigt wird: so ist meine ad Acta reponirt.
Lichtenbergs Deduction über Ziehens Weißagungen werde zu einer Beyl.
uns. Zeitungen zu befördern suchen. Er urtheilt über die astronomische
Kenntniße des Propheten, wie Pr. Kant u D. Reccard. Meine Neugierde
betrifft blos die hieroglyphische Sprachkunst u das Buch Chevila, welches
Hofr. Ehrenreich versichern will in seiner Jugend unter den Mst. des seel.
Prof. Königs in Gießen gesehen zu haben.
Ihr neuer Rector hat eine Chrestomathiam Oeconomicam geliefert die ich
immer wie Hofmeister in Curl. im Schilde geführt. Gevatter in W. scheint
einen Brief von ihm zu erwarten. Ist er etwa auf seine Empfehlung dort
hingekommen?
Penzel hat vorige Woche einem Nachbar gemeldet, seinen blauen Rock mit
rothen Aufschlägen in einen schwarzen mit Mantel u Kragen, u seine
Patrontasche in ein golden Kettlein verwandelt zu haben, Prof. der gr. u deutschen
Sprache zu Krakau, Bibliothekar u Abbt (bonae spei einer beträchtl. Pfründe)
geworden zu seyn.
Stark
soll Verf. der freym. Betr. über das Christentum
seyn.
Pens. Rhode hat mich Sonntags besucht u sich entschuldigt wegen des
zurückgelegten Päckchens zu deßen Uebermachung sich wol Gelegenheit finden
wird.
Sind Sie mit Hofpr
Schultz
auch einig geworden? – und worüber?
Melden Sie mir doch Ihres lieben Sohns Ankunft in Zürich, und ob sich
meine dortige 3 Freunde um ihn bekümmern?
Habe gestern Abend die portugiesische Grammatik des Jung angefangen,
welche zu gutem Glück schon seit 8 Tagen bey mir liegen gehabt ohne noch
selbige angesehen zu haben. Die Veranlaßung wird Ihnen lächerlich
vorkommen. Unser hiesige Senat ist von einem p Hofgerichte requirirt worden
wegen einer Rechtsache in 3 Tagen jemanden aufzutreiben, der zu einer
Uebersetzung fähig wäre. So peremtorisch auch der Termin ist: möcht ich doch die
Probe für mich machen, wie weit man in 3 Tagen kommen kann.
Scheffner ist hier gewesen; Hippel den 18 pr. zum Hofhalsrichter installirt
u von Lauson auf einem blutrothen Bändchen besungen wurden.
Will den Winter über samml. zu einem Bändchen
Briefe die natürl.
Religion betreffend
, auf allen Fall, daß Humes Gespräche wirkl. zu Ostern
auskommen sollten, und Gevatter in Weimar den
Geistl. in Schwaben
angekündigt hätte. Werde aber nicht eher anfangen dran zu arbeiten, als biß
Sie mir ein Exemplar der angekündigten Uebersetzung mitbringen werden.
Leben Sie gesund und wol. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer HausEhre,
guten Freunden, getreuen Nachbarn u desgl. zum geneigten Andenken. Ich
umarme Sie unter den besten Wünschen und ersterbe Ihr alter treuer Freund.
Joh. Ge. Hamann.I. Lese eben jetzt den letzten Anhang der Allg. d. Bibl. wo ich ein artig
Gemälde von mir finde, das ein junger reisender Briefsteller an seinen Fr. HE
Hofr. K.*** in Liefland richtet. Können Sie mir nicht den Verf. u seinen
Freund K. nennen? Es gefällt mir so daß ich es abschreiben will: „Er lebt hier
unbemerkt, und ich möchte fast noch hinzusetzen, auch wenig geachtet. Seine
Miene ist, wie seine Seele, mystisch u finster.“
II. Diesen Augenblick erhalte Ihr Päckchen, danke für das Dutzend von
Scherfl. Keine Nachricht von dem ehrl. Arndt? Hänschen empfiehlt sich seinem
Lehrherren in spe.Zürich am 20. November. 780.Warmer, inniger Dank Ihnen theuerster Vater! für die väterliche
Aufnahme meines zudringlichen Kinderglaubens und den reichen Lohn meiner
dürftigen Gabe.
Ihr Brief kam mir am 17. August zur erwähltesten Stunde – ein klarer
Himmelsthau auf meine müde, welke Seele. Am 8. Jul. gab mir mein
Weib durch eine über Bitten und Hoffen schnelle Geburth ein holdes Mädchen;
mitten in der hohen Vaterfreude und Hofnung naher Erholung und alle den
Aussichten des frohen Sommergenusses mit Weib und Kind fiel die
Wöchnerin in tödliche Schwachheit und aus dieser in die schmerzlichste
Brustkrankheit, die allen Frieden meiner Seele und alle Ruhe meines Hauses
verschlang und mich zu wüthenden Gebethen in den Staub hinwarf. In den
ersten Augenblicken beßerer Hofnung sandte mir Gott Ihre Erquickung – ich
nahm sie zum Pfand, daß Er mir bald alles Kranke heilen und alles
Verlohrne wiedergeben werde; und siehe, Er hats gethan. Sein Name sey gelobet!
Nach Ihrer aufgegebenen wunderlichen Ausarbeitung bey Anlas der
bewußten Stüke des Merkurs, lüstets meine Seele bey alle den holen Nüßen
und sauern Aepfeln unsers litterarischen Jahrmarkts wie nach einer Frucht
vom Baume gepflanzet an den Wasserbächen.
Es begegnet mir leider oft, daß ich, zumal nach Jahr und Tag, gerade der
schlechteste, leersinnigste Ausleger meiner eigenen Worte bin. Ich kann mich
unmöglich mehr in den Ideenkreis hineinzaubern, in welchem ich jenes von
„der Brücke ohne Lehne“ hinschrieb – und büße also Ihre Kritik wie das Kind
die schonende Ruthe.
Der Aufsatz über „Reich und Zukunft des Herrn“ im neusten Stück des
Magazins regt in meiner Vaterstadt viel Geschrei über seine Verfaßer, ob er
gleich die Censur paßirte: Er ist eigentlich über „Toblers Fragen und
Antworten zur Ehre Christi und seines Reiches“ geschrieben und wurde ihm im Mscpt
mit Bitte um Lösung der Zweifel zugesandt, aber verachtend und beleidigend
abgewiesen. Herr Tobler ist Oberhelfer an unsrer Kathedralkirche und
Präsident der jüngeren Geistlichen. Darum schreit man uns zu: „antwortet ihr
dem Oberpriester also?“ und wir dürfen und mögen uns nicht wie Paulus
entschuldigen.
Von den neuern Meßfrüchten, deren Name Legion ist, hab’ ich die wenigsten
gesehen und nur ein paar gekostet – wobei ichs wahrscheinlich bewenden
lassen würde wann ich auch Zeithalber nicht müßte.
Lavaters Apokalypse
,
die er Ihnen hier mit dem Gruß der Liebe durch mich sendet. Vermehrte
Ausgabe von
Hessens Versuch vom Reich Gottes
, die sich über die vorige
Ausgabe und über alle Schriften dieses Schriftforschers durch mannliche und
freiherausgesagte Bibelwahrheit sehr erhebt – obgleich das Metaphysisch-
Prophetisch-Dramatische der Bibel des Mannes Sache nicht ist. Herders
Briefe über das Studium der Theologie
– trefliche Bemerkungen – fast
fürcht’ ich, der Mann, den wir doch wahrlich alle innig ehren und lieben, ist
unzufrieden mit uns – Gott weiß warum? Über
die Reformation
– ein
voluminöses Berlinerprodukt, wie ich aus der gustosen Zubereitung der derben
deistischen Brocken schließe; sonst ist manches nahrhafte historische Gericht
mitaufgetischt.
Hier hörte ich
Tellern
als den Verfaßer der „freimüthigen Nachrichten“
nennen.
Ach, daß die Himmel sich über Ihnen aufthuen und Gott Ihnen zeige
Gesichte und der Geist des Ewigen Sie ergreife zu einer neuen mächtigen
Prophezeiung über Gegenwart und Zukunft des bösen und ehebrecherischen
Geschlechtes!
Mein unglücklicher Mitbürger
Waser
war mein nächster Verwandter. Sie
sollen von ihm wißen, was und wie ichs weiß.
Ein acht und dreißigjähriger sanguinisch-cholerischer Mann mit großen
mathematischen Talenten. Ohne Genie, ohne Grösse, Adel, Delikatesse,
Geschmack, Empfindlichkeit. In seinem Nacken eine eiserne Ader und durch sein
ganzes Wesen floß ein ungenießbarer herber Saft – unermüdet und
unermüdlich in seinem Lieblingsstudium. Ein Geist der Verwirrung, eine Sucht
sich zum Räthsel zu machen besaß ihn und Freude über Babelsverwirrung
und Furcht und Schrecken war eine seiner grossen Freuden – voll ungeheurster
Rache gegen seine Beleidiger – ein Gemisch von stolzer Grosmuth und
schändlicher Niderträchtigkeit, von Höflichkeit und beleidigender Härte und
Grobheit – – dieß ist Etwas von seinem Charakter.
Er studirte Theologie – ergab sich aber ganz der Mathematik und
Naturhistorie und nahm von Theologie nur so viel vom Wege mit, als er zu seiner
Ordination unentbehrlich brauchte. Er heurathete als wohlgewachsener
Jüngling ein etwas ältliches Frauenzimmer aus einer angesehenen Familie
mit einigen tausend Thalern und versenkte sich nun ganz in seine
Lieblingswissenschaften. Bald darauf bekam er eine Pfarre zunächst an der Stadt; hier
sezte er sich gewißen Unordnungen in Verwaltung des Gemeinde- und
Allmosenguts mit derber Ungestümheit und beleidigendem Truz gegen
angesehene Personen entgegen – es gedieh’ zu einem Prozeß, den er, weil er seine
Sache nicht nach der Form Rechtens erhärten konnte, mit der Pfründe verlohr.
Mit diesem Momente zündete der Funke der grimmigsten Rache in seinem
Innersten, der sechs Jahre hindurch zur wüthendsten Flamme genährt jede
beßre Empfindung, Anmuth und Liebe seines Herzens verzehrte und sein
ganzes Wesen mit Bitterkeit und Grimm vollstopfte.
Er begehrte einige Male Revision seines Prozesses, was ihm aber
abgeschlagen wurde, weil unsre Geseze nur dann Revision bewilligen, wenn einer
vorher vergessene wichtige Umstände ins Recht bringen kann.
Durch Abschlag dieses oft sehr ungestümen Begehrens, durch einbrechende
ökonomische Noth bei einer auf etwas hohen Fuß eingerichteten Haushaltung
und starkem Aufwand für mathematische Bücher und Instrumente – und
durch Fehlschlagen seiner Aussichten auf eine neue Stelle ward seine Rache
immer glühender, unauslöschlicher.
Nun ward er Statistiker, bekam als Mitglied der physikalischen und
oekonomischen Gesellschaft leichten Zutritt zu den Staatsarchiven, den er zum
Theil auch als Bürger hatte, durchwühlte alle Urkunden und Jahrbücher,
machte sich Auszüge und Resultats und ruhte nicht, bis er alle Geheimnisse
unsrer Republik mit allen alten und neuen Wunden und Eiterbeulen
grundaus und schärfer als keiner unsrer Staatsmänner kannte.
Zwo der ältesten und wichtigsten Urkunden, die man ihm zum Kollationiren
anvertraut hatte, verfluchte er sich zurückgegeben zu haben, drohte dem
Staatssekretair einen Prozeß anzuhängen, wenn er sie ihm noch einmal fordern
würde, sezte diesen dadurch in Todesangst und einen Stadtbedienten in
Gefahr abgesezt zu werden.
Zu den vorläufigen Befriedigungen seiner bittern Rache – der er im Stillen
ein grosses Fest bereitete, da er mit Adlergierde am Aas seiner Feinde sich
sattfressen wollte – gehört sein Aufsaz im Schlözerschen Briefwechsel, der, in
thalamo gesagt, viel Wahrheit, aber übertriebene, hämischgesagte Wahrheit
enthält! Dieser Aufsaz, den man bey der zweiten Zeile niemandem als ihm
zuschreiben konnte, gab Gelegenheit ihn in Verhaft zu nehmen und
Hausvisitation zu halten, wo man denn die abgeläugneten Urkunden in dem Schrank
seiner Magd unter alten Kleidern verstekt, einige bittere, verdächtige Aufsäze
und einige entwendete Bücher, Instrumente, Kupfertafeln, Handrisse etc.
fand.
Einige Tage vor seinem Verhaft sagten ihm seine Freunde: „Keine Seele
kann den Aufsaz im Schlözerschen Briefwechsel gemacht haben als du – es
zieht ein Wetter über dich zusammen – hast du Schriften die du nicht gern
sehen lässest, so verbrenns, oder gieb sie uns in Verwahrung – am beßten,
du würdest dich selbst auf einige Tage entfernen. – – –“ Er verachtete die
Warnung mit lachendem Truz.
am 21. Nov.Nach seinem misglükten Versuche zu entfliehen – er ließ sich an zerrißenen
Bettüchern drei Stockwerke vom Rathause, welches seine erste Gefangenschaft
war, in den Limmatfluß hinab, die Strike zerrißen auf halbem Wege und er
ward aufgefangen – nahm er seinen Tod für gewiß und da er ihn einer ewigen
Gefangenschaft weit vorzog, so richtete seine Aussagen in den Verhören
darauf ein. Er bekannte, sein Vorsaz sey gewesen, so bald er fremde Dienste
haben würde – die er durch ein großes chronologisches Werk, das nun würklich
bey Orell gedruckt ist, zu bekommen hofte – seine erworbenen Staatskenntniße
und die entwendeten Urkunden zum Verderben seiner Beleidiger – die nahe
Verwandte seiner Frau waren – und zur schreklichen Verwirrung seines
Vaterlandes geltend zu machen. Im Fall ihm dieses fehlschlüge, so habe er seine
Lebensgeschichte voll alles in Aufruhr sezender Anekdoten aus den
Geheimnißen des Staats und voll bitterer Charakterisirung einiger verstorbenen und
lebenden Regenten an Schlözern gesandt, daß sie nach seinem Tode gedruckt
werde, um sich unfehlbar früher oder später gerächet zu wissen.
Zween Tage vor seinem Tode bekam ich von unserm Konsul die Erlaubniß,
ihn zu besuchen und ihm den Abschied seines Vaters – meines Onkels, – seiner
Frau, Kinder und Geschwister zu bringen. Er äußerte die tiefste Traurigkeit
darüber, daß er sie alle in solchen tiefen Jammer gestürzt habe. Aber in
Ansehung seines Verbrechens blieb er bis auf den Schwerdschlag hart darauf,
alles was er gethan und thun wollte sey durch Ungerechtigkeit abgedrungene
Nothwehr gewesen und seine Richter haben die grössre Sünde. Eben dieß
behauptete er auch gegen Lavatern, der in seinen letzten Stunden bey ihm war.
Sonst bekannte er sich einen Sünder – aber seine Busse war so gemein, so
roh, so bürgerlich, so ohn alle Empfindung und Delikateße, wie je des
gemeinsten Delinquenten. Seine Kenntniß des Christenthums reichte nicht über
das altorthodoxe System hinaus. Zum Bibelstudium hatte er nie den
mindesten Hang. In den lezten Jahren, als ihn der Krebs der Rache halb
durchgefressen, neigte er sich stark, was er mir oft sehr deutlich merken ließ, zu
einem kraßen Deismus hinüber und verachtete seinen Orden.
Am 27. MayJun. war sein Todestag. Er hörte die Ankündigung, daß
er enthauptet werden sollte, im Gefängniß ruhig an, sprach noch übers
Mittagessen mit seinem Wärter und mit Lavatern von verschiedenen Dingen so
nonchalant, wie wenn er einen kleinen Spaziergang vors Thor zu machen
gedächte – gieng seinen Todesgang mit muthigem Schritt und noch nie gesehener
Standhaftigkeit – frug den Scharfrichter noch, ob er ihm bequem auf dem
Stuhl size? bethete laut und empfieng den Streich.
Ich lege Ihnen hier das Urtheil bey, das ihm bey seiner Hinführung auf
den Richtplatz vom Rathaus herab vorgelesen wurde.
Angestrengter Glaube an unbedingte Prädestination seines Schicksals – die
Empfindung, wenn er auch bei Leben bliebe, keine ehrenvolle Rolle in der Welt
mehr spielen, keinen Faden seiner Projekte mehr aufknüpfen zu können –
Eitelkeit, auf eine eklatante Weise zu sterben und wie Simson durch seinen
Tod seinen Feinden weher zu thun als durch sein Leben – dieß waren, wie mir
mehr als wahrscheinlich ist, die Hauptstüzen seiner Standhaftigkeit und seines
die ganze Stadt in Erstaunen sezenden Muthes.
Die zu Schafhausen, Berlin und in Iselins Ephemeriden
herausgekommenen Nachrichten sind unzuverläßig und in Absicht auf Charakter viel zu
geschmeichelt. In den Ephemeriden ist die Unterredung mit seinen zween
Knaben, von denen der jüngste bis nach dem Tode seines Vaters in meinem
Hause war, ziemlich getreu erzählt.
Lavater hat sehr genaue und ausführliche Nachrichten von dem ganzen
Prozesse gesammelt auch seine letzte Unterredung mit Wasern aufgeschrieben
und an
Göthe
gesendet.
Merkwürdig ist, dass sehr rechtschaffene und weise Männer unter W.
Richtern nachdrücklich für sein Leben sprachen – merkwürdig, daß er nicht hätte
sterben müßen wenn sein Urtheil ein paar Wochen später gesprochen worden
wäre. So nemlich: unser Rath ist in den alten und neuen Rath abgetheilt,
der alle halben Jahre in der Regierung wechselt. Der neue Rath ist eigentlich
Malefizrichter, obgleich der alte Rath seine Stimme auch dahin geben kann,
ob das Verbrechen todwürdig sey, oder nicht? In diesem alten Rath gabs
mehr Stimmen zum Leben als zum Tod – und in ein paar Wochen wäre der
alte Rath der neue Rath geworden.
Noch ein paar Züge aus dem Charakter meines unglücklichen Vetters.
Als Pfarrer that er seine äussern Pflichten mit der größten Genauigkeit,
mit dem schärfsten Eifer. In der Theurung von 70. 71. 72. wandte er sein
ganzes Einkommen und noch ein Beträchtliches von seinem Vermögen zur
Unterstüzung seiner nothleidenden Pfarrkinder an.
Es kamen, als er schon seiner Pfarre entsezt und oft selbst in grosser,
oekonomischer Noth war, arme Bürger zu ihm. Er gab ihnen alles, was er
zusammenbringen konnte und empfahl sie aufs nachdrücklichste seinen
Bekannten.
Von dem Vermögen seiner Frau gab er vor einige hundert Thaler an
Interesse zu legen, machte seiner Frau zwo falsche Obligationen und kaufte sich
aus dem Geld mathematische Instrumente.
Ein reicher Herr rühmte eine elektrische Maschine, oder was es war, das
Waser für viel Geld gekauft und dem Herrn für einige Zeit geliehen hatte –
Schnell drangs Waser dem Herrn als ein Präsent auf.
Für seine Arbeiten bei der phisikalischen Gesellschaft wollte ihm die
Gesellschaft ein ansehnliches Geschenk machen. Er schlug es stolz aus mit dem
Worte: „Es thut mir leid, wenn die Herren glauben, ich arbeite um Geld.“
Eben dieser Gesellschaft mangelte ein Telescop – aus kostbaren botanischen
Werken und aus Röslers Insektenbelustigung waren Kupfertafeln
herausgeschnitten. Waser machte die Gesellschaft zuerst aufmerksam darauf, wollte
vor Ärger fast von Sinnen kommen, stampfte und fluchte wie ein Rasender –
und bei der Hausvisitation fand sich alles bei ihm.
am 22. Nov:Ich hätte würklich die Unverschämtheit gehabt, Ihnen das dritte Bändchen
der Predigten zu senden, wenn Sie auch nicht so gütig wären, es zu erwarten.
Noch ist aber kaum ein Fünftel ins Reine geschrieben – ich konnte erst im
Jun. anfangen und werde oft Wochen lang unterbrochen.
Therese Czartoriska war eine junge pohlnische Gräfin von
außerordentlicher Schönheit die vor einigen Monaten während dem ihre Mutter
niederkam am Kamin von der Flamme ergriffen unter fürchterlichen Schmerzen
nach einigen Tagen starb. Ihr Schwager, Graf Cheruski, der vor einigen
Wochen hier durchreißte, erzählte die Trauergeschichte Lavatern, der dadurch
zu diesem Gedichte begeistert wurde.
Cheruski ist einer der ausgebildetsten, vielwissendsten, feinsichtigsten
Männer – ein passives Genie, wie ihn Lavater nennt. Er reißt, um das tiefste
Leiden seines Herzens zu vergessen, oder zu lindern. Er kennt die geheimsten
Maximen und Triebfedern des Petersburger- und Wienerhofes – ist ein
Vertrauter seines Königs, dessen Nachfolger er einst werden kann und fühlt die
zerrissene Verfassung seines Vaterlandes mit hohem Ingrimm. Er drang in
Lavatern, ihm alles gerade herauszusagen, was er aus seiner Physiognomie
von ihm wisse und ahnde.
Laßen Sie mich noch so unverschämt seyn, Ihnen hier ein kleines
Kampfspiel beizulegen, das ich im lezten Jahr meines Junggesellenstands für
Lavatern und meinen Glauben kämpfte. Izt bin ich auf dem Dornenacker, im
Schweiß meines Tagwerks ein wenig zahmer geworden.
Kaufmann geht im Frühjahr mit Weib und Kind nach Schlesien zu
Haugwiz. Er hat eine sonderbare Komödie in der Schweiz gespielt, deren
Knoten ihn nun so enge um den Hals würgt, daß er ihn kaum wird lösen
können. Alle seine Freunde hat er von sich, sich von allen seinen Freunden
entfernt. Ungemessener Ehrdurst und Herrschsucht ist sein Wurm, der nicht stirbt.
Ich kannte ihn von seinem zehnten Jahre und lernte mit ihm unter Einer
Ruthe Latein.
Aber nun sind Sie des langen Geschreibs herzlich satt – verzeihen Sie!
Ach, daß es mir einmal in meinem Leben so gut würde, Ihr Angesicht zu
sehen! aber das ist Einer der Wünsche, die ich in meinem Innersten bis auf
den Anbruch der καιρων αναψυξεως versiegle.
Lassen Sie mich Ihrem väterlichen Andenken empfohlen seyn.
Der todt war und lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit sey mit Ihrem Geist!
Ich lege meine Stirn auf Ihre Hand und bleibe mit warmer Sohnestreu
Ihr ganz ergebener
Johann Caspar Häfeli.Vermerk von Hamann:Erhalten den 9 Jul. 781.(Fin. 1780)Liebster Hamann,
Wenn mich auch nichts zu schreiben triebe, so wärs Ihre Äußerung, daß
Sie Ihre Uebersetzung von Hume ungedruckt bleiben soll, weil Sie eine andre
angekündigt gelesen. Ich bitte Sie, ändern Sie Ihren Vorsatz: was geht Ihnen
die andre an, da Sie die Ihrige vollendet haben u. es eine große Frage ist, ob
sie durch die andre ersetzt wird. Age, dünkt mich, tuum, fac oder sine alios
agere suum:ich habe Sie sind, als der
berühmte
Hamann, im Merkur
deßhalb angekündigt u. Sie müßen den Götterboten nicht zum Lügner werden
lassen. Wers hört, ist auf
Ihre
Uebersetzung lüstern. Das Bändchen Briefe
das Sie nebenan im Sinne führen, wird noch einmal so schön seyn, wenns
dem Verf. der Gespräche als Gesellin zugeführt werden kann u. beide von
Einer Hand sind. Ich bitte! u. so bald Sie das letzte, die Gesellin, aus jener
Ribbe gebaut, so laßen Sie michs se doch auch beschauen; am Zuruf wirds nicht
fehlen.
Ueber meine Briefe hat Lav. mir einen großen Brief voll sauersüßer
Anmerkungen geschickt, aus denen ich sehe, daß ihm u. mir vor der Hand gut ist,
gegen einander Siebenschläfer zu werden. Die Illustres Voyageurs dieses
Orts, haben ihm einer nach dem andern Ideen von mir beigebracht, die der
zarte Mann, wie es scheint, nicht verdauen kann u. die als unverdaute Dinge
bei ihm würken. Und doch ists u. bleibts gegen diese Herren mein Vorsatz, sie
gehn zu lassen u. mich um sie nichts zu kümmern. Ihre Werke, die Arbeit u.
Verfassung von 3. Jahren, denen noch immer jeder Tag entspricht, zeigen
von des Baumes Saft u. Wesen. – Sie haben mich ihm als einen
Gallsüchtigen geschildert, der mit ihnen nicht leben wolle oder vielmehr mit dem sie
nicht leben könnten, u. doch habe ich gegen all ihr Beginnen, das übrigens
nicht meines Amts ist, kein Wort gesagt. Mein Stillschweigen u. stumme
Entfernung mit Absagung all ihrer Ehren u. Blendwerke drückt sie, ohne doch
daß sie im mindesten sich um etwas anders bemühen wollten. Also sind wir
durch Gott, unsre Ämter u. unsre Naturen geschieden. Der Herzog, der in
Zürich den „Lichtbedürftigsten, Wahrheitsuchendsten Religiosen“ (erlauben Sie
mir Zürcherausdrücke zum Zürcherkreise) gemacht hat, soll Lav. gesagt haben,
da dieser ihn vermuthl. in manchem auf mich verwiesen: „ich gebe ihm nur
Blitz
licht in der Religion, aber Göthe gebe ihm das wahre bleibende Licht“
ich wollte, daß meine Blitze ihm etwas anders als Licht wären – – Also de his
satis superque. Er ist, seit er aus der Schweiz ist, den ersten Sonntag, sonst
nie mehr in der Kirche gewesen: ist übrigens ein großer Moralist u. Lav. hat
an ihn einen Menschen voraus verkündigt, vor dem die ganze Welt einmal
bewundernd hinknieen werde – – Seine Offenbar. ist jetzt heraus u. er hat sie
mir zugeschickt, ob ichs gleich verbeten: die Kupfer von H. Füßli gestochen
(wie ich vermuthe) sind gut; das übrige werde ich kaum, wie ich ihm selbst
geschrieben, vor der Hand lesen. Auch eine Therese Czatoriska hat er besungen;
mich dünkt, ich habe von einer Fräul. Dommhard eben den Fall oder einen
ähnlichen, daß sie nehml. durch einen Funken aus dem Kamin verbrannt sei,
gehört; ists gar dieselbe? – Mit meinen Br. denke ich noch in diesem Jahr fertig
zu werden u. wills Gott, soll der 4te Th. die 3 ersten krönen. Sie habens auch
nöthig, denn es ist Gott zu klagen, wie linde u. leise man zu unsrer Zeit
einhertreten muß, um nur Raum zu gewinnen, wo man sprechen kann. Ich habe
mir vorgenommen, keine Rec. zu lesen, bis ich soweit bin, außer, was mir in
Briefen zukommt u. ich also nicht umhin kann zu lesen. Das Ubrige soll meine
Fr. sammeln u. als Siegelbewahrerin u. Kammerherrin des ganzen Hauses
solange in Beschluß nehmen, bis das Scherbengericht vielleicht eine Stimme
zur Fortsetzung gewähret. Gehen indeßen sollen die Briefe u. wenn ich nicht
unrecht berichtet bin, soll die erste Auflage bald fort seyn. 1 Mos. 49, 22. bin
ich freilich vom Hebr. abgegangen u. andern Uebersetzungen (ich glaube den
70. u. dem Araber, ich habe den Theil der Polyglotte nicht bei der Hand)
gefolgt; im Grunde aber kann mit einer härtern Construction das בנוֺת צערהeben das sagen, wie denn Mendelsohn eben so übersetzt hat, der doch immer
dem Masorethischen Text hat treubleiben müßen. Ich habe ihm, d**a er mir sein
Buch geschickt hat, die Briefe geschickt, u. bin begierig, ihn drüber zu hören.
Die Stelle aus den Maccab. fällt mir selbst nicht bei; ich schrieb aus dem
Gedächtniß u. werde sie suchen. Mich dünkt, einmal ein Götting.
Weihnachtprogr. darüber gelesen zu haben. – Ein fleißiger Candidat hieselbst hat sich an
die Klaglieder gemacht an in einer Uebersetzung u. Anmerkungen u. mich um
eine Vorrede ersucht. Ich habs gethan, mehr um den jungen Leuten Muth zu
machen u. Fleiß unter sie zu bringen, als der Sache selbst wegen. Alles was
Candidat ist, ist hier im Todesschlafe. Mit erster Muße fange ich eine Art
seminarium mit ihnen an, in dem ich mir aber völlig freie Hand vorbehalten,
so viel oder so wenig zu thun, als mein Muth oder andre Geschäfte zulassen;
ich hoffe davon, da ichs insonderheit auch auf Schulen abgezweckt habe, guten
Erfolg u. auch für mich Freude. – Mein Endw Plan zum seminario für
Landschulmeister circulirt jetzo bei meinen geistl. HErn. Collegen des Ob.
Consistor., welches ich gern geschehn laße, da ich überhaupt die Sache nicht
betrieben habe u. den Plan gar nicht machen wollte. Die Ursache dieses
Circulirens ist so lächerl. u. giebt eine so hübsche Flickidee von der hiesigen
Verfaßung, daß ich sie Ihnen hinschreiben muß. Unter der Vormundschaft findet
sich ein edler, christl. Mann, der jezige erste Minister, der ein dergleichen
seminarium errichten will, dazu aus der Lausnitz einen frommen Mann
verschreibt, darüber mit dem jetz. Präsidenten des Ob. Cons. damaligen
Vicepräsidenten, allein u. exclusivecommittirt wird u. die Landschaft bewilligt
200 thl. dem Inspectori. Dieser kommt u. da er nichts als Buchstabiren zu
lehren taugt, auch mit den 200. nicht gnug hat, so macht er durch eben den
Minister, daß er Inspector vom Waisenhause wird, eine Mägdleinschule zu
halten bekommt; anbei aber die 200 thl. behält, u. an das Seminarium weiter
nicht gedacht wird, als daß die jungen Leute in gewißen Stunden zu ihm
gehen, u. hören sollen, wie er die Mägdlein buchstabiren lehrt u. ihnen die
Ordnung des Heils in Tabellen an die Tafel malt. Sie gehen nicht, u. kein Hahn
kräht weiter. – Vor 2. Jahren beim Ausschuß des Landtages kommt wieder
das Projekt auf: es werden neue 200. thl. bewilligt (an jene aus Kraft des
HE frommen Ministers nicht gedacht) u. nun soll ich den Plan machen.
Ich entschuldige mich leichtsinnig, werde aber höflichst dazu committirt u.
nach 2. Jahren reiche ich ihn endlich beim Consist. ein. Der Präsident bringt
mir höfl. ein Pack ältrer Acten mit, ob ich die nicht einsehn wollte; ich sehe
sie durch, finde aber, weil von dieser Anstalt ein einzelnes Rescript ohne
weitern Verfolg da war, gar nichts in meinem Plan zu ändern u. thue, als ob
eine ältere Commißion nicht da wäre. Der Präsident votirt also, „ad
votandum singulatim“ u. ich, der noch immer die Sache nicht begreife u. mir gar
nicht einbilde, daß der fromme Mensch noch immer so viel Jahre die 200. thl.
eines Seminarii genieße, das nicht da ist u. nie
dagewesen
, wundre mich,
laße es mir aber gern gefallen; bis mir eben gestern einer meiner Collegen das
Verständniß öfnet u. ichs nun abwarte, was aus dem schönen Brei wird.
Natürlich hob mein Plan all diese ganze Lumpencommißion auf dadurch daß er an
sie, als ob sie nicht in der Welt wäre, nicht dachte, u. dies Institut mit
Gymnasio, Ministerio, Stadtschule auf eine Art band, daß, wenn es zu Stande
kommt, es nicht leicht wieder verfallen u. die jungen Leute insonderheit durch
eignes Dociren in den untern Classen nützlich werden müsten. Soll aber jener
Brei herangekleckt werden, so sage ich mich von aller Direction drüber los u.
laße den ersten frommen Minister u. den Ob. Cons. Präsidenten
fortpräsidiren. Verzeihen Sie, daß ich Sie mit solchen Sachen unterhalte: sie sind aber
Zeugniße all unsrer Anstalten. Man baut überall Schweinställchen u. ja
jedes insbesondre daß niemand drauf Aufsicht habe u. wiße, daß es morgen
wieder einfällt – –
Ziehens Mscr. behalten Sie in Gottes Namen; auch als ein Denkmal, daß
der Deutsche Merkur, u. die Fr. Gen. Sup., seine Poetische Muse an diesem
gottlob seligen Propheten zusammengeschrieben haben. Hier ist dasselbe
Urtheil über ihn ergangen, wdas bei Ihnen gefällt ist; über seine Mscr. habe ich
mir durch andre Mühe gegeben, aber b noch vergebens. Doch verzweifle ich
nicht, weil es scheint, daß es die Wittwe theils aus Armuth, theils der Ehre
ihres Mannes zu schonen, als ein Sibyllinsches Buch zurückhält. Ist die
Prophetische Zeit vorbei, so fällt sein Werth doch, u. man wirds haben können.
Das Buch Chevilah kenne ich nicht; ich hielts für nichts, als einen
fortgehenden hieroglyphischen Sinn der Bibel, doch scheint mir Ihre Meinung
wahrscheinlicher, weil ers ausdrücklich in die ersten Zeiten der Welt bringt, u. auch seine
Weltperioden aus Namen vor der Sündfluth hernimmt. Mich solls freuen,
wenn ich etwas davon erjage — Ueber die Hieroglyphik darinn dachtehatte ich wie
Sie Neugierde, zumal es mir zum erstenmal meine Frau Abends mit so heller,
klarer u. zuverläßiger Stimme vorlas u. versicherte, daß das Alles so seyn
müste. – – Doch gnug der humilium, meine Muse: altiora canamus also
ein Neues Papier her.
Den 18. Dec.Machen Sie sich fertig, lieber H., Ihren alten Bekannten u. Verehrer,
Merk, nächstens mit seinem Haupte erhöht u. vielleicht bald als
Cammer-Präsident oder dgl. im Darmstädtischen durch die Zeitungen ausgeruffen zu
vernehmen. Dem Geh. R. Moser ist sein Bruder der Cammer-Präsident daselbst
im Schicksal gefolgt: man sagt, daß Merk bei dem Allen seine Hand insgeheim
durch den Erbprinzen, der Mosern eigentl. gestürzt hat, mit im Spiel gehabt;
wenigstens ist soviel gewiß, daß er sogleich nach dem Sturz dem Volk vom
Erbprinzen in grosser Vertraulichkeit, da beide zusammen in Einem Wagen
gefahren, gezeigt worden, auch sogleich zu einer Geldnegotiation in Cassel,
wo man für Gelde von den verkauften Amerikanern sich nicht zu lassen weiß,
gebraucht worden. Zu diesem Glück! hat ihm Niemand als der hiesige Herzog
u. sein Vertrauter Göthe geholfen, denn voraus konnte ihn der Erbprinz auf
den Tod nicht leiden. Sie haben ihn, so hier als gewiß auch dort, vor den
einzigen kapabeln Menschen im ganzen Darmstädter Lande ausgeschrieen, ihn
als die reinste, uneigennützigste Seele (hem! heu!) vor aller Welt erklärt u.
haben mit ihm auch nach ihrer Zurückkunft hieselbst noch eine geh.
Staatsunterredung auf der Grenze gehabt, wobei sich denn Merk, der vorher der
berühmte Recensent des Merkurs war, sogleich von dieser ihm jetzt
unanständigen Arbeit losgesagt u. also jetzt in cameralibus u. Negotiationen
Darmstädter Landes arbeitet. Die Art, wie der
2te
Moser seinen Abschied erhalten,
ist der seines Bruders gleich. Der Landgraf hat ihn fragen lassen, ob er nicht
vor so u. soviel Jahren s das u. jenes an seinem Bette gesagt. Da dieser gesagt:
er erinnere sich dessen nicht, hat er ihm zur Antwort geben lassen „er sei ein
Lügner“ u. die natürliche Folge war, daß er seinen Abschied nehmen muste.
Die Sache war drauf angelegt u. zum Gelderpressen oder Borgen, worauf es
allein angelegt ist, ist kein beßerer Spitzbub in der Welt, als Merk – – weh
dem armen Lande! u. hinten nach, weh ihm selbst! – Auf die Ministers gehts
allenthalben her. Im Münsterlande hat
Fürstenberg
, ein ungewöhnl. edler,
guter u. arbeitsamer Mann, dessen Anstalten sSie dem Ruf nach kennen
werden, den Tag nach der Wahl des Kaiserl. Coadjutors seinen Abschied
erhalten, d (er war Gouverneur u. der vornehmste Gegner dieser infamen Wahl)In Trier hat La Roche, der Verf. ders 1ten Th der Br. über das Mönchswesen,
deßgleichen mit der freundlichsten Mine des Churfürsten, als ob er ihm das
gleichgültigste Papier überreiche, den Abschied bekommen u. da die ganze Stadt
darüber in Rage gekommen, hat der Churf. darüber sein Gewißen vorgewandt,
daß Einer, der solche Briefe schreibe (den 2ten Th. will La-Roche gar nicht
geschrieben haben) nicht in seinen Diensten seyn könne. Seine Frau ist die Verf.
der Sternheim u. der Br. Rosaliens, die hier Bode herausgegeben. Ich bin
neugierig, ob der Statthalter in Erfurt sich erhalten wird: er scheints sehr
darauf anzulegen u. läßt gehen. – Ihren Br. hat dieser erhalten u. mir davon
geredet. Er scheint ist vielleicht in Verlegenheit zu antworten, oder der Br.
ist nicht zur Antwort, denn sonst thut ers gleich: er dachte an sie mit der
Hochachtung u. Liebe, wie immer, u. schien mir damals, von Mosers u.
Fürstenbergs Exempel voll u. von der Ehre ihres Märtrerthums angesteckt zu
seyn. Er war ordentl. aufgebracht über die Frage der Berliner, von den
Vorurtheilen pu. – wollte, man müßte ihnen keinen Pardon geben, wornach
er doch selbst nicht handelt, auch wohl kein Mensch in Geschäften handeln
kann. Mich dauerts in der Seele, daß mir damals die Zeit un fehlte, mich
über die Frage, etwa in 3. Platonischen Gesprächen zu erklären – vielleicht
thue ichs noch. Die Schrift Ihres Königs über die D. Literatur werden
sSie gelesen haben, ein Comisches Meisterstück; eine schöne Parallele der
meinigen. Hier ist diese: nehmen Sie sie nach dem Zweck, der in den letzten Reihen
erklärt ist, auf. Ich will ein Ex. an Moser u. Eines ausn Görz schicken, um
vor diesen beiden Leuten, die ich durch meine Nachläßigkeit unendl. beleidigt,
wieder auf einige Art höfl. zu erscheinen. Mich soll wundern, ob der König
etwas von ihr vernommen; hören Sie etwas davon, so theilen Sies mir doch
mit. Das Ende seiner Schrift ist mir das merkwürdigste von Allem; wollte
Gott, daß der alte Moses wahrgeredet hätte. Er endet mit einer Prophezeiung
– – denn in der That wollte ich, er schriebe nicht mehr, lebte aber noch einige
Jahre für Deutschland. Da die heil. Theresia todt ist, fürchte ich, der Kaiser,
dems überall juckt, werde nicht ruhen u. wehe dem armen Deutschl. – doch
wir sind in der Hand der Wächter, u. wer weiß in solchen Sachen, was gut ist.
– Von Starken ist lange gesprochen, daß er nach Darmstadt einen Ruf als
Oberhofpr. habe u. solange vom Erbprinzen aus der Schatoull besoldet
werden soll, bis Benner stirbt u. er deßen Stelle erben soll. Ein schöner
Nachfolger meiner – wie freue ich mich, daß ich an der Erbietung nicht Theil nehmen
dorfte
! um nicht gar zuletzt noch unter Merk zu stehen, hallelujah.MeineTheolog. Br. sind jetzt zu Ende u. ich hoffe, daß die 2. letzten Theile, die aber
auch nur Skiagraphie sind, die ersten überwiegen werden. Ich habe jetzt Ruhe
nöthig, wenns hienieden Ruhe giebt. Einige Tage habe ich gegen den
verhaßtesten Plan unter der Sonne „alle KirchenKapitale unsers Landes zu Einem
zu machen“ den unser Ob. C-Präsident ausgeheckt u. mit den schändlichsten
Vorstellungen über die jetzige Administration begleitet hat, arbeiten müßen.
Ich bin noch nicht fertig u. fürchte, wir werden nie mehr herzl. Freunde
werden. Es ist der kindischste Geist darinn, demder eher die Ruthe, als
Beantwortung verdient, u. mit nichts, als dem dümmsten Banquerout des ganzen
Kirchen-Etats sich endigen könnte – – Ich fürchte meine
ruhigsten
Zeiten
hier sind vorbei; doch wer weiß, die Vorsehung hat überall ja die Hand im
Spiele. Gebe mir doch Gott einmal den Wunsch der 4ten Bitte „getreue
Nachbarn u. deßgl.“ er ist der wahre Zaun unsres Wohlseyns auf Erden –
Gottfr. u. Wilhelm, primus et tertius, haben eine Zeitlang gekrankt; frater
secundus et quartus sind wohl und der Bruder quintus befindet sich in seinem
unsichtbaren Reich auch gut: ich wir hoffen, er wird ein glückl. Maienkind
werden. – Daß meine Schwester mir nicht geantwortet, thut mir leid: es ist
keine gute Anzeige. Gott helfe dem armen Weibe, denn Ihr kann doch im
Grunde kein Mensch helfen. – An Fischern antworte ich in einigen Reihen.
Mich hats herzl.gefreut, seine Hand zu sehen u. seine Stimme wieder zu
hören: er ist noch, was er war. – Leben Sie wohl, liebster H. u. feiern Sie die
glückl. Feiertage. Ich will im Geist bei Ihnen seyn u. mich an Ihrer Andacht
freuen. Meine Frau grüßt u. umschließt sie herzlich. Meine Buben küßen
Ihnen die Hände. Glückl. Ausgang des A. u. Eingang des N. Jahres Ihrem
ganzen Hauß,
Korb
u.
Übriges
mit eingeschloßen. Erfreuen Sie mich bald
mit einem Briefe, u. fragen Sie nicht darnach, was Sie schreiben oder zu
schreiben haben. Es schreibt sich immer, wenn man will u. Lust hat; u. wenigstens
ists doch Papier u. Handschrift von Ihnen. Adieu, Adieu, Gott befohlen – –
Ihr treuerH.Prof. Eichhorn in Jena glaubt auch, daß es ein Buch Chevilah gebe, auf
der dortigen Bibl. ists aber nicht.
Haben Sie Temple’s M Histor. u. Moral. Denkw. gesehen – ein schönes Buch.
Haben Sie Rousseau juge de Jean Jaques noch nicht gelesen: so schaffe ichs
Ihnen sehr leicht.
Auf das vielgelobte geheime Buch des erreurs et de la verité warte ich noch
immer; u. vielleicht ist am Ende doch nichts dahinterNächstens schreibe ich Ihnen von einer Utopischen K. Vereinung die in
Deutschland in petto ist. Möser in Osnabr. hat einen gedruckten Brief
darüber geschrieben, 1. Bogen stark, voll Geist u. Laune nach seiner Art, der alles
beinah drüber sagt, was gesagt werden kann –
Leßing höre ich ist bei Gleim gewesen u. beßer. Claudius ist für mich, wie
gestorben.
Lavat. Offenbarung ist angekommen u. soll wegen der schönen Kupfer dem
Gottfr. zum H. Christ verehrt werden. – – Wenn ich Ihnen einiges doppelt
geschrieben, so verzeihen Sies; ich habe den vorigen Br. vor Monatsfrist
geschrieben u. jetzt nicht übergelesen. Adieu.
H.3. Druckfehler habe ich bemerkt in der Preisschrift:
fein
für
fern
, zu Athen
für
zu Athem
kommen u. noch irgendwo Einen; ich weiß sie aber nicht zu
finden.
Auf der Loge den 11 Xbr. 80.Liebster Herr Magister und Freund,
Vorgestern Abend erhielt Ihr Notificatorium – denn Löwen Ihren
Reisegefährten habe zwar erwartet aber noch mit keinem Auge gesehen.
Weil der Briefträger entre chien et loup ankam, erkannte weder Ihre
Hand, noch konnte zu Ende lesen – als Herr von Auerswald mich überraschte,
den ich in Monatsfrist nicht gesehen. Er übernahm sogl. die Besorgung Ihres
Unterbringens und das Willkommen in meinen Namen zu schreiben.
Gestern habe dasen Gruß an das Müllersche Haus durch Hänschen
bestellen laßen; und siehe da, die ehrlichen Leute haben schon alles besorgt – und
es wartet alles auf Sie. Wirthin,
meublirte Zimmer
, eine
gute Lage
und
Nachbarschaft. Bis Ostern können Sie umsonst wohnen, und den Contract
nach Belieben schließen.
Freunde
vom Müllerschen
Hause
sowol als
Ihnen
selbst
räumen Ihnen diese Gelegenheit ein. Allso rathe ich Ihnen
unmaaßgeblich mit Ihrer Anherokunft zu eilen, um alles Selbst in Augenschein zu
nehmen. Die erste Nacht können Sie wo Sie wollen zubringen.
Ihr Herr Dechant, Prof. Kreutzfeld, freut sich auf Ihre Einführung in docto
nostro corpore, das Decanat gehen Sie auch mit Ostern vorbey, wenn Sie vor
diesem Termin fertig werden, und Platz wird Ihnen mehr als einer machen.
Daß Sie sich aber von Ihrer Ungedult eines so unmoralischen Ausdrucks
bedienen, ist gar nicht handwerksmäßig und kaltblütig gehandelt. Nun
hievon mündlich mehr. So alt ich bin und so ungern ich gehe, wollte ich Ihnen
doch gern bis aus dem Thor entgegen kommen. – Empfehlen Sie mich Ihrer
lieben Familie mit ergebenster Bitte Sie nicht in Ihren Progreßen zum
erwünschten Ziel länger aufzuhalten. Dafür will ich Sie auch einmal nach
Elbing begleiten, wenn Ihnen mit hypochondrischen Gästen u Besuchen
gedient ist. Veni, vide, vale!:!!:.Adresse:An / den Freund Herrn M.
Kraus
/
citissime
den 16 Xbr. 80.Geliebtester Freund,
Eben erhalte einen Brief vom würdigen Pfenninger dd 29 pr., aus dem
ich Ihnen eine Stelle mittheilen will „Mein Herz ward etwas schwerer bey
dem Auftrage wegen H. und da ich vernahm, daß er bey Prof. Breitinger am
Tische ist, so ward mir ganz leicht mein Herz. Der Jüngling ist
recht wol
versorgt. Breitinger ist von den unparteyischen, gutlaunichsten, fleißigsten,
geschickten treuen Menschen einer, den man sehr lieben muß, ist unser
Gesellschafter und wöchentlicher Freund, hat wolerzogene Knaben und wackere
Schwägerinnen zu Haushälterinnen; denn er ist Wittwer. Der
liebe
junge
Mensch war zur Musik bey mir.“ – Diesen letzten Zusatz verstehe ich nicht.
Einl. ist ein paar Posttage alt geworden, welches zu entschuldigen bitte,
weil ich ohngeachtet meiner Sparsamkeit mehr Postgeld ausgeben muß, als
ich damit verdiene, am meisten aber das bedaure, was ich für meine
Antworten zahlen soll. Den 21 pr. erhielte durch Ihre Güte den Sept. des Journalsnebst einem fr. Buche, welches ich eben der Me Courtan zustellen wollte um
es zurück oder weiter zu befördern, als sich HE Laval dazu meldete, der es
auch den 28 erhalten, u mir den 9 huj. meinen Antheil an Astracanschen
Trauben zukommen laßen. Dank für mich u meine Kinder.
Nun noch auf Ihr letztes zu kommen welches den 20 pr. erhalten so freut
es mich von Grund der Seelen, daß Sie Kantens Verleger geworden. Ist es
Ihnen mögl. mir die Hälfte des Abdrucks vor der Hand zukommen zu laßen
durch Spener auf meine Kosten, so
wäre mir unendl. daran gelegen
, wie
auch ihn wegen der
zu erwartenden Uebersetzung
der
Humischen
Dialogen
zu erinnern
selbige so feucht
u.
warm als mögl. an mich zu
befördern
, nebst einer etwanigen Nachricht, wer der Uebersetzer dieser Schrift seyn
mag. Meine ist schlechterdings ad Acta reponirt, und
abgemacht ist
abgemacht
, so wol Ihrent als meiner Selbst wegen. Kant hat mich darum
gebeten, u liest sie jetzt zum 2ten mal. –
Unser alte Freund der zeitige Hofhalsrichter oder Criminaldirector RichterHippel ist zum dirigirenden BürgerMeister u PoliceyDirector ernannt worden.
Prof. Kraus ist vorige Woche in Elbing angekommen u wird tägl. erwartet.
Von Herder
habe mir seine Preisschrift u 2 Casualpredigten angeschafft.
Ob letztere mit oder ohne sein Wißen ausgekommen möchte ich gerne wißen.
Wünschte eine ganze Postille von ihm zu haben.
Trappens Hirtenbrief ist mir im Mst. hier zu Händen gekommen. Er
am
Pranger
, den er verdient, ist von der Hartungschen Buchhandl. zurückgesandt
worden. Alle Welt klagt, daß auch dieser Laden leer ist. Nicht einmal Buffons
Epoques noch Daguesseaus Meditations philosophiques noch Heineckens
Abc u Lesebuch sind hier zu haben. Kurz wir sind Matthäi am letzten.
Auch für die Scherflein danke. Sie sind mir jetzt noch einmal so werth, da
auch unser Salomon über das neml. Sujet ein Meisterstück geliefert, das ich
gestern zum Abendbrodt und heute zum Frühstück gelesen, mir aber wie dem
Hunde das Grasfreßen bekommen. Das ist ein wahres Original französischer
Ignorantz u Unverschämtheit.
Sorgen Sie ja dafür, daß ich auch das
2te Blatt zur Chronik
erhalte wenn
es der Verf. vergeßen sollte. –
Entschuldigen Sie mich bey
HE.
Lenz, daß
ich noch nicht antworten kann
. Seine Einl. gehen diese Woche nach der
Schweitz ab. Gott schenke Ihnen u Ihrem gantzen Hause
ein gesundes
fröliches geseegnetes Neujahr
!!! Ich kann nicht schreiben, Finger u Gedanken
sind lauter Eis von innerl. Frost. Hänschen Michel empfiehlt sich mit seinem
Geschwister. Mit der ersten Parasche der Genesis werden wir wills Gott dies
Jahr fertig werden. Ich umarme Sie u. ersterbe Ihr alter treuer Freund
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:à Monsieur / Monsieur Hartknoch / Libraire / à /
Riga
. /
par faveur
.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg Empf den 14 Dec 1780 beantw d 24 –Drubenalken den 18 Dec. 1780Lieber Bester Vater Haman! Vergeben Sie, daß ich so lange gezögert habe
Ihren letzten Brief zu beantworten. Die Recken und Hinz sind daran schuld
mit denen zanken Sie. Von der ersten habe ich izt erst die Beschreibung vom
Prinzen und seinem Gefolge erhalten (: hie ist ihr Brief lesen ihn sie ihn
selbst, und schicken Sie ihn mir so bald als möglich zurück:) und den letzten,
habe ich izt vor drey Tage erst gesprochen, obgleich er nur 2 Meilen von hir
entfernt ist. Ich wolte durchaus er solte an Sie schreiben; er sagte mich aber ich
solt Ihnen sagen er liebt Sie herzlich, aber das lesen und schreiben hätte er
auch so ganz vergessen, daß er an keinen Menschen mehr schreiben könte, und
dann ginge es ihm so wie Ihnen, er hätte das Podagra in Händen oder er
fühlte, daß er es bald bekommen würde. Er ist noch viel stärker geworden, er sagte
mich er würde den ganzen Buchhandel zum teufel werfen, den er verlieret über
30000 fl. daran und er würde künftig oder noch künftig Jahr mit seinen
ältesten Untergebenen aus dem Lande gehen. Ich gab ihm Ihre Beyde Briefe
an mich zu lesen; er hüpte vor Freuden, und zeigte einige Stellen daraus
HE. von Firks 2 zimlich kluge Männer, die mit in der Geselschaft waren, die
sich mit ihm darüber freuten, und Sie bewunderten. Hinz sagte „Es ist doch
ein sehr lieber Mann unser Hamann, wir wollen uns zusammenfreuen, daß er
unser Freund ist, und uns seiner Freundschaft würdig machen, grüßen sie ihm
herzlich von mich.“ Und so trenten wir uns. – Und Dieses ist alles was ich
Ihnen von Hinz sagen kann. – Nun will ich Ihrem mich sehr lieben letzten
Brief beandworten. – Ihre Einlage schickte ich sogleich zu Pathey dieser und
die Recken haben auch schon einige Prenumeranten gesammelt. Sie haben
mich beyde aufgetragen, Ihnen ihrer Freundschaft zu versichren. – Izt werden
Sie schon mehr von Ihrem Nachtbar zur Rechten wissen. hat er sich scheiden
lassen oder nicht? hat er die Stelle schon ersetz? Die Wahl wird ihm nicht schwer
fallen den ihres gleichen findet er in allen B., wenn nicht in Königs. so in
Berlin. – Ich bedaure die Kinder, daß weil keine Besen mehr zu haben
sind, und die große Leute weil sie nicht mehr sagen können. Kommen Sie zu
uns, hir sind viele Besens, aber keine Galgen. Wie könte ich Sie in Bester
Hamann, in Ihrer Schlafmütze in Ihren Sorgstuhl vergessen! Wie oft habe
ich Sie in diesen Aufzuge gesehen, und frohe und lehrreiche Stunden bey Sie
zugebracht! – – Ihrer lieben Hausmutter und lieben schönen Kinder küsse
ich herzlich. – Gott lasse Ihnen alle, das alte Jahr froh und gesund schließen,
und schenke Ihnen und den Ihrigen im neuen Jahr was zu Ihrem Wohl
dienet, und erhalte Sie mir als Freunde. – Den Würdigen Professor
Kreutzfeld, den Würdigen Brahl und HE. Löwen meinen besten Empfehl. Wie gehet
es Brahl mit seiner Muße? – Nun Bester Vater leben Sie wohl leben Sie
glücklich. Ich küsse Sie herzlich, und bin Ihre Wahrhafte Freundin
StoltzIn der größten Eile der Schlitten stehet vor der tühre um auszufahren. –
Kgsb den 18 Xbr. am Tage Χstophs 80.Herzensfreund,
Vor einer Stunde erhalte Einlage, auf die ich mit Schmerzen gewartet.
Thun Sie doch Ihr Bestes die arme Kreuzträgerin zu beruhigen. Den 18 pr.erhielte ich einen Brief voller bitterer Klagen, aber keine Antwort an Sie. Ich
drung schlechterdings darauf; und erlaubte dieIhr, falls es Ihr Erleichterung
schafte, kein Blatt vors Maul zu nehmen und Ew. Hochwürden die Epistel
zu lesen. Bey Schreibung meines Briefes und nachher wurde mir selbst angst
für meine kauderwelsche Sprache, die nicht Jedermanns Ding ist, und leicht
Misverstand u Aergernis geben kann. Ich bin zufrieden, daß ich meinen
Willen gekriegt habe.
Wie
sSie mich verstanden, weiß ich nicht; daß Sie
meinen guten Willen nicht misverstanden, seh ich auch. Sie sagt mir rund
heraus, daß
ich
ihren ganzen Brief nicht verstanden u
sie
meinen ganz
widerlegen könnte, wenn sie Zeit u Lust hätte. Gesetzt, liebster Herder, daß Ihrer
würdigen Schwester auch im Unmuth etwas entfahren seyn sollte: so weiß
ich, daß Sie kein Hoherpriester Eli sind, und bitte es auf meine Rechnung zu
schreiben. Denn zwey Wege giebt es doch bey der ganzen Sache.
Scheiden
oder
Leiden
. Sie sagt nun Selbst wider, daß der Mann das Sauffen nach
läßt, und sie über keine thätl. übele Begegnungen sich zu beklagen hat. Also
bleibt nichts als die edle
Gedult
übrig, und die wird ihr Gott auch schenken.
Ich will meinen vorigen Brief, so gut ich kann, wider gut machen, und bitte
um Ihre brüderl. u. priesterliche Beyhülfe Sie bald mit einer
sanften
Antwort zu erfreuen. Wenn Sie ja nöthig finden ihr etwas
hartes
zu sagen, so
laßen Sie
mich
das
Leitzeug
seyn und vertrauen es mir. Es ist wirklich keine
gemeine Prüfung für so ein edeles, empfindliches, lebhaftes Weib an einen
so faulen Leichnam gebunden zu seyn.
Von Ihrem wiedergefundenen Fischer hab ich seit der letzt mir anvertrauten
Einl. nichts weiter gesehen u gehört, und ich weiß nicht ob er lebt oder tod ist.
Ich bin immer bisher krank und siech gewesen. Entziehe mich allem Umgange,
und wenn ich einmal einen Kreuzzug nach der Stadt thun muß, komm ich
mit einem Flußfieber zu Hause. Schlimme Augen machten mir auch Angst,
bin aber leicht u glücklich wider alles Vermuthen davon gekommen. Kein
Wunder wärs, wenn ich bey lebenden Leibe versauerte und vermoderte oder
wie mein seeliger Bruder Christoph zum Cretinen würde.
Gott gebe Ihnen dafür desto mehr Gesundheit und Stärke, daß Sie mich
bald mit
dem 2ten Bande Ihrer Briefe
beseeligen können. Die Stelle hab
ich in meiner Bibel unterstrichen gefunden aus dem Buche der Maccabäer.
Erwarte also blos über die erste eine kleine Zurechtweisung.
Ihre Preisschrift habe mir schon gekauft. 1 fl. schien mir kein Geld zu seyn
für das schöne prächtige Format, der franz. Titel zum deutschen Text ist ein
Beweis von Einfluß der Regierungen. Ich habe sie in einem Abend nach meiner
lieben Gewohnheit mit einem Zuge durchgelesen, und warte auf das Heften,
um sie mit Ueberlegung durchzugehen. Auch Ihre beyde
Casualpredigten
besitze schon, und wünschte eine ganze Postille von Ihnen zu erleben. Sind sie
mit oder ohne Ihr Wißen ausgekommen? Gestern auch den Novbr des
Museums durchgelaufen und mich blos aufbey Ihrem Briefe über
Andreä
verweilt. Wer ist der seel. K? Sind Sie nicht der Uebersetzer u Sammler des
Andreä?
Kreutzfeld findt sich wider zu mir, und hat mir einen kleinen Dialog über
den Rang der Geschlechter vorgelesen, der mir gefallen hat; wünschte auch,
daß W. ihn werthhielte für seinen Mercur. Wenn Sie dazu beytragen
können, daß er zu der Ehre gelangt, so werden Sie uns verbinden; aber er will
schlechterdings ohne Ort u Namen eingerückt
seyn. Sorgen Sie doch
also für diesen Umstand, woran ihm gelegen ist und welches ihn zu mehr
Beyträgen aufmuntern kann.
Hippel ist kürzlich Hofhalsrichter oder Criminaldirector und jüngst
dirigirender BürgerMstr und Policeydirector mit dem Titel eines Kriegsraths
geworden, wider aller Gedanken und zum allgemeinen Erstaunen seiner ältern
HE Collegen, die mit der Wahl nicht fertig werden konnten. Er hat sich durch
seine Ausarbeitung des Criminalrechts in Berl. einen großen Namen
erworben, und der Hof soll dergl. Juristen in unserer barbarischen Provinz weder
gesucht noch vermuthet haben. Ich schmeichele mir einen Freund an ihm zu
haben, und bin willens jetzt meinen Sitz im Rathsstande zu nehmen sub
vmbra alarum suarum. Diese Kleinigkeit ist für mich ein größerer Gewinn,
als Sie sichs einbilden können, weil ich keine Stelle in einer Kirche mehr wuste,
der KFürstenstand mit Damen, Officiren u Studenten überpropft ist und ich an
der Altstadt hänge, par habitude und weil ich mich da zur Kirche halte. Sollte
mein Beichtvater, wie es heißt, seinen Abschied nehmen: so wirds Fischer im
großen Hospital und vielleicht komt dieser nach der Altstadt, weil Hippel viel
von ihm hält.
Nun, liebster Herder, komt es Ihnen nicht auch omineux vor, daß der
Salomon du Nord ein Nebenbuler des Magus in Norden geworden. Freytags
Abends bekam ich die Skarteque, da ich eben denselben Morgen die Geschichte
des trunknen Noah gelesen hatte. Ich wünschte, daß ein welscher Bel-espritdie Rolle des Chams auf sich nähme, wie Raynal bereits gethan. Der seel.
Qvandt erscheint wie Samuels Schatten dem verworfnen Saul. Solche
herculische Pudenda von Unwißenheit und Eigendünkel sind der wahre
Charakter seiner Größe. Behandelt er doch unsere Litteratur mit seinem welschen
Gänsekiel wie der Lügenprophete Bileam seine Eselin; das Knie hat sie schon
gebeugt – an dem Wunder wird es auch nicht fehlen – an dereiner Antwort in
seiner Göttersprache. Kennen Sie schon das neue Gesangbuch, welches 82
eingeführt werden solle. Vermuthl. wird das Ministerium zu Berlin auch alle
Infinitiuos zu desinentia in -a machen. Das Geheimnis der heil. Dreyeinigkeit
leuchtet in dieser wäßrichen Liturgie wie das Principium der 3 Einheiten im
welschen Drama.
Bahrdt ist kein unebner Mann uns die gr. u römische Litteratur wie die
Bibel im Kleinen
zu liefern. Letztere habe angesehen auf hohe Empfehlungen
eines Manns von Geschmack ⸂Kr. Scheffner⸃. Seinen Versuch vom Tacitus hab
ich noch nicht erhalten können. Nach Verhältnis meines Hungers hängt hier
der Brodtkorb so hoch, daß man nicht einmal für Geld was erhalten kann,
nicht einmal Heinikens Abcbuch für meine Käthe die nicht lesen lernen kann.
Den 19.Trappens Sendschreiben habe im Mst erhalten. Die Beantwortung unter
dem Namen
Semler
ist hier zu haben; Trapp aber am
Pranger
soll von
der Hartungschen Buchhandl. als eine Schmähschrift zurückgesandt worden
seyn. Verhältniße des Verlegers mögen wol ehe daran Schuld seynEndl. hab ich auch Döderleins Antifragmente einmal zum Ansehen
bekommen u heute durchgelaufen. Meine Gedanken über die natürl. Religion
sind anticipirt, so wie er mit Ihnen S. 174. 175. II. zu harmoniren scheint.
Der Uebergang vom Göttl. zum Menschl. dünkt mir immer ähnl. Misbrauch
ausgesetzt zu seyn. Beyde Extreme müßen schlechterdings verbunden werden,
um das Ganze zu erklären, ουσια του σωματος und εξουσια του αξιωματος.
Durch diese Vereinigung wird das Buch heilig, und wie aus einem
Menschen
der
Fürst
. Eine κοινωνια ohne Transsubstantiation – weder Leib, noch
Schatten; sondern
Geist
. Doch ich muß erst weiter gekommen seyn, um mich
hierüber erklären zu können.
Hab ich Ihnen schon gemeldt, daß Hartknoch wirkl. Verleger von Kantens
Kritik der reinen Vernunft geworden, und daß selbige nun auf Ostern gewiß
auskommen wird. Ich mache mir großen Staat darauf, daß dieser Mann mir
in einigen Dingen vorgearbeitet haben wird. Hume’s Essays habe nach einer
neuren Ausgabe, als meine alte verlorne, durchgegangen und bin jetzt beyin
dier natürl. Geschichte der Religion stehen geblieben. Eberhards Sittenlehre
der Vernunft habe mit rechtem Eckel angesehen. Was für ein altmodischer
Nachbeter ist dieser Reformator der Dogmatik! Selbst sein Styl, wie
nachläßig! – und der liebe Campe was für ein pedantischer Stutzer in seinem
Beweis für die Unsterblichkeit der Seele!
Hier giebt es eine große Gährung unter den schönen Geistern des lieben
Vaterlandes. Kanter druckte übernahm vor 3. 4 Jahren eine preuß.
Blumenlese, worinn Kreuzfeld, Reichard, John, Bock, Hauptm. Diercke, Verf.
eines Trauerspiels u Lieut. Szerwonka, LicentAssessor Lilienthalgegenwärtig in Memel die Hauptverfaßer waren. Kanter war Verleger und weil er
die Druckerkosten nicht bezahlen konnte, erstickte das Kind im Bade – Ich weiß
nicht ob Sie, liebster Herder! nicht etwa ein Exemplar von Hartknoch
erhalten, wie Hinz eins hier mit gebracht aber nicht für mich. Voriges Jahr
erschien zum ersten eine andere Samml. in Form des Musenallmanach, zu
welcher
Mohr
und
Doerk
! (ein paar nichts bedeutende eitle Jünglinge) als
Herausgeber sich nannten. Referendarius Herklots wird für den besten Kopf
einmüthl. unter sdieser jungen Brut erkannt. D. Funken Sohn, Wannowius– – sind lauter Dii minorum gentium. Ueber diesen Musenallmanach hat nun
die Kantersche Zeitung zu einem lächerl. Froschmäuseler Anlaß gegeben auf eine
sehr zufällige Art. Ein Hofgerichtsrath
Glawe
hat sich gelüsten laßen einige
wenige Beyträge in diese milde Stiftung zu liefern, welche in so elenden
Umständen ist daß man aus Noth erstwo Recensionen stiehlt aus dem T. Mercur, aus
der allgem. Bibl. und die AnfangsBuchstaben der Bücher für die Namen der
Verf. unterzeichnet. Jener Glawe recensirt, nachdem er eine Advokatenschrift in
meinem biblischen Styl mit dem AnfangsBuchstaben H. angekündigt, einen
Prolog von der Gr. Kayserlingk bey des Prinzen Gegenwart ziemlich klug
übersetzt p,zeigt auch ein paar elende dramatische Vorspiele von John an,
streicht selbige über all Verdienst u Würdigkeit aus und führt zuletzt ein Bonmotdes Verf. an, welchen zufolge er die Verf. der Blumenlesen statt eines
Beytrages, um den sie ihn ersucht, die officia Ciceronis empfohlen. Buchdrucker
Hartung der seines Zeichens auch ein Versifex u Mitarbeiter der Blumenlese ist,
läst eine derbe Apologie des Funk im Namen aber der Herausgeber austheilen.
Dörk, der Referend. beym Hofgericht ist, bekommt einen Verweis von des
Kanzlers Excell. gegen einen Rath die Feder ergriffen zu haben mit so wenig
Respect. Hierauf beurkundet John im letzten Blatt nicht der Thäter des ihm
aufgebürdeten Bon mots zu seyn, erklärt sich als Mitarbeiter des Allmanachs
trotz des vom Recensenten ihm ertheilten Lobes, und kündigt zugl. Baczko
den Verf. des Tempe u Comp. worunter auch mein Nädler Brahl,
Zitterland p gehört als neue Mitarbeiter an. In eben dem Blatt erscheint eine Fabel
im
Styl der Bücher der Makkabäer
, (wie der Verf. versichert) der sämtl.
Blumenleser für DistelEsel hautement erklärt. Als Beyl. wurde zugl. ein
Manifest von Mohr ausgetheilt, daß weder er noch Consorte das geringste von
der Hartungschen Schmähschrift gewust haben. Sonntags Abend komt ein
Bote aus dem Kanterschen Laden u versichert allenthalben den zeitigen
Decanum gesucht zu haben, weil das Officium Fisci sein unvorgreifl. Bedenken inPpuncto der Eselfabel geäußert hätte. Also ist dem armen einfältigen Dörk sein
Kützel nach einem gedruckten Namen ziemlich versaltzen worden. Die Folgen
dieses Bubenkrieges für die Vaterländische Litteratur wird die Zeit lehrenEs ist hohe Zeit, daß der Prof. Moralium ankomt. In Elbing ist er schon
und ich erwarte ihn mit jedem Tage, höchstens zum heil. Christ oder Neujahr.
Vielleicht bringt er ein wenig Oel für meine verlöschende Lampe mit.
Wißen Sie nicht, liebster Landsmann! ob der Statthalter meinen Brief
erhalten. Ich besorge immer daß er untergeschlagen oder ein
par faveur
auf
dem Couvert ein Verstoß des Wohlstandes ist. Claudius hat mir auch noch
nicht gemeldet ob er meine Einl. an Kl. abgegeben oder nicht. Wenn ich das
Meinige thue, so überlaße ich jedem gern, nach seinen Willen zu handeln.
Ein Versehen aber in meiner Pflicht beunruhigt mich immer; aber auch keine
Antwort ist eine für mich.
Kommt mirs so vor oder ist es wirklich daß die welsche Deduction de la
Litterature allemande ein vorteilhaftes Licht auf meine Scherflein zurück
wirft; weil ich wirkl. die falsche Grundsätze vorausgewittert zu haben mir
einbilde.
Reichards jüngste Schwester, welche hier an meinen Freund Durow,gewesnen Lotterie Secretair u gegenwärtigen Verwalter oder Buchhalter des
Millionnaire Fahrenheit verheyrathet, ist gestern mit einem jungen Sohn
erfreut worden und ich durch sein AnmeldungsBillet.Ey! ey! nichts näheres von der Chevilah? – Hat man keine Hofnung, daß
das Mst dieses Mannes erscheinen werde oder giebt es keinen Weg das
kabbalistische Original näher kennen zu lernen. Enthalten Sie mir doch nichts
Wißen Sie nichts vom Kleuker? Hat er ein Exempl. meiner Scherfl. auch
erhalten? Ich habe weder seine Fortsetzung der Salomoschen noch seine
Platonischen Uebersetzungen zu Gesicht bekommen – – Lenz hat mir zum zweyten
mal geschrieben u hält sich nach seiner Zurückkunft aus Peterb. zu Aya bey
Dörpt auf bey Cammerjunker Lippert als Hofmeister, hat Hofnung zu einem
Bibliothekariat ich glaube beym Großfürsten; will seine Schauspiele
umarbeiten –
Pfenninger hat mir vorigen Sonnabend gemeldet daß Hartkn. Sohn bey
Breitinger nach Wunsch versorgt ist, u Kaufmann auf ein Gut des v
Haugwitz gezogen ist oder ziehen will mit seiner Frau u dem engl. Mariachen. Wißen
Sie etwas von dem Zusammenhange dieser Kreuz- oder Winkelzüge. Gehts
nicht mit der Freundschaft wie mit der Liebe? Beyde sind so vieler Leute
Verderben und werden aus dem edelsten Wein zu Eßig – und aus dem erhabensten
Organo die schaalste Schulfüchserey.
Mit meinem Hans Michel werde dies Jahr die erste Parasche der ältesten
Urkunde schließen. Gott Lob und Dank für den gemachten Anfang! im
Griechischen, Lateinschen u Hebräischen. Gute Nacht auf heute!
Am St. Thomas Tage. 21. DezemberHatte diese letzte Seite zu einem langen Neujahrswunsche bestimmt. Ich
bin aber so
arm am Geist
, liebster bester Herder, daß ich lieber still schweige.
Ihr ganzes Haus ist mir jeden Morgen u Abend so gegenwärtig, daß ich auch
beym Jahr- wie beym Tagwechsel darinn wallen, wandern und weben
werde. Empfehlen Sie mich (unwürdigen) Ihrer Hälfte meiner Freundin
und Gevatterin – und küßen Sie mein Pathchen und seine Brüder von mir
alten Mann.
Wären Sie Präsident von der Akademie; so müste mich unser dirigirender
Bürgermeister mit sich nehmen, der mit dem neuen Jahr nach Berl. geht. Ich
bin heute zweimal in seinem Hause gewesen, und habe eine außerordentl.
Motion bis nach dem Steindamschen Thor mir machen müßen, wegen der
letzten Einnahme
die mir in diesem Jahre zugefallen ist. Das Facit macht über
1900 fl. und ohngeachtet dieses außerordentl. Seegens wird die Ausgabe, so
viel ich selbige muthmaßentlich bestimmen kann,
fast
ihr gleich kommen.
Das machen aber 280 fl. gerichtliche Unkosten und die Reparatur eines
ganzen Dachs. Gott hat mir zu einem ehrlichen Mann geholfen, der alles
besorgt, ohne daß ich mich um meine beyde alte Häuser bekümmern darf, und
dies für eine Kleinigkeit, die ich ihm jährl. überlaße.
Amt und Haushaltung
ist niemals meine Absicht noch Wunsch gewesen;
Hierinn hab ich Recht
gehabt
, und beydes wollte ich immer meinem seel. Bruder aufdringen, um bey
ihm das Leben verträumen zu können, wie er bey mir. Daß ich meinen
öffentl.
Dienst
nihil agendo verwalten muß, ist eben so wenig mein Geschmack, als
daß meine
häusliche Lebensart
mehr nach einer Exception als Regul
aussieht. Seit vielen Jahren denk ich an mein Testament, ohne daß ich zur
Ausführung kommen kann. Dieses soll meine dringendste Arbeit auf das
bevorstehende Jahr seyn, denn ohne eine solche Verfügung würde ich
unverantwortlich ungerecht gegen die arme Mutter meiner lieben Kinder seyn. Bin ich damit
fertig: so soll es mir so gleichgiltig seyn mit meiner Heimfart, als wenn’s
nach Weimar wäre; denn ich taug zum Leben nicht, und der Genius Seculi ist
so wenig mein Mann, als der Fürst dieser Welt –
Habe heute Nicolai’s Erzehlung über das Schöne gelesen. Scheint Ihnen
nicht die Idee aus dem Mährchen im 3 Buch Esra entlehnt zu seyn? Mir hat
Plan u Ausführung außerordentl. gefallen. – –
Pleßing hat mich hier unterbrochen so wol in diesem FBriefe als in der
Feyer des heutigen Aposteltages; geht mit einer Apologie des Semmlers
schwanger ohne seines Gegners libellum gesehen zu haben als durch
relationes curiosas. Künftiges Jahr wills Gott! wird vielleicht mehr Stoff zu
Briefen geben. Erfreuen Sie uns doch, so bald Sie können, mit Antworten
und guten Nachrichten – –
Er sey Ihr Schild und
großer Lohn
. Ich grüße u küße Sie und die Ihrigen
in meinem und der Meinigen Namen, die Gottlob! alle gesund sind, vorzügl.
Marianchen. Werden Sie nicht müde zu ertragen u zu lieben Ihren alten
Gevatter, Landsmann u Freund Johann Georg H.Kgsberg den 1 Jänner 81.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Das alte Jahr gieng für mich mit dem schönsten Abendroth unter, und ich
war vor Freuden außer mir über den Empfang Ihres trächtigen Briefes.
Kreutzfeld, Wedicke ein Hofmeister eines Grafen von Dohna, Bötticher, des
Grafen von Lehndorf Hofmeister waren Zeugen und ich jug sie alle zum Hause
heraus, oder würde es vielmehr gethan haben, wenn sie nicht von selbst gegangen
wären. Nicht nur Ihr freundschaftliches Andenken, sondern auch der
glückliche Termin, des zwar
geahndeten
aber immer
bezweifelten
Genußes zum
Feyerabend, war für mich ein rechter Seegen. Ich bin, bester Herder, so
hypochondrisch, daß ich vor Grillen, Feigheit und Unlust beynahe umkomme. Ich
komme fast nicht aus dem Hause – und bin daher auch für meine Briefe wie für
meinen Umgang besorgt, und fürchte mich, durch beydes andere anzustecken,
und meinen Trübsinn weiter auszubreiten. Mangel der Bewegung und der
Diät, von der einen Seite, Mangel der Nahrung und eines Reitzes für meine
Leidenschaften –
Bey dieser Laune hatte ich mir schon vor vier Wochen vorgenommen keinem
Menschen hier zum Neuen Jahr zu gratuliren. Ihr Brief goß auf einmal so
viel Oel in meine Lampe, daß ich mich wie neugeboren fühlte; gieng also heute
in die Hospitalkirche, um Ihren Einschluß dem Pf. Fischer abzugeben. Durow,
Reichards Schwager, sah mich, kam beym Ausgange zu mir, u bat mich bey
ihm anzusprechen. Ich gieng also erstlich zum Pf. der aber noch nicht aus der
Kirche gekommen war, ungeachtet ich alles zum Ende abgewartet – ließ also
den Brief der Dienstbotin, und gieng nahe bey zu Dorow, wo ich wieder mein
Erwarten die Sechswöchnerin noch in praesepio fand und weder Mutter
noch Sohn zu sehen bekam, der ein wahrer Riese seyn soll und der Mutter
fast das Leben gekostet. Trunk ein Schälchen Citronelle, wie mir mein Sohn
sagte, der die Etiquette der Flasche gelesen hatte und gieng mit meinem
kleinen Scipio zu Hause um meine letzte Gans zu verzehren – aber leider! es
war ein zäher Ganter, und die 12te war mir am heil. Abend vor Weynachten
gestohlen worden. Dem ohngeachtet hatte ich die einzige Freundin u
Bekanntin die in meinem Hause verkehrt zu Gaste gebeten; mein Sohn brachte sie
zu Hause gleich nach Tische, weil sie selbst Besuch erwartete. Und da hab ich
bis 5 Uhr deliberirt bey meinem Beichtvater zu gehen, entschloß mich aber
lieber den ersten Tag des Jahres an Sie zu schreiben, oder meinen Brief
wenigstens anzufangenSo tumm hat sich also das liebe Jahr bey mir angefangen. Bey mir gehen
leider! auch Thaten in Seuftzer über; wenigstens daran hat es gestern nicht
gefehlt, daß Ihnen der liebe Gott so einen frölichen Anfang schenken möchte,
als mir der Beschluß gewesen durch Ihren Brief u Ihr Dedications Exemplar.Ich habe die Ahnung gehabt, daß mein erkauftes nicht das rechte Exemplar
gewesen; welches ich lesen sollte; und weil mir Kreutzfeld mit dem Original de
la Litterature Allemande wie wol zu spät und zu zweydeutig erfreut, so gab
ich ihm auf der Stelle mein erstes Exemplar mit einem argumento ad
hominem dergl. mir noch bisweilen einfallen und die ich ungern unterdrücke.
Von Pf. Fischer hab ich seit der Einl. nichts gesehen nichts gehört – daher
mir recht selbige gewünscht diesen Anlaß mich nach seiner Entfernung zu
erkundigen, welches ich noch diese Woche zu thun hoffe, um wenigstens zu
wißen, ob ihm Ihr Einschluß auch so willkommen gewesen wie mir. Er hat
einige
ausgesuchte
Zuhörer, ohngeachtet meiner widerholten Versuche aber
bin ich nicht im stande ihn zu vernehmen und Dorow versichert, daß der Mann
sich zu keiner einzigen Kirche sondern blos zum
Cabinetsprediger
schickte,
welches mir richtiger vorkomt als es mir lieb und in der That Schade ist;
denn sein Brief hat mich gantz verliebt in den Mann gemacht.
Ich lese Ihre Preisschrift heute schon zum zweiten mal – und mit eben so
viel Zufriedenheit als ich Verdruß über die zweyköpfige außerordentl. gehabt
habe: S’il est utile de tromper le peuple – wie die ursprüngl. Aufgabe
gelautet haben soll. Das Sic et non zu krönen scheint eben so politisch als die
Wendung in die Form: S’il est utile
aux peuples
d’etre trompé. Mir komt beydes
mehr spitzfindig als klug vor.
Die mir gemachte Anzeige der Druckfehler ist mir lieb. Hab ich aber selbige
recht gefunden? S. 32 soll wol heißen dem
fernen
Griechenlande? S. 30.
trivium statt biuium S 16.
feinern
statt feinem. ⸂Noch S. 76 Z. 24.
ergieng
? – trau mir nicht zu, das rechte Wort zu treffen.⸃ Ich habe kürzl.
Heumanns Actaφφorum durchgelaufen, wo Galilei Leben darinn steht.
So viel esich mich erinnere, kam es nicht bis zu Banden, sondern es blieb
bey einem ziemlich gemächlichen HausArrest. Irre ich nicht in diesem
Umstande; so würde es richtiger heißen
sollte
als muste Banden tragen.
Den Orbil der Litterature Tudesque habe zweymal im Original und
ebensoviel mal in der Uebersetzung gelesen. Was Sie vom Despotismo des
Geschmacks sagen, ist wirklich seine Absicht, den welschen einzuführen. Alles soll
Ein Leisten, Ein Schuh seyn, Fabrike u Heerdienst seiner Eitelkeit, und seines
Götzens Mäusim. Das philosophische Antichristentum ist an die Stelle des
Päbstischen getreten, und die Philosophie ist der Koran des Lügenpropheten
und seines Islamismus. Doch ich will Sie nicht länger mit Ihrem eignen
Fette beträufen.
Den ersten Weynachtsfeyertag habe Ihrer lieben Schwester geantwortet,
weil es mir wirklich aus ihrer Empfindlichkeit schien, daß ich in einigen
Kleinigkeiten nicht gänzlich geirrt – und ich ohne Ruhm zu melden auch ein wenig
piquirt war, daß Sie meinen
ganzen Brief
widerlegen könnte, der mir nicht
leicht geworden war. Ich brauchte also Ihr eigenes Bild, was sie von ihrer
Lage recht lebhaft gemacht hatte, um
Ihr
Stillschweigen und mein Geschwätz
zu entschuldigen – und Sie in ihrem Vertrauen auf die Göttl. Vorsehung
zu befestigen. Daher vermuthe ich daß der Mann durch ihre Beflißenheit seine
Stelle zu vertreten und zu ersetzen in eine so liderliche Nachläßigkeit gerathen
ist; denn ich sehe es immer für sicherer an, mit einem kranken Haupt zu
sympathisiren, die Schwäche und Schande deßelben zu theilen, als selbiges
unmündig zu machen, und dadurch zu verwöhnen. Eine Macht auf dem Haupte
eines Weibes muß seyn, wenn sie auch nur in einem Schleier besteht, und eine
Schlafmütze zum Mann ist beßer, als eine solche unnatürliche Wittwenschaft.
Die Pfarrin in Morungen hat ihn mir beschrieben als einen Mann von
recht artigem Ansehen und Umgange, und sSie klagt am meisten darüber,
daß er seine Faulheit mit einem Vertrauen auf Gottes Hülfe zu bemänteln
sucht, scheint auch widerum mit seinem persönlichen Betragen zufrieden zu
seyn. Bey diesen Umständen ließe sich noch immer vermuthen, daß durch
Gedult etwas ausgerichtet werden könnte.
Sind Sie imstande mir etwas näheres zu meiner Berichtigung oder
Beruhigung mitzutheilen, so thun Sies doch. Denn nach allen Nachrichten,
scheint mir der Mann auch noch kein solcher Barbar und Bösewicht zu seyn,
der muthwillig sein Fleisch und Blut zu betrüben imstande ist – Auch die
Intervalla in seiner Aufführung sind noch ein gut Kennzeichen in meinen
Augen.
Kreutzfelds Abhandl. wird vermuthl. für den Mercur schon eingelaufen
seyn. Wißen Sie schon etwas davon. Am heil. Abend hab ich am dritten
Qvartal mich bis in die späte Mitternacht gelesen, auch in der Erwartung
etwas von Ihnen und dem Blatt zur Chronik zu finden. Das letzte Vierteljahr
ist noch nicht hier.
Den 14 Dom II Epiph.Würde gern diesen Anfang cassiren, wenn ich einen beßern mir zutrauen
könnte. Bin vorige Woche fast Tag für Tag ausgewesen, mehr aus Noth als
aus Lust. Zum vierten mal traff endl. den Pf. Fischer zu Hause und vorigen
Donnerstag erhielte Einlage, die er mir zu versiegeln oder zu entkleiden
überlies. Ich schicke sie so wie ich sie empfangen. Auf die Woche versprach er mir
seinen Gegenbesuch.
Kr. Hippel habe auch vorige Woche zum ersten mal im Jahr gesehen. Er
scheint seinen Posten mit viel Verdruß angefangen zu haben. Er hat auf seine
Kosten nach Berl. gehen wollen; der Minister v Gaudi hat ihm aber den Rath
gegeben sich ein paar Monate erst recht umzusehen auf seinem Grund u
Boden u ihm alsdenn einen Kgl. Vorspann Paß u 2 rthl Diaeten versprochen.
Kraus ist angekommen als Prof der Moral u Politik. Den 4ten huj. kam
er und Kanter mit einem liebenswürdigen Mann,
Dängel
der den Laden an
sich nehmen wird, worüber ich mich herzlich freue, weil bey Hartung nichts
zu haben, wie und warum der Kerl die günstige Zeit verschlafen, begreift kein
Mensch.
Hartknoch soll wider sehr krank seyn; wenigstens ist ihm verboten die Meße
selbst zu machen. Kant sprach auch vorige Woche bey meiner großen Tourdie ich gemacht. Er meldete mir daß sein Werk nicht zu Berl. gedruckt werden
könnte, sondern zu Halle, worüber er zu einem verdrüsl. Briefwechsel mit
dem Verleger gekommen, scheint aber alles nach Herzenswunsch beygelegt
zu seyn. An Hartkn. Außenbleiben verliere viel, Gott woll ihn doch noch
erhaltenKein Mercur, neml. vom letzten Qvartal, kein Temple, kein Buffon, kein
Rousseau, kein Daguesseau – nicht einmal Heinekens Buchstabierbüchlein
für mein mittelstes Mädchen ist hier zum Ansehen zu bekommen, geschweige
zu haben. Eine solche Quarantaine in der Litteratur ist nicht erhört, seit
Albertinens Stifftungstag.
Auf meine Autorschaft zu kommen: so wars auf Hartknochs ausdrückl.
Verlangen, daß die Ankündigung der Humischen Uebersetzung geschah, und
weil ihm damit ein Gefallen geschah, so wars auch mir lieb. Zwar hat er seine
erste Erklärung zurückgenommen, da er von einer andern Uebersetzung hörte:
ich mag aber gern bey einer Farbe bleiben, und den armen Kranken nicht von
neuen mit abgemachten Sachen beunruhigen. Kant hat mir gestern das Mst.zurückgeschickt, weil Hippel u Pleßing mich darum ersucht. Ich habe es beyden
versprochen, ersterer wird nunmehr keine Zeit dazu haben, da er nicht einmal
Nicolai’s Erzehlung: Das Schöne in 3 Wochen ansehen können, und
letzterer soll es auch nicht in seine Hände bekommen. Der Götterbote soll übrigens
nicht zum Lügner werden – Gönnen Sie mir das Vergnügen, welches ich mir
bey der Vergleichung der beyden Uebersetzungen verspreche, und es soll für
mich zugl. eine Probe seyn, ob ich in diesem Stück was beßeres als andere zu
liefern im stande bin. Im Grunde ist es mir immer lieber wenn ein anderer
die Mühe u Gefahr über sich nimmt der Uebersetzer eines verführerischen
Buchs zu seyn. Zweytens müste ich doch noch
einmal
die ganze Schrift
durchgehen, um die wenige Erinnerungen meiner Freunde zu prüfen und
anzubringen. Meine Zeit ist so kurz, daß ich die Viertelstunden stehlen muß, um mit
Hänschen ein Kapitel im N. T. ein paar Verse im A. ein Kapitel im Florus,einen kleinen Abschnitt in der Odyssée, die lateinische große Märksche
Grammatik (die gr. hab ich voriges Jahr mit ihm zu Ende gebracht) und eine
Lection im Ebert durchzupeitschen. Die meisten sind geliehene Bücher, die ich gern
wider los seyn wollte. Voltairens Werke liegen auch bey mir um selbige in
einem Zuge durchzugehen. Ohngeachtet meiner übertriebnen Eingezogenheit
und übeln Laune fehlt es mir doch nicht an Ueberlauf, die häusl. Störungen
ungerechnet, da ich nicht anders als im Gewühl meiner Kinder leben, lesen u
schreiben kann, weder spät zu Bett zu gehen noch früh aufzustehen imstande
bin, außerordentl. Fälle ausgenommen.
Wenn ich von Ziehens Mst das gewußt hätte was Sie mir sagen; so hätte
ich nicht das Herz gehabt es mir zuzueignen noch Ansprüche darauf zu machen.
Tant mieux pour moi! Sic vos non vobis – für den HE Hofrath.
Da Ihre Freundschaft so zuvorkommend ist, darf ich Sie kaum erinnern,
darf mich mit einem warmen Exemplar der Briefe zu erfreuen. Keine
Schrift hat auch hier so viel Beyfall gefunden, u wo ich nicht vermuthet, bey
Layen und Clericis; von keinem öffentl. Urtheil weder gehört noch gelesen.
Hippel, Fischer, Kreutzfeld haben mir vorzügl. für meine Mittheilung
gedankt. Der mittelste wird künftige Woche kommen Ihre Preisschrift selbst
abholen, die ich bisher ziemlich warm gehalten.
Die Frage über die Vorurtheile verdient freylich in einem beßern Licht als
dem akademischen beleuchtet zu werden. Das Volk wird freylich je mehr la
duppe, desto mehr fripon, und viele sind immer mehr im stande Einen, als
Einer viele zu betrügen. Es bleibt also immer das sicherste und vernünftigste
für einen Fürsten, keine Lüge und Betrügereyen zu privilegiren. Aber Mundus
vult – und wären keine Betrüger, die sich einander stürzten: so würd es für
das kleine Häuflein der Ausnahmen noch mißlicher aussehen. Der platonische
Dialog wäre freylich der beste Weg das Mysterium stupiditatis und
iniquitatis in der politischen Aufgabe zu entwickeln.
um 6 Uhr des Abends.Ich bin meiner Gäste alle auf einmal entledigt.
Kraus
machte den Anfang
mit des Kaufmann
Müllers
jüngsten Sohn, der meinen abholte. Darauf
kam Mlle
Schimmelpfenning
in gleicher Absicht; alsdann
Kreutzfeld
,
hierauf
Brahl
, und zuletzt
Wedicke
. Kreutzfeld blieb am längsten, empfiehlt
sich Ihnen. Wenn sein erster Dialog Beyfall findt, denkt er mit einem andern
über
Vernunft u Glauben
aufzuwarten. Er hat seinen vorigen Bedienten
abgeschaft und ist darüber verlegen ob Sie den Kypkischen Katalog francoerhalten haben, weil es ihm acht Tage nachher vorgekommen, daß er zwar das
Porto dem Ueberbringer mitgegeben, aber das franco glaubt auf dem Briefe
vergeßen zu haben. Wenn Sie sich deßen zu erinnern im stande sind, so
beruhigen Sie ihn darüber.
Das unglückl. Ende der Princeßin Czartor. hat damals in den Zeitungen
gestanden. Unser Präsident hat auf eine ähnl. Art seine Tochter verloren.
Meine alte Gönnerin u Freundin die Bar. von Bondeli, (welche jetzt 3
Pensionaires hält und sich dabey zu Tode qvält ohne erkannt noch aufgemuntert zu
werden für ihre heroische Aufopferung) hat mir eine rührende Erzählung von
der Gedult dieser Märtyrin gemacht in den grösten Schmerzen und von ihrer
Beruhigung, nach einer gänzl. Verunstaltung, der Welt entbehren zu können.
Nun Gott mache das halb Dutzend voll und laße Ihre Liebe und Freude
nach Verhältnis der Pfänder wachsen. Vielleicht werden meine Wünsche und
Ahndungen erfüllt Sie als Präsidenten der Akademie zu besuchen; denn in
des Königs Landen, brauchte ich nicht ins Cabinet zu gehen. Doch mir komt
die ganze Erde als ein Nasendrücker vor.
Wie Sie meine Briefe auszustehen im stande sind, weiß ich nicht. Ich dächte,
daß einem über der Mühe zu buchstabiren die Lust zu lesen vergehen müste.
Für mich giebt es keinen nexum der Dinge mehr und keine Verhältnis der
action und reaction. Mein Organon zu denken und zu schreiben ist noch
schlechter organisirt als meine Zunge.
Ein zweyter Theil von Briefen das Mönchswesen betreffend kam mir auch
bedenklich vor, da der seel. Brechter für den Verf. des ersten ausgegeben
wurde, habe aber meine Neugierde hierüber bisher nicht befriedigen können.
Jener erste Theil ist mir ich weiß nicht wie von Handen gekommen.
Den 15 –Hatte gestern weder Gedanken noch Sinnen zu schreiben, und eilte in mein
coemeterium. Hippel nicht mehr als ein einzigmal in diesem Jahre gesehen;
das lebt alle Tage im Sause u Schmause, u will sich daheim vor Arbeit
zerreißen. Er hatte Neugierde einen Brief der Cammerherrin von der Recke zu
lesen, welche eine Schwester der jetzigen Herzogin in Curl. ist u die Sie aus
einem Leichensermon des Bleßig auf Ihren seel. Bruder kennen werden.
Meine Freundin Stoltz hatt mir diesen Brief unter Bedingung ihn
widerzuschicken mitgetheilt. Die ganze Svite des Prinzen ist darinn sehr vortheilhaft
geschildert. Graf Görz ist ihr Liebling, des Abgesandten in Petersb. Bruder.
Cammerherr
von Bielau
, ein Hannoveraner, der sich dort zum Gefolg des
Pr. angeschloßen, hat sie mit vielen Anecdoten von Wieland Göthe u den
Stolbergen unterhalten. Kennen Sie auch den Mann?
Bötticher hat mir vom Lande des Magdeb. Rector
Funk
Gedanken von
dem Nutzen richtig getriebener Philologie in den Schulen mitgetheilt in 5
Programmen, worunter das 4te fehlte. In der ersten Fortsetzung werden Sie
auch ein wenig scharf beurtheilt; übrigens läßt sich von dem Mann etwas
erwarten in diesem Fach. Ich kenn den Mann nicht weiter als aus 2 Symboladie mir damals gefielen u ich mir anschafte. Ob mehr ausgekommen sind,
weiß ich nicht.
Heute stand in den Zeitungen ein Kaufmann Berens aus Riga. Carl ist
2mal durchgegangen ohne sich um mich zu bekümmern, und ich mag auch
weder Hand noch Fuß rühren um Nachrichten einzuziehen. Das 2te Blatt des
Chronikers habe noch nicht erhalten. Daß er unsern Prinzen auch beehrt,
schien mir Hartknoch zu verstehen zu geben.
Sie sind noch der einzige meiner alten Freunde, bester Herder, welcher Stich
hält. Vielleicht trägt die Entfernung etwas dazu bey. Werden Sie doch nicht
müde mich zu tragen, bey meiner Schwachheit u Unvermögenheit.
Wißen Sie nichts vom Gevatter Kaufmann. Ein Graf Kayserlingk hat ein
Haufen Anekdoten aus Schlesien wo sein Regiment steht, durch den HE von
Haugwitz mitgebracht. Er komt aber erst den 18 huj. vom Lande zurück wo ich
auch etwas durch Kraus zu erfahren hoffe. Ich gehe nicht mehr hin u werde wol
die Ehre dieser vornehmen Bekantschaft mit Ihrer Plastick, vom Denken u
Empfinden u dem 1. Stück des christl. Magazins bezahlen müßen.
Mit Claudius geht es mir eben so wie Ihnen. Bisher weiß noch nicht, ob
er das Billet doux abgegeben oder nicht; welches mir statt aller Antwort
wäre. Eben so angenehm ist es mir, daß der Brief an den Verf. des
Universums glückl. eingelaufen und wenigstens von ihm nicht misverstanden
worden.
Gott vergelte Ihre Treue durch gute Freunde u Nachbarn – und laße
Ihre Mayfreude vollkommen seyn. Empfehlen Sie mich bestens Ihrer
holdseeligen
Männin
. Meinen herzlichsten Glückwunsch zu Ihrer fünften
Mutterschaft und den schönsten Dank für das Andenken Ihrer Handschrift.
Gottes Seegen über mein Pathchen u seine Brüderchen. Marianchen war am 2ten
Tage des Jahrs sehr krank aber am dritten wider beynah völlig hergestellt.
Gott Lob! sonst wächst alles, aber ziemlich wilde:Ich hoffe daß Sie meine Gründe wegen der Uebersetzung genehmigen
werden. Mein
Ansuchen
selbige bekannt zu machen geschah in des
Verlegers
Namen
. Und aus seiner
Bedenklichkeit
eine zweyte zu verlegen, meine
Abneigung ihn der geringsten Gefahr auszusetzen
. Komt die im
Meßkatalog versprochene heraus: so hoff ich mich öffentl. zu rechtfertigen. Kants
Buch schlägt aber auch in meinen Plan, und ich muß selbiges abwarten, ehe
ich selbst zu denken anfange. Die Litterature allemande hat mir auch einen
Qverstrich gemacht; mein Buchbinder hat ihr einen recht zierl. Pappdeckel
gegeben hinter das Schöne von Nicolai. Eberts Naturlehre, sein Begriff
menschl. Fertigkeiten u Kenntniße, Erasmi Leben von Knight, Flacii Leben
von Ritter, Hyde de Religione Persarum liegen mir noch im Wege ehe ich
Voltairens 50 Theile durchlaufen kann – Alles dies Schaarwerk leg ich mir
auf aus Mangel einer beßeren und selbstgewählten Lectur und um der
langen Weile zu entgehen in dieser Hunger- u KummerWüsten.
Erhalten Sie die Rarität von
Irrthümer u Wahrheit
und Sie finden
irgend etwas, das sich mittheilen läst und der Mühe lohnt: so werden Sie es
von Selbst thun. Hält Tidemans stoische φφie nicht mehr in sich als
Griechenlands erste Philosophen. Er ist so wenig mein Mann als Meiners, den
er geckt u neckt. Vergeßen Sie über Ihr Seminarium, bester Freund, nicht die 3
sokratische Gespräche
Χαιρομεν
γαρ ὁταν ἡμεις ασθενωμεν, ὑμεις δε δυνατοιητε· τουτο δε και
ευχομεθα
—
Ich ersterbe Ihr alter Gevatter Landsmann und Freund
Johann Georg Hamann,Ονησιμος αχρηστος.Meine verehrungswürdige Gönnerin, Freundin und Gevatterin,
Gott erhalte und vermehre die Geschenke und Unterpfänder Seiner Liebe!
Ich habe Ihnen nichts als Wünsche zu sagen, von deren Erfüllung mein
ganzes Glück des Herzens und Lebens abhängt – der Himmel auf Erden. In so
guten Bothschaften, als ich vorigen Monath von meinen leider! entfernten
Freunden erhalten, besteht wenigstens ein Vorschmack deßelben. Durch den
Vorschmack
aber wird der Hunger und Durst meiner Hofnung lebhafter und
unverschämter.
Die Meinigen sind Gottlob! alle gesund und ich habe mich auch von einem
ängstlichen Schwindel ziemlich erholt. Im Grunde ist unser größtes Kreutz
theils Kinderey theils Ungezogenheit. Ich bitte aber recht sehr diese kleine
Vertraulichkeit für sich zu behalten von einem Knaben in seinem funfzigsten.
Post- und Logenzeit gebiethen mir auf einmal abzubrechen. Ich küsse Ihnen
die Hände und umarme meine vier kleinen jüngsten Brüder, denen ich an
meinem Michael einen Hofmeister erziehe, der sich gleichfalls mit seinen drey
Schwestern empfiehlt. Leben Sie recht wohl!!!!
Johann Georg Hamann.Dom. Esto mihi 81.Herzlich geliebtester Freund,
Am Krönungsfeste da ich eben an einem Flußfieber lag, wurde ich ganz
unverhoft mit einem großen Pack von Ihnen erfreut und einer Assignationauf ein zweypfündiges Tonnchen Caviar, welches den 5 huj. als mich eben
Me Courtan besuchte, ankam, und auch auf frischer That von mir und
meinem Viergespann, die alle ohne Ruhm zu melden, abscheuliche Caviarfreßer
sind, nebst dem Prof. Kreutzfeld unter feyrlichen Erinnerungen Ihrer
Freundschaft verzehrt worden. Für die Uebersetzung des Blatts zur Chronick danke
recht sehr; ich habe aber den zweyten Druck für ein
zweytes Blatt
verstanden welches etwa bey der Durchreise unsers Prinzen herausgekommen
wäre; also nicht die Unverschämtheit gehabt eine doppelte Gabe zu fordern.
Ist es erlaubt den Uebersetzer zu wißen? – und ob der Verf. auch etwas zum
Beweise einer würdigen Aufnahme erhalten. Meine Ankündigung ist durch
die gröbsten Druckfehler in uns. Zeitungen verunstaltet worden, welche durch
die damalige Durchreise des Prinzen veranlaßt worden. In einer
Ankündigung von dem schwäbischen theol. Wörterbuche wurden diese Fehler
nachgeholt u dies sind die beyden einzigen Recensionen welche ich seit der
gegenwärtigen Verwaltung des Zeitungswesens geliefert, an der ich keinen Theil
nehmen mag. Die allgemeine Bibliothek hat selbige gleichfalls recensirt und
die beste im deutschen M. von Herder habe erst vorige Woche zu lesen
bekommen, womit der Verf. am meisten zufrieden seyn wird. Ich habe in
Zeitungen während meiner Kränklichkeiten einen durchreisenden B–s in
Zeitungen gefunden, ohne daß ich das geringste von demselben habe erfahren
können. Können Sie mir was davon melden? Prof.
Bause
hat mich ein
paarmal besucht. Ich war vor
Freuden außer mir
einen Mann zu sehen
der meine beyde Gevatter in W. u W. gesprochen hatte und auch ein guter
Freund von
Arndt
zu seyn schien; getrau mir aber nicht den Mann zu
beurtheilen, und er schien mir auch in Ansehung seiner dortigen Lage etwas
zweydeutig u zurückhaltend zu seyn.
Der plötzliche Tod Ihres seel. Schwagers hat mich fast mehr alterirt als
Leßings seiner, deßen
Briefe
ich noch gern erlebt hätte. Erfreuen Sie mich
doch mit guten Nachrichten von Ihrer Gesundheit, und von Ihrer
Durchreise zur Meße, – doch unterwerfen Sie sich hierinn dem Urtheil der Aerzte;
denn das liebe Leben ist uns doch näher als Nahrung und Kleidung. Gott
lenke alles zu Seiner Ehre und Ihrem wahren Besten!
Wir leben hier in großer Verlegenheit wegen der allergnädigsten CaffeDeclaration. Sie kennen mich auch als einen leider vermaledeiten
Götzendiener dieser petitefeveâcre – wie Voltaire dies Edomsgemüse nennt; doch
hoff ich diese Schlange im Busen zu unterdrücken.
Um Ihr Lesebüchlein noch mehr zu empfehlen, habe ich meiner Lehnchen
noch einen # in Gold oben ein versprochen, sobald Sie mir die Freude
machen wird daraus vorlesen zu können. Sie werden sich daher wol so
lange gedulten müßen bis Sie das praemium verdient, um baar bezahlt zu
werden.
Meine Absicht, da ich über unsern Büchermangel klagte, ist es wol eigentl.
nicht gewesen auf einen Gebrauch von Buffons Epoquen Ansprüche zu
machen. Der Anfang aber gefiel mir so außerordentlich, daß ich selbige gleich
heften ließ, um es mit mehr aisance lesen zu können. Ich habe Ihnen daher
den Antrag zu thun, ob Sie dieses Buch für den hiesigen Ladenpreis = 8 fl.überlaßen wollen: so werd ich das baare Geld sogl. an Me Courtanauszahlen um es bey HE Toussaint zu deponiren oder es nach Ihrer Vorschrift
anzuwenden. Herr von Auerswald ist der gute Freund, welcher es zu haben
wünscht; seine Histoire besitzt er bis auf die Theile von den Vögeln, die er auch
nicht aus dem hiesigen Laden erhalten kann. Ich habe gestern Abend dem heil.
Matthias zu Ehren ein Fäßchen Caviar nebst meinem Puer bey dem kranken
Prof. Kraus verzehrt, und da hab ich diese Abrede mit ihm genommen.
Genehmigen Sie diesen Antrag nicht: so soll
Buffon
nebst dem
Trappischen
Semmler
auf Ihre Ankunft oder Ordre bey mir deponirt bleiben.
Sie haben mir wenigstens das heurige
Krönungsfest
durch Ihren dicken
Brief sehr heilig und hehr gemacht. Gott gebe Ihnen anderweitige Freude,
da ich selbst nicht der Erfinder einer Gegenfreude für Sie und die Ihrigen
seyn kann.
Nun fehlt also nichts als noch die Probebogen von Kant um all das Gute,
welches mir zugedacht, wirklich zu haben u zu genüßen. Der Autor scheint
erst vor kurzem eine Probe der Schrift erhalten zu haben, womit er sehr
zufrieden gewesen seyn soll. Daher wünschte ich, daß die Sache so eingerichtet
werden könnte, damit der Verf. nicht einen Argwohn von meinem parallelen
Empfang schöpfte, wodurch er vielleicht zu einer kleinen Eifersucht gereitzt
werden könnte. Um dies zu vermeiden, möchte ich
lieber nachstehen
oder
indirecter die Bogen erhalten. Sollte HE Spener nicht etwa die Bogen durch
Ihren HE Schwager oder den dortigen Friedländer an das hiesige Comptoirspediren können. Letzteres Haus ist ziemlich gefällig gegen mich, und sobald
ich Ihre Meinung darüber wüste, wollte ich selbst deshalb Abrede nehmen
die dortigen Bogen in Empfang zu nehmen u ihren öfteren Remessenbeypacken zu laßen. Wenigstens wünschte ich, falls Sie an Spener schrieben, ihm
den Wink zu geben, daß ich nicht unter Kantens Einschluß die Bogen selbst
erhielte, sondern quouis alio modo. Erinnern Sie ihn doch auch die
Beförderung der Humischen Uebersetzung, so bald selbige herauskommen sollte,
nicht zu versäumen; will gern lieber das Porto für Kant zahlen.
Ich rühre mich fast gar nicht von meinem Fleck und fürcht ich mich immer
mehr Menschen zu sehen. Flußfieber und kleine Philisterplagen beunruhigen
mich mehr als daß sie mir etwas zu Leide thun. Meine Kinder befinden sich
Gottlob! nach Herzenswunsch. Uebrigens leben wir voller Furcht u
Erwartung von Ziegenpropheten, und der noch leidigern Brut der Projectmacher, die
den alten Vater Friedrich zum Narren und seine Unterthanen bald sämmtlich
u sonders zu Schelmen und Advocaten und Sophisten machen.
In Ermangelung des Neuen lese jetzt Collection complette des Oeuvres
de Mr. Voltaire und bin gestern mit dem XII. Tome fertig geworden – also
noch ziemlich weit vom Ziel.
Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Gemalin, Kindern,
Freund Voldencherer u. s. w. Bleiben Sie mein Freund, wie ich der Ihrige
ersterbe.
Johann Georg Hamann.In der fr. Uebersetzung scheint mir p. VII. fierté nicht das rechte Wort,
und
ce fut alors
ganz der Analogie zuwieder. p. X. ebenso die Versetzung
des Worts en verité und p. XIII. kann der Qveerstrich das verbum nicht
ersetzen. Auf der letzten Seite: Ainsi mis par ecrit ist vermuthl. ein
Druckfehler u nach der Aufschrift des Titels scheint sich der Autor selbst für den
Uebersetzer auszugeben. Auch komt mir p. X. retenir profit et culture nicht
recht vor; so wenig als retirer.Vergeßen Sie nicht Ihre Maasreguln in Ansehung der Kantschen
Probebogen zu nehmen, damit kein Misverständnis oder Eifersucht des Autors
veranlast wird durch Ihre Gefälligkeit u meine Schuld – und Ihre Erklärung
sobald als mögl. in Ansehung des Buffons. Und hiemit nochmals Gott
empfohlen.
Adresse:HErrn / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / in
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:H. Hamann in Königsberg. Empf. den 23 Febr 1781, beantw. 27.Vermerk von Hamann:Erhalten den 3 Juni am PfingstsontageEs dünkt mir selbst eine so lange Zeit, liebster H., seit ich nicht an Sie
geschrieben, daß ich jetzt zu einem Briefe gehe, ohne vielleicht Materie zu haben,
womit ich Sie erfreuen könnte. Ihren ersten Brief empfing ich am Neuen
Jahr auf dem Krankenbette; auf dem ich indeßen doch schon wieder so weit
war, daß ich ihn lesen und mich durch Ihr gutes Andenken erholen konnte.
Nach den Weihnachtsfeiertagen nehmlich, die ich sehr gesund durchgebracht,
überfiel mich plötzlich ein so starkes Kopfweh, mit Hitze und trockner
Betäubung, die mich ein paar Tage alle stark festhielt, und es hätte schlimm
werden können, so wie es denn bei andern Patienten der Krankheit in diesem
Winter übel geworden ist u. Einer davon noch jetzt kaum wieder anfängt Kräfte
zu bekommen; wenn nicht zum Glück ein guter Arzt u. meine ziemlich gesunde
Natur beizeiten das Ihrige gethan hätten, daß ich sogar auch dem
Phantasiren, wofür ich mich sehr fürchtete, Gottlob noch entrann und auch die
Kopfschwäche, die ich den ganzen Januar hindurch fühlte, sich ziemlich verlohren
hat. Ich brauche jetzt die Queckenkur mit außerordentlichem Erfolg und denke
mir dadurch selbst den Pyrmonter auf dieses Jahr zu ersparen. – Mit Ihrem
Briefe kam zugleich das zweite Heft von Mendelsohns Moses ohne Brief an
und 2. Gemälde vom verstorbnen Grafen zu Bückeburg und der mir ewig
lieben Gräfin, daß also mein Neujahrstag nicht ohne mancherlei Geschenke
von allen Seiten abging. Einige Tage drauf bekam ich freilich auch den
bübischen Ketzerallmanach zu lesen, der auch meinen Namen mit Koth
bemahlt hat – indeßen, dachte ich, so muß das Jahr anfangen – Bona mixta
malis – und so ists bisher fortgegangen u. so wirds fortgehen, bis man ins
Grab fällt. Auch Leßings Tod gehört dazu: der mir sehr bitter gewesen ist
und den ich noch nicht vergeßen kann. So wenig ich mit ihm im
engen
Briefwechsel gestanden: so eine große Gestalt war er doch in unsrer literarischen
Welt für mich, die ich mir oft nahe fühlte, zumal ich ihn persönlich und sehr
freundschaftlich, männlich u. bieder in Hamburg kennen gelernt hatte. Wenig
Tage vor seinem Tode, Ende Januars, habe ich noch einen Brief von ihm u.
dachte nicht, daß es der letzte seyn würde. Die große Lücke steht nun da und
die Melchior Götze u. andre Unbeschnittene freuen sich in der Stille. Der
Nicolaische Trupp hat jetzt, wo möglich, noch weiter Feld: u. wie lange wirds
seyn, daß für Deutschland wieder ein Leßing gebohren wird? – Um mich
herum fühle ich eine sonderbare Wüste, da ich doch in dem Eigentlichen,
worüber ich reden möchte, niemand hier habe, mit dem ich sprechen kann,
als meine Frau. Die hiesigen G schönen Geister sind so sehr weit von mir, u.
leben in
ihrer
Welt, in denen es ihnen sehr wohl ist, dem Erzsophisten und
weichen, üppigen Vertumnus, Wieland, vor allen. Von den Schweizern bisich auf eine sonderbare Weise fortgerückt – kurz, lieber H., Sie sind mir beinah
noch der Einzige von Allen, mein ältester, treuer, bester, der mir noch immer
meine Jugendzeiten, die ich in Armuth und vergnügter Dumpfheit hinbrachte,
zurückruft u. an den ich mich gern so klammern möchte, wie an eine lebende
Dädalische Bildsäule ein Vertriebener, Umherirrender, der an ihr Jugend,
Freund und Vaterland wiederfindet. Bewahren Sie sich nur, Lieber, u. hüten
Sie sich vor dem garstigen Schwindel, daß er Sie nicht übermöge. Meine Frau,
ein großer Doktor, ist mit Ihrer Diät nicht zufrieden, mit den Gänsen z. E.
und dergleichen unverdaulichen Sachen, die alle solche Uebel befördern. Sie
soll Ihnen einmal eine Lebensordnung vorschreiben u. noch beßer wärs, wenn
Sie sich in I ihre Kost und Kur gäben. Sie macht mit ihrem Tißot und ihrem
einfältigen Angesicht große Kuren; leider aber, daß ihr Ehegemal ihr selbst
nicht folget. In der That, lieber H., schonen Sie sich, wenn nicht Ihret- so
Ihrer Kinder wegen. Mich dünkt immer, Sie fressen an sich selbst und Ihr
Geist überwältigt sich in Ihnen. Laßen Sie gehen, wie es geht und I schließenIhre Hütte zu; es ist ja auch mit uns noch nicht aller Tage Abend. Und
kommt der, was fehlt uns denn? Ich werde von Tag zu Tage klärer
überzeugt, daß in unsrer Zeit das einzige Mittel zu wirken – leiden ist, wenn man
nicht schmeicheln u. Tellerlecken will. Die 30. Tyrannen zu Sokrates Zeit
sind jetzt in die Millionen gewachsen u. in allen Ständen gehts so kunterbunt
her, daß einem, wenn mans sieht, Farbe u. Wort fehlet. Unser geliebteste
Herzog ist jetzt in Kassel, mit HErn. Merk, der dahin beschieden ist, die Galerie
zu studieren, weil er sich von der ersten Kindheit auf für die Kunst geschaffen
fühlt u. glaubet. Sie sind auch in Göttingen gewesen, wie billig ist u. wer
weiß, wohin es in kurzem gehn wird. Kunst, Kunst, ist jetzt die Losung, der
alles zu Füßen liegt: süßer mystischer Opiumtraum unverstandner Ideen u.
Gefühle.
――――――――――――――――― den 11. Mai. So weit war dieser
Brief im Anfange des März geschrieben u. er blieb unter einer Reihe
Drückniße u. Zerstreuungen liegen, bis die glückl. Niederkunft meiner
Fr. kam, die ich Ihnen sogleich meldete u. gestern Ihr lieber Brief mit
den Schattenrißen, als ein Monitorium ankam, dem ich also auch gleich
seine Kraft geben u. vollenden will, was ich allenfalls in der Wüstenei
meines Kopfs u. Herzens Ihnen, wo nicht an Blumen u. Früchten, doch an
dürrem Laube übersenden u. melden kann.
Das erste ist ein Kirchen- u. Bußgebet, das ich auf höchsten Befehl, weil
die vorigen erbärml. waren, verfaßt habe u. das seit Ostern in Gebrauch ist.
Es ist nicht ohne kleine Reibung des ersten Ministers abgegangen, der
auch einige Worte eingeflickt hat; weiteres drüber zu sagen, ist nicht der Rede
werth: der Eine Buß- ist durch meine Veranlaßung auf den Karfreitag, der
hier schändl. begangen wurde, verlegt, u. dies war caput fabulae, aus dem
das andre worden – – Das zweite ist eine Oster Kantate, vom hiesigen
Kapellmeister Wolf componirt; auch nicht der Rede werth u. nur auf sein langes
Bestreben, aus der zieml. H alten Handschrift gezogen – – Beian liegen zum
schönen Dank für Ihre Silhouetten, meine u. meiner Familie, die ich sogleich
gestern, weil eben der Silhouetteur hier war, habe verfaßen laßen. Wie sie
sind, weiß ich noch nicht; denn ich habe sie im Kleinen noch nicht gesehen.
Die Ihrige dünkt mich unkänntlich u. doch wahr, wenigstens ein braver
Kopf, wie Ihres Michels; den ich mich freue, im Schatten gesehn zu haben.
Kreuzfeld kommt mir schwach vor u. Lauson ist sehr känntlich Lauson. Ich
danke für Alles; u. wenn Sie zum Recompens der hiesigen Genies Wielands,
Göthens, Knebels, des Herzogs haben wollen, so stehn sie sogleich zu Dienst;
ob Sie gleich noch nicht in den großen Prophetenglauben an Silhouetten-
eingew. Orakel, das Urim u. Thummim unsers Lustrum, eingeweiht
scheinen. – Vielleicht lege ich auch das Buch des erreurs gleich bei; ich habs eben
nicht in meiner Hand u. über Hals u. Kopf darnach geschrieben, weil ich
glaube, daß die in Ihrem Briefe blind citirte Stelle von Claudius daraus ist.
Ich komme Ihnen mit keinem Urteil über das Buch zuvor; Ihr Gefühl ist
reicher u. richtiger als das Meine. – Noch wollte ich Ihnen einige geschriebnen
acta, Mosers Entlaßung u. die schändliche Begegnung des Conseils gegen
ihn beilegen, die wir durch eine geheime HinterThür empfangen hatten.
Meine Fr. aber hat sie der Sicherheit wegen vor der Niederkunft verbrannt
u. sie hat Recht dran gehabt: es geht nichts über das Schändliche der
Begegnung. Meine Seele wird sich freuen, wenn er aus dem J jämmerl. Lande heraus
ist u. sein Zwingenberg verkauft hat; worinn man ihm auch heiml.
Hinderniße in den Weg gelegt hat, um ihn so mit Ehren als einen Staatsgefangnen
im Lande zu haben. O Schändlichkeit der Schändlichkeiten! Der Vogel ist
ihnen aber allen zu mächtig u. wird sein Netz, wenn es auch sein Nest seyn
sollte, zerreißen u. den heißen Koth in ihr Angesicht schmeißen. Nächstens
drüber ein Mehrers. Er glüht von Haß u. Rache gegen die Fürsten!
solche
Fürsten nehml. u. im Grunde sind alle
solche
. Mich wundert, was Stark
dort thun wird. Man hat ihm die Schrift „
vom Zweck
des Frei M-Ordens“
zugeschrieben; die hier rings umher schreckl. gelesen wird – der ich glaubs
aber nicht. Der Jesuit u. Betrüger, der er überall gewesen ist, wird er auch
da seyn u. damit Gott empfohlen! – Jerusalem ist ein kleiner, enger,
politischer Kopf, ein Hofmann, Gottserbärmlich; seine Zeit wird auch ausgehen,
u. aus seinem Urteil mache ich mir sehr wenig. – Der Fr. M. Orden geht
mit einer großen Zusammenkunft schwanger, worauf der Hohepriester ihres
Nichts, der Herz. Ferdinand, die ganze Welt durch die Frage zubereitet:
„welches der wahre Zweck des Fr. M. Ord. sey?“ Alles, was Kopf haben will,
arbeitet drauf; u. die Mögl. u. Exsistenz der Frage selbst zeigt, daß was
an den Antworten seyn werde. Alchymie u. Magie werden ausgeschloßen in
den Antworten; es soll auf Tugend u. Weisheit beruhen etc. Gegen jene
soll auch Ihr alter Fritz sich neul. stark erklärt haben: denn es ist nicht zu
glauben, was in unserm aufgeklärten Jahrhundert die Magie insonderheit für Raum
gewinnt. Von Paris bis Berlin ist sie ausgebreitet, u. die Voltärianer sind
Hauptsproße derselben; eine Menge vornehmer, aufgeklärter Leute.
Ihr Band
ist Ungefähr u. ein blinder Gehorsam: keiner weiß, mit wem er zu thun hat?
es ist schreckliches Zeug was ich hie u. da, durch den u. den,Fremden – höre.
Am Rhein sind große Proselyten derselben; u. sie gehn sehr auf Proselyten
aus. – Der Verf. des Buchs des erreurs soll
Martinez
in Paris seyn; ders
aber nicht selbst geschrieben, sondern ein Jünger desselben, der mir auch
genannt ist. Der Meister soll aber mit dem Buch gar nicht zufrieden seyn. –
Von Ch Calliostro in Strasburg werden Sie gehört haben; ich weiß aber nicht,
ob er zur vorigen Sekte gehöret. Das sind die Schwefelblumen der reinen
Vernunft, über die Kant das Gesetzbuch schreibet.
Von der Meße habe ich noch nichts gesehn; auch beinah wenig zu sehen
Lust. Mich wundert, was in Leß. 6. u. 5. ten Beitrage seyn werde; deren der
letzte erst Michael. heraus kommt. Med Mendels. schreibt mir, daß seine Sachen
auf Befehl des Herzogs durch Schmid in Brschw. versiegelt sind u. sein
Bruder aus Breßl. hingereist sei, sie zu empfangen. Die Briefe sollen jedem,
ungelesen, zurückgeschickt werden. Ich bin neugierig, was man finden werde
u. hoffe es zu erfahren. Meiners hat eine Gesch. der Wiß. in Griech. u. Rom
geschrieben u. Adlung mancherlei über Geschichte u. Ursprung der D. Sprache.
Mich wundert, daß Ihnen das Phänomenon der Buchhandl. der Gelehrten
in Deßau noch nicht vorgekommen ist; mich intereßirts sehr, die Plane sind groß
u. gut; nur thut mirs leid, daß ich zu alt u. ausgemergelt bin, da dran Theil
zu nehmen. Es sind schon 2. Stück ihrer Berichte heraus u. ihre Artikel sind
diese Meße 54.; Reichart ist auch mit ihnen. – Habe ich Ihnen von Chevilah
nicht das Zeitungsblatt geschickt, wo die Nachricht vom Buch stehet? So
will ichs thun, wenn es mir wieder in die Hände fällt. Von Ziehen habe
nichts weiter erhascht, als dies unwichtige Blatt, was ich beilege. Monboddomuß ein toller Kopf sein, ich kenne sein Werk nicht. – Sollte Stark wirkl. die
freimüthige Betrachtungen geschrieben haben; mich hat gedünkt, sie seyn
einem Hermes ähnlicher, der das Lehrbuch des Χth. geschrieben hat. –
Steinbart ist in den Gött. Zeitungen außerordentl. heruntergesetzt worden, so daß
ihm, wie mich dünkt, selbst Unrecht geschieht. Gegen Leß ist er doch wahrl.
ein Riese. Laßen Sie sich doch das Blatt geben. – Es ist ein junger Tobler
aus der Schweiz hier, der hier sehr fetirt wird; ein Sohn des alten Toblers,
u. neul. ein Uebersetzer des Sophokles: ein feiner u. scharfsinniger Mensch,
der mir aber kein Zutrauen inspiriret, u. den Göthe gar den kleinen Lavater
genannt haben soll. Das letzte glaube oder begreife ich nicht, ob ich gleich
Lav. nicht persönl. kenne. – Da Sie doch das Oelzweig des Friedens von
Klopst. so liebhaben: so ist hier auch seine Anfrage an Bode, die mir eben
in die Hand fällt, mit dem Kopf des Brutus versiegelt. Ich höre, er ist für
seine D. Rechtschreibung so paßionirt, daß er auch in der Gesellschaft, wo
er sonst ein Lamm u. Engel ist, sich hierüber ereifert. – Der Herzog hieselbst
hat die Büttnersche Biblioth. in Göttingen gekauft; doch so, daß sie der Verf.
lebenslängl. nutzt u. vermehret: ich werde sie also kaum sehn u. gebrauchen;
gräme mich auch nicht darüber und wünsche mir nur einen Ort der Ruhe
u. des innren Lebens. Hier ist nichts, nichts, nichts, als armes Treiben u.
Martern des Geistes; despotische Anarchie u. anarchischer Despotismus.
Ich ergreife wieder die Feder; werde aber kaum etwas anders, als fremde
Relationen fortsetzen können, weil in mir u. um mich alles wüst lie ist. –
Die Memoires von Rousseau exsistiren wirkl. noch, wenigstens der Anfang,
bis ins 30. Jahr etwa: der junge Schweizer hat sie gelesen, u. einige Züge
mit großer Liebhaberei erzählt; sie werden der neuen Ausgabe seiner Werke
hinten beigefügt werden. – Der Statthalter grüßt Sie sehr u. erinnert sich
Ihrer mit Liebe. Er hat jetzt einen Windmeßer erfunden, u. hat bei der letzten
Krankheit des Bisch. in Würzburg Hoffnung gehabt, Bischof zu werden. Der
Bisch. ist gesund worden u. er ist Statthalter. Ich gönnte ihm das Glück sehr
u. habe ihm schon gesagt, wie ich mich auf seine Politische
Regierungswindmeßer zum Voraus freue. Er hat mir viel von obgenannter Magischer Sekte
erzählt u. scheint viele Glieder genau zu kennen; denkt aber von der ganzen
Sache, wie man denken muß. – Wer ist denn Ihre Bondeli? Ists die, die
sonst in der Schweiz mich dünkt, in Bern, lange gelebt hat? Wie kommt
Sie sie dorthin? Sie verbinden mich sehr mit einiger nähern Nachricht. –
Von Hemsterhuis geht ein neues Platonisches Gespräch herum in
Handschrift: Simon ou des facultés de l’ame: es ist Simon der Lederhändler in
Athen, nicht der Lohgerber in Joppe; ich habe aber nichts darinn gefunden,
was nicht in seinenrLettre sur l’homme et sur ses rapports schon beßer
gestanden hat; auch die Grazien des Platonischen Gesprächs fehlen ihm,
dünkt mich, gänzlich. Die Diotima, die er auch in seinem Aristée ou de la
divinité, so sehr gefeiert hat, ist eine Gräfin Galizin, gebohrne Schmettau,
in deren Hause er lebt. Für mich ist wenig Belebendes auch in diesem Gespräch
gewesen. – Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon gemeldet habe, daß Göthe ein
Gespräch „in einem Wirthshause zu Frankfurt, an der table d’hote“geschrieben hat, wo ein Deutscher u. Franzose sich über des Kön. Schrift Sur la
liter. Allemande besprechen? Er hats mir zu lesen gegeben u. es sind einzelne
S schöne Gedanken drinn; das Ganze aber hat mir nicht gnuggethan u. die
Einfaßung nicht gefallen. Er wills Französ. übersetzen laßen u. so
herausgeben, wo es sich aber nicht ausnehmen wird. Wieland übersetzt Horaz
Episteln. Ich höre sie sehr rühmen, habe aber noch nichts davon gesehn u.
sehn mögen; weil wir sehr entfernt nach Gaßen, Denkart, Geschäft- u.
Lebensweise leben. Neul. hatte er in ein Stammbuch geschrieben, daß er seine otia
liberrima nicht für alles Gold u. alle Kleinode der Araber hingeben möchte;
ich glaube es wohl, denn die otia liberrima beruhen auf 1000. Thl. Pension,
obgleich eben nicht in Golde, u. sein Merkur bringt ihm auch in seinem
Seckel noch was Ansehnliches – also. Er lebt, wie ein Prinz, vor der Stadt
mit Haus, Garten u. seinem weibl. Serail an Mutter, Frau, Kindern u.
unzälichen Dienstboten. – Ob aus Andreä was werden wird, weiß ich nicht:
jetzt liegt er. Hahn hat mir sein Leben verschafft u. durch seine Frau
abschreiben laßen, ob ichs gleich aus der Wolfenb. Bibl. eb schon hatte. Er
ist vors Consistorium in Tübingen gefodert u. die Privatversammlungen ihm
untersagt worden; auch seinen Schriften, meint er, wird Acht aufgelegt
werden. Er soll ein sehr simpler Mann seyn, voll Ansehens auf seinem Dorf,
immer thätig u. rechnend; seine Astronomischen u. Rechenmaschinen sollen
bewundernswürdig viel- u. einfach seyn. Seine Theologie indeßen ist nicht
recht für mich. – Claudius hat seit seinem Liede auf den Reif nicht geschrieben
u. ich ihm sogar die Geburt unsrer Luise noch nicht gemeldet; ich wünschte,
daß ich bald zu ihm, obgleich nicht eben in seinen Müßiggang, ziehen dörfte;
indeßen verscheuche ich jeden Gedanken u. Wunsch daran, wie einen
Raubvogel meiner Ruhe, mir wenigstens vom Kopfe. Nacht u. Tag bin ich seit
einiger Zeit unruhig, ich weiß selbst nicht, woher? ohngeachtet der großen
Freude u. Wohlthaten, womit Gott in diesem Jahr auf mancherlei Art mein
Haus segnet. Er hat mich von einer tödtl. Krankheit erlöset, mich von
Schulden befreiet (die Briefe haben auch die letzten Bücherschulden getilgt) meiner
Fr. ein so glückl. G Kindbett gegeben, und noch bin ich wie ein Stein u.
wie eine Meereswelle! – Der Himmel wird mich u. mein Schicksal lenken.
Leben Sie wohl, lieber H. u. lieben Sie mich u. schreiben mir bald. Meine
Frau, eine verjüngte Braut, grüßt sie herzl. ihre Wochenvisiten sind Gottlob
bald zu Ende. Denn gehn meine KirchenRechnungen an u. ich freue mich
auf Pfingsten, wo der erste Stoß vorbei ist, um wenigstens das „Gott gib
einen milden Regen“ recht herzl. u. demüthig zu singen. Urtheilen Sie selbst,
wie mich Ihr Brief erfreuen wird u. es mich erfreuet hätte, das Gespräch
Ihres Herzens über Hume zu lesen. Grüßen Sie Fischer. Goldbeck
habe ich noch nicht gesehn noch gelesen: ich glaubte nicht, daß er sobald heraus
käme. Eine meiner besten Freundinnen, die ich vor einem Jahr Griechisch
lehrte, ist nach einem sehr unglückl. Wochenbett dem Tode nah: ich wollt,
daß sie wieder lebte oder schon herüber wäre. Sie ist mehr ein Engel vom
Kinde, als ein Weib u. frißt sich über den Verlust ihres Kindes selbst ins
Grab. Sie ist eine Niece von der Gräfin BernsDorf, die uns fleißig besucht
u. eine brave Frau ist. Sonst leben wir sehr abgesondert und ein Zweig der
Bekanntschaft u. sogenannten leidigen Freundschaft verdorrt nach dem andern,
wenigstens in unsrer Seele. Wie ich seit 3. oder 4. Jahren seitdem ich hier
bin, alt u. grau geworden bin, ist unsägl. Meine Haare fallen wie Stoppeln
hinweg u. ich kann mit dem Scheitel kaum die Glatze mehr decken ein junger
Greis vom Baume, der auf seinem Stamm verdorret. – Doch alles belebt
sich ja wieder u. vielleicht auch ich – wenn nicht hier, so anders wo. Frisch auf.
Ich umarme Sie, liebster, Einiger, Alter u. wünsche Ihnen tausendfach wohl
zu leben. Ihr ewiger
Herder.Apropos. Kennen Sie nicht einen gewißen D. Christ. Gottl. Berger, der
tolles Zeug schreibt. Er hat in der Buchhandl. der Gelehrten Antediluviana,imgleichen eine allgem. Schrift- u. Redesprache, auch vom Zustande der künft.
Schöpfung angekündigt; ich kenne ihn aus einer Schrift übers Erkennen
u. Empfinden, die aber einen sonderbaren Titel hatte u. wo unter einigem
Vortreflichen das tolleste Geschwärm stand. Die Stelle über die Orgel im
4.t. Th. der Briefe ist aus ihm. – Ich bin begierig u. beinah furchtsam auf
Ihr Urteil von den Briefen; wenn man so viel sagen will u. muß, sagt man
gemeinigl. nichts recht. Indeßen seys! Meine Kinder sind wohl u. Gottfried
hat sich hüpbsch erholet. Adieu, Adieu.Von Caroline Herder:Innig verEhrtester Herr Gevatter.
Den 17 t Mai
Da ich gestern meinen frölichen Kirchgang gehalten, so kann ich nicht anders
u. muß Ihnen zu meinem neuvermehrten Leben die Hand reichen u. Ihnen
willkomen sagen! Sie gehören so ganz in unsre häußliche Glückseligkeit,hinein daß wir allemal sogleich an Sie gedenken wenn uns was Gutes
wiederfährt – Ihr Schatten ist mir unendlich lieb u. theuer, er ist mir beinah noch
lieber als Ihr Gemälde – u. Ihr braver Michael desgleichen. Hier haben Sie
ein Familienstück von uns das wir niemand lieber als Ihnen übersenden,
könnten wir einmal so lebendig bei Ihnen erscheinen. Wir sind alle sehr gut
getroffen, nur Gottfrieds Gesicht ist etwas noch verstellt durch eine
langwierige Geschwulst in der Nase, die sich noch nicht ganz verlohren. Wir rechnen
darauf daß wir Ihr ganzes
Serail
bekommen werden u. sollen unsre
Familien so gut wie Eine nur seyn.
Leben Sie tausendmal wohl Liebster Gevatter u. treuer Freund.
Carol. Herder.Von Johann Gottfried Herder:Eben vor dem Abgange bekomme ich Ihren lieben Pindarischen Brief, den
21. Mai am Prudentiustage. Des erreurs ist mit Wagner fort, an den ichs
wenigstens mit einem sehr höfl. Briefe nach Leipz. geschickt habe. Hiebei
kommt also Chevilah, Zugabe u. Ankündigung: Klopstocks Zettel: u. die
Silhouetten. Frau u. Kinder sind bis zum Sprechenden getroffen. Meine
Figur ist steif, weil ich eigentlich nicht zu diesem Blatt, sondern allein stehe.Ich auch ziemlich. Empfangen Sie sie freundlich u. frölich.
den 8 April Palmen Sonntag 781.Herzlich geliebtester Freund
Heute Gott Lob! Die 54 volumes des Voltaire zu Ende gebracht, womit
ich den 24 Jänner den Anfang gemacht. Vergeben Sie mir also wenn ich den
Empfang Ihrer beyden Briefe vom 6 u 15 pr. nicht eher habe bescheinigen können.
Mittwoch erhielt den ersten Brief in diesem Jahr vom Gevatter Asmus,Donnerstags von unserm lieben Collegienassessor aus St. Petersburg, und
vorgestern die 30 ersten Bogen der Kritik der reinen Vernunft. Hatte die
Enthaltsamkeit denselben Tag nichts anzusehen, um mein Pensum im Voltaire
bestreiten zu können. Gestern bin den ganzen Tag zu Hause geblieben und
nachdem ich mich durch 2 Loth Glauberschen Saltz zubereitet, habe in einem
Zuge alle 30 Bogen verschluckt – im Capitel über das Intereße der Vernunft
brach mir der Faden – und ich sollte meynen, daß es dem Buch ebenso wenig
an Lesern, als Klopstocks deutscher Republick und Subscribenten, fehlen wird.
Ein paar Bogen habe überhüpft, weil Thesis und Antithesis auf
entgegengesetzten Seiten liefen, und es mir zu sauer wurde den doppelten Faden zu
bestreiten, in einem rohen Exemplar. Sauber von Druckfehlern scheint es mir
auch zu seyn; habe ungefehr ein Dutzend in die Augen fallende bemerkt. Die
Probe von dem Äußerl. ist sehr nach dem Wunsch des Verfaßers gewesen. –
Dem Ueberschlage nach wird es Aufsehen machen und zu neuen
Untersuchungen, Revisionen p Anlaß geben. Im Grunde aber möchten sehr
wenige Leser
dem scholastischen Innhalt gewachsen seyn – Mit dem Fortgange wächst das
Intereße – und es gibt reitzende und blühende Ruheplätze, nachdem man lange
im Sande gewatet. Ueberhaupt ist das Werk reichhaltig an Aussichten – und
Sauerteige zu neuen Gährungen inn- und außerhalb der Facultät. Doch weil
sich das Schicksal keines Buchs zuverläßig vorherdeuten läßt, so wünsch ich
wenigstens zu dem warmsten Abgang, nichts von den nöthigen Maasreguln
bey den gelehrten Herolden zu versäumen, und danke für das anticipirte
Vergnügen mit sehnsüchtiger Erwartung des
Endes und des Ganzen, vom
Bogen Hh incl. bis zur Vorrede.
Gott gebe daß Weygand ebenso sorgfältig seyn möge mit der Humischen
Uebersetzung! Das
Geld habe von HE. v. Auerswald empfangen
. Er
ist nach dem Regiment abgegangen u hatte wenig Hoffnung – – – –
Den 10Bin den ganzen Sonntag durch Besuche unterbrochen worden. Kam der
polnische reformirte Prediger Wanowski mit seinem Neveu, Prof. Kreutzfeld,
Secr. Dorow mit seiner Frau, Pr. Kraus, Mlle Schimmelpfenningin mit ihrem
Chapeau Brahl (zum Abendbrodt). Gestern habe ich mich den ganzen Tag
umtreiben müßen zum Coge intrare zu Wetzels Wilhelmine, und nicht mehr
als 5 baare u einen unbaaren angekuppelt –
Zur Fortsetzung der ersten Seite umzukehren, so wird HE v Auerswald
kaum die Erlaubnis erhalten noch ein Jahr die hiesigen Ingenieur Uebungen
fortzusetzen. Er freute sich sehr über den Besitz des Buffons und dankt nebst
mir dafür. Ein großer Gefallen würde ihm mit Buffons Geschichte der Vögel
geschehen. Es muß aber die Ausgabe in 12o seyn, u. ein complettes Exempl.neml. von allen Theilen die heraus sind. Er läßt Ihnen aber
alle mögl.
Zeit zu einer guten
Gelegenheit ein solches complettes Exempl. in 12ohierher zu expediren.
Herder hat mich auf
Temples Denkw
. Aufmerksamkeit gemacht. Nach
unendl. Suchen erhielt ich endl. ein Exemplar, weiß aber gar nicht, was mein
lieber Gevatter an dem ganzen Buche gefunden, und werde ihn deshalb zur
Rede stellen.
D. Stark hat sich hier über 14 Tage aufgehalten, zum Theil wegen eines
Falls, wodurch seine Frau im Umwerfen beschädigt worden. Man sagt, daß
er dem König vorgestellt werden wird.
Was ist das für ein liefländischer Himmelsstürmer unsers herrschenden
Weltsystems? Nach seiner Claßification der Schriftsteller sollte man ihn für
einen Layen oder Avtodidacten oder Idioten halten.
Diedrichs ist gestorben und läst eine schöne Bibl. nach. Christiani wichtige
Auction steht uns auch vor, aber der Catalog ist noch im Druck. HE Courtanwird schon Sorge tragen und ich werde auch nicht vergeßen ihn daran zu
erinnern. Sie bedauerten damals Ihren
besten
Schwager verloren zu haben.
Ich kenn die engl. und französische Dienstfertigkeit, halt es aber mit der
deutschen – und der junge Courtan scheint mir auch hierinn ein würdiger Sohn
seines ehrlichen, betriebsamen Vaters zu seyn.
Für den Caviar hab ich mich schon bedankt, ich hab ihn aber aus Memel
erhalten –
An meinen beyden Recensionen ist nichts. Wer weiß was Sie sich unter dem
schwäbischen Wörterbuch vorgestellt haben. Ich meynte keinen andern als den
Cleß
, auf deßen Namen ich mich nicht besinnen konnte, und diesen kahlen
Extract machte ich bloß, um die Druckfehler des recensirten Blatts zur
Chronik verlaßen zu können, weil der Abgedruckte Anfang weder Sinn noch
Verstand hatte, wie Sie aus den für Sie beygelegten zwo Blättern ersehen
werden, so bald ich Gelegenheit habe selbige beyzulegen zu übermachen. Im
letzten Vierteljahr des Mercurs 80 ist das Berenssche Stück recensirt und
in den neuesten Bänden der Allgem. Bibl. läßt sich selbiges auch leicht aus
dem Verzeichnis ersehen.
Schlötzer hat auch bereits den Empfang des Blatts bescheinigt, und wird
vermuthl. auch davon Gebrauch machen.
Beyde HE Gevatter in Weimar und Wandsbeck warten auf den Monath
May
als den Termin einer neuen Hausfreude und Hausseegens.
Ich schreibe dieses auf meiner Loge an einem glühenden Ofen bey der
heutigen Sommerwitterung. Was aus meinem alten Kopf werden wird, weiß
ich nicht. 54 Voltaire – 30 Bogen Kritik in Einem Tage – und ein ewiges
Wirrwarr und Gewühl von mehr als hundert Kleinigkeiten, die mich von
allen Seiten, Kanten und Ecken necken. Wundern Sie sich also nicht, liebster
Hartknoch, daß ich keine kluge Zeile zu schreiben imstande bin – vor Freuden
über jeden Brief auffahre und wie Butter an der Sonne stehe, wenn es zum
Antworten kommt.
Wagner ist vor 14 Tagen hier gewesen, da Dängel eben abgereist war wegen
der seiner sterbenden Mutter,
wie es hieß
, und die sich gebeßert hat, daß er
seine Reise ausgesetzt u sich im Oberlande umtreiben soll. Also ist wenig
Hoffnung, daß aus dem Handel etwas werden wird. Er ist in Lebensgefahr
gewesen sein Postillon oder Fuhrmann ist ertrunken, und hat vielen Schaden
an seinen Sachen gelitten.
Lese jetzt
Joh. Müllers
Geschichte der Schweitz. Der Verf. ist ein Freund
unsers Kraus. Es ist so grauerlich, schauerlich u entzückend geschrieben, als
das Land selbst. Le Procès de trois Rois – Londr. 780 p. 192 gr 8vo mit einem
großen Kupfer habe auch anzugucken bekommen, vermittelst eines
Durchreisenden. Eine der confiscabelsten u seltensten Schriften, welche eben nicht
6 # werth ist. Ich zweifle daß es von Linguet geschrieben, vielleicht von eben
dem Verf. des Partage de Pologne. Der Anfang frappirt; aber je weiter
man liest, desto ermüdender, eckler –
Die 7 fl. liegen bey mir eingewickelt mit einer Etiquette
für wen
und
von
wem
und
wofür
en depot. Sind Sie bald imstande die Vögelgeschichte zu
schaffen; so werde für Eintreibung des Geldes sorgen. Er liegt in Bartensteinin Garnison, u ich stehe unmittelbar u durch Kraus mit ihm in Verbindung.
Haben Sie auch die Londoner u Lausanner Ausgabe des Voltaire, die sich
mit 70 angefangen. Der letzte 54ste Theil ist von 780. Sie wißen also wol
nicht, ob seitdem ein neuer Tome ausgekommen und diese Ausgabe
geschloßen ist? Hier haben wir Hofnung die neueste Ausgabe von Beaumarchaiszu erhalten. Ich warte auf den Plan, welchen mir Wagner versprochen, weil
der Oberb. Graf Lust gehabt ihn
für die Schloßbibl
. zu verschreiben. Ist
Luchet über Volt. Leben schon heraus und was kostet er? Wenn etwas an
ihm ist, so würde er auch wol zu Auerswald Bibliothek gehören, der obige
Ausgabe besitzt und selbige mir zum Gebrauch mitgetheilt hat. Herder hat
mir seine Preisschrift zugeschickt. Er wird je älter, desto milder u reifer. Ich
warte mit jedem Posttag auf Sein zweites Bändchen von Briefen.
Bis dahin Gott empfohlen, der Ihnen Gesundheit, gut Wetter, Ruhe und
Freude zur Frühlings Cur bescheeren wolle. Henriettchen Courtan hat auch
einen Ausschlag gehabt, der aber ohne Folgen gewesen u nicht lange gewährt;
hoffe also auch Ihr liebes Töchterchen widerhergestellt. Gott Lob! meine
Kinder sind gesund und empfehlen sich bestens vorzügl. Hänschen u Lehnchen.
Lieschen, das Palmensontagskind tritt diesen grünen Donnerstag in ihr
10tes Jahr.
Was macht der arme Berens? Ist er bey seinem Vater und hat er sich
erholt?
Nehmen Sie sich doch, soviel Sie können der Voßischen Odyßee an.
Kreutzfeld ist hier Collecteur, wird kaum so weit kommen als ich mit meiner
Wilhelmine Arend. Bin heute bis Nr 12 gekommen, worunter aber nicht alle
baar noch liquide sind. Dies soll auch das letzte Schaarwerk seyn, dem ich
mich unterziehen werde.
Stark ist Verf. des Buchs über den Zweck der Freymäurerey. Ihre
Vergleichung mit Religion habe noch nicht zu Gesicht bekommen, soll aber hier
seyn. Wißen Sie nicht den Verfaßer davon? Claudius schreibt mir, daß
Leßings Fortsetzung von Ernst u Falk nicht durch ihn sondern durch einen
dritten
herausgegeben worden.
Dem Gerüchte nach wird der König hier erwartet, wenigstens in Preußen;
schwerlich hier in Osten. Habe das Privilegium Caffe zu trinken, nicht wie
Esau seine Erstgeburt verschmähen wollen, sondern ungeachtet meines
Vorsatzes mich auch mit Brennzedeln versehen. Trinke aber des Morgens
Baldrian, und nur die Werkeltage Nachmittags, aber Sonntags zweymal.
Das Project alle Königl. Bedienten auf Uniformen à la Soldatesque zu
reduciren ist ein bloßes Gewäsche gewesen, falls ich in meinem letzten auch
daran gedacht haben sollte.
Noch habe keinen
so langen Brief
von unserm S. Petersburger erhalten
als den letzten. So bald ich das verwünschte SubPraenumerations-Geschäfte abgemacht haben werde, denk ich ihm zu antworten.
Hier haben wir einen Silhouetteur Namens Sydow und eine Silhouetrice,Polkähnin. Dem ersten habe ich u. Hänschen auch geseßen diesen Montag.
Ob was draus werden wird, weiß ich nicht. Weil mein Barbierer
ausgeblieben, so war ihm mein langer Bart und meine
wilden
Augenbräunen, wie
er mir zu verstehen gab, im Wege. Me Courtan erzählte mir post factum, daß
er Ihren Autor Kant um die Erlaubnis gebeten ihn gratis abzeichnen zu
können. Er gab mir auch so etwas zu verstehen, weil er, ich weiß nicht wie,
erfahren daß ich in seiner philos physiognomischen Bibliothek, die er mit
sich führt, stünde; ich mag aber für meine Thorheiten lieber büßen als selbige
gratis begehen. Daher weiß ich nicht, wie wir uns einander einigen werden,
und trage solange das honorarium programmaticum in der Tasche herum
bis zur ausgemachten Sache; worauf es beruht, ob ich meine 4 Fräulein;
die 3 Mädchens mit ihrer Mutter der Silhouetrice anvertrauen werde oder
nicht.
Ein lutherisches Viuit! zum bevorstehenden Osterfest. Kuß und Gruß an
die Ihrigen von Ihrem alten Freunde und sämtl. Hausgenoßen.
Johann Georg Hamann.Den 27 April 81.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Der Mayschein hat sich mit dem Georgentage eingestellt und ich schmachte
nach Nachrichten von Ihnen – Ist Ihr zweytes Bändchen von Briefen noch
nicht fertig? Endlich hab ich auch den ersten Brief aus Wandsbeck in diesem
Jahre vor kurzem erhalten, wo man sich auf ein Kindtaufen im May
ebenfalls gefaßt macht. Der Abwechselung wegen wünschte ich Ihnen ein
Fräulein und dem armen Asmus ein Männlein. Der Art wegen verdiente doch
auch der Namen erhalten zu werden. Habe eben heute Ihren fünften Brief
im März des deutschen Museums gelesen, – und meine Silhouette bekommen,
die ich eile Ihnen mitzutheilen. Wir haben hier einen Silhouetteur, der sich
einige Wochen hier aufgehalten und eine Silhouetrice, welche die ganze Stadt
und alle noch übrige runden Thaler und 1/6 in Schattenbilder umsetzen. Der
Mann heist Sidow und geht nächste Woche nach Rußl. Ich hab ihm 2 mal
geseßen; das erste mal beklagte er sich über meinen langen Bart und meine
unschlachtige Augenbraunen. Hiezu kam noch meine sehr vermeckerte alte
Perüke. Ich saß zum zweyten mal mit bloßem kahlen Kopf – bin dem
ohngeachtet nicht so kentlich als mein Hänschen, mit deßen Ähnlichkeit
jedermann zufrieden ist. Vielleicht schick ich Ihnen nächstens mein Serrail von
der Silhouetrice; bin vor der Hand des Silhouettirens ein wenig überdrüßig,
lege auch Lauson u Kreutzfeld als ein paar Landsleute bey, weil sie beyde
mir zu Gefallen haben sitzen müßen, letzterer an seinem Geburtstage. Maler
kenn ich hier nicht, Ähnlichkeit und Güte der Zeichnung ist noch mißlicher,
und leider! auch eine Silhouette im besten Geschmack für mich zu kostbar.
Am Geburtstage des Königs bekam den Einfall Voltairens Werke zu lesen,
bin auch am Palmensonntage damit fertig geworden, nemlich mit der
Ausgabe von 54 Vol. in gr. 8o Die Marterwoche habe als Collecteur für Wezels
Wilhelmine zugebracht, weil der terminus peremtorius da war und ich noch
eine Antwort vom vorigen Sept. schuldig war. Wahrscheinlich ist er Verf.
der Recension von Oberon in der N. Bibl. weil sein letzter Roman den ich
noch nicht kenne angeführt – und keinem andern hätte wol Campens Robinson
bey der Gelegenheit einfallen können.
Von Kantens Kritik der reinen Vernunft habe die ersten 30 Bogen durch
des Verlegers Vorsorge erhalten, und warte mit jeder Post auf Anfang u
Ende. Sie als ein alter Zuhörer werden ihn vielleicht beßer verstehen. An
Lesern wirds ihm so wenig als der gelehrten Republik an Subscribenten fehlen,
aber eben so wenig, die ihn faßen werden, und
dies
wird eben kein Glück
für sie noch für ihn seyn: Denn alles scheint mir doch auf ein neues
Organon
auf neue Kategorien, nicht so wol scholastischer Architectonik als
sceptischer Tactik hinauszulaufen.
Mit eben so viel Ungedult warte auf die Uebersetzung des Hume. Hartkn.
und ich haben bestellt daß mir selbige sogl. übermacht werden soll. Ihr
Anblick wird meine Arbeit bestimmen und die Einrichtung derselben, wenn ich
noch arbeiten
kann
und
soll
Kanter hat Gottlob! seinen Laden verkauft an Dängel und Wagner in
Comp. Letzterer ist bereits zur Meße gegangen.
Nachdem ich lange gnug umsonst mich um Tempels Denkwürdigkeiten
bemüht, erhielt ich sie am Palmensontage eben wie ich mit Voltaire fertig
war; habe aber nicht den Grund finden können, warum sie mich auf dies
Buch aufmerksam gemacht. Mein Kopf war aber so erschöpft, daß die
Schuld wol an ihn gelegen haben mag. Können Sie mir etwa das Stück
angeben, was für meine Neugierde gehört. Was ist das für ein Poet Rhentonund die Anführung Lib. I. 20. II. 1 welche in der Note 2) S. 32 steht. Führt
ihn Cicero in Epist. ad Atticum an? Ich habe leider! keinen Cicero und über
den welschen, den alten Römer ausgeschwitzt.
Neckers Compte rendu hat mir einen vergnügten Abend gemacht und sehr
neugierig auf sein Eloge des Colbert, welches noch nicht hier ist. Carversnordamerikanische Reisen haben mich angenehm unterhalten u besonders die
Einweihung in die Wakon Kitschemale oder freundschaftl. Einweihung des
Geistes. Le Procès des 3 Rois wird dort eben keine Seltenheit seyn. Der
Anfang erschüttert; aber so lange ist es wol nicht mögl. auszuhalten und
je weiter man kommt, je mehr erlaman ermüdt. Mir komt es sehr unwahrscheinl.
vor, Linguet für den Verf. zu halten; eher den Dramatisten des Partage de
la Pologne.Leßings Gespräche sind auch einmal hier angekommen; scheinen nach einer
fehlerhaften Abschrift abgedruckt zu seyn, der Vergleichung zufolge, die ich
vorigen Mittwoch angestellt. Da die ersten 2 Gespräche in den hiesigen
Zeitungen statt Beyl. gedient: so möchte wol den Abdruck nach unserer beßern
Handschrift besorgen.
Diedrichs ist auch den Weg alles Fleisches gegangen. Es war Schade um
den Mann; seine Gesundheit war so zurüttet, daß kaum etwas von ihm
mehr zu erwarten war. Man redt von Bahrdt; so wie von Engel als Starks
Nachfolger in Mitau. Letzterer hat sich hier über 14 Tage aufgehalten, weil
seine Frau unterwegens sehr gelitten durch das umgeworfene Fuhrwerk. Hier
läuft das Gerüchte von unsers Königs Neugierde ihn zu sprechen, wie in
Berlin selbst. Er soll hieher geschrieben, blos Büsching u Telleraber wie es
mir scheint, nicht Teller gesehen haben, und hat über Potsdam nach
Magdeburg gehen wollen. Vielleicht erfahr ich mehr –
Claudius hundertjährige Bouteille Rheinwein ist auf den 28 IanuarDom. IV. p Epiphanias als dem Geburtstage meiner verehrungswürdigen
Frau Gevatterin Gott gebe schon glücklichen Kindbetterin! Wohl ausgeleert
worden. Am letzten ejusdem besuchte mich Prof. Bause auf seiner Heimreise
nach St. Petersb. u brachte mir Nachrichten aus Weimar und Wandsbeck.
Ich wuste vor Freuden nicht, wie ich den Mann bewillkommen sollte. / Den
4ten Mart. Dom. Inuocauit kam HE Bursy mit ähnl. Empfehlungen u
brachte Engels Lobrede auf den König u Jerusalems Sendschreiben mit, auch
ein paar Leckerbißen gl. den Wachteln in der Wüste.
Kraus hat den 5 huj. pro receptione den ersten Theil seines Meisterstücks
abgelegt de Paradoxo: edi interdum ab homine actiones voluntarias, ipso
non inuito solum, verum adeo reluctante, ist aber mit der andern wichtigsten
Hälfte ins Stecken gerathen und kann nicht von der Stelle kommen. Die
Materie bezieht sich auf eine Abhandl. in Sulzers vermischten philosophischen
SchriftenDom. Misericordias29. AprilHeute wird auf Veranlaßung unsers dirigirenden Burgermeisters eine
ausdrückl.
Armenpredigt
gehalten, weil die Gaßenbettler versorgt werden
sollen – in der Schloßkirche u dem dazu gehörigen Sprengel, über 8 Tage
in der Altstadt u. s. w. übersende dahero mein Scherfl. durch meine Leute und
bleibe daheim, um meinen Brief fortzusetzen. Briefe über Religionswesen
und Freymäurerey an allerley Leser, ist unstreitig ein hiesiges Product, und
werden sehr geheim gehalten, sind wenigstens nicht im Buchladen zu haben.
Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie von dem hiesigen reformirten Prediger
im Waysenhause,
Lowitz
. Es fehlt nicht an Laune; auch der arme Pleßing
mit seiner in KaunitzGraudentz Kaunitz gehaltenen Gastpredigt, welche er
seinem Vater p dedicirt, bekommt einen Seitenblick.
Der gestrigen Post zufolge ist Stark durch Potsdam durchgereist ohne
angehalten worden zu seyn unterdeßen dort wie hier das Gerüchte allgemein
gewesen, daß der König die Neugierde haben würde ihn vor sich ruffen zu
laßen. Er hat sich in Berl. kurz aufgehalten, giebt der Residenz aber in
gewißen Dingen den Vorzug vor Paris u Petersb. Habeat sibi.Wie Ihnen bey Lesung der Kantschen Kritik zu Muthe seyn wird, liebster
bester Gevatter, bin ich neugierig zu erfahren. Ich habe sapienti sat gesagt
über das transcendentale Geschwätz der gesetzl. oder reinen Vernunft denn
am Ende scheint mir alles auf Schulfüchserey und leeren Wortkram
hinauszulaufen. Bin im Begriff den
Locke
und Hume’s Treatise on human Naturezu studieren, weil mir selbige als ein paar Qvellen u die besten Urkunden
in diesem Felde vorkommen. Erfüllen Sie doch bald meine ungedultige
Sehnsucht nach Ihren Briefen, um auch unserm Fischer eine Freude machen zu
können. Vielleicht komt alles Gute auf einmal – denn auch ich
zappele und
bin in Ängsten und Schmerzen
– wie Damaskus. Jer. XLIX.Meine Säfte sind so verstockt und haben eine Schärfe, die in lauter kleinen
Geschwüren ausbricht, womit ich mich das ganze Jahr geqvält, besonders
in den Lenden und dem Sitzfleisch, daß mir eine Frühlingscur unumgängl.
seyn wird. Von Kopfschmerzen weiß Gottlob! nichts, aber ein Sausen und
eine Atonie des Organi und Sensorii, bey der ich an eine crisin der gesunden
und reinen Vernunft in diesem Leben verzweifele.
Heute vor 8 Tagen einen guten Freund verloren an HErrn Lieutenant de
la Terrasse der den 10 dieses seinen 40sten Geburtstag gefeyert und einer der
liebenswürdigsten, edelsten und außerordentlichsten Menschen war, die ich
auf der Welt gekannt habe. Ohngeachtet ich noch keinen Menschen als meine
seelige Mutter verscheiden gesehen habe, auch mich zu keinem Todtenbette
dränge, überfiel mir den Abend vorher so eine Unruhe u Schwermuth beym
Schlafengehen, daß ich mich vorigen Sonntag entschloß selbst zu ihm
hinzulaufen um ihm das letzte Lebewol zu sagen. (Er wohnte richt über seiner
und meiner innigsten Freundin der Baroneße v Bondeli, der dieser Verlust
wol das Herz brechen u die letzte Oelung geben wird. Ich habe nicht das
Herz selbst hinzugehen und Hänschen ist Bote. Sie lebt mit einer Fräul. von
Morstein, einer noch jungen Kreuzträgerinn, die dritte ist eine alte abgelebte
Hausjungfer, – und dabey 3 junge Fräul. in Pension, denn höher hat es
diese Beaumont nicht bringen können.) Ich kam zu spät und sah die Fenster
schon offen, erfuhr wenigstens zu meiner Beruhigung, daß er mit aller
Heiterkeit u Gegenwart des Geistes eingeschlafen.
Der König wurde hier erwartet; aber nicht mehr, komt aber doch nach
Graudenz wie es heist zur Revue. Aus des Großkanzlers Reise nach Pr. wird
auch nichts; Hippels Reise nach Berl. wird vermuthl. dadurch befördert werden.
Dem Besuch des Prof. Bause habe einen langen freundschaftl. Brief vom
jetzigen CollegienAßeßor beym Cabinet, Arndt, zu verdanken. Die Besoldung
ist nur 600 Rubel, hat Premier Majors Rang und bey seiner Bestallung hat
er ein außerordentl. Geschenk von der Kayserin von 300 Rubel erhalten. Er
ist Uebersetzer des Gesetzbuchs und hat seit 76 das Petersb. Journal mit
Beyfall ausgegeben welches mit vorigem aufgehört und unter dem Titel des
Neuen fortgesetzt werden wird. Das Glück dieses würdigen Mannes hat mir
herzl. Freude gemacht – und sein ganzer Brief, der längste, den ich noch bisher
von ihm erhalten.
Nichts vom Chevilah? dem hieroglyphischen Denkmal – Monboddo’sWerk über die Sprache habe wo ich nicht irre im Göttingschen Magazin
angeführt gefunden. Wißen Sie nichts davon. Die Ankündigung seiner AncientMetaphysicks läßt eben nicht viel erwarten. Claudius hat mir eine lange Stelle
ich weiß nicht aus welchem Buch angeführt über die original Natursprache,
die mit seiner Erklärung vom Genie was ähnliches hat. Platons Architypen
kommen mir eben so vor, wie die materielle Ideen dem Reimarus.
Nichts scheint leichter als der Sprung von einem Extrem zum andern, und
nichts so schwer als ihre Vereinigung zu Einem Mittel. Ungeachtet aller meiner
Nachfrage ist es mir nicht mögl. gewesen des Iordani Bruni Schrift de Vno⸂Nach Heumanns Actis φφorum ist diese Schrift ital. ausgekommen:
Della causa, principio ed uno Venetia 584 in 12o.⸃ aufzutreiben, worinn
icher sein
principium coincidentiae
erklärt das mir Jahre lang im Sinn
liegt, ohne es weder vergeßen noch verstehen zu können. Wären Sie im stande
das Buch dort aufzutreiben, so nähmen Sie sich vielleicht die Mühe es mirzu Gefallen es durchzulesen, u mir einige Nachricht von seinem Innhalt u
Begriffen mitzutheilen. Diese Coincidenz scheint mir immer der einzige
zureichende Grund
aller
Widersprüche
– und der wahre Proceß ihrer
Auflösung und Schlichtung, allem Fehd der gesunden Vernunft und reinen
Unvernunft ein Ende zu machen.
Claudius hat meine Einl. an Kl. abgegeben und mir vor der Hand statt
einer Antwort seinen Grus übermacht, mit dem ich gern für lieb nehmen
will. Ein Oelblättchen des Friedens ist mir köstlicher als die palma nobilisden terrarum dominis. Habe bisher von keiner Recension meiner Scherfl.
lauten gehört – wünsche ihnen in der Ruhe nachzufolgen.
So bald die Humische Uebersetzung ankommt, werd ich mich sans
comparaison bedenken wie Julius Cäsar beym Rubicon, ob ich mein Federmeßer
wetzen oder in der Scheide verrosten laßen soll. Die Ankündigung des Deutsch.
M. soll deshalb nicht verloren seyn, und ich verspreche alle Genugthuung –
Ich that diese Bitte in Hartkn. Namen – – – – – – –
Von diesem Vierteljahr ist noch nichts zu sehen und zu hören. Ist
Kreutzfelds Schrift durchgegangen? wie ich hoffe. Seine Gesundheit wird seinem
Kopf nicht nachtheilig, und unsere Freundschaft hat auch neues Laub
gewonnen. Er ist beynahe der einzige – Die jungen Leute hab ich ziemlich
verscheucht aus meinem Hause. Mein Sohn giebt mir alle Hände voll, wenn
ich zu arbeiten im stande wäre. Ich bin sein einziger Schulmeister im Gr.
Lat. u. Hebr. Auch mit dem Engl. Lesen denke bald fertig zu werden, das
einzige, was er bey dieser Sprache nöthig hat – und denn soll es auf das
franz. loßgehen, welches nun wol freylich anders von uns behandelt werden
muß. Wenn uns der liebe Gott erhält, so wünschte ihn noch arabisch
buchstabieren zu lernen, und so hat er wenigstens die Pforte der morgen- u abendl.
der lebenden u todten Sprachen seinem Vater zu danken. Schenkt Gott dem
Hartknoch das Leben: so bleibt es beym Buchhandel. Wo nicht, so hat er
zur Medecin Lust, in welchem Fall ich ihm auch das Arabische gönnte, nicht
blos pour la rareté du fait sondern auch der lieben Gelehrsamkeit wegen
in seinem Handwerk. Vier Gottlob! gesunde Kinder sind doch immer ein
Glück, darauf ich mir keine Rechnung gemacht. Sie wurden mir im Traum
verheißen, aber nicht durch
den
Weg – Meinem ältesten Mädchen hab ich
Gellerts Schriften zu Ihrem Geburtstag kaufen müßen, weil sie mich darum
bat. Die mittelste soll mir am ähnlichsten sehen, was die Nase betrifft – hat
endlich mit genauer Noth aus Heincens Büchl. ein wenig buchstabiren
gelernt von ihrer ältesten Schwester. Pathchen ist das drolligste und dollste
Mädchen von allen 3 – coronat opus. Freylich wünschte ich mehr Beyhülfe in
der Erziehung von der Mutter, welche nichts als Arbeitsamkeit u Ehrlichkeit
zur Mitgift hat und manches im
Zuschnitt
versäumt. Da ich aber kaum meinen
Sohn abzuwarten im stande bin, so muß ich schon die Töchter Preiß geben
und sie aufwachsen laßen wie die ausgehauene Erker –
Da kam Kreutzfeld, der sich Ihnen empfiehlt, Mlle Schimmelpfenning und
ihr Brahl zum Abendbrodt – und alles um mich schläft. Erfreuen Sie mich
bald mit schriftlichen und gedruckten Nachrichten. Werden Sie nicht müde,
Ihren alten Freund zu tragen. Ohngeachtet nichts zu hoffen ist, hoff ich doch
immer, daß wir uns einander sehen und noch in diesem Leben umarmen
werden.
Merses profundo, pulcrior euenit.Stellen Sie sich meine Lage vor, bester HerzensGevatter: so versteht sichs
von selbst daß mein Briefwechsel auf keinerley Art für Sie intereßant seyn
kann; der Ihrige aber ist Oel für meine glimmende Lampe.
Nichts wie reden, nichts wie schreiben, ist für mich ein trocken, unnützes,
müßiges Ding. Leben ist actio. Dies Gefühl ist mein Tod – aber auf diesem
Gefühl beruht auch die Hofnung meines Lebens, so lang es Gott erhält.
Ich denke alle Morgen und Abend an Sie und Claudius, den ich Ihnen
zu verdanken; denn von Kaufmann u seiner Frau weiß ich nichts. Hier gieng
ein lächerliches Gerücht von ihm im Kayserl. Hause. Asmus beschreibt mir
den HE von Haugwitz als einen der besten Männer und daß seine Frau in
dortigen Gegenden Wochen gehalten.
Wird Ihre Uebersetzung u Ausgabe des Andreä nicht zu Stande kommen?
Die Probe im Χstl. Magazin hat mir den Mund wäßrich gemacht nach mehr
und Allem. Vom letzten Bande habe noch nichts hier zu sehen bekommen;
aber gehört daß die freymüthige Betrachtungen über das Χstentum sehr
vortheilhaft beurtheilt seyn sollen. Wie das zugeht begreif ich nicht. Bursy
erzählte mir, daß Jerusalem eben so denkt u dies Buch allen übrigen Schriften
des Starks vorzieht. Will es noch einmal lesen, weil es mir zur Uebersetzung
des Hume den ersten Anlaß gegeben, und das Urtheil eines andern Manns
mein eigenes verdächtig macht. Nach dem Zweck der Freym. zu urtheilen
vermuthe ich nicht daß Stark in seiner Autorschaft stärker wird, im
Buchstaben vielleicht aber nicht im Geist.
Ich umarme Sie und Ihre würdige HausEhre und Hausmutter, küße mein
liebes Pathchen und sämtl. Geschwister. Gott seegne Sie und alle die lieben
Ihrigen reichlich und täglich. Ich ersterbe Ihr alter treuer Gevatter,
Landsmann und FreundJohann Georg Hamann.So bald ich ein Schreiben von Ihnen u Humens Uebersetzung erhalte, mehr –
Gute Nacht! und einen fröhlichen May!
Kgsb. den 7 May 81.Geliebtester Freund,
Muß mich wieder bey Ihnen bedanken; weil ich gestern Dom. Iubil. von
K. die Bogen HH bis Bbb incl. erhalten; also schon in allem 48 Bogen –
aber weder Anfang noch Ende, wie ich gehoft und vermuthet. So einen
korpulenten Autor hätte ich mir nicht vorgestellt noch vermuthen können. Die
Transcendental Theologie habe ich eben durchgegangen, woran mir so viel
gelegen war. Erst 2 Bogen des andern Theils oder der
transcendentalen
Methodenlehre
, welche mit S. 705 anfängt. Er ist erst im Abschnitt von
der
Disciplin
; folgt noch das Hauptstück vom
Kanon
, von der
Architectonik
und eine
Geschichte
der reinen Vernunft. Wenn dies alles auch in
10 Bogen enthalten seyn sollte: so wird der Band so stark als die 2 Theile
des Lamberts, die in Einem Bande bey mir einen zieml. unförmlichen Bauch
haben. Dies ist aber nicht des Verlegers schuld; so wenig als des Druckers.
Es fiel mir am Charfreytag ein ein paar Worte selbst an HE Spener zu
schreiben, um ihm den Empfang zu bescheinigen, und daß ich Sie auch davon
bereits avertirt hatte, mit der Bitte, wenn er mir
das Ende und den Anfang
des Kantschen Werks zufertigte zu melden, ob die Humische Uebersetzung
diese Meße fertig werden würde u wo mögl. den Verf. derselben anzugeben,
falls er ihn wüste oder erführe – und weil
Weygand deshalb einen
Auftrag von Ihnen erhalte
, etwas zur Beförderung deßelben beyzutragen, wie
er den seinigen besorgt, welches er mir in seiner Antwort vom 28 pr. verspricht,
Sie selbst aber in Leipzig vermuthet. Ob von diesem dato an der Rest
abgedruckt seyn wird, kommt mir mißlich vor. Der Autor hat sich wenigstens
in der Anzahl der Bogen verrechnet und in Ansehung des Termins möchten
Sie auch nicht unrecht gehabt haben. Soviel ist gewiß, daß das ganze Werk
mit genauer Noth zur Meße wird geliefert werden können. Dem Minister
v. Zedlitz wird es dedicirt, und ich
hoffe
und wünsche, daß Sie Ihre
Rechnung auch dabey finden. Sorgen Sie nur, daß die
Metaphysik der Sitten
und
Natur
bald nachfolge; besonders die letztere, worinn seine
Theorie
kommen wird, wie in der Kritik seine übrigen Schriften eingewebt sind, theils
ausgearbeiteter, teils verjüngter. Wie sehr es mich intereßirt, kann ich Ihnen
nicht sagen; bin aber doch noch nicht im stande einen rechten Gebrauch von
den losen Bogen zu machen und das Ganze zu übersehen.
Das Neueste hier ist, daß Kanter seinen Laden wirklich verkauft, an Wagner
u Dängler, Ersterer die Meße macht u letzterer seine dortige Angelegenheiten
in Ordnung bringt. HE Sidow, ein Silhouetteur ist vorige Woche abgegangen
und wird sich auch bey Ihnen melden. Er soll zugl. ein Meister auf der
Qveerflöte seyn. Ich habe mir die Freyheit genommen ihm Ihr Haus zu empfehlen,
wird vermuthl. meine u Hänschens Schattenriß aufweisen können. Ersterer
will hier niemanden kenntl. fallen, habe ohne Perucke geseßen – welches mit
Schuld seyn mag. Mit letzterm ist jedermann zufrieden. Habe blos für meine
Gevatter in Weimar und Wandsbeck den Einfall gehabt; besonders hat mich
H. um mein Portrait gemahnt, wozu ich hier Niemanden weiß –
Wie gehts, liebster Hartknoch, mit Ihrer Gesundheit und der Frühlingscur?
Wir haben heute einen derben Hagel gehabt nebst Schnee, u müßen wieder
heitzen laßen. In Weimar u Wandsb. soll diesen Monath Kindelbier geben; warte
mit Schmerzen auf Nachricht, und habe vorige Woche beyderseits darum ersucht.
Die Briefe über das Religionswesen u die Freymäurerey sind allem
menschl. Vermuthen nach, vom reformirten Prediger Lowitz im Waysenhause.
Weil der Abdruck des Dritten von Falk und Ernst sehr fehlerhaft ist: so hab
ich meine Abschrift in die hiesigen Zeitungen einrücken laßen, und werde
auch für Sie ein Exempl. aufbewahren.
Dem Collegien Aßeßor A. habe geantwortet – aber aus der Schlafmütze.
Der Brief liegt aber noch hier; und wartet auf Einschluß. Was macht Ihr
lieber Sohn? aus der Schweitz ist alles still für mich – und ich laborire
an der
faulen
und
verkehrten
Vernunft, wie jener an der
reinen
, studiere
noch einmal Humes Abhandl über die menschl. Natur die bereits zu London
79 in 3 Octavbänden u so wenig in Deutschl. bekannt und K. Pegasus ist.
Lockes Werk
wartet auch auf mich, weil ich mich fast schäme ihn noch
nicht selbst gelesen zu haben. Kein Wunder, daß mein Kopf Wehen fühlt –
aber es ist keine Kraft da zu gebären
, wie Hiskia sagt.
Gott erhalte Sie und die lieben Ihrigen, denen mich bestens empfehle samt
meinem Hause, in dem Gottlob! alles gesund ist, bis auf die Altflickereyen
meiner 51jährigen Leimhütte. An Lieutenant de la Terrasse habe gestern vor
8 Tagen einen guten Freund verloren und meine alte und seine innigste
Freundin die Bar. von Bondeli dürfte ihm bald nachfolgen. Erfreuen Sie mich
bald mit guten Nachrichten; an die meinigen, welche ich erwarte, werde
Sie auch sogl. Antheil nehmen laßen. Ich ersterbe Ihr ergebenster u
verpflichtester
J. G. HamannAdresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchführer / zu / Riga. / par fav.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg / Empf den 5 May 1781/ beantw d 30 Jun –Kgsb. den 10 May 81. um 6 Uhr Abends.Nun mein alter, ewiger Freund! Tausend Glück zu Ihrer Quasimodo-Theodora. Hab vor Freuden und Zittern kaum Ihren Brief zu Ende gelesen,
das Couvert mit einer kurzen Innschrift zur Einl. auf die Post fertig gemacht,
welche aber erst übermorgen abgeht – und weiß nicht
wen
und
was
ich in
Gedanken umarmen soll. Bin den ganzen Quasimodo-Sonntag mehr in
Weimar als hier zu Hause gewesen; brachte vor Schlafengehen, wider allen
Vorsatz und Willen meinen Brief an Sie zu Ende gebracht und hab dem
heil. Georg manche bona verba unterm Bart gemurmelt, den MaySchein
gedeyen zu laßen, Aber daß der Termin so mathematisch nach Ihrem
Almanach eintreffen sollte, wollte mir nicht Recht im Sinn – weil unsere
akademische Kalender hier zu Lande nicht so zuverläßig sind. Meine jüngste
Tochter kam auch so, ohne weise Frau – aber bey den
leichten
Entbindungen scheint die Natur mehr
Schonung und Erholung
nöthig zu haben.
Denn bey schweren verbietet sich die Sache von selbst; glückliche machen uns
bisweilen etwas zu sicher. Der Geber
erhalte
und vermehre unsere Freude
zum Vorschmack Seiner höheren Liebe und ihres
transcendentalen
Genußes.
Da kam Kreutzfeld und empfieng die gute Bothschaft aus der ersten Hand –
wie warm Brodt aus dem Backofen – und wie Ihr Liebesbrief kam, saß ich
über Kants Kritik, daher mir jenes Beywort aufstieß.
Nun Ihr liebes Buch soll mir auch ein Theodor seyn; will morgen mit
zu Fischer laufen, der sich unpäßl. befinden soll u den gestrigen Buß u Bettag
nicht hat halten können; denk es noch heut zu lesen. Den zweiten Druckfehler
hab ich noch nicht finden können.
Der faule Asmus hat mir zuerst in diesem Jahr den 4 April geschrieben
u mir auch seine Mayfreude in spe angemeldet. Käme da ein Männlein: so
wär es ein zwiefältiges Gute aus der Hand des HErrn. Zweifele daß er den
Termin mit seiner Rebecca so pünctlich halten wird. Ich denke daß Ihnen
der Wechsel auch gefallen wird. Ich wenigstens brannte auf den Sohn nach
einer Tochter, und hab für die beyde letzte mal gar nichts gewünscht, son als
mit einem völlig gelaßenen Willkommen gewartet, was Gott bescheert.
Habe den 5ten huj. eine Pomeranze geschenkt bekommen und gleich nach
Empfang zum Stoff Wein gegeben zum Bischoff, um mein Haus zu
bewirthen. Der Sonntag Laetare soll dazu bestimmt seyn; den Kalbsbraten
auch schon heute im Geist bestellt. Der Geist ist willig – aber das Fleisch
unterliegt auch bey mir dem Gefühl der Unvollkommenheit. Der aber
Saamen reicht – wird auch Brodt reichen – und thuts auch wirklich und
reichlicher, als ichs verdienen und dafür danken kann.
Bey so einer guten Laune kann ich freylich um das Büchlein des erreurs
et de la verité bitten und betteln; denn hier ist nicht daran zu denken.
Unterdeßen haben wir auch beßere Zeiten zu hoffen, da Kanter seinen Laden an
seinen alten Factor Wagner und Dengel, einen Jüngling von mildem Herzen,
wirklich verkauft; jener auch schon die Meße macht, der mir den Gefallen
wol thun wird es mitzubringen – allenfalls auch zum Depot wie das
Alphabetum Thibetanum. Auch Ihren
unvollendeten Brief
erwart ich.
Sonntags erhielte wieder 18 Bogen von Kant – aber noch nicht zu Ende,
welches kaum in 10 Bogen abzusehen ist, in welchem Fall das Buch dicker
wird als die beyden Theile von Lambetrts Architectonik in Einem Bande, der
einer der monströsesten in meiner Bibl. ist. Ein so korpulentes Buch ist weder
des Autors Statur noch dem Begrif der reinen Vernunft angemeßen, welche
er der
faulen
und
ärschlichen
= meiner entgegensetzt, welche die vim
inertiae und das ὑστερον προτερον aus Geschmack u Absicht liebt. Seit gestern
fang ihn an zu studieren, weil der erste Theil, die transcendentale
Elementarlehre zu Ende. Der zweyte fängt sich mit S. 700 an u enthält die tr.
Methodenlehre. Ich lese jetzt Hume on human Nature zum zweiten mal mit
verjüngtem Licht u Vergnügen – Locke wartet auch auf mich – und so von einer
Schwelgerey zur andern. Was mein φιλον ητορ dazu denkt, und wie sehr
die Verdauungskräfte und intestina dabey leiden, weiß ich und fühl ich
leider! ohne dem Uebel wiederstehen zu können.
Um 10 Uhr –Wollte diese Seite mit einer feyerlichen Anrede an Ihre wahre
Himmelstochter, die schöne Wöchnerin und Fräulein-Mutter – (oder mich meiner
homerischen Beyworter zu bedienen) – an meine
verehrungswürdige
Gevatterin und Freundin
anfangen, als mir das
Licht
ausgieng, und der
Ausdruck
versagte. Nahm Ihre Briefe, und las, bis ich den verdruckten
Vetter
und
Retter
S. 180 Z. 24. entdeckte, und den dritten Theil zu Ende brachte.
Es verdroß mich freylich S. 145 einen Schriftsteller sine epitheto z. E.
berühmt
angeführt zu finden; unterdeßen hoff ich, daß das Publicum ein
wenig bedächtlicher, wie ich, lesen wird, und diese ist die
dritte
Freude, die
Sie mir heute gemacht. Die erste war Ihre Theodora, die zweyte Ihr Theodor,
und die dritte: Ecce homo! ein Scherflein meiner armen Muse in einem so
reichen Gotteskasten aufgehoben zu finden. Auch die Matinées royales sind
fein und treffend angebracht. Ich traue aber meinem eignen Urtheil nicht,
und halte es schon für bestochen, ohngeachtet ich 145 Seiten gelesen hatte
ohne mir etwas von jener Citation träumen zu laßen.
Es hat mir immer einen ungewöhnlichen Eindruck gemacht, daß ein
Gebet
im Schlaf und Traum
den weisesten Mann und Fürsten hervorgebracht –
gemäß seinem eignen Lied im höheren Chor:
den Seinen giebt Ers
schlafend
.
Sagen Sie mir doch etwas über die Verf. der eingestreuten Gedichte.
Sie
ist die Laute seiner Hand
– ist immer eins meiner LieblingsStücke gewesen
und von
Werlhof
, meines Wißens.
Titteman
ist mir auch gantz unbekannt,
wo
lebt er?
Ich bin neugierig Ihre Meinung von Kants
Meisterstück
zu hören. Als
ein gewesener Zuhörer von ihm werden Sie vieles geschwinder übersehen
können. Er verdient immer den Titel eines
preußischen Hume
. Seine ganze
transcendental Theol. scheint mir auf ein
Ideal der
I
Entität
hinauszulaufen.
Ohne es zu wißen
, schwärmt er ärger als Plato in der
Intellectualwelt, über Raum und Zeit. Hier ist wirklich Sprache und Technologie die Deiparader reinen scholastischen Vernunft, und ein neuer Sprung von Lockens tabula
rasa auf formas und matrices innatas. Beyde irren, und beyde haben Rrecht:
aber
worinn
? und
wie weit
? ist auch hier Rhodus et saltus.Hume ist immer mein Mann, weil er wenigstens das
Principium des
Glaubens
veredelt und in sein System aufgenommen. Unser Landsmann
wiederkaut immer seine
Causalitätsstürmerey
ohne an jenes zu gedenken.
Das kommt mir nicht ehrlich vor. Seine Dialogen schlüßen sich mit der
jüdischen
und
platonischen
Hofnung eines
Propheten der noch kommen
soll
: und Kant ist mehr als ein Kabbalist, der einen מָקוֺם und αιων zur
Gottheit macht, um die mathematische Gewisheit festzusetzen und zu gründen, die
Hume, mit Ausschließung der Geometrie, mehr auf Arithmetik einschrankt.
Da der erste Theil zu Ende ist: so nehme ich mir jetzt die Mühe, mir ein
Schema von seinem Inhalt auszuziehen und traue keinem Blick des Ganzen,
so hitzig auch selbigem nachjage bey jeder ersten Lectür, ohne eine nähere
Zergliederung der Theile und des Einzelnen – um vielleicht das Werk
recensiren, aber nicht beurtheilen zu können – wenigstens nicht nach philosophischem
Schrot und Korn. An solchen Kunstrichtern wird es so nicht fehlen.
Warte mit Ungedult auf die Humische Uebersetzung, wozu Hartknoch u
ich alle Anstalten gemacht. Sollte sich der Uebersetzer nicht genannt haben
und Sie etwas davon wißen: so bitte mir es mitzutheilen. An meinem guten
Willen soll es nicht fehlen die Ankündigung des
teutschen Merkurs
zu
rechtfertigen. Uebrigens lieber schweigen, als unnütze Worte verlieren. Ohne
Noth
der Uebersetzer Humischer Zweifel zu seyn, so bald ich weiß, daß ein anderer
ehrlicher Mann damit etwas verdienen will, ist auch meine Sache nicht.
Nun liebster Gevatter, Landsmann und Freund! Ihr
unvollendeter Brief
– und Nachrichten vom
Layenbruder
– und das neue Angebinde
des
erreurs et de la verité
. Es ist Mitternacht, und morgen früh geht die Post
ab, die ich nicht gern versäumen wollte. Ersetzen Sie alles, was ich oben mit
dem Anfange der Seite zu thun willens gewesen bin. Tausend Seegens
Grüße und Küße für Sie und Ihre Himmelstöchter und Söhne. Licht, Liebe
und Leben walte und schalte, lebe und webe in Ihnen, und um Sie, und
Ihr ganzes Haus. Zur guten Nacht sey Gott gelobt und gepriesen von
Ihrem alten ewigen Freund und DienerJohann Georg HKinder sind Gottlob! gesund; die Mutter hat heute halb im Bette zugebracht
und gearzneyt. Alles schläft – und ich habe auch dazu Lust.
Wachen
und
Fasten
und
Arbeiten
ist meine Sache nicht; alles zu seiner Zeit, sagt der
weise Mann. In meiner Nachbarschaft ist Hochzeit; aber alles mausetodt,
und still. Paroli – wie ein Bräutigam
In sein
Brautgemach —so fahr ich in mein Bett – wider meine Gewohnheit – ex abrupto! ohne
Klang und Gesang, mit einem gläubigen Amen!!!!!!!
Auf der Rückseite des Briefcouverts notiert:Um das schöne Couvert nicht leer zu laßen, liebster bester H. sag ich Ihnen
zu Ihrer Beruhigung, daß es mir ceteris paribus nicht beßer sondern vielleicht
ärger geht in meiner öffentl. Lage, und nicht anders als ανεχειν και απεχεινdem öffentl. Uebel entgegen zu setzen weiß. Mir sind die Hände so gebunden,
daß ich
nichts
bin, und unter lauter Usurpateurs lebe, bey der Rolle eines
Bruti besorgen muß ein wahres Brutum generis neutrius zu werden. Alles
reißt en Roi den Schein des Rechts an sich und wirft sich zum Despoten
auf und schlummert, wie der welsche Geschmack, auf seinen Lorbeern ein.
Ich denk es noch zu erleben daß Saul in sein eigen Schwert fällt,
auf daß
sich kein Baum am Waßer seiner Höhe
erhebe
Hesek. XXXI. Was das
tollste bey der Sache ist, so ist mein Casus von der Art daß er sich gar nicht
augenscheinlich machen läßt; denn ein Versuch dieses zu thun ist mir theuer
zu stehen gekommen und es thut mir noch in meiner Seele leid den lieben
Capellmeister damals mit ins Spiel gezogen zu haben. Es ist aber nicht mögl.
ohne Erfahrung klug zu werden. Natur und Kunst haben einen Gang, der
sich nicht träumen läßt und à priori nicht eingesehen werden kann. Unterdeßen
leb ich der festen Hofnung, obdaß sich das Ende von allem zu Gottes Ehre
entwickelt – und was ist eine größere Ehre als die, unser Glück durch und
wider unserer Feinde Willen hervorzubringen? und daßs ist der wahre
Lapis philosophorum in unserm Pater noster! Fiat voluntas TVA! womit
ich Ihnen und mir selbst eine gute Nacht wünschen will. Amen!
Unsere Staatsfeste in diesem Monath sollen in meinem Hause alle auf
den 4ten Sontag nach Epiphanias eingetragen werden und die Gesundheit
von mir aus Claudius hundertjähriger Rhein Bouteille mit dem langen Halse
u dem rothen Bändchen ausgebracht werden.
Adresse:HErrn / HErrn Herder / General-Superintendenten pp / zu /
Weimar
/
franco Halle
.
Kgsb den 11 May 81.Geliebtester Freund,
Gestern Abend erhielte von unserm Landsmann in Weimar a) die
frohe
Nachricht
, „daß seine
Karoline
die Montagsnacht vom 22 auf den 23 April
glücklich von einer Tochter entbunden worden: so glücklich, daß sie gar keinen
Stuhl gebraucht, sondern auf dem Bett, beynah wie auf Blumen und unter
Blüthen niedergekommen, und die Hebamme kaum die Stube erreichte, das
Kind zu empfangen – eine wahre Quasimodogeniti-Geburt, wofür wir dem
Himmel nicht kindlich gnug danken können; zumal hier unter den
Vornehmen insonderheit, der grausamsten, gewaltthätigsten und Todgeburten
so viel sind. Sie stand nach einigen Minuten Schmerz vom Bett auf, wie
ein neugeborner Engel: sie ist eine wahre Himmelstochter in Unschuld und
Einfalt – – Jubilate ist unser HochzeitEvangelium und der 2te May der
Tag unsrer Hochzeit. Ich werde an diesem Sonntag predigen und diesen
Tag auch in Gedanken mit Ihnen – – feyren. Die Wöchnerinn grüßt Sie
herzl. und das Kind an ihrer Brust, unsre Luise
Theodore
Emilie –“
b) das
zweyte Bändchen
der Briefe, das Studium der Theol. betreffend,
wovon ich gestern noch den 3ten Theil mit außerordentl. Vergnügen und
Theilnehmen gelesen, dem glücklichen Vater geantwortet, Einlage an die
Schwester couvertirt, Küche und Keller auf Dom. Cantate bestellt – und
dies alles von 6 Uhr Abends bis 1 um Mitternacht.
Wenn der liebe Gott noch ein Männlein in Wandsbek bescheert: so möchte
meine vor Freuden auch mit einem Zwitter in die Wochen kommen.
Habe vorgestern den Anfang gemacht die transcendental Elementarlehre
zu studieren u für mich zu extrahiren. Will sehen wie weit ich damit kommen
und fertig werde? Ich weiß Ihnen nichts, als gute Gesundheit und Tausend
Guts zu wünschen, und so viel Freude, als ich gehabt und noch erwarte.
Joh Georg Hamann.Adresse:HErrn / HErrn
Hartknoch
/ in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg Empf den 9 May 1781 beantw d 15 –Kgsb den 31 May 81.Herzlich geliebtester Freund,
Den 28 huj. händigte mir Fuhrmann Franz das Päckchen ein richtig u
wohl behalten, u habe ihn auf die Woche wider bestellt um das Dictionnaire,welches so lange behalten u mir gantz unbrauchbar, weil es nicht des Pesselierseines ist sondern blos die Gabelles angeht, mitzunehmen. Aus Freundschaft
für unsern seel. Lindner und seine alte 80jährige Mutter werde zugl. ein
Portrait des HE von Stein beylegen, welches an die Frau Artillerie-Generalin
von Wulff gegen 3 # abgeliefert werden soll, wovon aber die Fracht
abgezogen werden muß. Den Rest bitte mir zu melden, damit ich selbigen hier
an die alte Consistorialräthin auszahlen kann u den Betrag in Ansehung
des hier deponirten berechnen kann.
Habe durch meinen Sohn die Ruß. Bibl. an des Etatsraths Scriver Hause
abgeben laßen, der aber nach Danzig verreist, u gar nach dem Bade; daher
es seinen Wirthsleuten anvertraut werden müßen.
HE v Auerswald befindet sich gegenwärtig auf der Revue, werde ihn bey
seiner Rückkunft nach Bartenstein davon Nachricht geben u den Empfang des
Geldes melden. Die
Werke des Beaumarchais
habe zwar durch ein
Misverständnis erhalten, hoffe aber auch selbige hier abzusetzen. Meines Wißens habe blos
an das Programm zur Ausgabe der Voltairischen Werke im Sinn gehabt.
Hupels Miscell. u Moritzens Beytr
. mit Vergnügen durchgelaufen;
bitte mir aber zu melden, ob selbige als Verlagsgut mir zu eigen, oder blos
zur Lectur
, wie Sie ich Ihren Ausdruck nehme, aufheben soll – damit
wir nicht in Unordnung gerathen, wozu ich, ohngeachtet meines
entgegengesetzten Willens, geneigt bin und mich dafür fürchte.
Seit dem 6 huj. von der Kritik nichts erhalten, warte auf Anfang u Ende.
Den 21. brachte Kant den Meßkatalog, der auch den Verzug mit den
Meßgeschäften entschuldigte. Gestern habe gehört, daß schon 2 Exempl. in der
Hartungschen Buchhandl. wirklich hier gewesen seyn sollen, welches mir aber kaum
vorstellen kann, weil Kant auf Verlangen seiner Zuhörer und die Nachricht,
daß Hartung wenige Exempl. mitbringen würde, einen Subscriptionszettel
herumgehen laßen, auf dem HE. Courtan selbst auf 2 Exempl. subscribirt, u
deren Anzahl auf 75 bis 100 versichert wird. Zu gl. Zeit hat Friedrich hier
auf einem solchen Zeddel gleichfalls 50 verschrieben. Wenn das in Deutschl.
so geht, wie hier: so wünsch ich Ihnen von Herzen Glück und daß die Auflage
stark genug seyn mag den ersten Anlauf zu befriedigen.
Diesem Anschein nach, werden Sie nicht nöthig haben, dieas Werk
ausposaunen zu laßen
. Mein Antheil an Ihrem Interesse, und meine in der
Erfahrung nur gar zu gegründete Besorgnis, daß auch die besten Werke
Schiffbruch leiden können, hat meine Äußerung verunglimpft. Ich habe den
ersten Theil noch einmal durchstudiert und finde wirklich, daß der Innhalt
den Fähigkeiten sehr
weniger
Köpfe angemeßen ist – und daß man den Autor
zu übersehen im stande seyn muß, wenn man von ihm Nutzen und nicht
Nachtheil
ziehen soll.
Die Frau Hartungin ist mit Zwillingen entbunden. Von Hume’s
Uebersetzung ist nichts im Meßkatalog zu finden, warte daher mit desto mehr
Ungedult, da ich HE Spener gebeten mir deßhalb Nachricht zu ertheilen.
Kant muntert mich zur Ausgabe auf, ohne zu bedenken, daß ich den engl.
Hume nicht übersetzt zu liefern im stande bin, ohne dem Preuß. zu nahe zu
kommen, und das Speer gegen die ganze Transcendentalphilosophie u sein
System der reinen Vernunft zu brechen.
Sobald ich das
Ganze haben, und alles wißen werde
, erwarten Sie
meine Entschlüßung. Wenn ich den Uebersetzer erfahren könnte, hätte Lust
an ihn Selbst zu schreiben wegen seiner Beyl. die er versprochen seiner Arbeit
beyzufügen, nicht meinet sondern des Publici wegen, damit es an meiner
Arbeit nichts verlöre, noch woran zu kurz käme.
Heute Einschluß von HE Toussaint erhalten; nebst Einl. nach Weimar,
welche mit nächster Post befördern u eine christl Erinnerung wegen der
Rückstände machen werde von Urkunde u
Fragmenten
. In Ansehung
der ersten ist es mehr wie einmal geschehen, an die letzten habe aber
niemals gedacht, sondern die Sache schon für abgemacht unter Sie beyden
gehalten.
Gestern hat mir Gevatter Assmus die Hausfreude seines fünftenMädchens gemeldet die den 16 huj. zur Welt gekommen und den 21 getauft
worden Johanna Catharina Henriette. Abwesende Pathen sind gewesen HE
von Haugwitz, seine im hollsteinschen entbundene Gemalin, an des ersten
Stelle der Vater selbst, an der zweyten die Frau Pastorin Alberti und
gegenwärtige die Gräfin Catharina zu Stollberg.
Bescheinigen Sie doch meinen besten Dank für das erste Stück des N. P.
Journals. Die
Briefe über das Religionswesen u die Freimaurerey
sind unstrittig von dem hiesigen reformirten Prediger Lauwitz im Waysenhause.
Habe S sie nunmehr zu Gesichte bekommen, damals nur auf den Hörensagen
geschrieben. Musenalmanach u Cranziana sind hier gewesen.
Was sagen Sie aber zur
Nachricht und Fundationsgesetzen von der
Deßauschen Buchhandlung der Gelehrten
?
Für die Catalogen wird von uns gesorgt werden, so bald selbige
herauskommen, welches noch wol eine Weile anstehen möchte. Wird Ihr Rector
Snell sich nicht auch hören laßen?
Bitte die versprochene Silhouette nicht zu vergeßen; ich hoffe daß HE
Sydow meine mitbringen wird, damit Sie zwischen der verwünschten Perücke
und den Kahlkopf wählen können.
Gevatter Claudius stellt sich einen Janus an mir vor, aus deßen faceNiemand das Profil, so wenig wie aus dem profil die face wittern kann. Abeat
cum ceteris erroribus!Gadebuschens 3 Bände habe mit vielem Vergnügen längst durchgelaufen.
Sie meynen doch das Werk, worinn Herder einen so lächerl. Articul hat. Glaube
den Verf. noch hier als einen Freund des Kr. R. Lilienthals gekannt zu haben.
Kann nichts schreiben; habe nichts, das meine erschlaffte Sinnen reitzt u
zerstreute Gedanken concentrirt. Auch bey uns herrscht Nord und Schlag.
Empfehlen Sie mich doch Ihrem treuen Artzt, wenn er sich noch meiner zu
erinnern im stande ist – und meinem alten Reisegefährten HE. P. Gericke.
Sie können mir von jenem unglückl. jungen Menschen nichts schreiben,
wovon ich hier nicht Augenzeuge gewesen bin. Muß das Uebel schon
mitgebracht haben. Bey dem allen hat er eine Anlage zum Roman- und
Theaterhelden, deren Element Lügen ist.
Die
versprochene Silhouette
soll hier in guter Gesellschaft zu hängen
kommen. Noch ist die Frau Cammerherrin v. der Reck das einzige
Frauenzimmer – erwarte aber mehr. Wißen Sie nichts von Ihrem lieben Sohn?
Schellenberg hat mir kürzl. die 2te u letzte Lieferung seiner Landschaften
angekündigt. Ob mir die Meße sonst was von dort mitbringen wird, weiß nicht.
Beßere Witterung u Gesellschaft zur Molkencur! Meinen ergebensten Gruß
u Handkuß Ihrer Frau Gemalin und Jungfer Tochter, von mir, meinen
3 Bauermädchen und Hans Michel, mit dem ich diese Woche die Iliade
angefangen, wobey uns Schnüffelburgers Clauis trefl. Dienste thut, der uns
leyder! bey der Odyßee gefehlt. Wir lesen jetzt Pope, und treiben das Engl.
als ein bloßes Zwischenspiel oder Praeludium zum Französischen – das mit
Gottes Hilfe ein wenig gründlicher von uns behandelt werden soll. Und
denn wird es heißen: iam claudite riuos pueri! weiter geht mein Verlag
nicht, als auf diese elementar- und instrumental Philosophie. Auf realiau Capitalia versteh ich mich nicht.
Gott seegne die Buchhandlung u laße alle Achitophels zu Schanden werden!
Sie mögen Recht haben wie sie wollen: so liegt etwas in meiner Natur, das
weder an
Fürsten
noch
Gelehrten
den Kaufmannsgeist ausstehen kann.
Was Sirach von einem Lehrer sagt, der pflügen muß und die Ochsen mit der
Geißel treibt gilt auch hier. Gestern schrieb mir ein schöner Geist: ich habe
diese Meße das Papier gekauft
– Das hat mir den ganzen Abend in den
Ohren gesaust und übel aufgeräumt gemacht.
Was ich vom Ueberschickten remittiren soll z. E. Trappens Hirtenbrief an
Semmler p
bitte mir bald
und immer
ausdrückl
. zu melden, damit ich
mich darnach zu richten weiß, eh es nieth- u nagelfest wird. Ich umarme Sie
und ersterbe Ihr treuer alter Freund u Diener.
Joh. Georg Hamannden 1 JuniiAdresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsb / Empfang den 28 May 1781.Kgsb. den 3 Jun. 81.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
Wünsche zuförderst, daß so viel Seegen, als Ruhe und Freude Ihrer
überstandenen Pfingstarbeit nachfolgen möge; hier ist alles mausestill und
Leichenkalt. Die Regimenter sind ausmarschirt; wir haben noch am gestrigen heil.
Abend heitzen müßen. Der Mercurius in den Wettergläsern steht wie Bley
und die Sonne lächelt wie der Witz eines Tyrannen in sein Fäustchen. Nach
einem kalten May machten wir uns auf einen naßen Junius Rechnung –
und ich warte von Post zu Post auf Kants erste u letzte Bogen, schickte
meinen Hans auf die Post, der keine Tafel ausgehängt gefunden als die
Litthausche. – Meine erste Frage, die ich beym Anfange dieses Briefes in
petto hatte, war nach der glücklichen Mutter und Tochter in der Wochenstube.
Ich tappte wie ein Blinder mit Händen und gleich einem
Bartholomäus
Leisetritt
auf Zehen herum, weil ich immer Mischief vermuthe, wo (dem
Himmel sey Dank!) Heil und Wonne ist. In diesem Taumel von Gedanken
erscheint ein Postbote auf dem Gehöfte –
Mit einem Pack
! ruft Michel. Ich
schick ihn entgegen in der festen Vermuthung einer Antwort von Spener aus
Berlin.
Nein
, schreyt Hans,
ist von Weimar
. Nun kam ich aus aller
Verlegenheit –
Meiner verEhrungswürdigsten Gevatterin, Gönnerin und Freundin zu
Ihrem
frölichen Kirchgange
Glück zu wünschen und Ihr zärtliches
Willkommen! mit einem herzlichen Gott Lob! und Amen! zu beantworten zum
neuvermehrten Leben
in secula seculorum – Amen!Kein Vogelschießen ist mit so einem Tumult gefeyert worden als Ihre heilige
Familie Silhouetten Groupe, und Ihr Nachbar Oberon kann seine Otia
liberrima nicht mit dem Gold Arabia und den Kleinoden von Saba
vergleichen, als mir Ihre Pfingstgabe als ein täglicher Spiegel, Siegel, Symbol
alter davidischer Freundschaft und Treue seyn wird. Stehen Sie doch wie der
Pontifex maximus hinter den Stuhl der apostolischen
Mutterkirche – und die liebe kleine Heerde mit ihren Schmetterlingen u Maykäfern!
Der kleine Schütze ist gewis des Oncles Pathchen. Das erste was Marianchen
in die Augen fiel war der
Ziegenbock
denn dafür hielt sie die Puppe des
kleinsten Mannes, weil dies Jahr sich einige Ziegen um unser Haus
umgetrieben haben.
Hier wird eine große Schüßel mit Schmant und Glums aufgetragen welche
die Mutterschwester eine arme Landfrau mitgebracht hat. Ohne
Glauben
sind Diät und Moral nichts als Qvacksalbereyen und mit dieser Geistestinctur
laßen sich alle Steine des Anstoßes und Felsen des Aergernißes wie
Schaugerichte verdauen und auflösen. Ihr Magen scheint auch diesen alten
milden
Wein
nöthig zu haben –
Sie sorgen, liebster bester Herder, für meine Gesundheit und Erhaltung.
Hier möcht es auch wol heißen:
Artzt hilf Dir selber
– Mein Schwindel
Gottlob! scheint mit den Jahren eher ab als zuzunehmen. Wo Sie Ihre Zeit
hernehmen alle Arbeiten zu bestreiten, begreif ich nicht. Mich verdirbt eher
zu viel Beqvemlichkeit, zu viel Ruhe und Muße denn im Grunde hab ich
weder
Geschäfte
, noch Verantwortung – und ohngeachtet aller Vortheile,
die manchen neidisch und eifersüchtig machen, lebt kein ärgerer
ἑαυτοντιμωρουμενος, der bey dem grösten Hang zum
arbeiten
und
genüßen
weder
eins noch das andere kann, als hin und her taumeln, wie Noah in seiner
Arche. Diese Angst in der Welt ist eben der einzige Beweis unserer
Heterogeneität. Denn fehlte uns nichts; so würden wir es nicht beßer machen als
die Heiden und Transcendentalphilosophen die von Gott nichts wißen, in
seine Mutter, die liebe Natur, sich wie die Narren vergaffen, und kein
Heimweh uns anwandeln. Diese impertinente Unruhe, diese heil. Hypochondrie
ist vielleicht das Feuer, womit wir Opferthiere gesaltzen und vor der Fäulnis
des laufenden Seculi bewahrt werden müßen.
Der
Moses Tißot
, der mirgegen Gänse- Schweins- p Braten, weiße
durchgeschlagene Erbsen, p – und die
Feuer-Execution
an den geschriebnen
Acten thun meiner Lüsternheit ein wenig Abbruch, sind aber für mich Züge
einer herrischen Leutseeligkeit, fürauf deren
Kost
und
Kur
ich mich im Geist
freue.
Vergeßen Sie nicht Ihr:
Nächstens drüber ein Mehrers
; denn ich nehme
an des Mannes Schicksal den innigsten Antheil. Wenn die Fürsten alle
solche
sind, vielleicht ohne ihre Schuld; so sind alle Wahrheiten, die man ihnen
sagen kann, verloren, und man käme vielleicht weiter, die Wahrheit zu
thun
,
ohne sie zu sagen: denn es hat mir immer gedeucht, daß unser
redliche
Freund, im letztern zu weit gegangen, und im ersten zu kurz geschoßen. Sie
kennen die Widersprüche in seinen Urtheilen; u daraus laßen sich ähnl. in
seinen Maasreguln vermuthen.
Der Hephästion soll hier die Rolle eines Orthodoxen gespielt haben, daß er
Verf. vom Zweck des Ordens, darüber hab ich seine Brüder hier auf ihr
Gewißen gefragt und ein positives Ja erhalten. Daß er es von den
freymüthigen Betrachtungen seyn muß, ist eben so ausgemacht. Denn eins der
ersten Exempl. ist hier an
den Kanzler von Korff
gekommen, der sein
entschiedner Mäcen ist, und dies Exemplar hab ich aus der
ersten Hand
zu
lesen bekommen. Der Eindruck den es bey mir gemacht und zurückgelaßen
hat, bewog mich hauptsächl. zur Uebersetzung des Hume – und erstaunte eben
so sehr als Sie, weil ich den Verf. gar nicht darinn erkannt hatte.
Sie bekommen vielleicht, liebster Gevatter, diesen Sommer einen
Landsmann zu sehen, den Kriegsr. Hippel, der mit dem August nach Berl. gehen
u vielleicht eine kleine Ausflucht machen wird; wiewol er mir verboten Ihnen
deshalb einen Wink zu geben. Um des Himmels willen, denken Sie nicht an
die Lebensläufe; denn daß er wenigstens großen Antheil daran hat, ist
wahr
.
Die Baroneße von Bondeli ist meine alte Wirthin, bey deren Vater dem
seel. Tribunalsrath ich ein paar Jahre als ein Kind im Hause auf dem
mittelsten Tragheim zur Miethe gewohnt. Ihr Bruder ist in Bern, wo die
Familie das Bürgerrecht hat, Chef des Kriegsstabs, ein Spieler – und
Durchbringer hier gewesen, der Vater u Schwester ausgesogen und an das Elend
der letztern nicht denkt, welche nach Verlust einer ansehnl. Pension für die
wirthschaftl. Aufsicht eines ansehnl. Majorats, das durch den frühzeitigen Tod
eines reichen Taugenichts in der Lausnitz,
von Kanitz
, an hiesige geizige Erben
gefallen, wodurch meine arme Baroneße genöthigt worden sich hier wie eine
Beaumont mit Pensionen zu ernähren, deren sie mit genauer Noth
gegenwärtig 4 hat u die 5te erwartet. Sie ist meine beste Schülerin im Engl.
gewesen, und allerdings eine Anverwandte der Mlle Bondeli, die ich vorige
Woche mit Vergnügen in
Sturzens
1 Saml. angeführt gefunden.
Den 30 May kam endl. Assmus wie ein hinkender Bote mit seinem
fünften
Mädchen Johanna Catharina Henriette welche am
Kirchengangstage den 16 des Morgens vor 5 Uhr angekommen u den 21 getauft worden.
„Ich muß mich mit Mädchens behelfen, bin auch recht wohl damit zufrieden.
Gott sey gelobt, daß nur der Stein von meinem Herzen gewälzet ist. Frau
Rebecca liegt im Bette blühend wie eine Braut. Voss hat wider einen Sohn,
HHerder wird auch wol einen kriegen oder schon haben“ – Haugwitz, seine
Frau und die Gräfin Catharina zu Stollberg sind Gevatter gewesen. Für
den ersten stand ich, für die andere die Fr Pastorin Alberti und die dritte war
selbst da. Johanna heist das Mägdlein nach dem Apostel Johannes, der
alten Hanna, nach Jacobi, nach Euch u. s. w. Catharina nach der Haugwitzder Gräfin Stollberg nach eurer Kinder Mutter (– ist nicht wahr) und
Tochter pp. Henriette nach Haugwitz, der Gräfin Stollberg, nach Henrichdem Vogelsteller, nach einer
Niesse von der Frau General-Superintendentin
u. s. w.“ Wer ist das und wie heist Sie, daß ich fragen darf – wie
auch nach dem Namen Ihrer griechischen Schülerin?
Sie haben Recht, daß die Stelle von der Sprache aus dem Buche des
Erreurs entlehnt gewesen, wie er mir auf meine Anfrage meldet. Ist nicht
eine neue u vermehrte Ausgabe im Meßkatalog angekündigt worden? Von
Calliostro in Straßburg ist mir keine Syllbe bekannt. Auch den Namen
Martinez hör ich meines Wißens zum ersten mal, oder vielleicht hab ich ihn als
einen
vorgebl.
Verf. des Systeme de la Nature einmal angeführt gefunden.
Der Schritt von den transcendentalIdeen bis zu der Dämonologie scheint
nicht weit zu seyn. Habe währender Zeit Lockens Versuch über den Verstand
nach Coste Uebersetzung gelesen, zum ersten mal, mit viel Zufriedenheit;
vorzügl. das III Buch von der Sprache. Ich habe mich über den Anfang seiner
Vorrede recht geweidet, wo er seinem Leser so viel Freude wünscht, wie er
beym Schreiben gehabt und das Vergnügen des Nachdenkens mit der Jagd
vergleicht.
Den 4ten Theil Ihrer Briefe habe den Morgen drauf, eben so wie den
dritten noch denselben Abend verschluckt, ohne einhalten noch mir Zeit zum
Prüfen und Urtheilen laßen zu können. Seit dem ist das Buch von Hand zu
Hand gegangen, Pf. Fischer, mein Beichtvater Archihdiaconus Matthes,
Kreutzfeld, der den ersten Theil aufs Land mitgenommen – daß ich daher
noch nicht das ganze Buch, wie meine Absicht war, habe von neuen
durchgehen können. Hippel wartet auch darauf, ungeachtet seiner ungeheuren
Geschäfte. Aus der Verhältnis unserer Collecte, ungeachtet der außerordentl.
dazu verordneten Erweckungspredigten läst sich auf unsere Armuth schließen.
Die Haus Collecte soll beträchtlicher gewesen seyn.
Wegen der
angeführten
Stelle nahm ich mir vor eine Anfrage zu thun
u hätte sie nicht im
Berger
gesucht, der in Graudentz practizirt und auch,
wie man sagt, seine Theorie des paradiesischen Umganges mit dem schönen
Geschlecht. Ich habe seinen Dedale u Antediluviana p gelesen, auch wie im
Schwedenborg einige außerordentl. Eindrücke gefunden, aber mich am
aufgewärmten Kohl vereckelt und an dem Character, den mir
Pleßing
von ihm
gemacht, und jetzt wieder dort ist, durch den ich nähere Nachrichten von dem
Mann und seinen Schriften einziehen werde.
Hahns theol. Schriften sind eben so unausstehlich und wiedrig für mich;
ungeachtet ich von Jahr zu Jahr an seiner Postill
fortfahre mich zu erbauen
.
Ihr
Andreä
ist gantz nach meinem Herzen, aber mit dem lieben
Hemsterhuis
, von dem ich nichts als Ihren kleinen Anhang gelesen, will es gar nicht
fort, verstehe nichts von seinen Perihelien und KometenrevolutionenHartknoch wünscht, mit mitr um die Wette, die Vollendung Ihrer
Urkunde
– denkt auch an eine Fortsetzung der Fragmente, die Sie vielleicht mit
einer Samml. Ihrer neul. Entdeckungen in unserer alten Litteratur bereichern
könnten. Vorige Woche sind mir die 2 Berichte nebst dem Plan zur Deßauschen
Buchhandl. in die Hände gerathen und Fischer schickte sie mir auch zu, der
sie vermuthl. von Goldbeck erhalten. Absicht und Anlage scheinen gut zu seyn;
ich habe aber ein gewaltiges Vorurtheil gegen
Handel u Wandel
für
Fürsten
und
Gelehrte
. Wetzel schreibt mir auch, diese Meße
Papier gekauft zu
haben
. Die Idee eines solchen Lumpenhandels hat mir einen
niedergeschlagnen Abend gemacht. Wir Gelehrten sollten wie die Spanier denken mit der
Feder hinterm Ohr sowie jene mit dem Degen an der Seite – besonders die
Romansteller.
Aus welcher gelehrten Zeitung ist das Blättchen von dem Chevilah? Auch
der Auszug ist mir lieb, wiewol mir an seiner Astronomie u Geographie
nichts glelegen, desto mehr an den
hieroglyphischen Theil
seiner Schrift.
Werde wenigstens alle meine Freunde unter den hiesigen Israeliten aufbieten
das Buch aufzutreiben, wiewol ich gar nicht einsehen kann, wie der seel.
Mann aus dieser alten Charteque den Schlüßel zur Bilderschrift hat finden
und herausbringen können.
Die Frau Pf. Skubich aus Morungen ist angekommen, habe mich nach dem
Befinden Ihrer lieben Schwester erkundigen laßen. Sie wird ihren Mann hier
erwarten, der vielleicht eine Einl. mitbringen wird, daß ich also bald wider
erscheinen werde.
Kl. Billet-doux an B. ist mir ein schätzbarer Belag zu meiner kleinen
Autorgeschichte, und seines homerischen Schlummers. Denn ohngeachtet des
äußerl. Friedens wirkt das Saltz innerlich.
MontagsWollte heute meine Pfingsten mit der nächsten Gemeine in meiner
Nachbarschaft, den Mennonisten und Primitifven halten, wurde aber von drey
Plätzen verjagt. Besucht mich der alte HE von Charmois, und ohngeachtet ich
diese Pfingsten ganz einsam zu beschließen dachte, hat sich Brahl mit seiner
Schimmelpfennig eingestellt und vertreiben sich unten die Zeit. MitVon
der Post kam Päckchen von Berl. mit den ersten u letzten Bogen der
Kantschen Kritik; keine Nachricht, ob die angekündigte Uebersetzung der Humischen
Dialogen herausgekommen; im Katalog steht nichts davon.
Es könnte also leichtlich wider meine Meynung dazu kommen, daß ich mit
meiner Uebersetzung herausrückte. Wäre mir der Uebersetzer bekannt; so schrieb
ich an ihn wegen seiner Beylagen, wenigstens zu wißen, worinn selbige
bestanden hätten. Vielleicht hab ich blos deswegen aufgehalten werden müßen,
um den
engl.
u
preuß. Hume
die wirklich auf ein Horn blasen, zu gleicher
Zeit aufführen zu können.
Vielleicht bringen unsere Buchführer alles selbst mit, die auch mit Pfingsten
einzutreffen pflegen; ich habe aber der Freuden für dieses Fest gnug gehabt.
Kaum daß ich
ausgewünscht
hatte, kam Ihre Rolle mit der
That
.
Hartung soll schon hier seyn. Seine junge Frau ist mittlerweile mit
Zwillingen niedergekommen. Schellenberg hat mich avertirt daß er mir seine
Kupfer mitbringen wird. Sonst weiß ich auch nichts aus der Schweitz. Die
vorteilhafte Beurtheilung der freym. Betr. in dem Christl. Magazin habe
noch nicht zu Gesicht bekommen können; habe mir so vorgenommen das
Corpus delicti noch einmal mit Ueberlegung durchzulesen; weil ich
Niemanden Unrecht thun mag, und meinen eigenen Sinnen nicht traue.
Die Gräfin Kayserlingk hat mir endl. Ihre Plastick widergeschickt und mir
melden laßen Ihre Abreise nach Graudenz. Ich hatte schon alles aufgegeben
und bin länger als seit Jahr und Tag nicht da gewesen. Schellenbergs 2te
Lieferung wird mir Anlaß geben dies Haus zu besuchen.
Noch eins, bester Gevatter, wegen des Porto. Hier nimmt man niemals
mein franco par tout an, sondern nur bis nach Halle; und ich vermuthe,
daß ein Unterschleiff geschehen muß, weil ich immer ungefehr das Berl. Portobezahlen muß, Ihre letzte Rolle ausgenommen, von der man blos das
polnische Porto abgefordert. Diesen Umstand hab ich schon längst Ihnen melden
wollen, bin aber durch Ihren vorigen Brief darauf aufmerksamer gemacht,
weil der Bothe zu meiner Befremdung ihn postfrey brachte, aber einige Tage
nachher mit einer Nachrechnung vom Postamt widerkam von 21½ gl. pr.
Wie das kommt, begreif ich nicht. Das sicherste wär also, daß Sie blos,
wie ich, bis zur Gränze franquirten. Der
Fall ist sehr selten, wo ich
Postgeld bedaure
, und Gottlob! die Voyengelder sind dies Jahr wider alles
Vermuthen so gut gerathen, daß ich kein Jahr so viel gehabt. Ich besorge
daher, daß Sie immer um einige gl. verlieren, ohne daß ich dabey gewinneAntworten Sie doch Hartkn. so bald Sie können. Einl. von Morungen
werde gleichfalls aufs baldigste zu befördern suchen. Rector Moritz hat
Beyträge zur liefl. Pädagogik ausgegeben, worinn auch eine Introductionsrede
des alten Superintendenten
Lenz
steht, der sein Schwiegervater ist. Was
sagen Sie dazu, wenn Sie Gott wieder nach Norden versetzte zu des alten
Manns Nachfolger; würden Sie einen solchen Ruff wol annehmen?
Vielleicht könnten wir auch
Claudius
dort versorgen. Faulheit und Alter ist es
eben nicht, die mich abhält mich in
Kur und Kost
anzuvertrauen. Nun der
allein gute Gott, der unsere Haare und
Tage
zählt, und unsere Gedanken
von ferne kennt, hat alles
wol gemacht
und wirds
wol machen
. Leben sie
mit Ihrer
würdigen Hälfte
und den
lieben V.
recht wol à revoir wie der
seel. Lindner sagte bey seinem letzten Valet – recht wol, tausendmal
gegrüst
und
geküst
von Ihrem Gevatter Landsmann und Freund
Johann Georg Hamann.Königsberg den 7 Juni 781.Herzlich geliebtester Freund,
Auf widerholtes Verlangen übersende Ihnen alle meine letzten Beyträge
zur Zeitung. Das beste möchte wol der von mir besorgte Abdruck der letzten
Hälfte von Falk u Ernst seyn.
Was das Portrait betrift: so bin ich ebenso unschuldig zu dieser
Commission gekommen, wie ich Sie gegenwärtig damit belästigen muß. Die Wirthin
von Mlle Stoltz, Me Pillet, eine sehr dienstfertige brave Frau, bekam vor
beynahe Jahr und Tag den Auftrag sich nach dem Portrait des einstmaligen
Pensionairs vom seel. Lindner und nunmehrigen Obrist Lieut von Stein zu
erkundigen mit der Anerbietung es den Erben abzukaufen. Die alte
Consistorialräthin forderte mehr auf Zureden als aus eigener Bewegung 3 #.
Vor kurzen hat die Fr. p von Stein sich erklärt doch mit einiger Bedenklichkeit
die gefoderte Summe zu geben, doch unter der Bedingung, daß die
Frachtkosten mit eingeschloßen seyn sollten. Die alte unvermögende Frau hätte mit
1 # vorlieb genommen und wuste kaum von der Sache mehr, stellte mir
aber die Unmöglichkeit vor dies selbst zu besorgen. Sie werden daher so gütig
seyn das Bild der Frau Artillerie-Generalin von Wulff, als einer
Schwester der Frau von Stein auszahlen abzuliefern, welche das ausgemachte
Geld auszahlen soll, und mir die Fracht und etwaige übrige Unkosten melden,
damit ich den Rest von dem hier liegenden Geld für Sie der alten Lindnerinn
abgeben kann.
Weil Me Pelet allem Verdacht eines Eigennutzes zuvorkommen wollte:
so hab ich für Sie den Brief beantworten müßen, und hänge in Ansehung
des Einpackens vom Friedrich im Kanterschen Buchladen ab. Dies ist mein
Gewinn bey dem Handel. Wünsche daß Sie keinen Verdruß bey Ablieferung
haben mögen.
Wenigstens habe der gnädigen Frau zu verstehen gegeben, daß der
Affectionswerth nicht von Seiten der zufälligen Besitzerinn, welche eine 80jährige
kümmerliche Stiftswitwe wäre, sondern der Familie geschätzt werden möchte.
Am Pfingsttage setzte mich eben hin um Ihre Einl. nach Weimar zu
befördern, als ich bereits Antwort nebst der ganzen heil. Familie in Silhouetten
erhielt und mit einem Geschmack, den man hier zu Lande nirgends findt.
Alles in Lebensgröße. Mit Gottes Hülfe sollen Sie es Selbst zu sehen
bekommen. Die Mutter sitzt auf einem Stuhl u hat den jüngsten Sohn auf
dem Schooß der eine Puppe mit einem Reuter vor sich hat. Der Vater steht
hinterm Stuhl. Der älteste hat einen Maykäfer am Faden, mein Pathchen
einen Schmetterling gefangen, nach dem der Dritte mit einer Flinte lüstern ist.
Kurz ist eine lebende und redende Gruppe.
Das Buch Chevilah ist nun auch herausgebracht. Es ist nichts als ein
ziemlich gemeines Werk welches Sie vermuthlich auch in Ihrer Sammlung
besitzen werden. Des R. Meir Aldabi Hispani
Semitae fidei
שׁבילי אמונה– durch eine französische Orthographie hat das Wort Schebileh in
Chevilah verwandelt werden können, und wie
Ziehen
in diesem alten Tröster
die hieroglyphische Sprache hat entdecken können begreif ich nicht.
Biß dato haben weder Kant noch ich den Anfang u das Ende des Abdrucks
erhalten; unterdeßen schon Exemplaria genug hier sind u verkauft werden.
Wie Spener auf einmal untreu wird, versteh ich auch nicht. Daß Kant ein
wenig unzufrieden ist, läßt sich leicht erachten.
Beaumarchais habe weder selbst bisher ansehen, noch jemanden
vorschlagen können. Gleich nach verrichteter Revue werde an HE v. Auerswald
schreiben wegen Buffon.Bitte die versprochene Silhouette nicht zu vergeßen. Charactere teutscher
Dichter u Prosaisten in 2 Bänden bey Voss habe heute durchgelaufen. Die
Vermuthung Bahrdt für den Verf. zu halten scheint mir nicht ungegründet.
Weder Er steht wenigstens nicht drinnen. Ich bin als Kontrolleur auch
controllirt.Ehe dieser Brief ankomt, erhalten Sie wol noch einen über der Post. Muß
in der Eil diesen Brief fertig halten, im Fall der Fuhrmann käme. Leben Sie
mit den Ihrigen wohl; und Gott empfohlen von Ihrem alten Freunde
JGHamann.Vermerk von Hartknoch:Empf d. 25 Jun 1781.Kgsberg den 19 Junius 81.auf der
Loge
.Herzlich geliebtester Freund,
Weder HE Prof. Kant noch ich haben bis dato den Rest der Bogen erhalten.
Ich habe ersteren am Sonntag vor 8 Tagen besucht und er schien etwas
unzufrieden zu seyn, wiewol er so billig war den ersten Verzug des Speners
mit den Meßgeschäften zu entschuldigen. Da ich nicht vermuthen kann, daß
er etwas erhalten seit der Zeit und ich ausgeschloßen seyn sollte; ich aber
bis zum Anfang des Jahrmarkts gewartet: so seh ich es für nöthig u zuträgl.
an Ihnen zu melden. Der Verf. scheint wegen des DedicationsExemplars
ein wenig verlegen zu seyn, wird aber wol vermuthl. deshalb schon selbst
nach Berl. geschrieben haben. Was meinen Rest anbetrifft: so käme selbiger
zeitig gnug nach über Riga hieher um mein bisher defectes Exemplar zu
ergänzen, das mir sonst unnütz bleiben würde. Ich habe aus Speners höfl.
Anschreiben auch vermuthet daß er meine Neugierde in Ansehung der
Humischen Uebersetzung und des Uebersetzers befriedigen würde: weiß aber auch
noch nichts. Wahrscheinlich ist es wol nunmehr nicht, daß selbige
herausgekommen wie es sich bisweilen fügt extra Catalogum, deßen Innhalt nicht
immer zuverläßig ist. Haben Sie an Weygand etwa zu schreiben; so wünscht
ich wol, daß Sie eine Anfrage an ihn selbst thäten: warum selbige nicht
erschienen und ob sie nicht zu erwarten? wer der Uebersetzer und
worinn
seine
Beylagen bestanden haben würden
. Die Werke des Beaumarchais haben
mir ungemein Vergnügen gemacht und das Geld dafür liegt fertig. Wegen
des Buffons muß erst schreiben, der sich nach der Revue wol selbst melden
wird. Wie es heist ist HE v. Auerswald Adjutant geworden und wird also
kaum herkommen können die Ingenieurübungen fortzusetzen. Sein Regiment
steht in Bartenstein und ich theils in unmittelbarer Verbindung mit ihm theils
in mittelbarer durch Prof. Kraus.
Wegen des Portraits befriedigen Sie mich doch bald, ob die Sache ohne
Weitläuftigkeit abgemacht worden. Des seel. Prof. Diedrichs Bibliothek wird
auf seines Vaters Ordre eingepackt und fortgeschickt werden. Der Braten ist
uns also entgangen.
Wir haben heute ein Gewitter gehabt, wünschen uns geseegnete Fortsetzung
deßelben. Wie gehts mit Ihrer Brunnenkur? Werde die
Qveckenkur
anfangen, wozu mir Herder Appetit gemacht, und die ihm große Dienste gethan
bey einem schweren Zufall. Alles was ich von den hiesigen Subscriptionen
auf K. Kritik geschrieben ist akademischer Wind; so viel wahr daß der
Kantersche Buchladen 50 bestellt. Man hört aber noch nichts von der neuen
Unternehmer Ankunft; wiewol Dengel auf die Woche wie es heist erwartet wird
u Wagner erst künftigen Monath.
Erfreuen Sie mich mit guten Nachrichten von Ihrer Gesundheit. Gott
seegne Ihr ganzes Haus, die nahen und fernen. Ich bin samt den Meinigen
Ihr alter ergebenster Freund und Diener
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:Herrn / Herrn Hartknoch / Buchführer / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsb Empfang den 15 Juny 1781.Kgsb. den 22 Jul. Dom. VI. p Trin. 81.HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Vorigen Montag wurde durch eine Einlage von Hartknoch erfreut, – es
war Ihr lieber Brief vom 17 April. Ich glaubte schon von Ihnen vergeßen
oder aufgegeben zu seyn, und wuste selbst nicht, ob nicht die Schuld an mir
läge – daß Sie wenigstens einer so unfruchtbaren Freundschaft überdrüßig
geworden – und was der
Verkläger unserer Brüder
, der in keines Busen
schläft, uns in Ohr raunt. Der Tod unsers
Diedrichs
hat mich bisweilen
an Sie erinnert, ich weiß aber nicht, ob Sie nicht bey dem Tausch zu viel
verloren hätten. D. Köhler, der Uebersetzer des Phädon ist hier, weiß aber
noch nichts von ihm, habe auch wenig Anlaß mich um ihn zu bekümmern.
Ich wollte nur soviel sagen, daß ich mich bey dieser Gelegenheit Ihrer oft
erinnert habe. Desto gewißer ist es leider, daß ich Ihr Päck nicht erhalten,
und eine Ahndung von dem Verlust deßelben immer gehabt, alle nöthige
Erkundigungen deßhalb eingezogen aber vergebens. Von Ihrer Schrift über
die Fragmente weiß weiter kein Wort, als was
Döderlein
, wo ich nicht irre
anführt. Um die platonische Uebersetzung, wenn ich mich recht besinne, hab
ich gebeten – Das
Hohelied
sah ich als eine Schuld an, da Sie so gütig
gewesen mir den
Prediger
zu verehren. Wundern Sie sich nicht, daß mir keine
von Ihren Schriften, nicht einmal zu Gesichte gekommen, ohngeachtet meine
οξυπεινια oder Hundshunger. Der litterarische Brodtkorb hat hier Jahre lang
für mich sehr hoch gehangen, da Kanter lange nicht die Meße besucht, und
ich mit dem Hartungschen Laden in keiner Verbindung stehe noch stehen mag,
auch selbiger sehr kümmerlich versorgt gewesen. Ersterer ist nun an
Wagner
und
Dengel
verkauft, von denen ich mehr Gefälligkeit in Ansehung zufälliger
Commißionen erwarte. Hartknochs Krankheit ist Ihnen bekannt, und daß
mein alter Freund Hintz auch schon lange nicht die Meße besucht, u gar
gegenwärtig hofmeistert. Hinc illae lacrumae: Wenn also mein letztes Epistolium,vom August 79 gewesen, wie Sie versichern; so hab ich immer auf Antwort
und Erfüllung meiner Bitten u Erwartungen gelauert. Geschämt hab ich mich
auch in petto einen Westphälischen Schinken nach dem andern von Ihnen
zu verzehren, ohngeachtet ich nichts als kleine Bratwürste dagegen werfen
kann. Meine äußerliche und innerliche Lage ist Ihnen zum Theil auch kein
Geheimnis und also gnug zu meiner Rechtfertigung. Bitte aber von
Neuen
und
wiederholentlich
sich doch alle Mühe zu geben wegen des verlornen
Päckchens, ob es nicht möglich ist selbiges aufzutreiben. Im Hartungschen Laden
hab mich schon erkundigt, der auch ein Weimarsches nach Morungen bestimmtes
Päckchen das blos an mich addressirt war, erbrochen in seinemim Laden
umtreiben laßen, ohngeachtet die Leute immer Geschäfte im Packhofe und
Licent haben. Eine Unverschämtheit u Unordnung, die man sich kaum
vorstellen kann. Noch bey dieser Meße hab ich meinen Unstern mit diesem Laden
erlebt, da ich die erste Lieferung von Schellenbergs Kupfern erhalte anstatt
der 2ten, das Geld baar vorschieße, und erst hernach des Irrthums gewahr
werde. Bitte also sich an
Hartknoch
, oder
Wagner u Dengel
zu halten.
Wenn ich nur wüste, an welchen Buchführer und durch welchen das Päckchen
bestellt wäre, so würde ich durch diese auf die Spur zu kommen suchen. Helfen
Sie mir doch so gut Sie können, zu meinem Eigentum, ich bin so gegen
Monumenta der Freundschaft ziemlich
gewißenhaft
und fast
peinlich
nichts
davon zu verlieren. Mit meinem Lesen hat es überhaupt eine eigene
Bewandnis. Ich
genieße ein Buch
, solang ich es in der Hand habe, laße mir wenig
Zeit in das
Einzelne
einzugehen, und begnüge bey den meisten an dem
dunkeln Eindruck, den das
Ganze
in mir macht oder zurückläßt. Hiezu kommen
noch jene Lücken im Zusammenhange, wegen oben angeführter Umstände,
da ich so manches nicht habe auftreiben können wegen des hiesigen Mangels
und der schon gemeldten Theurung. Basedows Urkunde habe stante pedeoder sedens in telonio gelesen, aber einzeln ohne die dazu gehörige Schriften.
Semlers Lebenslauf, seine theol. Briefe sein Zwist mit unserm Lavater
sind mir gänzlich unbekannt. Zu meiner Schande kenne ich den Mann nicht
weiter als aus seinem Geschmier über den Kanon, und aus seiner
beßern
Widerlegung der Fragmente, die mir nicht so schlecht vorkommt wie andern.
Lernen läst sich immer von ihm, aber zu verlaßen auf ihn hab ich niemals
Neigung gehabt. Wegen des
Doctor angelicus
, muß ich Ihnen noch melden,
daß ich 2 Tomos vom S. Thomas Aquinas liegen habe wegen seiner Politik,
worinn ihn der heil. Helvetius für einen Vorläufer des Machiavels erklärt.
Die von ihm angeführten Stellen sind so stark, daß ich Lust bekommen habe
den Wust selbst ein wenig durch zu wühlen.
Am Geburtstage des Königs fiel es mir ein die Oeuvres des Voltairedurchzugehen und ich wurde mit dem 54 Theil am Palmensonntage fertig.
Voriges Jahr habe Luthers Schriften nach meiner alten defecten Jenaischen
Ausgabe zu Ende gebracht, war auch willens die Walchische durchzugehen –
Von seinen neul.
herausgekommenen Briefen
auch noch nichts gesehen.
Im vorigen August, als am 50sten Geburtsmonathe meines mühseel.
Lebens wurde mit der Humischen Uebersetzung fertig, biethe selbige dem
Hartknoch an. Sie zur Michaelismeße zu liefern war es zu spät. Er ersucht
mich also wenigstens die Ausgabe bekannt zu machen. Im Michaeliskatalog
finde ich eine andere Uebersetzung angemeldet mit einer Beil. der dahin
gehörigen Schriften. Dies machte meinen Verleger bedenklich, und es war
mir lieb der letzten Hand überhoben zu seyn. Mein Bewegungsgrund war
ein Augenmerk auf die freymüthigen Betrachtungen meines alten
Beichtvaters Hephästion-Stark. Ich war einer der ersten Leser hier auf eine sehr
zufällige Art und erhielt selbige ganz feucht aus der Preße, ohne selbige dem
rechtschuldigen Verfaßer zugetraut zu haben. Aus einer
blinden Ahndung
war ich über das Geschwätz von natürl. Religionswahrheiten aufgebracht.
Hume sollte eine Antwort auf diese Voraussetzung seyn. Gestern habe an
Weygand unbekannter Weise geschrieben u mir eine Erklärung ausgebeten,
ob seine versprochene Uebersetzung auskommen wird, ob er mir den Namen
des Uebersetzers u eine Anzeige der Schriften die zur Beyl. dienen sollten
anzeigen kann; weil ich nicht eher an meine Arbeit Hand anlegen werde, biß
ich jene Erklärung von ihm erhalte. Die Ankündigung im Mercur geschah
zu spät, weil schon alles beym Meßkatalog bey Seite gelegt war. Daran
hängt also die ganze Sache. Unterdeßen hoff ich eher zu gewinnen durch diesen
Verzug. Mein alter Freund und Gönner Prof. Kant schickt mir heute ein
gebunden Exemplar seiner Kritik zum Frühstück. Ich bin eben so sehr vor
Hume’s und Kant’s Meynung als wider beyde. Einer ergänzt den andern;
es ist also ein compendium meiner ökonomischen Autorschaft gegen den
irrenden Ritter und seinen Schildträger das Speer anzulegen – wenn mir der
Kützel nicht vergeht.
Ich freue mich zum voraus auf den künftigen Anhang zur Zend-Avesta.
Ist mein Freund Hartknoch Verleger, so laßen Sie ihn nur sorgen für meinen
Antheil. Ich habe mit keinem Aufschluß diese Urkunde bisher lesen können,
wenn ich Ihnen die Wahrheit sagen soll. Es hat mir immer an Datis gefehlt,
an
Sproßen
um jene fastigia und puncta liuidiora zu erreichen, die Sie
und mein Gevatter darinn entdeckt haben. Es geht mir überhaupt beym
Lesen, daß ich nichts durch Gehör allein verstehe, ohne selbst zu sehen was ich
lese, und eben so wenig zu dictiren im stande bin; und denn gehört der
Augenblick
dazu, der nicht in unserer Gewalt ist.
Den
vierten
Band vom christl. Magazin hab erst vorige Woche in die
Hände bekommen können, und aus unsers Pf. Recension der freym.
Betrachtungen sehr neugierig gemacht selbige noch einmal cum grano salis, nicht
im Fluge sondern wie ein Buchstabierschütze zu lesen, welches so meine Absicht
in Beziehung des Hume gewesen wäre und hätte seyn müßen, weil ich den
ersten Eindrücken niemals traue, auch nicht einmal der 2 und 3 Auflage
derselben. Für unsern Horizont hier ist das Werk zu
kostbar
– und unser
Geschmack in Sprache und Handlung verhält sich wie die sieben Hügel unserer
gebückten und erniedrigten Königsburg gegen jene Alpen. Bey aller herzlichen
Neigung für die Schweitz und ihre Aussichten nach dem gelobten Lande, kann
ich mich kaum in Gedanken ohne Schwindel und physischen Taumel aus
meiner leimernen Hütte und meinem Schauthal auf die dortigen Zinnen
wagen. L. u P. sind für mich verehrungswürdige Männer, von
großen
Talenten
und
unermüdeten Wuchergeist
, wobey kleine errores in calculounvermeidlich sind. Armuth des Geistes – Ruhe der Seele – und die göttlich
schönen Pflichten der Dunkelheit sind am angemeßensten einem solchen an
geflügelten Worten, Gänsekielen und gemeinschaftlichen Organo des inneren
Sinnes gelähmten und verstümmelten εκτρωματι der neusten Litteratur.
Meine
vis inertiae
und mein
oekonomisches
Intereße
legen mir die
Thätigkeit eines Zuschauers
im Sorgstul auf. Meine Verbindung mit der
Schweitz ist also fast ganz auf den einzigen H. eingeschränkt, als den jüngsten
meiner dortigen Freunde.
Unter den neuesten Schriften die ich gelesen, haben zwey vorzügl. meine
Aufmerksamkeit rege gemacht. Die
Apologie der Apokal
. und die
kritische
Geschichte des Chiliasmus
; wünschte von beyden den Verf. zu wißen.
Ohngeachtet des Semlerischen Sauerteigs im letztern und
des Anscheins
den von Reimarus abgerißenen Faden neu angezettelt und weiter
ausgeführtsponnen zu haben
bleibt es mir immer eine merkwürdige
SchriftKüttner in Mitau soll Verf. der
Charactere
und Wezel der scharfsinnigen
Abhandl. über Sprache p der Deutschen seyn. Die Briefe über das
Christentum u die Freymäurer. sind ziemlich local, von dem hiesigen reformirten
Prediger am Waysenhause, Lauwitz, der ein vertrauter Freund unsers jetzigen
Oberhofprediger Schultz ist, seines ehmaligen Halbbruders am Weinberge.
Seine
Armenpredigt
, die erste von den hiesigen, die gedruckt worden, hat
mir beßer gefallen.
Mit meinem kleinen Michel wiederhole jetzt zum fünften mal das N. T.
hoffe auch die Bereschit vor seinem 12ten Jahr zu Ende zu kommen. Nach
durchgelaufener Odyssée sind wir jetzt in der Iliade. Terenz ist unser Avtor im
lateinschen, und zum Feierabend dient Locke’s Essay on Criticism. Seine
Bestimmung ist den Buchhandel bey Hartknoch auszulernen – oder auch
Medicin zu studieren; wie Gott will, von dem Leben und Seegen abhängt.
Ohne eine
Frau
zu haben, – leider! – bin ich Gottlob! ein Vater von 4
Kindern, die wenigstens gesund sind und mir eben so viel
Hofnung
als
Seegen
machen.
Es ist nicht gut daß der Mensch allein sey
– und noch sinnlicher
steht es in Ihrem Prediger Salomo. Wünsche also von Grund des Herzens
daß es auch bald bey Ihnen vom Rath zur That kommen möge. Ich werde
gewiß nicht der letzte seyn an Ihrem Glück Theil zu nehmen, und ersterbe Ihr
verpflichtester und ergebenster Freund und Diener.
Johann Georg HamannMein lieber Gevatter und Landsmann wird vermuthl. meiner Bitte u
Besorgung gemäß, die beyden Scherflein zu rechter Zeit Ihnen zugefertigt
haben. Leben Sie wohl u erfreuen mich bald mit der Nachricht des
widergefundenen.
Adresse mit Siegelrest:Herrn / Herrn / Kleuker, / Rector am Gymnasium / zu /
Osnabrück
.
Vermerk von Kleuker:den 22sten Jul. 81.
Hamann
22 Jul. 81.– Die Anzeige von la Verité retablie im 1 Band christl. Mag. hat mich so
unruhig nach dem Werke gemacht, daß ich beinahe Lav. darum angesprochen.
Auch diese Neugierde ist befriedigt, u. leider hängt unser Urtheil von einem
Augenblick
, von einem mehrentheils willkührl.
Gesichtspunkt
ab, daß ich
fast an allen menschlichen Urtheilen verzage, oder sie wie Majestätsrechte
betrachte, u. mit dem Erzvater Joseph sagen möchte:
Auslegen
u.
Urtheilen
gehört Gott zu. – –
Das kleine Bändchen Kasualpredigten von
Felix Waser
hat mir eine
angenehme Stunde gemacht. –
Die
hierophantischen Briefe
betrafen eine Disputation des D. Stark de
reliquiis Gentilismi, davon er die Fortsezung schuldig geblieben wie von
seinem Hephästion. Die in fronte angeführte Stelle bezieht sich auf die
Vorrede zum Abregé der KGeschichte des Fleury, welche man dem Philosophen
von Sanssouci zuschreibt.
– Ich wünschte sehr gern, Kaufmanns GeburtsJahr zu wißen, etc. etc.Vergeben Sie es mir, daß ich so kleinfügige Bitten an Sie thue. Ich liebe
meinen Heerd – u. über die
Götter hier
! wie jener Philosoph von seiner
Küche sagte – vergeß ich Publikum u. alle Erscheinungen außerhalb. Sagt
nicht auch die Schrift:
das Himmelreich ist in uns
? Wenn Seine Zukunft
gleich einem Diebe in der Nacht seyn wird: so vermögen weder politische
Authentiken noch prophetische Chronologien Tag zu machen, u. menschlich
zu reden, wer diesen Dieb
verräth
, kann sich wenigstens für solche hohe
Offenbarungen gewiß auf Satans Maulschellen Rechnung machen – u. das ist
nicht Jedermanns Ding. Unter dessen Schildwachen u. Nachtwächter ihre
Pflicht thun, wünsch ich mir u. meinen Kindern einen gesunden festen Schlaf mit
dem Zusatz der Sulamith in petto: aber mein Herz wacht. Diese Wachsamkeit
des Herzens ist vielleicht eine Tugend, der wir uns eben so wenig bewußt seyn
können, als des Pulsschlages u. des Lebens im Schlafe u. die der allein kennt,
der sie würkt u. in uns schafft – der stillen Ruhe ähnlicher als dem Lermblasen.
Auch in Ansehung unserer Erkenntnisse u. Einsichten ist ein bescheidner Theil der
Armuth u. dem Reichthum vorzuziehen.
– Mir kommt es kaum möglich vor, daß
Zweifel
in
Verzweifelung
ausarten kann – aber Vorwitz desto eher. Zweifel läßt immer etwas männliche
Stärke; wie Vorwitz weibliche Schwäche muthmassen. Zweifel ist auch kein
Unglaube; aber Vorwiz kann eine Folge desselben bereits seyn.
Kgsberg den 5 Aug. Dom VIII. p. Tr.Mein liebster bester Freund,
Gestern Abend habe einen kleinen Schmauß gegeben, den ein junger
liebenswürdiger HE von Hogendorp veranlaßte; welcher mir von unserm
Landsmann dem Berl. Kapellmeister empfohlen war. Er sein Bruder ein
Lieutenant bey hiesigem Grenadier Bataillon, noch ein alter Bekannter vom
Militairstande HE. von Auerswald, und ein gantz neuer do deßen italienischen
Namen ich noch nicht zu schreiben weiß – der aber ein Landsmann des letzten
Pabsts seel. Andenken u ein halber Hausgenoße von Mylord Marechalgewesen wie gegenwärtig vom Kayserlingschen Hause, nebst Prof. Kraus –
Kreutzfeld lebt auf dem Lande bey seinem Halbbruder, Schulmeister in
Neuhausen – wir schmausten in unserer Laube, der Abend war herrlich – zum
Pfeifchen kam mein Nachbar, der Director und ich anticipirten in Gedanken
unsere sämtlichen Geburtstage – Denn die rechte Feyer eines jegl. dörfte
vermuthlich mehr im Geist als nach dem Fleisch geschehen. Ein Gericht Fische,
das allen wol behagte, ein guter Kalbsbraten, und eine geräucherte Zunge,
die aber nicht berührt wurde – und 2 Bouteillen Bischof war die ganze
Herrlichkeit. Hogendorp ist diesen Sommer auch von Gevatter Claudius in
Gesellschaft der Haugwitzischen Familie – aber mit Champagner bewirthet worden;
ist Page beym Prinzen Heinrich gewesen, in seinem 19ten Jahr ein Liebhaber
der lateinschen, griechischen, engl. p Sprachen – und ein schönes,
hoffnungsvolles p Gewächs, geht nach Holland, wo seine trefl. Mutter im Haag lebt
und sein Vater als Lid van het zeeuwsch en Batavianisch Genoottschap ist
Verf. einer Sophronisba, of de gelukkige Moeder Rotterd. 780. und noch einer
andern Schrift die Behandl. der Sclaven betreffend – Sollte er nach W. kommen:
so werden Sie ihn persönl. kennen lernen. Er geht in holländische Dienste –Unser Kr. R. Hippel ist auch vorgestern nach Berl. abgegangen mit
Aussichten einer ähnl. Excursion in Ihre Fluren; in welchem Fall er mir
versprochen Sie auch von mir zu grüßen; wiewol die lieben Politici weder Sclaven
noch Herren ihresr Wortse sind.
Ehe ichs vergeße, muß ich Ihnen meinen Dank für die Qveckencur
abstatten, zu der Sie mir Appetit gemacht, u die mir so herrliche Dienste gethan,
daß jetzt mein alter Schaden völlig heil geworden und ich ein gantz neues s. v.Gesäß bekommenDer neue Buchladen ist eröfnet, und ich habe Dängel Handgeld gegeben
für eine Vorschrift meinem Hans Michel zum Besten, dem Wagner aber einen
runden Thaler für den 1. Band der Bayerschen Akademie wegen Ihrer beyden
Preisschriften die ich mit vielem Vergnügen gelesen und deren Uebersendung
ich Ihnen nicht zumuthen wollte. Dafür bestelle aber zum voraus die
Klaglieder
, wovon Sie eher ein Exemplar sich als Vorredner bedingen können –
und erwarte selbige zu seiner Zeit.
Unter den Neuigkeiten so ich gelesen, steht die Apologie der Apokalypse,
die kritische Geschichte des Chiliasmus, deren Verf. ich gern wißen möchte
u die Apologie der Vernunft gegen Seiler oben an.
Heute
des Arnoldi
1 Beytrag zur Kritik u Exegetik des A. T. durchgelaufen, mancherley daraus
kennen gelernt. S. 105 bey dem Gegensatz der Salomonischen Simplicität
mit der studierten Dunkelheit eines H****** ein wenig gestutzt, an Sie und
mich gedacht, unterdeßen mir
mehr
gewünscht von diesem facundo nepotedes seel. Schultens; auch Lowths Jesaias zu lesen den Anfang gemacht u die
Einl. zu Ende gebracht.
Gestern den 3ten Theil von
Malebranche
Recherche zu Ende gebracht,
als
eine Qvelle der Humischen Philosophie
, wie
Berkly
, deßen ersten
Theil nebst Beattie 2 Bänden auch durchlaufen.
Heute vor 14 Tagen erhielte in der Morgenstunde ein gebunden Exemplar
von Kant, die Form bezahlte dem Ueberbringer an Biergeld u die Materie
bleibe Hartknoch schuldig. Den 1 Julii entwarf eine Recension en gros, habe
selbige aber ad Acta reponirt, weil ich dem Autor als einem alten Freunde
und ich muß fast sagen, Wohlthäter, weil ich ihm fast gänzl. meinen ersten
Posten zu danken habe, nicht gern vor dem Kopf stoßen möchte. Sollte
aber meine Humische Uebersetzung das Licht dieser Welt erblicken, so werde
kein Blatt vors Maul nehmen, sondern sagen was ich alsdenn denken
werde.
An Weygand habe selbst geschrieben, der aber in Holland seyn soll, um
zu wißen ob seine angekündigte Uebersetzung unterdrückt ist und worinn die
Beyl
. bestanden. Im Breitkopfs Magazin wovon ich aber nur 7 Stücke
gesehen habe Remarks on Mr Hume’s Dialogues by Th. Hayter und
Priestley Letters to a philosophical Unbeliever gefunden. Wißen Sie
mehr, so bitte mir die Titel mitzutheilen.
Sonst liegen noch 2 Folianten des heil. Thomas Aquinas, deßen Politik
zu lesen mir Helvetius Lust gemacht, der ihn einen vortrefl. Commentatordes Machiavels nennt, la vie privée de Louis XV. Tom 2. und du Theatre
ou nouvel Essay sur l’Art Dramatique Amsterd. 773. zur Hand den ich auch
heut zu lesen angefangen, weil man mir ihn als ein Meisterstück des
gallicanischen Geschmacks empfohlen. Mir scheint es wahrscheinl. daß MercierVerf. davon ist. Zu viel Wortgepränge und mehr Geschrey als Wolle. Bey
einer solchen Diät als leider! meine Lecture ist, läst sich wenig von gesunden
Säften versprechen – und das ganze Drama meiner Autorschaft scheint auch
wirklich einem καθαρκτικῳa priori u posteriori, in der Transcendental
sSprache zu reden, am allerähnlichsten zu seyn.
Daß ein Trompeter von der Garde einen Thurm in Berl. der 21/2 Tonnen
Goldes kostet, bey seiner Reveil über den Haufen geblasen, hat im gestrigen
Blättchen gestanden.
Daß die Charactere, worinn wir beyde auch figuriren, von Küttner sind,
wird Ihnen vielleicht auch schon bekannt seyn. Wetzels Schrift über Sprache pder Teutschen läst sich artig lesen. Mösers ist noch nicht hier. Moritz hat uns
gar eine Sprachlehre für die Damen angekündigt. Meiner u Adelung habe
mir vorgenommen mit mehr Muße zu widerholen; des letzten Sprachlehre
scheint gegen das Ende ein wenig zu leicht ausgearbeitet zu seyn. Von Heineke
wünschte mir vorzügl. eine Fortsetzung seiner Briefe. Die paar Bogen über
die Fehler in Auslernung der Stummgebornen nehmen mich immer mehr
für ihn ein und seine Beobachtungen sind wichtiger für mich als die
sinnreichsten Hypothesen.
Monboddo’s oder wie er heist habe in einem Umschlag des Göttingschen
Magazins angeführt gefunden u wünschte sehr daß Sie das Werk näher
kennen lernen möchten, besonders da es in Deutschland zu haben ist.
Was ist Ihr
Musäus
für ein Mann, der jüngst für den wahren Verf. der
physiognomischen Reisen proclamirt worden? In Ansehung der Chevilah bin
ich noch nicht um ein Haar weiter. Die Nachricht des Gruners verräth die
gröste Einfalt u Unwißenheit. Zum Ueberfluß habe mir den Innhalt von den
Semitis Fidei geben laßen. Ich erwarte noch immer von Ihnen die
Entdeckung der rechten
Qvelle
, woran mir so viel gelegen ist. Mir ist es um nichts
als die
Urkunde Chevilah
zu thun, und zu wißen, worin sie besteht.
Dom. IX. den 12Nun, mein liebster bester Freund, eine ganze Woche lavirt, auf guten Wind
gelauert. Die Hitze scheint Nerven und Fibern ausgetrocknet zu haben.
Vorgestern ist der junge Hogendorp abgegangen, noch den Tag vorher bey
Kayserling in Gesellschaft des Prof Kant gespeist. Gottlob! Die Unruhe ist
auch vorbey. Meine Absicht war die vier Bauermargellen in einer feyerlichen
Standrede Ihrer verehrungswürdigen Hälfte zuzuführen, und etwas zur
Bemäntelung des ihnen anklebenden Erbfehlers einfließen zu laßen.
Gute
Seelen
und edle Herzen sind niemals weder zu streng noch zu eckel in
formalibus; und was ich hatte sagen
wollen
und
können
, wißen Sie und vielleicht
beßer als ich. Es geht mir beynahe wie der lieben Mutter Erde, welche
Sonne, Mond und Sterne auf- und untergehen sieht, aber sich selbst nicht von
der Stelle kommen – – Gott gebe, daß alles in Ihrem Hause desto beßer und
glücklicher gehen mag, und die kleine
Theodore
Freude und Leben unter
Eltern und Brüdern austheilen mag!
Kam eben Lauson zu mir, der mich sehr selten besucht, und saß ein
Halbstundchen im Garten. Kraus arbeitet noch an der zweiten Hälfte seiner
Disputation; pour la rareté du fait werde Ihnen ein Exemplar aufbewahren.
Köhler kenne noch nicht; hat aber den Ruf eines großen Geitzhalses, muß
daher vermuthl. Vermögen haben. Hat hier eine kl. Abhandl. bey unsern
Buchhändlern von Lesarten über den Codex oder Novellen anbringen wollen,
den Bogen à 2 #. Wagner scheint in das andere Extrem zu fallen,
überspannt den Preis seiner Waaren, und will alles reformiren à la Silhouette.Kanter hat freylich dieluxum und die generosité zu weit getrieben; wie sein
Nachfolger es vermuthl. in Ansehung der kaufmannischen Gerechtigkeit
thun wird.
Den Silhouetten fehlt es nicht an Ähnlichkeit. Pathchen ist nach dem
Leben, wie sie des Abends um 10 Uhr da saß. Die Künstlerinn ist eines
Buchdruckers Frau, Polkehnin. Sidow macht eine gute Erndte in Curland, und
wird sehr in Liefland erwartet. Melden Sie mir doch den Namen Ihres
dortigen Silhouetteurs, gegen deßen Figuren unsere Schattenriße sehr kahle
Dinger sind.
Hier herrscht rothe Ruhr und Dysenterie – Gottlob! in meinem Hause
befindt sich alles wol, und nach gleichen Nachrichten schmachte von Ihnen.
Kant ist willens einen populairen Auszug seiner Kritik auch für die Layen
auszugeben. Unter dem Haufen von gelehnten Büchern, die auf mich warten,
ist auch seine Theorie des Himmels. Der neue angebl. Planet scheint auch
dahin einzuschlagen. Graf Kayserling gab mir Fueßli
Waldmann
mit, den
ich gestern wider zurückgeschickt nebst meinem Urtheil, das er von mir
forderte. Die Sprache ist so schweitzerisch, und mit so viel D Stellen und Brocken
von Urkunden bespickt, daß man dort zu Hause gehören muß – und der Held
hat immer einen Geschichtschreiber verdient.
den 13 –Muste gestern meinen Kindern zu Gefallen ausgehen, sprach bey Pf. Fischeran, den ich in langer Zeit nicht gesehen, und von ihm das falsche Gerüchte
gehört, daß er auf ein 4 Wochen verreisen würde. Es sind nur so viel Tage
dazu bestimmt. Hätte gern selbst geschrieben – verspart seinen langen Brief,
den er im Schilde führt und empfiehlt sich ad interim. Von da muste bey
meinem Beichtvater ArchiDiac. Matthes ansprechen, weil diesen Monath
meine Andacht zu haben denke. Habe den
Hegelmaier
über die fr. Betr. mit
zu Hause gebracht.
Komt Kraus und geht – Erwarte den Lieut. von Bentevegni, mit dem das
Engl. gemeinschaftl. mit meinem Sohn fortsetzen will, auch vielleicht das
Griechische anfangen. Und so geht es wie im Taubenschlage, ab und zu.
Habe die histoire privée de Louis XV. zu Ende gebracht bis auf die Beyl.
des letzten Theils. Was für eine abscheul. Wirthschaft – Was für eine
allerchristlichste Majestät – und wovon hängt die Regierung gantzer Nationen und
Welttheile ab! Aus was für einem Teige besteht unsere Natur – und unter
welcher Kelter schwitzen schwitzt das menschl. Geschlecht!
Ich habe Ihre theol. Briefe zum dritten mal angefangen und bin bis zum
40sten gekommen – ohne bisher Blößen für unsere HE Kunstrichter entdeckt
zu haben – Besinne mich aber auch noch keine Urtheile über die ersten gelesen
zu haben Die beyden Gedichte S. 55 und 84 sind doch wol von Ihnen? Was
hat
Storr geschrieben
? Ihre beyde Abhandl. in der Bayerschen Gesellschaft
habenvon Römischkatholschen haben mir einen sehr vergnügten Sonnabend
gemacht, da selbige mir gantz zufällig bey einer großen Leere und Sehnsucht
in die Hände geriethen. Sie sind sich so unähnlich u der Ton einer jeden ist
dem Gegenstande so angemeßen, daß man sie eben so leicht für Eines als
verschiednen Autors Producte erkennt.
Ließ sich mein Nachbar der Director anmelden und ich hab den ganzen
Abend auf Kohlen geseßen ohne hören noch reden zu können; denn bey
meinem gegenwärtigen Alter scheint das Blut eben so in die Ohren als in die
Zunge zu schießen.
Es geht auf eilf und ich habe des Tages Last und Hitze getragen. Ich
umarme Sie also liebster bester Freund und Gevatter und wünsche nochmals
Ihrenunsere Geburtstage mit Wonne zu erleben. Alles aus unserm Herzen
und Munde dringe in Gottes Ohr! Alles was ich mir selbst und den meinigen
wünsche, erfülle Gott reichlicher und siebenfältig an Ihnen und Ihrem ganzen
Hause. Unter den herzlichsten Küßen und Umarmungen im Geist ersterbe Ihr
alter ergebenster und verpflichtester Diener
Landsmann, Gevatter und FreundJohann Georg H.Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von Ihrem Wohlbefinden
– auch vergeßen Sie nicht die
Chevila
. Mein faules Gesinde schläft bereits
und bey mir heißt es auch: wie gut wird sichs doch nach der Arbeit ruhn,
wie wohl wirds thun :,:Des / HErrn ReichsGrafen von Kayserling / Excellenz.
Ew Reichsgräflichen Excellence
habe die Ehre „Den Versuch die Sitten der alten Zürcher aus den Qvellen
zu erforschen“ mit tiefschuldigsten Dank abzuliefern. Dem Verfaßer scheint
es weder an Scharfsinn noch Laune zu fehlen; um aber selbige recht schätzen
zu können, gehört viel Kenntnis der einheimischen Gebräuche und
Verfaßungen, der dortigen Mundart, wie auch ihrer Archaismen, welche aus den alten
Urkunden allenthalben eingewebt sind, und mit einigen Neologismen z. E.
Pamphlets
S. 179 pp. übel abstechen. Für einen Leser, der dort nicht zu Hause
gehört, müßen manche treffende Schönheiten zu unbekannten Größen werden.
Ungeachtet aller dieser Nachtheile bleibt der Held noch immer interessant, so
wie die Zeichnung seiner Laufbahn vom Rothgerber-Handwerk an bis zur
unglücklichen Dictatur über die Hunde – für jeden Liebhaber der Geschichte
und Politik.
Der
Frau Gemalin Hochgräflichen Excellence
nehme mir die
Freyheit die Werke des Beaumarchais beyzulegen, und ersterbe mit der innigsten
Ehrfurcht
Ew Reichsgräflichen Excellence
unterthänigst ergebenster
Diener
den 121. Aug. 81.Johann Georg Hamann.Kgsb den 11 Aug 81.Herzlich geliebtester Freund,
Ihre letzte Einl Zuschr. den 16 pr. erhalten nebst Einl. von Kleuker, und
vom Prof. Kant ein gebunden Exemplar den 22 ej. Dom. VI. p. Tr. Bereits
den 1 Jul. eine Recension en gros fertig gehabt, aber reponirt, weil ich eine
ungl. Aufnahme besorgte. Nachtheilige Urtheile richten bisweilen mehr an
als vortheilhafte. Seyn Sie also wegen des Absatzes unbesorgt. Meine wenige
Verbindungen mit Gelehrten sind Ihnen bekannt. Bleiben Sie also Ihrem
System treu. Unsere neue Buchhandl. hat nur einige 20 Exempl. gehabt und
aus Berl. bereits noch einmal so viel bestellt, aber noch nicht angekommen.
Ob Hartung haben mag, weiß ich nicht.
An Weygand, der aber gegenwärtig in Holl. seyn soll, habe selbst
geschrieben unter Wagners Couvert, um seine Erklärung zu wißen, allenfalls den
Namen des Uebersetzers, am meisten aber worinn seine Beyl. bestanden hätten.
Sobald ich Antwort erhalte, gebe Ihnen Nachricht davon, und entschlüße
mich zur letzten Durchsicht der Handschrift und Ausarbeitung. Wenn es man
zur Ostermeße, so Gott will, fertig wird. Wir haben also noch Zeit. Gold
u Silber verlang ich nicht; wenn ich nur die Defecte meiner Bibl. ergänzen
kann. So viel zum praeambulo.Ohne mich noch für die Materie bedankt zu haben, denn für die Form des
Bandes habe mit dem Ueberbringer liquidirt, wünschte ich doch in die
Zukunft und bey beqvemer Gelegenheit mein defectes Exemplar ergänzt zu
sehen zu meinem privat Gebrauch, wozu das Dedications Exempl. zu schade
ist. Denn kommt es zur Ausgabe des Hume, so werde ich wie Sie leicht
erachten können,
Kants Kritik aller speculativen Theologie
, welche ein
Hauptstück seines Buchs ausmacht u vorzügl. ausgearbeitet ist, cum studio
et labore durchwühlen müßen, unterstreichen, marginiren u obelisiren.
Unsere Rechnung steht nunmehr wie folget:
Epoques = 7 fl.Histoire des Oiseaux 24 –Beaumarchais 12 Macht 43 fl. Hiervon an die Frau Cons. Räth. bezahlt den 19 Jul. 22 : 15 gl./für mich an kleinen Unkosten. Bleiben noch also 20 fl.15 gl. pr.Im Namen des HE v. Auerswald muß ich wider eine Anfrage thun; ob
es Ihnen mögl. nach Ihrer Beqvemlichkeit den 6 und 10. Theil der Eschenb.
Uebersetzung von Shakespear zu verschaffen?
Zu meinem eigenen Behuf erkundige ich mich, nach einer kleinen Brochüre,
welche den Titel führt: der
gerechte Momus
und in der Schweitz
ausgekommen, worinn eine Satyre auf unsern Herder stehen muß. Sollten Sie
selbige haben und sie ist der Mühe werth, so wünschte mir ein Exempl.
davon auf eine gute Gelegenheit aufzuheben u. den
Betrag
deßelben nebst
dem Preise des
Trappschen Sendschreiben an Semmler
, dafür ich Ihnen
auch noch schuldig bin, zu melden, damit ich die Summe von beyden zu Ihrem
Conto addiren kann.
Ich habe seit 14 Tagen angenehme Zerstreuungen gehabt durch den Besuch
den ein junger Herr
von Hogendorp
seinem ältern Bruder einem hiesigen
Lieutenant abgelegt. Er war an mich von KapellMeister Reichard addressirtu ist gestern wider abgegangen nach dem Haag, wo seine Mutter residirt.Sein Vater ist in Batavia und Schriftsteller, hat unter andern einen Roman
Sophronisbe geschrieben über die Inoculation, den ich nächstens erwarte.
Ein liebenswürdiger hoffnungsvoller Jüngling von 19 Jahren, der sein latein,
griechisch, engl. pp mit vielem Fortgange treibt.
Grüßen Sie HE Sidow, wenn er dort ankommt von deßen guten
Aufnahme in Curl. mir auch Mlle Stoltz Nachricht gegeben. Meine Silhouette
ist ihm nicht gerathen. Ich erwarte aber Ihr versprochenes; und will ihm bey
seiner Rückkunft lieber zum drittenmal sitzen.
Das Zettelchen an HE Toussaint ist sogl. an Me Courtan bestellt und weiter
abgegeben worden. Erinnern Sie doch unsern Freund Arndt, daß er mir noch
den
zweiten Theil
von seiner Uebersetzung der Verordnungen schuldig ist.
Kommen noch mehrere Theile heraus?
Melden Sie mir doch, von wem die Samml. der Sinngedichte herstamt,
davon der erste Theil in ihrem Verlage herausgekommen? Ich habe selbige
dieser Tagen zum erstenmal zu Gesichte gekommen, und wurde deswegen
befragt, ohne darauf antworten zu können.
Die Chevilah Emanah mag so ein gelehrtes Buch seyn als es will, so gehört
es nicht zur Frage von der hieroglyphischen Sprache. Hierüber bin ich
wenigstens zuverläßig versichert. Wenn in den Greifswalder Zeitungen nicht von
dieser
hieroglyphischen Qvelle
die Rede ist; so verlang ich von seinen
Prophezeyungen und astronomischen Grillen nichts zu wißen.
Kant redt von einem Auszuge seiner Kritik im populairen Geschmack, die er
für die Layen herauszugeben verspricht. Ich wünschte sehr, liebster Freund,
daß Sie sich nicht abschrecken ließen, wenigstens keine Gleichgültigkeit
gegen ihn merken ließen, und sich um seine fernere Autorschaft, soviel sich
thun läst, zu bekümmern schienen. Wenigstens ist er bona fide mit Ihnen zu
Werk gegangen und schmeichelt sich damit, daß je älter sein Werk werden,
desto mehr Leser finden wird. Der Zug von der Michaelismeße wird Ihnen
Licht geben und vielleicht Anlaß – auch etwa eine kleinere populairere
Schrift zu Ihrer Schadloshaltung von ihm zu erbitten, und ihn mit
reinem
Wein
zu berauschen oder aufzumuntern zu einem kleineren Werk Buch,
das mehr nach dem Geschmack des Publici ist; denn dies war zu abstract
und zu kostbar für den großen Haufen.
Wie gehts denn mit Ihrer Gesundheit? Die Qveckencur hat mir herrl.
Dienste gethan, und Herder ist ohne es zu wißen mein Artzt gewesen.
Sie und Wagner machen gemeinschaftliche Sache meinem Michel den
Buchhandel zu verleiden. Letzterer hat ihm auch mit vieler Begeisterung davon
abgerathen. Sein eigner Geschmack geht auf Medicin, in welchem Fall ich
sehr wünschte, daß er im stande wäre die Araber in dieser Wißenschaft zu
studieren. Herr von Hogendorp hat ihn im Baden initiirt.Dengel habe ich 2 fl. Handgeld gegeben für Wetzels Vorschriften und
Wagner einen runden Thaler für den ersten Theil der Bayerschen Schriften
der Herders Abhandl. enthält. Unter den neuen Sachen die ich
gelesen
, ist
die Apologie der Apokalypse, der Vernunft (gegen Seiler) und die kritische
Geschichte des Chiliasmus, deßen Autor ich gern wißen möchte, das
Vorzüglichste. Wezel soll Verf. der Schrift über Sprache p der Teutschen seyn.
Seit 8 Tagen einen Brief nach Weimar angefangen – Gehirn und KreuzHerz sind ganz ausgetrocknet. Ist unsers Landsmanns Andenken noch dort,
wie es sich gebührt? Was meynen Sie bey einer etwanigen Vacanzder
dortigen Ihrer Superintendentur – Wie verhält sich selbige zu seinem
gegenwärtigen Posten? Ich sehe weder Wahrscheinlichkeit noch Möglichkeit dorthin
zu kommen. Wie wär’s wenn er hier durchkommen müste. Antworten Sie
mir doch auf diesen Punct, den ich lange in petto gehabt. Seine dortige Lage
scheint eben nicht Wahl oder Willkühr, sondern ehe das Gegenteil zu seyn.
Legen Sie ihm also nichts zur Last.
Prof. Köhler den ich noch nicht kenn hat dem neuen Laden ein Mstangeboten und 2 # p Bogen gefordert. Es besteht aus lauter Lesarten einer
Novelle im Corp. Juris oder etwas ähnl. Natürlicher weise hat man nicht
die Kosten des Drucks dran wagen wollen, geschweige die Arbeit bezahlen,
die ohnehin nicht weither ist.
Vom Privatleben Ludw. XV. habe 3 Theile gelesen, – und erwarte heute
den 4ten. Der vorige ist zieml. langweilig. Die deutsche Uebersetzung blos
angesehen. Einige Chansons auf unsern Philosophen sind ausgelaßen, wie
ich bemerkt. In den Philippiques ist in der 2ten Ode ein Vers ausgelaßen,
und meine Handschrift hat auch noch einige Änderungen, worunter manche
beträchtl. sind. Weder mein geschriebenes noch das gedruckte sind complet.Soviel ist gewiß, und daß an dem Defect auch nicht viel eben gelegen ist.
Noch liegen 2 Folianten von des Heil. Thomas Aquinas Werken auf
meinem Tisch. – und des Lesens ist so viel, daß man Denken und Schreiben
darüber verlernt und beynahe vergißt.
Nicolai soll seinen Sohn nach Wien gebracht haben und die Uebersetzung
Louis XV. einem armen Mann zum Besten in Verlag genommen haben.
Der feine Druck empfielt sie eben so wenig, als die Portraits des Original.
Empfehlen Sie mich bestens Ihrer Frau Gemalin. Gott erhalte Sie und
alle die Ihrigen nach Herzenswunsch. Meinen verbindlichsten Gegengruß an
die beyde würdigen Halbbrüder.
Gehts Arndt wol? Kr R. Hippel ist den 3 nach Berl. gegangen, versprach
auch W. zu sehen. Ist Lenz noch in Peterb.? Ob ich ihm geantwortet, weiß
ich nicht. Einl. sind aber sogl. nach der Schweitz abgegangen.
Leben Sie wol und behalten Sie im treuen Andenken mich u die Meinigen.
Hänschen besucht einen Kranken, der sich den Arm zerbrochen und sein
Mitzuhörer im Hiob ist. Gegen meinen Geburtstag hoffen wir die Genesin zu
Ende zu bringen – im Engl. lesen wir Popens Essay on Criticism zum
andernmal. Das französische wird sich wol bis zum Herbst oder Winter
verziehen. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treuer Freund
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:Herrn / Herrn Hartknoch, / Buchhändler / zu / Riga.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in KönigsbergEmpf den 10 Aug 1781
beantw d 11 –HöchstzuEhrender HErr und Freund,
Bin Ihnen schon lange etwas mehr als ein Billet-doux schuldig, oder
als ein Postscript. Nunmehr kann ich es N nicht unterlaßen wenigstens
dies vacuumauszufüllen. Sie haben meinem Freunde bey Ihrem Auftrage
einen
guten Willen
zugetraut, und an dem hat es wenigstens bey uns beyden
nicht gefehlt, noch
daran
gelegen. Die öffentliche Ankündigung ist in den
hiesigen Zeitungen sogleich beym Empfang besorgt worden; aber in unsern
Gegenden herrscht eine große Kälte und Gleichgiltigkeit – und ein eben so
großer Mangel am neruo rerum gerundarum. Doch diese beyden Uebel sind
so
epidemisch
, daß es nicht der Mühe lohnt Beweise davon anzuführen.
Prof. Kreutzfeld ist überdem ein schwächlicher, schwindsüchtiger Mann und
meine Lebensart so lichtscheu und Maulwurf ähnlich, daß ich niemals weder
Geschick noch Glück zu dergl. Aufträgen gehabt habe und lieber, ohne als
mit Auftrag, mich intereßire. Daher ich Ihnen in petto gedankt, daß Sie
mich damit verschont. Wünschte, daß Sie in Curl. u Liefl. glücklicher
gewesen, wohin ich auch einen Wink gegeben, wiewol auch da meine
Verbindungen von keiner Bedeutung sind.
Da ich gegenwärtig mit meinem Sohn den Homer lese, und nichts als
ein Laye in dieser Sprache bin: so freu ich mich auf Ihre Arbeit und wünschte
besonders die Ausgabe Ihrer Erklärungen zu erleben, wozu Sie Hofnung
gemacht und wovon ich mich erinnere bereits Proben gelesen zu haben.
Was macht Herr Boie? Wo und wie lebt Er jetzt. Ich bin ihm noch eine
Antwort
schuldig
– weil ich gar nicht im stande gewesen bin Sein Verlangen
zu erfüllen., und ich mich in dem Falle befinde, wo auch der römische Kayser
sein Recht verliert. Empfehlen Sie mich bestens Seinem geneigten Andenken,
und melden Sie ihm wenigstens, daß ich auch meiner alten Schuld noch
eingedenk bin, Trotz meinem höchst unglücklichen Gedächtnis, das sich noch
schlechter, wie die Butter in gegenwärtiger Jahreszeit hält.
Bey aller langen Weile die mich qvält, und bey der ich von einem Buch
zum andern taumele, wie sie mir der Zufall in die Hände spielt, weiß ich
bisweilen nicht wo ich meine Zeit hernehmen soll mein Tagewerk zu bestreiten.
Das Lucubriren und früh aufzustehen verbietet mir mein Alter und meine
Schlafsucht, die mit jenem zu wachsen scheint.
Vergeben Sie mir, HöchstzuEhrender Herr und Freund, daß ich Sie so
treuherzig mit den Antithesen meiner Bedürfniße und Umstände unterhalte.
Ich habe heute meinen jährlichen Kirchengang gefeyert, und da ich diesen
ganzen Sommer noch nicht aus dem Thor gewesen, so bin in Gedanken
reisefertig eine nah liegende Papiermühle mit meinen 4 Kindern und ihrer
Mutter zu besuchen auf einen oder anderthalb Tage. Die molimina und
Entwürfe zu dieser großen Wallfahrt datiren sich seit Ostern her – von
meinem alten Freund und Gevatter, gewesenen Verleger und Lotterie-Director,
nunmehrigen Papiermüller, Schriftgießer und Erbherren von und zu
Trautenau Johann Jakob Kanter – deßen Bothschaft oder Fuhrwerk ich alle
Augenblick vermuthe.
Mög es Ihnen doch an
häuslichen Freuden
– und an heraklitischen
Erfahrungen ειναι και ενταυθα ΘΕΟΥΣ (: Freund Asmus Berichten zufolge
scheinen Ihre beyderseitige Kindelbiere ziemlich parallel zu laufen:) – nie
fehlen. Gott laße alles was er Ihnen bisher geschenkt und ferner schenken
wird, gedeyen zu Seiner Ehr und Ihrem Trost bey den Mühseeligkeiten des
Schul- und Autorstandes, denn unser Publicum besteht, wie das alte
Griechenland, gröstenteils aus Kindern., und aus einer Welt, die
betrogen seyn will
.
– – Haud mihi vita
Est opus hac – et Valeas –wenigstens gesunder und zufriedner als Ihr
ergebenster Freund und
Diener
Johann Georg Hamann.den 23. Aug.Voran geht ein Brief Kreutzfelds:Königsberg. den 21t Aug. 1781.Hochzuehrender Herr,
Die hier beiliegendeAssignation ist mir so klein und unbeträchtlich, daß ich auch
den geringsten Dank verbitte. Wenn ich statt dieser armseeligen zehn Pränumeranten,
ihrer hundert hätte gewinnen können, wie der Werth Ihres Werkes darauf Anspruch
machen kann, so hätte ich mich schon eher gerade an Sie gewandt, um Ihnen für den
ersten Auftrag zu danken, mit dem Sie mich vor einem Jahre beehrten. HE. Hamann
ist Zeuge, daß ich nicht aus Gleichgültigkeit die erste Subscription versäumt habe.
Einer von den widrigen Umständen war dieser, daß ich Ihre Zuschrift vom 23t Sept.
79 erst im Anfange des Febr. 80 durch den Buchhändl. Hartung erhielt.
Uebrigens muß ich Sie versichern, daß HE. Hamann, der sich Ihnen empfehlen
läßt, Freundschaft und Achtung für Sie hegt; und daß ich ebenfals Ihr
Wohlwollen zu verdienen wünsche, können Sie leicht, wenn Ihnen etwas daran gelegen
ist, von ihm selbst erfahren. Ihr ganz ergebensterKreuzfeld.Kgsb. den 25 Aug. 81.HöchstzuEhrender Herr Kapellmeister, Landsmann und Freund,
Heute ist meines lieben Gevatters-Orestes uns seines jüngsten Sohns in
Weimar doppelter Geburtstag, den ich nicht beßer zu feyren weiß, als mit
einem schriftlichen Denk- und Merkmal meines mir im Geist und Gemüth
immer gegenwärtigen Eindrucks und Einflußes Ihrer wolthätigen
Freundschaft, die mir – haec otia fecit, unter denen ich übermorgen mein 52stes
Jahr mit Gottes Hülfe antreten werde.
Ungeachtet des bisherigen Stillschweigens in Poesie und Prosa
, ist
unser Herz desto lauter, und der kleine Hayn Mamre ein Zeuge manches
hustenden und stammelnden Gesprächs auf Ihre Rechnung und Ihres
Innhalts – wie eine ausgeschüttete Salbe.
Der Nachtrag des Wandsbeckschen Steckbriefes sine die et consule hat
mir mehr Vergnügen gemacht, als wenn ich ihn damals erhalten hätte.
Nach
mehr als einem Kindelbier, das unser Asmus, wie seine eigene, aus
Otterndorf gemeldet, war es mir sehr willkommen endlich einmal zu erfahren, daß
der dasige Rector den 15 Julii Hochzeit gehalten, woran ich hätte zweifeln
können, weil der Referent bey der ersten Schwangerschaft sich eines
Kunstworts aus der Weidsprache bediente, woraus sich ein Verstoß gegen die
Kirchenpolicey hätte vermuthen laßen. Es ist mir um keine Nachfolger meines
Beyspiels zu thun, und ich ziehe den papistischen und herrnhutischen Süß- und
Sauerteig immer jener niederträchtigen Politik vor, durch Libertinismum die
edelste Fabrik zu entweyhen, worüber der eifersüchtige Monopolgeist
ausschlüßend walten sollte. Die unmittelbarste scheuslichste Folge von: qu’on
prie comme on veut – – zeigt sich wol am stärksten dort an der Qvelle.
Das Wort: HOMO sum – bleibt immer die schwerste Aufgabe, das tiefste
Rätsel für den sensum communem, besonders der Potentaten, die
von
Gottes Gnade
– und nun vollends durch das Verdienst und die Würdigkeit
ihrer Philosophie die letzte Oelung bekommen haben, und ebenso leichtsinnig,
wie Ruben, ihre
erste
verscherzen können, aus sophistischer Unwißenheit
jener alten Wahrheit und ihrer Cultur, die Menschheit als das allerhöchste
Product der Natur und das einzige Regale ihrer Majestät zu erkennen.
Von einem aufs andere, von der Einlage auf den noch angenehmern
Ueberbringer zu kommen: so ist es mir eine herzliche Freude gewesen, Ihnen,
HochzuEhrender Freund, diese Bekanntschaft auch schuldig zu seyn. Ich habe
ihn zwar nicht nach Verdienst und Würdigkeit unterhalten können, aber doch
mit aller meiner transcendentalen Laune genoßen, und mir seine in voller
Blüthe stehende und fruchtbringende Gesellschaft so schmecken laßen, daß
ich das Andenken davon durch den fast tägl. Umgang seines älteren HE
Bruders und deßen Fellow-student Lieut. von Bentevegni fortsetze und
beyde vielleicht – si Diis placet – zur engl. und griechischen Lectur zu
initiiren suche. Wünschen Sie Ihm eine glückliche Reise über Weimar – und bey
seiner Heimkunft der Sophronisbe p eingedenk zu seyn.
Bin fest entschloßen den nächsten Frühling wo nicht ein Gärtner zu werden,
doch Bäume zu pflanzen. Meine eigne Lese von den alten Stämmen die noch
übrig geblieben, giebt mir mehr Geschmack an Obst, als ich bisher gehabt.
HE D. Laubmeier hat mich auch schon mit seiner Frau und Söhnchen besucht,
und unser Misverständnis ist zu einemr freundschaftl. Vertraulichkeit
übergegangen. Bey so manchen Misverständnißen als Stampen, durch des
ehrlichen Bernouilli seins in der Trutenauschen Papiermühle, bin ich so
außerordentlich glücklich gewesen mir niemals einen Feind zugezogen zu
haben. Desto ärgerlicher für mich, Ihnen jetzt einen angeben zu müßen,
der ich weiß gar nicht unter welchem Verhältnis an Sie geschrieben haben
soll. Das ganze Mährchen besteht darinn:
Es war einmal ein NadlerMeister Brahl, der einige Gedichte in unsern
Zeitungen einrücken ließ, die mir gefielen. Er legte sein Handwerk nieder,
gab sich bey unserm FreyCorps an und wurde mir von nunmehrigen Abt
Penzel zugeführt. Seit dieser Epoche hab ich keinen Geschmack mehr an seiner
Muse finden können, und kein gutes Gedicht mehr von ihm gelesen. Obs
Vorurtheil von meiner Seite oder mit seinem Handwerk der Geist aus ihm
ausgefahren war, weiß ich nicht, weil ich mir weder eines musikalischen noch
poetischen Gehörs bewußt bin. Er begieng hierauf ohne mein Wißen und vor
seinem Kopf die Thorheit eine recht elende Sammlung, wie sie mir u andern
vorkam, einem großen Mann zuzueignen und auf
seine Kosten
drucken zu
laßen; ließ sichs noch mehr
kosten
, um den kleinsten Dienst zu erhaschen.
Weder diese Bescheidenheit sich mit dem
kleinsten Gehalt
zu begnügen, noch
die Mittel zu einem solchen Zweck, waren nach meinem Sinn; man machte
mich aber immer erst nach geschehener That zum Vertrauten. Hierauf kam
es zu einem sehr ungebührlichen Recensentenunfuge in unsern ärschlichen
Zeitungen, die den gelehrten Schwantz zum Kopf haben. – Ein sehr romanhaftes
Fieber hatte ihn auch befallen und ich wurde durch ein erdichtetes Billet, das
er in meinem Namen schrieb, zum unbekannten Verehrer seinesr nunmehr
leibhaften Muse creirt. Endlich wurde das ganze Geschwür, das ich lange
unter meiner Schlafmütze herumgetragen hatte, zum Ausbruche reif.
Den 2 huj. erschien unser
liebe
Prof. Politices
, als ein sehr seltenes
Phänomen, in meinem Hause, in Begleitung des
bel-esprit
surnumeraire
, und mutheten mir ein Empfehlungsschreiben an Sie zu, worauf ich
mit gutem Gewißen und aus Gründen nicht anders als
Nein
! sagen konnte,
und auf den ersten Nadelstich – gieng ich auf den Clienten mit meines
seeligen Vaters Scheermeßer und seiner Badwanne los – daß ich ihn und seinen
ganzen Kram seitdem nicht wieder in meinem Hause gesehen habe. Hinzu
kam, daß die GeneralAdm. ihm unmittelbar vorher einen Posten in Memel
angewiesen, den er muthwillig ausgeschlagen und man sich in dem deshalb
abgestatteten Berichte des lächerl. Vorwandes bedient, daß er sich nicht
überwinden könnte, den
Schoos seiner literarischen Freunde hier zu
verlaßen
, mit deren keinem ich meines Wißens in Verbindung stehe – und es
dürfte ihm eben so schwer werden zu mir als zu seinem ehrl. Handwerk
zurückzukehren, deßen goldnen Boden er aus Uebermuth ausgestoßen. Mein
Mährchen ist also zu Ende; aber der Köcher meines Briefes noch nicht
leer –
Wenn Ihnen, HöchstzuEhrender Freund, unser dirigirende Herr
Bürgermeister keinen Gruß von mir abgeliefert; so liegt die Schuld weder an meiner
deshalb genommenen Abrede, noch seinem geneigten Anerbieten und
Versprechen: sondern – vielleicht an den Zerstreuungen und schönen Aussichten
auf der großen Straße von Berlin nach Charlottenburg – oder in der habitudedie man sich in der großen Welt erwirbt mit Versprechungen einen
Actienhandel zu treiben, in welchem Fall ich ihn mit einem Scimus et hanc veniam
petimus damusque vicissim zu mahnen bitte.
Wünsche zu Ihrer Muße und neuen Residenz viel Glück und Heil, daß
Sie mit Ihrem ganzen Hause gesund und zufrieden, im sanften Joche der
Musen und Gratien – für sie und sich Seide spinnen mögen. Ohngeachtet
weder ein Virtuose noch Dilettante bin: so kann ich doch der Versuchung nicht
widerstehen, des prächtigen Lavaterschen Formats wegen, mir auch ein
Plätzchen für meine Vor- und Zunahmen und accreditirten Packhofverwalter-
Titel sub littera H. zu bedingen. Die baare Fortsetzung dürfte allenfalls von
meiner Unternehmung abhängen, Schatten und Obststämme aus Lübeck
meiner seel. Mutter Heimath über See zu schon ver verschreiben.
Nun was sagen die Herren Metaphysiker an der Spree zur Preuß.
Kritik
der reinen Vernunft, welche ebenso füglich
Mystik
hätte heißen können, wegen
ihres Ideals? – die aller
speculativen Theologie
der Spaldinge,
Steinbarte ppp und jesuitischen Betrachtungen unserer Hephästione das Maul stopft.
Meine im Mercur zu spät angekündigte Uebersetzung der Humischen
Dialogen wurde gleich ad Acta reponirt, sobald ich im MeßKatalog Michaelis
pr. eine andere angekündigt fand, die reichhaltiger seyn sollte. Aufgebracht
über die hochtrabende verlogne
Freymüthigkeit
, welche sich durch den
prologum galeatum des brachii secularis selbst verrieth, wurde ich zu dieser
Uebersetzung hingerißen und brachte selbige im Geburtsmonath meines
halben Saeculi zu stande, ohne den freymüthigen Verf. zu wißen noch zu
vermuthen, der ebenso ungeschickt durch seinen Theismum die Theisten in den
Schaafstall zu führen meint wie er die Kirchenväter beschuldigt durch ihren
Gentilismum u Judaismum zur Mördergrube der Wahrheit gemacht zu
haben beschuldigt – der alle Symbole verdammt und voller Aberglauben
ein Theistisches Kalb aufstellt. Wenn meine Uebersetzung je wider meine
Neigung herauskommen sollte: so hätte wenigstens durch diesen Verzug Zeit
gewonnen, dem engl. u preuß. Hume auf einmal zu antworten, mit denen
beyden ich in Ansehung der Kritik völlig einig bin, aber desto mehr von ihrer
mystischen oder sceptischen Synthese abweiche. Will aber erst die
Bibliothecam Fratrum polonorum, mit der ich eben den Anfang gemacht,
durchlaufen und ihre Analogie mit unsern zeitigen Kirchenvätern u
Reformationsseuchtigen ein wenig näher kennen lernen – wenn ich nicht an der pituita
molesta und den Folgen meiner sitzenden Bulimie berste.
Gehts mir doch mit gegenwärtiger Epistola familiari wie den Cantoribus
inter amicos die nicht aufzuhören wißen – überlaße es nunmehr der
hochlöblichen poetischen Facultät ihr Heil zu versuchen und mit meinen Fughen
zu wetteifern. Noch eine glückliche Reise an Mynheer van Hogendorp – so
wie dito Heimkunft aus Wien und p an Herrn Nicolai und unbekannter weise
an HE D. Biester einen so langen Honigmond, wie mein Gänsekiel –.
Schlüßlich umarme Sie mit alter landsmännischer Freundschaft, empfehle mich
bestens Ihrer liebwerthesten Hausehre und Hälfte nebst dem kleinen Paar
unter tausend Seegenswünschen, ersterbend mit aufrichtigster Theilnehmung
und Innigkeit Ihr ergebenst verpflichtester Freund, Landsmann und Diener.
Johann Georg HamannKgsb. den 14 Sept 81.Geliebtester Freund,
Den 21 Aug. überbrachte mir HE Langewitz sein Pack, da ich eben mit
Hänschen über eine lange Scene im Terenz zu Ende eilte und auf Nadeln
saß, meine HausMutter mit dem polnischen Reichstage zu thun hatte und
wir den Tag drauf zur Beichte gehen wollten; ich war also in voller
Verwirrung und gar nicht im stande weder Ihrer Empfehlung noch dem Andenken
der alten Freundschaft seiner nächsten Anverwandten auf irgend eine Art
Genüge zu thun, um so weniger, da wie er mir sagte, sein Aufenthalt so kurz
hier seyn sollte. Die Kantsche Exemplarien sind vertheilt und der Autor hat
mir die Versicherung gegeben, daß Sie den kurzen Auszug noch haben sollten.
Wegen seiner übrigen Werke konnte er aber die hiesigen Anfänger nicht vorbey
gehen, deren Laden er sich zu Nutze machte.
An meinem Geburtstage erhielte Ihren Brief, und darinn bestand
beynahe der
einzige Besuch
und die einzige Freude die ich genoßen habe. Den
ersten Theil von den Statthalterschaft Verordnungen habe bereits; wie er
mich beym 2ten Theil vergeßen, weiß ich nicht, bitte also nur um letzteren,
bey
erster Gelegenheit
und um eine geneigte Erinnerung wegen des
Seerechts, sobald selbiges herauskommt.
Den 8 Sept erschien HE Prof. v Schwarz mit einem und den 10 abermal
mit beyden Reisegefährten. Ungeachtet der Zuschnitt bey uns beyden wol so
sehr verdorben ist, daß wir kaum für einander paßen: so hab ich doch doppelte
Ursache Ihnen für diese Bekanntschaft zu danken 1.) weil ich jede Art von
Originalität liebe, sie mag so enorm seyn wie sie wolle, und je mehr, desto
beßer 2.) weil er mir sein gutes Andenken sehr nachdrückl. eingeprägt hat
durch den Matthäischen Catalogum der Moskauschen Bibliothek, von dem
leider nur Partis I. Sect. I. herausgekommen seyn soll und an der Fortsetzung
wovon schon 5 Stück, wie er versichert, fertig liegen, nicht zu denken seyn soll,
und durch ein Geschenk von seiner Rede, Redekunst, Sulzers Uebersetzung, dem
Wörterbuch u der Anthologie, woran ich gar nicht Sinn u Gedanken hatte.
Er hat mir also Beweise seiner guten Gesinnung zurückgelaßen, ohne daß
ich weiß, wie ich dazu gekommen bin, oder selbige erwiedern kann. Die ruß.
Bibliothek hat mein Sohn gestern dem Etatsrath eingehändigt, und der
Defect des de laMore ist auch von mir
eigenhändig
supplirt worden, das
heist, aus Noth hab ich diese Arbeit selbst gethan, weil ich keinen Menschen,
der geschickter dazu gewesen wäre, selbige habe auftragen können. Der
Buchbinder, bey dem ich alles Selbst mündlich u persönlich bestellt, hat seine
Sachen eben so schlecht gemacht u an statt des ausdrücklich vorgeschriebenen
Post- oder holl. Papiers nur gemeines genommen. Der Bogen wartet also
nur auf Gelegenheit – oder wenn Sie es verlangen, werde selbigen über
Post schicken.
Herr von Auerswald ist sehr beschäftigt gewesen, daß ich ihn wenig
gesehen. Sein Buffon liegt noch bey mir. Ich bin wegen des Preises nicht gewiß,
da Sie in dem mittelsten Briefe 2 rth = 8 fl. und im letzten à 3 Ort =
11/2 rth. Alb. berechnen. Thun Sie mir inskünftige den Gefallen immer in
unserer Münze den Preis zu bestimmen. Er ist ein
baarer
und
genauer
Bezahler. Da er jetzt im Engl. Unterricht nimmt, so melden Sie mir doch,
ob Sie eine Ausgabe des Shakesp. haben, welche? und wie theuer? Ihre
freundschaftl. Anerbietung Ihnenm den deutschen Defect zu verschaffen,
hab ich ihm durch meinen Michel melden laßen, und es ist ihm sehr
angenehm gewesen.
Beide Ueberbringer haben eine gute Nachricht von Ihrer Gesundheit
gebracht, welches mich herzlich freut. Gott gebe daß wir uns künftig Jahr
einander sehen und umarmen mögen. Ich komme fast gar nicht mehr aus und
entziehe mich alles Umganges – unterdeßen fehlt es mir nicht an Zuspruch.
Habe die Sonntage dieses Jahrs dazu bestimmt um die Bibliothecam
Fratrum polonorum durchzugehen.
Heute vor acht Tagen erhielt ich einmal einen langen Brief aus Weimar
nebst einer Beylage von einem Cypreß-Myrrthen Sträußchen des
Geburtstages, das ich in Rahmen einfaßen laße. Die Kinder haben am
Scharlachfieber gelegen und die würdige Mutter hat sich bey der Gelegenheit auch
große Gefahr zugezogen. Gott Lob! daß alles wieder auf gutem Wege ist.
Sie haben mich, liebster Freund, in Ansehung der Superintendentur
befriedigt; nun bitte mir noch Ihre Meinung aus in Ansehung der dortigen
OberpastorStelle. Sollte diese nicht der dortigen das Gleichgewicht halten?
und wer ist der jetzige?
Ihre feyerl. Abrede mit Weygand gefällt mir recht sehr aus dem Grunde,
daß dieser Verleger dadurch gedrungen ist seine Uebersetzung zu befördern,
und ich der Mühe überhoben bin, selbige noch einmal zu mundiren, welches
ich eben so wenig selbst als durch einen andern zu thun im stande bin. Herder
dringt sehr – und meine hiesige Freunde auch. Ich habe mir aber ich weiß
nicht was für ein Fest im Kopf gesetzt eine fremde Arbeit mit meiner eigenen
vergleichen zu können. Kant, den ich beynahe glaube vor den Kopf gestoßen
zu haben, versicherte mich daß sein Auszug nur aus sehr wenigen Bogen
bestehen würde. Melden Sie mir doch, wenn es so weit kommt – Ich mag
nicht eher anfangen, biß andere ganz ausgeredt haben. Mein
Sturm und
Drang
hängt von der Ausgabe der Humischen Uebersetzung und von der
Vollendung der Kantschen Arbeit ab. Hier liegt der Knoten, der erst aufgelöst
werden muß.
Hier herrscht rothe Ruhr und die Leute fallen zur Rechten und Linken.
Gottlob! in meinem Hause ist alles wol. An Herders Geburtstage erhielte
einen Brief aus Winterthur wegen der Schellenbergschen Kupfer von
Stendel, den ich sogl. beantwortet. Hartung, der jetzt oben auf schwimmt als ein
reicher Erbe, hat seine Assignation wie die Kupfer zu extradiren nicht honorirt,
und mir ist es eben so lieb jetzt aus der ganzen Verbindung heraus zu seyn.
Wie hält es mit den verheißenen Silhouetten? – Empfehlen Sie mich den
lieben Ihrigen. Reden und Schreiben fällt mir gleich schwer. Meinen besten
Dank für das Exemplar der Kritik, ohngeachtet ich nur den Defect des alten
gewünscht, so ist es mir doch sehr angenehm auf allen Fall ein ganzes zum
besondern Gebrauch fertig zu haben, wenn ich das Buch zum dritten mal
durchzulesen gemüßigt seyn möchte, wozu ich den Termin nicht absehen kann.
Von Merciers Tableau de Paris habe den I. Theil gelesen, der mir beßer
gefällt als sein erst kürzl. mir bekannt gewordner Essay über die dramatische
Kunst, den Lenz schon übersetzt haben soll ohne auch was davon zu wißen. Die
Geschichte des protestantischen Lehrbegriffs welche hier aber noch nicht zu haben
ist, hat einen gewißen
Planck
in Stuttgard zum Verf. deßen kleine Schriften
ich auch nicht kenne. Nicolai geht mit seinem Sohn auf Reisen und Lüdtke
verwaltet seine Geschäfte. Vergeßen Sie mir nicht den
gerechten Momus
.
Leben Sie gesund und nach Herzenswunsch. Lieben Sie Ihren alten Freund
u Diener
Johann Georg H.Grüßen Sie und entschuldigen mich wenn es nöthig bey Ihrem Arzt u
P. Gerike, daß ich nicht die geringste Höflichkeit Ihren Anverwandten zu
erzeigen imstande gewesen. Und hiemit Gott empfohlen. Mein armer
zerrütteter Kopf will nicht fort. Vergeßen Sie nicht mir zu melden, ob Sie perPost oder Gelegenheit den Defect des de laMore zurück verlangen?
Am Schluß von Hartknoch vermerkt:Empf d 9 Sept 1781.Kgsb. den 15 Sept. 81.Nun Herzens H. heut vor Acht Tagen erhielt Ihren lieben Brief, den ich
nicht eher als den Abend beym Schlafengehen zu Ende lesen konnte. Da
kamen die beyden Lieut. von Bentevegni u Hoghendorp und eben wie wir
über den Shakesp. saßen, Prof. von Schwarz mit einem Päckchen von
Hartknoch – und wie die Woche zu Ende gieng, ebenso fieng sich diese an.
Gott Lob und Dank, daß alles bey Ihnen wieder auf guten Gleise geht.
Hier gehen tägl. Sterbeglocken, für jung und alt. Nach Verhältnis der Erndte
dörfte die Weinlese noch stärker fallen. Die rothe Ruhr ist fast allgemein,
und noch betrübtere Nachrichten erzählt man vom Lande in Ansehung der
Menschen so wol als des Viehs; wiewol auch viele Lügen und
Vergrößerungen dabey unterlaufen. Meiner Hausmutter Schwester, ihr Mann, u einer
andern Schwester Tochter, die bey mir gedient, liegen auch u beunruhigen
uns wenigstens. Ob mein Haus vom WürgEngel verschont bleiben wird,
weiß Gott am besten. Wenigstens bißher Ihm sey Lob und Dank! befindt sich
alles nach Herzenswunsch – bis auf meinen alten grauen Kopf, der im
ewigen
Taumel und Schwindel ist ohne selbst zu wißen, was ihm fehlt, als daß er
nicht an seiner rechten Stelle
daheim
ist.
Die glückliche Entbindung hat mich immer ein wenig besorgt gemacht.
Freude und Leidenschaft geben uns Kräfte, die nicht dem Körper gehören,
und immer auf seine Kosten ersetzt werden müßen. Das kleine Myrrthen- und
CypreßenZweiglein von der lieben schönen Mutterhand hat mich sehr gerührt
und der Rahme dafür ist schon besorgt. Nächst Ihrer unsterblichen Liebe stehe
unsere Freundschaft sonderlicher als Frauen-Liebe.
Daß ich neulich vergeßen Ihnen den richtigen Empfang der französischen
Gabe de la Verité et des erreurs zu bescheinigen, geht ganz natürlich zu.
Ich schreibe bisweilen so stark in Gedanken, daß wenn ich zum Papier komme,
so erschöpft bin, als wenn ich mich schon gantz ausgeschrieben hätte, und oft
gnug mich nicht besinnen noch unterscheiden kann, was ich habe schreiben
wollen und wirklich geschrieben habe. Meine Meynung Ihnen zu sagen: so
hab ich das Buch zwar mit vielem Hunger, aber wenig Gedeyen gelesen.
Vielen von den Brüdern hat es beßer geschmeckt als mir, und als ich es
Ihnen zugetraut. Ein Kaufmann zu Lion,Villarmosean ist mir als der
Verf. genannt worden, und gegenwärtig wird es zur Subscription den Logen
wie ich gehört, aufgedrungen. Die 3 Buchstaben C–H–R p. 538 hat mir
niemand entziffern können. Manche Vorurtheile sind handgreiflich; der
prahlerische Schleyer macht mir auch das Gute verdächtig. Meine mystische
Begriffe von der Sprache sind wenigstens von des Verf. seinen sehr verschieden.
Hätte wol lieber Ihr Urtheil gewünscht, da Sie die Symbolen beßer als ich
verstehen müßen, und ich überhaupt meinem eigenen Urtheil nicht traue. Um
ein Beyspiel anzuführen, so muß ich Ihnen sagen, daß mir das kleine
Fragment aus Hemsterhuys zum dritten mal beßer eingeleuchtet als die beyden
ersten male. So sehr ich mich auch auf den fünften Theil Ihrer Briefe freue:
so wünschte doch auch den
Andreä
von dem ich immer geglaubt, daß er schon
längst fertig läge.
Gegen Wagner haben Sie in puncto der Bestellungen und Aufträge keinen
Verdacht. Mit dem neuen Laden dörfte es wol ein wenig schwer u langsam
gehen. Hartung ist durch den Tod seines Schwiegervaters in Tilsit ein reicher
Erbe wie man sagt geworden, und thut sein Bestes die jungen Anfänger zu
überwiegen. Sein Laden ist aber für mich verschloßen, und mein Umgang
zieht sich immer enger zusammen, daß ich fast aus aller Verbindung komme.
Journale u keine gelehrte Zeitungen bekomme ich beynahe zu sehen, nicht
ein mal die hiesigen – denen ich freywillig entsagt, weil Wagner die hiesigen
Parasiten, welche sich auf 60 belaufen, alle ausgestrichen. Ungeachtet er mir
die Fortsetzung, als dem ersten Anfänger des zeitigen Recensentenunfugs,
aufdringen wollen, habe ich gleichwol Verzicht darauf gethan. Brahl ist auch
aus meinem Hause gebannt. Kraus komt nicht anders als ein Buch zu holen
und arbeitet immerfort an der zweyten Hälfte seiner Disputation. Bleibt
mir also noch Kreutzfeld übrig, und die beyden oben genannte Officier – und
was von selbst in meinen Taubenschlag geflogen kommt. Meine
heavtontimorumenische Gesellschaft hab ich übrigens keine Lust mehr jemanden
aufzudringen. Besuche fast also gar nicht mehr den Oberhofprediger noch meinen
Beichtvater, noch das Jacobische, noch Courtansche noch Müllersche Haus,
wo Kraus exclusive verkehrt.
Ohngeachtet die Sommerstunden sich mit 7 Uhr anfangen, steh ich selten
vor 6 auf; kommt nach dem Morgenseegen der leidige Coffe. Ein Kapitel p. t.im Brief an die Römer und einige Verse im εδαφῳ des Exodi werden mit
Hänschen durchgepeitscht denn geht es vor oder auch nach 8 spornstreichs nach
der Loge, wo ich nichts als lese, p. t. Buffons Histoire des Oiseaux, auch
wol zum Intermezzo Berthold Vater u Sohn – Vor dem Eßen wird im
Ab- u Zugehen eine Scene im Terenz durchgelaufen. Vom Tisch zur Iliadedes Homers, um 2 zur Loge bis gegen 6 Uhr. Im Ab und Zugehen wird
Caffé getrunken u ein wenig Englisch p. t. Tatler exponirt, alles im Fluge.
DNach den Stunden kommen die beyden Martis Söhne auf den Hamlet zu
Gaste. Bentevegni schliest bisweilen mit einer Scene aus dem Metastasio.Denn kommt doch noch bisweilen Kreutzfeld oder ein anderer zum
Butterbrodt u Pfeifchen. Das Lesen und Schreiben bey Licht geht auch nicht mehr,
und esich bin des Abends so marode, daß ich bisweilen den Nachtwächter
nicht abwarten kann.
Die Sonntage habe ich der Bibliothecae Fratrum polonorum geweyht,
welche ich den heillosen Einfall bekommen habe anzufangen, wiewol es mehr
der Wink eines andern als mein eigener Einfall ist. Den Schabbath hab ich
noch für einen Israeliten Eichel oder Itzig aufgehoben, der sich zum
Studiren appliciren will und sich um meinen Sohn im hebr. verdient macht.
Hierin besteht also das Gemälde meines eiteln Wandels und tägl.
Lebenslaufs. Aus dem Eckel deßelben läßt sich eben nicht ein günstiges Horoscopiumfür meine künftige Autorschaft stellen, die von 2 Umständen abhängt,
nemlich der Uebersetzung des Hume, und daß Kant mit dem Auszuge seines
größeren Werks fertig wird, den ich nöthig habe um dieses so vollkommen wie
möglich zu verstehen. Er hat mir u Hartknoch den Verlag zugesagt und die
Arbeit soll nur einige Bogen betragen. Diese Kürze ist ebenso ein Problem
für mich, als das Volumen corpulentum. Wenigstens seh ich es für meine
Pflicht an, den Mann gantz ausreden zu laßen. Wegen des ersten Puncts
theile ich Ihnen folgende Copiam mit aus Hartknochs Briefe vom 11 Aug.
st. v. mit „Weygand habe ich vor kurzem auch gebeten mir den Namen des
Uebersetzers von Hume und woraus seine Beyl. bestehen werden, zu
melden. Ich darf Ihre Uebersetzung nicht mehr drucken. Auf Ihr Wort (da ich
Ihnen von einer Collision meldete) daß sSie iIhre Uebersetzung ad Acta
reponiren wollten, hab ich ihm den alleinigen Verlag feyerlich zugestanden.
Was aber Ihre Beylagen betrift: so bin ich bereit sie in Verlag zu
nehmen“ –
Ich habe den 21 Jul. selbst an Weygand geschrieben, der in Holland aber
sich aufhalten soll. Die beste Antwort wäre mir ein Exemplar seines Verlages
oder die Anzeige im bevorstehenden MeßCatalogo von der Erscheinung der von
ihm angekündigten Uebersetzung. Sie sehen daraus, HerzensFreund! daß
wenigstens
Umstände
mit meinem Eigensinn, wie man ihn nennt, parallel
laufen. Unterdeßen kann ich Ihnen die Grille nicht verschweigen, daß ich
mir ich weiß nicht was für ein Fest in Gedanken daraus mache jene
Uebersetzung mit der meinigen in der Stille vergleichen und das Urtheil meiner
hiesigen Freunde darüber prüfen zu können.
Biß jene Umstände also entschieden sind, kann ich keinen Plan zu meinem
Opusculo machen, sondern muß warten, welches mich niemals gereut hat,
und den besten Vers giebt die Muse Indignatio ein.
Ihren Geburtstag habe mit einem langen Briefe an Reichard gefeyert, dem
ich eine Antwort auf die Empfehlung des von Hoghendorp schuldig war und
allerhand mehr zu schreiben hatte. Dieselbe Woche war zum Abendmal, u
hatte denselben Abend den heftigen Schreck daß ein Freund meines Sohns,
der junge Müller in unsern Teich fiel, wo er hatte ersaufen können, ohne daß
ich einmal von seinem Besuch etwas gewußt hatte. Gieng alles Gottlob!
ohne Schaden u Verdruß noch Folgen ab. Meine Beichte war der letzte
Buchstab des längsten Psalms. Meine Absolution war v. 25. und den Staub
deutete ich auf die Bibl. Fr. Polonorum.Den 17 –Ich wollte gestern eben anfangen zu schreiben wie der polnisch reformirte
Prediger Wanowski und Kreutzfeld bald darauf mich besuchten, biß es
finster wurde. Nach einer wider meine Gewohnheit schlaflosen Nacht bin
ich genöthigt heute zu Hause zu bleiben. Vorigen Mittwoch besuchte mich Pf.
Fischer der im Licent zu thun hatte wegen der von seiner Mutter
angekommenen Sachen, die vermuthl. her ziehen wird. Er meldete mir, daß es eben
seines einjährigen Sohns Geburtstag wäre, und selbiger in letzten Zügen
läge. Sein Schwager, Secr. auf der Accise, Naugardt war ein paar Tage
vorher gestorben. Also istn doppelter Trauer. Er trug mir auf seine
freundschaftl. Grüße u Entschuldigungen daß aus seinem langen Briefe noch nichts
geworden.
Fausti Socini Fragment über die
Bergpredigt
habe zu Ende gebracht,
aber auch nicht viel Licht gefunden über dies schwere Stück der evangelischen
Geschichte. Eine sehr merkwürdige Stelle über den Anfang des Ev. Johannis
ausgeschrieben, die einer Weißagung und Lästerung sehr ähnlich sieht. Ihr
Urtheil über die Geschichte des Chil. ist völlig das Meinige, ohne die Qvellen
zu kennen; er gesteht selbst compilirt zu haben. Man hat es mir ausdrückl.
versichern wollen, daß die Schrift vom Ursprung u Wachstum der menschl.
Erkenntnis nicht von demselben
Irwin
seyn soll, und er würde dadurch sehr
in meinen Augen verlieren. Auf Plank bin sehr neugierig; hier ist noch nichts
zu haben von ihm. Ey! der Verf. von der Apol. der Vernunft? Sein erbaul.
Bekehrungsroman am Ende krönt das Werk
Den ersten Theil vom Tableau de Paris habe auch mit vieler Mühe
bekommen. Er gefällt mir doch beßer als sein Art Dramatique. Die neue
Ausgabe von Raynal unphilos. u unpolit. Geschichte kann kaum erwarten, so
neugierig hat mich des Procureurs Auszug darnach gemacht, welchem
zufolge er zum Scheiterhaufen verdammt worden.
Was der
Antonio
von Göthe bedeuten soll in Ihrem Briefe, verstehe ich
nicht. Nach dem
gerechten Momus
, der auch vermuthl. ein Pasqvill auf
Sie enthält, hab ich mich auch umsonst erkundigt. Für Ihre theol. Briefe
seyn Sie unbesorgt. Je mehr man sie liest, desto beßer schmecken Sie. Eine
Uebersetzung von Hemsterhuys Schriften wurde einmal wo ich nicht irre,
längst angekündigt; habe aber niemals etwas zu Gesicht bekommen können.
Schlözers Briefwechsel habe mir auch vorgenommen ab initio zu lesen,
da HE von Auerswald sich ihn angeschaft. Ich habe nur einzelne Stücke
zufällig ansehen können. Ihre Beyträge zum Mercur werden mir sehr
willkommen seyn.
Hegelmeier über die jesuitische Betrachtungen ist ein recht gutes Buch. Ich
wünschte mehr von dem Mann zu lesen, habe aber nichts auftreiben können.
Kennen Sie seine Selbstgespräche. Eiferts Untersuchung hat ungeachtet seiner
gesetzlichen langweiligen Methode gute Gesinnungen. In ihm glaub ich eine
Anspielung auf die
Chevila
gefunden zu haben, woraus ich schließen möchte
daß selbiges mehr in Zeichnungen als Buchstaben besteht. Ich weiß nicht,
wie man so gleichgültig gegen des armen Propheten nachgelaßene Schriften
seyn kann, und daß es Ihnen nicht möglich fällt sich und mir Licht darüber
zu verschaffen. Es ist wirklich eine außerordentl. Urkunde für mich üsber den
Ursprung der Sprachen. Wie weit liegt der Ort von Ihnen? Gieng es nicht
an durch Dahlberg oder Zimmermann oder Gleim. Der astronomische Theil
der nicht verdiente gerügt zu werden, hat das Beßere unterdrückt. Sollte sich
keine Academie der Handschriften annehmen? Weiß man keine
Familienumstände oder hat sonst Nachrichten von der Person des Manns. Nun wenn
Hartknoch künftig Jahr nach der Schweitz geht, will ich noch den letzten
Versuch machen. Ich denk mit dem Abdruck des Falk hat es auch so lange Zeit.
Pour la rareté du fait sollen Sie auch Krausens Disp. miterhalten, wenn der
zweite Theil zur Welt kommen sollte. D. Köhler hat schon seine beyde
Meisterstücke fertig über das letzte Kapitel des Coheleth, sucht nach einem
Respondenten cum beneficio. Ein geitziger Mann – der sich sans façon (auf des
Ministers Wort) auch die Survivance auf die griechische
Profession
des D.
Bock hat zueignen wollen. Dieser Zug hat michr seine Bekantschaft sehr
gleichgiltig gemacht, daß ich mich um ihn u seine Gelehrsamkeit noch nicht
bekümmert habe, von der man übrigens gute Vermuthungen hat.
Der Großkanzler ist hier u Hippel wird als StadtPräsident und Geh.
Rath, sagt man, nächstens erwartet, welches wahrscheinl. ist quâ Chef des
CriminalCollegii. Aus seiner Reise wird also nichts werden. Ob Hoghendorp
über Weimar gegangen oder noch gehen wird zweifele auch. Vielleicht komt
dafür HE Prof. à Schwarz aus Moscau, ein geborner Siebenbürger, der
wie es scheint in Ordensgeschäften nach Braunschw. geht, einen zieml. Ansatz
zum Adepten hat, mich mit gelehrten Wildbret aus Moskau weidl. beschenkt
hat, welches für meinen Hans aufgehoben ist worunter das wichtigste Sect.1. Part. 1. des Matthäischen Catalogi von den dortigen Msten ist. Seinem
Bericht nach liegen noch 5 Abschnitte fertig, es fehlt aber am Fonds zum
Druck. Sie kennen die asiatische Pracht. Er hat dem Kayser bey seinem
damaligen Aufenthalt ein Handbuch des deutschen Styls zugeeignet, ersuchte
mich aber ihn nicht nach diesem Echantillon zu beurtheilen. Hartkn. empfahl
ihn mir als seinen Freund und rechtschaffenen Mann – Er hat mir wenigstens
den Einfall gegeben meinen Sohn zum pollnischen anführen zu laßen,
worüber auch schon gestern mit Wanowski Abrede genommen. Das franz.
kann warten.
Mein kleiner Pathe August ist ein braver Knabe, daß er sich seines alten
Pathen freut ohne noch den geringsten Anlaß dazu erhalten zu haben. Gott
seegne Ihn zum großen Mann! DEVS prouidebit – Die Hofnung uns
einander noch zu sehen, ist mir so lieb als das Leben, und beydes hängt an
Einem Faden und von Einer Hand ab!
In der Welt habt ihr Angst; aber seyd getrost — Der Fürst dieser Welt
mag uns so schwarz vorkommen wie er will; so ist er des lieben Gottes sein
Diakonus, und der heilige Geist schwebt auch in diesdeßen Kapelle – und über
dieser Sündfluth als Rabe als Taube. Alles ist gut und den Reinen ist alles
rein. Des Sancho Pancha Transcendentalphilosophie ist mir so heilsam, wie
des Samariters Oel und Wein. Gönnen Sie jenen Leuten ihr Element, wenn
sie sich wol darin befinden, und bleiben Sie in dem Ihrigen.
Ita plerique ingenio sumus omnes: NOSTRI NOSMET POENITET.Auf die abgebrannten Kanonen werde auch in den Zeitungen Acht geben
laßen, und nehme ungeachtet meiner unendlichen Entfernung auch an diesem
entwickelten Blatt
Antheil.
Gott schenke Ihnen und den lieben Ihrigen nur Gesundheit, und laße Heil
und Seegen, Ruhe und Freude in Ihrer Zionsburg u Abtey walten. Quae
supra nos, nihil ad nos. Alles übrige soll uns nicht anfechten. Meine Wüste
ist hier weit öder. Je mehr die Kinder anwachsen, je größer werden die
Sorgen, u desto weniger der Freuden. Keine Hülfe zu ihrer Erziehung, besonders
beyden Töchtern kkein homogener Umgang, und der leidige Trost, daß die
Schuld an mir liegt, und ich dieses Genußes nicht mehr fähig bin. Daher mich
immer mehr zurückzuziehen suche. Schade um die Zeit u Mühe welche es Ihnen,
bester Herder, kosten, muß, mein Geschmier u leeres Gewäsche zu entziffern.
Aus Morungen weiß auch keine Sylbe. Was macht Ihr Morunger dort?
Eben jetzt erhalte
Möser
über die Litteratur. Göthe ist artig gerechtfertigt,
und die ganze Wendung politisch. Wer oder was ist der
Heyer
eines jeden
Jahrhunderts S. 27.
Mich selbst bedanken für das doppelte Zweiglein kann ich nicht; thun Sie
es aufs beste durch die zärtlichsten Grüße und Küße. Bitte wegen Ihrer
Vorrede nicht die Klaglieder zu vergeßen, als Erstlinge der Michelsmeße. Hab
ich sie doch schon besprochen.
Was ist das Meisterstück von
Filicaja
, das uns Richardson gezeigt? Sollte
Ihr Musäus nicht auch das Wertherfieber geschrieben haben, ein Büchlein
das ich mehr wie einmal gelesen, und mir nicht nach Würden scheint
aufgenommen zu seyn.
Sollte ich zum Werk schreiten und in meiner Autorschaft fort kommen;
so werd ich nicht unterlaßen Ihnen Nachricht zu ertheilen und mich Ihrer
christl. Fürbitte empfehlen. Der Titel soll seyn: Epistolische Nachlese eines
Misologen. Gott sey mit Ihnen und den Ihrigen, wie mit mir und den
Meinigen. Vorgestern haben wir Regen, gestern einen Regenbogen, und diesen
Abend ohngeachtet eines bestirnten Himmel Blitze gehabt. Der Donner ist
wol vor dem Geschnarr 2 verrosteter Spinnräder und dem Gewäsche eben
so viel Strickerinnen mit ihrem Bruder Polyhistor nicht zu hören gewesen.
Marianchen hat das beste Theil erwählt und schläft. Will ihr nachfolgen,
und ersterbe Ihr alter treuer Freund Gevatter und LandsmannJohann Georg H.den 23 8br 81.Liebwerthester Freund,
Den 26 pr. übersandte mir HE Toussaint den
gerechten Momus
und
den Tag drauf als am Geburtstage meines lieben Mich. HE Post Dir. Kurow
eine Ladung The aus China zur eignen Consumtion u weitern Expedition.Muß wenigstens, weil ich nichts mehr kann, den richtigen Empfang und herzl.
Dank bescheinigen – wiewol ich dort nichts als Herders Namen gefunden,
aber gar nicht, was ich vermuthete oder besorgte. Desto beßer! HE Courtanhat den Christianischen Catalogum besorgt, u mir auch ein Exempl. – aber
auch nicht so viel gefunden, als ich erwartet, wiewol ich immer Appetit hätte
ein hundert Thaler zu verzehren, wenn man könnte, was man wollte. Nun
muß mans wie der äsopische Fuchs machen mit jener Traube, die ihm zu
hoch hieng, sagend: ich will nicht, was ich nicht kann.
Vorigen Sonnabend hab ich auch den Meßkatalog endlich zu lesen bekommen,
aber nichts draus behalten, als daß Hume’s Dialogen wirklich
herausgekommen u D. Plattner der Uebersetzer ist, daß Sie ein Verleger von zwey schönen
Werken geworden, nach denen mir der Mund auch schon wäßert, das eine
ist von Kleuker, der so an mich denken wird und Sie für ihn und das andere
von der Religion der Perser. Ist es doch Ihr Verlag, und die carta blancadarauf noch meines Wißens nicht cassirt. Zwey Bücher stehen aus Mitau,
aber in Commission, vermuthlich eine Unternehmung der neuen
Handlung in petto. Penzel hat sich auch mit 2 Werken für die Ostermeße
angemeldt.
Wie hält es mit Kantens Schrift? Ist das Mst schon fertig und in der
Mache? Einige sagen, und er selbst, es wäre ein Auszug der Kritik; andere
hingegen behaupten daß es ein Lesebuch über die Metaph. seyn soll, auch aus
seinem Munde. Bitte mir soviel Sie wißen, mitzutheilen, und wenn es heraus
ist, und Exemplare herkommen, auch an mich zu denken.
So bald Hume ankommt, wird es mir ein Fest seyn die Uebersetzungen zu
vergleichen, und denn an meine eigene Arbeit zu gehen – an der ich sammle.
Bin gestern mit dem ersten Bande der Bibliothecae Fratrum Polonorumwelche die Werke des Socini enthält fertig geworden, mit dem ich in Ansehung
der natürl. Religion gleich denke. Eberhard sagt, in seiner Vorbereitung, daß
er von seinen Glaubensbrüdern gründlich widerlegt worden. Ich muß selbige
daher auch kennen lernen. Philosophie ohne Geschichte sind Grillen und
Wortkram. Aus Exempeln werden Regeln abgesondert, und
die Probe
der Regeln
sind wiederum Exempel. Also Exempel hinten und vorn, oben und unten
und die Regeln in der Mitte. Die Geschichte unsers protestantischen
Lehrbegriffs ist von Plank, ich habe sie
vor Freuden
gekauft, und seitdem noch
nicht weiter gelesen. Wer mag doch Verf. vom
Geist der deutschen
Geschichte
seyn?
Gute Nachrichten aus der Schweitz? Mit meinem Hans bin jetzt auf einem
Scheidewege zum pollnischen oder französischen. Findt sich Gelegenheit zum
ersten, so ziehen wir es beyde vor – vielleicht aus Eitelkeit. Gott hat mein
Haus väterlich vor Krankheit bewahrt. Was machen Sie und die lieben
Ihrigen? Habe lange nichts erfahren noch gehört. Erfreuen Sie mich bald
mit guten Nachrichten und dem 2ten Theil – u vielleicht dem Seerecht von
unserm Landsmann, an den ich Einl. bey Gelegenheit zu befördern bitte. Wie
geht es Sydow? Ich komme fast gar nicht aus, und habe sogar die Sonntage
zur Erbauung mit der polnischen Brüderschaft ausgesetzt. HE v Auerswald
ist auf eine Hochzeit gefahren, und hat mir vor der Hand aufgetragen mich
nach einer Ausgabe eines engl. Shakespear zu erkundigen, ob Sie eine haben,
welche? und wie viel sie kostet? Er nimmt in dieser Sprache mit
Dängel
bey
Prof. Kraus Unterricht. Dängel feyert auch diesen Monath eine Hochzeit im
Oberlandschen wo er als Hofmeister gestanden. Wagner hat so wenig
Rücksicht für unser theils verwöhntes theils – Publicum, weder einen Meßkatalog
verschrieben noch hier gekauft zu haben. Hartungs Lampchen freut sich des
neuen Oels, begünstigt in
Preisen
und
Neuigkeiten
. Dem ohngeachtet ist
des jungen Moldenhawers Hiob u andere Hauptsachen mehr, nicht
aufzutreiben. Von einer Seite Geld ohne Kopf, von der andern weder Geld noch
Herz. Der eine kann nicht, was er will; der andere will nicht, was er kann.
Das macht eben unsere Welt zur besten. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr
alter treuer
Joh. Ge. Hamann.P.S. Bitte an HE Arndt die Aufschrift zu machen; weil ich seinen Titel
nicht recht weiß: CabinetsAßeßor, oder CollegienAßeßor. Ich habe HE
Kleuker geantwortet, von dem mir ein Päckchen verloren gegangen nebst
seinem Briefe, an beyden ist mir viel gelegen. Meine Antwort war vom
22 Julii. Wünschte gern zu wißen, ob er selbige erhalten hätte. Da ich die
letzte Einl. durch Ihre Güte erhalten; so erinnern Sie sich doch wegen dieser
Antwort, wenn Sie an ihn bey Gelegenheit schreiben.
Sollten Sie, liebster H. Commissionen haben auf den Christianischen
Katalog; so wird selbige HE Courtan besorgen; denn daß ich selbige nicht
selbst abwarten kann, wißen Sie, und ich bin noch ungeschickter für andere
zu kaufen, als für mich selbst.
Voß hat HE Kr. R. Hippel versichert, das ganze Mst. der Lebensläufe
nunmehr erhalten zu haben, und daß das Ende nächstens mit dem Namen
des Verf. erscheinen würde. Auf die 2 Saml. der theol. Briefe von Semler
bin sehr neugierig, weil selbige eins meiner liebsten Bücher betrift, neml. die
Apologie der Apokalypse
, welche ich zwar nicht selbst habe, aber mit dem
grösten Vergnügen gelesen und jedem empfohlen. Wißen Sie nicht den
Verf. davon?
Wie Sokrates mit seinem Genius scherzte: so unser liebe Vater Luther mit
seinem
Schiblemini
als einem spiritu familiari, von dem Hilscher 730 an
meinem Geburtsjahre eine kleine Abhandl. herausgegeben. Dieses
kabbalistische Wort will ich zum Titel meines libelli machen. Es soll also heißen
Schiblemini
oder
epistolische Nachlese eines Misologen
. Der 1. Brief
betrift die enthält Zweifel über die Existenz eines ägyptischen Priesters,
der Hephästion geheißen. Der 2. betrift die
jesuitischen
Betrachtungen über
das Christentum.
3. Gedanken über eine neue Inschrift: Man kann was man will pp.4. über die Uebersetzung der Humischen Dialogen. Die übrigen den
engl.
u
preuß. Hume
besonders seine Kritik aller speculativischen Theologie.
Werde froh seyn, wenn ich gegen Ihre Ankunft fertig bin. Gott schenke
Ihnen und mir Gesundheit, daß wir uns einander vergnügt sehen. Wie leicht
verläuft ein halb Jahrchen.
Mein armer Kopf! Wenn mein Gehirn so aussieht wie mein Blut, das
ich neul. gelaßen: so ist es nichts wie Eiter, statt Nervensafts. Lohnt es nicht
der Mühe, was ich schreibe: so will es Ihnen nicht aufdringen. Ueber der
Bothschaft, daß Humens Dialogen glückl. heraus sind, kaufte ich vor Freuden
das abentheuerliche Büchlein vom
Geist der deutschen Geschichte
und
Siegwarts Fragmentum I. Cogito, weil es von einem alten 70jährigen Knaben
ist. Ich denke, was man vor Freuden thut, darf man eben nicht verantworten.
Empfehlen Sie mich den Ihrigen, HE p Parisius u. P. Gerike. Ich Ihnen
mein ganzes Haus, nebst dem Ueberläufer Hänschen. Wenn Sie sich wol
befinden, so schreiben Sie es mir, so kurz Sie wollen u können. Vale et faue.Kgsb. den 23 Nov. 81.Herzlichgeliebtester Freund,
Ihr langes Stillschweigen hat mich sehr beunruhigt, und noch mehr die
bereits vor einiger Zeit erhaltene Nachricht von einer schweren Krankheit, die
Sie befallen, ohne daß es mir mögl. gewesen nähere Umstände von Ihrer
Beßerung zu erfahren. Gott wolle Sie doch erhalten und stärken, daß wir
uns künftiges Jahr einander sehen. Steiger in Winterthur freut sich schon
auf Ihre Ankunft. Ich erhalte den 2ten Brief von ihm wegen der
Schellenbergschen Kupfer. Er hat meine erste Antwort gerade umgekehrt verstanden.
Des Christiani Auction ist diesen Montag angegangen, HE Courtan hat aber
erst Mittwoch Ihre Specification erhalten, und brachte mir eben Ihre Einl.
wie ich auf dem Wege zu seinen Eltern war, die ich seit langer Zeit nicht
besucht hatte. Es ist mir wenigstens eine Freude gewesen Ihre Hand zu sehen.
Von Weygand selbst habe einen Brief den 11 huj. erhalten nebst seiner
Verlagsliste, woraus ersehen, daß ihm mein Brief vom 21 Julii unter Wagners
Einschluß nicht zu Handen gekommen. Ihr mitgetheiltes Billet hat mir
wenigstens zur Auslegung seines Schreibens gedient. Ihr Concipient scheint zu
dem ganzen Misverständniße Anlaß gegeben zu haben.
Ich bin herzlich
froh
, daß ich mit meiner Arbeit zu Hause geblieben bin, und werde auch
nicht eher anfangen, bis alle die lumina mundi ausgeredt haben. Ich warte
mit Sehnsucht auf die Plattnersche Ausgabe, das 8 Bogen lange
Wintergespräche, und die Uebersetzung. Hier geht alles saumseelig. Es hieß daß
Hartung alle Sachen zu Lande kommen ließe, noch aber ist wenig zu sehen und
zu hören. Der neue Buchladen hat noch keine Nachricht aus Lübeck. Das
zweete, worauf ich warte, ist Kants
Auszug
oder
Lesebuch
, und ich wünschte
wenigstens von Ihnen zu erfahren, ob die Arbeit schon unter der Preße ist,
und wenn selbige fertig werden möchte. Seine Kritik lese gegenwärtig zum
dritten
mal – und vielleicht zum vierten – Den besten Schlüßel erwarte in
dem neuen Buche, und bitte mir daher von dem Anfange u Fortgange
deßelben Nachricht zu geben, ob Sie es schon in Ihrem Verlage haben oder wenn
Sie es bekommen werden. Was ich Ihnen neulich von meinem
Schiblemini
geschrieben, sehen Sie als nicht geschrieben an. Der Titel möchte wol bleiben,
aber von dem Innhalt und dem Plan ist noch nichts bey mir reif und
zeitig. Kommt es zum Verlag; so bieth ich Ihnen zuerst an. Haben Sie keine
Genüge, so kommt die Reyhe an unsern neuen Laden. Erhalt ich hier auch
einen Korb; so ist es mir gleichviel, ob W. oder ein anderer sie bekommt; aber
Beyl. zu seinen Fabricanten und Plattnern sollen meine Arbeiten nicht werden.
Es lohnt aber fast der Mühe nicht von ungelegten Eyern mehr zu reden. Für
mich ist es genug, daß
Hume heraus ist
– und ich nicht der Uebersetzer bin.
Aber die gedruckte u ungedruckte Uebersetzung vergleichen zu können, soll ein
rechtes Fest für mich seyn. Unser liebe Herder hat mir gestern mit einem lang
erwünschten Briefe erfreut. Grüßen Sie doch meinen alten Freund
George
Berens
bestens und tragen Sie auch so viel Sie können bey dort den
Christoph Neumann
gut unterzubringen. Er ist ein guter Freund meines
Michels, und ich habe eine gute Meinung damals von dem jungen Menschen
gefaßt, der eine gute Anlage zu haben schien – nur nicht zum Studieren.
Wenn Sie Ihr Meßgut in Ordnung gebracht haben: so geben Sie mir
doch ein wenig Nachricht von Ihrer Gesundheit. Wenigstens
Kleuker
erwarte
durch Ihre Güte; vielleicht ist Ihren Sachen das ganze verlorne Päckchen
beygelegt. Heute besuchte mich HE Courtan und ihm hab ich den geflickten
Bogen zum la Mare zum Uebersenden anvertraut, bitte auch den Preis für
den Buffon und die versprochene Theile der Fortsetzung nicht zu vergeßen –
Meine Einnahme wünschte auch an HE Courtan assignirt zu sehen; weil
ich fremdes Geld gern, so bald wie möglich, los seyn mag. Gott seegne Sie
und die lieben Ihrigen mit allem Guten!! Hänschen ist des Grafen v.
Kayserlingk Commissionär auf der Auction, hat carta blanca, u für Kants
Schätzung der lebendigen Kräfte 4 fl. Bodini Theatr. 5 do bezahlt, desto wohlfeiler für
sich u seinen Vater, Rorarius 4 gl. Garzoni Piazzado. Marianchen ist vorigen
Sonntag vor 8 Tagen in ihr 4tes u die Abcschützin Lehnchen wird den 1 Adv.in ihr 8tes Jahr gehen. Alles wol Gottlob! nur Hänschen hat seit einigen
Wochen in Stammern u Stottern so avancirt, daß mir Angst u Bange wird
für den armen Schelm. Ob er polnisch oder franz. anfangen wird, ist noch
nicht ausgemacht. Ich umarme Sie als Ihr alter Freund u Diener u Schuldner
Joh Georg Hamann.Auf der Adreßseite:Haben Sie viele
Kritiken
in der Schweitz abgesetzt? wenn diese Frage
nicht zu vorwitzig ist.
Adresse mit Siegellackrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 29 Nov 1781
beantw d 9 Dec 1781Königsb. den 8 Xbr 81Herzlich geliebtester Freund,
Den besten Dank für Ihre mir liebwerthe Silhouette die ich gestern
erhalten, und daß Sie Gottlob! wieder im stande sind an mich zu schreiben,
ist mir auch eine innige Freude. Bin eben mit Möhsens Beschreibung in
2 Theilen fertig, seine Bildergallerie liegt auch parat, und ich schäme mich
fast einen so reichhaltigen und vorzügl. Schriftsteller nicht eher kennen gelernt
zu haben, von dem ich den ersten Wink in Dohms Judenapol. aufgefaßt.
Eben erhalte Ihre Silhouette vom Tischler, der mir gestern Abend 7 zu Hause
gebracht worunter ein Bruder des schweitzerischen Tacitus, Müller, die
beträchtlichste ist, welche ich diesen Montag aus Weimar erhalten, wo er sich
aufhält. Ihre soll neben meinem Kreutzfeld hangen zu Häupten meines Bettes.
Vater und Sohn wünschen zu Matthäi Ausgabe des N.T. Glück um so
mehr da Sie uns ein Recht geben sich darauf zu freuen. Wie es aber mit
meiner Bücher Rechnung gehen wird, weiß ich nicht. Nach Ihrem gestrigen
Briefe soll Ihnen HE von Auerswald für
10 Vol. des Buffons 8 rth. alb. schuldig seyn = 36 fl.für Beaumarchais 3 – 13 : 15 gl.Epoques dela Nat. 1.¾ 7 : 27 12¾ rth. Alb. = 57 fl. 12 gl.nach dem Satz 2 rth alb zu 9 fl. gerechnetNach Abzug der 5 –= 22 : 15 blieben noch 35 : 27 gl.Den 29 April schrieben Sie mir, zufolge Ihrem vor mir liegenden Briefe
„Heute geht Fuhrmann Frantz nach Kgsb. und mit ihm sende die Histoire
des oiseaux 8 vol. so viel heraus, mit den Kupfern in 12o 24 fl. pr. ferner
zu ihrer eigenen Lecture Hupels Miscellaneen – Moritz Pädagogik und im
Namen Arndts 2 Neues Petersb. Journal, Oeuvres de Beaumarchais 4
Bände, die wenn sie Liebhaber finden 12 fl. kosten.“ Diesem deutl. Buchstaben
zufolge habe ich für die ersten 8 Theile des Buffons 24 fl. pr. eingenommen und
den Beaumarchais ebenfalls einem sehr zufälligen Liebhaber für 12 do überlaßen.
Wegen des Preises für die Epoques des Buffons, den Sie eben so ausdrücklich
zu 7 fl. bestimmten, hab ich Ihnen noch meine Bewunderung geäußert, weil
sie bey Hartung mehr kosteten, und Ihnen jedesmal den Betrag des
empfangenen Geldes gemeldet. Bey dem 9 und 10ten Theil des Buffons fiel die erste
Differentz vor. Den 5 Aug. c. schrieben Sie mir: Jetzt bringt Ihnen HE
Prof. Schwarz mit Tom. 9. 10 der Histoire des oiseaux, ebenso wie die
vorigen à 3 Ort = 11/2 Rth. Alb. und den 11 Aug. widerholten Sie diese
Nachricht, setzten aber hinzu Tom. 9. 10 kostet 2 Rt. oder 8 fl. Dies gab mir Anlaß
wegen der beyden letzten Theile nochmals anzufragen mit der Bitte den Preiß
wie Sie es bey den Epoques und 8 ersten Theilen und Beaumarchais gethan
hatten in fl. pr. zu bestimmen. Ihre Briefe sind alle aufgehoben, um selbige
Ihnen vorlegen zu können, und aus den meinigen werden auch alle hieher
gehörigen Umstände zu ersehen seyn. Wegen des uns so billigen Preises
waren wir auf Hartung erbittert, von dem wir glaubten daß er wegen des
Kanterschen Stillstandes nach Willkühr forderte, wie man hier das
Vorurtheil hat, daß alles was hier courant gilt, dort zu Albertus gesteigert ist
und werden muß. Nach meiner obigen Rechnung, die Ihren ausdrückl.
Sätzen gemäß war, welche ich Interessenten immer sorgfältig gewesen bin
zu produciren, beläuft sich der ganze Bestand auf 43 fl. und nach
Abzug der22 : 15 gl.blieb netto20 fl. 15 gl.Wie kann ich gegenwärtig für die zwey letzten Theile, (zu denen Sie noch
den 11 und 12 versprechen) 15 fl. fordern worauf sich die Differentz beläuft,
ohne Sie und mich zu exponiren? Es muß hier freylich ein Schreibfehler
von Ihrer Seite untergelaufen seyn. Da ich aber nach meiner Gewohnheit
den Empfang und die Vollziehung des mir aufgetragenen so wol als
versprochenen Ihnen stets gemeldt, hätten Sie seit dem April mich gleich zu recht
weisen sollen, denn daß Sie die beyden ersten Remisen nach fl. pr. bestimmten,
kann ich mit Ihren Briefen belegen; desto befremdender war es mir, daß Sie
sich wegen der 2 letzten Vol. in Alb. Gelde erklärten und in doppelten Sätzen,
daher ich das Geld noch bis dato nicht dafür habe eincassiren können,
ohngeachtet ich deßhalb schon von HE v. Auerswald erinnert worden, den ich aber
seltner als sonst sehe, weil er verreist gewesen und die Loge nicht mehr so ordentl.
wie einst besucht, er auch mit Prof. Kraus und Dengel in näherer Verbindung
steht, die ich fast gar nicht mehr in meinem Hause zu sehen bekomme.
Unsere Buchhändler certiren jetzt um die Wette ⅓ und mehr von ihrem
alten Ladenpreise abzulaßen, und es geht den Büchern wie den reducirten
Münzen, daß man das Ende vom Liede schwerl. absehen kann. Nicolai in
Berlin verkauft Möhsen à 10 fl. Hartung à 9 fl. daß der ganze Buchhandel
hier zum Actienschwindel ausartet, und der nunmehr reiche Erbe es drauf
anlegt den Anfängern den Brodtkorb so hoch wie mögl. zu hängen. Sein
Katalog, deßen Hälfte aus heruntergesetzten Büchern besteht, ist schon lange
fertig gewesen und sein Gut ist zu Lande angekommen. Man möchte beynahe
sagen, daß Hartung jetzt K. und W. den alten Hartung spielt. Sie können
leicht denken daß unser durch K. übertriebene Gefälligkeit verwöhntes
Publicum an seines Nachfolgers hartleibigen Laune wenig Geschmack findt.
den 2 Adv.9. DezemberIch habe Ihren Brief vom 27 Febr. auch gefunden, worinn Sie schreiben:
Wegen der Epoques de la Nature thun Sie was Ihnen gut deucht. Ich
verlange dafür nichts mehr als 7 fl. dies ist mein Ladenpreis. Heben Sie das
Geld nur bey sich auf – In eben diesem Briefe setzen Sie die 8 Vol. der
Vögel auf 6 rth Alb. – Weil Sie aber den 29 Apr. ausdrücklich 24 fl. pr.
schrieben und ich kein Augenmaas zu Geldverhältnißen habe: so ist mir die
Differenz nicht aufgefallen, sonst hätte ich Sie auch darüber eben so gut
befragt, wie im letzten Fall, und die Sache abgemacht. Sie sehen also daß
Auerswald Ihnen blos für 2 Theile schuldig ist und die Verlegenheit ihm 15 fl.
dafür abzufordern, da er Ihren Brief vom 11 Aug. gelesen, wo Sie Tom 9. 10
zu 2 Roder 8 fl. ansetzen, ihm den 11 und 12 versprechen und mir
auftragen ihm zu sagen, daß er durch Sie generalement mit allem was in
Paris herauskommt pp. welches ich auch gethan. Er ist aber ein Mann der
in Zahlen ein FalkenAuge und Gedächtnis hat, das ich nicht habe, und
liebt ungemein Tausch und Handel –
Sie beklagen sich von allen Seiten für Ihr
gutes Herz gezupft und
gerupft zu werden
. Ich bin versichert daß Ihre Freundschaft für mich auch
an Ihrer Bereitwilligkeit Theil gehabt, aber Ihren Schaden hab ich nicht
gewollt. Die Dienstfertigkeit berauscht mich eben so wie ein süßer Wein und
ich habe täglich Ursache mich für die schwachen Seiten des guten Herzens zu
hüten, und zu meiner Warnung mir zuzuruffen Timeo Danaos dona ferentes.Meinen Freund Gevatter und Landsmann in Weimar habe schon mehr wie
einmal um Fortsetzung der Urkunde gebeten und werde heute es abermal
thun. Sein Denkmal auf Leßing ist ein Meisterstück im 8br. des T. M.
Das gute Herz
dankbar
zu seyn, hängt eben so wenig von uns ab, als
das gute Herz wolzuthun. Die Waßerbäche treten aus und versiegen, nach
der Witterung der Jahreszeit, und das Meer hat seine Fluth und Ebbe nach
dem Wandel des Monds. Mittag und Mitternacht, und ihre Gespenster,
Parasiten und Diebe, gehören wie Gesunde und Kranke, wie Lebendige und
Todte gehören Einem Vater und haben alle Eine Mutter – Natur.
Asmus hat sich ein Haus gekauft, schickt mir einen ganzen Kasten, der
aber noch auf der See schwimmt mit Näschereyen für Leib und Seel,
Spielzeug für das ganze Haus, beschreibt mir die kindische Freude beym Einpacken;
woran es auch beim Auspacken nicht fehlen wird, aber auch nicht an
Nachwehen. Statt der Ziege macht er jetzt auf 2 Kühe Rechnung, und hoft von
dem Anbau seines Gartens die Haushaltung zu bestreiten. Wie ein armer
Mann mit 5 Töchtern zu der Verschwendung und Freygebigkeit kommt,
begreif ich eben so wenig als ich weiß wie ich selbige erwiedern sollen. Hinc
illae lacrimae, womit ich seiner Arche entgegensehe. Sie enthält ein Geschenk
das mir Klopstock von seiner Meßiade macht und Jacobi mit dem ersten Theil
seiner Werke. Der übrige Proviant besteht in Pöckelfleisch, einer BouteilleMalaga, Extrafeinen Thé –
Läßt uns die Liebe klug
?
Die Bibl. fratr. polonorum habe vom 26 Aug. bis zum letzten Nov.
durchgelaufen. Sie bestehen mit Sam. Przipcouii Werken die mir vorzügl. gefallen
aus 6 Folianten, sind in der Kreuschnerischen Auction hieselbst für 74 fl.
fortgegangen. Brenii Opera, sagt mein Sohn, gehören auch noch dazu.
Sandii Bibl. habe ich Ihnen nicht laßen können, und daß ein Freund
unnöthiger Weise den andern auftreiben soll, schien mir unbillig. Jetzt lese ein
Hauptbuch Zeltneri Historia Crypto-Socinianismi Altorfini arcana wegen
der Briefe des Ruari, die angehängt sind.
Was Sie mit der
Vorbereitung
, die Eberhard meldet, sagen wollen,
verstehe ich nicht.
Hänschen hat HE Courtans der Nachmittags Stunden hat, Stelle ehrlich
vertreten, da er für Kayserling abwarten müßen, für mich desto glücklicher
gekauft, mehr für 10 fl. als jener für 60. Denn so ungemein theuer, und
wohlfeil sind die Bücher selten weggegangen. Z. E. Weissels Chronik, vorn,
hinten und mitten defect aber sauber ergänzt 12 fl. Hingegen für mich Noris
Cenotaphia Pisana ex Bibliotheca Altorfina Schwarzii für 18 gl. So viel
hätte ich Biergeld dem Bedienten gegeben, wenn mir jemand das Buch
geschenkt hätte. Locheri Horatius, den ich bereits aus Lausons Bibl.
durchstudiert, nebst einem Juvenal Lips. 497. nebst einer Handschrift von Officiis
Ciceronis und noch mehr für 1 fl. 11 gl. Ein Buch das ich nicht für 15 fl.
noch so viel Guineen wider verkaufen möchte. Epistolae Marsilii Ficini für
7 gl. Petri à Vineis die ich lange gesucht für 4 gl. Sein Plato u TheologiaPlatonica 1 fl. 18 gl. So spottwohlfeil einige, eben so rasend theuer sind
andere weggegangen.
Den Empfang des zu erhaltenden Päckchens erwarte. Wegen des Anstrichs
in Ihrem Briefe dachte ich daß er durch einen Fuhrmann angekommen.
Vorigen Montag schickte mir Herr Hartung den letzten Bogen der Kritik.
Fehlt also noch der Titel u Anfang, mit dem
es aber Zeit gnug hat
. HE
Kr.Rath Hippel hat mir versichert daß Voß das Ende der Lebensläufe erhalten
und des Verf. Name erscheinen wird mit dem letzten Theile, deßen Innhalt
auch Hartung schon in einem Avertissement ich weiß nicht durch welchen Weg
anticipirt.D. Hertz hat selbigen auch gelesen und gemeynt daß der Schluß
auf eine offenbare Schwärmerey herausliefe. Daß Kant den unbekannten
Verf. als einen plagiarium seiner Vorlesungen in der Allg. Bibl. in Anspruch
genommen, ist bekannt. Daß unser Freund H. Antheil an diesen Product
haben muß, sehr wahrscheinlich, ich habe aber nicht das Herz ihm ins Gesicht
zu sagen. Kleuker schrieb mir damals daß sein Anhang aus 2 Bänden bestehen
würde. Der erste Uebersetzungen, der andere seine eigene Untersuchungen. Ein
Päckchen von ihm ist von der Michaelismeße 79 durch Hartung verloren
gegangen nebst einem Briefe den wir beide bedauern; habe mit dieser Meße
Nachricht deshalb erwartet aber nichts erhalten, dafür ein verbetnes Päckchen
von Schellenbergs Kupfern durch
Steiner
, der just das Gegentheil von dem
versteht, das ich ihm schreibe.
Alles was ich von meinem
Schiblemini
geschrieben, sehen Sie als nichts
an. Ich werde nicht eher an das Schreiben kommen können, als bis ich die
neue Uebersetzung des Hume sehe, und Kant will ich erst
ausreden laßen
seinen Auszug oder Lehrbuch abwarten.
Wie es Ihnen, liebster H. mit Ihrem sauren Schweiß u Blut; so geht es
mir mit meiner edlen Zeit, die ich immer an Experimenten verschwende die
außer dem Zeitverlust auch so oft Eingriffe in meine Ruhe thun. Ich habe
vom August aus Freundschaft und ohne den geringsten Eigennutz mich mit
ein paar Officiers abgegeben, und dadurch gantz zufällig einen jungen
Menschen gefischt, den ich bisher wie ein anderer Diogenes gesucht und zum
Gespann für meinen Hans gewünscht. Indem ich für den einen Officier mich
nach einem lateinischen Sprachmeister umsehe, findt sich eines Schusters
Sohn, wie unser Kant, Namens Hill, der sich aufs ital. u spanische ohne
Hülfe noch Unterstüzung gelegt, und brennende Lust zum Engl. u Griechischen
u mehr Sprachen hat. Von des Menschen Fähigkeit u Eifer können Sie
daraus urtheilen, daß ich in 3 Abenden die Anfangsgründe des Engl. mit
ihm zu Ende gebracht und er wenigstens weiter ist als seine beyde Vorgänger
in der langen Zeit gekommen, und daß er nächste Woche mit meinem Michel
das Griechische und Hebr. zusammen studiren wird. Gott geb daß er das wird,
wozu ich ihn ersehen; so soll er meine andere Hand für meinen Sohn seyn,
und ich will mich gantz auf ihre beyde Freundschaft einschränken, und alles
mögl. thun mich ihrer würdig zu machen. Denn was Sie an Ihren Sohn
wenden können, und Motherby, bin ich bey allem guten Willen nicht im
Stande.
Habe ihm den Petrus ab Abano, Conciliator nebst einer Samml. von
Balneis zum Grunde seiner Bibl. geschenkt, weil ich ebenso stoltz darauf bin
eines Baders Sohn zu seyn, wie mein Vater war Altst. Bader zu heißen,
u wie Sokrates die Hebammenkunst seiner Mutter nachahmte; so meine
kritische Wanne, nach dem alten von Hagedorn übersetzten Sinngedichte:
Der Bader und die Hure baden
Den reichsten Mann den schlechtsten Kerl
Beständig nur in einer Wanne.
Zur Bildung seines medicinischen Geschmacks hab ihm Möhsens Münzcab.
für 17 fl. gestern gekauft, weil ich kein vortrefl. Buch kenne zur Erziehung
eines Artztes, ohngeachtet ich einige 90 fl. Brandschatzung bezahlen müßen,
und von einem baaren Capital von fast 8000 fl. das in 2 alten Häusern steckt,
die ich nicht um halben Preis los werden kann, dies halbe Jahr kaum 40 fl.
nach Abzug der Kosten gehabt.
Bey HE Courtan ist Krankheit und Kreutz auch zu Hause. Der Mutter
geht es beynahe wie Ihnen, und der kleinste Sohn hat auch ein gefährl.
Fieber ausgestanden, wie der älteste voriges Jahr.
Zu Ihrem Entschluß Ihr eigener Artzt zu seyn, geb Gott seinen Seegen.
Mehr kann ich dazu nicht sagen. Gott wolle Sie so lange erhalten, daß mein
kleiner Conciliator Ihnen sein Consilium ertheilen kann.
Der Ex-jesuit Mayer über die Jesuiten, Freymäurer u Rosenkreutzer und
der Verf. des abentheuerl. Sendschreibens an die Illustres Inconnus soll
Stark
seyn. Claudius arbeitet wie ich gehört an einer Uebersetzung des elenden
Buchs de la Verité et des Erreurs. –
HE Prof. Kreutzfeld, der mich eben besucht, dankt sehr für Ihr gütiges
Andenken, und erwiedert selbiges durch eine Anwünschung einer beßern
Gesundheit als er sich versprechen darf.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin, die mir Ihre Silhouette aus
eben dem Grunde entzogen, warum ich meine nicht beygelegt. Gevatter
Asmus beurtheilt mich wie Zopyrus den lieben Sokrates, für einen
Menschen von sehr verliebter Complexion. Magdalena Catharina de anno 74
gefällt ihm am besten, vermuthlich weil sie seine Pathin ist. Seine Töchter
sind solche Apfelmußgesichter, daß ers nicht übers Herz bringen können den
Credit und guten Namen der armen Mädchen aufs Spiel zu setzen. Verspricht
mir seine und Frau Rebecca nebst den Kleinen, wenn sie beßer gerathen, im
nächsten Briefe.
Schicken Sie Buffons 11 u 12 Theil nicht eher bis wir mit dem 9 und 10
ins Reine sind. Mit dem
Petersb. Journal
bitte sich immer Zeit zu laßen,
weil sich den ganzen Sommer oder Winter doch wol immer gute Gelegenheit
eines barmherzigen Passagiers finden wird, weil ich mit Pr. Fuhrleuten
ungern theilen mag. Mein ganzes Haus empfiehlt sich und ist Gottlob gesund.
Hänschen mit seinem Freund Hill einen Taschenspieler u Seiltänzer sehen
gegangen.
Leben Sie wohl und bleiben Sie mein Freund, wie ich der Ihrige
Johann Georg Hamann.Kgsb. den 2 Adv. 81.Herzlich geliebtester Landsmann Gevatter und Freund,
Nun fall ich Ihnen in die Arme. Den 22 pr. kam Ihr lang erwarteter Brief
an. Den 27 als am Tage Jonathans sah immer dem Päckchen entgegen, muste
aber bis zum 3 huj. warten. Einl. habe gl. nach Morungen befördert.
Gottlob! daß alles bey Ihnen gut geht. Der Würgengel hat auch mein Haus
verschont und keins von meinen Kindern hat den geringsten Anstoß von der
hier herrschenden Seuche gehabt. Kreutzfeld hat alle Ihre Sachen
mitgenommen. Die Vorrede nungelesen; das Buch selbst aufgeschoben, weil ich mit
Weynachten den Exodum zu endigen denke, und die Zwischenzeit den
Jeremiaden bestimmt habe. Das Monument auf Leßing ist mit einer Wärme,
Würde und Reife geschrieben, die meinen ganzen Beyfall hat. Winkelmans
Briefe noch Hirzel an Gleim habe bisher gelesen. Im ersten ist eine gute
Portion von Huttens Patriotismo.
Die Silhouette ist bereits gestern in einem stattl. Rahmen aber
kümmerl.
Vergüldung
zu Hause gekommen, die ich nicht bestellt, und verbeßert werden
soll, so bald ich kann, in eine ächte. Luther allein, der über meinem Sopha
hängt und den ich aus Kanters Laden für einen Goldgulden erhandelt, trägt
allein Gold. Der Kopf ist sehr nach meinem Geschmack, und das Opfer
Ihresmeines Schweitzers höchst angenehm. Die Geschichte seines
Vaterlandes habe so bald wie selbige auskam, gelesen, und mit viel Geschmack
und Antheil; aber nicht an der darinn vorausgesetzten gewaffneten Politik
Heut vor 8 Tagen laß ich die Nachricht von des Layenbruders Reise nach
Wien und dachte dabey so lebhaft an den ersten Advent, wie er hier durchgieng,
daß ich an diese würdige Excell. hätte schreiben mögen. Wenigstens wünsch
ich, daß seine erlebte Erfahrungen nichts als Versuche seiner künftigen
Laufbahn seyn mögen.
Claudius hat mir endl. den 1 huj. geschrieben und Aviso von einem gantzen
Kasten gegeben der noch wie Noah Arche unterwegens ist. Außer der do die
Sie erhalten, erwarte eine Meßiade von Klopstock und auch den 1 Theil von
Jacobi. Daß er sich ein Haus gekauft und statt seiner Ziege ein paar Kühe
zu halten gedenkt, wird Ihnen auch schon bekannt seyn. Er meldt mir seinen
Fleiß, aber nicht
was
er übersetzt
Unser Gevatter Kaufmann ist also mit seinem Knappen Ehrmann ein
Mitgl. der Brüdergemeine geworden. Wird schwerlich die letzte Katastrophe
seines Schicksals seyn.
Mit dem Ende des Novembers habe die Bibl. Fratr. Polonorumdurchgelaufen, Przypcouii Werke mit eingeschloßen, die mir vorzüglich gefallen. Machte
den 26 Aug. den Anfang; und wenn ich Brenii Opera bekommen kann, hoffe
ich auch den siebenten Folianten zu verschlingen. Lese gegenwärtig Zeltners
historiam arcanam CryptoSolcinianismiAltorfini, wo ich mir viel Aufschluß
verspreche.
Daß ich mit Socino in Ansehung der natürl. Religion einig bin, bewog
mich den Hume zu übersetzen. Von den Widerlegungen seiner
Glaubensbrüder habe nichts finden können, ohngeachtet Eberhard in seiner Einl. sie
anführt, es müste in Ruari Briefen davon etwas vorkommen.
Weygand hat an mich geschrieben, aber meinen Brief nicht erhalten. Durch
ein Misverständnis, wozu Hartknoch Gelegenheit gegeben, vermuthet er, daß
ich und Kant ihm zu Priestley Uebersetzung Beyl. geben könnten, woran
keiner von uns gedacht hat. Plattner ist blos der Herausgeber, der Uebersetzer
aber, ein Freund des Verlegers. Wenn Sie ihn erfahren, so melden Sie mir
doch seinen Namen. Ich hab ihm geantwortet, daß wenn meine Uebersetzung
zustand gekommen, eine Beyl. sich ledigl. auf meine
Absicht
derselben
bezogen haben würde, die gar nicht wäre Todten den Mund zu stopfen.
Den 10 Xbr. 81Bester H. Muste gestern abbrechen die Feder schrieb so elend, das Licht
mit dem hölzernen Docht brannt so kümmerlich, und meine Augen fangen
auch an dunkler zu werden.
Meine Verbindung mit 2 Officier habe Ihnen gemeldet. Sie hat mir viel
Zeit geraubt und fast fruchtlos gewesen; hat aber doch Anlaß gegeben zu
einer Beute, die ich Ihnen vorzügl. mittheilen muß. Hoghendorp qvälte mich
um einen Lateiner, weil er mit seinem Candidaten sehr misvergnügt war.
Zufällig hör ich von einem jungen Menschen, der eine große Lust zu Sprachen
besäß, einen guten Anfang im Ital. gemacht, und so gar das Spanische auf
seine eigene Hand angefangen. Auf den ersten Wink komt er zu mir gelaufen,
ich fang denselben Abend das Engl. mit ihm an, bringe ihn in 3 weiter als
meine Blauröcke in 4 Monathen gekommen sind. Weil mir das Experiment
über meine Erwartung so glücklich gerathen, und er noch eine größere
Neigung zum Griechischen hat: so mach ich heute den Anfang ihn mit meinem
Sohn zu combiniren, und ich verspreche mir viel Fortgang und Beyhülfe von
beyden und für beyde. Wie sehr ich einen solchen Menschen gesucht, kann ich
Ihnen nicht sagen, und wie tief das Ideal in meiner Seele gelegen und auf
diesen und jenen gewürkt, weiß allein mein dunkel Gefühl. Er heist Christian
Hill und ist, wie Kant, eines Schumachers, aber dabey TobacksDistributeurSohn; auch obenein naher Anverwandter des verdorbnen Nädlers Brahl,
der mit seiner Braut seit Aug. aus meinem Hause sich selbst verbannt hat,
und mir weislich zuvorgekommen. Penzel führte ihn das erste mal zu mir,
eh er fortgieng und gehört zu seinem Vermächtnis.
Sie werden vermuthl. Möhsen kennen, von dem ich zu meiner Schande den
ersten Laut in Dohms JudenApol. gefunden. Ich habe mich an 3 Tagen ohne
mich zu rühren, wegen eines kleinen Flußfiebers; nicht satt lesen können und
ihn für meinen Sohn gekauft, als das beste Handbuch seinen Geschmack an der
Arzneykunst, der er sich widmen will, intensiue et extensiue zu bilden. Seine
Bildergallerie liegt auch schon vor mir, habe aber selbige noch nicht ansehen
können. Aus Christiani Auction habe ihm den Petrus ab Abano, Conciliator genannt
nebst einer prächtigen Samml. de Balneis zum Grund seiner künftigen Bibl.
geschenkt. Sie wißen alter Freund, daß des Baders kritische Wanne mir immer
zur Hieroglyphe gedient, wie dem Vater Sokrates seiner Mutter Handwerk.
Ungeachtet ich an 100 fl. für den letzten Feuer-termin bezahlt und von
meinen beyden Häusern kaum 40 fl. an Miethe gezogen: so hat Gott doch
unsere Schiffahrt außerordentl. geseegnet, ihre Anzahl beläuft sich gegen 1000
und mein Antheil gegen 100 rthl. Ein Antheil den sonst fast ein Besucher
genoßen, durch die neue Einrichtung ist aber auch diese zu reiche Ausbeute
zieml. geschmälert worden; unterdeßen dem Himmel sey Dank, für alles was
er uns noch läßt und gelaßen hat, und erhalten wolle!
Mein Hänschen hat zufälliger weise vom Grafen von Kayserlingk
Aufträge bekommen Bücher einzukaufen, die aber sehr theuer fortgegangen, bey
dieser Gelegenheit hat er desto vortheilhafter für mich aufgepaßt und ich
möchte meinen Aufwand von 45 rthl ungefehr, nicht gegen den Einkauf
von 5 Fed. d’or die Se Exc. bey mir deponirt, vertauschen z. E. Noris
Cenotaphia Pisana, die aus des Schwarzii Bibl. zu Altdorf herstammen, für
18 gl. Butler’s Analogy 14 gl. Ein alter Horatius Locheri nebst einem
gleichzeitigen Iuuenal zu Leipzig gedruckt, einem noch ältern Abdruck ohne Zahl
noch Ort vom Somnio Scipionis und einem Mst von Officiis nebst einer
Abhandl. vom Briefschreiben, Explicit Wilhelmus Sophonensis für 41 gl.
Marsilii Ficini Epistolae 7 gl. Seine Theol. Platonica u Plato 48 gl. Peterà Vineis Episteln die ich lange gewünscht 4 gl. von Tansello einige Sachen,
wovon ich aber noch nichts ansehen können, so beschnitten ist meine Zeit und
so viel Zerstreuungen bin ich ausgesetzt ohne eigentl. Geschäfte. Zu meinen
Winterarbeiten habe noch nicht kommen können. Habe mich vor keinem so
sehr gefürchtet als heuer, der mit dem Advent und einem wochenlangen Uebel
eingetreten. Zwey meiner Bekannten haben gräßl. Anfälle von der Gicht,
worunder einer Green, dem sie in den Unterleib u Gemächte getreten, aber
durch die hitzigste Weine in die Füße verbannt. Neulich traf
Kant
bey ihm,
mit dem ich wegen des Plattner- u Weygandschen Grußes zu sprechen
wünschte. Er war sehr vertraut mit mir, ohngeachtet ich ihm das vorige mal
ein wenig stutzig gemacht hatte, da ich seine Kritik billigte aber die darinn
enthaltene Mystik verwarf. Er wuste garnicht, wie er zur
Mystik
kam. Mich
hat es sehr gefreut, daß L. eine gleichförmige Sprache mit Kant führt – Ein
neuer Beweiß für mich, daß alle Philosophen Schwärmer, und umgekehrt
sind, ohne es zu wißen. Bin in meiner dritten Lectur des Kantschen Werks
im Stecken gerathen; werd es wol zum 4ten mal durchgehen müßen. Will
ihn aber ausreden laßen und sein nächstes Werk abwarten, welches ein
Auszug oder Lesebuch seyn soll.
Ehe ich die Humische Uebersetzung zu sehen bekomme; werde wol meinen
Schiblemini
oder
epistolische Nachlese eines Misologen
nicht anfangen
können. Hartkn. hat mir vorige Woche zum ersten mal geschrieben u mir seine
Silhouette zugeschickt. Außer einem noch unangenehmern Theil seines Briefes,
der mich selbst oder vielmehr eine Rechnung für andere betrifft, klagt er auch
ein wenig über Sie, daß Sie ihm abtrünnig geworden, ohngeachtet seines
ältern Rechts angefangene Werke fortzusetzen und zu vollenden. Die
Erziehung seines Sohns, seine Krankheit mag ihn auch was rechts kosten. Ohne
Leute, selbst nicht im stande zu arbeiten, und die mit Leibesgebrechen
zusammenhängende Unvermögenheit des Gemüths verdienen unser gemeinschaftl.
Mitleiden. Uebrigens sind Sie ihm so wol als dem Publico die Ausarbeitung
oder wenigstens den ganzen Entwurf im verjüngten Maasstab schuldig. Ich
wiederhole also meine Bitte – um die letzte Oelung dieses armen Patienten,
und das glimmende Tocht seines Vertrauens von neuen zu beleben, und
seinen Verdacht zu beschämen. Er ist jetzt entschloßen sein eigner Artzt zu seyn
und wankt zwischen Oehms Medecin u die Bestuschefsche Tinctur. Die Klagen
seiner hiesigen Schwäger kommen mir beynahe gegründeter vor, so wenig
Glauben ich auch bisher daran gehabt. Laval, den ich seit undenkl. Zeit weder
gesehen noch gesprochen, stieß mir kürzl. bey Kr. Hippel auf, und ließ auch
manche Winke darüber merken. Meine hiesige Vice-Gevatterin Me Courtanverzehrt sich auch, wie es scheint, vom häuslichen Kummer.
Jedermann wünscht hier die Weißagung des Jes. XXIII. 15 bald erfüllt
zu sehen und wenn selbige noch diesen Winter dem Reich des Saturns ein
Ziel setzte – Der Exjesuit Maier und der abscheul. Verfaßer des
Sendschreibens an die Inconnus soll Stark ex vtroque Caesar seyn, ein sehr feiner
Hofprediger
Durch Hartkn. habe Georg Berens auch wegen des jungen Neumannsbitten laßen.
Was für einen Handel hat er ausgelernt
? Hänschen freut
sich seinen alten Freund zu sehen. Sie werden sich schwerl. einander kennen.
Nach dem van, van. zu urtheilen, sollte man Adelbertchen für mein
Pathchen halten. Mein Pathchen Augustchen fängt aber auch schon an
Prämien
zu verdienen. Ob ich Selbst bringen, oder durch meinen Sohn es überreichen
soll – Das erste ist die unwahrscheinlichste Hofnung; das letzte ist auch ein
gar zu weiter mißlicher Termin. DEVS prouidebit. Ich mag an gewiße Dinge
nicht denken. Erhält uns Gott am Leben; so werden wir uns einander nicht
verlieren.
Gottlob! Daß Sie für Ihre liebe würdige Hälfte jetzt ohne Sorgen sind.
Ich trage Ihr ganzes Haus in meiner Seele und in meinem Herzen. Wenn
ich doch wenigstens für Ihre unglückl. Schwester hier etwas zu thun im
stande wäre. Es hängt aber nicht von uns allein ab, weder wohlthätig noch
dankbar zu seyn.
Den 12 –Bin nicht einmal im stande mit einer Menschenhand und Mannsfaust an
Sie zu schreiben. Weil die Post gestern versäumt; so möge dieser Brief nach
verrichteter Festarbeit anlangen. Leider finden Sie nichts darinn, was der
Mühe des Lesens und Buchstabirens werth wäre. Meine von allen Seiten
eingeschränkte Lage und mein concentrirtes, möchte lieber sagen, petrificirtes
Gemüth, gewährt nichts beßers.
Auf die
Fortsetzung Ihrer fernern Beyträge zum Mercur
warte mit
Verlangen. Es flöst mir wenigstens auf eine Stunde neues Leben ein, das
aber so unbeständig wie das plötzliche Steigen des Mercurs ist. Sollten Sie
von Ihren alten Beyträgen des T. M. etwa Doubletten besitzen, so wünschte,
daß Sie selbige auch für mich bey Gelegenheit aufbewahrten, um Ihre
Schriften wo mögl. complet zu haben, worunter mir nur 2 meines Wißens fehlen.
Die
Wälder
und die
Abbildung der Alten vom Tode
. Ich habe die erste
selbst gehabt aber es fehlte mir das dritte Stück und weil ich Defecte ungern
ansehen mag, und es mit Laocoon zusammen gebunden war: so bin ich drum
gekommen. Ich hoffe die Wälder einmal von Hartknoch bey beßeren Launen
als er gegenwärtig haben muß, zu erhalten
Es scheint Ihnen, liebster H. doch auch gegenwärtig gut zu seyn, daß ich mit
meiner Uebersetzung zurück gehalten. Mir ist es herzlich lieb, daß ich vieles
nicht drum geben wollte.
Hoghendorp, der in holl. Diensten ist (von seines Bruders Duel hab ich
Ihnen doch geschrieben, und daß ihm die Kugel welche man im Gemächte
vermuthet, ihm glücklich aus dem Pyrenaeo ausgeschnitten worden) schickt mir
einige Sachen von Hemsterhuis, die aber noch nicht angekommen. Ich habe
mehr als einmal nöthig gehabt den kleinen Anhang Ihrer Uebersetzung zu
lesen – aber desto mehr Geschmack darnach daran gefunden, daß ich also mehr
von diesem Verf. zu kennen wünschte, auf den Sie mich zuerst aufmerksam
gemacht, ohn daß ich hier etwas habe zu Gesicht bekommen können, als eine
wo ich nicht irre nachtheilige Recension in der Lemgoer Bibl. vor vielen
Jahren. Das letzte Stück des Mercurs circulirt wegen der Fortsetzung, die noch
nicht hier ist, bey der Judenschaft. Bescheeren Sie uns noch mehr dergl., auch
die wenige bereits bekannten widerholt man mit Vergnügen, und haben nicht
den Reitz der Neuheit verloren. Ich bitte nochmals um Ihre künftige
Beyträge. Zum Weynachts- und Neujahrs Geschenk. Gott laße Sie die Seeligkeit
des Nehmens auch genüßen, und überschütte Sie und alle die Ihrigen mit
sSeinem reichen Seegen. Ich herze Sie mit den innigsten Empfehlungen
an meine verehrungswürdige Frau Gevatterin. Grüße und küße das kleine
liebe Häuflein. Mein Haus besteht aus 6, weil die Mutter sich ohne Magd
behilft. Muß diesen Brief auf dem Bette schließen, weil mein Kopf auf der
linken Seite von Flüßen u Zahnschmerzen halb gelähmt ist. Gottlob! alles
sehr erträglich und kaum der Rede werth für andere. Hab mich vor keinem
Winter so sehr gefürcht, als vor diesen. Danken Sie doch in meinem Namen
dem lieben Schweitzer, deßen gute Meinung ich wol Ihnen zu verdanken
habe. Erqvicken Sie mich mit Ihren Beyträgen zum Mercur. Sie kennen
meine Lüsternheit einer der ersten Leser zu seyn und meinen unschlachtigen
Kälbersinn. Sobald ich Antwort aus Morungen erhalte, schreibe ich; aber
ohne Anlaß wird sich mein Schweigen von selbst rechtfertigen. Sollte es
Ihnen an Zeit, wie mir an Muth u Kraft fehlen, ist wol mein Namensvetter
Joh Ge. so dienstfertig den Men. dulc. für einen Kranken zu couvertiren.
Auf ein
glücklich Widersehen
zum Neuen Jahr, welches uns Gott wolle
erleben laßen, denn hier liegt eben der embryo eines
neuen Lebens
für Ihren
alten ewigen Freund
Johann Georg H.Kgsb. den 17 Xbr am Tage Lazari 81.Herzlich geliebtester Gevatter Landsmann und Freund,
Bin heute zum ersten mal wider ausgegangen, und habe recht viel Freude
erlebt, worunter ich Ihnen die vornehmste mittheilen muß. Meine älteste
Tochter kam Nachmittags auf die Loge und rief mich zu Hause, weil mich ein
fremder Herr, der Berens hieß, sprechen wollte. Mein Herz hüpfte ich weiß
nicht wie bey diesem Namen, und lief spornstreichs. Der Lohnlakey versicherte
mich beym Eintritt, daß er mich beyeinen guten Freund zuführte, weil er schon
mehr als einen Fremden zu mir gewiesen, und ich ihm gewöhnlich die Zeit
mit einer guten Bouteille Bier zu vertreiben suche. Ich sah einen langen Mann
mit einem fast kahlen grauen Kopf für mich, den ich wol für einen
Berens
erkannte und dem alten Karl eben so ähnlich als unähnlich zu seyn schien,
daß ich mich lange Zeit in die zweydeutige Gestalt gar nicht zu finden wuste.
Kurz es war unser liebe
George
– der auf einmal den Einfall bekommen
nach einem zwanzigjährigen stätigen Dienst mit einem Kaufmann Frentoneine Wallfahrt nach Engl. zu thun. Ich bot ihm zum freundlichen Willkomm
an alles was ich hatte und ließ ihm die Wahl zwischen Caffé – The, den mir
mein Freund, gegenwärtiger Cabinetsaßeßor, Arndt, Unternehmer eines
fünfjährigen St. Petersburgschen Journals, das sich mit diesem Jahr zum 6ten
Bande in meiner Bibl. verjüngt, aus China besorgt – und einem Glas Bier –
Denn Asmus Mallaga schwimmt noch auf der Ostsee. Wein hab und halt
ich nicht. Wir rauchten eben ein Pfeifchen, als
Einlage
einlief.
Da er von seinem Reisegefährten abhängt: so hat er ein paar lederne
Beinkleider in seinen Ranzen ausdrückl. dazu mitgenommen um nach Weimar,
wo es nur immer mögl. einen Ritt zu thun.
Ich war durch diesen Deum ex machina so gestärkt, daß ich ihn bey Greenbegleitete, der noch in praesepio doch ohne Schmerzen lag, wo wir auch den
Pr.
Kant
fanden, der mir die frohe Bothschaft Humens Dialogen von
Hartung erhalten zu haben und zugl. das Versprechen gab mir morgen selbige
zukommen zu laßen – aber nicht sonderl. mit der Arbeit zufrieden zu seyn
schien.
Ihre liebe Schwester girrt wie eine verlaßene Turteltaube ohne einen Laut
von sich zu geben aus dem sich abnehmen ließe, wie Ihr zu helfen wäre. Ihr
Vertrauen auf Gott wird nicht zu Schanden werden. Im Grunde hat Sie
recht, daß alle Menschenhülfe Nichts ist.
Kurz, Er ists gar
. Sir. XLIII.Hatte meinem Sohn
Möhsens Verzeichnis einer Samml. von
Bildnißen berühmter Artzte
zugedacht und ihm bereits die 4 rthl dazu
mitgegeben, und siehe! das
einzige
Exemplar in unsern 2 Buchladen war defect.Es that mir leyd, und war mir doch in gewißer Absicht lieb. Heute bringt
mir mein junger Freund Christian Hill ein prächtig eingebundenes
DedicationsExemplar in Royalformat nebst Möhsens Kupferstich in mein Haus,
das ein reicher Vetter von ihm, Namens Miltz, für ein
lustiges Buch
gern
loß seyn will. Ich werde mir alle mögl. Mühe geben seinen Geschmack zu
befriedigen, wenn er mir auch 5 rthl kosten sollte, weil die Pracht des Bandes
und Papiers nicht mit noch einmal so viel bezahlt werden kann, und ich es
als ein gutes Omen ansehe zum künftigen Studio der ArzneyGelahrtheit,
wozu Gott Seinen Seegen geben wolle! Amen!
Ohne mich über den Guignon des heutigen Tages länger aufzuhalten,
deßen übrige Ebentheuer theils ins kleinfügige theils ins lächerliche fallen
dürften, hab ich doch auch die kleine Unruhe gehabt meine älteste Tochter
bettlägerich zu finden, wie ich zu Hause kam. Hoff aber, daß es ohne Folgen seyn
wird. Vielleicht sind Würmer an der Uebelkeit und dem Schwindel Schuld,
und ich habe schon einen RhabarberCaffé und Zittwersaat zum Frühstück
bestellt.
Nun gnug auf heute! Liebster bester Freund und Jonathan. Der
Nachtwächter hat schon sein Lied abgesungen, und ich habe auch die Hitze und Last
unter dem Sonnenschein und erneuerten Winter des heutigen Tages
getragen, so daß ich mich heute beym Zuhause kommen von Grund aus
umkleiden muste. Eine Bedürfnis mit Respect zu sagen, der ich selten entbehren
kann, so bald ich nach der Stadt gehe und wider heimkomme. Das menschliche
Leben ist gleich einem sSauerBraten, bey deßen herrlichen erqvickenden
Geruchnuß mir die Schweißtropfen auf der Nase wie Perlen stehen.
Gott seegne Sie mit Kräften und Munterkeit zu Ihren Festarbeiten und
laße das Jahr mit Freuden auch für Sie untergehen, und mit neuem Seegen
aufgehen über Ihr ganzes Haus.
Auch Ihnen, meine verEhrungswürdige Frau Gevatterin und Freundin,
schenke der alte liebe Gott Leben und Wohlthat! Erschrecken Sie nur nicht
vor dem Mann mit den ledernen Lenden und dem grauen Haar unter
einer großen schwarzsamtenen Mütze, wenn er in Ihrem Bischofshofe vom
Pferde stürzt – Er bringt meine und meiner Kinder Küße den Ihrigen mit,
mehr konnt er und wollt er nicht nehmen.
Gott seegne Sie; mein alter lieber Herder! Grüßen Sie meinenIhren
Gast und bitten Sie ihn um die Besorgung Ihrer Beyträge zum Mercur,
wenn Ihre Geschäfte nicht so viel Zeit erlauben. Künftig Jahr wills Gott!
mehr und beßer. Mittlerweile lebe und ersterbe Ihr alter treuer verpflichteter
und ewiger Freund
Johann Georg Hamann.Find ich morgen früh noch, so will ich ihm wenigstens den verlangten
Abdruck von Leßings Falk und die versprochene Disp. meines alten Freundes
Kraus mitgeben der mich vorgestern nach undenkl. Zeit einmal wider besucht‥
Find ich nicht mehr; so soll es wider nicht seyn. Nun so erwart ich Hartknoch
zur Meße. Doch alles ist nicht des Schreibens und der Rede werth. Gute Nacht!
Vermerk von Hamann:den 18 Jänner 82
Geantw den 3 März Oculi 20 April.Den 31. Dec. 81.Nun denn viel Glück, Heil u. Segen zum N. Jahr. Verjüngung Ihrer
Kräfte, Erneurung alles Segens um u. mit Ihnen u. zwischen uns ein neuer
Bund unsrer alten ewigen Freundschaft.
Hier sind die beiden Aufsätze aus dem Merkur der letzten Monate: ich will
damit fortfahren, sobald sich etwas vollständig lesen läßt: denn Sie sind
mein erster Leser. Künftig sollen die Bogen für einige Freunde apart gedruckt
werden, wie bei dem Decembr. angefangen ist.
Mendels. hat mir über Leßings Denkmal einen warmen herzl. Brief
geschrieben, mit dem ich allein schon sehr belohnt bin. So hat mir auch Schmid
aus Braunschweig u. der Prinz August aus Gotha danken lassen: hier hat
kein Mensch eine Sylbe verlohren. In den Januar u. Febr. kommen drei
Gespr. über die Seelenwandrung – doch ich will Ihre Erwartung nicht
aufregen, damit Ihnen das Lesen selbst erfreulicher werde.
Berens hat sich noch nicht gemeldet. Ich zweifle auch sehr, weil ich ihn
kenne, danke Ihnen aber bestens für die Nachricht. Auch für den Brief meiner
Schwester. Sie leidet u. schweigt; was endlich hilft auch das Klagen.
Meine Frau grüßet Sie herzl. u. sagt Ihnen u. Ihrem Hause die besten
Wünsche. Sie ist noch matt u. schwächlich: beten Sie auch für sie, daß das
N. Jahr sie erquicke u. stärke. Ich Gottlob bin gesund: voriges Jahr hütete
ich um diese Zeit das Bette u. fing das N. Jahr mit Krankheit an. Gottlob
es ist zu Ende u. Gott für Alles Leid und Freude gedankt. Ich Wir sind zu gering
aller p. 1 Mos. 32, 10. Müller empfielt sich Ihnen. Hartknoch ist krank u. weiß
im Grunde nicht was er will. Das Schreiben u. die Umstände des Schreibens
hängen nicht von uns ab so wenig als das Wetter oder die Aussaat. Ich bin
bisher in meiner Autorschaft mehr getrieben worden, als daß ich nach
Willkühr gegangen wäre. Laß ihn warten; ich gehe wahrhaftig nicht müßig u.
vertrockne beinah vor dem Tische. – Seine Gesundheit dauert mich herzl.
An Kant bin ich, aber ich kann nicht fort. Danov in Jena hat im Colleg.gesagt: das Buch brauchte ein Jahr um es zu lesen: bei mir wirds wohl 2.
oder 3. brauchen, so sehr bin ich aus den Regionen der reinen Vernunft
droben über Bergers Eishimmel herunter. Haben Sie dieses Narren neues
Buch vom Eishimmel gelesen.
Ich kann Ihnen heut kein Wort sagen; so unfreundliches Wetter ist
zwischen der Kirche u. meinem Fenster von außen u. mein Kopf ist beinah wie
das Wetter. Wir haben dies Jahr grüne Weihnachten gehabt; u. Einer meiner
Collegen prophezeit, weida daher weiße Ostern. Ich weiß noch nicht, wovon
ich morgen predigen werde, aber singen laß ich gewiß: wir gehn dahin ppGottlob, wenn einmal die Wanderschaft aus ist.
Gleim soll eine Epistel an mich über Leßing gesa gemacht haben; er hat
sie mir aber nicht zugesandt. Sobald ich sie habe, sollen auch Sie dran Theil
bekommen. Die Kinder sind bei Ihrem heil. Χ. außerordentl. vergnügt
gewesen, so reichl. u. schön hat sich ihre Mutter die Rolle des heil. Χ. gespielet.
Mir war Ihr Brief heil. Χ. Denn er kam gerad wie sich Alles um den Tisch
u. Lichterbaum freute.
Von Caroline Herder:Ich soll diesen Brief an Sie mit einem Wort an Sie schließen, liebster u.
VerEhrtester Freund u. Gevatter – ich bin aber heute an Seel u. Körper krank
u. unruhig, kann Ihnen nichts beßers wünschen als was mir gerade jetzt
fehlt u. das, glaub ich, das köstlichste im Leben ist: Gesundheit u. Ruhe der
Seelen – damit seyn Sie, Ihr junger Doctor, u. Ihr ganzes Haus im neuen
Jahr glücklich.
Seit dem heiligen Christ, wird Ihres Pathen Augusts Talent sehr sichtbar;
er hat einen Farbenkasten bekommen u. mahlt nun Tag u. Nacht u. vergißt
darüber eßen u. trinken – er ist der lieblichste, zarteste u. stillste unter sdenBuben u. Sie werden sich einmal seiner freuen. Leben Sie tausendmal wohl!
Ihr Andenken, Ihre Liebe u. Briefe ist das köstlichste was wir hier haben.
Leben Sie recht wohl!
Carol. Herder.Ew. Hochwolgeboren habe schon bereits die Besorgung der drey geborgten
Bücher durch die Kantersche Buchhandlung veranstalten laßen und wundere
mich, daß selbige nicht geschehen mit dem gestrigen Zeitungsblatt. Werde also
den Bedienten dahin verweisen. Das Universum nebst Josepho habe auch
heute vor 8 Tagen bereits erhalten. Besitze weder Selbst einen Claudian noch
bin im stande mich auf eine andere Uebersetzung als des Marmontels zu
besinnen. Vergeben Sie mir mein Geschmier entre chien et loup. Empfehle
Siemich Dero geneigtem Andenken, und wünsche denenselben sowohl als
HE von Hohendorf einen guten Abend; als
Ew. Hochwolgeborenunterthäniger DienerJ G HamannAdresse:Des HErn von Auerswald / Hochwolgeboren / Zu FaulenKönigsberg den 11 Jänner 782.Herzlich geliebtester Freund
Ihre Zuschrift erhielte gestern von HE T. offen durch einen Licentträger,
der lange Jahre bey dem seel. HE Commercienrath gedient, und in deßen
Treue ich so wenig Ursache habe ein Mistrauen zu setzen, als er. Unter deßen
daran nichts versehen, auch keine
Staatsgeheimniße
enthalten waren: so
ist man doch nicht immer im stande alle kleine Zufälle vorherzusehen.
Der Wett- u Rathsherr ist ohne Zweifel eine
einzige
Person, neml. HE
Christoph B. Was die Sache selbst anbetrift, so möcht ich wol eben nicht im
stande seyn Gnüge zu thun, weil mein Posten so eingeschränkt wie mögl. ist
und mein Geschmack mehr wie sonst entfernt außer meinem Circul zu gehen.
Das Minimum ist das Gesetz meiner Wirksamkeit oder vielmehr Unthätigkeit.
Je weniger ich weiß, desto weniger hab ich zu verantworten. Ich habe weder
mit Accise- noch Zollsachen das geringste zu thun, sondern bin von Gottes
Gnaden lediglich Verwalter der beyden Magazine, wovon eins bereits fast
eingegangen. – Die Licentträger (nicht einmal der Licentfuhrmann) stehen
unter mir, und nur die Waaren, welche über die erlaubte Zeit liegen bleiben,
zahlen das Lagergeld, und kommen in mein DepotRegister, sehr selten
Beschläge.
Zeisigarbeit
,
Eselsfutter
, hat einer meiner seel. Vorfahren gesagt,
der noch bey meinem jetzigen Posten die Inspection des Licents verwaltet.
Unwißenheit
und
Ruhe
ist mein Loos, mein Element und mein Wunsch.
Chansons
und
cupido sordidus
sind der Geist aller zeitigen
Reformationen, Qvacksalbereyen und Experimentensucht in hoc vili corpore. Kurz, jeder hat
seinen Beruf, sein Gewißen, und seine Hausplage, alias Ehre, um wenigstens
aus der Noth Tugend machen zu können.
Wir haben hier einen neuen Accise-Tarif von 69, aber keinen neuen
Zolltarif seit 25. von dem kein gedrucktes Exemplar mehr aufzutreiben. Ich besitze
weder ein gedrucktes noch geschriebnes Exemplar, womit sich viele Officianten
in Ermangelung des ersteren behelfen müßen, weil er ohnehin nur aus
wenigen Bogen besteht. Wie
Gesetze
durch Sitten ergänzt, so manche
Sätze
durch
usance
. Uebrigens werden die Rechnungsbücher eben so strenge controlirt
und verificirt, als die redevables exercirt, und die geringste Irregularität
geahndet und zur Verantwortung gezogen.
Beym
Zoll
findt keine Vergütung statt; sondern blos bey der Consumtions-
Accise, welche die Groshändler gar nicht angeht, sondern bey jedem Verkauf
von dem Detailleur bezahlt werden muß. Die übrigen stehen auf ⅓, das heist,
zahlen nur ⅓ von der Consumtions Accise und sind dadurch völlig von allen
Vergütungen ausgeschloßen, welche nur denjenigen zu gut kommt, welchedie die völlige Consumtion beym Eingange bezahlen, wenn sie nemlich für
eine gewiße Summe auf einmal nach fremden Ländern gehen laßen. Die
Eintragung und Abschreibung aller Posten geschieht von drey Buchhaltern,
und der würkliche Ausgang muß durch Begleitscheine nachgewiesen werden,
die innerhalb einer gewißen Zeit von den Gränzämtern bescheinigt zurück
kommen müßen.
Wenn die Nachfrage bloß der Vollständigkeit wegen, oder aus Liebhaberey
geschieht; warum wird die Beantwortung so dringend gemacht? Auch das
wenige was ich zu liefern imstande bin, ersuche nicht
offen
und unter meinem
Namen mitzutheilen.
Ihr neuer Anfall beunruhigt mich sehr. Gott gebe Ihnen doch Gesundheit
und Kräfte zum neuen Jahr.
Hartung hat mir vorgestern Kleukers Anhang nebst einem Briefe von
Hertel überschickt. Ich habe es gleich zum Buchbinder befördert und mich
herzl. über Ihre freundschaftl. Vorsorge gefreut.
Heute habe 2 zu Batavia gedruckte holländische Brochuren erhalten.
Sophronisba über die Pockeninoculation und Kraspoekol oder ungl. Folgen
von der Strenge gegen die Sclaven, die mir der liebenswürdige Sohn des
Verfaßers, Herr von Hogendorp zugeschickt. – Von seinem älteren Bruder
nebst dem Grafen von Kayserlingk aus Kurl. auch einen Besuch gehabt.
Dafür muß ich über meine gewohnte Zeit mit meinem eben so ungewohnten
Kopfweh schreiben. Gevatter Claudius Kasten schwimmt noch, wenigstens kann
keine sichere Nachricht erhalten, daß er in Memel eingelaufen, wie man erzählt.
Meinen Jubel über HE George Erscheinung habe noch denselben Abend
nach Weimar ausgeschüttet aber bisher keine weitere Nachricht erhalten. Gott
gebe daß wir uns diesen Sommer auch einander sehen, und beschere mir auchmeinen alten lieben Joseph, den Ratsherrn Christoph, nebst dem zweyten
Candidaten, den er ins Philanthropin schickt. Daß mir der erste so entwischt,
hat mir weh gnug gethan; aber St. George hat alles gut gemacht.
Mein ganzes Haus schläft. Hans Michel hat das polnische diese Woche
glücklich angefangen, und ich habe ihm Cnapii Thesaurum für 6 fl. gekauft.
Er hat aber sein Verdienst, das er sich auf der Auction erworben, ganz
verloren durch einen tummen Streich, den ich heute nicht erzählen mag.
Kant arbeitet an der
Metaphysik der Sitten
– für weßen Verlag weiß
ich nicht. Mit seiner kleinen Schrift denkt er auch gegen Ostern fertig zu seyn.
Gott schenke Ihnen Leben und Seegen und Wohlthat. Er erhalte und
erfreue Sie und Ihr ganzes Haus mit allem Guten. Ich ersterbe Ihr alter
treuer Freund
Johann Georg Hamann.Kgsb den 8 Febr. 82.Herzlich geliebtester Freund
Den 29 pr. kam Ihr Fäßchen Caviar an und ist auch sogl. auf Ihre
Gesundheit von der ganzen Familie verzehrt worden, auf Ihr Wohlergehen. Er
war vortreflich –. Vorgestern wurde sehr durch eine Einlage, welche mir HE
Isaac Levin zuschickte, beunruhigt; gestern Morgen, da ich eben in Begrif
war Erkundigungen einzuziehen, erhielt wieder eine Einl. durch HE
Goldschmidt, und wurde beruhigt. Sie sehen, daß die Schuld nicht an mir gelegen,
und ohngeachtet meiner indolence und langueurs, woraus mein Leben besteht,
bleib ich doch ungern Freunden eine Antwort schuldig. Morgen denk ich mit
der Vergleichung der Humischen Uebersetzung von Adv. Schreiter zu Ende
zu kommen, worinn 3 grobe Druckfehler, Atheist für Theist, eine ausgelaßene
negation, die einen verkehrten Sinn giebt, und die Auslaßung einer poetischen
Stelle das vornehmste sind. Die philosophische Genauigkeit ist durch den
affectirten Purismum und die sehr uneigentl. Umschreibungen mancher
Kunstwörter verdunkelt und beynahe bisweilen verhudelt worden.
HE D. Schlegel wird vermuthl. Anzeigungen zur Praenumeration auf
unsers Cons. Raths Bock wirthschaft. Geschichte von Preußen erhalten haben.
Ich besuchte letztern zufälliger weise, der bisher nicht mehr als 5
Pränumeranten aufzuweisen hat. Suchen Sie sich doch dieses in alle Wege
nützl
. u
mühsamen
Werks so viel Sie können, aus patriotischer Nachbarschaft
anzunehmen, und wo mögl. durch unsere Landsleute in Petersb. worunter auch,
wenn ich nicht irre, ein gewißer Prediger Wolf gehört, die Ausgabe zu
befördern. Laßen Sie sich dieses mein Anliegen empfohlen seyn und antworten
Sie darauf.
An Kleukers Nachtrag zur Zend-Avesta fehlt der Bogen Q im II. Theil
S. 121–128. Der Custos ist das Wort:
Vierte
. Ich schickte sogl. zum
Buchbinder das Exemplar, es hat aber nicht können wegen dieses Defectsgebunden, sondern muß ad interim blos geheftet werden. Sie werden ohne
mein Bitten bey Gelegenheit dafür sorgen.
Den 1 huj ist endl. Gevatter Claudius Arche angekommen. Der The ist
vortrefl. verwahrt gewesen, und ohne daß ich weiß wie es zugeht, von unsers
Freundes, der ihn recta mit einer Caravane erhalten, an Kraft u Wirkung
sehr verschieden und demselben überlegen. Klopstocks Meßias soll wills Gott!
diesen Sonntag Esto mihi eingeweiht werden. Ein sehr schönes Kupfer vom
Düßeldorfer Jacobi nebst dem I Theil seiner Werke habe auch erhalten.
Eben jetzt lese die prächtige Ausgabe der Briefe und vermischten Werke
des Lord Chesterfield in 4 grossen 4oBänden, welche 40 rth in Engl. kosten
sollen. Die Briefe an seinen Sohn haben mir in der Uebersetzung eben nicht recht
gefallen, daher ich nur die zwey ersten Theile gelesen. Aus der Qvelle schmecken
sie mir beßer, ich habe eben das zweyte Volumen der Briefe angefangen und
kann nicht aufhören.
Mein Hänschen hat seine 14te Stunde heute im pollnischen gehabt u findet
mehr Geschmack an der Sprache als ich ihm zugetraut. Er übersetzt schon
den ersten Gesang des Woyna Chocimska vom Bischof von Ermland.
Haben Sie heute Nachrichten aus Zürich? Gott schenke Ihnen doch
Gesundheit und Kräfte zur Meße und Reise. Kapellmstr. Reichard wird hier mit
seiner ganzen Familie erwartet – auch von mir, mit meinem Hamb. oder
Wansbecker Rauchfleisch und Flasche Malaga.
Zum neuen Verlage wünsche Ihnen Glück. Auf den kleinen Nachtrag zur
Kritik warte mit mehr Antheil. Hier komt monathl. ein Bogen zu den
Hartungschen Zeitungen heraus, unter dem Titel: Raisonnirendes Verzeichnis –
davon ich heute die erste Probe gelesen. John, Brahl, Mohr u d. gl. scheinen
die jungen Raisonneurs zu seyn. Wenigstens hat man das Vergnügen die
Idee
des alten Unternehmens nunmehr wirklich realisirt zu sehen – Alle
meine Kinder sind zum Nachbar Miltz oder vielmehr seiner kleinen Tochter
abgeholt worden, und mir thut es recht bange so einsam zu seyn.
Wenn Sie was vom Freund George wißen, so melden Sie mir. Empfehlen
Sie mich seinem HE Bruder. Leben Sie mit Ihrem ganzen werthen Hause
recht wol. Hänschen u seine Schwestern sagen Ja! Ja! im halben Schlaf,
wie ich auch diesen Brief schließen muß. Und hiemit Gott empfohlen. au
revoir von Ihrem alten Freunde
Johann Georg Hamann.Adresse mit Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Hartknoch / in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 9 Febr 782Vermerk von Hamann:Erhalten den 14 März 82.Sind Sie verklungen, lieber H., daß seit dem Jahr 82. kein Laut, keine
Stimme von Ihnen herübergelangt ist? Die beiden Stücke des Merk. haben
Sie doch erhalten? HE. v. Blankenburg, der Verf. eines dicken Buchs über
den Roman, auch selbst eines eignen Romans, Mitverfaßer der schön.Bibl. der Wißenschaften hat die Bellettristische Dreustigkeit gehabt, sich beide
Stücke über Hemsterhuis, (auch wenn ich sonst etwas über ihn hätte) zu seiner
Uebersetzung der Schriften deßelben auszubitten; ich habe ihm noch nicht
geantwortet. –
Hier sind 3. Gespr. über die Seelenwandrung, die im Jan. u. Febr. des
erwähnten berühmten Merk. gestanden haben. Sie beziehen sich auf ein
Schloßersches Gespräch, das hier, so unwürdig es ist, sehr gepriesen worden,
u. weil Sie es vielleicht sonst nicht erwischten, als corpus delicti mitkommt.
Daß beim 3. Gespr. mich die Materie ermüdet hat, werden Sie selbst finden.
Ich wünschte zu wißen, wie Ihnen der Ton des Gesprächs gefiele.
Ehegestern Abend las mir Müller Ihre Rhapsodie in Kabbalistischer Prose
vor, die ich seit Jahr u. Tag nicht gelesen hatte; u. ich wurde dadurch neu
erquickt. Ich schreibe jetzt auch etwas über die Poesie der Ebräer oder vielmehr
habe es geschrieben; es bleibt aber so tief unter Ihnen, daß ich mich selbst
schäme.
Neues weiß ich gar nichts zu schreiben, außer daß die Frau Gen. Sup. seit
gestern eine Buchbinderin geworden ist u. die Gespr. über die Seelenwandr.
selbst geheftet hat. Sie dedicirt Ihnen den ersten Versuch ihrer neuen Kunst
u. Pfuscherei mit großer Ehrerbietung u. Liebe u. verspricht sich zu beßern. –
Reichart ist bei Ihnen oder wird bei Ihnen gewesen seyn; seine Abreise
war zu schnell als daß ich etwas mitschicken konnte. Er ist ein treuer guter
Gesell, wenn er nur nicht so entsetzlich viel schriebe u. componirte. Ich glaube,aber, er muß es der lieben Noth wegen thun: ein Schicksal mehrerer seiner
Brüder, unter welche Schreiber dieses zuweilen mitgehöret.
Die Herzogin Mutter macht sich den Spaas, ein geschriebnes Journal von
hiesigen Mitgliedern zu halten, zu dem ich auch – Ehren u. Schande halber –
einige Beiträge geliefert. Es ist aber im Grunde lauter Spielwerk. –
Wie haben Sie das neue Jahr angetreten u. wie leben Sie, Lieber? Ich
habe einige Zeit an Rücken- u. Hüftweh laborirt (vermuthlich zurückgetretne
Hämorrhoiden) auch habe ich manchmal eine Schwäche am Kopf, die mir
bange macht. Sobald ich der Confirmation der Kinder, u. der Osterarbeiten
los bin, will ich eine kleine Ausflucht etwa zu Gleim thun; ob ich mich erhole.
Das Land in dem ich lebe ist mir dürr u. wüste. Ich fühle mich täglich mehr
als Greis u. habe nie geglaubt, daß man so bald u. so schnell alt werden könne.
Der Herzog hat sich maçonnisiren laßen, u. das Handwerk wird stark
getrieben. Ich habe, wie natürlich, nichts damit zu schaffen, obwohl Bode, (der
Sie sehr grüßen läßt u. mir sooft von Ihnen die Rede ist, aufträgt, Ihnen
was Gutes von ihm zu sagen,) mir sehr anliegt, mich wieder zum H. Viereck
zu halten. Es ist mir, wie meistens Alles um mich her, ein alter vertragner
Jugendrock, ein nichtiges leeres Mährchen.
Mein College, Schneider, Archidiak. der Stadtkirche u. Verf. der actor.
ecclesiast. kommt nach Eisenach als Gen. Sup. u. ihm ist damit sehr
geholfen. Froriep in Erfurt, der wegen seines unruhigen u. recht lästerlich
dummen Betragens auf dem Punkt der Remotion ist, hat sich viel Mühe um die
Stelle gegeben; ich habe ihm aber, soviel an mir ist, tapfer widerstanden. Er
hat seine rechtmäßige Obrigkeit, das geistl. Ministerium in Erfurt gar nicht
vor seine Obrigkeit erkennen wollen, in welcher Dummheit er auch noch
verharrt u. will auch in ecclesiasticis das Heft dem Kurfürsten u. dem
Katholischen Stadtrath in die Hände spielen, die ihn aber selbst verachten. Das
Salz der Erde fängt an so dumm zu werden, daß man sich seiner schämet.
Auch ich bin meines Amts u. meiner Stelle herzlich müde, da ich sehe, daß
überall nichts herauskommt.
Von Diderots Religieuse geht die Fortsetzung im Mscr. herum; alle
Schandthaten der Klöster sind zur Schau gestellt mit einer Kunst, die den Verf. der
bijoux indiscrets zwar bezeichnet aber jenen zurückläßt. Es wird von Paris
aus nach Gotha communicirt u. von daher hi uns mitgetheilt. Eine Nonne
erzählt ihre Leiden durch alle Klöster u. die Materie scheint dem Verf.
unerschöpflich, so wie dem Leser unglaublich –
Kants Kritik ist für mich ein harter Bißen; es wird beinah ungelesen
bleiben. In den Gött. Zeitungen ist er weitläuftig recensirt u. als Idealist
behandelt. Ich weiß nicht, wozu alles das schwere Luftgewebe soll.–
Beinah mein einziges Vergnügen aus neuern Productionen sind des seelg.
Roußeaus consolations des miseres de ma vie, eine Sammlung seinerArien u. Lieder, meistens von ihm selbst componirt. Suchen Sie sie zu
hören: es ist eine rührende Einfalt darinn, die wirklich tröstet. Gottfried kann
etliche schon klimpern.
Müller macht sich zur Abreise fertig u. wird Ihnen vorher noch schreiben.
Er wird böse seyn, daß ich ihm das Amt des Uebersenders nicht aufgetragen
habe. – Frau u. Kinder sind wohl; mögen die Ihrigen, Ihr junger Medicus,über deßen Emporwachsen ich mich herzl. freue, auch neu grünen u. blühen
mit dem kommenden Frühlinge: u. Sie des Baums Stamm Wurzel u.
Krone!!!
Leben Sie wohl, lieber Alter! Meine Seele wandert oft zu Ihnen herüber u.
hangt an Ihrem Halse. O daß uns Zeit u. Raum so weit trennen! abTrotzIhrem Idealisten, der bewiesen hat, daß Zeit u. Raum Realitätslose
Abstractionen seyn. Die Frau Buchbinderin grüßt Sie herzl. Ihr kleiner lieber August
wird für das werthe, liebe Pathengeschenk selbst danken. Vive, vige, vale!!!H.Von Caroline Herders Hand:Allerliebster Herr Pathe.
Ich habe mich recht gefreut über die schönen großen Münzen, die Sie mir
verehrt haben, liebster Herr Pathe, u. küße Ihnen herzlich die Hand dafür.
Sobald ich groß bin, will ich zu Ihnen kommen u. Sie in der großen Stadt
Königsberg wo eine so schöne Sonne ist, besuchen, u. will sehen wo Sie
wohnen, denn ich habe Sie recht lieb u. trinke oft Ihre Gesundheit mit
meinen Eltern u. Brüdern. – Ich will die Münzen aufbewahren so lang ich
lebe u. werde sie mitnehmen auf die Universität u. wo ich hingehe. Ich werde
wohl ein Mahler werden. Schreiben u. Lesen kann ich noch nicht aber ich
mahle große Buchstaben u. Häuser u. will Ihnen auch einmal etwas mahlen.
Leben Sie recht wohl! o möge Ihr Segen auf mich kommen, damit ich
Ihr bester Pathe werde! – ich küße Ihre liebe Kinder u. Mutter u. das
Patchen von meiner Mutter. Bleiben Sie recht gesund bis wir Sie alle einmal
sehen!Ihrgehorsamster treuer PatheAugust HerderWeimar, den 3. März 1782.Ich habe H Herdern gebeten, dies Briefgen an Sie, mein theurster Herr
Hamann! einzuschlagen. Aber siehe – die Feder entfällt mir! was soll ich
an
Sie
schreiben? Nehmen Sies für nichts, als ein Opfer der Verehrung u.
Liebe an, das ich Ihnen so gern persönlich brächte!
Ich bin der Müller, dessen Namen Sie vermuthlich gehört haben. Per varioscasus, per
multa discrimina
verum hat mich eine wohlthätige Hand von
Schafhausen, meiner Vaterstadt, nach Zürich, u. von hier durch sonderbare
Fügungen nach 1½ Einsiedlerjahren in Göttingen
hieher
geführt. In Zürich
lern hörte ich zum ersten Ihren Namen nennen, seitdem lese ich Ihre
Schriften, u. hasche begierig auf, was ich davon finde. Noch schaue ich Ihren Geist
nur von ferne – aber er winkt mir freundlich zu. Offt hat der Königliche Wein
meine alten Schläuche zerrissen, aber nun wird er alt u. schmeckt milder.
Nun, leider! denke ich bald weniger von Ihnen zu hören; denn in 14 Tagen
verlasse ich dieses geliebte Haus, u. kehre in mein Vaterland zurück, wo Last
u. Hize villeicht bald meinen Scheitel dörren werden. Aber das Andenken an
Herder u. gewiß auch an Sie wird mich offt kühlen. Kommen Sie bald selber
zu mir in eine stille Landpfarrey, u. theilen Sie mit mir, was ich habe. Ich
habe Ihnen eine heilige Hütte in meinem Herzen errichtet.
Grüssen Sie mir herzlich Ihre Frau u. Kinder, u. bringen Sie auch einen
oder zween Ihrer Söhne mit in die Schweiz. Gott gebe Ihnen viel frohe
Tage, langes Leben u. Segen, u. lasse Sie mich einst freudig umarmen! Ich
bin mit
unsterblicher Liebe
ganz der Ihrige
J. Georg Müller.Vermerk von Hamann:Geantw. den 22 April –Königsberg den 17 April 82.Herzlich geliebtester Freund,
Kaum sind Sie fort, daß ich erfahre, wie die Baroneße von Bondeli ein
dringendes Anliegen gehabt, von Ihrem Herrn Bruder in Bern einige
Nachrichten zu haben, und wenigstens zu erfahren, ob er noch lebt und wie es ihm
geht, da sie seit 2 Jahren keine einzige Zeile von ihm erhalten. Ich weiß nicht,
ob Ihre Route auf Bern geht, aber ich hoffe, daß es Ihnen nicht schwer seyn
wird, einige Nachrichten unterwegs oder auch in Zürich deshalb einzuziehen.
Sein eigentlicher Titel ist mir entfallen; er ist aber ungefehr ein Inspectordes dortigen Kriegsetats. Unser liebe Kapellmeister ist heute früh abgereist –
den 20 –Diese Woche nichts als Abschied genommen. Sie machten den Anfang,
denselben Nachmittag gieng auch
Vetter Becker
an Bord. Dienstag Abends
wurde in der Kutsche zum Valetschmaus mit der Reichardschen Familie
abgeholt. Mitwoch beurlaubte sich ein junger Israelite aus Koppenhagen nach
London, und den Tag drauf ein naher Anverwandter meiner Hausmutter
nach Lißabon.
Gestern hatte das Vergnügen Ihren lieben Schwager HE. Motherby, und
vorgestern die Ehre den Kanzler von Korf bey mir zu sehen. Noch eine
Anfrage! der hiesige Buchhandel hat ein vollständiges Exemplar von Guthrey
erhandeln wollen. Der Handel ist durch eine Kritteley zurückgegangen. Der
Preis war etwas über 100 fl. Ich habe den Antrag ihn für 100 fl. nettoloszuschlagen. Ist er Ihnen dafür anständig, so haben Sie den Vorzug, und
die Sache kann bey Ihrer Rückkunft abgemacht werden. Er ist gut
conditionirt u halbfr. oder engl. gebunden.
Heute, so Gott will, schreibe nach W. Um alle Klätscherey zu vermeiden,
werde die
Qvelle
Ihrer Vermuthung nicht anzeigen; sondern blos Ihre
freundschaftl. Anerbietung
diesem Unheil, wenn es gegründet ist
,
abzuhelfen.
Vergeßen Sie nicht obige Nachfrage in der
Schweitz
, um eine deshalb
unruhige Schwester zu befriedigen, die hier mit ihrem traurigen Schicksal wie eine
Männin kämpft, unterdeßen jeder ein beßeres misbraucht oder verschleudert.
Gott begleite Sie, erhalte Sie gesund, seegne Ihre Meßgeschäfte und gebe
Ihnen viel Freude in der Schweitz – laße es allen Ihrigen wol gehen! Auch
lesen Sie doch auch des Pestalozzi, wie er heist, Buch für das Volk. Wie ich
mich in dieser Mäurer Hütte erqvickt, nach der mühseeligen irrenden Fahrt
nach beyden Indien in 10 Theilen! Ich habe mir das Büchlein gekauft und
will sehen, ob es auch meinen Freunden so schmecken u behagen wird. Lesen
Sie es doch auch. Auch hier ist von
Philosophie
und
Politik
die Rede, aber
freylich nicht von jenen Oelgötzen in Osten und Westen, von jenen Seifenblasen
der Declamation und Marktschreierey. Au revoir, au revoir. Ich ersterbe
Ihr alter treuergebener Freund u Diener
JGH.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Herrn / Herrn Hartknoch /
gegenw
/ in /
Leipzig
.
Vermerk von Hartknoch:H Hamann in Königsberg / Empf. in Leipzig.Kgsb. den 20 April 82.Herzenslieber Gevatter, Landsmann, Gönner und Freund,
Ergreife recht hungrig und durstig die Feder zu einem Briefe an Sie. Es
sind 4 wo nicht 6 u mehr Wochen, da ich einen Bogen anfieng, und zwar
an Ihre liebe, holde Frau – deren Elegie am letzten Tage des verfloßenen
Jahres mir wie ein Schwerdt durch die Seele gegangen war. Am
Krönungstag erfreute mich Ihr erstes und den 19 März Ihr zweytes Päckchen. Es
kam mir zwar etwas ungebührlich vor, daß die Frau General
Superintendentin
buchbindern
– und wenn ich mich wegen der Zwillingsähnlichkeit in
der Handschrift nicht irre – für meinen lieben Pathen August
briefwechseln
muß: unterdeßen beruhigten und erqvickten mich diese redende und lebende
Zeichen und Merkmale von dem Wolbefinden und Wohlwollen meinIhrer
verehrungswürdigen Hälfte, deren Gesundheit und Zufriedenheit mir so nahe
am Herzen liegt.
Dom. Esto mihi hatte in diesem Jahr meinen ersten Kirchengang gehalten,
und war ganz unerwartet und ungeputzt zu Mittag bey Kr. Hippel vergnügt
gewesen, als der
treue gute Geselle
mit seinem
Vetter Becker
mich zu
Hause überfiel, und während seines ganzen hiesigen Aufenthalts mich so warm
gehalten – daß ich beschämt, verlegen und, ich weiß selbst nicht was? gewesen
bin. Sie wißen, liebster bester H. daß ich Seinem Glück und seiner innigen
Fürsprache und Freundschaft, meine ganzes gegenwärtige erwünschte Ruhe
und Genuß des Lebens zu verdanken habe – und ich bin kaum im stande
gewesen ihm gemeine Höflichkeit zu erzeigen. Meine Hausmutter behilft sich
ohne Magd, meine ganze Haushaltung besteht aus lauter defecten. Ich
verstehe weder jemanden was vorzuschneiden noch vorzulegen. Zum Glück war
den 1 Febr. des ehrl. Claudius Hamb. Pöckelfleisch u sein Malaga
angekommen, mit dem ich noch nicht fertig bin. In allem, was er mir an den Augen
ansehen konnte, kam er mir zuvor. Er hat mir Freunde mitgebracht, Freunde
hier angeworben und nachgelaßen, des Raynals neue Auflage – nach der ich
hier umsonst gesucht und gefragt – auf der Stelle verschaft, ließ mich noch
den Tag vor seiner Abreise mit einer Miethskutsche zum Valetschmauß bey
seiner Schwester einholen. Kurz er ist den 17 huj. mit seiner ganzen Familie
zurückgereist. Ich habe diese ganze Woche nichts als Abschiede zu nehmen
gehabt. Montags gieng Freund Hartknoch ab nach der Meße bis nach Zürich,
munterer an Gemüth und Kräften, als das letzte mal. Denselben Abend
verließ
Vetter Becker
mein Haus wo er 9 Tage geherbergt an Bord nach
Amsterdam, und vielleicht nach der neuen Welt. Er hat Sie auch in Weimar
besucht, wenn Sie sich deßen erinnern. Seine Verbindung mit dem KM.
übrigens ist mir unbekannt. Wir haben hier griechische Vorlesungen gehalten
in unserer kleinen Academie, die aus Hänschen u Hill besteht. Er hat sich auf
Oekonomie u Statistik gelegt, hat sich mit DeßKaufmann in Deßau
aufgehalten, und ist ein Liebhaber der Gymnastik zu Land und zu Waßer.
Darnach kam ein junger liebenswürdiger Jude, der nach London gieng – und
endlich ein halber Zügling, und Vetter der als Matrose oder vielmehr
Jungmann eine Reise nach Lißabon, Cadix p thut.
Die stille Woche fieng sich mit einem Flußfieber an, welches hier epidemisch
gewesen und fast kein Haus verschont. Ostermontag bekam ich einen zweiten
Anfall vom Podagra, fast an eben dem dato, da ich vor 2 Jahren damit
heimgesucht wurde, von dem ich, ohngeachtet meines Incognito zum Valet-Schmauße, noch nicht ganz hergestellt bin.
Mein Bette ist von Besuchen fast tägl. belagert gewesen. Heut vor 14 Tagen
war Graf Kayserlingk und diese Woche der Kanzler von Korff bey mir. Das
Friedländersche Comptoir ließ mir das Extract. Napelli empfehlen; beyde
Excellenzen versorgten mich mit einem GummiGuias. Kelch u Hartknoch hat mir
die
Siberische Schneerose
zurückgelaßen, zu deren überflüßigen Gebrauch ich
hier den Kölpin noch nicht auftreiben kann. Kurz, an Mitteln hat es nicht
gefehlt, und gebrauchte und nicht gebrauchte haben Gottlob! Ihre Dienste
gethan. Da man eben den Anfang macht in meinem Garten zu arbeiten,
freue ich mich auf Ihre Qveckencur, die mir zufälligerweise durch Ihren Wink
so wolthätig gewesen, daß ich seit dem keine Spur mehr von meiner
schmählichen Flechte gefühlt, die mir so viel Sorge und Kummer gemachtEin junger Ankömling unserer Schule, HE Schröter hat mir einen Grus
vom Grafen v Görtz aus St. Petersb. gebracht, der ihn wie seinen Sohn
erziehen läßt. Er logirt bey Kayserlingks. Wißen Sie was von diesem jungen
Menschen?
Ihre 3 Gespräche über die Seelenwanderung haben mir sehr Gnüge gethan,
auch danke ich für das corpus delicti, das meines Wißens hier nicht
hergekommen. Aber ich mag Hemsterhuis lesen, wie ich will; so komm ich nicht mit
ihm fort – Ich bin mir gar nicht im stande den geringsten Begriff von dem
Maximo der Ideen und dem Minimo eines Zeitraums einen Begriff zu
machen, und was diese beyde
unbekannte Größen
zur Erklärung der qualitatis
occultae des Verlangens beytragen können, und wie der Beweis eines solchen
principii möglich ist, den er in den Briefen über die Sculptur voraussetzt.
Ein
Ganzes von Theilen
– ein
Effect der Wirkung
– Eine Fähigkeit, seine
Kraft dadurch ordnen zu können, daß man sich die Handlung durch
Hinderniße erschwere – das Uebergewicht der Trägheit-Kräfte gegen die Anziehungs-
Kräfte, zur Grundlage aller Moral und zum Erzeugungsprincip des Universi
kommen mir als portenta dictionis und fictionis vor. Zuletzt läuft die ganze
Untersuchung über die Natur der Begierden auf die bereits abgenutzte Figur
einer krummen Linie heraus. Beynahe sollte man glauben, daß die Theorie
des
Verlangens
auf den paralogismum einer Einheit und des
Überdrußes
auf einen andern paralogismum ihrer Unmöglichkeit beruhe; so wie die
Auflösung des zwiefachen Widerspruchs auf eine
unendliche Approximation
.
WennFalls ich nicht Unrecht habe; so wär es mir freylich lieber gewesen,
wenn Sie diesen Man ebenso wie den Seelenwanderer widerlegt, und nicht
Aufwaßer gegeben hätten. Unterdeßen habe ich doch große Lust nach dem
übrigen und wenn ich nicht von seinem Freunde HE. von Hogendorp selbiges
erhalte: so gönnen Sie immer einem andern Uebersetzer das Verdienst; denn
mir scheint es daß Sie die algebraische wie die kabbalistische Prose mit ein
wenig Parteylichkeit angesehen haben.
Dom. Jubilate21. AprilIhre Trias habe gestern zum Abendbrodt u heute zum Frühstück widerholt.
Haec placuit semel, haec decies repetita placebit – ohne Rücksicht auf das
unschätzbare Buchbinderverdienst.
Ich habe diesen ganzen verfloßenen Winter fast nichts für mich arbeiten
können; sondern ihn für fremde verschleudert, selbst zum Nachtheil meines
Sohns. Bentevegni ist zu seiner Garnison nach Marienburg zurück gekehrt;
und Hogendorp hat seinen Abschied genommen nach Holland heim zu gehen,
welches wol noch ein paar Monathe währen wird. Sein Character wird hier
von allen, die ihn genauer kennen aufgegeben; ich verzweifele nunmehr
beynahe auch daran, und es jammert mich um den Verfall einer so großen Anlage.
Wenn unser St. George mit seinen ledernen Beinkleidern dagewesen wäre,
hätten Sie ohne Zweifel daran gedacht. Unzufrieden mit Engl. geht er über
Spanien und Italien, so Gott will! nach Weimar und über Kgsberg nach
Riga. Hatte einige Hoffnung den Bruder Christoph mit seinem Sohn auf
dem Zuge nach Deßau diesen Sommer hier zu sehen; scheint aber noch nicht
ausgemacht zu seyn.
Da kamen Schröder, Kreutzfeld, Hogendorp mit Luchets histoire litterairede Voltaire – und so geht es täglich daß ich von Schlaf und Taumel nicht zu
Sinnen kommen kann, und meiner selbst nicht mächtig bin.
Den 22 –Weil ich des Abends eher lesen als schreiben kann: so habe wenigstens
ersehen, daß Luchet eben nicht der Mühe lohnt. Noch saurer ist mir die Reise
durch Raynals 10 Theile geworden. Was für ein unverschämter Sophist und
Declamateur! was für ein feiner Kabinetsprediger und Beichtvater unserer
allerdurchlauchtigsten Potentaten. Wie hab ich mich in der kleinen
Schweitzerhütte eines Maurers erqvickt, Lienhard u Gertrud! Dies Volksbuch verdient
auch von Ihnen gekannt zu werden. Wie fein ist an diesem rührenden Drama
das πρωτον ψευδος der Apostel neuer Philosophie über die Legislationaufgedeckt! Die 3 polemische Hefte zwischen Platner u Wezel habe auch
angesehen. Nicolai’s gelehrtes Meisterstück u Mendelsohns Vorrede sind mir
wichtiger, wiewol ich einige Subtilitäten des letztern nicht verstehe.
Unser alte Verleger hat mir sein geheimes Anliegen anvertraut, und
aufrichtig gestanden, daß Eifersucht der Freundschaft und Berufsinteressegemeinschaftlich auf ihn würkten. Da das Materiale seiner Gesinnungen gut
ist, so werden Sie es mit dem Formali von seiner und meiner Seite nicht
genau nehmen. Also inter bonos bene zur Sache, liebster bester Gevatter!
Nach alten verjährten Rechten einer vertraulichen Freundschaft vermuthet er
andere Ursachen, warum Sie z. E. Hoffmann p zu
Verlegern
vorziehen, und
die Aufl. der Fragmente u Fortsetzung oder Endigung der Urkunde liegen
laßen, hingegen seine Nebenbuler mit dem gangbarsten Verlage fördern, und
ihn sitzen laßen. Die Schuld kann an Ihrem guten Willen und Herzen nicht
liegen; er vermuthet daher
Umstände
, die Sie nöthigen den Wucher fremder
Leute zu befriedigen. Sollten diese Vermuthungen gegründet seyn, so
beschwört er Sie bey Seinem und Ihrem eigenen Besten über 1000 rthl u mehr
zu disponiren gegen
übliche Landeszinsen
, und leichtere Verbindungen
unangenehmern Verwickelungen vorzuziehen. Da ich an der Ehrlichkeit seiner
Absichten nicht zweifele, so werden Sie ein etwaniges Misverständnißes ihm
nicht übel nehmen so wenig als mir selbst den Antheil diese Erklärung für
ihn zu übernehmen. Ich kenne diesen Druck zu enger Schuhe aus der
Erfahrung – besonders bey meinem Hange eines adfruges consumere nati –
Reiche Leute haben überhaupt weniger Geschmack und mehr Verleugnung
desjenigen was sie haben, als dürftige.
Meine mittelste Tochter Lehnchen liegt an Fieber – und ich denke Gottlob!
diese Woche auszugehen. Von Hemorrhoiden weiß Gottlob! nichts,
ohngeachtet sich mein seel. Vater immer mit moliminibus geqvält, vermuthlich
weil er ein Stahlianer war. Gestern Abend überfielen mich auch
Kreutzschmerzen, vermuthlich hatte mich an Luchets ersten Theil verkühlt.
Schwäche des Kopfs, doch ohne eigentl. Wehe, ist auch mein Uebel, das
mir bange macht. Das unaufhörliche Lesen ist eben so eine Strafe für mich,
als das Waßerschöpfen für die Danaiden. Ich darf also nicht erst um
Vergebung bitten, daß es mir noch nicht möglich gewesen in diesem Jahr an Sie
zu schreiben, und wie wenig ich noch dazu tauge, ist aus dem gegenwärtigen
zu ersehen.
Der unglückl. Danow ist doch nicht ein Landsmann von uns? Was mag
an seiner traurigen Schwermuth Schuld gewesen seyn. Die Göttingsche
Recension von der Kritik der R. V. habe mit Vergnügen gelesen. Wer mag der
Verf. davon seyn. Meiners scheint es nicht; und Feder ist mir gantz
unbekannt. Man hat hier auf beyde gerathen. Der Autor soll hier gar nicht
zufrieden damit seyn; ob er Grund hat, weiß ich nicht. Mir kam selbige
gründlich und aufrichtig und anständig vor. So viel ist gewiß, daß ohne
Berkeley
kein
Hume
geworden wäre, wie ohne diesen kein
Kant
. Es läuft doch alles
zuletzt auf
Ueberlieferung
hinaus, wie alle Abstraction auf sinnliche
Eindrücke.
Kraus, wie ich höre,arbeitet, an seiner Fortsetzung der abgebrochenen
Searchschen oder Tuckerschen Ubersetzung. Er ist durch des seel. D. Lilienthals Tod
Sub-Bibliothecarius der hiesigen RathsBibl. geworden, mehr ob vsum
fructum, denn das Gehalt ist eine Kleinigkeit.
Mein Sinn geht noch immer etwas über den letzten 7 Abschnitt des
kritischen Elementarbuchs, die
Theol. betreffend
, auszuarbeiten. Vielleicht
kommen währender Zeit seine
Prolegomena einer noch zu schreibenden
Metaphysik
heraus, als einen
Kern
und
Stern
des großen Organi, woran
er jetzt arbeiten soll.
Gleims Ode – und Ihre Fortsetzungen im Mercur – und Ihr neues Werk
über die Poesie der Ebräer und was Sie sonst haben, mir armen alten
Prediger oder Marktschreyer in der Wüsten, vergnügte Augenblicke und Stunden
zu machen; darnach strecke ich meine Hand aus, wie ein Bettler am Heck.
Gott seegne meinen lieben Pathen August, den Maler, und seine sämtl.
Geschwister! Was ich Ihnen nicht zu sagen noch zu schreiben weiß, sind pia
desideria – tacitus clamor einer schmachtenden Sehnsucht. Ich umarme Sie
und ersterbe mit dem innigsten Gefühl der treusten Erkenntlichkeit und
Freundschaft der Ihrige
Joh. Georg H.Meine Verehrungswürdige Freundin, Gevatterin und Gönnerin!
Nun der lieben kleinen Theodora Geburtstag kehre mit Gesundheit, Wonne
und Freude bey Ihnen ein!!! Ich habe keinen Schutzengel, wie Pathgen
August, der so gut ist mir Antworten und Briefe voreinzuschreibgeben.
Wenn die Seelenwanderung durch Gespräche gleich beßer widerlegt als
bewiesen worden wäre: so haben doch Reichardts und seiner
treuen guten
Gesellin
Gespräche von allem, was Ihnen eigen, nahe, und lieb ist und Sie
einem Jeden dazu macht, mehr als eine Seelenwanderung bey lebendem –
wiewol etwas gelähmten – Leibe – in mir hervorgebracht. Aber alle diese
Seelenwanderungen thun kein Gnüge – Mich mit diesen meinen Augen an
Ihnen, meine Verehrungswürdige Freundin und Gevatterin – an diedem Bischoff
Ihres Herzens und Ihres Hauses, – an allen Ihren lieben Kindern, besonders
dem erkohrnen Maler, Correspondenten und Virtuosen, meinem Pathen August,
satt zu eßsehen, ist meine Hofnung und Wunsch. Gott erhöre und erfülle die
Ihrigen, wie die meinigen: so werden wir alle samt und sonders, wenn gleich nicht
immer ganz gesund und ganz zufrieden, doch immer muthig und glücklich seyn.
Wüste ich nur, daß in irgend einer Sache mein letzter Versuch so gut
gerathen möchte, als der erste
Ihrer neuen Kunst
: so würd ich auch das Herz
haben zu einer Gegendedication. Pathchen ist Gottlob! die gesundeste und
Jedermanns Liebling. Meine mittelste Tochter welche dem Vater am meisten
schlachten soll, die schwächlichste, und jetzt am Fieber bettlägericht. Die älteste
hat einen beschwerlichen Husten, und mein Sohn hat in diesem Jahr einen
ziemlichen Anfang gemacht, pollnisch zu stammeln. Kinder und Mutter
empfehlen sich Ihnen sämtlich aufs ehrerbietigste und zärtlichste.
Seegen, Heil und Gnade walte über Sie – und uns alle. Amen!
Noch ein klein P.S. an Sie. Mein Geschmier ist weder lesbar noch
genüßbar
, wie
Kaufmann
sagt, bitte es also ein wenig durch eine discreteVorlesung zu rechtfertigen. Wißen Sie nichts von jenem Ueberläufer zur Bruder
Gemeine? Haben Sie Eichhorns Erklärung des Sündenfalls im Repertoriogelesen? Sie hat mich an die Chevilah erinnert. Bleibt diese Urkunde noch
immer ein Rätzel. Ich kann mich nicht zufrieden geben den Grund dieses
phaenomeni zu wißen. Hat er Erben oder Handschriften nachgelaßen; weiß
man nichts von dem Character dieses Mannes? Wo mögl. antworte noch
Ihrem gewesenen Hausgenoßen, u überlaße Ihnen die Besorgung. Hartkn.
ist so spät hier durchgegangen, daß er kaum Leipzig erreichen wird. Wenn Sie
ihm schreiben, vergeßen Sie nicht, daß er
krank
und als ein solcher Glimpf
verdient. Vale et faue!Kgsberg den 22 April 82.An HE Müller in Schafhausen.
Sie erhalten hier die leere Hälfte Ihrer gütigen Zuschrift vom 3 März
ausgefüllt wider zurück – wenigstens mit dem Schein des richtigen Empfangs
– statt einer förmlichen Antwort auf den mir angenehmen Innhalt Ihrer
guten Gesinnungen, die ich beßer zu erkennen als zu erwiedern im stande
bin.
Jeder Schriftsteller ist hierin ein
schöner Geist
, daß ihm die Eroberung
eines neuen Lesers schmeichelt und ein wenig Bulerey scheint zum Handwerk
zu gehörigen, oder vielmehr zum Beruf – – neque enim mihi cornea
fibra est.Wir haben das Gute, das wir von einander wißen,
Einer Qvelle
zu
verdanken. Da wir nunmehro in einer gleich weiten Entfernung von dieser
Qvelle und von ihrem wohlthätigen Genuße leben: so wollen wir selbige zu
einem gemeinschaftlichen Heerde oder Brennpunct unsers gegenseitigen und
wechselweisen Andenkens machen.
Ich wünsche Ihnen also zuförderst zu Ihrer glücklichen Heimkunft in Ihr
liebes Vaterland Glück, bitte meine 3 Zürcherfreunde, die Herrn Lavater,
Pfenninger und Häfeli bey Gelegenheit herzlich zu grüßen, auch unbekannter
weise den Verfaßer eines sehr erbaulichen Drama für das Landvolk – Ich
weiß weder recht seinen Namen noch Aufenthalt – Aber so viel weiß ich, daß
ich mit einem fahrenden Ritter beyde Indien durchstreift, überdrüßig seiner
Dulcineen und Oelgötzen –
Auditis? an me ludit amabilis
Insania? – – – –Aber I in Lienhards und Gertrud Maurer-Hütte sah ich Erscheinungen
einer ächteren Philosophie und Politik, als in Raynals 10 Theilen ost- und
westindischer Mährchen –
Komt Ihnen die Hut und Warte des Ihnen zubereiteten Weinberges so
beschwerlich vor? Bedenken Sie, würdiger junger Mann und Freund, bey
jeder Tageslast und Hitze, das Ende –
Wie gut wird sich’s doch nach der Arbeit ruhn!
Wie wol wird’s thun :,:
Bitte mir den Namen und die Gegend Ihrer stillen Landpfarrey zu melden,
um meinem ältesten und einzigen Sohn die Anweisung auf seine
bevorstehende Wanderschaft allenfalls mitgeben zu können.
Alles schläft um mich, und ich bin ungern der letzte, auch meiner Gedanken
und Sinnen nicht mehr ganz mächtig, wegen äußerer und innerer Schwäche.
Empfehle Sie also göttlicher Obhut, mich Ihrem geneigten Andenken.
Johann Georg Hamann.Sind Sie todt u. verklungen, lieber H., daß im ganzen 82. Jahr noch kein
Laut von Ihnen zu mir hinübergekommen ist? Wie sehnlich ich darnach
verlange, kann ich nicht ausdrücken; ich zähle die Zeit nur nach Posttagen von
Ihnen u. 4. Monate sinds nun immer verfehlte Posttage gewesen. Auch
von Reichard, der zu Ihnen ging, habe ich keine Sylbe gehöret: um Gottes
Willen, seyn Sie nicht krank! denn sonst kann ich mir nichts denken, daßs Sie
gegen mich so schweigend machte. Meine Seele hangt an Ihnen und ich lechze
wie nach Waßer in einem dürren Lande Sela.
Müller ist seit der Woche vor Palmarum weg. Er ist ein liebenswürdiger
Englelsmensch; indeß kann ich nicht läugnen, daß mich seine tägl. Gegenwart
im Hause den Winter über sehr gedrückt hat. Wir sind einmal an das
Einsiedlerleben gewöhnt u. da bei meinen Geschäften u. elenden Zerstreuungen deren
ich herzlich müde bin, mir das Schweigen u. die Einsamkeit allein Arznei
ist, so konnte meine Seele während dieser Zeit nie recht zur Ruhe kommen.
In Zürch gebildet, konnte er die Ueberspannungen auf einmal nicht ablegen,
so viel er sich Mühe gab u. also fehlte mir oft der Athem. Mein Buch über
die Ebr. Poesie ists inne geworden: das beste Buch, das ich schreiben wollte,
das mit mir erwachsen u. von Kindheit auf in der Brust genährt war, u. jetzt
das schlechtste worden ist. Lesen Sie den einförmigen, elenden Dialog, auf
den ich mich so sehr gefreut hatte, mit Nachsicht u. Schonung: es war
kein Rettens u. die Buchhandlung trieb, daß es daseyn sollte. Der 2te Th.
soll die Ehre des Ersten retten u. ich hoffe zu ihm beßere Stunden von der
Hand des Alllenkers als Geschenke zu kosten. Ich habs mit Meßsachen
mitgegeben u. weils ein richtiger Besteller von hier nahm, hoffe ich, wirds Ihnen
richtig überliefert werden. Ein Br. ist nicht dabei; wohl aber ein paar Blätter
aus dem Merkur, deren Titel ich Ihnen nicht anmelden will. Sie werden sich
wundern; antworten Sie mir ja aber, liebster, ich bitte Sie sehr, u. laßen
Sie mich doch nicht ganz ohne Nachhall reden oder murmeln. Die Fortsetzung
kommt noch in ein paar Stücke u. das dickste Ende ist noch hinten.
Jetzt geht meine Karrenarbeit wieder an u. ich habe mich, um mich von der
dumpfen Last des elenden Winters, des sklavischsten, den ich je erlebte,
einigermassen zu erholen, in ein andres Zimmer begeben, das das beste im Hause u.
wir leider! aus gedrückter Dumpfheit, 6. Jahre, die wir hier sind, zu brauchen
vergessen haben. Es ist groß u. schön: ich wollte, daß Sies diesen Sommer mit
mir genößen. Ihr Bild hängt über meinem Schreibtisch, auf unter dem ich
jetzt, (ein Billet ausgenommen) den ersten Brief schreibe: u. deßhalb habe ich
mich auch in der Stunde des Aufhängens (denn August kann sichs nicht
ausreden lassen; da
hängt
mein Pathe Hamann) so schnell u. flugs an diesen
Brief gemacht. Zwischen den Fenstern ein Luther von Kranach: mein seel. Graf
u. die Gräfin über dem Sopha: der Prinz August von Gotha en medaillon in
Rom gemacht über einem Tischchen u. eine Venus mit dem Täubchen über dem
Clavier. Ein schöner Minerven-Kopf, ein Geschenk unsrer Herzogin steht auf dem
genannten Tischchen u. so ist das Zimmer in seiner grande simplicité fertig
u. wir wollen heut Nachmittag die Gräfin Bernstorf dahin einführen, die
sich sehr freuen wird, auf u. nieder promeniren zu können, wie ich mich auch
freue. Meine Frau hats mit Versen eingeweiht, auf einem schön
rothgerändeten Papier treuherzig verfaßt u. geschrieben, wo die letzte Strophe sich
mit einem Wunsch endet, den ich mir zur Prophezeiung wünsche. Sie träumte
nehmlich vor Jahren von einer Aussicht in ein fremdes Land, aus dem uns da
um uns Dunkel u. Sturm war, ein Glas zugeworfen wurde u. drüben wars
das hellste schönste Wetter. Jetzt da Sie sie das Zimmer anordnet, fellt ihr
B plötzlich aus dem Einen Fenster die Aussicht auf den Ettersberg ins Gesicht
u. sie findet Ähnlichkeit mit dem Nachtgesicht; Gott möge es bestätigen u.
auf seine, d. i. die beste stillste Weise fügen: denn freilich ich bin müde, müde.
den 24. April.Rainal ist seit 4. Tagen hier, der ärgste Schwätzer, den ich auf Gottes Welt
gekannt habe. Er spricht vna serie von Morgen bis Abend, daß er auch eßen
u. trinken drüber vergißt u. man kaum weiß, wovon er lebt. Alle Welt hört
ihn zu: u. man sitzt um ihn als spräche er Heimlichkeiten u. Evangelien. Ich
wollt, daß er reiste. Ehegestern habe ich die neue Ausgabe seines Buchs vor
mich genommen, bin aber auf der 58. Seite in 8. weil ich zu nichts komme
u. was ich thue unter der ärgsten Zerstreuung thun muß. Der 2te Th. der
religieuse von Diderot schlägt sehr in die Bijoux indiscrets; ich habe also nur
weniges gelesen, weil ich nicht sehe, welcher Nutze daher für mich kommt? EsDie Gemälde sind mit Sternisch-Richardsonscher Genauigkeit u. Kleinfügigkeit
gezeichnet. Wielands Briefe des Horaz werden Ihnen vorkommen; ich kenne sie
nur aus dem Merkur. Er selbst rühmt sie sehr u. hat seit 1. Jahr von nichts
als Ih ihnen gesprochen: es muß also was dran seyn. Mich hat im ganzen
Catalog nichts lüstern gemacht, als des alten Witthofs Akademische Gedichte;
ich sehe ihn als einen alten Bekannten meiner Jugend an. Von Lavaters Pont.
Pilatus habe ich 2. Correkturbogen (die ersten des Buchs) gesehen, über deren
schlechte, enge, kindische Kleinfügigkeit nichts geht. Ich wollte, ich dörfte den
Namen Christi die nächsten 2. Jahre nicht nennen hören – – Eben so Jesuitisch
u. ausholend ist Pfenningers Kirchenbote angelegt, wenigstens in einem
geschriebnen Plan, den ich gesehen habe. Die Leute haben sich an Drama u.
Christenthum den Kopf verrückt u. sagens nun schon ganz laut, daß nur bei
I ihnen Christus zu haben sei. Der Mönch von Libanon, Nathan dem Weisen,entgegensgesetzt ist ein elendes Ding; irgend ein Hofprediger solls geschrieben
haben. Und geben Sie acht, die Clique wirds loben, wenigstens rechnet man
sehr drauf. – Die Kinder sind wohl u. mit meiner Frau gehts auch allmälich
aufwärts: ich hoffe der Sommer soll ihr Blut u. Balsam geben. Ueber den
Baffometus, lieber Fr., vergeßen Sie mir nicht zu schreiben, was Sie davon
hören, was man davon sagt, denn ich habe weitere Absicht. Sobald die
künftige Briefe die Preße verlaßen, sollen sie zu Ihnen. Man rühmt sehr des
Mailly Esprit des Croisades; ich habe ihn aber nicht gesehen, so sehr ichs
wünschte. Ich bin begierig wie sich der Baphometus nehmen wird: denn hier
hat er mich wahrscheinlich nicht erwartet. – Hier zieht Alles durch u. so ist
auch ehegestern HE. Prof. Meiners hier gewesen, mein wehrter Recensent
in der All. D. Bibl.; ich habe ihm aber sehr höflich begegnet. – Apropos des
höfl. Begegnens muß ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die Prinz August
aus Gotha gestern erzählte u. die ich als das höchste I ihrer Art ansehe. Er u.
der Fürst Sullofski, den er nicht kennt u. von dem er noch weit weniger weiß
daß er Deutsch kann, sind bei einer äußerst unangenehmen, schwatzhaften u.
koketten Dame in Neapel: nachdem sie den Fremden unendl. viel alberne
Dinge herdeklamirt hat, nimmt der Fürst das Wort u. hält ihr ½ Stunde eine
gegenseitige Deklamation über ihre Artigkeit u. Schönheit, nat natürlich
französisch. Nachdem er sie geendigt hat, setzt er Deutsch, sehr laut u. gravitätisch dazu:
„wenn das Alles nun zwar nicht wahr ist war, so ists wars doch höflich!“
u. der Prinz, der die ersten Deutschen Worte so vernehml. hört, will bersten. – –
Verzeihen Sie die lächerl. Plattitude, die mir eben aufstieß u. die das tägl.
Bild der Conversationen sind: nur daß man die Deutschen Worte nur
inwendig saget. – Leben Sie herzl. wohllieber u. erfreuen Sie mich bald mit
einem Briefe. Stehe was oder nichts drinn, wenns nur ein Brief von Ihnen
ist u. lassen Sie mich nicht schmachten u. verschmachten. Ihr Haus blühe wie
die Rebenwand u. der Garten. Gott gebe ihm beßre Wittrung als uns hier,
denen es entsetzlich kalt ist. Adieu liebster, wir umarmen Sie mit Herz, Mund
u. Händen. Weimar den 28 Apr. 82.Herder.Müller hat aus der Schweiz geschrieben u. grüßet Sie sehr. Er liebt Sie
kindlich. Sein Bruder hat Reisen der Päpste geschrieben, die sSie ja lesen
müssen. Sie werden dem Monarchen in Potsdam recht seyn. adieu.Kgsb den 23 May 82Herzlich geliebtester Herr Kapellmeister, Landsmann und Freund,
Ich habe alle Tage auf einen Anlaß gewartet Ihnen zu schreiben, aber gar
nicht den traurigen und schmerzhaften vermuthet, welchen mir heute Ihr Herr
Schwager mitgetheilt. Aus der Erfahrung kenne ich zwar einen solchen Verlust
nicht; aber meine hypochondrische Einbildungskraft anticipiret alle mögliche
Uebel des menschlichen Lebens und seiner splendidarum miseriarum. Der
Stifter aller Freuden ist zugleich ein
Gott alles Trostes
– und beyde
entspringen gar hoch vom Himmel her aus Seinem Vater- und MutterHerzen.
Wäre der seelige Wilhelmchen an natürl. oder eingepropften Blattern
gestorben: so hätten Sie mehr Ursache sich zu beunruhigen, und mit Fleisch und Blut
zu hadern. Der Mensch weiß nichts; Gott allein die beste Art und
Zeit
–
Am ersten Pfingstfeyertage besuchte mich HE. Prof. Kant mit einer Nachricht,
die mich auch nicht wenig gerührt, und an der Sie auch einigen Antheil nehmen
werden, weil Sie den jungen
Berens
auf dem Philanthropino gekannt, den
sein Vater nach vollbrachten schlechten Lauf nach Liebau geschickt, um die
Handlung auszulernen. Da macht er tumme Streiche, verschreibt sich Waaren
auf seiner Familie Namen. Sein Herr erfährt dieses, wird natürlicher Weise
ungehalten. Der junge Mensch läuft weg und kommt hieher vor ein paar
Wochen, giebt seinem Vater von seinem Aufenthalt Nachricht. Dieser wendet sich
an Kant (u zum Theil an mich) hat die Absicht den Ungehorsam seines Sohns
wenigstens durch einen kleinen Schreck abzustrafen. Eben wie man willens ist
den Entwurf des Vaters auszuführen, stirbt der junge Mensch an einer
heftigen Krankheit plötzlich. Wäre der Brief einen Posttag eher angekommen, so
hatte die ganze Welt diesen unvermutheten Todesfall der angelegten Alterationzugeschrieben, und der Vater sich vielleicht aus seinem harmlosen Einfall die
grösten Scrupel gemacht. Nun ist alles
zu
rechter Zeit geschehen
für den
Todten u die Lebendigen.
Die beste Erziehungsanstalt ist wol der liebe Tod für unser ganzes
Geschlecht. – Eben wie ich dieses schreibe, fällt mein Marianchen die ganze Treppe
über Hals u Kopf herunter – Auch ein Schreck, doch Gottlob! ohne allen
Schaden.
Das beste Philanthropin ist jene Geisterwelt, unschuldiger und vollendeter
Seelen – jene Hohe Schule ächter Virtuosen, und unser aller Mutter. Beruhigen
Sie Ihre liebe fromme Frau, daß Wilhelmchen die Reise dahin glücklich
überstanden –
wehrt ihnen nicht
,
denn solcher Kleinen ist das
Himmelreich
. Gott erhalte Ihre beste Hälfte, und Louischen, erfreue auch wider Ihr
verödetes Haus mit neuer frischer Seegensfreude.
Verzeyhen Sie mir, bester Landsmann u Freund, ich weiß Selbst nicht was
ich schreibe, u. was ich in der Unruhe des Gemüths Ihnen sagen soll. Vetter
Becker oder vielmehr sein Schiffanschlag soll den 2 huj. dort angekommen seyn.
Vom G hat HE von Hogendorp hier Briefe aber keine Sylbe von ihm. Meine
Absicht war ihm noch ein paar Empfehlungsschreiben die mir von Freunden
versprochen worden, durch Ihre Vermittelung nach den Haag zu befördern,
habe aber nichts erhalten. HE v H. hat sein Gezelt in meinem Garten
aufgeschlagen und seine Abreise scheint gegenwärtig bestimmt zu seyn. Erfreuen
Sie mich mit ein paar Zeilen guter Nachricht von Ihrem Wolbefinden. Alle
die Meinigen empfehlen sich Ihrem ganzen Hause. Kreutzfeld ist auf dem
Lande. Vielleicht nächstens mehr. Grüßen Sie Ihren Jonathan u D. Biester,
zu dem man sich hier vielleicht eine sehr eitele Hoffnung macht. Ich umarme
Sie u ersterbe Ihr aufrichtig ergebenster
Hamann.Den 9 Jun. Dom II. p Trin. 82.„Sehr große Lust! und gewis alle Leser des T. M. mit seinem Herrn
Herausgeber.“ Ich und Kreutzfeld waren gestern gemeinschaftliche Leser Ihrer
Antinicolaitischen Zweifel – mit sehr großer Lust!!!
Den 9 May (heute ist es just ein Monat) wurde ich mit Ihrem zärtlichen
Herzens und SeelenSchreiben erqvickt, der Geist war willig gleich den Tag
drauf zu antworten; Sie hatten aber meine Apologie schon erhalten, sagte
das Fleisch, und also wollte das
Meßgut
, ich meine
Ihrs
, abzuabwarten,
aber umsonst. Anderes habe erhalten, aber nicht Ihres, und ich habe recht
viel Mühe gehabt ein Stück des Mercurs hier aufzutreiben. Wie gern hätte
ich das Postgeld für Ihre hebr. Poesie u mercurialische Zweifel bezahlt! Die
Fortsetzungen von beyden hoffe und wünsche früher zu erhalten. Verdient
habe ich freylich diese Mortification; haben Sie aber Mitleiden mit der
Schwachheit der elenden, nach jener Ihnen auch wol bekannten Unterweisung
des Esrahiten.
Gott gebe daß bey Ihnen der Sommer beßer gerathen seyn mag, als hier
zu Lande. Die Kälte lähmt mir beynahe Hände und Füße, Gehirn, Zunge
und Herz – und vice versa kann ich selten einen Gang nach der Stadt thun,
ohne mit der adl. Dame im Wakefield zu reden, fadennaß zu seyn.
Zum besten Zimmer und neuen Aussicht aus demselben in das gelobte
Land wünsche Glück – und daß Pathe Hamann auch drin hängt, wie
Augustchen sagt, denn leider! ist hängen eine Familien Krankheit, wenns auch am
Holtz des verklärten P. P. erfüllt werden sollte.
Auf den Nicolaus Baffometus zu kommen, so bin hier der erste Leser
gewesen, denn ein hiesiger Vetter des gelehrten u berühmten Verf. erhielt es
und trat mir den Rang ab. Hier erhielt ein guter Freund von einem dortigen
den Wink, daß jedermann in Berlin über die Belesenheit dieses Meisterstücks
erstaunte, und nicht so wenig begreifen könnte wie jener Cardinal, wo
Ariost den ganzen Kram hergenommen hätte. Was mir blos ahnen muste,
haben Sie brav bewiesen, und ist jemand im Stande Leßings Stelle zu ersetzen,
so sind Sie es – ich meyne gegen jene hypokritische Heuschrecken, die sich
für Riesen von den Kindern Enaks halten und possunt quia videntur. Von
eben derselben Faust erwartet man eine gelehrte Reisebeschreibung, die alles
übertreffen soll. Ipse fecit, ipse dixit. Die Materie selbst ist über meinen
Horizont. Zufällig traf ich den de Puy u einen defecten Gürtler an, die ich
durchlief und wenigstens gnug fand meinen dunkeln Verdacht zu bestätigen.
Ton
und
Styl
geben mir die stärkste Witterung, aber was rede ich zum Preiß
meiner Nase gegen Ihr Adler- und FalkenAuge! Apoll erhalte Sie doch
bey dem ruhigen prüfenden Muth – und bey dem schönen Licht und Prospect
Ihres neuen Zimmers oder Saals oder peripatetischen Museums, und seiner
grande simplicitéAuch ich hab einen neuen Garten, liebster bester Gevatter, Landsmann und
Freund. Vier und zwanzig schöne hochstämmige Obstbäume kamen endlich am
Pfingst heil. Abend mit einem Lübeckschen Schiffer an, und 6 Wallnußbäume
zieren mein Gehofte, das übrige Obst macht einen schönen Mittelgang meines
bisher wüste und öde gelegenen Gartens. Ohngeachtet ihrer
späten Ankunft
sind letztere alle ausgeschlagen bis auf einen einzigen Kirschbaum, der sein
ablactirtes Reiß verloren. Lauter grünes Leben ohngeachtet des fürchterl.
Sturms und der Ueberschwemmung des 27 May. Zu den Wallnußbäumen
hab ich auch noch Hofnung, wiewol sich noch keine Knospe ausspüren läßt.
Auch hat ein Officier sein Gezelt in meinem Gehoft aufgeschlagen, unter dem
sich meine Kinder freuen, und in dem wir unsern Mittag halten. Wünschte
aber von beyden bald erlöst u befreyet zu seyn, welches diese Woche so Gott
will, geschehen wird. Eben dieser Gast machte auch einen Versuch meine beyde
Teiche mit einem Schock Karußen zu bevölkern, kein einziger dieser neuen
Kolonisten ist lebendig geblieben.
Von Vetter Becker, des Capellmeisters Reisegefährten, ist kein Laut hier
zu hören. Sein Schiffer soll bereits den 2 May in Amsterdam angekommen
seyn. Auch HE von Hogendorp in Haag, dem er von Reichardt u mir
empfohlen worden, u von dem ich nur gestern einen Brief an seinen Bruder
gelesen, der auch in 8 Tagen ad penates gehen wird, denkt nicht mit einer
Sylbe an ihn. Hab ich Ihnen nicht von diesem Candidaten der amerikanischen
Colonien geschrieben, u können Sie sich nicht auf den Besuch deßelben besinnen
u das Geheimnis seines Namens u Schicksals aufklären? Er hat in Wittenberg
studiert, und wenn er Magister gewesen, so muß er es da geworden seyn.
Der Freund in Haag macht mir abermals Hofnung zu Hemsterhuis
Schriften. So neugierig ich auch darnach bin, scheinen sie mir doch Ihres Fleißes
eben nicht würdig zu seyn. Ist nicht eine zweite vermehrte Auflage von
Schloßers Gesprächen erschienen. Gesetzt daß er Ihnen auch antwortete: so laßen
Sie die Materie ruhen. Je älter ich werde; desto weiser komt mir der Spruch
vor: Quae supra nos, nihil ad nos.Vom Kirchenboten ist auch das Mst des Plans mir in die Hände gerathen,
und das erste Stück geopfert worden. Ich kann auch nicht Land sehen; hoffe
aber, die Leute werden es zeitig gnug müde werden. Hier gieng das Gerüchte,
daß unser Kaufmann an Verbindung der Herrenhuterey u Freymäurerey
arbeiten soll. Claudius Vorrede zu seiner Uebersetzung habe im Laden
durchgelaufen. Er hat es sich recht sauer werden laßen den geheimen Sinn
wenigstens wahrscheinlich zu machen. Ob er die Lust gehabt den Unsinn räthselhaft
zu machen, wünsche ich aus seiner Uebersetzung zu sehen, wenn er an mich
denken wird.
Daß unser liebe Capellmeister sein Wilhelmchen verloren, wird Ihnen schon
bekannt seyn. Eben da ich ein paar Zeilen deshalb an ihn schrieb, fiel mein
Marianchen die Treppe hinunter, doch Gottlob! unversehrt. Ich schriebs ihm
und noch eine andere Begebenheit, woran Sie auch Antheil nehmen werden.
Unsers Rathsherren Χstoph Berens Sohn ist hier am ersten Pfingstfeyertage
gestorben und Prof. Kant besuchte mich denselben Tag um diesen Todesfall
anzumelden, der mich ungemein bestürzte, weil ich nicht das geringste von
seinem Hierseyn gehört hatte, welches nicht lange gewesen. Der arme unglückl.
war aus Liebau heiml. fortgegangen, giebt seinem Vater Nachricht von
seinem neuen Aufenthalt u bittet mehr um Genehmigung als Verzeihung.
Dieser hat die Absicht ihn wenigstens durch einen kleinen Schreck für seinen
Leichtsinn zu bestrafen, und Kant wird zum Unterhändler gemacht. Indem das
CorrectionsSpiel eben ausgeführt werden soll, stirbt der Patient zu seinem
u aller Intereßenten Glück, weil man sich immer hatte Vorwürfe machen
können den Scherz zu weit getrieben zu haben. Dies ist leider! der
zweite
Berens, der seinen würdigen Eltern aus der Art geschlagen. Unser gute
George
soll aus Verdruß über Engl. seinen Rückweg über Spanien u Italien
genommen haben.
Sagen Sie mir doch, was das berühmte Bild unsres heil.
Anthecopsita
bedeutet. Ich habe es im Schmidts 1. Theil gefunden. Frischens entscheidende
Gründe gegen das Steinbartsche System haben mir außerordentl. gefallen.
Ein gewißer Thiele hat hier auch 50 Exempl. hergeschickt, mit der Nachricht,
daß seine von außen u innen eckle Arbeit am Galgen geschlagen, aber in
Gegenwart einer ansehnl. Versammlung auf Befehl E. Hochweisen
Magistrates durch den Henker wider abgenommen worden.
Wißen Sie nichts von dem Verf. der
Apologie der Vernunft
und der
Geschichte des Chiliasmus
, von der ein dritter Theil herausgekommen
seyn soll?
Man spricht hier von Hermes dem Sophiesten und Döderlein, als
Nachfolger des seel. Lilienthals. Der erste gab deutlich gnug zu verstehen bey
seinem Hierseyn, daß er eine anständige Stelle in Königsb. nicht verschmähen
würde. Die Regierung soll für Chrichton herausgegangen seyn in Ansehung
der durch Prof. Werner erledigten Redner u Geschichtprofession; wiewol es
anfängl. hieß daß sie zwischen Kreutzfeld u Kraus getheilt werden sollte.
Erzpriester Borowski ist zur Pfarrstelle am Dom im Vorschlage gewesen, aber
auf eine
beleidigende
Art abgewiesen worden. Dieser will um sich zu rächen
u den Minister zu widerlegen,
sagt man
, den gradum ambiren.
Ein jüdischer Student, Namens Elkana, einer der besten Zuhörer des Kant
ist kürzl. von Sinnen gekommen. Man beschuldigt seinen Lehrer den
unordentl. Fleiß oder vielmehr die Eitelkeit dieses unglückl. jungen Menschen
zu viel genährt zu haben. Studieren u mathematisch-metaphysische Grübeley
möchte wol nicht allein schuld seyn. Ich habe vor langer Zeit einige lateinische
Stunden mit ihm gehabt, wir sind aber bald geschiedne Leute gewesen.
Des Petersbg. Ministers Secretair, wie er hier heist, HE Schröder habe lange
nicht gesehen. Wißen Sie nichts von diesem jungen Menschen u den Antheil
seines Mäcens an deßen Erziehung.
Häfeli hat mir ein paar Zeilen geschrieben und ein DedicationsExemplar
des P.P. im Namen des Verf. zugefertigt. Hartknoch hat mir auch ein gemeines
zugeschickt. Τι γαρ; πλην παντι τροπῳ, ειτε προφασει ειτε αληθεια – Phil. I.18.
Wie sollt es mir denn, liebster bester H. ganz gleichgiltig seyn, daß man an
der Celebrität meiner Eitelkeit arbeitet, unterdeßen ich selbst dem Gefühl
meiner Vernichtung beynahe unterliege.
Aus der Probe des Mercurs zu urtheilen, läst sich von den horazischen
Briefen viel erwarten. Hätten Sie nicht für Ihre Beyträge ein doppeltes
Exemplar verdient – und würden Sie in dem Fall nicht eins mit mir
theilen? Doch vielleicht ist es schon geschehen? Wenn ich nur wüste, an wen es
durch ihren
richtigen Besteller
gerathen, daß ich auf die Ankunft ein wenig
lauren könnte. Aber um die Fortsetzung der merkurialischen Briefe über
Nicolai flehe und bitte mir selbige mit der Post zu befördern. Der gestrige
Anfang hat meine Speicheldrüsen in solchen Fluß gebracht, daß ich
just einen
solchen Brief
schreibe wie Sie bey mir bestellt in Ihrem letzten freundschaftl.
Briefe, den ich am Himmelfahrtsabend erhielt, wie ich eben von meinem
Beichtvater zu Hause kam, und vor Freuden in mein Bett fuhr, wie unser
liebe D. bey seinem Morgenseegen heraus. Hemsterhuis und Schloßer sind
nichts; aber das ist Wildbret und ein Eßen, wie ichs gerne habe – und wofür
Sie meine Seele seegnet.
Wird denn der kleine Maler nicht bald schreiben können? Ein puer mille
artium steckt gewis in dem lieben Schleicher. Wenigstens hätte mir copiamder letzten Strophe gewünscht. Jüngst eine Buchbinderin, nun eine Poetin
und Prophetin!!! Ist Menschen dies kein Glück zu nennen, so muß gar keins
auf Erden seyn! Danken Sie bester Gevatter, Landsmann und Freund der
väterlichen und mütterlichen Vorsehung für Ihr häusliches Glück, und laßen
Sie den Himmel für die Zukunft walten.
Den 10 Jun.Auch meinen schuldigen Dank für den schönen Sauerbraten, den ich heute
auf Ihre Rechnung verzehrt bey unserm dirigirenden HE Bürgermeister H.
dem ich eine herzl. Freude mit Mittheilung des Martis O. gemacht. Ich schickte
es ihm gestern durch meinen Sohn zu, und weil ich heute es abholen kam,
wurde ich zur Erkenntlichkeit für die genoßene Seelenspeise auf einen
Sauerbraten, der ohnehin eins meiner Leibgerichte ist, und ein Dessert Pillauschen
Caviar eingeladen. Es ist ihm eben so gegangen wie mir. Wir haben beyde
ein dunkles Gefühl von dem Irrsal der nikolaitischen Misgeburt gehabt;
aber an Ihrer Gelehrsamkeit u Beredsamkeit hat es uns gefehlt, und diesen
Vorzug gönnen wir Ihnen lieber als irgend einem andern. Zu gleicher Zeit
wurde auf Ihrer u Ihrer verehrungswürdigen Hälfte Gesundheit ppp
gebischoft. Der ehrliche und kluge Mann ist eben bey dem Könige durch einen
niederträchtigen Stadtrath verläumbt worden, und man sieht einer
allerhöchsten Entscheidung mit Ungedult entgegen, die vermuthl. zu seinem
Frommen u Ruhm ausschlagen wird; denn er macht sich wirklich um unsere Stadt
u die öffentl. Anstalten verdient. / Ich kann Ihnen nicht sagen, wie wir mit
einander in Ansehung Ihrer Zweifel (und Einfälle, hatt ich bald gesagt,)
sympathisiren und uns wie die Kinder und Mädchen über die Niederlage des
Großsprechers u Philisters freuen. Er nimmt als Bruder und Aeltester noch
innigern Antheil an der Sache, die für mich ein Räthsel, wenn eben nicht
Geheimnis bleibt. Eine ähnliche Freude habe meines Hänschen pollnischen
Sprachmeister, dem reformirten Prediger Wanowsky gemacht, den ich vorige
Woche bitten lies den Mercur für mich aufzutreiben, weil Chrichton für seine
Lesebibl. öfters Neuigkeiten früher erhält als unsere elende Buchladen. Er
ließ nebst seinem großen Dank mir melden, daß der Abdruck dieser Blätter
nebst dem Namen des Autors bereits in den Göttingschen Zeitungen
angekündigt worden. Beruhigen Sie dahero mein brünstiges Verlangen nach einem
ganzen Exemplar mit der ersten Post. Fiat!Wer ist der K. Verfaßer des Mysons? Wo bleibt Mendelsons Denkmal auf
Leßing? Heute habe le Diademe des Sages angeführt gefunden als ein Werk
das sich auf la Verité et Erreurs bezieht? Ist der Verf des letztern noch nicht
bekannt u sollt er nicht ein Deutscher seyn, weil er in der allgem. Bibl.
recensirt worden, so erschreckl. umständlich.
Stark soll sehr misvergnügt seyn, weil er in einem Progr. oder Disp. zu
Gießen als ein Irrgeist erklärt worden. Ich warte auf seine neue Aufl. u die
Steinbartsche Vertheidigung.
Mein ganzes Haus ist heute nach dem Schießhause gegangen – und Hill
sitzt neben mir und studiert den Wakefield nebst der Bodischen Uebersetzung.
Dort giebt einer unserer Nachbarn einen Königsschmauß. Ein zieml. Zeichen
von unserer aller Gesundheit; denn das Spatziergehen ist eben nicht unsere
Sache, besonders nicht für die Hausmutter, die Köchin u das Fac totum ist.
Hippel hat sich eine schöne villa auf den Huben acquirirt, wo ich nächstens
eingeladen bin zu Mittag – Gott gebe mit Ihrem Büchlein in der Tasche.
Ich umarme Sie unter den herzlichsten Wünschen, daß Gesundheit, Heil
und Seegen über Sie und Ihr ganzes Haus walte. Empfehlen Sie mich
Ihrer verehrungswürdigen Gehülfin. Gott seegne uns und unsere Kinder!
Versäumen Sie nicht meine Wünsche und Bitten zu befriedigen. Sagen Sie
meinem jungen Freund Müller alles Gute in meinem Namen, auch HE Bode
bey Gelegenheit, wenn er noch bey Ihnen ist.
Ob ich gl. von meinem Hüftweh befreyt, so scheint sich doch die Gicht einen
Heerd in meinem Körper zuzubereiten. Der Philosoph von Sanssoucy soll sich
doch endl. entschloßen haben sich mit dem Abt Raynal einzulaßen. Wünschte
ihn hier einladen zu können, um eine philosophische u politische Geschichte
der Handelsverfügungen des Salomon in Norden in Ost u Westpreußen zu
entwerfen. Ohne einen allergnädigsten Widerruff des Verbots pollnische
Ochsen einzuführen laufen wir Gefahr in 8 oder 14 Tagen kein Fleisch mehr
in der Stadt zu haben. Gegenwärtig ist bereits die gröste Noth.
Das heist
was oder nichts geschrieben
. Erwarte, erwarte mit erster Post
und hiemit Gott empfohlen. Tausend Grüße u Küße von Ihrem alten ewigen
Freund.
Johann Georg H.Königsberg den 12 Jun. 82.S.T. Höchst zu Ehrender Herr und Freund,
Carl Ludwig Zander ist eines Gewürzkrämers zu Zinten Sohn, u daselbst
geboren 1760. Statt der zufälligen
Schelte
, habe ich einen unverdienten Dank
erhalten, denn der Mensch konnte mir die Gnade des HErrn Generals so wol
als seines würdigen Adjutanten nicht genug anpreisen. Der Dank war so
lang und so breit, daß er in diesem Briefe nicht Raum hat. Eine Tracht
Schelte ist noch immer ein wohlfeiler Preis für einen Dienst der
Menschenliebe, und ich wünsche, daß Ew. Hochwolgeboren immer so leicht für Ihre
gute Werke davon kommen mögen.
HE von Welwart that mir vorige Woche die unvermuthete Ehre an mich
zu besuchen. Es war eben Club-Tag und sein Gegner hatte mir versprochen;
blieb aber zu meiner großen Zufriedenheit aus. Ungeachtet er immer mehr
u mehr meinem Gesicht eclipsirt; so besorge, daß er doch wie der böse Geist
mit einem bösen Geruch verschwinden wird. Der Himmel mache meine
Besorgnis zu Schande!
Sie werden sich kaum weiter einlaßen mit der engl. Bücher Commission,wenn das wahr ist, das mir einer seiner Freunde u Gönner von ihm erzählt.
Kein Ariost ist weder mir noch
Prof. Kraus zu Handen gekommen,
quod bene notandum für einen so ordentl. Mann als Ew. Hochwolgeboren
der keine Schelte verdauen kann.
Noch eins. Mein Landsmann, Gevatter und Freund hat im teutschen
Mercur historische Zweifel über die nicolaitische baphomitische Weisheit Tincturgeschrieben, davon die erste Hälfte, welche nur hier ist, mich und jeden Leser
entzückt. Kein Camper kann einen Windbruch so glücklich operiren und
curiren, als es in diesen mercurialischen Blättern geschehen.
Ich empfehle mich dero geneigten Andenken und ersterbe mit der
aufrichtigsten Hochachtung Ew. Hochwolgeboren ergebenster und verpflichteter
Diener
Johann Georg Hamann.NB oder P.S. Sie werden doch wol eine Wallfahrt zur St Johannisfeyer
thun und mein Haus nicht vorbey gehen – und hiemit Gott empfohlen nebst
einem Respect von Hans Michel und △ oder ◻ meines s. v. Frauenzimmers.
Kgsberg den 17 Junii 82.Herzlichgeliebtester Landsmann und Freund,
Den 12 huj. lief ich mit niedergeschlagenem Gemüth vom HE v.
Auerswald, der als Adjutant in RegimentsSachen uns auf einen Tag hier
überrascht hatte u mir einige Nachrichten mitgetheilt hatte, die mich nahe
giengen, ließ unsern Dorow u Sie bey ihm u lief ohne recht zu wißen warum?
in den Buchladen. Wollte eben so unruhig wider fort eilen, als man mir eine
Neuigkeit anbot über Nordamerika u Demokratie. Das erste ist ganz
gleichgiltig für mich, und das zweite hatte auch nicht viel Reitz. Man sagte mir aber,
daß es eine Schrift vom Vetter Becker wäre. Ich steckte sie deswegen mit einer
ziemlich kaltsinnigen Neugierde in die Tasche, weil mir immer eine Art von
Furcht anwandelt, wenn gute Freunde von mir heyrathen und Schriftsteller
werden. Kaum war ich mit meiner Ladung in mein Haus getreten, als mir
meine Mädchen mit der frohen Zeitung eines erhaltnen Briefes entgegen
gelaufen kamen. Eine so baldige Antwort von Ihnen hatt ich mir auch nicht
vorgestellt – nicht des Vettern Stillschweigen sondern des
Bruders im Haag
Stillschweigen, totales Stillschweigen
war mir
unerklärlich
, und
höchst ärgerlich, um desto mehr, da er in dem letzten Briefe hieher sich Ihrer
umständlich erinnert hatte – und dieer Zusammenhang doch so unvermeidlich
war als Körper und sein Schatten.
In desto angenehmern Taumel versetzte mir der Innhalt Ihres lieben
Briefes, daß ich nunmehro mit weniger Schwindel u Angst an Ihr Haus
denken kann, daß Ihre gute fromme Frau
mehr Stärke hat, als Sie für
Sie zu hoffen gewagt
. Es geht den empfindseeligen Seelen wie den
tiefgrübelnden Köpfen. Je tiefer sie trinken, desto eher werden sie nüchtern. Die
Süßigkeiten des Lebens verlieren am ersten ihren Geschmack, der sich leicht
gewöhnt und länger erhält an bittern und sauren Getränken. Im
Kreutz
,
wie es unsere Religion schon sinnlich und bildlich nennt, liegt ein großer
Genuß
unserer Existentz – und zugleich das wahre Treibwerk unserer
verborgensten Kräfte.
Mein Sohn ist den 17 May mit D. Hagen zu Fuß aufs botanisiren
ausgewesen. Heute in der Kutsche ausgefahren zu gleicher Absicht. Was will die
Leere, welche ich fühle, gegen die Ihrige sagen, die ich mir freylich vorstellen
kann!? Aber welcher Fülle von Sorgen, Kummer, Verantwortung pp sind
Sie auch überhoben. Je größer die Liebe eines Vaters, desto tödlicher sind
seine Sorgen, und desto höllischer sein Schmerz. Je edler die Gaben unserer
Kinder, desto mehr Gefahr ihrer Ausartung u Misbrauchs und Verführung
in einer Welt, die im Argen liegt, und kein Feind ist so gefährlich als unsere
in mehr als einem Verstande blinde Zärtlichkeit und eitele Selbstliebe sie als
unsere
eigene Geschöpfe
zu behandeln, und die thörichte Beflißenheit ich
weis nicht was für ein Ideal unsers Bildes u Namens Ihnen einzuprägen.
Wenn Sie wüsten, liebster Landsmann u Freund, wie ich den gestrigen
Sonntag und Abschied des unglückl. Holländers gefeyert, der sich hier noch
eine Hölle
erspielt
, und selbige vermuthl. für seine würdige Mutter und
Geschwister dort mitbringen wird. Im Evangelio heist es: Wo der Vater wirkt,
da wirkt auch der Sohn. In der Natur u Gesellschaft aber: Wo der
Schöpfer
gewirkt hat, da thut der
Verderber
auch Zeichen und Wunder, und kann es
auch nur in einem solchen Spielraum u auf einem so ergiebigen Boden thun.
Die Industrie eines Schurken verhält sich zu eines ehrlichen Mannes seine
wie ein Maximum zum Minimum. Gott arbeitet 6 Tage, die Philosophen von –
haben weder Tag noch Nacht Ruhe, um die
sehr gute
, wenn eben nicht beste
Welt zum Chaos zu deformiren. Der hole Widerhall der ersten Schaufel kam
wirklich von einem
holen irrdenen
Gefäß her, und der
Schatz
, den Sie
geliebt, ist geborgen, und hat ihrer Hut und Wachsamkeit nicht mehr nöthig,
ist vor Motten und Dieben und Mordbrennern sicher, auch vor der
Gesellschaft von Pharaospielern.
So, ebenso, sah ich und beobachtete meine Mutter sterben, und sie ist die
einzige Leiche, die ich
werden
gesehen, und mit eben der dunkeln Wonne und
Ahndung, womit Sie an der Verklärung und Verengelung des lieben
Gesichts, wie Sie es nennen, gehangen. Alle Verzückungen u Verunstaltungen
des langwierigen schmerzhaften Lagers wurden in eine lächelnde
verhältnismäßige harmonische Bildung aufgelöst.
Hat michs geträumt, oder hab ich es gelesen oder gehört, daß Sie Ihren
kleinen Kostgänger sogleich fortgeschickt? denn mein schwindlicher Kopf ist
seiner eignen Sinnen nicht mächtig. Aber der
unterstrichene
Name in des
Vetters Briefe hat mich auf diesen Umstand aufmerksam gemacht – und der
Entschluß scheint mir ein wenig zu rasch und ungedultig zu seyn. Je mehr
man seinen Schmerz
nährt
, desto eher wird er
reif
, und die Natur, wie man
sagt, läßt sich nicht mit der Mistgabel ausrotten.
Einlagen
habe unserm Dorow zugestellt. Ich habe das Corpus delicti auch
schon aufgetrieben, weil ich von einem einzigen Exemplar gehört hatte, das
hier ein Hofger. R. Morgensternbeßer besäße u daß mir unser
gemeinschaftl. Freund Hippel verschaffen muste, in Ansehung deßen ich wol eine
Ausnahme, aber vorgängige Erlaubnis dazu bitten und erwarten werde. In
der Freude meines Herzens hab ich es allen unsern Freunden, die es
sind
und scheinen gesagt, daß Vetter B. gesund angekommen, nicht unter die
Seelenverkäufer gerathen, den 21 May Audienz gehabt und auf gutem Wege
ist seine Bestimmung zu erreichen. Vom Grund der Sache weiß kein Mensch
durch mich, auch Freund H. soll es nicht wißen, ohne Ihre vorgängige
Erlaubnis, die ich erst von Ihnen erwarte; denn ohngeachtet aller meiner
Redseeligkeit bin ich geheimnisfähiger als ein Freymäurer, ohne Ruhm zu
melden pp.Die Relation aus Haag hat mir beßer gefallen, als alles gedruckte in dem
Corpore delicti, worüber ich wol einiges Licht wünsche z. E. den
Fragmentisten des Widertäufers zu wißen. Das Urtheil über die Alten ist mehr werth
als die Uebersetzung. Die
Urne
kenne ich noch nicht u das Musäum hab ich
schon bestellt, um es ganz durchzugehen. Das Corpus delicti hoffe wol durch
Hartknoch zu erhalten, den ich bey seiner Zurückkunft aus der Schweitz
aufzulauren bitte.
Der
falsche Name
wurde gleich bey Ihrer Abreise ruchbar. Ich war bereits
eifersüchtig, daß mehr andern als mir von Ihnen anvertraut worden war;
konnte alsober ungeachtet aller meiner Ausforschungen nichts erfahren.
Sie waren also gerechtfertigt in meinen Augen; aber Beckers u noch mehr
des Haagers
Zufriedenheit ich so wol durch Ihre Nachrichten und noch mehr
Ihr Vertrauen und Ihre
ganze
Freundschaft zu mir erkenne und schmecke.
Ungeachtet ich weder in dem Steckenpferde der Demokratie noch in einer
wichtigern Hauptsache
nicht mit unserm Vetter consonire sondern
vielmehr dissonire, so hat doch seine schriftliche Relation mir so viel Eindruck
gemacht und enthält so viel feine, naive, treffl. Züge daß ich Copie genommen,
die aber unter meinem Schloß und Riegel bleiben wird. Hippel ist der einzige,
dem ich damit eine angenehme Stunde mit Mittheilung einmal auf seiner
Villa zu machen wünschte, auch mit Unterdrückung des wahren Namens,
wenn Sie diese Vorsicht in Anschauung seiner Ihrer nöthig finden – und
nach seiner Abfahrt in die neue Welt.
Gleich nach Ihrer Abreise beklagte HE Jacobi, daß er nicht Empfehlung
unserm Vetter an einen Blutsfreund in Philadelphia abgegeben, und HE
Prediger Wanowski der ihn bey mir gesehen sagte mir auch daß HE Hay
sich dazu anerboten, und selbst in den Gegenden eine Zeitlang gelebt. Ich
ersuchte beyde Ihre freywillige Anerbietung zu erfüllen, u war willens selbige
so bald ich sie erhalten hätte, nach Haag zu expediren. Ungeachtet meiner
widerholten Erinnerungen wurde nichts daraus. Das unerklärl.
Stillschweigen aus Haag verdroß mich auch und ich ließ allen ihren Gang. Vorgestern
aber lief zu Jacobi der mir versicherte dem HE
de Bary & Comp
. in
Amsterdam
unsern Vetter empfohlen zu haben und daß er daselbst ein
Empfehlungsschreiben an den Prediger Graff
in Philadelphia finden
würde,
wovon ich also dort zu avertiren bitte. An HE Green hatte ich auch vorgestern
die 3 Theile des Hume on human Nature einzureichen, die ich schon vor
4 Wochen Tag vor Tag mir vorgenommen abzugeben, erinnerte auch Hay
an sein Versprechen. Wenn ich was erhalte, so werd ich es nach Haag
beylegen, wo ich diese Woche einen langen traurigen Brief hinschreiben muß.
Die Engl. thun jetzt auf den 12 April so dick, daß Nordamerika in ihren
Augen nicht mehr scheint ein unabhängiger Staat zu bleiben. Was macht der
alte Raynal in Berl. Wird er nicht auch Ost u Westpreußen besuchen um eine
historiqueire philosophique et politique des Ordonnances et du
Commerce des Nordischen Salomo anzufertigen und das hyperboräische
Amazonenreich in Augenschein nehmen? Was sagt man dort zu den
historischen
Zweifeln
des T. M.? Kreutzfelds Gesundheit scheint mir sehr zu leiden.
Ihren Gruß hab ich bestellt. Er weiß aber nicht daß ich schreibe u nimmt mir
vielleicht übel, daß ich ihm nicht Ihren Brief mitgetheilt.
Nach der Gicht hab ich mich lange mit dem Hüftweh geqvält, das sich aber
Gottlob! auch verloren. Schreiben Sie mir doch etwas von der v Hogendorp
Durchreise, u. ob er seinen Abschied als Capitain erhalten. Vix credo. Ich danke
Gott daß ich meinen cursum mit ihm absolvirt, und mit meinen gemachten
Experimenten meine Erfahrung bereichert u dort einige Dienste thun kann.
Beruff hab ich dazu gehabt, leider! sein eigenes, seiner Mutter u seines
Bruders Vertrauen, und mehr wie eine Angel hat er hier auch verschlucken
müßen, die er zu seiner Zeit auch vielleicht fühlen wird. Kaum
dieser Ruthe
los, liegt vielleicht schon eine andere für mich fertig, wovon künftig,
wenns
der Mühe lohnt
, mehr. –
Die heutige Lücke an unsern Tisch wurde durch einen jungen Studiosum
philosophiae et musicae HE Hanke ersetzt, aus Schlesien gebürtig, der nach
Coppenhagen, wo sein Vater Cantor seyn soll, zu Hause geht u als ein
Freund meines Hills mich ein paarmal besucht u den ich bis an den Baum
begleitete, wo sein Schiff lag. Seit gestern ist meine Haushaltung wider bis
zur heiligen Sieben hergestellt durch eine stattliche Dienstbotin vom Lande,
die meine Hausmutter gemiethet der ich für ihre gute Wahl noch gestern
Abend recht viel Artigkeiten gesagt. Am Pfingst Heil. Abend erhielt 24
Obstbäume aus Lübeck, wovon 6 Wallnußbäumestämme mein Gehöft u die
übrigen 18 Kirschen, Birnen, Aepfel u Pflaumen den Mittelgang meines
Gartens zieren. Nun geh ich alle Morgen, Mittag u Abend wie ein anderer
Nimrod, auf die Raupenjagd, und will mir zum Jahrmarkt das schönste
Gartenmeßer kaufen, und ein ebenso großes Küchenmeßer – Lauter herrliche
Anstalten meine Wirthschaft zu reformiren, wenn die Gäste weg sind! Mehr
als dergl. Kindereyen kann ich Ihnen aus meinem Gehege nicht liefern.
Wißen Sie auch, liebster Freund, warum Hiob Schaafe, Kameele, Rinder
u Esel in duplo wider erhielt, aber nicht seine Kinder? Diese Frage hab ich
vor vielen Jahren in einem alten Buche gelesen, aber nicht, meines Wißens,
im
Heman
, als einen Beweis, daß die Todten bey Gott nicht verrechnet sind
u ihre Unsterblichkeit allgemein vorausgesetzt wurde, noch ehe es den
Phädonen
einfiel metaphysische Beweise von einer Tatsache zu erdichten, und ein
reines oder vielmehr leeres Atqui und Ergo majestätischen Verheißungen u
Machtsprüchen entgegenzusetzen, oder diese aus jenen herzuleiten.
Diese Seite sollte zum Umschlag dienen, bin aber zu weit in meinem
Geschmier fortgerückt, daß ich ein Couvert machen muß. Meine Absicht und
mein Wunsch ist, daß Sie die gegenwärtige Lücke Ihres Lebens, die Ihnen
so empfindlich fallen muß, so gut wie möglich auszufüllen suchten mit einem
DEVS nobis haec otia fecit – und sich vor der gegenwärtigen Wüsteney,
worinn Sie auf einmal versetzt sind, nicht zu sehr grauen laßen, die sich ebenso
leicht wider in einen Lustgarten verwandeln kann; denn der natürliche Lauf
der Dinge übertrifft alle Feenmährchen und Zauberkünste. Halten Sie sich
nur am Vivit! so werden Sie auch mit Ihrer guten frommen Frau bald ein
Vivat! sagen können und Gott für die unaussprechliche Gnade einer frühen
unschuldigen Vollendung, eines so sanften erbaulichen Ueberganges in das
Land der Verheißung von Grund der Seele danken und daraus neuen Muth
und frische Kräfte zu ihrer eigenen Laufbahn einathmen.
Ist dem kleinen lieben Ueberläufer diese Welt nicht gut gnug gewesen, mag
er sich wißen in Abrahams Schoos. Desto mehr überlaßen Sie sich den
Bedürfnißen und Zerstreuungen des
häuslichen Lebens
, die Ihnen und andern
wohlthätiger seyn werden als alle Anstrengungen einer männlichen Ueberwindung.
Ich umarme Sie unter tausend Segenswünschen von mir und den
Meinigen. Küßen und grüßen Sie Ihre gute fromme Frau, die brave Mutter
Ihres seeligen Wilhelmchen und seine einzige kleine liebe Schwester.
Empfehlen Sie mich Ihrem Jonathan, Bekannten u unbekannten Freunden. Lebe
und sterbe Ihr ewig verpflichteter
Johann Georg Hamann.Königsberg den 30 Junii Dom V. p Trin. 82.Herzlichgeliebtester Landsmann und Freund,
Es freut mich, daß Ihre liebe Frau und Tochter sich Gottlob! erholen,
und ich wünsche bald ebenso gute Nachrichten von Ihres Jonathans Beßerung
und Genesung. Unserm Vetter Becker habe diese Woche geantwortet mit
einem
offenen Laufzedel
. Hänschen hat es an dem guten Willen nicht
gefehlt Ihren Auftrag zu erfüllen, aber er ist noch ein elender Scribent, und
schreibt so schlecht wie er spricht. Des HE Kanzler Excell. nahm ihn
vorgestern aufs Land, und da wird mir die Zeit so lang, daß ich selbst an seiner
Stelle die Abschrift vollendet – mit allen Schreibfehlern oder Schönheiten
des anglo-sächsischen Dialects.
Noch muß ich Ihnen die unangenehme Nachricht mittheilen, daß durch die
verrathene Autorschaft
der hier im Verlag herausgekommenen und bereits
in unsern Zeitungen recensirten Schrift das ganze Geheimnis ruchbar worden,
und Prof. Kant mir zu meinem großen Befremden vor 8 Tagen bey Greenden Namen zu sagen wuste. Selbst Ihre
Verschwiegenheit
ist kein fügliches
Mittel gewesen die Sache geheim zu halten. Die kleine Schrift enthält so viel
redende Züge besonders für einen, der das Corpus delicti gelesen, wovon hier
mehr wie ein Exemplar seyn muß, und wonach Kant durch das ungewöhnliche
Rescript eben so lüstern gemacht worden, wie ich es selbst damals schon
gewesen bin, nur daß es mir an Gelegenheit gefehlt meine Neugierde zu
befriedigen. Hätten Sie es Hartknoch oder Wedel in Danzig zum Verlage gegeben;
oder ich hätte ich nur muthmaaßen können von dem Zusammenhange der
Sache, und daß Ihre Sicherheit wenigstens eben so sehr im Spiel wäre, als
Ihre bloße Delicatesse: so traue ich mir noch Einfluß genug in den
Buchladen zu, daß ich dem gemeinen Eigennutz ein paar Exemplaria mehr loß zu
werden durch ein Anecdotchen vom Verfaßer, der sich rätzelhaft gemacht, hätte
Einhalt thun können. Unterdeßen hoffe ich, daß das ganze Gewäsch von keiner
Wichtigkeit noch Folgen seyn wird. Ich habe schon den Einfall gehabt mit
Kant deswegen zu sprechen – Ihm seine Conjectur auszureden, geht wol
nicht füglich an – und aus Achtsamkeit ihm ein Stillschweigen anzurathen
möchte auch zu spät seyn. Ihm Kayserlingschen Hause hat er auch schon die
Sache ruchbar gemacht, wie ich aus einem gestrigen Besuche des p Schröters
vernommen. Wegen einer ziemlich starken Stelle gegen Frankreich prophezeyt
K. dem Verfaßer eben den Ostracismum in der neuen Welt – wenigstens
hab ich unsern Vetter gewarnt vor der
Demomanie
. Uebrigens denke ich daß
Sie eben keine Ursache haben sich wegen dieses Unfalls zu beunruhigen, noch
die ganze Sache
selbst
zu
rügen
, da unser Freund mit Gottes Hülfe geborgen
ist, und man durch
Gleichgiltigkeit
am sichersten und geschwindsten dergl.
Geschwätze auslöscht. Obgl. die geschriebnen Briefe mehr Werth für mich
haben als die gedruckte: so erwarte doch erst Ihre Erlaubnis um selbige
unserm Freunde H. mittheilen zu können und überhaupt Ihre Winke über
mein
Verhalten
in dieser ganzen Angelegenheit.
Was sagt Vetter Nabal zu seinem Homeromastix im deutschen Mercur?
Antworten wird er doch gewiß darauf. Unser Meßgut liegt noch erst am Baum.
Wird der
mercurialische
Abt der Franzosen Heiland seyn? – Weh dem
Patienten, bey dem der
größere
Qvacksalber den kleineren (Helvetius)
aussticht. Unsern Potentaten geht es wie einem Cavalier in Liefland, der seines
galonnirten Kleides wegen den Scharfrichter umarmte und Herr Bruder
nannte; sie verkennen die Qvalität der Philosophie und Politik in der
galonnirten Schreibart des Abbate assassino. Ist es wahr, daß er hier durch nach
Petersburg gehen wird?
Erfreuen und beruhigen Sie mich bald durch eine Antwort – besonders
wenn Hog. dort durchgegangen seyn sollte – und beobachten Sie ja, daß seine
Vorurtheile
, wie der
Candidat
von diesem
Herrn
sich ausdrückte, mehr auf
ihn gewürkt als unsere beyderseitige Empfehlungen.
Vergeßen Sie nicht das Glück Ihres künftigen Schwiegersohns – und seyn
Sie ein Vater der
Lebendigen
und nicht der Todten.
Ich umarme Sie unter den herzlichsten Grüßen der Meinigen. Küßen Sie
Ihre gute würdige Hälfte und vice versa. Wünschen Sie Leben und Seegen
Ihrem kranken Freunde von dem Ihrigen.
Johann Georg HamannAdresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / HErrn Reichardt / Königl. Kapellmeister / zu /
Berlin
. /
franco
. /
Gedruckte Einlage
.
Königsb. Dom VI. p. Trin. Den 7 Julii 782.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
Die drey ersten Tage dieses Monaths sind mir die angenehmsten dieses
Jahrs gewesen, daß ich Ihnen auch davon Rechenschaft geben muß. Ich lag
den 1 huj. im tiefen Nachmittagsschlaf, als mir jemand mitten in der Stube
erschien, mit einem runden Hut auf dem Kopf, den ich vor Schlaf und
Kurzsichtigkeit nicht zu erkennen im stande war – und an den ich mir erst in
14 Tagen zu denken vorgenommen hatte. Wer sollte es anders seyn als unser
alte Hartknoch? Die Taschen voll, mit Waaren aus der Schweitz – einem
Briefe von unserm Johann Georg Müller und 2 Proben fetten und grünen
Käse, der mir würklich gleich den
Trauben Eskol
schmeckt, wie er sie selbst
nennt. Lavater hat zwar nicht geschrieben, aber
heurige
und
fernige
mitgegeben, und der alte Vater Bodmer hat eben die 2 Scherflein gelesen und
den
Leviten von Ephraim
eben zur Hand gehabt. Nachdem ich alles in
Empfang genommen, erhub ich mich von meinem Lager – – – – –
Den folgenden Tag
Mariä Heimsuchung
kam Hartknoch wider mit vollen
Taschen und brachte mir aus dem
Hartungschen Laden
Ihr
sehnsuchtsvoll vermißtes
und erwünschtes Päckchen, das ich noch denselben Abend halb
verschlungen, und die andere Hälfte zum Frühstück genoßen, und alle meine
Erwartung
nicht nur befriedigt sondern auch
übertroffen
, ohngeachtet
Ihrer Besorgniße, woran Sie mir Theil nehmen laßen.
Den 3 huj. erhielte noch aus dem andern Buchladen ein Päckchen von
Häfeli
den Hartknoch aber nicht selbst gesprochen. Er ist bereits vorgestern
abgegangen mit einem Fuhrmann – und mit einem sehr guten Ansehen von
Gesundheit, die er sich durch seine vergnügte und glückliche Reise scheint
erworben zu haben, aber mit einigen Unruhen, die in seinen Geschäften auf
ihn warten wegen einigergewißer Neuerungen im Zollwesen.
Gott schenke Ihnen doch Gesundheit, Ruhe und Glück zur Fortsetzung
Ihres Meisterstücks. Auch die 2te Fortsetzung Ihrer allerliebsten Briefe habe
von Hartknoch zu lesen bekommen. Er versprach mir selbige hier zu laßen
biß ich sie von Ihnen erhielte; ich wollte ihn noch gestern früh Morgen
daran erinnern, er ist aber einen Tag oder Abend früher fortgefahren. Gott
begleite ihn – Er hat mir wenigstens gute und angenehme Nachrichten von
Ihrer allerseitigen Gesundheit und Wohl mitgebracht, und daß alle unserekummerhafte Antheil ein bloßes Misverständnis gewesen.
Misverständniße
gehören wie die Dißonanzen zur Harmonie des menschl. Lebens und der
göttl. Haushaltung. Ergo
valeant
cum ceteris erroribus!Unsere Loge, ich meyne die am holländischen Baum, meine alte Nachbarin,
hält heute Ihren Jahrestag; die andere auf dem Tragheim von der laxen
Observ. feyert immer den Johannistag. Ich möchte beynahe drauf wetten
und eine hohe Wette thun, daß heute auch Ihre Gesundheit daselbst getrunken
werden wird, wenigstens
Ihres Namens
mit Ruhm gedacht – aber nicht
so Hephästions u Nabals, die sich dort beyde stinkend gemacht.
Das Geheimnis unsers
reisenden Vetters
ist nunmehr verrathen, trotz
aller mögl. Discretion von seiner und unsers Freundes Seite. Sie wißen,
daß ich dem braven Reich. mein zeitliches Glück zu verdanken habe, und alle
seine ettwanige
Menschlichkeiten
aufs genaueste genommen, bleibt er immer
ein verdienter Mann in häuslichen und thätigen Verhältnißen. Weil also
vielleicht seine
Sicherheit
dabey im Spiel ist, so theile ich es Ihnen auch
noch als ein
verrathenes Geheimnis
mit, daß der rätselhafte Vetter Becker
der durch seine letzte Autorschaft und den hiesigen Verlag seiner Schrift über
Nordamerika und Demokratie
kein anderer als der berüchtigte aber
wenigstens für mich rechtschaffene
Schmohl
ist. Ich habe den Menschen geliebt,
und hatte ihn gerne unserm Freunde abgenommen und einen Sommer hier
behalten, wenn ich einhundert fl. wenigstens zu seinem nothdürftigen
Unterhalt hätte ablegen können wichwie ich einhundert rthl. einmal liegen hatte als ich
Claudius vor einigen Jahren einlud, die ich aber zu meiner Kleidung
anwand, von der ich noch bestehe. Seine Zuneigung schien eben so stark zu seyn –
Das Geheimnis schwebte ihm mehr als einmal auf den Lippen und ich weiß
selbst nicht was mich zurückhielt es ihm nicht abzunehmen. Ich freue mich
ihn wenigstens 8 Tage in meinem Hause beherbergt zu haben – während
meines Podagra. Er hat mir einen zween Bogen langen Brief in engl. oder
vielmehr anglo-sächsischer Sprache geschrieben, hat wenigstens Adams seinem
Ideal und
sich selbst
ähnlich gefunden, ohne das letztere zu merken, und
schwimmt vielleicht gegenwärtig schon nach Amerika, woher ich mehr erwarte.
Sein Corpus delicti, das hier mit 100 # weiß nicht warum verboten,
Mochels Urne
und deßen kleine Reliquien habe auch nun erst gelesen, und
wundere mich, daß letztere Schriften so lange für mich unbekannt geblieben.
Erinnern Sie sich noch seines Besuchs, und unter welchem Namen er denselben
bey Ihnen abgelegt? Von seinen wunderl. ebentheuerl. Schicksalen weiß eben
keine Umstände, als daß er aus einem Gefängniße zu Halle entflohen seyn
soll. Mit welcher
Gefahr
unser grosmüthige Landsmann ihn so lange hat
bergen und erhalten können, können Sie leicht erachten.
Heute vor 3 Wochen bin ich den bösen Menschen, den ältesten HE von
Hogendorp losgeworden. Alle Arbeit ist an ihm verloren gewesen u er ist wie
ein betrogener u Betrüger von hier nach Haag gegangen zum Schimpf u
Herzeleid seiner vortrefl. Mutter – Durch Kayserlingks Vorspruch hat er
seinen Abschied als Capitain bekommen, und alle kindl. Liebe die er in diesem
Hause genoßen mit schwarzem Undank belohnt u durch Niederträchtigkeiten
beschämt. Ein würdiger Pendant zum Abbt Penzel der sich auch noch meiner
erinnert durch eine Trigam observationum Numismaticarum, ein Paar
Bogen voller Druckfehler u grober Sprachschnitzer die schon vor ein paar
Jahren zu Cracau gedruckt aber mir erst medio pr. zu Handen gekommenPestalozzi zweites Volksbuch werden Sie, liebster H. mit Vergnügen
schon gelesen haben oder noch lesen. Sonst weiß noch fast nichts vom
neuen Meßgut, das erst vorige Woche angekommen und beyde Laden sind fast
für mich verschloßen, muß also das meiste durch die dritte Hand erwarten und
erhaschen.
Fast hab ich mich zur neuen Auflage meiner ersten u letzten Werke
entschloßen. Weiß keinen andern Titel dazu, als:
Fliegende Blätter. Erste
Sammlung enthält: I Sokratische Denkw. II Wolken, III. Nachspiel
u. s. w.
Hartknoch ist mein Verleger, oder soll es wenigstens seyn, wenn es
auf meine
Wahl
ankommt. Können Sie mir mit Rath u That dazu an die
Hand gehen. Eher an Beschneidung als Ausdehnung zu denken. Haben Sie
Erinnerungen
mitzutheilen, so bitte drum, in einer müßigen Viertelstunde,
wo Sie Ihren eignen Arbeiten nichts entziehen, denn die sind mir
herzanliegender als meine Reliquien. Außer den 3 angeführten möchte ich zur
ersten Sammlung, um einen Band herauszubringen Schriftsteller, Leser u
Kunstrichter. Apologie des Buchstabens H. Scherflein u Konxompax und
Versuch über die Ehe – Wißen Sie mehr um ein Alphabet voll zu machen? Etwa
die
hierophantische Briefe
wegen des schändl. Abdrucks.
WegenUeber Hume u Kant versauert alles in meinem Kopf; muß erst die
Prolegomena der Metaphysik, die noch geschrieben werden soll
,
erleben, wenn es Gottes Wille ist, ehe ich mit meiner
Metakritik
herauskomme.
Stillen Sie doch meinen Hunger u Durst nach der
Fortsetzung
und dem
Ende
Ihrer historischen Zweifel oder antinikolaitischen Untersuchungen. Ich
habe das 2te Stück nur ein paarmal durchlaufen können, und vergeß alles
was ich lese. Kann die Auflösung des Rätsels nicht erwarten. Versäumen Sie
doch keinen Posttag. Komm ich dies Jahr auf eine einzige Nacht aufs Land,
so soll mich Ihr
Geist
der
ältesten Poesie
begleiten. Es ist Schade dies Buch
nicht mit
ganzer Seele
zu lesen, als ein Muster prosaischer u poetischer
Beredsamkeit. Gott gebe Ihnen doch Stärke und Freudigkeit zum Exegi
monumentum aere perennius – und genießen Sie so viel Wollust im Schreiben,
als unser einer im Lesen.
Wenn ich es auch vergeßen hätte mich für die kritischen Wäldchen zu
bedanken: so ist es mir doch recht sehr lieb selbige zu
haben
, besonders da ich
das dritte noch gar nicht kenne – Ich verspar es auf einen
Abend schöner
Erinnerungen
.
Ich freue mich und danke Gott von Grund meiner Seele, daß alles in
Ihrem Hause gut steht und geht, und Ihre Gehülfin, meine
verehrungswürdige Gevatterin und Freundin sich völlig erholt, wie mir Hartknoch
versichert – Habe auf diese Woche Ihre wohlthätige Qväckencur anfangen können
mit guter Wirkung.
3 von den 6 Wallnußbäumen sind herrlich ausgeschlagen, lebe auch noch der
übrigen wegen in guter Hofnung. Alle 18 Obstbäume im Garten, (einen einzigen
Kirschbaum wo sein ablactirtes Zweig auf der Reise verloren, ausgenommen,)
grünen und gedeyen nach Herzenslust. Wenn mir der Himmel diese Erstlinge
erhält, so hör ich auf, wie Adam anfieng – und werde auf meine alte Tage ein
Gärtner. Seit 77 an meinen Garten nicht Hand anlegen können – es muß
alles spät bey mir kommen, – und zeitig gnug zum Feyerabend.
All mein Lesen ist nichts – als mich stumpfer zu machen und meine
lange
Weile
zu vergrößern – und mich muthloser zu machen. Hänschen hat den
Anfang gemacht bey Archidiac. Matthes in die Kinderlehre zu gehen, stottert
und stammelt je länger je ärger. Wir haben dies Jahr zum 6ten mal das
N. T. angefangen u sind gegenwärtig im Briefe an die Hebr. Im hebr. im
4ten Buch Mose. Im lateinschen lesen wir das 3te Buch der Aeneide mit
Heynes Noten u Excursionen. Gestern endigte Hill mit ihm die Biestersche
Ausgabe der platonischen Gespräche, und ich wurde feyerl. dazu eingeladen.
Einer übertraf den andern im Feuer und Gefühl. Im letzten Buch der Iliadebin ich auch schon mit ihm, und die beyden Heldengedichte sind wenigstens
durchgepeitscht, zum Vorschmack einer reiferen Widerholung u Verdauung.
Hill zu Gefallen werden wir nächstens einen Versuch mit Pindar machen –
und so dien ich wenigstens wie ein stumpfer Stein andere zu wetzen und ihnen
Schneide zu geben, die mir selbst fehlt. Ohne diese kleine Uebung würde ich
meinen Bettel gantz verlieren. Und übrigens fehlt es hier wirkl. jungen Leuten
an Gelegenheit griechisch zu lernen. Jedermann klagt über D. Köhlers
Vorlesungen in
dieser
Sprache, die auch en courier sehr superficiel seyn sollen.
Die Mädchen wachsen leider! auf ohne Sitten, ohne Kenntniße. Ein wenig
Vorwitz und Neigung zum Lesen scheint die älteste auch zu haben. –
Unterdeßen ist Gottlob! alles gesund und frisch. Auch sind Klötze beßer als
Puppen p wenn mir der Himmel einmal Schwiegersöhne nach meinem Geschmack
bescheert.
Den 8 –Bey aller meiner Unvermögenheit meine eigene Kinder zu erziehen, bin ich
immer mit anderen überladen. Anstatt eines großen Buben liegt mir jetzt
ein kleiner auf dem Halse. Des Kanzl. von Korf natürl. Sohn nimmt
Stunden bey Hill in meinem Hause, und dies ist eine neue Ruthe die ich mir
hab aufbinden laßen, wovon ich nichts als Verdruß zum voraus sehe. Ich
habe diesen Morgen mit einem Condolentz Besuch einer armen elenden
Zöllnerwittwe anfangen – und diesen Nachmittag zu Hause bleiben müßen,
weil ich mich nicht erwärmen kann, werde mich morgen vielleicht zum Aderlaß
entschließen, das ich dies Frühjahr wegen eingetretener Gicht ausgesetzt – Ich
fühle also nichts als ein kümmerliches, unnützes Daseyn, in und um mir
eine leere Wüste. Erfreuen Sie mich daher bald mit der
Fortsetzung
Ihrer
mercurialischen Blätter, daß ich meiner wenigstens in Ihnen ein wenig
genießen kann. Tausend Küße u Grüße an Ihr ganzes Haus und die ALMA
MATER deßelben von mir u meinem Gesinde. Ich umarme Sie und ersterbe
Ihr alter
Johann Georg Hamann.Adresse:Des / HErrn General Superintendenten Herder / Hochwürden / zu
Weimar
. /
fr. berlin
.
Den 11. Jul.von Hamann:82Darunter Vermerk von Hamann:27 – erhalten.
Geantw den 11 Aug. Dom. XI. p Trin.Liebster Freund u. Gevatter, Ihr langerwarteter Brief kam mir am
Johannisfest eben, da ich in der großen Hitze müde u. matt von der Kanzel kam
u. war mir, wie ein angenehmer Mittagsregen. Ich konnte nicht begreifen,
warum Sie schwiegen u. jetzt sehe ichs. Hartung hat das Päckchen zu bestellen
übernommen, in dem die Ebr. Poesie u. Br. 1. 2. über den Baphometus war.
Ich hatte es Bertuch, der nach Leipz. ging, mitgegeben u. der hats durch den
Markthelfer ihm einhändigen laßen. Fordern Sies also von ihm: ich glaube,
es ist böser Wille, daß ers zurückgehalten hat u. es soll das letzte mal seyn,
daß etwas durch ihn bestellt wird. Empfangen Sies auch offen, so schadets
nicht: denn ein Br. war nicht dabei. Künftig soll so etwas nicht mehr
vorkommen.
Hier sind die 3. letzten Br. über den Baphometus; schwächer als die ersten,
woran dieas hiesigen Geschnatter schuld ist; so daß ich den 5. ten Br. schon
gar nicht schreiben wollte. Es ist unsägl. was der große lange Baphomet.überall für Anbeter hat, die seine Ignoranzen noch nicht glauben wollen, wenn
sie sie auch mit Augen sehen. Aus frommem Eifer schickte ich die ersten Br.
an den Herzog von Gotha, der für eine große Säule des Ordens geachtet
wird u. war mir nichts gewißer, als seine klare Beistimmung vermuthen.
Dafür bekam ich einen 4. Quartseiten langen Br., dem ich noch keinen Namen
weiß. Den 3. u. 4. Br. schickte ich ihm mit ein paar Zeilen, weil er die
Fortsetzung gewünscht hatte u. damit basta. Sie können nicht glauben, wie
jämmerlich die Heerde sich in der Wüste umhertreibt u. wie gelegen ihr alles
kommt, was auch mit Ochsenstimme nur rufft: hieher! dorthin! Zur Gnostik
haben sie alle herzl. Appetit: die Rosenkreuzer kommen ihnen auch recht: ein
Tempelh. Geheimniß wäre ihnen rechtes Futter, u. die Goldmacherkunst hat
unser Jahrhundert am notwendigsten. Also findet HE. Nik. überall schon die
Fäulniß bereit, wo er seine Eier wohlweise hereinlegt; u. da der große Haufe
weit ignoranter als er ist, so hat er gut predigen. Ich muß dies schreiben, um
Ihnen einen Wink zu geben, warum ich im 3. u. 4. Br. so schreckl. citirt u.
im 5. Br. den Excurs. auf die Goldmacherk. gethan habe. Jetzt erwarte ich
ruhig sein Benehmen u. habe das dickste Ende mit Fleiß zurückbehalten: denn
seine Hauptideen sind alle aus Leßing, dazu ganz mißverstanden u. plump
angewandt, gestolen. Auf der Meße hat er sich sehr demüthig bezeigt: er
nehme gern Wahrheit u. Ueberzeugung an, habe aber diese Br. noch nicht
geprüft: sein Zweck sei gewesen, Wahrheit zu suchen u. er habe geglaubt, sie
zu finden: ihn wundre es, warum ich so warm schriebe? u. f. In diesem
gusto wird denn nun auch wohl seine Antwort werden. Sei sie indeß wie
sie wolle; meine Partei ist genommen: ihm zu antworten u. die Sache stehn
zu laßen, wo sie steht; da bei einem so verdorbnen Körper weiter nichts heraus
kommt. Noch muß ich hinzusetzen, daß das, was ich Br. 4. als Vermuthung
vortrage, factum ist: das ich aber, als solches, dem werthen Publik. nicht
darlegen konnte. Spittler in den Gött. Zeit. hat sich sonderbar mit mit mir
begegnet, wenn er nicht, wie ich vermuthe, meine Br. schon gehabt hat: denn
diese waren 1. Monat früher gedruckt, als seine Zeitung, die erst zu Ende
Mays hier angelangt ist u. ich leider oder Gottlob nach der Mitte des Jun.erst zu sehen bekommen habe. Schloßer ist ein grober Asinus u. ich bin weit
entfernt, ihm zu antworten; ich glaube, ich habe Ihnen gesagt, daß ich an
seine Brochure nur ging, weil sie hier als ein Heiligthum von Göthe in Curs
gebracht war, der auch die Unverschämtheit gehabt hat, mir sein 3. Gespr.
anzumelden. – – Ach, was sind alle die Lappereien u. Altflickereien, wenn uns
das Beßere fehlt: mit meiner Fr. Gesundheit wills immer noch nicht
aufwärts u. der ganze politische Zustand rings um mich wird mir von Tag zu
Tage so widriger, so preßhafter, daß ich Psalmen aus einem andern Ton
bete, als der solche Makulaturwaare betrift. Helfen Sie mit mir beten, daß
Gott – mir helfe, Amen!
Hier sind ein paar Ankündigungen von Bertuchs poetas: vielleicht finden
sich in Kgsb. Liebhaber. Kreuzfeld wird Ihnen helfen, den Zettel unter die
Leute zu bringen: empfehlen Sie mich ihm bestens. – Roußeaus Confessionenwerden Sie gelesen haben; wie bist du vom Himmel gefallen, du
Morgenstern! u. was wird Kant zum Leben seines ehemaligen Helden sagen! Bei
allem Reiz der Schreibart ist der Inhalt mir so schmerzhaft u. fatal gewesen,
daß es mich der Gedanke ängstigt, wenn Eins meiner Kinder den Weg
gehen sollte. Einen Schlüßel zu seinen Schr. haben wir nun freilich; ich wollt
aber, man hätte ihn nicht. So sehr er mit Wahrheit pralt, ists doch überall
nur Halbwahrheit: denn auch ein Blinder muß den Schleier sehen, der über
seiner Gesch. mit der Warens liegt. Unter seinen Oeuvr. posthum. ist ein
Aufsatz sur l’Origine deslangu. den ich zu lesen bitte; es sind freilich bekannte
Sachen, aber doch stark u. hübsch gesagt. Mendels. hat mir seine beiden neuen
Productionen geschickt, aber ohne Brief. Von seinem Leßing weiß ich nichts;
aber mit seinem Gemälde vom Graf. zu Bückeb. am Ende des Supplem. zum
Abbtischen Briefw. hätte er zu Hause bleiben können. Die letzten Reste von
Leßing im 5. Beitr. aus der Wolf. Bibl. müßen Sie doch lesen. Die
Priameln gefallen mir am besten; übrigens ist aber sein Geist von hinnen
geschieden – – Sonst kann ich Ihnen von neuen Meßsachen nichts schreiben: was
ich gesehen habe, ist Staub u. Asche nach dem mich wenig lüstet. In Mendels.
Supplem. zu Abbts Br. steht über Hume’s Dialogen ein hartes Urtheil.
Gestern ist denr hiesige Kammerpräsident von hier abgegangen, mit 1000.
Thl. Gehalt verabschiedet. Er ist ein junger Mann unter meinem Alter, der
Göthe hiehergebracht, bei dem dieser zuerst gewohnt hat, der sich nach der
allgemeinen Stimme auf seine Geschäfte sehr wohl verstand u. den Göthe
an seine Stelle brachte. Er ist mit großen Complimenten verabschiedet worden„weil der Herz. kein Zutrauen auf ihn hat u. er gemerkt habe, daß Kalb
(so heißt er) auch keins zu ihm habe“ u. nachdem seine Ehrenvolle Dimißion
im Conseil diktirt worden, ist Göthe zum Kammerpräsid. ernannt, doch ohne
diesen Namen, der für ihn ohne Zweifel auch als appendix zu klein ist.
Er ist also jetzt wirkl. geh. Rath, Kammerpräs., Präsident des Kriegscollegii,
Aufseher des Bauwesens bis zum Wegbau hinunter, ⸂Director des Bergwerks⸃dabei auchdirecteur des plaisirs, Hofpoet, Verfaßer von schönen Festivitäten,
Hofopern, Ballets, Redoutenaufzügen, Inscriptionen, Kunstwerken etc.Direktor der Zeichenakademie, in der er den Winter über Vorlesungen über die
Osteologie gehalten, selbst überall der erste Akteur, Tänzer, kurz das fac
totum des Weimarschen u. so Gott will, bald der maior domus sämmtl.
Ernestinischer Häuser, bei denen er zur Anbetung umherzieht. Er ist
baronisirt u. an seinem Geburtstage (wird seyn der 28. Aug. a. c.) wird die
Standeserhebung erklärt werden. Er ist aus seinem Garten in die Stadt
gezogen u. macht ein adlich Haus, hält Lesegesellschaften, die sich bald in
Aßembleen verwandeln werden etc. etc. Bei alle dem gehts in Geschäften,
wie es gehen will u. mag: meine Gegenwart ist hier beinah unnütz u. wird
mir von Tag zu Tage lästiger. Was anders wohin weiß, sehnt sich weg u.
ich fürchte, Seckendorf (der Compon. der Volkslieder, der einzige Mensch,
mit dem man noch von Herz u. Seele weg reden kann) wird auch seinen Weg
ad penates suchen. Indeßen bewahre ich mich auch für jedem nur zu lauten
Wunsch
meines Herzens; ich weiß es aus der Erfahrung, daß die Vorsehung
uns am liebsten mit Erfüllung derselben züchtigt oder strafet. Werde nur
meine Frau gesund, das übrige wird sich von selbst machen u. geben.
In Absicht meiner Oekon. Lage, lieber H., sind Sie ganz falsch berichtigtet
worden, wie Ihnen Hartkn. ein mehreres wird gesagt haben. Ich bin über
seine Relation erstaunt u. erschrocken: ich möchte den Lügner wißen, der so
was erfunden u. R wahrscheinl. Reichardten (denn wer sollte es Ihnen
sonst gesagt haben? zumal da sein Schwager Buchholz im Spiel ist)
aufgebunden. Außer einer Kaufmannsschuld, die nicht der Rede werth ist, bin
ich hier nichts schuldig; geschweige daß ich mich mit Lumpenhändlern,
Apothekern u. dgl. u. auf so thörichte niedrige Weise einlaßen sollte. Also ist das
die Rede eines Schurken, die weiter keine Antwort verdienet – – Ich läugne
es nicht, daß wir uns krümmen u. winden musten u. zum Theil noch müßen,
weil das Aufbrechen mit einer Familie u. das Etablißement einer neuen
Wirthschaft in der Residenz Geld kostet u. überdem faux frais von allen Seiten auf
uns stürmten; gerade, aber, weil wir in einer Stadt, wo alles mehr ausgiebt
als es einnimmt, uns vor dem breiten Wege der Gastereien p. der zum Teufel
führt, hüteten, hat ein unbekannter guter Fr. wahrscheinl. die barmherzige
Sage erfunden. Seis! man hüte sich vor der That u. damit Gott empfohlen!
Ich wünschte indeßen doch den zu wißen, ders Ihnen am Baltischen Meer
diese arcana oeconomica hat sagen dörfen; böse Folgen sollen daraus nicht
werden.
Die Gesch. des Chiliasm. hat ein junger Zürcher geschrieben, v. d.M., d. i.
Candidat, ein großer oder vielmehr sehr kleiner Gegner Lavaters, Anhänger
Semlers, Steinbrüchels p. Sein Name geht auf
li
aus, fällt mir aber den
Augenblick nicht bei: er hat ging im 1. Jahr meines Hieseyns hier durch,
nach Leipzig hochdeutsch zu lernen um künftig für Orell u. Comp. zum
Uebersetzen gebraucht zu werden, sah aus halb wie ein Zwerg u. eine Kröte,
schmutzig u. grinsend – – was er sagt, hat es Semmler lange gesagt: er arbeitet
stark an dem Journ. zur Beförder. des Nachdenkens in der Rel., daß das
unter Steinbrüchel herauskommt, wo er die Auferstehung der Todten ppschon wegphilosophirt hat. Die Apol. der Vern. habe weder gesehen noch
gelesen. Auch Schmidts 1. Th. kenne noch gar nicht. Mit Lilienthal hat die
Akademie viel verlohren; Deutschl. hat nicht viel Lilienthale. Wielands Horaz
kommt auf die fahrende Post; es ist mein Ex. u. ich kann leicht Eins wieder
haben. Es wird Ihm Freude seyn, daß Sie sich darum bekümmern. Das Papier
ist am
End
’;
Gott helf uns All
, wie es im Kirchenlied heißt: so singen wir
mit großem Schall, Hallelujah! Leben Sie wohl, Bester, mit Ihrem ganzen
Hause u. behalten uns lieb.
H.Meine Frau empfielt sich u. grüßt sie ehrerbietig u. herzl. Sie hält sie wofür
man den Johannes hielt, für Elias oder einen der alten Propheten. Sie
gehören höher hinauf, als ins Buch Esther.
Kgsb. den 17 Julii 82.Herzlich geliebtester Freund,
Wollte Ihnen noch den 6 huj. im vorbeygehen gute Reise wünschen, Sie
waren aber schon den Abend vorher abgereist. Gott gebe daß Sie gesund u
vergnügt heimgekommen, und die
Ruhe
Ihnen ebenso wol als die
Reise
gedeyen möge. Laßen Sie sich das Wort der häuslichen Ruhe nicht ohne
Nachdruck gesagt seyn; sondern übertreiben Sie sich nicht in Ihren Arbeiten. Gehen
Sie fein piano zu Werk, und laßen Sie sich auch noch ein wenig auf
Morgen übrig.
Sonntags wurde mit Herders
Fortsetzung
seiner mercurialischen
antinicolaitischen Briefe erfreut und mit Wielands Uebersetzung der Horaz-Briefe.
Aber war keine Zeile dabey, daher ich gern an Beyl. mich vergriffen hätte. Das
Exemplar Ihrer Fortsetzung werde in Ihrer Familie abgeben um selbiges
retour zu befördern, wo eher Gelegenheit dazu vorfallen wird.
Der Bestand Ihres Geldes macht 23 fl. 18 gl. die Unkosten von Transp.des Gemäldes u des Exempl. von Schellenbergs Skizzen abgerechnet. Bitte
mir zu melden ob dies mit Ihrem Buche und meinen Briefen stimmt;
denn ohngeachtet meiner ängstl. Sorgfalt für fremdes Geld ist mir der kleine
Zedel verschwunden; werde künftig einen größeren nehmen –
Vorige Woche habe mit Hartung bey Regierungsrath Graun gespeist. Er
hat mir seinen Laden angeboten. Ob wir uns näher kommen werden, weiß
noch nicht. Zugl. erfuhr daß man in dem andern Ulrichs Geschmier über die
Confirmation für meine Arbeit ausgegeben und durch diesen groben Betrug
den Absatz der elendesten Maculatur zu befördern gesucht mit der Anecdote
daß ich meinem armen Beichtvater zum Trutz diese Schrift ausgesetzt, ehe
ich meinen Sohn in die Kinderlehre bey ihm gegeben. Es wird auch schon an
einer Widerlegung – und zwar in dieser Voraussetzung, daß ich der Verfaßer
wäre, gearbeitet.
Einige Tage habe mir mein Leben mit einem Quasia Trunk Morgens u
Abends verbittert und bemerkt, daß er ein Fliegengift ist. Ob er mir
wohlthätiger seyn wird, kann noch nicht sagen. HE Courtan getraut sich nicht die
heil. Familie selbst abzunehmen, wird aber für eine copiam vidimatamsorgen. Wenn Sie von unserm Freund George was erfahren, laßen Sie mir Antheil
nehmen und ob der Ratsherr diesen Sommer hier durchgehen wird.
Montags war mit meinem ganzen 7 köpfigen Hause im Aschhoff und hatte
einen vergnügten Abend. Freund Dorow ist (vermuthl. durch seinen braven
würdigen Schwager Reichard) Entreposeur des Caffé geworden mit einem
Gehalt von 1200 rthrn welches mir herzl. Freude macht.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin u sämtl. Hause – und grüßen
Sie auch bey Gelegenheit die Schweitz von mir, biß ich selbst schreiben kann,
welches nicht von meinem Willen abhängt. Alle gute Freunde, unsern lieben
Arndt – u HE Voldenschläger ppp nicht zu vergeßen.
Ich umarme Sie unter den zärtlichsten Grüßen meines kleinen Gesindels
und ihrer alten Glucke – und ersterbe Ihr alter treuer Freund u Diener
Joh. Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
. / fr.
Memel
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d. 16 Jul 1782
beantw d 17 Aug –Kgsb. den 28 Julii Dom IX p Tr. 82.Herzlich geliebtester Landsmann und Freund,
Es freut mich, daß Sie Ihren Pflegesohn nicht verstoßen, sondern wieder
aufgenommen haben als einen kleinen
Freund
des Seeligen, der Hülfe nöthig
hat, die dieser nicht mehr braucht. Die Todten leben Ihrem Herrn, und Er
ist ihr Gott; in Ansehung der Lebendigen gebührt es uns, Mitverwalter seiner
Vorsehung zu seyn, und haben dafür die Erstlinge ihres Genußes.
Es freut mich, daß Sie und Ihre liebe würdige Frau meine kümmerliche
Briefe zu lesen im stande sind, und sich vor der
Stimme in der Wüsten
nicht grauen laßen. Ich besorge immer, daß mein Herz verraucht oder
unschmackhaft wird, weil es durch den Kolben eines leider! verbrannten Gehirns
sich mittheilen muß; doch Liebe deckt der Sünden Menge.
Kreutzfeld habe seit Wochen lang nicht gesehen und hält sich auf dem Lande
auf. Weiß daher nichts von dem jungen Landsmann, deßen
Name
mir nicht
unbekannt ist. Wie er aber dorthin kommt und mit Empfehlung von Kr. weiß
ich nicht. Hoffe ihn diese Woche zu sehen.
Bruder Dorow und ich sind einig in Gesinnungen für unsern Vetter, aber
auch in gleicher Verlegenheit das geringste auszurichten – besonders unter
den vorgeschriebenen Bedingungen des Stillschweigens; das bey
gegenwärtiger Lage der Sachen schlechterdings unmögl. ist. Unsere
Vermuthung
durch
die beyde Logen, durch die Judenschaft p hier was auszurichten ist beym
ersten Versuch gleich niedergeschlagen u vereitelt worden. Meine
Verbindungen sind hier so klein u so
mislich
– daß ich auch in den wenigen Häusern,
wo ich Zutritt habe, auf
glühenden Kohlen
gehe. Ich der ich kaum einen
einzigen Thaler
zur Erziehung meiner eigenen Kinder übrig habe – eine
Vorstellung die wie ein Geschwür in meiner Seele liegt und mir bey ihrem
Wachstum immer beschwerlicher wird und alle Lebenslust aussaugt – – –
– – – – würde ohne den geringsten Scrupel und mit Freuden ein ungerechter
Haushalter gegen die Meinigen seyn wie der im heutigen Evangelio gegen
seinen Herrn. Bey der jetzt
herrschenden Ungerechtigkeit
wird alle
Menschenliebe aber unter Reichsgenoßen, geschweige gegen Cosmopoliten und
Colonisten einer neuen Welt zu Eis – oder concentrirt sich zum Brennpunct
und Schandfleck des königl. monarchischen Selbst. Sie verstehen, liebster
Freund, so gut wie ich fühle was ich schreibe, und der gemeinschaftliche Freund
wird mich überheben, auf dieser unharmonischen Seyte länger herumzuirren.
Oekonomie des Lebens, der Zeit, der Mittel und Kräfte – selbst ihres
Misbrauchs
– ist für mich eine steilere Höhe, als jene poetische –
reines Herzens
zu seyn
: ὁτι μειζων εστιν ὁ ΘΕΟΣ της καρδιας ἡμων και γινωσκει παντα.
Wie gehts mit Ihrem Griechischen? Ich habe von unserm Vetter mehr gelernt
als er selbst weiß.
Auf die heiligen Tischreden des Orbils unserer Potentaten und ihrer sorg-
und schaamlosen Philosophie und Charlatanerie freue ich mich im Geist. Hog.
schrieb mir auch von einer heil. Conferentz mit ihm im ⬜ und daß daselbst
die Rede vom Kritiker der reinen Vernunft und dem Sauvage du Nord, dem
Metakritiker der von Materie leeren Formalität die Rede gewesen wäre. Obs
wahr ist, weiß ich nicht. Mit An
Materialien
zu den metaphysischen
Handlungsetablissements im Ost- u WestPreußen fehlt es hier nicht. Was wir
durch das wohlthätige Edict von Nantes gewonnen, konnte fügl. mit der
welschen Declaration von 66 liquidirt werden. Du Bosque ist vorige Woche
nach Berl. abgegangen und jedermann ist neugierig, sein u Glawens Schicksal
zu erwarten. Den Franzosen geht es jetzt wie olim den Rußen, die jedermann
beklagte, wie sie zum Lande heraus waren. Alle unsere Philosophen mit ihrer
englischen Beredsamkeit sind nichts als Parasiten und Pantomimen, alle
unsere Kunst- und Scharfrichter nichts als Nicolaiten, alle unserenReformatoren der Justitz, der barmherzigen Plusmacherey des Glaubens im Handel
und Wandel, nichts als Balhorne im Abc und EinmalEins – alle unsere
Kraftmänner laßen sich täuschen vom äußerlichen Ansehen der Person und
ihrer Physiognomie, wie Simson von der Metze am Bach Sorek. (Sagts nicht
an zu Gath, verkündets nicht auf den Gaßen zu Askalon, daß sich nicht freuen
die Töchter der Philister, daß nicht frohlocken die Töchter der
Unbeschnittenen!) Was ist bey so bewandten Umständen anzufangen? Sollen wir auch
dem lieben Vaterlande, dem deutschen Boden, dem weißen Stier, der gantz
Europa entführt, Valet sagen und Demagogen wilder, unruhiger ungezogener
Kinder einer neuen Welt werden? – dergl. Flüchtlingen und exemplis odiosisunsere letzte Schindmähre zum Vorspann aufopfern?
Stehen
muß man
wenigstens können, um ein Erdbeweger und ein Welterschütterer zu seyn – A propos!Unsere Gildenfischer haben eine schöne neue Halle für ihre Weiber und
Waaren auf der Fischbrücke gebaut. In der Mitte ist unter einem blauen u
grauen Gewölke ein alter Mann mit einem Dreyzack abgemalt, mit der
Ueber- oder Umschrift:
Neptunus Gott der Wellen
Seegne doch unsere Nahrungs Stellen.
Wie unsere aufmerksame Policey ein solches öffentl. Denkmal des
Heidentums und quirinalischen Andacht hat können darstellen laßen, begreift
niemand. Ob die theol. Facultät oder das Synedrium dazu stillschweigen wird,
mag die Zeit lehren. Dem sey, wie ihm wolle, so wird der Gott der Wellen
auch für unsern Jonas sorgen und schaffen – und seine Erfahrung mit
Hofnung, unsere und seine Wünsche mit Erfüllung krönen.
Hier soll Niemand eher etwas zu sehen bekommen, bis Sie es erlauben
oder er dort angelangt seyn wird. Laßen sich Maasreguln oder Handhaben
die Sache anzugreifen noch ausmitteln, so werden selbige von uns
genutzt werden.
Bitte auch meine Abschrift von der Penzelin Briefe aufzuheben bis zu
einer beqvemen Gelegenheit sie etwa einem künftigen Stück des
Kunstmagazins beyzulegen. Das 2te Stück habe richtig erhalten und mit Vergnügen
durchgelesen bis auf das P. S. aus Claudius Vorrede, den ich nächstens
um ein Exemplar seiner Uebersetzung mahnen muß. Wär ich nur bald im
stande Ihnen eine Gegenfreude zu machen! Mein Großvater war ein Priester,
mit deßen Seegen ich wuchern muß. Meines Sohns seiner gieng mehr aufs
Leibliche – (nach Wunsch der Hohen in der Welt.)
Aus Riga habe noch keine Zeile erhalten – Gestern aus der Schweitz einen
Brief von Gevatter K. der aber über ein Jahr alt ist. Der Mercur hat über
die Tempelherren punctum gemacht. Scheint mehr ein Ruhe- als Endpunct
zu seyn.
Gott grüße und seegne Ihre liebe brave Frau. Tausend Grüße und Küße an
Luischen p von mir und den Meinen. Aus Ihrem Stillschweigen schließe
Jonathans Genesung. Er muß noch warten bis ich eine Hälfte finde, zu der
ihm zugedachten Stelle neben Luther. So geschwind geht das nicht. – –
Meine neue Köchin geht vorgestern aufs Land ihre kranke Schwester zu
besuchen, und komt heute frühe
als Braut zurück
. Ich gönne ihr wenigstens
einen guten Kerl; sie war ist über ihren Stand geschickt, konnteann
schneidern, Buchstaben nähen und wie meine Kinder sagen, auch welche
schreiben. Abeat cum ceteris erroribus et curis domesticis!!Darf genommener Abrede gemäß nicht mehr als ein Qvartblatt schreiben.
Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treuer Freund
JGHamann.Bitte die Geburtstage des Augusts nicht zu vergeßen. Schließe mein 52stes,
aber dem Himmel sey Dank nicht wie Freyherr – sondern schlecht weg von
Gottes Gnaden.
Eutin den 31 Jul. 82.Ich habe Ihn Kreuzfeldt geschrieben, woher es kommt, daß Sie Ihr
Exemplar so spät bekommen. Sie, alter guter Nachbar, haben
bezahlt
. Aber ein
Exemplar müssen Sie doch auch zum Geschenk annehmen.
Ihr lieber Brief hat mich herzlich erfreut, mein verehrungswürdiger Freund.
Der Zuruf solcher Männer ist Antrieb, selbst gut zu werden. Ich wünsche, daß
Ihnen meine Odyssee gefalle, so wie ich von vielen andern wünsche, daß sie
ihnen nicht gefalle. Aber Sie beschämen mich, guter Vater Sokrates, wenn
Sie sich einen Laien in Homers Sprache nennen, und von mir
lernen
wollen.
Der letzte Winter war für mich sehr traurig. Der schwüle Herbst trocknete
alle Marschgräben im Lande Hadeln aus, und braute eine so durstige Luft, die
selbst den Eingebornen gefährlich ward. Ich bekam mit meinem ganzen Hause
das Fieber,u zwar ich, meine Mutter u Frau, das immer wiederkehrende
Quartanfieber, das meine Frau noch mit hieher gebracht hat. Jetzt sind wir
endlich gesund und athmen eine Luft, die uns vor neuen Anfällen schützen wird.
Der Himmel machte den hiesigen Rector zum Prof. in Kiel,u schenkte mir
armen Einsiedler seine Stelle wieder. Im Sept. kommt Stollberg aus Oldenburg
zurück, wo er mit dem Bischofe ist. Dann fange ich mein Neues Leben an.
In Hamburg ward ich durch das Fieber meiner Frau 3 Wochen
aufgehalten. Gleichwohl bin ich bei Claudius nur eine Nacht gewesen, weil er verreisen
mußte. Er hat sich ein sehr artiges Haus mit Garten und Weide für eine Kuh gekauft, ulebt daals ein Prinz, wie man zu sagen pflegt.
Bei Boie, der jetzt Landvogt mit dem Titel Justizrath zu Meldorf inSüderdithmarschen ist, habe ich Ihren Gruß u Auftrag bestellt. Er grüßt
Sie wieder, u. wünscht doch bei Gelegenheit etwas von Ihnen für sein
Museum zu erhalten.
Meine Frau hat mir drei vollblühende Jungen geboren, wovon der älteste
4, der jüngste 1½ Jahr alt ist. Ihnen fehlt hier ein Garten, sich so wie in
Otterndorf herumzutummeln. Aber man macht mir Hoffnung, daß der Bischof
mir ein ander Haus bauen oder kaufen wird. Die Stelle trägt ungefähr
400 Rthlr. und mehr, wenn die Schule anwächst. Dabei finde ichs hier
wohlfeiler, als in Otternd., wo ich nur 300 hatte.
Der Tisch ist gedeckt, und Heinrich ruf (der mittelste Bube) ruft, daß die
Erdbirnen kalt werden. So muß ich Ihnen denn wohl eine gesegnete Mahlzeit
wünschen. Leben Sie wohl, lieber alter Papa, u behalten Sie mich lieb,Der IhrigeVoß.Kgsb. den 11 Aug. Dom XI. 82.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Den 14 Jul. erhielte die gedruckte Briefe nebst Horatz und einen Einschluß
nach Riga, den ich mit der ersten Post besorgt, aber noch keinen Laut von dort
erhalten. Den 27 kamen endl. auch geschriebene Zeilen an nebst dem letzten
Briefe über den Baphometus, den Sie vermuthl. durch einen Schreibfehler
die 3 letzten nennen
. So sehr ich auch die versprochene Fortsetzung wünsche;
so ist es mir doch lieb, daß Sie erst die Antwort des Buphametus abwarten,
von dem man hier erzählt, daß er ihrenthalben die Brunnencur in seinem
dazu ausdrückl. gemietheten Garten ausgesetzt. Was Sie mir vom Schloßer
schreiben, hat mir geahndt, aber selbst habe ich noch nichts gesehen. Was jene
große Säule auf einem 4 Qu. seiten langen Briefe über die ersten hat sagen
können, ist für mich ein Problem und bezieht sich vermuthl. auf das rechte
Futter des
Tempelherren Geheimnißes
, weil ich von Urkunden viel lauten
gehört, und dies Vermächtnis ein Hauptknote und der kützlichste Punct für
die ehrlichsten und klügsten Ordensleute zu seyn scheint. Aber in den 2 ersten
Briefen war dieser Punct doch gar nicht berührt. Bezog sich der lange Brief,
dem
Sie noch keinen Namen
zu geben wißen, etwa hierauf; so war es
vermuthlich ein Wink. Gestern fand wider ein Neues Ding über die alten u
neuen Geheimniße angekündigt. Wird doch keine bloße Uebersetzung des
elenden Geschmieres vom Abbt Robin seyn, den einige für Raynal hier
ausgegeben Amst. 79. weil der Titel ein blos R hat mit dem Motto aus dem
Plinio: Mire silentio et tenebris animus alitur. Bey welcher
Gelegenheit
hat
sich Spittler in den Göttingschen Zeitungen mit Ihnen sonderbar begegnet?
Die Recension der nicolaitischen Schrift machte einen sehr lächerl. Contrastin diesen Zeitungen. Er wurde eben so sehr gelobt als Ihre Meisterhand. –
Eh ichs vergeß; es hat sich ein junger Mensch, Namens Wedicke beym
Kapellmeister in Berl. gemeldt u dieser dachte an ihn als einen ihm
empfohlnen Landsmann von Kreutzfeld, der damals bey seinem Bruder in
Neuhausen die Hundstage feyerte. Heute vor 8 Tagen besucht mich Kreutzfeld
und weiß von nichts. Sollte ihm unser Landsmann zu Berl. Empfehlungen
an Sie mitgegeben haben; so warne ich Sie für diesen Jean Jaques mit dem
verlogenen Jungfergesicht und Harpyienfingern. Er ist ein Schwestersohn von
Pf. Skubich in Morungen, mit seinem ältern Bruder hab ich einigen Umgang
gehabt, aber alle die diesen jungen Menschen kennen, wißen seine Industriezum Lügen und Betrügen nicht gnug zu beschreiben. Ich vermuthe daß er
Reichard durch einen Empfehlungsbrief, worinn er Kreutzfeld’s Hand
nachgemacht, hintergangen haben muß, und werde mir Mühe geben die Sache
heraus zu bekommen.
Rousseaus Werke habe wol angeschaut, aber noch nicht auftreiben können,
ungeachtet der Anstalten, die ich dazu gemacht. Die Abhandl. über die
Sprachen fiel mir gleich in die Augen, und ich dachte eben daßelbe dabey was Sie
mir schreiben –
zwar bekannte
, aber
doch stark u hübsch gesagte Sachen
darinn zu finden
. Indem eben mein Appetit zu seiner Confession durch
Sie gereitzt worden war, erhielt ich wie vom Himmel gefallen, den 29 Juliiden ersten Theil derselben aus Potsdam vom jetzigen Hauptmann v
Hogendorp, der mir den zweiten Theil gl. nachzuschicken verspricht, sobald er ihn
selbst durchgelesen haben würde. Ich warte aber noch darauf, und vor
Ungedult hab ihn aus dem Buchladen anticipirt. Was sagt jetzt der teutsche
Mercur zu seiner Deduction über das berüchtigte Factum. Kant ist so
politisch, sich gar nicht um dies Buch bisher bekümmert zu haben, arbeitet
vermuthl. an seiner eignen Ohrenbeichte oder Gemächte der reinen
Vernunft.
Auch Mendelsohn’s Anmerkungen zur Abbtschen Corr. habe weder in den
hiesigen Buchladen noch bey seinen hiesigen Glaubensverwandten auftreiben
können, bis ich sie ganz unerwartet auf der Schloßbibl. fand. Sein Urtheil
über Humens Broschüre hat so auf mich gewürkt, daß ich heute meinen
Schiblemini anfangen können und den ersten Brief meiner
epistolischen
Nachlesen eines Metakritikers
zu Ende gebracht auch den zweiten
angezapft. Gott gebe guten Fortgang zu dieser Arbeit, daß ich diesen
Geburtsmonath beßer anwenden möge, als mit der Humischen Uebersetzung vor
2 Jahren.
An Subscribenten zu den Poetas illustres de España ist hier nicht zu
denken; die Buchladen eignen sich hier auch alle dergl. Collecten zu oder sehen
es als einen Eingriff an. HE Simon Friedlaender hat auf 2 Exempl. Christian
Hill auf 1 Packhofverwalter H. do und Prof Poeseos hat auch halbe Lust zu
1 do gehabt. Mehr wie diese 4 sind hier nicht abzusehen. Bitte diese gehörigen
Ortes zu denuntiiren. Sollten sich noch einige finden; so werde das Meinige
thun. Kreutzfelds Mutter hat das Unglück gehabt sich auf dem Lande den
Arm zu brechen, welches ihrem Sohn ungemein nahe geht. Er verwelkt
sichtbarWir haben hier auf 3 Monathe tiefe Landtrauer wegen der Königin von
Schweden angelegt. Abt Raynal soll eine Art von Schlagfluß sich zugezogen
haben durch die ihm zu Ehren angestellte Schmausereyen. Mendelssohn
arbeitet noch würkl. an Leßings Biographie, wie mir einer seiner Landsleute
der eben aus Berl. gekommen versichert. Diesen Mittag schickte mir mein alter
Freund Kr R. Hennings den dritten Theil der
Väterschule
zu von meinem
Lieblingsdichter Retif de la Bretonne. – Kennen Sie auch diesen fruchtbaren
Sonderling, über den ich eben wie Mercier in seinem Tableau de Paris denke.
Wer mag der deutsche Uebersetzer seyn? Ich wünschte daß er die Anerbietung
des Autors angenommen hätte und das ganze Werk uns mittheilen möchte.
Er ist seit seinem ersten Buch, das ich von ihm kennen lernte, die
Geschichte
meines Vaters
, in dem der Grund aller seiner übrigen Familienmährchen
liegt, immer mehr für mich gewesen, als Jean Jaques –
Die barmherzige Sage nicht gantz mit trockenem Fuße zu übergehen: so
war eben nicht von Lumpenhändlern, Apothekern p die eigentl. Rede – –
sondern von einem einzigen Wucherer, der sich Ihrer ersten
Unbeqvemlichkeiten zu Nutze gemacht. Ein bloßes Misverständnis, ohne
die geringste böse
Absicht zu Ihrem Nachtheil
, scheint wol der ganze Grund des ganzen
Gerüchtes gewesen zu seyn.
Was Sie selbst anführen
, u Ihre Sstrenge
Enthaltsamkeit von den Consistorialvögeln, Ihre Mildthätigkeit wurden mit als
Beweise angeführt – schienen mir das Ding wahrscheinlicher zu machen, daß
eine Art von Nothwendigkeit daran Schuld seyn müste, warum Sie Ihrem
alten Verleger andere vorzögen. Gottlob! daß alles Lügen ist.
Aber Ihre hypochondrische Unlust, die sich mehr auf politische als
ökonomische Umstände zu beziehen scheint, ist wenigstens der
Gesundheitslage
nicht günstig. Wir haben hier alle, liebster bester Landsmann Gevatter und
Freund, einer höheren Fürbitte nöthig, daß unser Glaube nicht aufhöre, wenn
er, wie der Weitzen, gesichtet werden solle.
Erzürne Dich nicht über die
Bösen, sey nicht neidisch über die Uebelthäter
. Aßaphs Heiligtum ist
Ihnen näher wie mir. Ambition ist eine ärgere Selbstmörderin und
Giftmischerin als Werthers Lotte mit ihren schnöden Reitzen.
Den 12 –Heute war eine eigene Erscheinung auf dem Licent von einem Geistl. seiner
Frau u Sohne, die mit Hack und Pack ankamen, und der durch ein
Misverständnis für einen Nachfolger des seel. Lilienthals ausgegeben wurde.
Sein Ansehen und Betragen war so auffallend, daß es jedermanns
Aufmerksamkeit auf sich zog. Endlich kam bey der Declaration seiner Sachen heraus,
daß er unter dem Namen eines Rectors u Predigers aus Pleße in
Oberschlesien von dem Fürsten von Anhalt Cöthen kam, und
Suche
hieß. Er gab
vor, seinen Sohn auf die Akademie hier zu begleiten. Die ganze Familie sprach
französisch, eben nicht sonderlich – und er wird vermuthl. als Sprach- oder
Schulmeister hier unterzukommen suchen. Vermuthl. Als Landsmann
suchte er den Kirchenrath Hennig im Löbenicht auf, wo man bald mehr von
diesem Colonisten mit 7 Sprachen u einer Geige erfahren wird.
Danke noch herzl. für Ihren Wieland und wünsche Ihnen dafür ein
planirtes Exemplar – und dem Publico auch seine Uebersetzung der
Sermonen, von denen Sie sich nur zum voraus 2 rohe oder planirte Copien
bestellen. In meiner Kindheit war
ungeleimtes
Papier die einzige Sache,
gegen die ich eine Antipathie hatte. Diese besondere Art von Eckel hat sich aber
mit den Jahren verloren.
Mit Ihrem letzten Briefe erhielt zugl. einen aus der Schweitz von Pfenn.
der ein Jahr lang liegen geblieben war u einen Einschluß von Gevatter
Kaufmann d d Schafhausen 18 Feb. 81. Vermuthl. wird er jetzt schon in Barby
seyn wenigstens redt er die Sprache dieses neuen Vaterlands, und verweist
mich selbst auf Mochels Urne, die ich kürzl. gelesen.
Nun ich umarme Sie im Geist, liebster bester H. zu unserm Geburtsmonde.
Gott schenke Ihnen Gesundheit, Zufriedenheit und überschwenglichen Seegen
– laße Ihnen Freude an Ihren Kindern leben, und mache mein Pathchen
zu einem Ritter Mengs – Schreiben kann ich nicht; seufzen en maître. Hab
diesen ganzen Monath, wie Augustus inter lacrymas et suspiria heimgeseßen
– doch vorige Woche 2 mal bey Hippel gespeist und gebischoft.
Küßen und grüßen Sie Ihre liebe, würdige GevaHälfte – Bin kein Prophet –
sonst wären Sie schon längst in B. oder ich in W. gewesen. Doch durch
fehlgeschlagene eitle Wünsche wird eben der unerkannte Zweck derselben erfüllt –
wie aus dem Nichts – Etwas und Alles. Die Hofnung uns und die Unsrigen
einander zu sehen wachse und reife mit jedem Jahre bis zur bevorstehenden
Erndte. Ich umarme Sie und ersterbe mit meinem ganzen Hause
Ihralter ergebener verpflichteter und ewig treuerJohann Georg H.Adresse:HErrn / HErrn
Herder
, / Oberhofprediger, Oberkirchenrath / und General
Superintendenten / des Herzogtums /
Weimar
/ fr. Berl.Königsberg den 12 Aug. 82.Wolgeborner Herr Geheimte Rath,
HochzuEhrender Gönner.
Den 1 Febr. c. erhielt einen ganzen Kasten von meinem Gevatter Claudius,
deßen Sympathie und Synergie ich vermuthlich auch das
doppelte
Denkmal
und Unterpfand Ihrer Freundschaft zu verdanken habe. Er mag es
verantworten, wenn meine späte Erkentlichkeit für den I. Theil
Ihrer vermischten
Schriften
den eigennützigen Anschein einer Bitte um den folgenden haben
sollte. Ich erinnere mich wenigstens
Allwills Papiere
im Mercur mit so viel
Antheil gelesen zu haben, daß ich recht sehr wünschte, den Verf. davon zu
wißen – und dieser so lange unbefriedigte Wunsch wurde auf eine desto
angenehmere Art durch den Autor selbst
thätig
beantwortet.
Krankheit, Umstände meiner inneren und äußeren Lage, Unvermögenheit
zu denken, zu reden und zu schreiben entschuldigen wenigstens mein
Stillschweigen. Ich habe leider! so viel lange Weile und so wenig Muße, daß ich
nicht weiß, wo ich diese hernehmen und was ich mit jener anfangen soll –
und dergl. Wiedersprüche erfährt jeder, mehr oder weniger, in seiner Natur
oder in seinem Schicksal, die so verträglich wie die meisten Ehen sind.
Uebrigens ist mein ganzes Lesen mehr Betäubung als Cultur – erbaut mehr den
Sitz des Uebels, als daß es selbigen verstört. So lang ich ein Buch in der
Hand hab, genüß ich; leg ich es weg, bin ich
gleich einem Mann
,
der sein
leiblich Angesicht im Spiegel beschauet, denn nachdem er sich beschaut
hat, geht er von Stund an davon
, und
vergißt, wie er gestalt war
.
Kurz, ein so hungriger Leser, wie mein Magen, hat keinen Gaumen eines
Kunstrichters, sondern verschlingt und verdaut mehr als er schmeckt und
unterscheidt. Fragmente von
Schaustücken
, wie Sie uns mittheilen, laßen sich
nicht nach dem Gehalt gangbarer Müntze beurtheilen. Ich habe den ersten
Theil von
Woldemar
zu Rath gezogen um seinen Character zu ergänzen.
Es ist mir aber eben so schwer geworden, ihn in seine Bestandtheile
aufzulösen, als Ihnen vermuthlich, sein Ganzes zusammen zu setzen. Das Ideal
seiner
Selbstständigkeit
ist für mein geschwächtes Nervengebäude vielleicht
zu überlegen, das in einer
glücklichen Abhängigkeit
mehr Sicherheit und
Ruhe findt. Fast scheint mir dieser Lieblingsheld zu derjenigen Claße von
Wesen zu gehören,
welche eine unbeschränkte Unabhängigkeit der
rohen Natur gern mit den Ergötzlichkeiten des geselligen Lebens
verbinden möchte
, wie ich noch heute im III. Theil der
Väterschule
gelesen
habe. Eine Verbindung dieser äußersten Ende komt mir freylich als die
einzige Auflösung für das Problem
menschlicher Glückseeligkeit
vor. Ist sie
aber eine Mauer? oder ist sie eine Thür? – Ist sie ein
Stein
? oder eine
Tinctur
? ein trocknes oder ein feuchtesMenstruum? Das mögen die Salomoneund
Buphamete
unsers Jahrhunderts entscheiden. Non nostrum est –
Verzeyhen Sie dieses unzusammenhängende Geschmier. Ich empfehle mich Ihrer
Gewogenheit und freundschaftlichen Nachsicht, mit dem herzlichen Wunsch
aller Zufriedenheit und eines Anlaßes Dero zuvorkommende Gewogenheit
durch einen ähnlichen Genuß von meinem Theil erwidern zu können, und
habe die Ehre mit der vollkommensten Hochachtung und Gesinnungen zu seyn
Ew Wolgeboren ergebenster Diener
Johann Georg Hamann.Adresse mit Siegelrest:Des / HErrn Geheimten Raths Jacobi / Wolgebornen / zu /
Düßeldorf
.
Von Jacobi notiert:Königsberg den 12 Aug. 1782 Haman.den XXVAug. Dom. XIII. 82.Herzlich geliebtester Gevatter Landsmann und Freund,
Ihr Geburtstag ist heute in meinem Hause gefeyert worden in Gesellschaft
eines jungen Feldpredigers Zitterland der diese Woche aus Moewehergekommen ist, wo Sie auch in gutem Andenken stehen bey einem Hauptm. von
Knebel, der einen Bruder dort hat, an den Sie auch einmal gedacht haben.
Meine älteste Tochter machte mir auch die Freude das erste Stück und Lied
auf dem Clavier hören zu lassen, worauf Sie Hill unterrichtet, der auch mit
aß. Beschränkt Ihr Weisen dieser Welt – Ich hab ihr dafür ein alt ¼ Rubelstück
eben in die Hand gedrückt. – Darnach kam ein Besuch von Juden, und ich
hatte das Vergnügen in meinem Garten zu bemerken, daß der letzte von
meinen Obstbäumen, auf den ich bisher so lange gewartet, auch ausgeschlagen
war. An diesen beyden Wahrzeichen von Ihrem doppelten Geburtstage habe
ich gnug – Gott lasse in Ihrem Hause Gesundheit, Freude und Friede und
Liebe und Seegen reichlich einkehren Amen!!
HE. Pf. Skubich brachte mir den 22 huj. Einlage mit der Nachricht, daß
Ihre liebe Schwester gesund ist und ihr Mann anfängt vernünftiger zu
werden. Sie hat mir ein paar Zeilen geschrieben und schmachtet nach Antwort
und gute Bothschaft.
Vorige Woche habe mich nicht aus dem Hause gerührt, und denke auch
diese halbe einheimisch zuzubringen. Meinen
Schiblemini
oder
epistolische
Nachlese eines Metakritikers
angefangen; ob es weiter gehen wird, weiß
der liebe Gott. Kopf und Herz ist dürre und welk. Die 1. Epistel handelt von
der
gedruckten
Uebersetzung der Humischen Gespräche. Die 2. von der
geschriebenen
u dem Mendelsohnschen Urtheil. Die 3. vergleicht den Juden u
Philosophen. Die 4. Ist eine aufgewärmte Uebersetzung des letzten Cap. von
Hume 1. Theil on human nature die 71 in ein paar Beyl. hier erschienen
unter dem Titel: Nachtgedanken oder Confessionen eines Sceptikers. Die 4.dörfte wol auf Kant kommen von dem ich heute gehört, daß er seine neue
Abhandl. schon abschreiben läßt, welche vermuthl. dem Göttingschen Rec.
angehen wird – aber wie es scheint unter einem
andern
Titel als: Prolegomena
einer Metaphysik die noch geschrieben werden soll – den ich Ihnen angegeben.
Von Hartknoch ist noch kein Laut angekommen; von George Berens eben so
wenig. Einem vielleicht blinden Gerüchte zufolge wird Hintz hier erwartet.
Meine Vermuthung ist leider wahr, da W. hier wie ein Dieb fortgelaufen
und sein besserer Bruder dafür haften müssen. Melden Sie doch etwas von
seiner dortigen Durchreise.
den 26.Das gestrige schöne Wetter ist wieder umgeschlagen. Gott gebe Ihnen eine
bessere Weinlese, als die hiesige Erndte gerathen kann. Die kalte feuchte Luft
wirkt auch sehr auf meinen Leib u. Kopf. Wenn ich nur könnte, würde ich
morgen gern mit Fasten feyern. Ich glaube, daß mein Gehirn ein noch ärgerer
Schleim als mein Blut ist.
Wie geht es mit der Gesundheit meiner verehrungswürdigen Frau
Gevatterin? Hälts mit dem Steigen auch so schwer wie mit dem Quecksilber in
meinem Barometer, das ich vor langer Weile so fleißig wie mein seel. Vater in
seinen letzten Jahren zu beobachten anfange. Erhalten wir zu Michael eine
Fortsetzung von der heb. Poesie? Nichts weiter von Ihnen im Mercur?
Schlosser soll auch Kant sehr mitgenommen haben in seinem Longin, den
ich noch nicht gesehen.
Die französische Physiognomik habe durchgelaufen. Die Kupfer werden
kaum das Buch empfehlen u sind weit unter dem alten Original. Ihr häufig
vorkommender Name und die Silhouette aus Asmus hat mir Freude
gemacht. Ist es denn nicht mögl. zu einem Begriff von der Urkunde
Chevilah
zu gelangen? Eben erhalte
Hofnung
des Jordans Buch de vno et principioaus Italien zu erhalten. Es ist ital. geschrieben. Könnten Sie es nicht auf
Ihrer dortigen Bibl. zum Ansehen bekommen, um mir zu melden ob es
meiner Mühe lohnt. Viel Glück Ihrem lieben Gottfr. zu seinem 9ten Jahr –
Gott seegne Ihn, Pathchen und all das Ihrige – Empfehlen Sie mich Ihrer
lieben
Einzigen
– Mutter und Tochter. Ich ersterbe Ihr alterJoh. Ge. H.Adresse:HErrn / HErrn Herder, / Oberhofprediger, OberKirchenrath / und
Generalsuperintendenten p / zu /
Weimar
. / fr.
Halle
.
Kgsb den 26 Aug. 82.Noch kein Laut von Ihnen, liebster Hartknoch. Meinen besten Dank für
Einl. Die zweite bitte zu befördern; sie enthält einen Einschluß von Gevatter
Kaufmann d d im Febr. 781 die ich aber erst im Julio c. erhalten durch HE
Pfenninger, der sich entschuldigt selbige vergeßen zu haben nebst einem eben so
alten Briefe an mich von beyden.
Die Ausgabe vom Corpore Byzantinae Historiae auf der hiesigen
Schloßbibliothek besteht aus 17 sehr ungl. Bänden, die alle zu Paris e Typogr. Regiavon 648 bis 702 in gr. folio ausgekommen sind. Den 18
Band
in kleinem
Folio nahmen die 2 Theile des Georgii Pachymeris aus, nach der Römer
Ausgabe von 666.
Aus des Struvii Bibl. Historia, Buderschen (nicht Meuselschen) Ausgabe
ersehe, daß Pachymer auch im Louvre ausgekommen, diese Theile aber die
allerseltensten seyn sollen.
Aus der holländischen Ausgabe ist nichts geworden, weil Graevius starb.
Die Venetianische soll 28 Folianten ausmachen, und enthält noch Josephi
Genesii de rebus Constantinopolitanis Lib IV. a Leone Armenio vsque ad
Basilium Macedonem ex vetere Codice membranaceo Bibliothecae
Paulinae Lipsiensis a Stephano Berglero descriptos et ab eodem cum
apographo Jo. Andr. Bosii collatos, vna cum coniecturis variis et versione
Bergleri integra – Joh. Burch. Menken hat diesen Beytrag geliefert, der
Venetianische Buchhändler hat seine gelehrte Vorrede zu dieser Ausgabe
nicht abgewartet. Auch Bandarus beschwert sich über die Venetianische
Verleger, ihn nicht zu Rath gezogen zu haben.
Vermuthlich wird Meusel die venetianische Ausgabe näher beschrieben
haben. Die
Anzahl der Bände
läßt sich nicht von der Louvre Ausgabe
bestimmen, sondern hängt von den Buchbindern u Eigenthümern nebst der
Folge
ab.
Die 18 Bände der hiesigen SchloßBibl. neml den Pachymeres der
römischen Ausgabe eingeschloßen machen nach des Struvii oder Buderi
Recension 28 Theile und folgen sich gar nicht nach den Jahren, die Struvius zu
folgen scheint.
Zu den 18 oder 28 Bänden gehören noch
Caroli du Fresne Historia
Byzantina
in 2 Vol. fol Paris 680; sein
Glossarium Latinitatis
in 5 Fol.nach der Ausgabe Paris 733–36; und sein do
Graecitatis
Lugd. 688 in
2 Tom fol. die ich selbst besitze in einem mäßigen Bande.
Ferner
Anselmi Banduri
Imperium Orientale Paris. 711 in 2 Folianten.Auf unserer akademischen Bibliothek soll sich auch ein Exemplar dieses Corp.
Byzantini befinden, welches ich nächstens vergleichen werde – vielleicht auch
das auf der StadtBibliothek, sobald Prof. Kraus sein Sub-Bibliothecariatangetreten haben wird.
Mart. Hancke hat eine Abhandl. de Byzantinarum Rerum scriptoribus
Graecis Lips. 677. 4o so wie de Scriptoribus rerum Romanarum 669. den
ich eben so wenig kenne als Rudolphi Capelli Indicem über Hanke und
L’abbé Verzeichnis der Byzantiner Hamb. 686. 4oHabe gestern Herders Geburtstage gefeyert und ihm eine Einl. von seiner
Schwester befördert. Morgen endige Gott Lob! mein 52stes Jahr – Leben
Sie wohl und eilen Sie nach. Weil ich nicht weiß wenn diese abgehen wird;
so unterdrücke alles, was für die nächste Post gehört.
Gott seegne Sie und Ihr Haus. Ich bin Ihr alter Freund und Diener.
Joh. Ge. Hamann.Vermerk von Hartknoch:Empf d 8 Sept 1782.Kgsbg den 27 Aug. 82.Liebwerthester Freund,
Den 1 Julii kam HE Hartknoch an gleich einem Regi de Saba beladen mit
Gaben, Geschenken und Briefen aus der Schweitz, die mir viel Freude
gemacht und treflich geschmeckt – und dieeren ich mich mit Dank abermal
erinnere, da ich eben heute mein 52stes Jahr beschließe. Ich habe mich an
Ihrem doppelten Käse wenigstens um den andern Abend erqvickt – weil
meine gewöhnl. Malzeit alsdann in einem
Butterbrodt
besteht, das ich mit
ihren Trauben Eskol gewürzt und mit dieser Diät fortfahren werde bis zum
consummatum est.Vom Ueberbringer habe noch keinen Laut aus Riga gehört. Er kam mit
einem gesunden Ansehen aus Ihren Gegenden zurück – ich besorge aber
Nachwehen von seiner nachzuholenden Arbeit, die er zu Hause finden wird. Auch
mich würde vielleicht der Anblick Ihres gelobten Landes und so mancher
patriarchalischen Seelen – und
sonderlicher Liebhaber und Brüder
, die
mir anheim gefallen, verjüngen, erwärmen und gleichsam auferwecken von
meiner verjährten Lethargie – – Was ich aber so wenig als Barsillai
mehr hoffen kann, wünsch ich wenigstens meinem einzigen Sohn Michel
der unter obigen dato des nächsten Monats Gottlob in sein 14tes Jahr
tritt –
Unsere Gedanken begegnen sich aber vermuthlich sehr oft in W. und Ihre
Silhouette hängt über Ihres künftigesn Bett Freundes (wenn er deßen
würdig ist) Bett, neben dem meinigen.
Danken Sie Gott für Ihr
äußerliches
Glück, und überlaßen Sie eben
Demselben auch Ihr inneres, denn beydes, Schöpfung und Ruhe, ist Sein
Werk.
Ihres würdigen Bruders
Reisen der Päbste
habe mehr wie einmal mit
Vergnügen durchgelesen, und fast muß ich sagen, mit mehr Sympathie als
den ersten Theil seiner Geschichte, in der er mir zu sehr eingenommen zu seyn
schien für unsere Tactik und martialisches System. In jenen Blättern find
ich mehr den Geschmack der Odyßee.
Nun, lieber Herr Candidat, hüten Sie sich für das vor dem
Bücherschreiben
und nehmen Sie sich recht viel Zeit
kurz zu
predigen, und thun sich
recht viel Gewalt selbst an,
einfältig
zu seyn, mit Verleugnung alles deßen,
was nicht zur Sache, zum Beruff, zum Amt gehört. Sie können nicht
glauben, wie als ich es leider! aus der Erfahrung weiß, wie sehr von diesen
kleinen Hausmitteln
Oekonomie
und
Genuß
des Lebens abhängt. Wenn
Sie bey Ihrer gegenwärtigen glücklichen Lage nicht Ruhe haben, wie können
Sie selbige von einem Amt erwarten – Sie haben freylich Recht; es müßen
uns Sorgen
aufgelegt werden
: sonst machen wir uns selbst welche, die
immer am schwersten sind, und sich zu jenen verhalten wie Moses Stab zu
der Pharisäer und Schriftgelehrten ihrem Joch und Stachel.
Während Ihrer gegenwärtigen Muße und Feyer nehme ich Ihr Anerbieten
mit beyden Händen an, alle Jahr ein Paar Briefchen oder Briefe – durch
die Beqvemlichkeit der nach Leipzig reisender Buchhändler – zu erhalten. Wie
Sie in Ansehung Ihrer Zuschriften ohne Noth besorgt sind, hab ich weit mehr
Fug es für die meinigen zu seyn, da meine 3 dortigen Freunde mit Geschäften
und Verbindungen überhäuft sind, daß ich mich eben so schäme als fürchte
Sie mit meinem Geschmier zu beunruhigen, und dennoch bisweilen Licht und
Erörterung über Ihre dortige Erscheinungen wünsche. Das fällt mir gleich
eine Frage ein, die Sie mir vielleicht zu beantworten im stande sind. Wie heißt
der Verf. der
Geschichte des Chiliasmus
? Dies Buch kam mit der
Apologie
der Vernunft
zu gleicher Zeit heraus, von der ich auch noch nicht den Verf.
habe erfahren können. Ein Schweitzer wird er kaum seyn, wie jener – der
auch an einem Journal viel Antheil haben soll, das ich kaum dem Namen
nach kenne.
Melden Sie mir doch was von Ihrem
Pestalozzi
, an deßen
Volksbucheroman ich mich recht erqvickt und erholt, nachdem ich mich an des Raynal10 Vol. hungrig und durstig nach Philos. und Politik gelesen hatte. Mit
seinem Lienhard u Gert. habe alle mögl. Experimente von Lesern gemacht; und
es hat allen geschmeckt, so verschieden auch ihr Geschmack seyn mochte. Ist
nicht auch
Obereit
ein Landsmann von Ihnen? Auch seinen
Gamaliel
habe
ich nachgeholt; die kleine Schrift, welche er noch anführt, habennoch ichnicht hier auftreiben können; werde deshalb in Riga Nachfrage thun.
Frischens
entscheidende Gründe gegen das Steinbartsche System haben mir
auch Genüge gethan.
Endlich hab ich auch das einzige Exempl. der Physiog. im franz. hier
ansehen können. Ist Ehrmann Uebersetzer? Bey aller Sorgfalt besorge ich wegen
Styls
u
Kupfer
in Fr.
Melden Sie mir doch zu Ihrer Silhouette auch den Tag u das Jahr der
Geburt – und wo mögl. wenn Sie auch solches in Ansehung meines
Gevatters Kaufmann
u seiner
Frau
erfahren, nach deren
Familiennamen
ich mich auch bisher umsonst erkundigt, nun, mein liebwerthester Freund,
ich wünsche Ihnen bald eine Versorgung nach Ihrem Herzen – und eine
Gehülfin die um Ihnen sey, wie unsers H. seine. Unterhalten Sie mich
bisweilen mit Ihren W. Erinnerungen. Gott seegne Ihre fromme Mutter, und
erhalte Sie zu beyderseitigen Freude und Trost! Empfehle mich unter herzl.
Gegengruß der Meinigen und bin mit aufrichtiger Hochachtung Ihr
verpflichtester Freund u Diener
Johann Georg HamannDa HErr Häfeli Ihr alter Freund und wie es scheint, gar Tutor und Wirth
gewesen; so erinnern Sie ihn doch wenn die letzte Hälfte des 3ten Theils
fertig ist, mich nicht zu vergeßen. Die erste Hälfte hat mir einen der schönsten
Sonntage in diesem Jahre gemacht – und er scheint auch den guten Wein
zuletzt aufbewahrt zu haben.
Adresse:An / HErrn Johann Georg Müller / in /
Schafhausen
.
Kgsb. den 27 Aug. 82.HöchstzuEhrender Herr, Landsmann und Freund,
Hiemit zur schuldigen Nachricht, daß Feldprediger Zitterland und ich
vorgestern am GeburtsTage unsers Landsmanns in W. Ihre Gesundheit
getrunken, und dieses heute auf das Wohl Ihres ganzen Hauses von mir und den
Meinigen gantz incognito widerholt, auch an den amerikanischen Vetter dabey
gedacht worden. Wißen Sie nicht was von ihm noch oder seiner Abreise;
so ersetzen Sie doch das Stillschweigen aus Haag, wo mein dringendes
Bitten um Antwort u. Nachricht fruchtlos gewesen. – Kreutzfeld ist mit einem
Schrecken vom Lande zurückgekommen, weil seine alte Mutter daselbst auf
ebner Diele den Arm gebrochen. Ich hab ihn wider über 8 Tage nicht gesehen
– und seine Gesundheit zehrt sich zusehens ab. Von dem Durchläufer weiß
er nichts. Meine Vermuthung ist leider! eingetroffen. Er lügt u stiehlt wie
ein Vogel des Apolls, und ich bin weder der erste noch letzte gewesen, den sein
Rousseausches Syrenengesicht eingenommen, wie ich ihn das erste mal sahe.
Ist er
mit einer schriftl. oder blos mündl. Empfehlung bey Ihnen
gewesen
? Nicht eben einen Folianten, wie Athenäi seinen, aber doch ein
kleines Octavblättchen habe von Ihrem Deipnosophisten erwartet. Hat das
Kupfer in der Lavaterschern fr. Physiognomie Aehnlichkeit? Ist es wahr,
daß er sich einen Anfall von Schlagfluß zugezogen –
Den 29 Jul. kam wie vom Himmel gefallen der erste Theil von des
Rousseau Confessions – Rathen Sie von wem? Mit dem NB daß der zweyte
Theil bald nachfolgen sollte. – Aus Potsdam? Ich wollte vor Freude aus
der Haut fahren – Läst sich kein zweiter Theil weder hören noch sehen. Wenn
HE Hauptmann von Hogendorp noch dort vor Anker liegt; so ist es kein
anderer wie er, der immer auf halben Wege stehen bleibt –
Aus Riga habe auch noch keinen Laut vernommen. Ich bin vorige Woche
und diese nicht im stande gewesen aus meinem Hause zu gehen – und schlüße
heute mein 52stes Jahr. Hinc illae lacrumae – –
Ist die D. Biestern noch nicht in Wochen gekommen? und womit? Wars
nicht dieses Kindelbiers wegen, daß Sie aus Ihrem Vaterlande so eilten?
Wenn mein Kalender nicht trügt, so ist morgen des Götzen von Berlichingen
Geburtsfest. Vorgestern und heute hat sich auch eine Virtuosin bey mir hören
laßen, oder vielmehr die erste Probe ihrer krummen steifen Finger und
Menschenstimme gemacht, nemlich Lisette Reinette mit dem Liede:
Beschränkt
ihr Weisen dieser Welt
–
Kant läst seine – nicht Prolegomena – sondern Erläuterungen oder wie es
heißen mag, schon ins Reine schreiben, vermuthl. zur bevorstehenden Meße.
Das Kayserlingsche Haus ist zu Ende des Jul. nach Kurl. gereist, und man
glaubt, daß ihr Aufenthalt dort länger wie gewöhnlich seyn wird. Dem
Kanzler von Korf habe ich mit einigen Nachrichten aus des Vetters Briefe
zu Hülfe kommen müßen, weil er aus Ihrer Nachricht wegen seines
Reisegefährten gar kein Licht in Ansehung seiner Person und etwanigen
Verwandtschaft schöpfen konnte. Ich verstand ebenso wenig von dem Vorfall, der ihm
begegnet war, und den Sie ihm gemeldet hatten. Seit der Zeit habe Ihre
Excell. nicht gesprochen – bin auch diesen Verbindungen nicht gewachsen,
sondern ihrer satt und müde.
In der Voraussetzung daß Ihre HerzensFrau und Wilhelminchen sich
gesund und wohl befinden – auch Ihr Freund vollkommen widerhergestellt ist –
wünsch ich daß Gott Sie allerseits dabey erhalten möge. Außer Kopf, Herz
und Börse steht in meinem Hause alles wohl. Ich umarme Sie und ersterbe
unter herzl. Empfehlung der Meinigen mit der innigsten Hochachtung Ihr
alter verpflichteter und ergebenster Freund Landsmann u Diener
Johann Georg HamannAdresse mit rotem Lackrest:HErrn / HErrn Reichardt / Königl. Kapellmeister / zu /
Berlin
/
par fav
.Kgsb den 16 Sept 82.Herzlich geliebtester Freund,
Das Stück des deutschen Mercurs hab ich Ihnen nebst einer Einl. aus der
Schweitz an Lenz zugefertigt, die ich zu befördern bitte. Friedrich übernahm
die Besorgung nach Mietau, hat aber selbiges an das Toussaintsche Comptoirabgegeben, wo etwas an Sie abgefertigt werden sollen. Vergeßen Sie doch
nicht den Empfang mir zu melden.
Endlich bin ich auch vorigen Freytag mit einem Pack u Briefchen von Ihnen
erfreut worden. Gottlob! daß Sie gesund sind; weshalb ich immer besorgt
gewesen. HE Secr. Klisow fand mich in meiner schlechten Laune u wollte schon
gestern abgehen, ohne mich noch zu besuchen, wozu ich ihn eben nicht
aufmuntern konnte. Ich bestellte den Brief an Kloth, und führte ihn selbst dahin,
wo er in seinen Geldangelegenheiten was abmachen konnte. In dem Briefe
stand von 19 20 Exempl. FreymäurerLiedern; sie meldeten 19
zurückbehalten zu haben, welches vermuthen ließe daß eins beyliegen sollte. Ueberbringer
machte uns selbst auf diese Differenz aufmerksam u daß kein Exemplar unter
den mitgebrachten Sachen wäre. Das übrige ist alles richtig.
Hänschen hat die Sachen nach den 2 Buchladen hingebracht und Wagner
besucht mich gestern ganz unvermuthet, zum andern mal in diesem ganzen
Jahr und versicherte mir den Empfang. Hartung selbst ist nicht da gewesen,
seine Leute haben es empfangen. An HE Courtan, weil sie unpäßl. u
bettlägerig war, hab ich den Schrökh für den Sohn u das franz. Buch für HE
Toussaint abgeliefert, auch wegen der Auction Erinnerung gethan, worüber
Sie nächstens Auskunft erhalten werden.
Für die Erstl. Ihres neuen Verlags 1000 Dank; auch für die mir besorgte
Bücher, deren Werth ich mir ins künftige in pr. Münze anzuzeigen bitte.
Wenn 1 m = 1 Düttchen ist: beträgt die Summe 63 gl Düttchen pr. oder
6 fl. 3 gl. Folgl. Ihre Rechnung oder Casse bey mir stehend 29 fl. 18 gl.
Wegen der ruß. Bibl. für Etatsrath Schrywer erwarte noch Nachricht; sie
haben 20 m beygesetzt und sonst niemals. Quaeritur: ist dies ein Irrthum?
oder soll ich 2 fl. pr. von ihm einfordern. Werde nicht eher das Buch
abschicken, bis ich Antwort darüber erhalte.
Kapellmstr Reichardt hat mir weder auf 2 Briefe geantwortet noch das
3te Stück seines Magazins zugeschickt. Vermuthe, daß er mir böse geworden.
Warum? weiß ich ebensowenig, als das Warum? seiner vorigen Neigung.
Blößen hab ich ihm genug gegeben – theils in Ansehung der Weimarschen
Angelegenheit – theils in Ansehung des Vettern, von dem ich nicht das
geringste weiß. Meine Unschuld u Aufmerksamkeit in beyden Dingen
beruhigt mich. Unser Freund in W. ist empfindlicher als er nöthig hatte, und
redt von Apotheker Rechnungen u dergl. Kleinigkeiten – an die weder jener
noch ich mit einer Sylbe gedacht. Sie dürfen sich also mit meinen Schriften
gar nicht übereilen – Im Gegentheil ist es mir recht lieb, wenn die Sache
liegen bleibt; denn es macht mir eben so viel Mühe meine alte verrauchte
Grillen aufzusuchen u ihnen nachzuspüren.
Kant ist im 68 Stück der Gothaischen Zeitungen, nach Wunsch, wie ich
höre beurtheilet. Vergeßen Sie nicht, liebster Freund, die noch fehlenden
Bogen der Kritik bey guter Gelegenheit beyzulegen, und meine Ungedult nach
der neuen Beyl. die wie ich höre schon von Kant ins reine geschrieben worden
zu befriedigen. Ich habe meinen
Schiblemini
angefangen u bin 4 Episteln
weit gekommen. Die erste handelt von der gedruckten Uebersetzung in Vergl.
meiner geschriebnen . Die 2 von Mendelsons Beurtheilung der Humischen
Gespräche in den Anmerkungen zur Abbtschen Correspondenz. pp. Mit der
5ten Epistel komme ich auf die Kritik der r. V. welche ich von neuen studiere
und dazu die
Erläuterungen
abwarte. Von denen mir den wahren Titel
ausbitte nebst der Nachricht, ob sie diese Michaelsmeße erscheinen werden.
Sie sehen also, wozu ich eins der ersten Exempl. erflehe und erwarte.
Ist in diesem Jahr noch nichts von Arndt für mich ausgekommen? Damit
ich den ersten Jahrgang einbinden laßen kann, oder ist er mir auch böse u
untreu geworden. Doch nach dem medio termino müste ich meinen liebsten
Freunden böse geworden seyn, weil ich Ihnen weder schreiben noch antworten
kann. An Ihrer väterl. Freude an Hänschen nehme innigsten Antheil. Gott
erhalte Sie und Ihn. Meinen Empfehl an Me Hartknoch u alles was Ihnen
lieb u werth ist. Ich umarme Sie u ersterbe nach herzl. Gruß der Meinigen
Ihr alter ergebenster
Hamann.Mit Buffon bitte auch die 2 Theile des Shack. nicht zu vergeßen. Zu den
Confessions des Rousseau gehören auch Rousseau Juge de J. J. die
wichtiger ist u eher die Meisterhand eines guten Uebersetzers erfordert als jene.
Vale et faue!Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
. / 8 f.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 12 Sept 1782
beantw eodKgsb den 8 8br 82.Herzlich geliebtester Freund
Die gestern erhaltene Einl. sind bestellt an Hartung u Crüger; und ich bin
selbst bey HE Cr. R. Jenisch gewesen, der mir sagte, daß er geantwortet haben
würde, wenn er Ihren Auftrag nicht hatte erfüllen wollen; daß an den
verlangten Abschriften aber bereits gearbeitet würde. Sie sollten also nur die
dazu gehörige Zeit, woran es ihm fehlte, abwarten. Von dem in Memel für
mich lagernden Pack weiß noch nichts; ich besorge aber Irrungen und
Misverständnisse. Aus den auf einem Ihrer Briefe notirten Theilen des Sh.ersehe, daß der 8 und 10te, nicht 6te Theil bestellt worden. HE von
Auerswald sowol als ich waren beyde gleich besorgt allen Irrthum zu verhüten.
Er ist eben hier als Adjutant seines Generals u Regiments zur Revue u
ohngeachtet seiner überhäuften Geschäfte, besuchte er mich diesen Sontag,
wo ich sogl. mich nach dem 13ten Theil erkundigte, er mir aber zur Antwort
ertheilte, daß er diesen selbst hätte. Wenn Sie
meine Briefe nachsehen
,
so werden
Sie finden
,
daß ich mich ausdrückl
.
vorbehalten
,
mich erst
darum zu erkundigen
, ehe ich
denselben bestellen könnte
. Drittens
setzen Sie für diese 3 Theile 3 rth alb. = 4 rth. cour. und im hiesigen
Hartungschen Catalog ist der Preis für
jeden Theil
2 fl. 24 gl. alle 13
Theile complet
kosten
37 fl. 15 gl. Bey der gegenwärtigen Crisi macht wol die Differentz6 gl. aber 36 gl!! Ich habe Ihnen schon Anfangs gesagt, daß ich mit einem
accuraten u genauen Mann zu thun habe, der so jung wie er auch ist, ein
strenger Buchhalter jeder Ausgabe ist.
Nicolais 2ter Theil übertrifft den Schlözerschen, und unser Freund ist auf
eine Art gemishandelt, die mir wehe thut. Ich wollte gern seine
mercurialischen Briefe adoptiren u auf meine Rechnung nehmen, wenn die Sache
sich thun ließe. Meine Besorgnis wegen des Stillschweigens aus Berl. u
Holland ist überflüßig gewesen u hat auf lauter Misverständnißen u Zufällen
beruht. Er hat mir das 3 Stück seines Magazins zugeschickt und vorige Woche
ein ganzes Pack aus Holl. addressirt, das wegen seines Aufenthalts in
Rheinberg einige Wochen liegen geblieben. Vetter Becker ist in großer Gefahr
gewesen unter
Seelverkäufern
, hat einen Liefl.
Lanting
in Amsterdam
kennen gelernt, der vorgiebt 5 Jahre mich in des seel. Lindners Hause gekannt
zu haben, ein Seidenhändler ist, und unsern
George
aus Spanien erwartet,
den er eine große Lust bezeugt kennen zu lernen. Diese Nachricht ist vom
23 Aug.Hänschen soll noch diese Woche die beyden Stücke der Bibl. abgeben wenn
er zu Wann. geht, welches der halbe Weg nach dem Roßgarten ist. Um Geld
zu haben, bitte wenigstens eine Rechnung beyzulegen. An pollnische Bücher
für ihn ist nicht zu denken, da wir die Gefahr büßen die Voyengelder zu
verlieren, mein einziges Emolument, auf das ich noch habe rechnen können,
ohngeachtet die Verhältnis von Handel u Schiffahrt abhängt. Ich habe ihm
schon den Vorschlag gethan den Chozimen Krieg, in deßen eilften Gesang er
jetzt ist, auszuarbeiten. Die ersten 6 Gesänge hat er schriftl. die letzten bloß
mündl. übersetzt.
Dem ohngeachtet wünschte ich noch ein paar Octavbogen für baar Geld,
die ich hier nicht auftreiben kann, vom
ursprüngl. Geister und
Körperzusammenhange nach Newtonschen Geist
,
an die Tiefdenker in der
Philosophie
. Augsp. (Lotter) 76. vermuthl. von
Obereit
der sie in der
Natur
u
Heiden
anführt. Auf Kants Prolegomena warte mit Schmerzen, und weiß
daß Sie Wort halten. Fahren Sie nur immer zu sammeln fort um dem
Landsmann in Berl. auch Wort zu halten. Aber an meine Opp. omnia zu
denken schaudert mir die Haut. Giebt es in Riga ein Haus wo man die
Samml. des Hamb. Correspondenten findt; so hätte ich auf allen Fall eine
Abschrift der Recension von den Sokr. Denkw. nöthig im Jahr 759. oder 60.
Sie wißen wie ich das Stück beim seel. Buchholtz fand, da ich eben auf eine
8 Tag aufs Land gehen wollte. Es war im Jul. oder Aug.Befindt sich der arme Neumann so schlecht, daß er eine Wärterin des
Nachts braucht? Jener mag auch Last gnug gehabt haben. Rousseaus Schrift
schien mir auch gar nicht für
Bodens Uebersetzungslaune
zu seyn. Cramer
wird uns immer Gnüge thun; und zugl. wie ein anderer FreinshemiusSupplemente liefern. Rousseaus Originalportrait von la Tour, das er selbst
in seinen Dialogues anführt, befindt sich hier u ich liebäugele manche
viertelstunde mit demselben, in Pastel, aus Mylord Marechal Nachlaß. Auerswald
ist abgereist mit dem Regiment u hat mir versprochen den gantzen Sh. zu
überschicken. Sollten Irrungen seyn; so kommen sie nicht von uns. Die
Note
auf Ihrem Briefe steht zu Diensten. Es ist nichts mündl. sondern alles
schriftlich bestimmt worden wegen der fehlenden Theile. Den 13. habe auch nicht
bestellt, sondern eventualiter oder conditionaliter höchstens daran gedacht;
vielleicht kann er in den hiesigen Buchladen angebracht werden. Ich weiß daß
ich zu keinem Commissionair bestimmt bin. Den
Lilienthalschen
Catalog
haben Sie doch erhalten, wie ich die
ersten
4
Stücke des Petersb
. Journals.
Schließe diesen Brief bey meinem lieben jüngsten Gevatter HE Jacobi, wo
ich bey diesem schlimmen Wetter Mittag halten will. Wünsche Ihnen lauter
gute Nachrichten aus der Schweitz u laßen Sie mich auch daran Antheil
nehmen. Grüßen Sie Ihn von mir u seinem alten Hänschen Michel, der
aber noch keiner Correspondentz gewachsen ist. Empfehle mich u die Meinigen
unter Anwünschung guter Gesundheit und lauter gesunden Hausgenoßen.
Was macht HE. Woldenscherer? und hiemit Gott empfohlen.JGH.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
. /
Einschl
. 8 fl
Vermerk von Hartknoch:Empf u beantw d 7 Oct 1782Blitz, Donner und Hagel! Wo ist mein Brief, der deutsche, den Vetter an
mich geschrieben. Heraus mit ihm! wenn ich nicht noch sieben Flüche zu denen
zugeben soll, mit denen sich meines seel. Vaters seel. Bruder Johann George
hinsetzte, den zweiten Theil der asiatischen Banise anzufangen. Aus weßen
Macht können Sie mir den deutschen Brief, den Vetter an mich geschrieben,
zurückhalten, und unterschlagen, – und wer hat Ihnen die Macht gegeben –
„und wie habt Ihr das thun dürfen? Wißt Ihr nicht, daß ein solcher Mann
wie ich bin, errathen konnte?“
Erschrecken Sie nicht, liebste beste Frau Capellmeisterin, vor dem Donner,
Hagel und Blitz. Die Sache betrifft keinen Eyerkuchen; sondern eine Urkunde,
einen Belag zur Geschichte des menschlichen Herzens, einen Text, über den
unser Vetter vor seinem Abschiede aus dieser alten bösen Welt 2 ganzer
Bogen in folio Noten Anmerkungen und Berichtigungen geschrieben, die mir
ohne ihren Text eben so viel nütze sind, als ein Schloß ohne Schlüßel,
oder
rückwärts
, wie Junker Asmus in Wandsbek sagt. Ehe ich zur
Hausuntersuchung schreite, Madam, bitte mir den Schlüßel zu Ihrem Weinkeller ausund den grösten Willkomm von Gold, Silber oder verklärter Erde aus, damit
zu weißagen, in welchem Winkel mein Eigenthum nach seiner Erlösung sich
sehnt. Ich vermuthe allerdings
Teufeleyen
in diesem Briefe, und daß Er
nicht das Herz gehabt Sie zur Helerin deßelben zu machen. Unschuld, wie die
wahre Weisheit weiß von nichts und verdient eine so sanfte Ruhe und eine
so gute Nacht wie ich Ihnen wünsche.
Blitz, Donner und Hagel! mein Herr. Sind Sie nicht der
Jonathan
dieses
Hauses; wenigstens sehen Sie der Silhouette, die über meinem Bette hängt,
viel mehr ähnlich? Freundschaft ist sonderlicher denn Frauenliebe – Seitdem
der Abt Janaes oder Jambres hier aus- und eingeht, ist mir ein bijouindiscret in der Sprache moderner welscher Verschnittenen der Philosophie und
Politik, deutsch zu sagen, ein
Brief
, sacra res! in der Sprache altdeutscher
Liebhaber und Virtuosen – nicht zu Handen kommen. Heraus mit ihm!
Da Capo.Wie sind die Helden gefallen! – Die Töchter der Philister freuen sich, die
Töchter der unbeschnittenen allgemeinen Bibl. frolocken. Ach mein
Auserwählter, ach du Bruder meiner Muse, ach mein erwünschter rüstiger
Argosbesieger! Was kein Gott, kein Freund das Herz gehabt – hat Sch. –
und Vetter Nabal gethan. Bien Vous fasse comme aux chiens l’appetit
d’herbe –Aber ohne Deinen Freund wärst du keinen Gefahren der Seelenverkäufer,
keiner Untreue des gläsernen Weltmeers, ehrlicher Vetter Becker! keinen
odyßeischen Wallfahrten in eine neue Welt und unterirrdische Demokratie
ausgesetzt gewesen, sondern Dein unsterblicher Name hätte geglänzt als ein
Stern erster Größe unter den jüngsten Märtyrern für die Freyheit des menschl.
Geschlechts.
Mein Herr musicalischer Magazinverwalter, warten Sie auf keinen Dank
weder für ihr
drittes
noch
viertes
Stück, auf keine Copie der engl. Noten
zum deutschen Text –
A propos! Woher komt die schöne JungferHand Ihrer Postscripte?Denn was Ihre Briefe anbetrift, so sehen sie recht so aus, als wenn Sie
selbige mit dem Bogen Ihrer Geige schreiben.
Warten Sie auf keinen Gruß von Kreutzfeld, und was er mir alles heute
vorgehustet und leider! vorgekeucht von dem was ich Ihnen und was er selbst
schreiben wollte.
Kurz, schicken Sie mir den
deutschen
Brief nicht; so mag ich weder Ihr
Freund, noch Landsmann, noch Gevatter, noch Caliban ab epistolis, noch
wie meines seeligen Vaters seeliger Bruder länger heißen
Johann Georg Hamannund hiemit Gott befohlen den 14 8br. 82. gegen Mitternacht.Schicken Sie nicht mit erster Post; so will ich Sie mich so ärgern, daß
Sie vor Lachen, wo nicht bersten, doch, wie Homer seine Epopeen, dasen
mit Unrecht verschluckten Brief von sich geben sollen. –
Sapienti sat!den 27 8br. Dom XXII. p Tr. 10 Uhr VormittagsHerzlich geliebtester Landsmann und Freund,
Diesen Augenblick erhalte Ihre Antwort, und würde auch ohne Ihre
Bedingung mit der ersten Post zu antworten selbige erfüllt haben. Wie haben
Sie doch einen Augenblick an der
Calibanen
Laune, womit ich meine
Ausforderung an Sie gethan, zweifeln können?! Ist Ihnen das kleine
Gesichtchen des Gottes Jocus, das aus dem Bemaul einer gr. Maske herausguckt,
so fremde? Mit Vergleichung der offenen Einl. wenn Sie dazu Muße gehabt,
hätten Sie manches errathen können – besonders meine ausgelaßene Freude
über die unvermuthete Ankunft Ihres Briefs, da mich das allgemeine
Stillschweigen von Ihrer Seite außerordentl. beunruhigt und ich wegen eines
Misverständnis
über 2 Puncte, die ich
nicht einmal berühren mag
und
worüber ich in meinem Gewißen mich unschuldig wußte, die Ihnen aber aus
einem gantz andern Lichte und unter gantz fremden Verhältnißen, woran ich
keinen Antheil gehabt – glaubte wenigstens Ihr Vertrauen eingebüßt zu
haben. Ich beruhigte mich blos mit der Resignation in mein Schicksal, sineratione sufficienti bewundert und gescholten zu werden. Bey dieser
erkünstelten Gleichmüthigkeit, kam Ihr dicker Brief an, und mein gantz
ungegründeter Verdacht fiel auf einmal über’n Haufen – Ich gerieth also in eine gantz
entgegengesetzte Gährung und Taumel, der in allen den Briefen mir gleichsam
die Feder geführt, daß es mir Mühe gekostet meinem Muthwillen den Zügel
zu halten. Die sind keine Einfälle – sondern die
wahre Geschichte meiner
Empfindungen.
Jene beyde Noli me tangere waren aber
Hartkn. Auftrag nach Weimar
,
und Ihrer an Dor. wegen Unterstützung des Vetters; ohngeachtet ich den
ersten mit aller
mögl. Behutsamkeit u Vorsicht
übernahm, um keine
Klätschereyen zu veranlaßen, und die Unmöglichkeit des andern mir weher
that, als ich es mir wollte merken laßen.
Was Sie bey den
gefallnen Helden gedacht
haben weiß ich nicht – aber
Nicolai’s
2ter Theil liegt mir wie ein Stein auf dem Herzen, und damals
noch mehr. Ich beneidete einem
Feinde
dasjenige gethan zu haben, wozu sich
kein Freund brauchen läst – und ich wünschte unseren Landsmann u meinen
doppelten Gevatter – et ab hoste consilium für die Zukunft. Weil ich wenige
unglückliche gekannt, die nicht in irgend einem Sinn hätten sagen können –
pol! me occidistis, amici! so war der Uebergang von jenem Vetter auf
unsern, von Feindschaft auf Freundschaft und ihren coincidentien mir
ziemlich nahegelegt.
Gerader freyer Tadel
– – Mit dem lieben
geraden
! Als wenn es in der
Natur und dem menschl. Leben dergl. gerade Linien gäbe, und ein nasusaduncus nicht beßer als gar keine. Hätten Sie mir geradezu geschrieben:
Landsmann! an
dem und dem dato erhielt ich einen deutschen Brief
an mich, den ich vor Aergernis in 1000 Stücken zerrißen, weil er
weder dem Patron noch dem Clienten Ehre machte
; so hätt ich freylich über
diese Gewalt von Censur ein wenig den Kopf geschüttelt, und wie Ihre
Tolerantzprediger ein wenig darüber moralisirt. Aber ihr altum silentiumüber ein solch peremtorisches factum machte mich desto lauter und
schreyender. Denn das was Sie zu Ihrer Entschuldigung anführen, liebster bester
Freund, war eben Ihre Sünde gegen den Geist der Freundschaft. Sie setzten
voraus,
daß der Brief
mir
keine Freude machen würde
, dem
einen
keinen Vortheil schaffen könnte
, und dem
andern gewiß Schande
machte
. Ach! wenn Sie wüsten, was in dem Wort Homo sum! für eine
Welt von Ergo’s nach meinem Geschmack liegt.
Da haben Sie meinen geraden freyen Tadel – Sie haben nicht recht
gehandelt, was im Affect geschrieben, im Affect gelesen, im Affect beurtheilt,
im Affect zerrißen; und das wäre ihre Pflicht gewesen mir geradezu zu
melden. Beßer hätten Sie mir die
Zerreißung
überlaßen, und nöthigen falls
aufbürden sollen
. Ich hätte es Ihnen
vielleicht aus Liebe
gethan; aber
qualis Rex, talis grex. Mit der Execution fängt man an, und mit der
Untersuchung währt es von Philipp des schönen Zeiten an bis auf Nicolai den
großen. Also um gerade Linien zu ziehen, geben Sie mir eine feine gerade
Fläche.
Erlauben Sie mir noch ein wenig auf eben der Sayte meiner Leyer
herumzuirren. Ohne magna venia giebt es weder eine
große Freundschaft
noch
ingenium. Scimus et hanc veniam petimusque damusque vicissim. Hierinn
besteht die ganze ars poetica der brüderlichen Liebe und der gemeinen Liebe.
Seine
Freunde zu kennen
ist der Grund aller Pflichten gegen sie, wie die
Selbsterkenntnis
schwer, mühsam, eckel – und zum
Fortgang der letzteren
unentbehrlich. Dergl. kritische Lagen, wo die Leidenschaften stürmen und den
Grund aufrühren, sind mehr lehrreich als anstößig für mich, mehr erbaulich
als ärgerlich – und ich finde gar nicht die inconsequence in beyderseitigen
Characteren, die Ihnen so aufgefallen. Sie kennen unser ungleiches Urtheil
über die
beyden Brüder
, liebster Landsmann, und ich gewinne wenigstens
bey meiner Hypothese ihrer Homogeneität, daß ich keinen
bewundere
noch
verachte
, und dadurch beyden vielleicht nützlicher werden kann.
Kurz, Sie ersehen, daß es mir nicht einfallen können, in Ernst wegen dieser
Kleinigkeit auf Sie böse zu seyn: sondern wie Sie den Wunsch des Vetters
erfüllt seinen
deutschen Brief zu vertilgen
; eben so ich seinen
ausdrücklichen Auftrag
, mir meines schwachen Magens wegen eine kleine Alterationzu erkünsteln, wie Sie aus der künftig zu erfolgenden Abschrift seines engl.
Briefes am Ende deßelben Selbst ersehen werden; denn er erinnert mich an
meine diätetische Regel sich vor der Mahlzeit ein wenig zu ärgern und nach
derselben brav zu lachen,oder aber nicht rückwärts.
Für den Ersatz durch Ihren Einschluß danke Ihnen herzlich. Er hat meiner
zeichendeuterischen Einbildungskraft
, womit er mich auch aufzieht, viel
Nahrung gegeben – und ich werde ihn meiner gelobten Copie beylegen –.
Der Scherz wegen der Nachschrift entstand aus der Vermuthung, daß
Jonathan
mit eigner Hand dies Attest seiner Genesung angehängt. Wie hätte
meine schmierende Faust sich sonst über Ihren flüchtigen Bogenzug aufhalten
können? So aber war der Scherz handgreiflich, wie man sagt; unterdeßen
war die
Auflösung
schon von Ihrem Schwager, unserm Dorow anticipirt.
Je mehr ich die Reliquie vom 15 Jul. lese; desto mehr find ich, Ihnen für
Mittheilung derselben zu danken – die Sache selbst ist nicht mehr der Rede
werth. Die Gefahr ist vorbey – Forsan et haec olim meminisse iuuabit.Beyde erkennen ihr Unrecht; wozu sollte man nicht einem so gut wie dem
andern glauben. Beyde haben sich dadurch erst beßer kennen und schätzen
gelernt. Auch in der Freundschaft ist zwischen
Credit
und
baar Geld
ein
großer Unterschied – zwischen
Commißion
und eigene
Rechnung
. So weit
ist alles herrlich, schön und gut –
Ich darf Ihnen nicht erst sagen, was für Antheil ich an dem Schicksal
dieser ganzen Wallfahrt nehme, und wie sehr Ihnen wenigstens die Freude
guter Nachrichten für Ihre Verdienste um Ihn wünsche. Das Periissem nisiperiissem mag auch an ihm erfüllt werden. Ein solches Schaustück ist immer
zu Schade für die öffentliche Münze. Im Nationalhaß würde er meinen
Namensvetter den Agagiter übertreffen. Der Himmel bescheer ihm zum
Cabinet der Demokratie Haus, Hof und Bett einer jungen liebenswürdigen
Wittwe. Versäumen Sie nicht mir die Nachricht seiner Abreise zu melden –
daß ich ihn wenigstens in Gedanken begleiten kann.
Wie hält es, liebster bester Landsmann und Freund, mit Ihren
Deipnosophisten? Bitte nur um so viel Zeilen als Athenäus Bücher geschrieben, –
Mangelsdorf ist hier angekommen, wie ich gehört, sehr unzufrieden; habe
eben so wenig Lust ihn kennen zu lernen als unsern theuren D. Köhler, der
den Bogen ein wenig zu hoch spannen
soll
um das Herz eines reichen
Fräuleins zu treffen. Dem soi-disant Professeur Toupet habe meine ältesten
Kinder auf
einen einzigen Monat
anvertraut wegen der Aussprache für S sie
und mich selbst. Auch 4 rth sind schon über meinen Etat; besonders da das
einzige mir übrig gebliebene Emolument neml. die
Voyengelder
auch trotz
aller darüber ertheilten Rescripte eingezogen werden sollen – Pereat
iustitia
etseruabiturmundus. La
virtù
chez Machiavel, c’est la perfidie, u ihres
Abts Pinsel vermag mag nichts wider die
F-läuse seines Geschlechts
.
Am Tage Simonis u Judä. 28. OktoberWollte mir heute Blut laßen, u mein Wundartzt hat unvermuthet aufs
Land kommen müßen. Hebe nun abermal meinen Spruch an, wo ich ihn
gestern gelaßen. Ich hoffe, daß Sie über den Ton meines Briefes keinen
Zweifel mehr haben werden, und das mir in die Hände fallende Siegelwachs
blos dazu dienen sollte um Sie desto mehr lachen zu machen. Eben so wenig
werden Sie es mir nicht übel nehmen, wenn meine real- und personal-Urtheile von der Ihrigen u Ihrer Freunde Richtschnur abweichen, und
sich zu ihren Lichtstralen wie die Hogarthschen Schlangenwendungen
verhalten, weil Sie aus datis urtheilen, die mir fehlen – und die
allerungegründeteste Familiennachrichten, das allerungerechteste und
abscheulichste Urtheil
(wie die verfluchten Tempelherren) verbrannt oder ausgekehrt
worden – daß die aus der Elegie auf den ersten Jonathan gerißene Flicken
unsern Freund Landsmann H. angehen, u daß ich die letzten Theile der Allg.
Bibl. seit langer Zeit kaum anzusehen geschweige zu lesen bekommen – und
daß ich alles in dem unschuldigsten Uebermuth freundschaftlicher Sympathie
geschrieben, und wo ich nicht mit Thaten mich zeigen kann, wenigstens wie
der ehrlichste Knappe mit Sprüchen um mich werfen.
Vetter weiß zwar nicht, wie weit er Recht oder Unrecht habe
, wills
aber schlechterdings nicht untersuchen
. Ich noch weniger – Der andere
weiß es, gesteht es pp. Bey allem
Unrecht
entschuldige ich den letzteren mehr
als den erstern. Woher? auch aus
seinen eigenen Bekenntnißen
. Das ganze
3 Wochen lang währende Märterthum seiner demokratischen Autorschaft unter
einem jugendlichen aristokratischen Kunstrichter konnte kein
gutes Blut
unter
beyden hervorbringen. Der
eine hätte gern ihm einige mal über Reden
hinter die Ohren geschlagen
, weil ihm seine eigene weh thaten – Der andere
muste daher den politischen Weg der
Unterhandlungen
wählen. Als
Demokrat denkt unser Vetter zu schlecht von der
Weisheit der Dummköpfe
; an
diesem Punct bin ich ohne Ruhm zu melden, demokratischer gesinnt als er
selbst. Es ist
keine fühllose Niederträchtigkeit, dem Bösewicht im
Unglück seine Fehler vorzurücken
. Beym Bösewicht ist von keinem Fehler die
Rede und der gröste ist eben sein Glück. Die Vergleichung so vieler
Staatsformen
giebt uns eben die confuseste Begriffe, so viele Idolen subalterner
Grundsätze, daß die
Materie
darüber verloren geht, und wir den Wald vor
lauter Bäumen nicht mehr sehen können. Der schmerzliche schreckliche Wunsch
schon aus Europa zu seyn – und der scheltende Hohn – sind dies nicht lauter
faule Früchte, die ihm den Baum seiner politischen Kenntnis des guten und
bösen verdächtig machen sollten? Hätt es mir armen alten Mann nicht eben
so gehen können, als dem lieben aristokratischen Höfling, wenn ich den
geringsten Wink von dem gehabt hätte, was er dort in der zweiten Minute
seiner Ankunft beichten muste. Hätte nicht meiner naso adunco ein ähnliches
Unheil widerfahren können, was jenes spitzen Ohren zugedacht war in petto?Muß man, wie der Archikunstrichter mit bleiernen Kugeln auf mercurialische
Pillen antworten? Nein Ihre directe Methode ist zu despotisch – und nicht
zum Menschenfahen, die man im trüben fischen muß, auch nicht zum
Vogelstellen – und Freundschaft wie alle unsere Tugenden, beruht im Grunde auf
menschl. Schwachheit. Nicht die Gegenstände an sich selbst, sondern unsere
Ideen von selbigen, sind das transcendentale X unsers Herzens, oder
rückwärts.
Verlieren Sie die Gedult nicht über mein Geschmier, liebster bester Freund;
ich kann leyder! meine Feder nicht umkehren, ungeachtet ich noch ein sehr
jungfräuliches Anliegen zum P. S. anzubringen habe, aus nach einem
Briefe aus Lübeck den ich vor 8 Tagen erhalten von einem sehr alten guten
Freunde HE Johann Nicolaus Karsten, der als ein Landsmann meiner seel.
Mutter wöchentl. unser Haus 2 auch mehrmal besuchte, und bey dem ich vor
genau 20 u 30 Jahren auch besuchte. Vor ein paar Jahren wühle ich in meinen
Briefschaften u finde eine Rechnung für Postausgaben p. von einigen rth,
deren Bezahlung mir gantz entfallen war, weil ich bey meiner letzten
Wallfahrt aus Deutschl. gl. nach Curland gieng. Meine Ungewißheit brachte mir das
Bild unserer alten genauen Bekanntschaft so lebhaft ins Gemüth, daß ich an
ihn deßhalb schrieb und Ihm meinen ganzen Lebenslauf seit dieser Zeit
vorstellte. Dies war ihm so angenehm, daß er ein gleiches that, mir meldete ohne
Kinder zu leben und um meinen Sohn in die Lehre zum Handel bat. In einer
kayserl. fr. Reichsstadt ist ein Geburtsbrief ein wesentl. Stück u am liebsten
hatte ich meinen Sohn zum Bücherhandel bestimmt, worauf ihm Hartknoch
bereits Haftgeld gegeben. Hierauf erhielt ich ein klein Geschenk von Obst,
mit dem eine verdrüßl. Verwirrung im Packhof vorgefallen war, welches
weiter von keinen Folgen war, da ich aus einer geheimen Ahndung nicht das
Herz gehabt hatte das Fäßchen anzustecken. Auf meine Anfrage nach
Obstbäumen u ihrem Preis, schickt mir der gute Mann, ohne daß ich Zeit hatte
weder Art noch Zahl zu bestimmen, dies Frühjahr 24 auserlesene Stämme
von einer ungl. edlern Art als jene Früchte waren zu, die ich wie Sie wißen
am Pfingst heil. Abend pflanzte, und alle gedeyen ungeachtet des
undankbaren feuchten königl. Bodens, der meinem Vorgänger so viel ausgegangene
Stämme gekostet haben soll. Der angelegten Allée wegen ist mir mein Garten
dies Jahr noch einmal so lieb geworden, habe wie Johannes Halke die Raupen
belauert, mir auch ein schönes großes engl. Gartenmeßer angeschaft und die
ominöse Freude erlebt daß der erste Apfelbaum zur rechten Hand diesen Herbst
die schönste Blüthen getragen. Ich bin dem Mann noch von Jul. eine
Antwort auf einen franz. Brief schuldig und eben im Begriff auch diese alte
Schuld abzutragen und meine Freude über die gepflückte und erlebte Blüthen
mit ihm zu theilen, als ich den 20 huj. wieder einen deutschen Brief bekomme,
worinn er sich noch Ihres seel. HE Vaters und Ihrer erinnert, mit dem
besondern Zumuthen, ob Sie ihm nicht zu einem Titel dort, wie mir zu einem
Dienst verhelfen könnten. Windbeuteley und fruchtlose Eitelkeit war sonst
seine Sache nicht und ich vermuthe auch kein Weiberspiel in diesem Gesuch,
sondern reellere Gründe und Absichten, weil er auch als ein junger Mensch
bey dem geitzigen Rate, von Charmois Schwiegervater,
wirthlich
und
ökonomisch
war. Einen pr. Commerzrath hat man in Lübeck schon; er wünschte
sich daher einen andern Titel, am Grad ist ihm nichts gelegen. Da HE D.Biester oder seine Frau aus Lübeck sind: so bitte ich dies
geheime Anliegen
nicht zu unserm beyderseitigen Nachtheil zu misbrauchen, aber Erkundigungen
wegen seiner Lage könnten nicht schaden. Es soll nicht im eigentl. Verstande
erkauft
seyn. Können Sie mir und ihm die Wege dazu öffnen, und auf den
Namen des Dinges
und
auf die Spur helfen
: so wäre ich vielleicht im
Stande den jüngst bey meiner abscheulichen Hausvisitation ausgesoffenen
Wein und ausgeleerten Keller wider zu ersetzen – nur daß die liebe Frau
Capellmeisterin hinführo nicht so geschwind und treuherzig die Schlüßel ausliefert
jedem Caliban à manu, mit einer papiernen Nase aus der Schrift.
Gestern hieng der Himmel voller Geigen für meine Mädchen über einen
Vogel, den ein kleiner Gaßenjunge in meiner Moßosbude gefangen hatte;
heute frühe fand man ihn todt nach vielem Suchen auf meinem
Bücherschaffe. Sonst ist Gottlob! in meinem Hause alles gut. Die Äpfelbäume
blühen und das liebe Geköch ist eingekellert – und plena cruoris hirudo.Morgen gehts ans Blutlaßen. Cras ingens iterabimus aequor.Ein neuer Baumfinke – und neue Freude. Hänschen ist auf D. Lilienthals
Auction die sich heute anfängt, für Hartknoch, der an der bewußten
Maculatur sammelt.
In Ansehung des Lübeckschen Lombrefreundes bitte mir einen geraden
freyen Rath aus:
ob
?
wie
? und
wie viel
? Wenn gleich nicht
erkauft
, soll
es doch ehrlich
bezahlt
werden seyn. Für die engl. Copie u letzte Einl.
soll auch gesorgt werden; bitte mir auch der Mlle P. Brief auf eine gute
Gelegenheit zu bewahren.
Gott gebe Ihnen was
ich habe
und was
mir fehlt
. Meinen Handkuß an
Ihre liebe Frau. Ich umarme Sie u die Ihrigen, Geh. Rath Jonathan
nicht zu vergeßen. Macte virtute esto, inquit sententia diui Catonis. An Vetters
Vale aus Europa nehme ich auch Antheil; je eher, desto lieber. Ich ersterbe
mit den Meinigen Ihr alter Landsmann Freund u Diener
Johann GeorgWas sagt Ihr Publicum zur Malhommerie? Mir will das Wort gar nicht
in den Kopf; ich lese machomerie u halt es mit H. mahommerie nondum
possum dicere: quare?Sie sehen aus dem Zuschnitt meines Briefes, liebster H., daß Sie diesmal
nur ein billet doux statt eines Sendschreibens erhalten, woran denn so wie auch
an meinem langen Stillschweigen ein ungewöhnl. Drang meiner Arbeiten
u. Zwackereien Schuld ist. Ich hoffe bald über zu seyn u. denn ruhiger u.
länger zu schreiben.
Zuförderst also das Mädchengesicht in Göttingen. Es ist wie Sie sagen:
nur hat er an mich keinen Br. mitgebracht; sondern einen Gruß von Reichardt.
Ich konnte ihn wenig sprechen, weil es eben im examine war u. bat ihn also
zu Tisch, worauf er sogleich mit der Post wegging. Einige paar Wochen
nachher kommt ein Br. an, worinn er mir seine dürftige Umstände meldet:
der Br. war elend, nicht einmal orthogr. geschrieben u. die Vorstellung seiner
Armuth mit einer Reise nach dem Göt theuren Göttingen so contrastirend,
daß ich viel Zweifel schöpfte, ihm indeß mit der ersten Post 2. Louisdor schickte
u. ihn an Heine zum Freitisch empfahl. Eben da kam Ihr Brief, der mir Licht
gab u. eben da schrieb mir auch Heine von seiner groben Unwißenheit, die
er geäußert, daß ich also diesem nur kurz schrieb, sich in Acht zu nehmen u.
etwa nicht zu viel zu trauen, (das denn Heine von selbst nicht thut) u. so
wartete ich, er sollte wieder schreiben, das er aber bisher nicht gethan hat.
Ich danke Ihnen daß Sie mich aus dem Irrthum gerißen; vielleicht beßert
er sich noch, wenn er sieht, daß es er mit seinen Ränken nicht fortkommt – –
Nicolais grobes Buch werden Sie gelesen haben. Ich habe es noch nicht,
höre aber, daß er in Berlin jedermann wieder zurückgewonnen hat. Was
rathen Sie mir? zu antworten oder zu schweigen? Auf Ihr Orakel kommt
mir äußerst viel an! –
Die Augenblicke, die ich dem Schwall u. Wirbel meiner Nichtgeschäfte
habe entziehen können, wende ich auf eine neue Ausgabe der Philos. der
Gesch. um die mich Hartkn. sehr peinigt. Die Ebr. Poesie mag liegen; es fehlt
mir auch zu Ihrer ihrer Fortsetzung Lust u. Aufschwung. Eben habe ich einen
traurigen Bußzettel gemacht u. gehe wieder an die Durchsicht eines traurigen
Candidaten speciminis u. leidige Amtsberichte. So gehts, liebster Alter! u.
so heißts auch mit mir von Jahr zu Jahr mehr in einem andern Sinne:
sic vos non vobis – –Meine Frau hat den ganzen Sommer über gekränkelt u. alle böse Zufälle
haben sich verbinden müssen, das wiederkehrende Lichtlein oder Flämlein
ihrer Gesundheit rauh anzuwehen. Ich hoffe von der immer rollenden Zeit
jetzt beßere Augenblicke u. Monate für sie; u. Eins vor Allem für uns beide,
Ruhe, Ruhe! Ihr Haus, lieber Alter, u. Sie als Patriarchen schließen wir
m herzl. mit ein. Ruhe! Ruhe!
Neum. ist in Riga; aber noch ohne Condition u. lauert bei Hartkn. Es will
mit dem jungen Menschen auf keine Weise recht fort u. er liegt uns unverrückt
auf der Seele. Ich will wieder an G. Berens schreiben, ob sich nicht ein
Pflaumen- u. Tutenkram für ihn finde –
Und was machen Sie, Liebster, einziger Bester. Schweigen Sie doch nicht
wenn ich schweige. Ihre Briefe stärken u. erquicken mein Herz. Ich habe hier
keine Seele die mein Innerstes berührt, als mein Weib; von allem andern
bin ich beinahe los oder es dient nur zur Verwirrung. Das Weimar wird
jetzt wie ein Taubenhaus, wo Fremde ein- u. ausfliegen der lieben Celebrität
wegen u. selten bringen sie ein Oelblatt im
Schnabel
. Von diesem allen ein
andermal mehr. Laßen Sie mich also nicht so einsam, lieber Alter, Ihre Br.
sind mir Fest u. Freude. Mich ahndets, an Ihre Autorschaft mag ich Ihnen
nicht denken; seyn Sie also in Ihren Br. an mich Autor.
Leben Sie wohl, Lieber! Hier ist eine Einlage an meine Schwester, die ich
bald zu bestellen bitte; sie hat lange gewartet. Meine Fr. grüßt u. empfielt sich
Ihnen herzl. Deßgleichen meine kleine Heerde. Adieu, adieu, Gott befohlen.
den 4. November.H.Kgsb. den 5 Nov. 82.Herzlich geliebtester Freund,
Alle Einl. u Aufträge sind bestellt, der an den jungen HE Courtan erst gestern,
war 2 mal da, fand aber meine Freundin u Gevatterin nicht zu Hause, bestellte
erstl. dem Vater u hernach dem Sohn. Er ist mit Stunden, die er nimmt
sowol als giebt überhäuft. Bitte also die Sache nicht zu genau mit ihm zu
nehmen. Wegen der Rechnung versprach er selbige mit dem ersten Fuhrmann
zu übersenden. Sie macht saluo errore 150 fl. 20 gl. Er hat bisher Ihre
Vorschrift in Ansehung der Exped. erwartet.
Gestern Abend hatte den Schreck zu erfahren, daß ein rigischer Fuhrmann
mit Pferd u Wagen im Krantzkruge verbrannt. Heute erkundigte mich näher
u erfuhr daß dies Unglück einen Dantziger betroffen.
HE von Auerswald habe noch nicht schreiben können. Wegen der beyden
fehlenden Theile oder Defecta laß ichs gelten, und ich glaube auch nicht daß
er Schwierigkeiten machen wird 4 fl. dafür zu bezahlen. Der 13te Theil fällt
so weg, weil er ihn schon hier gekauft, und nicht wie ein Defect noch
Gefälligkeit angesehen werden kann. Ich behalte mir noch vor hierauf zu antworten,
und werde den unrechten Theil, wenn er hier ankommen sollte, nebst den
andern Sachen sorgfältig aufheben.
Pr. Kant habe gestern bey HE Green gesprochen, wol an das ihm
dedicirte Buch vom Weg zur Weisheit, aber nicht an seine Autorschaft gedacht.
Seine Gemme wird allgemein bewundert, von Collin à l’anglaise componirt,
kostet aber 2 rth und ich habe selbige noch nicht zu sehen bekommen.
Geben Sie mir bald beßere Nachrichten von Ihrer Gesundheit? Haben Sie
schon die Theerwaßer Cur gebraucht? Me Courtan war sehr mit zufrieden,
und sie scheint sich auch auf Ihren Casum zu paßen. HE Green hat mir einen
Band dahin gehöriger Schriften mitgetheilt.
Dimsdale will gern selbst (aber nicht unter meinem Namen) übersetzen,
oder wenigstens die Uebersetzung durch einen hiesigen Gehülfen befördern.
Nur damit es nicht so gehe, wie mit Hume, bitte mir zugl. was Schlötzer
über Inoculation in Rußl. herausgegeben beyzulegen. Vielleicht ist da schon
etwas
übersetzt, welches die Arbeit erleichtern würde. Bekümmern Sie sich
darum, wenn entweder alles oder ein Theil von dieser Dimsdalischen Samml.
schon im Deutschen herausgekommen seyn sollte.
Was Hänschen halb auf Papier übersetzt u halb mündl. exponirt ist nicht
Monachom. die im deutschen nicht sonderl. gerathen seyn soll, sondern
Choczim. Woyna, ein noch einmal so starkes (vielleicht in beyderley Verstande)
Gedicht. Wegen der Voyen Gelder ist Befehl ergangen selbige an die Prov. Casse zu
liefern, und allen Officianten ist eine Cabinetsordre mitgetheilt worden, wo wir
alle mit VestungsStrafe und Karren bedroht werden, und welcher allergnädigster
Befehl von jedermännigl. unterschrieben werden soll. DEVS prouidebit.Vielleicht thue ich noch einen Ritt auf einem alten abgelebten Karren Gaul, das
ich schon lange ausgespannt geglaubt. Uebermorgen ist Dengels Hochzeit mit
der Cousine; gebeten werden Sie auch wol seyn. Allenfalls bin ich Umbitter.
Nun auf Ihre Bücher Commission zu kommen: so wartet Hänschen selbige
sorgfältig ab. Mit dem Einkauf möchte es noch gehen aber wie es mit dem
Einpacken und dem Verdingen der Fuhrleute gehen wird – So lange Friedrich
noch hier in diesem Jammerthale lebt, soll er mein Adjunctus seyn. Spalding
u Teller haben hier hohe Bothe gegeben. Stark soll die Polylotta außer der
Auction erstanden haben vor eben den Preis des seel. Besitzers, u das Friedl.
Comptoir hat auch bis 100 fl. gehen wollen. Die spanische Bibel ist Ihnen
unter überIhrem Preiserstanden für ………… 4 fl. 12 gl. : – : –11 : 18 : –Ist aber häßl. vollgeschrieben. Millius u Brei-tinger zu hoch. Das socinianische Testament 2 : 27 :– : 27 gl –Manasse Conciliator ……… : 24 – – 1 : 6 : –Michaelis Einl. u Maimonides zu hoch.Coniectinus = ihr Preis; den behalt ich aber für mich.Critici Sacri ………… 14 : – –13 : –Zenner remin. ………… 1 : 12 über 1 : 18 23 : 15 gl.– : 27 gl27 : 12 gl 27 gl26 : 15Transp. des zugeschl. Preises über unter 23 : 15 : – –26 : 15Arndts Psalter ……… 1 : 18 – 1 : 12Langii apokal. Licht hat gefehlt Ej.Gloria ………… 2 : 15 – – : 15Petersen Offenbarung …… 2 : 18 – 3 : 12Jarchi Comm. ……… 7 : 17 1 : 17 –Petersen Psalter ……… – : 18 – – – : 27– – apostol. Gesch …… 1 : 18 : – – – : 12Swedenborg ……… 6 : – – 2 : –Lavden et Manasse B. Isr. … – : 9 – – : 21 : –Commentarius in Apoc. etDippel NB ……… 1 : 15 – : 15Brenii Commentarius …… 2 : 15 – 3 : 15Flud in Ezech. Sie haben ihn dochnicht für
Catalog. cum Access. … – : 15 : – – 1 : 15 : –Luthers Tischreden …… 2 : – : – – 2 : –Bochart nicht u Klugius zu hoch.Gavins Diatr …… 3 : – : – über 3 : – : – 160 fl. 3 gl15 fl. 26 gl.89 fl. 5 gl. unter15 – dem Preis74 fl. 5 gl.Es ist besonders ein paar Tage so stark bey der Auction gestohlen worden,
daß mein Sohn auch ein paar Bücher verloren nennt.
Macarium
u
Dippel
.
Lakowski sind statt Schultens Commentarii in Jobum oder Prov. ein paar
holl. Qvartanten von keinem Werth untergelegt worden. Zum Glück betrifft
der Verlust nicht Hauptbücher; und er ist dadurch desto behutsamer u
vorsichtiger gemacht. Mit Reimanni Katalog ist ein ander Versehen vorgegangen.
Mein Sohn bildete sich u mir ein, daß Sie nur die Accessiones verlangt u
vermuthl. den Catalogum selbst besäßen. Weil die gantze Sache 15 gl. betraf,
so war es mir lieb das erste Buch für mich zu erhalten. Ich schreibe also am
Catalog alle Acc. Vber. nach Pag. dazu, um es mir desto nutzbarer zu machen,
auch auf der Stelle anzuwenden zu einiger Kenntnis der Mystiker u Asketiker,
wo ich eben nicht zu Hause gehöre. Er hat also ohne auf die 2 Nummern
Achtung zu geben Reiman. c. i. e. cum access.alsReimanni Acc. gelesen. Erst heute
nach geschehener widerholten Revision werden wir unsers Misverständnißes
gewahr. Ist Ihnen was daran gelegen: so ist das Buch durch die
Zurückweisungen eben nicht verdorben. Wo nicht: so ist mir der ganze Bettel für
15 gl. auch lieb. Unterdeßen muß ich Ihnen noch melden, daß die Access.blos auf die erste Hälfte des Catalogi ausgekommen. Ich weiß ebenso wenig
ob die Fortsetzung herausgekommen als die Historia vocabulorumGraecorum von der sein Sohn in der Vorrede redt; denn ich bin gantz von solchen
Hülfsmitteln in der hist.litter entblößt.
Mystiker haben Sie beynahe alle angemerkt; und ich habe kaum Nachlese
von ein paar halten können, auch meinem Sohn mäßige Aufträge ertheilt.
Hier sind noch die Unschuldige Nachrichten in mehr als 60 Bänden, die kein
Mensch haben will u doch zu schade sind für die Apotheke. Ich glaube daß
Sie selbige für 2 # bekommen würden. Die Bände glaub ich sind mehr
werth. Antworten Sie darauf mit nächsten. Antworten Sie doch mit erster
Post.
Heute ist die Reyhe an die Socinianer; u ich erwarte meinen Sohn. Auch
aus Berl. sind Aufträge. Bis 50 fl. hab ihm erlaubt, da Sie schon einen
der vorzüglichsten Brenium für Spottgeld erhalten. Für mich ist Przipcoviuseiner der reichhaltigsten gewesen. Ich mache hier eine Pause um fortzufahren.
Einmal habe einen Licentträger u zu den Kirchenvätern eine Schleife
gebraucht. Die unschuldige Nachrichten machen über 60 Bände aus.
An keine Fortsetzung in meinen Aufsätzen denke, bis die Prolegomena des
Kant heraus sind, auf die ich schmerzlich warte. An Nicolai’s Tempelherren
nage auch – komm aber nicht aus der Stelle, und kann hier keine alte
Ausgabe des de Puy auftreiben; habe in der gantzen Schloßbibl. nach Nachrichten
herumgefwühlt. Im Niceron fehlt er; und Bates vitae sind auch nicht
zu haben u den Herausgeber der neuen Ausgabe des de Puy von 751 kann
ich auch nirgends bey Namen finden, ungeachtet er durch seine Noten u
200 Beyl. fast ein gantz neues Werk geliefert.
Er kommt mit seinem Freunde Hill. Die Fratres Poloni sind über 50 fl.
fortgegangen. – Gute Nacht, morgen mehr. Smalcius, Actemonius, Ostorod,
Slichting, Lubienicius, Borelius, Sandii Paradoxon und Spinoza Posth. sind
zu hoch fortgegangen. Paracelsus hat gefehlt.
überunterOstorod 2 : 4 – : 26Crell 6 – 3 : –Stojenski : 15 – 2 : 15Wolzogen 1 : 13 – 1 : 17Sandii Nucleus 2 : – 1 : –C. S. A. : 9 – : 21NB Lubienicius 1 : 1 : –: 1 : – –Weigel 2 : – – 2 : –Phil. Myst. 1 : – – 3 : –Weigels Post 2 : 3 : – 1 : 27Schwenkfeld 2 : – 2 : –Lux in Tenebris 3 – 1 : –Weigels Post 1 : 23 : – – 2 : 7 : –Praetorii Tuba 2 : 3: 3 –Baumann : 12 : 18Poiret 1 : 3: 3 –Jurieu 1 : – – 1 : –Nicole 1 : – – –Grund aller Erk. 1 : – – –Römeling 1 : 2: 2 : – : 7Democritus 2 : – – –Colberg 1 : – – –Ministeri : 16 – : 14Jäger 1 : – – –In duod. except.No 3. 7: 19: 19 –Hobbes 2 : – – 10 : –Spinoza 3 : – – 1 : –Edelm. 2 : 2 – 3 : 28Buddeus 1 : – – –Chavass. 1 : 16 : – – : 29 53 : 21 gl.: 29 gl. 39 : 15 gl. 29 Transp.160 : 3 38 : 26 gl. 74 : 5 213 fl 24 gl.113 : 1 :erspart habendsaluoerrore calculiden 6 –Die Post ist versäumt und ich habe eben von Hartung die übersandte Sachen
abgeholt für 1 fl. Fracht der sie schon vorgestern erhalten. Es sind der 3. u
vierte Band des N. P. Journal von 81.
1 Band von a. C. und der 2te Band in 3ploder 2 Band von der SchiffartsOrdnung
1 – Policey – u der Stadt MagazinOrdnung nebst
den 2 Def. Da ich in diesem Jahr noch nichts vom Journal erhalten, so fehlt
mir der erste u 2te Band selbst, und jener für die Familie; it. der 2te Band
von der SchiffartsOrdnung nebst den beyden Ordnungen von der
Uebersetzung unsers Arndts. Ich hoffe daß mir selbige auch zugedacht sind, und
erwarte also nähere Auskunft wegen deßen was an den Dengelschen Laden
kommt. Doch ich besinne mich daß die
Stücke vermuthl. noch in Memel
liegen, ich meyne der erste Band des diesjährigen Journals, die Fortsetzung
der Schiffarts und die übrigen Ordnungen.
Vom
ursprüngl
. G. u. K.
Zusammenhang
fehlt der Preis. Ich danke
wenigstens zum voraus.
Sind Sie bald mit der Samml. meiner Maculaturen fertig?
über unterLettres sur la Religion sindLau de Deo 3 :1 : –defect gewesen und die übrigenBlount – 22 – 3 : 8sehr hoch nach Berlin an Prof.181. 183. Toland 11 : 131 : 13 –Teller mehrentheils gekommen.186 soll seyn 183. 185. 86Wegen der ascetischen BücherWoolston 15 : 12 :– : 12 –bin ich nicht imstande gewesenCollins 6 : – – 2 : –viel für Sie auszusuchen, weilWhiston 2 – –ich den Unterschied zwischen
asce-
Morgan 12 – 4 : –
tisch
u
homiletisch
nicht rechtParrish 2 – 1 : –verstehe, und ich fast lauter Sa-Condamitae 2 : 15 – – 15chen von letzterer Art gefunden,Chubb 19 : 202 : 20 –auch fast nichts von lateinischenPasserani 2 : 10– : 10 –Schriften in diesem Fach. Engel-Clef du Sanct. 2 : – – –grave Lux Euangelica bestehtMettrie – 15 – – : 15aus vielen Kupfern u enthältWagenseil tela 2 : – – –garnicht wofür ich es angesehen.Buxtorf Tiber. Comm. 4 : 5– : 5 –Porstii Theologia Viatorum etHuldaric 3 : –1 : – –Regenitorum kenn ich und habFeably ist engl 3 : – – 1 : –es daher mit Zutrauen nehmen können.Meuschen 1 : – 1 : –Schmidt 1 : – 1 : –den 8Arnold 2 : – – –Heute fängt sich die AuctionUntereyk 1 : – 1 : –mit S. 146 an. Bitte mir Ant-Engelgrave Lux Eu. 1 : 24 :wort wegen der UnschuldigenPorst 2 Vol 1 : 2 über unterNachrichten aus. Nun schreibe 4 wol nicht eher als nach geschloß- 99 fl. 18 gl7 fl : – 15 fl 8 glner Arbeit, der ich ein gutes EndeTransp.213 : 24 7 wünsche, weil wir diese 14 Tage313 fl 12 gl 8 fl. 8 glfast nichts vornehmen können113 – 1 und die Vormittage mit Schlep-121 fl 9 glpen u Zusammentragen aucherspartvergangen. Unterdeßen kommendergl. Ausfälle nicht öfters, undaußer dem Dienst der Ihnen ge-schieht, nehm ich noch an demNamen der Bibl. Antheil. Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten
von Ihrer völligen Wiederherstellung. Empfehlen Sie mich den Ihrigen.
Hänschen mit Geschwister u Mutter thun ein gl. Antworten Sie auch wegen
der Dimsdalschen Uebersetzung. Muß mich gl. schlafen legen, habe wegen der
verfluchten Voyen diese Nacht kein Auge zuthun können. Und weil Einl.
durch HE Friedl. befördert werden soll, ist der Sabbath nahe. Ich umarme
Sie als Ihr alterLandsmann u FreundVermerk von Hartknoch:Empf d 3 Nov 782
beantw d 9 –Kgsberg den 11 Novbr. am St. Martinstage 82.Herzlich geliebtester Herr Doctor und alter Freund,
Gestern kam ich wie ein Engel zu ihrer lieben alten mehr todten als
lebenden Frau Mutter, die den Abend vorher einen so lang erschmachteten
Brief erhalten hatte und nicht im stande war ihn zu lesen, sich nach mir
gesehnt und gewünscht hatte, – als ich durch
eigene Schickung
und in einer
dringenden Gelegenheit des HE. Canzler von Korf Excell. etwas durch die
Hinterthür insinuirt hatte. Wenn Sie wüsten, wie oft wir von Ihnen als
einem verlornen Sohn gesprochen hatten, der bald in Wien katholisch
geworden, bald zu den Patribus libertatis in der neuen Welt übergegangen
bald ppp. Gottlob! daß Sie leben, wie Salomo sagt: Ein lebendiger Hund
ist beßer als ein todter Löwe. Wenn Sie Ihre alte würdige Mutter von 81
Jahren noch sehen und Ihr ein sanftes Ende – so wird sie vor Freuden
sterben und Sie werden Ihren mütterl. Seegen als eine Beute davon bringen.
So viel schreibe in Ihrem Namen und aus Ihrem Munde.
Mein junger Doctorandus Johann Michel nimmt sich die Freyheit
Erkundigungen einzuziehen, ob Sie die Seidelbastrinde – die Sibirische Schneerose –
und das Barclaische Theerwaßer versucht und überläßt Ihnen die Wahl dieser
drey Mittel. Kolpins Betrachtungen über das mittelste werden Ihnen
bekannt seyn.
Nachdem ich mich zehn Jahre mit einer Flechte à posteriori geqvält, welches
für meine hypochondrische Einbildungskraft ein wahres Philisterübel war,
und ich alle äußere u innere Aertzte die meine Freunde sind darüber zu Rath
gezogen und mich einer ocularinspection meines ganzen Hintercastels mehr
wie einmal meiner junggeselligen Schamhaftigkeit zum Trotz unterworfen
hab, wurde ich durch einen göttl. Anfall meines alten Landsmanns,
Gevatters und Freundes in Weimar durch einen kaum 14tägigen Gebrauch des auf
meinem eignen Grund u Boden häufig wachsenden Unkraut, Qvecken, so
vollkommen curirt, daß ich seit der Zeit keinen Anstoß mehr à posteriorigehabt.
Kommen Sie, kommen Sie – Eine gantz neuerlich angelegte Ehrenpforte
von Tannen wartet auf Sie. Zu Eßen und zu trinken sollen Sie nicht kriegen,
aber mehr als eine Syris und Recipe und Consilium Medicum wartet auf
Sie. Hier ist die hohe Schule, das wahre Salernum. Was sind die Waßer
Amana und Pharphar gegen unsern Jordan. Was sind alle kursche und
pollnische Hofräthe sanitatis – mit ihren versilberten Pillen und Gold
Tincturen – gegen den alten verborgenen Magum, ehmals am Bache Kidron
und am Jordan unserer siebenmal gehügelten Mutterstadt. Kommen Sie
bald – grüßen Sie Ihren HE Bruder mit seinen 7 Kindern und die Mutter
Leda. Ich umarme Sie zum voraus mit meinem Hausgesinde – sind mit
einer alten pollnischen Magd auch sieben. Leben Sie recht wohl. Was haben
Sie mit dem Briefe und der Einlage an Freund Kraus, unsern jetzigen Prof.
der Politik gemacht? Bitte selbigen auch zu überbringen. Ich ersterbe Ihr
alter in 53 gehender
Johann Georg Hamanski.Von 2 alten Schulcameraden Lauson und Miltz einen freundl. Gruß zuvor
vor dem Wiedersehen!
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner / Docteur en Medecine / à /
Mitow
. /
cito
.Kgsberg den 11 Novbr. 82.Herzlich geliebtester Landsmann und Freund,
Wünsche von Herzen, daß Ihnen die heilige Martins Gans beßer geschmeckt
als mir, denn ich habe keine gehabt. Die vorige Woche habe ich unruhig
zugebracht und diese nicht beßer angefangen. Den 6ten hujus ist uns allen
eine Königl. Cabinets-Ordre zur Unterschrift vorgelegt worden, kraft welcher
wir alle wegen unserer Schelmereyen u Betrügereyen in die Karre gespannt
werden sollen. Die
unvergeblichste Schelmerey
wäre wol, den wahren
Grund eines dem Throne so nahe liegenden Uebels mit aller Einfalt des
Herzens aufzudecken. Aber
wer ist hierzu tüchtig?
Unter deßen unser Salomo predigt man soll nicht stehlen; stiehlt seine
mulier peregrina – adultera Lacaena uns den letzten Bißen Brot. Das ganze
Verfahren sieht einer Spitzbüberey so ähnlich und ist von jeder Seite
betrachtet so himmelschreyend ungerecht – betrifft weder die Königl. Caßen noch
ihre Verwaltung, sondern ist im Grunde ein altes Gebühr und Trinkgeld,
was in allen Häfen u Handelsstädten gemein ist; und wornach die alten
Gehalte sparsam eingerichtet sind nach der gegenwärtigen jüdischen und
beschnittenen Münzverhältnis zu den Lebenspreisen. Unsere Leute haben acht
Tage lang an einer französischen Bettelschrift, das
argent de voye
betreffend,
wie es der Verf. nennt, schmieden laßen, und sie können damit nicht fertig
werden. Ich erbarmte mich also deutsch zu schreiben, wovon ich Ihnen
mutatis mutandis des Plur. in den singularem eine Abschrift mittheile. Das
Lamm zur Schlachtbank und das vor seinem Scheerer verstumte Schaaf
nebst der poßierl. Uebersetzung des
Ersterbens
in
Verhungerns
ausgenommen, ist die Copie dem Original getreu. Die
Lage der Sache
und der
Gang
der diebischen Füchse und Wölfe
darinn aufgedeckt. Keiner von unsern
Leuten hat das Herz zu unterschreiben, und bereden mag ich niemanden dazu.
Meine eigene Haut will aber gern zu Markt tragen und mich wie der Heil. des
heutigen Tages und seine dumme Gans braten laßen. Von 25 rth zu leben
ist schlechterdings unmögl. Bey aller meiner Sparsamkeit erfordert meine
schlechte kümmerl. Haushaltung 20 rth wenigstens jeden Monath. Wo
komt Holtz, Bier, Schuh, Stiefel, Kleidung ppp her. Hätten die furchtsamen
Haasen unterschrieben und alle für einen gestanden; so wäre es mir vielleicht
gelungen Kaufleute und Rehder aufzubringen u ins Cabinet zu gehen und
dies Douceur als ihr Eigentum zu reclamiren u die GenAdm. für die
ganze Summe, die sie für ihre Nepoten, Mignons und Vagabonds verschluckt,
zur Verantwortung ziehen zu laßen. Aber nun läst sich leicht zum voraus sehen
daß alles verschlafen und verhudelt werden wird, und die Schuld liegt – –
ich mag nicht sagen, an wem? an meinen beyden Nachbarn – Sie können
leicht denken, daß ich nicht mit meinem Kopf allein zu Werk gegangen bin,
sondern alles, was ich nur zu erreichen im stande gewesen, um Rath gefragt
und zu Hülfe genommen habe – aber Jerusalem! – Jerusalem! hat nicht
gewollt. Machen Sie mit der Beyl. was Sie wollen. Ich will verantworten
und deduciren, was ich geschrieben habe. Finden Sie es der Mühe werth
mir Ihre Gedanken und Vorschläge zu beßeren Maasreguln mitzutheilen;
so erwarte selbige. Es mag mir übrigens gehen wie dem Mundschenken oder
wie dem Hofbecker. Erhöht am Galgen ist beßer als verhungert, oder
wenigstens eben so gut als die Karre; denn leider! ist es den Heuschrecken aus dem
Brunnen des Abgrunds gegeben, nicht den Menschen zu töten, sondern zu
qvälen, nach der neusten Politik.
Kennen Sie nicht den Verfaßer von dem Buch der
Weisheit und Tugend
,
das dem
Kritiker der Vernunft
zugeeignet worden, von dem ich es heute
eben auf meine Bitte erhalten?
Ihren Der Brief vom Vetter und meine Abschrift des engl. ist unserm
Dorow zur Beförderung vor 8 oder 14 Tagen übergeben, der es befördern
wird. Wißen Sie nichts von seiner Abreise?
Werden Sie mir bald auf jenen letzten Punct wegen meines Freundes aus
Lübeck antworten, daß ich ihm wenigstens Bescheid geben kann?
Was macht Ihre liebe Frau? Steht alles in Ihrem Hause gut? – Einen
liebenswürdigen Mann u. sehr guten Freund von Ihnen HE Kriegsrath
Deutsch habe kürzl. kennen gelernt und den Auftrag erhalten Sie zu grüßen.
Heute ist hier eine Opera buffa aufgeführt worden; habe blos die Leute
hinlaufen gesehen. Kürzl. ist Kranzes Krug abgebrandt und ein dorthigerFuhrmann hat Wagen und Pferde eingebüßt, seine Passagier all das ihrige
worunter auch ein Musicus Feige, der nach Riga bestimmt gewesen. Vorigen
Sonnabend war wieder auf dem Lande Feuer, das richtüber meinem Fenster
ein fürchterl. Ansehen gab, ohne daß man den eigentl. Ort bisher erfahren
können. Man hat Schönflies, Tharau, Aweiden genannt; habe aber bisher
nichts gewißes erfahren, daher ich vermuthe, daß es fürchterlicher ausgesehen
haben, als gewesen seyn muß.
Verzeyhen Sie, Herzlich geliebtester Freund und Landsmann, daß ich
Ihnen so oft schreibe, ohne den geringsten angenehmen Innhalt.
Gegenwärtigen Brief habe blos gewagt, um Sie an meiner Noth Antheil nehmen zu
laßen, und mein Herz zu erleichtern, weil ich Schlaf und Appetit und alle
Lust zu leben verliere, und in meiner eigenen Noth die allgemeine mir zu
lebhaft vorstelle. Wißen Sie keine andere Mittel als Zurechtweisungen; so
schonen Sie nicht, sondern sagen mir die Wahrheit so
gerade
, als Sie können
und wollen.
Alles schläft in meinem Hause; und ich bin wenigstens müde; wenn gleich
nicht schläfrig. Um meiner aufrührischen Einbildungskraft Friede zu
verschaffen und sie zu besänftigen, schrieb ich Beyl. aber umsonst. Einer
ähnlichen Täuschung zu Gefallen theile ich Ihnen selbige in forma probante mit.
Schicken Sie mir selbige mit Ihrer Resolution wieder zurück, oder cassirt –
Was haben Sie an Denina für einen Mann dort erhalten? Vergeßen Sie
Ihre Deipnosophisten nicht?
Ich umarme Sie und Ihre liebe Hälfte, Jonathan und Minchen. Gott
seegne Sie alle. Von meinem verlornen Freunde, D. Lindner dem jüngsten
habe endl. Nachricht nach Jahr und Tag, daß er in Mitau, aber nicht gesund,
sondern vor Schmerzen auf der rechten Seite gelähmt angekommen, und daß
er ehstens seine alte 81jährige in letzten Zügen liegende Mutter noch sehen
wird.
Vergeßen und verschmähen Sie nicht Ihren alten Landsmann und Freund
Johann Georg Hamann.Königsb. den 12 Nov. 82.Herzlich geliebtester Freund,
Vor allen Dingen bitte Einl. nach Mitau zu befördern, und so viel sich thun
läßt sich des jüdischen Schriftstellers anzunehmen der mein guter Freund u bey
Meyer Friedländer im Hause ist. Kreutzfeld wird vermuthl. für Reinigkeit der
Sprache Sorgen tragen, zu deßen Zuhörern er gehört. Der Transport meines
vorigen war 313fl. 12gl. über: Erspart 125:9 Sonnabends ist diesmal
ausgefallen. Gestern den 11 erstanden
über erspartBartolocci 14 : 162 : 16 – –Selden 6 : – – –Lundius ist 8 fl. fort-Wilsii Aegypt 3 : – –gegangen. Pollux 16 fl.Suidas 6 : – – 2 : – : –eine ungemein präch-Ludolf 3 : – – –tige Ausgabe, auf dieRuinartius 3 : – – 1 : – : –ich schon 14 fl. erlaubtSaurin 16 : – – –habe zu gehen. GoliusSchuckford 5 : –1 : – : –= 22 fl. p.Eutychius : 15 – – 1 : 15 : –Allatius – : 6 – über 2 : 24 : – 370 : 19 gl3 : 16132 : 18extra 2 : 1 3 : 16 372 : 20 gl129 : 2Noch von ascetischen Büchern auf gerathe wohl Ulrich 3 Theile
der Bergpredigt 1 : 27Pauli Lectionesparaent. : 42 : 1Das Pack aus Memel ist Sonnabends glücklich angekommen. Daß mir aber
unser Landsmann nicht dem Pr. Packhofverwalter die Uebersetzung der
Magazin u Policey Verordnungen geschickt, wundert mich. Wenn es nicht von selbst
kommt, werd ich mir die Freyheit nehmen in einem Neujahrswunsch daran
zu erinnern. Sind nicht mehr als 2 Stücke von den vermischten Aufsätzen
u Urtheilen herausgekommen – und ist die ganze Unternehmung in Stocken
gerathen? Habe zu spät des D. Schlegels Durchreise erfahren u seinen hiesigen
Aufenthalt; so hätte ihm meine Aufwartung gemacht. Hupels Miscell.
scheinen mir ein sehr interessantes Werk zu seyn. Die Zusätze zu Gadebusch
geben mir Anlaß mir dieses Verlagsbuch zu wünschen, welches selbst zu
besitzen ich schon lange lüstern gewesen wegen des Herderschen Articuls u
der nachbarl. Klätschereyen im gelehrten Wesen. Es ist die Frage ob Sie ein
Exempl. mißen können oder bald eine neue Aufl. übernehmen werden. Im
letzten Fall will lieber darauf warten. Wegen der Dimsdalschen Uebersetzung
habe mich bereits erklärt, daß im Fall Sie das Original herschicken, Sie
wegen der Schlötzerschen Schrift auch Sorge tragen.
Ich lebe hier im größten
Druck und Verlegenheit
wegen der
Voyengelder. Giebt es dergl. auch bey Ihnen und könnten Sie mir von der dortigen
Einrichtung etwas melden? Es scheint ein holl. Wort zu seyn, deßen
Bedeutung ich aber nicht verstehe. Vergeßen Sie nicht diesen Punct. Mein ehrl.
guter Name, nicht bloßer Eigennutz, ist im Spiel. Unsere Leute arbeiten über
8 Tage an einem franz. Memorial darüber; ich hatte einen deutschen Aufsatz
gemacht, der sehr nachtheilig ausgelegt worden u noch mehr Folgen haben
kann, weil ich die
Wahrheit
gesagt, und aus Vergl. anderer
Handlungsplätze gern mehr Licht ziehen wollte. Die Frage ist: ob es eine Königl. oder
Privat Einnahme ist? Im letzten Fall hatte die Gen. Adm. damit nichts zu
theilen u wir wären berechtigt Genugthuung zu fordern, für alle die Abzüge
welche wir durch ihre himmelschreiende Verwaltung gelitten. Ist HE
Rathsherr Berens imstande hierüber Qvellen oder gründl. Nachrichten
mitzutheilen: so würde ich diesen Gegendienst erkennen. Hier sind Voyengelder
ein Douceur für uns Zöllner u Sünder von 4 gl. pro Last jedes eingehenden
u ausgehenden Gefäßes. Ob der Cabinets Assessor oder irgend ein anderer
ihrer Freunde Ihnen nicht ähnl. Nachrichten aus dem dortigen Hafen u
mehreren aus Libau p verschaffen könnte. Vielleicht kann Ihnen HE
Voldenscherer einige Dienste thun. Grüßen Sie ihn u bitten ihn in meinem Namen
darum. Eine Deduction dieser Sache liegt mir sehr auf dem Herzen.
den 13 –Wenn ich mein schönes holl. Dictionnair nicht Carl Berens hätte damals
überlaßen müßen; so hätte ich eher finden können, was ich bisher durch alle
mögl. Erkundigungen umsonst eingezogen. Das Ding ist ein holländisch Wort,
und heist nicht Voy, sondern
Fooi
, ein
Biergeld
. Der Name allein ist ein
schreiender Beweis von der Sache. Sind Sie übrigens imstande mir die
erbetene Nachrichten durch dasige Freunde unter Kaufleuten u Zollbedienten
so umständl. als mögl. zu liefern; so würden Sie zu einer Deduction dieser
Sache mir große Dienste thun. Antworten Sie mit nächster Post, was Sie
in dieser für mich wichtigen Aufgabe gethan haben u zu thun imstande sind.
Transport des über des erstandenen –ersparten372 fl. 20 gl.129 fl. 2 : –Heineccius –– – – 3 : 2 : 2 : – –Hartknoch ist über 7 fl. Crel-Bingham 8 : 211 : 21 : –lii Mst für 9 fl. fortgegangen. Angelus 1 : 1 – 1 : – : –Maimbourg Schriften sindAymon 2 : – : – – –alle ausgeboten wordenLenfant 13 : 18 : –1 : 18 –Apologia 1 : – – 2 : – Büdingsche Samml. 4 : 6 – 1 : 24 : –Cyprius – : 19 – – : 11 : –Walch 1 : – – –Leo Allatius 1 : – – – 2 über 408 fl. 27 gl.3 : 11 gl134 : 7 : –Salarerrore calculi.Schreiben Sie mir bald und viel Gutes vom Einfluß des Winters auf Ihre
Gesundheit. Grüßen Sie die Ihrigen herzlich; von mir u den Meinigen. Ich
bin in der grösten Verwirrung. Gott wird mir helfen Amen!
Theuerster Freund
Diesen Augenblick – eine Viertelstunde vor Abgang der heutigen reitenden
Post – erhalt ich Ihren Brief und kann keinen Augenblick versäumen Ihnen
zu sagen, daß Sie nach meiner Meinung sehr wohl thun, wenn Sie die
Beilage die hier zurück komt gehörigen Orts einschieben, nur statt des den
franz. Herrn sehr anstößigen Schlusses, lieber noch hinzufügen wie Sie aus
vestem Vertrauen auf die Hülfe der Gen-Adm. den Weg nach dem Cabinet
der Sie jedem treuen Landesunterthanen u Diener zu seinem Gewinn
offen strömt, noch unbenutzt gelaßen: und erhalten Sie darauf nicht
beruhigende Antwort so schicken Sie daßelbe, was hier in der Beilage steht
gerade an den König nur so viel als möglich abgekürzt: Vorausgesetzt daß
die fürchterliche Baschasorder wirklich aus dem Cabinet gekommen.
Daß Sie sich das nicht so geradezu gefallen laßen wollen, hab’ ich kein
einziges Wort zu sagen. Auch ich bin der Meinung daß wenn einem die
Hälfte des Einkommens genommen wird u man von der andern Hälfte nicht
gut leben kan, man auch an den Verlust dieser zweiten Hälfte nicht viel
verliert. Und Sie lieber edler Mann können ja durch jede Veränderung nur
gewinnen, nie verlieren: es sey denn daß Sie Ihr Vaterland für keinen
Gewinn verlieren wollten.
Ich bin in Potsd. gewesen, deshalb hab’ ich für die Sache Ihres lieben
Freundes noch keine ernstliche Erkundigung einziehen können: soll aber
nächstens geschehen.
Denina ist ein lieber sanfter ruhiger doch sehr heiterer bisweilen gar lustiger
Mann. Er hat in seiner Physiognomie u Wesen ganz die gute fast edle
Symplicität die sein Styl hat: gar nichts italiänisches, so deutsches.
Raynal lebt seit 8 Wochen bey Prinz Ferdinand eine Weile von der Stadt.
Künftigen Monath komt er herein, denn werd’ ich oft mit ihm u Denina
seyn, u zuletzt Ihnen erst ausführlich über ihn schreiben.
In meinem Hause stehts Gott sey gedankt alles wohl. Von Dorow hab’
ich noch nichts erhalten, aber ihm gestern mit der fahrenden Post 2 Zeilen
geschrieben, dabey auch Ihnen zu melden daß Vetter bereits in ofner See ist
und seinem künftigen Wohnort in der neuen Welt entgegensegelt. Nun sind
Sie allem Zwange entbunden. Die Post will fort: nur noch unserer beider
auch Jonathans herzlichste liebevolle Umarmung.
Ganz IhrReichardtBl. den 16 Nov 82Wär der etwas poßierlich böse Schluß nicht in der Beilage gewesen, hätt’
ich die Schrift gleich selbst in Ihrem Nahmen abgegeben. Mit einer andern
Hand, da man Ihre kennt, mocht’ ichs aber nicht thun. An Deutsch meinen
herzinnigsten Gruß.
Königsberg den 17 Nov. XXV. 82.Herzlichgeliebtester Landsmann und Freund,
Wie Gibraltar den schwimmenden und fliegenden Batterien ausgesetzt und
von welschen u spanischen Heeren werden Sie von meinen Briefen bestürmt.
Einlage ist an D. Biester, ob und wie, offen oder versiegelt er abgegeben
werden soll, überlaß ich Ihnen und Ihrem Jonathan, der meinen Stylumcuriae zu verstehen behülflich seyn kann, falls er meine magische Hand nicht
zu lesen imstande ist.
Diesen Donnerstag speiste mit meinem Hans bey des HE Canzl. Exc. der
eben unsere Leute vom Magazin u. der Licent-Cammer eine französische und
deutsche
Elegie sur l’argent de voye
hatten abgehen laßen, ohne daß ich
eine von beyden unterschrieben, weil der Dir. St. u Gen. Insp. Marv. sich
gleichfalls, wie es hieß, nicht unterzeichnen würden.
Ich hatte eben den Abend vorher die Etymologie des Worts gefunden,
wonach ich bisher so vergeblich Nachfragen gethan. Daß es holländisch war,
ließ sich leicht vermuthen. Mein schönes Wörterbuch hatte ich in Riga
zurücklaßen müßen. Endlich erhasch ich eins, und
Fooi
ist ein Biergeld auf gut
deutsch. Ohngeachtet dieser schreyenden Etymologie such ich noch immer in
allen Archiven nach Urkunden, und nun versteht es sich von selbst, mit was
für gutem Gewißen die welsche Madame sich mit unsern Biergeldern
befaßen kann.
Was Sie mit meinem Pro Memoria machen
mögen u können
weiß ich
nicht. Freylich verdiente es an der Hausthüre ihres Hotels angeschlagen zu
werden. Mein Plan ist dieser: Jensch besucht mich noch diese Woche mein
Testament zu machen, woran ich schon Jahre lang gearbeitet – meinen
armen Kindern und noch mehr ihrer alten treuen ehrlichen Mutter zum Besten,
der ich noch das Legat meines seel. Vaters nicht ausgezahlt habe, und an
der ich unverantwortlich gehandelt wür haben würde, wenn mich Gott
unverhoft von der Welt genommen. Hiedurch kommt ein schwerer Stein von
meinem Herzen.
Denn empfah ich die letzte Oelung von meinem Beichtvater, wozu ich auch
über 5/4 Jahr nicht aus Leichtsinn sondern aus guten Gründen, wenigstens
für mein todtes oder lebendes Gewißen nicht habe kommen können. Alsdenn
schreib ich flugs in der ersten besten Stunde einen Hirtenbrief an den Chef,gleich dem erdichteten des Cardinals Bernis an die Pompadour. Thut der auch
keine Wirkung, so wird dem ganzen Faß der Boden ausgestoßen durch ein
Billet doux an den Philosophen zu S. S.Komm ich um, so komm ich um, sagte die Königin Esther. Vielleicht heist es:
Nisi periissem, periissem. Seit 77 ist das Geschwür endlich reif geworden.
Ich fürcht ich mich eben so wenig für den Gott Mäusim und seine Karre,
als unsere Philosophen für das höllische Feuer, das nicht verlöscht und den
Wurm der nicht stirbt. Fiat voluntas TVA!Die Welt ist mir, ich ihr nicht gut
Mir eckelt alles was sie thut.
Es soll mir so wenig leid thun, als Ihrem – ihr das Valet zu geben.
Verte cito.Kaum sind Sie von einem Vetter, dem rasenden Demagogen, erlöst: so
fällt Ihnen ein anderer zur Last, ein noch tollerer Götzen u Bilderstürmer.
Ich verlange aber nichts mehr als Ihr Consilium fidele und Ihr
freundschaftliches Gutachten, oder einen Rippenstoß den ein Zuschauer einem
Mitspieler zu geben pflegt.
Den 14 huj. wie ich vom Roßgarten kambene potus u bene lotus, denn es
regnete mit vollem Nachdrucke, fand ich einen Brief aus Wr.
zum Abend
Dessert
, wovon ich Ihnen einen Brocken abgeben will.
Das Göttingsche Mädchengesicht ist, wie Sie sagen; nur hat er mir
keinen Brief mitgebracht, sondern einen Gruß von R. Ich konnte ihn wenig
sprechen, weil es eben im Examine war, bat ihn also zu Tische, worauf
er sogl. mit der Post weggieng. Ein paar Wochen nachher kommt ein Brief
an, worinn er mir seine dürftige Umstände meldet. Der Brief war elend,
nicht einmal orthographisch geschrieben und die Vorstellung seiner Armuth
mit einer Reise nach dem theuren Göttingen so abstechend, daß ich viel
Zweifel schöpfte, ihm indeßen mit der ersten Post 2 Louisdor schickte und
ihn an Heine zum Freytische empfahl. Eben da kam Ihr Brief, der mir
Licht gab und ebenda schrieb mir auch Heine von seiner groben Unwißenheit,
die er geäußert, daß ich also diesem nur kurz schrieb sich in Acht zu
nehmen u etwa nicht zu viel zu trauen – und so wartete ich, er solle wider
schreiben, das er aber bisher nicht gethan hat. Ich danke Ihnen daß Sie
mich aus dem Irrthum gerißen; vielleicht beßert er sich noch, wenn er sieht,
daß er mit seinen Ränken nicht fortkommt.
Ich hatte die Louisdor, Sie können leicht erachten wem? lieber gegönnt,
als dem diebischen Buben W. Nichts aus dem Haag? Wie lange geht die
Post zwischen der neuen u alten Welt? Daß Sie sich nicht mehr gelüsten
laßen weder Urkunden
an
noch
von
mir zu zerreißen; denn wenn man nicht
Freunden seine Schwachheiten anvertrauen soll; wem sonst?
Marianne Sophie, meine jüngste, geht morgen Gottlob! in ihr 5tes Jahr.
Lisette Reinette ist bereits imstande Ihre Elegie auf ein Landmädchen u
das Liedchen an die jüngste Schwester – die ich vorigen Freytag besucht und
trotz einem Berlinschen Monatsschrifsteller unterhalten – mir vorzuspielen.
Mit der neuen Woche soll eine Composition der Ihnen und uns lieben
Virtuosin Juliane entamirt worden, der ich Mund und Hand zu küßen bitte.
Meister Hill lobt das Stück sehr, aber den Namen deßelben weiß ich noch
nicht. Ein Tombeau von eines Kgl. Preuß. Capellmeisters Gemalin oder
Tochter würde mir mehr Unsterblichkeit zuziehen als das kostbarste
Monument der grösten Kayserin in Europa und Asia. Collin hat den Kritiker der
reinen Vernunft en medaillon gemacht, und mir durch eine sehr schätzbare
Freundin und Gevatterin einen ähnlichen Antrag thun laßen. Geräth meine
Metakritik
beßer als jenes Original des Kunstrichters: so übersende Ihnen
auch ein Exemplar. Doch lieber käme ich selbst nach Berlin – als ein
gebundener
Paulus
oder schnaubender
Saulus
. Die Anlage dazu ist gemacht;
wann aus beyden nichts wird: so bitte wenigstens, der am ersten Vater
werden kann, den jüngsten zu Gevatter, denn eine dreyfache Schnur reist
nicht. Antworten Sie aber bald, wenn ich mich ferner nennen soll
Ihren alten treuen Freund, Landsmann und Compere in speJohann Georg Hamann.In Eil, weil mein Jonathan in Weimar keinen einzigen Posttag auf
Antwort warten soll. a Dieu et à revoir.Kgsb. den 17 9br. XXV. 82.Lieber HerzensSeelenfreund und Jonathan
Ich kam den 14tenhui. ziemlich spät, bene potus von eines Ministers
Tafel und bene lotus durch den Regen vom Roßgarten und der
Lilienthalschen Auction zu Hause und hatte die überschwengliche Freude, so bald
ich mich ein wenig ausgeschält u verschnauft einen Brief von Ihnen zu
erbrechen. Freylich hätte ich mir wol beßere Nachrichten von Ihrer Hälfte,
meiner verehrungswürdigen Gevatterin gewünscht; unterdeßen wird Gott
helfen Amen.
Einl. nach Morungen ist gestern abgegangen. Habe mich heute an D. Biester
u Reichard müde geschrieben, an Sie aber Wochen lang gedacht und doch
nicht zum Schreiben kommen können. Dem letztern habe den ganzen passumdas Götting. Mädchen oder Sirenengesicht betreffend mitgetheilt, weil Ihnen
der Spaß baares Gold gekostet. Trauen Sie doch kaum u mit genauer Noth
schriftl. Empfehlungen, selbst nicht von mir, geschweige mündl.
Complimenten.A propos, vor einigen Wochen kam ein gewißer Biseke, Bruder des Prof.
zu Mitau zu mir ohn deßen Empfehlung, der bey seiner Durchreise damals
mit dem seel. Hartmann ihn nicht zu mir begleitete. Er kam auf meine Loge
im Packhof, ich begleitete ihn in mein Haus, war aber durch einen sehr
seltenen Zufall mit Expeditiren beschäftigt. Er sagte mir sein Anliegen, daß er
auf pädagogische Kenntniße eine Reise thäte, bat mich um Empfehlungen,
die ich ihm nicht geben konnte, weil ich ohne alle litterarische Verbindungen
lebe – und da er mich ohne einmal eine Empfehlung von seinem Bruder
hatte finden können; so hielt ich es für andere eben so wenig nöthig. Er
umarmte mich, ich weiß nicht wie, drung auf eine Zeit, wo er noch einmal
kommen dörfte. Ich sagte ihm, daß mir jede andere Zeit willkommen wäre,
den gegenwärtigen Augenblick ausgenommen. Eventualiter wünschte ich ihm
eine gute Reise, lief auf halber Treppe wider zurück, weil mir noch etwas
zu Hause zu bestellen eingefallen war. Wenn er nach Weimar käme, nannte
ich Sie als den einzigen Freund, an den ich noch schriebe und versprach ihn
bey Ihnen anzumelden. Komt er noch, so hab ich wenigstens mein Wort
halten wollen. Er hat sich noch einige Tage hier aufgehalten, ist mit D.Köhler, den ich noch nicht von Person kenne noch zu kennen Lust habe und
D. Holzhauer in Trutenau gewesen, aber nicht bey mir, so sehr ihm auch
daran gelegen zu seyn schien. Weiter kenn ich den Menschen nicht, hätte ihn
aber gern über seine pädagogische Wallfahrt ein wenig auf den Puls gefühlt.
Vor einigen Wochen hab ich einen andern Ebentheurer, der sich für einen
Professor Toupet ausgiebt, für einen gebornen Berner von 22 Jahren, der
die ganze Welt beynahe durchgestrichen und in Posen eine Frau zurückgelaßen.
Ich habe ihm statt eines Allmosens 4 rthl für 1. Monath zum voraus
gezahlt, meinen beyde älteste Kinder eine gute fr. Aussprache beyzubringen,
der diese Woche zu Ende gehen wird.
Was macht Ihre kleine Heerde und mein Pathchen? Vom Häusler in
Wandsbeck erhalte keinen Laut noch DedicationsExempl. seiner Uebersetzung
und
rückwärts
.
Im Sinn habe ich gnug an Sie geschrieben – seit dem Sonnabend, wo
mir jemand den 2ten Theil des Berlinschen Philisters zuschickte. Lesen müßen
Sie den Bettel, es koste Ihnen so viel es wolle. Es übertrift den zweiten Theil
des Schloßers. Ich habe gnug dran gedacht Ihre merkurialische Episteln
zu adoptiren; aber der Betrug geht nicht. Sie sind zu voreilig Ihr eigener
Verräther gewesen. Vom Autor habe nichts bisher ansehen können als den
letzten Anhang über das Geheimnis der Sphynx, will mir ebenso wenig
zu Leibe als die Weisheitstaufe. Gewühlt hab ich die ganze Zeit, aber weder
das Wort Buffam. noch Machomerie finden können. Fänd ich Sachen, so
würd ich meine ganze chinesische Kochkunst zu Hülfe nehmen zu einem Gerichte
vom hohen gout – –
den 18 Nov.Pathchen geht heute Gottlob! in ihr fünftes Jahr, und ich feyre ihn indem
ich das Haus hüte u an Sie schreibe. Morgen ist Lieschen Namenstag, an
dem ich
Hill
zum ersten mal in smeinem Hause sah, der sich um dies
Mädchen sehr verdient macht und sie auf dem Clavier unterrichtet, worinn
sie ohngeachtet ihrer von der Mutter geerbten krummen Finger mehr
zunimmt als ich ihr zugetraut. Meine Stube liegt so voller Bücher aus der
Lilienthalschen Auction für Hartknoch, daß man kaum darinn gehen kann,
und ich wollte sie sehr gerne durchwühlen, bin aber nicht im stande dazu zu
kommen – auch meine Auszüge über die Tempelherren aufzusuchen um Ihnen
die Qvellen mitzutheilen, welcher ich bisher habhaft werden können.
Matthaeum Parisiensem besitze selbst, finde in ihm eine ganze Liste
verstümmelter Namen des Mahomets aber nicht Baffumet außer dem einzigen
von N. selbst angeführten Beyspiel. Die neuste Auflage des de Puy habe
Wochen lang im Hause gehabt, aber nicht weit darinn kommen können; noch
hier eine alte Ausgabe auftreiben zur Vergleichung. Auch den Namen
des
neuesten Herausgebers verlange
ich sehr zu wißen. Er sagt ja in der
Vorrede über 200 Documente hinzugefügt zu haben. Dieser beträchtliche
Anhang u seine wichtige Noten machen diese neue Auflage zu einem gantz
neuen Werk beynahe. Ich traue aber keinen SchlüßenMelden Sie mir doch wie das Blendwerk mit dem Wort Malhommeriezugegangen. Im Depuy steht ausdrücklich Malhommerie. Ohngeachtet des
tödtenden Buchstabens, der wider sie streitet und Sie zu Boden wirft, glaub
ich steif und fest, das Sie im Geist recht gesehen und der Sinn für Sie ist.
Bonhommie würde Malhommie machen. Ich vermuthe also nicht
Malhommerie sondern Machomerie, bin aber auch nicht im stande ein Beyspiel dieses
Worts zu finden.
Lesen müßen Sie den Strunk, so sehr er auch stinkt. Der einzige Rath, den
ich Ihnen gebe ist – et ab hoste consilium. Die ganze Hypothese ist ein
Blendwerk und die Frage ist nicht recht auseinander gesetzt. Das ganze
historische Verdienst des N. ist die elendeste Mikrologie und Schulfüchserey,
die täuscht aber der
wahren Philosophie der Geschichte
entgegen gesetzt ist.
Wenn Sie alle Ihre Fehler auch zugeben wollten, behielten Sie noch immer
Recht und hätten weiter und tiefer in der Hauptsache gesehen als er. Das
ganze Spiel seiner Täuschung beruht immer auf einer Verwechselung der
damaligen und gegenwärtigen Zeiten, ihrer Sitten u Denkungsart. Hier liegt
der ganze
Schlüßel
ihn zu widerlegen; aber ihn zu finden und auszuarbeiten
gehört viel Muße, Ruhe und eine Laune ohne AffectenIch bin nur u kaum bis in die Hälfte des ersten Theils mit Nicolai, und
weder zur Untersuchung Ihrer Briefe noch seiner Widerlegung gekommen.
Mein elendes Gedächtnis ist Ihnen bekannt. Alles beruht auf eine gehörige
Auseinandersetzung der
Frage
, auf eine künstliche Zergliederung der
Nicolaitischen Hypothese, und eine gewißenhafte, genaue und redliche
Bewährung Ihrer Hauptgründe mit Absonderung aller Nebendinge und der
kältesten Unterdrückung aller Sticheleyen und Neckereyen, davon eine Ihnen
in einem spätern Stück des Mercurs entfahren, das Sie mir nicht zugeschickt,
die mir aber gleich aufsties. Sie betraff die gelehrten Verleger. Vor allen
Regeln empfehl ich Ihnen die alte:
distingue tempora
, welche N. mit der
grösten Tummheit u Nasenweisheit aus den Augen gesetzt, und sich dadurch
das meiste
gegen Sie
erschlichen hat, und noch mehr beym Niemand dem
Kundbaren Bunkelianer.
Lesen müßen Sie, liebster bester Herder, antworten müßen und können
Sie, auch unter Ihrem Namen, wenn Sie wollen, ohne Ihrer Würde etwas
vergeben zu dürfen, mit der wahren Grosmuth und Demuth eines christlichen
Bischoffs, auch diese Poße zum Besten der einzig guten Sache und des einzig
guten Gottes einlenken, den Tand der Gelehrsamkeit – das Verhältnis
zwischen sich u. N. so treu, so warm, so gründlich aus einander setzen – Die
neue Seeligkeit der Heiden mit der Verdammung der Tempelherren. Nur
bitte ich daß Sie die Cassation des Advocatens Ordens mir überlaßen. –
et ab hoste consilium, der ist beßer als ab amicis. Auch ein ungerechter
Richter ist mehr werth als der geschickteste Rabulist oder Sophist.
Wenn ich
könnte
, so wollte ich gern mich in diese stinkende Sache
vertiefen. Zu meinem Können gehört erstlich Ihr ausdrücklicher Auftrag und
2tens Ihre thätige Unterstüzung mir wenigstens
Qvellen
und Materialien
anzuweisen, zu verschaffen
und
anzuvertrauen
und 3 die Vollmacht mich
wie Sie und Sie wie mich anzusehen, oder meinen Freund grosmüthig und
mich selbst wie den nächsten Vertrauten zu behandeln ohne viel Umstände.
D. Biester hat mich durch Kraus zu seiner Berlinschen Monatsschrift
einladen laßen; ich habe ihm einen Ellenlangen tollen Brief geschrieben und
nachdem ich mich über die babylonsche Misgeburt weidlich geärgert, ihm
einen Beytrag und vielleicht mehrere angeboten. Gegenwärtiges erhalten
Sie durch Reichardt vielleicht um das PostGeld zu sparen, weil ich dort
dringende Angelegenheiten habe und auf deren Durchsetzung ich das Äußerste
wagen werde.
Es betrift das einzige Emolument der Licent-Bedienten, davon uns die
Gener. Adm. erstl. 9/32 bald drauf 7/32 endl. ¼ entzogen hat, und nunmehro
entweder gantz oder sich auf die Hälfte mit uns theilen will. Mein Gehalt
ist 25 rthl, in meiner kümmerl. Haushaltung gehen monatl. 20 rthl auf u
reichen öfters nicht zu. Bleiben mir 5 rthl zu Servis, leidigem Toback, den
ich sparsam rauche aber desto mehr schnaube, zu Hause Bonbon à 45 gl. 1/2℔in publico Lausewenzel das 1/2 ℔ zu 15 gl. mit Steinkleeblüthsaamen
versetzt. Wo soll ich Holtz hernehmen das 100 beträgt und Bier über diese
Summe, und Kleidungsstücke, in denen ich mich wie ein Cyniker behelfe und
blos auf Decke und Nothdurft sehe. Den 15 Oct. hat der König eine
Cabinetsordre ergehen laßen, worin er alle Accise u Zollbedienten wegen ihrer
Schelmereyen u Betrügereyen
(sunt ipsissima verba) mit der Vestung
u Karre bedroht. Ich hoffe mit Gottes Hülfe ihm die Qvelle des Uebels
aufzudecken, daß seine mulier peregrina u Lacaena adultera uns bestiehlt und
stehlen lehrt. Da dieser neue Eingriff ein allgemeines Wehklagen erweckt;
so können Sie leicht denken daß meine würdige Amtsbrüder bey der Adm.u dem Minister eingekommen. Ich habe weder Ihre welsche
Elegie sur
l’argent de Voye
noch Ihre deutsche unterzeichnet. Nach vielem u
jahrlangen vergeblichen Suchen u Fragen, was das Wort Voyengelder bedeutet,
daß es holl. war vermuthete ich gleich – Endl. fällt mir ein holl. Worterbuch
in die Hand, denn mein schönes fr. u holl. hat sich das Berenssche Comptoirzugeeignet, find ich daß Fooi ein Bier u Trinkgeld zum Lebewohl u Abschiede
heist. Alle Kaufleute sagen mir, daß diese Abgabe den König nicht angeht, sondern
von Ihnen u der Rheederzunft sich originirt, und schriftl. Beweise hievon werde
ich aus allen Archiven beybringen – zu denen ich Gottlob! Canäle habe, wie Sie
leicht erachten können, oder mir zu verschaffen im stande sindbin. – Nun komt
es blos auf den Uebergang des Rubicons an; so komm ich vielleicht nach
Berl. als ein gebundener Paulus oder schnaubender Saulus, wie ich unserm
Landsmann geschrieben und muß mir dort Freunde zu erwerben suchen die
mich aufnehmen in Ihre Hütten. Sie können leicht erachten, daß dies Ding
mich näher angeht als das Schicksal alter u neuer OrdensbrüderNicht blos der Unterhalt meines Lebens ist die Hauptsache, sondern mein ganzer
Posten ist ein Geschwür das ich seit 77 gefühlt habe und nun zum Aufbruch
reif geworden – und vielleicht ist dies ein medius terminus den alten fast
aufgegebnen Wunsch meines Herzens endl. erfüllt zu erleben, ich meyne, uns
einander – –
Beten Sie wenigstens, liebster Gevatter Landsmann u Freund, daß Gott
mir helfen und alles wol gelingen laßen wolle Amen!
Was sagte denn der deutsche Mercur dazu? Ich sollte auch meynen, daß
er noch nähern Antheil als der Verf. an diesem nicolaitischen Unfug u
Uebermuth nehmen müste. Ich habe von allem Ahndungen gehabt und Ihnen im
Herzen ein wenig übel genommen daß Sie dem Wink aus Gotha so
ungünstig waren.
Ach liebster bester Freund: ich kann Ihnen es nicht gnug widerholen –
et ab hoste consilium. Die meisten unglückl. Menschen die ich habe kennen
gelernt hatten Ursache wie jene zu sagen: Pol me occidistis amici. Nicht
nur fures temporis sind sie sondern auch Mörder unsers Ruhms, den wir
haben könnten u sollten, wenn sie nicht zu schwach und zu parteyisch wären
das Principiis obsta an uns auszuüben. In Ehen geht es ebenso – und in
der Erziehung der Kinder u des Gesindes noch ärger. Ich predige mir selbst
so gut als Ihnen.
Schwäche
und
Heftigkeit
sind wie Licht u Schatten
unzertrennlich. Beyde unentbehrlich, nur am
rechten Ort
.
Wenn Sie dem Philister Nicolai nicht nur zu
vergeben
sondern selbst zu
danken
im stande sind; denn schreiben Sie alles, was Ihnen Herz u Kopf
einzugeben im stande ist, und denn sind Sie von beyden Seiten überlegen.
Orthodoxie ist nicht Rechthaberey wie es der Advocat Schreiter übersetzt.
Wahrscheinlichkeit sticht mehrentheils die Wahrheit aus, wenigstens durch
ihr Gewand.
Jordani Bruni Principium coincidentiae oppositorum ist in meinen
Augen mehr werth als alle Kantsche Kritik. Sind die Tempelherren schuldig
oder unschuldig? Beides kann ein Advocat aus den Acten beweisen. Also
Ja – Nein. Schuldig damals – unschuldig jetzt. Auch ja! nein! Denn es
giebt zu unsern Zeiten auch Philippi Augusti, – und Clemente die mit Bullen
vollenden was jene mit der Execution entamirt haben.
Ein Mysterium iniquitatis ist über das andere, wie ein Tod den andern
fraß. Also ohne Philosophie giebt es keine Geschichte, und die eine löst sich
immer in die andere auf. Die wahren Elemente des Rechts u Unrechts sind
uns unbekannt. Dieser Unwißenheit bedienen sich die Sophisten ihr
Wortspiel zu treibenGott gebe Ihnen des frommen Pascals Geist um diese Berl. Jesuiten –
und unsers HErrn und Meisters Geißel, um diese allgemeine Wechsler u
Beutelschneider zu züchtigen κατα μοιραν.
Antworten Sie mir bald; auch Ihre Briefe sind mir Stärkung, die ich
höchst nöthig habe – besonders auf meine Anfragen. Mein und Pathin
Handkuß. Gott seegne Sie und Ihr gantzes Haus. Sie sind doch kein
mürrischer verdrüßlicher grämischer Hausvater; und das Uebel liegt doch nicht
im Gemüth? Wenns nicht anders ist, komme selbst hin statum morbi zu
untersuchen u bringe vielleicht einen kleinen Doctorandum mit – der heute
oder morgen aufhören wird Auctions-Commissarius zu seyn. Haben Sie
auch einen Catalog bekommen; gesorgt hab ich davor? Spalding u Teller
haben wacker mitgeboten.
Schreiben Sie bald. Ich lebe und sterbe Ihr
alter treuer Jonathan und Samariter.Kgsb. den 6 7 Xbr. 82.Herzlich geliebtester Landsmann und Freund,
Meinen innigen Dank für das 4te Stück Ihres Magazins, das ich ebenam 27 pr. am Tage
Jonathans
(wenigstens nach unserm Preuß. Kalender)
erhielt, als ich eben mein Testament abgeschrieben hatte, und mir Kr.
Schwanengesang sehr willkommen machte. Der 2 h. als Geburtstag meiner
mittelsten Tochter
Lehne Käthe
, die ihr neuntes Jahr antratt wurde durch
Ihren zärtlichen Brief noch herzlicher. Den 5 hui. habe meinen letzten Willen
beym hiesigen Gerichte deponirt, und dadurch auch einen Stein vom Herzen –
den 8 II Adv.Hier wurde durch einen Besuch von meiner Gevatterin Me Courtanunterbrochen. Ich weiß nicht mit Worten – geschweige mit der That, meine
Erkenntlichkeit für Ihre freundschaftl. liebreiche Gesinnungen gegen mich und
mein Haus auszudrücken. Gott erfülle Ihre gute Hofnungen von meinem
Sohn, und mache ihn Ihres Vertrauens und der Zuneigung jedes
rechtschaffenen Mannes würdig. Amen.
Mein Freund in Lübek hat sich eines beßeren bedacht. Sie sind also aller
Mühe in diesem mir eben nicht recht schickl. Auftrage überhoben. HE Pleßing,
ein Freund des Göthe u Kr.R. Dohms wird Ihnen nächstens einen Gruß
von mir bringen. Ich habe an den Schicksalen seiner unglückl. Leidenschaft
näheren Antheil genommen als an seinen Ein- u Aussichten, die ich nicht zu
beurtheilen imstande bin. Es ist mir angenehm gewesen den Sohn eines
würdigen Mannes kennen zu lernen, von dem ich ein Buch über die Abgötterey
in 2 Octavbänden besitze, und ich habe seit 2 Jahren mit ersterm in einer
gewißen Vertraulichkeit gelebt, trotz alles Contrastes unserer Grundsätze.
All mein Antheil an der gemeinschaftl. Zöllner Sache ist fruchtlos gewesen,
und ich habe mir durch meinen Ungestüm lauter Feinde gemacht und der
Verleumdung alle mögl. Blößen gegeben mich zu schaden, wenn sie will und
darf. Auch das kann zum Guten dienen, mich theils vorsichtiger – theils
thätiger zur Nothwehr zu machen.
Sie haben den 25 pr. Antwort von der Gen. Adm. u den 28 von Sr. Excell.
dem Minister von Schulenburg erhalten, an den sie aus einer wahren
Dummheit ihr petitum gerichtet. Erstere vertröstet die Suppl. mit einer Allerhöchsten
Entscheidung u letzterer weist sie an die Gen. Adm. Nun heißt es, werden
sie künftigen Januar ins Cabinet gehen. Der König ist einmal gegen uns
als Empfänger dieser Biergelder eingenommen. Die Kaufleute, als Geber,
wären auch berechtigt diesen mißl. Schritt zu thun. Ich zweifele aber, daß
es so weit kommen wird, und mag auch keinen
dritten
aufmuntern dies
glühende Eisen zu unserm Besten anzufaßen. Sollten Sie mir noch einmal
in diesem Jahr schreiben; so
wünschte und bäte mir wol einen Wink in
Ansehung
des jetzigen Chefs, Bar. v Bismark Exc. aus, ob es der Mühe
lohnen möchte und von dieser Seite die Sache anzugreifen wäre, im Fall ich
zwischen Tür u Angel käme.
Welchen Tag unser Vetter abgeseegelt weiß ich noch nicht. Vom Hauptm.
v Hogendorp habe in voriger Woche einen deutschen und französischen Brief
erhalten. Der erste war ein Avis von 6 Bouteillen Cap Wein, die mir die
Gräfin schickt, und der in Pillau angekommen seyn soll. Der mittelste giebt
keinen Laut von sich – und hat seit Jahr u Tag mir
Hemsterhuis
Schriften
versprochen. Dergl. Lebensmittel laßen sich
mittheilen u selbst genießen
.
Jene setzen mich in 100 Verlegenheit wegen der Collisionen zwischen
Mittheilung u Selbstgenuß. Von was für zufälligen Gesichtspuncten doch unser
Urtheil von Menschen abhängt?
Gott laße Sie, liebster Landsmann u Freund, dies auf die Neige gehende
Jahr mit Gesundheit, Seegen und Freude beschließen – allen Saamen des
Guten mit hundertfältiger Frucht gedeyen und heimkehren. Meine Die
herzlichste Wünsche, Grüße und Küße an Sie, Ihre Seelengute Hälfte,
Luischen u Pflegsohn und alles was Ihnen lieb und werth ist – von mir
meinem Sohn, seinem Geschwister u ihrer Mutter. Ich umarme Sie und
Jonathan als Ihr alter treuer Freund u Landsmann
Johann Georg HamannAdresse mit Lackrest:
Freund Reichardt
!
Kgsb den 8 Xbr. 2 Adv. 82.Herzlich geliebtester Freund
Den 25 pr. erhielte Ihren letzten Brief nebst Einschluß von HE
Voldenscherer. Beyden danke aufs beste für Ihre Gefälligkeit. Die verwünschte
Sache hat mir graue Haare gemacht und wer weiß was sie noch nach sich
ziehen wird – Meinen letzten Willen habe bey Hiesigem Gerichte den 5 hui.deponirt. Gott mache mir das Sterben so leicht, als mir das Testamentdurch Kr. Hippel u Cr. R. Jentsch erleichtert worden. Dieser Stein hat mir
Jahre lang auf dem Herzen gelegen.
Gieng nicht biß zum 13 pr. mein letzter Auctions-Bericht? Den 19 ist
selbige zu Ende gegangen. Weil ich alle Tage der Rechnung entgegensehe;
so werde alles mit einmal abmachen.
Endlers
Karte ist 8 fl. die Globi 21 fl.
u Happel 12 fl. fortgegangen und Ihnen nicht zu Theil worden. Pereirahat gar gefehlt. Cr. R. Lilienthal ist diese Woche ausgezogen, sonst würd
ich die Rechnung bereits erhalten haben. So voll auch meine Stube ist,
wünscht ich doch noch einigen Nutzen ziehen zu können, wenigstens in
Ansehung der Engl. Libertiner. Die Wagnersche Buchhandl. hat alles richtig
erhalten u Friedrich auf Ihrem Brief quittirt auch 18 gl. pro rata bezahlt.
Also dies ist nach Wunsch abgemacht. Friedrich hat mir auch seine Beyhülfe
zum Einpacken versprochen, womit weder ich noch jemand in meinem Hause
umzugehen weiß. Euchel hat Ihnen 4 Exempl. angeschrieben.
Hier ist eine kleine Gesellschaft von Virtuosen Signor Scannavini und
Tottioli durchgegangen, die aus Saragossa in Danzig angekommen. Ich habe
Sie nicht selbst gehört, aber Ihre Talente und Character sind von jedermann
gelobt worden. Ich weiß nicht was für ein Mitleiden mich angewandelt,
daß ich Ihnen auch ein Zettelchen an Sie mitgegeben. Ihre betrübte
Gesundheitsumstände erlauben wol nicht sich selbst mit diesen Leuten abzugeben,
unterdeßen sind Sie vielleicht imstande Ihnen dort bey Kennern und
Wohlthätern verschlagener Fremdlinge Eingang und Zutritt zu verschaffen. Ein
blinder Instinct hat meine Ueberlegung übertölpelt. Auf Kants Prolegomenawarte mit Ungedult; zu seiner lateinschen Uebersetzung kann nicht ab-
noch zurathen, dies hängt von Ihren Verbindungen mit auswärtigen
Verlegern ab und von den Talenten des Uebersetzers. Ja wenn es um die Hälfte
verkürzt werden könnte. Es ist viel Ähnlichkeit im Medaillon; aber ich weiß
nicht was verfeinertes im Ausdruck. Me Courtan meldete auch den Künstler
bey mir an. Wenn es Scherz gewesen, ohngeachtet ich gerne mich selbst so
wol als andere beym Worte halten mag: so werd ich doch aus Besorgnis
nicht einen Wink verlieren zum Ernst. Vielleicht wird aber durch den Abdruck
die Ähnlichkeit lebhafter. Doch vielleicht liegt die ganze Schuld an meinen
dummen Augen, oder dem darinn lauschenden Schalk. Sollte es nicht der
Mühe lohnen, oder haben Sie nicht schon dort Exemplare? um mich eines
beßeren zu belehren.
Nehmen Sie sich doch auch meines armen Gevatters Claudius dort an –
D. Biester u Gedicke fangen eine Berl. Monatsschrift an, wozu Sie mich
auch eingeladen. Weil ich nichts habe; so habe den ersten Brief aus meinem
Schiblemini oder epistolischen Nachlese eines Metakritikers Ihnen
aufgeopfert, der in einer
Vergl. einer geschriebenen u gedruckten
Uebersetzung
besteht, und vielleicht geht der ganze Bettel drauf. Seelig
sind die Armen am Geist. –
Mein alter Kopf hat sich heute schon stätig geschrieben. Gott sey Ihr Artzt
und Heiland! So bald ich die Rechnung erhalte, werde nichts versäumen,
alles ins Reine zu bringen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und
HE Voldenscherer mit widerholtem Dank für seine Gefälligkeit. Das übrige
komt Zeit genug. Was macht unser liebe Zürcher? Grüßen Sie Ihn u Seine
dortigen Freunde von mir. Die jungen Herren, so nach Riga wallfahrten,
sollen nicht Guts gnug von Ihrer Albertinchen zu erzählen wißen. Gott
erhalte Sie! Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treuer Freund und Diener
Johann Georg Hamann.Wenn Sie ein portugiesisches Wörterbuch haben, so bitte mir den Preiß
deßelben zu melden.
Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 5 Dec 1782
beantw d 26 –Kgsberg den 14 Christm 82.HöchstzuEhrender Herr Hofrath,
Herzlich geliebtester Freund,
Gestern erhielt in aller Frühe eine Antwort vom HE Bruder, mit der ich
gleich nach dem Roßgarten lief, um Ihre ehrwürdige Mutter zu erfreuen,
die ich wider Vermuthen auf dem Sorgstuhl antraf, unterdeßen Ihre alte
Köchin bettlägericht war. Weil ich nicht weiß, wo sich HE Bruder aufhält,
und mir auf das dringendste eingebunden worden, ihm auf das baldigste
ihr sehnlichstes Verlangen zu melden, ihn noch zu sehen und zu sprechen in
Ansehung mancher Dinge, wovon Sie ihr Herz erleichtert wünscht: so halte ich
es für das sicherste gerade an Sie zu schreiben, weil Sie am nächsten alsdenn
imstande seyn werden diese Angelegenheit ihm mündlich oder schriftlich
mitzutheilen. Ohngeachtet unsers beiderseitigen Stillschweigens bin ich gewiß
daß selbiges weder Einfluß noch Folgen auf unsere alte und bewährte
und verjährte Freundschaft und Vertraulichkeit gehabt hat noch haben wird.
In dieser Voraussetzung habe ich bereits diesen Morgen einen Israeliten,
Namens Moses Oettinger, der sich in Hasenpoth niederlaßen wird und hier
einige Jahre in einem der vornehmsten und besten HandlungsHäuser,
nemlich bey HE Wulff Friedlaender, Hofmeister oder Bocher gewesen, ein Paar
offene Zeilen zu seiner Empfehlung mitgegeben. Er ist ein rechtschaffener
dienstfertiger Mann, durch den ich immer freyen Genuß von der ziemlich
ansehnlichen Bibliothek der ganzen Familie gehabt habe. Wenn Sie ihm
also mit Kenntnißen des dortigen Adels, mit gutem Rath und mit der That
worinn behülflich zu seyn imstande sind, so verbinden Sie nicht nur dadurch
mich, weil ich an seinem Glück einen aufrichtigen Antheil nehme, sondern
auch ihn als einen ehrlichen Mann, der sich Ihrer Güte nicht unwürdig
machen wird, und in seinem Betragen gewißenhaft ist.
Avthentike Nachrichten von Ihrem eigenen Wohlbefinden und Ihrem
ganzen geehrten Hause erwarte mit der grösten Sehnsucht durch den Herrn
Bruder, der Ihnen dergleichen von meiner Seiten auch mitbringen wird.
Befördern Sie seine Abreise um die Ungedult einer mehr sterbenden als
lebenden Mutter und Ihren letzten Durst durch einen Labetrunk zu stillen;
denn ihre letzte Stunde hangt von einem Faden ab, der feiner als Seide
und Haar ist.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und ich weiß nicht recht – wie?
zahlreichen Familie. Meine vier Kinder nebst ihrer Mutter sind Gottlob!
gesund, und ich – passable.Beschließen Sie das alte Jahr mit vielem Seegen – und noch mehr zum
Neuen. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treu ergebenster Freund
Johann Georg Hamann.Packhofverwalter seit 77.Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Hofraths Lindner / Wolgeboren / zu /
Mitau
.
Kgsb. den 27 Xbr. 82.HöchstzuEhrender Herr Hofrath,
Herzlich geliebtester Freund,
Gestern Abend erhielt Ihren angenehmen Brief in einer außerordentlich
dazu gestimmten Gemüthslage; ohngeachtet der elenden Witterung und eines
glatten gefährlichen Weges ließ ich mich diesen Nachmittag von meinem
Sohn nach dem Roßgarten leiten um Ihrer alten würdigen Frau Mutter
eine Freude zu machen, die voller Ungedult und Erwartung Ihrer letzten
Stunde und Ihrer letzten Freude ist, und noch mancherley auf dem Herzen
zu haben scheint. Da Sie Selbst nicht kommen können; so thun Sie Ihr
bestes den HEn Bruder zu befördern, und erfüllen Sie wenigstens dadurch
Ihre kindliche Pflicht. Denn Sie können sich nicht vorstellen, wie Hoffnung
und Verzweiflung in Ihrem Gemüthe ringt und vermuthlich noch Ihre letzte
Kräfte verzehrt und vollends aufreibt. So viel von unserm Anliegen.
Was das Ihrige anbetrifft: so geht gewiß mein guter Wille so weit, als
nur Ihr freundschaftliches Vertrauen gehen kann. Aber reinen Wein –
Erstlich meine äußerl. Lage ist folgende. Ich genüße ein freyes Logis, habe
aber durch die neue Einrichtungen zwo schöne Stuben verloren und nur 2
übrig behalten nebst einer schönen Sommerstube. In der einen schlaf ich
mit meinem Sohn unter meinen Büchern und in der andern meine 3 Mädchen
mit ihrer Mutter. Mein ganzes Gehalt ist 25 rth u 1 rth 22½ gl.
Schreibgebühr und bestreitet Eßen und Trinken nebst den öffentl. Abgaben. Ich
habe kein einziges Emolument, zu Holtz und Kleidung als die sogenannte
Fooi Gelder, welche die Regie immer geschmälert hat, und wegen welcher
meine Amtsbrüder sich an Ihr Forum, den Minister u endl. ins Cabinetgemeldet haben ohne einer Antwort gewürdigt worden zu seyn. Ich stehe
also im Begriff auch diesen letzten Schritt für meinen eignen Kopf zu wagen
und meine Haut zu Markt zu bringen. Der Januar wird diesen Schritt und
den Ausgang deßelben entscheiden. In was für Unruhe mein Gemüth ist u
während dieser Zeit seyn wird, können Sie sich leicht vorstellen.
Mein Dienst besteht freylich mehr in Muße als in Geschäften; dennoch muß
ich wenigstens meine Stunden abwarten und habe nur selbst im Ab- und
Zugehen meinen Sohn unterrichten können. Dem docendo discimus zu
Gefallen hab ich 2 Versuche mit jungen Leuten gemacht, aber fruchtlos. Er
ist den 27 Sept in sein 14tes Jahr getreten u geht gegenwärtig in die
Kinderlehr. Mit dem Griechischen hab ich den Anfang bey ihm gemacht u mit gutem
Fortgange. Wir lesen jetzt die Odyßee zum 2ten mal und peitschen auch den
Pindar durch. Ohne jemals ein Exercitium gemacht zu haben, welches ein
wesentlicher Fehler ist, lesen wir gegenwärtig die Aeneide. Im Hebräischen
sind wir im Josua – und ich sehe diese Uebung zugl. als ein Werkzeug an, ihn
zum Arabischen vorzubereiten, das ich für einen gelehrten Artzt eben so
wesentlich halte als das Griechische wegen der Qvellen dieser Wißenschaft in
beyden Sprachen. Im polnischen ist sein Lehrmeister HE Prediger Wanowski,der sich blos aus Freundschaft mit ihm abgiebt, zieml. zufrieden. Das Engl.
ist blos als eine Nebensache mit ihm getrieben worden und das
franz.
erst
diesen Herbst angefangen. Die Freundschaft eines jungen Menschen,
namens Hill, desgl. ich mir wol gewünscht aber niemals hier zu finden gehofft,
ist eines der glücklichsten Hülfsmittel für ihn gewesen. Dieser junge Mensch
hat einen unglaubl. Hang zu Sprachen, besonders lebenden und dem
griechischen u Arabischen. Italienisch wuste er schon wie ich ihn kennen lernte,
aber zum Engl. Spanischen, Portugiesischen hab ich wenigstens als Wetzstein
gedient und im Griechischen ist er der Gehülfe meines Sohnes. Seine
brennende u beynahe angeerbte Begierde zu Reisen und Ebentheuern, macht mich
besorgt, daß ich ihn nicht lange hier werde halten können. Dies wären meine
beyde Stützen. Die alte Mama ist gantz dagegen, stellt sich aber die
gegenwärtige Verbindungen und den FamilienEinfluß, wie damals, vor; übrigens
aber giebt sie Ihrem lieben Sohn ein sehr gutes Zeugnis, denn ich selbst
habe ein sehr dunkles Bild von ihm, weil ich ihn meines Wißens nicht mehr
als einmal gesehen.
Gesetzt aber, daß auch obiger Schritt keine übeln sondern vortheilhafte
Folgen für meine äußern Umstände hätte, oder daß ich deßelben gantz
überhoben wäre: so fehlt mir doch noch eine nähere Kenntnis von Alter,
Bestimmungs, Neigung und dem eigentlich zu ersetzenden Mangel – Da ich kaum
glaube, daß es Ihre Absicht ist ihn mit dem HE Bruder zugl. herzuschicken,
so könnte dieser erst meine eigene Umstände, die Beschaffenheit meines
Sohns selbst untersuchen, und zugl. auch mir das Nöthige Licht
mittheilen.
Hintergehen werd ich Sie nicht
, sobald ich sehen sollte, daß weder
Ihr noch mein Wunsch erreicht werden könnte – Es wird aber doch Zeit und
Geld verloren bey einem übereilten Zuge von der Art. Das achtzehnte Jahr
ist schon ein gefährliches Alter, und ich begreife nicht, wie ein junger Mensch
von Fähigkeit u Lust sich nicht selbst zu helfen imstande seyn sollte. Was hat
er denn während einer so langen Zeit gethan? Worauf geht seine Neigung, und
worinn haben seine Beschäftigungen bestanden? Nicht des Vaters
Vertrauen, sondern des Sohns ist die Hauptsache, und denn eine Harmonie Ihres
und des meinigen. Das sind lauter Fragen, die beßer durch einen Blick als
schriftlich abgemacht werden können. Mein Herz sagt zu Allem ja, und mein
Vorwitz
Experimente zu machen ist auch noch so lebhaft wie mein Appetit –
aber unser dreyseitiges Bestes, auch vierseitiges, (weil ich meinen Sohn als
eine Hauptperson mit ansehen muß,) hängt mehr von einem reifen,
überlegten, kalten Urtheil ab. Wie wär es, wenn Ihr lieber Sohn seinen Onclebegleitete, an Ihrer Stelle blos die Reife thäte um den Seegen der alten
Grosmutter zu empfangen, der eben nicht im Leibl. bestehen wird; so käm
es alles auf das Urtheil der
alten
und den Geschmack der
jungen Leute
an – und auf eine
Probe
, die doch nicht gantz fruchtlos seyn würde. Scheint
Ihnen dies nicht selbst, die
vernünftigste
,
klügste
und
ehrlichste
Maasregul
in diesem Fall zu seyn? Er bleibt so lange unter Aufsicht seines Oncle und
in seiner Gesellschaft. Will er sich behelfen bey mir; so nehm ich ihn mit beyden
Armen auf, wie Sie mich so oft aufgenommen haben. Geht es, so bleibt
er hier; geht es nicht, so kehrt er wieder zurück: Ihr Herr Bruder kann alles
in Ihrem Namen dann abmachen, eine gegenseitige Freyheit uns unsere
Gesinnungen einander über alles mitzutheilen, gehört zu unser alten
verjährten Freundschaft, und was wir denken und unterhandeln, soll Ihnen
alsdenn zur letzten Einwilligung mitgetheilt werden. Ich erwarte hierüber
mit der Ankunft des einen oder beyder Ihre Entschließung, und weiß keinen
andern Ausweg uns beyde zu befriedigen als den vorgeschlagenen mit dem
Wunsch, daß die Vorsehung alles zu Befestigung und Verständigung unserer
gemeinschaftlichen Gesinnungen und Bedürfniße und Glückseeligkeit lenke
und regiere Amen.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin, deren Genehmigung unseres
Bündnißes ich auch zum voraus setze. Gott laße den Eintritt des neuen
Jahres für Ihr ganzes Haus geseegnet seyn; schenke Ihnen und den Ihrigen
Wohlergehen und langes Leben, ein ruhiges Alter und Freude an
Nachkommen und daß es Ihrem ersten und ältesten Sohne wie dem Sirach
werden möge, der
am letzten auferwachte, wie einer der im Herbst
nachlieset, aber durch Gottes Seegen ward seine Kelter voll wie im vollen
Herbst
. XXXIII. 16. 17. Ich ersterbe Ihr alter treuergebenster u
verpflichtester Freund und Diener
Johann Georg hamann.Einl. bitte eiligst zu befördern. Und hiemit Gott empfohlen. Dem HE
Bruder guten Winter und Weg und Gesellschaft und Ischwocnik zum
Herfluge.
Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Hofraths Lindner / Wolgeboren / zu /
Mitau
.
Herzlich geliebtester Freund,
Den 21 huj. ein ganzes Pack von HE Toussaint erhalten, welches mit dem
besten Dank bescheinige; mein Sohn für die medicin. Abhandl. ich für
Gadebusch u Denkmal der Stadt Riga, worinn ich das Datum vermißt u
3 Hebeopfer des Petersb. Landsmanns. Schlötzers habe angesehen, aber nichts
von Uebersetzung des Dimsdale gefunden, kann es auch nach der Jahrzahl
nicht vermuthen. Dimsdale bleibt auf das nächste Jahr, das vermuthl. erst
mit dem 24 Jan. (in Ansehung der Schaarwerke) anfangen wird. Ihre
Ankündigung habe in den Hamb. gelesen; daß Sie mich für einen Sachkundigen
ausruffen laßen, mögen Sie verantworten. Meinen Namen wünsch ich
wenigstens nicht zu verlautbaren. Wenn mein Sohn in der Feder fertiger
u nicht mit der Kinderlehre, pollnischen u franz. extraordinarie überhäuft;
so würde sich immer sein Nahme beßer zum exercitio des Engl. qualificiren,
und kaum erwarte ich viel wichtiges von dem Innhalt. Da die Urkunden in
rußisch geschrieben, sollten nicht schon einige deutsch ausgekommen seyn. In
diesem Fall thun Sie alles mir das liebe Leben u die eckele Arbeit zu
erleichtern.
Reichard mag mit der kleinen Nachlese für lieb nehmen. Daß Sie kein
Exemplar der hierophantischen Briefe haben, wundert mich. Sollte die ganze
Aufl. vergriffen seyn oder zum Ladenhüter in Leipzig geblieben.
Noch keine Rechnung von Cr. Rath Lil. erhalten; vielleicht sprech ich
morgen bey unserm Oberhofprediger vor und laß ihn durch seinen gewesenen
Hofmeister erinnern. Kein Aviso wegen des angelangten Päckchen erhalten;
es hat sich hier gantz offen im Packhofe einige Tage umgetrieben. Friedrich
war so gut, es noch einzupacken, damit nichts von den Kleinigkeiten zerstreut
würde, die aus 4 Doubletten u einem Exemplar der Zweifel u Einfälle
bestanden. Den 11 sind meine Amtsbrüder gemeinschaftl. mit den Pillauern,
die ich eben so wenig als der alte König recht leiden kann ins Cabinet
gegangen; aber keine Neue von Baal. Mein Spiel steht noch in saluo; daß der
Zug bedenklich ist, versteht sich von selbst. Ich laße mir also Zeit – ob? und
wenn es geschieht den 1. oder gegen den 24 zum Geburtstage an welchem ich
77 meine Bestallung erhielt? Mit diesen Grillen im Kopf u Eiter in den
Beinen läst sich nicht füglich dimsdalisiren. Hatte mir vorgenommen mich
nicht aus dem Hause zu rühren, u habe alle Feyertage geschmaust, gestern
mit Me Courtan den stillsten Mittag gehalten, und denke morgen zu schlüßen.
Erwarte den D. Lindner mit des Hofraths Sohn vielleicht, nächstens hier.
Nichts von unserm Heil. George? Er wird doch in der großen Wüste von
Europa nicht verbüstert seyn. Leben Sie wohl, seyn Sie mir nicht
ungehalten wegen der welschen Gäste. Noch 10 kurze und desto längere Nächte
mehr als wir mit dem alten Jahr fertig zu werden. Gott schenke Ihnen vor
allen gute, wenigstens erträgl. Gesundheit, und laße es Ihnen u den Ihrigen
an keinem Guten fehlen. Grüßen Sie unsern Lieben Zürcher zum N. Jahr
u vergeßen Sie nicht ein gleiches an HE Voldenscherer. Ich sitze auf Nadeln
und werde nichts versäumen, was zu Ihrem Frommen dient, u ich zu leisten
im stande bin. Noch keine Prolegomena von Kant; der sich beschweren
soll
,
daß er die lateinsche Uebersetzung seiner Kritik selbst nicht versteht. Es soll
ein Pf. Bobrüch seyn. Es geschieht dem Autor recht, die Verlegenheit seiner
Leser an sich selbst zu fühlen u zu erfahren. Gott sey mit Ihnen und Ihrem
alten Freunde Landsmann, Autor und Uebersetzer zu dienen
Joh Ge. Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
.
den 19 7br. 78.Ich weiß die horas matutinas des heutigen NativitätFestes nicht frommeranzuwenden als mit einer Antwort auf Ihr erstes und leztes, welches den 3
huj. erhielt gegen Abend, da Mlle St. eben bey mir war, Krausr. ebendaher
kam; daher ich beyden dIhre Einl. auf der Stelle austheilen konnte. Den Tag
drauf überreichte der Selma, aber NB.
offen
aus gutem Grunde, ohne
darein geguckt zu haben. Die übrigen Einl. las ebnoch beym Schlafengehen
und habe keine einzige abgeben können, als die an Fr., NB
versiegelt
.
⸂nachdem mein siebenmal misbrauchter Name sorgfältig war auf der Aufschrift
ausradirt worden⸃ Die übrigen 3 von den 7 liegen noch in statu quo – und
ich bin nicht im stande solche, Ihrem Verlangen gemäß, zu distribuiren.
G. besuchte mich vor den Ferien und wollte seine Eltern besuchen; entdeckte
mir auch seine Absicht wo es mögl. nach Warschau selbst zu gehen.
Einige Wochen nachher erhielt die Nachricht, daß er in letzten Zügen läge
und habe nichts gewißes in seinem Logis erfahren können. Pr. K† hat sich
allenthalben öffentl. erklärt, daß er keine Briefe von Ihnen annehmen würde,
im Fall es Ihnen einfallen sollte an Sie zu schreiben. CH. K. hat aus dem
bereits erhaltenen das gröste Geheimnis gemacht und erbost dann zu S. eineHausisolation nach Ihrem Schritt ausstehen müßen. Ihre bey dem
letzten deponirte Bücher sind sogl. sequestrirt worden u B. ist nicht mehr
Hofmeister, hat mich auch nach 2 Wochen nicht wieder gesehen, ich ihn auch
nicht. Ihr Wechsel ist durch alle Gläubiger die Sie darauf assignirt verrathen
u das Geld gl. in Beschlag genommen u dem gouvernement ausgezahlt
worden. Allso fallen alle Ihre Aufträge von selbst weg und überhaupt
wißen Sie meinen Unstern zu Aufträgen, geschweige zu solchen – Kr. ist
reisefertig nach Berl. und hat mir die Einl. zurückgeliefert, förmlich
entsagend dem T‥ und all seinen Werk und all seinem Wesen. Ihr Eifer in der Verdrus-
Sache ist lächerl. als wenn Ihnen der Himmel ein Monopol gegeben und allesWaßer auf Ihre Mühle zu ziehen. Uebrigens ist es schlechterdings
unmögl. daß ein ehrl. u vernünftiger M sich Ihrer Angelegenheiten
hier annehmen kann, als bis Sie mit den militair u. civil Gesetzen
ausgesöhnt sind. Der Rächer des 1. Gebots der 2ten Tafel ist kein Philosophe de
S.S. für deßen Engel und dienstbare Geister Sie gegenwartig gar nicht
sicher seyn können. Es geht Ihnen aber wie „einem der mitten im Meer
schläft und der oben auf dem Mastbaum schläft; – und in seinem Herzen
sagt: Wann will ich aufwachen daß ichs mehr treibe.“
Mendelsohn hat die ganze Judenschaft hier aufgeboten sein geschencktes
Buch hier einzulösen; niemand aber hat es auffinden können. Den 2 Juliihabe Bernoulli hier besucht, der Himmel weiß mit welchem Herzen. Er
geht über Warschau u. wollte sich bey ProfDuBois nachstens
erkundigen. Seit kurzem soll Ihr armer Vater, (dem ich es als einem Landpriester
nicht verargen kann, um seine 150 rth. wie Augustus um seine Legion zu jammern)
an Ihren würdigen Nachfolger des Recroutenwesensà costi geschrieben
haben, doch noch nichts von dem Innhalt dieses Briefes erfahren können.
Den 27 Augs. habe einen Bruder des Morgens um 4 Uhr begraben
laßen und sehr sorgenf.climacterisch mein 49 Jahr angetreten.
Ehrenreich hat auch seinen Sohn begraben laßen mit allem Pomp der Todtenköpfe
welche vermuthl.die dafür hergegeben. Εαν ὁ Κυριος θελησῃ και ζησωμεν – hoff
ich ein
Denkmal
der Bruderliebe
zu vollendenQuod non imber edax, non
Aquilo impotens Possit – Ich bin noch niemals so reich u arm gewesen als
gegenwärtig, habe 10 rth zum Begrabnis von Prof aufnehmen müßen
und selbige noch nicht abgetragen; noch kein Klafter Holtz zum Winter
eingekauft – und seit Ihrem Abschiede an keinen Menschen in der Welt
geschrieben als gestern und heute nach Polen. Alle Ihre Briefe sind richtig
eingetroffen, die Einschlüße des Geh. R. v. K. sogl bestellt worden;
Auf der Post hat man Ihre Hand immer erkannt. Br. u Zitt. haben Ihnen
längst
geantwortet unter addresse des Prof du Bois u
sich alle Mühe gegeben.
Auch die Bestimmung dieses Briefs hat man sogl. errathen. Und hiemit
göttlicher Obhut empfohlen bis auf beßere Zeiten. Lav ist nach Berl.
diese Woche durchgegangen und hätte Sie gern zu sm Nachfolger à 100 #
vorgeschlagen,
wenn
– Sie nicht so gut versorgt wären, anderer
Wenn’s
zugeschweigen. Viuat S. Selma!!!!!!!Die Liebe Gottes des Vaters, die Gnade † † und die Gemeinschaft des
guten Geistes
sey mit allen vorläufigen Ονησιμοις, ihren Gläubigern und
Bürgen, Correspondenten u Correspondentinnenppp in secula seculorum
Amen!Adresse mit schwarzem Lacksiegelrest:An / Freund P. / zu / Gleboka
bey Cracau.
Extrait.Sire,Après avoir servi en qualité de Traducteur de la Direction Provinciale des
Accises et peages depuis le 25 May 67, (epoque de l’année financiere) je fus si
heureux de recevoir ma commission présente de Garde-magazin au Licent d’ici
le 24 Janvier 77 en benissant l’aurore la plus auspicieuse du Siècle vivant. Dieu
a exaucé mes voeux quotidiens, et Votre Majesté me pardonnera le dégout
de mon detail; car c’est le puits de la Verité, et la trahir, est la seule felonie,
dont je me sens capable, d’après l’ordre de Cabinet du 15 Octobre dernier.
Le garde du magazin et l’inspection du Licent ont été originairement
combinés, et doivent aussi l’etre naturellement et necessairement. La Regie a
séparé la derniere, pour en faire un poste de confidence. Le deuxieme de ces
parvenus fut un certain Valtier, connu par des infamies et rechutes, creature
de ce Magnier, que ma Patrie a vu arriver en haillons de gueux et s’en aller
avec tout le faste d’un marquis. Ah quel conte! – que celui de sa Direction!
L’Inspecteur present est le quatrieme – – il reçoit en appointemens 45 ecus
et 4 pour les frais de bureau par mois; il jouit d’un logis franc, participe au
bois des postes et se plaint hautement d’avoir perdu par la reduction recente
des Tantiemes, gratifications etc. 500 Ecus par an.
Mes appointemens, qui me sont payés chaque mois en pieces de 3 gr. de
Prusse sont 25 Ecus et 1¼ frais pour le frais de bureau. Par la disproportion
progressive du rapport des monnoies au prix des denrees cette recette repond
par une frugalité claustrale à la depense courante de mon menage et aux
charges publiques.*Un petit bousilleur d’Inspecteur-general nommé Depuy retrancha à mon
antecesseur et au Receveur du Licent quatre chambres de leur logis.
L’Inspecteur présent, qui usurpe le logis du Receveur, a été retabli dans la possession
de ses deux chambres et les reparations lui ont été probablement allouées;
pendant que je suis reduit à deux chambres pendant l’hiver avec une famille
de 4 enfans – – –
Après avoir resigné à tous les émolumens de mon antecesseur pour l’amour
du repos et pour m’epargner l’embarras de suivre les drapeaux d’une aigle
à deux têtes, il ne m’est resté qu’un seul et unique emolument sous le vilain
mot hollandois Fooi, qui signifie en allemand Bier oder Trinkgelder. C’est un
don gratuit, que les maitres de vaisseaux ou plûtôt les marchands payent aux
peagers en prenant leur congé; c’est une usance presque universelle dans tous
les ports de l’Europe et d’une ancienneté immemoriale. L’Electeur George
Guillaume en fit la fixation à 3 Ecus, monnoye forte, pour les navires, qui
passent le detroit du Nord, à 1 Ecu et ½ pour ceux de la Mer Baltique et ¼
d’ecu pour les moindres batimens. Le Roi Frederic Guillaume de glorieuse
memoire modera ce benefice à 3 gr. de Pr. par Last et lorsqu’un de mes
antecesseurs avec le teneur de livres appartenant au Magazin du Licent se
plaignirent de leur exclusion, ce Monarque aima mieux accorder en leur
faveur une quatrième gros que déroger à la part des autres Employés. Enfin
cette douceur a été toujours regardée comme la partie casuelle de notre Salaire
modique, n’a jamais été comptée aux produits des caisses Royales et ne peut pas
non plus étre confondue avec les arrangemens precaires de nouvelle date. **La Regie n’a pas seulement altéré le partage présent par la concurrence de
tant d’Employés postiches et de confidence, dont les appointements excèdent
déja les anciens, mais a diverti 9/32:7/32: ¼– Enfin après le succès de ces
fractions toute la partie casuelle de notre Salaire fut declaré de bonne prise depuis
le Novembre dernier malgré l’ordre du Cabinet du 31 Juillet 1774 par lequel
les appointemens anciens et tous les emolumens legitimes ont été garantis.
Quoique les droits des péagers et des pilotes soyent fondés sur les mêmes
Ordonnances et Loix, Mr. de la Haye de Launoy les a partagé en deux par uncoup d’autorité arbitraire, sans aucun egard à leur vigueur actuelle. L’une
moitié de ces Loix mutilées a été ratifiée par lui en faveur des pilotes, dont la
querelle auroit été poursuivie par la Chambre des guerres et des domaines.
L’autre moitié de ces Ordonnances enfreintes attend le Jugement du
SALOMON DU NORD, comme les deux femmes juives de mauvaise vie dans leur
procès fameux.
Le BON DIEU, qui est GRAND et FORT, sans étre connu ***, convertira
enfin le cœur du PERE envers les enfans du Royaume, et le cœur des enfans
envers le PERE de la PATRIE, avant que le jour grand et terrible de l’Eternel
vienne et frappe la terre à la façon de l’interdit **** –
C’est avec la devotion la plus religieuse, loyale et profonde que je suis
Sire
De Votre Majestéle très-humble et très obeissant vassalKönigsberg in Preußen Johann Georg Hamann.den 1 Jänner 1783Packhofverwalter.* am Rande des Abschnitts: Seit dem Juni 83 bekomme ich nur: 75 gl: – monathliche Schreibgebühr** Am Rande des Abschnitts: Nach gänzlicher Absonderung der Admiralität von dem Licent unter ihre beyderseitige Ressorts, verlor mein Vorgänger zwar Sitz und Stimme in der Admiralität, soll aber noch einige emolumenta genoßen haben z. E. von den Bordingen, um deren Ertrag ich mich eben so wenig bekümmert habe, als ich weiß, wer sich denselben zugeeignet haben mag.*** am Rande:Job XXXVI. 26.**** am Rande:Mal. IV. 5, 6.Kgsberg den 1 Jänner 83.Herzlich geliebtester Freund und Landsmann,
Alles Gute und Glück zum Neuen Jahr Ihnen, Ihrer lieben Frau und
Kindern. Bin eben
mit dieser Feder
fertig geworden, an den alten Groß- und
Landesvater zu schreiben. Gott weiß,
wie
es ist und
mir
es geht. Bey aller
meiner laconischen Engbrüstigkeit, trau ich ihm kaum zu, daß er Zeit und Lust
haben wird zu lesen oder zu hören. In Ansehung des Ministers habe keine
Antwort erhalten – und eben nichts zu meiner Befriedigung oder Aufmunterung
erfahren können. Kopf gegen Kopf ist beßer als Kopf gegen Schwanz. Ich habe
meine und der Sache ganze Lage aufgedeckt. Es gehe wie es gehe – So viel zu
Ihrer freundschaftl. Nachricht; denn was ich geschrieben, soll niemand je zu
lesen bekommen. Mein Kopf u Herz ist wenigstens leicht, nun ich diesen
Rubicon – der eben nicht der erste meiner Narrheit ist, – passirt.Ehstens komt ein Doct. Mus. Fisher von Oxfort über Petersb. nach Berl. mit
Empfehlungen an Sie, nicht aber von mir, weil ich ihn weder kenne noch – Was
machen unsere Freunde, Ihr Jonathan, und unser D. Ist es wahr daß sein
Gehülfe nach Bresl. komt als Rector? Ist das erste Stück fertig? Möchte es
gern sehen – Ich hoffe es zu erhalten, und daß er meine unumgängl.
Erklärungen des letzten Briefes verstanden haben wird. Nun hat mir Hartknoch ein engl.
Buch zum Uebersetzen zugeschickt, das ich noch nicht ansehen können, auch ein
Paar meiner fliegenden Blätter für Sie, die der Rede nicht werth sind. So wenig
sind Ihrer, nicht einmal die hierophantischen Briefe. Sie bekommen doch also
dieses Endchen Wurst Zeit gnug. Dem Gevatter Claudius hab auch noch nicht
antworten können, weil mir noch fast alle Listen meiner Collecteurs fehlen. Mit
der Lilienthalschen Bücherwirthschaft hab ich auch noch alle Hände voll. Bitte
also um Mitleiden und Gedult. – Ich dachte kaum morgen – kaum gegen den 24,
und fast gar nicht fertig zu werden, und gehe Morgen früh auf die Post und
vielleicht zum Canzler wider alles Gedenken, weil ich eben etwas für ihn
erhalten, woran er vielen Antheil nimmt, weil es und sein Fritzchen betrifft.
Erfahren Sie etwas vom Schicksal oder haben Sie Wege u Mittel etwas zu
erfahren aus dem Geheimen Gemach, so erwarte alles von Ihrer alten
Freundschaft, die am Meinigen wie ich am Ihrigen den innigsten Antheil nimmt. Hab
heute ein paar kleine Spitzgläserchen Constanza Wyn oder da Capo Wein
getrunken, die mir die Gräfin von Hogendorp geschickt hat. Ist der jüngste Sohn
nicht in Berlin; noch habe nichts von ihm erfahren. Wem ist er ähnlich, dem
ersten oder zweiten, dem ich an statt einen 2 römische Eckelnahmen gegeben habe
Fabius und Tacitus. Noch nichts von unserm Vetter eingelaufen; weiß noch das
Datum nicht wenn er abgeseegelt, so dringend ich auch den Haager gebeten. Nun
Gott laß es uns allen wol gehen, in der alten und neuen Welt; die Erde ist doch
allenthalben des HErrn, aber ungezogenen Menschenkindern Preis gegeben,
von wilden Säuen zuwühlt, von wilden Thieren verderbt. Vetters künftige
Relationes curiosae aus Philadelphia werden uns kaum eines beßern
belehren. Ich erwarte hier alle Tage den jüngsten D. Lindner, vielleicht mit des
ältesten Bruders Hofraths Sohn aus Mitau. Lauren Sie doch gut auf meinen
St. George Berens, daß er Ihnen im Durchzuge nicht entwischt mit seiner
Geige. Leben Sie gesund und vergnügt. Küßen Sie Ihre Gute, grüßen Sie alle
unsere Freunde und hören Sie niemals auf zu lieben Ihren alten Landsmann
Freund und Diener
Joh. Georg Hamann.nebst den Seinigen.Wenn Gevatter Kanter Sie besucht, wie er aller Wahrscheinlichkeit nach, thun
wird, so grüßen u küßen Sie ihn herzlich von mir. Mit seinem Buchdrucker in
Marienwerder bin sehr zufrieden, da ich eben heute den ersten Probebogen des
Nachdrucks von Zitterland aus Mewe erhalten; der Erbherr von Trutenau ist
mit seinen Eicheln ausgeblieben, dafür hab ich einen Schweinschinken zu gut,
den ich beym Papier Müller und Schriftgießer mit meinem ganzen Hause
verzehren will, und der mir beßer schmecken soll als die Eicheln. Vale et faue etresponde.Adresse mit Lackrest:An / HErrn Reichardt / Königl. Kapellmeister / in /
Berlin
.
Kgsb den 7 Jänner 83.Herzlich geliebtester Gevatter und Freund
Den 23 Novb. pc. erhielt Ihren Brief den ich blos deshalb allegire um Euch zu
erinnern was Ihr daselbst von stummen und treuen Hunden Selbst sagt, und
wovon die Deutung auf uns beyde paßt. Ich habe mich damals herzlich über
alle das Gute von der lieben Frau Rebecca und Eurer Muse Schwangerschaft,
von der Anlage der 6 Lusthäuschen und dem Gedeyen der Colonisten in dem
Obstgarten und von der Fruchtbarkeit Eurer Weinreben über der Thür pp
gefreut; und eben so innigen Antheil an dem Kummer unsers Eutinschen
Freundes genommen, von deßen Odyßee ich gestern Abend das dreyzehnte Buch mit
meinem Sohn und seinem Freunde
Hill
angefangen habe zu unserer grösten
Winterlustbarkeit. An meiner späten Antwort ist wol hauptsächlich das leidige
und liebe Subscriptionswesen schuld, welches ich nicht eigenhändig betreiben
kann, sondern dienstbaren Geistern die mehr Einfluß in das Publicum haben,
überlaßen muß. Mit der lieben Christenheit bin ich Gottlob fertig. Der dritte
Zedel läuft aber noch bey unserer Judenschaft, und wird heute oder morgen
erwartet. An Hartknoch habe auch deshalb nach Riga geschrieben, und aus Curl.
erwarte ehstens einen guten Freund, den ich vielleicht dort zum Anwerber
machen kann. Am guten Willen hat es mir nicht gefehlt, und der Terminus fatalisgeht doch erst mit dem Ende des Jänners. Mit der Gesundheit geht es Gottlob!
leidl. in meinem gantzen Hause, und alles grüst und küßt Euch u die Eurigen
in Gedanken. Hänschen u die älteste hat das französische angefangen, habe einen
Umtreiber Namens Toupet der Aussprache wegen gehalten einen einzigen
Monath, ihn aber abgedankt zu rechter Zeit; der erste Theil von Campens
Robinson ist unser Lesebuch. Sorgt also für die Fortsetzung, Herr Gevatter. Ihr
habt aber noch Zeit, weil wir erst mit einem Blatt fertig sind, und das Mädchen
langsam ist. Einen beßern Anfang hat sie diesen Sommer auf dem Clavier
gemacht, – Ich habe meinen ersten Brief dieses Jahr ins Cabinet geschrieben. Daß
ich gelesen oder erhört werden möchte, daran zweifele ich. Sollte ich wider all
Vermuthen Antwort erhalten, so werd ich Euch auch mit der Nachricht eine
Freude machen – weil es darauf ankommt, daß ich von meinem Posten leben
kann, und zu Autorressourcen weder Glück noch Geschick habe. Außer diesem
Grundeis fehlt es mir nicht an hundert andern Zerstreuungen z. E. ein ganzer
Ballast von Büchern liegt um mich herum aus der hiesigen Lilienthalschen
Auction die nach Riga gehen sollen und von denen manche hier schwerl. wider
vorkommen möchten. Mit der zieml. Sammlung von Freygeistern besonders
engl. bin schon fertig. Außer den homerischen Abendstunden muß ich doch
wenigstens meinen Sohn taliter qualiter abwarten, mit einem Capitel aus dem
N. T. einem Maulvoll hebräisch, gegenwartig aus dem Josua und einem
Maulvoll lateinisch aus der Aeneide u ¼ französisch mit seiner Schwester.
Ohngeachtet meiner Einsiedlerey fehlt es doch nicht dann und wann an
Zusprüchen. Ich gehe zu niemanden als zu in ausdrückl. Geschäften und auf
Verlangen. Weder meine Augen noch mein Kopf halten über 10 des Abends aus
und ein früher Aufsteher bin nur in den paar meiner besten Lebensjahre
gewesen. Also geht es mir wie dem HE Gevatter auf HE Hermanns Apotheke, daß
ich vor der Menge von Büchsen und von großen Eyfer zur Arbeit gantz und
garnichts anzufangen weiß, und aus Verlegenheit das Beste zu wählen,
überall nichts thue, und sans comparaison stätig werde, wie des Vater Silens oder
Compere Asmus sein Pegasus. Praefiscine dixerim.Was macht denn, lieber Gevatter, Eure alte Mutter. Von Ihrer schweren
Krankheit, aber nichts von ihrer Genesung weiter gehört. Der Himmel gebe, daß
mehr Zusammenhang in Eurem Leben als Briefwechsel sey. HE v Auerswald,
der sich des Subscriptionswesens nebst meinem jüngsten Gevatter Jacobi und
Commere Courtan eyfrigst angenommen, erwartet ein gantz warmes oder
feuchtes Exemplar über der Post,
auf seine Kosten
, das Ihr an mich nur
schicken könnt und das Meinige zugl. mit Beylagen. Er kann seine Neugierde zu
büßen, das Porto für beyde bezahlen. Wenigstens last Euren Löwen oder Bären
von Verleger den Namen des hiesigen Buchladens nennen, dem er mein
Exemplar von
Irrthümer u Wahrheiten
committirt, damit ich den Schuldner
belangen kann. An einem solchen Dedications Exemplar von Irrthümern u
Wahrheiten ist mir mehr gelegen als an allen Hünern Schiebkarren und
Kleinigkeiten in gantz Wandsbeck, und hab keinen Kettenhund nöthig um solche
unverschämte Diebe an- und wegzubellen. Seyd also so gut und bittet den Euren
Löwen zum dritten mal den hiesigen Buchhändler bey Namen zu nennen und
künftig wenigstens meinen auf das mir bestimmte Exemplar mit sesquipedalBuchstaben aufzuschreiben, zu deren Muster eines Eurer Couvert an den Kgl.
Packhofverwalter Hamann als Beyl. dienen kann. An einem solchen sigl.Exemplar wird sich kein Bube wenn er nicht hünerblind ist, vergreifen.
Wegen der Expedition der sämtl. Werke wünschte wol, wenn Sie nichts
dagegen einzuwenden haben, daß Sie mir die Erlaubnis geben möchten meine
Liste dem hiesigen Wagner u. Dengelschen Buchladen die Nachfolger meines
alten Gevatters u Verlegers Kanter sind zu überlaßen, das eine Exemplar
an HE. von Auerswald ausgenommen das ich mit der Post u ohne francoerwarte. Hierüber gebt mir liebster Claudius mit erster Post Eure Erklärung, und
geht allenfalls deswegen mit Löwen zu Rath. Mit Hartung mag ich gar nichts
zu thun haben u mit den andern so wenig als mögl.
Euer Wein hat bis zum 1 Sept ausgehalten, wo ich die letzte Oelung davon
genoßen. Den 9 Xbr. erhielte 6 kleine Bouteillen von dem Hauptmann von
Hogendorp oder vielmehr seiner Mutter der Gräfin, 2 davon habe verehrt und die
dritte ist noch nicht verzehrt. Es soll Cap Wein seyn, ich nenne ihn da Capowegen seiner geistigen Lieblichkeit, auf den Fläschchen steht
Costanza Wein
.Der mittelste HE v. Hogendorp ist Euer Gast gewesen.
Euer Puppenwerk hat mein Haus ärger als der spanische Pips heimgesucht.
Meine Kinder wurden von der Seuche auf einmal so angesteckt und die Fabrike
nahm so überhand, daß man sich vor Puppen nicht zu rühren wuste. Endlich
hat das Uebel nachgelaßen. Die Haverey ist bezahlt, aber ohngeachtet alles
widerholten Mahnens kann ich die Rechnung für die Fracht u Zoll p. noch
nicht erhalten, woran es liegt weiß ich nicht; die Rechnung mit den 24
Obstbäumen ist längst abgemacht.
Im Herbst hab ich noch eine Tannen Allee gepflanzt diesen Herbst und mit
einer
Eiche
meinen Hayn vermehrt. Vom Fortgange werde nicht ermangeln zu
seiner Zeit gehörigen Bericht abzustatten. Einer der schönsten Aepfelbäume hat
auch noch im späten Jahr Blüthen getragen.
Den 13 –Ein unvermutheter Durchgang eines meiner ältesten und besten Freunde,
George Berens
, aus Riga, der heute vermuthlich abgehen wird, hat mich
zerstreut. Er hat Klopstock in Hamburg besucht, und ist nicht in Wandsbeck noch
Weimar gewesen, wozu er sich doch ausdrücklich lederne Reithosen
mitgenommen. Hier ist die Liste:
HE Accise- und Zoll Director Stockmar, 2 Exempl. des 3ten Theils Königsb.
HE Kriegsrath Hennings 1 Exempl. des 3ten Theils
HE Kriegsrath und dirigirender Bürgermeister Hippel 1 Exempl. des 3 Theils Königsberg
HE Feldprediger Zitterland zu Mewe–––HE Lieutenant von Loßow–––HE Kaufmann Kolk–––––– Dornheim
––– von Reaus––– Kloht
– Prediger Lauwitz
– Oberhofprediger und General Superintendent D. Schultz
– Assessor Niclaus 2 Exempl. des 3ten Theils
– Friedrich Conrad Jacobi,Kaufmann– Wulff Friedländer– Meyer Friedländer– Bernhard Friedländer– Simon Friedländer,
auf alle Theile
– Doctor Med. Joel auf den 3ten Theil.
Frau Reichsgräfin von Henkel-Donnersmark in Bartenstein}– von Winterfeld auf Gubbien}HE von Tettau auf Tolx} auf alle 3 TheileHE Regimentsqvartiermeister Kuwect in Bartenstein}– Auditeur Westphal in Bartenstein
– Lieutenant von Auerswald in Bartenstein auf den 3ten Theil NB mit der Post.
Madame Sophie Marianne Courtan– Emilie LavalHE Friedrich ToussaintHE Seiff in Pillau– Regimentsqvartiermeister Bergius in Preuß. Holland
– Feldprediger Jedosch– André Jaques Espagniac in Königsberg.
– Secretarius Berent alle 3 Theile
– Johann Friedrich Schultz alle 3 Theile
– Director Hagen alle 3 Theile
– Criminalrath Jensch alle 3 Theile
– General Lieutenant von Lengerfeld Excell. alle 3 Theile in Pr. Holland
Sa 27 Exempl. des 3ten Theil + 1 für den Briefsteller = 28
11 Exempl. des gantzen Asmus 38 saluo errore calculi, denn mir ist der Kopf sehr wüste.
Wünsche übrigens ein gesundes geseegnetes Neues Jahr, glückliche
Entbindung der liebwerthesten Frau Gevatterinn u Eurer lastbaren Muse. Küst
Pathchen u Geschwister. An Mattheschen im Keller auch unbekannter weise meinen
Salamalec u Respect. Und hiemit Gott empfohlen.
Johann Georg H.Kgsb den 15 Jänner 83.Herzlich geliebtester Freund,
Daß Sie einen Brief sine die et consule erhalten ist der offenbarste Beweis von
der Gemüthsverwirrung in der ich lebe. Unser gute George ist vorgestern
abgefahren, u hat sich beynahe eine Woche hier aufgehalten zu meiner großen
Aufmunterung u Stärkung. Mit Nachrichten von Fooygeldern bitte nunmehr sich
keine weitere Unruhe zu machen. Ich bin den 1 huj ins Cabinet gegangen ohne
aber eine Antwort noch Erhörung zu erwarten. Dixi et liberaui animam meam;bin wenigstens so erleichtert gewesen als wenn ein Mann von einem Stein
oder eine schwangere von ihrer Frucht entbunden wird. Ein Tonnchen Caviarhabe vorigen Sonnabend richtig erhalten – war aber den Mittwoch vorher schon
auf eins zu Gast gebeten was HE Kr. Hippel vom Prof. Kant erhalten, dem er
Hitze macht. Meins habe Montag Abends auf Ihr u George Gedächtniß
angebrochen u hoffe den Rest heute zu verzehren; denn alle meine Kinder eßen wie
die Ygeln.
Den Irrthum wegen Dimsdale habe schon entdeckt. Da ich die Arbeit blos aus
Gefälligkeit übernahm, so war es mir sehr lieb, zum theil auch Ihrentwegen,
weil ich eben nichts wichtiges darinn vermuthe. Habe das Engl. noch nicht
angesehen, aber im Sinn gehabt es nächstens mit der Uebersetzung zu vergleichen,
um meiner Sachen gewiß zu seyn. Ich habe die Lilienthalsche Rechnung
erhalten, bin gestern umsonst mit Hänschen bey ihm gewesen, heute frühe aber
die Verification anstellen können. Die Rechnung beträgt 583 fl. 7 gl. Die
kleinen Unkosten wegen des Fuhrlohns und Tragens habe von Ihrem Gelde
genommen – Ob ich bey Vitruv gemeldt, weiß ich nicht, daß das erste Blatt fehlt u
ungebunden ist; unterdeßen bleibt es immer eine schätzbare Reliquie. Mit
einer Postilla Mystica oder wie sie heist werden Sie auch wenig anfangen
können; sie ist engl. u 1 fl. unter dem angesetzten Preise abgegangen. Bey der
Unschuldigen Nachricht hab ich auch etwa 1 rth zulegen müßen; weil glaubte, daß
dies gantz complette u gut conditionirte Werk für seine 21 fl. immer werth
wäre. Was die Uebersendung betrift; so muß ich gestehen daß der Ballast mir
sehr im Wege ist u ich ihn dennoch gern eine Woche länger als später behalten
wollte. Ihrem eignen Wunsch nach war es Ihnen um Rußl. Fuhrleute zu thun,
die erst
noch erwartet werden
, und der Winterweg ist auch noch nicht da.
Mit den Freygeistern, Socinianern bin fertig u bin jetzt über die Mystiker. Also
das wichtigste ist schon überstanden. Uebrigens können Sie versichert seyn, daß
ich meine Lüsternheit gern aufopfern werde u die Bücher nicht
meinetwegen
allein einen einzigen Tag aufgehalten werden sollen – weil außer der
Unbeqvemlichkeit daß die Hälfte wenigstens in meiner Stube liegt, ich auch der
ängstlichste
Hüter fremder Sachen bin u nicht eher Ruhe haben werde, bis ich
von Ihrer glückl. Abfahrt u Ankunft versichert bin. Auf HE Courtan kann ich
nicht rechnen, er ist mit Stunden die er nimmt und giebt, überhäuft; u seine
liebe Mutter hat mich schon gebeten jenes Pack mit dem meinigen zu verbinden;
bin auch gl. nach Empfang Ihres Briefes im Buchladen, den ich sparsam sehe,
gewesen, um mich wegen des kranken Friedrichs zu erkundigen, der mir seinen
Beystand nochmals versichert. Bitte also auch Ihren HE Schwager zu
entschuldigen, deßen Schuld es nicht gewesen, daß das
Pack aufgegangen
– und
ich habe alles richtig erhalten. Daß die Kaufleute ein paar Tage liegen laßen,
geht sehr natürl. u Bücher sind keine Güter für sie, mit denen Sie es nöthig
finden sich zu übereilen. Das Versehen lag also mehr am Einpacken als
freymachen oder abholen. Ich bin deswegen so weitläuftig weil ich gern Einigkeit
unter Brüdern befördern u Misverständniße unterdrücken mag. Das Petersb.
Journal v 82 ist complet u bereits eingebunden. Hänschen dankt ergebenst für
Dimsdale und Mümpler und ich nehme herzl. Antheil an dem Wachsthum seinerBibliothek, die er leider wie sein Vater per fas et nefas vermehrt; denn die
Lilienthalsche Auction hat mir auch 30 rth circa gekostet. Heute habe den Verkauf
eines meiner Häuser geschloßen für 1300 fl welches mir 3000 fast gekostet. Was
für ein reicher Mann, der so viel verlieren kann! Gott schenke Ihnen aus Gnaden
Gesundheit und erfülle meine Freude Ihr ganzes Haus hier zu sehen. Heute
nicht mehr – Nächstens hoff ich, ruhiger und müßiger. Ich umarme Sie u
ersterbe Ihr ewig
ergebener u verpflichteterJohann Georg HamannAdresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d 12 Jan 1783
u Bocks NaturgeschKgsberg den 31 Jänner 83.Herzlich geliebtester Freund,
Mein herzl. Beyleid zu Ihrer Familien Trauer, die ich im Buchladen erfuhr
und über die unvermuthete Nachricht mich alterirte. Ich muste mich gestern Abend
auch zeitig niederlegen, nachdem ich 2 Patienten besucht, bin aber doch heute
wider imstande aufzustehen, und ein kleiner Schweiß gegen Morgen den ich
durch The beförderte, hat mir gute Dienste gethan. Gott stärke Ihre Gesundheit
u. bewahre die Ihrigen.
Einl. an den jungen Neuman habe vorige Woche erhalten u er ist mir gar nicht
eingefallen seiner an unsern George zu erwähnen, der hoffentl. gesund
angekommen seyn wird. Vorigen Sonntag kam doctorandus in mein Haus u hat
mir des Hofraths ältesten Sohn mitgebracht, der sich bey mir aufhalten wird.
Der junge Mensch gefällt mir sehr – wie lange? weiß Gott.
Der große Kasten mit 80 Folianten, 79 Qvartanten 156 Octavbände (die 67
Unschuld. Nachrichten eingeschloßen) 20 Duodezbände ist diese Woche dem
Fuhrmann Frantz überliefert worden. HE Courtan hab den Frachtbrief
ausgefertigt; und das Gewicht beträgt nach unserer Licentwage 3 Schiffpfund 1 Centner
10 ℔. Den Kasten habe umsonst von HE Friedländer erhalten; aber ein
Biergeld vors Herbringen bezahlen müßen. Alle kleine Unkosten die Bücher theils
mit Schleifen theils tragend in mein Haus zu schaffen, weil ich die
Licentträger für alle Kleinigkeiten zu bezahlen gewohnt bin, und die ohnedem
beym Packen behülflich gewesen, und ihr Gebühr erhalten betragen sämtl. 7 fl.
11 gl. 1 ßl. welche ich von Ihrem
Gelde
bezahlt, deßen Bestand 29 fl. 18 gl.
ausmachte.
Bleibt also noch 22 fl. 6 gl. 2 ßl. in Cassa
. Der von Crim Rath
Lilienthal quittirte und vorhero mit seinem Catalog von ihm selbst verglichene
Extract der Universalrechnung ist in Ihrer HE Schwäger Händen. Da ich im
Rechnen meiner Sinne gar nicht mächtig bin; so hab ich ihn von andern
untersuchen laßen um für errores calculi sicher zu seyn; denn die gantze Rechnung
betrug 695 fl. 26 gl. worinn Commissiones für Prof. Kraus u die Altst. Bibl. u
für mich selbst waren. Reimans Catalog habe nicht behalten, dafür aber einige
andere Sachen, wo ich geglaubt habe mir der nächste zu seyn. Z. E. die
Conjectures sur la Genese, die ich einmal selbst vom seel. Mann zum lesen gehabt und
einige andere Autores wo wir Nebenbuler gesehen, u worüber ich vielleicht schon
geschrieben oder wenigstens schreiben wollen. Den Vitruv wollte selbst behalten
ungeachtet des defects des ersten Blatts. Daß selbiger nicht bey mir geschehen,
zeigt die mit alter Tinte aufgeschriebene Jahrzahl. Ich habe ihn sorgfältig bey
mir eingewickelt gehalten, beym Einpacken aber schien es mir am besten zu seynihn beym leeren Bande des Proclus einzulegen. Für die kleine Raritäten habe
eben so genau gesorgt, daß nichts davon verloren gienge und ich hoffe, daß Sie
alles finden werden. Ein einziges Buch das von Hoburgks neml. sein
Jugendspiegel
ist nicht zu finden gewesen. Ohngeachtet mein Sohn behauptet es noch
in unserm Hause gesehen zu haben und ich alle
Schwärmer
gelesen: so hab
ich es doch nicht finden können. Sollte es wider Vermuthen bey mir verlegt seyn:
so bleibt es Ihnen sicher aufgehoben. Unterdeßen können Sie sich meine
Verlegenheit den ganzen Ballast theils in meiner Stube theils auf meinem Boden zu hüten,
und meine ängstl. Sorge dafür kaum vorstellen. Ich bin wenigstens zufrieden,
daß nicht mehr Unordnung theils auf der Auction theils in meinem Hause
vorgefallen. Die 2 gestohlne u dies eben nicht viel bedeutende Buch des Homburgks ist
also der einzige Verlust den ich nicht habe verhüten können. Bartoloccii Bibl.Rabbinica ist das letzte Buch, das ich gelesen u von dem ich keine Hofnung hatte,
daß es in den Kasten gehn würde geht nur bis zum Buchstaben Jod. Imbonatushat es in 2 Folianten fortgesetzt. Ich habe große Versuchung gehabt meinen
Athenaeum mit Ihrem umzutauschen blos des Bandes wegen, der bey meinem
mehr in die Augen fällt, ich hab es aber nicht gethan u weil ein Pergamentband
sich beßer hält als Franz, u hätte es Ihnen auch gemeldt wenn es geschehen wäre.
Nun erwarte mit Schmerzen auf die Nachricht eines guten Empfangs. Der
alte HE Courtan war so gut mir das Einpacken zu versprechen weil Sie mit seinerArbeit so zufrieden gewesen. Die Familienunruhe hat aber die Erfahrung nicht
verstattet. HE Friedrich hat einen halben Tag damit zugebracht bis auf den
Bartolocciner, den die Träger vom Licent noch eingeballt und den abscheul.
Kasten aus meinem Hause nach dem Packhof gebracht.
HE. Oberhofprediger Schultz u der reformirte Prediger im Waysenhause von
Lauwitz haben mich schon seit langer Zeit aufgetragen die Subscription auf
Rossi Bibelausgabe à 1 # wo ich nicht irre zu bestellen. Können u wollen Sie
selbige annehmen, so bitte mir mit nächsten darauf zu antworten, auch in
Ansehung des wahren Subscriptions oder Praenumerations-Preises.
Der 6te 10te u 13te Theil von Shakespear liegt auch noch hier und ich habe auch
nicht dazu kommen können, Ihnen die Erklärung des HE von Auerswalde, der
vor einiger Zeit selbst hier gewesen, mitzutheilen. Er überläst es Ihrem Willkühr,
ob es Ihnen beqvemer ist alle 3 Theile wieder mitzunehmen, weil in Ansehung
des 6ten ein Misverständnis von Ihrer Seite vorgefallen und er den letzten
schon besitzt. Können Sie ihm den wirklich fehlenden 8ten verschaffen; so will
er gern den 10ten auch behalten, aber ohne diesen auch nicht jenen, da er u läst
sich in dem Fall den Preis à 4 fl. gefallen, sonst nicht, indem er einen engl. sich
verschrieben und ist es ihm also gleichgültig ist ob ihm einer oder 2 Theile
fehlen, aber nicht so gleichgiltig das ganze Werk complet zu haben. Macht es
Ihnen also nicht zu viel Beschwerde den 8ten Theil zu verschaffen; so dankt er
für Ihre Güte. Wo nicht, so wird es Ihnen auch gleichgiltig seyn, ob Sie die
beyden oder alle 3 Theile wieder zurücknehmen.
Schlötzers Unschädlichkeit der Pocken habe planiren u heften laßen wegen der
Beqvemlichkeit zu lesen, und weil ich glaubte das Werk zu meiner
zurückgegangenen Absicht nöthig zu haben. Es wird mir also einerley seyn, ob Sie es
zurück nehmen oder ich Ihnen den Werth bezahle, der doch eben nicht so viel
ausmachen wird.
Den 1 Jänner habe ins Kabinet geschrieben ohne Antwort erhalten zu haben,
woran mir im Grunde auch nicht gelegen. Dixi et liberaui animam meam. Mein
ernster Wille war es Bier, Caffé u Toback abzuschaffen; ob es mir mögl.
gewesen weiß ich nicht. Ob Lindners Pension den Ausfall ersetzen wird, weiß auch
nicht. Ob ich selbigen durch Bücherschmieren hätte ersetzen können, daran
zweifele ich auch sehr. Die Lilienthalsche Auction ist meine letzte
Henkersmahlzeit in Ansehung meines Bücherhungers gewesen – und ich hab mich an Ihrem
Wust den Magen vollends verdorben, daß mir
Schreiben
und
Lesen
fast
eckelt. Unter allen Schwärmern ist mir
Weier
noch erträgl. gewesen, wie unter
den Freygeistern Toland u der erste Theil von Morgan.
Der eine meiner gestrigen Patienten war unser blinde u lahme HE von
Baczko. Diesen Augenblick läst er mir gute Nachricht von seiner Beßerung geben.
Mein saurer Gang des Abends mit dem D. Lindner ist doch nicht umsonst
gewesen. Der andere ist der Miethmann meines einen Hauses auf dem Anger,
dem ich wol kein langes Leben zutraue u daher wegen der Miethe in Sorgen
seyn muß. Mein anderes Haus auf dem Haberberg habe vor 14 Tagen für
1300 fl. leider Gottes! verkauft, da es mir gegen 1000 I℔ kostet, aber es ist
keine Hofnung daß der Käufer soviel Geld aufzubringen im stande ist. Ich bin
also von allen Seiten in der Klemme, und kann nicht ins Reine kommen. In
diesem gantzen Jahre keinen Buchstaben weder aus Berlin von R. der Hoffnung
eines Erben hat noch D.Biester erhalten, noch aus Weimar – Ein Graf von Kayserlingk
an den ich nicht auf 100 Meilen gedacht erfreute mich am 2 Sont. nach Epiph.
mit Spangenbergs Idea fidei Fratrum, die mir Gevatter Kaufmann zuschickte,
als ich eben mitten unter Ihren Schwärmern wühlte und gähnte. Ich habe dies
Buch noch nicht ansehen können und bin so überladen, daß ich fast gar nichts
von dem Michaelis Meßgut gelesen. Kants Prolegomena bleiben auch gantz
u gar aus; ich glaube daß er auch drauf wartet. Hab ich mich schon für Ihren
Caviar bedankt; ich hab mich an ihm über Georgens Abfahrt getröstet zum
Abendbrodt u Frühstück mit meinem ganzen Gesinde; die Mutter allein
ausgenommen. Desto beßer für mich. Beruhigen Sie mich doch bald in Ansehung
seiner Ankunft u des großen Kastens, bey deßen Auspackung ich auf die kleinen
Raritäten Achtung zu geben bitte, für die ich menschmögl. gesorgt. Von allem,
was Erinnerungen nöthig haben sollte, werde Red u Antwort geben. Nur bitte
mir
die wenigen Autoren, welche für mich selbst behalten
u daher
weder auf der Rechnung stehen noch im Kasten liegen nicht in Anspruch zu
nehmen, gesetzt daß ich selbige auch in meinen Auszügen u Briefen aufgeführt
hätte. Die 2 gestohlne u das dritte ich weis nicht wo verschwundene Buch
ausgenommen ist alles meines Wißens in gehöriger Richtigkeit befunden worden.
Auch melden Sie mir, wie es mit dem Polanger Zoll gehen wird; denn wie beym
Packen drauf Rücksicht genommen werden kann, versteh ich nicht. Nun ist so
leicht keine Auction hier abzusehen von einigem Gehalt, als des Kaplan
Lakowski seine, den Gott lange im Leben erhalten wolle.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin, und grüßen Sie Albertinchen u
Ihren Bruder an der Zürcher See von mir u den Meinigen. Unter guten
Freunden u getreuen Nachbarn bitte Ritter George u HE Voldenscherer nicht zu
vergeßen. Melden Sie mir doch was mit dem armen Neumann werden wird. Gott
gebe Ihnen Gesundheit und Kräfte zu Ihrer Reise u Meße. Ich umarme Sie
und ersterbe
Ihralter treuer Freund u LandsmannJohann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
/ Fr Memel.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 25 Jan 1783Königsberg den 31 Jänner 83.HöchstzuEhrender Herr Hofrath
Geliebtester Freund,
Ihr Herr Bruder überraschte mich am III Sonnt. nach Epiph. des Morgens,
u Nachmittags lernte ich Ihren lieben Sohn kennen, der auch gleich den Tag
drauf als am 27. huj. bey mir eingezogen und die erste Nacht geschlafen, weil
ein längerer Aufenthalt in einem öffentl. Wirthshause kostbarer gewesen wäre.
Den andern Tag nahm ihn sein HE Oncle, der eben in Kgsb. war aufs Land,
woher ich ihn alle Augenblicke wider erwarte. Alle das Gute, was mir
jedermann von seinem guten Character, gesetzten u sittsamen Wesen gesagt, scheint
mir einzutreffen und ich wünsche Ihnen zu einem so hofnungsvollen Sohne
Glück und nehme an Ihrer Freude den nächsten Antheil, weil es immer das
menschl. Leben erleichtert, wenn Zuneigung u Hang des Herzens und der Seelen
zum Grunde liegt. Also von dieser Seite hab ich nicht die geringste Einwendung
noch Bedenklichkeit, und eben dies ist der Fall bey meinem Sohn.
Seine Stärke oder Schwäche in Sprachen habe noch nicht untersuchen
können noch mögen. Nach einigen Wahrzeichen seiner Aufrichtigkeit und
Bescheidenheit, ist mir seine Versicherung hinlänglich, daß es noch nicht bis zum Eckel
gegen die gelehrten Sprachen gekommen, und daß es ihm daher garnicht an
Lust
fehlt darinn weiter zu kommen; welches auch zur großen Beruhigung für
mich dient. Die wenigen Schulbücher die er hat, haben eine so altfränksche eckle
Einkleidung
, daß das vehiculum allein eine widrige Wirkung auf den
Geschmack eines jungen Menschen thut. Ein altes elendes Lexicon ohne Anfang
u Ende, fast lauter Trödelausgaben von claßischen Schriftstellern. Kurz die
Garderobe der Musen und des guten gesunden Geschmacks ist außer allem
Verhältnis gegen das übrige.
So ein geschickter und fast parteyischer Unterhändler Ihr Herr Bruder ist, hat
er mir doch nicht mein Mistrauen gegen die nachtheilige Gerüchte, die mir ganz
zufällig aufgedrungen worden u von allen Seiten aufgestoßen, gänzlich
benehmen können. Armuth u Reichtum – Geitz und Verschwendung gieb mir
nicht, ist wol immer das beste oekonomische Gebet gegen den schwarzen und
weißen Teufel. Da ich beyde Anfechtungen aus der Erfahrung kenne; so wollte
nicht gern in den Verdacht bey Ihnen kommen, daß der Geitz bey mir stärker
wäre als
Pflicht
und
Freundschaft
und
Erkenntlichkeit
. Ich muß mich
also in Ansehung der Pension erklären, nachdem ich mit klügeren Leuten darüber
zu Rath gegangen bin, denen zufolge ich 400 fl. als das
geringste
und 500 fl.
als das
höchste
aussetzen muß, doch so daß ich alle 4tel oder halbe Jahre, nach
Ihrem eigenen Befinden, ratam zum voraus erhalteIch habe Ihnen, liebster Freund, bereits meine Verlegenheit gemeldt in
Ansehung der Foye-Gelder, die ich zu Holtz und Kleidungsstücke immer bestimmt
gehabt. Ich habe den 1 huj. ins Cabinet geschrieben, ohne eine Antwort erhalten
zu haben. Mein kleines Haus am alten Graben habe ich für tausend rth
verkauft u eben so viel daran verloren. Jetzt bin ich wieder im begrif von einem
paar durch den Concurs mir zugefallenen Häusern aus des seel. Bruders
Erbschaft die mir auf dem Halse liegen nolens volens ein Häuschen für 1300 fl.
loszuschlagen, woran ich wider über die Hälfte einbüße. Der Miethsmann von dem
letzten Hause hat sich auch vorige Woche berichten laßen u wird kaum dem
Tode entgehen, weil er eine zehrende Krankheit an, wo ich neue Ausfälle zum
voraus sehen muß. Ich war also auf 2 ressources gefast mich so kümmerl. als
mögl. einzuschränken, und Caffe, Bier u Toback sind die einzigen Articul,
welche mir einzuschränken übrig bleiben oder durch eine leidige Autorschaft mir
zu helfen, woran ich auch wenig Gnüge finde. Im erstern Fall wünschte ich
keinen Zeugen meines häuslichen Kummers zu haben. Also muß ich entweder in
verlornen Stunden mir etwas durch Uebersetzen oder erst wie zu erwerben suchen,
oder bey der Pension Ihres Sohns darauf Rücksicht nehmen, damit ich Muße u
Lust gewinne mich auf meinen Pfleg- u natürl. Sohn ganz allein einzuschränken.
Freilich bin ich nicht im Winter vermögend ihm eine eigene Stube zu geben,
aber dies ist eine Unbeqvemlichkeit für uns beyde, u es würde mir angenehmer
seyn; aber auch ein Vortheil für beyde uns immer so nahe u zur Hand als mögl.
zu seyn, besonders bey der Aussicht eines guten Vernehmens, womit ich mir
unter uns schmeichle. Die franz. Einrichtungen haben mir 2 vortrefl. Stuben
entzogen, mein Nachbar ist in den Besitz der seinigen gekommen gegen alles
Recht u Billigkeit. Ich habe diesen Umstand auch an den König geschrieben, u
kann mich durch diesen gewagten Schritt wenigstens gegen meinen Nachfolger
legitimiren u. in meinem eigenen Gewißen, und das ist auch alles, was ich
dabey gewonnen.
Beliebt es Ihnen ja, Geliebtester Freund, einen Ueberschlag zu machen, so
bedenken Sie ja, daß alles von Jahr zu Jahr hier theurer geworden u tägl.
wird; und ich erinnere mich, daß Sie den Unterscheid auch schon bey Ihrem
damaligen Aufenthalt, wie Sie ein Jahr hie zubringen musten fühlten. Unser
jüngster Prof. Mangelsdorf hat hier gleichfalls um Pensionair geworben, auch
100 # blos für Pension u. Aufsicht angesetzt. Jeder lachte ihn mit einer so
außerordentl. Forderung aus; unterdeßen haben sich doch schon 2 junge Leute, wie es
heist, gefunden, ungeachtet ich keinem Vater eben die Anvertrauung seiner
Kinder einem Klotzianer empfehlen möchte, bey allen den kleinen Vortheilen
die ich diesem Mann zutraue zur Schau junge Leute aufzustutzen.
Stunden dürften vor der Hand nicht nöthig seyn; aber beym
Anfange
werde ich nichts versäumen, ihn theils in Gang zu bringen theils meinen Sohn
zu erleichtern, der mit der Kinderlehre u seinem pollnischen gnug zu thun hat,
auf den Sommer eingeseegnet u vermuthl. auch das academische Bürger Recht
erhalten dürfte.
Zeichnen u Mathematik
wären denn die ersten Stunden für
beyde. Es ist mir lieb, daß er keine musikalische nöthig hat; denn diese Kunst ist
gegenwärtig Mode u sehr kostbar. Richter nimmt, wohin er selbst geht, 6 rth u
zu Hause 4. u dem ohngeachtet fehlt es ihm nicht an Stunden. Lateinisch
(griechisch, wenn er dazu Gnüge hat) franz. engl. nehme auf mich, welsch (mit
Hülfe meines
Hills
), so wie spanisch u etwas portugiesisch, wenigstens DonQuixotte u Camoens. Polnisch treibt mein Sohn u zum Ruß. hab ich auch
Hülfsmittel. Meine lateinischen Autoren habe damals mit dem seel. Bruder
getheilt u sind alle verbrannt. Es fehlt mir an Cicero, Liuius, Tacitus, Pliniusden jüngerm. Können Sie bey Gelegenheit dort etwas zu uns. gemeinschaftl.
Lectur auftreiben, so denken Sie daran.
Wild
und
Wein
komt auf meinen Tisch nicht, findt sich auch nicht in meinem
Keller. Mittags sauf ich Waßer u Abends Bier. Mein Gevatter Asmus schickt
mir bis weilen Wein, u die Gräfin von Hogendorp aus dem Haag, und
Haselhüner kommen bisweilen von Hartknoch in mein Haus geflogen. Dafür hab ich
Freunde, wo ich beydes reichl. genießen kann. Der Caffe ist das einzige
Praerogativ als Hausvater, alles übrige theile ich gern mit meinen Hausgenoßen.
Abends eße gar nichts oder ein Butterbrodt, oder Kartoffeln oder dergl. Dem
ohngeachtet komt mir meine Haushaltung ordentl. 60 fl. und diesen Monath
80 weil ich Korn eingekauft.
Ich bin gestern mit einem Flußfieber zu Hause gekommen u habe die
Ausdünstung abwarten müßen. Verzeihen Sie also wenn ich mit schwachen Kopfe
geschrieben. Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau Gemalin. Ihr Herr Sohn
wird diesen Abend vermuthlich eintreffen; er wollte gern die Reise abmachen
um darnach nicht im Anfange seiner Arbeiten gestört zu seyn. Erwarte Ihre
GegenErklärung mit eben so viel Aufrichtigkeit als ich die meinige gethan. Ich
umarme Sie und ersterbe Ihr alter ergebenster Freund u Diener
Joh. Ge Hamann.den 1 Febr.Kgsberg den 1 Februar 83.Herzlich geliebtester Freund,
Diesen ganzen ersten Monath des N. Jahres gewartet aber umsonst. Nicht
ein Laut noch ein Buchstab weder aus Weimar noch Berl. Heute ist ein
abscheulicher Bücherkasten von der Lilienthalschen Auction an Hartknoch
gegangen u ich danke Gott den Wust einmal los geworden zu seyn von engl.
Freygeistern u alt deutschen Schwärmern. Bald wär es mir wie den Israeliten mit
den Wachteln gegangen; so eckel ist mir Lesen und Schreiben geworden.
Wie geht es Ihnen und wie steht es in Ihrem Hause? Gott gebe mir doch
bald gute Nachricht von Ihrer Gesundheit u. erfreuen Sie auch Ihre liebe
Schwester mit einer Antwort auf Einlage. Eine offene an den jungen Neumann
hat auch erst heute abgehen können. Den 8 traff unser
George Berens
ein,
ziemlich müde u matt von seiner Wallfahrt. Schelte hat er gnug bekommen die
Gevatterschaft so schnöde vorbey gegangen zu seyn. Die Schuld mag wol nicht
an ihm gelegen haben; sondern er hat aus Flensburg den geradesten Weg
nehmen müßen. Den 13 Jänner reiste er ab u ich erwarte mit jeder Post einen
Wink von seiner Ankunft wenigstens durch Hartknoch, der eine Schwägerin
Me Laval hier plötzl. verloren. Vorigen Sonntag komt der jüngste Lindner als
Doctorandus Med. hier an, seine alte 82jährige Mutter noch zu letzen und hat
mir des ältesten Sohn aus Mitau mitgebracht, zur Pension in meinem Hause.
Der junge Mensch ist gantz nach meinem Geschmack aber von allen Seiten hör
ich üble Gerüchte von des Vaters abscheul. Geitze, bey seinem großen Vermögen.
Ich habe ihm heute geschrieben und hab ihm reinen Wein eingeschenkt. Was er
mir antworten wird u. ob die Gerüchte gegründet sind, sollen Sie auch
erfahren. Meine letzte Verlegenheit wegen der FoyeGelder wißen Sie bereits.
Den 1 Jänner bin ins Cabinet gegangen – aber weder Stimme, noch Antwort
noch Aufmerken von Baal. Wenigstens hab ich mein Herz erleichtert u bin jetzt
ruhig. Eben an dem Tage da Berens abreiste fand sich ein Käufer zu einem
meiner Häuser; ich habe abermahls mit einem Verlust der Hälfte auf 1300 fl.
zugeschlagen. So spottwolfeil auch der Preis ist, scheint es doch dem
Kauflustigen an Gelde zu fehlen, und vorige Woche brachte mir auch Hänschen die
Nachricht, daß mein Beichtvater wär abgeholt worden den Miethsmann des
andern Hauses zu berichten, daß ich also von allen Seiten in der Klemme, und
doch ziemlich gutes Muths bin, ein kleines Flußfieber ausgenommen das mich
seit vorgestern Abend anwandelt, bey dem ich heiter wie gewöhnlich bin; das
mir eben nicht recht gefällt Praefiscine dixerim.Den 3 –Ich befinde mich so wenig im stande zu schreiben; daß wenn ich mir nicht ein
Gewißen draus machte Einl. noch länger aufzuhalten, ich kaum Herz hatte die
Feder anzusetzen. Pf. Fischer erinnert sich fleißig Ihrer u nimt an Nachrichten
von Ihnen warmen Antheil. Mein neuer Gesellschafter ist gestern erst vom
Lande zu Hause gekommen. Ich bin nun erst im stande gewesen seine Fähigkeiten
zu untersuchen. Bey der Großmutter erzogen hier auf dem Lande – dies verzeih
ich alles: aber nun 2 Jahr in Mitau unter des Vaters Augen so abscheulig in
Ansehung der ersten Schulkenntniße verwahrloset, daß ich mirs nicht habe
vorstellen können. Ich habe mir also wider mit meinem guten Willen ein schön
Stück herculischer Arbeit aufgebürdet. – Ein derber Kappzaum für mich alle
Autorgrillen zu vertreiben, wenn nicht des Vaters Geitz mich dieser Last
überhebt. Vielleicht geht aber alles beßer wie ichs denke; denn meine
Einbildungskraft wechselt in so hellen u dunkeln Farben, daß ich vor zu vielem oder zu
schwachem Lichte die Dinge selbst nicht sehen kann.
Dem Hartknoch zu Gefallen hatte ich mich anheischig gemacht des Dimsdale
Reise zu übersetzen. Mir schauderte vor der Arbeit wenn ich daran gedachte. Zum
Glück ist alles schon vor einem Jahr im Deutschen herausgekommen, und ich
finde mich bey meiner jetzigen Lage, wo es schlechterdings unmögl. gewesen
wäre, sehr erleichtert, daß ich mein Wort weder halten noch brechen darf.
Den ersten Tag in diesem Jahre habe keinen Menschen gesehen u mich auch
Niemand. Ich schrieb meinen Brief an den φφen zu S.S. ab u erhielte
einen, deßen Beyl. in der inaugural-Disputation des Ioh. Iac. Stippe bestand,
von der Thomasius kaum selbst Autor sondern wahrscheinlich bloßer Praesesgewesen. Ich habe selbige sehr aufmerksam u mit viel Vergnügen durchgelesen.
Der Status quaestionis ist mit vieler Genauigkeit aus einander gesetzt u
bestimmt. In Ansehung des de Puy hab ich eben dieselben Vorstellungen gehabt,
aber hier umsonst nach einer alten Ausgabe hier getrachtet, auch die alte deutsche
Uebersetzung von 665 nicht auftreiben können. Kein Stück des Mercurs und
überhaupt fast gar nichts von MichaelisMeße zu sehen bekommen; weiß also
von gar nichts. In einem der neuesten Stücke der Allg. Bibl. sollen Sie sehr
gelobt aber der arme Pilatus sehr mitgenommen seyn, habe aber noch nichts
darin selbst gelesen.
Am 2ten Sont nach Epiphanias hatten meine Kinder Lavaters Gedicht auf
diese Begebenheit hervorgesucht. Natürlicher weise muste mir Gevatter
Kaufmann einfallen. Ein paar Stunden darauf erhielt ich durch den Postboten ein
dickes Pack mit Spangenbergs Idea Fidei Fratrum mir eigentl. dedicirt u einem
Briefe vom Grafen von Kayserlingk, den Kraus hier führte und gegenwartig
beym Regiment von Bosse Dienste thut. Der Brief war französisch u enthielte
viel Gutes von Kaufmann u seiner Frau, u daß er gegenwärtig die Medicin in
NeuSaltz practisirt – aber ohne datum noch Ort, daß ich nicht recht weiß wohin
ich meine Antwort richten soll, habe auch das Buch selbst noch keine Zeit gehabt
anzusehen. Ich saß eben u laborirte unter einem Schwarm von Separatisten u
Fanatikern, an deren keinem ich so viel Geschmack als an Weyers Schriften
gefunden habe, und also der Speise von Herzen überdrüßig worden war.
Zinzendorfs Leben von Spangenberg hat mich sehr unterhalten und eingenommen, daß
es mir lieb ist auch jene Glaubensidee zu besitzen und so bald ich kann zu nutzen.
Gevatter Claudius habe auch erst vorigen Monath antworten u ihm einige
30 Subscribenten mittheilen können; so unfruchtbar u mir überlästig auch das
Subscriptionswesen geworden.
Den 6 –Wider einen Posttag versäumt. Ich eile nun gegenwärtiges zu schließen.
Vergeben Sie liebster bester Freund, daß ich weder Stoff noch Muth habe zu
schreiben. Meine todte unfruchtbare Lage ist zum Theil Schuld daran und oben
ein bin ich mit lauter Kleinigkeiten geplackt, habe diese ganze Woche mit
Schulmeistern zugebracht und zum Glück mein kleines Flußfieber dazu anwenden
können.
Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von Ihrer eignen Gesundheit.
Ich hoffe daß alles mit Ihrer würdigen Hälfte, meiner herzlich verehrten Frau
Gevatterin, auch gut geht. Gott seegne Sie beyderseits, mein liebes Pathchen
und sein Geschwister. In meinem Hause steht alles wol, dem Himmel sey Dank.
Wie wird die Sache, mit Nabal u dem Mercur beygelegt werden. Haben Sie sein
libellum famosum gelesen und werden Sie antworten? Wird der 2te Theil der
hebr. Poesie
auf Ostern erscheinen?
Ich bin nicht mehr im stande zu schreiben; so taumelt alles um mir herum.
Vergeßen Sie nicht Ihren alten Gevatter, Landsmann u Freund, der Sie im
Geist umarmt. Gott seegne Sie und erfülle alle Ihre Wünsche, wie die Meinigen.
Amen.
Joh Georg Hamann.Kgsberg den 10 Febr. 83.HöchstzuEhrender Herr Hofrath und Freund,
Es ist mir recht sehr lieb, daß Ihre aurea praxis Sie verhindert hat auf mein
letztes zu antworten, um voll mein Herz gegen Sie ausschütten zu können, und
durch eine gute
Vorrede
aller übeln Nachrede vorzubeugen. Daß Ihr lieber
Sohn den 27 pr. bey mir eingezogen und daß sich von diesem dato seine Pensionanfängt hab ich Ihnen bereits gemeldt. Er kam am III. Sontage nach
Epiphanias den 2 huj. vom Lande zurück und ich fieng denselben Abend meine
Prüfung mit ihm an im lateinschen, die so auslief, daß ich mich schäme Sie
damit zu unterhalten, und es auch nicht für nöthig finde, da seine
Verwahrlosung Ihnen binnen den Jahren, wo er sich bey Ihnen aufgehalten, nicht
unbekannt seyn kann. Mein Flußfieber gab mir die Muße die ganze Woche mich
mit ihm zu beschäftigen und ich bin so glücklich gewesen, die Grammatik mit ihm
zu Ende zu bringen. Vorgestern ließ ihn sein Oncle in Steinbeck bitten mit ihm
zu fahren, und ich fand keine Bedenklichkeit ihm solches einzuräumen, da er die
Woche durch nach Möglichkeit gearbeitet hatte. Er kam gestern früher, wie ich
ihn vermuthete, heimkam. Wir fiengen noch denselben Abend die Historias selectasan, und haben heute das erste Kapitel zu Ende gebracht, und er noch obenein fast
die ganze Uebersetzung deßelben, schriftlich – Was ich in Ansehung seiner
geschrieben habe, bin also im stande zu bekräftigen. Es fehlt ihm nicht an
Fähigkeiten und er hat das sanfte folgsame gute Gemüth, das jedermann hier an ihm
gekannt, und den besten Willen, und ich hoffe, daß sich der neruus rerumgerendarum auch finden wird. –
Seine Stärke im Französischen bin ich noch nicht im stande zu beurtheilen.
Wir lesen alle Tage etwas im Wailly. Er versteht u übersetzt
ziemlich
; aber die
Anfangsgründe scheinen auch gänzlich zu fehlen, daß man vermuthen sollte, er
hätte nichts als eine fr. Mamsell zur Lehrmeisterinn gehabt, welcher
Vermuthung doch seine geschriebene Papiere im fr. widersprechen, wovon ich einige
angesehen. Auf meine Frage wuste er weder fut noch eut zu unterscheiden ob
selbige von avoir oder etre herkämen. Sapienti sat.Unser allergnädigster Landesvater hat ⅓ vom Etat der Regie gestrichen und
eingezogen. Er hat meinen allerunterthänigsten Bettelbrief keiner Antwort
gewürdigt – doch es war kein Bettel- sondern, unter uns geredt, ein wahrer
Hirtenbrief, und ich bin sehr froh, daß er sich begnügt mit einem allergnädigsten
Stillschweigen darauf zu antworten, und freue mich, daß er meinen alten
Freund, Verleger und Gevatter eine Vergütung von 8000 rth zugestanden. Da
er mir zu hoch ist seinen Geitz ahnden zu können, so bin ich wenigstens fest
entschloßen diese eben so
lächerliche
als
abscheuliche
Leidenschaft, welche eine
Wurzel alles Uebels
ist, wo ich nur kann zu verfolgen, am meisten aber an
meinen guten Freunden.
Wenn Sie also höchstzuEhrender Herr Hofrath Bedenklichkeit finden, sich
zwischen 400 und 500 fl. pr. zu entschlüßen: so seh ich mich genöthigt Ihnen
anzumelden, daß ich unter 600 fl. vom 27 Januar. an zu rechnen, nicht den
Unterricht, will nicht sagen den Unterhalt Ihres unschuldigen Sohns nicht zu
übernehmen gesonnen bin, denn wie St Paulus sagt I Tim V. 8.
So jemand die
Seinen, sonderlich seine Hausgenoßen nicht versorget, der hat den
Glauben
verleugnet und
ist ärger denn ein Heide; und es wird mir eben
so leicht werden die Freundschaft der ganzen Welt zu verleugnen, als es einem
Mann, der sich zu keiner Pflicht als zu dem Geld versteht,
Schaam
,
Glauben
,
und
Gewißen
, und Ehre und
guten Namen
. Werden Sie so reich u glücklich
wie der Salomon von Norden. Dies sind die
letzten
Gesinnungen Ihres alten
ergebenen Freundes u Dieners Johann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegel (Sokrateskopf):Des / HErrn Hofraths Lindners / Wolgeboren / zu / Mitau
Vermerk von Hamann:den 12 Marz durch D. Lindner / zurück erhaltenKgsberg den 16 Febr. VI. p. Epiph 83.Herzlich geliebtester Freund,
Ihr Herr Bruder überbrachte
mir
vorgestern seinen Einschluß vom 7 Febr.der mich völlig beruhigt in Ansehung Ihrer und meiner; denn von meiner
Gährung werden Sie aus dem Ton urtheilen können, in dem ich mein letztes
geschrieben, welches ich nunmehro gänzlich zurück nehme, aber damals für
nöthig hielt um mir einen
reinen Grund
zu schaffen. Ich hatte mich auf alles
gefaßt gemacht, und hätte in jedem Fall alles mögliche für Ihren lieben Sohn
gethan, ohne mich weiter um den Vater zu bekümmern. Desto lieber ist es mir
und desto erfreulicher, daß unsere alte Freundschaft durch dies Misverständnis
desto mehr angefacht und näher zusammengezogen worden. Andere mögen nun
erzählen, was Sie wollen: so geht mich das nichts weiter an und ich bin nunmehr
im stande Ihnen hinlänglich zu widersprechen. Ich danke Ihnen also, liebster
Freund dafür, daß Sie aus eigener Bewegung sich die
höchste Forderung
haben ohne die geringste Einwendung gefallen laßen. Dies macht Ihnen nicht
nur Ehre in meinen Augen sondern entspricht auch dem Vertrauen und der guten
Meinung von meiner unveränderten Denkungsart, wodurch Sie bewogen
worden mir Ihren lieben Sohn anzuvertrauen; und wodurch ich desto mehr
aufgemuntert werde mit Gottes Hülfe Ihre beyderseitige Zufriedenheit zu
befördernEr hat mir gestern die 34 # vom Kaufmann abgeholt und damit einen
Gefallen gethan, weil ich bey der kleinsten Geldangelegenheit verlegen bin. Da ich
ihm das erste Monatsgeld vorgeschoßen, und HE Bruder zu ein paar Stiefeln,
und 2 fl. Ueberschuß an der halbjährigen Pension à 250 fl. waren, so hab ich
ihm sein ganzes halbjähriges Contingent deductis deducendis u adiectisadiiciendis mit 5 # u 5 fl. courant anvertraut, und ich habe von seinem
gesetzten Wesen eine so zuverläßige Meinung, daß ich kaum es für möglich halte
hierin künftig eine andere Einrichtung nöthig zu haben.
Uebrigens können Sie allemal gewärtig seyn, daß ich in Ansehung der
Stunden nichts ohne eine vorhergängige Anfrage und Genehmigung anfangen
werde. Wir haben uns diese erste Woche vorzüglich mit dem Latein beschäftigt,
und hiernächst mit dem französischen, wovon die Anfangsgründe bey seiner
sonst starken Routine ziemlich scheinen vernachläßigt zu seyn. Was die
Geschichte anbetrifft: so liest er mit meinem Sohn die
Zeitungen der alten
Welt
, und da muß ich sie ihrem eigenen Fleiß überlaßen, wie in Ansehung der
Geographie, zu der mein Sohn auch ziemlichen Trieb von selbst hat, und den
Vortheil nunmehr genüst den mitgebrachten Atlas künftig mitgenießen zu
können.
Eben da ich diesen Brief anfieng, erhielt ich einen Besuch von dem polnisch
reformirten prediger HE Wanowski der meinem Sohn aus bloßer Neigung
seit einem Jahr Unterricht ertheilt. Ich habe ihn wegen eines polnischen
Sprachmeisters um Rath gefragt, er wuste mir aber keinen anzuweisen,
versprach aber meinem Sohn einen seiner Anverwandten zum ferneren Gehülfen
in der nöthigen Uebung in einiger Zeit anzuweisen. Vor Ostern bin aber nicht
anräthig nichts etwas neues anzufangen. An
Büchern soll es
nicht fehlen
ohne daß es nöthig wäre welche anzuschaffen. Sind Sie aber im stande
künftighin etwas von
pollnischer Litteratur
dort aufzutreiben und haben Sie Wege
dazu; so versorgen Sie uns damit. Mein Sohn kann dafür ihn zum pollnischen
etwas vorbereiten. Meine vornehmste Absicht bis gegen Ostern wird darauf
gerichtet seyn das in der Schule versäumte zuerst zu ersetzen, und diesen
wesentlichen Mangel hoff ich bald zu heben, wenn der Fortgang dem gemachten
Anfang ähnlich bleibt.
Was den Styl anbetrifft, so werde für die Grundsätze und den genium der
lieben Muttersprache soviel sorge tragen, als jede andere erfordert. Mit Chrien
und Schulübungen bin ich nicht im stande mich abzugeben; denn alles was ich
davon weiß, läuft auf die einzige Zeile hinaus:
Scribendi recte, SAPERE est principium et fons.Er hat alle Kapitel, die wir in den Historicis Selectis durchgegangen,
schriftlich übersetzt und mit einer glücklichen Leichtigkeit. Ich werde fortfahren ihn
dazu anzuhalten, ohne daß ich im stande bin noch nöthig finde alles Exercitien
mäßig zu corrigiren.
Den 17 Abends.Wir haben heute die 9 ersten Kapitel zu Ende gebracht und denken diese Woche
mit dem
ersten Buche
der Histor. select. fertig zu werden. Sein Oncle der
HE Lieut. hat ihn besucht und ihn zur Redoute mitgenommen. Ich bin auf der
Loge gewesen, und es thut mir leid ihn nicht kennen gelernt zu haben, um mich
theils für einen Vorrath schöner Aepfel noch schönerer Cartoffel u eine calicutsche
Henne, die er mir vorgestern ins Haus geschickt, bedanken, theils über unser
gegenseitiges Verhältnis erklären zu können, welches ich nicht ermangeln werde,
so viel möglich bald zu thun. Gestern ist er zu Mittag bey dem HE Stadtr. zu
Gaste gewesen, hat ihre Mama besucht u kam früh noch vor Abend zu Hause.
Weil dies die letzte Redoute seyn soll u er in
Begleitung seines Ohms
dahin
gegangen: so hab ich nichts dagegen einzuwenden gehabt; wie ich
mir
überhaupt vorgenommen ihm seine Freyheit so wenig zu benehmen, solange ich noch
keinen Misbrauch davon absehen kann. Auch bey meinen eignen Kindern
verabscheu ich ohne Noth allen Zwang; und er ist kein Kind mehr, sondern im stande
selbst zu wählen und zu urtheilen. Es kommt alles darauf an die Wahl seiner
Neigungen zu lenken, durch festere Grundsätze und nicht durch bloße äußerl.
Formalitäten. Seiner seel. Grosmutter, die ich nur einmal bey Ihnen gesehen
u kennen gelernt, muß ich ein gutes Zeugnis geben so weit Sie im stande
gewesen die Sache zu übersehen. Von ihrer Seite hat sie alles gethan u scheint
nichts an der Erziehung versäumt zu haben; desto mehr aber in Ansehung der
Hofmeister. Besonders ist der jetzige lobnichtsche Schulcollega Krakau, den ich
sonst weiter weder von Person noch anders kenne als aus der Veruntreuung
der bey ihm zurückgebliebenen Bücher u Musicalien ein sehr schlechter Kerl in
meinen Augen.
Meine Tochter hat den vorigen Sommer das Clavier mit mehr Fortgang als
ich ihr zugetraut angefangen. Es steht also immer den ganzen Tag leider! offen
und es geht auch keiner ohne eine Uebung u Widerholung seiner noch
übriggebliebnen Stücke vorbey. In Ansehung des Zeichnens wünschte ich daß mein
Sohn zugl. etwas Anweisung dazu bekäme; er wird aber wegen der
Kinderlehre nichts vor Trinitatis anfangen können; und ich bin eben so wenig gesinnt
vor Ostern einige andere Stunden als mit mir allein, einzuräumen, damit die
Sache erst im Gange komme und die Hauptsache überstanden werde, welche
gleichwol bey mir auch nur als ein
Leitzeug wesentlicher Bedingungen
,
als das Organon des wahren Geschmacks am Guten, Wahren und Schönen
dient. Was Demosthenes von Actio sagte, ist bey mir
Sprache
, nicht als
Gedächtniswerk, sondern als Mathematik, als wahre Kunst zu denken und zu
handeln oder sich mitzutheilen und andere zu verstehen und auszulegen. Die
beyden jungen Leute scheinen sich auch einander zu lieben und werden mit der
Zeit so gute Freunde werden wie ihre beyderseitige Väter, welches für mich eine
sehr günstige Vorbedeutung ist.
Wegen des Briefwechsels erwart ich Ihre Wünsche u Erinnerungen. Weiter
werd ich mich darum nicht bekümmern als insofern Sie mir Winke deshalb
ertheilen. Ich werd auch nicht eher schreiben, als wann ich es für nöthig finde,
und ebenso antworten.
In Ansehung lateinscher Autoren dürfen Sie nicht sorgen. Haben Sie aber
Kanäle für die polnische Litteratur uns Qvellen zu verschaffen; so wird dies
meinem Sohn zur Aufmunterung gereichen das wenige was er weiß, wenn die
Zeit komt, mit Ihrem Herrn Sohn zu theilen. Ich habe schon deshalb mehr wie
einmal im Sinn gehabt an unsern Geh. R. Kortum zu schreiben; aber er komt
entweder nicht mehr hiedurch, oder bekümmert sich nicht mehr um mich, und im
letztern Fall halt ich es für meine Pflicht mich eben so wenig und noch weniger
um ihn zu bekümmern. Habeat sibi.Ich hoffe übrigens, daß ich nicht nöthig habe, mich wegen meines letzten
Briefes zu entschuldigen, sondern glaube vielmehr dadurch in Ihrem Vertrauen,
geliebtester Freund, gewonnen als verloren zu haben. Ihre Antwort hat mich
völlig befriedigt u beruhigt. Die geringste Zweydeutigkeit würde mich zu einem
ewigen Stillschweigen gegen Sie genöthigt haben; unterdeßen es mein fester
Entschluß war, mich während des Aufenthalts Ihres HEn Bruders, mich mit
Ihrem Sohn so ritterlich zu beschäftigen, daß es auf Sie beruht hätte, ihn
wider zurückzunehmen um sich selbst davon zu überführen, oder wohin Sie Lust
gehabt hätten zu verpflanzen, weil er wenigstens dem academischen Unterricht
völlig mit göttl. Hülfe entweder bereits gewachsen wäre oder doch hatte im
stande seyn sollen sich selbst weiter zu helfenBin ich im Stande im Jahr das auszurichten, wozu Sie ein Paar ausgesetzt
oder solten sich Umstände bieten, die mich unvermögend machten meinen
eignen Wunsch zu erreichen: so wird mich kein Eigennutz abhalten Ihnen,
Geliebtester Freund, alles redlich u treulich zu melden, ohne Ansehen meiner und
fremder Person.
Beurtheilen Sie übrigens nicht den Fortgang Ihres HEn Sohnes aus seinen
Briefen, und wenn Sie aus selbigen etwas zu schließen Anlaß hätten: so bitte
hierin auch aufrichtig mit mir zu Werk zu gehen. Ein guter Baumeister arbeitet
in die Erde, ehe das geringste über derselben ins Auge fällt. Je geschwinder man
mit dem letzten eilt zur Schau; desto weniger taugt der Grund.
Zum glücklichen Arbeiten gehört gute Laune und Zufriedenheit der Seele.
Einen jungen Menschen, der zum Vergnügen und zu einer gewißen
Gemächlichkeit und eiteln Leichtsinn durch Umstände und ohne seine Schuld verwöhnt
worden, kann man nicht den Geschmack u die Wollust der Zerstreuung auf
einmal entziehen; ohne seine
Fähigkeiten
stumpf zu machen und seinen
guten
Willen
zu ermüden und entkräften. An beyden fehlt es Gottlob! nicht, und es
komt nur darauf an beyde zu lenken, zu unterhalten und ihre magnetische Kraft
zu stärken.
Meine Haushaltung geht ihren Gang fort; aber sein Appetit ist beynahe die
Hälfte von meinem. Delicateßen lieb ich nicht, aber eine gute Fleischsuppe eß ich
lieber als Grütze. Bey gegenwärtiger Witterung ist ein bloßes Spatziergehen
nicht schicklich. Es ist mir also lieb, daß er seinen unpäßl. Oncle besucht, und er
ist gestern von selbst bey seiner würdigen Großmutter gewesen. Wenn er die
Woche über arbeitet, warum sollt ich ihm nicht gönnen, wenn es Weg und
Witterung erlaubt den Sontag auf dem Lande zuzubringen, so lange unsern
Arbeiten dadurch kein Eintrag geschieht, sondern selbige vielmehr durch ein wenig
Erholung u Veränderung befördert werden. Das einem alten Mann natürl.
Mistrauen gegen junge Leute erhält mich ohnehin wachsam und meine etwas
philosophische Neugierde wird eben so sehr durch
Hören von weitem
als
Gehen in der Nähe
erweckt. Selbst eingebildete Verhältniße sind mir eben so
wenig gleichgiltig wie die Träume –
Kurz, ich weiß nicht anders zu verfahren, als wie ich es mit eignen Kindern
mache, an deren Liebe mir mehr gelegen ist, als an meinem väterlichen
Ansehen, und ihr Glück doch das einzige ist, was Eltern wünschen können für sich
selbst.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und ganzen Hause. Sobald ein
Bündel mit Wäsche das hier liegt, abgeht, wird mein Sohn vielleicht ein klein
lateinsches Büchlein beylegen, das der älteste Bruder seinem nächsten zur
Aufmunterung einer guten Nachfolge addressiren wird. Es sind kleine lateinsche
Briefe an einen engl. Prinzen von 7 Jahren, deren Auflage ich des HE Kanzler
von Korff Excell. zu Gefallen besorgt habe.
Mein ganzes Haus schläft, die Hausmutter ausgenommen. Wie vergnügt
Ihr Herr Sohn gewesen werd ich erst morgen früh erfahrenden 18.Er kam heut zu rechter Zeit zu Hause, und seine Cousinen sind angekommen,
daher er morgen bey dem kranken Oncle dem HE. Stadtrath zu Mittag speisen
wird. Er hat nicht getanzt, sondern ist mit HE. Lieutenant bloß Zuschauer
gewesen.
Weil er heut nicht viel Zeit gehabt im Tage sich auf dem Clavier zu üben; so
beschlüst er den Abend damit; und ich alter Mann bin so schläfrich, als wenn ich
auch gestern der Redoute beygewohnt. Leben Sie also wohl; ich ersterbe unter
Empfehlung der Meinigen
Ihr ergebenster Johann Georg Hamann.Den 19 –Nicht blos ob fugam vacui sondern aus wahrer Zufriedenheit melde Ihnen
daß wir diesen Morgen das 12 Kapitel begonnen, u mit so einem
außerordentl. Fortgange, daß ich mir mehr und alles nach Herzenswunsche von einem
so guten Anfange verspreche. Gott erfülle alle meine Ahndungen. Daß Sie aber
eine so günstige Anlage nicht beßer genutzt u sich dieses Vergnügens so gantz
entzogen haben, bleibt immer ein Stachel des Vorwurfs, womit ich diesen
Brief schlüßen muß. Versäumen Sie wenigstens die jüngeren nicht so und
leben Sie nochmals wol u bleiben Sie gut Ihrem alten Freunde Hamann.W. den 17. Febr.Nur um ein Zeichen des Lebens von mir zu geben, schreibe ich heut, Bester
Einziger meiner Freunde. Ich habe mich von einem Fieber wieder erholt, das mich
vorige Woche im Bett hielt u. mir noch nicht recht aus den Gliedern ist: indeß
bin ich heut u. gestern ausgewesen. Sie werden vielleicht schon durch die
Zeitungen von der Freude unsers Landes wißen, das den 2. Febr. endlich seinen
Wunsch u. lange Hoffnung, den einen Erbprinzen erhalten. Mittwoch war die
Taufe u. ich lege die Taufrede bei; zuerst in einem beschnittenen Exemplar, das
beßere sollen Sie für sich u. meine Schwester mit der allmälich annahenden
Meße erhalten. Bei der Geburt ists hart hergegangen u. das Kind, das
ungewöhnlich groß u. stark ist, ist am Rande des Lebens gewesen; dafür befindet es
sich jetzt desto beßer u. gesunder. Der Herzog ist ungewöhnlich froh, die
Herzogin innig erquickt, weil sie Gott ihren langen Wunsch fast ohne Hoffnung
(denn sie erwartete wieder ein oder gar 2. Mädchen) hat erleben laßen. Meine
Frau besucht sie oft u. von der Seite lebt alles hier in Gedichten,
Glückwünschungen u. Freude. Meine Anrede bei der Taufe beurtheilen Sie nach dem
Auditorio gnädigster Taufzeugen u. einer Menge des Adels, aller Diener u.
einiger tausend Personen des Volks, denen nichts anders, Eingängliches in ihr
Ohr, gesagt werden konnte. Unser Capellmstr. Wolf, Reichards Schwager,
arbeitet jetzt an einer Cantate zum Kirchgange, den Gott frölich u. gesund wolle
seyn laßen. Und so viel hievon. Nun von uns selbst. Meine Frau befindet sich
Gottlob wieder beßer: eine neue Schwangerschaft hat ihr gegeben, was alle
Arznei nicht geben konnte, Gesundheit u. ziemliche Stärke. Sie lernt jetzt mit
dem Gottfried u. ihm zur Anmunterung Griechisch, hat die Declinationen schon
recht gut inne u. schlägt sich jetzt mit τυπτω herum. In Jahr u. Tag wird sie
Ihnen einen Griechischen Brief schreiben. Die Buben u. Mädchen sind alle
wieder wohl; vor einigen Wochen war es anders u. Ihr August lag sehr
gefährlich danieder. Er ist uns wiedergegeben u. hat Sie sehr lieb, redet täglich von
Ihnen u. erinnert mich immer, an Sie zu schreiben, er wolle es auch thun. Ihm
haben Sie also auch zum Theil diesen Brief zuzuschreiben, u. einer Stimmung
des Gemüths, die mich nirgend Ruhe finden läßt, als bei Ihnen. Gehe es Ihnen
recht wohl, bester Alter! Mich dünkt, es ist ein Jahrhundert, seit ich Ihren
letzten Brief empfing; u. doch bin ich selbst Schuld daran, daß ich ihn noch nicht
beantwortet habe. Aber verzeihen Sie. Mein Kopf ist so verwirrt, mein Herz so
matt, u. alles so leer um mich u. in mir, daß ich Ihnen ja nur ein hohles
Scherbengefäß darbringen könnte u. eben jetzt darbringe. Hier blühet keine Freude u.
Wonne für mich mehr. Das letzte Zutrauen habe ich zu meinem Fürsten
verloren u. die um ihn, die in Geschäften vor- u. mit mir sind, sind Rohrstäbe u.
Dornen u. vergiftender Taxus. Aus der Tiefen rufe ich also mit Sprachlosem
Laut; u. der Alles kennt u. leitet, wird zu rechter Zeit auch mich hören. Dulde
dich, liebes Herz, du hast schon Größers erduldet. –
Der 2te Th. v. der Ebr. Poes. ist unter der Preße u. 4. Bogen abgedruckt: er
geht über die Psalmen hinaus; ist aber dürre u. todt, geschrieben im Lande da
man nichts gedenktet. Desto mehr freue ich mich auf die Salomonische u.Prophetische Aue des 3ten; zu dem mir Gott auch Gesundheit, Ruhe u. einen guten
Muth geben wolle. –
Den 10. März. So weit war der Brief u. er blieb, ohngeachtet der
Anmahnungen Augusts, ob ich den Br. denn noch nicht fortgeschickt hätte, da Seiner so
lang fertig sei, liegen. Gottlob, heut ist mit dem gestrigen Tage unser
Freudentumult zu Ende u. Alles geht zu seiner alten Ruhe. Die Cantate, die gestern
gesungen wurde, kommt auch hiebei: sie ist sehr schön u. feierlich componirt, ward
aber wegen der unzählichen Menge Volks das unaufhörlich zuströmte, etwas
dumpf aufgeführt. Meine beiden Predigten am Geburtsfest u. Kirchgange
sollen u. müßen gedruckt werden, weil die Bürgerschaft sich erst an mich durch
Deputation über Deputation gemacht hat u. endlich den Herzog darum anging:
also gehe ich heut oder morgen an die Arbeit u. wäre sodenn fertig. Ich habe
außer Rechnungen u. einem examine mit seinen lästigen speciminibus, noch ein
kleines Büchelchen für Hartknoch zum Druck zurecht zu machen, das dem
größten Theil nach seit 2. Jahren daliegt, doch aber die letzte Hand fodert; also habe
ich bis Ostern u. zu der Meße mein beschiednes Theil: Präparation der
Confirmanden u. den übrigen Zug meiner Amtsgeschäfte mit eingerechnet. Bei der
Predigt am Geburtsfest hat sich unmittelbar nach dem Amen folgender
Dialogus in der Kirche, in dem sogenannten Rathsstande zugetragen:
Göthe
. Was denkst Du zu der Predigt?
Wieland
. (wie er wenigstens sagt:) Nun, es war eine wackre Predigt.
Göthe
. Er hat doch aber so eine harte Manier, die Sachen zu sagen. W Nachsolcher Predigt bleibt einem Fürsten nichts übrig, als abzudanken.
(Ergreift seinen Hut u. geht still aus der Kirche.)
Zweiter Dialogus bei der Herzogin Mutter.
Sie
. Was denken Sie von der heutigen Predigt(Wiel. ohngefähr wie oben.)
Sie
. Mich dünkt aber, daß sie doch vor diesen Tag unerwartet war: am beimRegierungsantritt oder solchen Tagen könnte sie wohl gehalten werden.
W. Je nun! weil der Herzog sonst nicht in die Kirche kommt, so hat H.
vermuthlich den Augenblick ergriffen, da er ihn hatte.
Sie
. Er sollt freilich mehr in die Kirche gehn ,pdoch – –Dritter Dialogus, Abends im grossen Saal bei Hofe.
Herzog
. Sind sSie heut in der Kirche gewesen.
W. Ja Euer Durchl.
Herz
. Wie hat Ihnen die Predigt gefallen?
W. (wie oben.)
Herz
. Ich weiß doch aber nicht, was die Leute bei einem Kind für erstaunende
Hoffnungen haben. Es ist doch nur ein Kind.
W. Aus dem indeßen doch Alles werden kann u. da hofft jeder, daß das Beste
aus ihm werde.
Herzog
. Uebrigens war die Predigt ganz ohne
Piques
. (das ist ein
Lieblingswort hier.)
W. O ganz ohne Piques: sie war dünkt mich so rein wie sie von der Kanzel
kommen muste.
H
. Es war eine brave Predigt.
Dies ist was der Hofpoet in einenr Ergießung seiner guten Laune und neuen
Freundschaftswärme erzählte, dazu ihn vor wenigen Wochen ein Genius in der
Nacht ermahnt hat. Ich muß Ihnen doch auch diesen Traum hersetzen.
„Mich dünkte, ich stand bei einem Concert an Hofe im Saal an der Wand u.
hörte. Herder so angekleidet, wie er bei Hofe erscheint, (d. i. in Mantel u.
Kragen) tritt vor mich u. sieht mich mit sehr ruhigem, guten Blick an. Mir
war das fatal: denn ich hatte mir fest vorgenommen, gar nicht mehr an Sie
beide zu denken u. hatte diesen Vorsatz auch ein paar Wochen glücklich
ausgeführt, wo Sie mir nicht in die Gedanken gekommen sind: desto merkwürdiger
ist mir mein Traum. (Er hatte sich in einer Gesellschaft gegen meine Frau, die
sonst seine größte Patronin u. Muse ist, grob aufgeführt; drum war auf eine
Zeit alles Commercium mit ihm aufgehoben) Also Herder stand vor mir, sah
mich sehr ernsthaft u. gut se an, ergrif endlich meine Hände u. sagte: „Aber,
lieber W., wenn wollen Sie einmal zuverläßig werden.“ Ich war im Traum
sehr unartig, u. ohngefähr ließ ich mich sehr ungeduldig vermerken, daß das
immer so wäre, daß ich immer bei ihm unrecht haben mußte. Drauf lies er
sanft meine Hand gehen u. ging ohne ein Wort weiter weg. Ich erwachte pp.“
Sie lernen auch hieraus den Poeten kennen, bei dem immer 2. Genien, ein
schwarzer u. weißer geschäftig sind. –
Da doch mein Brief schon eine Rhapsodie von poetischen Novitäten
geworden ist, kann ich nicht umhin, auch meiner Frauen Griechischen Beitrag zu
diesen Feierlichkeiten zu erzählen. Die Herzogin hatte sie u. die Oberstallmstrin
von Stein (die beide haben die Ehre, als Freundinnen bei ihrer Niederkunft zu
seyn u. besuchten sie also währenden Wochen oft) geneckt; ob sie Ihr denn nicht
auch Verse machen wollten, da Alles Alles jetzt Verse machte. Und es ward also
die Raillerie folgender Gestalt zu Stande gebracht. Beigehende Verse wurden
mit goldnen Buchstaben auf einen weißen Milchflor gemahlt: die 2. Sterne der
Ilythiyien oben, ihre 2. hübsch große Fackeln unten u. so, da sie aus der Kirche
kam, fand sie das Zaubertuch in ihrem Zimmer, deßen bringende Wesen sie
denn gleich erkannte. Die Idee ist von meiner Frauen: sie mag also die Verse
selbst abschreiben u. Sie müßen sie hübsch finden, weil sie von ihr u.
wohlgemeint sind. – Gnug der für Sie unintereßanten Solennitäten, an denen Sie nur
Theilnehmen, sofern wir dabei zu spielen hatten. Ein andermal etwas beßers.
Die Post will fort u. ich muß nothwendig aus, um frische Luft zu holen. Leben
Sie wohl, Bester, Patriarch Ihres Hauses, unser Freund u. Gevatter u.
auch
eine Gestalt älterer Zeiten. Leben Sie glücklich mit alle den Ihren u. schreiben
bald; ich schreibe bei erster Muße wieder. – An Nikolai habe ich bei sobestallten
Sachen nicht denken können; vorm Sommer habe ich dazu auch keine Zeit. Er
hat eine Recens. der Ebr. Poesie (deren Druck solange gelegen hat) bei Eichhorn
bestellt: denn er bestellt u. stimmt die Urtheile über die allgem. Deutsche Lit. in
allen Sprachen, Wißensch. u. Künsten. Er habe sich glücklich. adieu, adieu. Gott
empfohlen! u. zum baldigen Wiedersehn. Von meinsem Hause grüßt u. liebt
sSie Alles, Alles.
H.Von Caroline Herder:Eins muß ich noch berichtigen verEhrtester Herr Gevatter, daß die Verse
nicht von mir sind, ich verstehe nicht in der Sprache der Götter zu reden, ich lalle
kaum mit meinen Kindern u. Einfalt ist meine einzige Tugend, mit der ich Sie
auch herzl. liebe treuer Freund meines Mannes! – Sie haben letzt ein Wort
gegen ihn fallen lassen, als ob er mürrischen Humors seie, das that mir sehr
weh u. Hartknoch ist die Quelle ders Ihnen sagte – Hartknoch macht meinem
Mann durch seine Gegenwart u. ewigen Vorwürfe nie wohl, er ist wird
verstimmt durch seine Knausereien u. das macht ihn freilich unmuthig – Von
seinem letzten Hierseyn war er beßer, zieht andre Saiten auf, denn er sieht daß
wir auch für die Kinder sorgen müssen. Sehn Sie meinen Mann nicht als
einen grimgramischen Hausvater an, er verbittert sich das höchste Glück auf der
Welt nicht selbst.
Leben Sie tausendmal wohl, ich küße Ihre Kinder u. vorzügl. mein
Pathchen! Lieben Sie uns.den 3 März 83.Herzlich geliebtester Freund
Gestern im Schlitten in Steinbeck gewesen – Seit 67 die erste Schlittenfahrt
aufs Land, also eben so merkwürdig als Claudius Wallfahrt am Rhein.
Währender Zeit hatte mich unser alte Freund Dorow besucht und bey meiner
Zuhausekunft fand ich ein zurückgelaßenes Fehdebriefchen von ihm, worauf ich
mich heute in aller Frühe persönlich stellte. Die Sache wurde bey einem
Schälchen Persico beygelegt, und ich wünsche daß seine Zahnschmerzen es auch seyn
mögen.
Den 16 Jänner erhielt ich einen sehr feyerl. Besuch von ihm auf der Loge,
worinnbey er mir die glücklichen
Aspecten
mitgetheilt. Gott erfülle unsere
Hoffnungen, die mir niemals so paradox geschienen. Wir nehmen hier alle mit
warmen Herzen Antheil; und warten auf einen erfreulichen Aus- u Eingang.
Sie sind im vorigen Jahr mit so viel Jeremiaden von mir bestürmt worden,
daß ich mich ein wenig habe verpausten wollen, damit ich Ihnen nicht gantz
meinen Briefwechsel vereckeln möchte. Seit meinem Neujahrsbriefe bin ich
ruhig. Altum silentium ist für mich die beste Antwort. Man redt hier so viel
von Reductionen u Reformationen, daß ich mich gar nicht dran kehre. Wüsten
Sie etwas zuverläßiges u interessantes für oder gegen mich: so hab ich das
Vertrauen, daß Sie mir einen Wink dazu von Selbst geben würden. Gott hat auf
eine sehr angenehme Art das zu besorgende Minus ersetzt durch einen
Pensionair den ich seit dem 27 Januar. in meinem Hause bekommen. Es ist der älteste
Sohn meines alten Freundes des Hofraths Lindners in Mitau, deßen Oncleder jetzige Doctor Medic. sich gegenwärtig auch aufhält seiner alten Mutter die
letzte Oelung durch eine kindliche Pflege zu ertheilen. Ich liebe meinen
Pflegsohn, wie Sie den Ihrigen. Kaum hatt ich diesen Brief angefangen, wie ich
einen Besuch nach dem andern erhielt. Unter anderm führte mich Gevatter
Jacobi einen jungen Hamburgschen Kaufmann zu, der aus KönigsPetersburg zurückkomt, und den ich Ihnen anmelden muß. Er blieb bey mir, bis die
Post beynahe abgehen sollte u es that mir sehr leid, diesen liebenswürdigen
Mann nicht näher kennen gelernt zu haben. Sein Nahme war Ihres Pflegsohns
Hänseler sehr ähnlich. Durch ein eigenes Schicksal hatte ich mein ganzes Haus
zum
ersten mal
in die Comödie geschickt u ich war kaum Herr Licht zu
verschaffen, weil meine pollnische Magd auch ausgegangen war.
Vorgestern Abend brachte mir Friedrich einen halb holländisch halb
französischen Brief von der Post, worinn mein alter Freund als Capitain Lieutenantden 11 Febr. auf dem Bord des Landschiffs von Oorlog
Utrecht
Abschied von
mir nimmt. Sein Herr Bruder hat mir den Gefallen nicht erwiesen, mir den
Tag da unser Vetter in See gegangen, anzugeben. Den Verlust des Päckchens
bedaure pro rata. Wenn es nicht der letzte Wille gewesen, so soll der Verlust wol
ersetzt werden.
Am letzten Februar erschien der gegenwärtige Calculator Brahl mit seiner
Frau bey mir zum Abendbrodt, nachdem er in 1½ Jahr u sie in einem gantzen
Jahr nicht meine Schwelle betreten; und ich habe gestern mit meinem gantzen
Hause den Abend bey ihm zugebracht. Lindner war auch unter dem Titel des
fremden Herrn
bey mitgebeten; am Ende fand es sich, daß der fremde
Herr ein weitläuftiger Cousin der Wirthin war und zwar durch den Reifenstein
in Rom. Auch dieser
aufgewärmte
Kohl
von Freundschaft ist nach
meinem Geschmack; und ich verspreche mir einen vergnügteren u zufriednern
Sommer, den ich mir kaum vermuthet. Auch dürfte vielleicht die Zerstreuung mit
der häuslichen Arbeit in Verhältnis stehen. Der 2te April ist der terminus fatalis
meines Podagra
. Und so bin ich ein von langer Weile und Zerstreuung
geplagter Mann; und ich vermuthe daß es Ihnen ceteris paribus ungefehr auch
so geht.
Den 15 Febr. war Gevatter Kanter kaum vom Postwagen gestiegen, als er
mir eine Silhouette des Raynal nebst ein paar andern Kleinigkeiten zuschickte. Ich
besuchte ihn den andern Tag drauf, erfuhr aber zu meinem Leidwesen, daß Sie
sich einander nur einmal am dritten Ort gesehen, wo Sie ihm das Ehrenwort
von
Aufwarten
übelgenommen und daß er sich
ohne seine Schuld
vergehen müßen, dafür aber hatte büßen müßen, daß er Sie niemals zu Hause
angetroffen hätte. Ich vergieng mich eben so unschuldig mit einem noch härteren
Ausdruck gegen ihn, und hatte nicht Ruhe gleich zu Hause zu laufen, wo ich
mich wirklich meiner Uebereilung überführen konnte, bin aber noch nicht im
stande gewesen mich deshalb zu entschuldigen, weil wir uns einander seitdem
nicht mit Augen gesehen. Seine Absicht ist bald wieder nach Berl. zu gehen.
Die beyden ersten
Monathe
habe mit ebensoviel Zufriedenheit gelesen, als
Kants Prolegomena, die vorige Woche angekommen aber blos für den Autor.
Die doppelte Erscheinung der weißen Frau ist in der That eine omineuseWiderlegung eines alten Aberglaubens, über den ich zufällig eine hiesige Dissertationaufgefunden, die aber nichts in sich enthält. Mein großer Bücherkasten ist
abgegangen, aber von Hartknoch noch keine Sylbe erhalten.
Gottes Seegen nebst meinem Gruß und Kuß an Ihre liebe brave Frau – daß
Sie eine fröliche Kindermutter werde! Auch Ihrem Jonathan empfehlen Sie
mich; ein gleiches an Castor und Pollux B. u. G. Wenn Sie so fortfahren,
hoffe ich daß Publicum und Kunstrichter Gnüge leisten werdenMuß schließen, wenn diese Einlage noch anlangen soll. Ich umarme Sie und
ersterbe Ihr ewig verpflichteter Landsmann und FreundJohann Georg Hamann.Eben stürmt mein ganzes Haus in die Stube; und haben sich über das
Fündelkind
recht satt gelacht. Sapienti sat. Ich umarme Sie nochmals
in ihrem Namen.
Kgsb. Dom Judica den 6 April 83.Geliebtester Freund,
Lieber seyn Sie böse, als krank! Oder vielleicht beschäftigt Sie bereits Ihre
Meßreise. Wenn der große Kasten gar nicht oder nicht wie er seyn soll
angekommen, so liegt die Schuld nicht an mir.
Hofburgs
fürstl. Jugendspiegel
hat sich wider gefunden nebst noch 8 andren
1. 2. Der Passepartout oder Dietrich in 2 Bänden 3. Baumanns Teutsch-
Evangelisches ärgerl. Christenthum 4. Eliae Praetorii Spiegel der Misbräuche
5. Der erste Theil vom Reimannschen Katalog. 6. Das Racovsche Neue
Testament. 7. Menasseh Ben Israel de Resurrectione Mortuorum. 8. MacchiavelliPrincipe u Vindiciae contra Tyrannos. Da diese doch nicht hätten eingepackt
werden können: so liegen Sie hier bis zu Ihrer Ankunft, mit der ich auch Ihre
Erklärung auf die Bitten meiner Freunde in Ansehung des Rossi p erwarte.
Beynahe vergeht mir die Lust zu schreiben, woran es mir ohnehin fehlt, da ich
beynahe Sie schon unterwegs vermuthen muß. Ich habe seit dem 27 Januar
meines alten Freundes, HE Hofr. Lindners Sohn bey mir in Pension. Doch
will alles lieber zum mündlichen Widersehn ersparen. Gott begleite Sie und die
Ihrigen, gebe Ihnen gut Wetter und beßern Weg. Der heut eingetretne Winter
dient vielleicht dazu das Gewäßer auszutrocknen. Ich umarme Sie voller
Erwartung als Ihr alter aufrichtiger Freund Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
.
Liebster Herr Doctor und Freund
Ich nehme mir die Freyheit Ihnen beyl. Billet der Madame Courtanmitzutheilen, im Fall Sie im stande wären den längst versprochenen Besuch
abzumachen. Weil ich heute gar nicht ausgehen können; so habe ich die Bestellung
meinem Sohn überlaßen müßen. Mündlich mehr. Vergnügte Ostern von Ihrem
alten Freund u Diener.
Johann Georg H.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Doctor Lindner.
Kgsberg. Am Charfreytage 83.Herzlich geliebtester Landsmann Gevatter und Freund,
Endlich bin ich den 29 März mit einem Briefe von Ihnen erfreut worden, und
habe erst diese Woche gedr. Einlage nach Morungen befördert zur Osterfreude.
Gott seegne meinen kleinen liebsten Pathen für seinen Eifer und Antheil – und
gebe guten und erwünschten Fortgang und Erfüllung der angekündigten Cur.
„Wenn Du winkst, sind wir wieder da!“
Ihr Stillschweigen hat mich freylich beunruhigt, theils Ihrer und der
Ihrigen Gesundheit wegen, theils mag ich eine Ahndung gehabt haben, daß mein
Geschmier eine sehr freundschaftliche Nachsicht nöthig hat, weil ich selbst nicht
weiß weder was ich schreibe noch geschrieben habe und leider Ursachen gnug
habe vor Misverständnißen bey mir u andern besorgt zu seyn. Ich bin weder im
stande mich auf den Innhalt noch die eigentliche
Qvelle
der verlornen Winke
in Ansehung Ihrer häuslichen Laune zu besinnen, und wenn es ja jene
Qvelle
seyn sollte, die man vermuthet, wo von ich aber nichts mehr weiß; so sind die
Gerüchte gegen sie
selbige
noch nachtheiliger in diesem Stück. Desto mehr
bewundere ich Sie, liebster bester Freund, daß Ihre öffentliche Unzufriedenheit
weniger Einfluß auf Ihre einheimische hat, wie ich mir vorstellen können.
Ich kann freylich nicht wie unser Freund
Krankheit
anführen, aber
Hypochondrie und selbst nicht zu wißen, was uns fehlt, ist ein größer Uebel als
Krankheit, und greift die Seele an. Mein Podagra ist diesen April aus
geblieben; mein Kopf, meine Zunge und meine ganze Denkungskraft ist wie gelähmt.
Ich besuchte heute unsern Kant, der ein sehr sorgfältiger Beobachter seiner
Evacuationen ist, und diese Materie ungemein und oft am sehr unrechten Ort
widerkaut, daß man öfters in Versuchung komt ihm ins Gesicht zu lachen. Beynahe
wäre es mir heute auch so gegangen; ich versicherte ihm daß mir die kleinste
mündl. u schriftl. Evacuation eben so viel zu schaffen machte, als die seinigen aposteriori. Er schrieb mir ein langes Billet wegen der alten Grille, das
Konxompax aus dem Thibetanischen herzuleiten, die ihm gantz neu aufgestoßen
war und die mir jetzt eben so lächerlich vorkomt als das Kursche oder Lettsche
wegen der Ähnlichkeit des Wortes
Kunks
. Unser Hofprediger u M. Schultz
arbeitet an einem Versuch die Kritik der reinen Vernunft aufzuklären u im
verjüngten Maasstab zu bringen. Bin neugierig zu wißen was der Göttingsche
Recensent zu den Prolegomenis sagen wird.
Kennen Sie nicht den Verfaßer der Briefe über die Freymäurerey; ich bin
noch nicht im stande seinen Plan zu übersehen. Er spielt den Mediateur in der
Tempelherren Sache, fast wie der Elihu im Hiob. Die letzte Hälfte ist zu trocken
u die erste zu blühend.
Das
Etwas, was Leßing gesagt haben
soll, machte mir einen
vergnügten Abend, und ich wurde so überrascht auch eine Zeile auf mich zu finden, daß
ich auf einmal zu lesen aufhörte – Ein paar Abhandl. aus dem Museo, aus
denen ich gar nicht klug werden konnte, u die auch ihren Text wenig scheinen
verstanden zu haben, veranlaßten mich nach diesem Blatt nachzufragen. Der
jetzige Calculator Brahl hat seinen abgerißnen Umgang mit mir erneuert und
durch ihn ist mir der Hartungsche Laden offen, weil er die dortigen Zeitungen
schreibt u. an dem
raisonnirenden Bücherverzeichnis
was seit Jahr u
Tag daselbst auskomt, arbeiten hilft. Wagner hat sich von Dängel getrennt, ob
es mit letzterm allein gehen wird, ist noch sehr problematisch. Gefälliger und
uneigennütziger ist er wenigstens und vielleicht werd ich auch seinen Laden mehr
besuchen.
heil. Abend 19. AprilMit Sehnsucht erwarte den zweiten Theil der hebr Poesie. Den ersten habe
Kriegsrath Scheffner und seinem Wirth Hippel zur OsterLectur vorgestern leihen
müßen. Da ich das
Tauf Gebet u die Cantate
nach Morungen geschickt, so
werden Sie das mir zugedachte Exemplar nebst den übrigen Neuigkeiten ohne
mein Erinnern mir durch die Post oder Hartknoch zukommen laßen. In
Ansehung des ersten Wegs bitte noch einmal nur bis Halle zu franquiren, weil ich
immer besorge, daß ein gantzes Franco für Sie und mich verloren geht oder
wenigstens keinem von beyden zu Nutz kommt.
Hartknoch wird mit seiner Familie erwartet; ich habe in langer Zeit keine
Antwort von ihm erhalten, ohngeachtet ich ihm einen ganzen Bücherkasten aus
der Lilienthalschen Auction expedirt. Ob er damit nicht zufrieden oder ihm das
letzte Porto zu stark gewesen, worinn Neumanns Einl. war, werd ich von ihm
selbst erfahren.
Daß ich seit den 27 Jänner des Hofr. Lindners Sohn in Pension habe, ist Ihnen
bereits bekannt. Ich muß in einer Stube mit ihm u meinem Sohn schlafen. Die
wenige Augenblicke, welche mir übrig bleiben, werden dadurch noch schmaller,
und bin also den ganzen Tag belagert, mein armer Junge beynahe eben so.
Was der König mit unserm Etat anfangen wird, weiß auch noch keine Seele.
Von Reichard habe in diesem ganzen Jahr noch keine Zeile erhalten. Den
Gerüchten zufolge werden wol seine Unterthanen das durch Hungersnoth wider
einbringen müßen, was die Franzosen aus dem Lande gezogen. Mit dem Iuniuswird sich der Knoten auflösen.
Wie geht es mit der Bertuchschen Ausgabe spanischer Dichter? Werden
selbige herauskommen; den kleinen Betrag werde durch den Buchladen oder
Hartknoch abmachen. Es war doch blos Subscription und das Geld darf doch
nicht ehr als beym Empfang der Bücher bezahlt werden. Wenn die spanische
Liebhaberey in Deutschland nicht größer seyn sollte, als in Preußen: so wird
wol nichts draus werden.
Was Sie mir vom bösen u gutem Genius schrieben – – –
Am Sonntage Misericordias Domini den 4 MaySehen Sie wie lange dieser Brief liegen geblieben, und daß ich gar nicht mehr
im stande bin die Feder zu führen. Hartknoch ist noch nicht hier. Den letzten
Osterfeyertag wurde auf eine angenehme Art mit einem Exemplar der
Parerga
historica
u einem Briefe des Schöppenherrn erfreut, den ich elend beantwortet
habe. Reichard hat mich auch währender Zeit zu seinem Gevatter gemacht bey
seiner Wilhelminchen. –
Eben komt Hartknoch in mein Haus, ist gestern spät angekommen, wird
Morgen Abends abgehen und mich noch frühe besuchen. Sein Ansehen ist
erträglich; seine Frau istin geseegneten Umständen, daher eilfertig selbige
heimzuführen des bevorstehenden Kindbettes wegen; wird also nicht nach Weimar
kommen können.
Ich dachte, Hartknoch sollte etwas von der neuen Schrift wißen, die Sie ihm
zugedacht haben, er kann mir aber auch nichts von ihrem Innhalt melden.
Kennen Sie Ihren Recensenten des Maran Atha in der allgem. D. Bibl. Ich
habe selbige kürzl. gelesen. Werden Sie sich gar nicht um des Nicolai Geschmier
bekümmern? Köhler hat mir in seinem Namen auch ein Exemplar zur Collecteder Reisen zugeschickt; habe hier mit genauer Noth zusammengebracht, daß ich
auch eins erwarten kann. Ich hoffe, daß sich seine stoltze Wellen auch legen
werden.
Ich habe wol keine Hofnung mehr, mich von meiner Lethargie zu Kgsbergerholen, eben so wenig bey meiner gegenwärtigen Arbeit an dem jungen
Menschen etwas auszurichten. Nur Schade, daß ich meine eigene Kinder
darüber versäumen muß.
Haben Sie, liebster bester Herder, Mitleiden mit meinem Zustande. Sie
können sich nicht vorstellen, wie niederdrückend diese Unvermögenheit ist, und mit
welchem panischen Schrecken ich mich selbst ansehe. Gott schenke Ihnen desto
mehr Gesundheit und Freudigkeit zu allen Ihren Geschäften. Ihrer
verehrungswürdigen Frau versichern Sie nochmals, daß ich weder mich besinnen
kann auf das, was ich geschrieben, noch auf irgend einige
Qvellen
, als meine
eigene Träume. Selbst antworten werdwollt ich, aber kann nicht; so sehr ich
mich auch beym Empfang Ihres Briefs gefreut.
Verzeyhen Sie diesen ungeschlachten Brief. Er ist ein treuer Abdruck meiner
Verwüstung. Ich ersterbe unter den herzlichsten Grüßen und Küßen meines
lieben Pathchens u aller Ihrigen von mir u den Meinigen Ihr
ewiger Freund Hamann.Adresse mit Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Herder / Oberhofprediger und / General-Superintendenten
p / in /
Weimar
.
fr. Halle
Kgsberg den 20 am ersten Ostertage 83.HöchstzuEhrender Herr Hofrath,
Geliebtester Freund,
An meinem guten Willen hat es nicht gelegen daß ich seit den 10 März, da ich
Ihr letztes erhielt noch nicht beantwortet. Meine Hypochondrie lähmt eben so
sehr meine Zunge als Feder, und ich habe mir Zeit gelaßen, weil ich meinem
eigenen Urtheile zu wenig traue. Ihr Sohn befindt sich Gottlob! gesund und ist
gestern aufs Land gereist, um die Feyertage daselbst zuzubringen. Wenn er noch
so zufrieden ist mit mir, wie ich mit ihm, so hab ich noch Hofnung etwas
auszurichten was meinen Absichten, Ihren Wünschen und seinem wahren Besten
gemäß ist. Der geringste Verdacht aber von seiner Unzufriedenheit würde der
meinigen das Uebergewicht geben.
Das Latein ist mein Hauptaugenmerk gewesen; und ohngeachtet ich mit
Decliniren u Conjugiren u den ersten Elementen habe den Anfang machenmüßen, so gieng dieses doch so ziemlich fort, daß ich feste Hofnung hatte zu
Ostern mit ihm fertig zu werden, unter den Bedingungen seiner eigenen
Betriebsamkeit und Fleißes; denn wenn er nicht
wollte
, wäre alle meine Arbeit
umsonst. Er versicherte mir diese
Lust
zu haben, und ich muß ihm noch
einräumen, daß es von Seiten des Geistes nicht fehlt: aber das Fleisch ist schwach,
und ein erblicher und von Jugend auf genährter Hang zur Eitelkeit,
Weichlichkeit ist schwer zu überwinden, und wechselt bey ihm wie der Mond. Ich hab
mir alle Mühe gegeben ihm die Nothwendigkeit der Diät zum Studieren wichtig
zu machen; aber Bälle, Concerte, Theater, Putz, Geckereyen und der ganze
Cursus galanter Thorheiten ist sein Element. Ist es einem jungen Menschen
zuzumuthen, die Gegenstände seines Tichtens und Trachtens so bald zu
verleugnen, und sie mit gantz entgegengesetzten zu vertauschen? Ich muß daher
schon sehr zufrieden seyn, daß er sich auf 8 oder 9 mal hier eingeschränkt, da er
fast täglich dort in die Comödie gegangen, und von seinem Oncle hierin frey
gehalten wird. Er ist während seines Hierseyns einmal auf einen adl. Ball bey
einer Fr. von Buddenbrok und einpaarmal mit seinem Oncle auf eine
öffentliche Redoute, mehrentheils des Sonnabends, die halbe Nacht zugebracht, aber
immer des Morgens frühe zu Hause gekommen, auch wol die Kirche drauf
abwarten können. Ungeachtet meiner vorläufigen Abrede früh aufzustehen und
mir darinn ein gut Exempel zu geben, weil ich selbst dem Schlaf ein wenig mehr
nachhänge, wird er des Abends gegen 10 Uhr müde und hat Mühe des Morgens
sich zu ermuntern. Ich habe den Termin mit dem Latein bis Ostern nothdürftig
fertig zu werden mir deshalb so angelegen seyn laßen, weil ich gegenwärtig
schon mit 7 des Morgens auf der Loge und des Abends bis über 5–6 ausseyn
kann. Zum Unglück fehlt ein alter Buchhalter wegen Krankheit, und ich bin also
ein wenig mehr gebunden wie sonst, meinen Posten zu hüten, besonders bey
zunehmender Schiffahrt.
Ungeachtet aller dieser Hinderniße muß ich doch zufrieden seyn, daß wir
beynahe den ersten Theil der Histor. select. zu Ende gebracht neml. 55 Kapitel
des 3ten Buchs welches das längste u 80 in sich hält. Von Horatzens Briefen
haben wir gleichfalls die ersten 14 durchgegangen und Wielands Uebersetzung.
In dieser Uebung nehm ich meinen Sohn zu Hülfe, und weil letzterer noch zu keiner
Composition angehalten worden, ich auch selbst weder im Reden noch Schreiben
niemals viel Fertigkeit gehabt: so müsten beide, aus Mangel eines beßeren
Werkzeuges, sich mit Muzels Trichter um die Wette qvälen, und ich zu meiner Schande
sehen, daß mein Sohn ungeachtet seiner ziemlichen Ueberlegenheit im Exponiren
diese bisher von uns gantz vernachläßigten Uebung höchst nöthig gehabt.
Sie sehen hieraus daß ich das Latein bisher zur Hauptsache gemacht, theils
weil eine Gründlichkeit und mittelmäßige Kenntnis dieser Sprache zum
academischen Bürgerrecht
unumgänglich ist, theils die rechte Methode nicht
nur in alle übrigen Sprachen einen gar zu großen Einfluß hat und nach meinem
Urtheil weit mehr dient Aufmerksamkeit, Urtheil und Scharfsinn zu schärfen,
als irgend der Mathematik zugeschrieben werden kann, und der gantze
Mechanismus von Analyse u Constructionsordnung in nichts als einer
practischen
Logik
besteht. Uebereinstimmung und Abhängigkeit sind eben das in Sitten
und Pflichten, was die Syntax in Ansehung der Wörter.
Im Französischen, wo es eben so sehr an den Anfangsgründen zu fehlen
scheint, haben wir uns bisher begnügt den Wailly zu lesen; unterdeßen ist es
ein Fehler des Uebersetzers, nicht mehr auf den Parallelismum der deutschen
Sprache gesehen zu haben, unterdeßen weil Wailly zuförderst das lateinsche
zu seinem Augenmerk gehabt. Dieses hier noch unbekannte u ungenützte Buch
ist schon in Berlin statt des Pepliers eingeführt.
Seit dem 5 März haben wir das Engl. angefangen, und lesen Popens Briefe.
Dies ist aber für mich eine bloße Nebensache. Weil ich meines seel. Lehrmeisters
Bachmeirs Grammatik verloren, habe mir selbst eine neuere angeschaft. Ein
Wörterbuch ist ihm aber unentbehrlich, um so mehr, da ich nur blos das kleine
Johnsonsche besitze, welches ganz engl ist. Der Aussprache wegen wünschte ich,
daß er beßere Anführung als die meinige hatte. Dies kann aber fügl. bis
Göttingen aufgeschoben werden.
Mit dem griechischen war auch willens einen Anfang zu machen; wir haben
uns ziemlich im Lesen geübt. Im Grunde kann man kein lateinisch recht
verstehen ohne einen zieml. nothdürftigen Vorschmack dieser Grundsprache, die
im Grunde nicht schwer ist. Alle Wißenschaften haben ihre Kunstwörter daraus
entlehnt, und der Verstand erleichtert ungemein das Gedächtnis. Wie viel
griechische Constructionen, besonders in Poeten; was für einen weiten Einfluß
in die Qvantität der Sylben u. einer richtigen Aussprache.
Mit Historie u Geographie kann ich mich gar nicht befaßen, und dies hängt
auch blos von Lust und Liebe ab. Mein Sohn liest die Zeitungen der alten Welt,
die ich Ihrem Herrn Sohn auch empfohlen, und treibt für sich aus Neigung die
Geographie. Der arme Junge ist aber so besetzt und hat mit dem Pollnischen u
seiner Kinderlehre gnug zu thun.
Da
Hier sehen Sie ein Gemälde unsers Tages
: Weil mein Sohn die
meiste Zeit eher zur Hand, so lesen wir ein Kapitel aus dem N. T. Ist Ihrer
fertig mit dem Frühstück u ich mit dem meinigen, so nehmen wir gl. unsere
Historias selectas vor. Da ich um 7 Uhr nun ungefehr, mehrentheils eine Stunde
später ausgehen muß: so überlaß ich ihm Widerholung oder Zubereitung.
Währender Zeit sprech ich zu Hause wider an, wo sich Ihr Sohn frisirt,
unterdeßen ich einige Verse im I Buch Sam. mit ihrem meinem durchlaufe, und
ein pensum aus der Aeneide, welche wir diese Woche schließen werden, und
alsdenn auch diese Uebung meines Sohns mit dem Ihrigen werde vereinigen
können. Sprech wider einmal an u corrigire, wo ich was gemacht finde, aus
dem lieben
Trichter
, der immer ein guter Leisten ist. Vor dem Eßen nehmen
wir noch einen Brief des Horatz vor. Nach dem Eßen wird ein wenig aus dem
Wailly gelesen, hierauf geht Ihr Herr Sohn aus u komt in einer oder anderthalb
Stunden selten später nach Hause, meistens bey HE Stadtrath, Fr. Pf. Siebert,
HE von Schrader, auch bey seinem alten Hofmeister dem jetzigen Schul-
Collegen oder auch im Nothfall zu Ihrem HE Bruder – So bald ich zu Hause
komme, gehen wir ans Engl. unterdeßen sich mein Sohn mit einem jungen
Raphael Hippel von einem sehr feinen Gesicht, und offenen Kopf im lateinschen
u griech. unterhält und meine älteste Tochter das Clavier lernt gratis bey
meinem jungen Freund Hill, mit dem ich in Gesellschaft meines Sohnes dafür
gegenwärtig den Pindar u Anacreon durchlaufe nachdem wir die Odyßee zu
Ende gebracht, u zuweilen das Engl. fortsetze im Spencer. Wir eßen ein
Butterbrodt. Dienstag hat mein Sohn die Kinderlehre des Morgens abzuwarten u
Mitwoch nachmittags das pollnische. Der ihrige ermangelt beynahe keinen Tag
sich auf dem Clavier zu üben, und hier braucht es keiner Erinnerung. Ich gehe
mit Fleis in diesen Detail, liebster Freund, der Ihnen nicht zu eckelhaft seyn
wird um Ihnen die Unmöglichkeit zu zeigen, mehr Zeit als ich habe und mir
Ihr Sohn einräumt, anwenden zu können. Ich wünschte wenn er um 9 Uhr
schlafen gienge und dafür desto früher aufwäre; weil ich mehrentheils eine
ganze Stunde ihm zuvorkomme u er Mühe hat sich zu ermuntern; unterdeßen
hoffe ich auch mehr Ordnung nach dem Fest einzuführen in diesem Stück, und
da mein Sohn mit Gottes Hülfe vermuthlich nach Pfingsten eingesegnet
werden dörfte: so werd ich auch beide mehr zu einer festen Stunde in Historie u
Geographie, als bisher möglich gewesen, anhalten können.
Was die Familienverhältniße betrift: so kenn ich den HE Lieutenant bereits
persönlich u bin den 2 März da mein Sohn gebeten wurde, von selbst zum
Besuch mitgefahren. Es war ein erwünschter Tag u meines Wißens die erste
Schlittenfahrt aufs Land seit 67. Es scheint eine recht brüderliche Neigung unter
beyden zu seyn u dieser Oncle hat beynahe ihren Sohn erziehen helfen. Dieser
Respectus parentelae verdient alle Rücksicht, u gute Seiten, wenn sie zu sehr
auch ins Moll fallen müßen doch mit Discretionge behandelt werden.
Den HE Stadtrath kenn ich noch gar nicht meines Wißens von Person. Er
ließ mich vorigen Palmsonntag einladen, weil ich aber selbst meiner ältesten
Tochter Geburtstag feyre, auch bey reichen Tafeln u großen Gesellschaften eben
nicht vergnügt seyn kann; so werde eine persönliche Bekantschaft mit ihm so
lange wie mögl. aufschieben. Vorigen Dienstag tratt mich Ihr Herr Sohn an
mit der Nachricht, daß er mit ihm fahren sollte aufs Land. Weil die Reise aber
8 Tage währte u er lieber ein paar bey dem andern Oncle zubringen möchte,
wünschte er daß ichs abschlüge. Ich gab ihm Recht, daß 8 Tage Abwesenheit mir
auch zu viel schienen. Er hielt sich aber den Morgen drauf so schlecht, daß ich ihn
dafür abstrafen wollte und den andern Tag dem Oncle sagen ließ, daß ich
gegen
seine Reise nichts einzuwenden
hätte, weil sein Fleiß nur ein
Feigenblatt gewesen war um eine Reise mehr nach seinem Geschmack dadurch zu
bemänteln. Er gieng Nachmittags wie gewöhnlich zu seinem Oncle u kam etwas
bestürzt nach Hause, daß er ihm eine abschlägige Antwort gegeben. Am
Charfreytage war er mit dem HE. Lieutenant zum Graunschen Tod Jesu gewesen, u
meldete mir wider mit vieler Unruhe an, daß er doch nach Friedrichsthal fahren
müste, weil man dort sehr ungehalten drauf wäre. Er fuhr also am heil. Abend
vormittags fort mit dem Wink möglichst nach Hause zu eilen. Die Equipage,wenigstens der Kutscher war aber aus Steinbeck. Diese Umstände gehen mich
übrigens weiter nichts an und ich überlaß es der Zeit den Zusammenhang
deutlicher entwickelt zu sehen. Bin ich so glücklich ihm mehr Geschmack an
Wißenschaften
u
Arbeit
einzuflößen: so würde eine andere Umstimmung der Seele
u beßere Oeconomie ihrer Kräfte u der edlen Zeit von selbst folgen. Ohne
Geschmack
und
freye Wahl
, ist alle Arbeit ein kahler Frohndienst.
Was den Ton an seine Schwester betrift, so habe sehr zufällig von ihm selbst
den einen Brief zu lesen bekommen, und dies gab mir Anlaß mir auch die
Antwort auszubitten. Liebster Freund, nicht Ausbrüche sondern die Qvelle des
Uebels ist die Sache wie in der Arzeney nicht Symptome das Augenmerk des
Artztes sind. Aber ich hätte auch gewünscht daß eine
Schwester
und dazu eine
jüngere Schwester
ihrem ältesten Bruder gar nicht in solchem
männlichklugen Ton die Epistel gelesen, sondern mit ein wenig mehr Laune, Liebe und
Heiterkeit sich mehr an
der lächerlichen Seite
im Character ihres Geschlechts
u Alters gehalten hätte. Eine
strenge Moral
komt mir schnöder u schaaler vor,
als der muthwilligste Spott u Hohn. Das
Gute tief herein
, das Böse
herauszutreiben – Schlechter scheinen als man wirklich ist, beßer wirklich seyn als man
scheint. Dies halt ich für Pflicht u Kunst.
den 21Ich bin heute mit Kolikschmerzen u einem empfindl. Durchfall erwacht und
habe mir die Freyheit genommen Ihrem HE Sohn ein RhabarberPulver zu
stehlen, daß ihm nicht mehr wie Eins übrig bleibt, weil er bereits andern davon
ausgetheilt. Es hat mir gute Dienste gethan, liebster Freund u ich bitte diesen
Diebstahl bey Gelegenheit zu ersetzen. Mein ganzes Haus ist Mittags
ausgebeten – und ich faste, welches bey mir ein sehr seltener Appetit ist. Von allem
dem, was ich Ihnen geschrieben, bitte keinen Gebrauch zu machen zu
Vorwürfen
und
ernsthaften Verweisen
, dafür aber desto mehr Ihren lieben
Sohn anzuhalten, daß er Ihnen selbst wenigstens alle Monathe einmal
Rechenschaft giebt so wol von der Anwendung seiner Zeit als Muße, die Sie ihm
täglich verordnet und die ich lieber hinführo zu Spatziergängen als zerstreuenden
Besuchen einlenken möchte. Der Sommer wird uns mehr Luft machen ein
wenig abgesonderter arbeiten zu können u der Garten auch zu häusl.
Bewegungen.
Ich bitte mir aber auf 2 Anfragen eine baldige Antwort aus; ob es Ihnen
gantz entgegen ist, daß er wenigstens
öffentl. Stunden
besucht. In welchem
Fall ich wol wünschte daß er Nachmittags von 4–5 bey meinem alten Freund
dem Prof. Kreutzfeld gienge, der immer einen römischen Schriftsteller zu
Grunde legt u denselben erklärt u deßen Vorlesungen er auch sonst schon besucht
haben soll weil sein alter Hofmeister in Verbindung mit diesem akademischen
Lehrer gestanden. Wie er damals imstande gewesen Nutzen davon zu ziehen,
versteh ich u begreif ich nicht. Gegenwärtig möchte er mehr davon ziehen können,
und oben ein könnte man ihn ein wenig auf jede Stunde vorbereiten. Durch
Kreutzfeld könnte ich auch zuverläßige Nachrichten von seinem Fortgang
einziehen. Und eben dies gienge mit dem Prof Kraus an der Statistick oder Historie
öffentlich liest. Mangelsdorf liest auch die Historie öffentl. wiewol sein
Auditorium ein wenig hällisch u sehr zahlreich Es komt also auf Ihre Einwilligung
an in Absicht dieser Frey- oder öffentl. Stunden.
Nun kommt meine zweyte Anfrage, wieviel Sie jeden Monath zu Bestreitung
außerordentl. Stunden anwenden wollen. Er versichert mich die Mathematik
bereits gehört ohne ein Wort verstanden zu haben. Daher ich einen fähigen
Studenten auf Prof. Kraus Empfehlung dazu aussuchen wollte, den ich unter
1 Ducaten kaum finden möchte. Ebensoviel dörfte auch eine
Zeichenstunde
kosten und vor allen Dingen wünschte ich daß er
pollnisch
bey Zeiten
anfangen möchte. Mein Sohn hat über ein Jahr gelernt mit Zufriedenheit seines
Freundes u Lehrers u liest jetzt das dritte Gedicht des Bischofs von Ermland,
ohne im stande zu seyn sich schon selbst zu helfen oder mit Verstehen u Reden
fortzukommen. Ich zweifele ob diese Sprache so gut in Göttingen gelernt
werden kann. Hierüber erwarte mit nächsten Ihre Entscheidung. Wegen der
außerordentl. Stunden komt es auf einen Monath früher oder später nicht an; aber
in Ansehung der akademischen öffentl. Stunden wünschte ich daß er den Anfang
nicht versäumte, und würde auch ohne Ihre Antwort anräthig seyn daß er
pro hospite selbige antreten u im Fall Ihrer Weigerung selbige wider ausfallen
ließe.
Zu Schulfüchsereyen der Toilette u Garderobe fehlt es weder an Geld noch
ressources; aber für ein Buch ist kein Heller zu Hause, hat auch gar nicht die
Sorgfalt eines Haushalters für dieses Geräth. Gleichwol war ihm ein
engl
. u
lateinisches
Wörterbuch u einige Handbücher unentbehrlich z.E. die
Schellersche Grammatik, welche ich gern nach den Feyertagen mit ihm durchgehen
möchte und ein Buch ist das er mit dem Wachstum in der Sprache mehr u mehr
lieb gewinnen wird. Auslagen bin nicht imstande zu machen, und was an Ihrem
ausgesetzten überschritten erspart werden wird, soll Ihnen haarklein berechnet
werden; so wenig wie ich ohne Ihre Einwilligung überschreiten werde.
Das
Andenken der vorigen Erziehung
hätte in den 2 Jahren wo er sich
unter Ihren Augen aufgehalten ziemlich gemildert werden können. Gott gebe
daß Sie so viel wenden mögen an Ihres
Erstgebornen
Nachfolger, als seine
seel. Grosmutter – und daß nicht
dort
mehr versäumt wird, als
hier
geschehen.
Halten Sie mir dies Wort der Erinnerung zu Gut. Das übrige bleibt in pettound en reserve von Ihrem alten Freund u aufrichtig ergebnen Diener
Johann Georg Hamann.den 26 des MorgensIhr lieber Sohn ist vorgestern erst vom Lande zurückgekommen, wo er
vergnügter wie er sich vorgestellt gewesen, aber S ein wenig Schnupfen und
Flußfieber zu Hause gebracht. Wir haben gestern von 56 bis zum 61 Kap. in
unsern Geschichten zu Ende gebracht und sichnd eben in der Materie der
Freundschaft, von der er einen großen Lästerer dort kennen gelernt. Ich bin
währender Zeit so beschäftigt, daß ich meinen eignen Sohn nicht habe
vorgestern einmal habe vornehmen können der ohnehin den gantzen Tag in meinen
Geschäften zu laufen gehabt. Ich schreibe dies P.S. auf Ihres lieben Sohns Pult,
dem ich wegen seiner gestrigen Unpäßlichkeit heute gern einen längern Schlaf zu
gute halte.
Verzeihen Sie meine Unordnung im Schreiben – Ich erwarte Ihre
Erklärung auf meine Anfragen. Morgen den 27 ist Ihr lieber Sohn just ¼ Jahr bey
mir gewesen. Bis zur Abreise Ihren HEn Bruders ist der Termin zu seiner
Probezeit bestimmt, und ich hoffe daß Gott alles Gedeyen geben und unsere
gemeinschaftl. Absichten erfüllen wird. Ihre Erinnerungen über den Ton seiner
Briefe bitte mir immer im Nothfall mitzutheilen, werde mir aber keinen
unmittelbaren Einfluß darüber anmaßen. Dergl. Symtome des Leichtsinns hören
von selbst auf, wenn die Qvelle gebeßert wird, und müßen eher
befördert
und
evacuirt
, als zurück getrieben werden.
Es ist mir um einen Grund und die Fähigkeit zu thun, daß er in den Stand
gesetzt wird ihn hernach Selbst weiter anzubauen. Denn ohne selbst zu
denken
u zu
arbeiten
, mit
Lust
und
Ueberlegung
, ist alles nur Zwang und
Täuschung.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin, und ganzen Hause, vorzüglich
der liebenswürdigen moralischen Briefstellerin. Ich umarme Sie und ersterbe
Ihr alter treuer Hamann.Königsberg den 24 April 83.HöchstzuEhrender HErr Gevatter, Landsmann und Freund,
Eine dreyfache Schnur reist nicht. Ich nehme also mit beyden Händen an
Ihrer Hausfreude Theil, und wünsche daß meine liebe Pathin ein neues
Unterpfand Göttlichen Seegens für Sie und Ihr ganzes Haus seyn und werden
möge. Meiner holden Gevatterin Gesundheit und Stärke zu neuen Pflichten
und neuen Wohlthaten, wie mir selbst! Aus W. u W. erwarte ähnliche gute
Nachrichten. Ich
begreifs noch weniger
, wie so oft ich von Ihnen schon
erfreut worden bin und den Dank immer schuldig bleibe. Also Ihr Stillschweigen
hat mich beunruhigt, weil ich es für eine Lehre angesehen, oder vielmehr
Beyspiel, stille zu seyn. Demohngeachtet bin ich schon Wochenlang willens gewesen
Sie zum
dritten
mal heimzusuchen. Gestern Mittags erhielt Ihren liebreichen
Brief zuvorkommenden, wie einen Balsam auf mein kahles Haupt. Ob den
14 oder 24h. meine Erscheinung im Geist hatte geschehen sollen, werde ich
zuverläßiger beym ersten Besuch, den ich abzulegen imstande seyn werde von Ihrer
Frau Schwester oder unserm Dorow ausmitteln. Ihre Einladung ist vom 12 als
dem Geburtstage meiner ältesten Tochter datirt, den Sie im vorigen Jahr (statt
meiner) gefeyert, und an dem wir uns auch am Palmensonntag Ihrer erinnert.
Unter uns gesagt, denken Sie sich an Ihrem Gevatter nichts mehr als einen
armen alten Mann, mit deßen Gesundheit, Kopf, Zunge u Feder es je länger je
mehr stockt; sonst irren Sie sich wie unser wallfahrende Vetter, deßen
Eingeweide ich Ihnen zurücksende, nachdem ich selbige coll amore durchgewühlt.
Seine Beobachtungen sind gleichwol sehr unterhaltend und voller Scharfsinn u
ehrl. Laune. Ihm geht es aber im Grunde bisweilen nicht beßer wie seinem
Holl. daß er die
Form
der Staatsverfaßungen im Mark und nicht in der Rinde
sucht. Ich hoffe in allem Ernst, daß er seine Zufriedenheit ebensogut unter den
Antipoden u Qväkern finden wird, wie mein Gevatter K. unter den Mährischen
Brüdern, und vbi bene, ibi Patria, oder deutscher zu sagen; des
Menschen
Wille
ist
sein Himmelreich
, in sehr vielseitigen Verstande. Erfahren Sie
Nachrichten von seiner glückl. Anlandung dort, so laßen Sie mich ihrer auch
genießen – und o
daß Sie auf lange Zeit finden mögen
,
was jenseits
des Waßers gefahren
!!
Durch Friedrich, der mich eben besucht, habe Ihren Wink an Dengel bestellt.
Sind Sie mit dem alten Freund Kanter auch zufrieden? Ich erwarte alle
Stunden Hartknoch. Ohngeachtet das überschickte nicht der Mühe lohnt, und ich kaum
viel mehr erwarten kann: so werd ich alles was da ist, ihm mitgeben, u den
Eckel, mit dem ich mich in jene Lagen zurückführen muß, überwinden kann;
car c’est le ventre de ma mere! Kennen Sie den Verf. des
Etwas
,
daß
Leßing gesagt
, die was bey Decker dort gedruckt worden?
Was macht in aller Welt Ihr Hogendorp? Ungeachtet meines flehentl.
Bittens, mich von der Abfahrt uns. William Birken Nachricht zu geben, hab ich
nicht eine Zeile von ihm seit der Zeit erhalten. Sein Bruder hat sich noch meiner
am Bord des Kriegsschiffes erinnert, und allen meinen Groll ausgelöscht, daß
meine besten Wünsche beynahe zwischen
beyde Ebentheurer
getheilt sind, u
ich an keinen ohne Wallung der Seelen denken kann, der Contrast meines
Urtheils mag Ihnen so lächerlich vorkommen, als er wolle.
Ist Ihnen zufällig ein gewißer Jodois oder Geodois bekannt gewesen? u weiß
man nicht wo der hingekommen? Ungeachtet Ihres Stillschweigens hab ich
immer im Sinn vorausgesetzt, daß, wenn Sie etwas von uns. Reformezuverläßig wüsten, Sie mir gemeldet. Der Himmel gebe, daß jedes Stillschweigen
sich in eine so angenehme Harmonie auflösen möge, als durch Ihren letzten
Brief geschehen.
Umarmen Sie meine treue Gevatterin – mit ebenso halb erstickten
Gesinnungen, womit Sie sich des alten Gevatters Hamann erinnert. Gott seegne
Louischen
, unser liebes
Wilhelminchen
, und laße auch Ihren Pflegsohn
gedeyen! Mein Lindner komt eben vom Lande zu Hause. Ich hatte ihn beynahe
nicht mehr gekannt; so sehr war er mir entfallen. Hänschen mit seinen 3
Schwestern u die Hausmutter bezeugen alle ihre herzl. Mitfreude. Empfehlen Sie mich
ihrem kleinen Club
, zuförderst Jonathan u den Dioscuren, B. u G. Ich
umarme Sie u ersterbe Ihr ewig verpflichteter Gevatter u Freund
Johann Georg Hamann.Ist
Becker
in Dresden oder Deßau, dem der Vetter das Diplomzurückgesandt? Auch Colonel Dirks ist eine neue unbekannte Person für mich? Ich
thue auf allen Fall diese Fragen, wenn Sie liebster Gevatter! einmal Muße
haben darauf zu antworten. – und schreibe
ruhiger
, sobald ich kann. Heil mit
Ihnen!
Ew Wolgeboren erhalten hiemit verlangten Kupferstich. Würde selbst
gekommen seyn, wenn ich nicht einen Gevattersbrief unsers Kapellmeisters zu
beantworten hatte, und zugl. das letzte Valet unsers Vetter Beckers d. d. den
9ten Oct. das bisher für verloren gehalten und durch die 10te Hand endl. an
Ort und Stelle gekommen mit morgender Post remittiren muste. Er ist mit
Capt. Pieter Cornelis auf einem Schiffe: De veer Friende glückl. abgegangen,
unter dem Namen William Birken.
An dem Latein der Parerga Historica ist nichts auszusetzen. HE. Prof. Kraus
der die Vorrede liest, findt es ebenfalls nach seinem Geschmack. Das
Schweitzerblatt bitte mit Hänschen zurück, weil ich es schon eher hätte widergeben sollen.
Ich wünsche eine gute Reise u. baldiges Widersehen. Empfehle mich Dero
geneigten Andenken, und wenn Ihre Abreise erst morgen vor sich geht; doch
Versprechen – So gern ich den Hn. Hauptm. von Sch. zum Praenumeranten
gehabt, bin ich doch nicht imstande das Verzeichnis zu liefern, habe auch Hofnung
bekommen, diesen Ausfall ersetzen zu können. Meine Ergebenheit an unsern
gütigen Wirth.
den 24 Apr. 83.J. G. H.Kgsberg Dominica Misericordias 83.HöchstzuEhrender Herr und Freund,
HE Pr. Köhler schickte mir den 11 Januar eine gedruckte Bestellung zur
Praenumeration Ihrer Reisebeschreibung zu. Ohngeachtet meiner wenigen
Verbindungen mit dem Hiesigen respectiven Publico u einer ökonomisch
philosophischen Abneigung gegen alle
Geschäfte
κατ’ εξοχην, war es mir
überaus angenehm, nach so langer Zeit ein Merkmal Ihres freundschaftlichen
Andenkens zu erhalten. Ueber den
Wunsch
Sie von meinen ebenso unveränderten
Gegengesinnungen zu überführen, schlich sich auch der
Wunsch
in mein Herz
Ein Exemplar zu gewinnen, weil ich zum grösten Leidwesen meiner Philosophie
und Oekonomie kein
baares
Buch mehr zu lesen im stande bin. Alle meine
Wünsche
und Bemühungen die heilige Zahl der Praenumeranten zusammen
zu bringen, wären (ungeachtet ihrer anziehenden Kraft) ohne Wirkung gewesen,
wenn HErr Iacobi, als Freund u Gevatter, mir nicht die meisten angeworben
hätte; und die Gefälligkeit auch übernimt den Betrag von nachstehenden 12 zu
übermachen. Kommen die Namen für den ersten Theil zu spät; so können sie
immer zum Nachtrage dienen / 1. HE Friedrich Konrad Jacobi 2. Christian
Heinr. Kloht 3. Jakob Friedr. Kolk 4. Joh. Anton Dornheim 5. Joh. Christian
Bruckner (Kaufleute)6. HE Oberhofprediger D. Schultz⸂Prediger Lauwitz⸃7. Loge zum Todtenkopf und Phönix. 8. Made S. M. Courtan, geborne Toussaint.9. HE Kriegsrath Hippel, dirigirender Bürgermeister 10. HE Kriegsrath
Scheffner zu Sprindlacken. 11. Freyherr von Schröder, Hauptmann beym
Possadowski. Regiment Dragoner 12. Loge zu den 3 Kronen.
Ich erinnere mich noch, HöchstzuEhrender Herr und Freund, daß Sie mir 77
schrieben Lapides Brandenburgenses von einer damals gemachten Reise heraus
zu geben, u vermuthe daß selbige auch vielleicht einen Theil Ihres
gegenwärtigen Werks ausmachen werden, von dem ich aufrichtig wünsche, daß es eben so
sehr zum Nutzen und Vergnügen der Leser, als Ihrem eigenen Ruhm und Nutzen
gedeyen möge!!
Es ist mir nicht möglich gewesen meine Liste eher einzuschicken, weil ich erst
heute von einem den Beytrag erhalten können, und noch einem selbst Vorschuß
thun muß, der mir übrigens mehr als sicher ist.
Wiewol ich als ein alter emeritus und rude donatus hier auf der Bärenhaut
liege, und nicht mehr eigene Jagd thun kann: so freut es mich doch in meiner
Seele hie u da meinem Freunde von Schriftsteller u Verleger einen Leckerbißen
abgeilen oder sine dolo malo ablauren zu können. Ich schmeichel mir daher, daß
Sie sich bey dieser Gelegenheit erinnern werden, mir Ihren
Versuch über die
Tempelherren
u das doppelte Geheimnis beyzulegen. Ich schäme mich ein
geliehenes Exemplar noch länger zu behalten, und habe eben so wenig Lust
selbiges vor der Hand wiederzugeben wegen des noch wie es scheint hangenden
Processes, an dem ich aus manchen Beziehungen, wie Sie leicht erachten
können, den nächsten Antheil nehme, bey einer ebenso großen Entfernung von
einer zu merkurialischen oder zu saturninischen Kritik. Non nostrum est, tantascomponere lites. Der Misverständniße möchte aber von beiden Theilen so viel
seyn, daß die Differenz auf weniger denn nichts herausliefe. Und wenn auch
in diesem ganzen Handel von
reiner Wahrheit
die Rede wäre, und seyn
könnte: so wird jeder unpartheyische Richter wie
Pontius Pilatus
sagen – u
Phanärete war keine Xantippe.Grüßen Sie unsern alten Freund Moses M. auf deßen Ps. oder – ich weis nicht
was? – ich mich auch im Geist freue. Leben Sie nach Herzens Wunsch u behalten Sie
im guten Andenken Ihren ergebnen Freund und Diener Joh. Georg Hamann.von Nicolais Hand:d. 23. May 14 Reisen 1. 2. davon 2. gratis1 Tempelherren grat.Am linken Rand des Blattes von Nicolai notiert:# 969 – 980 –Adresse:Herrn / Herrn Nicolai / Buchhändler / zu /
Berlin
.
Erhalten-Vermerk von Nicolai auf dem Adressblatt:1783. 15. MayHamann in
Königsberg
26 Jul von Fr. bean.
Alle Handlungssachen sind im Laden
Berl. u. die Sachen gefunden.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund
„In einem treuen Arm sich seines Lebens freun.“ Dies Glück haben Sie
beseßen
und
genoßen
;
kennen
es aber nun noch lebhafter durch den
Verlust
,
welcher die Sehnsucht der Liebe vermehrt. Gehorchen Sie auch diesem
Gesetz
der Natur
, ohne die Gnade des barmherzigen und wohlthätigen
Gebers
zu
vergeßen, und den überschwenglichen Reichtum Seiner Vorsorge in Verhältnis
aller unserer Bedürfniße zu glauben und zu verehren.
Ihr lieber Schwager und ich haben heute eine Stunde lang mit Ihrer
traurigen Lage sympathisirt. Das Ende vom Liede war:
Gott hat alles wol
gemacht
! weil Ihr liebes Weib einer solchen Prüfung nicht gewachsen gewesen;
und im eigentlichsten Verstande
seelig worden
durch Kinderzeugen, gleich der
Mutter aller Lebendigen.
Vergeben Sie, mein liebster Gevatter, Landsmann und Freund, daß ich in
Thorheit schreibe – und machen Sie es wie Adam, der seiner Ribben eine dem
treuen Schöpfer in guten Werken
gern überlies, um selbige in ein höheres
und vollkommneres Geschöpf vollendet und verklärt wider zu erhalten – „undEr schloß die Stätte zu mit Fleisch“ Gott tröste Sie und erhalte die
beyden
lieben Pfänder
. Ich umarme Sie unter den herzlichsten Seegenswünschen
und ersterbe
Ihrewig verpflichteter Joh. Georg HamannKgsberg den 19 May 83.Empfehlen Sie mich Ihrem Jonathan u allen unsern Freunden B. u G.
Königsberg am Pfingstmontage 83.HöchstzuEhrender Herr und Freund
Den 19 May erhielt Ihren Brief u Sie werden vermuthlich auch den Schein
der 12 # zu seiner Zeit erhalten haben. Den 26 ej. ist der Anfang im Tanzen
gemacht von 7–8 Morgens à 2 # 4 fl. u den 2 huj. im Zeichnen von 3 Uhr
Nachmittags nur 2 Tage die Woche aber 2 Stunden hinter einander a 1 # 3fl. Ein
pollnischer u ruß. Sprachmeister fand sich auch der mit 1 # für lieb kam nahm,
aber vermuthl. nach Graudenz gegangen um den König anzutreten. Sie scheinen
auf die Nachrichten
wegen des erhöheten Preises in Ansehung dergl.
Stunden und
Künste keine Rücksicht genommen zu haben, u ich beziehe mich
daher auf dasjenige, was ich bereits geschrieben, habe auch die Wahl dem
Geschmack des HE Sohns überlaßen, weil ich darin kein Kenner bin. Der
Tanzmeister heist Weinert. Die 3 # zu Büchern können fügl. zum Supplement der
Lieblingsstudien dienen.
Aus der Abwartung der öffentl. Vorlesungen ist nichts geworden; u er würde
nach den academischen Gesetzen auch eine neue Matricul nöthig gehabt haben.
Das praenumerirte halbe Jahr geht mit dem 27 Julii zu Ende, und Ihr Herr
Bruder denkt auch an seine Abreise. Ich bin daher jetzt genöthigt Sie, theuerster
Freund, an die Bedingungen zu erinnern, unter denen ich den ganzen Versuch
gewagt, nemlich daß
die Probe mit dem Aufenthalt des ersteren gleich
dauernd
seyn sollte. Da Sie Selbst in Kummer über Ihre Verfaßungen leben;
so kennen Sie den Einfluß davon auf Gemüth u. Gesundheit. Ich lebe daher in
einer so leutscheuen und zu allen Geschäften unfähigen Hypochondrie, daß ich
meiner Ruhe und Erhaltung alles aufopfern muß. Habe widerum aus
Ueberdruß ein zweites wie mein erstes Haus, mit
Verlust der Hälfte vom
Capital
losgeschlagen u noch keinen Heller ausgezahlt bekommen, ohngeachtet der
Käufer schon um Ostern eingezogen, auch noch nicht die ganze Miethe vom
dritten Haus, das mir noch auf dem Halse liegt, erhalten. Unser Etat ist auch
noch nicht hier u man fürchtet Einziehung ganzer Stellen oder Abzüge
wenigstens des Gehalts – Es gehe wie es gehe: so ist mein Entschluß gefast, und
weder
Bitten noch Anerbietungen
, werden mich bewegen können Ihren
HEn Sohn länger als diesen Sommer zu behaltenIch habe wie ein Pferd gearbeitet das Latein bis
Ostern
durchzusetzen, weil
er ohne Decliniren u Coniugiren herkam und muß mich jetzt allein einschränken
ihn in
Ansehung der Sprache
zu einem Cive academico zu qualificiren.
Wir haben noch 10 Kapitel von den Historicis selectis übrig u denke diese Woche
damit fertig zu werden. Wir haben das erste Buch von Horatzens Briefen nach
der Wielandschen Uebersetzung durchgegangen auch die ersten 7 Oden des
Horatz. Mit dem Engl ist auch ein zieml. Anfang gemacht; ohngeachtet diese
Sprache wegen ihrer Leichtigkeit wenig Verdienst in meinen Augen hat: so hab
ich sie doch mit dazu gebraucht ihn auf die Construction u die Nothwendigkeit
derselben in allen Sprachen aufmerksam zu machen.
Aufmerksamkeit
,
Urtheil
, nicht Gedächtnis denn ich habe ein sehr kümmerliches, ist meine
Grammatik.
Denken
heist Begriffe construiren, und Moral ist nichts als Syntax.
Hierinn besteht meine Methode.
Uebereinstimmung
u
Abhängigkeit
sind
meine Pas und Coupés, und eben die Symmetrie der Füße u des Leibes im
Innern hervorzubringen – ist meine Arbeit gewesen. Aber der schönste Witz des
Seneca u aller Wortfluß des Cicero richten eben so viel aus wie Moses u die
Propheten, wenn es an der Pfingstgabe des Geistes, des Selbsttriebes fehlt.
Er ist vorgestern mit HE von Schrader nach
Steinbeck
in Gesellschaft seines
vorigen Hofmeisters wie er mir selbst erzählt gemeldet gegangen, inzu einer
sehr großen Gesellschaft, wie er meinen Kindern gesagt, u wird erst nach dem
Fest wider zu Hause kommen. Ich bin nicht im Stande
Menschen
zu sehen;
mein Sohn wird morgen frühe um 3 Uhr auf ein paar Tage aufs Land fahren,
um einen Freunde, den Sohn des HE Kr. Rath Deutsch zu besuchen.
Setzte Ihr Herr Sohn auf Wißenschaften einigen Werth oder glaubte, daß
selbige sein Glück zu machen etwas beytragen könnten: so würde freylich
dadurch mein Sohn so wol als ich selbst aufgemuntert werden. Gegenwärtig
gewinnt ersterer Ihr Sohn nichts, u der meinige verliert zu viel – ich am meisten
an Zeit und der ebenso edeln u köstlichen Gemüthsruhe u Gesundheit.
Ich begreife nicht, wie bey der Erziehung der seel. Frau Amtsräthin ein so
wesentliches Stück als das Tanzen hat versäumt werden können – und da Sie
ihm ein zur Eitelkeit, Zerstreuung und Verführung geneigtes Herz zutrauen,
wäre es freylich gesunder gewesen die Mathematik vorzuziehen. Er hat mir selbst
versichert sie bereits hier gehört, aber nichts davon begriffen zu haben. Der
Probe wegen möchte ich wol nach Endigung der Hist. Select. des Ernesti Initiaanfangen –
Nach meiner Ueberzeugung wird er gewiß durch eine baldige Verpflanzung
nach Göttingen gewinnen, und ich hoffe, daß meine Mühe ihn zum akademischen
Bürger taliter qualiter in Ansehung des Schulorgani zuzustutzen, vielleicht mit
etwas mehr Gründlichkeit, als er das Sprachrohr der großen Welt behandeln
gelernt, nicht gantz vergebens seyn wird. An keiner meiner historischen Schriften
hat er Geschmack gefunden, ausgenommen eine elende alte verrostete Histoiredes Larrons, die ich niemals auszuhalten im stande gewesen.
In Ordnung, Wirthlichkeit, Mäßigkeit, Bescheidenheit dient er meinem Hause
zum Muster und Beyspiel – aber das sind keine Tugenden, denen ich zu viel
traue: so wie die
Fehler
, welche Sie bey ihm fürchten, es eben nicht in meinen
Augen sind. Aber Denn die schleichende moralische Heucheley ist eine ärgere
Pest u ein größeres Modelaster, als es die Pietisterey jemals gewesen.
Bey aller Ordnung in seinen Kleidungsstücken ist ihm ein fast neues Paar
Schuh verschwunden unter seinem Bette – das unweit dem meinigen steht. Ich
begreife die Möglichkeit nicht, auch meine Leute können sich nicht besinnen
selbige gesehen zu haben. Er versichert aber, selbige wirklich aus Friedrichsthal,
wo er sie gebraucht zurück erhalten zu haben, wo er die Ostern zugebracht. Die
Unruhe über diese verschwundene Schuhe war nur ein kleiner Pendant von meiner
Verlegenheit, darein mich der Verlust meines Schlüßels von meinem Bureausetzte, der sich aber plötzlich widerfand, ohne daß ich bis diese Stunde begreifen
kann, wie es mit dem Verschwinden u Widerfinden zugegangen.
Die zum Spatziergehen und der Motion geordnete Stunden werden am
gewißenhaftesten beobachtet. Zu welchen Besuchen er sie anwendet, weiß ich nicht.
HE Stadtr. hat sich neulich gegen den HE Doctor beschwert daß er nicht fleißig
gnug zu ihm käme u keine Gedult hätte sich lange aufzuhalten. Wenigstens
speist er alle Sonntage bey ihm.
Um Familienverbindungen u die damit unumgängl. Intriguen u Cabalenbekümmere mich nicht. In meinem Hause bekomt er keine Besuche als von
einem Liefl. Cavalier, dem HE von Schrader, der sich durch einen sehr
exemplarischen Fleiß unterscheidt. Eines Kaufmanns Sohn aus Tuckum, Siewert,
ist auch 2 mal bey ihm gewesen, u reist bald ab – Tant mieux.Es bleibt also dabey daß ein längerer Aufenthalt Ihres HE Sohns in
meinem Hause als diesen Sommer, uns beiderseits höchst nachteilich seyn würde.
Nehmen Sie daher, liebster Freund Ihre Maasreguln um seine baldige Abreise
nach Göttingen
gegen Michaelis
zu befördern. Es fehlt ihm nicht an natürl.
Anlagen, die nicht durch Zwang sondern Freyheit entwickelt werden müßen. Es
wäre unverantwortlich von mir, wenn ich ohne Ihre Hofnungen erfüllen zu
können mich abhärmte und verzehrte zum Nachtheil
meiner eigenen Kinder
,
die desto nöthiger haben etwas zu lernen, weil sie keine Empfehlungen, kein
Geld, keine Unterstüzungen zu ihrem künftigen Fortkommen von mir erwarten
können, u aller der Vortheile beraubt sind, die Ihr Herr Sohn zum voraus
schon hat, u worauf er Staat machen kann.
Dies ist Ja! und Amen! und selbst meine Freundschaft für Sie u Ihren HEn
Sohn hat an diesem festen Entschluß den grösten Antheil. Ich umarme Sie mit
unveränderten Gesinnungen und den besten Empfehlungen an die Frau
Hofräthin u Ihr ganzes Haus. Was Sie noch zu erinnern haben in Ansehung des
Zwischenraums bitte bey Zeiten und ohne Rückhalt mir mitzutheilen. Nehmen
Sie sich aber Zeit meine Briefe recht durchzulesen u Ihren Innhalt zu glauben;
denn wißentlich lüg ich nicht, aber ich trau auch meinen Sinnen nicht. Ich
ersterbe Ihr aufrichtiger Freund Hamann.P. P. HöchstzuEhrender HErr und Freund,
Ew. Wolgebornen habe die Ehre hiemit die zwey ersten Bände von Nicolais
Reisen zu übermachen, welche ich bereits den 6 huj. mit der Post erhalten, aber
nicht eher zu befördern im stande gewesen. Das Porto dafür beläuft sich auf 20
gl. welche ich nebst der Praenumeration der folgenden Bände à 4 fl. 15 gl. mit
Gelegenheit erwarte, weil der gelehrte u berühmte Unternehmer mir etwas zu
kaufmännisch geantwortet, möchte ich gern die Sache so expedit als möglich
abmachen, und verhüten daß die folgenden Theile nicht nöthig haben mit der
Post zu kommen.
Das Kupfer ist mir recht wohl behalten zu Händen gekommen, und scheint
sich, durch die bey Ihnen gehabte Pflege, in meinen Augen beynahe verschönert
zu haben, wenn es nicht eine optische Illusion der wider ausgefüllten Lücke ist.
Mein Gevatter Claudius läst allen seinen respectiven HE. Subskribenten
kund und zu wißen thun, daß seine Frau Rebecca den 8 May einen gesunden und
wohlgestaltten Sohn Namens Johannes, zur Welt gebracht. Mein jüngster
Gevatter Reichard ist, wie mir HE. D. Biester gemeldet, nach der Schweitz u
Italien gegangen. Von meinem Gevatter in Weimar erwarte neu Meßgut
durch Hartknoch heut oder morgen. Hartung ist bereits vor 8 Tagen hier und soll
den von M Reich zerrißnen schwarzen samtnen Rock des Basedows
eingehandelt und als eine Seltenheit mitgebracht haben.
Auf allen Fall daß Ew. Wolgeboren die
Apologie der Vernunft
gelesen
hätten, nehme mir die Freyheit eine kleine Abhandl. die sich darauf bezieht und
eben vor mir liegt, zu empfehlen. Der
wahre Gesichtspunkt der
Bibellehre vom Versöhnungstode Jesu Christi. An HE. Pastor Rütz. im
Haag
. Halle 782. S. 70. 8oMehr zu lesen, mag Ihnen ebenso wenig zumuthen, als mir selbst, mehr zu
schreiben. Ich schlüße also mit dem herzlichen Wunsch aller möglichen
Zufriedenheit, die ich auch bey der schönsten Witterung wegen meiner Überhand
nehmenden Hypochondrie nicht mehr zu schöpfen fähig bin, und habe die Ehre mit
der vollkommensten und innigsten Hochachtung zu seyn
Ew. Wolgeborenergebenster DienerJohann Georg Hamannden 14 Jun. 83.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / Nebst einem Buch
Pempelfort bey Düßeldorf den 16.ten Juni 1783Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No. 1. Erhalten denAug. Geantw. den 2. 23. Novbrnebst einem Briefe an Claudius den 26 Oct. u 23 Nov.unter HE ReichardtCouvertLieber verehrungswürdiger Mann
Ich will Ihnen alle die Ursachen nicht hererzählen, die mich so lange
verhindert haben an Sie zu schreiben. Eine davon war, daß ich manches auf dem Herzen
hatte, das ich gerne vor Sie bringen wollte, u das nicht leicht zu sagen war. Mir
ist, als ob mir’s heute fließen würde; und ich fange damit an, lieber Hamann,
daß ich Sie recht herzlich umarme, mit dem Brüderlichen Gefühl, daß in unser
beyder Herzen kein Falsch ist; daß wir beyde
Eine
Wahrheit suchen,
Eine
Wahrheit lieben, wenn schon nicht mit gleichem Glück.
Ich folge dem Faden den Ihr Brief mir in die Hand giebt. – Ich wußte schon
von unserm Gevatter Claudius, daß Sie Allwills Papiere mit Antheil gelesen
hatten. Dieser hatte mich Ihnen auch genannt u mir das Geschenk Ihrer eines
Theils Ihrer Schriften zuwege gebracht, wofür ich Ihnen – nicht den
Dank
,
sondern die unmittelbare Dank-
Sagung
noch schuldig bin u auch schuldig
bleiben werde, quia ultrapossenemo tenetur. Alles dieses, lieber Haman,
hatten Sie vergeßen; eben so wie Claudius bey Erscheinung des
Kunstgartens
schon vergeßen hatte, daß er dieselbe Schrift, als
ein Stück Philosophie des
Lebens u der Menschheit
, im Museum schon 1779 gelesen hatte, welches
ich mit einem eigenhändigen Briefe von ihm – nicht zu
seiner
, sondern, Leider,
zu
meiner eigenen
Schande beweisen kann: wiewohl ich mir’s auch zum
Guten auslegen kann dürfte, da er beyde mahle das Ding ganz erträglich gefunden hat –
das steht hier eigentlich für Claudius, dem ich diesen Brief offen beyschlage, und
dem ichs noch nicht unter die Nase gerieben hatte, daß er mit meinen
Geisteskindern umgeht, als ob er sie auf der Straße gefunden hätte.
Sie haben, mein lieber Hamann, bey dem Kunstgarten den ersten Theil des
Woldemar zu Rath gezogen, um sich den Character des Helden zu ergänzen.
„Es ist mir aber (sagen Sie) eben so schwer geworden, ihn in seine
Bestandtheile aufzulösen, als Ihnen vermuthlich, sein Ganzes zusammen zu setzen. Das
Ideal seiner
Selbständigkeit
ist für mein geschwächtes Nervengebäude
vielleicht zu überlegen, das in einer
glücklichen Abhängigkeit
mehr Sicherheit
u Ruhe findet. Fast scheint mir dieser Lieblingsheld zu derjenigen Claße v Wesen
zu gehören, welche
eine unbeschränkte Unabhängigkeit der rohen Natur
gern mit den Ergötzlichkeiten des geselligen Lebens verbinden
möchte
, wie ich noch heute im
III
Theil der Väterschule
gelesen habe. Eine
Verbindung dieser äußersten Enden komt mir freylich als die einzige
Auflösung für das Problem
menschlicher Glückseligkeit
vor. Ist sie aber eine
Mauer? oder ist sie eine Thür? – Ist sie ein
Stein
? oder eine
Tinktur
? ein
trocknes oder ein feuchtes mentruum? das mögen die
Salomone u
Buphamete
unsers Jahrhunderts entscheiden. Non nostrum est.“ –
Eh ich hierauf spezieller antworte, muß ich überhaupt erinnern, daß oder
vielmehr eröffnen, daß, sowohl bey’m Allwill, als bey dem Woldemar u dem
Kunstgarten, mein Hauptgegenstand gewesen ist, Beyträge zur Naturgeschichte
des Menschen zu liefern. Mir deucht unsre Philosophie ist auf einem schlimmen
Abwege, da sie über dem Erklären der Dinge, die Dinge selbst zurück läßt;
wodurch die Wißenschaft, freylich sehr deutlich, u die Köpfe sehr hell, aber auch
in demselben Maße leer u seicht werden. Nach meinem Urtheil ist das größeste
Verdienst des Forschers: W
Daseyn zu enthüllen
. Erklärung ist ihm
Mittel, Weg zum Ziele,
nächster
– niemals
letzter
Zweck. Sein letzter Zweck ist,
was sich nicht erklären läßt; das Einfache, das Unauflösliche. – Hievon Ein u
Andres darzustellen, ins Auge zu bringen: überhaupt,
Sinn zu regen
, u
durch
Anschauung
zu überzeugen, war meine Absicht: ich wollte, was im
Menschen der Geist vom Fleische unabhängiges hat, so gut ich könnte, ans Licht
bringen, u damit der Koth-Philosophie unserer Tage, die mir, von
Kindesbeinen an ein Gräuel war – wenigstens meine Irreverenz bezeigen. Viele haben
sich an der Ehrlichkeit womit ich hiebey das Suum cuique befolgte, gestoßen,
so daß ich selbst zu fürchten angefangen, ich sey vielleicht nicht Manns genug
mein Vorhaben auszuführen.
Wenn ich sage, daß bey gedachten Schriften dieses meine Absicht gewesen, so
heißt das nicht, daß ich sie allein aus dieser Absicht geschrieben habe, sondern es
gilt nur in so ferne sie mit Absicht geschrieben wurden. Die drey ersten Briefe in
Allwills Papieren, Z. B. sind aus bloßer Herzensangst entsprungen. Und so ist
manches Andre nichts als Ergießung der Seele. Aber
Wahrhaftigkeit
ist
überall. Ich glaubte, und ich glaube noch, daß ein Gedicht nicht moralischer zu
seyn braucht, als die Geschichte im eigentlichen Verstande; nicht erbaulicher, als
die würkliche Natur. Daß ich kein falscher Münzer gewesen bin, das weiß ich;
und gewiß habe ich den moralischen Allchimisten nicht spielen wollen.
Woldemars Philosophie ist eine
Thür
, u sie ist auch eine
Mauer
: wie mans
nehmen will. Daß sie nicht auslangt, erfährt man schon am Ende des ersten
Theils seiner Geschichte. Erinnern Sie sich, mein lieber Hamann, daß im
Kunstgarten die Geschichte zurück geht, u was da erzählt u raisoniert wird, der Zeit
nach, ohngefähr in die Hälfte des ersten Theils gehört. Am Ende dieses ersten
Theils, wie hülflos u elend steht er nicht, mit dem Besten was er noch gefunden
hatte, da? So wollt’ ich ihn verfolgen bis ans Grab, und in der edelsten
Philosophie die mir bekannt ist, das große Loch das ich selbst darin gefunden habe,
zeigen.
Nehmlich: wir mögen uns anstellen wie wir wollen, wir bleiben paßive
Wesen, die sich selbst nichts geben können. Es sey immerhin daß wir unsere
Ideen, als Ideen, aus eigenen Kräften ganz hervorbringen, so können wir doch
keine Ideen haben, die nicht
Vorstellungen
wären, folglich ein Leiden
involvierten. Mithin tragen wir alles, so gar unser eigenes Bewußtseyn nur zur
Lehn. Mein Wesen, meine Substanz kann ich nicht anders machen als sie ist;
u alle ihre zufälligen Beschaffenheiten kommen von außen. Das
Wie
der
Vorstellungen hängt am Ende immer von dem
Was
derselben ab; oder,
das
vollständige Was
derselben involviert das
Wie
. Also ist es falsch
daß unsre Glückseligkeit nicht von den Gegenständen, sondern allein von
uns selbst abhängt; daß wir uns nur jenen anzupaßen und nicht aus uns
heraus sondern nur in uns hinein zu genießen brauchen: folglich, mit einer
gewißen Form unseres armen Selbstes allein bestehen u daran genug haben
können.
Ich kann Ihnen nicht sagen wie mir wurde, liebster Hamann, als ich dieses
ungeheure Loch gewahr wurde, u nun weiter nichts, als einen finstern
Ungeheuern Abgrund vor mir sah…
Alles Endliche gebiert den Tod, u vertilgt so gar zuletzt das Bild der
Gottheit‥‥
Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen. – Wenn Sie mich verstehen, so sagen
Sie mir, ob für den Rechtschaffenen, der an diese öde Stelle hingeängstigt
wurde, eine andre Hülfe ist, als aus den Händen selbst des
Unerforschlichen
;
als durch ein Wunder seiner Gnade.
Ich umarme Sie mit innigster Ehrfurcht und Liebe
Friedrich Heinrich JacobiEw. Hochwolgeboren habe das Vergnügen das mit letzter Post erhaltene
Exemplar meines Gevatters Claudius zu übermachen; die übrigen werden erst
in 14 Tagen u vielleicht später nachkommen. Für Porto habe 2 fl. 6 gl. bezahlt.
Kraus und ich schmeicheln uns mit dem Glücke Sie bald hieher verpflanzt zu
sehen. Wir erwarten voller Angsten und Kummer – nemlich
wir
Zöllner u
Sünder von Gottes Gnaden – unsern reformirten Salarien Etat. Wegen der
cassirten Stellen ist schon ein trauriger Vorbote angekommen; wie viel aber von
den alten Gehalten abgenagt seyn wird, soll uns die Zeit lehren.
Bey einer so wiedrigen und kümmerlichen Lage, hat man weder Lust zu leben
noch zu denken noch Briefe zu schreiben. Wünsche daß Ihr gegenwärtiger
vermuthl. Aufenthalt auf Ihren Gütern desto angenehmer und durch das drolligte
Büchlein, ohne Reue das ganzePorto, noch belebter werden möge.
Empfehle mich samt übrigem ganzen Hause in baldiger Erfüllung unserer
Wünsche Ew. Hochwohlgeboren geneigtem Andenken und habe die Ehre zu
seyn Dero ergebenster
Joh Georg Hamann.Kgsb. Mariä Heimsuchung.Mein herzenslieber Sohn
Du wirst diesen Brief aus den Händen Deines Wohlthäters erhalten; den ich
gebeten auf die Deinigen ein wenig Acht zu geben bis auf die Nägel. Erfreue
mich doch bald mit einigen Zeilen, die aber wie ich wünsche ein wenig gerader
gerathen mögen.
HE Lindner ist auch Sonntags nach Steinbeck gereist, wird aber heute
widerkommen.
Gestern Abend fiel mir etwas im Bett ein das mich sehr beunruhigt und
worauf ich Deine Antwort erwarte. Wo ist Linnaei Systema geblieben, das ich auf
meinem Pulte vermiße? Hat es HE. Prof. Kraus wieder bekommen; denn ich
weiß, daß er einmal darum gemahnt. Ich erinnere mich aber auch daß Du es
zum Botanisiren einmal mitgenommen u nicht wider zu Hause gebracht.
Solltest Du das Buch gantz aus der Acht gelaßen haben: so würde mich eine solche
Nachläßigkeit sehr betrüben
. So bald ich den Prof. sehe, werde nicht
vergeßen mich darnach zu erkundigen. Es mag nun seyn wie es wolle; so gieb mir
Antwort auf diesen Punct.
Pilkowski besuchte mich vorige Woche und brachte mir Arnoldts Leben der
Altväter, die ich gekauft, mehr für die alte Consist. Räthin als für mich.
HE Calc. Brahl besuchte mich vorigen Sonnabend und ist auf 8 Tage nach
Litthauen gereist. Pleßing hat sich um ihn sehr verdient gemacht, und er bekommt
nunmehr sein halbes Gehalt mit der Bestallung eines Commis. HE Kr. R.
Dohm und ein gewißer
Siebmann
– der eine sehr schöne Hand schreibt und
von dem ich gern wißen möchte, was er dort für einen Posten bekleidt, welches
Du vielleicht dort erfahren kannst – haben sich seiner mit vieler Wärme
angenommen.
Die Stiefel wirst Du mit gegenwärtig auch erhalten. Sorge doch bey Zeiten
für dergl. Bedürfniße, u. laß er Deinen Vater auch Antheil daran nehmen,
der diesen Articul allen übrigen Kleidungsstücken vorzieht, weil er Gesundheit
betrift und auf den Kopf vorzügl. Einfluß hat: Hab es nicht länger der Mühe
werth gefunden davon zu schreiben, u dies soll eins meiner ersten Bücher seyn
die ich lesen werde. Gottlob Dengels Meßgut liegt am Baum.
Nun mein Herzens lieber Sohn, wenn Du vergnügt bist und man mit Deiner
Aufführung zufrieden ist, will ich Dich gern noch entbehren. Auf mein Abholen
darfst Du Dichr kaum Rechnung machen. Mir ist nirgends recht zu Muth –
und ich habe seit Deiner Abreise außer meinem Hause herumgeschwärmt.
Empfiehl mich so gut Du nur kannst, der grosmüthigen Familie in deren
Schooß Du lebst und mache Dich Ihres Vertrauens und Ihrer Gewogenheit
immer mehr und mehr werth, durch Gesinnungen und Aufmerksamkeit.
Mutter u Schwestern grüßen u küßen Dich. Ist die Witterung gut; so sollen
letztere morgen zur Baroneße gehen, die ich endlich einmal Sonntags besucht, u
mit einem schönen Blumenstrauß noch nach den Huben schwärmte. Meine
verdorbene Säfte sind vermuthlich schuld daran, daß mich alles niederschlägt und
unterdrückt, was sonst zum Aufrichten dient.
Gott geb daß Du einmal Deine praxin an Deinem alten Vater so einweyhen
kannst wie unser liebe Doctor an seiner alten Mutter. Unter dieser Bedingung
wünsch ich fast, älter zu werden.
Leb wohl lieber Junge und umarme Deinen lieben Gespielen von mir.
Raphael grüst Dich; ich hoffe daß wo nicht er, doch vielmehr ihr alle beyde mit
meinem Vicariat zufrieden seyn werd. Wir haben das 2 Kap. Matthäi gestern zu
Ende gebracht.
Mit Hill möchte ich schwerl. etwas fortsetzen vor Deiner Widerkunft, den Fall
ausgenommen, daß Köppens Epistel an die Römer die noch bis dato in unsern
Buchläden fehlt, mir zu Theil werden sollte. Für seine Gesundheit bin noch
besorgt und er hat wider französische Schriften zu übersetzen von ähnl. Innhalt
mit den Engl. Auf die Woche wird er auch eine Wallfahrt ins Land thun mit
dem guten Vorsatz sich durch Schmant u Glums und Kirschen zu curiren, auch
das Seebad zu versuchen.
Und hiemit Gott empfohlen von Deinem treuen Vater.
den 29 Julii 83.Adresse mit Mundlackrest:An / meinen lieben Sohn Johann Michael / Hamann
Kgsberg den 1 Aug. 83.Herzlich geliebtester Freund, Gevatter und Landsmann
Mache heute wenigstens den Anfang mit dem innigsten Glückwunsch zu
Ihrem Gottlob! schon 2 Monate alten
Emil
, und freue mich, daß alles so gut
abgegangen in Ihrer Abwesenheit – und daß sich meine Verehrungswürdige
Gevatterin auch doppelt erleichtert befindt. Gott gebe Ihnen allerseits Zeiten
der Erfrischung und Erholung, nach überstandnen Mühseeligkeiten.
Eines hiesigen Kaufmanns Sohn gab hier seinem Vater Nachricht, daß an
dem Tage da er eben nach Hause schrieb, Prof. Büsch Sie nebst Klopstock u
Claudius zu Mittag erwartete. Es ist aber nichts daraus geworden;
ohngeachtet ich mich sehr drauf freute im Geist das vierte Rad am Wagen gewesen zu
seyn. Gevatter Asmus gab mir auch Nachricht von Ihrem dasigen Aufenthalt
und Kanter am IV Sonnt. nach Trin. wo mein Sohn eingeseegnet wurde, von
Ihrer und Ihres lieben ältesten Sohns Zusammenkunft in Br.
Den 21 Jun. brachte mir Brahl aus dem Hartungschen Buchladen den 2ten
Theil
der heb. Poesie
mit Taufpredigten u Cantate. Das nach Morungen
bestimmte Exempl. wird HE Pf. Fischer der seine an Prof. Hennings verheyrathete
Schwester nach Thorn begleiten wird, mit nehmen. Ihre den 24 Julii erhaltne
Einl. habe erst mit voriger Post bestellt. Sie haben aber vergeßen das
Gebet
beyzulegen, welches ich noch bey Ihnen zu gut habe u mit dem Monboddoerwarte, vielleicht mit bevorstehenden Meßgut. Ohne mich einmal zu bedanken,
gappe ich schon nach neuen. Ein wahrer Fleischhunger in dieser Wüsten, bey dem
nichts gedeyt, nichts anschlägt, nichts haftet – alles in Fäulnis, nichts zum
Leben übergeht.
In Ansehung des Reisens zur Cur denk ich eben so wie Sie; daß es weder
klüger noch gesunder macht. Weil sich mein altes Uebel wider einstellte, hab ich
wider die Qveckencur, welche ich Ihrem zufälligen Wink zu verdanken habe
angefangen. Sie hat mir Dienste gethan, aber nicht so außerordentlich
augenscheinl. wie damals. Uebrigens habe dies ganze Jahr zwischen Furcht u
Hofnung gelebt. Am 7 Brüdertage kam eine fulminante Ordre an alle diejenige,
welche nicht mit der reduction de leur sort zufrieden seyn würden, daß ihre
Stellen sogl. mit Invaliden besetzt werden sollten. Den Posttag drauf eine eben
so traurige Nachricht von unsern Bier- oder Foy Geldern, daß selbige dem
König verrechnet werden sollten. Endl. wurde den 21 Jul. unser Etat angelangt,
in dem 3 Calculators worunter auch der Brahl, gantz gestrichen, ein AcciseBuchhalter gleichfalls, 3 Licentbuchhalter um 100 rthl geschmälert – u.s.w. bis
auf die Besucher. Unser Gehalt im Packhofe ist dem Himmel sey Dank! für dies
Jahr unversehrt geblieben. Was künftig Jahr uns bevorsteht, weiß Gott am
besten; denn des Reformirens und Reducirens ist kein Ende. Sie können leicht
denken wie den armen Leuten zu Muthe seyn muß, die am Gehalt so viel
verloren u noch mehr an Biergeldern einbüßen sollen, bey der ungemein reichen
und ergiebigen Schiffahrt dieses Jahres, da die letzte Oelung des vorigen halben
Jahrs auf mein Theil über 90 rthl getragen. Eins meiner beyden alten Häuser
habe auch verkauft zwar mit der Hälfte Verlust, nemlich
kaum
für 1300 fl.Kein Mensch dachte, daß ich einen Schilling vom Käufer erhalten sollte, welches
doch wider mein u aller Vermuthen geschehen. Dieser Sorgen bin ich also auch
qvit.
Freylich, liebster bester H. fehlt es am Himmelreich
in uns
– und der Bauch
klebt am Erdboden. Sonst würd ich allen diesen leidigen Nahrungs Eitelkeiten
nicht unterliegen und mehr Stärke haben mich ihrer zu entschlagen. Wozu
braucht der Mensch Caffé und Toback und Bier, und einmal ein Glas Bischof
und dies und jenes. Eben weil der Geist unthätig ist, nimmt das Fleisch über
Hand und erstickt das punctum saliens, das ich sonst in mir gefühlt und nun
gänzlich vermiße.
Hartknoch ist am Johannistage von hier abgereist u seine Frau ist hier wo ich
nicht irre den 6 Jul. von einem kleinen Riesen glückl. entbunden worden. Ich
habe ihr noch nicht meinen Besuch abgestattet währender langen Zeit ihres
Aufenthalts und sie nur einmal bey der Durchreise ihres Mannes im
Vorbeygehen gesehen.
Dom. VII. p Tr.3. AugustGestern habe die
Schattenriße edler Teutschen
mit Eckel durchblättert.
Es ist den Freunden in Curl. dedicirt, u herrscht auch gantz die eckle
Schmeicheley des curischen Stylus curiae drinn. Leid thut es mir, daß Sie u Claudius mit
einer sehr lächerl. Titulatur auch schimmern.
Heute hab ich mich an unsers lieben Mosers
Doctor Leidemit
erbaut. Von
Carl Biderfeld
scheint mir nur das erste Kapitel einige Beziehung zu haben –
zweifele also lieber daß es von ihm sey. Wißen Sie nichts von der Lage dieses
Märtyrers, und ob er in seiner Ehe glücklich lebt?
Ich habe den ersten Sontag unsers Geburtsmondes mit dem Pr. Kraus
gefeyert, der ein paar Bouteillen rothen Wein dazu gab, die meine Mutter in
Bischof verwandelte, und eine Grütze nebst einem Gericht Fische dazu bestellte.
Wir haben auf Weimar, Wandsbeck u Graventyn zusammengestoßen, wo sich
mein Sohn seit dem 24 pr. aufhält bey dem Kriegsrath Deutsch der mit seiner
Frau u einem einzigen Sohn unlängst aus Potsdam hieher gezogen. Ich werde
ihn vielleicht auch nicht in 3 Wochen widersehen, und das Glück des Vaters in
der Freundschaft scheint auf den armen Jungen auch zu ruhen. Unser jetzige
Oberbürgermeister, Kr. R. Hippel hat ihn von oben bis unten zur Einseegnung
gekleidet, und dringt auf seine academische Einschreibung um ihn durch
Stipendia unterstützen zu können. Er hat ihn vorige Pfingsten in Graventyn
eingeführt und ihn diese Woche daselbst gesehen, auch mir heute die angenehmste
Nachrichten von seinem dortigen Aufenthalt mitgebracht.
Den 4 Aug.Mich wundert, daß Sie Ihre liebe Kinder nicht haben inoculiren laßen. Ich
freue mich herzlich, daß mein Pathchen mit einigen Narben davon gekommen.
Für meine jüngste muß auch noch fürchten. Die übrigen 3 sind all inoculirt.
Bin heute ausdrückl. zu Hause geblieben um meinen Brief ruhig fortsetzen zu
können. Habe mich ganz müde und verdrüslich gearbeitet an eine Lumpen
Uebersetzung von Avarie Händeln, dem Hill zu gefallen. Meinen Pensionair Lindner
dachte auch bald los zu werden; der Vater scheint nicht Lust dazu zu haben, und
auch von der Seite hat es mir an Kummer und Herzeleid nicht gefehlt.
Daß ich krank bin, weiß ich, und in meiner gegenwärtigen Lage läst sich keine
Gesundheit absehen. Zum Reisen hab ich eben so wenig Vertrauen als Sie. Ihre
Erscheinung mit dem ältesten Sohn hätte mich auf einige Tage vielleicht ein
wenig toll, aber im Grunde nicht glücklicher gemacht. Ich hatte mich bald
geschämt einen Zeugen meiner Schwachheit u Verlegenheit und Unbeholfenheit zu
haben. Die Kinder hätten das gröste Vergnügen genoßen, und wir alte hätten
uns vielleicht geärgert mit trockenem Munde zusehen zu müßen.
Andern Leuten komt es hier auch so vor, daß Claudius in seinem letzten Theil
ziemlich ältert. Mir eben nicht, weil mich das neueste immer am stärksten rührt u
die Eindrücke des vergangenen sehr matt bey mir sind. Ich bin mir bewust, daß
ich nicht im stande bin zu urtheilen und enthalte mich daher gantz. Mendelsons
Jerusalem habe fast 3 mal durchgelesen und weiß immer weniger, was er sagen
will. Es ist mir zwar lieb daß er ein Jude ist; aber ich verdenk es ihm noch mehr
einer zu seyn. Kurz ich kann eben so wenig aus ihm, als mir selbst klug werden.
Eine lebendige Spinne ist beßer als ein todter Seidenwurm.
Ihren zweiten Theil habe coll’ amore und mit rechter Lust und Geschmack
gelesen. Was
ausführliches
darüber zu schreiben, ist mir nicht möglich, weil
alles bey mir verfließt, so bald ich ausgelesen habe, und ich wie der Frauen
verschloßene Mutter
nicht satt werden kannDie Erhaltung und Fortsetzung Ihrer Freundschaft, (trotz aller meiner
Unwürdigkeit) ist das beste
Wort
von Trost und Aufrichtung. Auch ohne
Hofnung
eines Beßeren hier, ist mein Loos immer sehr erträglich, und vielleicht
beneidenswerth. Vielleicht ist meine hypochondrische Stätigkeit oder Starrsucht
mir wolthätiger, als die unbefangenste Wirksamkeit. Was weiß ich? – und was
hülfe es mir es zu wißen, wenn es nun geschieht.
Ist ein wenig Harthörigkeit, wie meine, nicht angemeßener einem so
verstimmten Regiment, als Ihr musicalisches Gehör? – –
Meine Verehrungswürdige Frau Gevatterin und Freundin,
Ich nehme den herzlichsten Antheil an Ihrer erlebten Freude, nach
überstandener schwerer Arbeit, welche Gott nicht nur durch die Erhaltung Ihrer lieben
Kinder und meines frommen Pathgens, sondern auch durch einen neuen Seegen
Ihres Hauses belohnt und gekrönt hat. Hätte Gottfriedchen seinen Papa nicht
so gut gehütet, so wäre der Bischof von Weimar noch weiter geflohen, als ehmals
der Prophet Jona vor dem HErrn. Gott schenke Ihnen Gesundheit,
Heiterkeit und Freude
, an deren Widerschein mir genügt, so oft ich gute Nachrichten
erhalte von Ihrer unveränderlichen Freundschaft und zunehmenden
Wohlseyn. – – –
Den 7 Aug.Bin heute den Hill auch los geworden, der mir vorgestern den ganzen Tag auf
dem Halse gelegen und mir mit seiner Uebersetzung den Kopf so kalfatert, daß
ich fast von Sinnen gekommen wäre. Er thut eine Reise aufs Land zu Fuß, und
ich werde ihn nicht so bald wider zu sehen bekommen. Dem ohngeachtet zweifele
ich daß ich durch seine u meines Sohns Abwesenheit viel für meine Muße
gewinnen werde; da mir Lindner noch übrig bleibt, deßen Oncle ehstens nach
Wien gehen wird, unterdeßen ich nichts als Verdruß mit des Vaters landkundigem
Geitz absehen kann, und mich nolens volens werde entschließen müßen den
abscheulich verwahrloseten Sohn noch bis gegen künftige Ostern bey mir zu
behalten, auf Kosten meiner eignen Kinder. Je mehr alles von innen stockt, desto
ärger werd ich vom Strom äußerer Umstände mitgenommen.
Die Witterung ist hier ebenso gewesen, wie allenthalben. Montags 2
Gewitter, ein leichtes vormittag, ein schweres gegen die Nacht. Auf dem Lande hat es
viel Schaden an Menschen u Wohnungen gethan. Vor einigen Wochen schlug es
auch hier an 2 Orten ein, unter andern in die Haberbergsche Kirche, doch ohn zu
zünden. Seeburg im Bißtum ist gantz abgebrannt; aber Kgsberg sehr verschont
geblieben von Schaden und Schrecken.
Die zweite Aufl. von Ziehen ist hier auch angekommen und reißend
abgegangen. Ist es denn nicht möglich das Rätzel von Chevilah aufgelöst zu
erhalten? Ich habe Uphagen deshalb einen Auftrag gethan, der mir Hofnung
gemacht sich deshalb Mühe zu geben. Er hat mir seine Parerga historica verehrt u
mir ein Compliment gemacht unsere beyde Namen ein wenig gemisbraucht zu
haben. Man giebt hier den Bahrdt für den Verf. des erbärml. Buchs Orus aus.
Ich zweifele daran; wenigstens haben wir einen Deutschen der den BoulangerausgestochenEntziehen Sie mir die Freude und den Trost nicht, den ich aus Ihren
Briefen
und
Büchern
ziehe. Entschuldigen Sie mich bey Ihrer vortrefl. Frau, daß ich die
paar Zeilen, die ich oben an Sie angefangen nicht im stande gewesen zu endigen.
Beunruhigen Sie sich nicht wegen dieser Versteinerung meiner Lebensgeister.
Eben diesen Augenblick erhalte einen Brief von Gevatter Kaufmann
Medicus in Neu Salz
, gantz in der Sprache seines gegenwärtigen Kanaans. Sein
Brief ist wie meiner vom 16 Junii bis zum 18 Julii lang. Er meldt mir die
Entbindung seiner Frau von einer kleinen
Elisabeth
welche den Junii glückl.
geschehen. Nächstdem scheint er noch eine Maria u einen muntern Paulum zu
haben. Ehrmann ist gleich ihm zu seinem Beruf, dem Laden seiner Mutter
zurück gekehrt. Ich umarme Sie unter tausend Seegensgrüßen und
Friedensküßen – Empfehlen Sie mich Ihrer würdigen Männin und Hausmutter. Ich
freue mich Ihres braven Gottfried, wie meines Michels von deßen Betragen ich
gute Nachrichten erhalte und der mir schon einige übelgeschmierte doch gut
gesinte Briefe zukommen laßen. Grüßen Sie mein liebes Pathchen, die zwo
Emilchen u übriges Geschwister von mir u den meinigen. Ich ersterbe Ihr alter
treuer
Hamann.Adresse mit rotem Siegel (Sokrateskopf):HErrn / HErrn Herder / General Superintendenten pp / in
Weimar
/ fr
Halle
Herzlich geliebtester Freund
Zuförderst meine besten Glückwünsche zu dem kleinen Riesen, den Ihnen
Gott hier geschenkt. Er erhalte ihn zu Seiner Ehre und Ihrer Freude. Mein
Hänschen ist in Graventyn bey seinem Freund Ernst Deutsch seit dem 24 pr. und
dürfte kaum vor 3 Wochen zurück kommen. Meine 3 Sibyllen sind bey MeCourtan, vermuthl. in Gesellschaft Ihrer lieben Tochter. Ich bin nicht im stande
auszugehen, sonst wär ich auch da – will gern an Herder schreiben und es geht
nicht von der Stelle. Er ist in sr Abwesenheit u während einer kleinen Wallfahrt
mit dem ältesten Sohn (unterdeßen sein Geschwister die Blattern gehabt) mit
einem jungen
Emil
den 1 Junii erfreut worden. Stellen Sie sich die
Männin
vor, die ihren Mann fortschickt, vier kranke Kinder abwartet und das 6te glückl.
zur Welt bringt.
Den 24 Julii hat mich HE. Podbielski besucht, mir 17 Cahiers von
Zeichnungen und ein Wörterbuch selbst ins Haus gebracht. Was es mit den Kupfern für
Bewandnis hat, weiß ich nicht, und habe selbige deshalb in depot genommen,
bis auf weitere Vorschrift. Wegen des Wörterbuchs bitte mir nächstens den
Preis zu melden, ohngeachtet ein franz. portugiesisches Lexicon wenig frommt;
u eigentl. nach einem portugies-franz. unser Wunsch gewesen, so wird es doch
Hill behalten im Vertrauen, daß es nicht gar zu kostbar seyn wird.
Ich hatte meinen Geburts Monath dazu bestimmt meine Briefschulden
abzumachen. Der gute Arndt ist einer meiner besten Gläubiger. Er wird mit meinem
schriftl. Dank Gedult haben, da er auf einen thätigen ohnehin Verzicht thun
muß. Ich habe nach Gr. Schwansfeld gegen Ende des May geschrieben wegen
des abzuholenden Packs, aber auch keine Antwort erhalten, auch den
Jahrmarkt über umsonst auf eine Gelegenheit gewartet, die sein Bruder mir
anweisen würde. Einer seiner Nachbarn hat es auf sich genommen mich deßhalb zu
befriedigen. Ich habe über Post damals geschrieben u mein Sohn hat den Brief
selbst bestellt. Ich begreife also nicht, warum ich keine Antwort erhalten.
Endl. ist unser Salarien Etat unter den fürchterlichsten Erwartungen
angekommen. Ungeachtet der König gestrichen und subtrahirt auf eine barbarische
Art, so sind doch die Bedienten im Packhofe zieml. gut durchgekommen und ich
habe meins auch Gottlob! erhalten. Unsere Biergelder wird der König selbst
verrechnen –
Es ist noch ein mathematisch Buch von Kant hier zurück gelaßen worden, für
das Hans sorgen soll, wenn er zurückkomt. Mehr weiß ich Ihnen nicht zu
melden. Behalten Sie mich in Ihrer Liebe und gutem Andenken. Ich umarme Sie
und ersterbe unter den herzlichsten Wünschen für das Wohl Ihres ganzen
getheilten und zerstreuten Hauses und einer baldigen vergnügten Samlung an
Einen Heerd Ihr alter treuergebener Freund u Diener
Johann Georg Hamann.den 4 Aug 83den 5. Diesen Vormittag überraschte mich HE Voldenscherer das erste mal;
ich kannte ihn nicht einmal mehr. Natürlich war auch die Rede von Ihnen, u ich
habe das Vergnügen Ihnen in seinem Namen ein gedrucktes Billet beyzulegen.
Der Innhalt wird Ihnen so erfreulich seyn als mir selbst. Meine Mädchen
haben nicht das Vergnügen, das ich ihnen gewünscht, gehabt Ihre muntere
Albertine gestern kennen zu lernen. Ihre Frau Gemalin befindt sich so wol, daß
Ssie bereits an Ihre Abreise denken soll. Meine wahre innige Achtsamkeit
eine traurige Gestalt nicht Schau zu stellen, wo man an gute Gesellschaft
verwöhnt ist – hat vielleicht einen gantz andern Schein. Doch leider! scheint es mein
Schicksal zu seyn einige ebenso sehr durch einen guten als andere durch einen
schlechten Schein, ohne meine Schuld zu hintergehen. Leben Sie wol und hören
Sie nicht auf der Freund zu seyn des Ihrigen. Nächstens mehr und hiemit Gott
empfohlen.
Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
.
Postvermerk:Memel D 7ten August 83
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
empf d 30 July 1783
beantw 13 Aug –Hochwolgeborner Herr,
HöchstzuEhrender HErr und Freund,
Ew. Hochwolgebornen haben weder Zeit noch Lust gehabt mich bey Ihrem
letzten Hierseyn zu sehen, ohngeachtet ich mir fast einbilde, daß wir uns den
letzten Sonnabend Ihrer Abreise noch einander begegnet haben. Alle Hofnung
uns einander näher zu seyn ist auch g vorbey, und auch dieser Wunsch von
meiner Seite durch Ihre Gegenwünsche vermuthlich vereitelt worden.
Gestern sind die Claudiana mit Schiffer Voss aus Lübeck angekommen, und
des Autors Geburtstag bei mir vom HE Prof Kraus bey einer Bouteille Bischof
gefeyret worden. Zufolge der von Ew. Hochwolgeboren gütigst mitgetheilten Liste
der dortigen Subscribenten aus dem Oberlande liegen hier 5 ganze Exemplare
fertig, und erwarten Ihre Ordre um nach Gefallen expedirt zu werden,
nehmlich:1 Exemplar sämtlicher 4 Theile für die Frau Reichsgräfin vonHenckel-Donnersmark in Bartenstein à 1 #1 dito für die Frau von Winterfeld auf Galbien 1 #1 – für HE von Tettau auf Tolk à 1 #1 – für HE Regiments Qvartier Meister Kuwert 1 #1 – ––––––––––––– AuditeurWesphal – – 1 # Machen 5 #Der mit der Post erhaltene 4 Theil macht 3 fl. 18 gl. Sa Sarum 5 # 3 fl. 18 gl.
oder 48. fl. 18. gl.
1 6Mein Sohn befandt sich seit 3½ Wochen auf dem Lande und zwar in
Graventyn; und ich habe den heil Abend und den VIII. Dom. post Trinitatis mit
meinen übrigen Hausgesinde in Trutenau zugebracht. Habe zwar das volle
Postgeld à 2 fl. 6 gl. durch unsern Freund den 14 Julii richtig erhalten, welches
hiemit bescheinige. Erwarte aber nicht mehr als 47 fl. 15 gl. welche aber so bald
wie möglich nebst der Expedition der hier liegenden Exemplarien zu
befördern bitte, damit Tische und Bänke rein werden zur bevorstehenden
Geburtstagsfeyer. HE Prof. Kraus und ich werden nicht ermangeln uns Ihrer zu
erinnern; denn Ew. Hochwolgeboren Selbst zum 27tenhuj. einzuladen, darf
mich nicht erdreisten, da wir seit dero letzten Hierseyn so unbekannt geworden,
uns weder gesehen noch erkannt zu haben. Die Schuld hat wenigstens nicht
gelegen an
Ew. Hochwolgeboren ergebensten alten Freund und DienerJohann Georg Hamann. Packhofverwalter Kgsberg den 16 Aug. 83.Wolgeborner Herr und Freund,
HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Der kleine Claudius ist erst gestern Abend mit dem Schiffer Voß aus Lübeck
angekommen. Der wahre Gesichtspunct der Bibellehre war auch bey Empfang
Ihrer angenehmen Zuschrift vom 18. Juni nicht zu haben, sondern kam später
an. Um alles auf einmal abzumachen, wollte ich nicht eher antworten. Der
erste kostet 3 fl. 21 gl. die andere kleine Schrift 12 gl. = 4 fl. 3 gl. welche Herr
Stadtrath Wirth seinen Neveunicht ohne ausdrückliche Assignation nicht
auszahlen wollen. Den Empfang der 5 fl. 5 gl. bescheinige hiemit auf Nicolai’s
dritten und vierten Band. Die Frau Kriegsräthin werden aus dem ledigen
Töpfchen zu ersehen geruhen, daß ich den Inhalt zu seiner Zeit gleichfalls mir
zugeeignet, ohne recht zu wißen, ob mir selbiger auch wirklich zugedacht gewesen,
weil ich keine ausdrückliche Assignation dazu erhalten – und daher auch durchkeinen ausdrückl. Dank zu einer Erörterung der Frage Anlaß geben will.
Herder hat mir ein Paar Predigten, eine Cantate bey der Geburtstagsfeyer
der Herzogin nebst dem 2ten Theil der Hebr. Poesie zugeschickt, welche alle zu
Diensten stehen; doch wünschte ich das letzte Buch am baldigsten wider zurück.
Der Blattern wegen, von denen sein Haus heimgesucht worden und die er selbst
nicht weiß gehabt zu haben, gieng er über Braunschweig nach Hamburg.
Während dieser Reise überstanden seine Kinder glücklich ihre Krankheit, nur
seine Frau wurde von einem jungen
Aemil
entbunden. Von Klopstock, den
er hat von Person kennen gelernt, meldt er mir eine neue Sammlung von
Oden an.
HE. Friedrich Heinrich Jacobi zu Pempelfort bey Düßeldorf hat mir sein
Etwas, das Leßing gesagt
mit einem sehr freundschaftl. Briefe überschickt.
Mein Sohn ist den 4 Sont. nach Trin. eingesegnet worden und hält sich seit
den 24 Julii zu Graventyn auf. Kömt er nicht mit dem 20 huj. wo der ihm
zugestandene Termin von 4 Wochen ausgelaufen seyn wird, so setz ich mich auf den
Postwagen nach Preuß Eylau und hole ihn. Für ihn habe ich Campers kleine
allerliebste Schrift über die beste Form der Schuhe u Möhsers Beyträge
ausgenommen, für mich selbst den 2ten Theil von Obereits Natur und Heiden oder
Steinbart. Habe aber noch nichts ansehen können und will warten bis es
wenigstens geheftet seyn wird.
Des HE von Mosers
Doctor Leidemit
besteht aus Betrachtungen und
Gedanken, die mir eine sehr erbauliche Sontags Lectur gewesen sind. Was aus dem
Roman werden wird, läßt sich aus dem ersten Theil nicht absehen, deßen
pädagogische Caricaturen eben nicht viel absehen laßen.
Vom
Horus
habe kaum die Vorrede ausstehen können. Man schreibt es hier
durchgängig dem D. Bahrdt zu. Ohngeachtet der günstigen Recension, die man
hier dem HE. Regierungsrath Gr. zuschreibt, ist es eine Misgeburt à laBoulanger, und noch was ärgers.
Irwings merkwürdiger Versuch über den Ursprung der Wißenschaft scheint
einen sehr gründlichen Widerleger an Velthuisen gefunden zu haben, von deßen
Betrachtungen ich aber nur die
Fortsetzung hier habe
auftreiben können.
Vergeben Sie mir mein unerträgliches Geschwätz. Ich habe mich heute müd
und matt gelaufen um alle Exemplarien unterzubringen – und bin überdas in
meiner gegenwärtigen Lage von innen und außen nicht imstande einen
vernünftigen Brief zu schreiben. Bitte also mit diesem Analogon fürlieb zu
nehmen. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin unter Voraussetzung der
vollkommensten Gesinnungen, womit ich die Ehre habe zu seyn
Kgsberg den 16 Aug. 83.Ew Wolgeboren ergebenster Diener Johann Georg Hamann.Adresse mit Siegelrest:Des HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / Hiebey 2 Bücher und ein
lediges Töpfchen. Von des HEn. Stadtrath Wirth Wolgeboren heute Vier fl.
3 gl. empfangen. Dominica IX post Trin. 83
Kgsberg den 29 Aug. 83.Herzlich geliebtester Freund,
Mein ernster Vorsatz war Sie vorgestern, an meinem 54sten Geburtstage,
wegen meines unverschämten Stillschweigens um Vergebung zu bitten, und es
sind wider bereits ein paar Tage über diesen Termin verfloßen, den ich mir lange
voraus als den spätesten ausersehen hatte –
Ich und mein ganzes Haus wurde den 1 Julii 82. mit Geschenken erfreut, die
HE Hartknoch aus der Schweitz von Ihnen mitbrachte für mich und meine
Kinder. Ihr Kupferstich hangt über meinem Bett und erinnert mich täglich
Ihrer – und Ihr P. P. ist mir ein monumentum perennius als eine silberne
Schaumünze; aber das Uebermaas Ihrer
sonderlichen
Liebe schlägt mich
nieder und unterdrückt mich, weil Ihre und Ihrer Freunde gute Meinung gar
kein Verhältnis zu meiner gänzl. Erschöpfung aller Geistes- und Seelenkräfte
hat, an der ich seit Jahren lang arbeite ohne das Ende oder einen Ausgang zu
meiner Beßerung en tout sens absehen zu können. Hemans des Esrahiten
Unterweisung von der
Schwachheit der Elenden
ist ein wahrer Spiegel meiner
traurigen Gestalt.
Daß Sie samt mir den Lästermäulern nicht entgehen würden, war leicht zu
errathen, ich glaube aber, daß wir Beyde der δοξης και ατιμιας ziemlich gewohnt
und gegenseitige Versuchungen abgehärtet sind, auch unsere Einigkeit im Geist
mehr befördert als geschmälert sein wird.
Den 2ten Theil des P. P. habe den 21 Jun. c. (vielleicht vom Verleger)
gleichfalls erhalten und daraus ersehen, daß nicht nur noch eine Fortsetzung sondern
auch ein anderes Werk unter einem eben so vielecktest geschliffenen Titel zu
erwarten steht. Ob aber gleich weder das
Ganze
– noch ohne das
Ende
deßelben
den
Ton
zu beurtheilen im stande bin; so lebe doch der guten und festen
Zuversicht, daß die Arbeit Ihrer Autorschaft im HErrn und Seiner Liebe Frucht
bringen, und die evangelische Kraft und Weisheit sich gegen jüdischen Anstoß und
griechische Thorheit auch in den Kindern Ihres Geistes – ich meine Ihre
erbauliche und wolthätige Schriften – gerechtfertigt werden wird. Freylich sind
Schmeltzen und Verhärten Würkungen Eines und Deßelben Feuers: so wie es
die Zeichenthat eben deßelben Gottes war, daß Gideons Fell allein bethaut
wurde und die ganze Erde trocken blieb; hingegen sein Fell trocken und auf der
ganzen Erde Thau war. Warum necken Sie also liebster L. meinen Todtenschlaf;
vielleicht kann auch diese Verwesung, in der ich mir selbst anstinke zur Ehre
Gottes gereichen. Laßen Sie mich aus eben dem
Glauben
, der die ganze Welt
redseelig macht, daß des Bücherschreibens kein Ende ist, stumm seyn und
schweigen und mein Leid in mich freßen, bis Seine Stunde komt, auch meinen Mund
aufzuthun und mein Herz zu erweitern.
Hieher gehört auch meine äußere Lage, welche meinem natürlichen Gange zu
genießen und auszutheilen ziemlich Gewalt anthut. Gottlob! bin ich
ohne
Schulden
, aber um dies Glück zu erhalten muß ich mit mehr Ängstlichkeit
leben, als ich von Jugend auf gewohnt bin. Mein Gehalt ist 300 Rthlr, woran
ich durch den lezten Salarien-Etat nichts verloren ohngeachtet meiner
gegründeten Furcht, daß es mir wie andern und Beßern gehen würde, denen unser
Salomo vom Norden ohne Gnad u Barmherzigkeit gestrichen. Das
einzige
Emolument meines Postens war mein Antheil an einer gewißen Einnahme,
welche die Schiffer unter dem Namen von Fooi- (Bier) Geldern für die
Zollbedienten zahlen müßen und womit ich vornemlich meinen Holtzbedarf bestritt.
Auch auf diese (sit venia verbo) Biergelder liegt ein königl. Beschlag der
diese kümmerliche Ressource uns entweder ganz entziehen oder vermuthlich
sehr mindern wird. Ich habe dies Frühjahr dem Himmel sey Dank! mein
zweites Hauss verkauft, aber beyde unter der Hälfte des drauf gegebenen Capitals.
Nun bleibt mir noch ein einziges von meinem Erbtheil übrig, darüber ich die
Aufsicht fremden Leuten überlassen muß, weil ich gar keinen Menschenverstand
zu dergl. practischen und ökonomischen Angelegenheiten besitze.
Mein Lesen ist also blos ein Betäubungsmittel meiner langen Weile, und der
gefährlichste Dünger für das Unkraut meines hypochondrischen Bodens. Bücher
sind mir lieber wie meine Gesundheit, und mein Kopf ist wirklich so schwach,
daß ich blos beym unmittelbaren Lesen einigen Genuß habe, so bald ich aber ein
Buch zu mache, kaum mehr als den allgemeinsten Eindruck meines dabey
gehabten Geschmacks übrig behalte.
Weil ich beynahe nichts selbst zu kaufen befugt bin; so wird mir freylich das
Fuimus Troes – durch die Mildthätigkeit meiner wenigen Gönner und Freunde
vom Schriftstellerorden auf die schmeichelhafteste Art, so zu sagen, unter die
Nase gerieben. Ich schäme mich daher nicht unsern
lieben Pfenninger
an
die Ergänzung seiner Sammlungen zum christl. Magazin zu erinnern, da er
michr bereits die 2
ersten Bände
und das
erste Heft des 3ten Bandes
verehrt. Von den Predigten und Predigtfragmenten habe des letzten Bändchens
2te Abtheil. doppelt erhalten, den 31 Julii aus dem Dengelschen und den 15 huj.aus dem Hartungschen Buchladen. Weil ich die mir eigenen Bücher coll’ amorezu lesen, selbige gern gebunden haben mag; so wird dies Andenken meine nächste
Sonntagslection seyn. Melden Sie dies Ihren beyden Freunden, damit Sie
wißen, daß ich nicht in petto unterlaße, was ich weder
schriftlich
noch
thätig
erwidern kann.
Ich freute mich, liebster L. noch gestern Abend über Ihren
zehnten
Brief im
theologischen Briefwechsel eines Layen
, um den ich mich aus
Vorurtheil nicht bekümmern mögen; habe aber recht viel Weide in den Con- und
Dissonantien der gesammelten Stimmen und Gesinnungen gefunden; keine
Bosheit, sondern eher heilige Einfalt philosophischen Aberglaubens in dem
ehrlichen HerausgeberWir erwarten hier Garvens Recension, die in den Göttingsch. Zeitungen
verstümmelt seyn soll, über Kants Kr. nach ihrem vollen Innhalt in der Allg. Bibl.
Auch unser Hofprediger M. (nicht Oberhofprediger D.) Schultz wird auch
Etwas darüber ausgeben, ob Aus- oder Widerlegung weiß ich nicht. Was sagen
Sie zu M. Jerusalem? Je mehr ich lese, desto weniger ich versteh. Die Schuld
liegt vermuthlich an mir. Daran scheint er mir aber ganz Recht zu haben, selbst
ein Jude zu bleiben und seine Brüder beym Glauben ihrer Väter zu erhalten.
Hab ich aber auch nicht Recht gehabt zu behaupten, daß
Juden
und
Philosophen
am wenigsten wißen was
Vernunft
und
Gesetz
ist, und diese tiefe
Unwißenheit der wahre Grund ihrer Anhänglichkeit ist?
Gewiß wird mein lieber Landsmann, Gevatter und Freund Reichardt auch
bey Ihnen eingesprochen und sich und Sie meiner erinnert haben. Geben Sie
Ihm Ihren Seegen zu seiner glücklichen Heimkunft mit. Kaufmann hat mich
dies Jahr zweymal mit der Nachricht erfreut, seine Ruhe als
Medicus in
Neu Saltza
gefunden zu haben. Me. Hartknoch, die hier Kindbett gehalten,
erinnerte sich seiner mit vieler Erkenntlichkeit, und besuchte mich gestern in
Gesellschaft von zwo ihrer Schwestern und ihrer kleinen Tochter, die eben so viel
Hofnung giebt als ihr dortiger Stiefbruder, den Gott zur Freude und Stütze seines
rechtschaffnen Vaters seegnen wolle!
Einer meiner ältesten Freunde schickte zu Ende des Jänners seinen Sohn zu
mir in Pension, den ich gern noch vor dem Winter weiter zu befördern wünschte,
weil meine Kinder zu viel dabey einbüßen und ich keinen Lehrer für Ssie
halten kann. Unterdeßen hat Gott auf eine wunderbare Art für meinen einzigen
Sohn gesorgt, der diesen Sommer eingeseegnet ist und zu meiner großen
Zufriedenheit sich der Medicin widmen will. Er hat einen Freund seines Alters an
dem einzigen Erben eines sehr liebens- und hochachtungswürdigen Mannes
HE Kriegsrath
Deutsch
gefunden, der unlängst aus Potsdam sich 4 Meilen
von hier auf einem sehr angenehmen und beträchtl. Landgut
Graventin
angeseßen. Mein Johann Michael hat sich einen ganzen Monath daselbst
aufgehalten, und ich habe selbst ihn vorige Woche abgeholt, doch mit der Bedingung
ihn auf längere Zeit zur Aufmunterung und Gesellschaft ihres Sohns den
Eltern zu überlaßen, die einen geschickten Hofmeister an einem Verwandten des
berühmten
Schellers
von Brieg, gleiches Namens haben. Auch diese häusliche
Veränderung ist mit manchen Zerstreuungen verknüpft, die meinen wüsten
Kopf noch wüster machen.
Ich hoffe also, liebster L. daß Sie mir Beydes die Unverschämtheit meines
Stillschweigens so wol als gegenwärtigesn Gewäsches und Radotagevergeben werden. Gnade, Liebe und Friede
walte
über Sie und die Ihrigen!!!
Gesetzt daß wir uns hier nicht einander sehen; so mögen unsere Söhne einmal das
Andenken unserer Freundschaft feyern.
„Ihr habt die Salbung von dem der
heilig
ist und wißt alles“ – beßer wie
ichs zu sagen weiß mit welcher Innigkeit ich an allem, was Sie angeht und zu
Ihrem Wohl gehört Antheil nehme, wo nicht immer im Buchstaben oder
Schattenriß, doch desto mehr im Geist und Wesen. Mit dem herzlichsten Kuß und
Gruß bin und werde niemals aufhören zu seyn Ihr
ewig verpflichteter und ergebensterJohann Georg Hamann.Adresse:An / HErrn
Johann Caspar Lavater
/ Helfer am St. Peter / zu /
Zürich
.
Hochwolgeborner HErr,
HöchstzuEhrender HErr und Freund,
Mit den Geburtstagen hat es dies Jahr sehr kümmerlich ausgesehen. Der
liebe Profeßor hat zwar ein paar Bouteillen von seinem Wein eventualiterspendirt, aber sie stehen noch unerbrochen, und können allenfalls zum
freundlichen Willkomm! bey Ew Hochwolgeboren Ankunft dienen.
Eine halbe Stunde, ehe Dero angenehmes Schreiben ankam, brachte mir MeCourtan auch Ihre Collecte, weit eher als ich daran gedacht. Sie waren also
eben nicht der erste, aber auch nicht der letzte; sondern an statt des mir
aufgebürdeten Mistrauens, ist meine Erwartung übertroffen worden. Die hiesige
reiche Judenschaft zahlt erst nächste Woche.
Zum Abschiede wünsche nicht eher Glück, biß Ew. Hochwolgeboren denselben
werden erhalten haben und versprochner Maaßen uns die Nachricht davon
mitbringen. Anbey erfolgen die 5 Exemplarien des Gevatter Asmus. Das übrige
verspare mündlich, nebst den Ursachen meiner gegenwärtigen Eilfertigkeit, und
habe die Ehre nach den besten Empfehlungen meines ganzen Hauses mit dem
vollkommensten Respect zu seyn
Ew HochwolgeborenKgsberg den 30 Aug. 83.ergebenster Freund und DienerJohann Georg Hamann.Aus einem Briefe vom Vorgebürge der guten Hofnung.
Den 8. Septbr. 1783.– Ich lebe hier übrigens recht vergnügt. Man hat in der Stadt angenehme
Gesellschaften und artigen Zeitvertreib. Die hier Eingebohrnen scheinen mir
freilich in Kenntnissen gar weit zurük zu sein; auch fehlt es hier völlig an
Schulen und Erziehungsanstalten. Die hiesigen Damen übertreffen die Männer
daher bei weitem. Die erstern besitzen recht feine Lebensart. Sie sprechen, außer
dem Holländischen, auch alle fertig französisch und engländisch, wegen der
vielen Fremden beider Nationen, die hier immer ankommen. Daß sie völlig
französisch gekleidet und aufgesetzt sind, versteht sich von selbst; wohin wäre
nicht diese Herrschaft Frankreichs gedrungen? Oft mögen sie ihre Haare
altmodisch genug getragen haben; itzt finde ich sie aber nach dem neuesten Pariser
Geschmak aufgesetzt, so wie er nemlich zu meiner Zeit in Europa war. Und
dieses hat ihnen
die Armee von Pondichery
verschaft, bei welcher
eine
unglaubliche Menge von Friseurs
war.
Ich bin verschiedenemale auf der Jagd gewesen; man muß dabei immer zu
Pferde sein, wegen der vielen wilden Thiere, vornemlich der Tiger. Einmal
stellten wir eine Hyänenjagd an. Löwen und Elephanten sieht man hier äußerst
selten; sie sind tiefer im Lande hinein. Hirsche und Dammhirsche habe ich in
Rudeln, von zweihundert stark, beisammen gesehn.
Seitdem der Chirurgus
Riebek
vor 130 Jahren zuerst diese Kolonie stiftete,
hat sie sich sehr vermehrt, und ins Land hinein wohl an 300 Meilen verbreitet.
Man findet auf dem Lande eine Art von Patriarchen- oder Nomadenleben, voll
Gastfreiheit, und ohne Komplimente. Der Landmann (oder will man ihn Bauer
nennen?) baut hier alle Arten Getreide, vorzüglich aber Weizen, welchen ich in
meinem Leben nie schöner gesehen habe. Auch wird Weinbau hier viel getrieben.
Der Wein von
Konstantia
, einem Ort zwei Meilen von der Stadt, ist in
Europa berühmt genug. Der Eigenthümer dieses Grundstüks heißt
Kluthe
.
Sonderbar klingt es, wenn man einen ehrlichen alten Bauer ganz ohne
Umstände von allen Königen in Europa sprechen hört, die von seinem Weine haben
wollen; in dessen Vertheilung er nach der Gunst verfährt, worin sie bei ihm
stehen. Jetzt wird
der König von Preussen
von ihm zum besten bedient, weil
dieser (wie er sagt) zum höflichsten schreibt und zum richtigsten bezahlt. Auf
andern Ländereien wird auch sehr guter Wein gebaut, der oft genug für ächten
Konstantia nach Europa geschikt wird.
Die Leute in der Stadt gewinnen viel Geld damit, daß sie die hier
anlandenden Fremden beherbergen. Diese Sitte ist so allgemein und hat so wenig
Schimpfliches, daß, außer dem Gouverneur und noch ein paar andern Personen,
es alle hiesige Einwohner thun. Um der Sache mehr Anstand zu geben, hat man
folgende Methode erfunden, die zugleich ganz einträglich ist. Ein Schifskapitän,
seine Offiziere, und andre Leute vom Stande logiren in einem Hause,
frühstükken, und essen zu Mittag und Abend mit ihren Wirthen; und bezahlen bei
der Abreise, jede Person, eine
spanische Matte
*) für jeden Tag. Dieß ist
einmal festgesetzt, niemand fragt mehr nach dem Preise, und er wird auch weder
erhöht noch erniedrigt. Indeß ist dieß für die Fremden auch ganz angenehm.
Man wohnt ziemlich gut, isset recht gut, genießt der Hausgesellschaft, und am
Abend hat man im Hause eine Assemblee oder einen Ball, denen man als Glied
der Familie beiwohnt. Man kann selbst Fremde zu Tische einladen. – Die
Häuser hier sind nicht schön; doch bequem und ganz artig eingerichtet, vorzüglich
aber gegen die erstaunliche Hitze die hier herrscht. Gleich beim Eintritt kömmt
man in eine Art von Gallerie, wo Tische und Stühle stehn; dieß ist der
Gesellschaftssaal. Dann folgt eine noch größere, wo zu Mittag und Abend gegessen
wird. Links und rechts sind Schlafzimmer und Wohnstuben für Fremde. Man
wird hier bloß von Sklaven bedient, mehrentheils Negern. Nur der
Gouverneur hat weiße Bediente. Die in den Häusern aufwartenden Sklaven sind
sehr zierlich gekleidet, müssen aber alle bloße Füße tragen. Hier ist also nicht der
Hut, wie im alten Rom, sondern der
Strumpf
oder
Schuh
das Zeichen der
Freiheit.
*) Eine Silbermünze, dem
Ludovici
zufolge, ohngefähr 1 Thlr. 3 Gr. A. d. H.Deine Mutter sagte mir, daß Du
betrübt
fortgegangen wärest, und ich
wurde es auch, da ich gleich beym Aufstehen in Deine Kammer kam und ein
unberührtes Glas voll Tafelbier unter Deinem Bett stehen fand. Du weist, wie
oft und dringend ich Dir dies untersagt habe, und dennoch hast Du doch diese
Gewohnheit unter der Hand fortgesetzt, mir wenigstens zu
guter Letzt
einen
Beweis
zurückgelaßen, wie wenig Dir an meinen Worten und Erinnerungen
gelegen ist.
Entwöhnten Kindern und Kranken erlaubt man auch im Bett und des Nachts
zu trinken, aber ein gesunder Mensch, der noch oben ein, vorm Schlafengehen
zum Trinken angehalten wird, fühlt nicht so leicht einen Durst im Bett, und
die meiste Zeit bleibt auch das Glas unberührt. Ein Schluck von einer so
verrauchten und neben einem Nachtgeschirr stehenden Jauche ist eher imstande
Eckel
und
Uebelkeit
zuzuziehen und den Schlaf zu stören, als zu befördern
und einen wirklichen Durst zu stillen. Es ist also ein bloßer nisus in vetitum, den
Du zu stillen suchst, und dergl. blinde Begierden haben eine
Qvelle
und
Folgen
, die Du nicht einzusehen imstande bist; daß und Deine Gefälligkeit gegen
selbige ist noch blinder.
Ich weiß, wie sehr diese Zaubereysünde des Ungehorsams in meinem Hause
herrscht und wie wenigen Einfluß die Verheißungen des
vierten
Gebots auf
eure Gesinnungen und Handlungen haben, ohngeachtet meiner Bitten, nicht
um meinet willen, sondern um
Gottes
und
Eurer
Selbst willen
, zu
hören und zu folgen – Aber unter zwey Uebel, will ich lieber euren Ungehorsam,
als einen betrüglichen und knechtischen Augendienst. Wenn ihr nicht Gott
fürchtet; was liegt mir daran, von euch verachtet und verlacht zu werden! Wenn ihr
nicht Ihn liebt; so verlang ich nicht euer Oelgötze zu seyn! Wenn Du, Johann
Michel, Deinen Taufbund und das durch die neuliche Einseegnung bestätigte
Gelübde so bald vergeßen kannst; so vergiß auch alle meine Lehren – und
erwarte keine
neue
von mir.
Du bist schon
satt
worden, Du bist schon
reich
worden, Du
herrschest
schon
ohne uns – 1 Cor. IV. Wenn Du die Verbindlichkeit des
vierten
Gebots
nicht fühlst; so werde ich so stumm seyn als Du taub ist. Ich wünsche
von Grund der Seelen, daß Du eher daran
glauben
und nicht nöthig haben
möchtest erst durch
Erfahrung klug
zu werden, wie viel der Seegen oder
Fluch dieses Gebots in unser ganzes Leben würkt, und wie unser Herz durch
selbiges zu einer wahren
Liebe des Nächsten
gestimmt und vorbereitet
werden muß.
Ich habe mir heute am linken Fuß und Deine Mutter hat sich am linken Arm
Blut gelaßen. Gestern erhielt mit der Post ein Päckchen vom HE Hartknoch,
neml. das 7te Stück der nordischen Miscellaneen des Hupels u den ersten Band
des diesjährigen Petersb. Journals. Ihm ist an dem mathematischen Buch, das
er hier liegen laßen, viel gelegen. Er erwartet es mit seiner Frau, die in 8 Tagen
abgehen wird. Ich habe es Dir befohlen gut aufzuheben, und finde es nirgends,
so sehr ich auch den ganzen Tag gesucht.
Schreib mir mit der ersten Post
,
wo
Du es hingelegt. Ich bin nicht imstande den Namen recht zu lesen, noch mich
zu besinnen ob es roh oder geheft gewesen. Ich vermuthe ersteres. Daß ich Dir
aber
ausdrücklich befohlen es
zu
verwahren und gut aufzuheben
,
weiß ich gantz gewiß.
Ich habe Dich ausdrücklich gebeten der ältesten Schwester zu zeigen, wo die
ungebundene Sachen auf dem Hausboden liegen. Was für ein Gräuel der
Verwüstung! die blos von Deinen muthwilligen Grillen herrührt, Dinge zu
verschleppen, und von Deiner unüberwindlichen Halsstarrigkeit, womit Du aller
Ordnung und Ueberlegung widerstrebst.
Wohin ich sehe, finde ich Spuren von einer so blinden pica wie Dein
Nachttrinken ist. Da ist ein ganzer Bogen, auf dem Du eine engl. Antwort nach Pillau
angefangen; da ist ein anderer verwüstet, auf dem nichts mehr steht als
Exercitia linguae latinae.den 783.Unter den ungebundenen Sachen finde ich ohne den geringsten Umschlag und
oben auf den zehnten Theil des Shakespear voller Staub und Unrath,
ohngeachtet Du weist, daß dieser Theil entweder an Deinen Wohlthäter Hartknoch
zurück gehen oder dem HE v Auerswald zu Theil werden wird. Mit welcher
Schaam kann ich einem oder dem andern ein solches besautes Buch vor die
Augen legen?
Du weist, wie empfindlich und bitterböse ich oft darüber geworden bin, daß
Du Dir eine rechte Gewohnheit zuziehst allenthalben Bücher aufzuborgen ohne
auf die Rückgabe bedacht zu seyn. Wenn ich auch in keiner andern Sache Dir ein
gutes Beyspiel zu geben imstande bin; so ist es wenigstens meine ängstliche
Sorgfalt für jedes fremde Eigenthum, das ich beynahe meinem eigenen
vorziehe.
Bin ich denn so ein harter Vater, der auf einen blinden Gehorsam dringt?
Wenn Du ja besorgt gewesen wärst die letzte Nacht bey mir zu verdursten;
hattest Du mir nicht sagen können, daß Dich Noth triebe eine Ausnahme zu
machen? Aber bey einer solchen Denkungsart ist man freylich keines kindlichen
Vertrauens fähig.
Schreib mir mit der nächsten Post ob Du Dich nicht auf die mathematische
Schrift, welche Hartknoch von Kant brachte besinnen kannst, und wo Du selbige
hingesteckt, damit ich selbige durch seine Frau übermachen, oder ihm wenigstens
antworten kann.
Wenn Du durch meine Erinnerungen an statt aufgemuntert zu werden
gleichgiltiger gegen Deine Pflichten gemacht wirst, oder Dich beßer dabey befindst
ihnen entgegen zu handeln, oder in meinem brennenden Eifer für Dein Bestes
eine mürrische Laune argwohnst: so verlier ich allen Muth, alle Hofnung, mich
in Dir glücklich einmal zu sehen –
Sag mir selbst, ob Du nicht die Niederträchtigkeit zu fühlen im stande bist,
wenn ein so alter guter Freund wie H. etwas in unserm Hause vergist, sollte es
nicht Deine Schuldigkeit seyn für Erhaltung deßelben zu sorgen, ohne daß ich
auch nöthig hatte es Dir anzubefehlen, geschweige, wenn ich Dich noch oben ein
dazu anhalte?
Ich werde nicht eher Ruhe haben, biß ich Deine Antwort erhalte, sie mag
ausfallen wie sie wolle. Frag Dich doch selbst, was Dich bewogen hat, eine solche
Unordnung unter meinen Papieren anzurichten? was auf dem Boden war in
Deine Kammer zu schleppen – alles unter einander zu werfen und dann liegen
zu laßen – mit meinen Sachen zu schalten, als wenn Du Herr davon wärst – so
viel Papier und Bücher zu verderben, ohne zu wißen warum? und wozu? ohne
Dich an mein Bitten, Vermahnen und Schelten zu kehren?
Wenn Du dem Apollyon und Abbadon, dem Geist der Unordnung und
Verwüstung nicht entsagst und Dir nicht Gott zu Deiner
neuen
Lage ein
neues
Herz schenkt: so habe ich umsonst Deine Versetzung aus meinem Hause
gewünscht, und wir würden
alle
der Früchte dieses erfüllten Wunsches beraubt
seyn. Mit der ersten Post antworte Deinem bekümmerten und betrübten
Vater. J G Hamannden 9 Sept 83.Adresse mit Mundlackrest:An / Johann Michael Hamann / zu /
Graventihn
/
durch Preuß Eilau
.
Kgsb. den 17 Sept 83.Herzlich geliebtester Freund
Ihr Päckchen vom 3 Aug. c. habe den 8 Sept erhalten, ohne daß es mir mögl.
gewesen eher zu antworten noch Ihrer lieben Gemalin nebst Familie meinen
Scharrfuß zu machen, als heute und zwar diesen Augenblick über 12 Mittags
bey meinem alten Freunde Jacobi. Gott Lob! Ihr kleiner Sohn ist ein wackerer
lieber Junge – auch seine Amme habe im Augenschein genommen, mit der Sie
hoff ich ebenso zufrieden seyn werden, als Herder mit seiner. Anstatt zu murren
danken Sie Gott, daß Mutter und Kind noch so gut davon gekommen sind.
Beyde hätten sich leicht das Leben einander abzehren können – in ihrer Unschuld
– wenn man nicht noch zur höchsten Zeit den Mangel entdeckt. Das Seculumfällt immer von einem Äußersten zum andern, von einem Vorurtheil auf das
entgegenstehende. Glauben Sie nicht, liebster Freund, daß alle Mütter jetzt
unterm mosaischen Bann liegen, ihre Kinder zu stillen. Die seel. Frau meines
heutigen Wirths hat gnug gerungen nach diesem Glück, aber es ist immer bey
Lebensstrafe verboten gewesen. Me Courtan hat mir gl. am Anfange die
Gefahr erzählt, und daß es sehr schwer gehalten die Mutter zur Annehmung einer
Amme zu überreden.
Hill hat mir 14 fl. 15 gl. den 10 huj. für das portug. Wörterbuch ausgezahlt,
und ich will das Geld mitgeben, nebst 3 Exempl. der Philipschen Briefe die ich
gestern aus Trutenau geholt. Mein Sohn ist seit dem 7 wieder in Graventihn
wo er vom 24 Jul. bis eod Aug. zugebracht, wird auch wol den Winter daselbst
zubringen. Ich hatte ihm Lous Tentamien zum Verwahren gegeben und konnte
sie bey Erhaltung Ihres Briefes nirgends finden. Er erhielt deshalb einen Brief
datirt vom Berge Sinai – seine Antwort hat mir aber desto mehr Freude
gemacht. Er hat die Abhandl. gut verwahrt, meldete mir ihren Ort, und macht mir
viel Hofnung, daß seine Verpflanzung von gutem Einfluß seyn wird, ohne daß
ich den meinigen dadurch zu verlieren besorgen darf. Ich habe mit MeHartknoch Abrede genommen Ihr alles künftiger Woche gehörig einzuhändigen.
Endl. habe ich eine Antwort aus Schwansfeld ausgepreßt. Es ist alles ordentl.
da bis zum ersten Qvartal dieses Jahrs; aber das vierte des vorigen ist doppelt,
soll daher auch beygelegt werden.
Wie hält es mit dem noch fehlenden Theil des Sh. weil ich gern den hier schon
liegenden – (ich glaub es ist der 10te) los seyn sollte; in Ansehung deßen Hans
Schelte verdient u erhalten, weil er von dem Staub auf dem Boden zieml.
verwahrlost worden. Unterdeßen wenn nur der andere Theil noch ankomt, hoff ich
ihn schon los zu werden an HE v Auerswald, den ich erwarte wie er seinen
Abschied. Auf Friedrich habe schon diese ganze Woche gewartet um das Petersb
Journal gehörig einzupacken u zu befördern. Ich denke heute oder morgen alles
aus dem Hause zu haben. HE Voldenscherer fand im Toussaintschen Hause
ohne ihn zu kennen. Meine älteste Tochter hat mit des braven Podbielski seiner
Bekanntschaft gemacht u ist durch das reiche noch unverdiente Geschenk zu ihrer
Aufmunterung im Zeichnen sehr beschämt. Aus Mitau habe nicht den geringsten
Wink erhalten, daß Philips Epist. bey dem Hofr. angekommen. Wir haben uns
zieml. einander die Kolbe gelauset – unterdeßen hof ich daß alles ein gutes Ende
nehmen wird u ich einen ruhigen Winter haben werde, auch daß die Zeit für den
jungen Menschen nicht ganz verloren seyn dörfte. Mit der Nachricht von
Lavater haben Sie mir u Reichards Freunden viel Freude gemacht. An Lavater habe
auch einmal nach 5/4 Jahren geschrieben u wenigstens mein Stillschweigen
entschuldigt u allen Verdacht des Undanks widerlegt.
Den 11 haben wir durch ein Gewitter viel Schrecken gehabt; am Baum ein
Bording mit Korn beladen ist untergegangen, ein Schildwache am ButterBerge
gezeichnet u eine Winkelschule auf der Laake in ein panisches Schrecken gejagt
worden. Ich speiste eben bey HE Kr. Rath Hippel zu Mittag u war ein
Augenzeuge einer ähnl. Bestürzung. Mehr als 50 Kinder kamen blökend wie eine
Heerde aus der Schule dicht am Comödien Hause gestürzt. Lauson hat vor
wenigen Wochen einen Leichenstein entdeckt bey dem Steinmetze der Heeringsbraake
mit folgender Aufschrift:
Hier lieg u schlaf ich Jacob Klein im Bett von Kalk und Steinen
Mit Weib u Kind: Daß nur nicht Wer uns stöhr in unsrer Ruh
Sonst wird Angst Furcht u Schrecken ihm die Augen drücken zu
Du Jesu rühr uns nur, wenn Du wirst zum Gericht erscheinen.
Der Mann ist Kgl. Oberappell. Gerichtsrath gewesen † 1711 Vater des
berühmten
Klein
in Danzig. u die Tragheimsche Kirche nur vor ein paar Wochen
abgeputzt worden. Nächstens mehr. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter
treuer Freund Joh. Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu / Riga
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
empf d. 9 Sept 1783
beantw d. 7 Oct –d. 19 Sept. 83.Mein lieber Sohn, Du wirst bey Deinen Büchern ein kleines Mst. Deines
alten Vaters finden, das ich Dir zu Deinem
privat
u.
individuellen
Gebrauch, als ein Familien-Geheimnis empfehle. – Es ist eine Jacobsleiter von
den
ersten Formeln
eurer lallenden Kindheit, durch alle Stuffen eures
Wachsthums u. Fortgangs in dem Geschäfte der Engel – bis zu der Maaße des
vollkommnen Alters. Versetze Dich alle Morgen u. Abende auf eine Viertelstunde
in die Gesellschaft Deiner Schwestern u. bringe selbige wie ein Kind zu, das
niemals aufhören wird, im Geist u. in der Wahrheit unser
Hausgenoße
zu
seyn und zu bleiben. Ich weiß, daß Du mir diesen Wunsch u. diese Bitte nicht
abschlagen, u. daß jener Vater, der ins Verborgne sieht, Dir es öffentlich
vergelten wird.
Königsberg den 12 Oct. 83.Liebwerthester Herr und Freund
Es ist mir immer eine Freude gewesen, gute Nachrichten von Ihnen zu
erhalten; aber unendlich angenehmer bin ich heute von HE Seelig überrascht
worden, der mir Ihr werthes Schreiben vom 19 Sept. überbrachte. Ich ersehe
daraus, daß Sie sich wol befinden, und sich nicht nur meiner, sondern auch meiner
Freunde sich erinnern. Dies Andenken ist mir nichtsehr schmeichelhaft, und
zugleich ein schätzbarer Beweis Ihrer Gesinnungen und Denkungsart. Ich
wünschte, daß ich mehr thun könnte, irgend etwas zum Nutzen oder Vergnügen
Ihrer Reise beyzutragen, die Gott in jeder Rücksicht zu Ihrem eigenen Besten
und zur Ehre und Freude Ihres Hauses seegnen, und mit einer glücklichen,
gesunden Zurückkunft krönen wolle! / Mein Sohn hat sich den ganzen August 4
Meilen von hier auf dem Lande aufgehalten, und ist seit den 7 Sept. wieder
abgereist, um vermuthlich den ganzen Winter daselbst zuzubringen, in einer für ihn
sehr vortheilhaften Lage. Ich bin versichert, daß Sie an meinem Glück eben so
viel Antheil nehmen, wie ich an dem Ihrigen.
Ich werde mir die gegenwärtige Laubhüttenfeyer zu Nutz machen, um diese
Zeilen Ihrem Herrn Vater einzuhändigen und Ihm zu einem so hofnungsvollen
Sohn Glück zu wünschen. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Oncle und
Reisegefährten, und behalten Sie mich im guten Andenken, bis Sie mit Ihrer
Gegenwart erfreuen
Ihrenalten ergebenen Freund und DienerJohann Georg Hamann.In des HE Claudius Hause bitte unter den 5 Töchtern der kleinen
Christiana
Maria Augusta
ein Mäulchen abzugeben und wieder mitzubringen, auch
dem kleinen Erbprintzen
Johannes
meine Huldigung zu leisten.
Adresse:An / HErrn Samuel Wolff Friedlaender /
ggw
/ zu /
Coppenhagen
/
Einschluß.
Kgsberg den 22 8br 83.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Seit wie viel Wochen hab ich schon in Gedanken an Sie geschrieben! Nichts
zu melden habe Ihnen gehabt, was der Mühe lohnte; doch um wenigstens gute,
wo nicht beßere Nachrichten von Ihnen und den mir so lieben Ihrigen zu haben.
Dies ist der Haupttrieb, warum ich auch jetzt schreibe – Etwas von Ihnen zu
wißen und zu hören. Ich habe diese Woche eine neue Cur angefangen, die
Dulcamara, welche mir der junge Doctor Lindner schon seit August verschrieben,
kann aber noch keine Wirkung oder Abführung durch irgend einen Weg merken.
Doch mit Ihren
Qvecken
, für die ich Sie tausendmal geseegnet, gieng es
ebenso. Sie befreiten mich in 8 oder 14 Tagen von einem Uebel das mich 10 Jahr
beunruhigt, ohn daß ich Schweiß, Öfnung oder anderweitigen Abgang gemerkt.
Seit Jahr u Tag bin ich befreit gewesen, auch bald wider durch einen kurzen
Gebrauch erleichtert worden. Nun verbind ich sie mit der neuen Cur, u trink selbige
Mittags. Jetzt ist mein Kopf voll Geschwüre nebst den Lenden, der übrige Theil
des Leibes rein. Das linke Ohr fault mir, wie bey kleinen Kindern, der ganze
Nacken voller Drüsen – meinen alten rothen plüschnen Rock u einen alten
schwarzen hab ich aufgeben müßen, blos aus keiner andern Ursache, als weil
ich diesen beyden leider! ausgewachsen bin. Nachdem ich seit den 18 – 20 huj.kein Kornchen Toback genommen, hab ich gestern wieder den Anfang gemacht;
denn eine so eingewurzelte Gewohnheit ganz aufzugeben, könnte doch
gefährlich seyn.
An meines lieben Pathchen Geburtstag reiste der liebe D. Lindner ab nach
Wien, an dem ich einen guten Haus- und Leibartzt verloren, und der sich hier
beynahe seiner alten Mutter zu Liebe selbst aufgeopfert. Sie trieb ihn selbst fort
oder gab ihm vielmehr seinen Abschied, ohne den er sie nicht verlaßen haben
würde; und ohngeachtet ihr Gedächtnis so geschwächt, daß sie fast beynahe
nichts von dem weiß, was sie gethan hat und um sie vorgeht, so wurde diese
Idee seiner Abreise niemals schwankend, sondern erhielt sich unverändert in
ihrem Sinn. Ein gantz außerordentlich Phänomen in meinen Augen. Ich kann
Ihnen nicht gnug sagen, liebster H. was für ein reifer, edler Mensch aus diesem
Mann geworden. Ich hielt seinen Entschluß so spät die Medicin zu studiren für
eine neue Qvackeley oder Familienzug; aber nichts weniger als das. Sein Herz
u Seele hängt an dieser Wißenschaft und weil er in Ansehung der Hospitäler
nicht Befriedigung zu Berlin gefunden, ist er nach Wien gegangen. Wo er aber
die fonds herbekommt, weiß keiner u ich am wenigsten.
Des Hofraths Sohn ist zu meiner großen Freude vorgestern nach Berlin
abgegangen zum Prof. Meierotto, wo er schon vor 2 Jahren hatte gehen sollen,
wegen eines kleinen Verscheels hat sich der Handel damals zerschlagen, und hat
nun freyl. wider zusammen geknüpft werden müßen, da ich ihn nicht länger
behalten konnte noch wollte. Um diesen Endzweck zu erhalten, war freylich von
meiner Seite unvermeidl. dem Faß den Boden auszuschlagen. Dieser junge
verwahrlosete Mensch ist hier bei der Grosmutter erzogen u schon auf der Akademie
gewesen; worauf ihn der Vater nach Hause nahm u ihn 2 Jahre umtreiben ließ,
die ihm mehr Nachtheil zugezogen als seine hiesige Erziehung. Etwas
französisch war das einzige was er dort gelernt hatte. Hier muste ich von Decliniren u
Coniugiren wider anfangen, und habe mich 9 Monathe fruchtlos geqvält und
in hundert Sorgen seyn wegen meiner eignen Kinder.
Daß mein Hänschen den ganzen August auf dem Lande zugebracht, hab ich
Ihnen gemeldet. Da 4 Wochen um waren setzte ich mich selbst auf die Post,
bezahlte bis Eilau, hatte aber nur nöthig bis Mühlhausen zu fahren, wo ich
Gelegenheit nahm und in Graventihn erschien eben da man den Honig brach.
Bartholomäi kam wider mit Michel zu Hause u fand meine Marianne,
Pathchen bettlägericht am Ausschlage. Vor Freude den Bruder zu sehen stand sie auf
und hat die Pocken, denn dafür wurden sie von allen erkannt, im Herumgehen
überstanden. Sie können nicht glauben, wie viel Vorwürfe ich mir gemacht, daß
ich ihr nicht wie den andern Geschwistern das
Beneficium
der Einpropfung
angedeyen laßen; aber die Schuld hat nicht an mir gelegen, sondern der D.Brodthag versprach mir immer von selbst zu kommen so bald er gute Materie hatte.
Nun hoff ich, daß es überstanden seyn wird. Man hielt sie anfängl. für
Steinpocken; aber jedermann erkannte sie nachher für die rechten. Ein paar Mahlchen
im Gesicht hat sie zum Andenken behalten und zum Beweise. Eine an den Füßen
hat erst seit kurzem aufgehört zu schwären. Das liebe Mädchen kam mir ohne
Hebamme auf die Welt, lernte gehen ohne Gängelband (welches bey keinem
andern Kinde erreichen konnte) bekam Zähne ohne die geringste
Ungemächlichkeit, und eben so die Blattern. Aber an Lernen ist noch nicht zu denken, und
darin ist sie noch weiter zurück als ihre Vorgängerin. Meine älteste
Lisette
Reinette
scheint ein wenig Gehör u Lust zur Music zu verrathen u spielt schon
einige Bachische Sonaten – Aus einigen Caricaturen von Silhouetten sollt
ich auch etwas Anlage zu Zeichnungen vermuthen; ich kann aber nichts zur
Erziehung meiner Kinder anwenden, und die Mutter ist auch nichts im stande
von ihrer Seite beyzutragen, und wie viel selbige auf Töchter u die ersten Jahre
überhaupt wirken kann, davon hab ich leider! Erfahrung bekommen. Doch
auch meine liebe seel. Mutter war im Grunde auch nur eine
Hausmade
, die
weder vom Umgange noch Erziehung wuste u wie meiner Kinder ihre
ehrlich und unermüdet arbeitsam war, bisweilen auch zur Unzeit sparsam und
arbeitsam.
Den 7 Sept. holte HE Kr. R. Deutsch wider meinen Sohn nach Graventihn
ab um ihn vermuthl. den ganzen Winter dort zu behalten. Ich bin also
nunmehr in einer zieml. Einsamkeit. Er ist dort gut versorgt und hat einen
Hofmeister Namens Scheller, der ein naher Blutsfreund des berühmten
Schulmanns ist, von dem er flernen kann. Daß er den 4 Dom p Trinconfirmirt
worden, hab ich Ihnen schon geschrieben.
Den letzten Sept. begegnete ich noch meinen alten Freund
Lauson
unter den
Speichern, da ich nach der Stadt lief und er nach seinem Bureau eilte. Ich
wurde auf einmal gewahr, daß er übel aussah. Er klagte über Kolick u daß ihn
Pomerantzentropfen nicht geholfen. Rhabarber, eine Abführung empfahl ich
ihn. Poßen! morgen ist es beßer, sagte er mir – Ey Zeit haben zum Einnehmen!
Ich schrie ihm noch nach: Ey
wenn der Tod komt
– den Morgen drauf war
er nicht mehr im Bureau, ich besuchte ihn noch denselben Tag und die beyde
Tage drauf. Den 4 huj. war er tod gefunden worden des Morgens um 6 Uhr
auf seinem Nachtstuhl neben dem Bett, gestützt mit der Hand am Ofen.
Nuppenau hatte noch dieselbe Nacht bis 4 Uhr gewacht. Nach seinem Tode hat man
weder Hemd noch Laaken gefunden. HE Kr. Hippel sorgte für alles u ich
muste mich auch ihm zu Gefallen des Nöthigen in Ansehung seiner Casse p
annehmen – auch seinen Tod in den
Hartungschen Zeitungen
anmelden,
welches die ersten Zeilen sind die ich je geliefert – und ihn den 6 des Morgens
um 6 Uhr in Rathswagen mit ihm im ersten paar nach dem Neuen Kirchhof
begleiten. HE Münzmeister folgte in seinem Wagen mit dem Banco-DirectorRuffmann. Ersterer weil er einen Tisch bey ihm gehabt u letzterer weil er noch
den Sonntag vorher in Gesellschaft Hippels den letzten Spatziergang nach den
Huben gethan hatte. Ich muste folgen ohngeachtet der bereits erhaltenen
Dispensation weil Jacobi, bey dem ich als Leichenbitter war, Zahnschmerzen hatte
u er auch bey ihm Mittwochs einen Tisch gehabt. Nach seinem Tode hat er noch
in der Lotterie so viel gewonnen als die Leichenkosten betragen; in der
Registratur des gantzen Magistrats ist aber kein Instrument der Donation seiner
Bibl. noch eine Verlautbarung darüber zu finden. In den Zeitungen wurde sein
Tod zugl. mit dem Leichenbegängnis des vorigen Gouverneurs angekündigt.
Man hat es auch in unser
raisonirendes Verzeichnis
gerückt, aber in
beyden verstümmelt, von dem ein Blättchen beylege pour la rareté du fait, weil
ich kaum glaube, daß Sie schon eins werden gesehen haben, ohngeachtet fast
alle unsere graduirte u. außerordentl. Gelehrte u Liebhaber daran arbeiten.
Verzeyhen Sie mein kahles Geschwätze, liebster Gevatter, Landsmann und
Freund; selbst mit meinem Lesen geht es nicht mehr wie sonst und will nicht von
der Stelle. Ich habe so viel Bücher zusammen geborgt, daß mir selbst vors
widergeben Angst wird, und es will nichts schmecken, nichts haften, nichts
fruchten. Auch dieser einsame Winter –
Eben jetzt vernehme, daß der liebe
Kreutzfeld
auch in letzten Zügen liegt;
ich kann nicht ausgehen, und er will seine eigene Eltern nicht einmal sehn,
sondern hat nach seinem Halbbruder, gewesnen Conrect. u jetzigen Organisten
in Neuhausen geschickt, mit dem er eine sehr herzl. Freundschaft gehalten, und
welcher seine einzige Zuflucht war. Den 16 May war sein letzter Besuch in der
Kutsche, weil er nicht mehr im stande war so weit zu gehen. Meine Besuche
wurden auch immer sparsamer, und ich hatte beynahe den Vorsatz mich seiner so
zu entschlagen, wie er mich zu vergeßen schien. Vorigen Sonntag vor 8 Tagen
war ich willens mich nicht aus dem Hause zu rühren, sondern Briefe zu
schreiben. Das Schicksal trieb mich den ganzen Tag wie einen Kräusel herum. Im
Vorbeygehen werd ich auch
gezogen fast
wider meinen Willen bey ihm
anzusprechen. Ich fand ihn wider Vermuthen zu Hause, weil er sonst immer seine
Eltern zu besuchen pflegte, auch es damals thun wollte. Er kam mir einer Leiche
ähnlicher vor – und ich hatte das vielleicht eingebildete Vergnügen ihn ein wenig
durch meine wilde Geschwätzigkeit aufzumuntern. Me Courtan beklagte sich
immer so oft wir uns sahen, daß sie gar nichts von ihm wüste. Ich gab ihr den
Rath ihm u mir nachzuahmen und sich nicht weiter um ihn zu bekümmern,
damit sein Verlust desto leichter würde. Machte ihm deßhalb Vorwürfe und weil
die Witterung schön war, drung ich darauf daß er noch
heute
zu ihr fahren
sollte. Er versprach es morgen gewiß zu thun. Des Hofr. Brief wegen seines
Sohns Abreise setzte mich in neues Feuer; unterdeßen lief ich doch des Abends
noch bey Me Courtan an, wo ich ihn auch wirkl. fand, hielte mich aber nur eine
kleine Stunde auf u bedauerte beynahe den armen Patienten in die Versuchung
geführt zu haben. Er soll sich um die Schloßbibl. ungemein verdient gemacht
haben daß alle bisher dort liegende und vermodernde Urkunden von ihm
durchgegangen und in Ordnung gebracht worden. Dieser kalte anhaltende Fleiß ist
seine letzte Arbeit gewesen und weil er damit so sehr gegen mich zurückhaltend
zu seyn schien, wurd ich es auch gegen ihn. Eben nun hatte er eine kleine
Handschrift über den Ursprung des Preuß. Adels in Druck geben wollen er war
aber im Begrif aus Verdruß über den Verleger alles zurück zu nehmen, und ich
hatte ein doppeltes Intereße dies zu verhindern. Der Anlaß war eine kleine
Abhandl. des Ex-Ministers Braxein, unter dem Titel:
Historisch-
genealogische bisher ungedruckte Geschlechts Nachrichten der alten hochadl.
ostpr. National Familie von Br.
Prof Kraus, der bey ihm speiste von dem
Eßen was ihm seine Eltern tägl. zuschickten und welche Einrichtung ich auch zum
Theil zum Besten beider bewirkt hatte, lobt mir sehr die Laune u Gründlichkeit;
und komt selbige heraus, so werde auch ein Exempl. für Sie beylegen durch
Hartknoch. Er soll ungemein an der alten Geschichte von Preußen gearbeitet
haben und ich wünschte daß Kraus diesen Nachlaß erbte, weil er auch das
historische Fach sich jetzt ausersehen.
Dom. XIX. den 26.Nun, liebster Gevatter Landsmann und Freund, bin ich erst wider im stande
fortzufahren. Kreutzfeld lebt noch, ein Blutspeyen hat ihn dem Tode so nahe
gebracht; er soll sich aber schon wider erholen und ich habe noch Hofnung, daß
er meinen Sohn als Decanus unter D. Orlovius
medicinischem
MagistRectorat einschreiben willrd; doch wie Gott will. Dennoch habe ich einen
Todtenbrief aus Lübeck von der Wittwe meines alten Freundes Karstens
erhalten, der meinen Garten noch mit Obstbäumen neuerlich geschmückt, dem aber
wol kaum ein längeres Leben zu wünschen gewesen weil er nach den heftigsten
Gichtschmerzen an Händen u Füßen zuletzt an der Epilepsie sich vermuthlich
erschöpft.
Vor einer halben Stunde übersendt mir Me Courtan
Naßir u Zulima
und
vermuthet Sie zum Verf; ich hingegen auf unsern
Jacobi
in Düßeldorf. Dem
sey wie ihm wolle, so haben mich die Bogen erqvickt.
Ich habe auch seitdem einen Brief aus Riga erhalten, in dem mir Hartk. die
glückl. Ankunft seiner Familie meldet, und wegen des Monboddo u Ihres
Stillschweigens deshalb in Verlegenheit zu seyn scheint. Nach dem Meßcatalogist er aber nach meinem Wunsch wirklich fertig geworden.
Ich weiß daß meine Briefe kaum eine Antwort verdienen – unterdeßen angt
mich doch nach guten Nachrichten von Ihnen und Ihrem Hause. Ich weiß daß
ich noch eine Antwort auf die liebreiche Nachricht meiner verehrungswürdigen
Frau Gevatterin schuldig bin; ich hoffe daß Sie mit dem Äußerlichen nicht so
genau und mein Stillschweigen dafür was es wirklich ist, auslegen wird.
Uebrigens wünsch ich daß alle die Schwächlichkeiten, welche mit dem Geschenk einer
Tochter verbunden gewesen, durch den kleinen
Emil
glücklich und völlig
gehoben seyn mögen. Gott seegne, Vater, Mutter, Kinder und Pathchen!!!!
Ohngeachtet ich von den kümmerl. Stunden oder Viertelstunden mit des
Hofr. Lindners Sohn erlöst bin; so fehlt es doch nicht an Schaarwerk. In
Abwesenheit meines Sohns muß seine Stelle vertreten bey einem seiner jungen
Freunde, Raphael Hippel, einem nahen Blutsfreunde unsers
Oberbürgermeisters, deßen Freundschaft je älter desto kräftiger wird – und er so wol als
jedermann findt an dem wahren
Raphaelsgesicht
dieses Knabens Wolgefallen.
Mit meinem Hill der meine älteste Tochter im Spielen auf dem Clavier
unterrichtet und wie es scheint mit sehr guten Fortgang lese ich jetzt den Brief an die
Römer nach Koppens Ausgabe in Vergl. der Seilerschen und Bahrdtschen
Uebersetzung. Wir haben heute das dritte Kapitel angefangen. Wie sauer mir Briefe
werden, ist ihnen anzusehen – und dem ohngeachtet meiner laconischen Diät und
unverschämten Nachläßigkeit kann ich mit Schreiben nicht fertig werden, wär
es auch an meinen Sohn u Scheller in Graventihn – und immer in
Angelegenheiten, wo ein Muß und Pflicht zum Grunde liegt. Schon Jahre lang hab ich es
mir zum Gesetz aufgelegt, ohn ein ausdrücklich Geschäfte keinen Schritt in
jemandes Hause zu thun – ausgenommen daß ich beynahe alle Woche einmal bey
Hippel speise. An Ueberlauf fehlt es mir Gottlob auch nicht. In einer solchen
Lage können Sie sich kaum vorstellen, was für ein Labetrunk – was für ein
kühlendes Waßer – was für ein glühender Wein mir ein Brief von Ihnen
besonders, jedes Andenken Ihrer Freundschaft, jedes Product Ihres Geistes und
mit welchem Wolfshunger ich dran schmause. Meine Enthaltsamkeit zu
urtheilen ist Mistrauen, Unvermögenheit bisweilen auch wegen ihres Umfangs
unbestimmtere Begriffe, und wahrer Genuß an Verschiedenheit und
Mannigfaltigkeit des Geschmacks.
Ich sehe also schon der Fortsetzung Ihrer hebräischen Poesie entgegen und
erwarte von Ihrer alten Freundschaft den Vorzug einer Ihrer ersten Leser und
Gäste zu seyn.
Garvens Beurtheilung von Kants Kritik habe noch nicht gelesen. Daß sie sich
einander nicht verstehen würden, hab ich schon aus dem Briefe den er durch
Spalding an ihn schrieb, absehen können. Er liest jetzt über die philosophische
Theologie mit erstaunenden Zulaufe – arbeitet wie es scheint an der Ausgabe
seiner übrigen Werke und conferirt mit M. u Hofprediger Schultz der auch
etwas über die Kritik schreibt.
Aus Morungen erhalte bisweilen Grüße, aber keine Einl. Das Gewitter hat
auch dort eingeschlagen, wie wir hier die Tragheimsche Kirche verloren und der
seel. Lauson entdeckte kurz vorher einen
Leichenstein
, den man verkauft hatte
mit folgender Aufschrift:
Hier lieg u schlaf ich Jacob Klein 1. im Bett von Kalk u Steinen
Nebst Weib 2. u Kind 3 4 daß uns ja nicht wer stöhr in unsrer Ruh
Sonst wird ihm Schrecken Furcht u Angst die Augen drücken zu
Du Jesu rühr uns nur, wenn Du wirst zum Gericht erscheinen.
Die Zahlen weisen auf die Namen u Familien umstände, die weitläuftig
angeführt waren von den 5. Mitbegrabnen. Er war ein Vater des berühmten
Naturforschers in Danzig. Der Urältervater ist der erste luthersche Erzpriester in
Marienwerder u Luther Schüler gewesen. Sein Vater Prediger zu Schonberg
hat die formula Concordiae unterschrieben. Die Großmutter hingegen eine
Enkelin des Saml. Bischofs Mörlin. Der Stein war an einen Steinmetzen in
meiner Nachbarschaft verkauft.
Empfehle Sie u die Ihrigen wie mich selbst u das Meinige Göttlicher Gnade
u Liebe u ersterbe Ihr alter
Joh Georg Hamann.d. 24 Oct. 83.Laß Dir doch, mein liebes Kind, das
evangelische Gesez der
Sparsamkeit
im Reden u Schreiben empfohlen seyn. Rechenschaft von jedem
unnützen
,
müßigen
Wort – u. Oekonomie des Styls. In diesen beyden
mystischen Wörtern liegt die ganze Kunst zu denken und zu leben. Alles was
Demosthenes sich in der 3 maligen Wiederholung eines einzigen Kunstworts
dachte, das sind die beyden Wörter
Oekonomie
u.
Styl
für mich. Ich hole
soweit aus, um Dir einige Vorwürfe zu machen
HöchstzuEhrende Freundin,
Es that mir schon etwas leid heute vor 14 Tagen unsern sichern Freund zu
Ihnen gebracht zu haben; aber vorigen Mittwoch, als ich 2 Boten erhielt, diente
es mir zu großer Beruhigung, ohn daß ich Ihre Entschlüßung hätte vermuthen
können ihn Selbst zu besuchen.
Ich wollte mich eben den Tag drauf zu Tische setzen, als man mir ein
Leichenbillet brachte, vermuthlich durch ein Misverständnis – vom Hindersin. Auf
diesen blinden Schreck erhielt ich einen Einschluß vom HE Comm. Rath Wulff,der sonst die Gelegenheiten aus Graventihn als Nachbar besorgt. Der schwarze
breite Rand machte mich auch stutzig – endlich war es ein kaufmännisches
gedrucktes Circulair Schreiben aus Lübeck von der Wittwe meines alten Freundes
Karstens, den ich auch diesen Monath verloren, der aber noch vor seinem Ende
für sein Andenken im Gehöft und Garten gesorgt. Auch dem armen Mann wird
die Ruhe wolthun. Nach der schrecklichsten Gicht an Händen und Füßen war er
epileptischen Anfällen ausgesetzt gewesen.
Bald drauf kam endlich Pr. Kraus und gab mir einiges Licht, daß unser
Freund nemlich durch ein Blutspeyen, wovon ich gar nichts gehört hatte, der so
großen Gefahr ausgesetzt worden war. Da ich an meiner seel. Mutter
Erfahrungen gnug erlebt: so hoffe ich ihn auch noch zu sehen, und daß er noch als
Decanus meinen Sohn, unserer noch neulich genommenen Abrede gemäß wird
einschreiben können, welches ich mir wegen des gegenwärtigen Rectorats seiner
erwählten medicinischen Facultät aus einem kleinen Aberglauben in den Kopf
gesetzt. Ich bin auch seinetwegen ein wenig beunruhigt worden, wegen eines
schlimmen Fußes, und da ich ihm neulich Pulver gegen die Schärfe schicken
muste, ohne mir die Veranlaßung merken zu laßen, auch selbst seinen Haasen
mit den 4 Karpen deshalb nicht hat überbringen können.
Lindner ist heut vor 8 Tagen abgereist – und zwar nach Berlin zum Prof.
Meierotto, von deßen Unterredung mit dem Könige am 20 Jänner 82. ich einen
sehr merkwürdigen Aufsatz gelesen habe in Winkops Bibliothek für Denker im
2ten Stück. Ich erfuhr erst zu
meiner großen Beruhigung
bey meiner
Zuhausekunft von Ihrem Besuch diese Nachricht seiner Bestimmung.
Ich habe vor 8 Tagen die Douce-amère
süß-bitteren Stengel
– oder
Je
länger – je lieber Cur
angefangen, welche mir schon unser liebe Doctor in
Wien im August empfohlen, die erste Woche zu 2 Qventchen, seit gestern zu 4
und die künftige Woche zu 6. Mein Uebel besteht in einem eckeln u beschwerl.
Ausschlage im Gesicht, am Halse und zum Theil am Kopf und an den Hüften.
Meine gewöhnliche Erhitzungen, die ich zwar so oft als mögl. aber doch nicht
immer durch eine Umkleidung abwarten kann, sind wol der Grund des Uebels –
und ich vermuthe nun auch eine angeerbte Disposition, weil ich mir besinne daß
mein Vater mit einem ewigen Juden beschwert war und ihn eine Art von
Neßelsucht, die seinen ganzen Leib mit großen Blasen bedeckte, befiel, aus der keiner
seiner Aertzte klug werden konnte –
Für das mir überschickte Quodlibet danke ich recht herzlich. Es hat mir eine
seelige Viertelstunde gemacht, und ich habe dafür meinen Freund Jacobi, den
ich für den wahren Verfaßer halte, im Geist umarmt. Eine Stelle erinnerte mich
sehr lebhaft an das au revoir des seel. Lindners und eine andere Stelle ist ein
heller Commentar über eine Gesinnung, die ich meinem Sohn wünschte
deutlicher zu machen, als es mir bisher möglich gewesen, für den ich auch diese
Bogen vom Verfaßer zu erhalten hoffe. Auch
Decker
ist der Verleger seines
Etwas, das Leßing gesagt
, das ich allenfalls Sie es nicht gelesen nebst
einem Briefe von Ihm mittheile, den ich noch nicht beantwortet habe.
Es geht mir mit der Freundschaft, wie mit dem lieben Caffé, den ich ebenso
lebhaft trinke als haße. Enthusiasmus und Mistrauen sind jedesbeide Gift in
ihrer Art aber eins zugleich das beste Gegengift des andern. Dazu gehört
freylich ein guter Magen, und etwas grobe Fibern in den EingeweidenSo lang es noch Menschen giebt, und so lange wir es selbst sind, wird es uns
an Freunden nicht fehlen.
Der Brunn des Lebens
so wol als der
Freundschaft
thut aus Ihm entspringen
,
Gar hoch vom Himmel her, aus
Seinem Herzen
. So sing ich alle Sonntage und hatte auch gestern gesungen
vor Empfang Ihrer gütigen Zuschrift.
Bleibt der Centner mein Gewinn
Fahr der Heller immer hin!
Gesetzt daß dieser October auch ein Sterbemond für mich seyn und ich den
dritten verlieren sollte: so ist ein
abwesender
auch noch Freund, und vielleicht,
ja oft mehr als ein gegenwärtiger.
Fritzchen Stockmar ist die Morgengesellschaft meiner Kinder und besucht
selbige fast alle Tage seit dem 15 huj. Seit vorigen Donnerstags habe den Prof
der Politik und Moral nicht mit meinen Augen gesehen, ohngeachtet er weiß
daß ich nicht ausgehen kann, und ich ebensowenig meine Magd (Gans) zu
unserm kranken Freunde schicken mag, ohngeachtet meiner Bitten und seines
Versprechens bald widerzukommen. Laß ihn nur kommen, damit ich ihn
fragen kann; aus welchem Kapitel der Moral oder der Politik er sich unsichtbar
macht.
Meine Leute decken – und ich habe mich müde und hungrig geschrieben – wie
Sie sich müde und satt gelesen – Empfehle mich und die Meinigen in der Hofnung
das Uebrige bald mündlich zu ersetzen. Ich ersterbe mit den aufrichtigsten
Gesinnungen meiner Ergebenheit gegen Ihr ganzes Haus
IhrSchicke auch meinen Pestalozzi mit wegenalter treu verpflichteter unddes hinten angebundenen von Müller,verbundenster Freund und Dienerdem Bruder meines Schweitzers.Johann Georg Hamann.den 27 8br 83.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links):à Madame / Madame Courtan / née Toussaint / Nebst 2 Büchern.
Etwas das Leßing gesagt hat / Ein Commentar zu den Reisen der / Päbste,
nebst Betrachtungen v. / einem dritten – den m. ich / b. G. s. –
Hochwolgeborner HErr,
HöchstzuEhrender HErr und Freund,
Herr Hartknoch hat mir vorige Woche gemeldet, daß er den
sechsten Theil
vom Shakespear verschrieben und bietet zugl. die 2 ersten Bände von Büffons
Histoire des mineraux Ew Hochwolgeboren an.
In Ansehung des Sh. glaubt er, daß der sechste Theil der rechte sey, sonst ich
es ihm mit der nächsten Post melden sollte. Ohngeachtet bereits viel wegen
dieses Misverständnißes geschrieben worden und mehr als in einem Briefe
davon die Rede ist: so bin ich doch nicht im stande selbige hervorzusuchen, weil
mein Sohn auf dem Lande ist und vielleicht den ganzen Winter daselbst bleiben
wird. Ew. Hochwolgeboren werden daher die Gefälligkeit für mich haben mit
nächster Post so wol in Ansehung des Büffons als des noch fehlenden Theils
mir geneigte Antwort zu ertheilen, damit ich einmal den hier noch liegenden
zehnten
Band los werde und die Sache zur Richtigkeit kommeIch wünschte zugleich gute Nachrichten von Ihrer Gesundheit und
Gemüthsruhe zu erhalten; denn unser gemeinschaftliche Freund hat mir eben so wenig
von Ihnen, als Ihnen von mir überbringen können, weil er seine Reise
incognito gethan.
Wegen eines beschwerlichen Ausschlages am Haupt und an den Hüften habe
ich vorige Woche die Dulcaamara Stengel oder Jelängerjelieber cur a 2
Qventchen den seit dem Sontag à 4 und künftige Woche à 6 Qventchen
angefangen.
Mein alter Freund Lauson und der ehrliche Kaufmann Karstens in Lübeck,
der meinen Garten und mein Gehöfte mit so schönen Wallnuß und
Obstbäumen versehen, habe in diesem Monath verloren, und bin auch für den dritten
Freund Prof. Kreutzfeld besorgt – den ein Blutspeyen außer aller Hofnung
gesetzt haben soll.
Ich empfehle mich nebst den Meinigen Dero geneigten Wohlwollen und habe
die Ehre mit der vollkommensten Hochachtung zu seyn
Ew. Hochwolgeborengantz ergebenster DienerKgsberg den 28 8br. 83.Johann Georg HamannKgsberg den 31 Oct. 83.Herzlich geliebtester Freund
Ihren Catalog nebst Beyl. habe den 22 erhalten und heute Antwort von
Auerswald. Vom Buffon verlangt er nichts mehr (zu meinem Leidwesen) als etwa
eine Fortsetzung der Vögelgeschichte. Wegen des einen fehlenden Theils ist er
mir auch nicht im stande Bescheid zu geben, weil alle se Bücher eingepackt sind.
Mein Hanschen ist abwesend u ich bettlägerich an einem gichtigen Schmerz in
der rechten großen Zehe. Auf allen Fall will sich auch Auerswald eine
Doublette gefallen laßen. Ich vermuthe es ist der
sechste
Theil. In meinen Briefen
werden Sie auch dieselbe Seyte mehr wie einmal berührt finden. Wegen der
Expeditionen nach Schwansfeld weiß ich keinen andern Rath als selbige durch
den mir angewiesnen Kaufmann zu befördern. Ich habe mit genauer Noth
Antwort von HE Pfarrer erhalten, und bin nach der Zeit bey dem Kaufmann
angesprochen wo ich erfuhr das das erste Pack abgeholt worden. Die letzte Beyl.
muß bis zu meinem Ausgehen bleiben.
Freue mich sehr über die glückl. Ankunft der lieben Ihrigen. Daß Sie mich
nicht nur einen Advocaten der Ammen nennen sondern auch ein Diabolus der
Caffetrinker u Trinkerinnen sind, darauf muß ich ein andermal antworten.
Monboddo steht wenigstens im Meßkatalog und ich freu mich im Geist darauf,
wie auf die Fortsetzung der Zend-Avesta, die hoffentl. geschloßen seyn wird, daß
ich sie einmal lesen kann.
Daß ich meinen alten Freund Lauson verloren, werd ich Ihnen wol schon
gemeldt haben; ich auch dem Publico kund thun müßen. Die ersten Zeilen
welche ich in die Hartungsche Zeitungen u Raisonnement geliefert. In beyden
Druckfehler. Meinen Freund Karstens in Lübeck der mir die Obstbäume
geschickt hab ich auch diesen Monat verloren – und Kreutzfeld liegt außer aller
Hofnung.
Der junge Lindner ist den 20 nach Berl. zu Meierotto in Pension abgereist.
Verlieren Sie kein Wort wegen des überschickten Exemplars der Episteln. Er
wird selbiges unstreitig erhalten haben, u wir haben nichts mehr mit einander
zu theilen.
Der gute Doctor ist in Wien u lebt dort zufrieden. Das ist ein Mann von
einem gantz andern Schlage. Ich habe die Dulcamara oder bittersüße
StengelCur angefangen und diese scheint auf die materia peccans in meiner rechten
Zehe zu würken. Mein Kopf ist voller Geschwüre u meine Hüften, daher ich eine
Reinigung meiner Säfte nicht länger aufschieben können.HE Podbielski besuchte mich heute. Die Voldenscherersche Hochzeit hat die
Familie bisher beunruhigt wegen der gewöhnl. honneurs die man einem jungen
Ehpaar thut.
Danken Sie Gott daß Er Ihnen eine gute Amme beschert und gönnen Sie
uns armen Sechswöchnerinnen das Labsal des leidigen Caffes. Ich freu mich
vielleicht meinen Sohn auf ein paar Stunden in der Stadt zu sehen.
Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Gemalin. Gott seegne uns und unsere
Kinder! Grüßen Sie mir herzl. Ihren lieben Schweitzer. Reichard ist in Berl. Nach
Weimar habe vorige Woche geschrieben.
Ich umarme Sie unter 1000 Segenswünschen u Grüßen meines ganzen
Hauses u des Virtuosen Hill der das Arabische bey Köhler angefangen. Ich
kann nicht mehr schreiben auf der weichen Zudecke u ersterbe Ihr alter treuer
FreundJohann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
. /
Einschl
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf. d. 24 Oct 1783
beantw d 7 Dec –Königsberg Dom XX. pTr. den 2 Nov 83.HöchstzuEhrender HErr und Freund,
Ihre liebreiche und höchsterfreuliche Zuschrift nebst der gedruckten Beyl. vom
16 Jun. erhielt im Päckchen unsers Claudius eben an Seinem Geburtstage.
Heute vor 8 Tagen schickte mir eine Freundin zu eine kleine Erzählung nach
Raphael, die mir eine seelige Viertelstunde machte, und worinn ich Sie zu erkennen
glaubte, daß ich die ganze Woche an Sie gedacht und mich dabey meiner alten
Schuld erinnert. Ich schreibe gegenwärtig auf dem Bette, weil ich einen kleinen
Anfall von der Gicht in den beyden großen Zehen, fast ohne alle Schmerzen,
während dem Gebrauch der bittersüßen Stengel oder Dulcamara bekommen.
Ich habe mit 6 Qventchen heute den Anfang gemacht und hoffe mit dieser Woche
zu schlüßen.
Die Reisen der Päpste haben eben den Eindruck auf mich gemacht und mich
mit dem ersten Theil der Schweitzergeschichte ausgesöhnt, worinn zu viel
achillisches für mich war und dem Gott Mäusim zu viel geräuchert worden.
Die
Reisen
stimmen mehr mit meinem Geschmack an der Odyßee und mit
meinen übrigen Grillen über die
Jüdische
und
Kirchengeschichte
; als die
ältesten, fruchtbarsten, unerkannten Qvellen einer transcendentalen
Philosophie u Politik. Auch was Leßing gesagt, komt mir eben so
alt
als wahr vor.
Ohne den Verfaßer zu ahnden machte ich eine Ausnahme von
dem
Nothgesetz
, und kaufte mir diese kleine Schrift bey dem ersten Anblick. Ich hatte also
beym Empfang Ihres Geschenks wenigstens die Freude den Vater und Freund
zu kennen, und habe mir oben angeführte Erzählung nicht gekauft, ohngeachtet
der innigen Beziehung zweyer Stellen auf meine Umstände und Bedürfniße.
Ihre Vorsicht mir die Stelle meines eignen Briefes mir wider mitzutheilen,
ist wirklich nicht überflüßig gewesen, weil es mir sonst schlechterdings
unmöglich gewesen mich auf einen einzigen Buchstaben zu besinnen, und jetzt ebenso
wenig im stande bin mich in den damaligen Gang meiner Begriffe zu versetzen.
An ein wenig Unzufriedenheit mit dem Wege unserer Philosophie fehlt es mir
auch wol nicht, und in diesem Punct konnt ich wol sagen, was Horatz zu Mäcen:
Vtrumque nostrum incredibili modo
Consentit astrum –Dem ohngeachtet scheint mir doch
jenes ungeheure Loch
, jener
finstere
ungeheure Abgrund
beynahe ein wenig à la Pascal ergrübelt zu seyn. Nicht
daß ich an den Tiefen der menschl. Natur den geringsten Zweifel hätte; aber
diese Schlünde zu erforschen, oder den Sinn zu solchen
Gesichten
auch andern
mitzutheilen ist mißlich. – Ich zweifele beynahe wie Sie Selbst,
HöchstzuEhrender HErr und Freund, daß ich Sie verstehe; denn Ihre Resultate scheinen mir
Folgen individueller Erfahrungen, getäuschter Erwartungen fehlgeschlagner
Entwürfe zu seyn die vielleicht noch gar in crisi sind. Que sais-je?Ich hoffe, daß alle unsere Misverständniße der Freundschaft keinen Eintrag
thun werden, und fahre mit aller Sorglosigkeit u Freymuth fort. Es geht mir
mit der Vernunft wie jenem alten mit Gott (dem Ideal der reinen Vernunft
nach unserm Kant) je länger ich darüber studiere, je weniger komm ich von der
Stelle mit diesem Ideal der Gottheit oder Idol – Das ist die Natur der
Leidenschaft, daß sie nicht am Dinge selbst, sondern nur an seinem Bilde hangen kann
– und ist es nicht die Natur der Vernunft, am Begrif zu hangen – Trift also
nicht also nicht beide der Fluch des dürren Holtzes? Sie machen die Vernunft
zum Strom und die Leidenschaft zum Ufer. Thür oder Mauer!
wie man’s
nehmen will
. Wenn’s ja Strohm seyn soll: so ist’s der
einzige
in seiner Art,
der wunderbare des weisen Ägyptens.
Werdt wie die Kinder, um glücklich zu seyn, heist schwerlich so viel als: habt
Vernunft, deutliche Begriffe. Gesetz und Propheten gehen auf Leidenschaftvon ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften – auf Liebe. Ueber
die deutlichen Begriffe werden die Gerichte kalt und verlieren den Geschmack.
Doch Sie wißen es schon, daß ich eben so von der Vernunft denke, wie St Paulus
vom ganzen Gesetz und seiner Schulgerechtigkeit – ihr nichts als Erkenntnis
des Irrthums zutraue, aber sie für keinen Weg zur Wahrheit und Leben halte. Der
letzte Zweck des Forschers ist, nach Ihrem eigenen Geständniße, was sich nicht
erklären, nicht in deutl. Begriffe zwingen läst – und folglich nicht zum
ressort der Vernunft gehört. –
Ich habe aber diese Untersuchungen gantz aufgegeben wegen ihrer
Schwierigkeit und halte mich jetzo an das sichtbare
Element
, an dem Organo oder
Criterio – ich meyne
Sprache
. Ohne
Wort
, keine Vernunft – keine Welt.
Hier ist die Qvelle der
Schöpfung
und
Regierung
.
Was man in morgenländischen Cisternen sucht, liegt im sensu communi des
Sprachgebrauchs, und dieser Schlüßel verwandelt unsere beste und wüste
Weltweisen in sinlose Mystiker, die einfältigsten Galiläer und Fischer in die
tiefsinnigsten Forscher und Herolde einer Weisheit, die nicht irrdisch, menschlich und
teufelisch ist, sondern einer heimlichen verborgenen Weisheit Gottes, welche
Gott verordnet hat vor der Welt, zu unserer Herrlichkeit – welche keiner von den
Obersten dieser Welt zu erkennen im stande ist – – 1 Cor.II. – und diese
Philosophie läßt keinen Rechtschaffenen, der an öde Stellen und Wüsten
hingeängstigt wird, ohne Hülfe und Trost.
Ich weiß auch nicht
, lieber Verehrungswürdiger Freund, ob
Sie mich
verstehen
– was ich Ihnen von meinem Lager ins Ohr sage. Für die Dächer
gehört es noch nicht.
den 22 NovbrHier kam eben der Besuch eines Fremden aus Deßau, HE Becker, der mich
zweymal besucht, ohne daß ich einmal im stande gewesen, ihn recht ins Gesicht
zu faßen. Mein angefangener Brief ist 20 Tage liegen geblieben, während
welcher ich schon ziemlich hergestellt gewesen, aber wider das Bett hüten muß, doch
Gottlob! ohne sonderliche Schmerzen, wenn ich liege und die beyde Patienten in
Ruhe und Ausdünstung erhalte.
Sie vergeben es mir, daß ich ohne Bedenklichkeit über Formen und Regeln
des Weltbrauchs fortfahre und mit Uebergehung aller verdrüslichen
Kleinigkeiten blos der angenehmen Eindrücke mich erinnere, die ich in dem
Zwischenraum der ganz zufälligen Lectur von den 8 Heften der Pomona zu danken
gehabt. Ich hatte dies Buch von einem Freunde für eine Freundin besorgt, die es
mir zurückgeschickt hatte. Meine Unpäßlichkeit und der Aufenthalt meines Sohns
auf dem Lande verhinderten die Ablieferung – Es lag mir vor Augen, ohn daß
ich Muth hatte anzubeißen. Ich verschwende so viel Zeit im Lesen, daß ich mir
bisweilen aus der Enthaltsamkeit auch am unrechten Ort ein Verdienst machen
muß. Unterdeßen war der Name Bondeli zu anzüglich, nicht wenigstens in
Ansehung deßelben meine Neugierde zu befriedigen.
Eine Baroneße von Bondeli ist eine alte und unschätzbare Freundin für mich,
bey deren seeligen Vater ich auf 2 Jahre wie ein Miethsmann und wie ein Kind
beynahe im Hause gelebt. Seine einzige Tochter hat ihre beste Lebenszeit der
Pflege ihres von Jahren und Krankheiten erschöpften Vaters aufgeopfert, der
ein sehr verehrungswürdiger Mann und Tribunals- u Pupillenrath war. Er
genoß in den letzten Jahren, da ich bey ihm lebte, die Zufriedenheit seinen Sohn
in Bern, wo er herstammte, auf eine sehr vortheilhafte Art versorgt zu sehen,
als Aufseher der dortigen Militz. Ich habe ihn selbst nicht gekannt; seine
herrschende Neigung zum Spiel, und noch mehr seine fast unverzeihligeVernachlässigung einer einzigen verdienstvollen Schwester scheinen mir eben keine
Empfehlung seines Characters zu seyn. Zwar aus Noth Verlegenheit, aber mit
dem edelsten Gefühl der Ehre und des Gewißens entschloß sie Sich zum Beruf
einer
Beaumont
, und hat mit genauer Noth die Anzahl ihrer Pensionairs auf
5 gebracht, ohne erkannt noch unterstützt zu werden. Sind Sie im stande von der
seel.
Julie
noch einige Umstände mir sowol als Ihrer Hiesigen an Geist und
Herz so nah verwandten
Bondeli
mitzutheilen oder allenfalls durch die
dortigen Verbindungen der Me. de la Roche, von dem dortigen Bruder: so würde
ich dies wie eine neue Wolthat Ihrer Gewogenheit erkennen. Die so reitzende
Scene zwischen Fritz – Seiner Betti und Ihrer Sophie gehört wol nirgends als
in
Pempelfort
zu Hause?
Ich bin auch genöthigt dieses offene Blat meinem Gevatter Claudius
beyzulegen, und seiner Verantwortung es zu überlaßen, ob er es zurückhalten oder
befördern will. Es geht schon in die 6te Woche, daß ich nicht aus dem Hause
gewesen. Bey aller Gemächligkeit meines
Packhofverwalter
dienstes am
hiesigen Licent, bey aller meiner Entfernung von Umgange und
gesellschaftlichen Verbindungen weiß ich nicht die
meiste Zeit
, was ich mit ihr anfangen
noch wo ich sie hernehmen soll, und bin also ein Märtyrer entgegengesetzter
Bedürfniße. Meine geläufigsten und ergiebigsten Thränen qvellen aus Wollust
und Freude; Ungedult und erstickter Zorn arten desto leichter bey mir in ein
Lachen aus. Nach dieser kleinen Idiosynkrasie habe ich mir einen etwas
abweichenden Character jener beiden übelberüchteten Philosophen gemacht. Mein
gröstes Hauskreutz liegt vielleicht darin, daß ich meiner natürlichen Liebe zu
den vier gesunden Kindern, welche mir Gott geschenkt hat und deren ehrliche
Mutter zwar nicht meine Frau aber doch Haushofmeisterin ist, durch eine
angemeßene Erziehung zu befriedigen außer stande bin. Mein ältester und einziger
Sohn geht ins 15te Jahr, hat sich der Arzneywißenschaft gewiedmet, auch
hierinn nach meines Herzenswunsch, und lebt seit diesen Sommer auf dem
Lande wenige Meilen von der Stadt, bey einem HE. Kriegsrath
Deutsch
, der
unlängst aus Potsdam als künftiger Erbe eines sehr ansehnlichen Gutes
Graventin
ins Land gezogen und zur Gesellschaft und Aufmunterung seines
einzigen Kindes und deßen geschickten Hofmeisters sich meinen Sohn
ausgebeten, der von gleichem Alter mit jenem ist und mit dem er gleiche Vorrechte in
allem genießt. Dieser außerordentliche Beweis göttlicher Vorsehung beruhigt
mich zugleich für meine 3 jüngern Töchter, deren Wachsthum ich blos zusehen
mußteß, ohne ihre nöthige Bildung befördern zu können. Was aber am meisten
die Oekonomie meiner Kräfte und ihres freyen Gebrauchs stört, ist wol ein
hypochondrisches Wechselfieber von Uebertreibung und Erschlaffung.
Vielleicht finden sich, HöchstzuEhrender Herr und Freund, in diesem Gespinst
einige stamina unser sympathetisches Gefühl zu entwickeln, oder zu berichtigen
oder auf die Zukunft zu befestigen. Vielleicht aber werden Sie gänzlich vereckelt
und abgeschreckt von Ihren günstigen vorgefaßten Meinungen – In beyden
Fällen unterwerfe mich dem Gewinn und Verlust meines Schicksals, wiewol
mit stärkerem Vertrauen auf Ihre Nachsicht und Liebe, als auf mein Verdienst
und Würdigkeit.
Gott laße es Ihnen und Ihrem ganzen Hause an keinem Guten fehlen, und
erfülle mit vollem Maas den Seegenswunsch der Göttin Pomona! Ich ersterbe
mit der herzlichsten Ehrerbietung
Ihrergebenster verpflichteter Freund und DienerJohann Georg Hamann.Vermerk von Jacobi:Fischer u Lengnick zu KonigsbergKönigsberg den 16 Nov. Dom. XXII. 83.Herzlich geliebtester Herr Gevatter, Landsmann und Freund
Ihr Herr Schwager D. brachte mir den 15 pr. die erste gute Bottschaft Ihrer
glücklichen Heimkunft und ebenso unversehrten Andenkens ins Haus. Mein
Gruß an Sie durch Lavater in den letzten Tagen des Augusts muß zu spät
gekommen seyn. Es freut mich, daß Reise und gute Gesellschaft die Erreichung
Ihrer Absichten befördert haben und Sie zum Genuß der häuslichen Ruhe
wider hergestellt stellen haben werden.Gestern sind 4 Wochen, daß ich nicht aus dem Hause gewesen, und morgen
8 Tage, daß ich wider den Anfang gemacht aufzustehen. HE Prof. Becker ist so
gütig gewesen 2 mal bey mir anzusprechen, wir haben uns einander fast gar
nicht genießen können, ohngeachtet er mir zu einem dritten Besuch Hofnung
machte – aber alles was mir Hartknoch zu liefern im stande gewesen, hab ich
ihm mitgegeben und für HE D. Biester auch die bestellte 2 Disp. des Pr Kraus,
der ein Blutspeyen vor 14 Tagen bekommen, so wie unser liebe Kreutzfeld auch
vor 3 Wochen wegen eines ähnlichen Zufalls schon für todt ausgegeben wurde,
aber sich Gottlob! beßern soll. Ich habe auf ersteren die ganze Woche gewartet,
aber weder ihn selbst zu sehen noch das geringste von ihm zu hören bekommen
können; weil mir mein kleiner Scipio fehlt.
Das klügste wird wol seyn, Ihnen die ganze diesjährige Geschichte meiner
traurig-lächerlichen Ritterschaft ab ouis an mitzutheilen, nach Handleitung
meines durchschoßenen Kalenders in 4o. Dem zu folge kam mit dem Ende des
Jänners mein alter Freund D. Lindner in Gesellschaft seines BruderSohns
hier an. Jener zog bey seiner alten kranken Mutter ins Roßgärtsche
Wittwenstift, und hat ein wahres Muster kindlicher Liebe und aushaltender Gedult
abgelegt, wobey er sich selbst beynahe aufgeopfert und nicht eher als auf
freywillige Erlaßung seiner gleichsam von Gott selbst dazu begeisterten Mutter
med. Augusti nach Wien abreiste. Sein später Entschluß die Medicin zu
studieren schien einer Buhlschaft einer alten reichen Wittwe ähnlich; aber nein! sie
warist, wie die letzte so die erste, die einzige und ganze Muse seiner Seele.
Dieser rechtschaffene Mann, für deinen meine Freundschaft ebenso wuchs wie
seine Neigung zur Arzneykunde, empfahl mir den Gebrauch der
bitter-süßen
Stengel oder
Dulcis amara
wegen einiger beschwerlichen Flechten, mit denen
ich mich viele Jahre über geqvält, und von denen ich auf einmal durch die
Qväcken
, deren mein Gevatter in W. gantz zufällig erwähnte, befreyt blieb. Nunmehro
aber schien dies Unkraut meines eigenen Gartens beym zweiten Gebrauch alle
seine Kraft beynahe verloren zu haben. Ich bat mir also die Vorschrift der
Je
länger
,
je lieber-Cur
beym Abschiede von meinem Freund aus. Der
Gebrauch aber verschob sich, bis ich durch einen schlimmeren Ausschlag auf dem
Kopf und an dem linken Ohr, dergl. die kleinen Kinder haben, im Gesicht und
besonders um die Lenden ungedultig wurde und den 20 pr. den Gebrauch des
Mittels die erste Woche zu 2 die andere zu 4 die dritte zu 6 Qventchen versuchte.
In der zweyten Woche zeigte sich der erste Einfluß auf die materia peccans,(welche diesen April meine beide podagrische Fußdaumen verschont hatte,) auf
eine merklich verschiedene Art von den beyden Anfällen, die ich bisher gehabt.
In dieser Lage besuchte mich HE Pr. Becker den 2 huj. in Gesellschaft eines
portugiesischen Kaufmanns, die mich ein wenig verlegen machte und unsers
Cr. R. Jenisch, ohne daß ich Ihren Brief zu lesen imstande war. Den 5 kam er
mit Ihrem HE Schwager D. der sehr eilfertig that. Ich glaubte schon mein
Uebel überstanden zu haben, gegen die Nacht aber überfiel mich ein neuer
Schmerz, der aber mit dem andern Tage sich stillte. Daher hab ich kaum diesen
würdigen Mann recht ins Gesicht faßen, geschweige Ihre und meine Wünsche
befriedigen können und an den guten Stunden bey unsern Freunden in seiner
Gesellschaft keinen Antheil nehmen können. Er soll heut vor 8 Tagen mit den
beyden jungen Motherby abgereist seyn.
Des D. Lindners Neveu, seines Bruders des Hofraths in Mitau Sohn, kam
damals den 27 Jänner zu mir in Pension. Dieser junge Mensch ist hier geboren,
bey der Grosmutter der Amtsräthin Wirthin erzogen und wurde nach einem
kurzen akademischen Aufenthalt, ohne etwas damals von ihm gehört noch ihn
selbst gesehen zu haben, nach Mitau beruffen. Der 2 jährige Aufenthalt in seiner
Eltern Hause scheint ihm nachtheiliger gewesen zu seyn als die grosmütterl.
Erziehung. Die französische Sprache ist das Einzige gewesen, womit er sich
noch in Mitau beschäftigt unter einem gewißen Cerati, der gegenwärtig einen
Posten bey der Regie haben soll. Meine verjährte Freundschaft ist Ihnen
bekannt mit dem seel. Kirchenrath u seinen 2 Brüdern. Umgang und
Briefwechsel an sich ist meine Sache nicht. Ich besuche niemanden noch schreibe an
ihn ohne durch Geschäfte und Umstände ausdrückl. dazu aufgefordert zu werden.
Daher hatte ich auch in Angelegenheiten der alten Consist-Räthin an ihre Söhne
schreiben müßen. Dem Hofrath kam mein Brief als ein Deus ex machina um
seinen Sohn, der ihm schon lange auf dem Halse gelegen hatte, bey mir
anzubringen. Er beschwor mich bey unserer alten Freundschaft u versprach goldene
Berge. Sein Brief war also auch in meinen Augen ein Deus ex machina wegen
meiner damaligen Verlegenheit und in Rücksicht meines eigenen Sohns – zu
gleicher Zeit erhielt durch ein neues Spiel des Zufalls eben so zuverläßige als
abscheuliche Nachrichten von dem Geitz des Mannes, die mich eben nicht irre,
aber doch behutsam machten. Ich meldete ihm alle Unbeqvemlichkeiten meiner
ganzen Lebensart u. Einrichtung, und daß ich mich zu nichts als einer
Probe
verstehen könnte, welche durch die Ankunft des Bruders und seinen Aufenthalt
hier desto füglicher gemacht werden könnte. Von dem sittsamen sanften
Character des jungen Menschen hörte ich lauter Gutes und es war blos von seiner
Vernachläßigung im Unterricht u Schulkenntnißen die Rede. Ich machte einen
muthigen Anfang, und leider! mit Decliniren u Conjugiren in voller
Erwartung, daß ich den Eckel daran bald würde überwunden haben. Aber Neigung
zu Moden, Zeitvertreiben, Comödien, gesellschaftl. Zeitvertreiben und den dazu
gehörigen Verdiensten hatte allen Geschmack an Gründlichkeit u Wißenschaften
stumpf gemacht. Gar kein Selbsttrieb, noch Ehrgeitz von einer Seite – und von
der andern ein schon zu reif gewordner Beobachtungs- u Nachahmungsgeist des
Schlendrians und der moyens de parvenir. Die Tiefe des stillen Waßers wurde
auch bald ergründt, und ich muste mit meiner gemachten Probe zum baldigen
Beschluß eilen. Es blieb mir also nichts übrig als den jungen Menschen zu
einem akademischen Bürger wenigstens in Ansehung der lateinischen Sprache
einigermaaßen zu qualificiren und durch diese Uebung seine Aufmerksamkeit
zu u Urtheilskraft zu schärfen und vorzubereiten. Ich schäumte gegen den
Vater und überließ es ihm seinen Sohn auf welche Akademie er wollte zu
verpflanzen gegen Michaelis. Ungeachtet unsers Hahnengefechts, wurde noch ein
Vierteljahr bis zum 27 Oct. eingeräumt. Den 11 ejusd. beschloßen wir die
Woche mit dem 3ten Buch der Oden des Horatz und mit den Adelphis des
Terentii, als er mir wider se. Gewohnheit durch sein Ausbleiben des Nachts
beunruhigte. Ich verdarb mir dadurch den ganzen Sonntag weil ich ausgehen
muste Erkundigung seinetwegen einzuziehen; erfuhr aber zu meiner
Beruhigung, daß er zu Fuß nach Steinbeck bey sm jüngern Oncle dem Lieut. Wirth
herausgegangen, und die Leute des Stadtraths ver seinen Auftrag mir
Nachricht davon zu ertheilen vernachläßigt hatten. Montags erhielte eine kleine Einl.
vom Vater mit
völliger Courtoisie
zum Gruß und einem
gehorsamen
Diener
zum Schluß und der Bitte seinem Sohn nichts im Wege zu legen daß
er so bald wie mögl. das Ziel seiner neuen Bestimmung erreichte. Ohne mich
darum zu bekümmern erfuhr ich endl. daß selbige bey HE Pr.
Meierotto
wäre, wohin er auch den 20 pr. da ich eben meine Cur anfieng, abgereiset.
Zum Glück hatte mein Sohn diese ganze Zeit über den Unterricht im
Christentum abzuwarten und wurde den 13 Julii eingeseegnet, und den 24 ej. vom HE
Kriegsrath Deutsch nach Graventihn zur Gesellschaft seines einzigen Sohns vom
gl. Alter mit meinem abgeholt. Auch ich habe Reisen gethan im Geburtsmonath
August, bin mit Hack u Pack anderthalb Tage in Trutenau gewesen, setzte mich
den 20 ej. des Abends auf die Post verdung bis Pr. Eylau, stieg aber des Nachts
in Mühlhausen ab und kam den Morgen früh in Graventihn eben zur
Honigbeute an, fuhr aber am Bartholomäustage mit meinem Sohn zu Hause, der
seit den 7. Sept. seinen Sitz zu Graventihn hat und eben den Tag wie mich
HE Prof. Becker besuchte, auf ein paar Stunden u eine Nacht zum Besuch in
der Stadt gekommen war. Hinc illae lacrumae über meinen kleinen Scipio –
für mich alten gichtbrüchigen Mann mit schwindlichem Kopf! Gott Lob! es geht
ihm recht wol; er ist wie ein Kind im Hause, lernt nicht nur ein wenig mores und
Umgang sondern geniest auch den Unterricht eines geschickten Hofmeisters, den
ich hier gern im Lande bald versorgt wünschen möchte. Er wollte hier
Vestungsprediger werden; aber zu unser aller Besten ist die Stelle schon in Potsdam
vergeben gewesen, ohngeachtet ich ein langes und breites darüber an unsern
Freund D. Biester geschrieben.
So sehr ich auch meinen Johann Michel zu meinen Bedürfnißen und
Bestellungen vermiße; so gern entbehr ich ihn und begnüge mich an dem Gerüchte
seines guten Verhaltens und wünsche nichts so sehr als daß es wahr seyn und
bleiben möge! Wie ich mit ihm an Barthol. zu Hause kam, fanden wir
Marianchen bettlägerich; sie stand aber gleich auf, und es waren die natürlichen
Pocken, ohne Artzt, außer dem Bett und ohne alle Uebelkeit. So kam sie ohne
Hebamme zur Welt, machte Zähne, lernte gehen ohne Leitband, welches mir bey
allen meinen übrigen Kindern nicht gelingen wollen. Sie tritt den 18 huj. in
ihr 6tes Jahr, aber an Lesen und Buchstabieren ist noch nicht zu denken.
Meine älteste Tochter Lieschen fährt fort Bachsche Sonaten zu klimpern, singt
einige Liederchen und das strickende Mädchen, Lebe, lache, küße und die Elegie
auf ein Landmädchen – hat seit kurzen Freundschaft mit Mlle Podbielsky, die
ein großes Talent zum Zeichnen haben soll, aufgerichtet und fängt an mit ihrem
Bruder Briefe zu wechseln, die nicht gehauen auch nicht gestochen sind.
Lehnchen, mein mittelstes Mädchen, ist das schwächlichste Kind, ebensosehr zum Weinen
als Lachen aufgelegt. Man nennt sie daher vielleicht des
Vaters Tochter
.
Hier haben Sie, herzlich geliebtester Freund, meine sehr langweilige und eben
nicht curiöse Relation aller meiner Sorgen und Freuden, unter denen ich wider
beynahe ein Jahr verträumt ohne wißen noch sagen zu können, ob ich in einer
einzigen Sache weiter und von der Stelle gekommen bin.
Nun verlang ich auch recht sehr zu wißen, was Ihr liebes Louischen, was
mein kleines Pathchen macht? und ob Ihr Pflegsohn auch schon wider bey Ihnen
ist? Da Sie Kinder und eine Haushaltung haben, ist Ihnen wol freylich nichts
beßer zu wünschen als eine Gehülfin, die um Sie sey.
HE D. Hensler dankt; ich weiß nicht wofür – Alles was Hartknoch mir
geschickt erhalten Sie; ich freute mich schon, – denn Sie können nicht glauben, wie
sauer es mir wird mich in die Launen zu versetzen, die mich zum animal scribaxgemacht, und daß ich selbst den Faden von allem beynahe verloren habe – und
wie mir zu Muth ist, meine Poßen mit kalten Blute zu lesen. Ohne mich lange
zu bedenken, ließ ich mir alles auf mein Bett bringen, und Lieschen vertritt die
Stelle ihres Bruders als Handlangerin. Da machte ich die verdrüsliche
Entdeckung, daß mir meine sehr schätzbare Ausgabe der Pucelle d’orleans fehlte,
die immer in dem Pulte meiner besondern Niederlage aufbewahrt gewesen,
aber von meinen Leuten nach dem Wandel mütterlicher, nicht väterlicher Weise
niemals zugeschloßen gehalten wurde. Mein Sohn hat dies Buch auch nicht
finden können, sagte mir aber daß Lindner sich darnach erkundigt, für den ich es
auch wirklich sequestrirt hatte. Es ist also gar zu wahrscheinlich, daß er dies
Buch mitgenommen, und auf eine tückische Art mit mir liquidirt für einige
seiner Bücher, die er mir sagte, daß er sie zurückließe, weil es ihm an Platz in
seinem Coffre fehlte, die ich mir aber weder angemaßt, noch bisher darum
bekümmern können.
Kennen Sie HE Meierotto selbst oder wißen Sie sonst einen Bekannten von
seinem Hause; so geschähe mir aus mehr als einer Rücksicht eine große Wohlthat,
mein Eigenthum gerettet zu sehen. Ich bäte also in diesem Fall aufzuheben und
es Hartknoch mitzugeben. Die Ausgabe ist in gr. 8o mit Kupfern, in blau Papier
geheftet, die Abschrift eines Gesanges von mir selbst eingeheftet. Die Noten
enthalten theils die geänderten theils die in allen gewöhnlichen Ausgaben
castrirte Stellen, worunter eine der wichtigsten für mich, auf die ich im
Konxompax verwiesen, und hier nirgends aufzutreiben weiß. Sie betrift das
Auguste enfilage
– und in dieser Groupe den philosophischen Geschmack des
S. du Nord.Wißen Sie denn gantz und gar nichts von unserm Vetter B. Ist er als
Widertäufer allen seinen Freunden der alten Welt abgestorben oder liegt die Schuld
an den holländschen Unterhändlern? Ich habe den gänzlichen Mangel an
Nachrichten blos Ihrer Abwesenheit zugeschriebenIst der jüngste von Hogendorp noch in Berlin? Der mittelste hat mich mit
allen seinen mündl. u schriftl. Versprechen der Hemsterhuisschen Schriften zum
Besten gehabt, und ich bin dadurch vereckelt worden bis auf diese Stunde die
deutsche Uebersetzung anzusehen. Desto mehr Guts wünsch ich meinem ältesten
für die Freude die er mir mit den Confessions des Rousseau, mit dem
Constanza-Nectar aus dem Keller seiner gnädigen Mama und mit dem halb
holländischen halb französischen Valetbrief – Der Himmel schenk Ihm guten Wind,
blindes Glück – und auf seine alte Tage Verstand!
Merk hat sich meiner so wenig erinnert, daß ich mich beynahe wundere noch
in so gutem Andenken zu seyn; wievol es freylich immer beßer ist sein Wort
thätig als mündlich zu halten. Befriedigen Sie doch ein wenig meine
Unwißenheit und Neugierde in Ansehung des Namens Leuchsenring, der mir bekannt
ist, ohne auf die rechte Spur kommen zu können. Einem jüngeren werden die
Briefe eines Franzosen an sn Bruder zugeschrieben; oder auch einem jüngeren
Riedesel; deren rechten Verf. ich eben so gern wißen möchte, als die unter dem
engl. Namen Aschley herausgekommen – aber noch mehr, wenn es keine Sünde
ist darnach zu fragen, wer die Allerliebsten Briefe in diesem Monath der Ihrer
Monathsschrift geschrieben.
Claudius soll nicht länger Matthias sondern Thomas heißen – bitte daher
Einl. mit Ihrem Zeugniße zu unterstützen, die schon seit vorigem Monath halb
fertig gelegen.
den 24 Novbr.Muß diesen Brief wegen neuer Anfälle auf dem Bette schließen, die bey Ruhe
und abgewarteter Ausdünstung sehr leidlich sind. Wünsche Ihnen mehr Glück
bey der Fortsetzung Ihres Magazins, deßen Anzeige ich auch erhalten aber
zugl mit der betrübtenden Nachricht, daß der
kleine liebe Riese
auch schon
seine Laufbahn vollendet. Kälte der Ueberlegung ist ein Gefühl der Gründe, und
immer die
klügste
Partey welche unser D. aus Instinct ergreift, und zugl. zur
Nachahmung und Ergebung Ihre würdige Frau Schwester stärken wird. Auch
in Leidenschaften scheint jeder sein Maas von Einnahme und Ausgabe zu haben,
für deren Gleichgewicht die Natur sorgt.
Pr. Kraus hat mich vorige Woche besucht und befindt sich völlig
widerhergestellt. Ihren Gruß an Kr R Scheffner werde nächstens bestellen. Empfehlen
Sie mich unsern dortigen Freunden und Ihrem Jonathan. Bitte die Kleckse und
aegri somnia mir zu Gut zu halten.
Die Sache mit unsern Fooigeldern soll jetzt bey der Cammer zur
Untersuchung seyn, hat man mir gesagt; kann aber weder den Grund noch Ungrund,
geschweige mehr erfahren. Meiner verbeßerten Lese und Schreibe Lampe fehlt
es sehr an Oel. Auf meinem Bette u um mich herum liegen Bücher und Briefe,
die ich weder lesen noch beantworten kann.
Gott gebe Ihnen Ruhe und Fülle zum Leben und Schaffen – glücklichen
Fortgang zu allem was Sie wünschen und brauchen. Vergeßen Sie nicht Ihren alten
treuen
Landsmann Gevatter u FreundJohann Georg Hamann.d. 26 Nov. 83.Noch mehr Freude hat mir des HE KR. Zeugniß von Deines lieben Freundes
Uebung im Griechischen mit Dir, u. Deine Nachricht von deßelben
zunehmender Lust u. Fleiß im Lateinschen gemacht. Auf einen solchen
Laut
habe ich lange
gewartet, u. die Ohren darauf gespizt. Nun hoffe ich, daß Eure Freundschaft
mehr
Leben
gewinnen und fruchtbar werden wird. Wie sehr mich dieser erste
Wink in Ansehung meiner Hauptabsicht beruhigt! Wißen bläht auf, aber die
Liebe beßert, u. ihre
Salbung lehrt
uns
Alles
. Nicht dem
Baum der
Erkentnis
haben wir unser Glück zu danken. Es giebt einen beßern, einen höheren
Weg, als
Sprachen
u.
Gnostik
. – Wende also die Schule der Freundschaft
gut an, u. sie wird mehr wie jede andre zu deiner Bildung u. Erziehung
beytragen – u. da die Vorsehung den Plan meiner geheimsten u. tiefsten Wünsche,
Ahndungen u. Entwürfe selbst zu befördern sucht, so sey Dein bester Dank ein
aufmerksamer Gebrauch u. bescheidner Genuß der Mittel zu unserm
gemeinschaftlichen Endzweck. ppErinnre Dich fleißig Deines
lezten
Spruchs, u. des großen Nachdrucks, der
in den Worten liegt:
das ist euch nicht gut
! wenn Lehrer ihr Amt nicht mit
Freuden, sondern mit Seufzen, oder mit Zeichen eines noch stärkern Affects
verrichten müßen.
Ein wenig
Mutterwiz
macht aus Kindern, wie der
Schulwiz
aus
Ignoranten die
naseweisesten
u. boshaftigsten Kunstrichter. Mit wahrer Weisheit
im
Herzen
, gefallen auch ihre schmalen u. rauhen Wege unsern Augen; u. das
Joch der Zucht wird eben so sanft als heilsam.
Ich schäme mich nicht Deine Briefe zu studiren pp Es wäre mir lieb, wenn
die Mühe, die Du vielleicht bisweilen haben magst meine Buchstaben zu
entziffern, den zufälligen Vortheil Dir brächte, die Aufmerksamkeit bey einigen
Stellen zu schärfen. Anstatt eines allgemeinen Ja! Ja! bin ich mir bisweilen eine
Frage? oder einen Contrapunkt vermuthen gewesen. Thu als Kind, was jene
Mutter that, welche die Worte so sie nicht verstund, in ihrem Sinn und Herzen
behielt.
Ich kann Dir nicht sagen, mit welchem Geschmack u. Wohlgefallen
ich bisweilen das lezte K. des Briefs an die Römer gelesen habe,
blos wegen der Kunst, mit welcher St. Paulus seine trocknen Grüße
zu schattiren, motiviren und mit individuellen Zügen zu beleben
weiß. Je genauer unser Verstand die Verhältniße jeder Person u.
jedes Gegenstandes zu faßen weiß, desto feinerer Empfindungen
sind wir fähig.
Die Mutter hat heute Deiner Schwester Lehnchen Geburtstag gefeyert, die
Gottlob in ihr zehntes Jahr geht – und ich besitze die Gabe mich krank und
gesund zu eßen. Die Bouillon mit den Fleischkäulchen hat mir sehr wol gethan,
und wie ich mir den Kopf zerbrach, ob ich Waßer wie gewöhnlich oder meines
schwachen Magens wegen ein Glas Bier trinken sollte ohne weder zu einem
noch dem andern Appetit zu haben, wurde der Zweifel auf einmal durch eine
Bouteille Wein aufgelöst inund Gesellschaft eines Anhaltkuchens. Mein Leib
ist wider fest, mein Magen, der mir oben am Schlund saß, hat sich ziemlich in
seine alte Lage heruntergesenkt und ich schreibe diese Beyl. auf meinem
Sorgstuhl, nachdem mir Deine Schwestern ihre relationes curiosas von dem bey HE.
Miltz genoßnen Vergnügen abgestattet, deßen Louischen heute ins 11te Jahr
geht oder gehen sollDes Präsidenten Freywerbung ist zum 2ten mal rückgängig geworden. Ich
weiß nicht wie mir diese Nachricht nevlich entfahren und muß sie daher
widerruffen.
Mich wundert aber noch mehr daß Du Deinem Freunde erlaubst Deinen
Freund Tauf-Namen Michael in der 2ten Declination zu mishandeln und
einen Michaelum aus Dir zu machen zu laßen und noch mehr, das Gesetz der
Einheit zu beleidigen durch eine lateinsche Aufschrift zu einem deutschen
Innhalt. Für einen amicum suum ist freylich jedes Nota bene gut gnug; wenn aber
Deine Freundschaft nicht weiter geht als sein Ordens Sekretair zu seyn,: so seh
ich mich in meiner Erwartung sehr getäuscht von einem so wol als dem andern,
und ich beklage den rechtschaffenen Mann, der unter solchen Windbeuteleyen
den Saamen des Unterrichts ausstreuen soll.
Kgsberg den 8 Xbr 83.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
Ihren angenehmen Brief erhielte den 9 pr Dom. XXI eben da Sie vielleicht
den meinigen erhalten haben. Einl. habe schon heute vor 8 Tagen erhalten – aber
nicht eher schreiben können. Gestern habe meinen Kirchengang gehalten nachdem
ich 7 Wochen nicht aus dem Hause gewesen und den 1 Adv. mit einem Durchfall
heimgesucht wurde, der bis zur Ohnmacht kam, aber auch meine Cur vollendet.
Nun Gottlob! daß alles in Ihrem Hause auf gutem Wege ist. Was ist die
Moosmilch
? Nun sie sey was sie wolle, so wünsche daß sie gute Wirkung
thun möge.
Freund Reichardt addressirte mir den Prof. Becker aus Deßau; er hat mich
2 mal besucht. Ich habe aber keine nähere Bekanntschaft von ihm genießen
können, weil ich noch an der Gicht bettlägericht war, und er nicht im stande
gewesen seyn muß seinem Versprechen gemäs den dritten Besuch abzulegen.
Wegen seiner Verbindungen mit Dahlberg und seiner Preisschrift hätte ich mich
gern eine Viertelstunde unterhalten. Durch Dorow, seinen Schwager, hat er
mir seine neue Verbindung melden laßen, an der ich vielen Antheil nehme. Aus
einem Pflegvater wird er nun ein Pflichtvater seines bisherigen Züglings – und
auch hier scheint die Vorsehung im Spiel gewesen zu seyn.
Kommen Ihre Kreutzschmerzen von Verkältung oder Bewegungen der
güldenen Ader her? Mein letzter Anfall der Gicht schien mir eine wolthätige
Wirkung der bittersüßen Stengel zu seyn; bestand in einem bloßen Schmertz,
der im Liegen und bey einer ruhigen Wärme sehr erträglich war, ohne alle
Symptome. Appetit und Schlaf litten fast gar nicht dabey – Ich habe also wenig
gelitten und mich desto mehr gepflegt. Hänschen besuchte mich den 5 pr. auf eine
einzige Nacht u kaum halben Tag. Jedermann ist mit ihm zufrieden; ich nicht
so sehr. Es geht mir wie einer Glucke, die Enten ausgebrütet hat.
Ihre Einl. an Hartknoch ist gl. den Tag drauf nach Memel an den Post Sekr.
Schultz deßen Canal er mir angewiesen abgegangen, weil ich aber am Podagra
lag, konnt ich selbst keine Zeile hinzufügen, habe auch noch keine von ihm
erhalten. Werde ihm nächstens schreiben und Antwort bitten. Ihren Gruß an
Scheffner habe auch noch nicht bestellt, weil wir in keiner Verbindung stehen
und uns nur bey Hippel sehen wo er einkehrt, wenn er von seinem Gute
Sprintlacken nach der Stadt kommt. Er scheint sich gantz der Landruhe gewiedmet zu
haben – Wegen Gagliani bin ich auf des Mercier Espion devalisé zufällig
gewiesen worden, den ich auch nicht auftreiben kann. Nach seinem Buch von der
Münze, das der Lemgoer übersetzen wollte, hab ich umsonst durch unsere
Israeliten nach Italien geschrieben, unterdeßen wünschte ich sehr daß Scheffner
uns mehr lieferte ohngeachtet ich von seinen welschen Uebersetzungen noch gar
nichts kenne. In meiner Krankheit hab ich die 3 erste Theile von der neuen
Ausgabe des Tableau de Mercier mit viel Geschmack durchgelaufen. Es ist von
2 zu 8 Tomes aufgeschwollen. Die 4 ersten Theile seiner Portraits des Rois de
France machen mich auch nach der Fortsetzung lüstern. Ihm zufolge ist das
Siecle de Louis XIV lauter voltairischer u poetischer Wind. La Fronde ist die
Mutter der besten Köpfe gewesen die alle in Ludwig XIII Regierung fallen.
Ich wollte schon gestern an Sie, liebster bester H. schreiben; aber Garvens
Cicero riß mich hin, daß ich nicht loß werden konnte. Ich habe ihn nebst der
Heusingerschen Ausgabe für meinen Michel gekauft, damit er daraus
construiren
und
übersetzen
lernen soll. Unterdeßen scheint doch seine
Einförmigkeit ein wenig zu ermüden. Ich habe nur die Hälfte seiner Anmerkungen mit
Aufmerksamkeit gelesen; das übrige durchgeblättert.
Vorige Woche habe erst Gelegenheit gehabt die Garvesche Recension über die
Kritik zu erhalten, ohngeachtet sie schon vor vielen Wochen ihm zugeschickt
worden u ich ihn deshalb besuchte. Ich war aber zu blöde und zu schamhaft ihn
darum anzusprechen. Er soll nicht damit zufrieden seyn u sich beklagen wie ein
imbecille behandelt zu werden. Antworten wird er nicht; hingegen dem
Göttingschen Recensenten, wenn er sich noch einmal auch an die Prol. wagen sollte.
Der Göttingsche Extract macht acht Seiten; das extensum im Anhange von
XXXVII – LII beläuft sich über 20 Seiten groß Format, feinen Druck. Sie
können daraus die Verhältnis beurtheilen. Garvens Brief an K. machte mich
neugierig den Mann näher kennen zu lernen. Ich trieb des Cochius Preisschrift
auf, worinn sein Accessit steht, das jene ziemlich übertrift. Auch seine
gesammelte Abhandl. hab ich den Anfang gemacht zu lesen und die erste über die
Prüfung gefiel mir außerordentl. Jetzt komt seine ciceronianische Uebersetzung –
Nun bekom ich beynahe Lust auch seine Fergusonsche Uebersetzung zu lesen,
deßen Original ich nicht ausstehen konnte, weil ich meinen Liebling Steward zu
gl. Zeit laß und mit ihm verglich.
Ihre Aufmunterung hat mir wider ein wenig Muth gemacht an meine
Metakritik über den Purismum der Vernunft
zu denken. Ob ich aber
von der Stelle kommen werde, daran zweifele ich. Das πρωτον ψευδος zu
finden und aufzudecken, wäre für mich gnug. Aber hier liegt eben der Knoten.
Bin ich im stande einen halben oder gantzen Bogen drüber zu schreiben, so theil
ich ihn D. Biester mit, dem ich für sein Geschenk desr Monathschrift einigen
Dank schuldig bin. Wo nicht; so mögen Sie immer wißen, wie weit ich mit
meinem
guten Willen
komme. Das Bidental meiner ersten Recension, die ich
entwarf, ist vom 1 Julii 81. Hoffe aber seitdem ein wenig weiter mit dem Buche
gekommen zu seyn, doch nicht so weit, wie ich sollte um es aufzulösen. Aber mein
armer Kopf ist gegen Kantens ein zerbrochener Topf – Thon gegen Eisen.
Alles Geschwätze über Vernunft ist reiner Wind;
Sprache
, ihr organon und
criterion! wie Young sagt.
Ueberlieferung
, das zweite Element. Wie warte
ich auf den Monboddo, und wie gern möchte ich auch seine
Ancient
Metaphysics
sehen die lange auf einem Denkzedel stehen und seines Freundes
Harris
Philosophical Arrangements
Lond. 75. die mir schon Mendelson
empfohlen und von denen mir Kraus einen Auszug geben muste, damals in
Berl. aber der mir nicht Gnüge thut und ej.
Philological Inquiries
in III
Parts 780. Vielleicht kann ich Hartknoch überreden diese 3 Werke kommen zu
laßen, oder vielleicht können Sie es thun.
M. und Hofprediger (nicht der D. u Oberhofpr.) Schultz hat seine Theorie der
Parallellinien ausgegeben; verspricht auch seine Theoriam situs. Daß er über
Kants ThKritik schreiben wird, hab ich Ihnen gemeldt und daß dieser mit der
Darstellung seines Systems völlig zufrieden ist. In der Stille treibe auf den
Fortgang dieser Arbeit und werde selbige zu befördern suchen, sobald ich nur
imstande seyn werde wieder nach der Stadt zu kommen; denn bey meinem
gestrigen Kirchengange konnte ich nur der Mennoniten Vermahnung erreichen und
traute mir nicht weiter wegen meiner schwachen Füße und des glatten Weges.
Ihm ist Kantens Kritik Waßer auf seine Mühle; wegen seiner Vorurtheile für
die Mathematik und ihrer Lehrart, deren Evidenz ich mir aus einem gantz andern
Gesichtspunct erkläre. Es scheint mir, daß es den Mathematikern wie den
Samaritern geht:
Ihr wißt nicht was ihr anbetet
.
Von den Briefen eines Reisenden hab ich hier einen jüngern
Riedesel
als
Verfaßer nennen gehört. Gelesen hab ich sie und unterhaltend gnug gefunden;
aber ich weiß Gottlob! nichts mehr von ihrem Innhalt. Aschley’s Briefe hab ich
sehr spät kennen gelernt ohne auch den Verf zu wißen.
Kann man sich wol ein Wort mehr von den Illuminaten ausbitten? Machen
Sie nicht einen Zweig des Ordens aus? Grynäus Bibel heist hier die
Freymäurer Bibel, ohne daß ich sie kenne, noch weiß wie sie diesen Namen verdient.
Ist Bahrdt nicht Verf. des Horus?
Von Gleichens System weiß ich hier auch nichts und ich zweifele daß
Weikards Biographie von ihm hier wird aufzutreiben seyn. Wenn Chevila keine wirkl.
Urkunde sondern erst eine zu erwartende Deutung seyn soll: so möchte ich
freylich auch von ihr wie von seiner Sternkunde u Physik urtheilen; aber bey allem
dem wünschte ich doch, wo es mögl. etwas mehr von den Wege des Mannes zu
wißen, und ist es Ihnen mögl. so sparen Sie wol nichts Ihrem alten Freunde
eine Freude zu machen.
Eben so gern möchte ich Sie auch um den Songe des d’Al. von Diderotlungern, wenn ich eine Abschrift davon oder die Schrift selbst sub lege remissioniserhalten könnte. Was aber das Systeme de la Nature anbetrift: so bin ich auf
eine eigene Vermuthung gekommen daß der Name des Mirabeau wol vielleicht
wahr seyn könnte, u daß vielleicht sein Sohn, deßen Werk über
die
Staatsgefängniße
eben so vortreflich als Linguets das Gegentheil ist, dies gottlose
Werk seinem Vater untergeschoben haben könnte. Ich habe hier einen würdigen
Pendant neml. das
Systeme social
gelesen vor vielen Jahren von einem eben
so frechen Innhalt gegen die Fürsten, als jenes gegen den Urheber der Natur.
Den 10Bin noch nicht in der Stadt gewesen, so nöthige Geschäfte ich auch daselbst
hätte werde auch kaum diese Woche wegen des glatten Weges und weil mir mein
Michel Scipio fehlt, so weit kommen können. Dafür hab ich den Conr. Moritz
auf seiner Ausflucht nach Engl. begleitet u heute den Xbr der Berlinschen
Monatsschrift gelesen, wegen des wichtigen Articuls über den seel.
Ziehen
. Ich
wünschte, daß die Capella ihrer Wege gienge, und dafür etwas mehr von der
Chevilah zu hören. Von Gleichen hab ich auch kein Wort gewußt, bis ich
zufällig in den Gothaischen Zeitungen seine Biographie von Weikard angeführt
fand, die ich hier kaum zu finden hoffe – Von dem Engl. Logan und Weguelin
weiß nichts; den letztern habe seit seinen ersten Schriften gantz aus dem
Gesichte verloren und seit länger als 20 Jahr nichts von ihm gelesen. Es ist doch
aber der welcher über den
Lykurg
schrieb?
Ich freue mich im Geist auf Ihre Umarbeitung der Philosophie der Geschichte,
da die erste Ausgabe schon so vielen Beyfall gefunden. Aber die
Fortsetzung
der Hebr. Poesie
müßen Sie nicht aufgeben; so wenig wie Ihre
Urkunde
–
zu der ich Ihnen aber gern einen späten schönen Feyerabend wünschen will.
Was ich von Claudius denken soll, weiß ich nicht. Reichard schreibt mir, daß
er schlechterdings an meinem Leben zweifelt. Ich habe ihm meine Einnahme
geschickt, ohn daß ich weiß, ob noch wie viel er erhalten, und mehr wie einmal an
ihn geschrieben. Wenn er mir böse ist; so sollte er doch wenigstens sagen warum?
und worüber? damit ich wenigstens zu meiner Beruhigung wißen könnte, ob
ich schuldig oder unschuldig bin.
Dem lieben Müller in der Schweitz bin ich auf 2 Briefe Antwort schuldig.
Nach beynahe 1½ Jahr hab ich mich gegen Lavater für seine Denkmüntze u
Schriften bedankt, ob er den Brief erhalten, weiß ich auch nicht. Pfenninger hat
mir vorige Woche eine Freude mit seiner Silhouette u dem ersten Theil seiner
Meßiade gemacht, die ich aber erst vom Buchbinder erwarte, um sie lesen zu
können.
Der arme Kreutzfeld hat gegenwärtig geschwollene Füße. Seine Abhandl.
über unsern Adel soll von Hartung in Verlag genommen und nach Berl. oder
Leipzig abgegangen seyn. Kraus hat auch während meiner Quarantaine einen
Anfall von Blutspeyen gehabt, und besucht mich immer seltener. Weil der
König sich bey dem Minister v Z. nach der Deutschen hiesigen Gesellschaft
erkundigt; soll das äußerste angewandt werden zu ihrer ErweckungUnsere Fooi- und Biergeldersache ist auch zur Untersuchung bey der Kr. u
Dom. Cammer gekommen, und dabey ausgemittelt worden, wie es heist, daß
die Adm.Gen u der damal. Dir. Magnier eine Königl. Cabinetsordre
untergeschlagen von 72 wo diese Lumperey als ein Theil unsers Gehalts stipulirtworden. Da die Vertheilung sonst den 1 huj. geschehen, werden wir wol bis künftig
Jahr warten müßen, ehe der Proceß entschieden seyn wird, u der Himmel weiß
noch wie? Ein Schreyhals und unnützer LicentControl. in Pillau hat endl.
durch seinen Schwager in Berl. einen Weg ins Cabinet gefunden. Wo meine u
meiner Amtsbrüder Stimme in der Wüsten hingerathen, kann niemand wißen.
Nun mein alter liebster bester Freund. Ich habe Sie lange gnug mit nugisunterhalten, wo soll ich was beßeres hernehmen – in meiner gichtbrüchigen –
kümmerlichen Lage?
Der heilige Christ kehre mit allen sSeinen Gaben und Verheißungen dieses
und eines beßeren Lebens reichlich in Ihre Probstey – mit Gesundheit, Freude
und Friede! Ich umarme Sie von Grund meiner Seele – und küße meiner
Verehrungswürdigen Frau Gevatterin die Hände mit dem Wunsch des besten
Gedeyens zu einer völligen Widerherstellung. Gott seegne meinen lieben Pathen
und all sein Geschwister. Er laße Ihnen eben die Freude an Ihren Kindern
erleben, die ich mir zum höchsten Gut meines Alters wünsche. Ich empfehle mich
mit meinem ganzen Hause, den abwesenden miteingeschloßen, Ihrem
hohenpriesterlichen und brüderlichen Gebet. Leben Sie recht wol und hören Sie nicht
auf wie bisher, mit Huld und Liebe zu denken an Ihren
alten treuergebenen Gevatter,Landsmann u FreundJohann Georg Hamann.Kgsberg den 15 Xbr. 83.Herzlich geliebtester Freund, Gevatter und Landsmann,
Es ist mir höchst angenehm
Sie
und
Herder
auf der Welt allein unter dieser
dreyfachen Verhältnis denken zu können. Wenn alle unsere Wünsche aus
unserm Munde in Gottes Ohr
, wie der kursche Bauer sagte, gestiegen
sind: so wird die Zufriedenheit Ihrer neuen Vermählung eben so steigen und
sich in Ruhe verlieren, wie die Freude des gestrigen Tages und die
freundschaftliche Feyer deßelben.
Schon den 9 Nov. erhielte aus Weimar den ersten Laut von Ihrem Glück,„
und daß Sie sich wahrscheinlich durch eine neue Ehe mit einer
Tochter des seel. Past. Alberti
,
die er in ihres Vaters Hause als ein
junges liebenswürdiges Mädchen gekannt
,
verjüngen und trösten
würden
“. Ich führe Ihnen die selbsteigenen Worte an. Den 28 ej. besuchte
mich unser liebe D. mit Bestätigung und avthentischen Belegen, und ich habe
mich herzlich gefreut und Gott gedankt, daß er Sie zum wirklichen Vater Ihres
bisherigen Pflegsohns bestimmt, an dem ich immer einen geheimen Antheil
genommen, vielleicht als an einem künftigen Freunde meines Sohns.
Gestern vor 8 Tagen bin zum erstenmal ausgegangen, konnte aber nicht
weiter als in die Mennoniten Kirche kommen, und bin erst vorgestern imstande
gewesen die Stadt zu erreichen – wiewol mir das Gehen noch immer so
unbeqvem fällt, wie einem Buben, der s.v. ein derbes Fell bekommen. Mein erster
Gang war zu unserm würdigen Oberbürgermeister, der mich wider meine
Absicht zu Mittag nöthigte – Von da eilte zu unserm Kreutzfeld, den ich kaum
mehr lebend zu finden glaubte, weil er den Tag vorher von Kant Abschied
genommen – Ich fand seine alte Mutter bey ihm, und brachte bey ihm eine
außerordentliche Stunde zu, die eben solche Eindrücke bey mir zurück lies. Sie können
sich kaum die poetische liebenswürdige Schwärmerey vorstellen, worinn sich das
letzte Oel seiner Lampe zu verzehren scheint. Tod und Leben scheint bey ihm so
zusammenzufließen, daß er selbst nicht mehr den Uebergang zu unterscheiden
imstande zu seyn scheint. Erinnerungen und Ahndungen laufen durch einander,
wie Baß und Discant, in einer Harmonie, die mich in eine Art von Taumel und
Rausch versetzte, indem worinn ich noch ein paar
glückliche Frauen und
Mütter
, und zwar beide wohnhaft im Hospital, besuchte und noch zehn kleine
Geschäfte mehr bestellte, daß ich nicht nur sehr spät zu Mittage erschien sondern
auch das während meiner Krankheit gethane Gelübde, mich nicht im Laufen zu
erhitzen, ärger wie jemals übertreten hatte – und nach einer tapfern Mahlzeit,
wie aus einem warmen und kalten Bade zu Hause kam, um mich aus- und
umzukleiden. Mir bekam alles so gut, daß ich wieder meine Gewohnheit und Diät,ja was noch mehr, der verjährten Sabbaths- und Sonnabends-Etiquette alles
vergaß und bis nach Mitternacht aufzusitzen im stande war – um Extracte aus
meinen Hauskalendern von 769 bis zum vorgestrigen dato für meinen Sohn
nach Graventihn zu machen, den ich ehstens zu einem kleinen Besuch erwarte, zu
einem Leitfaden seines Lebens von der Wiege an.
Gestern war ich im stande den für mich steilen Berg nach der
Neuroßgärtschen Kirche zu ersteigen und erbaute mich an dem Vortrage meines jüngst
erworbenen Freundes, des Pf. Borowski – und erwartete auf ein kümmerliches
und lächerliches Gastgebot den Prof. Kraus der mit einem seiner besten Schüler,
Gettkant und jetzigen Control. Brahl, die auch ungeachtet des rauhen Wetters
und Sturms sich einstellten, auch zufriedner, wie der Wirth selbst zu seyn
schienen, den vermuthlich eine gute Ahndung in seinem Appetit und Genuß
mäßigte. Die Gäste waren schon bey den Aepfeln meines Gartens, als ein feiner
Knabe, mit dem Namen, der Bildung und dem Amt eines Engels,
Raphael
Hippel
, der sonst meinen Sohn und gegenwärtig mich alle Tage sieht, mich
herausruffen lies um mich zum Caffe und Abendmal des HErrn Kriegsraths, seines
nächsten Anverwandten, und zur Gesellschaft der D. Ruffm. und Fischerschen
Familie einzuladen. Dies kam mir so unerwartet, und ein ganz anderer
Entwurf den Abend zu Hause anzuwenden war auch schon gemacht – – Ich wurde
aber nicht nur für meine eigene Gäste heiterer und erträglicher; sondern die
Freude des ganzen Abends stieg so sanft und zu einer solchen Fülle und Höhe,
daß Ihnen und Ihrer
liebenswürdigen jungen Frau
, wie H. Sie
gezeichnet, das Andenken des gestrigen Abends nicht so heilig seyn kann, wie er mir
unvergeslich bleiben wird.
Daß HE von Sch. und D. B. dortige Mitgenoßen gewesen, haben Sie wol
nicht nöthig gefunden, uns zu melden, weil sich dies am Rande versteht.
Die Pucelle d’Orleans, welche mir so viel Spuk gemacht, ist vorgestern von
Marianchen hinter einigen Folianten gefunden worden. Ich wünschte, daß Sie
nicht Zeit gehabt an diesen tummen Auftrag von mir zu denken. Im Grunde ist
es mir tausendmal lieber, daß die Schuld an ihm nicht liegt, sondern an mir.
Sollten Sie einige Bewegungen deshalb gemacht haben; so bitte
mir
,
liebster
Freund! es zu melden
, damit ich es gut zu machen imstande bin; denn mein
eingebildeter Verdacht kann dem jungen Menschen so schimpflich nicht seyn, als
er und ich Nutzen davon ziehen können.
Da ich, liebster Freund! nichts als meine Thorheiten Ihnen von hier aus zu
melden weiß; so muß ich Ihnen noch einen tollen Streich beichten, der mir am
1. Advent begegnete, wo ich schon willens war auszugehen. Den Abend vorher
laß auch später, wie gewöhnlich, eine Abhandl. des Zürcher Prof. Meisters,
worunter eine über die Schaamhaftigkeit. Bey der Gelegenheit führt er des
Willis Anatome cerebri cit an, der aus den Aesten des 5ten Nervenpaars erklärt,
warum Liebäugeln und Küßen zur allgemeinen Sprache der Liebe gehörten. Ich
glaube hier eben den Gedanken mit denselben Worten ausgedrückt zu finden aus
den Kreutzzügen des Philologen. Aus Mistrauen meines Gedächtnißes schick ich
meine älteste Tochter nach dem Buch in dem großen Kasten, die nichts finden
kann. Ich stehe selbst auf, wühle alles durch, und dieses Buch fehlt mir auch.
Wegen der Pucelle d’Orleans komme ich auf den neml. Verdacht, kann aber
nicht begreifen, was ihn bewogen mir dieses einzige durchschoßene Exemplar
mitzunehmen, denn der Innhalt der Pucelle machte mir eine Lüsternheit eines
jungen Menschen sehr erklärlich.
Diese Einbildung erhitzt mich so, daß ich kalt Waßer des Morgens zu mir
nehmen muß und allen Appetit Mittags zu eßen auf einmal verliere, desto mehr
Durst nach Wein und hitzigen Getränk, den ich nicht befriedigen kann. Ich werde
außer mir – und zum Glück, weil ich weiß nicht an wen? geschrieben, bekomm
ich einen Durchfall, der gegen Abend bis zu einer Ohnmacht ausschlägt. Den
andern Morgen findt sich das Buch anstatt im Kasten zu liegen, oben drauf –
und ich dankte dem Himmel daß ich nicht die Feder anzusetzen im stande
gewesen war. Dafür währte meine Quarantaine eine Woche länger – das ganze
Misverständnis hatte unterdeßen eine gute Wirkung auf meine Genesung
gethan. Sie können sich aber nicht vorstellen, wie mistrauisch mich dergl.
Quidproquos gegen meine Sinnen, geschweige Urtheilskraft machen, daß ich
bisweilen an mir selbst verzage. Die abscheuliche Stelle ist folgende:
De tous ces Rois accouplés bout-à-bout
Charles second sur la belle Portsmouth
George second sur la tendre Yarmouth
Et ce devot Roi de Lusitanie
En priant Dieu, se pamant sur sa mie
Et ce Victor, attrapé tour-à-tour
Par son orgueil, par son fils, par l’amour.
Mais quand au bout de l’auguste enfilage
Il apperçut, entre Iris et son page
Perçant un cu, qu’il serroit des deux mCet auteur roi, si dur et si bizarre
Que dans le Nord on admire, on compare
A Salomon, ainsi que les Germains
Leur Empereur au César des Romains.Nun noch eine Thorheit, die mir auf dem Herzen liegt – Wenigstens bin ich
wegen des Umstandes, der mir Unruhe macht nicht sicher. Unsere Fooigelder
Sache ist wirkl. von der Cammer untersucht und an das General-Directoriumgegangen. Durch ein eigen Spiel des Zufalls muste ein gedrucktes Circularevon der Gen. Administration an die
Hiesige Licent-Cammer
kommen, um
einen Etat der alten Repartition zu liefern, die eben an dem Sonnabend vor
meinem Ausgange abgefertigt worden, und blos von den Bedienten der
Licent-Cammer
, dem Insp. Marvilliers und Inspector der Brigade von
Eichstädt unterzeichnet worden, aber von keinem Bedienten des Packhofes.
Nach diesem alten Etat trift mich nun ein ganz besonderes Schicksal, daß
mein
wirklich alter Posten
unter dem eckeln
neuen Namen
eines Garde-
Magazin verkleidet und der
neugebackene Regie-Posten
den alten Namen
eines Licent-Inspectors lügt. Unter dieser Täuschung würde ich Gefahr laufen
mein ganzes Antheil an den Fooigeldern entweder gar zu verlieren oder
wenigstens geschmälert zu sehen, ungeachtet mein altes Gehalt kaum die Hälfte des
neuen Licentinsp. ausmacht, beyde Posten unmittelbar zusammengehören und
ich = 0 bin, so lange selbige getrennt sind. Haben Sie Gelegenheit dieser
Gaukeley alter und neuer Namen und die dadurch unvermeidliche Verwechselung
respectiver Posten durch einen Weg vorzubauen, oder mir einen guten Rath
deshalb zu ertheilen, oder einige Erkundigung darüber einzuholen zu meiner
Warnung: so erwarte alles von Ihrer alten Güte. Nun auch auf dieses alte
Jahr ausgeleert! Gott schenke Ihnen und Ihrer neuen LebensGehülfin
geseegnete Feyertage, einen guten Schluß und noch glücklichern Anfang vieler
bevorstehenden Jahre. Meinen zärtlichen Handkuß, meine herzliche Umarmung an
Ihre liebe Kinder und besonders mein Pathchen. Gott seegne Sie mit allem
Guten, was Ihnen u Sich selbst wünscht und wünschen mag Ihr alter ewig
ergebener Freund. Johann Georg HamannAdresse mit Mundlackrest:An / HErrn Reichardt / Konigl. Kapellmeister / zu /
Berlin
/ Einschl.
Königsb den 12/1 Jänner 84.Herzlich geliebtester Freund,
Ihre gütige Zuschrift habe mit dem vortrefl. Tonnchen Caviar am mittelsten
Weynachtsfeyertage den 26 pr. erhalten, da ich eben das Vergnügen hatte in
dem Fragment eines alten Mst. von Cicero de officiis eine Stelle zu entdecken,
die noch in keinem geschriebnen u gedruckten Exemplar gefunden worden, und
noch oben ein in einer Definition von der
Billigkeit
besteht, die ich auch
einmal definirt in den Schärflein und dabey an meinen seel. Vater dachte der
immer zu sagen pflegte, wenn er ein Gelehrter geworden wäre, so hätte er ein
Buch über die Billigkeit geschrieben. Bey den Scherflein dachte ich – Hier ist
wenigstens Stoff gnug zu einem Büchlein; und nun muß ich noch oben ein so
glücklich seyn eine Erklärung des Cicero von dieser Tugend zu finden. Anlaß
dazu hat gegeben die Garvsche Uebersetzung u die
Heusingersche Ausgabe
welche ich für meinen Hans Michel gekauft, und daß er den 7 Xbr. 81. die
Handschrift auf der Christianischen Auctionerstanden hinter einem alten
Horatz Locheri gebunden. Das Mst. hält nur das erste Buch u. vom 2ten Buch
bis zu Anfang des 12 Kap. Noch enthält dieser Band einen sehr alten Abdruck
des Somnium Scipionis ohne Ort noch Jahr und eine Handschrift über die Kunst
Briefe zu schreiben, deßen Verfaßer sich Wilhelmus Sophonensis nennt u zuletzt
einen Juvenal in Lipzk 497 gedruckt. Dieser Band ist aus Strimesii Bibliothek.
Ich bin erst den 7 huj. zum ersten mal in diesem Jahre ausgegangen wegen
allerhand Flüße u Kränklichkeiten.
Erhielt den 9 Nov. einen dicken Brief
aus Weimar, da ich eben an der Gicht
laborirte u die Einl. besorgte den
Tag drauf HE Friedrich nach Memel durch HE. Albrecht u Munisa an den HE
P. Secr. Schultz. Ich hoffe daß alles gut angekommen ist, denn keinen
ausdrückl. Wink davon finde in Ihrem Briefe. Diesen beantworte ich später als
gewöhnlich, weil ich jeden Tag auf meinen Sohn gewartet und an statt seiner vor
einer Stunde einen Brief erhalte aus dem sich seine Ankunft noch nicht absehen
läßt. Er begreift ebenso wenig als ich, wie der Irrthum in Ansehung der Preise
möglich ist. Seine eigene Worte: „Daß die Preise fehlen ist mir unbegreiflich,
da wir sie alleine wol 6 bis 7 mal durchgegangen u zum 8ten mal mit HE Cr. R.
Lilienthal selbst, in deßen Buch sie gantz gewiß gestanden. Soviel als ich mich
noch zu erinnern weiß, hat Corderius 9 fl. Wilsius 3 fl. gekostet
obschon ich es
nicht gantz gewiß weiß
. Haben Sie noch die Commißionszedel von HE
Hartknoch da werden Sie wenn sie nachsehen gantz gewiß die Preise der Bücher
finden – Das ist wahr daß er nur den 1 Theil vom Mall. Malef. erhalten aber es
war nur der eine da, und ich glaubte gewiß daß es nicht weiter fortgesetzt sey,
und nichts als der erste Theil da wäre, u ich glaubte ebendaßelbe aus ihrem
eigenen Munde gehört zu haben (davon weiß ich nichts, kenne auch das Buch
nicht). Ich habe es nicht gekauft für HE Hill u wenn dem HE. H. soviel am
2ten Theil gelegen ist, so kann man bey Monti oder Pilkowsky nachfragen –“Ihre Commißionszedel würden die Sache gl. entscheiden, weil ich bey jedem
Buch die Differentz ihres Commissions mit dem AuctionsPreise notirt; aber
diese Zedel sind schon reponirt u ich kann in meinen Briefschaften ohne meinen
Sohn nichts auffinden.
Wie es auf der Auction zugegangen u von den Diebstälen die dabey
vorgefallen habe Ihnen gemeldt – also müßen Sie schon damit zufrieden seyn, wenn
alles nur
ziemlich richtig
ist. Ich schreibe vielleicht mit nächster Post an HE
Kriegsrath Deutsch um die Ankunft meines Sohns zu befördern. Da soll kein
Augenblick versäumt werden, Ihre aufgegebene Puncte zu beantworten.
Befriedigen Sie mich auch in Ansehung der Einl. von Weimar im Nov. weil
ich keine Zeile dazu schreiben können als ein paar Worte an HE p Schultz, wißen
Sie vielleicht nicht einmal den Canal oder rührt das NB wegen meiner Gicht
von ihm. Mein herzliches Beyleid an unsern Freund in St Petersb. Ich bin ihm
längst wenigstens ein Merkmal meines Lebens u Genußes von seinem Empfang
schuldig. Was kann ich ihm schreiben bey solchen Umständen, was der Mühe
lohnt. Vielleicht liegt hier auch der Knoten, daß ich von 83 nur den 1 Band
erhalten. Ist das ganze Werk etwa gar ins Stecken gerathen. HE von Auerswald
hat sn Abschied vom Regiment erhalten. Ist doch nicht ein Misverständnis, daß
Sie mir die Vogelhistorie von Buffon zuzuschicken versprechen oder sind Theile
nachher ausgekommen, die noch zu den vorigen gehören, welche er erhalten.
Wißen Sie davon mehr wie ich. Gut! Wo nicht, so hüten Sie sich vor Irrungen
u Remisen. Die Metallgeschichte hätte sehr gern gehabt für ihn; er ist aber des
Buchs
Buffons
überdrüßig, weil er einen Theil ausgeliehen und nicht
widerbekommen kann. Was Sie einen Aufsatz in den Zeitungen nennen ist nichts wie
eine Ankündigung des Todes und besteht nur aus einigen Zeilen, also des
Portos nicht wert. Hab auch kein Exemplar selbst. In den Kgsb. Beyl. ist es um
eine Zeile vermehrt aber auch mit Druckfehlern. Bey Ihrer Gott gebe glückl.
Ankunft soll eins fertig liegen, denn bestellt ist es schon, aber noch nicht erhalten.
Gott erfreue Sie bald mit guten Nachrichten von Ihres lieben Sohns guter
Beßerung. In Ansehung der Engbrüstigkeit ist es doch wol nichts von Ihnen
geerbtes. Sie schreiben mir wol von seinem Studieren; ist er aber nicht bereits
bey HE Steiner. Mein Sohn hat auch lang einen schlimmen Fuß gehabt der
mich vor einem faulen Schaden besorgt gemacht hat. Ich kann meiner
Geschwüre und Flechten auch nicht los werden. Das linke Ohr fault noch immer weg;
und die bittersüße Stengel oder Dulcis-amara Cur hatte mir eigentl. die Gicht
zugezogen –
In Ansehung der noch fehlenden Preise können Sie versichert seyn, daß Sie
selbige sobald mein Sohn kommt erhalten werden. Wenn ich einen Catalogumhätte; so könnte ich leicht herauskommen. Der ist aber währender Auctionzerrißen und nachher verschmißen worden.
Ἑυρηκα! Ἑυρηκα!p. 190 ist erstanden Cranzii Saxonia 15 gl. anstatt 4 fl.
p. 62. Corderius = 9 fl. statt 8.
Radzivil 1:15: – dop. 165. Wilsii 3 fl. p. 124. Fridlibii 2 fl. p. 127. Cherbury 3 fl. Diese 3 sind =
Ihren Commissionspreisen. Erklären Sie mir aber doch, wenn so viel Preise
ausgelaßen, wie die Summen stimmen können. Meine Ängstlichkeit in Zählen
und Rechnen und Geldsachen ist Ihnen bekannt. Daß ich alle Posten mit HE
Criminalrath Lilienthal auf seiner Rechnung
mit ihm
nach meinem Extractverglichen, weil ich über 100 fl. theils für mich theils für die Stadtbibliothek
von der Generalrechnung ausziehen muste, ist der Auszug aus meines Sohns
Briefe ein Beweis. Wie ist es aber möglich, daß die Rechnungen damals haben
stimmen können, wenn die Preise von so viel Büchern bey Ihnen fehlen, versteh
ich ebenso wenig. Erklären Sie mir doch diesen Widerspruch. Sie schreiben, daß
die Preise der erstandenen Bücher von p. 190 bis Ende fehlen, dies versteh ich
bis
zu Ende der Seite
; denn wenn sie bis zu Ende des Catalogi fehlten: so
wäre Ihre Rechnung unmögl. gantz hingekommen, weil Ihre Commissionen
bis p. 250 gehen. Nun weiß ich nicht mehr, ob die Rechnung, wie ich vermuthe
an HE Toussaint extradirt oder in den Bücherkasten gelegt worden?
Die Entdeckung, welche ich in meinem Mst des Cicero gemacht, gehört zum
Ende des IX Cap. des I. Buchs de officiis, welcher Abschnitt sich bey mir also
schliest: dubitatio
autem
cogitationem significat iniuriae.
Aequitas est
rerum conuenientia
,
quae in paribus causis paria iura desiderat
.Die strittige Stelle im XIII. Kapitel fehlt auch in meiner Handschrift und es sind
noch ein paar merkwürdige Lesarten, von denen sonst keine Spuren sind, welche
auch Aufmerksamkeit verdienen. Dies ist die erste alte Handschrift die ich in
meinem Leben unter Händen gehabt; ich wag es also nicht ihr Alter zu
bestimmen. Die Anfangsbuchstaben fehlen bey jedem Abschnitt und ein leerer Raum
ist für alle griechische Wörter gelaßen worden, eine einzige Stelle
ausgenommen, wo ein griechisches Wort wie mit dem Pinsel eingezeichnet, aber ohne alle
Orthographie, daß des Abschreibers Unwißenheit daraus zu ersehen. Der alte
Jacobi in Hannover hat ein allerliebstes Buch über Mendelsohns Jerusalem
geschrieben. – Ich thue keine andere als Nothgänge, worunter auch vorzügl. die
Besuche gehören bey unserm sterbenden Freunde Kreutzfeld. Kapellmeister
Reichardt hat den 14 Xbr. am III Adventssonntage seinen Hochzeittag gefeyert
mit der Fr D. Hänsler.
Nun Gott schenke Ihnen 1000 Gutes zum Neuen Jahr, Gesundheit, Leben u
Seegen – und gute Nachrichten aus der Schweitz. Der liebe Pf. hat mir se
Silhouette und Meßiade geschickt.
Ach daß Hänschen hier wäre
! – schrien
meine 3 Mädchen beym Caviar, und der ich brummte –
damit der alte
Vater nichts übrig behielte
! Nun Gott schenke auch Ihnen u Ihrem
ganzen Hause Erquickung und Freude! Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter
Landsmann und Freund au revoir.Joh Georg HamannVermerk von Hartknoch:Empf d 13 Febr 784
beantw d 17 –Königsberg den 23 Januar 84.Wolgeborner Herr Kriegsrath
HöchstzuEhrender Freund,
In flagranti delicto beym Glase Bischoff betraf mich heute zu Mittag Ihr
Brief. Die Bücher habe bis auf den
Vico
richtig erhalten, den ich aus
Genovesi habe kennen gelernt, und von dem ich gern ein etwas genaueres Urtheil mit
der Zeit zu erfahren wünschte, daher ich nicht zu eilen bitte, sondern Ihnen alle
beliebige Muße, ihn wo möglich durchzulesen, zum voraus einräume, dafür
aber auch zu
Hetzels
Bibel
gleichfalls um ein wenig Frist ersuche.
In Ansehung Ihrer Urtheile bin ich gantz gleichstimmig; aber nicht so völlig
über den Tempelherrenstreit. Unser Freund in W. hat freylich viele Blößen
gegeben, aber im Grunde scheint er mehr Recht zu haben, als sein Gegner. Die
Briefe über die Freymäurerey besitze nicht selbst, sonst ich die Nachweisungen
nicht nöthig gehabt, wünschte aber sehr die Fortsetzung zu sehen, weil nichts als
die beyden Hälften der
ersten Sammlung
bisher erschienen. Bin ich
imstande einmal das Buch zum Durchlesen aufzutreiben: so werde nicht
ermangeln Theil dran nehmen zu laßen, und mich Ihres Wunsches dabey zu erinnern.
Für Mittheilung des Catalogs danke ergebenst und habe denselben diesen
Abend durchgelaufen, aber keinen
Macri
drin gefunden, den ich gantz
zufälliger Weise den Auftrag erhalten seinem alten Besitzer einzulösen. Herr
Kriegsrath Hennings erbietet sich gern das, was er vormals dafür bezahlt, wider zu
geben, und beschwert sich vom seel. Prof. Werner dahin überredet worden zu
seyn. Er hat mich gebeten deshalb Anfrage zu thun und Ew Wolgeboren
werden mir eine Antwort darauf zu ertheilen belieben, weil ich nicht gewiß bin, ob
das Buch nicht in der Geschwindigkeit übergangen worden.
Die kleine Schrift über Person Amt und Würde Jesu habe eben bey mir
liegen ohne ihren Verfaßer zu kennen. Eben so wenig darinn gefunden als in
einem Versuch über die Strafe der Verdammten und deren Dauer Leipz.
(Crusius) 82. und den Zusätzen ibid. Mehr Gnüge hat mir gethan:
Von der
Gerechtigkeit Gottes in Rücksicht auf die neueren Streitigkeiten
über den Versöhnungstod Jesu und die göttl. Strafen
. 1 Stück
Deßau 781. deßen Fortsetzung ich wünschte. Sie ist eigentl. gegen Eberhard und
Steinbart gerichtet, und hat mehr inneren Gehalt als äußeres Ansehen.
1. Mit dem
zweiten Theil
von Plenk bin eben fertig und lege ihn bey, bitte
aber denselben vorzügl. zurück, weil ich alle Tage den ersten aus Graventihn
oder mit der Familie erwarte.
2. Den Osiris u Sokrates habe auch gestern durchgelaufen und letzterer ist
eben so schuldig in des Verf. Augen als der Tempelherr in des Nicolai, doch ist
der weise Cato Pl. Vorgänger.
3. Mercier les pies deratifs Ihre Aufmerksamkeit verdienen, und dafür aus
Ihrer Bibliothek seinen Homme Sauvage bey Gelegenheit wünsche. Den ich
meines Wißens gar nicht kenne. Er ist hinter dem Repos de Cyrus von
Bernetti beygebunden.
4. 5. Auf allen Fall lege auch Pfenningers Meßiade bey – und
Jacobi
folgt
auch, noch roh – Mendelsohns Jerusalem habe zum 3ten oder 4ten mal gelesen,
und mein Urtheil ist ziemlich umgestimmt worden. Ob es Stich halten wird,
weiß ich nicht, und mag die Zeit lehren.
Vergeben Sie mein eilfertiges Geschmiere. Ich habe die Ehre nach meiner
verbindlichsten Empfehlung an die Frau Kriegsräthin mit den Gesinnungen,
die Sie kennen, zu seyn
Ew Wolgeboren Königsberg den 23. Jänner 84ergebenster Freund und DienerJohann Georg Hamann.Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Kriegsrath Scheffner, / Erbherrn von und zu
Sprintlacken
. /
Nebst fünf Bücher / und einem
Catalog
.
Königsberg den 26 Jänner 84.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,
Oft gnug hab ich schon in diesem Jahr an Sie gedacht auch den Vorsatz gehabt
an Sie zu schreiben, und diesen Augenblick werf ich alles weg – Ich bin erst den
7 D. ausgegangen und habe seit den 20 Sept. an meiner Cur zugebracht. Doch
das wißen Sie schon, weil ich gegen das Ende des vorigen Jahrs geschrieben.
Nun wie geht es Ihnen, alter liebster Freund! und wie steht es in Ihrem
Hause. Hat die Moosmilch gute Dienste gethan? Was macht mein Pathchen und
sämtliches Geschwister?
Mein Sohn ist noch immer auf dem Lande und ich erwarte ihn täglich –
bekomm aber nicht einmal Briefe von ihm, hab ihm auch dies ganze Jahr noch
keine Zeile geschrieben, da ich im vorigen bald mit jedem Posttage Sturm
gelaufen. Mein Freund Kreutzfeld ist auch gestern vor 8 Tagen den 18 am
Krönungstage zu seiner Ruhe eingegangen. Skubich auch gestern vor 8 Tagen
begraben. Jener, so viel ich weiß, morgen; denn das Gefolge habe verbeten.
Scheffner besuchte mich mit seinem Wirth OberbürgerMeister Hippel am
Neujahrstage und habe Ihren Auftrag bestellt, wegen der ital. Uebersetzungen.
Er glaubt Ihnen einmal nach Riga ein Convolut überschickt zu haben, das er
vielleicht ohne Ihre Schuld nicht wider erhalten. Er freute sich Ihres
Andenkens und der gepflogenen Freundschaft, die mir nicht einmal bekannt gewesen.
Lebt zu
Sprintlacken
, seinem Gute und versicherte auch die ital. Litteratur
aufgegeben zu haben; demohngeachtet soll er etwas zum Verlag beforderthaben zu künftiger Meße, wo ich nicht irre, vom Guicciardini.Einem Wink in Ihrem letzten Briefe zufolge, habe ich mich geqvält mit einer
Metakritik über den Purismum der Vernunft
Sunt lacrumae RERVM– o quantum est in REBVS inane. Sie macht nicht viel über 1 Bogen. Die
ganze Idee ist mir verunglückt, und ich habe nur dem Ding ein Ende zu machen
gesucht, daß ich mich des Gedankens daran entschlagen konnte. Meine Absicht
war es für Sie abzuschreiben u beyzulegen; und daher hab ich immer mit dem
Schreiben gezaudert. Nun bin ich über Mendelsohn Jerusalem; aber mein
Vorsatz jenes Ideal hier anzubringen wird auch wol vereitelt werden, und ich
verzweifele auch daran. Des alten Iacobi in Hannover Schrift hat mich begeistert,
daß ich sie 2 mal nach einander laß. Ich nahm nachher wider den Mendelssohn
vor, und mein Urtheil schien sich wider umzustimmen. Kurz es geht mir im
Lesen wie im Schreiben. Ich komm mit beyden nicht mehr fort.
Garvens Uebersetzung und Heusingersche Ausgabe von Cicero habe für
meinen Sohn gekauft, und dieser erstand auf der Christianischen Auction 81.
den 7 Xbr. einen Band e Bibl. Strimesiana, der Locheri Horatz, ein Mst von
Cicero de officiis, ein gedrucktes Somnium Scipionis ohne Ort noch Jahr, ein
Mst. Wilh. Sophonensis de Epistolis scribendis von 9 Bogen und einen IuuenalLipzk. 497. enthielt. Das Ciceronianische Mst enthält 26½ Bogen
Mönchsschrift auf Papier begreift das erste Buch und geht bis zum Anfange des 2ten.
Weil ich mein Tage keine alte Schrift unter Händen gehabt und keinen Cicerobesitze, so wurde der Band reponirt. Nun fiel er mir bey Garve und Heusinger
ein. Und stellen Sie sich vor, ich entdecke in meinem alten Fragment eine ganze
Stelle, von der keine Spur weder in einem gedruckten noch geschriebnen
Exemplar zu finden ist – am 25 Xbr. den 2ten und hier letzten Feyertage, da mir
eben Hartknoch ein Fäßchen Caviar mit der Post überschickte.
Der Abschnitt, welcher in den gedruckten Ausgaben mit dem IX Kap. des
ersten Buchs schliest, endigt sich in meiner Handschrift: – dubitatio
autem
cogitationem significat iniuriae.
Aequitas est rerum conuenientia
,
quae
in paribus causis paria iura desiderat
.Der Innhalt dieser Zeile ist mir um so viel angenehmer; da mein seeliger
Vater immer zu sagen pflegte,
wenn er ein gelehrter geworden
, so
würde
er ein Buch von der Billigkeit geschrieben haben
. Bey den Scherflein
dacht ich an den seeligen Mann und sagte zu mir selbst:
hier ist wenigstens
Stoff zu einem kleinen Buch
. Und nun must ich so glücklich seyn noch eine
Ciceronianische Erklärung zu finden, von der ich gar nicht die Möglichkeit
begreifen kann, wie sie aus allen bisher entdeckten Handschriften verschwunden
und in meine gerathen.
Ich getraue mir nicht zu ihr Alter zu bestimmen; vermuthe aber daß sie
wenigstens aus dem XIV Sec. wo nicht XIII seyn muß. Sie hat keine
Anfangsbuchstaben und leeren Raum für alle griechische Wörter, ein einziges griechisches
Wort ausgenommen, das gegen die andere Hand wie in Kupfer gestochen
aussieht, aber die gänzl. Unwißenheit des Schreibers in dieser Sprache verräth.
Cap. XXIX. 11 αποτεγμαDie bekannte strittige Stelle im XIII. Kap. fehlt auch bey mir. Cap. XXIX. 12
tempore
congruo
. Cap. XXV. 2. tutela
pupilli
. Das unterstrichene Wort
steht aber am Rande, wie ein ausgelaßenes, und nicht wie ein Glossema / Eben
so XXXVIII. 3. Sed vt
medici
. Das wichtigste ist noch Cap XL 6. Talis est
igitur ordo actionum adhibendus,
vt cȯnu̇eṅiȧt loco, tempori et
personae
, vt quemadm. Diese stehen auch am Rande als ausgelaßene Wörter und
kein Glossema. Das punctirte Wort ist verkürzt geschrieben und daher schwer
zu lesen, kann aber wol kein anderes seyn. corcumdent oder vielmehr
corcudent.Lib. II. Cap. VIII. 14. Parietes vrbis monstrant statt modo vrbis stant. Dieses
wären ungefehr die vornehmsten Abweichungen u Entdeckungen, die ich
gemacht.
D. Biester ist Kgl. Bibliothekar geworden an Pernetti Stelle, aber wie man
sagt, blos mit der Hälfte des Gehalts = 500 rthl. Er ist so gut u schickt mir
immer die Berl. Monatsschrift. Ich hab ihm gestern meinen Glückwunsch
abgestattet und auch obige Nachricht mitgetheilt, ohn daß ich weiß ob er einigen
Gebrauch davon machen wird und ob sie beyn Publico die Aufmerksamkeit
verdient.
Kann man denn nicht auf eine zuverläßige Art den Verf. des
Horus
zu
erfahren bekommen? Ich les ihn jetzt zum 2ten mal, bin aber noch nicht auf die
Hälfte.
Den 30 –Mein Argwohn ist eingetroffen; denn ich war immer besorgt, daß Cicero in
irgend einem andern Brief aequitatem definirt hätte, wollte deswegen des
Ernesti Clauium zu rathe ziehen, schlug auch wirklich im Nizolio nach, den ich
mich erinnerte selbst zu haben aber nicht finden konnte. Endlich fand ich ihn,
schlug ihn mit einer
Furcht
auf, lauf die Stellen durch und überseh die letzte Zeile,
vor Freuden oder Angst. Heute schlag ich ihn zufällig noch einmal nach und finde
ausdrückl. Top. Aequitas paribus in causis paria iura desiderat. Am sichersten
hatte mich der so sorgfältige Heusinger gemacht der ad Lib. II. Cap. XII. eine
magere Erklärung de aequitate giebt, und hier dachte ich, wenn Cicero eine
selbst gegeben, so würde der Mann sie gewiß angeführt und keine eigene
zusammengeschustert haben. Ich bin also versichert, daß dies ein Glossema ist, dieaus den Topicis in mein Exemplar durch den Irrthum eines Abschreibers
gekommen.
Vorgestern hat die hiesige Direction von der General Administration zur
Nachricht erhalten, daß der König für gut befunden alle unsere Bier- und
Fooigelder in seine eigene Spaarbüchse fließen zu laßen. An der Möglichkeit einer
solchen salomonischen Entscheidung läßt sich gar nicht zweifeln; noch etwas an
der Wahrheit, weil die Direction erst vorigen Sonntag auf ein
Kabinetsschreiben hat melden müßen die Einnahme und genaue Vertheilung seit 3
Jahren. Die Schiffart ist dieses Jahr unerhört und außerordentl. gewesen an
2000 Schiffe, also die Summe sehr auffallend; u mein Antheil würde sich weit
über 100 rthl belaufen haben. Der Himmel gebe, daß dem alten Herrn unsere
Biergelder gut bekommen, und diese neue Diät ihm nicht Kopfweh und
Bauchgrimmen zuzieht; doch bey seiner
herrlichen Natur
gedeyt alles. Gott Lob!
daß
Du auf Erden Richter bist
und
läßest die Sünde nicht walten
!
Wie hält es mit Ihrem Monboddo? Machen Sie mir doch bald eine
Herzstärkung und schicken Sie ihn so bald er fertig ist. Vor allen Dingen erfreuen
Sie mich mit einem kleinen Briefe, und guten Nachrichten von Ihrer eigenen
und der Ihrigen Gesundheit. Endlich einen Brief heute von meinem Sohn
erhalten, aber noch nichts von seiner Ankunft, nach der mir beynahe wie einem
Kinde bangt, ohne selbst recht zu wißen, warum?
Septuages. den 8 Febr.Ich hatte mir heute fest vorgenommen meinen Brief zu Ende zu bringen und
habe den ganzen Tag Ueberlauf von Besuchen gehabt. Ein jüdischer Doctor
nebst einemzwey andern ehrl. Israeliten aus Curland u von hier mit Grüßen
von Hinz, der gegenwärtig die Advocatur in Hasenpoth practisirt. Der erste reist
morgen ab und ich habe ihm einen Brief unter Hartknochs Couvert an den
jungen Neumann mitgegeben, den ihre liebe Schwester vor ein paar Tagen mir
zugestellt. Er ist voller mütterlichen Ermahnungen – Da kam Reichardts
Schwager, hernach Pr. Kraus, der die Ebentheuer eines Barons von Morzini
drucken läst, – und zuletzt ein junger Candidat Jenisch, der mich seit einiger Zeit
besucht und viel Fähigkeiten auch Lust zu lernen hat, aber gar zu brausend ist. Er
ist aus Heiligenbeil und hat mir heute viel von dem dortigen Rector Arend
erzählt, der Willamov u Trescho Lehrmeister gewesen seyn soll und von einer
poetischen Magd in Morungen – Wißen Sie was von diesem Ebentheuer? Kant
soll an einer Antikritik – doch er weiß den Titel noch selbst nicht – über Garvens
Cicero arbeiten. Ich besuchte ihn heut vor 8 Tagen. Er studierte im Garve,
dachte aber nicht an eine Gegenschrift, gegen mich. Er hat sich des Maler Beckers
Haus gekauft – Der Verf. des Horus soll also Wünsch seyn, der seine Theorie
der Athmosphäre u kosmologische Unterhaltungen anführt, die ich gern kennen
lernen möchte. Was sagen Sie zu Gleims Reisegespräche? Er hat 100 Exempl.
an Kanter geschickt. Unser Hofprediger M. Schultz wird etwas über die Kritik
der reinen Vernunft herausgeben. Er hat in einigen Bogen das ganze System
ausgezogen, welches Kant für seinen Sinn erkannt, aber immer noch einige
Erläuterungen verspricht, welche das Resultat und Vollendung zur Ausgabe
verzögern. Pour la rareté du fait, will ich bis gegen Hartknochs Ankunft
fortfahren in meinem
Golgatha
über Jerusalem. Wird nichts draus, und werd
ich denn nicht fertig: so will ich rude donatus keine Feder mehr an die Hand
nehmen und an kein Büchlein mehr denken. Meine
Metakritik
soll auch davon
abhängen.
Wenn Sie des alten Moldenhawers Jubelpredigt des Ansehens gewürdigt
haben wegen der Chronique scandaleuse unsers Vaterlandes so hat Pfarrer
Kraft aus Cremitten eine Antwort drauf gemacht. Ich habe beyde nicht lesen
mögen. Eben derselbe hat eine heillose Schrift über die Confirmation der Kinder
widerlegt, die vor ein paar Jahren hier erschien und die man mir andichtete bey
der Gelegenheit, da ich meinen Sohn in die Kinderlehre geschickt. Einer meiner
guten Freunde und KCousin des Hartungs, Regierungsrath Graun soll der
Verfaßer davon seyn. Er arbeitet am raisonnirenden Bücherverzeichniße: doch will
ich für die erste Wahrheit nicht Bürge seyn.
Den 9 Febr.Empfehlen Sie mich aufs herzlichste meiner verehrungswürdigen Frau
Gevatterin und melden Sie mir gute Nachrichten von den Wirkungen Ihrer Cur.
Gott schenke Ihnen auch Gesundheit und Freudigkeit des Geistes zum Schaffen
und Wirken. Ich grüße und küße Ihre liebe Kinder und mein Pathchen mit
seinem einzigen Schwesterchen 3 und 4 fach. Meinen Michel erwarte alle Tage
in diesem Jahr. Sein Ausbleiben macht mir auch Kummer, und ich habe mich
im vorigen Jahre das Schreiben an ihn vereckelt, daß ich nur den letzten pr. ein
paar Zeilen und verdrüßlich an ihn geschrieben. Uebrigens sind wir alle gesund,
Gott Lob und Dank!
Claudius hat mir das Gummi Guaianum gegen die Gicht empfohlen. Ich
habe sie aber schon gebraucht und er hat mich um ein Hülfsmittel gegen seiner
FRebecca Husten gebeten; vor dem ich den Meerrettigsaft aus den
Nachrichten für den Nahrungsstand vorgeschlagen. Mit meinen kleinen Geschwüren
und Ausschlägen muß ich wol bis zum Frühjahr Gedult haben; sie sind
unterdeßen weniger beschwerlich als sonst. Ich glaube daß mein unbändiges Traben
am meisten Schuld dran hat; weil ich kaum in Winter u Sommer einen Gang
nach der Stadt thun kann, ohne ein oft unmerkl. Bad und nicht immer, wie wol
oft gnug mich umzukleiden im stande bin. Hinzukomt mein starker Appetit zum
Eßen, zum Caffé und Bier zu Hause des Abends und zum Wein wenn ich zu
Gast gehe, welches die Woche wol wenigstens einmal geschieht. Also kein
Wunder wenn bey dem Mangel an Bewegung, Schärfe und Säure und Stockung
und Verdickung der Säfte entsteht. Nun die königl. Diät wird alle diesen Uebeln
abhelfen und mit Cichorien habe vor ein Paar Tagen den Anfang gemacht. In
Ermangelung meines Sohns macht mir meine älteste Tochter ein wenig Freude
durch ihren ziemlich glücklichen Anfang auf dem Clavier und Fortgang in
Bachischen Sonaten unter Anführung des ehrl. Hill’s. –
Letzterer komt eben mit einem Briefe von meinem Sohn, den er auf der Post
abgeholt. Ich werd ihn noch in einigen Wochen nicht zu sehen bekommen, auch
nicht gern seinen Fleis unterbrechen – Meine Absicht ist ihn wenn er ankommt
inscribiren zu laßen, weil Orlovius als Medicus das Rectorat hat, seiner
erwählten Facultät zu Ehren und unter des sel. Kreutzfeld Decanat das mein alter
halber Schulfreund Reusch verwaltet. – Ich wurde heute bey HE Kr. R.
Hippel gebeten, habe mich aber entschuldigen laßen. Daß HE von Wolwart mich in
Feyertagen besucht, habe ich schon gemeldt oder melden wollen. Mich wundert,
daß sie sich einander nicht gesehen und er 2 mal dort gewesen und seine
Schwester, nach ihres eignen Gemals Versicherung den HE G. S. viel nahe anbeten
soll. Mag auch wol so bewandt seyn, als mit den von mir mitgebrachten
Empfelungen Hemsterhuis Schriften habe auch erst kürzl. zu lesen bekommen
können, und die Lettre sur l’homme in der Grundsprache. Es ist ich weis nicht was,
das mir widersteht, selbst bey allen Reitzungen des Dialogs, die Kant
ungemein bewundert. Ich hätte gern die Uebersetzungen ein wenig vergl. theils mit
ihrer theils mit dem einen Original. Ich hatte aber nicht Zeit dazu und muste das
Buch zurück geben, eher ich es dachte.
Nun ich umarme Sie von Grund meiner Seelen, alter liebster bester
Gevatter Landsmann und Freund. Gott überschütte Sie und alle das Ihrige mit
reichem Seegen. So
bald ich kann
, oder was habe, schreib ich wider. Vergeßen
Sie mich auch nicht. Empfehle mich u das meine Ihrem und der lieben Ihrigen
Andenken. Ich ersterbe Ihr alter treuer Johann Georg H.Meiner Verehrungswürdigen Frau Gevatterin küße noch zu guter Letzt die
Hände, weiß aber dem Vorigen und Alten nichts hinzuzufügen, was Sie nicht
schon beßer wüsten, als ich es auszudrücken weiß. Amen!
Königsberg den 30 Jänner 84Herzlich geliebtester Herr Gevatter, Landsmann und Freund,
Wenigstens schlafen Sie nicht, wie ein Brutus – sondern wie man halt!
schläft in den Armen eines lieben zweiten Ichs! Wenn Sie nicht Zeit zu
schreiben haben; so nehmen Sie sich wenigstens welche zu lesen.
Daß unser Freund Kreutzfeld auch schläft, wißen Sie. Er verschied am
Krönungstage, ohne ihn besungen zu haben, und selbst seine
würdige
Mutter
– denn dafür erkennen Sie alle seine Freunde – wünschte ihm Ruhe und hatte sie
auch nöthig. Er soll diesen Montag beerdigt worden seyn. Ich verbat das
Gefolge und bin deshalb auch nicht eingeladen worden. Ungeachtet unser Umgang
schon seit Jahr und Tag beynahe abgebrochen und auch unsere Freundschaft
dadurch etwas erkaltet war: so blieb der Grund doch feste. Er hatte noch bis auf
die allerletzte Wochen eine ungemeine Heiterkeit des Kopfs und Ruhe des
Gemüths – und seine poetische Ader behielte ihre Schnellkraft bey aller
Leichengestalt, die er an sich trug. Er machte mir ein paar Vorwürfe oder gab mir ein
paar Lehren zu guter Letzt – die mir lang geahndet hatten, und die mir im Grunde
lieb waren und das ganze Misverständnis von keiner Bedeutung. Seine letzte
Schrift verlegt Hartung u wird wie man mir gesagt bey Decker gedruckt. Sie
handelt vom Preuß. Adel u ist gegen die Braxeinsche Familien Nachrichten u
durch selbige veranlaßt. Akademie u Königl. Bibl. leidet einen kaum ersetzl.
Verlust an ihm. Beyl. ist von seinem Gehülfen Prof Reusch. Von seinen
hinterlaßenen Handschriften erklärte er sich, daß er blos zu seiner eigenen Uebung
ohne Rücksicht auf das Publikum gearbeitet. Ich glaube daß Kraus und ich an
demiesem Vermächtnis ss
Bruders
soviel Antheil, als wir wollen, nehmen
können.
Ich habe vorigen Sontag an HE D. Biester geschrieben und seh mich
genöthigt meine ihm ertheilte Nachricht einer Ciceronianischen Definition von der
Billigkeit zu berichtigen. Den Verdacht hatte ich gleich, daß sie aus einem andern
Buch eingerückt war – so gewiß ich sie auch für Ciceronis hielte. Erstlich
verführte mich Heusinger der ad Lib. II. Cap XII. eine Definition de Aequitategiebt. Da dachte ich, wenn der Mann eine in Cicero gefunden hätte, so hätte er
gewiß solche für seine angebracht. Den Ernestinschen Schlüßel konnte ich nicht
sogl. habhaft werden; besinne mich einen Nizolium selbst zu besitzen. Finde ihn
nach vielem Suchen, schlage ihn mit einer
Furcht
auf, laufe den Articul durch
und überseh die letzte Zeile; denn eine Erklärung des Worts muste nach meiner
Einbildung allen übrigen Stellen vorgehen. Heute komme ich zufällig noch
einmal über meinen Nizolium, ein wenig ruhiger und aufmerksamer, und finde zu
meinem großen Erstaunen in der letzten Zeile
Topic
.Aequitas in paribus causis
paria jura desiderat. Nun ist es für mich ausgemacht, daß mein vermeinter Fund
ein offenbares Glossema ist, das in den Text meiner Handschrift gerathen.
Mangel der Verbindung hab ich immer vermißt und eben so gut
gefühlt
die
Aechtheit als das Misverhältnis der Stelle.
Also auch diese Freude ist zu Waßer – und da kein Unglück ohne Gesellschaft
komt: so soll die Direction vorgestern von der Gen.Adm. die Königl.
Entscheidung erhalten haben daß die ganze Einnahme der Biergelder von Fooien,(Quittance u Judensechsern) in die Kgl. Spaarbüchse fließen sollte. Sehr mögl.
ist es; ob es
wahr
ist, steht noch dahin. Desto wahrscheinlicher aber wird diese
Biergelderdiät Kopfweh und Bauchgrimmen nach sich ziehen, ohngeachtet
unserer Zöllner- und Sünderwünsche:
Wol zu bekommen
! Gute Nacht!
Bier! Pfeife! Tabatiere! Caffe! Porto! Freundschaft! Vaterland! du falsche
beste ganze Welt!
Haben Sie ein Wort des Trostes für Ihren Freund: so laßen Sie ihn nicht
drauf warten. Mein Gott! ist es denn nicht mögl. etwas von unserm Vetter
zu erfahren? Nicht einmal eine Antwort auf so viel Fragen; oder hab ich sie
alle in Gedanken gethan? Empfehlen Sie mich Ihrer lieben jungen Frau, küßen
Sie Pathchen – – und Ihr liebes Schwester Louischen. Mein Sohn lebt noch in
Graventihn und ich kann nicht die Zeit erwarten ihn wider zu sehen. Mein
übriges kleines Gesindel ist Gottlob! gesund und empfiehlt sich Ihrem gantzen
Hause – den jungen Hänsler nicht zu vergeßen. Gott seegne Sie und vergeßen
Sie nicht Ihren alten Freund, Landsmann, Gevatter u DienerJohann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):Des / Königlichen Capell Meisters / HErr Reichardt / Wolgeboren / zu /
Berlin
. /
Einschl
.
Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Freund,
Verzeyhen Sie meine späte Antwort. Ich bin seit dem Ende voriger Woche
wider mit einem kleinen Flußfieber heimgesucht worden, und der elendeste
Sclave meiner innern und äußern Umstände. Alle Bücher habe richtig zurück
erhalten und übersende auch das mir geliehene. Meine Ausgabe vom Repos deCyrus war schöner und vor jedem Buch ein Kupfer, auch das Format größer;
unterdeßen hab ich ihn mit ebensoviel Vergnügen als das erste mal gelesen. Die
Lettres sur les physiognomies von eben demselben Verfaßer, der meines Wißens
sonst nichts mehr geschrieben und deßen rechten Namen ich auch nicht weiß, ob
er Bernetti oder Pernetti – besitz ich noch. Auch im Wilden des Mercier ist etwas
wenn gleich nicht viel. Schon bey der schwedischen Gräfin hab ich gemerkt, daß
ich mit den Empfindungen die sich auf das Verbrechen, welches man
Blutschande nent, wenn sie dazu ohne Wißen und Willen begangen wird beziehen,
nicht im allergeringsten zu sympathisieren imstande bin, und mir gar keinen
Begriff davon machen kann. Ich lege des Mirabeau Werk bey von
Staatsgefängnißen und Verhaftsbriefen, welches einem guten Freunde gehört.
Ich habe jetzt fast gar keinen Canal um das Neue in theol. kleinen Schriften
kennen zu lernen. Sollte mir etwas aufstoßen, und es ist mir möglich auf einige
Zeitlang etwas zu erhalten so werde mich des mir vorgeschlagenen Weges zu
Nutze machen. Die zwey letzten Theile von M. Hartwichs Apologie der
Apokalypse habe auch kürzlich erst gelesen. Vielleicht das einzige und beste Buch, was
darüber gelesen zu werden verdient und wodurch die Authenticität deßelben
wenigstens entschieden und wider hergestellt wird. Eine Göttingsche Recension
hat mich auch zu
Storrs
Abhandl. neugieriger gemacht.
Der Verf. des Horus hat sich selbst genannt, ist der jetzige Prof. der Math.
Wünsch zu Frankf. an der Oder, kosmologische Unterhaltungen in 3 Theilen u
eine Theorie der Atmosphäre ist auch von ihm.
Das Reisegespräch von Gleim wird Ihnen vermuthl. auch schon zu Handen
gekommen seyn. Hartwich ist Pastor zu Groß Hartmannsdorf bey Freyberg;
hat 72 eine
Monatsschrift aus Mitleid
herausgegeben die ich gern kennen
möchte; Gedichte und poetische Abhandl. 80, welche mir Herder schon damals
anmeldete.
Den vierten Theil von Schultzens Versuch einer Anleitung zur Sittenlehre
für alle Menschen habe auch erst vorige Woche lesen können. Am Ende der
langen Vorrede meldet er eine gewiße andere Arbeit an, die er dem Publico
nächstens vorzulegen gedenkt. Ich bekam den ersten Theil zum Geschenk, weiß
aber nicht ob die 3 andern nachkommen werden. Allenfalls könnt ich es Ihnen
von eben dem Freunde verschaffen dem der Mirabeau gehört, wenn Sie dies in
seiner Art ebenso merkwürdige Buch nicht schon bereits kennen.
Erhalt heute von unserm Capellmeister einen Brief mit einer Jahralten
Einlage von Vetter Becker, der sich in Wilhelm Birken verwandelt. Der Brief ist
von Bermudas wo er gestrandet und beynah all das Seinige verloren den
14 Jänner 83. Der Brief an R. ist vom 17. Febr. Die Reisen eines Franz. welche
man einem jungen Riedesel auch Leichsenring zuschrieb sollen vom AbbéBeroldingen aus Speyer seyn der vor einigen Jahren mit Me de La Rochegereist seyn soll. Ihre Pomona hat mir viel Freude gemacht, so ungern ich daran
gieng sie zu lesen.
Vorigen Sonntag erhielte einen sehr angenehmen Brief von dem ältesten HE
von Hogendorp der bereits im Oct. vom Vorgebirge der guten Hofnung
abgegangen war.
Daß HE. D. Biester vom Könige persönlich zum 2ten Bibliothekar mit
500 rthl u Wohnung an Pernetti Stelle ernannt worden, wird Ihnen bereits
bekannt seyn. Daß er bey Ihnen um einen milden Beytrag angehalten und sich
selbigen vermuthet, dürfte Ihnen vielleicht entfallen seyn; deshalb eine
widerholte Erinnerung mir zu vergeben bitte. Werde auch nicht ermangeln das erste
Heft Viertel dieses laufenden Jahres wenn ich es selbst erhalte prompt
mitzutheilen.
An Ew. Wolgeboren Familien Trauer nehme desto herzlichern Antheil, da
ich einen sehr vergnügten Sonntag in Steinbeck verlebt. Ich that diese
Spazierfahrt theils ex officio theils meinem Sohn zu gefallen. Jetzt da der König die
Fooigelder gestrichen, könnt ich sie auch nicht mehr thun. Ich bin mir selbst so
zur Last, daß ich an Ihre geneigte Einladung nicht denke, geschweige darauf
antworten kann.
Sie haben an meinem Ciceronianischen Funde Antheil genommen; meine
Besorgnis, daß die Definition aus einer anderen Stelle eingerückt war, ist
leider! eingetroffen. Ich schlug den Nizolium voller Furcht und Mistrauen
nach, und übersehe in einer freudigen Unruhe nichts zu finden, welches ich
gleich in der ersten Stelle als eine Erklärung vermuthete, die letzte Zeile des
Articuls, wo ausdrücklich steht: Valeat aequitas, quae paribus in causis pariaiura desiderat! Topic. Cap. 4. Was mich noch sicherer machte war daß keiner
von beiden Heusingern in ihren Anmerkungen diese Stelle angeführt und der
eine gar selbst ex proprio Marte eine Erklärung zusammengesudelt.
Unterdeßen bleibt es immer eine Seltenheit, daß kein einziges mst. dies glossemahat.
Einer Sage nach arbeitet unser liebe Pr Kant der sich des Maler Becker Haus
gekauft an einer Antikritik – doch der Titel ist noch nicht ausgemacht – gegen
Garvens Cicero als eine indirecte Antwort auf deßelben Recension in der A. d.
Bibl. Seine Absicht ist es auch gewesen in die Berl. Monatsschrift Etwas über
die Schönheit zu liefern.
Nach ergebenster Empfehl. an Dero Frau Gemalin habe die Ehre mit der
vollkommensten Hochachtung zu seyn
Ew Wolgeborenergebenster Freund und DienerJohann Georg Hamannden 18 Febr. 84.Adresse mit Siegelrest:HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
. /
Nebst zwey
Evangel
.
Büchern
.
Kgsberg den 14 März Dom Oculi 84.Herzlich geliebtester Freund,
Ich wurde heute ausgebeten um D. Weickhardt, der nach Petersb. geht
kennen zu lernen, muste es aber ausschlagen. Sie werden ihn vermuthlich auch zu
sehen bekommen; vielleicht ist er im stande unserm Freund Arndt einen guten
Rath zu ertheilen.
Eben besucht mich gantz unerwartet HE von Auerswald, dem ich die beyden
Theile des Shakesp. abgeliefert; nun bitte mir so bald Sie können den Preiß
zu melden oder melden zu laßen, weil ich ungeachtet des darüber geschriebenen
den rechten Brief nicht werde aufsuchen können. Er wird sich wegen eines
Proceßes hier vielleicht einige Wochen aufhalten, damit ich das Geld dafür
einheben kann. Der letzte Theil ist gleich bezahlt worden; also bleibt nur noch übrig
den Preis für den achten und zehnten Theil zu wißen. In Ihrem letzten den ich
den 4 huj. erhielt meldeten Sie mir auch daß Buffons Vögel historie aus
16 Bände bestünde; wenn Sie die ihm
überschickten genau wißen
, so bittet
er sich selbige aus, die ihm noch fehlen. Aber so große Lust ich auch habe die
Histoire des Mineraux kennen zu lernen, will er nichts davon wißen; also bitte
nur in Ansehung der noch zu ergänzenden Vögelgeschichte uns beyden
willfährig zu seyn. – Noch eine Bitte, welche Ihre Ankunft zur Meße betrifft,
betrifft HE Scheller, zu Graventihn, der seit Jahr und Tag
Döderleins
Dogmatik
hier bestellt, die in keinem Buchladen zu haben. Können Sie ein ganzes
Exemplar von den 2 Theilen für
den hiesigen Ladenpreiß
entbehren; so
thäten Sie uns einen großen Gefallen uns daßelbige mitzubringen und zu
überlaßen. NB. die neuste dritte Ausgabe vom ersten Theil. Wo nicht so wären
sie vielleicht im stande uns von der Meße eins mitzubringen; wo auch die neue
Ausgabe des 2ten Theils fertig seyn wird. Des alten lieben Jakobi
Schwanengesang über Mendelssohns Jerusalem hat mich auch begeistert 2 bis 3 Bogen
zusammenzubringen, die ich auch herzlich gern gedruckt sehen wollte und gegen
Ihre Ankunft fertig halten möchte. Ich habe beynahe verzweifelt damit fertig
zu werden, aber heute Hofnung das Ende zu erleben.
Golgotha
und
Schiblemini
.
Von einem Prediger in der Wüsten
Diese Bogen sind mir sehr
sauer geworden, und möchten es noch werden. Mendelssohn Philosophie und
sein Judentum sind sehr darinn mishandelt. Wenn Sie sich damit befaßen
wollen entweder selbige zu verlegen oder unterzubringen – vielleicht am liebsten
und sichersten in der Schweitz – denn Sie kennen meine ängstliche Vorsicht nicht
so wol für mich selbst als für andere. – Aber eine gute Portion von Exemplarien
zur Austheilung bestelle und bitte mir zum voraus, um mit meiner
Zieschenwurst gegen die Schinken meiner Freunde werfen zu können. Doch erst muß der
Fisch im Netz seyn, und darnach von der Theilung die Rede.
Da kam Herr Jenisch zu mir, einer der innigsten Zuhörer von
Kant
, auch
mit einem Anliegen nach Riga zu einer guten Hofmeisterstelle oder Schuldienst
beruffen zu werden. Er ist ein fähiger fleißiger Mensch von 20 Jahren, der das
Griechische mit vieler Lust treibt, das französische u engl. versteht und Hoffnung
giebt zu einem vorzüglichen Kopf, der aber noch zu brausend und ungestüm ist.
Wenn dort Nachfrage seyn sollte; so bitte ich Sie, sich seiner zu erinnern. Sie
sollen ihn selbst kennen lernen bey Ihrer Durchreise. Weil er mich eben bey
meinem Briefe antraff; so gab ihm dies Gelegenheit, diese Bitte anzubringen.
Kant arbeitet an einer Antikritik über Garvens Cicero, die Sie
vermuthlich
auch zum Verlag bekommen
werden? Ich habe Ihnen glaub ich, schon
geschrieben von dem Meßgut unserer hiesigen Verleger; daß Dengel eine Schrift
des Hofprediger Schultz über Kants Kritik liefern wird, die schon in den
Gothaischen Zeitungen angemeldt seyn soll; Kraus über Morczini ein moralisch
politisches Meisterstück, Glave über die Jurisdiction unsers Adels u der seel.
Kreutzfeld über die Braxeinsche Familiennachrichten.
Nehme herzl. Antheil an den guten Nachrichten von Ihrem lieben Sohn. –
Der junge Motherby wird auch mit HE. Laval erwartet, der die besten
Nachrichten von seiner Reise – Mein Sohn ist dies ganze Jahr von mir erwartet u
komt nicht. Pilchowski weiß nichts vom Malleo Malef. und mein Bote hat des
Monti neues Logis nicht finden können. Daß ich die
Rechnung bey
Bezahlung
des Geldes
abgeliefert
,
versteht sich von selbst
, und ist kaum
möglich zu denken, daß ein Kaufmann ohne
Belag
soviel Geld auszahlen wird.
Sie muß also bey HE Toussaint liegen. Dies Rätzel ist also völlig für mich
aufgelöset; und ich kann also nicht anders denken, als daß Sie selbige hier finden
werden. Bitte aber Nachfrage deshalb zu thun. Eine Qvittung von mir hat HE
Toussaint nicht erhalten, weil es die Rechnung war, und diese hat man mir also
nicht zum Einpacken anvertrauen können, welches auch ausdrückl. gemeldt
haben würde. Fehlen Ihnen noch einige Preise, woran Ihnen gelegen vor der
Hand zu wißen: so will drauf antworten. Gott erfreue uns bald mit Ihrer
glückl. Ankunft. Meine und der Meinigen Empfehlung an Ihr ganzes Haus. Ich
umarme Sie und ersterbe mit alter Freundschaft der Ihrige.
Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
. /
Einschl
.
Vermerk von Hartknoch:HEn Hamann in KönigsbergEmpfang d 17 März 1784Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Freund,
Heute habe erst Schmohl vom HE. Director der Admiralität Jacobi
zurückerhalten, und lege ihn bey. Das französische Werk habe zurückerhalten. Sie
wißen doch, daß ein Sohn des Mirabeau Verfaßer davon ist, und ich habe
beynahe den Verdacht geschöpft, daß er es auch vom Systeme de la Nature und de
la Société seyn könnte; doch es ist ein bloßer Verdacht.
Herr Kriegsrath Hippel hat mir vorige Woche die zweite Bücherrechnung
zugestellt, welche noch aber bey mir liegt; weil ich den Bibliothekar seit vielen
Wochen nicht gesehen; woran theils seine theils meine eigene Gesundheitslage
schuld ist. Morczini wird ihm so sauer, wie die Galater dem St. Paul. Ich bin
aber dafür sicher, daß das Werk eines öffentlichen
Lehrers der Moral und
Politik
würdig seyn wird.
Der Prediger Schultz zu Gildorf (oder Gielsdorf) bey Strausberg soll
seinen Besitz gegen das Consistorium behauptet haben durch eine unmittelbare
Adreße an das Etats Ministerium.
Ich habe
einen
sehr angenehmen Sonntag in Steinbeck mit meinem Sohn
zugebracht, und also herzlichen Antheil genommen an Ihrer Familientrauer;
weil ich den stillen leutseeligen Character dieses gefälligen Mannes geschätzt.
Verzeyhen Sie mir, HöchstzuEhrender Freund, daß ich mir eine kleine
Erläuterung wegen einer Stelle, die den jungen Lindner betrifft, ausbitten darf;
daß ich ihm nun das Buch über Rom nachschicken muste
. Hier muß ein
Misverständnis zum Grunde liegen, weil ich den Sinn gar nicht verstehe, nicht
wegen des Umweges, sondern in Ansehung eines Buchs, das ich ihm
nachzuschicken hätte.
Ich übersehe alles an diesem jungen Menschen; aber des Vaters Aufführung
gegen mich ist fast unverzeihlich. Denn wenn ich noch so sehr den Wohlstand aus
alter
vertraulicher Freundschaft
aus den Augen gesetzt hätte, welches auch
gar nicht leugnen mag: so war doch meine Absicht nichts als das Beste seines
Sohns, und das Unrecht des Vaters gegen ihn unverantwortlicher, als meines
gegen den Vater.
Von dem guten lieben Doctor aus Wien hört man nichts; und ich bin
seinetwegen in Sorgen. Ohngeachtet ich mit dem jungen Menschen fast nichts als das
Latein treiben konnte um ihn desto geschwinder zum akademischen Bürger zu
qualificiren: so lag doch in diesem Vehiculo ein Correctiv aller seiner Fehler
und Mängel in Ansehung seiner Schulerziehung.
Meine letzte widerholentliche Bitte, womit ich ihn verabschiedete und welches
ich ihm noch nachrief bestand darinn,
mich zum Lügner zu machen, wenn
er könnte
. Eben beim Schreiben fällt mir ein, daß Sie vielleicht unter seinem
Buch die Lieblingsgeschichte der Larrons meynen, die er mit so viel Vorliebe
hier studiert. Hab ichs funden?
Meine Freude über den Ciceronianischen Fund ist eben nicht vereitelt, sondern
nur ein wenig gedämpft worden. Meine doppelte Ahndung, daß sie
ciceronianisch war und nicht an ihrem rechten Ort stand, ist eingetroffen; und der kleine
Umstand bleibt immer ein entscheidendes Merkmal meines Mst oder Fragments.
Herr D. Biester welcher immer gewohnt war mit dem Anfang jedes 3ten
Monats das Quartal zu schicken, ist diesmal zurückgeblieben, auch mit einer
Antwort, die er mir lange versprochen. Im März sind die Hogendorpschen
Nachrichten vom Vorgebirge der guten Hofnung eingerückt. Heute wurde mir
erzählt, daß der König bey seiner Installation ihm die Erinnerung gegeben sich
nicht mehr in seiner Monatsschrift über den
durchlauchtigen Pöbel
aufzuhalten, wie bey Gelegenheit des Monddoctors geschehen.
Ich wurde gestern eingeladen zur Gesellschaft des von Fulda nach Petersburg
durchgehenden LeibMedici D. Weickhart, den Herr Nicolai an seinen hiesigen
Vetter meinen Gevatter und Freund den Kaufmann Jakobi addreßirt. Er geht
morgen bereits ab – und es thut mir doch fast leid, die Gelegenheit versäumt zu
haben.
Die goldene Medaille, welche dem Prof. Kant vorigen Mittwoch überreicht
worden, hat das Jahr seiner Geburt 23 statt 24. und einige Kleinigkeiten mehr
die auch seine Freude über die ihm erzeigte Ehre gedämpft. In den Gothaischen
Zeitungen soll es schon stehen daß Hofprediger M. Schultz sein System populairdarstellen wird. Die Antikritik wird nicht unmittelbar gegen die Garvesche
Recension, sondern eigentl. gegen seinen Cicero gerichtet seyn, und vermittelst
deßen eine Genugthuung für jene werden.
Ich wünschte daß es Ihnen mit den Sciences morales gienge, wie mir mit der
Hetzelschen Bibel, von der ich noch bisher nichts als die Vorrede lesen können;
damit die Bedingungen gleich blieben. Mit Ostern hoffe ich desto fleißiger zu
seyn oder zu werden.
Mit dem ergebensten Empfehl an Dero Frau Gemalin habe die Ehre mich
mit Herz und Hand zu unterzeichnen
Johann Georg Hamannden 15. März 84. Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn auf und / zu /
Sprintlacken
. /
Nebst
einem Buch
.
Wenn Sie, lieber Hamann, beym um vergebung Bitten anfangen, wobey
muß ich anfangen? Laßt nur alles das vorübergehen, und sonst fünf Minuten
mit einander etwas gutes oder freundschaftliches reden. Auch ich kann das Ende
oder den Ausgang meiner Bearbeitungen schlechterdings nicht absehen. Daher
üb ich mich immer mehr, mich auf den gegenwärtigsten Moment zu fixieren, und
den so gut wie möglich zu prägen, und damit alles gut seyn zu laßen.
Sehr wünscht ich für Geld und gute Worte zu haben Hamans, des
Esrahiten unterweisung von der
Schwachheit der Elenden
. Ohne Zweifel ist’s
auch ein Spiegel meiner eigenen Armensünderey.
In diesen Tagen des tausendgestaltigen, millionenköpfigen und völlig
herzlosen Unglaubens mach ich mir’s zur zehnfachen Pflicht, alle die öffentlich für
Brüder
zu erklären, die sich des gekreuzigten Herrn der Herrlichkeit nicht
schämen, und mit weisheit die Thorheit seines Evangeliums vertheidigen. Izt
heißt’s‥ Wer nicht für uns ist, der ist wieder uns.
Gott Lob‥ der III. Theil des
Pilatus
ist zu Ende. Und ich darf sagen: ich
freue mich mit Zittern. Sonderbares Schiksal, daß ich diese Schrift immer
gerade zuerst denen in sechsfache Censorhände geben muß, die am tiefsten dadurch
verwundet werden. Dieß macht mich gleich vorsichtig und stark. Auch ist eine
Herzenserleichterung
von mir unter der Preße, die Ihnen, lieber Hamann,
für mich, wohl und wehe, weh und wohl machen wird.
Es ist eine harte Zeit für die Kinder der Wahrheit – so ohne Gott für Gott
zustehen – und sich unaufhörlich rufen zu laßen: Wo ist Euer Gott?
Für alle brüderliche Nachrichten, die Sie mir geben sag ich Ihnen herzlichen
Dank. Es regt sich dabey immer was gutes im Herzen, und wie können wir Gott
spühren, als wenn sich etwas Gutes in uns regt?
Pfenninger
(der wieder
gesunde, in seinen 7 blühenden Kindern und Gott vergnügte) soll an der
Fortsetzung der
Samlungen
zum christlichen Magazin erinnert werden.
Lieber Hamann, eine Bitte, womöglich, für meine immer schwächern Augen
etwas leserlicher zu schreiben. Ich kann manches Hauptwort bis izt nicht
entziefern.
Immer wollt’ ich
Kants Kritik der Vernunft
lesen. Aber ich weiß nicht:
Noch wollt’ es mich nie recht annehmen. Doch muß ich’s lesen, um meines
Einmahleins
willen.
In
Moses Jerusalem
hab’ ich vortrefliche Erläuterungen, Beleuchtungen,
wollt’ ich sagen, gefunden, und die Dißkretion und Schonung bewundert,
womit er sowohl den Veranlaßer dieses werks, als unsern Herrn behandelt. Daß
Er die christliche Pfingsten nicht für moralische positife Aufhebung der
mosaischen Gesezgebung (nach der Regel – „ wenn Lieber kommt, muß Lieb weichen)
erkennen konnte, ist leicht zu begreifen. Ich muß das Buch nochmahls lesen, um
es recht, das ist, umständlicher beurtheilen zu können.
Es ist sonderbar, daß Du unsere sSöhne so liebreich traust und daß jeder
derselben
einzig
und der
Medezin
sich zu widmen entschloßen ist. Mein Heinrich
soll in einigen Wochen von
Stolz
aus Offenbach zurükkommen, um in meines
großmüthigen und geschickten Bruders Offizin und unter seiner medizinischen
Aufsicht, soweit es möglich ist, sich zum Arzte zu bilden. Er macht mir viele
Hoffnung und Freude – und sein beßerer Sinn, so wie seine sonderbare
Führung – gehört unter die Monumente demüthig erflehter Gottesgnade.
Freund
Pfenninger
treibt und drängt mich immer zum Herrn. Er belaurt
und behorcht mich immer ob er keinen Stral von oben, keinen Geruch des Lebens
zum Leben an mir bemerke? Aber – ach! Ich rieche nichts als den Geruch des
Todes zum Tode. – Dennoch harr’ ich blicke nach der Höhe, ob Er das äußerste
seines Fingers regen wolle? Ach! Bruder! Es ist eine harte Zeit, die Zeit
unsers
Vielredens und
Seines
StillTiefschweigens.
Pfenningers
Jüdische Briefe
müßen einem Kinderherzen, wie das Ihrige
ist, ich hätte bald gesagt, wie das Deinige, wohl gemacht haben.
Reichhart
war
mit mir in Teinach, bey mir in Zürich, lieb, edel, und gut. Lezten Herbst war die
Fürstinn von –
Deßau
bey uns, die Du aus meiner
Dedikation
des zweyten
Bandes meiner Meßiade liebgewinnen wirst. Sie höhrte
Häfelin
predigen
über Hebr: 1. „Ach daß wir bey uns einen solchen Prediger hätten!“ Der Fürst
sah ihn, gewann Achtung und Liebe für Ihn; – verreißte, rief Ihn zum extraHofkaplan, den Er aus Sseiner Chatull bezahlen will. Häfelin nimmt den
ungesuchten Ruf kindlich an. Noch wußt es niemand in Deßau. Die Fürstinn gab
den IV. Band seiner Predigten
Bernhorsten
, einem natürlichen Sohn des
alten Deßauers zu lesen. Der kommt mit großem Erstaunen zum Fürsten „ach!
Gott! Daß wir bey uns einen solchen Prediger hätten!“ – „wir haben ihn!“ –
„unmöglich!“ – „Ganz gewiß – Ruf und Annahme sind geschehen!“ Sogleich
liefen beyde zur Fürstinn, um sie an der Freude Theil nehmen zu laßen. Diesen
Sommer reißt also Häfelin nach WörlitzMein Blat u. meine Zeit geht aus. Gott segne Sie für Ihren SeegenRichterschwil d. 25 März 1784L. Alter lieber Freund, Ohngeachtet alles Suchens kann ich Ihren
einzigen
Brief den ich aus Wien erhalten, nicht finden, um die Addresse zu ersehen, wozu
ich ihn doch ausdrücklich aufgehoben zu haben mich besinne, aber nicht wo? Ihr
Stillschweigen macht uns alle besorgt Ihrer Gesundheit wegen. Es geht uns
beynahe so, wie einst von Halle aus. Ihre alte ehrwürdige Mutter lebt noch; ich
habe Sie lange nicht besuchen können, muste aber Ihr wo ich nicht irre zu
Anfang des Jahrs den Todesfall des frommen ehrl. Skubichs melden. Ein
NotificationsSchreiben der Wittwe liegt bey dem HE Assessor Hoppe, der mit zu
denen gehört, die sich um Ihr Stillschweigen kümmern, und sein Pflegamt und
Curatel sorgfältig und gewißenhaft abwartet. Die Wittwe will gern her, man
will sie aber nicht gern.
Mein Sohn lebt seit dem Ende vorigen Sommers auf dem Lande bey dem HE
Kriegsrath Deutsch, zu Graventihn, hab ihn in diesem Jahr nur einmal auf ein
paar Tage gesehen, und ihn inscribiren laßen. Es fehlt mir also meine rechte
Hand und mein Stab eine so weite Reise nach dem Roßgarten zu thun, als im
höchsten Nothfall. Das laute Reden wird mir auch sauer. Erhalt ich aber
Nachricht von Ihnen, so werde gern Bote seyn.
Die Dulcis amara Cur fieng ich den 20 Oct. an, da eben der junge Neveuabreiste zum Meierotto nach Berl. wie es hieß. Sie können leicht denken, daß ich
des Vaters willen erfüllt, ihn nicht aufzuhalten. Sein Brief fieng sich mit
einem
pleno titulo
an und schloß mit einem
gehorsamen Diener
. So
wenig mir an eines solchen Mannes Freundschaft gelegen: ebenso wenig
besorge daß dies Misverständnis Ihres Bruders auf Ihre alte Gesinnungen den
geringsten Einfluß haben wird.
Hartknoch, den ich seit Ostern mit der grösten Sehnsucht erwartet, gieng
gestern schnell durch, ohne daß ich mich über eine halbe Stunde mit allen meinen
Aufträgen an ihn entledigen konnte. Dies geht also mit der nächsten Post ihm
nach und ich hoffe daß Sie den dortigen Buchhändlern nicht unbekannt seyn
werden.
Daß unser alte Freund Lauson den 4 Oct. plötzlich gestorben, habe Ihnen
vermuthl. gemeldet. In diesem Jahr starb an einer desto längern Auszehrung
unser Kreutzfeld. Die Dulcis amara zog mir ein sehr
gemächliches Podagra
zu, weil sie vermuthl. keine andere materia peccans gefunden, und es im
vorigen Frühjahr wie in diesem ausgeblieben war. Mit meinem Ausschlag ist es
jetzt erträglich.
Hinz hat sich gestern bey mir angemeldt daß er Notar u Advocat in
Hasenpoth ist wißen Sie – Was seine Geschäfte hier sind weiß ich nicht, vermuthe daß
er entweder nach Warschau oder Braunschw. durchgehen wird.
HE Hopp erkundigt sich nach HE. D. Knapp der auch nach Wien gegangen
und nichts von sich hören läßt. D.Schweickhard ist aus Fulda nach Petersbdurchgereist. Ich wurde auch zu seiner Bekanntschaft eingeladen, konnte aber den Tag
nicht aus dem Hause kommen.
Aus Dresden hat sich ein Lindner mit einem großen Stammbaum gemeldet
u wünscht sich einen Erben zu seinem Vermögen u Bibliothek, weil er seinen
einzigen Sohn verloren. HE Hofrath wird sich diese Angelegenheit wol zu
Nutze machen. HE Lieut. Wirth ist auch zur Ruh gekommen. Mit dem
Stadtrath u Ihrem alten Freund Scheffner habe diese Ostern bey Kr R Hippel
gespeist, aber nicht bey ersterem ohngeachtet seiner Einladung.
Erfreuen Sie oder beruhigen Sie uns wenigstens bald mit einigen Zeilen; die
zu gleicher Zeit ein
Beruff
für mich zur Motion seyn werden, deren Mangel
mein gröstes Uebel ist. Mit leerer Hand und ohne Geschäft thu ich keinen Besuch,
und rühr keinen Fuß. Der Hofrath sorgt auch für Ihre liebe Frau Mutter u hat
deshalb neul. an HE Hopp geschrieben. Es bleibt immer beym Alten – Hülfe
und Trost ist die einzige Gedult, die von der Unempfindlichkeit des Alters und
Zunahme der Schwäche befördert wird. Was kann man da thun. Der Zuschauer
und Augenzeuge fühlt mehr, als der Leidende vielleicht, und meine
Hypochondrie ist so sympathetisch, daß ich selbige nicht reitzen darf. In meinem Hause ist
übrigens Gottlob! alles gut. Ich empfehle mich u daßelbe Ihrem treuen
Andenken, und ersterbe Ihr
alter ergebener Freund u Diener Johann Georg Hamann.den 30 April 84. Die Ostermeße könnte wenigstens immer zum Mittelpunct unserer
Correspondentz hinführo genützt werden. Doch wie lange wird Ihr Aufenthalt
währen; u diese Meße ist für mich nicht nach Wunsch ausgefallen.
Fortsetzung Dom. Jubilate.2. Mai 1784Heute übersendet mir HE Ass. Hoppe eine Einl. die Hofr. Knapp
mitgebracht. Ohngeachtet ich mich nicht aus dem Hause zu rühren entschloßen war,
um mein Pack an Hartknoch vollenden zu können, zog mich gl. an und lief zu
Ihrer geehrten Frau Mutter, ihr Freude und Herzstärkung zu bringen; fand sie
außerordentlich schlecht, und ihren Kopf so schwach, daß sie ihre Begriffe nicht
mehr in Ordnung zu bringen fähig zu seyn scheint. Sie hat vorgestern einen neuen
Anfall gehabt von Krämpfen, die theils einem Schlage theils einem
epileptischen Anfall ähnl. seyn sollen. Sie schmachtet von Grund der Seelen nach ihrer
Entbindung, oder wie sie es aus Ahndung nennt, im
Schlaf ihren letzten
Othem von sich zu geben
. Sie verlangt sehr, noch einmal Nachricht von Ihnen
zu haben, wenn Sie wider Vermuthen noch länger leben sollte, als sie wünscht u
hofft. Unter dem 17 März hatte ihr glaub ich der Hofr. auch geschrieben aber sie
wuste nichts mehr davon, und ich muste ihr seinen Brief gleichfalls vorlesen.
Ihrem eigenen Zeugnis u der Leute ihrem zufolge, läst es HE Hopp an nichts
fehlen, auch der Reg. Feldscherer besucht sie fleißig und verschreibt bisweilen
eine Herzstärkung. Seine Besuche sind ihr sehr angenehm. Von der Grostochter
war die Rede, daß sie diesen Monath zum Besuch herkommen würde; worüber
sie mit vieler Hitze und Eifer sagte, daß sie ihr mit nichts helfen könnte. Wir
bedeuteten ihr, daß sie blos zu ihrer Pflege herkommen würde, und nichts von
ihrer unvermögenden Grosmutter erwartete. Ich glaube beynahe daß es in
diesem Monath zu einem seel. Ende gehen wird, und daß Ihr Wunsch einzuschlafen
der Erfüllung nahe seyn ist. Auch der Hofr. hat mit vieler kindl. Liebe u
Zärtlichkeit sich zu allen Ausgaben erboten, freut sich sr. kurl. Kinder, klagt daß der
Preuße ihn 130 # kostet, freut tröstet sich der guten Nachrichten von seinem
Fleiß. Tausend Seegensgrüße von Ihrer alten ehrwürdigen Frau Mutter. HE
Hoppe wird ehstens schreiben u alle unsere Freunde werde nicht ermangeln an
Ihrem Andenken Theil nehmen zu laßen; so wie Sie von unsern Antheil an
Ihrer Zufriedenheit u Glück versichert seyn können. Ihre Addresse hat mir HE
Hopp mitgetheilt u ich werde bald mehr Gebrauch davon machen. Marianchen
hat unter den Fußsohlen u auf der Brust Pocken gehabt. Auf die übrigen Puncte
wills Gott nächstens! Ich umarme Sie u befehle Sie göttl. Schutz u Seegen.
JGH.Adresse:Des / HErrn Doctor Lindner Wolgeboren / zu /
Wien
.
den 30 April 84. Kgsberg.Liebwerthester Freund,
Meynen Sie nur nicht, daß ich meine Schulden vergeße. Zwey Briefe von
Ihnen seit 2 Jahren erhalten. Sie liegen vor mir, aber zum Theil kommt Ihre
Antwort zu spät – zum Theil bin ich Ihre
Wünsche
nicht
zu befriedigen
nicht im stande
gewesen. Sie werden mir dies auf mein Wort ohne umständl.
Belag glauben. Der Magus in Norden freut sich, daß die Sokratische Denkw.
mit Ihnen von gleichem Alter sind. Wenn ich selbst ein Exemplar auftreiben
könnte, würde mir vielleicht die Lust ankommen, die Druckfehler zu corrigiren;
aber umzuarbeiten wär mir schlechterdings
unmöglich
. Vielleicht erhalten
Sie statt des
aufgewärmten Kohl
ein paar Bogen, an denen ich wenigstens
versuchen wollen, ob ich noch einen Bogen zu spannen imstande bin. Ob er sich,
wie Hiob sagt, in
meiner Hand bessert
XXIX. 20 wünscht ich wol, aber weiß
es nicht.
Ich habe mich kein Jahr auf Hartknochs Ankunft so gefreut, als heuer – und
beynahe hatte ich ihn nicht einmal zu sehen bekommen. Hier lag ein dringender
Brief aus Weimar an ihn, und es hatte Aufträge geregnet, wie ich niemals gehabt
habe. Gestern eilte er durch zur Meße und ich habe kaum eine halbe Stunde mit
ihm mich ausreden können. Muß also ein Pack ihm nachschicken, zu dem auch
gegenwärtige Einlage gehört.
Vorigen Sonnabend erhielt ich ein Schreiben von einem Ihrer guten
Mitbürger, HE Eberhard Gaupp, den von mir zu grüßen und zu melden bitte, daß
ich zu
seiner Zeit
nicht ermangeln werde ihm zu
antworten
. Es betrifft
einen Kasten den HE Lenz dort zurück gelaßen, und worüber ich schon einmal
einen Auftrag erhalten, ohne eine Antwort. Die ganze Sache muß allein durch
Hartknoch betrieben werden, bis zu deßen Zurückkunfft alles ruhen muß. Von
diesem habe wenigstens erfahren, daß es mit seiner Gesundheit einen guten
Fortgang haben soll und es ihm in Moskau wohl geht. Soviel sagen Sie dem
Man zu seiner Beruhigung, bis ich eine förmliche Antwort zu ertheilen
imstande bin. Als ein Freund meines Gevatters Kaufmann und des mir lieben u
werthen Ehrmanns werd ich das Meinige nicht unterlaßen. Lenz hat selbst ein
paarmal an mich geschrieben – aber seit seiner Abreise von Riga nicht mehr.
Nun ich habe auf Ihre Uebersetzung des Petrarchs bisher umsonst gewartet –
Sind Sie bereits versorgt? Wie angenehm ist die Vorstellung HE Häfeli jetzt
näher zu hoffen; denn an Ihre Alpen kann ich ohne Schwindel kaum denken.
Mein Sohn lebt seit vorigem Sommer auf dem Lande etwa 4 Meilen von
Königsberg, zu Graventhin bey einem sehr würdigen Mann als Gesellschafter
seines einzigen Sohns, HE Kriegsrath Deutsch, wo beyde einen geschickten
Hofmeister an einen nahen Vetter des berühmten Briegschen Rector Schellers
haben, mit deßen Versorgung beide auf die Akademie hinziehen werden, wo sie
diese Ostern eingeschrieben worden. – Der König hat se hiesigen Zollbediente
und mich auch dadurch des einzigen Emoluments, deßen ich bey einem sehr
mäßigen Gehalt genieße beraubt. Es bestand in Abgaben der Schiffer, und
hatte den holl. Namen Fooi oder reindeutsch
Biergelder
. Er u seine Vorfahren
haben diese Kleinigkeit widerholentlich als einen Theil unsers Gehaltes
bestimmt
und
bestätigt
. Eine schreyende Ungerechtigkeit, die mein Auskommen
auf das empfindlichste schmälert. Hinc illae lacrumae!Da ich Ihnen etwas mehr Muße als meinen Freunden in Zürich zutraue, und
ebensoviel Gefälligkeit: so wünschte ich ein Verzeichnis der Lavaterschen
Physiognomien, neml. der anonymen, so viel es sich thun läßt, weil ich einem meiner
ältesten u innigsten Freunde, wo ich heute Mittag und fast jede Woche einmal
speisen muß, dadurch einen großen Gefallen erzeigen könnte.
Die Rittergeschichte des Morzini, der als Virtuose im Predigen so viel Zeichen
u Wunder gethan, wenn selbige nach der Schweitz u Ihnen in die Hände
kommen sollte, ist von unserm würdigen Prof. der Moral u Politik, meinem alten
Freunde
Kraus
. Kant arbeitet an einem
Prodromo
zur Moral, den er anfängl.
Antikritik
betiteln wollte und auf Garvens Cicero Beziehung haben soll.
In der neusten Litteratur bin sehr zurück und habe erst vor kurzem
Döderleins Dogmatik mehr zum Ansehen als Durchlesen bekommen können, die
Ihnen vermuthlich bekannter u nützlicher seyn wird als mir alten Layen. Ein
ander mal mehr! Ich umarme Sie unter den besten Wünschen und Grüßen an
Ihren HErren Bruder, deßen 2ten Theil ich noch nicht zu sehen bekommen und
in Erwartung einer gefälligen Antwort Ihr treu ergebener Freund und Diener
Freund und DienerJohann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:An / HErrn Johann Georg Müller / Candidaten des heil. Ministerii / zu /
Schafhausen
Königsberg den 2 May Dom. Jubilate 84.Herzenslieber Lavater, so kauderwelsch red ich: so kauderwelsch schreib ich.
Ihrem Freunde in Schafhausen kann ich nicht eher antworten, als bis auf HE
Hartknochs Zurückkunft von der Meße, den ich auf seiner Hinreise, die im Fluge
vor sich gieng, kaum eine halbe Stunde habe sprechen können. Habe dies etwas
umständlicher in der Einlage an meinen dortigen jungen Freund gemeldet, dem
ich Antwort auf 2 Briefe schuldig bin.
Von unserm
Pfenninger
habe den 3Dec. pr. Seine Silhouette, die ich alle
Morgen beym Erwachen begrüße und den ersten Band der
jüdischen Briefe
erhalten, auch die Ankündigung des Repertoriums in unsern Buchläden, wohin
ich fast gar nicht und in den andern einen so wenig als möglich komme, besorgt.
Siehe ΨLXXXVIII. Ueber das neue Jerusalem werden Sie vielleicht ein paar
leserliche Bogen, (bis auf die Schreibfehler)
wenn
und so bald der Copist fertig
wird, unter dem Titel:
Golgotha und Schiblemini
! ⸂Luthers vermeinter Spiritus familiaris,von dem
Hilscher
ein klein Buch geschrieben Dresden 730. nach damaligem Geschmack.⸃erhalten. Ich bitte aber, den Verfaßer nicht zu verrathen, dem Ihre und Ihrer Freunde
Erinnerungen
willkommen seyn werden. Vielleicht erfolgt auch eine
Metakritik
über den
Purismum der Vernunft
; doch zum guten Ding gehört Weile.
Ich hoffe, daß mit dem III. Theil zugleich der ganze
Pilatus
zu Ende seyn
wird. Est modus in rebus – Ich freue mich auf Ihre
Herzenserleichterung
,
als einen Schlüßel einiger Stellen in Ihrem Briefe, die ich nicht recht verstehe,
und mich daher in keine Beantwortung einlaßen kann. Freylich ist es eine
harte
Zeit
; aber unsere Pflicht, sich darein zu schicken, und Sein
Tiefschweigen
nachzuahmen, weil unser Vielreden Ihn nicht zum Wort kommen läßt. Der HErr
wird für uns streiten; aber wir müßen still seyn – und uns nicht einbilden, Gras
wachsen zu hören. Ueber des lieben
Häfeli
nähere Verpflanzung freue ich mich,
und habe schon die erste Nachricht davon durch
Reichardt
erhalten.
Seit diesem Monath 77 ist
Hahns
Postill mein Hausbuch; die Kürze und
Herzlichkeit dieses Mannes macht mir seine Eigenheiten und Vorurtheile
erträglich. Haben Sie selbst eine schon geschrieben, oder sollten Sie eine
herausgeben: so würde ich die zu meinem Haus- und Leibbuche machen; denn Ihre
Kanzelvorträge haben Licht und Wärme für mich und die meisten, mit denen ich
darüber gesprochen. Ihre
Meßiade
hab ich kaum zu sehen bekommen; mehr
Zufall als Wahl lenkt meine Lectur. Eben so lese ich jetzt zum erstenmal des
Sextus EmpiricusWerkeGott laße uns Freude an unsern Söhnen erleben – und die Seegen ihrer
Väter stärker über sie gehen als die Seegen unserer Voreltern! Mein Michael
wurde vor Ostern zum Studenten eingeschrieben, ist aber wider auf das Land
zurück gegangen bis zur Versorgung des bisherigen Hofmeisters,
Scheller
.
Habe Müller in Sch. gebeten um ein Verzeichnis der anonymen in Ihrer
Physiognomik für einen Freund, an deßen
Tafel
ich wenigstens die Woche
Einmal eße. Ich glaube, daß er zu diesem Schaarwerk noch die meiste Zeit übrig
haben wird; kein Misbrauch ist davon zu besorgen – und allenfalls thun wir
Verzicht auf alles, was in petto bleiben soll. Vielleicht nächstens
mehr
und
beßer
. Sein freudiger Geist enthalte Sie und die Genoßen Ihres Lebens u.Muths. Grüßen Sie herzlich die Ihrigen und Unsrigen – vornemlich Pf. und
Häf. deßen Ausgang und Eingang Gott seegnen wolle. Ich umarme Sie mit
brüderl. Herzen und ersterbe Ihr alter
verpflichteter
Joh. Georg Hamann.Adresse mit Siegelrest:HErrn / Johann Caspar Lavater, / pp / zu /
Zürch
.
Königsberg den 2 May Dom. Iubilate 84.Herzlich geliebter Freund, Ich habe kein Jahr auf Hartknoch so ängstlich
gewartet und schickte alle Tage mich nach seiner Ankunft zu erkundigen; dennoch
wäre er mir beynahe entwischt, und ich hätte ihm weder Ihre Einlage noch die
übrigen Aufträge, die gantz zufällig von allen Seiten gekommen waren,
mittheilen können. Den 29 pr. kam er Nachmittags an und fuhr noch denselben
Abend ab. Gegen 7 erfuhr ich erst ganz von ohngefehr, daß er hier war. Ich
hatte ein paar Stunden auf dem Bette zugebracht und war schon ganz
ausgezogen, warf mich gleich in Kleider und lauf zu ihm hin. Er war ausgegangen –
Neue Unruhe, daß er den Weg zu mir genommen, neue Bedenklichkeit, daß er
mich vielleicht nicht sehen wollte, weil HE Toussaint ohngeachtet seines
Versprechens und meiner widerholten Erinnerungen seine Ankunft mir melden zu
laßen, gar nicht daran gedacht. Ich wollte schon wider umkehren und blos
Ihren Brief abgeben mit der Anzeige, daß mir dieser vornehmlich auf dem
Herzen gelegen hätte, und ich alles übrige schon in den Wind schlagen müste.
HE Toussaint versicherte mir, so gl. einen Burschen nach dem Licentabgefertigt zu haben, welches auch wirklich bestellt, aber durch die Schuld der Leute
unterlaßen worden war. Auf sein Zureden ein wenig zu verweilen, weil er gleich
zurück kommen müste und der Abgang der Post nahe wäre, legte sich mein
Unwille und Verdacht. Kurz er kam, und wir hatten kaum eine halbe Stunde Zeit
übrig, unter vieler Unruhe ein wenig mit einander zu plaudern. Ihre
Einl
. ist
also treulich bestellt und der Innhalt empfohlen. Gegenwärtige hatte ein paar
Tage zuvor erhalten unter einem Umschlage von Ihrer lieben Frau Schwester,
welche in einer eben so ängstlichen Verlegenheit auf Antwort von Ihnen u dem
jungen Neumann wartete, an den ich im Februar eine Einl. erhalten, die treul.
befördert war. Da haben Sie ihre eigene Worte:
Ich weiß nicht, was ich
denken soll. Ich schreibe gantz ins Ungewiße, indem Sie in
Morungen todt sind, aber wie ich hoffe in Kgsb. noch leben. Ich hatte Ihnen
viel zu schreiben, weil aber nicht weiß, an wen der Brief kommt – – so
bitte ich herzl. den Erbrecher dieses Briefes wenn nicht aus Liebe
zu meinem lieben Bruder, den Sie vielleicht nicht kennen, so bitte
ich, thun Sie es aus Liebe für den HE Hamann – (seelig
hat sie noch
nicht zusetzen wollen)
und besorgen den Brief daß er je eher je beßer
auf die Post komt
. Ich antwortete ihr gleich mit der Post in puncto meines
eigenen Lebens, und daß ich dem ohngeachtet die Abfertigung des Briefes
nicht eher thun könnte, bis Hartknochs Ankunft oder Ausbleiben entschieden
wäre. Mit der gestrigen Post hab ihr wider geschrieben, daß Neumann sich in
Riga ganz gut und nach Wunsch befindet, sein Herr mit ihm zufrieden u er es
auch mit ihm ist. Daß Hartknoch keine Antwort mitgebracht, wär blos
Leichtsinn und Abneigung für Briefwechsel. Er käme fleißig zu Hartknoch, der aber
mit seinen Geschäften bisher den Kopf so voll gehabt, daß er ihn nicht zum
Schreiben und Antworten hätte anhalten können, welches künftig geschehen
würde. Unterdeßen ist es mir doch kein
gutes Kennzeichen von dem
jungen
Menschen, die mütterl. und Szärtliche Sorgfalt seiner Muhme nicht durch
eine kleine Antwort erkannt zu haben. Ich habe Ihrer Frau Schwester alles
nöthige aus Ihrem letzten Briefe vor der Hand zu Ihrer Beruhigung
mitgetheilt und Ihr zu einer baldigen Antwort auch von Ihnen Hoffnung gemacht.
Daß
Skubich
todt ist, hab ich Ihnen vermuthl. gemeldt. Sie können von der
Wittwe leicht urtheilen, weil die alte Großmutter, die Cons. Räthin Lindner,
keine Lust hat sie hier zu haben, so nöthig sie auch die Pflege eines Großkindes
hätte. Ihre liebe Frau Schwester
scheint aber noch mehr auf dem Herzen
zu haben
, deßen Mittheilung ich erwarte, wenn ich oder meine Freunde mit
Rath u That zu dienen behülflich seyn können.
Da ich die Weitschweifigkeit eines alten Mannes in meinen Erzählungen
liebe: so muß ich noch einen Umstand anführen, ohne den mir Hartknoch gewiß
entgangen wäre. Denselben Tag wie er ankam, erhalte ich einen Brief gantz
unerwartet von Hintz, bisherigen Advocat u Notar zu Hasenpoth, der mir seine
Ankunft in Königsberg anmeldt in wenigen Zeilen. Vor Freuden lauf ich zur
Gevatterin Courtan und versäume nicht meine Unruhe auch anzuführen in
Ansehung ihres Schwagers. Sie meldet mir den Tag vorher bey ihrem Bruder
Toussaint einen Pathen gehabt zu haben, und denselben Nachmittag zu ihrer
ersten Pathin feyerlich eingeladen worden zu seyn. Sie kommt von ihrem
Staatsbesuch zu Hause, kleidt sich aus und darauf erfährt sie von dem Musicoihrer Familie, daß Hartknoch angekommen; ist bey ihrem Bruder
vorbeygefahren, der ihr einen Kuß zugeworfen ohne ihre Kutsche anzuhalten – noch die
geringste Nachricht in ihrem Hause von des Schwagers Ankunft gefunden zu
haben. Voller Verdruß schickt sie ihren Sohn, der bey Hintz über ein Jahr in
Pension gewesen, wie einen Courier nach dem Licent ab, und wie ich zu Hause
kam, find ich einen Boten aus dem Dengelschen Buchladen mit eben der
Nachricht, die aber für mich zu spät gekommen wäre, weil es schon über 8 war. Wenn
Hintz nicht geschrieben, hatte ich vielleicht Hartknoch nicht zu sehen bekommen.
Gestern komm ich von der Post zu Hause, nach meiner Gewohnheit, von Schweitzbenetzt, steh mit nacktem Kopf, den mir die Mutterchen abtrocken und reiben
muß – wie 2 Mädchen mich überraschen, Me Courtan Tochter und eine
Fräulein die sie in Pension hat, um meine Kinder zu besuchen mit einer feyerl.
Einladung zu ihr zu kommen. Ich konnte nicht ausschlagen und muste wider meinen
Willen ausgehen, da ich mir vorgenommen hatte den 1 May mit einem Briefe
an Sie einzuweihen. Da hab ich einen
jungen liebenswürdigen Menschen
Jachmann einen amanuensem des Kant, der Medicin studiert und den ich zum
Freunde meines Sohns ausgesucht an Hill’s Stelle der schlechterdings a la
Reiske wandern wird diesen Sommer – kennen gelernt, der einem Curländer
das Geleit gegeben u mir zu erzählen wuste, daß Hintz seinen Laden an
Hartknoch verkauft u junge HErren auf Reisen führen würde. Ich vermuthete, daß
er als Advocat nach Warschau oder als Maçon in Geschäften nach
Braunschweig gienge. Die Wahrheit wird sich bald finden.
Ohngeachtet alle meine
Meßfreuden
auf Hartknochs Reise beruhten: so
verleugnete doch alles, und war nur wegen seiner Gesundheit oder eines
Unglücks wegen des erschreckl. Weges zu der damaligen Jahreszeit besorgt, und
verlangte nur
Gewißheit
, um mich darnach einrichten und Sie bescheiden zu
können. Ich habe das wichtigste Gottlob! mit ihm in der halben Stunde
verabreden können und verspreche mir desto mehr Zufriedenheit bey seiner Rückkunft.
Er ist das einzige Vehiculum meines Iubilate von der Meße, wenigstens
Ihre
Schriften
und der
Zehnte
seines Verlages ist mir sicher.
Am lieben
Palmsonntage
– der mitr lieber geworden, seitdem er mir meine
älteste Tochter gebracht – kam Ihr Brief und einer von Reichardt an – Nun der
das
Leben
giebt, wird, auch alles was dazu gehört uns schenken – und
Erndte
wird auch erfolgen zu seiner Zeit, wenn gleich die
Sichel
eben so müde macht
und bisweilen mehr Schweiß auspreßt als der
Pflug
. Gott wird für
Kelter
und
Tenne
sorgen, den
Mühseeligen
zu erqvicken.
Ihr Wunsch ist erfüllt. Meine
drey
Bogen: Golgotha u Scheblimini! gehen
mit der morgenden Post ab. Wäre Hartknoch nicht gekommen: so hatte ich es als
Schickung angesehen, und Ihnen zugeschickt oder wegen
der Sicherheit
noch
lieber nach in der Schweitz den Abdruck besorgt. Das ganze Jahr daran
gearbeitet und ich glaube über ein Buch Papier verschmiert, immer gegen
Verstopfung
und
Durchfall
der Gedanken u des Styls zu kämpfen gehabt;
wurde endlich überdrüßig die letzte Hälfte auszuglätten und zu vollenden. Das
Postgeld mir zu ersparen, leg ich diesen Brief bey, mit Auftrag an unsern
Freund ihn gl. auf die Post zu besorgen.
Hartknoch hat mir den Titel Ihrer Schrift mitgetheilt; ich weiß aber nichts
mehr davon, als
Ideen
, und ich glaube daß Mendelssohn bey Gelegenheit
seines verewigten Freundes Leßing auf Sie gezielt. Wie er meinen Ausfall
aufnehmen wird, mag die Zeit lehren. Ihr
freymüthiges
Urtheil würde mir sehr
wohlthätig seyn; wie ich mir überhaupt einen Gegner wünschte der mich faßte
und mich nöthigte den Weitzen zu sichtigen und mich selbst über manches
beßer zu erklären.
Vor 8 Tagen hatte ich das Vergnügen einen Brief von einem Kaufmann aus
Schaffhausen zu erhalten nebst einer Einlage von Lavater, der sehr
freundschaftliche Gesinnungen für mich erhält, an Mendelssohns Jerusalem u Kants Kritik
auch verweilt und dem ich vielleicht auch einen Gefallen
zu thun hoffe
mit
meinem prodromo. L. lamentirt, daß er meine Hand nicht lesen kann; ich
besorge, daß es Ihnen nicht beßer geht.
Vom
thörichten Autorwesen
, wie Sie es gut nennen, Herzensfreund,
gnug! Den Tod Ihres lieben Schwagers habe auch aus Göckings Journal
ersehen, wo dem Gram über den Tod seiner Gattin Schuld gegeben wird. Hat der
seel. Mann keine Erben nachgelaßen, denen zu Liebe er – Gott wolle Frühling
und Arzney an meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin gedeyen laßen,
und Ihnen auch nach verrichteter Arbeit und Wochenbette Ruhe und etwas
beßeres als
Autorruhm
und
Kunstrichter Beyfall
schenken – andächtige,
erkenntliche, zufriedene, erbaute Leser; denn über den sympathetischen Einfluß
des Geistes und die süße Eindrücke dieses Gefühls geht nichts. Er verhält sich
zur Frauenliebe, wie der sanfte stille Mondschein zum urit fulgore suo der
schwülen Sonne.
Eben erhalte einen Brief von D. Lindner aus Wien, deßen langes
Stillschweigen Mutter u alle seine Freunde besorgt gemacht hat. Es ist eine Einl. an
die alte Mutter. Muß mich also anziehen, um dieser armen verlaßenen Wittwe
eine Freude zu machen. Vorgestern fiel es mir ein, an ihn zu schreiben u bat auch
Hartknoch sich bey dem dortigen Buchhändler nach ihm zu erkundigen. Der
Brief soll auch in das Leipziger Pack – und so spielt der Lauf der Dinge mit
allem meinem Vornehmen. Ich dachte mich heute nicht von meinem
Großvaterstuhl zu rühren und hatte Ihnen den ganzen Tag zugedacht. Immer ein
anderes Intermezzo für die Fabel jedes Tages – und seinen gemachten Plan.
Wie gestern, so heute!
Habe mich matt und müde getrabt, und komm gantz erschöpft nach Hause. Ich
hoffe, daß die Wünsche dieser frommen Matrone wol bald in Erfüllung gehen
werden. Alle ihre Sinnen und Seelenkräfte sind beynahe erloschen. Der jüngste
Sohn hat sich beynahe hier seiner Mutter aufgeopfert; und ist ein vortrefflicher
ausgebildeter Mensch. Auch der Hofrath hat kürzl. geschrieben, sie wuste aber
nichts mehr davon, und ich muste ihr den Brief wider vorlesen. Vor ein paar
Wochen ist ein Brief aus Dresden mit einem großen Stammbaum an den seel.
Kirchenrath angekommen, worinn ein Vetter der seinen einzigen Sohn
verloren, einen Erben zu seiner Bibl. und Msten sucht. Es ist alles nach Mitau
übermacht worden, ohne daß ich davon etwas zu Gesichte bekommen.
Büschings Beyträge zu Wolfs Reinbecks und des unglückl.
Nüschlers
Geschichte sind das letzte Buch, welches ich gelesen, und werden auch Ihrer
Aufmerksamkeit nicht entgangen seyn. Der Artikel in den Gothaischen Zeitungen ist
vermuthl. durch den Prof.
Becker
aus Kanters Munde oder Tischreden bey
unserm Kr. R Hippel öffentl. geworden. Sanders Reisen habe ich noch nicht zu
sehen bekommen. Als Rector in Mohrungen hab ich mir eine runde Perücke
zugelegt, aber noch nicht eingeweiht. In einer elenden Compilation welche den
Titel führt:
Auszug aus dem Tagebuch eines Rußen auf seiner Reise
nach Riga
, stehen Sie auch und Kant angeführt. Dieser wird sein neues Haus
gegen Ende dieses Monats beziehen und fein repariren. Mit der Metakritik über
den Purismum der Vernunft komm ich noch Zeit gnug. Er arbeitet scharf an
der Vollendung seines Systems. Die Antikritik über Garvens Cicero hat sich in
einen Prodromum der Moral verwandelt. Morczini von Kraus ist auch fertig
und wird Ihnen vielleicht einen angenehmen Abend machen; noch hab ich kein
Dedications Exempl. erhalten.
Melden Sie mir auch den Namen des Uebersetzers und wenn es ein Schmidt
ist, auch seine Vornahmen, weil es leider so viele Schmide als Alexander giebt.
Kennen Sie auch des Monboddo ancient Metaphysicks? Mich hungert u
dürstet nach Ihren Ideen, und ich werde mit mehr Ungedult auf des
Ueberbringers Rückkunft warten, als seine Ankunft. Mein Sohn ist inscribirt, samt
seinem Freunde. Ich habe ihm Reiskens Leben gekauft, das ich mit Lachen u
Weinen gelesen. Gott laße Gesundheit, Seegen, Ruhe und Freude in Ihrem
ganzen Hause grünen u blühen. Ich küße Ihrer treuen Gehülfin, meiner
verehrungswürdigen Frau Gevatterin die Hände, umarme Sie unter tausend
Wünschen für Pathchen u Geschwister; Erfreuen Sie bald mit guten Nachrichten
Ihre Schwester und alten Freund, Gevatter u Landsmann. Empfehlen Sie
mich Ihrem guten Freunde G. Alle die Meinigen sind die Ihrigen.Adresse mit rotem Siegel:Des / HErrn General Superintendenten Herder / Hochwürden / zu /
Weimar
.Königsberg den 3 May 84.Liebster Freund Hartknoch, schelten Sie nicht über das dicke Pack. Wären Sie
ein paar Tage hier geblieben nach meiner Rechnung; so hätte ich alles
eingehändigt. Den
Brief nach Weimar bitte sogl. auf die Post zu schicken
.
Den nach Wien u Schweitz werden Ihre Collegen mitnehmen. Ich schrieb den
Tag nach Ihrer Abreise an D. Lindner, und gestern komt Hofrath Knapp an
und bringt uns Nachrichten u
Neujahrswünsche
mit.
Gott gebe, daß Sie gesund und wohl behalten das Ziel erreichen, und eine
gute Meße machen, und auf den Miswachs des vorigen Jahres ein desto
reicheres folgen möge. Hiebey das Mst. So gern wie ich es mit Ihnen gedruckt
sehen möchte; so bitte ich Sie doch auf Ihre
Sicherheit
zu sehen und im
Nothfall es in der
Schweitz
zu besorgen, wohin ich meine Zuflucht genommen haben
würde, wenn ich, wie ich besorgte, Sie nicht hier gesehen hätte. Die Fooigelder
haben wie natürl. meinem Pegasum manchen Sporn gegeben. Sapienti sat.Erinnerungen für den Setzer stehen auf der letzten Seite; in Ansehung der
Interpunction, besonders der Allegations Häckchen, deren Anfang u Ende
genau beobachtet werden muß, um den Verstand und die Figuren meiner
Schreibart zu erleichtern und den Uebergang der Wendungen zu unterscheidenIch habe der Mildthätigkeit meiner gelehrten Freunde soviel zu danken und
Ihre Fortdauer so nöthig, daß ich mir eine gute Anzahl von Exempl. schon
ausbedungen, und will eine Liste hinzufügen. Nach Weimar 1. an Herder ob auch
an
Wieland
weiß ich nicht?
Nach der Schweitz 1. an
Lavater
,
Pfenninger
,
Häfeli
, Joh Ge.
Müller
in Schafhausen.
Nach
Hamburg
u
Altona
an
Claudius
u
Klopstock
. Nach
Düßeldorf
an
Geh. R. Jacobi
; hätte auch gern an meinen Vorläufer den alten
Superintendenten
Jacobi
, der mich mit begeistert. An des HE
von Moser Excell
. von
deßen u meinem Verleger
Garbe
ich gern seinen D. Leidemit u s.w. erbeuten
möchte. Nach Osnabrück an den guten
Kleuker
dem ich zur Vollendung seiner
Zendavesta
Glück wünschen werde wie ich selbige ganz durchgelesen habe.
Nach
Neu Saltza
an Gevatter D.Kaufmann. Nach Berl. an unsern
Reichardt
, u D.
Biester
. Nach
Wien
an D.
Lindner
. Ohe iam satis est. Eins nach
Göttingen an unsern Landsmann D. Leß überlaß ich Ihnen. Facit = 4 × 4.Auf allen Fall, wenn ich
hier selbige vertheilen
sollte, würde ich auch
1 Dutzend nöthig haben. Wo mögl. auf SchreibpapierHerders Sachen, das Ende der Zendavesta, die Uebersetzung des engl. Buchs
über die Ewigkeit der Welt erwarte ich ohne Bitte von Ihnen; denn Sie sind das
einzige Vehiculum meiner Meßfreuden; welches ich aber gantz verleugnet hatte
bey der Unruhe meiner Erwartung, und nur für Ihre Gesundheit und Leben
hier besorgt war. Da Sie Gott gesund hergebracht und wie ich hoffe u wünsche
gesund wider zurückführen wird, erwacht auch die Begierde, Ihrer zu genießen,
ohngeachtet aller Entsagung und Ansprüche darauf. Der Abbt Gagliani, deßen
Gespräche eins meiner liebsten Bücher ist hat ein Werk in 4o zu Napoli 82
herausgegeben
De doveri de Principi Neutrali
– das auch eine
Uebersetzung verdiente. Ich habe nach seinem Buch
della Moneta
mehr wie einmal
umsonst nach Italien schreiben laßen. Hellwich kündigte eine Uebersetzung
deßelben an, aus der leider nichts geworden. Er hat
Commentaires sur Horace
und
Dissertation sur les Saints Christophes Gothiques
geschrieben.
Sollte von allen Werken dieses außerordentl. Mannes nicht ein Exemplar
aufzutreiben seyn – und in unsern Gegenden abzusetzen? Wenn sie den Gesprächen
über den Kornhandel an Gehalt gleich sind, borgte ich das Geld dazu, so arm
ich bin, und dächte es nicht zu verlieren. Da Sie sich auch um Engl.
bekümmern: so wünsche ich schon Jahre lang Harris (deßen Hermes oder philos.
Sprachlehre ich besitze) Philosophical Arrangements Lond. 75 und deß.
Philological Inquiries Lond 780. in 3 Theilen. Erstere hat mir Mendelssohn
hier empfohlen. Doch die Speculationes eines Verlegers und Autors sind
verschieden, und ich schreibe dieses alles so verloren hin; denn der metaphysische
Geschmack der engl. Schriften möchte kaum unsers Publici seyn. Harris ist ein
erklärter Feind ihres Monboddo, der auch ein Werk über der
Alten
Metaphysik
ausgegeben. Doch nichts mehr von Metaphysik.
Haben Sie HE Laval mit dem jungen Motherby unterwegens begegnet; sie
werden diese Woche zur großen Freude der Mutter, wie Sie leicht erachten
können, erwartet. Me Courtan hat wegen der Bücher an Ihre Gattin
geschrieben, zweifelt aber an einer Beförderung in Ihrer Abwesenheit. Eine
alte
Gräfin
, deren Commissionen sie besorgt, hat ihr den Auftrag gegeben. Sie
werden den Zedel wohl aufgehoben haben, um sich derselben erinnern zu
können, und was geschehen kann, dazu beytragen. Die Verbindung mit dieser
alten Dame, ist ein Familien Erbstück und eine Angelegenheit des Herzens für
sie, weil sie ihr die Antwort gegeben durch Ihre Vermittelung das Verlangte zu
verschaffen.
Vielleicht hat HE Steiner den Auftrag von Pfenninger die Saml. zum
Magazin zu completiren von denen ich nur den ersten Band und das erste Stück des
2ten Bandes erhalten. Mir fehlt
also
vom 2ten Stück des 2ten Bandes =
gerade die Hälfte des ganzen Werks, wo ich nicht irre. Zum
dritten Theil
von
Pilatus habe auch Hoffnung.
Stahlbaum hat unserm Pr Kraus den ersten Theil der Moral für Jedermann
geschickt, und dieser mir geschenkt. Die übrigen Theile hat er hier angemeldt,
aber die Buchläden haben nichts abgeliefert; und Kraus meynt wer den ersten
Theil hat, mag für die übrigen sorgen. Ob die Unordnung an Stahlbaum oder
unsern Leuten liegt. Der erste ist mir noch Gnugthuung schuldig mir die
Maintenon so schändl. abgeschwatzt zu haben – um deren Ersetzung ich Jahre
lang gemahnt und endl. liquidiren müßenHalten Sie mich nicht für so unverschämt dies als Aufträge anzusehen,
sondern blos als
Winke auf allen Fall
– wenn Anlaß dazu sich ereignen sollte,
in diesem oder jenem Stück Ihre
willfährige Freundschaft
auf irgend eine
Art ausüben zu können.
Hintz wird diesen Monath hier erwartet und man sagt gar, daß Sie ihm den
Laden abgenommen; woran ich sehr zweifele, weil Sie vermuthlich daran
würden gedacht haben. An einen Besuch in W. oder Z. ist wol nicht dies Jahr zu
denken. Ist das Pack zurück und das Porto dafür zu gros; so will mein Theil
gern tragen.
Schon mehr geschrieben als Sie Zeit übrig haben werden mein Geschmier zu
lesen. Gott gebe Ihnen Gesundheit und Glück zu Ihren Geschäften. Mein Haus
empfiehlt sich. An Hänschen habe Ihre Durchreise noch nicht melden können.
Auf ein fröhlich Widersehen. Ihr alter Johann Georg H.Vermerk von Hartknoch:2 Synonymes fr. Mad CourtanVermerk von Hamann:den 10 May 84.Erhalten den 28 –Hier haben Sie, liebster bester ältester Freund, den ersten Theil meiner
neugebackenen Philosophie der Geschichte. Kein Wort vom alten steht bisher drinn
u. die Grundlage ist so weit u. tief umhergeholt, daß mich vor der Ausführung
des Baues selbst grauet. Gott wird daß indeß den guten Willen für die That
nehmen u. wenn es seyn soll, werde ich mit dem Buch zu Ende kommen, deßen
Fortgang aus diesem Anfange noch schwer zu errathen stehet. Keine Schrift in
meinem Leben habe ich unter so vielen Kümmernissen u. Ermattungen von
innen u. Turbationen von außen geschrieben, als diese; so daß wenn meine
Frau, die eigentlich Autor autoris meiner Schriften ist u. Göthe, der durch einen
Zufall das erste Buch zu sehen bekam, mich nicht unabläßig ermuntert u.
getrieben hätten, alles im αδης der Ungebohrnen geblieben wäre. Ich dürste u.
verlange nach Ihrer Meinung. Daß ich in die Grundsätze u. manchmal in die
Flitterbeschäftigungen unsrer Zeit habe eingehen müßen, als ob sie große Sachen
wären,
muste
ich, um Platz zum folgenden zu gewinnen u. von dem Punkt,
worauf jetzt alle Naturgeschichtschreiber als die Lieblingsautoren unsres
Viertheil Jahrhunderts (zumal in Frankreich, das durch Helvetius, Büffonetc.etc. etc. Gesetze giebt,) stehn, nur allmälich wegzulenken. Lesen Sie also, alter
reiner Prophet, mit Geduld u. Schonung, ohne doch Ihrer Strenge etwas zu
vergeben u. erfreuen, belohnen u. ermuntern Sie mich mit einem Nachhall, er
sei wie er wolle, aus Ihrenr lieben Brust. Ich habe hundertmal gedacht: was
wird Hamann zu dem u. jenem wißenschaftlichen Kram sagen u. muste doch
fortfahren, ihn auszupacken um dem Jahrhundert in seinen eignen Tönen ein
ander Lied vorzusingen oder vorzupfeifen. Im Grunde enthält das Buch nichts
als das Resultat des 1ten Th. der Urkunde nur auf andern Wegen. Doch was
weiß ich: ein Autor kann u. sollte nichts von der Frucht seiner Gedanken so
wenig als von seinem eignen Gesicht sagen. Könnte ich unsichtbar Ihnen zur
Seite stehen, wenn Sie das Buch lesen u. mit Ihnen sprechen u. nur Ihre
Minen lesen! Aber Sie werden mir Ihre Gedanken sagen u. das wird mich zu
Ihnen rücken u. mir auch auf den Verfolg Winke geben. Mahomend fängt eine
Sura seines Korans an: Lob dem Barmherzigen Gott: er hat die
Schreibfeder dem Menschen gegeben; er gebe Ssie auch Ihnen!
Vielleicht bringt mir Hartknoch von Ihnen mit, warum ich Sie so herzlich
gebeten habe. Und wären es auch nur Linien u. Geberden: sie werden mich
erqvicken, wie der Regen ein dürres Land, Sela.
Meine Frau, die den ganzen Grönländischen Winter durch gekrankt hat,
beßert sich Gottlob u. ich hoffe, die langsam rückkehrende Sonnenwärme werde
auch ihnr kleines Fünkchen Glut u. Lebensmuth wieder anfachen u. erneuren.
Es ist beinah der einzige, wenigstens der sehnlichste Wunsch den ich von
irrdischen Wünschen habe.
Ich
bin mir selbst ganz unkänntlich worden, meine
Flügel sind gelähmt, ihre Schwingen ausgerupft u. ist stehe wie Kleists lahmer
Kranich am dürren Meeresufer oder vielmehr ich liege wie Lazarus unter den
Todten. Meine Bande mit Menschen sind ziemlich abgeschnitten oder durch den
Fraß der Zeit verzehrt. Den Winter über hat sich Göthe, der auch in seiner Seele,
aber großmüthiger als ich, leidet sehr freundlich u. mit seiner alten Biedertreue
zu uns gethan: wir sind meistens alle Woche einmal bei ihm; aber doch alles
ohne mich zu erquicken u. zu erwärmen.
Und was machen Sie, gebundener Prometheus? Wie stehts mit den Ihren u.
mit Ihrem Sohne? Die Meinigen sind ziemlich wohl u. ihr Anblick u. bei
allen Unarten ihre gute Hoffnungen sind uns die einzige Freude.
In der Schweiz trägt man sich mit der Nachricht. Sie hätten eine Schrift
„Zuruf an Arme“ geschrieben. Müller hats mir gemeldet; der Titel scheint
nicht Ihrer Art u. Manier zu seyn; auch hätten Sie mir etwas davon geschrieben.
Mosers Schr. über Regenten, Regierung u. Minister werden Sie gelesen
haben. Er ist sich ganz gleich u. scheint mir (wir sind aber noch nicht weit
darinn) sich in leichter Laune selbst übertroffen zu haben. Was hilfts aber? cuibono? Zu seinem Christl. politischen Journal wird er Sie wahrscheinlich auch
eingeladen zu haben.
Sonst weiß u. kenne ich von Neuigkeiten noch nichts, weil ich des Schreibens
u. Lesens auf einige Wochen satt bin. Klopstocks Herm. u. die Fürsten sind ein
ausgeklügeltes Spinnengewebe. Ich denke an nichts, als auf meiner Bahn
fortzuschreiten u. so Gott mir Glück u. dem geschornen Schäflein meines
Hauses, Schooßes u. Bechers, nach dem Trost der Maria des Yoriks einen
linden warmen Wind giebt, den 2ten Th. meines Buchs, der geschrieben daliegt,
auf Michael zu vollenden. So ist die Hälfte wenigstens zu Stande.
Vielleicht schreibe ich Ihnen bald Nachrichten, die Sie wundern oder freuen
werden (ich wünsche u. hoffe das Letztere) von denen jetzt aber keine Sylbe über
meine Zunge will.
Lavat. ist sehr krank gewesen; aber beßer. Häfeli geht als Hofprediger nach
Deßau. Johannes Müller ist in der Schweiz u. befindet sich sehr wohl. Sein
Bruder, das Reh auf den Bergen, noch muntrer u. beßer. Claudius lebt nach
seiner Weise fort: seine Frau ist auch gesunder. Leuchsenring ist Instructor des
Prinzen von Preußen worden u. man erzählt vom alten Monarchen das Bon-
Mot, das er ihm als Instruction gegeben: „er solle u. dörfen mit ihm machen,
was er wolle, ihn lehren, was er für gut finde nur von
Religion
u.
Liebe
solle er ihm kein Wort sagen.“ In Deutschland, wenigstens im Katholischen,
werden sich bald sonderbare Dinge hervorthun, wenn es wahr ist, was man
sehr gewiß sagt, daß Maximilian nicht Priester werden, oder als Priester
heirathen will etc. Die Zeit ist schwanger, muß man mit Hamlet sagen, u. ihre
Geburt wird der Analogie der Witterung nach, so gar liebenswürdig nicht seyn,
wenigstens wird es ohne Kreissen nicht abgehn. Gott rette uns nur u. erhalte uns
sicher u. führe uns, die wir keine Erzbischöfe u. Kurfürsten werden können, in
eine Hütte der Ruhe u. des neuen Lebens. Amen. Gott empfohlen. Amen.
Schreiben Sie bald bester Freund; es ist das 2te Exemplar, was aus meiner
Hand komt u. das Erste, was ich vom 1. Bogen an für Sie abgelegt habe.
Gott empfohlen. Ihr ewigtreuer
H.Adresse mit Siegeln (M.C.H.):HErn. / HErn.
Hamann
/ Aufseher des Königl. Packhauses / in
Königsberg
/ in
Preußen
. /
nebst einem Päckchen Bücher
fr. Berlin
Vermerk von Hamann:den 28 May 84.
Geantw. den 7–9 Aug.Königsberg den 10 May 84.Geliebtester Freund,
Ohngeachtet ich durch Einschluß an HE Hartknoch vorige Woche ein paar
Zeilen an Sie befördert, erhalte ich heute den
ersten
Gruß von Ihrem Neveudurch HE. Stadtrath Wirth, den ich wegen einer Angelegenheit besuchen muste
und im Heimwege begegnet mir HE. Assessor Hoppe, der eben an Sie schreiben
will u noch ein Plätzchen übrig hat. Ich glaube, daß Sie die genaueste und
zuverläßigste Nachricht wegen der Umstände Ihrer alten würdigen Frau Mutter
bereits werden erhalten haben; und weiß dem, was ich damals gemeldet nichts
mehreres hinzuzufügen. Um Sie nicht durch das schwarze Siegel des
Morungschen Briefes ohne Noth zu beunruhigen, habe darin rothes entgegen gesetzt. Sie
werden sich aber auch wol eines schwarzen sich ehstens gewärtigen müßen;
und dafür Gott danken können und müßen, als den einzigen Weg der Erlösung
von allem Uebel des Fleisches. Allem menschl. Ansehen nach wird die letzte
Auflösung durch einen sanften Schlaf geschehen. Sie sieht alle Tage im Kalender
und berechnet vom dato Ihrer Abreise – Dies ist der einzige Zeitvertreib, der Ihr
noch übrig ist; denn zu lesen und zu schreiben scheint Sie gar nicht mehr
vermögend zu seyn. Von den Besuchen des Regim. Feldsch. und ihrer guten
Wirkung hab ich schon neulich gemeldt. Nun ich hoffe, daß Sie uns nicht mehr so
lange auf Nachrichten werden warten laßen und uns auch vom Termin Ihrer
Abreise einen Wink bey Zeiten ertheilen werden, um uns darnach richten zu
können.
Ich habe vor kurzem das allgemeine Tolerantz und Religions System des
von
Großing
gelesen, an deßen schwärmerischen Autorschaft ich einigen
Antheil nehme und heute fallen mir ein paar Bogen in die Hände:
Geschichte
der Abrahamiten, Israeliten und Deisten
in
Böhmen
.
Vielleicht
erhalten Sie auch ein paar Bogen
nach
der Meße:
Golgatha
und
Scheblimini
. (So nannte Luther sn Spiritum familiarem.) Christenthum u Luthertum
dem Judentum u der Philosophie entgegengesetzt, i. e. des berlinschen
Hebräers u Sophisten.
Ein schreckl. Gott gebe ungegründetes Gerüchte läuft hier von einer
Verwüstung zu Neapolis durch ein Erdbeben. Die Dengelsche Zeitung hat es schon
angemeldet. Alle übrige Grüße habe bestellt; aber nicht an Dengel weil er schon
zur Meße abgereist war und wie ich gehört Sie an ihn selbst geschrieben. HE
Stadtrath Wirth freute sich auch gute Nachrichten von Ihnen zu hören – Die
Zeugniße aus Berl. sind sehr widersprechend. Ich zweifele, daß der Vater den
rechten Weg mit sm Sohn eingeschlagen, und vermiße Lauterkeit in seinem
gantzen Betragen, das mich Gottlob! weiter nichts angeht. Daß der gute Lieut.in Steinbeck gestorben, habe Ihnen auch wol gemeldet. Der Kopf war mir so
wüste, wie gewöhnlich – und noch mehr bey der damaligen Eilfertigkeit, daß
Sie mir redites zu gute halten müßen.
Die herzl. Gegengrüße von unsern gemeinschaftl. Freunden und den
Meinigen. Vielleicht bekomm ich bald meinen Sohn wider vom Lande zu Hause durch
Versorgung seines Hofmeisters HE Scheller, wozu HE Stadtr. Wirth mir das
Seinige beyzutragen versprochen, weil Cammerdir. v Domhart das Patronatder Kirche hat.
Gott gebe Ihnen Gesundheit und Zufriedenheit mit Ihrem gegenwärtigen
Aufenthalt und ein wenig
Heimweh
zur Anwendung mit Ruhe, und theilen
dann auch meinem Johann Michel von Ihren Erfahrungen u Beobachtungen
mit, den ich gern mit Griechisch u Arabisch zu einer Wallfahrt nach Holl.
auszurüsten wünschte, wo ihn Capt. von Hogendorp an Camper empfohlen. Zu
Anfang dieses Jahres habe einen Brief vom Kap der guten Hoffnung erhalten,
davon ein Stück in der Berl. Monatsschrift befindl. ist.
Erfreuen Sie uns bald mit Nachrichten, bey denen ich immer ein wenig
Motion aber wenig
Trost
gewinne; denn das laute Reden wird mir so sauer
wie Ihnen, und noch schwerer, die Erinnerungen zu erneuern und ins klare zu
bringen. Ich umarme Sie unter Anwünschung alles Göttl. Seegens zu
Erreichung Ihrer Absichten. Vergeßen Sie nicht Ihren
alten Freund JGHamann.Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Doctor Lindner / Wolgeboren / zu /
Wien
.
von G. I. Lindner vermerkt:den 10. May.Königsberg den 11 May 84.Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Freund,
Mit Hezels Hiob bin erst gestern fertig worden, und sende die 3 Theile mit
dem ergebensten Dank zurück, in Erwartung der folgenden.
Anbey folgt Pleßings Abgötterey, Origeg, Astruc und Möhser zu
beliebigem Gebrauch oder Nichtgebrauch – und ohne allen Termin, weil ich weiß,
daß Sie höchstzuEhrender Freund, mehr Geschmack und Muße zu lesen im
Winter als Sommer haben.
Verzeyhen Sie, daß ich nicht eher geantwortet in Ansehung des Bücher-
Ausschußes für die Bibliothek. Die Schuld hat wohl gar nicht an mir sondern
mehr an meinem Freund gelegen, den ich fast gar nicht zu sehen bekommen, ohne
daß ich ihm auch irgend etwas zur Last legen kann. Ich habe ihn gestern
aufgesucht, und er versprach mir gantz gewiß für Abholung der Bücher zu sorgen.
Die ganze Sache wäre schon abgemacht, wenn nicht das Vacuum der Caße, die
D. Buck führt, eine unvermuthete Gelegenheit in den Weg gelegt hätte. Unter
deßen ist Ihnen das Geld gewiß, und für die Bezahlung wird auch Rath
geschafft werden. Es komt blos noch auf einen Gang zum Oberbibliothekar an,
und die kalte feuchte Witterung hat eben den Einfluß auf ihn wie auf mich. Sein
letztes Holtz hat er auch zu früh mit mir getheilt. Zum ersten mal Decanus, den
gantzen Vormittag mit Stunden besetzt, und selbst des Nachmittags nicht
verschont mit Vorlesungen, die er ebenso gewißenhaft treibt, als er das piumcorpus der Rathsbibliothek zu verwalten sucht, wo ihm auch die Hände auf
mehr als eine Art gebunden sind. Dergleichen Umstände machen ebenso muthlos
und unthätig und verdroßen, als die kalten feuchte Dünste unserer Atmosphäre.
Hartknoch ist gerade durchgegangen, und bey einem Haar ohne mich zu sehen,
wozu ich sehr zufällig kaum eine halbe Stunde Zeit gehabt. An eben dem Tag
meldete mir Hintz seine in diesem Monath gewärtige Ankunft.
Ich hatte eben ein paar Tage vorher an unsern D. Lindner nach Wien
geschrieben, deßen Stillschweigen mich beunruhigte, als ich einen Brief vom 2
Januar erhielt, den Hofrath Knapp, welcher in ganz ähnlicher Absicht (neml.
die Hospitäler zu besehen) auf Kosten des Herzogs von Curl. eine Reise gethan.
Unserm Freunde geht es nach Wunsch, und es gefällt ihm dort sehr, weil seine
medicinische Wißbegierde befriedigt wird. Er hat mir seine Grüße zu bestellen
aufgetragen und ich füge noch eine Stelle aus seinem Briefe hinzu:
„M Glück und Seegen zum Neuen Jahr und Friede in Ihren Gränzen. Hier
gährt der Krieg noch immer. Den Christtag ist der Kayser in Rom gewesen, blos
den Tag, den Abend wider zurück. Es ist in der That ein sehr unruhiger Geist in
ihm. Das Gesicht eine wahre Maske, ein stumpfes Auge, und kein Zug, der was
sagt, und doch kocht es drinnen. Auf deutsche Reichsverfassung so lüstern, als
auf Papst und Mönch und Türk. Nur lag ihm dies näher und war dringender.
Der verwöhnte Bürger sieht seinen Nahrungsstand siechen, und haßt ihn. Der
Ungar ist durch seine aufgehobene Steuer-Freyheit erbittert. Er setzt sich über
alles weg, und häuft Schätze.“Gestern Abend wurde mir zum Meß Katalog Hoffnung gemacht, er muß aber
nicht angekommen seyn. Herr Dengel hat ausdrückl. befohlen die Verstörung
von Neapel, als eine ausgemachte Sache in die Zeitung rücken zu laßen.
Vom Morczini habe mit genauer Noth ein Exemplar erhalten, obgl. über
1000 per Post angekommen sind. Bey einer solchen Überschwemmung
vermuthe daß auch schon ein Exemplar in Ihre Gegenden gerathen – Wo nicht, will
meines mittheilen sobald ich es aus Graventhin zurück erhalte.
Habe gestern den HE. Stadtrath Wirth besucht um den ersten Gruß des
jungen Lindners abzuholen, und ihm die Empfehlung des guten Schellers zur
ledigen Pfarre in Eichhorn bey dem Patron der dortigen Kirche, HEn
Cammerdirector von Domhardt zu insinuiren. Können Sie auch dazu etwas beytragen:
so können Sie leicht selbst alle Interessenten, welche Sie dadurch verbinden, an
beyden Händen abzählen, und sich meiner am kleinen Finger auch zu erinnern.
Lavater klagt auch, daß er meine Buchstaben nicht lesen kann. Mein Freund
Häfeli wird außerordentl. Hofkaplan zu Wörlitz. Er ist Verfaßer der Predigten
und Fragmente in 3 oder 4 Theilen, davon sich die letzten beßer lesen laßen als
die ersten. Das wichtigste von Neuigkeiten, welches ich gelesen ist der 1 Theil von
Büschings Beyträgen zur Geschichte berühmter Männer
, im Fall Sie
selbige noch nicht kennen sollten.
Das Geld wird doch vermuthl. an HE. Kriegsrath Hippel ausgezahlt,
erwarte hierüber Erklärung.
Nach ergebenster Empfehlung an Dero Frau Gemalin habe die Ehre mit alter
unveränderlicher Ergebenheit zu seyn der Ihrige
Joh Georg Hamann. im Fluge.Königsberg am heil. Abend vor Himmelfahrtden 19 May 84.Danken Sie Gott, herzlich geliebtester Freund, der seine Barmherzigkeit
vollendet und allem Leiden ein Ende gemacht. Gestern Abend ist Ihre seelige
Mutter zwischen 6–7 in Ihre und Seine Ruhe eingegangen. Heute Nachmittags
ist mir die Anmeldung geschehen, aber in meiner Abwesenheit, daher ich aus
dem Bericht meiner Leute nicht recht vernehmen konnte und zum HE AssessorHoppe unserm gemeinschaftl. Freunde lief, der seine besten Grüße mir an Sie
aufgetragen und nächstens das Umständliche melden wird. Die Frau Pf.
Skubichin ist vorige Woche in Königsberg gewesen, und Sonnabends wieder
abgereiset. Sie ist in einer Kutsche mit ihrer ganzen Familie, wie ich heute gehört, das
Licent vorbeygefahren, ohne daß ich das geringste von ihrem Hierseyn gewust.
HE Hoppens Haus auch vorbey gegangen, ohne angesprochen zu haben, welches
ihr beynahe etwas übel nehmen muß, weil der ehrl. Mann es an der treuesten
Pflege nicht hat fehlen laßen. Sie hat – ich komme auf die Seelige wider zurück –
einen unvermutheten Appetit zum Caffe bekommen, ein paar Taßen mit vielem
Appetit getrunken, und noch mehr verlangt, worauf ihr noch die Neige einer
halben Taße gereicht worden – und soll bald darauf verschieden seyn unter dem
Anfall ihrer gewöhnlichen Krämpfe. – Also auch eine Sorge weniger auf der
Welt für Ihr Herz; und ein Magnet mehr nach dem das droben ist, und den
unsichtbaren Gütern und Schätzen, die auf uns warten. Gott wolle die
Verheißung des vierten Gebots reichlich an Ihnen erfüllen und Ihre treue kindliche
Liebe auch durch zeitlichen Seegen belohnen.
Ich empfehle mich mit allen den Meinigen Ihrem freundschaftlichen
Andenken, umarme Sie unter den besten Wünschen und ersterbe Ihr
alter ergebener Freund Joh G. Hamann.Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):Des / HErrn Doctor Lindner / Wolgeboren / zu /
Wien
. / abzugeben im
Judengäßl. bey dem / Wildprethändler HE
Fuß
.
von G. I. Lindner vermerkt:den 19. May.Kgsberg den 8 Jun 84.HöchstzuEhrender Herr und Freund,
Ihre Einlage nach Graventihn welche ich den 2ten d erhielt, ist noch denselben
Abend abgegangen, und heute HE Kriegsrath Hippel mit seinem Raphael
abgereist, beyde erwarte ich morgen, höchstens übermorgen mit meinem Michael,
den ich einige Tage festhalten will.
Diesen Morgen war bey HE Stadtrath Wirth, deßen Eifer wegen der
Eichhornschen Pfarre fruchtlos gewesen. Er versprach mir die erhaltenen Bücher zu
übersenden. Sie erhalten dafür den dritten und vierten Theil von Nicolai
Reisen, die seiner gedruckten Vorschrift zu folge nicht verabfolgt werden sollen
ohne die Pränumeration eines halben # auf den 5 u 6ten Theil. Ich erhalte
also nebst 18 gl. für die Fracht zusammen 5 fl. 3 gl.
Mein Freund Kraus scheint auch die abgesetzten Bücher nicht eher in Empfang
nehmen zu wollen, biß er das Geld dafür baar abliefern kann. Unterdeßen ist
die Sache abgemacht, und das Geld Ihnen auch sicher, und ich bin auch
überzeugt, daß er der Sache ein Ende machen wird; weil die Schuld vornehmlich an
D. Buck dem OberBibliothekar liegt. Er kommt fast nicht aus dem Hause, und ist
jetzt beschäftigt den Nachlaß des seel. Kreutzfeld über die Preuß. Geschichte in
Ordnung zu bringen. Biß zu Dengels Ankunft, für den der Posten bestimmt ist,
werde Gedult haben müßen – aber alsdann exekutorisch zu Werk gehen.
Hintz, der sich zu Hasenpoth als Advocat angesetzt, hat sich hier über 14 Tage
aufgehalten; er thut eine Reise nach Deutschland, wahrscheinl. bis nach Wien,
wohin ich den Gruß an den
guten Jungen mit den tiefen Augen
ihm
mitgegeben. Beykommendes Päckchen ist von ihm eigenhändig an Sie ausgefertigt
worden, mit der Bitte, sich seiner dabey zu erinnern bey Eröfnung deßelben.
Er thut diese Reise als Gesellschafter eines Herrn von Firks, deßen
Hofmeister er gewesen, und hat 1000 Alb Thl dafür zu erwarten; unterdeßen seine
praxin ein Amtsgehülfe versieht, daß dieses Grundstück auch für ihn nicht ganz
steril bleibt.
Freund Herder hat mir den ersten Theil seiner
Ideen zur Philosophie der
Geschichte der Menschheit
in 4o überschickt, dem noch drey folgen werden.
Sobald ich selbiges entbehren kann, werd ich nicht ermangeln es Ihnen
mitzutheilen. Der Plan ist aus dem ersten Viertel noch nicht zu übersehen.
Vorige Woche besuchte mich ein Prof. Werther oder Werthes in Gesellschaft
unsers Mangelsdorf und Mohr. – Er kam von Petersburg und geht nach Wien.
Er brachte mir die unangenehme Nachricht mit, daß Hartknoch über Lübeck zur
See gegangen seyn sollte; welches ich mir noch nicht vorstellen kann. Seine
Begleitung und andere Umstände machten mich in Ansehung seiner verlegen und
mistrauisch. Gegen Kant soll er gesagt haben bey Wieland im Hause gelebt zu
haben – und mir versicherte er Herder noch zu Bückeburg gut gekannt zu haben.
Nunmehr sagt man, daß es der Uebersetzer des Ariost p seyn soll.
Aus Weimar habe wider einen Einschluß erhalten der auf Hartknoch wartet.
Das Neueste was ich mit Zufriedenheit gelesen ist Burigny Erasmus Leben
von Burigny in 2 Theilen durch Pr. Henke in Helmstädt verkürzt, erläutert und
berichtigt, aber von einem Landprediger Reich im Braunschweigschen übersetzt.
Ein Buch, welches auch in Ihre Bibliothek gehört, wenn es nicht schon da ist.
Mon bonnet de nuit von Mercier in 2 Bänden habe auch durchgelaufen.
Eine Sammlung seiner Opuscules unter diesem titre phantasque. Den Artikel
über den Tacitus habe mir gantz ausgeschrieben und unter einer Menge von
Tiraden auch einige starke und glückliche Stellen gefunden.
Hartung hat eine kleine brochure mitgebracht: Le petit fils d’Hercule 1701.
Es ist eine gantz neue Schrift und die Jahrzahl ein Betrug. Die Kayserinn von
Rußl. kommt am Ende darinn vor, der Verf. wird Vizekönig von Orel und
macht durch seine Plane zum Besten der
Bevölkerung
sich so verdient, wie er
allenthalben in Paris und auf seiner gantzen Reise durch Proben seiner
Ausschweifungen u Stärke darinn berühmt geworden. Es ist ein Meisterstück von
Brutalität.
Eine ähnliche Schrift, die vor einigen Jahren unter dem Titel Erroticonrerum amatoriarum Liber (sollte heißen Eroticon Biblion) herausgekommen,muste einem andern zu Gefallen ansehen, von einem ähnlichen Inhalt; nur
daß Bibel und priapeische Gelehrsamkeit hier mehr gemisbraucht wird, und in
jener Witz u Schreibart französischer ist.
Noch liegen vor mir Meditations philosophiques sur l’origine de la Justice
par le Chancelier d’Aguesseau in 4 Theilen, die Hintz mir zu Gefallen kaufen
muste und von denen ich mir viel verspreche. Wenn meine Ahndung eintrifft;
so werde nicht ermangeln Ihnen das Werk mitzutheilen, weil es bis zu seiner
Widerkunft bey mir aufgehoben bleibt.
Ich habe die Ehre nach ergebenster Empfehlung an die Frau Gemalin mit
unveränderter Hochachtung zu seyn
Ew Wolgeborenverpflichteter Freund undDiener Joh. Ge. Hamann.Bitte mir die
Qvecken
aufzuheben, die mir von allen Seiten versprochen
worden ohne noch etwas erhalten zu haben, als den kleinen Ertrag meines
wilden Gartens, mit dem es nicht der Mühe lohnt eine Cur anzufangen, die mir
so nöthig ist als das liebe Brot.
Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
/
Nebst dem dritten und vierten Theil von Nicolai’s Reisen.
Kgsberg den 14. Jun. 84.Zuförderst bescheinige hiemit 4 fl. 15 auf den 5ten und 6ten Theil der
Nicolaischen Reisen nebst 18 gl. für die Fracht & der beiden vorigen Theile
empfangen zu haben.
Hiernächst habe die Ehre zu melden, den partem posteriorem des Döderleins
nebst Eichhorn Einl. ins A. T. laut verlangter beyl. Nota erhalten zu haben,
und frage dabey an, ob ich selbige ungebunden oder wenigstens planirt und
geheftet überschicken soll? – auch an welchen Buchbinder ich mich deshalb zu
wenden habe?
Das Magazin für Prediger ist im Dengelschen Buchladen nicht zu haben.
Soll ich im Hartungschen deshalb Anfrage thun – und sollen diese Bücher roh
befördert, oder nicht wenigstens planirt und geheftet werden, in welchem Fall
ich mir einen Buchbinder anzuweisen oder die Besorgung davon dem
Dengelschen Buchladen zu überlaßen bitte.
HE. Hartknoch ist gestern angekommen und wir haben uns heute einander
wechselsweise besucht. Er hat mir den ersten Theil von Monboddo Werk über die
Sprache mit Herders Vorrede, den dritten Theil vom Pontius Pilatus, eine
Beschreibung von Italien und noch 10 Verlagsarticul mehr mitgebracht – aber
die Uebersetzung eines engl. Werks über die Welt fehlt, welches vorzügl. meine
Neugierde reitzt, werd ich erst aus Riga erhalten. – Büschings Beyträge oder
vielmehr Nüßlers Leben bin ich nicht im stande gewesen Ihnen bisher zu
verschaffen; den d’Agueßeau werde ich übersenden, sobald ich selbst damit fertig
seyn werde, welches ich wünsche wegen seiner Weitschweifigkeit à laMalebranche u pro vostris.den 15. –Ein unvermutheter Besuch hat mich gestern Abend unterbrochen; dafür bin
ich heute selbst im Dengelschen Buchladen gewesen, weil ich vergeßen hatte durch
meinen Sohn, der gegenwärtig hier ist, die
freymüthige Betrachtungen
und
Jerusalems
seine auszunehmen. Es liegt also bey mir
Döderlein
,
Eichhorn
nebst den beyden jetzt gemeldeten Büchern, und warten blos auf
Ihre Vorschrift, sie roh oder geheftet zu übermachen.
Das von Hinz bestellte Päckchen waren Nicolai Reisen, welche er nach alter
verlernter Kunst zugeschnürt und signirt hat. Ich habe vorigen Sonntag einen
Brief aus Graudenz, betreffend die Mockrausche Revue von ihm erhalten. Er
meldet mir einen Umstand, von dem man hier keine Nachricht gehabt, daß ein
Soldat von Eglowström den 9 d.
decollirt worden
, weil er am ersten Tage
der Revue aus seinem Gliede im Vorbeymarsche getreten und sein Gewehr vor
dem Könige praesentirt. Man hat ihn aber nicht zum Wort kommen laßen,
sondern ist gl. von Ober- und Unterofficiren umringt und weggebracht worden.
Beym Einsteigen in den im Wagen hat sich ein Weib auf die Knie geworfen,
und dem Könige angeschrien. Weil sie auf das widerholte Ruffen aufzustehen
sich nicht hat besinnen können: hat der Kutscher die Pferde angepeitscht.
Jemand kam und gab der Supplicantin in des Königs Namen 3 fl. womit sie sehr
zufrieden gewesen seyn soll.
Adelung hat einen großen Qvartanten von Zusätzen zu Jöchers Gelehrten-
Lexicon herausgegeben, der 15 fl. kostet und nur die beyden Buchstaben A und B
in sich hält.
Ohngeachtet mein Sohn mir ein Bündel Quäcken mitgebracht, so scheint mir
doch der Vorrath nicht hinlänglich zu seyn, wenn mich nicht das Augenmaaß der
Habsucht trügt. Wegen des Waschens und Dörrens weiß ich selbst nicht, ob
dieses zu ihrer Erhaltung nöthig ist – und ob eins der Sprintlackschen Mädchen
Zeit dazu übrig hat. Selbst graben mag ich nicht, aber ich schäme mich nicht zu
betteln.
Ich glaube daß Ihnen mein Umgang lästiger seyn würde, höchstzuehrender
Freund, (und diese wahre Furcht hält mich ab Sie heim zu suchen) ungeachtet
aller Nachsicht, womit Sie mein Geschmier ertragen.
Hartknoch reist morgen ab, und mein Sohn, der sich Ihnen empfiehlt,
übermorgen. Kanter hält sich meines Wißens in Trutenau auf und wird
vermuthlich an Jacobson einen Mann nach seinem Herzen gefunden haben.
Wenigstens hat er ihn sehr erwartet, wie ich gehört.
Der 42jährige Affe
.
Eine gantz vermaledeites Mährchen
!
Aus
dem Franz. Berlin 84
ist eine gantz elende Brochure, die mir als confiscablein die Hände fiel, aber nicht lohnt angesehen zu werden. Ist deutsches Machwerk
ohne Geschmack, Sprache noch den geringsten Witz. Das Äußerliche verekelt
schon – und es ist auch für mich Zeit aufzuhören, bis auf mehr Muße, Ihnen
von unserm neuen Meßgut mehr Nachricht geben zu können.
Unterdeßen habe die Ehre mit alter Treue zu verbleiben
Meines HöchstzuEhrenden HErrn Kriegsraths
ergebenster Hamann.Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von u / zu /
Sprintlacken
Kgsb. 18 Jun. 84.Herzlich geliebtester Freund,
Gestern erhielte gegen Abend diese Einl. nebst einer nach Morungen. Ich habe
das Herz gehabt selbige zu erbrechen, weil Sie das Vertrauen auf mich gesetzt
mir den vorigen Brief und Ihre eigene Antwort mitzutheilen. Es hat mir zwar
schon mein Vorwitz leidgethan, aber ich habe mich damit getröstet, daß Nichts
von ohngefehr geschieht, und ich wünschte etwas zur Besänftigung von beiden
Theilen beitragen zu können; da von beiden Theilen das summum ius der
Freundschaft
und
Billigkeit
Eingriffe zu thun scheint. Unser Freund, wie
offenbar zu ersehen, ist in Verlegenheit, hat sich auf die Summe Rechnung gemacht
– giebt wenigstens vor, von andern den
Bogenpreis
erhalten zu können – –
Sie haben, liebster Hartknoch, nicht die nöthigen Maasreguln als Buchhändler
genommen, wegen Formats und des dadurch natürlich entstehenden
Unterschiedes. Glaubt ein
anderer Verleger bey jenem Preise bestehen zu
können
: sollten s Sie sich als Freund nicht auch begnügen können? und ist in
einem solchen Falle die Versuchung nicht groß besonders für einen Mann, der
in Verlegenheit ist – Vielleicht können die zerstreuten Blätter die er Ihnen
anbietet, etwas von dem einholen, was Sie an dem exorbitanten Preise der Ideen
aufopfern. Setzen Sie das Nagen und Beißen und Keifen unter einander fort:
so besorge ich, daß Uebel ärger werden wird, und unser gemeinschaftlicher
Gevatter bald eben so schwarz in Ihren Augen werden wird, als K‥ und H.
welches ich um aller Welt nicht wollte, weder Ihrent- noch Seinetwegen. Der
einzige Rath, der zugl der schwerste ist, besteht in aut – aut – gantz der
Freundschaft
oder gantz den
Grundsätzen des Ackers
und
Pflugs
zu entsagen in
diesem
einzigen Fall
, und
theure Erfahrung
auf künftige und ähnliche
Fälle Ein für allemal baar zu bezahlen. Bedenken Sie aber, liebster Hartknoch,
daß es mit unserer
Hoffnung zu gewinnen
öfters ebenso verkehrt geht, wie
mit unserer Furcht zu verlieren. Machen Sie sich aber dieses Anlaßes zu Nutze,
alles auf einen
reinen Fuß zu bringen
, soviel möglich, mit Güte und Liebe,
ohne Rücksicht noch Arglist, aber mit
Klugheit
, welche die ganze Lage der Sache
Ihnen am besten vorschreiben kann.
Er meldt mir, die Stolberge sind dort gewesen mit ihren Gemalinnen 4
liebenswürdige Leute, die ihnen 8 angenehm unruhige Tage gemacht haben. Mein
Sohn ist heute in Gesellschaft des Hills per pedes apostolorum heim gegangen.
Er ist gestern zu spät gekommen, und der Regen ist zum Theil schuld daran, der
ihn so naß gemacht, daß er in meinem Hause abgewiesen worden und daher ein
gl. in Ihrem befürchtet. Unterdeßen er sich erst umgekleidet, sind Sie schon
abgereist – und wie es scheint früher, als man gewöhnl. von der Stelle kommt.
Sie kennen einen Kaufmann Gollwitz, den Schwiegersohn der Frau Masutineiner alten Muhme vom Kanterschen Hause. Dieser ist heute Knall u Fall von
seinem Gesellen erschoßen worden mit einem Gewehr, das ihm ein Soldat zum
Verkauf angeboten u. geladen gewesen ohne daß es jemand gewußt. Dängel
versichert ein Päckchen aus der Schweitz an mich mitgebracht zu haben, das aber zu
meinem Herzeleid sich nicht in den 3 Ballen befindt, die hier aus Pillau erwartet
werden. Gott gebe Ihnen eine glückl. Reise und ein vergnügtes Widersehen Ihrer
Familie, der ich mich mit den Meinigen bestens empfehle – auch gute
Ideen
zur
Antwort der Beyl. Ich ersterbe Ihr alter treuergebener Joh. Ge. Hamann.Auf der Adressseite:Sollte Herr Hartknoch bereits durchgegangen seyn, so bitte ergebenst diesen
Brief nach Riga zu befördern.
JGHamann.Adresse mit Siegellackrest:HErrn / HErrn Joh. Friedr.
Hartknoch
/ Buchhändler zu Riga /
gegenwärtig / in /
Memel
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf u beantw d 19 Jun 1784Am Johannistage 84.Dero geneigte Zuschrift vom 12 h. habe ein paar Tage nach Empfang
derselben, sogleich beantwortet mit Bescheinigung des Praenumerationsgeldes
auf den 5ten und 6ten Theil der Nicolaischen Reise, mit Uebersendung der
verlangten Nota über Eichhorn aus dem Hartungschen Laden, und mit der
Anfrage, ob die bestellten Bücher roh oder wenigstens geheftet zufolge der mir
vorgeschriebenen Anweisung bey HE Kriegsrath Hippel sollten abgegeben werden.
Diesen Wisch – denn Briefe bin ich nicht im stande zu schreiben – habe ich den
16 d. dem Bedienten unsers Kreises zugestellt, um ihre die Bestellung beym
HE Stadtrath Wirth zu besorgen – mich auch deshalb erkundigt und die
Versicherung erhalten, daß alles richtig abgegeben worden wäre zu weiterer
Beförderung.
Friedrich besuchte mich heute mit einem Billet von Ew. Wolgeboren, aus dem
ich besorge, daß meine Antwort Ihnen nicht zu Handen gekommen, und daß
jenem die ausgenommenen Bücher abliefern soll. Er hat also heute von mir
erhalten
den 2ten Theil des Döderlein
do des Eichhorns
Jerusalems Betrachtungen und die Freymüthigen des D. Stark.
nebst den Meditations philosophiques des Daguesseau, die vielleicht eben so
wenig Ihren Beyfall erhalten werden, als die beyden Bände des Pleßings von
der Abgötterey.
Verzeihen Sie mir, HöchstzuEhrender Freund, daß ich aus guter Meinung
erst Antwort auf meine Anfrage abwarten wollen, ob selbige nicht gebunden
übermacht werden sollte, ehe ich selbige nach der ersten Bestimmung an HE
Kriegsrath Hippel abgegeben. Vermuthlich haben Sie dort einen näheren
Buchbinder.
Das Magazin für Prediger ist weder in einem noch dem andern Buchladen
zu haben.
Den Prof. Kraus bekomme ich nicht mehr bey mir zu sehen, und ich habe ihn
schon 2 mal umsonst aufgesucht. Wir müßen beyde allso Gedult haben.
Ich habe heute ein sehr vortrefflich Buch gelesen unter dem Titel:
Gemälde
aus dem Leben der Menschen
. Quis sit vitae scribam color. Vom Prof.
Babo
. München. 784. ein würdiger Pendant zu Gertrud und Lienhard, auf
deßen zweiten Theil ich auch warte. Auch von jenem ist eine Fortsetzung zu
wünschen und zu vermuthen. –
Die Usterische, Daßdorfsche und Nicolaische Sammlung der
Winkelmannschen Briefe hat mir auch viel Freude gemacht. Letztere ist mir gantz unbekannt
bisher geblieben und jetzt ist eine neue Sammlung seiner Briefe an die Liefl.
Freunde zu Coburg ausgekommen. Noch liegen die Meßgüter im Schiff –
Hartung hat 5 Ballen durch Fuhrleute erhalten und 7 zu Waßer. Dengel bekommt
jetzt nur 3 wo ich nicht irre, und 6 sind in Lübeck oder noch unterwegens,
worunter auch ein Päckchen für mich aus der Schweitz.
Ich vermuthe die 3 schöne Sammlungen der Winkelmannischen Briefe in
Ihrer Bibliothek. Wenn Sie auch des
Füeßli Geschichte der Usterischen
oder
Schweitzerischen hätten, wünschte ich selbige auf ein paar Tage anzusehen. Ein
paar Theile, welche Hintz bey mir deponirt zu seiner Zurückkunft, haben mich
zur ganzen Sammlung lüstern gemacht.
Da alle Hoffnung der Fooigelder verloren, hat man uns mit einer
ansehnlichen Gratification von dem stattlichen Plus dieses Jahres geschmeichelt. Der
König will aber von nichts wißen, weil er 3 Millionen zu Ersetzung der
Waßerschaden braucht. Erachten Sie selbst, wie mir bey dieser Lage zu Muthe seyn
muß, und daß man dabey alle Lust zu leben verliert – mit Verdruß erwacht,
mit Kummer schlafen geht, und den Tag verträumt.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und behalten Sie in guten
Andenken
Ihrenergebenen Freund und DienerJohann Georg Hamann.Adresse mit Siegelrest:No. 1. / An / HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
.
Kgsberg den 25 Jun. 84.Der geehrten Frau Kriegsräthin,
Meinen ergebensten Dank für die Beylage der Abgötterey. Was nicht in
Sprintlacken fabricirt ist, und sich nicht eßen läßt, werd ich nicht ermangeln, zu
seiner Zeit zu remittiren.
Mit Ihren Aufträgen bin noch diesen Abend im Dengelschen Laden gewesen,
wo man eben die 3 Ballen auspackte. Ich habe den Aufsatz da gelaßen. Man
meinte alles zu haben, und womöglich aus dem Hartungschen zu ersetzen. Das
erste Stück der Heßischen Beyträge zur Gelehrsamkeit und Kunst
habe
mitgenommen; wegen einer Abhandlung
über die Natur der
Metaphysik von HE Prof. Kants Grundsätzen
. Der Verf. ist
Tiedemann
,
deßen Name eben keine Empfehlung für mich ist. Sie hat 9 Blätter u scheint
blos die Ästhetik zu betreffen, mehr
über
als
wider
ihn zu seyn.
D’Aguesseau ist dem gestrigen Pack beygelegt worden. Herder circulirt – sein
Monboddo liegt noch fast unberührt vor mir. Ihn zu beantworten, (welches
noch nicht geschehen), habe ich beyde nöthig. Nächst
Nüßlers
Leben wünschte
ich Ihnen vorzügl. den lieben
Profeßor Babo
mittheilen zu können.
Alles
was mir mögl. werde von selbst thun
nach Zeit und Umständen die mir
nicht immer günstig sind.
Neun Stücke des Schweitzerischen Museum habe heute auf sehr kurze Zeit
erhalten, und vor lauter zufälligen Besuchen kaum das erste lesen können.
Bodmers Leben sehr weitläuftig und beynahe so ekel wie die engl. Biographien
wegen der
Localität
, wie Semmler das Ding nennt. Auch eine Abhandl.
welche durch mehrere Stücke läuft, von der
Berathschlagung und
den
rechtmäßigen Absichten
bey der Auswahl
eines Ehegatten
, welche
schon im
Schweitzerschen Sammler
gestanden und
Füeßli
zum Verf. hat.
Der ungenannte Verf. über die Ehe ist darinn sehr schweitzerisch behandelt.
Ich habe heute das Glaubersche Saltz angefangen, werde es aber statt des
Morgens lieber des Abends brauchen, um zu den Quäcken zu schreiten, von
denen mein Sohn auch einen kleinen Vorrath mitgebracht, daß ich also auf die
Sprintlacksche Lieferung fügl. warten kann. Wollte wider meine
Art und
Weise
diesen Abend fasten; habe mich aber eines beßern bedacht – Um coll’amore zu schmecken schließ ich mit Herz Mund und Hand der Ihrige.
Joh Georg Hamann.Adresse mit Siegelrest:No. 2. / des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
Stammbuchblatt für Elisa von der ReckeEile, liebes Blatt! in die Hände der Huldgöttin, aus denen ich Dich rein und
weiß empfieng, zurück, mit den schwarzen Zügen dicker Dinte aus unschlachtiger
Feder – und Ihr gnädiger guter Wille rechtfertige die Bestimmung dieses in der
Dunkelheit (allein) glücklichen Namens –Johann Georg Hamann.Königsberg in Preußenam VIten Sonnt. nach Trin.1784.Königsberg den 24 Julii 84.Alter lieber Freund,
Ihren warmen Brief erhielt den 5 Julii und habe immer das Pack erwartet,
welches diesen Morgen mir ins Haus gebracht wurde und gestern Abend spät
angekommen.
Ihr Entschluß H. nicht eher zu antworten, bis er vorher Ihren Brief von hier
aus verdauet hätte, kam mir billig vor. Ich habe noch selbst nicht nach W.
schreiben können, werde es aber so bald als immer möglich, thun, mich aber
gegen ihn nicht weiter auslaßen, als Sie mir vorgeschrieben.
Eigennutz
und
Freundschaft
waltet unter uns allen 3. Der gar zu
vertrauliche
Ton, an den der gute H. gegen Sie gewohnt ist komt Ihnen in der
gegenwärtigen Lage,
verächtlich
vor. Unterdeßen gestehen Sie selbst, daß
Ihre zu weit getriebene Aufopferungen immer eine Erwartung und rechtlichere
Schadloshaltung im Hinterhalte gehabt. Entschließen Sie sich gantz zu einer
Seite, wenn Sie
können
und
wollen
– entweder gantz
Buchhändler
oder
gantz
Freund
zu seyn. Doch die Pudenda unserer Natur hängen mit den
Cammern des
Herzens
und des
Gehirns
so genau zusammen; daß eine zu
strenge Abstraction eines so natürlichen Bandes unmöglich ist. Vielleicht wäre
eine kleine Reformation in den
Grundsätzen
des Buchhandels – die Sie mir
schon einmal gebeichtet – und in der Ausübung der
Freundschaft
– ohne die
kein
Saltz
noch
Gewürz
für unser täglich Brodt ist, von dem der Mensch doch
nicht allein zu leben im stande ist, das beste Mittel Ihrer gegenwärtigen
Verlegenheit und aller künftigen ähnlichen unangenehmen Fälle.
Wenn unser alte Freund wirklich Ihr Schuldner von 100 # bleibt, wozu
wollen Sie aus gantz falscher Grosmuth Ihr Recht dazu im Stich laßen? Nein,
zahlen Sie ihm bis auf den letzten Heller, und meßen Sie nach gleichem Maaße;
und bringen Sie einmal Ihre ganze Rechnung ins Reine.
Er ist
wirklich in Noth
und hat sich Rechnung auf diesen einzigen
Zweig
seiner Industrie
gemacht; er schämt sich vielleicht Ihnen das Bekenntnis zu
thun. Bey Ihnen ist weniger von wirklichem Verlust als dem + u − des
Gewinns die Rede. Je weniger Sie zum voraus auf diesen Verlag rechnen werden,
desto mehr werden Sie anfangen zu gewinnen.
Er bleibt immer einer unserer besten Köpfe, der vielleicht eben jetzt seine Reifeerlangt – Wird es Ihnen nicht nachher nicht wider leidthun. Nicht Ihren
Schaden verlange ich, sondern nur
Zufriedenheit
mit
mäßigem Gewinn
,
als ein Oel für die Räder Ihrer ganzen Buchhandlung. Ich muß hier wie ein
Blinder von der Farbe reden. Krankheit und zunehmendes Alter ändert
Gegenstände und unsere Eindrücke von denselben; denen wir so wenig trauen können
als den entgegengesetzten. Also mit unserm Vertrauen auf Gott wächst unser
Vertrauen auf Menschen und unsere Stärke, das böse mit Gutem zu
überwinden, und nicht Böses mit bösem zu vergelten.
Ein Bruch zwischen zween alte Freunde ist immer die allereckelhafteste Sache,
und ein wahrer Herzens Krebs. Wie sehr hängt es von unserm Gebrauch der
Menschen ab, sie
bös
und oder
gut
zu machen, Leben oder Tod aus ihnen zu
ziehen. Um sich einen
schweren
Articul im Handel zu erleichtern, wäre es nicht
möglich sich ein wenig im Verlage mehr zu concentriren oder einzuschränken
oder andere Verhältniße der Bilance einzuführen und zu
versuchen
.
Kurz, Sie sehen aus allem, wie sehr ich wünsche, daß Sie Verleger dieses
großen Werks
blieben und mit Ihrem hitzigen Temperament und heftigen
Gemütsbewegungen nicht den
Ehrgeitz
und
Muth
des Autors im Fortschritte
seiner Arbeit erstickten, noch den Geitz seiner Bedürfniße durch eine zu strenge
kaufmännische Gerechtigkeit auszutreiben suchten, oder vielmehr zu
beyderseitigem Nachtheil aufs äußerste brächten. Ich glaube, daß ein ehrliches lauteres
offenes herzliches Betragen ihn zu einem harmonischen Ton umstimmen wird.
Summum ius und summa iniuria scheint von beyden Seiten so hoch wie
möglich gespannt zu seyn. Wenn Sie, wo möglich, jetzt alles einräumen; so konntenSie für die Zukunft alles genauer dadurch bestimmt und abgemacht erhalten.
Bey aller Umständlichkeit, womit ich Ihnen Winke auf alle Nebenumstände
zu geben suche, bin ich nicht im Stande weder Ihrem freundschaftlichen
Vertrauen, noch mir selbst Gnüge zu thun. Die Schuld liegt offenbar an Euch
beyden – Natürlich zieht mich ein Vorurtheil mehr zur Parthey eines armen
Autors, als eines schlaueren Verlegers. Der eine hängt an sein Haussystem, der
andere ein sein Handlungssystem; der eine muß für Capitalia, der andere für
die Zinsen sorgen. Die Lage einer Haushaltung bin ich eher im stande mir
vorzustellen, als das große Gewühl einer Handlung, von dem ich nichts verstehe.
Sie können leicht denken, daß ich Ihnen, liebster Hartknoch, in den meisten
Stücken mehr
Recht geben
muß, als unserm gemeinschaftl. Freunde; aber
eben dadurch sind Sie auch zu mehrerem
Mitleiden
verpflichtet, und fast
möcht ich sagen, Grosmuth verpflichtet, weil Sie den
Autor
in Ihrer Gewalt
haben und er nicht Sie. Verlieren Sie keinen Heller, aber nehmen Sie mit dem
Wucher von 3 für lieb, und treffen Sie Ihre Maasreguln darnach so wol im
Gantzen als im Einzelnen, und setzen Sie einer so alten verjährten fast grau
gewordenen Freundschaft das letzte Kränzchen auf, daß der liebe Mann nicht
Feuer und Muth verliert zu
Ideen
! einer
Philosophie
!! der
Geschichte
der Menschheit
!!! Erwägen Sie jedes Wort und fühlen Sie den Nachdruck
eines so zusammengesetzten kühnen ausgelaßenen Plans, der in keinen
gemeinen Menschenkopfe einfahren können, und der im Namen der Menschheit
Nachsicht, Pflege und Bewunderung verdient. Homo sum – das Fundament
aller übrigen Verhältniße, von denen Handel und Wandel eben nicht das
edelste und nothwendigste ist, wenigstens wie er jetzt menschenfeindlich von
Fürsten und Juden gemisbraucht und verkannt wird.
Nun,
mehr
kann ich hierüber nicht sagen aus meinem kranken Kopfe, und
schließe mit dem herzlichsten Wunsch daß alles zu gemeinschaftlicher
Zufriedenheit beygelegt und abgemacht werden möge. Tausend Dank für denas
heutigen Pack, welcher enthält den 3ten
Band des Petersb
. Journal in
triplo,
Zendavesta
2ten Bandes 1 Theil,
Backmeisters
Beytr. zur
Geschichte Peters des Großen, Schmidts Material. 1 Th. nebst dem
Vers. über
die materielle Welt
, nebst den 9
Bändchen der Romanen Bibl
. für
meine Mädchen u
Mümplers
2. Th. für Hänschen. Von Reiske habe
erhalten 1.
Abil Walidi
; 2. Proben der arab. Dichtkunst; 3 seine Saml. arab.
Schriften. 4Abulfedae Annales Moslem.5Anthol. Graec. (die ich aber selbst
schon besitze) 6.7.8.9.Animaduersiones, deren Vollständigkeit ich noch nicht
übersehen kann. Die 1 Lage in Thucydid. ist doppelt und vermuthl. fehlt sie
einem dortigen Exempl. 10 Die Uebersetzung der Reden aus dem Thucydides u
das 11.Corpus der griechischen Redner. Werde die gröste Sorgfalt für alles
tragen; künftig mehr.
Vergeßen Sie nicht liebster Freund! daß ich im Stande bin nach der Schweitz
zu antworten wegen des
Kastens
den HE Lentz dort zurück gelaßen. Ziehen Sie
doch deshalb den Superintendenten zu Rath, u theilen Sie mir seine Meinung
mit.
Wegen des Schiblemini noch keinen Laut, welches mich sehr unruhig und
ungedultig macht. Wenn Sie so gütig seyn wollten, bey Gelegenheit
hinzuschreiben. –
Dom. VII. p Tr. S. Jacobi.25. JuliAlles hat sich verabredet, mir nicht das Ende dieses Briefes gestern erreichen
zu laßen. Ich fahre also heute fort – und widerhole meine Bitte die
Ausfertigung des Schiblemini zu befördern. Der Drucker wird doch nicht so unklug
gewesen seyn den Innhalt irgend einer Censur zu verrathen, und weder sich selbst
noch Sie exponiren. Ich sehne mich mit jedem Posttage diese 4 Bogen zu sehen,
und diese Ungewißheit verdirbt mir allen Genuß des Sommers. Nicht eine
Mutter kann sich über den ersten Anblick ihrer Leibesfrucht so freuen, wie ein
Schriftsteller seine Arbeit gedruckt zu sehen. Ich weiß (und könnt es beschwören)
kaum selbst mehr was ich zusammen geschwitzt und geschnitzt habe. Ein solches
Löschpapier ist mein Gehirn.
Zöllners Schrift über Jerusalem habe angesehen, um blos zu beurtheilen, ob
wir uns einander ins Gehäge gekommen; wir scheinen uns aber kaum
einander berührt zu haben. Bitte paszolli lieber H. seyn Sie Boas,
endelich
Ruth III. 18. Nicolai hat mir seinen Catalog zugeschickt, in dem ich J. E.
Mayer’s Bändchen sokratischer Denkwürdigkeiten mit Betrachtungen. Wien.
(v. Kurzbeck) finde. Ist doch nicht ein
Abdruck
meiner Denkwürdigkeiten?
Keiner unserer Laden hat dies Buch, und der Anblick kann dies gleich
entscheiden.
Me Courtan hat immer umsonst (auf die Nachricht Ihrer Frau Schwester)
die Synonymes erwartet und selbige zu großem Glück bey Hartung gefunden.
Es war ein Auftrag der alten Gräfin von Finkenstein, der sie mit Seel und
Herz ergeben ist und eine alte ehrwürdige Dame u Mutter unsers jüngsten
Ministers. Ich vermuthe daß das Versehen an Ihren Leuten liegt – und keines
weges an Ihrem Willen, sie in Verlegenheit zu setzen.
Aber Ihre
Freygebigkeit
und meine Undankbarkeit, die selbige thätlich
zu erkennen, wird auch für mich beunruhigend – Bey einer leeren Auflage
meiner
Saalbadereyen
kann ich keinen Vortheil für Sie absehen, und zu
neuen Arbeiten sind mir innere und äußere Umstände nicht günstig. Ich
erwartete und erwarte zum Theil noch einen kleinen Schub in meinem geheimen
Entwurf von
Schiblemini
. Komt er oder komt er nicht? – sind einige
Wirkungen zu erwarten? und ließe sich Gebrauch davon machen? Dies liegt alles
für mich in weitem Felde, und über dem Warten vergeht mir die Lust, und ich
werde Muthlos; das ich schon mehr als zu sehr bin. Die Kritik der reinen
Vernunft wird jetzt rege und fängt an zu gähren. Ein Gesichtspunct, der mit meinem
Plan sehr genau zusammenhängt.
Noch eine Neuigkeit, die ich Ihnen mittheilen muß. In Trutenau hält sich ein
Schweitzerischer Doctor auf, der mit dem Verf. der Briefe eines jungen
Franzosen genau zusammen gelebt, und ihn
Reisbeck
nennt. Die Briefe über die
Schweitz welche tägl. erwartet werden, sind auch von ihm. Der Freyherr von
Balderungen Domherr zu Speyer u Freund der Pomona ist also nicht der
wahre Verfaßer, wie man mir aus Berlin hat einreden wollen.
An HE von Auerswald habe den Preis des Sh. noch nicht melden können,
weil ich ihn hier nächstens vermuthe. Empfehlen Sie mich Ihrem werthen
Hause und Ihren lieben Sohn, wenn Sie an ihn schreiben. Ich umarme Sie
unter den ergebensten Grüßen der Meinigen und ersterbe Ihr alter verpflichteter
Freund und Diener Joh Ge Hamann.
Bitte mir auch an der Ausgleichung mit Herder Antheil nehmen zu laßen
und alles was ich darüber geschrieben, zum Besten auszulegen und
anzuwenden. Gott seegne Sie mit Gesundheit und Zufriedenheit! Amen.
Adresse mit Mundlackrest:An des / HErrn Hartknoch HochEdelgeboren / zu /
Riga
. /
Einschl
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Petersb
Empf den 24 Jul 1784
beantw d. 27 Jul –Kgsberg den 4 Aug. 84.Herzlich geliebtester Freund,
Ich muß schon wider schreiben, weil mir das Ausbleiben des Abdrucks meiner
wenigen Bogen zu viel Unruhe macht, und ich durch diese vereitelte Erwartung
von Posttag zu Posttag in manche hypochondrische Launen versetzt werde, die
mich zu allen Geschäften und Besuchen untüchtig machen. Wollen Sie mir
erlauben, daß ich deshalb selbst schreiben kann, und mich eine Erklärung darüber
ausbitten. Hieß der Mann nicht
Unger
, und ist er Buchdrucker oder auch
Verleger. Ich erwarte hierüber Ihre Antwort, ob Sie
lieber selbst schreiben
oder mir
die Erlaubnis
dazu geben wollen
. An H. nach W. bin nicht im
stande zu schreiben; so sehr ich mir auch deshalb Vorwürfe machen und soviel
Vergnügen ich auch seinen Ideen zu verdanken habe. Melden Sie mir doch
auch, liebster H. was ich nach der Schweitz wegen des
Lenzischen Nachlaßes
melden soll. Ich war vorigen Sonnabend mit Friedrich zu Fuß nach Trutenau
gegangen um einen D. Juris
Rothpletz
aus Arau kennen zu lernen. Zu meinem
Leidwesen war er wider seine Gewohnheit in der Stadt geblieben. Eine meiner
Hauptabsichten war diesen Mann kennen zu lernen – der die weite Reise mit
ExtraPost blos wegen der Preßpappen gethan und sich schon ein paar Monathe
bey
Kanter
aufhält, mit dem ich Sontags des Abends wider zu Fuß nach der
Stadt gieng. Heute vor 8 Tagen sind alle meine 3 Mädchen zum Besuch nach
Graventihn bey ihrem Bruder gefahren, denken nicht nach Hause in der
Einbildung daß ich sie abholen werde. Kommt mein Büchlein an, so bekäm ich
vielleicht einen kleinen Stoß dies und jenes zu thun – Sehen Sie doch das Ding
von Mayer nach, ob
es vielleicht ein Abdruck meiner
sokr
.
Denkw
. ist.
Kreutzf. Katalog ist mir diese Woche zugeschickt worden u die Auction den 12 d.
angesetzt. Daß er noch nach sm Tode ⅓ = 92 rth der zu Manheim ausgesetzten
Preißfrage über den Kindermord davongetragen, hab ich Ihnen vielleicht schon
gemeldet. Nach langem Bitten läßt Hartung endl. die wenige Bogen über den
Preuß. Adel
drucken, und zwar hier. Kraus wird vielleicht se hinterlaßene
Bruchstücke der Preuß Geschichte ausgeben. Nicht der Baron u Domprobst von
Beroldingen, sondern ein Schweitzer Namens Reisbeck, den jener D. genau
kennt und der auch Briefe über s. Vaterland geschrieben, deren erster Theil aber
mit der Ostermeße nicht fertig geworden, ist der reisende Franzos. Der arme
Baczko hat seinen Amanuensis, einen artigen Jüngling der Otto hieß verloren,
er ist im Schloß Oberteiche beym Baden ertrunken. Der erste Theil sr
Geschichte ist in beyden Buchladen; aber der unglückl. Autor hat noch kein einziges
Exempl. für seine wenige Subscribenten; und das Werk scheint doch sehr
brauchbar
und
nüzlich
zu
seyn und auch für Ihre Gegenden interessant. Wie
sehr wünschte ich, daß ich mein
Golgatha
höchstens zu in unserm
Geburtsmonath
erhalten möchte! Beruhigen Sie mich doch so bald Sie können über
die widerholte Fragpuncte, und melden Sie mir doch Ihre Entschließung in der
H… Sache; ich hoffe, daß Sie meine Motiven gut aufgenommen haben. Nicht
einen Heller zu verlieren, aber sich mit dem mäßigsten Gewinn zu begnügen
gegen einen Freund, deßen Verlegenheit größer seyn mag, als wir uns selbige
vorstellen können und deßen Muth zu schreiben mit aller mögl. Freundschaft
verdient gepflegt und genährt zu werden. Gott seegne Sie und die lieben Ihrigen
in der Nähe und Ferne! Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter Hamann.Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Buchhändlers Hartknoch / Wolgeboren / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:Empf. d. 11 Aug 1784Königsberg den 5 Aug. 84. des AbendsLieb werthester Herr und Freund,
Warum ich Ihre Zuschrift, welche den 24 April erhalten, nicht so bald
beantworten können, wird Ihnen unser liebe L. aus der ihm den 2 May gegebnen
Antwort mitgetheilt haben.
Heute
habe einen Brief von HE Hartknoch
erhalten, aus dem ich nachstehendes abschreibe:
„Vom General-Superintend. Lenz habe wegen der Sachen seines Sohns den
Entschluß: er will schon die Frachtkosten daran wenden und sie herkommen
laßen (neml. nach Riga) wenn sie sich nicht zu hoch belaufen. Da der Schafhauser
Freund verspricht, daß er alles beytragen will, daß sie bis Leipzig nicht zu viel
kosten mögen: so kann er das Kistl. an HE. C. G. Hertel, Buchhändler, für
meine Kosten senden, dieser wird die Fracht bezahlen, und alles nach Lübeck
senden.“
HE Hartknoch scheint den Umstand Ihrer Nachricht übersehen zu haben, daß
die Kiste
zwar nicht sehr groß aber schwer ist
. Mündlich hat er mir
versichert, daß Herr Lentz viel Hofnung zu einer
völligen Herstellung
gebe,
und wo ich nicht irre, sich gegenwärtig in Moskau aufhielte. Ich habe dieser
Kiste wegen schon Aufträge meines Wißens von Freund Ehrmann gehabt, aber
von ihm HE Lenz selbst keine positive Antwort erhalten können; weil ich nur
ein paar Briefe mit HE Lenz ihm gewechselt.
Meinem Gevatter Kaufmann bin seit sehr langer Zeit eine Antwort schuldig,
habe aber sehr günstige Nachrichten von seiner gegenwärtigen Lage durch einen
hiesigen Freund
HE Mayer
erhalten, der sich seit einiger Zeit hier aufhält, mit
ähnlichen Absichten, wie unser gute
Ehrmann
in Strasburg, an deßen Glück
ich herzl. Antheil nehme.
Wahrheit
ist freylich
Weg
und
Leben
. Hätten wir
schon unser Theil in dieser Welt, und unsern Bauch gefüllt mit ihrem Schatz:
so dürften wir eine künftige, beßere, neue Welt weder glauben, noch hoffen noch
wünschen.
Nicht, daß ich’s schon ergriffen
habe – ich
jage ihm aber
nach,
ob
ichs auch ergreifen möchte
, und mit diesem Looß wollen wir
Spätlinge
zufrieden seyn und gern für lieb nehmen.
Ich möchte gern allen meinen Freunden in der Schweitz, und folglich auch
Ihnen einen jungen Menschen Namens
Hill
, Candidatum Theol. empfehlen,
der von Lübeck zu Fuß sich vorgenommen nach
Venedig
und vielleicht nach
dem
Orient
eine Wallfahrt zu thun. Er hat sich um mich wie ein
Onesimus
verdient gemacht und meiner ältesten Tochter die Anfangsgründe der Musik auf
dem Clavier u im Italienischen beygebracht. Ich habe aber seinem wilden Feuer
und Lüsternheit nach Ebentheuer nicht widerstehen mögen. Sollte er nach
Schaffhausen
kommen; so bitte ihm mit
guten Rath
beyzustehen und Ihren
und unsern Freunden zu seinem Fortkommen weiter zu empfehlen; worunter
auch
HE. J. G. Müller
in Winterthur gehört.
Gott erfülle all Ihr Wünschen und
erstes Trachten
und laße es Ihnen an
der Zugabe des übrigen auch nicht fehlen! Ich werde jeden Anlaß meinen guten
Willen äußern zu können mit beyden Händen ergreifen und niemals aufhören
mich zu erkennen für Ihren
herzlich ergebenen Freund und DienerJohann Georg Hamann.Grüßen Sie unsere Freunde in Zürich und den in Strasburg, an erstere denk
zu schreiben, so bald ich kann. Hier hält sich ein D. Großpletz aus Arau auf, dem
zu Gefallen ich vorigen Sonntag 1½ Meile zu Fuß gegangen bin, ohn ihn
getroffen
zu haben. Vielleicht desto beßer für uns beyde!
Adresse mit rotem Lacksiegelrest Druckstempel:De FrancfortAn / HErrn
Eberhard Gaupp
, / Kaufmann / in /
Schaffhausen
.
Einschl
.
Kgsberg den 6 Aug. 84.Seit dem 28 May, liebster bester Landsmann, Gevatter und Freund, hab ich
jeden Posttag schreiben wollen um Ihnen wenigstens für das Musterexemplar
Ihrer Ideen zu danken – mit jedem Posttag immer meinem Schiblemini
entgegen zu sehen, deßen Innhalt ich beynahe ausgeschwitzt – bis ich gestern
endlich durch einen Brief unsers Reichardts einen electrischen Schlag bekommen,
der mich ein wenig aufgeweckt.
Ich habe Ihnen immer
Hinzens
Besuch anmelden wollen, die Frau
Cammerherrin von der Reck
meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin – Bald
hab ich auf jene Nachrichten gewartet, von denen ichSie mir Wunder oder
Freude versprachen.
Ihre Einl. welche ich den 5 u 17 Iunii erhielt sind richtig bestellt worden.
Hartknoch gieng den 29 April durch, hielt sich nur ein paar Stunden auf, und
fast hätt ich ihn gar nicht zu sprechen bekommen, ohngeachtet ich niemals
soviel Aufträge an ihn gehabt, worunter Ihre Einl. eine der wichtigsten war. Mit
seiner Rückreise gieng es eben so ebentheuerlich. Man sagte hier, daß er nachüberLübeck zu Waßer nach Hause gegangen; endlich kam er den 14 Iun. an kränklich
und übelaufgeräumt, brachte mir aber Ihren Monboddo mit, und verehrte das
Exemplar Ihrer Ideen, welches er mir zugedacht, Ihrem u meinem Wink
zufolge dem Prof. Kant, dem Ihr doppeltes Andenken sehr schmeichelhaft zu seyn
schien. Hartknoch hat mir seitdem geschrieben, daß er auf Ihren letzten Brief
nicht eher antworten könnte, bis er auf seinen Königsberger Brief Antwort
erhalten hätte. Wegen des lieben Neumanns habe noch nichts bisher für
Morungen erhalten, und werde mit nächsten deshalb an ihn Erinnerung thun. Ihren
Brief habe sogl. nach Morungen abgefertigt und alles mögl. gethan um Ihre
gute Schwester zu beruhigen, weil man mich dort für tod ausgegeben. Seit dem
18 Iun. keine weitere Antwort erhalten.
Ihre
Ideen
habe zum zweiten mal zu lesen angefangen, bin aber darinn
unterbrochen worden, weil ich selbige allen meinen Freunden, Kant u Pf.
Fischer zu erst mitgetheilt, und dem Kr. Scheffner auf Sprintlacken noch
schuldig bin. Alle haben mein Urtheil, gegen welches ich mistrauisch bin, bestätigt.
Ihren Plan kann man freylich noch nicht übersehen, aber Sie scheinen mir
noch nichts mit der Reife, Ruhe und Humanität welche ein solcher Gegenstand
verdient geschrieben zu haben, und Niemand als Sie, liebster Herder, und eine
Muse wie die Ihrige kann eines solchen Ideals empfänglich und seiner
Ausbrütung und Vollendung fähig und würdig seyn. Gott gebe Ihnen Gedult und
Kräfte dazu und wende alle Schwierigkeiten ab, wodurch die Urkunde u hebr.
Poesie in Stecken gerathen – und daß ein so rühmliches allgemeines Thema
nicht durch Privatleidenschaften und Intereße verstümmelt wierde! Wetzels
Versuch ist ein Nebenbuler in sehr ungleichem Format und Zuschnitt.
Vom
Himmel
muß unsere Philosophie anfangen – und nicht vom Theatro
Anatomico und den Sectionen eines Cadavers. Der Himmel schenke uns den 2tenBand mit der Michaelismeße, damit der Gesichtskreis des Lesers zur
Offenbarung unserer verlornen und widererlangten Würde des Göttlichen
Ebenbildes erweitert wierde: so will ich Ihnen gern die Fortsetzung der
Urkunde
und
hebräischen Poesie
erlaßen. Hier liegen meines Wißens die
Qvellen
und
Grundideen
aller wahren Philosophie und Geschichte unsers göttlichen
Geschlechts und heiligen Bestimmung zur
Herrlichkeit
.
Dom IX p. Trin.8. AugustIch hoffe daß Gesundheit und Zufriedenheit in Ihr ganzes Haus wider
eingekehrt seyn wird, und daß der Frühling und Sommer einen guten Einfluß
gehabt. Seit dem 27 Jul. sind meine 3 Kinder aufs Land gereist ihren Bruder zu
besuchen, und wir alten leben gantz einsam, wißen nicht, wenn wir unsere
Kinder zurück bekommen werden. Sie können sich leicht die ungewohnte Stille in
unserm Hause vorstellen. Gestern vor 8 Tagen gieng ich in Begleitung eines
dienstbaren Geistes aus dem Dengelschen Buchladen denzu Fuß nach Trutenau,um das stockende Blut wider in Bewegung zu bringen, eine Probe meiner
apostolischen Füße zu machen, hauptsächlich aber einen Doctor Iuris aus Arau
kennen zu lernen der sich seit ein paar Monaten bey meinem alten Verleger
Kanter aufhält. Er heist Rothpletz und hat diese Reise urplötzlich mit Extrapost
aus der Schweitz gemacht um das Geheimnis der Preßpapiere wegen einer
ähnlichen Unternehmung auszuforschen. Meine Absicht ihn zu sehen wurde aber
vereitelt, weil er durch einen außerordentl. Zufall nach der Stadt gefahren war
und sich wider seine Gewohnheit daselbst länger als sonst aufhalten wollte.
Doch bekam ich seinen Reisegefährten einen ehrlichen Bürger von Rothgerber,
der wo ich nicht irre, Simonis heißt, zu sprechen und kam doch nicht gantz leer
Sonntags Abend in Gesellschaft meines Wirths zu Fuß nach der Stadt. Nicht
Beroldingen, sondern ein gewißer
Reisbeck
, von den man Briefe über die
Schweitz zu erwarten hat und den der Doctor sehr genau kennt, ist der
reisende
Franzose
, der so viel Aufsehens gemacht hat.
Die zweite Samml. der Briefe über die Freymäurerey, welche von den
Mysterien gegen Stark handelt, habe ich einen Abend im halben Schlaf und kürzl.
wachend gelesen, aber bey keiner Probe viel gewonnen. Wer mag der Verf.
davon seyn, und von den vertrauten Briefen die Religion betreffend?
Kant arbeitet wacker an einem
Prodromo seiner Metaphysik der
Sitten
. Er wartet mit eben so viel Ungedult wie ich selbst auf des Heinekens
Versprechen.
Meinen
Hill
habe auch verloren, an ihm meine rechte Hand. Ich habe Gott
gedankt, daß ich ihn einmal los wurde, da ich ihn doch nicht länger halten
konnte. Er ist nach Lübeck zu Schiff gegangen, ich hab ihn an Claudius
empfohlen und wird zu Fuß, wenn es möglich, nach
Venedig
gehen und von da
vielleicht in die Morgenländer zu kommen suchen. Er ist zum Ebentheurer geboren
u das Reisen scheint ein Familienfehler zu seyn. Gott begleite ihn und geb daß
ich ihn klüger wo nicht glücklicher widersehe. Meine älteste Tochter hat ihm die
Anfangsgründe der Music, des Claviers u des ital. zu verdanken.
Was Müller für seinen
Zuruff an die Arme
meynt, weiß ich nicht.
Lavater bittet sich auch für Geld u Worte Hemans des Esrahiten Unterweisung
von der
Schwachheit der Elenden
aus. Sie wißen liebster Herder, daß es
mir wie den Hennen geht, wenn sie Eyer legen wollen – und ich gewiß es Ihnen
würde anvertraut haben, gesetzt daß es auch so klein wie ein Ameiseney gewesen
wäre. Es geht meiner verwelkten Muse nicht mehr nach der Weiber Weise. Was
mir mein Schiblemini vor Unruhe macht – Wenn ich nur wüste wozu er bestimmt
wäre. Doch ich fürchte mich eben so sehr für die Erscheinung deßelben, als mich
seine Nichterscheinung beunruhigt. Ich bin nicht mehr im stande mich in die
Gemüthslage zu versetzen, mit der ich gearbeitet, und besinne mich kaum auf einige
Spuren meiner eignen Gedanken – und doch war es auch ein Prodromus und
Prolegomena zu ich weiß nicht was? Vielleicht erhalten Sie das Corpus delictieher wie ich, und sind beßer im stande darüber zu urtheilen – Nicht mehr als 2
haben es hier gelesen; der eine mit dem Lachen eines Kobolts der andere mit
den Thränen – eines Krokodils, hatte ich bald gesagt. Wer weiß wer am meisten
Recht haben mag.
Ich krähe immer von meinem kleinen Misthaufen. Wie mir Ihr Lustgarten
gefällt, habe ich schon gesagt. Daß dasie letzte Hälfte des
vierten Buchs
mich näher angeht, als alle übrigen können Sie leicht erachten. Dies
schöne
Thal
gränzt unmittelbar an meinen Hügel oder wie ich ihn erst nannte. Wenn
ich auch so beredt wäre wie Demosthenes, so würde ich doch nicht mehr als ein
einziges Wort dreymal widerholen müßen. Vernunft ist Sprache Λογος; an
diesem Markknochen nag’ ich und werde mich zu tod drüber nagen. Noch bleibt
es immer finster über diese Tiefe für mich: Ich warte noch immer auf einen
apokalyptischen Engel mit einem Schlüßel zu diesem Abgrund. Laßen Sie
mich Ihr schönes Denkmal genießen und diesen Genuß nicht durch kritische
Grübeley stöhren. Vielleicht bekommen Sie einen Recensenten in einer
neuen
Litterarzeitung
der dem physischen Felde u anatomischen FeldeGeschick
mehr gewachsen ist als ich es bin. Ich muß
glauben
und befinde mich wol
dabey, aus Noth Tugend zu machen.
Unsers alten Freundes Ihres Vorgängers Hintz Geschenk hat mir viel
Freude und er sich um meinen Hans durch einen Heynischen Tibull, Ernestischen
Tacitus u Svetonius unsterblich verdient gemacht. Er war sehr vergnügt in
Königsberg und wird es noch mehr Ursache haben in Weimar zu seyn, auch mir
bey seiner Rückreise daran Theil nehmen laßen.
Die Frau Kammerherrin von der Reck ist eine sehr liebenswürdige Dame, der
ich viel homogenes in Ihrer Probstey zu finden geweißagt, einen
einzigen
characteristischen
Zug ausgenommen, von dem meine verehrungswürdige
Frau Gevatterin zu Ihren Ruhm und Glück gar nichts weiß – so genau ich
mich auch darnach erkundigt.
Ich weiß nicht, was ich für Ahndungen bey den Göttingschen
Auswanderungen gehabt. Wenn Ihre Lage dadurch verbeßert würde, so wünschte daß
diese Ahndungen eintreffen möchten. Ich wünschte sehr zum Besten der Ideen
Ihrer Autorschaft daß Sie der mühseeligen Rechnungsverwaltungen und
Hofverbindungen entledigt würden. Was macht aber G misvergnügt, den man für
das Factotum angesehen und der bisher in seinem Element gelebt. Hat sich dies
oder er geändert?
Ist es wahr was man sagt, daß Leuchsenring einer reichen schönen Jüdin
nachgestellt. Ich kann das alles nicht zusammen reimen mit dem, was unser
Freund R. mir von ihm meldete.
Von Mosers Schrift über Regenten noch von seinem christpolitischenJournal habe bisher noch keine Sylbe zu sehen bekommen; mich dafür an eines
Großings
ritterlicher Autorschaft halb erbaut, halb belustigt.
Wenn ich unserm R. antworten kann, so lege es bey. Ich hätte bis gegen Ihren
Geburtstag fortgeträumt ohne seinen Einfall mich zu bitten nach W. zu
schreiben, der mir im Grunde seltsam u außerordentl. vorkam. Strafen Sie nicht
liebster Herder für mein Stillschweigen, welches wirklich in einer Art von
Verzweiflung an mir selbst gegründet ist. Melden Sie mir bald jene Nachrichten, zu
denen Sie mir Hofnung gemacht, besonders wenn selbige Ihre eigene Lage
betreffen, und solche dadurch erleichtert würde. – –
Den 10 des Morgens.Habe noch zu gutem Glück vorgestern alle meine Laune in Einl. ausschütten
können, gestern war nicht im stande die Feder zu führen, muste früh zu Bett
gehen ohne zu schlafen, und hab immer in Träumen wider meine Gewohnheit
zugebracht, woran vielleicht ein kleiner Durchlauf schuld seyn mag. Meine
Leibesübel sind sehr erträglich; aber mein Gemüthszustand ein seit 62
verjährter Schaden, und ein wahrer furor vterinus kranker, sichihrer selbst nicht
mächtiger Einbildungskraft, und ich fürchte vor meinen Sohn ein ähnl.
Schicksal. Unser heillose Vice-re findt Unordnungen in den Cantons-Listen oder will
der Academie was anhaben, kurz er fordert alle enrolirten seines Regiments
auf und befiehlt daß sich jedermann stellen soll. Der Senat macht
Gegenvorstellung; darauf kommt gleich eine Cabinetsordre, daß niemand hinführo mehr
inscribirt werden soll ohne einen Erlaubnisschein vom General und der Cammer
oder Landrath, und unser akademische Kantzler muß mit seiner Mannschaft
zum Anhalt aufmarschiren. Dies war in der That ein häßlicher ärgerlicher
Anblick. Es hat mir schon wegen allerhand Umstände Folgen leid gethan, daß ich
meinen Sohn so früh hatte inscribiren laßen. Nunmehr
dankte ich Gott
, daß
es geschehen und überstanden war. Ich melde dies meinem Sohn und muntere
ihn zu gleichem Dank auf, indem ich ihm Nachricht davon gab und ihm
versicherte, daß um das Unangenehme eines solchen Ganges zu vermeiden ich ihm
lieber das Studium widerrathen haben würde. Der Junge setzt sich die Sache in
den Kopf und verfällt in eine panische Furcht, die keine Vorstellungen ihm
ausreden können. Dies bewog mich zugl. mit , ihm seine 3 Schwestern auf den
Hals zu schicken, die morgen 14 Tage und vielleicht noch so lange sich ihm zu
Gefallen auf dem Lande umtreiben werden. Der Kanzler
Korf
welcher nach des
Rhode
Tod das akademische Departement bekommen, hat sich um seine neue
Stelle verdient gemacht und ist ins Kabinet gegangen, worauf der König nach
Wunsch rescribirt und die Sache auf alten Fuß bleibt. Nun ist mein Wunsch,
daß ich meinen Sohn auf den Winter zurück bekäme, welches wol von Schellers
Versorgung abhängen wird, die ihm so wol als uns allen auf dem Herzen liegt.
Meines Pathchens Geburtstag wird schon vorbey seyn, wenn dieser Brief
ankommt. Gott schenke Ihnen zu allen Festtagen dieses Monats Gesundheit,
Seegen, Freude und
gute Gesellschaft
, woran es mir fehlen wird und
entferne alle mala domestica von Ihrer Probstey – erfülle reichlich den
einzigen
und
sehnlichsten Wunsch ihrer irrdischen Wünsche
an der Freundin Ihres
Herzens und Gehülfin Ihrer Ideen – Daß ich weder mit
Worten
noch
Werken
das Gefühl meiner Seele gegen Sie und die Ihrigen und besonders gegen meine
verehrungswürdige Gevatterin darstellen kann, meine wahre Gesinnungen
gegen die
Kinder Ihres Leibes
so wol als
Geistes
, gegen Ihre Mutter-
Muse durch nichts verhältnismäßiges an den Tag zu legen vermag – dieser
Gedanke benimmt mir mit zum Theil die Leichtigkeit zu antworten. Der reiche
Gott wird alles ersetzen und vergelten und ins Gleiche bringen. Ich umarme
Sie und ersterbe Ihr alter Johann Georg Hamann.Kgsb den 10 Aug. 84.Herzlich geliebtester Freund,
Ihren Brief u einen von Reichardt von Hamb. erhielt an einem Tage neml.
den 5 huj. Noch denselben Abend habe den HE Gaupp zu Schafhausen
geantwortet und den Tag drauf nach
Weimar
geschrieben wohin mich R. eingeladen
hatte, und der sich vermuthl. sich jetzt daselbst aufhält. Heute sind diese Briefe
abgegangen und ich mich genau an Ihre Vorschrift gehalten. Seitdem die Ideen
nochmals gelesen, und muß mein verlangtes gegebenes Gutachten bestätigen,
sich mit dem mäßigsten Gewinn zu begnügen, und Ihrem alten Freunde, dem
würdigen Verfaßer und seinen Bedürfnißen für diesmal einzuräumen, damit
ein so schönes großes Werk nicht ins Stecken gerathe. Vor ein paar Tagen wurde
mir ein Brief mitgetheilt, wo man sich für die Beytrage von Recensionen zu
einer neuen Zeitung per Bogen 3 Louis d’or oder 6 # erbietet. Es ist
erschrecklich zu hören, aber wahr; und es heist auch hier: Schickt euch in die Zeit, denn es
ist böse Zeit. Wenn Recensionen guter und schlechter Bücher so viel abwerfen
können, wie sollten Sie sich nicht mit einem Werk durchstümpern, zu dem der
Verf. alle seine Gelehrsamkeit und die Schätze seines Jahrhunderts, Himmel
und Erde durch seine Phantasie aufbietet um ein glänzendes Ideal zu Stande
zu bringen für seine Zeitverwandten und Nachkommen und zum Besten unsers
ganzen Geschlechts und zur Ehre seines Schöpfers.
Seit 14 Tagen sind alle meine Mädchen aufs Land gezogen um Ihren Bruder
zu besuchen und man will sie nicht fortlaßen ohne die Erndte gesehen zu haben.
Ich aber muß seyn wie einer
,
der seiner Kinder gar beraubt ist
. Doch
die sind alle gut aufgehoben, und ich habe sie müßen überlaßen, um meinem
Hans Michel die Grillen zu vertreiben, oder vielmehr eine panische Furcht,
worein ihn gewiße Ansprüche unsers Vice-Re auf alle Landeskinder versetzt, denen
alle Freyheit zu studieren ohne Erlaubnis ihres Generals, der Cammer oder
eines Landraths genommen werden sollte. Durch ein neues Handschreiben des
alten Königs ist das Misverständnis seines würdigen Statthalters gehoben.
Der Junge war aber so ins Bockhorn gejagt, daß kein Zureden gegen seine
Chimären verschlagen wollte. Ich sehe leider daraus, daß die feige Memme
seinem Vater nur garzu sehr nacharten und der Martyrer einer kranken scheuen
Einbildungskraft werden wird. Daß Sie bey dem jetzt erledigten Stadtphysikus
an ihn gedacht, habe ihm bereits gemeldet – wie auch die Bestellung der
siberischen Saamen für Graventihn. Aber noch keine Antwort von Neumann an
seine gute Tante nach Morungen – oder hat er directe an sie geschrieben – und
denn hab ich von einem Posttage zum andern auf mein verlornes Kind des
langen grönlandschen Winters geharrt. Mein Schiblemini! Ein böses Thier hat
ihn gefreßen, ein reißend Thier von Censor hat ihn zerrißen! Länger kann ich
nicht warten ohne wenigstens sein Schicksal zu wißen. Kein Appetit zu Ihrem
geräucherten Lachs, so sehr er auch die heurigen holl. Heeringe übertreffen wird –
bis ich weiß, ob der Unger nicht ein treuloser Verräther und Kindermörder oder
ein Unmensch und Unthier ist. Diesen Sonntag haben wir das Evangel. von der
Zerstörung Jerusalems – Wie erbaulich und treffend würde sein Einzug seyn!
Aber darf ihn kaum in meinem Geburtsmonat hoffen und werde wol den 27 als
einen Buß- und Fasttag begehen müßen, ohne Klang und Sang, ohne Lachs
und Bischoff, sondern in Staub u Asche. Schreiben Sie doch, liebster Hartknoch,
mit der ersten Post und melden mir zugl. unter welchen Bedingungen Sie mein
jüngstes Kind anvertraut, für seine eigene oder für Ihre Rechnung? ob Sie
ihm die Nothwendigkeit des Geheimnißes eingeschärft und eingebläuet? ob Sie
Ihm nicht einen Termin gesetzt an dem der Abdruck geliefert werden sollte und
nicht solchen seiner Willkühr anheimgestellt. Schreiben Sie doch mit erster Post
an ihn und wenn Sie wollen durch mich, auch auf allen Fall bitte erlauben
Sie mir selbst Ihr Monitorium zu begleiten, das überlaß ich aber Ihnen zu
urtheilen, ob es nöthig und rathsam ist.
Noch einen Auftrag von Prof. Kraus, der sich erbietet Ihnen die
Philosophical Arrangements Lond. 75. zu übersetzen, so gut als es irgend einer zu leisten
im stande ist. Mendelssohn hat mir dies Buch empfohlen, Kraus mir zu
Gefallen bey seinem damaligen Aufenthalt in Berl. einen Auszug daraus gemacht
und Kant desiderirt sehr etwas über dies Geheimnis des Aristoteles. Wenn Sie
also im stande sind dies Werk des
James Harris
nebst seinen dazu gehörigen
Philological Inquiries
die zu London 780 bey
Nourse
in 3 Theilen
herausgekommen sind: so leiste mehr als halbe Bürgschaft daß Kraus sein Wort
halten soll. Erwarte hierüber Antwort, ob Sie Lust haben diese Uebersetzung
zu verlegen und uns das Original zu verschaffen im stande sind? – wie auch
Ihre freymüthige Erinnerungen über mein Gutachten und wie viel Sie davon
haben anwenden können – auch eine epistolam fulminatricem an den Heiden von
Verleger meines Schiblemini – Er wird ja nicht von Ostern bis Michel an 4
Lumpen Bogen in kl. 8o drucken.
Gießen Sie Oel zur erlöschenden Lampe meiner Lebensgeister, die durch
meine gegenwärtige kinderlose Einsamkeit noch mehr niedergeschlagen
worden – Ich kann schlechterdings nicht länger warten und werde kaum, wenn Ihre
Antwort u Schiblemini ausbleibt, meinen 55sten Geburtstage zu erleben im
stande seyn.
Diesen Donnerstag werden hier des seel. Kreuzfelds Bücher verkauft. Endl
hat sich Hartung nolens volens entschließen müßen das kleine opus posthumumhier bey Kanter abdrucken zu laßen. Es soll bereits fertig seyn, habe aber nichts
davon zu sehen bekommen können. Es ist in 3½ Bogen zusammengeschrumpelt
und die Meerkatze hat die Eulenspiegelboßheit gehabt ausdrückl. die schlechteste
Lettern auszusuchen um den todten Autor noch im Grabe zu schänden und seine
Freunde zu betrüben. Hab ich Ihnen schon gemeldt daß der seel. Mann
⅓ = 92 rth der Mannheimschen Preißaufgabe über den KinderMord davon
getragen? Um seine Auction kann mich nicht bekümmern, noch ein Andenken
daraus erwerben.
Kants amanuensis, Jachmann, arbeitet fleißig an dem Prodromo der
Metaphysik der Sitten; vielleicht wißen Sie wie stark das Werk werden wird.
Auch
Gaben
für die
Abtrünnigen
! Warum nennen Sie unsern Bischoff
und Plato so? Ihr habt beyde zu viel Leidenschaft und seyd daher einer wahren
Freundschaft
niemals recht fähig gewesen, die Ueberlegung, Verleugnung
und Aufopferung, Kälte im Kopf, Feuer im Herzen fordert. Mit Schnee auf der
Scheitel sieden die Eingeweide, wie im Aetna, der mehr von sich wirft als zu
verschlingen sucht.
Ich sage Ihnen die Wahrheit deutsch heraus, wenn Sie mich auch bey meiner
gegenwärtigen Noth mit
Stillschweigen
noch so grausamer als durch
Schläge abstrafen wollten. Ihre Handlungsprincipia sind nicht ökonomisch,
sondern gewaltthätig, habsüchtig, falsch und ungerecht, wie unsere
Fürsten
ihre, nicht menschenfreundlich und in Billigkeit und Rücksicht auf das
allgemeine Beste
gegründet – so lange halb Liefl. und halb Curl. es für
vortheilhafter findt so viel von auswärtig zu verschreiben. Es würde bloß von Ihnen
abhängen alle dies Geld an sich zu ziehen. Können Sie mich widerlegen, so
schlagen Sie mir auf mein Lügenmaul; aber nur daß mein Schiblemini fertig
wird, er mag so unförmlich als er immer will zur Welt kommen, und H. Herz
und Muth nicht gebrochen wird den schon im Pult fertig liegenden 2ten Theil
auszufertigen damit derselbe zur Michaelismße fertig werde.
Verzeyhen Sie dem
Prediger in der Wüste
seine Parrhesie – und erfreuen
Sie bald Ihren nach Antwort schmachtenden Freund J. G. Hamann. Gott
schenke Ihnen und Ihrem Hause Gesundheit und Zufriedenheit im reichen
überflüßigen gerüttelten und geschüttelten Maas. Wir haben heute abermal an den
König geschrieben wegen unserer Biergelder. Schade für die 11 gl. Porto welche
ich dazu beytragen müßen.
Auf der zweiten Seite ganz am rechten Rande von Hartknoch vermerkt:Empf den 4 Aug 1784
beantw d. 12 –Kgsb. den 15 Aug. Dom X p Tr. et die natali VL. Matth ClaudiiLiebwerthester Herr Gevatter und Freund,
Heil und Seegen zum Geburtstage – und freundl. Dank für ertheilte
Nachrichten. Ist Hill schon durchgegangen? oder wohnt er gegenwärtig als mein
Deputirter dem heutigen Festtage bey? Der Virtuoso ambulante wird wohl
den Weinkeller so ziemlich aufgeräumt haben; mag Hill sich an der Frau
Rebecca Milchkammer halten. Der Israelit Eichel hat sich gestern durch seinen
Bruder für meine Empfehlungen nach Wandsbeck bedanken laßen. Es scheint
ihm also in Eurer Heimath gefallen zu haben. Beschwerden Euch
aufzubürden, ist wol nicht meine Absicht. Alle übrigen Empfehlungen werden mir
abgelockt; Hills ausgenommen. Erinnert ihn doch, daß er an mich schreibt und mich
bey dem Fortgang seiner Wallfahrt nicht vergißt, mir Nachricht von seinem
Schicksal mitzutheilen. Ich denke daß er in Grünstadt einen Brief von mir finden
wird, bey unsers Jacobi Vetter Reinhold – und sagt mir Eure Meinung von dem
Irrgeist, den ich noch gern hier behalten hätte, seinet- und meinetwegen. –
Ich bin gebeten worden beyl. Brief zu begleiten, ohne selbst zu wißen, wie ich
dazu komme. Dengel ist der einzige Buchladen, den ich hier besuche, und so
wenig wie möglich. Wenn Ihr lieber Claudius mit Löwen zufrieden seyd, und
Ihr bey einem neuen Engagementnicht gewinnt: so thut mir wenigstens den
Gefallen Eure negative Erklärung so bald wie mögl. mitzutheilen. Eine
positive würde vielleicht schmeichelhaft für mich seyn aber mich einer halben
Bürgschaft aussetzen, daß die Bedingungen von dieser Seite genau und pünctlich
erfüllt würden. Es ist ein feiner artiger Mann, von Talenten, die eben keinen
glückl. Buchhändler machen. Könnt Ihr, ohne Abbruch des alten Freundes, die
Uebersetzung übernehmen, falls das Original selbige verdient: so käm es drauf
an einen Versuch zu machen. Es wird mir so schwer etwas zu sagen, das nicht
von Herzen geht und worüber ich nicht Einsicht gnug habe oder mir zutrauen
kann: daß ich Euch bitte uns bald durch eine Entschließung zu beruhigen.
Dengel ist ein genauerer Freund oder wenigstens Bekannter unsers R. – auch in
dieser Rücksicht werd ich dafür sorgen, daß reel von ihm zu Werk gegangen
werde und Ihr keine Ursache haben würdet sollt unzufrieden mit ihm zu seyn.
Meine 3 Mädchen sind seit dem 27 Jul. aufs Land gefahren Iihren Bruder
zu besuchen. Wir alten Leute sind also gantz allein, und wißen nicht, wenn wir
unsere Kinder widersehen werden. Was aus meinem
Schiblemini
geworden
ist, weiß ich auch nicht. Vielleicht erhalten Sie eher ein Exemplar, als ich.
Wünschen Sie nicht auch bald den zweiten Theil von Herders Ideen? Wenn er
so fortfährt, wird er uns nicht ein Meisterstück platonischer Beredsamkeit liefern?
Ich habe endlich wider einmal heute den öffentl. Gottesdienst vormittags
abwarten können, und bin gesonnen den nächsten Sonntag meine Andacht zu
halten, wozu ich seit 2 Jahren und vielleicht länger nicht habe kommen können.
Das zerstörte Jerusalem in mir!
Der reisende Franzose ist ein Maynzer, Namens Carl Reisbeck, der sich jetzt
zu Arau bey Bern aufhält und von dem wir Briefe über die Schweitz zu
erwarten haben.
Reichards Brief gab mir einen Stoß nach W. zu schreiben, dafür ich ihm sehr
danke, dem ich sonst vielleicht noch in Jahr und Tag nicht geantwortet haben
würde. Unser liebe H. scheint auch in mancherley Druck zu leben, den ich durch
meine Klagen nicht schwerer machen mag.
Non posse praetenditur, non velle in causa est. Posse und velle läuft so in
ein ander, daß man freylich kaum immer das eine vom andern unterscheiden
kann. Zu einer Reise außer Landes gehört Erlaubnis aus dem Cabinet und
denn wenigstens so viel Baarschaft als mein armer Freund Hill, womit unser
einer kaum bis Wandsbeck würde reichen können. Ich zweifele selbst, daß eine
Reise, besonders unter solchen Umständen eine gute Wirkung auf meine
verstockte Constitution thun würde. Die liebe gute Gevatterin, Frau Rebecca mag
sich also noch ein wenig gedulden auf meinen Sohn, von dem ich hoffe, daß er
beßer gerathen wird als sein bereits grauer und Lebenssatter Vater.
Eure und meiner Freunde Briefe machen mir immer so viel Vergnügen, daß
meine Casse nicht so blöde ist selbige als meine eigene frey zu machen, weil es
mir vorkomt, daß sie so wenig des Schreibens als Lesens, geschweige eines
Dreyers werth sind.
Gott erhalte Euch lieber Gevatter bey Eurer guten Laune und beßere Eure Casse– Nur werdt kein reicher Cavalier um den Lauf der Dinge, wie unsere reiche
Potentaten durch ihre Grosmuth zu stören. Freylich ists gesund, wenns
überstanden ist!
Der Herzog von Curl ist gestern Abend angekommen; ich habe heute im
vorbeygehen seinen Concertmeister HE Veichtner gesprochen. Die Schwester der
Herzogin, geschiedene Cammerherrin von der Reck hat sich auch bey ihrer
Durchreise um mich bekümmert, und wird vielleicht auch in Wandsbeck ansprechen;
vielleicht auch mein alter Freund u Verleger Hintz, gegenwärtiger Landschafts
Advocat. Gott seegne und erhalte Euren lieben
Johannes
, die glückliche
Mutter Rebecca, Pathchen sammt den übrigen Schwestern.
Erbarmt Euch des Herrn Barons von Sainte-Croix, wann er es verdient und
gebt uns bald Nachricht von Eurem Entschluß. Gott sey mit Euch und uns allen.
Ich habe eben des alten würdigen J. J. Mosers Leben gelesen mit vielem
Antheil. Die neuste Schrift über Regenten, enthält auch Euren Namen.
Lebt recht wohl unter 1000 Grüßen, und Küßen im Geist Eures alten
J G Hamann.Kgsb den 18 Aug 84.Geliebtester Freund
Heut vor 8 Tagen wollte eben einen Brief nach Graventihn, wo sich meine
Kinder seit 3 Wochen bereits aufhalten, schließen, als mir ein Soldat Ihren
Lachs brachte. Er forderte im Namen des Fuhrmanns 24 gl. ohne zu wißen
wofür. Ich gab ihm ein Biergeld und verlangte daß der Fuhrmann sich selbst
bey mir melden sollte, um zu wißen den Grund seiner Forderung, welches er
aber noch nicht gethan. Ich nahm mir aber das Vergnügen ein Probchen von
Ihrem Geschenk nach Gr. beyzulegen, welches dort sehr willkommen gewesen.
Mein alter Freund Jacobi, der mir 6 holl. Heeringe geschickt und durch Einl. das
Porto meiner Correspond. erleichtert, erhielt auch ein Probchen und für MeCourtan die mir 2 Heeringe geschenkt und eine Wohlthäterinn aller meiner
Kinder ist, brachte ich auch eins, ohne sie selbst seitdem gesehen und gesprochen zu
haben, welches diesen Abend vielleicht geschehen wird. Vorgestern erhielt Ihr
Päckchen mit der Post und den Auftrag mich mit HE Pr. Kant zu theilen. Ich
brachte ihm noch denselben Abend selbst 2 schon etwas angeschnittene Stücke
und entschuldigte mich aufs beste so gut ich konnte mit meiner bona fide, die
ihm gern die
beste
und
gröste
Hälfte mitgetheilt hätte. Er nahm meine
Entschuldigungen sehr freundschaftlich auf, und sagte mir herzlichen Dank, daß
ich ihm noch soviel übrig gelaßen hätte, schien auch recht lüstern nach dem
Gericht zu seyn; daher mir mein Versehen, mit dem ungerechten Mammon Freunde
gemacht zu haben, desto mehr leid that. Ich danke also im Namen aller
Intereßenten, und bitte mir nichts zuzurechnen, thun Sie ein gl. bey unserm
Landsmann in Petersb. deßen Augen, wie ich hoffe, wider wacker geworden
sind. Wenn ich Ihnen beyderseits doch auch eine Freude machen könnte – aber
womit? Tenne und Kelter sind bey mir leer – und wenn der liebe Gott nicht aus
mir ein Neues schafft, wird aus meiner Erkenntlichkeit wol ein Bankerut
werden. Mayers sokr. Denkw. sind wol nicht das was ich vermuthet; wenn ich das
Geld von Auerswald erhalte, werde, aber nach nikolaitischer Taxe, den Betrag
beylegen.
Aus Ihrem Briefe habe nicht ersehen können, ob Sie schon nach W.
geschrieben, welches bereits von mir geschehen, wie auch nach Schaffhausen. Sollte
sich der status causae in Neumanns Angelegenheiten nicht in einem meiner
vorigen Briefe finden? Der unempfindliche Mensch könnte doch wenigstens
einen Brief an seine Muhme schreiben, Ihre mütterliche Sorgfalt erkennen
durch eine Antwort, und sich allenfalls selbst von ihr die näheren Umstände des
ganzen Handels erbitten. Ist es nicht mögl. ihn dazu anzuhalten.
Hab ich Ihnen nicht auch gemeldt, daß Me Courtan zu ihrer
großen
Beruhigung
hier ein Exemplar der Synonymes gefunden, und selbiges der
Gräfin von Finkenstein bereits übermacht, deren Commissionen sie als
mütterliche Aufträge besorgt, und ihren guten Namen bey dieser alten
großmüthigen Dame mehr aus Neigung als Eigennutz zu erhalten sucht. Wenn sie
etwas durch HE Balfour erhalten hätte, würde ich es gehört haben, weil sie
mir Ihre Verlegenheit, es nicht directe aus Berl. verschrieben zu haben, mehr
wie einmal geklagt.
Friedrich geht in des Herzogs Suite nach Berlin, und ich habe große Lust ihm
mit aller mögl. Vorsicht aufzutragen sich bey
Unger
nach dem zu erkundigen,
was ich durch seine Vermittelung schon so lange umsonst erwartet. Ich
erstaunte in meinem Sinn
, wie ich es von Ihnen hörte, daß
das Ding zu
Berlin gedruckt werden sollte
, und es
kam mir wie ein unbegreifl.
Wunder
vor. Da ich Ihnen aber all meine Besorgniße mitgetheilt, so beruhigte
mich damit, daß zu Babel alles möglich wäre gerad zu machen, was noch so
krumm und schief aussieht. Nun besorg ich daher desto mehr, daß wir
verrathen sind oder wenigstens an den unrechten Mann gekommen. Ob ich mich
dem Friedrich u wie weit anvertrauen kann, weiß ich auch noch nicht – Er ist ein
Vertrauter des Zöllners, und dieser sein Patron. Theilen Sie mir doch so bald
Sie Antwort erhalten, selbige mit ihm. Die Versuchung habe auch schon
gehabt an Unger selbst zu schreiben – und ich bin noch nicht wegen Friedrichs
entschloßen; werde es daher auf den Druck Wink des letzten Augenblicks
ankommen laßen.
Von dem
Unrecht
, was unser Freund gegen Sie hat, hab ich für überflüßig
gefunden, mit Ihnen liebster Hartknoch zu reden; das gehört in dem Briefe an
ihn selbst, so bald ich selbigen schreiben kann. Ich gebe auch gern zu daß Herder
zum Theil schuld ist an dem
Widerspruch Ihrer Urtheile à priori und
à posteriori
von ihm. Wie ich Sie damals in Riga besuchte, hatte ich schon
keine gute Ahndungen, daß jener sich zu viel Freyheit gegen Sie heraus nahm
und Sie sich gar zu leidend verhielten. Trauen Sie aber auch nicht dem Schatten,
wie Sie damals dem Licht trauten, unter dem Sie den Autor Ihres Busens sich
vorstellen. Ich sehe von beyden Seiten mehr Declamation, Sophisterey und
pointikeusen Eigensinn, worüber
Wahrheit
und
Freundschaft
unterdrückt
und aufgeopfert wird von beyden Seiten.
100 # mehr oder weniger zu
leihen = schenken sind Sie bereit
;
aber daß man selbige als
accordirte Schuld fordert und man Ihnen auch den Schatten von Dank
entziehen will
,
ist zu arg
. Läuft dies nicht alles auf ein Schattenspiel
hinaus.
Zu 125 rth Verlust bey jedem Theil können Sie sich als Buchhändler nicht
verstehen. Risico ist noch nicht baarer Verlust; so wenig wie Speculation reiner
Gewinn. Wie der Verleger einer litterarischen Zeitung mit ⅓ Werth und
3 Carol. oder 6 # per Bogen fahren wird, begreif ich vollends nicht. Also kann
ich mich in die Hypothesen dieses Actienhandels nicht einlaßen, die freylich mit
den Schwärmereyen der Freundschaft nicht commensurable sind.
Wodurch wird mancher ein schlechter Wirth, und geräth in ein Labyrinth, aus
dem er keinen Ausgang wider finden kann? Durch Vorschüße, die ihm nichts
kosten und die er eben deswegen verschleudern lernt und sich daran gewöhnt –
kann man dergl. Vogelleim und schädliche Hamen für reelle
Freundschaftsdienste halten? TimeoDanaosVorrede macht nicht Nachrede. Erwarten Sie für allen Ihren Lachs, Caviarund die Zehnten welche Sie mir von Ihrem Verlage seit so vielen Jahren
geopfert haben, nichts als
Saalbadereyen
– und laßen Sie sich durch den
bibliopolischen Asmodi nicht blenden sich mit dem Bischof, wie mit dem
Lotterie Dir. zu Tr. und Sachwalter zu Hasenp. zu entzweyen. Für ein solches
Scandal behüte die liebe Christenheit unser lieber Herre Gott.
Haben Ihnen damals, wie Sie in Schulden bis über die Ohren steckten, Ihre
grosmüthige Vorschüße nicht den Hals gekostet – Sie Kleingläubiger! Ich
verlange daß Sie weder für das Publ. noch für irgend jemand sich aufopfern
sollen – sondern ohne
Ihren Schaden
mit
Ehren
sich mit Ihrem Autor aus
einander setzen – sich seine Noth auf keinerley Weise zu Nutze zu machen,
sondern selbiger nach
verjüngten Maasstab
alter verjährter Freundschaft
abzuhelfen suchen – Ihre unerkannte Sünden mit H. seinen liquidiren – und
überhaupt einen gantz
andern Gesichtspunct
annehmen, um zu Ihrem
Zweck zu kommen – nicht den Gesichtspunct der Leidenschaft, sondern der
Klugheit und Nächstenliebe. Mehr Saalbadereyen werde Ihnen hierüber nicht
schreiben – sondern wenn ich kann mein Heil dort versuchen. Meine herzl. Grüße
an alle Ihrigen. Vergeßen Sie nicht auf Krausens Antrag zu antworten u für
meinen armen Schiblemini zu sorgen. Joh. Ge. HamannAuf der ersten Seite ganz am linken Rande von Hartknoch vermerkt:Empf d 11 Aug 1784Kgsberg den 19. Aug. 84.Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Freund,
Ich habe erst diese Woche das Geld von Prof. Kraus in 6 # ½ Fed. d’or (den
ihm der Oberbibliothekar für einen Ducaten ausgezahlt) u 1 fl. erhalten
welches zusammen 21 rth beträgt, und erwarte nunmehr die Bestimmung
dieses Geldes, ob ich es neml. (wie ich mich erinnere) an den Dengelschen
Buchladen auszahlen soll – der kein
Magazin für Prediger
mitgebracht, endl. die
beyden ersten Theile vom Nachbar genommen und schon, wie ich mich zum
zweiten mal darnach erkundigte, für Ew. Wolgeboren besorgt.
Daguesseau habe zu seiner Zeit richtig erhalten und lege nunmehr
Herders
Ideen
und
Monboddo
bey. Ein gewißer Heinrich Christoph Albrecht hat den
Versuch einer critischen engl. Sprachlehre. Vorzügl nach dem Engl. des
Londonschen Bischoffs Lowth herausgegeben, die ein gantz herrlich Werk in seiner
Art ist und auch einen Leser unterhalten kann, der das Engl. nicht meynt. Sie
beträgt 763 Seiten in gr. 8o. Ich habe das Vergnügen gehabt des Lowth
Original aufzutreiben welches nicht mehr als s 221 in kl 8o enthält. Der Verfaßer
hat die Grammatik des
Priestley
zugleich ausgezogen; und es macht immer
Vergnügen wenn solche Männer wie Lowth und Priestley sich mit der
Sprachlehre beschäftigen; ferner was der berühmte Harris im Hermes, den ich selbst
habe und Wallis geliefert.
Der Herausgeber ist überhaupt ein Mann von vielen Kenntnißen und
umfangenden Geschmack. Er vertheidigt sogar in einer Note die engl. Sprache gegen
die Lebensläufe aufst. Linie auf eine sehr scharfsinnige und fast zu gründliche Art.
Der zweyte Theil von Lienhardt ist beym Buchbinder nebst den meisten
meiner übrigen Bücher. Sobald ich selbige erhalten, werde gleichfalls
mittheilen. Vermuthlich habe ich den
Babo
als einen Pendant zum Pestalozzi
empfohlen; komt dem Saltzmann noch näher, deßen dritten Theil vom
Karlsberg ich eben heute mit mehr Vergnügen als ich erwartet gelesen.
Der reisende Franzos ist nicht ein Baron von Beroldingen sondern ein
Maynzer, Carl Reißberg, von dem nächstens Briefe über die Schweitz auskommen
werden. Er hält sich zu Arau auf, wie ich von einem dasigen Doctor Juris
Rothpletz
, der nach einem zieml. langen Aufenthalt in Trutenau vorige
Woche zurückgegangen, zuverläßig erfahren habe.
Aus des von Großings ergiebiger Feder sind wider zwey neue Schriften
erschienen, deren Innhalt und Ton für mich immer intereßant bleibt. Haben Sie
schon des alten J. J. Mosers merkwürdiges Leben gelesen? Es ist bereits 77 und
zwar die dritte Ausgabe erschienen.
Aus Riga habe ein Bändchen sokratischer Denkwürdigkeiten von einem Pr.
Mayer in zu Wien verschreiben müßen, weil es in keinem unserer Laden zu
haben war. Ich habe es zum Heften geschickt, um es gemächlicher lesen zu
können – welches es zu verdienen scheint.
Von meiner verlornen Schrift weiß gantz und gar nichts; sonst hätte nicht
ermangelt Selbst ein
Dedication
sex. zu überbringen.
Meine Kinder sind alle in die vierte Woche bereits zu Graventihn und es
herrscht in meinem Hause eine Stille und Einsamkeit wie im Reich der Schatten.
Unsres seel. Kreutzfelds Abhandl. über den Adel ist endl. erschienen in
ziemlich trauriger Gestalt aus geflißentlicher Wahl des Verlegers. Ich möchte sie
gern zu Baczko ersten Theil heften laßen, und dann selbige lieber übermachen
als roh.
Die Erben erhielten ein Schreiben vom Hof Cammerrath Rigel d. d.Manheim den 5 Jun. c. der ihm meldete daß ⅓ des Preises über die Frage vom
Kindermord ihm zuerkannt wäre. Sein Urtheil wäre für den Vorzug der
Abhandl. ausgefallen welche das Motto gehabt: Seruare hominem quam
gignere malo. Die alte Mutter hat einige über 90 rth ausgezahlt bekommen
und die erbetene Erlaubnis des Drucks sehr gern dafür ertheilt. Boni mores
plus valent quam leges scheint wol D. Pfeils und Incidit in Scyllam qui vult
vitare Charybdin Klippsteins Motto gewesen zu seyn. Man hat vermuthl.
auf die Antwort vom seel. Mann gewartet, daß die Nachricht davon erst kürzl.
öffentl. geworden.
Unsers Pr.
Kants
Prodromus oder – – – – zur Metaphysik der Sitten
wird nächstens nach Halle zum Druck abgehen und zu Michaelis erscheinen.
Für den Beytrag zu meiner Qveckencur danke ergebenst, sie hat aber nicht
lange gewährt. Den Brief vom May aus Weimar habe erst vorige Woche
beantworten können – vorgeschriebener maaßen habe seit dem 1 Julii p. desto
fleißiger und freundschaftlicher nach Sp. gedacht. Wünsche ein reiches und
fröhliches Erndtefest der Frau Kriegsräthin, und daß Diana Ihnen so günstig
seyn mag, wie die Minerva und Göttin Fortuna.
Ihremewig ergebensten Johann Georg Hamann.Bitte um baldige Antwort, weil ich Geld nicht hüten mag.Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Kriegsrath Scheffner, / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
.
Nebst 2 Büchern
Kgsberg den 21 Aug. 84.Herzlich geliebtester Freund
Gestern Abend komm ich gegen 10 Uhr zu Hause und finde 12 Exempl. meines
sehnlich erwünschten Schebl. aus dem Dengelschen Buchladen. So spät wie es
war, habe denselben noch durchgelesen, er ist aber ohngeachtet aller meiner
Vorsicht durch häsliche Druckfehler verdunkelt. Ich bin heute im Laden gewesen um
meinen Theil des Porto zu bezahlen, welches HE D. ausschlug, u umsomehr
konnte, da ich neulich für ihn an Claudius geschrieben, und er sich an die 24
Exempl. bezahlt machen kann. Wenn ich gewußt, daß der Drucker meine
Beflißenheit mich unverständlich dem großen Haufen zu machen, so leicht übertreffen
würde; hatte ich freylich manche Sorge mich zu verstecken weniger gehabt. Nun
Gottlob! daß es da ist. Ich gehe heute zur Beichte – und meine Ahndung beym
vorigen Sontags Evangelio von der Zerstörung Jerusalems ist eingetroffen.
Der Zufall hat freylich einigen Einfluß auf die morgende Feyer der Eucharistie.Meine Kinder feyren auch Morgen der Frau Kriegsräthin Geburtstag und
Lieschen wird vielleicht ein Clavecin Royal dabey einweyhen müßen, das heute
herausgebracht worden.
Nun ich danke 1000 mal für gut bestellte Arbeit – und es thut mir leid Sie
beunruhigt zu haben. Das Warten wurde mir schwer und der Zeitpunct war
zu kritisch für mich. Wir werden weiter hören –
Ob Ihnen was daran gelegen wäre, wenn ich einem Reisenden oder
Fuhrmann ein corrigirtes Exemplar mitgeben möchte? Bey allen Druckfehlern hoffe
ich doch einigen Eindruck, der mich vielleicht aufmuntern wird fortzufahren
oder an mein solang aufgeschobenes Versprechen einer Sammlung Hand
anzulegen. Schreiben Sie mir doch bald in Ansehung der H. Angelegenheit; ich
bin auch willens nächstens an ihn zu schreiben. Ich war schon gestern erleichtert
und speiste mit mehr Vergnügen wie bisher bey unserm Kriegsrath u
Oberbürger Mstr. Das erste Exempl. habe ihm heute gebracht. Mit 2 lauf ich noch
Vormittags u die übrigen mögen bis auf die Woche warten; doch ich schick wol
noch heute eins an meinen Hans, dem ich noch gestern nach Mitternacht mit der
heut abgegangnen Gelegenheit geschrieben. Gott gebe Ihnen auch Freude und
Heiterkeit zum Genuß des Lebens u schönen Sommers mit den lieben Ihrigen
denen ich mich herzlich bis in die Schweitz empfehle. Das corrigirte Exempl.
kann für Arndt den guten lieben Arndt gehen, wie wol es nicht für seinen
politischen historischen und öffentl. Geschmack ist. Gott seegne Sie, lieber
Verleger u verjünge Ihren alten Autor.Adresse von fremder Hand:An / H
rn
Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
Weimar den 23. Aug.Gnade, Glück u. Freude zuvor!!!
Vorigen Freitag, liebster Landsmann, Gevatter u. Freund, kam endlich Ihr
so lange sehnlich erwarteter Brief u. durch denselben Postboten, weiß nicht
woher? zugleich Ihr eben so erwünschtes Golgatha. Laßen Sie mich von diesem
zuerst reden. Noch nie haben Sie eine Schrift geschrieben, die so klar, hell u.
deutlich, dem Gegner Schritt vor Schritt folgt u. doch nach Ihrer einzigen Art
das Ganze so tief, stark, herzl. u. innig schildert. Ich habe mich geschämt, (so
geht mirs bei allen Ihren Schriften) da ich Ihr starkes Gefühl vom Geist des
Juden- u. Christenthums mir in die Seele sprechen hörte. Das ist der reine alte
Glaube, den Sie schildern; oder es giebt keinen. Auch in den Principien der
sogenannten Philosophie bin ich mit Ihnen ganz einig: denn auch mir haben die
abstrahirten Worte u. Definitionen von Kirche, Staat, Naturrecht Gesellschaft
nie ein Gnüge gethan; u. eben die geheimen nauseae darüber haben mich zu
meiner Philos. der Geschichte getrieben: es ist, wenn ich diese allgemeinen
philos. Erörterungen lese, als ob ich einen Traum erzählen hörte, denn weder
Naturrecht, noch Staat u. Gesellschaft exsistiren irgendwo in dergleichen
philos. Reinigkeit u. Klarheit etc. etc. Indeßen bin ich sehr begierig, wie
Mendelssohn die Sache aufnehmen oder sie verstehen wird. Verstehen kann er
Sie gewiß: denn er hat Sie bei dunklern Schriften verstanden; auch an seiner
Wahrheitliebe trage ich keinen Zweifel: denn er scheint mir die Eitelkeit der
Buchstabenmänner ziemlich abgelegt zu haben; nur er hat sich in der
Wolfischen Schule gebildet: das System derselben dünkt ihm, wo es auch nur Worte
sind, Sache u. in diesem innern Organ werdet Ihr Beide immer verschieden
bleiben. Ich hoffe, er wird antworten u. wünsche dies sehr; nicht für mich,
der ich an Ihrer Schrift gnug habe, aber für andre u. zu Entwicklung von
Sachen, die doch wirklich die wichtigsten alle unsers philosoph. Geschreibs sind.
Auch hoffe ich, daß Mend. Ihren Enthusiasm. für die Sache nicht für Eifer gegen
seine Person ansehen werde: denn, mich dünkt, auch hier spricht die Energie
Ihrer Schrift selbst u. ich wünsche ihm hiezu philosophische Verläugnung.
Schade ists, daß er von manchen neckenden Skribblern schon so unwürdig
angegriffen ist u. unvermerkt erbittert seyn kann; auch Büsching soll unter diesen
seyn, ich habe ihreseine Anzeige aber nicht gelesen. Die Göttinger gleichfalls,
Michaelis u. f. alle aber nur in hämischen Ausfällen über Ein u. das Andre, und
Ihre Schrift steht wie ein sprechendes Prophetenoracul allein da. Dank Ihnen
also, warmer Prediger der Wüste, für Ihre
Last
über das christl Samaria u. das
abgöttische Juda: Gott lohne Ihren Schweis dabei mit seinem reichen Segen.
Und nun so gefüllet ich bin, faße ich Sie an Ihrem Mantel u. thue eine harte
Bitte. Sie haben über Kants Krit d. ges. Vernunft einen Aufsatz wenigstens
angefangen; wollen Sie ihn mir nicht mittheilen? als Depositum, wenn Sie
ihn nicht vollenden wollen; oder zur Abschrift, die treu in meinen Händen
bleibt u. keines Sterblichen Auge sehn soll oder wozu Sie wollen; aber laßen
Sie mich keine Fehlbitte thun: denn ich thue sie nicht aus Buchstabengier
sondern aus Durst u. Liebe zu Ihrem Geist. Das Schicksal hat uns so weit getrennt;
gönnen Sie mir diese abgebrochnen stummen Sylben Ihres Soliloquii zu
meiner Erwärmung u. Belehrung. Womit ich Ihnen dagegen eine Freude
machen könnte (wollte Gott, ich könnte es) das soll mir 3.fache Freude werden.
Nun zum Briefe. Hinz war hier; ich habe ihn aber nur ein paar
Viertelstunden gesehen. Abends, da ich ihn zu Moldenhauers Gesellschaft, der eben auch
hier war, eingeladen hatte, kam er nicht u. ließ sich wegen eines Blutspeiens
entschuldigen. Er schien mit seinem Schicksal sehr zufrieden u. beinah etwas zu
pralen; was mir das Angenehmste war, ist seine Erzählung, daß sie nicht
gealtert haben, sondern noch wie auf dem Bilde, das er über meinem Schreibtisch
sah, aussähen. Es ist das, was Sie Mosern geschenkt haben u. was durch
Zufälle bis in meine Hand gekommen ist, ob ichs gleich nur als Depositumbesitze. Nein, lieber H. Sie müßen nicht altern: wir wollen noch unsre Dränger
über- u. beßre Zeiten erleben: mir sagts auch im grösten Druck, meine Seele.
Was ich Ihnen von meiner Erlösung s zu schreiben hoffte, betraf nicht
Göttingen; sondern – Sie errathen es kaum, Klosterbergen. So unvermuthet als
etwas schrieb mir Gleim daß Resewitz sein Amt niederlegen u. nach der Schweitz
gehen wollte, daß der Minister schon, ehe Resewitz hinkam, an mich gedacht aber
durch die damaligen Lügengerüchte, die die Spalding-Nicolaitische Partei von
mir umsprengte, abgeschreckt gewesen worden wäre, daß ich mit Göttingen
mich nicht einlaßen möchte u. f. Alle dies ist nun vor der Hand ein schöner
Traum gewesen: denn Resewitz bleibt u. hat vielleicht gar nicht ans Gehen
gedacht: von mehr als Einem Reisenden habe ich seit der Zeit gehört, daß ihm
sehr wohl sei. Behalten Sie also auch diesen Traum in ihrem tiefen, treuen
Herzen; jede Erwähnung der Sache, oder daß ich davon weiß, wäre mir
ungelegen. Ich sehe die ganze Schlaferscheinung als einen Traum von Jupiter an,
mich mit einer andern Aussicht von Göttingen abermals wegzuwinken.
Mit diesem Gött. hat es folgende Bewandniß. Sobald Walch todt war, u.
Koppe u. Leß weggehen wollten, schrieb Heine an mich: ob man mir Anträge
thun dörfte. Ich schriebs zuerst rund ab; das war noch im tiefen Winter. Der
Hofrichter aus Hannov., HE. v. Berlepsch, kam hier durch u. quälte mich 2.
Stunden, daß ich mich einlaßen sollte. Ich sagte nochmals: nein u. sah ihn
nicht weiter. Endlich nach einer 3ten Sollicitation etwa im Mai sagte ich: man
möchte die Bedingungen hören laßen u. nun wartete ich bis in den Julius, ohne
daß welche geschahen. Das lange Stillschweigen u. der ungewiße für mich
fatale Weg einer neuen Negociation, sammt der Unruhe meines Gemüths, mich
wider meinen rechten Willen auf einen schlüpfrigen Gang eingelaßen zu haben,
bewogen mich also, daß ich zuvorkam u. abermals an Heine abschrieb. Er
antwortete spät, beklagte sehr etc. indeßen schiens doch, daß
ihm
diedas
Abschreiben nicht unrecht war. Vorige Woche kommt Berlepsch wieder her, erneuret
seine Anträge, die doch alle, wie meine Frau gestern geträumt hat, nur
Spaas
sind; ich habe ihm, was ich gekonnt, widerstanden u. er ist davongezogen mit der
Bedeutung, daß man mir doch Anträge thun werde. Ich glaube es nicht, hoffe
es nicht u. will es nicht: mir graut vor Gött. wie vor einem Grabmahl u. meiner
Frau nicht minder. Auch alle dies Gezieh u. Gezerr hat nicht das Mindeste, das
mir den edlen geraden Gang der Providenz zeigte; u. ich wollte von Herzen, daß
alle 3. Stellen besetzt wären u. man mich fernerhin zufrieden ließe. So wenig
ich hier zu sterben hoffe: so gewiß sagt mir mein Herz, daß der Vater meiner
Kinder mir u. ihnen ein ander u. gewiß beßer Plätzchen aufgespart habe, als
meine Phantasie wünschen kann. Aus allem Selbstwirken, Selbstwollen bei
großen Veränderungen des Lebens, wenigstens meines Lebens kommt nichts
heraus; das sagt mir wenigstens die Analogie meiner Tage. Je beßer man sich
besinnt, desto mehr greift man fehl u. ich falle hierinn blind u. gehorsam der
Vorsehung in die Arme. Hier ist indeßen mein Theil u. Erbe nicht; nicht nur aus
10. drückenden Lagen von innen sondern auch aus dem alleinigen Grunde, daß
für meine Kinder hier nichts ist. Auf Einkommen u. Ausgaben liegt hier kein
Segen u. meine Frau, sonst das heiterste Kind der Vorsehung, muß sich placken
u. mit Nahrungssorgen verzehren. Das meiste meiner Bücherschreibereien ist
Solddienst völlig invita Minerva; in der Nähe eines Hofes, wie der hiesige
ist, ruht kein Segen, aus Ursachen, die sehr begreifl. sind u. ins Auge stoßen.
Die verwünschte Celebrität thut auch dazu; u. ich wollte, daß ich den stillsten
Winkel in oder außer Deutschland fände. Auf Michael wird gar die Poststraße
hieher geleitet; u. wie viel Stunden werden einem da gestolen werden! –
Vorzüglich braucht meine Frau
Ruhe
, die einzige Arznei ihrer noch immer
schwachen Gesundheit; sie haßet alle neue Bekanntschaft, wie ich sie haße u. hat satt u.
gnug an allen edlen Seelen u. guten Herzen, die es für sich seyn mögen. Wir
können uns kaum selbst u. den Unsrigen nichts seyn; wie sollten wir andern
was seyn können? Ich bin also völlig Ihrer Meinung, daß auch Reichard zu
Hause bleiben u. sein Glück in der Stille genießen sollte; wozu das
Umherreisen u. Vorzeigen?
Ich lege noch ein Neues Blatt an: denn ichmich dünkt, ich habe noch nichts
geschrieben. Daß Ihnen meine Ideen auch nur leidlich behagt haben, freut mich,
wenigstens zur Aufmuntrung: denn ich weiß, daß im 1. Th. noch nichts ist.
Das Ende des 2t. Th. trift auf Ihren lebendigen Punkt, wie ichs wenigstens
hoffe u. wünsche, u. wie es in meiner Seele fertig liegt; aber noch –
ungeschrieben. Sie werden bemerkt haben, daß ich die Organisation des Menschen nur als
Vernunft
fähigkeit
behandle; mich dünkt, ich habe Ihnen auch schon
gemeldet, warum ich zu meinem Zweck so spiral- u. Schneckenmäßig gehe. Ich muß
in der Sprache der Zeit, in der Hülle Ihrer ihrer Lieblingsbegriffe u.
Lieblingswißenschaften reden, sonst wirft man mir alles, wie die älteste Urkunde,
zurück ins Antlitz. Also in fine videbitur, cuius toni? – Und gäbe mir der
Himmel das Glück, daß ich Ihnen
Ein
vollendetes Werk in fine zueignen könnte!
Ich hatte es bei der Urkunde im Sinn: ich wollte es bei der Hebr. Poesie, wenn
Ihnrenr das Andenken nicht unwürdig wäre; vielleicht giebt mirs der Himmel bei
diesem, dem mühsamsten meiner opusculorum. Niemand als ich weiß, was die
Arbeit u. ewige Zerreißung hin u. her bei einem wund gedrückten HerzGemüth meinem armen Kopf kostet. Indeßen wohlan! wohlan! ich hoffe noch zu
singen: io Triumphe! – Beten Sie nur mit, daß meine Frau gesund wird,
auf die der entsetzliche Siberische Sommer sehr unheilsam gewirkt hat! – Wir
wollen dagegen für an Sie u. die Ihren im Guten gedenken u. ich hoffe noch
die Freude zu erleben, daß Ihr immatriculatus zu mir eine Wallfahrt thut u.
vielleicht mit ihm sein Vater. Doch Alles, Alles Gott befohlen! – Wüßte ich,
wo ich Ihnen Hülfe schaffen könnte! – es heißt aber leider: Arzt hilf dir selber! –
Haben Sie die mem. de Voltaire ecr. p. lui meme gelesen? Das häßlichste
Pasquill auf seinen grauen Wohlthäter in Potsdam, deßen Parisischer Verleger
sogar aubicêtre gesetzt seyn soll. Daß es von Volt. sei, ist kein Zweifel: denn es
hat lange im Msc. circulirt u. in Deutschl. ist schon davon ein Nachdruck. Mein
Expl. habe ich weggeben müßen: ich will aber ein andres besorgen u. es
wenigstens Reichard mitgeben. Ich wollte es Ihnen sogleich übersenden; ich traute
aber nicht den Preuß. Posten u. befürchtete Ihnen Ungelegenheit zu machen.
Indeßen glaube ich, daß der geschändete u. betrogne Monarch die Stimme des
Unholds aus seinem Grabe verachtet. – Man hat gesagt, daß der Verf. des
Horus zu Ihnen als Prof. PoPhysic. kommt: ist dem also? Was ist
Mezger
vor ein Mann? ich habe seine Schr. in diesen Wochen kennen gelernt, unter denen
seine Physiol. in Dtschl. zumal in Gött. sehr geschätzt werden soll? Was treibt
u. schreibt Köhler? vor Jahren 10. 15. rühmte man ihn ja als einen Abgrund
Griech. u. Morgenl. Gelehrsamkeit; was thut er als Profeßor? – Nach
Heineke’s Buch bin ich nicht so begierig, wie Sie scheinen: er schimpft u. schreit zu
sehr; daraus kann nichts werden. Seine Aufklärung des Landvolks wird
wahrscheinl. vom Nicht-Buchstabiren ausgehn, u. was halten Sie von diesem
Don-Quixotismus gegen das arme Ab-ab. Er sollte lieber über den Organismus zu
Sprache und Schrift schreiben u. Aufklärung Aufkl. seyn laßen. Sein
Charakter wird nicht gelobt; ich wünsche es indeßen sehr, seine Anstalt zu sehen u.
mit ihm zu sprechen. Seine Sprachtheorie scheint mir gründlicher als irgend
eine. Von Mosers Journ. ist meines Wißens noch nichts heraus; sein Buch
über die Regenten müßen Sie ja lesen. Es ist vielleicht das Beste, wenigstens
das Gleichste, was Er geschrieben. Wenn Sie mir Ihren Aufsatz über Kant
schicken: so bitten Sie von mir, was Sie wollen, wenns auch die Hälfte meines
Kgrchs wäre. Adieu, liebster Alter. Ich habe gestern über das Ev. predigen sollen
u. für mich selbst die 8. vorhergehenden Verse (Luc. 18, 1–8.) sammt Jes. 40,
26–31. dazu genommen. Ich sende zu Ihrem Geburtst. auch Ihnen diese Worte
mit meinem treusten Bruderkuß u. herzl. Segen. Meine Fr. grüßt sie mit
schwesterl. Liebe. Alle meine Kinder, zumal Ihr Pathe August, der ein großer
Naturforscher ist, deßgleichen. Leben Sie herzl. freudig u. innig wohl. Amen,
Amen,Ihr ewigerH. Kgsb den 24 Aug 84.Liebwerthester Freund,
Herr Prediger Wanowski besuchte mich vorigen Sonntag mit einem
Candidaten Theol. HE Malenowski, der mit seinem Neveu aus Leiden gekommen,
wo er 3 Jahre studiert und künftige Woche nach Koppis in Weiß Rußl. ohnweit
Mohilow abgehen wird. Er bat mich Sie zu ersuchen, ob Sie nicht so gütig seyn
möchten sich seiner in Riga etwas anzunehmen und zu seiner weiteren Reise
mit Ihrem guten Rath beförderlich zu seyn. Ich konnte ihm diese Bitte nicht
abschlagen, da er sich durch seine Güte und freundschaftlichen Unterricht meines
Sohns im Pollnischen außerordentlich verdient gemacht und er ein eben so gutes
Vertrauen zu Ihrer Nächstenliebe hat als ich selbst. Ich weiß wirklich nicht, ob
seine Bestimmung eine Pfarre oder Schuldienst ist und ob Ihre Verbindungen
sich nicht auch in jene Gegenden erstrecken?
Herr Dengel hat nur 24 Exempl. in allem erhalten, wovon ich die Hälfte, mit
der ich aber leider nicht auskommen möchte. Er traute sich gar nicht zu eher
etwas zu verkaufen, bis er den Preiß erführe, unterdeßen höre ich, daß er schon
etwas einige a 20 gl. abgesetzt hat. Herr Malinowsky wird Ihnen ein
corrigirtes Exemplar für unsern lieben Arndt mit bringen, gegen den ich nicht nur
mein Stillschweigen zu entschuldigen bitte, womit ich seine Geschenke annehme,
sondern auch daß ich selbige mit einer un so ungleichartigen Kleinigkeit
erwiedere, die weder für seinen Geschmack noch zu sonst was taugt. Außer mein
eigenes ist dies das letzte, welches mir übrig bleibt, und ich bin ungewiß ob ich
Kant eins anbieten soll, und vielleicht noch eins etwa nöthig hätte. Ich habe die
Thorheit begangen, nicht ohne gepflogenen Rath an den Grafen von
Kayserling u Kanzler von Korff, mit denen ich in einiger Verbindung stehe, ein
Exemplar heute zu schicken, und habe nur meine allernächste Freunde hier damit
bedacht. Thue also hiemit die Anfrage ob Sie mir noch erlauben, wenigstens 2
höchstens 3 aus dem Dengelschen Laden auf Ihre Rechnung auszunehmen,
wenn ich
nemlich darum angesprochen werden sollte
?
Meine Kinder sind morgen 4 Wochen auf dem Lande und werden mich
vielleicht zwingen wollen sie selbst abholen zu müßen. So bald ich in Ruhe seyn
werde, schreibe nach W.
Nichts für Herrn Jenisch? Nun weiß ich nichts mehr, und ich glaube,
daß mein Briefwechsel, mit dem ich Sie, liebster Freund, bisher bestürmt, ein
wenig sich ausruhen wird. Gott erhalte Sie und die liebe Ihrigen gesund,
und laße auch bey Ihnen die Erndte wohl gerathen! Ich umarme Sie und
ersterbe Ihr alter treuer Freund, Autor, so Gott will und Diener.
Jo. Ge. Hamann.Auf der Adreßseite:den 26Der Brief ist mit voriger Post liegen geblieben und ich reise nach Graventihn
um meine Mädchen abzuholen und meinen Geburtstag dort zu feyren; ich
schließe heute mein 54stes Jahr – Gott sey mit Ihnen und vergeßen Sie mich
nicht.
Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn
Hartknoch
, Buchhändler / in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d. 27 Aug 1784
beantw. d 16 Oct 784Königsberg den 25 Aug 84Nun willkommen zu Hause! wo ich hoffe und wünsche daß Sie gesund und
vergnügt angekommen sindeyn – wiewol ich dachte, daß Sie die Geburtstage
in W. mitfeyren würden. Heute sind 4 Wochen daß meine 3 Mädchen nach
Graventihn gegangen sind ihren Bruder zu besuchen – und wie es scheint laßen
Ssie es darauf ankommen, daß ich sie nach Hause holen soll. Herr Friedrich
will auch einmal Berlin widersehen, welches schon seit vielen Jahren sein
Vorsatz gewesen, und bittet, daß ich ihm ein paar Zeilen mitgeben soll – zu denen ich
leider! mehr als zu viel Vorrath hätte, den ich lieber unterdrücken als
ausschütten mag.
Haben Sie Ihre lieben Kinder, und mein Pathchen… alles im gedeylichen
Wachstum widergefunden? – und bekommt Ihnen, liebster Gevatter
Landsmann und Freund, die gegenwärtige Ruhe und das Daheimseyn so gut, wie
Ihre bisherige Wallfahrt? Wird es Ihrer Muse nicht auch bald gehen, nach der
jungen Frauen Weise? Gott gebe Ihnen alles, was zur Freude und Fülle dieses
Lebens gehört.
Ich habe mich um die Kreutzfeldsche Auction gar nicht bekümmern können,
weil ich noch kein Holtz für den langen Winter habe. Durch die zweite Hand ist
mir Hallers Fabius und Cato zu Theil geworden für 19 gl. also doch ein
Andenken aus seiner Bibliothek welches mir um so viel lieber ist, weil ich Usong u
Alfred habe, und den römischen Roman schon lange vermißt. Seine Abhandl.
über
den Adel
wird Ihnen HE Friedrich wol von Kraus mitbringen; denn ich
habe eins vom Buchbinder Kanter als ein Geschenk erschleichen müßen.
Vermuthlich werden Sie das Ihnen bestellte Exemplar des Schiblemini
erhalten haben. Auf den Fall daß Sie Gedult Muße und Lust hätten es zu lesen,
werde ein Verzeichnis der Druckfehler beyfügen, doch so daß Sie selbiges von
diesem Briefe abreißen und
Claudius
mittheilen können, dieser unserm
Freunde in Düßeldorf. Ich weiß, daß man dort die Zähne drüber blöcken wird, weil
man unsere Noth entweder nicht fühlt, oder kluge Repressalien braucht sich
gegen selbige zu decken.
Wißen Sie noch nichts von unserm Vetter in Philadelphia – von den beyden
Hogendorp? – dem am Vorgebirge bin ich noch die Antwort schuldig. Von
Ihrem Freunde deßen Silhouette ich habe, weiß ich auch seit langer Zeit nichts. –
Nun empfehlen Sie mich Ihrer liebenswürdigen Frau, grüßen und küßen
Sie Ihre lieben Kleinen und vergeßen Sie nicht bald mit guten Nachrichten ein
wenig zu erfreuen und aufzuwecken Ihren alten Freund Johann Georg H.Kgsberg den 30 Aug. 84.Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Freund,
Nolens volens fuhr ich den 27 Aug. an meinem 55sten Geburtstag nach
Graventihn und brachte meine drei Mädchen volentes nolentes gestern Abend nach
Hause, wo ich erfuhr, daß des HE Stadtraths Wirth mit einem Briefe
von Ew. Wolgeboren bey mir gewesen war, aber selbigen nicht abgeben wollen.
Heute komm ich im Dengelschen Buchladen und erfahre, daß der IIIte Theil
vom Prediger Magazin endlich angekommen wäre, den ich mir sogl. ausbat und
nach dem Eßen zum Herrn Stadtrath lief, aber ihn nicht zu Hause fand, und
das Buch da ließ, auch den Brief empfieng. Das Geld muste wider mit zu Hause
nehmen.
Aus Beyl. werden Ew. Wolgeboren ersehen, daß der letzte Preis nichts mehr
als 21 schreibe Ein und Zwanzig rth. gewesen, und daher kein error calculi von
Seiten der Herren Bibliothekaren vorgefallen, wie aus Beyl. zu ersehn und
daß mein Freund Kraus, der Uebersetzer einer politischen Arithmetik, durch den
Nachschuß eines baaren fl. in Scheidemüntze sich die Mühe des Nachrechnens
nicht hat verdrüßen laßen. Ich glaube aber, daß der arme gute Mann, weil er
kein Cameralist ist, noch einige Zeit braucht auf einen Fonds zu sinnen um die
Kosten des Transports auf der Rathsbibl. und der Fortsetzung des Godeau
auszumitteln. Gegen meine Receptur von 6 # ½ Feder. d’or und Einen fl.
cour. wird auch die Ober Rechnungs Kammer weder eine exceptionem calculinoch iuris aufzubringen imstande seyn; so wenig ich mich auch auf das eine oder
andere verstehen mag.
Prof. Reinhardt zu Wittenberg wo ich nicht irre, soll Verfaßer des neu
aufgelegten Büchleins seyn.
Sobald Herr Pfarrer Fischer Albrechts engl. Grammatik durchgelesen haben
wird; werde ich nicht ermangeln selbige zu beliebigem Gebrauch mitzutheilen.
Mosers Leben ist vor Empfang Ihres Briefes nach Graventihn gegangen. Ist
Ihnen mit Reiskens seinem gedient, das ich von daher meinem Sohn wider
abgenommen?
Laß die todten Griechen und Römer ihre Todten begraben. Habe kaum Lust
ein Deutscher zu seyn, bin, ohne Ruhm zu melden, weder mehr noch weniger als
ein Ostpreuße.
Bey Untersuchungen komt es nicht auf angenehme sondern richtige Resultate
an. Habe den Locke nur neuerlich zum ersten mal gelesen, aber nur in der
französischen Uebersetzung, die vielleicht das Original übertrift, wie die lateinische
Uebersetzung der verlorene griechische Quellen und das servum pecus manchen
Freygeist.
Die Liebe eines Vaters ist immer ein gantz artiger Zeitvertrieb auch ohne
Gegenliebe, die mehr Eigennutz als Genuß ist, der nicht auf Grübeley sondern
Erfahrung beruht.
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin, die vermuthlich Ihr Töpfchen
erhalten haben wird; denn irdischene Gefäße sind der Zerbrechlichkeit
ausgesetzt. Ich habe mich heute müde und schläfrich gelaufen und habe heute HE
Kriegsrath Hippel nicht zu Hause gefunden. Leben Sie wohl und entschuldigen
Sie die Eilfertigkeit Ihres
ergebensten J G Hamann.Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
/
Nebst
einem Buch
.
Kgsberg den 2 Sept. 84.Liebster Herr Hill,
Gestern früh Morgens erfreute mich HE Jacobi mit der Einl. Ihres längst
erwünschten Briefes, den ich sogl. Ihrem Oncle, Ihrer Frau Mutter und
beyden Schwestern gantz mittheilte; und gleich darauf dem Herrn Kr. R. H. Ich
lief auch zu Herrn Richter ihn wenigstens von den guten Wirkungen seiner
Empfehlung an den würdigen B. und Ihrer Verbindlichkeit dafür zu versichern;
fand ihn aber nicht zu Hause. Seine Frau Liebste schien sehr viel Antheil zu
nehmen, und Ihrem Mann würde es noch mehr Vergnügen machen, weil er mit
nächster Post nach Hamb. schreiben müste. Ohngeachtet ich vom HE Kr. zu
Mittag gebeten wurde auf den Ragout eines sauren wilden Schweinsbratens, der
mir den Tag vorher treflich geschmeckt hatte, versagte ich es doch um HE Jacobiu dem jungen Gedicke in Ihrem Namen zu danken. Beym Abschied fiengen wir,
mein Wirth u ich, den Prof. Kraus über dem DohmKirchhofe auf – und da ich
nach Graventihn zu schreiben hatte, wurde Ihr Brief an meinen Sohn
beygelegt unter der Bedingung ihn mit der nächsten Post zurück zu liefern.
Ihre liebe Grosmutter habe nicht selbst gesprochen, werde sie aber ehsten
Tages besuchen, und wird Ihr gutes Andenken durch Ihren Oncle auf das
genaueste erfahren. Daß alles in Ihrer Eltern Hause gerührt war, können Sie sich
leicht vorstellen besonders die älteste Jgfr Schwester, weil sie nicht von Ihnen
Abschied nehmen können. Bey Assessor Hoppe bin auch vor einigen Wochen
gewesen; ich muste Ihren Bruder zu ihm schicken, der ihm sehr gefiel, und der Reg.
Feldsch. vom Anhaltschen Reg. war auch schon gantz gestimmt ihn anzunehmen.
Der Oheim war damit nicht zufrieden – und ich hatte auch Bedenklichkeiten.
Jener erbot sich ihm die Schiffahrtkunst auf seine Kosten hier lernen zu laßen,
und der junge Mensch scheint auch mehr Neigung dazu zu haben, als noch die
Schule fortzusetzen, wozu er sich gegen mich anfangs anerbot. Ich will dem
Urtheil und Plan des Oheims nicht vorgreifen – werde nächstens bey HE Hoppe
hingehen – und bin vielleicht im Stande zu einem guten Schiffskaptein zu
verhelfen. HE Miltz kan also sein Versprechen erfüllen ihn diesen Winter über
einige theoretische Anweisung geben zu laßen und mit dem Frühjahr mag Ihr
Bruder zur Praxi schreiten und einen Versuch machen, ob er damit beßer
fortkommt als mit dem erstgewählten Handwerk, zu dem er zu Schade war, und
das ihm auch kein Gnüge that.
Noch habe ich Ihnen in Ansehung des HE Jensch zu melden, der sehr unruhig
zu mir kam wegen seines verlorenen Alcorans, besonders da ihm die Ausgabe
des Ariosto gar nicht anstand. Ich versicherte ihn, daß die Schuld nicht an Ihnen
gelegen hätte. Wenn Sie damals gleich zugeschlagen hätten; wäre alles
abgemacht gewesen. Sie hätten mir eine arabische Grammatik zurück gelaßen, als
Zugift – ich suchte darnach und konnte das Buch nicht finden. Unterdeßen wären
Sie nicht aus der Welt und würden auch so lange nicht abwesend bleiben, noch
Ihre Verbindung mit mir aufhören laßen – Damit hab ich ihn ziemlich beruhigt,
mich selbst aber nicht, weil ich nicht begreifen kann, wo der Erpeniushingekommen, wiewol dem Mann eben nicht mit der Ausgabe scheint eigentl. gedient zu
seyn, sondern gern die Lockmannsche Fabeln haben möchte. Können Sie sich
besinnen das Buch mitgenommen zu haben; so melden Sie es mir. Ist es blos
bey mir verlegt; so findt es sich Zeit gnug. Allenfalls frag ich Sie, ob ich
Ihren
alten Alcoran
dem Jensch gegen Zurückziehung des Ariosto oder mit
demselben austauschen kann. Sein kleines Mst scheint doch Vorzüge zu haben, und
er ist so leichtsinnig u unbeständig ihm jeden andern zu überlaßen; unterdeßen
vermuthe ich doch, daß er weiß oder argwohnt, Ihre Bücher von Ihnen in depotempfangen zu haben. Der Vorwurf fällt also auf mich und ich werde ihm
nächstens sagen, daß ich deshalb an Sie geschrieben. Sollte Ihre Antwort zu
lange ausbleiben oder Jensch auch verreisen: so werde mir kein Bedenken
machen Ihre Ausgabe in 4o ihm auszuliefern und dafür die kleine,
weil Sie
dabey gewinnen
, für Sie zu behalten. Nur wegen des Erpenii geben Sie mir
Licht, weil ich nicht begreife, wie das Buch, in so kurzer Zeit von meinem Tisch
verschwinden können und daher glaube, daß Sie ihn wider zurückgenommen
haben mit der Absicht es dem Jensch selbst einzuhändigen und bey der Unruhe
Ihres Abschiedes es wo liegen geblieben. Ist es unter meine Bücher gerathen;
so findt es sich wenigstens wenn mein Sohn zu Hause kommt; allenfalls kann
ich auch HE Jensch meine eigene Ausgabe zum Gebrauch mittheilen. Ich glaube,
daß Sie mich verstehen und mein Verfahren in dieser gantzen Sache nicht
misbilligen werden.
Meine 3 Mädchen fuhren den 27 Julii des Abends um 8 Uhr nach Graventihn
mit einem besoffnen Fuhrmann unter Aufsicht einer vernünftigen Hofmutter,
haben die ganze Nacht auf dem Felde zubringen müßen u sind erst den Mittag
drauf angekommen. Haben also auch einen starken Gegenwind bey ihrer
Lustfahrt zu Lande gehabt.
Ich gieng vlt. Julii mit HE Friedrich, der vorige Woche nach Berlin
abgegangen, zu Fuß nach Trutenau und kam den 1 Aug. eben so glücklich heim mit
HE Director u Gevatter Kanter. Meine Absicht wurde verfehlt einen Doct. Jur.aus Arau bey Bern Namens
Rothpletz
kennen zu lernen, der mich aber noch
den Tag vor seiner Abreise nach Berl. besuchte und vielleicht von da wider
zurückkommen wird.
Den 22 Aug. wurde der Frau Kriegsräthin Deutsch Geburtstag gefeyert,
wozu ein hier bestelltes Clavecin Royal ankam welches meine Lisette Reinetteeingeweyht. Ich war auch dazu eingeladen, hatte mir aber entschloßen nach so
langen Aufschub mit meiner Mutter zum Abendmal zu gehen, und den TAbendvor der Beicht kam mein
Schiblemini
an, deßen Sphalmate ich mit zur
allgemeinen Absolution brachte und ein wahres Dankfest (Eucharistie) feyren
konnte.
Den 27 Aug. setzte ich mich mit HE Meyer auf einen Korbwagen und fuhr
unter einem starken unangenehmen Regenwetter meine Kinder abzuholen, wo
mein 55ster Geburtstag (denn ich bin 730 zur Welt gekommen) begangen
wurde. Sonntags um 8 Uhr erreichten wir eben den Schlagbaum, als wir unter
einem noch gewaltigern Regenguß durch und durch naß Gottlob glücklich zu
Hause kamen.
Den 30 besuchte mich Roi und fieng seine ital. Stunde an; die Baroneße hat
ihm durch mich Antwort wollen sagen laßen, bisher aber aufgeschoben; ich denk
Sie nächstens zu besuchen. Ihre Jgfr. Schwester will die Music lernen bey
Ihrem Freunde Walther und dazu Ihr Clavier sich von Miltz ausbitten, daß
Sie ihr nicht versagen werden.
Ich hatte Hofnung meinen Sohn auf den Winter hier zu sehen; alles hängt
von der Versorgung des HE Schellers ab, die ich wenigstens den Winter über ruhig
abwarten will.
Ich glaube daß Sie an dem Ort, wo Sie diesen Brief erhalten werden, im
Stande seyn werden eine Einl. an mich abgehen zu laßen. Nach der Schweitz
hab ich bereits geschrieben und werde es nächstens zum 2ten mal thun, da ich
noch gestern die Freude hatte des Abends einen Brief von meinem jüngsten
Freunde zu Schafhausen HE Joh. Ge. Müller über Weimar einen sehr vertraul.
Brief zu erhalten.
Sollten Sie nicht ein Schreiben an HofrathPfeffel zu Colmarerhalten: so gehen Sie mit einem Gruße von mir zu ihm, und erinnern Sie ihn an
den Sontag wo ich mit dem Buchhändler
Gebhard
aus Frankf. am Mayn
mit bey ihm gespeist, den Sie auch als einen alten Reisegefährten von mir
begrüßen können.
Bey unserer Freundschaft und dem Ansehen eines Vaters, das Sie mir Selbst
ertheilt, beschwöre ich Sie, lieber Hill, daß Sie mir Nachricht geben, wenn Sie
gegen die Hälfte Ihres Viatici gekommen sind, und den Muth nicht sinken
laßen, oder aus einer
falschen Schaam
mir Ihre Noth und Bedürfniße
verheelen weil es Ihnen hier nicht an unbekannten Freunden fehlt, die sich eine
Pflicht und Freude draus machen werden Sie weiter vorwärts oder zurück zu
helfen. Ich hätte gewünscht, wenn Sie mir einige Beobachtungen Ihres
oekonomischen Calculi bereits anvertraut hätten.
Sind Sie imstande in Straßburg HE
Ehrmann
zu erfragen; (er gehört zur
Brüdergemeine
von Herrenhut) so grüßen Sie ihn, er ist ein herzlicher Mann,
dem Sie sich anvertrauen können. Ich wünschte daß Sie wenigstens Italien
und besonders Rom ein wenig in Augenschein nehmen könnten; denn an die
Morgenländer lohnt es kaum zu denken.
In
Schafhausen
grüßen Sie HE
Joh. Ge. Müller
, HE
Gaup
.
In
Zürich
den guten
Lavater
und
Pfenninger
; denn Häfeli wird schon
nach Deßau gegangen seyn.
Giebt Ihnen Gott Gelegenheit sich was zu verdienen: so nehmen Sie selbige
mit. Ueben Sie Ihre Hand, und gewöhnen Sie sich ja zu einer
correcten
Orthographie
z.E. Zeuge, testis (nicht Zeige) Lübsche (nicht Liebsche; weil es
von Lübeck komt) Für die Hoch- und Oberdeutsche ist die aus Preußen zur
Gewohnheit gewordene Verwechselung des Dat uAccus. sehr anstößig, schon im
Reden, geschweige bey einer littera manente. Verzeyhen Sie diese kleinfügige
Schulfüchserey, die übrigens gut gemeint ist.
Ich umarme Sie unter tausend Grüßen und Wünschen der meinigen und
vorzüglich Schwester Lieschen – Alle Freunde erwiedern Ihr Andenken. Ihren
Herrn Vater habe noch gestern Abend im Vorbeygehen vor der Thür gesprochen.
Vom HE Richter und aus Graventihn anticipire die noch einzugehende
Höflichkeiten. Gott gebe Ihnen gute Gesundheit – bewahre Sie vor fböser
Gesellschaft – und führe Sie zu lauter guten, ehrlichen, sichern, frommen
Verbindungen. Erfreuen Sie mich bald mit den besten Nachrichten von dem
Fortgange Ihrer Wanderschaft. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter treuer Freund
und Bevollmächtigchte Joh. Ge Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / Herrn Hill, / Candidat der Gottesgelahrsamkeit / gegenwärtig / zu Verzeyhen Sie mir, liebster Gevatter, Landsmann und Freund, daß ich zu
Ihnen meine Zuflucht nehme, da ich bey Hartk. gar nichts mit allen meinen
Vorstellungen ausrichten kann; und er einen Schein des Rechtes für sich zu
haben meynt. Ich glaube, daß die Erziehung seines Sohns zu Zürich ihm auch
schwer fallen mag und seine Frau hat eben an Cr. R. Jensch geschrieben um ihre
Tochter bey der Baroneße unterzubringen, bey der ich auch gestern schon alles
abgemacht, um ersteren das Geschäfte zu erleichtern, der mich deshalb vor
8 Tagen besuchte. Ich besorge, daß kein neuer Theil der Ideen mit nächster Meße
erscheinen wird – und wollte Ihnen gern allen Verdruß in der Folge durch eine
freundschaftliche Auseinandersetzung ersparen. Finden Sie gleich einen
Verleger, der auch mehr giebt; so wird der alte doppelt gereitzt zu einer
eigennützigen Rache, (ich halte ihn einer boshaften nicht fähig, und bin nicht im
stande ihn wie K‥ u H. zu beurtheilen) und in diesem Fall selbst rathe ich desto
mehr sich in Güte auseinander zu setzen und ihn zum Freunde zu behalten.
Vielleicht ist alles schon unter Ihnen abgemacht; desto mehr Freude für mich.
Aber die gegenwärtige bisherige Gährung beunruhigt mich, daß ich dies kaum
hoffen kann. Beruhigen Sie mich wenigstens durch eine vertrauliche Nachricht
von Ihrer Seite – denn ich habe keine andere Absicht, als die Sie selbst wißen
und kennen, ohn daß ich es Ihnen sagen darf. Eine ähnliche Verlegenheit die
Opfer seines Verlages und seines freundschaftl. Diensteifers zu liquidiren
zwingt mich fast zu seiner Sammlung meiner Schriften. Er läßt sich den
Titel:
Saalbadereyen
, gefallen.
Erstes Wannchen
; enthält I. S. D.
II. Wolken III. Beyl. pp nach altem engl. Zuschnitt der Titel, mit dem Motto:– – pectus inaniter angit
Inritat, mulcet, falsis terroribus implet Hor.In diesem eckeln Titel liegt zugl. eine Rücksicht auf meinen sel.
Vater
, deßen
Andenken mir so lieb ist als dem Horatz, und dem Sokrates seine Mutter mit
ihren Hebammenkünsten – wie auch auf das alte Sinngedicht, welches Vater
Hagedorn übersetzt: Der Bader u die H.– baden den reichsten Mann den
schlechtsten Kerl beständig nur in einer Wanne. Eine Vertheidigung u die beste
meiner kritischen –
Wie soll ich einen Mann der sich sein Brodt wie Hartkn. so sauer werden läst,
deßen Vermögen ich nicht weiß u auch Kinder hat zu erziehen zumuthen, daß er
mir ohne ein noch so kleines Gegengeschenk so viel von seinem Verlage gar
umsonst abgeben soll, wenn er sich dazu einige Rechnung auf Waßer für seine
Mühle bey meiner sonst leeren, unfruchtbaren, entfernten Freundschaft macht.
Dies ist meine Absicht, und Hauptabsicht gegen ihn. Wie viel Defecte meiner
Bibl. er obenein suppliren will und kann, überlaß ich ihm. Die wichtigsten sind
Adelungs Wörterbuch, das Catholicon u Michaelis Bibl. u Uebersetzung,
welche ich nicht habe fortsetzen können.
Ich habe unserm alten Freunde schon das Timeo Danaos freymüthig
vorgehalten, und unser Briefwechsel möchte wol auf eine Zeitlang aufhören. Wär
ich aber im stande etwas zu Ihrer beyderseitigen Zufriedenheit beyzutragen und
das Misverständnis zu heben: so will gern Unterhändler seyn, so wenig ich
mich auch dazu schicke. Ist die Sache aber schon abgemacht, desto lieber! und
desto balder u gewißer erhalt ich auch den zweiten Theil. Ich habe dies alles
geschrieben mit dem herzlichen Vertrauen, das alle falsche Schaam und Furcht
unterdrückt.
Unsere Posten sind so sicher, daß Sie die Memoires, nach denen Sie mich
lüstern gemacht, gantz sicher hätten anvertrauen können. Hat R. den Auftrag
sdas Exemplar mir zuzufertigen. Dort soll unter dem Mantel eine brochuregelesen werden unter dem Titel Vie privée du R de P. Ist dies vielleicht der
deutsche Nachdruck.
Metzger ist seit seiner Ankunft ins Land ich weiß nicht wie? mein Freund
gewesen und geblieben. Ein practicus ist er nicht und als einen künftigen Lehrer
meines Sohns bin ich ihm auch respectum parentelae schuldig. Er ist trotz seiner
vortheilhaften Lage, da er das Gehalt von 2 Prof. zieht u alle mögl. Physikate
u Hospitäler verwaltet mit Kgsb. unzufrieden u dies eben so mit ihm. Man
giebtlegt ihm ein garstiges Pasquill des Gruners zur Last in den Helmst. lat.
Zeitungen u Gruner hat unsern Senat noch gröber behandelt, indem er wie
Democrit den Abderiten ὑγιαινειν geschrieben. Dem frommen
rechtschaffenen Orlov ist am meisten Gewalt geschehen, auch Hagen macht uns Ehre
durch Schriften und Wandel und Treue im Unterricht. M. hat neulich eine
starke Disputation im Namen eines Doctorandi geschrieben über die
Selbsterkentnis, worinn er auch Ihre Schrift von Denken u Empf. anführt. Neulich
begegnete ich ihm u werde ihm diese Woche Ihre Ideen bringen, die er sich
ausbat u die ich vom Lande zu Hause gebracht. Seine Physiol. ist ein sehr kleines
Handbuch; er soll seine eigene Schriften in den Dengelschen Zeitungen mit
einer sehr merklichen Partheylichkeit eines Zuhörers selbst recensiren und in den
neusten ist der Casus eines Juden, gegen deßen Relation man viel einzuwenden
hat, wodurch sein Character nicht im besten Licht erscheint; doch was hat man
nicht alles vom großen Haller gesagt?
Köhler hat mich einmal besucht. Eine gewiße Ängstlichkeit des Geitzes sieht
ihm aus den Augen heraus. Mit seinen Vorlesungen, die mehrerentheils
Varianten betreffen sollen ist man nicht sonderl. zufrieden. Er läßt sich gut
bezahlen und ließt nicht ohne eine gewiße Anzahl – kam schon mit Absichten auf die
gr. Prof. des D. Bock her, und hat sich ins Decanat auf das nächste Semestreeingedrängt das nach den akademischen Gesetzen das erste mal ihn vorbeygehen sollte.
Mangelsdorf ist an Kreutzf. und Werner’s Stelle. Seine Vorlesungen über
Terentz u Horatz finden Beyfall. Uebrigens ein Klotzianer – seinem Charakter
nach. Er besuchte mich in einer unglückl. Stunde in Gesellschaft des Prof.
Werthes
, mit dem ich nichts anzufangen wuste, weil ich weder seinen Nahmen
noch sein Fach kannte.
Unser Prof. Phys. ist Reusch; vom Wünsch weiß man hier nichts, ist auch
keine Stelle für ihn offen. Sein Vorgänger Mönch ist der Lehrmeister meines
neuen Freundes Mayer gewesen, der ein Sohn des Gryphswaldischen
Astronomen u Architecten ist. Er ist ein junger Mann von vielen Talenten und einem
sehr allgemein angenehmen Umgange, schon Geh. Secretair gewesen, diese
Stelle aber nidergelegt, und nach einer Reise bey den Brüdern von Herrnhutmit einer Frau hergekommen, die hier in Wochen gelegen – um Theol. zu
studiren. Ein sonderliches Schicksal, wozu die maurerische Schwärmerey Anlaß
gegeben zu haben scheint. Er kennt unsern Gevatter Kaufmann, dem es sehr
wohl gehen soll in Neu Saltza. Daß es ihm selbst so gehen mag, wünsch ich,
bin aber nicht im stande den Ausgang des Labyrinths, worin dieser
gute
Mensch
gerathen, abzusehen, deßen außerordentl. Anlagen durch ein eben so
außerordentl. Schicksal und Loos Gefahr laufen.
Königsberg in Preußen den 7Sept. 84.Liebwerthester HErr und Sohn,Wie die Männer Benhadad (I Kön. XX. 33) hab ich das Wort eilend von
Ihnen genommen und auf mich gedeutet. Ich habe Ihren Brief vom 7 Aug.den 4 d. erhalten, und mache mir auch die erste Wärme des Einfalls zu Nutz,
um der feuchten Kälte des hypochondrischen Nachdenkens zu entgehen. Ein junger
Mann, den Lav. liebt, giebt mir wenigstens so viel Vertrauen, das Seinige nach
Vermögen zu erwidern. Wodurch ich Ihren Dank verdient, weiß ich nicht. Da
aber meine schon verwelkte Blätter noch in Ihrem frischen Andenken sind, so
werden Sie durch HE. Kl. (wie ich bestellt) das jüngste Kind meiner Wehen und
Schmerzen brüderlich aufnehmen, und vielleicht hinterher ein Verzeichnis der
Muttermahle und Makeln, womit es auf die Welt gekommen.
Ich habe den 27 des verfl. Augusts mein 55stes Jahr angetreten. Mein Vater
war aus der Lausitz, meine Mutter aus Lübeck gebürtig. Sachsen und Schlesier,
Lübecker u Hamburger wurden als Landsleute von meinen Eltern angesehen,
und mein akademischer Umgang war vornehmlich mit Lief- und Ausländern.
Daher ich auch noch ein Fremdling in meinem Vaterlande hier bin. Meine
seelige Mutter starb entschlief 56 an einer Auszehrung, ehe ich eine Reise
durch Deutsch- u Holl- nach Engl. unter dem Mantel von Handlungsgeschäften
antraft, die eben so vereitelt wurden, als meine vorgängige
Hofmeisterversuche in Lief- u Curl. – Mein seel. Vater war ein ziemlich allgemein beliebter
Wundartzt, Vornehmen und Armen unter dem Namen des
Altstädtschen
Baders
, der sein angenehmster
Titel
war, wohl bekannt. Er starb nach einigen
Anfällen von Schlagflus und vieljährigen Lähmungen 66, in eben dem Jahr,
da die Pest der welschen Regie ins Land kam – und hinterlies ein Vermögen,
das er blos seinem ehrlichen Fleiß und christlichen Glück, auch zum Theil der
Sparsamkeit unserer häuslichen und sorgfältigen Mutter zu verdanken hatte,
und ohngeachtet seiner Mildthätigkeit und Gastfreyheit für seine beyden
einzigen Söhne hinreichend und zulänglich gewesen wäre.
Eine stotternde Zunge und ich weiß nicht was in meiner Seele vereckelte mir
alle öffentl. Geschäfte und feyerlichen Umgang; jedermann glaubte dafür, daß
mein jüngerer Bruder einen desto entschiedeneren Beruff zu einem geistl. Amte,
dem heil. Ehstande und seinem zeitlichen Fortkommen hätte. Ich baute also im
voraus darauf, einmal das Gnadenbrodt in seiner Familie zu eßen, und an
ihrer Hut, Erziehung und Gesellschaft auf meine alte Tage den nächsten Antheil
zu nehmen. Dieser Lieblingsgrille habe ich viel, und hätte beynahe
alles
aufgeopfert. Eine Melancholie und eigensinnige Krankheit bemächtigte sich dieses
einzigen Bruders, und ich wurde zuletzt genöthigt sein Vormund zu werden,
und zur Erhaltung seiner Person, seines ganzen und meines halben Vermögens
das erste das beste Amt zu ergreifen.
Pour la rareté du fait und aus philosophisch-patriotischem Vorwitz wurde ich
67
französischer Uebersetzer
bey der hiesigen Provinzial Accise u Zoll
Direction. Ein geheimer Instinct zu dieser Sprache vor allen übrigen kam mir
zu statten; nunmehr hab ich allen Geschmack daran verdorben und verloren.
Ein noch geheimerer Instinct führte ein Landmädchen in meines Vaters Haus.
Ihre blühende Jugend, eichenstarke Gesundheit, mannfeste Unschuld, Einfalt
und Treue brachte in mir eine solche hypochondrische Wuth hervor, welche weder
Religion, Vernunft, Wohlstand, Arzney, Fasten, neue Reisen und Zerstreuungen
überwältigen konnten. Diese Hamadryade wurde die einzige, liebste und beste
Stütze meines alten, gelähmten verlaßenen Vaters, und seine Pflegtochter, der
ich ihn und sein ganzes Haus anvertrauen konnte. Sie wurde nach seinem bittern
Tode meine Haushälterin und ist die Mutter meiner vier natürlichen und
Gottlob! gesunden und frischen Kinder.
Daß eine reiche, weiche Erziehung unsere Bedürfniße vermehre, weiß ich aus
leidiger Erfahrung. Meine seel. Eltern haben an unserer intellectuellen
Erziehung besonders verschwendet, keine Früchte ihrer Aussaat erlebt und es
unschuldiger Weise in 2 Stücken versehen. Mein Vater, wenn er sich den ganzen
Tag unter Patienten von jedem Stande müde geplackt hatte, liebte sehr
häusliche Gesellschaft und alle Freyheit eines vertrauten Umgangs, besuchte kein
öffentliches Haus, gieng fast gar nicht oder ungern zu Gast und whielt streng
auf die Ordnung seiner Lebensart und Hausgenoßen; unsere Mutter war wegen
ihres kränklichen Leibes und weitläuftigen Wirthschaft noch mehr einheimischer.
Wir wurden also fast gantz dem öffentl. Umgange entzogen und dafür durch
alle häusliche Gemächlichkeiten und Freuden eines bürgerlich behaglichen
Wohllebens schadlos gehalten. Das zweite Versehen bestand darinn, daß uns fast kein
Taschengeld anvertraut wurde, daher ich auch bis auf diese Stunde äußerst
unwißend, verlegen und ungedultig bin bey allen Geld- Handel- und
Wandelangelegenheiten. Ich habe 2 Häuser mit Verlust des halben Capitals mir vom
Halse geschafft und hange noch mit dem dritten und letzten, das ich weder los
werden noch auf sichere Zinsen davon rechnen kann.
Endlich wurde aus einem welschen Charon und Uebersetzer 777 Königl.
Packhofverwalter
beym hiesigen Licent mit einem Gehalt von 25 rthlr. des
Monaths, freyer Wohnung, davon mir aber die welsche Regie oder GeneralAdministration die
Hälfte
entzogen und seit beynahe 2 Jahren das einzige
rechtmäßige Emolument einer seit undenklichen Zeiten uns zum Antheil des
Salarii bestätigten Schiffabgabe, welche unter dem holländischen Namen Fooi-d. i.
Bier
- oder
Trinkgelder
bekannt ist. Noch bin ich Gottlob! ohne
Schulden; wo ich aber künftig Jahr Geld zu Briefporto, Holtz, Kleidung und
Unterhalt meiner Kinder hernehmen soll, weiß ich nicht, bin kaum einen Heller im
stande zu ihrer Erziehung (welcher ihre ehrliche Mutter nicht gewachsen ist
besonders in Ansehung der Töchter) anzuwenden und gehe daher mit halsbrechenden
Entwürfen der Selbsterhaltung, Nothwehr und Verzweifelung schwanger, habe
schon den 1 Jänner 83 ins Cabinet geschrieben, ohne einer Antwort gewürdigt zu
seyn – der Philosoph von S. S. verstopft seine Ohren gegen alles Schreyen
seiner Untherthanen u Zollbedienten über die Schelmereyen,
Ungerechtigkeiten p seiner heillosen Beutelschneider und Windbeutel von Plusmachern.
Ist dieser reine Wein der Wahrheit nach Ihrem Geschmack: so sind Sie dem
unverdienten Vater Ihrer Wahl herzlich willkommen: Eine Sommerstube – ein
kleiner Hayn Mamre, eine verwilderter Geköchgarten und die Aussicht einer
Stadtwiese steht zu Ihrem Befehl und Diensten. Für Tenne und Kelter u.s.w.
ist Ihre eigene Sorge.
Mein einziger Sohn Johann Michael ist 69 den 27 Sept. geboren, lebt seit
länger als einem Jahr auf einem Landgute 4 Meilen von hier,
Graventihn
,
das einem Kriegsrath Deutsch gehört, der als künftiger Erbe deßelben vor kurzer
Zeit aus Potsdam ins Land gekommen, und ein einziges Kind, einen Sohn
gleichen Alters mit dem meinigen hat. Dieser ist bereits im vorigen Jahr
eingeseegnet und diesen Frühling immatriculirt worden und hat sich der
Arzneykunde zu meiner großen Zufriedenheit gewiedmet. Sein guter Fortgang im
Griechischen
, das er vor dem
Latein
gelernt und zu seiner Facultät nicht
eben so nöthig gehörtscheint als das arabische, wozu ich ihn durch das
Hebräische
schon ziemlich vorbereitet – ein Anfang im
Pollnischen
zum
Correctiv der Erbsünde seiner Zunge – oder auch zum künftigen Fortkommen
in den gelobten Ländern für die Artzte (Pohlen u Rußl) – und noch mehr
Fähigkeit das Engl. zu verstehen, ist alles was ich von ihm zu sagen weiß. Ich
erwarte seine Widerkunft, die von der bevorstehenden Versorgung des
Hofmeisters abhängt, der ein geschickter Cand. Th. u naher Blutsfreund des
berühmten
Schellers
zu Brügg ist – um das Französische mit ihm und
wenigstens seiner ältesten Schwester von neuem anzufangen. Diese heißt LisetteReinette ist 72 den 12 Apr. am Palmsonntage geboren, hat einen Anfang auf
dem Clavier und in dem Ital. gemacht u dies einem jungen Freunde
Hill
zu
verdanken, der gegenwärtig eine Wallfahrt zu Fuß nach Venedig anstellt. Lehne
Käthe ist 74 den 2 Dec geboren kann mit genauer Noth lesen und die jüngste
Marianne Sophie noch nicht buchstabieren. Diese kam 78 den 18 Nov. zum
Ersatz meines Bruders, den ich an meinem Geburtstage deßelben Jahrs
begraben ließ, nachdem er sich selbst und mir lange gnug zur Last gelebt, aber
durch seine über ihn verhängtes träges Mönchsübel mich wider meinen Willen
thätig, geschäftig, gesellig und fruchtbar gemacht hatte.
Da ich wie jener komische Vater auch sagen kann: Homo sum – und etwas
endlich
zu handeln gewohnt bin, muß ich Ihnen noch melden, daß Ihre
Adoption bereits vorigen Sonntag Dom XIII. p Tr. zwar feyerlich aber
zugleich anonymisch bey Gerichten, die einer hypochondrischen Verdauung nicht
günstig sind, vollzogen, und von meinen 3 Parcen ihres neuen Herrn Bruders
Gesundheit in Kirschwein getrunken worden. Der kleine Johann Michel
taugt noch eben so wenig zu Ihrem Arzte als zu Ihrem Correspondenten, und
uns beyden fällt das Schreiben oft noch schwerer als Reden, und beide sind eben
so sehr an eine strenge Oekonomie dieserihrer Stunden und Kräfte gebunden.
Ist Ihre
Furcht
der Weisheit Anfang, und Ihr
Glaube
derselben Ende: so
wird Ihre Hoffnung auf Hülfe, und kein Werk Ihrer Liebe zu Schanden werden
noch verloren seyn. Mehr Beweise von meinem theilnehmenden Herzen bin ich
nicht im stande vor der Hand zu geben, kaum einen Rath, der Ihrer mir zu
unbekannten Lage und übrigen Verhältnißen angemeßen seyn könnte. Ich werde
übrigens Ihr unverdientes Vertrauen zu keinen eigennützigen Absichten
misbrauchen, und bin eben so wenig gewohnt
Pflichten
meinem eigenen Geschmack
als meines Nächstens seinem Preis zu geben, und bekenne mich nochmals durch
jede väterliche und brüderliche Gesinnung, der ich fähig bin, für Ihren
aufrichtig ergebenen Freund und DienerJohann Georg Hamann,den 7 Septbr 84. Packhofverwalter bey dem Königl. Licent zu
Königsberg in Preußen.Adresse:Des / Herrn Franz Buchholtz, / Herrn von Welbergern, / Hochwolgeboren / zu /
Münster
. / in Westphalen.
Vmtl. von Buchholtz vermerkt:7. 7br. 84.Metakritik über den Purismum der Vernunft. Sunt lacrumae RERUM –
o quantum est in REBUS inane!„Ein großer Philosoph hat behauptet, das allgemeine u. abstracte Ideen
nichts als besondere sind, aber an ein gewißes Wort gebunden, welches ihrer
Bedeutung mehr Umfang oder Ausdehnung giebt, und zugl. uns jener bey
einzelnen Dingen erinnert“ Diese Behauptung des eleatischen, mystischen u
schwermenden Bischoffs von Cloyne,
George Berkeley
, erklärt
Hume
* für
eine der
grösten
und
schätzbarsten Entdeckungen
, welche zu unserer Zeit
in der gelehrten Republick gemacht worden*S. a Treatise of human Nature: Being an Attempt to reduce the
experimental Method of reasoning into moral Subjects Vol. I. Of the
Understanding. London 739 p. 38. Dieses meines Wißens
erste
Meisterstück des
berühmten
David Hume
soll zwar ins fr. aber noch nicht, wie sein
letztes
ins deutsche übersetzt seyn. Auch die Uebersetzung von des scharfsinnigen
Berkeley’s philosophischen Werken
ist leider in Stecken gerathen.
Der I Theil kam bereits 781. zu Leipz. heraus und enthält nur die
Gespräche zwischen Hylas und Philonous
, welche schon in der
Eschenbachschen Sammlung der Idealisten
Rostok 756 stehen.
Es scheint mir zuförderst, daß der neue Skcepticismus dem älteren
Idealismo unendlich mehr zu verdanken habe, als dieser zufällige und einzelne
Anlaß im Vorbeygehen zu verstehen giebt und daß ohne
Berkeley
schwerlich
Hume
der
große Philosoph
geworden wäre, wofür ihn die Kritik aus
gleichartiger Dankbarkeit erklärt. Was aber die
wichtige Entdeckung
selbst
betrifft: so liegt selbige wol ohne sonderlichen Tiefsinn im bloßen Sprachgebrauch
der gemeinsten Wahrnehmung und Beobachtung des Sensus communis offen u
aufgedeckt.
Zu den
verborgenen Geheimnißen
, deren Aufgabe, geschweige ihre
Auflösung noch in keines Philosophen Herz gekommen seyn soll, gehört die
Möglichkeit menschl. Erkenntnis von Gegenständen der Erfahrung,
ohne
und
vor
aller Erfahrung, und hiernächst die Möglichkeit einer sinnl. Anschauung
vor
aller Empfindung eines Gegenstandes. Auf dieser doppelten Unm
Un
-
Möglichkeit und dem
mächtigen Unterschiede
analytischer und synthetischer
Urtheile gründet sich die Materie und Form einer transcendentalen Elementar- u
Methodenlehre; denn außer dem eigenthümlichen Unterschiede der Vernunft
als eines
Objects
oder
Erkenntnisqvelle
oder auch
Erkenntnisart
giebt
es noch einen allgemeinern, schärferen und reineren Unterschied, kraft deßen
Vernunft allen Objecten, Qvellen und Arten der Erkenntnis zum Grunde liegt,
keines von dreyen selbst ist, und folglich auch weder einen empyirischen oder
ästhetischen, noch logischen oder discursiven Begriff nöthig hat, sondern blos in
subjectiven Bedingungen besteht, worunter
Alles
,
Etwas
und
Nichts
als
Object, Qvelle oder Art der Erkenntnis
gedacht
, und wie ein unendliches
Maximum oder Minimum zur unmittelbaren Anschauung
gegeben
, auch
allenfalls
genommen
werden kann.
Die
erste
Reinigung der Philosophie bestand nemlich in dem theils
misverstandenen, theils mislungenen Versuch, die Vernunft von aller Ueberlieferung,
Tradition und Glauben daran unabhängig zu machen. Die
zweite
ist noch
transcendenter, und läuft auf nichts weniger als eine Unabhängigkeit von der
Erfahrung und ihrer alltägl Induction hinaus – Denn, nachdem die Vernunft
über 2000 Jahr, man weiß nicht was?
jenseits
der Erfahrung gesucht,
verzagt
sie nicht nur auf einmal an der progreßiven Laufbahn ihrer Vorfahren,
sondern verspricht auch mit eben so viel
Trotz
dem ungedultigen
Zeitverwandten, und zwar in kurzer Zeit, jenen allgemeinen und zum
Katholicismo
und
Despotismo
nothwendigen und unfehlbaren
Stein der Weisen
, dem die
Religion
ihre
Heiligkeit
und die
Gesetzgebung
ihre
Majestät
flugs
unterwerfen wird, besonders in der letzten Neige eines kritischen Jahrhunderts,
wo beyderseitiger Empirismus, mit Blindheit geschlagen, seine eigene Blöße
von Tag zu Tag verdächtiger u. lächerlicher macht.
Der
dritte
, höchste und gleichsam
empyrische
Purismus betrifft also noch
die
Sprache
, das einzige erste u letzte Organon und Kriterion der Vernunft,
ohne ein ander Creditiv als
Ueberlieferung
und VSVM. Es geht aber
einem auch beynahe mit diesem
Idol
, wie jenem Alten, mit dem
Ideal
der
Vernunft. Je länger man nachdenkt; desto tiefer u inniger man verstummt und
alle Lust zu reden verliert. „Weh den Tyrannen, wenn sich
Gott
um sie
bekümmern wird! wozu sollten fragen sie sich also nach iIhm? Mene, mene,
tekel den Sophisten! ihre Scheidemünze wird zu leicht gefunden und ihre
Wechselbank zubrochen werden!!“
Receptivität
der
Sprache
und
Spontaneität
der
Begriffe
! – Aus
dieser doppeltenzwiefachen doppelten Qvelle der Zweydeutigkeit schöpft die
reine Vernunft alle Elemente ihrer Rechthaberey, Zweifelsucht und
Kunstrichterschaft, erzeugt durch eine eben so willkührliche Analysin als Synthesin des
dreymal alten Sauerteigs neue Phänomene u. Meteoren des wandelbaren
Horizonts, schafft Zeichen und Wunder mit dem Allhervorbringen- und
zerstörenden mercurialischen Zauberstabe ihres Mundes oder dem gespaltenen
Gänsefkiel zwischen den drey syllogistischen Schreibefingern ihrer
herkulischen Faust – –
Schon dem Namen der
Metaphysik
hängt dieser Erbschade und Aussatz
der Zweydeutigkeit an, der dadurch nicht gehoben, noch weniger verklärt werden
mag, daß man bis zu seinem Geburtsort, der in der zufälligen Synthese eines
griechischen
Vorworts
liegt, zurückgeht. Gesetzt aber auch, daß es in der
transcendentalen Topik auf den empirischen Unterschied desvon
hinten
und
von
über
noch weniger ankäme, als bey einem a priori und a posteriori auf
ein hysteron proteron: so breitet sich doch das Muttermahl des Namens von
der Stirn bis in die Eingeweide der ganzen Wißenschaft aus, und ihre
Terminologie verhält sich zu jeder andern Kunst- Weid- Berg- und Schulsprache, wie das
Qvicksilber zu den übrigen Metallen.
Zwar sollte man aus so manchen
analytischen
Urtheilen auf einen
gnostischen
Haß gegen Materie, oder auch auf eine
mystische
Liebe zur Form
schließen; dennoch hat die Synthesis des
Prädicats
mit dem
Subject
, worinn
zugl. das eigentliche
Object
der
reinen Vernunft
besteht, zu ihrem
Mittelbegriff weiter nichts, als ein altes kaltes Vorurtheil für die Mathematik vor
und hinter sich, deren apodictische Gewißheit hauptsächlich auf eine gleichsam
kyriologische Bezeichnung der einfachsten sinnlichsten Anschauung, und
hiernächst auf die Leichtigkeit, ihre Synthesin und die Möglichkeit derselben in
augenscheinlichen Constructionen oder symbolischen Formeln und Gleichungen,
durch deren Sinnlichkeit aller
Misverstand
von selbst ausgeschloßen wird, zu
bewähren und darzustellen. Unterdeßen aber die Geometrie so gar die
Idealität
ihrer Begriffe von Puncten ohne Theile, von Linien und Flächen auch nach
idealisch getheilten Dimensionen durch empirische Zeichen und Bilder bestimmt
und figirt; misbraucht die Metaphysik alle Wortzeichen und Redefiguren unserer
empirischen Erkenntnis zu lauter Hieroglyphen und Typen idealischer
Verhältniße, und verarbeitet durch diesen gelehrten Unfug die
Biderkeit
der Sprache
in ein so sinnloses, läufiges, unstätes, unbestimmbares Etwas = x, daß nichts
als ein windiges Sausen, ein magisches Schattenspiel, höchstens wie der weise
Helvetius sagt, der Talisman und Rosenkranz eines transcendentalen
Aberglaubens an entia rationis, ihre leere Schläuche u Losung übrig bleibt. Endlich
versteht es sich am Rande, daß, wenn die Mathematik sich einen Vorzug des
Adels wegen ihrer allgemeinen und nothwendigen Zuverläßigkeit anmaaßen
kann, auch die menschliche Vernunft selbst dem unfehlbaren u untrüglichen
Instinct
der Insecten nachstehen müste.
Bleibt es allso ja noch eine Hauptfrage:
wie das Vermögen zu denken
möglich sey
? – das Vermögen
rechts
und
links
,
vor
und
ohne
,
mit
und
über
die Erfahrung hinaus zu denken? so braucht es keiner Deduction, die
genealogische Priorität der
Sprache
vor den
sieben
heiligen Functionen logischer
Sätze u Schlüße, und ihre Heraldik zu beweisen. Nicht nur das ganze Vermögen
zu denken beruht auf Sprache, den unerkannten Weißagungen und gelästerten
Wunderthaten des Verdienstreichen
Samuel Heinke
zu folge: sondern
Sprache ist auch der
Mittelpunct des Misverstandes der Vernunft mit ihr
selbst
, Theils wegen der häufigen
Coincidenz
des grösten und kleinsten
Begriffs, seiner Leere und Fülle in idealischen Sätzen, theils wegen des unendlichen
Vorzugs der Rede- vor den Schlußfiguren, und dergl. viel mehr.
Laute
und
Buchstaben
sind also reine Formen
a priori
, in denen Nichts,
was zur Empfindung oder zum Begriff eines Gegenstandes gehört, angetroffen
wird, und die wahren ästhetischen Elemente aller menschl. Erkenntnis u
Vernunft. Die älteste Sprache war Musik, und nebst dem fühlbaren Rythmus des
Pulsschlages und des Othems in der Nase, das leibhafte Urbild alles
Zeitmaaßes
und seiner ZahlVerhältniße. Die älteste Schrift war
Malerey
und
Zeichnung
, beschäftigte sich also eben so frühe mit der
Oekonomie
des
Raums
, seiner Einschränkung und Bestimmung durch Figuren. Daher haben
sich die Begriffe von
Zeit
und
Raum
durch den überschwenglich beharrlichen
Einfluß der beyden edelsten Sinne, Gesichts und Gehörs in die ganze Sphäre
des Verstandes, so allgemein und nothwendig gemacht, als Licht und Luft für
Aug, Ohr und Stimme sind, daß Raum und Zeit wo nicht ideae innatae, doch
wenigstens matrices aller anschaulichen Erkenntnis zu seyn scheinen.
Entspringen daber
Sinnlichkeit
u.
Verstand
als zwey Stämme der
menschl. Erkenntnis aus
Einer
gemeinschaftlichen Wurzel, so, daß durch jene
Gegenstände
gegeben
und durch diesen
gedacht
werden; zu welchem Behuf
nun eine so gewaltthätige, unbefugte, eigensinnige Scheidung desjenigen, was
die Natur zusammengefügt hat! Werden nicht alle beyde Stämme durch eine
Dichotomie und Zweyspalt ihrer gemeinschaftl. Wurzel ausgehen u.
verdorren? Sollte sich nicht zum Ebenbilde unserer Erkenntnis ein einziger Stamm
beßer schicken mit 2 Wurzeln, einer
obern
in der Luft und einer
untern
in der
Erde? Die erste ist unserer Sinnlichkeit Preis gegeben; die letzte hingegen
unsichtbar und muß durch den
Verstand
gedacht werden, welches mit der
Priorität
des
Gedachten
und der
Posteriorität
des
Gegebenen
oder
Genommenen, wie auch mit der beliebten Inversion der reinen Vernunft in ihren
Theorien mehr übereinstimmt.
Es giebt vielleicht annoch einen
chymischen Baum der Diana
nicht nur
zur Erkenntnis der Sinnlichkeit und des Verstandes, sondern auch zur
Erläuterung und Erweiterung beiderseitiger Gebiethe und ihrer Gränzen, welche
durch eine per antiphrasin getaufte reine Vernunft und ihre dem herrschenden
Indifferentismo fröhnende Metaphysik (jene alte Mutter des Chaos u der Nacht
in allen Wißenschaften der Sitten, Religion u. Gesetzgebung!) so dunkel,
verwirrt und öde gemacht worden sind, daß erst aus der
Morgenröthe
der
verheißenen nahen Umschaffung und Aufklärung der Thau einer reinen
Natursprache widergeboren werden muß.
Ohne jedoch auf den Besuch eines neuen aus der Höhe aufgehenden Lucifers
zu warten, noch mich an dem Feigenbaum der
großen Göttin Diana
! zu
vergreifen, giebt uns die schlechte Busenschlange der gemeinen Volkssprache das
schönste Gleichnis für die hypostatische Vereinigung der sinnlichen und
verständlichen Naturen, den gemeinschaftlichen Idiomenwechsel ihrer Kräfte, die
synthetischen Geheimniße beyder correspondirenden und sich widersprechenden Gestalten
a
priori
und a
posteriori
, samt der Transsubstantiation subjectiver
Bedingungen und Subsumtionen in objective Prädicate und Attribute durch die copulameines Macht- oder Flickworts zur Verkürzung der langen Weile und Ausfüllung
des leeren Raums im periodischen Galimathias per Thesin etund Arsin –
O um die
Handlung
eines
Demosthenes
und seine dreyeinige Energie
der Beredsamkeit, oder die noch kommen sollende Mimik, ohne die panegyrische
klingende Schelle einer Engelzunge! so würd ich dem Leser die Augen öfnen, daß
er vielleicht sähe – Heere von Anschauungen in die Veste des reinen Verstandes
hinauf- und Heere von Begriffen in den tiefen Abgrund der Sinnlichkeitfühlbarsten Sinnlichkeit herabsteigen, auf einer Leiter, die kein Schlafender sich
träumen läßt – und den Reihentantz dieser Manahaim oder zweyer
Vernunftheere – die geheime und ärgerliche Chronik ihrer Buhlschaft und Nothzucht –
und die ganze Theogonie aller Riesen- und Heldenformen der Sulamith
und Muse, in der Mythologie des Lichts und der Finsternis – bis auf das
Formenspiel einer alten
Baubo mit ihr selbst
– inaudita specie
solaminis, wie der heil.
Arnobius
sagt – und einer neuen
unbefleckten
Jungfrau
, die aber keine
Mutter Gottes
seyn mag, wofür sie der heil.
Anselmus
hielt –
Wörter haben also ein
ästhetisches
und
logisches
Vermögen. Als sichtliche
und lautbare Gegenstände gehören sie mit ihren Elementen zur
Sinnlichkeit
und
Anschauung
, aber nach dem Geist ihrer
Einsetzung
und
Bedeutung
,
zum
Verstand
und
Begriffen
. Folglich sind Wörter so wol reine und
empirische
Anschauungen
, als auch reine und empirische
Begriffe
:
empirisch
,
weil Empfindung des Gesichts oder Gehörs durch sie bewirkt;
rein
, in so fern
in ihrer Bedeutung durch nichts, was zu jenen Empfindungen gehört,
angetroffen bestimmt wird. Wörter, als unbestimmte Gegenstände empirischer
Anschauungen, heißen nach dem Grundtext der reinen Vernunft, ästhetische
Erscheinungen
: folglich sind, nach der ewigen Leyer des antithetischen
Parallelismus, Wörter, als unbestimmte Gegenstände empirischer Begriffe, kritische
Erscheinungen
, Gespenster, Nicht- oder Unwörter, und werden nur durch
ihre Einsetzung und Bedeutung des Gebrauchs zu bestimmten Gegenständen
für den Verstand. Diese Bedeutung und ihre Bestimmung entspringt,
weltkundiger maaßen, aus der Verknüpfung eines zwar a
priori
willkührlichen und
gleichgiltigen, a posteriori aber nothwendigen und unentbehrlichen
Wortzeichens mit der Anschauung des Gegenstandes selbst und durch dieses widerholte
Band wird dem Verstande eben der Begriff vermittelst des Wortzeichens als
vermittelst der Anschauung selbst mitgetheilt, eingeprägt und einverleibt.
Ist es nun möglich, frägt der
Idealismus
von der einen Seite, aus der
bloßen
Anschauung
eines Worts den Begriff deßelben zu finden? Ist es
möglich aus der
Materie
des Worts Vernunft, seinen 7 Buchstaben oder 2 Sylben
– ist es möglich aus der Form, welche die Ordnung dieser Buchstaben u Sylben
bestimmt, irgend etwas von dem
Begriffe
des Worts
Vernunft
herauszubringen? Hier antwortet die Kritik mit ihren beyden Wagschaalen gleich. Zwar
giebt es in einigen Sprachen mehr oder weniger Wörter, aus denen
Logogryphen, welsche
Charaden
und witzige
Rebus
durch eine Analyse und Sylbe
der Buchstaben oder Sylben in neuen Formen erschaffen werden können.
Alsdenn sind es aber neue Anschauungen und Erscheinungen von Wörtern, die mit
dem Begriff des gegebenen Worts eben so wenig übereinstimmen, als die
verschiedenen Anschauungen selbst.
Ist es ferner möglich, frägt der
Idealismus
von der andern Seite, aus
dem Verstande die empirische Anschauung eines Worts zu finden? Ist es
möglich aus dem
Begriffe
der Vernunft die Materie ihres Namens, d. i. die 7
Buchstaben oder 2 Sylben im deutschen oder irgend einer andern Sprache zu
finden? Hier sagt deutet die eine Wagschaale der Kritik ein entscheidendes
Nein
! Sollte es aber nicht möglich seyn aus dem Begriff die
Form
seiner
empyrischen Anschauung im Wort herzuleiten, vermöge welcher Form die eine
von 2 Sylben a priori und die andere a posteriori steht oder daß die 7
Buchstaben, in bestimmter Verhältnis geordnet, angeschaut werden? Hier schnarcht der
Homer
der reinen Vernunft ein so lautes Ja! wie Hans und Grethe vor dem
Altar, vermuthlich, weil er sich den bisher gesuchten
allgemeinen Character
der
einer philosophischen Sprache
, als bereits erfunden im Geist geträumt.
Diese letzte Möglichkeit nun, die Form einer empirischen Anschauung ohne
Gegenstand noch Zeichen deßelben aus der reinen und leeren Eigenschaft unsers
äußern u. innern Gemüths heraus zu schöpfen ist eben das Δος μοι που στωund πρωτον ψευδος, der ganze Eckstein des kritischen Idealismus und seines
Thurm- und Logenbaus der reinen Vernunft. Die gegebene oder genommene
Materialien gehören den kategorischen und idealischen Wäldern, peritatetischenund akademischen Vorrathskammern. Die Analyse ist nichts mehr als djeder
Zuschnitt nach der Mode, wie die Synthese die Kunstnath eines zünftigen Leder-
oder Zeugschneiders. Was die Transcendentalphilosophie matagrabolisirt,
habe ich um der Sschwachen Leser willen auf das Sacrament der Sprache, den
Buchstaben ihrer Elemente, den Geist ihrer Einsetzung gedeutet, und überlaße
es einem jeden die geballte Faust in eine flache Hand zu entfalten. – –
Vielleicht ist aber ein ähnlicher Idealismus die ganze Scheidewand des
Judentums u. Heidentums. Der Jude hatte das Wort u. die Zeichen; der Heide
die Vernunft und ihre Weisheit –
Kgsb. den 135 Sept. 84.Hier ist die
lächerliche Maus
, an der Ihnen, liebster bester Landsmann,
Gevatter und Freund so viel gelegen gewesen, und vielleicht so wenig Ihres
Lesens als meines Abschreibens werth ist. Die
Folge
war eine μεταβασις ειςαλλο γενος, denn nebst der Kritik lag mir das liebe Jerusalem in Kopf, und
eine Idee verdarb die andere. Ich habe also das vornehmste in das kleine
Golgatha verpflantzt. Der
Eingang
bestand in einer Recension der Humischen
Uebersetzung, die ich zumr Berl. Monathsschrift einschickte, ehe selbige
erschien, wo ich nicht irre, aber sich gar nicht für sie schickte, daher ich es dem D.Biester nicht verdenke sondern vielmehr dafür danke, daß sie nicht eingerückt
worden. An dem Bruchstück kann Ihnen nichts gelegen seyn. Ich warte jetzt des
M. Schultz Auszug, Heineke Kritiken und die Prologomena zur Metaphysik der
Sitten ab, um vielleicht wider in Gang zu kommenSie haben also meinen Schiblemini eher als ich erhalten. Den 20 Aug. fand
ich 12 Exempl. offen auf meinem Tisch, da ich alle Hofnung aufgegeben hatte
und sehr übel damit zufrieden war auch nicht begreifen konnte wie es unserm
Freund Hartkn. hat einfallen können ihn in Berl. drucken zu laßen. Den Tag
drauf hatte mir eben vorgenommen zur Beichte zu gehen, wovon ich über 2 Jahr
abgehalten worden. Ungeachtet der Druckfehler, diedenen durch ein nachgedrucktes
Blatt wird abgeholfen werden, diente es mir zur Beförderung der Andacht u
Eucharistie.
Auch ich dachte, daß ich vergeblich gearbeitet und meine Kraft umsonst und
unnützlich zugebracht hätte: desto erfreulicher war es wenigstens einen einzigen
ganzen Leser an Ihnen, liebster Plato! gefunden zu haben. Hier kaum und mit
genauer Noth einen halben an unserm jetzigen Decano Kraus, der in Arbeit u
Hypochondrie bis über die Ohren sitzt, das
Jerusalem
noch nicht einmal Zeit
gehabt zu lesen, ohne welches man den Golgotha und Schedelhügel unmöglich
verstehen kann, und nicht einmal die Anspielung des Pfuy! Pfui! auf die
reducirte Fooi- oder Biergelder gefühlt.
An Meinem Geburtstag setzte mich auf einen Korbwagen mit meinem neuen
Freunde
Mayer
, bey sehr elenden Wetter um meine 3 Parcen abzuholen, die
sich 4½ Woche in Graventihn umgetrieben hatten. Ich hatte also unsern
Geburtsmonat freuden- und kinderlos zugebracht. An Ihrem Geburtstage fuhren
wir alle mit unsern 3 Gänschen bey leidlicher Witterung nach der Stadt, die uns
schon im Gesicht lag. Der Mond wollte auch aufgehen und sah wie die
untergehende Sonne aus, als auf einmal sich der Himmel bezog, und eben da wir
durch den Schlagbaum waren, auf den plötzlichen Sturm, dem wir auf der
Steinbrücke vor dem Friedl. Thor entgegenflogen, ein solcher Regenguß folgte,
daß wir auf unserm offnen Korbwagen faselnaß unsere liebe Hausthür
erreichten, und Gott dankten.
Desto mehr Freude hat mir meines Sohns Geburtsmonath gemacht. Den 1
h. erhielt
früh Morgens
die erste Nachricht von meinem Hill der den 26 Iul. zu
Schiff abgegangen u gegenwärtig zu Fuß auf seiner albernen Reise nach
Venedig begriffen ist. Abends fand ich Ihren unverhoften Brief, der mich auch zum
Theil stärkte u labte – Freylich wünschte ich lieber, daß Sie Abt in Kl. B. als
Kanzler in Gött. wären und ersteres auch zuträglicher für die Gesundheit
meiner Lieb- und Verehrungswürdigen Frau Gevatterin – doch das Gute will Zeit
haben um reif zu werden, und die Aloe bringt bitter Weh, macht gleichwohl
rothe Wangen. Gott wird also unsere Wünsche auch erhören und für alles
sorgen, was zu unserm Friede dient, beßer wie wir selbst.
Den 4 h. kam von meiner Bar. Bondeli die ich seit einem halben Jahre nicht
besucht zu Hause und fand wider einen Brief von unsern Kleuker der mir seine
Heirath anmeldete und zugl. Paranymph, ohne es zu wißen, eines jungen
Liebhabers seyn muste, deßen Brief mir manchen paradiesischen Traum und
lustigen Einfall eingegeben. Ein junger Mann von 25 Jahren, reich, weich erzogen,
der manche Bedürfniße hat, und über seine Hypochondrie klagt, hat sich schon
in diesem Jahre vorgenommen mich zu besuchen u verspricht es künftiges, bittet
mich ihn zu seinem Sohn aufzunehmen – Lavater liebt ihn und er nennt sich
Frantz Buchholtz
, Herr von Welbergen. Ich habe den Schertz aufgefangen,
und ihn so gut ich gekonnt, fortgesetzt. Schon den 7 darauf geantw. Der Brief
ist aber liegen geblieben, und
wenn ich ihn zur Beyl. mache
; so bitte selbige
mit aller Sicherheit auf Ihrem Posthause abgeben zu laßen. Er kennt meine
Schriften führt den Kermes du Nord u die hieroph. Briefe an, glaubt mir
Dank schuldig zu seyn, ohn daß ich weiß, wofür? Ich vertraue Ihnen dies neue
Ebentheuer, ohne nöthig zu haben Sie zu bitten, wenn Sie zu
Münster
in
Westphalen Verbindungen haben, mit aller nöthigen Behutsamkeit, was Sie
von dem Character dieses Alcibiades erfahren können mir mitzutheilen. Kleuker
kennt ihn auch nicht weiter, und entschuldigt sich deshalb mit aller mögl.
Achtsamkeit. Er ist ausdrückl. nach Osnabrück gereist, um Erkundigungen von mir
einzuziehen. Ich habe ihm diese ohne Rückhalt gegeben in Lebensgröße. Seine
Antwort, Aufnahme der Meinigen u Entschließung muß also erwarten. Meine
schwärmerische Einbildungskraft findt schon einen medium terminum zur
Conclusion Ihres letzten Briefes, wenigstens eine entfernte Wahrscheinlichkeit
den Wunsch eines Widersehens auf eine oder die andere Art möglich zu machen
– – Doch laßen Sie mich in meiner SSeptember Erndte fortfahren.
Den 8 erhielt ein klein Billet doux von Claudius, u ein bon mot oder wahres
Wort darinn über meinen Hill.
Den 10 fuhr nicht in einem Korbwagen sondern in einer Staatskutsche mit
3fachem Vorspann um 7 Uhr mit HE. Stadtrath Wirth nach Friedrichsthal, wo
ich unsern Freund seinen Schwager den Kr. R Scheffner wartend fand, einen
wackern Mittag hielt und mich mit ihm nach seinem cöllnischen Gut
Sprintlacken
zu Fuß hinbegab u entre chien et loup ankam. Sonnabends hatten wir
so viel gute Witterung, als wir just brauchten das Ufer der nahen Deime zu
sehen und den schönsten nächsten Winkel seines Waldes, in deßen Umzirk er
wohnt. Den übrigen Tag musten wir auf einer Dachstube beym Caminfeuer
zubringen – und auf seiner zahlreichen u recht ausgesuchten Bibliothek. Den 12
Dom. XIV. machten wir uns wieder auf die Beine, seine liebe Frau, welche die
beste Butter und die schönste Schmant u Glomse in gantz Preußen macht, fuhr
auf einem Korbwagen mit der jüngsten Kurella, welche er aus Mitleiden
aufgenommen nach Friedrichsthal, wo die Tafel gedeckt stund, und darauf stiegen
wir in unsere Kutsche und nahmen den nächsten Weg unter doppeltem Vorspann
nach der Stadt wo wir um 6 Uhr zu Hause waren.
Meine Absicht war diesen Brief dort zu vollenden, aber die Zeit war zu lesen u
schreiben zu kurz. Desto mehr haben wir von Ihnen geplaudert, u. er erinnert
sich noch des letzten Briefes den Sie aus Liefl. an ihn geschrieben da Sie eben
zu Schiff gehen wollen – und daß Sie beynahe in ein gelehrtes Handgemenge
zusammen gerathen wären über unsere Litteratur.
Er hat an unsern 3 Kammern gedient – lebt ohne Erben in einer
philosophischen Gnügsamkeit – mit vielem Geschmack aber noch größerer Sparsamkeit. Ist
einer unserer besten Köpfe, in dem die Seele eines
Sülli
u
Necker
schlummert.
Nun ich mit meiner curiösen September relation zu Ende bin, und Ihre Bitte
erfüllt, bitte ich auch die meinige zu erhören, und diese besteht darinn Ihre Ideen
nicht ins Stecken gerathen zu laßen, weshalb ich mich schon an den Herrn
Verleger fast zu Schanden gebriefwechselt habe, und daher meine Zuflucht zum
Autor
nehme. Es thut mir immer wehe, wenn alte gute Freunde aufhören sich
einander zu verstehen und wie inter bonos bene zu behandeln. Es würde Ihnen
vielleicht wenig kosten einen andern Mann zu finden, der wegen des honorariikeine Einwendung machte. Schütz aus Jena hat hier an Kant geschrieben u zureiner litterarischen Zeitung ihn eingeladen mit der Anerbietung von 3 Louisd’oroder 6 # per Bogen.
Der Bogen wird jetzt wirklich so hoch gespannt, daß er sich kaum mehr biegen
kann, sondern brechen muß. Sie haben freylich Ursache sich eine kleine Abtey
statt eines kleinen Hofes zu wünschen. Sie sind ein grosmüthiger, gutherziger,
wohlthätiger Mann, und die Hand Ihrer lieben Frau scheint der Ihrigen so
ähnlich im Geben als Schreiben zu seyn; aber zum Hofleben taugt das freylich
nicht und unter Wölfen muß man wenigstens mit heulen, wenn man nicht mit
rauben will. Aber ich wünschte doch, daß Sie mit Ihrem alten Freunde und
Verleger aufs reine und mit aller Güte kämen. Sie kennen ja unsern im Grunde
ἑαυτοντιμωρουμενον Hartknoch und seine Schwachheiten, die durch seine
Leibesübel und zunehmende Jahre und vielleicht Vorurtheile noch eigensinniger
geworden seyn mögen, daß ich Sie gern zum
Nachgeben
mehr anrathen möchte, um
Ihre Absicht bey ihm zu erreichen. Mehr Offenherzigkeit bey dem ganzen Handel
würde vielleicht alles Misverständnis heben, und leichter, als wenn Sie seinem
Eigennutz und Eitelkeit auch nur den Verdacht eines größeren Antheils dieser
unfreundschaftlichen Leidenschaften entgegensetzten. Ein
gut Wort
von Ihnen wird
mehr ausrichten, als ein noch so heftiger Sturm von Schimpf und Hohn.
Da haben Sie, liebster Gevatter, einen rechten zerlumpten Bettler Brief –
denn ich hatte schon den 5 einen geschrieben, den ich zerreißen muste. Sehen Sie,wie Sie diesen zusammenflicken – disiecti membra poetae. Ich habe hier keineneinzigen Freund, mit dem ich zu Rath gehen kann – so glücklich ich übrigens mit
Freunden versehen bin, aber sie dienen blos zum Gegengift der langen Weile,
und nicht zum adiutorio – kein Bein von meinen Beinen, kein Fleisch von
meinem Fleisch – keinen animae dimidium meae! keinen Prüf- noch Wetzstein
meiner Ideen! keinen arbitrum meiner EinfälleMein Immatriculatus bleibt noch den Winter auf dem Lande, wenn nicht
Schellers Versorgung, die wir alle wünschen diesen Termin verkürzt. Ob die
Sache mit meinem Adoptatitio den edlen geraden Gang der Vorsehung oder
auch spiral- u Schneckenförmig gehen wird, muß die Zeit uns lehren.
Gott schenke Ihnen Gesundheit und viel Aufmunterung zum Fortgange Ihrer
Ideen – und meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin
Ruhe
und
Heiterkeit der Seele auch bey gegenwärtiger trüber Aprilwitterung. Ich grüße und
küße meinen lieben kleinen Naturforscher und all sein Geschwister. –
Ach lieber Gevatter! vergebt mirs. Ich habe Euren Geburtstag unrecht
gefeyert, und ihn von Mittwoch auf den Sonntag vom 25 auf den 29 verlegt. Der
ganze August ist aber für mich verkehrt gewesen. Gott gebe, daß es künftig Jahr
ordentlicher und vergnügter zugehen mag. Ich denke alle Morgen u Abend
wenigstens nach Weimar. Ein junger Schwätzer hat mir den ganzen Abend
verdorben, und ich will gern meine Briefe morgen selbst auf die Post bringen,
daß sie wenigstens einen Tag eher ankommen – Ich umarme Sie und die
Ihrigen als Ihr ewig verpflichteter und verpfändeter Joh. Ge. Hamann.Eten Compagnie beym Spinnrocken.Adresse mit Siegelrest:Des / HErrn General-Superintendenten Herder / Hochwürden / zu /
Weimar
Gedruckte Einlage /
fr. Halle
Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Freund,
O den lieben Camin Ihrer Dachstube! Die frühzeitige Kälte geht mich so
nahe, und greift mein Fleisch und Blut dergestalt an, daß ich zwey Tage
voriger Woche, sobald ich zu Hause kam, das Bett in einem Schlafpeltze habe
hüten müßen.
Beyl. Qvittung bitte gut aufzuheben, da Herr John, dem ich das Geld
bezahlt, in kurzer Zeit die Hartungsche Handlung verlaßen und nach Berl. bey
Haude und Spener gehen wird – und leicht Unordnungen von seinem
plötzlichen Abschiede zurückbleiben könnten. Er hat mir noch zu einem feyerl.
Besuch vor seiner Abreise Hofnung gemacht, wobey ich nicht ermangeln werde, ihn
an Abschreibung dieses Postens, wenn es nicht geschehen seyn sollte, ausdrückl.
zu erinnern. Aus der Nota erkannte er sogl. daß die Rechnung von Ihnen war.
Wegen Schwedenborgs werde mich noch erkundigen und wenn er bey
Dengels ist, ihn beylegen, wo nicht, ihn künftig bey Hartung Nachfrage thun
Moritzens Reise nach Engl. fehlt bey Dengel, wie ich zum voraus vermuthen
konnte.
Bin gegenwärtig nichts im stande beyzulegen, als Holbergs, Reiskens Leben
u einen Heft von Sammelsurien. Den Traité des droits du Genie, erwarte am
ersten wieder zurück, weil ich es selbst geliehen habe.
Vorige Woche ist hier das erste Stück eines neuen
Magazins für
Litteratur und Wissenschaften
herausangekommen, welches Otto von
Gemmingen zu Wien in so großem Qvartformat, wie Reicharts musicalisches
Magazin war, herausgiebt.
Pr. Werthes
hat es seinem Freunde Mangelsdorf
hier in Commißion gegeben. Das letzte u vielleicht schlechteste Stück ist von ihm;
eine Ode unter der Aufschrift:
Thränenweide
. Klopstock, Schloßer,
Hoffsteter sind Mitarbeiter. Der Anfang verspricht viel Gutes.
Haben Sie schon Basedows
Examen der allernatürlichsten Religion
angesehen? welches ich auch allenfalls mittheilen könnte. Es liegt mir schon
beynahe 8 Tage auf dem Tisch, ohn daß ich dazu habe kommen können. Jetzt
beschäftigt mich ein ziemlich angenehmes Werk in 7 kleinen Bänden, welches
ein Katholik geschrieben:
Die Philosophie der Religion
, und in dieser
Rücksicht Aufmerksamkeit verdient.
Kant hat das Mst. seiner Grundlegung zur Metaph. der Sitten abgeschickt
und arbeitet jetzt an Beyträgen zu D. Biesters Berlinschen Monatsschrift. Der
September enthält lesenswürdige Briefe eines Oesterreichers über Berlin und
die Geschichte des berüchtigten Rätzels von Gedicke, der ohne seine Schuld an
der Auflösung so vielen Antheil nehmen müßen.
Lege auch Kreutzfelds Meynung über den Adel bey, weil HE von Baczko
Geschichte, seiner eigenen Aussage nach, nicht so bald eintreffen wird und der
zweyte Theil davon schon unter der Preße ist. Kraus hat die Nachschrift
gemacht und wird auch die noch übrige Handschriften über die Preuß. Geschichte
des seel. Kreutzfelds ausstatten. Er hat sich sehr über die milde Beysteuer des
Göttingschen Magaz. gefreut, und sieht dem Ende seines beschwerl. Decanats
und neuer Wohnung, die Prof. Kant auf der Lomse ehmals inne gehabt,
entgegen – hat sich beynahe den halben Sommer an einem Gutachten über die
Verbeßerung unserer Albertina zu Schanden gearbeitet, welches der gute Minister
von Z. von ihm wegen eines windigen Projects, das der schreibseelige Goldbeck
ihm aufgedrungen, sich ausgebeten. Dies Vertrauen allein macht beyden Ehre –
und ohngeachtet der mir bisweilen bis zum Schauder auffallenden Ähnlichkeit
mit seiner Mutter Bruder, Buchholtz, und der eben so großen Unähnlichkeit
unsers Geschmack verehr ich seine Talente und Grundsätze cum respectu
parentelae.Nun wünschte ich wohl nächstens die beiden Theile des Sully – und auch ein
Wort der Erinnerung
, wenn mir etwas von dem, was ich versprochen habe,
entfallen seyn sollte. Es soll bey mir beßer angebracht seyn, als bey unserm
gemeinschaftlichen Freunde, der weder von Versprechen noch dem Rückstande
einer Antwort etwas wißen will, sondern als ein bewährter Geschäftsmann
alles leugnet.
den 20. Sept. 84.Ich wurde gestern durch den Besuch eines jungen Berliners abgehalten.
Begegnete heute auf dem Wege nach dem Buchladen den HE Siegfried, der sich
schon umsonst nach der Schwedenborgschen Schrift erkundigt hatte. Dafür
fand die ersten 2 Stücke des Kritikers von Heineke, die mir HE Friedrich aus
Berlin zugeschickt – aber unter aller meiner Erwartung, und sich selbst gantz
unähnlich. Vermöge der Anzeige, „verspricht er alles zu kritisiren, was nicht
über und unter der Kritik ist. Es enthält Recensionen, Antirecensionen,
Selbstrecensionen, Abhandlungen, Anzeigen und allerley gemeinnützige Sachen nur
keine
Pasquille
.“ – Er plündert große Stellen aus Büchern, ohne selbige
anzuführen noch zu nennen. Die 2 ersten Stücke sind vom April u May und
machen mir keine Lust die Folge zu sehen. Beynahe sollte ich vermuthen, daß die
gantze Unternehmung bereits in Stecken gerathen.
Von Ihrem Horatz habe meinem Sohn Nachricht ertheilt, auch Spittlers
Kirchengeschichte besorgt. Ich kann ihn aber erst mit künftigen Monath hier
erwarten, weil die Cantonsrevision jetzt dort gehalten wird.
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin und Ihrer guten Nachbarschaft
mit dem ergebensten Dank für alles genoßene Vergnügen. Wie sehr es mir in
Ihrer Gegend gefallen, und wie viel Eindrücke diese erwünschte Ausflucht auf
mich gemacht, werde ein andermal beweisen. Meine erfrorenen Finger erlauben
nicht mehr, als mich zu unterschreiben
Ihrenergebensten Joh. Ge. Hamann.Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
.
Nebst einem Päckchen mit 5 Büchern.
Königsberg den 3 8br. 84.Liebwerthester Freund,
Ihr Brief vom 25 Jul. kam den 1 Sept. über Weimar an. Ich danke für Ihr
treues Andenken, für die Beyl. zur Physiogn. und mache von Ihrer gütigen
Anerbietung Gebrauch Einl. nach Zürich an unsern L. oder Pf. zu befördern,
damit das verirrte Schaaf mit gutem väterl. u brüderl. Rathe – auch im
Nothfall mit That – unterstützt wierde. Es ist ein junger noch ungebildeter Mensch,
den ich aber wie meinen eigenen Sohn liebe, und sich durch den Unterricht meiner
ältesten Tochter und eine
treue unverdroßene Dienstbeflißenheit
um
mich verdient gemacht hat. Ich denke man wird ihm alles ansehen können, was
ihm fehlt, daß ich nicht nöthig habe mich bey seinen Mängeln aufzuhalten – und
wie nöthig es ihm ist, sich die Hörner ein wenig abzulaufen, geschliffner zu
werden. Er hat sich seit Jahren in allen mögl. Enthaltsamkeiten geübt um
seinen Kützel und Ehrgeitz die Welt zu sehen stillen zu können – von Sprachen so
viel ihm mögl. gewesen zusammengerafft und mit eben so einem guten Vorrath
von Scheidemünze läuft er nach Italien – und wenn es auf seinen guten Willen
ankomt, nach dem Orient oder einen von den beiden Erdpolen. Ich vermuthe
daß für seine bacchanalische Einbildungskraft und Milchdiät die Schweitz ein
gelobtes Land seyn wird, und möchte sehr gern daß er sich müde darinn wandeln
möchte, auch bey seiner Gott gebe glückl. Heimkunft mir recht viel von meinen
dasigen Freunden erzählen könnte; daher ich die Ankunft dieses im Grunde
unschuldigen und bidern Ebentheurers Ihnen bereits angemeldt, wenn mich mein
alter schwacher Kopf nicht hintergeht, und auf allen Fall meine Bitte widerhole
sich dieses armen Pilgrims herzlich anzunehmen. Der liebe gute L. kann meine
gelehrte Faust nicht lesen, und sie greift seine Augen wie seinen Kopf an. An
Pf. schäme ich mich auch zu schreiben. Häf. wird bereits verpflantzt seyn zu
seiner neuen Bestimmung. Also nehme ich zu Ihnen als einem andern Johann
Georg meine Zuflucht mit der Bitte den Innhalt dieses Briefes unsern
Freunden in Zürich mitzutheilen, mit Bitte,
Hill
, über Winterthur, wenn der alte
Kaufmann, meines Gevatters u Freundes Vater noch lebt und falls HE Gaupp
in Italien Verbindung hat nach Schaffhausen zu weisen, sich nicht seiner zu
schämen, sondern sich seiner Seelen u Leibesbedürfniße nach seiner Fähigkeit
und Ihrer Klugheit anzunehmen.
Zugl. erkundigen Sie sich ob L. meine Antwort vom 2 May u Ihr Mitbürger
G. meine vom 5 Aug. erhalten. Hartkn. hat mir unter eben dem dato geschrieben,
daß
Gen. Superintendent Lentz die Frachtkosten wegen des Kastens
für seinen Sohn wenden will
, wenn sie sich
nicht zu hoch belaufen
;
u
da HE Gaupp versprochen alles beyzutragen
,
daß die Sachen bis
Leipzig nicht viel kosten sollen, so kann der Kasten an HE C. G.Hertel, Buchhändler für Hartkn. Kosten gesandt werden, der die
Fracht bezahlen u alles nach Lübeck senden wird
.
Den 4 Sept. habe einen Brief von einem
jungen Mann
aus
Münster in
Westphalen
erhalten, den
Lavater
liebt, den seine Hypochondrie aber
abgehalten mich dies Jahr zu besuchen, und durch den ich in eine sehr angenehme
Unruhe der Erwartung versetzt worden. Wenn L. der Name dieses Mannes
beyfällt und er mir einige Winke darüber entweder selbst oder durch Sie geben
kann und will: so geschieht mir ein großer Gefallen.
Ich hoffe daß Sie u meine übrigen Freunde Golgotha u Schiblemini erhalten
haben. Ein Blättchen von Druckfehlern wird hoffentlich nachfolgen. Die
vornehmsten welche den Sinn betreffen, sind S. 8 der Schluß folge: S. 20.
Gebaren. S. 24. 27. ihre statt ihm S. 25 alle statt alte. S. 43. Modenwechsel S. 45.
deleatur gewählten S. 62. Z. 18 eben S. 63 Z. 16. heben S. 65 Z. 12. zuwider,
S. 69. Z. 9. und Z. 13. verzehnteten Z. 17. Bescheid voller S. 72. Z. 9. 10 als den
Z. 16. der S. 74. Z. 9. Psilosophie oder Psilologie = reine Vernunft, ratio,
sapientia pura, puta, mera, tenuis, ieiuna S. 77. Siehe Garve über Ferguson
S. 296, 297. andere Kleinigkeiten der Interpunction pp nicht zu gedenken.
Die Sammlungen zum Magazin habe gantz neulich durchgelesen, kann mich
aber bey aller meiner Aufmerksamkeit auf nichts bestimmtes besinnen, weil
mein alter Kopf ein Sieb ist und ich nur so lange ein Buch genieße, als ich es
unter Händen habe. Den übrigen Theil Ihres Briefes bin auch nicht im stande
heute zu beantworten. Wir haben am heutigen Sonntage das Erndtefest
gefeyert. Ja leyder! Machiavell ist so schön widerlegt, wie Luther von Heinrich VIII.Empfehlen Sie mich unbekannter weise Ihrem würdigen HE Bruder; ich freue
mich im Geist über die Metamorphose oder Metempsychose seiner Vaterlandschen
Geschichte. Weh dem reichen Fürsten deßen Unterthanen Bettler sind. Seelig der
arme Landesvater der reiche Kinder hat. Gott schenke Ihnen viel der frohen
Tage die Sie in Olten verlebt u entferne das Kopfweh, wenn Sie an mich
schreiben. Ich umarme Sie und wünsche Ihnen u allem was Sie lieben Seegen
Friede u Freude, bin Ihr alter aufrichtig ergebener Freund Joh. Ge. H.Bitte auch allenfalls Einl. nach Zürich zu befördern; doch überlaße alles
Ihrem Gutachten; Nachricht aber von ihm wünschte, aus der Schweitz.
Nochmals Gott empfohlen. Alles um mich schläft; u meine Hausmutter ist seit
einigen Tagen bettlägerig für mich unbeholfenen Greis der den 27 Aug. in sein
55stes Jahr getreten, satt u. müde ist zu leben.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links), mit Druckstempel (Hamburg) und Postvermerken fro N 69 10 7HErrn
Johann Georg Müller
/ Candidaten des heil. Ministerii / zu /
Schaffhausen
.
7tenOctbr 84O lieber Herr Kriegsrath! Sie müßen sich wider verlesen haben. Ich habe
über keine Sprintlacksche Kälte geklagt, sondern mir Ihr Kamin gewünscht, und
weiß von keinem dorther mitgebrachten Nachwehen als daß ich mich nicht hier,
wie bey Ihnen erwärmen kann. Heute erst werden neue Fensterrahmen
eingepast, die noch angestrichen und beschlagen werden sollen; daß ich diese Woche an
keine warme Stube noch denken kann. Der bestellte Torf ist auch ausgeblieben,
und an der Vertheilung der Thorkläfter wird noch in Berlin gearbeitet. Als
Freywohner sollte ich auch frey Holtz bekommen, das bisher auf die heilloseste
Art uns entzogen worden, und die Unverschämten erpochen ihren Antheil. Unser
einer muß sein täglich Leid in sich fressen – Hinc illae lacrumae und das Pech
in meinem Gehirn, das ich mit keiner Philosophie und Kritik zu reinigen
imstande bin. Ich fühle jetzt schon molimina einer zweiten Heimsuchung auf
künftiges Jahr um
Cremitten
zu sehen deßen Lage mir einen so starken Eindruck
gemacht, daß ich es so deutlich vor mir sehe, wie ich noch bisweilen Ihren
Hector, den Edomiter Doeg, bellen höre; denn es geht mir mit meiner Phantasie,
wie mit meinem Magen. Wo ich zu Hause seyn soll, bekommt mir kein Wein,
kaum einmal des Tags – und auf einen satten Mittag kein Abendbrodt. Doch
diese Präliminarien kommen noch zu früh –
Sonntags brachte mir erst Herr Jensch Ihre gütige Zuschrift und die 7
Bücher habe Montags erhalten. Machte mit Sully schon den Anfang, auch traf
eben an dem Tage
Mosers Leben
ein, welches beylege aber damit zu eilen
bitte. Verzeihen Sie mir, daß ich mich wegen Monboddo erkundige, nicht als
wenn ich ihn etwa nöthig hätte; sondern nur weil ich nicht anders weiß, als daß
Sie ihn noch haben und deßen nicht gantz gewiß bin.
Eben da ich antworten wollte, erhielt ein Päckchen neuer Sachen, die ich
gleich wider abliefern muste. Der erste Theil von den Briefen über die Schweitz
Berl. (Spener) hat meine Erwartung endl. gestillt. Unter der Vorrede steht
C. Meiners und der Verf. redt immer wie der Prof. zu Göttingen, daß ich nicht
anders vermuthen kann, der mir genante Reisbeck hat hier wider eine Maske
angenommen, wie eines
Franzosen
seine bey den ersten Briefen. Dergl. Reisen
sind sehr nach meinem Geschmacke; und diese gehört vorzügl. in Ihre
ausgesuchte Sammlung, welche ich smehr noch einmal zu nutzen wünsche. Meiners
soll der würkliche Verfaßer seyn; die Maske schien mir zu toll.
Das zweyte Vierteljahr des Mercur erhielte auch, der trocken u kahle April
und May wird durch den
Junius
ersetzt. Eine Folge des kleinen Romans
Moritz
; aber noch ein
schönerer Brief
über die Bahrdtschen Briefe im
Volkston, den ich 2 mal gelesen, u Ihnen auch wünschte.
Komische
Erzählungen
in Versen sind kein Product eines Anfängers noch mittelmäßigen
Kopfs.
Le Diable dans un Benitier et la Metamorphose du Gazettier cuirassé en
mouche etc. etc. enthält viel über den le Noir u die Misbräuche der welschen
Policey, welche die ärgsten Schelme und Spitzbuben ihrer Politik zu
Werkzeugen u Spionen liefert. Ist aber nichts mehr als ein Pasquil.
Gehrkens Reisen sind bei Dengel nicht zu haben. Herr Siegfried sowol als ich
erhielten eben die Antwort in Ansehung des Swedenborgs. Wie soll der Titel
heißen? wollen Sie es für jemanden kaufen oder blos zum Ansehen für sich
selbst haben? Vielleicht kann ich es –
den 8 8br.Vorgestern war ich so weit gekommen, da ich zu HE Kr. H. gebeten wurde,
der Ihnen bereits selbst geantwortet und mir das erste und einzige Exemplar
welches Hofpr. Schultz von seinen Erläuterungen über die Kantsche Kritik
erhalten, zum geschwinden Durchlesen mittheilte, wodurch er sich um seinen Autor
sehr verdient gemacht. Er wird noch einige Bogen hinzu fügen und scheint
seiner Arbeit gewachsen zu seyn.
Baczko soll dem Göckingk die ärgerl. u theils lächerl. Artikel mitgetheilt
haben, und verdient dadurch bey mir allen Credit eines Geschichtsschreibers –
Ist es Ihnen mögl. HE Scheller zu versorgen; so wenden Sie doch alles dazu
an. Sie thun dadurch ein gutes Werk an diesem würdigen, geschickten Mann
und an uns allen; auch Herr Pf. K. wird wie ich hoffe einen guten Nachbar und
Amtsbruder an ihm haben.
Hartung kündigte in der gestrigen Zeitung den 2 Theil von Schwedenborg
wahrer christl. Religion an a 3 fl 15 gl. Ich lief gl. zu meinem Freund Brahl, u
bat beyde Theile mir zu verschaffen. Er hat mir aber nur den 2ten schicken
können. Wenn Sie letztern allein auf ein paar Tage ansehen wollen; so denk ich
Erlaubnis dazu von ihm zu erhalten. Auch Gerken’s Reisen hat er mir beygelegt,
aber auch nur den ersten Theil. Ist der zweyte noch nicht heraus? auch das
neueste Stück von Adelung, worinn ich sehe, Bürgers Iliade beurtheilt
wird – auch April und Märtz von Schützens litterarischen Spatziergängen,
welcher auch eine litterarische Zeitung ausgeben wird, wozu er unsern Kant
eingeladen u ihm für jeden Bogen 3 Louis d’or bis 6 # versprochen, mit dem er
stark briefwechselt über seine Kritik. Die 2 ersten Monathe von Heineke
Kritiker
hat mir Friedrich aus Berl. überschickt. Warum nicht mehr weiß ich
nicht – An der Fortsetzung ist mir eben nicht gelegen.
Eine Freundin hat mir romantische Erzählungen nebst Abhandl. über
Gegenstände vergangener Zeiten von M. Joh. Χstoph Krause geschickt, die mir einen
vergnügten Abend gestern gemacht. Villeaume Preisschrift über die Erziehung
zur Menschenliebe lag auch bey, kann mich nicht überwinden sie zu Ende zu
lesen, weil ich aus Mangel der Zeit wählen muß.
Meinen
Kraus
begegnete ich Montag im Buchladen, wo er sein dickes Pack
nach Berl. zusiegelte. Ich that ihm einen Gefallen es auf der Post zu bestellen
und machte mir eine Ehre daraus, Handlanger gewesen zu seyn. Hier gilt auch,
was Sie von Babo schreiben:
Man muß hoffen, daß all solche Saat
einst Früchte tragen werde
. Als ein treuer Arbeiter gewint er viel für sich
selbst. Er gestand mir selbst, daß er dadurch veranlaßt worden die Geschichte
unserer Akademie aus unseren Acten u besonders ihre Gesetze zu studiren. Eine
herrliche Uebung für seinen Geschmack in der Composition, die ihn einmal zu
einem rechtschaffenen Schriftsteller machen wird. Darf ich noch dem Motto der
Jünger das Wort des Meisters entgegensetzen: der Mensch lebt vom Brodt nicht
allein –
Ich bin gegen mein Urtheil so mistrauisch, daß mir die Uebereinstimmung
eines Freundes immer willkommen ist. Wie die Kritik der reinen Vernunft von
einem logischen Spinnengewebe abhängt; so des guten Geschmacks seine öfters
von einem seidenen Faden. Mein Antheil an des seel. Prätorius u des M.Pleßings Erstlingen ist stärker, weil ich beyde persönlich gekannt habe.
Garve soll 100 # bekommen haben. Ey eine trefliche Summe – wenn es auch
soviel Fed. d’or gewesen wären. Doch diese nehmen seine eigene Caßen nicht
mehr an, und anstatt ⅓ müßen gegenwärtig die
ganzen
Gefälle in # à 8 fl.
7½ gl. abgetragen werden.
Basedow und Zimmermann verspreche, so bald ich kann – auch hoffe
Büschings Lebensbeschreibungen. Bitte Mosers Leben bald wider zurück. Die
2 ersten Theile von Aakens Reden habe von meinem Beichtvater geliehen; den
dritten hat er nicht. Für diese hab ich mir einen längeren Termin ausgedungen.
Die
Sitten
u
Leben Davids
besitze selbst, wünschte daß Sie selbige mit der
ästhetischen Idiognostik u dem aufgewärmten neusten Versuch à la Bayle über
David vergleichen möchten; zu welchem Behuf ich mit erstern aufwarten kann.
Befördern Sie HöchstzuEhrender Herr und Freund unsere Wünsche zu Sch.
Versorgung, und verlieren Sie nicht die Gedult über mein Geschmier.
Empfehlen Sie mich Ihrer gütigen Frau Gemalin u Nachbarschaft. Ich ersterbe
Ihrewig treuer Johann Georg Hamann.Kann mich am dritten
Theil der Volksmährchen
nicht satt lesen.
Auf der Innenseite des Umschlagbogens:HE Kriegsrath Hennings schickt mir nebst einer Rehkeule die eben warm
angekommenen neuen astronomischen Bestimmung der Größe der Sonne
u ihrer Entfernung von der Erde; vom Rußisch Kayserl. Collegien Aßeßor
Benken, wozu der Rigische Rector Snell eine Vorrede gemacht hat, und worüber
mehr hier gelacht als subscribirt worden. Noch komt ein Avertissement, da ich
eben den Brief zumachen will, durch das Schwarzbeck den 17 h. sein Experiment
ankündigt.
Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren, / zu /
Sprintlack
.
Nebst 2 Büchern und den beyden ersten Monathen des Kritikers und einem
Bändchen sokr. Denkw.
Kgsberg den 13 8br 84.Herzlich geliebtester Freund
Diesen Nachmittag erhielt ich Ihren längst erwünschten Brief und hab mich
herzlich gefreut einmal Nachrichten zu erhalten. Unsere Vermuthung einer
schweren Krankheit, die ich aber für ein Recidiv der letzten hielte ist also
eingetroffen; die Gefahr aber Gottlob! glücklich überstanden – Sie sind nun uns
schon ein wenig näher und geben Hofnung Ihrer länger künftigen Sommer zu
genüßen. Ich habe mich noch diese Woche Ihrer mit HE Ass. Hoppe der auf
dem Licent war erinnert u zu Mittag bey HE Kr Hippel mit St. Wirth. Alle
diese werden sich ebenso freuen, wie Ihr alter Freund Kr Scheffner, den ich
diesen Herbst auf Sprintlacken heimgesucht, gute Nachrichten von Ihnen durch
mich zu erhalten. Die Frau CammerHE v Reck ist diesen Sommer
durchgegangen; ich habe sie 2 mal gesehen. Sie versprach mir das Leben des HE von
Gleichen genannt Roßwurm durch Ihren Freund Weickhart zu übermachen. Ich
praenumerirte drauf mit einer kleinen Brochure des Servan über Rousseau.Sie hat es ebenso vergeßen wie ich an Mlle Stoltz zu schreiben.
Meines Wißens sollten Sie auch ein Exemplar der Bogen qu. erhalten. Ein
Blatt Druckfehler ist bestellt; ob es erscheinen wird, weiß ich nicht. Wider all
mein Vermuthen ist es zu B. gedruckt, und denk nicht anders als mit Censur.Habeat sibi et abeat cum cet. erroribus. Haben Sie unsers
Kraus
Epopee auf
den Landstreicher Mortzini gelesen; u des letzteren neuste Ausgabe seiner Wind-
und Wurmgeschichte? Sind Sie imstande etwas von den wahren Stande dieses
Weltbürgers zu erfahren oder wißen Sie dazu Mittel in Wien an die Hand zu
geben: so theilen Sie Ihr Gutachten mit.
Meinen Hans geht es wohl zu Graventihn. Er wird wol den Winter noch
dort zubringen; wenn der dortige Hofmeister HE Scheller nicht unversehens
versorgt wird. Ich werd ihm Ihr gütiges Andenken ehstens melden u ich danke
in seinem Namen.
Die Fr. Pf. Skub. ist hier gewesen, hat sich aber um mich nicht bekümmert
und ich nicht um sie. Sie thut am besten dort zu bleiben. HE Hofr. ist willens
Curl. zu verlaßen bey einer neuen Herzogswahl und sich nach Hamburg zu
begeben. Von seinem Sohn erhält er jetzt beßere Nachrichten aus Berl.
Meine Hausmutter hat die Rose gehabt am Fuß nebst einem starken
Flußfieber, das sie nicht recht abwarten können, weil neue Fensterrahmen gemacht
worden und wie es bey Kgl. Reparaturen geht, alles confus u zur Unzeit –
kriecht sie herum und qvält sich. Hat sich einen Fliederthee bestellt u eilt zu Bett,
unterdeßen sich die Mädchen die Cartoffeln gut schmecken laßen und dem Vater
auch Appetit machen ein paar mitzueßen – der schon einen halben Semmel mit
Butter u herrl. Limburger verzehrt, den mir HE Jacobi verehrt. So muß man
des Hungers Bitterkeit vertreiben!
Mein Freund Hill ist im Jul. nach Lübeck zu Schiff gegangen; hat mir aus
Hamburg seinen ersten Brief im vorigen u den letzten in diesem aus Frankf. geschrieben.
Wird gegenwärtig auf seiner kümmerl. vergnügten Wallfahrt der Schweitz nahe
seyn. Gott begleit ihn und bring ihn bald wider heim – wohlbehalten u gewitzigt.
Der reisende Franzos soll ein geborner Mayntzer Karl Reisbeck seyn.
Statt der einverleibten Fooi- oder Pfuy! Pfuygelder hat man uns dies Jahr
auf eine ansehnl. Gratification für das gehabte Plus Rechnung gemacht, dafür
wider ein Qveerstrich – Wer weiß, ob ich künftig Jahr erlebe – denn wovon ich
leben soll, weiß ich nicht. Kantens Prolegom. zur neuen
Metaphysik der
Sitten
werden in Halle gedruckt u Ihnen wol eher wie mir anheimfallen.
Leben Sie wohl und vergeßen Sie nicht Ihren alten verdorbnen Freund. Meine
Hausgenoßen empfehlen sich Ihnen. Mehr zu schreiben weiß ich nicht, hab
nicht, u kann nicht.
JG Hamann.Der seel. Kreutzfeld hat ⅓ des Mannheimischen Preises auf den Kindermord
gewonnen, nach seinem Tode. Seine Abhandl. über den Preuß. Adel hat Kraus
ausgegeben, der noch die kleine Bruchstücke der vaterländschen Geschichte
ehstens an Reichardt ausliefern wird zum Druck. Und hiemit nochmals Gott
empfohlen mit Bitte mich bald wider mit einem Briefe zu erfreuen. Vale
zum
Widersehen
!
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Des / HErrn Doctor Lindner / Wolgeboren / zu /
Halle
.
Kgsb. den 16. 8br. 84.Mein gütiger Freund,
Ich war eben im Begriff an Sie zu schreiben, als mir Raphael Ihren
zuvorkommenden Brief überbrachte, dem der Taufschein u der Kritiker beygelegt war
ohne des Mosers Leben, das wie ich nicht anders vermuthe, HE Kr. R. H. an
sich behalten. Heute bleibe ich den ganzen Tag zu Hause, weil man in
Graventihn des einzigen Erben Geburtstag feyert, an dem ich mit meinem Sohn
gleichen Antheil nehme.
Ich bin mit dem Supplement Ihres Sully fertig, und sein Esprit nebst
Henry IV. seinem hat mir unsägliche Freude gemacht. Es thut mir noch immer
leid einen andern Esprit de Sully, bey dem des Thomas Lobschrift war, wegen
meiner beygeschriebenen Auszüge so schändlich verkauft zu haben bey meiner
damaligen Auction.
Nicht nur ein mir natürlicher Drang, jedes fremde Buch, das ich nicht mehr
brauche, aus den Augen zu haben, sondern ein Brief von unserm guten Lindner
aus Halle, den ich diese Woche erhalten, bewog mich den Inhalt deßelben mit
Ihnen zu theilen. Im April hat ihn ein hitziges fauligtes Nervenfieber
überfallen. Von 40 jungen, mehrentheils fremden Medicinern, sind nur 7 mit dieser
Epidemie verschont geblieben und 2 gestorben. Er selbst hat fast 14 Tage ohne
Bewußtsein gelegen, und nichts herunterschlucken können. Ein sonst tödtliches
Symptom, welches bey ihm aber nicht ex vi morbi herkam, wie er sich darüber
erklärt, sondern „weil er nicht wußte, wie oder warum er schlucken, noch was er
mit dem was er im Munde hatte, anfangen sollte. Endlich gab ihm sein Artzt
Stolle selbst ein und rief ihm in Einem fort zu: Schlucken Sie abe, schlucken Sie
abe! Worauf er ihn treuherzig angesehen und gefragt haben soll: Hab’ ich nun
geschluckt? Selbst bey zunehmender Besinnung und Genesung hat er Mühe
gehabt seinen Leib und Gliedmaaßen wider zu erkennen. Er hat alles verändert
bis auf seine Hemdknöpfe angesehen. Zwey Monate hat es gedauert, ehe er an
seine Reise denken können. Endlich sind seine Kräfte so vollständig ergänzt
worden, daß er ehe dabey gewonnen als verloren hat. Wäre seine Erwartung
Geld aus Curl. zu erhalten eingetroffen: so wäre er nach Paris gegangen. Nun
denkt er den Winter über in Halle zuzubringen, um seine
reiche Erndte
, die er
zu Wien gemacht, in Ordnung zu setzen, und macht uns auf den Sommer zum
Widersehen Hofnung. Wien ist eine herrl. Schule, aber kein Wohnplatz nach
seinem Geschmack.“Ich habe ihm denselben Abend geantwortet, aber HE Assessor Hoppe, unter
deßen Einlage ich seinen Lindners Brief erhalten, wurde durch D. Hagens
Hochzeit genöthigt seine Antwort einen Posttag später auszusetzen. Sie u
Sprintlacken nebst der Nachbarschaft sind nicht bey dieser Gelegenheit
vergeßen worden, nebst der Versicherung Ihres Mitgenußes und Andenkens.
Weit vom Auslachen, müßte ich mich schämen, wenn ich Ihnen, GeEhrtester
Freund, meinen Holtzmangel deshalb geklagt, um die Dryaden Ihres Waldes
weichherzig zu machen. Im Herzen mag ich wohl freylich die Kläfter und Späne
bedauert haben, welche ich bey dem kleinen Spatzierwege nach dem Ufer Ihrer
Deime so ungenutzt verfaulen sahe – daß selbige aber Ohren und Füße
bekommen sollten, konnte mir eben so wenig einfallen, als dem Sohn Busi auf jenem
Leichenfelde. Ich will also gern dem gegebenen Beyspiel Ihres Gehorsams alle
Bedenklichkeiten aufopfern und gleich den Juristen alles utiliter annehmen
doch sine praeiudicio tertii – weil ich kein Misverständnis mehr zwischen uns
beyden allein befürchte.
Dengel hat weder Gerke, noch die
Briefe über die Schweitz
; sonst würde
letztere von selbst durch ihn besorgt haben. Ich kann die umständliche Nachricht,
welche mir D. Rothpletz ertheilt, noch nicht verdauen und finde weder den
Franzosen noch den Göttingschen Prof. in diesen Briefen, deren 2ter Theil vielleicht
mit dieser Meße herauskommen wird, wo Sie die Bequemlichkeit haben werden
das gantze Werk auf einmal lesen zu können.
Meines Wißens giebt es nur Einen Prof. Meiners; aber einen Johann
Werner Meiner, deßen hebräische Sprachkunst ich selbst besitze. Eben deßelben
philosophische oder allgemeine Sprachlehre
, die er als Rector zu
Langensaltza 81 herausgegeben, kam mit des de Brosses Uebersetzung zu gl. Zeit wo ich
nicht irre heraus, und gefiel mir außerordentlich, daß sich der seel. Kreutzfeld
auch beyde auf meine Empfehlung anschaffte, und sehr damit zufrieden war.
Monboddo brauche gar nicht. Sie können ihn also nach Belieben nützen. Sein
Freund Harris, deßen
Hermes
ich besitze und deßen Philosophical
Arrangements worunter er die Categorien versteht nebst seinen Philological InquiriesUntersuchungen in 3 Theilen ich mir für Hartknoch verschrieben, aber erst mit
dem Frühling erwarte, ist mehr mein Mann. Albrecht hätte die schöne Vorrede
des Lowth mitübersetzen, auch den Anhang seiner Abhandlung beßer
ausarbeiten sollen, die mir nachläßiger vorkommt als die Grammatik selbst, dem
Innhalt und Ausdruck nach.
Der arme Kraus hat wider mit seinem Morczini zu schaffen, der seinen
Lebenslauf durch eine neue Ausgabe ergänzt unter dem Titel: Verfolgungen des
XVIII. Jahrhunderts mit einem Haufen Beyl. Hartung hat einen ganzen Stoß
bekommen nebst einem mit lateinischen Buchstaben gedruckten Avertissement
gegen
Kraus
, dem er so wenig als mir ein Exemplar mittheilen wollen,
ohngeachtet er von uns beiden darum ersucht worden, von mir auf eine sehr zufällige
Art. Kant hat bey aller Kritik seiner reinen Vernunft die Grille dem Halunken
zu glauben und seinem Zeugniße zu trauen. Hartung, die Unverschämtheit diese
neue Auflage als den
dritten
Theil der ersten zu verkaufen, ohngeachtet die
beyden ersten fast verbotenus in dieser Auflage wider aufgewärmt sind, und er
nur so viel Ueberlegung gehabt, alle topographischen Nachrichten gänzlich
auszulaßen. Eine Liste von 312 Subscribenten ziert das Werk; die meisten aus
Braunschweig u. dem dortigen Hofe, auch Abt Jerusalem hat 2 Exempl.
nehmen müßen. Die Verfolgungen kommen den betisen unsers Jahrhunderts nicht
gleich – und ich erwarte aus dieser Spitzmaus noch einen Rübezahl – und aus
diesem Schneeball noch einen gantz stattl. Coloß für diesen strengen Winter.
Den ersten Theil Jahrgang der berl. Monatsschrift besitze nur, und den
werden Sie vermuthl. schon gelesen haben. Von diesem Jahre habe noch nichts
erhalten. Der Bibliothekar Biester soll mir aber schon B. blasen zum Neujahr.
Wünsch hat darin im Oct. ein prächtiges Denkmal seinem großen Lehrer und
Landsmann
Johann Gottlieb Güzner
, Leineweber zu Hohenstein
aufgerichtet, der 72 an der Auszehrung u vor Hungersnoth starb zur ewigen Schande
unsers XVIII. Von meinem Hill habe den 1. pr. den ersten Brief aus Hamburg
und d. 2 huj. den andern aus Frankf. am Mayn erhalten, wo die Empfehlung
des Claudius ihm die seltene Freundschaft eines dortigen Kaufmanns
Bölling
zugezogen, der sich anerboten auf den geringsten Wink ihn zu unterstützen und
ihm einen jungen reichen Banquier Willemer zugeführt welcher ihm
Empfehlungsschreiben an Me la Roche, Baron Cronthal Bibliothekar zu Mayland
und Tischbein zu Rom versprochen. Auf einen mündl. Gruß von Claudius hat
ihn der ehrliche Jacobi in Zelle sehr gut bewirthet und sich viel nach unserer
Akademie u Kant erkundigt. Ich erwarte mit Schmerzen seinen dritten Brief, um
zu wißen, wie es ihm in der Schweitz ergangen und wenn das Intereßante
seines Briefwechsels steigt, nehme mir wol die Freyheit, das ganze Kleeblatt
Ihnen im Original mitzutheilen. Eine Meile hinter Hannover hat er das
Unglück gehabt seinen Geldbeutel zu verlieren der zum Glück nicht mehr als 1½
rth klein Geld gehabt, womit er nicht nur bis Frankfurt reichen sondern sich auch
dort ein paar Schuh hat kaufen wollen; denn er thut macht die ganze Reise von
Lübeck aus per pedes apostolorum.Die neue Ausgabe des Reis. Franz. ist mir noch nicht vor Augen gekommen
und ich habe blos Einen Canal aus dem Hartungschen Laden etwas zu erhalten,
mit dem ich sehr behutsam seyn muß – auch keinen Freund, der die theol. Bibl.
haben möchte als den Oberhofpred. u. Pf. Borowski denen ich aus gantz
entgegengesetzten Gründen nicht oft zu nahe kommen mag und mit erstem schon
für Scheller verwickelt bin; daher ich
Umstände
abwarten muß, und selbige
nicht ermangeln werde zum Behuf Ihrer Wünsche anzuwenden. HE Kr. H. hat
versprochen Basedows Examen Ihnen mitzutheilen.
Der seel. Praetorius erhielt ein Päckchen seiner Abhandl. die er auf dem Licent
declarirte (ungefähr wie die Kaufleute:
Einl. Waaren
) für seine eigene
Fabrik. Dies machte mich aufmerksam ihn aufzusuchen, um so eher, da sein
damaliges Logis mir sehr bekannt war und Kreutzfeld viele Jahre und vor ihm schon
HE Kr Hippel gewohnt hatte. Er nahm meine Erinnerung wegen ein paar
historischer Donatschnitzer ziemlich gut auf – und er besuchte mich dafür, wie ein
Schiff abgelaßen wurde. Weiter kam unser Umgang nicht, und ich weiß auch
nichts von dem, was er über die Ehe geschrieben. Ein Liebhaber vom Tanzen
schien er zu seyn, dieser Stutzer von Thorn. Ein größer Rätzel ist es mir mit der
Vertraulichkeit zwischen ihm u Glave.
HE Stadtrath W. ist schon so gütig gewesen mir das Verständnis über die
Adjunctur zu öffnen. Der Verschreib von 100 rth ist schon ein Hauptpunct. Kant
habe den Kritiker mitgetheilt, aber nicht seitdem gesprochen. Daß die Episode
über die symbol. Bücher ohne den geringsten Wink eines Ab- und Nachdrucks
eingeschoben worden, begreif ich eben so wenig.
Meinen verbindlichsten Dank an Herrn Pf. Kraft für ausgefertigten
Taufschein. Es ist mir eine außerordentliche Freude Hülfe und compendium für
mein Gedächtnis, daß mein Sohn den 27 Sept. der Vater den 27 Aug. u die
Mutter den 27 Julii zur Welt gekommen. Finden Sie nicht auch eine
chronologische harmoniam praestabilitam in dieser leichten, einfachen auffallenden
Ordnung und ihrer aufsteigenden Linie. Für ein bloßes documentum domesticumwird die reservatio mentalis eines Stempelbogens hinlänglich seyn. Ich werde
nicht ermangeln, ihm meinen persönlichen Dank dafür abzustatten; und denke
nächstens all mein Schreibezeug zu reformiren, weil ich alle Augenblick eine
andere Feder wechseln muß und mit keiner zu schreiben im stande bin.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin – Eben erhalte den Meßkatalog. Nächstens
das übrige – lege den
Spittler
zum Supplement des Sully bey – Ihr
Joh. Georg Hamann.Königsberg den 17. 8br Dom. XIX 84.Ich habe mich heute von des Morgens an bis auf den Abend in Geschäften
umgetrieben, vom Friedländschen Thor angefangen, um meinen gestrigen Brief
abzugeben und mit dem Waysenhause aufgehört, wo ich beym Prediger
Lauwitz 2 theol. Bibl. gefunden, welche ich keinen Anstand nehme, Ihnen, mein
gütiger Freund! zu übermachen, auch von beyden die Fortsetzung allmählich
versprechen kann.
Gestern blieb ausdrücklich zu Hause, um den ganzen Tag Briefe zu
schreiben. Meine beyde Federmeßer waren verschwunden – und ich hatte alle Mühe
auf der Welt Ihren zu Ende zu bringen. Da kam der Meßkatalog – und Kraus
in einer so traurigen Gestalt, und that so kläglich und so finster, daß mir alle
Lust vollends vergieng.
Zu Zimmermanns Einsamkeit und der neusten Ausgabe des reisenden
Franzosen kann Ihnen auch Hofnung machen. Von
Kaspar Risbeck
wird eine
Geschichte der Deutschen
zu Zürich für die Ostermeße angekündigt, wie auch
eine verbeßerte vermehrte Ausgabe der Herderschen Briefe über das theol.
Studium. Von Büschings Beyträgen zur Lebensgeschichte denkwürdiger Personen,
besonders Gelehrten ist der 2te Band heraus. Die 3 gekrönte Preisschriften
worunter des seel. Kreutzfelds sind auch zu Mannheim heraus. D. Semler hat in
freymüthigen Briefen die Frage beantwortet: ob der Geist des Widerchrists
unser Zeitalter auszeichne? Ein
Mich. F. Semler
ist für mich ein gantz neuer
Polygraph und hat unter andern den Horus widerlegt, auch ein
Weißenbach
zu Basel und der rüstige
Lüderwaldt
.
Runds Geschichte von
Boehmen
, wovon ich den ersten Theil gut und schön
gefunden, ist auch mit dem dritten vollendet. Komische Romane aus den
Papieren des braunen Mannes und des Verf. des Siegfried von Lindenberg sind auch
ein Leckerbißen für meine Erwartung.
Was mag das Leben J. G. Qvandts seyn? Hans Karl Freyherr Ecker von
Eckhofen unzeitige Meinungen über die Schrift:
über die Gewohnheit
Mißethäter durch Prediger zur Hinrichtung begleiten zu laßen
, allen lieben
toleranten und intoleranten Mitmenschen zur Prüfung hingelegt. Hamburg ist
mir auch aufgefallen. Hat nicht unser Freund vor vielen Jahren unter diesem
Titel eine kleine Abhandlung geschrieben? Hier haben Sie fast alles
Merkwürdige welches ich für mich angezeichnet habe. Die mit lateinischen Typen
gedruckte
vertrauliche Briefe über die Religion
werden Ihnen schon längst
bekannt seyn. Von den Betrachtungen eines Weltmanns, die Reich aus dem Fr.
übersetzt und die ich auch noch nicht zu sehen bekommen, ist der dritte Theil
heraus; ob es der letzte, weiß ich nicht. Philosophische Betrachtungen über
Theologie und Religion überhaupt und die jüdische werden auch von mir erwartet.
J. W.
Meiner
hat auch die Lehre von der Freyheit des Menschen nach den in
dem Prediger Salomo zum Grunde liegenden Begriffen entworfen. Herr von
Moser eröfnet ein
patriotisches Archiv für Deutschl
. von dem ich
vermuthe, daß es schon unter einem gantz andern Titel angekündigt worden.
Moritz hat seine Reisen verbeßert. Es ist also ein Glück, daß die erste Ausgabe
hier gefehlt.
Sollten Sie, lieber Herr Kriegsrath, etwa die allgemeine theol. Bibl.
verstanden haben, welche zu Mitau ausgekommen, von Bahrdt u Mursinna, aber
schon 80 aufgehört u wo ich nicht irre aus 7 Bänden besteht: so kann ich selbige
aus eben der Gegend, wo ich beyl. gefunden, verschaffen. Noch fallen mir unter
den Meßneuigkeiten Reisen eines Curländers durch Schwaben ein, als ein
Nachtrag zum reisenden Franzosen.
Kants Moral habe nicht gefunden; Hartknoch scheint aber erst die vorige
Meße bloß nachgeholt zu haben. Jener wird an Sonnenfels u Kraus an
Legationsr. Jacobi schreiben wegen des geistl. Abentheurers.
Die nouvelles du jour sind theils komisch, theils tragisch. Erstere betreffen den
Schwarzbachschen Luftball, deßen Himmelfahrt durch ein Meisterstück von
Briefe vereitelt worden, den unser Vice Re an die Magnificenz geschrieben. Es
thut mir leid, daß ich copiam davon nicht beylegen kann; aber die Tactik des
Cabinetsstils wird allgemein bewundert. Das tragische betrift die Wittwe eines
Generals von Werthes, der von seiner Frau und ihrem Liebhaber vergeben
worden.
Ob fugam vacui, bin ich nicht Ihrer Meinung, daß man
nichts tadeln
sollte
. Nil admirari – Sagt wohl Horatz. Aber
loben
würde sonst auch Sünde seyn;
und doch
lobte
der Hausvater im Evangelio selbst den
ungerechten
Haushalter
, weil er klüglich gethan hatte. Nicht tadeln, sondern
Richten
ist uns
verboten, lästern, falsches Zeugnis geben. Hiob war ein
leichtfertiger
Tadler,
der Spötterey trunk wie Waßer XXXIX 37. XXXIV. 7. Seine Freunde eben so
leidige Tröster als
Kunstrichter
. Daher das Oracul zu Eliphas XLII. 7. Wenn
Sie keine Concordantz haben; so borgen Sie welche um Ihre Meinung zu
belegen, wie ich meinen Tadel derselben.
Auch gefällt mir nicht recht Ihr Eifer gegen den luxum, den einige unserer
Schriftsteller mit ihrem Verstande treiben. Anstatt dieses zu wehren, möcht ich
lieber mit Moses sagen: Wollte Gott –
Wahrscheinlichkeiten
sind nach
meiner Bildersprache oder hieroglyphischen Logik blos die Provinzen oder vielmehr
Gränzen vom
Reich der Wahrheit
. – Und nun erlauben Sie mir allen
Ausschweifungen meiner Einbildungskraft gute Nacht zu sagen, und mich von den
heutigen Excursionen meiner Bothmäßigkeit zu erholen. Empfehlen Sie mich
Ihrer lieben Frau Gemalin und entschuldigen Sie
Ihrenalten müden Freund Joh Ge Hamann.Adresse mit Siegelrest:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
. / Nebst
zwey Büchern
.
Kgsberg den 18 8br 84.Herzlich geliebtester Freund,
Den 30 Aug. erhielt Ihren letzten Brief u habe sämtl. Einl. sogl. bestellt.
Ihrer Erlaubnis zufolge auch unter Dengels Couvert bey Unger ein Blättchen
Druckfehler bestellt, aber weder er noch ich das geringste erhalten. Ich habe kein
einzig Exempl. als das einzige für mich u habe für Kleuker 2 bestellen
müßen
.
Dengel hat auch die 12 erhaltene abgesetzt, ohn mehr verlangt oder bekommen
zu haben. Hier bekümmert sich kein Mensch darum. D Lindner der gegenwärtig
in Halle ist u ein tödl. hitziges Fieber noch in Wien aushalten müßen, thut
deshalb Nachfrage. Unser alte Freund in W. scheint mein einziger ganzer Leser
gewesen zu seyn. Kann also weder Ihnen noch unserm Arndt ein Musterexempl.
beylegen. Durch HE Cr. R. Jensch werden Sie ein Billet der Baroneße an mich
erhalten haben, das aufzubewahren u mir mitzubringen bitte. Wie es mit der
Rechnung der Lilienthalschen Auction zugegangen begreif ich nicht. Daß man
mir das Geld ohne producirte u quittirte Rechnung nicht auszahlen können,
versteht sich von Kaufleuten am Rande. Die Puncte vor einer Zahl: bedeuten
allemal bloße gl., = bedeuten, daß es gleich dem aufgegebenen Preise
erstanden worden. Die von Ihnen bezahlte Summe macht 583 fl 7 gl. Ich
wünschte, daß Sie meine damals an Sie geschriebene Briefe zu Hülfe nehmen
könnten um eine Vergleichung anzustellen. Die damals fatale Angelegenheit
der Fooigelder machte mir so viel Unruhe, daß ich nicht in der Ordnung
fortfahren konnte. Die gestohlne Bücher sind auch angemerkt. Ich habe damals auch
darüber geschrieben. Sollten sich Bedenklichkeiten finden: so bitte deshalb,
wenn solche der Mühe lohnen, mir Nachricht zu ertheilen, um allenfalls zu
HE Cr. R. Lilienthal zu recurriren, mit dem ich damals jeden Posten verglichen
und collationirt habe. HE Auerswald hat mir 4 fl. für den Shak. laut Ihrer
Rechnung bezahlt. Er heyrathet eine Gräfin von Dohna Lauk und war auf
einen Tag in der Stadt um zur Hochzeit Einkauf zu thun. Das Geld liegt in
Ihrer Rechnung eingewickelt. Im Meß Katalog steht nur noch der Verlag von
der vorigen Ostermeße. Ob Kant fertig geworden, habe nicht daraus ersehen
können. Er hat bisher wacker für die Berlinsche Monatsschrift gearbeitet. Ihre
Reiskiana liegen noch wie ich selbige erhalten. Ich habe sie noch nicht ansehen
können – und hoffe, daß mir der Winter vielleicht mehr Muße geben wird.
Mit Lausons Bibliothek ist auch noch nichts ins reine, wo ich noch ein
Exemplar meiner sokratischen Denkw. zu finden dachte. Me Courtan hat nichts
durch HE Balfour erhalten, und hat sich aus Noth bey Hartung hier versorgen
müßen. Ich hatte schon einen Käufer zu ihrem Exemplar; derselbe erfuhr, daß
es im Hartungschen Catalog u Laden für 4 fl 15 gl. feil wäre, ohngeachtet sie
6 fl. dafür bezahlen müßen. Laßen Sie, liebster Freund nach beyliegenden
Papieren die Summe zusammenziehen und theilen Sie mir die pag. u no. mit, wo
Sie nicht Auskunft oder Schwierigkeit finden. Ich habe mit aller mögl.
Aengstlichkeit die Rechnung nachsummirt. Im Januar 83 ist das Geld der
583 fl. 7 gl. ausgezahlt worden. Ich verweise Sie noch auf meine damalige
Briefe. Mein Sohn lebt noch auf dem Lande, wird auch wol den Winter noch
zubringen u erst mit Ostern so Gott will! seinen academischen Cursumanfangen. Habe noch einen Sohn adoptirt, der mich schon diesen Sommer hat
besuchen wollen, mir aber auf künftigen Hoffnung macht. Ein junger Mann
25 Jahr alt, deßen Hypochondrie keine feuchte, kalte Luft vertragen kann,
übrigens reich, weich erzogen ist, aber viel Bedürfniße hat und mir
Verbindlichkeiten schuldig zu seyn glaubt, von denen ich nichts weiß. Er lebt zu Münster
in Westphalen und ich sehe seiner Erklärung auf meine Antwort mit Verlangen
entgegen. Was macht Ihr lieber Sohn in Zürich? Werden Sie Albertinchen
mitbringen? Es wäre mir lieb gewesen, wenn das Blättchen von Druckfehlerhätte beygelegt werden können. Dengel versichert daß ihm Unger keine Sylbe
darauf geantwortet, auch nicht auf seine eigene Aufträge, sondern ihm unlängst
ein Päckchen zugeschickt. Vielleicht kommen Ihre Meßgüter ehe an, als die
hiesigen, daß Sie von dort aus das Exemplar nach Petersb. übermachen
können. Der nächste Absatz ist abgeschnitten. Das Folgende auf der Adressseite:Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau Gemalin – und so thut mein ganzes
Haus. Meine Hausmutter ist einige Tage bettlägerig gewesen an der Rose und
kann sich noch nicht recht erholen.
Wegen des Worts Psilosophie = leere/reine Vernunft, habe ausdrückl. eine
Anmerkung gemacht und die meisten einige Druckfehler hätte der schlichte
Menschenverstand vermeiden können, als ihm für ihre. All mein Mahlen und
Vorschreiben hat nichts geholfen. Mit dem Druck bin übrigens recht zufrieden.
Ob die bestellten Exemplarien besorgt seyn mögen, möchte ich auch gern wißen.
Der alte Jacobi in Zelle habe auch eins zugedacht, um desto mehr da er
meinem Freund Hill mit ein paar Gläser Wein auf Claudius mündl. Gruß was
zu gut gethan. Wie es mit dem Blättchen zugegangen ob er selbiges nicht durch
Dengel erhalten oder ob er es nicht der Mühe werth geachtet, wünscht ich auch
zu wißen. Denn manche Stellen haben keinen Verstand u laßen sich gar nicht
errathen. Ein doppelter Nachtheil für einen berüchtigten Bruder virorumobscurorum. Ich umarme Sie u ersterbe Ihr alter Freund JGHamann.Das Folgende ist teilweise abgeschnitten:ald mit einer
nen Sie nicht
rdinge für Postgeld.
Mit einem Exemplar
bedenken Sie mich
Bitten
und meinen Dank.
mein Vertrauen auf-
et faue.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch, / zu /
Riga
.
Pempelfort bey Düßeldorf den 18ten Oct 1784.Vermerk von Hamann:Erhalten den 13 Nov.Geantw den 1–5 Xbre 84 uwider geschrieben den 6 Jänner 85.Mein lieber Hamann
Ihr Brief vom 2ten u 22ten November des vorigen Jahres, traf mich, in der
Hälfte des Decembers, auf dem Krankenbette. Ich war lange sehr übel, und
litte nachher noch mehr von dem Gedanken, daß ich meine Geisteskräfte auf
immer verlohren hätte. Da mir endlich von dieser Seite wieder einiger Muth
zu kommen anfieng, starb mein dritter Sohn, der im eilften Jahr u die schönste
Hoffnung meines Lebens war. Er lag nun im Grabe und verweste, während
sein Bild voll Leben, voll Geist und Liebe, mir immer vor der Seele stand.
Meine Augen wurden nicht trocken darüber, daß sie ihn nie wieder sehen sollten.
Wenn ich sage daß sie ohne mich, daß sie für sich allein weinten, so sieht es einer
Spitzfindigkeit, einem Wortspiele gleich, und doch ist nichts so nackend wahr, so
aus dem innersten Gefühl genommen. Die Mutter des Knaben hatte sich
ermüdet, geängstigt, und war nun durch u durch verwundet. Sie wurde krank;
erhohlte sich etwas nach einigen Tagen; legte sich von neuem, und starb. Ich
hatte zwanzig Jahre lang, und von meinem zwanzigsten Jahre an mit ihr
gelebt, und nie erblickt was ihr an Reinheit des Herzens, an Größe der Seele, an
Liebe, Treue u himmlischen Wohlthun gleich war. Niemand der es nicht erfahren
hat, kann wißen, kann nur ahnden was das heißt: Ueber alles zu lieben u zu
verehren
was nun todt ist
; nun auf immer unserm Anschaun, unserm
Wohlthun,
unserm heißen verzehrenden Dank entzogen
. Der Zustand worin
diese schreckliche Trennung mich versetzte, hat keinen Nahmen. Ich hatte nie
gedacht daß man auf dieser armen Erde so traurig werden könnte. Mit jedem Tage
wurd’ es ärger, und kaum hatte ich drey Wochen so zurück gelegt, als ich eine
andre heftige Erschütterung durch den Aufbruch des Rheins erfahren mußte.
Die Ueberschwemmung dauerte fünf Tage, und ließ uns, unter abwechselnden
Gefahren, die fürchterlichsten Auftritte sehen. So viele Stöße konnte mein
geschwächter Cörper nicht aushalten; ich bekam neue Zufälle die allen Mitteln
widerstunden; ließ mich auf das Frühjahr u die Landluft vertrösten, u wurde
im May auch würklich etwas beßer. Es hielt sich aber mit dieser Beßerung nicht
einmahl den Monath durch; mein Befinden wurde immer schlechter, und endlich
vollends unerträglich. So entschloß ich mich gegen Ende des August, nach
langem traurigen Hoffen, ziemlich trostlos und mit wenig Glauben, vor dem
herannahenden Winter noch den einzigen Versuch der mir übrig blieb zu wagen,
nehmlich eine Reise‥ Ich gieng zuerst nach Hofgeißmar, um dort den
Münsterischen Leibarzt Hoffmann u ein paar Freunde aufzusuchen; hierauf nach
Weimar zu meinem lieben Herder, den ich persönlich noch nicht kannte; u zu Göthe,
den ich seit neun Jahren nicht gesehen hatte. Die anhaltende Bewegung; die
beständige Abwechslung von Gegenständen und Gedankenformen;
vornehmlich aber die seligen Tage die ich zu Weimar, wo auch unser Claudius sich
einfand, lebte, haben mir ungemein wohl gethan, u ich bin gegenwärtig gesunder
als ich es seit langer langer Zeit nicht wahre.
Sie müßen, liebster Hamann, diesen weitläuftigen Bericht mir verzeihen,
weil er zu meiner Entschuldigung, daß ich Ihren herzvollen Brief so lange
unbeantwortet gelaßen, unentbehrlich war. Ihren Auftrag wegen des Fräulein
von Bondely auszurichten, darauf war ich bedacht, so bald ich Ihren Brief
gelesen hatte, welches erst im Januar geschah. Ich war damahls noch so schwach,
daß ich vier oder 5 Tage dazu brauchte, um meine Ungeduld zu befriedigen.
Meine Betty war noch im Leben, und diese schrieb, den Tag zuvor eh sie aufs
Todtenbette sank, in meinem Nahmen an Sophie v Laroche. Hierauf kam die
Antwort bald nach Betty’s Tode; aber die aus der Schweitz verlangten u
verheißenen Nachrichten, erhielt ich erst, nach wiederhohltem Anmahnen im Juni.
Nun konnte ichs nicht übers Herz bringen, den Auszug aus Kirchbergs
Schreiben, den Sie einliegend erhalten, nur mit ein paar Zeilen an Sie abzuschicken;
hoffte von einer Woche in die andre, daß ich mehr würde thun können, u hoffte
immer vergebens. Ein
Rechthabender
war ich von keiner Seite u in keinem
Sinne ganz; und eben so wenig ein
vollkommener Pflichttragender
,
worüber ich am Ende dann ein Büßender geworden bin, der sich Ihrer Huld u
Milde überläßt.
Und da fügt es sich ja nun gar eben, daß ich Ihnen für Ihr Golgatha u
Scheblimini, deßen Empfang mich zu Hofgeismar sehr erfreute, meinen besten
Dank abstatte, wiewohl es die schlimme Folge für mich hatte, daß ich das
Berlinische Jerusalem, an deßen Thore ich mich zu widerhohlten Mahlen – indem
ich mir immer wieder neuen Muth einpredigte – gewagt hatte; jedesmahl aber
mit – dem Herzen in den Hosen halb ohnmächtig zurück gekehrt war – nun
würklich einnehmen mußte. Herder hat Ihnen vermuthlich schon erzählt, wie sehr wir
alle zu Weimar uns an Ihrer Schrift ergötzten. Zum rechten Genuß derselben
aber kam ich doch erst hier im Stillen. Das Mehrere darüber künftig. Ich habe
jetzo noch zu viel des Alten vor der Hand, u muß mich darum vor dem Neuen
hüten.
Das einliegende Heft ist bestimmt, allerhand von mir an Sie auszurichten.
Rede, daß ich dich sehe!
Ich rede – Das Sehen ist an Ihnen.
Unser Claudius versicherte, es würde Ihnen überhaupt durch die Mittheilung
dieser Papiere ein Gefallen geschehen, und stärkte meinen Vorsatz. Je mehr Sie
mir darüber sagen, desto lieber wird es mir seyn. Nicht daß ich von Ihnen
begehrte „sich in ein Handgemeng mit Grillen einzulaßen, die keine Widerlegung
verdienen, u durch keine Widerlegung geheilt werden können, weil die
Dunkelheit im Augapfel des Sensuscommunis, u die Schwierigkeit in der
Gebährmutter der Begriffe liegt“ – Sondern ich begehre nur, daß auch Sie reden,
damit ich sehe!
„Laßt uns nicht die Wahrheit der Dinge nach der Gemächlichkeit, uns selbige
vorstellen zu können, schätzen!“ – ist eine vortreffliche Ermahnung, die aber von
sehr entgegengesetzten Parthien ehrlich geschehen kann.
Sie haben mir den Hang zur Grübeley vorgeworfen, und mir deßwegen einen
Theil Ihres Mitleidens entzogen. Mir fielen sogleich die Worte des guten Tobyein: When I was a school-boy, I could not hear a drum beat, but my heart
beat with it – was it my fault? Did I plant the propensity there? – Did I sound
the alarm within, or Nature? – Was kann ich dafür, lieber Hamann, daß mein
Exemplar der Natur gerade diese Buchstaben, diesen Syntax, und diese Lesarten
hat? Strebe ich nicht mit ganzer Seele darnach, den wahren echten Sinn zu
treffen? – Habe ich je gelernt um ein Gelehrter zu heißen u mich in den Künsten
des Verstandes hervorzuthun – oder aus müßiger Neugierde?‥ „Herr, es thut
mir wehe im Herzen, und sticht mich in meinen Nieren, daß ich muß ein Narr
seyn, und nichts wißen, und muß wie ein Thier seyn vor Dir!“
Baco, den auch Sie verehren, wollte nicht daß die Geheimniße zu der
Schwäche unseres Geistes abgerichtet würden, sondern unser Geist für die
Größe der Geheimniße. Cum enim
Deus
ipse opera
rationis
nostrae in
illuminationibus
suis utatur, etiam nos eandem in omnes partes versare
debemus, quo magis capaces simus ad
miysteria
recipienda et imbibenda.
Modo animus, ad amplitudinem
Mysteriorum
, pro modulo suo, dilatetur,
non Misteria ad angustias animi constringantur.
Philosophieren
da hinauf, werden wir uns mit u aus unserem
gewöhnlichen Leibe nicht; sondern wenn es eine
gewiße
Gottes Erkänntniß für den
Menschen giebt, so muß in seiner Seele ein Vermögen liegen, ihn da hinauf zu
organisieren
.
Ich glaube – Herr, hilf meinem Unglauben!
Lieber Hamann, ich wünsche von ganzem Herzen, Sie einmahl zu sehen, u
habe öfter darauf gesonnen, wie es möglich zu machen wäre. Was Sie mir fvon Ihrer Person u von Ihrer Lage melden, dafür danke ich Ihnen mit einem
Gefühl, das ich nicht aufs Papier verschütten mag. Ich habe ein großes
Vertrauen zu der Sympathie recht aufrichtiger Menschen. Fahren Sie fort, lieber
lieber Hamann, wie Sie angefangen haben, und erzählen Sie mir immer mehr
von sich selbst, von Ihren Kindern, Ihrer ganzen Lage – Was diese
verschlimmern oder beßern könnte, u.s.w. U.s.w.
Wenn Sie meine Papiere genug gehabt haben, so seyn Sie so gütig, sie
versiegelt u mit meiner Adreße an die dortigen Herren Fischer u Lengnick abgeben
zu laßen, welche sie alsdenn so gleich an mich zurück befördern werden. Sie
können sich eben dieses Hauses bedienen, um auch einfache Briefe, ohne Porto
zu verlegen, an mich abzuschicken.
Fahren Sie fort mich als Ihren Freund zu lieben, und der meinige zu seyn.
Ich umarme Sie von ganzem Herzen.Ihr Fr. Heinr. Jacobi.N. S.
Ich bin nicht von Ihnen allein, sondern durchgängig für den Verfaßer der
Erzählung
Neßir u Zulima
gehalten worden; ich habe sie aber nicht
geschrieben, sondern mein Bruder, der ehmahlige Canonicus zu Halberstadt, der
mich nun verlaßen hat, um eine Profeßor Stelle zu Freyburg anzunehmen. Ihr
Wohlgefallen an seiner Schrift hat ihn ungemein gefreut, u er wünschte, eben
so wie ich, zu wißen, welches die 2 Stellen im Neßir sind, die auf Ihre Lage
u Umstände, die innige Beziehung haben.
Wenn Sie die
Gedanken verschiedener über eine merkwürdige
Schrift
(Etwas das Leßing gesagt hat) im Januar des Museum 1783
gelesen haben; so dient hiemit zur Nachricht, daß die Inhaber dieser Gedanken
Dohm u Mendelssohn waren. Ich selbst beförderte damahls sie zum Druck. In
Mendelssohns Aufsatz standen würklich die Worte, die ich in meinen
Gegenerinnerungen (Februar des Mus. 83) blos supponierend anführte: „Ist denn
aber Papstthum Demokratie?“
Einige Stellen Ihres Briefes die ich nicht unberührt laßen wollte, sind es
nun in meiner Antwort doch geblieben. Das alles wird sich finden mit der Zeit.
Vale et fave.den 22stenOct.Lieber Hamann!
Ich habe zwei Ihrer lieben Briefe, denk ich, noch nicht beantwortet; Ihnen
für Ihr Kornreiches, mir jedoch nach dreymahligem Lesen noch nicht
ganz
verständliches
Golgatha
und
Scheblimini
, welcher Name mir ebenfals
undeschifrirbar ist, noch nie Dank gesagt, gedankt wohl; Izt kann ich es, weil ich
Buchholzen gern auf den gestern von Ihm erhaltenen Brief mit umgehender
Post antworten mögte, nichts thun von dem allem; Ihnen auch nicht sagen, wie
sehr Pfenninger, der Erzfreund Christus, damit zufrieden war, und es fast nicht
leiden konte, daß ich über jede nicht ganz verstandne Zeile ein wenig ärgerlich
war. Nur um des edeln, Gottgeliebten, menschenliebenden Jünglings
Buchholz
willen schreib ich meinem lieben Nordischen Lehrer und Freund. Ich kenne
wenige Menschen seines gleichen. „Nim ihn, das ist, mein Herz auf.“ würde
Paulus schreiben, wenn er Hamanen seinethalben schreiben wolte. Er ist
auserwählt, weisheit mit Gefühl – Wohlthätigkeit mit reifer Uberlegung zu
vereinigen. – Könt ich beneiden, ich würde jeden Menschen beneiden, der ihn um
sich hat. Ich darf nichts Schicksalisches wünschen – Sonst wünscht ich diesen
unvergleichbar Edeln zu mir. „Also nim’ ihn, das ist, mein Herz auf!“ Es ist ein
Moment des vorübergehenden Gottes – wo man, ohne Räsoniren, niederfallen,
schweigen, anbeten muß – wenn uns solche Kinder Gottes und der
Auferstehung in diesem Todesvollen und Gottesleeren Leben erscheinen. Also Lieber
„alter Gebundener!“ – – Nim Ihn – (und alles, was an und mit Ihm u. durch
Ihn ist und wird) Als ein Kind auf – als einen „Joseph“ – mit Israels
Dehmuth und Freude! –
Izt bin ich mitten im IV. und lezten Bändchen
Pilatus
, und dichte über
Leiden
,
Tod
und
Auferstehung
des
Einzigtodten
und
Einziglebenden
.
Häfeli
ist wohl in Deßau.
Stolz
ist wunderbar nach
Bremen
berufen.
Tobler komt nach Offenbach. Gott will zerstreuen und verpflanzen.
Zürich den 20. Octob. 1784. J.C.L.Vermerk von Hamann:Erhalten den 10 Novbr.Geantw. den 13 –Lieber Hamann,
So wenig meiner Augenblicke sind, ich muß Ihnen sagen – daß der liebe gute
Kindischkindliche Nathanael Hill bey uns war, und – bald wieder von uns floh,
obgleich Er nicht Worte finden konnte, für das Nichts, was Ihm in zwei Tagen
geschehen konnte war, dankzusagen. Ihr Brief kam an dem Abende des
Samstags, an dessen Morgen sich der Immervorwärts strebende von uns
losriß. Ich sandte ihm denselben nach Meyland nach unter einer Enveloppe an
einen Freund Pfenningers. Er war eben Mittwochs nach 10 Uhr Morgen den
22. Oct. angekommen, als Ihr Namen von mir auf die addresse geschrieben
und auf die Post gegeben ward. Da ich Ihre Vatersorgfalt für Ihn kannte, that
es mir leid, es Ihnen nicht gleich schreiben zu können. Daß Er so voll von Vater
Hamann ist, wie ich von Christus zu seyn wünsche – gab mir eine neue liebliche
Idee von Ihnen. Er sprach von nichts als von Ihnen und allen, die Ihm wohl
wollten und wohlthaten. Es ist eine liebe Seele. Sie beleidigen heißt in Gottes
Augapfel greifen – Sich ihr schämen, (wie Freund Hamann zu besorgen schien,
daß ich’s thun mögte!) heißt sich der Menschheit, der Tugend und unschuld
schämen. O wenn ich einmahl den Respekt für solche wesen verliere – dann ists
aus mit meiner unsterblichkeit. – Er hätte wirklich in Zürich noch sehr viel Ihm
Lebenslang nützliches lernen können – Aber sein Geist trieb Ihn weiter. Es
schien, als ob Gott dieß Lauffeuer der Einfalt und Kindlichkeit nicht geschwind
genug vom Nordpol zum Südpol treiben könne. Soviel von Ihm.
Für jedes Wort, das Hamann schreibt, hab’ ich Respekt. Ich lese das
Golgatha immer und immer wieder – streiche alles an, was ich verstehe, und alles, was
ich verstehe, ist aus meiner Seele herausgesprochen – aber, ich peinige mich über
den Mangel des Verstandes, und den Reichthum meines unverstandes, daß ich,
der ich doch Sinn für alles Hamansche zu haben glaubte, so manches nicht
verstehen, also nicht genießen kann – und an Verstehenslust denk’ ich, fehlt es
mir doch auch nicht. Hie und da schien es mir auch schwertscharf gegen den
unathletischen Moses – schärfer, als Haman es ihm mündlich gesagt haben
würde… welches mir, um Christi willen und der Salzfreundlichkeit des
Evangeliums willen etwas Mühe machte. –
Seite 58–64. besonders hat mir wohlgemacht.
Das goldenste aber war mir die Stelle S. 48–51.
Der
Schmetterling
ist nicht zu bezahlen. So was ist ewig.
So viel von
Golgatha
und
Scheblimini
!
Nun noch ein Wort über
Buchholz
– Postskript zum Lezten.
Buchholz
ist
einer der auserwähltesten, feingebautesten, zärtesten, feinsinnigsten,
gutherzigsten, edelsten Menschen, die ich gesehen. Er hat schon vor 5 u: mehr Jahren
durch seine persönliche
Erscheinung
in Zürich einen
Erscheinungsmäßigen
Eindruck auf mich gemacht. Desiderium sui reliquit. (Mein einziger Maßstab,
im Vorbeygehen zu sagen, für alle Menschen, Schriften, Vergnügen, –
Speisen – (die ich geniesse) Ich fand ihn nachher wieder – glücklicherweise – in
Manheim, aber durch Kränklichkeit beynah unkenntlich geworden, zaghafter,
zusammengeschrumpfter – aber immergleich voll Licht der Erkenntniß, voll
Durst nach Wahrheit, und wie’s mir schien – durch mancherley
Dehmüthigungen zu einer erhabenen Bescheidenheit und Kindereinfalt geläutert. – Ich
wiederhohle – daß ich Ihn zu den ersten Menschen die ich kenne zu rechnen, nach
meiner ruhigsten überzeugung gedrungen bin.
Hill
hatte eine ganz unendliche
Freude über diesen Jüngling Gottes, der Vater Hamanns Leben zu erleichtern
dürstet.
Der 15. Nov. ist mein, mich ins 44ste Jahr führende Geburtstag – o mögte
die Freude, die Gott Buchholzen würdigte, Ihnen zu machen – auf diesen Tag
fallen!
Häfelin
ist überwohl in Dessau.
Pfenninger
ist unter seinen
Arbeitslasten und 9 Kindern immer die Zufriedenheit selbst – Gestern vollendete ich
den III. Band der Messiade, nämlich das lezte Stück, was ich noch nicht
gemacht hatte – die
Erscheinung der Heiligen
. … Meine süsseste Arbeit auf
Erden war der dritte Band der Messiade. Leiden und Freuden des
Menschensohnes.
Ich kann nicht mehr. Grüßen Sie alles, was gern Grüsse von mir annimmt –
besonders den mir durch
Hill
liebgewordnen
Dippel
oder
Hippel
– und den
Johann Michael
. Wie ich
Hillen
inn seinen Paß schrieb, schreib’ ich Haman
in seinen Brief –
„Wer ihn nicht lieb hat, von dem will nicht geliebt seyn
Johann Caspar Lavater.Z. den 27. Oct. 84.Liebster, guter, treuer H.
1. Ihr Brief hat mich herzl. erfreuet: er kam, da Fr. Jacobi u. Claudius hier
waren u. wir Sie, Sie, Sie, so oft zu uns wünschten. Claudius ist hier nicht
warm geworden; er sehnte sich unmittelbar nach seinem ankommenden Gruße
nach dem Postwagen, der ihn wegfahren sollte u. ob er gleich von Sonnabend
bis Dienstag hier war, so war er doch wie abwesend. Jacobi habe ich zum
erstenmal kennen gelernt, ein edler lieber Mann, voll Geist u. Herzens, der sich aber
selbst verzehret. Der Tod seiner Frauen hat ihn noch zuletzt ganz hingerichtet u.
ich wünsche ihm, daß er sich erhole. An Ihnen hangt er sehr: ihre Schriften sind
ihm Balsam; wie er überhaupt ein Mann ganz vltra gustum communem ist.
Eine Bekanntschaft solcher Art muß die Last von dreißig andern ersetzen, die
dörren u. krank machen; aber nichts geben u. von welchen wir seit einiger Zeit
erstaunend leiden. Fast keine Woche ist seit se dem Frühling unser Bethlehem
in Juda von Fremden leer gewesen, daß ichs fast nicht mehr ertrage. Die Fr. v.
Reck ist noch nicht erschienen und da sie sich schon seit 4. 5. Monaten öfters
vergebens durch die jungen Neanders hat anmelden laßen: so gehts ihr fast wie
l der letzten Weltankunft bei den Spöttern, u sie wird nicht mehr geglaubet.
Reichard ist nicht hier gewesen u. ich sende ihm Ihren Brief mit dieser Post nach
Berlin nach.
Den jungen Buchholz aus Münster kenne ich persönlich. Vor 3. oder 4. Jahren
war er mit dem Statthalter hier u. ich gewann ihn, gleich aufs erste Ansehen,
bei Hofe sehr lieb, daß ich ihn auch nach meinem Hause nahm u. meiner Frauen
zeigte. Er blieb nur Einen Tag u. hat seitdem Einmal an mich geschrieben,
worauf ich ihm leider! nicht geantwortet habe. Voriges Jahr hörte ich, daß er auf
Reisen gewesen u. der Referent, der ihn in Mannheim lange gekannt zu haben
vorgab, beschuldigte ihn der Schwärmerei mit Lavaters, Hemsterhuis, Ihren u.
meinen Schriften. Nachher habe ich nichts von ihm gehöret. Er ist ein junger,
liebenswürdiger Mensch, voll Innigkeit u. ganz außer der gewöhnlichen Weise.
Er ist reich u. kann seinem Geschmack folgen. Ihr Zug hat Sie also nicht
fehlgeleitet, u. ich wünsche, daß auch die Weißagung Ihres Herzens daß wir uns
einander noch wiedersehen, prophetisch seyn möge. Es wäre für mich eine
seltene u. einzige Freude; so wie für meine Frau u. Kinder. Gott gebs u. er giebt
ja was uns gut ist.
Wie soll ich Ihnen für die Mühe danken, mit der Sie mir Ihre Metakritik
geschenkt haben. Es sind herrliche Fingerzeige drinn, ganz für die Ahndung meines
innern Sinnes, der eben so sehr nach dem Ursprung u. Quelle der Sprache u.
Weisheit schmachtet, wie Sie u. bei allen löcherichten Brunnen umsonst schon
nach Waßer gesucht hat. Das Ende meines zweiten Theils der Ideen wird
hierüber mein Herzensbekenntniß wagen; leider aber ist von diesem
2ten
Theil
noch kein Wort zum Druck abgeschrieben worden: es liegt noch alles in
Materialien u. dem ersten unvollkommenen Abriß begraben. Zerstreuungen u. das
unselige Heer der Fremden, so wie mancherlei Verdrießlichkeiten u. Unmuth
haben mir bisher Geist u. Herz so auseinander gescheucht oder
zusammengeschnüret, daß ich zu keinem freien Gedanken Raum gehabt habe. Jeder der
meinen Zustand kannte, würde sich wundern, daß ich noch eine Zeile zum Druck
schreibe u. ich wundre mich selbst: so unzusammenhängend mit meinen
Geschäften, so ganz ohne Lust u. Anmunterung ist meine armselige
Autorbestimmung. Sie ist die Arbeit eines Taglöhners, der sich nach dem Schatten
sehnet u. auch dieser, hoffe u. weiß ich, wird mir werden. Alsdenn hänge ich
mein mit Tinte u. Druckerschwärze besudeltes Kleid dem Janus auf u. will
meine Feder der heiligen Jungfrau weihen. Mitte Novembers hoffe ich meine
Phantome zusammen zu suchen u. will, was unter ihnen Idee seyn möchte,
mustern. Wünschen Sie mir Glück zur mühsamen Arbeit, die dem 2. u 3.ten d. i.
letzten Theil in reichem Maas bevorsteht. – Nichts hat mir dies Jahr gelingen
sollen u. so ists mir auch mit dem Krittler u. Kräckler Hartknoch gegangen,
nicht ohne meine Ahndung. Als er hieher kam u. mit meiner Frauen alle die
Anerbietungen kam that, die ich immer abzuwenden u. zu verreden suchte,
sagte ich gleich u. sagte es immer neu: „ich kenne ihn; es ist mit ihm nichts.“
Ich mußte mich recht dazu zwingen, ihm auf sein ewiges Vorwerfen u. Mahnen
das Buch zu geben u. nun macht ers so. Meine Frau soll Ihnen den Vorgang
in extenso schreiben: denn ich habe dazu nicht Zeit. Aber nur das Eine, daß Er
eigentl. den Hohn u. Spott angefangen hat, nicht ich. – Nun, wie ihm sei. Die
Ideen soll er haben; aber auch nichts mehr. Ich habe mit dem Buchdrucker
bereits gesprochen u. wenn der HE. Verleger nicht schreibt, so schicke ich ihm, wenn
das Buch gedruckt ist, einen höfl. Brief, daß wir uns mit einander abrechnen
u. damit Gott befohlen. Das Symbol meines jetzigen fatalen Jahrs ist:
vergiß, was dahinten ist; u. in dieser Lehre werde ich Schritt vor Schritt geübt.
Gnug deßen!
2. So sehr ich mich über die Sammlung Ihrer Schr.freuen, liebster H.,
so ganz u. gar mißfällt mir der Titel = Saalbadereien; sie mögen auch
Ursachen anführen, welche Sie wollen. Ich bitte Sie um unsrer Freundschaft
willen: opfern Sie ihn mir auf: denn ihre Sokratischen Denkw. ppp gehören
doch wahrlich nicht unter diesen Namen, der in der That die Wirkung des Buchs
stört u. seinen reinen, wahren Gesichtspunkt hindert. Ich lege also ein
förmliches u. feierliches Interdict drauf u. kanns thun, weil mein Kirchensprengel
an die Saale grenzt u. ich alle Eingriffe in die Badereien derselben aus Recht
u. Macht, auch des Eigenthums aller u. jeder
Saalbader
wegen, die zumal
in Jena an ihr wohnen, verbieten kann. Alle Ihre vorigen Titel, zumal der
ersten Schriften, sind so rein, u. ausdrückend u. gewählt, daß der Name der
Sammlung ihnen entsprechen muß; u. gewiß ihnen entsprechen wird, wenn
sie noch einmal dran denken. Ich sagte Claudius davon u. er war ganz meiner
Meinung. Da nun in 2. oder 3. Zeugen Munde, alle Sache besteht: so p, halten
Sie es für conclamatum est u. setzen einen andern Namen vor, deren Sie ja
solche Menge in Ihrem tief ausdrückenden Herzen haben. Ich hoffe, Sie werden
mich bald damit erfreuen oder ich bewege dagegen Himmel u. Erde. Mich freuet
der Gedanke der Sammlung sehr; verändern oder verkürzen Sie doch aber
nicht viel, u. beschenken sodenn mich u. Göthe, (der Ihre Schriftchen alle
ungebunden in einer eignen Lade, wie in einem Heiligthum gesammlet hat) mit
einem hübschen Expl. auf Postpapier. Ich wills wettmachen, wenn ichs zu thun
vermag. Sobald Sie von Mendels. Aufnahme Ihres Golgatha etwas
erfahren: so theilen Sie mirs doch mit. Uns, d. i. Göthe, Jacobi u. mir hat es herzl.
Freude gemacht; von so verschiednen Seiten wir auch die Schädelstäte faßen
mochten. Auch dieser Titel ist so außerordentl. schön u. paßend (Scheblimini
verstehe ich nicht; wollen Sie mir wohl mit einem Wort Aufschluß drüber
geben?) daß ich mich ärgre, daß
Golgatha
, (dem prächtigen Jerusalem
entgegengesetzt) daß Kreuzzüge des Philologen u. f. E. unter jenen Titel kommen
soll. Also, lieber Gevatter, rein ab! rein ab mit dem Titel. Sie verzeihen auch
meine Andringlichkeit, weil mir die Sache sehr anliegt u. der Titel, so wie unser
Gesicht, Ausdruck des Innern seyn muß. – – Die Mem. de Volt. kann ich
Ihnen leider! diesmal nicht schicken; mein Expl. hat Berlepsch mitgenommen
u. sonst ist keins hier. Ich wills aber von Gotha aus baldigst besorgen. Mem. deVolt. ist der Titel, auch auf dem Fr Pariser Expl., das ich zuerst gelesen
habe; es kann indeßen seyn, daß noch ein anderer Nachricht Nachdruck unter
obigem Namen, um den Lästerer Volt. zu schonen, vorhanden ist. Es sollen
mehrere Vies privées von der Art vorhanden seyn z. E. du Duc de Chartres p
deren keins ich aber gesehen oder zu lesen Lust habe. Man lieset nichts als die
geheime Schande des Jahrhunderts. – Wollten Sie mir auf Ostern durch
Hartkn.* oder wer sonst zur Meße geht, Mezgers Disput. von der
Selbsterkenntniß schicken: so verbinden Sie mich; ich habe neulich seine andern Sachen
gelesen oder vielmehr durchlaufen u. ohngefähr das über ihn geahndet, was Sie
mir schreiben. Wenn irgend eine gescheute Rec. der Ideen in meinem
Vaterlande, dem ich freilich exsul u. extorris bin, erscheint: so erinnere ich Sie an
Ihr Versprechen. Es ist jemand hier, der die Rec. drüber aus Neugierde
sammlet. – Mosers polit. Journal haben Sie doch gelesen? Er hat mir den ersten
Theil zugeschickt, in den er ein Fragment von einem Briefe von mir namenlos
eingerückt hat; ich hoffe, daß es Niemand kennen werde. Aber sein Buch über die
Regenten müßen Sie ja lesen. Der jüngere Sto Graf Stolberg hat in dieser
Meße:
Jamben
herausgegeben, in denen auch starke Stellen gegen die Götter
unsres Jahrhunderts sind; doch wie mich dünkt mehr noch aus der vollen
jugendl. Brust als aus dem in der Mittagshitze der Trübsal gedörrten u.
reifgewordnen Herzen. Und was hilft endlich alles Reden u. Keuchen? Sie lachen
ins Fäustchen und sind,
die sie sind
, wie Joseph der Reformator u. am Ende
jeder Narr in seinem kleinen Winkel. Mich graut, wenn ich für mich u. meine
Kinder an die politische Zukunft denke! Deus providebit.Nun liebster H., verzeihen Sie das Mengsel meines Briefes, das gnugsam
von meinem armen u. leeren Kopf zeigt, so wie von meinem umhergetriebnen
dürren Herzen. Gott laße uns dem neuen Kirchenjahr mit Freude
entgegengehen u. das alte als einen Plunder von uns werfen. Der Himmel sei mit
Ihnen u. den Ihren, vorzüglich Ihrem ältesten Sohn, an dem Sie bald viel
Freude u. Trost haben mögen. Meine Frau, die jetzt auch eine Nichte bei sich hat
u. also mit 7. Zweigen umkränzt ist, grüßet sie sehr u. wird selbst schreiben. Die
Kinder sind so ziemlich u. empfehlen sich Ihnen, wie insonderheit Ihr Pathe,
der fleißig lernt u. zeichnet. Empfehlen Sie mich
Kant
u.
Scheffner
, an den
ich immer mit Hochachtung u. alter Freundschaft zurückdenke. Eine jugendliche
Fehde machte mich mit ihm bekannt u. ich habe einige Jahre lang viel angenehme
Briefe von ihm gehabt, bis meine Entfernung aus Riga mich auch ihm
entfernte. Ich wünschte, daß da er als
Sulli
u.
Necker
nicht wirken kann, er doch
als ein solcher schriebe: so machte er sich doch auf einige Art andern Entfernten
gegenwärtig mit seinem Geist. Ist Ers nicht, der den etwas vom Guicciardini
übersetzen wollte? – Leben Sie wohl, liebster H., u. laßen Sie mich bald etwas
von Ihnen lesen.
* Ich bitte ihm etwas Guts von mir zu sagen.
VerEhrungswürdigster Freund u Gevatter! ich habe es auf mich genommen
Ihnen die Verhandlung der Philosophie der Geschichte, wie sie entstanden ist
bis zur Abrechnung zu schreiben; ich werde die Tugend meines Geschlechts
dabei beobachten, nemlich
umständlich
zu berichten, damit Sie als Richter alles
wissen.
Als Hartknoch vor einigen Jahren bei uns war bat er meinen Mann um eine
neue Ausgabe der Philosophie weil die erste vergriffen sei; (wie wir auch von
andern schon gehört hatten) Er machte ihm einen liebreichen Verweiß daß er
die Ebräische Poesie an die Buchhandlung der gelehrten gegeben hätte. Ich
sprach hernach allein Mein Mann antwortete er wüßte nicht ob er (Hartknoch)
Vortheil oder Schaden von seinen Büchern hätte, glaubte auch nicht daß er
soviel dafür gäeben würde oder könnte als die B. d. Gelehrten. Hartknoch
versicherte er hätte keinen Schaden an meines Mannes Büchern u.s.w. Auch frug
mein Mann ihn öfters: bin ich Dir noch etwas schuldig von Riga aus, so sage
mirs, mache mir die Rechnung, ich will ins Reine mit Dir kommen, damit ich
weiß, was ich hernach für mich u. meine Kinder arbeite. Hartk. antwortete;: das
ist alles längst abgethan, ich habe alles verbrennt u. ich bin durch die Fragmente
bezahlt. Darauf nahm ichs über mich mit Hartknoch über die Philosohphie zu
reden, weil es meinem Mann äußerst fatal ist seine Bücher zu verhandeln, u.
ers viel heißer als Herr Hartknoch wünscht, nicht ums Brod schreiben zu dörfen.
Ich sprach also allein mit Hartknoch darüber; sagte ihm, daß Wieland für
seinen Horaz
Drei Louis d’ors
für den Bogen erhalten hätte; wirm.Mann hätten 2 Carlins für die Ebräische Poesie gefordert, doch hätte Bertuch
als Unterhändler herabgehandelt auf 2 Louisd’ors u. nach Verlauf von 5
Jahren ist mein Mann wieder Eigenthümer seines Buchs. Hartknoch bezeugte mir, daß
er sogar 2 Carlins geben wollte; ich zeigte ihm sogar den schriftlichen Contract
mit der Buchhandlung u. sagte mehr als 2 Louisd’ors würde mein Mann nicht
nehmen., dabei bliebs; er versprachs noch selbst meinem Mann u. sagte ihm: Du
kansts drucken lassen wie Du willt. Mündlich u. Schriftlich wiederholte er,
noch nicht mehr als 1000 Exempl. abdrucken zu lassen. Das Buch wurdekam an Ostern heraus, wie Sie wissen, ich schrieb selbst abn Hartknoch nebst
meinem Mann, u. bat ihn zu uns zu kommen, u. Geld mit zubringen; er wüste
daß er 2 Louisd’ors für den Bogen versprochen, (setzte aber in Asmus Art u. Ton
hinzu, wollte er 2 Carlins geben, so würde ich nichts dawieder haben; ich seie
krank, hätte schon viel verdoctert u. dergl. mehr). Diesenr Brief erhielte erging von hier ab in der 1t Meßwoche den 7 Mai u. den 5 Juny erhielten wir endlich
Antwort,; u. vorzüglich an mich gerichtet, da ich will sie Ihnen, ihrer sonderbaren
Art wegen ganz abschreiben:
„– nun zu unsrer Sache u. das erfordert eine frische Seite.
Ihre Frau Gemahlin, die sich mit uns Buchhändlern zu handeln vortreflich
versteht, verlangt 2 vollwichtige Carolins oder 2 alte Louisd’ors für den Bogen
der Ideen. Das ist sehr viel Frau Autorin! Als Ihr Mann vor die Hebräische
Poesie 10 rl. pro Bogen bekam, gestand er selbst, daß das viel wäre u. daß er so
viel von einem Buchhändler, dessen Acker u. Pflug der Buchhandel ist nicht
erwarten könne. Ich erbot mich dazu, u. will mein Wort halten. / Alle Lücken in
den Ideen ungerechnet, betragen 2 Bogen davon, nur 1 Bogen der Hebräischen
Poesie. Sehen Sie hier die ersten 4 Zeilen aus den Ideen p im Format u. mit
den Lettern der Hebr. Poesie abgesetzt u. bemerken Sie, daß Zeile auf Zeile geht.
26 Zeilen hat eine Seite der Hebr. Poesie, u. nur 24 eine Seite der Ideen. Ich
würde mit Ihnen von solchen Dingen nicht so kaufmännisch reden, wenn ich
mich nicht vor allem Verdacht des Betrugs, Nichtworthaltens p frei u. sicher
stellen wollte. Uebrigens befehlen Sie frei worinn ich dienen kann, u. es soll
herzlich gern geschehen. Zum Beweise daß ich alles nur mögliche thue, sende
Ihnen hierbei à 2 Carlins pro Bogen der Hebrä. Poesie, oder à 1 Carlin proBogen der Ideen p für 40 Bogen, 40 Carlins thut 160 Laubthaler welche wohl
zu empfangen wünsche. Noch sind 545 Exemplare davon vorräthig, ich hoffe
aber, auch diese werden in einigen Jahren nachgeholt werden, wenn der böse
Nachdruck nicht darzwischen kommt. Ich hätte lieber 1500 Auflage gemacht u.
wenn dies beim 2ten Theil noch redresirt werden kann so thun Sie es. Die 2 ℔
Thee kosten 2 Ducaten u. wir halten zu einer andern Zeit Rechnung darüber, so
wie über das Flachs u. die gesandten 100 Ducaten. Leben Sie wohl.
Hartknoch.“Wie sehr wir über diese edle Verkleisterung des Nichtworthaltens betroffen
waren, kann ich Ihnen nicht genug sagen! Es gehört nur ein mittelmässigerKopf dazu um die Himmelweit verschiedne Arbeit dieser der
Ideen
u.
Ebr.
Poesie
zu erkennen! Mein Mann hat
Ein
Theil der Ebr. Poesie in 6 Wochen
mit der grösten Musse gearbeitet; die Ideen hingegen vom November an bis
Ende Mitte Aprils. Und mit welch unsäglicher Mühe von Lesen, Aufsuchen,
Vergleichen um ein reines Resultat heraus zu kriegen! Und wie viel hat er im
Manuscript ausgestrichen damit es ein kurzes lesbares Buch werde. Es ist
sozusagen 7mal geläutert worden, um nicht weitläuftig oder wiederholend zu seyn.
Auch sind alle, im Lesen so sehr störende Citationen weggelassen worden pp und
nun kommt der HE. Verleger u. mißt es nun nach der Elle der Buchstaben
u. Worte ab! Kränkend u. ärgend ist diese elende Behandlung! Wie oft hat er
nicht zu meinem Mann gesagt: Du kanst es drucken lassen wie du willt. Es thut
im Ganzen nichts! Und dies ist auch wahr. Die Buchhändler verhandeln
vorzügliche Bücher den Bogen 1 ggl. Es sind 40 Bogen der Ideen, also 40 groschen
oder 1 rl. 16 gl. sollte das Exempl. kosten; Nun werden kosten die Ideen nur
1 rl. 12 gl. Sehn Sie also wie grosmüthig Herr Hartknoch gegen das Publikum
gehandelt hat; er schenkte ihm lieber an jedem Exemplar 4 gl. um es im
Ganzen dem Autor, dem ers Wort darüber gegeben, zu entziehen. An 1000 Exempl.
4 Groschen, macht „166 rl. 16 gl.“ hätte er diese noch zu den 40 Carlins gethan,
welche in thaler betragen „250“ – so wäre meines Mannes rechtmäßige Summe
von 80 Louis d’ors – (Summa 416 rl. 16 gl.) à 5 rl. = 400 rl. herausgekommen
u. Hartknoch hätte noch 16 rl. 16 gl. gewonnen.
In einem andern Brief sagte er meinem Mann: es sei ja nicht seines Amts
um Geld zu schreiben, er hätte ja sein geistl. Amt wovon er leben könnte. Er
wollte, wir wären noch in Bückeburg! der Aufenthalt in Weimar u. einem Hof
sei uns nicht gut. Auch hätte er Kinder für die müste er sorgen, u. mehr dergl.
Was geht ihn alle das an zu was wir das Geld brauchen? er hat seine Pflicht
als Verleger zu thun u. nach seinem gegebenen Wort zu bezahlen; mein Mann
hat die seinige erfüllt u. ihm das Buch geliefert. Welch hämische Ausflüchte sind
dies Alles! u. haben wir nicht auch Kinder? u. mehr als er, sechse; u. seit 4
Wochen das Siebende, nemlich die Tochter meiner ältesten unglücklichen
Schwester aus Strasburg, die wir nun auch erziehen. Warlich so viel wenden wir nicht
an diese 7 Kinder, was Hartknoch schon an seinen einzigen Sohn schon gewandt
hat. Und was gehört dies Alles hierher?
Mein Mann hat ihm geantwortet, nicht Geldgierig, aber gerecht. er soll
sein
gegebenes Wort halten
. Weder Grosmuth noch Unrecht wolle er von ihm.
Nur Recht. Die Auslagen für Neumann sollen abgerechnet werden u. das
nächste mal die 100Ducaten. Er möchte bestimmt antworten ob er 2 Louisd’orsgeben wolle oder nicht? Auf diesen Brief hat er noch nicht geantwortet. Die Zeit
rückt heran; können Sie bald Antwort verschaffen so thun Sie es, herzlich
verEhrtester Freund, ich werde
nie
an Hartknoch mehr schreiben, u. mein Mann hat
ihm die Berechnung nicht so detailirt wie ichs so eben gethan habe. Es ist nöthig
u. nützlich daß ers weiß, u. mit Augen sieht.
Meiner Gesundheit hat es keinen geringen Stoß gegeben – ich war ohnehin
nicht wohl u. litte, da diese Kränkung kam.
Verzeihen Sie meine Weitläufigkeit u. Geschmier, ich bin oft von den
Kindern unterbrochen worden. Leben Sie tausendmal wohl mit Ihrem lieben
Häuflein! Die Vorsehung erfülle zu ihrer Zeit unsre Wünsche, wie die zärtliche
Mutter die Bitten ihrer lieben Kinder erfüllt u. führe uns noch auf dieser Erde
zusammen!
Ihre mit Herz u. Seele ergebeneW. den 28 Oct. 1784C. HerderKgsberg den 31 8br Dom XXI. p Trin 84.Liebster Gevatter, Landsmann und Freund,
Habe heute den ganzen Tag trübsinnig zu Hause zugebracht, ohngeachtet ich
schon gestiefelt war unsern Dorow zu besuchen, der noch bey späten Abend mit
Freud und Leid mich überrascht. Vormittag sprach auch Friedrich zum ersten
mal bey mir nach seiner Heimkunft an, und er ist willens mit dem Neuen Jahr
nach Memel zu gehen, und dort sein Heil zu versuchen.
Gott erhalte und vermehre Ihre Häusliche Ruhe und Glückseeligkeit, in einem
treuen Arm sich Ihres Leben zu erfreun – und schenke Ihnen bald das neue
Unterpfand Seines Seegens und Ihrer herzlichen Liebe.
Wie komt Claudius nach Schlesien? er ist doch kein Herrnhuter, oder was
sind seine dortigen Seelenfreunde? Etwa Haugwitz. Das Schicksal der Lebenden
geht mich näher, als der Todten.
Am Ende des Junii erhielt einen Brief vom ältesten Hogendorp, nebst ein
paar Zeilen von seiner würdigen Mutter. Ich bin noch nicht im stande gewesen
darauf zu antworten, weil mir graut die Feder anzusetzen, besonders im
französischen. Ein jüngerer Brief war jenem lange zuvorgekommen, und ich hatte ihn
daher für verloren gehalten.
Karl
wird so gut die Feuer- als Waßerprobe
aushalten. Was Sie mir von dem jüngeren Schmohl melden, beruhigt mich über
unsers guten und ehrl. Vetters Schicksal, und wird auch seinen Eltern zum
Trost gereichen. Ein Hunger u Kummer Leben, mit Chimären im Kopf u. einem
nagenden Wurm im Herzen – vertreibt die Bitterkeit des Todes.
Hintz ist vorige Woche durch gegangen und hat mir Nachrichten aus Weimar
gebracht, von da ich etwas durch Sie erwartet habe und erhalten sollte – welches
aber, wie ich ersehe, nicht geschehen können.
Wo ist Ihr Leuchsenring geblieben? Daß er nicht der
reisende Franzos
, hab
ich Ihnen, meines Wißens, schon gemeldt. Kraus wollte schon vorige Woche
die Reliquien unsers seel. Kreutzfeld Ihnen übermachen; zweifele aber, daß es
geschehen. Wenn ich alter Mann nicht zu ihm gehe, zu mir kommt er nicht. Bitte
mich auch mit einem Exemplar zu bedenken, da Sie die Ausstattung über sich
nehmen.
Was soll ich Ihnen sonst melden? Mein alter Kopf sorgt sich stumpf und
grau und schachmatt. Dem seel. Sander zu Ehren hab ich meine Frisur
umgeschaffen
, (wie der Hofprediger M. Schultz in seinen Erläuterungen über
Kants Kritik sagt) und mir eine runde Rectorperücke zugelegt. Mein Sohn lebt
noch zu Graventihn und wird erst vermuthl. zu Ostern seine akademische
Laufbahn antreten können.
Meine freundschaftliche Empfehlung an Ihre nächste Freundin mit dem
Wunsch, daß Sie bald eine fröhliche Kindermutter werden möge, und an den
ganzen lieben schönen Kreis Ihres Hauses. Meine 3 Mädchen grüßen und
küßen Louischen und Pathchen Julie. Ich umarme Sie und ersterbe mit alter
Treue
Ihrewig ergebener Landsmann, Gevatter, Freund u. DienerJohann Georg Hamann.Was macht der Königl. Bibliothekar D. Biester, daß er nicht B sagt? Es
fehlen aber noch 2 Monathe am gantzen Jahrgange – u vielleicht erbarmt sich ein
ehrl. Jude und bringt ihn mit, daß ich das Biergeld des Postträgers ersparen
kann, wie den verfluchten fr. Haarbeutel an meiner Rectorperücke. Nicht nur
Seewaßer sondern Blut möchte ich den Hunden ins Gesicht speien, – mit der
Gratification wird es wie mit Fooien gehen, und mit dem Holtzklobenetatkönnen sie auch noch nicht fertig werden. Was für infame Memoires
posthumes von unserm philos. Jahrhundert werden noch ans Licht kommen! Mein
Nachbar hat diese Woche seine Barbe, die GeneralHure, welche ihn en canaillebestohlen u gekrönt, ausgesteuert, (heute ist Nachttag) an einen Grosbürger u
Mältzenbräuer der Altstadt. Gute Nacht!
Adresse:HErrn Reichardt / Königl. Capellmeister / zu /
Berlin
.
HöchstzuEhrender Herr Kriegsrath, und Freund
Sie erhalten hiebey den 2ten Theil der Döderleinschen Bibl. die mir mehr
Gnüge thut, als die Quedlinburgsche, mit dem ersten Theil der Meinersschen
Reisebeschreibung, deren Folge mit dem Meßgut erwartet wird. Der
reisende
Franzose
hat zwar zu dieer circulirende Bibliothek gehört, ist aber von Lil.
verkauft worden, weil fast gar kein Unterschied der beyden Auflagen seyn soll, und
ich wegen des gröberen Drucks auch die älteste vorziehen würde. Sie hätten also
gantz sicher ihn aufs Land mitnehmen können; denn auf den Fall, der Sie
davon abgehalten hat, würde ich nicht ermangelt haben, Ihnen davon etwas
merken zu laßen, wie ich es gegenwärtig in Ansehung des Ackens thun muß,
weil es mit dem Spittler desto mehr Zeit hat.
Bey der Uebersetzung des Schwedenborg kann man sich gar keinen Begriff
von dem Besondern seines lateinischen Styls machen, der wirklich etwas
Gespenstermäßiges an sich hat. Wie unser Kant damals sich alle die Werke seiner
Schwärmerey verschrieb, hab ich die Ueberwindung gehabt, das ganze
Geschwader dicker Quartanten durchzulaufen, in denen eine so eckle Tavtologie der
Begriffe und Sachen enthalten ist, daß ich blutwenig und kaum über einen Bogen
auszuzeichnen fand von dem, was sich durch etwas Gründliches oder wirklich
etwas Paradoxes auszuzeichnen schien. In Curland fand ich eine ältere Schrift
von ihm de Infinito, die gantz im wolfischscholastischen Geschmack geschrieben
war. Von seinen metallurgischen Schriften, die sehr gelobt werden, hab ich
niemals was zu sehen bekommen. Daß Niemand von seinen zahlreichen
Uebersetzern etwas zuverläßiges von seinem Leben zusammen gebracht, wundert mich
auch, und daß man bey einer Nervenkrankheit ein so hohes und zum Theil
gesundes Alter erreichen kann. Daß seine Erscheinungen mit wirklichen Paroxismen
begleitet gewesen, erinnere mich gelesen zu haben. Ich erkläre mir also das
ganze Wunder durch eine Art von
transcendenteller Epilepsie
die sich in
einen kritischen Schaum auflöst. – Denn darinn besteht seine gantze
Erscheinungslehre der Kirche. Leider sind Träume und Krankheiten die besten Data von
der Energie unserer Seele.
Reichardt meldt mir die bevorstehende Entbindung seiner jungen Frau, mit
der er vor 6 Wochen erst von seiner Reise zu Hause gekommen – und zugl. das
letzte Schicksal unsers lieben Vetter Becker, der kurz vor seiner Abfahrt über
Bord gefallen.
Friedrich ist aus Berl. zurückgekommen und wird sich wahrscheinlich zu
Memel etabliren. Er hat dem Pr Kraus einen Brief von D. B. mitgebracht, der
gewaltig über mich aufgebracht, so daß ich nicht einmal lesen sollte, worüber? Mit
dem Advent wo sich unser Briefwechsel vor 2 Jahren anfieng werd ich ihn zu
Rede stellen – auf alle künftige Bände Verzicht thun – aber zugl. den 2ten
Jahrgang fordern und wißen, warum er mir denselben entzogen. Dieser Monath
fängt sich mit einer Abhandl. unsers Pr. Kant an, den man gewiß schon mit
voriger Post erwartet, aber wider Gewohnheit ausgeblieben und erst morgen
eintreffen wird. Ich erhalte diese Monathsschrift immer aus der ersten Hand
und möchte nicht so bald einen Schritt in den Dengelschen Laden thun. Hartung
hat schon einige Exempl. von Schultz Erläuterungen hier gehabt; der HE
Verleger noch keins. Eine deutsche Uebersetzung der infamen Memoires ist auch
schon hier gewesen, wurde öffentlich angekündigt für 1 fl. 9 gl. unter dem Titel:
Privatleben des K. v. Pr. Das mir auf ein paar Stunden zugedachte Exemplar
wird von Dengel aufgefangen unter dem Versprechen, daß er es mir selbst zu
Mittage abgeben wird. Gegen Abend wird es von mir abgeholt, unterdeßen ich
weder Dengel noch die Schrift mit Augen gesehen habe. Zu gutem Glück hat
man sie im Laden gefunden. – – Ein paar Tage drauf find ich diese Schrift bey
meinem Buchbinder, wo ich auf der Stelle meine Neugierde befriedigen
konnte muste. Eventualiter ist auch ein Exemplar für Sie bestellt. R. durch den ich
ein franz. erhalten sollte, ist nicht in W. gewesen.
Vorigen Sonntag erhielte einen langen Brief von unserm Herder und seiner
würdigen Frau, über eine Angelegenheit, wo ich schon mein Möglichstes von
selbst gethan, und mir kaum zutrauen kann mehr auszurichten. Er empfiehlt
sich Ihnen, und denkt noch immer an Sie mit Hochachtung und alter
Freundschaft zurück. „Eine jugendliche Fehde machte mich mit ihm bekannt, und ich
habe einige Jahre lang viel angenehme Briefe von ihm gehabt, bis meine
Entfernung aus Riga mich auch ihm entfernte. Ich wünschte, daß, da er als S. u.
N. nicht wirken kann, er doch als ein solcher schriebe: so machte er sich doch auf
einige Art andern Entfernten gegenwärtig mit seinem Geist. Ist Ers nicht, der
etwas vom Guicciardini übersetzen wollte?“ – Ob und was ich ihm drauf
antworten soll, erwarte von Ihrer Vorschrift, weil ich noch meiner ersten
Bestimmung eines Copisten gern treu bleiben mag – und ziemlich ungern selbst
concipire.
Ich muste hier aber aufhören, weil ich nicht mehr sehen konnte, da der
Briefträger, den ich weder kommen noch klopfen gehört, mir in die Stube kommt mit
einem Briefe von einem Kaufmann aus Nürnberg an Prof. H. und Einlage
von Lavater, der mir
Hills
Durchreise meldt, der welcher sich nur 2 Tage
dort aufgehalten und dort eine sehr gute Aufnahme gefunden zu haben scheint
med. Oct. Desto ungeduldiger bin ich auf Nachrichten von ihm selbst und seinen
dritten Brief. Wenn er meinen Erwartungen entspricht, werd ich Ihnen alle 3
mittheilen.
L. meldt mir den Tag vor dem dato seines Briefes (den 27 Oct.) den dritten
Theil der Meßiade vollendet zu haben, und nennt sie seine süßeste Arbeit auf
Erden. Er so wohl, dem ich ex profeßo wegen meines Sohns zu Münster – als
Herder, dem ich hoos en parodo deshalb geschrieben – melden mir beyde
Wunder von diesem jungen Mann, der meine Antwort noch nicht erwiedert, und
wünschen mir beyde Glück zu dieser Eroberung, aus der ich bis diese Stunde
nicht klug werden kann.
Er hat mir ein schönes Kupfer von Chodowiecky beygelegt zu Joh. IX. – und
trägt mir auf alles zu grüßen was Grüße von ihm annimmt – besonders den
ihm durch Hill liebgewordenen Dippel oder Hippel – der mich mit samt meinem
Fideicommiß auslachen wird, wie Sie es auch thun werden, ohngeachtet Ihres
XI. Gebots nichts zu tadeln.
Johann Georg Müller, der zu Schafhausen bey seiner alten Mutter lebt,
schrieb mir im Julii in Beziehung auf Göckings Journal daß sein Bruder in Genf
bei HE Tronchin sich aufhält und seine Schweitzergeschichte in 3 Theilen auf
einmal, im Plan und Styl umgearbeitet herausgeben wird, gantz anders als
der erste Versuch pp.
Ich begleitete vom letzten Schmause unsern Freund Hintz in sein Qvartier
und eilte nach Hause wo ich den
ersten Theil von Engels Mimik
fand,
wovon die Juden ein Exemplar über die Post erhalten. Ein Pendant zur
Physiognomik, mit 23 Kupferblättern in 40 Zeichnungen oder Figuren. Das meiste in
Beziehung aufs Theater, wo ich eben nicht zu Hause gehöre. In 27 Briefen, deren
Einkleidung sehr planmäßig genützt u angewandt ist. Meil u Engel gehen zu
gleichen Theilen – Uebrigens läßt sich kein halbes Buch gantz übersehen. Von
Flögels Geschichte der komischen Litteratur
war auch der erste Band
beygelegt. Eine ziemlich gelehrte Compilation, von mehr Belesenheit als
Geschmack. Eine ungemein lange vorläufige Abhandlung vom
Komischen
oder
Lächerlichen
überhaupt; hierauf eine kürzere von der Geschichte der komischen
Litteratur
überhaupt
. S. 273 fängt sich erst der
erste Theil
an, und enthält
blos die Geschichte der Satyre. Das 2te Hauptstück komt in den andern Band,
und wahrscheinl. von der Komödie. Wie dieser erste Theil das
Belachenswerthe
in der Gelehrsamkeit enthält: so sollte wird der zweite Theil vom
Verlachenswerthen
handeln. Ist diese Eintheilung
Be
- und
Verlachenswerth
nicht selbst sehr komisch! Eben so lustig übersetzt er das engl. Wort
cant-style
durch
Kantschen Styl
, welches doch eher eine Art von
Rothwälsch oder kauderwälsche Schreibart bedeutet.
Noch fand den August des deutschen Mercurs, und darinn den Anfang einer
viel versprechenden Abhandl. über die neuesten patriotischen Lieblingsträume in
Teutschland auf Veranlaßung des 3 und 4 Bandes von HE Nicolai Reisen auf
deren Fortsetzung ich sehnlich warte. Zimmermanns Einsamkeit war mit aller
Wielandschen Kunst u Laune angezeigt, auch ein kleiner Roman sehr
empfohlen: Leben und Tod des Dichters Firlifimini; halb Drama, halb Recitativ oder
Epopoe. Wieland komt auch darinn vor aber die größte Rolle spielt Nicolai mit
seiner Monchaussée.Alles dies Ihnen HöchstzuEhrender Freund, mündlich u cursoriemitzutheilen, war ich Dienstags des Morgens bey Ihnen angesprochen, fand Sie aber
nicht mehr zu Hause oder im Begriff auszugehen, konnte also blos den
Schwedenborg abgeben, den ich auch richtig widererhalten habe.
Reise durch den Bayrischen Kreis soll vom Verfaßer des
Faustin
seyn, den
ich heute zum ersten mal in den Händen gehabt und weit unterhaltender als jene
zu seyn scheint.
Nachdem Hartung das Privatleben des Königs mit einem Denkstrich
angekündigt, meldete er wider 8 Tage drauf La vie privée d’un Prince celebre ou
details des Loisirs du Prince Henry de Pruße dans sa retraite à Reinsberg. à
Veropolis 784. p. 96. 8o An statt des ganzen Titels war wider ein Denkstrich –
aus dem man auch das Original der Uebersetzung vermuthen konnte; doch weil
der Preis nur 1 fl. war so kaufte jedermann die Kleinigkeit, die ein bloßes Elogedoch einige merkwürdige Stellen, die Vertheidigung des paraphysischen
Geschmacks und die Einladung zur Krone von Polen in sich hält.
Frantz Bernardo oder der Irrthum der Liebe
ist ein elender Roman,
der aber ungemein vortheilhaft u umständlich in der allgemeinen Bibl.
angezeigt und gepriesen seyn soll.
Seitdem habe ich gehört daß Garve nur 60 # die endl. zu 100 rth. waren
eingeschmoltzen, erhalten haben soll. Wenn Ihnen mit dem ersten Jahrgange der
Berl. Monathsschrift gedient ist, so habe ich selbigen. Ob und wie ich den
zweiten erhalten werde, weiß nicht. Kraus hat mich gestern besucht und arbeitet an
einer Cantate zur Einweihung der Tragheimschen Kirche nach einer ital.
Composition – wird auch nächstens einen Beytrag für D. Biester liefern, wozu ich
mein Bestes thun werde ihn aufzumuntern vice cotis – exsors ipsa secandi.Wie hälts mit der Lex contra Momum? Nur daß Sie mir nicht falsch citieren,
weil ich keinen Codex habe, so gern ich ihn auch zu den Claßicis zähle. Pauw hat
meines Wißens keine Geschichte der Deutschen sondern Recherches
philosophiques wie über die Ägyptier, Chinesen u Amerikaner schreiben wollen.
HE. Stadtrath hat mir das Holtz auf mein Gehöfte fahren laßen; ich werde
erst übermorgen diesen Brief abgeben und ihm für seine Güte danken können. –
Auf einen Wink des Hintz habe hier ein Werk des Mayers aus Wien
über
den Vernunftschluß
in 2 kleinen Octavbänden aufgetrieben, die bereits 77
und 79 ausgekommen u mir beßer gefallen haben als seine sokratischen
Denkwürdigkeiten. Er ist ein fleißiger Leser unsers Kant, den er bis auf seine Diß.
anführt, hat aber wenig Verdauungskraft und Methode. Das übrige mündlich
beym heil. Christ Strützel! und beym Empfang dieses impertinent langen
Briefes wünsche einen fein hellen heitern klaren Wintertag und was sich
schlechterdings nicht lesen läßt – imaginez et sautez. Empfehlen Sie mich der Frau
Kriegsräthin u sämtl. Nachbarschaft. –
Joh. Ge. HamannKgsberg den 13 Novbr 84.Lieber Herzens- und Seelen Freund,
Ich habe eine der schönsten Wochen in meinem Leben heute beschloßen.
Sonntags den 7 erhielte einen Brief aus Weimar, Mittwochs den 10 Ihren und
diesen Morgen einen noch unerwartetern und fast wichtigern aus Pempelfort bey
Düßeldorf, von einem Mann, den Sie auch kennen werden, und lieben müßen.
Drey solche
Jonathans
, wie
Herder
, Sie und
Jacobi
– ist dies kein
Glück
zu nennen: so muß gar keines auf Erden seyn!
Herder
kennt mich von
Person und meine Schwachheiten, die ihn nicht verwandelt haben – denn ich
lernte ihn eben zu einer Zeit kennen, wo ich auch einen Psalm von der
Schwachheit der Elenden
hätte schreiben können. Unter so tiefen Prüfungen lag ich
damals, die mich noch nicht ganz verlaßen haben.
Ihnen
und
Jacobi
kommt
meine Entfernung vielleicht zu statten und ist
mir
günstig. Doch ich hoffe zu
Gott, daß – οἱοι – αποντες, τοιουτοι καὶ παροντες wir uns einander lieben
und Einer des andern Last tragen würde, wie Glieder Eines Leibes, wie Diener
Eines HErrn, wie Gefäße Eines Thons und Eines Töpfers. Vielleicht dient
selbst das Ungewitter, das unserm Horizont droht, dazu uns einander so nahe
zu bringen, daß wir uns einander erreichen können. Αλλ’ ητοι μεν ταυτα Θεωνεν γουνασι κειται.
Der Brief, den Sie den 20 Oct. (wenn ich recht verstehe) an mich addressirt,ist noch nicht angekommen – und der Name des Kaufmanns aus Nürnberg
Johann Christoph K…g ist auch für mich unleserlich; daher ich meine
Antwort nicht füglich habe an denselben richten können, noch meinen Dank für
seine freundschaftliche schnelle Beförderung Ihres Schreibens vom 27. pr.Es ist für mich allerdings eine große Beruhigung, von meinem treuen
Nathanael und Onesimo Gutes zu hören – und ich wünsche mit Ihnen, daß sein
Lauffeuer nicht ein Trieb
seines eigenen Geistes
seyn möge, und daß es ihm
mehr um das
Leben lang nützliche
zu thun wäre, als um die Befriedigung
jugendlicher Lüste. Doch Gott lenkt alle unsere Thorheiten zu Seiner Ehre und
unserm wahren Besten; denn welcher Mensch weiß was im Menschen ist – –
I Kor II. 11. Ich habe ihm den Tod seiner alten lieben christl. Grosmutter
gemeldt, und gleich den Tag nach dem Empfang seines zweiten Schreibens ihm
geantwortet den 3 Oct. An mir hat also die Schuld nicht gelegen, daß mein
Brief um einige Stunden zu spät eingetroffen. Den innigsten Dank für all das
Gute, was Sie und meine Freunde ihm erwiesen. Ob er in Schaffhausen
gewesen, wird mir hoffentl. J G M. bald melden.
Es gieng mir viel nahe, wie Jes.XLIX. 4. geschrieben steht – und es ist für
mich ein wahrer
Gotteslohn
, daß Sie auch Etwas für Ihren Geschmack
gefunden haben. Wozu soll alles aus
Ihrer Seele herausgesprochen
seyn?
Sie ist mir so theuer und werth, als meine eigene – Aber weder Armuth noch
Reichtum behagt; sondern, wie Agur sagt und betet, ein
bescheiden Theil
.
Bin ich darum Moses M. Feind worden, daß ich ihm die Wahrheit sage und
verzeihen Sie mir den pöbelhaften Ausdruck, die Kolbe ein wenig lause. Es thut
mir noch bis auf den heutigen Tag und diese Stunde nichts leid, was ich
geschrieben – um dem Motto des Jeremias Gnüge zu thun, und dem Charakter
eines Predigers in der Wüste. Öffentliche Schriften laßen sich eben so wenig,
als Münzen, aus
reinem Metall
prägen, sondern müßen mit unreinem
versetzt oder legirt werden. Sie Selbst, lieber guter L. haben durch Ihr günstig
Urtheil über
Jerus
.* und noch mehr unser
Kritiker der reinen Vernunft
ohne es zu wißen meiner sancta simplicitas Zunder zugetragen.
Seyn Sie also ruhig in Ansehung meiner und laßen Sie mich mit gutem
Muth dasjenige verzehren, was ich mir eingebrockt habe. M. M. ist mein Freund
und bleibt es; wenn er sich für
unathletisch
erkennte, würd ich mich mit ihm
nicht abgegeben haben – noch er sich mit Ihnen und Michaelis, dem Ritter. –
Das
schärfer, als ich es ihm mündlich gesagt haben würde
geb ich
Ihnen gern zu; weil keine gute schwarze Dinte roth wird.
Wenn Ihnen noch ein desiderium einiger Stellen übrig geblieben: so
wünschte ich sehr,
auch meines eigenen Unterrichts willen
, selbiges
befriedigen zu können, und würde mit meinem Non liquet nicht hinter dem Berge
halten. Ich habe den Manaße gar nicht zu Rathe gezogen, und besitze weder
diese Schrift noch das Jerusalem. In meinem
ersten
Abschnitte finde ich selbst
Lücken, die ich aus meinem Gedächtniße nicht wider ergänzen kann. Auch sollte
ein Blättchen von Druckfehlern nachkommen, welches ausgeblieben, ohne
zu wissen, wie? und warum? Weil Ihnen meine Hand Mühe macht: so
wünschte ich durch
Müller
Ihre Fragen zu erhalten und zu berichtigen.
Der Brief aus Münster hat einen ebenso
Erscheinungsmäßigen
Eindruck
auf mich gemacht als auf Sie und Herder seine Person. Noch hab ich
keine Antwort auf meine vom 7. Sept. erhalten, die aber erst den 14. ej.abgegangen.
Ihr Geburtstag wird übermorgen von unserm Oberbürgermeister,
Kriegsrath
Hippel
gefeyert werden, dem ich auch das schöne Kupfer
aufopfern
werde, so ungern ich auch ein
Andenken der Freundschaft verliere und
einem andern
überlaße – besonders ein so meisterhaftes, das sich auf das
IX Kapitel Johannis bezieht, ein so göttliches Schaustück für mich
mimischer
Erzählung
. Er hat eine prächtige Sammlung von Schildereyen, und aus
Mangel an Raum, sind seit kurzem Kupferstiche sein Wildbret. Gott schenke
Ihnen Gesundheit, Ruhe und Freudigkeit zur Vollendung Ihrer
süßesten
Arbeit
– An unsern Wünschen und herzlichen Theilnehmen derselben wird es
hier und dort nicht fehlen. Ueberschwenglicher Seegen über Sie und die Ihrigen!
Umarmen Sie unsern zufriedenen Pf. der mein Stillschweigen mir eben so
verzeihen wird, wie Sie mein stotterndes Gewäsche. Mein Joh. Mich. lebt noch
auf dem Lande. Ich werde ihn nächstens mit Ihrem Andenken erfreuen und
aufmuntern sich deßen würdig zu machen.
Liebe, stark wie der Tod, sey Sein Panier über uns Allen! Amen.
Joh. Georg H.den 15 – 84.Ich habe gestern Abends auch dem lieben Philosophen zu Pomfret
geantwortet, und bis an die dritte Frühstunde diesen Morgen geschrieben, an dem
ich gesund und froh mit meinen Gedanken an Sie gedacht. Dazu wie ein
Senfkorn, ward er zum Baum! Wenn Ihre Meßiade fertig seyn wird, werd ich sie
auch lesen. Sie kennen vermuthlich den
lieben Jacobi
persönlich – Ich muß
mich mit Silhouetten und Kupferstichen meiner innigsten Seelenverwandten
und Geistesfreunde behelfen. – Bin kein
Seher
oben ein; aber heute recht
aufgelegt das erste Gebot GenII. 16
Du sollt eßen
zu erfüllen. Die Arbeit Ihrer
Muse schmecke Ihnen und Ihren Lesern noch süßer über Sein letztes
Vermächtnis
als bey der Erscheinung der Heiligen.
Eßet
meine Lieben und
trinket
meine Freunde und werdt trunken. – Ich bin irre – Vielleicht schließt
Ihr dritter Band schon das ganze Werk, und die Rede ist von der Erscheinung
nach der Auferstehung. In diesem Fall wünsch ich doppelt Glück und Ruhenach so mannigfaltigen Tagewerk. Peracti labores iucundi. Die Auszahlung
unserer Gratification, an der ich auch schon wie an den Fooi = Biergeldern
meines Zöllnerdienstes verzweifelt hatte, wird auch wo nicht heute, doch diese
Woche gewiß erwartet. Wie groß mein Antheil seyn wird, weiß ich nicht und
ist mir auch gleichgiltig. Allemal gnug um
dieses Jahr auszukommen
mit
zufriedenem Dank. Auszukommen und reinen Tisch zu machen bis auf ein
Körbchen Brosamen ist alles was ich wünsche. Küßen Sie Ihre liebe Frau und
liebe Kinder, Pf. und seine glückliche Mutter von G. Sie werden mir den
Tganzen Tag vor Augen schweben, und ich mitten unter Ihnen im Geist. Lachen
Sie nur immer über meinen Reichthum des Unverstandes – desto mehr
Respect
(hier ist es das rechte Wort) für Ihre Armuth des Verstandes, welcher
wachsen wie meiner abnehmen möge. Habe ich nicht eine Liste der Druckfehler
an Müller geschickt? Denn abgedruckt ist sie nicht worden, aber lange bestellt.
Lauter anonyme Grüße, weil Sie Namen verstümmeln. Aus unserm Munde
in Gottes Ohr! – –
Adresse:An / HErrn Johann Caspar Lavater, / Pfarrer am Waysenhause / zu /
Zürich
.
* in Ihrem vorigen Briefe.Kgsbg den 14 Novbr 84.Lieber würdiger Freund,
Der bis hieher geholfen, wird auch weiter helfen – und was Er nimmt, ist
gut aufgehoben und nicht verloren. Sein sind unsere Trähnen- und Trostqvellen.
Heute vor 8 Tagen erhielt einen starken Brief von unserm H. aus Weimar,
Mittwochs von L. aus Zürich, und gestern des Morgens Ihr versiegeltes
Päckchen, am
unerwartetsten
und
wichtigsten
für mich wegen einer nahen
Beziehung auf einige Grillen, die mich eben nicht beunruhigen, doch
aufmerksamer auf mich selbst machen.
Seelig sind die Todten, die in dem HErrn sterben, von nun an. Ja, der
Geist
spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. – So
lange unser Lebenslicht noch brennt, und scheint, wollen wir uns deßelben
erfreuen, und dabey fröhlig seyn (denn es währt doch nur eine kleine Weile) –
und uns müde arbeiten, damit wir mit Grund der Wahrheit zum Abendseegen
sagen können:
wie wohl wirds thun
!
Die Pflicht der Selbstverleugnung wird mir in jeder Kleinigkeit schwer. Ich
habe hier kaum einen Laut über mein jüngstes Kind gehört, desto sanfter und
schmeichelhafter fühlte ich das Zeugnis dreyer entfernter Zeugen, wie Balsam
für mein mattes Haupt – bis zu einer kleinen wollüstigen Betäubung, die
meinem Schwindel ähnlich war.
Den 1 d. erhielt ein hiesiger Freund aus Berlin einen Brief, in dem man mir
die bittersten Vorwürfe machte wegen S. 71. meinen alten Freund Mendelssohn
so abgeschmackt u schwärmerisch der Atheisterey beschuldigt zu haben.
Ohngeachtet ich mich fast deutlich erinnern konnte mit einer geheimen Ahndung und
Selbstkampf diese Stelle geschrieben zu haben, und die Wahrheit nicht auf
mein eigenes
sondern
Johannis
Zeugnis beruht: so blieben doch meine
Gedanken auf diesen Punct geheftet.
Ihr herzlicher Brief hatte so manche Sayten meines Gemüths so innig
gerührt, daß ich die Beylage verschloß, an meine Arbeit gehen wollte, mit dem
Entschluß heute die Handschrift durchzulesen. Der Dunst meiner Amtsstube
nöthigte mich nach Hause zu gehen, und ich konnte nicht eher aufhören, als bey
dem fr. Briefe des Hemsterhuis – den ich trotz meiner Neugierde weder gestern
noch heute anzusehen im stande gewesen.
Hat Ihnen, würdigster Freund, ein guter Genius das Vertrauen eingegeben?
Ich nehme selbiges als eine Wohlthat der Vorsehung an, die ich nicht
misbrauchen
werde. Ob Ihnen so viel Nutzen davon, wie mir selbst, zufließen
wird, weiß ich nicht. Kaum trau ich mir zu, mehr als Herder
zur Sache
sagen
zu können. Sie haben mir Wasser auf meine Mühle und Oel in meine Lampe
geschenkt – und edlen Wein zur Stärkung meines schwachen blöden Magens,
der an Eckel bisweilen laborirt.
Ich kam gestern erst gegen Abend nach Hause, und trunk auf Ihre Gesundheit
wider alles Vermuthen ein Gläschen Clairet bey meiner Freundin und
Gevatterin Me Courtan, geborne Toussaint und muste noch spät ein paar Zeilen
an unsern
Johannes in Zürich
schreiben, dem es scheint, daß ich
schwertscharf den unathletischen Moses –
schärfer als Hamann es ihm mündlich
gesagt haben würde
, behandelt habe, welches ihm etwas Mühe macht um
Christi
willen und der
Saltzfreundlichkeit des Evangeliums
willen.
Heute habe wider meinen Willen auch beynahe den ganzen Tag
herumgeschwärmt, und bey einem, wenigstens Namensvetter von Ihnen wider Ihre
Gesundheit getrunken, und Ihr Andenken im Herzen herum getragen; darauf
kamen 3 Besuche nach einander, ehe ich zum Schreiben kommen konnte.
Außer dergl. Zerstreuungen, die ich bey aller meiner Entfernung von
Umgange und Geschäften nicht vermeiden kann, ist mein ganzer Kopf, vorzüglich
mein Gedächtnis so matt und stumpf, daß ich im buchstäblichen Verstande sine
libro stultus bin, und so bald ich ein Buch zumache, kaum mehr weiß, was ich
gelesen habe.
Ich besitze weder
Spinoza
noch
Hobbs
, die ich beyde vor 20 Jahren mit
wahrer Andacht gelesen und ihnen mehr zu danken habe, als Shaftesbury u
Leibnüts, deßen posthuma ich auch nicht alle recht kenne und nichts als seine
Theodicee selbst besitze. Alle metaphysische Untersuchungen sind mir durch die
Kritik der reinen Vernunft jüngst fast so vereckelt worden, als ehmals durch
Wolfens lateinsche Ontologie.
Bey mir ist nicht so wol die Frage: was ist Vernunft? sondern vielmehr: was
ist Sprache? und hier vermuthe ich den Grund aller Paralogismen und
Antinomien, die man jener zur Last legt. Daher komt es, daß man
Wörter
für
Begriffe
, und
Begriffe
für die
Dinge selbst
hält. In Wörtern u. Begriffen
ist keine Evidenz möglich, welche blos den Dingen und Sachen zukommt.
Kein
Genuß ergrübelt sich
– und alle Dinge folglich auch das Ens entium ist zum
Genuß da, und nicht zur Speculation. Durch den Baum der Erkenntnis wird
uns der Baum des Lebens entzogen – und sollt uns dieser nicht lieber seyn, wie
jener – immer dem Beyspiel des
alten Adams
folgen, als uns an seinem
Exempel spiegeln – keine
Kinder
werden, wie der Gottes Sohn
neue Adam
Fleisch und Blut an- und das Kreutz auf sich genommen. Alle Terminologie der
Metaphysik läuft auf dies historische factum hinaus und Sensus ist das
Principium alles intellectus. Da Sie leider! in meinen chartis mehr und beßer
bewandert als ich selbst bin: so glaub ich in den Kreutzzügen, noch kühner, statt Ihres
Motto aus dem Syrach, und
hoffe
ohne Gotteslästerung – gesagt zu haben:
ουδεν και πανταNach meiner
Metakritik
, die vielleicht doch noch beßer einschlagen kann als
der dumme Anfang, den ich aus Einfalt unserm guten lieben H. mitgetheilt,
giebt es ohne ein das
Ideal der reinen Vernunft
gar keine
Engel noch
Menschenvernunft
.
Verzeyhen Sie mir, daß ich mit dem letzten Resultat so gantz ohne
Vorbereitung ins Gelag hinein stürze. Sie widerlegen sich selbst, wenn Sie sagen:
Philosophiren da hinauf werden wir uns mit und aus unserm Leibe – und noch
weniger mit und aus unserer metaphysischen und abstracten Schulsprache nicht,
bey der ein ewiger Circul unvermeidlich ist. Giebt es eine gewisse
GottesErkenntnis für den Menschen: wozu ein Vermögen in der Seele,
den Menschen da
hinauf zu organisiren
??
Wes ist das Bild und die Ueberschrift, worinn Gold- und Kupfermünze eines
Landesherrn sich einander ähnlich sind? Bleiben Sie bey der Antwort Ihres
Mundes und Herzens: Er schuf den Menschen sich zum Bilde, zum Bilde
Gottes schuf Er ihn – Wir sind Seines Geschlechts – die Differentia specificaliegt blos darinn, daß wir noch in der Mache sind, und unser Leben noch
verborgen ist mit Christo in Gott. Unsere Vernunft muß warten und hoffen –
Dienerin nicht Gesetzgeberin der Natur seyn wollen.
Niemand kann sein Herz und Magen sehen, und ein zu starkes Gefühl ihres
Daseyns ist eben kein Zeichen der Gesundheit, noch ein angenehmes
Bewustseyn.
Erfahrung und Offenbarung sind einerley und unentbehrliche Krücken oder
Flügel unserer Vernunft, wenn sie nicht lahm bleiben und kriechen soll. Sinn
und Geschichte ist das Fundament und der Boden – Jene mögen noch so trügen
und diese noch so einfältig seyn: so zieh ich sie allen Luftgebäudenschlößern
vor. Δος μοι που στω – nur keine geläuterte und abgezogene und leere Wörter –
die scheu ich, wie tiefe stille Waßer und glattes Eis.
Alle die Varianten in Buchstaben, Syntax p fechten mich nicht an.
Kein
Exemplar und noch weniger Oncle Toby besteht aus lauter
Varianten
. Auch im Wißen herrscht eine leidige Plusmacherey. Ein Kind, das nichts
weiß, ist deswegen kein Narr, noch Thier sondern bleibt immer ein Mensch
in spe. Ich
weiß gnug
, indem ich mich im Empfinden übe – und bey wenigem
Wißen kann man desto mehr thun. Wißen bläht auf, aber die
Liebe beßert
.
Alles ist eitel! – nichts Neues unter der Sonne! – ist das Ende aller Metaphysik
und Weltweisheit, bey der uns nichts übrig bleibt als der Wunsch, die Hofnung
und der Vorschmak eines neuen Himmels und einer neuen Erde – in schönen
und lieblichen, aber eben so vergänglichen und flüchtigen Augenblicken, wie die
Liebe in Wollüsten.
Wenn ich im stande seyn soll dem Faden Ihres Briefwechsels nachzugehen,
weiß ich kein ander Mittel als selbigen abzuschreiben, weil ich immer den Text
und die Sprache meiner Urkunde vor mir haben muß, und ich meinem
Gedächtnis nicht im geringsten trauen kann, auch das Abschreiben sich tiefer eindrückt
als ein noch so oft widerholtes Lesen. Auf diese Art bin ich desto eher im standeIhnen das Original eher zurück zu liefern und das Äußerste, was ich
gegenwärtig tumultuarisch hingeworfen, auszufüllen und meine salti mortali Ihrem
Geschmack etwas erträglicher zu machen, wenn es meine Kräfte erlauben.
Sollten mir meine Schultern versagen, so würd ich mich nicht eines aufrichtigen
Geständnißes schämen voluisse Sat est. Da ich selbst mit Herder zur öffentl.
Bekanntmachung anräthig bin und die Offenherzigkeit unsers Jahrhunderts nichts
dagegen einzuwenden haben wird: so werden Sie desto weniger Mistrauen in
meine Verschwiegenheit setzen dürfen, und ich werde es Ihnen
ausdrücklich
melden
,
wenn
ich etwa von
Einem
od. Zwey höchstens 3 zum Vorlesen
nicht zu irgend einem andern Gebrauch daran einigen Antheil von Beyhülfe mir
versprechen könnte. Die Namen dieser Freunde würde ich Ihnen angeben; aber
aus meinem Hause soll es nicht kommen. Dies anticipire blos eventualiter.Meine Freundin Courtan überschickte mir ein an einem Sonntage
Neßir
und
Zulima
. Claudius machte mir zu einem Exemplar davon Hofnung,
welches aber nicht erhalten u von den 2 Stellen weiß ich keine Sylbe mehr. Um die
angeführte Stücke des Museums werd ich mir hier Mühe geben um Ihren Wink
davon beßer zu verstehen. Ich habe die gute Baroneße Bondeli in langer Zeit
nicht gesehen, so große Ursache ich auch habe, mich Ihrer Freundschaft für mich
und mein Haus täglich zu erinnern. Die mir mitgetheilte Nachrichten habe
bereits hier erfahren, weiß aber nicht, ob sie etwas von dem unglückl. Ende Ihres
Bruders weiß. Ihre eigene Lage und Umstände haben sich Gottlob! geändert
und gebeßert. Die Anzahl ihrer Pensionairs vermehrt sich zusehends und der
gute Fortgang Ihrer mehr als mütterlichen Klugheit und Liebreichen Sorgfalt
hatte auf Ihre häusliche Umstände und Zufriedenheit einen sichtbaren Einfluß,
wie ich selbst Zeuge gewesen bin und von andern glaubwürdigen Theilnehmern
noch öfterer höre.
Ein junger noch ziemlich roher unausgebildeter Mensch, der sich um mich u
meine älteste Tochter durch seinen treuen Unterricht und eifrige Dienstfertigkeit
ungemein verdient gemacht, ist durch einen Banquier aus Frankf. am Mayn an
Ihre vortrefliche Freundin zu Speier – aus gutemr Herzen Meynung
empfohlen worden. Er hat die Reise zu Fuß von Lübeck bis nach Italien gethan u
Lav. hat mir die angenehme Nachricht von seinem glückl. Durchzuge durch
Zürich mitgetheilt. Gott helfe ihm gut durch und wider zurück. Er heist Hill.
Nehmen Sie es mit dem Innhalt und Ton meiner Briefe ja nicht genau, weil
ich heute nicht mehr gut zu sagen im stande bin für das was ich gestern
geschrieben. – Da Sie in Münster Freunde haben: so kennen Sie vielleicht dort auch
Einen von Herder Lavater und mir – nach deßen persönl. Bekantschaft ich mich
auch sehne.
Sein Rath ist wunderbarlich und führt es herrlich hinaus
.
den 15 Novbr.Unser Oberbürgermeister, Kriegsrath Hippel feyert heute Lavaters
Geburtstag und seinen Eintritt ins 44 Jahr. Ich hatte bis 2 des Morgens geschrieben
und bin sonst leidlich gesund bis auf einen rheumatischen oder arthritischen
Schmerz an meiner linken Hüfte und Lende, der auch erträglich ist. In meinem
50sten Jahr zog mir einen Anfall von Podagra zu durch ein unüberlegtes
Aderlaßen bey einem Flußfieber.
Mendelssohns Schreiben an Sie hat mir viel Licht gegeben, was
man in Berlin sich
schämt
zu heißen, wegen des überhand nehmenden Pöbels
von Atheisten – Im Grund eine
lächerliche panische Furcht
vor Namen
und Wörter,
ähnlich der
Hydrophobie. Gott seegne Sie, tröste und erfreue
Sie durch Erhaltung desjenigen was Ihnen noch übrig geblieben, und deßelben
gedeylichen Genuß. – Schmecken und Sehen wie freundlich der HErr istübertrifft alle Beweise ist der beste Dank, Schild und Lohn, den wir dem Geber
bringen können.
Wohl uns des feinen HErrn!
Ich ersterbe Ihr Alter radoteur
per metabasinεἰς αλλο γενοςJohann Georg H.Kgsb den 29 Novbr 84.Mein alter lieber Freund Hartknoch, Ihr Brief vom 167/6 8br. wurde mir den
23 huj.überbracht nebst Hupels VIII St. ohne Anweisung für wen? Ich
selbst habe ihn schon aus Ihrer Güte erhalten. Es ist mir lieb, daß Sie mit den
Lilienth. Büchern ins reine sind und den Brief des Cr Raths J. werden Sie
auch bereits erhalten haben, worüber mir ein Wink zur Antwort lieb wäre.
Hier ist bey mir Anfrage geschehen wegen der 2 Exempl.
des Rossi
, die ich
bey Ihnen bestellt. Bitte sehr zu melden, ob Sie dafür gesorgt und ob man Sie
gewiß von Ihnen bey Ihrer Durchreise erwarten kann NB nach dem
Pränumerationspreise. Erwarte mit nächsten hierüber positive und umständl. Erklärung,
damit man sich bey Zeiten darnach richten kann. HE. Prediger von Lauwitz gab
mir damals diesen Auftrag für sich u den Oberhofprediger, bey dem ich gern mit
Ehren bestehen möchte – Kann man noch ein paar Exempl. der
Matinées
bey
Ihnen bekommen und wie theuer verkaufen Sie selbige? HE Jacobi hat mich
darum gebeten.
Ich danke Ihnen bestens sowol für das nach Petersb. beförderte Stück des
Schibl. als für Ihre Sorgfalt wegen der Druckfehler – aber einige rth Portomöchte ich Ihnen ungern zumuthen, denn soviel ist das Ding nicht werth. An
Nachwehen
wird es mir auch nicht fehlen. Mein armer Kopf leidet so sehr
von der gegenwärtigen faulen Witterung, daß mir angst u bange wird –
Me Courtan hat sich aus Noth aus dem Hartungschen Laden mit den
Synonymes versorgen müßen, und auch weit mehr bezahlt als sein Catalog besagt
und er andern verkauft. Das übersandte Exemplar liegt also bey ihm
aufgehoben.
Die Sache mit unserm Gevatter, Landsmann und Freund in W. liegt mir
mehr am Herzen, als ich darüber zu schreiben imstande bin. Ich habe den 7 d.einen dicken Brief aus W. erhalten. Er denkt nur im Vorbeygehen an Sie – und
leider! daß von seinem 2ten Theil noch kein Wort zum Druck abgeschrieben
worden – und alles noch in Materialien und dem ersten unvollkommenen
Abriß begraben liegt. Bald lieber Hartkn. möchte ich Sie mit den ägyptischen
Hebmüttern vergleichen, welche die israelitische Knäblein in der Geburt erstickten!
Gott! wenn ich doch ein Mittel wüste solch ein paar Starrköpfe zu Paaren zu
treiben – die im Grunde beyde Unrecht haben und am Ende sich selbst Schaden
thun werden. Wozu entziehen Sie dem armen Arbeiter 4 ggl. um dem
undankbaren Publico sie zu opfern. Freylich leben Sie von Lesern, aber diese wollen
doch vom Schriftsteller unterhalten seyn. Ich begreife nicht, wie man bey einem
vertraulichen Du und Du die Barbarey in der Freundschaft und im Handel u
Wandel so weit treiben kann. Ich fordere also Ihre kaufmännische Grosmuth
auf selbst ein Mittel ausfindig zu machen – – Wie soll ein Mann mit Geist und
Feuer, mit Lust und Liebe schreiben, wenn er mit fehlgeschlagenen Erwartungen,
bittern Vorwürfen und unseel. Bedürfnißen, häuslichen u Amtszerstreuungen
überhäuft, niedergeschlagen und genagt wird. Zeilen sind commensurable, aber
keine Ideen. Wenn es auf Zeilen ankommt – wem würden Ssie leichter
fließen? Lavater schreibt mir über mein Golgatha: Der Schmetterling S. 49. ist
nicht zu bezahlen. So was ist ewig – Haschen Sie mir einen zu dieser Jahreszeit
oder mitten im Schnee und im Herzen des Winters. Wenn Sie wie der Boreas
unsern Gevatter Landsmann und Freund ins Gesicht und auf die Fäuste blasen,
so wird er Ihnen Zeilen wie Eiszapfen schreiben – aber keine Ideen. Thun Sie
nicht sich selbst, iIhm und mir das Herzeleid an Ihn wie Ihren Taglöhner
zu behandeln, nehmen Sie ein Ideenmaaßs zu Hülfe – Vergleichen Sie Ihre
eigene Lage mit der Ihrigen seinigen – und seine jetzige zu W. mit jener zu
Bückeburg und was er da und dort geschrieben – und thun Sie alles was
möglich ist mit willigen Herzen wenn Sie ein gleiches mit überfließende Maas wider
einerndten wollen. Das ist ja der Weg und Gang der lieben Natur worauf
Handel u Wandel, Ideen u.
Speculationen
und Ihr Fortgang beruhen.
Machen Sie das Symbol des ihm fatalen Jahres:
Vergiß was dahinten
ist
zu dem Ihrigen, bieten Sie ihm die Hand, thun Sie ihm Vorschläge – auch wo
Sie können Vorschüße – schenken Sie ihm reinen Wein ein, und wechseln Sie
nicht mit cassirten und noch zu liquidirenden Rechnungen – damit die Sonne
dieses Jahrs nicht über Euren ungerechten Zorn untergehe! Ich wünsche u hoffe
daß Sie mir die Beförderung einer solchen Einlage anvertrauten zum heil
Weinachtsgeschenk in W. Gott seegne Sie u Ihr Haus mit allem Guten an Seel u
Leib u unsere Freunde in der Schweitz. Michael ist 8 Tage hier gewesen, u
empfiehlt sich mit den 3 Schwestern. Ich umarme Sie u ersterbe Ihr alter treuer
Landsmann u Freund Joh. Ge. Hamann.Ich verliere kein Wort mehr in obiger verdrüßl. Sache. Dixi et liberaui –
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Des / HErrn Buchhändler Hartknoch / HochEdelgeboren / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 24 Nov 1784
beantw d 14 Dec –Kgsberg den 1 Christm. 84.Mein Verehrungswürdiger Freund,
Hier erhalten Sie Ihr mir Anvertrautes zurück mit dem lebhaftesten Dank.
Nach reifer Ueberlegung mußte ich mich entschließen selbiges
eigenhändig
abzuschreiben, machte den 16 pr. den Anfang. Den Tag drauf kam mein lieber
Sohn vom Lande mit der Familie des Kriegsrath Deutsch – und den 21 war ich
fertig; er reiste den 24 wider ab. Die feuchte faule Witterung hat aber auf
meinen kahlen alten Kopf und ganzes Nervensystem so einen widrigen Eindruck
gemacht, daß ich fast an meinen Sinnen und Gedanken zu verzweifeln anfieng,
und ich mich erst seit gestern ein wenig erholt zu haben scheine.
Eine Abschrift war schlechterdings unentbehrlich wegen meines gebrechlichen
Gedächtnißes, deßen ich noch weniger mächtig als meiner Sprache und Zunge.
Ohngeachtet ich leider! meine meiste Zeit mit Lesen zubringe: so vergehen mir
doch die Gedanken, so bald ich das Buch zumache – und es geht mir im eigentl.
Verstande nach dem Sprichwort: ex libro doctus – Sie haben bereits einen
tumultuarischen Brief von mir erhalten, und gegenwärtiger wird kaum beßer
gerathen. Ich habe Ihnen bereits gesagt, warum ich so viel Antheil an dem mir
anvertrauten Briefwechsel nehme, und nehmen muß. In Ihrer Abschrift an H.
vom 30 Junii haben mir die
Scrupel
, die
man vorher
nicht gehabt,
die Sorge
vor gewißen läppischen
Aufsätzen, (um die ich mich auch bisher noch nicht
habe bekümmern können, welche ich eben wegen gewißer anderer Beziehungen
nicht aus dem Gesicht verloren – Wenn das große Beyspiel eines Leßing dort
so viel Bedenken macht; wie auffallend muß es dort scheinen den M. selbst
eines
atheistischen Fanatismus
angeklagt zu sehen! Alle diese
Erläuterungen fehlten mir, um den von Berlin erhaltnen Wink zu verstehen. Ich
vermuthe, daß mein blinder Angriff meinen alten Freund M. noch mehr
aufmuntern wird sich über den
Spinozismus
zu erklären – worauf ich mich also
vorbereiten muß, die Sache, ihn und mich selbst, unsere verschiedene Gesichtspuncte
drüber zu vergleichen. Ein Versuch ist immer der Mühe werth – und
voluisse
sat est.Ich habe gestern und diesen Abend Ihre Handschrift noch einmal
durchgelesen, und muß gestehen daß ich so ziemlich verstehe, nur nicht die
Erinnerungen
Mendelssohns – aber desto mehr die Wahrheit seiner Bemerkung, mehr an
ihm als mir selbst, ohngeachtet ich in meinem 55sten Jahr bin. Der Wandel
nach väterlicher Weise vereckelt mir keinen andern Weg.
Der Tract. Th. Polit. nebst den opp. posthumis liegen schon auf meinem
Tische; aber ich muß seine Princ. Phil. Cart. auch ansehen, weil ich wie
Leibnütz den Spinozisme für einen Cartesianisme outré halte.
Das System, welches Louis Mayer in Spinoza Namen nach seinem Tode
ausgegeben haben soll ist mir auch gantz unbekannt, und ich wünschte sehr daß
M. sich darüber näher erklärt hätte, was er für ein Buch meynt.
Es fehlen mir noch einige andere Qvellen und Hülfsmittel z. E. ich besinne
mich nicht jemals des Coleri Leben gelesen zu haben, ohngeachtet es eben kein
selten Buch ist. Ich weiß nicht was für ein Vorurtheil theol. Partheylichkeit hat
mich abgehalten, ohne einigen Grund wider den Verfaßer. Die Qvelle von Ενκαι παν ist mir auch ungewiß. Der bekannte Spruch im Sirach lautet anders
im Griechischen und noch spinosistischer: το παν εστι αυτος.
Ihre Vergleichung des Tief- u Scharfsinns mit dem Durchmeßer und der
Sehne eines Circuls ist mir weder genau noch
deutlich
gnug. Meine Phantasie
hat auf eine andere Art mit dieser Figur gespielt. Tiefsinn zu
Wahrheiten
, die
sich alle einander gleich sind, u ein den Mittelpunct durchschneiden. Scharfsinn
zu
Wahrscheinlichkeiten
, welche lauter Durchmeßer kleinerer Circul sind,
alle mögl. entgegengesetzte Puncte der Peripherie berühren können, nur nichtohne den Mittelpunct, auch eines Parallelismi fähig sind.
Bey aller Schönheit des Gedichts kann ich die Anwendung nicht finden, die
Leßing davon gemacht. Wozu dürfte sich Jupiter nicht an die Erde und Hütte
des Menschentöpfers vergreifen. Jupiter war als ein Sclav des ewigen
Schicksals ebenso zu beklagen und weder zu verwünschen noch zu verachten, als
Prometheus thut. Die
erste Hand
, welche Leßing meynte, war vermuthlich
Aeschylus
.
To
be
, or not to be? That is the question. –
Seyn
ist freylich das
Ein
und
Alles
jedes Dings. Aber das το Ον der alten Metaphysik hat sich leider! in ein
Ideal der reinen Vernunft verwandelt, deßen Seyn und Nichtseyn von ihr
nicht ausgemacht werden kann. Ursprüngliches
Seyn
ist Wahrheit;
mitgetheiltes ist Gnade. Nichtseyn, ein Mangel, auch wol ein Schein von beyden,
über deßen mannigfaltiges Nichts sich Einheit und Mittelpunct aus dem
Gesicht verliert. So gieng es Sp. und vielleicht L. Ueber des ersten System bin ich
nicht eher imstande meine Herzensmeynung Ihnen zu sagen, bis ich selbiges
ein wenig näher selbst kennen werde. Was den letztern anbetrift, so beruhigt
mich sein letztes Geständnis, vermöge deßen dies sein gewesenes
Lieblingssystem, das vermuthl. in seinem Kopf eine gantz andere Gestalt als im
Cartesianischen u Jüdischen gehabt – ihm selbst nichts erklärt hat sondern ihm am
Ende nichts mehr als die Substitution einer Formel für die andere zu seyn
schien, wodurch man auf neue Irrwege geräth ohne dem Aufschluß näher zu
kommen.Die Metaphysik hat ihre Schul- und Hofsprache; beyde sind mir verdächtig,
und ich bin weder imstande sie zu verstehn noch selbst mich ihrer zu bedienen.
Daher ich beynahe vermuthe, daß unsere ganze Philosophie mehr aus Sprache
als Vernunft besteht, und die Misverständniße unzähliger Wörter, die
Prosopopöee der willkührlichsten Abstractionen, die Antithesen της ψευδωνυμουγνωσεως, ja selbst die gemeinsten Redefiguren des Sensus communis haben
eine ganze Welt von Fragen hervorgebracht, die eben mit so wenig Grund
aufgeworfen, als beantwortet werden. Es fehlt uns also noch immer an einer
Grammatik
der Vernunft, wie der Schrift und ihrer gemeinschaftlichen
Elemente, die durch einander gehen, wie die Sayten auf dem Psalter
durcheinander klingen, und doch zusammen lauten.
Gott, Natur und Vernunft haben eine so innige Beziehung auf einander, wie
Licht, Auge und alles, das jenes diesem offenbart, oder wie Mittelpunct, Radius
und Peripherie jedes gegebenen Circuls, oder wie Autor, Buch und Leser. Wo
liegt aber das Rätzel des Buchs? In seiner Sprache oder in seinem Inhalt? Im
Plan des Urhebers oder im Geist des Auslegers? – Doch meine crassa Mineruahat mehr Lust zu kälbern, als weiter zu pflügen –den 5 am II Advent Sont.Den 2 gieng meine mittelste Tochter, unsers Claudius Pathin, Lehne Käthe
in ihr 11tes Jahr; ein guter Freund in meiner Nachbarschaft in mein 55 u seine
einzige Tochter zugl. in ihr 10tes – Als ein reicher Capitalist nahm er die Kosten
u Unruhe der Feyer auf seine Rechnung, und ich erschien mit meinem ganzen
Hause. Es war niemand mehr gebeten als eine junge Anverwandtin des Hauses,
die Schwester meines wandernden Freundes Hill, welche sämtl. Mädchen im
Nähen p Unterricht giebt. Die Mutter meiner Kinder spielte in einer kalten
Stube Blindekuh, Wülfchen pp und wir beyde alten saßen am Ofen. Mein Wirth
unterhielt mich von seinen Ebentheuern in dänischen u holl. Diensten, von
seinem langen vergnügten Aufenthalt in Guinea von den schwarzen Sclaven und
Sclavinnen, und wie ihm noch jenen Morgen davon träumte. Wir hörten in der
andern Stube so laut und vergnügt lachen, daß uns auch die Lust ankam ein
Spiel zu machen. Ich habe wenig Neigung gehabt und durch die Zeit alle Lust
dazu verloren. Es war nichts als ein Dambrett im Hause, und ich entschloß
mich auf einmal Unterricht in einem Würfelspiel zu nehmen das ich niemals
recht leiden noch begreifen können; D. Luthers Randgloße zu Neh. III. 5.
Die Empfehlung meines Wirths und seine Artigkeit mich beyde Spiele
gewinnen zu laßen werden mich beynahe in die Versuchung führen die
Gesetze u den Gang dieses Zeitvertreibes beßer kennen zu lernen. Wir giengen
bey guter Zeit vergnügt nach Hause, u meine Hausmutter versicherte 2mal noch
nicht in der Stadt so vergnügt gewesen zu seyn; weil es wirkl. eine ganz
außerordentl. Seltenheit ist, unser Haus gantz allein zu laßen und einer Magd
anzuvertrauen. Es war schon alles zu Bette, da ich noch eine Unordnung entdecken
muste, die mich in Harnisch brachte, und keinen kleinen Sturm nach sich zog,
der aber bald mit einer Windstille abwechselte. Die beyden Tage drauf war an
dem stoischen Jupiter und seiner windigen ähnlichen Frau Gemalin die
Reyhe, daß mich in mein Gehäuse habe verkriechen müßen und meine 4
Hörnerchen nicht ausstrecken dürfen. Gestern kam des Abends beym Sturm noch ein
Feuerschrecken in der Nachbarschaft meines Freundes, des dirigirenden
Oberbürgermeisters. Zu guten Glück war es blos ein verwahrloster Schorstein. Ich
konnte also ruhig die Woche beschließen und meine Leute mit einer Predigt aus
Hahns
kleiner Postill, die mir
Lavater
verehrt, an der ich mich aber seit 77 so
müde gekauftt, daß ich mich an dem Verdienst ihrer Kürze begnügen muß –
einschläfern.
Heute erwach ich frühe und nach genoßenem Frühstück liegt mir
Ackens
Samml.
heil. Reden
offen, die ich geborgt um einem Freund auf dem Lande
damit einen Gefallen zu erweisen, der seine Erwartung nicht dabey gefunden,
wie es scheint, daher ich sie noch einmal gelesen, um zu wißen, an weßen
Geschmack die Schuld liegt. Ich las also die IX des 2ten Bandes
vom Zufall
u.
Schicksal
zu meiner PrivatErbauung, um der öffentl. überhoben zu seyn, der
ich mich seit einiger Zeit sehr oft aus Noth entziehen muß. Die Materialien
schienen mir alt, bekannt und gemein; aber
gewiße Handgriffe in der Form
u.
Methode haben desto mehr Eindruck auf mich gemacht und verdienten gemeiner
gemacht und nachgeahmt zu werden. Wenn Zufall nichts ist, Schicksal nichts
ist – läuft denn der ganze Unterschied des Deterministen u Fatalisten nicht auf
ein de lana caprina heraus – auf ein hypostasirtes Symbolum der
Unwißenheit?
Ungeachtet der Zwischenfeyer an diesem Briefe, bin ich nicht gantz müßig
gewesen. Ein unbekannter Bote brachte mir die Memoires u Anecdotes des seel.
Voltaire ins Haus. Ich hatte 14 Tage in meinem Schreibpulte die deutsche
Uebersetzung liegen gehabt wider meine Gewohnheit u ohn zu wißen warum?
wie es mir einfiel selbige mit der fr. Urkunde zu vergleichen. Auch wegen des
Ludw. Meyers habe mehr Nachrichten eingezogen. Ihm werden im Niceron uGundling nicht mehr als 2 Bücher zugeschrieben.Lucii Antistii Constantis de
Jure Ecclesiasticorum, das ich in meiner frühen Jugend mit mehr Aergernis als
Einsicht erinnere gelesen zu haben, Leibnitz hielt aber den bekannten La Courtoder van den Hooft für den wahren Verfaßer. Das 2te Buch ist φφiaSacrae Scripturae interpres, davon ich eine holl. Uebersetzung selbst besitze, als
ein Geschenk des oben erwähnten Freundes, der es von einem Officier in Guineaererbt und mir versichert, eine deutsche Uebersetzung davon vor ein paar Jahren
in der allgemeinen Bibl. angekündigt gefunden zu haben. Demohngeachtet
wünschte ich recht sehr es zuverläßig zu wißen, ob Mendelssohn eins von diesen
beyden Büchern und welches er meynt, worüber Sie leicht eine Erklärung durch
Ihre gemeinschaftl. Freundin in Hamburg erhalten können, weil ich nicht ruhen
kann, ohne allen mögl. Qvellen bis auf den Grund nachzuspüren. Bitte mir
die Nachricht davon zukommen zu laßen; besonders deshalb, weil Mendelssohn
über den Spinozismum schreiben will.
Was L. betrift; so bin ich beynahe überzeugt ihn persönl. etwa zur Fastenzeit
57 in Amsterdam auf einem öffentl. Concert gesehen zu haben. Ich hatte eine
Unruhe den Mann anzureden, daß ich ihn nicht aus den Augen ließ und beym
Ausgange noch einige Straßen verfolgte, aber zu blöde war auf eine bloße
Ahndung ihn u mich in Verlegenheit zu setzen. Was urtheilen Sie Selbst aber,
Mein verehrungswürdiger Freund, von des Mannes Ehrlichkeit und
Aufrichtigkeit in dem ganzen Handel über die Fragmente? Hat nicht der Hamb. Oelgötze
bey aller seiner Dummheit im Grunde Recht gehabt? Läst sich wol mit dem
panischen System im Kopf ein christlich
Vater unser
beten? Lag nicht im Eifer
des unglückl. Mannes, Feindschaft gegen das Christentum auf dem Boden?
War’s die Rolle eines christl. Philosophen, deßen Maske er brauchte, oder eines
Heuchlers
und
Sophisten
, die er spielte? Hinc illae lacrumae – Ist es
Philosophie und Religion oder theologico-politische Schwärmerey, Klugheit und
Eitelkeit, welche meinen alten Freund Mendelssohn, (wenn falls der
erhaltene Wink aus Berl. seine Richtigkeit hat) so empfindlich macht gegen den
Vorwurf eines Atticismi, wenn ich nicht ausmit blinder Einfalt, ohn es zu
wißen, den Sitz des Geschwürs getroffen hätte. Möcht’ Er sich nur gelüsten
laßen sich an meinen pudendis mit seinem metaphysisch ästhetischen
Scheermeßer zu vergreifen; ich will mich meiner Haut mit seines LandsmannsKinnbacken schon wehren. O daß doch jene Delila an der Elbe unserm bärtigen
Philosophen die Wangen streichelte, und sein Versuch über den Spinozismum
bald erschiene! Er, der sich weiser dünkt als Nathan – und Heman, den Schauer
des Königs in den Worten Gottes das Horn zu erheben.
Verzeihen Sie mir eine kleine Ergießung meiner Galle, welche mir
wohlthätig ist um meinen braunen Kohl und Rinderbraten desto appetitlicher und
verdaulicher zu machen. – –
Mittagsschlaf und der etwas langweilige Besuch eines jungen Menschen
haben mir so viel Zeit gekostet, daß ich eilen muß mit meinem Briefe noch heute
fertig zu werden. Sie merken, mein Verehrungswürdiger Freund, daß es mir
eben geht wie Ihnen. Ich bin kein Gelehrter, und am wenigsten ein Metaphysiker.
Nach Himmel und Erde
frage ich nichts und erwarte mit Sehnsucht des
Geistes die Erfüllung des heutigen Sontagsevangelii an des Spinoza seinen
Pan – daß dies ganze Gerüste eines beßeren Himmels und einer beßeren Erde –
weil ich für meinen Heerd eben so wenig besorgt bin als Ihr Prometheus – im
Feuer aufgehe!
Die
Thorheit des
Christentums
ist gantz nach meinem Geschmack und
meines Herzenswunsch, einer gesunden Menschenvernunft und Menschengefühl
so angemeßen, wie der Majestät des Vaters und Weltrichters, daß alle
Altflickereyen unsers Jahrhunderts die gröste Schandflecken und Brandmahle ihrer
Unwißenheit u Unverschämtheit sind.
Sapere aude – zum Himmelreich gehört kein Salto mortale. Es ist gleich einem
Senfkorn, einem Sauerteige, einem verborgenen Schatz im Acker, einem
Kaufmann, der köstliche Perlen suchte und eine gute fand – το παν εστιν ΑΥΤΟΣ.
Alle Fülle der Gottheit hat in einem Kindlein klein, in einer Krippe Raum. Was
Leßing glaubte von der Expansion und Contraction im Leibnitz gelesen zu haben,
komt mir fast wie ein Gedächtnisfehler vor und bezieht sich vielleicht auf eine
Anführung des Bayle aus dem Bernier. Nach meinem Anthropomorphismo ist
der Othem seiner Nase und der Hauch seines Mundes hinlängl. ΨCIV. 29, 30.
Weh uns, wenn es auf uns ankommen sollte erst Schöpfer Erfinder und
Schmiede unsers künftigen Glücks zu werden. Das erste Gebot heist: Du
sollt
eßen
Gen. II. und das letzte: kommt, es ist alles bereit. Eßet, meine Lieben, und
trinkt meine Freunde, und werdet trunken. Aber mathematische Gewißheit?
wenn Mit der wird es so aus seyn, wenn Himmel u Erde vergehen. Seine
Worte aber vergehen nicht; und eben so wenig ihre Gewißheit.
Gott schenke Ihnen Gesundheit und viel Freude zur Weynachtsfeyer und
dem Neuen Jahr. Seegen über Sie und die lieben Ihrigen! Ich habe auch nicht
schreiben können, was ich habe schreiben wollen. Bitte für lieb zu nehmen und
alles zum Besten zu kehren. Auch ich nehme mir die Freiheit Sie an
Turgot
zu
erinnern. Wegen unserer Beaumont habe bereits meines Wißens das Nöthige
erinnert: sie selbst noch nicht besuchen können; weil ich keinen Gang thue,
ohne ausdrückl. Beruff und Geschäfte, dazu ich die Gelegenheit freylich oft vom
Zaune breche. Auch die angemerkte Stücke des Museums noch nicht zu Gesicht
bekommen, weil ich mich bey den beyden hiesigen Buchladen enthalten muß;
der eine mich nicht leiden kann, und ich nicht fügl. den andern; das
Bücherkaufen mir aber verboten ist. Neßir und Zulima schickte mir meine im vorigen Briefe
genante Freundin zu an einem Sontage; aber auf die 2 Stellen kann ich mich
nicht besinnen. Claudius machte mir Hoffnung zu diesen Bogen, muß es aber
vergeßen haben. Wie kommt Ihr HE Bruder der Kanonicus zu einem
Profeßorat? Viel Glück! Ist der liebe Jacobi zu Zelle, der meinen Hill so gut
aufgenommen auch Ihr Verwandter? Ich bin morgen bey Ihrem hiesigen
Namensvetter, weiß nicht wozu? eingeladen. Können Sie auch meine abscheul. Hand
lesen? In Leßings Menschenerziehung fiel mir auch so eine Stelle auf; obs die
angeführte seyn mag, weiß ich nicht, weil mir dies Buch auch fehlt. Von Hemst.besitze blos seine lettre sur l’homme; einer seiner Freunde im Haag versprach
mir all seine Werke – die ich aus Verdruß nur kalt in der Uebersetzung
angesehen habe. Unser Kant bewundert ungemein die Kunst seines Dialogs – aber
auch was unser Freund in W. übersetzt, ist nicht recht nach meinem Geschmack
non possum dicere quare? Gnug zum Vehiculo des mir anvertrauten. Das
übrige in Gottes Ohr und von dort in Ihr freundschaftliches Herz!
Joh. Ge. HamannVermerk von Jacobi:Königsberg den 1.stenXbr. 1784.J. G. Hamann
empf den 24.ten –
beantw den 31.stenXbr 84
und 11 Jan 85.Königsberg den 9 Xbr. 84.Der Stritzel ist bestellt – und weil wir Ihre baldige Ankunft erwarten; so
habe nichts beyzulegen, ohngeachtet ich Ihnen, HöchstzuEhrender Freund, den
ersten Theil einer Reisebeschreibung zugedacht hatte von Guiana, den ich aber
noch nicht zu Hause erhalten, ohne ihn selbst angesehen zu haben. Vielleicht
wird sich etwas beßeres finden, das Sie Selbst mitnehmen können.
Ich bin hier verlegen des Spinoza Leben von Joh. Colero aufzutreiben. Wenn
Sie selbiges besitzen, würden Sie die Gewogenheit haben es mir mitzutheilen.
Eben so geht es mir mit deßelben
Principiis Philosophiae Cartesianae
Amst. 663. 4o an denen mir noch mehr gelegen ist, und die nicht einmal auf
der Schloßbibl. sind; ohngeachtet mir an letzterm Buch beynahe mehr als an
seinem Leben gelegen wäre. Sollte es nicht in der Bibl. des HE. von Creutz seyn,
aus der ich schon durch Dero Vermittelung einmal den Rabelais erhalten? – –
Ich werde aber noch einmal auf der akademischen Bibl. Nachfrage thun, weil
das erste mal der Katalog fehlte.
Sie haben an Vetter B. Tod Antheil genommen; dafür melde heute, daß der
Capellmeister Reichardt mit einer jungen Tochter den 23 pr. erfreut worden.
An D. Biester habe geschrieben – aber mit dem Blasen hat es nicht gehen
wollen – dafür in sehr demüthiger Stellung um den zweiten Jahrgang gebeten
und auf alle übrige Verzicht gethan. Muste leider! nolens volens schreiben, um
mich wegen 2 Puncte zu legitimieren: sonst wäre sehr gern dieser Mühe
überhoben gewesen, eine Seite in 4o mit leeren Worten anzufüllen.
Ich weiß, daß es 2 Döderleins und 2 Teller giebt; aber mein gutes Glück
hat mich mit der Bekanntschaft der beyden Orthodoxen verschont. Doch Yoriks
Meinung hält weder bei Acken noch bey Eberhardt Stich. Des letzteren
vermischte Schriften
, davon der erste Band herausgekommen, haben mir einen
sehr vergnügten Abend gemacht, der alle widrige Eindrücke seiner Apologie ppp
ausgelöscht und mich mit dem liebenswürdigen Verf. der
vermischten
Schriften
völlig ausgesöhnt. Ackens Predigten habe vor der Ablieferung zum zweiten
mal durchgelesen, aber eben den unerklärlichen Abfall oder Contrast mit seiner
Theorie gefunden, wo der Pomp seiner Kanzelberedsamkeit gantz verleugnet ist.
Der zweyte Theil von Büschings Lebensbeschreibungen giebt dem ersten
nichts nach. Er enthält den Lebenslauf eines Grafen Reuß XXIV und das
Reisejournal seines Oberhofmeisters, eines Hofrath von Geusau.
Büsching soll schon Kants kosmopolitischen Chiliasmum in der Berlinschen
Monathsschrift recensirt haben, mit ein wenig Saltz. Der vorige Monath kam
hier außerordentl. spät an, weil man eine zweite Auflage deßelben hat
veranstalten müßen.
Von Mendelssohn habe durch einen seiner Landsleute einen Gruß
bekommen, auf deßen Richtigkeit ich eben nicht bauen kann. Ueber 14 Tagen erwarte
einen andern Juden von dort, mit dem ich in näherer Verbindung stehe, und
durch den ich auch etwas von D. Biester vermuthe.
Die Memoires des Voltaire sind in Berlin nachgedruckt worden. Einige
Exempl. hier à 1 rth. unter der Hand verkauft worden. Ich habe die
Uebersetzung verglichen, wo nur eine Stelle fehlt ausgelaßen ist von wenigen
Zeilen, kaum mit Absicht, sondern aus Flüchtigkeit und Nachläßigkeit, daran es
nicht fehlt.
Uebersetzungen zu vergleichen ist eine meiner liebsten Nebenarbeiten. Wenn
Schaftesbury Ihnen gehört, wünsche ich diesen Gebrauch auch davon machen
zu können, besonders da das engl. Original gegenwärtig auf meinem Tisch
liegt, und mir Mendelssohn diesen Auftrag einmal gethan, den Sie in
Ansehung des Baco äußerten, deßen physische Schriften wol kaum mehr unserm
Zeitalter Gnüge thun würden.
Ludwig Mayer war ein vertrauter Anhänger des Spinoza und Herausgeber
seiner Schriften. Von ihm ist
Philosophia Scripturae interpres
, wovon
ich eine holländische Uebersetzung im Mst besitze; welche vor einigen wenigen
Jahren im Deutschen erschienen seyn soll. Jemand will eine Ankündigung
derselben einer deutschen Uebersetzung in der Allg. deutschen Bibl. davon gelesen
haben. Ich weiß nichts davon. Ist Ihnen Etwas bekannt?
Es ist zur ungewöhnl. Abendzeit daß ich schreibe. Ich muß also schließen, und
wünsche guten Winterweg zu Ihrer baldigen Ankunft. Empfehlen Sie mich der
Frau Gemalin und lesen Sie mit Yorikscher Sympathie den Vor- und
Taufnamen
Ihressynonymisch ergebenstenJohann Georg H.Adresse mit Siegelrest:Des HErrn Kriegsrath Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
/
bei
Tapiau
/ 224
Kgsberg den 10 Xbr. 84.Herzenslieber Sohn,
Ich war mir so wenig einen Brief von Dir den Freytag nach Deiner Abreise
vermuthen, daß ich es nicht einmal der Mühe werth hielt auf der Post zu gehen.
Desto angenehmer wurde ich den Sonnabend drauf von unerwarteter Freude
überrascht die Nachricht Eurer glückl. Ankunft zu erhalten und auch HEn
Kriegsrath Hippel damit zu erfreuen.
Deiner Schwester Lehnchen Geburtstag wurde bey HE Miltz gefeyert von
unserm ganzen Hause, der uns zu Mittag eingeladen hatte weil es sein und
seiner Tochter Geburtstag. Jgfr. Hille war auch gebeten und beschenkte Deine
Schwester mit einem rothen, Louischen mit einem blauen Bande. Lieschen
beschenkte ihre Freundin mit einem gedruckten Glückwunschsbillet, Lehnchen mit
einem kleinen EtuiKalender, Marianchen mit einem Souvenir. Mutterchen u
Hillin spielte mit den Kindern und war so vergnügt, als sie noch nicht in
der
Stadt
, wie sie sich ausdrückte, gewesen war –
und ich lernte unterdeßen
im Brettspielen vom Philosophen von Braddau, der mich 2 Spiele
gewinnen ließ
.
Diesen Montag war bey HE Jacobi eingeladen schon die Woche vorher in
Gesellschaft der beyden Geistl. die Du wohl weist des Cr. R. Jenisch u Prof
Kraus – Gantz ungewöhnl. ließ mich HE Kr. R. ruffen, und ich zog diesen Ruf
vor. Vorgestern Abend ist HE Mayer zu Hause gekommen von seiner Wallfahrt
nach Kurl. und besuchte mich heute. So viel von Neuigkeiten, die mich und unser
Haus betreffen.
Die Witterung hat mich gantz Muthlos manche Tage gemacht. Diesen gantzen
Vormittag habe herumstreichen müßen. Hinz hat an Moses Oettinger
geschrieben, daß der Dir zugedachte
Homer
nur auf Gelegenheit wartet; dafür hab ich
auch einige sr. Aufträge hier besorgt, und auch dem Oettinger damit einen
Gefallen gethan, der sich auch wegen seiner Unpäßlichkeit u Handels sich mit den
Lappalien nicht abgeben kann. Er wollte morgen schon abreisen, wird aber noch
8 oder 14 Tage hier bleiben.
Euchel ist in Berlin u wird auch nächstens erwartet. Er ist in großer Gefahr
zur See von Koppenhagen nach Lübeck gewesen, und ich erwarte ihn mit
Schmertzen. An Biester, Nicolai, Hartknoch habe schreiben müßen; auch nach
Düßeldorf das mir anvertraute zurückgesandt. Nun bin ich noch nach Weimar
Antworten schuldig, die mir auf dem Herzen liegen; wozu ich aber noch
Erklärung aus Riga abwarten muß. Reichardt ist mit einer jungen Tochter
erfreut worden den 23 Nov.Der Etat für die kleinstädtschen Gratificationen ist schon vor 3 Wochen hier.
Woher unser hiesige ausbleibt, weiß niemand zu erklären. Zu dem allgemeinen
Klagen u Murren komt noch das infamste Gewäsch, das sich weder glauben
noch widerlegen läßt. Es geht alles zu gl. Theilen bis auf den kleinsten Besucher.
Die Schiffart übertrift noch voriges Jahr und wenn die Foien noch wären,
würd ich vielleicht über 200 rth u mehr zu genießen haben. Damit ließe sich
noch was anfangen, jetzt wird mir der Eine Thaler schwer, wofür Deine
Schwestern nähen lernen und der andere, dem ich dem ehrl. le Roi gern
doppelt
bezahlen möchte.
Horatz, Springers Kammerpräsident und Romani nebst Deinen Wischen
oder Mstn wollt ich sagen, warten nur auf Gelegenheit; denn mit der Post hab
ich nichts zu thun, auch des Einpackens wegen. Die Fortsetzung des Walchs wird
denn auch da seyn – und wegen Sophiens Reise, hoffe ich selbige von
Friedländer zu erhalten.
Lieschen fängt auch schon an die verlangten Noten abzuschreiben. Aber
1. dum moliuntur, dum comuntur – 2. wie die Wahl und Copie gerathen wird,
steht auch dahin. Das Schreiben wird gantz nun bey Seite gesetzt – die kleine
Uebung in der ital. Stunde ausgenommen.
Vom Hill und dem Herrn Bruder aus Münster ist nichts zu hören
–
HE Kriegsrath Hennings werde wills Gott! übermorgen besuchen. Er hat auf
meine Empfehlung sich die Werke des Retif de la Bretonne angeschafft. Ob er
sie fortgesetzt, weiß ich nicht; unterdeßen hoff ich ihn willig zu machen allmählig
mir selbige so wol als Wünschens Kosmol. dorthin zu überlaßen.
Der Auftrag von der Frau Kriegsräthin ist sogl von mir bestellt worden, und
wie ich nicht anders weiß, alles bestellt und bereit zur ersten Gelegenheit.
Daß ich nicht schrieb, mein lieber Sohn hab ich Dir schon zum voraus gesagt.
Aber thun und ausrichten werd ich alles, was in meinen Kräften ist – und eben
sowenig ermangeln zu schreiben, wenn ich nicht im stande bin etwas zu thun.
Dies sind ja lauter Kleinigkeiten, die mir zur Hand sind, und bey welchen an
der That gar nicht zu zweifeln ist.
HE Kriegsrath bestellte bey mir eine Einlage, scheint sich aber wider bedacht
zu haben. Dieser Brief wird also mit der morgenden Post nicht abgehen, sondern
ich werde künftige Woche noch abwarten um wenigstens Raphaels Antwort
beylegen zu können.
Ich kann Dir nichts als einen Kalender zum künftigen Jahr schicken, mit
denen ich unser ganzes Haus, neml mich u Lieschen an Lehnchens Geburtstage
versorgt. Gesetzt auch daß die Gratification einkommt; so muß selbige doch die
Bedürfniße des gantzen künftigen Jahrs bestreiten helfen. Die Zinsen des
Hauses sind noch nicht gantz eingelaufen und es fehlen noch 7 rth daran.
Schulden hab ich Gottlob nicht außer einer kleinen Bücher u
Buchbinderrechnung, die sich ungefehr auf jenen Rückstand belaufen. Aber übrigens müßen
wir uns an nothdürftiger Nahrung u Kleidung begnügen. Nuppenaus Sohn
hat schon gnug unser Haus überlaufen um alte Sachen die Du abgelegt für sich
zu erbetteln. Ich hab meine ganze Armencasse die aus wenig Gulden besteht,
auf der Mutter Erinnerung, ihr überlaßen. Der Vater soll an der Waßersucht
liegen und der junge kommt nicht. Vielleicht gehe ich morgen selbst, so sauer mir
auch der Gang werden wird, diesen einzigen nahen Blutsfreund, den ich habe,
noch Ein- und vielleicht zum letzten mal in Augenschein nehmen; denn thun
kann
ich nichts und
mag
ich auch kaum für die unglückl. Leute etwas.
den 14 –Sonnabends besuchte mich Löwen mit einer alten Bitte, die ich auf der Stelle
nach seinem Wunsch abgemacht. Aus dem Besuch bey Nuppenau ist nichts
geworden, weil ich bey HE Cons. Rath Bock gehen muste, von da auf die Schloß
Bibl. wo ich mich mit des seel. Pr. Werners Sohn bekannt machte, der Dich auch
kennt – Nachdem ich lange im Zugwinde gestanden, ließ HE Pr. Reusch
absagen. Ich lief selbst zu ihm, er hatte sich aber niderlegen müßen, und ich
versprach Sonntags wider anzusprechen. Ich suche hier allenthalben, aber umsonst,
nach Ren Descartes Principia Philosophiae more geometrico demonstratae
per Ben. de Spinosa Amst. 663. 4o Sie sind weder auf der Schloß- noch
akademischen Bibl. HE Pr. Kraus hat mich eben besucht und wird auf seiner
Rathsbibl. nachsehen, auch sonst Erkundigung thun. Wir haben eine sehr
vergnügte Stunde zusammen geplaudert, nachdem wir uns einander erleichtert
hatten. Sontag habe den gantzen Morgen bey HE Kr. Hennings zugebracht,
auch wegen Wünsch Abrede genommen, der Dir nicht entgehen soll. Ich speiste
bey HE Jacobi herzl. vergnügt, der guter Mann bey seinem Schwager
denselben Nachmittag seyn sollte, und habe die nähere Bekanntschaft mit dem
Assess. Lilienthal gemacht. Gestern überschickte HE Kr. Rath Einl. und ließ mich
zu Mittag bitten, von da gieng zu HE Prediger Wanowsky, der diese Nacht einen
Anfall von Fieber bekommen. Er hat sein jüngstes Tochterchen vor 14 Tagen
begraben laßen.
Der alte Rector Daubler ist auch gestern beläutet worden. Heute begegnete
ich HE Wagner der mir die fröhl. Nachricht brachte, daß HE Pf. aus
Schmoditten diese Woche gewiß einkommen würde. Walch liegt fertig, nachdem ich
selbst ein wenig durchgelaufen wegen des Origenes und seines außerordentl.
Schicksals nach dem Tode. Deine zurückgelaßene Bücher werden auch dann
mitkommen. Durch Löwen erwarte auch morgen die Sophie – Weist Du nicht
wo die holl. Handschrift, welche mir HE Miltz verehrt hingekommen? Ob sie in
einem Schrank oder Pult in der Kammer liegen mag. Meine Bücher kommen
alle um, wenn Du nicht bald mir zu Hülfe kommst, sie zu retten. Wenn CartesiiWerke franz. in des HE Kr. Bibl. seyn sollten, besonders seine Schrift
de
Methodo
im fr. so wünschte selbige zum Gebrauch auf einige Wochen. Die
Opuscula Posthuma liegen auf meinem Tisch.
Ich wünschte sehr wenn Du eine beßere Aussprache als ich Dir imstande zu
geben bin in der französischen Sprache mitbrächtest und Dich vor Deiner
Herkunft ein wenig darinn übtest, auch Deinen Freund Ernst dazu aufmuntern
möchtest.
Ich habe alle Lust verloren den Vetter Nuppenau zu besuchen u das ihm
zugedachte der Mutter gegeben, wenn sich der Sohn melden wird. Helfen kann ich
den Leuten nicht, und ihnen ist auch kaum zu helfen. Ohngeachtet der angestellten
Wetten ist unser Etat noch nicht angekommen. Heute sind die Besucher von denWaagen auf der Direction gewesen, morgen wird die Brigade erscheinen. Das
Geld soll schon lange hier seyn. Woran es liegt, kann niemand begreifen. Eine
abscheuliche Wirthschaft die unverantwortlich ist! Nun will man wegen der Fooian den Prinzen Heinrich schreiben. Mein Nachbar schaft all sein Gesinde ab um
seine alte Haushälterinn von ihrem Mann zurückzunehmen. Fritzchen besuchte
Deine Schwestern und wird in Pension gegeben werden. Lieschen schreibt
Noten so gut sie kann. Was fertig ist, soll beygelegt werden. Kommt
Gelegenheit heran so erinnere
wenn es sich thun läst
wegen der 7 fl. für Heeringe u
Ratzenpillen.
Schreib so oft Du kannst und willst, ohne auf meine Antworten Rücksicht
zu nehmen; und wenn Dir etwas fehlt, so sag mir. Auf nothwendige Dinge
werd ich niemals Antwort schuldig bleiben. Was sich von selbst versteht, braucht
keine Worte.
Vergiß nicht Dich auch bey gegenwärtiger Zeit Dich derjenigen Verschen zu
erinnern, die Du in Deiner Kindheit gelernt hast:
Ein Herz, das Demuth liebet und
Kindlein! wir erkennen, daß Du der Heil. bist.
Laß diese Wahrheiten Dir niemals alt noch kalt werden, sondern Dir gleich
einem
verborgenen Schatz im Acker
seyn, Anfang und Fülle aller
Erkenntnis und Weisheit. Sonst verdirbt alle Zeit, die wir zubringen auf Erden. Wenn
alle Stricke reißen, das hält ewig. Himmel und Erde werden vergehen, aber
Sein Wort bleibt – und auf diesen Fels gründe Deinen Bau. Hör und glaubs,
was Dir Dein alter Vater aus
doppelter Erfahrung
sagt.
Nun mein liebes Kind, ich küße und herze Dich mit väterlicher Liebe und
Zärtlichkeit. Gott laße Dich auch in diesem neuen Jahr wachsen an Weisheit,
Alter und Gnade – Empfehl mich aufs Beste dem HE Kriegsrath, Frau
Kriegsräthin unter den besten Wünschen die ich für Ihr wie mein eigen Wohl thue –
für Dich wie für Deinen Freund.
Eure Freundschaft werde immer
inniger, gründlicher, reifer und fruchtbarer bis in das späteste Alter
.
In diesem Stück freu ich mich Dich glücklicher zu sehen wie ich bin gewesen
bin; so sehr mich auch Gott an Freunden von Jugend auf geseegnet. Sag dem
alten Herrn alles Gute in meinem Namen. An HE Scheller hab ich selbst
geschrieben. Sey dankbar, aufmerksam und redlich gegen Ihn.
Vergiß auch
Deine gute Nachbarschaften nicht, die auch zum tägl. Brodt
gehören
. Mutter u Schwestern u Freunde denken an Dich – und noch mehr wie
alle Dein Dich treu liebender Vater und Nächster
Johann Georg H.Königsberg den 15 des Χstmon. 84.Mein ewig zu verehrender Sohn und Wohlthäter,
Vor ein paar Stunden hatte ich einen Besuch von einem jungen Mann, den
ich seit vielen Jahren kenne und der mir seine Absicht einen Bücherhandel in
Curland anzulegen mittheilte; da meine älteste Tochter mit einem Briefe
gelaufen kam, mit dem ich sogleich nach dem Munde fuhr, weil ich Ihre Aufschrift
zu erkennen glaubte. Ich war aber nicht imstande ihn wegen des angeklebten
Siegels herauszubringen, weil ich ein etwas unbeholfener Mensch bin, nahm
ich zu der Geschicklichkeit meines Beysitzers meine Zuflucht, der bald damit
fertig wurde, mir die Einlagen einzuhändigen. Statt des Danks für seine Mühe
bat ich ihn mich allein zu laßen, weil ich nicht anders als ohne Zeugen Ihren
Brief nebst Beyl. zu sehlesen imstande war. Wie wohl
mir dabei zu Muthe
gewesen
, vermag ich nicht zu sagen. Ohngeachtet ich schon auf Ihre Denkungs-
und HandlungsArt durch eine umständliche Herzensergießung unsers lieben L.
vom 27 Oct. welche ich den 10 Nov. erhielt, zubereitet und eingeweyht war: so
übertrift doch die
Güte
und
Größe
der That und der Erfüllung alle seine
prophetischen Winke und alle Träume meiner aufgebrachten Phantasie. – –
Sie werden auf einmal zum
Vater
an mir und den Meinigen, ohne daß ich
bis diese Stunde von dem geringsten Anlaß noch nexu der Dinge etwas weiß,
noch davon begreifen kann – laßen Sie mich, wie ein
Kind
, Ihren und einen
höheren Willen erkennen und annehmen.
Dein Wille geschehe
! hat mir den
ganzen Tag im Sinn gelegen, und ich unterhielt mich über dies Thema, nach
einer Menge kleiner unbedeutender Geschäfte, die mich den ganzen Vormittag
zerstreut, mit einem unserer angesehensten Geistl. den ich an meiner Hausthür
begegnete und sich gefallen ließ eine Stunde lang bey mir abzutreten – weil wir
uns eine Weile vorher bey unserm dirigirenden Oberbürgermeister einander
abgelöset hatten, in Angelegenheiten, die eine Beziehung unter sich hatten. Durch
einen so rüstigen, muthigen und heitern Tag ist mein Gemüth zu der Wonne
dieses Abends eingeleitet worden.
Es
ist ein gar zu großes Stück. Ich bring Sie nicht
darum
–
sollt ich nun freylich mit Gellerts Greise sagen. Die Zinsen von dem mir
anvertrauten Capital sind mehr als überflüßig zur Erziehung meines
Viergespanns, das mir Gott gegeben; denn meinen eigenen Bedürfnißen sind die
Umstände meines Vermögens ziemlich angemeßen, und ich hoffe den
Hauptstock zu erhalten: wie ich es mir zur Gnade von Ihnen ausbitte, sich von der
jährlichen Verwaltung und meiner Treue darinn Rechenschaft ablegen zu
laßen –
Ob die
Zeichen
und
Wunder
meines ganzen Lebens meinen Glauben
stärken oder meinen Unglauben beschämen sollen, weiß der Herzenskundiger am
besten.
Was die Bedingung der
Verschwiegenheit
anbetrifft: so möcht ich auch
hier, wie Horatz zum Mäcen sagen:
Utrumque nostrum incredibili modo
Consentit astrum – – –Aber in Angelegenheiten des Zeitlichen bin ich so unwißend und unmündig,
daß ich einen Vormund nöthig habe. Die Hebung einer so ansehnlichen Summe
kann auch nicht geheim bleiben; da theils der hiesige Banco-Director mein
Freund und ein noch innigerer Freund unsers oben angeführten Bürgermeisters,
des Kriegsrath Hippel ist, bey dem ich jede Woche wenigstens speise und den
15 Nov. unsers Lavaters jüngsten Geburtstag gefeyert habe.
All mein baar Geld ist in den Händen eines hiesigen angesehenen
Kaufmanns, HE Friedrich
Conrad Jacobi
, den ich seit seiner Ankunft nach
Preußen kenne, deßen Oncle schon ein guter Freund von mir war, der von mir
engl. gelernt, und mit einem kleinen Capital einen in seiner Vaterstadt
Grün
berg
stadt
sich angeseßenen Weinhändler unterstützt, den ich auch von Person
hier gekannt. Diesem rechtschaffenen Freunde muß ich mich auch entdecken, um
die mir anvertraute Summe zu heben und unter seine gewißenhafte
Verwaltung zu nehmen. Diesen Freund kann ich nicht eher als diesen bevorstehenden
IV AdventsSonntag besuchen, wo ich oft zu Mittag speise, um die nöthige
Abrede mit ihm zu nehmen.
Dies ist alles – da ich schreiben
muste
und an Niemanden als an Sie,
verborgener Wohlthäter!
konnte
– was ich heute zu schreiben imstande bin. Der
überschwenglich mehr thun kann, als Menschen wißen und verstehen, wolle sich
auch durch Wunder und Christfreuden Ihnen offenbaren und verherrlichen!!!
Halleluja! Amen!
den 20 –Erst sich zum
Sohn
anzubieten, und alsdann sich zum
Vater
der meinigen
aufzuwerfen, und diesen Plan durch die natürliche Eitelkeit eines Schriftstellers
auf die Kinder seines Geistes auszuführen, schien mir doch eine Versuchung zu
seyn – und dies sind alle Wohlthaten: Je edler die Salbe, desto anziehender für
die schädlichen Fliegen. Es hat also an empfindlichen Nachwehen nicht gefehlt,
denn Zwillinge kämpften in meinem Kopf und Busen, wie in Rebeccas
Gebährmutter. Ich machte heute den Anfang darüber an Lavater zu schreiben, bin
aber wider unterbrochen worden.
Ich bin Gottlob! auch von diesem Kampfe genesen, und zur Ruhe gekommen
mit dem Entschluß die ungeheure Summe in der Bank in depot liegen zu
laßen, bis wir uns einander gesehen hätten. Meine lebendige Erfahrung
überführte mich von der Wahrheit:
Was ist das mich heut erfreuet
Und mich morgen nicht gereuet.
Die mäßigen Zinsen der Bank a 2½ p% schienen mir hinlänglich zu einem
Versuch der Erziehung, die freylich nicht vom Gelde wie unsere
Gesundheit
und
Seelenruhe
abhängt. Das Agio des edlen Metalls schien mir zu einer
Reise hinlänglich zu seyn – und auf diese Probe sollte Gottes Wille der unsrige
seyn. Aber ich werde immer mehr von der Individualität väterlicher Vorsehung
wie Ihres und meines eigenen Characters überzeugt, und daß alle Ihre
Maasreguln stärker und glücklicher als die meinigen sind.
Mein bewährter und rechtschaffener Freund
Jacobi
, deßen Comtoir aber
die Firma seines Oncles führt, besucht mich mit einem Briefe, den die hiesige
Bank vermuthlich schon gestern erhalten von dem dortigen HofFactor, und
meldt mir, daß es gegen ihre Constitution ist sich selbst mit Wechselnegoce
abzugeben, und daß selbige dies gantz Geschäfte ihm aufgetragen; daher er selbst
mit dieser Post an HE Breslau schreiben, die Bank hingegen erst mit der nächst
künftigen antworten wird. Ich bin damit sehr zufrieden, um so mehr, da dieser
rechtschaffene, vorsichtige und durch sein eigen Vermögen als Credit angesehene
Mann dadurch all das Meinige unter seine kluge Verwaltung bekommt, und ich
in der genausten Verbindung der Freundschaft und Geschäfte stehe, und daß
dies ein Mittel wird selbige noch inniger zu machen, und meine Sorgen für das
Zeitliche – deren Last ich eben so empfinde wie meine äußerste Untüchtigkeit mich
damit zu befaßen. Es fehlt mir gantz und gar an Augenmaaß u sensu
communi zu den kleinsten Geschäften dieses Lebens. Eine eben so leichtsinnige
Grosmuth in meinen Eignen als pharisäische Angstigkeit in fremden Angelegenheiten
– ein unüberwindlicher Kützel moralische Experimente zu machen – und mehr
als hypochondrische oder hysterische Grillen, die mir den Kopf benehmen, und
mich eben so leicht zu einem unbändigen Vertrauen als Verdacht verleiten, ohne
daß ich es selbst weiß.
Also mein Freund
Jacobi
schreibt mit dieser Post an den dortigen Hoffactorund an Nolten et Comp. zu Amsterdam, wünscht aber zu Ihrer Praecaution,daß Sie so gütig sind unsern Avis von abgemachter Sache abzuwarten. Ich
gewinn auch hiebey den vollen Genuß der landübl. Intereßen, und verlang
lieber keine als todte Capitalien, die unfruchtbar liegen.
Ach mein auserwählter – ach mein gewünschter Sohn! InZu was für einer
Wüste wird die
beste Welt
, wenn alles, alles darinn eitel ist. Den Seinen giebt
Er Schlaf – und Er schickte mich aus England mit dem ausdrückl. Gebot: Iß
dein Brodt mit Freuden, und trink deinen Wein (oder deiner Freunde ihren) mit
gutem Muth, denn dein Werk gefällt Gott. – Das hab ich bisher redlich gethan
und in Ansehung der 4. Bitte denk ich wie Luther in seiner dicken Auslegung des
tägl. Brodt. Ein
tiefer
Schlaf, fast ohne Träume, stand mir nicht nur des
Nachts sondern auch des Tags zu Gebot. Wenige Ausnahmen gab es in meinem
Leben, ich habe mehr Freuden- als Leidträhnen darinn vergoßen; selbst meine
ergiebige Galle löst sich leichter in Lachen als Wehmuth auf. Viel mehr wär es
mir alten Mann auch jetzt wie dem Seifensieder oder Volteius Mena ergangen;
aber es war ein Handgriff, mich in der Weisheit Salomons und Erkenntnis der
Eitelkeit einen Schritt weiter zu bringen.
Ich habe glücklicher wie er, nicht nur
unter Tausenden Einen Menschen
gefunden ohne Laterne mit einer mehr als archimedischen Wonne
gefunden
,
sondern auch ein Weib unter allen, die mit meiner ältesten Tochter ein
Experiment machen will, ob sie der Erziehung empfänglich ist.
Gott hat mir von Jugend auf durch Freundschaft reich und seelig gemacht.
Darunter gehört vorzüglich eine Baroneße Bondeli, bey deren würdigen Vater
ich gegen 2 Jahre zur Miethe gewohnt, und wie ein Kind fast alle Abende
gespeist. Ich bin ihr Lehrmeister im Engl. gewesen; sie heißt bey mir unsere
preußische Beaumont und ist auch wo nicht über eine
Julia
wie jene in der
Romance. Diese würdige Dame hat ihr Glück der Pflege ihres alten
unvermögenden Vaters und eines höchst undankbaren Bruders aufgeopfert, der ein elendes
Ende seinem Spielerleben u Ausschweifungen in Bernschem Dienste gemacht.
Außer einem weitläuftigen alten Hause mit einem Garten behielt sie nichts
übrig als eine mäßige Pension für die Verwaltung eines einträgl.
Majoratsguts deßen Besitzer in den besten Jahren starb – Diese Pension war vielleicht das
einzige Gute, was dieser geitzige Schwelger ohne es zu wißen gethan hat. Sie
war genöthigt nicht blos aus Noth als noch mehr aus Grundsätzen eine Schule
anzulegen, die lange leer blieb und seit kurzem sich in eine völlige Akademie der
Gratien verwandelt, daß sie keine mehr aufnehmen kann. Vor einem halben
Jahr entfuhr ihr ein Wink auch eine meiner Töchter ohne den geringsten
Eigennutz aufzunehmen: ich habe mich seitdem geschämt sie wieder zu besuchen,
welches ich ohne irgend ein Geschäfte bey niemanden thue, aber nunmehr scheint der
Handel unter uns beynahe abgemacht und geschloßen zu seyn. Der Fortgang
auch dieses Versuches, dieses mir am Herzen liegenden Versuchs ist auch ein
Moment meiner Entschließung.
Meine Jahre lang schmachtende Sehnsucht Herder zu überraschen, die Mutter
und das Geschwister meines Pathen kennen zu lernen, meinen Gevatter
Claudius, den ich so lange gedroht und geäfft, meinen jüngsten Freund in Düßeldorfdeßen Name schon für mich ein glückliches Omen ist, und die gute treue Seele in
Oßnabrück. Eine solche peripatetische Cur hat mir schon lange in den Nieren und
Lenden gelegen als das einzige Gegengift und Rettungsmittel der mich
nagenden und aufzehrenden Hypochondrie. Daß
mein gerader Weg
von hier nach
Münster gehen wird, und von diesem radio der ganze Circul meiner Ideen und
Wallfahrten abhängt, versteht sich von selbst.
Weil aber dieser Entwurf von einer ausdrückl. Erlaubnis abhängt, die jeder
Konigl. Bediente und homunculus unmittelbar im Cabinet suchen muß: so
wünschte ich tausendmal lieber, daß Ihre Gesundheit erlaubte diese Reise selbst
zu übernehmen und den Hausvater mit seiner glücklichen Familie auf einmal zu
übersehen. Unser Norden wird Ihnen nicht eben nachtheilig seyn. Was jener alte
Philosoph von seinem Hausheerde sagte und von seiner Küche, gilt auch von
meinem Vaterlande, so wenig es auch nach meinem Geschmack ist. Ich habe
Gottlob! weder Schulden noch Feinde, aber desto mehr Freunde, die beßer und
größer, Ihrer Bekanntschaft würdiger sind als: ich mag nicht sagen wer? –
Meinen ehrlichen homme d’affaires kennen Sie schon dem Namen nach – Beymeinem Hippel hab ich vorige Woche satt, zweymal gespeist. Er besitzt und
bewohnt das schönste Haus in unserer Stadt, und seit kurzen vor den Thoren
derselben eine kleine Villa, welche die erste und einzige in ihrer Art bey uns ist, und
letztere sehr gern zu Ihrem Aufenthalt abtreten wird. Kriegsrath Deutsch auf
Graventihn ist der Pflegvater unsers Sohns. Kriegsrath Scheffner lebt auf
Sprintlacken, wo ich ihn diesen Sommer zum ersten mal besucht. Er und Hippel
sind in Verdacht den
Versuch über die Ehe
und die
Lebensläufe in
aufsteigender Linie
geschrieben zu haben, machen aber ein undurchdringl.
Geheimnis daraus. Kriegsrath Hennings ist der Dechant aller meiner lebenden
Freunde. Auch gehören zwey Profeßoren wenigstens in diese Gallerie – mein
Freund Kraus, der Morczinimastix und Kant, der kosmopolitische Chiliast. Ich
erwarte diesen Sommer aus Halle einen Doctor Lindner, der sich auf seine alte
Tage auf die Medicin gelegt und aus dem leichtsinnigsten Jünglinge der
respectabelste Mann geworden, und dessen Consilium fidele ich mit einer
unerklärlichen Ahndung Ihnen empfehlen möchte. Er hat an seiner alten
unvermögenden kindischen Mutter hier beynahe Wunder gethan, und auf ihn wird der
Seegen des vierten Gebots gewiß einmal reichlich ruhen. Geht es Ihnen auch wie
dem guten Lavater, der meine Hand nicht lesen kann? Ich hatte mir zu dem
beyliegenden Briefe eine Feder ausdrücklich geschnitten – aber das Schreiben fällt
mir so schwer als das Reden und bisweilen verstumme ich zu beyden und muß
mein Leid in mich freßen.
Wenigstens sagen Sie, mein auserwählter, mein gewünschter Sohn! was
Sie eigentlich auf mich und meine Kinder aufmerksam gemacht? Bey mir trifftauch das Sprichwort ein: Artzt hilf dir selbst. Aber Seine Kraft ist noch in den
Schwachen mächtig. Ich habe noch nicht das geringste Licht von Ihren
Bewegungsgründen mich mit den Pfeilen Ihrer Liebe zu verfolgen und so tief zu
verwunden. Worinn mein Zug auf Ihren ersten Brief bestanden wißen Sie auch
noch nicht. So lächerlich er Ihnen auch vorkommen wird. Bitten Sie Ihren
Artzt, der vermuthl. D. Hoffmann seyn wird um einen statum morbi, und
theilen mir etwas Gsevon seiner Geschichte mit, damit ich allenfalls auch
vor Ihrer Ankunft das Gutachten meines Freundes in Halle einholen kann. Ich
muß nächstens wider schreiben um Ihnen den nöthigen Avis, daß alles hier
richtig ist, zu ertheilen. Der ewig reiche Gott laße Ihre Erndte gleich Ihrer
Aussaat gerathen, daß
viele Gott danken mögen
. 2. Kor. IX. 12. Gott erhöre
mein und der Meinigen einfältiges Gebet für Ihre Erhaltung und Genesung
und gnädigen Heimsuchung. Ermüde Sie nicht meine Ungeduld das
Nöthige
zu wißen
und von Ihnen zu erfahren.
Ich lebe und ersterbe Gottes, Christi und der Ihrige Johann Georg H. und
schmecke schon im Geist die Freude Sie zu schauen und zu umarmen.
Clarissime Domine Politice!Weil meine alten steifen Knochen zur peripatetischen Philosophie nicht kaum
mehr taugen, und meine Augenblicke zu labyrinthischen Spatziergängen nicht
immer
vor
sondern auch zuweilen zwischen der Tafel ab ouis ad pomaeintreffen; so muß ich schon zu einem maccaronischen Gänsekiel meine Zuflucht
nehmen, Ihnen meinen Dank für den beykommenden Berlinschen Christmonath
im cant-style, den der komische Geschichtsschreiber der komischen Litteratur
per e wie ein Asmus cum puncto durch
Kantschen Styl
gegeben, zu
übermachen.
Zum Sapere aude! gehört auch aus eben derselben Qvelle das Noli
admirari! Clarissime Domine Politice! Wie sehr ich unsern Plato liebe und wie gern
ich ihn lese wißen Sie; auch will ich mich seiner Vormundschaft zur Leitung
meines eigenen
Verstandes
, doch cum grano salis gefallen laßen, ohne eine
Selbstverschuldung durch Mangel des
Herzens
zu besorgen.
Einen Profeßor der Logik u Kritiker der reinen Vernunft an die Regeln der
Erklärung zu erinnern, wäre beynahe Hochverrath; da Sie mir überdem Ihren
Hutchinson fortgenommen ohne seine Moral widererstattet zu haben; besitze ich
kein anderweitiges Organon in meinem armseel. Büchervorrath. Eben so wenig
bin ich imstande den Zufall jüdischer und christlicher Einstimmigkeit in
vormundschaftlicher Denkungsfreyheit mir aufzuklären, weil der königl.
Bibliothekar mir den zweiten Jahrgang auf eine höchst unbarmherzige Art und Weise
mir vorenthalten; so sehr ich auch aus allen meinen Kräften zur Geburtshülfe
des kosmopolitischplatonischen Chiliasmus durch Wünsche, Erinnerungen,
Vorbitte und Danksagung beygetragenDaher laß ich es mir gern gefallen die Aufklärung mehr ästhetisch als
dialectisch, durch das Gleichnis der Unmündigkeit u Vormundschaft, zwar nicht
erklärt, doch wenigstens erläutert und erweitert zu sehen. Nur liegt mir das
πρωτον Ψευδος (ein sehr bedeutendes Kunstwort, das sich kaum
unflegelhaft in unsere deutsche Muttersprache übersetzen läßt,) in dem vermaledeyten
adiecto oder Beywort
selbst verschuldet
.
Unvermögen ist eigentlich keine Schuld, wie unser Plato selbst erkennt; und
wird nur zur Schuld durch den
Willen
und deßelben Mängel an
Entschließung
und
Muth
– oder als
Folge
vorgemachter Schulden.
Wer ist aber der unbestimmte
andere
, der zweymal anonymisch vorkommt.
Sehen Sie hier, Domine Politice wie ungern die Metaphysiker ihre Personen
bey ihrem rechten Namen nennen, und wie die Katzen um den heißen Brey
herumgehen; dochich sehe die Aufklärung unsers Jahrhunderts mit keinen
Katzen- sondern reinen u gesunden Menschenaugen, die freylich durch Jahre
und Lucubrationen und Näschereyen etwas stumpf geworden, mir aber
zehnmal lieber sind als die bey Mondschein aufgeklärten Augen einer Αθηνη
γλαυκωπις.
Ich frage daher auch noch zum zweitenmal mit katechetischer Freyheit: wer ist
der
andere
, von dem der kosmopolitische Chiliast weißagt? Wer ist der andere
Bärenheuter oder Leiter, den der Verf. im Sinn aber nicht auszusprechen das
Herz hat. Antwort: der leidige Vormund, der als das correlatum der
Unmündigen implicite verstanden werden muß. Dies ist der Mann des Todes. Die Sselbstverschuldete Vormundschaft und nicht Unmündigkeit –
Wozu verfährt der Chiliast mit diesem Knaben Absalom so säuberlich? Weil
er sich selbst zu der Claße der Vormünder zählt, und sich gegen unmündige
Leser dadurch ein Ansehen geben will – Die Unmündigkeit ist also nicht weiter
selbst verschuldet, als in so fern sie sich der Leitung eines blinden oder
unsichtbaren
(wie jener pommersche Katechismusschüler seinem Landpfarrer
entgegen brüllte) Vormundes und Führers überläst. Dieser ist der eigentl. Mann
des Todes –
Worinn besteht nun das
Unvermögen
oder die
Schuld
des fälschlich
angeklagten unmündigen? In seiner eigenen Faulheit und Feigheit? Nein, in der
Blindheit seines Vormundes, der sich für sehend ausgiebt, und eben deshalb
alle Schuld verantworten muß.
Mit was für Gewißen kann ein Raisonneur u Speculant hinter den Ofen und
in der Schlafmütze den Unmündigen ihre
Feigheit
vorwerfen, wenn ihr
blinder Vormund ein wohldisciplinirtes Heer zahlreiches Heer zum Bürgen
seiner Infallibilität und Orthodoxie hat. Wie kann man über die
Faulheit
solcher unmündigen spotten, wenn ihr aufgeklärter und selbstdenkender Vormund,
wofür ihn der eximirte Maulaffe des ganzen Schauspiels erklärt, sie nicht
einmal für Maschinen, sondern für bloße Schatten seiner Riesengröße ansieht, vor
denen er sich gar nicht fürchten darf, weil es seine dienstbaren
Geister
und die
einzigen sind, deren Daseyn er glaubt.
Kommt es also nicht auf einerley heraus: glaube – exercir – zahl, wenn dich
der T‥ nicht holen soll. Ist es nicht Sottise des trois parts? und welche ist die
gröste und schwerste? Eine Armee von Pfaffen oder von Schergen,
Büttelknechten und Beutelschneidern? Nach dem befremdlichen unerwarteten Gange
menschlicher Dinge, wornach fast alles im Großen paradox ist, komt mir
Glauben schwerer vor als Berge versetzen, Evolutionen und Exercitia machen – und
die Liquidation mit unmündigen, donec reddant nouissimum quadrantem –
Die Aufklärung unsers Jahrhunderts ist also ein bloßes Nordlicht, aus dem
sich kein kosmopolitischer Chiliasmus als in der Schlafmütze u hinter dem Ofen
wahrsagen läst. Alles Geschwätz und Raisonniren der eximirten Unmündigen,
die sich zu Vormünder der Vormünder selbst unmündigen aber mit couteaux
de chasse und Dolchen versehnen Vormünder aufwerfen, ein kaltes
unfruchtbares Mondlicht ohne Aufklärung für den feigen faulen Verstand und ohne
Wärme für den feigen Willen – und die ganze Beantwortung der aufgeworfnen
Frage eine blinde Illumination für jeden unmündigen, der
im Mittage
wandelt.
Geschrieben den heil. Abend des vierten und letzten Advent Sontags 84 entre
chien et loup.von des Clarissimi Domini Politici und Morczinimastixgebundenen und seiner ex- und esoterischenFreyheit
entschlagenen
, von Poetenund Statistikern verkanntenMagus in telonio.Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten
Und unbemerkt sie thun – –
Matth. XI. 11.
N. S.
Meine Verklärung der Kantschen Erklärung läuft also darauf hinaus, daß
wahre Aufklärung
in einem Ausgange des unmündigen Menschen aus einer
allerhöchst
selbst verschuldeten Vormundschaft
bestehe. Die Furcht des
Herrn ist der Weisheit Anfang – und diese Weisheit macht uns
feig
zu lügen
und
faul
zu dichten – desto muthiger gegen Vormünder, die höchstens den Leib
tödten und den Beutel aussaugen können – desto barmherziger gegen unsere
unmündige Mitbrüder und fruchtbarer an guten Werken der Unsterblichkeit. Die
Distinction zwischen dem öffentl. und privat Dienst der Vernunft ist so komisch
als Flögels seine in Be- und Verlachenswürdige. Freylich komt es darauf an
die beyden Naturen eines
Unmündigen
u
Vormunds
zu vereinigen, aber
beyde zu sich selbst widersprechenden Hypokriten zu machen, ist kein arcanumdas erst gepredigt werden darf; sondern hier liegt eben der Knoten der ganzen
politischen Aufgabe. Was hilft mir das
Feyerkleid
der Freyheit, wenn ich
daheim im Sclavenkittel. Gehört Platon auch zum
schönen Geschlecht
– das er
wie ein alter Hagestoltzer verläumdt. Die Weiber solten
schweigen in der
Gemeine
– und si tacuissent, philosophi mansissent. Daheim (i. e. auf dem
Katheder und auf der Bühne und auf der Kanzel) mögen sie plaudern nach
Herzenslust. Da reden sie als Vormünder, und müßen alles vergeßen u allem
widersprechen, sobald sie in ihre eigene selbstverschuldete Unmündigkeit dem
Staat Schaarwerk thun sollen. Also der öffentl. Gebrauch der Vernunft u
Freyheit ist nichts als ein Nachtisch, ein geiler Nachtisch. Der Privatgebrauch ist das
tägl. Brodt
, das wir für jenen entbehren sollen. Die ganze
selbst
verschuldete Unmündigkeit ist ein
ebenso schiefes Maul, als er dem ganzen
schönen Geschlecht macht, und daßs meine 3 Töchter nicht auf sich sitzen laßen
werden. Anch’io sono
tutore
! und kein Maul- noch Lohndiener eines
Obervogts – sondern halt es mit der unmündigen Unschuld. Amen!
Adresse mit Lackrest:An /
Herrn Profeßor Kraus
Königsberg den 20 Christm 84.Mein Herzens- und Seelenfreund Lavater
Nicht den 15 des vorigen sondern dieses laufenden Monaths wurde Ihre
Wahrsagung vom 27 Oct. erfüllt, und ich wurde den ganzen frohen Tag, neml.
den 15 auf den glücklichsten Abend, den ich je erlebt, vorbereitet.
Mein Becher lief über und zur Erleichterung meines voll eingeschenkten
Herzens fieng ich noch einen Brief an – ohn daß ich mich besinnen kann, was ich
geschrieben, noch denselben fortzusetzen imstande bin, als bis
zu seiner Zeit
.
Während derselben wende ich mich an Sie, guter lieber Lavater, da die ganze
Sache Sie eben so nahe angeht als Ihn und mich.
Die Freude, mit der ich gejauchzt hatte:
Ein Sohn ist uns gegeben
!
verwelkte wie eine Blume des Feldes, welche der Othem des HErrn anweht. Ich
gerieth in eine solche Wüste – Ein Schwert durch meine Seele machte so viele
Gedanken offenbar, daß ich mich selbst verabscheute und haßte, und jeden meiner
Nächsten, B u L als meinen
Versucher
ansahe. Statt des
frommen
,
wahren
– war ich ein Magus, wie jener Act. VIII. der zu seinen Experimenten mehr
Vertrauen als zur Vorsehung hätte. Des Gewißens Stimme donnerte: Laß
dich nicht gelüsten! und mein eigener Genius und Schiblemini brüllte und
wieherte: Jede Lüsternheit zum Beßerseyn ist der Funke eines höllischen
Aufruhrs. Ich fühlte, daß Freundschaft, Leben, Geld und alles eitel war und mir
eckelte vor allem. Durch so viele Tiefen und Höhen, Berge und Thäler kam ich
vorgestern am heil. Abend des vierten Adventssontages zu einem
Gleichgewicht der Zufriedenheit, daß ich zu meiner betrübten und in mir selbst unruhigen
Seele sagen konnte: harre auf Gott – –Hiezu kam, daß ich seit einigen Wochen auf ganz besondere Veranlaßungen
über die Werke des Spinoza brüte und mir die exemplarische Mäßigkeit,
Enthaltsamkeit Emsigkeit und Gnügsamkeit dieses außerordentlichen Mannes
lebhaft im Sinn schwebte. Kurz der edle Balsam zog so viele schädliche Fliegen
an sich, daß ich mich kaum vor ihnen zu retten wuste – und nicht wie Abraham
das Gevögel wegzuscheuchen mächtig war.
Ecce homo! und was ist
menschlicher
als ein Vater und Autor? von diesen
beyden schwächsten Seiten war der Angriff auf mich geschehen. Meine losen
Blätter schienen mir dies unerwartete Glück zugezogen zu haben zum Besten
meiner Kinder, für die ich gern durch meinen eigenen Untergang gute Seelen
aufmerksam und mitleidig gemacht hätte, worauf es auch wirklich und
ausdrücklich mehr wie einmal angelegt gewesen mit einem:
Komm ich um, so
komm
ich
um
! – –Hier wurde ich genöthigt abzubrechen, um meinen Brief nach M. zu Ende zu
bringen, mit dem es nach meiner Rechnung noch wenigstens einen Posttag Zeit
haben würde. Aber die Vorsehung eilt mit mir um die Wette, und mein ganzes
Concept ist abermal verrückt, aber zu meinem wahren Besten und Vortheil.
Ich will dem Rath meines Sohns im HErrn folgen,
genießen
und
ruhen in
dem innern Handkuß des Vaters, der seine Kinder nie vergißt
. Ich
will Ihn als ein
Joseph
und
Benjamin
– mit Israels Demuth und Freude
aufnehmen – ich fühls am Gelenk meiner Hüfte, daß ich mit Gott und
Menschen gekämpft.
Die letzte Entscheidung bleibt auf unsere Intuition ausgesetzt, wodurch alles
evidenter werden wird. Ich wünschte Ihn auch Seiner Gesundheit wegen am
liebsten hier. Sollte selbige aber eine Hinderung seyn, so soll mich Hartknoch auf
seiner Fahrt zur Ostermeße mitnehmen und ich gehe die geradeste Schnur,
welche die kürzeste und liebste für mich, in die Vaterarme meines Sohnes. Gott
gebe daß wir uns auch einander begegnen mögen, wie ich meinen Herder,
Claudius, Jacobi und vermuthl. Gevatter Kaufmann u s.w. noch Ein für allemal in
diesem kurzen Leben zu sehen hoffe. Meine älteste Tochter kommt noch so Gott
will in diesem Jahr in Pension, wenn sie irgend einer Erziehung empfänglich ist,
und sie verdient diesen Vorzug – Mein Sohn zieht auf Ostern in die Stadt um
seine akademische Laufbahn anzufangen, oder begleitet mich auf meiner Reise,
wenn Gott will.
Ich bin so voll wie Elihu, bin aber so wenig im Stande zu schreiben, als
Sieich Sie mit Lesen quälen mag. Von meinem Hill habe noch keine Sylbe erhalten
u bin um ihn besorgt. Daß er nicht meinen Brief dort abgewartet – aber es wird
ihm noch schwerer werden als mir das Eile mit Weile zu lernen.
Nun denk ich, liebster L. ist der Schmetterling bezahlt mit Haut und Haar.
Ich habe für Kleuker 2 Exempl. bestellt, um eins nach M. zu schicken. Ich
zweifele aber, ob dieses geschehn; denn durch eben den Weg hab ich auch eine Liste
an
Druckfehlern
besorgt, ohne bis diese Stunde das geringste erhalten zu
haben. Diese Sphalmata verderben freylich oft den Verstand, der sich auf das
Jerusalem und die disiecti membra poetae bezieht. M. Paul Christian Hilscher
hat eine kleine Abhandl. von D. Martini Lutheri vermeinten
Spiritu
familiari
oder deßen so genannten Scheblimini ΨCX. 2 Dresden 730
herausgegeben. Golgatha = Christentum Schibl. = Luthertum. Sie mögen auch
humilem und sublimem nach Döderleins Dogmatik darunter verstehen; so finden
Sie immer die Beziehung auf Mendelssohns Aufschrift und Innhalt. Die
Anführung S. 77 ist auch verstümmelt aus
Garve über Ferguson
S. 296, 297.
Noch ein grober Fehler ohngeachtet aller meiner angewandten Sorgfalt und
Vorsicht demselben vorzubeugen steht S. 74: Psilosophie oder Psilologie, ein
von mir selbst erdachtes Wort für
reine
Vernunft
= ratiopura, ieiuna,
tenuis p. Wenn die Weisheit spielt mit den Menschenkindern; warum solltunser einer nicht spielen mit dem Publico? S. 25. zielen die Pfuy! Pfuy auf die
Fooi das heist Biergelder welche wir Zollbediente bisher genoßen haben, und
in allen Häfen gebräuchlich sind. Diese Biergelder hat der alte Barbar oder
vielmehr die General-administration seine alte Hure an sich gezogen. Die Schiffahrt
ist seit 2 Jahren so außerordentl. gewesen als niemals bey Menschen Gedenken,und mein Antheil hätte sich auf viele 100 Rthr erstreckt. Noch heute habe einen
albernen Brief unterschreiben müßen, deren meine arme Amtsbrüder an den
Prinzen Heinrich haben ergehen laßen. Die schreyende Ungerechtigkeit dieser
Sache liegt mir noch immer auf dem Herzen. Ich nahm mich Anfangs derselben
an, muste mich aber bald wie eine Schnecke in mein Häuschen verkriechen, habe
auch seitdem meine 6 Hörnerchen nicht mehr auszustrecken das Herz gehabt.
Aber was unser Kant von der
selbstverschuldeten Unmündigkeit
statt
Vormundschaft
in den Christmond der Berlinschen Monathsschrift
einrücken laßen, geht mir bis in die Seele, und ich schrieb noch vorgestern spät
Abends ein 4 Seiten langes Billet an unsern Morczinimastix, der sich über
meinen Durchfall nicht gnug wundern können, aber noch keine Zeile darauf
geantwortet. Nun ich umarme Sie und wünsche daß der heil. Christ und sein
freudiger Geist mit seinen Gaben mannigfalt auch in Ihr Herz und Haus und aller
derer die Ihn und Sie lieb haben in der Nähe, wie Pf. und in der Ferne wie Hä.
und To.
lieb haben unverrückt
, einkehren, walten und schalten möge. Amen.
Was macht unser J. G. Müller in W? Bitte mir sehr mitzutheilen, wenn sich
etwas von Hill erfahren läßt; auch seine Eltern u Geschwister verlangen
Nachrichten. Was kann ich aber hier für N. thun? Wie nöthig haben wir arme
Menschen auch unter uns einen Mittler, der alles liquidirt und ins reine bringt?
Vergeßen Sie nicht in Ihrer
Fürbitte
und
Danksagung
den von Sorgen
erlösten, erquickten und verjüngten Johann Georg H.Gütigste Freundin,
Das Ideal der Schönheit werden Sie heute zurück erhalten haben mit dem
Zeugniße einer völligen Uebereinstimmung mit Ihrem Urtheil und Geschmack.
Ich gehe morgen früh nach Graventihn in der Gesellschaft eines sehr
liebenswürdigen Manns des HE Baron von Heuking, den ich heute zufällig und sehr
glücklich
habe kennen lernen. Diesen Augenblick begegnet mir ein kleiner
Qveerstrich, der mich außer aller Faßung bringt. Indem ich mit der grösten
Andacht den
fliegenden Mann
lese und willens war es morgen unterwegs zu
Ende zu bringen, bemerke ich daß die ganze mittelste Lage fehlt. Schon gestern
fiel es mir auf, daß nicht mehr als 2 Bogen waren; weil der achte Theil der
Zeitgenoßinnen aber 5 Lagen hatte; so vermuthete ich, daß eine davon vielleicht
zum ersten Buch gehören würde, gieng also von meiner
gewöhnlichen
Hausregul
ab, nichts für baar anzunehmen ohne Evidenz, oder ohne Zahl Maas und
Gewicht.
Da mir an diesem Buch unendlich viel gelegen weil selbiges eine gar zu
genaue Beziehung auf den Gang meiner gegenwärtigen Ideen hat, die sich alle
auf Einen Gegenstand beziehen, und ich es gern morgen um 5 Uhr unterwegens
mitnehmen möchte um es wo mögl übermorgen bey meiner Rückkunft Ihnen
abliefern zu können; so haben Sie die Güte und Freundschaft bey sich alles
nachzusehen, ob es wo dort liegen geblieben (denn mitgenommen und
mitbekommen hab ich es gewiß nicht) – und wenn es nicht bey Ihnen gefunden
werden kann so wünschte ich wenn es in aller Welt möglich und thunlich ist noch
heute sich den Defect der
zweyten Lage des fliegenden
Manns vom
Buchstaben J – R inclus. aus dem Laden zu verschaffen.
Vergeben Sie meine dringende Eilfertigkeit – Allenfalls kann auch
Ueberbringerin dort abwarten. Ich küße Ihnen die Hände und bin nach herzl. Gruß
von den Meinigen Ihralter ergebenster GevatterDiener u FreundJohann Georg Hamannden 21 Xbr. 84.Adresse mit rotem Lacksiegelrest (Kopf des Sokrates nach links):An / Madame Courtan, / zu /
Hause
.
Königsberg am zweyten Christtage, St. Stephani u Sontage nachWeynachten den 26 Xbr. 84.Mein alter lieber Freund, Gevatter und Landsmann,
Zuförderst wünsche Ihnen Glück zu der kleinen Tochter, die Ihnen Gott
gegen Ende des Nov. geschenkt und wünsche, daß er sie Ihnen erhalten und
Ihnen noch mehr von Ihrer lieben Frau beschären wolle, und Ihrem ganzen
Hause so viel Freude und Seegen schenken wolle, als er mir den 15 d. hat
erleben laßen. Amen.
Ohngeachtet Ihnen oft gnug meine Noth geklagt: so können Sie sich doch
kaum vorstellen, wie weit selbige gieng. Wenn Gott nicht den jungen Lindner
auf ¾ Jahr in mein Haus geschickt; so wäre schon längst in Schulden vertieft.
Ich habe mich von seiner Pension bisher erhalten und das OelKrüglein gieng
auch zu Ende bis auf die letzte Neige – dennoch hatte ich das Herz monathlich
noch 2 rth an meine Töchter zu wenden und zu verschwenden, einen für einen
ehrl. Soldaten, den mein lieber Hill mir vermacht hatte, um das italienische
worin meine Lisette bey Hill den Anfang gemacht hatte zu erhalten und den
andern Thaler für seine Schwester, welche meine beyde älteste Mädchen im
Nähen unterrichtete. Mit dem neuen Jahre sollte alles eingehen. Bier, das ich
nur des Abends trinke, Caffe, Taback, den ich starker schnupfe als rauche – um
Holtz kaufen zu können, mich und mein Haus zu versohlen und unsere Blöße zu
bedecken. Ohngeachtet ich weder zum Helden noch Märtyrer noch Mönch noch
Schmarotzer geboren bin: so besitze ich doch eine kleine Anlage zu allem, und in
dieser Mischung besteht so verschiedner Elemente besteht vielleicht die
Idiosynkrasie meines Characters.
Den 4tenSept komm ich von meiner Gevatterinn Me Courtan zu Hause und
finde einen Brief von einem literarischen Freunde, mit dem meine Verbindung
seit langer Zeit aufgelöst nebst einer Einlage von einem ihm ebenfalls
unbekannten jungen Mann, der ihn ausdrückl. aus der dortigen Gegend besucht um
sich meinethalben zu erkundigen. Dieser unbekannte schreibt mir von
Verbindlichkeiten gegen mich, die ich bis diese Stunde weder zu begreifen noch zu
ergründen imstande bin. Wenn ihn sein schlechter Gesundheitszustand nicht
abgehalten, würde er mich schon dies Jahr besucht haben. Ich überlese seinen Brief
2 mal und qväle mich die halbe Nacht wegen dieses Gastes, der mich zugl. bat
ihn zum Sohn anzunehmen.
Den Morgen drauf lese ich noch einmal zum drittenmal den Brief über,
und zwey Wörter machten mich aufmerksam, die ich den Abend vorher
übergangen haben muß; dennoch schienen sie mir doch noch zu zweydeutig um meine
Besorgnis ganz zu unterdrücken. Von einer beynahe römischen Idee begeistert
lauf ich den gantzen XIII. Dom. herum um den Leuten oder meinen Freunden
und Freundinnen worunter auch Ihre liebe Schwester Me Dorow gehört
anzumelden:
Mir ist ein Sohn gegeben
! Alles machte große Augen in der
Meinung daß mir wirklich ein Kind geboren werde. Ich lachte noch mehr über
das Zutrauen, das man zu einem alten Mann hatte, noch ein solches opus
operatum leisten zu können. Mit meiner Antwort war auch nicht saumseelig;
machte es aber wie die Boten Benhadads,
nahm eilend das Wort von ihm
und deutete es auf mich
1 B. der Kön. XX. 33.
Währender Zeit erhielt allerhand Nachrichten von der
Individualität
dieses edlen Jünglings und seines Characters, die meine Einbildungskraft aufs
höchste spannten. Sie wurde aber unendlich übertroffen durch das
fürstl.
Geschenk
einer Anweisung auf ein so ansehnl. Capital für jedes meiner 4 lieben
Kinder zu gleichen Theilen, daß ich ebensosehr über die
unaussprechliche
Gabe als die
unaussprechliche
Art, womit mir selbige aufgeopfert und
aufgedrungen wurde, in Erstaunen und Verehrung der Göttl. Vorsehung und
Ihrer Individualität, die sich auf
Spatzen
und
Eulen
erstreckt, vergehen
möchte.
Da ich meinen lieben Hans Michel mit Furcht und Zittern auf Ostern
erwartet, wo er seine akademische Laufbahn anfangen soll, weil ich kein einziges
Collegium zu bezahlen im stande war noch den geringsten Zuschub zufließen zu
laßen: so erwarte ich ihn noch diese Woche zu sehen auf unserer beyder Freunde
Kriegsrath Hippel u Scheffner Vorbitte, die sie gestern nach Graventihn haben
ergehen laßen, wie auch an Scheller, der zur allgemeinen Freude auch Hofnung
hat versorgt zu werden.
Auf einmal bin ich gegenwärtig vermögend, wenn ich das Capital
als ein
heil. Eigentum so wol meines
unbekannten Wohlthäters und eventuelles
meiner lieben 4 Kinder verwalte, sie wie ein rechtschaffener Vater von den Zinsen
zu ernähren und zu erziehen. Meine Lisette geht diese Woche vielleicht noch in
Pension meiner alten Freundin, der preuß. Beaumont, unserer Julie oder
Julianne Bondeli, die sich als eine Mutter bewiesen und schon vor einem halben
Jahr anerboten diese älteste oder eine ihrer Schwestern aus christl. Liebe in Ihr
Haus zu nehmen – daher ich sie seitdem nicht mehr das Herz gehabt zu besuchen
ohngeachtet ihrer widerholten Einladungen u den Verdacht einer undankbaren
Vergeßenheit –
Ich weiß Sie freuen sich mit mir, lieber guter Reichardt, und werden die
Anwendung von diesem Zeichen u Wunder, das Gott an mir armen verlaßenen
verschmähten
Mann von selbst zu Ihrer Stärkung u Tröstung anwenden.
Ich allein hätte zur Noth einzeln leben können und für meine Bedürfniße
war meine Habseeligkeit hinreichend – diese muste ich aber durch ein Testament
der in meines seel. Vaters u meinem Dienst alt gewordenen Mutter vermachen
und meine Kinder auf ihren Tod warten laßen. Gottlob! nun sind sie reicher
wie ihre Eltern und jeder hat sein bescheiden Theil, worum ich sie von ihrer
Kindheit an tägl beten gelehrt aus Spr. Sal. XXX. 8,9.
Behalten Sie alles dieses für sich und melden Sie nichts nach Weimar, wo
ich längst eine Antwort schuldig bin, aber wegen Umstände noch nicht geben
kann. Entschuldigen Sie mich mit dem Versprechen daß ich Sie für mein
Stillschweigen schadlos zu halten hoffe. Sie können leicht denken wie ungedultig ich
bin meinen
Schutzengel
von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Dazu gehört
allerhöchste Erlaubnis, die ich nicht directe suchen kann, weder bey dem
Oelgötzen, der weder mehr lesen noch schreiben kann, noch bey seinen welschen
Scorpionen, denen ich einen tödtl. Haß geschworen habeMeine armen elenden Commilitones in telonio haben sich vor wenigen
Tagen an den Printzen Heinrich gewandt und ich habe nolens volens auch
unterschreiben müßen ohne zu wißen was? Mein Herz zieht uns zum Pr. von
Pr. – thue ich das gerade oder können Sie das auf die sicherste Art ohne sich
selbst zu exponiren durch einen
guten Weg und Canal
bewerkstelligen: so
erwarte hierauf reife überlegte positive Antwort. Ich erwarte von Ihrer
bewährten Freundschaft darüber die nöthige Erklärung und alles was zu meiner
Instruction dienen kann. Ich erwarte meinen Sohn aus Graventihn um alle
gedruckte und geschriebene Acten mir aufzusuchen, weil er damit beßer
Bescheid weiß als ich, zu Memoires u Confessions, die wo nicht interessanter doch
wahrhafter seyn sollen als der welschen Ciceros unsers aufgeklärten
Jahrhunderts – und ein Scherflein zu dem kosmopolitischen Chiliasmo beytragen
und daß nicht die unschuldige Unmündigkeit sondern die allerhöchst verschuldete
Vormundschaft Ursache sey, predigen sollen: Gott gebe, daß es Ihm
gefälliger sey als der Philosophen Opfer die nicht wißen was sie böses thun, wie
der Prediger weißagt IV : 17.
Ist mein Schiblemini d. ist. Luthers Spiritus familiaris aus ΨCX. 2. glücklich
gehört und wie ich hoffte verstanden zu werden: so werde ich von meiner elenden
Autorschaft sagen können: Auch in der Dunkelheit giebts göttl. schöne Pflichten
und alle Helden unserer Litteratur auslachen, die deutsch zu sagen, nichts als
Schelme Schwätzer und Betrüger sub pallio philosophico sind – –
Wenigstens will ich all das Meinige thun uns einander widerzusehen u Ihnen
meinen Gegenbesuch abzustatten – Gott erfülle unsers Herzenswunsch und
gebe neuen Seegen zum Neuen Jahr – reiches Oel in unsere Lampen – Brodt
und Wein Zach IX. 17. – und was wir uns selbst wünschen, Allen –
Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Sechswöchnerinn küßen Sie mein Pathchen
und das kleine nebst dem größeren Geschwister – und bleiben Sie wenigstens
mein herzl. Freund in Berlin instar omnium –
Grüße von unsern Freunden, bereits genannten und ungenannten. Vale et
fave – Ich eile zur Kirche und Dorow und ersterbe
Ihrherzl. Freund Gevatter u
Landsmann
Johann Georg Hamann.So kommt Gott eh wir’s uns versehn
und läßt uns sehr viel Guts geschehn. Amen.
sang unsere seel. Mutter und Wärterinnen; leider! aber nicht mehr –
Unsere Kinder sollen erst Christen, hernach schöne Geister u wenn sie können
auch Philosophen werden; nicht umgekehrt, die Pferde hinterm Wagen
angespannt.
Dußeldorf den 30ten Dec. 1784.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 3. Erhalten den 12 Jänner 85 Geant. den 16Lieber edler theuerster Freund
Ihr herzliches Schreiben vom 14ten Nov kam mir, über Aachen, am ersten
Advent. Ich war seit vielen Tagen krank u traurig. Das verschwand mir in
Ihren Armen u ich hatte einen schönen Abend. So stark ich mich getrieben fühlte
Ihnen gleich zu antworten, so konte ich doch nicht. Darüber kam am Sonnabend
Ihr zweyter Brief vom 1st. Χstmon. Aus diesem duftete mir nicht so wie aus
dem ersten der volle Hauch der Liebe u des Vertrauens entgegen, u ich machte
die Bemerkung, daß Sie am 14ten Nov den Brief an Hemsterhuys noch nicht
getr gelesen hatten. Sagen Sie mir doch, ob Sie durch diesen Brief irgend an
mir irre geworden sind. Ich fahre unterdeßen fort Ihnen aus dem innersten
meines Herzens zu sagen, was mich der Anlaß Ihrer Briefe sagen heißt.
Es freut mich inniglich daß Ihnen meine Papiere so willkommen waren, u
noch weit mehr, daß Sie sich mit Ih dem Inhalt derselben ernstlich
beschäftigen, u fortfahren wollen sich damit zu beschäftigen –
Der
bisher geholfen hat,
wird weiter helfen! – Sein Rath ist wunderbahrlich – Halte an, mein Herz, daß
ich glauben lerne u. Vertrauen gewinne!
Als ich in HofGeismar Ihr Golgatha zum ersten Mahle las, fiel mir gleich
die Stelle S 71 in Beziehung auf Leßing auf, u wie Mendelssohn dabey
erschrecken würde. Ich dachte so gar, Sie wüßten vielleicht etwas von der Sache
durch unsern Herder. Es kann seyn daß Mendelssohn eben diesen Argwohn
hegt. Dagegen ist, wenigstens fürs erste, nichts zu thun. Mit seinem Versuch
gegen den Spinozismus wird er wohl nicht säumen, aus Furcht es möchte
geschehen was Herder wünscht, sey es auch nur durch meine Unvorsichtigkeit. Ich
schicke Ihnen einliegend einen original Brief v Elise Reimarus, der mir die
erste Nachricht v Mendelssohns vVorhaben ertheilte. Mit dem System des Sp
welches L. M nach dem Tode des Sp bekannt gemacht haben sollte, ist war
zuverläßig nichts anders als die Ethik gemeint; er Mendelssohn hätte sie ja
sonst besonders nennen müßen. Von L. Mayer ist weiter nichts vorhanden als was Sie
kennen u in Ihrem Briefe anmerken; zu Ihrer Beruhigung will ich aber doch
bey Mendelssohn durch Reimarus noch anfragen laßen. Läge Königsberg nicht
so weit von hier, ich hätte Ihnen Augenblicklich die pr. Ph. Carth. des Spinoza
u sein Leben v Colerus geschickt. Die pr. P. C. finden sich gewöhnlich bey den
gesammelten Werken des Cartes. Ich habe noch ganz kürzlich ein Exemplardavon, welches ich doppelt hatte verschenkt. Schreiben Sie mir inskünftige,
wenn Ihnen etwas abgeht, daß ich es Ihnen schicken soll wenn ich es habe oder
zu schaffen weiß, u ich werde Sie auf das schleunigste zu befriedigen suchen. Ich
möchte Ihnen sagen können, mein liebster Hamann, wie ich mich freue, u wie
ich darauf gen Himmel sehe, daß Ihnen diese Sache so angelegen werden mußte!
Sie urtheilen ganz recht, edler Mann, daß in Leßings Eifer für die
Fragmente Feindschaft gegen das Christenthum auf dem Boden lag, u daß es
keines weges die Rolle eines Χstl. Philosophen war die er spielte. Er wollte aber
für letzteres auch nicht angesehen seyn. Die Maske die er brauchte sollte ihn
nicht verbergen sondern nur beschützen. Es lag tief in Leßings Character, daß er
keines Menschen und keines Dinges Narre seyn wollte, auch nicht der Narre der
Philosophie. Bey seiner Verachtung gegen die ΧstenLehre, die zuletzt sehr bitter
wurde, hätte er es für Schimpf gehalten, im Kampfe dagegen etwas auf das
Spiel zu setzen; seine äußerlichen Verhältniße sollten ungefährdet bleiben; er
wollte nicht ausgelacht seyn, am wenigstens v sich selbst. Uebrigens scheute
er so wenig, seine wahre Meynung entdeckt zu sehen, daß ihn jeder Mißverstand
darüber zornig machte. Als seine Erziehung des Menschengeschlechts von
einigen als eine nicht unchristliche Schrift, beynah als eine Palynodie angesehen
wurde, stieg sein Aerger über die Albernheit der Nation bis zum Ergrimmen.
Das Gedicht Prometheus scheint mir näher mit 2 Gesprächen des Lucian, dem
beschämten u dem tragischen Jupiter, als mit dem Trauerspiel des Eschylus
verwandt. Leßing mag mit seiner ersten wohl Hand wohl auf die Natur der
Dinge selbst gedeutet haben.
Ich vermuthe einen Mißverstand wo Sie sagen: „Was Leßing anbetrift, so
beruhigt mich sein letztes Geständniß, vermöge deßen dieß sein gewesenes
LieblingsSystem, das vermuthl. in seinem Kopf eine ganz andre Gestalt als
im Carthesianischen u Jüdischen gehabt – ihm
selbst nichts erklärt hat,
sondern
ihm am Ende nichts mehr als die Substitution einer
Formel für die andre zu seyn schien, wodurch man eher auf neue
Irrwege geräth ohne als dem Aufschluß näher zu
komment
. – Leßing
redete hier von des Hemsterhuys System von der Liebe in dem Briefe sur les
desirs, u nicht v dem System des Spinoza.
In den Zusätzen zu denen v Leßing herausgegebenen philosophischen
Aufsätzen v Karl. Wilh. Jerusalem, befindet sich S 113 eine Stelle, welche
Aufmerksamkeit verdient.
Εν και παν soll nach Leßing die Aufschrift eines Tempels der Alten gewesen
seyn. Welches Tempels habe ich vergeßen, u so auch die Authorität worauf sich
Leßing stützte. Ich habe in meinem Gedächtniße gesucht, aber es gab nur
Verwirrung.
Daß Sie von meinen Papieren Abschrift genommen haben, ist mir gar nicht
zuwider, sondern angenehm u erfreuend; nur bedaure ich daß Sie diese Mühe
größten Theils selbst übernehmen mußten. Auch die Mittheilung durch
Vorlesen überlaße ich Ihnen uneingeschränkt mit dem freyesten frohesten Muthe.
Sie werden schon sorgen daß vor der Zeit nichts auskommt. – Aber worum ich
Sie nicht kräftig genug zu bitten weiß, mein lieber gütiger Hamann: erfüllen
Sie mir so bald es seyn kann Ihr Versprechen, über das System des Spinoza
mir Ihre Herzensmeynung zu sagen.
Ich kann heute (den 31ten) meinen Brief nicht vollenden, will aber das
geschriebene doch abgehen laßen, u den nächsten Posttag auf einem frischen Blatte
fortfahren. – Gebe Ihnen Gott ein glückliches neues Jahr. – In Ihrem Briefe
vom 14ten Nov haben Sie 3 Mahl meine Gesundheit getrunken, welches mir
ungemein bekommen ist. Den 15ten sollten Sie bey Kriegsrath Hippel speisen.
Ich möchte wißen, ob auch dort meine Gesundheit getrunken wurde. Wenn Sie
wieder zu dem Kriegsrath kommen, so bringen Sie ihm einen Gruß v mir, u
machen Sie ihm den Gruß so angenehm als Ihr Gewißen es Ihnen erlaubt, u
Ihr Herz es Ihnen eingiebt.
Der liebe Jacobi zu Zelle (er verdient das Beywort) ist mein leiblicher Oheim
u mein Freund. Der rechtschafene liebenswürdige Greis soll es wißen daß Sie
nach ihm fragen, u in seinem Herzen darüber froh werden.
Herder bot mir zu Weimar den Bruder-Bund, den ihm mein Herz schon
gebothen hatte. Wir heißen einander Du.
Indem ich den Brief von Elise Reimarus hervorlange um ihn beyzulegen,
wandelt es mich an Ihnen noch etwas beyzulegen, einen Brief den ich vor
4 Jahren an Lavater schrieb. Sie schicken mir beydes zurück.
Seelig sind die nach Recht u Wahrheit hungern u dursten; denn sie sollen
ersättigt werden.
Gott sey mit uns, liebster Hamann! – F. JacobiKönigsberg den 2 Jänner 85.Der erste Brief, liebster Freund Hartknoch, in diesem neuen Jahre an Sie.
Gottes Seegen kehre reichlich in Ihr Haus ein, wie bey mir mit dem Ende des
alten. Sie wißen es zum Theil, und das gröste Theil wißen Sie nicht, in
welchem Kummer und Sorgen für die Zukunft ich gelebt. Gottes Schickung war es,
die den hartherzigen Mann in Mitau bewegen muste, mir seinen Sohn vor
2 Jahren aufzudringen. Von diesem Gelde habe ich mich bisher unterhalten
müßen und es gieng auf die Neige.
Den 4 Sept. kam ich des Abends von Me Courtan zu Hause und finde einen
Brief von Kleuker aus Osnabrück mit einem dem Einschluß eines uns beiden
Unbekannten der Kleuker ausdrückl. besucht um Nachrichten von mir
einzuziehen. Dieser Unbekannte meldt mir, daß er schon im vorigen Jahre die Absicht
gehabt hätte mich zu besuchen, führt den Kermes du Nord u die hierophantischen
Briefe an, welche wegen ihres elenden Abdrucks, wie Sie wißen, eben keinen
guten Eindruck von dem Sinn des Verf. einem gemeinen Leser mitzutheilen im
stande sind. Ich qväle mich die halbe Nacht mit Grillen, und weil ich nicht im
stande bin meinen Gast aufzunehmen: so nehme mir vor wenigstens diesen
Umstand und alles was dazu gehört aufrichtig zu beichten. Unterdeßen fielen
mir zwey Ideen ein, ohne daß ich weiß wie? 1. ich wünschte mir einen Freund
und Liebhaber meiner Schriften um in seiner Gesellschaft meine Schriften die
ich Ihnen feyerlich zugesagt, sammlen durchgehen und ausgeben zu können.
2. glaubte ich hier ein Mittel gefunden zu haben das Project einer Reise nach
Weimar u Wandsbek, woran ich schon so viele Jahre gebrütet, vielleicht
erreichen zu können. Ich theile diesen Einfall dem Herder mit, dem eben dieser
Zunder ins Dach fällt – Vom Lavater, auf den sich mein Wohlthäter ausdrückl.
bezogen, erhalt ich noch außerordentlichere Nachrichten, die mich im stande
setzten tiefer in den Sinn des ersten Briefs einzudringen und alle meine
Erwartung anstrengten. Endlich erhielt empfieng den 15 Χstm. eine Antwort
die ein alles übertreffendes Geschenk für jedes meiner 4 Kinder zu gleichen
Theilen in sich schloß
mit der schweren Bedingung des tiefsten
Stillschweigens
. Mit göttlichem Seegen werden die bloße Zinsen des ungeheuren
Kapitals zureichen meinen Kindern eine anständige Erziehung zu geben – und
ich bin voller Dank und Freuden über Gottes Barmherzigkeit, und daß die
Kinder meiner Muse ein Mittel geworden die Kinder meines Leibes und Herzens
zu erhalten, zu pflegen und zu bilden nach Nothdurft. Mein Sohn kam den 27
mit seinem Hofmeister an und führte seine Schwester Lisette Reinette zu
meiner gnädigen Baroneße Bondeli, die Mutterstelle übernommen; meine
Tochter ist also die neunte in dieser Akademie der Gratien, und man wird sich
kaum entschließen mehr anzunehmen, da Sie gegen mein Kind schon
Einwendungen machte und in der Wahl sehr strenge ist.
Ich bin fest entschloßen meinem Wohlthäter zuvor zu kommen, und war
schon willens mich zu Ihrem Reisegefährten anzubieten. Weil aber Erlaubnis
aus dem Kabinette haben muß und ich keine Antwort auf meinen Brief vor
2 Jahren erhalten u an die dortige Generalhexe sr. Finanzen auch nicht mehr
wenden mag: so blieb mir nur ein einziger Ausweg übrig, zu deßen
Ausführung einige Papieren gehören, welche aufzusuchen ich meinen Sohn
verschrieben. Dazu gehörten auch einige meiner Schriften deren letztes Exemplar
ich zu einem andern
Ebentheuer
brauchen muß, das ich Ihnen auch mittheilen
werde.
Vorigen Mittwoch schickt das Kayserlingsche Haus zu mir und läst mich den
Tag Morgen drauf zu sich bitten, welches mir angenehmer ist als der Mittag.
Da hat die Gräfin einen Brief von der Fürstin Galliczin erhalten, die sich eine
umständliche Nachricht von meinen Schriften, eine der vollständigsten Samml
derselben oder Anweisung ihrer habhaft zu werden, von meiner maniere d’etre,
de mon caractere et de mon ton pp ausbittet. Ich bin so glückl. gewesen ein
gutes Exempl. der Sokr. Denkw. hier aufzutreiben – zweifele aber einen
Versuch über die Ehe
zu finden und die
Hirtenbriefe das Schuldrama
betreffend. Sollten Sie noch eins finden: so ersuche drum allenfalls selbige
nachzuschicken. Wegen der etwanigen Kosten giebt diese Fürstin eine Anweisung
auf Ihren Bruder den Grafen von Schmettau, Chanoine de Halberstadt à
Berlin.Hartung wie ich heute erfahren hat auch den Schiblemini, aber weder im
Katalog noch Zeitungen angemeldt. Dengel seinen Laden an die Gebrüder
Prüschmann, Kannengießersöhne in der Altst. Langgaße richt über der
Holtzgaße verkauft, für 13000 rth. Der Handel soll aber nicht nur zurückgehen
sondern Dengel solcher Spitzbübereyen sich dabey schuldig gemacht haben daß er
sn guten Namen eben ein u alles Mitleiden einbüßen wird. Friedrich ist in Curl.
um sich daselbst auch zu etabliren – und
unter der Hand
bietet Hartung sn
Laden für 12000 rth aus. Dies bitte aber nicht zu verrathen.
Mich wundert, daß Sie mir nicht Gerards Abhandl. über die Theile der
φφia mitgetheilt haben, die ich wenigstens gern zu sehen wünschte, weil
ein guter Freund mich auf einige Gedanken darinn aufmerksam gemacht.
Noch suche ich hier ein Buch auf allen öffentl.u in allen Privatbibliotheken
umsonst, neml. Renati Descartes Principiorum Philosophiae Pars I. et II.nuncgeometrico demonstratae per Bened. de Spinoza. Amst. Accesserunt eiusd.
cogitata Metaphysica – – Amst. 663. 4o Sollten Sie es haben, so hoffe ich daß
Sie es mir für Geld u gute Worte oder falls zu theuer zu einem geschwindern
Gebrauch als die Reiskiana überlaßen welche ich noch keine Muße gehabt habe
anzusehen. Ich brauche diese erste Schrift des Spinozas welche ihres Innhalts
wegen eben keine Seltenheit wie die übrigen anonyme seyn kann zu einer kleinen
mir
aufgetragnen Arbeit
, welche desto wichtiger für mich ist weil man in
Berlin sehr darüber scheel sehen soll, daß ich dem Mendelssohn einen
atheistischen Fanatismum
aufgebürdet.
Die Einl Ihres letzten Briefes den ich den 30 erhalten sind gl. mit der
nächsten Post unter HE Jacobi Einschluß befördert worden, habe aber keine
Zeile wegen meiner gegenwärtigen Unruhe in meinem Hause und Gemüth
beylegen können. Freyl. wünschte daß Sie ein wenig glimpflicher geschrieben; der
alte Adam läst sich aber mit keiner furca austreiben. Gott wolle diesen Mangel
durch sn Seegen ersetzen und es an keinem Guten fehlen laßen. Je näher die
Freunde welche sich katzbalgen; desto heftiger der Paroxysmus. Man wird sich
über mein Stillschweigen u die Ursachen deßelben gnug dort wundern; ich hoffe
aber alles gutzumachen – Gott gebe mündlich u persönlich, wiewol ein Brief
der
nicht roth werden darf
, beßer wäre. Nun mit Gottes Hülfe wird alles
noch ins reine gebracht werden können. Schon bey meinem Besuch in Riga
habe das voraussehen können. Unser arme geplagte Hiob hat vielleicht Ursache
hypochondrisch
zu seyn und verdient in allem erdenklichen Fall etwas alte
freundschaftliche Nachricht, worinn Sie olim zu freygebig u zu verschwenderisch,
nunc zu gerecht und zu weise sind. Vergib uns unsere Schuld wie wir vergeben –
und führe uns
nicht in Versuchung
. So arg gieng es in Riga, ärger in
Bückeburg und am ärgsten – Die kleinste
Lüsternheit zum Beßerseyn
sagt
der Prediger in der Wüste, sich selbst u sn Lesern – ist der Funke eines höll.
Aufruhrs. Doch gnug hievon und punctum pro futuro, mit Bitte vorsichtiger
zu seyn und durch Abreden allen übeln Nachreden vorzubeugen.
Nun, mein lieber alter Freund H. der wohlthätige empfindseelige Richter der
Menschenherzen und Gedanken und guten Werke, welcher keinen Trunk kalten
Waßers unvergolten laßen wird, wolle auch das Gute in Ihre Rechnung fertibringen, als Ihm selbst gethan, was Sie einem Ordens- und Dutzbruder,
Gevatter und Landsmann und einem Ihrer Taglöhner zu seiner Erqvickung und
seiner 7 Kinder haben angedeyen laßen. Er seegne dafür Sie und die lieben
Ihrigen in der Ferne und Nähe in diesem Jahre, verjünge Ihre Leibes- und
Gemüths-Kräfte. Ich umarme Sie, empfehle mich mit Hans und seinen
Schwestern und ihren Eltern, ohne jemals aufzuhören Ihrer bewährten
Freundschaft und Liebe eingedenk zu seyn. Muntern Sie unsern H. zur
Fortsetzung und Vollendung seines Werks – ich denke bald im Ernst meine Brocken
zu sammeln, und mich aller günstigen Augenblicke u Umstände dazu zubedienen. Vielleicht wird auch die im Sinn liegende Reise dazu beförderlich seyn –
so der HErr will und wir leben. Antworten Sie sobald Sie können
Ihremalten verpflichteten Landsmann und FreundeJohann Georg Hamann. Wegen Rossi habe Meldung thun laßen, werde vielleicht morgen selbst zum
HE Oberhofprediger hingehen. Die Matinées habe wie sie empfangen meinem
Freunde Jacobi verehrt. Meine Absicht war es nicht sie umsonst zu haben. Er so
wohl als HE Kr.
Rath Deutsch
würden gern bezahlt haben. Leben Sie wohl
und nach Herzenswunsch. Grüßen Sie unsern Georg B. zum Neuen Jahr.
den 3 –HE Oberhofprediger habe eben besucht, und dankt sehr erfreut für Rossi. Er
wünscht sich ein paar Bogen von Griesbach über Theologia popularis, wenn
Sie selbige haben oder zur Meßzeit selbige aufzutreiben im stande sind. Was
Rossi kostet, werden Sie mir melden und das Geld soll parat liegen. Gott
seegne Sie und Ihr Haus. Ich bin den gantzen Morgen herumgelaufen und
habe Gäste, Hans mit seinem Hofmeister Scheller und Prof. Kraus. Vale etfaue.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu / Riga.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d. 31 Dec 1784Vermerk von Hamann:Erhalten den 23 Febr. über Weimar.
Geantw den 11 April durch HE Hartknoch.
Eilig
. Schafh 4 Jan.85.
Theurster Hamann
!
Sie sind mir mit unsterblicher Liebe so tief ins Herz geschrieben, daß es mich
herzlich freut, wenn ich eine Zeile von Ihnen sehe, oder durch Herder oder
Lavater Etwas Gutes von Ihnen höre; ich spreche mit Ihnen, wenn Sie mich
gleich nicht hören, aber worte, die nicht zu
schreiben
sind. Dies ist die Ursache,
warum ich Ihren Brief vom 3 8br so alt habe werden lassen.
Hill
hab ich
leider nicht getroffen; Er weil ich auf dem Lande war u. er eilte wie ein Engel
davon. Ich bedauere es, einen Menschen, der solche Entschlüsse fassen kann, ist
der Mühe werth zu seyn sehen, u. bedauere es noch mehr da mir Lavater u.
Gaupp allhier so viel Liebes von ihm sagen. Er ist auch bey 2 andern meiner
Freunde gewesen, die sich nicht in ihn finden konnten, weil er immer selbst redte
u. niemand reden ließ, u. doch nachher mit Entzükung von diesem herrlichen
Abend sprach. Sein Der Zweck seiner Reise,
gute Menschen zu sehen
, schien
mir zu neumodisch. Doch das sehen Sehen allein von so Millionen
Gegenstände wirkt wenigstens implicite auf ihn – ein Geist treibt ihn u. Er weiß selbst
nicht wozu? und wohin? Wenn Freunde von Ihnen hieher kommen, so weisen
Sie sie mir doch zu, ich lebe gerne mit ihnen, weil immer neu eine neue Seite
der Seele berührt u. geöfnet wird. Lav. schickt mir oft zu. Für Ihr Golgatha u.
Sch. danke herzlich, es ist wie alle ihre Schriften nach Claudius Ausdruk ein
nächtlicher Himmel, wo ich aber tausend güldene Sternlein erblike. Doch
versteh ich Sie immer beßer. Warten Sie der Zukunft, die gegenwärtige Zeit ist nie
gerecht gegen ihre Propheten, u. villeicht spinnen in künftigen Zeiten die philos.
theol Weberzünfte manchen Golddrath aus ihm.
Mein edler Freund Gaupp wird Ihnen bald durch einen Freund schreiben, er
hat unmögl izt Zeit. Ueber ihren König ist mir gestern Nachts bei
Brenkenhofs Leben
ein Licht oder Schatte aufgegangen, so wie neulich bei Nüßlers, das
Büsching beschreibt. Mein Bruder lebt für den winter auf einem Schloß bei
Iverdun ganz allein m. s. Bedienten ein Leben voll Unschuld, künfftiges Jahr
soll s. Schweizerhistoria womögl ganz kommen. Sie werden befriedigt werden.
Ich – ich bin der alte Träumer u. Phantast, geliebt von Freu edlen Freunden,
deren ich immermehr kenne, u. von andern heimlich gehaßt. Die vorigen 2 Jahre
waren eine windstille. Izt heissts: Inter Spem curamque,
amores
inter p wird
der Traum meines Herzens oder m. Liebe realisirt, so sollen Sie auch von m.
Freude haben, u. wenigstens Ihr lieber Michael soll sie einst sehen, so Gott will.
Der Herr hat alles wohl gemacht, u.
bishieher
mir geholfen – wie das
tröstet mich auch mitten unter m. Fehlern, die mir
um
u.
um anliegen
.
Leben Sie herzlich wohl u. ruhig in Ihrem Gott, lieber alter, väterlicher
Freund. Schreiben Sie mir auch wieder! Ich ersterbe der Ihrige
Müller
.Adresse:An Vater Hamann.
Kgsb. den 6 Jänner am Großen Neujahr 85.Mein verehrungswürdiger Freund, ich habe Ihnen viel Neues zu melden,
und wünsche, daß Sie so viel Muße und Lust haben mögen zu lesen, als ich aus
dem Antheil Ihres Herzens an meinem bisherigen Schicksal voraussetzen kann
– daß die neuen Wege der Vorsehung auch zu Ihrer Aufrichtung und
Zufriedenheit beytragen könnenmögen! Vergeben Sie mir den Eckel einiges details –
A 77 wurde ich Packhofverwalter, nachdem ich mich 10
Jahre
als
Uebersetzer ins franz. gequält und durch die überhäufte Arbeit der ersten unter einem
Stockwelschen Director, der wie ein Bettelbube ins Land gekommen war und
wie ein Marquis heimgieng, mir die einzige Sprache, welche ich aus einem
geheimen Instinct geliebt, so versaltzen hatte daß ich alle Reinigkeit des Geschmacks
darüber eingebüßt und seitdem alle Fertigkeit zu schreiben verloren habe. Mein
Vorgänger war nicht nur Packhofverwalter sondern auch Licent-Inspector und
Admiralitäts rath gewesen. Durch die Regie wurde die Admiralität gänzlich
abgesondert zum Ressort der Kriegs- und DomainenCammer, und die
Inspection des hiesigen und Pillauschen Licents in einen neuen poste de
confidence mit doppeltem Gehalt und emolumenten verwandelt. Dergl. postes de
confidence heißen auch
neue
Posten, die blos den Creaturen der General-
Administration anheim fallen, und ziemlich precair sind. Ich freute mich also
einen alten zwar ziemlichsehr verstümmelten Posten erwartet und erbeutet zu
haben mit dem alten Gehalt von 25 rth. freyer Wohnung, von der aber auch
schon 2 Stuben meinem Vorgänger entzogen worden waren ohne Holtz – und
(außer den zufälligen Gratificationen vom jährlichen Plus) hatte ich kein
einziges andres Emolument als einen Antheil an gewißen anfänglich freywilligen
aber mit der Zeit fixirten Abgaben, welche die Schiffer den Zollbedienten
abzugeben schuldig sind, und den holländischen Namen
Fooi
- oder
Bier- und
Trinkgelder
haben. Dieses emolument war uns durch widerholte Rescripteals ein pars salarii confirmirt, ratihabirt und bestätigt worden. Diese Gelder
wurden alle 6 Monathe den 1 Jun. u Xbre vertheilt, und war für mich der
gewöhnl. Fonds zum Einkauf des Holtzes, des Jahrmarkts zu Johannis u
Weynachten. Seit 767/8 beraubte die General-Administration nicht nur 9/32 ihren
Officianten, bald darauf 7/32 und endl. gar ¼ welches sie zu ihrem eigenen
willkührl. Gebrauch anwandte, sondern die quota der alten Bedienten wurde
auch durch den Zuwachs der neuen noch mehr geschmälert, bis es ihr gegen das
Ende des 782. Jahres einfiel diese ganze Summe dem Könige oder sich selbst zu
berechnen. Auf diese Fooi zielen die
Pfuy
!
Pfui
! der armen Zöllner im
Schiblem. S. 25. Ich suchte reinen Wein einzuschenken und machte mich allen meinen
theuren Amts- und Leidensbrüder dadurch gehäßig, ließ sie schreiben – – und
weil keine Antwort kam, wagte ich mich selbst den 1 Jänner 83 ins Cabinet, und
erhielt weiter nichts, als daß ich über meine gehabte Furcht nachher selbst lachen
muste. Noch denselben Monath ej. anni drung mir ein Freund aus Curl. seinen
verwahrloseten Sohn auf, der schon hier studiert hatte, um ihn decliniren und
conjugiren zu lehren. Ohngeachtet mich seine nächsten Blutsfreunde wegen des
notorischen Geitzes abriethen, entschloß ich mich zum Experiment; war so
glücklich, daß der Vater kaum ¾ Jahr seinen Sohn bey mir ließ, und bezahlte mich
aus freyer Wahl, die ich ihm anheim gestellt hatte, so reichlich, daß ich mit dem
Golde mein Oelkrüglein ausgehen sahe, und für das nächste Jahr keinen Rath
mehr wuste, noch wie ich die Bedürfniße deßelben bestreiten könnte.
In jener crisi gegen das Ende a. 82. machte ich ein Testament mit Beyhülfe
meiner juristischen Freunde zum Besten meiner Hausmutter, welche ihre
Jugend der Pflege meines altenseel. Vaters und für meine eigene Haushaltung
aufgeopfert, ohne die geringste Rücksicht auf unsere 4 Kinder nehmen zu
können, als auf meinen ältesten und zugl. einzigen Sohn in Ansehung meiner
mäßigen aber zieml. zum Theil ausgesuchten Bibliothek.
Ein Jahr vor dieser finstern Epoque hatte ich einen jungen rohen feurigen
Menschen auf unserer kAkademie aufgefischt, von dem ich hörte daß er eine
brennende Lust zum Griechischen hätte, und den ich sogl. zum Gespann
smeines Sohns machte, das Engl. anfieng, zum Arabischen, spanischen u
Portugiesischen Hülfsmittel verschaffte, einige einträgl. Stunden und ein
Stipendium – Er unterrichtete meine älteste Tochter dafür auf dem Clavier mit eben so
viel Treue u Eifer als gutem Fortgange, fieng des Singens wegen das ital. mit
ihr an, ohne meinen rechten Willen und führte seinen tollkühnen Versuch aus
vorigen Sommer in die weite Welt zu gehen, ohne daß ich im stande war ihn
davon abzuhalten. Seit dem er die Schweitz paßirt, weiß ich nichts mehr von
ihm. Dieser in seiner Art außerordentl. Ebentheurer hieß Hill – und er ließ mir
mit s. besten Empfehlungen einen Grenadier zurück, der das ital. mit meiner
Tochter unter eben den Bedingungen wie mit ihm selbst fortsetzen möchte. Die
Bescheidenheit dieses Soldaten, der sich beynahe aufdrang nahm mich so für
ihn ein, daß ich 1 rth. für meine älteste Tochter monathlich aussetzte, aber
zugl. ihm einige vortheilhaftere Stunden verschaffte. Dies geschah nicht ohne
geheime Vorwürfe einer Verschwendung an einer Sprache, die einem übrigens
sehr unwißenden Mädchen sehr entbehrlich war. Hills Schwester erhielte eben
so viel um die zwey ältesten Kinder nähen und einige nöthige Handarbeiten zu
lehren.
Diese 2 rth des Monaths hätten auch nächstens aufhören müßen, und ich
mochte noch weniger daran denken, daß mein Sohn vom Lande auf
bevorstehende Ostern zu seiner akademischen Laufbahn in mein Haus zurückkehren
würde, weil ich nicht ein einziges Collegium für ihn zu bezahlen im stande war.
Mit diesem Wurm im Herzen stellen Sie sich selbst vor, wie ich gelebt habe –
was für Zerstreuungen dazu gehören, um die Gedanken von einer so
trostleeren, verzweiflungsvollen Lage zu entfernen – das trotzige und verzagte Ding
in unserer Brust im Zaum oder Gleichgewicht zu erhalten, daß es sich nicht dem
natürl. Hang zu beyden Extremen überläßt. An dergl. Zerstreuungen –
worunter ein
Buch
oder ein
Brief
die beste Wirkung thaten, hat es die Vorsehung
nicht fehlen laßen, damit mich der Kummer nicht verzehrteEinen solchen, alle meine Gedanken und Sinnen hinreißenden Brief fand ich
bey mir zu Hause auf meinem Tisch den 4 Sept. am späten Sonnabend vor
DomXIII. p. Tr. da ich meine mitleidende Gevatterin Me Courtan besucht
hatte. Ich laß ihn 2 mal ohne ihn recht verstehen zu können, brachte die halbe
Nacht beynahe schlaflos zu, erwachte zum fröhlichsten Sonntage mit dunkeln
Anschlägen einen Besuch in meinem Vaterlande zu erleben, der mir zu einer
Jahre lang aufgeschobenen Arbeit – (Sie verstehen mich, Verehrungswürdiger
Freund, meine
Saalbadereyen
mit 4 Augen durchzugehen und wo mögl.
ins reine zu bringen) sehr erwünscht zu seyn schien, oder eine eben so nöthige
Reise zu meiner Erholung und Valet meiner Freunde in W. u M. vielleicht
ausführen zu können. Diese Ideen waren Balsam für meine Wunden und Beulen.
Ohngeachtet ich erst durch Herder, hernach durch Lavater mehr als zu viel
zubereitet war: so waren doch alle Zurüstungen meiner aufgebrachten
Einbildungskraft nichts gegen das
Fest der Erscheinung
, welches ich den 15 des
Christmonats erlebte. Es war ein Brief, der mehr
Gold
, Weyrauch und Myrrhenin sich hielte für meine arme Muse und die von ihr enterbte Kinder meines
Leibes, als die Weisen aus Morgenland dem neugebornen Könige der Juden aus
ihren Schätzen zu opfern im stande waren. Gott aber sey Dank für Seine
unaussprechliche
Gabe 2 Cor IX. 15.
Da sehen Sie mich, liebster bester J. mich 55jährigen Greis beynahe wider
verjüngt und aus einer Wüste in ein Eden versetzt – durch ein Spiel der Natur –
oder ein Wunder der Vorsehung. Was ist am Namen gelegen.Nenn mich
einen Backopfen, sagt ein litthauisches Sprichwort, aber Brodt wirst du nicht in
mir backen.
Meine einzige Sorge besteht nunmehr darinn meinen Wohlthäter zu sehen,
der Ihnen vielleicht bekannter als mir und wo nicht schon wie ich vermuthe
einer Ihrer Freunde ist, doch es verdient zu seyn. Unser gemeinschaftl. Wunsch
einander kennen zu lernen, ist auch auf guten Wege erfüllt zu werden, ohne die
Gefahr zu scheuen das durch die Gegenwart zu verlieren, was ich in der Ferne
erobert.
Den 27 pr. kam mein Sohn auf meine Citation mit seinem Hofmeister nach
der Stadt, zu deßen Versorgung auch alle Anstalten gemacht sind, und an eben
dem Tage die beynahe aufgegebene und wegen ihres langen Ausbleibens für
verloren gehaltene Gratification wegen des eben so außerordentlichen Plus, als
die Schiffart seit 2 Jahren alle übrigen in Preußen übertroffen hat. Mein Sohn
sollte mir als Bibl. die Bücher in Ordnung bringen und einige Schriften unter
meinen Briefschaften aufsuchen, und führte den Tag drauf seine älteste
Schwester in Pension bey der Baroneße von Bondeli, welche sie als die 9te in ihre
Akademie aufgenommen, unter der Bedingung sie nicht als Fräulein noch
Demoiselle, sondern wie ein ehrl. Dienstmädchen zu erziehen, für die nackte jährl.
Pension, zu der ich nichts als den Thaler für den welschen Sprachmeister
beytragen kann. Der bloße Umgang einer so ausgesuchten Gesellschaft von adl. u
bürgerl. Mädchen, als diese vortrefliche und gelehrte Meisterinn erzieht, ist das
gröste Glück, was ich meiner Tochter wol im Herzen gewünscht aber niemals
für sie hoffen können; und ich höre mit unaussprechlicher Freude, daß zwey
ihrer edelsten und schönsten Züglinge, eine Fräulein von Hallmann, die als eine
Virtuosin schon bewundert und eine Fräulein von Bardeleben, welche durch
ihren außerordentl. Geschmack an Lectür und Talenten sich unterscheidt, um ein
ander wetteifern meiner Lisette Reinette in der Music und im französischen
fortzuhelfen, wozu ihr der Anfang im Ital. eben so günstig ist, als wenn sie mit
dem französischen angefangen hätte. Bey meinem Sohn ist der Anfang im
Griechischen vor dem Latein eben so gut eingeschlagen.
Wozu dieser Aufwand
? Ein Mädchen bildet und entwickelt sich von selbst.
Dieser leidige Einwurf ist mir schon von meinen nächsten Freunden gemacht
worden. Aber meine liebe weise Herren! Es ist Pflicht das Geld was mir Gott
und Sein Mittler gegeben zu beyder Ehre und der
Bestimmung gemäß
anzuwenden – und mir ist sehr wenig an der äußeren – aber desto mehr an der
inneren Bildung gelegen, mit der es nicht so geschwind geht, als Ihnen ihre
Erfahrung einbildet – und ins Allgemeine läst sich gut reden. Die Geheimniße
meines Busens und meines Heerdes mag ich nicht gern gemein machen, weil
man selbige schwerlich glaubt oder darüber lacht. Also die Armuth hat ihre
Sorgen und Versuchungen, aber bisweilen noch größere der Ueberfluß des
Reichtums; und man muß gegen beyde sich wapnen und auf seiner Hut seyn.
Die Ebentheuer des verfloßenen Jahres sind aber noch nicht zu Ende. Den 29
Xbr. komt des Morgens ein Bedienter aus dem Kaiserlingschen Hause, in dem
ich seit langer Zeit nicht gewesen, mit einem Gruß von Beyderseits Excell. die
mich den Morgen drauf zu sich bitten laßen – weil Sie wißen daß ich ungern zu
Mittag erscheine, und seit der Durchreise der Kammerherrin von der Reck nicht
da gewesen bin.
den 7.Seit vorgestern ist ein so starkes und plötzliches Thauwetter eingefallen, daß
ich heute nicht im stande bin auszugehen sondern zu Hause bleiben muß, daß
ich also Zeit gewinne meinen Brief fortzusetzen –
Ich gieng also den 30 des Morgens zum Gräfl. Kayserlingschen Hause. Die
Gräfin leitete das Gespräch mit der allgemeinen Anmerkung ein, daß ich außer
meinem Vaterlande in sehr gutem Andenken stünde. Mit einem widerholten
Ja! brachen alle Schleusen meiner Seele durch, und der Strohm war nicht in
meiner Gewalt; ich war auch nicht im stande eher das geringste zu hören, biß
ich mein Herz von den Begebenheiten der vorigen Tage ausgeschüttet hatte.
Mitten unter dem Erstaunen, womit man zuhörte, bemerkte ich eine
vorübergehende Schaamröthe – –
Dies Haus ist die
Krone
unsers ganzen Adels, unterscheidet sich von allen
übrigen durch Gastfreyheit, Wohlthätigkeit, Geschmack – hat aber kaum den
Schatten der vorigen Pracht, und liebt zu sehr den Glantz davon. Der Herr
Graf hatte mir in der vertraulichen Stunde einmal ein ziemlich unanständiges
Parallele ausgeholt, daß ich durch die Einziehung der Fooigelder nicht wüste,
woher ich meinen Bedarf an Holtz bestreiten würde und mir 4 Achtel des Jahrs
angeboten. Ich antwortete, daß ich an der Hälfte gnug hatte und im Nothfall
mich melden würde – welches Gottlob! nicht geschehen. Von diesem Flohstich
mitten unter den Sprüngen einer völlig unbestimmten Erzählung schien mir die
bemerkte Röthe zu entstehen. Zweytens vermuthe ich, daß man es mir übel
genommen, den Juden zum ursprüngl. Edelmann des gantzen menschl.
Geschlechts gemacht zu haben, denn ich hatte wider meine Gewohnheit zwey Excell.
wegen einiger naher Verhältniße, in denen ich mit ihnen stehen muste, ein
Exemplar meiner jüngsten Brochure incognito mitgetheilt. Mein alter Freund Kant
ist ein alter vertrauter im Kayserlingschen Hause, und der Pr. Mangelsdorf,
der mich zu einer sehr unglückl. Stunde einmal besuchte, um den Pr. Werthes bey
mir einzuführen, hat sich bey dem Curator unserer Akademie ziemlich tief
eingewurtzelt. Ich habe weder Mangelsdorf seitdem gesehen noch einen Gegenbesuch
bey ihm abgelegt. Seine Frau ist jüngst mit Zwillingtöchtern entbunden, und
gestern sind sie getauft worden. Unser
Kanzler von Korf
mit 2
Staatsministern und der Gräfin von Kayserling hatten Gevatter gestanden. Wie viel
Einfluß dergl. Windbeuteleyen in das Publicum haben, und mein geheimer Dienst
dieses Oelgötzen und der mir noch heiligern
Dryade
ist Ihnen bekannt. Also
Sapienti sat!Nach der herzlichen Versicherung, daß ich durch ein Wunder einer mehr als
väterlichen und mütterlichen Vorsehung aus meinen Drangsalen erlöst wäre,
volle
Gnüge
bereits empfangen hätte und ich mich selbst für undankbar halten
müste
mehr
zu
wünschen oder zu begehren, auch mein gegenwärtiger Reichtum
fast eben so viel Sorgen mir machte, als die Armuth – kam es endlich zur
Erklärung des neuen Wunders oder Ebentheuers.
Die gute Gräfin theilte mir das Verlangen einer
Fürstinn
mit, die ganze
Familie meiner fliegenden Blätter zu kennen und zu besitzen, auch ein Gemälde
des Autors, seiner maniere d’être, de son caractere et de son ton – Homo sum,mein Verehrungswürdiger Freund – und da Sie selbst Vater und Autor sind, so
kennen Sie den Adel und das Elend dieser menschlichen Gefühle.
Den ersten Tag dieses Jahres erhalte einen Brief von unserm Freunde und
guten Manne
Kleuker, der mir seine vollzogene Ehe meldet, und daß Sie mit
dieser
Fürstin
sich in Hofgeismar aufgehalten auch auf einer Reise nach
Weimar begleitet. Daher halte ich es für meine Pflicht Sie so wol von meiner
ganzen Lage als besonders in dieser Angelegenheit zu meinem Vertrauten und
Rathgeber zu machen.
Ich habe 57 das Glück gehabt einem sehr liebenswürdigen Fürsten Galliczinder Abgesandter am Engl. Hofe war, zu London zweymal meine Aufwartung
zu machen. Der bloße Name ist also schon ein sehr günstiges Omen für mich;
wie der
Geschlechtsnahme
dieser Fürstin mir auch durch einen kleinen
Umstand eindrücklich geworden.
Auch besinne mich schon mehr als einmal den Namen
unserer Fürstin
,
wenn ich Selbige so nennen darf, irgendwo gelesen zu haben. Die Gräfin K.
schien sich gleichwol zu wundern, wie ein Geschmack an Diderot u H. zusammen
bestehen könnte. Sie fielen mir ein, als ein Gleichnis dies Phaenomen zu
erklären. Sie bat sich daher Ihre Schriften aus, welche ihr gantz unbekannt waren,
und selbige mit Ihres HErrn Bruders verwechselte.
Vorgestern legte ich des Morgens meinen Besuch wider im Kayserlingschen
Hause ab, überreichte der Gräfin die ihr versprochene Sammlung nebst einem
berichtigten Auszug aus Meusels gelehrten Deutschland, und was ich von
meinen Kleinigkeiten durch Freunde und aus den Buchläden zu erhalten bisher
im stande gewesen.
Dem HErrn Grafen, der sich sehr mit der Erziehung seiner Enkel beschäftigt,
war es lieb die neuste Ausgabe von Gesner Isagoge kennen zu lernen, welche ich
währender Zeit aus Graventihn verschrieben, wo meinem Sohn ein Geschenk
mit diesem in meinen Augen vortrefl. Buche vom HE Kr. Rath Deutsch und
seiner Gemalin zum Geburtstage gemacht worden war.
Meine ganze Autorschaft besteht aus 3 Uebersetzungen und 24 eigenen
Ausarbeitungen von Einem oder wenigen Bogen, wie Sie wißen, alle auf besondere
Veranlaßungen meines Lebens entstanden, und als so viel
Ohren
im Exemplar
deßelben gezeichnet. Die meisten wimmeln von Druckfehlern, am ärgsten die
hierophantische Briefe, durch Schuld des Censors in Leipzig. Zum Beweis und
Denkmal davon hab ich mein MstaufgehobenMeine älteste Schriften habe schon Jahre lang gesammelt herausgeben sollen,
mich aber immer davor gescheut. Hartknoch in Riga hat sich um mich und meine
Kinder so verdient gemacht in dieser Erwartung, daß ich selbige nicht länger
verzögern oder täuschen kann.
Es fehlt mir blos an einem Freunde und
Gehülfen
dieser Arbeit,
den ich hier aufzutreiben
nicht im stande bin.
Einige Wochen
Muße
und einiger
Geschmack
an meiner
sonderbaren
Denk
und Schreibart gehören dazu – was
Homer
den
alten
Sophisten war; sind
für mich die
heiligen Bücher
gewesen, aus deren Qvelle ich bis zum
Misbrauch vielleicht mich überrauscht ευκαιρως, ακαιρως. Noch bis diesen
heutigen Tag, wo ich stumpf, kalt und lau geworden bin, lese ich niemals ohne die
innigste Rührung das XXXVIII. Kap. des Jeremias und seine Rettung aus der
tiefen Grube vermittelst
zerrißener und vertragener alter Lumpen
–
Mein Aberglaube an diese Reliquien ist im Grunde herzlicher Dank für die
Dienste, welche mir diese Bücher gethan und noch thun, trotz aller Kritik, die
von der Bühne und nicht aus dem Loch der Gruben raisonnirt.
Von den Uebersetzungen habe nur
Bollingbroke
bisher gefunden. Die
Sokr. Denk. sind hier schon gegen 4. fl. auf Auctionen aufgetrieben worden; ein
guter Freund hat mir sein Exempl. für einen rth. überlaßen, weil er es für sich
zu theuer bezahlt. Jetzt fehlt mir selbst eins zur Ausarbeitung. Sieben Stück
kann ich nicht schaffen, habe Hofnung noch einige davon aus Riga zu erhalten1. Kreuzzüge 2. die dazugehörige Hamb. Nachricht. Gött. Anz. Berl. Beurtheilung.
3. Schriftsteller u Kunstrichter sind ein einzelner Bogen, der schon lange
ausgegangen. (Gellius) Anmerkungen zum Gebrauch deutscher Kunstrichter.
Nebst einigen andern Wahrheiten 762. gaben dazu Anlaß.
4. Fünf Hirtenbriefe das Schuldrama betreffend fehlen auch. Sie waren an
meinen seel. Freund Kirchenrath Lindner und die beyde Billets-doux an
Pr. Kant gerichtet.
5. Essais à la Mosaique fehlen auch, und möchten kaum ausstehlich seyn
einem französischen Gaumen.
6. 7. Versuch einer Sibylle über die Ehe u Κογξομπαξ hoffe noch aus Riga
zu erhalten.
Von Recensionen und Beyl. zur hiesigen ehmaligen Kanterschen Zeitung
habe ich nicht mehr als 9 Stück zusammengebracht, worunter auch Defecte.Meine Ankündigung unsers Asmus im Namen des Freundes Hein ist mir auch
ausgegangen. Die 18 vorhandene Exempl. habe zum Theil aus den hiesigen
beyden Buchläden, welches für mich jetzt le ventre de ma Mere sind, und der
Dengelsche (olim Kantersche) verkauft und nicht verkauft ist, durch die
dritte
Hand
heraus holen müßen, und den ganzen Bettel gestern zum Buchbinder
gebracht, um das nöthige planiren und alles in reinem weißen Papier einkleiden
zu laßen, um alles revidirt und corrigirt der Gräfin zur weiteren Beförderung
einreichen zu können, wie ich hoffe mit dem Ende künftiger Woche.
Sollten sich auch die fehlenden Stücke finden: so erlaubten Sie mir wohl
selbige an Sie, mein liebster bester J. an Sie zu addressiren. Meine eigentl.
Autorschaft hebt sich mit 759 u den Sokr Denkw. an. Die
zween
welche mich
feyerlich besuchten um mich zur Autorschaft zu verführen, sind der jetzige
Rathsherr
Johann Christoph Berens
in Riga der an den Schicksalen meines
Geschmacks u Lebens den grösten Antheil hat, und unser
Prof. Kant
., durch
deßen und des seel. Geh. Commercien Rath Jacobi Hülfe, der mich damals
noch gar nicht kannte, ich bey der neuen Provincial Accise- und Zoll Direction67 die Stelle als Secretaire-Traducteur erhielt.
Berens war hier mit einigen jungen Liefländern mein akademischer Freund,
der mich zuerst mit der franz. u deutschen Litteratur bekannt machte. Bey seiner
Zurückkunft aus Paris, nachdem er vorher in Göttingen studiert, suchte er mich
in Curland auf, pfropfte mir seinen Geschmack an den neusten welschen
politischen und Handlungsschriften ein, munterte mich zur Uebersetzung des
Dangeul’s auf zum Besten eines neuen Buchhändlers in Mitau, der eher mit seinem
Bankerout als ich mit meinem Autor fertig wurde, den ich nicht mehr habe um
meine unschlachtige Uebersetzung damit vergleichen zu können. Wenn ich mich
ja jemals dazu entschlüßen möchte, so würde für den Auszug aus Ulloa den
Tucker setzen, deßen Schriften ich aus Engl. mitgebracht, so viel davon damals
ausgekommen waren. Aber daran kann niemand etwas gelegen seyn, und eben
so wenig an der Warnerschen Uebersetzung von der Gicht, die ich einem hiesigen
engl. Negocianten, einem vertrauten Freunde unsers Kant, HE Green und
meinem alten treuen Verleger und nachherigen Gevatter, jetzigen Erbherrn von
Trutenau zu Gefallen übersetzte. Diesem braven Mann Joh. Jakob Kanter hat
meine ganze Autorschaft wenig eingebracht, aber mancher Gefahr und
Verantwortung ausgesetzt, und wir sind noch bey aller Ungleichheit unsers KCharactersstandhafte FreundeDergl. individuelle Personalitäten, die gantz aus dem Gedächtniße
verschwinden, sind die Ingredientien meiner Composition gewesen, die sich öfters auf
einen sehr einzelnen Gesichtspunct oder auf einen eben so zufälligen
Gemüthszustand bezog. Ich habe so viel poßierliche Autorversuche gemacht mich selbst
zu lesen, daß ich fast eben so leicht und lebhaftig mit den Vorurtheilen meiner
Freunde als Feinde sympathisiren kann.
Verzeyhen Sie mir diese Umständlichkeit mich zu rechtfertigen oder zu
entschuldigen. Da ich Sie, mein Verehrungswürdiger, in Verdacht haben muß, daß
Sie einigen Antheil und vielleicht mehr als ich weiß, an der Verlegenheit haben,
allen meinen Vorrath von Maculatur und Pompernikel der Gräfin von
Kayserling einzuhändigen – – so überlaß ich es Ihrer Freundschaft und Vorsorge allem
Misverständniße vorzubeugen und meiner eigenen Unmündigkeit und
imbecillität nachzuhelfen oder zu ersetzen.
Meine Absicht das französische wegen der mir angewöhnten Nachläßigkeiten
und Unrichtigkeiten gänzl. zu verlernen, ist so bald erreicht, daß ich nicht mehr
im stande bin eine Zeile in dieser Sprache zu schreiben und seit einem halben
Jahr noch eine Antwort auf ein Billet schuldig bin, daßs eine vortrefliche
Mutter 2 Brüder von Hogendorp, dem Schreiben ihres ältesten Sohns
vom Vorgebirge der guten Hofnung beygelegt. Ich habe ihn genauer und länger
gekannt, und mehr geliebt als den andern, der mir Ihres Hemsterhuys Werke
angeboten und versprochen, aber noch nicht Wort gehalten. Seine Lettre sur
l’homme habe jüngst für alt gekauft.
Wenn Gott zum Erziehungsplan meiner ältesten Tochter Seegen und
Gedeyen giebt, daß sich selbige zum Dienst der Durchlauchtigen Fürstin auf
irgend eine noch so kleine Art qualificiren möchte: so wünschte ich daß durch jener
ihren guten Willen und Eifer sich einer so glücklichen Aussicht würdig zu
machen, doch Etwas Gutes für die lange Weile und Ueberdruß meiner welken
Blätter bewürkt würde.
Können Sie mir, guter lieber J. ein wenig Licht darüber geben, wie der ganze
Handel zusammenhängt, wie die Minerva dazu kommt sich um einen
Eulenspiegel zu bekümmern. Ich bin so neugierig und leichtgläubig, wie eine
Nachtigall. An Menschenverstand zum Umgange mit Großen fehlt es mir auch –
Wenn
Azarias, mein Bruder
, nicht komt, so bin ich reisefertig. Aber dazu
gehört
Erlaubnis aus dem Cabinette
. Am Midas Ohren wag ich mich nicht
mehr – und seiner General H– – habe ich den Schwur Catonsgethan:Delenda
est Carthago. Hier stehen die Ochsen – und mir zugl die Haare zu Berge. Meine
Brüder im Mercur haben sich wegen der verwünschten Biergelder an Pr. H.
gewandt. Ich hatte Lust und Muth zu einem geraden Schleichwege, zu dem, der
dem Herrn der nächste ist, – Conf. Schibl. S. 25 Z. 13. Vielleicht wäre unsere
Fürstin eine Dea ex machina. Ihre öffentl. Verhältniße sind mir unbekannt, und
ich habe eine abscheuliche hypersokratische Unwißenheit in solchen Dingen die
jedermann weiß. Bey aller meiner poltronnerie, lacheté und imbecillitate
Hominis fühl ich bisweilen eine securitatem Dei und einen furorem vterinum die
Weißagungen eines M. u L. wahr zu machen. Sie lesen das Innerste meiner
Seele, wenn und so gut ich es selbst zu lesen vermag. Kommt meine Reise zu
stande; so ist
Münster
der Mittelpunct. Nichts als vis inertiae in mir, welche
durch CentralKräfte außer mir überwunden werden muß. Noch ist nichts reif,
weder hier noch dort. Nicht ein jota inuita Minerva – aber ihr Wink sey Α u Ω,
Anfang u Ende.
Sie können leicht denken, liebster bester J. daß ich bey dieser doppelten
Revolution in meiner Arbeit mit Spinoza nicht weit gekommen bin. Seinen Tr. Th.
polit. habe durchgelaufen – auch seine Briefe studirt. Die Principia
Cartesii sind hier aber in keiner öffentl. noch Privatbibliothek aufzudringentreiben,
und an diesem Eckstein seines Systems ist mir alles gelegen. JVor seiner
Ethik eckelt mir wegen der lächerl. abgeschmackten Methode. Ich habe die 3 ersten
Definitionen nicht verdauen können., und mein Magen hat keinen Raum für
mehrere. Ich fieng auch an sein Fragment deintellectusemendatione mit
Cartesii Methodo zu vergleichen – aber ist es Eigensinn oder Ahndung, ich habe
nicht eher Ruhe bis ich das erste u unter seinem Namen ausgekommene Werk
zu sehen bekomme, wenn mich nicht die hällische Bibl. eines Beßern belehrt, die
ich eben so wenig bisher gefunden als das Museum von 83. worauf Sie mich
verwiesen.
Schreiben Sie nach W. oder M. so denken Sie an mich, ohne sich von meinen
Reisegedanken etwas merken zu laßen. Es liegt ohne das noch alles im weiten
Felde. Je unerwartetetr desto durchdringender wird die Freude der Ueberraschung
seyn. Ich habe heute einen sehr rührenden Brief zum Neujahr von der frommen,
unschuldigen, vortrefl. Schwester unsers Herders erhalten den ich noch
beantworten muß. Erfreuen Sie mich auch bald mit einer Nachricht von Ihrer
Gesundheit und Gemüthsruhe, die Gott mit neuen Kräften wiederherstellen und
alles ergänzen wolle – und was Sie aus Freundschaft für nöthig halten zu
beßerer Unterweisung und Richtung meines Verhaltens in denen aus
Vertrauen Ihnen mitgetheilten Angelegenheiten.
Gott seegne Sie und die Ihrigen an Seel und Leib. Ich umarme Sie
anticipando und ersterbe Ihr
alter verpflichteter und ergebenerFreund und Diener. J G H.Entschuldigen Sie mein Geschmier, und melden Sie mir ob Sie es lesen
können, um mich künftighin darnach zu richten. Nochmals Gott empfohlen.
Adresse:Des / HErrn Geheimten Raths Jacobi. / Wolgeboren / zu /
Pempelfort
bey Düßeldorf /
fco Wesel.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 6tenJan 1785
J. G. Hamann.empf. den 21tenbeantw. den 4ten Febr.ich habe, lieber unschuldiger alter, ihren brief vom 15ten xber schon vor acht
tagen erhalten. ich bewundere nichts darinn. mir ist alles so erwartet; und aus
einer welt, worinn ich durch den guten und gerechten willen des vaters zu hause
gehöre. indeßen genirt mich die hitze ihrer liebe ein wenig, besonders da ich in
diesem wunderlichen winter so schwer gebähre. ich mache es, so gut ich kann,
und habe schon
drey blättchen zu einer antwort
darauf fertig, welche, wiewohl
sie noch lange nicht vollendet scheint, vermuthlich mit der reitenden preußischen
post früher überkommt, als dieses.
beygehendebücher, bath mich lavater, als er mir seinen letzten einschluß
zuschickte, ihnen zu schenken: und ich, liebster haman, thu es mit dem herzlischenwunsche, daß sie kinderfreuden daraus schöpfen mögen. kinderfreuden gehören
für den abend eines männlich durchkämpften tages und lebens.
wenn sie das buch doppelt haben, so möchte ich um die
fünf bücher über
das schuldrama und kinderphysik. königsberg. 763. 8.
bitten.
wie jauchze ich der zeit entgegen, wo wir uns kennen werden, wie wir sind?
aber ich hoffe, noch hienieden werde ich es beleben, daß wir ein herz und eine
seele seyn werden. mir däucht, sie müßen es an jeder knützeley meines styles
fühlen, daß ich particularissimè zu ihnen gehöre. seyes das so kühn gesprochen,
als es seyn wolle! ich blicke auf christus, und laße es stehen.
guten abend, gute nacht! haman!ihr F. Bucholtzmünster den 7ten jänner 1785Vermerk von Hamann:Erhalten den 31 Jänner 85.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 5Vaels bey Aachen den 11ten Jan. 1785.lieber Verehrungswürdiger Freund
Mein Brief vom 31t. December ist nun vermuthlich schon in Ihren Händen.
Ich bin seitdem beständig krank gewesen; reiste krank hierhin, u wurde noch
kränker. Dabey lag es mir schwer auf, daß ich Ihnen mein Wort nicht halttehalten können. Ich will es nun am 3ten Posttage zu erfüllen suchen so gut ich
kann, u ohne Vorbereitung u Einkleidung – leider auch ziemlich ohne Plan, nur
hinwerfen, was ich Ihnen zu sagen vor hatte.
In Ihrem Golgatha hat vor andern eine Stelle mich getroffen, S 63, wo
Sie sagen: „Bey dem
unendlichen Mißverhältniße
des Menschen zu
Gott…um es zu heben u aus dem Wege zu räumen…muß der Mensch
entweder einer
göttlichen Natur
theilhaftig werden, oder auch die Gottheit
Fleisch
u
Blut
an sich nehmen.“
In diesem Knoten liegt alles theologische u philosophische Dichten u Trachten
meines armen Geistes seit geraumer Zeit – soll ich sagen, wie auf der Folter?
Verwandlung, oder wie man das Aehnliche nennen will, ist also nöthig.
Johannes sagt: wer den Sohn läugnet, läugnet auch den Vater. Petrus
bekannte ihn, u da er ihn bekannte, sagt Jesus zu ihm: Selig bist du, Simon Jona
Sohn,
denn das hat dir nicht Fleisch u Blut
geofenbahret
, sondern
mein Vater
, der in den Himmeln.
Zu Nikodemo sagte Jesus: wahrlich, wahrlich, ich sage Dir: es sey denn daß
jemand von neuem gebohren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.
Thue, werde, sey
heißt es überall in der Schrift. Und: der natürliche
Mensch vernimt nichts vom Geiste Gottes, es ist ihm eine Thorheit u er kann es
nicht verstehen.
Muß also nicht im Menschen eine Kraft liegen, schon im natürlichen
Menschen – deren Richtung ihn fähig macht den Geist zu
empfangen
, von dem
wir nicht wißen v wannen er kommt noch wohin er fährt, der aber die
Wahrheit
selbst ist.
Wie denn widerlegte ich mich selbst indem ich sagte: Giebt es eine
gewiße
GottesErkenntniß für den Menschen? so muß in seiner Seele ein Vermögen
liegen ihn dahinauf zu organisieren!
Wahrheit ist Würklichkeit, ist seyn; u Gewißheit ist Gefühl der Wahrheit.
Daß wir selbst sind u andre Dinge außer uns, wißen wir nicht durch Beweise,
nicht durch Kunst, sondern wir erfahren es durch Seyn u Mitseyn.
Daß alles was geschieht, jede Veränderung u Bewegung, aus einem
Willen
hervorgehe, ist eine allgemeine Offenbahrung – oder Lüge der Natur. Vox
populi, vox Dei. Mir deucht, der rohe Wilde, wie oft er auch äußerliches mit
innerlichem verwechseln u Schein für Wesen halten mag, irret doch nicht in der
Sache selbst
; dahingegen der Weltweise, der nur äußerliches annimt, den
Schein für das Wesen, u das Wesen für den Schein hält, der irret
in der Sache
selbst
.
Ich kenne die Natur des Willens, einer sich selbst bestimmenden u lenkenden
Kraft, ihre innere Möglichkeit und deren Gesetze nicht – denn ich bin nicht durch
mich selbst. Aber ich fühle eine solche Kraft als das innerste Leben meines
Daseyns; ahnde durch sie meinen Ursprung, u lerne im Gebrauch derselben, was
mir Fleisch u Blut allein nicht offenbahren konnten. Auf diesen Gebrauch finde
ich alles bezogen in der Natur u in der Schrift; alle Verheißungen u Drohungen
sind an ihn – an die Reinigung u Verunreinigung des Herzens geknüpft. –
Daneben lehren mich Erfahrung u Geschichte, daß des Menschen Thun viel
weniger v seinem Denken, als sein Denken von seinem Thun abhängt; daß seine
Gedanken sich nach seinen Handlungen richten u sie gewißermaßen nur
abbilden; daß also der Weg zur würklichen Erkenntniß ein geheimnißvoller Weg
ist – kein syllogistischer – aber noch weit minder ein
mechanischer
.
Von dieser Erkenntniß glaube ich nicht
daß sie um das Leben bringe
. Ich
wüßte auch eins vom andern nicht zu trennen, u es scheint mir, daß zu höherem
Leben nie anders als durch höhere Erkenntniß hinauf gestiegen wird. Wandle
vor mir u sey
ganz
! Das heißt, pflege, warte deiner Einheit, deines το Ον, säe
auf den Geist; welches nur
im
Willen,
mittels
des Verstandes geschehen kann.
Ich las vor einigen Wochen wieder Herders Theolo Briefe über das
Studium der Theologie, u fand bey einer Materie Jerusalems Betrachtungen zu
wiederholten mahlen angeführt. Ich hatte diese Betrachtungen nie gelesen,
sondern nur hie u da angesehen. Bey einer gewißen Stelle wollte ich
nachschlagen, ergriff den unrechten Band, u mein Irrthum führte mich auf folgende
Worte: „Gott sprach – u es ward – u es war alles gut – – – – wahrer u
faßlicher konnte diese Handlung unserer Vernunft nicht gemacht werden. Denn
dieß ist der einzige Grund, worin die Vernunft ihre Beruhigung findet:
Der
Allmächtige wollte, u es ward
. Zugleich ist dies die Gränze aller
Philosophie, die Gränze, wo auch Newton ehrerbietig stehen blieb; u der Philosoph,
dem es zu klein deucht, bey diesem göttlichen Willen stehen zu bleiben, sondern
hierüber hinaus v Ursachen zu Ursachen ins unendliche fortzugehen, u selber
Welten zu bauen sich vermißt, der wird sich in ewigen Finsternißen verirren,
wo er endlich den Schöpfer selbst verlieren wird.“
Mich freuten diese Worte, weil es mir unmöglich ist den Schöpfer nicht zu
verlieren, wenn ich mir nicht den Willen vor der That u als das erste u oberste
in seiner Natur gedenke. Wille ohne Verstand aber ist ein Unding.
Am Seyn ohne Bewußtseyn, ohne Personalität ist mir nichts gelegen, u ich
will lieber die dürftigste unter den naturis naturatis seyn, als eine Spinozistische
Natura naturans, die man, wenn man mit Worten spielen will, die
vollkommenste Liebe nennen mag, weil sie alles nur im andern ist: ουδεν και παντα!
Dieses ουδεν και παντα ist wohl nicht das Ihrige. Sie verwiesen mich bey
diesen Worten auf die Kreutzüge. Wenn Sie aber nicht die Stelle S. 184 (in der
Rhapsodie in Kabbalistischer Prose) meynen, auf die ich selbst, in meinem Briefe
vom October, schon gedeutet hatte, so ist mir die gemeynte unbekannt nicht
erinnerlich, u ich habe auch bey’m Nachschlagen sie nicht finden können.
Niemand kann Grübeley mehr als ich verachten, wenn sie nicht blos
Anstrengung des innersten ursprünglichsten Sinnes ist u seyn will. Daß aber eine solche
Anstrengung Genuß befördern könne, scheint mir außer Zweifel, u ich habe so
gar den Argwohn gegen Hamann, daß er ein gewaltiger Grübler dieser Art sey.
Ich bin nicht a priori, kann nichts a priori wißen, nichts a priori für mich
sicher stellen: aus Gnaden bin ich was ich bin, u meine einzige Tugend ist
Gehorsam, sein Lohn wachsender Glaube. Mit Ihnen behaupte ich, u glaube in
meinem ersten Briefe an Sie mich schon dahin geäußert zu haben, daß sensusdas principium alles intellectus sei. Aber meine so mannigfaltige
Sinnlichkeit, der ich mich blindlings u aufs ohngefähr, weder überlaßen darf, noch soll,
noch kann, muß doch auf etwas gepfropft seyn, das nicht schlechter u etwas
mehr als ein bloßes mathematisches Centrum ist. Ich vermuthe hier ein
distinktes το Ον, wenn schon kein ganz heterogenes, u daß es der Geist sey, auf den
ich angewiesen bin zu säen.
Δος μοι πουστω. – „Ohne Wort, (schrieben Sie mir vor einem Jahr) keine
Vernunft – keine Welt. Hier ist die Qvelle der
Schöpfung u Regierung
.“
Ich spreche Ihnen dieses nach von ganzem Herzen nach. Aber ich sehne mich zu
wißen, in wie fern unsre Ideen würklich mit einander übereinstimmen, oder
wenigstens verträglich
Ich werde einmahl über das andre erinnert meinen Brief zu schließen, weil er
sonst nicht mehr weg käme. So sey es dann! – Leben Sie wohl, mein Theuerster,
u schreiben Sie mir bald wieder, wenn es auch nur wenige Zeilen sind. Ich reise
am Ende dieser Woche nach Düßeldorf zurück – Von ganzem Herzen
Ihr FreundF. H. JacobiVermerk von Hamann:Erhalten den 22 Jänner
Geantw den 22, 23 –d. 15 Jan. 85.Voll Freuden komm ich zu Hause, meine 21 Hefte der Gräfin Kayserling
eingehändigt zu haben. Nun mag sie mit machen, was sie will. Noch einmal
diesen Dienst zu thun, bin ich nicht im Stande, das hab ich ihr gesagt! – – Wie
angreifend diese Arbeit für mein Gemüth u. meinen Kopf gewesen, kann
niemand sich vorstellen. – Die Durchsicht zur künftigen Ausgabe ist mir dadurch so
verekelt worden, daß ich alle Lust u. allen Muth verloren, mich dieser
herkulischen Arbeit zu unterziehn; denn es ist ein wahrer Misthaufen Ennii und
Augias Stall. – Sich aller der Lagen und Krümmen u. Falten zu erinnern – aller
der Grillen, die mir durch das Gehirn gefahren sind – aller der unzähligen
blunders, Misverständniße, Plane, Gespinste – – – Ach mein lieber Sohn, mein
einziger Sohn, Ja der Prediger hat schon gesagt: Hüte dich – denn des
Büchermachens ist kein Ende. Wie oft hab ich schon sonst der Rebecca nach gemurret:
da mirs also gehen sollte, warum bin ich Autor worden? Und doch kann ich mich
noch zu den glücklichen Schmierhansen zählen. ppMein gnädiger Gönner und Freund,
Pr. Kraus und ich haben uns nicht nur Ihres Hochzeittages, sondern auch
Ihres dauerhaften Wohls beym Neuen Jahr erinnert; und ich sehe die mir
durch unsern Freund Dorow geschehene Auslieferung als ein thätiges Merkmal
Ihres gütigen Vertrauens und unveränderter Liebe an. Das in 4o u No 2 in 8oerhalten Sie unversehrt wider zurück mit einem Bogen Beyl., von No 1.
oder den Kreuzzügen den ledigen Deckel. Aus No 3. habe
Schriftsteller und
Kunstrichter
b
Essais à la Mosaique
und c
Versuch einer Sybille über
die
Ehe heraus schneiden müßen, verspreche aber diesen Band mit der neusten
Schrift ergänzt nachstens zu remittiren. Konxompax ist auch abgerißen, wird
aber leicht aus Riga ersetzt werden können. Folglich sende 2 Bände zurück, u
behalte
einen
noch hier nebst den Scherfl. um den getrenten Konxompax zu
ergänzen. Mein fester Vorsatz ist um einer alten Schuld die ich einmal abtragen
muß, meine fliegenden Blätter zu sammlen, und denn werde nicht ermangeln
ein Dedications-Exemplar für Ew. Hochwolgeboren zu bestellen. Wo ich die
Originalexemplare dazu herbekommen werde, weiß ich aber noch nicht. Bin so
glückl. gewesen alles aufzutreiben bis auf
Dangeuls
Uebersetzung und die
Göttingsche Hamburgsche und Berlinsche Recension der Kreutzzüge, und an
beyden ist nichts gelegen.
In Ansehung der Wunder, die Gott und seine väterl. Vorsehung an mir und
meine Kinder gethan, ist mir ein Stillschweigen aufgelegt; und das Ebentheuer,
welche die Samml. meiner Schriften veranlaßt, ist mir selbst noch unbekannt.
Vielleicht bringt uns derie schöne Jahreszeit näher, welches mit allen
gemeinschaftl. Freunden wünsche.
Vergeben Sie meine Eilfertigkeit, empfehlen Sie mich unbekannter Weise
Dero gnädigen Frau Gemalin und ersetzen was ich nicht auszudrücken im stande
bin, die herzlichste Ehrerbietung und Gesinnungen
Ihresalten verpflichteten und ergebenstenDieners und Freundes Johann Georg Hamann. Kgsberg den 16 Jänner II p Epiph.Mein Herzens lieber Jacobi,
Da haben Sie meine Hand zu dem in W. geschloßenen Munde. Heute vor 8
Tagen gab ich des Morgens einen Brief an Sie ab und den Tag drauf erhielt
ich den Ihrigen von den beyden letzten Tagen des vorigen Jahrs. Ein für
allemal leg ich eine Vorbitte für meine Schreibart und besonders meinen
Briefstyl ein, der theils vom Bau meines Schnabels abhängt. Mein zweiter Brief
war nicht Mistrauen gegen Sie, sondern gegen den bezauberten Grund und
Boden, aus dem ich Sie gern versetzen wollte, wenn es mir möglich wäre, weil
ich ihn nach meiner Kenntnis deßelben ihn nicht für heilsam für Ihre Ruhe
halte.
Ich danke Ihnen für Ihre Zurechtweisung und bin gantz Ihrer Meinung daß
Mendelssohn kein ander Buch als die Opera posthuma verstanden. – So gantz
gewiß bin ich nicht in Ansehung des zweiten Misverständnißes, wo ich des
Hemsterhuis Hypothese mit dem System des Sp. verwechselt habe. Leßing
schreibt daß seine Gedanken oder vielmehr diejenige die er Ihnen mittheilen
wollte, genau mit diesem System zusammen hängen, welches er gleichwol zu
tadeln scheint. Wenigstens paßt sich die Substitution der Formeln und die
Veranlaßung zu neuen Irrwegen auf jedes folglich auch des Sp. System.
Coleri Lebensbeschreibung habe schon gelesen – aber Ihre Bemerkung daß
sich des Sp. Principia Phil. Cartes gewöhnl. bey den gesammelten Werken des
Cartesii befinden, scheint nicht von der zu gelten die ich Lehnsweise besitze. Sie ist
die Elzevirische von 677 in 4 Qvartbänden. Die Principia stehen vor der
Abhandl. de Methodo und sind
von Cartesio selbst
. Der 5te Band ist eine
franzs. Ausgabe der Briefe. Belehren Sie mich also auch hierüber genauer.
Auch der Wink von einer Aufschrift des Tempels ist mir lieb. Vielleicht steht
er im Pausanias den mein Sohn aufs Land mitgenommen und dem ich
auftragen werde aufmerksam zu seyn, wenn er so etwas in diesem Autor finden
sollte.
Ich bin so eilfertig mit antworten, theils Beyl. die Sie so gütig gewesen seyn
mir mitzutheilen wider zu remittiren, weil ich von Natur darinn ein wenig
ängstlich bin – theils Ihnen zu melden, daß ich gestern 21 Hefte meiner
Schriften oder vielmehr Blätter im Kayserlingschen Hause zu fernerer Beförderung
abgegeben, und ich diese Sache also abgemacht. Wider mein Vermuthen hab ich
alles bis auf 3 Stück hier aufgetrieben per fas et nefas. Die fehlende sind der
versudelte Dangeul 2.) die Hirtenbriefe das Schuldrama betreffend mit 2
Billets doux an unsern Kant eine Physik für Kinder betreffend und 3. die
dreyfache Recension der Kreutzzüge. Falls der durchlauchtigen Fürstin etwas daran
gelegen seyn sollte: so würde ich allenfalls noch darauf Acht haben und es
nachschicken können. Die Rechnungen aus unsern beyden Buchladen, was ich
daselbst habe finden können, habe beygelegt, nebst des Buchbinders seiner für
das Heften in Postpapier. Den Thaler für die Sokr. Denkw. habe unserm
Prof. der Moral u Politik Kraus heute eingehändigt, der mir manche
Exceptionen gemacht und mir den Text gelesen – Ein fleißiger Sammler meiner
Schriften HE von Auerswald hat mir auch sein Exempl. sub lege remissionisabgetreten, die ich auch im Fall einer neuen Ausgabe versprochen und zum
Theil durch das neuste und die Cochenille ersetzt, was ich selbst und fast von
allen das allerletzte Exemplar übrig gehabt,hab ich gleichfalls berechnet und
pro studio et labore der Revision 2 andere Bücher mir dafür liquidirt. Ich
hoffe mit dem ungerechten Haushalter darin klüglich gethan zu haben. Die
gantze Berechnung belief sich also auf 13 fl. 12 gl pr. und das ist alles mögl
was man für Maculatur einzelner Bogen fordern u geben kann. Den Lettresperdues hab ich noch ein Certificat de l’Auteur angehängt. Was die Gräfin
von mir schreiben wird, mag Sie selbst verantworten. Sich in alle die
Situationen zu versetzen, welche diese Irrwische hervorgebracht ist eine wahre
Seelenfolter und ich habe allen Appetit verloren an einer so herkulischen Arbeit
zu denken als die erfordert einen solchen Miststall auszukehren und
aufzuräumen und mich auf alle die kleine Anläße zu besinnen, welche Einfälle und
Ausdrücke mit und ohne Fug erzeugt.
Di bene fecerunt – daß ich von meinem alten Freunde M. keinen Anfall zu
besorgen habe, da sich ein anderer Prediger aufgeworfen, der das Ding noch
gröber gemacht, als jener in der Wüste. Der bekante Sirach für jedermann
Schultz hat eine
philosophische Betrachtung
zum Besten des Atheismi
geschrieben – und der Israelit hat seinen Wunsch erreicht, wie ich meinen – jener,
einen bestimmten und mit
zureichenden
Grund
ausgerüsteten Gegner
gefunden zu haben, ich
abgelöst
zu seyn, und einen müßigen Zuschauer abgeben
zu können, weil ich als ein Pythagoräer kein polemisches Blutvergießen liebe.
Diese philosophische Betrachtung ist mir erst vorige Woche in die Hände
gefallen und mich wundert daß sie uns beide nicht eher bekannt geworden. Sonst
kann ich Ihnen noch den aus dem Engl. übersetzten
Versuch über die Natur
und das Daseyn einer materiellen Welt
empfehlen, die ich wol der Mühe
werth halte noch zum dritten mal zu lesen. Die hinten angehängte Erzählung
ist ein Meisterstück und ich habe sehr viele meiner eignen Betrachtungen darinn
gefunden, wie ich überhaupt glaube daß die Ueberzeugung nichts neues unter
der Sonne mehr sagen zu können, alles Bücherschreiben entbehrlich macht –
wenigstens für meinen Geschmack. Der Uebersetzer ist mein Nebenbuler im
Hume
, mit dem er eben nicht meinen Freunden u mir Gnüge gethan.
Ohngeachtet D. Biester meine Recension der Humischen Uebersetzung in seine
Wochenschrift nicht
einrücken können
, denke ich sie doch einmal noch anzuflickenLaßen Sie mich erst die häll. Bibl. über Sp. Principia Phil. Cart. lesen, ehe
ich urtheilen kann ob ich dies Buch zu Beurtheilung seiner Op. posth. nöthig
finde. Der philologische Theil ist mir noch wichtiger als der metaphysische von
Sp – und am wichtigsten der politische.
Ihnen meine
Herzensmeinung
über Sp. Metaphysik und seine
incompetente u unbefugte Methode zu sagen, hab ich keine weitere Mühe nöthig, und
dörft ich alles weitern Suchens überhoben seyn. Die Wahrheit zu sagen seh ich
den Philosophen mit Mitleiden an, der erst von mir einen Beweis fordert, daß
er einen Körper hat und daß es eine materielle Welt giebt – Ueber dergl.
Wahrheiten u Beweise seine
Zeit
u
Scharfsinn
verlieren, ist eben so traurig als
lächerlich. Eine Welt ohne Gott ist ein Mensch ohne Kopf – ohne Herz, ohne
Eingeweide – ohne pudenda.Ich hab es bis zum Eckel u Ueberdruß wiederholt, daß es dem Philosophen
wie den Juden geht; und beyde nicht wißen weder was
Vernunft
noch was
Gesetz
ist, wozu sie gegeben, zur Erkenntnis der Sünde und Unwißenheit –
nicht der Gnade u Wahrheit, die
geschichtlich offenbart
werden muß, und sich
nicht ergrübeln, noch ererben noch erwerben läst. Das sind Epikuräer, denen
man die Frage thun muß:
doch kennt ihr auch den Epikur
?Dies kurze, alte u ewige Glaubensbekenntnis sagt Ihnen alles was ich apriori darüber zu sagen imstande bin, und verekelt mir die ganze Aufgabe.In der ersten Formel des Sp. Causasui liegt der ganze Irrthum der
Logomachie. Ein relativer terminusläst sich nicht seiner Natur nach absolut denken,
ohne sein correlatum. Also (effectus) causa sui ist zugl. (causa) effectus sui.Ein Vater der sein eigener Sohn und ein Sohn, der sein eigner Vater ist. Giebt
die ganze Natur so ein Beyspiel? Der Spinozismus ist also eine widernatürl.
Meinung, nach welcher nicht mehr als ein einziges bestehendes Ding, welches
Ursache und Wirkung zugleich ist angenommen wird, und das sich eben so
unendlich denken als fühlen läst. Die endlichen Dinge sind Modificationen des
unendlich Gedachten und unendlich Fühlbaren. So wenig nun Ursache und
Wirkung in ein Subject coincidiren können: eben so wenig das GedachteDenk- und Fühlbare.
Wesen
ist Ursache und Wirkung die
Existentz
. Also
Begriff
und
Ding
einerley. Wort ein Zeichen des Begriffs und Erscheinung
ein Zeichen des Dings, ist einerley und es giebt keinen Unterschied mehr in der
Natur noch Vernunft, die gleichwol unterscheidt – ⸂diese⸃genus und ⸂jene⸃differentiam specificamWas causa sui beym Sp. ist, nennt der Wolfianer zureichenden Grund und
mich verlangt zu sehen, was Mendelssohn dem Oelgötzen seines atheistischen
Gegners antworten wird. Seit vielen Jahren such ich eine Schrift des Jordanus BrunsBrunus die aus 5 ital. Gesprächen besteht dela Causa, Principio ed uno
Venezia 584 habe deshalb nach Italien schreiben laßen eben so fruchtlos wie nach
Gagliani della Moneta u seinen übrigen Werken. Ersterer beruft sich in seinem
Buch de triplici Minimo et Mensura, das ich besitze wegen eines
Principii
coincidentiae oppositorum
, welches ich ohne zu wißen warum? liebe und
den principiis contradictionisurationis sufficientis immer entgegengesetzt.weil ich letztere von meiner akademischen Jugend an nicht habe ausstehen
können, und ohne Manichaeismo allenthalben Widersprüche in den Elementen der
materiellen u intellectuellen Welt gefunden habeDer Nachtwächter rufft – ich eile zum Schluß. Ich fieng eben gestern Gibbon’s
History of the Decline and Fall of the Roman Empire in 3 prächtigen
Qvartbänden an, wie ich einen erwünschten Brief von Gevatter Claudius nebst seiner
WeinachtsCantilen und den
Anekdoten des 15 Xbr erhielt
und eine
Marschroute einer Reise die er mir vorschreibt. Heute vor 8 Tagen hab ich mich
an L.
Herzenserleichterung
erbaut. Er kann den gelehrten Händeln nicht
so feind seyn als ich es bin – und doch ist unser Contrast von außen so stark als diedieas Innere harmonisch.
Meinen Freund H. hab ich seit dem ersten Tag im Jahr nicht gesehn auch von
seinem Gast keinen Abschied genommen, werde also erst diese Woche Ihren
Auftrag bestellen können. Meine älteste Tochter habe heute zum ersten mal mit
Haselhünern bewirthet, die mir Hartknoch aus Riga geschickt, und die Mutter
gab eine Bouteille Bischoff zum Besten, wo Ihre Gesundheit nicht vergeßen
worden.
Ich umarme Sie zur guten Nacht und ersterbe Ihr Freund Hamann.Claudius Nachricht aus Weimar beunruhigt mich. Ich warte blos eine Einl.
von seiner liebenswürdigen Schwester aus Morungen ab, um meine Schuld
abtragen zu können. Melden Sie ihm, daß ich lebe und meine silentiumtaciturnitas clamor und
vox vitae
sey in petto.Nennen Sie mir doch alle Ihre Freunde in
Münster
außer der Fürstin
Galliczin – Ihr Freund
Bölling
in Frankfurt hat sich sehr edel gegen meinen
verlaufenen Hill bezeigt, von dem ich noch keine Sylbe aus Italien erhalten und
deshalb
bekümmert
bin. Der
liebe gute
L. hat mir seine Durchreise durch
die Schweitz gemeldt. DEVS nobiscum!Adresse mit Siegelrest:Des / HErrn Geheimen Raths Jacobi / Wolgeboren / zu /
Düßeldorf
.
Fco Wesel.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 16.ten Jan. 1785
J. G. Hamann
empfg den 30ten –
beantw. den 4.ten Febr.Auf dem Adressblatt von Heinrich Schenk vermerkt:Von Hamanns Werken fehlen:
Fünf
Bücher
über das Schuldrama und Kinder-Physick.
Hamb. Nachricht, Götting. Anzeige, Berl. Beurtheilung der Kreuzzüge.
Fragmente einer Apokalyptischen Sibylle
Zwey Scherflein zur neuesten, deutschen Litteratur.Königsberg den 22 Jänner 85.Herzenslieber Jacobi-Jonathan,
Ihren Brief vom 31 ist erhalten auch schon den 15 d. beantwortet worden, wenn
nicht bene, dennoch cito. Ihre Kränklichkeit geht mir zu Herzen, um so mehr,
da ich immer besorgen muß, daß die
Anstrengung des innersten
ursprünglichen Sinns
, wie Sie es nennen, der Oekonomie Ihres Nerven Systems und
der davon abhängenden Verdauung nicht zuträglich seyn kann. Anstrengung
befördert, aber schwächt auch den Genuß – der noch öfterer von
Leiden
und
Mangel
abhängt. Thätigkeit und Fülle ermüdet und bringt Eckel.
Unsere Ideen stimmen überein, und sind verträglich – Was kann aber dies
Zeugnis zu Ihrer Befriedigung beytragen – Auch Ihr Argwohn, daß ich selbst
ein Grübler bin, ist wahr. Eben des wegen ist mein Rath desto aufrichtiger, weil
ich meinen Fehler eben so wenig an meinen Freunden als mir selbst schonen
kamag. An statt Ihnen mein Mitleiden darüber entzogen zu haben, habe ich
selbiges svielmehr durch meine Freyheit Ihnen zu rathen geäußert.
Ich bin nicht nur ein Grübler, sondern auch ein Wortklauber – aber freylich
liegt auch die Schuld an der Gebährmutter unserer Begriffe, unserer
Muttersprache im philosophischen Verstande.
Erlauben Sie mir Ihren Schluß abzuschreiben: Giebt es eine
gewiße
Gotteserkenntnis für den Menschen; so muß in seiner Seele ein Vermögen liegen
ihn dahinauf zu organisieren. Conf. Rom X. 6, 7.
Das
gewiße
ist theils einer sehr unbestimmten theils sehr bestimmten
Bedeutung fähig. Im ersten Verstande komt der Schluß darauf hinaus: Wo eine
Anlage ist,
kann
es auch eine Energie derselben geben. Dazu gehören denn wol
Anläße
, die nicht nothwendig zur Anlage gehören, sondern zufällig sind.Im zweiten Verstande kann die
Gewisheit
unserer Erkenntnis weder von
unsern Kräften noch ihrer Organisation abhängen, sondern auch gröstentheils
von der Gewisheit des Gegenstandes selbst und ihrer Mittheilung nach
Maasgabe unserer Kräfte p. Auf diesem Wege ist für mich kein Ende von Fragen und
Antworten abzusehen.
„Am Seyn ohne Bewußtseyn ist Ihnen nichts gelegen“ – am Baum des
Erkenntnißes mehr, als am Baum des Lebens und doch ist nicht das Seyn,
sondern Bewustseyn die Qvelle alles ElendsIch habe Ihren Brief vom Oct. und meine †Züge aufgesucht. In dem ersten
finde keinen Fingerzeig auf S. 184. die ich wirklich im Sinn gehabt, um so
wol die
Schwachheit
derer, die keinen Gott sehen können – als die
Schwärze
derer, die von ihm verbrannt werden, gleichsam zu entschuldigen.
Hienieden ist von keiner Verwandlung noch Verklärung in die göttliche Natur
die Rede – sondern von dem alten Wort Widergeburt.die Rede. Kinder sollen
wir werden, um in das
Himmelreich
zu kommen – und dies fällt in kein
sterblich Auge, sondern
ist da
ohne Schau.Der Knoten des Misverhältnißes liegt zwar in unserer Natur, kommt aber
wie sie selbst nicht von uns, und wird durch kein philosophisches Tichten und
Trachten aufgelöst werden. DEVS intersit – dignus vindice nodus! Ohne diesen
Knoten
wäre kein Hexameron gedacht worden – und an keine
Ruhe
, nach
verrichter Arbeit.Die Stelle im
Golgotha
war auf M. gezielt, und wird ihn kaum getroffen
haben. Sie zu treffen ist meine Absicht nicht gewesen, hat auch nicht seyn können,
hätte auch nicht disiunctive geschrieben durch aut – aut, sondern et – et. Zur
Widerherstellung des
Göttlichen Ebenbildes
– wurde der
Abglantz
göttlicher Herrlichkeit zur Sünde gemacht
. „
Ohn weiters zu verstehen
“
wie unser liebe Claudius in seiner Cantilene sagt, wo mancher dürre Vers nach
Grummet von der Weide schmeckt; aber auch in diesem Heu ist ein Leuchten von
des Engels Klarheit – „
denn er sagte ihnen die Wahrheit
.“ Die Hirten
glaubten dem
Zeichen
des in Windeln gewickelten und in der Krippen liegenden
Kindes – giengen hin – und kehrten wider um, preiseten und lobten Gott für
alles, das sie gehört und
gesehen
hatten. Αρα ἡ πιστις εξ ακοης, ἡ δε ακοηδια ῥηματος ΘΕΟΥ.
Dom III. p Epiph.23. JanuarDer Besuch eines Juden, der aus Koppenhagen seiner Heimath,
zurückgekommen u auf der Hinreise in Wandsbeck sehr herzl. von Claudius
aufgenommen worden, von deßen Familie und Gesellschaft ich manches
ausgeforschtfragt. Er hat Ihre Elise mit dem schon seel. Bruder und Me Campe daselbst
kennen gelernt u.s.w. Heute feyern wir das KrönungsFest im Waysenhause und
der dasigen Kirche, und morgen ist des alten Philosophen Geburtstag. Ich habe
vorgestern meinen nächsten Blutsfreund aus Lübeck, u den Nachfolger meines
seel. Vaters in der mit ihm untergegangenen
Altstädschen Badstube
verloren. Die Wittwe, seiner leibl.
Schwester Tochter
– bleibt in der grösten
Armuth mit 5 Kindern. Die guten Umstände meines seel. Vaters zogen einen
ganzen Schwarm von meiner frommen, arbeitsamen, stillen Mutter
Bruderkindern in unser Haus, und nach Preußen – davon die meisten von meinen
Eltern unterhalten, untergebracht und unterstützt wurden – Dies ist der letzte,
der mir so viel Sorgen als seine Geschwister meinen Eltern gemacht – Ich hatte
mich meines seel. kranken Bruders zu Gefallen hier niedergelaßen, und mich
gantz aus einander gesetzt; wie der vorige Bürgermeister, ein vertrauter Freund
meines Vaters, der in seiner Jugend ein tägl. Hausgenoße bey uns gewesen,
und unser alte Beichtvater, mein bester Lehrmeister in der Schule und mein
Rathgeber, der im Leben und im Testament bedacht worden war, mit dem
Vetter Nuppenau, damaligen Altstädtschen Bader übereinkommen, mich von der
Curatel meines Bruders auszuschließen ohne die geringste Veranlaßung von
meiner Seite. Ja was
man sich kaum vorstellen kann
, der Kirchenrath läßt
mich den Abend vorher zum Eßen bey sich bitten, wie ich den Tag drauf eineVerfügung bekomme meinen Bruder djenem nächsten Blutsfreunde
abzutreten. Zum Glück wohnte ich damals bey dem seel. Tribunalsrath Bondeli im
Hause, wie ein leiblicher Sohn – der meinen ganzen Wandel kannte. Dieser saß
im Oberpupillen Collegio und konnte ihnen das ehrlichste Zeugnis geben, daß
die von Bürgermeister u Magistrat nebst dem Kirchenrath bereits
eingenommene Stimmen der Wahrheit u Gerechtigkeit Platz machen musten. Sonst wäre
mein ganzes irrdisches Glück drauf gegangen und das Capital meines Bruders
hätte auch kaum bis an sein Ende hingereicht. Da schrieb ich in der Bitterkeit
meiner Seel die
Vorrede
zur Uebersetzung des Warners von der Gicht. Der
von Geitz und Chicane geblendter Geistl. starb plötzlich und ist noch seitdem in
meinem Hause gewesen, ohne mich gefunden zu haben – Was er darinn
gesucht, weiß ich bis diese Stunde nicht. Seinem Schwiegersohn, unserm D.Reccard hat er eingebildet, daß er uns das Legat geschenkt hätte. Ich besuchte
ausdrückl. einmal dem Schwiegersohn, um ihn durch die ertheilte Qvittung vom
Gegentheil überführen zu können, hatte den Beweis in der Tasche. Weil er kein
Herz hatte mir das geringste merken zu laßen, so hielt ich es auch der Mühe
nicht werth mich gegen einen stummen Geistl. zu rechtfertigen, und habe seitdem
auch den D.Reccard in meinem Leben nicht mehr gesehen. Verzeyhen Sie mir
dies Familiengeschwätze, und daß ich Ihnen so viel aus der
Schule
plaudere;
denn dies ist eine wahre
Schule
für mich gewesen, in der ich mehr gelernt als
aus dem I Vol. von Gibbon’s History of the Decline and Fall of the Roman
Empire den ich gestern zu Ende gebracht ohne den bittern Feind des
Christentums darinn gefunden zu haben, wenn es nicht noch nachkommt.
Mein seel. Vater war ein sehr beliebter Wundartzt – Der alte Kantzler von
Schlieben frug ihn einmal, ob er nicht einen Doctor oder HofrathTitel
(welches damals Mode wurde) haben wollte. Er antwortete, daß er bereits einen
Titel hätte. Er hatte seit kurzem 2 Leichen zu folgen gehabt, bey der einen wär
er im ersten und bey der andern im letzten Paar gegangen. In beyden Fällen
hätten ihn die Leute nachgeruffen: da geht der altstädtsche Bader! Das bin ich
im ersten und letzten Paar, und der will ich leben und sterben.
– – liberius si
Dixero quid, si forte iocosius: hoc mihi iuris
Cum venia dabis. Insueuit pater optimus hoc me –Seine Badwanne ist mir so heilig, als desm Sokrates seiner Mutter
Hebammenstuhl
; und ich nahm mir bisweilen die Freyheit zum Belag ein
griechisches Epikramm anzuführen, das Vater Hagedorn übersetzt
Der Bader und die H‥ baden
Den schlechtsten Mann und besten Kerl
Beständig nur in Einer Wanne.
Herder will den Titel
Salbadereyen
nicht gelten laßen: nun so mögen sie
metakritische Wannchen
heißen – die Füße = medios terminos progressusunsers aufgeklärten Jahrhunderts zu waschen. Nun geh ich zum Amen!
Kirchengebeth und Liturgie des Abendmals – und darauf bey IhremNamensvetter – den ich in diesem Jahr noch nicht besucht habe.
Ich kam eben in die Altstädtsche Kirche, wie mein Beichtvater die
Einseegnungsworte abzusingen anfieng, und hab einen sehr herzl. vergnügten Mittag
gehabt, mich amCaviar gelabt, den ich dies Jahr noch nicht so gut genoßen habe.
Vorigen Mittwoch nach dem Neujahrstage erst Ihren Auftrag an Kr. Hippel
ausrichten können, und Ihrer Gesundheit wurde geopfert. Von ihm lief ich auf
die hiesige Schloßbibl. um die häll. Bibl. nachzusehen wegen des Spinoza u
seinesDescartes. Ich denke, daß die Recension mir das Buch entbehrlich
macht, und bin durch die neuste philosophische Betrachtung noch mehr
überzeugt, daß nicht nur der Cartesianischenoutrés sondern jede
übertriebene
Metaphysik
auf Seyn und Nichtseyn hinauslaufe. Wobey mir ein alter Vers
von Junker, der vor Reinbecks Betr. über die Augsp. Conf. steht einfällt; den
ich wie ein Kind gelesen, und mir so auffiel, daß ich ihn trotz meines
unpoetischen Gedächtnißes behalten habe:
Wie mag der Schöpfer nicht in seiner Allmacht lachen
Wenn sich das Nichts zu was und Ihn zu Nichts will machen!
Nach dieser langen Episode wider heim zu kommen; so sind die
Kräfte
im
natürl. Menschen
unbekannte Länder für mich, von denen ich nichts zu sagen
weiß. Mir kommen alle Kräfte unserer Natur vor, gleich den Kriegsknechten im
heutigen Evangelio, die
kommen
und
gehen
und
thun
, nach dem Wort und
Wink des Hauptmanns. Zum
Empfangen
gehört mehr Leere, als Kraft – mehr
Ruhe, als Mitwirkung.Gesetzt daß es auch eine
gewiße
GottesErkenntnis gebe – Sollten wir uns
nicht an einer
ungewißen
begnügen können – und ist diese Gewisheit
jedermanns Ding. Wie wenige Menschen sind so glücklich ohneinvon der
mathematischen Gewisheit undeinigen Begriff zu haben.
Dem reinen ist alles rein – jede Methode, sie mag mystisch – logisch –
mechanisch seyn. Alles menschliche und irrdische ist dem Misbrauch und der Eitelkeit
ausgesetzt – und was Gott gereinigt hat, hört auf, gemein zu seyn.
Unsere
Unmöglichkeit den Schöpfer zu verlieren bey Seite gesetzt
, ist es Ihm
wenigstens unmöglich auch das kleinste seiner Geschöpfe, das unwertheste
Glied und Haar von seiner Vorsorge auszuschließen. Nicht unsere Liebe,
sondern seine unaussprechliche Liebe im Sohn der Liebe ist der Mittelpunct – die
Sonne unsers Systems.
Verzeyhen Sie, daß ich Ihnen immer Einerley schreibe. Ich wünschte Sie so
gern aus den Labyrinthen der Weltweisheit in die kindliche Einfalt des
Evangelii versetzen zu können, und weiß selbst nicht wie ich es anfangen soll, das
trockne ον Ihnen zu verleiden.
Sensus
und
vita
sind freylich das principiumalles intellectus. Alles in der Natur und in der Schrift bezieht sich auf
Gebrauch und Anwendung – aber
ius
und
norma
sind freylich sehr arbitrair.
Wille ohne Verstand
daher kein Unding, weder in theoria noch praxi,sondern bisweilen ein Regale der Weisheit und Thorheit, cum grano salisgenommen.
Da kam ein Freund mit einem Gruß von
Scheffner
, den er besucht – und
ein sehr freundschaftlicher angenehmer Brief aus Berlin von einem Mann, den
ich glaubte wider mich aufgebracht zu haben, der meinen Argwohn aber völlig
beruhigt und meine Eifersucht in der Freundschaft –
Seyn Sie, mein lieber bester Jacobi, in Ansehung meiner kein
Sclav von
Ihrem Wort
. Ich werde es auch in Ansehung Ihrer im Schreiben und
Antworten nicht seyn. Wir haben nun Hofnung mit Gottes gnädiger Hülfe
einander zu sehen von Angesicht zu Angesicht. / Gott hat durch ein Wunder seiner
Vorsehung meinen armen schwachen Kopf von den niederträchtigen
Nahrungs- und Bauchsorgen erleichtert; vielleicht bin ich dadurch im stande, noch ein
wenig Othem auf dieser Welt zu schöpfen, und mich ein wenig umzusehen – –
Dürft ich Sie auch um Mittheilung der
Antwort von Hemsterhuis
ersuchen,
wenn Sie einige auf Ihr Anschreiben erhalten – die nach Ihrem Geschmack seyn
sollte.
Laßen Sie sich das Heu und Stroh nicht irren
in meinem Geschmiere. Finden Sie etwas drinn, was ich wünschte und ich
selbst mir nicht bewußt bin zu haben, desto beßer für uns beyde. Die Furcht des
HErrn ist der Weisheit Anfang und seine LEvangelische Liebe der Weisheit Ende
und Punctum. Ein anderes Δος μοι που στω kenne und weiß ich nicht, als
Sein Wort, sein Schwur und sein
Ich bin
– und
werde seyn
, worinn die
ganze Herrlichkeit seines alten und neuen Namens besteht, den kein Geschöpf
auszusprechen im stande ist. Heilig und Hehr! oder wie Hiob sagt: Groß und
unbekannt
! wie er auf jenem Altar zu Athen geschrieben stand, den Paulus
umsonst den Areopagiten offenbarte, ohngeachtet wir in Ihm
leben
,
weben
und
sind
– und wie Sie selbst ohne Wortspiel sagen – die vollkommenste Liebe,
weil sie alles in Ihrem Nächsten ist – und daher allein verdient
über alles
geliebt zu werden, und mit Recht fordern kann, den Nächsten wie sich selbst zu
lieben – Ihn aber
über unser eigen und unsers Nächsten Selbst
.
Kennen Sie schon den
braunen Mann
; wo nicht, so empfehl ich Ihnen
seine komische Romane, ich meyne die Geschichte der Waldheim. Ich bin in ihr
so verliebt wie in den Retif de la Bretonne, wie ich seine Schriften zum ersten
mal kennen lernte. Eine gewiße Diät im Lesen hat auch in unsere Gesundheit
Einfluß. Doch auch bey mir heißt es: Artzt! hilf dir selbst!
Gott schaffe in uns allen ein
rein Herz
und geb uns einen
neuen gewißen
Geist
, und der
freudige Geist
enthalte uns – Wenn ein Bluthund und
Ehebrecher so viel Vertrauen zu Gott haben konnte, zu bitten; sollten wir als
Kinder des neuen Bundes an der Erhörung deßen, was uns gut ist, verzagen oder
verzweifeln – Es giebt
Zweifel
, die mit keinen Gründen noch Antworten,
sondern schlechterdings mit einem Bah! maul abgewiesen werden müßen – so
wie es
Sorgen
giebt, die durch Gelächter am besten gehoben werden können,
wie es in der Bergpredigt heißt: Wer ist unter euch, der seiner
Länge eine Elle
zusetzen könne
– Wenn wir glückliche Zeitverwandten des eisgrauen XVIIIJahrhunderts nach Christi Geburt über das Maas unserer Einsichten klagen –
was unsere armen Vorfahren – und unsere Nachbarn in Nova Zembla – Nein,
danken schickt sich für uns beßer als Murren. – Bin ich nicht ein rechter
Saalbader von Briefsteller? ich umarme Sie und erwarte Ihr Gutachten auf den
Innhalt meiner vorigen Briefe – nebst Entschuldigung wenn es mir einfallen
sollte gegenwärtigem eine Beyl. zu machen, deren Beförderung ich am
sichersten von Ihrer Freundschaft erwarte. Leben Sie recht
wohl, gesund und zufrieden mit dem Hausvater unter dem Häuflein,
das Er Ihnen gegeben, und zu Seiner Ehre und Ihrer Freude und
Trost erhalten wolle!!
J G Hamann.Vermerk von Jacobi:Königsberg den 22ten Jänner 1785
J. G. Hamann.beantw.Königsberg den 23 Jänner Dom III. p. Epiph.Mein auserwählter – mein gewünschter Sohn,
Ungeachtet aller Rechte eines Vaters, die Sie sich auf mich und meine Kinder
erworben, giebt Ihnen mein Herz am liebsten diesen jenen Namen Ihrer
eigenen Wahl. Ich speiste heute zum ersten mal in diesem Jahr bey meinem
Freunde Jacobi, der mit der gestrigen Post Antwort aus Amsterdam von dem
ihm oder vielmehr der Bank angewiesenen Comptoir erhalten hatte, das seinen
Wechsel acceptirt aber damals noch keinen Avis von dem HofBanquierBreslau bekommen. Er glaubt, daß die Sache gegen Ende des Febr. völlig
abgemacht seyn wird, und Sie so gütig seyn werden meine Nachricht
davon
abzuwarten
–
Ich habe es für meine Pflicht gehalten Ihnen dieses zu melden – und zugleich
die Begebenheiten meines
wunderbaren Jahrs
noch vollends mitzutheilen.
Im Sommer besuchte ich meine Freundin, die würdige Baroneße von
Bondeli, und wes das Herz voll ist, geht der Mund über: so klagte ich ihr meine
Noth in Ansehung der Erziehung meiner 3 Töchter. Sie war so grosmüthig sich
auch ohngeachtet meiner Unvermögenheit und Mangel sie wenigstens zu
unterhalten, sich dieser Sorge zu unterziehen. Mit ebenso vieler Achtsamkeit, ersuchte
sie mich einige Kleidungsstücke abholen zu laßen, wenn ich ihr diese Vorsorge
nicht übel auslegte. Das geschah und ich habe sie seit der Zeit weder besucht, noch
mich bedankt. Nach Erhaltung oder Erlebung des 15 Dec. war meine erste
Bewegung dieser grosmüthigen Freundin an meiner Freude Theil nehmen zu
laßen. Durch den Besuch eines Mannes, den ich beynahe für tod hielt, und der
mich mit seiner ganzen Familie überraschte und in Bestürzung setzte, muste der
Besuch einen Tag später ausgesetzt werden, als mein fester Vorsatz gewesen
war – aber auch zu meinem guten Glück; denn mein Gemüth war in solchem
Tumult, daß ich keiner Ueberlegung fähig war, und ich hatte Zeit gehabt
nachzudenken – Meine Freundin machte mir Bedenklichkeiten, und wollte ihre
Entschließung bis Ostern aussetzen. Ich bat nur um meine älteste Tochter, aber je
eher je lieber – und ich kam gantz beschämt nach Hause, weil es mir gar zu
auffallend war, daß Ihre Freundin und Gesellschafterinn, eine Fräulein von
Morstein, es für nöthig fand, mich wie Kein Kind zu liebkosen, um ruhig zu seyn.
Den 27 Xbr. erhielte meines Herzens wunsch, ein Billet und die Erlaubnis den
Tag drauf meine Tochter hin zu bringen. Denselben Nachmittag kam mein Sohn
mit seinem dortigen Hofmeister an, den Aussichten zu einer vortheilhaften
Adjunctur auf eine Landpfarre zu gleicher Zeit nach der Stadt geruffen hatten –
Den 28ten also führte der Bruder seine Schwester zu ihrer neuen Mutter Haus,
wo er als ein Kind erzogen worden; und über des Sohns Gesellschaft wurde
die Schwester weniger vermißt.
Den 29 Xbr. erscheint des Morgens ein Bedienter aus dem Gräflich
Kayserlingschen Hause, und ich werde den andern Morgen drauf hingebeten. Ich
erscheine den 30 zur bestimmten Stunde, welche mir angenehmer war, als der
Mittag. Man macht mir einige Verweise, daß ich nicht öfterer käme – und
endlich entamirt die gute Gräfin mit der allgemeinen Bemerkung, daß ich
auswärtig in gutem Andenken stünde
. Ich gab ihr hierinn Recht, und gab
ihr einen Beweis davon, daß ich durch einen mir unbekannten Wohlthäter
imstande gesetzt worden wäre, gestern meine Tochter bey der Bar. Bondeli
unterzubringen, – ohne
Namen
,
Ort
und
Umstände
zu verrathen, war ich meiner
Zunge nicht mächtig – und ein Zusammenfluß von Ideen, die ich nicht detailliren
kann und sich auf data bezogen, macht mich bisweilen eben so beredt als stumm
und tumm. Sie erstaunte, daß schon jemand ihrer mir zugedachten Freude
zuvorgekommen war, und theilte mir endlich den Auftrag einer Fürstin
Galliczin
mit, welche ihr den Auftrag gethan alle meine Schriften zusammen zu
bringen, und meine ganze Lage und Individualität von innen u außen ihr
anzuvertrauen.
Ich bin so glücklich gewesen alle meine fliegende Blätter und Maculatur bis
auf 3 Stück hier aufzutreiben, und habe 21 Hefte bey den Excell. den 15 dieses
zu weiterer Beförderung eingehändigt, und den 5– einen berichtigten Auszug
meiner Schriften aus Meusels gelehrten Deutschland zum voraus.
Alle Rücksicht auf den
alten Adam
jeder auch noch so kleinen Autorschaft
bey Seite gesetzt, ist mir auch dieses
Zeichen
und
Wunderspiel
der Vorsehung
erfreulich und tröstlich gewesen um
Ihrentwillen, auf daß die
überschwengliche Gnade, durch vieler Danksagung, Gott reichlich
preise
–
Denn meine Vermuthung ist eingetroffen, daß die Sache, da sie einmal an die
Bank gekommen, nicht geheim bleiben konnte, und zu allerhand uns beyden
nachtheiligen Vorurtheilen Anlaß geben muste, welche durch den mir ebenso
unbegreiflichen und zufälligen Geschmack einer Fürstinn, und durch dieas
Vorurtheil des Standes und Geschlechts, gleichsam gedeckt werden.
Ich stehe seit dem Oct. in einem sehr genauen und vertraulichen Briefwechsel
mit dem Geh. R. Jacobi in Düßeldorf und am Neujahrstag fand ich einen
Brief, wie ich von meiner Freundin und Gevatterin Me Courtan zu Hause
kam, aus Osnabrück von unserm guten Kleuker, der michr meldete, daß jener
mit dieser Fürstin zu Hofgeismar und in Weimar gewesen. Meine Vermuthung,
daß er die Fürstinn dauf meine Schriftstellerey und Umstände aufmerksam
gemacht, ist durch keine Spur in seinen bisherigen Briefen bestätigt worden. Ich
bin also bis auf diese Umstände eben so unwißend in Ansehung der Fürstin, als
in Ansehung Ihrer eigentlichen Bewegungsgründe. Gott weiß alles – und Den
will ich
sorgen
laßen, da ich Seine Hand in dem ganzen
Spiel
mit mir zu
fühlen glaube.
Ich schmachte nach näheren Erläuterungen von Ihnen, und Nachrichten von
Ihrer Gesundheit und Gesinnungen zu einer Reise – An meiner Bereitwilligkeit
Ihnen zuvor zu kommen fehlt es nicht. Die Schwierigkeiten dazu hab ich Ihnen
gleichfalls gemeldt. Ich bin weder im stande an die General-Administrationnoch an den König zu schreiben, deßen Geburtstag morgen gefeyert wird. Daher
hatte ich den Einfall mich an den Prinzen von Pr. zu wenden, in der Absicht
auch zugl. das ungerechte Verfahren gegen meine
leidende Genoßen
ihm
vorzustellen, und für diese etwas auszuwirken und mich zugl. an den Verräthern
meines Vaterlandes zu rächen, welche sich an den Biergeldern ihrer
Unmündigen vergriffen – Diese Leidenschaft ist der Hefen- und Sauerteig aller meiner
lettres perdues gewesen. Aber zu diesem Schritt habe ich noch keinen rechten
deutschen impetum und ὁρμην, den ich erst von Ihrer Entschließung und
Erklärung erwarte.
Da Sie mir zum Dank den Mund gestopft; so sollen Hände und Füße nicht
gebunden seyn, trotz den 3 Anfällen der podagra molesta, die ich bereits erlebt.
Was die Verwaltung des mir anvertrauten Geschenks betrifft: so ist es für
meinen Hang zu Extremen des Geitzes und der Verschwendung am sichersten,
mich den gemachten Bedingungen streng zu unterwerfen, daß das Eigenthum
des Capitals immer Ihnen unverletzt bleibt – denn fremdes Gut bin ich nicht
imstande für meine Kinder zu veruntreuen, wie ich den Rest meines Vermögens
für ihre alte Mutter unversehrt gehütet, und Gott mir bisher die Gnade gegeben
hierinn gewißenhaft zu seyn.
Ich bin noch nicht gewiß, wie ich diesen Brief abgehen laße, und halb
entschloßen ihn zur Einl. nach Düßeldorf zu machen. Vielleicht ist der Mann auch
Ihr Freund, und verdient es zu seyn. Ich bin nicht nur mistrauisch gegen die
Post – sondern sie scheint auch geschwinder und gerader jenen Weg als nach
Münster zu gehen. Der Herr Geh. R. Jacobi hat mir hier einen sehr beqvemen
Canal zu seiner Correspondentz eröfnet; der mir angenehm wäre,
wenn Sie
nichts dagegen einzuwenden hätten
. Ob ich mich gegenwärtig deßelben
bedienen werde, will mich doch diese Nacht bis Morgen bedenken – denn
Seinen
Freunden giebt er Schlaf
– – und den wünsch ich Ihnen und mir –
den XXIV.Das heutige Staatsfest sollte besonders für mich ein
Fasttag
seyn, da mir
gestern der herrliche Caviar meines Wirths beynahe zu gut geschmeckt, und dies
eins meiner Lieblingsspeisen ist, worinn ich mich wenigstens einmal des Jahrs,
am liebsten daheim mit meinen ebenso darnach lüsternen Kindern satt eßen muß.
Hartknoch versorgt mich damit, aber der seinige war diesmal nicht so gut als die
Haselhüner, welche ich mit meiner Baroneße getheilt – und auf die andere Hälfte
meine älteste Tochter gestern vor acht Tagen zum erstenmal und in der Stille zu
Gast gebeten hatte. Das Vergnügen der Ueberraschung gerieth nicht so gut, wie
ich es mir vorgestellt hatte, und ich habe sie die ganze vorige Woche nicht besucht.
Doch mit welchen Kleinigkeiten unterhalt ich Sie, mein auserwählter, mein
gewünschter Sohn, da ich so viele wichtige Nachrichten in meinem Kopf und auf
meinem Herzen habe, daß ich selbst nicht Anfang noch Ende zu übersehen weiß.
Ihre Freundschaft verschmäht diese Eindrücke des Augenblicks nicht, noch
ärgert sich daran.
Wenn Sie mit der Fürstin in Verbindung stehen, wie ich fast vermuthen muß:
so geben Sie mir
Licht
. Ich habe Ihr meine Schriften im eigentl. Verstande
verkauft, und mir alle Unkosten laut meiner Qvittung und derselben Belägen
bezahlen laßen. Vor meine Lettres perdues habe ich die Antwort des guten
Quintus Icilius abgeschrieben und es für nöthig gehalten hinten ein Certificatde l’Auteur anzuhängen, der seine Zufriedenheit mit dem von Gott geschehenen
Ersatz ausdrückt – daßund also von kein Absichten des Eigennutzes allen
Verdacht aus dem Wege geräumt. An der Uebersetzung des Dangeul, die nach
meinem eigenen Urtheil sehr elend ist, kann der Durchl. Person nichts gelegen
seyn. Von meinen Recensionen und Beyträgen zur hiesigen gelehrten und pol.
Zeitung hab ich nicht mehr als 9 Stück auftreiben können. Wie sauer mir die
Durchsicht aller dieser Misgeburten geworden, kann sich niemand vorstellen. Ich
bin dadurch fast gantz vereckelt worden an eine Sammlung zu denken, weil das
meiste auf öfters sehr zufällige Umstände beruht, die ich mir gar nicht wider ins
Gedächtnis zu ruffen imstande bin – eben so oft auf offenbar falsche
Vermuthungen und recht chimärische und willkührliche Combinationen. Von
Druckfehlern
habe ich so viel möglich die Maculatur zu reinigen gesucht. Die
hierophantische Briefe wimmeln durch ein besonderes Misverständnis des Leipziger
Censors und Druckers am ärgsten. In meiner jüngsten Schrift fehlt es auch
nicht dran. Luther nannte sn Spiritum familiarem
Schiblemini
ausmit dem
hebräischen Wort:
Setz dich zu meiner Rechten
aus ΨCX. 1. Golgatha
steht also für Christentum und dies für
Lutherthum
. Ungeachtet einer
ausdrückl. Vorschrift steht S. 74. Philosophie für
Psilosophie
. Ich habe gleich
nach Erhaltung
Ihres ersten Briefes
2 Exempl. nach Osnabrück und ein
Aushängeblatt von Druckfehlern in Berlin bestellt, aber Kleuker hat nur eins
erhalten und das letzte ist bis diese Stunde ausgeblieben, ohngeachtet
Hartknoch selbst deshalb geschrieben. In beyden Buchläden, ist kein einzig Exemplar
aufzutreiben, sonst würde Ihnen über Düßeldorf eins zugefertigt haben, und
ich habe von Freunden bereits borgen müßen. Stehen Sie also mit der Fürstinn
in Verbindung: so werden Sie meine gesäuberte Exempl. wenigstens ansehen
können. Denn daß eine Dame von Ihrem Stande etwas zu ihrem Frommen
oder Behagen in meinen panischen Bockssprüngen finden könnesollte, ist mir
meine ganze Autoreitelkeit nicht vermögend zu überreden. Doch der Geschmack
liebt eben so sehr Extreme als die Vernunft.
Ich wunderte mich, daß Sie in Ihrem ersten Briefe 2 meiner Schriften
anführten von deren einer ich nicht vermuthen konnte daß sie weit gekommen, und
die andere hat im Druck so viel Unsinn oben eingewonnen, ohne den vorsätzlichen
meiner eigenen Willkühr – daß ich Sie im Ernst hier wünschte um einen Freund,
der
Muße und Verleugnung
hätte, bey der Correctur meiner ersten
Schriften, die ich schon seit Jahren lang versprochen, dabey zu Rath ziehen zu können.
Zu gleicher Zeit würkte eine zwar dunkle aber lebhafte Ahndung in mir, die
Bedürfniße meiner Reise theils zu meiner Erholung theils Herder noch einmal
zu sehen und Claudius kennen zu lernen, worüber schon Jahre lang unter uns
in Scherz und Ernst gearbeitet worden. Ich schrieb an Herder und überlegte pro
et contra, ob ich ihm Ihren Namen oder die nähere Einkleidung Ihres
Anliegens entdecken sollte. Ich wählte zum
Glück das erste
, und unterdrückte das
letztere. Herder fieng gleich Feuer, sprach mit aller Wärme, und weißagte unser
Widersehen. Seitdem bin ich ihm und seiner vortreffl. Frau noch die Antwort
schuldig
, welches beyde nicht so beunruhigen kann wie mich selbst.
Nun ist mein gröstes und innigstes Anliegen Nachricht von Ihrer Gesundheit,
und etwas von der Geschichte Ihrer Krankheit zu haben. Unser Leib ist der
Erstgeborne, und verdient als Tempel unsere Pflege und Sorgfalt. Aus dem schönen
mäßigen Winter den uns Gott schenkt, läßt sich ein ihm ähnlicher Sommer
vermuthen – und vielleicht thut
unser kaltes Klima
Ihren schwächlichen
Leibesumständen mehr Dienste, und heilsamere Wirkungen – als Sie absehen können.
Sollte Ihre Unpäßlichkeit und die Ärtzte eine Reise widerrathen: so bin ich
fertig alles zu unternehmen mit Gottes Beystand um unsere gegenseitige
Sehnsucht zu befriedigen, und werde Ihrem Rath und Vorschrift nachzuleben suchen.
Mein Kopf und Herz sind nicht ein Gespann von gleichem Schritt, und ich habe
zu allem Vormünder und Handleiter nöthig. Schwindel ist schon ein physischer
Erbfehler meiner Natur von Kindesbeinen an gewesen, wiewol meine
Gesundheit mit den Jahren mehr zu- als abzunehmen scheint, und ich mich schonen muß,
ohne aber zu verzärteln. Ruhe und Vertraulichkeit ohne Zwang ist mir zum
Genuß des Lebens unentbehrlich.
Ich habe meinem Freunde in Düßeld. meine ganze Verlegenheit entdeckt, in
welcher ich bisher gelebt, ohne ihm meinen Retter genannt zu haben. Man hält
Sie hier für einen engl. Mylord, und mich für einen Betrüger, der sich durch
eine verstellte Armuth Mitleiden erschlichen, auch hat man uns beyde in Verdacht
einer Schwärmerey. Unterdeßen nehmen die meisten an meinem Glück Antheil,
und scheinen es mir mehr zu gönnen, als zu beneiden. Ich gehe blos in Geschäften
aus und hoffe dieser Regel immer treuer in diesem laufenden Jahre nachzuleben.
Nicht allein meiner selbst sondern auch
meiner Kinder wegen
, behaupten
Sie das Eigentum, wenn ihre Erziehung nicht durch den Aufwand der Zinsen,
wie ich hoffe und wünsche und Gottes Seegen täglich dazu erflehe, erreicht oder
gar vereitelt werden sollte.
Ich bin nichts imstande von dem zu schreiben, was ich eigentlich schreiben
möchte – und befinde mich noch gantz im Dunkeln in Ansehung Ihrer guten
Gesinnungen und Absichten. Gott wird unterdeßen alles zu Seiner Ehre und
unserm gemeinschaftlichen Wohl gedeyen laßen; denn Seine Kraft ist in den
Schwachen mächtig.
Ein
Seelsorger
bin ich nicht, möchte ich Ihnen sagen, sondern ein
Ackermann, und habe Menschen gedient von Jugend auf. Ein
schöner Geist
bin ich
auch nicht, möchte ich Ihrer dortigen Durchl. gern antworten – sondern ein
Kuhhirt, der Maulbeer abliest. Ein ganz natürliches Gefühl meiner
Unwürdigkeit und Unbrauchbarkeit, und ein eben so unschuldiger Nisus einer
Gegenwirkung, die ich Gott und meinen Nächsten schuldig zu seyn glaube, machen
mich so verlegen und ungedultig, daß ich meiner Sinne noch nicht mächtig bin.
Haben Sie auch mit dieser neuen Noth Mitleiden, mein auserwählter – mein
gewünschter Sohn – und laßen Sie mir vom
Zusammenhange der Dinge
so viel Licht zufließen, als ich nöthig habe meine Schritte zu richten. Erfreuen
Sie mich bald mit einer erfrwünschten Antwort auf mein Anliegen. Wir
denken hier täglich an Sie. Sein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel, in
und durch uns. Gott sey uns allen gnädig im Sohn Seiner Liebe! Ich umarme
Sie und ersterbe der Ihrige im vollkommensten Sinn.
Johann Georg H.Unsers L.
Herzenserleichterung
fiel mir gestern vor 14 Tagen erst in die
Hände, und ich habe selbige als ein Pendant seines Kupferstichs gekauft von
dem Kayserlingschen Gelde, nebst einer für mich eben so intereßanten u
merkwürdigen Streitschrift gegen meinen alten Freund Mendelssohn, der hoffentl.
mit mir ausgesöhnt seyn wird nach einem Briefe, den ich gestern Abend zu
meiner großen Beruhigung aus Berlin erhielt.
den 24 Jänner 85.Mein gütiger Freund,
Den 20. d. habe das gebundene und gestern das ungebundene aufgerollte
erhalten. – Wenn Herr Pf. Kraft den Spittler braucht, so mag er ihn behalten so
lange er will. Erhalten hab ich ihn noch nicht, und ich erinnere nur um aller
Verlegenheit deshalb vorzubeugen. Kraus hat das Verzeichnis der für die Bibl.
erstandenen Bücher verlegt 9 Bände, und noch nichts von Godeau. Wie viel
Bände enthält der? und aus wie vielen hat der ganze Handel bestanden. Doch
beßer ist es das Verzeichniß beyzulegen und es mir zurückzuschicken mit Ihrer
Berichtigung.
Gestern besuchte mich eben HE Mayer, als ich eine sehr liebreiche Antwort
von HE D. Biester erhielte, wodurch alles zwischen uns beygelegt und
abgemacht ist. Ich soll ihm blos melden, was mir fehlt. Er beklagt sich einen Brief
sehr spät erhalten zu haben, ohne daß ich mich besinnen kann, durch weßen
Einschluß ich ihn habe ergehen laßen.
In Ansehung Mendelssohns bin ich gleichfalls ruhig, weil er einen andern
Gegner gefunden, an dem Jedermanns Sirach Schultz, der eine Apologie des
Atheismus geschrieben, die ich Ihnen nächstens mitzutheilen denke – mit
Lavaters Herzenserleichterung.
Die Uebersetzung von Sp. Ethik erhalten Sie hiebey. Sie gehört Kraus. Meine
2 Theile bin ich nicht füglich im stande in die dritte Hand auszuleihen, da ich
sie theils selbst brauche, theils sie mir ex speciali gratia anvertraut worden.
Von Pleßing habe erst heute einen alten Brief erhalten, daß Mendelssohn
ein Buch unter dem Titel:
Spinoza oder über das Daseyn Gottes
unter
dem Amboß hat. Er hat mir einige Avertissements von einem Werk seines
Vaters mitgetheilt, wovon ich auch eins beylege auf allen Fall.
Gestern vor 8 Tagen schickte mir mein lieber Gevatter Claudius seine
Weihnachts Cantilene, (welche mit erster Gelegenheit zurückerwarte) und meldete
mir die mit Lebensgefahr verknüpfte Entbindung seiner Rebecca vom 7ten
Kinde, das auch eine Rebecca ist. Den Herrn Kunstrichtern schmeckt die Poesie
wie das Grummet von der Weide
. Die Freunde des Asmus laßen sich wie
die Weisen – das Heu und Stroh nicht irren. Auch vom glücklichen Componisten
habe einen Brief erhalten.
Den 15ten d. habe 21 Hefte meiner Opusculorum abgeliefert. Es fehlen nicht
mehr als 1. Dangeul, den ich beynahe mich schäme für meine Arbeit zu erkennen.
2.
Die Hirtenbriefe das Schuldrama betreffend
.
3.
Die dreyfache Recension der Kreuzzüge
. Sollten Sie die beyden
letzten besitzen und entbehren können: so würde ich dies Opfer zu ersetzen
suchen, so gut u bald ich kann. Ein Wink des Herrn Mayers macht mich so
dreist – Ich glaube aber, daß die durchlauchtige Leserinn nicht eben nach mehr
Maculatur
lüstern
seyn wird, und wage nur meine Bitte auf den
unvermutheten Fall einer ausdr. Nachfrage.
Von Recensionen habe nicht mehr als 9 Stück schaffen können und überhaupt
von den meisten das letzte Exemplar hingeben müßen – und mir ist alle Lust an
einer Sammlung meiner ersten Schriften die ich im Sinn gehabt, bey dieser
Durchsicht verekelt und versaltzen worden.
Wo ich jetzt ein Exemplar zu den Sokr. Denkw. und einigen andern
herbekommen soll, weiß ich auch nicht. Ein
Gehülfe
ist mir überhaupt
unentbehrlich, den ich auch nicht aufzutreiben weiß. Dazu gehört ein Freund, der nicht nur
Muße sondern auch etwas mehr hat, ich meyne Sympathie und Verleugnung
publici saporis, wie mein erster Lieblingsautor Petron sagt, und meinen zweiten
Lieblingsautor den Persius versteht und zu schmecken im stande ist.
Mit dem ersten Theil von Gibbons Geschichte des Verfalls und Untergangs
des römischen Reichs bin ich fertig ohne
bisher
den giftigen Feind des
Christentums in ihm gefunden zu haben.
Die komischen Romanen aus den Papieren des braunen Manns und des
Verf. des Siegfried von Lindenberg, welche die 2 ersten Theile der
Waldheimer
enthalten, haben mir unaussprechlich Vergnügen gemacht, das ich gern
mit Ihnen zu theilen wünschte.
Zwischen ein erbaue mich an D.
Joh. Χsto. Döderleins Predigten zur
christl. Belehrung über verschiedene Wahrheiten der Religion
Halle 777 die auch Ihren Beyfall erhalten würden.
Vive le Roi! ruff ich Ihnen, mein gütiger Freund! noch aus der letzten Neige
meiner kalten Punsch Schaale zu. Das Licht meiner Augen ist beynahe erlöscht.
Dieser Heilige Abend kommt mir theuer zu stehen. Ein Szostack für meine
zweite Tochter
Lehne Käthe
mit der ich heut vor 8 Tagen einen glücklichen
Anfang im Französischen Lesen gemacht und einen Düttchen für meine
Marianne Sophie
. Doch das sind böhmische Dörfer für den Erbherrn in
Sprintlacken! Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin, und zucken Sie die
Schultern, so hoch Sie wollen über Ihren
empfind- und Punschseligen Freund und Diener J G H.Adresse mit schwarzem Siegelrest:HErrn Kriegsrath Scheffner / Erbherrn von und / zu /
Sprintlacken
. /
Nebst einem Buch in /
Wachslein
.
Kgsb den 31 Jänner 85.Vorigen Freytag besuchte ich HE. Pf. Fischer, der mir die Kirchengeschichte
abgegeben hat, und den Tag drauf speiste mit HE. Mayer und Wagner, der das
Pack von Godeau hervorsuchte, welches unser Freund sogl. auftrug zu Pr. Kraus
zu befördern. Ich hoffe, daß es daher auch mit den verzeichneten übrigen
Büchern seine Richtigkeit haben wird. Um sie, höchstzuEhrender Herr Kriegsrath,
aller Unruhe zu überheben, habe ich Ihnen dies noch heute melden wollen, da
ich eben mit dem dritten Theil des Gibbon fertig bin, und den ersten Monath
dieses laufenden Jahres mit einem vergnügten und zufriedenen ἙυρηκαἙυρηκα schließen kann.
Vermissen Sie nicht auch die mathematischen Kupfer zu Spinoza Ethik. Ich
bin über den ersten § ermüdet und den Wolfischen Commentar darüber. Möchte
mich auch kaum entschlüßen fortzufahren, als bis unsers Kritikers Moral
erscheinen wird.
Mit seinem Tractatu Theol. politico bin ich geschwinder fertig geworden,
und die Auszüge, welche ich mir vor beynahe 30 Jahren gemacht, habe noch
beynahe hinlängl. für meinen jetzigen Gebrauch gefunden.
Hab ich Ihnen, Gütiger Freund, schon den schönen Versuch über die Natur
und das Daseyn einer materiellen Welt, aus dem Engl. von
Schreiter
übersetzt, mitgetheilt? Ich habe ihn schon zum 2ten mal gelesen und möchte es wol
noch zum dritten mal thun. Dies kleine allerliebste Buch nebst des Schultzens
philos. Betrachtung wartet nur auf Ihren Wink.
Mehr weiß ich nicht, aber desto mehr fühl ich, daß ich müde bin.
Johann Georg Hamann.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 6.Erh. den 16 Febr. 85 geantw. eod. nebst einem Exempl. der
Hirtenbriefe über das Schuldrama nach Münster.Düßeldorf den 1sten Februar 1785.Mein liebster Hamann,
Ich bin erst den 20ten Jänner von Vaels hierhin zurück gekommen. Den
folgenden Morgen erhielt ich Ihren Herz erfreuenden Brief vom 6ten, u
erwarte nun mit unaussprechlichem Verlangen die Gewißheit, daß ich Sie bald
mit diesen meinen Augen sehen, u mit diesen meinen Ohren hören werde.
Der Mann der so glücklich war Ihr Wohlthäter zu werden, ist, meinem
Vermuthen nach, der junge Buchholtz in Münster. Sie schrieben mir den 14ten Nov:
„Da Sie in Münster Freunde haben; so kennen Sie vielleicht dort auch Einen
von Herder, Lavater u mir – nach deßen persönlicher Bekanntschaft ich mich
auch sehne.“ Ich rieth gleich auf Buchholz, von dem ich kürzlich ungemein viel
Gutes gehört hatte. Gesehen u gesprochen habe ich ihn nur einmahl, vor
ohngefahr drey Jahren, da er an einem Morgen sich ganz unvermuthet zu
Pempelfort bey mir meldete. Sein Nahme war mir nicht unbekannt, weil der Minister
von Fürstenberg seiner verschiedene Mahle gegen mich, als eines der
Hoffnungsvollesten Zöglinge des Münsterischen Gymnasii gedacht, u mir auch einmahl
eine Ausarbeitung von ihm geschickt hatte. Nachher verlautete, es würde nichts
aus diesem Buchholtz, er ließe seinen Geist verwildern, flatterte u schwärmte
nach allerhand Gegenständen, ohne sich mit irgend etwas ernsthaft zu befaßen.
Ohngefähr so erschien er mir auch in der Unterredung mit die ich mit ihm
hatte; er ermüdete mich auf eine mir unerträgliche Weise, u ich ließ es ihn
bey’m Abschiede merken, daß ich keinen 2ten Besuch v ihm erwartete.
Ohngeachtet wir völlig v einander Abschied genommen, kam er den Nachmittag
doch wieder um mich noch einmahl zu sprechen; ich ließ ihn aber nicht vor. Ich
war auch würklich gar nicht wohl u lag zu Bette. Den Augenblick darauf
gereute mich meine Härte, aber es war zu spät. Von meinem damals über
Buchholtz gefällten Urtheil, bin ich erst diesen Sommer zu Hofgeismar erst zurück
gekommen. Die Prinzeßin v Gallitzin hatte ihn einige Mahl gesprochen, u ihm
Zeit gelaßen sich in etwa verständlich zu machen. Sie versicherte mich es sey ein
herrlicher Geist in ihm verborgen. Auch sein Freund Sprickmann, der mit der
Prinzeßinn zu Hofgeismar war, sagte mir viel Gutes von ihm, aber auch
manches das viel geschickter war und meine gefaßte Meynung zu bestättigen, als sie
zu verändern. Erst den Abend vor meiner Abreise gab mir eben dieser
Sprickmann einen Brief von Buchholtz an ihn, von dem er sagte, daß er verschiedenes
darin nicht verstünde. Ich fand gar nichts unverständliches in diesem 12Quartseiten langen Briefe, u wurde voll Liebe u Bewundrung gegen den Verfaßer,
welches ich Sprickmann auch auf das nachdrücklichste bezeugte, u ihn bat, wenn
er es Buchholtz sagen möchte, daß ich den Brief gelesen, ihn recht herzlich von
mir zu grüßen. Nun wißen Sie, wie ich mit dem Manne stehe.
Den 3ten Febr. – Heute morgen fiel mir ein, daß ich an dem Tage wo ich
Ihren Brief v 14ten u 15ten Nov erhielt, den 28ten Nov, an Sprickman
schrieb, um ihm einen unerheblichen Auftrag zu geben, denn ich stehe sonst in
keinem Briefwechsel mit ihm. SeinIch gedachte ich gegen ihn jener Worte
aus Ihrem Briefe, u fügte hinzu: „Das kann doch wohl niemand anders seyn,
als Ihr Freund Buchholtz.“ Da mein Schreiben keine Antwort forderte u auch
keine erhielt, so blieb ich ohne Auskunft über diesen Punkt. Nun aber scheint es
mir nicht unmöglich, daß meine Äußerung gegen Sprickmann, einigen Einfluß
auf die Erscheinung vom 15ten December gehabt haben kann. – In Ihrem
Briefe stand unmittelbar hinter jenen Worten:
Sein Rath ist
wunderbarlich u führt es herrlich hinaus
.
Nun auch etwas von meiner Freundin Amalia v Gallitzinn. Es werden nun
5 Jahre daß ich mit ihr bekannt wurde, u in einem sehr engen Verhältniße mit
ihr stehe. Um Ihnen von diesem vortrefflichen ganz eigenen Weibe einen Begriff
zu geben, müßte ich Ihnen die Geschichte ihres Lebens erzählen, u den Einfluß,
den Umstände u Personen auf ihre Bildung gehabt, im Zusammenhange
darstellen. Die Χstliche Religion war ihr, da ich sie kennen lernte, fremd.
Hemsterhuys, der viele Jahre lang beständig um sie um sie war, ist in Absicht dieser
Religion wie Leßing gesinnt, u geht noch weiter, denn die Bibel ist ihm ein ganz
unausstehliches Buch. Von diesem Buche hörte die gute Amalia nun ganz
anders reden, fieng an darin zu lesen, u gewann es almählich lieb. Amaliens
vertrautester Freund, der FMinister von Fürstenberg, glaubt an die Offenbahrung
steif
u fest. Er baut alles auf Mathematik u empirische Psychologie, letztere
rationalisiert in die Länge u Breite, Höhe u Tiefe, u schreibt diesen beyden
Dingen wunderbahre Kräfte zu. Dabey ein Mann von großem Charakter, u
ganz außerordentlichen Geistesfähigkeiten. – Einmahl da ich in Münster war u
Kleuker mich dort besuchte (Ao 82 im Herbst) kam an einem Abend die Rede von
Ihnen. Die Prinzeßinn wurde sehr begierig etwas von Ihnen zu lesen. Ich rieth
es ihr ab. Kleuker meinte, die Sokratischen Denkwürdigkeiten könnten
allenfals für sie noch genießbar seyn. Auch das wollte ich nicht zugeben; u die
Prinzeßinn ließ beynah ab v dem Manne, der sich unterstanden hatte Sokratische
Denkwürdigkeiten zu schreiben. Unterdeßen blieb ihr der Hamann doch im
Sinne, der so viel bey mir galt, u ihr ganz ungenießbar seyn sollte. Sie
verlangte, ich sollte ihr wenigstens einige von Ihren Schriften verschaffen. Es war
auch mein Vorsatz, ihr zu willfahren, aber ich versäumte es. So gieng es
jedesmahl daß sie mich daran erinnerte. Den vorigen Sommer zu Hofgeismar fand
ich einige Ihrer Hefte bey Ihr, die ihr Buchholtz geliehen hatte, u sie war von den
Sokratischen Denkwürdigkeiten u manchem andern sehr erbaut. Das übrige
begreifen Sie nun leicht. Am vergangenen Dienstag habe ich der Prinzeßinn
geschrieben, u ihr von dem sich auf sie beziehenden Inhalt Ihrer 2 letzten Briefe so
viel mitgetheilt als ich für gut fand. Ich zweifle daß sie Gelegenheit hat Ihnen
die Erlaubniß aus dem Cabinette zu verschaffen. In der Stelle Ihres Briefes
hierüber, habe ich die Bedeutung zweyer Anfangsbuchstaben nicht errathen
können. Sie sagen: „Bey aller meiner poltronerie, lacheté u imbecillitatehominis fühl ich bisweilen eine severitatem Dei u einen furorem uterinum die
Weißagungen eines M v L wahr zu machen.“ Da unmittelbar hierauf die
Worte folgen: „Sie lesen das Innerste meiner Seele, wann u so gut ich es selbst
zu lesen vermag“ – so habe ich mir alle ersinnliche Mühe gegeben, was mit den
Weißagungen eines M v L gemeint ist, heraus zu bringen, aber ist mir nicht
gelungen. Auch weiß ich nicht vollkommen u
gewiß
auf welche Carthago Ihr
Schwur des Cato gerichtet ist. Ich vermuthe daß Sie bey der General
Administration schlechterdings nichts suchen wollen.
Den 4ten Febr, Nachmittags. Ich bin heute jämerlich um meine Zeit
gekommen, u muß zum Schluße eilen. – Sie fragen nach meinen Freunden in
Münster. Außer der Prinzeßinn weiß ich kaum noch jemand, als den HE
v Fürstenberg zu nennen, u hernach den Rath Sprickmann, der mir ein
Herzguter Mann zu seyn scheint. Was ich sonst von Leuten dort gesehen habe,
kann ich kaum bekannte nennen. Ich vergaß den großen Arzt, den GeheimenrathHoffmann.
Ihre Hand kann ich ohne große Mühe entziefern. Nur wo mir unbekannte
nom. propr – u dergleichen vorkommen, wo ich blos u im eigentlichen
Verstande entziefern muß, kostet es mir Arbeit, zumahl wenn Buchstaben
ausgelaßen oder verschrieben sindUm das Buch v Schultz, u das andre aus dem Englischen habe ich gestern
schreiben laßen. Ich bekomme hier nichts zu sehen was ich nicht beschreibe. –
Ich habe mich unrecht ausgedrückt da ich sagte die pr. ph. Cart des Sp fänden
sich gewöhnlich bey den gesammelten Werken des Cart. Ich meinte in
Büchersammlungen u Auctionen.
Es war mir eine angenehme Nachricht daß Sie im Begriff sind den Gibbonzu lesen. Sagen Sie mir doch etwas über seine berühmte Darstellung der
Entstehung des Χstenthums u seines Fortgangs. Die Lobrede der Göttinger auf den
Theil dieser Darstellung welcher die Epoche des Constantins enthält, hatte mich
begierig auf das Buch gemacht, u ich habe es den vergangenen Sommer
gelesen. Ich werde nun die römische Geschichte v meinem lieben Fergusonvornehmen.
Morgen hoffe ich an Herder zu schreiben, u werde Ihren Auftrag ausrichten. –
Die nächste Woche wieder an Sie selbst. Unterdeßen erhalte ich Antwort v der
Prinzeßinn, vielleicht auch v Ihnen auf meinen Brief aus Vaels. – Leben Sie
wohl, mein innigstgeliebter, ich umarme Sie mit Herz u Seele, als Ihr wahrer
Freund
F Jacobi.Es freut mich daß Sie Lavatern so gut sind. Ich liebe ihn noch mehr seit ich
die 2te Hälfte seiner HerzensErleichterung gelesen habe. Ein paar Stellen an
seine Unfr Nichtfreunde, sind mir durch die Seele gegangen, u kaum hat mich
in meinem Leben etwas mehr erbaut, als einige seiner Grundsätze.
Lieber Hamann, kommen Sie doch ja u kommen Sie bald! Wenn Hinderniße
da sind die ich mitte zu heben mittelbar oder unmittelbar im Stande bin, so
entdecken Sie mirs Brüderlich – Kgsb den 3 Febr. 85.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund
Seit dem 7 Nov. pr. Dom. XXII. bin ich Ihnen eine Antwort schuldig. Desto
mehr hab ich an Sie gedacht. Ich habe in diesem neuen Jahr auf eine Beyl. aus
Morungen gewartet, aber das Ding währt mir auch zu lange.
Vor 14 Tagen erhielte eine Nachricht von unserm Claudius, die mich Ihrer
Gesundheit wegen beunruhigte – Ich war aber schon im Begrif persönliche
Absolution von Pontifex Maximus zu W. einzuholen.
Es ist mir wol ein heiliges Stillschweigen aufgelegt – auch ist es Gottes
Ehre, eine Sache verbergen. Aber kurz, wir werden uns noch sehen, auch diese
Freude erfüllt, und unsere Hoffnung wird nicht zu Schanden werden – so der
HErr will, und wir leben. Auch Claudius hat mir schon im Geist meine
Marschroute vorgeschrieben. Haben Sie nicht schon aus Düßeldorf deshalb einen Wink
erhalten?
Daß die Kammerherrin v. der Reck in W. ist habe ich wohl gehört; aber noch
von keiner Verbindung mit Ihrer Probstey. Sie hat ihr Versprechen auch nicht
erfüllt mir die Lebensbeschreibung des Weickharts zu schicken, die ich gern sehen
möchte und nicht hergekommenVorgestern schickte mir der gute Kanter aus Trutenau die 6 ersten Stücke der
allgemeinen Litteratur Zeitung zu. Es wird Ihnen doch nicht unangenehm
seyn zu wißen, daß unser Kant sie recensirt. Auf allen Fall behalten Sie es für
sich, und bringen mich wenigstens nicht aus.
Hintz hat Kantens Abdruck bey mir für Sie deponirt, Hofr. Metzger seine
Dissert. und noch ein guter Freund u Landsmann seinen Abdruck von unserm
hiesigen Künstler Collin, einem sehr rechtschaffenen Mann und fähigen Kopf,
von dem es auch heißt: laudatur et alget.Ich habe diesen Mittag bey Kr. Hippel mit Pf. Fischer gespeist, die beiderseits
nach Graventihn fuhren, von da ich meinen Sohn diese Ostern erwarte zu seiner
akademischen Laufbahn. Ich habe dieser Epoke mit Sorgen und Gram entgegen
gesehen, weil ich kein einziges Collegium für ihn zu bezahlen im stande war. Da
komt Gott, eh wir’s uns versehen, und läßt uns sehr viel Guts geschehen. Mein
Sohn kam den 27 Xbr. zum Besuch und führte seine älteste Schwester den Tag
drauf zu meiner Baroneße Bondeli in Pension. Sie können daraus schließen,
daß die Beysteuer ein Seegen ein
göttlicher Seegen
, und nicht ein
Geitz
gewesen. –
Also wird auch der reiche liebe Gott für die Ihrigen sorgen, wie er für die
meinigen gesorgt hat und täglich sorgt. Der 15 Decbr ist für mich ein ebenso
denkwürdiger
Tag gewesen wie für unsern Claudius. Wehen und Freuden,
Freuden und Wehen! Hievon mündlich mehr.
Den vorletzten Tag des alten Jahrs erlebte noch ein Wunder. Ich wurde zu
Kayserlings geruffen, und eine Fürstin von Galliczin verlangt alle meine
Opuscula profligata nebst einer kleinen historia arcana meiner Umstände und
Denkungsart. Ich habe das Glück gehabt 21 Hefte zusammenzutreiben, und es
fehlen nur 3 die Hirtenbriefe, die 3fache Recension der Kreuzzüge und die
unschlachtige Uebersetzung des Dangeuil, zu der ich nicht einmal den fr. Text
besitze um selbige, wo es mögl. zurevidiren und statt des Ulloa den Tuckereinzupropfen – Ich habe den 15 pr. die 21 Hefte so viel ich gekonnt von
Druckfehlern gesäubert, eingereicht, ohne mich weiter zu bekümmern. Hinter den
lettres perdues hielt ich es für nöthig folgendes Certificat de l’Auteuranzuhängen:
L’Eternel lui arenducomme à Iob (XLII. 10.) le double de ce qu’il a eu.
Gloire soit à Dieu dans les lieux très-hauts, que la paix soit sur la terre et la
bonne volonté dans les hommes.AmenJ’ai 3 filles et 1 fils, qui me vaut mieux que 7 (Ruth IV. 15)
saluo errore calculi
.L’Eternel soit loué. Amen!Und hier meinen Nahmen inpleno wie ichs liebe.Die Revision aller meiner Schriften ist mir aber so sauer worden, daß ich
nicht ohne Eckel an einer Auflage denken kann, weil die Erinnerung aller der
Lagen, Misverständniße, Zufälligkeiten, worauf sich so manches und das meiste
bezieht, erloschen und ich die Lücken nicht mehr zu errathen noch auszufüllen im
stande bin.
Schiblemini ist des alten Luthers spiritus familiaris, von dem Hilscher eine
kleine Abhandl. 730 ausgegeben. Sind die Worte aus dem Ψ: Setz Dich zu
meiner Rechten. Christus humilis und sublimis,
Christentum
und
Lutherthum
ist dem Judentum u Pabstum im theologico-politischen Jerusalem
entgegen gesetzt.
Ich habe gleich nach dem Abdruck ein Verzeichnis der Druckfehler
ausgefertigt, auch an Hartkn. deswegen geschrieben, aber weiß bis diese Stunde noch
von nichtsEine Versetzung ist gleich im Anfange, die aber nicht am Setzer liegt, sondern
an mir. Die Parenthese kommt gantz weg, und unten auf der Seite –
tugendhaften
Gesinnungen
, „die
kein Wohlwollen
kennen, und
keinen Zwang
leiden
.“ Dies sind ipsissima verba des MendelssohnsS. 5 Z. 11 Vertrag Z. 15 gegeben hat,
S. 8 Z. 16 der Schluß folge:
S. 16 Z. 12 vor- S. 32 Z. 7. ver- S. 49 Z. ult. vern.
S. 17. qualitatesS. 20 Z. 11. Gebaren. S. 24. u 27 ihre an statt ihm
S. 25. Pfuy! Pfuy ist eine Anspielung auf die Fooi- oder Biergelder.S. 43. Z. 10 Metze Z 17. Moden w.
S. 45. Z. 2. deleatur gewählten
S. 52. Z. 6. gegen den
S. 55 Z. 13. so hat er doch die Stelle scheint sSie im Mendelssohnanzugehen; daher anstatt seyines: ich weiß nicht,
wer
weiß nicht.S. 59 Z. 2. das AnalogonS. 61. geschenkt hat. Ich kann die Auslaßung der Hülfswörter nicht leiden.
S. 62 Z. 18 eben so nied.
S. 63 Z. 16 zu heben
S. 65 Z. 12 zuwider
S. 69 Z. 9 und Z. 13. verzehnteten Z. 17 Bescheid voll.
S. 72 Z. 9. 10 als den Z. 16 Statt der Capitolium = Cabinet
Coheleth = Academie
der Wißenschaften
S. 74. Z. 1. in den Z. 9. Psilosophie. Ungeachtet alles Vormahlens und
einer ausdrückl. Notte hat dies neugebackene Wort
für
reine Vernunft
ψιλοςtenuis, ieiunus, purus,putus cet. nicht eingeführt werden sollen. Die
Psilologen und Psilosophen sollen meiner Fliegenklatsche
dennoch nicht entwischen.
S. 76. Der lateinische Vers ist ein flosculus Neronianus aus meinem alten
Persio I. 102. den ich wie meinen Horatz ausgeschwitzt.
S. 77. Z. 9. 10. Er hat sie erst hervorgebracht; um ihn zu rechtfertigen, haben
wir sie erfunden. S.
Garve
über Ferguson S. 296, 297.
Ey! eine
derbe
Assignation von Druckfehlern, wie der Altonaische Mercur
sagt, der einen noch derberen Brey aus meinem Schiblemini gemacht, daß ich
mich des Lachens über seinen Extract nicht enthalten können.
Der theilnehmende L. hat auch seine Hand in dem ganzen Spiel der Vorsehung
mit mir gehabt. Er schrieb mir: der Schmetterling S. 49 ist nicht zu bezahlen –
und ich habe ihm antworten können; daß er mit Haut und Haar bezahlt wäre.
Sie können leicht denken, liebster bester Gevatter Landsmann und Freund,
daß ich bey aller meiner GemüthsArbeit und Herzensfreude gnug an Sie
gedacht, und Ihnen den Genuß der Sympathie lieber mündlich als mit Dinte und
Feder gegönnt hätte. Ich flog schon im heil. römischen Reiche trotz einem
Blanchard auf und nieder. Die arme Raupe thut aber am besten, daß sie die
Vorsehung walten
ließ und für die Flügel sorgen läßt zur Erreichung unserer
Wünsche
, die auch ihre
Absichten
sind. Wir wollen das Gute mit dem Munde,
und sie in der That und Wahrheit.
Nun ich folge weiter Ihrem vor mir liegenden Briefe nach. Sie wollen also
nicht
Saalbadereyen
– könnten es denn nicht
Wannchen
, etwa
metakritische
oder sonst etwas. Meines seel. Vaters Badwanne ist mir so heilig,
als dem alten Sokrates seiner Mutter Stuhl. Ich habe immer an ein altes
griechisches Epigramm, das Vater Hagedorn übersetzt, eine kindische Freude
gehabt und es in meinem Athenäo wacker gezeichnet. Wie meine Muse eine der
barmherzigen Schwestern ist; so läuft der Innhalt aller meiner Blätter auf eine
barmherzige Kunstrichterey heraus, aber ohne Ansehen der Person, – beständig
nur in Einer Wanne.
Verpfändt bin ich an Hartknoch, und mein Wort mag ich auch gerne halten.
Nicht eine bloße ὁρμη – sondern ein furor vterinus hat mich zu den meisten
Aufsätzen getrieben. Anstatt Geld zu nehmen, hätte ich lieber Geld gegeben –
und das Widerspiel vor andern Schriftstellern getrieben. Gott hat meine
traurige finstre Autorschaft zum Werkzeuge gebraucht, den Kindern meines
Leibes wohl zu thun und ihre Bedürfniße zu befriedigen und ihre Erziehung zu
befördern.
Es ist noch kein Vierteljahr, da ich bey meinem Freunde speiste in Gesellschaft
eines Mannes vom Handwerk, der mir auch den Antrag that, daß ich ein paar
100 rthl durch eine Sammlung meiner Schriften verdienen könnte. Meine
Antwort war, was ich mit ein paar 100 rthl machen könnte. Man brach in ein so
lautes Gelächter aus, deßen Grund ich in meiner einfältigen Frage nicht sogl.
absehen konnte; unterdeßen glaub ich nicht gantz Unrecht gehabt zu haben.
Dies Interesse der Vorsehung an meinem Schicksal verbindt mich zu desto
mehr Uneigennützigkeit und Treue, wenigstens dem Publico nicht Dinge
aufzudringen, die ich selbst nicht mehr verstehe – oder aus einem gantz andern Lichte
als damals ansehe. Also Schreiben bleibt immer für mich eine Gewißenssache –
und vielleicht giebt mir Gott zum frischen Oel auch frische Gegenstände – daß
ich wie Sie
vergeßen kann, was dahinten ist
.
Ein Freund von Mendelssohn schrieb hieher mit einiger Empfindlichkeit
darüber, daß ich ihn zum Atheisten gemacht hätte, und schien mit S. 71 sehr
unzufrieden zu seyn. Ich machte mir diesen Wink zu Nutze – um wenigstens über
meine Sache nachzudenken. Daß ich gantz andres unter Atheismus verstehe, ist
aus S. 54 zu ersehen. Ferner ist dort vom atheistischen Fanatismo die Rede, und
ich hatte Beläge aus 1 Joh II. 23. Joh V. 23 XIV. 9 XII. 45. für mich, also nicht
ex propria auctoritate geschrieben. Wie ich eben den Kopf mit diesen Gedanken
voll habe, fällt es dem lieben Düßeldorfer ein mir die Handschrift, welche Sie
auch gehabt, mitzutheilen. Das war für mich ein sehr gelegener Fund den
Spinoza ein wenig näher zu studiren den ich schon in Curl. gelesen. Seitdem hab ich
2 Grüße von Mendelssohn erhalten mit Entschuldigung, daß er von seinen
Schriften für mich Exempl. bestellt – Ich besitze weder Jerusalem selbst, noch
die Vorrede. Nun bin ich sehr zufrieden, daß ich von einem andern Gegner
abgelöst worden, und will sehr gern es dem M. überlaßen mit ihm fertig zu
werden. Sie kennen vermuthlich den
Prediger des zureichenden Grundes
und seine
philosophische Betrachtung über Theol. Religion u
besonders die jüdische
.
Durch jenen zufälligen Umstand bin ich mit dem lieben Selbstpeiniger J. in
einen solchen derben, verwilderten und vielleicht gar zu vertraulichen
Briefwechsel gerathen. Weil ich kaum glaube, daß ich im stande seyn werde seinen
piis desideriis ein Gnüge zu thun – so wäre es mir lieber, wenn er aus Verdruß,
als wegen seiner zunehmenden Krankheit nicht antworten könnte.
Den 4 –Hartung hat sein raisonnirendes Bücherverzeichnis mit diesem Jahr
aufhören laßen und ich zweifele daß Ihre Ideen darinn recensirt seyn werden. Den
Dengelschen Laden, der verkauft ist und nicht, betrete eben so wenig mehr. Ich
will mich aber darum erkundigen und wenn ich Nachricht erhalte die Stücke
gegen H. Ankunft zur Meße fertig halten. Friedrich, der bey Kanter ausgelernt,
ist eben aus Curl. gekommen, wird sich in Liebau etabliren und hat mir einen
schönen Basler Homer für meinen Hans mit goldnen Schnitt und zierlich
eingebunden mitgebracht. Vielleicht gehe ich Friedrich zu Gefallen morgen nach
Trutenau. Ich habe heute Kant zum ersten mal im Jahr im vorbeygehen
versprochen. Statt der Neujahrswünsche Ihnen auch Druckfehler zugezählt. Gott
gebe Ihnen nur Gesundheit, Geist und Stärke zur Ausarbeitung Ihrer Ideen.
Kant ist von seinem System zu voll um Sie unparteyisch beurtheilen zu können
– und auch noch keiner im Stande Ihren Plan zu übersehen. Ich getraue mir
niemals zu, ein unvollendetes Buch zu richten.
Ideen
erfordern schon ein
andern Maasstab – die Memoires de V. sind schon fr u deutsch hier gewesen –
daß der ungl. Schmohl, weiland
Vetter Becker
bey den bermudischen Inseln
über Bord gefallen u ertrunken, wird Ihnen schon bekannt seyn. Reichardt
besorgt, meines Wißens, die Reliquien des seel Kreuzfelds über die Gesch. des
Vaterlandes, wenigstens hat Kraus, der die kleine Abh. über den Preuß. Adel
herausgegeben gegen Braxein, sie ihm zugefertigt.
Die Idee uns
dies
oder
nächstes
Jahr zu sehen, macht mich verdroßen zu
schreiben. Dum moliuntur, dum comuntur. Die molimina sind schon Jahre
alt gnug alt – und wie ich alle Hofnung verloren und aufgegeben hatte,
schlägt sie von neuen aus – Werden Sie nur nicht ungedultig und mürrisch,
Leibnitzens
Stuhl ist Ihnen vielleicht noch Ihnen zugedacht. Er war doch
Präsident der solang verwaisten welschen Akademie, die zeitig gnug germanisirt
werden wird. Ich bin in der Geschichte und besonders der litterarischen nicht
einmal kapitelfest.
Gibbon’s History of the Decline and Fall of the Roman Empire habe in
3 prächtigen Qvartanten vor ein paar Tagen zu Ende gebracht. Der Verf. hat
ein rechtes Puddingsgesicht, das dem Bauch seines Plans angemeßen ist.
Diese 3 Quartanten begreifen nur die erste Epoche. Die 2te soll von Justinian
bis zu Carl M. und die dritte bis zur Eroberung von Constantinopel gehen. Ich
kann aber nicht sagen den Feind des Christentums in ihm gefunden zu haben;
welches mich bewog einem reichen Juden hier dies Buch zu seiner Bibliothek zu
empfehlen – Schade daß die deutsche Uebersetzung eines so wichtigen Werks in
Stecken gerathen. Es erfordert aber einen Mann, der des Verf. schönen
Schreibart gewachsen und seinen Kenntnißen überlegen wäre.
Mehr weiß ich nicht weiß und was ich noch weiß, ist mir zu sagen nefas und
dunkel, und meinen eignen Augen noch verborgen.
Den 6 Dom. Esto mihiAus der gestrigen Spatzierfahrt nach Trutenau ist nichts geworden wegen des
plötzlichen Thauwetters. Der Winter ist außerordentlich flau hier, und
angenehm, nur daß es an Schnee fehlt, und dadurch die Zufuhr verhindert wird.
Claudius hat den dortigen harten Winter in seiner Cantilene verewigt. Wo
dieser Widerspruch der Witterung herkommt, weiß ich nicht. Ich habe gestern
Besuch gehabt und bin heute zu Gast gewesen. Sollten sich wol in der
Büttnerschen nach Weimar verpflanzten Bibliothek folgende 3 Werke befinden:
1. Schultz Grammatica Linguae Indostanae. 2. Ferguson’s Dictionary and
Grammar of the Hindostan Language und 3. eine zu Rom spanisch
ausgekommene Grammatik von den Sprachen im Großmogolschen Reiche: so
wünschte ich wol für einen Freund einige nähere Nachricht von dem rechten
Titel, dem Format und Werth dieser drey Werke zu haben. Es betrifft die Sprache
der Zigeuner, von der hier jemand ein klein Wörterbuch gesammelt – Hievon
auch künftig oder mündl. mehr; denn die Schwärmerey uns zu sehen benimmt
mir alle Lust zu schreiben. Gott erfülle unsere Wünsche und Anschläge! – Ich
umarme Sie und die lieben Ihrigen zum voraus, werde wenigstens nicht eher
ruhig seyn, bis die Sache entschieden ist. Haben Sie Gedult und Mitleiden mit
Ihrem
alten ewigen FreundJGH.Mein nächster u fast einziger Blutsfreund, Vetter Nuppenau ist vor wenig
Wochen gestorben u lange vor ihm die altstädtsche Badstube in eine Oel- und
Grützniederlage verwandelt, ein öffentl. Durchgang durch unser kleines
Gärtchen angelegt worden.
Meine Verehrungswürdige Freundin und Gevatterin,
Schon vor Empfang Ihres umständlichen Berichts in einer so unangenehmen
Angelegenheit, hab ich es an einer Vermittelung von meiner Seite nicht fehlen
laßen, auch nachher, alles was ich gekonnt, angewandt um die Verbitterung
zwischen beyden alten Freunden zu mildern und zu besänftigen. Bey einer
verjährten Vertraulichkeit sollte es niemals zu einem solchen Misverständniße
kommen. Da ich in einer ähnlichen Lage bin und dem selben Mann viele
Verbindlichkeiten zu verdanken habe: so ist freylich auch der ganze Vorfall für mich
eine Warnung gewesen. Ich habe mich durch meine Freymüthigkeit der
unangenehmen Nachfolge eines ähnlichen Schicksals ausgesetzt – und es thäte mir
wehe einen Vertrauten meiner jüngern Jahren zum Feinde zu haben, um so
mehr, da ich in der ganzen Sache nicht unparteyisch gnug seyn kann, und sie mir
wie ein altesr Schaden vorkommt, der lange unter sich gefreßen, ehe er
aufgebrochen ist.
In der Freundschaft, wie in der Ehe, liegt die Schuld mehrentheils an beyden
Theilen. Wenn jeder seinen Fehler erkennte, würde jeder des andern Last leichter
ertragen, und sein das Kreutz auf sich nehmen, das im Handel und Wandel
unvermeidlich ist. Helfen Sie mir nur, meine Verehrungswürdige Freundin und
Gevatterin, unsern lieben Autor zur Grosmuth und Gedult in guten Werken
aufzumuntern: so hoff ich, daß es mir auch noch gelingen soll, den
kränklichen
alten Verleger zur Billigkeit und Bescheidenheit eines fröhlichen Gebers zu
überreden, und seine gute Laune widerherzustellen – worinn er sich bisher gegen
mich erhalten.
O wir Kleingläubigen, die nur immer auf Menschen sehen, und bey Menschen
stehen kbleiben, ofthne sie und uns selbst zu kennen, und ohne zu bedenken, daß
Gott alles zu ersetzen im stande – was uns Menschen entziehen, und ihr guter
Wille ohne Seines Seegens Einfluß, ein todtes und leeres Werkzeug ist, ja
öfters eine Hindernis unsers Glück wird.
Durch ein wahres Wunder göttlicher Vorsehung und Barmherzigkeit ist
meinem Hause Heil widerfahren, ohne daß ich noch bis diese Stunde recht weiß
wie mir geschehen.
Alle meine Einkünfte waren so beschaffen, daß ich meine Ausgaben mit dem
Wachstum meiner 4 Kinder einschränken muste. Gegen das Ende 82 verlor ich
das einzige Emolument, als die Hälfte meines Gehalts, das den holländschen
Namen Fooigelder hat, welches so viel als Trinkgeld bedeutet u in einer Abgabe
der Schiffer besteht, welche alle halbe Jahr gegen Weynachten u gegen Johannis
vertheilt wurde. Weil mir das Meßer an die Kehle gesetzt wurde; so wollte die
Sache aufs höchste treiben. Machte mein Testament u setzte die Mutter meiner
Kinder zur Erbin, damit sie wenigstens auf ihre alte Tage nicht betteln gehen
dörfte. Meine Maasreguln die allgemeine Sache zu treiben wurden verworfen,
und ich machte mir alle meine Amtsbrüder zu Feinden, und mich ihnen zum
Gelächter. Ich ließ sie ihren Weg gehen, und gieng den meinigen. Den 1 Jan. 83
schrieb ich ins Cabinet, ohne den geringsten Eindruck gemacht zu haben,
unterdeßen ich auf alles gefaßt war. Denselben Montag schickte ein alter Freund aus
Curland seinen Sohn bey mir in Pension auf ¾ Jahr und das dabey
gewonnene Geld gieng eben zu Ende, ohne daß ich eine andere Ausflucht zu finden
im stande war für die Zukunft. Zu einer Gratification war uns Hofnung
gemacht, die aber Monathe lang verzog.
Mein Sohn lebt auf dem Lande, sollte aber Ostern seine akademische Stunden
antreten, für die ich keinen Thaler auszumitteln wuste. An meine älteste Tochter
hatte 1 rthl monathlich zum ital. unterdeßen gewandt und 1 zum Unterricht
im Nähen. Diese 2 rthl sollten auch mit dem Ende des Jahrs eingezogen werden.
In meiner Diät war nichts zu reduciren als Bier, das ich des Abends trinke,
Caffé und Toback, den ich unmäßiger schnupfe als rauche. Lust u Muth
vergieng mir zu leben, wenn ich an meine Lage dachte, die mir wie eine öde, leere
Wüste vorkam bey dem am
Genuß
leider! verwöhnten Geschmack.
Da kam mir den 15 Xbr. ein Brief, wie ein Friedensbote vom Himmel des
Nachts erscheint – mit einer Assignation an die hiesige Bank, welche jedes von
meinen Kindern zu gleichen Theilen bedenktDen 27 Xbr kam mein Sohn vom Lande und die beynahe schon verloren
gegebneGratification von Berlin an. Den 28 erbarmte sich eine gute Freundinn
meine älteste Tochter in ihre Akademie aufzunehmen. Ein Glück das ich mir
immer gewünscht, aber niemals zu erleben gehofft hatte. Ich hoffe daß ein Jahr
hinreichen wird dies versäumte Mädchen in eine Art von Gleis zu bringen, auf
dem sie sich mit Gottes Hülfe wird selbst weiter forthelfen können. Sie ist die
9te von auserlesenen adlichen und bürgerl. Mädchen, durch deren Umgang und
Freundschaft allein meine Tochter gebildet werden kann.
Sie können leicht denken, wie erleichtert mein Gemüth ist und daß ich wie
neugebohren bin, da mich immer die Ttraurige Nothwendigkeit niederdrückte,
entweder Schulden zu machen – oder den Nothpfenning meiner nach meinem
Tod verlaßnen Hausmutter anzugreifen.
Ich habe jetzt keine andere Sorgen, als das mir anvertraute Unterpfand der
Vorsehung und unbekannter Freundschaft treu, gewißenhaft und klug zu
verwalten. Die Zinsen der
unaussprechlichen Gabe
sind für die Erziehung
meiner Kinder hinreichend. Das
Eigenthum
des Capitals soll von dem
Willen
des Gebers und der
Dankbarkeit
meiner Kinder und ihrer Aufführung
abhängen.
Mein Sohn hat schon vieles zum voraus genoßen an fremden Wohlthaten.
Die Reyhe komt jetzt an seine älteste Schwester.
Mit meiner mittelsten Tochter habe auch den 17 Jänner einen glückl. Anfang
im französischen gemacht, von den Buchstaben an haben wir heute die 25ste
Erzählung im Pepliers zur Leseübung durchgegangen – und mit der Lust zu
leben nimmt auch die Lust zu arbeiten zu, und der Muth mehr zu unternehmen –
vielleicht selbst eine so lang erwünschte Reise und Ausflucht zu meiner
Erholung nach einer beynahe 20jährigen Quarantaine in Feßeln u Banden des
Kummers.
Auf daß die überschwengliche Gnade, durch vieler Danksagen,
Gott reichlich preise
, hat die geheime Geschichte,
ohngeachtet des mir
aufgelegten Stillschweigens
, hier ruchtbar werden müßen. Es gab
viele
arme Wittwen zu Elias Zeiten, nur
Eine
in Sarepta – und
viele
Außezige,
nur der Eine Syrer Naeman wurde durch ein Wunder erhalten, andern zum
Beyspiel, und zur Nachfolge des Glaubens und Vertrauens auf Göttliche
Hülfe in der Noth.
Ich weiß, daß Sie, meine Verehrungswürdige Freundinn und Gevatterin in
und mit Ihrem Hause auch in der Stille sich freuen, Gott danken und von Ihm
erwarten werden, was zum wahren Frommen dient.
Wie
nah bin ich
Ihnen seitdem, ohngeachtet meines Stillschweigens,
gewesen, wie vollkommen wird meine Freude seyn, (wenn es vollkommene
Freuden für unsere Erden giebt, so sind sie wie die vollkommenste Weisheit
eines Salomo,
erhörte
und
erfüllte Träume
) – meinen kleinen
Maler
und
lieben Pathen und seine Brüder und die Einzige Ihrer Mutter, und meinen
alten bewährten Landsmann und Dechanten aller ausländischen Freunde, die
mir Gott gegeben hat, zu schauen, zu erkennen und zu finden und diese Freude
seinen nächsten Nachbarn mitzutheilen. Gott schenke uns allen dazu Leben und
Gesundheit – und Sein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel! denn Seine
Gnade ist beßer denn Leben. Den 7 Februar 85.Johann Georg Hamann.den 11 Febr. 85.HöchstzuEhrender Freund,
Ohngeachtet die tormenta Ihrer letzten Zuschrift nicht anzusehen sind; will
ich doch gern wie Sie, mit schlechteren Briefen für lieb nehmen, lieber ohne
Kopfschmerzen als mit Talenten leben. Ich hoffe und wünsche, daß Ihre
Gesundheit wider hergestellt seyn wird. Wenn das Fasten mir nicht zu sauer würde,
möchte ich selbiges der Ipecacuanha vorziehen. Mir fallen alle Erleichterungen
von oben sehr schwer, und ich traue den weithergeholten Mitteln nicht viel,
wegen der unvermeidlichen Verfälschungen.
Von unserm Reichardt habe gestern die Nachricht erhalten, daß er nach
London geht mit vieler Eilfertigkeit. Er bittet mir um einige Empfehlungsschreiben
von hiesigen Freunden. Zwey habe heute erhalten und erwarte noch einige oder
keine von dem Hause, das er mir eigentlich angewiesen. Claudius soll eine
Pension vom dänischen Hofe erhalten haben; er selbst hat ihm in 3 Briefen
nichts davon gemeldt. Ich zweifele daher auch noch dran.
Vorgestern ist auf der Stelle an einem Stichfluß unser akademische Kanzler
Crim.rath Jester gestorben – wie man sagt in traurigen Umständen für seine
Familie.
Heute habe eine andere Uebersetzung von Coleri Leben des Spinoza erhalten,
vor welcher eine Predigt über die Wahrheit der Auferstehung J. C. steht. Sie ist
in eben dem ein Jahr später zu Lemgo bey Meyer 734 herausgekommen. Der
Uebersetzer nennt sich
Wigand Käster
hat das holl. Original mit der
französischen Uebersetzung verglichen, mehr Anmerkungen zur Predigt als zum
Leben gemacht. Er rügt 2 Fehler seines Vorgängers, der 2 Prediger an der
deutschen SavoyKirche in London für Minister des Savoyischen Hofes
gehalten.
Die 2 Theile bestehen im Tractatu Theologico-politico, (von dem ich eine
besondere Ausgabe erhalten, deren Titel ich noch gar nicht angeführt gefunden
habe) – und in Opp. posthumis – Hätte ich die beyden Bücher
aus der
Rathsbibl
. so würden Sie näher Recht dazu haben als ich. Ich vermuthe aber, daß
Pr. Kant die Opp. posthuma, in denen die Ethica den Anfang macht, haben
und sie gern leyhen wird.
Also hoffe ich Ihnen dienen zu können, ohne die Bedingung, welche in
meinen Augen zu bedenklich ist, brechen zu dürfen in Ansehung der beyden mir
unter der Hand und ohne förmliche Erlaubnis anvertrauten Bücher zu meinem
einzelnen nothdürftigen Gebrauch. Wenn jemand mir zu Gefallen eine
Ausnahme von
Gesetzen
macht: so bin ich doppelt besorgt für ihn und für mich –
und such es mir selbst zu verheelen.
Die beyden spanischen Bücher habe Montags erhalten, und sag Ihnen für
Ihre freundschaftl. Vorsorge mein spanisches Fach zu vermehren den
herzlichsten Dank. Des Cervantes Erzählungen habe mir längst gewünscht – aber
es geht mir wie dem Geitzigen, dem mehr am Haben als Gebrauchen gelegen ist.
Vielleicht schenkt mir Gott einen jungen Freund, wie mein
Hill
war, oder
bringt ihn bald wider zurück, wenn er noch lebt; denn sein Stillschweigen macht
mich von Tag zu Tag unruhiger.
Ich denke, die Fürstin wird an den 21 Heften gnug haben. Nicht für Sie
sondern einen mir viel nähern Freund muß ich mein eigenes letztes Exemplar
der
Hirtenbriefe
abtreten und beruhige mich deshalb mit Ihrer geneigten
Anerbietung – zum behuf der neuen Ausgabe.
Ich habe wirklich schon mehr wie Einmal daran gedacht – auch an Herz hätte
es mir nicht gefehlt Sie darum anzusprechen. Ich habe aber immer geglaubt,
daß die Scheidewand unsers
Geschmacks
zu groß wäre. Nicht nur Persius
sondern auch Petron sind meine erste Lieblingsautoren gewesen. – Ich habe
sehr spät den
Horatz
lesen gelernt, und ich habe ihn Jahre lang in einem Zuge,
ohne seiner müde werden zu können, Tag für Tag widerholt. Ohngeachtet ich
alle 3 ausgeschwitzt: so haben sie doch in meine schedia Lucilianae humilitatisvielen Einfluß gehabt und mich auf die effectus artis seuerae und die
Handhabung atrocis styli aufmerksam gemacht.
Es ist für mich wirklich eine herculische Arbeit gewesen, was ich von 59 –
bis 83 geschrieben durchzugehen, weil sich alles auf die wirkliche Lagen meines
Lebens bezieht, auf Augenblicke, falsche, schiefe, verwelkte Eindrücke, die ich
mir nicht zu erneuern im stande bin. Ich versteh mich selbst nicht mehr, gantz
anders wie damals, manches beßer, manches schlechter. Was man nicht
versteht, läßt man lieber ungelesen – und sollte auch
ungeschrieben
geblieben
seyn – und noch weniger
wider aufgelegt
werden.
Dennoch wünschten die damaligen Hohenpriester der neusten Litteratur eine
neue Auflage der sokratischen Denkw. die ich geschrieben hatte ohne andere
Qvellen als des Thomasii Uebersetzung von Charpentier und Coopers engl.
Lebensbeschreibung des Socrates. – Wie mir aber bei Lesung des Plato zu
Muthe gewesen, davon ist Hintz mehr als einmal Zeuge gewesen, gesetzt daß es
mir auch wie den Auslegern der Physiognomie des Mondes gegangen, und der
halbe Plato eine Widererinnerung meiner socratischen Hirngespinste zu seyn
schien. Diese gantze entgegengesetzte
Wirkungen
auf mein eigen Gemüth
und das Urtheil der Recensenten sind wenigstens für mich Ahndungen für die
Energie ihres
zureichenden Grundes
so wol vom Werth als Unwerth meiner
Arbeiten, und daß selbige nicht vergeblich gewesen sind.
Ich hab mich bin einmal an Hartknoch verhaftet und will alles thun, mein
Wort zu halten. An meinem Namen oder Ruff ist nichts gelegen; aber
Gewißenshalber kann ich weder einem Verleger noch dem Publico zumuthen
unverständliches Zeug zu lesen. Gott versteht mich, sagte wo ich nicht irre,
Sancho Pancha; aber ich möcht mich doch auch wenigstens verstehen, und mein
Nächster
. Von den Zween (Kant u Berens) hat mich letzterer fast zu innig
verstanden, wovon ich noch ein starkes schriftl. Document in Händen zu haben
glaube. Daß alle gleich viel verstehen sollen, ist unmöglich; aber doch jeder
etwas und nach seinem Maas, das er selbst hat und ich ihm weder geben kann
noch mag.
Wenn Sie also, höchstzuEhrender Freund, sich wie Virgil an dem stercoreEnnii nicht ekeln noch grauen laßen; so halt ich Sie beym Wort und käm es auf
einen Versuch an.
Haben Sie die Sokratische Denkw
.? so übersende ich
Ihnen von jedem Abschnitt ein Verzeichnis der Druckfehler u Correcturen und
Anmerkungen, die Sie sich die Mühe geben würden in Ihr Exemplar
einzutragen oder damit zu vergleichen – und ich bäte mir blos eine kleine Note
über
jede Stelle aus
, die Sie nicht verstünden, um wenigstens mir selbst darüber
Rechenschaft geben zu können.
Haben Sie keine sokr. Denkw. so ist dies eine conditio sine qua non für mich.
Denn kann ich nicht vom Ey anfangen: so kommt es nicht zu den Aepfeln.
Die beyden Tomos Pasquillorum wünschte wol zum Ansehen herzuhaben
und eine Nachweisung über die Seltenheit dieses Buchs. – Das übrige ist jetzt
mit Kraus in Ordnung: außer daß er sich einen Belag oder Qvittung zum
Belage seiner Rechnung wünscht, welches aber bis zur Entscheidung der Pasquill.
ausgesetzt bleiben und auf einmal abgemacht werden kann. HE Meyer hat
längst seinen Moser zurück.
D. Biester erwartet von mir eine Erklärung, was mir vom vorigen Jahrgange
fehlt, die ich nicht Lust habe zu thun, weil mir nur an seiner Erklärung in
Ansehung des vorhergegangenen gelegen war. Unterdeßen werde für den
braunen
Mann
so wohl als die Monatsschrift durch einen andern Canal sorgen.
Lehne Käthe erhielt einen Sechser; der
pollnische
Name Sczostack ist mir
ich weiß nicht warum? geläufiger, wie Tympf kürzer.
Totius Medicinae idea nova ist der Tractatus Theologico-politicus; der
zweite Theil aber nicht von Sp. sondern Meier dem Herausgeber der Opp.posthuma, den ich im Mst. holl. besitze, aber noch nicht ansehen können, wie ich
die Qvelle des Sp. den Cartes und Hobbs schon wochenlang vor mir liegen
habe, weder Zeit noch Lust.
Ohne mathematische Figuren findt keine mathematische Methode statt; und
es ist für mich eine mathematische Wahrheit, gleich der, daß jede Größe sich
selber gleich ist: Aus Wörtern u Erklärungen läst sich weder mehr noch weniger
herausbringen, als jeder darinn legen will, oder gelegt hat. Die ganze
Gewißheit der Mathematik hängt von der Natur ihrer Sprache ab, und ihrer
Schreiberey. Die Nothwendigkeit aller Beweise aber, von der poetischen Licentz
metaphysische Puncte, Linien und Flächen zu denken, die physisch unmöglich sind.
Was Demosthenes Actio – Engel Mimik – Batteux Nachahmung der schönen
Natur nennt, ist für mich
Sprache
– das
Organon
und
Criterion
der
Vernunft, wie Young sagt. Hier liegt
reine Vernunft
und zugl. ihre
Kritik
–
und die ewigen Gränzstreitigkeiten werden so lange währen, bis die Sprachen
aufhören mit Weißagungen und Erkenntnis.
Die gütige Frau Kriegsräthin thut mir zuviel Ehre, wenn Sie mich eines B.
Patriotismus fähig hält. Es war keine Engelzunge, die mich mit Punsch
kützelte – sondern ein unruhiges Uebel voll tödlichen Gift, wie St. Jacob sagt:
durch sie loben wir Gott den Vater und durch sie fluchen wir den
Menschen
nach dem Bilde Gottes gemacht
.
Je länger ein Rehabeam lebt, desto ärger wird er selbst fühlen die
Scorpionen, womit er seine alte Unterthanen gezüchtigt und sich seiner welschen
Projecte schämen müßen – doch der schämt sich ewig nicht – die Wurzel alles
Uebels in der besten Welt! und in der neusten Aufklärung – Sie glauben kein
gegebenes
Aergernis. Das böse ist also, (wie Sp. sagt) causa sui – (effectus)causa sui. Ach! das Recept und Arcanum zu Ihrer Friedensdose! Ich eile zu
meinem Kopf- und Schlafpolster.
Königsberg den 13 Febr. Dom. Inuocauit 85.So eine Reise laß ich gelten, liebster Gevatter Landsmann und Freund – Ich
schrieb eben an unsere dänischen Pensionaire, Gott gebe daß es wahr sey! als ich
Ihren fliegenden Brief erhielte. Muste gleich punctum machen. Habe aber von
dem mir angewiesenen Freunde nichts bekommen. Die Natur Ihres Handels
erlaubt dies nicht, – – sein außerordentlicher und dabey liebenswürdiger Bruder
lebt nicht in London. Sonst hatte ich sehr gewünscht, daß Sie den Mann
kennen gelernt hätten. Ich gieng drauf zu
Friedländer
, und diese gefällige
Israeliten schickten mir noch denselben Tag 2 Empfehlungsschreiben zu, die ich gestern
an unsern Dorow abgegeben – Heute war in der Vorstadt bey einem Freunde
gleichfalls unter den hier studierenden Juden, der in Wandsbeck gewesen und in
London einen jüngeren Bruder hat, den ich auch kenne und an dem ich
Geschmack fand. Er sollte mir diesen Nachmittag eine Einl. bringen – dergl. ich
auch diesen Mittag bey HE. Jacobi zu finden glaubte genommener Abrede
gemäß. Dieser war nach Trutenau gefahren – und jener ist gar ausgeblieben.
Dafür besuchte mich der gute Sub-inspector der Alumnorum, HE Sommer u
bringt mir wider all mein Vermuthen etwas von HE
Hay
. Ich bin also nicht
im stande heute mein Contingent abzuliefern und werde morgen so früh ich
kann bey HE Jacobi gehen und von da zu Ihrem HErrn Schwager
Gott schenke Ihnen Gesundheit und recht viel Glück und Seegen zu Ihrer
Reise. Mit meinen Angelegenheiten hat es Zeit bis zu Ihrer Heimkunft. Bey
mir alten Mann heist es: Festina lente. Es fehlt mir an Vertrauen zu den
Großen dieser Erde, und an Geschick – Uebrigens muß auch noch von der Zeit
den besten Rath erwarten. Wenn ich zur Einweyhung Ihrer schönen Villakomme, desto beßer! Sollte ich mit Gevatter Claudius diesen Sommer nach dem
Rhein gehen – ich zweifele aber noch daran – so könnten leicht noch mehr
Wunder eintreffen
Da kommen noch gantz spät 3 Briefe von meinem alten Freund
Jacobi
–
Mehr bin ich nicht im stande aufzubringen. Ich wünsche, daß sie Ihnen Dienste
thun mögen. Um Sie nicht länger aufzuhalten, und weil ich auch nichts mehr zu
schreiben habe, empfehle ich Sie und Ihr gantzes Haus, die
Ehre
und
Freude
deßelben Gottlicher Obhut und mich samt den Meinigen Ihrem
freundschaftlichen unauslöschlichen Andenken. Erinnern Sie sich meiner in Wandsbeck und
allenthalben wo es Ihnen wohl geht – Ich ersterbe Ihr alter treuer
Johann Georg Hamann.Weimar den 14. Febr. 85.Glück zum neuen Jahr! tausend Glück u. Segen!
Haben Sie meiner ganz vergeßen, lieber H., ich schmachte u. warte schon so
lange, lange nach einem Briefe von Ihnen, da ich den letzten bei Claudius u.
Jacobi’s Anwesenheit hieselbst bereits im vorigen Sommer bekam. Ich hoffe
doch nicht, daß Ihnen etwas zugestoßen sei; wenigstens giebt ein Wort das
Jacobi von Ihnen u. Ihrem Briefe an ihn an mich einfließen ließ, mir
Hoffnung, daß Sie sich wohlbefinden u. vielleicht mit etwas anderm so beschäftigt
sind, daß Sie mich eine Zeitlang unter die Kardinäle in petto gesetzt haben.
Indessen bitte ich Sie, Lieber, behalten Sie mich darinn nicht lange u. laßen mich,
der ich hier einsam wie der Straus in der Wüste lebe, einige Zeilen von Ihnen
lesen. – War es vorigen November oder December, als plötzlich ein Knall in
meinem Zimmer geschah, der mich erschreckte; ich gieng hinein u. Ihr Bild war
von der Wand gefallen u. außer dem Ramen. Es ist eingesetzt u. mit seinen
goldnen Leisten wieder bevestigt; um desto sehnlicher aber verlangte ich nach
Ihrem Briefe, den ich weißagend von Posttag zu Posttag vergebens neu
ansetzte. Vielleicht bringt mir der heutige denselben.
In meinem Hause geht es so ziemlich; übrigens sind wir dürre u. einsam. Im
vorigen Jahr hatte ich den Neujahrstext gewählt: ich vergeße was dahinten ist
p u. er hat sich sehr erfüllet. Es sind in diesem Jahr so viel Abstreifungen
vorgegangen, daß wir ziemlich nackt u. blos das neue angefangen haben, in dem
ich Ps. 51, 12–14. zum Text u. Motto erwählt habe. Er erfülle sich an uns, wie
sich der vorige erfüllt hat.
– Eben kommt ein Br. von Jacobi, der mir Ihr taciturnitas, clamor u. voxvitae zuruft; aber damit bin ich nicht zufrieden; kann es auch unmöglich seyn,
es sei denn, daß die taciturnitas ein clamor ad coelum, also eine Himmelschreiende
Sünde seyn soll. Ihre vox vitae, l. H. ist mir lieber, nach der ich sehnlich
verlange. Warum laßen Sie sich durch die Saumseligkeit meiner Schwester
stören? daß Eine Sünde eine andre erzeuge. – Auch schreibt er mir von
„metakritischen
Wannchen
“ aber bester H. auch dies Wort ist unverständl. u. das
Diminutivum insonderheit zu provinziell. Man hat uns Preußen im Spott
darüber, daß wir so gern alles diminuirten u. legt es als ein Wahrzeichen unsrer
Schmeichelei u. littauischen Abkunft aus, welche Sprache auch alles diminuiret.
Ich hoffe, mir werde ein Titel beifallen, der Ihnen nicht unrecht seyn wird u.
Ihre Idee ausdrückt: so hätte ich wenigstens wie Pilatus am titulo des Kreuzes
Theil. Doch alles Ihrem Gutdünken überlaßen. Ich kann mir selbst kaum
rathen u. helfen.
Am 2ten Th. der Ideen wird säumig gedruckt, weil das Papier fehlet; über
den 1ten Th. habe ich Ihnen aber einiges zu schreiben, das Ihnen in origine et
radice nicht so befremdend vorkommen wird als mir. In Jena ist ward
vorigen Jahrs eine Literaturzeitung mit so großem Pomp angekündigt, an der auch
Kant als Einer der ersten Mitarbeiter genannt war. Und siehe da im 4ten u. 5tenSt. erscheint eine Recension der Ideen, so hämisch u. verdrehend u. metaphysisch
u. ganz außer dem Geist des Buchs von Anfang bis zu Ende, daß ich erstaunte,
aber an nichts weniger dachte, als daß Kant, mein Lehrer, u. den ich nie
wißentlich mit etwas beleidigt habe, s eines so niederträchtigen Werks fähig seyn
könne. Er Der Rec. zupft mich darinn nehml. mit meinem Stande, legt von
fern Feuerbrände 3. oder 4. mal an, so daß es nicht an ihm liegt, wenn sie nicht
zünden. Ich sann hin u. her, wer in Deutschland so ganz außer dem Horizont
Deutschlands u. des Buchs selbst schreiben könne; bis endlich einer dem andern
ins Ohr raunt u. es jetzt laut gesagt wird: es ist der große Metaphysicus Kant
zu Königsb. in Pr. – Zu eben der Zeit wird mir von einem Kantschen Aufsatz in
der Berl. Mon. schr. gesagt, der auch „Idee zur Gesch. des Menschengeschl. aber
im weltbürgerl. Verstande seyn soll“ u. da ich den Aufsatz lese, habe ich freilich
auch über die Rec., aber nicht über den Charakter des Mannes Aufschluß. Denn
wie hämisch u. Knabenmäßig es sei, den Plan eines unvollendeten kaum
angefangnen Buchs aus der Vorrede zu nehmen, darauf eine Idee in eben der
Manier sogar hinzustellen u. zu thun, als ob kein Buch der Art in der Welt wäre;
gar von einem Newton u. Kepler zu reden, der diesen
Kantischen
Plan künftig
ausführe u. sich sodenn hinzusetzen u. in einem Journal das mir unter den
Augen erscheint u. deßen Haupt entrepreneur in Weimar lebt, mein
angefangnes, unvollendetes Buch auf die linkste Weise zum caput mortuum zu machen –
das fällt jedermann in die Augen u. kann nur durch die Kritik der reinen
Vernunft gerechtfertigt werden. Gut, daß ich jetzt weiß, was ich an dem
HErnMagistro VII. artium habe; u. glücklich, daß ich seinen kindischen Plan,
daß der Mensch für die Gattung u. die vollkommenste Staatsmaschiene am
Ende der Zeiten erschaffen sei, nicht brauche. Was ich von Ihnen bitte, liebster
Fr., ist daß Sie ihm künftig keine Schriften von mir, als einem Freunde,
prima manu communiciren u. weiter an mich gegen ihn nicht gedenken. Ich
laße dem HErn. Apollon. den metaphys. kritischen Richterstul, auf dem er sich
blähet: denn für mich ist dieser voller Dunst u. gacklichen Wolken. Sie dörfen
sich auch gegen ihn es mit keiner Sylbe merken laßen, daß ich von der Rec.
oder dem Rec. ein Wort weiß; es soll mir herzl. lieb seyn, wenn ich sein Idol
der Vernunft scha zurückschauern mache oder verwüste. Wie ich von mehrern
fremden Orten höre, hat die Rec. kein Glück gemacht: sondern ist mit einer
Verwundrung aufgenommen, die auch HE. Kant auch ein Zurückschaudern
der Vern. nennen wird. Seine letzten Präceptorlichen Lehren an mich sind
ganz unanständig: ich bin 40. Jahr alt u. sitze nicht mehr auf seinen
metaphysischen Schulbänken. Das Geschwür sitzt aber darinn, daß ich dem HErn.
Prof. nicht in seinem Schlendrian von Wortgaukeleien gefolgt bin, daher
er sich über meine Eigenthümlichkeit u. unmäßiges Genie so albern
beschweret. Doch satis superque! – Der Himmel helfe mir durch mein Buch u.
ich will der Metaphysiker ins Fäustchen lachen, deren Stolz, wie auch aus
Kants Br. an Lambert erhellet u. unerträgl. Selbstgefälligkeit nichts als des
Lachens werth ist.
Neckers berühmtes Buch ist noch nicht hier u. die Memoir. de Shott habe ich
noch so wenig als des Beaumarchais Figaro, das Wunderding von unsrer
Tage, gelesen. Ich kaue, soviel ich kann, meine einfachsten JugendIdeen wieder
u. eine lange December Krankheit, wo ein unglückl. Aderlaß mir eine
Schwachheit des Leibes u. Geistes gebracht hatte, die ich mir kaum als mögl. dachte,
verbietet mir überdem alle fremde u. unnütze Arbeit. Ueberdruß u. Eckel liegen in
100. Sachen um mich her, daß ich mit Hiob sagen muß: wer mag eßen das
Ungeschmackte des Dotters.
Um so minder verlaßen Sie mich, Lieber, zu dem ich das sage, was Persius
zum Cornificius sagte u. es tägl. in meiner innersten Seele wiederhole. Gott
gebe Ihnen u. den Ihrigen Gesundheit, Freude, guten Muth u. innres Leben.
Behalten Sie mich lieb, wie ich Sie liebe u. schreiben mir bald. Verzeihen auch
das Leere dieses langen eilfertigen Briefes.
Ihr ewig treuer
H.Den besten Gruß von meiner Fr. u. Kindern.
Apropos. Wo haben Sie den Namen Scheblimini her? mich dünkt, er
bedeutet einen inspirirenden Geist, oder so etwas – haben Sie Thuns
magnanephthon, der sich selbst abgegemahlt hat u. als ein Jüdischer Magus im
Spanischen Kragen geht, gesehen?
Für Ihre Mühe in der Differenz mit Htkn. danke ich Ihnen herzl.; sie ist
gehoben u. soll auf keine Weise zu seinem Schaden gereichen. Vale.Inlage bitte doch
baldigst
zu bestellen.
Kgsberg den 16 Febr 85.Herzlich geliebtester Freund J.
Vor Freuden hätte ich beynahe dem gewöhnligen Ueberbringer Ihrer Briefe
entgegenspringen mögen, da er gegen die Mittagsstunde in meine Amtsstube
kam. Sind Sie’s? rief ich, weil ich meinem Gesicht nicht trauen kann. Meine
Unruhe kam von einer Besorgnis Ihrer Unpäßlichkeit – und daß Sie meines
vielen Schreibens,
dies
- und
jenseits
der Sache, müde und überdrüßig
geworden waren. Das letzte war mir gleichgültiger, als das erste; denn
Misverständnis läst sich leichter heben, als Krankheit. Den
letzten Tag des ersten
Monats
erhielt ein Pack aus Münster mit Lavaters Meßiade und
Herzenserleichterung. Dies Pack war den 7 Jänner abgegangen und von einem Briefe
darin die Rede, der vielleicht denselben zuvorkommen sollte, auf den ich aber
mit getäuschter Sehnsucht von Post zu Post warte – und auch hier besorge ich
Krankheit
sowohl als Misverständnis.
Ihr liebreicher freundschaftl. Brief hat mich etwas beruhigt und in der
Hofnung gestärkt, daß alles nach Gottes Willen gut und beßer als unser Tichten
und Trachten gehen wird. Da Sie meinen unbekannten großen Wohlthäter
errathen; so verrathen Sie Ihn wenigstens nicht, auch mich nicht. Ich bin noch
um kein Haar klüger, und warte noch immer auf Licht zu meinem Wege, den ich
gehen soll und jeden zu gehen gleich bereit und willig bin – mit der Post oder auf
meinem alten Sorgstuhl neben meinem Bette.Den 7 d. habe erst nach Weimar antworten können auf dortigen Brief vom 7
Nov. und nach Osnabrück bin auch eine Antwort schuldig vom 1. Jänner. Nicht
als wenn ich über meine
neuen
Freunde der alten vergäße – sondern weil Sie
der
nächste
und erste Vertraute in der Hauptsache sind, die mir auf dem
Herzen liegt. Sie dürfen sich nicht wundern daß ich Ihnen schon den 14 Nov.
einen Wink gegeben, weil ich den 10 ej. einen Brief von Lavater erhalten, von
dem ich weiter nichts als höchstens die Möglichkeit zur Ausführung einer Jahre
lang in petto gehegten Wallfahrt zu meiner Gesundheit und Valet von Herder
u Claudius absehen konnte.
Die imbecillitas hominis und securitas DEI ist aus dem Seneca Epist. LIIIund liegt mir deswegen im Sinn weil ich sie aus dem Kopf, welches ich niemals
als in der grösten Noth thue – falsch angeführt habe in den Einfällen u
Zweifeln gegen Nicolai. Imbecillitas ist das eigentl. Wort für mich, weil ich ohne
Stock meines Schwindels wegen kaum zu gehen im stande bin.
Wißen Sie denn nicht mehr, daß Moser mich zum M. in Norden gemacht und
halten Sie nicht die Stelle in Lavaters Physiogn. auch für eine Weißagung.
Wenn ich Ihnen alle die kleinen Umstände erzählen
könnte
, welche mir diese
beyde Erscheinungen
eindrücklich
gemacht haben: so würden Sie es mir nicht
verdenken, daß ich mich Ihrer derselben auch zur Unzeit erinnere. Ich weiß
Gottlob! nichts von Kopfschmerzen; aber nichts greift meinen Kopf so heftig
an als Suchen und Aufräumen. Es war mein rechter Ernst, bey dem Tode des
seel. Lindners mit seiner Bibl. auch zugl. die meinige zu verkaufen. Ich schrieb
daher meine Bücher an einem Sonnabend auf, weil es die allerhöchste Zeit war
mit dem Abdruck zu eilen – und glaubte alle meine Sinnen über der Arbeit zu
verlieren, brach auf einmal ab und nahm mir vor den Sonntag im eigentl.
Verstande zu ruhen und in die Kirche zu gehen. Eben da ich mich ankleiden will,
schickt mir ein alter Freund, Kriegsrath Hennings den neu angekommenen
Theil der Physiognomik zum Ansehen und Durchblättern. Ich entschließ mich
also zu Hause zu bleiben, setz mich der schönen Witterung wegen in das leere
Gehöfte meines damaligen Hauses und laßese in aller Unschuld fort, bis ich auf
mein eigen Kopftuch kam und auf die über mein kahles Haupt ausgeschüttete
Salbe. Dieselbe Woche wie die Auction angehen sollte überfiel mich und mein
ganzes Haus beynahe ein Quartanfieber, als wenn ich es bestellt hätte, und
gieng mit mir am gelindesten um. Dergl. individuelleZüge Beweise
göttlicher Güte und Herunterlaßung zu unsern Bedürfnißen sind
feurige
Kohlen
und dringen tiefer in die Seele als das faule Holtz scholastischer Begriffe von
Substanz, attributen, moden und Ens absolute infinitum. Wer keine
Erfahrung hat oder braucht, kann sich immer mit diesen Schellen reiner Vernunft die
Zeit vertreiben.
Ich habe diese Woche eben den
ersten Theil
der Ethick mit der deutschen
Uebersetzung verglichen, in einem einzigen Abend auf Veranlaßung meines
Freundes Scheffner, dem ich letztere leyhen muste und sich über die Dunkelheit
derselben beschwerte. Er hat Recht – ich finde einen ganzen Satz ausgelaßen,
wodurch der Verstand gantz verstümmelt ist – der Uebersetzer ist beynahe so ein
Purist, als der Humische. Ein bestehendes Ding, für Substantz – formalisessentia, das ausmachende Wesen obiectiue, vorgestellter Weise – Noch mehr
hat mich Sp. aber am Ende des ersten Buchs geärgert, der sich über die
praeiudicia de bono et malo, ordine et confusione cet aufhält und sie für lauter modosimaginandi erklärt, als wenn seine Definitiones aus etwas anders beständen
und keine modi imaginandi wären. Da seh ich den Mann der über sich selbst
lacht, wenn er sich mit Fliegen und Spinnen die Zeit vertreibt.
Ich habe gestern in Descartes opusculis posthumis seine regulas ad
directionem ingenii mit Vergnügen zu lesen angefangen u in der X sagt er: –
Dialecticorum praecepta – quasdam formas disserendi praescribunt, quae tam
necessario concludunt, vt illis confusa ratio, etiamsi quodammodo ferietur ab
ipsius illationis euidenti et attenta consideratione, possit tamen interim aliquid
certum ex vi formae concludere: quippe aduertimus elabi saepe veritatem ex
istis vinculis, dum interim illi ipsi, qui vsi sunt, in iisdem manent irretiti: quod
aliis non tam frequenter accidit, atque experimur, acutissima quaeque
sophismata neminem fere vnquam pura mente vtentem, sed ipsos Sophistas fallere
consueuisse. Ohngeachtet die Stelle keinen rechten Zusammenhang für mich hat,
scheint sie mehr sehr fruchtbar zu seyn. Auf dies eitele Vertrauen ex vi formaeGewißheit zu erhärten scheint mir das ganze Kantsche Gebäude zu beruhen und
ich werde wohl nicht eher Lust bekommen die Ethik des Sp. zu endigen, bis seine
Moral diese Meße erscheinen wird.
Scheffner nennt mir
Swieten
als den Verf. des Versuchs über die Existenz
der materiellen Welt ohne mir zu melden, wo er den Namen her hat.
Neben Cartesio habe ich auch Hobbii Civem u Leuiathan aufgetrieben aber
seine Opera philosophica die ich in Curl. gelesen, hier nicht finden können. Ich
bin beruhigt, daß Mendelssohn seinen
Mann
gefunden – und werde nicht eher
mitreden, als biß ich etwas reifes und entscheidendes glaube gefunden zu haben.
Kant ist mir näher als Mendelssohn. Dem was L. von Freunden und Feinden
sagt, giebt die
Wahrheit
selbst Zeugnis. Die einen sind die
gröste
Wohlthäter
, und die andern öfters die
gefährlichsten Parasiten
. Es ist eine
schreckliche Wahrheit des Predigers, daß
kein Mensch kennt weder die Liebenoch den Haß
irgend
eines, den er vor sich hat
– und dennoch haben
Menschengunst und Menschenfurcht so viel Einfluß in unsere BewegungsgründeEh ichs vergeße, wie gehts mit Ihrer Uebersetzung des Turgot? Hieß er nicht
so? Unser alte Pädagog hat den Necker auch gelesen – den ich mir auch bald
hier zu haben wünsche – Ich pfleg wol sonst so ein guter Bücherjäger als
Menschenfischer zu seyn. Unterdeßen ein alter Brandenburger das fr. Finantzwesenreformirt, geht hier Land und Volk durch welsche Buben und Cartouchenzu Grunde. Hinc illae lacrimae – Punicae!Auf das
Steckenpferd
meiner Reise zu kommen: so würde ich mir gern die
Marschroute unsers lieben Claudius gefallen laßen – Aber es hängt alles von
Umständen ab, und vornemlich von einer
höhern Erlaubnis
ab. Mein
Freund Reichardt ist plötzlich nach London gegangen – Der mir zu meinem
gegenwärtigen Posten verholfen, hätte mir auch in der gegenwärtigen
Angelegenheit gern beygestanden, auch sich bereits dazu erboten.
Der bisherige Mangel an Schnee ist heute beynahe durch einen Wolkenbruch
ersetzt worden, und der Winter ist hier so gemächlich gewesen, daß ich nur
einmal des Tags einzuhitzen nöthig gehabt, ohngeachtet ich eine wahre Stube
nicht entbehren kann. Der Wolken, Luft und Winden giebt Wege, Lauf und
Bahn – Providebit –
Ich wünschte in mancher Rücksicht dieses Jahr lieber einen Besuch in meiner
Heimath. Durch die mir widerfahrene Herzenserleichterung von Sorgen und
Kummer, die mich niedergedrückt, fühle ich mich verjüngt und zum Sitzen und
Gehen gestärkt. Bloß die Unmöglichkeit von der andern Seite meinen Wunsch
erfüllt zu sehen, würde mich nöthigen allen Hindernißen Trotz zu biethen; denn
meine philosophische Neugierde den
Mann
zu sehen und zu genießen, ist noch
mehr
durch Ihre
Nachrichten
, als durch H. u. L. Empfehlungen und meine
eigene Sympathie der Empfindungen gereitzt. Ich finde mich aber in einer
Verlegenheit mich selbst gegen Ihn auszuschütten, weil alles den Schein eines
bestochenen Urtheils und einer parteyischen Leidenschaft in beyder Augen haben muß.
Lachen Sie, liebster Jacobi, so viel Sie wollen. Bey meinem
großen Glück
an Freunden
, mit denen ich mich gar nicht vergleichen darf, hab ich immer
eine Leere in meiner Seele nach einem
Alcibiades
gefühlt und am
letzten
Jänner
lag mir immer im Sinne Ευρηκα ευρηκα – „Unter 1000 habe ich
einen
Menschen
funden“ einen
Jüngling
, der sich nicht schämt, ein Christzu seyn. Nahm ich die letzte Neige meines Muttertheils um den Layenbruder zu
suchen – ich hätte das Außerste gethan, Seine u Meine Neugierde zu stillen.
Es giebt noch Fälle für mich alten Greis, wo ich noch wie ein
wilder Mann
zu
Werk gehe. Dies
Homogene
ist für mich anziehender als alles übrige, was ich
bereits gehört. Seiner Gesundheit und eignen Ueberzeugung wegen von meiner
ganzen Lage, wünschte ich Ihn dies Jahr hier zu sehen, und gesetzt daß es Ihnen
auch mit mir so gehen sollte, wie mit Ihm – sollen Sie auch unter St. Jacobi
Bedingung von meiner παρουσια του σωματος ασθεης und λογοςεξουθενημενος überzeugt werdenEr hat mir ein ungemein ansehnl. Capital
anvertraut
, von deßen Zinsen
ich gleich Gebrauch gemacht wie Sie wißen zur Erziehung meiner Kinder. Ich
hoffe es mit aller Treue dazu anzuwenden, und will Ihm das
Eigenthum
gern überlaßen – Meine Kinder, wenn sie sich deßen würdig machen, sollen es
Ihm allenfalls und nicht mir zu verdanken haben. Die Kosten
meiner Reise
,
welche ich gern mit meinem Sohn thun möchte, würde ich höchstens davon
abrechnen, wenn es dazu kommt. Die 3 Briefe welche ich bisher erhalten,
machen mich dürstig nach mehr und längeren – Auch seine Familienverhältniße
sind mir gantz unbekannt. Das Rätzel seines
ersten
Briefes ist zu meiner
grösten Zufriedenheit aufgelöst – im dritten sind eben solche
Aufgaben
, deren
Auflösung ich von Ihm Selbst erwarten muß – und ich bin eben so wachsam
auf mein eigen Herz wie auf Seins.
Zur Buße für Ihre Härte, womit Sie den Alcibiades Ihres Freundes
abgewiesen, bitte ich Sie Ihm Beyl. zuzustellen, von der ich mein eigenes
ausgerißenes Exemplar desto eher abgeben kann, da
Scheffner
mir das seinige zur
etwanigen Sammlung meiner Schriften, deren ich mich kaum des Verlegers
und Freundes Hartknoch wegen entziehen kann, zugesagt. Die Fünf
Hirtenbriefe sind Ideale an den seel. Kirchenrath Lindner über seine Schulhandlungendie er als Rector in Riga ausgegeben, über die Beurtheilung derselben in den
Litteraturbriefen und eine Verantwortung des Verf. dagegen, die einen Bogen
macht und hier von mir besorgt wurde, kaum auswärtig bekannt worden. Die
Zugabe sind würkl. Billete, die ich an Prof. Kant geschrieben.
Ich werde Sie nicht mehr mit Einl. beschweren aber gegenwärtige wünschte
ich am liebsten durch Ihre Vermittelung bestellt zu sehen, weil mir die losen
Blätter im Wege liegen und ich sie gern aufräumen wollte, ehe etwas davon
verstreut würde.
Wenn
und
wie viel
Hefte ich im Kayserlingschen Hause abgegeben, habe ich
Ihnen bereits gemeldt, ob sie abgegangen sind, weiß ich nicht. Den 1 d. war
angesprochen um Gesneri Isagoge abzuholen, die der Graf gern kennen lernen
wollte; muß nächstens wider hingehen, um die Samml. Ihrer Schriften zurück
zu haben. Ich habe die Gräfin nicht gesprochen und mich nach nichts erkundigen
mögen.
Wie sollte ich Lavater nicht lieben? Ohngeachtet seine
Herzenserleichterung
es nicht für mich nicht gewesen in vielen Stellen, und die unerschöpfliche
Thätigkeit und Sanftmuth dieses Mannes mit meiner vis inertiae, Ungedult pp
seine schnurgerade Hand mit meinen Fliegenfüßen, seine klare Lauterkeit mit
meinem Trübsinn, seine Angstlichkeit mit meinem Leichtsinn gewaltig absticht –
so habe ich doch mit Wohlgefallen manche Ahnlichkeit unsers innern Menschen
gefunden, und mir gleich dies Buch angeschafft, als ein wahres Seelengemählde
zu seinem schönen Kupferstich, der über mein Bett hängt. Seine Meßiade hab ich
mir gewünscht, aber nicht das Herz gehabt es mir merken zu laßen geschweige
die Kupfer – Wir haben nun 2 Meßiaden, die so verschieden sind in ihrer
Oekonomie als Martha und Maria. Ich freue mich auf die Fortsetzung und
Vollendung einer so schönen evangelisch-apostolischen Encyclopädie, deren historischer
Stoff alle Poetische Form übertrifft. Ich habe einige Tage nichts als diese
Gesänge lesen können und das Wort des Uebersenders ist an mir reichlich erfüllt
worden.
den 17 –Was für herrlicher Winter statt des befürchteten Thauwetters! Den
Dilettanten hat es eben nicht an der Bahn auf dem Eise gefehlt, aber die Zufuhr auf
Schlitten ist bisher ausgeblieben aus Pohlen u Rußland und das Mark unseres
Handels und Wandels.
Von Gibbon kann ich Ihnen nichts mehr sagen als von jedem andern Buche,
das ich lese, weil ich nichts behalte, und nur so lange ich das Buch fürvor
michmir habe, seine Güte oder Mängel mehr anschauend schmecke und genieße,
als zergliedere. Den Geschmack unserer Zeit abgerechnet, redt er mit Billigkeit
und gesunden Urtheil von der
Hauptsache
des Christentums, das über alle
Religionen gesiegt 1. durch die überzeugende
Evidentz
der Lehre und 2) die
regierende Vorsehung
ihres Urhebers. Auch die Wahrheit der
Nebenursachen
läßt sich nicht leugnen. Manche schöne Erklärungen und Milderungen
aus dem Zusammenhang der damaligen Umstände. Kurz es ist ein großes
herrliches Gemälde – Ideale Schönheit in den Zeichnungen – in der
Zusammensetzung – im Licht und Schatten. Ein außerordentlichesr Kopf gehört immer dazu
aus dem Chaos der Materialien, ein solches Meisterstück der Darstellung von
einer solchen Epoche hervorzubringen.
Ferguson
, deßen Fortsetzer er ist, kenne
ich noch nicht. Sein großes Werk kam damals mit Stewarts Staatswissenschaft
frisch aus Engl. an. Meine Praedilection für dies tiefsinnige Werk vereckelte mir
die Weitschweifigkeit des andern. Aus seiner Moral, die ich kürzl. nach Garvens
Uebersetzung gelesen, besorge ich beynahe den Autor verkannt zu haben und
werde mich auch um seine römische Geschichte bekümmern.
Ich erhalte eine Einladung zu Hippel – und muß auf meine Loge (so heißen
die alte Amtsstuben, die neu angelegten Bureaux) Gott erhalte Sie und Ihre
Lieben. Verzeyhen Sie künftig mein zufäll.
Stillschweigen
, wie bisher mein
Geschwätz
. Nach meiner Chronologie ist auch über Jahr und Tag
bald
. Seyn
Sie versichert, daß ich kein trahe me post te! nöthig habe, wenn ich kommen
soll
und
kann
.
Beruff
und
Kräfte
gehören zu allen. Leben Sie recht gesund und
wohl bis zum Sehen, oder schriftl. Widersehn. Die Herzenserleichterungen
kaufte eigentl. auch
mit für meinen Sohn
, der seine gute Hand, die er auf
dem Lande anfieng, auf einmal verdorben hat. Ich habe ihm blos die
Stelle
gezeichnet
, und nicht mehr zu lesen erlaubt, weil, ich alles, was L. sagt, eben so
weit und breit auch meyne. Aber meine stotternde Zunge u Hand liegt in der
Seele
– Ohe iam satis.Vermerk von Jacobi:Königsberg den 16ten Febr 1785.
J. G. Hamann
beantwVermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 7.Düßeldorf den 22ten Febr. 1785Lieber HerzensFreund
Ich habe erst am Freytag, da die Preusische Post schon weg war, v der
Prinzeßinn von Gallitzin Antwort erhalten. Ich habe aus ihrem Briefe das was
Sie angeht durch meine Schwester Helene, mein alter ego, abschreiben laßen, u
lege es hiebey. Wegen des Mißverstandes Ihre Tochter betreffend, habe ich die
Prinzeßinn mit heutiger Post zurecht gewiesen, u sie überhaupt zu beruhigen
gesucht. Buchholtz hat mir auch geschrieben, sich als den Mann bekannt, aber
zugleich gebeten, die Prinzeßinn darüber im Zweifel zu laßen, welches, so viel
an mir ist, geschehen soll. Der Prinzeßinn hat er gesagt, er würde Sie von dem
1sten Juli an, den ganzen Sommer durch in Münster erwarten. Was mich
betrifft, mein Theuerster, so bin ich fertig Sie von Stund an bey mir zu erwarten.
Herder schwur mir zu Weimar, daß er mich ehestens besuchen wollte. Ich habe
ihn an seinen Schwur erinnert u dringend ermahnt zu kommen. Wenn ich erst
sagen darf daß ich auch Sie erwarte, so darf kann ich noch herzhafter sprechen.
Säumen Sie nur nicht länger Anstalten zu machen, u melden Sie mir, ob u was
wir thun sollen, um Ihnen den erforderlichen Urlaub zu verschaffen. Zugleich,
wie Sie Ihre Reise einzurichten gedenken u.s.w.
Meinen Brief vom 4ten dieses werden Sie erhalten haben, so wie ich den
Ihrigen vom 22ten Jänner. Tausend Dank, liebster Hamann, für diesen Brief.
Beantworten kann ich ihn heute nicht; ich habe mir Kopf u Finger schon weg
geschrieben. – Meine Gesundheit ist ziemlich gut, u ich denke sie soll bald noch
beßer werden, da ich v gewißen Bekümmernißen, die seit einigen Monathen
mein Gemüth ganz niederdrückten, befreyt worden bin. Ich umarme Sie mit
wahrer warmer inniger Liebe –
F H Jacobi.Adresse mit schwarzem Siegelrest:An Herrn / Herrn Johann Georg Hamann / zu / Königsberg.Vermerk von Hamann:den 5 März 85.
Geantw. den 31 – 4 April.Kgsbg den 22 Febr. 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn! Dies Liebesverhältnis Ihrer
eigenen Wahl wird für mich immer interessanter und inniger, je mehr ich von
Ihnen Selbst lese, mehr als alles Gute, das ich durch Herder, Lavater,
Kleuker u Jacobi bisher von Ihnen gehört habe. Sie haben sich alle Verdienste
eines
Erstgebornen
erworben, und mich erst in den Stand gesetzt, ein
Vater
meiner natürlichen Kinder zu seyn, aber diese und mich selbst in die Furcht einer
desto größeren Verantwortung – und in das sanfte Joch einer desto
gewißenhafteren Treue und aufmerksameren Gegenliebe.
Ihren kleinen Brief vom 7 Jänner mit dem angenehmen Päckchen habe
den
letzten
deßelben erhalten und den ersten Monath des laufenden Jahres mit
rechter Seelenfreude beschließen können – mit desto mehr Unruhe und
ängstlicher Ungedult aber das mir angemeldete Schreiben erwartet, hauptsächlich für
Ihre Gesundheit besorgt, gemäß Ihrer eigenen L. u Kl. Anzeigen, hiernächst
für Misverständniße, die menschl. Vorsicht unvermeidlich, oft Werkzeuge
einer göttl. Vorsehung sind u zu unserm Besten dienen müßen. Ein ähnl.
Stillschweigen aus Düßeld. mit ähnl. Besorgnißen.
Den 16 d. erhielte Antwort von Jacobi, der Sie errathen hat und den ich als
Ihren Freund und Bekannten voraussetzte, und der auch bekennt es gewesen
oder vielmehr geworden zu seyn. Ich wurde dadurch erleichtert, schrieb mit
derselben Post zurück und legte mein eigenes ausgerißenes Exemplar der 5
Hirtenbriefe (welche Meusel in
Bücher
verwandelt) bey, über meines Freundes, des
seel. Kirchenraths Lindner Schulhandlungen, die er noch als Rector der
Stadtschule in Riga geschrieben hatte und über derselben Recension in den
Litteraturbriefen. Die
Idee
dieser Hirtenbriefe war an den Verf. selbst gerichtet. Der
Anhang ist ein
wirkliches
Billet an Pr. Kant.
Sonnabends den 19 in aller Früh überschickte mir mein hiesiger Freund
Jacobi Ihre Einlage. Er hatte auch schon eine Antwort von dem dortigen Banquiererwartet. Ich freute mich sehr, den Abend vorher meiner mittelsten Tochter zur
Gesellschaft Pillen eingenommen zu haben, und daher zu Hause bleiben muste,
um sogleich auf der Stelle darauf antworten zu können. Schrieb auch flugs
in einem Tummel von AbWeitschweifigkeit und Kürze – amant alterna Camoenae,nahm an einem drunter laufenden malo domestico weiter keinen Antheil als
daß ich meiner Hausmutter den vollen Lohn auszahlte um ihre Magd aus dem
Hause jagen zu können, mit der sie schon einige Tage vorher in Gegenwart eines
Commissaire de quartier die nöthige Abrede hatte nehmen müßen – Die Magd
war aus dem Hause und ehe ich es mir versahe, steht ein Gast vor mir, der
Hofmeister aus Graventhin, HE Scheller, und bittet sich auf eine einzige Nacht
Herberge aus, zum erstenmal mit einer förml. Empfehlung seines Schülers,
bringt ein paar Karpen und einen Haasen mit. Sein einziges Geschäfte war,
Sonntags morgens einem unserer Minister seine Aufwartung als CandidatusMinisterii und Adjunctus einer guten Dorfpfarre, die hier für ihn in der Mache
ist, abzulegen und praecise Mittags schlechterdings abzufahren. Sonntags
morgens geht ein jeder seiner Wege mit widerholter Abrede, daß unser Mittag
praecise 11 Uhr fertig seyn und er nicht einen einzigen Augenblick von seinem
ernsten Vorsatz abgehalten werden sollte. Im Wege zu Jacobi, der mich zu
Mittag gewiß vermuthet hatte, werde ich von einem Boten meines alten
Verlegers
, gewesenen Lotterie-Directors, jetzigen Papiermüllers, Schriftgießers
und Landjunkers zu Trutenau5/4 Meilen von hier, auch Buchdruckers zu
Marienwerder, HE Kanter, angeruffen um mir zu melden, daß sein Herr in der
Stadt wäre – den ich lange nicht gesehen und nöthig mit ihm zu sprechen hatte.
Da ich aus eines
alles unternehmenden Mannes
Munde erfuhr, daß er
wegen des gefallenen tiefen Schnees hier vor Anker liegen muste, eile ich aus der
Schloßkirche, wo Scheller auch ansprechen wollte, mit der festen Entschließung,
ihm seine Abreise aus dem Sinn zu reden, und ihn noch eine Nacht bis auf den
andern Morgen aufzuhalten. Meine unterwegs darüber gehaltene Soliloquiawaren alle verloren, und ich erfuhr mit rechtem Verdruß, wie ich gleich nach 10
zu Hause kam, daß er ohngeachtet alles Zuredens eine Viertelstunde ohne etwas
genoßen oder mitgenommen zu haben mit einem pollnischen Abschiede, wie man
hier sagt, auf einem einspännigen Schlitten abgefahren war. Um meinem
Verdruß Luft zu machen, wuste ich kein ander Mittel als einen großen Brief an
meinen Knaben – vielleicht den letzten, den er von mir erhält, weil er in der
Osterwoche zu Hause kommt, hier zu studieren, anzufangen, für die morgende Post.
Zu gutem Glück kamen 3 Freunde einer nach dem andern mich einige Stunden
zu zerstreuen, Kanter, ein Jude – und Pr. Kraus, den ich lang nicht gesehen und
der den Kopf voll von Gedanken über die
Amtsfreude
hatte, dem ich ein
ander Motto: Thu deine Pflicht und thu sie nicht, zur
Amtsklugheit
entgegensetzen muste. Matth. XXIV. 45!
Vergeben Sie es einem so häuslichen alten Mann, daß er Sie so oft an seinen
Heerd und Küchenfeuer versetzt. Auch
hier
sind die Götter
, sagte der mir liebe
Heraklit beym Besuch einiger Abgesandten. An dieser
kleinen Welt
hab ich
gnug und sie ist das einzige Observatorium, von dem ich die große zu beurtheilen
imstande bin, die ich nicht kenne, und für die ich mich auch nicht schicke. Um Ihnen
die ganze Herrlichkeit meiner Schwäche sehen zu laßen, wünschte ich Sie hier,
und krähe in meinem Herzen wie ein Hahn auf seinem Berge, nach Ihrer endl.
Erklärung, von der mein Entschluß abhängen wird.
Alles Zufällige ist zweydeutig, und bey solchen datis ist kein anderer Schluß
möglich
als aut - aut – Ihre Neugierde einen Menschen zu sehen, dem Sie Ihr
Entbehrliches, wie Sie es nennen, aufgeopfert, kann so groß und so stark nicht
seyn, als mein philosophisches Bedürfnis im physischen und metaphysischenVerstande – die
Hand
, durch welche Gott mein Alles, das schon verlorene
All meiner häuslichen Gnüge, Ruhe und Freude auf Einmal widerhergestellt
durch ein meinem tiefen dunkeln Glauben und Unglauben entsprechendes
Wunder
und
Zeichen
– diese
Hand
wenigstens zu
fühlen
und zu
drücken
.
Ihre eigene Besorgnis wegen Ihrer Gesundheits-umstände, Lavaters
Zeugnis Sie das zweytemal kaum erkannt zu haben und auch Kleukers Wink in
einem Briefe vom 27 Nov. den ich erst am Neujahrstage erhielt, über Ihre sehr
geschwächte Leibeskräfte machten mich ebenso dringend Ihnen zuvorzukommen
und alles von meiner Seite anzuwenden, um keine Zeit zu versäumen – Auch
hatte das überflüßende Oelmaas meine halbverloschene Lampe in eine eben so
unmäßige Glut, und meine Lebensgeister in solche Gährung gebracht, daß mir
keine Mauer zu hoch schien einen Sprung zu wagen. Eine Gesundheitsreise
meinen
Herder
noch einmal zu sehen, seine Familie und
Claudius
von Person
kennen zu lernen, und meine beyde Gotteskinder – denn in meinem Vaterlande
hab ich keine – diese Reise war eine Mine, an der ich Jahrelang gegraben, und
den Gedanken daran schon gantz aufgegeben hatte. Auf einmal erwachte dieser
eingeschlafene Riese – Weil die Unternehmung einer so weiten Reise, die ich
unbeholfener Mann, der schon 3 Anfälle des Podagra gehabt, aber das vorige Jahr
davon verschont geblieben bin, gern in Gesellschaft meines
Hans Michael
thun möchte, das schwerste von jenen beyden aut - aut ist: so thut mir eine so
alte Lieblingsidee wirkliche Dienste, und meine Einbildungskraft pflügt gern
mit diesem Kalbe auf den äußersten Nothfall. Ohne bey diesen Gedanken einer
Leichtfertigkeit mir bewußt, oder eben ein
Sclave
meines
Worts
zu seyn – ist
auch bey mir Ja, ja, und Nein ist nein, wie bey jedem ehrlichen MannIhr erster Brief war blos für mich ein auffallendes Experiment electrischer
Funken. Weil ich überhaupt ein wenig mittheilend bin und gegen mein eigen
Urtheil mistrauisch – so gab ich mit Zurückhaltung des meinigen meinen
vertrautesten Freunden Ihren ersten Brief zu lesen, ohne mich darüber zu
wundern, daß sie weniger Antheil als ich selbst daran nahmen. Ihren zweiten Brief
muste, weil ich reinen Wein und offenen Handel liebe, dem Manne, der all mein
baares Vermögen in Händen hat und den ich zu meinem Unterhändler bey der
Bank brauchte – der Pflegmutter meiner ältesten Tochter – auch ihrem leibl.
Bruder, doch ohne Inhalt der Beyl. mittheilen.* Der
dritte
und alle folgende
Briefe bleiben vor Jedermanns Augen versiegelt und verschloßen, und ich eigne
mir selbige particularissime zu und privatissime. Nach den zwey letzten hoffe ich
und wünsche ich, daß Ihre Gesundheit Sie nicht an der Ausführung Ihrer schon
in petto beschloßenen Reise hindern, sondern letztere vielleicht zur Beförderung
der ersten gedeylich und geseegnet seyn wird.
Dem ehrl. Gevatter Claudius habe ich wol eigentl. J. Freundschaft zu
verdanken; aber
meines Wißens
nur ein einziges mal an ihn geschrieben,
vielleicht auch 2 ihm für die Samml. seiner Schriften zu danken. Den 15 Nov. pr.erhalt ich einen starken Brief von ihm wegen eines beyl. Mst. das mir zu recht
gelegener Zeit kam, aus folgender Veranlaßung.
Ohne D. Biester zu kennen erhalte ich vor 2 Jahren zur Adventszeit die
Ankündigung seiner Monathsschrift, deren ersten Jahrgang er mir sorgfältig
verehrte. Ohne selbst daran Antheil nehmen zu können, that ich mein Bestes
ohnglückl. mit schlechtem Erfolg ihm Beyträge aus meinem Vaterlande zu
verschaffen, auch selbst Kant dazu aufzumuntern. Mein einfältiger Patriotismus
verleitete mich zu einigen Winken, Vorschlägen und Fürbitten – Antwort darauf
wurde mir versprochen, aber selbige blieb aus mit dem ganzen zweiten
Jahrgange.
Kraus
, der ihn persönlich und genauer kennt, gab mir zu verstehen, daß
ich Unrecht gethan und den Mann beleidigt hätte mit dergl. Zudringlichkeiten.
Er bekam den 1 Nov. einen Brief von Biester, aus dem er mir ein Geheimnis
machen wollte, weil man es mir sehr übel nahm Mendelssohn zum Atheisten
gemacht zu haben. Dieser Vorwand eines offenbaren Misverständnißes brachte
mich noch mehr auf – ließ mir aber Zeit bis zum Advent um an Biester wider zu
schreiben, ohne mir aber von demjenigen, was er an Kraus geschrieben, etwas
merken zu laßen, und eine Erklärung deshalb von ihm selbst auszuholen.
Entschuldigte daher den Innhalt meiner vorigen Briefe, auf die ich keine Antwort
erhalten, bat mir ausdrückl. den zweiten Jahrgang aus, that auf alle übrige
Bände Verzicht, und entschuldigte so gut ich konnte, den Mangel eigener
Beyträge zu irgend einer periodischen Schrift, besonders publici saporis – Ich
erhielte auch darauf eine höfliche und freundschaftl. Antwort und eine
Anerbietung mir alles nachzuliefern, sobald ich melden würde, seit wann man mir
vergeßen hätte die Stücke zu liefern – wobey ich es denn habe bewenden laßen.
Die Beschuldigung meinen alten Freund Mendelssohn sans rime und raisonfür einen Atheisten erklärt zu haben, war mir ungemein empfindlich, und bey
dieser Verlegenheit war es ein recht erwünschtes Waßer für meine Mühle, da
mir Jacobi auf einen Wink des Claudius eine Handschrift über Leßings
Spinozismum mittheilte. Hiedurch entstand der genaue und vertrauliche Briefwechsels,
den ich vom 1 Xbr. bis zum 17 h. unermüdet fortgesetzt, und deßen nahes oder
weites Ende ich noch nicht absehen kann.
Seitdem ich des berüchtigten Predigers
Schultz philosophische
Betrachtung
kennen gelernt, hat mein Freund Mendelssohn einen Gegner bekommen,
über den er den Schiblemini vergeßen haben wird. Ich will gern der erste seyn
ihm Glück zu wünschen gegen jenen Goliath –
Zu jener Veranlaßung aus Berlin kamen meine eigene
Ebentheuer
des
wunderbaren Jahrs als neue data und argumenta ad hominem über das
philosophische Problem des Spinozismus. Den 1 Jänner ersahe aus dem noch
unbeantworteten Briefe des Kl. daß unser Freund Jacobi mit der Fürstin zu
Hofgeismar und selbst in Weimar gewesen war. Ich machte also am Tage
Epiphanias den dort so nahen Freund zu meinem Vertrauten, um auch in dieser
dunkeln Sache einiges Licht zu erhalten. Meine Unruhe über sein Stillschweigen
hörte erst vorige Woche auf – setzte und stillte sich vollends durch Ihren vierten
Brief, als einen Vorläufer
deßen,
der noch kommen soll
–
Es fehlt mir an einem natürlichen Augenmaas zu einem Operations-plan –
deßen Arbeit ich mit zufriednen Dank von Ihnen erwarte. Alle meine
Gedanken concentriren sich bald auf einen einzigen Fleck, und divergiren eben so
natürlich ins weite Feld – Ich zweifele, daß ich über das theologisch-politische
Chaos des jüdisch-cartesianischen
Collegianten
, wofür ich beynahe seit
voriger Woche anfange Sp. zu halten, etwas zur Befriedigung unsers J.
herausbringen werde. Mein Geschmack an theologisch-politischen Phänomenen,
und die idiosynkratischeAßociation meiner Ideen hat manche erloschene
Grillen in mir wider aufgeweckt, zu denen meine alte Liebe schon verrostet schien.
Mein Patriotismus ist aus ebenso viel Liebe als Haß meines Vaterlandes
zusammengesetzt. Was Mardochai zur Esther sagte,
misbrauchte
vielleicht mein
Schiblemini, die Eitelkeit meiner Muse, meiner träumenden Sulamith, zu regen
mit einem: Wer weiß, ob nicht dein eigen Glück ein Aufmunterungsmittel seyn
kann, auch einen Versuch für die Erhaltung deiner noch ärmeren Amtsbrüder zu
seyn – und die Schande der
welschen Jesabel
aufzudecken und zu rächen.
Kurz, wie im Buch der Weisheit von jener großen Ueberschwemmung
geschrieben steht, giengen alle Elemente meiner Seele durch einander, wie die
Sayten auf dem Psalter durch einander klingen und doch zusammen lauten.
Siehe, mein Bauch ist wie der Most – und mancher aristophanische Schlucken,
mancher engastrimythische Odem ängstigt mich – In statu quo zu bleiben, dazu
ist meine vis inertiae gnug; aber die molimina einer Versetzung zu befördern,
braucht die Oekonomie meiner Organisation einen apparatum von Hebeln,
Waltzen p die ich mir
auf allen Fall
selbst bereiten wollte und muste.
den 23 –Ich schrieb gestern später in der Nacht, als ich zu schreiben gewöhnt bin, wegen
eines
Besuchs
. Heute sollte alles mit meinem Jacobi hier abgemacht werden
und wurde zu Hippel gebeten. Die Respetto Tage sind über und über voll alles
daher richtig zur Ausfertigung der überschickten Qvittung, welches morgen
geschehen wird.
Bis Ihr Hauptbrief ankommt, ist alles ein bloßes Gedankenspiel mit
Steckenpferden. Sie haben Recht, Mein auserwählter und gewünschter Sohn,
mich u. J. zu entschuldigen mit innerer Noth und Luxus der Liebe. Ich
vermuthete ihn als das Triebrad der Fürstin, und bey dieser etwas Ähnliches Ihres
Entwurfs, dem ich sogl.
vorbeugen
wollte, und diese Absicht bald zu erreichen,
war ich zu unbehutsam, und gab mich zu bloß. Ich bin aber nirgends zu Hause,
kaum bey mir selbst.
Ich habe schon erzählt, wie und wodurch des berüchtigten Schultz atheistische
Betrachtung eine würkliche
Herzenserleichterung
für mich gewesen – L.
seine schien mir eben so dienlich zu einer Herzensprüfung – Trotz meiner
Enthaltsamkeit Bücher zu kaufen, bezahlte ich beyde auf dem Rückwege von
Kayserling mit dem daselbst für meine Hefte gehobenen Gelde, das ich wie einen
Korban
ansahe und nicht besser anzuwenden wuste.
Die
Meßiade
hatte heimlich gewünscht (weil ich die andere als einen Lohn für
meine Scherflein erhalten) aber nicht das Herz gehabt mir diese Ahndung merken
zu laßen, auch noch kein Exemplar davon zu Gesicht bekommen hatte. Ich freue
mich auf die Vollendung – und wünsche dem mir so wohlthätigen L. zum voraus
Glück dazu. Nachdem ich sie gelesen um bald wider zu lesen, erbaut sich
gegenwärtiger mittler Weile ein gewißer
Mayer
mit seiner Frau daran, der mir
gestern die Kupfer wider brachte – ein Mann von außerordentlichen Führungen,
der sich unter selbigen durch eben so viel Sanftmuth als Festigkeit unterscheidt,
hier Theol.uMedicin studiert, da er eben in Berl. Kriegsrath werden sollen.
Ich studiere Ihre Briefe, wie sie scheinen meine Blätter studiert zu haben.
Sie schreiben mir
Rätzel
, geben mir aber auch zugl. den
Aufschluß
zu den
meisten
. – und erwarte das übrige von Ihrem Hauptbriefe, in deßen Gange ich
ungeachtet meiner Ungedult ungern stören möchte. Warum zählen Sie aber, wie
es mir vorkommt geflißentl. 3 Ebentheuer meines wunderbaren Jahrs. Ich
weiß nicht mehr als 2; denn der Scherz unserer Adoption ist in meinen Briefen
als ein wahres
Geheimnis
auch nicht in Gedanken berührt worden, wenn ich
noch irgend einesiges
Bewußtseyns
fähig bin. Ob ich gleich fast alles
vergeße was ich lese und schreibe; so geschieht doch letzteres mit eben so viel
Anstrengung als Bedenklichkeit. Keine Sylbe ist mir von jenem unsern Spiel
schriftlich entfahren, und das Certificat de l’Auteur kann kein Mensch als Sie
verstehen, weil es auch im Grunde auf den
Misbrauch
eines prophetischen
Wortes, das mir
heilig
bleibt, beruht.
den 24Alle Ihre Urtheile über Menschen und Sachen sind keine Rätzel für michsondern Beweise unserer harmoniae praestabilitae. Der Knoten liegt immer in
dem, was Sie von sich selbst sagen, da liegt immer etwas paradoxes in thesi für
mich – ich vermuthe aber, daß es Ihnen mit meinen ewigen Antithesen nicht
beßer geht.
Die gelehrten Klätschereyen können Ihnen nicht ein so großer Gräuel seyn
als mir selbst, besonders sobald ein dritter darein verwickelt wird. Meiner selbst
wegen bin ich ziemlich gleichgiltig, auch wohl leichtsinnig bis zum Muthwillen
eines Alcibiades.
Ich wunderte mich selbst drüber, daß ich heute vor 8 Tagen einen Brief an
Jacobi schloß mit einer Entschuldigung meiner bisherigen Geschwätzigkeit und
künftig
zufälligen Stillschweigens
. Es steht also immer bey mir zum
eigentl. Thema unsers vertraulichen Briefwechsels, der philosoph.
Untersuchung des Spinoz. Systems zurückzukehren, das noch wirklich alle mir übrige
Stunden abzieht, nicht mehr als Partey des Mendelssohns – dem Himmel
sey Dank, sondern als ein bloßer Zeuge seines etwanigen Streits mit dem
rechtschuldigen Gegner, den er sich gewünscht und gefunden.
Fortgesetzt den 24. Febr. am Tage St. Matthias.Ich komme von meinem Jacobi, wo ich Mittag gehalten und die mir
vorgeschriebene Quittung unterzeichnet, dagegen einen Wechsel über 12600 fl.erhalten. Es ist ein rechtschaffener,
sehr vorsichtiger
Mann, wie Sie werden
ersehen haben. Bei den abgeredten Bedingungen bleibt es auch, daß meine
Kinder, wenn sie sich mit göttlicher Hülfe ziehen lassen, es Ihnen zu verdanken
haben sollen, und mir die bloße Verwaltung über Zinsen zueignen. Sie behalten
also Ihr volles Recht auf das Eigenthum des Hauptstocks, das Agio des Goldes
ausgenommen, im Fall meiner Reise oder Wallfahrt.
Eile mit Weile
– unterdessen ich mit
Eile warten
werde, wie St. Petrus 2,
III. 12 auf Ihren
Hauptbrief
bis er kommt; denn von diesem hängt Faden –
Zahl, Maaß und Ziel meiner Entschließung und Erklärung derselben ab – und
die rechte Bestimmung alles desjenigen, was ich bisher auch an J. zum
Zeitvertreib geschrieben habe, um mich selbst auf alles vorzubereiten, das Schwere mir
leicht und umgekehrt vorzustellen.
Meine erste Sorge soll jetzt sein, mir ein ganz neues Schreibzeug anzuschaffen;
denn bisheriges ist ausdrücklich dazu bestimmt, mir alles Schreiben und
jedermann alles Lesen desselben, was ich schreibe, zu verekeln. Lav. § 7 an seine
Correspondenten ist vollkommen mein eigenes Urtheil und die wahre Richtschnur
desselben über mich selbst und jeden Schmierhans. Was ich mit meinem Jungen
über diesen Punct für Arbeit habe, können Sie sich nicht vorstellen. Er fing auf
dem Lande mit einer recht guten Hand an, worin Scheller ein recht schönesMuster ist. Meine Freude währte nicht lange, und jetzt scheint er mir allen
Grundstrich beinahe verloren zu haben. In Rücksicht auf ihn mit kaufte ich die
Herzenserleichterung, schickte ihm selbige mit dem ausdrücklichen Auftrag zu,
die
einzige Stelle
zu lesen und zu beherzigen.
Ohne besonderen Anlaß bekommen Sie, Mein auserwählter, mein
gewünschter Sohn, keinen Brief von mir, bis ich den Ihrigen erhalte. Gottes Segen wird
mir der Ihrige für mich, kein Geiz sein – und Ihr Experiment zu einem
guten
und glücklichen Werk
gedeihen lassen und die Arbeit Ihrer Hand daran
durch Gesundheit, Ruhe und Freude fördern.
Sie haben doch nichts dagegen einzuwenden, falls ich mich
bisweilen
des
Einschlusses über Düsseldorf bediene. Alle Data, die ich habe, reichen nicht zu
einem Resultat für mich; geschweige die ihm mitgetheilten – auch mir scheint der
Grund und Boden, auf dem er steht und baut, bald wie ein glattes Eis, bald
wie der tiefe Schneesand vor – und keine panische Furcht noch Begeisterung, der
Weisheit Anfang. Doch diese Sorge bleibt Gott und jedes eignen Seele anheim
gestellt.
Unser Glaube an Eins ist noth! scheint nach einerlei Melodie zu gehen, an der
auch eben nicht so viel als am Text gelegen, nicht so wohl an den Varianten, als
an dem Geist der Kraft und des Sinns, der lebendig, enthaltsam und
fruchtbar macht.
Mein herzlicher Gruß, Kuß und Dank an L. Der
letztere
für Sie bleibt ex
respectu parentelae in petto. Gestern morgen erhielte einen Einschluß aus
Schaffhausen in Herders
zweitem
Briefe, unterdessen meine Antwort auf den
ersten unterwegs gewesen. Auch Kl. bin ich noch nicht im Stande zu antworten.
Bis ich Ihren Hauptbrief erhalte, bleibt also Ihr Nachbar, unser J. mein
einziger Vertraute, den ich zu meiner retraite allmälig vorbereiten werde, weil ich
in meiner Wasser- und Wein-Diät, wie Asmus aus dem Buch der Maccab. sagt,
alterniren muß.
Ein kleines französisches Schaarwerk, das ich dem dienstfertigen und
gefälligen Bancodirector Ruffmann, Hippels Nachbar und Freunde, übersetzen
soll, liegt mir vor Augen und im Wege, daß ich weder mehr schreiben, noch den
heutigen Aposteltag aus Hahns kleiner Postill feiern kann. Gott lasse alle unsere
gemeinschaftliche und einstimmige Wünsche und Hoffnungen und Gesinnungen
der Liebe Ja und Amen sein. Ich bin, lebe und ersterbe der Ihrige en tout sensJohann Georg
Hamann
.* Jener Zweite Brief war für mich ein vom Gewitter beschwängerter Ableiter – und
würkte auf meine Hypochondrie bis zu Convulsionen.Kgsberg den 23 Febr. 85.Alter lieber Freund. Ich habe das ganze neue Jahr gnug an Sie gedacht, ohne
daß es mir mögl. gewesen ist zu schreiben, um mich wenigstens für die
Haselhüner u.Caviar zu bedanken – welches sich wie HE Motherby sagte, da ich ihm
deshalb meine Noth klagte, unter guten Freunden von selbst versteht.
Vor einer Stunde komt der neue Liebausche Buchhändler zu mir, um
Abschied zu nehmen, und bringt mir einen Brief von der Post, der Beyl. enthielt
und selbige auf das geschwindeste zu befördern befiehlt. Ich habe seinen Brief
von Novbr pr. erst den 8 d. beantworten können. Mein langes Stillschweigen
komt ihm auch unerklärlich vor. Der Schreck über den Fall meines Bildes aus
seiner vergoldeten Einfaßung ist ihm auch eine Ahndung gewesen viel Neues
von mir zu hören. Ich war willens heute bey meinem Jacobi zu speisen, muß es
aber bis morgen aussetzen, weil mich Kr. Hippel gebeten, und ich habe alle
Hände voll diesen Posttag zu bestreiten.
Ich erwarte Sie aber bald Selbst wegen der nahen Ostern – Gott schenke
Ihnen Gesundheit, guten Weg und Witterung. Gott Lob und Dank daß am II.Theil der Ideen gedruckt wird. Ich freue mich herzlich darüber und wünschte die
alte Freundschaft zwischen beyde sich einander nöthig habende Hände wieder
vollkommen hergestellt und verjüngt.
Haben Sie doch soviel Gedult mit unserm gemeinschaftl. Landsmann und
Gevatter als Sie mit mir haben, der sich recht vorgenommen das Maas seiner
Sünden voll zu machen. Ich habe das dicke Pack von Reiske noch kaum Zeit
gehabt anzusehen. Gott erhalte Sie und die Ihrigen gesund – und kommen Sie
mit guter Laune her.
Alles übrige Neue bis auf unsere persönliche Zusammenkunft – Bey mir ist
Gottlob! alles wohl, wie ich es bey Ihnen wünsche. Entschuldigen Sie und
vergeßen nicht Ihren
alten Cunctator und FreundJohann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
. 15 Fr.Vermerk von Hartknoch:HErrn Hamann in KönigsbergEmpfang. d 16. Feb. 1785Kgsb. den 27 Febr. Dom. Oculi 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn, diesen Morgen erhalte durch
meinen
Jacobi
Ihren auch ungeachtet der darinn enthaltenen
Nachwehen
erfreulichen Brief, an statt daß ich einen von unserm J. fast so gewiß erwartet
wie den Besuch meiner ältesten Tochter. Ich kann aus meinen eigenen
Wehen
sehr treffend auf die Ihrigen schließen, und hoffe aus analoger Erfahrung die
neue Geburt gründlicher u lebhafter Freuden.
Unser J. weiß nichts von dem geheimen Verhältniße – und wenn ich Sie
meinen Vater nenne, wie kann er vermuthen, daß Sie der Sohn meines ganzen
Wohlgefallens sind. Dies Wortspiel der Vorsehung liegt so tief in meiner Seele
vergraben, und ist bey mir so innig verdaut, daß jede Laut- und Ruchbarkeit
deßelben eine Entweihung unserer gegenseitigen Liebe, wie ein metaphysischer
Cynismus – mir vorkommt.
Ich habe also gar nicht nöthig mir einzugeprägen, daß Ihre wesentliche
Sache mit jener zufälligen nicht einerley ist. Wie die gute Gr. Kayserl. zu
praeludiren anfieng, fiel ich gleich mit der Thür ins Haus in lauter
Generalibus
– Wie sie mir den
Ort
nannte, war ich so behutsam mir nicht im geringsten
merken zu laßen, daß es der Ihrige wäre. – Ich fand in dem Gedanken, daß Sie
daran Theil hätten, ich weiß nicht was Zurückstoßendes und widriges für mich.
– Um die Gräfin und mich selbst davon zu entfernen, griff ich nach Düßeldorf,
und unsern J., erbot mich die Samml. seiner Schriften ihr mitzutheilen, welche sie
noch gar nicht kante und von keinem Verf. als dem Domherrn das geringste wuste.
Es war mir also schon gleich beym ersten Ausbruche der Sache eine Art von
Herzenserleichterung
Sie, mein Auserwählter, von allem directen Antheil
an diesem Ebentheuer abzusondern, weil mein Kopf an Einer Idee, und mein
Herz an Einer Leidenschaften gnug hat – und ich mit einer Art von Eifersucht und
Verdacht mich getheilt und zerrißen sahe.
Durch Kl. positive Nachricht vom 27 Nov. die aber erst am NeujahrsAbend
erhielt, wurde mir diese ganze Hypothese noch zuverläßiger: und weil ich in
unsers J. und der Fürstin Briefe an die Kays. parallel Züge Ihres
wohlthuenden Plans bemerkte oder zu bemerken glaubte, so wuste ich jedem operi operatosupererogationis nicht beßer vor- und auszubeugen als durch die reine
Wahrheit im Allgemeinen, mit der sorgfältigsten und aufmerksamsten Vermeidung
alles zu Individuellen – weil ich in Ansehung deßelben selbst im Dunkeln war,
wie zum Theil noch bin, und damals noch mehr, aus Besorgnis anzustoßen,
tappen muste als jetzt, da jeder Brief, den ich von Ihnen erhalte, mein Vertrauen
stärkt, – und Ihre damalige dreiste Versicherung, „daß Ihr Kopf immer mit
dem Herzen zugleich marchirt“ nicht mehr so räthselhaft ist, obschon ich jenes
ebenso wenig Ihnen nachsagen darf, als das Neuerliche: „Mir ist alles so
erwartet, und aus einer Welt, worinn ich durch den guten u. gerechten Willen des
Vaters zu Hause gehöre“
Wir können also, mein gewünschter Sohn, von beyden Seiten gantz ruhig
seyn. Unsere harmonia praestabilita zeigt sich vornemlich in einem gleich
natürlichen Geschmack an der
Wahrheit
, von dieser allein hängt Freyheit ab, und
der rechte Gebrauch derselben. Gesetzt also, daß Sie unserm J. mehr entdecken
sollten, als er von mir weiß und durch mich wißen kann: so habe ich eben das
Vertrauen, das Sie ihm selbst in Ihrem Briefe bezeigen, zu seiner Ehrlichkeit,
daß er uns beyde Niemanden verrathen wird – und was ein Freund errathen
kann, muß man lieber von selbst ihm anvertrauen.
Er hat mein einfältiges
Vielleicht
zur Behülflichkeit, durch einen
Geschwindschluß, in einen
Auftrag
verwandelt, und eine mit Fleiß hingeworfene
entfernte
Frage
zu mehr als Einer Antwort und
Vermuthung
anzuwenden
gewußt. Meine Zufriedenheit mit der ersten erlaubte mir nicht der andern zu
widersprechen; sondern ich vereinigte mit dem Beyspiel eigner Vorsicht, die
Bitte selbiger nachzuahmen.
Ich habe Ihnen meines Wißens gemeldt, daß ich den 15 Jänner 21 Hefte bey
Kayserlingks abgegeben habe; den 1 d. war ich wider da, um Gesneri Isagoge,die der Graf sehen wollte und meinem Sohn gehört, abzuholen. Gestern war
wider angesprochen um die Samml. des Jacobi, die ichsie lesen wollte, zurück
zu haben. Die Gräfin schlief noch, und ich hatte wenigstens die Ehre dem jungen
Grafen aus Curland, deßen Kinder hier erzogen werden, einen Bückling zu
machen, erhielt wider einen Auftrag ihnen jemanden zum Lehrer in der
Mathematik vorzuschlagen, wo mir ich weiß selbst nicht wie, der in meinem vorigen
Briefe angeführte Mayer einfiel. Ich werde daher nächstens wider ansprechen
müßen, um so mehr, da der alte Graf das vorige mal auf meinen Joh. Michel
Anspruch machte, daß er ein paar Stunden die Woche das Griechische mit den
kleinen Grafen versuchen möchte. Demohngeachtet weiß ich noch nicht, ob meine
Hefte abgegangen, u habe auch deßhalb keine Erkundigung einziehen mögen.
Ich hoffe von Ihnen die Ankunft meiner Hefte derselben zu meiner privat-
notiz zu erfahren, und wann sie von hier abgegangen.
Der erste Brief von meinem Freunde aus Halle ist auch der letzte gewesen; er
hat seitdem keinen Laut von sich gegeben, der mir kaum entgangen seyn würde.
Er kehrte nach einem kaum überstandenen faulichten Nervenfieber aus Wien
zurück und wollte seine daselbst gemachte reiche Erndte den Winter über ordnen
und gelegentlich anwenden – hatte sich aber schon vor seiner Reise eine
langwierige Lähmung der rechten Seite durch seinen übertriebenen Fleiß zugezogen –
und ist vielleicht durch neue eigene Leiden zu einem consilium fidele für andere
noch tüchtiger geworden.
Auf einen tiefen Schnee, der eine ganze Woche gewährt, hat sich heute eine
grimmige Kälte eingestellt, die mich nicht erlaubte auszugehen. Meine arme
Tochter hatte den Weg zu Fuß thun müßen, weil es allenthalben an Schlitten
gefehlt, und kam halb verfroren und mit thränenden Augen in unser Haus.
Mutter und Schwestern haben sie desto vergnügter eben jetzt auf einem Schlitten
zu Hause begleitet.
Ich komme wider auf die Stelle meines Briefes zurück, und finde eben so
nöthig selbige zu corrigiren, wie Sie es mit einer an J. haben machen müßen –
dem ich die ganze Verlegenheit (meiner
äußerlichen und häuslichen
Umstände
) sicher entdecken konnte und gewissermaaßen muste – „
Ich habe ihm
meinen Vater nicht genannt
“ bestund nicht nur in dem Geheimniße Ihres
Namens
, sondern eigentl. des tituli, der eben die intension für alle meine
Empfindungen hatte, als die
Gabe
selbst sich über alle meine Bedürfniße
extendirte
und selbige mehr als
deckte
. Was Sie
Nebengeheimniße
nennen,
sind
Name
und
Summe
in meinen Augen – Ihr Recht zu geben und meine
Pflicht zu nehmen lag in Einer
Qvelle
– Das
Symbol
u Pfand der
geheimen Verhältnis
gieng aus Ihrem
Mund
in meinen, aus Ihrer
Hand
in die
meinige. Das Eigenthum der Summe bleibt Ihnen, und ich bin Ihnen so wol
für den Hauptstock als meinen leibl. u natürl Kindern für die Anwendung u
Nießgebrauch der Zinsen die gewißenhafteste Red und Antwort schuldig. Der
Schwachheit meiner Adamsnatur wegen, muß ich zu diesen fictionen jurismeine Zuflucht nehmen, weil es mir wie dem
Holtz am Weinstock
geht, wie
den Reben, die ohne Geländer und adiutorium keiner Selbsthaltung fähig sind
– und ich ohne einen
sichtbaren Principal
nicht existiren kann. Ich sage
Ihnen die Wahrheit und lüge Ihnen keine Schmeicheleyen, daß in der kleinen
besten Welt
von
Freunden
, die mir Gott gesuchtgeben, noch immer ein
Gehülfe
, den ich Bein von meinem Beine, Fleisch von meinem Fleische
nennen
könnte
gefehlt
und
geahnt
, ein ισοψυχος, wie St. Paul seinen
Timotheum hieß, und den ich für ein bloßes Ideal hielte als Diogenes mit seiner
Laterne suchte. Ihre Briefe enthalten immer mehr Randgloßen über meinen
eigenen Text, an deßen Richtigkeit ich beynahe zu verzweifeln anfieng. Ich habe
manche Gewalt nöthig meine innere Freude durch kein zu lautes Ευρηκα zu
verrathen. Auch meine Empfindung hat das votum positiuum, und der
zureichendste Grund
bleibt ein bloßes negatiuum, ist kein
Bothe der Freude
für mich, noch des
Friedens
. Was Sie von Ihrer
Diät
und
Selbstheilungsmethode
einfließen laßen, hoffe ich durch Ihre
Hauptantwort
beßer zu
verstehen, und bezieht sich vermuthlich auf das, was
Sie darüber schon an
mich geschrieben haben
, und ich bald zu lesen hoffe.
Den letzten.Sie sind der Aspecten und Episoden in meinem Briefe schon gewohnt, und
können sich leicht die Zerstreuungen von selbst vorstellen, unter denen ich schreiben
muß, aus den Spuren und membris disiectis meiner Schreibart. Jetzt komme
eben von meiner
Loge
, (wie die alten
Amtsstuben
heißen, die neu angelegten
nennt man bureaux). Weil die heutige Kälte noch schrecklicher ist: so hatte sich
das telonium in eine Weinschenke verwandelt. Eine Dienstbotin fehlt mir, und
Briefe bestelle ich am liebsten selbst. Ich zweifele also, daß ich im stande seyn
werde auszugehen, weder zu Jacobi noch auf die Post zu kommen, von der ich
Montags u Freytags auch die Graventihnsche Briefe selbst abzuholen gewohnt
bin. Von meinem Jacobi wünschte zu wißen, wie er zu Ihrer Einl. gekommen,
da er gar keine Geschäfte in Münster hat. Meine Wohnung ist nur einige Schritte
vom Packhofe, und überhaupt meine Geschäfte so selten, daß ich nicht so genau
wie andere an Stunden und Gegenwart gebunden bin, welches ich für eine
große und unschätzbare Wohlthat meines verstümmelten Postens erkenne. Auch
hab ich die Zufriedenheit, bey aller nur möglichen Entfernung von
Vertraulichkeit in einem sehr guten Vernehmen mit den allernächsten meiner
Berufsgenoßen zu stehen. Diese Leute, die sich um alles bekümmern, erzählten mir, daß
auf 40 Menschen gestern an Nase und Ohren, durch den Frost verunglückt
wären; ich kann also noch von Glück sagen, meine Tochter ganz und unversehrt
erhalten und wider abgeliefert zu haben.
Irre ich, so irre ich
mir
– und ich weiß nicht anders, als was ich Ihnen schon
im vorigen Briefe und gegenwärtigen geschrieben habe. Finden Sie je in der
Antwort aus Düßeld. das geringste, welches diesen Versicherungen zu wider
schiene; so haben Sie die Gnade, mir selbiges mitzutheilen. Alles noch so bittere,
was rothe Wangen macht und zu meiner Selbsterkenntnis frommt, ist mir
willkommen. Es ist mir eben so schwer Worte zu finden, als selbige zu behalten;
aber von dem ganzen Gange meiner Ideen in dieser Sache, bin ich überzeugt.
Wie ich wegen der Association Ihres ersten Briefes mit dem Reiseproject
kurz darauf nach Weimar schrieb um unsern hypochondrischen Briefwechsel ein
wenig aufzuheitern, war es eine
wichtige Ueberlegung
für mich, ob ich die
Sache ohne Ihren Namen, oder Ihren
Namen
ohne die Hauptsache diesem
meinem ältesten und vertraulichsten Freunde mittheilen sollte. Ich wählte das
letzte, und war mit meiner Wahl ungemein zufrieden, weil ich ohne Ihren
Namen nicht die angenehme Nachricht seiner Bekanntschaft und der darinn
zurückgelaßenen günstigen Eindrücke erhalten hätte, die ich aufnoch vor L.
Antwort auf meinen Brief empfieng – und die Hauptsache immer für mich
wichtiger durch die Entwickelung wurde, um die hier in der ersten Hitze begangene
Unbesonnenheiten gegen meine innigste Freunde zu verbeßern.
Mein seel. Freund Kreutzfeld machte mir noch einige Vorwürfe über mein
Mistrauen, das ich selbst in meine Freunde setzte. Es schien mir
überflüßig
,
mich dagegen zu rechtfertigen, oder unzeitig von seiner u meiner Seite. Bey
meinem Hange zur Offenherzigkeit hat die Natur für ein
Gegengewicht
gesorgt, und ich halte selbst mit meinem Mistrauen niemals hinter dem Berge.
Von der Hypochondrie möchte es überhaupt wohl heißen: Diese Krankheit ist
nicht zum Tode, sondern gereicht eben so oft zur Ehre Gottes, als Schande der
Aertzte – ist bisweilen ein nisus des sichtbaren Principals zur Herzenserleichterung
von einer unsichtbaren Leidenschaft, die ihre stoltzen Wellen vor dem Sand
des Ufers auf ein: Bis hieher! legen muß.
Den 3 März auf dem Bette.Noch wollte ich den Lieblingsspruch des blinden Tiresias hinzufügen: O
Laërtiade quidquid dicam aut erit aut non ich muste mich aber Knall und Fall
in mein Lager verkriechen vor fieberhaften Krämpfen und einer Art von Colik, –
dergl ich als ein Kind gehabt aber seitdem fast gantz verschont geblieben. – Ich
hatte schon den ganzen Sommer einen mir gantz unnatürlichen Uebergang zu
Verstopfungen gemerkt – denn mein Leib ist so willig, daß er sich weder bitten
noch halten läßt – dabey habe seit langer Zeit den gewöhnl. Gebrauch meiner
Pillen bey Seite gesetzt. Hier währt neuer Schnee und neue Kälte, die auch auf
meine Eingeweide gewürkt. Der Prinzipal meiner unsichtbaren Hälfte hatte
nicht Unrecht ihr die
Mitfasten
ein wenig eindrücklich zu machen. Nach einem
peinl. Abend und durchgewachten u gewimmerten Nacht verschlief ich beynahe
den ganzen ersten März – Ich wollte gestern den Brief zu Ende schreiben, hofte
aber noch heute auf einen neuen Brief von unserm Jacobi, der mir den 1 Febr.
die nächste Woche wider zu schreiben versprach, wo ihm vielleicht der Ihrige im
Weg gekommen. Ich glaube daß mein letzter Brief schon das meiste von dem
jetzigen anticipirt.
Die gantze Verlegenheit
, welche ich ihm entdeckt,
bestand in meiner mehr als hypochondrischen Furcht vor
Schulden
– die mir ein
Gräuel sind, und vor der noch größern
Ungerechtigkeit
mich an dem Rest
meines Vermögens zu vergreifen u dadurch die Mutter meiner 4 Kinder in Noth
u Kummer u Abhängigkeit p zurück zu laßen. Mein Testament, das ich vor 2
Jahren machte unter Entschließungen, mehr der Verzweifelung als der
Ueberlegung, war im Grunde die gröste und ernsthafteste
Gewißens
- und
Ehren-
Sache
für mich. Ich würde keine ruhige Minute des Lebens mehr gehabt und
mich zu Tode gegrämt, geärgert oder geqvält haben, um nur der Mutter meiner
Kinder, die selbst das Legat meines seel. Vaters anvertraut, im eigentlichen
Verstande gerecht zu werden. Bey ihrem ländlichen Geschmack an häuslicher
Ämsigkeit, unüberwindlicher Eingezogenheit und Mäßigkeit war der damalige
und gegenwärtige Betrag meines verwahrloseten Vermögens völlig
hinreichend, das wahre bescheidene Theil, welches sie nöthig hatte um ihrer alten Tage
nach einem so langen Sclavendienst mit Gemächlichkeit und Anstand genießen
zu können. Meine Kinder sollen mir schlechterdings nichts als einen ehrlichen
Namen zu verdanken haben, und wie ihr Leben auch den kleinen Rest von dem
Seegen meiner frommen Eltern und unglücklich gewesenen Bruders nicht
anders aus der
Hand ihrer Mutter
– und hierinn handle ich nach der
Einförmigkeit, Gemächlichkeit und Eigensinn eines alten Mannes. Kein äußerlicheName oder Wort ist der Schlüßel eines inneren Verhältnißes – und ich glaube,
daß diese Individualität unserer Gesinnungen und Nuanzen darinnen auch nach
der Probe der Evidenz für uns selbst ein Rätzel bleiben wird, geschweige für
Fremde – oder Andere. Zu jener Probe der Evidenz ist die Hypothese, die
Freundschaft selbst als ein Organ der Versuchung ist mir auch nützlich gewesen, ohne
daran erstickt zu seyn.
Wie mich hungert und dürstet nach Ihrer Hauptantwort – die ich doch lieber
spät als verstümmelt, lieber gantz als abgebrochen lesen möchte. Gott schenke
Ihnen nur Gesundheit zum letzten
Vielleicht
Ihres Briefes mein
auserwählter, mein geschwünschter Sohn zu erfüllen. Vielleicht haben auch die
öffentl. Coniuncturen auf unsere kleine Angelegenheiten einen guten Einfluß –
vielleicht Sie zurückbegleiten –
Ich kann nicht mehr – Als Hypochondrist kennen Sie die Plagegeister
verschloßener und verirrter – Mein seel. Vater glaubte als ein alter Stahlianer an
die Hämorrhoiden ohne sie zu erleben. Einen so anhaltenden Kreuzschmerz habe
noch nicht erlebt – wohl Stiche von einigen AugenblickenSorgen Sie weder für mich noch sich. Res integra est. Die Weisheit lehrt ihre
Jünger Feinde lieben und den edelsten Theil unserer Selbst, Freunde haßen und
verleugnen. Schlaf ist der beste modus existendi für mich – damit habe ich diesen
martialischen Monath angefangen und wünsche ihn auch damit zu beschließen,
wie Ihnen alles Gute, was ein Vaterherz seinem Τιμοθεῳ γνησιῳ τεκνῳ ενπιστει erbitten und erflehen kann – Amen. Joh. Georg H.Liebster Freund u. Gevatter,
Ihr langerwarteter Brief kam mir sehr erfreulich u. siebenfach erfreulicher,
da er so gute Nachrichten enthielt, von denen ich zwar zum voraus durch
Tradition etwas wuste, aber doch schwieg, theils weil es mir geheim anvertrauet seyn
sollte, theils weil ich billig von Ihnen das erste Wort hören wollte. Ich erklärte
mir indeßen auch hieraus u. aus der freudigen Bestürzung, in der Sie seyn
würden, Ihr langes Stillschweigen. Nun Gott hat alles wohl gemacht, u. wenn
ich die Verkettung der Umstände betrachte, wie Buchholz darauf kommen
müßen, so wird mir der Finger der Providenz noch sichtbarer, die Wolken
zusammenspinnt u. aus ihnen Thau der Erquickung regnet. Wie wir uns schon bei
der ersten Nachricht hierüber gefreuet haben, bedarf keiner Worte, da wir
wiewohl auf eine so unkräftige Weise in der Stille all ihr Leiden mitfühlten u. die
Last, die Sie trugen, bei jedem Gedanken an Sie mir aufs Herz fiel. Nun
nochmals, Gott hat Alles wohlgemacht u. es mir wie ein stiller Thau ins Herz
geträufelt, daß Gott, der tausend Mittel u. Wege hat, auch für uns, wie wohl auf
andre Art sorgen werde. Es ist mir seit dieser Zeit so leicht ums Herz, da ich auch
ringsum mich sehe, wie Gott über u. gegen Menschenerwartung Alles schickt u.
wendet. Es kommen Zeiten der Erquickung, wenn u. woher sie niemand weiß;
laßet uns ihm also trauen u. glauben. Tausend Glück u. Segen für Ihren Sohn
u. Ihre Tochter zu den Akademien beider u. Sie, alter Vater, legen jetzt Ihr
Haupt desto ruhiger auf den Schoos der Vorsehung, die auch für die andern
Sorge tragen wird, über Wünschen u. Hoffen.
Ihre Lust zu reisen freuet mich, als ob ich mit Ihnen reisete; dieu. die
Freude, Sie zu sehen, wird auch mir neue Jugend geben. O wie viel ist geschehen
u. überstanden, seitdem wir uns nicht gesehen haben. Aber, liebster H., mit
Ihnen nach Düßeldorf oder Münster (wohin es sei) wie mir Jacobi
hieroglyphisch andeutet, zu reisen, ist mir unmöglich. Richten Sie sich also mit Ihrer
Reise so ein, daß wir uns hier sehen: es gehe zu Lande oder zu Waßer, so kann
dies leicht geschehen u. ohne großen Umweg; machen Sie mir nur bekannt, wie
u. wenn Sie Ihre Fahrt antreten wollen. Die Ursache meiner Nicht-Mitreise ist
ehehaft
; weil ich nehml. mit meiner Frau u. einigen Kindern durchaus ins
Karlsbad muß u. diese Reise weder aufgeschoben noch ersetzt werden kann,
obgleich der gute, brave Fritz Jac. dazu allerlei Projecte ersonnen hat. Wir können
uns auch hier stiller mit einander freuen u. zusammenleben. Eröfnen Sie mir
also aus den Schätzen Ihres Herzens etwas weiteres von Ihrem Zuge, sobald
Sie können u. ich werde mich darnach einrichten. Ich erwarte sehnlichst etwas
weit Näheres darüber u. schreibe deßwegen so flugs auf meinen vorigen Br.
wieder. Glück u. Heil auf den Weg. Reiset nicht Ihr ältster Sohn mit Ihnen?
Mich dünkt, die Reise würde ihm nicht schaden. Ich hätte groß Verlangen, ihn
zu sehen u. Ihr Herz wird mit ihm frischer reisen.
Der Tod ist hier wieder im Fürstenhause gewesen. Sonnabend früh ein Prinz
gebohren u. nach 4. Stunden gestorben. Ich habe ihn diese Nacht begraben u.
bin noch ganz verstört. Der Herz. von Gotha ist hier, dem, da er nach mir fragen
laßen, ich Schandhalber aufwarten muß u. also an diesem Br., den ich doch
nicht aufschieben möchte, leidig gestört werde. Wenn doch die tröstenden Fürsten
zu Hause blieben.
Unser gewesne Kammer HE. Seckendorf (der einge meiner Volkslieder
componirt hat) ist vorige Woche als Preuß. Gesandter im Reich von Berlin
zurückgekommen. Er hat mit Mendels. gesprochen, der auf die Fortsetzung meinerder Ideen sehr begierig ist u. ihn darüber ausfragen wollen, wohin die Sache
laufen werde. „Er fürchtet, er fürchtet, daß Schwärmerei dahinter stecke u. daß
ich am Ende ein Flämmchen aufstecken werde, das, wie er gesagt hat, nicht
für
uns
ist.“ Er hat gemeint, alle Christen seyn
Schwärmer
; ich glaube, weil ihm
der Pfeil Ihres Golgatha noch zwischen Fell u. Fleisch stecken mag. Es ist
sonderbar, daß die Metaphysiker wie Ihr Kant auch in der Geschichte keine
Geschichte wollen u. sie mit dreuster Stirn so gut als aus der Welt läugnen. Ich
will Feuer u. Holz zusammen tragen, die historische Flamme recht groß zu
machen, wenn es auch abermals wie die Urkunde der Scheiterhaufe meines
philosoph. Gerüchts seyn sollte. Laß sie in ihrem kalten, leeren Eishimmel
speculiren! –
Die Reck ist hier gewesen u. kommt diese Tage wieder her. Sie hat sich hier
nicht sonderlich gefallen u. da alles nach dieser Art reciproqu ist: so – – hievon ein
andermal oder mündl. mehr. Indeßen ist sie eine gute Frau, die mir auch schon
dadurch lieb ist, daß sie dem Claudius anonym 100. Duc. geschickt haben soll;
nur sie ist mit ihren beiden Nymphen eine Dryade aus den nordischen Wäldern.
Ihre Anwesenheit hier traf auf meine Krankheit; ich habe sie also wenig
gesehen u. noch weniger cultivirt, weil ihr vielleicht gutgemeinter
Allgeschmack
ohne Genuß u. Verdauung nun einmal nicht nach meinem Sinn ist.
Doch ich muß fort. Leben Sie wohl, bester Hausvater u. erfreuen mich bald
mit einem Briefe. Tausend Glück u. Heil über Ihnen u. den Ihren. Ihr
Herder.Von Caroline Herder:Auch ich, auch ich freue mich über das Heil u. die Hand Gottes, die zu Ihnen
kam als ob es uns wiederfahren wäre u. ich weiß keine Worte unsre herzlichste
Theilnehmung auszudrücken. Ja Gott ist u. bleibet der alte treue Gott u. der
wunderbare Gott – davon wollen wir mündlich reden u. uns zusammen freuen.
Kommen Sie bald zu uns treuer Freund meines Mannes, wie erquickend wird
uns Ihre Gegenwart seyn! Gott segne jetzt tausendfältig die Erziehung Ihrer
herzlieben Kinder u. Ihres lieben einzigen Sohns; lassen Sie sich ja durch ihn
begleiten damit Sie die weite Reise nicht allein thun. Auch die liebe Hausmutter
grüßen Sie tausendmal von mir deren Herz u. Mühe nun täglich leichter wird.
Doch davon alles mündlich mehr, Feder u. Dinte vermag nicht das Innere des
Herzens zu fassen. C. Herder.Weimar den 28. Feb. 1785.Adresse:Herrn / Herrn
Hamann
/ Aufseher des Königl. Packhauses / zu /
Königsberg
/
in Preußen
/
fr. berlin
Vermerk von Hamann:den 9 März 85.
Geantw den 28 Ostermontag – bis zum 31 MärzKgsberg den 9 März 85. auf dem Bette.Herzlich geliebtester Freund
Ihren längst erwarteten u gewünschten Brief sine die et consule habe am
Dom. Laetare erhalten und bin wenigstens in Ansehung Ihrer Gesundheit
beruhigt worden. Ich habe seit 14 Tagen sehr oft an Sie gedacht und war willens
bey HE Ass. Hoppe anzusprechen und wenn der auch nichts wüste an Sie zu
Sschreiben. Sie reden wol von einer Reise zur Ostermeße, denken aber gar nicht,
ob und wenn Sie hier durchkommen werden – da ich Sie ebensosehr meiner
selbst als eines Freundes wegen, den ich aus Deutschl. erwarte, zu sehen wünschte.
Den letzten Febr. befiel an einer Art von Kolik mit fieberhaften Krämpfen.
Ich hatte seiner langer Zeit eine Hauptrevolution in meinen Evacuationen
bemerkt, die nicht so willig und stark wie gewöhnlich waren, schrieb solche dem
Cichorien Caffe zu, ohne zu wißen warum? unterließ den Gebrauch meiner
alten Pillen und lies meinem heftigen Appetit den Zügel. Aderlaßen habe auch
diesen Herbst ausgesetzt. – Ich habe daher erschrecklich an den Plagegeistern
versetzter Winde leiden müßen und besorgte schon die Güldene Ader – an die mein
seel. Vater glaubte ohne selbige erlebt zu haben. Gestern Ipecacuanha p. X.eingenommen, die gut gewirkt. Alle Nachmittage findt sich jetzt eine leichte Spur
vom Fieber, wo die Kälte nicht bis auf die Nägel komt, die Hitze sich aber in
einen guten Schlaf und Schweiß verliert.
Mein Artzt ist ein guter Freund und Nachbar von mir, der zugl. noch ein
Schulcamerad von Ihnen oder Ihren HE Brüdern gewesen. HE
Regimentsfeldscherer Miltz der sich lange in Africa bey der holl. Comp. aufgehalten, und
ein Mann von vieler Erfahrung, u guten Urtheil. Auf dem Lande hat er unter
dem Titel des φφen von Braddau gelebt u seiner einzigen Tochter wegen
ist er seit einigen Jahren nach der Stadt gezogen.
Unser Pr. Kant lebt, und wird auf seine alte Tage der fleißigste Autor, wie
aus sn Beyträgen zur Berl.
Monathsschrift
zur allgemeinen
Litteraturzeitung
, wo er Herder recensirt, zu ersehen. Seine
Moral
wird auch diese
Meße erscheinen. Kraus bekomme selten zu sehen. Er ist zum Morczinimastix
geworden durch sehr zufällige Umstände.
Mich wundert, daß ich keine Sylbe aus Weimar von der KammerHErrin v.
der Reck gehört; im Kayserlingschen Hause aber daß sie sich dort sehr in dem
Umgange mit der Gr. Bernsdorf gefiele. Sie war so gütig mir einige Briefe von
dem Ruß. Leibartzt Weickhart mitzutheilen, welchen ich hier hatte kennen lernen
können, wenn ich
gewollt hätte
, da er an unsern Jacobi adressirt war, der ihn
aufnahm u mich auch bitten ließ. Ich war den Tag übel aufgeräumt – und der
fremde Gast muß es auch gewesen seyn. Die Idee, welche man hier von ihm
hatte, war gantz abweichend von der KammerHErrin Beschreibung seiner guten
Laune. Von diesem Mann ist das Leben des HE von Gleichen, genannt
Roßwurm, welches wo ich nicht irre confiscirt worden, und deßen System von der
Erde einige Ähnlichkeit mit dem Ziehenschen haben soll. Die KammerHErrin
versprach es mir zu schicken – und ich gab ihr dafür zum viatico den Servanmit. Was die Bogen qu. betrifft; so hoffe ich daß Sie ein Exempl. des
Schiblemini werden erhalten haben, weil Sie selbst an dieser Schrift dachtenenken,
und ich vermuthe daß ich das opus supererogationis in meinem letzten Briefe
auf deßen genauen Innhalt ich mich nicht mehr besinnen kann, werde
hinzugefügt haben und erinnere mich, einige grobe Druckfehler für Ihr erhaltenes
Exemplar corrigirt zu haben. Daß Sie die Weickhartsche Schrift nicht kennen
wundert mich – vielleicht erhalte ich sie durch die Kammerherrin – und dieser
passus Ihres Briefes ist mir eben so dunkel als Ihnen der meinige gewesen ist.
Über Herders Ideen hätte ich gern einige nähere Entwickelung gewünscht.
Haben Sie dazu einmal ein wenig Muße, so wünschte ich daß Sie Ihre
Gedanken darüber mittheilten zu meiner eigenen Belehrung.
Dengel hat eben jetzt seinen Schwiegervater den Dir. Noble verloren. Er
hat seinen Laden verkaufen wollen und sich dabey so niederträchtiger
Schleichwege gegen einen höchst unwißenden jungen Menschen bedient, daß er sich
dadurch in den Augen des ganzen Publici verächtlich gemacht. Die Sache liegt vor
dem Senat, und wird vermuthl. auf jeden Fall einen stinkenden u traurigen
Ausgang nehmen. Unser akad. Kanzler ist plötzl. gestorben u in der grösten
Dürftigkeit.
Meine älteste Tochter ist seit dem 28 Xbr. bey uns. pr. Beaumont der Bar.
von Bondeli in Pension, durch ein Wunder der göttl. Vorsehung u Liebe –
welches ich wol gewünscht, aber niemals hätte hoffen können. Meinen Sohn
erwarte in der Osterwoche mit seinem Freund Ernst Deutsch die akademische
Laufbahn anzutreten. Schreiben Sie doch nicht so sparsam, u vergeßen nicht mir Ihre
Ankunft u die Zeit derselben zu bestimmen, weil mir daran viel gelegen ist.
Eben jetzt besucht mich der Hofmeister des HE Seiff aus Pillau, dem ich Ihren
Gruß an Me Courtan u Toussaint aufgetragen. So bald ich wider auszugehen
im stande bin, werde ein treuer Distributeur aller übrigen seyn. In
Friedrichsthal u Sprintlacken bin vorigen Sommer selbst gewesen – u da müßen Sie auch
hinreisen. Gott gebe Ihnen gute Gesundheit u laße es Ihnen an keinem Guten
fehlen. Ich umarme Sie in Gedanken und ersterbe mit aller treuer Freundschaft
der Ihrige Johann Georg Hamann.Wißen Sie nichts von Ihrem Neveu?Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Doctor Lindners / Wolgeboren / zu /
Halle
.
Bleistiftvermerk von fremder Hand:In der Lebergaße in der Post bey Frau Vollandin. rechter Hand 2
Treppen hoch, beym Eingange durchs ThorKgsbg den 9 März 85. auf dem Bette.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn, Ihren lieben Brief vom 17 pr.habe den 5ten d. erhalten und ein paar Stunden vorher einen von unserm J. aus
D. vom 22 p. worinn er mir meldt, „daß Sie ihm auch geschrieben, sich als den
Mann bekannt, aber zugl. gebeten die Princeßin darüber in Zweifel zu laßen,
welches, so viel an mir ist, geschehen soll“ – sind seine ipsissima verba. Sie
hätten der Princeßin gesagt, daß Sie mich vom 1 Julii an den ganzen Sommer
durch in Münster erwarten würden. Der kurze Brief ist nur ein Umschlag zur
Mittheilung der Abschrift eines desto größeren und längeren, den die Fürstin
unter dem 17 Febr. an ihn über mich und mich allein geschrieben. In was für
gantz natürliche Verlegenheiten ich durch diesen zuvorkommenden Eifer unsers
J. mich zu sehen und die Herunterlaßung der Fürstin zu meinem Geschmack,
Rechtfertigung deßelben, jetzigen Wünschen und Bedürfnißen – gesetzt werde,
können Sie sich leicht vorstellen, da ich nichts in und an mir finde, das solchengünstigen Vorurtheilen beantworten könnte. Sie haben mir in Ihrem letzten
Schreiben auch den
Trost
entzogen, an ihrem
Hauptbriefe
nicht gedacht zu
haben, zu dem Sie mir in
jedem
Ihrer vorigen Briefe Hoffnung gegeben. Auf
die Beantwortung Ihres letzten zu kommen: so ist der Empfang nicht nur der
Kupfer, sondern auch des ganzen L. Päckchens bereits von mir bescheinigt
worden. Ich bin in Ansehung des guten lieben L. eben so sehr beschämt als in
Ansehung seines Freundes Pfenninger, daß ich noch nicht die geringste
Gegengefälligkeit Ihnen bisher habe erwiedern können. Gott schenke ihm Gesundheit
und Geist zur Vollendung des schönsten und grösten Heldengedichts und den er
besungen, kröne ihn! dafür!
Gottlob! daß Ihre Krankheit ohne Schmerzen ist! Vorigen Sonntag
Laetare erhielte einen Brief von meinem D. Lindner aus Halle. Er denkt nicht
an seine Abreise wohl aber an eine Lustreise zur Ostermeße. Was ich an eben dem
Sonntag über Matth XIX gedacht habe, muß ich Ihnen auch noch mittheilen.
Ich habe auch bisweilen noch einen
höheren
Sinn gesucht, halte aber jetzt den
nächsten und einzigen dafür den höchsten oder hoch gnug.
Der HErr verwies seine Versucher auf die Genesin und den Ursprung des
Ehstandes – Die Jünger machten daraus einen Schluß, der auf eine andere
Art von einer andern Seite jener Urkunde wiedersprach. Dort hieß es: Es ist
nicht gut, daß der Mensch allein sey – Die Jünger schlüßen: es ist allso nicht gut
ehelich zu werden. –
Allerdings, nicht gut, für Verschnittene
. Diese
Wahrheit ist einleuchtend. Es giebt aber drey Arten von Verschnittenen. Einige
werden schon aus Mutterleib unvermögend geboren – wie es blind geborne p
giebt, und dergl. sind wohl die seltensten. Andere werden von Menschen
verschnitten. Dies geschah wol nicht im jüdischen Lande, aber desto mehr im ganzen
Orient, wo eine solche Verstümmelung zugl. zu großen Ehren- und Hofstellen
qualificirte, und für ein solches Opfer schadlos hielte. Die dritte Art sind
diejenigen, welche sich selbst verschnitten haben um des Himmelreichs
willen
. Ohngeachtet Jesaias LVI. 3. 5 schon von der Glückseeligkeit solcher
evangelisch-verschnittenen geweißagt hatte; muste doch das
Selbstverschneiden
um des Himmelreichs willen ein Wort seyn, welches kein jüdischer Kopf
noch jüdischer Geschmack zu faßen imstande war – Sein rechtes Auge ausreißen,
seine rechte Hand oder Fuß abhauen, konnte nicht so hart in ihren Ohren seyn
weil ihnen meines Wißens nicht einmal die Verstümmelung der Thiere erlaubt
ist, und fruchtbare Ehen mit rechter Eyfersucht von ihnen geschätzt wurden.
Dem Apostel Paulus wurde es
gegeben
, dies Wort seines HErrn eigentlich zu
faßen und der Gemeine zu Korinth 1. VII. mitzutheilen:
Es ist dem
Menschen gut
,
daß er kein Weib berühre
– und dies ganze Kapitel ist ein
Commentarius voller didactischen Weisheit über den Spruch Christi. Sich selbst
verschneiden erklärt Paulus: wenn sich
jemand fest vornimmt, weil er
ungezwungen
und
seinen freyen Willen
hat, und es
in seinem Herzen
beschleust
seine Jungfrauschaft so bleiben zu laßen – Wie Moses den
Scheidebrief einführte um der Juden Herzenshärtigkeit willen: so rieth Paulus zum
Cölibat an durch sein eigen Beyspiel und Gründe – um der damaligen Noth
willen – Zu was für abscheulichen Gräueln u Misbräuchen hat aber die
Heiligkeit des ehelosen Lebens Anlaß gegeben – und zu was für einem hohen Ideal
unsers mit Christo in Gott verborgenen Lebens hat eben derselbe Apostel den
Ehstand aufgerichtet!
Nach dieser Stellung der Begriffe finde ich in der Antwort Jesu eine solche
Einheit, Vollständigkeit, Bündigkeit, einen so leichten Uebergang oder vielmehr
Schwung vom Natürl. aufs Geistliche, ein solch genaues harmonisches
Verhältnis so wol zu dem, was schon in einem alten Propheten geschrieben stand,
als zu dem, was von dem jüngsten Apostel noch geschrieben werden sollte: daß
ich keine Neugierde nach einem höhern Sinn mehr brauche. Denn damals war
es weder Zeit zu
fasten
, weil der Bräutigam bey den Jüngern war, noch
weniger an Verschneidung zu denken als mit einem: capiat qui capiat!Ich weiß nicht, in wie weit dieses Sie befriedigen wird. Diese Stelle hat
immer meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Meine Darstellung entspricht
nicht einmal recht meinen eigenen Eindrücken; wie den Ihrigen, wünscht ich zu
wißen – oder allenfalls diese lange Episode – velut aegri somnia zu
entschuldigenden 10 –Ich wurde gestern von Besuchen und zuletzt durch einen unerwarteten Brief
aus Weimar unterbrochen, der auf meine Lebensgeister, nach einem von allen
fieberhaften Anwandelungen und Krämpfen fast gantz freyen Tage, und auf
meine Nachtruhe ein wenig Eingriff gethan. Mit meiner Beßerung geht es
Gottlob! Berg auf – hoffe mit dem Ende der Woche aufzustehen – hab mich
bisher auf Habergrütze u Kümmelsuppe eingeschränkt, seit 2 Tagen wider Brodt zu
eßen angefangen und morgen vielleicht ein wenig Fleisch –
Herder und seine würdige Frau bezeugen mir beide ihre Mitfreude so herzlich
so innig als wenn sie ihnen selbst widerfahren wäre, und sind dadurch in ihrer
eigenen Lage so aufgerichtet so gestärket, so erleichtert, daß ich durch unser
sympathetisches Wechselgefühl ungemein gerührt worden bin. Beunruhigt durch
einige hieroglyphische Winke, wie er es nennt, unsers Jacobi, entschuldigt er
sich mich nicht nach Düßeld. begleiten zu können, weil er das Karlsbad mit
seiner Frau und einigen Kindern schlechterdings diesen Sommer brauchen
müßte.
Die Fürstin erbietet sich auch schon durch die Pr. von Oranien beym Pr. von
Pr, undoder durch den Grafen von Schmettau der ihr leibl. Bruder und
Kammerherr in Berl. den besten Kanal auszumitteln zu Erhaltung eines
Urlaubs. Claudius mit dem ich Jahrlang gescherzt ihn zu besuchen, gab mir schon
zum Neuen Jahr eine Marschroute nach Lübeck zu kommen, von da er mich nach
W. abholen und mich nach Düßeldorf begleiten würde.
Ich bin freylich an dieser gantzen Gährung durch ein wenig Sauerteig schuld,
den ich in meinem Briefe zu sorglos habe einfließen laßen – für diese
Verwahrlosung bin ich gestraft gnug, daß ich in ein wüstes weites Feld von
Grillenfängereyen gerathen bin, von dem ich weder Anfang noch Ende mehr abzusehen,
und auf keine einzige Frage weder Ja! noch Nein! zu sagen weiß.
Eine Leidenschaft, der Sie, mein auserwählter, mein gewünschter Sohn! den
Krieg ankündigen möchten, so menschlich, so philosophisch sie auch ist, hat auch
vielleicht in mich gewirkt – und noch eine Leidenschaft kindischer, weibischer
Seelen –
Ungedult
!
Ich möchte vor Ungedult und Neugierde mit Ihnen selbst einen Krieg
anfangen über die Auslegung Ihrer eigenen Worte. Denkt man nicht beym
Zugleichmarschiren eher an
neben
als
gegen
einander? Ihr Kopf und Herz sind
mir gleich den Reihen zu Mahanaim.
Wegen meiner Einl. nach Düßeldorf hatte ich die Grille mir einzubilden, daß
das Couvert zu kurz geschnitten und J. vielleicht das Unglück haben würde bey
Eröfnung seines Briefes den Ihrigen zu erbrechen, welches mir der
unangenehmste verdrüslichste Zufall von der Welt gewesen wäre. Durch dieses
Hirngespinst wurde ich aufmerksam an Ihren beyden vorletzten Briefen zu
beobachten, daß der Zuschnitt Ihrer Couverts so reich war und nur 2 Ende faßte,
wodurch die beyden entgegengesetzten vom Siegel unberührt bleiben, und
also leicht eröfnet werden können. Ich habe immer durch meinen J. der
ein sehr rechtschaffener Mann ist und von dem ich keine Niederträchtigkeit zu
besorgen habe, die Briefe immer gl. bey Ankunft der Post und mit einem
Blättchen Papier, welches dieen Fehler des Zuschnitts am Couvertzudeckteerhalten. Der letzte Brief war förmlich versiegelt. Gott lob! unser Postwesen
ist aber keinem dergl. Misbräuche wie in Rußl. ausgesetzt, wo man mir
damals wenigstens einbilden wollte, daß alle particulier Briefe erst
untersucht würden, welches aber weder glaubl. noch mögl. ist. Ich führe dies
zum Theil deshalb an, um meine kindische Besorgnis nicht unmittelbar an
Sie zu schreiben, gegenwärtig zu widerruffen, weil Ihre Vorsicht mir unter
meines hiesigen Freundes Umschlag bisher zu schreiben darauf zu beruhen
scheint.
Eben weil ich den Zweck nicht im äußeren Werk suche: sehne ich mich – desto
mehr bey meinem gegenwärtigen Irrsaal – nach einem festen Standpunct, nach
Ihrer Haupterklärung, um aus meinem eigenen Wirrwarr so bald wie möglich
herauszukommen.
Ich halte mich mit Trost und Zuversicht und freudigen Muthe an dem Mann,
an den Sie mir wegen meiner abzulegenden Rechnung und Dankbarkeit weisen.
Er laße Ihnen die
Seeligkeit
eides
Gebers
, nach einem seiner von Paulo
aufbewahrten Sprüche, nicht nur reichlich, sondern auch
lauter
und
unbetrübt
schmecken und lange genießen. – J. hat noch 2 Briefe von mir zu
beantworten, und ich bin theils wegen meiner Unpäßlichkeit, theils wegen meiner
Bedenklichkeit nicht im stande an ihn zu schreiben.
Gott seegne Sie mit den Zeichen und Wundern Seiner Liebe, wie Er durch
Sie an mich gedacht und das Heer schwarzer, ängstender, freßender Sorgen mit
einem Reihen süßer, leichter, heiterer unterhaltender Sorgen abgelößt hat!
– – non ego perfidum
Dixi sacramentum: ibimus; ibimusVtcunque praecedes, supremum
Carpere iter comites parati.Johann Georg H.Adresse von fremder Hand, mit Siegelrest:Herrn / Herrn Franz Buchholz / Herr von Welbergen / wohnhaft zu /
Münster
/ in Westphalen.den 9. Merz 85.Königsberg den 19ten März 1785Mein gutes, stilles, sittsames Palm-Sonntags-Kind, Das warst du mir bey
deinem letztem Besuche, und seit demselben habe ich während meiner ganzen
Krankheit unter diesem langen Titel an dich gedacht. Habe gestern und heute ein
wenig aufzustehen versucht, in der Hoffnung, daß es morgen besser damit gehen
wird. Hat die gnädige Baronesse nichts dawider, und giebt dir Erlaubniß, und
hast du selbst Lust, so wird es uns allen lieb seyn, dich morgen bey uns zu sehen.
Sey aber so gut und bring mir dein Schreibbuch, zur Probe deiner
Aufmerksamkeit, mit; auch bitte dir einige Musicalien für unser neulich gestimmtes
Clavier aus. Kannst du zu Fuß kommen, desto besser; wo nicht, so wird eine
Miethkutsche besorgt werden. Meine ehrerbietige Empfehlung an die gnädige
Baronesse, nebst meinen besten Wünschen und Grüßen sowohl an die alte
Mamsell, als an alle diejenigen, welche du das Glück genießest, zu deinen
Freundinnen und Gespielinnen zu haben. Gott segne dich, meine liebe älteste
Tochter, und schenke dir ein gehorsames, williges Herz zur Nachfolge alles
Guten, und zum baldigen Vorbilde und Muster deiner jüngeren Schwestern,
die dich nebst der Mutter herzlich grüßen.
Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 8.Ddorf den 22ten März 1785Lieber Hamann, ich leide seit 4 Wochen an einem hartnäckigen Fluß, der mir
die ganze rechte Seite des Kopfs einnimt, u in dem Ohr p u den Zähnen
rasende Schmerzen verursacht hat. Die Heftigkeit der Schmerzen hat seit einigen
Tagen nachgelaßen, aber von der Stelle will das Uebel noch kein Haarbreit
weichen. Ich habe einige Bücher an Sie abgeschickt. Wenn ich beßer bin, schreibe
ich. Wenn man durch Creutz u Leiden ins Himmelreich geht, so bin ich eine
Ausnahme, denn auf mich macht es immer einen entgegengesetzten Eindrucken, es
macht mich hart und kalt. Leben Sie wohl u behalten Sie mich lieb –
Ihr FJVermerk von Hamann:Erhalten den 2 April unter Münsterschem Einschluß
Geantw den 4 – unter Comm. Rath Fischer –Meine Herzensliebe Tochter,
Ich wünsche und hoffe, daß die gnädige Baroneße, die Fräulein von Morstein
und die gesammte kleine Akademie mit Gesundheit und Zufriedenheit die
Osterfeyertage zurückgelegt hätten. Habe gestern als den 28 gnug an Dich gedacht,
aber keinen Boten gehabt, die Einlage von unserm guten Hill mitzutheilen,
welche ich gern zurückerhalten möchte. Die mit rother Tinte unterstrichene Stelle
habe nicht lesen können.
Von Deinem Bruder habe keine Zeile erhalten. Herr Kriegsrath Hippel, der
gestern so gütig war mich zu besuchen, erwartet noch diese Woche – ohne
vorgängige Anmeldung – die Ankunft der Graventihnschen Herrschaft wegen
bereits mündlich genommener Abrede. Ich vermuthe sie aber erst mit dem Anfang
der künftigen Woche. So bald Dein Bruder hier ist, will ich ihn gleich an
meinem und seinem eigenen Namen zur schuldigen Pflicht anhalten – weil ich wol
noch 14 Tage zu meiner völligen Erholung nöthig haben werde.
Vergiß nicht, mein liebes Kind, auch Deinen Sprachmeister an dem Innhalt
der Beyl. Theil nehmen zu laßen, den er bey seinem allgemeinen Andenkengewiß mit im seinem Sinn gehabt.
Nach meinen ehrerbietigsten Empfehlungen und verbindlichsten Grüßen bin
mit der herzlichsten Liebe und Zuversicht eines unverdroßnen Nach- und
Wetteifers
Deinalter treuer Vater JGH.den 28 März 1785.Unten links auf der Seite befindet sich eine Federprobe, vmtl. von Elisabeth
Regina Hamann: ein vollständiges und ein angefangenes FAdresse mit Siegelrest:An / meine liebe Tochter / Lisette Reinette Hamannin
Er ist wahrhaftig auferstanden!Kgsb. den 28 März am Ostermont. 85.Nun, mein Herzenslieber alter Landsmann, Gevatter und Freund! Zwey
Briefe liegen vor mir die ich Ihnen zu beantworten schuldig bin. Den ersten
erhielt den 23 Febr. und Einl. an Hartknoch wurde sogl. befördert, lange Zeit
keine Zeile von ihm erhalten, wird aber mit der nächsten Woche hier erwartet.
Dieser Brief ist zum Theil schon beantwortet durch meinen, der den Posttag
drauf eingetroffen seyn mag. Ich wollte mein Stillschweigen wider ersetzen,
befiel aber den letzten Febr. an einem starken Fluß, und faulen Magenfieber,
das mich diesen gantzen Monath bettlägerich gehalten, und von dem ich mich
noch nicht recht erholen kann, und welches mich zu einer völligen Reformation
meiner bisherigen Lebensart bestimmt. Ich erhielt also Ihren 2ten mir doppelt
erfreul. Brief den 9 März auf dem Bette – Mein Gemüth ist übrigens so voller
hypochondrischen Unruhe und Gährung, daß ich nicht zu mir selbst kommen
kann, und viel bittern gesaltznen Meeresschaum in mich schlucken muß.
Unterdeßen in der Ferne ein Uebermaas grosmüthiger Freundschaft, ohn all mein
Verdienst und Würdigkeit, mich beynahe erstickt und unterdrückt; fühl ich in der
Nähe um mich herum ein mir eben so empfindliches Uebergewicht von
gegebenem u genommenem Aergernis, Eckel und Ueberdruß – daß ich in diesem
Widerspruch von Täuschungen fast an mir selbst verzage, bey diesem
auswendigen Streit und inwendiger Furcht in num. plurali. Das klügste und sicherste,
was ich hiebey thun kann, ist Gedult – nicht Rennen und Laufen ins Gelag
hinein und für die lange Weile, wie ich mir einbilde mich durch einen angestrengten
trabenden Gang, von dem mir der Kopf raucht, des Schwindels entschlagen zu
müßen – sondern
Standhaftigkeit
, die Wege der Vorsehung und
entscheidende Umstände ihresdes Wohlgefallens ruhig abzuwarten. Wie manchem
der liebe Sabbath länger wird als die Woche: so ist das Stillesitzen, schweigen,
sich enthalten vielleicht eine schwerere Lection, und saurere Arbeit als das ewige
Wirken, Schaffen und Schwatzen – die
einzige
Theorie von der Ruhe Gottes
vielleicht ein köstlicheres Ey als die zahlreichen ausgebrüteten Kosmogonien.
Ich habe Jahrelang wie ein Maulwurf daran gearbeitet, eine Reise zu meiner
Gesundheit und Erholung unternehmen zu können, und um Sie noch Einmal
zu sehen, Ihre verehrungswürdige Frau und Ihre lieben Kinder nebst Claudius
und die Seinigen kennen zu lernen. Da ich alle Hoffnung dazu schon
aufgegeben hatte und mich dem traurigen Schicksal unterwarf hier zu vermodern und
zu verwesen; wurde dieser beynah verloschene Funke wie durch einen
Wetterstrahl wider aufgeweckt und angezündet. Zu der ebenso natürlichen Sehnsucht
meinen unbekannten Wohlthäter kennen zu lernen kam eine ängstliche
Besorgnis, daß seine kränkliche und schwache Gesundheit ihm keine so weite Reise
erlauben würde, und meine Ungedult dieser Ungemächlichkeit zuvorzukommen.
Ebenso zufällig fieng sich hier der für mich so interessante und innige
Briefwechsel mit unserm J. an wegen Leßings und Mendelssohns – und die
Nachbarschaft seiner Lage, und all das übrige, das Sie auch schon wißen. Was die
fürstl. Episode betrifft, habe ich nunmehr alles mir nöthige Licht durch unsern
Freund erhalten – In Ansehung der Hauptperson warte aber noch immer auf
eine nähere Erklärung zur Auskunft, bin noch bis auf die heutige Stunde um
keinen einzigen Gran klüger und desto besorgter, den grosmüthigen Mann, ohne
auch vielleicht durch meine Schuld ebenso viel Verlegenheiten ausgesetzt zu
haben, wie Er mich – Zinsen einzutreiben und auszugeben, darauf verstehe ich
mich noch, aber als ein kluger Haushalter ein Capital zu verwalten, sicher
unterzubringen, und wie ein frommer und getreuer Knecht damit zu wuchern, davon
verstehe ich nichts und werde es kaum in meinem Leben lernen.
Die Einziehung der Fooigelder gab mir Anlaß mein Testament zu machen
zum Besten meiner Hausmutter, zu deren nothdürftigen Unterhalt eben der
Rest meines Vermögens hinreichte. Dies gute Weib, das sich in meines seel.
Vaters und meinem Hause, alt, lahm und blind gearbeitet und durch welches
mich Gott mit 4 gesunden Kindern begabt und beseeligt hat, in Kummer u
Dürftigkeit und von anderer Gnade abhängig zurückzulaßen, war in meinen
Augen eine schaudernde Ungerechtigkeit. Meine Kinder sollen mir also nichts
als meinen kahlen Namen, und was noch vom leibl. Seegen übrig geblieben,
ihrer Mutter zu verdanken haben. Nach dieser abgemachten Verfügung war ich
entschloßen die FooienSache aufs äußerste zu treiben; fand aber so viel
Widerstand von Seiten der Mitintereßenten, daß mir alle Lust vergieng. Mein Brief
ins Cabinet war auch fruchtlos – und Gott schickte mir den jungen Lindner ins
Haus auf ¾ Jahr und deßen Pension hat mich zwey Jahre erhalten. Als dies
Oelkrüglein eben auf die Neige war, und ich in der grösten Furcht mich, an das
für meine Hausmutter bereits vermachte Depot vergreifen zu müßen, wurde ich
auch von dieser meiner Furcht durch das letzte Wunder und Zeichen göttlicher
Vorsorge und Liebe erlöset.
Dem Eigenthum dieses göttlichen, dem ganzen Geschmack meiner Seele
angemeßenen Geschenks, nicht nur durch die Größe der Gabe, sondern noch mehr
durch die Würde des Gebers und der gantz originellen, einzigen und
sonderbaren Art und Weise – hab ich mit Mund und Herzen entsagt. Als
vsufructuarius und Nießherr, bin aber weder blöde noch müßig gewesen, brachte heute vor
3 Monaten gleich meine älteste Tochter zu meiner alten Freundinn der
Baroneße von Bondeli – gegen das Gutachten meiner beyden Freunde Hip. u Sch.
welche den Aufwand für überflüßig und zu stark hielten. Mein gewagter
Versuch thut mir aber nicht leid; sondern ich sehe mit Freuden den Trieb dieses in
meinem Hause gantz verwahrlosten Mädchens sich selbst zu bilden und bilden zu
laßen. Sie ist die 9te in einer Gesellschaft
ausgesuchter
adl. u bürgerl.
Mädchen – und die beyden Tanten (wie sich die Bar. und ihre Freundin eine Fräul.
von Morstein, welche zu der kleinen Gemeine der Socinianer gehört, aber sich
hier zur reformirten Kirche hält, von ihren Kindern nennen laßen) Muster ihres
Geschlechts, wie man sich immer Beaumont und la Roche in Preußen denken
kann – durch Lecture, Einsichten, Talente und noch mehr durch Erfahrung des
Kreutzes und die güldene Praxin gebildet von Grund aus zum täglichen
Wachstum im Guten und Wohlthun. Durch eine glückliche Verbindung der Umstände
hab ich bey dem seel. Tr. Rath zur Miethe wohnen, Lehrmeister im Engl. und
ein vertraul. Hausgenoße seyn müßen um dies Glück meiner Tochter erwerben
zu können. Die jährl. Pension ist 400 fl. Zu einem silbernen Löffel, Meßer und
Gabel, welche zum Andenken bleiben, habe 4# bestimmt. In Ansehung der
Stunden keine als die Fortsetzung des ital. über mich genommen, welches der
gute Hill mit seinem Unterricht auf dem Clavier verbunden, und ihm zu
Gefallen gern unterhalten möchte. Was die übrigen Lehrmeister und
Kleidungsbedürfniße betrifft, alles der Oekonomie und Gutbefinden meiner Freundin
überlaßen. Wenn also auch die vollen Intereßen in dem ersten Jahre für meine
älteste Tochter rein aufgehen sollten: so kann sich Hänschen u seine Schwestern
eben so gern wie ich selbst gefallen laßen, weil ich hoffe daß 1 Jahr höchstens 5/4
hinreichen werden einen guten Grund für sie selbst zu legen und ihren jüngeren
Schwestern nachzuhelfen – und der für das Große gesorgt hat, auch für das
Kleine sorgen wird, und das Ganze nicht beßer als durch einen
verhältnismäßigen Fortgang des Einzelnen bgefördert werden kann. Meinen Sohn nebst
seinem jungen Freunde Ernst Deutsch erwarte diese oder nächste Woche.
Letzterer komt bey Pf. Fischer in Pension, der ihn auch einseegnen wird privatissime.Meine bisherige molimina zur Reise sind ebenso unwillkührlich als blind
gewesen. Der Aufschluß, den ich noch immer erwarte, muß erst mein Ja!
bestimmen – und ich wünsche Sie nicht anders als in Ihrer Probstey zu sehen, und
uns einander da ganz zu genießen. Ob diese Freude uns schon im laufenden
oder folgenden Jahren bereitet ist, liegt wie unser aller Loos, in Gottes Schooß.
Daß ich den mir unbekannten köstlichen Wohlthäter meiner Kinder – denn ich
rechne mich selbst nicht mehr, und wenn sie wachsen, will ich gerne abnehmen –
von Grund der Seele zu schauen wünsche und mich nach einer persönl.
Zusammenkunft sehne und verlange, können Sie leicht erachten. Er hats angefangen,
und nicht ich – Ihm will ich auch die Maasreguln, Wege Lauf und Bahn des
Ausganges anheimstellen. Sey still, meine Muse, bis Du erfährest wo es hinaus
will, denn der Mann wird nicht ruhen, er bringts denn
heuer
zum Ende. Ich
werde keinen Augenblick versäumen Ihre theilnehmende Freundschaft zu
befriedigen, so bald ich nur selbst so viel Licht habe um meine eigene Schritte
unterscheiden zu können.
Da haben Sie, alter lieber Freund, meine ganze Lage mit allen Schatten,
Dunkelheiten, Bedenklichkeiten und Grillen, deren Umfang und Eindruck Sie
leicht ergänzen können aus meiner leutscheuen ἑαυτοντιμωρουmenischen
Hypochondrie. Ich will gern so viel Guts wie ich kann, meinen Kindern in meinemLeben thun; sie mögen sich aber nach meinem Tode an meinem ehrlichen Namen
trotz aller Makuln und Schandflecke deßelben begnügen und sollen meinem
letzten Willen weder Gold noch Silber zu verdanken haben, und Gott wird mir
die Gnade widerfahren laßen dem Reichtum wie der Armuth zu entgehen; weil
ich ersteren mehr fürchte als ich mich vor der letzten gefürcht habe, und beyder
Versuchungen unterzuliegen.
Den 5 d. habe einen Brief von unserm J. und D. erhalten auf meinem Bette,
und am stillen Freytage mit einem Päckchen Bücher erfreuet, das Necker 2
Gespräche des Hemsterhuys pp enthielt ohne eine beyl. Zeile. Ich bin noch nicht
imstande zu antworten und mich zu bedanken. Am heil. Abend erhielt ich zur
neuen Herzensstärkung einen Brief aus Rom von meinem jungen Freund Hill,
um den ich bereits als einen verlornen Sohn getrauert hatte, mit einigen
herzlichen Zeilen eines dasigen jungen Malers Tischbein, vermuthl. aus Karlsruhe.
Dieser Brief ist unter Göthe Einschluß über Weimar gegangen. Ein halb
Dutzend # hat der arme Pilgrimm auf der Barca von Venedig aus verloren und noch
einmal so viel haben ihm die Römer auf eine heillose Art fortgenommen; sonst
wäre er nach Constantinopel oder durch Frankreich über Engl. zu Hause
gekommen. Nun ist er aber genöthigt seine Rückkunft zu beschleunigen, nach dem
er zum Vesuv gewallfahrtet. Sollte er über Weimar gehen, so bitte diesen
Onesimum wie mich selbst aufzunehmen, und wenn er von Geld erblöst wäre,
diesem wilden, rohen aber zugl. sehr bescheidnen Menschen, deßen Seele ein wahrer
ungeschliffener Edelstein ist, Vorschuß zu geben, der mit der ersten Post von mir
ersetzt werden soll, weil er mir noch eine kleine Casse zurückgelaßen, und sein
reicher Oncle der in holl. Diensten zu Batavia gewesene Regiments ChirurgusMiltz, sein Oncle, mein guter Freund, Nachbar und zeitiger Artzt ist –
Kant hat die 2 Bogen des T. M. vom Februar zugeschickt erhalten und eine
kurze Antwort darauf der Litteratur Zeitung eingeschickt. Er arbeitet an neuen
Beyträgen zur Berl. Monatsschrift an seiner Metaphysik der Natur und an
einer Physik. Das Principium seiner Moralität erscheint auch diese Meße. Aus
dem Anhang gegen Garve scheint nichts geworden zu seyn; vielmehr soll er dies
Werk verkürzt haben. Er scheint mir an einer Diarrhée zu laboriren und ich
besorge, daß er sich um seinen gantzen Autorruhm schreiben wird. Das Stück im
Merkur ist vermuthl. von W. selbst und ich hoffe, daß der kleine metaphysische
Unfug Sie nicht in Ihrem ruhigen heitern Ideengange stöhren wird. Ich habe
in meiner Krankheit den ersten Theil 2 mal gelesen und freue mich auf den
Fortgang des 2ten Theils, zu dem Ihnen Gott Gesundheit und Glück verleihen wolle.
Er hat auch an unsern Claudius gedacht; Reichardt gab mir schon längst
davon aber einen sehr unsichern Wink und ich hielt es daschon für ein
Misverständnis Ihrer Nachricht von der Kammerherrin, der ich ein so gutes Werk nicht
zugetraut. Desto beßer, wenn beides wahr wäre!
Von Thuns Magnanephthon weiß gantz und gar nichts, weder was dieser
Thun noch der Magnanephton ist, letzterer doch vermuthl. der Titel einer Schrift
mit seinem Kupfer. Möchte gern etwas näheres hierüber wißen.
Ein hier studierender Jude, Namens Euchel, der eine periodische Schrift unter
dem Namen des
Sammlers
in seiner Muttersprache herausgiebt, hat nach dem
Tode seiner Mutter eine Schwester aus Koppenhagen über Berlin mitgebracht
und einen Einfall des Mendelssohn, den er mir nicht selbst mitgetheilt,
ungeachtet er mir schon einige mal seit seiner Rückkunft, ich auch ihn besucht.
Ich habe ihn erst diese Woche durch die dritte Hand erfahren. Mendelssohn soll
seine Verlegenheit zwischen dem Prediger des zureichenden Grundes (Schultz)
und dem in der Wüsten mit der Lage eines Ehmannes vergleichen, der von seiner
Frau wegen Impotenz und seiner Magd wegen Beschwängerung angeklagt
wird, und beyden genöthigt ist Recht zu geben. Wenn mir der Kopf
aufgeräumter wäre, so ließe sich aus dieser Sage etwas über den dreyfachen Gesichtspunct
der ventilirten Fragen und eben so verschiednen Standpuncte der dabey
intereßirten Schriftsteller herausbringen. Aber ohne nähere Veranlaßung wird es
wol auch hier für mich am besten seyn: manum de tabula, die Hand vom Sack!
Sonst habe weiter nichts von meinem Schibl. gehört, dem es immerhin wie
dem Weitzenkorn im Evangelio gehen möge! Der Schmetterling wenigstens
darinn ist mit Haut und Haar bezahlt.
Mit dem herzlichsten Dank für den innigen Antheil, den Sie an meiner
Autorschaft nehmen, bleibt es bey dem jüngsten Titel, bis mir ein beßerer einfallen
wird. Das provinzielle gehört wie das individuelle zum Character meines
barocken Geschmacks, den ich wohl nicht zu verleugnen jemals im stande seyn
werde. Uebrigens Lette oder Welsche sind beyde gleiche Sünder. Ich bin dem
ersten wegen eines einzigen Sprichworts gut, das ich mir zu eigen gemacht.
Nenn mich einen Backofen, wirst doch kein Brodt in mir backen. Wird die ganze
Sammlung, falls sie zustande komt, nicht wirklich aus lauter Diminutiven
bestehen? aus Moos, der an der Wand wächst?
Was sagen Sie aber zu Leßings theol. Nachlaß? Es ist Schade um einige
Stücke, daß sie nicht gantz sind. Manches ist wohl nicht der Rede werth. Ich
hatte mich eben an dem Parasiten und Compilator Hufnagel übel und weh
gelesen; fand daher desto mehr Mark, Saft u Kraft an einem Mann, der selbst
gedacht, und dem es ein Ernst gewesen eine neue Bahn zu brechen. Unterdeßen
ist es doch sonderbar, daß der Genius unsers Seculi spornstreichs sich in das
Pabstum wieder stürzt besonders dadurch, daß man dem Volk die Bibel durch
alle mögl. Sophistereyen zu verleiden und aus den Händen zu spielen sucht –
Den 31 –Nun mehr kann ich nicht schreiben alter lieber Freund, mit meinem wüsten
matten Kopf. Was an Osterfreuden gefehlt, ersetze Gott desto reichlicher durch
Pfingstgaben Ihrem diesjährigen Motto und Text zufolge – durch ein reines
Herz, einen neuen gewißen und freudigen Geist. Wenn es noch reine Freuden
hienieden giebt: so haben sie wenigstens mit den irrdischen, schmutzigen Metallen
nichts zu schaffen. Erwerben, haben, erhalten, anwenden und recht brauchen
sind mit solchen Martha-Martha-Sorgen und Mühn, Verfolgungen,
Versuchungen und Zerstreuungen und ich möchte fast sagen Anfechtungen zur Rechten
und Linken verbunden, daß ich mit ebenso viel lebendiger Ueberzeugung als
sonst dunkler Ahndung ausruffen kann: Seelig sind die Armen – Mir ist vor
den Täuschungen der Nähe und Ferne so angst, daß Sie vielleicht anstatt des
zufriednen glückl. Freundes, den Sie erwarten, auch nichts mehr als einen
andern Vulteium Menam – scabrum intonsumque – und irrenden Ritter
trauriger Gestalt an mir finden werden – und daß es meinen übrigen Freunden, die
mich gar nicht kennen, sondern zum ersten mal sehen, noch weit schlimmer gehen
wird. Mein Gemüth ist so vergällt und verbittert; meine Vorstellungen und
Empfindungen mir selbst so überlästig, daß dieich die Sympathie und
Mitfreude durch keine ausdrückl. Antwort auf die Nachschrift Ihrer liebreichen
Theilnehmerin und mir verehrungswürdigen Freundin verderben noch
zerstören will. Der Himmel wird sich von selbst wider aufklären und alles schwarze
Gewölke ins reine und liquide und Heitere bringen. Der uns giebt Leben und
Geblüt, wird auch des Lebens Mangel ausfüllen, und vom Seufzen und
Geschrey unserer langen Weile erweicht, uns beyden zu Seiner Zeit geben, was uns
hoch erfreut und Ihm zur Ehr gereicht.
Die Freude unsere Jungen und Buben zusammen zu sehen ist allein eine
Reise werth; denn ohn den Kammerdiener, welchen mir die gute Frau Probstin
vorschlägt, bin ich unbeholfener kranker alter Mann ohnehin nicht imstande
einen so weiten Weg zu thun. Gesundheit Glück und Seegen in Ihrem ganzen
Hause und zum Werk Ihrer Ideen! Mein gutgemeintes Stillschweigen
entschuldigt sich von selbst und durch Ihre Fürsprache bey der Hälfte Ihres Herzens.
Gruß und Kuß an meinen lieben Pathen seine Brüder u die Einzige Ihrer
Mutter. Ich umarme und herze Sie im Geist und Wahrheit alter ächter Freundschaft
und Liebe nebst herzl. Empfehlung meiner beyden Kleinen u ihrer Mutter –
Ihr ewig ergebener Joh. Georg Hamann.Kgsb. den 31 März 85.Herzlich geliebter Freund J.
Ihre mir wegen der guten Nachrichten von Ihrer Gesundheit und
Erleichterungen erfreuliche Zuschrift vom 22 pr. erhielt den 5 d. auf dem Bette, und bin
auch noch nicht gantz von einem faulen Magenfieber hergestellt, das lange in
meinen Eingeweiden gelauscht und von mir verwahrloset worden.
Die überschwengliche Huld der Fürstl. Urkunde – und die abschriftliche Beyl.
von der
guten Hand
eines Ihrem Blut und Muth so ähnlichen und würdigen
Frauenzimmers vermehren unendlich meine Furcht und Schaam, in dem
schmutzigen Meßgewande meiner Autorschaft selbst zu erscheinen – wie dort
Josua unreine Kleider anhatte und stund vor dem Engel. Zach. III 3. Nun ich
stelle es Ihrer Freundschaft und Weltkunde anheim der Dollmetscher meines
tiefenehrerbietigen Stillschweigens und tief gebeugten Erkenntlichkeit zu seyn
– und wünschte nur die unangenehmen Eindrücke, welche meine
Unvorsichtigkeit gegen das von K… Haus veranlaßt, wenigstens gemildert zu sehen, da ich
demselben sehr gute Gesinnungen gegen mich zuzutrauen verpflichtet bin. Da
die Erl. Fürstin schon 15 meiner Hefte ich weiß nicht wie aufgetrieben, so
zweifele ob das hinzugekommene ¼ der Fracht und übrigen Kosten werth seyn wird.
In der Voraussetzung eines jungen Prinzen habe ich den von mir besorgten
Abdruck eines kleinen lateinschen Briefwechsels aus einem von Engl.
mitgebrachten kleinen Buchse beygelegt, für deßen Gemeinmachung ich manchen
unverdienten Dank erhalten, weil die Idee dazu eigentl. unserm Minister u
Kanzler von Korff gehört. / Am Charfreytage, da ich eben den Anfang machte
wider aufzustehen wurde ich mit Ihrem Päckchen erfreut, in dem aber nichts als
einen Zedel der 8 enthaltenen Bücher fand., die mir eine unaussprechl. Freude
gemacht. Von Necker ist nur ein einziges Exemplar hier gewesen, das ein
Officier, der alles Neue franz. Gut kapert, bekommen, und ich habe in meiner
Krankheit gnug an Kanäle gedacht, es von ihm geliehen zu erhalten. Bin aber,
wider meine Gewohnheit, erst noch im zweiten Theil, wegen meines matten
schwachen Kopfs und so mancher zufälligen Zerstreuungen. Außer den
Erinnerungen, zu deren beßeren Verstande ich aber das Museum, wie mir schon längst
vorgenommen, zu Hülfe nehmen muß und der Erzählung Ihres HErrn
Bruders habe ich von den 3 übrigen blos den Anblick bisher genoßen. Ungeachtet
das Lesen mein Element ist, das öfters mehr zur Erstickung als Erholung
gedeyt, – bleibt doch noch alles Geschmack- und Kraftlos für mich.
Mit der Ethik, wobey ich zugl. die deutsche Uebersetzung verglichen, bin ich
erst in meiner Unpäßlichkeit fertig geworden, um blos eine allgemeine Uebersicht
des Ganzen zu haben. Ich hoffe daß mir mein zweiter Cursus, den ich mit den
überschickten Principiis anfangen werde, beßer gelingen wird das punctum
saliens dieses im Grunde fanatischen Pantheismi zu entdecken. Mendelssohn
arbeitet frisch drauf los an einer Vertheidigung der Gottheit, wie man mir
gesagt – und soll seinen Zwist mit dem Prediger des zureichenden Grundes und
dem in der Wüsten ungefehr mit der Verlegenheit des Vater Abrahams
vergleichen, wenn er von seiner Sara wegen Unvermögenheit, und der ägyptischen
Magd wegen Beschwängerung angeklagt worden wäre, weil er beyden
Beschuldigungen Recht geben müste.Leßings theologischer Nachlaß hat meine meiste Aufmerksamkeit auf sich
gezogen. Ich habe ihn 2mal hinter einander gelesen. Schade um die verlorne
Anmerkungen zum Kanzeldialog und um so manches unvollendete Bruchstück.
Unterdeßen fehlt es nicht an Spuren, daß das Resultat seiner Untersuchung des
Christentums eben nicht günstig demselben gewesen seyn muß. Daher auch
manche Kritteley und Sophisterey.
Christi Religion
war Gehorsam bis zum
Tode und die
christl
.
Religion
ist nichts als Erkenntnis, Bekenntnis und
Anbetung seines Namens, der über alle Namen ist, und verdient
herrlich
,
heilig
und
bekannt
zu werden –
Am Oster heil. Abend erhielt ganz unvermuthet zu meiner großen
Beruhigung einen Brief aus Rom von meinem jungen Freund Hill, an deßen Leben
ich beynahe schon verzweifelt hatte wegen seines mir unerklärl. Stillschweigens
seit med. Sept. Ihr Freund Bölling zu Fr. am Mayn hat sehr grosmüthige
Gesinnungen gegen ihn geäußert. Claudius hat ihn dahin empfohlen, und mitmeinen herzl. Dank dafür an Sie zurückgewiesen, den ich hiemit nachhole.,wiewol ich keine Gelegenheit noch Mittel absehen kann zu irgend einiger
Herzenserleichterung durch reelle Gegenwirkungen meiner Erkenntlichkeit. Auch an
unsern lieben Bruder in Wandsbeck hat die Vorsehung gedacht auf eine Art, die
ihm wie ich hoffe gefallen muß. Gott gebe, daß die Nachricht von einem guten
Einfall der Kammerherrin von der Reck auch wahr seyn möge. Ich erhielte von
ihm einen sehr zärtl. Brief zum Neuenjahr nebst einer Marschroute – auf die ich
sehr flüchtig geantwortet, weil ich mitten im Schreiben durch einen Brief vom
Kapellmeister Reichardt gestört wurde, ihm einige hiesige Empfehlungen zu
seiner Fahrt nach Engl. in der Geschwindigkeit zu verschaffen.
Was die molimina meiner Reise betrifft: so hat sich die Gährung meines
Gemüths, während meiner Krankheit, ein wenig gelegt. Es ist weder Leichtsinn
noch Wankelmuth – Wie sonst, schreib ich auch jetzt, aus der Fülle meines
Herzens – Mein ernster Wunsch und Vorsatz ist unverändert, so
der HErr will,
und so wir leben
. Erlauben Sie mir aber alles dasjenige wider
zurück zu nehmen was meine pituita molesta in meinen Briefen Ihnen vorgeschäumt.
Zum Laufen hilft nicht schnell seyn – Ich will das Spiel der Vorsehung durch
keinen übereilten Schritt verderben. Wer es angefangen hat, (nicht ich) mag es
auch vollenden. Mein deutsches Ja! und herzliches Amen! soll von keiner picameiner Lüsternheit oder guten Willens, sondern von männlichern Grundsätzen
der Freundschaft und Pflicht, und von näheren Umständen und Datis der
Vorsehung und ihrer Mittelsperson abhängen, deren Entwickelung und Aufklärung
ich tägl. erwarte. Ich bin noch bis auf diese Stunde in der
Hauptsache
völlig
im Dunkeln. „Wer aber des Nachts wandelt der stößt sich, denn es ist kein Licht
in ihm“ Joh XI. 10.
den 4 AprilVorgestern des Morgens erhielt Ihre kleine Einlage unter Einschluß des
Mannes, den Sie auch lieben und mir jetzt der
Nächste
ist, nicht durch seine
Wohlthat allein, sondern noch mehr durch die
Zeichen
seines Characters – die
mein erstes Ευρηκα! der Ahndung bestätigen. Ich hätte mit keiner magischen
Laterne noch Brille diesen Einen unter Tausend finden können, wenn ihm ein
guter Gott oder sein Engel nicht ins Herz gegeben hätte mich zu suchen – und
mir die Ohren aufgethan hätte. Da sprach ich, statt aller Hekatomben und
Gelübde: Siehe ich komme –
Er hat sich selbst gegen Sie, Herzenslieber J. erklärt, und Sie scheinen sich
einander zu verstehen. Ich widerhole Ihnen also blos, was ich Herdern geschrieben
habe: Der Mann wird nicht ruhen, er bringts denn heuer zustande Ruth III. 18.
Mein Haus ist diese paar Tage wie ein Taubenschlag gewesen, und morgen
erwarte ich meinen lieben unartigen Johann Michel, von dem ich seit einigen
Wochen keine Zeile erhalten, welches mich zu beunruhigen anfieng, wenn ihnein guter Freund mir nicht gemeldet ihn gesund aber gantz im Tacito vertieft
vorige Woche gesehen zu haben. Er soll nun seinen Cursum academicum mit
seinem jungen Freunde
Ernst Deutsch
hier anfangen.
Nun ich wünsche und hoffe, daß sich das Blatt auch mit Ihrer leidigen
Migraine gewandt haben wird beym Empfang des gegenwärtigen, welches erst
leicht das Uebel ärger machen könnte. Vom Kopfweh bin bisher beynahe
gantz verschont geblieben, aber mein geerbter Schwindel macht ihn bisweilen so
leer, stumpf und wüste, daß alles in mir und um mich herum zur Wüste, Einöde
und fürchterl. Chaos wird. Dachte diesmal an die Hämorrhoiden, an die mein
seel. Vater als ein Stahlianer glaubte, ohne selbige erlebt zu haben; scheint
aber ein eitler Verdacht gewesen zu seyn. Ein baldiger Brief von Ihrer Hand
wird mir zugl. ein angenehmes Unterpfand Ihrer Widerherstellung und
Gesundheit seyn.
Sie wundern sich, liebster J. daß der späte lange Winter alles
hart
und
kalt
macht. Unser innerer Mensch ist dem Wechsel oder vielmehr dem Bunde der
Jahreszeiten eben so unterworfen, als der äußere Erdensohn. Ich antworte Ihrer
übeln Laune aus dem hohen Liede: Siehe ist der Winter ist vergangen, der Schnee
ist weg und dahin, die Blumen kommen hervor, der Lenz ist da und die Lerche
läßt sich hören im Lande – der harte kalte Boden, wider weich und warm –
Ich muß abbrechen, weil ich noch viel zu schreiben und nachzuholen habe, mit
Feder und Dinte es auch nicht recht fort will – da Ihre würdige Schwester
Helene
Ihnen zu Gefallen einer fürstlichen Hand meinen ziemlich gangbaren
Namen so oft nachschreiben müßen: so wird Selbige die Empfehlung Ihres
dafür erkenntlichen Freundes nicht übel aufnehmen, und ich hoffe, daß unsere
Söhne auch dem Beyspiel Ihrer Väter in gegenseitigen Gesinnungen
nachahmen werden. Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus! und mache uns
beide zu Quasimodo-genitos zum gesunden und fröhligen Genuß des nahen Frühlings und
Consorten der lieben schönen guten Natur, die, wie die Sonne alle Tage auf- und
untergeht, jedes Jahr zum Besten ihrer Kinder stirbt und widergeboren wird. Vale et
scribe vt Te
videam
!Johann Georg H.Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Geheimten Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 31ten März u 4ten April 1785J. G. Hamann
empfangen den 23ten Apr.
beantw. den 26ten April.
u 20ten May 1785.den 3. April Dom. Quasimod. 85.Ohne Ihre 3 vor mir liegende Briefe, HöchstzuEhrender Freund beantworten
zu können, übersende Ihnen blos den 1 Theil von Necker, 3 Schriften des
Hemsterhuis, eine kleine Erzählung des Jacobi in Freyburg u Erinnerungen des
Düßeldorfers, wie ich vermuthe – von dem ich am Charfreytage ein mir sehr
erfreuliches Päckchen erhalten. Wegen der Pasqu. bitte mir einen Termin zu
Unterhandlungen mit dem Morczinimastix aus, der mir je länger je fremder
wird, und mit dem ich temporisiren muß.
Da ich meinen lieben Hill schon beynahe aufgegeben hatte, wurde ich am Oster
heil. Abend mit einem langen Briefe aus Rom erfreut, daß ich also jetzt mein
Wort zu halten im stande bin und nächstens seine 3 Briefe mittheilen werde.
HE Stadtrath W. ist so gütig gewesen mir selbst Ihr letztes zu überbringen.
Kant hat ohnstreitig den grösten Einfluß auf den Minister als der Bibliothekar,
dem er einen Beytrag nach dem andern liefert, und wider 3 oder 4 in der Mache
hat. Da ich doch schon einmal dem letztern antworten muß: so werde ich es wo
mögl. mit dieser, höchstens mit der nächsten Post thun; aber die Wahl Ihres
würdigen Nachbars muß erst entschieden seyn, welches unser Freund noch gar
nicht zuverläßig absehen konnte, weil die Partey für einen Neumann II zum
Kaplan ziemlich stark seyn soll.
Dienstags werden die Graventhiner in pleno hier erwartet. Vermuthl. ist
Tacitus schuld dran, daß ich seit 3 Wochen keine Zeile von meinem Sohn
erhalten, wodurch ich zuletzt ein wenig beunruhigt worden bin. Raphael brachte
mir gestern die gute Bothschaft vom HE. Kr. H. der Briefe erhalten.
Kennen Sie Brenkenhofs Leben, das beste Buch, welches Meißner
geschrieben? Ich bin erst durch einen Wink aus der Schweitz auf selbiges aufmerksam
gemacht worden. Es gehört zu den Büschingschen Lebensbeschreibungen – die
ich auch noch schuldig bin. Bey Leßings theol. Nachlaß habe mich Ihrer auch
erinnert – und werde es noch thun. Faustin habe auch nun erst nach der dritten
Ausgabe zu lesen bekommen können, nebst einem neuen Almanach für Dichter u
schöne Geister a. c. der nicht viel beßer als der von 82 ist, auf den der elende
Schmierer mit dem Motto des Corregio: auch ich bin ein Maler! zurückweist.
Wünsche guten Empfang und der geneigten Ueberbringerinn eine glückliche
angenehme Heimfahrt, bin und verbleibe
Ihr alter ergebener Joh. Ge. Hamann.N. S. Wieland hat seine Recension der Herderschen Ideen gegen die Litteratur
Zeitung gerechtfertigt im Februar des T. M. der noch nicht hier ist, die 2 dahin
gehörigen Bogen hat Kant ausdrückl. zu seiner Gegenantwort erhalten, welche
er in aller Kürze auch bereits an Schütz in Jena expedirt, von deßen Arbeit über
seine Kritik er sich viel verspricht.
Jacobi hat mir auch des Sp. Principia Cartesii, die einen kleinen dünnen
Quartband ausmachen, überschickt, welche ich hier auf keinerley Art habe
auftreiben können. Mendelssohn soll wacker an einer Vertheidigung der Gottheit
arbeiten, und sich in Ansehung des Predigers des zureichenden Grundes und in
der Wüsten mit einem Ehmann vergleichen, der von seiner Frau der
Unvermögenheit und von seiner Magd der Beschwängerung beschuldigt wird, auch
beyden Parteien Recht geben muß. Es fehlt nicht viel zu einerm ParabelGleichnis mit dem Vater Abraham.
Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Kriegsrath Scheffner / Wolgeboren /
Nebst sechs Brochüren
.
Kgsbg den 4 April 85Mein Auserwählter, mein gewünschter Sohn,
Wie die Mutter des Königs Lamuel, hält sich meine Muse an dies von Ihnen
Selbst mir
gegebene
Verhältnis, welches je länger je mehr meinem Herzen
Gnüge thut – wenngleich dies Geräth eines thörichten Hirten meinem eigenen
Urtheil und Geschmack bisweilen anstößig vorkommt. Die Verhältniße der
Natur sind mir inniger und verständlicher, als die gesellschaftlichen; und ich
weiß kein natürlicheres, welches dem ganzen System meiner Empfindungen
und Sympathie so ganz angemeßen wäre, als dasjenige, welches sich auf
Ihren eigenen Einfall bezieht, den ich lieber Eingebung nennen möchte.
den 6 –Den 2 d. erhielte früh Morgens Ihre erwartete Zuschrift vom 18 pr. Die
eingeschloßene Silhouette war das erste was mir entgegenfiel und meine
Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie Sie allen meinen Wünschen zuvorkommen und
selbige errathen können! dacht ich oder rief ich aus. So sehr mich der Kopf
interessirte und mich für sich einnahm, fand ich doch bey allem meinen Mangel eines
physiognomischen u überhaupt irgend eines Kunstsinns einen Widerspruch in
mir Ihren Schattenriß darinn zu erkennen – und eben so unerklärlich war es für
mich einen andern zu vermuthen. Ich eilte daher zu Ihrem Briefe zum
Aufschluß. Meine hypochondrische Einbildungskraft fand so manche ähnliche Züge
mit Ihrem unglückl. Freunde – und mit wie viel getäuschter Sehnsucht ich wie
ein anderer Diogenses einen Menschen oder vielmehr einen
Nächsten
gesucht,
dem ich mich gantz anvertrauen und auf deßen herzl. An- und Aufnahme ich
mich verlaßen könnte, und der eben die Neigung hätte
Experimente
mit mir
zu machen, welche ich so öfters gleich einem Artzt, der sich nicht selbst zu helfen
weiß, mit jedem, der mir in den Wurf kam, versuchte, indem ich blos die
Erfahrung meines eigenen Elends anzuwenden und mitzutheilen suchte. Mit eben der
Wahrheit, womit sich St. Paul eine unzeitige Geburt nannte, sah ich mich selbst
als eine große Windelpuppe an, die noch immer auf ein ich weiß selbst nicht was
für ein Wunder seiner Entwickelung, Ausbildung und Leben erweckende Liebe
eines Pygmalions, ohne Hoffnung gehofft. Sollten Sie der Jüngling seyn, den
Gott dazu ausgerüstet mich alten versteinerten Sokrates – Wenigstens wollen
wir uns bey unserer leibl. und persönl. Zusammenkunft weder heucheln noch
schmeichlen, sondern
Wahrheit
soll unsere Freyheit oder die Rechte des
Eigenthums unter einander entscheiden – wünsche daher nicht mehr Ihre Silhouette
eher zu haben, bis wir uns von Angesicht zu Angesicht gesehen und erkannt
haben, wenn dies auch mit Ihrem Sinn übereinstimmt.
Seit dem Empfang Ihres Briefes habe ich kaum eine Stunde allein und für
mich selbst gehabt, indem durch ein besonderes Schicksal eine Stöhrung die
andere abgelöset. Ich hatte den letzten März eine Antwort nach Düßeldorf, wo
ich den Empfang des mir so erwünschten Necker u anderer Bücher wenigstens
bescheinigen muste, angefangen und beschloß mit aller mögl. Eil – um die Ihnen
schuldige durch dieselbe Post abzumachen. Da wurde mir eine dringende
Angelegenheit mitgetheilt, ohne das geringste Vertrauen meines Einflußes in selbige
deshalb nach Berlin zu schreiben, worüber ich mich seit einem Vierteljahr (den
23 Jänner) bedacht hatte. Zugleich wurde von meinem lieben Jungen Joh.
Michael überrascht, der einen Tag eher mit dem Gepäcke eintraf, als ich ihn
vermuthet hatte und mir nebst allen Freuden auch neue Sorgen mitgebracht – nicht
nur schnell ausgewachsene Kleider, mit denen er nicht in der Stadt auszugehen
imstande, und einen nach jetziger guter Sitte freyen, aber dabey auf dem Lande
etwas verwahrlosten Haarwuchs, sondern auch den Kopf so voller Vorurtheile
in nuce, Widersprüche und Hirngespinste, daß ich Eßig und Lauge nöthig habe
um selbigen zu säubern, und seine falsche Selbsterkenntnis und blinde
Studiersucht zu lenken und zu beschneiden – worauf ich freylich schon ziemlich
vorbereitet und darauf gefaßt gewesen bin, so sehr auch meinen Ahndungen immer
widersprochen worden und ich selbst gegen selbige mistrauisch bin. Unterdeßen
ist Gottlob! alles wie in der besten Welt passable und reparable.Nur bleibt es für mich immer ein fast unerklärlicher und oft höchst
niderschlagender und kränkender Contrast, daheim, bey den Meinigen und in der Nähe so
wenig Vertrauen, und in der Ferne dafür einen gar zu übermäßigen Credit zu
finden. Meine Unwißenheit ist wahrlich keine Ironie, und ich gehöre bin in
keiner Wißenschaft noch Gesellschaft zu Hause – thue beynahe alles vor langer
Weile. Meine ganze Philosophie ist wie des Pythagoras seine, wahre
Maulaffererey – oder vielmehr geht es mir wie jenen Arbeitern im Evangelio, die den
ganzen Tag bis zur 11ten Stunde müßig standen, und auf einen warten, der sie
dingen und ihre eigentliche Bestimmung und rechten Beruf oder Weinberg noch
erst anweisen soll – unterdeßen der ewig reiche Hausvater mir durch seinen
guten Schaffner wie gleich den ersten, welche des Tages Last und Hitze getragen,
den vollen Lohn gegeben, daß ich auch sagen kann: „Ich bin der Letzte
auferwacht, wie einer der im Herbst noch lieset p“ Sirach XXXIII. 16/17.
Das einzige große und relative bestes Wirthshaus ist hier bey
Schenk
in der
Kehrwiedergaße (einem cul de sac der hiesigen
Junkerstraße
). Ich besuche
kein öffentliches Haus, bin aber in diesem oft gnug gewesen um es noch vor
allen andern am besten zu kennen. In unserm ganzen Lande sind die öffentliche
Anstalten für Fremde schlecht, und die Schinderey auch berüchtigt, daß man
für alles was man verlangt auch ohne zu erhalten, bisweilen bezahlen muß. In
Curland desto beßer und billiger, und so immer weiter nach Norden, die Städte
ausgenommen.
Eine Schüßel sauer Kraut und eine pommersche Mandelsuppe, wie man die
durchgeschlagene weiße Erbsen hier nennt, haben mich noch mehr bey meinem
Faulfieber, wo mir alles Fleisch verboten war, noch herrlicher erqvickt als in
gesunden Tagen. Je leichter aber mein natürlicher, gesunder Hunger zu stillen ist;
desto schwieriger ist meine bisweilen anwandelnde Lüsternheit nach
gutem
Eßen und Trinken
zu befriedigen, und ich freue mich beynahe über ein neues
Gericht und einen neuen Geschmack auf einem fremden Tisch, wie über eine
neue Wahrheit, die ein anderer für mich entdeckt. Wild haben wir noch zur Noth;
unsere Fleischer verarmen unter dem Druck der Accise und der zum theilmilitairischen Polizey; das pollnische Vieh ist Contrebande – so ist das Engl.
Ale – und ein Ast nach dem andern des auswärtigen Handels – die einländische
Industrie durch königl. Monopole und durch die Leute seiner Hand verschlungen.
So bald ich wider auszugehen imstande seyn werde, mit Gottes Hülfe die
nächste Woche, werde ich nähere und zuverläßige Erkundigungen einziehen, und
so bald ich Nachricht aus Manheim erhalte, theils mit dem Wirth, den ich
ziemlich kenne, meine vorläufige Abrede nehmen, theils eine andere Idee, die mir in
meiner Krankheit eingefallen, berichtigen können. Es ist nemlich in meiner
Nachbarschaft ein schönes Sommerhaus, welches der Judenschaft gehört, und
wie ich fast vermuthe diesen Sommer ohne Miethe bleiben wird. Es liegt am
alten Graben, dicht an dem kleinen Hause, das ich einst bewohnt; dies Haus
blieb auch einen Sommer ohne Einwohner und wurde von einer reichen
jüdischen Familie zur Brunnencur genutzt. Sollte dieses wieder so eintreffen, so
würde es vielleicht angehen die untere oder obere Gelegenheit mir zum
Gebrauch Zeit Ihres Hierseyns auszubitten auf billigere Bedingungen als man in
einem öffentl. Hause leben kann. Die 3 Kronenloge ist gleichfalls in der Nähe
und hält einen Koch, der das Eßen nach Ihrer eigenen Vorschrift besorgen
könnte; und die Wahl des Weins aus unsern 3 vornehmsten Weinkellern würde
eben so leicht durch Ihren eigenen Geschmack ausgemittelt werden. Dieser
Einfall beruht aber auf Voraussetzungen, von denen ich erst Gewisheit einholen
muß, und auf den Fall, wenn Sie wenigstens 8 Tage sich hier aufhalten können.
Ich werde unter der Hand indeßen alle mögl. Erkundigungen in der Stille
einzuholen suchen.
Sollte aber Frkf. an der Oder nur von Ihnen erreicht werden können: so habe
ich einen ebenso schnellen Wink davon nöthig um sogl. bey der General
Administration um Urlaub anhalten zu können, ohne die ich so wenig im Lande als
außerhalb ohne Erlaubnis der Gen. Adm. und einen Reisepaß aus dem
Cabinette reisen kann, und erstere nicht so pünctl. als letzteres antwortet. Vielleicht
kostet es nicht so viel Schwierigkeiten, als ich mir eingebildet, beydes zu erhalten
und ich muß darüber mit kundigen Leuten zu Rath gehn, um theils das Nöthige
soviel ich kann hier zu Ihrer Beqvemlichkeit oder meiner Reise einzurichten.
Beydes hängt also lediglich von Ihrer Nachricht aus Mannheim ab.
Nun sehne ich mich mit der äußersten Ungedult nach Ihrem
Hauptbriefe
,
und daß es Ihnen möglich wäre noch selbigen vor Ihrer Abreise und deren
festgesetzten Termin abgehen zu laßen.
Hartknoch
erwarte alle Tage aus Riga,
vielleicht in Gesellschaft des
Wolke
, und denke jenem einen Brief an
Lavater
mitzugeben. In deßen verlegten Billet doch wol nichts gestanden, das einer
besondern Antwort bedörfte; denn die Wahrheit zu sagen, ich habe seine Meßiade
für ein Geschenk in seinem Namen, und nicht eigentlich von ihm selbst
angesehen, und ich bin Lav. und seinen sämtl. Freunden in der Schweitz unendlichen
Dank schuldig für alles Gute was einer meiner tägl. Hausgenoßen, Namens
Hill, ein lieber guter hofnungsvoller, aber noch gantz roher und fast wilder
junge Mann auf seiner Pilgrimschaft nach Italien genoßen, den ich schon für
verloren hielt, und der mich außerordentlich erfreut und getröstet, durch
seinen Brief aus Rom, den ich am heil. Osterabend erhielt.
Ihr vorletzter kleiner Brief vom 16 Febr. ist den 5 März hier angekommen
und den 9 und 10 auf dem Bett von mir beantwortet worden. Ich war gantz
betroffen und betreten darüber, nichts von Ihrem
Hauptbriefe
darinn zu
finden, aber der allerletzte hat mich wieder aufgerichtet. Gott laße alle Ihre
Arbeiten der leutseeligsten Freundschaft und Nächstenliebe geseegnet und fruchtbar
seyn – Seinen Augen alle Ihre Wege wohlgefallen – Seine dienstbare Geister
Ihre Reisegefährten, Gesellschafter, Hüter und Wächter seyn. „ER gebe Dir,
was Dein Herz begehrt, und erfülle alle Deine Anschläge“ – wie ein Baum,
gepflanzt an den Waßerbächen, seine Frucht bringt zu
seiner
Zeit, und seine
Blätter verwelken nicht, und was er macht, geräth wohl – Gott hat auch das
erste Vierteljahr an meiner ältesten Tochter so geseegnet, daß sie alle meine
Wünsche und Erwartung erfüllt wo nicht übertrifft, nicht auswen- sonderninwendig, durch den Grund, nicht durch die Schau –
Ich denke mit Wonne und Zuversicht aufan die Kalend. Julii und bin Ihr
ewig verpflichteter, durch Liebe und Erkenntlichkeit annehmlich verpfändeter und
verhafteter Diener und Freund Johann Georg Hamann.Ich laße diesen Brief, ohne ihn zu überlesen, mit der
ersten
d. i. Donnerstags-
nicht wie sonst mit der zweyten d. i. Freytags-Post abgehen. Gottes Gnade und
Seegen über Sie und mit Ihnen! Amen.
Adresse mit Siegelrest:HErrn / HErrn
Franz Buchholz
/ Herrn von Welbergen / zu /
Münster
/
in Westphalen
.
den 4. April 85.Kgsberg den 10 April Dom.Mis. Dom.85.Herzenslieber Lavater,
Der letzte Tag des ersten Monaths dieses laufenden Jahres wurde für mich
sehr eindrücklich, weil ich an demselben durch unsern guten B. Ihre herrliche
Meßiade nebst der Herzenserleichterung erhielt. Letztere hatte mir selbst schon
angeschafft wegen so mancher individuellen Züge unserer Ahnligkeit und
Verschiedenheit. Die erste war mir fast ganz unbekannt geblieben – Zwar wurde ich
lüstern gemacht, da Klopstock mir seine für die Scherflein verehrt, auch um Ihre
anzuhalten. Die Pracht der Kupfer hätte mich aber abgeschreckt, und ich hätte
mich gern an dem bloßen Text begnügt. Desto herzlicher wurde von Ihrer
zuvorkommenden Freygebigkeit und freundschaftlichen Ahndung meiner Wünsche
gerührt. Gott schenke Ihnen Gesundheit und Geisteskräfte zur Vollendung des
schönen Denkmals und zur Verklärung des frommen Menschensohns, der
keinen Becher kaltes Wassers unbelohnt läßt – mir aber Gelegenheit, Ihnen
auch einmal eine Gegenfreude, ich weiß leider! nicht womit? machen zu können.
Am Oster Heil. Abend wurde mit einem langen Briefe aus Rom dd den
12–16 Febr. von meinem Hill erfreut, an deßen Erhaltung ich beynahe schon
ganz zu verzagen anfieng. Sein Brief ist voll Gefühl und Erkenntlichkeit für
alles das Gute, was er besonders in der Schweitz genoßen und Ihren
Empfehlungen noch in Welschland zu verdanken gehabt. Gott vergelte es Ihnen, Ihren
und meinen Freunden in seinem und meinem Namen! Wegen der schriftl.
Tabelle, die unser Pf. ihm mitgegeben, berichtet er, daß er mit den Sachen nicht
bekannt gnug wäre, sich an keinem Orte lange gnug aufgehalten hätte. Ein Prof
der Chymie Graf Carburi in Padua hätte gemeint, daß man von da Beitrag
verschaffen könnte, aber auch Zeit dazu nöthig wäre. Was ihm Ihr Freund Heße
an mich aufgetragen, hat er mir auch mitgetheilt. Einigkeit des Geistes hebt alledieMannigfaltigkeit der Sprachen nicht auf, die alle in ihrem Zweck
übereinkommen.
Hill, der keiner muthwilligen Lüge fähig ist, versichert mir, die ganze Reise
den Aufenthalt in Rom vom 6 Jänner bis zum 12 Febr. mit der fast
unglaublichen Kleinigkeit von 16 # bestritten zu haben, und wenn er nicht das Unglück
gehabt auf der Banque von Venedig 6 u 12 # durch die bösen Römer auf die
schlaueste und heilloseste Art zu verlieren, wäre er entweder nach
Constantinopel oder durch Frankreich über Engl. zurück gekommen. Dieser für ihn
ansehnliche Verlust zwingt ihn durch den nächsten Weg zurückzueilen, daß er im
Monat Junii auch vielleicht eher wider hier zu seyn hoft. / Sollte der arme
Nathanael durch neue Zufälle vor Anker liegen müßen, oder HE Tischbein nähere
Nachricht von seinem gegenwärtigen Aufenthalt und Umständen haben und
durch Vorschuß nach Verhältnis obgemeldten Verlustes ihm zu helfen im stande
seyn: so soll jede Ausgabe sogl. ersetzt werden, wozu sich auch Freund
Hartknoch, der diese Einl. mitnimmt, erbietet. Zu der Wallfahrt nach der Türkey
kann und will ich eben nicht anräthig seyn; desto lieber behülflich zu seiner
Widerkunft. Unterstützen Sie daher meine Antwort und Bitte an HE T. der
mir die Wahl durch Sie oder über Weimar zu antworten überlaßen auf seine
von u zu Herzen mir willkommene Zeilen und Grüße.
den 11 –Eben wie mich gestern Morgens mein Verleger und Freund Hartknoch
besuchte, erhielt ich eins der ersten Exempl. von unsers Kants
Grundlegung
zur Metaphysik der Sitten
, die ich bey meinem kranken Kopfe in ein paar
Stunden durchgelesen. Mein Sohn ist auch diese Woche vom Lande
eingekommen, und hat heute den Anfang gemacht mit seinem jungen Freunde
Ernst
Deutsch
die akademische Vorlesungen zu besuchen. Meine älteste Tochter war
auch zum Besuche hier und macht mir durch ihre stille Sittsamkeit mehr Freude
und Hoffnung, – daß ich sie gleich nach erhaltenem Seegen in Pension gegeben,
hab ich Ihnen schon gemeldet. Uebermorgen denke ich erst mein telonium zu
besuchen, nachdem ich mich über einen Monath mit einem faulen Magenfieber
geqvält.
Nachdem ich schon alle, Jahre lang umsonst gemachte, Reiseplane
aufgegeben, erfüllt Gott auch meine Wünsche durch eine mir angenehme Aussicht,
wo nicht dieses Jahr, doch in einem bevorstehenden selbige ausführen zu können
– denn am liebsten wär es mir doch meinen Wohlthäter, deßen Briefwechsel
immer befriedigender und zugleich reitzender für mich wird, in meinem
traurigen Vaterlande zu sehen und kennen zu lernen.
Doch ich will dieses ganze Spiel der Vorsehung ihrer eigenen weisen und
gütigen Entwickelung überlaßen. Mein alter Kopf geht also voller Grundeis,
daß ich wenig Zusammenhängendes zu denken im stande bin. Ich würde mir
auch ein Gewißen draus machen, liebster L. Sie mit einem so leeren und
zerstreuten Briefe zu unterbrechen,
wenn ich nicht müste
. Vielleicht ist einer
unserer Freunde so gut Ihnen die Mühe meiner Hand, vor der mir selbst eckelt,
durch Vorlesen zu ersparen.
Mendelssohn
soll
an einer Vertheidigung der Gottheit arbeiten gegen den
Prediger des zureichenden Grundes
Schultz. Dem in der Wüsten ist es
ziemlich verargt worden unsern alten gemeinschaftlichen israelitischen Freund
eines
atheistischen Fanatismi
beschuldigt zu haben. Schade um so manche
Lücke in Leßings theol. Nachlaß, den ich auf dem Bette gelesen! Arbeiten nichtunsere Philosophen, nicht mehr an
Aufrichtung
eines
neuen Pabstums
ohne es zu wißen, als die Ex-Jesuiten beschuldigt werden das alte auszubreiten?
Gott seegne Sie und die lieben Ihrigen. Empfehlen Sie mich Pf. und allen
übrigen Freunden, die sich um Hill und mich durch Liebe, Nachsicht und
Sorgfalt verdient gemacht haben – und wenn ein Vorschuß zu seiner Beförderung
möglich seyn sollte, so wird anzu der Erstattung dieser Auslage kein
Augenblick von mir versäumt werden nach beliebiger Vorschrift, oder durch den
geschwindesten sichersten Weg. Ich bin Zeitlebens und gantz der Ihrige. Johann
Georg Hamann.Kgsb. den 11 April 85Ihre letzte Zuschrift, liebster Müller vom 4 Jänner habe den 23 Febr. über
Weimar erhalten, und von Hill nach aller schon erschöpften Gedult am Oster
heil. Abend einen Brief aus Rom. Bis dahin hat ihm der HErr geholfen. Zu
Anfang des März ist er willens gewesen nach dem Vesuv zu gehen in 7
Tagreisen, sich 3 Tage in Neapel aufzuhalten und vielleicht zu Schiff nach Livorno
und Florenz, oder wenn die Fahrt unsicher u zu theuer wäre über Rom zu Fuß
nach Florentz in 16 Tagen. Weil ich also ihn nicht zu finden weiß mit meinen
Briefen, so hab ich zu Lav. und einem lieben jungen Maler Tischbein meine
Zuflucht genommen ihn im Nothfall, weil er mehr durch einen doppelten
Diebstahl an Gold verloren als er auf seiner ganzen Reise verzehrt, durch mit
einem Nothschilling einzuholen, wenn es sich thun läst, und seinen gehabten
Verlust wenigstens zu ersetzen. Er hat mir hier noch Geld zurückgelaßen, und ich
würde für das Nöthige gleich Rath schaffen, daß alles ohne Verzug baar
erstattet werden sollte.
Es ist wirklich ein sehr guter Mensch und der das
Glück
gehabt auch sehr gute
Menschen allenthalben anzutreffen. Hier war der Zweck seiner Reise, seine
Gesundheit zu stärken. Er hatte sich schon vor unserer Bekanntschaft zu dieser Reise
mit der grösten Strenge eines Anachoreten vorbereitet. Alle diese Arbeit umsonst
gethan zu haben, war kaum mögl. ihm zuzumuthen. Ich glaube, daß auch dieser
an sich verkehrte Schritt zu seinem Besten gereichen wirdEr hat mir eine Nachricht mitgetheilt, um deren Beyhülfe ich Sie ansprechen
muß, nachdem ich mit HE Hartknoch darüber zu Rath gegangen, der mir HE
Steiner zu als Ihren Assistenten in diesem Handel empfohlen. Auf der
Ambrosianischen Bibliothek, sollen noch einige Exemplare von des Giggejiarabischen Wörterbuch, wie ihm Doct. Bugatti Bibliothekair der dortigen Bibliothek
gesagt hat, welcher gegenwärtig das Morgenl. in Rom studiert, für 15 römische
Scudi = 1½ # zu haben seyn. Für ein Werk von 4 Bänden scheint dies ein
wohlfeiler Preis, spottwohlfeil. Wenn ich auch für 2 # die Fracht bis Schafhausen
eingeschloßen ein hier so seltnes Werk für meinen Sohn, der Medicin und zum
Behuf dieser Wißenschaft das arabische studieren soll, zu seinem künftigen
Gebrauch haben könnte, wäre es für mich eine sehr erwünschte Beute. Auf 1 #
mehr oder weniger soll es mir auch nicht ankommen für ein so gutes Werk in speund auf die Zukunft. Sie wißen daß man nur 2 gedruckte arabische
Wörterbücher hat, Golius, denGjeuharium (welchen ich mit vielem Aufwande aus
Hamburg erhalten) und Phiruzabadium, den Giggeius übersetzt hat. So hätte
ich die Familie zusammen, und eine arrham auf den Fleiß meines Sohns sein
Gelübde zu erfüllen, wenn ihm Gott Leben und Gesundheit schenkt, an seinem
Freund Hill bekäm er auch einen guten Wegweiser und Consorten in der
arabischen Litteratur, jeder in seinem Fach, der eine als Theolog für den Geist der
andere als Medicus für den Leib. Vielleicht denkt auch Hartknoch selbst daran
gegen HE Steiner. Es kann bey Ihnen so lange liegen bleiben, bis es beqvem
zur Meße befördert werden kann und wenn der Handel zu stande kommt, soll
das Geld für Sie oder Ihren dortigen Freund parat seyn.
Ich danke Ihnen, liebwerthester Freund, mich auf
Brenkenhofs
Leben
aufmerksam gemacht zu haben, vielleicht das beste Buch, so ich von Meisner
gelesen. Bitte mir wegen meines Auftrages eine Erklärung aus, ob Sie sich damit
abgeben können, und allenfalls mein Vertrauen auf Ihre Freundschaft nicht
übel zu nehmen. Mein Sohn der vorige Woche vom Lande angekommen und
heute se akademische Laufbahn angefangen, soll sich einmal selbst dafür
bedanken. Gott gebe Ihnen bald eine Heerde und Schäferinn nach Seinem Herzen,
und Ihrer lieben Frau Mutter eine gefällige Schwiegertochter. Empfehlen Sie
mich unbekanter Weise Ihrem HE Bruder, auf deßen neue Geschichte seines
Vaterlandes ich mich zum voraus freue. Leben Sie recht wohl und vergeßen Sie
nicht inter Spem Curamque, amores inter – Ihren alten
ergebnen Freund und DienerJoh. Georg Hamann.Unter der Namensunterschrift von Lavater mit Bleistift vermerkt:Codex u Arab. auf der Sfh. BiblAdresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):An / HErrn Johann Georg Müller / Candidaten des heil. Ministerii / zu /
Schaffhausen
.
Von Lavater mit Tinte auf der Adress-Seite:Dank für das Gethane. Briefe von Hamann send’ ich Ihnen bald – auch eine
noch vorgefundene Frau D. v. Baum
L.den 8. May 1785.Kgsberg den 14 April 85.Herzlich geliebtester Freund,
Hartknoch ist vorigen Freytag angekommen, und diesen Montag abgereiset.
Ich habe ihm Hippels Abdruck in seinem Namen, und in Hinzens seinem Kants,
u in Hofr. Metzgers seine Disp. über das Gnothi seauton abgegeben, und in
meinem eigenen nichts als bona verba – Mit dem Verleger zugl. sind 4 Exempl.
der
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
aus Halle für den
Verfaßer angekommen. Hippel hat auch eins davon zu erhalten, weil Kant eben
Sonnabends einem großen Schmause beywohnte, dem Kr. Deutsch zu Ehren,
der seinen Sohn auf die Akademie gebracht. Meiner überraschte mich einen Tag
früher mit dem Gepäcke. Sonntags frühe, wie H. eben bey mir war, erhielt
Hippels Exemplar zum Durchlesen, womit ich auch in einigen Stunden fertig
wurde – Sie können sich leicht vorstellen, wie? und es noch denselben Tag wider
zu Hause schickte. Statt der
reinen Vernunft
ist hier von einem andern
Hirngespinst und Idol die Rede, dem
guten Willen
. Daß K. einer unserer
scharfsinnigsten
Köpfe ist, muß ihm auch sein Feind einräumen, aber leider! ist
dieser Scharfsinn sein böser Dämon, fast wie Leßings seiner; denn eine neue
Scholastik und ein neues Pabstum sind die beyden Midasohren unsers
herrschenden Seculi. Ich freue mich auf den
zweiten
Theil Ihrer Ideen, und hoffe, daß
selbiger fertig geworden seyn wird – Bin gestern zum ersten mal ausgegangen,
werde aber noch nicht so bald nach der Stadt kommen können. Mein Kopf ist
sehr schwach, und die Hypochondrie drückt alle meine Eingeweide und beklemmt
meine Brust. Selbst der Antheil, den ich an der neuen Laufbahn meines Sohns
nehme, und seine nahe Gegenwart, da ich ihm keine eigene Stube einräumen kann,
ist Unruhe für mich, und vielleicht noch mehr für ihn. Er hört Logik u. die physische
Geographie u über Karstens Physik bey Kant, Physik und Experimentalphysik
bey Reusch, Mittwochs u. Sonnabends 2 Stunden nach einander bey Hofrath
Metzger über Sellens Skiagraphie, der höchst kläglich lesen und beynahe nicht
das geringste hinzusetzen soll. Weil diese Stunde öffentl. ist ihm einen
allgemeinen Begriff von seinem künftigen Beruf giebt und Metzger immer sehr
zuvorkommend sich wenigstens gegen mich gestellt und weiß der Himmel was für
Rechnung auf meinen Sohn gemacht, und seine beynahe unverantwortl.
Unthätigkeit den hiesigen Mängeln zuschreibt, hab ich diese Stunde meinem Sohn
anrathen müßen, im Vertrauen, daß selbige öfters ausfallen und ihm eben so
wenig nachtheilig als vortheilhaft seyn werden. Gestern in den ersten 1½
Stunden hat er von dem kleinen Buch beynahe einen ganzen Bogen absolvirt. Köhler
soll ebenso elend das Hebr. u Gr. lesen, höchstens Varianten anführen – so sehr
auch mein Sohn Lust hat das Griechische weiter zu treiben und ich das Hebr. zur
Erleichterung des Arabischen erhalten wollte. Zu diesem allen ist hier keine
öffentl. noch privat Gelegenheit. Auch Mathematik, lateinschen Styl habe noch
aussetzen müßen – Im Französischen hat er noch gar keinen Anfang gemacht –
und gleichwol hat er den ganzen Tag besetzt zu
Widerholung
der Stunden
und Fortsetzung der alten Autoren – das auch bey jungen Leuten ohne Aufsicht
ein mißlich Ding ist. – Ich sehe also dies erste Semestre als verloren an, und
opfere
alles
meiner ältesten Tochter auf, welche mir dafür alleviel Hofnung giebt
in Einem Jahr einen guten festen Grund mit nach Hause zu bringen – wo ich
alsdenn eine beßere Vertheilung zu machen im stande seyn werde.
Verzeyhen Sie mir, liebster H. daß ich mein Herz so gegen Sie ausschütte.
Ich glaube, daß es Ihnen fast eben so geht, und Sie vielleicht noch ein schwerers
Joch tragen, nur mit mehr Stärke der Vernunft und kluger Gedulte. Nun muß
ich Ihnen noch im Vertrauen sagen, daß ich entweder meinen mir immer noch
unbekannten Wohlthäter
hier
erwarte oder bis Frank. an der Oder entgegen
reisen muß, und daß der 1
Jul
. zu unserer Zusammenkunft ausgesetzt ist.
Diese Alternative hängt von wichtigen Umständen ab, deren Entscheidung ich in
einem Briefe aus Mannheim erwarte, damit ich sogl. um Urlaub in Berl.
anhalten kann. Müßte ich schon so weit gehen, so können Sie leicht denken, wie
groß die Versuchung seyn wird weiter zu gehen, weshalb ich im Cabinet um
Erlaubnis anhalten müste. Bekomm ich die, welches ich gewiß versuchen möchte –
und wie bedaure ich Reich. Abwesenheit! – so würde ich Anfangs Julii in W.
seyn. Melden Sie mir so bald Sie können, ob sich Ihre Brunnencur alsdenn
schon anfängt – welche ich um alles in der Welt bitte – nicht zu verrücken, weil
noch nichts bestimmt ist. Drey Tage können wir uns satt sehen, und Ihr Haus
ist das Einzige – und so allein und verborgen als mögl. zu eßen, trinken,
plaudern und schlafen – Ich will vor der Hand nichts als die
Zeit
Ihrer
Cur
wißen,
wie Sie selbige bestimmt haben in Ansehung Ihrer eigenen Gesundheits- und
übrigen Umstände, ohne die geringste Rücksicht auf einen so
mißlichen
Wink
als der gegenwärtige ist.
Weil ich hierauf baldige Erklärung erwarte: so muß ich Sie noch mit einem
Auftrage beschweren, der mir auf dem Herzen liegt. Ein hiesiger guter Freund
wünscht sehr die Sammlung des dortigen Voigt zu besitzen, welche 2 # kostet.
Wenn ich nicht dem Manne alte und neue Verbindlichkeiten schuldig wäre, und
die patriotische Grille hätte alles Mögl. in mein Vaterland zu ziehen, was zum
gemeinen Gebrauch und zum Theil auch meinem Sohn zu einiger Kenntnis
nüzl. seyn kann:, würde ich mich damit nicht befaßen. Es kommt aber auf die
Erleichterung der Frachtkosten an, und man glaubt, daß Hartknoch so gut seyn
würde mir diesen Gefallen zu thun. Ich kann dies auf
keinerley Art
ihm
zumuthen, ohne wenigstens das Volumen von 50 Stein, oder ich weis selbst nicht
was für Arten ungefehr beurtheilen zu können. Seyn Sie also wenigstens so
gütig diese Schwierigkeiten zu detailliren, damit ich diese Stelle dem Manne
vorzeigen kann. Ich will mich lieber selbst auf den Fall meiner Reise damit
belasten – denn ich mach mir ein Gewißen draus aus
mehr als einem Grunde
,
da ich Hartknoch wo nicht mehr doch ebensoviel schuldig bin, ihm diesen
Auftrag zuzumuthen – das ganze Ding müste denn wirklich eine Kleinigkeit und
KinFederspiel seyn, wie ich mir kaum einbilden kann von einer
Steinsammlung, die nicht zu den Kleinodien gehört. Am liebsten wär es mir, daß Sie mir
antworteten, warum
Sie
noch
ich
dies Hartknoch zumuthen könnten – damit
ich dies aufzeigen könnte, weil mein
guter Wille
wie K. sagt zu dienen, ohne
zu wißen daß es durch einen
dritten
geschehen sollte, übertölpelt wurde. Auf
jeden Fall soll
Ausgabe
wie der neulich
eventualiter für Hill erbetene
Vorschuß
mit der ersten Post und dem grösten Dank übermacht werden.
Während meines Schreibens werde ich von neuem zu dem Auftrage
gedrungen und noch mehr, durch Ihre Erklärung deßelben überhoben zu seyn. Helfen
Sie mir durch Ihre Vermittelung aus dieser Verlegenheit – und weil das liebe
Frauenzimmer eine abschlägige Antwort am wahrscheinlichsten einzukleiden
weiß, es Ihnen auch vielleicht an Zeit fehlen möchte: so wäre ich fast so
unverschämt den Beystand meiner verehrungswürdigen Freundin und Gevatterin
anzuflehen, mit der Erbietung alle Aufträge mit mehr Lust und Ehrlichkeit zu
übernehmen, die Sie von dort mir anvertrauen möchten.
Ich bin nicht imstande zu schreiben, und mein Kopf ist wie ein Bimstein –
Gott schenke Ihnen und den Ihrigen desto mehr Freude! Ich empfehle mich und
mein Haus Ihrem geneigten Andenken, und ersterbe in Erwartung beßerer
Stunden, Ihr
alter Εαυτοντιμωρουμενος. JGH.Adresse mit Siegelrest:Des / HErrn GeneralSuperintendenten Herder / Hochwürden / zu /
Weimar
. /
frey Halle
Kgsberg den 22 Apr. 85.Ihre geneigte Zuschrift vom 11 habe nebst den Büchern erst gestern erhalten,
und muß abermals bitten mit einer tumultuarischen Antwort für lieb zu
nehmen. Sie erhalten höchstzuEhrender Herr und Freund, den 2ten und 3ten Theil
von Necker, weil ich im Anfang des 2ten Theils unterbrochen, auch durch die
Schwierigkeiten der Materie abgehalten werde, mitten unter so viel zufälligen
Zerstreuungen fortzufahren. Kraus besuchte mich noch denselben Sontag, wie
ich mich seiner in meinem letzten Billet erinnerte. Nach seiner Instruction kann
er kein Buch, das über 15 rth kostet, ohne ausdrückl. Anfrage und Erlaubnis
anschaffen. 2. vermuthet er nicht ohne Grund diese Pasquille in des seel. Lausons
Bibliothek. Ich habe mich der Gelegenheit zu Nutze gemacht das Buch selbst zu
lesen, halte aber alle Versuche deshalb für fruchtlos – Habe ihn seit der Zeit
nicht wider gesehen, werde ihn auch außer ausdrücklichen Anlaß nicht besuchen.
Habe am vorigen Bußtage meinen Kirchengang gehalten und den ersten Besuch
in der Stadt bey HE Kr. R. Hippel abgelegt und bey HE Pr. Kant. Beim ersten
mein Gelübde wie St. Johannes weder zu eßen noch zu trinken, leider! weidlich
gebrochen und vom letzten – wo nicht ohne alle mein Verdienst und Würdigkeit,
doch wider und über alle Erwartung – mit einem noch für kein Geld feilem
Exemplar seiner Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, beehrt und erfreut worden.
Die 3 Briefe von meinem Hill lege versprochenermaaßen bey mit Beyl. und
Mängeln, die den Mantel der christl. Liebe nöthig haben.
Unser alte Freund Hintz ist von Hasenpoth nach Pernau als dasiger
Stadtsekretair in Begleitung einer künftigen Hälfte abgegangen, und im Begriff also
einmal ein ganzer Mann zu werden. Ihren Namen hab ich vergeßen, Sie
werden daher nicht seine ehemalige Reisegefährtin vermuthen.
HE Nicolai hat mir gestern die Ankunft seines 5ten u 6 Theils angemeldt und
die Vorauszahlung auf noch 2 folgende. Mach End o Herr mach Ende, könnte
man auch hier mit der alten christl. Kirche singen – denn ich zweifele daß das
Lied ins neue Gesangbuch aufgenommen seyn wird.
Es hätte mir wirklich um die Osterfladen leid gethan, oder vielmehr um Ihren
gutwilligen
Magen, wenn Sie ohne Ihren Assistenzrath die Gebühren der
heil. Policey hätten übernehmen müßen. Die Diät eines faulen Magenfiebers –
wofür Sie der Himmel bewahren wolle! – erfordert verträgt sich mit keinem
Süßteige, sondern erfordert alles, was dem Sauerteige ähnlicher ist, und ich bin
vom Sauerkraut zum Sauerbraten seit dem letzten Bußtage avancirt.
Von Brenckenhoff hat mir HE Mayr ein ähnliches Praeservativ gegen die
Meisnersche Skizze bereits eingegeben – auch ein Ideal seiner gelehrten Hand
und Unterschrift, welche sein Biograph hat wollen in Kupfer stechen laßen, aber
es bey dem
guten Willen
hat bewenden laßen – wie der
gute Wille
der
Schriftsteller oft vereitelt wird! – Zum ewigen Andenken auf einem Herderschen
Briefe vor- und nach gemahlt.
Den letzten März wurde von HE Stadtrath überrascht, der so gütig war
selbst Ihren letzten Auftrag an Biester zu erläutern. Den 4 d. ließ er mir seiner
Zusage gemäß die geschehene Wahl melden, und ohngeachtet mein Sohn einen
Tag früher ankam und ich eben kein rechtes Vertrauen zur Sache hatte, die der
Abrede gemäß durch unseren guten K. der sich durch seine Beyträge zur
Monatsschrift um B. verdient gemacht, bezog ich mich auf deßen Brief in der
Voraussetzung, daß er wirklich von HE Stadtrath deshalb ersucht worden. Ich habe
noch keine Gelegenheit gehabt mich deshalb zu erkundigen, und erwarte von
ihnen deshalb Auskunft, weil mein Brief ohne diese Voraussetzung ein wenig
rätzelhaft ihm vorkommen muß, aber in Vergleichung desjenigen was ich vor
Jahr und Tag auch länger schon geschrieben, sehr leicht zu entziffern war. Denn
bey aller meiner Hypochondrie habe ich wirklich meine ziemliche Dosin von
Etourderie, die ich aber wie ein herrisches Mittel blos auf den Nothfall zu Rath
halte. Die Anfrage, was mir vom 2 Jahrgang fehlt, hab ich gar nicht
beantwortet. Kraus u. Kant erhalten – ohne ihm dafür zu danken, vielleicht weil es
ihnen am Anfange, wie mir an der Fortsetzung fehlt.
Mein Freund in Düßeldorf hat den ganzen Vorfall mit der Fürstin mir ins
reine und klare gebracht, daß die ganze Sache für mich abgemacht ist. Aber in
der großen Begebenheit bin ich noch völlig im dunkeln und nicht einen Schritt
weiter. An Briefen fehlt es gar nicht, nichts als Episoden, die meine Neugierde
und Bewunderung und Neigung meiner ganzen Seele aufs höchste treiben. –
Alles komt auf einen
Hauptbrief
an, von deßen Fortgang er fast in jeder
Zuschrift Meldung thut. Er thut eine Reise gegenwärtig, wenn Witterung und
Weg nicht selbige verzögert – und diese wird entscheiden, ob er hieher komt, oder
ich den 1 Jul. zu Frankfurt an der Oder seyn soll, wie Sie leicht erachten können
– zur Gesellschaft und Bedienung für einen alten unbeholfenen Mann – in
Begleitung eines jungen Fuchses, der so viel Löcher hat, daß er um 5 Uhr
aufsteht mehrentheils vor meinem Aufstehen ausgeht, bloß Mittag hält und sich
gleich wider bis 7 Uhr Abends unsichtbar macht, dann schläfrig und müde zu
Bette eilt. Wir haben Macbeth angefangen, und sein Engl. ist durch HE Scheller
erhalten – den Dechant von Killerine versteht er und liest das Stottern
ausgenommen, erträgl. ohne es die ganze Zeit über getrieben noch einen Anfang von
einiger Bedeutung hier gemacht zu haben unter einem Vagabond, der sich für
einen Professor Toupet aus Warschau ausgab.
Wegen der Reise im Kopf und in spe seh ich dies Sommer semestre für verloren an,
und will ihn seinem eigenen Hange überlaßen, um selbigen beobachten zu können.
Unser gute Mayr hat gestern Vorlesungen über Karstens Mathematik mit ihm
angefangen und er soll einen guten Vortrag haben – philosophirt auch ein wenig
über die Metaphysik à la Malebranche mit ihm, das auch nicht schaden kann. –
Nun muß ich aufhören um in meine Loge zu gehen. Bitte mich der Frau
Kriegsräthin ergebenst zu empfehlen und bin mit Haut und Hoffaar d. i. gantz
mit Vapeurs und EtourderiesIhr treuer Vasall und DienerJoh Ge Hamann. Mein freundl. Willkom an Ihren gewesenen Nachbar – und gute Bothschaft
von seinem Nachfolger, weil ich unmögl. selbst nach dem Friedl. Thor gehen
kann, bitte diese Unterlaßungssünde durch einen Wink – ob K geschrieben, zu
ersetzen. Ihn selbst darüber zu fragen oder unsern Freund, scheint mir eine
entbehrl
. Etourderie zu seyn, die zu keinem Frommen dient, und reine Neugierde
die wohl ein wenig
warten
kann. Nochmals Gott empfohlen!
Sonnabend vor Cantate.
Vermerk von Hamann:den 23 Apr.
Georg
. 85 Erhalten den 14 May Pfingst heil. Abend
Geantw. den 9 Julii Dom VII. p Tr.Hier komme ich am Geburtstage meines Louischen, die eben mit blauen
Bändern geschmückt sich im Kreise ihrer Brüder behrdet, Ihnen auch liebster
Hamann; ein (wenigstens unerwartetes) Geschenk zu bringen, ein richtiges
Geschenk von Blumen u. vielleicht verwelkten Blättern. Wenn was Uebles daran
ist, so habe ich mit meiner Hausfrauen, die ich diesmal in die Gestalt einer, wie
sie sagt viel zu gescheuten, Theano maskirt habe, den Haus- u. Ehecontract
gemacht, daß sie alle δυς- und ευφημια an meiner statt übernehme, weil ich von
diesem gedruckten Blumenbeet oder von der Kürbishütte meines Vorfahren
Jonas Trotz ihrer breiten Blätter keine fernere Notiz nehme. Das punctum
saliens der Sammlung, das aber wie die Großmutter Natur bei ihren
Organisationen es macht, weise versteckt ist, war nichts anders, als einen Beitrag zur
Reise nach dem Karlsbade zu haben, folglich ein Allmosen zur Gesundheit,
folglich ein hochnothwendiges gutes Werk, das ja auch vom Tod errettet u. eine
Menge der Sünden zudeckt, folgl. folgl. Suppliren Sie weiter, lieber alter
Gevatter, der auch imn dem engen Schuh gesteckt hat, diese Shakespearschen ergels u.
laßen Sie ein barmherziges Gericht über den Gen. Super. u. Ob. Cons. Rath
ergehen, der aus Barmherzigkeit einige Griechische Jugendblumen zu Markt
bringt. Was ich im Gespräch der Antichambre des Buchs darüber gesagt habe,
ist Wahrheit. In Riga war das erste Buch, das dem zeitigen oder unzeitigen
Bibliothekar in die Hand fiel, die Anthologie u. Athenäus, die er beide noch
nicht kannte: beide kamen ihm in Holland u. Bückeburg wieder in die Hände u.
so lag das Häufchen oder die Sträuschen lagen da u. weil sie hie u. da dem,
der sie roch, wohlgefielen: so wurden sie aus dem pot-pourri meiner Papiere
errettet u. das erste Stück diesmeiner
aeskulapischen
Sammlung. Die
Fortsetzung soll nach dem weisen Sprüchwort: wer A. gesagt hat, muß p folgen,
in der einige Griechische Fabeln pp sind, die noch in keiner der gewöhnl.
Sammlungen paradieren u. der eine sehr kurze Theorie des gr. Epigramms, dem
Leßing nicht gnug Gerechtigkeit wiederfahren laßen, der weil er sich in seinen
Martial, wie mich dünkt, zu sehr verliebt hat, diesen Blumenkram schließen.
Vielleicht ists bei mir eben dieauch Einseitigkeit des Geschmacks, daß ich die
Spitzen des Martialischen Sinn- u. Windgedichts nie habe lieben können u.
mich an einer simpeln Viole oder Rose im Griech. Geschmack immer mehr
erquickte. Wenigstens heben sich sodann 2. Einseitigkeiten auf u. geben für das
liebe Publicum ohne Augen u. Ohren die Büste eines Janus, die sie es von
selbstbeliebiger Seite betrachten kann. Das Göttergespräch u. die meisten
Paramythien wurden vor 2. 3. Jahren für ein sogenanntes Tiefurter Journal
aufgesetzt, daran die Herzogin Mutter Freude fand u. das für 6. 7. Personen
abgeschrieben wurde. Es hat sein seliges Ende erreicht u. so konnte ich auch diese
Spielwerke zum Besten geben. Die Gespr. der Seelenwandr. u. den Hemsterh.
Nachtrag habe ich in der Sprache der von Sprachfehlern sowohl als von denen
gegen Schloßer anfangs gerichteten Pfeilen zu reinigen gesucht u. also
wenigstens abermals eine geschehene Sünde durch die Wiederholung des actus illicitigutzumachen gesucht. Nun richten Sie, lieber Cadi oder Baßa mit 3. Federn.
In meinem 41. Jahr lern ichs endlich sehen u. greifen, daß ich kein ehrliches
Deutsch schreiben kann, wenigstens bisher nicht geschrieben habe u. so will ich
wenigstens, den Rest meiner Schreibstunden dazu anwenden, daß ich die alten
verwachsnen Kinder meiner Muse, die eigentl. etourderie heißt, durch Fischbein
u. Schnürleiber curire. Gnug lieber Hamann; setzen Sie sich bei dem Büchlein in
verlebte Jugendzeiten, in denen Sie mich ja auch am Ufer des Baltischen Meerskannten u. nehmen die mit den triffles of the youth wie mit Gänseblümchen
einer nordischen Wiese vorlieb. Seit diese alte Zeit vorbei ist, klettern wir nicht so wohl
nach Früchten in die Höhe sondern wühlen oft gnug die Erde um, nach Pastoral-
u. Consistorial-Kartoffeln. Ich weiß, daß Sie unsrer Gesundheitsreise ein gutes
Epigramm auf der Säule Ihrer Brust stellen u. damit sind wir zufrieden, ohne
weiter im Reich der schönen Literatur glänzen zu wollen – also satis superque.Mit dem Druck meiner Ideen wills nicht fort: bald fehlte Papier bald starb
ein Setzer, der wahrscheinl. noch lebt; also werden sie auf Johann fertig – der
2t. Theil nämlich u. mit dem 3ten werde ich schließen. Ueber den höchsten Berg
sind wir also Gottlob! herüber. Einige Stücke dieses Theils haben mir
entsetzliche Mühe gekostet, ohne daß sie mich noch befriedigen; insonderheit das caput
mortuum der Regierung, an dem doch die ganze leidige Geschichte, wie sie der
HE. Immanuel u. das Publicum, dasder Universalgeschichte liest will,
hänget. Den 2ten Aufsatz drüber, nachdem ich den ersten selbst ad carceresverdammet, gab ich unserm Freund Göthe zur Ministerial-Censur u. er brachte ihn
mir mit der tröstl. Nachricht wieder, daß fügl. kein Wort davon stehen bleiben
könnte. Der 3te Aufsatz ist nicht beßer gerathen u. so hoffe ich noch auf eine gute
Pfingstauram, wenn meine KirchRechnungen zu Ende sind, um diesen
Gordischen Knoten säuberlicher zu behandeln. So gehts, wenn verdorbne politische
Säfte im Magen sind; dierepraesentatio mundi pro positu corporis nostri ist
eine wahre Lehre. In tiefster Autor-Demuth, (denn der Theil, auf den das
meiste vorgearbeitet war, ist vor großem Ueberfluß aufs dürftigste gerathen)
bin ich auf Ihr Urtheil oder vielmehr auf den sensum internum Ihres Herzens
übers 9. u. 10. Buch sehr begierig. Jetzt schwitze u. buchstabire ich am Styl, wie
ein armer Sünder.
Also ist unsre Zusammenkunft, lieber alter Mitgenoße meiner Wallfahrt,
noch in so weitem Felde? So lieb es mir für diese ersten Wochen ist: so unlieb
wäre mirs für das Weitere; ich muß Ihnen aber sagen, daß ich in meiner
Hoffnung nichts weniger als laß werde. Die Umstände der Vorsehung haben sich gar
zu sonderbar geknüpfet, daß sie uns nicht auch diese coronam unsers Lebens
flechten wollte u. sie wirds gewiß zur besten Zeit thun. Von Jacobi habe ich in
langer Zeit keinen Br.; er hat aber vorigen Montag an Göthe u. seine Schwester
an meine Frau geschrieben, daß er gesund istsei u. über Spinotza brüte.
Mendelssohn regt ihn, wie er schreibt, dazu fleißig auf u. es scheint, dieser will
damit nur veranlaßt seyn, daß er einenAnti-spinozaschreibe werde. Für
mich ist diese Disceptation Waßer auf die Mühle ob ich gleich alle Metaphys.
von Tag zu Tag mehr haßen lerne, weil sie das Buch der Natur versiegelt läßt
oder gar selbst zuschließt u. ihre Caractere auf die äußre Rinde mahlet. Für
Jac. ists gut, daß er etwas zu thun bekommt; sonst aber ist mit Mendels. nicht
zu disputiren. In seinen Worterklärungen liegt alles schon fertig, was er
braucht – – Der junge Spalding ist vor ein paar Wochen hier durchgegangen u.
hat mir einen Br. von seinem Vater gebracht, darinn er mir ihn empfohlen.
Mich freuete dieser Brief sehr, weil wie Sie wißen, eine ich vor jenen 10. Jahren mit
dem Alten in einen Handel kam, der damit endigte, daß ich ihm meine Br.
abfoderte u. die seinen zurücksandte. Der junge Mensch war so liebenswürdig,
gutherzig u. wirklich gelehrt, daß ich ihm mit Freuden alle Höflichkeiten erwies,
die ich ihm erweisen konnte; u. so freue ich mich daß auch
die
Spitze verwetzt
ist. Ich habe im Sohn den Vater studirt u. gesehen, daß gutherzige
Furchtsamkeit gerade das seyn möge, was ich für ganz etwas anders aufnahm, darüber
aber kein Richter hätte seyn dörfen. Wir fehlen alle mannigfaltig, sagt die
Kirchensäule zu Jerusalem; wir armen Bruchstücke stecken im Winkel der Kirche
eines Landkirchhofs u. da sollten wir uns einander stecken laßen, wo jedes steckt.
Alles was nur von weitem an KirchenOrdnung u. Litürgie grenzt, ist mir im
Thüringerlande so verhaßt oder gleichgültig geworden, daß ich nichts wünsche,
als daß Luther aufleben u. den Unrath auf seinem Grabe sehen möge. Als ich
die Epigramme zusammenlas u. ein paar Tage auch im furore war, dergleichen
zu machen, fiel mir der schwarze Luther von Kranach auf, wie er krank u.
grämlich vom Streit gegen Herzog Georg 1528. gemahlt in meinem Zimmer hängt
u. ich beehrte ihn mit diesem Epigramm:
Guter, schwarzer Mönch, mit starkem Arme begannst du
abzukehren den Staub, der die Altäre verbarg;
Aber schnell entrißen dir andre das säubernde Werkzeug,
lasen vom Staube das Gold, hingen den Besen sich auf:
Und nun steht der entgüldete Altar in ärgerem Staube
ohne Säuberung; – Gold können sie fegen nicht mehr.
Da haben Sie zu den Griechischen eine Thüringsche Superintendenten Blume.
Und nun, da das Papier zu Ende läuft, Gott empfohlen! Meine Frau grüßt
sSie herzl. u. wünscht Ihrer Tochter so viel Glück zu
ihrer
, als ich Ihrem Sohn,
der auch mir einmal geschenkt ist, zu
seiner
Akademie wünsche. Wir aber lieber
H., wollen
unsre
Akademische Lection auch nicht versäumen, uns nicht zu
grämen weder um die Administration des Mammons noch um seinen Erwerb.
Der’s besorgte, wird es fernerhin versorgen. Vorigen Sonnt. war das Evangel.
des Sonntags meiner Heirath, den 2. Mai wird der Tag seyn. Gebe Gott
Ihnen u. miruns alles, was uns Gott gut ist u. er hat uns so viel, viel gegeben!
Wenn Oursimus kommt, soll er nach bester Art ohne Kunst empfangen werden.
Leben Sie wohl, Lieber mit Ihrem ganzen, ganzen Hause.
Ich sehe, daß ich einige Punkte Ihres letzten Briefes, auch für den wir
Ihnen Beide nochmals danken, besonders zu beantworten habe, auch die
Fragen aus der Büttn. Bibl. also à revoir. Vale, vale.Nach Leßings Evangelisten bin ich sehr begierig.
Düßeldorf den 26ten April 1785Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 10. Erhalten den 17 May Pfingstdienst Geantw. den 18–23 —Liebster Haman,
Ich reise heute Abend nach Münster, um meine gute Amalia zu besuchen.
Wenn es mir immer möglich ist, schreibe ich Ihnen von dort aus, nachdem ich
Ihren Alkibiades nachdem gesehen habe, u in Ihre Seele von ihm umarmt
worden bin. Verderben Sie unterdeßen sich die Zeit mit dem hiebeykommenden
Aufsatze, den ich für Sie habe abschreiben laßen, u den Sie behalten können.
Dieser verzweifelte Aufsatz ist Schuld, daß ich Ihnen seit dem Zedel den ich in
Buchholtzens Brief praktizierte nicht an Sie geschrieben habe; doch hat ein
langer Besuch, den mein guter Schwager v Clermont aus Vaels mir mit dreyen
seiner Töchter machte auch nicht wenig dazu beygetragen. Glaube mir, lieber
guter Vater Hamann, ich mache mir tausend Vorwürfe darüber! Den Brief
vom 31ten März u 4ten April hatte ich kaum das Herz zu erbrechen u zu lesen, so
brennend fühlte ich meine Schuld.
Für heute muß ichs mit diesem Wisch gut seyn laßen. Der Kopf läuft mir
herum von allem was ich noch zu thun u zu besorgen habe; denn ich verreise
nicht allein nach Münster, sondern auch zugleich nach Pempelfort mit meinem
ganzen Hause, wo ich nach meiner Zurückkunft (in 14 Tagen) gleich anlanden
werde. Ich freue mich auf meine liebe ländliche Wohnung wie ein Kind.
Ihre Grüße haben meine gute Helene sehr gefreut. Was in meinem Herzen
ist, ist auch in dem ihrigen; sie liebt meinen Haman innigst, grüßt ihn u küßt
ihn. – Nun Ade, lieber Herzensfreund. Von Münster aus, so Gott will, sehen
wir uns wieder. – Mein Befinden ist erträglich, u ich hoffe die Reise soll es noch
beßer machen. – Ich herze Sie mit innigstem Wohlgefallen
F H JacobiHemsterhuys hat meinen Brief noch nicht beantwortet. Der Krieg macht ihm
so viel zu schaffen. Er hat eben erst das Portrait des Spinoza nach einer original
Zeichnung nebst einem Buch der Prinzeßinn für mich geschickt, welches ich zu
Münster finden werde.
Es ist doch wohl gewiß daß die kleine Schrift über das Fundament der
Kräfte Kant zum Verfaßer hat?
An dem scheußlichen TobacksGeruch der einliegenden Blätter ist der
Abschreiber schuld.
Lieber Vater.
Ihre lieben Briefe ligen mit etwa 200 unbeantworteten vor mir weit oben.
Doch kann ich izt nichts, als eine Zeile der guten
Toblern
, die Hartknoch, der
Ehrliche,par excellence, väterlich besorgt, und Ihnen darstellen wird mitgeben,
die Ihnen sagt, daß Ihr lieber Brief
Hillen
betreffend an
Tischbein
abgegangen, und Ihm alles wohl empfohlen worden ist. Ein guter Genius wacht über
Nathanael
Hill
, um seinetwillen, weil er ein
Kind
ist, quorum est Regnum
Coelorum
! – und um
Abraham
Hamans willen. Buchholz hat eine Brust
gefunden, an der sein Haupt ruhen kann. Nun noch ein Amt, eine Last, ein
Joch, und der Mann ist, was er seyn muß – durch einen Zufall, den ich als
Willen
des alleinwollenden verehre, ist mir Ihr Brief vom November erst
die vorige Woche zugekomen. Unser (liebes Gevatermännchen) b. weiß noch
nicht recht mit Bestellungssachen umzugehen. – Nicht
mir
, Ihm haben Sie die
Meßiade – mir nur ein Rouleau Kupfer zudanken, wenn es einmahl
angekommen ist.
adieu! Pfingsten steht bevor! – ach! –
Ach! Einen Hauch nur deines Weh’ns
zur unterstüzung meines Fleh’ns!
Ach! nur von deinem Angesicht
Ein Blik wie Mond und Sternenlicht!
Ach! welcher Sünder trüg ihn ganz
Den Strahl von deinem Sonnenglanz!
Sagen Sie der
Toblern
ein
ewiges
Wort. Was aus Gott ist, ist ewig, wie
Er, und was aus dem Herzen des Glaubenden und Liebenden kömmt, ist aus
Gott – grüßen Sie alles, was mich, um des Hern willen liebt, von mir – ich
bin Ihr ewig ergebener Lavater.Zürich ◉ den 8. Maj. 1785.am Begräbnußtage unsers Vaters.Kgsb. den 8 May Exaudi! 85.Alter liebster Freund, Landsmann und Gevatter,
Heute brachte mir mein Sohn Ihren Brief von der Post mit zur Vorkost.
Der Anblick Ihrer Hand machte mir Freude, aber der Innhalt läßt mich an
Ihrer Unruhe zu viel Antheil nehmen, daß ich nicht gleich darauf antworten
sollte. Meine Hypochondrie ist aufs höchste – und ich bin gegen alles was ich
rede und schreibe, mistrauisch.
Um alles in der Welt willen beschwöre ich Sie, nicht die geringste
Erwartung
meiner zu haben. Erwarten Sie wenigstens keine
Freude
noch
Zufriedenheit
von meinem Widersehn, sondern alle mögl. Last eines Besuchs von
einem Menschen, mit dem nichts anzufangen ist, man mag es angreifen von
welchem Ende man wolle – und der selbst nicht weiß, was ihm fehlt.
Es wäre unverantwortlich, wenn Sie die geringste Rücksicht auf meine
blinde molimina zu reisen nehmen wollten zum geringsten Nachtheil so
wesentlicher Pflichten als Gesundheit und Geschäfte uns auflegen. Noch ist es gar
nicht ausgemacht,
ob ich reise
, ob ich
Erlaubnis dazu
und
besonders
aus
dem
Lande zu gehen
erhalte. Erstere Erlaubnis hängt ledigl. von der Gen.
Adm. letztere unmittelbar vom Könige ab. Was anderen so leicht fällt, ist für
mich mit
Schwierigkeiten
verbunden, die theils von meiner Phantasie, theils
von meinem besondern Schicksal abhängen – und beide von Kleinigkeiten
welche niemand zu sehen noch zu fühlen im stande ist.
Unterdeßen ist es mir lieb, daß Sie mir genau Ihre ganze Lage und den
beqvemsten Zeitpunct bestimmten; denn falls ich reise, bin ich der gröste Freyherr
auf deutschem Grund und Boden, mich darnach zu richten, und wenn peracti
labores iucundi, würde ich mehr Ruhe in Ihrer Probstey auf dem Rück- als
Hinwege oder im Mittelpunct meiner Excursion genießen.
Setzen Sie also keine Feder weder nach Münster noch Düßeldorf deshalb an,
sondern laßen Sie der Vorsehung Ihren Lauf, und meinem Vorspann ihren
Gang – damit das Spiel nicht verdorben werde, wie bey der Tenne Nachon.Gott fördere Ihre Expedienda, und laße die Brunnenkur Ihnen und Ihrer
lieben Madonna gedeylich seyn – Der Nachtisch wird wol kommen, wie die
heutige Vorkost. Es waren Linsen, von denen ich zum Erstaunen meiner
Hausgesellschaft 3 Suppenteller einnahm, und noch Raum gnug für eine gebratene
Schweinskeule übrig behielt. Hinc illae lacrymae! Alle Begierden und Kräfte
meiner Seele scheinen in den Magen übergegangen zu seyn, und in diesem
objectiven Irrthum liegt vielleicht das ganze Uebel meiner gegenwärtigen und
vergangenen Unthätigkeit und Sinnlosigkeit. Ich hoffe bald beßere Gegenstände
meines Hungers und Durstes zu finden, und die Diät der Bewegung wird auch
die Schärfe meiner stockenden Säfte ein wenig mildern. Aus Mangel beßerer
Einsichten und Mittel muß ich mich an einem etwas türkschen Glauben, so gut
ich kann, fest halten. Soll ich kommen; so komm ich – Soll ich nicht; so scheitern
auch die besten Maasreguln im Schooß des Herzens – und in dieser
Voraussetzung biethe ich der ganzen Kakodämonologie Trotz.
Meinen Unsichtbaren zu kennen und zu sprechen, dies ist eigentlich mein
Berufs- und Hauptgeschäfte, von dem alle übrigen Freuden oder Leiden dieses und
der folgenden Jahre abhängen. Seit dem 2 April habe keine Zeile weder aus
Münster noch Düßeldorf erhalten. J. meldete mir den 22 März auf einem kl.
Zedelchen, daß er seit 4 Wochen krank wäre, ohne mir seine Genesung gemeldet
zu haben, meiner inständigen Bitte zu folge. Ich denke zu keinem
Misverständniße Anlaß gegeben zu haben. Sein Nachbar in M. ist nicht so
frey von
Geschäften und oneribus
, als Sie voraussetzen – und ich möchte ihn ungern in
seinen überhollegten Entwürfen gestört sehen, sehe es auch als meine Pflicht
an, mich so viel möglich leidend zu verhalten.
Seine Absicht war den 16 Apr. eine Reise anzutreten – ich vermuthe aber auch,
daß Wege und Witterung diesen Termin möchten verschoben haben. Aus
Manheim wollte er mir den Fortgang seines dasigen Geschäftes melden. Ich werde
bis Pfingsten warten –
Unser Jonathan in D. hat uns alle verwirrt gemacht, und ich hätte ein eben
solcher abstemius bleiben sollen im Briefschreiben an Ihn. – Aber meine
Verlegenheit in Ansehung der Berl. Kunstrichter, sein Waßer auf meine Mühle
durch die Mittheilung der Handschriften über Leßing, das Intermezzo mit der
Fürstin G. und meine eigene Bedürfnis wenigstens Einen Vertrauten
dort in
der Nähe
zu haben – und mein Unverstand im Reden und Schweigen, und der
gänzl. Mangel eines Augenmaaßes in beyden – kurz den 23 April erhielt ich
einen Brief von Claudius, um mich gleich nach Empfang deßelben auf die Post
oder zu Schiff zu setzen, und ja die Pfingsthochzeit seiner jüngsten Schwägerinn
nicht zu versäumen, und denn meine Reise ins hollsteinsche mit ihm anzutreten
unter der Aussicht einer fröhlichen Zurückkunft. Auf jeden Fall wird mir ein
noch so schwüler August angenehmer seyn, als ein so kalter May wie der heurige.
Wird dies Jahr aus meiner Reise nichts; so meld ich es Ihnen, und eben so,
wenn ich
fertig
dazu werden sollte – auch welchen Tag des lieben
Augusts
ich
eintreffen werde mit meinem Reisegefährten, um nichts als
Sie und Ihr
Haus
zu genießen. Beynahe wünschte ich, daß Sie den ganzen
Junius
und
Julius
nicht einmal an Ihren Freund, Gevatter u Landsmann von trauriger
Gestalt nicht einmal denken möchten; aber die Freude der Ueberraschung ist
irreparable und ich habe nicht die kleinste poetische Ader zur Täuschung –
wenigstens nicht zur angenehmen.
Ich fieng gl. den 24 pr. eine Antwort an Claudius an, die aber mit der ersten
Seite in Stecken gerathen, und bisher liegen geblieben. Sollte es mir mögl.
seyn selbige zu Ende zu bringen, so erlauben Sie mir wohl sie beyzulegen und
wenn es Ihnen an Zeit fehlt einige Zeilen zur Erläuterung meiner
Verlegenheit hinzuzufügen, so wie sie ist, zu befördern.
Hartknoch hat eine so mühseelige u langweilige Reise gehabt, daß er vielleicht
keinen Augenblick übrig gehabt. Er soll 20 mal umgeworfen worden seyn und
Hartung der einen Posttag nach ihm abfuhr, hat wider umkehren müßen. Ich
vermuthe, daß ersterer sehr in seiner Gesundheit und Geschäften zurückgesetzt
worden und daher einige Nachsicht und Mitleiden verdient.
Ihrem Päckchen mit der Post seh ich mit Ungedult entgegen, und danke im
voraus für die Freude, welche ich bey Empfang deßelben haben werde. Hofr.
Metzger hat sich schon bey meinem Sohn nach dem 2ten Theil der Ideen
erkundigt. Er hört leider! mir zu Gefallen des erstern Vorlesungen über Sellens
Einl. in das Studium der Natur- u Arzneywißenschaften – nichts als eigentl.
Vorlesungen aus dem gedruckten Buche, das er schon bis in die Mitte und
drüber vorgelesen. Was aus der andern Hälfte bis Michaelis werden wird,
begreif ich nicht.
Unser Hintz ist Stadtsekretair in Pernau geworden und hat vermuthl. auch
schon seine Ehe vollzogen, wo ich nicht irre mit einer Anverwandtin von D.Hummius, die bey Hartknoch gewesen.
Collin heist der Künstler, welcher die Abgüße macht in terra cotta. Hippel
verschenkt blos seine an sehr wenige Freunde, und jeder bewundert die
Ähnlichkeit. Den seel. Kreutzfeld fieng er auch an – aber er starb darüber. Jetzt ist die
Reihe an meiner runden Perrücke. Ob selbige gerathen wird, weiß ich nicht.
Ein sehr geschickter Maler HE.
Darbés
hat sich hier aufgehalten um das
Kayserlingsche Haus zu mahlen, wo er auch logirte. Er nimmt 20 # für jedes
Portrait – Ich hab mich bey ihm nicht eben als einen Kenner seiner Kunst und
virtù empfohlen – fand aber an dem Capriccio, Geist und Umgange dieses
Mannes viel Geschmack. Er ist ein großer Verehrer und Freund der
Kammerherrin von der Reck – und ich wünschte, daß er zu einer guten Stunde Sie in
Weimar besuchte, wie er sich vorgenommen zu thunIhre Erklärung in Ansehung des Steincabinets thut mir völlig Gnüge, und
ich wollte nicht gern Hartknoch damit belästigen. Den Steinhungrigen Freund
denke Ihnen mündlich zu nennen.
Ich habe Ihre Ideen seitdem 2 mal gelesen, habe aber nicht selbige zu Haus
gehabt um sie mit der Recension der Allg. Litteraturz. vergleichen zu können.
Dem Mann in Jena scheint es beynahe wie meinem lieben Heimcke zu gehen.
Der junge Most scheint ihnen in den Kopf gestiegen zu seyn, und ich glaube daß
die Leute bona fide bewundern, was sie nicht verstehen. Kant hat mich auch
durch
Erkenntlichkeit
für Meinen Sohn gefeßelt, um eben wie Sie jedes
Misverhältnis zu vermeiden. Den
alten Adam
seiner Autorschaft bey Seite
gesetzt, ist er wirklich ein dienstfertiger, uneigennütziger und im Grunde gut-
und edelgesinnter Mann von Talenten und Verdiensten – In Ihren Ideen sind
manche Stellen, die auf ihn und sein System wie
Pfeile
gerichtet zu seyn
scheinen, ohne daß Sie an ihn gedacht haben mögen – und ich vermuthe eben so,
daß in seiner Recension manches nicht so arg gemeint gewesen seyn mag, als
es vielleicht von Ihnen misverstanden wird oder gedeutet wird. Ja ich
machte tägl. in meinem Hause die Erfahrung, daß man aus 2
Gesichtspuncten sich immer einander widersprechen
muß
, und niemals einig werden
kann
., und daß es unmöglich ist diese Gesichtspuncte, ohne sich die gröste
Gewalt anzuthun, umzuwechseln.
Unser Wißen ist Stückwerk
– diese große
Wahrheit ist kein Dogmatiker recht im stande zu fühlen, wenn er seine Rolle,
und noch dazu gut spielen soll, und durch einen unvermeidl. Zirkel der reinen
Vernunft wird die Σκεψις selbst zum dogma –Ist denn keine Fortsetzung von Monboddo erschienen? Ich erwarte alle
Tage die 4 Theile des Harris mit einem Schiffer aus Engl. ich meine seine
Philosophical Arrangements u Philological Enquiries.Ihre Pfingstgaben werden hoffentl. diese Woche auch eintreffen. Wo ich aber
eine für Sie hernehmen soll?
Denn mein Herz ist dürr wie Sand
– Nichts
wie Miswachs in der Wüsten! Alle milde Gottesregen können einen solchen
Boden nicht fruchtbar machen –
Gott begleite Sie und Ihre würdige Freundin mit der ganzen Fülle seines
Seegens ins Bad, schenke Ihnen gute Witterung und gute Gesellschaft zu
Ihrer Cur, und bringe Sie zufrieden und verjüngt wieder zurück. Ihre
Nachrichten von dem Fortgang Ihres Erstgebornen und dem Geschmack meines
lieben Pathchens haben mich herzl. gefreut. Mein junger Student versteht noch
nichts von Composition – und ich bin nicht im stande weder selbst diesem
Mangel abzuhelfen noch durch anderer Handleitung selbigen zu ersetzen. An
Lust und Fähigkeit zu lernen fehlt es ihm eben nicht – und wenigstens werden
unsere Kinder und Söhne Freude an einander haben und die Freundschaft Ihrer
Väter fortsetzen und vollenden können. Von meiner ältesten Tochter hör ich
mehr Gutes als ich erwartet und vermuthet. Gott laße alles wahr und erfüllt
werden. Der Bruder hat seine beyde jüngste Schwestern heute in die Comödie
geführt um
Cabale
und
Liebe
aufführen zu sehen.
Ich hoffe Ihnen liebster Herder! alles zu Ihrer völligen Beruhigung gesagt
zu haben, und eben so lieb ist es mir, in Ansehung Ihrer Maasreguln für
Gesundheit und Leben
unterrichtet zu seyn. Wenn ich nicht als ein freyer
ungebundener Mensch reisen kann, so verlang ich gar nicht auch zu meiner Cur mir
die geringste Motion zu machen. Es wird also lediglich von mir abhängen, die
2 oder 3 Monathe nach unserer beyderseitigen Convenance anzuwenden, und
wie Sie selbst mit Grund muthmaaßen, konnte sich die ganze Sache von selbst
verzögern, und unwegbare Witterung schon den ersten Termin des 16 Aprils
verlängert haben. Bey aller meiner Unvermögenheit zu schreiben werde ich
nichts versäumen Sie an allem Antheil nehmen zu laßen, zu seiner Zeit – Ich
tappe aber noch selbst wie ein Blinder im Finstern, und weiß von der
Hauptsache nichts, bin auch nichts im stande zum voraus zu sehn, sondern überlaße
mich bey aller Unruhe, noch ruhiger meinem Schutzgeiste. Wie Du auch führst
und führen wirst, so will ich gerne gehen. Gezogen darf ich auch nicht werden;
denn Laufen wird mir leichter als das Gehen, und diesen Jugendfehler hat
mein grauer Kopf noch nicht gantz verleugnet.
Ich umarme Sie und bitte mich Ihrer verehrungswürdigen Donna unter
den besten Wünschen Ihrer völligen Genesung zu empfehlen. Ich grüße u küße
die lieben Ihrigen, Pathchen, seinen
großen
und jüngern Bruder, nebst der
kleinen einzigen Bibi. Alle Angst und Sorge sey überstanden – und bleibe fern
von Ihrem Hause! Daß ich alles nach Herzenswunsch selbst finden, sehen und
mich deßen erfreuen möge. Gott schenke uns allen einen holdseeligen August –
und geb uns einen
neuen gewißen Geist
! Amen
Den 9 May.Kgsb den 12 May 85.Vergeben Sie, höchstzuEhrender Freund, daß ich so spät antworte und so
wenig von meinen alten Versprechungen und Schulden abtragen kann. Die
kalte Witterung hat auf meine ganze animalische Oekonomie so viel Einfluß,
daß ich zu allem unfähig bin, und mein Gemüth ist so wund – und unruhig,
mein Kopf so wüste –
Ich bin erst gestern mit Necker fertig geworden. Das Ende übertrift beynahe
den Anfang. Ich habe mich an dem kleinen Kapitel über den Esprit de Systemenicht satt lesen können. Wie gern wünscht ich seinen
Geist
ausziehen und ins
deutsche concentriren zu können zu einem politischen Manuel oder
Handbüchlein. Daß Raynal an diesem Werk Antheil haben soll, ist mir sehr
unwahrscheinlich. Wenigstens hat Neckers Philosophie und Politik ein gantz ander
Gepräge und ist von gantz anderm Schroot und Korn.
Jemand, der es wißen kann, versicherte daß HE Pr Kant Ihnen auch ein
Exemplar seiner Grundlegung verehrt: sonst hätte ich meines schon zum
Durchlesen mitgetheilt, welches ich beylege, ohngeachtet ich es zum zweiten mal wider
vornehmen wollte.
Reine Vernunft
und
guter Wille
sind noch immer Wörter für mich,
deren Begriff ich mit meinen Sinnen zu erreichen nicht im stande bin, und für
die Philosophie habe ich keine fidem implicitam. Ich muß allso mit Gedult die
Offenbarung dieser Geheimniße abwarten.
Den deutschen Hemsterhuis lege Ihnen bey, weil das letzte Gespräch Simon
noch nicht in der Grundsprache erschienen – und es ein Vergnügen ist das
Wachstum dieses Schriftstellers in der platonischen Gabe zu dialogiren zu
beobachten.
Wie gern hätte ich die
Oeuvres de Valentin Jameray Duval
beygelegt –
Ich habe nur den 1 Theil auf ein paar Tage bekomen ohn den zweiten noch
gesehen zu haben. Vielleicht bringt Hartknoch ein Exemplar u die Fortsetzung
mit. – Aus Weimar vermuthe ich auch mit der ersten Post ein Päckchen.
Ich weiß nicht, HochzuEhrender Freund, ob ich Ihnen gemeldet, auch aus
Düßeldorf des Spinozae Principia Philosophiae Cartesii erhalten zu haben,
an denen mir so viel gelegen war, daß Sie nach Danzig deshalb eventuelle
Aufträge geben wollten, die jetzt nicht mehr nöthig sind.
Ich habe die Uebersetzung des Machiavells auf so gute Bedingungen
erhalten, daß ich sie gleich zum Buchbinder gegeben, um selbige bey der ersten Muße
mit dem Original vergleichen zu können, das ich kaum mehr allein zu lesen im
stande seyn werde – und dergl. Vergleichungen sind eine meiner liebsten
Beschäftigungen, wobey man in zwey Sprachen lernen kann –
Unser Reichard ist den 22 Apr. in Berlin gewesen um seine Frau abzuholen
und seinen Urlaub bis zum Novbr. zu verlängern. Er scheint auf gutem Wege
zu seyn, das Ziel seiner Reise zu erreichen, zu dem ich hier alle mögl.
Empfehlungen von hier auftreiben muste, welche er kaum dort brauchen wird.
HE. Nicolai bittet noch um 5 fl. 3 gl. zu seinem Zarm 4 : 15 als
Praenumeration und 18 gl. für Fracht etc. der beyliegenden 2 Theile. Mir ist am Ende
seiner Wallfahrt desto mehr gelegen, weil ich nicht eher die Beschreibung davon
zu lesen mir vorgenommen habe.
Von Engels Mimik ist wider mein Vermuthen der 2te Theil auch schon
heraus – nur Garve hat eines Macfarlan’s Werk über die Armuth, Ursachen und
Hülfsmittel mit Anmerkungen, Erläuterungen u einem Anhange übersetzt.
Adelung hat 2 Theile über den deutschen Styl herausgegeben.
Ohngeachtet der liebe Ernst einen Keuch argen Husten hat, wird er die
Feyerwoche in Grav. zubringen und mein Johan Michel ihn vermuthl.
begleiten müßen, der alle Morgen um 6 ausgeht, Mittags erscheint, gegen 2 bis 7
Uhr des Abends mit oder bey Raphael ist, und dann müde nach Hause komt,
daß selten weder Abends noch Mittags ein Viertelstündchen zum Fr. u Engl.
übrig bleibt.
Ernst und Raphael hören mit meinem Sohn gemeinschaftl. bey Pr. Kant die
physische Geographie
u.
Logik
– Michel noch obenein die Physik über
Karstens für Aertzte
. Alle 3 bey Reusch die
Experimentalphysik
. Ernst
und Raphael noch die Mathematik bey Hofprediger Schultz; HE. Mayr ist
dafür so gut diese Stunde zu ersetzen. Endl. hört noch mein Sohn alle Mitwoche
u Sonnabend 1½ Stunden bey Hofr. Metzger über Selle Einl. in das
Studium der Natur- und Arzneywißenschaft. Seine übrige Zeit vertreibt er sich
mit Raphael im lateinischen und Gr. und Engl. Ich habe mich aber bisher noch
gar nicht um ihren Fleiß bekümmern können, noch mögen – und rechne kaum
auf dies Semester, für meinen Johann Michel wenigstens.
Seit dem 2 April habe keine Zeile weder aus Münster noch Duderstadt
erhalten. Die Gräfin Kayserl. hat mich zu sich ruffen laßen – und hat mir viel zu
sagen, weil sie Briefe erhalten. Ich habe weder Lust Hand noch Fuß zu rühren,
nicht zum Reisen, nicht zum Schreiben. Claudius wünscht mich im May, Herder
im August und die Hauptperson des ganzen Spiels hat den 1 Julii zu unserer
Zusammenkunft ausgesetzt. Ob und was draus werden wird, weiß ich nicht.
Wird die Stelle Ihres HE Nachbars durch den Bruder unsers Freundes
ersetzt werden und die Sache des HE Schellers bald entschieden seyn? Ich erwarte
letztern nach den Feiertagen bey mir, und hoffe denn von ihm selbst mehr zu
hören.
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin, und erinnern Sie sich bey Ihren
Spatziergängen wie die Egypter bey Ihren Schmausen, einer traurigen Gestalt.
Mein Sohn wird sich Ihres geneigten Andenkens würdiger zu machen
suchen, und seine älteste Schwester Lisette Reinette giebt mir eben so viel
Hoffnung und Freude durch gute Gerüchte, denn ich sehe sie nur alle Monathe
Einmal, und ein sittsames Mädchen ist mir lieber, als ein lebhaftes zur Tochter.
Ich bin mit der vollkommensten Ergebenheit Ihr alter Freund und Diener
Johann Ge. Hamann.Adresse mit Siegelrest:Des HErrn Kriegsrath Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
. /
Nebst Einem rohen und 2 gehefteten Büchern.
Meine GeEhrteste Freundin,
Den herzlichsten Dank für Mitgetheiltes – das ich mir die Zeit genommen
abzuschreiben, wünschte Ihnen dafür das Vergnügen den Auszug geben zu können,
den der Altonaische Mercur auch in lateinschen Buchstaben gegeben, weil er mir
das Unsinnigste Zeug in meiner eigenen Sprache und mit meinen Worten
aufgebürdet, daß ich am allerwenigsten mich des Lachens dabey habe enthalten
können. Mehr verlange ich nicht von einem Recensenten, und er hat alle meine
Wünsche erfüllt.
Mein Sohn hat schon den heute den Auftrag erhalten sich wegen Hartknochs zu
erkundigen, und da das Unglück auf der Hinreise geschehen seyn soll: so denke
ich, daß wir uns seinetwegen beruhigen können.
Sie wißen, daß ich ungern danke, weil ich das Ding nicht recht verstehe; und
daher auch keinen Dank verdiene, desto lieber aber schuldig bleibe. Meine Tochter
besuchte mich gestern und brachte betrübte Nachrichten von den Umständen –
Ich werde diese Woche selbst ansprechen müßen um mich zu erkundigen, ob
nicht vor der Hand an dem Rest meines Vorraths gnug ist. Ihre gütige
Anerbietung auch Ihren zu theilen, habe durch mein Mädchen bestellen laßen.
Meine Pfingsttage sind der Witterung zieml. ähnlich gewesen; und ich
schreibe an einem Briefe, der mich vollends niederschlägt, weil ich nicht aus
der Stelle kommen kann. Ende gut, alles gut; und Sie haben das Beste dazu
beygetragen.
Wenn Sie mit den Zerstreuten Blättern fertig sind – doch mein Sohn wird
sich vielleicht die Freyheit nehmen sich darnach zu erkundigen.
Ich empfehle mich und mein Hausmütterchen, die allein ist, und bin unter
Anwünschung alles Guten für ewig
Ihrergebenster Freund und DienerJohann G. Hamannden Pfingstmont. 85.Kgsbg. den 16 May Pfingstmont. 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn!
So sauer mir auch Schreiben und Reden wird, so sehr auch der böse Geist der
Hypochondrie mich fast erstickt, muß ich es Ihnen doch wenigstens merken
laßen, daß der 18 März das Datum Ihres letzten Briefes gewesen, und heute
ein ganzer voller Monath des eventualiter bestimmten Termins Ihrer Reise
nach Manheim zu Ende läuft – Vielleicht hat die Ueberschwemmung auch die
dortigen Wege grundlos gemacht, oder Sie erfahren auch eben die nachtheiligen
Einflüße der kalten Witterung auf Ihre Gesundheit und Gemüthslage –
Verdenken kann ich es Ihnen auch nicht, weil mein unfruchtbarer und trauriger
Briefwechsel eine leider! nur zu treue und wahre Weißagung von meiner Person
ist – wenn Ihnen beyde gleichgiltig geworden. Wozu sich den Mühseeligkeiten
und Zeitverlust einer so mißlichen Reise aussetzen? wenn es eigentlich von
meiner Seite allein ein Bedürfnis und Beruff ist Sie aufzusuchen. Fallen die
Umstände so günstig aus, daß Sie im stande sind
Ihren ganzen Plan
von
Zürich bis in meine Heimath zu bestreiten, so wären alle meine Sorgen
überflüßig, und Sie hätten das Verdienst, alle Gerechtigkeit erfüllt zu haben. Erhalte
ich aber die Nachricht den 1 Jul. zu Frankf. einzutreffen zu spät, oder die
General-Isabel ertheilte mir einen Korb statt eines Reisepaßes oder verzögert
denselben: so würde ich vollends untröstlich seyn, und noch mehr wie jetzt
durchdrungen vom Gefühl meiner Abhängigkeit. Wäre ich aber schon auf halbem
Wege: so würde die Versuchung zu stark seyn wider umzukehren, ohne meinen
alten Freund Herder zu sehen oder meinen Gevatter Claudius kennen zu lernen,
und in Wandsbeck vielleicht Ihren Nachbar, deßen Winke die beyden ersten zu
einer dringenden, sie und mich beunruhigenden Erwartung aufgebracht haben –
Auf jeden Fall bin ich allso willens gegen das Ende dieses Monaths um eine
Erlaubnis zur Reise anzuhalten, und selbige nach Maasgabe Ihres bestimmten
Dati anzutreten, weil ich Sie am liebsten
zu Hause
bey Sich oder bey mir zu
sehen wünsche, und jeder Mittelort
Fremde
für mich ist – Haben Sie Lust
einmal eine Reise zu Ihrer Gesundheit nach Norden zu thun, so kann dies ja
mit mehr Ruhe nach Versorgung Ihres siechen Freundes geschehen, von Ihrer
und meiner Seite.
Finden Sie diesen Vorschlag billig, so werde ich gleich zur Thätigkeit schreiten,
und giebt Gott Gesundheit und Glück, wie er bisher otia geschenkt und pia
desideriagegeben erhört hat, eile ich zuförderst mit meinem Begleiter in Ihre
Arme und unter Ihr Obdach, wo wir uns am abgeschiedensten einander
mittheilen können. Dadurch würde alle Besorgnis einer Reise aufs Gerathe wohl!
gehoben, und weder Ihre beßere Geschäfte noch Verbindungen unterbrochen,
auch vielleicht eine heilsame Wirkung auf meine Gesundheit und Gemüthsruhe
durch eine solche Wallfahrt befördert, unterdeßen eine wankende Ungewißheit
eben so sehr meine gespannten als erschlaften Nerven angreift.
Die Gräfin Kayserlingk lies mich am Ende voriger Woche zu sich ruffen,
weil sie eine Antwort auf ihre Zuschrifft erhalten, wodurch ich völlig beruhigt
worden bin – und ebenso zufrieden mit den gnädigen Gesinnungen der
frommen Fürstin, als mit dem guten Ausgange der ganzen Episode – Aber zur
Hauptsache fehlt mir noch immer der Schlüßel Ihres Hauptbriefes – Licht und
Wärme auf den Weg. Ich bitte darum!
Wenn nur nicht Krankheit die Schuld Ihres zweymonatlichen
Stillschweigens ist: so erwarte wenigstens Ihr Ja! oder Nein! auf meinen Vorschlag.
Mehr und beßer schreiben kann ich nicht; aber desto stärker an Sie denken in
petto und effetto – in Geist und Wahrheit
Ihrewig treuer und verpfändeterJohann Georg H‥Adresse mit Siegelrest:HErrn / HErrn Buchholz, / Herrn von Welbergen, / wohnhaft zu /
Münster
/
in Westphalen.
den 16. May. 85.Kgsb. den 17 May Pfingstdienst. 85.Mein Herzenslieber Jacobi und Jonathan! Ich hatte eben einige
kümmerl. Zeilen, an denen ich fast den ganzen Tag gestern
geschrieben, selbst auf die Post gebracht, und eilte wieder auf meine
Amtsstube wie mir Ihr Brief zu meiner großen Freude und Beruhigung
entgegen kam – denn ich habe von Posttag zu Posttag auf einen Laut aus Ihrer
Gegend gewartet, und bin mehr für Ihre
Gesundheit
als
Misverständniß
besorgt gewesen, weil letzteres leichter zu heben als jene widerherzustellen ist.
Mein Vorsatz war diese Woche an Sie zu schreiben, und mich erst mit Ihnen ein
wenig zu zanken, weil ein wenig Galle mir Appetit zum Eßen und Raisonniren
macht, und denn mich wider mit Ihnen noch herzlicher auszusöhnen. Aber Ihr
freundschaftlicher und zärtlicher Brief beschämt mich, und überhebt mich aller
Umschweife.
Vorigen Freytag besuchte ich unsere gute Gräfin v Kays. und ließ mich an
Ihrer Freude über die Antwort Ihrer vortreflichen Fürstin den innigsten
Antheil nehmen, den ich zu
blöde
und
unfähig
bin mündlich und schriftlich
auszudrücken. – Den Tag drauf, am Pfingst heil. Abend, wurde ich von unserm
Bischof in Weimar mit einem Dedications Exemplar seiner
zerstreuten
Blätter
erfreut, und daß Sie nicht nur
gesund
, sondern auch
fleißig
wären,
daß ihm auch, wie mir, Ihre
Disceptation Waßer auf die Mühle
wäre.
Er ist auch meiner Meinung, daß mit unserm beiderseitigen Gegner nicht
füglich
zu disputiren wäre
, weil
in seinen Worterklärungen
alles
schon
fertig läge, was er brauche
– und daß er blos
durch Ihre Arbeit
veranlaßt seyn wollte
, ein
Anti-Spinoza zu werden
. Zu diesem
Verdacht bin ich auch geneigt. Ich wünschte daher, wenndaß Sie eine Anspielung
ausdrückl. berühren möchten, die ich in der Berl. Monathsschrift angetroffen,
und die mir vorkam auf Sie gezielt zu seyn, die
vertraul. Gespräche
der
Verstorbenen nicht
gemein zu machen
. Uebrigens befinde ich mich beynahe
im gl. Fall mit meinem alten Freunde M. eine Parasitenpflanze zu seyn. Ihr
Aufsatz ist mir sehr willkommen; ich habe ihn schon gantz durchgelaufen, und
werde ihn auch durchstudieren; denn ich habe die Gabe wie ein Raubvogel und
wie ein Krebs oder Schnecke zu lesen; aber mein
mürber Kopf
ist gegenwärtig
zu nichts aufgelegt. Ich bin mit der
Ethik
endlich fertig geworden, und die
Briefe
habe auch mehr wie einmal durchgegangen wie auch das Fragment de
Intellectus emendatione aber noch nicht das vorherstehende des Tr. Politici –
Auch Ihre Principia des Cartesii – Aber mein Gedächtnis ist lauter Löschpapier,
und meine Säfte lauter zäher Schleim. Was Jarige über den Spinozismegeschrieben, habe auch in den Memoires der Academie zu Berl. aufgesucht. Es
fehlt aber der
dritte
Abschnitt, und in seinem Eloge ist gar nicht daran
gedacht.
Kant
hat mich auf diese Abhandl. Aufmerksam gemacht. Er ist aber nicht
Verf. der kleinen Schrift über das Fundament der Kräfte, sondern ein Herr
von Elditten
(auf Wickerau) deßen Familie ich in meiner Kindheit genau
gekannt habe, und unser Kritiker soll nicht zufrieden gewesen seyn, sondern alle
Anführungen seines Organi castrirt haben, ich weiß nicht ob als Censor
publicus oder als Freundprivatus des Verf. Ich sahe diesen Bogen an, wie sie aus
der Preße gekommen waren, und es ist mir lieb, daß Sie mich daran erinnern.
Uebrigens hab ich so wenig Geschmack als unser Herder und der Pfarrer im
Merkur an das Schulidol dieser ganzen Wißenschaft – Ob es mir je glücken
wird Sie von dem abgeschmackten und leeren Wortkram im Aristoteles, Cartes
und Spinoza zu überführen, wird die Zeit lehren. Hier liegt der Erbschadeunserer Psilosophie und Psilologie, wie ich
reine Vernunft
übersetzt
habe – ich kann aber mit meinen Begriffen darüber auch nicht ins reine kommen.
Gestern Abend schickte mir meine Freundin MeCourtan, welche auch mit
einer Reise nach Riga ihrer Gesundheit wegen schwanger geht No 86 der
allgemeinen LitteraturZeitung zu, wo Schibl. recensirt wird auf eine Art, die völlig
nach meinem Geschmack ist. Die im
Altonaischen Mercur
wurde mir auch
von einem Freunde mitgetheilt, und ich habe so laut über meinen mir
untergeschobenen Unsinn gelacht als über die Uebersetzung des Flögels von dem engl.
Wort
Cant
in
Kantschen Styl
.
Meine Freude des heutigen Morgens über Ihren Brief habe Ihnen schon
gemeldet. Befördern Sie und unterhalten selbige durch Erfüllung Ihres
geneigten Versprechens mir aus Münster zu schreiben, ob unser Alcibiades gesund
und daheim ist, weil er auf 14 Tage eine kleine Ausflucht thun wollte, – ob er
Ihre Umarmung in meine Seele beantwortet – ob die erlauchte Aspasie das
Päckchen bereits erhalten, und ob das Langweilige meiner Autorschaft durch
das Lächerliche derselben und meines
guten Willens
, den unser Kant zum
Grunde seiner Metaphysik der Sitten legt, wenigstens gemildert worden –
Ist das Original von Hemsterhuis
Simon
noch nicht heraus? Daß ich auf
seine Antwort auf Ihr
Schreiben
neugierig bin, können Sie, liebster Freund!
leicht erachten. Was meynen Sie aber mit dem daselbst angeführten Articul
Spinoza
– kann man darauf sub sigillo confessionis, das mir heilig ist, nicht
Ansprüche machen?
Zu Ihrer Darstellung muß ich jede Anführung vergleichen, auf die Sie sich in
des Sp. Ethik vorzügl. beziehen; ehe hab ich nicht das Herz ein einziges Wort
darüber fallen zu laßen. Ich brauche dazu nicht nur Zeit, sondern auch eine Art
von Laune und Heiterkeit, der ich jetzt nicht fähig bin. Meinen Dank für Neckermuß ich Ihnen widerholen, wenn ich auch nichts mehr als das kleine Kapitel
de l’esprit de Systeme darinn gefunden hätte, an dem ich mich nicht satt lesen
können. Auch alle meine Freunde beynahe haben sich an diesem Meisterstück von
Beredsamkeit und Philosophie erquickt, gegen den Raynal nichts als ein
compilirender, declamirender Sophist ist. Was für ein herrliches Enchiridion ließe
sich aus der Einleitung, den locis communibus und dem Schluß, für einen
deutschen Fürsten ausziehen! Wenn solche Wahrheiten, solche Schönheiten
nicht zu einer kleinen Arbeit aufmuntern können: so können Sie sich leicht
vorstellen, wie mir bey einem Knochengerippe eines geometrischen Sittenlehrers zu
Muth seyn muß. Causam immanentem, vt ait, non vero transeuntem statuit;und mir gefällt mehr ein sich einspinnendes als ausspinnendes Insect.
den 21 –Ich bin nicht im stande gewesen seit Dienstags die Feder in die Hand zu
nehmen, liebster Freund J. und damit ich nicht noch einen Posttag versäume,
versuche ich wenigstens zu schließen; doch habe ich mich an den zerstreuten
Blättern erquickt, und sie zweymal nach einander durchgelesen, ohne daß ich
weiter mehr davon sagen kann, als das Wort der Theano:
sie haben mir
wohlgethan
!
Sie können sich meinen trostlosen Zustand nicht vorstellen, und wie ich an mir
selbst verzage, weil ich keines gesunden, vernünftigen Gedankens mir bewußt
und gantz thierisch bin. Heute haben wir Gottlob! ein Gewitter gehabt, und die
rauhe kalte harte Luft scheint sich ein wenig gereinigt und auch mich erleichtert zu
haben. Die Molimina meiner Reise haben bereits das ganze christl. Israel zu
Weimar u. Wandsbeck irre gemacht. Sie lieben mich und freuen sich auf mich
ohne Ursache
. Eine eben so drückende Lage, als ohne Ursache gehaßt zu
werden. Ja, ja, ich werde meinen Freunden so willkommen seyn, wie einem
Hausvater ein Dieb in der Nacht.
den 23.Auf jeden Fall, besuchte gestern, wo ich nicht irre, zum ersten mal in diesem
Jahre meinen nächsten Nachbar, den Provincial Director Stockmar, um mir
seinen Rath und Beystand zu Erhaltung eines Reisepaßes zu erbitten. Weil ich
gern überhoben seyn möchte an die Gen. Adm. selbst zu schreiben, übernahm er
es für mich zu thun, wenn ich bey ihm blos deshalb eine Vorstellung
einreichte. Er rieth mir aber die Sache bis auf den Anfang des Junii auszusetzen,
weil man in Berl. alle Hände voll zu thun hätte mit dem Abschluß der
Jahresrechnung, der den 25 d. geschieht. Zufällig muste ich an eben dem Dato 67
meinen Dienst antreten, ohne noch ein neues Finanzjahr erlebt zu haben.
Gestern bin ich den ganzen Nachmittag und eben so diesen Vormittag von
einem Besuch nach dem andern gestört worden, als wenn die Vorsicht mir
selbst Hülfsmittel zur Zerstreuung entgegen werfen wollte.
Meine einzige Bitte besteht noch mir aus Münster zu melden, ob Krankheit an
dem Stillschweigen schuld ist. Drey lange Wochen werde ich doch auf Antwort
warten müßen – Der König kommt gewiß nach Graudenz, wenn ich nur erst
meiner Sachen gewiß wäre! Gestern erhielt noch gantz spät No 90. der A.L.Z.und ich hoffe daß unser Herder mit der Recension seiner
zerstreuten Blätter
eben so zufrieden seyn kann, wie ich mit der meinigen – Der Verleger seiner Ideen
wird alle Tage hier erwartet – Verzeyhen Sie, wenn ich Ihrer zuvorkommenden
Freundschaft und den
zu günstigen Vorurtheilen Ihres Würkungs- und
Lebenskreises
– nicht wie ich
sollte
und
gerne
wollte
, beantworten kann. Dum tacet,
clamat – Gott gebe Ihnen Gesundheit, Ruhe und bey allen hausväterlichen
Sorgen eben so viel kindliche Freuden ländlicher Heiterkeit. Muß eilen um Einl. zu
befördern – und meinen Johann Michel aus dem Thor begleiten, der auf mich
wartet, und dem am Fortgange der Reise auch gelegen ist – der Mittelpunct meiner
Trägheit oder inneren Energie. Was weiß ich? Leben Sie wohl und haben Sie
Mitleiden mit Ihrem alten Grillenfänger und Heautontimorumeno – H, der sich
auch bald fürchtet, bald freut wie ein Kind. Auf baldige Nachricht aus M. oder
Pempelfort, wo alles zu Ihrem Empfang grühne und blühe! Ainsi soit-il!Adresse mit Siegelrest:Des / HErrn Geheimen Raths Jacobi / Wolgeboren / zu /
Pempelfort
/
bey Düßeldorf. Fco WeselVermerk von Jacobi:Königsberg den 23ten May 1785.
J. G. Hamann
empf den 2ten Juni
Pempelfort den 18ten May 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):
No 11
. Erh. den 1 JuniiGeantw eod.Lieber Vater Hamann
Sie haben mein Packet vom 26ten April, wie ich hoffe glücklich erhalten, aber,
leider keinen Brief aus Münster. Unser lieber Buchholtz selbst war hieran auf
mehr als eine Weise Schuld. Ich sollte von einer gewißen Sache die ihn betraf
keine Erwähnung thun, weil er selbst zuerst Ihnen davon schreiben wollte; das
störte mich. Es störte mich hauptsächlich deswegen, weil ich nun über Ihr Reise-
Projeckt mich auch nicht recht heraus laßen konnte. Buchholtz hat Ihnen den
angenehmen Vorfall nun gewiß berichtet. Ich will aber doch lieber davon noch
schweigen um ganz sicher zu gehen.
Wenn Sie den Herbst erst reisen wollten, so könnte Ihnen die Prinzeßinn
von Gallitzin die Erlaubniß dazu ohne den Kronprinzen verschaffen; wollten
Sie aber früher reisen, so müßte dieser von Ihnen angegebene Weg
eingeschlagen werden; u es wäre sodann nur die Frage, was Sie selbst dabey thun
wollen, u in wie ferne Sie wünschen oder zulaßen mögen, daß Ihnen die
Prinzeßinn dabey zu Hülfe komme.
Die Hauptfrage ist, ob Ihnen die Reise zuträglich seyn wird. Buchholtz
fürchtet wegen der öftern Anfälle von Podagra denen Sie ausgesetzt sind, u ist
überhaupt besorgt, Sie möchten aus Liebe manches was Ihnen den Entschluß
zur Reise schwer macht verschweigen, u aus Großmuth zu viel unternehmen –
„Wir wollen ihn fragen, sagte ich, Hamann ist offenherzig wie ein Kind.“ –
„In allen Stücken, antwortete Buchholtz, nur in diesem nicht; ich glaube fast,
daß er aus Liebe gar zu lügen fähig wäre.“ – Dem sey wie ihm wolle: ich will
fragen, u auch meine eigene Meynung nicht verschweigen. Claudius, Herder,
Ihre Freunde so viel ich deren kenne, sind der einhelligen Meynung, daß nichts
in der Welt Ihnen so zuträglich seyn würde als eine Reise. Kleuker sprach mir
vor drey Jahren schon davon, u ich war damahls gleich darauf bedacht, wie so
etwas für Sie einzuleiten wäre. Wie man nicht wohl aus der Stelle kommen
kann, begreiffe ich nur gar zu gut, u glaube desto eher mir erlauben zu dürfen,
etwas dringend zu seyn. Buchholtz meinte, es würde Ihren Entschluß
erleichtern, wenn Sie Ihren ältesten Sohn mitnehmen könnten. Sollten die größeren
Reisekosten hiezu nur im Wege stehen, so wäre dieses Hinderniß mit einem
Worte aus dem Wege zu raumen. Und in Wahrheit es geht mir dabey wie
Cäsarn mit dem Tribun: Es kostet mich weniger zu thun als zu sagen. Da wir
aber einmahl auf dieses Capitel gerathen sind, so muß ich Sie an den Schluß
meines Briefes vom jüngsten October erinnern. Ich weiß nicht ob Sie
errathen haben, wo ich hinaus wollte. Unsere Bekanntschaft war damahls noch
zu jung, als daß ich mir hätte anmaßen dürfen, deutlicher zu reden. Von denen
Mitteln u Wegen welche eine so genannte Delikateße einzuschlagen pflegt, bin
ich kein sonderlicher Freund. Ich will überhaupt gar keinen Dank, u eben
deswegen mag ich wohl daß man mich sieht. Es gilt in einem hohen Grade v mir,
was Tacitus v den alten Deutschen sagt: muneribus gaudent, sed nec data
imputant, nec acceptis obligantur. Darum mache ich ungern Schulden; aber
wer zu schenken weiß, der schenke mir so viel er will u mag. – Genug hievon,
wiewohl mir Herz u Mund voll von Dingen ist die ich darüber noch zu sagen
hätte. – Gebe Gott daß Sie sich zur Reise entschließen! In diesem Wunsche
liegt viel viel unausgesprochenes.
Es ist der Prinzeßinn von Gallitzinn geschrieben worden, daß wenn Sie ein
andres Amt zu haben wünschten, als das Sie gegenwärtig bekleiden, man
Ihnen leicht dazu würde verhelfen können. Es käme darauf an daß Sie etwas
schickliches anzugeben wüßten.
Buchholtz ist mir unaussprechlich lieb geworden. Er setzt seine Geschichte für
Sie auf, die auch ich zu lesen bekommen soll. Bald soll ich einen Besuch v ihm
erhalten. Zu Münster waren wir sehr gestört; hier werden wir einander in
Freyheit genießen. O, daß ich auch Sie einmahl unter meinen Bäumen hätte!
Sie haben in meinem Briefe vom Oct den Fingerzeig auf Ihre †Züge S. 184
nicht finden können. Das wundert mich, da ich die Stelle aus dem 73 Psalm,
(daß in den †Zügen der 83 Psalm v 21. 22. angeführt wird, hielt ich, u halte ich
noch für einen Druckfehler, so auch Buchholtz) auf die Sie in der Note
hinwiesen, wörtlich einrückte. Sie antworteten: „Das Kind, das nichts weiß, ist
deswegen kein Narr, noch Thier, sondern bleibt immer ein Mensch in spe.“
Ihre jüngsten Briefe enthalten manches, worüber ich Erläuterung wünschte;
das ich nicht verstehe, oder nicht reimen kann: aber ich mag Sie nicht
unaufhörlich plagen. Vielleicht erhalte ich neues Licht, wenn Sie mir auf meinen
zweyten letzten Brief an Mendelssohn etwas sagen.
Leßings Theologischen Nachlaß habe ich erst vor 4 Tagen erhalten, u mit
großem Intereße gelesen. In Beziehung auf meinen Handel mit Mendelssohn,
war mir der Aufsatz No 12, über das Χstenthum der Vernunft sehr
willkommen. Daß sich die Anmerkungen zu dem Kanzeldialog nicht gefunden haben, ist
mir unbegreiflich u herzl leid.
Mein zweyter Sohn, Georg Arnold, ein 17jähriger Knabe, der mir schon viel
Sorge gemacht hat, u noch immer viel Sorge macht, geht auf den Herbst nach
Zelle zu meinem guten Onkel, dem General Superintendenten. Ich suchte einen
Hofmeister, der meinen Sohn noch ein Jahr unter meinen Augen unterrichten,
u dann nach Göttingen begleiten sollte. Den Hofmeister hat mir der Onkel
ernstlich abgerathen, u dabey den das höchst freundschaftlichen VorschlagAnerbieten gethan, meinen Sohn auf einige Monathe zu sich ins Haus zu
nehmen, u ihn nachher in Begleitung zweyer seiner Enkelsöhne, ganz die
äußerst wackere Jünglich Jünglinge seyn sollen, nach Gottingen reisen zu
laßen. Von diesen beyden Jünglingen studiert der eine Theologie, der andredie Arzeney, mein Sohn
die
Rechte: Es wäre schön, wenn Sie für gut finden
könnten, Ihren Johann Michael den 4ten Mann seyn zu laßen! –
An den guten Nachrichten die Sie von Ihrem Hill aus Rom erhalten haben,
nehme ich herzlichen Antheil. Ich bedaure daß ihn sein Weg nicht über
Düßeldorf geführt hat, u wundre mich fast darüber, da er in Zelle u in Frankfurt war.
Den Versuch über die Existenz einer materiellen Welt habe ich mit großem
Vergnügen gelesen. Mit dem Buche des Jesus Sirach für jedermann habe ich
hingegen nicht fertig werden können, u nachdem ich hin u wieder ein paar
Seiten drin gelesen hatte, es für immer weggeworfen.
Haben Sie in der Allgemeinen die Rezension meines
Etwas
gelesen? In
dem IVten Theile des Anhangs sind endlich auch meine vermischte Schriften
beurtheilt worden; ziemlich gnädig, aber mit einem albernen Hiebe begleitet,
der vermuthlich Herdern treffen soll.
Mein Befinden ist ganz leidlich. Aber Leni ist mir auf der Reise krank
geworden, u kann sich noch nicht recht wieder erhohlen. Wir giengen von Münster
nach Langendreher, dem Rittersitz des Schwedi hollandischen Gesandten am
Schwedischen Hofe, von der Borch, deßen rechtschaffene fromme Frau mir vor
3 Jahren durch Lavater empfolen wurde. Ich hoffte den HE v Reck, der in der
Nachbarschaft wohnt, dort zu sehen; er war aber verreistLeben Sie wohl, Mein trauter lieber Hamann, u schreiben Sie bald Ihrem
Freunde F. JacobiAn E. Königl. Hiesige Provincial-Accise- und Zoll Direction.Da ich theils zur Widerherstellung meiner, durch eine sitzende kümmerliche
Lebensart, beynahe gänzlich zu Grunde gerichteten Gesundheit, theils zur
Abmachung wichtiger Familienangelegenheiten eine Reise zu thun genöthigt bin,
und ich in Ansehung des ersteren das gröste Vertrauen zu einem
gegenwärtigen in Halle sich aufhaltenden Artzt habe, zum letzteren Geschäfte aber mich
einer meiner nächsten Freunde zu Frankfurt an der Oder erwartet, auch die
Kosten meiner Reise und Cur übernimmt: so nehme meine Zuflucht zu E.
Königl. p Provincial Direction mir eine Erlaubnis auf höchstens drey Monathe
geneigt zu bewirken und dieses mein Nothgedrungenes Gesuch bey E. Königl.
General-Administration auf das kräftigste zu unterstützen, auch Hochdieselbe
von den während meiner Abwesenheit zu treffenden Maasreguln in
Verwaltung des hiesigen Packhofes zu versichern. In Zuversicht einer geneigten
Erhörung habe die Ehre p
Königsberg den 1 Junii 1785Kgsb. den 1 Junii 85.Herzenslieber Jacobi-Jonathan, Ihr Brief fand mich, wie ein angenehmes
Frühstück, sedentem in telonio, da ich den ersten Tag des ersten Monats
vielleicht für das ganze Jahr gearbeitet habe. Die ganze Einnahme meines
Lagergeldes macht kaum ⅓ meines Gehalts, und die heutige fast ⅓ des ganzen
vorigen Jahrs, wenn alles baar eingeht, was ich zu Papier gebracht; denn noch
ist kein Heller in der Caße. Dem sey wie ihm wolle; so versprech ich mir von
diesen auspiciis ein wunderbares JahrMeine Bittschrift um einen Urlaub von 3 Monathen
höchstens
war schon
gestern fertig, nachdem mein Freund Hippel sein fiat copia dazu gegeben, und
wurde heute bey unserm Provincial-Director eingereicht, sehr liebreich wider
Erwarten aufgenommen, mit der Versicherung, daß es mit der ersten Post
unter Begleitung eines günstigen Berichts abgehen und die Resolution mir
allsobald mitgetheilt werden sollte. Diesen Abend begegnete mir einer der
Directions-Secretaire, u meldete mir von selbst, das alles schon zur Expeditionwäre. Die Sache ist nun also einmal im Gange, und ich gehe gerade zu.
Ich habe die ganze Lage der Umstände zum Grunde gelegt, und die reine
Wahrheit zur Einkleidung des gantzen Rätzels gebraucht. Wegen meiner
Gesundheit, die zum Leben gehört, gehe ich nach Halle einen Artzt zu Rath zu
ziehen, zu dem ich Vertrauen habe, weil ich ihn liebe – nach Frankfurt an der
Oder, weil mich einer meiner nächsten Freunde daselbst zu Anfang Juliierwartet, mit dem ich wichtige häusl. Angelegenheiten abzumachen habe. Dies ist
auch wahr, weil ich das mir anvertraute bisher blos zum Besten meiner Kinder
verwaltet habe und diese Gabe der Vorsehung zu nichts als diesem Behuf beßer
und sicherer anwenden kann. – So liegt alles nach der
letzten Abrede
und so
hab ich es zu Erreichung meiner Absicht angewandt. So bald ich Erlaubnis
erhalte, gehe ich gerade zu meinem
Ziel
, den ich als meinen
Beruff
ansehe.
Sollte wider Jedermanns Vermuthen die Antwort der Gen. Administrationmir Schwierigkeiten in den Weg legen; so würde mir kein Bedenken machen zu
der grosmüthigen Prinzeßin meine Zuflucht zu nehmen. Gott lob! daß ich in
Ansehung des
Stillschweigens
durch Ihre Nachrichten beruhigt worden
bin, und daß weder Krankheit noch Verdruß oder Misverständnis daran schuld
sind – sondern angenehmere Vorfälle. Wenn der Wind zu meiner Reise so
günstig bleibt, wie er jetzt meine ganze Seele durchweht – so will ich nichts
wißen, verlange keinen Buchstaben noch Heller mehr. So wenig ich bedenklich
gewesen die
Zinsen
für meine Kinder anzuwenden; mit eben so wenig
Gewißen werde ich, und mit eben so viel Oekonomie, als ich fähig bin, den
Hauptstock zum Bedarf meiner
Reise
angreifen. Sie wird in jedem Fall
Cur
für
Leib und Kopf seyn, wenn nicht währendes Gebrauchs, gewiß in der Folge zu
meiner Erholung wohlthätig werden.
Der Apostel Ihres Namens sagt: Siehe
ein klein Feuer, welch einen
Wald zündets an
! Wie leicht ein
Wald von Grillen
in meinem Gemüthe
aufschießt durch die Feerie meiner dithyrambischen Einbildungskraft, ist mir
noch unbegreiflicher. Außer der hypochondrischen Furcht wegen meines
Reisepaßes, quälte ich mich mit der getäuschten Erwartung bey der wirklichen
Erscheinung meiner lächerl. Gestalt, und leeren Figur, daß ich mich selbst nicht
auszustehen und zu leiden im stande bin – und je manehr man mir
zuvorkommt, desto verstockter und ärgerl. über mich selbst werde, und an allem irre,
was mich umgiebt. Ist noch einige Erleichterung von diesem Radical Uebel
möglich, so bin ich auch der einhelligen Meinung, daß nichts in der Welt mir so
zuträglich seyn wird, als der
Vor
- und
Nachschmack
einer solchen Wallfahrt
und heil. Kreuzzuges, der seit so viel Jahren wie ein Embryo in meinem
Gemüthe die tollsten molimina und saltus gemacht –
den 2 Junii auf der Loge.Den guten Empfang Ihrer Handschrift habe bereits bescheinigt, und um
Gedult gebeten. Ich zweifele daß es weder Ihnen noch mir glücken wird von
Mend. verstanden zu werden. Wie schwer wird es mir, mich bisweilen selbst zu
verstehen – geschweige einen andern. Hier liegt der Knoten, mit dem man erst
fertig seyn muß; sonst ist es beßer
schweigen
und sich
enthalten
, wozu sich
auch Mendelssohn entschloßen haben soll und eine Erklärung davon
herausgeben wird. Ein Frauenzimmer in Böhmen übersetzt seine Schriften ins Ital.
und hat sich ihm die erste Nachricht von der in Prag gedruckten Abhandl.
gegeben, die damals eben unter der Preße gewesen. Da komt es heraus, daß sie
ihm von einem gewißen
Eiyerle
ungefehr dem Namen nach gestolen
worden, der seine Bibliothek einmal in Ordnung gebracht haben soll. Wegen seiner
neuen Schrift an der er arbeitet habe auch neue Nachrichten, die aber verschieden
sind; Morgengedanken über Gott und Schöpfung – oder über das Daseyn u die
Eigenschaften Gottes.
Kant fand gestern bei HE Green, einem engl. Kaufmann, wo er alle
Nachmittage bis 7 Uhr zubringt. Er sagte mir mit dem HE von Elditten über sein
Fundament der Kräfte correspondirt zu haben, der sich die Freyheit genommen
Stellen aus seinem Briefe einzurücken, ohne ihn um seine Erlaubnis gefragt
zu haben. Als Decanus hatte er zum Glück die Censur dieser Schrift gehabt und
hätte diesen Unfug verboten. Die Schrift selbst ist mir versprochen worden, und
gehört zu meiner jetzigen Samml. Die Stelle aus meinen †zügen ist eine
meiner liebsten Ideen,
an denen ich brüte
; ich vermuthe daß ich selbige dem
Character in Rousseau Eloise zu verdanken habe. Der Druckfehler in der Zahl
des Ψ ist in meinem Exemplar corrigirt und vielleicht auch in dem nach Münster
geschickten. Habe endl. einmal des Harris, (deßenHermes oder philosophische
Sprachlehre ich besitze) Werk über die Praedicamente, Philosophical
Arrangements, nach denen ich schon Jahre lang neugierig gewesen nebst seinen
Philological Inquiries zu sehen bekommen und habe Hoffnung auch des MonboddoAncient Metaphysicks diesen Herbst zu erhalten, mit deßen Werk über die
Sprache ich eben nicht zufrieden bin. Lauter Elemente zu einer
Metakritik
der Vernunft
, von der ich ohne
Erfahrung u Ueberlieferung
keinen
Begriff habe. Nicht Cogito; ergo sum, sondern umgekehrt, oder noch
Hebräischer Est; ergo cogito, und mit der Inuersion eines so einfachen Principiibekommt vielleicht das ganze System eine andere Sprache, und Richtung.
Die letzten Bände der Allg. Bibl. sind mir fast gantz unbekannt und fremde
geworden – auch das Museum ist mir noch nicht aufgestoßen; weil eine Art von
Schicksal und Zufall
auch über meine Lectür waltet und schaltet.
Erlauben Sie mir daher, weil es Ihnen auch zuweilen so geht, Sie auf die
Werke des
Duval
aufmerksam zu machen. Die Nürnbergsche gelehrte Zeitung
hat den Schiblemini auch recensirt auf eine für mich sehr schmeichelhafte Art,
welche der Recensent wohl nicht gefühlt hat. Die allgemeine LitteraturZeitungist die einzige, welche ich ordentl. zu lesen oder anzusehen bekomme und sie
durch meinen Sohn dem Pr Kant, deßen Zuhörer er ist sogl. zufertige.
Ich habe nur den Einen Sohn und er ist der älteste von meinen 4 Kindern.
Der Junge hat leider! auch eine gelähmte u gebrochene Aussprache. Er ist mir
unentbehrlich zu meiner Reise, und ich habe gleich dies
halbe Jahr seines
Studierens für einen verlornen Versuch gehalten, es ihm selbst und seinen
Lehrern gemeldt, und ihn sich selbst überlaßen. An Neigung zum Studiren
fehlt es ihm nicht, auch nicht an Fähigkeit. Er hat das Glück geliebt zu werden
und, möcht ich auch sagen, mehr geachtet, als er es mir noch zu verdienen
scheint – auch hierinn Seinem Vater ähnlich. Aber keins meiner Kinder hat das
Vertrauen
zu mir, – und durch einen eignen Contract verheelen Sie mir
manche gute Seite, die sie haben, und zeigen mir immer die unangenehmste – –
Gesetzt aber, daß meine Gesundheit auch nicht durch eine Reise gebeßert
würde; so habe ich desto mehr Vertrauen von dem Nutzen, den mein
Johann
Michael
davon haben wird, und von dem Vergnügen, das auf ihn wartet, und
auf die Väter unserer Freundschaft fortgepflanzt und zu rechter Zeit
eingepfropft zu sehen.
Da kamen 3 jüdische Kinder aus Berlin in Gesellschaft eines Boker oder
Lehrmeisters, mit dem ich Umgang gehabt habe, und der sie wider nach Hause
begleiten wird. – Zu Mittag bin ich auch eingeladen zum Kriegsrath Hippel –
und der gestern auspicieuse Tag hätte sich leicht mit einem großen Unglück
endigen können, weil 2 Kisten von Vitriol Oel, da der Packhof jetzt an Waaren
erstickt, und ihr Innhalt durch die Aufschrift von Olitäten unbekannt gewesen,
sich entzündet, aber gleich ins freye gebracht, und der Schreck gleich gelöscht
gewesenworden. Um die Einl. nicht mit dieser Post zu verspäten, muß ich in
Besorgung neuer Hinderniße schließen. Das wesentl. meiner eilfertigen
Antwort besteht in der mitgetheilten Nachricht von dem
ersten Schritt
den ich zu
meiner Reise gethan, deßen Erfolg wir ruhig abwarten müßen. Der Reisewagen
ist bereits
geschmiert
und ich habe deshalb nicht die
geringste Sorge
, noch
unzeitige Bedenklichkeit. Daß ich mich
weder zu einem Amte noch
gesellschaftl. Leben schicke
, werden Sie selbst bald beurtheilen können. Unter allen
mögl. Posten ist mein
gegenwärtiger
der
einzige u beste
, dem ich mit gutem
Gewißen vorstehen kann. Wären unsere Fooi-gelder geblieben: wo würde ich
wie der reiche Mann im vorigen SonntagsEvangelio leben können, alle Tage
herrlich u in Freuden. Dieser ungerechte Raub drückt meine Brüder nach dem Fleisch
mehr (auch vielleicht
weniger
) als mich, u. der Antheil den ich daran nehme,
ist vielleicht im Grunde patriotische Schwärmerey – oder sympathetische Grille.
Herder schreibt mir von
Leßings Evangelisten
, nach dem er begierig ist,
ohn daß ich weiß was er damit sagen will oder darunter versteht. –
Der Mittag hat sehr lange für mich gewährt; ich lief bey HE. Comm. Rath
Fischer an um zu wißen, wenn er seine Briefe zumachte; ich kam aber so
erschöpft, so schläfrich nach Hause – auch geht mir die kalte Witterung wider so
nahe, daß ich keiner Gedanken und Zusammenhanges fähig bin. Mein jüngstes
Mädchen ist mir auch bettlägerich an einem so starken Husten, daß das Weiße
in beyden Augen blutroth ist. Alles geht in meinem Hause und Oberstübchen so
durcheinander – wie es diesem Briefe anzusehen ist. Verleger Hartknoch wird
auch heute erwartet – ich aber sehne mich noch bey hellem Abend nach meinem
Lager.
Gesundheit, Ruhe, Freude und Wärme beglücke Ihr Tempe, und mache
Ihren Aufenthalt daselbst angenehm und gedeylich. Daß alles zu Münster nach
Wunsch geht, vermehrt meine
Ungedult
da zu seyn, als Augenzeuge und
Mitgenoße. Was betrübst du dich meine Seele! und bist so unruhig in mir –
Harre auf Gott, denn ich werde Ihm noch danken – Vielleicht ist meine
ungezogene, ohnmächtige Ungedult selbst ein stotternder Dank.
Gottes Seegen über Sie, Ihr ganzes Haus und alles was Ihnen lieb und werth
ist. Das dies der letzte Brief sey in gegenwärtiger Lage von Ihrem alten Freund
u Diener JGH! der alles Schreiben für das schaalste, leerste, elend jämmerlichste
Ding des menschl. Lebens hält – nicht mehr Liebhaber dieser Furie, weiland Muse! –
Adresse mit Siegelrest:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Pempelfort
.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 2ten Juni 1785
J. G. Hamann
empf. den 12tenKgsberg den 6 Jun. 85.Verzeyhen Sie, mein gütiger HErr Kriegsrath und Freund mein langes
Stillschweigen auf Ihren letzten, den ich bereits den 23 May nebst dem
Praenumerationsgelde für den 7 u 8 Theil des Nicolai erhalten. Ich bin den 1 dieses
bey der Direction eingekommen um Erlaubnis auf 3 Monathe zu meiner Reise
zu erhalten, und wurde an eben dem Tage durch einen Brief aus Düßeldorf zu
meinem Entschluß gestärkt – auch wegen der andern ausgebliebenen Nachrichten
beruhigt. Den Tag drauf, wie ich eben meine Antwort an J. zugesiegelt hatte
mit dem Vorsatz nicht wider die Feder anzusetzen, bis ich Resolution aus Berlin
erhalten würde, überrascht mich ziemlich spät HE Scheller eben so gelegen, wie
HE Kriegsrath Deutsch bey dem Zerstreuung nöthig habenden Pf. Fischer
einzukehren. Das
Warten
ist eben so verdrüslich als das
Suchen
nach etwas,
was nicht mehr da ist, und die Ungedult in beyden Fällen ist vergeblich.
Vorgestern brachte kam Hartknoch an (aber das mir zugedachte Pack war bey
Haude und Spener liegen geblieben) nebst einem Briefe von Lindner, der nach
Jena geht wegen des dasigen klinischen Instituts, das mir gänzl. unbekannt ist.
Noch voll von Wien, geseegneten Andenkens, denkt er schon an eine Reise nach
Engl. Mit Hartknoch kam ein junges Frauenzimmer Mlle Tobler mit, die nach
Mohilew als Gouvernante bestimmt und diesen Morgen in Gesellschaft
meiner guten Freundin u Gevatterin Me Courtan nach Riga abgegangen ist.
Der neue Buchhändler zu aus Liebau, Friedrich, hat mich auch heute besucht,
aber kein Exemplar des Eusebe mitgebracht, den er aber noch mit seinem
Catalog mit der Post erwartet.
Herr Wagner übernahm es zwar Ihnen die Oeuvres des Duval zu
verschaffen – Hartknoch hat mir eins für meine Babet mitgebracht, das ich heute
zum Buchbinder hingetragen, und Ihnen gleich mitgetheilt werden soll.
Beykommende Blätter bitte mir bald wider aus. Das Programm des Girard
wurde mir von Hintz sehr empfohlen; ich hab es noch nicht durchlesen können.
Schlegel ist der Uebersetzer. Wenn Ihnen diese Kleinigkeit noch fehlen sollte; so
bitte ich es mit derselben und der Kantschen Grundlegung eben so zu machen,
wie ich es mit dem Machiavell, weil ich beides in duplo empfangen. Da Sie
vermuthl. die größern Schriften des Girard vom Geschmack u Genie besitzen, so
dient es wenigstens die übersetzten vollständig zu haben.
Jo. Uphagen Ged. Scab. Ciuit. Prim. – Mit dem Briefe, den die Gräfin mir
mittheilte, bin ich zufriedner, als mit einem andern, der fast mich allein betraf
und von dem ich Misverständniße zu besorgen hatte und der deutsch geschrieben
war. Jener enthielte auch Nachrichten von Ihrer gegenwärtigen Lage und
geänderten Geschmack an Religion. Sie lebt zu Münster u ihr Gemal zu in Holland,
jeder nach seinem Geschmack in einer sehr vernünftigen Tolerantz.
Jacobi meldt mir bloß von guten
angenehmen Nachrichten
, die ich aus
der ersten Hand erfahren soll – Ich freue mich also darauf, ein Augenzeuge und
Mitgenoße der dortigen Veränderung zu seyn. Die Prinzeßin erbietet sich auch
mir einen Reisepaß zu bewirken, aber gegen den Herbst – Auf allen Fall ist dieser
Rückhalt auch gut. Zaudert die Gen. Adm. mit ihrer Resolution, so schreibe ich
selbst an sie, und gedulde mich – bis zum Herbst oder auf das künftige Jahr.
Ich werde alles mögl. thun Ihnen noch die
Mimik
vor meiner Abreise zu
verschaffen, und hoffe daß HE Wagner auch für einiges neue Meßgut sorgen
wird.
Haben Sie Mitleiden mit meinem wüsten Kopf, der zu gar nichts taugt.
Ersetzen Sie, was unserm Freund Scheller in meinem Hause fehlt; weil ich ein
eben so elender Wirth als Gast bin. Vielleicht erhalten Sie auch einen Besuch
von HE Cammer Sekr. Bock, den ich schlaftrunken für den D. Laubmeyer
ansahe, und der mich das zweite mal nicht zu Hause gefunden. Mir graut vor
mein eigen Geschmier – Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin. Ich weiß
nichts mehr zu sagen als was Sie wißen von Ihrem
unwürdigen Freund u DienerJ G Hamann. Der 2te Theil von Monbodo ist in Berl. geblieben. Ich habe seine
alte
Metaphysik
mir kommen verschreiben laßen und die beyden längst
gewünschten Bücher seines Freundes Harris eben aus Engl. erhalten. Sie
bestehen in einem Commentar über die Praedicamente des Aristotelis, welche er
Philosophical Arrangements nennt und in philological Enquiries, welche
Elemente der Kritik sind.
Adresse mit Mundlackrest:Des / HErrn Kriegsrath Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
/
Nebst Herders unverwelkl. Blättern.
den 16 Jun.Mit aller Eil nur ein paar Zeilen, um Engels Mimik, die ich geliehen und
Oeuvres de Duval, auf die auch die kleine Akademie wartet, Ihnen, lieber
Herr Kriegsrath zu übersenden, und sich bey gegenwärtiger rauher Luft daran
zu erwärmen, – Meßgut ist hier, wer nur Zeit u Lust hätte zu lesen. Im neusten
Stück des Gött. Magazins finde den Anfang einer schönen Abhandlung zur
Ehrenrettung Sullys gegen Linguet von einem Kammersekr.
Patje
in
Hannover, der ein Abregé historique et politique de l’Italie aus mehr als einem Tomebestehend, als sein Werk anführt. Ist Ihnen selbiges und der Name des
Verfaßers bekannt?
Joh.
Macfarlans
Predigers in Edinburg Untersuchungen über die Armuth
– mit einem reichen Nachtrage des Garve. Zwey Theile von
Campens
allgemeiner Revision liegen auch vor mir. Mit dem Lesen will es aber nicht von der
Stelle.
Sind Sie mit
Herder
noch nicht fertig? – Durch einen Wink aus Düßeldorf
und Zürich wurde mir das Stillschweigen meines Alcibiades erträglich, der
gestern alles mit Wucher ersetzt. Er ist mit sr. jungen Gemalin in Paris – und
wir werden uns einige Wochen später sehen. Lauter Feerien und glückl. Aspecten
für mich und meine Cur – die an meinem verstockten alten Geblüte kaum ohn
ein wenig Wunderspiel mögl. wäre. Die Direction hat noch keine Resolution
erhalten – aber es scheint schon alles durch die gute Fürstin dort eingeleitet zu
seyn, daß alle meine Wünsche zu
rechter Zeit
erfüllt werden sollen. –
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin und schicken uns HE. Scheller
mit guten Nachrichten wider zurück. HE. Pf. Hippel ist hier und wir speisen
heute zusammen, wo Sprintlacken nicht vergeßen werden wird. Daß ich kein
kluges Wort mehr zu schreiben im stande bin, wißen Sie. Alles wird beßer
werden. Der Mittag ruft Ihren
hungrigen Freund u DienerJoh. Ge. H. Adresse mit Mundlackrest:Des HErrn Kriegsrath Scheffner / Wolgeboren / Nebst 2 Büchern / cito hin u
zurück.
Nummerierung von Hamann mit roter Tinte:No 12.Pempelfort den 17ten Juni 1785.Ihre zwey Briefe, liebster Hamann, den vom 23ten May u den vom 2ten Juni
habe ich richtig erhalten, u auf Ihre nahe Erscheinung mich im innersten der
Seele gefreut. Hierin hat mich ein Brief den ich gestern Abend von Buchholtz
erhielt etwas gestört. Er vermählt sich heute, u geht auch heute mit seiner
Angetrauten nach Paris. Um die ersten Tage des Genußes ganz für sich zu haben,
nimt er nicht den Weg über Düßeldorf, sondern geht auf Wesel. Dort er soll er
aber wenigstens durch einen Brief von mir gestört werden, denn es ist noch eben
Zeit daß ich ihn dort kann greifen laßen. Ich war Willens heute an ihn nach
Münster zu schreiben, um Ihretwegen Abrede mit ihm zu nehmen, denn ich muß
eines unerwarteten Vorfalls wegen Ende dieses Monaths nach Aachen, u kann
erst den 17ten Juli von dort wieder weg. Buchholtz war immer gesonnen Ihnen
von nach Frankfurt am Mayn entgegen zu reisen; um dahin zu gehen mußte
er hiedurch; auf diese Weise schickte sich alles aufs beste. Seine Reise nach Paris
ist vermuthlich dadurch veranlaßt worden, daß er, den Nachrichten der
Prinzeßinn zu folge glaubte, Sie würden zu Berlin keinen Urlaub erhalten im
Sommer zu reisen. Auch schreibt er mir am Schluße seines gestern eingelaufenen
Briefes: „Hamann habe ich inständig gebethen, den Winter in Münster
zuzubringen.“ Auf den Brief den er morgen in Wesel von mir erhält, verläßt er
entweder gleich die Straße von Frankreich, oder ist doch gewiß vor Ende des
künftigen Monaths wieder in Deutschland. Schreiben Sie mir nur, Bester, aus
Halle, wenn Sie in Frankfurt am Mayn, u aus Frankfurt am Mayn, wenn Sie
in Colln zu seyn gedenken. Oder im Fall Sie nicht über Frankfurt gehen, was
für eine route Sie nehmen. – Mich verlangt herzlich nach Ihnen, u ich weiß daß
Ihnen wohl bey mir seyn wird. Hätten Sie mir nur etwas mehr von Ihrem
Reise Plan geschrieben. – Ich wollte auch Sie hätten mir gemeldet in welchem
Theile der Berliner MonathsSchrift die stelle steht, mann dürfe die
vertraulichen Gespräche der verstorbenen nicht gemein machen. Ich lese von allen
denen periodischen Sachen äußerst wenig. Von Duval weiß ich nichts; ich
werde darum schreiben. – Heute erhielt ich einen Brief v Claudius, dem ich den
Schluß meines Briefes an Mendelsohn mitgetheilt hatte. „Ich glaube zwar,
schreibt er, du wirst ihn nicht bekehren, aber es ist Deine Schuld nicht, denn Du
hast sehr brav u wahr gesprochen, lieber Fritz, u mag er seinen Stockfischen fort
reiten, er wird an dem wunden Popo schon inne werden daß Knochenlust nicht
viel mehr sey als Fleischeslust.“ – Mich verlangt daß Ihre Metakritik reif
werde; aber vor allem verlangt mich daß Sie kommen. – Gott segne uns! –
reisen Sie glücklich, u schreiben Sie mir auf der route. Ich bin mit 2, oder 3
Zeilen zufrieden.
Ihr F H Jacobi.Ich kann Ihnen nicht sagen wie lieb es mir ist daß Sie Ihren J Michel
mitbringen.
Adresse mit schwarzem Siegelrest:An den Herrn J. G. Hamann. / zu / Königsberg.
Vermerk von Hamann:den 29 Junii S. Petr. et Paul.Geantw eod. u 30 –Berl. Monatsschrift März 785. Ueber gelehrte Lügen und Irrthümer
nebst Vorschlägen die Schädlichkeit derselben zu vermindern von
Zöllner
S. 266, 267. Kgsberg den 19 Junii Dom IV. p Tr. 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn,
In so einem Fall ist es Recht, Vater und Mutter nicht zu nur zu vergeßen,
sondern auch zu verlaßen –
Agglutinandum
est amori. Daß Sie mich weder
vergeßen noch verlaßen, hat mich Ihr letzter Brief überzeugt, den ich den 15 d.
erhielt. Wer eine Ehefrau findet, der findet was Gutes, und kann guter Dinge
seyn im HErrn, sagt Salomo Spr. XVIII. 22. Dies sanfte Joch, diese leichte
Last gedeye auch zu Ihrer Erqvickung und zum neuen Genuß des Lebens!
Wir haben schon beyde einmal über derie harmoniam praestabilitam unsers
Gestirns gescherzt – Zur Fortsetzung dieses Scherzes muß ich Ihnen melden, daß
jedermann dieen Schattenriß für meiner ältesten Tochter ihren hält – und ein
junges Mädchen, welches einen glückl. Anfang im Zeichnen gemacht,
auchund heute meine beyden jüngsten Töchter besucht, auch dieser Meinung ist, aber
nicht in Ansehung der
Stirne
–
Wenn ich auch nicht schreiben kann, so muß ich Ihnen doch wenigstens
antworten. Die einzige herrschende Idee meines Gehirns ist auch
Reisen
. Ich
habe den 1 d. eine Bittschrift bey der hiesigen Provincial-Direction deshalb
eingegeben, um mir die Erlaubnis dazu auszuwirken, wozu selbige auch willig
und bereit war. Der Bericht ist deshalb auch mit derselben Post abgegangen,
aber noch keine Antwort von der General-Administration eingelaufen, welche
mir Director Stockmar sogleich beym Empfange mitzutheilen versprach. Mein
Entwurf war gantz Ihren Datis gemäß eingerichtet, zum Anfang des Julii in
Frankfurt zu seyn, und meiner Gesundheit wegen D. Lindner in Halle
consuliren zu können. Seitdem hat mir letzterer seine Abreise nach Jena gemeldet –
und Ihre Prolongation bis zum August kommt mir auch zu statten. Mit oder
gegen den 1 Julii schreib ich an Mr. de la Haye de Launoy selbst, und habe durch
das bisherige Stillschweigen des eigentl. Chef unsers Departements,Mr.
Grottard, ein Recht solches zu thun, – und gleichsam an ihn zu appelliren. So
bald ich Antwort erhalte, schreibe ich und melde zugleich meine Marschroute.
den 20 –Ich bin der Meinung unmaasgeblich, daß Sie mich ruhig in Münster selbst,
oder in
Düßeldorf
abwarteten, und einer so weiten Reise bis nach Frankf.
überhoben seyn könnten. Ich möchte gern die Geburtstage, welche im
August
fallen, in
Weimar
feyren – und von da nach
Wandsbek
eilen – und dann
nach Düßeldorf, wo mich
Jacobi
so lange beherbergen wird. Dies wäre
Anfangs Sept. Der Zwischenraum bis zum 20 8br. könnte durch eine kleine
Ausflucht, die ich immer in petto gehabt, ausgefüllt werden – und dann würde ich
Ruhe
im eigentlichsten Verstande haben, um bey Ihnen zu
Hause
zu seyn.
Ich bin gewohnt in einem Spannbette ohne
Vorhänge
zu schlafen – habe
leider! 2mal des Tags Caffé nöthig, trinke zu Hause des Mittags Waßer und
schreite des Abends um 8 Uhr zur
dritten
Pfeife bey einer Bouteille Bier, das
ich bis zum Schlafengehen haben muß, welches gewöhnlich um 10 Uhr geschieht.
Auf 4 Monathe werde ich
wenigstens
Erlaubnis bitten müßen. Die
Erklärung des Mr. de la Haye de Launoy ist immer gut im Nothfall, und die
grosmüthige Fürstin würde durch eben den Canal mein Gesuch einer
Verlängerung auf einen oder 2 Monathe mehr begünstigen können, wenn ich Ihnen und
mir selbst nicht zur Last bin – welches ich immer
besorgen
mußJohann Michael – (ich bin
George
) ist mein unumgänglicher Reisegefährte,
hat vorige Woche den Anfang gemacht, um sich recht zu meinem Kammerdiener
zu qualificiren, das Barbieren auszulernen, ist mit 7 grauen Bärten im Königl.
Hospital bey der ersten Probe fertig geworden, und nur einer hat einen kleinen
Malchushieb in sein Ohr bekommen. Noch hab ich aber nicht Herz ihm meinen
philosophischen Schimmel anzuvertrauen. Wie ängstlich ich von Kleinigkeiten
abhänge! und was für Einfluß selbige auf meine Zufriedenheit haben!
Auch meiner philosophischen Neugierde war kein Experiment zu kostbar; aber
die Noth eines Hausvaters hat mich vielleicht sparsam gemacht, ohne die rechte
Klugheit der
Oekonomie
, worunter ich ebensoviel verstehe, als Demosthenes
unter seinem dreymal heiligen
Actio
.
Die philosophische Neugierde
ist
dieser jener CardinalTugend meiner reinen Vernunft und zu empirischen
Willens eben nicht günstig. Die Evidenz meines Besuchs – und meine mehr als
sokratische
Unwißenheit
wird vielleicht eine uns beyden heilsame Cur seyn –
Ihr Stillschweigen beunruhigte mich blos wegen Ihrer
Gesundheit
, für
die ich schlechte Folgen von der kalten Witterung besorgte: Den 1 Junii beruhigte
mich darüber Jacobi, verschwieg mir aber den
angenehmen
Vorfall, den ich
von Ihnen Selbst erfahren sollte.
Den 4 Junii kam Hartknoch mit einer jungen Schweitzerin an – deren bloßer
Name (
Tobler
) eben die Wirkung einer ausgeschütteten Salbe auf mein
benebeltes Gehirn that. Sie hatte ein paar Zeilen von L. Denselben Mittag
speiste bey Hippel und im Hinwege brachte mir ein jüdischer Kaufmannsdiener
das große Rouleau mit Kupfern. Alles überfiel mich so auf einmal, daß ich
meiner Sinnen nicht mächtig war. Hartknoch eilte mit seiner Schwägerin, MeCourtan, die meine
Gevatterin
ist und Ihrer Gesundheit wegen in ähnl.
Verhältnis mit mir sich befindt, nach Riga, daß ich kaum L. liebreiche
Empfehlung seiner Landsmännin zu erkennen im stande war. In diesem Billet douxvom 8 May stand mit Lavaterscher Hand geschrieben: „B. hat eine Brust
gefunden, an der Sein Haupt ruhen kann. Nun noch ein Amt, eine Last, ein Joch –
und der Mann ist, was Er seyn muß – durch einen Zufall, den ich als
Willen
des alleinwollenden verehre – Unser (liebes Gevattermännchen) B. weiß noch
nicht recht mit Bestellungssachen umzugehen – Nicht
mir
, Ihm haben Sie die
– Meßiade – mir nur ein Rouleau Kupfer zu danken, wenn es einmal
ankommen ist“ –
Ich weiß also, nicht mehr aus Ahndung, an wen ich mich wegen der Folge der
Meßiade zu halten habe – und Johannes L. schreibt sehr
gerade
, ohn Lineal,
blos durch sein glückliches Augenmaas. Alles übrige mündlich, so Gott will und
wir leben – Kl. Brief vom 27 Nov. pr. habe erst den 1 Jänner erhalten und
darauf den 11 April durch Hartknoch geantwortet – ohngeachtet das Antworten
sich von selbst verbietet, wenn man nicht schreiben kann. Gestern habe die beyden
letzten Theile des Zimmermanns über die Einsamkeit durchgepeitschet und mit
Verdruß gesehen, daß er auch in den Zank mit
Oberreit
eingeflochten ist.
Letzterer hat durch seine Antwort beynahe allen Credit verloren – und Schweigen
ist beßer öfters als Antworten für beide Theile. Eins der neuen Bücher, das
Kl. geschrieben ist in einem Pack des Hartkn. zurückgeblieben in Berl. Ich mag
mich selbst nicht einmal, und noch ungerner die Schriften meiner Freunde
beurtheilen – auch jeder Schriftsteller muß
seines Glaubens leben
. Bey einer
persönl. Bekanntschaft wird alles ausgegleicht werden können.
Heute fängt sich unser große Jahrmarkt an – der mich weiter nichts angeht,
als daß ich ihn bey aller Entfernung mecum porto. Johann Michael ist mit
seinem Freunde Raphael Hippel schon um 3 Uhr Morgens auf die Beine
gewesen zu einer botanischen Ausflucht, wozu ihn der junge Graf Kayserling seine
Kutsche angeboten – und durch einen Zusammenfluß wunderbarer Umstände
hab ich mich heute an
Weickardts Biographie
erhitzt und muste ein Glas
ungarischen Wein dazu trinken. Dieser Brief muß fortgehen, er mag gerathen
wie er will –
Herder schickte mir 81 das damals gantz neue Werk Ihres StMartin welches
aber schon 57 zu Edinburg (quasi) ausgekommen seyn soll. Es hat keine
Wirkung bey mir gemacht. Der erste Theil des Tableau fiel mir übersetzt in die
Hände, und machte mein Urtheil gantz irre, bis ich gegen das
Ende
kam, wo ich
wider Luft zu schöpfen im stande war – ohne mich um den 2ten Theil bekümmert
zu haben. An jenem Ende schien ich handgreifliche Beweise zu finden zur
Entscheidung. Ich kann mich aber auf nichts als dunkle Eindrücke besinnen.
Ein reicher Kaufmann, der seinen Handel aufgegeben, und weil er keine
Erben hat, in Ruhe lebt, begegnete mir vor vielen Wochen und erkundigte sich
nach meinem Sohn, der bey seinem Aufenthalt auf dem Lande einen Mann hat
kennen lernen, der immer bey jenem einkehrt ohne sonst fast jemanden in der
Stadt zu besuchen. Ohngeachtet unserer von meiner Seiten sehr entfernten
Bekanntschaft that er sehr vertraut mit mir, redte von dem vielen Guten, was
Hofrath Dehn ihm von meinem Jungen erzählt, und frug ob er mir Glück zuwünschen sollte zu einer Freygebigkeit, die er gehört – Ich bat mir die Erlaubnis aus
seinen Freund auch so bald er wider nach der Stadt käme, bey ihm kennen zu
lernen, weil man ihn sonst nirgends hier zu sehen bekäme. Weil ich die Sache
nicht leugnen mochte, so versicherte er mich seiner herzl.
Mitfreude
. Ich freue
mich auch, Herr Fischer, wenn andere
für mich Guts thun
und ich dadurch
es
selbst zu thun überhoben
bin. Der Mann schien mir doch den Stich mehr zu
fühlen, als ich es ihm zugetraut hab. Sein Freund Dehn muß ihn seit der Zeit
nicht besucht, oder er es vergeßen haben mich davon zu avertiren.
Gerathen hätte ich eben nicht zu ReiseIhrer Reise – aber
lieb ist es mir
sehr lieb, Ihre Resultate einmal zu hören, ob sie mit meinen praeiudicatisstimmen werden. Das eine Buch liegt schon vor mir, und denke das andere auch
hier aufzutreiben, wenigstens die jetzt erst vollendete Uebersetzung – auch ein
Diademe des Sages gehört dazu. Um meinen Durst zu stillen, ist jedes neben
mir fließende Bächlein ebensogut, als jene tiefe unterirrdische Brunnen, die gar
zu kühlend für mich sind. Wir müßen uns erst einander sehen, um von
Hypothesen zu
reden
. Weder ein Vorleser noch Amanuensis ist für mich, weil ich
zum Verstehen und Urtheilen selbst
lesen
und selbst
schreiben
muß. selbst =
mit eignen Augen, mit eigner Hand.
Wir waren eben mit unsern Mittag fertig und beym Butterbrodt, wie mein
alter Verleger Kanter mich besuchte. Ich holte das Schattenbild – da, mein
lieber Director, kennen Sie das? – Mit seiner ihm natürl. Zuverläßigkeit rief er:
ihre Tochter! Die Frage nach dem Künstler wurde verredt und ich lies ihn dabey.
Was sind alle Beqvemlichkeiten
unter Weges
– – wenn man nicht zu Hause
ist. Daheim! daheim! Eine Klopstocksche Ode auf die deutsche Göttin
Hamsoena – Nur Schade daß
keine
einzige meiner Schwärmereyen poetisch ist.
Ich habe diesen ganzen Nachmittag im St. Martin gelesen; es geht mir aber
mit ihm, wie mit dem Spinoza. Beyde widerstehen meinem Magen, an dem die
Schuld vielleicht liegen mag. Es wird mir lieb seyn, wenn Sie mir a posteriorimehr zu sagen im stande seyn werden, als ich a priori zu ahnden vermag. Alles
ist eitel, sagt der Prediger. Sunt lacrymae
rerum
– o quantum est in
rebus
inane! Ich weiß keinen andern Rath, als‥ Iß dein Brodt mit Freuden, trink
deinen Wein mit gutem Muth – Brauche des Lebens mit Deinem Weibe das
Du lieb hast, so lange Du das eitele Leben hast, das Dir Gott unter der Sonne
gegeben hat, so lange Dein eitel Leben währt. Nimm auch das Kreutz deßelben
auf Dich und trag es Ihm zu Liebe und Ehren nach. Er hat für das Ende wie für
den Anfang deßelben – für
alles
gesorgt. Sammlen Sie nur recht viel für
unsere October Abende – und für das vacuum immensum meines erschöpften
Kopfs bis auf ein
granum salis
, das ich nicht gern mit allen gnostischen
Schläuchen vertauschen möchte. Also vom 20 Oct. bis zum 11 Nov. wenigstens
leb ich bey, mit und unter Ihnen, nicht wie ein Gast, sondern wie ein
Kind im
Hause
– und freue mich im Geist auf dieses Abendmal meines Lebens –
Gott sey Ihr
Schild
und
großer Lohn
! – Ohne Noth erwarte keine Zeile
von Ihnen, und werde das Nothdürftige nicht ermangeln zu melden.
Vergeßen Sie nicht, mein wohlthätiger Freund und Bruder in Geist und
Wahrheit! die Cardinaltugend eines jungen Hausvaters und einer jungen
Hausmutter, das Beyspiel häuslicher Oekonomie zur Schöpfung eines Paradieses
und der
besten Welt
daheim!
Adresse von fremder Hand:à Monsieur / Monsieur Bucholtz, / Seigneur de Welbergen /
Poste restante
.
den 19. Jun. 85.Herders Blätter habe gestern erhalten, und erwarte keinen schriftlichen Dank
als die Versicherung selbige mit so viel Herzenslust gelesen zu haben, als ich
dabey gehabt. Das merkwürdigste ist eine kleine Schrift, bey Nicolai
herausgekommen:
Ueber
Offenbarung
Judentum
u
Christentum
– worinn
ich ganze Stellen gefunden, die aus meinem Gehirn ausgeschrieben schienen.
Ich bin sehr neugierig den Verf. dann zu erfahren. Im Grunde ist es Schultz,
der nackte kahle Schultz, in einem anständigen Gewande.
Die beyden letzten Theile des Zimmermanns über die Einsamkeit habe auch
durchgelaufen, und mein alter Freund Kleuker zu Osnabrück ist auch in der
Obereitschen stinkenden Sache eingemischt, die meines Erachtens dem Z. selbst
zum grösten Schandfleck gereicht. Obereit hat sich verantwortet ohne das VIII.Kapitel über sich abgewartet zu haben und hat dadurch vollends allen Credit
bey mir verloren.
Am Sonntage Oculi wurde ich vorigen Jahres von Jacobi zu Kloß
eingeladen, um D. Weickardt kennen zu lernen, den Nicolai an seinen Vetter
adressirt hatte. Ich schlug es ab auszugehen – und glaubte einen Hofmann zu
finden, deßen Bekanntschaft mir eben nicht behaglich seyn würde. Des Abends
war es mir lieb zu Hause geblieben zu seyn, weil ich eine garstige Stelle im
Schiblemini ins reine gebracht hatte. Den Tag drauf erfuhr, keinen muntern,
sondern ganz hypochondrischen und ungeselligen Mann verfehlt zu haben. Dieser
Widerspruch meiner Erwartung machte mich wider neugierig und verdrüßlich.
Im Julius lernte ich die Kammerherrin von der Reck kennen, die nicht gnug von
der guten Laune u. liebenswürdigen Geselligkeit dieses Mannes zu erzählen
wuste, auch dies mit Briefen von seiner Hand belegte, worinn er ihr schon diese
Biographie anmeldte. Einige Zeit vorher hatte Herder an einen HE
von
Gleichen
gedacht und bald hernach ward deßelben Lebenbeschreibung in den
Zeitungen angemeldt, auch die Confiscation dieses Buchs. Ich bat die Reckin mir
selbiges zu verschaffen, sie versprach es, möcht ich fast sagen, mit Hand und
Mund; auch war ich so galant ihr eine Kritik des Rousseau, den sie mit sich
führte, zum Andenken zu überlaßen – aber nichts bekommen, als gestern die
Nachricht, daß sie zu Waßer nach Curl. ihren Rückweg nehmen würde.
St. Nicaise, der ausposaunte Roman über die Freymäurerey ist auch hier,
habe ihn aber noch nicht zu sehn bekommen. Stark soll ihn geschrieben haben.
Außer Meierotto lateinsche Gramm. und der neusten franz. – die alle
verdienen gelesen, aber nicht gekauft zu werden und von denen sich so Guts als
Schlechtes sagen laßen – dem durch neue Aufl. abgeholfen werden wird, habe
ich nur
Ebelings
Logik für den gesunden Verstand gelesen, die ein recht gutes
Hausbuch zu seyn scheint und Resewitzens Erinnerungen. Die für gut fanden,ihr den Preis ertheilt zu haben, werden auch wohl eine neue Aufl. befördern.
Nun, mein gütigster Freund, auf die Grillen meines Lebens zu kommen, ist
meine Reise noch einen ganzen Monath ausgesetzt, welches mir im Grunde
nöthig war. Daß mein Alcibiades eine Frau genommen, und sich gegenwärtig
in Paris aufhält, habe ich Ihnen schon gemeldet. Jedermann hält die
Silhouette, welche er seinem letzten Briefe beygelegt, für den Schattenriß meiner
ältesten Tochter – von unserm lieben Oberbürgermeister, dem ich die Wahrheit
gesagt, bis auf unsern Lotterie-Director, den ich bey seiner Meinung gelaßen.
Die ganze Hauptsache bleibt noch dunkel für mich, und ich begreife nichts
davon. Die Fürstin hat durch ihren Bruder den Grafen von Schmettau schon
wegen meines Reisepaßes gesorgt und M. de la Haye de Launay letztens
versichert, daß ich den ganzen Winter entbehrlich wäre und der König damit nicht
behelligt werden dürfte. Ich werde daher, wenn keine Antwort von der Gen.
Adm. oder dem Chef unsers Departements Grottard einläuft, mit dem Ende
Junii selbst an de la Haye schreiben.
Diesen Sonntag bin willens meine Andacht zu haben, mit meinem Sohn
zum ersten mal. Es ist eben das Evangelium, mit dem ich aus Engl. verwiesen
und in Riga bewillkommt wurde – ohne mich weiter drum zu bekümmern, was
für Freud oder Leid mir zum Abendbrodt zugedacht ist. Da ich allen
Ebentheuern entgangen zu seyn glaubte und an nichts als meine Verweisung hier
dachte, sehe ich mich in ein neues Labyrinth versetzt, ohne mir selbst rathen
noch andere um Rath fragen zu können, weil ich von nichts weiß. Aber eben das
thut mir wehe im Herzen, und sticht mich in meinen Nieren – Ψ 73.
Der junge Graf Kayserling schickt mir eben den vorigen Nov. des deutschen
Museums, wo Elise (die Kammerherrin Reck) den Darbes besungen. Eine
wichtigere Nachricht fand ich da von der Beaumarchaischen Buchdruckerey in
Kehl, wo 36 Preßen und über 20 Setzer arbeiten – mehr als 10 Buchbinder p.
Die Speculation erstreckt sich auch auf deutsche Werke mit lateinschen Lettern.
Es ist ein Brief eines gewißen Frenzels an Dohm, und in einer langen Note
über
Friedel
profeßeur des Pages du Roi steht auch etwas von einem Cabinet
de la litterature allemande dans la rue Saint-Honoré au coin de celle de
Richelieu. Die Gräfin Genlis ist seine Protectrice. Am Ende steht die Lüge, daß H.
Friedel aus Kgsberg in Preußen sey.
HE Scheller wird also diese Woche eintreffen. Ich oder mein Sohn sollten
ihm schreiben aber H Kr. Hippel wiederrieth es. Desto eher erwart ich ihn –
In der allgem. Litt. Zeitung die ich heute gelesen nimmt man es dem Herder
sehr übel, daß er Monboddo und die Uebersetzung eines so unwürdigen Buchs
empfahl. Ich halt es auch dafür und gleichwol habe mir seine
alte
Metaphysik
verschrieben, wo ich noch weniger Trost für 1 ℔ Sterl.wenigstens zu
finden hoffe.
Wenigstens wird meine Reise für Johann Michel Erndte und Weinlese seyn.
Unser Haus in Münster ist erst den 20 8br. fertig und ich habe währender Zeit
Zürich in petto. Um sich zu meinem Kammerdiener zu qualificiren, hab ich
meinen jungen Studenten der schönen Künste vorige Woche ins Königl.
Hospital geschickt, wo er die Probe an 7 grauen Bärten gemacht. Seine Schwester hat
ihm neul. erzählt, daß die Baroneße einen Morgen sie geküßt, und sich Glück
gewünscht, wenn sie mit allen so zufrieden seyn könnte. Die
Zinsen
sind also
Gottlob! nicht verloren. Im Zeichnen hab ich mehr von ihr erwartet, als ich aus
ihrem Buch ersehen; zu Hause schien sie große Lust dazu zu haben. Ihren
Fortgang in der Musik hat sie blos der Freundschaft einer Fräul. von Hallmann zu
danken.
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin bestens, und was Sie nicht lesen
können, bitte auszulaßen, weil nichts daran einzubüßen ist pp.
J G Hamannden 21 Julii 85.Auf der Adress-Seite:Ist Ihnen eine Garvsche Uebersetzung aus dem Engl. bekannt:
Philosophische Betrachtungen über die thierische Schöpfung? Leipz. 769.
Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / zu / Sprintlacken. /
Nebst einem Buch
.Kgsberg den 22 Jun.85.Vermerk von Jacobi:beantw. den 5ten Aug.Verzeyhen Sie, Herzlich geliebtester Freund, daß ich Sie in Ihrer ländlichen
Ruhe störe – Ich war ohne hin willens an Sie zu schreiben, weil ich eben mit
einer kümmerlichen Antwort auf einen langen wichtigen Brief von unserm B.
fertig war, den ich den 15 d. erhielt, und worin er mir seine eben so plötzliche
Vermählung als Entfernung meldete. Auf die erste war ich durch einen Wink
von L. vorbereitet, und in Ansehung der Ehen bin ich gantz antipaulisch gesinnt,
freue mich über jedes Paar, das Gott zusammenfügt, und bin weit entfernt zur
Nachfolge meiner Ausnahme aufzumuntern. Er hat mir eine gantz
außerordentliche Freude mit der Silhouette seiner jungen Frau gemacht; weil
jedermann dem ich sie zeige, sie für dasen Schattenriß meiner ältesten Tochter
ansieht. Da ich mir gar kein malerisches Auge zutrauen kann, so laß ich mir diesen
Irrthum gerne gefallen, und habe wenig dagegen einzuwenden. Ich kann der
Göttl. Vorsehung nicht gnug danken, daß ich durch die Freygebigkeit eines mir
noch immer unbekannten und verborgenen Wohlthäters in den Stand gesetzt
worden bin, einen so rohen Stein ein wenig abzuschleifen. Mit diesem Monath
geht ein halbes Jahr zu Ende, und ich hoffe daß sie in höchstens ¾ Jahren einen
festen Grund gelegt haben wird, sich selbst fortzubilden und ihren jüngeren
Schwestern nachzuhelfen. Gott hat mir 4 gesunde Kinder gegeben und bis hieher
erhalten. Die beyden ältesten haben von der Mutter eine harte Haut in den
Händen und etwas krumme Finger geerbt, welche sonst natürl. Wirkungen
harter und schwerer Arbeit zu seyn pflegen; mein Sohn leider! von seinem
Vater eine stotternde und widerliche
Sprache
, deren
Cultur
überhaupt in der
ersten Erziehung verwahrloset worden bei allen 4. Die Mutter ist eine rohe
Bäurin und ich, wie Sie wißen, ein Sauvage du Nord sans rime et sans raison,der sich weder auf Reime noch Syllogismen versteht, weder auf Manieren noch
Maximen. Mein junger Student, noch nicht 16 volle Jahr, ist bald so groß, wie
ich, und aus dem starken Verhältniße seiner Hände und Finger läst sich ein
analoges Längenmaas vermuthen. Seine älteste Schwester war ein
ausgestopftes Kind, wächst ihm aber ziemlich nach. Die mittelste ist von ihrer Geburt
an die schwächlichste gewesen, die empfindlichste und reitzbarste zu Thränen –
Die jüngste dafür desto fester und härter, daß sie nicht einmal lesen kann.
Wenn dieser Detail, liebster Jacobi! nicht nach Ihrem Geschmack ist und
Ihnen zu kleinfügig scheint – so bitte mir Nachsicht aus und mein Bedürfnis
mit ähnlicher Waare zu befriedigen. Ich möchte gar zu gern einige Kleinigkeiten
und unschuldige Umstände, wie es mit der Liebe meines Wohlthäters
recht zugegangen, ob das respective Publicum auch mit der Wahl zufrieden ist,
ob ihre Eltern noch leben – ob ich Unrecht gethan, meinen Alcibiades an die
Cardinaltugend der Oekonomie zu erinnern – ob Er Sie zum Vertrauten
sSeiner Abwesenheit gemacht – ob Er nicht mehr Guts thut, als Er gegen
seine
Erben in Hoffnung
verantworten kann – Sie sehen aus meiner
einfältigen und ungeschickten Art zu fragen, daß ich nach keinen
Familiengeheimnißen neugierig bin, sondern
blos nach dem
, was
jedermann dorten weiß
oder voraussetzt zu wißen
.
Ich habe wirkl. höchst nöthig, mich auf meine eigene Hand so viel ich kann,
zu zerstreuen; denn aus meiner Reise für dies Jahr wird nichts, wie ich immer
die Ahndung davon gehabt, so sehr auch meine Freunde das Gegentheil
behauptet. Kaum hatte ich den ersten Löffel Suppe zu mir genommen, als ein
Sekretair von der Direction diesen Mittag mir die Antwort überbrachte, davon
ich die Copie beylegen werde.
Ohngeachtet ich auf diese abschlägige Antwort im Herzen völlig zubereitet
war: so rächte mich doch mit einem beynah wütenden Hunger an meiner
Schüßel mit grauen Erbsen – um mit meinem Johann Michel aus dem Hause
zu laufen, und Luft zu schöpfen. Mein erster Gang war zu Ihrem
Namensvetter, der mir schon des Morgens frühe gesagt hatte vor Tische noch aufs Land
zu gehen um seine Kinder zu sehen, die er seit 2 Tagen nicht besucht. Ich fand
ihn auch wirkl. abgereist; von da zu meinem nächsten Freunde H. dem ich meine
Vorstellung, ehe ich sie der Direction eingereicht, gewiesen und mir nebst seinem
Gutachten die zuverläßigste Hoffnung gemacht hatte. Ihm war auch nicht gut
zu Muthe dabey. Dann kam ich auf den Packhof und nachdem ich das originaldem Licent Inspector de Marvilliers producirt, lieferte ich es dem Secretaire der
Direction wider ab, welcher sich von selbst erbot mir die Minute des den 1 d.
ergangenen Berichts mitzutheilen, woraus ich mit Zufriedenheit ersehen, daß man
mit aller Treue u dringender, als ich selbst gethan, mein Petitum begleitet hatte.
Weder dieser Qveerstrich, noch der Besuch eines Freundes vom Lande, den
ich heute erwarte, soll mich abhalten diesen V. Sonntag nach Trin. meine
Andacht, mit meinem Sohn zum ersten mal, zu halten. Der Fischzug Petri war das
letzte Evangelium was ich in Engl. gehört und das erste bey meiner Rückreise in
Riga im Jahr 58.
In dieser ganzen Sache ist also weiter nichts anzufangen. B. hat mir alle die
Nachrichten mitgetheilt, welche er von der
grosmüthigen Fürstin
erhalten.
Es thut mir leid um Ihre verlorne Fürsprache – die ohne mein Wißen und
Willen geschehen. Danken Sie in meinem Namen – aber bitten Sie zugl.
um
Gottes Willen
– der mir heiliger ist als
Menschenliebe
, weder Ihreneigenen Einfluß noch des HErn Grafen in einer so unbedeutenden und ecklen
Angelegenheit nichtzu verschwenden, noch und zu misbrauchen. Ich habe
alles zum voraus gesehen, und auf ein Haar getroffen; demohngeachtet kann
ich meinen
alten Esel
nicht bändigen, noch ihm das Ausschlagen verwehren;
so weh ihm auch der Stachel thut.
Wie lange hat dies schwüle Gewitter schon über meinem Haupt geschwebt,
das unter dem jetzigen Ausbruch des Donners ein wenig erleichtert worden. Ich
bin aber noch nicht von meiner Betäubung wider zu mir selbst kommen. Feuer
im Dach, aber die Fäuste sind eiskalt, jedes glühende Eisen anzufaßen.
Meine Freunde verlieren nichts. Ich wäre zerrädert hingekommen, vielleicht
unterwegs liegen geblieben – und alle Liebeszeichen hätten das Gefühl meiner
eigenen Unmündigkeit mehr aufgebracht als besänftigt. Sie hätten ein krankes
elendes hypochondrisches Geschöpf ein Ecce homo! statt eines vernünftigen
Gesellschafters auf dem Halse gehabt.
den 29 St Peter uPaul.Ich habe diesen Brief angefangen, und liegen laßen, und wollte ihn
zerreißen – Wozu soll ich mich schämen deßen, was ich in der Zerrüttung meines
Herzens geschrieben habe, da ich mir kaum zutraue, es jetzt beßer als damals
machen zu können. Ihr freundschaftliches Ohr wird durch meine gebrochene
Sprache nicht beleidigt werden und Sie werden der beste Dollmetscher meines
Sinnes seyn.
Noch denselben Abend, wie ich zur Beichte gegangen war, erhielt ich wider
einen Brief von meinem B. dem es nicht beßer als mir zu gehen scheint. Je
länger, je mehr kann ich sagen, wie Horatz zum Mäcen:
Vtrumque nostrum incredibili modo
Consentit astrum – – – ohne mir den
Anfang
noch das
Ende
dieser Sympathie erklären zu können. Es war eigentlich ein doppelter
Brief, einer hob den andern auf. Das letzte Wort bestand in der Erklärung, daß
er den 15 d. sich
trauen
laßen
und nach
Paris
abgehen würde. Im Grunde
ist es mir unendlich lieber Ihn
nach
als
vor
dieser Reise zu sehen und kennen
zu lernen. So anstößig meiner reinen Vernunft alle Ebentheurer, Wunder und
Zeichen sind; so behagen Ssie doch noch immer meinem alten Adam, und daß
meine
jüngern Brüder
etwas wagen, wozu ich zu unbeholfen und
ungeschickt bin. Erfahrung ist doch immer die beste Schule, und Evidentz der beste
Beweis – beyde mit keinem Golde, wenn man welches übrig hat, zu bezahlen.
So hab ich vorgestern die Freude gehabt von meinem Wagehals
Hill
einen
Brief aus Wien zu erhalten, an deßen Leben ich schon zu verzweifeln anfieng –
und der so viel Noth und Elend ausgestanden – daß ihm demohngeachtet der
Mund wäßert Asien, Spanien und Engl. zu Fuß durchwandern zu können,
weil er sich einbildet oder glaubt nun just so viel gelernt zu haben, als zu einem
solchen Versuch nöthig ist.
Heute habe Ihren Brief vom 17 d. erhalten, und mit meiner Antwort an B.
zu Ende geeilt, um die Ihrige beschleunigen zu können. Jenen hab ich
inständigst gebeten mich gantz aus seinem Andenken auszustreichen, und an keine
neue Plane zu denken, bis er erst wider zu Hause seyn und
ausgeruht
haben
wird. So viel Zeit werde ich auch vollkommen nöthig haben, mich zu besinnen.
Danken Sie Gott, daß ich nicht kommen kann und seyn Sie fest überzeugt,
daß dieser
Betrug
für Sie und alle meine Freunde und mich selbst ärger
gewesen wäre, als der
gegenwärtige Betrug meines Ausbleibens
. Bey
allem meinem gesunden Appetit zu eßen, zu trinken und zu schlafen, ist
Kopf
und Herz
bey mir so
krank
, daß weder ich noch irgend Jemand mit mir das
geringste anzufangen weiß. Das Uebel noch ärger zu machen, lese ich den
gantzen Tag, was mir in die Hände komt, weil ich nichts anders zu thun habe,
noch zu thun verstehe, und mach mir den Kopf vollends so wüste –
Ein
Betrüger
wäre ich immer in den Augen meiner Freunde geworden, in
beyden Fällen gewißermaaßen ohne meine Schuld. Ich sehe aber, daß des
Menschen Weg nicht in seiner Hand ist und der Plan eines höheren Fingers, der
meine innern und äußern Umstände regiert und lenkt – wie Er will, zu unserm
allgemeinen und besondern Besten. Er mischt sich in alle unsere Thorheiten,
Vorurtheile, Leidenschaften, sie mögen so blind seyn wie sie wollen.
Mein Sohn hat das meiste eingebüßt, und seine Freude hätte natürlicher
weise auch auf mich gewürkt; er weiß sich aber beßer, als sein Vater, darinn zu
finden, und ist in manchen Stücken weit klüger wie ich – wäre auch ziemlich das
Fac totum meiner Reise gewesen, und wir Alten hätten unsere Augenweide an
der Freundschaft unserer Kinder gehabt. Zu einer kleinen Schadloshaltung hab
ich ihm erlaubt zu Waßer nach Pillau zu gehen mit seinem gewesenen
Hofmeister HE Scheller, der als ein Sachse sehr neugierig ist einen Hafen und
unsere Schiffahrt kennen zu lernen – und hierauf zu Land nach Trutenau, die
Papiermühle und Schriftgießerey seinem Freunde kzuzeigenWas mein alter lieber Herder von meinem Stillschweigen denken wird, weiß
ich nicht. Ich habe mich noch nicht ein mal für seine unvergängl. Blätter bedankt,
und schmachte nach dem zweyten Theil seiner Ideen, der um Johannis fertig
werden sollte. Schreiben Sie an Ihn oder Claudius, so denken Sie meiner im
Besten. Ich besorge den letzten in seinen Sommerentwürfen gestört zu haben,
denn mit dem ersten hab ich nähere Abrede nehmen können. Daß diesen
Sommer aus der Reise nichts werden würde, davon hab ich immer eine Ahndung
gehabt. Die Folgen dieses Qveerstriches und meiner
Schritte
, welche ich thun
werde, weiß ich nicht.
Der erste Theil von Mendelssohns Morgenstunden soll schon fertig seyn, ich
meyne aus der Preße. Die Stelle qu. steht in diesem Jahre der Monathsschrift,
etwa im 3 oder 4ten Stück. Kann ich selbige wider habhaft werden, so werd ich
die Seite anmerken. Glücklich der mit Claudius Laune alles ansehen kann, aber
die ist nicht jedermanns Ding. Dich glücklicher Leichtsinn find ich nicht mehr,
und klügle mich elend –
An Spinoza und Metakritik ist nicht zu denken. Kommt alles Zeit gnug – und
der Verlust von keiner Bedeutung. Der
Hauptbrief
meines Wohlthäters
hätte mir alles, was mir jetzt zu meiner Beruhigung gefehlt, aufgeklärt – nun
tapp ich noch immer im Finstern. Das Capital steht sicher bey Ihrem
Namensvetter, und die Zinsen sind an meiner Tochter nicht verloren, und werden es
auch nicht, wie ich zu Gott hoffe, an ihrem Geschwister seyn, wenn die Reyhe an
jedes kommen wird.
den 30 auf meiner Loge oder in telonio.B. ist doch wol nicht der, den Cramer in seinem Klopstock anredt. Er hat mir
ein Münstersches Wochenblatt zugeschickt, wo ich mich wie ein Kind freute,
seinen Namen gedruckt zu lesen. Ich habe viel Zeit und Mühe gehabt, mich in
seinen Ton und Ausdruck hineinzustudieren – und dennoch zweifele ich
einige
Stellen
recht zu verstehen; desto tiefer habe ich manche gefühlt. Die
Bescheidenheit
, sich selbst so gleichgültig und unbedeutend aufzuführen, ist für mich
der gröste und
bedeutendste
Zug seines Characters und richtigen
Beobachtungsgeistes, der auch in seinen Briefen mich einnimt. Seine Sprache ist ohne
Affectation eben so
sonderbar
, wie mein barbarisches Kauderwelsch. Hat er mehr
Beyträge geliefert – so sind Sie wohl so gut mich damit zu erfreuen, oder mir
wenigstens einen Wink darüber zu geben. Er ist doch wol nicht derselbe, den
Cramer
in seinem Klopstock ein paar mal anredt, den ich neulich wider gelesen.Wenn unser lieber
Franz
ohne Amt leben kann, wünsche ich Ihm keins wie
unser SokJohannes in Zürich thut. Hoc erat in votis; ich tauge für kein öffentl.
Amt
noch
Gesellschaft
. Ein
Hausvater
, der Familie und Vermögen hat,
ein wenig Philosophie und Geschmack, hat keine lange Weile zu besorgen, und
dem kann es an Geschäften u Arbeit nicht fehlen. Ich halte Sie für einen JudexcompetensD. Weickardts Biographie hat mir ungemein gefallen; und es thut mir leid
die Bekantschaft dieses Mannes, die mir bey seiner Durchreise angeboten
wurde, versäumt zu haben. Das merkwürdigste, was ich von dieser Meße
gelesen ist eine kleine Schrift über
Offenbarung, Judenthum und
Christentum
, deßen Verfaßer ich gern wißen möchte. Ich habe viele meiner alten
ehmaligen Grillen darinn gefunden, auf die ich keinen so großen Werth mehr setze
als der unbekannte –
Der so hoch ausposaunte St Nicaise, ist ein sehr abgeschmackter – um nichts
ärgers zu sagen, des hochwürdigen Beichtvaters olim D. Stark – Er ist seiner
Schwägerinn von hier bis Berlin entgegen gekommen, wo sich unser Prinz sehr
lange mit ihm unterhalten haben soll – Auch der reitet sich an seinem Stockfisch
wund, wie der liebe Asmus sagt.
Kommen Sie, lieber Fritz, von Aachen zu Hause; so denken Sie doch an Ihren
alten Lendenlahmen Görgel. Gott gebe Ihnen viel Freude, und erhalte Sie mit
den lieben Ihrigen gesund. Machen Sie alles gut bey unserer
grosmüthigen
Fürstin
. – – Eine strenge Diät bey Waßer und Brodt gehört schlechterdings zu
meiner Gesundheit, die wie mein Leben, in guter Hand ist. Mit der besten
Hofnung ersterbe Ihr treuer Freund u Görgel.Wenn Sie Mirabeau’s vortrefl. Werk des prisons d’Etat gelesen; so verdient
auch sein Memoire vom Prozeß mit seiner Frau angesehen zu werden.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 22tenJuni 1785
J. G. Hamannbeantw. den 5ten Aug.Kgsb den 26 Junii Dom V. p Tr. 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn,
Es bleibt bey diesem alten, mir einmal gegebenen Verhältniße – welches mir
Ihre liebreiche Aufmerksamkeit noch fester und heiliger macht. Den 21. d. habe
den ersten Brief nach Mannheim abgegeben. Den Tag drauf zu Mittag, da ich
eben den ersten Suppenlöffel zu mir genommen hatte, schickte mir mein Nachbar
der Director Stockmar durch einen seiner Secretaires die Resolution der
General Administration vom 10 d. zu, worinn mir die Erlaubnis zu einer Reise rund
abgeschlagen wurde. Dieses mir und allen meinen Freunden gantz unerwartete
und paradoxe Nein! vermehrte meinen Appetit, anstatt ihn zu schwächen. Ich
folgte aber doch dem Rath eines Freundes den Morgen drauf durch ein
Hausmittel die übergelaufene Galle ein wenig abzuführen. Denselben Abend kam
der gewesene und gegenwärtig vor Anker liegende Hofmeister zu Graventihn,
HE Scheller, unter deßen Aufsicht mein Johann Michael fast 2 Jahre gelebt,
und bat um Herberge während seines hiesigen Aufenthalts. Trotz dieser
innerlichen Unruhe und äußerl. Zerstreuungen, hab ich Gottlosb! meine Andacht
halten können, mit meinem lieben Jungen und Studenten zum ersten mal –
Mittagsmahl haben wir bey unserm Oberbürgermeister, HE Kriegsr. Hippel
gehalten.
Also haben wir beyde jetzt
runde Gewißheit
, daß ich nicht reisen
kann
,
nicht reisen
soll
. Diese runde Gewisheit, ist mir freylich lieber als die
schmeichelhafteste Täuschung
, die mir hier Jedermann eingebildet und meine Furcht
oder Ahnung für lauter Hypochondrie ausgab, und welche noch ein größer
Uebergewicht durch Ihre und Düßeldorfsche Nachrichten aus Berlin erhielt.
Wenn Ihre Vermählung den 15 d. vollzogen worden, so habe selbige im
Geist
gefeyert
, ohne es zu wißen; denn S. Veit erhielt ich Ihren Brief vom
26 May mit der Silhouette, deren
Eindruck
, wahrer oder eingebildeter, daran
liegt nichts, mich für die Wahl Ihrer lieben Hälfte parteyisch macht.
Siehe, Kinder sind eine
Gabe des HErrn
, und Leibesfrucht ein
Geschenk
.
Der Ihnen, mein auserwählter, mein gewünschter Sohn, ein freygebiges Herz
geschenkt, sollte Er nicht Selbst freygebig gegen Sie seyn –
Befriedigen Sie Ihre
philosophische Neugierde
, nur erwarten Sie keine
wirkliche Erneuerung
von St. M. Diese Erwartung beunruhigt mich eben so
sehr, als Ihre und meiner Freunde Erwartung von meiner elenden Gegenwart.
Was für Freude kann es Ihnen machen einen alten, abgenutzten, gantz
unvermögenden Mann kennen zu lernen, an dem Sie ein wahres Werk der
Barmherzigkeit und des christlichen Mitleides gethan. Um Sie und meine Freunde
davon mit aller
Evidenz
zu überführen, eilte ich in Gedanken über Weimar,
Wandsbeck, Düßeldorf, Zürich und dachte in der Mitte des Octobers in Ihren
Armen mich auszuruhen, und ein Zeuge Ihres häuslichen Glücks zu seyn – –
Beydes Lachen und auch Zittern hätte den ganzen langen Weg in mir
gewittert, ohne daß ich im stande gewesen wäre dasjenige zu genießen, was mir
Gott zum Abendmal meines Lebens bereitet hat. Ich lebe mir wirklich selbst
zur Last, und tauge zu keinem Amt, für keine Gesellschaft. Mein jetziger Posten
ist der einzige, dem ich vorzustehen im stande bin, und ich wäre der glücklichste
Sclav deßelben gewesen, auch der treuste deßelben vielleicht, wenn die Canaille
financiere nicht durch den infamen FooienHandel sich nicht an unsern
Biergeldern und Pfuy! Pfuy! vergriffen hätte und an meinen mehr als ich, dadurch
leidenden Amtsgenoßen
– und mich durch das ergangene Nein! vom 10 d.
gleichsam bey den Haaren zöge, wo nicht ihr
Retter
, doch wenigstens
Rächer
zu werden. Ich eigene mir Ihre Ideen zu, die ich aus Ihrem Briefe entlehne,
weil ich blos durch die Versetzung derselben von meinem dortigen auf meinen
hiesigen Beruff einigen Sinn herauszubringen weiß. Aber das:
Artzt hilf
dir selber
! verbietet mir, an andern zu pfuschern – Alles in mir stockt, nichts
will von der Stelle –
den 29 –Heute erhalte einen Brief aus Düßeldorf – und ich bin gantz allein, weil
Joh. Michael mit seinem gewesenen Hofmeister gestern auf einem Schiff nach
Pillau gereist. Es ist mir schlechterdings nicht möglich meine Gedanken ichn
Ordnung zu bringen, oder ich habe vielmehr gar keine; weiß Ihnen daher keinen
beßern Rath zu geben, als den: sich während Ihrer Reise, meiner verdrüslichen
Angelegenheit gänzl. zu entschlagen, damit die Zufriedenheit Ihrer lieben
Genoßin, noch Ihre Aufmerksamkeit auf den Gegenstand und Endzweck Ihrer
Wallfahrt nicht gestört werde. Ich bilde mir ein, daß Sie diese Reise für mich
selbst thun, und es wird immer nützlicher für uns beyde seyn, post peractoslabores einander zu sehen und mitzutheilen. „Seine Zeiten sind seine
Geheimniße; erwarte Ihn“ Das Verhältnis der 3 Schwestern ist mir in einigen Stellen
nicht liquide gnug, vermuthlich weil es nach dem Leben gezeichnet ist; auch
scheint mir der
muthwillige Ernst
den
gesetzten
beynahe auszustechen und
zu übersehen. Es ist mir keine kleine Freude gewesen, Ihren Namen auch zum
erstenmal gedruckt zu lesen. Sie sind es doch nicht, den Cramer in seinem
Klopstock anredt. Der
Avis
,
der meinem hiesigen Freunde von dem dortigen
Hoffactor zugeschickt worden
, ist mir völlig unbekannt. Das Siegel Ihres
jüngsten Briefes ist auf die gröbste Art aufgeklebt; ob dies zufällig geschehen,
weiß ich nicht. Bey einem Einschluß ist der Zufall möglich und unschuldig.
Ich habe die beyden ersten Abschnitte des Erreurs et de la Veritédurchgewatet. Es geht mir aber mit ihm, wie mit dem Baruch Spinoza. Das wenige,
was ich davon verstehe, macht mich theils gleichgiltig, theils mistrauisch gegen
alles übrige, was ich nicht verstehe. Das wichtigste für mich wird einmal seyn
Ihre Erfahrungen mit meinen Ahndungen zu vergleichen. In St. Nicaise, den
D. Stark geschrieben haben soll, in diesem lächerlichen und verächtlichen Roman,
den die Allgemeine Litteraturzeitung so ausposaunt, ist auch die Rede von diesem
Haupt einer Secte. Seit Adams Fall ist mir alle Gnosis verdächtig, wie eine
verbotene Frucht.
„In einem treuen Arm sich seines Lebens freun“ – Seinen Freunden giebt
Er’s schlafend. Ich umarme Sie unter den treuesten Wünschen in petto, und
küße Ihrer geliebten Lebens- und Reisegefährtin die Hände. Ohne neuen
besondern Anlaß erwarten Sie keinen Brief, bis Sie im stande seyn werden, mich
mit der Nachricht einer glücklichen Heimkunft zu beseeligen. Gott nehme Sie
Beyderseits in Seiner gnädigen und heiligen Obhut. Ich bin leider! mehr als
hypochondrisch, bey lebendigem Leibe ein kalter, stummer, todter Stein –
Johann Georg H.
Seine Zeiten sind seine Geheimniße; erwarte Ihn
! Das ist ein
schönes wahres Wort der jüngsten Schwester. Verstehe ich die edle Kühnheit
recht, ihre älteste mit einem
Dornbusch
zu vergleichen, vor
dem sie sich
schmiegte, aber seitwärts um ihm auszuweichen
? Hab ich’s recht
verstanden; so wünschte ich es nachthun zu können.
Adresse von fremder Hand:à Monsieur / Monsieur
Bucholtz
/ Seigneur de Welbergen / à
/
Poste restante
Vermerk von Hamann:den 26. Jun. 85.Kgsb. den 30 Junii 85.Ich habe gnug an Sie, liebster H! und nach Riga gedacht, war auch willens
mit der nächsten Post zu schreiben, weil ich umsonst nach zuverläßigen
Nachrichten von Ihrer Ankunft erkundigt; da ich diesen Nachmittag eben Ihr
Päckchen durch den Fuhrmann erhielt, mit genauer Noth Ihren kleinen Brief sine
die et consule ohne einen Laut oder Echo deßelben von Me Courtan und Ihrem
Wohlbefinden. Ich hoffe, daß Sie diese Unterlaßungssünden bereuen bey
etwas mehr Muße, und beßerer Gesundheit, als Sie gegenwärtig zu genießen
scheinen. Ist es nicht ein Wunder, wenn Sie bedenken, was Sie in diesem
Frühjahr bey Ihren geschwächten Kräften ausgehalten haben, daß die Wehen
nachkommen. Finden Sie die sitzende Lebensart für nachtheilig; warum sind Sie Ihr
eigener Richter und Henker. Ist es ein Gottgefälliges Opfer, sich zu Tode zu
arbeiten. Hat er uns nicht Selbst ein Beyspiel der Ruhe gegeben. Kein Beruff
bringt das mit sich, sondern es ist das Treiben einer tyrannischen Leidenschaft
und einer sclavischen Furcht vor Hunger und theurer Zeit, und eines heidnischen
Unglaubens an Seine Vorsorge über Uns und die Unsrigen. Ja sagen Sie:
Artzt hilf Dir selber. Auch als ein guter
Wirth
sollten Sie sich ein wenig
Ihresr übertriebenen Arbeitseeligkeit schämen. Nun Gott wird alles zu leiten
wißen, ist Ihr und mein Trost.
Den 22 d. erhielte durch einen Secr. der Direction, eben wie ich den ersten
Löffel meiner Vorkost heruntergeschluckt hatte, den gnädigen Bescheid der
allerdurchl. großen General Adm. vom 10 d. kraft welcher ich zu Hause bleiben und
mich nicht vom Fleck rühren soll. Vous lui repondrez, que nous pouvons
d’autant moins lui accorder un pareil delai, qu’il dut trouver dans une ville
aussi importante que Kgsberg des medecins aussi experts qu’il peut y en
avoir à Halle. Signé de la Haye de Launoy. Grodart. Et je lui repondrai – wenn
es so weit kommen sollte, qu’il y a dans un royaume aussi important que celui
de la Prusse Orientale et Occidentale assez de Jean F‥ sans avoir besoin d’devoir en frais venir,pour qui avalent nos cadeaux à bierre. Mit Ihnen erhielt
ich die Nachricht, daß D. Lindner sich von
Halle
nach
Jena
begeben hatte, und
kurz vor Empfang dieser Hiobspost, daß mein Wohlthäter sich vermählen und
nach Paris gehen wollte, welches auch wirklich vollzogen wordenDen Tag Ihrer Abreise brachte mir Schückert den Dangeuil. Aber wie das
Päckchen an den B. Dir. in Memel verloren gegangen weiß ich nicht, und thut
mir herzl. leid. Den Jahrgang des Journals von 83 habe complet, auch 4 fl.
sorgfältig verwahrt, welche ich von Auerswalde den 8 Oct. 84. für Shakesp.erhalten. Sie liegen in Ihrer eigene Note eingewickelt, können Ihnen also nicht
entgehen, wenn mir auch Etwas Menschl. widerfahren sollte. An wen soll ich sie
zahlen?
Johann Michel ist vorgestern mit seinem gewesenen Hofmeister HE Scheller,
der bey mir eingekehrt, zu Waßer nach Pillau gegangen. Ich laße mir die 36 rth
pr. als den Einkaufspreiß gefallen für Demosth. u Comp. gegen Abrechnung
des Theatri Europaei u daß ich bey jeder Meße etwas abtragen kann, so bald
wie mögl. auch den Defect des I Vol. supplirt bekomme von Litt G. incl. bis
M incl.Gott gebe daß das Gerücht von der General Superintendentenstelle mehr
Grund haben mag als von jener zu Hollstein: so will ich gern zu Hause bleiben.
Habe auf den Schreck vorigen Dom V. p Tr. meine Andacht, zum ersten mal mit
Hänschen gehabt. Es war eben das Evangel. womit ich aus Engl. verwiesen
und in Riga wider bewillkommet wurde. Wars nicht 758? und kamen nicht das
Jahr drauf die Sokr. Denkw. aus?
Den 27 d habe von meinem
Christian
oder wie ihn L. umtauft,
Nathanael
Hill
einen Brief erhalten aus Wien vom 15. Nimmt zu Rom einen Paß nach
Neapel mit einer Empfehlung des D. Holze um das Herkulanum u den Vesuvin Augenschein zu nehmen, überzählt seine Baarschaft, findt nebst einigen
kleinen Andenken nicht mehr als 2 #. Muß also den 3 März von Rom zurück
nach Pisa, wo er vom Grafen von Hohenwerth gut aufgenommen wird, der ihn
gern dem Großherzog vorgestellt, wenn sein Rock nur ein wenig anständiger
gewesen wäre, giebt ihm eine Empfehlung an den Kayserl. Residenten in
Florentz, bey dem er 3 Tage gespeist und von seinem Bruder, einem ungemein
liebenswürdigen Geistl. umgeführt worden. Beym Abschied bekam er eine
goldene Schaumünze auf die Hochzeit der Herzogin von Parma, zum Andenken
in sein Vaterl. mitzunehmen, muste selbige sogl. in Trieste umsetzen. Der
evangelische Prediger
Arnold
hat sich daselbst seiner herzl. angenommen, und für
ihn 5½ # colligirt – findt ein Schiff nach Smyrna, vergist alle seine vorige
Leiden und Freuden, bedingt schon seine Fracht, muß sich aber wegen eines
Ausschlages an zu einem Medicin Apotheker seine Zuflucht nehmen, der ihm
ohngeachtet seiner elenden Figur Medicamente umsonst gab und ihm sn Bruder
einen Doct. Med. empfahl. Dieser Ausschlag, den er gering geachtet hat ihn 5
Wochen aufgehalten, weil er beym Purgiren immer Reiß u Schweinfleisch zu
eßen bekam. Sein Geld wurde all und er muste über Hals u Kopf, ohne einen
jungen Bideschini abwarten zu können, der ihn mit sich nehmen wollen nach
Grätz zu seiner Braut. Der gute Arnold wunderte sich auch über seinen langen
Aufenthalt und er war zu schaamhaft ihm die Ursache deßelben zu entdecken.
Den 11 d. kam er in Wien an, hatte 5 Kaysergl. die 64 Meilen verzehrt, gantz
zerlumpt u keinen vollen Gulden in der Tasche. Der Superintendent Fock war
kein Arnold, und versagte ihm den Vorschuß von 4 # um sn Leib decken zu
können, unterdeßen er nach Hause Antwort bekam. Endlich wieß er ihn an den
Buchhändler HE von Wucherer zum Uebersetzer oder Corrector, der ihm Arbeit
und Unterhalt versprochen, bis er von uns Antwort erhielte. Er hat schon seit
Montag einige Bogen abgeschrieben u übersetzt Millers Programm de
Ecclesiae Euangelicae in Austria sub Ferdinando I. et Maximil. II. fatis ins grobe
um von HE. Fetzer ins reine gebracht zu werden. Er bittet mich also um das
Geld, was er bey mir deponirt.
Ich habe heute gantz zufällig erfahren, daß mein Unbekannter den Titel
eines
Raths
führt. Die Silhouette seiner jungen Frau welche er mir geschickt,
sieht jedermann für meine Lisette Reinette an. Ich habe gantz neul. ein klein
Stück mit seines Namens Unterschrift in einem
Münsterschen Wochenblatt
gelesen. Das
Verhältnis dreyer Schwestern
. Es hat mir viel
Zeit und
Mühe
gekostet den rechten Ton darin zu faßen. Zu Anfang wollte er schon
wider aus Paris zurück zu Frkf. an der Oder mit seiner jungen Gemalin auf
mich warten. Hierauf meldete er mir, daß er jene Reise aussetzen und gerade
nach Kgsb. kommen würde. Den Posttag drauf aber blieb es fest nach Paris zu
gehen, welches mir auch angenehmer ist, und seine Geschäfte dort als die
meinigen ansehe, auch wirkl. daran Theil nehme.
Nach Weimar habe noch nicht geschrieben, denke es aber gewiß mit der ersten
Post zu thun. Ihre Assignation an Haude u. Spener habe mit voriger Post
durch meinen Freund Jacobi an Vetter N. besorgt, aber keine Copie davon
genommen. Melden Sie mir doch den Verf. des
Antiphädon
. Ist es Ihr
Verlagsbuch – Hier sind alle Exempl. davon schon vergriffen. Die merkwürdigste
Schrift ist für mich bisher gewesen:
Ueber Offenbarung, Judentum und
Christenthum
. Eine philosophisch-kritische Untersuchung über das A.
Testament und deßen Göttlichkeit besonders über die mosaische Religion Deßau 785
stand im Leipz. Meßkatalog, aber nicht im Hartungschen. Wenn Sie mir Ihren
einmal beylegen können: so will ich darnach suchen, um wenigstens zu wißen,
ob sie wirkl. ausgekommen ist.
Erfreuen Sie mich bald mit beßeren Nachrichten von Ihrer Gesundheit, und
wünsche Ihnen bald Muße dazu. HE Schuchart habe seit der Zeit nicht gesehen.
Dengel ist mit sr. Gemalin nach dem Oberl. gereist. Das Reisen wird nun unter
regierenden Häuptern und Damen ziemlich Mode. Ich denke nun eben an die
Elisa
und ihren Gesang auf den Apell Darbes. Bitte, lieber Freund H. nicht
diem und consulem zu vergeßen und breui manu zu melden, an welchem datonach dem alten Styl Sie mit Made Courtan angekommen, und Mlle Toblervon dort abgegangen. Vielleicht schreib ich nächstens nach der Schweitz.
den 1 JuliiMein Sohn ist noch nicht zu Hause, und komt er heute nicht, so wird sein
Außenbleiben mich beunruhigen. Gott erhalte Sie mit den lieben Ihrigen und
ganzen Hause in allem Wohl, empfehle mich Ihrem Andenken bestens als Ihr
alter Freund und Diener Joh. Ge. Hamann.Kgsb. den 1 Julii 85.HöchstzuEhrender Herr Kriegsrath und Freund
Herr Scheller ist mit meinem Sohn Dienstags nach Pillau auf einem
Bierboot gereist, um sich nicht länger als einen einzigen Tag aufzuhalten. Es ist
heute der dritte, der Wind günstig und ich erwarte sie mit Ungedult. Diesen
Morgen habe Ihre gütige Zuschrift vom 24. pr. mit den beyden Büchern
erhalten, Mittags bey HEKr. H. mit HE St. Wirth u. Cammer Secr. Bock
gespeist, letzten in meinen kleinen Hayn Mamre mitgenommen, wo ich auch
wegen der Uebersetzung die nöthige Vor- und Abrede genommen. Virgil ist
niemals so mein Vertrauter gewesen, wie ehmals Horatz, den ich einige
Jahre lang alle Tage las und gleichwol nun fast ausgeschwitzt habe – und
poetische Uebersetzungen sind gar nicht mein Fach. Um nicht spröde zu thun,
hab ich mir sein Mst. ausgebeten – und wie es in meinem Kopf aussieht,
können Sie leicht erachten. Aus meiner Reise, wie Sie bereits wißen, wird
nichts – nous pouvons d’autant moins lui accorder un pareil delai, qu’il
doit trouver dans une ville aussi importante que K. des medecins aussi
experts qu’il peut y en avoir à Halle. Diese Resolutionz vom 10 erhielte
erst den 22 pr. eben bey dem ersten Löffel Suppe. Sie war in ein
Moderations Urtheil eingelegt gewesen und von ohngefehr herausgefallen.
Ob Ihre Lectur durch meine zurückgegangene Reise viel gewinnen wird,
hangt, wie alles von Zeit und Glück ab. Gestern meldt mir Hartknoch daß
der Herzog an die Regierung zu Mitau geschrieben haben soll, die ledige
Superintendentenstelle wäre bereits von ihm besetzt, und daß man dies dem
Aufenthalt der
Elise
zu Weimar zuschreibe. Gott gebe daß es wahr werde
und Herder durch seine Verpflanzung gebeßert seyn möge. So wäre ich durch
seyne Ankunft schadlos gehalten. Zedlitz hat eine abschlägige Antwort vom
Könige selbst erhalten, die ihm noch bitterer als meine schmecken muß.
St. Nicaise ist ein elender Roman, und in meinen Augen noch was ärgers.
Man kann keinem Zeitungsurtheil, nach dem Lauf der Welt trauen. Auch
beykommendem
Eusebe
wünschte einen glücklichen und beßeren Ausgang,
der dem Ganzen gar nicht Gnüge thut. Vom Gr. Mirabeau, der das schöne
Buch über Staatsgefängniße geschrieben habe ich mit viel Vergnügen ein
Memoire gelesen gegen seine Frau, die sich von ihm hat scheiden wollen,
welches ich Ihnen auch mit der Zeit zu übermachen hoffe – wie Adelung vom
Styl, der auch meinem das Ohr gezwickt haben soll.
Ich lese jetzt Blairs Vorlesungen von Schreiter, der sich schon durch eine
neue Orthographie und Zusätze zu unterscheiden anfängt. Garwens Cicero
ist sehr streng in der Zürcher Litteratur beurtheilt worden, welche den
langweiligen wie naseweisen Ton der Berliner zu übertreffen sucht.
den 2 Mar. Heims.Mein Sohn ist noch nicht zu Hause, der Wind entgegen – und ich werde
unruhig, da Scheller sich ausdrückl. vornahm, nicht länger als einen einzigen
Tag sich dort aufzuhalten. Das Neue St. Petersburgische Journal von 84,
habe jetzt erst erhalten u Hartkn. schreibt, daß Arndt es vermuthl.
beschließen wird – Mit dem Bogen K ändert sich auf einmal die Unterschrift des
Titels, wie ich im Durchblättern bemerkt.
Ich muß eilen – um die Einl. meiner heutigen Post zu besorgen. Hill lebt
in der grösten Armuth und Dürftigkeit, seinen Brief vom 15 Juni aus Wien
werde so bald ich kann mittheilen. Habe erst einen einzigen # baar erhalten
und Kr. H. hat mir zu mehr Hofnung gemacht. Empfehlen Sie mich dero
Frau Gemalin und sympathisiren Sie ein wenig mit meiner gegenwartigen
Unruhe, doch ohne Eingriff der Ihrigen.
J G Hamann.Die beyde Ankündigungsblätter gehören zur Maculatur des Päckchens
aus Riga
Adresse:Des / Herrn Kriegsrath Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
. / Nebst einem fr. u deutschen Buche.
Kgsb den 1 Julii 85 gegen 7 UhrNicht eine Sylbe von Ihnen, liebwertheste Freundin, in H. Briefe zu
finden; davon liegt mir doch die Erklärung auf dem Herzen. Kommt diese
Vergeßenheit von Krankheit – Arbeit – Laune? Ich habe heute bey
Kriegsrath Hippel mit unserm guten Collin gespeist, der anfangs auch nichts
wuste, sich aber endlich besann, daß Sie nach Mitau gereiset wären. Haben
Sie eine angenehme Reise und Gesellschaft an Ihrer Gefährtin gehabt?
Wenn S sind Sie angekommen, wenn ist letztere weiter gegangen? Wie
gefällt Ihnen dortige Witterung und Welt? und vornemlich wie geht es mit
Ihrer lieben Gesundheit? Bekommt Ihnen das Reisen? Habe den
Nachmittag mit Kammer Secr. Bock aus Marienwerder im Hayn Mamre
zugebracht – und nun warte mit Ängsten auf meinen Sohn. Den ersten #
heute für meinen armen Hill eingenommen von HE Jacobi, und mein
gehabter Gast hat es über sich genommen den AdmiralitätsDirector geneigt zu
machen seinem Bruder dem Legationsrath dort unsern Landsmann zu
empfehlen und das zusammengebrachte Lösegeld durch ihn zu befördern. Alles
übrige unangenehme mag ich nicht widerholen, weil Freund H. Ihnen den
Inhalt meines Briefes mittheilen wird. Die Reise- und Lebensgefährtin
meines Wohlthäters ist eine geborne
Marianne
Detten
, und ihre
jedem auffallende Ahnlichkeit mit meiner Lisette Reinette ist eine angenehme
Täuschung für mich. So wechselt angenehmes und unangenehmes, wie Licht
und Schatten.
Erfreuen Sie mich bald mit einigen Zeilen; ich habe Zerstreuung höchst
nöthig, um mir selbst erträglich zu seyn. Sie können sich das Grundeis in
meinem Gemüth leicht vorstellen. Der junge Gr Kayserlingk sagte mir neul.
daß die Kammerherrin von der Reck zur See nach Curl. gehen würde. Mein
Freund Mayer wird auch bald mit Frau und Kind zum HE von Kleist
aufbrechen, wozu ich ihm Glück wünsche. Woher nehm ich neue Kraft,
aufzufahren mit Flügeln, wie ein Adler! Wenn Sie Hintz sehen, so denken Sie
auch, und so oft Sie lange Weile dazu haben, an Ihren alten ergebnen
Freund und Diener, der sich mit allen, die ihm nahe und ferne sind, bestens
empfiehlt mit Herzen, Mund und Hand.
Mariä Heimsuchung. 2. JuliDer Wind ist entgegen, und mein Sohn noch nicht zu Hause. Wenn sie
heute nicht kommen; so geht es nicht richtig zu.
Leben Sie desto zufriedner u geben mir bald gute Nachrichten, beßere als
die meinigen.
Adresse mit Mundlackrest:à Madame / Madame Courtan, / née ToussaintKgsb. den 5 Jul. 85.Mein Sohn ist Sontags nach gehaltener Caffé-Stunde und
vorgängigen Mittagsschlaf mit HE Scheller glücklich zu Hause gekommen und
willens morgen mit ebendemselben nach Trutenau zu wandern, und ist diesen
Augenblick zu seiner Schwester gegangen, um ein Briefchen an MlleHenriette abzuholen und morgen mitzunehmen. Währender Zeit werde ich mich
also mit meiner liebsten Commere mit aller Vertraulichkeit von den
Begebenheiten und Freuden unterhalten, die ich den 2ten d. am Tage der
Heimsuchung Mariä genoßen.
Kaum hatte ich jenen Morgen meine Post fertig, so gab ich die Einl. an
HE Jacobi ab, lief über die Lomse nach dem Friedl. Thor und eilte wider zu
Hause, wie aus einem Bade mit keichenden Athem, da mir der gute Ernst
Deutsch entgegenkam mit der Nachricht mir von der Post einen Brief aus
Geldern
gebracht zu haben. Aus
Geldern
? Ist der einzige auf der
Charte gewesen wird wol der erste und letzte seyn, den ich in meinem Leben
erhalte. Nun rathen Sie von wem? Von einem jungen Frauenzimmer, das
mir den 4ten Tag nach ihrer Vermählung selbige auf der Extra Post meldet;
und eine neue Einladung auf die Winterlustbarkeiten in M‥ wo eine ganze
Haushaltung, völlig eingerichtet, mich schon mit dem Anfang des Aug.
erwarten wird. Ist es in aller Welt möglich, die Achtsamkeiten der Liebe und
Freundschaft weiter und höher zu überspannen und übertreiben. Denselben
Nachmittag kam HE Jachmann wieder mit einem Briefchen von einer
nordischen Bibi – wenn Sie mir erlauben wollen, meine liebe beste Freundin
und Commere, Ihnen diesen arkadischen Namen beyzulegen, und da waren
alle meine, beynahe möcht ich sagen, schwermüthige Grillen wegen Ihres
Stillschweigens auch beygelegt oder wie Sie vom HE Referendariuswerden gehört haben, ad acta reponirt.
Nun bin ich imstande Ihnen ein Tagebuch Ihrer ganzen Reise in der Nuß
mitzutheilen, und bitte sich deshalb keine Mühe zu geben. Wars nicht am
6 Junii a.c., am Tage Claudius, daß Sie von hier in der Frühstückstunde
abreisten? Wars nicht den 10 ej. daß Sie dem lieben Gott dankten die
Gefahren von Schiffbruch, Seeräuber, Sturme und vapeurs auf dem
ungeheuren Meerbusen glücklich überstanden zu haben? Wars nicht den 16 Junii,wie Sie in Riga mit der Kutsche feyerlich eingeholt wurden. Statt der
läutenden Glocken und groben Geschützes wurde zu Zeiten gehustet, dann ein
wenig gelacht, aber noch mehr geküßt. War’s nicht den 22 ej. wie Sie nach
Mitau bis zum Sonntag Trinitatis st. vieux fuhren? Doch was den lieben
Sonntag anbetrifft, so waren Sie 1.) unterwegs und 2) vermuthe ich, daß
der Rigische Gottes-Dienst für eine reformirte Colonistin gar zu früh
angeht, und eine kleine chronologische Unordnung der Sonntage leicht
unterlaufen kann. Sie haben also blos nöthig, meine geEhrte Freundin und
Gevatterin, diese Data mit den Ihrigen zu vergleichen, und wenn es der Mühe
lohnt, selbige durch kurze Erinnerungen gleichstimmig zu machen.
Sind Sie also mit der Gesellschaft der guten Schweitzerin zufrieden
gewesen? Wenn ist sie abgegangen von Riga, und erhalten Sie Nachrichten
von Ihrer dortigen Ankunft und Ihrer Lage, laßen Sie mir auch davon
Etwas zukommen. Unser Freund wird für ein gutes Haus und ehrliches
Gehalt
b gesorgt haben. Den Betrag des letzteren hätte gern gewußt, und
die naive Frage durch eine ähnliche gut gemacht. Der liebe Johannes hatte
mir ausdrücklich aufgetragen Ihr einen kleinen Denkzedel mitzugeben. Sie
wißen, wie sauer mir dergl. Impromtus werden, und wie
arm ich am
Geist
bin – Weil ich all mein Börnstein, das mein Vater gesammelt,
zerstreut, so war die Breloque das Eintzige, und ich bekam sie von unserm
Oberhofprediger Schultz einmal zum Scherz geschenkt. Es ruht also wenigstens
ein levitischer Seegen darauf. Es beruhigt mich wenigstens übrigens,
daß Sie Selbst ihr das Zeugnis geben, nicht durch sie vom Heimweh inficirt
worden zu seyn – und daß Sie die jungfräuliche Schaam über meine naiveWahrheit und Antwort ihr aus dem Sinn gebracht.
Was qvälen Sie sich aber mit dem Heimweh, fast möcht ich sagen, sans
rime et sans raison. Herr Courtan baut Ihnen sein Haus in Ordnung,
wobey ihn Ihre Gegenwart mehr hindern als fördern würde. Mlle Henriette
lebt unter Aufsicht einer Mutter und Schwester auf dem Lande, und denkt
aus bloßer Wollust, gewiß nicht aus Noth nach Riga. Und mit dem lieben
Jungen, ich bin ja selbst einer gewesen und habe auch einen – die sind dazu
praedestinirt Vater und Mutter zu vergeßenEs freut mich am meisten, daß Sie mit Ihrem Wirth und Bruder H.
zufrieden sind. Der bloße Verdacht wurmte mich – und Sie wißen, daß ich mich
vor einer Stecknadel mehr fürchte als vor einem Dolch – Sollte mein
Verleger nicht
zu rechter Zeit
artig, gefällig, und im Nothfall galant zu
thun wißen – Sollte ein Verleger, der so viel Jahre auf die letzte Gunst eines
Autors und Schriftstellers gewartet hat und vielleicht noch eben so lange
warten muß – Sollte mein sokratischer Genius, der nicht wie der seelige
Valentin Jamerai Duval nur eine, sondern 3 Bibi z. E. pour le present, zu
Paris, in Riga und Mohilow und der Himmel weiß wo mehr hat, sich
gegen die ihm nächste so weit vergeßen können, nicht Gesundheit und Arbeit
aus Gefälligkeit aufzuopfern in der Wahl eines so langgeprüften
Verlegers Freundes geirrt haben – – Der arme Michael hat den Weg umsonst
gethan und muß ohne Empfehlungsschreiben an Jettchen nach Trutenau
gehen. Der Lisette Reinette geht es wie dem Alten, dem das Schreiben auch
nicht fließen will, und Schade um meine Kursche Laune; weil ich nicht weiß,
ob Sie, liebste Freundin, mein Geschmier lesen und die batons rompusmeines kranken Kopfs zusammenflicken und gantz machen können.
Diesen Morgen ist meine Antwort an Hill nach Wien abgegangen mit
einer Assignation auf 18 # die er in Welschland eingebüßt und ich so
glückl. gewesen bin ihm hier zu ersetzen. Den 1 d. erhielt von Jacobi 1 #
Sonntags von unserm würdigen Oberbürgermeister in 2 Karten 12 # die
noch fehlenden 5 schoß ein Freund vor auf Speculation gegen baares
Unterpfand. Machen zusammen 18 # die ich ihm wirklich zugedacht und ohne alle
Mühe im Schlaf zusammengebracht. Uebrigens wißen Sie beßer als ich,
liebe Frau Gevatterin, daß wer andern Freude macht, selbst welche hat.
Herr Cammer Secret. Bock aus Marienwerder hat zum Abschied mir
seine Frau und kleinen Fritz Raphael praesentirt und wir haben eine
vergnügte Stunde in unserm Hayn Mamre gehabt diesen Nachmittag.
Bitte sich meiner in Pernau zu erinnern. Leben Sie gesund und vergnügt.
Das wünsch ich auch Ihrem würdigen Wirth und Br. Hartknoch und
Seinem ganzen Hause. Gegen das Heimweh soll das alte Sprichwort probat
seyn: Wohl aus den Augen, wol aus dem Sinn. Die menschliche Natur
gewöhnt sich eben so gut an Abwesenheit als Gegenwart, an Mangel als
Ueberfluß.
Der Abendseegen von Mariä Heimsuchung bestand in einem sanften
Regen, der alles erqvickt hat. Gestern hat meine Hausmutter gewaschen, und
schönes Wetter zur Bleiche und Trocknen gehabt. Marianchen Sophiechen
mit Lehne Käthe gewacht vorige Nacht. Alles um mich herum schläft, und ich
wache meinen Gast Scheller abzuwarten, der den Abend bey Banco Dir.
Ruffmann zugebracht. Mehr weiß ich nicht – Vielleicht bringt Johann
Michel morgen noch einen kleinen Nachtrag zu einem Postscript aus Trutenaumit. Brauch ich Ihnen noch zu sagen, mit welchen Gesinnungen ich mich
unterschreibe als
Ihrenalten treuen Freund, Gevatter p pJohann Georg Hamann.den 7 –Ich weiß Ihnen, Geliebteste Freundin, weiter nichts zu melden, als daß
ich bey HE. Kr. R. Hippel heute beynahe einen gar zu reichen Mittag
gehabt, Adelungs ersten Theil über den deutschen Styl gelesen, und darinn
4 mal meine arme Scherflein zur deutschen Litteratur
sehr rühmlich
angeführt gefunden habe. Ich warte auf meinen Gast, und bin schläfrich. Leben
Sie recht wohl, und denken Sie an uns, wie wir uns Ihrer fleißig erinnern –
und schlafen Sie auch ohne Träume und Sorgen; denn dazu sind die Tage
lang genug. Grüßen Sie Bruder Hartknoch und die Seinigen von uns allen
– Gute Nacht!
Kgsb. den 8. Julii 85.HöchstzuEhrender Herr Kriegsrath,
Gütigster Freund,
Ich war eben mit Adelung fertig und wünschte Ihnen auch denselben
mittheilen zu können, da ich diesen Morgen Ihren Brief erhielt. Um mir den
Gang zu erleichtern, gab ich dem Boten die Bücher mit – Um Ihnen in
meinem und Hills Namen zu danken, dem ich bereits mit voriger Post den in
Welschl. gehabten Verlust zu ersetzen so glücklich gewesen bin. Im Nothfall
würde mich nicht geschämt haben, auch eine explicite Fürbitte bey Ihnen zu
thun. – Es war ein bloßer Eindruck
frischer That
, und kein Wink, daß
ich Ihnen meine Freude über den unvermutheten Empfang des ersten
Goldpfennings meldete; ich nehme den Ihrigen jetzt zum Ersatz meines Vorschußes
an. Mehr als 18 # hatte ich ihm nicht zugedacht – und was ich gewünscht,
hat er erhalten. Wegen des Uebermachens war ich besorgt, und den Herrn
Adm. Director Jacobi damit zu beschweeren; zu gutem Glück fand ich bey
Wulff Friedlaender dazu eine glückl. Gelegenheit, der eben nach Wien mehr
Wechsel und an einen dortigen SchwiegerSohn des Itzig in Berl. zu
bestellen hatte. Durch Vermittelung des HE Bock hab ich auch die Versicherung
von p Jacobi erhalten Hill dem Legationsrath dort zu empfehlen – Ein
Besuch des jungen Grafen Kayserlingk, der von meinem Sohn u Raphael viel
zu machen scheint, und des Einnehmers Brahl haben mich um den gantzen
Abend gebracht, daß ich morgen erst fortfahren muß.
den 12 –Die Witterung hat mich beynahe krank gemacht – und vorgestern bekam
ich währender Predigt die HE Scheller im Kgl. Hospital hielt, einen
impetum nach Weimar zu schreiben, weil ich seit Pfingsten noch den Dank für die
zerstreuten Blätter schuldig bin und um den zweithen Theil der Ideen
ausdrückl. zu bitten für nöthig fand. Heute wird die Graventinsche Herrschaft
bey HE. Pf. Fischer erwartet, habe mit viel Erbauung mehr wie einmal
einen merkwürdigen Briefwechsel des
Garve
und
Biester
über die
Besorgniße der
Protestanten in Ansehung des Katholicismus
gelesen in der laufenden Monathsschrift. Die philos. Betrachtungen über die
thierische Schöpfung wie es heist auch von Garve übersetzt 769 liegen noch
hier und warten auf Ihren Befehl, wenn Sie selbige nicht schon selbst haben
oder kennen.
Verzeyhen Sie mein Misverständnis wegen des Petersb. Journals, das
ich immer nach Graventihn expediren müßen, und ich glaubte Ihnen die
Fortsetzung schuldig zu seyn.
Wenn Ihnen mit
Sacks
Predigten und seiner Uebersetzung der
Blairschen
gedient ist, so lese ich selbige jetzt eben und kann die 3 Bücher auf ein
paar Wochen länger behalten.
Mein Sohn studiert Historie und Geographie statt der Philosophie und
Mathematik, an denen er wenig Geschmack zu haben scheint. Kaum kann ich
eine halbe Stunde das frantz. und engl. mit ihm vornehmen. Nicht Galenus,
sondern Engels Mimik war das Buch, über dem ich Ihren letzten Brief
erhielt. Ich kenne weder Theater noch die neuesten Stücke, auf die er so öfters
verweiset: also blos der schönen Form wegen, die Materie selbst ist mir
gleichgiltig. Eben so unwißend bin ich in Ansehung des Innhalts, habe nicht
die geringste Sachkenntnis von den Georgicis, woran es dem Uebersetzer nicht
fehlt. Seinen Fleiß habe ersehen und er schien zufrieden mit den wenigen
Anmerkungen, die ich über das 2te Buch gemacht – ich noch mehr, meine
Verlegenheit, in die
Sie mich wirklich gesetzt
, so glücklich überstanden
zu haben. Theils mich zu rächen, theils das auf mich gesetzte Vertrauen zu
erwiedern, hab ich diesem fähigen und würdigen Mann das Gelübde gethan
Sie wenigstens jeden Monath daran zu erinnern, zu seiner Verpflanzung
an die hiesige Cammer behülflich zu seyn, weil ich glaube, daß Sie ihn mit
gutem Gewißen dem Dir. Wagner empfehlen können. Keine poetische
Uebersetzung gehört zu meinem Ressort; und ich bin durch meine Hypochondrie so
nackt und eckel wie ein Marsyas. –
Gedruckte Beyl. u den vierten Brief des Hill bitte mit der nächsten
Gelegenheit wider zurück – auch die erste mehr als einmal zu lesen, um mir Ihr
Urtheil sagen zu können, damit ich es mit meinem vergleichen kann. Aus
einem alten Brief habe erst neulich von ohngefehr ersehen, daß der Verfaßer
den Titel eines Raths hat. Die jüngste ohne Namen, verdient seinen zu
führen, und ihr muthwilliger Ernst gefällt mir mehr als der gesetzte Ernst
der Katharina.
Adelung hat in seinem ersten Theil über den hochdeutschen Styl die
Scherflein 4 mal citirt; bey einer neuen Auflage werde ich ihn wol selbst, die
Lettres sur le Patriotisme, das Eloge des Voltaires und das Milord Marechalvon Alembert auch citiren müßen, weil es ohnmöglich ist die
zusammengesetzte Anspielungen ohne einen Fingerzeig zu verstehen.
Mein unbekanter Wohltäter hat sich den 17 pr. mit einer Marianne
Detten vermählt; beyde haben mir den 20 d. aus Geldern geschrieben und
sind vermuthl. schon in Paris. Sein gewesenes Logis steht für uns leer und
fertig, weil er sich ein ander Haus besorgt. Nach seiner Rechnung sollen wir
den Winter über bey ihm bleiben. Wie der Mensch denkt! und wies Gott
lenkt! Seine Reise geschieht der Gesundheit wegen und ist zugl. für meine
philosophische Neugierde sehr interessant.
Da Sie mein GeEhrtester Freund mit HE. Pf. Hippel in Verbindung
stehn; so habe die Abrede genommen daß er Herders Ideen, die ich ihm
gegeben, durch Ihre Vermittelung mir übermachen sollte. Ich möchte sie gern
vor Empfang des 2ten Theils wider haben der Verbindung und meines
stumpfen Gedächtnißes wegen.
HE Kr. Hippel wollte die Schrift über Offenbarung Judentum u
Χstentum kaufen, in welchem Fall ich selbige auch für Sie besorgen werde.
Wollen Sie den ersten Jahrgang der Berl. Monatsschrift; so kann ich
auch damit dienen; die folgenden auch wohl verschaffen. Ich erinnere mich
halb, daß Sie einmal daran dachten. Memento interpretis Virgiliani (pro
Julio) Empfehlen Sie mich bestens der Frau Kriegsräthin. Mein Sohn ist
ein wenig seekrank gewesen, und hat vorigen Mittwoch eine Reise zu Fuß
mit unserm Candidaten nach Trutenau gethan, der heute bey Ihrem
gewesenen Nachbar in seiner neuen Wohnung gespeist. Ich kann weder lesen
noch schreiben, noch reisen – will ich auch nicht eher an das letzte denken, als
bey dem ersten Laut von der Heimkunft aus Paris, die bald gnug geschehen
wird, weil der Mann
endlich
ist, mich eines Lutherschen Ausdrucks zu
bedienen.
Spalding ist der Verfaßer der schönen vertraulichen Briefe über die
Religion, deren erste Ausgabe dem Grafen von Lynaar zugeschrieben wurden.
Behalten Sie in mitleidigem Andenken
Ihrenergebensten Freund und DienerJoh. Georg H.den 9 10 Julii Dom VII. p Tr. 85.Am
Pfingst heil
. Abend erhielte ich, lieber alter Freund! Ihre
unverwelkliche Blätter zu meiner und meiner hiesigen Freunde grösten Freude
– und dachte mich selbst zu bedanken mit Mund und Armen in meiner und
aller Namen. Meine Ahndung ist eingetroffen, und war nicht bloße
Hypochondrie undoder schwermüthige Grillenfängerey. Ich bin zufrieden und
hab
in Gottes Herz und Sinn
mein
Herz und Sinn ergeben
– wie ich vor einer halben Stunde aus Ihrem Weimarschen Gesangbuche
gesungen habe.
Strafen Sie nicht mein Stillschweigen durch Zurückhaltung des
zweyten
Theils Ihrer Ideen, die schon um Johannis fertig seyn sollten. Laßen
Sie sich jammern des armen Predigers in der Wüsten, damit er nicht auf dem
Wege verschmachte, und erfreuen Sie mich mit guten Nachrichten von Ihrer
Wallfahrt zum Karlsbade, und daß selbige der lieben Theano samt Ihrem
Demodor gedeylich gewesen ist.
Nach dem Gerüchte im Hollsteinschen, wovon aber nichts weiter gehört,
erhebt sich eins in Mitau, daß der Herzog an die dasige Regierung
geschrieben die erledigte GeneralSuperintendentenstelle selbst bereits besetzt zu
haben, und man vermuthet, daß die Kammerherrin Elisa Sie dazu
vorgeschlagen habe. Gott gebe, daß dies wahr und Ihnen anständig seyn möge –
Vielleicht wird Ihr Glück in eben den Gegenden, wo es die ersten Blüthen
getragen, auch zu Ihrerseiner Reife kommen, und Sie denken auch an
Ihre alte Verbindungen ohne Reue zurück – und mit einigem Antheil an
einem Durchzuge durch Junser altesarmes Vaterland, das vielleicht
nicht immer eine Stiefmutter gegen ihre Kinder bleiben wird, und wo so
manche Brüder sich an Ihrem Widersehen stärken und laben werden.
Nun auf die molimina meiner Reise zu kommen: so wißen Sie, daß B.
den 1 Julii meiner erwarten wollte zu Frankf. an der Oder. SDieser
Abrede zu folge kam ich den 1 Junii bey der Prov. Direction ein mit meiner
Bittschrift mir einen Urlaub auf 3 Monathe bey der Gen. Adm. zu
bewirken. Stockmar war willig und bereit dazu, beförderte selbige mit allem
Nachdruck, und Jedermann machte mir weiß, daß ich meinen Endzweck leicht
erhalten würde. Meine Gesundheit war ein gantz natürl. u gegründeter
Vorwand; ich wollte meinen Freund Lindner zu Halle im vorbeygehen zu Rath
ziehen, der mich durch die Dulcamara Cur glückl. von meiner Gicht p
befreyt – und hatte Familienangelegenheiten mit einem
Freunde
abzumachen, der mir zu Anfange dieses in Frankf. entgegen kommen würde, und
mich daselbst erwartete. Alle meine Freunde hielten mich ab ins Cabinet zu
gehen, wie ich aus Noth und einfältiger Liebe des geraden Weges zu thun
gesonnen war. Einige Tage drauf nach Beförderung meiner Bittschrift,
brachte mir Hartknoch einen zieml. alten Brief vom D. Lindner, der mir
seinen plötzlichen Aufbruch nach
Jena
wegen des dortigen Instituti clinicimeldete – Wer war froher als ich in meinem entworfenen Plan nicht irre
gemacht worden zu seyn. Kurz darauf erhielt ich Nachrichten aus Münster
und Düßeldorf, die mir auch erfreulich waren und meinen Entwurf zu
begünstigen schienen. Eine Heyrath und eben so schnelle Reise nach Paris
veränderten weiter nichts, als daß ich dadurch die mir angenehme Frist gewann
einen Monath später zu reisen. Ich war also bestimmt zu Anfang des Aug.
abzugehen und freute mich den Ihnen beliebigen Termin pünctlich erfüllen
zu können. Zugleich wurde mir gemeldet, daß die Fürstin Galliczin durch
ihren Bruder den Grafen von Schmettau ohne mein Wißen und Willen die
Erlaubnis zu meiner Reise betrieben und letzterer von de la Haye de Launaydie mündl. Versicherung erhalten, daß man mir auf den ganzen Winter
Erlaubnis ertheilen würde, ohne daß ich nöthig hätte den König selbst
damit zu behelligen. Dies war alles Waßer auf meine Mühle – und ich war
beynahe überzeugt die gesuchte Erlaubnis, höchstens unter Einschränkungen
und einiger Verlängerung des gesuchten Termins zu erhalten. Selbst der
Verzug einer Antwort schien mir ein gutes Vorzeichen einer vortheilhaften
zu seyn. Wie war mir aber zu Muthe wie ich den 22 pr. nach dem ersten
Löffel sSuppe ein Secretair der Direction eine Resolution ins Haus brachte
vom 10 ej.dd die als eine Einl. eines andern Schreibens verdeckt geblieben
und zufällig herausgefallen war, worinn mir die Reise nach
Halle
rund
abgeschlagen wurde. An die andere nach Frankf. war nicht gedacht, noch daß
mir daselbst ein Freund entgegen kommen und erwarten würde. Vous lui
repondrez, que nous pouvons d’autant moins lui accorder un pareil
delai, qu’il doit trouver dans une ville aussi importante que Konigsb.
des medecins aussi experts qu’il peut y en avoir à Halle Signé dela Haye
de Launay.
Grodart.Nun, Hochwürdiger Vater und Freund, ich thue Ihnen meine Ohrenbeichte,und bitte um Absolution meiner Schooß- und Busensünden. Mein
damaliges Mittagsgericht war eine derbe Schüßel graue Erbsen mit Rindfleisch
gekocht und Poree angemacht. Den grauen Erbsen zu Liebe war mein seel.
Vater im Lande geblieben. Sonst sind die weißen durchgeschlagen mein
Leibgericht; undaber auf meine alte Tage nimmt mein Geschmack an den
grauen mehr und mehr zu. Ich bin daher auch damit zufrieden, daß die
Hausmutter dem Studenten zu Gefallen uns öfterer damit bewirthet als
sonst. Wir aßen im Hayn Mamre – und ich verschlang meinen Mittag mit
einem so grimmigen Wolfshunger, mit solcher Rachgier, wie man hier zu
Lande sagt, als wenn dela Haye de Launay und Grodart in der Schüßel
gelegen hätten. Gleich nach der derben Mahlzeit bot ich meinen Sohn auf
mich zu begleiten, um noch einige Gänge nach der Stadt vor Aufschluß des
Packhofes zur Zerstreuung und Erleichterung meines schwer beladenen
Herzens und Magens zu thun.
Die Verdauung gieng geschwinder und leichter von statten, als ich
gehofft hatte. Mein Nachbar, der Regimentsfeldscheer Miltz fand den Morgen
drauf meinen Puls in seinem gewöhnlich schleichenden matten Paßgange
und rieth mir ein klein Digestiv von Hausmittel einzunehmen, welches ich
auch auf der Stelle that, und ohngeachtet der gewesene Hofmeister meines
Sohns, HE Scheller noch denselben Tag bey mir wider Herberge nahm und
mehr als eine Woche mit einem kleinen dunkeln Kammerchen für lieb nehmen
wird, ließ ich mich weder durch diese äußerl. und meine innere
RuheUnruhe nicht abgehalten mein jährliches Fest der Eucharistie am V. Sontag
nach Tr. und noch dazu mit meinem
Johann Michael
zum ersten mal
zu feyern.
Ich finde in dem ganzen Drama dieser Begebenheit einen unsichtbaren
Leitfaden einer höheren Vorsehung und Regierung, dem ich blindlings zu
folgen schuldig und willig bin durch jeden Act und Scene deßelben. Außer
dieser Pflicht des inneren Menschen, schien mir auch die abschlägige Antwort
auf mein Gesuch eine
doppelte Wohltat
für mein Fleisch und Blut
1. ein alimentum meines vielleicht lächerlichen
Haßes
, den ich aus
patriotischen oder pharisäischen Eifer den welschen Hunden geschworen habe, wo
nicht meinen Muth doch meinen Kützel an ihnen zu kühlen. Meiner
Muhse hat sich das:
Komm ich um
, so
komm ich um
– meiner
Muhme Esther so lange und so fest eingeprägt, daß ich gern ein blaues
Auge wagen möchte, aber nicht eher, als bis ich bey den Haaren dazu
gezogen werde. Es wäre eine heimliche Last für mich gewesen, diesen
Beutelschneidern und Schinderknechten meines allerdurchl. Landesvaters ein solches
Glück, als ich mir ehmals träumen laßen – zu verdanken zu haben.
2. Aber dies Glück im Traum wurde auch wie ein leerer Schlauch für
mich – und um meine Ohrenbeichte, liebster Herder zu vollenden, waren Sie
und noch 2 andere Freunde, die mir Gott gegeben hat, sagte Adam im
Paradiese, Schuld an meiner Verlegenheit, durch Ihre Ungedult und Erwartung
und Zurüstungen Freude und Ehre von mir zu erleben, die Ihnen gewiß
fehlgeschlagen wäre. Ich alter unvermögender sophistischer Greis hätte wie
Blumauers pius Aeneas von reiner Butter auch allen Ihren Pasteten eine
sehr unsaubere Figur gemacht, daß Sie mehr Ärger und Schande als
Zufriedenheit von meiner Heimsuchung gehabt hätten.
Nach der Lage aller Umstände weiß ich allso nichts klügeres und beßeres
anzufangen, als stille und ruhig zu seyn, bis mein unbekannter Wohlthäter
mit seiner jungen Frau von Paris zurückkommt, denn ihn zu sehen ist mein
Hauptgeschäfte
und das gröste
Bedürfnis
, das ich allem
lüsternen Genuß der Freundschaft vorziehen muß, zu dem ich stumpf und steif binAm meisten hat es um meinen Sohn mir leid gethan, und um die Freude,
die wir wenigstens an unsern Kindern gehabt hätten. Er hat sich beßer zu
finden gewußt, als sein alter Vater, und ich habe ihm zur kleinen
Schadloshaltung erlaubt HE Scheller zu Waßer nach Pillau, und zu Fuß nach
Trutenau zu begleiten. Ich habe allem Vergnügen für diesen Sommer
entsagt.
Ich habe die Freude gehabt von meinem Hill einen Brief aus Wien zu
erhalten den 27 pr. wo er den 11 pr. angekommen in Lumpen, ohne 1
Kaysergulden in der Tasche. Ich habe die 18 # die ihm in Welschl. gestohlen
worden ihm den 4 d. übermacht. Hippel gab mir allein 12 #. Er hat in Trieste
5 Wochen wegen eines schlimmen Ausschlages sich aufhalten müßen, der ihn
abgehalten mit einem Schiffer, den er bereits halb verdungen, nach Smyrna
zu gehen. Ein evangelischer Prediger in Trieste Arnold hat in seiner Gemeine
5½ # colligirt, aber der Superintendent Fock nicht das Herz gehabt ihm
4 # vorzuschießen, sondern ihm die einzige Wohlthat erzeigt ihn an den
Buchhändler Wucherer zu verweisen, der sich seiner angenommen. Er hat
von Trieste bis Wien 5 Kaysergulden ausgegeben. Die ganze Reise bis Rom
hat ihn nicht mehr als 16 # gekostet. Ich wünschte sehr, daß dieser
außerordentliche junger wilde junge Mensch nach Weimar käme um ihn
kennen zu lernen. Im fall er Geld braucht, bitte nichts als einen
Vorschuß
von Ihnen, weil ich hier noch Geld von ihm liegen habe – und ihn als einen
Vorläufer
Ihres alten Freundes anzusehen.
Verstehen Sie unter JLeßings Evangelisten seinen theol. Nachlaß? Ein
Pack von Hartknoch für mich liegt noch in Berl. worunter auch der 2te Theil
des Monboddo, deßen Ancient Metaphysics ich auch erwarte als einen
Pendant zu Harris Arrangements u Philological Inquiries, in denen ich
eben nicht gefunden, was ich gesucht.
Wer mag doch Verfaßer der Schrift über
Offenbarung Judentum
u Christentum
seyn? Von Mendelssohns
Morgenstunden
soll
schon der erste Theil fertig seyn, neml. gedruckt; wie sein kleines Jerusalem
2 Theile hat. Der Titel ist ein Rätzel für mich – bedeutet vielleicht eine
Rhapsodie im Shaftesburyschen Geschmack.
Sie sehen, liebster H. ich bin nicht im stande einen Brief zu schreiben; so
mürbe ist mein Kopf, so leer – Gott erhalte Sie desto gesunder, und laß die
Brunnencur an Ihnen und
Theano
geseegnet seyn, und fördere den
Fortgang Ihrer
Ideen
und
Blätter
. Wenn Sie kein Deutsch können; was
soll ich sagen? Ihre beyde jüngste Schriften sind bewährt wie das Silber im
Tiegel und das Gold im Ofen. Adelung hat meine Scherflein viermal in
seinem 1 Theil über den hochdeutschen Styl citirt, ohne den rechten Fleck
getroffen zu haben.
Mein Gast Scheller hat heute für den Pf. Fischer gepredigt, ich habe mich
nicht aus dem Hause gerührt. Ich glaube daß die naße, kalte stürmige
Witterung auch viel Einfluß auf mein Gehirn, wie in meinem ganzen Körper
hat. Gestern fieng ich ein paar Zeilen an Scheffner an, dem ich schon auf
einige Briefe Antwort schuldig bin, muste aber auf einmal abbrechen, weil
mir die Finger wie abgestorben waren, und ich muste ins Bett kriechen um
mich zu erwärmen. An statt meinen angefangenen Brief zu Ende zu bringen,
kommt es mir wie ein Paroxysmus an, SieIhnen zu schreiben, welches ich mir
erst über 8 Tage bey beßerer Ruhe vorgenommen hatte. Weder Ruhe noch
Beßerung ist abzusehen. Ich tauge weder zur Leyer der Correspondentznoch Conversation, und ich wäre Ihnen und allen meinen Freunden eine
unausstehliche Last und rechtes Skandal gewesen.
den 11 Montags.Nun, liebster Gevatter, Landsmann und Freund! Ich will noch suchen
diese Seite voll zu machen. Habe erst vorige Woche zufällig erfahren aus
einem alten Briefe unsers Jac. an unsern Kaufmann, daß unser B. den
Titel eines Raths an. Seine Ehe hat mir herzl. Freude gemacht, und ich bin
auch mit seiner Reise zufrieden, die er wegen seiner Gesundheit thut, und daß
ich ihn erst
nach
derselben zu sehen bekommen werde. Aber übrigens weiß
ich von seinen Umständen kein lebendiges Wort, so sehr ich auch einige Winke
darüber erwartet. Seine
Diät
scheint seiner Gesundheit eben so nachtheilig
zu seyn, als mein unbändiger Appetit bey meiner sitzenden Lebensart, und
sein Vertrauen auf diese Diät scheint mir die gröste Qvelle des Uebels zu
seyn, das er leicht durch einen welschen Qvacksalber ärger machen könnente,
wofür ihn Gott behüten wolle! Der Unterschied zwischen der
Oekonomie
eines ledigen Junggesellen und ehlichen Hausvaters muß erst durch
Erfahrung und kann nicht a priori erlernt werden. Wenn man selbst Kinder zu
erwarten hat, können nicht fremde auf jener Eigenthum Ansprüche machen.
Den inneren Character meines Wohlthäters kann ich aus seinen Briefen und
der Sympathie unserer Gesinnungen lesen und schlüßen; aber die äußeren
Data erfordern eine andere Evidenz. Er hat mir immer zu einem
Hauptbriefe
Hoffnung gemacht, den ich aber noch nicht erhalten, und der vielleicht
über alles mir die nöthige Auskunft gegeben hätte. Nun aber weiß ich noch
kein einziges Wort nicht was ihn bewogen noch wozu? sondern ein bloßes:
Nimm hin, dank Gott
und
bekümmere dich um weiter nichts
.
Das hab ich auch bisher redlich gethan, und werd es auch thun – in Ansehung
der Zinsen, die Gott sichtbar seegnet durch die Bildung meiner Tochter, ich
meyne die innerliche, nicht die äußerl. welche der Baroneße eben so viel
Thränen als mir selbst ablockt, ohngeachtet ich sie wenig besuche, und nur
einmal jeden Monath in mein Haus holen laße – alles nur durch die dritte
Hand und zufällig erfahre, mit welcher rührenden Zärtlichkeit sie meiner
Lisette Reinette dankt für ihren triebsamen stätigen Fleiß und sittsame
Gelehrigkeit, wie glücklich Sie sich schätzt, wenn alle übrigen ihr ähnlich
würden und ihr das Leben so erleichterten – Sie hält meine Tochter in
Kleidung und Lehrstunden beynahe ganz frey und begnügt sich mit der bloßen
Pension – und den ital. Sprachmeister, den mir Hill bey seiner Abreise
empfahl und an seiner Stelle zurückließ um eben den Thaler des Monaths,
für den er ihm Stunden gegeben hatte. Er heist le Roi, ist ein gemeiner
Soldat, den der Hauptmann Cornelius zu seinem Freund gemacht hatte.
Kurz, ich hab es unserm J. so nahe gelegt, daß ich auf alle meine Grillen ein
wenig Erläuterung von ihm nächstens erwarten kann.
Noch eins fällt mir ein. Hippel ist hier mein nächster Freund und ein
großer Wohlthäter meines Sohns. Wir speisen die Woche wenigstens
Einmal bey ihm. Er hat geglaubt Ihnen als einem Landsmann und wahrer
Theilnehmer, patriotischer Theilnehmer Ihres litterarischen Ruhms mit
seinem Medaillon eine Freude zu machen, den er mit vieler Discretion nur selbst
austheilt – er hat den Künstler Collin auch vermocht mich zu versteinern,
und weil er ihn darüber eine Mäckler Stelle geben muste, werd ich wol das
letzte Gemächt seiner Virtù werden – und einen jüdischen Mahler Levi gar
an einem Kupferstich preuß. Kunst u Art zu arbeiten. Schreiben Sie mir
allso ein wenig vor, auf welche Art ich es mir soll merken laßen, daß sein
Andenken Ihnen angenehm gewesen und daß Sie an dem Guten, was er an
der Residenz und Hauptstadt unsers lieben Vaterlandes thut noch einigen
Antheil nehmen. Kommt es so weit, daß Sie einen Durchzug halten, so
werden Sie in allem Ernst sein Hotel als das beste adl. Steinhaus in gantz
Kgsberg, seinen Schultheißensitz auf den Huben, seinen Gartengeschmack
bewundern – Antworten Sie doch bald wegen des Mitauschen Gerüchts – Gott
laße Sie den Geburts Monath mit Gesundheit, Seegen und Wonne erleben.
Auf allen Fall hat mir Gott schon einen Peltz und eine Mütze bescheert, auch
Reisestiefel – die in Weimar nicht unbekannt sind. Pathchen u Louischen
werden Mama Theano den zweiten Theil einpacken helfen, daß er warm
und schwitzend mir zu Handen komt. Gottes Seegen über uns und die
Unsrigen! Ihr ewig treuer Johann Georg H. mit Herz und Hand bis
zum Widersehen!Kgsberg den 18 Julii 85.Mein sehr lieber Freund,
Ich hoffe, daß Sie gegenwärtig sich schon ein wenig ausstafiret haben
und an Ihr Vaterland zurück denken – und habe zugl. die Freude Ihnen
zu melden, daß ich vom Kr. Rath Scheffner den 8 d. aus eigenem Triebe 1 #
erhalten und am gestrigen VIII. Sonntage nach Tr. von meiner guten
Nachbarinn der 3 Kronenloge, die ihr jährliches Fest feyerte ein versiegeltes
Päckchen sign. 17 # das ich auf Ihren Wink erst erbrechen werde. Ich bitte mir
aber aus, bey Ihrer Rückreise nicht
Weimar
vorbeyzugehen, wohin ich
schon an meinen alten Freund Gevatter und Landsmann Ihrentwegen
geschrieben. Jetzt befindt er sich im Carlsbade, wird aber im künftigen August
Monath schon wider daheim seyn. HE Assessor Hoppe war auch erbötig
etwas für Sie zu thun, ich hielt es aber nicht für nöthig ihn bey seinem Worte
zu halten; aber Ihr lieber Oncle hat jetzt die PockenBlattern im Hause
gehabt; die kleine Marie den Anfang gemacht, und Louischen auch schon
alles glückl. überstanden. HE Kr. Deutsch ist gegenwärtig mit seiner Familie
hier und wird morgen abreisen. HE Scheller hat bey mir logirt u die Familie
bey HE Pf. Fischer, wo der liebe Ernst in Pension steht seit Ostern. Ich
erwarte bald gute Nachrichten von Ihnen. Vetter Becker hat seinen Lauf
vollbracht bey den Bermudischen Inseln und das Ziel seiner Reise nicht
erreicht, sondern ist unterwegs über Bord gefallen. Jensch besuchte mich
gestern, und ist entschloßen nach Berlin zu gehen. Alles grüßt Sie und
wünscht Sie gesund wider zu sehen. Vorzügl. nimmt unser würdige Ober
Bürgermeister an Ihrem Schicksal Antheil, und wünscht Sie im Vaterlande
versorgen zu können. Dort können Sie wohl durch Einl. bey dem Banquier,der Ihnen das Geld ausgezahlt, antworten, unterwegs schreiben Sie auch
ohne sich um das Porto zu bekümmern oder einen Heller dafür auszulegen.
In W. wird H. Ihren Brief einschließen. Das gestern erhaltene Päckchen
hatte die Aufschrift: Für
den Wanderer Hill
. Bitte aber diesen
Titel
als keinen
Beruf
anzusehen. Melden Sie mir auch, ob HE AdmiralitätsDirector Jacobi an seinen Bruder den HE Legationsrath Ihrentwegen
geschrieben, und schreiben Sie so umständl. als ich kurz seyn muß. Besonders
seyn Sie mir aufrichtig in Ansehung Ihres ökonomischen Fußes auf den Sie
stehen, damit man bey Zeiten im Nothfall Anstalten machen kann. Daß es
Ihnen nur nicht wie in
Rom
geht. Nächstens denke an den lieben Zürcher
zu schreiben, der Sie zu einem
Nathanael
umgetauft. Meine Lisette
Reinette macht Ihnen viel Ehre und mir Freude, und beydes wie man mir
versichert, der würdigen Baroneße. Ihr alter Freund Johann Michael freut
sich sehr auf Ihren Unterricht im Arabischen. Hartknoch hat ein Exemplar
des arabischen Wörterbuchs, das Sie mir angewiesen auf allen Fall für mich
bestellt; aber aus Neid hab ich dem Pr. Köhler nichts davon gesagt, Ihren
Gruß im Vorbeygehen bestellt. Speise heute zu Mittag bey unserm Gönner
mit den Graventhinern u Mayer, der bald nach Curland gehen wird. Gott
nehme Sie in sSeiner gnädigen Obhut. Erhitzen Sie sich nicht. Die noch
immer kühle Witterung scheint den Wanderern günstig zu seyn. Leben Sie
wohl, und erfreuen mich fleißig mit Briefen und guten Nachrichten,
denals Vorboten unsers Widersehens. In Ihrem und meinem Hause steht alles
wohl. Jakob ist beym Kupferschmidt in die Lehre gekommen; ob er seine
Lehrjahre aushalten wird, weiß ich nicht. Grüße und Wünsche verstehn sich
von selbst. Vergeßen Sie nicht das Vaterland und Ihren alten Freund
Johann Georg Hamann.Kgsbg den 20 Julii 85.Mein gütigster Freund,
HE Scheller u die Graventihnsche Herrschaft sind gestern abgereiset. Weil
ich meinem Gast nichts zu eßen gegeben; so hielt ich es für meine Pflicht mich
wenigstens bey denenjenigen zu bedanken, die ihn nicht haben verhungern
laßen, und meinen Mangel ersetzt hatten, darunter gehörte auch HE Diac.Kraft, den ich gestern gegen Abend im Vorbeygehn besuchte. Da fand ich ein
Buch, das er geliehen hatte mir aber gleichwol so gefällig war auf einige
Stunden zu überlaßen, und das ich ihm heut früh wider abgeliefert mit
1000 Dank, wegen eben so vieler Freudenthränen, womit es gelesen trotz der
vielen schweitzerischen und desperaten Ausdrücke. Ich bin Ihnen nichts im
stande als den Titel davon abzuschreiben: Philosophische Vorlesungen über
das sogenante Neue Testament.
Vor
Gelehrten,
für
nicht gelehrte
Denker, ohne Glauben und Unglauben. Der Vorlesungen sind wo ich nicht irre 13
gehen über die 10 Kap. Matthäi. Der 2 Band wird diesen Evangelisten zu
Ende bringen. Der dritte Band die 3 übrigen nebst der Apostelgeschichte u der
4te der letzte seyn über die Briefe.
Ich hatte meinem Sohn einige thlr zu seiner Pillau’schen Reise
mitgegeben. HE Sch. hatte ihn ich weiß nicht warum? fast gantz frei gehalten. Mein
Sohn, der von meiner Rührung Zeuge gewesen war und dem ich diese
philosophische Vorlesungen als ein logisches Instrument und Organ empfohlen
hatte und lesen zu lernen – war mit dem unrechtmäßigen Gewinn bey
Hartungs gegangen und sich den ersten Theil von Gatterer und für mich dies
Buch dafür zu erstehen. Das letzte ist aber in keinem Buchladen zu haben
gewesen; also auch die Freude, welche ich Ihnen damit zugedacht, vereitelt
worden. Wenn ich HE Kraft widersehe, will ich ihn bitten es Ihnen
mitzutheilen. Nächstens schreibe nach Zürich um mich nach dem Namen dieses
würdigen Schriftstellers
zu erkundigen. Nichts gründlicheres
können wir gegen die Bahrdschen Offenbarungen erwarten und keinen beßeren
Beweis gegen alle die apokalyptische Exegeten, die zu Erdichtungen ihre
Zuflucht nehmen, weil sie nicht lesen können und dem einfältigen Buchstaben
nicht gewachsen sind.
Die Eydgenoßengeschichte kenne ich noch gar nicht selbst. – Aber man darf
nur das Buch ansehen; so ist es unmöglich an
Müller
zu denken. Sein
Bruder aus Schafhausen schrieb mir, das jener sich zu Genf bey HE
Tronchin aufhielt und 3 Theile dies Jahr auf einmal in Plan und Styl
umgearbeitet ausgeben würde. Ob selbige auf Michaelis erscheinen werden,
weiß ich nicht. – Da ich eben die Briefe dieses Umstandes wegen nachsehe
finde ich darinn den Verf. der
Chiliasmusgeschichte
genannt
Heinrich Korrodi
, der auch die
Bluttheol
. gegen L. geschrieben. Er soll
ein kleiner, hökerichter Kandidat seyn und wie eine Misgeburt aussehen mit
einer großen braunen Perücke.
Ich glaube daß Pr. Kraus den ersten Band der Müllerschen
Schweitzergeschichte habe, und es immer der Mühe werth seyn wird diesen ersten
Versuch mit der umgearbeiteten Ausgabe zu vergleichen.
Endl. habe ich Ihnen den 1. Theil der Büschingschen Biographie
auftreiben können. Sobald ich HE Kr. Hippel sehe, bitte ihn um die Schrift
über Offenbarung Judentum u Christentum.
Zum Verhältnis der 3 Schwestern scheinen Sie mir den rechten
Mittelbegriff verfehlt zu haben. Hier ist von keiner Popularität weder à la Möser
noch à la Claudius die Rede, sondern vielmehr von Individualität. Die
Bescheidenheit
des Verf. haben Sie gar nicht gemerkt, welches mir
eines der stärksten Züge zu seyn zeigt. Seine Energie (die er den barmherzigen
Schwestern in den Mund legt) hat freylich etwas geschrobnes in ihrer
Manier – Aber die jüngste, welche Käthe mit einem Dornbusch vergleicht,
Lisetten es verbietet ihre älteste fromme Schwester zu ehren und von
Schrauben
redt, welche dazu gehören und fest an den Gott zu glauben,
der dich
gemacht hat, wie Du bist
. Eine solche Individualität ist nicht
jedermanns Sache – und Familienumstände liegen auch vielleicht zum
Grunde – Aber de gustibus – muß jeder seines Glaubens leben und der
meinige kommt Ihnen vielleicht wie ein goldgelbes Prisma vor. Ach wie
schön ist nur der impure Styl in den philosophischen Vorlesungen und seine
Kritik über die impure Zürcher Uebersetzung des so genannten N.T. So muß
man als Philosoph lesen, und eben so schreiben! leiden und handeln i.e. leben!
Spaldings vertrauliche Briefe habe noch nicht zu sehen bekommen.
Adelung habe mit den andern Büchern zugl. bekommen, und zeitig gnug.
Kanters Hauskapelle ist noch nicht eingegangen. Prediger Lauwitz ist
neul. sein Vicar gewesen; aber HE. Scheller that seine Reise hin und zurück
per pedes apostolorum; heute vor 14 Tagen, an einem Mittwoch, wo der
unermüdende Neumann nur predigt.
Ihr gutes Beyspiel hat vorigen Sonntag den 17. d. ein Päckchen von 17
nachgezogen. Sie können leicht denken wie ich mich über das Glück gefreut,
und wie ängstl. ich für seine Erkenntlichkeit besorgt bin. Meine gute
Nachbarin die 3 Kronenloge übersandte es mir für den
Wanderer Hill
.
Mein Sohn geht mit seinem Freunde Ernst in der Fischerschen Familie
Graventihn um die Hälfte der Hundstage daselbst zu feyern.
Den 20 Junii haben mir B. und seine junge Frau Marianne aus
Geldern
auf dem Wege nach Paris ihren 3tägigen Ehstand gemeldt – Sein
voriges Logis wartet auf mich, und sie rechnen den ganzen Winter mit mir
zuzubringen. Ich begreife von allem nichts und weiß keinen andern Rath als
einen fest geschrobnen Glauben an den Gott, der mich gemacht hat, wie ich
bin – Wie Er mich führt und führen wird, die Wege will ich gern gehen.
Ueber diesen Grillen vergeht mir alle Lust zu reden und zu schreiben.
Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und verkennen Sie nicht im
gegenwärtigen Taumel aller meiner Begriffe u Empfindungen
Ihrenalten Freund u DienerJoh. Georg H.Kgsb. den 22 Julii 85.Vermerk von Jacobi:beantw. den 5.ten Aug.Herzlich geliebtester Freund,
Ich hoffe und wünsche es, daß Sie gesund und zufrieden von Ihrer
Aachenschen Reise zu Hause gekommen, wie ich auch diese Woche zu meiner
häuslichen Ruhe. Die Familie aus Graventihn hat sich eine Woche hier
aufgehalten und hat HE Scheller abgeholt. Ich habe an manchen Zerstreuungen
Antheil nehmen müssen mit abwesenden Sinn und Gemüth, und
gegenwärtigen Magen.
Gestern Nachmittag stieg ein Gewitter aus Süden auf, beynahe das
erste
über unserm Horizont. Es schien gegen 10 Uhr im Abzuge zu seyn; ich
wurde aber mit vieler Mühe aus meinem besten Schlafe wach geschüttelt,
und der ganze Himmel schien Feuer u Wasser durch einander zu gießen. Um
Mitternacht kam der helle Mond in Süden zum Vorschein, unterdeßen das
Feuer aus den schwarzen Wolken in Norden nicht aufhörte. Weil meine
beyde sStuben nach diesen Gegenden liegen, war dies ein angenehmer
Contrast vom Schauspiel auf meinem Lager. In einer Stunde wurde der
ganze Himmel von Gewölken rein und klar; aber in meinem Kopf erhob sich
ein ähnliches Meteor, deßen Bestandtheile Sie leicht errathen können. Ich
brannte und schwitzte – muste einmal über das andere aufstehen – und wurde
diesen Morgen so spät mit den beneficiis meiner animalischen Oekonomie
fertig, daß ich heute zu Hause bleiben muß und dadurch Muße gewinne
diesen Brief anzufangen. –
Ein junger Freund bringt mir eben einen Brief von der Post, so abgemattet
von der schwülen Luft, daß wir ein noch stärkeres Recidiv zu vermuthen
haben.
Die Stelle, von der ich Ihnen einen Wink gegeben, steht im März c. der
Berl. Monathsschrift S. 266*. Ich habe aber geirrt in Ansehung des
Verf. der aber auch zur Clique gehört.
Ich wollte Ihnen eine kleine Schrift empfehlen über
Offenbarung
,
Judentum u Christentum
. Ich habe aber diese Woche Etwas
beßeres
gefunden; und dies sind die
philosophische Vorlesungen über
das so genannte Neue
Testament
die ich als ein geliehenes Buch
in einigen Stunden durchgelaufen, und mich vor Freuden recht satt daran
geweint. Vielleicht überlaß ich Ihrer gütigen Bestellung ein klein Briefchen
an unsern Lavater, um von ihm den Namen dieses Meisters in Israel, der
sein Landsmann ist, zu erfahren. Mein Sohn war so artig mir eine Freude
mit diesem herrl. Buch zu machen u. in beyden Buchladen Nachfrage zu thun.
Es war schon vergriffen, und man hat es von neuen verschrieben. Er hatte
einige Gulden erspart, die ich zu einer Reise nach Pillau mit Scheller gegeben
hatte, und dafür wollte er Gatterers Geschichte für sich selbst, und für seinen
alten Vater das erste Buch kaufen, welches ich ihm auch als ein Instrument
empfohlen hatte, um
lesen zu lernen
. Zu dieser Gabe gehört mehr als
ein logisches Organon, und eine eigene Diät, welche ich ein paar Jahre in
meinem ganzen Leben zu beobachten im stande gewesen bin. Die wenigsten
Schriftsteller verstehen sich selbst, und ein rechter Leser muß nicht nur seinen
Autor
verstehen
, sondern auch
übersehen
können, welches bey der
jetzigen Lese und Schreibesucht beynahe unmöglich, so unmöglich ist, wie den
Reichen in das Himmelreich zu kommen, und dem Kameel der Durchgang
eines Nadelohrs. Schreiben Sie mir doch, ob dies Werk nicht auch in Ihren
Augen verdient ein allgemeines Haus- und Familienbuch zu seyn u das beste
Gegengift gegen die neusten philosophischen u philologischen
Offenbarungen – Ich erwarte hierüber Ihre Herzensmeynung.
Ich habe mich lange geweigert mich um des Beaumarchais Figaro zu
bekümmern, bis er mir von selbst in die Hände fiel. Die 5 Jahre Arbeit sind an
diesem Schaustück nicht verloren gewesen. Meine aufgebrachte
Einbildungskraft hat mich an alles dasjenige lebhaft erinnert, was mir mein Freund
Berens in Riga bey seiner Zurückkunft aus Paris vor 30 Jahren vom
dortigen Theater erzählt. Weil ich dieses Mannes Memoires u Theatrebesitze, so warte mit Verlangen auf seine ächte Ausgabe und besonders die
Vorrede – Wenn Sie des Grafen von Mirabeau Werk von den
Staatsgefängnißen kennen: so werden Sie eben so neugierig wie ich nach dem
Proceß mit seiner Gemalin gewesen seyn. Noch interessanter ist für mich
Garvens und Biesters Briefwechsel über den Katholicismus gewesen im
jüngsten Stück der Monatsschrift. Wie galant wie politisch sich beyde
Philosophen widersprechen! Katholicismus ist nichts als Despotismus. Anstatt
des
römischen
ist ein
metaphysisch-moralischer
in der Mache, der
seinen Sitz an eben dem Ort hat, wo man so viel Zetergeschrey über das seel.
Pabstthum erhebt. Mit dieser Distinction, welche schon im Schiblemini
vorkommt, ist der ganze Wortkrieg gehoben.Dieser ganze Nachmittag ist sehr unruhig für mich gewesen theils wegen
des heftigen Gewitters, theils wegen unvermutheter Besuche. Ein alter
Freund HE von Auerswald überraschte mich mit seiner jungen Gemalin,
einer gebornen Gräfin von Dohna-Lauck, des Kapellmeisters Reichards
Schwager SecretairDorow u seine Frau begleiteten sie. Bin eben mit der
Nachricht erschreckt worden, daß es auf den hiesigen Rathshuben in unsers
würdigen Oberbürgermeisters Wohnung eingeschlagen haben soll, der
unterdeßen mit Feueranstalten in der Stadt beschäftigt gewesen, wo es an
unterschiednen Oertern eingeschlagen, doch so viel man hört, ohne sonderl.
Schaden. Desto mehr soll gestern auf dem Lande Unglück geschehen seyn. Ich
habe meinen Johann Michael ausgeschickt um nähere Nachrichten zu meiner
Beruhigung einzuholen.
Von meinem Wanderer Hill habe ich auch einen Brief erhalten aus Wien,
wo er ganz zerlumpt ohne einen vollen Gulden im Sack angekommen. Hippel
schickte mir gleich 12 #, vorigen Sonntag die 3 Kronenloge ein versiegelt
Päckchen von 17 # bey Gelegenheit ihrer Johannisfeyer ohne die einzelnen,
welche mir fast aufgedrungen worden. Der arme Schelm hat die ganze Reise
von hier bis Rom mit 16 # gethan und das Unglück gehabt 18 in
Welschland zu verlieren, mit denen er sich der Himmel weiß wie weit – sichvielleicht bis nach Constantinopel oder nach Spanien verloren hatben würde.
Nun hab ich Hofnung ihn bald hier zu sehen und mich herzl. gefreut über
eine Mildthätigkeit, die ich in meinem Vaterlande kaum zu finden geglaubt
habeUnserm Herder habe endlich auch einmal antworten können, und bitte
Sie, liebster Jacobi, wenn Sie an Ihn schreiben vollends auszusöhnen; weil
mein Stillschweigen mehr Verzweifelung als Gleichgiltigkeit. Zum kleinen
Ersatz der fehlgeschlagnen Freuden schmachte ich nach dem zweiten Theil
seiner Ideen, die schon um Johannis fertig seyn sollten.
Mein Sohn kommt Gottlob! mit der guten Nachricht zurück, daß die
Huben verschont geblieben –
Das junge liebe Paar hat mir unterwegens aus
Geldern
geschrieben –
Stellen Sie sich vor – unterwegens – und den 3ten Tag nach der Hochzeit –
Es geht mir beynahe wie dem Jona, dem die Sonne auf den Kopf stach, daß
er matt ward. Ebenso kann ich auch von diesem außerordentlichen Manne
sagen: Vrit enim fulgore suo.den 23 –Nachdem ich mich von allen Nebendingen erleichtert, komm ich auf meine
eigentl. Angelegenheit. Ich habe der Hauptperson den Rath gegeben, sich um
mich nicht eher zu bekümmern, bis nach zurückgelegter Reise – und weiß auch
selbst nicht das geringste anzufangen. Eben so lieb wär es mir – und
unterstützen Sie, liebster Jacobi, diesen Wunsch – nicht einen Schritt meinetwegen
zu thun, sondern meine Ankunft abzuwarten. Im Vorbeygehen uns einander
zu sehen, würde keinem Genüge thun. Umstände der Vorsehung werden alles
befördern und ins Reine bringen. Der Minister von Zedlitz hat um einen
ähnl. Urlaub zu seiner Gesundheit gebeten. Der König hat ihm eigenhändig
beschieden, daß er Ihro Excell. denselben nicht ertheilen könnten; wenn Ihro
Exc. aber ohne Permission reisen wollten, so dörften dieselben nicht
widerkommen. Wie bey der Minister-Revue Mr. dela Haye de Launay zuletzt
erschienen mit einem ansehnl. Plus hat sich der alte φφ sehr gefreut: Alle die
vor ihm Zutritt gehabt, holten ihm Geld ab; er wäre der einzige, der ihm
welches brächte. So weit auch diese Aspecten über meinen kleinen
Horizont sind, haben sie doch einigen Einfluß – –
Es ist mir immer erträglicher und überhaupt beßer, daß ich die abschlägige
Antwort nicht
unmittelbar
empfangen habe. Desto mehr Ueberlegung
habe ich nöthig um den letzten Schritt zu thun. Wenn allzuklug dumm ist,
nach einer auf mich gedruckten Lehre: so kann auch allzudumm bisweilen
klug seyn.
Es wäre unverantwortlich daß B. seinen Aufenthalt in Paris schmälern
oder verhudeln sollte eines so unbedeutenden Phänomens willen, als meine
Gesellschaft den Winter über für ihn werden kann. Höchstens auf Mitleiden
mache ich Anspruch, billigen Anspruch, aber auf keine Aufopferung – auf
einigen Beyfall meines guten Willens, aber auf keine Verblendung in
Ansehung meiner Kräfte das geringste mehr zu leisten, als ich geleistet habe.
Die zu glühende Erwartung meiner Freunde, ihre Anstalten meiner zu
genießen, ihre glänzenden Hofnungen mich von meinem Seelenschlaf
aufzuwecken und wider zu verjüngen – haben mich ganz irre und beynahe
gleichgiltig gemacht gegen das gröste Bedürfnis und den letzten und höchsten
Wunsch meines Lebens, und die Mittel denselben zu befriedigen. Gesetzt
auch, daß auch noch so viel Täuschung und hypochondrischer Mismuth beydiesen Rücksichten mit unterliefe: so bin ich doch verpflichtet jenen
Eindrücken gemäß zu handeln, und sie sind wohlthätig für meine gegenwärtige
Lage. –
Diesen ganzen Vormittag hat der gute Auerswald bey mir zugebracht und
Nachmittag ein Besuch den andern abgelöset. Morgen erwarte ich meine liebe
Lisette Reinette, die ich diesen ganzen Monath noch nicht gesehen. Ich muß
Feyerabend machen wegen einer halben Einladung zur Mätten oder
Frühpredigt. Eine lange Zeit war dies mein liebster Gottesdienst; jetzt bin ich
leider! ein so seltner u sparsamer Kirchengänger, daß ich Einladungen
nöthig habe.
den 25 am St. Jacobi Tage.Die gestrige Mätten wurde nicht verschlafen, unter der rechten Predigt
fuhr zum ersten mal mit den beyden jüngsten Mädchen ihre älteste Schwester
abzuholen, weil ich der Baronesse ein klein Billet aus Engl. von D.
Motherby
abzugeben hatte, der vor 15 Jahren meinem Joh. Michel die
Blattern inoculirte. Einer der seltensten Männer, die ich in meinem Leben kennen
gelernt. Er war bey ihr wie zu Hause – und gleichwol sind dies die ersten
Zeilen, die Sie von ihm erhält. Selbige waren Ihr gleichwol angenehmer,
wie ich es vermuthen konnte – Gott hat Ihr ein Kreutz nach dem andern
aufgelegt, und Sie zu einer wahren Heldenseele gebildet. Wie sich meine
Tochter unter Ihr bildet, und was das Mädchen Ihr für Freude und Ehre
macht, übertrift alle meine Wünsche und Hoffnungen – denn in meinem
Hause war nichts mit ihr anzufangen – – Ihr eigenes VaterHerz wird
Ihnen am besten erklären, mit was für Banden meine ganze Seele an
unsers lieben
Raths
Seele und Wohl befestigt ist – und mit was für
getrosten Muth und überschwenglichen Zuversicht ich ihm von den Zinsen des
ersten Jahrs
Rechnung ablegen
kann. Der öffentliche Lohn seiner
verborgenen That wird Ihm nicht entgehen; wenn es irgend eine
Wahrheit
giebt, welche
Gottes Wort
zu heißen verdient, und einen Seegen
vom Himmel für gute Menschen, welche dem Vater alles Guten ähnlich sind.
In Ansehung der Hauptsache bin ich also gantz ruhig, zufrieden und
glücklich; von der andern Seite desto mehr gelplagt von Ungeziefer und
Grillen. Ich traue meinen eigenen Sinnen nicht und mein
Vertrauen ist ebenso blind, als mein Argwohn. Die Qvelle liegt wol in
meiner Hypochondrie. Bisweilen kommt es mir vor, daß man auf meinen Dienst
hier lauert. Das Uebel wäre eben so groß nicht; aber schuld daran möchte
ich nicht gerne seyn. Sonst sagt ich wol aus dem Buch Esther: komm ich um,
so komm ich um – dennoch möcht ich es nicht eben durch eine unzeitige
Wirksamkeit – Soll ich kommen; so komme ich am besten zum Ziel durch Gedult
und Warten.
Mein treuer Freund und Agent in Berl. der Kpapellmeister R. kommt
auch im Novbr zurück, den werd ich mit zu Hülfe nehmen. Wenn wir auch
ein Jahr älter drüber werden, desto beßer für unsere Freundschaft, desto
reifer oder milder.
Meinen neul. Auftrag an die großmüthige Fürstin werden Sie, liebster
Jacobi, fortsetzen und unterstützen, auch auf eine ähnl. Art unsern
Rath
–
diesen Titel, der mir gefällt, habe ich erst neul. von ungefehr aus einem
älterenn Ihrer Briefe an unsern Kaufmann u Unterhändler ersehen –
dazu bewegen, daß er seinen Aufenthalt in Paris recht genieße, und
meinetwegen
keinen Schritt thue
, biß ich eine zuverläßige Nachricht von
der Lage meiner Umstände zu ertheilen im stande bin. Winter und Sommer
sind mir gleich in meinem
Beruff
zu reisen. Auch mir tönt, wie dem fremden
Herrn die Stimme der jüngsten Namlosen glückl. Schwester im Herzen nach:
Seine Zeiten sind
m
seine
Geheimniße, erwarte ihn – auch
ich
glaube fest
an den Gott, der mich gemacht hat,
wie ich bin
– auch ich
will mich allerdings schmiegen vor dem Dornbusch, um ihn seitwärts
auszuweichen. Vergeßen Sie nicht, liebster Freund, mein kindisches Anliegen und
meine Lüsternheit zu befriedigen nachmit den gleichgiltigsten Datis – es
wird immer Nahrung und Unterhaltung für mich seyn.
Ebenjetzt erhalte Blair’s Lectures on Rhetoric and belles lettres in 2
schönen Qvartbänden, die ich nicht glaubte hier zu finden. Der erste Band,
den mein Nebenbuler Schreiter übersetzt, hat mich nach seinen Predigten
neugierig gemacht, die ich auch jetzt lese.
Adelung hat sich in dem I Theil seines Werks über den hochdeutschen Styl
ziemlich über meine
Schärflein
geärgert und selbige viermal angeführt.
Vielleicht wird es in der Folge noch kommen dicker kommen. Er
beschämt, aber trifft mich nicht.
Meine Absicht war den Spinoza währender Abwesenheit meines Sohns
noch einmal von vorn an vorzunehmen; ob es geschehen wird, weiß ich nicht.
Bin weder Herr von meiner Zeit noch von meinem Kopf, noch von seiner
Wahl. Ein zeitiges Kind will von selbst heraus; an kein Schreiben ist jetzt zu
denken, am wenigsten an jenem Embryon einer Metakritik.
Gott erhalte Sie und die lieben Ihrigen gesund und zufrieden. Haben Sie
mMitleiden mit meiner crisi und Gährung. Erfreuen Sie mich bald mit
einem langen geschwätzigen Briefe. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr ewiger
Freund
J G H.Vermerk von Jacobi:Königsberg den 22.ten Juli 1785
J. G. Hamann
beantw. den 5.ten Aug.Würdigster Freund,
Meine Feder ist mir bisweilen noch undienstfertiger, als meine Zunge. Ich
war nicht im stande vorigen Sonntag Ihre gütige Zuschrift mit einer
einzigen Zeile zu erwiedern. Um Ihnen den Empfang des Innhalts einiger
maaßen zu bescheinigen, gab ich Ihrem Bedienten die Oeuvres des Duvalmit, welche mir ein Student aus dem Logis des Pr. Kraus ablieferte, ich
weiß selbst nicht wie? Montags frühe begleitete ich meinen Sohn zum HE
Pf. Fischer zu seiner Abreise nach Graventihn, erkundigte mich genauer nach
dem Hause, wo Sie abgetreten waren, und kam eben an, wie man eine
Kutsche anspannte, Ihnen nachzufahren und das Geleite geben.
Meine herzlichsten Wünsche haben Sie, würdigster Freund, wenigstens
begleitet, und ich hoffe bald durch unsern Dorow die Erfüllung derselben zu
vernehmen. An Ihre weitere Reise habe ich wenigstens gedacht, da ich mit
meinen beyden Kindern nach dem Tragheim fuhr, um ihre älteste Schwester
abzuholen, und mir dieser kurze Weg beschwerlich wurde, weil ich des
Fahrens gantz entwöhnt bin. Es war also in meinen Augen ein göttlicher Beruf
für Sie, nach Hause zu eilen, und Gott gebe, daß
Ruhe
und
Freude
Ihrer daselbst erwarten!
Meine Absicht ist es wohl nicht gewesen, würdigster Freund, daß Sie Ihre
Neugierde bezahlen sollten. Ein Mensch, der mit 16 # von hier bis nach
Rom gekommen, hat an 30 mehr als zu viel, um von Wien nach seiner
Heimath zu gelangen: unterdeßen danke ich in seinem und meinem Namen,
denn einen frölichen Geber hat Gott lieb, wie geschrieben steht: Er hat
ausgestreuet und gegeben den Armen. Seine Gerechtigkeit bleibet in Ewigkeit
2 Cor IX. 7.9.
Sie werden vielleicht in dem kleinen vertrauten Briefwechsel nur einen
gantz
gemeinen Kopf
finden, aber der wenigstens
gute Füße
hat –
und das
Herz
schlägt früher, als unser
Kopf
denkt – ein
guter Wille
ist brauchbarer als eine noch so
reine Vernunft
.
Ich habe gestern einen Brief aus
Paris
erhalten, wo man wegen meines
Kreuzzuges im heil. Römischen Reich auf deutschen Grund und Boden ohne
Noth sehr unruhig ist, und habe heute einen Brief aus
Berlin
gelesen,
wo ein HE. von Bosch, Sous-Controleur im Krahn die allergnädigste
Erlaubnis zu einer Reise von 3 Monathen und vermuthl. länger, erhält – –
die mir versagt worden.
Beykommender zweiter Theil des Lienhard und Gertrud kostet 2 fl. das
Heften 6 gl. den Ueberschuß von 24 werde b hat mein Sohn bey HE
Dorow abgegeben.
Die Briefe des Duval an seine nordische Bibi verdienen kaum alle gelesen
zu werden. Sein
Leben
und die dahin gehörige
Aufsätze
nebst den
Antworten
des lieben Mädchens verdienen die meiste Aufmerksamkeit.
Natur
und
Erde
, die unser aller Mutter ist, sey Ihre Bibliothek – undLieblingsstudium! Die Autorschaft Ihrer
Muse
, ein Ebenbild Ihres Lebens,
das Hände und Füße, Kopf und Herz hat! Gott mache Sie zum geseegneten
und fruchtbaren Stamm, genommener Abrede gemäß, aber zum Zeugen
Ihres Glücks und Ihrer Freude
Derotief ergebensten Freund u DienerJohann Georg Hamann.Kgsb. den 28 Julii 85.Mit stumpfer Feder und noch stumpfern Kopf, aber desto schärferm
Gefühl Ihrer Aufmerksamkeit, die alle Mängel der meinigen völlig ergänzen
wird. Vale et faue!Kgsb. den 28. Jul. 85.Sie erhalten, höchstzuEhrender Freund, den 2 ten Theil von Blairs
Predigten. Ich bin so glücklich gewesen seine Vorlesungen im Engl. hier zu
erhalten. Sie machen 2 starke Quartbände mit seinem Kupferstich – Schade
daß ich kein gebunden Exemplar der Uebersetzung auftreiben kann, um
selbige zu vergleichen.
Es ist in Göttingen ein Versuch über die Bildung der Jugend zur
Industrie ausgekommen – der Vorläufer eines großen Buchs; auch sind schon
Proben zur Ausführung daselbst gemacht worden, laut der Vorrede. Moritz
hat in den Berliner Zeitungen dem ungenannten Verf. einen Sitz im Senat
der Menschheit zuerkannt. Ich habe beynahe die Gedult verloren den
Versuch zu Ende zu lesen.
Der erste Band von dem kleinen Roman Moritz ist mit dem Namen des
Verf. aus dem T. Merkur abgedruckt worden. Er heißt
Schultz
mit
3 Vornamen und macht Appetit zu mehr Bänden.
Bahrdts Appellation und abgedrungene Replik habe heute auch
durchgelaufen, wegen der ihm versagten Censur und nachtheiligen Prä-recension
seiner Dogmatik von Pr. Schultz, den ich gar nicht kenne und der am
übelsten abkommt. Auch Eberhard, Nößelt bekommen ihr Theil und der
halbschlägige Semler. Die Acten verdienen, completer wie ich Sie erhalten,
gelesen zu werden.
Haben Sie schon des Morus Uebersetzung vom Brief an die Hebräer
gelesen? HE. Scheller hat mir selbige zugeschickt – Ich vermuthe daß Sie
diese schöne Schrift Selbst besitzen werden.
Hier läuft ein ärgerl. Gerüchte von dem würdigen Rector in Brieg, das
aber für eine Lüge halte, weil er erstlich für tod ausgegeben wird, ich habe
hernach gehört, daß er seine Vernunft verloren haben soll wegen eines
häusl. Unglücks, und weil er sich die Schande seiner Tochter zu Gemüth
gezogen. In Curl. lief zu meiner Zeit das Gerüchte daß Gellert sich
aufgehangen und es hieß, sein Famulus hatte durch einen Scherz dazu
Gelegenheit gegeben, weil er bey Aufräumung seiner Stube sein eigen Bild
aufgehängt.
Gestern erhielt einen Brief aus Paris vom 11. d., wo man noch nicht weiß,
daß ich als ein glebae adscriptus Niet- und Nagelfest bin, und sich
meinethalben ohne Noth beunruhigt – Heute habe einen Brief gelesen, kraft deßen
die Gen. Ad. einen HE von Losch, Sous-Controleur im Krahn, einen
Urlaub auf 3 Monathe allergnädigst bewilligt. Wenigstens habe ich den Trost,
nicht völlig so entbehrlich zu seyn als dieser Cavalier d’honneur –
Empfehlen Sie mich bitte der Frau Kriegsräthin – Erinnern Sie sich des
Freundes in Marienw. und wenn Sie eine günstige Antwort seinetwegen
erhalten – Gut Wetter zur Aust und für die Gäste in Graventh. Meine
Gläser stehen so tief, ohne sich zu rühren. Leben Sie recht wohl.
JGH.Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
Nebst
vier
Büchern.
Königsberg den 31 Julii Dom X pTr. 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn
Sie müßen 3 Briefe über
Mannheim
erhalten haben 1.) vom 20 Jun.2.) vom 25 bis zum 29 ej. 3.) vom 4 Julii. Diesen Monath habe ich 4
bekommen; den 13 d. ein Briefchen vom 14 Junii, an dem Sie mir Ihre
Hochzeit u Abreise meldeten nebst einem alto silentio – 27 – Ihr Circulair vom
11 Jul. aus Paris Gestern frühe 30. do – do – – über Düßeldorf ohne eine
Zeile von Jacobi – durch Commercien Rath Fischer unsern seinen hiesigen
homme d’affaire – Nachmittags ein Briefchen vom 4 Julii über
Mannheim, in dem Sie mir Ihre glückl. Ankunft zu Paris ankündigten, welche ich
schon einen Posttag eher durch das spätere Circulair erfahren hatte zu
meiner großen Beruhigung. Aus meinen beyden letzten Antworten, nemlich
vom 25–29 pr. und 4 huj. werden Sie den ganzen Qveerstrich durch unsere
Zeitrechnung ersehen haben, aber zugleich meine dringende Bitte und
inständiges Anliegen – unsere gemeinschaftliche Angelegenheiten gänzlich
ruhen zu laßen – damit Alles nach Gottes Willen, und zu unserm wahren
Besten gehe. Auch mir ist ein höherer Einfluß in den ganzen Weg dieser
Sache fühlbar und augenscheinlich – Warum sollen wir uns beyde daher
nicht auf die Treue Gottes und die Integrität sSeiner Vorsehung und
Regierung auch der kleinsten Umstände, verlaßen? – Ich mag Sie daher mit
einer Widerholung des seit dem 22 pr. überstandenen nicht behelligen; weil
ich das Hauptsächlichste schon geschrieben habe. Ihre Hauptsache für mich
ist jetzt, daß Sie und Ihre liebe Marianne gesund und zufrieden leben, daß
Ihnen
Paris
recht sehr gefalle, so lange Ihre
Geschäfte
dort währen,
und daß nach verrichter Arbeit und genoßenem Vergnügen ein sanftes
Heimweh Sie wieder nach Münster ziehe, wo Ruhe, neue Freude und
Freundschaft und Glück Ihrer erwarten mögen!
Wenn Sie währender Zeit ja an mich denken und sich um mich bekümmern
wollen: so will ich es Ihnen allenfalls erlauben einen Augenblick den 27 Aug.
zu thun, wo es mir beym Eintritt in mein 56stes Jahr an Muße und Anlaß
nicht fehlen wird, mich eines so auserwählten, so gewünschten Ehepaars von
Menschenseelen und Menschenherzen zu erinnern, deren zärtliche Zuneigung mir Gott geschenkt,
ohn all mein Verdienst und Würdigkeit – denn Seinen Freunden giebt ers
schlafend
.
Denken Sie nicht einmal an Ihren
Hauptbrief
eher, als biß Sie
wieder an Ort und Stelle sind – und versäumen gegenwärtig nicht das
allergeringste, den Aufenthalt in Paris für Ihre liebe Marianne angenehm und
für Ihre Absicht einträglich zu machen. Ihr Urtheil über den
Mann
wünsch ich mit der
Zeit
zu erfahren – aber nicht damit Ihnen, wie mir mit
seinem Buche, das meinem
Geschmack
und
Glauben
widersteht.
Weder
Widerspruch
, noch
Beyfall
sind Criteria der
Wahrheit
,
dennsondern unvermeidliche Zufälligkeiten, und kräftige vehicula.Um Ihnen ein Beyspiel des alti silentii zu geben, schreibe ich den ganzen
August
über nicht, als wo eine
Antwort
oder ein
Bericht
nöthig ist.
Sie können sich meine Unvermögenheit nicht denken zu jedem Geschäfte oder
Umgange, und wie sauer mir das Reden und Schreiben wird; weil ich gantz
leer von Gedanken bin, und alles in mir stockt und nicht von der Stelle will –
alles mich erschüttert und perplex macht. Was für eine klägl. Gesellschaft
würden Sie den Winter über gehabt haben? Würden nicht auch die besten
Leute unserer
gespottet
haben. Alle diese Rücksichten, die keinen
schwachen Eindruck auf mich machen, sollen mich nicht abhalten meine Pflicht und
Zusage thätig zu leisten mit deßen Hülfe und Kraft, die in den
Schwachen mächtig ist. Ohne Beruf rühr ich mich nicht, wenn es auch ein Seculumwähren sollte oder wie das moliuntur et comuntur der französischen Damen– auf den ersten Wink einer allergnädigsten Erlaubnis werde ich laufen, um
desto länger bey Ihnen ausruhen zu können – denn im Fluge und im
Vorbeygehen uns zu sehen, würde uns beyden nicht Gnüge thun.
Gottes überschwenglich reicher Vater-Seegen über Sie und Ihre
liebenswürdige Marianne – imvon GeistIhrem Alten im Geiste und Sinn alle
Tage Sie begleitenden und verfolgenden vielmehr, und Einmal einholenden
Johann Georg H‥Da die Briefe über Mannheim, besonders der letzte den ich gestern
erhalten, langsamer gehen, ich den gestrigen über Düßeldorf viel früher erhalten,
so werde ich diesen durch Einschluß unsers J. befördern. Auf dem Couvertdes gestrigen über Mannheim gegangnen stand oben de Neustatt und unten
frey Cassel
; woraus ich fast eine Reise des HE p von Lamezan vermuthe,
wodurch die Absendung des Briefes verzögert worden.
Gott sey Ihr Schild und Ihr sehr großer Lohn! Amen.
Da Capo.Adresse von fremder Hand:à Monsieur / Monsieur
Francois Bucholz
. /Seigneur de Welbergen / à /
Paris
. / à Lyon / poste restante.a la Chambre de La Reine au areden 31. Jul. 85.Pempelfort den 29ten Julius 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 17 Aug. 85 No 13.Lieber HerzensFreund
Ich lebe seit vielen Wochen in einem unausstehlichen Gewirre von
Geschäften, u bin deswegen nicht im Stande gewesen, Ihren Brief vom 22tenJuni, den ich den 12ten dieses in Vaels erhielt, eher als heute, auch nur,
flüchtig zu beantworten.
Die abschlägige Antwort v Berlin hat mich sehr betrübt. Sie mögen
sagen was Sie wollen, mein Verlangen Sie zu sehen bleibt daßelbige, u ich
kann nicht zweifeln daß auch Sie bey der Reise gut gefahren wären.
Von Buchholtz habe ich seit der Antwort auf den Brief den ich ihm nach
Wesel schrieb nichts erfahren. Ich habe ihm auf gerathe wohl nach Paris
geschrieben, u ihm, was Ihnen begegnet ist gemeldet.
Cramers Buchholtz ist ein anderer; ein Holsteiner, wenn ich nicht irre. –
Mit der Liebe unseres Buchholtz ist es folgender Maaßen zugegangen. Er
hatte sich aus Gefälligkeit für einen Freund anheischig gemacht, auf einem
bürgerlichen Feste, dem jener beyzuwohnen verhindert wurde, mit der
ältesten Madle Detten zu tanzen, u so das gegebene Wort seines Freundes zu
lösen. Buchholtz der die M Detten nicht kannte, gerieth erst an eine unrechte,
u wurde hierauf zu seiner Mariane gewiesen, die ihn gleich intereßierte. Er
besuchte sie des folgenden Tages in ihrem Hause, u es dauerte nicht lange, so
war die Verlobung geschehen. Mariane Detten ist die Tochter eines
Registrators, der seine Familie arm, u sich selbst tod gesoffen hat. sie hat eine sehr
rechtschaffene Mutter, drey Schwestern, u einen Bruder. Jedermann hat sich
über die Heyrath gefreut. Mariane ist durchaus gut gebildet; oh ihr
Gesicht ist wie die Flamme v einem Wachslicht, u hat, nach meinem Gefühl
etwas Klösterliches, überhaupt hat sie mir sehr gut gefallen. – Von
Buchholtzens Vermögens Umständen weiß ich nichts genaues; aber ich glaube
daß er mit dem seinigen ordentlich wirthschaftet. Für seine Person macht er
fast gar keinen Aufwand, so daß ich zweifle ob er den vierten Theil seiner
Einkünfte verzehrt. Wenn Sie eine gute Predigt für die Cardinaltugend der
Oekonomie zu halten wißen, so wenden Sie sich lieber damit an mich; bis
zur Buße habe ich oft u lange mich schon selbst gepredigt, aber bis zur
gründlichen Bekehrung kann ich mich nicht bringen. Es gebricht mir überall an
Weisheit…
den 5ten AugustSo weit hatte ich gestern heute vor 8 Tagen geschrieben, als ich durch
die Ankunft der Gräfinn v Reventlow u ihres Mannes Bruder
unterbrochen wurde. Sie war vor 2 Jahren mit ihrem Manne (welcher damahls
dänischer Gesandte am Schwedischen Hofe war, u es nun am Englischen ist)
u der Gräfinn Catherine Stolberg hier. Claudius hatte mir damahlsMann u Weib empfolen, u sie hatten auch v noch andern meiner Freunde
Briefe. Das Weib gefiel mir sehr, u hat mir diesmahl noch beßer gefallen.
Drey Tage blieb diesmahl die gute Gräfinn. In der Nacht vom Sonntage
auf den Montag bekam ich einen starken Rheumatismus im Genicke u der
rechten Schulter, so daß ich mich nicht rühren konnte. Dienstag war es am
schlimmsten, u so mußte mein Brief wieder einen Posttag liegen bleiben. Ich
hatte große Bekümmerniß darüber, u gestern grämte ich mich hinten nach
noch mehr, da Ihre liebe liebe Epistel vom
20
–
25
Juli mir so ganz
unvermuthet überkam. – Ich kann Ihnen nicht sagen, liebster, bester Hamann,
wie sehr diese herzliche Epistel mich gefreut, mir im innersten der Seele wohl
gethan hat. Ich bin nun gewiß daß ich Sie sehen, Sie in meinen Armen
halten werde, ehe noch ein Jahr herum ist. Ich weiß auch daß Ihnen recht
wöhnlich bey mir seyn wird. Ich wünschte in der Absicht mich u mein ganzes
Hauswesen Ihnen schildern zu können. Aber das läßt sich nicht thun –
Kommen Sie, lieber Hamann, kommen Sie!
Ihr Hill, da er nach Italien reiste, hätte über Düßeldorf seinen Weg
nehmen sollen. Ich habe es Ihnen schon einmahl gesagt. – Wenn es noch Zeit
ist, so machen Sie daß ich ihn auf seinem Rückwege sehe. – Thun Sie’s,
lieber Hamann! – O, thun sSie’s.
Die
philosophischen Vorlesungen über das so genannte
neue Testament
habe ich noch nicht gesehen, noch kein Wort davon
gehört. Gleich gestern habe ich darum geschrieben u schreiben laßen. Es wird
aber wenigstens 8 Tage dauren eh ich es erhalte, denn wir haben keinen
ordentlichen Buchhändler in der Nähe. So bald ich das Buch gelesen habe,
schreibe ich Ihnen meine Herzens Meynung darüber. – Was Sie bey dieser
Gelegenheit vom Lesen sagen, ist vollkommen nach meinem Sinne. Wenn ich
einem Autor Meister werden
konnte
, habe ich selten eher geruht bis ich
es war. Ich bin im Grunde nur ein
sehr
mittelmäßiger Kopf; u daß ich
etwas mehr zu seyn scheine, kommt bloß von dieser Methode, oder vielmehr
von der Noth die mich dazu gebracht hat
. Ich könnte Ihnen
hierüber viel erzählen.
Mirabeau sur les lettres de Cachet et les prisons d’Etat habe ich schon
im Anfange des Jahres 83 nicht allein gelesen, sondern auch darüber
weitläufig gegen eine Rezension in den Göttingischen Anzeigen geschrieben. Mein
Aufsatz steht im April u May des Museums von demselben Jahre. Ich
glaubte die Rezension wäre von Schlözer; dem ich schon ein wenig über die
Nase hauen mochte, u erfuhr nachher, daß sie von meinem Freunde Müller
war. Wenn Ihnen jene Stücke des Museums einmahl in die Hände fallen
sollten, so werfen sie doch einen Blick auf die letzten Seiten meiner ersten
Abtheilung. Es steht zwar etwas zu roh da was ich sagen wollte, u ist auch
mißverstanden worden, aber ich meine noch immer daß ich im Grunde Recht
habe. Das Memoire à consulter von Mirabeau sur sa demande en
cassation habe ich gelesen, u bin sehr neugierig auf die vorhergegangenen Stücke
dieses Prozeßes geworden. Wenn es mir gelingen sollte sie zu erhalten, wollen
Sie sie sehen? Auf die procédure de Pontarlier bin ich am begierigsten, u
gerade diese wird nicht zu erhalten seyn. Die Briefe des Vaters an den Marq.
de Marignaux werden aber ziemlich die Stelle dieser procedure vertreten
können. Es sind schreckliche Dinge in der Familie v Mirabeau vorgegangen.
Diderot – oder der Graf Carl v Sickingen erzählte mir, die alte Frau v
Mirabeau hätte auf ihrem Todesbette, einmahl über das andre ausgerufen:
il n’y a pas de Dieu! Und mit Wuth ihren Mann aufgefordert: Dis donc
qu’il n’y a pas de Dieu!Ich höre u sehe nichts v unserm Buchholtz seit er mir aus Geldern schrieb,
nachdem ich ihn zu Wesel hatte greifen laßen. Es war nie seine Meynung
lange in Paris zu bleiben, u er wollte im mit dem Herbste wieder in
Münster seyn. – Ich habe nie eine lieblichere Physionomie gesehen wie die v diesem
Manne; nie eine die meinem Ideal v einem JohannesKopfe näher käme. In
den Grundzügen hat er verschiedenes v Lavater. Aber von dem vollkommen
schönen Munde des Buchholtz hat Lavater nichts. Dagegen ist Buchholtz klein
v Statur, u ängstlich aufmerksam auf seine Gesundheit. Ueber seine naive
Unschuld muß man sich wundern. Er sagte mir einmahl, es wäre curios,
sein Mädchen wäre nicht ruhig als wenn er bey ihm wäre, u denn wär’ es
ganz ruhig; er hingegen wäre nie unruhig als wenn er bey seinem Mädchen
wäre, u bey dem Mädchen könte er nie ruhig seyn. Aus Furcht ich möchte ihn
nicht ganz verstehen, erklärte er sich noch deutlicher. Meine Erklärung von
der dieser Erscheinung schien ihm Genüge zu thun. Er hatte aber schon
vorhin die Prinzeßinn darüber zur Rede gestellt, ob meine Behauptung im
Woldemar, daß der Trieb zur Wollust im weibchweiblichen Geschlecht so
äußerst schwach sey, Grund habe. Die Prinzeßinn, um des Weiblichen
Geschlechts Conto der Tugend zu vergrößern, u durch kein minusdem einem
plus die Wage zu halten, versicherte, ich hätte Unrecht, u der mindre Grad
der Leidenschaft bey den Weibern, sey nur die erworbene Fertigkeit,
derselben Widerstand zu thun: von Natur sey das Weib nicht minder reitzbar als
der Mann. – Buchholtz war im Grunde das alles gleich viel: sinnlicher sind
die Weiber, sagte er, ob mit dem obern oder mit dem untern Leibe, das wäre
gleich viel; oder wenn nur im Ganzen, wie ich behauptete, so daß die
Sinnlichkeit verschwemmt wäre, u nichts rein: desto schlimmer! – Buchholtz hat
unveränderlich
nichts sehnlicher gewünscht, als daß Sie den nächsten
Winter, mit Ihrem Johann Michel in Münster zubringen möchten.
Die Stelle in der Berliner MonathsSchrift deren Sie jüngst sogedachten, hatte mir mein getreues fac totum, Heinrich Schenk schon
aufgefunden. Wir zweifeln daß sie auf mich gemeint sey. – Es hat sich
verschiedenes zwischen mir u Mendelssohn zugetragen. Die Leute sind in großer
Verlegenheit, u ziehen mich dadurch vollends aus aller Verlegenheit. Ich
laße würklich drucken. Alles läuft am Faden der Geschichte, u ich hoffe Sie
werden mit dem Werklein zufrieden seyn, das ich Ihnen schicke so bald es die
Preße verlaßen hat. Sagen Sie unterdeßen
niemand
etwas davon; auch
Herder soll überrascht werden. – Die
Morgengedanken
sind
vermuthlich zurück genommen worden, u erhalten eine neue Form. – Mendelssohn
sagt mir gerade heraus, daß er mich immer weniger verstünde, je mehr ich
bemüht sey ihm Erläuterungen zu geben; aber
gerade wie in meinen
Aufsätzen
, sey ihm im Spinoza selbst vieles unverständlich. Er will aber
den Statum controversiae in der Schrift die auf Michael erscheinen soll
festsetzen, um dadurch den Streit gehörig einzuleiten, u wenigstens zu zeigenworan es liege, daß ihm manches so schlechterdings unverständlich vorkomme.
– Nun muß ich ja wohl drucken laßen! denn nur der
Meßkatalogus
,
wie Mendelssohn mir schreibt, wird mir Beweiß geben, daß er nach
Maßgabe seiner jetzigen Schwäche in unserer jetzigen Streitsache nicht müßig
gewesen.
Von unserm Herder habe ich, seit er nach Carlsbad ist nicht das mindeste
vernommen. – Ich muß abbrechen, um nicht abermahls die Post zu
versäumen – Leben Sie recht wohl, liebster theuerster Hamann! – Nennen Sie mich
dann u wann dem vortrefflichen Hippel. –
Noch einmahl muß ich Ihnen sagen, wie sehr mich Ihr gestern
eingelaufener Brief gefreut hat – Sie auf einmahl wieder so ganz lebendig,
so ganz
durchweht von Ihrem Geiste zu sehen
! – Lieber Hamann. – Noch
einmahl, leben Sie wohl, ich herze Sie mit innigster treuester Liebe –
F JacobiKgsb den 31 Julii 85. Dom X p Tr.Herzenslieber Jacobi,
Bin schon wider da – Ich weiß sehr gut, daß ich, was Ihnen seit den
18 Oct. pr. an Porto koste niemals zu ersetzen im stande bin, bitte aber
wenigstens Einl. auf Rechnung unsers lieben B. zu setzen, von dem ich
gestern Morgen einen Brief vom 11tenhuj. und gegen Abend vom 4tenerhielte, weil er wegen meiner geschehenen Abreise unruhig ist und besorgt, daß
ich mich im heil. römischen deutschen Reich verlieren werde. Ich sehe daraus,
daß er meine ihm seit dem 22 Junii gegebenen Nachrichten damals noch
nicht erhalten, wodurch er aller Unruhe überhoben gewesen wäre.
So sehr ich von einer Seite das Uebermaas seiner Aufmerksamkeit fühle;
desto weher thut es mir von der andern, daß er dadurch seiner lieben jungen
Marianne und einer solchen Stadt wie Paris Augenblicke entzieht, die er
angenehmer und nützlicher verschwenden könnte, als für meine alte
Schlafmütze zu sorgenSie sind doch wohl gesund von Ihrer Reise nach Aachen zurückgekommen.
Warum haben Sie nicht eine Zeile der Einl. beygelegt? Wie der
Handlungsbediente des HerrComm. Raths in meine Loge tratt, hüpfte ich ihm vor
Freuden entgegen, in Hofnung Etwas von Ihnen zu erhalten – Zu noch
größeren Leidwesen war der Innhalt auch nicht neu für mich – Sind Sie
unpäßlich oder beschäftigt: so verzeihen Sie meinen unzeitigen Scherz. Ist es
nichts als eine Autorwolke oder ein kleiner Groll gegen mich: so wünschte den
Spaß noch weiter treiben zu können.
Ich war eben mit dem Briefe nach Paris fertig, wie ich einen aus Wien
von meinem Wanderer
Hill
erhielt vom 20. dieses, worinn er mir meldt daß
er den 25 von dort über Prag u Dresden nach
Weimar
abgegangen
seyn wird, ohne die neue Freude zu vermuthen die am letzten Ort auf ihn
wartet.
Diesen Morgen hatte ich auch einen ähnlich rührenden Besuch von einem
jungen Menschen, der mit einer sehr artigen Schüchternheit mir zumuthete,
sein Sprachmeister zu werden. Ich wieß ihn an meinen Sohn und seine
junge Freunde und Gespielen. Wie ich mich nach seinem Namen erkundigte,
hatte ich schon viel gutes von ihm gehört durch meinen Johann Michel, der
seit vorigen Montag aufs Land gereist zu seinen PflegeEltern und erst
diesen Freytag wider zu Haus kommen wird. Es wird mir also nicht schwer
werden ein Freundschaftsband unter diesen sich ein ander aus dem Wege
gehenden Liebhabern aufzurichten.
Vorige Woche fiel mir ein Brief von der Gen. Administration in die Hände
wo sie den 19 huj. einem Cavalier von guter Familie aber – – der als Sous-
Controleur beym hiesigen Krahn steht, einen Urlaub auf 3 Monathe zu
einer Reise nach Berlin, ohne die geringste Einwendung, ertheilt. Als
Officier wurde er vom Könige auf dem Paradeplatz cassirt, und wenn er seine
Versorgung wüste, es zum 2ten mal werden. Zu meinem großen Trost und
Ruhm muß ich es gestehen, daß ich nicht völlig so entbehrlich bin auf meinem
Posten als dieser begünstigte Liebling der Gen. Adm.
Audiuere, Lyce, Di mea vota, Diaudiuere: fis Anus! –den 1 Aug.Wenn Sie wüsten, wie viel kindische Freude mir der kleine Umstand
gemacht, den ich so zufällig erfuhr, daß B. den Titel eines
Raths
hat: so
würden Sie meine Bitte mir mehr von seiner äußerl. Lage, seiner und ihrer
Familie – und ob das Verhältnis der 3 Schwestern einige Beziehung auf
seine jetzige glückl. Ehe hat, zu melden – nicht übel nehmen, sondern schon
längst befriedigt haben. Er hat die Barmherzigkeit, sich noch in seinen letzten
Billets, eines
Hauptbriefes
zu erinnern, den er mir schon lange
zugedacht, und auf deßen Ausfertigung ich bey seiner jetzigen Lage nicht
dringen mag. In Entbehrung des Wesentlichen will ich mich schon vor der Hand
mit dem, was alle Welt von ihm weiß oder zu wißen glaubt und öffentl.
spricht begnügen, um wenigstens ein wenig Feilstaub für meine magnetische
Einbildungskraft zu haben. Lachen Sie über mich, verrathen Sie mich ihm
auch, wenn ich nur meinen Willen kriegeIch habe ihn nochmals gebeten, sich um mich nicht eher zu bekümmern, bis
er wieder in Münster seyn wird; denn es ist unverantwortlich in meinen
Augen, daß ich ihm dort ohne meine Schuld Sorgen und Unruhe mache. Ich
kann es weder gegen
Marianne
noch
Paris
verantworten. Ist dieser
Rath nicht der vernünftigste und klügste? Also unterstützen Sie ihn.
Wenn ich auch nichts thue, weil ich nichts thun kann: so denken Sie nicht
deshalb, lieber Jacobi, daß ich meine Zeit verschlafen werde.
Ich würde nichts als Angst auf dem Herzen gehabt haben, wenn ich den
Buben, die ich für Verräther des Vaterlandes und des Königs ansehe, die
gröste Wohlthat meines Lebens u Alters zu verdanken gehabt. Dieser Stein
wäre für meinen AuMagen unverdaulich gewesen. Ich will mich nicht
aus dem Lande schleichen, oder stehlen – Zu allem andern untüchtig und
unbrauchbar, soll das vnum necessarium mein vltimum visibile seyn und
bleiben.
Keinen Schritt thue, von dem ich nicht Ihnen und meinen Freunden
Rechenschaft geben werde, wenn es Zeit seyn wird, und ich damit fertig bin oder
fertig werden kann.
Herder, Claudius und ich feyern diesen Monath ihre Geburtstage.
Schreiben Sie und antworten Sie noch Einmal zu guter Letzt, und wenn Sie mich
einer Unlauterkeit halb in Verdacht haben: so sagen Sie es mir expliciteIhre Meinung – Wenn meine Exceptiones nicht
gültig
sind; so werde
folgen, wie ein Kind. Ist das Recht aber für mich, fürchte ich kein Pereat!Gott ist ein zu großer und guter
Oekonom
, um das geringste
halb
oder
vergebens
zu thun für seine arme Geschöpfe und Liebhaber – Wir wollen
Seine
Nachfolger
seyn. Sein
Styl
, seine
Manier
ist lauter, wie
durchläutert Silber im erdenen Tiegel bewährt 7 mal.
Gott seegne Sie und die lieben Ihrigen. Ich ersterbe Ihr alter treuer
ewiger
Freund und Diener J G H.Ich bin 730 d 27 Aug. geboren – Bitte mir auch zu melden wenn Sie es
sind – und Ihre lieben Kinder auf einem Zedel den ich hinter Ihr Bild
kleben kann, wie bey Herder u Claudius.
Adresse:Des / HErrn Geheimen Raths Jacobi / Wolgeboren / zu /
Pempelfort
/ bey DüsseldorffFco
Wesel
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 31.tenJulii 1785
J. G. Hamann
empf den 11.ten Aug.
beantw. den 13.ten Sept.Kgsberg den 1 Aug. 85.Nun komm ich, alter liebster Freund, zweimal nacheinander, und
wünsche, daß Sie und Ihre würdige Theano viel Stärke und Munterkeit zur
vergnügten Feyer unserer GeburtsTage mögen zu Hause gebracht haben.
Sind Ihre
Ideen
noch nicht fertig? – Ich bin so glücklich gewesen
Blair’s Lectures on Rhetoric and belles Lettres hier zu finden, und habe
mit dem grösten Vergnügen vorige Woche das 1. Vol. zu Ende gebracht. Die
engl. Ausgabe ist in 4o mit des Verf. Bilde geziert. Wie es möglich gewesen
dem Adelung dies herrliche Werk so schnöde zu beurtheilen, weiß ich nicht.
Der Blair führt ein Mst. von Ad. Smith Vorlesungen an; das, was er im
engl. seiner Theory of Sentiments über die Sprache angehängt, gefällt mir
nicht recht, ohngeachtet ich es damals zur Beyl. der Zeitungen übersetzte.
Sie haben einen Brief vonausParis erhalten, den ich aufzuheben und Hill
mitzugeben bitte. Der Innhalt ist mir bekannt, und die Vermuthung, daß
ich bereits abgereiset wäre, hat dort viel unnöthige Unruhe gemacht. Gestern
meldt mir mein guter Christian Hill unter dem 20 Julii – daß er d. 25 ej.hat abgehen wollen, sich in
Baden
abzuspülen und über Prag und
Dresden nach Weimar. Er ist über die 18 # welche ich ihm den 4 pr.sandtevoller Freuden gewesen. Dom. X VIII. p. Tr. schickte mir meine gute
Nachbarin, die Loge von 3 Kronen ein Päckchen mit 17 # ins Haus, das noch
versiegelt liegt. Vom Kriegsrath Scheffner habe gleichfalls 1 dito von Secr.Dorow, Reichardts Schwager 1 do von HE von Auerswald 1 do = 20 do. Die 5 welche ich ihm auf sein bey mir
niedergelegtes Geld vorgeschossen, sind also mit Wucher ersetzt. Unser würdige
Oberbürgermeister und gemeinschaftl. Freund H. hat mir ins Ohr gesagt,
mehr im Nothfall zu fordern, welches er noch ich nicht nöthig haben werden.
Den 18. Jul. habe ihm wol schon von dieser schönen Erndte Nachricht
gegeben; ich zweifele aber, daß sie ihn in Wien erreicht haben wird. Sie
werden den rohen ungeschliffenen Stein nicht verkennen. Können Sie ihm einen
Winkel in einem guten ehrl. Wirthshause anweisen, wo er sich ein paar Tage
ausruhen, und wollen Sie sich ein paar Abende seine Ebentheuer vorschreyen
lassen: so thun Sie mir damit einen großen Gefallen, denn ich sehe diesen mir
lieben Onesimum oder Nathanael, wie ihn Lavater umgetauft, als den
ersten Freund meines Joh. Michael und den ersten Lehrmeister meiner liebenguten Lisette Reinette an, die ein wenig spielen auf dem Clavier u ital. von
ihm gelernt hat. Sagen Sie ihm, daß Reichardt in Engl. ist und ich keine
Empfehlungen nach Berl. für ihn habe. Nicolai kann er von selbst besuchen
mit einem Gruß von mir und seinem Vetter Jacobi, den ich diesen Mittag
bitten werde deshalb an ihn zu schreiben. Mendelssohn kann er auch von mir
als einen alten unveränderl. Freund begrüßen., Eer hat ihn in meinem Hause
wo ich nicht irre schon kennen gelernt. Zu D. Biester kann er auch gehen;
vielleicht schreibt Kraus deshalb an ihn ausdrücklich. Allenfalls geben Sie
ihm Einl. an D. Lindner nach Jena mit, der auch einen Brief ähnl. Innhalts
mit dem Ihrigen aus Paris erhalten. Währt seine Ankunft länger; so
wünschte wenn Sie einem Freunde und Bekannten in Jena die Einlage
anvertrauen könnten, weil seit dem April keine Nachricht von D. Lindner
eingegangen und er damals seinen Abzug von Halle nach Jena meldete mit einer
Reise nach Engl. in petto, die vielleicht währender Zeit zeitig geworden.
Erfahren Sie daß D. L. in Jena ist, so thäte mir der Wanderer einen Gefallen
diesen Weg oder Umweg zu nehmen. Warnen Sie ihn aber sich nicht mit
versiegelten Briefen
zu befaßen, und sich dadurch Verlust und
Verdruß zuzuziehen. Die beyde Briefe aus Paris kann er sicher eröfnet mir
mitnehmen.
An Nicolai wird HE. Jacobi schreiben, wo er auf ein Dutzend # und
mehr immer disponiren kann. Im Fall er schon in Weimar Vorschuß
brauchen sollte, so kann er Ihnen, liebster Gevatter und Freund, aus Berlin
wider erstatten, oder melden Sie mir davon, wenn es nöthig ist und Sie eine
Anweisung zur Widerbezahlung hinzufügen wollen, etwa durch Hartknoch,
oder ich werde selbst hier einen geschwindern Weg ausmitteln.
Etwa vor 14 Tagen erhielt einen sehr jammernden Brief von Ihrer Frau
Schwester, die außer allerhand Unglücksfällen an Ihrem Vieh und dem
beschwerlichen und kostbaren Bau sich besonders beklagt, gantz von Ihnen
vergessen und verlassen zu seyn. Ich habe ihr gleich den Tag drauf geantwortet,
sie so gut ich konnte zu trösten und die Unschuld Ihres bisherigen
Stillschweigens zu rechtfertigen. Unser neue würdige Diaconus
Kraft
bey der
Altstädtschen Kirche hat mir versprochen sich genauer nach ihren Umständen zu
erkundigen; weil ich einige Suggestionen ihres
alten Erbfeindes
vermuthe; denn im Grunde weiß ich gar nicht, was sie eigentl. haben will. Sind
Sie Iihr eine Antwort schuldig, oder können Sie mir nähere Dataanvertrauen – Wo nicht, werd ich Ihnen,
wenn es der Mühe lohnt
, was
ich erfahre, mittheilen. Unterdeßen kann auch Tr. gantz unschuldig seyn.
An dem Gerüchte aus Mitau ist wol nichts. Man ist gegen das, was man
wünscht, leichtgläubig. Ich kann weder denken, noch schreiben, noch reden –
alles ist ein Tohuvabohu in und um mir. Gott sieht den Grund, den tiefsten
Grund des Herzens – und die Sympathie unserer Seelen überhebt mich alles
eckeln und matten details. Der
Buchstabe
tödtet und ist selbst tod. Meine
Hofnung suns zu sehen stehet feste, und seit dem heil. Abend unsers
Geburtsmonats fester als jemals. Wie? und wenn? weiß der allein lebende und für
alles sorgende Gott.
Ihr Consiliumfidele und vertrauliches Gutachten über unsemeinen
Hill bitte mir aus. Erfreuen Sie mich bald mit einem Briefe und guten
Nachrichten von der Beßerung und Gesundheit der verehrungswürdigen
Theano. Gott seegne und erhalte Sie und die Ihrigen.
Wißen Sie nicht den ehrl. Schweitzer welcher die
phi
losophischen
Vorlesungen über das so genannte Neue Testament
geschrieben
?
Mein Sohn ist heute vor 8 Tagen mit des Deutsch Familie nach
Graventihn gereist und wird diesen Freytag zu Hause erwartet. Grüßen und küßen
Sie Pathen August, den wackern Griechen und sämtl. Geschwister. Gott sey
mit Ihnen und uns allen, geb mir bald Anlaß Ihnen beßer zu schreiben, als ich
gegenwärtig zu thun im stande binSey stille, meine Seele, biß Du erfährest wo es hinaus will, denn der
Mann
wird nicht ruhen, er bringts denn heute oder heuer zum Ende.
Ruth Naemi vom weidlichen Boaz.
Ich bin und ersterbe Ihr alter Freund Gevatter und Landsmann.Johann Georg Hamann.Den 2ten Theil der Ideen erwarte zu meiner Erquickung. Leben Sie wohl,
recht wohl.
Adresse:Des / HErrn General-Superintendenten Herder / Hochwürden / zu
Weimar
. /
frey Halle
.
Kgsberg den 1 Aug. 85Geliebtester Herr Doctor und alter bewährter Freund,
HE Hartknoch brachte mir den 4 Junii Ihren Brief vom 14 April, wo
Sie mir Ihre Verpflanzung nach Jena meldeten. Ich war eben ein paar
Tage vorher den 1 Junii mit einem Petito bey der hiesigen Prov. Directioneingekommen, wo ich um einen Urlaub auf 3 Monathe anhielt, und mir die
Freyheit nahm mich auf einen Artzt in Halle, unter ich Sie dachte, und auf
einen Freund zu beziehen, der meiner den 1 Julii zu Frankf. an der Oder
erwartete. Alle data hatten sich auf einmal geändert. Sie waren aller
Vermuthung nach schon in Jena – der Freund gieng mit einer jungen
liebenswürdigen Frau, plötzlich nach Paris – und den 22 Junii bekam ich von der
Gen.Adm. eine abschlägige Antwort. Vous lui repondez que nous pouvons
d’autant moins lui accorder un pareil delai, qu’il doit trouver dans une
ville aussi importante que Kgsb. des Medecins aussi experts qu’il peut
y en avoir à Halle. Ich hätte nun freyl. auch darauf
antworten
sollen
daß in einem so importanten Königreich als Ost- und Westpreußen sich ehrl.
und kluge Köpfe gnug fänden, ohne daß der König und φφ von S.S. nöthig
gehabt hatte une foule de f‥ betes et de brigands sich aus Welschland zu
verschreiben mit so viel Kosten und risico, und daß des Patienten Vertrauen
zum Verdienst des Artztes gehöre, wie der blinde Glaube zum Credit und
Glück der Schelme. – Ich hätte ohne diesen Qverstrich das 2te mal das
Vergnügen gehabt Sie zu überraschen, wie ehmals in Braunschw.
Durch Besorgung meines Freundes Jacobi sind zu Ende des hiesigen
Jahrmarkts ½ Douz. Hemde einem Berl. Kaufmann mitgegeben worden,
deßen Name mir entfallen wie des Münz Controleurs zu Berlin, an den
selbige durch HE Str. Wirthaddressirt worden. Wenn Sie noch nichts
erhalten, und Sie die beyde mir entfallene Name zur Erkundigung darnach
nöthig haben: so bitte bald deshalb anhero zu schreiben. Alle ihre Freunde,
deren Name Ihnen nicht entfallen seyn werden, wünschen Nachricht von
Ihnen, auch im Fall einer nöthigen Addresse, damit es nicht in Jena wie in
Halle geht. Sie erhalten diese Zeilen über
Weimar
, wohin ich auch
einen Brief
zu addressiren bitte an unsern alten Landsmann
Herder
,
der einen gleichaltigen empfangen wie Sie, und beyde meinem jungen Freund
und Wanderer
Hill
mitgeben kann, den ich vielleicht selbst an Sie
addressire, um durch einen Expressen Nachricht zu erhalten. Der Brief ist
eigentl. an Sie nach
Halle
addressirt gewesen, in welchem Fall ich
schlechterdings wenigstens so viel wißen muß, ob er Ihnen zu Handen gekommen
oder nicht. Er kommt aus
Paris
– in der Voraussetzung, daß ich bereits
unterwegs wäre.
Mein Sohn Joh. Michel studiert seit Ostern und hält die Hundstagferien
in Graventihn, von da ich ihn mit dem Ende dieser Woche erwarte. Er sollte
mein Reisegefährte seyn – und auf allen Fall noch werden. Meine Lisette
Reinette macht der Baroneße Ehre und Freude. Gottlob für Gesundheit und
alles übrige Gute. Meine alte Hausmutter hat diesen 27 Julii zum ersten
mal ihren Geburtstag gefeyert. Der meinige ist den 27 Aug. und des
Doctorandi den 27 Sept. Was für ein Muster von Haushaltung als mein wenn
alles so verhältnis u Stuffenweise gienge, wie die Data unserer
Geburtsmonate u Tage. Meinem Gesellen Hill geben Sie viel gute Lehren und
Nachrichten mit, aber ungern versiegelte Briefe – Wenn Sie eine gute
Seelenarzeney lesen wollen; so empfehle Ihnen die philosophische
Vorlesungen über das sogenannte Neue Testament. Der Titel ist lang und bunt,
aber jedes Wort hat seine gesunde Bedeutung. Ich möchte den Namen des
Schweitzers gern wißen. Hat Ihnen nicht Weickhardts Leben auch gefallen.
Ich sollte den Mann von Person kennen lernen, und habe die Gelegenheit
muthwillig versäumt, lernte ihn nachher aus der Elisa Munde u seinen
Briefen an Sie kennen. Ich umarme Sie mit den besten Wünschen und Grüßen
in petto als Ihr alter treuer Freund und Diener
Johann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Monsieur / Monsieur Lindner, / Docteur en Medecine /
presentement / à /
Jena
. /4. Aug.Glück auf! lieber alter Freund. Wir sind glücklich u. so ziemlich gesund aus
dem Karlsbadewieder eingetroffen u. das erste, wornach ich da die Herzungen
meiner Zurückgebliebnen vorbeiwaren, suchte, war ein Brief von Ihnen.
Neben an lag unter einem bloßen Einschluß an mich ein Brief an Sie,
wahrscheinlich anvon B., den ich also sogleich, da glücklicher Weise heut
morgen die Post abgeht, mit diesen Zeilen, die ersten die ich in Weimar schreibe,
begleite. Da so viel Freundeshände u. Hirne sich in das Spiel, Sie nach
Deutschland zu bringen gemengt haben, so kann es nicht fehlen, daß Einer
vom andern nichts weiß u. B. Sie schon bei mir vielleicht vermuthet hat.
Leider aber hat es, wie ich aus Ihrem Briefe sehe, auch hier geheißen: homo
proponit, oder wie jener Junge seine ersten Verse machte:
U. Kain redete mit seinem Bruder Abel
Da kam der liebe Gott u. schlug ihm auf den Schnabel. –
Und mich freuets, daß Sie sich den Launoi u. Grodast nicht anfechten
laßen, vielmehr das böse Gericht Koloquinten, wie jene Propheten kinder
gesund verschluckt haben. Ich bin überzeugt, wenn ein menschlicher Entwurf
lange kocht, wird er desto genießbarer; vielleicht wäre alles noch roh
gewesen, wenn Sie sich mit Ihren neuen Freunden dies Jahr schon gesehen
hätten. Nur mich setze ich mich, mit Ihrer Erlaubniß nicht in diese Zahl: ich will
keinen neuen blühenden Sproß an Ihnen sehen, der ich Gottlob! auch nicht
mehr bin, sondern einenden alten von der Sonne ausgebrannten Stamm,
wie mein Herzensfreund Persius die Gedichte des alten Maro nannte. Wir
kennen uns von alten Zeiten u. haben uns sowohl in drückender Sonnenhitze
als in der brennenden Winter kälte gekannt; also kommen wir wie 2.
Schatten jenseit des Styx zusammen; NB aber daß der Styx in dieser Welt fließe
u. wahrscheinlich die Oder oder die Saale sei. Denn ich gebe nichts weniger
als meine gute Hoffnung auf, zumal sie für dieses Jahr oder diesen Monat
vereitelt scheinet. Um desto beßer! Da wird, da muß desto eher was daraus
werden. Es muß sich doch eine Zeit finden, u. eine Person finden, die Sie auf
Monate wenigstens aus Ihrem Kerker befreie; wir wollen auch daran
denken. In der Welt habe ich nicht davon gewußt, daß eine Reise aus Ihrem
Lande so hart hält; im Karlsbade sind ja ganze Trupps Preußen d. i. auch
Berliner in Diensten gewesen, Ursinus, der Bergrath Rosenstiel, Göcking p.
Sind Sie allein denn zu den Hütten Kedar u. den Gezelten Masech
verdammt, ohne einen Hauch andrer Luft zu genießen. Aber gnug! Schreiben
Sie mir, liebster Alter, was Sie vorzunehmen Willens sind; wenn B. Ihnen
nochmals ein rendez vous giebt, so dächte ich, Sie gingen unmittelbar ins
Kabinet, ließen die Ursache der Gesundheit u. Consultation mit dem Arzt aus
u. foderten die Reise blos dringender Geschäfte wegen. In unserm
Jahrhundert respektirt man nichts, als Geschäfte; je weniger sie bedeuten desto
geehrter sind sie u. mir ist gesagt, daß der alte Landesvater in seinen guten
Stunden selten was abschlägt, was dieser Art ist. Wenigstens ist Ihnen ein
refus de main de maitre glorwürdiger als das signé Launoi. Doch über
das Alles werden Sie selbst am besten walten, u. B. Brief muß den Ausschlag
geben. Ists nicht heute, wirds morgen seyn! Also höchstens ein Jahr
gewartet u. wir alle sind ein Jahr reifer!!! Gott helf, Gotthelf! Wir sehen uns
doch!
Von Karlsbad u. uns kann ich in dieser Viertelstunde wenig schreiben.
Gottlob wir sind hier u. leben. Meine Frau ist 14. Tage im Bade krank
gewesen u.; Wind u. Regen haben auch nicht unterlaßen, uns nach Macht
zu stören. Indeßen bin ich u. wir alle sind froh, daß es so weit gelungen ist;
die beste Wirkung muß Gott u. die Zeit geben.
Der 2te Th. der Ideen ist vom Buchdrucker Schlegel an Sie spedirt; durch
wen? weiß ich in diesem Moment noch nicht; vielleicht ist er schon in Ihren
Händen. Sobald Sie Ihn gelesen, erfreuen Sie mich mit einem Fetwa
darüber, ehrwürdiger Mufti; mir ist durch das Karlsbad, wo ich jeden Tag
15. warme Becher u. das 5. Wochen lang getrunken, rein abgespült worden.
Also komme ich vom Lethe her u. erwarte nach allen Stößen im Wagen u.
allem Gedräng’ im Bade gute neue Mähr eines 2ten Lebens in meinem
Alter.
Vom Super. in Mitau weiß ich nichts; die Fr. v. Reck hat einige Worte
drüber im Karlsb. verlohren, die aber eher zu erkennen gaben, daß irgendwo
einer aufgerafft sei. Außerdem weiß ich, daß der Herz. mit den Landständen
der Stelle wegen in Streit ist, da er ein zu derselben Einkünften gehöriges
Gut eingezogen hat; u. also ist wohl am ganzen Gerücht nichts, zumal ich
die Sprache nicht kann. Mein Plätzchen ist mir zu seiner Zeit bestimmt,
wenn nicht anderswo so im Grabe.
Leben Sie wohl, armer gebundner Prometheus; meine arbeitselige
Mitgefährtin, die in der Natur etwas anders ist, als der blaue Dunst einer
Theano (den ich dem Publikum vorgemacht habe) grüßt Sie schwesterl. u.
herzl. Meine Kleinen u. Großen sämtl. u. sonders deßgleichen. Vale et fave.
Nil desperandum est, duce Teucro et auspice Teucro. ValeIhr ewigerH.am Rande:Erfreuen Sie mich ja zu unsern Geburtsfesten mit Ihrem Fetwa, da das
Glück unsre hohe Zusammenkunft heurig zu verhindern scheinet.
Kgsb. den 5. Aug. 85HöchstzuEhrender Freund,
Ich erwarte heute meinen Sohn aus Gr. zurück, und wenn ich ihn
allenfalls entgegen gehen solte, wäre es mir ziemlich gelegen bey HE. Str. Wirth
anzusprechen. Vorgestern kam ein Fuhrmann aus Berl. mit einem großen
Pack Bücher von Nicolai an seinen Vetter den Kaufmann Jacobi, der für
sich u den Assessor Lilienthal, welcher die stärkste u beste Lesebibliothek hier
hält und auch mein Päckchen von Hartknoch mitbrachte. Ich lief also gl. um
dieses zu melden, und zum zweiten mal, um bey Eröfnung deßelben
gegenwärtig zu seyn, schleppte meinen Armvoll zu Hause, und fand eben Ihren
Brief nebst dem 1. Theil von
Blair
und
Büsching
. Mein eigen Pack liegt
noch, wie ich es erhalten, und soll erst von meinem Sohn eröffnet werden.
Das Beste unter meinem Armvoll war
Biographien der
Selbstmörder
7 aus Liebe, 3 aus Armuth 2 aus Ehrgeitz u 2 aus Bosheit u
Schicksal.
Tagebuch eines Richters
oder Beyträge zur Geschichte
des menschl. Elends. Von
Hofrath von Eckartshausen
, auf deßen
Erzählungen für empfindsame Herzen
ich auch aufmerksam
gemacht worden, wovon auch schon 4 Bändchen herausgekommen, wie auf
die 3 ersten des Tagebuchs.
Kwerl
. ein komischer Roman, von dem ich
kaum einige Seiten auszulesen im stande gewesen. Die nachgelaßene
Werke
des
Montesquieu
haben einen würdigen Uebersetzer gefunden. Seine
Betrachtungen über die Ursachen des Vergnügens
an
Litteratur u
Kunstwerken
sind mir schon bekannt gewesen, u gantz treflich.
Das übrige ist eine morgenl. Geschichte u ein Entwurf zu einer Lobschrift
auf den Marschall von Berwick.
Briefe nach Eichstädt
sind von
Schlötzer, betreffen seinen Briefwechsel und vertheidigen die
Publicität
,
die bald zum Modewort werden wird, wie Popularität. Brief an den Verf.
der Briefe über die Bibel u den Plan Jesu zu Creyfeld von 2 Bogen ist mehr
bewegt als gründl.
Meisters
Sittenlehre der Liebe und Ehe ist von gl.
Schlage mit seinen übrigen Compilationen. Er führt eine Lebensgeschichte
von Jaques u Lisette des Prof. Fuesli an und den sokratischen Verfaßer der
intereßanten Schrift über die Ehe. Voyage de Figaro en Espagne.
Currente Rota Lond. 785 ist abscheulich gedruckt vermuthl. in Deutschl. im
Geschmack des Mercier, ein dürftiger Nachahmer. Der Abt Raynal ist nach
seinem Urtheil diffus, plagiaire, relateur infidele, partial, impuste, mal
instruit – zu jedem epitheto eine Note, die eben nicht viel beweist. Der
Luftwagen oder Reise in den Mond von der Freyfrau von V…ist auch nicht
viel werth. Journal aus Urfstädt vom Verf. des
Romans meines
Lebens
u
Peter Clausen
wird kaum ein 2 tes Stück erleben. Ist das
nicht ein Herr von Knigge – ein großer Fußgänger u Schmierhans in Prose
u Versen? Er schlägt halbe Ausrufungs- und halbe Fragezeichen vor, mit
einem Comma an statt eines Puncts. Eine Silhouette von David Plumbeus
Rector in Ruhrtal stellt vermuthl. den hölzernen Sammler selbst vor.
Schlüters Hallische Monathsschrift
enthält Übersetzungen aus
Ovid und ist eben so wenig der Rede werth als
Hebe
, die zu Gera
herauskomt, zum besten der lieben Jugend, die das alles nicht zu lesen im stande ist,
was man zu ihrem besten schreibt.
Theatralisches Quodlibet
vom
Lorentz ist in 2 Theilen ein eben so elender Mischmasch.
Der
deutsche Zuschauer
betrift hauptsächlich das katholische
Deutschland, und ist noch das erträglichste der deutschen Journale. Im 2 ten
Heft ist ein kleiner Aufsatz über die innere Verfaßung der preuß. Staaten.
Mit diesem ganzen Stoß eilte gestern Abend zurück um mir einen neuen
zu holen. Zum Glück war schon alles gehörigen Orts abgegeben, und ich fand
das Nest leer.
Der Geschichtsschreiber des Chiliasmus heißt
Korrodi
. Wie sauer einem
zwei Bände von Predigten werden, habe auch erfahren; auch nicht zum
Durchlesen selbige eigentl. Ihnen zugedacht. In der allgemeinen Bibliothek
sollen 2 Recensionen stehen, deren Urtheil über das Original, das zwey
Uebersetzer gefunden, gantz widersprechend seyn soll. Ich wünschte selbige
einmal vergleichen zu können. Eben besucht mich ein junger hofnungsvoller
Mann HE Ehrenbot, Hofmeister des HE Seif in Pillau, der Hartknochs
Schwager ist und eine gantz artige Büchersamml. hat. Er bringt mir die
Uebersetzung von Blairs Vorlesungen, die ich ein wenig gegen den Text
halten will, weil ich gar keine Möglichkeit absehen kann, wie es Schreiter
ausführen wird, dies Werk in 2 Bänden und noch dazu mit seinen
Anmerkungen zu liefern, ohne gewaltige Verstümmelungen. Blair hat eine
Lauterkeit, eine Schönheit in seynem Styl, die nicht durch eine Uebersetzung erreicht
und übergetragen werden kann. Sein Vortrag soll eben so unnachahmlich
seyn.
Den kleinen Engl. habe blos als eine Uebersetzung des Garve merkwürdig
gefunden, weil sie mir als solche gantz unbekannt gewesen.
Einnehmer Brahl wird keinen Aufschub wegen dieses Buchs übelnehmen,
wünschte der Frau Stadträthin was beßeres für die Winterabende
verschaffen zu können. Was meynen Sie zur Bibliothek der Romane? Davon
ich die beyde ersten Bände zu Hause habe. Doch mein ordentlicher Bibliothek.
ist nicht zu Hause und ich gehe ihm noch spät mit Raphael entgegen.
Vergreifen Sie sich nicht an die
Schrauben
meiner Erbauung. Sie thun
mir auch gute Dienste. Hat das Experiment gegen die stockende Wände nicht
angeschlagen? Ich habe mich freylich an einen Arbiter elegantiarumgewandt, der mein
eigenes
in petto gefälltes Urtheil unterschrieben; aber
der Geschmack eines
Hungrigen
und eines
Lüsternen
kann auch
zuweilen zusammen treffen. Der Magnet hat nicht nur einen anziehenden
sondern auch entgegen würkenden Pol. – Das Schöne braucht selten wahr
und gut zu seyn für unsere theure
Kunstnatur
und närrische Naturkunst.
Ein Schein des Guten und Wahren bringt die angenehmsten Situationen
hervor, und ist das höchst Condimentum und Gewürtz der reinen Aesthetik.
Hill hat mir unter dem 20 pr. gemeldet, daß er willens ist den 25 ej. Wien
zu verlaßen und über Weimar zu Hause zu kommen. Der Abend u Raphael
dringen auf einen Abschied. Vom Innhalt des Päckchens nächstens mehr.
JoG H.Adresse:Des Herrn Krieges Rath / Scheffner / Wolgebohren / zu /
Sprintlacken
Kgsb. den 9 Aug 85.Meine gütigste Freundinn,
Ich habe nicht mehr als 2 Briefe seit Ihrer Abreise erhalten; den
ersten
durch Fuhrmann Rehahn, den ich gleich nach Empfang den 5 Juliibeantwortet; und den
letzten
vom 29 Julii durch HE Motherby. Mehr sind
mir nicht zu Handen gekommen, und ich zweifele, daß Sie mehr an mich
geschrieben haben als diese beyde. Ich begreife daher gar nicht, wie Sie mir
die Frage thun können, ob ich einen Brief erhalten, auf deßen Antwort Ihr
letzter Brief eine Gegenantwort ist.
Sie thun gar nicht gut, daß Sie allein in der Stadt bleiben, und nicht an
der Gesellschaft Ihrer Frau Schwester auf dem Lande Antheil nehmen, und
zu Hause vor Ihrem Fenster an Ihre abwesende Freunde denken und die
langweilige Winter Sonnabende anticipiren. Der Fall zwischen uns beyden
ist nicht so ähnlich, wie Sie sich einbilden. Sie haben, geliebteste Freundin,
Ihren Willen gekriegt, und sind unzufriedner als ich, der nicht seinen Willen
bekommen. Vielleicht würde es mir schlimmer als Ihnen ergangen seyn. Ich
bin ganz ruhig, schäme und gräme mich nicht, bin eben so gleichgültig als
heftig, nirgends und allenthalben zu Hause, kann aus nichts auf der Welt,
am allerwenigsten aus mir selbst klug werden, und mitten in der grösten
Verzweifelung genieße ich einen Frieden, der höher ist denn alle Vernunft
und so sicher wie Abrahams Schooß.
Gestern kam HE Sievert aus Pernau mit einem Gruß von unserm Hinz,
der auch Ihren Namen auf seinen Bestellungs-Zedel aufgesetzt hatte, also
noch gar nicht weiß, daß Sie ihm so nahe sind. Pernau liegt gleichwol
weiter von Riga, als wir es damals berechnet, und ich zweifele, daß Sie diese
Reise thun werden – Sie müsten sich denn mit der dortigen Welt ein wenig
bekannter machen, um sie beßer wie jetzt beurtheilen zu können. Die
Ursachen, warum ich mich dem Umgange und den Gesellschaften entziehen muß,
finden bey Ihnen keine Statt. Haben Sie nicht den würdigen
Staabschirurgus Parisius zu Ihrem Wirth auf dem Lande – oder ihn schon kennen
gelernt?
In Ihrem Hause ist meines Wißens Gottlob! alles wohl; doch davon
werden Sie nähere und zuverläßigere Nachrichten erhalten. Hänschen hat
vorigen Sonntag der Einseegnung der Fräul. beygewohnt. Er war mit
seinem gewesenen Hofmeister HE Scheller den 28 Junii nach Pillau auf
einem Bierboot gefahren und kam ersten den 3 Julii zu Hause; den 6 Juliigieng er mit eben demselben u HE Jachmann zu Fuß nach Trutenau und
14 Tage hat er da Ferien mit HE Pf. Fischer und Familie in Graventhin
gehalten.
Hill hat mir den 20 pr. voller Freuden über den Empfang der 18 #
gemeldet, daß er den 25 Wien verlaßen und über Weimar nach Hause kommen
wird. Er weis noch nichts von einem versiegelten Päckchen mit 17 #, das
meine gute Nachbarin die Loge der 3 Kronen mir am Tage ihrer
Johannisfeyer mit der Aufschrift:
dem Wanderer Hill
zugeschickt. Was für
große Augen wird er machen über meine Lisette Reinette, in der das
Mädchen kaum mehr kenntlich ist, der er auf dem Clavier und im Ital. die ersten
Anfangsgründe beygebracht, und die jetzt der guten Baroneße Freude und
Ehre macht, wie ich aus ihrem und anderer Leute Mund höre; denn ich sehe
sie selten, und sie kommt nur alle Monate einmal. Mutterchen ist sehr
vergnügt ihre Wäsche heute getrocknet zu haben; Lehnchen hat die Nachtwache
gehalten. Marianchen hat einen schiefen Vorderzahn bekommen, den ich
wohl werde müßen ausreißen laßen, zur Strafe unserer und ihrer eigenen
Nachläßigkeit.
Das beste Buch was ich gelesen, sind eines ungenannten Schweitzers
Vorlesungen über das so genannte Neue Testament
, die ich
Ihrem HErrn Wirth u allen guten Freunden zu empfehlen bitte. Mit den
herzlichsten Wünschen eines glücklichen Widersehens von mir und den
Meinigen unter allem nur ersinnlichen Wohl – und mit grillenfängerischer
Sehnsucht die 17 Tage meines 55sten Jahrs überstanden zu haben, ersterbe mit
alter Treue und Innigkeit
Ihrergebenst verpflichteter Freund, Gevatterund Diener Johann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):à Madame / Madame Courtan, / née Toussaint / à
Riga
.den 10 Aug. 85.Herzlich geliebtester Freund
Den 3 d. ist Ihr Päckchen angekommen, welches ich aber nicht eher als bey
Zurückkunft meines Sohns aus Graventihn den 6 eröffnet. Wie unsere
Freude gemeinschaftlich war; so unser Dank. Noch aber habe keine Zeit
gehabt das geringste anzusehen, was zu binden war, unter deßen zum
Buchbinder besorgt. Von der Ruß. Bibl. kommen wol die 5 Stücke des IX. B. an
den Etatsrath Scriver. Ist es erlaubt den Verf. des
Antiphädon
zu
wißen? Er ist doch aus Ihr Verlag. Viel Nachfrage nach diesem Buch
hier gewesen, aber sehr wenig Exempl. wie es der Fall bey mehreren seyn
soll. Von Gadebusch habe nicht den I. Band erhalten – und mein Johann
Michel wünscht sich, da er die Zusätze zu Fischers Naturgeschichte erhalten,
auch Ihr gütiges Versprechen des Werks selbst, wenn es in Ihrem Verlage
ausgekommen, bey Gelegenheit erfüllt zu sehen. Von Mümler ist wohl
vermuthlich noch kein
dritter
Theil herausgekommen, denn die beyden ersten
haben wir Ihrer Güte zu verdanken. Ich habe hier jetzt unverhoft Blair’s
Lectures on Rhetoric and Belles Lettres in 2 starken schöngedrucktenQvartbänden mit des Verf. Bilde geziert Lond. 83 aufgetrieben, und den
ersten Theil der Uebersetzung meines alten Nebenbulers mit dem Original
verglichen, das im allen 47 Vorlesungen enthält, wovon nur 13 geliefert,
denn durch eine unbefugte Theilung der dritten, zählt der Uebersetzer 14 für
seinen ersten Theil. Bey allem öffentl. Lobe ist der Mann ein naseweiser
puristischer Sudler, der sehr willkührlich zu Werk geht; ohngeachtet sich seine
Arbeit ohne Vergleichung ganz gut lesen läßt, und dem
Sinn
auch nicht
eben Abbruch thut. Seine paraphrastische Flickredensarten und gantz
überflüßige Verbindungsformeln, die er einträgt, sind gantz unausstehlich, und
verdunkeln alle Präcision und die gröste Schönheiten seines Schriftstellers.
– Wie gehts, liebster Freund, mit Ihrer Gesundheit? Die Witterung dieses
Sommers ist eben nicht günstig. Sehen Sie den Besuch unserer Freundin,
als einen Beruf an, sich auch zur Erholung der seltenen schönen Tage zu
bedienen, und zur Ruhe von der Arbeit anzuwenden. Ich wünsche, daß alles
bey Ihnen wohl seyn möge – wie Gottlob! in meinem Hause. Man sagt hier
unsern lieben Claudius tod; ich hoffe, daß ihm dies ein langes Leben bedeuten
wird. Ein solcher Vorfall würde den Aufschub meiner Reise unersetzlich
machen. Man hat hier eine eben so lügenhafte Nachricht von dem berühmten
Rector Scheller ausgestreut, der bald vor Gram über ein Hauskreutz
gestorben, bald seine Vernunft verloren haben soll. Die Varianten machen
schon diese Anekdote verdächtig. Erhalten Sie Nachricht von der guten
Toblerin; so bitte mir auch, allenfalls durch Me Courtan die Zeit ihrer
Ankunft und den Ort ihrer Bestimmung zu melden, wie auch meine Ihre
Antwort auf meine obige neugierige Frage Ihres anonymen Verlags, so
weit sie können u wollen. Mein Sohn und sämtl. Gesinde empfehlen sich
mit mir Ihrem gütigen Andenken und den lieben Ihrigen. Was macht der
Neumann aus Morungen? Auf den zweyten Theil der Ideen warte mit
jedem Posttage. Der Wanderer Hill ist unterwegs. Wenn Sie an unsern
Landsmann Arndt schreiben, so denken Sie auch meiner im besten. Gott seegne
Sie und erhöre alle unsere Wünsche! Ihr alter beschämter Ex-autor,
Landsmann und Freund J G H.Adresse mit Mundlackrest:An HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 13. Aug 1785Kgsberg den 18 Aug. an meines lieben Pathen Geburtstag 85.Herzlich geliebter Freund,
Ihren Brief vom 4 erhielte den 13 d. zu großer Freude und Trost. Ich
wollte schon den Sonntag drauf gleich antworten, that es auch wirklich den
Montag – schämte mich aber meines Geschmiers, dergl. Sie schon kurz
vorher bekommen hatten, und bleibe heute den ganzen Tag zu Hause um in
Gedanken bey Ihnen zu seyn, ohne alle Wahrscheinlichkeit beßer schreiben zu
können – weil scribendi principium et fons bey mir ausgetrocknet sind, so
sehr es auch wider regnet, und meine jetzige Materie gar keiner Form
werth ist.
Gottlob! daß Sie glücklich und ziemlich gesund wider zu Hause gekommen,
und auch da alles nach Wunsch gefunden haben. Ihre Hoffnung guter
Nachwirkungen zur Widerherstellung meiner Verehrungswürdigen Frau
Gevatterin möge auch durch die häusliche Freude des heutigen Tages befördert und
immer mehr erfüllt werden!
Der zweite Theil Ihrer Ideen ist noch nicht angekommen. Schon gnug,
daß er heraus ist und daß Sie an mich gedacht haben. Sehen Sie mich blos
als Ihren innigsten Leser an, der wie der Freund des Bräutigams steht und
ihm zuhört und sich hoch freut über des Bräutigams Stimme, und diese
Freude wächst mit jeder Ihrer jüngsten Schriften. Dazu habe ich noch Gefühl
gnug übrig – Bey dieser Ruhe eines ganz sympathetischen Genußes habe ich
weder nisum, noch Activität, noch Suffisance zu urtheilen. Ich lese, wie ich
eße und trinke, mit einer Ungedult, Heftigkeit und einem horror vacui, das
ich in meiner Natur auszufüllen suche – und daraus entsteht ein horror
motus, ein ebenso unüberwindlicher Hang zum Schlaf, eine Unlust zu der
kleinsten Bewegung und Thätigkeit, ohne einen innern Affect hingerißen zu
werden, oder einen überwiegenden Anlaß und Reitz – An neuen Anläßen und
Reitzen hätte es bey einer Reise nicht gefehlt, meiner Diät auch nicht an
Ausnahmen, die wohlthätiger auf mich wirken als die leidigen Regeln böser
Gewohnheiten. Unterdeßen hat mein Glaube an dies letzte und einzige
Hülfsmittel noch keinen Schiffbruch gelitten, und zu meiner großen Aufrichtung ist
der Gesichtspunct, aus dem Sie die ganze Sache ansehen, auch der meinige,
an dem ich mich fest halte.
Bisher hat der HErr geholfen – und nach dem Sonntags Evangelio,alles
wohl gemacht
– undauch wenn es nöthig seyn sollte, wird Er
den tauben Salomon auch hörend und den sprachlosen Supplicanten
redend machen. Ins Cabinet zu gehen, ist mißlich – Ein refus de main de
maitre machte freylich dem ganzen Spiel ein Ende. Gott bescheer ihm ein
glorwürdiges und uns beyden ein seeliges! Er verweiset alles an seine
Behörde
, ertheilt auch unter ihrer Einschränkung nur seine Erlaubnis –
Der Innhalt Ihrer Einl. aus Paris, (davon das Porto auf meine große
Rechnung zu schreiben bitte) war mir schon bekannt, weil 4 gantz
gleichlautende an einem einzigen Tage abgegangen waren, mich irgendwo auf
meiner Reise einzuholen. Was für eine unermüdete Aufmerksamkeit und
Sorgfalt, womit ich Ihn ohne meine Schuld qväle, und Er mich – Ich habe
ihn um alles in der Welt gebeten, an nichts eher zu denken, als biß er wider
zu Hause seyn wird. Sein Wunsch und mein eigener war es den ganzen
Winter mit Ihm zuzubringen; weil es wirklich nicht lohnt, uns einander im
Fluge zu sehen, und ich ihm keinen so guten Aufenthalt hier, wie Er mir bey
sich verschaffen kann, ich auch in Gesellschaft meines Sohns alle Neuheit und
Seltenheit einer zweiten Heimath zu schmecken im stande wäre, weil Er ohne
öffentl. Amtsgeschäfte und noch alle Familiensorgen lebt, und das erste Jubel
und Freyjahr einer glücklichen Ehe feyern kann.
Sie können sich nicht vorstellen, liebster Gevatter, Landsmann und Freund,
mit was für Grillen ich zu kämpfen gehabt habe um zu wißen, ob seine
Freygebigkeit, plötzliche Heirath und Reise mit der ökonomischen Klugheit
zusammen bestehen könnten – – und ob auch ächte Selbstliebe das Maaß seiner
Nächstenliebe ihrwäre. Ein
Hauptbrief
, den er mir gleich Anfangs
versprach und an den er noch denkt, hätte mir alles erklärt; aber noch ist er
nicht damit fertig geworden. Was Sie mir in Ansehung sSeines Characters
zu erst meldeten, wurde von Lavater und Jacobi bestätigt; und jeder Brief
enthielt neue Beweise und Aufschlüße, aber noch mehr Knoten und Rätzel zu
neuen Entwickelungen. Von unserer gemeinschaftl. Angelegenheit, seinen
Absichten mit mir und Bewegungsgründen weiß ich noch bis diese Stunde nicht
das geringste, und eben so unwißend blieb ich in Ansehung seiner äußerl.
Lage und Umstände. Der unbedeutende Umstand, daß er den Titel eines
Raths
hat, und den ich von ungefehr aus einem schon alten Briefe unsers
Jac. an einen hiesigen Kaufmann erfuhr, war so wichtig für mich, als irgend
eine Entdeckung oder Fund eines Liebhabers. Auf einmal erhielt ein
gedrucktes Wochenblatt was zu Münster auskomt, worin ein kleiner Aufsatz unter
seinem
Namen
war über das
Verhältnis
3
Schwestern
und die
Silhouette seiner
Marianne
, die einige Ahnligkeit mit meiner Lisette
Reinette haben soll. Mußt ich nicht auf seine Erben Rücksicht nehmen, wie
er für meine Kinder gesorgt hatte? Zwar war ich an seinem
Misverständniße unschuldig, und hoffe es auch, auf jeden Fall zu bleiben, den ein Mensch
vorhersehen kann. Ohne
data
aber läßt sich wenig vorhersehen, und ich
hatte keine andern data als die unveränderte Dauer seiner grosmüthigen und
thätigen Gesinnungen, zu denen mir alle Praemissen unbekannt und
verborgen sind.
DerUnser Philosoph in Pemp. hatte es gar nicht gemerkt, wie viel mir
an allen den kleinen Umständen, die dort jedermann weiß oder wenigstens zu
wißen meynt, und also keine Geheimniße sind – gelegen war, und wie viel
anzügliches dieser Feilstaub für meine Einbildungskraft hatte. Ich vertraute
ihm also meine unschuldige und einfältige Neugierde an. Sein langes
Stillschweigen darauf ist durch Geschäfte, Besuche und einen Rheumatismumunwillkührlich gewesen. Er hat alles inter bonos bene beantwortet, und
mich vollkommen befriedigt – bis auf den Stamm und die Wurzel eines so
edlen Zweiges. „Jedermann hat sich über die Heyrath gefreut; und der junge
Wittwer redt als ein Kenner von ihrer durchaus guten Bildung Was die
Cardinaltugend der Oekonomie beträifet, scheinen wir beyde in gleicher
Verdamnis zu seyn. Alcibiades könnte ihm so wol als mir den Mund
stopfen mit einem: Arzt, hilf dir selber!“ Desto beßer für Ihn! Hoc erat in
votis –J. beklagt sich, seitdem Sie in Carlsbad sind, nicht das mindeste von Ihnen
vernommen zu haben. Er ist sehr mit meinem letzten Briefe zufrieden. Nur
Schade, daß ich selbst mich auf nichts mehr besinnen kann; und daß ich immer
besorgt bin, mein unfruchtbarer Briefwechsel fällt ihm zur Last, und daß der
Eckel, mit dem ich schreibe, noch stärker auf den Leser würkt.
Alles was ich in petto habe, besteht darinn daß ich den letzten Julii, am
heil. Abend unsers Geburtsmonaths fest entschloßen war der untergehenden
Sonne den Rücken zuzukehren, wie sie unserm Vaterlande, und auf gut
Glück der aufgehenden entgegen zu eilen – mit dem unbeantworteten und
vermuthlich unterdrückten Memoire vom 1 Januar. 83. omnia poma nona
et vetera auf einmal zu überreichen. Der impetus aber ist ziemlich verraucht.
Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist matt. –
Verzeyhen Sie, alter lieber Freund, daß ich über eine Sache so geschwätzig
bin, die mich so nahe angeht, und wovon mir das Schweigen eben so schwer
wird, als das Reden. Es ist noch alles zu unzeitig und noch nicht reif, um
geniesbar zu seyn. Behalten Sie auch dieses Nichts, was ich geschrieben nach
Maasgabe meiner eigenen Unwißenheit, für sich allein; weil dem Manne
sowohl, welchem ich die gröste Verbindlichkeit schuldig bin, als mir selbst an
einem stillen Fortgange der Sache gelegen ist.
Mein Johann Michel ist diesen Vor- und NachMittag auf der Post
gewesen; die fahrende ist aber noch nicht angekommen. Den Empfang mit
meinem herzl. Dank werde sogl. bescheinigen – und im Fall eines längeren
Ausbleibens kann Hill sich in Erfurt erkundigen, und die Abgabe auf der
Post besorgen, wenn es etwa in Berlin liegen geblieben seyn sollte.
Heute hat mir ein ehrlicher Jude Hirsch vom Friedländerschen Comptoirmeinen letzten Brief aus Wien wider retour eingehändigt, auf dem der
Buchhändler Wucherer unter dem 5 Aug bescheinigt, daß Hill schon vor 8 Tagen
abgereiset. Es wäre mir lieb, wenn ich aus Weimar von ihm Nachricht
erhielte. Bitten Sie ihm doch, daß er nicht vergißt sich dem D. Biester zu
zeigen, weil Kraus seinet halb an denselben schreiben wird.
Ich besuchte gestern einmal unsern Oberhofprediger Schultz, der mir die
Acten einer Erscheinung zu lesen gab, welche viel Aufsehens macht. Es betrift
dieeine Bande von Religionsspöttern, die aus 50 meistens Studenten
der Theol. bestehen soll. Sie geben sich für
Kantianer
h.aus, könnten
eher
Schultzianer
von dem berüchtigten Gegner Mendelssohns heißen,
aber noch beßereigentlicher
Domnauer
. Ein Creyßcalculator in
Domnau hat einen Sohn
Friedr. Wilh. Schultz
, der sich bey seinem
Vater aufhält mit dem dortigen Pfarrer
Riedel
in Bekanntschaft komt.
Dieser würdige Mann, von dem ich viel Gutes gehört, empfiehlt ihn zum
Hofmeister bey einem Edelmann. Wie sein Untergebener eingeseegnet wird;
platzt sein Lehrmeister mit seiner bisher heimlichen Weisheit auf einmal
heraus, vermahnt ihn alles bisher gelernte, als Pfaffengeschwätz zu vergeßen
und sich nunmehr der moralischen Führung seines Hofmeisters zu überlaßen.
Dieser Unfug wird immer offentlicher und lauter von ihm getrieben, selbst
in der Kirche. Der Pfarrer schreibt einen ganz vernünftigen und gesetzten
Brief an ihn, kündigt ihm allen bisherigen Umgang und Zutritt in seinem
Hause auf, und beklagt es ihn zum Hofmeister in Vorschlag gebracht zu
haben. Hierauf komt eine Antwort entre chien et loup; worauf wider eine
gesetzte und gründliche Replique vom Pfarrer erfolgt, die der junge Mensch
mit Wuth und Unverschämtheit erwiedert, worauf sich Riedel gemüßigt
sieht die ganze Speciem facti nebst den Abschriften des Briefwechsels an das
Consistorium zu referiren. Der Urheber dieses ganzen Handels hat alles
gestanden, und sich mit 4 seines Gelichters unterschrieben, daß keine
Sittenlehre noch gesunde Vernunft noch öffentl. Glückseeligkeit mit dem Χstentum
bestehen könnte. Ob Kant von diesem eben so ärgerl. als lächerl. Vorfall
unterrichtet ist, weiß ich nicht, noch wie er sich dabey verhalten wird. Er hat
das Unglück gehabt sich seine rechte Hand zu verlähmen, daß er nicht
imstande seyn soll die Feder zu führen, wozu er währender Hundstagferien die
beste Muße hat, besonders da seine Metaphysik der Körper auf Michaelis
erscheinen wird soll.
Wißen Sie schon daß Hinz von Hasenpoth nach Pernau als Stadt
Secretair gekommen und meine alte Inclination geheyratet, die bey Hartknoch als
eine Anverwandtin seiner ersten Frau im Hause gewesen. Durch eine neue
Ukase, die ihm die Advocatur hinführo untersagt, geschieht ihm Abbruch auf
die Zukunft.
HE Pf. Fischer besuchte mich am Sonntage mit dem pollnischen reform.
Prediger Wanowsky, erkundigte sich nach Ihnen und empfiehlt sich Ihrem
freundschaftl. Andenken. Er hat wieder in diesem Jahre sein einzig Kind
verloren, kam eben aus Graventihn zurück, wo er sich mit seiner Frau über
14 Tage aufgehalten, weil der junge Deutsch sein Pensionair u Catechumenist. Seine Gemeine ist klein, aber sehr ausgesucht. Alles Leute von Stande
und von Geschmack.
Gott laße Ihnen viel Freude an meinem Pathgen und sämtl. Consorten
erleben und gebe Ihnen siebenfältig alles Gute in Ihrem 42 Jahre als ich
zu meinem 56 mir immer wünschen kann – neue Kraft und Stärke zu Amts-
und Autorgeschäften, Gnade und reichen Seegen zu allem Vornehmen und
Thun. Empfehlen Sie mich meiner Verehrungswürdigen Frau Gevatterin,
und ersetzen Sie den Mangel meines Ausdrucks. Grüßen und küßen Sie
Ihre lieben Kinder von mir und den meinigen.
Meine Hausmutter ist heute bettlägrig geworden, und in meiner
Nachbarschaft sind 2 Leichen und 3 Kranken, von denen einer schon das Gehör
verloren. Alles um mich herum schläft; und der Mond scheint neben dem dicksten
Gewölke. Ich umarme Sie – und ersterbe Ihr alter treuergebner
Johann Georg Hamann.Königsberg d. 25 Aug. 85.Mein gütiger Herr Kriegsrath,
Bis auf Imberts Erzählungen habe alles richtig erhalten. Hartung, oder
wahrscheinlicher einer seiner Leute schickte mir vorigen Sonnabend ein
Exempl. der philos. Vorlesungen ins Haus, die ich gleich zum Heften
beförderte, und mir blos Zeit gelaßen die Blätter aufzuschneiden. HE Wagner
hat einige verschrieben, und hat Ihnen auch eins zugedacht; es wäre mir aber
lieber, wenn Sie erst das Buch vorher ansehen möchten, und er Ihre
Erklärung deshalb abwartete. Ich habe es in einigen Stunden durchlaufen
müßen, und mein außerordentlicher Geschmack wurde vielleicht durch einen
der ersten Holl. Heeringe geschärft, die eben damals mit der Post
angekommen waren, und den ich mit dem Buche zugl. verzehrte. Die Recensenten in
Nürnberg und Halle scheinen nicht bey einer so günstigen Diät und mit so
gutem Appetit gelesen zu haben. Als Gelehrter ist man kaum im stande ein
solches Werk ohne Eifersucht zu loben – oder es geht ihm auch, wie einem
Kameel vor einem Nadelöhr. Die Vorlesungen wünsche ich daher am
frühsten zurück; mit den übrigen 3 hat es gar keine Eile.
Heute ist unser Freund Herder in sein 42stes und sein vierter Sohn
Adelbert in sein 7 tes Jahr gegangen. Dieser doppelte Geburtstag ist von mir
heute bey unserm regierenden Oberbürgermeister gefeyert worden. Der
zweite Theil ist heraus, aber noch nicht von
Erfurt
aus angekommen.
Herr Scheller hat mir seine Abreise in Ihre Gegenden in Begleitung des
HErrn Kriegsrath Deutsch gemeldet, und hoffe bald von dem guten Erfolg
entscheidende Nachrichten zu erhalten. Die Bücher habe an HE Pf.
Borowski abgegeben, aber noch nichts dagegen erhalten. Bey der
Gelegenheit habe 3 Briefe des Spaldings, den
Streit der Religion
betreffend
, kennen gelernt, welche bereits 755 herausgekommen, als ein
Anhang zu einer kleinen engl. Uebersetzung über die deistischen Grundsätze in
2 Gesprächen zwischen einem Zweifler und Deisten.
Die Wechselbriefe aus Wien und Berlin über einige Paradoxa unserer
Zeit haben mir mehr Vergnügen gemacht als ich denselben zugetraut. Man
muß die ersteren blos der Antworten wegen aus Berlin lesen. Es soll eine
Fortsetzung von beyden herausgekommen seyn, wovon aber nichts gewißes
erfahren können. In diesen beyden Producten ist der Unterschied des
Geistes
recht auffallend.
Monboddo ist verkürzt und mit dem zweyten Bande glücklich zu Ende.
Von Blair kann man wenigstens auf 4 Theile sich Rechnung machen. Ich
habe Gelegenheit gehabt die Uebersetzung zu vergleichen, welche sich sonst
recht gut lesen läßt – aber in der Vergleichung unendlich verliert, nicht aus
dem von Ihnen angeführten Grunde, sondern aus Nasenweisheit, Leichtsinn
oder Gleichgültigkeit des Uebersetzers. Keine Seiten, wo nicht
Flickwörtter
und
Redensarten
vorkommen – Ich hätte eben so gern die Uebersetzung
der Predigten verglichen, weil ich auch nicht recht den engl. Styl darinn
erkenne, aber ich habe das Original nicht auftreiben können.
Sacks Vortrag ist auch mehr nach meinem Geschmack, als der gar zu
wortreiche Zollikofer, der fast in lauter Exclamationen und Interrogationen
betet und predigt. Der erste Theil seiner heil. Reden über den Werth des
menschl. Lebens ist das erste und einzige Buch, das ich bisher von ihm gelesen –
und ich vermuthe, daß unser Kirchenrath Neumann ehmals aus dieser Qvelle
zu reichlich geschöpft, und mir selbige daher ein wenig trübe gemacht hat.
HE. Sub-inspector Sommer ist endlichSub-Bibliothecarius an des
seel. Kreutzfelds Stelle geworden. Mayer ist reisefertig nach Curland, schon
diese ganze Woche gewesen. Sein kleiner Samuel ist ein feines, allerliebstes
Kind.
Ich glaubte Ihnen bereits seit langer Zeit die bey Hartknoch
ausgekommene Briefe zum Ansehen mitgetheilt zu haben. Meine Pflicht oder Absicht
ist es wenigstens gewesen. Sie haben sich immer auf einem Tisch umgetrieben
ohne daß ich Lust gehabt sie zu lesen, und seit einem halben Jahr hat sie
Dorow in seiner Obhut.
Vom patriotischen Archiv habe meines Wissens nur das erste Stück
gelesen, zu dem Herder auch, wo ich nicht irre, einen Beytrag geliefert, irgend
eine Urkunde der sächsischen Kirchengeschichte, oder so etwas.
Ich bin sehr ungedultig nach Mendelssohns Morgenstunden – Dies soll
seine letzte Schrift seyn; weil er sich ins Mecklenburgsche zur Ruhe begeben
will, dem Handel und der Autorschaft entsagen. Die ihm entwandte Bogen
sind wie ein Supplement anzusehen des XXIV. Stücks in Engels φφen für
die Welt; ich habe aber selbige weder lesen noch verstehen können.
Mein zweiter Brief nach Wien ist den 18 d. zurückgekommen, und
Wucherer hat den 4 darauf bescheinigt, daß Hill bereits vor 8 Tagen abgereiset
gewesen. Ich schmeichele mir einen guten Collegen für Raphael und meinen
Sohn gefunden zu haben an dem ältesten Nicolovius, der ein sehr gesetztes
Wesen an sich hat, viel Lust zu Sprachen und im Engl. schon recht weit
gekommen ist. Auf die Bergerschen Tabellen habe schon längst für meinen
Sohn gedacht. Kraus empfahl ihm einen Tag das
Remersche
Handbuch,
war aber den Tag drauf, auch mit demselben nicht recht zufrieden, wollte es
zu seinen Vorlesungen brauchen. Hans liest es jetzt, und die Gottersche
Geographie hat er auch schon einmal gebraucht. Es heißt aber auch hier: Verlaßt
euch nicht auf Bücher – sie können ja nicht helfen. Universalmittel giebt es
nicht; und der Fleiß selbst steht sich bisweilen im Wege. Die Hauptsache kommt
immer auf Gedeyen an.
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin und Ihrer Nachbarschaft in
Friedrichsthal und Petersdorf mit dem Wunsch daß es mit der Ambulancebald zur doppelt festen Adjunctur kommen möge.
Uebermorgen hoffe ich auch mit meinem 55sten Jahr fertig zu werden, an
dem ich mich ganz müde geschleppt. Wir erwarten Sie hier, und ich wünschte
Ihnen was Neues aus erster Hand mittheilen zu können. Ich bin mit meinem
ganzen Hause
Ihrergebenster Freund und DienerJohann Georg Hamann.Pempelfort den 12ten Sept. 1785Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 24 Sept 85 Geantw den 28–2.3 Oct.No 14.Innig Geliebter Hamann,
Herzens Freund und Vater
Ich hoffe Sie haben meinen Brief vom 5ten Aug erhalten. Am 11tendeßelbigen Monaths erhielt ich den Ihrigen vom 31tenJulii, u besorgte
gleich folgenden Tages den Einschluß nach Paris. Von unserem Buchholz
sehe u höre ich nichts, so daß es mich würklich traurig macht. Ich will
Morgen an seine Schwiegermutter nach Münster nach Münster schreiben, ob
ich etwas erfahre. Vor 4 Wochen schrieb ich an die Prinzeßin, die seit dem
nach Hof Geismar verreist ist, u wurde nichts gewahr. Eben so an Kleucker.
Sie sind zuverlaßig nicht ohne Nachrichten. Aber das Königsberg liegt
unglücklicher Weise so weit v der Hand.
Ihr Verlangen nach Detail von Buchholtzens Umständen, habe ich in
meinem jüngsten Briefe nur schlecht befriedigen können, weil ich selbst zu
wenig unterrichtet bin. Sie fragen diesmahl nach Marianens Schwestern.
Die habe ich nur einmahl, u zwar in Gegenwart der Prinzeßinn gesehen. Das
Aeußerliche sprach gar nicht für sie. Auch hat mir Buchholtz nie etwas von
ihnen gesagt, weder Gutes noch Böses.
Heute vor 8 Tagen, mein Lieber, habe ich 3 Exempl. meiner eben fertig
gewordenen Schrift, in einem an Fischer u Legnick adreßierten Packet, an
Sie abgeschickt. Der Bogen 0, der die 4 ersten u die 4 letzten Blätter
ausmacht, ist der Probebogen, nur auf conformes Papier gedruckt, u es ist
vergeßen worden, S. 2 ders Vorberichts, das Wort
sie
auszustreichen, u
diese Schrift
dafür zu setzen. Ein ganz reines Exempl. kommt mit
Gelegenheit nach. Eins von den Gesche gesandten Exempl. ist für Sie, Eins
für Hippel, u Eins für wen Sie wollen. Mich verlangt herzlich zu erfahren,
was für einen Eindruck nun das Ganze auf Sie machen wird. Mir ist unter
dem Schreiben der letzten Bogen sehr wohl geworden, u mir ist noch itzt
davon sehr wohl. Gott wird weiter helfen, u mit meinem täglichen Gebeth
um ein reines Herz, u einen neuen gewißen Geist, mich nicht zu Schanden
werden laßen.
Ich fand neulich in einem Ihrer Briefe (dem vom 17ten May) eine Stelle,
die ich glaube nicht beantwortet zu haben. Ich will sie nun Punktweise
hersetzen u beantworten.
„Ist das Original von Hemsterhuis Simon noch nicht heraus?“ – Noch
nicht. Er hat einiges darin veränderen wollen, u kann nicht damit zu Stande
kommen.
„Daß ich auf seine Antwort auf Ihr Schreiben neugierig bin, können Sie,
l. F. leicht erachten.“ – Diese Antwort ist immer noch zurück. Hemsterhuis ist
gegenwärtig mit der Prinzeßin zu HofGeismar, wo er genug gemahnt
werden wird. Der
Druck
meines Briefes an ihn, mag aber leicht noch stärker
würken. Mich verlangt was er dazu sagen wird.
„Was meynen Sie aber mit dem daselbst angeführten Articul Spinoza –
kann man darauf sub sigillo confessionis, das mir heilig ist, nicht
Ansprüche machen?“ – Ich meyne nichts anders mit diesem Articul, als was ich
am Anfange meines Briefes, aus dem v Hemsterhuis v Wort zu Wort
abgeschrieben habe. Seit dem hat Hemsterhuis noch ein paar Mahl über den
Spinoza sich gegen die Prinzeßin heraus gelaßen, aber immer in demselbigen
Geiste, u demselbigen Ton. In dem Briefe an mich kam die Rede davon, bey
Gelegenheit des Bildnißes des Spinoza, welches mir Hemsterhuis
versprochen hatte nebst einem Spinozistischen Werke v Kuffler.
Zwischen den Büchern die ich Ihnen heute vor 8 Tagen geschickt habe,
liegen zwey Exempl. eines Kupferstiches, der mich vorstellen soll, u doch
etwas leidlicher ist, als die scheußliche Copie, vor ich weiß nicht welchem
Bande der Allg. Biblioth. Eins von diesen Exempl geben Sie Hippeln,
wenn es ihm darum zu thun ist. – Und nun noch ein Wort v Hippel. Ich
weiß
zuverläßig
daß er der Verfaßer der Lebensläufe ist, u Sie wißenes auch. Eh ich dieses wußte, habe ich einmahl an ihn geschrieben, u auch
Antwort von ihm erhalten. – Sollte er Ihnen davon gesagt haben, so
entschuldigen Sie mich daß ich nicht wieder geschrieben habe. Der Aufschub
kam daher, daß ich den letzten Band seines Werks noch einmahl lesen wollte,
u auch würklich noch einmahl gelesen habe. Hernach wollte ich die
vorhergehenden Bände auch noch einmahl durchlaufen, u da fand sich daß der Erste
davon verlohren war. Ehe dieser wieder angeschafft war, verstrichen einige
Wochen; u so kam mir der harte Winter von 83 in 84 über den Hals – der
sehr vieles ungeschehen werden ließ. Wenn ich wüßte daß der vortreffliche
Mann noch gern eine Antwort v mir hätte, so sollte er sie bald erhalten. Es
ist weit über allen Ausdruck was ich für ihn fühle.
Hier der Zedel, den Sie jüngst von mir begehrten. – Ich danke Ihnen,
lieber HerzensFreund, daß Sie mir den Tag Ihrer Geburt meldeten.
Diesmahl habe ich ihn an dem eigentlichen Tage nicht feyern können, weil ich an
wüthenden Kopfschmerzen zu Bette lag. – Gott erhalte Sie, u gewähre mir
bald die Freude, Sie von Angesicht zu sehen. Schon seit einigen Posttagen
sehe ich einer frohen Nachricht hierüber entgegen – O, daß Hamann käme –
u bald, bald!
Grüßen Sie Ihren wackern Johann Michael doch auch einmahl von mir!
Ich habe nun die Vorlesungen über das neue Testament gelesen, u
schmachte nach der Fortsetzung. Sie sind gewöhnlich alle Abende mit mir zu
Bette gegangen, u waren morgens früh wieder zuerst in meiner Hand. Große,
durchdringende, anhaltende Freuden habe ich dabey genoßen. Ich bin ganz
Ihrer Meynung, daß dieses Werk verdient ein allgemeines Haus und Familien
Buch zu werden, u habe zu seiner Verbreitung mein Schärflein beygetragen,
indem ich in meiner neuen Schrift eine Stelle daraus angeführt habe. Den
Brief an Lavater, um nach dem Verfaßer zu fragen, den Sie mir
beyschlagen wollten, habe ich nicht gefunden. Ich habe nun selbst bey Lavater
angefragt. – Sollten wir nicht diese herrlichen Vorlesungen zum Theil dem guten
Lavater schuldig seyn, der in seinem gelästerten Pontius dahin Weg wies? –
Den frommen reinen Willen segnet unser Vater im Himel überall. – Ich
besitze eine sehr ähnliche Schrift in der Handschrift, von einem jungen Geist
vollen Manne, aber noch unvollendet. Sie behandelt ganz allein den
Matthäus. Künftig mehr davon.
Von unserm lieben Herder habe ich seit 3 Monathen nichts vernommen, u
der böse Mensch hat mir auch nicht den IIten Theil seiner Ideen geschickt, der
doch heraus ist. Ich habe dieser Tage an ihn geschrieben u ihm mein
Büchlein geschickt. Gerade da ich an der zweyten Seite meines Briefes war, wurde
mir ein Packet von meinem Buchhändler aus Frankfurt gebracht, u darin die
Ideen. Ich habe sie erst wie ein
Raubvogel
gelesen, u werde sie nun wie
eine Schnecke lesen. Als Raubvogel erblickte ich hie u da Stellen, wo mir ein
gewißes
Durcheinander
von Physics u Theologie zu seyn schien,
welches mir nicht recht behagte, u gewiße alte peinliche Empfindungen in mir
erneuerte. – Meine Geschichte mit Herder ist eine lange verwickelte Geschichte,
voll Bewegung – Ich schrieb ihm diesmahl aus Gelegenheit meines
Spinozabüchleins noch im Postscript: „Schade daß die Post abgeht. Ich habe vom
Mohren u Zuckertrank
genommen u mich wieder erholt, u könnte
nun noch ein paar Seiten mit Dir herunter schwatzen. Als ich mich gestern
hinsetzte an Dich zu schreiben, hatte ich vor, unter andern Dich davon zu
unterhalten, wie es dem Menschen nicht zukomme,
Gott
zu
offenbahren
; sondern daß Gott ihm muß offenbahrt
werden
. So oft er jenes will,
wird seine
richtigste
Philosophie gerade die verkehrteste. – Vielleicht haben
die alten Geheimniße hierin ihren Grund. Die
eigentliche
Theologie, kann
nie
eigentliche
Philosophie werden.“ u.s.w. –. Eben erhalte ich einen
Brief von dem ehrlichen, guten, lieben Kleucker. Hier eine Stelle daraus.
„Sie laßen dem Untersuchungs-Geiste u der Vernunft in dem wozu sie
dienen kann u soll Gerechtigkeit wiederfahren;
erkennen dabey aber auch
vermittelst des Glaubens, der wie ein Anker in das
Unsichtbare u Ewige reicht, ein Gebiet Menschlicher
Bedürfniße, die die Vernunft, als solche, nie befriedigen; u ein
Feld, das sie nicht urbar machen kann
.“ – Leben Sie wohl, lieber
Herzens Freund, u gebe Gott daß Sie bald kommen.
Ihr ewig getreuer Fritz Jacobi.Am 13ten Sept. 1785.Kgsberg den 16 Sept. 85HöchstzuEhrender Herr Kriegsrath
und Freund,
Ihre gütige Zuschrift vom 8 habe mit den Vorlesungen erst heute
erhalten, und vorgestern die Nachricht von HE Wagner wegen der
zurückgeschickten Imbertschen Erzählungen, von denen mir auch die letzte erträglich
erschienen. In Hartknochs Katalog find ich eine Uebersetzung von Imberts
Morgenzeitvertreib
oder kleine Erzählungen in 2 Theilen, die zu
Breslau 84 ausgekommen, welche einerley Buch zu bedeuten scheinen. Der
Einfall Reveries philosophiques in Morgenzeitvertreib zu travestiren
macht mich nur neugierig nach dieser Kleinigkeit.
Hartknoch hat mir ich weiß selbst nicht wie? die kleine Schrift über Offenb.
zugeschickt, welche ich beylege. Ich bin jetzt aller sophistischen Schleichwege
überdrüßig, und wünsche nur daß der noch immer unbekannte Verf. der
Vorlesungen die gerade einfältige Bahn, welche er so glücklich eingeschlagen
fortsetzen und vollenden möge. Diese verbindet das Älteste und Neueste, das
trivialste und paradoxeste für meinen Geschmack.
Mein zweiter Brief nach Wien ist mir durch das Friedlaendersche
Comptoir den 16 Aug. widereingeliefert worden. Wucherer hat unter dem 5 ejbescheinigt, daß Hill vor 8 Tagen bereits abgereist. Sein gesetzter Termin war
der 25 Julii.Den 28 Aug. erhielte einen seltsamen Brief von einem Buchdrucker
Weimann, der mir viel Guts von Hill schrieb, wo ihn Wucherer in die Kost
gegeben, und daß er von Me. Wucherer die er im Ital. unterrichten müßen und
ihrem kleinen Albert sehr vermißt würde – mit der Bitte doch Nachricht von
seiner glückl. Ankunft zukommen zu laßen. Ich erwarte mit jedem Posttag
einen Brief aus Weimar von ihm – und werde beynahe deshalb unruhig.
Y.R.W. kann ich wol keinen Anspruch auf das HE.R P. u. Hauptmann
von S. Hochwolgeb. Vertrauen machen. Es soll nicht an meinem
guten
Willen
liegen – und das ist alles, was ich noch übrig habe. Aber Hill muß
erst
hier
seyn – und in jedem Fall werd ich das
Beste
meines jungen
Freundes meiner Neigung und Intereße ihn um mir zu haben vorziehen,
und ich glaube immer daß ersteres durch die Verbindung mit einem so
gründlich und gut denkenden Manne befördert werden wird, der in der
Hauptsache mit Hills Character und gelehrigen Bescheidenheit zufrieden seyn
dörfte.
Nach einer unangenehmen Unterbrechung von einigen Stunden bin ich
wider im Stande fortzufahren. – Ich war ausdrücklich den ganzen
Nachmittag zu Hause geblieben, um in aller Ruhe an einem neuen Buche
schwelgen zu können, das ich mir diesen Morgen mit vieler Mühe abgeholt hatte.
Considerations sur l’ordre de Cincinnatus ou Imitation d’un Pamphlet
Anglo-Americain etc Par le Comte de Mirabeau etc a Londres 785.
p. 385 gr. 8o. Das engl. Pamphlet ist im vorigen Jahre zu Philadelphia
ausgekommen unter dem Namen eines Adams Burke, der zuerst über die
Errichtung des neu errichteten Ordens Lerm geblasen, der als ein erblicher
Adel oder Patriciat das ganze demokratische Gebäude zu Grunde gerichtet
haben würde. Auf diese meisterhafte Umarbeitung eines Mirabeau die mehr
als Uebersetzung und Nachahmung ist, folgt ein langes Postscriptum über
die bereits geschehene Aufhebung dieses Ordens nebst den Urkunden zuseiner Geschichte, ihre Statuten und ein Circulare dieses Ordens von
Washington unterzeichnet, mit den schneidenden Anmerkungen des Mirabeau. So
weit bin ich gekommen, bis p. 181. Nun folgt noch ein
Brief
des berühmten
Turgot an Doctor Price und eine
Abhandlung des letztern über die
amerikanische
Revolution und die Mittel selbige für die Menschheit
nützl. zu machen. Den Schluß machen wider Anmerkungen des Verfaßers.
Ich habe also noch die stärkste und vermuthlich beste Hälfte des Werks übrig;
zu deßen Uebersetzungen ich mit Rath und That behülflich seyn wenigstens
Kraus zur Beyhülfe aufmuntern werde – auch für des Mirabeau neu
confiscirte Schrift über die spanische St. George Bank sorgen, daß selbige
hergeschaft und als ein Anfang zu dieser Samml. komme.
Von der neuen und berichtigsten Ausgabe der Briefe des Fr. weiß nichts.
Wegen einiger Abhandlungen, auf die mich mein Freund in Düßeldorf
aufmerksam gemacht, bin ich so unverschämt mir das ganze deutsche Musäum
auf
einige Zeit auszubitten
. Je eher ich diese Fracht,
wenn sie
nicht auf einmal zu stark ist
, bekäme, desto geschwinder könnte ich
damit fertig werden.
HErrn Deutsch habe ich heute Ihre Einlage, GeEhrtester Freund
abgegeben. Er wird in ein paar Tagen abreisen die Michaelsferien über, und hat
mir auf morgen unsers doppelten Candidaten Ankunft angemeldet, aber
wider alle Vermuthung aus Graventihn.
Ich muß mich noch wegen 2 Misverständnißen wo nicht rechtfertigen,
doch wenigstens bey Ihnen entschuldigen. Bey aller meiner gegenwärtigen
Schwäche das geringste Kluge zu denken oder zu schreiben, hat es mir kaum
einfallen können Zollikofer u N. zu paaren. Bey allem Eindruck, den des
ersten Schönheiten bey mir gemacht, widersteht etwas in seinen Reden
meinem Geschmack, das ich nicht der Mühe werth gehalten zu untersuchen, und
ich damals mir erklärte durch das Plagium des Schreyers, der aber den
alten Cramer, wie man mir gesagt, zu seinem Steckenpferd mehr brauchen
soll. Der erste Band über die Predigten über die Würde des Menschen u den
Werth, sind meines Wißens das erste Buch, das ich von Z. gelesen. Nunmehr
weiß ich, daß es an jener Aßociation meiner Einbildungskraft nicht liegt,
sondern mehr an meiner Idiosynkrasie, die das wortreiche, das
gleichförmige, das abgezirkelte, das kunstmäßige, das über und über redende für
unnatürlich hält.
Der 2 te Theil von Monboddo hat für mich mehr Innhalt gehabt, als der
erste. An statt mit ihm gar nichts zu schaffen haben zu wollen, habe ich mir
seine
alte Metaphysik
verschrieben, so schwer sie auch meinem Beutel
fallen wird. Seine Hypothese aber von Erfindung der Sprache ist immer in
meinen Augen eine Grundlüge, die wie eine schädliche Fliege alle seine übrige
Untersuchungen vereitelt. Sprache und Sprachkunst sind ganz verschiedene
Dinge, wie Vernunft und Philosophie.
Der Beyfall, den M. mit seinen Metten finden wird, und sich zum voraus
versprechen kann, soll ihm keine Vesperlection von mir zuziehen; da ich mehr
meine Schwäche als meine Stärke fühle – und Gottlob! keinen Brief mehr,
noch Billet, viel weniger ein Buch schreiben kann. Ich habe ein Jahr lang
über Spinoza Sittenlehre gebrütet, ohne um ein Haar weiter gekommen zu
seyn. Mendelssohn und seine Freunde sind über den Verdacht des Atheismus
sehr aufgebracht gewesen, ohngeachtet ich denselben für einen bloßen
Atticismus oder Dialect der reinen Vernunft halte, und dafür erklärt habe.
Leßing soll auch zum Spinozismo,
Einem und Allem
, seine Zuflucht
genommen haben, als der letzten Theorie seines Christentums. Dieser kleine
Umstand hat seinen Biographen irre gemacht – und durch alle diese
Episoden, bin ich auf meine Idee einer Metakritik über den Purismum der
Vernunft und Sprache, die ich schon seit 81 im Schilde geführt, zurück gebracht
worden. Aber gegenwärtig geht es mir nach den Anfangsworten Agurs
d – und in meiner Lage hab ich weder Lust den Mund aufzuthun, noch
durch meine Gänsekiele zur Menschenverklügerung oder zum Weh ihres
Aergernißes eine Zeile beyzutragen.
HE. Mayer ist den 27 Aug. abgereist. Er hat an seinen Freund
Sprengel
geschrieben viel Ungemächlichkeiten unterwegs wegen der
Ueberschwemmungen durch Litthauen gehabt zu haben. Ich habe bey ihm Abschied
genommen um ihm einen Gang zu ersparen, und erhielt wenige Tage nachher
noch eine Abschiedskarte, die er dem Licentfuhrmann abgegeben, welcher sie
vergeßen zu bestellen. HE. Sprengel hat mir seinen Besuch noch diese Woche
versprochen, ohne sein Versprechen bisher erfüllt zu haben.
Unser Freund in M. wird wenigstens eine vortheilhafte Zerstreuung durch
seine Reise nach Berlin erbeuten.
Mein Sohn, der sich bestens empfiehlt, hat die Einlage nach Trutenau an
Kaufmann Jacobi abgegeben, der seine Familie diesen ganzen Sommer
daselbst eingemiethet, und alle Abende selbige besucht.
Ich wünsche sehr den Erfolg von dem Börnsteinöl gegen das Stocken zu
wißen, um das Experiment desto sicherer nachahmen zu können.
Die beste Philosophie über die Sprache habe ich in einem Buche eines
deutschen Schulmanns gefunden, der mit der letzten Meße noch 2 Schriften
ausgegeben, die ich weder im hiesigen Buchladen noch, wo ich selbige
vermuthet, habe auftreiben können, so sehr auch ihr Innhalt meine Neugierde
intereßirt. Der Mann von unerkannten Verdiensten heißt
Meiner
, und
ich besitze von ihm blos eine hebräische Grammatik. Seinen Versuch einer an
der menschl. Sprache abgebildeten Vernunftlehre hoffe ich in einer Auctionzu erhaschen.
Eine Fräul. von Bardeleben ist eine Gespielin meiner Lisette Reinettegewesen, und unterschied sich durch ihre vorzügl. Lust zu lesen und Fähigkeit
in Sprachen. Diesen Sommer verließ sie erst die Pension und war ein
Liebling der Baroneße.
Es ist mir lieb, daß wir Kinder eines Monaths und einer Decade sind.
Ich hatte mir aber den Unterschied größer vorgestellt – weil ich kürzl. die
Ehre hatte von einem sehr galanten Juden, der Hartknochs Bücherhandel in
seiner Muttersprache versteht und hier Hochzeit machen will, für einen 70 ger
angesehen zu werden. Erwiedern Sie das Andenken der Frau Gemalin und
Ihres HErrn Gevatters aufs nachdrücklichste und gefälligste von Ihrem
ergebensten J G Hamann.Ich muß Hill erst
haben
und
sehen
; und Kraus werde mit zu Hülfe
nehmen für einen guten Hofmeister Sorge zu tragen auf allen Fall. –
Kgsb. den 18 Sept. 85.Höchst zu Ehrender Freund,
HE. Scheller ist gestern nicht eingetroffen, statt seiner Person erhielt einen
Brief von ihm aus Petersdorf, den ich auf sein Verlangen heute dem HE.
Pf. Fischer mitgetheilt, weil er von dem hiesigen Fortgange seiner
Angelegenheit auch durch einen Expreßen im Nothfall Nachricht zu haben
wünscht, ich aber nichts davon weiß, auch alles in Erwartung, daß er heute
eintreffen wird, für überflüßig halte.
Da die schlechte Witterung mich zu Hause hält, hab ich die 3 ersten
Predigten Zollikofers widerholt, um mein Vorurtheil theils zu berichtigen theils
mir selbst zu erklären. Sie beobachten mit Ihrer gewöhnlichen Feinheit, daß
der Beyfall mich ein wenig scheu machte und zum Widerspruch geneigt,
vielleicht gar zu einem heimlichen Neide. Diese Qualitas occulta meines
Mistrauens macht mich gleichwol auf keine Art unfähig diejenigen
Talente, auf die ich nicht den allergeringsten Anspruch machen kann und zu
denen mich die Natur oder mein eigenes Misverständnis derselben michverschnitten hat, desto inniger zu bewundern und zu untersuchen erkennen.
Aber mein Geschmack ist einmal lieber gar nicht urtheilen, als nach dem
bloßen
Ansehen
der
Person
oder
Sache
.
Z. verbindt mit dem Reichtum seiner Sprache eine sehr glückliche
Oekonomie der Worte für den Verstand und das Herz. Die Schnur seiner Fragen,
Ausruffungen und Redefiguren ist voller Licht und Wärme für die
Einbildungskraft. Sein Mechanismus ist voller Symmetrie. In seinen Gebeten,
Abtheilungen und Anwendungen ist Einheit und künstliche Beziehung. Diese
Schönheiten und Energien sind so sichtbar und so sinnlich, daß nur ein Blinder
und Tauber selbige leugnen oder in Zweifel ziehen kann; aber eben so wenig
die Tavtologien und Einförmigkeit, und daß ich selbige mit einer
ebenmäßigen Genauigkeit und Evidentz fühle, und ein wenig abergläubisch die
evangel. Armuth und Einfalt den Ethnicismis und ihrer Polylogie im Beten
und Lehren unendlicher und inniger vorziehe; weil ich für
Wahrscheinlichkeit weniger reitzbar bin als für Wahrheit. Die Wahl des Textes fiel mir
gleich auf, und die Kühnheit gefiel mir – weil man, wie Morus sagt, von
keinem einzigen Menschen, auch nicht vom ganzen menschl. Geschlechte sagen
kann im strengsten und eigentlichsten Verstande, daß ihm die ganze Natur
unterworfen gewesen sey, als von dem einzigen Individui und Ideal,
worauf ein gewißer Lehrer der Heiden diese prophetische Stelle gedeutet. Wenn
auch der Sprachgebrauch es einem Redner erlaubt von jedem Unterthanen
zu sagen was das eigentliche Prädicat des Fürsten und Monarchen ist: so
besteht doch der Grund des Christentums oder die Form deßelben nicht in
einem bloßen Sprachgebrauch.
Die Frage des Kämmerers: Von wem redt der Psalmist solches? ist
doch wenigstens einem andächtigen Leser erlaubt – wenn gleich der
andächtige Zuhörer des Predigers Fragsucht gedultig aushalten muß und die
wenigstens richtig zu beantworten kaum im stande sind ist.
Ist in diesem Fall vom Menschen überhaupt die Rede: so verlier ich fast
allen Sinn und Zusammenhang; weil ich gar nicht begreifen kann, daß
unserer Natur dadurch Leid geschehen, daß selbige etwas geringer als der Engel
oder Götter ihre gerathen, und daß der höchste Gott diesen geringen
Abbruch, oder eines Sterbl. Murren darüber gut gefunden hätte mit Majestät
zu krönen. Ich weiß wol, daß Hiobs Beschwerden gerechter in Gottes Augen
waren als seiner Freunde Theodiceen – aber dies konnte keinem Zuhörer
einfallen, weil keiner den Brief an die Hebräer scheint gelesen zu haben, wo
dieser Spruch auf eine gantz andere Art ausgelegt wird.
Die erste Predigt ist also im Grunde nichts anders als ein sehr
schmeichelhaftes und gefälliges Gemälde von der Würde unseresr Verstandeskräfte,
unserer moralischen Freyheit, unserer Thätigkeit und Perfectibilität,
unserer Unsterblichkeit, woran der kein Autor zweifelt, von unserer Originalität
bis auf die Physiognomie.
Ueber alles dieses wird in der zweyten Predigt per arsin wider eben so
viel geredt – und in der dritten Predigt erscheint das alte Kleid noch einmal
mit einigen Lappen des Christentums ergänzt und aufgestützt. Sollte aber
wirklich das Christentum auf so eine Flickerey unsers Verstandes, Willens
und aller übrigen Kräfte und Bedürfniße bis auf die Scherben unsers
Schatzes hinauslaufen – und die Hauptsache auf einige religiöse Theorien
und Hypothesen berufen. Ist das die Verheißung
alles
neu zu machen, –
einer Geistes- und Feuertaufe mit neuen Zungen.
Dergl. Predigten sind schmackhaft für Gesunde, die einen Koch nöthig
haben, aber nicht für Kranke, denen mehr mit einem Artzt gedient ist. Wenn
du ein Mal machst, so lade die Armen, die Krüpel, die Lahmen, die Blinden.
Auch nach meinem Geschmack ist Z. eine natürlich warme und klare
Qvelle, aber nicht mehr unter den Händen derer, die aus selbiger schöpfen
oder wol, gar wider von sich geben – und die plausibelsten Irrthümer sind
immer die nachtheiligsten.
Unsere Würde hängt nach beßern Begriffen nicht von Verstand, Wille,
Thätigkeit – sondern bleibt das Geschenk einer höheren Wahl – nicht mehr
ein angebornes, sondern erworbnes – auch nicht selbst erworbenes noch
selbstständiges – sondern schlechterdings abhängiges, und eben dadurch desto
festeres und unbewegliches Verdienst. Alle Herrlichkeit der Menschen ist wie
des Grases Blumen – aber des HErrn Wort bleibt in Ewigkeit.
Recht zu
theilen
das Wort der Wahrheit, und nicht zum bloßen Motto einer
geistlichen Rede zu machen, gehört zum Fleiß eines rechtschaffenen und
unsträflichen Arbeiters.
Es thut mir immer wehe, den lächerlichen Nachahmungsgeist, der immer
die schwächsten Seiten guter Köpfe verfolgt, ihnen mit seiner Bewunderung
schädlicher und gefährlicher zu sehen, als alle Furien des Neides, oder
ungerechter Kritik.
Doch weder Tadel noch Lob ist
Urtheil
, sondern bisweilen ein bloßes
argumentum ad hominem – eine Recension in nuce, die über den Werth
eines Buches nichts entscheidet. Zur Strafe meiner bösen Laune will ich alle
noch übrigen 14 Predigten von neuem lesen – und zur Schadloshaltung lege
ich meinem Geschwätz das Memoire des Mirabeau bey, welches ich heute
erhalten.
Haben Sie schon des HE von Elditten
Betrachtungen über das
Fundament der Kräfte
gelesen? Ich habe den Verf. noch auf der
Akademie gekannt, wie ich noch in die Schule gieng. Sein Hofmeister war ein
gewißer Belger, ein Landsmann meines seeligen Vaters, der in unserm Hause
stark verkehrte, und den ein Herr von Canitz wahrscheinl. als seinen
natürlichen Sohn ins Land brachte. Jetzt ist wider ein junger Elditten auf der
Akademie, deßen Vater ist also ein Domherr in Magdeburg; der die paar Bogen
geschrieben, hat seine Güter nahe an Barthen und Wickerau gehört, wo ich
nicht irre, dazu.
In der Familie des Mirabeau sollen schreckliche Dinge vorgegangen seyn.
Des Grafen Mutter soll auf ihren Todebette einmal über das andere
ausgeruffen haben: il n’y a pas de Dieu! und hat mit Wuth ihrem Mann
zugeschrieben: Dis donc qu’il n’y a pas de Dieu!Das Memoire bitte mir vorzüglich und durch eine Gelegenheit von
Friedrichsthal wider zurück; mit den übrigen 3 Büchern hat es desto längere Zeit.
Hartung soll sehr vergnügt über ein Mst. zum Verlage seyn, das er von
einem gewißen Philosophe inconnu et pseudonyme Fabriccius erhalten,
von dem Sie vielleicht mehr wißen als ich.
den 19.HE Scheller ist noch nicht hier – diesen Augenblick kommt sein gewesener
Eleve, und wird morgen früh abgehen, ohne etwas von der fehlgeschlagenen
Erwartung zu wißen. Von dem Journal von und für Deutschland, deßen
erste Stücke ich nur gelesen, ist mir heute unvermuthet das 2 te dieses Jahrs
in die Hände gefallen wegen eines Pro Memoria von Dohna die Censur des
Cranzen betreffend an den Kgl. Staatsrath – Mehr Vergnügen hat mir
gemacht die Fortsetzung einer Reisebeschreibung durch Elsaß, Lothringen – als
neue Relique von unserm Vetter Becker. Ich erkannte ihn an einer Anekdote,
die er mir selber erzählt, ohne mich besinnen zu können
wo
? gehört oder
gelesen zu haben, bis ich von meinem Sohn auf die Spur gebracht wurde.
Ich habe noch so viel weite Gänge, daß ich kaum vor Abend damit fertig
zu werden denke – und mehr als zu viel geschrieben auf Abrechnung –
In Ansehung des Museums bitte nach
Bequemlichkeit
halb oder
gantz oder nach Jahrgängen mitzutheilen, weil ich nur das wenigste aus sehr
wenigen Bänden nöthig habe, ohne eigentlich es bestimmen zu können – und
das übrige nur übersehen will.
Ich habe die Ehre nach meinen ergebensten Empfehlungen incl. Johann
Michel zu seyn ganz der Ihrige
J. G. HamannKönigsberg, den 22 Sept. 85Lieber wohlthätiger Lavater,
Den 4 Junii Vormittags erhielt Ihr letztes Briefchen durch Hartk. und
seine Reisegefährtin, denselben Mittag durch einen jüdischen hiesigen
Kaufmann ein großes Pack mit Kupfern. Antwort und Dank hofte diesen Herbst
persönlich zu überbringen – Aber Sie hätten an mir wenig Freude gehabt;
und ich zweifele auch, daß ich einiger fähig oder empfänglich gewesen wäre.
Alle Umstände haben sich so durch eine höhere Vorsehung gefügt, daß mit
meiner Reise oder Wallfahrt nichts geworden – vielleicht zu unserer aller
Frommen, die wir an einander Theil nehmen – durch uns selbst unbekannte
Bande.
Daß unser liebe B. in Paris ist, wißen Sie. Ich denke gnug an Ihn, bin
aber nicht im stande zu schreiben. Die Zinsen seines mir anvertrauten
Unterpfandes sind an meiner ältesten Tochter unverloren und scheinen reiche Frucht
zu bringen. Ihr Fleiß und Sittsamkeit macht der würdigen Bondeli viel
Freude und Ehre.
Mein ganzes Haus ist Gottlob! gesund, bis auf mein wüstes und leeres
Haupt und Herz, deßen crisin ich gedultig abwarten muß, und mich an einer
blos animalischen Existenz begnügen, ohne Geist und Kraft.
Melden Sie mir doch, wenn Sie können, liebster L. den
Namen
Ihres
würdigen Landsmannes, der gewiß Ihr Freund ist, welcher die
philosophischen Vorlesungen über das s. g. N. T. schreibt, und danken Sie ihm auch in
meinem Namen für sein
gutes Werk
. Küßen möchte ich die linke Hand
des rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiters, der da recht theilt das Wort
der Wahrheit, – und beyde wollen wir ihm wünschen, daß der V HErr
unser Gott ihm freundlich sey und fördere das Werk seiner Rechten –
den 3 Oct.So elend steht es mit mir, daß ich keinen Brief mehr schreiben kann. Die
klägliche Witterung diesen ganzen Sommer durch scheint auch meine
Hypochondrie aufs äußerste gebracht zu haben. Gott helf nur unser junges liebes
Paar aus Paris gesund und vergnügt zur häuslichen Ruhe. Mlle Tobler ist
mit Hartknoch und seiner Schwägerin gut in Riga angekommen – ob nach
Mohilow? – Erstere hat gut geschlafen, und letztere viel geweint unterwegs.
Des Wanderers Hill Stillschweigen beunruhigt mich auch nicht wenig. In
den letzten Tagen des Julii ist er aus Wien abgegangen, mit dem festen
Vorsatz über Weimar zu kommen; wo alles für ihn besorgt habe, und seitdem
warte ich umsonst von einem Posttag zum andern.
Auch Pf. vergißt mich nicht; ich habe 4 Bändchen der
jüdischen Briefe
erhalten. Gott schenke Ihm Gesundheit und Muth zur anderen Hälfte! Ich
allein kann leider! ganz und gar nichts thun. So arm am Geist – so
untüchtigDie Baroneße Bondeli wird meine älteste Tochter in 14 Tagen
einseegnen laßen, ist eben so zufrieden als meine Lisette Reinette glücklich ist. Sie
können leicht denken, mit welchem vollen Herzen ich an den Urheber des
Guten denke – und zuvor allem noch nichts weiß, weder aus noch ein – dumm
und stumm zum Dank.
Gott hat eben so wunderbar für meinen Christian oder Nathanael Hill
gesorgt, ohne daß ich weiß, wo er ist und wie es ihm geht; ob ihm noch zu
helfen ist oder ob er keine Hülfe mehr nöthig hat? Der Seegen war im
Felde; und kein Wetter zur Erndte deßelben.
Sie erhalten diese wenige unschlachtige Zeilen über Düßeldorf durch
unsern Freund Jacobi, deßen neuste Schrift Sie auch bereits werden gelesen
haben. An einem Zetergeschrey wird es nicht fehlen, wie über das
Pabstum
, so über den
Spinozismum
, wo beyde zu Hause gehören, das
Thier und der falsche Prophet.
Wie sehr wünschte ich Ihnen auch eine Freude machen zu können; aber
weder meine Tenne noch meine Kelter – Nun Gott wird meinen Mangel
durch desto reicheren Seegen über Sie und die lieben Ihrigen ersetzen und alle
Seine gute Verheißungen an Ihnen erfüllen! Grüßen Sie unsere Freunde
und beten Sie für einen abgelebten und fast erfrornen an Gefühl und Leben –
JGH.Adresse:An / HErrn J. C. Lavater / Helfer p / in /
Zürich
Kgsb. den 28 Sept 85.Innigst geliebtester Freund und Jonathan,
Alles erhalten mit der grösten Freude und – Verdruß Ihnen keine
Gegenfreude machen, und kaum einen kahlen todten Dank dafür leisten zu können.
Den 17 Aug. bekam Ihren lieben Brief vom 29 Jul – 5 Aug. in dem die
Nachrichten von B. mich beruhigten und erqvickten, alle die kleinen
Anekdoten von seiner Liebe und Ehe, besonders daß sich
Jedermann über
die Heirath gefreut
. Ohngeachtet
Jedermanns Freude
nichts
zur Hauptsache thut in einem solchen Fall: so ist es doch in meinen Augen
ein wahres Glück und wichtiger Nebenumstand von großen Einfluß. Also
sind wir in Ansehung der lieben Cardinaltugend Brüder von gleichen
Kappen. Die
Zeit
zu sammlen und zu zerstreuen gehört auch zu Gottes
Geheimnißen – und vielleicht zu eines jeden Beruff. Das schlimmste ist nur, daß mit
Verschwendung
immer
Geitz
unvermeidlich ist, und man esalso mit
2 Feinden zu kämpfen – Wir wollen uns also, statt der
Weisheit
,
wenigstens auf
Klugheit
einschränken, und zur ersten wenigstens die unsrigen
anführen, und sie ihnen auch vermachen. Vielleicht muß Weisheit geerbt und
Klugheit erworben werden. Wenn meine Kinder nur wachsen und zunehmen:
so will ich alter Mann gern abnehmen – und jene Freude giebt mir Gott im
vollen Maaße.
Ueber meines Wohlthäters Stillschweigen darf und kann ich mich nicht
wundern. Die Vermuthung meiner wirkl. Abreise hat ihm sowol
vergebliche – und fast möcht ich sagen zärtliche Unruhe gemacht, daß ich ihm
beynahe verwiesen sich um mich zu bekümmern, und nicht ehe an mich zu
denken als bey seiner Heimkunft. Ich sehe dies würklich als einen sehr unbilligen
und ungerechten Eingriff an in die Aufmerksamkeit, die Er Seiner lieben
Marianne
– und einem so merkwürdigen, vielleicht noch gefährlichern
Ort als
Paris
in meinen Augen ist, und seinen dortigen Geschäften oder
Angelegenheiten gantz und gar wiedmen soll. Ist er wider zu Hause und in
Ruhe: so ist es Zeit gnug für unsere Wünsche zu sorgen. Sagen Sie mir
unpartheyisch, liebster Jacobi, ob ich hierin Unrecht gethan, wenn auch die
Form unartig gewesen seyn sollte? Meine Lage ist und bleibt einförmig,
giebt mir also nicht die geringste Materie zu schreiben. Die geringste
Veränderung, die kleinste Ausnahme würde auch mein GedankenSystem und
meinen Plan ändern.
Dii Deaeque me perdant – möcht ich auch zur Noth sagen, wenn ich das
geringste von dem weiß was ich in meiner letzten herzlichen Epistel zu Ihrer
Freude geschrieben habe. Von Grund des Herzens schreib ich immer,
besonders an Sie – oder lieber gar nicht. An Hofnung uns einander zu sehen, fehlt
es auch nicht. An Lust und Liebe noch weniger – Aber leider an der Kraft,
Berge zu versetzen – oder alte Eichen auszuwurzeln und in ein ander Element
zu verpflanzen, trotz allem Geschmack an dem was nicht Jedermanns Ding
ist.
Ich bin noch immer beym ersten Briefe, den ich gleich in der ersten Hitze
beantworten wollte – So bald ich aber nach der Feder griff, erstarrte alles
in mir. Den 22 d. fieng meine Antwort an Lavater an, und muste auf der
halben Seite aufhören, wie ein stätiges Pferd, das nicht von der Stelle will.
Den 23 kam HE Scheller, meines Sohnes gewesener Hofmeister der eine
sehr erwünschteAdiunctur einer Landpfarre erhalten und zum Examen der
Facultät erscheinen muste, und kehrte auf 2 Tage und 1 Nacht bey mir ein.
Gegen Mittag ein Päckl. Bücher aus Engl. das mir auf einige Augenblicke
Verdruß und Kummer machte, der aber durch die Erscheinung Ihres lieben
Päckleins Nachmittags völlig ausgelöscht wurde. Ich verschlangden Inhalt und lief voller Freuden mit dem Zwillings
Exemplar und Einem Kupfer zu Hippel um selbige bis zu Erhaltung eines
Briefes zu deponiren. Dieser Brief kam auch den 24 d. in aller Frühe an.
Ich war zu Mittag mit Scheller und meinem Sohn zu Hippel eingeladen
und konnte nunmehr das eventuelle Depot zu einem von Ihnen selbst ihm
zugedachten Geschenk bestätigen. Er ist ein außerordentlicher Liebhaber
von Gemälden und Kupfern, hat seit wenigen Jahren eine ziemliche
Sammlung von gelehrten Köpfen angefangen, auf deren Fortsetzung er
sehr erpicht ist – besitzt ein seltenes Original von Rousseau, das dieser
dem Lord Marshall verehrt, der es bey seinem frühen Tode ihm selbst
ausliefern sollte unter gewißen Bedingungen, die den Erben gemeldt
worden, welche darauf nicht geantwortet und es dem Executor Testamentiüberlassen haben – Sie können leicht denken, wie vergnügt er ein so
schönes Denkmal Ihrer Freundschaft aufgenommen. Er wust aber gar
nicht, wie er dazu kam, welches mir schon bey dem ersten Gruß, den Sie
mir auftrugen, ein wenig auffiel. Ich frug ihn daher, ob er nicht in
einiger Verbindung mit Ihnen gestanden hätte, etwa des Ordens wegen?
Da er mir dies rund leugnete: so machte ich mir ein wenig Muthwillen, ihn
einer
politischen
Verschwiegenheit, in der er sehr stark ist und seines
Postens
wegen, auch wol
seyn muß
, zu überführen. Er betheuerte mir
aber mit dem grösten Ernst und auf das feyerlichste, keinen Brief an Sie
geschrieben noch in seinem Leben von Ihnen erhalten zu haben. Ich weiß
freylich, daß er an dem Buch über die
Ehe
und an den
Lebensläufen
wenigstens großen Antheil haben muß, und begreife nicht, wo er die Zeit dazu bey
seiner ehmaligen Praxi herbekommen, noch wie zwey an einem Werke so
geheimnisvoll haben arbeiten können. Kriegsrath
Scheffner
, der auf einem
kleinen cöllmischen Gute Sprintlacken in der nächsten Nachbarschaft seiner
Schwester, privatisirt und Machiavell nebst Guicciardini übersetzt hat, ist
sein vertrautester Freund immer gewesen und noch, hat also an beyden
Schriften eben so viel wo nicht den grösten Antheil. Beyde leben so vertraut,
und beschänden sich einander so laut, bald ins Gesicht, bald hinter dem
Rücken, daß ich aus nichts klug werden kann und von Ihrer Autor
Mascopey auch keinen Begriff habe – so wenig ich mir obiges
Misverständniß wegen Ihres Briefwechsels
mit H. recht erklären kann.
Sollten Sie sich irren, oder H. bey seinem außerordentl. Gedächtniße alles in so
kurzer Zeit vergeßen haben – oder ich weiß nicht warum? leugnen.
Zum dritten Exemplar waren 4 Candidaten. Dem Kayserlingschen Hause
habe ich mit Ihren vermischten Schriften einen Gefallen gethan; also auch
mit dieser – Kant liest alles, sammelt aber gar keine Bücher. Vorgestern war
er im Senat, ich fand ihn also nicht zu Hause. Ich gieng gestern zu ihm, und
legte ihm den Casum offenherzig vor. Er freute sich sehr über die Aufschrift,
war sehr neugierig selbige zu lesen, und eben so willig sie morgen im
Kayserlingschen Hause einzureichen, weil er gewöhnlich Donnerstags daselbst speist.
Ich hoffe, daß Sie also auch mit dieser unserer Verfügung zufrieden seyn
werden. Hippel schlug mir auch Kayserl. oder Scheffner vor, der eine sehr
artige und starke Bibliothek besitzt. Mein vierter Competent war ein AcciseEinnehmer Brahl, der die Hartungsche Zeitungen schreibt, und durch deßenCanal ich manche Neuigkeit erhalte. Er hat Imberts ReveriesPhilosophiques neul. übersetzt und arbeitet jetzt an Mirabeaus schönem Buch über den
Cincinnatus-Orden, wozu ich ihn aufgemuntert, auch im Nothfall meine
und unsers Morczinimastix Pr. Kraus Unterstützung versprochen.
Ich habe Ihre Schrift schon zweymal durchgelesen, das 2temal mit
Auslaßung des Briefes an
Hemsterhuis
, zu deßen Verstand ich den Aristéezu Hülfe nehmen muß. Mit Ihrem Entschluß dem Mendelssohn
zuvorzukommen und mit der Art den Statum causae darzustellen, bin ich vollkommen
zufrieden. Die Aufnahme mag gerathen, wie sie will: so ist Ihre Absicht und
Ihr Gang in dieser Sache aufrichtig und intereßant. An Tichten und Trachten
hat es über Ihr Problem seit Mittheilung deßelben nicht gefehlt – ich habe
auch ein paar Wochen während meines Stillschweigens versucht, und mehr
als Einmal versucht zu schreiben. Aber Wind und Wetter haben auch
vermuthlich, wie auf die diesjährige Erndte, in meine kleine Welt gewürkt. Ich
bleibe also vor der Hand beym
Buchstaben
, und vermuthe S. 14 Z. 13,
14 einen Druckfehler, neml. daß
durch
jedes Entstehen wie S. 48 Z. 9
für
anstatt vor. Ist es erlaubt die Sternchen S. 174 zu wißen. Soll die
Nachricht S. 173 von mir seyn: so habe ich den ganzen Sommer an keine Seele in
Berl. geschrieben, noch von da eine Zeile erhalten, aber die zuverläßigsten
Nachrichten aus der dritten Hand, daß bereits ein Theil würklich
abgedruckt wäre. Ich habe mir selbige aber als die Theile des Jerusalems
vorgestellt und nicht, daß es mit dem zweyten Theil noch lange Zeit haben würde
nach S. 167. Von Nicolai habe einen Avisobrief erhalten bey dem Empfang
der letzten Theile, und eben so merkantilisch geantwortet – sonst bin ich allen
Berlinern abgestorben, bis auf Reichardts Zurückkunft.
Ehe ich Ihnen mehr über Ihre Schrift schreibe, liebster Jacobi, laßen Sie
dem Weitzenkornchen Zeit zu verwesen oder zu keimen, damit es Frucht
bringe. Ihr Problem soll der Brennpunct meiner Metakritik über den
Purismum der Sprache und Vernunft seyn – denn ich meyne den Schlüßel zu allen
Dunkelheiten in Spinoza und unserm Kant gefunden zu haben, oder
wenigstens auf die rechte Spur gekommen zu sein. Was Pope von Schönheiten
sagt, gilt eben so gut von Wahrheiten. Zufall hilft mehr als die gröste
Sorgfalt. For there’s a
happiness
as well as
care
. Durch ein eben so blindes
Glück bekomm ich den 23 d. an eben dem Tage wie ich Ihre Schrift erhielt
3 Quartanten nebst ein paar sehr entbehrl. Brochuren aus Engl. – – Wie
ich auf diesen Einfall gekommen war,
wußte
ich selbst nicht mehr. Der
Kaufmann, ein guter Freund, hatte sich selbst nicht die Rechnung so übertrieben
vorgestellt, und ich hatte oben ein das
Gelübde
auf meinem Herzen, kein
Buch mehr für mich, sondern höchstens für meine Kinder zu kaufen. Sie
können allso leicht denken, daß meine Cardinaltugend über die gegen sie
begangene Untreue ein wenig aufgebracht war. Unterdeßen belief sich der
Bettel nicht mehr als einen
einzigen
Monath meines Gehaltes – und dies
schien mir für eine gute Lection nicht zu viel. Ich hatte den I. Theil von
Monboddo’s Werk über die Sprache eben nicht mit vielem Beyfall gelesen,
und sehr lächerliche Recensionen von seiner
Ancient Metaphysics
–
und dies war eben der Apfel meiner Lüsternheit. Zu meinem noch größeren
Leidwesen seh ich, daß der I Theil 79 der II. 82. der III. 84 erschienen
und wenigstens noch einmal so viel Theile zu erwarten sind.
Vorigen Sonntag fieng ich an dies Buch zu lesen, weil es mir nicht mögl.
war an Sie zu schreiben, und je länger weiter ich im ersten Theil komme,
je mehr freue ich mich, und bilde mir fast ein an diesem Werk ein Organonund Instrument zu meiner Metakritik – der lieben Cardinaltugend zum Pos-
sen! – gefunden zu haben. Der dritte Band handelt von der vegetabilischen
und animalischen Natur des Menschen – folglich der 4te von seiner
intellectuellen; und der letzte wahrscheinlich von Gott und der Natur. Ich will mit
Freuden 3 Guinées fertig halten, um das Ende einer solchen Metaphysik, wie
diese ist, zu erleben; wenn ich mich nicht wider in meiner Rechnung betrüge.
Mein lieber Gevatter Landsmann und Freund in W. hat dem Buchdrucker
in Erfurt aufgetragen mir den zweiten Band seiner Ideen zu übermachen.
Ich warte und schmachte mit jedem Posttag darnach und erhalte auch keine
Nachricht von Hill, der da zum Geschenk ansprechen sollte. Mit dem Ende
des Julius ist er von Wien abgegangen. So viel weiß ich zuverläßig. Ich
danke Gott, daß diesen Sommer aus meiner Reise nichts geworden. Er helfe
auch unserm lieben B. und Seiner Marianne gesund und glücklich nach
Hause. Erhalten Sie Nachricht von Ihm; so haben Sie die Barmherzigkeit
mir daran Antheil nehmen zu laßen. Mein Johann Michael ist gestern in
sein 17 Jahr gegangen; er ist geb. den 27 Sept. 69. Ich blieb den Nachmittag
zu Hause um an Sie zu schreiben. Aber Sturm, Gewitter, Hagel, Schnee,
Regen, Ueberschwemmung, – Heute früh und gegen Abend Regenbogen und
lauter April. Ich will morgen noch Quarantaine halten und Ihren Brief
endigen, vielleicht auch Lavaters seinen. Auch mir ist Kälte und Näße
unerträglich. Gute Nacht, lieber Jacobi-Jonathan!den 2 Oct. Erndtefest.Ich war den ganzen Michaelistag ausdrückl. zu Hause geblieben um
Ihren Brief zu schließen. Die kalte unangenehme Witterung hat mich aber
an Fingern und Gedanken gelähmt, daß ich nichts zu schreiben im stande war,
und eben so die folgende Tage. Den ganzen Tag mich wie ein Kräusel unter
Regen und Schlag umtreiben
müßen
, bey Ihrem Namensvetter Mittag
gehalten. Mit Nachrichten von Reichardt aus Paris vom 15 pr. erfreuet
worden – er wird im Oct. bey unserm Claudius seyn u im Novbr. in Berl.
Gottlob! daß ich diesen Sommer zu Hause geblieben bin. Mein Barbierer
hat seine Mutter aus dem Reiche erwartet; sie ist aber unglücklich gewesen
unterwegs und hat wider umkehren müßen. Die Vorsehung hat wider unsern
Willen alle Umstände zu
unserm
Besten gelenkt, hat alles wohl gemacht
und wird es ferner thun. Haben Sie Nachrichten aus Paris so
erfreuen
Sie mich damit
, und
rechtfertigen, wenn es
nöthig seyn sollte,
mein Stillschweigen
. Ich denke alle Tage an Ihn u seine liebe
Marianne – und unsere gemeinschaftl. Wünsche.
Ihre Schrift werde mir Zeit nehmen zu studieren. Sie haben meines
Erachtens am besten gethan an jenen Einwurf gar nicht gedacht zu haben; ich
zweifele aber kaum, daß man dort nicht die Moralität dergl. posthumabekannt zu machen rügen wird, ungeachtet die Antwort in der Erzählung selbst
liegt.den 3 8brGestern wurde es auf einmal so dunkel, daß ich weder sehen noch
fortfahren konnte. Sturm und Regengüße. Das Wetterglas steigt und das Neue
Licht, das heut eingetreten, machte einige Hofnung. Diesen Augenblick hagelt
es. Ich bin diesen Morgen in lauter kleinen Geschäften die halbe Stadt
durchgestrichen. Ist die Witterung bey Ihnen der unsrigen ähnlich? Die
theure Zeit fängt sich schon bey uns an. Der große Seegen ist meist im Felde
geblieben und verfault daselbst. Durch die abscheuliche Wege fast alle Zufuhr
abgeschnitten. Aus Weimar und von Hill kein Wort.
So bald ich wider zu meinen Sinnen komme, und was zu schreiben habe,
werde ich nicht saumseelig seyn. Kant ist mit Ihrem Vortrag und dem Inhalt
der ganzen Aufgabe sehr zufrieden. Aus dem System des Spinoza hat er
niemals einen Sinn ziehen können – und mit
Kraus
ein langes und breites
drüber gesprochen, der aber Ihre Schrift noch nicht gelesen. Herzl. Dank,
Gruß und Kuß von Hippel. Er liest sehr langsam, und war noch nicht fertig,
wie ich ihn das letzte mal besuchte. Sind Sie wirklich überzeugt einen Brief
von ihm erhalten zu haben: so ist mir seine Vergeßenheit oder Unwißenheit
ein Rätzel, an deßen Aufschluß mir viel gelegen wäre.Mein Monboddo ist ein wahrer Misthaufen, auf dem ich kaum eine Perle
herausscharren werde. Scheffner hat mir vorgestern das ganze deutsche
Museum zugeschickt, um Ihre Beyträge aufsuchen zu können. Da liegt
Michaelis Dogmatik – L’ In an der Kant so viel Geschmack gefunden –
L’Inconnue, histoireveritable – Was für ein Nahrungssaft aus solcher
Diät entstehen kann, läßt sich erachten. Nichts schmeckt, nichts will
herunter – und ich komme nicht vom Fleck.
Gott laße Ihnen viel Freude an Ihren lieben Kindern erleben! Mein
Sohn empfiehlt sich seinen künftigen Freunden.
Erfahren Sie etwas
aus
Paris und was
zur Geschichte Ihrer Schrift gehört
: so
entziehen Sie es mir nicht. Wenn ich je noch Etwas zu schreiben im stande seyn
sollte: so wird es in Rücksicht seyn. Bisweilen verzage und verzweifele an
mir selbst.
Damit ich die Post nicht versäume, muß ich nur schließen. Eben höre, daß
ein Graf Stollberg hier nach Rußl. durchgehen wird. Ich umarme Sie und
ersterbe. der IhrigeJ G H.Mit genauer Noth eben ein paar Zeilen an Lavater zu Ende gebracht. Gott
empfohlen! Ich kann nicht mehr, und es graut und eckelt mir – mein eigen
Geschmier anzusehen.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 28ten Sept – 3.ten 8br 1785. / J. G. Hamann. / empf. den
13ten / beantw. den 13 u 14ten.Liebster Freund u. Gevatter.
Ich schäme mich, daß ich die Bitte Ihres guten
Hills
nicht habe erfüllen
u. seiner Ankunft mit einem Briefe zuvorkommen können: denn jetzt ist er
wahrscheinl. längst zu Hause. Er hat uns angenehm überrascht u. durch sein
gutherziges, unbefangenes Wesen viel Freude gemacht; zumal den Kindern,
denen er diesem einen Italienischen Gruß, jenem ein ander Wort in den
Mund gebracht u. sie dadurch recht glückl. gemacht hat. Er wird nun bei
Ihnen seyn u. Ihnen die Abentheuer seiner Reise erzählt haben. mMirthuts leid, daß da er einmal so weit war, er nicht Spanien oder Orient hat
sehen können; jetzt bleibt bei ihm der Funke dieses Feuers u. ich denke, daß er
über Jahr u. Tag wieder Reisaus nehmen wird. Je früher dies geschieht,
desto beßer: denn er ist zu einem Apostolischen Reisenden gemacht u.
Fuß-Pilgrime, die einmal zu Rom gewesen sind, pflegen nachher wenig Sitzfleisch
für ihr Vaterland zu haben. In der That, ich wünsche ihm diese Reise u.
einedie Gelegenheit einer Condition in Cur- oder Liefland, sich zu ihr
etwas zu sammlen; der erste Ausflug ist bei einem jungen Menschen seiner
Sinne u. Lebensart nur Rausch oder Traum gewesen; er hat aber jetzt
Erfahrungen gnug gemacht, eine zweite beßer anstellen oder wenn ihm darinn
das Glück zuwider ist, die erste mit der Zeit nutzen zu können. Seine
Erzählung, Geschmack u. ganzes Daseyn hat mich an so viel Kleinigkeiten meines
lieben Sarmatischen Vaterlandes erinnert, daß ich in Gedanken selten an
dem Ort war, wohin er mich führte. Grüßen Sie ihn von uns allen aufs
beste: es möge ihm recht wohlgehn, damit er sein Italien vergeßen u.
verschmerzen lerne. Der Nuncius Apostolicus war nur ein Vorbote von einer
Reihe anderer Besuche, die erst jetzt geendigt haben. Der Prinz August von
Gotha war 4. Wochen hier: während dieser Zeit kam auf ein paar Tage der
junge
Forster
, der eine Tochter des Hofr. Heine geheirathet hat u. seine
junge Frau nach Wilna führet.
Mich dünkt, seine zu frühe Reise nach dem Südpol hat dem Keime seiner
Gesundheit u. seines Wn Gliederbaues etwas geschadet, daß er sich
schwerlich zu einem Mann entwickeln dörfte, der an Seelen- u. Leibeskräften
seiwerde, was sein Vater gewesen. Uebrigens ist er ein gutherziges, gelehrtes
Männchen, der sich in den meisten Wißenschaften selbst zu etwas
durchschlagen müßen, das ihm denn viel Mühe gemacht hat. Bald nach ihm kam
noch unerwarteter die Fürstin Gallizin mit ihrem Gefolge, die 89 Tage hier
gewesen u. seit dem vorigen Dienstag weg ist. Ein sonderbares Wesen! Voll
Känntniße in u. aus allen Wißenschaften, deren keine sie äußern mag;
wenigstens ist sie bei uns fast die ersten 7. Tage über sehr verschloßen
gewesen: sanft u. nachgebend u. doch von dem vestesten Muth u. Willen bei
dem kleinsten u. größesten Anlaß: eine Frau, die die kleine u. große Welt in
ihren Seen u. kleinen Bächen gekostet hat u. jetzt in einer simpeln Tracht,
die durch sich selbst dem Hofe u. allen Puppengesellschaften unzugänglich
geworden ist, sich in der Erziehung ihrer Kinder u. dem Cirkel ihrer Freunde
selbst eine Quelle des Genußes bereitet u. f. Der gewesene Minister
Fürstenberg, Hemsterhuis u. Sprickmann waren mit ihr, die Sie
sie
alle zu
führen scheinet: ein quattro, das nie müßig, nie mit einander verlegen u.
sich selbst so gnug ist, daß der Fremde bei ihnen immer nur advena u. hospesscheinet. Fürstenb. ist ein Mann von Känntnißen u. vieler Welterfahrung:
nur da alles dieses auf einen Domherrn gepflanzt oder von ihm erworben ist,
so bleibt bei ihm, wie eben auch beim Statthalter in Erfurt, der Domherr
immer etwas durchblickend; dagegen Hemsterhuis auch in seinem ganzen
Wesen ein alter, feiner, reicher, stiller Republikaner ist, der ich möchte sagen,
nach der Weise eines feinsammlenden Holländers alles Schöne der
Wißenschaften u. Künste in und um sich gesammlet zu haben scheint, dazu er reichen
konnte. Die Wahrheit zu sagen, hat ist Er mir in der Gesellschaft der
intereßantsche gewesen, ein volles aber stillliegendes Gefäß voll lieblichen Weins,
das sanft hergiebt wo man es anbohret. Ich möchte eine Zeitlang ihm in der
Nähe leben u. insonderheit das Band einer ganz gemeinschaftl. Sprache
haben: denn da er nur Französisch spricht, so entfliehet mir schon, wenn ich
die Sprache auf die Lippen nehme, das Beste, was ich sagen wollte. Sprickm.
ist auch ein sehr braver Mensch, ein runder Westphäler, der im Stillen seinen
Gang zu gehen scheinet. Sie können leicht denken, liebster H., daß eine solche
reisende Gesellschaft, zu der ich noch den 2. Kinder der Fürstin u. ihren
Sekretär zu setzen haben) mehr Schauspiel dadurch wird, was die GeselleGlieder einander unter sich sind, als daß sie sich in so kurzer Zeit entzweien u.
fremden Personen mittheilen könnten: daher ich über Vieles u. das Meiste,
das die Fürstin Gallizin angeht, jetzt so klug bin als ich war u. froh bin, daß
wir uns einander gesehen, bewillkommt u. verabschiedet haben. Sie muß eine
Frau von außerordentl. Wirkungskraft in ihrem Kreise seyn; ob mir wohl
die Grundsätze ihrer Erziehung, so weitviel ich davon zu sehen bekommen
habe, nicht völlig einleuchten: eben also auch die innere Selbstständigkeit
ihres Daseyns hielt sie wahrscheinl. zurück, sich uns zu offenbaren, ob wir
wohl tägl. beisammen waren. Buchholz kennt sie sehr gut und spricht von
ihm u. seiner jungen Frau, die auch aus Münster ist, alles Gutes u. Liebe.
Verzeihen Sie die lange Gallerie von Zeichnungen, die Ihnen vielleicht
nichts zeichnen, welches ich daraus spüre, daß sie mich selbst nicht befriedigen;
es liegt aber mit an der Sache selbst u. einige Nachricht wollte ich Ihnen
doch geben. Unsres Jac. Spinozism. oder Anti-Spinoz. werden Sie hoffentl.
empfangen haben; wahrscheinl. wird er weder Spinoz. noch Antispinoz.
befriedigen u. im Grunde muß ich wie Mend. sagen, daß je mehr er erklären
will, sich desto mehr die Sache von mir entferne. Das πρωτ. ψευδ. scheint
mir zu seyn, daß er zu sehr nach literar. Vorstellungsarten jagt, auch wo die
Natur ihm den innern eigenthüml. Quell nicht gewähret: das δευτ. ψ. ist,
daß er von zu verschiednen Menschen u. Freunden Eindrücke annimmt, die
seine Seele nicht verbindet; eine Folge vom ersten. Der Ball ist jetzt so
verflochten u. kraus hingeworfen, daß ihn auflösen mag, wem’s beliebet. Ob
mein Buch (Th. 2. Id.) Ihnen zu Händen gekommen sei, weiß ich nicht; ich
habe nach Lpz. geschrieben, wohin es Schlegel aus in Erfurt, der
Buchdr., während meiner Abwesenheit im Karlsb. spedirt hatte, daß es mit
den zu versendenden Ex. eilig spedirt würde; habe aber keine gescheute
Antwort erhalten, an wen es spedirt h worden. Also wenn Sies noch nicht
haben, bitte ich gar sehr, in Ihren beiden Buchhandlungen sich deßhalb zu
befragen. Es ist ein Unglück daß alles was Hartknoch dient u. ihn angeht, so
elend besorgt wird, woran wohl seine weite Entfernung u. zuan unrechten
Orten seine mürrische Sparsamkeit Schuld seyn mögen. Dergl. Versendung
an Sie u. Zurückbleiben des Drucks soll nicht mehr paßiren; schreiben Sie
mir also, bester lieber Fr. u. Landsm., sobald Sie es erhalten haben. Es
dünkt mich ein Jahr 100. seit ich nichts von Ihnen gelesen oder gehört habe.
Vale, Vale.
Gott sei mit Ihnen u. Ihrem Hause. Wir grüßen Sie sämtlich u. meine
Kinder die Ihren, besonders den braven Johannes herzl.
Nicht volle zwo Stunden vergiengen zum Durchlesen der hier mit Dank
zurück kommenden Einlage. Lange lange aber wird es mir unbegreiflich
bleiben, wie eine sonst überall so milde Fürstin wie die K. s. r. n, eine Unschuldige
zur härtesten Verlaßenheit zu überliefern, nachgeben mögen, und nicht
vielmehr der guten Meynung des Gr. C.‥l. Beyfall gegönnt.
Schieben Sie doch Ihren gefälligen Zuspruch nicht lange aus für Ihren
redlichen Freund
Hden 1tenOctober 85.Adresse:Des Herrn Pack Hauß Inspectoris Hamann / HochEdelgebohrnen
Kgsberg den 2 Oct. 85 DomXIX.Ich gieng eben aus, liebster Gevatter und Freund, um das heutige
Erndtefest zu feyren, wie mir unser D. Ihre Nachrichten aus Paris mittheilte und
zugl. ein Billet vom HE von Auerswald mir die glückl. Entbindung seiner
würdigen Gemalin von einer Tochter zu melden. Nun Gott bringe Sie erst
glücklich nach der Heimath Ihrer lieben Hälfte, und laße Ihnen Wetter und
Weg zur Vollendung Ihrer Reise günstig seyn.
Wären Sie zu Hause gewesen, Sie würden sich auch meiner angenommen
haben. Die Vorsehung hat aber Ihre Hand im Spiel gehabt, und alle
Umstände zum Besten gelenkt. Ich bin also recht sehr zufrieden, daß aus meiner
Reise nichts geworden. Einen so traurigen Sommer und niederschlagende
Witterung habe ich noch nicht erlebt. Für einen alten Mann, der ganzer
20 Jahre hinter dem Ofen geseßen, mit dem Schwindel im Kopf, der
Hypochondrie im Unterleibe und der Gicht in den Füßen – wäre alle Hofnung zur
Cur und Freude ein grober error calculi gewesen, der durch eine höhere
Regierung verbeßert worden. Je mehr ich Lust habe unsern Herrn Urian zu
sehen, desto weniger hab ich an ihn zu schreiben.
An unsern seel. Vetter Becker hab ich mich vorige Woche erinnert; da ich
seine Reise nach Elsaß im zweiten Stück des Journals für Deutschland gantz
unvermuthet gefunden. Der Wanderer Hill ist am Ende Julii von Wien
abgegangen aber seitdem keinen Laut von ihm vernommen; welches mich auch
seinetwegen beunruhigt –
Mein Johann Michael ist seit Ostern auf der Akademie; meine älteste
Tochter Lisette Reinette bey der Baroneße Bondeli seit ¾ Jahr in
Pension und wird selbige, wie ich eben höre, heute über 14 Tage einseegnen
laßen. Alles übrige in meinem Hause Gottlob! wohl und auf altem Fuß.
Von unserm Landsmann D. Lindner, der von
Halle
nach
Jena
ziehen
wollen, ist auch nichts zu hören; ohngeachtet er eine Einlage an mich erhaltenWeil ich weiß, daß Sie bey Ihrer Ankunft in Berlin volle Arbeit finden
werden: so werde ich nicht eher als bey völliger Ruhe und post peractos
labores Nachricht von Ihnen erwarten – oder auch Sie von mir erhalten.
Der Wind braust wie im King Lear – und ein Regenguß kommt nach dem
andern. Kopf und Herz sind so wüste und leer, daß ich kein Billet geschweige
einen Brief zu schreiben im stande bin. Ein desto reicheres Maaß von
Geistesgaben wünsch ich Ihnen – Empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und
Reisegefährtin. Gott seegne Sie und die lieben Ihrigen, Pathchen p Seyn Sie
allen Ihren Freunden willkommen, und genießen Sie der Ruhe mit aller
Zufriedenheit. Ich umarme Sie und ersterbe mit meinem ganzen Hause Ihr
alter
treu ergebener und verpflichteter Johann Georg Hamann.Hippel, Kant, Kraus, Jacobi sind unsere gemeinschaftl. Freunde u nehmen
gewiß an Ihrem Glück Antheil. Me Courtan, meine Gevatterin ist mit
Hartknoch nach Riga gegangen und wünscht sich auch wider nach Hause. Der
seinen Willen nicht bekommt, ist oft glücklicher als der ihn kriegt.
Adresse:An / HErrn Reichardt / Königl. Preuß. Kapellmeister / zu / –
Kgsb. den 4 8br 85.Geliebtester Herr Doctor und alter Freund
Diesen Augenblick erhalte Ihren längst erwünschten Brief nebst Einlage,
wegen deren ich schon lange durch den Wanderer Hill verfügt, der am Ende
des Julii von Wien abgegangen und seinen Weg über Weimar nehmen
wollte, aber seitdem nichts von ihm gehört, so sehr ich von Posttag zu Posttag
auf ihn und den zweiten Theil der Herderschen Ideen hoffe und warte.
Den 1 Junii kam bey der Hiesigen Provincial-Direction ein um eine
Erlaubnis zu einer vierteljährigen Reise bey der Gen. Administration zu
bewürken. Mein Vorwand war meine Gesundheitsumstände, über die ich
einen Freund und Artzt in Halle zu Rathe ziehen, und Familienumstände, zu
deren Abmachung ich einen noch bis auf den heutigen Tag mir unbekannten
Wohlthäter zu Frankfurt an der Oder erwarten sollte. Ein paar Tage nach
Abgang dieses Gesuchs erhielte durch Hartknoch einen alten Brief von Ihnen
wo Sie mir Ihre noch bevorstehende Reise nach Jena melden; deßen
früherer Empfang meinen ganzen Plan geändert haben würde. Der Termin einer
Zusammenkunft zu Frankf. wurde auch ausgesetzt durch neue Vorfälle von
der andern Parthey und den 22 Junii kam eine Resolution der Gen. Adm.an unter dem 10 ej. wodurch mir die gesuchte Erlaubnis rund abgeschlagen
wurde – und damit hatten alle blinde molimina meiner Wallfahrt ein seel.
Ende.
Doch ich glaube, daß Sie alles dieses schon aus einer Beyl. von mir zu
HE Stadtr. Wirths Briefe u Päckchen wißen werden. Wie haben Sie aber
so grausam seyn können Ihre Freunde so lange auf einige Nachricht von sich
und Ihrem veränderten Aufenthalt schmachten zu laßen. Ich bin vornemlich
wegen Ihrer Gesundheit besorgt gewesen.
Wegen der traurigen Witterung, die wir den ganzen Sommer gehabt
haben, danke ich Gott, daß ich wider meinen Willen habe zu Hause bleiben
müßen. Sonst wäre ich mit meinem Johann Michael gewiß auf ein paar
Tage Ihnen in Jena auf den Hals gekommen und Sie hätten für unser
Unterkommen wenigstens mit sorgen helfen. Seit der Dulcamara habe ich
keinen Anfall von der Gicht gehabt. Eine Spur von der Flechte scheint wider
zu kommen, aber sie ist gantz
trocken
, ohne die geringste
Ungemächlichkeit.
Das Porto für den Brief aus Paris müßen Sie mir schon auf Contoschreiben, bis wir uns einander wider sehen. Er war in der Voraussetzung
geschrieben, daß ich unterwegs wäre, und auf diesen Fall ein Directoriummeiner bis in die Schweitz entworfenen Laufbahn.
Ihr Verlangen wegen Ihrer Bücher soll nächstens von mir und meinem
Sohn befriedigt, kann aber mit dieser Post kaum abgemacht werden.
Die Einl. nach Cracau hoffe ich auf die beste Art durch das
Friedländersche Comptoir besorgen zu können aber an einem guten Erfolg zweifele ich
sehr. Die Dengelsche Sache liegt noch bey der Regierung, wo sie kaum einen
so vortheilhaften Ausgang für ihn nehmen dörfte, wie der Senat für ihn
gesprochen. Seit dem Ausbruche derselben habe weder ihn noch seinen
Buchladen gesehen. Er hat jetzt einen Gesellen von Hartknoch, der sich über des
Menschen Undankbarkeit beklagt, weil er ihm dort in seine Kundschaft
Eingriff thut. Es wird aber dem einen so wenig helfen, als dem andern schaden.
Es ist mir nicht möglich Ihren letzten, meines Wißens durch Hartknoch
erhaltenen Brief aufzufinden, den ich glaube unter des HE Stadtr. Wirths
Avis wegen des Päckchens erhalten beantwortet zu haben, weil ich auf
alle meine Briefe datum des Empfangs u der Antwort aufzuzeichnen
gewohnt bin. –
Auch der Punct in Ansehung des Wanderers bleibt unbeantwortet, hoffe
aber Sie nächstens darüber befriedigen zu können, mit aller nöthigen
Umständlichkeit. Auf jeden Fall danke ich herzlich für Ihre Theilnehmung. –
Eben komt Kanter der seit vielen Wochen nicht in der Stadt gewesen und
aus Ungedult über die betrübte Witterung, und all sein Futter und den
überschwengl. Seegen an Sommer Getreyde vor seinen Augen faulen und
modern zu sehen, sein Trutenau verlaßen hat. Mit seinem Preßpapier geht
es nach Wunsch. Ebbe und Fluth ist keine Erscheinung kleiner Seen und
Meere.
Hypochondrie hat meinen alten Kopf so ausgemergelt, daß ich keinen
Brief mehr zu schreiben im stande bin. Meine Kinder und ihre Mutter sind
Gottlob! gesund und vergnügt. Mein Sohn empfiehlt sich bestens und hat
diese Ostern seinen academischen Cursum erst angefangen; wurde aber schon
unter des seel. Kreuzfeld letzten Decanat im März 84. immatriculirt. Er ist
auch in Freunden glücklich, deren Umgang seinen Fleiß besonders in
Sprachen befördert. Der alte emeritus D. Bohlius sollte vorigen Sontag
Rector werden, der Actus hat aber ausgesetzt werden müßen, und die
Entscheidung wird tägl. in Berlin erwartet. Die medicinische Facultät ist mit D.Elsner, Creißphysico aus Bartenstein, zum Nachtheil des so verdienten,
würdigen und bescheidenen Haagens, completirt worden. Der alte
Consistorialrath Bock ist vorige Woche gestorben, und die
griechische
Stelle
sollte mit der
hebräischen
combinirt werden, (wie Poesie und
Beredsamkeit durch Mangelsdorf) man sagt aber, daß Köhler um seinen Abschied
anhält, und weder mit einer noch 2 Profeßionen zufrieden ist.
Ein junger Student aus Domnau, der in der Gegend Hofmeister bey einem
Landedelmann gewesen, hat sich zum Stifter einer kleinen Rotte und ein
zieml. Aufsehen hier gemacht durch einen Unverstand und Misbrauch der
Kritik der reinen Vernunft und eine sehr unverschämte Verachtung des
Christentums, woran sein Lehrer gewiß sehr unschuldig ist. Diese
Domnauer
haben aber bald ausgeschwärmt, und man hört jetzt nicht mehr von
ihnen. Der Anführer hieß Schultz – sie verdienen aber kaum Schultzianer,
geschweige K – tianer, sondern
Domnauer
zu heißen.
Die Baroneße von Bondeli ist mit meiner Lisette Reinette sehr zufrieden
und wird selbige, wie ich höre, auf den Sonntag über 8 Tage in der
Tragheimschen Kirche mit der Fräulein von Lehndorf einseegnen laßen. Pfarrherr
Weyer ist mein Schulfreund, und wir wurden zu gleicher Zeit dimittirt.
Wenn Sie nach Weimar gehen; so vergeßen Sie nicht sich meiner zu
erinnern
. Ich erinnere mich Ihnen unter einem Einschluß dorthin
geschrieben zu haben. Mein Gedächtnis ist aber auf die Neige –
Um den Schibl. wenn es der Mühe lohnen sollte – zu lesen, müßen Sie
außer dem Corpore delicti noch einen Catalogum von Druckfehlern p
haben, den ich ob fugam vacui und eventualiter anhängen will. Gott schenke
Ihnen Gesundheit und Glück – und patriam vbi bene – inter bonos.Empfehle mich Ihrem treuen Andenken samt meinem gantzen Hause. Ihre Grüße
werde bestellen, wo ich Gegengrüße gewärtig seyn kann. Ich schreibe bald
mehr, und was bey gegenwärtiger Eil nicht beantwortet werden können.
Vergeßen Sie nicht Ihren alten treuen Landsmann u Freund.
Johann Georg Hamann.Golgotha und Schibl. S. M. Paul Christian Hilscher von D. Mart.
Lutheri vermeinten Spiritu Familiari oder deßen so genannten
Schiblemini pp Dresden 730. S. 40 8oΨ.CX. 2. Golgotha = ChristentumSchibl =
Lutherthum oder die Kirche im Stande der Erniedrigung – und Erhöhung.
S. 3. Siehe Garve Anmerkungen zum 1. Buch des Cicero von den
Pflichten S. 95, 96*
Z. 2. deleatur parenthesis und am Ende der Seite u des
Periodi – Gesinnungen, die kein Wohlwollen kennen u keinen
Zwang leiden.
S. 5. Z. 11. Vertrage Z. 15 – ben hat,
S. 7. Z. 6. Wörtern Z. 10 Worterkl. S. 8 Z. 16 Schluß folge Z. 18
habe;
S. 9. Z. 13. trägern Z. 15 konnte
nicht thun
und
leiden
S. 11 Z. 5
deleatur auch S. 12 Z. 1. welchen Z. 4; –
S. 13. Z. 4. habe. S. 15 Z. 20. nichts S. 16 Z. 12. vorschreibt. S. 17.
qualitatesS. 20. Z. 11. Gebaren S. Adelungs Wörterbuch.
S. 21. Qualis artifex – Suet. in Nerone cap. 49 Jerem. LI. 13.
S. 24. Z. 17. ihre S. 25 Z. 3. Erndtern S. Gleims Gespräch Pfuy! Pfuy!
〜 Fooi i.e. Biergelder der Zollbedienten. Z. 8 königl. Z. 15
im Z. 20. alle
S. 26. Z. 13. unsere Z. 15 sind allso des
S. 27. Cic. de Offic. Lib. I. Cap. 7. § 6. Cap 16 §. 3. Lib III. Cap. 18.
§ 11 lin. vlt. ihre
S. 29 S. Luthers Vorrede zum Psalter
S. 32. Z. 7. verr – Z. 11. Jerusalem nicht förder bleibt an ihrem Ort zu
Jerusalem, sondern – Zachar. V. 10, 11. XII. 6.
S. 33. Z. 17. Bewegungsgründen S. 41. Z. 13. bis auf – S. 42. Z. 8 del.selbst Z. 11. welches er selbst
S. 43. Z. 10. Metze Z. 17. Modenwechsel S. 45. Z. 2. deleatur gewählte
S. 48. Z. 6. einkamen S. 49. Z. vlt. vernehmen S. 51. Z. 18 erwählte
deleatur hatte
S. 52. Z. 6. gegen den Z. 10. Siehe Köhlers Disput. pro loco Reg. 782.
p. 36. Corollar. VII. Z.17 heraldischen Canz
S. 55. Z. 13. doch S. 59 Z. 2 das Analogon Z. 5. eines Retters und
Ritters deleaturdes eines Königs S. Luther über den Ψ.
LXXXII. v. 4.
S. 60. Grund und Gipfel deleatur Anfang und S. 61 Z. 14 geschenkt hat:
S. 62. Z. 3. Willkühr. Nach einer Lesart der Allg. Litteratur ZeitungApril S. 48. Gewähr. Z. 18. eben so
S. 63. Z. 16 haben S. 64. 65. deterioris conditionis Z. 12. zuwieder
S. 69. Z. 9. und Z. 11. deleatur aber Z. 13. verzehnteten Z. 17. Bescheid
voller Z. 20 zu dienen, auf beyden Seiten zu hinken und den
Baum p S. Luthers Randgloße adΨXXXV. 15.
S. 72. Z. 9. 10. als den Z. 16 Statt der
S. 73. Coheleth = Akademie S. 74 Z. 1. in den Z. 9. Philosophie
S. 75. Z. 10. Farren Z. 15 oder ist eine fertige, reinliche, gelehrte Zunge
S. 76. Z. 2. deleatur göttl. Gnade und Z. 14. 15 PersiusSatI. v. 102
S. 77. Z. 10; um ihn zu rechtfertigen, haben wir sie erfunden Siehe Garve
über Ferguson S. 296, 297.
Ohe iam satis est!Freund Hartknoch hat Me Courtan nach Riga mitgenommen. Sie
wünscht sich aber wider zu Hause wegen des ungerathenen Sommers, der
dem Wirth zu seiner Gesundheit auch nicht behagt. Theurung u Krankheit
scheinen unvermeidlich zu seyn. Gott helf uns all! über und durch – das Meer
der Trübsal.
Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):Des / HErrn Doctor Lindner / Wolgeboren / zu /
Jena
Kgsberg den 7 Oct. 85.Herzlich geliebtester Freund
HE Levi hat mir den 7 Sept. Ihren letzten Brief vom 10 Aug. überbracht
nebst Ihrem Catalog und der Schrift über Offenbarung Judentum u.
Christentum, welche ich bereits vergeßen hatte. Ich bin so tief in Schuld bey Ihnen,
daß ich in allem Ernst an Liquidation und Verlag meiner Ana denken muß;
so bald ich nur ein Exemplar der Sokr. Denkwürdigkeiten auftreiben kann.
Gott gebe Ihnen nur Gesundheit. Denn wie Ihnen bey der elenden
Witterung zu Muthe seyn muß, kann ich aus meiner eigenen Empfindung
schließen; wie ich aus meiner eigenen Erfahrung andern predige was ich selbst
fühle. Gott wird uns auch bey der theuren Zeit, die uns bevorsteht, auchzu erhalten wißen.
Ihr gewesener Schuchardt kommt garnicht zu mir, und ich geh in keinen
Buchladen, habe auch seit diesem ganzen Jahr keinen Fuß in selbigen gehabt.
Sollte ich ihn wider einmal auf der Gaße begegnen, wie es vor langer Zeit
geschah, ohne ihn einmal zu kennen, wenn er mich nicht angeredet hätte: so
werde mich Ihres Auftrags erinnernDer zweyte Theil der Ideen ist noch nicht angekommen, auch noch keine
Zeile von Hill worüber ich sehr unruhig bin. D. Lindner hat mir aus Jena
geschrieben, wo es ihm außerordentl. gefällt. Ich mußte seiner beym
Diacono Kahle zurückgelaßene Bücher wegen, einen Gang biß nach dem
Roßgarten thun, machte mir die vergebene Mühe ein Plätzchen für meine beide
jüngste Mädchen zu bestellen, welche gern die Regimenter u 100 Bosniaken
von der heutigen Revue einmarschiren sehen wollen. und wurde auf dem
Heimwege durch den Besuch eines Patienten aufgehalten, den ich am Fenster
gewahr werde und mir einen Wink zu geben scheint –
Kaum bin ich aus dem Hause, so besucht mich der Graf Friedrich Leopold
zu Stollberg, Eutinscher nach Petersb. gehender Gesandter, hat sich gegen
3 Stunden mit meiner lieben Hausmutter allein in einer zum Unglück frisch
aufgenommenen Stube bey offenen Fenstern und kahlen Wänden
unterhalten müßen, um mich abzuwarten, und einen Brief von Claudius abzugeben.
Ich habe seinen langweiligen Verzug erst nachher erfahren, und wäre noch
gern selbst angesprochen, um mich deshalb zu entschuldigen, wenn ich nicht
diesen ganzen Nachmittag jemanden erwarten müßen, der gleich nach dem
Eßen sich einfinden wollte, und gänzl. ausgeblieben. Er wünscht sich HE
Backmeister kennen zu lernen, und unsern Freund und Landsmann Arndt.
Ich habe ihn deßhalb an Sie verwiesen, um die Addressen zu erhalten. Er ist
vorige Nacht angekommen, reiset diesen Abend wider ab, und denkt in
wenigen Monathen wider zurück zu seyn, seiner jungen Gemalin, Gräfin Agneszu Liebe. Ich begleitete ihn bis zum Kayserlingschen Hause, wo er zu Mittag
gebeten war, und muste da Abschied von ihm nehmen. Da Weil Sie diesen
liebenswürdigen Herren sehen werden; so hab ich nicht nöthig mehr von ihm
zu schreiben, was Sie nicht schon wißen, und vielleicht beßer und genauer als
ich.
Claudius schreibt mir, daß Lavater im Oct. erwartet wird, um seinen
Sohn selbst nach Göttingen zu bringen. Nichts von Ihrer Reisegefährtin
glückl. Ankunft in Mohilew? Die gute Baroneße läßt meine Lisette Reinetteauf den Sonntag über 8 Tage in der Tragheimschen Kirche einseegnen.
Wenn Me Courtan so oft an uns denkt; wie wir an Sie: so wird sie keinen
Vorspann nöthig haben. Ich hoffe, daß Sie die gute Wirkungen Ihrer Reise
erst zu Hause erfahren wird; wenigstens hab ich meiner fehlgeschlagenen
immer das Prognosticon gestellt. Ich werde Ihr manches zu erzählen
haben, was sich weder schreiben noch wenigstens von meiner Hand recht lesen
läßt. Gott laße Ihre Cur wohl gedeyen und sage zu allen unsern Wünschen
Amen! Käme es auf die meinige an: so wär es mir sehr lieb und meinem
Hans auch vortheilhaft unsere Wanderschaft unter Ihrer Anführung
antreten zu können. Ich tappe wie im Finstern, und warte auf Licht. Die Zeit wird
lehren, was ich thun und laßen soll. Ich weiß nichts weder aus Paris, noch
Weimar, noch von meinem Hill. Habe diese Woche wider unvermuthet einige
# für ihn eingenommen; wenn er noch Hülfe nöthig hat, und 2 Häuser für
sein Unterkommen. Sollte die Vorsehung so vieles umsonst thun, wider ihr
Gesetz der Sparsamkeit.
Ich umarme Sie unter den herzlichsten Begrüßungen Ihres ganzen
Hauses von Hans, Mutter u. Schwestern und ersterbe
Ihr alter Schuldner und Freund Joh. Ge. Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn
Hartknoch
, / Buchhändler / zu /
Riga
. /
Einschl
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 1 Oct 1785
beantw. d 2 –Kgsb den 10 Oct. 85.Alter lieber Gevatter, Landsmann und Freund, Länger kann ich
unmöglich aushalten. Ihr zweiter Theil komt nicht an und von Hill auch keine
Nachricht. Wenn ich nur wüste, daß er noch lebt. Ist er krank; so hab ich vorige
Woche widerum 4 # zu seiner Pflege auf allen Fall eingenommen; auch recht
gute Aussichten ihn hier versorgt zu sehen. Von Dr. Lindner habe endl. eine
Antwort aus Jena unter 11 Sept. den 4 d. erhalten unter Einschluß, den
vermuthl. ein studierender Curländer mitgebracht. Er muß damals meine
Einl. über Weimar noch nicht erhalten haben. Den 7 d. gieng ich wegen eines
Auftrages bis an die Roßgärtsche Kirche und gerieth auf lauter Irrwege.
Wie ich zu Hause komme, fand ich zu meiner Freude und Schrecken den
Grafen Friedr. Leopold zu Stollberg, der wie ich erst nachher erfuhr
beynahe 3 gantzer Stunden in einer wüsten Stube, die eben aufgenommen war,
bey offenen Fenstern p auf mich gewartet. Er war in der Nacht
angekommen, ich begleitete ihn bis zum Kayserl. Hause und er ist noch denselben
Abend abgefahren. Es war der zweite Revuetag, und die erträgl. Witterung
vermehrte den gewöhnl. Zulauf von Maulaffen, worunter auch meine beyde
jüngste Mädchen waren. Der arme
Johann Michel
, der sich alle Tage
im Griechischen badt, kam zu meinem großen Verdruß so spät nach Hause,
daß er den liebenswürdigen Mann gar nicht zu sehen bekommen. Gott gebe
ihm eine glückl. Reise und uns beßer Glück zu seiner Rückkunft! Wie ist
Ihnen und Ihrer lieben verehrungswürdigen Frau das Bad bekommen? Hat
es gute Wirkung auf Ihre beyderseitige Gesundheit gehabt? Beruhigen Sie
mich doch bald darüber mit beßern Nachrichten, als der sehr theilnehmende
Graf mir geben konnte. Eine Haushaltung wie die Ihrige, bey einer
kranken Gehülfin, Ihren Amtsgeschäften und Kopfarbeiten. Ich weiß nicht wie
mir zu Muth wird, wenn ich dran denke, noch was und wie ich an Sie
schreiben soll. Meine ganze mir unerklärliche Hypochondrie scheint aus dergl.
tiefen und dunkeln Eindrücken, die auf mich fortwirken, wenn ich mich nicht
mehr auf ihren Ursprung besinnen kann. Claudius hat mir auch geschrieben.
Bey aller seiner Drolligkeit denkt er an schmale Bißen, die ich mit dem Glück,
was man hier für gewiß ausposaunt, gar nicht zusammen reimen kann.
Jährl. 1000 rthl von Gr. Schimmelmann, 100 # von der Kammerherrin,
die kleine dänische Pension, ein do von der Loge und ich weiß nicht mehr was,
worüber ich mich im Herzen gefreut, und immer über sein Stillschweigen
gewundert, das ich mich endl. aus einer Stelle seiner Schriften, die mir neul.
in die Hände fiel und aus einer Idiosynkrasie seiner Erkenntlichkeit erklärte,
die ich bewunderte und billigte, trotz meiner entgegengesetzten Schwäche.
Sein eigen Haus, seine artige Bewirthung und ganze Einrichtung und alles
was man mir erzählte war sehr nach meinem Geschmack und Wunsch ihn
glücklich zu sehen, mit seiner lieben Rebecca und ihren sechs Töchtern
geborgen.
Die Baroneße hat meine Lisette Reinette auf einmal in die Kinderlehre
geschickt, und sie wird den bevorstehenden Sonntag Dom. XXI. eingeseegnet
werden, in einem geborgten Kleide; weil ich für die Einkleidung nicht eher
sorgen kann, bis die Gratification des vorigen Jahres ausgezahlt werden
wird, und dieer Termin sich noch ein paar Monathe verziehen kann. So
bald ich dies Geld erhalte, ist gleich die Hälfte ihr zugedacht zu einem
Ehrenkleide, das wider meinen Willen und Grundsatz, seiden seyn muß. In meinen
Augen kleidet Leinen oder höchstens Baumwolle ein bürgerlich Mädchen am
besten. Weil sie jetzt unter Fräulein und reichen erzogen wird, muß ich schon
diese kleine Eitelkeit mitmachen, aber ohne Folgen für die Zukunft. Ich bin
willens zur einzigen Feyer dieser Handlung den Genuß der Eucharistie zu
machen, und Gott öffentl. zu danken und seinen Seegen ihr zu erbitten.
Unser Jonathan in Düßeldorf hat mir auch seine Speciem facti contraMendelssohn zugeschickt. Was dieser dazu sagen wird, bin ich neugierig zu
erfahren. SeinJacobis Verfahren scheint mir recht und klug; die
Areopagiten werden schwerlich so unparteyisch seyn.
Außer der Einl. des Lindners habe seitdem von meinem Wohlthäter nichts
erhalten. Ich habe ihn ausdrücklich gebeten an mich nicht eher zu denken, bis
er wieder zu Hause und in Ruhe seyn wird. Unser Kapellmeister hat neul.
aus Paris geschrieben und ihm scheinen die Franzosen beßer als die Engl. zu
gefallen.
Die Ancient Metaphysics habe erhalten. Die Hälfte des Ganzen ist nur
heraus; und kostet allein 3 Guinées. Diese Lüsternheit ist mir ziemlich
versaltzen worden und hat mir einen ganzen Monath meines Gehalts gekostet –
und noch oben ein zur grösten Unzeit.
Der überschwengliche Seegen hat wegen der außerordentlich schlechten
Witterung die ganze nicht zur Erndte verdorben gedeyen können. Ein
Achtel Butter kostet jetzt schon über 20 fl. und man prophezeyt schon eine
Steigerung auf vierzig; alles übrige nach derselben Verhältnis, und Mangel
schärft den Appetit.
Ein gewißer Pastor Ockel aus Waldeck gebürtig ist Superintend. in
Mitau geworden. Ist Ihnen nicht der Verfaßer der philosophischen
Vorlesungen bekannt? der ehrliche Schweitzer über das Neue Testament.
Ich wollte eben an dem Tage wie ich vom Grafen überrascht wurde das
deutsche Museum anfangen von vorn an durchzulesen wegen der Beyträge
von Jacobi. Scheffner hat es mir zugeschickt. Mit dem Monboddo muß ich
auch fertig werden – und denn wills Gott! soll es auf das Spinozabüchlein
wie es Claudius nennt, loßgehen zum dritten mal, um es mit Spinoza u dem
Aristé zu vergleichen.
Sollte sich Hill melden, schriftlich oder persönlich und sollte er etwa in
Noth seyn: so liegen hier 12 # vor der Hand für ihn fertig. Nach seinem
Fuß zu leben ist dies schon immer gnug. In Berlin kann er sich bey D. Biester
melden, wo auch für ihn schon gesorgt ist durch meine Freunde. Können Sie
auch ohne Abbruch etwas zur Beförderung des mir zugedachten 2ten Theils
Ihrer Ideen beytragen; so bitte gleichfalls darum.
Dieser Brief geht über Erfurt und muß noch heute durch meinen Sohn
befördert werden. Ich muß also schließen. Gott gebe doch Gesundheit, Leben
und Seegen in Ihrem Hause, und erfülle unsere Wünsche uns noch Einmal
zu sehen, und an einander zu erqvicken. Wie manches hab ich auf dem Herzen,
das sich gar nicht schreiben läßt und alles übrige lohnt der Mühe nicht.
Ich werde nicht aufhören für Sie und die Ihrigen wie für mich selbst und
die meinigen zu beten. Empfehlen Sie mich meiner verehrungswürdigen Frau
Gevatterin in Erwartung guter Nachrichten von Ihrer Erholung und küßen
Sie alle Ihre liebe Kinder und Pathchen. Hänschen grüst seinen
commilitonem und wartet zur Bestellung meines Briefs, den ich bey Mondschein
schließe als Ihr
alter treuer Johann Georg H.Pempelfort den 13ten Oct. 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 26 Oct. Geantw – bis zum 30No 15.Heute Mittag, mein InnigstGeliebter, erhielt ich Ihren sehnlich
erwarteten Brief, u habe mir recht wohl dabey seyn laßen. Jetzt will ich Ihnen das
wenige was ich von Buchholtz weiß, und was ich über den Ihrem
Oberburgermeister attribuirten Brief zu sagen habe, noch geschwinde mittheilen.
Von Paris ist Buchholtz schon lange weg, u hat sich seit dem in Lyon
aufgehalten. Die Prinzeßin schrieb mir unter dem 14ten Sept aus HofGeismar:
„Von Buchholzen u seiner Frau habe ich hier 3 Briefe hinter einander
erhalten. Sie waren bisher in Lyon u sind nun, seit dem 3ten – dieses Monaths von
dort zu Lavatern hin abgereist. Gegen Ende October werden sie wieder in
Münster seyn. Uebrigens sind sie fröhlich u glücklich miteinander.“ – Den
12ten Sept schrieb mir Lavater aus Zürich: „Buchholtzen u seine Frau
erwart’ ich in 10 Tagen hier.“ Mehr weiß ich nicht v den lieben Leuten. Sie
haben in dem was Sie Buchholtzen schrieben gar nicht Unrecht gethan, u ich
kann auch in der Form nichts unartiges finden. Unser Freund ist auch ganz
der Mann dergleichen aufzunehmen wie man soll.
Nun zum andern Punkte. Wenn ich Ihnen gerade zu geschrieben habe,
ich hätte von Hippeln einen Brief erhalten, so habe ich mich unvorsichtig
ausgedrückt. Was ich sagen wollte war folgendes:
Hippel ist Verfaßer der Lebensläufe;
Der Verfaßer der Lebensläufe hat an mich geschrieben:
ergo, hat Hippel an mich geschrieben.
Q. E. D.Mein Minor folgt in Person hiebey. Meinen majorem wünschte ich
Ihnen auf dieselbige Weise probieren zu können, denn ich habe ihn aus
Herders Munde, u zwar mit solchen Umständen, daß wenn er nicht richtig
wäre, Herder gerade zu gelogen haben müßte. Das hindert aber nicht, daß
auch Scheffner an dem Buche gearbeitet haben kann, u so ist es auch wohl
möglich, daß er u nicht Hippel Verfaßer des einliegenden Schreibens sey.
Nur bleibt es höchst unwahrscheinlich, daß Hippel gar nichts v der Sache
wißen sollte. Melden Sie mir doch bey Zurücksendung des Briefes, was Sie
von der Sache denken. Ich sende ihn den Brief mit dem Umschlage, ob
etwa das Siegel einige Auskunft geben könnte, weswegen ich es auch
verwahrt habe, weil ich damahls noch gar keine Nachricht v dem Verfaßer
hatte. Verschweigen Sie aber die Mittheilung, damit weder Hippel noch
Scheffner ungehalten auf mich werde.
Daß Sie meine Schrift durch Kants Hände haben gehen laßen, ist mir
überaus angenehm, u Sie werden mich ungemein verbinden wenn Sie mir
mehr u bestimmteres von seinen Urtheilen darüber melden wollen. Sie
schreiben „Aus dem System des Spinoza hat er nie einen Sinn ziehen können – u
mit Kl Kraus ein langes u breites darüber gesprochen, der aber ihre
Schrift noch nicht gelesen hatte.“ Ich möchte wißen in wie weit Kants
Bekenntniß seines Unvermögens sich auf meine Schrift bezieht. Mit nächstem
Postwagen schicke ich noch 3 Exempl: 1 gebundenes für Sie, 1 für
Scheffner, u 1 für den Accise Einnehmer Brahl. Daß letzterer (von dem ich
daraus, daß Sie sein Freund sind, eine gute Meynung faßen muß) unter Ihrer
u noch eines Ihrer Freunde Aufsicht das Buch de l’ordre de Cincinnatusübersetzt, macht mir eine große Freude, u hat den Gedanken in mir erweckt,
daß eben dieser wackere Brahl auch wohl das Buch sur la vie et les
ouvrages de Turgot übersetzen könnte. Ich will ein Exemplar davon nächsten
Posttag mitschicken. Die Nachricht, daß
ich
es übersetzen wolle, rührt v einem
meiner Freunde, dem Grafen v Sickingen her, der dadurch meinem
guten
Willen
die
Nöthigung
beyzufügen meynte. Das Gerücht Darum ist
auch das öffentliche Ausschreien dieser Nachricht durch einen
Chemiker
(Crell) verrichtet worden, welches drollicht genug war. Es wäre gut, wenn
für uns Deutsche dem Buche eine etwas andre Form gegeben würde. Die
theils kleinen, theils
unpersönlichen
Umstände von Turgots Leben
müßten abgesondert werden, u gewiße details seines Ministerii wieder. So
zerfiele das Buch in 3 Theile, u der große Mann stünde reiner u natürlicher
da. Der französische redacteur ist ein gewißer du Puy, deßen Geist gar nicht
dazu gemacht war die organische Kraft eines solchen Stoffs zu werden. –
Laßen Sie, liebster Hamann, meinen Vorschlag Eingang finden, wenn es
immer möglich ist. Sie höben mir würklich einen Stein vom Herzen.
Die Sternchen S 174 meiner Schrift heißen Reimarus. Er ist der Bruder
der Elise u der Sohn des Verfaßers der Fragmente; doctor med. zu
Hamburg, u ein sehr gelehrter Mann. Das ausgelaßene
durch
S 14 ist
vermuthlich ein Schreibfehler, denn ich erinnere mich, daß mein Bruder vor
2 Jahren mir ihn anzeigte. Desto sonderbahrer daß ich ihn nachher doch
übersehen habe. Das
von
S 48 ist weder Schreibfehler noch Druckfehler,
sondern eine Bestialität meines Ohrs, das mich öfter auf diese Art zum
Besten hat, u über Verstand u Grammatik triumphiert. Ich hätte schreiben
sollen: „u ich stehe dafür, daß sie auch Leßings Leute nicht waren.“ Das
von
sollte den Genitif vertreten, wie es zuweilen thut.
Mein Ohr erinnert mich an Reichardt, der Ende Sept hier seyn wollte,
u nun den Winter in Paris bleiben wird, um für das dortige Theater 2 große
Opern zu schreiben. Am 30ten Sept hat er mir v dort aus geschrieben. Ich
habe gleich geantwortet, u in meiner Antwort auch Ihrer gedacht.
Hill ist nun ganz gewiß bey Ihnen. Den 11.ten Sept schrieb mir Goethe
daß er zu Weimar wäre; u in einem Briefe v 16.ten Sept gedachte auch
Herder seiner. Daß Letzterer Sie so lange auf den 2.ten Theil der Ideen warten
läßt, oder ließ, ist nicht fein, ob er gleich sonst beynah zu viel
Cultur
bekommt. Sagen Sie mir doch so viel als Sie mögen, v dem Eindrucke dieses
2.ten Theils auf Sie. Er enthält ungemein viel vortreffliches, aber wie ich
schon neulich schrieb, ein gewißes durcheinander von Physik u Theologie, von
Pantheismus u Deismus will mir nicht gefallen – „da sahen die Kinder
Gottes nach den Töchtern der Menschen, wie sie schön waren, u nahmen zu
Weibern welche sie wollten.“ 1 B. Mos. VI. 2.
Das schlimme Wetter hat uns auch hier viel zu schaffen gemacht, aber so
schlimm wie bey Ihnen ists doch nicht gewesen. Mir ist das Stürmen mehr als
alles zuwider, u es macht eine fürchterliche Würkung auf meine Nerven. Die
Natur kommt mir dann vor als wenn sie betrunken wäre, u suchte Händel.
Solch ein Stürmen hatten wir vor 14 Tagen, u ich habe 2 Bäume dabey
eingebüßt. – Wenn Ihnen heitere Stunden kommen; so denken Sie an mein
Problem. Was Sie mir v dem gefundenen Schlüßel sagen, hat meine BeWißbegierde auf den höchsten Grad gespannt. – Vergeßen Sie auch nicht
meine Anfrage wegen Kant, „daß er nie aus dem System des Spinoza
einen Sinn hat ziehen können“ – u laßen Sie mich überhaupt so viel es kgeschehen kann erfahren, in was für Funktionen er sein Gemüth über dieses
= X ferner hat gerathen laßen. GegenGruß u Kuß an Hippel. Sie werden
v seinem Urtheil u Scheffners mich doch auch etwas erfahren laßen. – Was
zur Geschichte meiner Schrift gehört sollen Sie alles genau erfahren. – Von
den Berlinern erwarte ich das Schlimmste, u alle Schliche, welche der dort
herrschende Geist der piae fraudis, nur ersinnen kann. Dem Nach den
letzten Stücken der dortigen Monatsschrift, muß ich sogar erwarten, daß sie
mich für als einen Martinisten, Papisten u Lavaterianer sörglich warnend
angeben werden. Etwas Furcht vor meiner nicht scheuen Feder möchte sie
vielleicht noch mäßigen. – Und hiemit genug für heute. Ich verlaße mich auf
Ihr Versprechen, daß, wenn Sie aufgelegt sind u was zu schreiben haben,
nicht saumselig sein wollen. – Grüßen Sie unsern Joh. Michel u Ihre
Töchter, deren Alter ich mir auch zu melden bitte. – Ich umarme Sie, Liebster,
Bester, von ganzem Herzen –
Ihr Fritz JacobiAdresse:An den Herrn / J. G. Hamann / zu / Königsberg / frco.Vermerk von Hamann:den 26 Oct. 85. / geschrieben v 22 Oct – 30 DomXXIII.Kgsberg den 16 8br Dom XXI.HöchstzuEhrender Herr Kriegsrath,
Gütigster Freund,
Den 1 d. habe ein ganzes Kästchen mit Büchern erhalten, neml. 16 Bände
des deutschen Museums nebst einem sehr angenehmen Geschenk und
Andenken für meinen Sohn, das ich blos dem Gerüchte nach kenne, ohne es bisher
gelesen zu haben. Diese Lebensbeschreibung übertrifft vermuthlich alle
übrigen Bagatelles und Frivolités des Abts Coyer, von denen mir die meisten
viel Vergnügen gemacht, daß ich bei der ersten Muße auch dieses wichtigere
Werk nachzuholen wünsche. Unterdeßen danke in meinem und meines Sohns
Namen – mit dem besten Willen Ihnen eine Gegenfreude machen zu können.
Ich habe gegen das Ende vorigen Monats einige engl. Bücher erhalten,
an die ich mehr dachte und die mich um ein gantzes monathl. Gehalt
gebracht haben. Das wichtigste Werk, ist des Monboddo
alte
Metaphysik
in 3 Qvartbänden, davon der letzte erst im vorigen Jahr ausgekommen,
und nur wenigstens die Hälfte des Ganzen ausmacht. Jeder Band kostet
eine Guinée – O über den Werth einer Lais von 6 Bänden ließe sich auch
eine Postille schreiben. Ich habe mich satt geärgert und satt gelacht, und
dabey mag es vor der Hand sein Bewenden haben. Kürzer zu werden ist keine
Hofnung für einen so alten Knaben, der mehr als ein Phrygier ist.
Bald darauf erhielt einen Brief von unserm Lindner aus Jena, der sich
allen seinen Freunden empfiehlt, und dort nach Herzenslust lebt, ein neues
Elysium für seine Wißbegierde gefunden, mehr als er gehoft und vermuthet
hat, auch nicht weiß, wie und wenn er sich wird los machen können. So sehr
gefällt ihm die Gegend und der Umgang mit den dortigen Gelehrten. Er hat
mir aufgetragen seine Kasten mit Büchern, die er beym Kaplan Kahle auf
dem Roßgarten in depot gelaßen, nachzusehen wegen der Fortsetzung oder
zu completirenden Theile. Ich laß es mir unglückl. Weise einfallen den 7 d.
am zweyten Revuetage wegen der feyerl. Muße in Geschäften, diesen weiten
Weg abzumachen – Ich komme unverrichteter Sache zu Hause und finde den
Grafen Friedrich Leopold von Stolberg in meiner frisch aufgenommenen
wüsten Stube bey offenen Fenstern p der gegen 3 Stunden auf mich
gewartet, als Eutinscher Gesandter nach Petersburg noch denselben Nachmittag
abreiste. Ich begleitete ihn bis zum Kayserlingschen Hause, wo er Mittags
eingeladen war. – Er versprach in wenigen Monathen wider hier zu seyn,
hatte einen Brief von Claudius und den Auftrag mich auf seiner Rückreise
mitzubringen.
Denselben Vormittag hatte ich den ersten Theil des deutschen Museums
auf meine Loge mitgenommen und wollte eben den Anfang machen, es
durchzulaufen. Ich habe ihn erste aus dieser Monathsschrift kennen und von
seinem Bruder unterscheiden lernen. Er war sehr begierig HE Kr. Hippel
kennen zu lernen und seinen alten Freund Hofr. Dehn wider zu sehen, nach
deßen Aufenthalt er sich schon unterwegs allenthalben erkundigt hatte. Bey
mir war es ihm blos darum zu thun, mich in einem Kopftuch à la Russiennezu ertappen.
Vorigen Donnerstag hab ich den Lindnerschen Auftrag in Gesellschaft
meines Sohns abgemacht. Heute meine Andacht gehabt und bringe diesen
Nachmittag gantz einsam zu, weil mein gantzes Haus in die Tragheimsche
Kirche zu Fuß und in der Wagen Kutsche gegangen. Die gute Baroneße
läßt meine Lisette Reinette einseegnen, und da ich nichts mehr thun als
beten kann, daß Gott alles seegnen wolle, wie Er angefangen hat zu Seiner
Ehre und meiner Freude!
Diese Umständlichkeit soll zugl. mein bisheriges Stillschweigen
entschuldigen, und wie wenig auch heute zum Schreiben aufgelegt bin. Die
fehlgeschlagene Erwartung war von meiner und nicht von HE Schellers Seite.
Eben so viel Mühe habe ich gehabt das Wort praetentionslos
auszubuchstabieren, und es erst diesen Augenblick herausgebracht.
Vorgestern erhielt den Meßkatalog zum Abendbrodt, das sehr
kümmerlich war. Der erste Theil von Mendelssohns Morgenstunden oder
Vorlesungen über das Daseyn Gottes ist bey Voß herausgekommen; auch
Gottlob! der II Theil der φφischen über über das N. T. der dritte auf Ostern
angekündigt.
Aus Weimar nichts, noch von Hill. Ich habe vorige Woche geschrieben,
auch wegen des zweiten Theils der Ideen.
Ein guter Genius hat mich nach dem Deutschen Museo lüstern gemacht.
Besonders ist es mir lieb gewesen einen Rath Sprickmann zu Münster
kennen zu lernen. Bisher habe noch nichts von meinem Jacobi zu D.
gefunden. Vielleicht kommt alles in den letzten Bänden –
Ich werde eilen müßen mit der Zurücksendung – Es ist mir ein großer
Vortheil gewesen, die ganze Folge nach der Reyhe haben zu können. Sollte
ich die letzten Bände hier habhaft werden können: so würde Sie, gütigster
Freund, gern der Mühe überheben, und bey Zeiten deshalb Nachricht geben.
Eher ich damit fertig bin, werde in meinem Monboddo nicht fortfahren,
und hierauf des Jacobi
Spinozabüchl
. anfangen theils mit seiner
Qvelle theils mit Hemsterhuis zu vergleichen. Daß Mendelssohn noch nicht
hier ist, wundert mich.
Habe heute zum 2ten mal die Z. Predigten zu Ende gebracht, ohne etwas
von meiner Rechthaberey oder Orthodoxie erlaßen zu können. Bey allem
Aufwand für die schöne Natur, thut es mir desto mehr leid um die
Wahrheit, Kraft und den
Grund
des Christentums, der immer vorausgesetzt,
und selten berührt wird. Despotismus und ein moralischer Aberglaube
bieten sich einander die Hand ein neues Pabstum aufzurichten. Die Berl.
schlauer wie die galanten Sachsen machen sich ein neues Verdienst daraus,
das erste blinde Lermen darüber zu machen.
Meine Leute kommen in vollem Regen, ohngeachtet des gestiegenen
Barometers, und sehr zufrieden mit unserer Lieschen zu Hause. Erlauben Sie mir,
daß ich Feyerabend mache. Johann Michel hat das Pollnische mit neuem
Muth angefangen, hört die Metaphysic, Theol. Natur. u Anthropol. bey
Kant, Statistik, Historie und Encyclopädie bey Kraus, Anatomie bey
Metzger und Mineralogie bei Hagen – hat einen sehr guten Gesellen an dem
ältesten Nicolovius gefunden im Gr. und Engl. nebst seinem alten Freund
Raphael. Wie würde sich Hill über seine Schülerin und die Schule seines
comilito freuen; aber beynahe vergeht mir der Muth an ihn zu denken!
Kanter treibt sich aus Desperation über das unwirthliche Wetter in der
Stadt um, ohne daß ich ihn zu sehen bekommen kann. Er hat das Zerbachsche
Haus gekauft und baut – Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemalin und
setzen ergäntzen den Mangel des Ausdrucks und der Construction meiner
Gedanken u Gesinnungen
Joh Ge. Hamann.Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / wohlgeboren Erbherrn / zu /
Sprintlacken
. / Nebst 2 Büchern.
Kgsberg den 20 Oct. 85.Gnädiger Herr,
und Freund
Am Erndtefest auf dem Wege nach der Kirche erhielt ich Ihr Freuden-
Billet, auf deßen Innhalt ich schon lange gewartet hatte mit dem innigsten
Antheil. Gott erhalte Mutter und
Tochter
, und laße Ihr Haus geseegnet
seyn mit neuer Liebe und Wonne des Lebens – vermehre die Pfänder und
Zeugen Ihres Glücks und Wohls. Ich hoffe, daß die Gnädige Frau bereits
einer erneuerten Gesundheit wider genießen, und die liebe kleine Fräulein ein
reicher Ersatz aller diesjährigen Mühseeligkeiten Ihnen beyderseits seyn
möge! In eben diesem Augenblicke, da ich diesen Brief angefangen hatte,
kommt Hill in mein Haus geflogen, mit einem Tumult, den Sie sich leicht
vorstellen können – Meine Tochter ist vorigen Sonntag eingeseegnet worden,
und Montags war seines Stillschweigens wegen, seit seiner Abreise von
Wien, beynahe so überzeugt ihn nicht mehr wider zu sehen, daß ich schon mit
dem Vorsatz umgieng alle noch hier übrigen Beyträge seiner und meiner
Wohlthäter wider abzuliefern. Dienstags erhielt ich von ungefehr durch
einen Juden, der von Berlin zurückgekommen war, ein sehr unzuverlässiges
Gerücht von ihm dort gehört zu haben. Mit dieser Post wollten zwey
Comtoire deshalb nach Berlin schreiben – und da ist er selbst! gesunder,
feister und geputzter. Er hat Capt. Bentevegni besucht, der alle Augenblicke
den zweyten Seegen seiner Ehe erwartet, und seiner alten Freundschaft treu
bleibt.
den 15 des Christm. 85.Den 21 Sept. erfreute mich unser Freund Dorow durch Ueberbringung der
beyden höchst ähnlichen Gemälde. Meinen innigsten Dank habe ich
wenigstens durch meinen Gehorsam zu äußern gesucht; HE Seemebald hat seine
Arbeit, ohne selbige vollendet mir gewiesen zu haben, abgesandt, und
jedermann, der sie gesehen, hat mir seine Zufriedenheit damit versichert.
Um mein unvergebliches Stillschweigen und die Unterbrechungen meines
Briefes einigermaaßen zu entschuldigen, fahre ich fort in den freundschaftl.
Erzählungen meiner Zerstreuungen, denen ich beynahe untergelegen.
Den 7 Oct. überraschte mich in meinem damals leeren und wüsten Hause
der jüngere Graf zu Stolberg, und erwartete bey leeren Wänden, offenen
Thüren und Fenstern über ein paar Stunden meine Zu Hause kunft. Er
gieng als Gesandter des Fürstl. Eutinschen Hofes nach Rußl.
Ich habe einige Wochen den gewesenen Lehrmeister meines Michaels in
Graventihn gegenwärtigen Pastor.adjunct. in Petersdorf bey mir
beherbergt. Die glückliche Widerkunft meiner Freundin u Gevatterin MeCourtan aus Riga und eines jungen Paars aus Frankreich nach ihrer
Heimath in Deutschland, der mir sehr interessante Aufenthalt eines
liebenswürdigen Rußl. Majors Tiemann – Das erste Stück des XIII Bandes von
der Allg. deutschen Bibliothek den ich am 1. Advent zum Frühstück mit der
Post erhielt enthält eine sehr politische Recension des Golgotha – Mein
Freund Jacobi in Düßeldorf, der ein Büchlein über Spinoza geschrieben,
und darinn bewiesen, daß Leßing Spinozist gewesen, hat mir gemeldet, daß
Claudius für seine Rebecca, die von einem todten Knaben entbunden
worden, sehr beängstigt gewesen –
Den 7 d, kam ich mit dem NB. eines gantz auf die rechte Seite verzogenen
Mundes und einer schon an sich schweren Zunge zu Hause. Zum Glück war
eine Dosis Ipecacuanha, die ich für eine epileptische Dienstbotin vor einigen
Wochen hatte holen laßen. Ich wurde durch den Gebrauch dieses Mittels
bald erleichtert, und den Tag drauf durch einen sehr artigen Brief des Gr.
Christian zu Stolberg aus Tremsbüttel wieder aufgerichtet, und befinde
mich mit meinem Hause recht wohl.
Unter diesem Wechsel von Leiden und Freuden, bin ich, Hochzuverehrender
Freund und Gönner weder meines alten grauen Kopfs, noch meines guten
Willens selbst mächtig gewesen, bringe heute diesen Brouillon eines Briefs
so gut ich kann, zu Ende, um mich theils dadurch zu erleichtern, theils zu
neuen Zerstreuungen, denen ich entgegen sehe, vorzubereiten und darauf
gefaßt zu machen.
Ihre alte geprüfte Freundschaft wird dieses alles so gütig aufzunehmen
wißen, daß ich kein Wort deshalb weiter verlieren darf. Daß ich meinen
Reiseplan nicht aus dem Gesichte verliere, sondern in petto daran arbeite,
der Rest meiner Gesundheit und irdischen Zufriedenheit davon abhängt,
können Sie leicht erachten. Mit solchen Grundeis in der Seele, ist man zu
nichts aufgelegt, und Eins ist bey mir Alles.
Gott laße es Ihnen, und Ihrer sanft- und demüthigen Gemalin an
Weynachtsfreuden nicht fehlen und Ihr kleines Ebenbild gedeyen und wachsen zu
Gottes Ehre und Ihrer Freude Wonne! Heil und Seegen zum Neuen
Jahr über Ihren Hof, Güter, Menschen, Felder und Scheunen. Vor allem
Gesundheit und Zufriedenheit mit dem Gegenwärtigen, nebst der besten
Hofnung für die Zukunft.
Ich umarme Sie, und mache Sie zum Dollmetscher meiner Gesinnungen
die ich der Gnädigen Frau und kleinen lieben Fräulein nicht auszudrücken
imstande bin. Mein Johann Michel mit seinen Schwestern empfiehlt sich
gleichfalls Dero geneigten Andenken und kommt eben von einer kleinen
Uebung auf Schlittschuh zu Hause. Hill ist gut versorgt bey meinem alten
Freunde Jacobi, in deßen Hause er lebt und erinnert sich seiner Wohlthäter.
Ich ersterbe mit der innigsten Ehrerbietung
Ihralter ergebenster Freund und DienerJohann Georg Hamann.Pr. Kraus wird als Mentor Vater und Sohn begleiten, wenn die Reise
zu stande kommt = so der HErr will. und wir leben. Der philosophische
Vorleser ist mein lieber
Pfenninger
.
Kgsb den 22 8br 85.Sie erhalten, mein lieber Jonathan, mit diesem Briefe nichts als ein
freundschaftl. Geschwätz, wie Kraut und Rüben durch einander. Ich glaub
es Ihnen schon gemeldt zu haben, daß ich den 1. d. wie ich noch im Bett lag,
ein ganzes Kästchen vom Kr. Scheffner erhielt, mit dem Museo, von Anfang
an, bis auf die beyde letzte Jahre 84 u 85, welche er nicht zu Hause gehabt.
Den Tag nach Abgang meiner Antwort bekam durch Gelegenheit und
folglich ein etwas alt gewordenes Schreiben vom D. Lindner, der in Jena sehr
zufrieden lebt und nicht weiß, wie und wenn er diesen für ihn so angenehmen
und einträgl. Ort verlaßen soll. Den 7. d. wollte ich eben den Anfang machen
mit dem Museo, nahm hdaher den I. Band auf meine Amtsstube mit. Es
war der zweyte Tag der Herbstrevue, und 100 Bosniaken dazu einmarschirt.
Jung und Alt lief. Meine beyde jüngste Mädchen hatten auch Lust zu
maulaffen, ich gieng also aus, ihnen einen sichern Ort wenigstens zu bestellen. Auf
dem Wege fällt mir ein, nach dem Ende der Stadt einen Auftrag von Lindner
zugleich mit auszurichten, weil ich die Hälfte des weiten Ganges dadurch zu
ersparen glaubte. Alle diese Märsche waren verloren, meine Kinder machten
sich meiner Vorsicht nicht zu Nutze, kurz der halbe und ganze Weg war
umsonst gethan, und alles was mir begegnete, sollte mich irre führen. Ich war
um 9 Uhr ausgegangen u kam erst gegen Mittag auf das Licent zurück, wo
man mir entgegen rief, nach Hause zu eilen. Mit dem Bande des Museums
unter dem Arme, thate ich im Sprunge die paar Schritte. Meine Hausmutter
hatte zum Theil uns alle entfernt um die Stube waschen und nothdürftig
Fenster und alles was hängt, für den Winter reinigen zu können. Da find ich
den Grafen Fr. Leop. zu Stolberg – der über 2 Stunden in dem Wust auf
mich gewartet – die Nacht angekommen war und denselben Nachmittag
abreisen wollte als Eutinscher Gesandter nach Petersburg. Ich erfuhr diesen
klägl. Zeitverlust erst nachher, und bildete mir ein, daß er kurz vor mir
angekommen war. Dem allen ohngeachtet verweilte er sich bis über 1 Uhr und
ich muste ihn fast bitten nicht den Mittag im Kayserlingschen Hause zu
versäumen, wohin ich ihn begleitete. Ich kam so ermüdet und erschöpft nach
Hause, daß ich meinen Mittag verschlang und mit einem Anfall von
fieberhafter Kälte (nach einer mir eben so natürl. Erhitzung) ins Bett kriechen
muste. Den Brief von Claudius war weder im stande zu lesen, noch zu
verstehen. Der Name des Ueberbringers war mir bekannt genug, aber ohne die
beiden lucida sidera recht unterscheiden zu können, welches ich mit desto mehr
Antheil aus dem deutschen Museo gelernt, das ich vom 7–19 d.
durchgepeitscht habe.
den 23 Dom XXII.Heut vor 8 Tagen ließ die Baronesse meine Lisette Reinette einseegnen
oder wie man es hier nennt, confirmiren. Ich hielte meine Andacht, und
schickte Mutter, Bruder und Schwestern als Zeugen hin, schrieb an
Scheffner, dem ich Antwort u Dank schuldig war, dachte mit Wehmuth an
Hill, der seine Schülerin wol nicht mehr sehen würde. Den Montag beym
widerErwachen dachte wider mit Kummer an ihn, weil ich seit seiner
Abreise aus Wien weder aus Weimar, wo ich neuen Vorspann für ihn
besorgt hatte nichts erhalten. Dienstag des Morgens besucht mich ein Jude,
der aus Berlin zurückgekommen war. Ich that mehr im Scherz als Ernst
die Frage an ihn, ob er meinen Hill nicht gesehen hätte. Er versicherte von
ihm in Berlin gehört zu haben. Er muste mir sogleich versprechen, deshalb
mit der ersten Post dort hin zu schreiben; laufe denselben Mittag zu Vetter
Jacobi, der eben an seinen Vetter Nicolai zu schreiben hatte – Donnerstags
gegen Abend komt
Hill
selbst, dicker, feister und gesunder, mit lauter guten
Nachrichten, worunter die zärtliche Sorgfalt, welche
Lavater
und
Herder
, und besonders des erstern Freunde in Welsch- und dem halben
Deutschl. ihm erwiesen, mich bis in die Seele gerührt. Den Freytag drauf
speisten wir bey Jacobi, und der Contract wurde geschloßen, daß er daselbst
wohnen und leben wird, als Hofmeister seiner Kinder. Gestern speisten wir
bey Hippel – und beym Dessert wurde ich herausgeruffen, und lief mit dem
mir zugebrachten ersten Exemplar der
Mendelssohnschen
Vorlesungen über das Daseyn Gottes
, das mir Brahl mein alter
Freund und Hills naher Anverwandter zuschickte. Ueber dies Buch bin ich
gestern beynahe eingeschlafen –
Heute speist meine älteste Tochter mit ihrem ersten Schulmeister Hill,
Bruder Raphael Hippel mit Louischen Miltz, einer Vetterin u. Schülerin
von Hill bey mir. Hill hat sich zieml. zu Rom im Arabischen zu üben
Gelegenheit gehabt. Mein Hans Michel stand vorigen Montag um 4 Uhr des
Morgens auf. An statt in seinem Herodot oder Homer zu studieren, ertappe
ich ihn über eine arabische Grammatik, und daß er sich übt die Buchstaben
nachzumalen – vermuthlich aus Ahndung. Wie es in meinem Kopf und
in meinem Hause spukt, können Sie sich kaum vorstellen. Die einzige Unruhe,
welche mich qvält, ist Herders Stillschweigen, daß ich weder eine Zeile noch
den zweiten Theil seiner Ideen erhalte. Nun geh ich in die Kirche, um den
zweiten Theil der Eucharistie – Gott weiß wie? und wie lange? –
nachzuholen. Es war mir nicht möglich, den ersten Theil vor 8 Tagen zu Ende zu
hören. Ach die Schwätzer an heiliger Stätte – und die rabbinische
Vorlesungen – vt mihi saepe Bilem, saepe iocum –
Demohngeachtet lohnt es immer noch in des HErrn Haus zu gehen, und
den öffentl. Versammlungen bey zu wohnen.
Des Abends –Es ist heute den ganzen Tag bey mir Jahrmarkt gewesen – und der letzte
Besuch war ein Brief von unserm lieben Herder, der Gottlob gesund ist, den
Printz August von Gotha, den jungen Forster – Ihre Emilie samt dem
ganzen Fürstl. Gefolge, unter dem ich blos den
Namen
des Secretairs
vermiße – ist doch wol nicht der, den Sie neulich Ihr factotum nannten? – um
sich gehabt.
Jetzt bin gegen das Ende des zweiten Bandes in meinem Monboddo.Der Anfang des dritten fängt sich mit einer Geschichte der Metaphysik an,
auf die ich äußerst neugierig bin. So bald ich mit diesem Buch fertig seyn
werde, wird Ihr
Spinozabüchlein
, wie es Claudius nennt, mein
einziges Studium seyn. Eilen werd ich und kann ich auch nicht; versprechen kann
ich auch nichts: aber das meinige will ich mit allem Vermögen thun, es mag
nun herauskommen, was da wolle. Rechnen Sie auf weiter nicht als einen
vrceum –
Ihren Beyträgen zu Gefallen kam mich die Lust an, das deutsche Museum
durchzulaufen. Ich habe Mehr von Ihnen vermuthet zu finden – die beyden
letzten Jahrgänge fehlen mir aber noch zu den 16 Bänden, welche ich noch
um mich liegen habe.
Die
beyden ersten Stücke
machen meines Wißens den I Band
Ihrer vermischten Schriften aus; sind aber selbst nur ein Fragment Ihres
Woldemars
, von dem Anfang und Ende im Mercur stehen. Diesen
Woldemar hoff ich selbst einmal abzuholen.
Hernach find ich 81. wider ein Fragment über
Recht u Gewalt
, das
Sie mir mit ein wenig animosität gegen den Mercur geschrieben u mit ein
wenig Laune gegen das Museum scheinen abgebrochen zu haben. Ich bin
mehr auf W. Seite und die herrliche Stelle welche Sie selbst ausgezogen
haben, daß hinter dem Minimo von Weisheit eine in allen Regierungen
hinter die Scene spielende und stark in die Augen leuchtende Theokratie sey,
ist für mich ein recht evangelisches und christliches Senfkorn, trotz aller der
sophistischen Erde, in die es verscharrt ist, ein ächter Diamant auf einem
Misthaufen –Die beyden letzten betreffen des Mirabeau großes Werk und sind von
83. Ich habe alles nur mit den Lippen kosten müßen. Den Abdruck von
Ihren
Erinnerungen
hab ich schon durch Ihre Güte erhalten. Wer ist
aber der Verfaßer von den
Gedanken Verschiedener
? – und wo
finde ich Ihre Vergleichung zwischen
Protestanten
und
Katholiken
?
Erklären Sie mir doch auch die Buchstaben mit Puncten in dem fr. Briefe
der vortrefl. Fürstin – Auf dem Denkmal ihres großen würdigen Freundes
heißt Sie Adelaide u in Ihrer Antwort Emilie – Mit was für Vergnügen
habe ich die Beyträge des lieben Raths Sprickmanns gelesen, deßen Namen
ich aus B. Briefen behalten, ohne den braven Mann zu kennen.
Sind die kleinen allerliebsten Bchz. von unserm Alcibiades? und „Dein
Buchholz
war schon abgereist“ in dem Auszug eines Schreibens an S.ddRom 780. geht ihn doch auch an?
Un. scheint mir
Sturz
zu seyn, deßen Sammlung ich auch noch nicht
gelesen habe, sondern blos einzelne Stücke. Das Vergnügen, womit ich in
weniger als 14 Tagen die 16 Bände durchgewandert, wie Hill Italien und
Deutschl. und die Schweitz, ist für mich unaussprechlich gewesen, und hat
mich mit einer Art von Heimweh in Ihre Gegenden mit Sinnen und Geist
versetzt. Geben Sie mir doch den Schlüßel zu meinen Anfragen, und schreiben
Sie mir auch, was Ihnen bey Gelegenheit des Museums einfällt, weil ich
noch den vor- u diesjährigen Band erwarte, und nicht eher als bey Erhaltung
derselben die 16 Bände zurück geben will.
Ich habe große Versuchung gehabt nach P. zu schreiben, weil Stolbergs
Erscheinung und Hills Recuperation zu den Epochen dieses Jahrs gehören,
welche die Leere meiner Seele ein wenig ausgefüllt haben und die Gegenwart
des letztern meine Lebensgeister ziemlich jetzt beschäftigt. –
den 26.Die Post ist leider versäumt. Stolberg brachte mir einen Brief vom
Claudius, worinn er im Vorbeygehen an schmale Bißen denkt. Wie ich mich
darüber erschreckteocken, weil hier ein junger Mensch aus Büschens Pensionvon einem reichen Jahrgehalt, das Gr. Schimmelmann ihm bestimmt hätte
u dergl. Dinge mehr, die theils öffentl. theils privatim ausgesprengt werden.
Alles erlogen – und jedermann der ihn besucht, lobt seine häusl. Einrichtung
und
Aufnahme
. Alles kam mir unwahrscheinl. vor, selbst sein
Stillschweigen darüber gegen mich, daß ich mir aus meinem außerordentl. Gefühl
seiner Dankbarkeit erklärte, und einer misverstandenen Stelle seiner
Schriften. Er soll liebe gut erzogne Kinder haben. Gott gebe ihm doch bald einen
reichen vernünftigen Schwigersohn zum Vormund und Curator, wie ich mir
selbst einen wünsche und nöthig habe. Ob ich aus dem seltenen Mann
klug
werden möchte
, wenn ich ihn selbst zu sehen bekomme, wie ich so viel
Jahre lang in meinem Herzen gewünscht und gehofft, bin ich neugierig –
Sie haben Hemsterhuis gesehen – und vielleicht ist auch Lavater, der sich
um meinen Hill so väterl. verdient gemacht, bey Ihnen gewesen. Grüßen und
herzen Sie Ihn von mir. Claudius hätte diesen wilden Menschen über
Düßeldorf expediren können – mir war es unmögl. und weil ich aus
Weimar keinen Laut hörte, gab ich fast alle Hofnung auf ihn widerzusehen, und
danke Gott daß ich ihn hier habe für Hippels Raphael und meinen Michael –
mit denen er gestern schon hebräische und ital. Stunden angefangen. Er hat
sich wacker zu Rom im arabischen geübt, wornach mein Junge auch brennt,
daß ich alle Mühe und Gewalt brauchen muß, dies tolle Gespann zu regieren
und zu lenken, und wie sauer es mir wird mein eigen kahles graues caput
mortuum im Gleichgewicht zu erhalten.
den 28 Simon. Judae.Ich bleibe diesen ganzen Nachmittag zu Hause, um fortzufahren. Ich
hatte vorgestern frühe obiges geschrieben, und gieng um 7 Uhr nach der
Stadt, um etwas nach Sprintlacken an Scheffner zu bestellen. Auf dem
Rückwege hab ich die kleine Freude noch von einem Juden Abschied zu
nehmen, der eben mit seiner jungen Frau, die er hier geheirathet, in den Wagen
stieg. Er dient bey Hartknoch und steht seinem jüdischen Buchhandel vor.
Weil Comm. R. Fischers Haus in der Nähe war, sprach ich an um mich
nach einer Einl. von Ihnen zu erkundigen. Die Briefe waren aber noch nicht
von der Post eingegangen. Kaum war ich auf meiner Loge, so bringt mir
HE Comm.rath selbst Ihre Einl. die mir herzl. Freude gemacht. Mein
ganzes Haus war bey Hills Oncle, dem Reg.Feldscherer Miltz eingeladen,
der in dänischen u holl. Diensten ein paar Reisen nach Guinea gethan. In
meiner Abwesenheit wurde bey mir ein Päckchen wider von Hartknoch
eingereicht, worinn ich Herders 2ten Theil fand, den ich gestern durchgelaufen,
und heute dem Hofrath Metzger auch nur zum Ansehen hingebracht.
Dem Himmel sey Dank für die gute Nachrichten von unserm B. Gott
helfe die Familie gesund und glücklich zur häuslichen Ruhe! und zum vollen
Genuß der Zufriedenheit, die ich Ihnen tagtäglich wünsche. Mein Magnet
wirkt, aber mit beyden Polen. Er hats angefangen, und nicht ich – meine
Reise ist eine
Gewißenssache
für mich, sie ist
Schuld
und
Pflicht
in
Ansehung meines
Wohlthäters
, meiner
Freunde
, meiner
selbst
und meines lieben
Sohns
, zu deßen Bildung und Lebenserfahrung ich
gern, alles was ich kann und vermag, beytragen möchte. Gesetzt daß sich auch
jedermann seines Urtheils und seiner vorgefaßten Meinung von mir schämen
müßte: so ist dem Reinen alles rein – und die Vorsehung wird auch die
Weisheit ihrer Wege zu rechtfertigen wißen. Ich sage es Ihnen also zum letzten
mal zum voraus, daß Sie an mir einen alten armen Mann sehen werden,
der ohne allen Umgang noch Weltkenntnis – bisweilen gar nicht denken, und
kein kluges Wort vorbringen – seine Verlegenheit auch andern empfinden
laßen muß mit dem lebhaftesten Bewußtsein dieser Unvermögenheit, ohne
dem Uebel abhelfen zu können, wenn er scheu geworden ist.
Für die mir mitgetheilte Beyl. danke desto mehr, weil Sie meinen Wunsch
sie urkundlich zu sehen errathen haben. Zum Glück besann ich mich auf eine
kleine Anekdote, die mir meine Freundin Me Courtan von einem jungen
Menschen erzählt, der Hofmeister vbey ihren Kindern war, und von demr
sieden Abschreiber der Lebensläufe einmal in die gröste Verlegenheit
gesetzt, daß er ihn bey dieser Arbeit ertappt hatte. Gestern morgen suchte ich
diesen Mann auf, bey deßen Vater ich noch Collegia gehört und den ich sehr
selten bey meiner Freundin gesehen. Ich wieß ihm eine Zeile und die Hand
Ihrer Beylage, und er erkannte sogl. und nannte mir den Namen seines
Freundes, der einige Jahre als Copist bey H. gedient und jetzt einen Dienst
bey der Münze habet. Vergnügt über sein Geständnis eilte ich zu
geschwind von ihm weg ohne die Vorsicht zu brauchen, ihm wegen meiner
Absicht mich darnach zu erkundigen, einiges Licht zu seiner Beruhigung zu
geben. Ich vermuthete auch, daß der ehemalige vertraute Umgang zwischen
diesen Leuten aufgehört hatte; gestern Abend ziemlich spät kam aber der
unschuldige verrathene halb furchtsam, halb trozig zu mir, um sich nach der
Ursache meiner Nachfrage zu erkundigen. Ich kannte ihn kaum mehr, und
ohne daß ich nöthig hatte mich ausdrückl. zu erklären, gab ich ihm doch so
viel zu verstehen, daß wir zufrieden aus einander kamen, und eine verjährte
Bekanntschaft verneuerten. Alles, was Ihnen
Demodor
darüber
versichert, komt gewiß durch meinen Canal; ich wäre also und nicht Er, der
Vater der Lügen. Desto mehr dank ich Ihnen, weil mir an der Wahrheit viel
gelegen, für das avthentike Dokument, das mir noch zu den vielen
indirecten
Beweisen, immer bisher gefehlt und für mich instar omnium ist. Nun
bitte ich Sie aber auch bey aller Freundschaft zu verhindern, daß nicht
öffentlicher Gebrauch
von dieser Entdeckung gemacht wird, die ich
niemanden hätte mittheilen können, wenn ich jemals zum Vertrauten dieses
Geheimnißes gemacht worden wäre. Durch die Verlautbarung dieser Sache
würde in irgend einer Zeitung oder Monathsschrift würde diesen beyden
Freunden Wehe geschehen wegen ihrer gantz eigenen und sonderbaren
Denkungsart in diesem Punct – und es würde mir eben so leid thun dazu Anlaß
gegeben zu haben. Beyde wetteifern unter einander in väterlichen
Gesinnungen und Aeußerungen gegen meinen Johann Michael. Die Firma besteht
aus dem Anfangsbuchstaben des einen und dem Endbuchstaben des andern
Namens.
Kraus sagte mir, daß Kant sich vorgenommen Mendelssohn zu
widerlegen, und den ersten Versuch einer polemischen Schrift gegen ihn zu wagen.
Er hätte ihm aber gestanden, daß es ihm eben so wie Mendelssohn gienge,
und Ihre Auslegung so wenig als den Text des Spinoza sich selbst
verständlich machen könnte. Mir selbst scheint der
helle reine Kopf
des
Kabbalisten und Cartesianers noch eine sehr willkührliche Voraussetzung.
Ich will erst mit meinem Monboddo fertig seyn – und denn zum Spinozawider zurückkehren. Aus dem Protocoll meiner Briefe können Sie die Lage
meiner Seele und Umstände, von denen ich nicht Herr bin, beurtheilen.
Kant werde, wo mir immer mögl. auf den Sonntag besuchen. Er war sehr
neugierig Ihre Schrift zu lesen, ehe er sie im Kayserlingschen Hause
abgeben würde, und schien mir auch mit der Art, wie Sie den statum causae
exponirt und dargestellt hätten, vergnügt zu seyn. Mehr konnte ich damals
nicht herausbringen.
In meinen Augen ist schon Spinozas Aberglaube an die
mathematische Form
schon ein Blendwerk, und eine sehr unphilosophische
Gaukeley. Mit der Untersuchung der 15 Erklärungen u Grundsätze fällt das
ganze erste Buch der Ethik über den Haufen. Ein solcher Streusand trägt
kein Gebäude, kaum ein papiernes. Die tabula votiua bleibt also:
Metakritik
über den
Purismum der Sprache und Vernunft
in
psilologischen
und
psilosophischen
(
Billets-doux
oder)
Liebesbriefchen. Sie merken wohl, daß ich zwey der verdientesten Männer
aufs Korn habe, und daß ich keinen von beyden nicht zu beleidigen, sondern
ihre der guten Sache nachtheilige Vorurtheile gern mit leichter Hand und
dem Stabe Sanft, im Spielen oder wie der Prophet sagt, mit dem Geräthe
eines thörichten Hirten berühren möchte, zum bloßen besten kluger und
würdiger Leser, denen mit einem Sapienti sat! gedient wäre, und die auf beßere
Spuren geholfen werden könnten. Mit Herder bin ich gantz einig, daß unsere
ganze Vernunft und Philosophie auf Tradition und Ueberlieferung heraus
läuftlaufe. Ich habe aber zu frühzeitig meinen Ευρηκα Ihrem
archimedischen Motto entgegen gesetzt, und es komt noch auf den Versuch an,
ob der Schlüßel zum Schloß paßen wird. Wozu eilen? Mendelssohn wird
es auch kaum mit seinem zweiten Theil, und Kant werde selbst und durch
andere aufmuntern. Ich werde mich nicht eher erklären, als ich selbst mit
meinen Gedanken und Versuchen ins reine bin – und dazu brauche ich
Zeit
,
Gedult
und
Nachsicht
. Bey mir ist weder von Physik noch Theologie
die Rede – sondern Sprache, die
Mutter
der Vernunft und Offenbarung,
ihr Α und Ω. Sie ist das zweyschneidige Schwert für alle Wahrheiten und
Lügen. Lachen Sie also nicht, wenn ich das
Ding
von dieser
Seite
angreifen muß. Es ist meine alte
Leyer
– aber durch
sie
sind
alle Dinge
gemacht – Γνωθι σεαυτονp. 195, 196.den 29. Oct 85Unser Licent ist diesen Nachmittag geschloßen. Die französische Coloniefeyrt ihr Jubilaeum – und der General Rothkirch wird mit allem Pomp
beerdigt. Seit gestern haben wir endl. heiteres Wetter bekommen. Mein
ganzes Haus ist mit der halben Stadt mit gelaufen. Ein herzensguter
Schweitzer HE Fuesli der mit einem Grafen Rasumowski die große
fünfjährige Reise thut, hat vorigen Mittwoch das Päckchen von Hartknoch
abgegeben. Ich sprach Fuesli vorgestern, und hab ihn heute wider besucht. Den
Grafen kenne ich noch nicht – beyde befinden sich in der grösten Verlegenheit,
weil der Fuhrmann ohne ihr Wißen all ihr Gepäck über das Haf gehen
laßen, und wegen contrairen Windes und abscheul. Weges noch diesen
Morgen nicht angekommen war. Der Graf scheint darüber trostlos, in der grösten
Unruhe zu seyn, vor Verdruß krank, und sein Mentor an ihn gefeßelt zu
seyn. Wir würden uns einander wohl ein paar Tage die Zeit vertreiben, und
scheinen auch gnug einander anzupaßen. Weil ich aber kein Franz. zu reden
im stande bin: so scheu ich mich eben so sehr den einen zu sehen als ich mir den
andern bey mir zu haben wünschte – und so vergeht bey mir kein Tag ohne
halbschlägige Unruhe. Für einen Standpunct das heutige Getümmel
zuzusehen, hab ich gesorgt. Wenn Fuesli allein käme, würde ich sehr zufrieden
damit seyn.
Dank sey es Ihrem Ohr, das Sie an R. erinnert. Die Nachricht ist sehr
wichtig für seine Freunde, um eine andere Nachricht, die ein Reisender aus
Berl. mitgebracht, dem ich eben nicht sonderlich traue zu erklären und zu
mildern. Der König soll sein Gehalt interdict – und die Hälfte der
Gratification oder Remisen für OstPreußen u Litthauen auch uns gestrichen
haben. – Jetzt gehen die Salven und Kanonenschüße über des – Ich sahe
diesen Morgen mit einem ähnl. Abscheu in eben der Straße, wo der Pomp
durchgegangen eine alte Schindmähre liegen die gefallen war. Er war als
der ärgste Menschenqväler bekannt, der seine Leute wie das Vieh behandelte,
und soll auf seinem letzten Lager mit Gott expostulirt haben, warum er ihm
solche Schmerzen auflegte, da er doch niemanden etwas zu Leid gethan. Ein
Bedienter, der einige Nächte gewacht und schlaftrunken geworden war muste
den Morgen drauf neben seinem Zimmer abgeprügelt werden, und bey jedem
derben Hiebe hat der Barbar sein herzl. Wohlgefallen bezeigt mit einem:
daser ist brav! – Qviescat in pace –
Wegen des schlimmen Wetters und weiten Weges hab ich den Uebersetzer
des Mirabeau nur im Vorbeygehn gesehen ohne noch zu wißen, wie weit er
mit seiner Uebersetzung gekommen. Ich habe
Krausens
und meine
Beyhülfe nur im Nothfall angeboten. Für die mir und meinen Freunden
zugedachte Exempl. danke ich in ihrem und meinem Namen, und ich werde
denselben eine unerwartete Freude damit machen, sobald sie ankommen. Brahl
habe gleich beim Empfang das Kayserlingsche Exemplar auf einige Stunden
mitgetheilt; er bat mich sehr dringend wider darum für einen Juden, der für
alles was Mendelssohn betrifft, sehr aufmerksam ist. Ich muste es ihm
abschlagen wegen Ihrer Innschrift, die nur Einer gesehen. Wenn er darüber
empfindlich geworden, wie es scheint, so geben Sie mir das beste Mittel ihn
wider auszusöhnen. Dem Kr. Scheffner habe Hip. Exemplar zugeschickt,
der es länger behält, wie er gewohnt ist. Ich bin neugierig, ob und was er
dazu sagen wird. Auf Anfechtungen von B. aus müßen Sie sich freylich
gefaßt machen. Uns Preußen sind sie gleich Samaritern, Philistern und dem
tollen Pöbel zu Sichem, oder sollten es wenigstens seyn, wenn wir Patrioten
und Kinder des Königreichs wären nicht Vasallen des Churfürsten noch
Nebenbuler des Kaysers. Wenn Sie, liebster Jacobi, Ihre nicht scheue Feder
furchtbar machen wollen: so fürchten Sie sich selbst dafür, nicht vor der Zeit
nicht ein Schwert aus ihr zu machen. Bis jetzo, ist alles gut, löblich und
rechtmäßig in Ihrem ersten Schritt, den Sie gethan. Ihr Spiel ist groß
und ehrlich; verderben Sie es durch keinen übereilten Zug. Eckelnahmen
sind keine Gründe; und an Mendelssohns
Antwort
muß Ihnen
vornemlich gelegen seyn. Herr Herr! sagen ist so wenig ein Beweis, als des
Voltairens Dieu! eine Widerlegung des Systeme de la Nature. Ich wünschte
also Ihnen die gröste
Gleichgiltigkeit
gegen alle Confoederirten
und Secundanten des Rabbi zu B. die Sie zeitig gnug und mit desto mehr
Nachdruck abfertigen können. Hierinn besteht mein ganzer freundschaftl.
Rath quoad formam, bis ich zur Materie und Sache selbst kommen
werde, welche mir im Grunde, wie ich schon Ihnen zu verstehen gegeben, auf
eine bloße Logomachiam hinauszulaufen scheint, oder auf eine optische
Täuschung unsers Vernunftorgans wie unser liebe Kant seinen Leser, aber nicht
sich selbst, lehrt; weil wir ohne Unterscheid von Autor, Leser und
Kunstrichter uns der
Vernunft
rühmen bey dem grösten Mangel ihrer
Ausübung und Gerechtigkeit. Der Nachtwächter rufft: Ihr Herren laßt euch
sagen – und ich gehorche. Gute Nacht!Dom.XXIII.30. Oktober 1785Sturmwinde, die
Sein Wort ausrichten
, sagt der Psalmist 148.
v. 8. Mit Freuden thun sie Seinen Befehl, und sind bereit, wo Er ihr bedarf
auf Erden, und wenn das Stündlein komt, laßen sie nicht ab – lass ich
diesen Morgen im Sirach 40, 37. Wenn diese rauhen Engel ein paar Ihrer
Bäume zum Lob ihres Herrn nöthig gehabt: so müßen Sie nicht gleich die
liebe Mutter Natur, wie Eli die Hanna in Verdacht haben. Oben auf den
Mastbaum zu schlafen, so weit geht nun wohl mein dithyrambischer
Geschmack nicht. Aber hinter meinem Ofen oder in meinem Bett kommen mir
auch die Elemente, wenn sie durch einander gehen wie die Saiten auf dem
Psalter – und ihre concordia discors recht schrecklich angenehm vor, daher
ich auch gern bey einem starken Ungewitter mein HausGesinde mit dem alten
Liede
Joh. Franke
, der ein Landsmann meines Vaters war, ein
Lausnitzer –mein Hausge aufmuntern mag.Ihr lieber Turgot wird mir herzlich willkommen seyn. Nur besorge, daß
mich meine Freunde so sehr an das
Nehmen
verwöhnen, daß ich darüber
vergeße das Geben, und die Seeligkeit deßelben beynah verliere. Sie sind
doch wol so gütig mir des lieben jungen Paars glückl. Heimkunft zu
melden. Ich denke, daß ich doch Ihm so viel Zeit laßen muß, sich zu besinnen und
zu sich selbst zu kommen – Hippel erinnert sich Ihrer mit einem Enthusiasmoder Freundschaft. Er muß wegen kranker Augen sich einhalten, und er hat
bey aller seiner jovialen Lustigkeit einen noch stärkern Hang zur
Melancholie und Schwermuth. Kraus hat mir eine angenehme halbe Stunde durch
seinen Besuch gemacht. Schellers Bestätigung zur Adjunctur einer guten
Landpfarre ist von Berlin angekommen, und ich erwarte ihn zum letzten mal
in meinem Hause, wo er bisher Herberge gehabt. Sein Senior hat zum
Glück eine sehr liebenswürdige Tochter und für ein Ehpaar ist in meinen
2½ Stuben kein Raum. Mein ganzer Etat liegt anbey. Er peccirt in
defectu et excessu. Bald hätte ich mich obenein in die aufsteigende Linie
vertieft, die zum Glück nicht weit reicht. Gott laße es unsern
acht
Kindern wohl
gehen, und Freude an ihnen auf unsere alte Tage erleben! Hans Michel
kommt mit seinem alten Vater.
Vermerk von Jacobi:Königsberg den 22ten bis 30ten. Oct. 1785.
J. G. Hamann
empf. den 10ten Nov. beantw. den 18ten. –Zürich, 29 Oct. 1785.Lieber Haman,
Lieber wenig und schnell, als aufgeschoben, und auch nicht viel. Ich habe
das liebe, mich erst, da ich statt „hoff
te
“ „hoffe“ las, entzükende dann
hoffnungslose Briefchen vom 22. September wohl erhalten. Ach – Haman – in
meinem Hause! Welch ein Gedanke! – Doch Haman in meinem Herzen ist
auch was.
Von
Hill
weiß ich, leider kein Wort. Gott aber, sein Vater, weiß wo
Er ist, und trägt Sorge für Ihn. Ein solcher Augapfel Gottes darf von
keinem Argen berührt werden.
Buchholz war mit seinem Weibchen bey mir – das auserwählte Paar.
Aber! ach! Seine Lebensart ist tödlich peinlich – Seine Sorgsamkeit für
Seine Gesundheit krankmachend. / An aller Ihrer Vaterfreude nehm’ ich
Bruderantheil.
Pfenninger ist der Verfaßer der Vorlesungen. Beynahe Thränen
auspreßte dein Wort dem Erzlieben – der alle Tage sein 9tes Kind erwartet.
Sie erhalten dieß Zeilchen durch unsern lieben Antispinosist und
Antileibnizianer, der mit dem wenigen was er schrieb – viel gewagt hat.
Eine christliche St.Gallerfreündin
Weyermann
, der ich bisweilen
aus Haman Auszüge über dem Eßen vorlese – denkt mit Hoffnung ewiger
Liebe zu Ihnen an Sie.
Ich kann nichts mehr.
Vermerk von Hamann:Erhalten den 14 Novbr 85.Ich weiß mir anders nicht zu helfen, liebster Freund, als daß ich ein Ex.
der Ideen an Sie auf die Post gebe: kommt das andre endlich durch einen
hinkenden Buchhändlerbothen bei Ihnen an: so machen Sie damit, was Sie
wollen. Ich habe Ihnen schon gemeldet, daß vor meiner Abreise nach dem
Karlsbade ich die Uebersendung an Sie mit den Buchhändler-Exemplaren
bestellt hatte.
Daß Hill glücklich hier angelkommen u. wieder abgereiset ist habe ich
Ihnen auch gemeldet u. es wäre früher geschehen, wenn der Br. hier nicht
auf die 3. Wochen liegen geblieben wäre. Er wollte b in Stetin zur See;
u. ich hoffe nicht daß bei der späten Jahrzeit er in die Tage des Sturmsgetroffen seyn werde. In Jena, höre ich, hatte er sich nur 1. Tag aufgehalten
u. er eilte sehr. Ich hoffe, der gute Paßagier ist jetzt glücklich bei Ihnen. Den
Br. an Lindner hat er überbracht.
In der Ansehung unsrer Gesundheit beziehe ich mich auf den Br. der mit
der reitenden Post an sSie gekommen seyn wird. Seit 3. Tagen habe ich
meine alten Rückenschmerzen wieder, von denen ich durch das Karlsbad frei
zu seyn glaubte. Das Leben ist –
Leben Sie wohl, liebster H. mit Ihrem ganzen Hause u. erfreuen mich
über Hills Ankunft bald mit einem Briefe. Alle die Meinigen grüßen die Ihrigen bestens.
H.Kgsb. den 1. Nov. 85.Höchst zu Ehrender Freund,
Herr Prof. Kraus hat für Ihren lieben Pathen gesorgt und ich bin mit
seiner Wahl sehr zufrieden. Herr Räbel ist aus Berlin gebürtig, 22 Jahr
alt, hat sich hier 3 Jahr auf der Akademie aufgehalten, und sich bereits
veniam concionandi erworben. Er wurde von D. Biester an Kr.
empfohlen – und ich habe während seines hiesigen Aufenthalts in Verbindung mit
ihm gestanden, um das beste Zeugnis seinem Fleiße und seiner guten
Aufführung geben zu können. Er ist ein würdiger Schüler des Gedicke – und ich
bin völlig überzeugt, daß der HErr RegierungsPräsident eben so zufrieden
mit einem jungen Mann von einem so gesetzten Geschmack und reifen,
gründlichen bescheidnen Urtheil seyn werden, als er selbst, deßelben Haus den
Anwerbungen eines Gräfl. vorgezogen zu haben. Ich wünschte also, daß die
Sache so bald als möglich durch meinen Freund Kraus abgemacht werden
könnte. Im Zeichnen scheint er mehr als in der Musik gethan zu haben; und
im französischen so viel als zum Unterricht nöthig ist. HE Pr.
Kraus
hat
in den
beyden letzten Jahren mehr Umgang mit ihm
gehabt
, und wird alles
näher gewissenhaft
bestimmen können.
Die melancholische Jahreszeit wird doch keinen Nachtheil auf ihre
Gesundheit gehabt haben. Ich bin deshalb besorgt, höchstzuEhrender Freund,
weil ich lange nichts von Ihnen erhalten. Ich erwarte jeden Morgen
HE Scheller, deßen Bestätigung vorige Woche von Berl. eingelaufen seyn
soll. Vermuthlich wird auch der gräuliche Weg ihn abhalten, wenn die
Schuld nicht an der hiesigen Expedition aus der Geheimen Canzley liegt.
Richtig erhalten haben Sie doch
Heynecke
und das
Spinozabüchlein von Jacobi
in Düßeldorf, nebst den 3 ersten Bänden der
Romanbibl. für die Damen, welche weder säen noch spinnen – Die beyden ersten
Bücher gehören nicht mir; aber mein Freund zu Pempelfort hat Ihnen auch
ein eigen Exemplar zugedacht, das unterwegens ist, aber nicht eher
ausgeliefert werden wird, als bis ich das
geliehene
zurück erhalten.
Daß Herder mich mit einem Briefe erfreut, werde ich Ihnen schon
gemeldt haben. Vorigen Mittwoch bekam ich den 2ten Theil der Ideen aus
Riga durch HE
Fueßli
, der mit einem Grafen v. Raßumowski auf
Reisen geht, und hier vor Anker liegt, weil alle Coffres von dem Fuhrmann auf
Schaakner Boot gegeben worden, das wegen contrairen Windes nicht
ankommen kann. Es thut mir um den ehrl. Schweitzer leid, der seinen Grafen
hüten muß und nicht sein eigener Herr ist. Zum Unglück war ich mit meinem
gantzen Hause ausgebeten, wie beyde mir das Päckchen überbrachten. Ich
habe Fueßli 2 mal besucht ohne noch den Grafen gesehen zu haben, mit dem
ich weder deutsch noch französisch reden kann – und muß daher des ersteren
wider meinen Willen
auch entbehren.
Sonnabends habe
Mendelssohns Morgenstunden oder
Vorlesungen über das Daseyn Gottes
durchgelaufen. Es ist nur der
erste Theil heraus, und der zweite noch in der Ferne. Er hat diese
Vorlesungen würkl. für seinen Sohn u seine Freunde gehalten. Er bekennt in der
Vorrede ziemlich weit in dem Decennio unsers Jahrhunderts
zurückgeblieben zu seyn, weder
Lambert
, noch
Plattner
p noch den alles
Zermalmenden Kant
gelesen zu haben. Dies Beywort hat er schon bei
seiner Kritik in einem Briefe gegeben, nun läßt ers gar drucken als ein
Attribut des Schriftstellers. Kant will, wie ich gehört, seinen ersten polemischen
Ritt gegen ihn wagen.
Ein Kaufmann führte mir heute einen jungen Menschen zu, Namens
Lorck, als einen Vetter des Claudius, der schon bald 2 Monathe hier ist,
ohne Aviso von ihm.
Ich eile was ich kann auch mit dem dritten Bande des Monboddo fertig
zu werden. Seine alte Metaphysic ist ein albernes Buch. Ihm ist jeder ein
Atheist, der glaubt, daß die Materie sich von selbst bewegen könne, und den
Orang Utang hält er schlechterdings für eine Menschenrace. Dies sind ein
paar seiner Lieblingshypothesen, welche einen guten Theil seines Werks
ausmachen.
Ein Frauenzimmer, die sich eine Zeitlang in der Gegend von Bristol
aufgehalten, kommt auch bey ihm vor. Von dieser Erscheinung ist neulich eine
kleine Schrift herausgekommen unter dem Titel: L’Inconnue. Histoire
veritable 785. p. 99 c., worin sie für eine natürl. Tochter des vorigen
Kaysers ausgegeben war. Ein ähnliches Gespenst mit der
französischen
Maske
.
HE Pr. Köhler ist reisefertig, nachdem er zu seiner oriental. Profeßion
nicht nur die griechische sondern auch die dritte Vacantz der juristischen
Facultät gesucht, auch wo möglich noch eine civil-Bedienung. Er hat auch
im Cabinet widerholentlich angehalten ein Academicien zu Berl. zu
werden, auch große Lust gehabt ein reiches Fräulein zur Braut zu haben, welches
aber ihm alles in Gnaden abgeschlagen worden. Ein gewißer Pörschke, der
sich für einen Schüler Herders ausgibt und ihn in Weimar besucht, wird sich
hier vielleicht zum Prof. der gr. Sprache qualificiren. Ich habe ihn aber
noch nicht gesehen, sondern blos pro und contra von ihm gehört. D. Bohlius
wird erst auf den Sonntag über 8 Tage zum Rector creirt werden
können; woraus ich vermuthe, daß künftiges Jahr die Ostern spät eintreffen
müßen.
Röbel oder Räbel heist der in Vorschlag gebrachte Hofmeister. HE
Caplan Hermes hat ihm auch schon eine Stelle mit 120 rth bey einem Gr. von
Dohna angeboten, die er ausgeschlagen hat, oder nunmehr ausschlagen wird.
HE Kriegsrath Hippel hat kranke Augen gehabt, ist aber nunmehr wider
im stande auszufahren und wird hoffentlich nicht ermangeln, gutes FeyerFestbrot zu bestellen, woran ich auch in Ihrer Gesellschaft theil zu nehmen
hoffe.
Mein Hans Michael hört bey Kant, Metaphysik, natürl.
Gottesgelahrtheit und Anthropologie bey Kraus mit mehr Geschmack wie es scheint, die
alte Geschichte nach Schlötzer und die Statistik, nach Tolle u. bey D. Hagen
die Mineralogie, mit Raphael, Nicolovius und Hill liest er Homer,
Englisch, Italienisch – und vielleicht arabisch, mit seinem Vater bisweilen den
Boileau, mit Jenisch den Sophokles, und hat aus eigenem Triebe das
Pollnische bey einem jungen Wanowski angefangen, für sich selbst setzt er den
Herodot fort, und liebt die
güldnen Morgenstunden
, deren Werth
ich spät kennen gelernt. Nur Schade, daß seine Zunge wie meine Handschrift
ist – ein elend, jämmerlich Ding, wie aller Menschen Leben!
Ich hoffe, HöchstzuEhrender Freund, daß es mit den
philosophischen
Vorlesungen über das so genante
N. T. Ihnen beßer gehen wird,
als mir mit der
alten Metaphysik
meines ehrlichen Monboddo – der
meine Galle und Leber angreift.
Empfehlen Sie mich der Frau Kriegsräthin. Gott helfe die
gegenwärtigen Unbequemlichkeiten des Landlebens überstehen, und der unumgängl.
Witterung, welche selbst uns Stadtleute ungesellig macht. Ich bin mit
meinem ganzen HauseIhralter verpflichteter Joh. G. H.Können Sie mir nicht im Nothfall eine nähere Anweisung geben, wo ich
künftig Briefe oder Bücher zu Bestellung abgeben kann? Der Weg nach
dem Friedl. Thor ist bey einer so elenden Witterung theils wegen der Weite
theils wegen des schlechten Pflasters unausstehlich. Sprechen nicht die
Gelegenheiten bey
einer Me Cuvry
in der Altstadt an? Verzeihen Sie diese
Anfrage, die vielleicht überflüßig ist, und ein Uebergang der Jahreszeit uns
bevorsteht – amant alterna Camoenae.Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
.
Kgsb. den 4Novbr 85Herzlich geliebtester Freund,
Den 16 Oct. Dom. XXI. hatte ich meine Andacht, und Nachmittags
wurde meine Lisette Reinette in der Tragheimschen Kirche eingesegnet. Den
20 kam mein lieber Hill an mit einem kleinen Homer zum Geschenk von
Herder und einem ganz kleinen Epictet von seinem lieben Gottfried an
Michel und einem Briefchen von meinem Pathen August in der Tasche an.
Den 26 war mein ganzes Haus zu Hills Oncle, dem Reg.Feldscherer Miltz
eingeladen. In meiner Abwesenheit hat HE Füesli Ihr Päckchen abgegeben.
Ich habe ihn Donnerstags u Sonnabends drauf des Morgens besucht, und
fand ihn voll Unruhe, weil der Fuhrmann alle Coffres über das Haff hatte
gehen laßen. Sie waren also nicht im stande den geringsten Besuch abzulegen,und sind Montags frühe abgefahren, nachdem die Sachen den Tag vorher
angekommen waren. Er schien in Ansehung seines Grafen in Verlegenheit
zu seyn, und ich habe letzteren gar nicht gesehen. Ich und Ihr lieber Fueslihaben uns einander wenig kennen gelernt. Die Schuld hat an uns beiden
oder an keinem gelegen, sondern an Umständen.
Den 23 pr. wurde endl. mit einem Briefe aus Weimar erfreut, deßen
Ausbleiben mich wegen Hills so beunruhigt hatte. Der Printz von Gotha, die
Fürstin Galliczin mit dem Minister von Fürstenberg, Hemsterhuis und dem
Rath Sprickmann p p haben sein Haus nach des Wanderers Abreise
heimgesucht, der sich 3 Tage bey ihm aufgehalten, und alles Liebe und Gute
genoßen, das ich weder Ihm noch keinem meiner Freunde vergelten kann.
Ihr Levi ist den 26 abgereist. Ich konnte ihm noch eine gute Reise
wünschen, da er eben in die Kutsche stieg und mit seiner jungen Frau abreisen
wollte. Dängel,
sagt man
, legt sich auf die Theologie. Schlimmer wär
es, wenn Sie auch die Bücher eingebüßt hätten außer ihrem Werth. Dies
Glück haben Sie vielleicht dem undankbaren zu verdanken; denn menschl.
Ansehen nach, geht es mit der ganzen Wirthschaft auf die Neige. Kanter hat
sich das Zerbachsche Haus gekauft.
Mit Cr. Rath Jensch werde noch vorher wegen des verlornen Briefes
reden, ehe ich der Bar – daran denke, bey der ich alles was ich kann thun
werde. Zeit bringt Rath. Mein Wohlthäter ist schon längst von Paris nach
Zürich gegangen und wahrscheinl. schon daheim. Die Haare stehen mir zu
Berge, an meine Reise zu denken. Was ist unser
Tichten
und
Trachten
– wenigstens
wandelbar
!
Gott gebe Ihnen nur Gesundheit zu Ihren Geschäften und erhalte Sie
bey Kräfte und gutem Muth – Das wünsch ich auch meiner lieben Frau
Gevatterin – Aber was für ein Weg! Nun es giebt ja noch Engel, die
Menschenhüter und Wächter sind. Unser Kapellmeister Reichardt bleibt diesen
Winter in Paris. Wie das zugegangen, weiß man noch nicht.
Der erste Theil von M.
Morgenstunden
oder
Vorlesungen
über das Daseyn Gottes
ist auch schon hier und der
alles
zermalmende K.
wie er ihn in der Vorrede nennt, wird nicht dazu
stillschweigen, welches ich ihm nicht verdenken kann – recensirt auch vielleicht
jetzt schon den 2ten Theil der Ideen – Mein alter schwindlicher kahler Kopf
hat nichts als Grundeis, aber keine Grütze mehr in sich. Nun Gott wird
helfen Amen.
Habe
alles richtig erhalten
, und
mehr
als ich gebeten und
gewünscht habe. Haben Sie Gedult mit Ihrem unnützen Knecht, und seinem
unartigen Sohn, der übrigens
fleißig
ist, das ich ihm zum Ruhm
nachsagen kann. Das Gedeyen kommt aber von höherer Hand. Von Me Courtanerwarte ich wenigstens manchen guten Winterabend, uns Ihrer zu erinnern.
Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus, erfülle alle Ihre Wünsche und die
meinigen, Ihnen mit der That beweisen zu können, daß ich Ihres
freundschaftlichen Vertrauens nicht unwürdig gewesen bin, und niemals aufhören
noch ermangeln werde zu seyn, mit den Meinigen, der Ihrige in petto und
effettoJohann Georg Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 3 Nov 1785Kgsb. den 5 Novbr 85.Herzlich geliebtester Freund und Jonathan,
Ich habe diesen Morgen mit einem gewaltigen Gelächter eingeweyht, bey
Ihrem Namensvetter, wo ich eine Einl. an Hartknoch zu bestellen hatte. Der
Anlaß betraff einen Wortwechsel mit einem Oncle Tobias, der heute vor
8 Tagen eine große Gesellschaft von Mädchen bey sich gehabt des
Leichenaufzuges wegen. Wir Er und ich konnten garnicht einig werden, ob diese
Gesellschaft aus 9, 10, oder 11 Personen bestanden hatte. Der Oncle hat den
hiesigen Rathskeller und ist also ziemlich geübt Gäste zu zählen. Mir war
eben so viel daran gelegen die rechte Zahl auszumitteln, weil meine Tochter
mit gewesen war. Der junge Neveu nahm blos an dem Spiel unserer
Finger beym Rechnen und Zählen Antheil – und da er aus respectu parentelaesich des Lachens hatte enthalten müßen, war er desto froher mich beym
Abschiede begleiten zu können. Wir schöpften an der Thür Luft, und die Natur
hielt sich mit vollen Zügen schadlos, daß uns beyden die Thränen aus den
Augen stürzten – Ich lief den Comm. Rath Fischer vorbey und eben gieng
sein Bedienter ins Haus, der just von der Post kam mit dem Avis Ihres
Päckgens, das er sich erbot von dem Plombage-Bureau abzuholen, womit
mir auch ein großer Gefalle geschah. Vor mir fand in meiner Amtsstube auf
dem Tische die Hamburgschen Zeitungen und weil ich selbige immer von
hinten anfange, den neuesten Band der allgemeinen deutschen Bibliothek
angezeigt und im Innhalt eine Recension des
Schiblemini
. Das war wider
Waßer auf meine Mühle – und Sie können leicht denken, wie ungedultig
ich bin meine Erwartung vergleichen zu können mit dem ergangenen
Gerichte, das mir je ärger, desto lieber seyn wärewird. Ich wurde auf eine
Viertelstunde zu Hause geruffen, und kaum war ich auf meinen Postenzurück gekommen; so kam der gute Bote mit Ihrem Päckchen. Mit dem einen
Exemplar lief ich gleich auf die AcciseCammer um es meinem Freunde dem
Einnehmer einhändigen zu können, der mir dafür meldete, daß diesen
Morgen die Auszahlung unserer Remisen oder Gratification angekommen, aber
die gröste Hälfte gestrichen wäre, anstatt einige 80 allso nur 41 rth uns
ausgezahlt werden sollen. –
Ich schreibe diesen Brief, da Candidat Jenisch mit Raphael und meinem
Michael in der einen Stube den Sophokles exegesirt, und Cand. Hill in der
andern die Anfangsgründe des Claviers meinen beiden jüngsten Mädchen
vor declamirt – und mehr Stuben hab ich im Winter nicht. Gottlob daß ich
von meiner Kindheit an zum Tumult beym Arbeiten gewohnt worden bin.
Ich habe vorgestern den Aristée des Hemsterhuis mit so viel Vergnügen
durchgelesen, daß ich mir vornahm meinen Dank dafür ausdrückl. zu
widerholen, und bin heute durch neue Gaben für mich und meine Freunde dazu
verpflichtet. Das dem Kr. Scheffner zugedachte Exemplar habe heute schon
an Hippel abgegeben, der sich daran statt des seinigen pfänden kann, und
ihm die Auslieferung oder Umtauschung mit dem seinigen überlaßen.
Scheffner, der alle Woche fast zu schreiben und Bücher an mich
zurückzuliefern, die ich hier für ihn auftreiben kann, gewohnt ist macht mich für seine
Gesundheit besorgt. Vielleicht ist aber der schlimme Weg schuld daran, daß
nichts nach der Stadt kommen kann. Wann ich den Turgot werde lesen
können, weiß ich nicht. Kraus wollte mir einbilden ihn schon im deutschen gelesen
zu haben.
Vorgestern besuchte Kant, und gab mir den Brief des Mendelssohns zu
lesen, mit dem er ihm seine Vorlesungen zugeschickt unter 17 Oct. Ich
versprach ihm keinen Misbrauch davon zu machen, und muß Ihnen
im
Vertrauen
sagen, daß man dort über Ihr Büchlein sehr erbittert und
aufgebracht zu seyn scheint. Dieses melde ich Ihnen mit widerholter Bitte, sich
nicht aufbringen noch in Harnisch jagen zu laßen: sondern desto
gleichgiltiger zu seyn –Ich glaube daß die Recension des Schiblemini schon mehr Licht geben
wird für uns beyde. Kant wunderte sich selbst – Er hat Hip. schon diesen
Brief mitgetheilt, der mir nicht eine Sylbe davon gesagt und sich über K.
Vertraulichkeit wundert. /Sie merken hieraus das Verhältnis des Politici gegen
den Philosophen u Philologen, nicht eben zu unserm beiderseitigen Vortheil.
Nehmen Sie sich alles ad notam, machen Sie aber keinen Gebrauch, auch
selbst bitte ich um Verschwiegenheit gegen Ihre u unsere Freunde. Kant hat
sich vorgenommen,
mit aller Kälte
, sich in einen Gang mit
Mendelssohn einzulaßen, woran ich viel Antheil nehme und ihn dazu aufgemuntert
habe. Eine kleine Diversion kann Ihrer guten Sache auch nicht schaden. Ich
bitte also nochmals, enthalten Sie sich, entziehen Sie sich, so viel Sie können.
Der
Frevel
, Briefe
ohne Erlaubnis
lebender Freunde offentlich
zu machen,
Vertraulichkeiten tTodter
aufzudecken – ist nicht
vergeßen. Man versteht Sie nicht – und hierinn sind Sie mit Kant – und
vielleicht dem Prediger in der Wüsten in gleicher Verdamnis.
Versteht
man sich selbst
?
Lavater
komt auch in dem Briefe vor. Man findt
in Ihrem Spinoza Büchlein, wie Claudius es nennt, des Sp. Kopf,
Herders Torso u Göthens Zehen. Ich muß Sie ein wenig vorbereiten und
abhärten gegen ärgern Unglimpf, dem Sie kaum entgehen werden. Bekommen
Sie die
allg. d. Bibl
. eher in Händen als ich, so theilen Sie mir Ihre
Gedanken darüber mit. Für mich wäre es eine Wohlthat, wenn Ssie das
Spiel so grob wie mögl. getrieben hätten.War willens morgen den ganzen Tag zu Hause zuzubringen, werde aber
wohl ausgehen müßen. Ihr Namensvetter hier ist ein weitläuftigerAnverwandter und steht in Geschäften mit dem alten Vetter Nabal. Ich werde
also wo nur immer mögl. ein Exempl. mit der Post kommen laßen.
Vielleicht arbeiten diese ehrlichen Leute ohne ihr Wißen und wider ihren Willen
für mich. Da ich aber noch nichts weiß; was kann ich davon sagen?
Dom.XXIV.6. November 1785Ich habe heut frühe dem Kr. Scheffner den Empfang Ihrer Schrift
angemeldt, gieng darauf in die Kirche, und von da zu einem außerordentl.
Frühstück – wobey ich zugleich das neueste Stück der allgem. d. Bibl. besorgte, das
mit der ersten Post – höchstens innerhalb 14 Tagen – hier seyn kann. Mehr
kann ich vor der Hand nichts thun, und muß das Corpus delicti abwarten.
Da kommt ein zweiter Brief aus Wien, von dem mir jeder ½ rth Portokostet. Er ist von einem ehrl. Mann, der meinem Hill Guts gethan. Ich habe
noch keinem meiner Freunde Nachricht u Dank abtragen können; nicht
einmal Herder für seine letzte Oelung, die bis nach Konigsberg gereicht, noch
dem Apostel in Zürich, dem Hill so viel und ich noch mehr zu danken hat.
Was Sie neulich gegen Ihr Ohr ausstießen – eine solche Bestialität meines
ganzen Sinns und Gefühls drückt mich bisweilen zur Verzweifelung. Ich
bin nichts, ich weiß nichts, ich kann nichts. Beßer nihil, als Caesar zu seyn.
Dieser Trost ist so närrisch, als die Verlegenheit meiner Lage.Sie erfüllen meinen Wunsch mir B. Ankunft zu melden. Was soll ich Ihm
schreiben? Mir fehlt es noch immer am ersten Wort: Es werde Licht! Meine
Geschwätzigkeit gegen Sie ist eine eben so grober Misbrauch Ihrer
Gedult und Nachsicht. Ich muß Ihnen noch eine Lüsternheit beichten – Es fehlt
mir jetzt nicht zum äußern Verstande Ihres Buchs, als der Brief des
Hemsterhuis, deßen Antwort Sie dem Publico mitgetheilt. Ich möchte gern sein
ganzes Urtheil über Spinoza wißen. Sind
keine Familienumstände
in seinem
Briefe: so wär mir das Original lieber als eine bloße Copieund ich werde die mir vorgeschriebene Bedingungen gewißenhaft erfüllen.
Des Mannes Denkungsart intereßirt mich mehr – und meine übrigens
unfruchtbare Einbildungskraft wird durch jeden originellen Zug aus der ersten
Hand, bisweilen impraegnirt. Verzeyhen Sie meine Thorheit – auch eine
abschlägige Antwort ohne Motiven wird mir lieb seyn.
Ich eile mit meinem Brief zu Ende, hoffe auf gute Nachrichten von Ihnen
u Ihren Nachbarn – bin willens morgen Abend ein paar Stunden beymeinem
ältesten
Freunde, Kriegsr. Hennings zubringen, dem ich schon seit
Monathen einen Besuch versprochen, werde mir alles was mögl. vom Halse
zu schaffen suchen – wünschte daß Scheller bald ankäme und in völliger
Ruhe zu seyn zum Empfang des auf Golgotha gepflanzten Kreuzes – nicht
darauf zu antworten, sondern vielleicht etwas zur Beförderung meines
Plans zu finden oder anwenden zu können. Die Vorsehung hat mit weiser
Güte meine diesjährige Reise aufgeschoben u wird selbige durch ähnliche
Wege befördern,
die ich jetzt nicht weiß
.
Umarmen Sie B. u Seine M. Gottes Seegen über Sie und die Ihrigen!
Alles übrige versteht sich von selbst – undwird sich zu unserer
allerseitigen Befriedigung entwickeln. Verachten Sie meinen guten Rath nicht,
langsam zu Werk zu gehen und erst Mendelssohns Antwort abzuwarten, auch
von meinen Vertraulichkeiten blos
einheimischen
Gebrauch zu machen.
Die Wahrheit offenbart sich nicht im Sturm, noch Feuer noch Erdbeben,
sondern ἁδυ το Ψιθυρισμα, ein sanftes Sausen ist ihre Stimme. So bald
ich kann und was habe, mehr von Ihrem alten treuergebnen Joh. Georg
Hamann.Ich würde diesen ganzen Brief gern in Stücke reißen, wenn ich einen
vernünftigern schreiben könnte. But take me, as I am – Ich warte auf meinen
Michael, um schlafen zu können, als einer, der des Tages Last und Hitze
getragen, und dem das Leben Arbeit ist – im Schweiß des Antlitzes.
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Pempelfort
/ bey /
Düßeldorf. Frco
Wesel
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 5ten Nov 1785
J. G. Hamann empf den 17.ten –
beantw den 18ten –.den 6 Nov. Dom XXIV. 85.HöchstzuEhrender Freund,
Den 23 Sept. erhielte von HE. Geh. Rath Jacobi von Pempelfort
3 Exempl. seiner neuesten Schrift, davon eben der letzte Probebogen aus der
Preße gekommen war 1 für HE Kr. Hippel 1 für mich selbst, und das dritte
überließ er meiner eigenen Willkühr, wem er es geben wollte. Meine Wahl
war zwischen 4 getheilt, 2 von seiner, und dito von meiner Seite. In
Rücksicht
seiner
vermuthete ich, daß es ihm lieb seyn würde, wenn Pr. Kant, den
er anführt, oder das Kayserlingsche Haus, wegen der von ihm angeführten
Fürstin, unter die ersten Leser seiner Schrift wären. Da der erste keine Bücher
sammelt und selbige blos zum Lesen nöthig hat; so war ich im stande beyde
zu befriedigen. Sie hatten von meiner Seite einen Nebenbuler am
Einnehmer Brahl, der mein vornehmster Büchercanal ist und mir sehr oft aus
Verlegenheit hilft, ohne daß ich seine Gefälligkeit erwiedern kann, die er so wohl
für mich selbst als für meine Freunde hat. Ich hatte ihm auf einen halben
Tag gleich beym Empfange das dritte unbestimmte Exemplar auf einige
Stunden gegeben; er ließ mich ein paar Tage wider dringend darum bitten
für einen Juden. Ich muste es ihm abschlagen, weil mein eigenes eine
Innschrift hatte, die ich nicht in fremde Hände geben mochte und die beyden
übrigen schon vertheilt waren. Er schien darüber ein wenig empfindlich zu seyn,
weil auch die Juden mit ihren Bibliotheken gegen uns beyde dienstfertig
sind. Gestern hab ich Ihr Exempl. von Jacobi unter ausdrücklicher
Anweisung erhalten. Ich habe es sogl. HE Kr. Hippel eingehändigt; und Sie
können s Sich einander darüber vergleichen durch einen Tausch oder
gegenseitige Auslieferung des Suum cuique. Dies hab ich Ihnen,
höchstzuEhrender Freund melden wollen, indem ich zugl. wegen Ihrer Gesundheit ein
wenig besorgt bin, weil ich lange nichts von ihnen erhalten. Die Memoires
de Turgot stehen Ihnen auch zu Dienst, welche auch dem Päckchen beigelegt
waren. Daß eine Uebersetzung von Jacobi ohne sein Wißen aber durch des
Chymisten Crell piam fraudem, wie er mir meldt, angekündigt worden
wißen Sie. Kraus behauptet, daß eine deutsche anderweitige ausgekommen
seyn soll. Wißen Sie was davon; so wär es mir lieb davon gewiß zu seyn.
Gestern wurde in der Hamb. Zeitung der neueste Band der allg. d. Bibl.
angemeldt, welche unter den ausführlichen Recensionen auch den
Schiblemini, oder vielmehr das Golgotha in sich hält. Ich war willens heute zu
Hause zu bleiben, muß aber ausgehen um wo es möglich ein Exemplar mit
der Post zu erhalten von meinem alten Vetter Nabal durch seinen hiesigen
leiblichen Vetter, Jacobi, der zugl. sein Commissionair ist, und mächtige
Kisten von Büchern nach Petersb. für ihn expedirt für die Kayserinn u ihre
Bibl. wobey sich beyde Vettern sehr wohl befinden, wie leicht zu erachten.
Gestern ist auch von der Gen. Adm. eine Ordre zur Auszahlung unserer
Remisen gekommen, und die gröste Hälfte uns gestrichen worden. Mein
Antheil von einigen 80 rth ist auf 40 geschmälert. So viel von gestern. Was der
liebe Gott heute bescheren wird – weiß ich nicht. Ein gutes Frühstück ist mir
zugedacht, das ich dem Cr. R. Jenisch eigentl. zu verdanken habe. Wenn ich
in meinen Anwerbungen glücklich bin, so will ich miteßen, wie des Abrahams
Hausvogt.
Unsern lieben Kant hab ich auch vorige Woche besucht, um den 2ten Theil
der Ideen abzuholen, die ich noch nicht recht gelesen, und Metzgers Ungedult
erst befriedigen müßen, der sie mir gl. den andern Tag wider schickte. Aus
Kants ungewöhnl. Langsamkeit vermuthe ich, daß er auch diesen Theil
recensirt. Er hat ihn eine ganze Woche behalten, und ich erwarte ihn erst heute
zu Hause. Da hatte ich die unerwartete Freude einen Brief von Mardochai
M. zu lesen, der mich ungemein erbaute. Vorgestern speiste bey unserm
Freunde, deßen Augen noch nicht gantz hergestellt sind. Er hatte den jüdischen
Hirtenbrief vor 14 Tagen schon in Händen gehabt, ohne mir das geringste
gesagt zu haben; wunderte sich obenein über des Philosophen
Treuherzigkeit gegen den Philologen. Mir schien dieses politische Urtheil eine Folge
seiner Augenkrankheit zu seyn – und wenn ihr Stillschweigen auch ein
Symptom von Unpäßlichkeit seyn sollte: so wünsch ich allen Patienten gute
Beßerung, und eile in die Kirche – mit allen meinen Wünschen und Anliegen in
Gottes Schooß oder wie Homer sagt, zu Seinen Knien.
Leben Sie recht wohl, und erfreuen mich mit einigen Zeilen zum Zeichen
Ihres gütigen u. freundschaftl. Andenkens. Empfehle mich und die
Meinigen, als
Ihralter treu ergebener Joh. Ge. Hamann.Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren / Erbherrn von und
zu /
Sprintlacken
.
Königsberg den 9Novbr 85.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Endlich kann ich dazu kommen, Ihnen für alle das Gute zu danken,
welches Sie meinem Hill erwiesen und das ich in ihm genoßen und mit ihm
wiedergekaut. Ohngeachtet er mich mit seinen Erzählungen von seinem
dreytägigen Aufenthalt in Ihrem Hause übertäubt: so wird mich doch nichts
beruhigen und vollkommen befriedigen als der Selbstgenuß Ihres Anblicks –
so wenig ich auch den Weg zu dieser Glückseeligkeit noch absehen kann.
Gottlob! er hat mir auch gute Nachrichten von der Gesundheit meiner
verehrungswürdigen Frau Gevatterin mitgebracht, und daß alles in Ihrem
Hause wohl steht, daß Gott erhalten und seegnen wolle, und mich würdigen
ein Augenzeuge Ihrer Zufriedenheit zu seyn.
Den 16 Oct. wurde meine Tochter in der Tragheimschen Kirche vom Pf.
Meyer, mit dem ich aus der Kneiphöfschen Schule dimittirt worden bin,
eingeseegnet, alles auf Veranstaltung der guten Baroneße. Ich konnte nichts
mehr dabey thun, als daß ich meine Andacht in der Altstädtschen Kirche hielt,
Nachmittags zu Hause blieb, Mutter, und Schwestern mit einer Cousinedes Hills in die Vesper fahren ließ, wegen der elenden Witterung, und den
ganzen Abend mit Kummer an den Wanderer dachte, der seine Schülerinn
wohl nicht widersehen würde. Den Montag draußenf wachte mit eben
Sdenselben Sorgen drauf, und dachte schon dran den von mir
gesammelten Seegen wider abzugeben. Dienstags kam ein Jude von Berlin und
brachte mir Grüße mit. Ich frug ihn mehr im Scherz als Ernst, ob er nichts
von Hill gehört hätte. Er bejahte diese Frage. Weil er aber nichts
zuverläßiges zu sagen wußte, trug ihm auf, gleich mit erster Post zu schreiben, und lief
noch denselben Mittag zu meinem Freunde, dem Kaufmann Jacobi, der ein
weitläuftiger Vetter von Nicolai ist, mit einem ähnl. Auftrage, sich bey ihm
nach demselben zu erkundigen. Nun erklärte ich mir das ganze Rätzel des
Stillschweigens aus Weimar dadurch, daß er aus Eilfertigkeit den
geradesten Weg genommen, und Sie auf ihn umsonst gewartet hätten. Ehe noch
jene bestellten Briefe abgegangen waren, kam Hill selbst den 20 Oct. in mein
Haus gestürmt, mit Ihrem kleinen Homer in der Tasche für mich und dem
kleinen Epictet von Ihrem lieben Gottfried für meinen Hans michel, der ihn
statt seiner Uhr immer bey dsich trägt – und dem ersten Handbriefe von
Pathchen August.
Den 23 speiste meine älteste Tochter in Gesellschaft des Hills bey uns.
Nach dem Eßen kam ein Besuch nach dem andern, Hills Oncle der
Regimentsfeldscheerer Miltz mit seiner Tochter, endlich auch HE Pfarrer Fischer,
und der letzte Besuch war Ihr längst erwünschter Brief, der das Fest krönte.
Den 26 war ich mit meinem ganzen Hause bey Miltz zu Gast; in meiner
Abwesenheit gibebt bey mir HE
Fueßli
mit einem Grafen Rasumowski,wo ich nicht irre, ein Päckchen von Hartknoch ab, in dem auch der
zweyte
Theil Ihrer Ideen
enthalten war. Nun waren alle meine Wünsche
erfüllt. Hartung hat nun auch schon einige Exempl. erhalten. Meins
habe gleich beym Empfange verschlungen, und da ich von Hofr. Metzger
schon einige mal darum gemahnt worden, muste ichs ihm auf ein paar
Tage überlaßen. Kant ließ mich auch durch seinen Zuhörer darum
ersuchen, und behielt es wider seine Gewohnheit über eine Woche. Er schien mit
den 2 ersten Büchern sehr zufrieden, die er beßer als ich zu beurtheilen im
stande bin. Ich habe es eben jetzt zum zweytenmal durchgelesen mit
verdoppelter Zufriedenheit und Sehnsucht nach der Fortsetzung. Das terque
quaterque placebit ist mir noch nicht hinlänglich zum Urtheil und zur
Uebersicht des Ganzen; wornach ich lüstern bin. Der Abschnitt über die
Regierungen scheint mir weniger ausgearbeitet zu seyn. Noch 2 Theile vermuthe ich
zur Vollendung Ihres Plans, den ich nicht zu anticipiren fähig bin. Ich
vermuthe eine Recension von derselben Hand in der lateinschen Zeitung.
In der allg. d. Bibl. erwarte ich auch Galgen u Rad auf mein Golgathaund haben mir schon den neuesten Band verschrieben, der kaum in
14 Tagen ankommen wird. Sie werden ihn also wohl eher als ich zu lesen
bekommen und bitte meiner armen Muse eingedenk zu seyn.
Auch unser Jonathan zu Pempelfort kann sich auf ein unbarmherziges
Gericht gefaßt machen, wenn ich den Aspecten trauen soll, unter denen
Mendelss. seine Metten unserm Kritiker der reinen Vernunft addressirt –
den 10 –Unterdeßen ich gestern diesen Brief anfieng, mußte ich immer Hill mit
Michael u Raphael den Goldoni plaudern hören, darnach fieng er gar das
arabische mit ihm an, worauf sich mein Sohn just in der Woche seiner
Ankunft vorbereitet hatte. Die Baroneße hatte ich auch besucht und war
müde zu Hause gekommen; ich muste daher in mein Bett eilen. Heute war
willens den ganzen Tag zu Hause zu bleiben; wurde gantz frühe zu Hippel
eingeladen. Sie können sich, liebster Herder, den Gräuel der Verwüstung in
meinem Kopf und in meiner Lage nicht vorstellen. Eben da ich von meiner
Amtsstube zu Hause komme, finde ich die Nachricht, die gantz unvermuthete
Nachricht, daß unser Reichardt den 5 d. in Berl. angekommen – Gottlob!
Sie können sich nicht vorstellen, wie viel Eindruck selbige auf mein Gemüth
gemacht, wie sehr er mir dort in meiner Sache gefehlt, und was für
gute
Ahndungen
ich aus seiner plötzlichen Erscheinung auf seiner alten Stelle
ziehe. Wenn Sie aus meinem Geschmiere auch nichts mehr sehen als daß ich
noch
lebe
und Gottlob! gesund bin mit meinem ganzen Hause: so wird es
Ihnen gnug seyn. Alles übrige in meiner Seele läst sich nicht schreiben noch
mit Worten ausdrücken. Mein Dank, meine Erkenntlichkeit für alles was
Sie an meinem ehrl. Hill gethan, der auch in der Feder nicht stark ist, aber
am Gefühl nicht schwach. Daß Sie auch ihm noch Reisegeld aufgedrungen,
liegt ihm auf dem Herzen, und mir auch. Er sammelt an einem Börnstein
Beytrag zum Cabinet meines lieben Pathchen, und ist mehr im stande zu
seiner Freude zu thun als ich. Vielleicht bin ich so glücklich der Ueberbringer
seines guten Willens zu seyn. Uns hat die Gen.Adm. wider die gröste Hälfte
der Remise gestrichen. Anstatt 86 rth die ich schon alle bestimmt hatte zu
meiner u der Meinigen Nothdurft, habe ich mit 41 für lieb nehmen müßen.
So viel hatte ich meiner Lisette Reinette allein zu Ihrer Einkleidung ad
sacra zugedacht, weil sie ohne ein eigen neues Kleid hat eingeseegnet werden
müßen. Nach meinem Geschmack sollen meine Mädchen keine Seide tragen;
aber die Baroneße war in diesem Punct mir entgegen, und ich habe
nachgeben müßen. Gestern habe ich ihr meine Hälfte abgebracht zum depot,bis ich den Rest zusammen bringen werde. Sie ist selbst in das Mädchen
verliebt, und hat die Schwachheit und Eitelkeit einer leibl. Mutter. Vorgestern
erhielt eine traurige Nachricht aus Riga von Me Courtan, die dort außer
aller Hofnung liegen soll. Wie unglücklich die arme Frau ihre Zeit zu einer
Reise getroffen, die von einer Seite mit der meinigen ähnlich war und ihre
Gesundheit zur Absicht hatte. Seine Haushälterin liegt auch am Faulfieber;
denken Sie sich den kranken, arbeitsamen u überhäuften Mann. Fuesli
redte mit Erstaunen von seiner unüberwindlichen Gedult und
Standhaftigkeit im Leiden und Arbeiten.
Den 7 Oct. gieng der Graf zu Stolberg hier durch als Eutinscher Abges.
nach Petersb. kam des Nachts an, fuhr denselben Nachmittag ab und ist für
seine Neugierde mich in meinem Schweiß-Kopftuch zu sehen abscheul.
abgestraft worden. Alles war bey mir ausgegangen, die Mutter gantz allein
mit Aufräumung der Stube beschäftigt zum Winter, Diehle aufgenommen,
die Fenster offen, die Wände kahl – In diesem Zustande, wie ich erst nachher
erfuhr, hat er über 2 Stunden auf mich gewartet – Ich kam mit dem ersten
Theil des deutschen Museums unter dem Arm zu Hause, weil ich an dem
Tage dies ganze Journal anfangen wollte nach der Reihe durchzugehen, aus
dem ich ihn erst als
Schriftsteller
post festum kennen und von seinem
älteren Bruder unterscheiden gelernt.
Ohne einen solchen Wirwarr vergeht fast keine Woche, und ich glaube, daß
er nöthig ist meiner Lethargie zu widerstehen, und der Fäulnis meiner Säfte
und stockender Lebensgeister, die immer von einem Extrem zum andern
überlaufen. Ich thue fast keinen Gang nach der Stadt ohne Erhitzung, und mit
dem Schweiß, dem ich nicht immer durch Umkleidung abhelfen kann, wechselt
ein noch unangenehmerer Frost, der meine ganze animalische Oeconomiewieder erstarrt, daß ich nicht weiß wo ich Lebenswärme hernehmen soll.
Kant ist entschloßen wie er mir versichert, trotz seiner Abneigung vor
polemischen Schriften, den Mendelssohn zu widerlegen. Beruhigen Sie doch
unsern J. daß er M. zweiten Theil abwartet, ohne sich um das seitwärtige
Gekläffer zu bekümmern. Die Aufnahme meines Golgotha wird ihm auch
vielleicht zum Beyspiel dienen können. Ich hoffe wenigstens einen guten Stoß
zu erhalten, der meine vim inertiae ein wenig überwiegen wird. Bey mir
hängt alles zusammen und ineinander, wie Himmel und Erde. Ueber Jahr
und Tag liegt Spinosza auf meinem Tische – Ihr Thema über
Sprache
,
Tradition und Erfahrung ist meine Lieblingsidee, mein Ey, worüber ich
brüte – mein Ein und Alles – die Idee der Menschheit und ihrer Geschichte –
das vorgesteckte Ziel und Kleinod unserer gemeinschaftl. Freundschaft und
Autorschaft. Wir werden uns einander sehen, und vielleicht wird unser
Landsmann das Werkzeug seyn, um an Ihren lebendigen Kohlen meine
todten anzusteckenDer Cremittsche Pfarrer
Kraft
, welcher sich noch Ihrer erinnert, ist hier
in der Altstadt Diaconus geworden. Erst vorigen Sonntag hat unsere
Akademie einen neuen Rector an dem alten abgelebten Bohlius bekommen, den
die Regierung ausschließen wollte dem Metzger zu gefallen. Köhler nimmt
seinen Abschied u geht nach Berl. weil er außer der oriental. auch die
griechische u die
dritte
Prof. iuris, auch wo mögl. noch einen Civildienst oben
ein an sich reißen wollte. Nach reichen Fräulein hat er auch gefreyt. Bey aller
Gelehrsamkeit taugt der Mann gar nicht zum Unterricht, unterhält seine
Zuhörer mit nichts als Lesarten, welche die Syntaxin nöthiger haben. Ins
Cabinet hat er auch mehr als einmal geschrieben, um Academicien zu
werden; der König hat immer mit einem gnädigen Nein! geantwortet.
Mangelsdorf hat nebst der Rednerstelle auch die poetische erhalten und hier schon ein
großes Mältzerbrauerhaus im Lobnicht gekauft durch Gunst unsers schon
agonisirenden Kantzler v Korf, deßen natürl. Sohn er in Pension hat,
300 rth dafür bekommt. Seine Schwiegermutter mit der ganzen Familie ist
auch hergezogen; eine Schwägerinn bereits verheyrathet, und sein
Schwager, ein gantz unwißender Student zieht eins der besten Stipendien. Es hält
sich hier ein gewißer Pörschke auf, der Sie auch besucht, den ich aber noch
nicht kenne, sehr entgegen gesetzte Urtheile von ihm gehört. Ich eile von
meiner Loge Abschied zu nehmen u von da mit Hill u Michael zu Hippel.
Ersterer ist bey meinem hiesigen
Jacobi
vor der Hand versorgt, wo er mit
künftigem Monath hinziehen wird. Er kam fett her, bildete sich ein eine Cur
nöthig zu haben, und hat seinen Leib durch Fasten und Arzneyen so casteyt,
daß er wider fetter zu werden wünscht. Wie er an Weimar oder vielmehr an
Ihr Haus denkt, dazu kennen Sie den Mann, ohne daß ich ihn erst mahlen
darf.
Ich fand Nachmittags Kraus u Brahl bey mir. Bey der Mahlzeit fällt
es dem Hill ein, daß morgen 6 Meilen von hier eine BauerHochzeit ist, auf
die er gebeten worden. Er nimmt sich auf einmal vor noch heute 3 Meilen zu
gehen u. morgen die 3 übrigen und übermorgen des Abends wider hier zu
seyn. Wahrscheinlich hat er diesen tollen Vorsatz ausgeführt, weil er weder
zu seiner ital. arabischen noch musicalischen Stunde gekommen, die er sonst
mit der pünctlichsten u ängstlichsten Gewißenhaftigkeit abwartet.
Meinen Wohltäter B. vermuthe ich gegenwärtig zu Hause – und hoffe,
daß er’s mir melden wird. Kann an Niemanden schreiben, selbst nicht an
Ihn. Wenn ich unsern J. so oft heimsuche, so ist ein Zusammenhang von
Umständen und Empfindungen schuld daran – und ich entschuldige mich selbst
mit der vielleicht falschen Voraussetzung, daß er die meiste Zeit aufzuopfern
hat. Wo Sie, liebster Herder, Ihre hernehmen alles zu lesen, zu sammlen, in
Wachs und Honig zu verdauen, – –
Wer da hat, dem wird gegeben
.
Ich möchte vor Schande, Schaam und Angst vergehn, wenn ich mich mit
Ihnen und meinen Freunden, wovon so manche Ihnen ähnlich sind,
vergleiche. Mein Bauch klebt am Erdboden – und ich bin keiner Freude fähig.
Ich kann nicht schlecht gnug von mir denken – und doch kommt es mir
zuweilen vor, daß ich mir und meinen Freunden dadurch zugleich Unrecht thue.
In diesem Labyrinth liegt mein Schwindel, ohne daß ich herauskommen und
aus mir selbst klug werden kann. Arbeit ist mir verhaßt, noch verhaßter
Müßiggang, und doch suche ich hungrig und durstig darnach mitten in
Ueberfluß von beyden. Ist ein solcher Gemüthszustand Sünde, oder Strafe, oder
Prüfung – wo nicht eine Hölle, wenigstens ein Fegfeuer?
Als Hofmeister in Curl. gieng ich in einem zerlumpten Schlafrock, weil
ich Schulden hatte, der ich mich schämte, und es war mir sehr lieb, daß man
mich für reich und geitzig hielt. Dem Himmel sey Dank daß ich keine
Schulden habe, aber desto mehr Zwang kostet es mir ihnen zu entgehen, und auf
mich zu wachen. Meine Näscherey des Monboddo ancient Metaphysics p
hat mein Jahr um einen ganzen Monath verkürzt – Erndte hat
fehlgeschlagen und der abscheulige Weg hindert die Zufuhr und Aussaat. Daher
Theurung u Mangel an Lebensmitteln. Ich denke dahernun öfters an
unsern Claudius, der im vorbeygehn auch an schmale Bißen denkt und alle
die Lügen widerlegt, von einer Pension von 1000 rth die er von Gr.
Schimmelmann jährl. ziehen soll, und von 100 # die ihm Elise incognitozugewandt, das kl. Jahrgeld vom Erbpr. ungerechnet. Ich habe mich darüber
gefreut und über sein Stillschweigen gewundert, es mir aber aus seinem
Briefe an Andres bey Gelegenheit des alten lahmen
Dietrichs
erklärt, der
sich auch von seinem neuen Holtzbein und Bärenmütze nichts merken lies,
seinen stillen Genuß meiner aufbrausenden Unruhe vorgezogen. Nun muste
ich zu meinem Leidwesen erfahren, daß alles lauter Wind gewesen, womit
ich mich in Ansehung seiner beruhigt und getröstet.
Gott helf mir nur nach Berlin, von da soll mir der Weg nach Weimar ein
Sprung seyn. Vielleicht finde ich unsern J. in Wandsbeck und gehe in seiner
Gesellschaft und Bedeckung nach Münster. Doch alles kommt mir wie ein
Traum vor – Ist doch der liebe Schlaf der beste Theil meines Lebens? Der
das ganze Spiel angefangen und entworfen hat, wird es auch ausführen.
Der liebenswürdige Graf hat mir seine Reisekutsche bey seiner Rückreise
angeboten; sie ist aber nur einsäßig, und ich versicherte ihm, daß ich ohne
meinen Hans Michel nicht zu reisen im stande wäre. Er hört jetzt die
Metallurgie bey D. Hagen, und studiert von des Morgens vor oder
spätestens um 5 Uhr bis gegen 10 des Abends in Ihrem Homer und dem Theokrit,
und ab und zu im Herodot. Gott laße uns Freude an unsern Kindern erleben.
Freunde werden Sie gewiß gl. Ihren Vätern werden, und uns ähnlich im
Geschmack u Glück der Freundschaft. Der schwärmende Hill und mein Michel
werden gemeinschaftlich sich an Ihren lieben Gottfried wenden, so bald nur
jener erst wenig in Ordnung gekommen seyn wird. Scheller ist Adiunctusdes alten Pf. Gottscheds in Petersdorf, und zugl. sein Schwiegersohn in spe.Ich erwarte ihn alle Tage zum
letzten mal
bey mir, zum Examen u
Ordination; denn für ein Ehpaar hab ich nicht Raum.
Voller Hofnung und Verlangens selbst zu kommen, schreib ich vielleicht
nicht mehr,
ohne besondere Veranlaßung
, in diesem Jahr an Sie,
alter liebster bester Freund! Hat Gott etwas menschl. über mich verhangen,
so hab ich meinem einzigen Sohn, der eben gute Nacht gesagt, meinen
väterlichen Rath und Befehl deshalb ertheilt. Gott seegne Sie mit Gesundheit und
Freudigkeit und Stärke, die vortrefliche Mutter sammt allen Ihren lieben
Kindern. Mein innigst geliebter August wird mich entschuldigen, wenn ich
seine lerste Handschrift nicht mit ein paar Zeilen erwiedern kann, wie ich
fest willens gewesen. Ich umarme Sie u. die Ihrigen unter den besten
Wünschen. Vale, gaude et ama.Düßeldorf den 11.ten Nov. 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):No 16. Erhalten den 23 – Geantw. den 27, 28
mit Einl. v Prof. Kraus an Steudel.lieber, unaussprechlich lieber Hamann –
Hier eine lange Epistel v Buchholtz. Er kam mit seinem lieben Weibel am
Dienstag den 8 Morgen, u gieng Mitwoch 9. früh schon wieder weg nach
Münster. An gutem Aussehen hat er zum Erstaunen gewonnen. Er schreibt
Ihnen, Lieber, was ich von seinem Briefe gelesen habe, u bittet Sie, es mir
in Abschrift mitzutheilen. Das ist nun nicht mehr nöthig, da er mir seinen
Brief ungesiegelt zurück ließ. Auf das vorhergehende habe ich kein Auge
geworfen.
Gestern Nachmittag, Herzensmann, erhielt ich Ihren lieben Brief vom
22 bis 29ten Oct. Heute kann ich nicht antworten; am Dienstag, so Gott will,
geschieht es ohne Fehl.
Ich meine ich müßte von hier aus Sie irgend wo faßen daß Sie es fühlten
u inne würden wie ich Sie liebe u ehre. – Ich herze Sie vor Gottes Angesicht –
Ihr Fritz JacobiKgsb. den 12 Novbr. 85.Sie werden, Herzenslieber Jacobi-J. wider mit einem Briefe von mir
heimgesucht, wie wir heuer von Gewölk und Regen. Wenn Sie weder Zeit
noch Lust haben zu lesen, so werfen Sie ihn fort, und laßen ihn liegen, daß
er schwarz wird, oder Sie Muße zu verlieren haben.
Heute wieder Sonnabend, und die Woche zu Ende, ohne daß ich das
geringste habe anfangen können, mit genauer Noth unserm lieben Plato in W.
geantwortet. Ich brachte den Brief gestern Morgen selbst auf die Post, kam
aber zu spät. Ohne einmal recht, als aufs Hörensagen, zu wißen ob heute
eine abgeht, hab ich ihn meinem Joh. Mich. mitgegeben.
Gestern den heil. Martin bey einer magern Ente, statt einer fetten Gans
gefeyert. Nachmittags bin ich zu Hause geblieben, das mir mein müßiger
Posten und die Nähe des Licents füglich erlaubt, – und hierin ist mir mein
Loos lieblich gefallen. Da kam ein junger guter Mensch, der sich den gantzen
Sommer auf dem Lande aufgehalten, brachte mir einen Curländer, der von
Leipzig nach Hause geht – Wenn ich schon einmal aus meinem Circul
herauskomme – Kurz, es wurde aus allem Nichts –
Was ich gestern und seit vielen Wochen mir vorgenommen, habe ich heute
zum Frühstück genoßen. Meines lieben Alc. B. Briefwechsel von Anfang bis
zu Ende widerholt, numerirt und in der grösten Ordnung seponirt. Daß diese
Arbeit
nicht ohne Rührung und Zufriedenheit und einigen Wehen der
Sehnsucht und dem tiefsten dunkelsten Gefühl im Grunde des Herzens
abgemacht werden können, darf ich Ihnen nicht sagen. Ich erwarte mit jedem
Posttage einen Wink von seiner glücklichen Heimkunft, wenigstens von
Ihnen, als dem nächsten Paranymphen unserer Freundschaft. Mein Verbot
nicht eher an mich zu denken, biß er in
Ruhe
gekommen seye, macht mir das
Stillschweigen zum Gesetz und Gebot. Ich beschwere Sie also lieber
Jonathan! Ihn nicht eher zu wecken noch zu regen, als biß es ihm Selbst gefällt;
Aber Nachricht erwarte ich durch Sie von sSeinen und Seiner lieben
Marianne Glück und Wohl – so gewißenhaft und umständlich, als ein
Augenzeuge sich selbst
Rechenschaft geben kann, von
dem was er
sieht und erfährt
.
Reichardt, mein Ariel, ist den 5ten dieses glückl. angekommen. Alles gut,
und auf dem vorigen Fuß. Nun denke ich mit Wohlgefallen an Berl. das
nicht mehr Babel in meinen Augen ist, weil ich nunmehr
Einen
Freund
habe, woran es mir seit seiner Abwesenheit gefehlt. Sein Schwager Dorowschrieb es mir vorgestern frühe, und ich hatte einen vergnügten Mittag bey
unserm Hillppel. Der Wanderer Hill aß mit; auf einmal fällt ihm eine
Bauernhochzeit ein 6 Meilen von hier, wo er eingeladen worden. Er läuft
auf einmal weg, ohne Abschied um 3 Meilen noch denselben Abend zu
bestreiten, die übrigen 3 gestern als zum Hochzeitmal – und will heute wider
in der Stadt seyn. Aus diesem Zuge können Sie leicht urtheilen, wie sauer es
mir bisweilen wird, diesen Bucephalus Kopf im Gleise zu erhalten.
Von Scheffner habe noch Zkeine Zeile erhalten, dafür eine pathetische
Entschuldigung durch H. weil er Kirchenvorsteher geworden seyn soll, und an
Revision vieljähriger Rechnungen arbeitet. Er sollte mir wenigstens ein
fremdes geliehenes Buch zurück schicken, und begreife nicht Recht diese
Ausnahme von seiner strengen Genauigkeit im Borgen und widergeben. Sein
Museum liegt zwar auch noch bey mir; ich erwarte aber vor der Ablieferung
noch den vor- u diesjährigen Jahrgang. –
Hier begegnete mir ein gantz vermaledeyter Streich in einer königl.
Dienstsache, den ich Ihnen erzählen muß. Mein ganzes Amt besteht in Hütung des
Packhofes, welche eigentl. von meinen unter mir stehenden Licentträgern
abhängt, und in Bewahrung und gehöriger Auslieferung aller Beschläge, wozu
ich eine besondere Depotcammer habe, und für die ich haften muß. Kurz vor
dem Essen kommt der Aufwärter von der Prov. Direction und verlangt
gegen Qvittung einen versiegelten Sack mit Sachen die auf einer kleinen
Stadt beschlagen worden, bereits im Martio. Verdrüßlich über den Vorfall,
der selten und desto ungelegner kommt, geb ich ihm die Schlüßel und bitte ihn
an einen von denen, die in meiner Amtsstube arbeiten, die Sachen
herauszugeben. Werfe mich aber geschwind in Kleider u laufe selbst nach. Der
Aufwärter kommt mir schon entgegen mit der Nachricht, daß man nichts finden
kann. Ich zu meinem Register wo ich das Protocoll eingetragen finde, und
noch offen. Jede Sache, die ich schon suchen muß, ist gleich in meinen Augen
verloren, und denn kommen mir gleich ein Dutzend Arten und Weisen in
Kopf, wie selbige hat verloren werden können. Mit einemmal verliere ich
denn alle Besonnenheit, weiß von meinen Sinnen nicht – Es war nicht mehr
als ein einziger versiegelter Sack, der es nicht seyn konnte und sollte –
dennoch es würklich war. Kurz die schreckliche Angst einer halben Stunde lößte
sich, nachdem ich mit Gewalt und gleichsam bey den Haaren zu einem
Augenblick kalter Ueberlegung gebracht war, in Schaam und Gelächter über meine
Blindheit auf. Dieser Naturfehler ist aber incurable, und macht mich zu
allen, besonders kleinen Geschäften untüchtig – vielleicht gemeiner unter den
Leuten, die Philosophen heißen, nur würkt er bey mir auf eine epileptische
Art. Daß man sich Dinge, die weder
sind
noch seyn
können
als würklich
vorstellt und gleich Theorien fertig hat die Wunder seiner eignen Einbildung
zu erklären und wahrscheinlich zu machen, figmenta als data voraussetzt und
sich in Schlüßen darüber verliert, daß man nicht wider heraus finden kann.
Ich präge mir alle dergl. Vorfälle so tief wie ich nur kann und in mancherley
Gestalt und Methode ins Gemüth; aber alles ist umsonst.
Auf dies Leid folgte noch eine kleine Freude von anderer Art. Mein
Johann Michel brachte mir die Abhandlung eines D. Hufeland mit über den
Grundsatz des Naturrechts, die Kant erhalten und ihn hauptsächlich angeht.
In dem Versuch habe ich die gantz unerwartete Ehre unter die neuesten
Schriftsteller über das Jus naturae sechsmal mit allem Glimpf und mehr als
ich verlangen kann, feyerlich citirt und allegirt zu werden mitten unter die
Grotios, Puffendorfios, Hobbios, Vattelios, Schmaussios, Flattios etc etc.Was meynen Sie dazu? Befördert ein solches Dessert nicht die Verdauung?
Das niederschlagende Pulver wird wohl bald hier seyn. Ich kann das Ende
der künftigen Woche nicht abwarten, und den 63sten Band – Ich habe das
gefahrliche Buch kaum eine Stunde in meinem Hause behalten, und den
Ueberbringer gleich damit fortgeschickt – Mir blos die Freude gemacht an den
Fingern abzuzählen, wie oft mein Name mit Schwabacher gedruckt vorkommt.
An der Materie nimmt der Prediger in der Wüsten keinen weitern AntheilWie Kant noch Magister war, pflegt er imoft im Scherz zu
erzählen, daß er immer Happelii Relationes curiosas lesen müste vorm
Schlafen gehen. Darnach kam die Reyhe an Basedows Philalethie u.s.w. Ich
besorge daß meine Relationes curiosae Sie auch ermüden. Dennoch muß
ich Ihnen noch erzählen, was der Heil. Martin gestern für Freude in mein
Haus gebracht, die ich meinem Johann Michael zu verdanken habe, und er
zum Theil mir.
Er kommt ganz bestürzt zu Tisch, der nur Mittags bey uns gedeckt wird.
Nun mein Sohn – Vaterchen! ich habe ein großes Großes Geschenk
bekommen – Hippel hat seinem Raphael und meinem Michel diese Woche ein
gleichförmiges Kleid bestellt. Davon hatte ich schon Wind – ich konnte mich
also auf nichts mehr besinnen, was ihm fehlen könnte noch wo es herkommen
sollte. Ich wurde verdrüßlich weiter zu rathen, und sagte mit einiger Hitze:
Junge! rede: von wem? wie? was? – Ein Plinius ex ed. Harduini in foliovom HE. Nicolovius. Ich muste ihn annehmen. So und so hat ers mit mir
gemacht.
Liebster J. Ohne Ruhm zu melden, bin ich sehr genau alles in Einnahme
und Ausgabe zu bringen, schreibe jeden Besuch den ich bekomme und
abstatte in meinen Hauskalender. Daher weiß ich sehr genau daß den letzten
Julii Dom X. p Tr. ein feiner junger Mensch, den ich nicht kannte zu mir
kam. Seine Verlegenheit machte mich ungedultig, daß ich ihn etwas dringend
frug: womit ich ihm dienen könnte. Ich hatte eben einen Brief unter Händen.
Er bat mich gantz gerade, daß ich ihm wo mögl. im Engl. oder Griechischen
Stunden geben möchte. Dies außerordentliche Vertrauen gefiel mir und ich
hielt es der Mühe werth den Jüngling näher kennen zu lernen. Ich benahm
ihm gleich sein Misverständnis, daß ich spät mich mit einigen Sprachen
abgegeben hätte, nicht weit darinn gekommen, und von Tag zu Tage das wenige
allmählich vergäße – wenigstens die Erfahrung gemacht, wie man auch mit
dem kümmerlichsten Gedächtniße sich in Sprachen forthelfen könnte.
Bedauerte die Abwesenheit meines Hills, der in diesem Fache lebte und webte,
schlug ihm meinen Joh. Michael vor, der eben die Hundstage auf dem Lande
feyerte. Sie kannten sich einander und sahen sich alle Tage in Stunden bey
Kant. Er schien mit diesem Rath zufrieden, und ich wars noch mehr einen
neuen Freund und Gehülfen für meinen Sohn an ihm gefunden zu haben.
Der Name und das Haus seiner Eltern war mir bekannt, weil ich in der
Nachbarschaft einmal gewohnt. Daß sein Vater eine der grösten Stellen
hier gehabt, die Hippel sich vor seinem jetzigen Posten wünschte und ungern
aufgeben muste seine Ansprüche. Er war OberSekretair bey der Regierung,
dem jetzigen Etats-Ministerio. Seine beyde Eltern wären gestorben, meldete
er mir. Ihr Haus verkauft mit der Bedingung, daß sie solange ihre Tantelebte, darinn wohnen könnten zur Miethe. Er hätte noch 2 Brüder, die
Zwillinge wären, und eine jüngere Schwester außer einer bereits
verheyratheten. Die 3 Geschwister lebten gemeinschaftlich mit ihrer alten Tante. Er
hätte sich der Theologie gewiedmet – dies fiel mir eben so sehr auf, weil Leute
von Vermögen und einem gewißen Stande selten sich zu diesem Studio
entschließen. Seine beyde Zwillingsbrüder studierten auch, aber ihre Wahl
wäre noch nicht entschieden. Sie hätten beyde natürliche Fehler der
Aussprache, einer hätte Lust ein Buchhändler, der andere ich weis nicht mehr
was? zu werden. Ich nahm daher Gelegenheit ihn zu praeveniren, daß mein
Sohn auch einen Zwillingsfreund an seinem Raphael Hippel hätte, von dem
er sich ungern in seinen Uebungen scheiden würde, und so wurde von mir
der Grund zu dem kleinen Triumvirat gelegt.
Mein Sohn fängt das Engl. an, gesteht mir bald, daß sein commilitoweiter darinn wäre als er selbst, nicht nur seinen Pope und Milton lesen könnte,
sondern auch im Sprechen und Schreiben geübt wäre, worinn es meinem
Michael wie dem Vater, selbst in seiner Muttersprache fehlt, an Zeit und
Lust und Muth. Ich geb ihnen meinen Shakesp. und wie sie mit einem Stück
darinn fertig sind, merkt Nicolovius auch, daß er sich selbst helfen kann,
besonders da er in seiner ausgesuchten Bibl. die Eschenb. Uebersetzung hat. Sie
schränken sich aber seitdem blos auf das
Griechische
ein, fiengen mit dem
Aeschines an, haben die ersten 4 Gesänge der Odyßee zu Ende gebracht.
Nicolovius findt eben die Leichtigkeit auf seine eigene Hand darinn
fortzufahren – und übermorgen auf die Woche kommt die Reyhe an
TheocritIch kann Ihnen nicht sagen, was der erste Besuch dieses jungen Menschen
für einen ungemeinen Eindruck auf mich gemacht, aber noch weit mehr alle
die Kleinigkeiten, welche ich meinem Sohn bisweilen aushole über den gantz
außerordentl. originellen Character dieser 3 Brüder, von denen jeder seinen
eigenen Gang gehen soll, bey der grösten Harmonie. Mein Sohn qvält mich
immer mit der Frage: warum er ihm seine Stärke im Engl. verheelt. Nach
dem erfährt er, daß einer der Zwillinge sich mit ähnl. Eifer auf das griechische
legt, und es weit darinn gebracht haben soll, weiß er wider nicht, wozu er
sich mit dem in dieser Sprache übt. Wo er die Ausgabe herbekommen, weiß
ich nicht. Eben heute meldt mein Sohn, daß er voller Vergnügen gewesen
über das Voigtsche Steincabinet, das er sich auch verschrieben. Sie hören
beyde die Mineralogie bey unserm würdigen D. Hagen. So ersetzt die
mütterliche Vorsehung meine Mängel zur Erziehung dieses Jungen, den Sie
mehr liebt als ich es thun kann und will u mag.
13. NovemberDom. XXV.Wir hatten gestern Abend kaum Licht angesteckt, wie der tolle Hill kam mit
einem Töpfchen Honig in der Hand u die Taschen voll kleinstädtisch Brot
für meine Kinder, um sie und mich zu bestechen und uns den Mund zu
stopfen. Weil es nicht möglich gewesen wegen des Grundlosen Unweges das
hochzeitl. Dorf zu erreichen, bedenkt er sich kurz und marschirt nach Pillau,
also 14 Meilen an statt der 12 in einem u 2 halben Tagen. Ist bis über den
Nabel in deneinen blinden Graben gefallen. Heute früh beschlich nach der
Mettenzeit die 3 Brüder und fand sie wie ein Blatt eine Klette zusammen
über den Juvenal. Ihr Vater soll ein beynahe finsterer Mann gewesen seyn,
zu Geschäften gemacht und von wenig Worten. Bey allem dem macht mich
mein habitus zu
nehmen
und zu
empfangen
für mich besorgt, und diese
Süßigkeit hat für mich einen bittern Nachschmack.
Hippel hat mich zu Mittag gebeten, den Altgesellen Hill mit den beyden
Burschen Mich. u Raph. deßen Bruder Samuel Hippel heute eingeseegnet
wird nebst dem Ernst Deutsch, der bey dem Pfarrer Fischer in Pension steht.
Meiner wurde es, ehe er nach Graventihn gieng. Fischer ist zwar nur beym
Königl. Hospital aber der Leibprediger unseres hiesigen Beau monde und
meiner Freunde. Für mein hartes Ohr redt er ein wenig zu sachteWir werden also, liebster J. Ihre Gesundheit trinken, und mit unsern
Gedanken in Pempelfort und Ihrer Nachbarschaft seyn. Mit Herders 2tenTheil bin zum zweiten mal fertig geworden. Das langsame Lesen wird mir
sehr sauer – und noch saurer das Urtheilen, oder vielmehr die Entwickelung
deßelben. Flüchtiger scheint mir an einigen Stellen dieser Theil zu seyn, auch
mehr ornamenta ambitiosa die Schreibart zu haben, besonders thut mir
auch der Abschnitt über die Regierungen nicht völlig Gnüge. Es fehlt aber
nirgends an großen und schönen Gedanken, die mit Würde und Anstand
gesagt sind für die Bedürfniße unserer Zeit und die Gränzen seines Beruffs.
Seinen Plan bin noch nicht im stande zu übersehen; und vom Ganzen hängt
doch der Zuschnitt jedes Theiles ab. Der lauterste und reinste Geschmack
herrscht in seinen
zerstreuten Blättern
, und ist ein Werk der
Theano
. Die Ideen erfordern eine männlichere Muse – artis seuerae
effectus. Bey seinen Amtsgeschäften, unvermeidl. Zerstreuungen der
leidigen Celebrität p der überschwengl. Belesenheit u Mannigfaltigkeit von
Kenntnißen – ist vor dem Exegi opus die
reinste
Kritik summa iniuria.Gewißenshalber kann ich gar nicht urtheilen – und die Liebe für die Sache
so wol als den Verfaßer ist Humanität, die Alles deckt. Gott hat den Leib
also vermengt und dem dürftigen Glied am meisten Ehre gegeben – und wo
ist ein Autor wie Er? – ein beßeres Muster aller Systeme im Großen und
Kleinen? – – –
Ich komme müde und matt zu Hause, bin den ganzen Tag im Regen und
Schlag herumgegangen und finde einen ledige Addresse zu einem
Exemplar der Ideen aus Weimar. Das vorige war aus Riga. Mein gestern
abgegebener Brief geht erst morgen ab, wie ich mir zum voraus vorgestellt.
Wenn ich über Spinoza was zu schreiben im stande bin; so werden Sie es
nicht anders als
gedruckt
erhalten. Zur freundlichen Nachricht! Ueber das
Gedruckte wird es mir lieb seyn von Ihnen gescholten, getadelt und
questionirt zu werden nach Herzenslust. Werde auf alles mit
Ja
oder
Nein
, oder
mit Ja
und
Nein antworten. Vor- macht keine Nachrede. Heute über 8 Tage
ist der letzte Sonntag des Kirchenjahrs, und der Advent ist meine liebste und
einträglichste Jahrzeit wegen der kurzen Tage zu meinen opusculis der
Finsternis und Nacht und des sie, Ebbe und Fluth regirenden Monds.
Wegen der Einkleidung bin ich noch ungewiß; keine
Liebesbriefe
eines
Adonis sondern Endymions. Der Titel ist für mich kein Schild zum bloßen
Aushängen, sondern der nucleus in nuce, das Senfkorn des ganzen
Gewächses. Hinc illae lacrumae über diese Kleinigkeit erst mit mir selbst einig
zu werden. EintheilungEntwickelung und Ausfüllung überlaße ich den
Säften des Bodens und Einflüßen der Witterung u des Himmels. Aus lecta
potenter re fließt von selbst facundia und lucidus ordo. Diese meine
methodum arcanam werde ich nun freylich nicht den Bürgermeistern und
Philistern der A. d. Bibl. auf die Nase binden. Laßen sie sich mit ihrem
Moses die Köpfe
zermalmen
!Gottlob! die erste Handvoll Schnee, mich damit zu waschen. Das wärmt,
sagt man, auf den ganzen Winter. Schwatzen hat seine Zeit, Schweigen hat
seine Zeit – amant alterna Camenae. Vale et faue.Bin mit dem ersten Theil im Turgot stehen geblieben. Brahl arbeitet an
sm Mirabeau wie eine Schnecke, u muß erst damit fertig seyn – – Haec ruit.Erbarmen Sie sich mein, lieber J. und kühlen bald mit einem Tropfen aus
der Ferne Ihren schmachtenden und wie David des Waßers aus dem
Brunnen zu B. lüsternen – Sie und alle Ihre Lieben zu P. D. u M. seegnenden –
im Geist umarmenden alten radoteurJohann Georg Hamannden 14 frühe unter dem Morgenseegenmeiner Kinder.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 12 u 13ten Nov. 1785
J. G. Hamann
empf den 24.tenbeantw den 16.tenXbr.Kgsb. den 15 Nov. 85.Herzlich geliebtester Freund,
Me Courtan hat mir den 28 pr. einige Zeilen geschrieben, welche ich den
8 d. erhalten. Mit der traurigen Nachricht von Ihren Gesundheitsumständen,
meldet sie zugl. daß sie denselben 8–12 abgehen würde. Ich vermuthe
daher, wie Sie selbst sagt, daß Schwermuth und Heimwehe Ihr Uebel
vermehrt, und Ihr dadurch beschwerlicher wird und gefährlicher vorkommt, als
es wirklich ist und den neuen Aerzten die Ihre Constitution und Krankheit
nicht kennen, scheinen mag. Wie sehr Sie Selbst dabey leiden müßen, kann ich
mir leicht vorstellen. Seyen Sie unterdeßen gutes Muths und trauen dem
guten Gott der jede Last die Er uns auflegt, auch tragen hilft, und alles zu
unserm Besten lenkt. Da ich nicht ins Ungewiße schreiben mag: so können Sie
leicht denken, mit welcher Ungedult und Unruhe ich jeden Posttag beßeren
und zuverläßigen Nachrichten entgegensehe. Besuche und am wenigsten
schriftliche sind Kranken immer angenehm. Der Weg muß abscheulich seyn; aber
das Verlangen zur häuslichen Ruhe und die mütterliche Liebe überwandt
alles. Sagen Sie das Beste was Sie wißen und können in meinem Namen
zur Aufrichtung unserer kranken Freundin und meiner lieben und werthen
Wohlthäterinn und Gevatterin. Ich kann nichts mehr thun als für Sie
beten, und Gott wird unser gemeinschaftliches Gebet erhören. Sein Wille
ist doch der beste. Die Erde ist des HErrn und Er ist uns allenthalben gleich
nahe und gegenwärtig, daß kein Haar unserem Haupte entfallen geschweige
ein Glied unseres Leibes ohne Sein Mitgefühl und Bewußtseyn leiden
kann.
Herr Cr R Jensch hat mir versichert Ihnen das Billet der Baroneße bey
Ihrer Durchreise eingehändigt zu haben. Die Pension ist 400 fl. Stunden
in Music, Tantzen, Schreibekunst, Historie u. Geographie werden besonders
bezahlt und nach Nothdurft und Verlangen eingerichtet und bestimmt. Ein
Besteck von einem S silbernen Löffel, Meßer u Gabel nebst dem Tafelzeug
bleibt zum Bestand. Die Pension praenumerando bezahlt. Der
wesentlichste Hauptpunct ist, daß Ihre liebe Albertine gantz unumschränkt vom
mütterlichen Willen der Baroneße, die sich von Ihren Kindern Tante nennen
läßt, abhängen muß; folglich aller respectus parentelae und übrige
Familienverhältniße schlechterdings aufhören und abgeschnitten oder von dem
Gutbefinden der Baroneße schlechterdings abhängen müßen. Die
unumgängliche Nothwendigkeit dieser Bedingung läßt sich von vernünftigen Eltern, die
gegenwärtig geschweige entfernt sind, von selbst einsehen. Ich habe 2 mal
deshalb mit der Baroneße gesprochen, und das übrige kann Ihre Gemalin
mündlich abreden.
Mein Golgotha hat die unerwartete Ehre gehabt einer
ausführl
.
Recension in dem LXIII. Band 1. gewürdigt zu werden. Heute vor 8 Tagen
ist deshalb an Nicolai geschrieben worden und ich erwarte diesen armen
Sünderwein mit der nächsten fahrenden Post. Ein gewißer D. Hufeland in
Leipzig hat einen Versuch über das Principium des Naturrechts
herausgegeben u ein Dedications Exemplar unserm Pr Kant zugeschickt, der fleißig
angeführt seyn soll und mein Name soll auch die Ehre haben mit
Schwabacher oft genug angeführt zu werden mitten unter den Sternen der ersten
Größe die über das Ius naturae zu Helden geworden. Die General-Adm.hat uns wider die gröste Hälfte von unserer vorjährigen Gratificationabgezogen. Anstatt 86 sind mir nicht mehr als 41 rth zutheil geworden. Gott
hat alles reichlich ersetzt, ein neues Kleid meinem Johann Michael und einen
Plinium ex ed. Harduini fol 741 geschenkt. Wir werden also mit
Wahrheit des Geistes bald singen können: Der
König will bedenken die
welch er herzlich liebt mit köstlichen Geschenken
– Er kehre
auch in Ihr Haus mit Gesundheit, Seegen bey gegenwärtiger Theurung und
Mangel der Lebensmittel, Freude und Zufriedenheit mitten unter den
Kreutzesdornen und herzlicher Ergebenheit in Seinen heiligen guten Willen
ein. Empfehlen Sie mich und die Meinigen unserer kranken Freundin und
geben uns bald zuverläßige Nachricht von Ihrer Beßerung und glückl.
Abreise. Ich ersterbe mit den besten Gesinnungen und unter den brünstigsten
Wünschen Ihr alter treuer Freund Joh. Ge Hamann.Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn Buchhändler
Hartknoch
/ zu /
Riga
. /
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 12 Nov 1785Kgsb. den 17 Novbr. 85.HöchstzuEhrender Freund,
HE Kr. H. überschickte mir vorgestern Abend Ihren Brief vom 12 nebst
den beyden dazu gehörigen Büchern. Ich wurde durch denselben sehr
beunruhigt, und glaubte zuletzt gar darinn ein bloßes Persiflage meines
bisherigen Geschmiers an Sie zu finden. Gestern brachte mir der Commissairunsers Viertels von HE Stadtrath W. das Schreiben vom 11 – worinn ich
alles das aufgelößt fand, worüber mich Ihr Stillschweigen befremdet und
irre gemacht hatte. Ich schreibe aus bloßer Nothdurft, die Ihre
Freundschaft nicht misdeuten wird, und darf mich daher wegen Inhalts und Tons
nicht weiter entschuldigen. Die Hofmeisterstelle lag
mir wirklich am
Herzen
, weil ich
beyde
Theile nach
Wunsch glaubte
und
hoffte
versorgt zu haben. Es war mir auch an einer baldigen entscheidenden
Antwort gelegen, weil der Candidat andere Vorschläge hat und derselben
würdig ist. Desto lieber ist es mir, diese Sache nunmehr abgemacht zu sehen –
wenigstens im Gange und in beßeren Händen. Hoc erat in votis.Ich habe eben ein sehr angenehm unterhaltendes Buch des Hptm. von
Archenholtz über Engl. und Italien gelesen. Die beyden Theile über das
erstere sind vorzügl. Der letzte hat mir blos zum Examen mit
Hill
gedient,
der mir keine Antwort schuldig geblieben und mit mehr Nutzen gereist, als
man es ihm zutrauen sollte. Mit dem 1.Xbr. zieht er bey Jacobi. Alles lebt
wider mit ihm in meinem Hause.
Ich habe die
philosophischen u critischen Untersuchungen
über das
A.T.
und deßen Göttlichkeit, besonders über die
mosaische Religion
London 785. welche dem Min. von Zedlitz dedicirt
sind, nicht aushalten können, sondern sie beynahe ungelesen zurückgegeben.
Sie verdienen kaum die Ehre ein
Pendant
des Horus zu heißen, und
scheinen mir eher von einem elenden Ulrich oder Schultz zu seyn.
Der November der Berl. Monatsschrift ist desto wichtiger für mich
gewesen wegen eines Briefwechsels des Lavaters, der dem D. de Neufville aus
Frkf. in Gegenwart des D. Hoze einen Brief im Sept. über die Krankheit
seiner Frau dictirt an Hofrath
Marcard
zu Hannover, der aus
Lausanne darauf geantwortet in einem sehr meisterhaften Ton. Der Gr.
zu Stolberg sagte mir schon, daß L. in Gefahr wäre durch eine Krankheit
seiner Frau sich wider anstößig zu machen durch Experimente, die in Paris
getrieben würden mit einer Umstimmung der
sinnl
. Werkzeuge, welche man
jetzt Desorganisation nennt. Ein Marquis de Puysegur laborirt zu
Strasburg u ein Mr I hat schon zu Paris einen Essay sur les probalités du
Somnambulisme magnetique herausgegeben. Der gute L. hat also durch
diese neumodische Cur seine kranke Frau in einen so
exaltirten Zustand
versetzt, daß sie im Schlafe weißagt – und Wunder redt, die den ungläubigen
und lieblosen Berl. zum Gelächter dienen. Unser Kant, der auch in diesem
Monath den Begriff des, was er unter Menschenracen versteht, entwickelt –
hat kürzl. einen
Versuch über den Grundsatz des Naturrechts
von einem Doct. Philos. u. Jur. Vtr.
Gottl
.
Hufeland
erhalten, in dem
er fast auf allen Seiten, der Schiblemini auch oft gnug angeführt und citirt
wird. Der Mann hat Belesenheit und eine gewiße Evolutionsgabe, aber
nicht in dem besten Verstande, der Ihrem Geschmack Gnüge thun würde.
Meine Eitelkeit in so guter Gesellschaft aufgenommen zu werden wird wol
nicht lange währen, und ich erwarte mit der nächsten Post den neuesten Band
der Allg. D. Bibl. welche sich bis zu einer ausführl. Recension meines
Golgotha herabgelaßen, um mir vermuthl. Galgen und Rad aufzurichten. Wenn
die Fische nur recht angebißen hätten, so würde ich meinen Köder nicht
umsonst ausgeworfen haben – und ich würde das Kirchenjahr vergnügt
beschließen und anfangen. Die langen Abende der lieben Adventzeit sind mir
immer Erndte und Weinlese gewesen, und der Winterheerd geselliger mit
seinem Mond- u Schneelicht als das weite Feld und alle verführerische
Gartenluft.
Anstatt der 86 rth habe mit 41 u einigen gl. für lieb nehmen müßen. Gott
hat aber alles reichlich ersetzt; meinem Hans ein neues Kleid beschert und
einen Plinium ex ed. Harduini in fol 748 – nach dem ich längst getrachtet,
schon in Basel 3 bis 4 Carolinen auf eine 4te Ausgabe bot, aber um einen
mit dem Buchhändler differirte. Sein junger Freund Nicolovius hat ihm
dies Geschenk auf eine so unerwartete als annehmungswürdige Art gemacht.
Ich bin schon zu alt dies Buch mit Nutzen zu lesen; aber für meinen Sohn ist
es der rechte Zeitpunkt in dieser Qvelle zu schöpfen und sich zu baden.
Die
Briefe über die Naturproducte vom Verf der
kosmologischen Unterhaltungen
sind mein Zeitvertreib. Der erste Theil ist
nur heraus, aber wegen der schönen illuminirten Kupfer sehr kostbar. Dies
ist der beste Philosoph meines Erachtens für die junge und schöne Welt, und
ich ziehe sein Talent dem Campe u Saltzmann weit vor.
Eben so viel Vergnügen macht mir Zimmermanns geographische
Geschichte des Menschen, deßen
dritten
Band ich lese. Der ganze 2te u die
letzte Hälfte des ersten ist ein bloßes Verzeichnis nach seinem Plan. Von
einem so vorzügl. Buche läßt sich aber bald eine neue Auflage vermuthen,
welche die jetzige übertreffen wird. Vielleicht bin ich im stande, Ihnen beyde
einmal mitzutheilen, wenn Sie, höchstzuEhrender Freund, zum Lesen
aufgeräumter seyn werden.
Kraus hat die beyden besten Schriften von
Heynecke
sich anschaffen
müßen auf meine dringende Empfehlung, und nach denen müßen Sie ihn
beurtheilen. Seine Methode ist ein
Geheimnis
, so viel ich weiß, aber aus
seinen Leidenschaften macht er keins. Er hat noch ein großes Buch über das
Buchstabiren gemacht, in deßen Vorrede mein nomen proprium zu einem
verbo modificirt. Es scheint daher eine Art von Sym- und Antipathie
zwischen uns im Spiel zu seyn.
Von Hemsterhuis ist das Original des Simons noch nicht
herausgekommen. Herder hat ihn 9 Tage in Weimar um sich gehabt in Gesellschaft der
Fürstin Galliczin, des Exministers Fürstenbergs und des mir durch Ihr
Museum so lieb gewordenen Raths Sprickmann. Unser Freund H. war sehr
zufrieden mit seinem Gemälde von dieser
ausgesuchten Gesellschaft
.
Ich will Ihnen abschreiben das von Hemsterhuis.
– in seinem ganzen Wesen ein alter, feiner stiller Republicaner, der, ich
möchte sagen, nach der Weise eines schlausammelnden Holländers alles
Schöne der Wißenschaften u Künste in und um sich gesammelt zu haben
scheint, dazu er reichen konnte. Die Wahrheit zu sagen ist er mir in der
Gesellschaft der intereßanteste gewesen, ein volles aber still liegendes Gefäß
voll liebl. Weins, das sanft hergiebt wo man es anbohrt. Ich möchte eine
Zeitlang ihm in der Nähe leben und insonderheit das Band einer gantz
gemeinsch. Sprache haben: denn da er nur frantz. spricht, so entflieht mir
schon, wenn ich die Sprache auf die Lippen nehme, das Beste, was ich
sagen wollte.
Und Sie fragen noch, warum ich es
politisch
nenne, daß unser Freund
14 Tage früher den Brief des Rabbi an den Kritiker gelesen ohne mir ein
Wort zu sagen, und mir sein
Bewundern
ins Gesicht äußert, daß man
mir denselben mitgetheilt, als wenn kein depot in meinem Ohr sicher wäre.
Ich habe meinen letzten Brief bey dem Kaufmann Jacobi
gesiegelt
,
deßen Factor neben dem HE Stadtrath Wirth wohnt, und dadurch ein
Compendium entdeckt – Des mir angewiesenen bey Me Cuvry werde mich
bedienen zur Uebersendung des Kästchens mit dem Muses, womit meine
kranke Magd kaum bis nach dem Friedl. Thore vom Licent aus erreichen
möchte –
Des Jacobi Spinozabüchl. wie es Claudius nennt, nehme mir die Freyheit
zu remittiren, weil es Ihnen zugedacht gewesen, und Einnehmer Brahl
auch seins erhalten. Vor der Samml. seiner Schriften steht nicht sein Kupfer.
Er hat dem HE Kr. H. u mir einen neuen Kupferstich nach der Zeichnung
seines Freundes Hemsterhuis zugeschickt, welches Sie hier zu sehen
bekommen werden.
Den 2ten Theil von Herders Ideen lege auch bey und bitte es nicht eher
wider zu schicken als bis mir der Verleger etwa dazu nöthigen möchte; wie
er mir den ersten Theil für Kant abnahm, weil ich eins wie gegenwärtiges
vom Autor erhielt. Wenn Ihnen an dem Dintenfleck nicht gelegen ist, so
werden Sie dadurch überhoben seyn vermuthl. diesen 2ten Theil sich
anzuschaffen, und mir zu Gefallen dafür lieber sich nicht gereuen laßen die
Cllischen Vorlesungen fortzusetzen.
In Graventihn haben siche einen Gast aus Potsdam gehabt, HE
Bräunlich der als Hofmeister bey einem Grafen von Dönhof und
Finkenstein komt – HE Scheller hat sich auch bei mir angemeldt, ich habe ihn aber
schon vor seiner Anmeldung erwartet – der Feldprediger Bertau, welcher
ehemals Hofmeister bey HE Kanter war, heyrathet meine Nachbarinn die
Mlle Borowski – und meine jüngste Tochter Marianne Sophie beschliest
heute ihr erstes Stuffenjahr und tritt morgen in ihr 8tes, hat unter Hill
bereits Claudius Liedchen nach Reichards (der den 5ten d. in Berl glücklich
gottl. angekommen) Melodie klimpern gelernt. Ich danke Gott und freue
mich.
Von M. Pleßing habe aus Wernigerode wo er bey seinen Eltern
privatisirt, gestern einen Brief erhalten. Er hat sich gantz auf die griechische Sprache
gelegt und sucht einen Verleger zu einem großen Werk in 2 Bänden von 80
Bogen in kl. 8o über
die schon im frühen Alterthum erkannte
höchste Gottheit oder historisch-philosophische
Untersuchungen über die Denkart, Theol. u. φφie der ältesten
Völker vorzügl. der Aegypter
u Griechen
bis auf Aristoteles
Zeiten
. Benzler, Gr. Stolbergscher Bibliothekar hat mir auch einige
Anzeigen zu seiner engl. poetischen Bibliothek zugeschickt, wozu mein Sohn
schon einige angeworben. Ich habe seit vielen Jahren an dieses unglückl.
halb blinden u mit Kindern begabten Mannes Geschick Antheil genommen
der schon einmal sich anerbot hieher zu kommen u sein Glück zu versuchen.
Wie wohl haben Sie gethan kein Engl. gelernt zu haben. Nun sind Sie
freilich f vor meinem Coge intrare sicher.
Nicht beym lieben Brodt – von dem der Mensch nicht allein lebt, wie
Moses sagt und des Menschen sohn bekräftigt, schwitzt mein Nase, sondern
lieber beym Sauerbraten. Der ist mein Diaphereticum. Ein gewißer
Michaelis hat des
Spalanzani
Werk von der Verdauung übersetzt, das
sich pour la rareté du fait ungemein appetitlich lesen läßt, als ein Chef
d’œuvre in seiner Art. Um Ihre zu schonen u meine zu befördern muß ich
dem Beyspiel meiner Leute folgen und schlafen gehen. Gott helfe meine kranke
Freundin u Gevatterin Me Courtan glückl. wider nach Hause, die wo nicht
unterwegens ist, doch es wünscht zu seyn. Empfehlen Sie bestens der geehrten
Frau Kriegsräthin Ihren
alten ergebensten Diener u FreundJoh. Ge. Hamann.Adresse:Des HErrn Kriegsrath Schefner / Wolgeboren / zu /
Sprintlacken
. /
Nebst
drey
Büchern.
Düßeldorf den 17ten Nov. 1785Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 30 Nov. 85
Geantweod.No 17.lieber Herzensfreund,
Ich habe am 11.ten ein dickes Packet, welches einen Brief v Buchholtz u ein
biljet von mir enthielt an Sie abgefertigt. Ich versprach ein Biljet mit der
nächsten Post mehr zu schreiben, aber mein Befinden hat es mir nicht
zugelaßen. Ich bin auch gegenwärtig noch nicht wohl, könnte aber um alles in der
Welt nicht noch einen Posttag versäumen, wenn auch Ihr 2tes Schreiben
vom 5.ten Nov nicht noch dazu gekommen wäre. Ich kann Ihnen gar nicht
sagen, liebster Hamann, was Sie mir sind, u wie Sie mit Ihrem ganzen
Wesen auf das meine würken. Gott wird helfen daß wir uns bald sehen.
Daß Mendelssohn u sein Anhang schrecklich böse auf mich werden würde,
konnte ich voraussehen, aber doch nicht so klar, als nachdem ich die
Morgenstunden erhalten hatte. Da Sie die Urkunden gern leibhaftig sehen, lege ich
den Original Brief v Mendelssohn, womit er sein Buch mir überschickte
hiebey. Dann auch die Abschrift des Briefes womit
ich
Mendelssohn
mein
Werkl. übersandte. Die Packete haben glücklicher Weise sich gekreutzt. Bald
darauf erhielt ich einen Brief v der Elise, den ich auch in original beilegen
will, nebst einer Abschrift meiner Antwort. Wenn Sie diese etwas zu lebhaft
finden sollten, so glauben Sie nicht daß ich Ihren guten Rath darum in den
Wind schlagen werde. Ich werde nichts übereilen, u
Sie sollen gewiß
mit mir zufrieden seyn
. – Wüßt ich doch ein Mittel,wüßte Ihnen
ein recht wahres Bild v mir zu geben! – Weil ich fast immer
mit
Affect
handle u rede, so handle u rede ich darum nicht immer
aus
Affect. Die
Menge tiefer Leiden hat mein Inneres zu einer eigenen Art von
Unterthänigkeit zerknirscht. Nicht daß ich mir Gefühle geben u nehmen, sie nach
Willkühr schwächen oder verstärken könnte, sondern mir ist nur eine Fähigkeit u Fertigkeit geworden, gewißermaaßen keine Notiz v ihnen zu nehmen,
u ihnen zuzusehen, als wenn sie nicht zu mir gehörten. Was für sonderbahre
Contraste dies erworbene Flegma (wovon auch schon der Keim in einem
angebohrnen Tiefsinn lag) mit meinem Feuer, wovon ich noch nicht das
mindeste verlohren habe, machen muß, u ihr gegenseitiges Spiel mit
einander, können Sie ohngefähr sich vorstellen. Mit lauten, brausenden,
unruhigen Menschen; mit auffahrenden (es sey in Begierde oder Abscheu, Liebe
oder Haß) kann ich gar ohne Ueberwindung nicht umgehen. Verschloßene
Menschen kann ich nicht lieben, weil ich selbst im höchsten Grade offenherzig
bin. Unter allen Affecten, bin ich zur Rachsucht am wenigsten, u zum
Unwillen am mehrsten geneigt. Aber
geneigt
ist nicht das rechte Wort,
sondern Unwille u Eckel ist das was ich am
stärksten
, u Rachsucht, was ich
am schwächsten empfinde. Uebrigens bin ich durchaus so beschaffen, daß ich
das vom schönen u Guten weit mehr, als vom Häßlichen u Bösen
gerührt
werde, folglich auch jenes mehr suche als diesem aus dem Wege gehe.
den 18.tenNov.Doch fange ich an v dieser Seite einige Veränderungen zu spüren, die ich dem
herannahenden Alter zuschreibe. Indeßen ist mir aller Calcul in etwas
wichtigen Dingen noch immer eben sehr zuwider, u wird es wahrscheinlich bis
ans Ende meines Lebens bleiben. – Soviel, für diesmahl, von meinem
natürlichen Menschen.
Die Worte in Ihrem Briefe vom 30ten Oct.: „Herr Herr sagen ist eben so
wenig ein Beweis, als Voltairens Dieu eine Widerlegung des Systeme de la
Nature“ – habe ich auf mich gedeutet, u sie mir gesagt seyn laßen, wenn sie
mir auch nicht gesagt waren. Ich hoffe, sie werden, so wie ich sie
aufgenommen habe, in meinem Gemüthe G haften bleiben.
Es ist mir aufgefallen daß Sie mir nichts v Kants eigenen Gesinnungen
melden, nichts v seinem näheren Urtheil über mein Spinoza Büchlein, da
Sie doch in der Absicht etwas Näheres darüber zu vernehmen zu ihm
gegangen waren. Auch v Hippel melden Sie mir nichts. – Was die Berliner
angeht, so bin ich sehr zufrieden, wenn sie in meinem Büchl. den Kopf des
Spinoza, Herders Torso, u Göthens Zehen finden, gesetzt auch daß sie mit
den Zehen Klauen oder Krallen meinten. Es ließe sich zum größten
Lobspruch deuten, denn was könnte man für einen Schriftsteller wohl
schmeichelhafteres sagen, als er denke mit einem Kopfe wie der v Spinoza, athme
wie aus Herders Brust, u bewege sich, wie mit Göthes Füßen. Die nähere
Bestimmung wird auch mir wohl mit der Zeit bekannt werden; unterdeßen
wird das Ding sich v selbst schon rühren, wenn es nicht in der That blos
zusammen geflickt
ist; ich werde um seine einfache Substanz u seine
Unsterblichkeit darzuthun keinen Phädon schreiben. Mich wundert daß
Sie
nicht auch in Mendelssohns Briefe vorkommen. – Auf meine
Verschwiegenheit können Sie sicher zählen. Ihnen gebe ich einen ein für allemahl die
Erlaubniß, von dem was ich Ihnen schreibe oder mittheile, nach dem Rath
Ihres Genius Gebrauch zu machen, sintemahl er bey mir in einem ungleich
größeren Ansehn als mein eigener steht. Der ganzen Menschheit in einem
Menschen kann ich alles, der Weisheit, Tugend u.s.w. aber, die nur
in
ihm
ist, Bluts wenig zutrauen.
Sagen Sie mir doch, Lieber, ob Sie es begreiffen, daß es dem Verfaßer
der Critik der reinen Vernunft, eben so wie Mendelssohn ergeht, u er meine
Auslegung sich eben so wenig als den Text des Spinoza sich selbst
verständlich machen kann. Ich habe die Critik der reinen Vernunft von neuem
vorgenommen, u kann nicht anders denken, als daß dieser Aussage eine
Sophisterey unter liegen muß. Daß CKant sich zu einem Gang mit
Mendelssohn entschloßen, war mir eine sehr angenehme Nachricht. – Hier der
original Brief v Hemsterhuis, aus dem Sie, Leider, wenig Trost schöpfen
werden. – Die Methaphysik kommt mir je mehr u mehr, nach allen
Prädicamenten u Prädicabilien der Vergleichung – wie der Turm zu Babel vor.
Aus Furcht am Ende mit der Zeit zu kurz zu kommen, will ich vor der
Hand Ihre Fragen das Museum betreffend abthun.
Die Gedanken Verschiedener sind von Mendelssohn u Dohm, aber auf
meine eigene Veranlaßung zum Druck befördert durch Dohm. Der
französische Brief ist nicht v der Prinzeßinn, sondern v dem HE v Fürstenberg. Die
Buchstaben B… et H… bedeuten Bokum u Ham. Pour le votum de…‥bedeuten die Punkte,
München
. W-r. Woldemar. – In meiner Antwort:
ch… E‥‥: chere Excellence. – Die Prinzeßinn hat den Nahmen Amalia;
vielleicht aber heißt sie auch Adelaide. Ich meine auch daß ich sie so habe in
Briefen genannt gefunden. – Meine Vergleichung zwischen Protestanten u
Katholicken steht in meinen vermischten Schriften S 128; u im Museum
1779. May. S 420. Die kleinen Bchz. sind von unserm Alcibiades, u er ist
es auch v dem in dem Auszuge aus einem Schreiben aus Rom die Rede ist. –
Das Fragment über Recht u Gewalt habe ich weder aus Animosität gegen
den Merkur, noch in irgend sonst einer persönlichen Rücksicht geschrieben.
Wielands Aufsatz hatte mich dergestalt revoltiert, daß ich ihm gleich bey der
Erscheinung schrieb, um ihm die Freundschaft aufzukündigen. Ich hatte
unzählige Unarten, die nur meine Person angiengen, von ihm ertragen, weil ich
ihn akkurat wie ein Kind von Seite des Charakters betrachtete. Durch
diesen Aufsatz wurde er mir eckelhaft u abscheulich. Wegen dieses Eckels u
dieses Abscheues, hat es mich keine geringe Ueberwindung gekostet die
Widerlegung dieses Aufsatzes zu unternehmen, u wenn ich es mit Geld hätte
abkaufen können, ich hätte es gethan. Aber es war etwas in mir, das mir
keinen Frieden ließ bis ich mich entschloß. Die Fortsetzung blieb aus, weil eine
Unpäßlichkeit, eine Reise, u andere Hinderniße dazwischenkamen. Hernach
schien es mir auch beßer, es dabey zu laßen. Die üble Launen gegen das
Museum, auf die ich mich nur dunkel besinne, hat nichts dazu gethan.
Der Mann, den ich neulich mein fac totum nannte, der mein eigentlicher
Vertrauter u mein Busenfreund im engsten Verstande ist, heißt Heinrich
Schenk, u ist nicht mit der Prinzeßinn zu Weimar gewesen. Vielleicht hat man
dort den Rath Sprickmann für den Sekretär angesehen. Der Sekretär der
Prinzeßinn, der zugleich die Aufsicht über ihre Kinder hat, heißt Hase, u ist
ein guter aber sehr bornirter Mensch.
Aus einem Briefe der Prinzeßinn an meine Schwester, der heute
angekommen ist, weiß ich Buchholtzens glückliche Ankunft in Münster, mehr aber nicht.
Ich werde alle Augenblicke im Schreiben unterbrochen, u mein übles
Befinden läßt mich in den Zwischen Räumen nicht fort kommen. – Herzlichen
Dank, liebster Hamann, für die Auskunft über das Schreiben des
Ungenannten welches ich Ihnen neulich mittheilte. Fürchten Sie v meiner Seite
keinen Mißbrauch. – Daß Hippel als Verfaßer der Lebensläufe in Meusels
gelehrtem Deutschlande steht, werden Sie wißen.
Wenn ich v den Berlinern zu einer Verantwortung genöthigt werde, so
nehme ich den Eingang aus Leßings letztem Briefe an mich, in dem er mir
aufs einer gewißen Veranlaßung schrieb: „Ich wüßte nicht, was ich nicht
lieber v Ihnen lesen möchte, als eine Rechtfertigung Ihrer selbst. Der
Mann, wie Sie, hat bey mir niemals unrecht, wenn er es auch gegen eine
ganze Welt haben könnte.“ – Es wird beynah zu jedem Uebergange paßen.
Die Recension des Scheblimini habe ich schon vor 3 Wochen gelesen, u sie
höchst elend, seicht u abgeschmackt gefunden, so daß sich nichts darüber sagen
läßt. Es läßt sich nichts daraus nehmen, u nichts damit anfangen.
Ich kann nicht länger schreiben, u doch muß ich Ihnen noch sagen, daß ich
Gott wie ein Kind um Gesundheit für Sie bitte, um Heiterkeit u Gnade, daß
Ihnen Ihr versuch bald gelingen möge. – Ich habe am Sonnabend wieder
ihre Apologie des Buchstaben H gelesen, u mich bis ins innerste Mark daran
erbaut. Den Sonntag las ich auch die Denkwürdigkeiten noch einmahl –
lieber, lieber Hamann!
Grüßen Sie Ihre Kinder von mir, u die Mutter Ihrer Kinder – Von
ganzem Herzen u v ganzer Seele –
Ihr F. JacobiMein Kopf ist so trübe, daß ich glaubte in meinem vorigen Briefe Ihnen
schon geschrieben zu haben, daß Reichard mit seinem lieben Weibe hiedurch
gekommen ist, u sich einen Tag bey mir zu Pempelfort aufgehalten hat. Es
war am 26.ten Oct. Der Mann hat mir sehr gefallen, wußte mir aber von
Ihnen nicht so viel zu erzählen als ich gern gehört hätte: Il m’a l’air d’un
homme un peu trop repandu.Wenn Sie mir einiges Licht darüber geben könnten, wie man Göthes
Zehen in meinem Sp. Büchl. findet, geschahe mir ein Gefallen. – Der
Prometheus ist v ihm, das erräth man vermuthlich, aber daraus versteh ich nicht
genug.
Bey der neuen verbeßerten Ausgabe v Herders Theol Briefen ist eine
närrische etourderie begangen worden. Man hat die Vorrede zum 2.tenBande v neuem wörtlich abgedruckt, u NB, die dort angezeigten Druckfehler
von neuem treulich wiederhohlt. – Haben Sie die Rezension des 1sten Theils
der Ideen im 61 Bande der Allg. gelesen?
Die Abschriften brauchen Sie nicht zurück zu schicken.
Kgsb den 18 Nov. 85.Geliebtester Freund,
HE M. Pleßing hat mir diese Woche aus Wernigeroda geschrieben. Er
hat sich seit seines Aufenthalts bey seinen Eltern gantz auf die griechische
Sprache gelegt und ein großes Werk in 2 Bänden, das in klein Octav
beynahe 80 Bogen betragen möchte, zu Papier gebracht unter dem Titel:
Die
schon im frühen Alterthum erkannte höchste Gottheit,
oder historisch-philosophische Untersuchungen über die
Denkart, Theologie u Philosophie der ältesten Völker,
vorzüglich der Aegypter und Griechen bis auf Aristoteles
Zeiten
. Er beklagt sich mit diesem Mst schon von 2 Buchführern gelitten
zu haben – und erinnert sich Ihrer, weil es nur für Gelehrte geschrieben,
also kein eigentl. Meßarticul ist, daher einen großen Buchhändler nöthig hat.
Ich bediene mich seiner eigenen Worte. Da sein äußeres Glück von der
baldigen Herausgabe abhängt: so ist sein gröster Wunsch es auf der
Ostermeße erscheinen zu sehen und zwar beide Bände zugl. Was das Honorar
betrifft, das er auch zwar bedarf und worauf er bey seiner Lage allerdings
Rechnung macht, so will er sich bey einem Mann wie Sie, gantz Ihrer
Discretion und Generosité überlaßen, auch z.E. Kants Schriften u Kleukers
Zendavesta nehmen Göthe hat einen ähnl. Auftrag mit mir erhalten.
Der Mann hat wirklich einen stupenden Fleiß. Ob eine so kurze Zeit
hinlänglich ist zu einer gründl. Erkenntnis der gr. Sprache, kann ich nicht
beurtheilen. An Kopf fehlt es ihm auch nicht und an einer gewißen
philosophischen Anlage. Seine Feder ist sehr ergiebig und fruchtbar, wie Ihnen
bereits schon bekannt ist. Das Thema ist auch nach der neuesten Mode, durch
Mendelssohns Vorlesungen und wenn sich Kant gegen ihn einlaßen sollte –
wird es noch mehr aufs Tapet kommen. Ich erwarte
also Ihre
Erklärung
nach
gemachtem Ueberschlage
, zu meiner Antwort.
Unsere liebe Me Courtan soll diese Woche allso Riga verlaßen haben.
Gott begleite Sie mit Seinen guten Engeln bey so mißlicher Gesundheit,
Witterung und abscheulichem Wege. Unser ganzes Haus hat an Sie gedacht,
weil Ihre kleine Pathin Marianne Sophie ihr erstes Stuffenjahr
beschloßen, und ins achte Jahr eingetreten.
Ebenso neugierig als ungedultig erwarte mit der ersten Post den neuesten
Theil der A. D. Bibl. u die
ausführl
. Recension meines Golgatha mit
Galgen u Rad drauf – Kant hat von D. Hufeland seinen Versuch über das
Grundgesetz des Naturrechts erhalten, in dem der Schiblemini mit desto mehr
Glimpf unter die Sterne dieser Wißenschaft versetzt seyn soll.
Von der vorjährigen Remise sind uns an statt 86 rth nur 41 u einige gl. zu
Theil geworden. Gott hat aber alles reichlich ersetzt, durch Kr Hippel
meinem Hans ein neues Kleid u durch seinen jungen Freund Nicolovius, mit dem
er sich im Engl. u Griechischen ein wenig übt, einen Plinium ex edit.Harduini in fol. 741 gantz unerwartet beschärt. Meine Lisette Reinette hat
sich statt der ihr zugedachten 40 rth mit 20 behelfen müßen zu einem
Ehrenkleide, deßen sie bey ihrer Einsegnung entbehren müßen.
Zu
Benzlers PoetianLibrary
habe hier einige Subscribenten
aufgetrieben u bitte ein gl. für diesen unglückl. Mann zu thun. Er suchte
vor einigen Jahren hier unterzukommen, soll beynahe blind seyn u viel
Familie haben, übrigens ein geschickter u ehrl. Mann. Erfreuen Sie mich
bald mit Antwort und guter Nachricht von Ihrer Gesundheit u Familie die
Gott in Seinen Schutz nehmen wolle gegen die fürchterl. u traurige Aspecten
und Einflüße der gegenwärtigen bösen Zeit. Ich umarme Sie und empfehle
mich samt den Meinigen Ihrem guten Andenken als Ihr
alter treuerJohann Georg H. u Sohn.Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
. /
Düßeldorf d 22ten Nov. 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 3. geantw. eod4.Xbr.Geantw. und den 14 über meinem Zufall. No 18.lieber Herzensfreund
Ich habe Ihnen am Freytag geschrieben, u bey’m Zusiegeln vergeßen, den
Brief der Elise beyzulegen. Es fiel mir erst spät am Abend ein, daß ich ihn
vielleicht vergeßen hätte, sah nach, u fand ihn.
Mein Kopf hat heute angefangen sich etwas zu beßern, u ich hoffe es wird
nun wieder eine Zeit lang gut bleiben.
Heute erhielt ich mit der Hamburger Post ein Brieflein vomn unserem
Claudius, worin er mir meldet daß seine Frau zu früh in Wochen gekommen
ist, mit einem Sohne, zu dem ich im Früjahr hatte Gevatter stehen sollen.
Gott erhalte doch dem Manne seine gute Rebecka. Mich überläuft ein
Schauder so oft ich daran denke daß er sie verlieren könnte.
Wenn es Ihnen erlaubt ist, so eröffnen Sie mir doch den eigentlichen Sinn
in welchem Mendelssohn sagt daß sich in meinem Büchlein des Spinoza
Kopf, der Torso v Herder, u die Zehen v Göthe befänden. Ich habe mir den
Kopf so viel darüber zerbrochen, um das wahrscheinlichste v allem Argen
welches darin liegen möchte heraus zu finden, daß ich nun gar nicht mehr
weiß was ich davon denken soll.
Ich habe am Sonnabend Ihr Scheblimini wieder gelesen, u noch
keinmahl mit so viel Gewinn. – Wie will ich mich freuen wenn Sie mir
einmahl schreiben, daß Sie mit Ihren Biljets doux würklich im Gange sind.
Drängen werde ich Sie nicht, u auch mein Verlangen so viel ich kann in
Ruhe halten.
Ich habe noch über Kant u sonst verschiedenes schreiben wollen, aber es
will nicht in den Fluß kommen. Ich breche also ab, u sage: Guten Abend,
lieber Hamann –
FJacobiKgsbrg den 28 Nov. 85.Sie sind mein lieber treuer Jonathan, und nehmen mit ein paar Zeilen
fürlieb. Heute vor 8 Tagen ist Scheller, der Lehrmeister meines Joh. Michaels in
mein Haus und das dunkle Schlafkammerchen neben meiner Wohn-Visiten-
Schlaf-Bücher- und Studierstube eingekehrt, wird morgen examinirt und
auf den Freytag ordinirt. Ohngeachtet er nichts als Bett, Caffe u ein
Pfeifchen zum Frühstück, abermal ein Pfeifchen nebst einer Bouteille Bier zum
Abendseegen bekommt, bin ich doch nicht gantz mein eigener Herr. Gestern
erhielt zum ersten Advent die Berl. Bibl. und die ganze ausführl. Recensionist nichts als ein ridiculus mus – da ich mich auf gantz andere Dinge gefreut,
und fast Schlößer darauf gebaut. Hätten Sie mich namentlich aufgeführt
und gewiße Stellen mir vorgerückt: so wär der Henker los gewesen und
meine Dido hätte Himmel und Erde aufgeboten. Ich hätte reinen Wein
eingeschenkt, aber auch zugl. reinen Tisch gemacht und was wäre das Ende vom
Liede gewesen? DI bene fecere. Auf Nichts läßt sich nichts antworten. Wenn
Sie das Ding lesen werden; so bitte mir auch Ihre Meinung drüber zu sagen.
Mir kommt es so lau vor, daß ich nichts damit anfangen konnte –
wenigstens keine Luftmaschine zu meiner Reise. Ist aus unsers lieben L. Reise
nichts geworden? Er hat seinen Sohn nach Göttingen bringen u seine
Freunde in
Bremen
besuchen wollen? Es ist ein wahres Unglück zu
viele
Freunde
zu haben. Armuth und Reichthum gieb mir nicht – und die
Armen
sind in jedem Fall seeliger. Des Hofraths Antwort ist in meinen Augen
ohne
Tadel
. Kennen Sie etwa den Mann? aber unsers Freundes heilige
Einfalt beynahe anbetungswürdig. Die Engel des Lichts in B: die
inhumansten Barbaren
. Ich bin ihnen so gram, wie Sirach dem tollen
Pöbel zu Sichem. Wer hat ihnen denn Erlaubnis gegeben diesen vertraul.
Briefwechsel auszuposaunen? und gemein zu machen?Kant hat seinen Vorsatz geändert, und denkt jetzt mit einer bloßen
Recension der Morgenstunden abzukommen. Meine Gevatterin und Freundin
Courtan ist vorgestern glücklich und gesund angekommen. Ich habe sie
gestern auf eine Viertelstunde gesehen, und mit ihr Abrede genommen sie nicht
eher als mit dem Ende der Woche zu besuchen. In ihrem letzten Briefe nahm
sie schon Abschied von mir – ich bin schon dergl. οξυμωρα von ihr gewohnt.
Sie wird jetzt erst die Vortheile ihrer Reise erndten – und ich stell mir ein
ähnliches Prognosticon –
Ihre gute Nachricht von dem guten Ansehen, mit dem mein Alcibiades zu
Hause gekommen, hat mir recht wohl gethan. L. schreibt mir, daß seine
Lebensart tödlich peinlich ist p. Doch Sie haben, liebster J. sein offenes
Briefchen lesen können. Ich habe mir die Freyheit genommen dem jungen
Paar Luft und Waßer zu empfehlen. Einen wohlfeileren guten Rath giebt
es nicht; dem ohngeachtet wär er nicht zu verachten.
Ich habe Mühe gehabt heute mit einer elenden Antwort auf den langen
Brief fertig zu werden, und will diese Zeilen auch noch heute selbst bey dem
C.R.Fischer abgeben. Wegen des Porto sind Sie bereits unter einander einig.
Diese ganze Woche werde ich feyern und schmausen müßen – also zufällig
auf die glückl. Heimkunft meiner Freunde vergnügt seyn, so viel mir mögl.
im finstern Thal. Daß unser Reichardt den 5 d. zu Berl. angekommen, habe
ich meines Wißens Ihnen schon gemeldt. Bis zum Geburtstage des Königs
ist er mit Geschäften überhaupt. Dies macht mich besorgt, eher an ihn zu
schreiben und ihn zu Rath zu ziehen. Niemand will hier noch etwas von
seinem Daseyn in Berlin wißen; aber sein Schwager hat es mir gesagt. Eben
diese Besorgnis, und die Unmöglichkeit mich in fremde Launen versetzen zu
können und die meinige zu sehr blos zu geben, macht mich stumm. Daher ich
auch weder L. noch meinen nächsten Freunden antworten kann. Vorige
Woche muste, und noch dazu in mehr als einer verdrüßl. Angelegenheit an
meinen alten Freund Häfeli und nunmehrigen Nachbar in Wörlitz schreiben.
Er hatte meinem Hill einen kleinen herzl. Laufzedel mitgegeben, der morgen
zu Ihrem Namensvetter als Hofmeister zieht.
Scheffner hat mir nebst seinem Dank umständlicher sein Urtheil über Ihr
Büchlein beygefügt, das ich künftig Ihnen ausziehen werde in der
Voraussetzung, daß Sie über alle diese Dinge so gleichgültig wie ich denken, und so
viel brauchen als sich brauchen läßt zu Ihrem eignen Frommen. Unter
dieser Bedingung hab ich Ihnen auch das Mendelssohnsche mitgetheilt.
Nun ist hohe Zeit. Ich umarme Sie und seegne Sie und alle Ihre Lieben,
denen sich auch Johann Michael empfiehlt. Mein kahler grauer Kopf kann
weder denken, noch arbeiten sondern ist stätig – und ich selbst krank vor
Furcht und Ungedult des
Kommenden
– – – und Zaudernden. Leben Sie
wohl u denken Sie meiner im besten.
Habe dies ½ Blatt aus Versehen gekommen und in der Eil. Vale et
faue!Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 28.ten Nov. 1785 /
J. G. Hamann / empf den 8.ten Dec. / beantw den 16.ten –Königsb. den 30 Nov. 85.Haben Sie schon mein HerzensJonathan! des Herrn
von Göz
Lenardo und Bellina
mit den 160 Zeichnungen gesehen? – Ueber dies
prächtige Werk fand mich diesen Morgen Ihr angenehmes Schreiben vom
17.18.d. in dem ich so viel neue Beweise Ihrer Zuneigung und Freundschaft
finde – aber auch einige Symptomen von Hypochondrie, welche die
Krankheiten der jetzigen Jahreszeit beschwerlicher und empfindlicher machent.
Werden Sie auch durch meine Schmieralien angesteckt? Vor meinen Briefen graut
mir selbst – und ich würde mich ihrer schämen – mache mir auch bisweilen
eine Gewißenssache daraus,
mich selbst
und andere damit zu qvälen, was
ehmals eine meiner besten Erholungen warMit Pr. Kraus habe gestern beynahe halbe Abrede genommen, daß er,
wenn es zum Reisen kommt, Vater und Sohn als
Vormund
begleiten
wird. Er hat eine Ausflucht höchst nöthig, und eine gantz platonische Liebe
für einen ehrlichen Schwaben in Eßlingen,
Steudel
, den Sie vielleicht
auch kennen, und auch besonders B. Sie können sich kaum vorstellen, wie dieser
Einfall auf mich wirkt. Es wird ihm leicht werden einen Urlaub vom
Minister von Zedlitz zu erhalten; nur Wege zu meinem eigenen kann noch nicht
absehen – und ich tummer Geck glaubte, daß die allgemeine Berl. Bibliothek
mir ein Loch machen würde, durchzubrechen.
Die Berl. Recension scheint mir wirklich von einer Seite alle die
Beywörter zu verdienen, welche Sie gegen dieselbe ausstoßen; von der andern ist
sie eben so politisch, giftig und fein, daß mir dadurch die Hände gebunden
sind, mir selbst Gnugthuung zu verschaffen.
So weit geht mein Vortheil, daß ich vollkommener Herr bin zu reden und
zu schweigen; aber eben diese freye Wahl auf dem Scheidewege macht mich
bedenklich, ob ich ihre
Politick
nicht eben dadurch vereitele, daß ich die
Gelegenheit vom Zaune breche. Wo nehm ich aber Kopf und Laune her zu einem
solchen
muthwilligen
Versuche?
Ich mag so mistrauisch seyn als ich will gegen meine Einbildungskraft,
die mir tägl. Streiche spielt und daß ich gegen meine Sinnen und Gefühle
mistrauisch bin: so bin ich doch gar zu sehr überzeugt, daß man in B.
empfindlich dadurch beleidigt worden M. zum
Atheisten
gemacht zu haben.
Ohne die geringste Abrede zwischen uns beyden muste es Ihnen liebster J.
eben so einfallen Leßing zum
Spinozisten
zu machen. Vielleicht bin ich
der erste gewesen, der den Rabbi Moses auf die Sprünge gebracht mit
seinen Vorlesungen auszurücken. Dadurch wurde die
Beschuldigung
ipso
facto widerlegt, und ihm zugl. die Arbeit erleichtert den todten Freund vom
Verdacht des Spinozismi zu reinigen; und so hält er seinen Einzug mit
doppelten Palmen in sein berlinsches Jerusalem und frohlockt über uns beyde.
Wir können also unserm beyderseitigen Erbfeinde gar nicht einräumen,
ihm seine ganze Lection zu Ende lesen zu laßen sondern müßen über seine
Vorlesungen die Epistel lesenhalten, und den Metten eine etwas starke
Vesperlection entgegen setzen. Dazu sehe ich kein beßer Mittel als einen
Hirtenbrief an den Prediger in der Wüsten zu entwerfen und ihm alles das
in die Nase zu reiben, was der
allgemeine Bibliothekar
gern
gethan hätte, wenn er es nur gedurft – und durch diesen Umweg könnte ich den
stummen tückischen Hunden auf das Fell kommen. Eine solche Diversionwürde eine sehr heilsame Wirkung thun. Sie würden mir die Erlaubnis
geben mit
Ihnen
und meinem alles
zermalmenden Landsmann
auf gleichen Fuß herumzuspringen.den 3 Xbr.Meine Absicht war, durchaus mit der vorigen Post zu schreiben; es gieng
aber nicht an. Ich habe Wort gehalten und die gantze Woche geschmaust.
Dienstag hatte mich Kraus gebeten bey einem hiesigen Kaufmann Müller,
wo er fast tägl. u exclusive verkehrt und gleichsam ein Kind im Hause
ist zu speisen – ich aber Jahre lang allen Umgang aufgehoben. Ich sollte
einen Kaufmann aus Bern kennen lernen, der in Lißabon und Setuval
etablirt ist, sich hier einige Wochen aufgehalten u den Tag drauf nach
Petersb. u Moskau abgegangen um über Finnland u Schweden
zurückzugehen nach Sp. u Portugall. Mr. Durig, associé deStuhr,Baurmann
Posch et Comp. war ein sehr liebenswürdiger, bewanderter Gesellschafter,
aber kein Herr mehr für mich. Ich hatte den Morgen, Kraus zu gefallen die
Probepredigten von 4 Candidaten gehört, worunter mein Gast Scheller der
erste war, kam also hungrig zu Mittag und bat mir so viel G Schüßeln
aus als wir Predigten gehört hatten. Als ein conviva satur besuchte
meinen Beichtvater den Altstädtschen Archidiaconum Matthes, und fand zu
Hause auf meinem Tisch das liebe Bilderbuch und den noch
herrlichern
Text
des von Göz, den ich noch denselben Abend beynahe durchlas, und die
Kupfer dazu erst den morgen drauf bey und mit meinem
ältesten
Freunde
Kriegsrath Hennings durchblätterte. Von da schleppte ich meinen Raritäten
Kasten zu Ihrem Namensvetter, der muste mittler weile zu Fischer schicken,
weil er in der Nachbarschaft wohnt, und so erhielt ich Ihren vorigen Brief.
Von Jacobi ging ich mit meinem Convolut unterm Arm bey einer Mlle
Podbielski, die ein sehr liebenswürdiges, aber eben nicht schönes Mädchen
ist, eine vorzügl. Malerin und Virtuosin, wo ich bey Gelegenheit mein
Connterfait und der Baroneße Bondeli ihres sehe. Ich hatte vermuthet bey
unserm Oberbürgermeister samt meinem Gast Scheller eingeladen worden
zu seyn, und freute mich also desto mehr auf meine eigene Hand mit Ihren
Briefen schmausen zu können. Fieng an, war schon eine halbe Seite weit
gekommen – da kam Kraus, fand keine Spur der vortägigen Indigestion und
noch mehr junge Leute, die mein Sohn auf die Kupfer eingeladen hatte. Es
wurde gelacht, gezankt, von unserm Reiseplan geschwatzt. Mein
angefangenes Blatt cassirt. Den Donnerstag eilte ich zum Kayserl. Hause mit dem
Göz um meinen Unterthänigsten herzlichsten Dank abzustatten, stammelte
dem Grafen etwas vor, der mich an die Gräfin wies, mit der ich es noch ärger
machte, und sprach zugl. reinlicher und lebhafter mit einem Danziger
Grafen und Neveu, der da logirt und durch den ich das schöne Buch eigentl.
besorgt hatte. Ich war des Morgens bey Hippel gebeten u auch zur Tafel
gewinkt, sagte einige Impertinentien auf Rechnung der
Elise
, die alle Tage
im Kayserlingschen Hause erwartet wird, und eilte zu Ihrem Namensvetter,
der mich zum Introductionsschmauß seines neuen Hofmeisters auf einen
Sauerbraten bestellt hatte, den ich allen sterblichen Gerichten vorziehe, und
war herzlich vergnügt. Eine Bouteille oder Kolbe Florentiner Wein wurde
angebrochen und ich nahm den Rest sdes Gefäßes wegen unter meinem
pallio philosophico zu Hause, wo ich noch 3 Gläser denselben Abend
austrunk. Meinen Leuten war er zu brusque. Freytags als gestern wurde
Scheller ordinirt – er mit Vater und Sohn wurden zu Hippel gebeten.
Wir beyde musten absagen, weil Lehne Käthe ihren Geburtstag feyern
sollte mit meinem ganzen Hause bey Hills Oncle, dem Reg. Feldsch. Miltz,
der mit seinem einzigen Kinde Louischen an demselben Tage (aber nicht in
demselben Jahre) zur Welt gekommen. Es fiel mir ex abrupto ein der
Ordination in der Schloß Kirche beyzuwohnen. Vor Kälte konnte nicht das Ende
abwarten, sondern gieng nach mitgehörten Einsetzungsworten (weil die
Communion immer den Candidaten ertheilt wird) mit dem Anfange des
Verses: Jesu! wahres Brodt des Lebens zu Hause. Den ganzen Weg durch
murmelte ich immer mit einem unwiderstehlichen Geschmack die letzten Worte
unterm Bart
Daß ich mög, wie jetzt, auf Erden
Dort ein Gast im Himmel werden.
Meine Diät im Eßen ist ungefehr wie ich mir meines lieben Alcibiades
seine im Trinken vorstelle wiewohl auch letzters in gehörigem Verhältnis
geschieht. Suppe, ein herrliches Gericht Butterfische, ein gantz delicates Stück
Hamb. Rauchfleisch nebst einer Schüßel braunen Kohl, worauf ein
abermaliger saurer aber Schweinsbraten folgte, und zuletzt ein Kuchen mit 12
kleinen Wachslichtern nach Zahl der Jahre welche die Tochter hat, nebst
recht schönem Obst, von dem ich wider meine Sitte auch naschte. Eine große
Schaale mit Bischoff muste nachgefüllt werden. Kurz ich hatte den Scherz
so weit getrieben, daß ich mich des Schlafes nicht erwehren konnte, und da
ich sonst immer liegend und ausgekleidet diese mir zwar oft, aber nicht
täglich einwandelnde Bedürfnis abwarten muß: so ließ mich mein guter
Wirth der in holländischen Diensten und auf der Goldküste sein Glück
gemacht ruhig auf dem Stuhl hin und her schweben, in dem ich alle Augenblick
mit Schauder erwachte, um nicht mit der Nase auf der Diele zu schlagen –
Unterdeßen kam der Caffé, mein Sohn der Gottlob! keine warme Getränke
liebt, war zu Hause gegangen und die Zeit wurde mir lang ihm nachzufolgen.
Ueber diesen unbehaglichen Wankelmuth zu gehen und nicht zu gehen, komt
meine Magd gelaufen mit der Bothschaft, daß ein
Officier aus
Münster
auf mich wartete. Da gieng es in meiner Seele und mit meinem Gesicht
wie den X Jungfrauen beym mitternächtl. Geschrey:
Siehe der
Bräutigam kommt
! Es war aber keine militairische Execution von irgend einem
martialischen Bischofe – sondern ein sehr liebenswürdiger Paßagier, desr
mein liebenswürdiges junges Paar in Paris in Lyon und unsern Meister der
Liebe in Zürich gesehen hatte. Die Zeit wurd uns nicht lang und wir hatten
die ganze Nacht Materie zu vertraul. Gewäsche gehabt. Er wollte mir seine
Herberge nicht sagen, und versprach, mich noch solang er hier bliebe, öfterer
zu besuchen.
Der Pfarrherr Scheller hat heute zum 3ten mal nach einander bey Hippel
gespeist und glaubte heute gewiß in meiner, Kants und mehrerer Bekannten
von mir zu speisen. Den Nachmittag hatte mich bey meiner Courtan selbst
eingeladen. Weil ich aber den mir lieben Major erwarten muste, gieng ich
selbst zu Hippel um theils das Logis deßelben bey ihm als Policey-Directorzu erfahren, und im Fall seiner Einladung mein Ja! oder Nein! einzurichten.
Der Rapportzedel von gestern war den Viertelscommissairesgegeben und
ich verschont. Weil ich auf die gantze Woche Urlaub genommen; so lief vom
Bureau zur Me Courtan um sie zu sehen und mein Ausbleiben zu
entschuldigen. Ich kam aber ans Waßer und das Fährboot war jenseits – Ungeachtet
meines kurzen Gesichts fiel mir der Ueberbringer Ihrer Briefe in die Augen;
ich konnte nicht abwarten, bis er ans Land kam, sondern rief ihm entgegen:
ob er was an mich hätte. Ueber sein Ja! reckte ich schon die Hand aus um
das Boot zu ziehen. Mit Ihrem Briefe in der Tasche setzte ich über, umarmte
meine Freundin, der ich einen außerordentl. Gefallen that ihren Cafféaustrinken zu helfen. Nachdem ich alles abgemacht, eilte ich nach dem Packhofe
u von ihm zu Hause – und in meinen neuen Schlafpeltz von Genithkatzenfell,
der mir 1000 Spaß gemacht, den ich ins kurze ziehen will, weil ich vor
Ungedult schreibe, daß mein Rußischer Major nicht kommt, auf den ich den
ganzen Tag wie die Juden auf den Meßias gelauert und noch laure, so spät
und finster es auch wird.
Alte Kleider sind mir sehr beqvem und werden mir immer lieber, daß ich
mich ungern von ihnen scheide. Eine zweite Schwachheit ist meine Furcht und
Einfalt im Handel und Wandel, daß ich kaum etwas zuselbst zu kaufen
das Herz habe. Mein alter Schlafpeltz war irreparable und hatte von
hinten eine höchst scandaleuse Öffnung. Vorige Woche besuchten mich ein
paar junge Studenten, davon der eine aus Leipzig kam, nach Liefl.
zurückgieng und mir sein Stammbuch überreichte. Ich bin immer Verlegen mich
auf dergl. Dinge die ich aus dem Stegreif thun soll, zu besinnen, laufe in der
Angst nach Tinte und Feder, in mein Gynecaeum, laße die Thür offen und
meine Weibsleute bemerken also, wie sich die Burschen über meine Gestalt
von hinten kaum des Lachens enthalten können. Heute vor 8 Tagen muste
sich die Hausmutter entschließen einen neuen Peltz zu kaufen; ich wünschte
einen schwarzen, wegen des leidigen Schnupftobacks und wegenum mehr
Wärme zu gewinnen. Sie bringt mir einen, der weiß und schwarz zugleich
war – und in deßen lächerliche Gestalt wegen eines lustigen mir von Jugend
auf geläufigen Refrains: bunt wie die Alastern, ich mich gleich verliebte. Er
kostete 9 rth, also etwas mehr als ich bisher bezahlt. Den Namen des
Unterfutters hatte die Einkäuferinn vergeßen, der Kaufmann sich erboten ihn
wider anzunehmen – Ich zieh ihn voller Freude an, alles fängt mir am Leibe
zu brennen u zu jucken, daß ich froh bin ihn mit meinem alten wider zu
verwechseln. Ich noch denselben Abend mit dem Peltz aus dem Hause zu Ihrem
Namensvetter, um den Sonntag drauf mit ihm zu Rath zu gehen. Die
Klügsten sagten mir, daß Katzenfell von der Art kostbarer wäre und
wünschten mir lachend Glück. Noch mehrere, besonders vom andern Geschlecht
hatten auch dergl. gehabt, die nicht warm gewesen und gar nicht gehalten
hätten, meine Hausmutter welche ihn selbst gekauft, war die hitzigste mir
ihren Einkauf zu verleiden. Desto mehr hielt ich ihr die Stange und
Montags frühe geh ich selbst zu dem Rauchhändler ihm meine Zweifel zu
entdecken; der Peltz war aber schon Sonntags Abends in der Stille heimgeholt.
Der Kaufmann machte nicht die geringste Schwierigkeit sich seiner
genommenen Abrede ihn wider anzunehmen zu unterwerfen: sondern versichert
aus einer außerordentl. Achtsamkeit für meine Person, die ihm bekannter
wäre, als seine mir seyn könnte, mir diesen Peltz um einen Preis, für den
ich nirgends so wohlfeil finden würde, zugedacht und ausdrückl. ausgesucht
zu haben, um meinem Alter wohlzuthun. Einem solchen Argument konnte
ich gar nicht länger widerstehn. Aber der Major kommt nicht, und ich darf
heute keinen andern Gast mehr erwarten als einen jungen Pfarrer, mit
deßen Adiunctur ein sehr liebenswürdiges Mädchen verknüpft, die
heute vor 8 Tagen ihre Mutter verloren welcher der Senior wahrscheinlich
bald nachfolgen wird. Der Mann ist also unter sehr guten Aspecten
versorgt –
von Jacobi:den 30ten Nov 1785.Die traurige Nachricht von unserm Claudius u seiner lieben
Rebecca
beunruhigt mich eben so sehr als Sie. Melden Sie ihm, daß ichs weiß, und
daß ich für ihre Erhaltung beten ihm helfen werde. Erfreuen Sie mich bald
mit beßeren Nachrichten u näheren Umständen dieses Unglücks – das Gott in
Gnaden abwenden wolle. Ein armer Mann mit soviel Kindern! Gott wird
Mitleiden mit ihm u ihnen haben.
Den herzlichsten, innigsten warmsten Dank für die 3 beyliegende
Urkunden, worunter die letzte u heutige für mich am wichtigsten gewesen ist. Wie Sie
nagen und kauen wir an dem Einfall des Juden, deßen Vergleichung Ihrer
Schrift mit dem bekannten Gesicht im Daniel II. ich nicht mit seinen Worten,
sondern nach
meiner Art
ausgedrückt; weil mir statt des Bauchs der
Torso einfiel. Das Bild paßt sich noch beßer auf sein verjährtes System, das
er für eine Bildsäule hält und seine eigene faule Füße nicht merkt. Ein wenig
zusammengesetzt und buntfleckigscheckig ist Ihre Composition, mein lieber
Jonathan wie mein Schlafpeltz. Ihre Antwort an Hemsterhuis eine Episode.
Der Anfang historisch, die Mitte metaphysisch und das wenigstenspoetisch und verräth Ihren Geschmack an dithyrambischen Schriftstellern.Die Materialien waren Sie so gut mir mitzutheilen. Daß und wie Sie
alles zusammensetzen oder schmeltzen würden, davon wuste ich nichts – und
davon ist auch nicht die Rede zwischen uns gewesen. Hierin besteht auch
meines Erachtens nicht die
Hauptsache
. Ihre Freundin die Männin
hat sie selbst aufgemuntert. Die liebe gute Ilse gefällt mir mit ihrem non
putaram. Herder und ich mögen ohne Verabredung im Herzen vielleicht
ähnlich gedacht haben. Ihr ganzer Spinozismus kam mir wie ein Geschwür
vor, durch deßen Auf- und Ausbruch ich Ihnen Erleichterung zu verschaffen
hoffe. Haben Sie meinem Rath in Ausfertigung gefolgt: so folgen Sie ihn
auch in Abfertigung aller Qvacksalbereyen. Sie können M. Freundschaft
eben so gut wie ich entbehren. Dadurch daß man die Wahrheit sagt,
ist
und
wird
man keines Menschen sein Feind, und ein solcher Haß ist wohlthätig
für uns selbst und andere.Es soll Ihnen nicht gelingen mich auf meine opuscula perfligata und
Praeludia meiner Autorschaft eitel zu machen. Kant war mit der Apologie
des Buchstabens H. so zufrieden, daß er mir wünschte diesen Ton zum
Muster
zu adoptiren. Meine beyde Motto aus Mose nach M.
Uebersetzung und aus dem Jer. nach der Lutherschen sind wie zwey Leuchtthürme
für meine Predigt in der Wüste. Sie wird mir immer
wichtiger
und
angelegentlicher
durch die Berlinsche Recension – etiam ab hoste
consilium, ist eine meiner alten Maximen. Ich versteh von Zeichnung, Malerey
u Schauspielerkunst nicht ein lebendiges Wort; aber lesen Sie nur den Text,
den erbaulichen Text des lieben
Göz
. Lebendige Erfahrung paßt auf alle
Fälle und für alle Künste. Metaphysische Beweise vom Daseyn Gottes liegen
in jedem abgedroschenen Strohhalm.Ihr Dixi et liberaui animam meam – ist kaum aus der Preße gekommen
und hinter den Ohren trocken geworden: so wollen Sie schon alle Antworten
anticipiren durch Widerlegungen. Hab ich Ihnen mein lächerliches
Mährchen umsonst erzählt – wie verkehrt ich mir den Berlinschen Wind aus
Norden vorstellte, da er aus Süden undoder dem wäßrigen Westen herkam.
Die liebe Else ist keine Hexe zu Kadmonbor, und Sie dürfen sich vor dem
Schatten des Leßings nicht fürchten. Er liege in Abrahams Schooß oder
schmause an Plutons Tafel: so sind Sie jetzt sicherer als bey seinem Leben,
daß er keine Sottise von Ihnen denken wird. Bey meiner Lage hatte ich eher
Ursache und mehr Fug die Männer zu Babel, die rothe und welsche, glatte
und bärtige Juden zu fürchten. Haben Sie lieber Jonathan! Unrecht, so
laßen Sie sich von Kindern und Narren belehren. Haben Sie Recht: so wird
Ihnen weder Diabolus noch sein Advocatus um Ihre Autorkrone bringen.
Es geht Ihnen auch wie mir: Beym Aufräumen, Einpacken, Umziehen,
Suchen und in Ordnung bringen, werd ich immer todkrank, und denke auf
der Stelle zu verscheiden. Sonst weiß ich von keinem Kopfweh; aber sobald
ich etwas suche, wo ich nichts hingelegt habe, will mir der Hirnschädel bersten
und die Nath sich von einander trennen, daß mir um die pia und dura materund den ganzen Vterum meines Cogito: ergo sum Angst und Bange wirdvon Jacobi eingefügt:(Biljet v Scheffner)Ehe mein Dominus Reuerendus erscheint mit den Brosamen der
philosophischen Tischreden – In Ansehung der
Körbe
habe ich mit dem Wirth
diese Woche liquidirt. Mittwoch u Sonnabend Einladungen erwartet,
Donnerstags und Freytags selbige ausschlagen müßen – will ich Ihnen
abschreiben was mir Scheffner geschrieben.
„Jacobi’s Spinozabüchlein ist ein lautredender Beweiß seiner scharfen
Denkkraft, ich hab es gröstentheils zweymal gelesen, indeßen scheint ihm
doch bisweilen eine gewiße Evolutionsgabe zu mangeln, die
Engel
vorzüglich besitzt. – Wenn er aber glaubt durch seine Schrift Einen vom
Spinozismus zurückzuführen, so irrt er wahrlich; seine Entwickelungen
dienen dazu ihn mehr drinn zu bestärken, und es ist überhaupt schwer nicht
ein Spinozist zu seyn wenn man über Gott philosophiren und nicht lieber
an ihn glauben will. Ich halt es mit dem letzten, und würde mich ohne den
oft sehr schlecht befinden. Der Glaube an Gott aber ist die feste
unbezwingliche Burg, und wer in ihn sein Trostmagazin anlegt, dem wird es nie
mangeln. Manche Stellen des Büchleins verrathen einen Mann, der es
gern dahin brächte schon in dieser Welt die Kräfte der zukünftigen zu
schmecken. Ob dies angehe, weiß ich nicht und Gottlob! ich besitze auch keine
Neugierde nach den Mitteln dazu. Kommt Zeit, kommt Rat; ich habe mir
durch mancherley Lebensvorfälle beynah ein Ergebungstemperamentzugelegt und befinde mich sehr wohl dabey. Gelegentlich mein Bester, schicken
Sie mir doch das Bändchen von J. Schriften, vor dem sein sehr schönes
Kupfer steht. Er sieht indeßen doch viel liebreicher und sanfter und feiner aus
wie er schreibt. Verzeyhen Sie mir lieber H. dies freymüthige Urtheil und
berichtigen Sie es ex meliori causae cognitione – Nun da werden wir
sehen schöne Spitzfindigkeiten u Subtilitäten u Künsteleyen, wenn Kant u
Mendelss. ihre Stirn zusammenstellen und malen werden – sie werden
beyde scharf stellen und die Ideen derPopularen Philosophie, die sie
zwischen ihre Steine schütten, wird das Publicum so aus
der
Mühle
zurück erhalten, daß es nichts daraus wird backen können p “Vermerk von Jacobi:(Hippels Charakter)Am II. Adventssonntage.Kant hat mir gestanden den Spinoza niemals recht studiert zu haben und
von seinem eigenen System eingenommen hat er weder Lust noch Zeit in
fremde sich einzulaßen. Mit Ihrem Vortrag war er sehr zufrieden, und
diesen beneidet er auch dem Mendelssohn. Er ist ein sehr angenehmer
Schwätzer in Gesellschaften, und könnte es noch unterhaltender für das
Publicum seyn. Er liest alles Neue besonders im historischen u
geographischen Fache und hat ein sehr glückliches Gedächtnis die schwersten Namen zu
behalten. Die Gräfin K. dachte an Ihre Schrift und an die Vorlesungen von
denen sie aber mehr schien eingenommen zu seyn. Die allerwenigsten sind im
Stande die Frage zu übersehen und
selbst
darinn zu urtheilen. Man
wartet also natürl. auf mehr Entwickelung. Hippel lebt in der Welt und
unter lauter Geschäften, kennt also die Gewalt der Vorurtheile und
Leidenschaften mehr, als das Geheimnis der Wahrheit – oder vielmehr, um die
Wahrheit geheim
zu halten, erlaubt er sich jedes Gegenmittel bey einer
sehr lebhaften und fruchtbaren Einbildungskraft. Er ist zum Redner,
Schauspieler und Staatsmann geboren – Jetzt ist sein ganzes Lebenssystem
Actio
;besitzt aber eben so viel Talente zu einer speculativen Ruhe, als Geschmack
an öffentlicher Würde. Auf alle diese Charactere würkt mehr oder weniger
der Gesichtspunct, den Ihre
weiblichen Kunstrichter
Ihnen so
offenherzig und dringend aufgedeckt. Da ich mehr auf das Intereße Ihres
Herzens und Ihrer ganzen Seele Antheil nehmen muß: so sehe ich manches in
einem ganz andern Lichte und Zusammenhang an, und mache mir Grillen, die
vielleicht eben so wenig Grund haben – Weil diese Sache aber
gemeinschaftlicher für uns beyde ist, als für diejenige, welche draußen sind: so theile ich
Ihnen meinen eigenen
Plan
mit. Ich bin fest entschloßen mit Gottes Hülfe
die politische Recension zu vereiteln und ihr ich weiß noch selbst nicht
was
? oder wie? oder wenn? ihr entgegen zu setzen. Mein Haß gegen die
Berliner und ihre Ungerechtigkeit soll mich nicht hindern ihre Klugheit
nachzuahmen, da ich mehr Ursache habe als Sie, mich vor ihnen zu fürchten. Ihr
Zweykampf mit M. ist genau damit verbunden; ich werde aber kaum Lust
bekommen eher seine Vorlesungen anzusehen, als bis Kant erst mit seiner
Recension fertig seyn wird; denn die hat er wenigstens versprochen. Daß
ich alle Recensionen Ihres Buchs erhalte, dafür will ich hier nächstens bey
einer Lesegesellschaft sorgen, zu welcher Hippel auch mit gehört. Bitte mir
auch hierüber Winke zu geben. Diese Recensionen müßen Sie vorher ruhig
abwarten, auch selbst M.
zweiten
Theil. Um die Ihnen vielleicht im ersten
gelegten Schlingen bekümmern Sie sich nicht, bis er Gebrauch davon machen
wird. Ueberlaßen Sie, liebster J. der
Zeit
und Ihrer Tochter
Wahrheit
den Sieg und Ausgang. Dadurch werden Sie und der
beste
Theil des
Publicums am meisten gewinnen. Zu keinen Conferenzen und
Unterhandlungen will ich Sie rathen. Was M. mit dem Munde schwatzt, thun Sie
lieber mit Rath und That. Irren ist menschlich – aber unsere infalliblePhilosophen aspiriren zu einer mehr als menschl. Autorität, und fallen dadurch
in transcendentelle Unwißenheit und Thorheit, die ihre Anbeter wie des großen
Lama excrementa in sich schlucken. Wenn Sie sich keines
Ergebungstemperaments rühmen können: so nehmen Sie Reisen nach Münster, nach
Wandsbeck zu Hülfe – arbeiten an der Fortsetzung Ihrer vermischten
Schriften – und denken so wenig wie Sie können an Ihr gelegtes Straußeney
und ausgestreuten Saamen, ohne sich um das nächtliche Unkraut der Feinde
zu bekümmern. Laßen Sie beydes reif werden, und denn schreiten Sie zur
Sichel der Kritik über sich selbst und ihre Widersacher. Mit einem bloßen
Federfechten oder klugen Vergleich ist der Wahrheit nicht gedient. Gott selbst
braucht den Teufel zum Siebe seines Weitzens. Kehren Sie sich an keinen
Schnickschnack, noch laßen Sie sich mit
andern
ein: sondern halten Sie
sich schlechterdings an
Mendelssohn
NBals
Biographen seines
und ihres seeligen Freundes
, deßen Lehrmeinungen mit keinen
Rechten einer andern Welt im Zusammenhang stehen. Nehmen Sie sich Zeit
Ihre eigene Schrift zu studiren, so unangenehm auch diese Curae posterioressind. Es gehört viel Zeit und Mühe sich selbst, geschweige einen andern zu
verstehen. Ich bin noch nicht so weit gekommen bey widerholten Versuchen
Ihren Sinn zu fassen; und man muß
übersehen
können, um zu
urtheilen. Sp. und Hemsterhuis sind die Qvellen welche ich nöthig habe. Mit dem
letztern glaub ich oder hoffe ich weiter zu kommen, als mit dem ersten. Alle
diese Nebenbegriffe aus fremden Systemen und Hypothesen machen die
Auflösung der Frage verwicklelter, daß man außer Stand gesetzt wird sie
ins
reine
zu bringen. Kant macht Gott zum
Ideal
ohne zu wißen, daß
seine reine Vernunft eben daßelbe ist; und eben so muß es dem Spinoza mit
dem kabbalistischen Adam und dem cartesianischen Begriff von Substantz
gegangen seyn.
von Jacobi:(Hemsth. Diotima).Wie sich die gr. δελτα in einem fr. Briefe auszeichnen! Der liebe Mann
behandelt die Philosophie völlig wie ein Hofmann, der alle Musen und
Gratien in seinem Sold hat, oder mit dem Golde seiner republicanischen
Beredsamkeit feile Dirnen in Theaterprinceßinnen verwandeltn kann. Hat er
Ihnen Abraham Johann Cuffeler Specimen Artis ratiocinandi
naturalis, Hamb.684. geschickt? auch die Nachzeichnung von Sp. Original? Weicht
diese sehr ab von den gewöhnl. Kupferstichen? Des Aristée Diotimeresidirt also in M. Als Adelaide steht Ihr Name auf dem Denkmal zu Althoff
der Vraniae Veneri ac Sapientissimo Viro geweyht. Herder hat mir ein
allerliebstes Gemälde von der
auserwählten Gesellschaft
, die er
nicht wenigstens H…nicht satt genießen können – Mich würde ein Creys
von solchen seltnen Menschen versteinern. Einige Beyträge im D. Museo
haben mich für Brinkmann ungemein eingenommen. Steht Ihr Factotumauch in Meusel – der mir aber, wie so manches Handbuch fehlt. Mein
großer Plinius ist gestern zu Hause gekommen vom Buchbinder in einem
kahlen Pappbande, habe ihn aber noch nicht einmal ansehen können.Alle 3 Urkunden habe abschriftl. Ihren Briefen angehängt, weil ich in
jedem
Waßer auf meine Mühle
gefunden habe. Meinen
Reisegefährten Kraus, der ein außerordentlicher Liebhaber des griechischen Bataver
ist, habe ich denseine Hand gewisesen – für jeden Misbrauch gegen
irgend einen andern können Sie sicher seyn. Beyde sind bey mir vergraben.
Ihrer Elise haben Sie zu ernsthaft geantwortet. Wenn Sie es mehr mit dem
jüdischen Sokrates hält, und das Qu’en dira-t-on ihr mehr an Herzen liegt,
und die Verstümmelung ihr lieber ist als eine neue Schöpfung des Ganzen:
so geben Sie Ihr den Scheidebrief, daß sie mit guten S Gewißen zur
Berl. Synagoge übergehen kann.
Jede Autorschaft ist schon an sich eine
Versuchung
– es beßer wie die
ganze Welt zu machen, oder wenigstens wie sein Nächster. Laßen Sie sich
die aufsteigende Hitze nicht befremden, als widerführe Ihnen etwas
Seltsames. Es ist der Weg alles Fleisches, das gekreuzigt werden muß samt den
Lüsten und Begierden. Verweise Sie also nochmals auf das mosaische Motto
des Golgotha – Bitte aber meine Episteln nicht wie Evangelien zu lesen,
sondern meinen Operationsplan Selbst zu beurtheilen, ihn in der
Anwendung zu berichtigen, und mir eben so freymüthig Ihre brüderliche
Erinnerungen mitzutheilen. Es gehe wie es gehe, so leb ich der guten Hofnung mit
meiner wiehernden Roßinante die Cherubims- und Pegasusritter auf ihrem
geflügelten Gespann ein wenig scheu und stutzig zu machen. Aber zu einem
guten Dinge gehört Weile, lange und kurze.Auf den Major habe diesen ganzen Tag umsonst gewartet, und niemanden
wie Hill auf eine halbe Stunde gesehen. Waren Sie nicht willens Ihren Sohn
nach Göttingen zu bringen – auch Lavater seinen. Ist aus beyden nichts
geworden. Ich muß nun bey meinem Abendpfeifchen den Pastor u meinen
Sohn alle Augenblicke erwarten. Sie speisen zusammen bey unserm Banco-
Director Ruffmann. Erst mit dem Ende dieser Woche wird Scheller abreisen.
Melden Sie mir bald gute Nachrichten aus Wandsbeck – und haben Sie
die Güte fortzufahren in dem was zur Geschichte unserer Autorschaft weiter
vorfallen möchte. Der be- und verkleidete Prediger in der Wüste wird sich
selbst entkleiden und seine Verklärung in einem armen Sünderhemde zu
bewerkstelligen suchen, wie er in der Allg. Bibl. zwischen einem
Zöllner
und
Atheisten
geflochten liegt.Quiescat in pace! Wie gut wirds sich doch
nach der Arbeit ruhn. Wie wohl wirds thun.
Auch Ihnen wird Ruhe Ehre seyn. Jes. XI. 10. Misce stultitiam
consiliis breuem. Ich umarme Sie. Gottes Seegen über Ihr Haus und alle die
Lieben Ihrigen! Kommt der Major morgen nicht: so leg ich ein paar Zeilen
nach Münster bey. Es läßt sich beßer hindenken als schreiben, und das
allerbeste wäre, bald Vogelfrey erklärt zu werden, worauf ich ringe, dtichte
und trachte selbst mit einem salto mortale nach meinem alten
Familienmotto: Komm ich um, so komm ich um oder dem Griechischen: Periissem
nisi periissem!Auf jeden Fall ersterbe Ihr alter treuer Johann Georg H.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 3.ten Xbr 1785
J. G. Hamann
empf den 15.ten –
beantw den 16ten –Kgsb. den 5 Xbr. 85.Mein auserwählter, mein gewünschter Franz,
Daß ich die ganze vorige Woche die glückliche Heimkunft des lieben jungen
Ehpaars in M. und meiner Gevatterin Courtan gefeyert, davon habe ich
eine Bogenlange Relationem curiosam vorgestern an unsern J. geschrieben.
Freytags den 2 d. wurde der Geburtstag meiner mittelsten Tochter, Lene
Käthe, bey des Wanderers Hill oncle gefeyert, weil
er
so wol als seine
12jährige Tochter Louise an einem dato zur Welt gekommen. Gegen Abend
schickte Joh. Mich. unsere Dienstmagd (denn zum Glück war er zu Hause
gegangen, weil er keinen Caffé trinkt) und ließ mir über Hals und Kopf
sagen: daß ein
Officier
aus Münster
zu Hause auf mich wartete. Ich
erschrack, weil ich nichts anders als militairische Execution von Ihnen
vermuthen konnte. Um die Sache kurz zu machen war es HE Maior Tiemann,deßen Erzählungen von Ihnen und Ihrer Marianne und Lavater zu einem
Creditiv hinlänglich waren. Ich hätte gern ein Licht mehr gehabt, weil die
Hausmutter wider ihre Sitte die Kinder begleitet hatte, so war alles
verschloßen, ich suchte allso meinen Michael mit seinem Freunde Raphael
fortzuschicken, und wir hatten vielleicht den ganzen Abend zusammen zugebracht.
Er wünschte sehr die Berlinsche Monatsschrift zu sehen, die ich gleich durch
meinen Sohn besorgte und ihm zu bringen versprach. Sein Logis wollte er
mir ich weis nicht warum? nicht sagen, sondern versprach, mich Sonnabends
auch öfterer während seines Aufenthalts weil er seine Reisegesellschaft noch
abwarten müße, zu besuchen. Ich versprach alle 3 Tage, die er noch zu
bleiben willens war, zu Hause oder wenigstens zur Hand zu seyn, sagte
Sonnabends vormittag den Besuch ab, den ich der Me C. schon bey
meinem ersten Gruß vor 8 Tagen versprochen hatte, und habe vorgestern den
ganzen Nachmittag und Sonntag aber umsonst, wie auf eine Erscheinung
gewartet.
Ich denke Ihnen bereits gemeldt zu haben, daß Scheller bey mir
eingekehrt ist. Vorigen Dienstag hielt er seine Probepredigt und wurde examinirt;
Freytags ordinirt. Wir redeten von dem überstandenen Actu; er meldete
mir, daß der Hofprediger ihn ersucht heute das Montagsgebet in der
Schloßkirche für ihn zu halten; ich ihm einen angenehmen Besuch von einem
Landsmann aus Sachsen gehabt zu haben. Ich hatte ein gleiches dem Majorgethan, dem aber sein Name völlig unbekannt war. Scheller hingegen
versicherte vor einem Jahr einen Schweitzer unter diesem Namen hier im Lande
gesehen zu haben. Ungeachtet das Creditiv so avthentisch war, fiel es mir
ein wenig auf, daß er mir sein Qvartier verschwiegen. Ich gieng also zu
Hippel als PoliceyDirector, deßen Einladung ich vorige Woche 2mal
verbitten müßen und zum dritten mal denselben Mittag vermuthete. Zum
Unglück hatte er den Rapportzedel der einkommenden Fremden vom 2 d. an die
Commissaires de quartier abgegeben. Ich hatte den Nov. der
Monatsschrift aufgesucht, und konnte mir also desto eher diesen Vorwand zu nutze
machen, weil ich gern über den außerordentl. Briefwechsel, nachdem er
selbigen gelesen, woran ihm viel gelegen zu seyn schien mit ihm gesprochen
hätte. Hippel bat mich nicht und ich verbat seine Anerbietung nach dem
Rapportzedel zu schicken, sondern ließ der Sache ihren Gang und baute auf
sein Versprechen mich noch zu besuchen.
Ich war die 1½ Tage unruhig, und meine Dienstmagd wurde dadurch
veranlaßt den Kindern zu sagen, daß sie von dem Bedienten des fremden
Herrn gehört, sie wären bey
Schenk
eingezogen.
Diesen Morgen gieng ich in die Schloßkirche, weil ich nur die Hälfte der
Probepredigt gehört hatte und die Neugierde fühlte Etwas ganzes zu hören,
auch den gestern versäumten Gottesdienst nachzuholen – von da sprach ich
bey dem Gasthofe an, fand die Tochter des Hauses, welche mich schon kennt,
gab ihr das Buch mit der Bitte es bey seiner Abreise für mich in Empfang zu
nehmen, weil ich es geliehen hätte und den HE Oberstwachtmeister auch
vielleicht stören möchte, da er mir seinen Aufenthalt verschwiegen hätte. Sie
möchte es also als ein nicht von mir selbst überbrachtes sondern überschicktes
Buch einhändigen laßen. Sie sagte mir, daß seine Gesellschaft noch nicht
angekommen wäre und er noch ein paar Tage hier bleiben würde. Auf jeden
Fall versprach ich wider anzusprechen.
Wir wurden ungemein vertraut mit einander. Er war im stande mir
manches von S. M. und einem
Doctor Villamons
zu erzählen,
wenn ich den letzten Namen recht gehört habe. Seinen eigenen war er so gütig
mit eigner Hand auf ein Couvert des Jacobi aufzuschreiben. In Namen und
Titel bin ich theils harthörig, theils vergeßen. Seine Hand gefiel mir, wie sein
Ausdruck. Aber von seinem Gesicht und Rock hab ich keinen Eindruck gehabt,
weil ich nur bey einem einzigen Licht mich mit ihm unterhalten muste.
Er kennt Hartknoch, und selbst meinen Freund Arndt in Petersb. deßen
Charakter er mir zu nennen wußte. Lentz war ihm auch nicht unbekannt, und
der Name eines Staatschirurgus Parisisus, eines mir sehr schätzbaren
Mannes, von dem mir Me Courtan versichert nach der Hand, daß er dieses
Frühjahr hier durchkommen wird um ein Bad in Deutschl. zu besuchen – und den
ich auch über Ihren Statum Sanitatis gern consuliren möchte.
Des Lenzen Vater war ihm auch sehr bekannt, und ich habe ihn
inständigst gebeten durch
Arndt
oder
Hartknoch
mir von seiner Lage genaue
Nachricht zu ertheilen, wegen eines Auftrages, den ich schon Jahre lang
gehabt den bewußten Kasten zu besorgen. Ich bat mir aus ihm einen Brief an
Hartknoch deshalb mitgeben zu können, wozu er sehr bereitwillig war. Aus
seinen widerholten Besuchen ist aber nichts geworden. Sonntags war er, wie
er mir zuvorkam bey einem D.Gräff, Pfarrer beym Dohm, eingeladen, den
er in Landsberg gekannt. Seine Frau soll eine sehr artige und muntere
Sächsin sein, ich meldete, daß ihr Bruder unser Provincial Receveur wäre,
ohne daß ich mich auf seinen Namen zu besinnen im stande war, der ihm
aber auch unbekannt zu seyn schien.
Die Witterung ist heute so feucht und kalt, der Weg so beschwerlich, daß
ich keinem ehrl. Mann diese Mühe zumuthen kann. Heute ist der dritte Tag,
daß ich genommener Abrede nach, zu Hause bleiben will. Morgen früh bin
ich willens ihn aufzusuchen. Hätte er das Tableau naturel mit sich geführt,
wie ich aus seiner Parteylichkeit für S. M. vermuthete, so wäre es mir
lieb gewesen es in einigen Stunden verschlingen zu können. Ich werde aber
nicht ruhen, biß ich wenigstens die Uebersetzung hier auftreibe. Ich war vor
Freuden des Mittags u Abends ein wenig aufgebracht und dummdreist, daß
ich leicht zu einem Misverständnis Anlaß gegeben haben kann, welches ich
gern wider gut machen möchte. Entweder zu auffahrend gegen Leute die mir
gefallen u denen ich mich gantz mittheilen möchte oder zu niedergeschlagen
gegen solche, für die mein Blut nicht redt – am meisten bey ersten
Bekanntschaften. Wie gern ich ihn sehen möchte, und wie ungern ich mich jemanden
aufdringen mag!
ah miser,Quanta laboras in Charybdi!Nun versteh ich leider! Seelen Franz, was L. mit Ihrer
tödlich peinlichen Lebensart
sagen will. Ein solches Fegfeuer kann
kaum ein Salamander aushalten, aber kein Menschenkind von Fleisch und
Blut. Es muß Ihnen bey einer solchen Feendiät nichts als Haut und
Knochen und ein homerisches Ichor, Götter- und Nervensaft übrig bleiben.
Haben Sie mit sSich Selbst, mit der jungen Mutter in Hofnung, Ihrer
Familie und Nachwelt Mitleiden, und entwöhnen sich von einer solchen
widernatürl. und künstl. Ammenzucht. In einem solchen Treibhause und
Backofen, wozu Sie Ihren Leib machen, kann kein animalisches Lebenin
petto, weder Franzchen noch Marianchen gesund zur Welt kommen. Sie
müßen nolens volens, zum Gebrauch der
freyen
Luft und des
kalten
Waßers freylich Schritt vor Schritt, wider zurückkehren, um fest und warm
zu werdenUnser J. laborirt auch an einer verzweifelten
Autranscendentellen Autorkolik. Ich habe ihm gerathen um dieser Grillen los zu werden
nach Münster zu gehen. Er ist ein junger artiger Witwer, und ein Verehrer
Ihrer Marianne. Ich gebe Ihnen also den Rath auf Ihrer Hut zu seyn und
ein wenig eifersüchtig zu werden – – Das erste beste Blindekuhspiel einer
Leidenschaft ist ein souveraines Mittel gegen alle speculation und
künstliche Einbildungen.
Da Sie an meiner kleinen Autorschaft Antheil nehmen: so liegt mir die
berlinsche Recension des Golgotha im 1 Stück des 63 Bandes No III.S. 33–37 wie ein Stein auf oder unterm Herzen. Ich und Jacobi sind
Consorten; der eine hat Mendelss. zum Atheisten, der andere den seel.
Leßing zum Spinozisten erklärt. Wir müßen also als gleiche Brüder auf
gleiche Berl. Kappen gefaßt machen. Dieses gemeinschaftliche Autor-intereßewaltet gegenwärtig unter uns. Ich wünschte sehr zu seiner Ruhe und Ehre,
daß er sich um nichts eher bekümmern und auf keine andere Antwort sinnen
möchte, bis der zweite Theil der Morgenstunden herausgekommen wäre,
auch sich schlechterdings an den
Biographen
hielte, mit dem er es
eigentlich aufgenommen. Unterstützen Sie diesen Rath –
Ich kündige Ihnen also hiemit, mein auserwählter und gewünschter
Frantz, eventuellement die Sechswochen meiner Muse an – Meine
jüngste Schrift
ist mir sauer geworden, daß es mir mit dem Spiritu des
Christentums u Lutherthums gieng ceteris paribus wie dem großen Montesquieumit seinem Witz der Gesetze: Bis patriae cecidere manus – – Vielleicht hilft
mir mein
eigensinniger Genius
diesen Benoni in einen Benjamin zu
verklären, daß ich mit einem fliegenden Briefe unter dem Arm vor Ihnen
und Ihrer Marianne Antlitz erscheinen kann. Unser Leben ist ein Dampf,
der eine kleine Zeit währet und verschwindet. Anstatt also zu sagen:
Heute
oder morgen wollen wir gehen in die Stadt
,
und wollen ein
Jahr da liegen
– will ich mit dem H. Jacobo sagen:
So der Herr
und wir leben
,
wollen wir dies oder das
– – Gott weiß allein
und am besten was? thun.
Nun, mein Seelen Franz, scheuen Sie weder Luft noch Waßer, um die
Rolle eines eifersüchtigen Mannes recht fein zu spielen, und laßen Sie ja bey
den respectiven Hauptpersonen nichts merken, daß ich sie Ihnen verrathen
habe: Es ist doch alles in guter Meinung und Absicht geschehen.
Gott gebe, daß wir 86 zu Weynachten zusammen singen:
Uns ist
geboren ein Kindelein
– – Vorigen Mittwoch schrieb mir Lindner aus
Jena, wo es ihm so gefällt, daß er noch an keine Rückreise denkt. Vielleicht
geht er nach Engl oder Holland – oder Parisius in Ihre Nachbarschaft. Ich
erwarte mit der grösten Ungedult Ihren Statum – so lebhaft ich mir auch die
Desorganisation eines Heautontimorumenen vorstellen kann, und daß alle
Ihre Uebel im Grunde passables und reparables sind, wenn Sie nur Herz
gnug haben zur
einfältigen
und
unschuldigen Natur
zurückzukehren. Sie ist die herrliche Tochter und gebenedeyete Mutter der Gottheit, und
Marianne
sey Iihr Bild Ihnen im Spiegel! Friede und Freude, Seegen
und Gnade zum Neuen Jahre. Es werde zur neuen Epoche des Heils – und
erfülle unsere gemeinschaftliche Wünsche zur Evidenz und EnergieIch ersterbe mit den meinigen
Ihr vaterlich gesinnter pp Johann George.Auf dem Adressblatt:den 5. des Abends um 6 UhrEben hatte ich diesen versiegelt, um ihn noch heute zum Einschluß
befördern zu können wie der Major in meine Stube trat, und mir eine der
seeligsten Stunden
machte. Er ist in dem hebr. und gr. Testament
mehr zu Hause denn ich. Ich habe ihm auch die philosophischen Vorlesungen
des vortreflichen
Pfenni
n
gers
empfohlen – und kann mich noch nicht
von meiner Begeisterung erholen. Hill wollte mit Raphael und Michael eben
die Psalmen vornehmen, sich im Ital. u Arabischen üben. Ein solches
Phänomen war die beste Lection für meine junge Leute! und ein Beyspiel zur
Nacheiferung. Gott begleite ihn! Morgen bringe ich ihm Briefe an
Hartknoch u Kant. Mit welchem Taumel wird mich noch mal Ihr Anblick
berauschen. Solang ich Gefühl für Menschen u Bücher hab, lebe ich noch!
DEVS
vobiscum – Amenden 5 Xbr. 85.Adresse:HErrn / Franz Buchholz / Erbherrn von Welbergen / zu / Münster.Kgsb den 5 Xbr. des Abends 85.Zur Einlage an unsern lieben Arndt bitte die Aufschrift zu machen; weil
ich auf seinen eigentl. Character nicht mich besinnen kann.
Herzlich geliebtester Freund
Ohne noch eine Resolution auf Pleßings Anfrage erhalten zu haben, von
der meine Antwort abhängt, bin ich schon wieder mit einer neuen
Commission da, welche die alte Sache des Kastens betrifft, den HE Lentz in der
Schweitz stehen gelaßen. Ein Freund erbietet sich an den Kosten Antheil zu
nehmen, wenn der Vater selbige nicht zu übernehmen Lust hat. Man wünscht
aber vorher eine zuverläßige Nachricht von seiner Lage zu haben, welche mir
der Verehrungswürdige Ueberbringer dieses Briefes durch Sie und unsern
Arndt mitzutheilen versprochen hat. So bald ich selbige durch Ihre Güte
erhalten, werde an HE Gaupp der bereits Unterhändler gewesen schreiben
u durch ihn den Transport bis nach Leipzig zu befördern suchen, wo Sie
selbigen bey Ihrem Meßgut bis Riga besorgen können. Die Kosten von
Leipzig könnte wol der Vater und die aus der Schweitz bis Leipzig der
unbekannte Freund übernehmen.
Sind Sie im stande für Beylage etwas in Liefl. und nach Petersb.
auszurichten: so thun Sie damit einem ehrl. Mann einen Dienst, an deßen
Schicksalen ich immer, ohne ihn zu kennen Antheil genommen habe. Er soll
beynahe seines Gesichts beraubt seyn u Gottes Seegen an Kindern haben.
Dies hat man mir wenigstens vor vielen Jahren erzählt.
HE Nicolovius, der Freund meines Sohns, hat 2 jüngere Brüder die
Zwillinge sind, deren einer den seltsamen Einfall hat Buchhändler zu werden.
Es sind junge Leute von gantz besondern Schlage und außerordentlichen
Kenntnißen. Die Wahl ist zwischen Ihnen und Nicolai. Ohngeachtet ihres
ansehnlichen Vermögens, wird der älteste Theolog u der zweite Buchhändler,
der dritte ich weiß selbst nicht was. Die Zwillinge haben einen natürlichen
Sprachfehler, der vielmehr an der Stimme sich äußert. Möchten Sie sich
entschließen in Rücksicht Ihres lieben Sohns
einen so seltnen
Jüngling
in Ihr Haus zu nehmen?
Daß Me Courtan den 26 pr. gesund glücklich und zufrieden angekommen
wird Sie Ihnen bereits selbst gemeldt haben. Ich habe Sie den Sonntag
drauf eine halbe Stunde gesehen, versprach vorgestern den halben Tag bey
ihr zuzubringen, muste mich aber Vormittags entschuldigen – und denke erst
in dieser Woche einen rechten Willkommbesuch bey Ihr abzulegen.
Die angenehmste Nachricht, welche sie mir mitgebracht ist die Hofnung
den HE
Staatschirurgus Parisius
hier zu sehen; worauf ich mich
wie ein Kind freue. Dem HE Oberstwachtmeister wird auch die
Bekanntschaft eines so rechtschaffenen Mannes nicht gleichgiltig seyn – und des
Pfennigers
philosophische Vorlesungen
über das N.T. eine gute
Reisegesellschaft, die er aus Ihrem Laden mitnehmen kann. Ueber die
Bedingungen der jährlichen Pension, welche 400 fl. beträgt, glaube ich schon
das Nöthige geschrieben zu haben. Bitte mir auch so bald wie mögl. auf
meine Puncte zu antworten.
Gott erhalte Sie und Ihr ganzes Haus gesund, und gebe uns ein
vergnügtes Widersehen. Die Recension des Golgotha ist nicht der Rede werth. Der
Recensent geht wie eine Katze um den heißen Brey herum. Ich bin aber
beynahe entschloßen diese politische Behutsamkeit zu vereiteln, Mantel und
Kragen aufs Spiel zu setzen. Der Prediger in der Wüsten steht zum Glück
zwischen
Zöllner
und dem
Atheisten
Schultz der die abscheul.
philosophische Betrachtungen
und die Sittenlehre für Jedermann
geschrieben.
Fröhliche Weynachten und Gottes reichen Seegen zum Neujahr. HE
Scheller meines Sohns gewesener Hofmeister in Graventihn ist Pastor
adjunctus geworden, vorige Woche examinirt u ordinirt worden. Er komt
nach
Petersdorf
wo der
Gottsched
lächerl. Andenkens seine alte Frau
diese Woche begraben laßen und ihr wahrscheinl. bald nachfolgen wird.
Mein gegenwärtiger Gast, sein adiunctus und Schwiegersohn, wird mit
dem Ende dieser Woche abreisen.
Ich umarme Sie unter den herzlichsten Begrüßungen meines Joh. Michel
u Geschwisters, ersterbe Ihr alter Freund
Johann Georg Hamann.Bitte nochmals um Antwort, von der meine abhängt.
Adresse mit Mundlackrest:An / HErrn
Hartknoch
. / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:H Hamann in Königsberg
Empf 5 Dec 785
beantw. d. 7 Jan 1786Kgsberg in Preußen den 6 Xbr. 85.Herzlich geliebtester Landsmann, alter Freund und Gönner
Wenn jeder thätliche Anlaß an Sie zu denken und mich Ihrer zu erinnern
zu einem Briefe geworden wäre: so würde ich Ihre Augencur sehr gehindert
haben. Ich hoffe, daß Sie von dieser bösen Krankheit so weit hergestellt sind,
auch meineeinmal einige Zeilen von meiner Hand ohne einige Beschwerlichkeit lesen
zu können. Der mir unendlich schätzbare Ueberbringer wird mündl. meinen
Mangel ersetzen. Er kennt meine
besten
und
nächsten
Freunde – die ich
noch vor meinem Ende von Angesicht zu Angesicht zu sehen wünsche, und nach
diesem Ziel meines Glücks und Lebens ringe. Was Horatz von der
Melpomene, kann ich von der Freundschaft sagen: Quod spiro – TVVM est. Aus
einigen Beyträgen, welche HE Lentz Ihnen geliefert und die mir vorzüglich
von seinen sonstigen Effervescenzien der Muse gefallen haben, vermuthe ich
daß Sie vielleicht noch in einigen Verbindungen stehen, um mir eine
zuverläßige Nachricht
von seiner gegenwärtigen Lage mittheilen zu
können, da ich unter dieser Bedingung den Auftrag erhalten zur Beförderung
eines von ihm in der Schweitz zurückgelaßenen Kastens beyzutragen und
behülflich zu seyn. Der würdige HErr Oberstwachtmeister hat mir auch seinen
Beystand versprochen sich nach seinen Umständen zu erkundigen, und
Hartknoch unser gemeinschaftlicher Freund, wird gern in dieser Sache
Unterhändler seyn.
Mein Sohn
Johann Michel
ist auf der Akademie und ich bin mit der
Wahl sich der Medicin zu wiedmen zufrieden. Meine älteste Tochter
Lisette Reinette
hat das seltene Glück seit einem Jahre beynahe in
Pension bey unserer preuß. Beaumont, der Baroneße Bondeli, zu stehen,
und macht mir Hoffnung ihre beyde jüngern Schwestern
Lene Käthe
und
Sophie Marianne
erziehen zu lernen. Denken Sie gar nicht an einen
Besuch Ihres Vaterlandes? Ich freue mich unsern lieben StaabsChirurgusParisius aufs Frühjahr zu sehen, auf einer Durchreise nach dem Bade. Der
liebenswürdige
Graf zu Stollberg
, Friedrich Leopold, wollte Sie
aufsuchen; wenigstens habe ich mir diese Gnade von ihm erbeten. Es verdriest
mich noch immer, so oft ich dran denke, daß ich die mir angebotene
Gelegenheit Ihren dortigen Leibartzt kennen zu lernen nicht genützt, deßen
Leben
ich mit soviel Antheil gelesen, daß ich alle seine Werke per fas et nefaseinmal zu fischen hoffetrachte. Beym letzten Stück Ihres Journals
versicherte mir Hartknoch, daß Sie genöthigt wären damit aufzuhören –
Vielleicht muntern Sie Gesundheit und höhere Unterstützung bald auf, ein so
nützliches Werk mit neuem Muth fortzusetzen. Unser jetzige
Oberbürgermeister Hippel, bey dem ich alle Woche gewöhnlich speise und sich um die
Armen überhaupt und studierende Jünglinge, worunter 2 seiner
Blutsfreunde gleiches Namens und ihr Freund, mein Sohn gehören sehr verdient
macht, denkt sehr oft an Sie in Wünschen und Erzählungen von
jenen
Zeiten
– die uns immer beßer vorkommen als die gegenwärtigen. Ich
empfehle Sie Göttlicher Gnade und Obhut zu bevorstehenden
Christnachtsfreuden und Neuen Jahre, und ersterbe mit alter Treue und den
unaussprechlichsten Empfindungen des Herzens Ihr ewig erkenntlicher und innigst
ergebenster Landsmann und Freund
Johann Georg Hamann.Mein schwacher schwindlicher Kopf kann weder Namen noch Titel noch
Zahlen mehr behalten, überlaße also die Aufschrift unserm Hartknoch.
Oßnabrück d 9ten Decemb. 85.Nachdem ich Ihr leztes vom 11ten April etwas spät erhalten, war ich
willens, Ihnen, mein Höchstgeschäzter Freund, im Julius oder August
wieder zu schreiben, verschob es aber, weil mir von Münster u Düßeld. aus die
angenehme Hofnung gemacht wurde, daß Sie selbst noch vor dem Herbst
oder Winter unsere Gegenden besuchen würden. Es thut mir um so mehr
leid, daß diese Reise Hinderniße gefunden hat, da Sie sich bereits darauf
gefreuet u wahrscheinlich auch Nuzen für Ihre Gesundheit davon gehabt
haben würden. Ist diese Hofnung für Sie nun ganz verschwunden? HE
Bucholtz schrieb mir vor seiner Reise nach Frkrch, daß er Sie in Kgsbg
besuchen u wo möglich mitbringen wollte, ich weiß aber nicht, wie es damit
geworden.
Von Grund der Seele habe ich mich über die Nachricht Ihre Kinder
betreffend gefreuet: u ich wünsche mit eben der herzlichen Theilnehmung an
allem, was Sie betrifft, daß die Vorsehung Sie den Ihrigen noch lange
erhalten u Ihnen selbst gesundere Tage schenken wolle. Ich selbst lebe nun seit
15 Monathen in einem vergnügten Ehestande mit einer Frau, die mir jeden
Tag Freude macht, ohne jedoch bis iezt noch Hofnung zur Vaterschaft zu
haben, welches mir einige Gedanken macht.
Die
Salomon. Denkwürdigkeiten
wird HE Hartknoch
hoffentlich an Sie besorgt haben. Geben Sie mir einen Wink, wo Sie finden, daß
ich in der Bestimmung des Werths u Gehalts seines Lebens gefehlt habe.
Auf die fama multiplex seiner sogenannten Magie auch Rücksicht zu
nehmen, schien mir ein- für allemal nothwendig. Das Buch der Weisheit habe
ich hinzu gefügt nicht so wohl, weil ich es von Jugend auf geliebt habe, als
weil es mir einer neuen Uebersezung u Erläuterung werth schien.
Es thut mir zwar leid, daß Sie behindert worden, den 2ten Bd des Anh.
zum Z – A – auszulesen; indessen bescheide ich mich gern, u überlasse es dem
Zuge Ihres Genius, ob Sie einmal wieder daran gehen wollen. Der Strom
von Ideen ganz anderer Art, der, wie Sie schreiben, Sie davon abgezogen
hat, betrifft vermuthlich das Ἑν και παν des Spinoza, über welches Sie ja
auch Etwas schreiben wollen, wie ich selbst wünsche. Mir ist es noch immer
ein Problem, wel wie ein tiefdenkender Kopf, wie Spinoza, in
dem
System, was
unser Freund Jacobi aus ihm gezogen, Ruhe u Glük des Lebens finden
konnte. Auch ist mir unter den Juden keiner bekannt, dem das Studium der
kabbalistischen Theologie eine solche Richtung u Intension der Seele gegeben
hätte, welches vielleicht aus seinem in der Folge adaptirtenMethodo
Cartesiano erklärt werden zu können scheint, als wonach er Intensa
cabbalistica zu Extensis geometricis machte, u auf die Weise in der Peripherie
eines unendlichen Labyrinths herum getrieben wurde, ohne von der Natur
etwas mehr als ihre
Trebern
zu schmecken.
Mein alter Grundsaz: „alle Quellen der Erkenntniß zu versuchen, um das
was sie irgend Schmackhaftes liefern daraus zu nuzen“: hat mich dahin
gebracht, daß ich mich seit einigen Jahren (seit 81–84) mit dem Studio dessen,
was man die ältern u neuern Mysterien nennt, befaßt, aber auch hier mehr
Unrath gefunden habe, besonders in den traditis praeiudicatis der Neuern,
als der größte Theil ihrer Anbeter jemals glauben wird. Indessen habe ich
von dem Studio als Uebung betrachtet, Nuzen gehabt, u manchen
Aufschluß über gewisse Tradita prisca Sacrorum erhalten, die mir auch bei
meiner Schrift: „Ueber die Natur u den Ursprung der Emanationslehre bei
den Kabbalisten“ (welche von der Gesellschaft der Alterth. zu Cassel dieses
Jahr den Preis erhalten, aber noch nicht gedruckt worden,) zum Theil zu
Statten gekommen. Mich soll verlangen, wie das aufgenommen werden
wird, was ich von der Natur dieser Lehre u ihrem Verhältniß zur
prophetischen Theologie u den höhern Lehrern mehrerer alter Völker gezeigt habe.
Durch eben dieses archäologisches Studium bin ich vor 3 Jahren mehr von
andern, als aus eigenem Triebe dahin gebracht worden, das System der
neuesten Franz. (u auch Englischen) Theosophie (welches in den berüchtigten
Büchern des Erreurs et de la Verité; u Tableau naturel des rapports qui
existent entre Dieu, l’homme et l’univers enthalten) in einem Μαγικονzu erläutern, wozu gewisse „Bemerkungen über die Grundlehren dieses
Systems u ihr Verhältniß zu ältern Mysteriologien“, die ich für den Herz.
Ferdin. u einige andere schrieb, den ersten Grund legten. Ich habe das Buch
aber nicht selbst herausgegeben.
So sehr ich mich an
Kants
Metaphysik der Sitten erbauet habe, u fast
glaube, daß über das Grundgesez der Sittlichkeit nicht leicht etwas besseres
gesagt werden könne: so hätte ich doch zur Steuer der Wahrheit die
Bemerkung gewünscht, wenn sie einem Philosophen anständig wäre, daß der
Volkslehrer Jesus v. Naz. das Höchste u Vollkommenste in dieser Art ganz
deutlich und klar angegeben hat,: ein Gesez des Himmels, das auf Erden gelten
soll, u das sich in jedem Regen u Sonnenschein bewährt.
Kürzlich habe auch den 2 Th. von Herders Ideen gelesen, der mich aber
noch weniger als der erste befriedigt hat. Den physikalischen u historischen
Bemerkungen u Translatis lasse ich ihren Werth: allein ich finde in ihnen u
der Art ihres Gebrauchs keinen apparatus zu einem Tempel der Natur, noch
weniger gediegene Grundsäulen von kosmologischem Gehalt. Und was ich
aus seinen Hypothesen über die Mosaische Archäologie gegen das Ende
diesen 2ten Th. machen soll, weiß ich gar nicht.
Sie haben vielleicht in den Hamburg. Zeitungen gelesen, daß Donatius
in Zellerfeld die
Ziehen
sche Nachlassenschaft bekannt machen will. Bis
Ostern 86 ist die kritische Zeit seiner Weissagung. Aus seiner an die KglRegierung zu Hannover abgegebenen Schrift habe ich vor drei Jahren, da
ich sie las, verschiedene Fragen formirt über die Natur seiner Chevillah u
die Hieroglyphen göttlichen u menschlichen Ursprungs, u darüber
Antworten von einem Mitverbundenen des Verstorbenen erhalten, woraus ich
wenigstens so viel ersehendiedaß die Gesellschaft oder Verbindung, wozu
Ziehen gehörte, immer der Aufmerksamkeit werth ist, ob ich gleich noch durch
keine directe Beweise überzeugt worden, daß es einige von dieser Verbindung
gebe, welche in das Mysterium magnum et multiplex der Welt- uMenschengeschichte unerhörte Einsichten hätten.
Ich schliesse mit dem herzlichsten Wunsche alles göttlichen Segens an Leib
u Seele
Ihr
verbundenster
Kleuker.Adresse:S. T. Herrn / Herrn Joh. Georg Hamann / in / Königsberg / D Einschl.Kgsb. den 13Χstm. 85.Mein alter lieber Landsmann, Gevatter und Freund! Heute ist einrunder Monath, daß ich den 2ten Theil Ihrer Ideen mit der
Post erhielte, und das dritte den 5tendiesesvon Hartung, der mich begegnete
und den ich selbst begleitete um es aus seinem Buchladen abzuholen. Meinen
dreyfachen, das heist vollkommensten Dank von Grund der Seele. Gott gebe
Ihnen Gesundheit das Ende Ihrer Laufbahn mit Preis und Zufriedenheit
zu erreichen. Sie müßen meinen Brief eben erhalten haben, wie Sie Ihr
freundschaftliches Billetdem Buche beygelegt, welches also beantwortet ist.
Noch habe von keiner Recension gehört, geschweige etwas darüber gelesen.
Ich denke auch an meine
Abschieds Audientz
von
Niemanden
dem
Kundbaren
– Gott gebe, daß Ihre beste Hälfte sich völlig hergestellt
fühlt und in Ihrem geseegneten und bevölkerten Hause alles hüpft und
springt. Unser Claudius hat einem zieml.
Schreck
an seiner Rebecca erlebt
der auch, wie ich hoffe und wünsche, glücklich überstanden seyn wird. Ich
habe auch den 7 dieses eine kleine Warnung bekommen, welche mit Gottes
gnädiger Hülfe von keinen Folgen seyn wird. Es gehe, wie es gehe –
Vielleicht ein vehiculum und Vorspann zu meiner Reise und dem Glück uns
einander noch in dieser Welt zu laben. Eine Idee, in die gegenwärtig die
ganze Geschichte meiner Menschheit concentrirt ist.
Nun laßen Sie mich weiter schwatzen, wiewohl ich selbst nicht weiß wo
ich geblieben bin. Hill ist meines Erachtens gut bey meinem alten Freunde
Jacobi versorgt und mit dem Anfange dieses Monaths als Hofmeister
eingezogen. Das Gehalt ist mäßig, er hat aber sehr Hoffnungsvolle Kinder,
einen Krauskopf von 7 Jahren, in dem ein wahres Genie vergraben zu seyn
scheint, ein sehr gutes älteres Mädchen. Das jüngste ist noch zu klein zur
Schule; dafür eine Wayse aus der Pfaltz oder aus Bayern, die mehr
versäumt und imgl. hartköpfiger ist. Jacobi brachte sie ins Land, den
Zusammenhang aber weiß ich nicht. Jacobi ist ein Mann von Planen, die ins Große
gehen, und mit einer kaufmännischen Genauigkeit ausgeführt werden müßen,
mit Absichten auch viel Liebe für seine Kinder, und wie es scheint ein
Verhältnismäßiges Glück in ihrer Erziehung und Ausführung. Hill lebt
ungebunden, nur wenige Stunden zum eigentl. Unterricht, behält also viel Zeit
übrig in vielen Dingen weiter zu kommen, und meine Mädchen auch
fortzuhelfen auch mit Michael u Raphael die Uebungen im Ital. hebr. arabischen
fortzusetzen. Die Lisette Reinette besucht er auch 2 mal die Woche und setzt
den mit ihr gemachten Anfang im Ital. mit der grösten Zufriedenheit fort.
Scheller hat seit dem 21 Nov. bey mir geherbergigt, ist Adiunctus des
alten Gottscheds in Petersdorf geworden, hat sein Examen und Ordinationüberstanden, seine alte Schwiegermutter während seines Aufenthaltsverloren und gestern früh nach Peterdorf abgegangen von dannen er – vielleicht
introducirt – oder nicht, ich weiß nicht wann? widerkommen und nach
Graventihn gehen wird um seine Sachen abzuholen nebst einer guten
Ausstattung zu seiner baldigen Qvarre.
Den Sonnabend vor dem 1. Adv. kam Me Courtan
gesund
und
vergnügt
aus Riga an, wo sie zu verscheiden glaubte, vielleicht an Heimweh.
Eine so lebhafte Frau bey einer so elenden Witterung, als wir diesen
Sommer gehabt, und bey einem kranken Wirth, der vor Arbeit und Krankheit sich
selbst verzehrt. Dieselbe Woche hab ich gute Nachrichten von der gesunden
Heimkunft des jungen Paars erhalten. Den ersten Advent erhielt ich frühe
zum Frühstück den Band der Allg. Litt. Zeitung wo mein Golgatha so
politisch recensirt ist. Ich hatte mir durch Jacobi den Bettel verschrieben. Meine
Erwartung recht derbe mitgenommen zu seyn war getäuscht, und beleidigte
mich desto mehr. Ich nahm mir also vor die gantze Adventswoche Fastnacht
zu halten. Den 2 Xbr wurde mein ganzes Haus bey Hills Oncle, dem
Regimentsfeldscheerer Miltz, Mittags u Abends beschmaußt. Es war sein und
seiner einzigen Tochter und meiner mittelsten Geburtstag. Mein Michael
war so klug gewesen gl. nach dem Essen zu Hause zu gehen, weil er keinen
Caffé trinkt. In der Abendstunde kommt meine Magd gelaufen mit der
Bothschaft, daß ein
Officier aus Münster
nach mir früge. Ich finde
bey mir einen Ruß. MajorTiemer, der mir Grüße von Lavater brachte und
mir die genauesten Nachrichten von seiner Verbindung mit meinem
Alcibiades in Paris u Lyon brachte, auch seiner lieben jungen Frau. Sie können
leicht denken, wie ich mich an einem solchen Besuch erquickte. Er hatte in W.
niemanden als Bode gesehen, kannte Arndt in Petersb. u. unsern H. in Riga.
Unsere Vertraulichkeit war gegenseitig – Er wartete noch einige Tage auf
seine Reisegesellschaft, und versprach mich öfters zu sehen. Ich versprach
seine Neugierde nach dem Nov. der Berl. Monathsschrift zu befriedigen, die
er noch nicht gesehen hatte. Den Tag darauf wollte er selbige bey mir
abholen kommen, weil er Sonntags beym D. Gräff versagt wäre. Ich warte
den ganzen Sonnabend u Sonntag umsonst auf ihn. Montags gieng ich ins
Gebet, und sprach bey
Schenk
an, weil der Bediente dies GastHaus meiner
Dienstbotin genannt hatte, gabe den Nov. der Tochter ab mit Bitte das
Buch in Empfang zu nehmen, wenn der Major nicht Zeit haben sollte mich
noch zu sehen. Des Abends kommt er selbst, wie ich eben an ihn zu denken
aufgehört hatte – Er entschuldigt sich wegen seines Ausbleibens, und auf
einmal entdecke ich in diesem liebenswürdigen Mann, den ich bloß für einen
Dilettante gehalten, einen außerordentl. Liebhaber der griechischen u hebr.
Sprache. Ein neuer Brennpunct für meine Phantasie. Er bat sich Briefe
nach Riga u Petersb. aus den Tag drauf, weil er Mittwochs frühe schon
abgereist seyn würde. Durch einen blinden Trieb gehe ich Dienstags gleich
nach dem Eßen aus um mir eine Bewegung zugl. trotz des elenden Wetters
zu machen wollte weder meinen Sohn, der um drey Uhr vorbeygehen mußte,
noch Hill die Briefe anvertrauen. Von weitem seh ich schon alles angespannt
und mit Einpacken beschäftigt, daß ich also den rechten Augenblick geahndet
hatte. Mittwochs frühe werde gantz unerwartet, weil ich ihm Hippel die
vorige Woche 2 Körbe auf seine Einladungen geben müßen, mit Pf. Scheller
eingeladen. Ungeachtet aller Vorsicht meinen Magen zu schonen, gab ich ihm
den letzten Stoß durch eine ganze Neunauge zum Nachtisch u engl. Käse,
trank aber mäßig und nicht mehr als 3 Gläser Bischoff, den ich sonst sehr
liebe und ohne Schaden noch einmal so weit gehen kann. Ich besuchte zum
ersten malD. Gräff, den ich in einem finstern Gewölbe fand, und mich sehr
liebreich empfieng, verheelte ihm gar nicht die Absicht den Major näher zu
kennen. Er versicherte mir auch ihn zum erstenmal in seinem Leben gesehen zu
haben und war von den Kenntnißen dieses Mannes gantz eingenommen, weil
er einige mal die große Reise mit jungen Herrn gethan u allenthalben in
eEuropa beynahe zu Hause wäre. Sein Bruder wäre sein intimster Freund
gewesen, Kriegscommissarius zu Landsberg an der Warte, und hätte sich
öfters seiner erinnert, daher ihn auch jetzt an ihn gewiesen. Er lobt auch
diesen als einen ungemein thätigen Mann und ich vermuthe daß der mit mir
recensirte preuß. Amtmann zu Bradwede in der Grafschaft Bradwede auch
ein Bruder seyn muß. Bey diesem Besuche fühlte ich, daß meine Zunge mir
Mühe machte, und daß ich gl. einem Trunkenen lallte. Ich schrieb diese
Veränderung dem finstern Zimmer zu und eilte zu Hause. Im Fortgehen fiel mir
der Hut aus der Hand und ich sprach bey Hill der nahe wohnt an mich zu
Hause zu begleiten, welches Gehen mir eben so sauer als das Reden wurde.
Kinder, ich weiß nicht, das Reden und Gehen fällt mir so schwer. Meine
Leute sehen mich an. Der Mund ist mir gantz auf die rechte Seite verzerrt –
und zum Glück war ein Vomitiv zu Hause, das meine Magd wegen ihrer
epileptischen Zufälle hatte einnehmen sollen. Dadurch wurde ich gleich
erleichtert und ich hatte eine sehr gute Nacht. Mein seel. Vater bekam seinen
ersten apoplectischen Zufall nach einem Gerichte Stinte, welche er sehr liebte
und die ich auch noch gerne eße. Mein Gottlob! nicht zur tägl. Gewohnheit
aber so oft er mich befällt, gantz unüberwindlicher Mittagsschlaf, mein
scharfer Appetit bey so weniger Bewegung, mein Ohrengellen, das mir
zuweilen ängstlich und gefährlich vorkommt – Mein ein gantzes Jahr lang
ausgesetztes Aderlaßen, daß ich seit vielen Jahren von 4 u 5 auf 2 mal
eingeschränkt. Das gefährliche Faulfieber, das ich diesen Frühling überstanden –
kurz: alle Umstände machen die Bedürfniße meiner Reise desto dringender,
oder sind auch Vorboten einer andern, die keiner allerhöchsten Erlaubnis
bedarf.
Den Tag drauf am 8ten wurde ich mit einem Briefe, vom Grafen
Christian aus Tramsbüttel erfreut, der bereits die Widerkunft seines Bruders
aus St. Petersburg, aber meines Erachtens zu früh vermuthet. Ich habe
gestern so gut ich gekonnt, unter Claudius Einschluß, geantwortet.
Eben fällt mir der December der Berl. Monatsschrift in die Hände? Wie
gefällt Ihnen der Streit des Garve u Biesters über den Catholicismus?
Sollte nicht Stark der R. Fr. Archidemides ab Aquila fulua seyn. Vor
allen Dingen wünschte ich Ihr Gutachten über die Recension meines
Golgotha, weil ich meinem eigenen Urtheile nicht traue, und ob Sie mir
anräthig seyn die hämische Be- oder Verkleidung meiner Autorschaft durch
eine Entkleidung u Verklärung des Predigers zu widerlegen und zu
Schanden zu machen in einem fliegenden Briefe an Niemand den Kundbaren? Es
liegt eine solche moles indigesta in meinem Gehirn, die ich nicht in Ordnung
zu bringen im stande bin, weil die Verdauung meines Cerebelli wie meines
überstopften Magens ist. Ich glaube auch dies unserm J. in D. schuldig zu
seyn, weil wir Brüder gleicher Kappen sind, er den Leßing zum Sp. und ich
seinen Biographen zum Atheisten gemacht habe. Können Sie sich noch
liebster H. Ihres alten Coaetanei
Kraft
besinnen. Er ist von Cremitten aus
der Nachbarschaft Scheffners und seines köllmischen Gütchens Sprintlacken
an unsere Altstädtsche Kirche als Diaconus versetzt worden an des seel.
M. Weiß Stelle. Er ist eben so beliebt in seinem Amte als Umgange.
Doch meine Wesen und nisus benehmen mir alle Gedanken und Lust
Ihnen die Zeit zu verderben. Wir werden uns mit Gottes Hülfe sehen und
mündlich ersetzen können, was dies Jahr hat aufgeschoben werden müßen.
Gott schenke Ihnen alter lieber Gevatter Landsmann und Freund, meiner
verehrungswürdigen Freundin und Gevatterin und Ihrem ganzen Hause
Gesundheit vorzüglich zu Ihren Amts- und allen übrigen Arbeiten und
Werken Ihrer Hände. Sein Seegen kehre reichlich bey Ihnen ein zum Fest und
Neuen Jahre. Er fördere unsere beyderseitige Wünsche zu einem glücklichen
Widersehen und bahne die
Wege
zu unserer Caravane –
Sie erhalten diese Zeilen über D. Wie und oft Hill an Weimar denkt,
brauch ich Ihnen nicht zu sagen, und wie oft wir in Ihrer Probstey sind und
Bischofshofe. Gott sey mit Ihnen und den Ihrigen, wie mit mir und
den meinigen!
Gantz der Ihrige
Joh.Ge.Ha.Mir fällt noch ein, wenn Sie etwa meinen Recensenten in der Allg. Litter.
Zeitung wißen, ihn mir zu entdecken. Eine Kleinigkeit macht mich darnach
neugierig. Er hat das Wort
Willkühr
S. 62. in
Gewähr
verändert.
Das gemeinschaftl. Autor Intereße nöthigt mich dem am meisten zu
schreiben u am öftesten, der die meiste Zeit zu verlieren hat. Gott sey Ihr
Freund, Schild u großer Lohn, lieber Herder! und sey in Ihrem Hause u
Herzen allgegenwärtig mit Seiner Liebe Gnade u Seegen! Amen.
Den 15 des Morgens –Ich muß eilen die Briefe aus den Augen u Gesicht zu schaffen – Vale et
faue mit Weib und Kindern mir u den meinigen, die nicht ausarten werden
in den Gesinnungen Ihres – u nochmahls Gott empfohlen!
Adresse:An / meinen lieben Landsmann, / Gevatter und Freund Herder / in /
Weimar
.
Cito per Düsseldorf
.
Kgsberg den 14 Christm. 85.Da erhalten Sie liebster J.J. wahrscheinl. den letzten Brief in diesem
Jahre, nebst Beyl. an H. die ich aus mehr als einer Ursache zum Einschluße
Ihnen empfehle. Ich hoffe, daß alles in Wandsbeck gut abgelaufen seyn
wird –
Vorige Woche konnte ich erst den gewöhnl. Sonnabendsbesuch bey MeCourtan abstatten, wo ich des Kants amanuensem fand, der mir sagte, daß
K. sich mit Mend. nicht einlassen wollte, weil 1.) die Morgenstunden ihn
eigentl. nicht selbst beträfen, wie er anfängl. gedacht u 2) mit seinen eignen
Arbeiten zu sehr beschäftigt wäre. Die Metaphysik der Natur oder Körper
würde unter dem Namen Phoronomie erscheinen u an dieeine Metaphys.
der Aesthetik dächte er auch zur Ostermeße. Die Recension hatte ihm Schütz
abgeschrieben, weil er sie selbst für die Allg. L.Z. liefern würde. Dies war
wieder ein kleiner Qveerstrich durch meine Rechnung. Vorgestern besuchte mich
Kraus u versicherte oder meynte wenigstens daß er die Morgenstunden vor
sich an etwas gearbeitet hätte. Es scheint also noch nichts ausgemacht und
entschieden zu seyn.
Bey meinem Vorsatz bleibe ich noch vor der Hand, die Recension der Berl.
zu beantworten. An Materie fehlt es nicht, ich bin aber meines eigenen
Vorraths selbst nicht mächtig. Ich habe mit einer Dedication an Niemand’ den
Kundbaren angefangen, und denke mit einem fliegenden Brief an ihn meine
kleine
Autorschaft
zu schließen (weil doch in dem gantzen Brey davon
hauptsächlich die Rede ist) zum Motto der bekante Spruch des Horatz:
Non fumum ex fulgure sed – – Das Thema der Entkleidung u Verklärung
des Predigers in der Wüste, der zum Glück zwischen
Zöllner
und dem
Monstro eines geistl. Atheisten steht, der wenigstens mehr Aufmerksamkeit
verdient als der Fr.R. Fr. de Aquila fulua in der polemischen
Correspondentz der beyden Philosophen des Xbers, an der ich mich gestern Abend
erbaut. Giebt mir Gott Glück u Kräfte mein Ideal, das in meiner Seele gährt,
darzustellen und herauszubringen: so sollen dem andächtigen Leser in Berl.
die Haare zu Berge stehen vor meiner Gabe der Deutlichkeit, und Sie sollen
noch mehr über das Feuer als den Rauch klagen. Aber es geht mir auch gleich
als wenn die Kinder bis an die Geburt kommen, und ist keine Kraft da zu
gebären Jes. XXXVII. Es soll ein wahrer Tractatus Theologico-Politicusund Totius Medicinae idea noua gegen alle bisherige juristische,
finanzische und welsche Qvacksalbereyen in der Kunst Menschen u Staaten zu
regiren seyn. Die Großen dieser Erde, welche sich selbst ein Jerusalem nicht
schämt anzuruffen um das Heil der Welt zu bewirken, sind eben die
Mordbrenner, welche Gott und Menschen täuschen, von denen also kein Heil zu
erwarten ist. Ich habe auf diese heillose Redefiguren schon ich weiß nicht wo?
mehr angespielt. Wenigstens will ich meinen höltzernen Arm so weit ich kann
ausstrecken, um fähigern Köpfen den rechten Weg zu weisen. Ein einziger
Preuße soll den Berl. mehr zu schaffen machen als die ganze Schaar der
Wiener – und die ridiculus mus meiner Bergekreißenden Muse soll dem
gefangenen Löwen nicht mehr lächerlich seyn. – Sie selbst, συζυγε γνησιεPhil. IV.3. sollen die Stimme des Predigers aus den
Wolken
nicht
umsonst citirt haben, und über seine Erscheinung weinen u lachen, Furcht und
Freude fühlen. Alea iacta est – Jenseits des Rubicons oder Cedernbachs
wollen wir mehr plaudern. Um eine Stunde kommt der Schlaf mit einem
Quos ego – wie Neptun mit seinem Dreyzack, und der ganze brausende
Tumult verwandelt sich in eine Windstille, mit der ich nicht vom Fleck
kommen kann.
Sie werden aus dem was ich auf den Umschlag meiner letzten Einl.
gekritzelt habe sich noch des Vergnügens erinnern womit ich an dem lieben
Major Tiemann einen Virtuosen der beyden heil. Grundsprachen entdeckte.
Er wollte Mittwochs erst abreisen bat mich aber schon den Tag drauf einen
Brief an Hartknoch in Riga u Freund Arndt in S. Petersb. ihm
zuzuschicken. Ich hatte eine Motionnöthig gleich nach dem Mittagseßen am
Dienstage, wollte weder meinem Sohn der um 3 Uhr das Gasthaus vorbey giengnoch Hill mein Packchen anvertrauen, gieng also selbst ungeachtet des
elenden Wetters, und fand schon Dienstags gl. nach meinem zeitigen u
geschwinden Mittag alles angespannt und mit Aufpacken beschäftigt. Ich
übergab die Sachen einem Bedienten, und hatte mich nicht zufrieden gegeben,
wenn ich die Gelegenheit des Augenblicks versäumt hätte. Es war mir zuviel
daran gelegen diesem Mann etwas zu meinem Andenken mitzugeben – und
wißen Sie, was ich dazu wählte, nach mancher überstandener
Bedenklichkeit? Ihr gebunden Exemplar des Spinoza Büchleins und ein
ausgewaschnes von meinem Golgotha – weil ich ahnde, daß diese beyde capita unsers
Delicti noch mehr corpora und membra nach sich ziehen werden. An Ihrem
DQv exemplar mit der Zuschrift hab ich vor der Hand gnug, und werde
nicht eher die Ersetzung des andern verlangen oder darauf Ansprüche
machen, als bis ich mit meinem jetzigen Embryon fertig bin, oder so glückl. seyn
werde Ihnen meine Entbindung melden zu können.
Mittwochs den 7 wurde ich ungeachtet der beyden vorige Woche
ertheilten Körbe wider zu Mittag eingeladen mit dem Pf. Scheller der vorgestern
frühe zu seinem Senior abgereist ist,. Ich haute wider über die Schnur, und
ließ mir gelüsten eine ganze Lampreten statt des Nachtisches gelüsten nebst
einem Stückchen Schweitzer Käse. Mit dieser vollen Ladung aber heiterm
Kopf besuchte ich noch zum ersten mal den D. Gräf, wo der Major auch des
Sonntags gespeist hatte. Er führt mich in ein dunkles Gewölbe seiner
Studierstube. Ich bin von Kindesbeinen an, einer freyen heitern Aussicht
gewohnt. Mir befällt eine Bangigkeit, und ich fühle eine Schwierigkeit der
Aussprache, die mehr einer Trunkenheit als Stottern ähnlich ist. Er freut
sich mich zu sehen in seinem Hause, ich sage ihm die Ursache meines Besuchs.
Er ist eben so voll wie ich von unserm reisenden Gast. Bey Hippel hatte
Reichardts Schwager erzählt, daß Gräfs seiner, unser Provincial-Accise-und Zoll Rendant seinetwegen eine Gesellschaft zusammengebeten hätte u
ihn auch, daß er aber ausgeblieben wäre – Gräf versicherte ihn ein
gleiches ihn gestern umsonst erwartet zu haben, daß er aber den Major zum
ersten mal in seinem Leben gesehen, aber seinen würdigen Bruder, einen
Kriesgscommissarium sehr genau gekannt, und dieser ihn daher an ihn
addressirt hätte. Von seinen Kenntnißen sprach er mit Wohlgefallen und
wuste nichts von denen, die ich zufällig ausgeforscht hatte. In eben dem
Theile der Allg. Bibl. finde ich auch einen Brandenb. Amtmann Tiedmann,
den ich gleichfalls für einen Bruder halte.
Ich eilte aus Gräfens Hause, beym Abschiede fällt mir der Hut aus der
Hand, und weil Jacobi u mein Hill in der Nachbarschaft wohnen, spreche
ich an um mich zu Hause leiten zu laßen, welches mir eben so sauer wurde als
das Sprechen unterwegs. Beym Eintritt klag ich meinen Leuten, was mir
fehlt. Sie sehen mich an, und finden meinen Mund gantz nach der rechten
Seite zu verzuckt. Ich hatte zum Glück meine Dosin Ipecacuanha zu Hause,
nehme die Hälfte u. weil diese nicht geschwind gnug wirken wollte, die andere
hinterher. Erleichterung folgte, und ich schlief die Nacht herrlich – befinde
mich auch nach Wunsch und habe heute die halbe Geistlichkeit besucht.
Mein seel. Vater, ein außerordentl. mäßiger Mann, bekam den ersten
apoplectischen Anfall von einem Gericht Stinte, die er gern aß, und ich bin
durch diese Warnung auch auf mehr Diät und Enthaltsamkeit aufmerksam
gemacht worden, und auf manche andere Dinge mehr. Den Abend drauf machte
mir ein Brief des älteren Grafen Christian zu Stolberg, der seinen Bruder
zu früh aus Petersb. zu erwarten scheint, viel Freude. Ich habe vorgestern
geantwortet und in einen Brief an Claudius eingeschloßen, auch Herder von
diesem Zufall gemeldt – der vielleicht meine Reise eher befördern als
aufhalten könnte, meine Sprachfehler in eine apoplectische Schwäche ausgeartet
und alles zu meinem wahren Besten gediehen. Mit meinem fliegenden Briefe
an Niemand’ den Kundbaren die Entkleidung u Verklärung eines Predigers
betreffend, hoff ich mir wenigstens ein Vorspann u Freypaß zu meiner Reise
zu verdienen, und also meiner eigenen Entkleidung u Verklärung immer
näher und näher zu kommen. Diese Weynachten und die Hefen des Jahres
unter mancherley Gedanken und Einfällen recht erbaulich zuzubringen, und
das große Neue Jahr für mich zu erleben.
Komm ich als ein Geist zu Dir,
So erschrick nur nicht vor mir.Da ich aber liebster J J. ein wenig tenax bin, so werde ich mich meiner
Haut, meines Fleisches gegen Freund Hain, den Knochenmann wehren, so
gut ich kann.
Ich habe die halbe Clerisey besucht heute in lauter Privatangelegenheiten,
habe zwey nicht gefunden oder nicht finden wollen, und der dritte hatte
Geschäfte, überließ mich aber seiner Tochter Braut, die mein schiefes Maul
in integrum restituirt fand. Ihres Namensvetters kleine Mädchen haben
mich alle heute drauf geküßt. Also bitte ohne alle Sorge deshalb zu seyn.
Bitten Sie unsern lieben Frantz um den versprochnen Statum, den ich
erwarte um einen Brief, den ich den 3 Nov angefangen habe, wenigstens mit
diesem Jahresschluß vollenden kann. Von meinem schief gewesnen Maul
melden Sie lieber nichts; Sie wißen, wie man die Einbildungskraft der
jungen Weiber schonen muß, und wie unwillkührlich es ihnen ist, sich
geweseneabwesende Dinge als gegenwärtig vorzustellen.
Morgen hoffe ich mit Gottes Hülfe meine liebe älteste Tochter und
übermorgen Hippel zu besuchen, – Weiter gehen meine Entwürfe für diese Woche
nicht.
Der Domine Politice Kraus oder Crispus bleibt noch bey seinem
gegebnen Wort uns zu begleiten. Mein jetziger Artzt und Nachbar Miltz ist auch
halb angeworben, um ein Bad zu brauchen; meine Hausmutter soll seine
Tochter unterdeßen in Pension nehmen, und wird von Tag zu Tag mehr
arrangirt aus unserer Reise Ernst zu machen. Wenn das schiefe Maul, das
ich den Berl. zugedacht mir gut geräth: so hoff ich wird es so viel Wunder
thun, als Moses Stab auf Pharao und der Egypter Herz.den 15 frühe Morgens.Der Frost soll sich diese Nacht in Glatteis verwandelt haben, das für
meinen schwindlichen Kopf und schüchterne Füße nicht taugt. Vielleicht lege
ich morgen vor u nachmittags meine Besuche bey H. u der Baroneße ab.
Wäre ich in Düßeldorf so würde ich die Feyertage in Münster zubringen. Da
Sie wenigstens dahin schreiben werden, so erinnern Sie sich meiner in
allen
denen
Briefen, woran ich einigen Antheil nehmen kann mit den besten
Wünschen zum Neuen Jahr, die ich auch für Sie und die liebe Ihrigen in
petto behalte und ihrer rechten Behörde im Verborgenen anvertrauen werde.In meinem letzten Briefe an unsern lieben Frantz habe
meines Wißens
schon an die bevorstehenden Zeitwechsels gedacht. Ich schreibe selbst nicht
eher hin, als dbis ich Antwort erhalte. Schreiben Sie nach Zürich: so
versichern Sie unsern lieben Lavater u seinen Freund Pf. meines unverletzten
Andenkens, trotz meines Stillschweigens u Hills. Es wird Ihm an Arbeit
nicht fehlen – und aus eben der Achtsamkeit stöhre ich auch ungern unsern
sonst gefälligen Kant. Scheffner wird auf die Feyertage am Lande bey
Hippel erwartet, ob ich sie mit ihnen verschmausen werde weiß ich nicht;
möchte lieber arbeiten und in meiner Wüste zubringen, in der ich meine
Lisette Reinette erwarte zum Besuche außer denen, die Gott noch oben ein
beschären wird. Dem homerischen Grafen will gern in meinem Katzenpeltz
und mit einem rußischen Winterdiadem, worinn er mich zu sehen wünschte,
entgegen laufen. Lieber wär es mir, wenn die nordische Elise mit ihren 2
Nymphen sich um mich nicht bekümmerte und diese Calypso meinen
Mentorwink ersparte, den ich ihr schuldig bin. Bey der Abreise des Herzogs lief das
allgemeine Gerücht in seinem Lande, daß er der Regirung entsagte hätte, bey
seiner Rückkunft redt man eben so allgemein jetzt von seiner abermaligen
Scheidung, um einen männl. Erben zu haben.
Ich umarme Sie, lieber Jonathan und sehe mit jeder Post
guten
Nachrichten
aus D. M. u W. entgegen. Leben Sie mit den lieben Ihrigen
gesund und recht wohl. Denken Sie, quantum sufficit, an Ihren zwar nicht
gesunden aber auch gar nicht kranken sondern in glücklicher Mitte
schwebenden Schwärmer, Mitarbeitenden und mitleidenden Freund Johann
Georg H.Den 2ten Theil der Vorlesungen habe noch nicht gelesen, erwarte ihn mit
Ungedult heute. Nichts als Saltzmann nöthiges Buch über die Sünden der
Jugend u den dritten Theil der Büschingschen Biographien, die Ihnen auch
empfehle. Kennen Sie Ramsays Buch über die Religion in mathematischer
Methode geschrieben? Ich nicht. Das Original soll engl. seyn. Ade!
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
. / Fco
Wesel
.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 14.tenXbr 1785
J.G. Hamann
empf den 25tenXbr.beantw den 30.tenXbr.Düßeldorf den 16tenXbr. 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 28 Xbr. 85.
geantw. eod.No 19.Lieber Herzens Freund,
Ich werde heute Blut wenig schreiben können, weil ich den gewöhnlichen
Anlauf gestern nicht nehmen konnte. Ich hatte arge Kopfschmerzen, u wurde
nicht, wie gewöhnlich, über Nacht davon befreyt. Mußte darum gegen
8 Uhr v neuem den Schlaf suchen; welches mir zwar geholfen, aber auch so
viel Zeit gekostet hat. Um 9 Uhr kamen die Hamburger Briefe, mit der
frohen Nachricht, daß Frau Rebekka vollkommen auf der Beßerung, ist u
unser Claudius nun daran ist, an ihrem blaßen spitzen Gesichtlein zu bauen
z u zu beßern. Ich mußte an die lieben Leute schreiben. Habe Ihren
Auftrag ausgerichtet. Eine Seite wurde nach der andern voll, bis zur 6.ten – da
noch ein paar Zeilen an Buchholtz; u so wäre beynah die ganze Expedition
liegen geblieben. Ich erschrack da ich auf die Uhr sah. Schel Klingelte um
Licht, u Bedienten; da war alles ausgelaufen; mein quasi Kammerdiener
in seinem Morgen Costume – Der warf aber hurtig die Schürze v Leibe, u
fort mit den Briefen. Alles ist glücklich weg gekommen. – Nun bin ich auch
rasiert u gekämmt, u will nun mit der Einheit der Handlung dieses
Schreibens an Sie, so viel Zeitbestimmungen erzeugen, als mir a priori Zeit in der
Zeit gelaßen ist.
Grüßen Sie den Profeßor Kraus recht herzlich v mir, wenn ihm an einem
Gruße v mir etwas gelegen ist. Alles was Ihre Reise befördern kann, ist
mir unaussprechlich lieb. Steudel ist mir unbekannt, aber so gleich ein
theurer Mann, ohne weiteres, wenn er mit Hand anlegen hilft um Sie herbey
zu ziehen. Haben Sie wegen Ihres Urlaubs schon an Reichardt geschrieben.
Sie wißen doch daß er Berlin im März schon wieder verlaßen wird?
Noch habe ich nicht gesagt, daß Ihre 3 Briefe richtig eingelaufen sind; den
letzten erhielt ich gestern, u hatte auch darauf gerechnet, daß ich ihn gestern
erhalten würde. Es war ein großes Elend, daß ich wegen meiner
Kopfschmerzen ihn nicht gleich lesen konnte. – Lieber Hamann, ich fühls im
innersten meiner Seele, wie Väterlich Sie für mich sorgen; wie
gründlich
Sie
mich lieben. Gewiß ich danke Ihnen auch dafür, aus dem innersten meiner
Seele u meines Herzens.
Daß die Berlinische Rec. giftig, politisch u fein sey, habe ich gar nicht in
Abrede seyn wollen. Sie ist es aber nur innerlich. Äußerlich erscheint sie, wie
ich Ihnen neulich sagte, u Sie selbst in Ihrem Briefl v 28ten Nov schrieben.
Darum ist ihr
gerade zu
nicht wohl beyzukommen. – Durch einen
Umweg aber können Sie sehr gut den stummen tückischen Hunden auf das Fell
kommen, u ich freue mich, daß Sie fest dazu entschloßen sind. Mit mir auf
gleichem Fuß wie mit ihrem Landsmann, u überhaupt nach Wohlgefallen
herum zu springen, gebe ich Ihnen vollkommene Erlaubniß.
Einliegend Abschrift eines Briefes von mir an Kleucker, eben dieses Volk
betreffend, dem ich nicht minder gram bin, als Sirach dem tollen Pöbel zu
Sichem. In Lavaters Pontius (Th. IV. S 233) steht: „Sie haben keinen
Sinn, als für Schiefheit. Sie sind wahre Visionärs alles krummen u
unedeln. Sie sehen’s, wo es ist, u wo es nicht ist; Sie lauern immer, u
beobachten nichts.“Den November der Berl Monathschrift habe ich noch nicht. Ich weiß v
den Briefen über den Magnetismus nur durch die Hamburger Zeitung, in
der, unter dem Art.
Berlin
, der Inhalt mit aller mögl. Bosheit erzählt
wurde. Markart habe ich nie gesehen. Er kam vorigen Sommer hiedurch, u
gab in meinem Hause in der Stadt ein Biljet ab, u ob ich nichts nach
Hannover zu bestellen hätte. Mich verlangte gar nicht nach dem Menschen, weil
Zimmermann in den Einsamkeiten (Ein Buch das mir alles im Leibe
umgekehrt hat, die wenigen Bogen nehmlich, die ich im 1sten u 3ten Theil ansah)
ihnen seinen vertrauten Freund nennt.
Claudius hatte eine Anzeige meines Sp Büchl gemacht, u schickte sie dem
Hamburger Correspondenten, weil der gelehrte Art. der Neuen Zeitung
durch einen Freund v Reimarus dirigiert wird. Die Anzeige war im höchsten
Grade milde u unpartheiisch; wurde aber zurück geschickt, weil bereits eine
Rezension v Jacobis Briefen, die
sehr heftig gegen den Verfaßer
gewesen wäre, hätte sollen eingerückt werden. Da man diese erste nicht
aufgenommen hätte, so könne man auch die letzte jene nicht aufnehmen.
Ohne Zweifel hat Ihr Scheblimini auf die Morgenstunden Einfluß gehabt.
Gegen die Gottesläugner zu schreiben war aber Mendelssohn schon im
Frühjahr 84, also vor der Erscheinung meinesIhres Scheblimini
entschloßen.
Am Dienstag erhielt ich einen Brief von Göthe, dem ich auf einen den ich
vor 6 Wochen v ihm erhalten, noch nicht geantwortet hatte. Er schreibt:
„Was hast Du zu den Morgenstunden gesagt? Und zu den Jüdischen
Pfiffen mit denen der neue Sokrates zu Werke geht? Wie klug er Spinoza u
Leßing eingeführt hat ?! O du armer Christe wie schlimm wird dir es
ergehen ?! Wenn er Deine schnurrenden Flüglein nach u nach
umsponnen haben wirt! Machst Du Gegenanstalten? Und Wie?“ – diese
Theilnehmung hatte ich v Goethe nicht erwartet, da er mit dem Schluße meiner
Schrift unzufrieden gewesen, u mir folgendes darüber geschrieben hatte:
„
Dir
kann ich diese Manier noch nicht paßieren laßen; sie gehört nur für
Glaubens-Sophisten, denen es höchst angelegen seyn muß, alle Gewißheit
des Wißens zu verdunkeln, u mit den Wolken ihres schwankenden luftigen
Reichs zu überziehen, da sie die Grundfesten der Wahrheit doch nicht
erschüttern können.“Auf Goethes Fragen habe ich geantwortet, u ihm gemeldet, daß ich keine
Gegenanstalten mache. Er solle mir aber melden, wie über die Sache
zwischen M u mir, geurtheilt werde; wie sie gemein hin auffalle, den Leuten
entgegen
komme.
Diese Nachrichten, Lieber, sind nur für Sie
allein
. Laßen Sie sich auch
gegen Herdern nichts davon angehen, den ich vielleicht nicht weniger liebe als
Sie, u gewiß in einem höheren Grade bewundre: von deßen innererOekonomie, Art u Kunst ich aber einen Begriff habe, der v dem Ihrigen sehr
verschieden ist. Wie mir H vor 12 Jahren, da ich zuerst seine Urkunde las,
erschien – so war er vielleicht damals explicite nicht ganz – aber so
ist
er;
so will es seine Natur – Hamann, ich rede mit Dir, als redete ich nur mit
einer eigenen Seele, oder mit Gott.
Scheffners Urtheil hat mir weder wohl gethan noch weh, weil es gar nicht
adequat ist. Das ist ja der gestandene klare Inhalt meines Buchs, daß es
schwer, ja gar unmöglich sey, nicht ein Spinozist zu seyn, wenn man über
Gott philosophieren, u nicht lieber an ihn glauben will. – Mein Buch heißt:
ich habe meine Sach Gott heim gestellt
. – Wenn Er ist, so wird
er mir u uns allen helfen, nach unserer
Nothdurft
; ist er nicht: nun so
brechen wir uns je eher je lieber die Hälse, oder machen sonst auf eine Weise
dem eckelhaften Undinge
Mensch
ein Ende.
Mit erster Gelegenheit schicke ich Ihnen ein Exemplar meines
Kupferstichs für Scheffner, u sSie sagen ihm dann, daß ich noch viel liebreicher,
sanfter, u feiner aussähe als dies Bild, aber freylich nicht mehr so glatt.
Schrecklich ernsthaft muß ich wohl zuweilen aussehen können, u zumahl
denen so erscheinen, die mich in einem solchen Augenblick zum ersten Mahle
sehen. Mir ist bey Gelegenheiten allerhand darüber zu Ohren gekommen;
auch ganz verschiedene Urtheile über denselben Moment. Meinen
vertrautesten Freund, den Grafen v Neßelrode, habe ich st zurück gestoßen das
erste Mahl, ob er mich gleich mitten in meiner Familie fand, u in einer
Unterredung mit einem Manne, den ich sehr liebte, u der schon viele Jahre lang
Neßelrods Freund war. Eine sonderbare Anecdote hierüber wollte ich Ihnen
erzählen, u die mir selbst aufgefallen ist. Es mögen 18 Jahre seyn, daß ich
mit meiner Betty u dem (jetzigen) Obristen v HaroldHarold, dem
Uebersetzer des Oßian, eine Reise nach Holland that. Zu Amsterdam gieng ich mit
Harold u einem dortigen Kaufmann die Musicos in Augenschein zu nehmen.
Wir besuchten 5 nach der Reihe, u keins v denen Weibsbildern hatte sich nur
mit einem Worte an mich gemacht. Da wir aus dem 4ten kamen machte H die
Bemerkung, u ärgerte sich, daß ihm die Creaturen keine Ruhe ließen wie
ernsthaft er auch hätte aussehen mögen. Im fünften gieng es ihm nicht beßer.
Ein langes Weibsbild kam auf ihn zu, u fieng an Französisch mit ihm zu
reden; er winkte, daß er sie nicht verstünde – Holländisch – Deutsch –
italianisch – zuletzt fieng sie an englisch zu reden; da konnt er das Lachen nicht
halten, u gab ihr Antwort. Sie war würklich eine Engelländerinn. Ich hatte
nicht daran gedacht, daß ich ernsthaft seyn wollte, aber gleich bey’m ersten
Eintritt, einen Eindruck von Schwermuth u Eckel bekommen, daß mir die
Augen ganz trübe davon würden.
Sie sagen bey Gelegenheit v M Vergleichen aus Dan II:„Ein
wenig zusammengesetzt u buntscheckig ist Ihre Composition, mein l.J, wie
mein Schlafpelz. Ihre Antw an Hemst eine Episode. Der Anfang
historisch, die Mitte metaphysisch, u das Ende, wenigstens poëtisch –.“ Das
verstehe ich nicht. Ich habe Briefe gegeben u ihre Geschichte. Meine
Philosophie mag buntscheckig u zusammengesetzt seyn; aber mein Buch ist es nicht,
sondern hat in mehr als einem Betracht, eine nicht gemeine Einheit.
Des HE v Goetz L u B ist mir nie zu Gesicht gekommen, wohl aber der
Verfaßer im Jahre 79, da ich als geheimer Referendarius zu München
arbeitete. Er sprach damahls mit mir v seinem Vorhaben.
Sie schrieben mir den 1 Xb. 84. „Was Leßing glaubte v der Expansion u
Contraction Gottes im Leibnitz gelesen zu haben… bezieht sich vielleicht auf
eine Anführung des Bayle aus dem Bernier. – Können Sie mir diese
Anführung nicht näher anzeigen?
Den A.J. Cuffeler Spec. A. v. Hamb. 684 hat mir Hemst geschickt. Ich
habe das Buch noch nicht gelesen. Das Bild des Spinoza ist gerade wie das
v der deutschen Uebersetzung; man kann nichts ähnlicheres sehen.
Etwas
plumper ist der deutsche Nachstich.
Ich bin es wohl zufrieden wenn Ilse meine Antwort als einenScheidebrief gebraucht, u mit ihrem guten Gewißen zur Sinagoge übergeht. Ich bin
allem Getalme (wie die Holländer) oder Gequengel (wie wir hier sagen)
gram. – Fürchten Sie nicht daß ich mich auf Conventionen, oder Tausche
(nach dem Beyspiel meiner gnädigsten H.) einlaßen werdeWißen Sie wie es zugegangen ist, daß dieser Brief noch zu lang geworden
ist. Ich habe nicht zu Mittag gegeßen. Verzeihen Sie dies Gesudel; u noch
einmahl Dank, Bester, für die große Wohlthat Ihrer Briefe. – Wenn Sie
nur Einmahl sähen, wie ich sie empfange, u wie ich sie lese! – Von ganzem
Herzen
Ihr F JacobiMein fac totum steht nicht im Meusel; hat nie etwas drucken laßen.
Düßeldorf den 20tenXbr. 1785Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 31 Xbr. 85
Geantw. den 1. 2 Jan. 86. No 20.lieber Vater Hamann
Ich war Willens meiner Sudeley v Freytag heute einen Nachtrag nach
zu schicken, weil ich vieles zu flüchtig, einiges gar nicht berührt hatte; aber
ich war alle die Tage gar nicht wohl, u bin heute beynah krank. Hätte also
gar nicht geschrieben, wenn nicht ein Brief v Lavater gekommen wäre,
wovon ich Ihnen durchgaus gleich eine Abschrift schicken mußte. Ich hatte
Lavatern wegen eines Auftrags Nachricht zu geben; meldete ihn bey der
Gelegenheit, daß Leuchsenring, der jetzt in der Schweitz, vielleicht bey ihm in
Zürich wäre, denen Hyper-KryptoJesuiten zu Berlin, alle ihr Geschwätz
über die Prolesitenmacherey eingeblasen hätte. Berührte hiernächst den Brief
an Markard, gemäß denen Nachrichten der Hamb. Zeitung, weil ich den
Nov der Berl. MonathSchrift noch nicht hatte. Fragte, warum er wieder
so schnell gewesen wäre; er sollte immer der letzte seyn dergleichen
Nachrichten zu geben, u es könnte nie zu irgend etwas gut seyn, daß er der Erste wäre.
Fragte, wie es mit der Publikation dieser Briefe zugegangen wäre; ob sie
ohne seine Schuld u gegen seinen Willen geschehen sey. – Die Abschrift die
ich Ihnen schicke ist hierauf die Antwort.
Gestern Abend erhielt ich endlich den November der Berl MonathsSchrift.
In
meinen
Augen ist die Antwort des Hofraths
nicht
ohne Tadel. Sie
ist v Anfang bis zu Ende mit der Absicht geschrieben, die Sache in den Druck
zu geben. Was er über Philosophie sagt ist sSophisterey, denn wo ist die
Grenze der Spekulation, wenn die Philosophie nur sich selbst zur Unterlage
hat, u zum Gegenstande einzig u allein unser Fleisch u die Oekonomie seiner
Lüste u Begierden? Daß man nur für seinen Leib sorge, das u nicht anders,
verstehen sie unter dem gesunden Menschen Verstande. – Die Publication
der Briefe ist v den Berlinern nach der Maxime des Cicero geschehen:
servanda fides, nisi violetur regnandi causa.In Beziehung auf meinen Brief an Kleucker muß ich noch sagen, daß ich
zu keinem Orden gehöre, zu keinem nie habe gehören wollen. Ich denke über
diesen Punkt gerade wie Garve*, deßen Epistel, die Complimente
ausgenommen mir sehr gefallen hat.
Sie schrieben mir neulich von politischen Charaktern, wie denen mein
Spinoza Büchlein entgegen käme, u fügten hinzu: „Da ich mehr auf das
Intereße Ihres Herzens u Ihrer ganzen Seele Antheil nehmen muß, so sehe ich
manches in einem ganz andern Lichte u Zusammenhang an, u mache mir
Grillen, die vielleicht eben so wenig Grund haben.“ – Können Sie mir nicht
sagen, was das für Grillen sind.
Die heutige Post hat mir ein liebes Briefl v unserm Buchholtz gebracht. Er
spricht darin von einem andern Briefe den er mir geschrieben habe, u der nicht
in meine Hände gekommen ist. – Fahren Sie fort ihm Luft u Waßer
nachdrücklich zu empfelen.
Ich hoffe bald zu hören daß Sie würklich daran sind die Novitzen des
Pater Brey ihre Residenz halten zu laßen. – Am Sonnabend las ich
Blumauers 42te Beylage zu Nikolais Reisebeschreibung, u hatte große
Lust. Dies Pamphlet, daßs schon im Jahr 84 gedruckt ist, war mir nie
zu Gesicht gekommen.
Leben Sie wohl, lieber HerzensFreund! –
Ihr Fritz JacobiAdresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg / FrcoVermerk von Hamann:Erhalten den 31 Xbr. 85
Geantw. den 1. 2 Jänner86* u lange vor ihm Sokrates gedacht hatte.Düßeldorf den 23tenXbr 1785Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 4 Jänner
geantw eod.5. nebst einem Bilde von Sennewald No 21.Mein Befinden, lieber Hamann, ist noch immer eben schlecht; ich gehe
herum wie ein Träumender, und kann den Gram darüber, daß ich so herum gehen
muß, nicht überwinden.
Heute erhielt ich einen Brief v Reichard. Mendelssohn hat zu ihm gesagt:
„sein (Mendelssohns) Vergehen gegen mich, liefe wohl hauptsächlich darauf
hinaus, was ihm schon eher seine Freunde vorgeworfen hätten, daß er
keinen rechten Begriff v Ehre u point d’honneur habe, u man hierin seine
Erziehung erkenne.
In meiner Schrift, so weit sie ihn beträfe
,
könne er keine andre Absicht erkennen,
als daß ich ihn bekehren
wolle
, wie ich vielleicht auch Leßing hätte bekehren wollen. Ein
Schreiben an mich hätte er schon aufgesetzt, welches nächstens öffentlich erscheinen
sollte, u womit er mich nicht zu beleidigen glaubte.“Ich vermuthe, Mendelssohns Schreiben, wird im nächsten Stück der
Berl. M Schrift sehen. Machen Sie also daß Sie dieses Stück gleich
erhalten, u melden Sie mir dann, was ich thun u was ich
nicht
thun sollsoll. Das Vornehmen des Rabbi scheint äußerst malizieus zu seyn. Er
will wahrscheinlich von der einen Seite mich lächerlich machen, um von der
andern Seite desto mehr Zweifel gegen die Treue meines Berichts erregen
zu können. Da erhalte ich eben das 197 Stück der Gött. Zeitung, mit
einer Rezension meines Sp. Büchlein, unter einem besondern Couvert. Auf
dem Petschaft steht ein H, u ist also wohl gar eine Politeße v Heyne. Ich
habe alle Ursache mit dieser Rezension zufrieden zu seyn. Die Verlegenheit
des Verfaßers, zwischen dem Atheismus u dem Mystizismus des Büchleins,reine durch zu kommen, hat mich ergötzt.
Leben Sie wohl, lieber HerzensFreund, u nehmen Sie vor lieb mit diesem
elenden Wisch. Ich selbst bin mit meiner Lehrheit weit übler dran als Sie –
Von ganzem Herzen
Ihr F JacobiAdresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg / Frco Wesel.
Vermerk von Hamann:den 4 Jänner 86.
Geantw eod. 5 – nebst einem Bilde von Senewald.Am Weynachts heil. Abend 85.Vermerk von Jacobi:
Ankündigung des fliegenden Briefes
Sind Sie nicht mehr mein Jonathan? Ich bin 2 Posttage selbst bey
unserm Entreposeur gewesen, und habe heute den Hill geschickt, der in der
Nachbarschaft wohnt, mir eine Einlage zu bringen, wenn eine da wäre. Es
ist schon gegen 10 Uhr Vormittage, und er kommt nicht; so nöthig auch
einen Trunk kalten Waßers von Ihrer und B. Hand hätte. Nichts als
altum silentium. Ich bin diesen Mittag zu Hippel gebeten, bey dem
Scheffner angekommen – mein Michael soll mich entschuldigen. Die Kälte geht mir
nahe – Hartknoch hatte zu Ostern den frommen Einfall mir einen alten
Peltz zur Reise zu verehren, der mir sehr wohlthätig ist: sonst wäre ich gar
nicht im Stande auszugehen, und müste schlechterdings die K Stube in
meinem Katzenpeltz hüten. Ich fühle jetzt mehr wie sonst, daß mein alter
Kopf unter der Vormundschaft des verdorbenen Magens steht, habe
schlaflose Nächte, und habe gestern den ganzen Tag nach 2 Biergläser mit Sal
Glauberi laufen müßen.
Woher kommt Ihr u B. altum silentium? Ist letzterer mir böse
geworden, daß ich ihm die Wahrheit wegen seiner Diät gesagt, die er freylich als
eine alteram naturam säuberlich behandeln muß. Es ist doch mit den
Wochen seiner Marianne nicht so weit gekommen, als mit den Geburtsschmerzen
meiner Muse und Autorschaft, der es beynahe wie der
Rebecca
geht mit
ihrem Bennoni oder Benjamin. Ich nehme jetzt meine Abschiedsaudientz von
Niemand
dem
Kundbaren
, und der Keßel meines brennenden
Gehirns schäumt so entsetzlich, daß ich beyde Hände nöthig habe den Unrath
abzuschäumen und das Ueberlaufen zu verhindern. So was
Panisches
haben Sie weder gelesen, noch im Rabelais oder Tristram Shandy
gefunden – Es ist nicht mehr die Stimme eines Predigers in der Wüsten, sondern
des dreyköpfichen Höllenhundes Cerberus. Es ist eine wahre
Feuertaufe
, die über die Philosophen und Chaldäer in Babel regnen wird. Kein
Jupiter pluvius
wie in der Beylage der Sokr. Denkw. sondern ein
Schwefelregen über Sodom u Gomorrha. Ich liege beynahe der Wuth
unter, die in allen meinen Adern pocht und tobt, und erschrecke vor meiner
eigenen
Kraft
, die einem hitzigen Fieber ähnlich ist, und mir selbst nicht
natürlich vorkommt.
Es ist nicht Schertz, sondern
Ernst
mit dem ich Ihnen, lieber Jacobi,
die Schwachheiten meines Herzens anvertraue. Sie wißen meinen ganzen
Plan, und ich habe Sie zum
Theilnehmer
, zum innigsten deßelben
gemacht, und erwarte auch Ihren Beystand zur Ausführung. Aut – aut –Stillschweigen stockstill – oder Himmel und Erde bewegen. Das erste steht
noch immer in meiner Gewalt und beruht auf meiner Willkühr – Ich
besorge aber daß ich in meiner Arbeit, die das Maas von 3 Bogen nicht
übersteigen kann – denn ein solches Specimen muß seiner Natur nach kurz seyn,
und selbst die Natur des Lesers erfordert
Kürze
, das feinste Crystall zu
Spitzgläsern, keine engl. Punsch-Schaalen. Ich will dies monumentummeiner Autorschaft wohl anbieten meinem Landsmann Hartknoch, kann ihm
aber weder den Verlag zumuthen noch anrathen, weil es ein salto mortalewenigstens seyn soll, auf den ich mich lange vorbereitet – und mein ganzes
bisher im Dunkeln getriebenes Federspiel entscheiden soll zu einem seel.
Ende
undPunctum saliens eines
beßeren Lebens
. Ich beschwöre
Sie also bey aller unserer Freundschaft, lieber Jonathan, mir mit der ersten
Post zu melden, wo Ihr Spinoza Büchlein gedruckt worden, und ob Sie das
Herz und die Barmherzigkeit dieses letzten Freundschaftsdienstes für mein
noch ungebornes Kindlein zu übernehmen, es mit aller nur mögl.
menschlichen Vorsicht und Verschwiegenheit zur Welt zu bringen. Ich verlange
mehr nichts als eine reiche Anzahl Exemplarien für meine und Ihre Freunde
in memoriam. Die Liste der ersten werde dem Mst beylegen, sobald es fertig
ist zum Ueberschicken, auf Ihr deutsches
Jawort
. Alea iactaest und der
Rubicon wird kein rothes Meer seyn. Allso kein politisches
Schone Dein
selbst
! meinem festen Entschluß entgegen gesetzt, sondern ein eben somannhaftes Legatur zu meinem Scripsi.Ich erwarte mit allernächster Post Ihre Antwort mit der deutlichsten
Umständlichkeit
, um meinen eigenen Detail darnach bestimmen zu
können. Machen Sie auf allen Fall, alles fertig zur pünctl. Execution
meines letzten Autorwillens, und werden Sie mir keine feige Memme aus
Freundschaft oder Superklugheit. Ein Mann, der sich 25 Jahre bedacht hat,
ist befugt, peremtorisch u ein wenig dictatorisch zu Werk zu gehen bey einer
so
bösen
und
kurzen
Zeit. Der letzte Schlag ist dem
Helden
vielleicht
näher als mir, oder wir sind beyde gleich recht. Ich werde eilen – und Sie
auch, als mein General-Lieutenant.Vergeßen Sie aber deshalb nicht mir auch zu melden, was mein
Alcibiades Buchholtz und seine junge Marianne macht; ob sie schon anfängt ihre
Feengestalt zu verrathen. Wenn Sie eine Xantippe wird, so ist der welsche
Champagner Schuld daran, der den schwangern und unsichtbaren Engeln
nicht gut ist. Meine Diät wird mir auch verflucht sauer; aber zu meinem
Exorcismo der unreinen Geister die ich austreiben will, muß ich reines
kaltes Waßer und mein Kämmerlein dem öffentl. Gottesdienst vorziehen
müßen. Den 2ten Theil der philosophischen Vorlesungen habe durchgelaufen
und bin eben so zufrieden als mit dem ersten; desto ungedultiger auf den
dritten. Sonst habe nichts gelesen als den dritten Theil der Büschingschen
Biographien, die Ihnen auch empfehle. Scheller ist bey seinem alten wunderl.
Senior in Petersdorf, und wird wie ich gehört auf Neujahr introducirtwerden. Wenn er von da über Königsberg durch mein dunkles Kämmerchen
wider nach Graventihn gehen wird, um seine Sachen und Ausstattung von
da aus gerade in seine Adiunctur zu bringen wird weiß ich nicht.
Mein Nachbar u Artzt, Miltz, besucht mich und macht mir Hofnung noch
ein Kindelbier zu erleben, auf dem er sich selbst zu Gaste gebeten. Besorgen
Sie mir, lieber J. eine gute Säugamme für die unzeitige Geburt meiner
saturninischen Vaterschaft. So warm wie er mir abgeht, sollen Sie den
kleinen Phosphorum meiner s.v. vulua erhalten, bitte mir aber den
richtigen Empfang und Transport ins Reich der schwarzen Kunst des Lebens zu
bescheinigen. Das Mst. das ich Ihnen zum Heil. Christ oder
Neujahrsgeschenk gewiedmet habe ist kein Kinderspiel, sondern der ganze Schatz meines
Kopfs, meines Herzens, und sämtl. Eingeweide die Pudenda nicht
ausgeschloßen. Also entsprechen oder antworten Sie bald meiner Ungedult.
Getrieben vom freundschaftl. Rath meines Artzts und durch eine sehr
herrliche Mahlzeit von einigen Löffeln grauer Erbsen, von denen ich selbst
einen Scheffel à 2 rth eingekauft mit einem ℔ Kalbfleisch in einer Kranken-
Suppe und einem Paar Semmel für 32 Schilling – woraus sich mein gesunder
Appetit errathen läßt – gestärkt eile ich diesen Brief zu beschließen, von
meiner Amtsstube zum Dessert der beyden Kriegsräthe und mit meinem
Ascanius zur Dido Courtan auf ein Schälchen Caffé – Uebermorgen, am
letzten olim mittelsten Feyertage ist meine Lisette Reinette und Louischen
Miltzin zu Gaste, wird daher kaum am Schreiben zu denken seyn. Gr.
Stolberg soll von Petersb. wirkl. abgereist seyn, aber noch nicht hier – Die
holde Elise mit ihren beyden Nymphen auch nicht. Nachricht aus
Wandsbeck auch nicht weder durch Sie noch sonst woher. Hoffe daß alles glückl.
überstanden ist – und wenn ich was in Münster verdorben haben sollte, es
gut zu machen bis ich mich selbst rechtfertigen kann mit odyßeischer Klugheit.
Leben Sie wohl, lieber Geschäftsträger! und machen Sie, daß ich mit
Ihnen auch künftiges Jahr zufrieden seyn kann: sonst hört alles mit dieser
Neige auf. Vor allen Dingen schenk Ihnen Gott Gesundheit,
wenigstens so erträgl. wie wir uns hier zu erfreuen haben ohn all unser
Verdienst u Würdigkeit, durch Göttl. Gnade, Barmherzigkeit u Langmuth.
Halt Ihre liebste Schwester Helena nicht Nachbarschaft mit der M.B?Wie pfiffig unser alte Kant den 2 Theil des Herders recensirt hat, auch Ihre
Erinnerungen an den Mann gebracht. Meine letzte Einl ist doch wohl schon
unterwegs nach Weimar. Nach Zürich kann noch nicht schreiben. An unsern
Hill wird auch dgedacht von oben her, und eine eventuelle Vacantzunserer hohen Schule in der Mache u Arbeit. Gott seegne Ihr Haus mit allem, was
ich mir selbst u den Meinigen – auch zu Ihrer Empfehlung – wünsche. Wenn
meine schwere patriae manus nicht sinken: so jauchzen wir Triumph und
Sieg über Amalek. Unterstützen Sie selbige durch gute Nachrichten u leben
Sie recht wohl in secula seculorum. Amen. To be or not to be – Non
omnis moriar. Mehr zum Neuen Jahr, so Gott will und wir leben. Aber
vor allen Dingen
Antwort
, auf die man bauen kann wie auf einen
Felsen
, wenn es zum
Bauen
komt. Aut nil autπαν.
Joh Georg H.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. / Fco WeselVermerk von Jacobi:Koenigsberg den 26tenXbr 1785
J. G. Hamann empf. den 5ten Jan 1786
beantw. den 6.tenKgsb den 28 Xbr. 85.Diesen Morgen, lieber Herzens J. fand ich das XII Stück der Beytr. zum
H. Corresp. auf meinem Amtstische. Ich verschlang es und laß es noch
einmal ohne eben daran erbaut zu werden. Da habe ich ganzer 2 Stunden
gelauert auf Ihren Briefboten – Er kam nicht und ich machte mir andere
Plane, borgte einen Stock u lief nach der Stadt. Eben kam ich auf das Eis
bey der Ueberfahrt, da ich unverhoft den Mann vor mir fand mit der ganzen
EinlLadung von Einlagen. Bey Me Courtan hatte Bestellungen u nahm
zugl. auf dies Jahr Abschied. Von da lief ich zu Ihrem Namensvetter, der
auf dem Lande die Feyertage zugebracht hatte, besorgte die Einl. nach
Petersburg, die bestens bestellt werden wird, weil C.R.F. dort keine
Verbindung zu haben scheint, und weiß daß Freund Jacobi dort zu thun hat,
der auch über den Namen stutzte und sich erinnerte einen sehr liebenswürdigen
Mann ohne
von
gekannt zu haben, sich aber nicht recht besinnen konnte.
Wegen Claudius bin ich beruhigt, theils aus dem Stillschweigen des
Grafen aus
Tremsbüttel
– theils aus dem Gerücht einer angekündigten
Uebersetzung. Aber daß ich keine Zeile aus Münster erhalten, kann mir
unmögl. gleichgiltig seyn. Ich bin die Feyertage nicht aus dem Hause
gewesen. Montags besuchte mich Lisette Reinette und gestern habe ich auf
das 2te Jahr das erste Viertel praenumerirt. Heute ist just Ein Jahr, daß
meine gute liebe älteste Tochter in Pension kam, die eine Mutter an der Bar.
und Ihrer Freundin Fräul. von Morstein hat, ohngeachtet sich beyde nur
Tanten von ihren Pflegkindern nennen laßen. Sie können leicht denken,
wie ich nach Münster hindenke, und wie mich alle Freuden, die ein Vater
haben kann, mich daran erinnern. Sollte ich mit meinem Briefe Anstößig
gewesen seyn: so habe ich die gute Meinung von B. Aufrichtigkeit, daß er
sich rund und deutsch darüber gegen mich erklären wird. Da ich an meiner
Entkleidung u Verklärung arbeite: so kann ich jetzt nicht schreiben – und von
beyden hängt auch meine
Freyheit
ab – Es mag nun gehen, wie Gott
wolle. Ich habe die Hand einmal an den Pflug gelegt und werde nicht
zurücksehen noch ziehen, ohne
höheren Wink
.
Einen Brief vom lieben Kleuker habe am wenigsten erwartet, und mich
lange besinnen müßen, daß ich ihm geantwortet habe. Seine Salomonische
Denkw. hat mir der Verleger bis auf das Titelblatt mitgetheilt. Ich habe
auch selbige gelesen – aber Dii Deaeque me perdant – wie ein römischer
Tyrann an den Senat schrieb. Mein Kopf ist so schwach, daß ich alles unter
den Händen vergeße. An Gedächtnis fehlt es mir noch eben nicht aber gantz
an reproductionen. Ich muß das nehmen was es mir von selbst auswirft,
nicht was ich haben will oder mir nöthig ist. Auf seine Untersuchungen
freue ich mich über die Mysterien – manum de tabula aber heißt es bey mir.
Vor jenen 20 Jahren lernte ich arabisch, um auf die Origines der
Humanität
wie Herder es nennt, zu kommen. Nun ist mir alle Lust
vergangen – und der Gaul taugt nicht mehr zu ebentheuerl. Ritten. Nach
der
Chevilah
habe ich lange gnug herumgesucht; denn was der seel.
Ziehen von der hieroglyphischen Sprache sich verlauten ließ, machte auchungemein aufmerksam. Seine ganze Astronomie und alle übrige geht mich so
wenig an als das die gantze
Botanik
,
Chymie
u andere Dinge mehr,
von denen ich sehr hohe Begriffe habe, weil ich leider! beynahe keine davon
mir habe erwerben können. Also ist meine Diät auf Ein einziges Gericht und
Vnum necessarium eingeschränkt. Auch verträgt mein alter Magen nicht
mehr. Ich biethe allso Ihre Freundschaft auf, mich bestens bey unserm lieben
Kleuker zu entschuldigen, den ich noch immer Hofnung habe persönlich zu
kennen und mündl. alles gut zu machen, was ich nicht mit der Feder thun
kann.
Ich habe auch unserm Lavater noch nicht einmal danken können weder in
meinem noch Hills Namen. Der ins Verborgene siehet, wird es thun – Aber
den 4ten Theil des Pontius Pilatus hab ich noch nicht, auch seinen Salomo
noch nicht einmal gesehen, muß mich auch damit trösten Ihn selbst darüber
exequiren zu können. Versichern Sie Ihn wenigstens, daß der Berlinsche
Handel meine Freundschaft für ihn
vermehrt
und
gestärkt
hat – und
daß ihm eben so heilsam wie dem heil. Paulo ist bisweilen gestäupt zu
werden, wenigstens zum Besten seiner blinden Anhänger, die vielleicht ein solches
Correctiv nöthiger haben, als Er selbst.Vor einigen Wochen erhielt ich einen Brief von einem Geistl. bey Emden,
der sich auch als einen Freund u Schüler unsers Johannes anmeldete eines
mir bekannten Juden wegen, der über die Kantsche Philosophie seine 5 Sinne
verlor, und jetzt ein Proselyt werden will. Kant u sein Exeget der
Hofprediger M. Schultz, haben gl. geantwortet mit verguldeten Pillen. Dieser
an sich unbedeutende Umstand und ein noch verdrüßlicherer Vorfall gaben
mir Anlaß an den würdigen Häfeli zu Wörliz zu schreiben dem ich eine
Antwort schuldig war auf einige sehr liebreiche Zeilen die er meinem Hill, der
bey ihm angesprochen war, mitgegeben hatte. Den IV Advent erhalte ich
von diesem rechtschaffenen Freunde eine Antwort nach Wunsch, aus der ich
Ihnen folgende Stelle abschreiben muß:
„Dem hiesigen Superintendenten de Marees, der vor einem Jahre die
lesenswürdige Schrift:
Gottesvertheidigung über die Zulaßung
des Bösen
herausgab, habe ich vor ein Paar Wochen ihr G. u Sch. zu
lesen gegeben. Den Jubel des 68jährigen Mannes hätten Sie sehen sollen.
Er las mir in der Freude seines Herzens das ganze Büchlein vor, wie wenn
er mirs erst bekannt zu machen hätte. Den Mann müßen Sie doch kennen
lernen, wenn Sie können, er ist erzgelehrt in seinem Fache. Auch sein Buch
müßen Sie lesen. Sagen Sie mirs, wenn’s Sie’s nicht beqvem bekommen
können, ich will es Ihnen zu verschaffen suchen“
Ich bin gegen Lob und Tadel nicht gleichgiltig, aber sehr behutsam und
beynahe scrupulös, daß beydes von
guter Hand
komme. Der Innhalt
aller
Theodiceen
u der Manichäismus mit allen seinen Widerlegungen
ziemlich verdächtig. Häf. ausdrückl. Bitte u der Geschmack eines so alten
Mannes reitzten demohngeachtet meine Neugierde, und die
Unvermeidlichkeit einer Gegenantwort auf seine Gefälligkeit und Aufrichtigkeit seines
Verhaltens in einer sehr indiscreten Angelegenheit von meiner Seite. Ich
erkundige mich durch alle mögl. medios terminos in beyden Buchläden, ohne es
erhalten zu können was ich suche, weil ich selbst in keinen komme, und nichts
unmittelbar borge noch baar kaufe. Gestern bringt mir einer meiner
Emissarien von demselben de Marées eine
Untersuchung der
Verbindlichkeit der göttl. Gesetze von der Todesstrafe des Mörders
und von Vermeidung blut
schänderischer Heirathen
Deßau 771. Ich
habe dies Buch mit so viel außerordentl. Vergnügen gelesen, daß ich nach
dem neuesten die Zeit nicht abwarten kann, und empfehle es Ihnen auch,
ohne zu begreifen wie ein so gründliches vorzügl. Werk nicht allgemeiner
bekannt geworden. Es ist gegen Michaelis u Baumgarten gerichtet, und ich
habe mich nicht satt lesen können. Ich habe so viel Neues, so viel
Individuelles für meine Ahndungen darinn gefunden – so viel Aufrichtendes an
dem Beyfall eines solchen Meisters in Israel, daß ich alle Recensionen in
römischen u gothischen Lettern nicht vertauschen wollte. Wenn seine
Gottesvertheidigung auch so gerathen ist: so wird Ihnen mein Wink nicht leid thun,
sich darum zu bekümmern. Oder sagen Sie mir, wenn das Lob mein Urtheil
bestochen. Ich habe wenigstens sehr merkwürdige Aufschlüße über Hams,
Onans Sünde, die Leviratehe und selbst Anticipationen über die
Autonomie unserer neusten Kritiker gefunden, und manchen andern Wind unsers
Genii Seculi.Der ehrl. Kraus brachte mir am 1. Feyertage des Abends selbst unter
seinem Peltz eine halbe Bouteille rothen Wein, den er geschenkt bekommen
und nicht hatte bezwingen können, u bat mich den andern Tag eine volle mit
weißem Wein der ungemein nach meinem Geschmack und für meinen Magen
war zu trinken. Brahl brachte mir Gerstenbergs Melodrama, einen
impertinenten Versuch des Beckers über ein Noth- und Hülfbüchlein, der Z. F.
D. u R. Briefe hat vordrucken laßen ohne ihre Winke nicht verstanden zu
haben, um in einer vierspännigen Equipage sich den armen Bauern oder ihren
gelehrten Mecänen bestens zu empfehlen. Den Morgen drauf schickte ich
beyde dem Scheffner zum Ansehen zu, eines als ein sehr schönes, das andere
als ein sehr impertinentes Buch und mit der Nachricht das
Beste
für mich
behalten zu haben. Dies war
Götzens Allerley
. Meine Kritik war
unterwegs geblieben und wie ich die Bücher gestern Morgen wider abholte
versicherte er mich, das sSchöne gar nicht angesehen, und von dem argen
40 Exempl. für sich u seine Nachbarn bestellt zu haben in petto. Wir lachten
über unser beyderseitiges Mißverständnis, und bleiben bey aller Divergentzunserer Urtheile u Meinungen gute Freunde. Meine Gesundheit verbietet
mich aber diesmal sein Adiunctus an seines Wirths Tafel zu seyn.
Ihren klugen Freund G. halten Sie gegenwärtig warm u bey guter
Laune. Da er den Herz. begleiten wird, so kann er die Chaldäer in B. am
besten ausholen, und bitten Sie ihn um seinen
guten Rath
oder
Gutachten.
Ich habe gar nicht gemeynt, daß mein Golgotha bewegen können den
Mendelssohn, Vorlesungen für seinen Sohn zu halten – denn das sie es
wirkl. sind, weiß ich von einem Zuhörer derselben, sondern nur die
Herausgabe
derselben befördert, und hierin glaube ich nicht gantz falsch vermuthet
zu haben. Wenigstens kommt es mir gantz natürl. vor die Beschuldigung des
Atheismi dadurch so kurz wie jener durch sein Auf u Niedergehen die
Existentz der Bewegung bewies, widerlegt zu haben.
Hill hat mir eine ähnl. Geschichte von G. erzählt der ihren BustSchmeicheleyen in W. gemacht u die denen in seinem Briefe ähnlich sind. Auf seine
Fragen von Gegenanstalten hätten Sie auf der Stelle antworten sollen.
Meynst du? – und wie?
Giebt es denn kein anderes Wißen als à priori und muß man aus Cogitoallein folgern das Sum. Dieser Cartesianismus ist von Sp. u Wolfübergegangen und da liegt der Haase im Pfeffer.Das
meiste
Ihrer mir mitgetheilten Anekdoten ist mir bekannt. Das
Wunder wurde mir bey seiner ersten Erscheinung in B. sehr weitläuftig
geschildert. Ich habe also an
Bestätigung
und
Zusammenhange
etwas mehr gewonnen. Fahren Sie fort mir Ihre Nachrichten das Nöthige
u Nüzliche zukommen zu laßen und versichert, daß ich Schlangenklugheit mit
Taubeneinfalt auch nöthig habe conf Joh. II. 24. Also darüber seyn Sie
gantz ruhig.
An Ihren
Spinozismum
denke ich jetzt gar nicht. Der kommt Zeit
gnug, aber der
Atheismus
gehört in mein ressort. Sie citiren eine Stelle
aus meinem Briefe und beschweren sich darüber Iihren Sinn nicht zu
verstehen. Der Anfang Ihres Büchleins betrifft ein historisches Factum und ist
also
Erzählung
. Mit dieser Erzählung ist Scheffner so zufrieden, wie
Göthe mit der Klugheit oder Arglist Mendelssohn den Spinoza u Leßing
anzuführen. Darnach kommt der
dogmatische
undoder
kritische
Theil
– Ihr Brief an Hemst. war doch wahrlich keine Antwort auf seinen
Brief, und überflüßig zum historischen Theil des Werks. Sie verriethen
darinn zu viel arcana Ihrer Philosophie – Das Ende war in einer gantz
andern
Manier
, die Göthe Glaubenssophisterey nennt. Weder Hemst.
weiß mag wißen, wie er zu diesem Briefe von Ihnen gekommen ist, noch
das Publicum, warum Sie selbigen ihm in Original und Uebersetzung
mittheilen. Es ist weder rechte Widerlegung noch Entschuldigung des
Spinozismus.
Ich habe nur den Extract des Bayle u ihn dem Kraus ausgeliehen. Im
Article Spinoza werden Sie die Stelle aus
Bernier
finden. Das obige
schrieb ich vielleicht damals um Mendelssohns Anspielung Ihnen zu
erklären auf die Säule Nebucadnezars. Ich hoffe es noch bunter zu machen und
dadurch eben die
Einheit
zu befördern, welche in der innern Oekonomie
mehr als der äußern liegen muß.
So bald ich einen Bogen von meiner traurigen Arbeit fertig habe, will ich
Ihnen zur Probe selbigen überschicken. Da mögen Sie auch sagen, was Sie
wollen. Seit 3 Tagen habe keine Feder wider ansetzen können. Ebbe u Fluth
wechselt immer bey mir. An meinem Willen soll es nicht fehlen daß die
Philosophen, die allgemeinen deutschen zu B. Zeter über mich schreyen von
den Cedern bis auf den Moos der an der Wand wächst. Ob ich Wort zu
halten im stande bin, soll schon Sie die Probe lehren – und wie mir dabey
zu Muth gewesen. –
Das geht aber so geschwinde nicht dem
eckeln Undinge
ein
Ende
zu
machen – ein solches Ende ist der Anfang eines noch eckelern Undings – Mit
Gedult u Weineßig kommt aber über die Aplpen und bahnt sich Wege,
wo andere verzweifeln. Ich war am heil. Abend meiner Sachen schon so
gewiß, daß ich alles bey Ihnen bestellte. Wie hängt alles von Augenblicken,
von den kleinsten Umständen ab! Das tiefste innigste Gefühl davon ist Sporn
und Zügel meines geflügelten Gauls – das bald stätig, bald wild wird und
wie Bileams Esel Dinge sieht, welche den Augen des Propheten selbst
verborgen sind. Meine letzte Audientz soll wenigstens so feyerlich seyn als meine
erste bey Niemanden dem Kundbaren gewesen.Wenn Sie es Ärger oder beßer machen können: so will ich mir gern das
Maul stopfen laßen von Ihnen auf beyden Fällen. Nun
denke
ich nicht
eher zu schreiben bis ich mit der Beyl. fertig seyn werde; gesetzt daß es auch
bis zum Geburtstage unsers Davids währen sollte, der mit dem Ende des
ersten Monden eintritt, und dem ich gern zum zweiten mal mein Schicksal
anheimstellen will.
Es gehe
, wie
es gehe
! In meiner Sache ist nicht die
Rede vom menschl. Urtheil zweer Todten – sondern Rem populi ago, Suis
atque Mineruae, wie mein seel. Lehrer Rappolt sagte in seinem Sermone
ad Pisones über die grauen Erbsen.
Geben Sie mir, liebster J. bald von des jungen Paars Gesundheit gute
Nachricht ohne von Befremden über sein Stillschweigen sich merken zu laßen,
zu dem Er so gute Gründe wie ich zu dem meinigen haben mag. Grüßen Sie
auch den Charon Claudius, der was klügers u einträglichers als
Uebersetzungen liefern sollte. Kann er Ihnen den Gecken nicht melden, der Ihr Sp.
Büchlein u die jüdigen Morgenstunden oder Vorlesungen ausposaunt.
Sind Ihre Buchladen auch so schlecht wie unsere bestellt? Sehen Sie doch
wenigstens de Marées an, um mein Urtheil zu berichtigen. So bald ich seine
Gottesvertheidigung
auftreiben kann, werde auch dran denken.
Wenn sie so gut als das erste ist: so find ich gewiß Oel für meine Lampe, und
Sie für die Ihrige. Es giebt nur Eine gerade Linie und Philosophie, welche
zugl. die kürzeste ist
Minimvm est
, quod scire laboro, sagt mein alter
Persius.
Haben Sie schon Pf. zweyten Theil gelesen? Er thut mir Gnüge und
macht mich noch lüsterner nach dem dritten. Ich drücke Ihn an meine Brust,
u. verzeih ihm jetzt seine Journale (deren Plan mir gar zu polypragmatisch
vorkam) und ein wenig schlimmer – Auch seine jüdische Briefe werde kaum
lesen können, bis er damit zu Ende seyn wird. Der Verdacht von unserm
lieben Johannes, könnte einem eher von
jenem
einfallen – denn da lag
etwas mehr dahinter, bey dem mir eben nicht recht zu Muthe war, weil die
Expansion der guten Sache eben nicht mein Fach ist. Aber seine Vorlesungen
haben mich völlig ausgesöhnt – und der Schein des Bösen ist doch beßer als
der Schein des Guten, wenn die Welt ja betrogen seyn will und muß.Ich umarme Sie mein lieber Jonathan, und bitte das Neue Jahr gesund
und heiter anzufangen ohne Kopf- und Magenweh noch Herzklopfen sondern
in der besten harmonia praestabilita des Mir nichts, Dir nichts – der den
Himmel auch auf Erden schalten und walten läßt, sein Brodt mit Freuden
ißt, seinen Wein mit gutem Muth dringt – und ruht von seiner Arbeit in
guter Hofnung, daß seine Werke ihm nachfolgen werden. Non omnis
moriar! Gott seegne Sie und die Ihrigen – worunter mich u die meinigen
auch zu rechnen bitte J. G. H.Ich werde noch alles anwenden um Kant zum Schreiben aufzubringen.
Haben Sie seine Recension der Ideen gelesen und die Wirkung auf unsern
Freund? Ich muß ihn so nächstens besuchen in einer Angelegenheit Hills, für
den er sich interessirt.
den 29 – des Morgens.Ich besinne mich noch eine Frage nicht beantwortet zu haben. An meinen
Gevatter Reichardt habe noch nicht geschrieben, weil er gegenwärtig mit
Arbeit so überhäuft seyn muß, daß er nur seine Ankunft in wenig Zeilen an
seine nächsten Blutsfreunde hier gemeldet. Außer der Opera buffa vielleicht
zum
Abendliede
des Maitre hat er Autorschaft und Reise, wie Sie mir
melden, und der Himmel weiß was noch mehr im Kopfe. Ich werde also
wenigstens den terminum der öffentl. Lustbarkeiten abwarten und die
Sechswochen meiner typischen Autorschaft, weil selbige mit zu meiner Lage
gehören und den erforderl. Maasreguln zu meinem Exilio oder Exodo.Diese 3 letzten Tage des alten Jahrs möchte wohl zu Hause bleiben und
von neuem ansetzen, weiter zu kommen. – – Eben komt die Nachricht, daß
ein Holtzdieb diese Nacht unsern
eingefallenen
Stall besucht und den
kleinen Vorrath noch kleiner gemacht. Die Domainen Cammer u das
Admiralitäts Collegium von einer Seite und die Direction u
Administration streiten sich wer die Kosten zum Bau hergeben soll – Darüber fällt alles
ein, und geht zu Grunde. Gestern erfuhr, daß
Sämmtl. Zollbediente
sich an den Kronprintzen gewandt
und ihm ohne Vorwißen der
Mehreren noch einer andern als allgemeinen Unterschrift den Raub unserer
Fooi-Gelder u die um die Hälfte beschnittene Gratification des vorigen Jahres
vorgestellt durch die Hinterpforte der Küche. So vielen Einfluß haben die
Minister des Sieur Noel. – Verzeihen Sie diese lächerl. Kleinigkeit; sie
gehört aber mit zu den Considerations oder Conjectures über die Größe der
preuß. Monarchie u den Verfall des Königreichs Preußen und zu meinem
Erbhaß gegen die verwünschte Berliner und ihre Chaldäer.
Da haben Sie, liebster J. pro arrha den Titel:
Fliegender BriefZach. V. conf. Matth. XXIII. 34.anNIEMAND den KundbarenIch ziehe Niemand vor als indeclinabledieum die Collision des Ohrs zu vermeiden
dare LVCEMCogitat– – –Horat.MDCCLXXXVI.Der Tag ist da, und ich will nicht mein Talchlicht eher auslöschen, bis ich diesen
Umschlag gesiegelt habe. Vale et faue! und schreiben Sie bald, wie ich es auch
zu thun denke. DEVSVOBIScum!!!Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. /
Fc Wesell
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 28tenXbr. 1785
J. G. Hamann
empf. den 10ten Jan 86
beantw den 13ten –Düßeldorf den 30tenXbr. 1785.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 14 Januar 86.
Geantw. d 15 – 18 nebst der I.FortsetzungNo 22.lieber Herzens Vater, Freund u Bruder,
Ich kann das alte Jahr nicht zu Ende gehen laßen, ohne Ihnen noch einen
Gruß aus dem innersten Grunde meines Herzens zu bringen. Wie viel sind
Sie mir nicht in dem kurzem Zeitraume geworden! – Gott wird Sie erhalten;
er wird Ihre treue Seele noch nicht von mir nehmen. – Er sey mit uns, lieber
Hamann, auch im neuen Jahre. Mit innigster Andacht steh ich in diesem
Augenblicke vor ihm – mit Dir; rede von Deinem Vaterherzen mit Ihm; und
vertraue mit lebendigerm Glauben dem Seinigen – Ich möchte mehr reden,
u kann nicht, und mag nicht.
Ich hoffe die Unpäßlichkeit mit dem Bösen Nahmen, ist wohl nur ein
Krampf gewesen, u wird ohne Folgen bleiben. Aber laßen Sie sichs immer
eine Warnung seyn, u wehren Sie sich, wie Sie versprochen haben, gegen
den Knochenmann so gut Sie können. Mir ist als wenn mirs verheißen
wäre, daß Sie mir nicht genommen werden sollen. – Die böse Nachricht
ausgenommen, hat Ihr Brief mich im innersten der Seele erfreut. Ich erhielt ihn
Abends am Christtage, eine Stunde vor Abgang der Reichspost, so daß ich
die Einlage an unsern Herder noch befördern u ein paar Zeilen dazu
schreiben konnte. Die Aufträge an unsern Franz habe ich mit erster Post
ausgerichtet, u heute auch Ihren Gruß an die Fürstinn bestellt. – Mich verlangt
unaussprechlich nach der Nachricht, daß Ihr tractatus Theologico
Politicus u totius medicinæ idea nova, guten Fortgang gewonnen habe.
Aufgeschrien hätt’ ich fast vor Freude bey den Worten Ihres Briefes: „Giebt
mir Gott Glück u Kräfte…‥‥ so sollen dem andächtigen Leser in Berlin
die Haare zu Berge stehen
vor meiner Gabe der Deutlichkeit
“.
Denn davor war mir immer bange, daß Sie sich dem großen Publico,
welches die Berliner verführen, nicht verständlich machen würden, also nur für
die wenigen geschrieben haben würden, welche die Berliner nicht verführen
können
. So ist es mit dem Scheblimini gegangen, weswegen ich auch
glaube, daß es Mendelssohn nicht sehr angefochten hat; er fühlte nur die
Widersetzung eines Mannes, u weniger mit ihm gleich gesinnten, die er nie
zu den seinigen gerechnet hatte. Ich sagte zu Weimar meinen Gram darüber
Herdern, der darin völlig mit mir übereinstimmte. Darin aber widersprach
er mir, daß nicht einmahl Mendelssohn selbst Sie verstehen würde.
Gestern schikte mir ein Freund das Blat des Hamburger Corespondenten,
welches die Recension meiner Briefe in Verbindung mit den Rabbinischen
Vorlesungen enthält. Hier ist auch „Ungerechtigkeit, Schalkheit, Lüge so gar
affischirt“ – so daß man über der Unverschämtheit verstummen muß.
Sie schreiben: „Den 2ten Theil der ⸂philosophischen⸃ Vorlesungen ⸂über das N. T.⸃ habe noch nicht gelesen,
erwarte ihn mit Ungeduld.“ – Haben Sie denn Nachricht daß er so bald
erscheinen werde? Ich habe den ersten Theil der Vorlesungen noch nicht
einmahl gelesen. Mir ist Mendelssohn in der Philosophie, was mir Gellert in
der Poesie ist.
Wir haben seit einigen Tagen kaltes Wetter, u ich hoffe die heitere Luft
soll mich wieder gesund machen. Am Sontag über 8 Tage erwarte ich
abermahls Briefe v Ihnen – Ich muß aufhören; die Feder liegt mir heute zu
schwer in der Hand. – Von ganzem Herzen
Ihr Fr JacobiDa erhalte ich eben noch einen Brief v Claudius, der sich mit seiner
Rebecka u Kindern recht wohl befindet. Er schickt mir auch die Recension., u
schreibt: „Hiebey die Rec. des Unpartheyischen Correspondenten: Dasheiß’ ich doch
unparteyisch
.“Adresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg /
Frco
.Vermerk von Hamann:den 14 Januar 86. Geantw den 15 – Dom. II p Epiph.den 18 die erste Fortsetzung überschicktam Krönungstage.Kgsb. den 1 Jänner 86.Walt’s Gott!Der alte Görgel fängt das Neue Jahr an, wie er das alte beschloßen.
Der erste Brief den ich schreibe ist an Sie, lieber J. Gestern frühe erhielt Ihren
letzten nebst copeyl. Beyl. Die Stunde drauf ließ sich der Graf F.L.
zu Stolberg melden, der den vorigen Abend angekommen war und nicht den 29 nach
dem Rapportzedel, den Hippel mir eine Stunde zuvor zugeschickt hatte. Ich
hatte eine vergnügte Stunde mit ihm, er fuhr zu den Zwillingsbrüdern der
Lebensläufe, wollte zu Mittag bey Kayserling speisen und nach dem Eßen
gleich abreisen. Gott begleite Ihn! Ich schrieb ein paar Zeilen an
Claudius. Ihr Brief und dieser Besuch sind der einzige Trost für mich gewesen
zum Beschluß des alten Jahrs. Der Pf Scheller überraschte mich vorigen
Donnerstags gantz spät und wird in ein Paar Tagen nach Graventhin und
von da mit Hack u Pack nach Petersdorf ziehen und den 22 d. daselbst
introducirt werden. Die Kälte verbiethet mir das Ausgehen, und mein
Magen hat einen guten Willen mehr zu begehren, als er vertragen kann. Ich
lebe also entre chien et loup und kann weder arbeiten noch feyren.
Da schicke ich Ihnen
pro arrha
die ersten beyden Blätter meines
Brouillons. Der Radius der letzten Seite zeigt, daß ich damit noch gar nicht
fertig bin, auch nicht zufrieden seyn kann. Es ist Ihnen also erlaubt und Sie
werden recht darum gebeten mit Ihrer Unzufriedenheit nicht hinter dem Berge
zu halten. Sie sehen daß ich wenigstens auf dem Wege bin zur Sache, das
heist zur Recension selbst als dem Corpore delicti zu kommen. Werde ich
damit fertig, daß sich doch wohl diesen Monath, so Gott will ausweisen
muß: so dächte ich wegen der ersten langen Noten, welche bald aufhören
werden, je weiter ich in den Text komme, daß sich das Qvarto Format beßer als
ein klein Octav schickt. Es ist mir nichts verdrüßlicher als wenn die Noten
zu weit in die Seiten des Texts übergehen. Dieser Uebelstand wird durch
ein größeres Format vermieden. Glückts mir das Ideal meines Gehirns
darzustellen, so mag es auch kein folio, wie die Funeralien seyn! Aber
lieber Fritz
! kein Blatt vors Maul genommen – denn nun ist es noch Zeit
zu reden, und für mich, noch zu hören.
Wenn das Ende meiner Autorschaft so gut wie der Anfang gewesen: so ist
mir mein Loos lieblich gefallen. Daß ich das verdeckte Gericht nun aufdecken
werde, versteht sich. Ich habe die Litteraturbriefe nicht selbst, erinnere mich
aber daß man dem Ausgang der Sokr. Denkw. eben die Causticität
vorrückte, die man am Golgatha tadelt. Daß ich aber Ursache habe
grämlich
zu seyn, will ich mit
Xenophontischer Simplicität
auch erzählen,
wenn ich erstmal den Leser durch
Leibnitzische Erhabenheit
philosophische Ideen und
Roußeauische Wärme
der Beredsamkeit ein wenig
werde vorbereitet zu haben zur
Entwickelung des Knotens
– – –
Daß dies schlechterdings unter
uns beyden
bleiben muß, versteht sich
von selbst, Ihr Factotum nicht ausgenommen von dem ich nicht weiß, ob er
Ihr alter Hausfreund, der Hofmeister Ihrer lieben Kinder oder was er
eigentl. ist – oder der schöne amanuensis Ihrer copeyl. Beyl.
In dem Briefe v. B. den Sie vermißen, ist doch keine Einl. an mich
gewesen. Sein Stillschweigen entschuldigt das meinige und ich bin recht sehr
damit zufrieden. Geben Sie ihm aber einen Wink, daß ich theils aus
Kränklichkeit theils aus einer analogischen Verlegenheit meiner alten Muse mit
seiner M. …zwar für ihn aber nicht an ihn schreibe. Sie haben hierüber
Carte blanche Ihm zu sagen was Sie wollen Ernst oder Scherz.
Der Durchreisende hat mir vielleicht ansehen können, daß ich arbeite, und
ich habe ihm auch kein Geheimnis daraus gemacht. Arbeiten und krank seyn
istsind für mich Synonima, wie gesund seyn und nichts fühlen vom Fluch
der Erde. Einem Gesunden ist Arbeit wahre Ruhe und Zeitvertreib.
Er kennt auch unsers L. Correspondenten als einen Mann von viel
Talenten, aber einen affectirten Nachahmer des Rhapsodisten von der
Einsamkeit. Sie mögen die zum Druck geschriebene Antwort tadeln so viel Sie
wollen. Ich lobe mit dem Hausvater den ungerechten Haushalter der
klüglich
handelt. Unserm Freunde geschieht dadurch im Grunde mehr Wohl als
Weh. Warum will er nicht glauben, es sey denn, daß er
Zeichen
und
Wunder
sieht, die vielleicht eben so wenig beweisen, als die Begriffe
a priori das Daseyn. Ich schwöre es Ihnen zu daß meine Freundschaft für
L. durch diese Treuherzigkeit gewonnen und zugenommen. Gehört das
Antichristentum
nicht zum Plan der göttl. Oekonomie? Wenn das Rindvieh
beyseit austritt, wird man denn die Bundeslade gleich für verloren halten
und die Hand, wie Usa, darnach ausstrecken?den 2 Jänner.Ich habe die beyden ersten Nächte dieses Neuen Jahrs elend geschlafen,
und sehne mich allein zu seyn. Ich habe so abscheuliche Auswüchse und
Ueberbeine in meiner ersten Abschrift gefunden, daß ich eine andere habe
umschreiben müßen. Ob ich dadurch gewinnen werde den rechten Schlüßel und Ton
zu finden, weiß ich nicht. Ich werde alle Augenblicke auf Abwege hingerißen,
in diedenen ich mich verwildereDiesen Nachmittag erhalte die Allgemeine Letteratur Zeitung, und das
erste Blatt war eine Beurtheilung des vierten Theils von Pilatus, wo auch
mein Name vorkommt. Ich wünschte daß unser liebe Freund diese gantze
Recension
beherzigen
möchte. Ich kann dem Recensenten nicht gantz
Unrecht geben. Sie fragen mich, liebster J. nach Grillen, die ich bey einer
Stelle gehabt habe, und auf die ich mich nicht mehr besinnen kann. Mit einem
alten kranken Mann geht es bisweilen oben, bisweilen unten nicht richtig zu.
Gott gebe, daß meine künftige Briefe und Beylagen beßer gerathen, als
dieser Anfang; doch ich schäme mich nicht, Sie zum Vertrauten meiner
Thorheiten zu machen.
Ich umarme Sie, erfreuen Sie mich bald mit Nachrichten einer völlig
widerhergestellten Gesundheit. Zwey Spinnräder und das welsche Geschrey
meiner 3 jungen Leute neben mir, die im Metastasiolesen betäuben mich.
Leben Sie recht wohl und denken im Guten an
Ihrenalten Freund Joh. Ge. H.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. /
Fco Wesel
.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 1ten Jan 1786
J. G. Hamann
empf. den 123ten –
beantw. den 13ten –Glück und Heil zum neuen 1786. Jahr für Sie u. die Ihrigen, wie für
mich u. die Meinigen, auch alle unsre Freunde u. Lieben, Amen.
Die erste Feder, die ich in diesem Jahr in die Hand nehme, ist außer der
gestrigen Predigt, ein Brief an Sie, lieber Freund u. Gevatter, da mir
durch Jakobi der Ihrige eben in den letzten Dezemb. Tagen des vorigen Jahrs
geworden ist. Ihr Zufall, lieber H. geht mir nah u. ich bitte, ihn, nicht leicht
zu nehmen. Das Erste, worauf Sie, ich bitte Sie um alles sehen müßen, ist
die Diät, die vor bei Ihnen mali fons et origo zu seyn scheinet. Was soll
die verhaßte Schlange, die Neunauge? die ich seitdem ich lebe, nicht habe
eßen können, ohne eine Unverdaulichkeit, die sich theuer gnug bezahlet. Sogar
jedes kleinste Stück Aal, Säufleisch, wenn ichs auch unwißend zu mir
genommen, straft sich hart u. ich muß als ein Phryx u. piscator ictus mit
Gewalt klug seyn lernen. Thun Sie ein gleiches, lieber Alter: denn in Ihren
Jahren verträgt der Magen nicht, was er wohl sonst vertrug: fuimusTroës. Auch habe ich manchmal in Ihren Briefen über die Schweiße u.
plötzl. Erkältungen gezittert, denen Sie sich nach jenen aussetzen. Was will
das werden? Ihre Natur ist bei dem kleinsten Funken ein Feuerrad, das Sie
darauf mit Eiswaßer begießen u. das also wohl stille stehn oder stocken
muß. Ich bin der erbärmlichste Arzt auf Gottes Erdboden, aber da ich Sie
kenne, ist hier leicht zu warnen, vielleicht schwerer die Warnung zu befolgen.
Auch bei Ihrer Reise hüten Sie sich doch ja vor Erkältung u. reisen daher
nicht, wenns noch zu kalt ist. Giebt Ihnen der Himmel Frühling u. eine
Reise, wie ichs wünsche, so bin ich gut dafür: nach so langem Einsitzen wird
diese Hauptveränderung zu Ihrer neuen Gesundheit dienen u. ein neues
großes Jahr in Ihrem Lebenslauf und Umlauf bewirken. Könnten Sie mit
uns das Karlsbad brauchen, wohin wir auf den späten Sommer wieder zu
gehen gedenken: so wäre dies eine Reinigung u. Erquickung von innen, die
wohl kein Mittel auf der Erde bewirken oder ersetzen kann; nur muß
Brunnen u. Bad einige Wochen fortgebraucht werden. Wie über alle heilsamsten
Dinge in Gottes Welt sind auch über diesen Gesundheits- u. Lebensquell
Vorurtheile im Schwange, an die man sich nicht kehren muß u. die wir im
vorigen Sommer durch Erfahrung haben abschütteln lernen. Wir können
Ihnen also sichere Mystagogen zu diesem Heiligthum der Gesundheit
werden, wenn Gott Sie nur erst von Ihrer Nordküste, wo die Nymphen am
Eridanus harte Bernsteintropfen weinen, die niemand hört sondern sie in
Kabinetten aufstellt, zu uns führet. Kommen Sie, sobald die Verabredung
mit Buchholz getroffen ist, wenn Sie wollen; unser Haus u. Herz soll Ihnen
offen stehen. Dörfte u. könnte ich zum Neujahrswunsch noch eine kräftige
Segnung zufügen, so wärs, auch Ihr Gemüth etwas mehr zu beruhigen
und sich von dem Freunde in Düßeldorf nicht gar zu sehr mit Gedanken
umher jagen zu laßen. Er ist ein Treiber Jesu, der selbst in unaufhörlichen
Kopfschmerzen denket u. lebet, weil er die Diät eines Reichen, der keine
Geschäfte hat, mit einer Metaphysik verbindet, die eben so wenig als jene Ruhe
schaffen oder leiden kann. Zu seiner Gesundheit wünschte ich ihm ein Amt,
wo er aus sich herausgesetzt oder ein Werk de longue haleine, wo er mit
einem deutlichen Zweck arbeiten u. sich selbst vergeßen müßte. Jetzt merke
ich ist er in Kant, den er gegen Mendels. gebrauchen will u. ich fürchte, er
geht selbst mit diesem Metaphysiciren zu Grunde. Sie haben ein großes
Gewicht über ihn u. ich wollte, Sie wendeten es dazu an, sein metaphys.
Uhrwerk aufzuhalten u. den Zeiger auf einen andern Punct zu rücken: denn
aus diesem wird für beide Theile nichts. Mend. ist zu alt u. ein zu claßischer
Philosoph der deutschen Nation u. Sprache, daß er sich belehren ließe u. ein
zu pfiffiger Ebräer, als daß ein ehrlicher Christ mit ihm auskäme. In seinen
Morgenstunden hat er unserm Jacobi auf eine so listige Art den blanken
Hintern gezeigt u. seinen
Schatten
von Leßing, (denn es ist gewiß nicht
Leßing selbst, den er da als den matten Hirsch etc. etc. vormahlet) aus dem
Gefecht zu bringen gesucht, daß er durch diese Vorrückung der Steine schon
gewonnen Spiel hat. Wie Jac. mir schreibt, will er in der Berlin.
Monatschrift erklären, daß da Jac. Leßing u. ihn habe
bekehren
wollen: so p
das weitere kann man sich denken. Es ist sonderbar, daß in dem alten Mann
der versteckte Haß gegen die Christen von Tag zu Tage mehr hervorzutreten
scheinet: denn allenthalben bringt er, wo mit der eiskalten Wolf. ModWortphilosophie nicht weiter auszukommen ist, die Christen als gebohrne oder
wiedergebohrne
Schwärmer
ins Spiel u. mit dieser geheimen bittersten
Intoleranz ist alles Disputiren am Ende. Doch das wißen Sie alles beßer als ich
u. könnens beßer am Zipfel faßen u. zurechtlegen. Ueber Buchholz u. seine
junge Frau hat Müller in Schafhausen neulich einen Brief geschrieben, der
sich in Absicht des Ersten so sehr mit meinen eignen Eindrücken von ihm
begegnet, daß ich mich auf die persönl. Bekanntschaft Ihrer beider herzl. freue.
Er soll eine so liebenswürdige, stille, energische Ruhe haben; seine Gemahlin
auch von einem so sanften Marien-Charakter seyn, daß es nicht viel fehlt,
wenn Müller sie durch einen kleinen chronologischen Irrthum sie wirkl. ins
N. T. hinüberrückt u. künftig die beata virgo der Evangelisten in ihrem Bilde
denket. Ich wünsche herzl. Eurer beiden persönliche Bekanntschaft: sie wird
für beide erwünscht u. befriedigend werden. Müller schreibt, Buchholz wolle
auf den Frühling nach Weimar kommen: wenn dem also ist, scheinen sich
die Fäden ziemlich zusammen zu rücken u. die weise Minerva oben wird zu
rechter Zeit den Schlag thun, daß die Figur im Gewebe ganz werde. FaxitDeus!Ueber Ihren Rec. in der lat. Zeitung geben Sie sich, liebster H. durchaus
keine Mühe. Ich hatte das Ding, das nicht kalt, noch warm ist, vor einem
halben Jahr durch einen Zufall gesehen u. schrieb es gleich in meinem Sinn
auf einen Verf., der, wenn er die Rec. gemacht hat, sie als ein wahres
Schaaf, sine culpa et noxa, dahingestellt hat, weil er eigentl. nicht wußte,
was er sagen wollte. Neulich kam ich mit Göthe, der mir jedesmal einen
Gruß an Sie aufträgt, darüber zu sprechen u. ich verwunderte mich, daß er
sie eben dem Verf., den wir beide kennen, in Gedanken zugeschrieben hat, u.
sonach könnte sie aus meinem Ex. selbst, wie Kants Rec. des 2ten Th. der
Ideen aus dem Ihrigen, gemacht seyn. Wahrscheinlich wollte er loben, wußte
aber nicht recht, wie ers angreifen sollte, weil ihm das Büchlein zu kraus,
bunt u. schwer war, er auch in der honetten Welt mit dem Lobe nicht recht
auszukommen getraute. Indeßen hatte er durch Claudius, mich u. a. eine Art
dumpfemn vorgefaßten estime sur parole für den Verf. u. so mußte der
arme Zwitter von Rec. werden. Ich will mich, ob sie gleich sehr geheim mit
den HErn. Arbeitern dieses Jenaischen Weinberges voll saurer Trauben
thun, nach ihm erkundigen u. bestätigt sich meine Vermuthung, so müßen
Sie keine Feder über ihn anrühren u. Ihre Kraft für den Berlin.
Recensenten, der bald gnug vortreten wird oder für Mend. Antwort an Jacobi,die, wie dieser mir schreibt, unter der Preße seyn soll, sparen. Kants Rec.
über den 2. Th. der Ideen werden Sie schon gelesen haben: Das Hämische
darinn kann u.
soll
ich der Urheber des Buchs am meisten fühlen; darauf
ists angelegt u. damit soll es gut bleiben. Die Fortsetzung rückt ganz aus
seinem Gebiet u. er mag drüber, was er will, sagen: so will ich nichts über
oder gegen ihn sagen; die Welt ist ja groß gnug, sagt Onkel Toby, daß sie
seine Metaphysik der Natur u. meine armen Ideen, über die Geschichte, die
gar keine Metaph. seyn sollen, faße; indeßen thuts mir wehe, daß ich auf
völlig unverdiente, wenigstens durch meiner Unwißenheit unschuldige Art
mit ihm als meinem Lehrer in einen quasi-Zwist gekommen bin. Ich habe
beim ersten Theil, den er angrif, ac si de ipso et suo res ageretur, an ihn
oder an seine Behauptungen mit keinem Gedanken gedacht, als wo ich ihn
genannt habe. Daß er ein Werk der Art im Sinn gehabt habe, ist mir völlig
unbekannt gewesen etc. u. es war mir also äußerst unerwartet, daß er nach
Lesung des 1. Th. mit seiner Rec. u. einem Plan in der Berl. Mon. schr. für
einen künftigen Newton dieser Philosophie herausrückte. Im 2ten Th.
mußte ich nothwendig meinen Weg nehmen u.
absondern
, was er denn
mit einer Art Hohnlache gerügt hat. Habeat sibi! Der 2te Newton trete
nach mir auf; ich habe mit ihm nicht wetteifern wollen. Doch gnug von
diesen Schmetterlingen u. Wespenstichen, die einmal in der Literar. Luft
unvermeidlich sind; Gott erlöse mich auch von diesem Uebel. Amen.
Meine Frau, die schwächl. ist, aber doch im Ganzen einen beßern Winter,
als den letzten hat, grüßt sSie herzl. u. innig, mit 1000. schwesterl. Wünschen
zum N. Jahr für Sie u. die Ihrigen. Meine Kinder thun ein gleiches.
Grüßen Sie Hill, deßen Sie sich auch mit Freude erinnern, Hippel u. wer sonst
meiner in Gutem gedenkt. Göthe, ein sehr braver Mensch, grüßt Sie herzl‥Gott empfohlen! lieber, guter, treuer Freund u. Landsmann. Mein gestriger
Text war nebst dem Ev. Psalm 139. Deine Augen sahen mich pp Vale, Vale.HerderKgsberg den 4 Jänner 86Nun Herzenslieber J. Diesen Morgen erhalte Ihren Brief vom 23 pr.und sehe mit Verdruß daraus, daß Sie krank sind und kalmäusern. So muß
man das Neue Jahr nicht anfangen. Ich habe die beyden ersten Nächte
deßelben auch beynahe schlaflos zugebracht, aber die beyden letzten sind desto
gesunder und ruhiger gewesen. Sie wollen meinen guten Rath, und den darf
ich Ihnen nicht geben. Ihre Neigene Natur und die Vorsehung giebt
Ihnen schon den Wink sich zu zerstreuen, und Mendelssohn mag schreiben,
was er wolle, es nicht einmal eher zu lesen, als bis Sie Lust dazu haben, und
es mag nun Wermuth oder süßer Wein seyn, mausestill zu schweigen. Ein
Patient
muß nicht
schreiben
. Et ab hoste consilium – Wie er dem
Publico seine Nervenschwäche klagt; so machen Sie es mit ihm. Ein artiger
Weltmann wird den Ton bald zu finden wißen, und ohne Politik giebt es
leider! heut zu Tage keine Philosophie. Sie müßen sich schlechterdings
kasteyen und fasten, wie ich es thun muß, um diese unreinen Geister zu
vertreiben. Ohne diese äußerl. Zucht schlägt kein Exorcismus an.
Ich arbeite wie eine Schildkröte und warte auf einen Adler zur Luftfahrt;um dem alten Aeschylum der Allg. deutschen Bibl. auf seinen kalten
Haarschedel zu fallen. Der Anfang den ich Ihnen zugeschickt, kommt Ihnen
vielleicht zu matt vor – – ach wenn Sie wüsten, was für Arbeit ich mit der
Scheere an diesem Anfange ausgeübt habe. Wenn Sie sehen könnten, wie ich
meinen beynahe ausgeschwitzten Horatz im Busen trage – Wie sauer die
einzige Regel: iam
nunc
debentia dici Pleraqueaufzuschieben und praesensin tempusauszulaßenVielleicht schicke ich Ihnen die Fortsetzung, sie mag so klein seyn wie sie
wolle – Es raucht und braußt noch immer in meinem Kopf so herum, daß ich
weder zu sehen noch mich selbst zu hören im stande bin.
Rebecca
schwebt
mir vor Augen und
Rahel
, der ersten Schwangerschaft und der zweiten
Entbindung. Lesen Sie beyde um sich die Wehen meiner Muse vorstellen zu
können.
Vergeßen Sie Ihre eigene Autorschaft der meinigen zu Gefallen – wie ich
die meinige, aus Liebe zur Ihrigen – nicht vergeßen, sondern aufs höchste
treiben will. – Coelum et Acheronta mouebo, so wahr ich keine Didosei,
aber auch kein Windbeutel. Aber miracula speciosa soll Niemand der
Kundbare zu lesen bekommen, und L. selbst soll keine mehr verlangen zu
erleben.
Sie müßen nicht wie ein
Träumender
in der Stube auf und
niedergehen; sondern nach Münster reisen, und das junge Paar überraschen. –
Die Winterbahn ist herrlich, Kälte stärkt die Nerven. Allenfalls will ich
etwas beylegen zu überbringen – bitte aber der schwangern Marianne nichts
abzuschlagen. B. können Sie ein wenig eifersüchtig machen und alteriren, bis
er Appetit zum Glas kalt Waßer bekommt; aber die Frau muß mittrinken.
Erlauben Sie beyden den Wein aber ad modum Timothei, wie S. Paulus
sagt.
Vorgestern wuste mir Brahl aus einem Briefe zu erzählen, daß die
Anmerkungen u. Zusätze von Reimaruss sind hinter den Metten des M.
Gestern besuchten mich Hippel u Scheffner – der erste verfroren in seidnen
Strümpfen. Ich habe beyden reinen Wein eingeschenkt, nicht aus dem
Evangelio aus Cana, sondern im epistolischen Geist, und illuminirt von oben bis
unten, daß ihnen Kopf und Füße warm wurden, und davon liefen. Lauter
politische Algebra für Kannengießer! So muß man sich des Lebens
Bitterkeit vertreiben.
Goecking wird mit der Kammerherrin Elisa hier erwartet, als Nachfolger
des seel. Schwanders. Laßen Sie nur Mend. weißagen und den
Hohenpriester Kaiphas nachahmenspielen. Das Lachen soll ihm werden theuer.
Sein Jerusalem, von dem ich keinen Buchstaben mehr weiß und seine
Metten habe gestern von Brahl geborgt.
Auf die
Göttingsche Recension
warte mit Schmertzen und noch
durch meinen Landprediger und Kantens in derselben erinnern laßen Freund
Fischer, der mir heilig ausmit eignem Munde und durch noch 2 Zeugen
versprochen, sie mir gl. zuzuschicken. Das 197 Stück muß also noch nicht
hier seyn.
Mein Johann Michael speist diesen Mittag mit meinem
Gast
bey
Scheffners Schwagers, Stadtrath*
Wirth. Scheller
wird erst mit Ende
dieser Woche abreisen. Ich bin seit dem 29 pr. nicht aus dem Hause gewesen,
und denke erst mit dem
Neujahr der Heiden
, das Sontags
eingezogen wird, wider frische Luft zu schöpfen.
Trauen Sie, liebster Freund, keinem Gewäsche aus Berlin, und warten
Sie erst ab, ohne sich gleich zum Zweykampf zu rüsten. Eben die Gesetze
finden bey gelehrten Ausforderungen statt, als bey bürgerl. Man muß nicht
jedem
Narren
zu Gebot stehen, der sich um einer halben oder Viertel
Wahrheit mit uns balgen will. Die Wahrheit verträgt sich nicht mit allen dergl.
Katzbalgereyen. Behandeln Sie die Sache Ihres todten Freundes, nicht mit
warmer, sondern eiskalter Handde main-morte. Ist Mendels. im stande
Sie eines beßern zu belehren; desto beßer für Sie. Braucht er nichts wie
Taschenspielerkünste: so werden es die Leser wohl merken, und dann ist es
Ehre für Sie der letzte zu seyn es ihm unter die Nase zu reiben. Wenn Sie
es nicht für eine stinkende Eitelkeit halten; so warten Sie wenigstens den
Fortgang meiner Arbeit ab, weil ich dadurch Ihren Gang zu erleichtern
hoffe, und auch die Fehler unserer Freunde sind lehrreicher als ihre Regeln,
wie jedes Beyspiel selbst einer Ausnahme.
Fahren Sie also getrost nach Münster, und ziehen Sie mir genaue
Erkundigung von dem jungen Paar ein, ob ein Asmodi demselben etwa
nachstellt, und nach Bewandnis der Umstände überlaße ich es Ihnen Beyl.
abzugeben oder für sSich Selbst zu behalten. Sie können ihm auch an dem
ganzen Geheimniß meiner 6 Wochen Antheil nehmen laßen und sein kritisches
Gutachten, dem ich mehr zutraue als ich sagen mag und weil er
unparteyischer als wir beyde Intereßenten seyn können, Er auch im Namen seiner
Mutterkirche
, die ich wie das
Judenthum
, für die Ahnen meines
lutherschen
Magens
und
Schwertes
erkenne, Sitz und Stimme in
diesem Handel haben muß.
Da haben Sie auf einmal so viel zu thun, daß Sie nicht Zeit haben
werden sich um die Chaldäer in Berlin zu bekümmern. Vergeßen Sie nicht auf
diesem Kreuzzuge meine beyde Elemente der Luft und des Waßers zu
predigen. Mit der Feuertaufe werde nachkommen.
Haben Sie noch nicht die relationem curiosam von meinem schiefen
Maul erhalten. Bitte mir doch das Datum dieses Briefes zu melden, den ich
wider meine Gewohnheit schändl. vergeßen haben muß auf den Umschlag
der Ihrigen zu schreiben. Ich gehe sonst darinn sehr kaufmännisch zu
Werk.
Bin ich im stande eine Fortsetzung meines fliegenden Briefes beyzulegen,
der aber noch wie eine Raupe kriecht: so erinnere ein für allemal, daß es bey
diesem Entwurfe noch nicht bleiben kann, sdn noch alles siebenmal im irdenen
Tiegel geläutert werden muß, und ich alle Mühe von der Welt habe meine
Hörner oder Flügel, die immer ausbersten wollen, zurückzuhalten und
gemächlich einzuziehen, bis die Zeit kommen wird meine Seegel zu spannen und
allen 4 Winden Preis zu geben und Sturm zu laufen auf die Carte blancheeines ehrlichen
Urlaubs
oder
Abschieds
, nach dem das Schicksal mir
zugedacht. Da sehen Sie die Achse an dem großen Rade meiner ganzen
Wind- und Waßermühle –So bald mein Hill komt (der gestern wider alle seine Sitte, Art u Weise
ausgeblieben, weil er vielleicht Witterung von der Staatsvisite gehabt)
schicke ich ihn nach dem großen königl. Hospital mich nach No 197 zu
erkundigen, von dem die Fülle der letzten Seite abhängt. Ist Heyne der
Recensent; so vergeb ich ihm allen Unfug an Voss u wünsch ihm ein gut Neujahr.
Könnte es nicht H. in W. seyn?
den 5.Artzt, hilf Dir selber. Der Rath, den ich Ihnen liebster Jacobi gestern
gegeben habe, ist noch nöthiger für mich selbst; und man befiehlt mir
schlechterdings auszugehen. Die Bedürfnis der Noth fühle ich selbst. Zum Unglück
bekomm ich gestern Abend die Herzenserleichterung 2 Menschenfreunde über
L. Glaubensbekentnis ins Haus, habe mich an dem feinen Druck bey Licht
die Augen aus dem Kopf gelesen, und die Füße eiskalt und das Gemüth so
wund und niedergeschlagen, daß ich zu Bette gehen mußte, ohn Sch.
abwarten zu können. Diese Schrift verdient, daß Sie sie kennen lernen. Da ist
die Idee L. zum Mitgl. u Haupt des neuen CryptoKatholicismus zu machen,
an die Sie neulich dachten schon ausgekramt.
L. u ich haben zu gl. Zeit unsere Gedanken über die Einförmigkeit des
Theismi u Atheismi mit eben
denselben Sprüchen
belegt. „Welche
seltsame Dinge, ruft der Verf. aus, laßen sich nicht aus diesen Stellen
ausbuchstabiren! Vielleicht giebt es in der ganzen Bibel keine, bey denen die
große biblische Wahrheit:
Der Buchstabe tödtet
, augenscheinlicher
einleuchtet!“ Ich bin wider aus dem Ton heraus, und kann nicht wider auf
die rechte Spur kommen. Das macht mich trostlos und bringt mich beynahe
zur Verzweifelung an mir selbst. Mein verfluchter
Wurststil
, der von
Verstopfung
herkommt, und von L.
Durchfall
ein Gegensatz ist,
macht mir Eckel u Grauen. Ich habe schlechterdings einen Freund zum
Corrector und Erinnerer nöthig, der mir hier fehlt. Es scheint mir daher
beßer zu seyn, daß ich erst Ihre Meinung über den Anfang abwarte, und
mich von dem jetzigen Rückfall ein wenig wider erhole. Mein Rath bey Ihrer
gegenwärtigen Gesundheitslage nicht die Feder zu einer öffentl. Arbeit
anzusetzen, bekommt durch meine eigene Erfahrung mehr Gewicht. Beynahe
möchte ich Sie auch warnen sich mit meinen Schmieralien nicht den
Geschmack zu verderben.
Hippel verliert übermorgen seinen u ich meinen Gast. Ich freue mich recht
darauf, ohne arbitro und teste meiner Schwachheiten zu seyn, und werde
morgen vielleicht ein wenig ausgehen, um dem guten Rath meines Artztes
Gnüge zu thun. Wenn ich weiter komme, werde Ihnen die Fortsetzung
mittheilen und mir Ihren Rath aufmuntern oder zurück halten laßen. Man
kann den Täuschungen seiner Phantasie nicht trauen; mit diesen Irrlichtern
läuft man Gefahr, in Sumpf u Morast zu gerathen. Wenigstens brauche ich
jetzt eine ganze Umstimmung meines Organi.
Haben Sie Mitleiden mit einem alten kranken Mann und werden Sie
bald gesund. Ich will mir heute Ruhe schaffen. Gott seegne Sie und die
Ihrigen. Vielleicht bald mehr in beßerer Laune – No 197 muß noch nicht
hier seyn. Wenn Scheller des Abends zu Hause kommt, werde ich es
zuverlässig erfahren.
Ich ersterbe der Ihrige. Vale et faue peccatorum et amicorum Tuorumprimo.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 4ten u 5ten Jan 1786
J. G. Hamann
empf den 15tenbeantw den 17ten –* am Rande von Hamanns Hand:nom propr.Düßeldorf den 5ten Januar 1785Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 25 Januar 86
Geantw. den 29, 30 – No 4.Grüße Dich Gott, Du Lieber,
Und schicke mir nur den Augenblick Deine Handschrift; ich will alles gut
u wohl besorgen, u mir gewiß nicht bange werden laßen.
Mein Spinoza Büchlein ist zu Mülheim am Rhein gedruckt, 3 Meilen
von hier. Der dortige Buchdrucker ist ein rechtschaffener u sehr geschickter
Mann. Bey dem schrecklichen Eisgang im Jahr 84, gieng ihm alles zu
Grunde. Er hat aber Unterstützung gefunden, u seine Druckerey ist wieder
gut im Stande. Die letzte Correctur besorg ich selbst mit meinem treuen
Schenk. – Ich werde verschmachten vor Begierde bis ich die Handschrift
habe. Schicke (Du mußt leiden, Vater, daß ich diesen ganzen Brief durch
Dich Du nenne; ich kann nicht anders) – Schicke mir, wenn es sich immer
thun läßt das Heft mit der Briefpost. Uebergieb es Fischern, daß eser es
gerade hieher
an mich abfertige frco Wesel. Das Porto, u wenn es
20 Mahl so viel wäre ist nichts gegen meine Ungeduld. Thue diese
Barmherzigkeit an mir, lieber! – Dein Brief hat mich in eine Gluth gesetzt, daß ich
nach drey Stunden noch nicht weiß wie ich wieder zu mir selbst kommen will –
Du Lieber! O, Du Lieber! – Dich einmahl an meine Brust zu drücken, mich in
Dein Auge zu senken, Deinen Blick, Deine Seele in mich zu trinken – es zu
fühlen daß Du mich ganz durchschaust – u so wie ich bin, dann wieder in
Deine Arme, u wieder! – das wird seyn, Lieber, das wird seyn; Gott sagt,
daß es seyn wird.
Ich will alle Vorkehrungen machen in Erwartung Deiner Handschrift,
u auch zum Vertrieb des Werks den schicklichsten Verleger aussuchen, im
Fall Du mir dieses überläßt. Löwe ist zu träge. Ich gab ihm mein Spinoza
Büchlein, daß er vom Gewinn den guten Claudius, dem er noch schuldig ist
bezahlte. Claudius wünschte daß es so geschähe, u ich thue gern den Willen
derer die ich liebe nach ihrem eigenen Sinn.
Die drey Briefe die ich Dir hinter einander geschrieben, wirst Du erhalten
haben. Vielleicht hör’ ich am Sonntage daß sie zwey davon angekommen
sind. Einen 4ten Brief schrieb ich Dir den Tag vor Neujahr, u meldete daß
der Einschluß an Herder gleich befördert worden. Zu Münster steht alles
wohl, u Buchholtz hat gewiß nichts wider Vater Hamann. Ich hab ihn in
der Seele lieb unsern Buchholtz, aber ich schreibe nie viel von ihm, weil ich
ihn noch nicht ganz rund in mir habe. Mariane u Lene lieben sich sehr; auch
Mariane u Lotte, (meine ältere Schwester) aber sie wechseln keine Briefe. –
Auch um Marianens willen wünschte ich daß Buchholtz von seiner
unausstehlichen GesundheitsPflege abgebracht werden könnte. Z. B, Er geht nie
durch eine etwas anders temperierte Luft im Hause selbst, ohne einen
Mantel umzuhangen; wechselt alle Tage 2 oder 3 Mahl Strümpfe, u reibt
sich dann jedesmahl eine große halbe Stunde lang, oft noch länger die Füße
ab; wenn ich nicht irre wechselt er auch jedesmahl mit Schuhen. Wegen der
Thüren ist er in beständiger Agitation, daß sie ja den Augenblick geschloßen
u fest zu seyn, besonders in etwas weitläuftigen Gemächern, wo mehrere
Zimmer durch einander gehen. Ich überführte ihn hier verschiedene Mahle,
daß ihn sein Gefühl, hierüber welches er für untrüglich ausgab, betrogen hatte;
dennoch blieb er eben steif u fest dabey, daß seine Grille keine Grille sey.
Ich komme wieder zu der Einen lichterlohen Flamme Deines Briefes, um
Dir noch einmahl zu sagen, daß Dein Jonathan gewiß alles nach Deinem
Wunsche ausführen wird. Du verlangst meine Antwort mit der
deutlichsten
Umständlichkeit, uum Dein eigenes Detail darnach bestimmen zu
können. Ich weiß Dir aber weiter nichts zu sagen, als daß ich vor Begierde
brenne Deinen Willen zu erfüllen, u auch
auf alle ersinnliche Fälle
dazu im Stande zu seyn glaube
. Wenn Deine Schrift nicht mehr als
3 oder 4 gedruckte Bogen einnimt, so soll 14 Tage nach ihrer Ankunft der
Druck vollendet seyn. Zu Mülheim ist keine Censur; der Buchdrucker ein
rechtschaffener u mir ergebener Mann. Also von der Seite nicht die mindeste
Schwierigkeit. Für einen tüchtigen Verleger steh ich Dir, u Du sollst so viel
Exempl. für Dich haben, als Du verlangst. Die Versendung der Auflage an
den Verleger, u der besondern Exemplare gemäß Deinem Auftrage, besorge
ich auf das pünktlichste. Kurz Du sollst nie in Deinem Leben bedient worden
seyn, wie ich Dich bedienen will. – Wer für sich selbst entschloßen ist, der ist
es gewiß auch für den Mann den er ehrt. Gott hat mich so deutsch, so blank
u baar gemacht wie einen, u ich weiß wo man weder sich noch andre fragen
u bedeuten muß. Dann u wann mag ich über die Linie gegangen seyn;
dießeits trat ich nie. Mein Legatur zu Deinem Scribpsi ist Dir also gewiß.
Erhalte ich am Sonntage Briefe v Dir, so schreibe ich am Dienstag wieder. Mit
meinem Befinden geht es wieder. Wir haben starken Frost gehabt, u der
Rhein ist zu.
Die Rezension v Herders 2ten theil habe ich noch nicht gesehen; bin sehr
neugierig darauf. Den Büsching will ich mir verschaffen.
Grüß die Hausmutter u die Kinder, u was Du sonst in Liebe mit mir
binden magst. – Gott erhalte Dich u sey mit uns! – Noch einmahl, laß Dich
herzen – Dein Fritz JacobiKgsb d 10 Jänner 86.Mein Herzenslieber J. – Ich kann die morgende Post nicht abwarten,
sondern nehme noch heute meine Zuflucht zu Ihrer Humanität und
Freundschaft Sie wegen der Briefe um Verzeihung zu bitten, womit ich Sie gegen
das Ende und beym Anfange des Jahreswechsels bestürmt. Es scheint
würklich, daß ich selbige in trunknem Muthe geschrieben habe. Noch denselben
Abend, als mein letzter Brief eben abgegangen war, erhielte das 197 St. der
Göttingschen Zeitung, und ersah daraus, daß Ihre Schrift in Breslau bey
Löwen ausgekommen war. Ich begreife also nicht, wie ich dies habe
übersehen und Ihnen zumuthen können, sich mit derm Abschriftdruck meines
foetus zu belästigen. Ihre Schrift war mir nicht zur Hand, und ich bildete
mir ein, daß der Abdruck, mit dem ich zufrieden war, unter Ihren Augen
war veranstaltet worden, daß Fkf. u Leipzig darauf gestanden hätte u d. gl.
mehr. Dieser blinde Einfall fällt nunmehro von selbst weg, und das
AutorFieber hat sich ein wenig gelegt. Ich bin gestern zum ersten mal ausgegangen,
heute in aller Frühe ausgewesen. Die Witterung ist Gottlob! gelinder
worden; und weil ich die Nothwendigkeit u Wohlthätigkeit des Ausgehens an
meinem ganzen Körper fühle; so bin ich heute wider willens der gestrigen
Einladung meines ältesten Freundes Kr. R. Hennings Gnüge zu thun. Alles
was ich während dieses Paroxysmi geschrieben, bitte also cum grano saliszu lesen und in bonam partem auszulegen. Dergl. crisies gehören zu
meiner Art und Weise, dienen zur Erleichterung meiner humorum peccantium.Ich setze meine Arbeit langsam fort, und werde Ihnen sobald ich kann, wider
Etwas mittheilen, wol schwerlich mit dieser Post. Bitte aber nochmals mir
Ihren wehemütterlichen Beystand aus; weil ich wirklich hier keinen Freund
habe; H. ich dies nicht zumuthen kann; Sie aber nöthig haben ein wenig
durch Antheil an fremden Arbeiten von einer übereilten Selbstthätigkeit
abgehalten zu werden. Das Göttingsche Blatt habe abgeschrieben, in meinem
Gedächtnis ist keine Spur davon; und ich denke, daß Sie damit zufrieden
seyn können. Ich kenne Heynens deutschen Styl gar nicht; ahnde aber immer
auf unsern Freund in W. Ich habe M. Jerusalem u Vorlesungen seit
14 Tagen von Brahl geborgt, ohn selbige ansehen zu können. Gestern ersucht
mich mein Artzt, den ich als meinen Nachbar besuchte, um das letztere Buch.
Ich fange gestern Abend an drinn zu lesen – Mein Billigungsvermögen ist
eben so aufgebracht, wie Ihrs, gewesen. Zum Glück wurde das Buch diesen
Morgen abgeholt. Wenn mich nicht mein äußerer und innerer Sinn trügen;
so ist seine ganze Philosophie ein solch elend jämmerlich Ding, wie das
menschliche Leben. HE. Kriegsrath Deutsch ist Sonnabends unvermuthet
nach Königsberg gekommen und hat seinen Sohn wieder nach der Stadt
gebracht. Ich habe ihn heute frühe erst gesehen u zugl. Abschied genommen,
um ihn der Mühe zu überheben, bis in meine Gegend zu kommen, wie er sich
anerboten hatte. Meinen Kopf muß ich schonen, und langsam zu Werk
gehen. Damit hoff ich, so Gott will, weiter zu kommen als ihn zu übertreiben
und Gewalt anzuthun. Morgen so Gott will mehr. Meine Amtsstunde
schlägt. Ich wünsche morgen beßere Nachrichten von Ihrer Gesundheit als
bisher zu erhalten, und sich an meinem Beyspiel zu spiegeln.
den 11.Scheller hat heute gantz unvermuthet Abschied genommen, da die Reise
auf morgen ausgesetzt war; Kr. Deutsch ist wegen des auf einmal
eingefallenen Thauwetters besorgt geworden, und daher geeilt. Vielleicht hat ihn
Hippel noch überredt hier zu bleiben – ich bin also noch nicht gantz gewiß, ihn
vielleicht diesen Abend wider zu sehen. Durch meinen Sohn denke ich in einer
Stunde die völlige Gewißheit zu erfahren. Ich sehne mich nach Einsamkeit
u Ruhe; und mein Gast hat auch zu eilen. Er wird auf den Sonntag über
8 Tagen introducirt, und hat nur 8 Tage noch in Graventihn zu
verweilen, um Abschied zu nehmen und an seiner Predigt zu arbeiten. Er ist ein
offener Kopf, geschickter Mann und sehr angenehmer Gesellschafter. Lauter
Verdienste die ich in meiner jetzigen Lage nicht genießen kann – und er eben so
wenig an meinemr Antheil nehmen.
Ich habe mich in Ansehung des Vergangenen aufrichtig gegen Sie erklärt,
und hoffe auch mich hinlänglich entschuldigt zu haben. Homo sum, sagt alles.
Meine Idee gebe ich noch nicht auf, biß ich wenigstens von der Unmöglichkeit
der Ausführung durch mich oder Ihr Zeugnis überführt bin, die Sache liegen
zu laßen. Vergraben Sie wenigstens in Ihrem Pult, was ich Ihnen
mittheile, und wenn ich Sie drum bitten werde, in Ihrem Kamin. Diesen
Mittag habe bereits die Morgenstunden zurück erhalten; sie müßen
wahrscheinl. dem Leser gut geschmeckt haben. Ich habe diesen Nachmittag wider
von vorn angefangen und finde statt Geist und Wahrheit bona verbapraetereaque nihil. Einer von beyden muß blind seyn, der jüdische
Philosoph oder ich. Es ist eitel Taschenspielerey und Gauckeley mit ihrem Suchen
und Finden der Wahrheit. Es ist keine Kunst zu finden, wenn man die Sache
selbst hingelegt hat wo man sie hernehmen will.Mein Sohn komt mit der Nachricht von Mendelssohns Tode zu Hause,
die mich sehr gerührt und meine alte Freundschaft, die wol noch nicht
Schiffbruch gelitten, von neuen aufgeweckt. Ich habe ihn weniger gemeynt, als die
dummen Bewunderer u Chaldäer, die nicht ermangeln werden, an seiner
Apotheose zu arbeiten. Nehmen die Todte noch an unsern Händeln Antheil;
so hoff ich, daß er mit mir mehr als mit jenen übereinstimmen wird. Er ist
jetzt jenseits der Wahrheit näher, als wir beyde. Ich hatte an ihn eine
Apostrophe im Sinn, daß unsere Freundschaft um 3 Jahr älter ist als meine
leidige Autorschaft, die ich das Herz habe bey lebendigen Leibe zu
anatomiren und ihr Eingeweide, wie jener Landsmann im Buch der Maccabäer, den
kritischen Hunden in den Rachen zu werfen. Ich habe dem Judentum ein
beßer Zeugnis gegeben als er, und ein gleiches der katholschen Mutterkirche
zugedacht. Unsere Mütter mögen noch so große H‥seyn, so ist
Wahrheit
doch immer der beste respectus parentelus, den wir ihnen als
Kinder
nicht
versagen können.
Ein neuer Grund mehr, lieber Jonathan, sich mit Ihrer Autorschaft Zeit
zu laßen. Es sollte mir leid thun so ein Buch als
Vorlesungen über
das Daseyn
Gottes geschrieben zu haben. Wenn man das Judentum zu
einer göttl. Gesetzgebung gemacht hat: so ist es ein lächerlicher Rücksprung,
das Daseyn eines
philosophischen Ideals
und die Uebereinstimmung
deßelben mit einigen Begriffen der Schule herauszubringen. Daß er mich
nicht lesen darf, erleichtert die Ausführung meines Plans – und ich hatte mich
immer eine Erklärung darüber nach
verrichteter Arbeit
ihm zu geben,
gefaßt gemacht. Ich sehe es daher für eine Art von Pflicht an, dies
nachzuholen auf eine vielleicht öffentliche u nachdrücklichere Art. Es ist eine
unerkannte Freundschaft
jemanden seiner Irrthümer zu überführen,
oder ihn wenigstens aufmerksam zu machen auf solche Dinge, die uns
bedenklich scheinen. Diese Samariterpflicht ist nicht mehr Mode und es niemals
gewesen unter Priestern und Leviten.
Ich lernte ihn 56 zum ersten mal kennen, und er gefiel mir sehr wegen
seiner Unschuld und Bescheidenheit. Wir waren damals schon nicht einig in
unsern Urtheilen. Seine Briefe hatten mir beßer gefallen als die Gespräche.
62 sah ich ihn wieder, aber der Geist der Litteraturbriefe schien auch in seinem
Umgange merklicher zu seyn. Das recensiren ist eine traurige Arbeit und ein
kleiner Handwerksstoltz unvermeidlich. Bey seinem Besuche in meinem
Vaterlande besuchte ich ihn alle Tage; aber die Scheidewand in unserer
Denkungsart war schon merklicher; ich aber vermuthlich auch selbst schuld
daran. Meinem Johann Michel gab er noch damals zum Andenken seinen
hebräischen Coheleth. Ich glaube, daß er seine Plage von eignen
Landsleuten u unsern Glaubensbrüdern gehabt. Vorigen Sonnabend erzählte mir
noch ein jüdischer Maler, dem ich sonst nicht viel zutraue, daß er eine sehr
heftige und impertinente Antwort von einem Rabbinen erhalten, der ihn
wegen der frühen Beerdigung um Rath gefragt, weil er geleugnet, daß ein
ausdrückl. Gesetz darüber vorhanden wäre –Die Gesellschaft ist heute wirklich abgereist, und ich bin also heute ruhig –
aber nicht im stande mehr zu schreiben. Daß die Zusätze hinter den
Vorlesungen von Reimarus sind, werden Sie wohl wißen. Erfreuen Sie mich
bald mit beßern Nachrichten von Ihrer Gesundheit, und ob alles gut in
Münster geht und steht.
Wenn Sie nicht Lust haben die Fortsetzung meiner Handschrift zu lesen, so
bitte mir auch darüber ein aufrichtiges Geständnis aus. Hanc veniamdamus petimusque vicissim.
Wechselsweise
ist ein Aaduerbium,das ich mit Fleiß adiectiue gebraucht. Ich werde weder heute noch morgen
die Feder mehr ansetzen, sondern empfehle mich Ihrer Freundschaft und Ihr
gantzes Haus nebst dem Meinigen göttl. Gnade u Obhut.
den 12 –Die halbe Nacht nicht geschlafen; den gantzen Tag hat M. in meinem
Kopf gespuckt. Gegen Abend komt ein Brief vom lieben Herder, der an meine
Reise denkt, und mich traurig macht. Darauf komt Kraus, voll allanderer
Grillen – Ach lieber Jonathan! geben Sie mir bald Nachricht, daß Sie
gesund bin, und nehmen Sie sich vor Denken und Schreiben in Acht. Der
Tod ist in den Töpfen! Ich umarme Sie und kann nicht mehr – Kyrie eleison.
Joh. G. H.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. /
Fco Wesel
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 10 – 12ten Jan 1786.J. G. Hamann
empf. den 23ten –
beantw den 24ten –Düßeldorf den 13ten Jan 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 25 Januar
geantw den 29 – No 23.Herzlieber Hamann
Die Posten laufen um diese Jahrszeit in unserer Strohm- und Flußreichen
Gegend so unordentlich, daß ich Ihren Brief vom 29tenXbr erst am Dienstag
Abend, nach Abgang der Weseler Post erhielt. Heute Morgen kurz vor
Mittag kam das liebe Neujahrsgeschenk, für das ich Ihnen nun geschwinde
noch die Hände küßen will.
Aber, lieber Hamann, es geht mir nicht gut. Mein zweyter Sohn machte
mir tödtlichen Verdruß. Er ist dem guten alten Consistorialrath entlaufen,
der ihn auf allen Wegen u Straßen vergeblich hat aufsuchen laßen. Der
Knabe selbst hat mir geschrieben: er würde kommen, sich zu meinen Füßen
werfen. Ein verächtlicher, eckelhafter Wurm; eine Fleischmaße, ohne Nerve
u voll Heucheley, Lüge, Trägheit, Lüsternheit u Feigheit. Von seiner
Kindheit an hat er mir u seiner Mutter nichts als Kummer verursacht. Er
schreibt, er hätte wollen Soldat werden, wäre aber noch in sich gekehrt, um
nicht Sünde u auf Sünde zu häufen. Ich werde ihm das Gewißen
erleichtern, u ihn dem General Gaudi zu Wesel auf 2 Jahre in die Zucht geben. –
Sie können sich vorstellen wie mir bey einem solchen Entschluß zu Muthe ist,
den
alle
meine Freunde für den einzigen halten der zu nehmen ist. Den
21ten März wird er 18 Jahre alt. Noch ist er nicht erschienen. Ich erwart
ihn jeden Augenblick. An meinen andern Kindern erlebe ich lauter Freude,
außer daß mein guter Max nicht die beste Gesundheit hat. Ich denke das soll
sich beßern. Er wachst zum Erstaunen. Mein ältester ist ein Ausbund v einem
guten Menschen, u der wohl an nichts mit größerer Leidenschaft hängt, als
an seinem Vater.
Ihre Beylage habe ich viermahl mit größter Freude gelesen; finde nichts
dagegen einzuwenden, u sehne mich nach der Fortsetzung. Bey den Worten
S 4 gemino ex ovo steht ein * – u das Cit. fehlt. – Am Ende der 4ten Seite
heißt es: „gleich derm ehernen Schlange Typo, den Mose gemacht u der
eine Schlange vorstellte, ohne es würklich zu seyn, unter einem kühnen
Könige aber zum Nehustan* ward.“ – Nach der angeführten Stelle meyne
ich, die Schlange sey unter Hiskia nicht zum Naehustan
geworden
,
sondern habe vielmehr
aufgehört
es zu seyn. Ich weiß aber die
Bedeutung des Wortes Nehustan nicht.
S 3 in der Note steht „das Gärtchen u Lusthäuschen meiner Kindheit u.Jugend in einer bey – – – – –“ – Diesen Augenblick finde ich daß es bequemen
heißen soll. Diese Anmerkung ist mir nicht in
jedem Theile
ihres Sinnes
klar. – Alles übrige vortreflich!!!
Meinen Freund Schenk habe ich in meiner Kindheit kennen gelernt. Mein
Hoffmeister wurde Rector an der hiesigen lateinischen Schule, welches
Gelegenheit gab daß ich ein Jahr lang öffentlichen Unterricht erhielt. Der junge
Schenk, Sohn eines Feldwebels, war der feurigste, fleißigste, bravste unter
allen meinen Mitschülern. Nun begab es sich im Jahr 70, daß ich in
gegenwart eines Offiziers darüber klagte, daß man hier keinen guten Copisten
haben könnte. Da nannte mir der Offizier (ein HE v Acton), Bruder des
bekannten Admirals) seinen Feldwebel, den er mir überhaupt als einen ganz
ausgezeichneten Menschen anprieß. Den folgenden Morgen meldete sich der
Feldwebel bey mir, u ich erkante in dem wohlgewachsenen Jüngling, meinen
ehmahligen SchulCameraden. Schenk hieng sich außerordentlich an mich, u
that mir nach ein paar Jahren den Vorschlag, ob ich ihn nicht zum Sekretär
annehmen wollte. Ich stellte ihm vor, daß er sein Glück verscherzte, weil er
auf dem point war adjudant zu werden – „u wenn er gleich Hauptmann
werden könnte, so wollte er lieber bey mir schreiben u meine Kinder
unterrichten helfen.“ – Ich verschafte ihm also seinen Abschied, u nahm ihn zu
mir. Er hat immer große Lust zu Sprachen gehabt, u brachte es nun bald im
Latent latein so weit, daß er mich weit hinter sich zurück ließ. Eben so in
den lebendigen Sprachen. Es hätte ein großer Philolog aus ihm werden
können. Esr ist glaube ich 5 oder 6 Jahre jünger als ich. – Die schönsten
Abschriften die Sie von mir erhalten haben sind von ihm. Ich brauche aber
gewöhnlich einen andern Copisten, deßen Hand Schenks Hand zum
verwechslen ähnlich ist, aber lange nicht so fest u regelmäßig. – aus
gewißenhafter Treue habe ich ihm Ihre beylage nicht sehen laßen; ich hoffe aber, Sie
machen mir das Herz hierüber künftig leichter.
Gestern erhielt ich das 12te Stück der B Monatschrift; habe Garvens
Brief angefangen zu lesen, der mir aber schlecht gefallen will.
Ihrem fliegenden Briefe will ich ein gutes 4 Format besorgen. – Ich muß
schließen, die Post geht ab.
Von ganzem Herzen
Ihr Fritz
Seyn Sie mir immer, Lieber, auf Lucem
dare
bedacht!* 2 Konig XVIII. 4.Kgsb. den 15 Jänner Dom II. p Epiph 86.Der Comm. Rath Fischer gab mir seine Einl. gestern selbst auf meiner
Amtsstube ab; weil das Commercium Collegium und die Admiralität zu
den Licent Gebäuden gehört, im Vorbeygehen also und versprach mir zugl.
ein Recipe das ihm bey seiner Hypochondrie die besten Dienste bisher gethan,
womit ich auch also einen Versuch machen will, weil meine
Verdauungskräfte noch immer leiden – –
Ich hatte mir vorgenommen, liebster J. eine Pause in meinem
Briefwechsel zu machen, weil ich bisher Sie gnug damit verwirrt und beunruhigt
haben mag. Erstlich muß ich mich aber für Ihren herzl. Wunsch zum Neuen
Jahr bedanken. Mein tägl. Wunsch ist zu Gott, meinen Freunden noch
nützlich und erkenntlich zu werden, unter welcher Gestalt Er wolle – und ich hoffe
auch noch die Erfüllung davon zu erleben, so arg es auch in mir und um mich
herum aussieht. Zweytens muß ich ein Misverständnis Ihnen benehmen,
wozu ich unschuldig Anlaß gegeben. Ich habe den 2ten Theil der
philosophischen Vorlesungen über das N.T. gemeynt und Sie haben die
Morgenträume des seel. M. drunter verstanden. Drittens schreib ich, weil ich doch
noch allerhand Ihnen zu melden habe. Der schleunige Tod des armen
Mendelssohns gieng mir den ganzen Donnerstag so im Kopf herum, daß ich
keine Ruhe hatte, und immer bedauerte ihm nicht vor seinem Ende, wie ich
mehr als Einmal willens gewesen bin, geschrieben und mich gegen ihn
erklärt zu haben, daß ich sein Feind durch mein Bekenntnis der Wahrheit gegen
die Berlinschen Kunstrichter gar nicht geworden wäre, und mein Golgotha
mehr die letzteren als ihn selbst angienge und angehen sollte, wie der Erfolg
erwiesen haben würde, wenn ich ausgeredt oder ausgeschrieben hätte.
Mendelssohn schien so etwas von mir erwartet zu haben, aus dem wenigen, was
er gegen andere u Hill sich geäusert und aus Biesters Briefen an Kraus, der
mich gerechtfertigt ich weiß nicht wie? Aus eignem Stoltz schloß ich vielleicht
auf seinen, und glaubte, daß wenn ihm an meiner Freundschaft etwas
gelegen wäre, er eben so gut den ersten Schritt thun konnte. Es wurde mir
daher wirklich sauer und es hat mir bisweilen Gewalt gekostet mich zu
überwinden. Um mich in Ausführung meines Plans nicht zu stören, dachte ich
mit der Ausführung deßelben fertig zu werden, und wenn ich mich öffentl.
gerechtfertigt, privatim mit ihm auf gewiße Art auszusöhnen. Ich qvälte
mich also mit dem
albernen Einfall
, gegen den Sohn dasjenige zu
thun, was ich dem Vater schuldig zu seyn glaubte; wollte ihm u seiner
Familie, weil ich in seinem Hause Höflichkeit genoßen, mein aufrichtiges
Beyleid bezeigen – und die letzten Warnungen seines Vaters wie ein alter
Freund deßelben unterstützen, sich vor der
verpesteten Freundin
zu
hüten,
Mose und den Propheten
treu zu bleiben und ihr Zeugnis
allen mathematischen u metaphysischen Speculationen vorzuziehen. Es ist
noch ein Knabe von 14 Jahren ungefehr – und die Grille vergieng mir, wie
sie sich meiner bemächtigt hatte. Herders Brief und Krausens Besuch kühlten
mich ab, und ich wurde nüchtern auch von diesem philtro.FreytagsHartknoch schickte mir Freytags ein paar Fäßchen Caviar, nach dem ich jedes
Jahr lüstern bin, und wenigstens Einmal mich dran satt eßen mag mit
meinen Kindern, die wie die Fliegen drauf fallen. Mit dem Empfang ohne
eine einzige Zeile von einer Antwort auf Briefe, die fremde Angelegenheiten
betreffen, vergieng der Appetit. Ich lief mit dem einen für
Kant
bestimten
Fäßchen selbst zu ihm, habe ihn in diesem Jahr noch nicht besucht hielt mich
länger bey ihm auf, als ich willens und es ihm vielleicht lieb war, sprach noch
bey Hippel an, der in der Nachbarschaft wohnt, und deßen Tisch ich nun zu
vermeiden den besten Vorwand habe. (Eine verdrießliche Verlegenheit weniger
für uns beide) An beyden Orten hatte ich Gelegenheit die von dem hiesigen
Wirth Mendelsohn, dem Schutzjuden Seeligmann eingezogene Nachrichten
mit andern zu vergleichen. Die Summa besteht darinn, daß Mendelssohn
noch den letzten Tag im Jahr bey seinem Verleger Voss gewesen, leicht
angezogen bey starker Kälte. Von da ist er bey David Friedlaender deßen
Brüder hier wohnen zu Tisch gegangen, hat in Gesellschaft des Hofr. Hertzgespeist, aber ohne Appetit sondern unter lauter Beschwerden, daß ihm nicht
wohl wäre. Dieser Artzt hat seinen Puls bedenklich gefunden. Dienstags
Hofnung geschöpft, und den Ausbruch eines Fiebers bemerkt. Mittwochs
frühe wird ihm sehr übel, und er verscheidt in den Armen seiner Tochter. –
Vermuthlich ist er in seinen Autorgeschäften beyVoss gewesen. Der 2 te
Theil soll wirklich schon unter der Preße seyn – ob zum völligen Abdruck
daran zweifele ich, aus dem Briefe eines mir bekannten Juden, der gestern an
Brahl geschrieben, demund gemeldt, daß der Abdruck im Stecken gerathen
würde. Ich denke hierüber bald zuverläßige Auskunft zu erfahren.
Kant meynte, die Christen hätten nichts, desto mehr seine eigene Nation
verloren, um die er sich auch in Handlungsgeschäften und offentl. Sachen
sehr verdient gemacht haben soll durch sein gesundes practisches Urtheil.
Von seiner Schreibart ist er gantz eingenommen, bewunderte einst
sein
Jerusalem wie ein unwiderlegliches Buch, ist noch willens mit der Zeit über
die Morgenstunden etwas herauszugeben, eilt jetzt mit der Ausgabe seiner
eignen Werke. Ich mag darüber nicht ein Wort gegen Kant verlieren, weil
er von der Ueberlegenheit seines Systems eben so überzeugt ist, als ich
Mistrauen dagegen habe. Hippel meynte es würde unserm Kant bald eben so
ergehen.Gestern kamen mir zwey Jänner der Berl. Monatsschrift ins Haus
geflogen, worinn kein Mendelssohn, aber eine allerliebste Seifblase von
unserem Kant ist, an der sich Herder sehr erbauen wird, und die Ihre
Aufmerksamkeit auch verdient. Ich habe sie zweymal gelesen, u beyde Exempl.
durch meinen Sohn schon wider abgeliefert. Gestern besuchte ich Me Courtanauf ein halb Dutzend romischen Camillen Thé, der meinem Geschmack u
Magen wohl gethan, fand die Anlalecten des Leßings, wo ich eine
Entdeckung machte, daß die Litteraturbriefe in eben demselben Jahr 759 ihren
Anfang genommen, also um nichts früher wie meine Sokr. Denkw. sind.
Diese Stelle muß also geändert werden.
Ich zweifele Selbst, daß Mendelssohn mein Golgotha verstanden. Ich
wollte sein Jerusalem vor ein paar Tage lesen und es wurde mir Angst
dabey, ihn falsch gefaßt u Unrecht gethan zu haben. Endlich kam ich auf die
Spur, und konnte mich beruhigen, daß ich das
wenigste
, was ich gedacht,
aufgeschrieben, und beynahe zu viel im Sinn behalten habe. Was im
Jerusalem S. 10 steht kann ich auch sagen: „Es hat Aufwand gekostet mir diesen
Steig durch die Wildnis geebnet zu haben. Dies ist die Eigenschaft aller
sittlicher
Vorurtheile
. So bald sie in ein (falsches) Licht gesetzt werden,
vereinigen sie sich so sehr mit der Sprache u verbinden sich mit den alltägl.
Begriffen der Menschen, daß sie dem gemeinen Menschenverstande
einleuchten, und nunmehr wundern wir uns, wie ein anderer an solchen
angenommenen Begriffen zweifeln und auf einem so ebenen Wege straucheln
kann.“Es ist allso eine Nothwendigkeit für mich das Jerusalem so wohl als mein
Golg. von neuem zu studiren, um das letztere gegen den Berlinschen
Kunstrichter retten zu können. Der Tod des Verf. giebt mir
Freyheit, ohne
ihn zu kränken, sein
Buch zu widerlegen u die Blöße deßelben
aufdecken zu können.
Herder beurtheilt Mend. eben so wie ich „er ist zu alt und ein zu claßischer
Philosoph der deutschen Nation u Sprache, daß er sich belehren ließe und
ein zu pfiffiger Ebräer, als daß ein ehrl. Christ mit ihm auskäme. In seinen
Morgenstunden hat er seinen Schatten von Leßing (denn es ist nichts
als ein Schattenbild das er als den matten Hirsch p vormalt) aus dem
Gefecht zu bringen gesucht, daß er durch diese Vorrückung der Steine schon
gewonnen Spiel hat. – – Es ist sonderbar, daß in dem alten Mann der
versteckte Haß gegen die Christen von Tag zu Tag mehr hervorzutreten scheint:
Denn allenthalben bringt er, wo mit der eiskalten Wolf. Wort φφie nicht
weiter auszukommen ist, die Christen als geborne oder widergeborne
Schwärmer
ins Spiel u mit dieser geheimen bittersten Intolerantz ist
alles Disputiren am Ende“ – – – Gesetzt daß Ihnen Herder auch eben daßelbe
geschrieben: so ist es uns beyden doch nützlich, und ich habe nichts weder mit
dem lebenden noch todten Juden und Rabbi zu thun, mag ihn weder bekehren
noch verurtheilen, sondern die
Berliner
sind meine Gegner und Philister,
an denen ich mich rächen werde.Ich habe die
Wollust
eines
Ixion
und beynahe sein
Rad
gefühlt.
Muß also langsamer zu Werk gehen, ohne meine Idee aufzugehben, oder für
eine bloße Wolke zu halten. Ich hoffe den Prediger in der Wüste noch in ein
brennend
und
scheinend
Licht verwandelt zu sehen, und die versprochene
Freude an seiner
Gabe der Deutlichkeit
wahr zu machen.
Wie Herder auf den Gedanken kommt daß ich mich mit dem lateinischen
Recensenten, wie er die Allg. Litter. Zeitung nennt, einlaßen wolle, weiß
nicht. Ich bin mit seiner Ankündigung recht sehr zufrieden gewesen, und
verlange kein größeres Lob. Er giebt mir den Rath meine Kraft für
den Berl.
Recensenten
, der bald hervortreten wird, zu sparen. Noch hat er die
Bibl. also nicht gelesen – und diesem Rath bin ich also auch schon zuvor
gekommen.
Ich bin wol, mit vieler Mühe, etwas weiter gerückt, aber noch nicht im
Zuge oder Gange, daß es kaum lohnen wird Ihnen diesen Lappen
mitzutheilen. Mendelssohns Tod hat auch den Gang meiner Ideen verändert, und
wie ich Ihnen, liebster J. schon gesagt, den Fortgang derselben erleichtert.
Ich will gleich nach dem Ihnen mitgetheilten Anfang diese Episode
einzureyhen suchen, und will erst Ihr Urtheil abwarten, ehe ich Ihnen mehr liefere,
auch nach W. sobald ich nur kann schreiben, und ihm Rechenschaft von meiner
Arbeit geben. Unsere Uebereinstimmung muntert mich dazu auf; und ich
wünschte daß unser liebe H. die Kritik seines alten Lehrers nicht so ungleich
beurtheilte, wie er es thut. Ein guter Schriftsteller hat Gegner und Feinde
auch nöthig, muß gegen selbige dankbarer seyn, als gegen die blinden
Bewunderer.
Kant schickt mir die lateinische Zeitung bis zum 8 pr. aber nichts von
Ihnen noch von Mendelssohn. Reid deßen Inquiry into the human mindich franz. besitze hat Essays on the Intellectual Powers of Manherausgegeben, die meine ganze Aufmerksamkeit rege machen und deren Recensionich wenigstens bald im Monthly Review zu lesen wünsche u hoffe.
Nun Herzenslieber J. Paroli zu allen Ihren Wünschen, oder unsern!
Können Sie auch mein Geschmier lesen? Macht es Ihnen Kopfschmerzen?
Nur nicht über das Cogito das edle Sum vergeßen. Gott
schuff
– Ohne
diesen Beweiß giebt es keinen andern von Seinem Daseyn. Geben Sie mit
diesem Jahr der
verpesteten Bulerin
den Scheidebrief, welche Ihrem
Leßing u seinem Mendelssohn Leben u Genuß u Ruhe verkürzt. Lieber
Pantheismum als Anthropotheismum geglaubt. Auch Unglaube ist
Religion, die natürliche und stärkste. Zweifeln Sie noch an meiner Gabe der
Deutligkeit? Mendelssohn hat mit Pilatus Frage angefangen um mit einem
analogen Richterspruch aufzuhören. Laßen Sie den Todten ausreden, ehe Sie an
eine Antwort denken, u schreiben Sie mir bald Evangelien u Episteln aus
Münster. Gott sey mit Ihnen u den Ihrigen wie mit mir u den Meinigen.
Sobald ich was erfahre, theile es mit. Ihr alter gebundener
Johann Georg H.Gott hat Ihren Gegner beßer entführt und zum Schatten gemacht, wie er
seinen angesteckten Lehrer u Freund, Nathan den Weisen, zum
verschmachtenden Hirsch. Heraus mit der metaphysischen Hagar. Alle Kritik der
Ismaele ist Logo- u Sciomachia. Vive la Bagatelle! Die machen Sie zum
Gegenstand, zum wichtigen
Gegenstand Ihres Forschens
. OptimusMaximus verlangt keine Kopfschmerzen, sondern Pulsschläge! Dixit!ΑΥΤΟΣ εφα.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. /
Fco Wesel.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 15ten Jan 1786
J. G. Hamann
empf den 27ten –
beantw den 3ten Febr.Düßeldorf den 16 Jan 1786. Montag Abends.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 2 Febr Geantw den 4 – 6. No 24.Lieber Hamann!
Gestern, kurz vor Mittag, wurde Ihr Brief vom 4ten mir gebracht. Ich
fand den Augenblick das Bild, u vor Freude fieng mir das Herz so gewaltig
an zu schlagen, daß ich mich niedersetzen u die Hände auflehnen mußte. Zwey
mahl sprang ich auf um damit hinüber zu meinen Schwestern zu laufen, u
kam beyde Mahl zurück um vorher den Brief zu lesen. Bey der Stelle Ihres
Briefes, wo es läßt, als wäre das Bild für Buchholtz, wurde mir ganz
schwühl, u tausend Ränke, Schikanen u Hülfsmittel giengen mir durch den
Kopf. Eine ganze Weile saß ich so, ohne mit dem Lesen v der Stelle von
der Stelle zu kommen zu kommen. Endlich gieng es denn doch wieder voran,
u auf der dritten Seite war das Bild mein. Lieber Hamann, Sie sind gewiß
der Mann, der auch sich recht von Herzen freuen kann: so denken Sie sich
selbst denn meine Freude. Sie schrieben ohnlängst v einer
Portrait-Mahlerinn, u da machte ich gleich Anschläge auf ein Bild von Hamann, wußte
aber noch nicht, wie ich mich ab am besten dabey nähme. – Nun hielt ich
mich nicht mehr; ich sprang hinüber zu meinen Schwestern, so daß alle
Thüren hinter mir offen stehen blieben; that aber beym Hereintreten denn doch
ganz gelaßen, u ließ rathen, wen das Bild vorstelle. Sie erriethens bald. –
Lieber, ich hatte schon vor Freude geweint, u gestand es den guten Mädchen.
– „Der Hamann hat Dich doch recht lieb, sagte Lotte.“ Ach, so lieb, sagte
ich, wie noch kein Mann mich gehabt hat; u so im innersten der Seele gerührt
hat mich auch noch keines Mannes Freundschaft, wie die seinige. – Ich
dachte mir Augenblicke, wo mein guter ältester Sohn wohl an meinem Seßel
kniete, mich umschlang, u seinen Kopf an mich lehnte. So, guter Vater, war
nun ich bey Dir; küßte Dir die Hände; ergriff sie, u drückte mein Gesicht in
sie.
Um Ein Uhr, da ich eben zu Tische gehen wollte, schickte mir Schenk die
Cöllnische deutsche Zeitung, die ich nicht halte: „ich möchte den Artikul
Berlin lesen.“ – Und, siehe da die Nachricht, daß Mendelssohn gestorben, u
auch schon begraben war. Ich fuhr etwas zusammen, u hätte nun auch gleich
schon wißen mögen, in wie fern
Sie
bey diesem Todesfall betroffen sind;
wie er zu Ihrem gegenwärtigen Zustande paßt; Ihre Bewegungen fördert
oder hindert. Für mich ist die Begebenheit sehr unangenehm, da sich der ganze
Pöbel zu Sichem nun in seinen den Mantel des Propheten theilen wird.
Ich werde unterdeßen mich gewiß ganz stille halten, u in der Folge über alles
mit Ihnen erst zu Rath gehen. Wir werden nun bald erfahren, wie es um
die an mich gerichtete Epistel steht. Die Sache kann einen recht wilden Lauf
nehmen. Daß allerschlimmste für mich wäre, wenn Mendelssohns
Absterben Ihren Plan dergestalt verrückte, daß Sie nun erst wieder einen neuen
machen müßten. Aber es stehe darum wie es wolle; ich laße nicht ab von den
Verheißungen in Ihren letzten Briefen‥‥ doch vor allen Dingen, Lieber:
cura ut valeas!Dienstag früh den 17ten JanDie Stelle in Ihrem Briefe v 1 Jan: „Wenn das Rindvieh beyseit
austritt, wird mann denn die Bundeslade gleich für verlohren halten, u die Hand,
ein Usa, darnach ausstrecken“ – ist groß u herrlich. – Beßer als alle Wunder
ist wohl das Licht wovon der Stahr an unsern Augen reif wird, u dann von
den Augen fällt, wie Schuppen. Ach, daß auch einmahl für mich der Befehl
ausgienge:
Siehe, er betet
!
Dem Guten Lavater bin ich noch immer auf seinen letzten Brief die
Antwort schuldig. Ich schreibe ihm, so Gott will, morgen. – In dem IV.ten Theil
seines Pontius sind für mich ganz unerträgliche – ich möchte sagen,
abscheulige Dinge Stellen, u so auch in den vorigen Theilen; aber auch wieder
andre, die mir wie Othem Gottes eingehen. Dieser Mann hat einen ganz
eigenen sonderbahren Beruf; unser Vater im Himmel wird wißen was er
mit ihm will, u wird ihm seinen Frieden schenken wenn es Zeit ist – Er heilige
uns alle durch u durch!!! – Amen!
Die Herzenserleichterungen will ich mir verschaffen; auch die beyden
Schriften v de Marees, die Sie in Ihrem Schreiben v 28 Xbr mir
empfolen haben. Ihnen nachzukommen im Lesen ist mir nicht möglich.
Pfenningers 2.ten Theil habe ich angefangen, wurde aber unterbrochen, u muß ihn
ganz v vorn wieder anfangen. Mit dem ersten Theile wurde ich gegen das
Ende weniger zufrieden, u der Anfang des 2ten kam mir vor wie das Ende
des ersten. Ich habe sonst von Pfenninger noch nichts gelesen, u hatte ein
Vorurtheil gegen ihn, weil ich ihn als Lavaters moralisches Weib ansah.
Der Brief worin Sie mir bey v Ihrem Zufall bey D Gräf schrieben, ist
vom 14ten Dec. / Ich bestätige was ich Ihnen am Freytage über den Anfang
Ihres fliegenden Briefes geschrieben, u sehe der Fortsetzung mit heißem Durst
entgegen. Was Sie in Ihrem letzten Briefe v Ihrem Wurststyl sagen, u der
Vergleich Ihrer Verstopfung mit Lavaters Durchfall, hat mich über alle
Maßen ergötzt. Auf den Grund habe ich Ihrer dunkeln Methode nie recht
kommen können. Sie hat mir nicht selten wahre Folter angethan, u mich dann
in Grim gesetzt gegen den: qui pectus inaniter angit. Was ich aber wohl
verstand, entweder gleich, oder nach wiederholt darauf verwendeter Mühe,
sah gar nicht aus als wenn nur Bosheit diese Methode eingegeben hätte.
„Daß die weisesten Kunstrichter, ohne es zu wißen, ihre eigene pudendaausgespuckt haben“, ist darum nicht minder wahr. Der Grund Ihrer
Magischen oder Mystischen Methode, was er auch sey, ist ein = X, das in seinen
Erscheinungen, abgesondert, durch keinen Erinnerer u Corrector umgestaltet
werden kann noch darf. An sich selbst zu verzweifeln haben Sie ganz u gar
nicht nöthig; verzweifeln Sie nur ein wenig mehr an Ihrem Leser, von dem
sSie überall eine zu gute Meynung haben,
u ihm zu viel Ehre
erweisen
. Es ist, sagt Salomo, ein trockener Bißen daran man sich genügen
läßt, beßer, denn ein Haus voll Geschlachtetes mit Hader.
Heute Abend erwarte ich den würdigen Bruder meiner seeligen Betty,
meinen lieben Clermont aus Vaels mit 4 seiner Töchter, die mir alle ans
Herz gewachsen sind, besonders die älteste, Eleonore, u die 3te, Friderike.
Luise heißt die zwischen beyden, der HerzensAbgott ihres Vaters u meines
ältesten Sohnes, dem sie auch so gut als verlobt ist. Drey Wochen wollen
diese lieben Gäste bey mir zubringen. Sie sehen also daß ich fürs erste nicht
nach Münster kann. Ich erwarte Briefe v unserm Buchholtz. Die Post ist
noch nicht angekommen. Der verirrte Brief hat sich endlich gefunden, u
enthielt keinen für Sie. Ihre Aufträge vom 14ten u 25tenXbr an Buchholtz
habe ich genau ausgerichtet.
Mein ungerathener Sohn ist noch nicht erschienen; habe seitdem auch
nichts v ihm vernommen, u bin auf die Ankunft der Post Begierig.
Gott sey mit Ihnen, lieber Hamann, u mit Ihrem ganzen Hause! –
Anima est ubi amat, sagt der hl Augustinus. Wenn das doch noch wahrer
wäre als es ist. – Ich hoffe die Weseler Post bringt mir übermorgen so
viel, daß ich Freytag wieder schreibe. Grüßen Sie unsern lieben Joh Mich.
v mir; auch Hill; u auch Ihre Töchter, mit der Hausmutter. – Von
ganzem Herzen, lieber lieber lieber Hamann
Ihr Fritz.Ich habe mir verschiedene Papier Proben schicken laßen,, u eine Sorte
zuvorläufig zurück legen laßen.Königsberg den 18 Jänner 86.Ich halte Sie recht im Schweiß, liebster J. oder steke Sie mit meinem an.
Unsere Albertine feyert heute das
Krönungsfest
, und ich zwischen
meinen vier Wänden. Da haben Sie meine erste Fortsetzung, wo mir die
Einführung des TodesEngels sauer gnug geworden, ohne daß Sie es der Stelle
selbst und dem, was da ist, werden ansehen können, wie viel Gedanken und
Wendungen ich ausstreichen und was mir das Zusammenschmeltzen für
Arbeit u Mühe gemacht hat. Wenn Sie unter
Deutlichkeit
eine gehörige
Vertheilung des Lichts und Schattens verstehen:so hoffe ich diesen Wunsch
zu erreichen. Es ist noch alles roh – allso setzen Sie
Ihrer Kritik weder
Maaß noch Gränzen
, im Fall Sie meynen, daß die Idee der
Darstellung werth ist. Meine und meines Vaterlands Geschichte – Mein Haß gegen
Babel – das ist der wahre Schlüßel meiner Autorschaft, den ich jetzt selbst
überreichen will, und ohne die eine Auflage meiner Saalbadereyen nicht lohnt
weder für meinen Verleger, den ich Jahrlang bey der Nase herumgeführt,
noch für den Autor. Es war dem Herzogtum keine solche Schande von
Pohlen abzuhängen, als es dem Königreich ein Unglück ist von der Politik
der Chaldäer im deutschen römischen Reich. Mit welcher Art dergl.
Materien behandelt werden müßen, und die skandaleuse Geschichte der
Pfuy!
Pfui!
und der welschen Wirthschaft. Ein Staat der alle seine Unterthanen
für unfähig erklärt seinem Finanzwesen vorzustehen, und dafür einer Bande
unwißender Spitzbuben sein Hertz, den Beutel seiner Unterthanen
anvertraut. Das tolle Geschrey über Pasbstum – kurz alle loci communes des
Berlinschen Wahnsinns in der Litteratur u Religion – kurz alles was ich
nur mit meinen Krallen erreichen kann. Wir erwarten hier alle Tage einen
Regierungsrath u Liebling des Großkanzler aus Memel, der die
abscheulichste Ausschweifungen u Boßheiten angegeben. Er heist
Glawe
. Er
wurde hier wie der leibhafte Teufel
gefürchtet u angebetet
; in den grösten
Häusern oben drauf, und eben so bald drunter. Einmal in meinem Leben
habe mit dem Schurken gefreßen, wie der Sophienschreiber hier war, bey
meinem Gevatter und alten Freunde,
Lotterie Director Kanter
. Wenn
mein letzter Brief auf Ihren Geburtstag eintrifft, so bitte meinen
Glückwunsch als P.S. anzuhängen, und selbigen zu ergänzen, wozu damals kein
Raum übrig war. Ich vermuthete mir heute Etwas von Ihnen; noch ist
nichts da. Allso schreibe ich selbst; damit Sie nicht argwohnen, daß alles auf
eine Windkolik hinausgelaufen ist. Die eckelste Arbeit für mich ist aus dem
Buchstaben F. Grütze zu machen. So eine Bewegung mit der Mörserkeule
greift meine Knochen zu sehr an. Ich muß aber seine eigene Weißagung über
mich wahr zu machen suchen, auf seine und meine Kosten, daß ich
gefährlich
bin. Nun liebster J. ich wünsche Ihnen so viel Kälte und Gedult zum
Lesen als ich Hitze und Gedult vereinigen muß, zum Schreiben. So bald
ich diesen
Hügel
überstiegen habe, will ich mich ein wenig ausruhen u nach
Weimar schreiben. Er hat Oel und Wein in meine Lampe und Kelch – oder
soll ich lieber sagen, in meine Wunden gegoßen, und mich gestärkt, da mir
aller Muth zu vergehen anfieng, und ich an meinen innern und äußern
Sinnen verzagte.
Der bittere Geschmak, mehr im Magenschlunde als in der Gurgel, mehr
bey Feuchtigkeit als Speisen will noch nicht verschwinden, und verekelt mir
den herrlichsten Caviar, den mir Hartknoch je geschickt, und den ich nicht
einmal meinen Kindern u ihrer Lüsternheit Preiß geben mag, ohne
wenigstens noch einmal den Versuch zu machen mich daran zu erqvicken.
Wir haben bisher nichts als Regen und Thauwetter gehabt, ohngeachtet
des Ostwindes; heute ist ein heiterer Himmel und neigt es sich zum Frost mit
Südwind. Die Witterung und mein Magen wirkt in mein Organon stärker
wie je. Gestern war bey Ihrem Namensvetter eingeladen, wo eine große
Gesellschaft gewesen. Ich nahm Rhabarber ein, die erst diesen Morgen zu
wirken anfieng. Meine willige Natur wurde durch einen römischen Camillen
The irre gemacht. Der Versuch ist mit dem Caviar zum Frühstück gemacht.
Ich habe aber mit dem vierten Schnittchen aufhören müßen, er schmeckt nach
lauter Coloqvinten. Abeat cum ceteris erroribus!Des de Marées Gottesvertheidigung über die Zulaßung des Bösen ist
hier nicht aufzutreiben, habe selbige also allenfalls verschreiben laßen, um
dem guten Häfeli antworten zu können.
Als meinen Kunstrichter kann ich Sie kaum davon dispensiren den Text der
A. D. Bibl. zur Seite zu legen oder bey der Hand zu haben. Die Wahrheit zu
sagen, gehört es mit zu meiner Absicht Sie in Ihren eigenen Circuln ein wenig
zu stören – und ob ich diese Absicht erreiche, werde aus der Individualität u
Genauigkeit Ihres Details und Ihrer Severitate über Sachen und Wörter
absehen können. Denn wenn Sie nicht coll’ amore dabey zu Werk gehen,
krieche ich mit allen meinen Hörnern wie eine Schnecke in ihr mein
Häuschen zurück.
Daß man in M.S so mausestill ist, thut mir wohl und weh. Meine
Luft und WaßerDiät ist doch nicht übel aufgenommen worden. Es geht mir
aber wie jedem Artzt für andere und nicht für sich selbst. Ich mag nicht
schreiben, nicht lesen – als gute Nachrichten in Ihren Briefen und ich hoffedaß diese Mediation dort auch die gefälligste seyn wird. Alles übrige gehört
zu den
göttl. Geheimnißen
der
Zeit
und ihrer Entwickelung – und
diese
reine Natur
übertrifft alle menschl. Kunst.
Also wünsche V.R.W. Ihren Geburtstag gesund und vergnügt ohne
Kopfschmerzen noch curas secandas p. Er folgt auf unsers
Davids
seinen,
der sich um
beyde
so verdient macht, quod bene notandum.Hier hält sich ein verlaufener Mönch auf seit 14 Tagen, der sich Prof.
der orientalischen Sprachen und Wiener nennt. Der Abgang unsers Pr.
Köhlers machte auf diesen Mann aufmerksam unsere Policey. Man erfuhr, daß
er sehr kümmerl. in einem schlechten Wirthshause lebte. Meine Neugierde
hat sich schon ziemlich abgekühlt, und jetzt mag ich vollends mich um nichts
bekümmern. Hill that ich vor ein paar Tagen einden Auftrag, nähere
Nachricht einzuziehen. Kant u Kraus haben gestern so nachtheilig von
diesem Umtreiber gesprochen, daß er auch wenig Lust dazu hatte. Zu Mittag
bringt mir mein Sohn die Nachricht, daß er aus Münster seyn soll. Können
Sie etwas, liebster J. von diesem Menschen erfahren: so könnte es auf allen
Fall dienen mich darnach zu richten. Er soll aus Polen gebürtig, im
Osterreichschen gewesen seyn, und giebt vor eine Professur orient L L. zu
Münster wirkl. gehabt zu haben die er wegen geschmälerten Gehalts aufgeben
müßen. Schon dieser Umstand ist mir verdächtig, und es liegt mir eben so viel
daran unnützes verlogenes Gesindel fortzuschaffen, als für unglückl.
Mitleiden zu befördern. Erkundigen Sie Sich also nach einem dort eclipsirten
Pater oder Prof. Wiener, und Hill soll noch heute seine Herberge oder
Praesepium ausfragen. Hat er was in seinem Fach gethan, so soll
Hill
Stunden bey ihm nehmen. Man hat an ihn gedacht bey bevorstehender
Vacantz; Kraus hat weniger Vertrauen zu ihm als Kant, und ich kann beyden
nicht widersprechen. Ihr Namensvetter hat an diesem jungen Menschen
einen Schatz für seine Kinder – – wenn er ihn nur dafür erkennt – – – –
So bald ich was habe, schreibe wieder. Erwarten Sie aber keine zweite
Fortsetzung vor einer Antwort oder Bescheinigung über Empfang desr
ersten. Leben Sie recht wohl mit Ihrem ganzen Hause unter den besten
Grüßen u Empfehlungen von mir u den Meinigen. Much good may youdo! Der garstige Klecks ist kein gutes Omen – Sey’s was es wolle: so bin
und bleibe unverändert
Ihr alter Freund Johann Georg H.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
. /
Fco Wesel
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 18ten Jan. 1786.
J. G. Hamann
empf. den 29ten –
beantw den 3ten Febr.Kgsbg den 19 Jänner 86.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und redlicher Freund,
Ihren Brief erhielt eben den 12 wie mir der Kopf gantz benommen war
von des M. plötzl. Todesfall, den ich den Abend vorher durch meinen Sohn
aus den Zeitungen erfahren hatte. Pf. Scheller war eben mit Kr Deutsch
nach Graventihn abgereist, ersterer eine ziemliche Weile bey mir zur
Herberge gewesen, und wird diesen Sonntag als Adiunctus und vermuthlicher
SchwiegerSohn des alten berüchtigten Gottscheds zu Petersdorf
introducirt werden. Sie können leicht denken, daß weder dem alten kranken Wirth
noch dem muntern Gast, der ein Sachse-DeutschGascogner ist die Zeit über
nicht wohl zu Muthe gewesen. Zum Glück war er alle Tage ausgebeten,
kam sehr odrdentl. zum Pfeifchen zu Hause; ich legte mich aber so frühe
ich muste nieder, ohne Umstände zu machen. – Mein Magen ist wohl noch
nicht hergestellt, ich habe noch Hoffnung mich zu erholen, aber nicht wieder
jung zu werden. Gott erhalte man alles in Ihrem lieben Hause im guten
Gange, daß Sie mich bald mit dem zweyten Theil Ihrer Zerstreuten Blätter
erfreuen können.
Ich danke Ihnen recht herzlich, liebster alter Freund, für den Antheil den
Sie an meiner Gesundheit und Reise, denn beyde scheinen sehr nahe
zusammen zu hängen, nehmen.
Die Morgenstunden habe ich nur bey der ersten Erscheinung
durchgeblättert u einige Stunden angesehen, und eben machte ich wider den Anfang mit
schlechtem Fortgange und etwas aufgebracht, als ich den Tod des Verf.
erfuhr, da meine ehmalige Freundschaft für den armen Mann aufwachte, und
es mir recht weh that ihm nicht Einmal vor seinem Ende geschrieben zu
haben um ihm einige Erläuterungen mitzutheilen. Aber Sie urtheilen gantz
recht von ihm. Er glaubte weder Mose noch den Propheten, ungeachtet er
sie übersetzt und würde allen meinen briefschaftl. Versicherungen auch nicht
getraut haben. Der Unglaube ist die älteste stärkste und nebst dem
Aberglauben die einzige
natürliche Religion
. Er ist am letzten Tage des
Jahres der auf den Sabbath fiel, noch bey seinem Verleger Voß gewesen,
der wahrscheinl. schon den Anfang zum Abdruck des zweiten Theiles
gemacht. Nichts Zuverläßiges habe noch bisher darüber erfahren können,
werde aber unsern J. in D. davon sogl. Nachricht ertheilen. In Ansehung
seiner ist es mir recht lieb, daß ihm sein Gegner eben so entrückt worden ist, als
dieser seinem Achates – Ich habe alles Mögl. schon gethan, was Sie mir an
der Hand gegeben haben, und laße ihn beynahe nicht zu Othem kommen, an
eigene Arbeiten zu denken. Den 27 Nov. habe bereits den 63sten Theil der
A. D. Bibl. über der Post erhalten u mir durch einen guten Freund von mir
u Nicolai, dem Kaufmann Jacobi verschreiben laßen. Nunmehro werden Sie
auch No III. nebst II u IV. gelesen haben. Mit der lateinschen Zeitung bin
recht wol zufrieden gewesen und wünschte aus Dankbarkeit den Verf. zu
wißen. Ein mäßiger Beyfall ist mir lieber als ein verdachtiges übertriebenes
Lob. Aber an dem politischen Philister F. muß ich mich rächen mit einem
Eselskinnbacken. Das hab ich beynahe ihm zugeschworen und hoff es ihm
redlich zu halten, so wahr mir Gott hilft und Sein heiliges Evangelium!!!
Keine Art Urlaub zu erhalten ist weder fürvor meine Augen möglich
noch für meinen Geschmack. Ich will von meiner Autorschaft eben so feyerlich
Abschied nehmen, als ich vor 25 Jahren selbige angetreten habe. Und dann
erst werde ich an eine zweite Auflage meiner Schmieralien denken können zum
Besten meines Verlegers, den ich Jahre lang bey der Nase herumgeführt.
Er schickte mir den Tag nach Empfang Ihres Briefes ein Paar Fäßchen
Caviar, wovon ich eins an Kant abzugeben hatte. Die ganze Woche war ich
lüstern darnach gewesen. Beym Empfang war mein Appetit schon halb
gestillt. Der bittere Geschmack im Munde vergällt mir alle Feuchtigkeiten; und
mein schwacher Magen kann diesen Leckerbißen auch nicht recht mehr
verdauen. Ich habe einige male angesetzt; denn schöner hab ich ihn noch nicht
erhalten, als dies Jahr zu meinem Verdruß. Die letzte Neige habe ich diesen
Mittag meinen Kindern Preis gegeben, welche wie die Fliegen drauf erpicht
sindVorgestern Montags Abend läßt sich meine Hausmutter verführen in
die Comödie mit den beyden Mädchen zu gehen. Auf einmal fiel ein starkes
Thauwetter ein. Ich schickte den guten Hill nach um die Kinder zu Hause zu
begleiten. Es geht alles gut; vor der Hausthür thut meine Alte so einen
entsetzl. Schlag, daß ihr beynahe eine Ohnmacht ankommt. Der
Regimentsfeldsch Miltz, deßen Tochter an dem gantzen Aufzuge schuld war, hat ihr
heute Blut gelaßen, und ich denke allen übeln Folgen dadurch vorgebaut zu
haben. Gestern gieng sie den ganzen Tag wie eine betäubte Gans im Hause
herum. Nach dem Aderlaßen ist ihr leichter. Heute ist der dritte Tag daß ich
das Haus hüte, Rhabarber und meine Pillen von Aloe u Assa foetiolaeingenommen, um den Wermuth Geschmack aus dem Magenschlunde los zu
werden.
Gestern Abend ist ein Schurk von Regierungsrath, Namens
Glawe
, ein
Liebling des Großkanzlers mit einem Commando aus Memel eingebracht,
der die Grube vielen andern und zuletzt sich selbst gemacht. Wie es ihm gehen
wird, läßt sich noch nicht absehen. Nach allem Menschl. Vermuthen, schlecht!
So bald ich mitvon meiner Arbeit glücklich entbunden bin, werde ich
anmelden das gelegte Ey. Der Kopf hat mir bereits so gebrannt, daß ich von
Sinnen zu kommen glaubte, und ich habe die Vormundschaft des Magens
über die Denkungskräfte niemals so merklich gefühlt, als dieses mal. J. hat
seinen Jehu an mir gefunden, und ich besorge ihn beunruhigt zu haben durch
meinen Autorparoxysmos. Das beste was ich thun konnte, war freylich aus
mir selbst für ihn eine Fabel zu machen, an der er sich spiegeln konnte.
Nun haben Sie auch schon den Newton in nuce im Jänner gelesen. Das
kleine Ding thut eine allerliebste Wirkung zum
ersten
mal – das bis autter lectus vermindert immer mehr die Ueberraschung. Ey! ey! mein lieber
Gevatter, Landsmann und Freund! daß Ihnen die Schläge Ihres alten
Lehrers so weh thun, gefällt mir nicht Recht. Dies gehört zum Autorspiel – und
ohn diese veniam mutuam muß man sich gar nicht einlaßen. Jeder gute
Kopf hat so einen Satansengel nöthig, statt eines memento mori und die
bittere Aloe macht rothe Wangen – befördert den Umlauf des Bluts und den
Fortgang der Arbeit besonders solange sie noch unter dem Amboß ist. Das
dient im Grunde alles zu Ihrem und Ihres Werks Besten, wenn Sie es gut
anwenden wollen – etiam ab hoste consilium. Und das ist K. nicht, sondern
im Grunde ein guter homunculus, dem Hippel ebenso ein Ende wie dem
Mendelssohn weißagt. Das Schreiben ist ihm jetzt eben so eine Bedürfnis,
als das Reden und Plaudern. Der Kgl. Bibl. soll sich sehr für diesen ersten
Beytrag zum N. J. bedankt haben; wie leicht zu erachten. Sind Sie nicht
erst in der Hälfte Ihrer Ideen? Sind seine Erinnerungen ohne Grund; so
fallen sie von selbst weg. Haben Sie Grund; desto beßer für Sie ihn noch
bey Zeiten zu entdecken, und sich darnach richten zu können. Ich würde so
politisch u billig seyn mich auf jeden Fall dafür zu bedanken – wenn ich nicht
einen kahlen Kopf hatte – und ein Kritiker der reinen Vernunft so galant
wäre, was ich eben jetzt meine Magd sehe meinen beyden Mädchen thun, weil
die Mutter nicht mehr recht sieht, und ihre Nase zu einer Brille ein wenig zu
klein ist.
Also iß Dein Brodt mit Freunden, trink Deinen Wein mit guten Muth,
denn
Dein Werk gefällt
Gott. Dieser Billigungstrieb vulgo Glaube
hält doch immer fest, wenn alle andere Stricke reißen. Wenn der Caviarbitter schmeckt, liegt nicht die Schuld an einem künftigen Verleger noch am
vergangenen Recensenten: sondern sehr oft an unserm Oesophago, wie ich
die leibhafte Erfahrung habe.
Der liebenswürdige Graf Stollberg gieng am Neujahrs heil. Abend hier
durch, gieng von mir zu Hippel, wo er aber den Scheffner nicht zu sehen
bekommen, speiste bey
Keyß
u reiste denselben Tag glücklich ab. Die Elisa
wird alle Tage in Gesellschaft JIhres Goeckings erwartet. Ich habe mich
die Feyertage über nicht aus dem Hause gerührt, gieng den 10 d. zum ersten
mal aus, um Kr Deutsch den Gang zu ersparen u ihm mein Compliment im
Vorbeygehen zu machen. Auf die PoliceyStrützel u Leibkuchen habe dies
Jahr Verzicht thun müßen und Scheffner besuchte mich in Gesellschaft
seines Wirths auf eine Stunde, da mir eben der Kopf rauchte.
Hat Sie der gute Häfeli aus Wörlitz besucht, wie er sich vorgenommen.
Er hat mir eine Gottesvertheidigung über die Zulaßung des Bösen
empfohlen, die ich hier nicht auftreiben können, und diese Woche verschreiben
laßen durch den Ex-buchhändler und künftigen Lombard-entrepreneurWagner. Statt deßen hab ich hier eine alte Abhandlung von demselben
Autor de Marées, der ein geborner Schwede seyn soll, wiewol er
Mendelssohn einenseinen Landsmann nennt, über die
Verbindlichkeit
der göttl. Gesetze von der Todesstrafe des Mörders u
Vermeidung blutschänderischer Heirathen 71
. gegen Baumgarten
u Michaelis. Ich weiß nicht ob mein Urtheil bestochen ist, sie hat mir
ungemein gefallen und ich habe viel Neues, beynahe anticipirtes gegen den
Genio Seculi darinn gefunden daß ich die andere Schrift nicht abwarten
kann, um meine Neugierde zu stillen. Kennen Sie selbige, so bitt mir Ihr
Urtheil aus, meins zu berichtigen. Häfeli war so grosmüthig mir die Schrift
anzubieten; ich bin aber ohnehin in seiner Schuld, und ich hoffe sie bald zu
sehen um ihm antworten zu können. Ich bin in der Verlegenheit gewesen
ihm eine Sache zuzumuthen, in welche ich mich weder selbst mischen noch
gute Freunde compromittiren mag. Es war eine elende Pfarre auf den
Deßauschen Gütern, wo unser jetzige Altst. Diac. Kraft, (der vielleicht auch
Ihr akademischer Freund, wie von Fischer u Scheffner seyn mag) seinen
alten Schulmeister anbringen wollte als einen ehrl. u durch seinen
Nachfolger geplackten Mann.
Weil Köhler nicht außer der morgenl. Prof. die griechische und dritte
juristische erhalten, ist jetzt im Abzuge. Man hat in Berl. an
Hill
gedacht;
er ist aber noch zu unreif u vielleicht zu Schade für ein öffentl. Amt. Meine
Lisette Reinette hat den Generalbass bey Podbielski, der sich über den
Fortgang dieses Mädchens durch die bloße Nachfolge einer Freundin, die seine
beste Schülerin so gefreut, daß er aus Neigung ihr weiter hilft. Hill setzt das
italienische fort und qvält sich mit Lehnchen u Marianchen auf dem Clavier.
Raphael lehrt die eine schreiben die andere lesen und HE Johannes studiert
sich gantz zum dollen Greeken, weiß aber weder Bu noch ba von Philosophie
und Mathematik. Es fehlt also nicht an häuslichen Freunden –
An öffentl. Leiden auch nicht. Kein Gekoch, keine Zufuhr; das Stein Butter
20 fl. kein Futter, Gerüchte von Viehsterben und lauter Aspecten noch
schlechterer Zeiten. Ein Sch‥knecht hat sich gelüsten laßen vorige Woche
eine gantze Fuhr mit Würsten, sSie können leicht erachten welche? zu
Markt zu bringen –
Lohnt es wohl Ihnen solch Zeug zu lesen zu geben – Es ist Zeit
aufzuhören. Sie sehen, lieber alter Freund, daß ich noch lebe und schmiere. In
Wandsbeck soll auch alles wider auf den alten Fuß seyn. Die Ankündigung
einer neuen Uebersetzung habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen, auch
keinen Wink deshalb. Er hat einen Vetter
Lorck
hier aus Flensburg, der
mich mit seinem Herrn einmal besucht, aber noch keine Gegenvisite gemacht.
Aus Münster keine Zeile erhalten seit seiner Ankunft. Gnug für mich, daß
alles nach Wunsch dort geht.
Empfehlen Sie mich meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin, welche
Gott stärken wolle, und Sie mit Ihrem ganzen Hause seegnen. Von mir
und den Meinigen, worunter auch Hill gehört, die zärtlichen Grüße und
Küße. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter ewiger Freund
Johan Ge.H.Mein Kopf ist leer und wüste, daß ich abbrechen muß – und den Brief
mir aus dem Gesichte schaffen. Ersetzen Sie alles, woran ich nicht denken
kann. Gott empfohlen. Küßen Sie Pathchen.Düßeldorf, den 23ten Jan 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 6 Febr 86
Geantw eod.No 25.Heute früh, mein Herzinnig geliebter Hamann, erhielt ich Ihren Brief
vom 10ten – 12 Jan. Sie sagen mir nicht daß Sie den meinigen den Sie
erwarteten (v 30.ten Dec.) erhalten haben. Der niedergeschlagene Ton,
vornehmlich bey’m Schluße Ihres Schreibens macht mich bekümmert. Ach daß
ich nicht zu Ihnen hin fliegen u selbst sehen kann! Am Sonnabend erhielt ich
auch v Herder, bey Gelegenheit eines Einschlußes an Camper den ich
befördern soll, einen Brief voll Sorge für seinen alten u frühesten Freund,
den
Freund seiner Freunde
. Ich soll Sie schonen;‥ soll helfen Ihnen
heiter u still Ihre Reise auf den künftigen Frühling möglich machen… Wie
gerne will ich das. Aber alles Eingreifen läuft gegen meinen Character. So
gern ich gehorche, mich zufrieden gebe, zu thun auf einen Wink bereit bin: so
ungern mache ich Vorschläge, oder ertheile Rath – Laßen Sie mich laut
anstimmen:
Wer nur den lieben Gott läßt walten – Ich kann das Geflüster um
Ihn
herum nicht leiden. Ich hab’ es in der Erfahrung überall so armselig
gefunden. Also, lieber Haman, Er sey mit uns! und wir gehen unsern geraden Weg.
Ich hoffe sehr darauf mit nächster Post wieder Nachricht von Ihnen zu
erhalten. Daß die Nachricht v Mendelssohns Tode Sie rühren würde, hatte
ich erwartet. Claudius schreibt mir, Nikolai hätte eine Alfanzerey auf
seinem Grabe gemacht, des Inhalts: „daß der
alte
Moses noch wohl von ihm
(dem M. M.) hätte profitieren können, wenn sein gutes Glück ihn zu
unserm Zeitgenoßen gemacht u seine Morgenstunden hätte frequentieren
laßen.“ – Es freut mich daß es die Ausführung Ihrens Plans erleichtert,
daß Mendelssohn Sie nicht zu lesen braucht. Dieser Umstand wird auch
mir dereinst zu statten kommen.
Der größte Theil des Inhalts v Ihrem heute eingelaufenen Schreiben,
ist durch die meinigen vom 6ten, 13ten u 17ten dieses schon beantwortet. – Mit
größtem Verlangen sehe ich neuen Beylagen entgegen, u werde Ihnen über
alles meine innerste Herzens Meynung unverholen seyn laßen. Auf meine
Verschwiegenheit u treueste Befolgung Ihres Willens bis zur geringsten
Kleinigkeit, können Sie sich fest verlaßen.
Den 17ten, Abends, da ich eben zu Bette gehen wollte, langte mein
entlaufener thörigter Junge an. Ich sah ihn, u er mich, nur mit einem Blicke.
Meine Schwester Lene beförderte ihn zu HE Schenk. Ein heftiger Sturm
hatte meinen Clermont mit seinen Töchtern genöthigt jenseits Rheins zu
bleiben. Diese –
Zärtlichkeit
(ich fühlte es so) der Vorsehung, bewegte
mich bis zu Thränen. – Alles war zur Ueberantwortung nach Wesel fertig.
Schenk aber, der am ernstlichsten für diese Maaßregel gesprochen hatte, fand
den Jungen so zerknirscht, so gedemüthigt bis ins Mark, daß er anderer
Meynung wurde. In einem Athem war er v Zelle bis nach Hamburg
gelaufen, auch zu Wandsbeck vor Claudius Thüre gewesen; hatte sich aber nicht
überwinden können hinein zu gehen. Auch nicht nach Zelle zurück zu kehren,
ob er gleich eingesehen daß dies das vernünftigste sey. Ich sollte mit ihm
machen was ich wollte, darum wäre er gekomen. Nun bin ich würklich sehr
verlegen was ich mit ihm mache. Wie der junge Mensch beschaffen ist,
werden Sie ohngefähr aus den hiebey kommenden Auszügen sehen.* Wenn Sie
einen guten Rath wißen, so theilen Sie mir denselben mit. Er war 2 Jahre
in Claudius Hause; 4 Jahre bey der Prinzeßinn von Galitzin; u nun wieder
5/4 Jahr bey mir. Ihn irgend unter eine strenge Gesetzliche Form zu
bringen, die mehreren gemein wäre, wäre wohl das Beste; aber wo findet sich
eine solche Anstalt? Ihn blos einem Hofmeister zu unterwerfen möchte nicht
hinreichen; wo findet sich der Mann, der in diesem Falle meine Sache ganz
zu der seinigen machte? – Konnt ich mich doch nicht einmahl auf mich selbst
hierin verlaßen.
Die Rec. meiner Briefe in den Götting. Anz. ist gewiß nicht v Herder. Da
müßte sie aus andern Augen sehen. Würde auch fast durchaus anders lauten.
Das Blatt der Ideen Litt. Z. welches die Rec. v H Ideen Th II enthält,
ist noch nicht hier. Ich habe aus Ungeduld darum nach Duisburg schreiben
laßen, aber es auch von da her nicht erhalten.
Daß bey’m Durchsehen der Morgenstunden Ihr BilligungsVermögen
eben so aufgebracht gewesen wie das meinige, freut mich sehr. Daß die
Zusätze v Reimarus herrührten, verstand sich bey mir v selbst, u ich glaubte,
nach dem was ich Ihnen geschrieben hatte, es wäre eben so bey Ihnen. Sie
fragten mich gleich anfangs, was die Sternchen S 174 meiner Schrift
bedeuteten, u ich nannte Ihnen den Eingebohrnen der Fragmente. Mir graut
vor den Vorlesungen wenn nebst Zubehör, wenn ich einmahl sie werde
lesen müßen – Wenn Eifer für Hirngespinste das Charakterischtische des
Fanatismus ist, so giebt es jetzt in Deutschland keine ärgere Fanatiker als die
Berliner. Sie selbst können das nicht glauben, weil sie sich v Schwärmerey
eben nichts zu Schulden kommen laßen – Messieurs les
bande-à-l’aise
!Ich soll zu Tische u muß also schließen, weil ich, meiner Gäste wegen,
länger aushalten muß, u die Briefe vor 4 Uhr auf der Post seyn müßen.
Gebe Gott daß ich übermorgen erfreuliche Nachrichten v Ihnen erhalte.
Mit meiner Gesundheit habe ich Ursache gerade so zufrieden zu seyn, wie mit
meinem Göttingischen Recensenten: sie ist sehr erträglich. Vor dem Tod in
Töpfen, b vor dem Sie mich warnen, bin ich, so lang ich die 4 Mädchen
im Hause habe ziemlich sicher. Aber ach, ist nicht in allen unsern Töpfen der
böse Tod! Es leidet einen guten Sinn was Spinoza sagt, daß der Weise sich
nicht um den Tod, sondern nur das Leben bekümmere u darauf bedacht
sey. –
Bey allem dem, aber auch eben deswegen:
cura ut valeas
!Von ganzem Herzen
Ihr F. H. Jacobi.Warum, Lieber, laßen Sie Ihre Briefe an mich nicht durch Fischer
besorgen? Es ist nicht recht daß bey einem Briefwechsel, wovon ich weit den
größten Vortheil ziehe, Sie nicht alle die Mühe, sondern auch noch
Unkosten haben. Ihre Briefe frco Wesel kommen alle ganz frey in meine
Hände, weil ich, als ein Glied der Dicasterien, auf allen Kaiserlichen Posten
die Postfreyheit genieße.
* Diese Abschrift ist v Schenk.Kgsb. den 29 Januar Dom. IV. p Epiph. 86.Herzlich geliebtester J. Wie ich nicht mehr hoffe einen Brief von Ihnen zu
erhalten, bekam ich an Ihrem Geburtstage zwey auf einmal. Zufällig
erbrach ich den vom 5 d. zuerst, worinn Sie meine Schwärmerey beynahe
auszustechen schienen. Was Sie nachher erhalten, wird selbige ein wenig
abgekühlt haben. Wir haben beyde Ursache vor unserm Geist uns in Acht zu
nehmen.
Gott gebe, daß die Nachricht vom 13 d. worinn Sie mir Ihr
Hauskreutz
melden bereits zu Ihrer Beruhigung abgemacht ist. Die Vorsehung
wird Ihren Väterlichen Entschluß zum Besten Ihres verlornen Sohns
lenken und regieren, und Ihren jetzigen Schmerz durch die Rückkehr deßelben
mildern. Wie schwer wird es uns armen Menschen die Vollkommenheit des
himmlischen Vaters und seine Barmherzigkeit gegen unsere eigene Kinder
nachzuahmen. Ich wollte Ihre häusliche Unruhe erst abwarten, ehe ich
wider schriebe; habe mich aber anders entschloßen. Vielleicht haben Sie
liebster Jonathan, eben die Zerstreuung eines Briefes so nöthig, wie ich selbst
diese Erleichterung.
Gemüth und Leib leidt bey mir gewaltig von der elenden Witterung, die
mich beynahe gantz desorganisirt. Ich bin nicht im stande gewesen, die
vorige Woche auszugehen, und habe mich heute beynahe den ganzen Tag
umgetrieben. Gestern frühe kam Brahl zu mir mit der Nachricht, daß die hiesigen
Juden mit der heutigen
fahrenden Post
2 Exempl. von den 5 Bogen
des M. M. an Leßings Freunde erwarteten. Ich habe kaum den heutigen
Tag abwarten können; die fahrende Post ist bis jetzt ausgeblieben und wird
kaum morgen anlangen können wegen der ⸂Nogat u.⸃ Weichsel, die es eben so
wie Ihre dortige Gewäßer macht. Ich habe die Ankündigung in den
Berlinschen Zeitungen wenigstens zu lesen bekommen; und man hat Wunder
von dort über die Vorrede des
Engels
geschrieben; die ich mir noch nicht
vorstellen kann – Vielleicht erhalt ich sie noch morgen, ehe ich diesen Brief
schließe.
Zu Ihrer Beruhigung melde Ihnen noch, daß meine 2te
Fortsetzung
wenigstens auf die Hälfte nichts taugt und von mir selbst
verworfen ist
. Desto lieber wird es mir seyn Ihr strenges Urtheil über
jede Stelle zu hören, in wie weit es mit dem meinigen übereinstimmt. Ich
habe mehr Zeit und Gesundheit vor der Hand nöthig um in den rechten Gleis
zu kommen, verlauf mich alle Augenblicke, und qväle mich vergeblich mit
Dingen die nicht zur Sache gehören und der Mühe, die sie mir kosten, nicht
werth sind.
Ich habe mich von einer Seite verbannt und beynahe verflucht zu dieser
Arbeit, auch noch in meinem letzten Briefe an Herder einen körperl. Eyd auf
selbige gethan damit durchzusetzen – von der andern fühl ich die
Schwierigkeit sie zur Reife und ins Reine zu bringen, und daß ich mir Zeit laßen muß,
behutsam zu Werk zu gehen und mich nicht zu übereilen, meinem Ungestüm
nicht blindlings zu folgen, und auf die Schwächen meines Unterleibs
Rücksicht zu nehmen, daß selbige nicht in die Höhe steigen und Wolken in
Erscheinungen der Juno verwandeln. Alle
dumme Schnörkel
müßen fort,
und das Ganze muß ein Phalanx seyn. Mir ist es lieb, daß Engel und der
Philosoph für die Welt
sich ins Spiel mischt; aber man muß erst
sehen, was? und wie? Verzagen Sie also nicht, wenn meine Hand ermatten
und so oft anfangen zu sinken im Streit gegen Amalek. Ich habe noch immer
Hoffnung ειϛ νικοϛ την κρισιν auszuführen. Er wird das glimmende Docht
nicht auslöschen, noch das geknickte Rohr zubrechen.
Ich speiste heute zum ersten mal in diesem Jahr außer Hause bey Ihrem
Namensvetter – aber der bittere Geschmack bleibt mir noch immer. Hill
brachte mich zu Hause. Der Pr. Wiener war auch bey mir gewesen, er kann
nichts als ein
Jude
seyn, der ein Allmosen braucht. Meinem Sohn muste ich
auch die Epistel lesen. Er verwahrloset seine Sprache so stark, daß er bald
ein größerer Stammerer wie sein Vater seyn wird, und in einigen Dingen,
die ich nicht eben an mir liebe u lobe, scheint er mir zu sehr nachzuarten.
Gleich darauf wurde ich mit einem längst erwarteten Briefe von Claudius
erfreut, der in langer Zeit nicht so viel und vergnügt geschrieben. Da kommt
Pr. Kraus und bringt mir den Herrn von Auerswald und einen Brief vom
Kapellmeister Reichardt, der mir eine unerwartete Freude gemacht, weil er
noch den Tag vor seiner Abreise sich wegen
meines Urlaubs Mühe
gegeben, und mir noch ein paar Zeilen geschrieben, ehe er auf den Postwagen
gestiegen. Er erinnert sich der frohen glückl. Tage in Düßeldorf und wünscht
mich in Wandsbek.
Aus wahrer Achtsamkeit hab ich ihm keine Zeile nicht geschrieben, weil ich
glaubte, daß er mit seinen eigenen Angelegenheiten, Amtsverrichtungen und
Reiseanstalten nebst der dazugehörigen Arbeit den Kopf viel zu voll haben
würde, daß ich ihn mit meinen Grillen nicht oben ein beunruhigen wollte.
Ich habe ihm meinen jetzigen Posten zu danken, den ich damals als das
vltimum visibile meines zeitl. Glücks und aller irrdischen Wünsche zur
Ruhe ansahe. Sie können leicht denken, wie angenehm und überraschend es
für mich war, daß er aus alter Freundschaft an mich gedacht unter allen den
Umständen. Er ist nicht nur bey einem Geh. Finantzrath, der zur General-Adm. zur Abschiedsvisite gewesen sondern hat auch 2 Billets in meiner
Sache geschrieben deren Beantwortung er seinem Briefe beygelegt. Der
Gen. Adm. welcher das Departement von Schlesien, wo ich nicht irre hat,
schreibt ihm, „daß sein College, der neml. das Departement von Preußen
hat, jaloux seyn würde, wenn ich mich nicht vorzüglich an ihn gewandt.
Er glaubt daß ich eine Brunnencur gebrauchen wolle und dies zu
Widerherstellung der Gesundheit zuweilen das einzige Mittel sey, und zugleich
einen zureichenden Bewegungsgrund ausmachte um die Bewilligung zu
einer Reise zu ertheilen“ –
Sapienti sat. Fast wird meine Vermuthung daraus bestätigt, daß ich mich
hatte gerade an die Adm. melden sollen, und nicht durch Vermittelung der
Prov. Direction. Dies ist auch meine erste Instantz, die auch hätte jalouxwerden können; und zweitens wißen Sie daß ich auch dieser verpesteten
Freundin des Philosophe de S.S. nicht das letzte Glück meines Lebens zu
danken haben wollte; und ihre abschlägige Antwort war eine Nahrung für
meine Rache und den catonischen Patriotismus: Delenda est Carthago, auf
der mein ganzer letzter Versuch der Autorschaft beruht. Ich bin also immer
zwischen Thür u Angel; und Umstände müßen den Ausgang meines
Entschlußes und der Ausführung reif machen und wie ich schon oben gesagt den
Brouillon meiner Ideen ins Reine bringen.
Ich habe doch also nicht gantz wie ein dummer Jahn ins Gelag
hineingeschrieben; sondern Ihre Schrift ist unter Ihren Augen gleichsam gedruckt.
Ich erschrack wie ich
Breslau
und des
Claudius Verleger
sahe;
weil ich mir durch eine Art von Verblendung
Frk u Leipz
. ohne Verleger
den Titel vorstellte, und nicht Lust hatte nach Ihrem Sp.Büchlein in meinem
geheimen Pult zu suchen, über den mein Confusionsrath Joh. M. die Aufsicht
hat, der den Tag über nicht zur Hand ist. Darüber künftig mehr, wenn es
Zeit
seyn wird; denn es kann alles anders gehen wie man denkt und ich muß
erst mit meiner Arbeit weiter seyn oder das Ende näher sehen können.
den 30 –Die
fahrende Post ist noch
nicht hier. Mein Sohn ist bey Hippel
zu Mittag und er schickte mir eine Observation des HE von Roeber über eine
Stelle der Herzbergschen Vorlesung sur les revolutions des Etats die
Justitzreform betreffend. Eben war ich darüber her, als Wiener erschien –
den ich mit Verdruß kurz abwies, weil ich zu meiner Arbeit auf dem Licenteilen muste. Vor dem Eßen laufe ich noch selbst nach der Stadt, um noch
wo mögl. Mendelssohns Vermächtnis ansehen zu können. Ein guter Freund
gieng aus Curl. vorige Woche nach Berl. dem ich sogl. bey seiner Ankunft
sich darnach zu erkundigen aufgetragen, und mir es zu übermachen. Daher
ich es nächstens auch erwarte. Ihr Freund
Schenk
ist alles für mich, was
er für Sie ist.
Ich erinnere Sie nochmals alles noch als einen rohen Entwurf anzusehen
und die
zweite Fortsetzung
besonders als misgerathen wenigstens bis
auf die Hälfte. Die ausgefallene Note ist in Serm ad Pisones v. 147–149.
Das geminum ovum betrift die Litteraturbriefe u A. D. Bibl.
Der ehernen Schlange wurde geräuchert und
abgöttisch
verehrt. Der
Name des
kühnen Königs
ist aus der Gloße Luthers, deßen
Uebersetzung das Ansehen der Vulgata für mich hat. Sie
hörte
auf ein Abgott
zu seyn, und bekam den Namen mit der That einer ehernen Schlange, denn
mehr, wie das, war sie wirklich nicht. „Denn ohne
Gottes Wort
ist das
Waßer
der Taufe schlecht Wasser
, weder
Typus
, noch
Sakrament
.“Der
schöne
Zeigefinger ist aus dem Persio der bekannte Vers I. 28 atpulcrum est digito monstrari et dicier HIC
est
. Der politische Mitlauter
erklärt sich nachher und be kommt beynah zu oft vor.
Ich werde Ihre Nachschrift das Dare lucem nicht vergeßen, und es soll
nicht blos vor der Stirn, sondern der
Geist
der ganzen Schrift seyn, und
ihre eigentliche Absicht; aber Zusammenhang und Fortschritt erfordern noch
ein wenig die Gedult des Lesers. Die zweyte Fortsetzung ist voller Flecken,
und ich bin gantz vom Wege zum lucidus ordo abgekommen. Ich wünschte
aber, daß Sie mir alles aufrichtig sagten, was Ihnen dunkel, falsch u
unverständlich oder spitzfindig vorkommt, um mein eigen Urtheil an Ihrem
wetzen zu können, und Erinnerungen eines Freundes drücken sich tiefer ein als
seine eigenen, die man sich selbst macht. –
Verdenken Sie es mir nicht, liebster J. daß ich mich durch alle nur mögl.
Mittelbegriffe und Leidenschaften gleichsam selbst an diese Arbeit
angeschmiedet. Demohngeachtet geht mein Eigensinn nicht so weit mihi res, sondern es
ist eine Gewißenssache für mich, me rebus subiungere.Es ist 6 Uhr Abends; noch nichts da, ohngeachtet ich noch vor dem Eßen
nach der Stadt lief um die genommene Abrede gleich bey Ankunft der Post
zu bestätigen. Sie werden es vermuthlich eher als ich erhalten.
Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von Ihrer häuslichen
Ruhe. Wenn alle Ihre Freunde Ja sagen; so weiß ich zu wenig, um dagegen
etwas einwenden zu können. Hoffnung läßt nicht zuschanden werden. Er
wird das Herz der Väter bekehren zu den Kindern, und das Herz der Kinder
zu den Vätern – ist eine tröstl. Verheißung. Michael u Raphael sind in die
Comödie gegangen den Hamlet zu sehen. Es ist diesen Winter das erste mal,
und ich hatte ihm das heutige Concert der 2 Waldhornisten Gebrüder – die
nach Petersburg hier durchreisen, und die ich selbst gern gehört hätte –
zugedacht. Ob mein Sohn musicalisch ist, weiß ich nicht. Die Mädchen scheinen
es mehr zu seyn und Lisette Reinette hat dies Jahr den Generalbaß
angefangen. Ich wünschte das Geld was mein seel. Vater für die schönen Künste
verschwendt u verloren, weil meine Kinder vielleicht mehr dabey gewinnen
würden, und ich gantz ohne Sinn für das Schöne bin, das mich übertäubt
ohne mir etwas davon erklären zu können.
Wenn Reichardt über D. geht; so danken Sie ihm für seine freundschaftl.
Aufmerksamkeit, die mich gerührt und aufgerichtet hat. Mein Stillschweigen
hat eine ähnliche Qvelle, die er scheint nicht verkannt zu haben.
Gott seegne die Ihrigen, wie die Meinigen – In Münster ist doch alles
gut; die Uebelkeiten mit eingeschloßen, als Vorboten neuer Liebe. Mein
dienstbarer Geist Hill soll diese Einl. mitnehmen. Ich umarme Sie mit vollem
Herzen und Sehnsucht erwünschter Nachrichten.J. G. Hamann.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 29ten u 30.ten Jan 1786.
J. G. Hamann
empf. den 9.ten Febr
beantw den 10.ten –Dußeldorf den 2ten Febr 1786Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 15 Feb. Geantw. eod.No 26.lieber HerzensFreund
An dem Tage da ich Ihnen meinen jüngsten Brief schrieb, hatte ich
ziemlich starkes Halsweh. Den Abend stellte sich ein Fieber ein, mit Kopf- u
Glieder-Schmerzen, u ich konnte am folgenden Morgen nicht aufstehen. Mein
größter Kummer dabey war die Stöhrung meiner Geburtstags Feyer. Ich
hatte aus verschiedenen Merkmahlen abnehmen können, daß sie ganzaußerordentlich hatte seyn sollente, da die vier Mädchen aus Vaels u meine
Schwestern, sich in Anschlägen u Anordnungen hatten gegenseitig
unterstützenten. können. Nun machte ich mich zwar so stark als ich konnte, u
stand auch gegen Mittag auf. Kaum aber war der Auftritt der mich beym
Frühstück erwartete nachgeholt, so mußt ich mich schon wieder legen. Das
Fieber wurde heftiger u dauerte bis zum folgenden Morgen. Vermuthlich
wäre nun alles gut gegangen, wenn ich mich geschont hätte. Nun aber gieng
ich schon am Freytag wieder aus, u gab Abends einen AusternSchmauß,
wobey es sehr fröhlich hergieng, u tief in die Nacht hinein gewacht wurde.
Den folgenden Morgen war ich nicht ganz wohl. Ich schrieb es dem
Champaigner zu, der mir zuweilen nicht bekommt. Den Sonnabend klärte sich
das Ding schon beßer auf; ich fühlte einen entsetzlichen Schnupfen im
Anmarsch, mit den dazu gehörigen Kopfschmerzen; auch hatte sich das Halsweh
wieder eingestellt. Ich wurde gegen Abend sehr übel; befand mich aber den
folgenden Tag schon etwas beßer, u glaubte Nachmittags, es würde alles so
vorüber gehen. Ihr erfreulicher Brief v 18ten nebst Beylagen war
angekommen. Ich las das alles noch vormittags, mit unaussprechlicher
Herzenslust, u genoß dieselbe Freude an eben dem Tage noch zweymahl; schrieb aufauch noch mit Leichtigkeit, einen nicht ganz unerheblichen Brief. In
derselben Nacht aber brach das Recidiv mit voller Stärke aus, u ich bin 3 Tage
recht von Herzen krank gewesen. Daß ich Ihnen am Dienstag nicht
schreiben konnte, war mir höchst empfindlich. Ich hoffte bis zu Abgang der Post
auf eine erträgliche halbe Stunde, die aber nicht kommen wollte. Nun haben
die Schmerzen überall, auch das Fieber sehr nachgelaßen: Die Gesundheit
wird sich also auch wohl wieder einstellen.
Ehe ich auf die Fortsetzung Ihres fliegendesn Briefes komme, auf die
ich mich wegen meines sehr trüben, schwindlichen u schmerzhaften Kopfes,
vor Morgen, da es hoffentlich etwas beßer damit seyn wird, nicht
einzulaßen gedenke: laßen Sie uns ein Wort von der langen, aus der Voßischen
Zeitung abgeschriebenen
Mordgeschichte
im Hamburger
Correspondenten sprechen. Daß Mendelssohn um meinetwillen sich so sehr erhitzt u
wieder verkältet hat, daß er davon gestorben ist, thut mir herzlich leid:
aber die lange Predigt davon, u der
heilige
Eifer des seligen Mannes
selbst, hat mich lachen machen. Mich verlangt seinen ungläubigen Glauben
im original zu sehen, u wie ich dort mit Lavatern in Eine Pfanne gehauen u
mit Einer Brühe angerichtet seyn werde.den 3ten –Ich wurde gestern durch ein paar Besuche unterbrochen, u hernach war
das Kopfweh so stark, daß weiter an kein Schreiben zu denken war. Das
Fieber fährt fort geringer zu werden, u mit ihm die Schmerzen. Unmöglich
aber kann ich heute daran gehen, Ihre Fortsetzung zu recensieren.
Mendelssohns Tod haben sie trefflich eingeführt, u die Gegeneinanderstellung des
Atheistischen mit dem nur tonsurierten Prediger ist meisterhaft. Vieles ist
sehr – u das mehrste wenigstens nothdürftig deutlich. – Die Stelle aber in
Ihrem Briefe an mich v 15ten –, an deren Schluß Sie sagen: „Zweifeln Sie
noch an meiner Gabe der Deutlichkeit?“ habe ich nur schwer enträthseln
können, u bin ungewiß bis auf die Stunde, ob ich Ihr ihren Sinn
getroffen habe. –
Ich muß es für heute hiemit gut seyn laßen. Künftigen Dienstag mehr.
Ich werde dann auch wegen Pater Wiener nach Münster schreiben, welches
meine Krankheit mich vergangenen Posttag u auch heute zu thun verhindert
hat. Von ganzem Herzen
Ihr F H JacobiKgsb. den 4 Febr. 86.Der erste Monath in diesem Jahr schloß sich für mich, liebster J. auf eine
sehr merkwürdige und interessante Art. Wir hatten hier Eisgang und das
Eis verlor sich auf einmal in unserm Pregel, wo man noch denselben Tag
fischen konnte. Heute ist wider ein neuer Winter. Gegen Mittag kam endl.
die fahrende Post an, und ein Jude brachte mir die Epistel, welche Sie
vermuthlich auch schon werden gelesen haben. Ich lief selbige in der
Geschwindigkeit durch. Es thut mir leid ein Exempl. mit der Post bestellt zu haben, da
sie hier schon im Buchladen zu haben ist. Den Abend empfieng 11 poetische u
prosaische Raritäten auf des Vetter Nabals silberne Hochzeit, die den 11 u
12 Xbr gefeyert worden. Biester, Ramler wie es scheint im Namen des
Montagsclub bey Corsica, Dohm, Gleim doppelt, ein Dutzend
Almanachmusen, worunter auch die
Sophia
Beckerin
, Cons. R. Gedicke,
Nabal iunior. Ich habe einen Catalogum mir davon aufgesetzt – kurz, man
kann sich kein rasender Abendbrodt und Frühstück vorstellen, als damit ich
den letzten Jänner regalirt wurde, trotz meines kranken Magens. Den 1
dieses war zum Glück ein sehr strenger Fasttag. Mit genauer Noth eine
gedruckte Zeitung, die ich ohnehin kaum ansehen mag. Als Rüsttag zu Mariä
Reinigung, beschloß ich ihn mit einer Predigt aus des Hahns kleiner Postill,
die mir Lavater verehrt, eilte frühe in mein Bett, schlief gleich ein, wachte aber
um Mitternacht auf, und konnte kein Auge zuthun, daß ich Gott dankte, wie
ich 5 schlagen hörte und mein ganzes Haus aufwecken konnte. Da ich inpuncto der Marien- und Aposteltage ein Katholick bin wie in Ansehung der
Geburts- und aller Kindertage ein eifriger Claudia- und Wandsbeckianer, so
gieng ich in Begleitung meines Sohns, der um 7 Uhr bey Kant gehen muß,
in die Altstädter Kirche, fand wegen des erbärmlichen Regenwetters kaum
7 Menschen drinnen, die lauter Communicanten waren, und von da ins
königl. große Hospital wo Reichards Schwager wohnt. Die Mutter Maria
war erkenntlich und erfreute mich denselben Tag mit 4 Briefen, worunter
Ihrer der
zweite
und angenehmste war, und nach dem Hartknochs seiner,
auf deßen Antwort ich ein ganzes Vierteljahr gewartet. Der erste war ein
engl. von einem jungen Menschen, der meinen Sohn auf das Frühjahr nach
sein Vaterland mitnehmen wollte. Der letzte war der tollste aus Wien wo
ich zu einem Königl. Preuß.
Backoffenverwalter
ab extra ernannt
war und 1 fl. 16 gl. Postgeld bezahlen muste. Ich habe mich um einen so
wohlfeilen Preis recht satt gelacht. Er betraf meinen guten Hill, an deßen
glückliche Zuhausekunft und hofnungsvolles Widersehen eine gute Damesehr herzl. Antheil nimmt, und einen
Buchdrucker
zu ihrem Secretaireperpetuelel erwählt hat, der mir schon 3 Briefe gleiches Inhaltsgeschrieben, und unsere Antwort zu unserm allgemeinen Herzeleid nicht erhalten
haben muß. Die Freude dieses Marientages wurde mir noch durch einen sehr
qvälenden Besuch versaltzen und verbittert, wo mir die glückl. Ankunft der
Elisa, ohne Göckingk, angemeldt wurde. Ich habe 2 Stunden wie auf der
Folter zugebracht, und wie Sie vermuthlich auch einige Schweißtropfen über
die erste Seite dieses Hirtenbriefes vor Ihrer Stirn fühlen werden. – Nun
ich will Ihnen Zeit laßen, selbige abzutrocknen – Noch bin ich bey
Vorgestern; und begleitete meinen hinkenden hochadlichen Gast aus meinem Hause,
um meinen Beichtvater zum erstenmal in diesem Jahre zu besuchen, der eben
nach mir hatte schicken wollen, um zu wißen ob ich tod oder lebend wäre.
Nach einer verplauderten Stunde erfuhr ich, daß
Kraus
mich besucht
hatte und ein großes Verlangen bezeigt sein Herz zu erleichtern.
Ich hatte ein ganzes Nest von Einl. im Hartknochschen Briefe zu bestellen,
womit ich den gestrigen halben Vormittag zubrachte und sprach daher auch
bey Kraus an, dem das Herz von Ihrem Büchlein u der rabbinischen
Epistel voll war, und wider mein Vermuthen sich zu unserm Bundesgenoßen
erklärte.Er hat wenig Zeit und Geschmack am Lesen, und an allen
Schriftstellern, die sich der Schwärmerey verdächtig machen. Sein Urtheil für Sie
gegen den Todten war mir eine ungemein angenehme Entdeckung und gantz
unerwartete Eroberung für unsere Partey. Das Jerusalem hat er noch nicht
einmal gelesen – Vor einem halben Jahr borgte ich das ihm geschenkte
Exempl. des Golgotha, er hat mich mehr wie einmal um Erstattung
gemahnt, und ich schickte ihm erst am Marientage durch meinen Sohn ein
anderes wider zurück. Das war ihm sehr lieb, und ich hatte, ohne es zu wißen,
einen sehr glückl. Augenblick zu diesem erneuerten Geschenk bgetroffen.Demohngeachtet versagte er mir meine Bitte das Jerusalem zu lesen, oder
schob selbige vielmehr auf, bis er sich zu seinen Vorlesungen über das Iusnaturae hermachen würde, und dies im Kurzen. Auf seine dringende
Empfehlung nahm ich Pestels Fundamenta Jurisprud. naturalis deßen
Commentarios über die holl. Staaten er sich wünschte, weil die deutsche
Uebersetzung davon nichts taugte.
Durch das schöne heitere Wetter ein wenig erfrischt, nahm ich mich vor
meine Tochter und Ihre Mutter die Baroneße Bondeli zu besuchen, sprach
daher bey Hippel an, der eben so sehr von der Epistel voll war, und
Ihrentwegen besorgt, daß Sie sich aus dem Morde des jüdischen Philosophen doch
wol bey übler Laune einmal ein Gewißen machen könnten. Als Director des
Criminal Collegii, Hof und Halsgerichtes muste er sich freylich einige
Spöttereyen über diesen Scrupel gefallen laßen; dafür ist Johann Michael heute
Mittags bey ihm zu Gaste. Ich fand Fremde bey der Baroneße, und stellte
den Ritter der traurigen Gestalt vor – trank 3 Tassen herrlichen Caffé,gieng ziemlich schwermüthig nach Hause, schrieb ein paar Zeilen an
Reichardt, den ich um allen Detail zu vermeiden, nach Düßeldorf verwieß. Sie
werden ihm also blos das allgemeine u communicabele mittheilen. Was
mir die Gen. Adm. geantwortet und was mich abschreckt diesen indirectegethanen Schritt in einen directen zu verwandeln.
Der starke Caffé hat mir eine sehr ruhige Nacht verschafft, und ich bin
dadurch gestärkt worden, dies abscheuliche Exordium an Sie, liebster
Jonathan! ergehen zu laßen.
Die Nachricht von der bevorstehenden Heimsuchung ist ungemein
tröstlich für mich gewesen und wird Ihnen sehr heilsam seyn. Nur wünschte ich
daß Ihr verlorner Sohn so listig wäre in einer so guten Gesellschaft lieber
Engel sich in das väterliche Haus wider einzuschleichen, und erdreiste mich
eine Fürbitte beynahe förmlich zu interponiren; wenn selbige überflüßig ist
und die Sache bereits gut abgemacht wäre, desto beßer! Wenn Erst müßen
Sie mit dieser Familienangelegenheit fertig seyn; alsdenn denken Sie ans
Publicum, und den elendesten Theil deßelben, das litterarische u philosophische.
Dafür komme ich Ihnen auch mit der heiligsten Versicherung zuvor, daß die
Berlinsche Epistel mit allen mimischen
und
theatralischen
u hypokritischen Apparatu meinen Plan
nicht im geringsten
verrückt, sondern vielmehr denselben im Gegentheil Nagel und Nietfester
gemacht. Mein
Wille
bleibt allso
Ja
und
Amen
– aber vltra posse nemoobligatur. Der das Wollen gegeben hat, wird auch das Vollbringen geben.
Den 17 Xbr. am Tage
Lazari
habe ich die Feder dazu angesetzt und die
Hand am Pflug gelegt.Wegen der zweiten Fortsetzung habe ich Ihnen schon das Nöthige
geschrieben; wenigstens werden Sie aus diesem Brouillon etwas mehr Land
von meinem Plan errathen können, und der gantz darauf angelegt ist, den
Betrug der allgemeinen deutschen Baal, und die heillose
BibliothekPolitik der Kinder Belials gegen mein Vaterland und Deutschl. zu Schanden zu
machen – und dazu hab ich neuen Trieb und Anlaß durch die Epistel
erhalten. Ich habe sie mehr angerochen, als gelesen – auch nicht die Hand beynahe
seit 8 Tagen an meinen fliegenden Brief wider ansetzen können. Aber bey
aller meiner Unthätigkeit und Ruhe wütet ein feuerspeiender Vesuv in
meinem Gehirn und Nieren.Incedo per ignes – Es ist also keine Pralerey,
wenn ich langsam zu Werk gehen muß. Das gröste Bedenken betrift die
untergehende
oder
aufgehende
Sonne. In beyden Fällen hab ich
keine Zeit zu verlieren; aberund alle menschmögl. Klugheit, Vorsicht und
Ueberlegung nöthig.
Nach einem verdrüsl. ärgerl. einsamen Mittag holte mich mein Nachbar
u Artzt zu einem Spatziergange ab, und nun eile zu Me Courtan, der ich heute
vor 8 Tagen absagen muste. Morgen erwarte meine Lisette Reinette –
Unter allen diesen Ungemächlichkeiten werde fortfahren.
Meine Freundin fand bettlägerich; ich eilte also mit meinem Sohn, den
ich bestellt hatte mich abzuholen nach Hause, wo ich zu meinem Verdruß
erfuhr, daß die Kammerherrin von der Reck sich hatte nach mir erkundigen
laßen. Morgen rühr ich mich nicht vom Fleck.
Ich bin nun ziemlich darüber ruhig, daß ich den M. M. nicht zu viel
gethan, wenn ich ihn zu einem
Sophist
en, Lügner Heuchler
und etwas
ärgeres gemacht. Darüber bin ich aber nicht einig, ob ich sein gänzl.
Stillschweigen für
Verachtung
oder
Furcht
erkennen soll. Daß er unruhig
gewesen, weiß ich. Daß an dem zweiten Theil nichts war, vermuthete ich
gleich. Das blinde Gerüchte, als wenn er schon in der Preße wäre, machte
mich sehr stutzig; ich bekam aber bald zuverläßigere Nachrichten, die das
Misverständnis aufklärten.
Lavater hat sich ins Bockshorn damals jagen laßen, und scheint mir einen
großen Fehler durch seine Palinodie begangen zu haben. Die Anlage ist jetzt
eben so künstlich gemacht Sie und das Publicum zu übertölpeln. Nur hüten
Sie sich nicht in den entgegengesetzten Fehler zu gerathen.
Der
Philosoph für die Welt
hat sich grosmüthig an die Spitze
gestellt. Die Anklage eines begangenen Mords hat eine sehr komische Seite,
und ist noch
verächtlicher
, als grobe
Verläumdung
betrachtet. Es
ist eine wahre Demüthigung dergl. Ränke zu widerlegen, und mit solchen
Kindereyen – –den 5 Dom V. p. Epiph.Ich kam gestern ganz heiser, legte mich mit einem starken Flußfieber zu
Bette, und leide von allen Ecken und Kanten. Erhalte eben jetzt die ersten
4 N
os
der Allg. Litt. Zeitung; aber No 7. ist noch nicht da und erst dann
wird die Reihe an Ihr Büchlein kommen. Wie schief, wie abgeschmackt,
weitschweifig mir alles vorkommt. Nur Schade daß ich mein gesundes
Urtheil nicht von der überflüßigen Galle absondern kann. Meine Absicht war
den tollen Anfang meines Briefes durch einen recht kräftigen Schluß gut zu
machen. Das ganze Gebräusel ist aber umgeschlagen und sauer geworden.
Auch wollte ich nach M. ein paar Zeilen beylegen. Alles kommt mir zur Unzeit
und in die Qveere. Denken, Schreiben und Leben ist mir zum Eckel. Vielleicht
wird Ihre Nachricht vom Empfange der Epistel meine zerstreuten Gedanken
wider sammeln. Ihr eigener Vorsatz sich
gantz stille zu halten
ist
meines Erachtens das Beste, was Sie vor der Hand thun können. Cunctatioist hier restitutio. Mit dem Todten haben Sie nichts mehr zu thun,
sondern Sie müßen sich als ein
Freund der lebendigen Wahrheit
,
wie Mendelssohn gegen Engel und Erzengel mit einem der
HErr schelte
Dich
! erklären, sich gantz zur Fahne des Glaubens, wie der Jude seines
väterl. Unglaubens unerschrocken bekennen – und den metaphysischen Theil
der jetzigen Crisi zur Entscheidung überlaßen. Beynahe halte ich es für
Nothwendigkeit
und
Geschicklichkeit
, sich Ihres mitschuldigen
Freundes anzunehmen, wie der Gegner des seinigen – und für 2 lebendige,
sSich selbst u Lavater, sollte sich doch mit mehr Leben und Nachdruck
reden laßen, als ein Engel für die beyde Todten, oder vielmehr für das unter
ihrem Namen versteckte
Reich der Todten
, das mit Ideen und
Speculationen gegen Data und Facta, mit theatralischen Täuschungen gegen
historische Wahrheiten, mit plausiblen Wahrscheinlichkeiten gegen Zeugniße und
Documenta ein bloßes Spiegelgefechte treibt. Dieses sind aber leider! lauter
Brocken, die ich mir selbst vorbehalte und Ihnen keine Dienste thun können –
Ich kann meinen Kopf nicht anstrengen ohne ein sympathetisches
Mitgefühl aller meiner Eingeweide; und ich bin eben so wenig im stande mich in
Ihr Concept zu versetzen, ohne meine eigenes in Ordnung zu bringen, so
lange ich nur die geringste Hoffnung haben weiter zu kommen. Mendelssohn
scheint einen großen Irrthum calculi begangen zu haben, wenn er alle
Freunde
L. für Philosophen hält, die dseinen jüdischen Theismum oder
philosophischen Pantheismum dem christl. Anthropotheismo vorziehen; denn
wenn Gott alles ist, oder alles Gott: warum das
kleine All
nicht, der
Mensch, auch
Gott
? oder auf der
Erde
, was der große Ur- und
Allvater im
Himmel
.den 6 –Das war gestern ein Jahrmarkt. Dem Bettler Wiener wurde die Thür
gewiesen. Es that mir doch leid um ihn, ohngeachtet ich nach meiner
Erkentnis handelte. Nach der Malzeit mit allen meinen Kindern kam ein Candidat,den ich in einem guten Hause versorgen geholfen, u brachte mir aus
Erkenntlichkeit
Müllers Dorfprediger u Dorfschule
, die ich noch nicht
ansehen können. Sub-inspector u Sub-Bibliothecar Sommer mit seinem
frühlingsrothen lachenden Gesicht kam drauf, denn unser Mentor Kraus,
ein junger Friedländer mit seinem jüdischen Schulmeister
Euchel
, der
reformirte pollnische Prediger Wanowski, Raphael Hippel gieng weg ohne
heranzukommen wie sich alles verloren hatte, ersetzte Hill u aß ein
Butterbrodt mit. Ich schrieb ein Paar Zeilen an meinen Alcibiades, deßen
Namensschrift ich schon vergeßen hatte. Entschuldigen Sie mich – und Ihm
können Sie alles anvertrauen, was ich noch selbst Ihrem Hausfreunde, biß
er uns helfen kann, zum Geheimnis erhalten möchte. Ich gieng so heiser
zu Bette, daß ich mich selbst nicht hören konnte. Habe gut geschlafen,
traute mir aber nicht zu auszugehen, und blieb also daheim. Auf meinem
Bette fielen mir neue Lichter für meinen Wald ein, zum Durchhauen; auch
ein Billet doux an die Kammerherrin. Mitten im Schreiben kam Ihr Brief
wie ein Engel mit einem Kelch zur Stärkung an. Mein Namensverwandter
Georg hat mir auf dem Herzen gelegen, und mehr Grillen gemacht, als ich
es mir habe merken laßen. Gottlob! daß er zu
Gnaden
angenommen ist. Ich
nehme ihn nun förmlich und ausdrücklich in meine Protection, und ersuche
es weder an
Kälberbraten
noch
Bällen
noch Feyerlichkeiten zum freundlichen
und herzlich fröhlichen Willkomm! nicht fehlen zu laßen. Laßen Sie ihm
den Willen, nichts zu thun, bis ich mit meinem Mentor Crispus komme, wo
wir alles in Augenschein und Deliberation nehmen wollen. Ich hatte schon
einen Verdacht auf Ihren Hausfreund, der sich jetzo bey mir
legitimirt
hat; denn ich glaube an die Propheten mehr als an meine 5 Sinne Micha VII. 5.Kaum hatte ich Ihren Brief zu Ende – so kam ein Bote mit einem Billetu einer fr. Copie aus dem Kayserlingschen Hause und einer Warnung, daß
die Elise abreisen würde Morgen früh. Tant mieux – und schrieb mein
Billet-doux zu Ende, da erhielt ich einen Gruß durch Hippel der gestern im
K. Hause gespeist u noch einen Compl. ähnl. Inhalts. Meinen Sohn vom
Eßen weggejagt, und nun will ich Ihnen copiam anhängen zum Muster
eines galanten Briefstyls.
Ehe ich zur Abschrift schreite, dient zu wißen, daß sie mir bey ihrer
winreise Gleichens Leben von Weickhardt versprach u ihr dafür ein fr.
Brochure des S‥einen Advocaten über Rousseau mitgab. Ich habe seit
kurzem den Wisch zu lesen bekommen der mir nicht halb so gefällt als seine
eigene Biographie, die ich mit allen seinen Werken meinem Joh. Michel
zugedacht.
Hochwolgeborne Frau, Gnädige Frau Kammerherrin,
Die Schwachheiten meiner leibl. Gegenwart, wovon Ew H. bereits ein
Beweis des Gehorsams abgelegt worden, haben seit Kurzem so über Hand
genommen, daß ich Ihnen G. F. den Eckel einer persönl. Aufwartung durch
einen langweiligen Brief ersparen muß.
Den 7. des Christm. da Apoll mit allen 9 Musen u 3 Gratien, Corsica
und der Kayser von Japan mit Zurüstungen einer silbernen Hochzeitjubel
beschäftigt waren, kam ich mit einem schiefen Maule und außerordentl.
Lähmung meiner spracharmen stotternden Zunge, die sich öfterer u mehr
durch ein verbißenes Stillschweigen der Achtsamkeit als durch
Schmeicheleyen an großen, starken, schönen und reichen Geistern versündigt haben mag,
zu Hause. Von dieser Zeit an ist mein Kopf und Magen beynahe völlig
zerstört, daß ich wenig Hoffnung habe das Band ihrer Harmonia prästabilita,
wie die Gelehrten es nennen, widerhergestellt zu erleben. Kaum bin ich im
stande den geringsten Zusammenhang meiner Gedanken und Ausdrücke zu
erzwingen, ohne Uebelkeiten unter meinem Herzen zu fühlen, die bey einem
alten Manne
keiner natürl. Deutung noch lächerlichen Consequenz fähig
sind, wie etwa der Fall bey jungen empfindseeligen Damen eintreffen könnte.
Vorgestern besuchte ich eine Freundin, welche meine einzige hiesige
Gevatterin ist, die den Tag vorher mit einem höchst gefährl. Magenkrampfe
befallen war und kam mit einem Anstoß von Flußfieber und einer Heiserkeit
zu Hause, von der gestern die glaubwürdigsten Männer, welche der Himmel
zu einem Besuche bey mir zusammenführte, Ohrzeugen gewesen sind. Ihre
Namen
* sind in dem Hochgräfl. Hause zum Theil bekannt u beliebt, daß
ich eben deswegen Bedenken trage die Ehre u Würde ihrer Freundschaft für
mich, zum Beleg einer solchen Kleinigkeit wie meine zufällige Heiserkeit ist,
zu misbrauchen.
Ew. Hochw. kommen übrigens aus der Hauptstadt eines
Churfürstentums, die zum Unglück des Königreichs Preußen (wie einst Warschau für
Sachsen) die Residentz unsers großen Königs ist – – aus einer Residentz, wo
ich nach dem Tode eines jüdischen Weltweisen und seit der Abreise eines
rechtschaffnen Landsmanns nach Paris keinen Freund weiter habe, auf den
ich mich vorjetzt besinnen kann – aus einer Residentz, die 2 meiner lebenden
Freunde eines Mords beschuldigt, ohne zu wißen, daß sie selbst eine
Meuchelmörderin u verpestete Feindin aller Wahrheit u öffentl. Wohlfahrt ist –
die sich mit dem Mark unserer preuß. ElendsKnochen** mästet – – Gott ist
nicht ein Gott der Todten, sondern ein Gott der Lebendigen. Verzeihen Sie es
also Gn Fr wenn mein Herz, so lange es noch selbst lebt für 2 lebendige Freunde
stärker und gewaltiger schlägt, als die allgemeine deutsche Baal mit ihren
mimischen Engeln und mercurialischen Hofräthen um den Leichnam eines
Moses u Aarons, die Brüder im Pantheismo, wie die Gelehrten es nennen
gewesen seyn sollen, zu heulen und wehzuklagen im stande seyn wird.
Da ich Hochw. Fr Kammerherrin lieber Wort halten als drohen oder
versprechen mag: so haben Sie Mitleiden mit einem alten Invaliden, der an
nichts denkt als sein Haus zu bestellen oder reisefertig zu seyn, der ohne
Magen, Kopf u Stimme sich von der großen Welt absondern und aus Noth die
Einsamkeit seines wüsten Kämmerleins allem Geräusche u Gepränge
vorziehen muß; dem Berlin noch gleichgiltiger als ein welsches Bedlam oder
chaldäisches Babel ist; der alle Salomonische Herrlichkeit nicht mit dem Loos
eines Lazarus vertauschen möchte; der mit einer zuckersüßen Rache im
schäumenden Munde – mit einer Wuth, die nur ein Sauvage du Nord aber
kein alles zermalmender Kunstrichter der reinen Vernunft nachzuempfinden
fähig ist, das Ende aller Dinge und sein eigenes zum einzigen Augenmerk der
wenigen ihm noch übrigen Augenblicke macht –
Gnädige Frau! ich bin Gottlob! am Ende all meines Schreibens, und auf
der letzten Seite dieses großen Bogens. Darf ich Ew. Hochw. wohl noch
zumuthen, ohne es mir zu verargen noch zu vergeßen dem hochgrafl. Hause
meinen unterthänigsten Dank für die mitgetheilte franz. Abschrift, die ich
eben diesen Augenblick erhalte, zu erkennen zu geben; auch sich meiner alten
Freundin, deren böser Name mit dem übeln Ruf des meinigen so
unschuldig symphathisirt, bey Gelegenheit zu erinnern. Vielleicht wirdthut die
Vorsehung Wunder bey irgend einer wohlthätigen Qvelle Dero poetischen
Einbildungskraft mit der Erscheinung meines Schattens Gnüge zu leisten
und auszusöhnen. Mit diesem einzigen Wunsche, der mir vom Herzen geht,
der aber Leben und Glück für alle Pilgrimme nach Ruhe voraussetzt, meyn’ich alles was ich nicht auszudrücken vermögend bin, und ersterbe mit der
tiefsten Ehrerbietung und lebhaftesten Hofnung eines beßern Widersehens
Derounterthänigst ergebenster u demüthigsterJ. G. H.Eine Mlle.
Stoltz
, eine intime Freundin der Elise lebte hier ein Jahr u
war eine Bekanntin in meinem Hause, auch der Anlaß zur ersten
Bekanntschaft mit der Kammerherrin, deren Ehscheidung ich einstmal verhindern
wollte; u die wenn sie gleich diesen Brief nicht versteht, doch immer ein
gutes Organon meiner Absichten ist, ihnen mitzutheilen u mich dadurch zur
Erfüllung desto stärker zu verbinden.
Was ich dem seel. M M. für eine angenehme Stunde zu verdanken habe.
Ich gieng mit Scheu an die beyden Müllersche Schriften den ich bald für
den Schweitzergeschriftsteller verkannt hätte: und ich bitte Sie um alles,
diese allerliebste Blätter sich so bald wie Sie nur können zu verschaffen.
Geben Sie doch unserm Görgel es zu lesen; vielleicht bekommt er Lust ein
Dorfprediger zu werden.
Sorgen Sie doch für nichts, am wenigsten denken Sie daran einen neuen
Käfich für diesen Vogel zu machen. Laßen Sie ihm wenigstens Zeit sich ein
wenig zu erheben und zu besinnenDie Abschrift aus dem Kayserl. Hause war die Beschreibung einesr
Seeaction vom Oct. 84. wo ein HE de Hogendorp sich als einen Held
hervorgethan, deßen würdige Mutter Ihre Fürstin kennen wird. Er hat mir
das Leben sauer gnug gemacht, und dennoch mein Vertrauen u meine
Hofnung erfüllt. Man sagt daß er im Begriff ist die Tochter des Gouv. aus
Batauia zu heirathen.
Alles was Sie mir vom Character des G. mittheilen vermehrt meine gute
Meinung und überführt mich, daß alles auf ein Mißverständnishinaus läuft. Halten Sie mir den Einfall eines pommerschen Pfarrers zu gut, den
Kant sehr mimisch zu erzälen weiß. Unsre Uebereilung aus jungen Leuten
Engel zu machen, vermehrt die Reimendung mit dem fatalen Buchstaben B.
Kinder müßen sich selbst erziehen, und durch eigene Erfahrung klug werden.
Laßt das Unkraut wachsen, sagt das gestrige Evangelium. Sehen Sie ihm
einige Wochen oder Monathe mit der äußersten Gleichgiltigkeit zu, und
überlaßen Sie ihm seinen eigenen Geschmack.
Meinem bey aller Einfalt ehrl. Hill ist der Oncle ungeachtet seines guten
Weins den er ihm vorgesetzt, ein wenig zu ernsthaft vorgekommen. Daß er
vor Claudius Thür vorbey gegangen, der so viel hübsche Töchter hat, ist
für mich ein gutes Zeichen seines Gefühls. Bald möchte ich Ihnen den Rath
geben mit meinem Alcibiades darüber zu consuliren, der gern Experimente
macht, und der immer ein reifes Urtheil über Menschen fällt. Auch die gute
Fürstin ist Mutter und Ihre Freundin. Wenn Sie zum Besuch nach
Münster reisen möchten nach dem Abschied Ihrer Gesellschaft, rieth ich Ihnen das
Corpus delicti mitzunehmen, aber ihn nicht in dem Gesichtspunct zu
behandeln, sondern mit aller Freude eines wiedergefundenen Schaafes oder
Groschens.
Nun fang ich erst an Ihren Brief zu lesen; den vom 30 Xbr habe den
14 Jänner erhalten; und mit der Antwort die erste Fortsetzung, welche ich
bisweilen irrig die zweite genannt habe, überschickt.
An Ihrem Geburtstage erhielt ich 2 Briefe auf einmal vom 5 u 13 Jänner.
Ich bin niemals einen andern Weg unserer Correspondenz als den mir
angewiesenen gegangen; also dies kommt von Fischer, und nicht von mir. Als
Haushalter sehr oekonomisch und sehr damit zufrieden kein Eigenthümer zu
seyn. Einen Kreutzer für meine eigene Briefe zu bezahlen, macht mir eben
soviel Bedenklichkeit als andern damit Unkosten zu machen. Da Ihr Haus
in Handlungsgeschäften steht: so bediene mich mit gutem Willen des
Vortheils. Ehstens eine Einl. von Kraus an seinen sokratischen Schwaben.
Mehr kann ich nicht heute; so gern wie ich wollte. Gott sey mit Ihnen u
den Ihrigen, dafür ich meinen George von ganzen Herzen zu erkennen bitte.
Werden Sie auch lesen können? Ich umarme Sie von ganzen Herzen und
kann nicht mehr. –
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. /
Fo Wesel
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 5ten Febr 1786
HE J. G. Hamann
empf den 16.ten –.beantw den 21ten –.* Kraus hat wie Hofmeister eines Anverwandten darinn gestanden.** Die ElendsKnochen werden wegen der Delicatesse ihres Marks nach Berlin geliefert für den Hof.Königsberg den 5 Febr. 86.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn,
Mit HE MajorTiemann, der den 6 Xbr pr. abreisete, schrieb ich an
Hartknoch und habe erst den 2 d. folgende Antwort erhalten: L‥ Kasten
steht längstens schon in Leipzig und ist durch ein erbärmliches quid pro quomeines dortigen Commiss.ionaire in Ostern 85. nicht nach Liefland
geschickt. Jetzt kommt er bey widereröffneter Schiffahrt sicher her. L. ist
Informator in dem Institut einer gewissen Me welche die beste
Pensionshalterin in Moskau ist. Man hatte mir geschrieben, daß er wieder gantz
erstaunend faseln sollte. Ich habe Pastor Brunner auf speziellen Auftrag
seines alten Vaters um die Wahrheit dieses bösen Gerüchts befragt, der hat
ihn besucht, und zu sich auf einen ganzen Tag genommen, aber nichts dergl.
merken können. „Ein elender Mensch ist er immer, deßen jetzige und
vielleicht alle künftige Lagen, in die er kommen kann, nicht mit der Meinung,
die er von sich hat, übereinstimmen.“ Ich wollte das letzte Urtheil schon
auslaßen; weil Krankheit und Laune es mir verdächtig machen.
Die gute Nachrichten, welche ich bisher von Ihrem und Ihrer lieben
Marianne Wohlbefinden aus Ihrer Nachbarschaft bisher erhalten, haben
mich wegen Ihres Stillschweigens beruhigt. Auch mein Freund in Jena
hat keine Sylbe seitdem geschrieben, und ich habe immer auf Ihren Bericht
gewartet, um ihm selbigen mittheilen zu können. Meine
Gesundheitsumstände machen die Nothwendigkeit einer Reise dringender, wenn ich nicht
wie der Faule über meinem Wünschen sterben soll.
Ich habe wirklich nichts zu schreiben, was Sie nicht schon wüsten. LisetteReinette ist heute zum Besuch hier; und Wem hab ich alle
Freude
und
Hofnung
von diesem Mädchen zu danken? – Sie hat das
Glück
von
ihrer Tante vorzüglich geliebt und unterschieden zu werden. Die würdige
Baroneße Bondeli läßt sich von allen ihren Pflegkindern Tante nennen;
und ihr Beyfall ist die gröste Freude und Hoffnung für mich von der
Erkenntlichkeit meiner Tochter gegen die Wohlthaten des Himmels und Seiner
Hand.
Ihre Freuden und Hofnungen werden doch auch wohl in gutem Wachstum
seit dem 19 Nov. pr.seyn. Wie lieb würde es mir seyn diesen damals mir
gegebenen Wink durch eine neue Botschaft bestätigt zu sehen. Gott erfülle
Ihre und Ihrer lieben Marianne Wünsche, wie die meinigen, zu unserm
gemeinschaftl. Heil und Dank. Ich ersterbe mit den Gesinnungen
unwandelbarer Treue von meiner und aller der Meinigen Seite
Ihr alter Joh. George H.Adresse:HErrn / HErrn
Franz Buchholz
/ Herrn von Welbergen / zu /
Münster
.
den 5. Febr. 86.Der Wortlaut des Briefes findet sich
im Brief 926 an Jacobi auf S. 258–260.Kgb. den 6 Febr. 86.Mein alter lieber Freund,
Ihre Antwort vom 7 Jan habe den 2 d. erhalten und alle 3 Einl. selbst
abgeliefert. Den 7 Xbr. kam ich mit einem schiefen Maul u einer gelähmten
Zunge nach Hause. Ein Vomitif, welches zur Hand war, gab mir bald
Erleichterung. Mein Magen und Kopf ist aber noch nicht hergestellt; selbst
Ihr schöner
Caviar
den ich den 13 Jänner erhielt, und nach dem meine
Lüsternheit durch den Mangel eines Briefes geschwächt wurde, wollte
ohngeachtet allerhand Versuche nicht recht schmecken wegen der zurückgebliebnen
gallichten Bitterkeit. Ich habe seit dem 17 Xbr. meinen Kopf ziemlich
angestrengt, aber mit wenig Fortgang um auf eine ebenso feyerliche Art meiner
kleinen Autorschaft ein Ende zu machen, als der Anfang Sokr. Denkw.
gewesen. Von dieser
kützl. Arbeit
, zu deren Unternehmung ich Sie kaum
misbrauchen kann, hängt die
Sammlung meiner Schriften
ab, aber
vorher die Ausführung meiner Reise. Geräth mir dieser Schluß: so können
Sie sich desto mehr Vortheil von der Ausgabe versprechen. Mislingt er; so
mag alles mit mir selbst zu Staub und Asche werden. Dies ist mein Plan, den
ich Ihnen in aller Kürze mittheile, und statt eines
Schlüßels
zu allen
meinen verlornen Blättern, von deßen Aufnahme das Uebrige für Sie und
mich abhängen wird.
Freytags war ich bey der Baroneße mit Ihrem Auftrage, die mich
versicherte bereits mit der Me Courtan, die ihr einen ausdrückl. Besuch auf
Verlangen ihrer Frau Schwester abgelegt, verabredet zu haben.
Vorgestern besuchte ich Me Courtan, die ich seit langer Zeit nicht gesehen,
und fand Ssie sehr elend, weil sie den Tag vorher einen heftigen Anfall
von einem Magenkrampf sich zugezogen hatte. Ihr Verdruß schien mir
gerecht und billig zu seyn. Der Unterhändler hatte den erhaltenen Brief an
Me le Noble gewiesen; ohngeachtet sein Sohn Stunden bey der Baroneße
giebt, und es waren allerhand Klatschereyen vorgefallen, von denen ich
nicht wünschte, daß sie der Baroneße zu Ohren kämen, die dadurch sehr
abgeschreckt und stutzig gemacht werden dörfte.
Me Courtan versichert mich, noch vor ihrer Abreise mit Ihnen und Ihrer
Frau Schwester ernsthafte Abrede genommen zu haben; sie befolgt dieser
Abrede, fährt zur Baroneße und unter der Hand nehmen Sie zu einem
Gewißensrath Ihre Zuflucht und dieser wieder zu einer Frau, die dabey
interessirt ist.
Sie schimpfen auf den Cr. R. J. schimpfen Sie auchf den, der Ihnen
den Rath gegeben sich an einen Mann zu wenden, der seine vollen Geschäfte
und keine Verbindungen mit der Person noch Sache hat.
Die Baroneße treibt Ihre Pension als kein bloßes Handwerk noch
Gewerbe, sondern mit einem wahren Adel der Seele, mit Gewißenhaftigkeit
und Ehrgeitz ihren Nächsten nützlich zu seyn. In ihrer ganzen
Erziehungsanstalt und Haushaltung weiß man nichts von Ränken, Arglist, Grimaßen
und niedrigen Brodtkünsten. Das Gesinde muß den Kindern nicht zu nahe
kommen. Sie sind unter beständiger Aufsicht einer Frl. von Schlichting,
unterdeßen die Baroneße und ihre kränkliche Freundin, von Morstein für das
Ganze sorgen. Je mehr Ihre liebe Tochter Anlagen hat, desto nöthiger ist
ihr eine gute Erziehung – – Ich habe mich ohne mein Wißen eines Irrthums
schuldig gemacht, daß ich sie für jünger ausgegeben als sie wirklich ist. Ich
habe sie nur für 8jährig gehalten – –
Me Motherby war eben zum Besuch bey Ihrer Frau Schwester, von der
ich mit einer Heiserkeit zu Hause kam, daß ich kaum vor Mittwoch
auszugehen im stande seyn werde. Ich habe sie gebeten sich zu beruhigen, und
sich dieser Sache gantz zu entschlagen, da alles bis zu Ihrer Ankunft
ausgesetzt bleiben muß, und Sie nun alles wißen, auch noch Zeit übrig haben
sich zu bedenken, pro und contra Stimmen zu sammeln.
Es thut mir leid, lieber alter Freund, daß Sie Ihre würdige Frau
Schwester l. so schlecht kennen u. in ihren Einsichten und redlichen Gesinnungen der
Dienstfertigkeit das geringste Mistrauen setzen können – Sie hat so wenig
wie ich selbst in dieser ganzen Sache keine andere Absicht, es läßt sich auch
andere erdenken, als das wahre Glück Ihrer lieben Tochter zu befördern,
und die Zufriedenheit der Eltern, wenn Ihnen etwas an einer rechtschaffenen
Erziehung gelegen ist, und Sie von dem Einfluß derselben in unser zeitliches
als künftiges Wohl überzeugt sind. Die Welt aber betrügt und will betrogen
seyn.
Hängt die Sache von Ihrer Wahl ab: so sind Sie ja Herr zu thun, was
Sie wollen. Hängt sie von Ihrer Frau Gemalin und der Familie ab: so
überlaßen Sie das Schicksal Ihrer lieben Tochter einer beßeren Wahl. Ich
will mit Freuden den Gang für Me Courtan thun, alle ihre genommene
Abreden zu widerruffen. Es fehlt an Competenten nicht; man ist eher
bedenklich, als leichtsinnig, und an sich ziehend.
Gott gebe Ihnen Gesundheit und eine gute Reise, daß wir uns vergnügt
widersehn. Meine Lisette Reinette hat mich gestern zum erstenmal in diesem
Neuen Jahre besucht und Beyl. mitgebracht. Das übrige mündlich, so Gott
will. Die Kammerherrin von der Reck reist morgen nach Curl. ab. Für
mitgetheilte Nachrichten danke herzl. ich habe selbige schon weiter befördert, und
ersterbe mit einem herzl. Gruß von Joh. Michel und Compagnie an die
lieben Ihrigen dort u in der Schweitz Ihr
alter treuergebener Freund J. G. Hamann.Meine Hände sinken, und ich verzweifele beynahe, daß aus meinem
Abschiede der Autorschaft das werden wird, was ich dachte. Bey Ihrer
Ankunft wird wie ich denke alles entschieden seyn, um näher davon reden zu
können.Adresse:An / HErrn Buchhändler
Hartknoch
/ in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
empf. u. beantw d 8 Febr 786Dußeldorf den 7ten Febr 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 18 Febr. Geantw eod. No 27.lieber, bester Hamann
Es hat mit meiner Genesung nicht recht fort gewollt. Von Fieber bin ich
gegenwärtig frey, aber ich kann übrigens noch wieder zurecht kommen. Doch
gewinn ich alle Tage etwas. Nur bis zu nächstem Freytag will ich noch um
Ausstand gebeten haben. Um nicht ganz leer zu erscheinen, lege ich einen
Brief der Elise bey. Heute erhielt ich das Reichardtsche Gespräch, welches,
was meinen Auftrag betrifft, verschiedene Unrichtigkeiten enthält. Der
mittlere Punkt gehörte gar nicht hinein. Das beste darin ist die Anecdote v
Claudius. Sie ist würklich unbezahlbar. Meinen Anhang habe ich noch immer
nicht. Wenn diese Schrift dieselbe Würkung auf mich machen sollte (nach
der Absicht des Verfaßers) wie die meinige auf ihn, so mag ich mich nur
wohl vorbereiten. Ich denke es soll alles ganz erträglich ablaufen. – Sie
haben mich seit kurzem so verwöhnt, lieber Hamann, daß es mir schon fremd
vorkommt zwey Posttage keine Briefe v Ihnen erhalten zu haben. Es wird
noch ein Weilchen anstehen eh ich erfahren kann was Sie zu dem letzten
Willen Ihres Freundes sagen, u welchen Rath Sie mir darob ertheilen. Ich
hoffe ein Exemplar davon nächsten Sonntag zu erhalten. Uebermorgen
Briefe v Ihnen u Nachricht daß Sie wohl sind.
Von der guten Fürstinn zu Münster erhielt ich heute einen Brief, worin sie
mir schreibt: „Gott lohne Hamann einige köstliche Stunden die ich bey Lesung
seiner Wolken u wiederlesung seiner Sokratischen Denkwürdigkeiten
genoßen habe.“Von Buchholtz nicht ein Wort.
Von Göthe heute vor 8 Tagen eine sehr trockene Antwort, ohne allen
Bescheid. Ich hatte ihm ohngefähr geschrieben, wie Sie wünschten daß ich ihm
geschrieben haben möchte. Er mag wohl ein paar Stellen in meinem Briefe,
wobey ich an keine Satyre dachte, für Satyre genommen haben.
Am Freytage, so Gott will, mehr. Von ganzem Herzen
Ihr F H Jacobi.Die Gattin meines Freundes Neßelrode ist gefährlich krank, welches mich
ungemein beunruhigt. Ich fürchte der Mann stirbt vor Gram wenn er seine
Frau verliehrt.Kgsb. den 8 Febr 86.HöchstzuEhrender Herr Kriegsrath,
Liebwerthester Freund und Gönner.
Gestern vormittags erhielte Einl. die ich mir die Freyheit genommen
unserm gemeinschaftl. Freunde mitzutheilen; bitte den Mangel meiner
Antwort dadurch zu ersetzen, daß Sie selbige zur Begl. der Ihrigen machen.
Mein Magen u Kopf sind so elend, daß ich kaum ein Billet doux, geschweige
einen Brief zu schreiben im stande bin, selbst unter Begeisterung der Göttin
Indignatis versifax. Der letzte Jenner hat sich bey mir unvergeßlich
gemacht, daß ich M. Mendelssohns Epistel zum Frühstück, und 11 poetische u
prosaische silberne Hochzeit Gedichte zum Abendbroth erhielt. Die
unangenehme Stunden, welche mir die erste
Lectür
gemacht hat, sind durch die
beyden allerliebsten Schriften eines Müllers, deren Kenntnis ich ihr zu
verdanken habe, reichlich ersetzt worden. Sie heißen
Dorfpfarrer
und
Dorfschule
zur beliebigen Nachahmung in Spr. u Pet.
HE Secr. Mayer ist nach Berlin durchgegangen und hat mir
aufgetragen seiner zu gedenken. Ich erwarte mit jeder Post das Mendelssohnsche
Legat, um deßen Porto es mir leid thut, weil es schon hier zu haben ist. Das
lustige Quid pro quo mit Luthers Käthe Xantippe ist mir schon aus erster
Hand mitgeteilt worden. Kürzl. erhalte ich einen Brief aus Berl. mit der
Aufschrift
Kgl. Preuß. Backofenverwalter
. Porto kam mir 44 gl.
ich habe mich aber dafür satt gelacht. Zur beliebigen Nachahmung wenn das
Eßen nicht mehr schmecken will.
Empfehle mich u die Meinigen Ihrem geneigten Andenken und Dero Frau
Gemalin, ersterbe mit der vollkommensten Hochachtung (und gelegentl. Gruß
an HErrn P. Adiunctum deßen Eleve die Blattern hat unter guten
Aspecten pp)
Ew. Wolgeborenergebenster Freund und DienerJohann Georg H.Eben meldt mir Joh. Mich. daß beyde Eltern aus Grav. heute
angekommen, der Sohn abscheulich viele aber sehr gutartige Blattern haben soll.Adresse:Herrn / Herrn Kriegsrath Scheffner / Wohlgebornen /
auf
/
Sprintlacken.
Düßeldorf den 10.ten Febr 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 25 Febr. Geant. eod. Nebst den ersten 5 Blättern abgegangen
den 28. No 28.Einliegend, mein Liebster, erhalten Sie endlich die versprochenen
Anmerkungen. Ich schrieb sie gestern Morgen auf; u da ich um Mittag Ihren Brief
erhielt, worin Sie mir sagen: „Ihr Freund Schenk ist alles für mich, was er
für Sie ist“ – so überantwortete ich meinem Freunde mein Gekritzel nebst
Ihrer Handschrift, damit er jenes abschreiben, u wenn er selbst noch etwas
anzumerken fände, es hinzuthun möchte. Meine erste Gloße hat er richtiger
gemacht; u die mit einem NB bezeichnete rührt v ihm selbst her.
Mich verlangt sehr auf Ihren nächsten Brief, nachdem Sie Mendelssohns
Vermächtnis werden gelesen haben. Ich muß noch immer darauf warten,
u werde leicht noch 8 Tage darauf warten müßen.
Am Montage reist Clermont mit seinen Töchtern wieder zurück nach
Vaels. Ich habe ihm die Flucht meines Sohnes u daß er hier sey, nicht
entdeckt, selbst den Knaben auch noch nicht gesprochen. Ihrem guten Rath in
Absicht seiner seh ich mit Sehnsucht entgegen. Schade daß Hill nicht mehr
frey ist. Er wäre vielleicht der Mann gewesen, deßen Leitung ich meinen
Sohn hätte anvertrauen können. Meine Verlegenheit ist unaussprechlich. Es
scheint ich bin dazu bestimmt v allen Gattungen des Zweifelns u nicht Wißens
in die Enge getrieben u verzehrt zu werden.
Mit meiner Gesundheit schickt es sich allmählich wieder. Möchte ich nur
bald recht gute Nachrichten v der Ihrigen erhalten. Strengen Sie sich nicht
zu sehr an; man kommt damit nicht weiter, wie Sie selbst öfter werden
erfahren haben.
NachmittagsIch wurde heute Morgen abgerufen, u gestört bis zum Eßen. Am
Dienstag, so Gott will, mehr. Wenn ich nur so glücklich bin bis dahin
Mendelssohns Schrift zu besitzen. Ich bekomme so viele Briefe über das Ding, daß
ich wohl muß anfangen ungeduldig zu werden. Leben Sie recht wohl. Ich
umarme Sie u herze Sie mit innigster Liebe –
Ihr F H JacobiKgsb. den 15 Febr. 86.Herzlich geliebtester Freund
Ihr Stillschweigen hat mich beunruhigt, und der Innhalt entsprach auch
nicht der Freude über den ersten Anblick des heut erhaltenen vom 2. u 3 d. Ich
hoffe, daß Ihre Gesundheit beym Empfang des meinigen völlig wider hergestelltseyn wird. Mich verlangt, den Eindruck der Epistel auf Ihr Gemüth
zu wißen. Da Sie über die Berl. Recension
gelacht
: so hoffe ich, daß Sie
alles übrige eben so gleichgültig ansehen werden. Ich habe heut frühe noch
einmal den letzten Willen an
Leßings Freunde
gelesen. Sie haben doch
wenigstens eine
Maske
, an die Sie sich halten können. Was mein ehrl.
Landsmann R. gethan im Fluge auf dem Wege, gefällt den meisten, und ist
ein gutes Actenstück zum Proceß, auch ein vortreffl. Beweis seiner
Redlichkeit und Dienstfertigkeit. Vermuthlich werden Sie ihn zu Sehen bekommen,
und dann danken Sie auch in meinem Namen.
Wie über Ihr Stillschweigen, bin ich noch mehr über meinen Briefwechsel,
Materie und Innhalt deßelben beunruhigt gewesen, die Ihnen eckelhafte
Begriffe veranlaßt haben müßen, und manche widerliche Empfindungen. Die
Liebe deckt der Sünden Menge, und deshalb erscheint es mir überflüßig, mich
weitläuftiger deshalb zu erklären. Ich warte nur noch auf die Aufnahme der
Epistel, und wie Sie selbige gelesen haben, worauf ich mehr als blos
neugierig bin. Daß ich Recht und Fug gehabt M. M. als einen SophistenLügner, Heuchler und Atheisten aus seinem Jerusalem anzusehen, hat er durch
seine Vorlesungen und Hirtenbrief an L. Freunde noch beßer bewiesen –
Doch wer kann
Menschen
ins Herz sehen, geschweige
Schriftstellern
, und ihre
Narrenopfer
, die sie dem Publico bringen, das
betrügt und betrogen seyn will.Mein einziger Rath bleibt noch immer derselbe, sich nicht zu übereilen. Die
Wahrheit und Ihr guter Name werden dadurch nichts verlieren. Dank sey
es dem Rheumatismo Ihrer Freundschaft, daß Sie meine Fortsetzung
nicht abscheulich gefunden.Es geht meinen Gedanken wie den Bällen eines
unglücklichengeschickten Spielers, die sich immer selbst verlaufen. Ich rede
von einem Spiel, das ich niemals gekonnt und jetzt völlig vergeßen habe. Mit
meinem Chaos geht es sachte weiter, und ich verzweifele noch nicht das Ende
zu erleben. Die Wendung mit M. Tode habe beybehalten, und es ist mir
lieb, daß wir hierinn über einkommen. Die Stelle in meinem Briefe verstehe
ich selbst nicht mehr. Vielleicht hab ich unter
Deutlichkeit
ein gröberes
und crasseres Ding verstanden. Nehmen Sie es um des Himmels willen mit
meinen Briefen nicht genau. Ich denke schon zweimal die Fortsetzung
gleichsam widerruffen zu haben., und werde das mir sowol als Ihnen durch
übereilte Ueberschickung veranlaßte Misvergnügen nicht so leicht widerholen.
Unterdeßen werde ich doch Ihre Erinnerungen zu nutzen suchen. Wir müßen
noch immer wie die Kinder durch Straucheln u Fallen gehen lernen.
Elisa ist den Tag drauf nach meinem Briefe abgereiset, und hat mich
grüßen, und eine Antwort aus Memel oder Curl. zu ertheilen versprochen,
worauf ich eben nicht Rechnung mache. Ich habe den ganzen Dienstag eine
Höllenfahrt
ausgehalten, von der ich nur gegen die Nacht mich wider
besinnen konnte. Unser Leben ist ein Dampf, und alle Freuden und Leiden
deßelben scheinen aus Dünsten zu bestehen, oder vapeurs von denen man
nicht weiß, woher sie kommen und wo sie bleiben.Ich habe Ihr Büchlein und die Vorlesungen noch einmal durchgelesen. Es
fiel mir auf, daß ich in einer Stelle, die Sie selbst anführen, schon den
Nehusthan in Gedanken gehabt, ohne mich im Geringsten besinnen zu können.
Stupid bin ich immer gewesen, aber seit kurzen leide ich eine Art von
Zerstreuung, von der ich bisher nichts, wenigstens in dem Grade, wie jetzt
gewußt, und die mich schüchtern und scheu macht zu jedem Geschäfte oder
Umgang. Der junge Deutsch hat die Blattern. Beyde Eltern kommen nach der
Stadt; er ist das einzige Kind, und alles Gottlob! gut überstanden. Vorigen
Sonnabend geh ich des Morgens hin, ohne und wider meinen Vorsatz. Er
sitzt im Pudermantel, und sie neben ihm am Caffetisch. Ich will ihm die Hand
küßen – Sie sehen mich für meine Frau an. Ich biethe ihr den Mund – und
setz mich ein wenig verdrüßl. hin, ohne zu wißen, warum mir Hand u Mund
versagt wird, rede ins Gelag hinein, komme nicht eher zu mir selbst biß ich
auf der Straße bin, wo mich eben ein so unwiderstehliches Lachen anwandelt,
das ich bis zum Schlafengehen kaum unterdrücken konnte. So ein toller
Streich ist mir noch nicht begegnet, und wenn man nicht mehr
ihn
und
sie
unterscheiden kann; wie mag es mit Speculationen gehen, die man nicht
durch seine fünf Sinne so leicht berichtigen kann. Bey allem lächerl. war
etwas ärgerliches und schauerliches in meiner Erfahrung. Ich muß mich also
ein wenig in Acht nehmen, mit einem so mürben Kopf gegen die Wand zu
laufen.Auch ein
ganzes Jahr
soll mir nicht zu lang währen, meine letzte
Kräfte zu versuchen.
Weiter
bin ich, und bisweilen schimmert mir auch
schon das Ziel vor Augen. Ohne diese
optische Täuschungen
hätte ich
freylich niemals die Hand ans Werk gelegt; aber zur Ausführung gehören
mehr als optische Täuschungen – mehr als Versuchungen: Flügel zum
fliegen, wenn es ein fliegender Brief werden soll. Ich hoffe also noch mit
Hiob sagen zu können:
Mein Bogen beßert sich in meiner Hand
–
Bitte also liebster J. die
Fortsetzung
beyzulegen, und nicht weiter daran
zu denken. Was ich darüber erhalte; soll nicht verloren seyn. Ach!
Freunde
taugen selten zu Kunstrichtern. Ihr
Schone Dein selbst
! bis weilenSatans Stimme.
Die stumme Physiognomie eines gegenwärtigen Kunstrichters ist
lehrreicher als die schönste Epistel eines entfernten; und Sie haben den Fehler
Ihren Freunden zu viel zuzutrauen u gegen Ihre eigene Empfindung zu
mistrauisch zu seyn. Mein Freund und Reisegefährte Crispus soll Ihre
Stelle vertreten. Wir haben uns heute zu Mittag Ihrer erinnert auf unsern
Kreuzzügen in petto bey einer Rehkeule und Gläschen Mallaga, womit
mich der Dechant meiner akademischen Spiesgesellen und der einzig übrig
gebliebene Kriegsrath Hennings, ich weiß nicht wie noch warum beschenkt
hat. Mein J. Michel war bey Hippel zu Mittage mit Hill.
Ich warte also auf Ihr
Willkommen bey Empfang
der Epistolaeposthumae und ob Sie mit Ihrem wiedergekehrten Sohn in Ordnung sind,
und bin unterdeßen an meiner Arbeit fleißig, so viel ich kann, mit weniger
Ungedult, als ich aussetzte, weil ich das Vertrauen habe, daß
Zeit
und
Vorsehung
an meinem
Plan
Antheil nehmen wird, der sich auf meinen
Urlaub
zur Reise mit bezieht. Ob ich ihn ihn e Sobald ich das Ende
meiner Arbeit erreiche; geb ich Ihnen Nachtheilricht davon, wie auch
wenn ich von der Unmöglichkeit ihn auszuführen überführt werden sollte,
welches ich noch nicht bin
. Vielleicht bin sich selbst Ueberbringer der
Handschrift. Vielleicht macht eine öffentliche Veränderung und Castrumdoloris einen andern Zuschnitt meiner Disposition nöthig.
Freund Crispus der Mentor unserer Wallfahrt hat mich wenigstens zur
Ausführung meiner Idee aufgemuntert; und von einer Seite ist mir
Aufmunterung
ebenso nöthig, als von der andern überflüßig.
Der jüdische Philosoph beklagt sich, Ihre metaphysische Sprache nicht
verstehen zu können. Es geht mir eben so, wenn ich Ihnen die Wahrheit
sagen soll. Seine Uebersetzung des Spinoza in den Morgenstunden ist mir
einleuchtender, als Ihre Darstellung seines Systems, das gleich dem K. aus
lauter wortreichen Formalitäten ohne denkbaren Innhalt besteht.
Ich habe zufällig von einem 70 jährigen Cartesianer, einem D.
Siegwart
in Tübingen, eine allerliebste Schrift unter dem TitelFragmentenI. Cogito gefunden, das 781 ausgenommen. Ob das II Fragm. über
Sum
erschienen und ob der alte Greis noch lebt, hab ich nicht ausmitteln
können. Das erste ist mit vielem
Scharfsinn u lebhaften Witz
geschrieben, daß ich es Ihnen wohl empfehlen möchte, und eine Nachfrage
wegen des versprochenen Fragments, an deßen
Existenz
mir selbst gelegen
wäre. Bey dem philosophischen Wort fällt mir die Stelle in Engels Vorrede
ein, daß M. M. anfängl. die Existenz Ihrer Schrift, u also diese bald außer
Zweifel gesetzt war (qu. a priori oder a posteriori, einen
solchen
Innhalt
derselben durchaus nicht glauben wollen. Wir wollen lieber J. auch die
Gaben
der
Abtrünnigen
nicht verkennen – Ich habe meine Freude
immer an der Advocatenlist, womit er sich aus dem Handel mit unserm L.
wie eine Schlange herausgewunden, und wie er jetzt sich u seinen Freund in
Sicherheit gebracht, und die Fortsetzung den Berl. Erben übertragen.Auch
die
ungerechten Richter u Haushalter
sind uns zu Mustern
empfohlen mit einem mehr als horazischen Sapere aude! Schickt euch in die
Zeit, denn es ist böse Zeit. Ich denke immer, Sie haben der Wahrheit und
guten Sache einen Dienst gethan durch die unschuldige Offenbarung des
Geheimnißes der Bosheit – das mit so viel Energie in den Kindern des
Unglaubens wirkt zum Haß des Christentums. Laßen Sie sich also die kleine
Verfolgung um Seines Namens willen nicht leid thun. Wie lieb und leicht würde
mir Ihr Spiel seyn –
Um Ihr und meins nicht zu verderben – manum detabula – laßen Sie
mich einen philosophischen Maulaffen seyn. Anstatt des Todten haben
Sie eine
Legion
wider sich, gegen welche Sie nichts als die feste Burg
– ab hoste consilium schützen kann. Melden Sie mir bald, ob Sie
ein Digestiv oder Vomitiv des hebr. hirBerlinschen Hirtenbriefs nöthig
gehabt haben, und ob Ihr Magen schwächer als der meinige ist. Nur bitte,
nicht
ihn
für
sie
und
sie
für
ihn
, anzusehen, und sich an den
Freunden
nicht an den
Todten
zu halten. Doch jene sind todt, und diese leben; und
alles läuft am Ende auf eine
Maskerade
hinaus, wie im Shaftesbury
geschrieben steht.
Quid rides? de TE fabula narratur – Suchen Sie allso, lieber Jonathan
mit dem Brl. Fabelhansen, wie ich mit ihren Fibelisten herumzuspringen und
fertig zu werden. Ich werde wie ein entfernter Secundant Ihrem
Zweykampf zusehen, und meine Sichel in keine fremde Erndte wagen. Sie sind
so glücklich wie St. Paulus, an den Kayser appelliren zu können; ich kann
mich bloß für einen Pharisäer ausgeben gegen die allgemeinen deutschen
Sadducäer. Unsere subjective Lage muß jedes seine objective Nothwehr
bestimmen. Wir wollen auch unsere freundschaftliche Correspondenz auf eine
Zeitlang verläugnen, und uns einander eine Qvarantaine auflegen, damit
nicht einer des andern Concept verwirre – Vorher erwarte ich aber
offenherzigen Bericht, wie zuckersüß die Epistola posthuma Ihnen geschmeckt,
und ihredie Wirkungen derselben in den Intestinisderoder in den
Musculn des Lachens. Nur keine Lüsternheit nach douceurs, noch Ekel vor
Arzeneyen – et ab hoste consilium. Weder welsches noch hebraisches Pointd’honneur; sondern deutsche Wahrheit sey Ihre Muse. Eben erhalte von
K. die Allg. BLittératurzeitung bis zum 20 Januar. Wo bleibt Ihre
Recension?In meinem fliegenden Briefe bin mit der Verklärung des
evangelischen-lutherischen Tituls: Golg. u Schibl. ziemlich ins reine, auch mit der panischen
Furcht der Berl. Diana vor dem Pabstum, das in Despotismo,
Infallibilität, Unterdrückung des Göttl. Worts u der heil. Schrift, Werkheiligkeit
und einer ganzen Pandorenbüchse besteht nicht extra sondern intra murosIliacos gesucht werden wird. Alsdann über den Atheismum der jüdischen
Vorlesungen – und die cartesianische Kabbala der verpesteten Freundin – Ob
das Kind zur Welt kommen und beym Leben bleiben wird vor der Herodianer
argen List vix credat Judaeus Apella. Gevatter sollen Sie seyn; nehmen
Sie sich aber vor ein Nachtmal von Austern, dem welschen Most in Acht, die
ich mir auch schon einmal vor vielen Jahren bey einem Schmause Ihres
Namensvetters vereckelt und vor
Verkältung
auch
Jachzorn
in Acht.
et ab hoste consilium. Cura vt valeas et rideas über die Berl. Klagweiber.
Gottes Seegen über Sie u die Ihrigen. Grüßen Sie meinen Namensbruder
Georg, und vergeßen Sie nicht Ihren Gevatter den Alten.
J G H.Am Rand der letzten Seite:Vergeßen Sie nicht Müllers
Dorfprediger
u
Dorfschule
zu lesen
auf seel. Mendelssohns u meine Empfehlung.
Ich trinke alle Morgen u Abend ein Glas Waßer mit Sal Glauberitingirt, und es schmeckt mir beßer als Mallaga, und bekommt mir beßer als
der petillirende Geck und dolosus luctatur. Pereat mit allen welschen
Näschereyen der verpesteten Freundin. – Vale. Sapienti sat! Der Pater oder
Prof. Wiener ist bereits aus meinem Hause verbannt und ich höre weiter
nichts von diesem Betteljuden oder entlaufenen Mönch.
Am Rand der vorletzten Seite:den 16Mein Joh. Mich. ist auch heutean einem Flußfieber bettlägerig geworden. Verzeyhen Sie doch mein
abscheul. Geschmier u erfreuen mich bald mit guten Nachrichten von guter
Gesundheit.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 15 Febr 1786.
J. G. Hamann
empf. den 26tenbeantw den 3 März.Kgsb. den 18 Febr. 86.Herzlich geliebtester Freund – Beruhigen Sie mich nur erst mit der guten
Nachricht von Ihrer völligen Gesundheit. Ich bin auch halb krank zu Hause
gegangen, und hätte schon eher es gethan, wenn ich nicht Ihren Brief
abwarten wollte selbigen mit zu nehmen. Finde eben das Pack mit Mend.
Epistola posthuma famosa angekommen, und muste 1 fl. 16 gl. Portobezahlen, da es hier für 24 gl. zu haben ist. Es thut mir aber nicht leid, weil es
ein schönes Exempl. auf Postpapier ist und ein paar flüchtige Nachrichten
enthält. Der Freund ist den 2 d. angekommen u hat den 4 geschrieben.
Vielleicht ist aber der Brief liegen geblieben. Er meldt mir, daß
Biester hätte
über den Garve auch bald ins Gras büßen müßen
, jetzt aber
zieml. widerhergestellt sey. Eher hatte ich umgekehrt schließen mögen. Doch
wenn man nicht zu verlieren versteht, sollte man sich lieber gantz des Spiels
enthalten.
Mein Joh. Mich. hat auch einen Ausschlag, den ich noch nicht beurtheilen
kann; geht aber dabey herum. Meine 3 ältesten Kinder sind zwar inoculirt –
aber ich bin für keines meiner Kinder recht sicher. Was mir fehlt, weiß ich
und weiß ich nicht. Ich hoffe aber und wünsche, daß das Ärgste zu
Beförderung unserer gemeinschaftl. Wünsche dienen wird.
Gott gebe, daß Sie den nächsten Freytag mich beruhigen können, und Sie
den
Bettel
bereits erhalten haben mögen, und ich hoffe daß Sie zubereitet
sind das ganze Radotage eines
Nachtwandelers
zu lesen und beynahe
möchte ich sagen zu verachten., oder wenigstens im Licht der
Wahrheit
und
Liebe
, die nicht den
Buchstabe
sondern den
Geist
, nicht das
Gegenwartige sondern das Künftige zum Ziel macht, nicht wie ein
äußerlicher
Jude das
Lob aus den Menschen
, sondern wie ein
innerer
verborgener Jude
das
Lob aus Gott
. Diese Paulinische Distinction aus
Rom II. 28, 29 hat michr immer im Sinn gelegen seit der Berl. Apotheose
eines Juden, der das Andenken des unglückl. Fürsten auszustechen scheint – – Ich
habe in diesen Tagen nichts als das
Jerusalem
studiert, fast wie ein neues
Buch. Es war hohe Zeit, um mein Golgotha nicht gantz auszuschwitzen, das
ich wenig gefehlt, bald selbst nicht mehr verstehe, und mir daher alle Stellen
auf die ich Rücksicht genommen am Rand gezeichnet. Wenn es mir so geht,
daß ich mir selbst deutlich zu seyn aufhöre, so bald ich abgekühlt bin – wie
darf ich mich wundern andern nicht deutlich gnug zu seyn. An Anlaß hat es
nicht gefehlt, über die
Deutlichkeit
eines M. und meine eigene
Dunkelheit
zu studieren und meditiren., nicht ohne Erfolg. Aber ich habe selbst nichts
thun können; weil ich ein Non possum non – zum Reden und Schreiben
nöthig habe – ein dem lächerl.
Sturm u Drang
ähnliches Intereße, wie
ein brennend Feuer in meinen BGebeinen verschloßen, daß ichs nicht leiden
kann und schier vergehe – Jer. XX. Diese Schäferstunde will nicht kommen –
Sie haben schon so manchen Brief in puris naturalibus von mir erhalten,
daß ich besorgt war Ihnen dadurch überlästig zu werden, und Sie durch
meine Paroxysmos zu verwirren. Daher war ich im Ernst auf eine
Qvarantaine bedacht, zu der ich mich aber nicht eher recht entschließen kann, bis ich
Ihr unbefangen Urtheil über die heil. Epistel weiß.
Verzeihen Sie, daß Sie Beylage mit einem Macul meiner triefenden
Nase zurück erhalten, auf deren Ausflüße ich nicht Zeit hatte Acht zu geben.
Es ist
alles gut gemeynt
, und weiter geht menschl. Freundschaft nicht.
Vor allem der Rath sich nicht die Hitze befremden zu laßen, als widerführe
Ihnen etwas seltsames, und sich von den
Freunden Leßings
zu
unterscheiden, an die dasder hebräische Seegensabschied gerichtet ist – für die
Todten kein Wort zu verlieren, noch an ihrer Taufe den geringsten Antheil
zu nehmen. Wahrheit ist von beyden Theilen; aber sie zu trennen und zu
scheiden, dazu gehört Ruhe Gelaßenheit, welche die Zeit
ehrlicher
giebt,
als diealle Kunst. Ihre
Sache
ist gut, das ist schon ein großer Trost, und
Ihr Spiel beßer und sicherer und klüger als jener ihrs.Man wirft Ihnen
falsch
vor, sich übereilt zu haben; Für das
Vergangene
kam die
Warnung zu spät; aber nicht für das Folgende. M. war es um das erste Wort zu
thun; halten Sie sich an das letzte und jüngste. Laßen Sie jeden, der Lust hat
mit u ohne Beruff und Fug sich einzumischen, ausreden: Desto beßer für Sie
und den Grund der Sache, der
ewig
und unveränderlich bleibt,und eine
nothwendige Wahrheit
betrifft, die weder von
Zeit
noch
Ort
abhängt, in so fern sie ästhetische Formen sind; Moden- und Mondwechsel. –
Diesen Augenblick erhalte ich No 15 des Correspondenten, den ich zufälliger
weise nicht gesehen hatte. Es ist nichts als ein reiner Abdruck der
Moritzischen
Recension aus der Berl. u dieser ein eben so reiner Auszug aus der
Engelschen Vorrede. Daß Moritz schon auf das R. Gespräch geantwortet,
habe Ihnen bereits gemeldt., aber den Inhalt auch vergeßen. Daß G. ein
wenig verlegen ist, kann leicht erachten. Was ich aber gewünscht in Ansehung
seiner weiß ich leider! auch nicht mehr. Auf die Woche bin ich willens die
Vorlesungen
zu widerholen, über die Kant auch noch das letzte mal, wie
ich ihn besuchte, zu schreiben willens war, so bald er in dem, was zu seinem
jetzigen Cursu der Autorschaft gehört, weiter seyn würde. Eine
Maske
,
oder ein
Misverstand
(der Sprache und Vernunft) liegt offenbar zum
Grunde; aber den aufzudecken, ist schwer und vielleicht unmöglich, bey den
angenommenen Begriffen zufolge
. Ich suche wenigstens
Ueberzeugung für mich selbst. System ist schon an sich ein Hinderniß der Wahrheit,
wie Gewohnheit der Natur widerspricht. Sie müßen sich also schon gedulden,
lieber J. bis ich selbst ein wenig weiter bin. Weil der Vorwurf des
ein
Hauptpunct ist, auf den ich in den Sokr. Denkw. in meiner kabbalistischen
Rhapsodie gezielt u die den Berl. im Golgotha so empfindlich gewesen: so habe ich
Anlaß gnug diese Materie aus einander zu setzen, auch die Vorlesungen ein
Commentar über viele Stellen des Jerusalem sind. Ich werde mich also
weitläuftiger dabey aufhalten, als ich anfangs nach meinem ersten Entwurf, der
auf einen Rabelaismum herauslief, willens war. Erhalt ich Urlaub: so ist
ein Hauptzweck meiner Arbeit schon erreicht, den ich gantz aufgeben muß.
Wird mir der aber abgeschlagen: so kehr ich auf meinen ersten Plan Sturm
zu laufen zurück.
Unser
David
soll bereits die Regimenter zur AbschiedsRevue in
Graudentz bestellt haben. Hier liegt die Episode meiner Henriade, von der ich auch
sagen kann: Incedo per ignes – und der focus, deßen Verhältnis ich noch
suchen muß, und der eben so sehr von meinen inneren Gesinnungen als
äußeren Umständen abhängt.Babel, seine
verpestete Freundin
, nicht den philosophischen
Hudibras sondern den Genium Seculi des verlogenen Voltaire, seine Apostel und
Evangelisten du jour habe ich immer aufs Korn gehabt – und vielleicht ist
ihre Stunde gekommen. Wenigstens hab ich noch immer Hoffnung, nicht
umsonst gearbeitet zu haben.
Wenn ich mich auch nur erst ein wenig erholen könnte; die Witterung aber
hat schlimme Wirkungen auf meine Gesundheit. Crispus ist noch immer
entschloßen uns als Mentor zu begleiten, und seinen Schwaben zu überraschen.
Haben Sie keine Nachrichten von unserm Freund in Weimar? Wenn meine
Briefe ausbleiben sollten: so ist es ein Zeichen, daß ich arbeite. Was nöthig
zu beantworten oder zu melden ist, werde deshalb nicht versäumen. Im Fall
einer Krankheit, soll mein Joh.Mich. Nachricht geben, dem seine Grütze zum
Abendbrodt gut schmeckt, sich aber doch noch wenigstens ein paar Tage
einhalten soll. Wenn alles in M. nach Wunsch geht; so habe ich gegen das
dortige Stillschweigen nichts einzuwenden. Das Vergnügen zu lesen wird mir
öfters durch die Noth zu antworten sehr versaltzen. Auch unserm Johann
zu Zürch bin ich noch Antwort schuldig. Inter bonos bene! Vergeßen Sie
auch nicht, was Sie mit Ihrem George anfangen werden, und denken Sie an
die
auswärtige Angelegenheiten
nicht eher, als biß die häuslichen
nach Wunsch eingerichtet sind.
Wie mag der Schöpfer nicht in Seiner Allmacht lachen,
Wenn sich das Nichts zu Was und Ihn zu Nichts will machen!
Gewiße Dinge sind für mein armes Gedächtnis unauslöschlich. So geht es
mit diesem Vers den ich in meiner ersten Jugend vor Reinbecks Augsp.
Confeß. von einem Pr. Junker gelesen. Der ganze Handel hat eine so lächerl.
Seite – welche selbst die
schwärzeste
erheitert, daß ich jenen
Gesichtspunct Ihnen gern empfehlen möchte, auch wegen der
Fruchtbarkeit
,
wenns nicht wäre selbst wegen ihrer
Richtigkeit
, wie der
Mettenprediger die Erklärung der Wahrheit unterscheidt. Denn wenn die Narren sind,
die in ihrem Herzen das Daseyn Gottes leugnen; so kommenmir die noch
unsinniger vor, die selbiges erst beweisen wollen. Wenn das Vernunft u
Philosophie heißt: so ist es kaum eine Sünde, selbige zu
lästern
. Lachen
wollen wir, lieber J. wie unser Freund in Wandsbeck, aber mit der
Wahrheit nicht unser Gespött treiben wie die allgemeine deutsche Athenienser u
Areopagiten, die Freunde Leßings u Apologisten M. des Moren, der unsere
weiße Gesichter auch für Masken hält, wie seine Carnevals-Brüder ihre,
denen das Lachen theuer gnug werden wird.
Schweigen
wollen wir und
nicht eher reden, bis die
Zeit
kommt und es der Mühe lohnt, unsern Mund
aufzuthun, und den
Schatz unsers Herzens
zu eröffnen.
Gott wird mich weder an Ihnen noch meinen Freunden zum
Lügner
werden laßen. Er wirds wohl machen, daß wir unsere Lust noch sehen
werden. Ich umarme Sie mit der besten Hoffnung
Wort
zu halten. Theilen
Sie mir alles mit, wie ich auch nicht ermangeln werde von meinem Theil.
Mehr kann ich nicht schreiben weder heute, noch morgen noch übermorgen, da
dieser Brief abgehen wird. Also leben Sie recht wohl, werden Sie gesund
und bleiben Sie mein Freund wie ich der Ihrige J G H.N.S. Bald hätte ich einen dummen Streich gemacht u Ihren Brief statt
der Elisa ihren zurückgeschickt. Beyde Gedichte in Ihrem Sp. Büchl. sind
doch von einem Verfaßer? Vielleicht thue ich diese Frage schon zum zweiten
mal, aber es ist mir daran gelegen. Erlaubnis sie drucken zu laßen, werden
Sie ohne Zweifel erhalten haben. Nicht wahr? Ich weiß daß dem Mann
seine Autorschaft fürminima pars sui ist. Vergeßen Sie nicht diesen
Punct. Das Gedicht über Prometheus hat mir eben so sehr gefallen wie
Nachahmung
der alten als Urbild unserer neusten Menschenschöpfer.Nun will ich siegeln u den Brief ruhen laßen bis Montag. Vale et cura valeas.Liebster Jacobi, Eben haben mich Pr. Wanowsky und unser Prof. Mor.u. Polit. besucht, letzterer mit dem III. Stück der Beyträge zum gelehrten
Artikel des Hamb. Correspondenten, aus dem er uns das Trio des Engels,
M. Herz u Friedländer, deßen D. David nicht Doctorbedeutet., ⸂vorgelesen⸃.Freund Kraus wollte selbst Ihnen schreiben, wenn ichs nicht wollte und
Ihnen den Rath eindringl. machen mit einem alto silentio alle dies
unverschämte Geschwätz zu widerlegen und zu Schanden zu machen. Ich hoffe,
daß Sie ohne einen mathematischen Beweis von der Nothwendigkeit und
Schicklichkeit einer solchen negativen Widerlegung schon von selbst
überzeugt seyn werden. Ergoαπεχου και ανεχου dem
innern
Menschen nach:
was den
äußern
betrifft, so iß Dein Brodt mit Freuden, trink Deinen
Wein mit guten Muth et cura vt valeas. Ich habe heute theils lavirt, theils
vor Anker gelegen, und bin nicht weiter gekommen. Wir wollen L. u M.
Freunde lieber wie unsere
Feinde
lieben, und diese
warme Brüder
ihrem Schicksal überlaßen, ohne den geringsten Antheil daran zu nehmen.
Non putaram! würde die Elise sagen, wenn sie lateinisch versteht. Umarmen
Sie unsern lieben fahrenden Ritter und wünschen Sie ihm eine glückl. Reise
ins gelobte Land. Wenn wir uns einander sehen; soll es uns an Materie
zum lachen nicht fehlen. Aruspex aruspicem – ein Knapp den andern.
Alcibiades beschämt mit seinem klugen Stillschweigen das ganze weise
Griechenland und Judentum. Es will mit meiner Laune heute nicht fort.
Also gute Nacht!den 19 Sexag.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
. / Fco. Wesel.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 18ten Febr 1786.J. G. Hamann
empf. den 3ten Märzbeantw. den 3ten –Dußeldorf den 21ten Febr 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 4 Mart. Geantw. eod– 6 – No 29.Ihren Brief vom 4ten u 5ten, lieber HerzensFreund, erhielt ich am
Donnerstag Nachmittag, u labte mich daran; hatte aber keine Lust zu
antworten, weil mir noch immer Mendelssohns letzter Wille fehlte. Am Sontag
Abend kam er endlich an. Ich speiste, gegen meine Gewohnheit aus, bey einer
Gräfinn v Horion, die sich einbildet, sie hätte ein außerordentliches Gefallen
an mir, u kam erst um Mitternacht zu Hause. Ich las diesen sonderbaren
Roman, den man mit allem Recht eine Schmähschrift nennen kann, noch
vor Schlafengehen, u ruhte recht sanft darauf. So ganz ohne die mindeste
Bewegung, hätte ich gewiß nicht das Ding gelesen; wenn es mich selbst nicht
so nahe angegangen hätte. Nun aber fühlte ich die große Sicherheit meiner
Lage, u die mißliche meiner Gegner, u die Freude darüber ließ meinen
Unwillen nicht aufkommen. Ich konnte unmöglich böse werden über einen
Mann, den ich so schrecklich böse gemacht hatte, u der wahrscheinlich vor
Gift gestorben ist. war. Sie wißen nicht, u können sich nicht vorstellen, wie
unverschämt der Mensch gelogen hat. Sie sollen es sehen. Er sagt S 57:
Der Richter müße alles in Händen haben was zur Streitsache gehört. Das
soll er dann. Ich verspreche Ihnen, daß Sie sich über meine Gelaßenheit u
Kaltblütigkeit wundern sollen.
Lavatern war ich schon Willens in Schutz zu nehmen. Wenn er nur nicht
meinen guten Willen durch irgend eine zuvor kommende demarche vereitelt.
Ihr Brief an die Churländische Elise hat mir große Freude gemacht, u ich
habe heute Claudius eine Abschrift davon geschickt. Unser wackerer Claudius
hat eine ausführliche Beurtheilung der Mendelssohnschen Schrift drucken
laßen, die ein wahres Meisterstück ist, u alles übertrifft, was er je geschrieben
hat. Ich habe ihn gebeten gleich ein Exemplar an Sie, unter Fischers adreße
mit der reitenden Post abzuschicken.
Mit meiner Gesundheit kann ich noch nicht wieder ganz zurecht kommen.
Aber wenn es nur mit der Ihrigen einmahl wieder ein ordentliches Ansehn
gewinnen wollte. Ein paar Stellen darüber in Ihrem jüngsten Briefe haben
mich sehr beunruhigt. Lieber Hamann, ich bitte – ahnden Sie,
wie
ich Sie
bitte, Ihrer zu schonen! Wenn jede Anstrengung Ihnen Uebelkeiten
verursacht, so bringen Sie sich ja, nach den Anzeigen die Ihr neulicher Zufall
giebt, sich durch GeistesArbeiten offenbar ums Leben.
Es macht mich bekümmert, HerzensMann, daß ich heute wieder nur ein
so kahles Blatt an Sie abschicken kann. Aber es war unmöglich vormittag
eine Minute auszugewinnen. Einige Nachricht ist doch beßer als gar keine. –
Da kommt meine Lene, u sagt, ich müßte siegeln. Gott sey mit Ihnen, lieber
theurer Hamann. Wie wollt ich jubeln, wenn ich bald Nachricht bekäme,
Sie wären wieder. – Künftigen Freytag. Dieser Wisch soll gar nicht gelten.
Von ganzem HerzenIhr Fritz JKgsb. den 25 Febr. 85.Nun, mein lieber Fritz Jacob Jonathan – Meine Papierscheere ist
entzwey, die ich von bey der Kriegs- und Dom. Cammer noch C als
Canzleyverwandter zum Weynachtsgeschenk erhalten, und ich schreibe also
auf einem unbeschnittnen Bogen – Eben wollte ich mich anziehen und Ihrem
Brief entgegen gehen, als er mir entgegen kam – Ich bleibt also zu Hause,
wie amdem heil. gestrigen Matthiastage zu Ehren – um Ihnen
antworten zu können.
Bald hätte ich Sie für keinen
Mann von Wort
gehalten, da ich diesen
Mittwoch laut Versprechen den gantzen Vormittag auf den verheißenen
Brief wartetete. Gottlob! daß es mit Ihrer Krankheit bergab geht, und melden
Sie mir bald das Berg an! Ihrer völligen Genesung. Ihre politische
Proceduren mit meinem Namensverwandten Georg gefällt mir nicht recht. Quicito dat, bis dat – auch Vergebung. Seyn Sie kein Nachrichter, sondern
Vater
und barmherzig. Die Sonne wirkt mehr auf den Mantel eines
Irrenden als der wütende Nordwind. Aendern Sie Ihr ganzes Verfahren,
wenn Sie den jungen Menschen ändern wollen. Darin besteht mein punischer
Rath, den ich schon gegeben habe. Wenn aber die Philosophen nicht hören
wollen so sind sie harthörig. Vide Ihres Freunds Gleims Gespräche mit
einem Philosophen., der auch leider! mein Landesvater ist. und vielleicht jetzt
schon in den Banden des Todes röchelt. – Mit meinem Jünger ist nichts
zu machen. Er ist bey dem
Besten
Willen der gröste Idiot und Starrkopf.
Freylich wär er beßer bey Ihnen als dem hiesigen Namensvetter besorgt, der
kaufmännisch denkt und seine Kinder nach Maas u Gewicht liebt – Aber
unser Reise-mentor soll auch für Sie kommen, und man muß den Patienten
sehen, a posteriori und nicht a priori die Sache anfangen, welches ein großer
Fehler der modernen Philosophen ist.
Ich besorge immer, daß Sie ohne das Corpus delicti gesehen zu haben,sich mit Ihrer Apologie und seiner Anatomie den Kopf zerbrechen. Da haben
Sie was zu thun. Die Selbsterkenntnis fängt vom Nächsten, dem Spiegel,
an und eben so die wahre Selbstliebe; die vom Spiegel zur Sache geht.
Es freut mich daß Ihr Freund Tiro ein Vir emunctae naris ist. Ich bin
freylich für einen alten Podagristen und Gichtbrüchigen ein wenig zu rasch;
aber demohngeachtet werden wir Freunde werden, so bald wir uns einander
sehen werden.
Wenn Sie den Kopf nicht mit eigenen Grillen voll hätten, würden Sie
mehr
und manches runder gesagt haben. Aber Sie haben meiner geschont,
wie ein Vater sein Kind. Und ich habe das Meiste von dem schon gethan,
was Sie erinnert haben.
Das Interregnum war die Rußische Epoche 1759. Nicht wahr? denn
meine Chronologie ist sehr wurmstichig. Mehr Gänsefüße kann ich nicht
füglich anbringen. Ich danke wegen des Worts
hägen
. Frischens DWörterbuch liegt mir immer vor der Nase und es ist recht ärgerlich für mich,
daß ich nur noch die beyden ersten Theile des
Adelungs
besitze, die ich
allein brauchen kann, weil mir die übrigen fehlen und leider! ohne ein
Wörterbuch nichts zu schreiben im stande bin, selbst nicht bisweilen einen
Brief oder Billet doux. Verweise also auf Frisch wegen des guten Worts
heägen
, das ich eher für Ihren Landsmann gehalten habe. Was
Adelung darüber sagt, weiß ich nicht, weil der 2te Theil beym Buchbinder
liegt einen verlornen Bogen einzukleben, den ich erst kürzl. erhalten zur
Ergänzung meines incomplet gekauften Exemplars.
Typus muß stehen bleiben und bereitet auf die von Ihnen selbst citirte
Stelle aus den Wolken, hat auch seinen praegnantenSVerstand.
GKeine überflüßige Gänsefüße. Die dreyfache Recension wird überhaupt zum
Grunde gelegt, und ich verwöhne faule Leser nicht –
Ich schreibe
Leibnütz
, wie er sich selbst buchstabirt hat, und meine
orthographische Gesetze sind dem bayerschen Edict ziemlich conform.Das ärgste, was ich ersehe, besteht darinn, daß Sie und Ihr lieber TiroSchenk meine verwünschte gelehrte Faust, die ich selbst nicht immer lesen
kann, mit vieler Gefahr u Mühe entziffern.
Nun zur Sache! Beßer, wie dies Trifolium,
kann ich
und bald möcht
ich sagen,
will ich es
nicht machen, und Gott danken, daß mir das Ende
wie beykommender Anfang zum Abdruck – gerathen möchte.
Mein ReisementorCrispus besuchte mich Mittwochs zur ersten
Vorlesung – und ich habe ihn durch Joh. Michel diesen Nachmittag zur zweyten
einladen laßen. Seine scheue Erinnerungen haben mir trotz meines
Widerspruchgeistes, trefl. Dienste zur Feile gethan. Geben Sie sich die gewiß nicht
undankbare Mühe und Muße, diese ausgewaschene Lumpen mit der ersten
faulen Wäsche zu vergleichen.
Meine erste Bitte, Anliegenheit und Auftrag besteht darinn, meinen
Alcibiades zur silbernen Hochzeit meiner Autorschaft und letzten Kindelbier der
Muse Sarai, einzuladen. So bald er sie für eine Sara erkennt: so zaudern
Sie nicht mit dem Abdruck unter Eides- und confessionis auricularisPflicht. Ohne diese Bedingung komm ich weder bey Ihnen zu Gevatter, noch
bey Ihnen zur zweiten Hochzeit, wenn es Gottes Wille seyn sollte. Meinet
und Ihrentwegen ist mir an des jungen Ehmanns Gutachten und
Genehmigung schlechterdings zu thun.
Sie haben Kinder, und Er muß sie noch erwarten. Wenigstens müßen
die Kosten sichzwischen beyden auf die Hälfte gehen zu meiner silbernen
Hochzeit, und
Alcibiades
muß mir selbst sein Legatur und Imprimaturbescheinigen eigenhändig, auch wo mögl. mit Seiner Mariannen
Unterschrift. Einem Mann wder wie Sie einen Sekretair u einen Kopisten
hällt, kann man nicht recht trauen – und ich habe eine Handschrift aus
Münster nöthig zur Stärkung in meinen Geburtswehen, die unaussprechlich sind –
Ich muß
allerdings einen
Probebogen haben, ehe zum Abdruck
geschritten wird, und bin seit 25 Jahren schon gewohnt meine Tirones und
AmaAmanuenses so zu qvälen, wie Sie mich qvälen mit ihren
verwünschten Pfoten, gegen die meine eine Jungferhand ist.
Vom Probebogen, der aus Düßeldorf oder Pempelfort stante pedeexpedirt wird, bleibt kein einziger Abdruck weder bey Ihnen noch nach
Münster, sondern höchstens ein duplum nach
Weimar
, alles sub sigilloextremae confessionis –Mit diesem Probeabdruck wird nach erhaltenen Vidiet V des
Alcibiades über Hals und Kopf geeilt, und im Fall einer allgemeinen
Veränderung nach der Residentz des Preuß. Salomons geschickt, den diesmal nicht
ein welscher Lügenprophet, sondern alter Preußische Barde dazu ernennen
wird. Die Formula solennis folgt mit der nächsten Post und liegt dort bereit
nach näherer japanischer Instruction ad imitationem der Dohmischen auf
Vetter Nabals silberner Hochzeitfeyer. Denn ob ich gleich an meinem
fliegenden Briefe wie eine Schnecke oder Faulthier schreibe: so bin ich doch ein
rascher Grammaticus von einer Person zur andern zu gehen. In den Noten
redt also 1. im Text 3apersona, und dabey bleibts. Eben so fall ich von 3apersona in 2dam in der heiligen Verwünschungsapostrophe an Niemanden
den Kundbaren, deßen Namen auch als persona indeclipoetica lieber
indeclinabilis seyn mag, denn mobilis; weil ich diesen Schnitzer schon in
S. D. begangen habe.
Am liebsten für mich und heilsamsten für Sie Selbst wär es, Lieber
HerzensfFritz, wenn Sie in Gesellschaft unsers George, meinen Brief und
das Fragmentum profligatum in Ihrer Portefeuille und Tasche, nach
Münster führen, und von da sich nach der Residentz unsers auserwähleten
Amanuensis verfügten und alles persönlich in Gang vor den fatalen Idib.Martii brächten. Wo nicht hab ich das Vertrauen zu Ihrem Tiro Schenk,
daß er Ihren Mangel der Gegenwart kindlich und brüderlich ersetzen wird.
Ehe ich einen Schein vom Empfang der 3 Sibyllinischen Blätter erhalte,
bekommen Sie keine Fortsetzung; denn ich hoffe, daß dies zu Füllung des
ersten Qvartbogens hinlänglich seyn wird, besonders wenn der Titel das
erste Blatt deßelben füllt. Für gut Papier haben Sie gesorgt. Einige
DedicationsExemplare 1. nachfür den Salomon du Nord u 21 nach
Münster 1. nach Weimar pro futuro – die Probbogen eingerechnet – soviel wie
der φφ zu Pempelfort will, ohne den Autor zu K. zu vergeßen. – Dazu
kommt der Rath mit der Zeit.
Eben erhalte ich das Gottingsche Mag. IV. B 2. St. von Brahl, der den
Mirabeau übersetzt und nach dem Freund Crispus zu Dach geht, um meiner
zu schonen, welches mir sehr lieb ist, weil ich lieber hinten als vorn angehe,
und meiner eigenen Seele und ihres Organi nicht mächtig bin.
Alles was ich Ihnen bisher mit lachendem Muth geschrieben habe ist mein
wahrer Ernst. Beßer kann ich nichts machen, und das το λιαν ist mein ärgster
Feind, wie das ne quid nimis meine schwerste Lection der 7 Weisen
Griechenlands. Nach B. Bewilligung wird geeilt, und so bald der erste Bogen,
wenigstens Probebogen fertig ist, der zur Ausführung meines Plans
hinreicht, und deßen Anblick neues Oel für meine Lampe, die alle Augenblicke
verlöschen will, seyn wird. Kosten nimmt Alcibiades mit Ihnen auf die
Hälfte über, weil ich Ihm und mir selbst näher bin als einemdem
entfernten Freunde, für den ich neulich an ihn geschrieben.
Wegen des Verlages und Erstattung dieser Druckkosten wird nichts
verabredt, ohne mich vorher mit dmeinem alten Freunde, Landsmann u
Verleger pro praeterito et futuro verglichen zu haben, dem ich diese Achtung
und mehr schuldig bin.
Nun liebster Jacob-Jonathan! zeigen Sie sich jetzt als Mann von Wort
und That. Die Sache ist eingefädelt und geht mit Gottes Hülfe glücklich
durch, wenn mein Spiel nicht durch eine unter mischende Hand verdorben
istwird.
Ist unser Patroclus R. nicht über Düßeldorf gegangen. Seine Erklärung
vom 13 d. werden Sie wohl schon mit dem dazu gehörigen dreyfachen
Protocoll gelesen haben. Er hat mit seiner breui manu ein gut Werk gethan, wenn
er gleich den Ruhm eines Philosophi durch sein Interlocut eingebüßt. Daran
ichist nichts gelegen, und seinen Freunden desto mehr. Ein guter Sociuswagt immer ein blau Auge in einer guten Sache, und ich halte Ihre und
meine dafür.Da komt der neue Miscell. XIX Stück mit einer kleinen Note an Joh.
Michel, der eben nach dem Eßen ein wenig spatziren gegangen ist und seine
Schwestern zu ihrem wöchentl. Besuch bey ihrer Nachbarin Louise Miltz
begleitete. Wo war ich?
Bleiben Sie auch der philosophischen Autorschaft wegen nicht zu Hause,
sondern spielen Sie den
fahrenden Ritter
und laßen Sie es zu meiner
Silberhochzeit nicht fehlen, damit meine alte Käthe Xantippe, wie man mich
in Wandsbeck nennen soll, nicht anstatt der Jubel Music nicht den Stab
wehe und Klagelieder nöthig hat.
Thun Sie keinen Schritt ohne sich vorher von ganzen Herzen mit meinem
Liebling Georg auszusöhnen, und geben Sie unterwegs zgut Achtung,
ohne daß er es merkt. Ein guter Schreiber kann selten gut lesen. Machen Sie
nur die Probe, und ziehen Ihre liebste Schwester zu Rath, ohne daß sSie
aber vor meiner Hand erschrickt. Allso mit Vor- und Zubereitung; weil ein
Frauenzimmer auf eine schöne Mannshand Ursache hat eifersüchtig zu seyn.
Es ist schon über 2, Crispus kommt noch nicht; er wohnt am andern Ende der
Stadt auf der Lomse, vulgo Ochsenmarkt. Doch bald werden Sie so
bewandert, wie ich selbst und der Herr Niemand in Königsberg seyn, den
Priester in der Wüsten auch ohne Miethslakay finden zu können.
Ich habe ein bloßes M. vor dem Namen des verewigten Mendelssohns
gesetzt, damit man Mauschel oder Magister lesen kann, und des Leßings
christl. Tauf in einen jüdischen Vornahmen verwandelt. Das hat er alles sich
selbst durch seine Epist. posthuma an die Fr. Leßings zu verdanken. Da Sie
förmlich von selbigen ausgeschloßen sind, so machen Sie ja keinen weiteren
Anspruch auf diese Gesellschaft. Der parthische Abzug hat von Ihrer Seite
der Sache ein gewünschtes Ende gemacht. Ergo claudite iam riuos pueri.Ich werde mich für Ih bey Crispus für seinen politisch moralisch christl.
Rath, den er Ihnen gegeben, in Ihrem und meinem Namen bedanken.
Schreiben Sie ja
Dienstags
, als ein Mann von Wort, ich diesen
nächsten Mittwoch, so Gott will und ich kann. Leben Sie recht wohl und
beantworten Sie alle leidtragende Briefe nicht, zu denen dieser nicht gehört
von Ihrem alten Freunde dem Scurra Regiomontano et RabelesioAnti-Gallicano J G H.Morgen hoff ich Esto mihi! bey Ihrem Namensvetter zu feyern.
Dom. Esto mihi! den 26 Hor. 86.Abends.Vor allen Dingen muß ich Ihnen Herzlich lieber J. um Verzeyhung bitten
wegen meines gestrigen Geschmiers, wenn auch das heutige nicht beßer
gerathen sollte: Ich habe mich heute den ganzen Vormittag umgetrieben,
Patienten besucht und die Kirche leider! im Vorbeygehen, um wenigstens den
Seegen mitzunehmen. Mein Joh. Mich. hat auch das Haus hüten müßen
wegen Stiche im Unterleib, die mehr Verkältung als einen verdorbnenüberladten Magen anzeigen. Bey Ihrem Namenvetter bin nicht gewesen,
sondern speiste post festum zu Hause, weil Crispus, den ich des Morgens
schon mit dem Uebersetzer des Mirabeau besetzt fand, mich Nachmittags
besuchen und ich ihn nicht verfehlen wollte. Wir haben allso die dritte
Vorlesung abgemacht. Sie erhalten also statt eines Trifolii vier Blätter so wie
sie aus der Mache gekommen sind. Das Abschreiben ist, wie Sie leicht
erachten können, eine verdrüßliche Sache für mich und mein Dintenfaß nebst
dem Apparatu ein kläglich, jämmerlich eckel Ding, wie das Schreiben.
Vielleicht erbarmt sich Ihr Freund Tiro und übernimmt eine Abschrift für mich,
weil ich die disiecti membra poetae Mühe haben werde herauszubringen,
und ich meine Arbeiten gern unter mehr als einem Gesichtspunct ansehen
mag – und wegen der Fortsetzung Ihr u sein Urtheil nothig habe; denn
Erinnerungen sind nicht vergeblich! oder verloren an mich wie der Berolinensismeint. Crispus hat mir den Rath gegeben zu eilen; weil er zweifelt, daß ich
das Ende erreichen werde – Ich habe ihm einen Beweiß meiner Folgsamkeit
gegeben, und bin nun mit dem Recensenten fertig, der dem Leser nicht so eckel
werden kann, wie er mir geworden. Gesetzt daß Sie auch mein gestriges
Geschmier nicht herausbringen können, so ist daran nichts versehen. Ich werde
schon alles deutlicher machen, wenn es soweit kommt.
Das Wesentliche ist eine Abschrift für mich – denn meine Handschrift muß
Ihnen der Buchdrucker, deßen Namen u Umstände seiner Preße ich wohl
näher wißen möchte zurückgeben. Ich bekümmere mich um ihn, ohn daß er
nothig hat das Geringste von mir zu wißen. Nach dem Münsterschen
Gutachten schreiten Sie gleich zum Werk, und besorgen einen Probebogen nach
Weimar, wenn Er etwas zu erinnern haben sollte. Ihre Wahl in 4o ist die
meinige. So einen überflüßigen Rand wie Ihr Freund im Haag kann ich
nicht leiden, aber ich wünschte einen guten, deutlichen, räumlichen Druck, weil
die Gedanken so enge so enge in einander gedrängt sind, daß sie sich beynahe
einander ersticken.
So bald ich nur kann, schicke ich Ihnen einen versiegelten Brief, um im
Nothfall auch mit dem Probebogen selbigen an die höchste Instanz meiner
Autorschaft zu befördern.
Ich hoffe daß unser Freund Tiro mit demeinem Bogen meiner Hand
in ein paar Tagen fertig werden kann, und dadurch eben nicht die übrige Arbeit
aufgehalten werden wird. Es ist ja meine
silberne Hochzeit
; also
machen Sie mir alten Mann Freunde, wahre Freude nicht politische durch
Verheelung Ihres Urtheils und des kleinsten Umstandes, was zur Sache
gehört, esr mag wider oder für mich seyn.
Crispi und meinem Rath folgen Sie auch, stille zu seyn, und sich nicht zu
rühren noch die Feder anzusetzen, bis ich wenigstens ausgeredt habe. Wenn
Ihnen das nicht Gnüge thut: so mögen Sie mich auch noch obenein mit
widerlegen.
Herder ist gerochen, melden Sie ihm doch das. Sein Recensent ist durch
die Beurtheilung der Ulrichschen φφie auch empfindlich gestraft worden,
nachdem er vernommen, daß selbige von unserm Hofprediger (nicht
Oberhofprediger) Schultz herrührt, der ein Epitomator der dicken Kritik ist und
den Beweis von den Paralllinien geschrieben hat. Ihre
Ruhe wird Ehre
seyn Jes. XI. 10. Ihr altum silentium wird die Rache eines wahren Löwen
seyn, die jene Pudelhunde sich gewiß nicht vermuthen.
Wenn der pruritus unüberwindlich in Ihren Fingern ist; so warten Sie
wenigstens meine Erklärung über die
Frage
ab, die Sie mir eben so gut
als dem jüdischen Philosophen anvertraut haben – und denn setzen Sie die
Feder an.
Das Leben ist so kurz und köstlich, daß es Schade ist, es mit
Katzbalgereyen, mit gelehrten Wortkriegen zu verhudeln. Dergl. Operasupererogationis sind Misbrauch und Schande der wahren Philosophie, welche den
Genuß des Lebens veredeln soll,
Friede
und
Freude
befördern, nicht auf
Beschneidung und Verstümmelung hinauslaufen.Ich erwarte also gegen das Ende des März wenigstens Abschrift mit
Ihren Erinnerungen – und Nachricht von allem –
Gott seegne ISie u Ihr gantzes Haus – Meins schläft – Si non pie,tamen caute, sagt Augustinus – Dies war ein Sprichwort eines alten
Landpredigers, der mein guter geerbter Freund war, und ein Vater des lieben
Mannes, der das Petersburgsche Journal geschrieben, und mir seine Operamit manchen ℔ chineser Thé zugefertigt. Ob diese Worte im Augustino weiß
ich eben so wenig als ich bisher die ihm zur Last gelegte peccata splendidader Heiden habe auffinden können. Gehen Sie also lieber pie und cauté zu
Werk. Man kann nicht vorsichtig gnug seyn – und ich bin nicht nur vorsichtig
sondern auch leider! mistrauisch. Dieser Fehler hat mich öfters
beschämt
und inaniter geängstigt, aber auch die großen Dienste gethan, daß ich ihn
nicht füglich abschaffen mag, weil er wie der ungerechte Haushalter für
meine Oeconomie unentbehrlich istIch hoffe daß meine Freunde nicht auf Sie eifersüchtig seyn werden,
diedaß ich an Sie allein fast schreiben kann, und für die gantze Welt todt bin –
Sie werden eben so wenig auf dies
beschwerliche
Glück Ursache haben
eitel und stoltz zu seyn. Wir werden uns beyde auf allen Fall zu legitimiren
im stande seyn durch unser gemeinschaftl. Inh.
Wenigstens versichern Sie unsern Lavater meines frischen und grünen
Andenkens, um ihn davon zu überzeugen, mahnen Sie ihn zur Ostermeße
um den Rest des vierten Theil seines Pontius Pilatus. Weder seinen
Salomo noch Predigten über meine LieblingsEpistel an Philemon habe ich
zu Gesicht ohngeachtet aller Nachfrage bekommen können. Ich hoffe diese
Woche, in der ich Fastnacht zu halten denke mich bey unserm Oberhofprediger
darnach zu erkundigen. Ich will mich ausruhen, bis ich Antwort von Ihnen
erhalte, ob und wie ich in meinem Opere profligato fortfahren soll. Melden
Sie mir bald, daß sSie mit Ihrem zurückgekehrten Sohn G. ausgesohnt sind,
und vergeßen Sie nicht das Experiment mit meiner Handschrift bey Ihrer
liebsten Mamsell Schwester.
So bald mein Cursus absolvirt und die silberne Hochzeit überstanden ist,
und Mamamuschi seiner 3 Federn humida vestimenta wird abgeliefert
haben, soll für ein neues und beßeres Schreibzeug gesorgt werden von Ihrem
oekonomischen Freund u Diener J G H.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 25 u 26ten Febr. 1786
J. G. Hamann
empf. den 10ten –beantw. den 10ten u 13ten –Düßeldorf den 28ten Febr 1786Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erh. den 15 März. Geantw. eod.No 30.Was habe ich gethan, lieber Hamann, um einen Brief v Ihnen zu
erhalten, wie der v 15ten? Er hat mich geschmerzt, wegen des ganz veränderten
Tons den Sie darin annehmen, u wegen gewißer Modulationen, über deren
Ausdruck u Absicht ich nicht immer mit mir selbst einig werden kann.
Daß ich über die Berliner Rezension des Mendelssohnschen Testaments
gelacht habe, sollte Ihnen das in dem Grade widrig aufgefallen seyn? – Ist
denn alles Lachen reine Lust? Und hatte nicht die Sache eine höchst lächerliche
Seite – zumahl für den, der sie aus der zweyten Hand, in dem unpartheischen
Correspondenten, als einen
politischen
Artikul empfieng. Ich fand in dem
tollen Eifer dieser Leute etwas so ungeschicktes; die ganze Decoration ihres
Schaugerüstes so poßierlich; den versteckten Stiefen Schmerz, die Quelle
ihres Grims, so sichtbar – daß ich darüber nichts als Poßenspiel erblickte.
Wie ich das Büchlein selbst aufgenommen habe, schrieb ich Ihnen scheu am
vergangenen Dienstag. Zwey oder dreymahl hatte ich hatte ich es schon
durchgelesen. Nun habe ich Zeit gehabt es vollends zu studieren, u glaube
nicht daß irgend ein Zug der Schalkheit noch darin verborgen seyn kann, der
mir entgangen wäre. Ich würde mich mit der Beantwortung nicht übereilen,
ob ich gleich so viel dabey nicht zu bedenken habe, da ich mich nur an den
Faden der Geschichte, den mir meine Documente an die Hand geben, zu
halten brauche. Ich muß Ihnen mehr als einmahl schon gesagt haben, daß
Resignation auf mein Seyn u den
Schein
meines Seyns, meine große
Philosophie ist, u dabey hat man nicht viel Politik vonnöthen. Bey meiner
lebhaften Gemüthsart, muß ich was die mehrste
innerlichste
Ruhe
schafft am mehrsten suchen.
Ab hoste consilium! rufen Sie mir zu widerholten Mahlen zu. Ganz
bestimmt
u
klar
bin ich an keiner Stelle dieses Zurufs zu faßen
im Stande gewesen, am wenigsten da, wo Sie ihn eine
feste Burg
nennen.
Ich beschwöre Sie bey Ihrer Liebe u Treue, mir mehr Licht hierüber zu
ertheilen. Da ich Sie von ganzem Herzen liebe u verehre, so quält mich u
ängstigt mich jeder zweydeutige Rede, jeder räthselhafte Ausdruck, deßen
Sie sich gegen mich bedienen. – O, daß Sie einmahl mich sähen u mich
kennten!!!
Ich kann heute mehr nicht schreiben, weil mir unheimlich geworden ist –
das Herz Ihres Jacobi Jonathan ist ohne falsch, u sein Mund aufrichtig. Er
ist zu vertraulich, um anders als vertraulich reden zu können.
Den Dorfprediger u die Dorfschule hatte ich schon verschrieben. Die
Fragmente v Siegwart verschreibe ich morgen, u melde Ihnen ob ein 2tes da ist.
den 2ten MärzSo weit, lieber Hamann hatte ich vorgestern Morgen geschrieben, u zwar
im Bette, denn mein Catharr hatte sich neuer Dings verschlimmert, nach einer
Einladung zu meinem Vater nach Pempelfort (er wohnt dort Winter u Sommer auf einem
Gute neben meinem Garten). der ich folgen mußte. Der alte Mann ist halb
verwirrt, u sein Gemüth beständig in einer höchst unglücklichen Bewegung.
Wenn er mich, wie diesmahl, zu einer besondern Unterredung hohlen läßt,
so ist mir immer als wenn ich in meinen Tod gienge. Er ängstigte mich wie
gewöhnlich, so daß mir die ganze Zeit über das Herz so laut schlug daß ich
es hören konte. Da ich endlich los kam, folgte er mir noch auf den Hof; hielt
mich da, im strengsten Nordwinde wie lange auf, u setzte mich in noch größere
Bewegung. Ich sagte meiner Schwester, gleich da ich nach Hause kam, wie
mir der Gang bekommen würde, u so bekam er mir auch würklich.
Also: ich schrieb im Bette., nachdem ich Ihren Brief noch einmahl
aufmerksam gelesen hatte. Der Dorfprediger u die Dorfschule, die ich auf Ihre
u des
seeligen
M Empfelung lesen sollte, bewogen mich die Stelle des Sendschreiben
wo diese Schriftchen empfolen werden noch einmahl nachzuschlagen. Mir
fielen dabey die Worte Ihres Briefes ein: „Nur keine Lüsternheit nach
douceurs, noch Eckel vor Arzeneyen –“ die mir noch eindringender wurden,
indem ich die andre Stellen der Mendelssohnschen Schrift recapitulierte,
wo der lose Mann offenbar, den
Sack
schlägt u den
Esel
meint, wie z.B.
S 22 bey dem so sorgfaltig ausgemahlten Bilde Leßings nach meinem
vorgeblichen Ideal. – Nun glaubte ich auf einmahl Ihre: ab hoste consilium!den Ton Ihres Briefes, kurz alles zu verstehen. Und ich kann Ihnen nicht
sagen, Lieber, wie diese Vorstellung mich rührte. – Ich beschloß daher meinen
Brief nicht abgehen zu laßen. Mit dieser Vorstellung, aber bey stillem Geiste,
las ich nun gestern noch einmahl Ihr Schreiben v Anfang bis zu Ende, u
fühlte dabey, daß es doch zu meiner Idee so recht nicht paßen wollte. Ich
muß also abwarten wie sich die Sache entwickelt, u ob Ihre nächsten Briefe
mir vielleicht mehr Licht verschaffen. Sie haben mir versprochen daß Sie es
mir immer gerade heraus sagen wollten, wenn Sie etwas gegen mich auf
dem Herzen hätten, u das nehmliche v mir gefordert: laßen Sie uns Wort
halten!
den 3ten März.Die letzte halbe Zeile schrieb ich diesen Morgen
früh
. Ich mußte gestern
plötzlich abbrechen, weil der Wagen vorgefahren war, u meine Schwester,
u Hofrath Abel (unser Arzt u Freund,) u Magister Witzenmann, mit
Geräusch in mein Zimmer kamen, u die Schwester etwas stürmisch war, weil
es schon so spät sey, wofür ich doch nicht konnte, weil sie selbst mit dem
Wagen bey der Gräfin v Neßelrode gewesen, war u denselben Augenblick
erst wieder gekommen war – aber eben darum. Also eingestiegen mit der
Gesellschaft, u fort. Wir fahren gewöhnlich den Donnerstag nach
Pempelfort zum alten Vater u speisen mit ihm zu Nacht. Er war gestern wieder
außerordentlich verwirrt, unruhig u bitter – Ich kann mich nicht daran
gewöhnen das Elend anzusehen…‥ – Da ich wieder nach Hause kam, war
ein Packet v Frankfurt angekommen, u darin der Dorfprediger. Ich freute
mich, u legte das Büchlein auf meinen Nachttisch. Heute früh schrieb ich nun
gleich die fehlende halbe Zeile an diesem Brief, u hernach über den
Dorfprediger. Ich war am 3ten Bogen, als man mir die Briefe von der
Preußischen u niederländischen Post, die gestern nicht angekommen war, brachte –
u dabey ein Brief von Hamann – O, der Freude, Lieber! O, der Wonne, die
ich aus diesem Briefe schöpfte! – Lieber Hamann – Lieber, Lieber, Lieber,
möchte ich die ganze Seite herunter schreiben.
Ich soll vor allen Dingen auf folgende Fragen antworten.
„Ob beyde Gedichte in meinem Sp.Büchl v einem Verfaßer sind?“ – Ja!
„Ob ich Erlaubniß hatte sie drucken zu laßen?“ – Das erste drucken zu laßen
hatte ich keine Erlaubniß. Wegen der guten Absicht die ich dabey hatte,
verhinderte mich eine gewißes zartes Gefühl sie zu fordern. Ich schrieb Goethe
bey Uebersendung meiner Schrift, mein Genius hätte mir nicht allein
erlaubt, sondern befohlen, den Antiprometheus vorzudrucken. Er antwortete –
doch hier sind der Brief im Original. Ich antwortete, es sey noch Zeit den
AntiPrometheus auszuschneiden, u auch den andern zu vertilgen, da er auf
ein besonder Blatt gedruckt war zu vertilgen sey. Die Exemplare konnten
kaum Frankfurt paßiert haben, u unmöglich noch in Leipzig seyn. Ich legte
einen Brief an Heinsius, dem Geschäftsträger v Loewe zu diesem Ende bey.
Auch noch einen ganz weißen Bogen; mit meiner bloßen Unterschrift am
Ende der 3ten Seite bey, damit wenn der eingelegte Brief nicht recht sey, ein
anderer gemacht u nur v ersten das Couvert gebraucht werden könnte. Der
Ton worin ich schrieb war so, daß Goethe nicht zweifeln konte, es sey mein
Ernst, u ich meine es treu u ehrlich. Das Original der Antwort lege ich auch
hiebey.
Den Prometheus pureabzu abdrucken zu laßen, ohne Besorglichkeiten
merken zu laßen an den Tag zu legen, wäre freylich das beste gewesen. Ich
wurde zu der Maaßregel die ich ergriff durch die Aengstlichkeit meiner
Freunde übergehohlt. – Was Mendelssohn über das Gedicht selbst sagt ist
Hundedumm. Leßing fand es in der That vortrefflich, u forderte in der letzten
halben Stunde, vor unserer gänzlichen Trennung in Halberstadt, es mir
noch einmahl ab. Ich hatte ihm eine Abschrift geweigert, weil ich damahls
mit Goethe entzweyt wasr. Leßings Urtheil war um so unpartheyischer,
da er Goethen nicht leiden konnte, u mich beynah nöthigte, ihm in die Hand zu
versprechen, daß ich mit diesem
practischen Egoisten
, mich nie wieder
einlaßen wollte.
Mein Sohn in Aachen schreibt: „daß Kant an einer Widerlegung der
Morgenstunden arbeitet, wird Ihnen wohl bekannt seyn.“ Ich laße mich
heute bey ihm erkundigen, woher er das hat. Es muß irgend in einem
öffentlichen Blatte stehen. Die Chicanederdie mir die Lit. Zeitung in Absicht
dieses Herkules unter den Denkern macht – sollte mir diese wohl auf seine
Veresanlassung gemacht worden seyn? Ich habe Ihnen über den Mann u die
Sache mehr schreiben wollen, muß es aber auf künftig verschieben. Der
Morgen ist mir unter den Händen weg gekommen u nun geht es schon auf
viere. – Grüßen Sie den lieben Crispus recht herzlich v mir, u verlaßen Sie
sich beyde darauf, daß ich Ihrem Rathe folgen u nicht vorschnell seyn werde.
Es würde mich kaum Ueberwindung kosten auf die Mendelssohnsche Schrift
gar nicht zu antworten. Unterdeßen arbeite ich gelaßen fort an meinem
Aufsatz, u ich denke er soll gut werden. Daß Der Aufzug von FriedlEngel, Herz u Friedländer im Hamburger Corr., wo die Leute, in einer den
Bayerischen nicht unähnlichen Proceßion, mich, wie Cain der seinen Bruder
Abel erschlug, in der Mitte haben, war eine recht gute NachComödiirene.
Nur daß Reichard mit Kölbele verglichen wurde that mir leid, weil es
lächerlich auffällt, u dem guten Manne leicht mag wehe gethan haben. Er soll noch
in Hamburg seyn.
Von meinem verlohrnen Sohne heute kein Wort; aber nächstens. Grüßen
Sie den wackern Johann Michel. Sie sollen nicht krank werden; aber laßen
Sie bey sonst einem Vorfall ihn mir an Ihrer Stelle schreiben. – Ich freue
mich Ihrer Hoffnung daß Sie Wort halten werden, u bin überall voll gutes
Muths.
Hier noch das Motto zu meinem Aufsatz.Hoc nimirum est illud, quodnon longe a gradibus Aureliis hæc causa dicitur. Ob hoc crimen hiclocus abs te, Læli, atque illa turba quæsita est. scis quanta sit manus,quanta concordia, quantum valeat in concionibus. submissa voce agam,tantum ut Judices audiant. Cic. Or. pro. L. Flacco. Sehen Sie die Worte
an ihrer Stelle nach, u Sie werden finden daß es ein recht
Hamannisches
Motto ist. – Vier Uhr ist durch. So Gott will am Dienstag mehr. – Von
ganzem Herzen –Ihr Fritz –Auf beigefügtem kleinen Zettel:Seyn Sie, lieber Hamann, wegen des Eingansgs dieses Briefes
unbekümmert; ich habe heute Morgen den Ihrigen v 18ten erhalten; den lieben
lieben Brief; auch ihn zum Theil schon beantwortet.
Kgsb. den 1 März Aschermittw. 86Mein liebster Freund J. Auch Gevatter Claudius hat seine Recensionen
drucken laßen. Ich bin ihm noch eine Antwort schuldig auf einen schönen
langen Brief, an dem er freylich vom heil. 3 Königstage bis gegen das Ende
des Jänners geschrieben, aber mit recht guter Laune. Erinnern Sie ihn doch
mir seine Machwerke zu überschicken; denn der faule Socius wird es kaum von
selbst thun. Wenn er auch meines alten Landsmanns D. Moldenhawers
Homilie beylegen möchte, will ich das
Porto
gern bezahlen.
Diesen Morgen umsonst dem versprochenen Briefe entgegengesehen.
Gestern ist der Anfang meiner Handschrift abgegangen, und ich habe es selbst
dem CR.Fischer eingehändigt mit Bitte um mein Cito Couvert noch einen
Umschlag durch seine Leute machen zu laßen. Die drey ersten Blätter bleiben;
ich erwarte Ihre Erinnerungen, wenn Sie mit dem Anfange zufrieden
sind, über die Fortsetzung. Eine Abschrift habe ich selbst nicht
zurückbehalten. Ich war so ungedultig Sonntags Abends das Pack zuzumachen,
daß ich mich zu spät besann die Veränderungen mir anzumerken. Daher ist
meine Bitte desto dringender Freund Tiro damit zu belästigen. Was ich
geschrieben von seiner Hand zu sehen, wird eine Vorbereitung zum Abdruck
seyn. Ich hoffe, daß sich der Buchdrucker gefallen laßen wird, so lange zu
warten mit dem Abdruck, biß der Correcturbogen von hier wider zurück
kommt. Wenigstens der erste, mit deßen Erscheinung ich mir vorgenommen,
an die Administration zu schreiben u bey ihr selbst, aber deutsch, um Urlaub
anzuhalten. Die Lücke zu Note 17 wo ich nicht irre ist in meinem Mst offen
geblieben, weil ich den rechten Titel der
Devisen
nicht weiß. Vielleicht
haben Sie selbst diese Kleinigkeit, die man einem gewißen Unzer zuschrieb;
oder vielleicht steht sie im Meusel, den ich auch nicht habe.
Gegen das Ende kommt noch eine Stelle, die Crispus so geändert haben
will: Warum nicht gar „Beurtheilung“? Von Abc Schützen, die noch
nöthig haben, lesen und verstehen zu lernen, was sie selbst schreiben, und
denen ihre erworbene Imbecillität, natürlicher Weise, das Lesen und
Nachdenken fremder Gedanken mehr erschwert, als die UnhinlänglichkeitUnvollständigkeit ihrers eigenen Bewustseyns zu beweisen.
Kraus verwirft den letzten Gedanken auch, als unrichtig und dunkel. Ich
bin heute nicht im stande was Kluges zu denken und zu urtheilen. Schreiben
Sie doch – Erhalte ich Sonnabends keinen Brief; so werde ich noch unruhiger
werden um zu wißen Ihren Empfang der Epistolae posthumae. Vorbereitet
sind Sie schon gnug, auch das Ärgste zu lesen. Ich denke, Sie können mit dem
Aufsehen Ihres Büchleins zufrieden seyn; und ich glaube kaum, daß es dabey
bleiben wird. Desto mehr haben Sie Ursache, sich Zeit zu laßen. Auch
beyliegende Fortsetzung gefällt mir nicht – und ich werde jetzt nicht eher mehr
schicken, biß ich das Ende erreicht habe.
Gestern fand ich bey einem Besuche Roustans Briefe zur Vertheidigung
der christl. Religion von dem unglückl. D. Danovius übersetzt mit seiner
merkwürdigen Lebensbeschreibung von seinem Schwager Schütz in Jena. Wie
ich zu Hause kam, fand ich de Marées Gottesvertheidigung, die ich mir aus
Berlin hatte kommen laßen, welche ich auf der Stelle durchlesen muste. Sie
ist gegen die Allgemeine Bibl. meine verpestete Freundin gerichtet, und
vorzügl. gegen Jerusalem, deßen Anruffung an die Götter der Erde zu
Heilanden des menschl. Elends ich noch nicht verdauen kann. Sie können nicht
glauben, wie sehr ich mit dem alten Greis sympathisire, und so ungern ich Bücher
kaufe, thut mir das Geld nicht leicht. Es ist nur der erste Theil, und betrifft die
Geschichte des Sündenfalls
, die so albern jetzt in Gedicht und
Allegorie verwandelt wird. Der dritte Theil von Lienhard u Gertrud liegt auch
hier; ich habe ihn aber noch nicht ansehen können. Unser Patroclus liegt noch
in Hamburg und wird vermuthl. Ihnen nähere Nachrichten mittheilen oder
vielleicht selbst überbringen.
den 2 –Ich denke, daß wenn ich bald eine Abschrift erhalte und Sie nichts
einzuwenden haben, der erste Bogen füglich ohne einen Probebogen abgedruckt
werden kann, und daß die
Abschrift
eben die Dienste thun wird und ich
nach selbiger Ihnen lieber J. noch das Nöthige und auf Ihre Erinnerungen
zugl. antworten kann. Ich bin jetzt wider in einer crisi, die ich abwarten muß
und in welcher ich nichts thun kann.Mit dem Ende dieses Monats kann ich erst Ihre Antwort auf meinen
letzten Brief abwarten – und Alcibiades Gutachten, auf das ich desto mehr
Vertrauen haben muß, weil er unparteyischer in dieser Sache ist, als wir
beyde. Wenn ich nur Sonnabends einen Brief von Ihnen erhalte und – – so
würde ich vielleicht im stande seyn den Sonntag Inuocauit zu nutzen.
Schreiben Sie ja an Claudius, und melden Sie auch nach Weimar, daß ich noch
immer
Hofnung
habe meinen Plan auszuführen, er mag nun gerathen
und ausschlagen wie er wolle. Die Erklärung meines Titels hat mich auf das
Modegeschrey über
Pabstum
geführt, und ich wünschte gern diese
Materie in einem andern Ton auszuführen, als den ich gegen den blasenden
Mitlauter führen müßen, der mir eckel geworden. In meinem Golgatha
selbst sind nur die beyde Stellen sS. 71. über die Beschuldigung des
heidnischen naturalistischen atheistischen Fanatismus, den Mendelssohn durch
seine Vorlesungen bewiesen anstatt widerlegt zu haben und S. 25 über die
Pfuy, Pfuy armer Sünder oder die Fooi- u Biergelder der armen Zöllner.
Hier liegt eigentlich die Hauptsache der
Entkleidung u Verklärung
– – Hic Rhodus, hic salta. Die Wendung dazu hängt noch von Umständen
ab, und von der Antwort auf mein Gesuch um Urlaub – und andern
Begebenheiten, deren Vorfall wahrscheinlich ist und allein von der Vorsehung
abhängt, die sich um Sperlinge u ihre Nahrung wie um die Gallakleider der
Salomone und ihre Herrlichkeit bekümmert. Dies ist ein entre chien et loup,das wie ein Bubenstück oder wie ein Heroismus oder Don Quixotterieausgelegt werden kann. Lieber ausgelacht als beklagt zu werden! Auch beydes,
wenn man etwas Gutes, wäre es auch blos für unsern Nächsten dadurch
bewürkt werden kann. Wer nicht die Kunst zu verspielen versteht, muß sich
in kein Glücksspiel wagen – und mit der
Autorschaft
geht es eben so.
Wer nicht ungleiche Urtheile verschmertzen kann, laß das Schreiben gar
bleiben. Ich verzweifele oft durchauf diesem Weg Gutes zu thun; weil
alles schon gesagt u gethan und erfüllt und nichts Neues mehr unter der
Sonne istzu erwarten ist.Das Eins wurd All; das Wort wurde Fleisch;
der Geist wurde Buchstab – den Juden Ein Ärgernis, den Griechen Eine
Thorheit; nur denen, die beruffen sind, wird Göttliche Kraft und göttliche
Weisheit offenbar, und dieser Beruff hängt von keinem Willen des Fleisches,
noch eines Mannes, noch von Geblüte ab – weder von Materie noch Form
und Lehrart.Ich habe Ihnen schon mehr wie ein mal geklagt, wie ich mich alle
Augenblicke verlaufe und Irrlichtern nachjage, daß ich in Sümpfe bis über die
Ohren einfalle, und Mühe habe mich heraus zu helfen und den rechten Weg
wider zu finden. Die Charactere des Pabstums sind1. Despotismus 2.
Infallibilität 3. Verachtung oder Unterdrückung der Schrift;wo ich eine
merkwürdige Stelle aus
Müllers Dorfschule
rügen muß, der eine
lange Tirade über die Schädlichkeit dieses Buchs macht, und den giftigen Geist
unsers Jahrhunderts und der berl. Reformationssucht verrath.4.
Werkheiligkeit 5 u 6. Werkheiligkeit, Aberglauben u Unglauben u
Gottlosigkeit
des Atheismi.Hier ist der Uebergang zur den
Vorlesungen
u
Morgenstunden
; dem Spinozismo Pantheismo und dem gantzen
philosophischen VernunftSchleichhandel – deßen Betrug ich gern
augenscheinlich
machen möchte, und daß diejenigen nicht Unrecht haben uns vor
der
Vernunft
zu warnen und keiner Gotteslästerung sich durch eine so
nöthige
Warnung schuldig machen, weil die Philosophen den Anfang mit
mder
Sprachverwirrung
gemacht und aus der menschl. Erkenntnis
ein wahres Babel.
Vernunft
und
Schrift
sind
im Grunde
Einerley
= Sprache Gottes. Dies Thema in eine
Nuß
zu bringen ist mein
Wunsch und das punctum saliens meiner kleinen Autorschaft, die ich
vergraben u beerdigen
will durch Entkleidung u Verklärung. Die Idee
ist aus eben dem Propheten, aus dem ich die Anspielung des Epha
hergenommen im Golgatha S. 32 wo die Stelle so heißen muß – der zwischen
Himmel u Erde schwebende Epha der Theorie im Lande Sinear, und
Jerusalem nicht förder bleibt an ihrem Ort zu Jerusalem, sondern unter dem
Meridian Babels (Berlins) zu liegen kommt. Zach. X. 10, 11 XII. 6. Ich
denke noch heute nach Wörlitz zu schreiben und mich für die Bekanntschaft
des lieben alten de Marées zu bedanken, u einige nähere Nachrichten von
diesem Manne einzuziehen. Leben Sie also recht wol, und laßen Sie mich
nicht auf verheißene Briefe vergebens warten. Auch melden Sie mir wie Sie
meinen guten Rath in Ansehung Ihres G. aufgenommen haben und zu
befolgen im stande sind. Ihm herzlich zu vergeben zaudern Sie nicht, und laßen
Sie ihm solange seinen eignen Willen über, bis Umstände den Ihrigen
entscheiden. Ich umarme Sie und ersterbe Ihr alter Joh. Georg Hamann.
Ich hatte schon meinen Brief zusammengelegt, um ihn des Abends zu
versiegeln u Hill zur Bestellung mitzugeben, wie ich Moritz Verantwortung
gegen Engel erhalte. Ewalds Uebersetzung von den Fragmenten Spinoza
mit Bitte sie mit dem Original zu vergleichen. Des Bayle Logick u
Metaphysik scheint ein elendes Schulbuch zu seyn – ohn Avis noch Nachricht von
seinem Ursprung. Eben werde ich lüstern Milton’s Paradise zu lesen zur
Vorbereitung aufs das nächste Sonntagsevangel. Der Kopf ist mir so voll
und die Kälte so empfindl. ohngeachtet das Wetterglas stark gefallen, daß
ich diesen Nachmittag mich nicht vom Ofen rühren werde. Leben Sie wohl, –
und wenn ich nicht diese Woche einen Brief von Ihnen erhalte, und Ihr
ganzes Herz drinn: so versprech ich Ihnen eine Epist. posthum. die ärger
seyn soll als alles was Sie noch gelesen haben von Ihrem vt supra.Grüßen Sie Ihren Tiro u entschuldigen Sie die extraord. Arbeit die ich
ihm mache um ihn der ord. zu überheben, der aliter für Sie zu schreiben. Sie
sollen schlechterdings warten und schweigen lernen. Das ist φφie und nicht
gackeln nach gelegten Eyern. Litteras has scripsit Gallina.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. / Fco
Wesel
.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 1sten Marz 1786
J. G. Hamann
empf den 142ten –
beantw. den 14ten –.Kgsb den 4 März 86.Nun bin ich ziemlich ruhig, mein lieber J. J. Kaum ist es mir möglich
gewesen die Post abzuwarten. Seit der MittwochsPost habe auf die heutige
gerechnet, gezählt und gewartet. Wäre Ihr Brief ausgeblieben; so hätte ich
vor langer Weile nicht gewußt etwas anzufangen. Die Kälte ist heute wegen
des schneidenden Ostwindes – und überhaupt diesen ganzen Winter
empfindlicher für mich, wie sonst. Nach Lesung Ihres Briefs zog mich an wider
meinen Vorsatz mich wenigstens auf meiner Loge und Amtsstube zu zeigen –
und bin jetzt drüber her das Erhaltene zu beantworten. Der Himmel gebe
daß Sie auf den Sonntag
Reminiscere
auch mein Päckchen zum
Nachtmal oder Schlaftrunk wohl erhalten mögen. So bald Sie es selbst
gelesen haben, ist die Hauptsache das
Münstersche Gutachten
, ohne
welches Sie nichts anfangen, und ohne welches ich keinen Schritt weiter gehe.
Dies erwarte ich von Ihm oder Marianne eigenhändig. Wenn Sie und
Comp. nichts zu erinnern haben, geht der erste Bogen gleich zum Druck und
Abdruck
. Sollte der Abdruck nicht zu lange aufhalten: so hoffe ich daß der
erste Bogen die Probe ohne meine Correctur durchgehn kann. Nicht mehr
wie einen Einzigen nach Weimar; sonst nirgends weiter. Ihnen kann ich es
nicht verwehren sich mit dem Kreuze zu seegnen; aber Alcibiades muß erst
Erlaubnis dazu von mir einholen oder erhalten.
Gegen
100 Exempl. denke
selbst zu brauchen; nach einem beiliegenden Entwurf für die lange Weile.
Herders Erinnerungen bitte mir mitzutheilen und wo mögl. zu nutzen. Ich
muß Ihnen so viel ich nur immer kann zu schaffen geben, damit Sie sich mit
dem mimischen u jüdischen Gesindel nicht einlaßen.Ich danke Ihnen herzlich für Ihre freundschaftl. Instruction an Claudius,und noch mehr für Ihren Beyfall, der mich desto ungedultiger macht. Wenn
er doch so klug wär Moldenhawer beyzulegen. Er weiß nicht, daß er mein
Landsmann ist u ich die Hebamme zu seinen Anmerkungen über das N.T.
gewesen bin, unter sehr mißl. Umständen. Es geht ihm bisweilen wie jenem
Dichter:
Demitto auriculas, vt iniquae mentis asellusQuum grauius dorso subiit onus. – – –Wie ich ihm schon aus der Epistel an Vinium sein paternum Cognomenbey Anmeldung seines Boten habe vorrücken müßen und der liebe
Hohepriester zu W. auch denselben bisweilen cum puncto schreiben muß. Also
laßen Sie sich es nicht verdrießen Ihre Instruction zu widerholen; auch
allenfalls hatte ich das Porto gern übernommen, wie ich gestern selbiges
mit Freude bezahlt für eine Comödie: der Betrüger, den die Kayserin von
Rußl. auf Cagliostro geschrieben, und mir eben nicht selbst sondern durch
Ihren Uebersetzer meinen alten lieben Freund
Arndt
, der mir lieber als
ein Dutzend Semiramis u Alexanders sindauch Salomons sind
überschickt hat. Es waren 2 Exempl. vermuthl. isteines für seine Familie einen
PLandprediger bestimmt. Ich habe ohne zu lesen, beyde schon verliehen.
Aber Claudius werde ich erst lesen, ehe ich ihn in die Welt schicke.
Nun fehlt mir noch Eins zu meiner Beruhigung und Gesundheit; ob Sie
schon in Ansehung Ihres u meines G – meinem unmaaßgebl. Rath gefolgt
haben, ihn wider zu Ihrem Sohn, wie jener des verlornen, mit Freuden und
willigem Herzen aufzunehmen – und cunctando an seine Wiederherstellung
zu denken. Crispi Rath in Ansehung einer Antwort kommt mir eben so
klug
als
billig
vor – und mich alten Mann auch nicht zu ärgern und
böse zu machen wie den jüdischen Weltweisen durch ein
praeuenire
.Das böse Gewißen macht die Berl. Engel so geschäftig u thätig – daß sie in
das Gelag hineinreden, und sich nicht Zeit laßen, ihre eigene Gedanken erst
zu überlegen, höchstens ihre Worte und Ausdrücke als wenn die pharisäische
Reinigkeit der Schüßeln auch das Innere rein machte.NB
was ich sage
:
ist einer von meinen liebsten dictis classicis der 2 Tim. II. 7. gedruckt steht
in allen Bibeln, ohne Unterscheid der Ausgaben. Ich verlange keine
Wunder
von Ihrer Gelaßenheit an Kaltblütigkeit zu sehen noch zu lesen; weil
ich selbige leider beßer als meine eigene kenne: sondern wünschte lieber, daß
Ihnen wie einem wahren Galanthomme ein wenig mehr alsan
meiner
als
Ihrer eignen Autorschaft
gelegen wäre. Je anmaaßender die
Forderung; desto angenehmer wird mir Ihre Willfahrung seyn: Daß Sie
in der ganzen Sache
Recht haben
, braucht gar
keines Beweises
,
und am aller wenigsten, von
Ihrer Hand
und
Seite
. – Allerdings liegt
die Schuld an Ihnen, die unerkannte Schuld, daß Sie
Wahrheit
bey
einem Juden einem natürl. Feinde derselben gesucht und vorausgesetzt haben.
Solche Leute nimm nicht zu Rathe
, sagt der weise Jesus Sirach
XXXVII.12,13,14. Und darinn bestand Ihr Hauptfehler, den Sie nicht
umhin können auch zu beichten, wenn Sie sich Absolution vom Publico und
nicht neue Chicanen zuziehen wollen.
Wozu brauchen Sie Autoritatem Lessingianam et Mendelssohnianam,die gar nicht zur
Sache
gehören, wenn Ihnen daran etwas mehr gelegen
ist als an dem Beyfall gelehrter u witziger Lügenzeugen. Sie haben durch
die Mittheilung und
Verrätherey
wie die Sprachverderber es nennen
des Mysterii iniquitatis ein wahrhaftig gut Werk gethan. Es ist die
lächerlichste Eitelkeit, daß Ihr Gegner alles in ein point d’honneur verdreht. Ein
Jude – ein Sophist und point d’honneur und Delicatesse! Wer hier nicht
faule Fische riecht, hat keinen Geruch noch Geschmack. Ihr Anliegen an
Lavater ist meines an Sie, und vereiteln Sie meinen guten Willen die
Frage
wenigstens in integrum zu restituiren
nicht durch eine
zuvorkommende Demarche. Werde ich nicht fertig; desto beßer für Sie, Ihr
Bestes zu thun. Mit meiner Gesundheit geht es Gottlob! gut, und ich schone
mich mehr, als ich nöthig habe und sollte im Arbeiten, aber nicht im Eßen.
Es schmeckt mir alles herrlich u köstlich – Unterwegs und auf der Reise habe
ich mir vorgenommen wacker zu fasten.Elisa hat mir durch den jungen hinkenden Geitzhals sagen laßen, daß sie
wo nicht aus Memel doch aus Mitau gewiß antworten würde, wozu sie
hier nicht Zeit gehabt. Mir wär es lieber, wenn sie nicht Wort hielte, das
auch das beste für sie selbst wäre. Wind bleibt Wind er mag aus Kurland
oder aus Berl. wehen. Da geht es mir, wie meinem lieben Alcibiades, nur
daß ich keinen solchen Mantelträger ad nutum, vor jedem Zuglüftchen zur
Hand haben kann. Haben Sie Ihn schon in seiner neuen Wohnung besucht?
Wenn ich den ganzen Weg über faste, werde ich sehr
hellig
nach Münster
kommen. Er wird doch wohl nicht verreist seyn – Doch aus den heutigen
Zeitungen habe ich gute Aspecte für das laufende Jahr ersehen – und eine
Vertheidigung der Frau von Wahrens? Was meynen Sie dazu? Sollte
auchnichtJean Jaques auch nicht Romane für Beichten ausgegeben
haben. Ich muß schließen, erwarte Crispum, um sich auszuwärmen, denn
zu Vorlesungen dürfte es nicht so bald wider kommen. Bleibe ich im Morast
stecken: so werden die Kosten eines Bogens nicht zu schwer fallen – An den
Brief habe ich noch nicht denken können: und ich folge Ihrem medicinischen
Rath, meinen schwärmenden Bienenkorb zu schonen. Morgen, wenn die
Witterung gelinder wird, weil es gern schneien will und nicht kann, denke ich
wenigstens
Kranke
zu besuchen. Ich umarme Sie und erwarte mehr am
Freytag. Für den heutigen Sonnabend ist gnug. Marianchen meine jüngste
Tochter hat sich auf ein Dosin Rhabarber wider erholt und hat Spielgäste,
die um mich herum plaudern – Bald mehr von Ihrem emerito J G H.
Catalogueraisonné.Düßeldorfq.s. = nach Gutdünken, den jüngsten Freund Tiro Schenck,auch allenfalls – nicht zu vergeßen.Münster 2für Alcibiades, wenn er sein Vu bon giebt. Wo nicht,erhält die gute Fürstin alle beyde, mit dem Ordre einesdavon nach Haag an die Frau von Hogendorp für ihrenältesten lieben Sohn Dirck, meinen unvergeßl. Freund inOstindien zu befördern oder zu seiner Gott gebe glückl.Heimkunft aufzuheben. Sein HE Bruder der gelehrtemeines Wißens Jura jetzt studierende ist mir die Oeuvres desHemsterhuys schuldig geblieben, von denen mir noch nochdie Abhandl. sur la Sculpture fehlt.Paris 1.an unsern Patroclus.Schweitz.67.zwey für
Lavater
, der eins nach Rom an den Maler
Tischbein
zum Andenken meines Hills befördern wird,1. für
Pfenninger
2 für Johann
Georg Müller
in Schaffhausen und seinen würdigen Bruder denGeschichtschreiber. Alle 6 können vorgeschriebener maaßenan unsern lieben Lavater addressirt werden noch eins anden würdigen Tobler, deßen Anverwandtin gl. Namenshier durchging.Weimar 3.an
Herder
außer dem einzelnen Bogen ein ganzesExemplar, das zweite an
Göthe
, das dritte an
Wieland
.Wandsbek 6.für
Claudius
, der für gutes Botenlohn an
Klopstock
,
Voß
in Eutin die
beyden
lieben
Grafen
und
Gerstenberg
, jedem das seinige expediren wird.Darmstadt 1.an HE
von Moser
Osnabruck 1.an Freund
Kleuker
.Jena 2.für die lateinsche
Zeitung
, für meinen Freund D.
Lindner
, wenn er nicht schon abgereist seyn wird.Wernigerode 1.an HE PMag.
Pleßing
.NeuSaltza 1.D. und Gevatter
Kaufmann
.Magdeburg 2.An den HE Rect. Funk und Regierungsrath, wo ich nichtirre Philippi, des Prof. in Berlin Sohn.Wörlitz 2.an den Hofkapl. Häfeli u seinen Nachbar den GenSuper.de MaréesDantzig 1.Schöppennherr Uphagen für seine Parerga historicaMarienburg 1.Capitain von BentevegniMarienwerder 1.KammerSecretair BockLiebau 1.für den dasigen neuen Buchhändler Friedrich.Mitau 3.Hofrath Tottien, meinen alten Wirth u Freund –KammmerHE von der Reck – Pastor Ruprecht in Grünbeck,meinen ehemal. Nachbar.Riga 34.für die 3 Brüder Karl, Christoph, Georg Berens. Dermittelste ist nebst Kant einer von den Zween der Sokr.Denkw. – Für meinen alten Freund u Verlegergegenwartig Notarium in Pernau,
Hintz
.St Petersburg 2.meinen lieben Freund, Cabinetsaßeßor Arndt und denObristwachtsmeister Tieman.Königsberg 24Kriegsrath Hennings, meinen ältesten u einzigenacademischen Freund 2. Kr. Hippel 4. Pr. Kraus 2Exempl. pro studio et labore 5. ArchidiaconusMatthes, meinen Beichtvater 6. den pollnischreformirten Prediger Wanowski 8 NamensvetterJacobi, der auf seine Kosten mir den LXIII. Band1. St. der allgem. d. Bibl. mir verschrieben, useinen Hofmeister 9. Oberhofprediger Schultz 10.Pastor adj. in Petersdorf HE Scheller 11. RegimentsFeld.Miltz, Nachbar u Gesundheitsrath, sonst der Philosophvon Pratnau genannt. 12. Das Grafl. KaiserlingscheHaus. 13. Pf. Fischer am Kgl. großen Hospital. 14.Baroneße von Bondeli 15. Me Courtan 16. CriminalrathJensch. 17. Sub-Biblioth.-Insp. Sommer. 18. LotterieDir. Kanter, ehmaliger Verleger, Papiermüller,Schriftgießer u Erbherr von Trutenau, Buchdrucker inMarienwerder – Ob er den Abdruck erleben wird. N. Liquet. Willihn morgen besuchen. 19. AcciseEinnehmer Brahl 20. HEvon Auerswald auf Faulen. 21. Kr. Deutsch aufGraventihn. 22. Kr Scheffner auf Sprintlacken 23. HE PfarrerMeyer, der einzige Schulfreund, wurde mit mir dimittirt,und hat meine Tochter eingeseegnet. 24. HE. Nicoloviusund Raphael Hill, die nächsten Freunde meines Joh.Michels.Noch 3 ungewiße. Wenn der Ex-
Minister von der Horst
, den ich
ehmals durch Eberhard u nach ihm mit Briefen für meine Versorgung
bestürmt, in Ihrer Nähe auf seinen Gütern und nicht in Berlin sich aufhält,
wünschte ich auch zur schuldigen Danksagung für seine gnädige
Handschreiben.
Noch ein Freund
Maj. von Oven
der in Rußl. Diensten war und deßen
Aufenthalt wo ich nicht irre ehmals in Glatz, nachher in Neiß mir unbekannt
ist. Und denn 1 für den
Geh. Secr. Mayer
der mir die Epist. posth.übermacht aber unstätig ist, bald dort, bald hier bald in Curl. für mich den
Schreiber höchstens 12 wenigstens 6 oder 7.
— Fa. Summa 70.Ob ich dem andern der Zween, neml Kant selbst oder durch unsern
gemeinschaftl. Verleger Hartknoch auch ein Exemplar übergeben werde, weiß
ich nicht. Ich bin auf jeden Fall bereit und willig dazu. Denn jede
Freundschaft ist beynahe in meinen Augen unzertrennlich. Eben hör ich, daß Schütz
aus Jena ihm geschrieben haben soll, wie der Verdacht des Atheismi gegen
ihn dort zunehme, und wie aus den von Ihnen angeführten Stellen Sie auch
diesen Argwohn zu bestätigen schienen.Da klopfte jemand an der Thür. Ich schrie; das ist nicht Hill: der ein
sehr ungestümes lautes Klopfen hat. Da war es der Graf Kayserlingk, den
ich vorhin eben nicht fein gemahlt hatte – in Galla mit seidenen Strümpfen,
wie ich ihn noch niemals gesehen. Dies fiel mir desto mehr auf; da ich von
meinem pallio philosophico oder alten Peltzrock das letzte mal Gelegenheit
nahm, ihm zu verstehen zu geben, daß mein innerer Geschmack meinem
äußern sehr entgegengesetzt wäre, und ich einen reichen jungen Mensch nicht in
sordider Tracht ausstehen könnte. Diese zufällige Beobachtung machte mich
heiterer, und ich trank über eine Bouteille Bier aus, das ich sonst nicht eher
als des Abends um 8 zu trinken anfange. Darnach kam Hill, den er sich
längst zu sehen gewünscht, und der bereits mehr wie einmal durch Kant bey
Ihro Excell. eingeladen worden. Ich habe ihn zu Fischer hingeschickt sich nach
der Einl. aus Hamburg zu erkundigen u bin willens morgen selbst
anzusprechen.
Hat sich Ihr kranker Freund erholt? Wer ist die Gr. von Horion? Nach
Wörlitz habe geschrieben, der Brief treibt sich aber noch herum, und ich hoffe
ihn morgen unterzubringen. Ewalds Uebersetzung habe besonders das erste
Stück de emendatione zieml. genau durchgegangen, Weitschweifigkeit u
einige Nachläßigkeit drinnen gefunden. Crispus oder Crispinus ist ein
Scheerenschleifer wie alle Politici – hat nicht Wort gehalten. Der Besuch hat ihn
geahndet, und wohl ihm, daß er ausgeblieben. Man hat mich nach der
Recension der Morgenstunden in der Allg. D. Baal lüstern gemacht. Sie soll
bey allem Lobe aber nicht günstig seyn Sat prata biberunt! Ehe ichs
vergeße, habe Roustans Briefe zur Vertheidigung der Religion mit Vergnügen
gelesen, von dem
unglückl. Danovius
übersetzt, nebst seinem Leben u
Character von deßen Schwager Schütz zu Jena in der Vorrede. Ihre
Buchladen scheinen wie die unsern zu seyn!
Müllers
Dorfschule u Dorfprediger
nebst
de Marées
kann Ihnen auch empfehlen.
Kant hat den Verdruß gehabt gantz abscheulich in Kupfer gestochen zu
werden von einem Juden Löwe oder Löve, dem er einen Injurienproceß
ankündigen will, wenn er ihn verkauft. Er soll dem Pan oder Pastor
Polyphemus ähnlich sehen. Der Künstler ist ein protegé des H. wo ich das
monstrum horrendum auch nächstens in Augenschein zu nehmen denke. Nun
nicht ein Strich mehr! Es ist Rüstabend.
den 6–Ich habe gestern Kanter, deßen starke Natur kaum einen dritten Stoß
aushalten möchte, Me Courtan, auch Kant besucht der voll von der
Mendelssohnschen Sache zu seyn schien. Wir waren weit von einander in unsern
Urtheilen, und wurden durch einen Besuch gestört der ihm so wenig als mir
angenehm zu seyn schien. Ich sprach bey unserm Fischer umsonst an.
Claudius wird sich von Ihnen bitten u mahnen laßen. Zur Strafe soll es ihn
noch 2 fl lübsch für Moldenhawer kosten. Bey Ihrem Namensvetter aß zu
Mittage, kam früh mit Hill zu Hause, aber zu nichts aufgelegt. Kraus u
Sommer besuchten mich. Letzterer hat von Hof aus, vermuthl. auf des
ersteren Wink die Revision der Königl. Schule, welche das CollegiumFridricianum heißt mit D. Gräf u Hdem reformirten Hofprediger Crichtonzu übernehmen zu halten. Die Kälte ist mir ungemein empfindlich, und ich
bin nicht im stande zu denken, noch zu lesen. Kanter hat eine gute Nacht
gehabt, und ich wünschte, daß ihn Gott noch erhielte. Der Sitz seines Uebels
ist in der Leber. Gegen Abend muß noch meinen Beichtvater besuchen, der
meinen Sohn vorige Woche angeruffen und mich zu sehen gewünscht.
Morgen oder übermorgen wünsche Hippel zu sehen, und gegen Ende dieser Woche
ist es wider hohe Zeit meine Arbeit fortzusetzen, an deren Ausführung
Crispus zu zweifeln scheint. Man muß, wie Vater Abraham, παρ’ελπιδαεπ’ελπιδιπιστευειν daß seine Kraft in der Schwachheit mächtig sey. Eben
schickt mir Me Courtan in Hartknochs Namen 5 paar Haselhüner, auf die
ich meine Lisette Reinette, Crispus und den Philosophen von Braddau mit
seiner Tochter zu Gast bitten will. Kraus ist nach Relat. curios. aus Africa
von den Negern u Mohren neugierig, womit Miltz ihn unterhalten soll.
Das wär doch ein verflucht dummer Streich, wenn ich schon einen
Catalogue raisonne von allen Gästen zur silbernen Hochzeit meiner Autorschaft
gemacht hätte, und hernach aus der ganzen Sache nichts würde. Wie würde
ich die Augen aufheben können, wenn ich nach Pempelfort käme. Wie würde
Asmus lachen? und ich gewiß nicht der letzte noch der faulste seyn
mitzulachen über den Anschlag meines Thurmbaus und geheimen Expedition gegen
die allgem. deutsche Pucelle – Absit omen! – quis neget arduis Pronos
relabi posse rivos Montibus et Tiberim reuerti. – Melius te posse
negares, Bis terque expertum frustra! Erwarte, lieber Jonathan übermorgen
zum
Frühstück des Gastgebots
einen langen Brief von Ihnen, u
guten Empfang meines Anfangs zum Abendbrodt des nächsten Sonntags
Reminiscere! Fischer hat keinen Corresp. zu Hamb. Wenn Claudius doch
mir das Porto überließe! Ich zahl es gern.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 4ten Marz 1786.
J. G. Hamann
empf den 16tenbeantw den 21ten –Kgsb. den 10 März 86.Geliebtester Freund,
Den 3 d. habe 2 Exempl. des Betrügers erhalten, wovon eins vermuthl.
dem Bruder des Uebersetzers bestimmt ist, welches nicht ermangeln werde,
an den mir angewiesnen Kaufmann richtig abzugeben. Ob die Sachen bisher
richtig befördert worden, davon weiß ich nicht. Danken Sie aufs beste
unserm Landsmann und Freund für sein thätiges Andenken.
Diesen Montag empfieng durch Me Courtan die mir zugedachte
Haselhühner womit ich vorgestern Pr. Kraus, RFeldscherer Miltz mit seiner
Tochter und meine Lisette Reinette bewirthet, die sonst nur Sonntags uns
besucht, und den Monath einmal. Sie waren delicat, und ich werde heut
Nachttag halten. Eben denselben Morgen erhielt des Claudius 2
Recensionen zum Desert aber keine Zeile dabey. Gott gebe Ihnen Gesundheit und
laße es Ihnen an keiner Erqvickung fehlen. In der Sache bleibt es bey
meiner geschehenen Erklärung, und alles wird sich bey Ihrer glückl. Ankunft
von selbst entwickeln. Mehr, als Me Courtan gethan und ich zum Theil
kann vor der Hand nicht geleistet werden. Meine Tochter hat schon gleich
beym Anfange mich durch eine glückl. Ahndung zu guter Hofnung
aufgemuntert – daß es der Ihrigen dort gefallen wird, und die neue Welt Ihr
wohl thun wird, wie sie selbst zufrieden, gesund und glücklich ist.
Me Courtan befindt sich schlecht, liegt ihren Krämpfen beynahe unter und
ist sehr kleinmüthig. Sie ist nicht im stande zu schreiben, und muß die meiste
Zeit das Bette hüten. Sie hat mich gebeten, Ihnen dieses zu melden und
zugl. dem
Schenkschen Hause, für deßen Aufträgen sie nichts
wird
ermangeln laßen, auch einige bereits ausgerichtet, und das
Uebrige
so gut und bald als möglich besorgen wird.
Gestern Abend brachte mir ein guter Freund den März der Berl.
Monathsschrift, die auch von Mendelssohn u den dazu gehörigen Händeln
überläuft. Unser Landsmann R. bekommt sein Theil, hat aber einen breiten
Rücken und die Gabe einer leichten Schulter. Daß ich Antheil daran nehme,
können Sie leicht erachten. Ich bin noch immer beym Anfange meiner
Arbeit, ohne weiter darinn kommen zu können. Verzage bisweilen, aber
verzweifele noch nicht. Bey Ihrer Ankunft wird die Frage: ob was daraus
werden wird? hoff ich völlig entschieden seyn. Finis coronat opus. Ende gut,
alles gut! Ich habe also Ursache mit
Furcht und Zittern
den Ausgang
meiner kleinen Autorschaft zu bedenken und zu überlegen; weil ich zugl. die
Hoffnung
meiner
Freyheit
zur Reise und Erholung meiner
Gesundheit darauf gründe.
Religion
,
Patriotismus
,
Selbstliebe
,
Freundschaft
, sind Irrlichter, vor deren trügl. Schein ich mich eben so
sehr in Acht nehmen muß, als ich ihr Licht
und
Recht zur Ausführung
meines Entwurfs nöthig habe –
Ich lese jetzt eine
Geschichte von Jamaica
die zu London 74 in 3
Qvartbänden ausgekommen, und muß eilen, damit fertig zu werden, um
wider zu meinen verirrten Schaafen zurück zu kommen, und selbige zu
sammeln. Sollte was Ihnen zu melden seyn; so mache Ausnahme. Ich bin seit
der ganzen Zeit nicht bey meiner Freundin auf dem Tragheim gewesen. Den
27
muß
ich hingehen, als der Termin der Praenumeration auf das 6te
vierteljahr, die Hälfte der ganzen Lehrzeit.
Gott erhalte Sie und die Ihrigen, erfreue Sie mit guten Nachrichten aus
der Schweitz. Diesen Mittag wird sich mein ganzes Haus Ihrer Güte
feyerlich u thätig erinnern. Das übrige mit Gottes Hülfe mündlich. Empfehlen
Sie mich Ihrer Frau Gemalin. Auch mir ist keinen Winter der Frost so
empfindlich gewesen. Me Courtan wünscht außer dem oben bestellten recht
sehr bey Zeiten zu wißen, ob zu dem
Bettzeuge
auch
Ueberzug
und ein
Spannbette
besorgt werden soll; falls sSie der Beqvemlichkeit wegen
etwa letzters mit sich führten. Leben Sie wohl u glückl. und haben Sie
Gedult mit Ihrem
alten Freund Landsmannu Autor. J G. Hamann.Adresse von fremder Hand mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):Herrn / Herrn Buchhändler
Hartknoch
/ Hochedelgebohrnen /
in
Riga
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 4 Merz 786
beantw eodDüßeldorf den 10ten März 1786.Freytag Nachmittags um 3 Uhr.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):e. den 22.ten b. den 25.tenNo 31.Eben, Lieber, so eben erhalt ich Ihr Packet vom 25tenerhalten, u
haben nur gerade noch so viel Zeit Ihnen zu sagen, daß es da ist. Wenn
ich auch mehr Zeit hätte, ich bin in solchen ersten Augenblicken zu unruhig
vor Freude, um sitzen, u gar um schreiben zu können. Alles soll gut u genau
besorgt werden. Der Frost ist Schuld daß die Post die gestern ankommen
sollte, erst heute angekommen ist. Ich hätte freylich auch ohne Brief
schreiben können u sollen. Hab’ es zuverläßig auch gewollt. Am Dienstag desto
ausführlicher. Als einen Mann von Wort u That sollen Sie mich überall
finden. Ich danke Gott für den muntern Ton Ihres Briefes. Er wird mir
meinen Vater Hamann erhalten. – Vergangenen Sonnabend habe ich
Herdern geschrieben; u am Dienstag unserm Alkibiades, u auch Reichardten,
der erst auf seiner Zurückreise hiedurch kommen wird. Durch Moritzens
Rechtfertigung ist er einigermaaßen gerächt. Das ist ein kostbares Stück. Mich
verlangt was Sie dazu sagen werden. Und zu dem Werklein unseres
Claudius. – Der Probebogen wird vor heute Dienstag über 8 Tage nicht
abgehen können, wenn ich auch eine Estafette nach Münster schicke, wie ich
vermuthlich thun werde, wenn ich nicht gar noch selbst reise. – Unserm
Johannes in Zürch, dem ich so lange schreiben wollte, habe ich noch immer nicht
geschrieben, u trage gegenwärtig auch Bedenken es zu thun. – Ich muß
nurn aufhören. Grüßen Sie Freund Crispus! – Von ganzem Herzen –
Lieber, lieber Hamann –
Ihr. Fritz Jacob JonathanAdresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg / FrcoVermerk von Hamann:den 22 März Mitfasten. 86.
Geantw den 25 – Mar. Verkündigung auf diesen u den vorigen nächsten.Kgsb. den 11 März 86.Viel Glück, liebster Jacobi, wenn Sie arbeiten und schreiben. Wenigstens
wär es mir lieber und beßer als krank zu seyn. Diesen Mittwoch lieg ich
voller Ungedult zu Fischer; anstatt eines Briefes von Ihnen wurde ich mit den
2 Recensionen unsers lieben Cl. erfreut, welche ich zum Dessert des
Haselhünerschmauses erhielt. Ungeachtet keine Zeile dabey war, danken Sie ihm
doch herzlich in meinem Namen. Er hat seine Sachen so gut gemacht, als es
keiner ihm nachthun wird. Die beyden Bogen circuliren noch immer; Kant
erhielt sie erst gestern Abend, und ließ mir durch meinen Sohn sagen, daß er
sie noch gestern mit vielen Vergnügen durchgelesen. Vorgestern brachte mir
noch ein Freund den März der Berl. Monathsschrift, wo alles noch von
M. M. überläuft, unser Landsmann Patroclus wegen seiner
Zudringlichkeit
abgefertigt wird, und man Sie öffentlich auffordert das zu
verantworten
, was
jener erzählt
. Es steht nun bey Ihnen, zu compariren.Wenigstens ist kein Termin Ihnen angesetzt. Die Recension der Jenaischen
lateinschen Zeitung ist auch schon hier, habe selbige aber noch nicht erhalten
können, und die mir gemachte Anzeigen widersprechen sich einander – muß
also abwarten. Diesen Morgen habe zum herrlichen Digestiv Adelungs 2
und 3 Theil über den deutschen Styl durchgelaufen; nachdem er mir lange
versprochen worden, fiel er mir gantz ungefähr in die Hände, und die
Arzeney that gute Wirkung – –
Gesetzt, liebster J.J. daß ich Ihnen auch wie ein wankend Rohr
vorkomme, daß vom Winde bewegt wird; so muß ich mich doch entschließen den
Rath meines Freundes Crispus zu befolgen, der mir die Absendung meiner
Handschrift so lange abrieth, bis ich das Ende meiner Arbeit absehen konnte.
Ich blieb Dienstags ausdrücklich zu Hause, um darinn fortfahren zu
können: aber es war schlechterdings unmöglich. Sie werden mir allso Ihre
freundschaftl. Gedullt u Nachsicht bey meiner Gemühtslage nicht
versagen. Ich muß mir schlechterdings Zeit nehmen und laßen – widerruffe
also alles was ich im trunknem Geiste und Muthe vom anzufangenden
Abdruck geschrieben – bitte mir aber dafür, so bald Sie nach Beqvemlichkeit
können mir eine Abschrift unsers lieben Tiro zuzufertigen, deßen Hand die
Stelle des Drucks bey mir vertreten wird. An den wirkl. Abdruck wird nicht
eher gedacht, als biß ich Ihnen die ganze Handschrift überschicke, woran ich
bey aller meiner Furcht und Angstlichkeit noch nicht gantz
verzweifele
.
Sie werden so gefällig seyn meine Handschrift nebst Anliegen des Herzens
unserm B. mitzutheilen, von deßen
Gutachten
ich
schlechterdings
abhängen
will, welches er mir hoffentlich auch nicht versagen wird – es
mag nun übrigens ausfallen, wie es wolle. Ich brauche eine Abschrift
deßhalb, weil ich aus meinem Geschmiere fast gar nicht das abgeschickte
widerherzustellen im stande bin, und gern Ihre Anmerkungen zugl. dabey
gewinnen möchte. Der erste Bogen zum Druck möchte kaum meine Eile nöthig
haben; aber vom zweiten bin ich des Gegentheils beynahe versichert. Mein
Kopf ist so schwach und bisweilen so warm, daß ich mich auf nichts besinnen
kann, was ich im letzten Fall besonders – ausschütte. Ich glaubte, wenn ich
nur erst mit der eigentl. Recension fertig wäre, die mir eckel war, daß ich
desto mehr Luft zu den übrigen Materien schöpfen und gewinnen würde –
aber ich erfahre das Widerspiel; und nun ich glaubte erst einen rechten freyen
Spielraum für meine Gedanken zu haben, komm ich nicht von der Stelle und
es geht mir wie einem stätigen Pferde, das sich immer bäumt, aber nicht fort
will – beynahe bin ich auf meine Muse so aufgebracht wie jener
Lügenprophet auf seine Eselin, die vor einem ihrem eigenen Herrn unsichtbaren
Engel auf die Knie fiel. Ich habe durchaus Zeit nöthig um meine Gedanken
in Ordnung und zur gehörigen Reife zu bringen, und hoffe, wenn ich mit der
Arbeit fertig werde und im stande seyn werde Ihre u des Alcibiades
Erinnerungen nützen zu können, Ihnen das Gantze auf einmal und
rein
zum
Abdruck liefern zu können. Daß mir an einem
guten Ende
meiner
Autorschaft gelegen ist und seyn muß, können Sie leicht erachten. Ich will allso
alle meine Kräfte aufbiethen, und alle menschliche Vorsicht, daß nicht das
Letzte ärger werde als das Erste; denn unter keiner andern Bedingung als
der eines
guten Gewißens
kann man dem Schicksal und der Welt
Urtheil Trotz bieten.
Religion
,
Patriotismus
,
Selbstliebe
und
Freundschaft
sollten die Leuchtthürme unsers Lebens seyn. Wir
können aber auch leicht
Irrlichter
dafür ansehen, besonders wenn esman
hernachauch singen ließe kann:
Mitternacht heist diese Stunde!
Es gehört also mehr wie eine Kritik der reinen Vernunft und des guten
Willens dazu, um solche vier Leidenschaften zu Paaren zu bringen; da eine
einzige stark gnug ist, uns schwindlich zu machen.Ich hoffe daß dieser Brief nicht zu spät kommen wird, dem Abdruck
Einhalt zu thun, und daß Ihnen auch dadurch ein Gefallen geschehen wird, wenn
Sie die Preße und die Zeit zu Ihren eigenen Arbeiten etwa brauchten. Aber
melden Sie mir doch wenigstens, was Sie machen; denn ich bin beynahe
eben so verwöhnt, als Sie mit jeder Post was Neues aus Preußen zu hören,
wenn gleich ein kalter Boden nicht so unfruchtbar seyn kann, als ein
wärmerer.
Nun ich hoffe, lieber J. Sie werden mit mir Gedult haben, und mich mit
meinen Curis posterioribus nicht auslachen. Ich bin nicht Herr von
meinem Kopf, noch Magen noch Geblüte – und ich glaube, daß meine gemachte
Ueberlegungen mir
Nachwehen
ersparen werden. Crispus dringt in mich,
fortzufahren; aber ich traue mir selbst nicht, geschweige ihm. Vor einigen
Jahren machte er in meinem Hause ein Experiment invita Minerua ein
Autor zu werden, das ihm bald schlecht bekommen werde. Ich habe ihn und
mich selbst daran erinnert, zu meiner eigenen Warnung, die ich jetzt nöthiger
zu haben glaube, als er.Meine Bitte ist also um eine Abschrift, Ihre Erinnerungen, und mir das
freundschaftl. Gutachten Ihres Nachbarn mit Bedacht zu verschaffen – um
wider einen Stoß durch neue Gegenstände zu erhalten. Kommt eine
Schäferstunde unterdeßen; so fahre ich fort, und will selbige nutzen.
Reminiscere!12. März 1786Kraus und nachher ein anderer Freund sprachen gestern bey mir an. Ich
wollte eben mich heute anziehen, um wenigstens frische Luft zu schöpfen, da
ich von Kant die lateinsche Zeitungen erhielt, wo ich gleich nach No 36
suchte. Nun fehlt noch die Allgemeine deutsche Bibl. Mir ist so übel und
weh, alles so eckel, daß ich nichts hören noch sehen mag. Ich habe mich eine
halbe Stunde umgetrieben, bin wider meine Gewohnheit in 3 Kirchen
angesprochen, und eilte wider nach Hause. Ach lieber J. wenn es Ihnen nur
nicht mit dem Publico geht wie mit deßelben Hohenpriester M. M. Je
mehr man schreibt und redt; desto mehr giebt es Misverständniße, und
Nebenumstände, um die Sache selbst an seinem Ort gestellt zu seyn laßen, und
die man sich zu Nutze macht zur Chikane – und davon lebt man. Wenigstens
müßen wir beyde unsern Styl reformiren, und die Erinnerungen der Herrn
Grammatiker uns nicht umsonst gesagt seyn laßen. Ohngeachtet ich ein
größerer Sünder und Verdamnis bin als Sie, machen auch die 3 letzten Bogen
die Sache und Absicht ein wenig verdächtig. Man
will
das nicht wißennoch verstehen, was sie eigentlich sagen wollen. Alles
beßer sagen
wird
das Uebel ärger machen. Der letzte Gesichtspunct, worinn Sie sich
versetzen, widerlegt alle Fragen und Untersuchungen, und hebt selbige auf,
wenigstens ihren Werth und Gewicht, und die Veranlaßung der öffentl.
Bekanntmachung. Sie hätten also lieber mit diesem Schlüßel noch an sich
halten sollen, und er muste das Ansehen eines
philosophischen
Hochverraths
und eines
Mantels
sich selbst zu decken bey arglistigen
Lesern Ihnen zuziehen. Doch es wird dabey nicht bleiben, und Kant wird auch
zu einer Erklärung gebeten, die nicht ausbleiben wird, da Schütz ihm
gemeldt haben soll, daß man ihn in dortigen Gegenden wegen einer
Gemeinschaft mit dieser Lehre in Verdacht haben und dieser Verdacht zunehmen
sollMeinen Rath habe ich Ihnen gegeben, und ich kann es Ihnen nicht
verdenken liebster J. wenn er Ihnen so feige vorkommt, als ich selbst geworden
bin. Sie theilen also blos nach Ihrer Gemächlichkeit die Sache unserm
Freunde mit, und melden mir ob er sein Gutachten darüber ertheilen will,
und fangen den Druck nicht eher an zu besorgen, bis Sie das Gantze
erhalten. Ertheilen mir mittlerweile Ihre eigene Erinnerungen so wohl als so
bald Sie können Ihre Entschließungen wegen Ihrer eigenen Arbeiten mit.
Sollte wider Vermuthen Unpäßlichkeit an Ihrem Stillschweigen schuld
seyn: so ist Freund Tiro Schenk so gut, Ihre Stelle zu vertreten. Ich bin
nicht im stande mehr zu schreiben, und ersterbe
Ihrtrotz allem Wandel unveränderterJoh. Georg H.Wenn heute meine Handschrift antrifft: so sollte es mir leid thun, im Fall
sie Ihren
Circul stören
sollte. Freundschaft und Gefühl wird alles
ersetzen, was ich wegen Entfernung nicht geschwind u bald gnug mittheilen
kann. Zum voraus laß ich mir alles herzlich gefallen, was Sie für
gut
finden und entschließen. Alea iacta est, und ich weiß selbst nicht, was ich
schreibe. So viel ist ausgemacht, daß ich Zeit gnug komme, je später je lieber,
zum Druck.
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
. Fco Wesel.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 11ten März 1786J. G. Hamannempf den 24ten –beantw den 25ten –Dußeldorf den 14t März 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 25 Marz. Geantw eod. u zugl.
auf den vom 10 32.lieber Herzens Freund u Vater, Auch Ihr Brief v 1sten ist glücklich
angekommen, am Sonntag Abend. Ich bin nicht in eigener Person nichtnach Münster gereist. Meine Schwester machte so gründliche Einwendungen
dagegen, daß ich nachgeben mußte. Hierauf wurde folgende Einrichtung
getroffen. Ich ließ Schenk eine vollständige Abschrift von Ihrer Handschrift
machen, die heute nach Münster an Buchholtz abgegangen ist, nebst Ihrem
Schreiben an mich vom 25 u 26ten Februar. Diese Abschrift schickt Ihnen
Buchholtz, so bald er sie gelesen hat, mit seinem legatur et imprimatur, an
dem ich keinen Zweifel habe. Ich laße unterdeßen einen Probebogen
verfertigen, der versprochener Maaßen, heute über 8 Tage an Sie abgehen soll.
Ich hoffe Mittels dieser Combination der Erfüllung Ihres Willens so nahe
zu kommen wie möglich. Uebrigens können Sie sich darauf verlaßen, daß Ihr
Geheimniß in sicherer Hand ist, u daß es immer in Ihrer Gewalt bleiben
wird, während des Drucks die ganze Sache wieder zu nichts zu machen.
Damit Sie im Fortarbeiten so wenig aufgehalten werden wie möglich,
laße ich v Ihrem letzten Blatte noch eine besondre Abschrift machen, u lege
sie hiebey. Von diesem letzten Blatte wird wahrscheinlich wenig oder nichts
auf den Probebogen komen; aber wenn auch, so dürfen Sie sich daran nicht
stören, weil der Buchdrucker seinen Satz die 3 Wochen nicht wird stehen
laßen. Mit den Veränderungen die Sie in dem was ich bereits gelesen hatte
gemacht, bin ich höchlich zufrieden. Nur Eine Stelle kann ich nicht verstehen,
diese: „Ein Prediger in der Wüsten, an deßen Entkleidung u Verklärung
ihm selbst eben so viel als Niemand dem Kundbaren, nach geleistetem
Opfergelübde gelegen seyn muß (wenn nehmlich die Götter der Erde weiter nichts,
als die gespannte „reine“ Ideale Ihrer Opferer sind)“ –
L Nicht viel beßer geht es mir mit der Stelle, die mit den Worten anfängt:
„Der Recensent hält sich auch über meine galiläische „Sprache“ u
altfränkische „Kleidung“ auf –“ Wo ich die Verbindung mit dem folgenden Satz:
„Es ließe sich mit eben so viel Subtilität untersuchen! u.s.w. –“*wo ich die
Verbindung nicht sehe, den Uebergang nicht wahrnehme.
Auch stimme ich Freund cCrispus bey, daß es unrichtig u dunkel sey,
wo Sie die Periode mit den Worten schließen: „als die Unvollständigkeit
ihres eigenen Bewußtseyns zu beweisen.“
Die Stelle voll hohen Sinnes u großer treffender Gedanken der
hiebeykommenden Abschrift, die mit den Worten anfängt: „Zwar hat die deutsche
Sprache u.s.w.“ scheint mir durchaus sehr schwer zu verstehen, u ich zweifle,
ohngeachtet der Zeit u Mühe die ich darauf verwendet, daß ich überall den
rechten Sinn gefaßt habe. Soll der Vaterländische Ueberläufer Gotsched
seyn? Was gleich nachher kommt, gemäß der von Ihnen angegebenen
Folge
,
im detail historisch anzupaßen, bin ich nicht im Stande. Ich muß also
Verwirrung fühlen. Auch mit den fetten u magern Kühen weiß ich nicht fertig
zu werden.
Die Erklärung des Tituls v Ihrem Golgatha, scheint mir durchaus
vortrefflich. Nur in der Stelle „Auf diesem geistl Fels“, ist eine
Unrichtigkeit in der Wortfügung, die wahrscheinlich v einem ausgelaßenen Worte
herrührt.
Gleich am Sonnabend habe ich meiner Schwester Ihr opus vorgelesen,
u heute hat sie es selbst in Ihrer Handschrift noch einmahl gelesen, auch, zum
Beweise daß sie lesen kann, an der einliegender Abschrift Theil genommen.
Ich bat, sie sollte selbst Ihnen etwas darüber schreiben, habe sie aber nicht
dazu bringen können. Bey der Stelle, die ich hieneben mit einem L bezeichnet
habe, hat sie sich am mehrsten aufgehalten. Sie behauptet, der Uebergang
sey nicht natürlich, oder v einer Natur die nichts tauge. Uebrigens hat sie an
der ganzen Sache ein großes Wohlgefallen, u liebt den Mann Gottes in
Koenigsberg von ganzem Herzen; freut sich seiner Ruhe, seines Schildes u
seines Lohns.
Die Charaktere des Pabstums, in Ihrem jüngsten Briefe, sind herrlich
ausgezeichnet, u man kann nicht reicher für die Anwendung. Laßen Sie
diesen Faden ja nicht aus der Hand!
Sie wiederholen in allen Ihren Briefen, ich solle meinem Georg
verzeihen. Lieber, ich verzeihe ihm nur zu sehr, weil ich ihn v Grund aus kenne.
Kennten Sie ihn nur einiger Maaßen, es hätte Ihnen nicht in die Gedanken
kommen können, daß ich mit ihm verfahren sollte, wie Sie mir rathen. Wenn
noch etwas auf ihn würken kann, so ist es seine gegenwärtige Lage. Sein
Arrest ist sein eigen Werk, u er fühlt daß ich Ursache habe mich zu schämen,
ihn jemand sehen zu laßen; zu scheuen, mich u ihn der Frage auszusetzen,
was ihn so schnell wieder nach Düßeldorff gebracht habe. Die Erwartung
des Augenblicks, wo er mich zum ersten Mahl wieder sehen wird, erhält
seine schlaffe Seele wenigstens in einiger Bewegung. Daß ich nicht aus Zorn
oder Härte mich ihn von mir entfernt halte, weiß er. O, er kennt mich so
gut, als ein Mensch seiner Art mich nur zu kennen fähig ist! Künftigen
Monat zieh ich nach Pempelfort; da will ich ihn aufnehmen. Ich bin nun mit der
ganzen Begebenheit vollkommen zufrieden, u weiß es dem Knaben keinen
geringen Dank, daß er von Zelle weg gelaufen ist. Dem Knaben? O, Lieber,
daß ich nicht irren möge, daß wenn ich es als einen Wink der Vorsehung
zu neuen Hoffnungen ansehe; als einen beßern
Rath
von oben, darnach es
gut gehen soll.
Sie verlangen v dem Buchdrucker in Mühlheim etwas zu wißen. Daß er
ein geschickter u sehr rechtschaffener Mann ist, habe ich Ihnen schon
gemeldet. Ich kann nur dies noch hinzufügen, daß er Eyrich heißt, u aus Sachsen
gebürtig ist. Er hat eine Tochter des verstorbenen Buchdruckers zu
Mülheim geheyrathet, u dadurch sein Etablißement bekommen.
Mein Brief vom 21ten ist nun schon lange in Ihren Händen. Es würde
mich freuen wenn ich am Donnerstag schon antwort darauf erhielt. Aber
wahrscheinlich werden sie mein folgendes Schreiben haben abwarten
wollen, das doch nun auch in Ihren Händen seyn muß. Ich hoffe Sie werden
nach Erhaltung dieser Briefe weniger, fürchten, daß ich meine Beantwortung
der Mendelssohnschen Schrift übereile. Meine Arbeit rückt ganz sachte
voran, u geräth. Ich weiß, Sie werden damit zufrieden seyn. Ich kann mir
Mendelssohns Unbesonnenheit auf keine andre Art erklären, als daß er ganz
ungewohnt war mit Leidenschaften umzugehen, u nun da ihn verschiedene
auf einmahl bestürmten, ein Raub ihrer Gewalt u ihrer Tücke wurde. Er
ist ein merkwürdiges Beyspiel, wie gefährlich es ist, einer Weisheit die unser
ist, die Wahrheit die nicht unser ist zu unterwerfen. – Nun Gott walts, Lieber
Hamann! Ich umarme Sie von ganzem Herzen
Ihr Fritz JacobiSie reden v 12 Jahrigen Beyträgen der All. B. Es sind sechsJährige.
Und desto beßer! – Ein al An ein altes deutsches Sprüchwort hab ich Sie
erinnern wollen:
zu scharf schneidet nicht
.
* Diesen 2ten Satz an sich, möchte ich um alles nicht mißen; nur auch mit rechten Dingen dazu kommen.Kgsb den 15 März 86.Herzlich geliebtester Freund J.J. Diesen Morgen gieng schon frühe die
Post vorbey und fand Fischers Name auf der Charte. Endlich brachte mich
auch Hill Ihren Brief, der in der Nachbarschaft wohnt, und brachte mir ein
wenig nach 10 Uhr, da ich schon alle Hofnung fast aufgegeben und mich auf
den dritten
leeren
Posttag gefaßt gemacht hatte. Ich erinnerte mich zwar
einige Bedenklichkeiten wegen unsers Briefwechsels geschrieben zu haben,
von dem ich wirklich besorgte, daß er wegen meiner Nachläßigkeiten und
Ungleichheiten Ihnen überlästig werden müste. Was ich den 15 pr. geschrieben,
weiß ich nicht mehr um mich näher darüber erklären und rechtfertigen zu
können. Es geht mir wirklich nicht viel beßer, als dem lieben alten Herrn,
mit dem Sie auch Gedult haben – Ich habe beynahe mein eigen Bild in Ihm
erkannt. Ich war Ihrentwegen besorgt, und traute Ihrem
Lachen
nicht –
Ihr Stillschweigen machte mich besorgt, daß Sie zu eilfertig und nicht mit
gehöriger Kälte antworten, oder sich gar zu verantworten die überflüßige
Mühe geben würden, und daß Sie von Freunden und Feinden dazu gereitzt
werden möchten. In diesem einzigen Punct bin ich mistrauisch gewesen.
Meine Lebensgeister sind in solcher Ebbe und Fluth, daß ich gar nicht Meister
davon bin, und was ich weiß oder nicht weiß geschrieben zu haben, macht mir
öfters so viel Unruhe, daß ich mit einer ähnl. meinen Freund gern
verschonen möchte. Sie sind der Einzige seit langer Zeit, dem ich gegenwärtig zu
schreiben im stande bin. Ich fühle die Bedürfniße einer Reise je länger je
mehr zur Widerherstellung meiner Gesundheit und Gemüthsruhe;
demohngeachtet kann ich mich nicht entschließen die Feder dazu anzusetzen. Alle Briefe
des vorigen Monaths sind treue Copien meines wankenden Gemüths von
einem Äußersten zum andern. Laßen Sie sich dadurch liebster J. nicht irre
machen. – Vorigen Sonntag schrieb Ihnen, wie mir zu Muthe gewesen, daß
ich von einer Kirche in die andere lief. Mein ganzer Rumpf war wie ein
voller Schlauch. Dem ohngeachtet aß ich Mittags mit Geschmack u.
Appetit. An Arbeiten war nicht zu denken. Ich war froh mit Ihrem Briefe fertig
zu werden. Kommt gegen Abend Kraus, als wenn er verscheiden und
Abschied nehmen will. Zum Trost erzählte ich ihm meinen eigenen Zustand.
Wein halte ich niemals, sondern Bier, daß ich nur des Abends um 8 Uhr
gewöhnlich anfange zu trinken zu einer einzigen Pfeife Toback. Ich schob
die Schuld auf die elende Witterung, und bot ihm die letzte Bouteille an,
welche von unserm Haselhünerschmauße übrig geblieben war, weil es mir
schien, daß ihm der Wein damals geschmeckt hatte, den ich dem Reg.
Feldsch. Miltz zu Gefallen hatte holen laßen und ein Lieblingswein meines
seel. Vaters war. Mann nennt ihn hier Roquemon; er ist das aber gar nicht
mehr, was er damals war. Jeder trunk von uns 2 Gläser, und mein Freund
schien vergnügter fortzugehen, als er hergekommen war. Ich hatte eben
einen Brief zu beantworten angefangen der mir schon einen Monat im
Wege gelegen hatte. Mein Sohn geht mehrenteils alle Sonntage des
Abends bey Banco-Dir. Ruffmann. Ich schreibe immer fort und zähle kaum
gegen 9 Uhr, da der Nachtwächter 10 abrufft. Alles was ich geschrieben
hatte, war dummes Zeug, das ich cassiren muste. Thue ein paar Züge aus
meiner gestopften Pfeife um meinen Sohn abzuwarten, trinke anstatt
meiner 2 Bouteillen nur ein paar Gläser Bier. In meinem Bette fängt mein
Kopf an zu arbeiten, sehe meinen ganzen fliegenden Brief fertig, melde
Herder, mache anstatt des cassirten Briefes einen andern, schlaf erst gegen
Morgen ein, und beym Aufwachen glaub ich das Ende meiner Arbeit
bereits erlebt zu haben, bleibe ausdrückl. deshalb zu Hause. Wie ich mich
hinsetze, und kaum einige Zeilen geschrieben habe, fühle ich alle meine
Eingeweide in Empörung nach oben und muste Gott danken, daß ich aufhören
konnte, hab auch seitdem nicht aus der Stelle kommen können. Bey solchen
Phänomenen wird einem nicht gut zu muthe – und bey solchen Krämpfen, die
mit noch stärkeren Erschlaffungen abwechseln, ist man seiner Sachen
niemals gewiß –
Ich hätte in der Nacht vor Freuden Hekatomben geopfert, und glaubte
einen entscheidenden Ausschlag für das Ende meiner Arbeit wenigstens schon
in Händen zu haben; wenn nicht alles auf einen wachenden Traum
hinausgelaufen wäre. Sie werden eben dergl. Symptoms von Unenthaltsamkeit
und entgegengesetzter Zurückhaltung in den folgenden Briefen finden ohne
sich deshalb zu beunruhigen. Ich konnte mich auch auf des SiegwartFragment nicht mehr besinnen, wenn mich Hans Michael nicht auf die Spur
geholfen hätte. Er hat heute bey Hippel gespeist, den ich seit langer Zeit nicht
gesehen, aber noch diese Woche besuchen werde.
den 16 –Was Göthe schreibt wegen seiner Gedichte ist ungemein nach meinem
eigenen Geschmack. Ich weiß nicht wie die Allg. L.Z. dazu komt das Gedicht als
einen Anhang anzuführen; aber dahin gehört es beßer als vorn zu stehen.
Das Gedicht hat wegen seiner darinn liegenden Wahrheit und Stärke einen
schönen Eindruck auf mich gemacht, der dem Urtheil der Berliner immer
widersprach. Da ich von Poesie nichts verstehe, so frug ich Kraus, der ihm
blos
Härte
vorwarf, die mir bey so einem Gegenstande Treue und Natur
zu seyn scheint, den Gegenstand darstellt und dem Inneren deßelben
angemeßen ist. Ich habe diesen Gesichtspunct auch in meine Schrift
aufgenommen.Ihr Motto habe in meinem alten Cicero gefunden. Da der forschende
Leser nur finden wird, daß dort von Juden die Rede ist, so würde ich mich
blos an dem Summissa voce agam, tantum vt iudices audiant, begnügen,
und jenem auch die andern Züge überlaßen, oder sie lieber im Text
anführen oder dahin wieder verweisen. Aber der Geschmack cum adiuncto sey
keine Empfehlung für Sie.
Zu antworten haben Sie im Grunde gar nicht nöthig – und noch weniger
sich dazu
reitzen
oder
zwingen
zu laßen. Ihr Stillschweigen wird den
berl. Marktschreyern unerwarteter u empfindlicher seyn, als die beste
Antwort. Höchstens laßen Sie Ihre Antwort, auch dem mitleidenden Göthe zu
Gefallen, blos auf den historischen Theil gehen, mit dem er gleichfalls
zufrieden gewesen. Sagt Ihnen Ihr Genius etwas anderes; so hören Sie ihm
mehr als Freunden und Feinden. Aber unser Genius kann so gut irren, als
unser Gewißen.Ohngeachtet ich meinen wachenden Traum beynahe für ein Unterpfand
meiner Autorschaft angesehen hatte: so bleibt alles bey meinen jüngsten
Erklärungen. Sollten Sie sich mit dem Abdruck des ersten Bogens übereilt
haben: so ist nichts daran gelegen. Mit dem zweiten warten Sie bis ich
alles übrige auf einmal überschicke. Aber meine Abschrift von unserm Freund
Tiro Schenk ist mir unentbehrlich, wie eine Zeile von Alc.B. zur Stärkung
auf beyde Fälle; denn sein
Stillschweigen
wird mir unerträglich.
Hab ich ihm was zu Leide gethan: so muß ich es doch auch wißen – die
Wahrheit kann keinem von uns beyden schaden; und auf deßen Seite sie ist,
mag sie für sich selbst handeln. Er ist eben so gut in meiner Schuld, wie ich
in sSeiner und Suum cuique!Nun erwarte ich wegen Ihres Sohnes den versprochenen Aufschluß. Was
macht ihr ältester zu Aachen? Haben Sie ihn dem Handel oder
Wißenschaften gewiedmet. Wer ist G. Fritz? Kant hat wahrscheinl. dem Schütze alles das
geschrieben was er mir u andern hier gesagt, und Schütze hat blos seine
Wendung daher genommen ihn zu Erfüllung seines Vorhabens aufzumuntern.Das Herz Ihrer φφie, die Resignation auf das Seyn in dem Schein des
Seyns ist noch eben ein solches
Rätzel
für mich, als Ihnen mein etiamab hoste consilium.Aus eben dem Grunde, warum Freunde Recht zu
haben scheinen, ist das Unrecht unserer Feinde auch ein bloßer
Schein
. Einer
solchen
Substitution
muß man
Gnüge zu leisten
suchen, um vor
aller Selbsttäuschung sicher zu seyn. Jedes widrige Urtheil eines Feindes
wie eine Arzney verschlingen, und jede Douceur eines Freundes sich selbst
vereckeln, und seinem Geschmack daran entgegen handeln. Das Gedicht am
Anfange und der Schluß Ihrer Schrift waren in den Augen der Berliner
Douceurs, die Sie hatten der Sache ersparen können – und man findet dort
im Atheismo, Pantheismo und sSpinozismo ein heroisches Mittel den
Aberglauben zu curiren. Gesetzt also daß vox populi auch im ärgsten
Verstande vox DEI wäre; quid tunc? durch
Gehorsam
und
Glauben
siegen! Ich predige mir selbst, mein lieber JJ. nicht Ihnen. Ich rede aus
Erfahrung, weil ich meinen Feinden wenigstens eben so viel Guts als meinen
besten Freunden zu verdanken habe, und es ist eine wirklich christliche Pflicht
jene zu lieben und diese haßen zu können mit einem: Gehe hinter mir Satan!
zu einem Petro. Die
ganze Lehre des Sp
. ist in meinen Augen keiner
Widerlegung werth, und der Rückzug hinter der Fahne des Glaubens muste
natürlich dem jüdischen φφen
Thorheit
u
Aergerniß
werden in beyden
Verhältnißen seiner Religion sowohl als Philosophie. Das που des
Antiprometheus ist ich weiß nicht wie? durch die lateinsche Zeitung an den
rechten Ort
versetzt. Das που στω ist im Grunde nicht beßer als eine
mathematische Windbeyuteley; wie mein wachender Traum. Kant kein
Herkules, sondern ein wahrer Jünger des Prometheus, welcher aber gegenwärtig
in seinen Vorlesungen der Offenbarung ein Haufen Douceurs sagt. Maske!
Maske! eine sehr wahre Weißagung im Munde Mendelssohns, wie er selbst
der Aethiopier, der Sie als einen Berliner beurtheilt, aber durch Ihre eigene
Schuld
und
Politik
. – Ob ich Wort halten werde,
weiß ich noch
nicht
. Einem Eidschwur zu Gefallen möchte ich nicht gern den
Herodes
nachahmen, und dem Gefangnen
Prediger in der Wüsten
durch eine
Speculation den Mund stopfen. Es bleibt also bey der
widerholten
letzten Abrede
. Resignation auf allen
Schein des Seyns
zum Besten
des
wahren
Seyns
übersetzte ich Ihr Principium. Das Seyn läst sich
nicht resigniren, ist nicht unser Eigentum, desto mehr als der Schein des
Seyns das Eigentum der Kunst u Politik. Innerliche Ruhe = Seyn. Beym
Schein ist alles wandelbar, Schatten u Unruhe. Hab ich Recht? und meynen
Sie es nicht so. Ein Seyn läßt sich im Schein nicht denken; aber wohl neben
und mit demselben, wie jeder Schatten nicht
im
Lichtsnoch
im
Körper,
sondern
mit
jenem und
neben
diesem da ist. Seit den philosoph.
Vorlesungen habe ich kein schöneres beßers u kräftigers Buch gelesen als den dritten
Theil des Lienhard u Gertrud, so abscheulich auch Pestalozzi mein Held die
Sprache zum Volkston verstimmt hat. Mein Hans Michel ist nicht so
wacker, wie ich ihn wünschte, ein Näscher und Confusionsrath, und Stotterer
wie sein alter Vater, der Gedult, Nachsicht und Hoffnung nöthig hat. Ich
umarme Sie und antworte so bald ich wider etwas erhalte. Leben Sie recht
wohl mit Ihrem gantzen Hause, wie mit dem seinigen Ihr alter
Johann GeorgIch liebe Ihren Bruder G. sub rosa, auch unter andern dafür, daß er uns.
H. liebt, ungeachtet ich ihn von andern Seiten kenne ohne daß er es weiß, wie
L. ihn gekannt zu haben scheint. Lesen Sie Pestalozzi. Ein Titel des Buchs
paßt auf alle gute Leute, daß sie leider nöthig haben böse zu scheinen. Das
letzte Kapitel empfehle Ihnen und was er vom Predigen sagt, vernünftiger
als Müllers Tirade gegen die Bibel. Vale et faue.Adresse:An HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu / Düßeldorf. Fco Wesel.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 15ten Marz 1786
J. G. Hamann
empf den 26ten –
beantw den 7 u 14ten Apr.Kgsb. den 17 März 86.HöchstzuEhrender Freund,
so sehr ich überzeugt bin, daß eine Reise das einzige Mittel zur
Widerherstellung meiner Gesundheit und Gemüthsruhe seyn kann: so wenig habe
ich Lust, die Feder dazu anzusetzen. Es gehe wie es gehe! Sie erhalten hiebey
1. M. Mendelssohns Epistolam posthumam nebst Gevatter Claudius
2 Recensionen zur Ersetzung, daß ich Sie so lange auf die erste habe
warten laßen, bitte mir aber selbige so bald als mögl. zurück, weil ich
beyde nicht fügl. entbehren kann, und letztere noch gar nicht hier zu haben
ist.
2. den de Marees, den ich vor dem Einbinden bloß angesehen, und HE
Wagner so gut gewesen mir zu verschreiben, weil ich hier allenthalben
umsonst Nachfrage gethan.
3. den dritten Theil von Lienhard und Gertrud, das einzige Buch, das ich
von neuen Sachen gekauft und das beste, das ich seit den philosophischen
Vorlesungen über das N.T. gelesen. Der Verf. hat die Schreibart gantz
nach dem Nationalton herabgestimmt. Ungeachtet dieses Fehlers für
Liebhaber der Reinigkeit und Deutlichkeit giebt es unwiderstehlich schöne,
starke, große Stellen, daß man sich gar nicht daran satt lesen kann. Ich
bitte auch ein wenig zu eilen, weil andere auch darauf warten.
4. Den Betrüger von der Nordischen Semiramis u unsern Landsmann
übersetzt. Der unaussprechl. Name des Helden sagt schon alles, und soll
eine Anspielung auf den berühmten Menschenfreund, die gegenwärtige
Fabel der Pariser seyn.
5. Salomonische Denkwürdigkeiten, zu denen noch der Titel fehlt.
Die Dorfschule u Dorfpfarrer sind hier schon sämtl. vergriffen gewesen.
Unser alte Freund Kanter der bereits 2 mal dem Tode nahe gewesen, hat das
letzte Exemplar bekommen und nach Trutenau geschickt, von da ich es
erwarte, und sogl. befördern werde. Mit dem ersten geborgten Exempl. habe
ich so viel Verdruß gehabt, daß ich froh war es aus den Augen zu schaffen.
Zu Ihrer Strafpredigt gegen die Gelehrten im Namen der armen Layen,
unter denen ich der vornehmste bin, sag ich von Grund des Herzens Amen!
Wenn Asmus gesund ist; so ist seine Rebecca schuld daran, in die der alte
Bote noch immer unsterblich verliebt bleibt. Man kann auch ohne Gesundheit
und Rebecca der menschl. Bestimmung Genüge thun, und passiv ist
bisweilen beßer wie activ, Weinen und heulen vernünftiger als lachen.
Weil ich Gottlob! alles vergeße, was ich lese; so kann ich mich nur auf
Rustans Briefe über das Xstentum besinnen, die der ungl. Danovius
herausgegeben übersetzt und sein Schwager Schütze mit einem Leben und
Charakter deßelben herausgegeben.
Der Schulmeister Gülphi ist unendl. mehr werth als alle witzige Tiraden
des Pr. Müllers, worunter die längste gegen die
Bibel
ist.
Wie kommen Sie in aller Welt, HöchstzuEhrender Freund, auf die
Neugierde mein Urtheil über Hufnagel zu wißen. Der bloße Namen dieses
Schriftgelehrten war schon so ominös für mich daß ich alle meine
Beredsamkeit zu Pferd und zu Fuß aufgeboten, wie ich noch nach Berl. schrieb, daß
kein Hufnagel sich zum Nachfolger des
Lilienthals
qualificiren könnte.
Vor einigen Jahren war ich im Ernst bettlägerig, und jemand brachte mir
den ersten Theil eines Werks, das mit dem Ihrigen einerley zu seyn scheint.
Da mein Name selbst ein wenig ominös ist leider! durch meine gute Freundin
und ihr Gerücht: so las ich mit aller Andacht, aber mit der Erbauung wollte
es so wenig fort, daß ich mich um die folgenden Theile nicht bekümmert habe.
Ich wünschte den Doctor lieber in Berlin als in Kgb. versorgt zu sehen.
Da mit dem neuen Gesangbuch nur die Hälfte der neuen Reformation
geleistet worden; und uns noch eine neue Bibel unumgängl. nötig ist, um gantz
neue Xsten zu seyn: so gebe ich meine Stimme zur Anfertigung derselben
nach Maasgabe des Tellerschen Wörterbuchs; das keinen würdigern
Executor als diesen Schriftgelehrten finden könnte. Ich hoffe, daß in seiner neuen
Bibel auch mein Name weder omen noch Skandal mehr seyn wird. Ainsisoit-il!Aus Weimar und Wandsbeck u Jena weiß nichts. Ich bin letzterm noch
seit dem neuen Jahr Antwort schuldig, und er hat nicht ein Wort seinen
beyden Rec. beygelegt. D. ist der einzige Ort im heil. römischen Reich, wo
ich zu Hause gehöre, und der einzige Canal, den ich nöthig habe, um in meiner
Wüste nicht zu verhungern.
Ein gewißer Ewald hat 2 kleine Fragmente des Spinoza übersetzt, die ich
ein wenig verglichen, und erträgl. gefunden.
Kommt Ihnen der
Prometheus
auch so klägl. vor, wie den jüdischen
Kunstrichtern? Jacobi ist nicht Verfaßer davon. Mein Freund Crispus,welcher der einzige Dichter hier ist, den ich darüber zu Rath gezogen, schilt
es blos wegen seiner
Härte
, die meines Erachtens zur Natur des
Gegenstandes gehört, und worin der alte Menschenschöpfer und Bildhauer mit den
modernen Feuerdieben von gantz gleichem Gehalt und Stoff ist.
Die beyden letzten Theile des Adelungs über den deutschen Styl habe mit
genauer Noth nach einem halben Jahre Frist auf einen gantzen Vormittag
zu lesen bekommen. Sie haben wie ein Digestiv mir Dienste gethan, und
sind beyde zusammen weit kleiner als der erste Theil.
Ein Ribbe von Pestalozzi schmeckt mir beßer, als alle Glacés von
mimischen Engeln u welschen Köchen.
Die beyden ersten Theile von Johnsons Uebersetzung biographischer
Nachrichten der engl. Dichter sind vermuthl. schon in Ihrer Bibliothek, oder
verdienen eine Stelle darinn.
Empfehlen Sie mich der Frau Gemalin – und Ihrer Nachbarschaft,
wohin auch HE. Pastor Scheller gehört. Ich habe eine Art von Hydrophobie,
und mein elendes Schreibezeug vermehrt meinen Ekel und des geneigtesten
Lesers seinen.
Ich freue mich auf Ihren Besuch; aber zum Gesellschafter taug ich so
wenig als zum Arbeiter quoad formale materiale; denn zum formalehab ich in meinem gantzen Leben nicht getaugt in keinem einzigen Stück.
Was Sie nicht lesen können schmecken Sie wenigstens. Mit No. 4 u 5
hat es desto weniger Eile.
Ist Ihr lieber Pathe zufrieden mit Pr Krauses Wahl? Mein Joh. Mich.
wollte das Werk der Barmherzigkeit thun, mich wenigstens zu entschuldigen,
und Sie werden so geneigt seyn seinen guten Willen zu unterstützen durch
eigenes Zeugnis meiner Unvermögenheit, die Mitleiden und Nachsicht
verdient. Ich kann nicht mehr und mag nicht widerholen, was Sie bereits wißen,
daß ich niemals aufhören werde zu seyn sub quacumque formaIhrergebenster und verpflichtesterJ. G. Hamann.K. Uebel sitzt in der Leber und wird kaum gänzl. gehoben werden können.Düßeldorf den 21ten März 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 2 April No 33.Lieber Herzens Freund
Es hat mir nicht gelingen wollen Ihnen heute den Probebogen liefern zu
können; alles in der Druckerey war gerade besetzt, u ich erhielt den
Correctur Bogen erst Sonntag Abend gegen 8 Uhr. Diesen erhalten Sie einliegend,
u der Probebogen folgt am Freytage. Die Münsterische Post ist heute noch
nicht angekommen. Schon zwey Posttage sah ich vergeblich Briefen v
Buchholtz entgegen, ich fürchte, er ist verreist. – Sie werden mir nun sagen, was
Sie bey’m Drucke gern verändert haben möchten. Mir deucht die Collonnen
müßten wenigstens um 10 Buchstaben schmäler seyn, um 6 schmäler nach der
Falze hin, u um 4 nach dem Rande. Es ist ein alberner Gebrauch von uns
Deutschen, daß wir gegen die Falze nur halb so viel weiß laßen als gegen den
Rand. Ein umgekehrtes Verhältniß wäre wenigstens vernünftiger. Die
Englander laßen an beyden Seiten gleich viel weis. – Daß die vignette auf dem
Titul nichts taugt, versteht sich. – Für fünf bis sechs gedruckte Seiten ist nun
noch Manuscript vorräthig. Sollen wir nicht auch eine größere Schrift
nehmen, wie die v Herders Ideen? Für 4 Format dünkt es mir schicklicher.
Bestimmen Sie nur alles wie Sie es haben wollen.
Ihr lieber Brief v 4ten ist am Donnerstag angekommen. Leider kann ich
ihn heute nicht beantworten. Ich war gestern nicht wohl; nahm ein Arzeney
Mittel, u wurde davon erst recht krank. Die vergangene Nacht habe ich
vor halb 3 kein Auge zu thun können, u auch nachher schlummerte ich nur
sehr unruhig u ohne Erquickung.
Loewe hat mir geschrieben, er müße auf die Jubilate Meße eine 2teAusgabe meiner Briefe veranstalten. Er meldet mir, daß auch seine gelehrte
Mitbürger sich über meine Schrift die Köpfe sehr zerbrächen, besonders aber
Garve u Lieberkühn, die mit Schmerzen einer näheren Erklärung meines
Systems entgegen sehen.
Leßings Bruder, der Münz-Direktor, sagt
öffentlich, es sey ihm sehr wohl bekannt, daß der Bibliothekar der Lehre des
Spinoza zugethan gewesen
.
Die Berliner MonatSchrift v März, u den Correspondenten v 11tenwerden Sie gesehen haben. Ich habe mich über die Bosheit dieser Leute, diesmahl
doch etwas entsetzt – Sie treten mich wahrlich unter die Füße, wenn ich nicht
dazu thue. – Können oder dürfen Sie mich gar nicht wißen laßen, was ich v
Kant zu erwarten habe. Ich fürchte, er bleibt nicht einmahl neutral, sondern
geht zu meinen Feinden über. Es ist eine fürchterliche Rotte.
Claudius Rec. sind nun gewiß in Ihren Händen. Schwerlich hat er den
Moldenhauer beygelegt, den auch ich noch nicht gesehen habe. Sie sollen ihn
gewiß bekomen.
Ungern, liebster Hamann, schicke ich diesen elenden Wisch an Sie ab. Am
Freytage, so Gott will, mach ichs wieder gut. Von ganzem Herzen –
Ihr Fritz –Da kommen eben noch die nordischen Briefe. Nichts v Buchholtz. Aber ein
Schreiben den der Prinzeßinn, woraus ich sehe daß Buchholtz in Münster
u gesund ist.Düßeldorf den 24ten Marz 1786.Vermerk von Hamann (Nummerierung mit roter Tinte):Erhalten den 5 Apr. Geantw den 9. No 34.Lieber HerzensFreund, ich hatte am Dienstag meinen Brief an Sie schon
auf die Post geschickt, als mir von der Münsterischen noch ein Packet nach
gebracht wurde. Es war eine große dicke Einlage an Sie. Eilig machte ich den
Umschlag an Fischer, u brachte auch glücklich das Packet noch fort. Wenn es
nur nicht zu Wesel auf die fahrende Post gegeben wird, eine Freyheit die siman sich dort öfter nimt, wenn die Briefe dick sind; wahrscheinlich aus
Ehrfurcht u Liebe gegen Euch Zöllner u Sünder. Zur Vorsorge will ich also
folgendes aus Ham Buchholtzens Brief an mich abschreiben. „Das
„Manuscript gefällt mir sehr
ganz herrlich
. Die cit. Math. XI. 42 muß
ein Schreibfehler seyn, weil das XIt. Cap nur 29 oder 30 Verse hat. Die
Kosten des Drucks bist Du doch so gut, mich wenigstens zur Hälfte zahlen
zu laßen. Ich muß den Brief an Hamann Dir zuschicken, weil ich sonst
riskiere (wegen der Ursachen die ich Dir hier sagte) daß Hamann den Brief
10 Tage später erhält.“Hier der Probe Bogen. Es sind doch noch 2 Druckfehler stehn geblieben.
Daß Sie den 11ten meinen Brief vom dritten noch nicht hatten, wundert
mich. Ich hoffe übermorgen zu vernehmen, daß er angekommen ist. Seyn Sie
ganz ruhig, Herzens Freund u Vater, über alle Befehle u Gegenbefehle die
Sie mir ertheilen. Ich ahnde von ferne den Gang Ihrer Seele, u bin lauter
Ehrfurcht u Liebe gegen Sie.
Biestern werde ich mich gewiß nicht stellen, aber in meinem Aufsatz gegen
Mendelssohns Beschuldigungen, soll er v Anfang bis zu Ende, die Antwort
auf seine Frage finden. Ich glaube die Berlinische Methode, ihre falsitatemdispensativam so deutlich u so vielfach dargestellt zu haben, daß mich
jedermann begreiffen soll. Von meiner eigenen Philosophie, nicht eine Silbe. Das
mag in einem zweyten Aufsatze nachkommen, der den Beschuldigungen, die
mir
allein
aus M M Person u seiner Philosophie erwachsen, ugewiedmet ist, u mit denen es so gute Weile haben mag, wie es mit dem 2tenTheile der Morgenstunden haben sollte. Ich denke, Sie sollen mit mir
zufrieden seyn. Zweymahl habe ich Kant citirt, u das erste Mahl dabey die
Stelle von Leßing, womit er seine Axiomata schließt, angebracht. Es würde
mir sehr leid thun, wenn Kant die Parthey der Berliner Lumpenhunde
nähme, u es würde ihn am Ende gewiß nicht wenig gereuen. Ich wiederhole
meine schon am Dienstag gethane Bitte, daß Sie mir melden, was ich
ohngefähr v ihm zu erwarten habe. Gestern war ich in Bedenken, ob ich nicht
an ihn selbst schreiben, u ihn fragen wollte, ob ich eine gewiße Note, die ich
in der Ungewißheit anbringen mußte, ausstreichen, oder stehen laßen sollte.
Auf jeden Fall soll er diesmahl nicht Ursache haben über mich zu klagen. Aber
beßer wäre es für ihn u mich, wenn ich wüßte, woran ich mit ihm bin. Seine
Relationen mit den Berlinern u Jenensern, scheint etwas suchendkleinliches im Charakter zu verrathen.
Sie wißen doch daß Johannes Müller, der Geschichtschreibergegenwärtig Bibliothekar in Mainz ist, an Dietzens Stelle. Ich erhielt heute einen
sehr lieben Brief v ihm.
Ich denke alle Tage an Lavater; schriebe gern an ihn; aber es ist etwas
in mir das s mir sagt, ich thue beßer, wenn ich nicht warte.
Mein Befinden ist abwechselnd, im Ganzen aber leidlich. Claudius klagt
sehr daß der Winter so kalt gewesen ist. In seinem letzten Briefe äußert er
ein großes Verlangen, Sie vor seinem oder Ihrem Ende noch zu sehen. Ich
besuche ihn diesen Sommer zuverläßig, wenn der Himmel es nicht
ausdrücklich anders will. Es freut mich sehr daß Sie mit den Recensionen nicht
weniger zufrieden gewesen sind als ich. Es soll Dienstag nach Wandsbeck
gemeldet werden. – Es schlägt 4 Uhr. Am Dienstag, so Gott will, schreibe ich
wieder. Ich grüße Sie aus dem innersten meines Herzens, u küße Sie mit
wahrer warmer Liebe.
Ihr Fritz Jacobi.Kgsb. den 25 März Heimsuchu 86Ich fange diesen Brief an, in
guter Erwartung
des Ihrigen,
liebster J.J. Vorigen Mittwoch war Mitfasten; ich blieb den ganzen Tag zu
Hause, mit der Absicht etwas zu thun. Aber alles umsonst. Auch selbst Ihre
Nachricht vom Empfang beunruhigte mich mehr, als sie mich aufmuntern
konnte. Ich überlaße alles der Göttlichen Führung, welche Umstände und
Gesinnungen entwickeln wird. B. Videtur wird erst die Sache selbst im
Gange bringen. Nur nicht durch unnöthige Kosten, Estafetten, und
übertriebene Freundschaft sich selbst und mich in Verlegenheit und Unruhe
gesetzt. Was ich jetzt am nöthigsten brauche, ist eine Abschrift – weil ich aus
meinem eigenen Geschmiere nicht klug werden kann, und ich lauter
Bruchstücke hier habe, alles beynahe in meinem Kopfe schon verlöscht ist, und ich
den
Schlüßel
und
Ton
gänzlich verloren habe, auch ohngeachtet alles
Suchens nicht widerzufinden im stande bin. Der
erste Bogen
ist für mich
eine Grundlage für die übrigen, und das Muster oder Specimen, nach dem
ich meinen Gang fortsetzen und einrichten muß. Gedruckt oder geschrieben soll
mir also ziemlich gleichgültig seyn, und ich werde davon immer
Gebrauch
machen können. Unser Salomon soll sich sehr erholen – desto beßer für mich.
Den Zusammenhang oder die Harmoniam praestabilitam dieses Windes
mit meiner Muse weiß ich mir selbst nicht zu erklären. Erhalt ich den ersten
Probebogen oder wenigstens B. Gutachten: so werd ich mehr Luft
bekommen. Herder melden Sie nichts, sondern überschicken ihm, wie mir sub rosa.Gegen unsern Johannes entschuldigen Sie blos mein fast unverantwortliches
Stillschweigen.
Ich glaube kaum, daß Sie Selbst unsers Cl. Büchlein mit so viel Antheil
können gelesen haben als ich; wenigstens hat es hier nicht eine gleiche
Wirkung gethan. Wenn der liebe gute Mann nicht sein Urtheil durch die
Uebersetzung des
schändlichsten
Buchs verdächtig gemacht: so wäre nichts
dagegen einzuwenden. Vorgestern erhielte auch Moldenhawers Bogen, der
nicht so schlecht ist, wie er aussieht.
Ansehen
aber ist leider!
Urtheil
.
Gestern habe das 2 St. des 66. Bandes der A. D. B. auch durchgelaufen und
das Nicolaitische Etwas zweymal gelesen, worinn Sie auch das Ihrige
erhalten. Nun fehlen mir noch die
Annalen
von Crantz, und denn hoff ich
die Acten ziemlich complet zu haben. Gestern setzte noch einmal an die
Morgenstunden
zu lesen. Es sind nichts wie
Waßerblasen
, und wenn
es mir glückt, wie ich noch immer
hoffe
und
glaube
: so soll es an einem
schreyenden
Beweise von der Blindheit der berlinschen Bewunderung und
blinden Schwärmerey nicht fehlen. Sagen Sie mir doch, denn Vetter
Nabal scheint alles wie im Schlaff u Traum geschrieben zu haben, waren
die
Gespräche
nicht M.
erste
Schrift? Ich möchte viel darum wetten –
und erinnere mich gar zu deutlich mit dem Verf. darüber gestritten zu haben,
daß er die Briefe welche später herauskamen, jenen vorzog.
Wer, wie ich gethan, des Ernesti Clavem zu rathe zieht über das
Tribunal wird gegen die
Wahl des Motto
nicht das geringste auszusetzen
haben. Brauchen Sie es daher ohne alle H… Verstümmelung und
Beschneidung. Mein Sohn hat Ihren Gruß an Kraus bestellt. Er hat vor
Freuden gehüpft, daß Sie den Berlinern nicht antworten würden, weil er
meynt, daß Sie den Schreyhalsen keinen ärgern Streich spielen könnten, als
auf ihr Lärm nicht einen Laut von sich zu geben. Ich halte es im Grunde
auch mit dieser Politik. Wenigstens beschwöre ich Sie und bitte darum, die
Recension der Bibliothek abzuwarten. M. gesteht selbst daß es ihm um ein
point d’honneur
zu thun war. Gegen diese unphilosophische Grille
verlieren Sie kein einziges Wort, und trauen Sie keinem Freunde, der es
für nöthig findt sich gegen den Unfug ungebetner Mittler zu retten. Mit
Leuten, die gegen die Wahrheit streiten, verliert man immer durch Worte,
und je mehr man dergl. glaubt nöthig zu haben, desto mehr giebt man ihrer
Geschicklichkeit, selbige zu verdrehen, Handhaben. Also um der
Wahrheit
willen, die doch Ihre einzige Sache ist, leiden Sie, und überlaßen ihr selbst
die Rache. Je länger Sie warten und die Schwätzer ausgeifern laßen; desto
treffender
wird Ihr Motto werden, desto nachdrücklicher für Sie reden.
Ich habe beynahe gewünscht Ihnen mit meiner Autorschaft so viel zu
schaffen zu machen, daß Sie kaum Zeit übrig haben sollten an Ihre eigene zu
denken. Geräth selbige – nun gut für Sie u mich. Wird nichts draus; so
machen Sie was Sie können, und meine Sache zur Ihrigen, wie ich die
Ihrige zu meiner. In beyden Fällen setze ich keine Feder mehr an und
bekümmere mich eben so wenig um das, was ich geschrieben habe, als was ich
nicht s
chreiben kann
.
Hill komt noch mit keinem Briefe. Es ist aber noch nicht 10. Dafür erhalte
die 3 ersten Monate eines Journals aller Journale. Laßen Sie mich ein
wenig blättern. Ich habe mir heute einen Feyertag gemacht. – Kaum den
Wisch des ersten Monats durchgegangen; so kommt der Götterbote Hill.
Alles gut, alles gut, nach Herzenswunsch. Ich muß also den
gedruckten
Anfang
abwarten, weil dieser das
Exemplar
meines Ideals
entwickeln helfen muß. Alcibiades mag Ihnen oder mir antworten: so bitte im
ersten Fall mir alles
lauter
mitzutheilen.
Auch es
schneidt
Ihr altes deutsches Sprichwort im P.S. Ich fühl die
Wahrheit von dem was Sie sagen, und mein
Affect
geräth zu oft in
Dunst u Galimathias. Das XIII. Kap. des I.Cor. ist eins der grösten
Räthsel und schwersten Schriftstellen für mich; besonders die ersten 7 Verse.
Was Sie mir zurückschicken, ist noch nicht ausgearbeitet – Nur der
erste
Bogen
hielte
damals
die Probe, der
Druck
muß das erst ausweisen.
Der 2te Bogen ist noch voller Schlacken u daran wird von mir noch nicht
gedacht.
Bitten Sie Ihre Mamsell Schwester 1000 mal um Vergebung. So war
es gar nicht gemeint; hat mir auch nicht einfallen können. Es betrifft
nicht
meine Handschrift oder Mst sondern blos die Züge meiner Schreiberey.
Wenn Ihnen ein
Wort
etwa unleserlich wäre; ein Umstand der eben
damals im frischen Andenken war, wo ein gantz unbefangener den ärgsten Zug
einer gelehrten Feder beßer zu errathen im stande ist, als ein gelehrtes
ungedultiges Auge, das vor der Menge von Hypothesen, durch die man den Sinn
eines chinesischen Pinsels erzwingen will, geblendet wird und die nächst
liegende Ähnligkeit übersieht.
Daß der gedruckte Bogen so weit in der Handschrift reichen sollte, kann
ich mir kaum vorstellen, und hatte es nicht geglaubt; es fehlt mir aber in
allen Dingen an Augenmaaß – und ich sehe alles bald durch ein Micro-bald Telescop.Die Abschrift fängt sich mit dem Abschnitt an: Zwar hat die deutsche
Sprache – – – Sollte der Druck nicht so weit gereicht haben: so bitte mir
das
Mittelstück
zu ergänzen. In dem letzten Period fehlt überhaupt das
Zeitwort.
Noch einen
kleinen Abschnitt
hab ich meines Wißens nachgeschickt;
denn das ausgestrichene auf dem Blatt gilt nicht. Ich will also gedultig auf
den
abgedruckten Anfang
warten, nemlich auf den Probebogen, zu
dem Sie auch wohl, liebster Fritz, sich Herders Erinnerungen ausbitten
könnten, wenn er welche hat. Ich habe mittlerweile das Journal aller Journale
durchgelaufen. Der Herausgeber nennte sich am Ende dieses Monats oder
des ersten Vierteljahrs von Heß und lebt zu Hamburg. Die elenden
Uebersetzungen aus dem Seneka schreckten mich beynahe ab; unterdeßen hab ich
doch allerhand gefunden. Eine Ankündigung von Mendelssohns Tode, wo
Sie auch gerechtfertigt werden auf eine lächerliche Art. Ein Gespräch
zwischen Leßing Klotz u einem Dorfprediger im Reich der Todten ist auch
eingerückt u wo ich nicht irre besonders herausgekommen.
Daß der Buchdrucker in Mühlheim
Eyrich
heißt, ist mir gnug. Aber
wenn es ein Probebogen seyn soll, so muß der Satz des Buchdruckers, denk
ich, so lange stehen bleiben, bis ich antworte. Ist dieses wohl für ihn
möglich? und wird er sich dazu beqvemen, wenigstens bey dem ersten Bogen –
denn bey der Fortsetzung will ich all was ich kann thun, die Sache ins Reine
zu bringen.
Die Stellen, welche in der Abschrift vorkommen, müßen noch
umgearbeitet werden, und ich behalte mir vor Ihre Erinnerungen zu nutzen – Was die
3 vorhergehenden betrifft, so fehlt mir die Ansicht derselben, und ich wünschte
nicht, daß der Abdruck so weit gienge, als Sie dort dem Buchdrucker gelaßen
haben. Es sind doch nur wegen des zum Titel bestimmten Blatts 3
Qvartblätter übrig, und ich wünschte gern einen etwas gedehnten Raum der
Zeilen,
ungefehr
wie Herders Ideen, nicht völlig so geraum. Von diesen drey
Stellen kann ich daher nur die erste beantworten, und der Sinn bezieht sich
gantz auf dasjenige was ich in der Dedication der Sokr. Denkw. über
Niemanden den Kundbaren zum voraus gesetzt.
Jeder Schriftsteller hat sein eigen Publicum; dies
Idol
ist sein eigen
Ideal. Als
Idol
ist ihm dem Publico an einem
Opfer
so viel gelegen, als
dem Opferer an seinem Ideal. Das gegenseitige Intereße zwischen Leser und
Autor ist durch eine
Kantsche Idee
ausgedruckt, die jetzt ziemlich
geläufig seyn muß, und worüber ich mehr zu sagen willens bin. Wenn das
Publicum an jedem Maulaffen und Bauchpfaffen Antheil nimmt; sollte es nicht
einem s.v. Schmierhans Antheil nehmen, der Lust hat ins Feuer zu springen,
wie ich in petto habe, ein
groß Opfer
der allgemeinen deutschen Baal zu
thun 2. Reg. X. 18–28. Diese Stelle kann also ihre Dunkelheit behalten,
weil sie nothwendig aufgeklärt werden wird. Wegen der andern beyden
Stellen, die dort stehen, muß ich selbige im Zusammenhange lesen.
Ich muß von dem
Eingange
wider impraegnirt werden, ehe ich weiter
gehen kann, und habe
Schlüßel
und Ton, wie ich bereits gesagt, gantz
verloren. Es geht mir wie einer Frau in Kindesnöthen, die zappelt und in
Ängsten und Schmerzen ist. Jerem. XLIX. 24. oder wie ich Ihnen, glaub
ich, schon ein ander eben so wahres Gemälde meines Seelenzustandes aus
Jes. XXXVII.3. – es ist
keine Kraft da zu gebären
.
Ich weiß lieber Freund Fritz; daß ich in Ansehung Ihres Hauskreutzes
ins Gelag hereingeredt. Ihre jetzige Erklärung beruhigt mich völlig, daß Sie
mit der ganzen
Begebenheit vollkommen zufrieden sind
. Auch
die Abtrünnigen nehmen an Seinen Gaben Antheil, und Er redt auch durch
sie
zu
uns, und wirkt auch durch sie
für
uns. Der Wink der Vorsehung
zu neuen Hofnungen wird zu seiner Zeit nicht unerfüllt bleiben.
Da kam Freund Crispus, noch gantz begeistert von der Wirkung Ihres
Stillschweigens. Die Berliner schämten sich schon selbst ihrer dummen
Aeußerung, und suchten jetzt einer die Schuld auf den andern zu wälzen. Ich war
gantz außer meiner Laune, und ein anderer Besuch, der ihm nicht angenehm
war, störte ihn uns vollends. Es ist heut bey mir Rüsttag, und morgen
speise ich bey Ihrem Namensvetter, übermorgen praenumerire ich auf das
6te Vierteljahr für meine Lisette Reinette, die ich lange nicht besucht. Kant
wird zum ersten mal Rector Magnificus, und der Actus geschieht am
Sonntage Quasimodogeniti, den Tag nach seinem Geburtstage. Bey seiner Wahl
sind viele Schwierigkeiten gewesen, die Kraus durch eine meisterhafte
Deduction erläutert und gehoben, welche ich ohne sein Wißen zu lesen
bekommen. Kant hat sich auf eine sehr edle philosophische Art dabey betragen, die
seinem guten Character, den ihm niemand absprechen kann, Ehren macht.
Er arbeitet jetzt an einer neuen Auflage seiner Kritik, und hat den Verdruß
gehabt von einem jüdischen Maler
Löwe
auf eine gantz abscheulige Art
in Kupfer gestochen zu werden, nach dem er wie ein wahres Monstrumaussieht, und der beste Physiognomist ein air de reprouvé ihm zusprechen
würde. Ich vermuthe doch, daß einige Abdrücke davon nach Berlin
gekommen seyn mögen, ohngeachtet der Debit eines solchen Pasquils verhindert
worden und der Geck ad vivum pinxit die Unverschämtheit gehabt drauf
zu setzen.
26. März 1786Freuden-Brodt- u Rosen-Sonntag.Wird es kaum für mich seyn! Da Sie meinen garstigen Briefwechsel
aushalten können, so wird Ihre Gedult, liebster J. nicht über noch meinen
elenderen Umgang ausreißen. Jener ist allso Ihnen wenigstens eine
Vorbereitung und Prüfung zum letztern, wenn es wie ich hoffe, dazu kommen sollte,
uns einander zu sehen und Aug ins Auge kennen zu lernen. Ich bin fest
entschloßen erst den Abdruck abzuwarten, ehe ich weiter zu arbeiten fortfahre.
B. Antwort oder Erklärung und der Anblick des gedruckten Anfangs werden
mich vielleicht wider in den Gleis bringen, aus der eccentrischen Lage, worinn
ich mich gegenwärtig befinde.
Ich weiß nicht, ob ich mich schämen oder lachen soll über das
Misverständnis wegen meiner Hand und Msts. Sie sollten mein altes, verbogenes,
bestaubtes, gelbes Hearz ausschwitzendes zinnernes Dintenfaß ansehn; so
würden Sie aus dem Eckel, den dieser Anblick giebt, alles was daraus herfließen kann, beurtheilen können, und wie wenig ich Lust zum Schreiben
habe. Ueberstehe ich meine gegenwärtige Crisin, die unmöglich eine blinde
Windkolick seyn kann: so will ich es mit diesem Geräth machen wie ein vom
Schiffbruch Geretteter der seine uvuida vestimenta dem mächtigen
Meeresgotte zu Ehren aufhängt. –
Zu
scharf schneidt nicht
– Ist es nicht mit dem Denkspruch
einerley:
Allzuklug ist dumm
. Der auch an meiner Wand hängt von der
Hand eines Schreibemeisters, der la Roche-Noblot hieß, und im Meer
ertrunk mit einem Schiffe, das ihn nach Riga bringen sollte. Ich werde mir
Ihr Postscript und das alte deutsche Sprichwort einzuprägen suchen; denn
eben die affectirte, übertriebene Schärfe hat mich stumpf gemacht. Naturaund altera Natura, ein falscher erworbener Geschmack sind Schuld daran.
Diese
Entkleidung
thut so wehe, wie
Haut
um
Haut
. Nur ein so
wilder
Schriftsteller, wie ich mich beynahe fühle, kann sich an das
Escalpiren wagen und sein Selbstgefühl abhärten.
Meine Antwort auf Ihren Brief vom 21 pr. ist den 4 d. abgegangen.
Gott gebe daß Sie mit Ihrer Erklärung von M. Unbesonnenheit weiter
kommen, als er mit seiner Hypothese. Die
Unvollständigkeit
unserer Selbsterkenntnis
ist freylich an allen Beweisen schuld. Was
brauchen Sie sich erst einen
Schlüßel
zu machen, wenn Ihnen schon einer
gegeben
ist von unserm
Freund Reichard
, der wegen des einen
verrathenen
Worts
allen unsern Dank verdient. In dem einzigen Worte liegt
alles, was M. zu beichten im stande war, und der engl. Commentar hängt
nicht umsonst wie ein
großes Schild
. Welcher Mensch weiß, was im
Menschen ist, ohne den Geist des Menschen, der in ihm ist; und dieser
verräth sich durch einen einzigen
Zug
oder
Laut
, den man erhaschen muß, und
da muß man seine
äußerliche
Sinnen zu Hülfe nehmen, aufmerksam seyn
auf den
gegebenen Buchstaben
, als das einzige vehiculum des zu
erhaschenden Geistes
. Wenn man
data
hat, wozu braucht man
ficta?Mendelssohn war gewohnt mit Leidenschaften und ihren Masken
umzugehen, beßer wie wir beyde.
Quid rides? mutato nomine de te Fabula narratur.Er war selbst der Afrikaner, der sich an Johannes wie an Fritz irrte. In
meinem Golgotha war es mir darum zu thun, die Philosophische Maske den
Berlinern abzureißen. Daß es ihnen an Instinct nicht gefehlt diese Absicht
zu errathen, davon habe ich indicia genug erhalten. Nun liegt mir noch der
Beweiß auf, daß die
Vorlesungen
anstatt den Verdacht des atheistischen,
heidnischen, naturalistischen Fanatismus zu widerlegen, lauter apodictische
Beweise deßelben sind. Kant hat nicht Unrecht, wenn er diese Metten für
ein reines
System der Täuschung
ausgiebt. Die ganze Fabel meiner
Autorschaft ist auch eine Maske, und ihre silberne Hochzeit wie Simsons
seine um den Philistern ihre eigene Blöße zu zeigen, sie zu
entkleiden
und sie zu
verklären
daß man ihre naturalia nicht länger verkennen soll,
sie zu malen, wie der verwünschte Jude den Kritiker der reinen Vernunft
in Kupfer gestochen hat, daß Kinder u alte Weiber sich kreutzigen u seegnen
sollen vor der mala bestia, ihrem Bild und seiner Uberschrift – Was der
Leser thun sollte, muß ich nicht selbst thun, sondern
ihm
überlaßen.
den 27Der gestrige Morgen fieng sich mit ein paar Sonnenblicken an, auf die
ein Nebel folgte, und den ganzen Vormittag ein Regenguß, auf den es zu
schneyen anfieng. Alle meine Gänge sind auf heute verlegt, weil ich mitten
im Regen nur einen einzigen zu meinem ältesten Freunde Kriegsrath
Hennings bestreiten konnte, der dem Grabe auch nahe zu seyn scheint. Ich aß
also zu Hause und ein Zufall spielte mir die
Familie Frick
in die Hände,
welche ich mich erinnerte schon einmal mit Vergnügen gelesen zu haben, und
mit der grösten Zufriedenheit erneuerte, daß ich Wetter u alles Unlust an
mir selbst vergaß. Da überraschte mich gegen Abend Freund Crispus, und
wir ersetzten den Mangel des vorgestrigen Abends durch das vertraulichste
Geschwätz über den Contrast unserer Lagen, und Angelegenheiten und
Urtheile auch in Ihrer Sache, über M.
Maske
, worunter er allein seine
Leidenschaften
befriedigen konnte und die ihm unentbehrlich war – über
den von Ihnen angeführten Spruch des
Pascals
, für den er und ich wider
ihn an. Wir streuten uns
Funken
und
Saamenkörner
einander in
die Seele, die nicht gantz ohne Wirkung und Frucht bleiben werden.
Natur
und
Vernunft
widerlegen eben so stark den Dogmatismum als
Scepticismum. Unser Wißen ist
Stückwerk
; aber noch mehr zweifeln, – – Ich
brachte den unvollendeten schönen Roman zu Ende. Sollte nicht selbiger von
Sturz seyn? Wollte noch schreiben, muste aber aufhören und diesen Morgen
das abschneiden, was ich gestern geschrieben hatte. Hätte bald diesen ganzen
Brief cassirt, wenn ich Zeit zu einem andern, und die geringste zu einem
klügern hätte. Gesundheit, gut Wetter, Ruhe und Freude zu Ihrem
Aufenthalt in P. Wenn es auf Crispi suspiria und meine lacrumas ankäme: so
würden Sie diesen Sommer so glücklich als August seyn. Ihr George und
mein Michael würden auch ihre Rechnung dabey finden. Bey Ihrer
liebsten würdigen S gefälligen Schwester werden Sie alles gut zu machen
wißen; wenn dies inter bonos nicht überflüßig wäre. Vale et sustine.N.S.
Eben wie ich zumachen wollte, erhalte von Hippel das XII. Stück der
Büschingschen Nachrichten vom 20 d worinn der März der Berl.
Monatsschrift recensirt wird mit vieler Unparteylichkeit. Mendelssohn mehr als
Maimonssohn für sein Volk, aber das übertriebene Lob der berl.Nichtjuden ist den verständigen Berlinern so wohl als Auswärtigen eckelhaft
und anstößig. Der Schluß in seinem letzten Briefe an Sie kommt ihm auch
als ein gantz unverdienter, unverantwortlicher und unvergeblicher Spott
über unsere Religion und ihren φφen vor – Das Berlinsche
Tolerantz
Monument
mehr ein
Denkmal für die letzten berlinschen
Wolfianer
. Komt es zu Stande, so wird er so lange er lebt hingehen um
beym Anblick deßelben sich mit Lebhaftigkeit u Vergnügen zu erinnern, daß
es einmal
Wolfianer
in Berlin gegeben habe.
Ich erhalte eben Sturzens Schriften, um mich wegen meiner Vermuthung
zu widerlegen. Ist Ihnen der Verfaßer
der Frickschen Familie
bekannt; so wünscht ich ihn auch zu wißen. Wenn ich doch nur wüßte, was in
meinem Kopf u Eingeweiden – Muß mir die Erlaubnis nehmen mich den
ganzen Tag umzutreiben durch dick und dünne. Vielleicht werd ich durch
Bewegung ein wenig erleichtert.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 25ten März 1786.
J. G. Hamann
empf den 6ten Apr.
beantw den 7 u 14tenLieber Freund Garbe verrichten Sie dasjenige recht fleißig und guth was
Sie frü morgens einmahl von mir gesehen haben, als Sie unß besuchten, und
aus der Ruhe störten.
Zweifle keinen augenblick das Sie etwas daran verhehlen werden, und hoffe das
es in kurzer Zeit die probe zeigen wird. Das wünscht Ihr aufrichtiger Freund
J. Hammann
Frankfurt den 30 Merz 1786.
SimbolumAch könt ich doch jezt auch den Vogel sehn der Ihnen selbigmahl so wohl
gefallen hat. vieleicht kans seyn.
Kgsberg den 2 Apr. Dom. Judica 86.Ach! mein auserwählter! ach mein erwünschter Sohn! Gottlob! wir
stehen also noch auf dem alten Fuß. Ihr Stillschweigen war mir Anfangs
wohlthätig; aber in die Länge wurde es mir ein wenig verdächtig und
peinlich. Ich glaubte mir wirklich Ihren Unwillen zugezogen zu haben, und war
entschloßen selbigen mit eben dem Herzen wie Ihre unverdiente Güte zu
ertragen. Dies sind nicht leere Worte, sondern Ausdrücke wahrer
Gesinnungen – Es freut mich herzlich, daß alles gut geht und steht. – Ich war
wirklich so tief versunken, und Muthlos, daß ich einen Engel nöthig hatte, der
mich stärkte – und Ihr Brief war der Kelch, den ich erst heute gegen Abend
erhielt, wie ich eben an Herder schrieb, und den beruhigen wollte, weil seine
Weißagung
erfüllt worden die er unserm Jonathan in Pempelfort
anvertraut, an deßen Autorschaft ich beynahe zu viel Antheil genommen und
besorgen muste ihn dadurch eben so sehr wie mich selbst verwirrt zu haben.
Ich werde Ihnen nicht viel schreiben, und traue mir kaum zu, Ihren Brief
beantworten zu können – –
Bey dem Abschluß meiner Schriftstellerey hab ich die Ausführung meiner
Reise vornehmlich im Schilde geführt und mir die Hofnung gemacht meinen
Urlaub dadurch befördern zu können. Also rühren Sie sich nicht von der
Seite Ihrer
Marianne
– – denn wie wär ich nach Weimar gekommen,
ohne Ihren Vorspann? Also ist nicht Weimar, sondern
Münster
und
Ihr Haus der eigentliche Focus und Heerd, bey dem ich mich zu erwärmen
und zu verjüngen hoffe – Meine Gesundheit erfordert schlechterdings eine
Ausflucht und Reise – und ich dächte Sie hätten mir Ursache gegeben mein
Leben mehr zu lieben, als zu haßen, worinn ich beynahe weiter gekommen
wäre, als es recht und gut ist. Der das Wollen gegeben hat, wird auch nach
Seiner Treue, Kräfte und
Bewegungsgründe
zum Vollbringen geben,
und ich hoffe und bin entschloßen das Meinige nach Vermögen (das Er
darreicht und darreichen wird) zu thun. Ich danke Ihnen herzlich für die
dreyfache Beylage, deren ich eins der Baroneße oder meiner Freundin Courtangeben will – das zweite vielleicht Hippel. Sie wißen wie ich an dem
einzigen Worte:
Seine Zeiten sind seine Geheimniße
mich gestärkt;
weil ich diese Wahrheit täglich erfahre. Meinen Freund Kraus bring ich
auch Ihrem ehrl. Schwaben mit wenn alles nach menschl. Entwürfen geht,
denen sich Gott mehr accomodirt als wir den Seinigen zu thun im stande
sind und Lust dazu haben. Also Ihre Marianne ist eben so ängstlich im Fahren
wie der alte großer Papa, der immer das Gleichgewicht halten will, wenn es
ein wenig schief geht, und wenn es vorbey ist, über sich selbst lacht,
ohngeachtet ich die kursche Wege kenne, jetzt aber beynahe des Fahrens entwöhnt
bin. Nun hab ich Ihnen vom Reisen mehr als zuviel geschrieben. Am
liebsten möchte ich
unterwegs
an Sie schreiben wie Sie gethan haben. Gott
laße diesen Sommer so gerathen, wie die Erstlinge, die wir einige Tage so
frühzeitig genoßen. Keine weitere Vor- und Nachrede ist unter uns nöthig.
Mich wundert, daß J mir von Ihrem Unglück bey Dudlingennichts gemeldt. Gott laße Ihre und Mariannes
Freude vollkommen
werden durch Leben und Seegen. Dies ist mein täglicher Wunsch in petto.Dich glücklicher Leichtsinn! find ich nicht mehr, und klügle mich elend. Ein
jfürstlicher Greis – – war mein jugendliches Motto, will mich auf meine
alten Tage ein beßeres wählen, nicht mehr aus Gemmingen sondern
Maleachi IV. 2. Der Belial Roterodamus ist Bayle, deßen Logick u Metaphysik
zu seiner Schande u unsers Jahrhunderts vom Salomon du Nord u auf
seine Kosten herausgekommen ist. Matth. XII. 42. ist der Schreibfehler.
Tausend Liebes und Seegenswinke für die liebenswürdige Fußgängerin.
Unterweges wird sich beßer und gemächliger schreiben laßen. Für die blinden
und leichtgläubigen giebt es nur Fallen und Gruben. Der beste
Magnetismus und
schwerste
für mich, wie ich noch jüngst an Jacobi schrieb, ist
1 Cor. XIII. Ihre und Mariannens opera werden Ihnen beßere
Commentarii als Joh. Casp. und Joh. Georgs gedruckte Randgloßen seyn.
Giebt es einen Magnetismum; so laß er sein Daseyn durch Werke beweisen,
gegen die kein Zweifel statt finden kann, und durch Früchte, die edler sind als
Zeichen und Wunderkräfte. Alle Menschen sind Lügner – aber die
Wahrheit ist einfach und braucht nicht viele Künste. Wir wollen darüber
mündlich mehr reden, lieber muthwillig als ernsthaft. Ich weiß wenig selbst
davon; es hat mir aber immer geahnt. Ich umarme Sie und Ihre
fruchtbringende Hälfte im Geist und Wahrheit eines von Grund des Herzens
erkenntlichen und zufriedenen Vaters und schon in Gedanken reisenden und
kommenden Theilnehmers u. Zeugen.
Joh. Georg H.Adresse:Herrn Franz Bucholz / Herrn von Welbergen / zu
Münster
22. Apr. 86.Kgsb. den 2 April Judica 86.Nun, mein alter lieber würdiger Freund – Sie haben mich nicht vergeßen,
das weiß ich, und ich habe gnug an Sie und Ihr Haus auch gedacht, wo
alles, wie ich hoffe und wünsche, wohl versehen wird. Wir haben hier seit
Mittwoch, nicht nur Frühlings sondern beynahe Sommerwetter, das den
Kranken wohlthätiger seyn dörfte als den gesunden und starken, die zum
Misbrauch deßelben geneigt sind und sich im Genuß nicht mäßigen können.
Meiner verehrungswürdigen Gevatterin, Ihrer Caroline wird es hoffentlich
wohl thun, und Gott gebe, daß dieser Sommer die Mängel des vorigen
Jahres ersetzen mag – uns allen, durch einen guten nexum rerum.Sie sind meinethalben in Sorgen gewesen, und ich danke Ihnen, liebster
Landsmann, für den Antheil, den Sie an meinem Schicksal lnehmen. Ist Ihr
dritter Theil der Ideen oder der zweite Theil Ihrer zerstreuten Blätter zur
Ostermeße fertig geworden? Ich bettele darum, weil ich mir Erqvickung
dabey auf einige Stunden verspreche, und ich selbige sehr nöthig habe. Daß ich
im Genuß sehr eilfertig auch leider bin, und daß ich die Innigkeit der Dauer
vorziehe, ist ein Naturfehler, den ich kaum ablegen werde. Ich will das
Ende
von allem sehn, und dann sitze ich bisweilen erschöpft oder überladen.
An unsern J. in D. habe ich mich in diesem Jahr zu Spott und Schande
geschrieben. Mein Kopf leidet von dem Zustande meiner Eingeweide; das
fühle und merke ich jetzt gar zu handgreiflich, und habe daher Halte! gemacht,
und will mir Zeit laßen mich zu erholen und zu besinnen, daß ich von neuem
anfangen kann, wenn noch ein
Leben
für mich in
Gottes Hand
ist,
woran ich nicht verzweifele: απορουμενοι, αλλ’ ουκ εξαπορουμενοι –Wenn nicht J. Siedurch meinenWidersprüchen und
Ausschweifungen gantz irre gemacht worden; so erhalten Sie vielleicht bald den ersten
Bogen meiner
Schrift
, womit ich schließen will, die ein wahrer
Benoni
für meine alte Muse ist, der beynahe die Seele drüber ausgegangen. Dieser
erste Bogen schien mir damals ziemlich gut gerathen zu seyn, wenn der
Teufel nicht, wie beym Anfange der
besten Welt
, sein Spiel gehabt und
alles wider verdorben hat, selbst in meinen eigenen Augen. Bey diesem
Anfange soll es so Gott will bleiben, und nach diesem
Specimen
wünschte
ich die übrigen. Ich bin auf einmal in ein so
leidenschaftliches leeres
,
blindes
und
taubes
Geschwätz gerathen, daß ich den ersten Eindruck
meines
Ideals
gantz darüber verloren, und keine Spur davon wider
herstellen kann. Lachen Sie über meine Ruhmredigkeit; es war eine
Cherubsgestalt mit einem flammenden Schwert über das allgemeine deutsche Babel,
wodurch ich wie begeistert wurde – und nun geht es mir wie den mit
Blindheit geschlagnen Kindern Sodoms, welche die Thür nicht finden konnten,
wo die Engel einkehrten.
Ich wünschte, daß der Probebogen, den ich für Sie bestellt, Ihnen nach
verrichteter Arbeit zu einem Osterfladen käme, weil derselbe so weit reichen
würde als gnug ist meinen Plan hinlänglich zu exponiren; und da ich
nunmehr weder mit dem Druck noch Entsetzung oder Ausführung dieses Plans
eilen kann noch will: so bitte ich Sie bey aller Ihrer Freundschaft mir Ihr
Gutachten mitzutheilen und Ihren unpartheyischen Rath mir nicht
vorzuenthalten. In magnis voluisse sat est – –
Wie alles was dies Jahr in der gelehrten Republik auf mich gewirkt in
meinen Themata können Sie leicht erachten; und bey alle meiner
schriftstellerischen Raserey und Autorwuth hab ich mich auf alle äußerste Fälle
vorbereitet, und suche es noch zu thun. Ein gar zu heftiger Antheil, den ich
unsers Freundes in Pempelfort Autorschaft genommen, hat auf meine auch
Einfluß gehabt, daß ich selbige erzwingen und der Minerva meines Gehirns
Gewalt anthun wollte, ihn durch mein eigenes Beyspiel auf allen Fall
warnen, und dadurch auf sich selbst aufmerken machen, wie sich die Spartaner
ihrer trunkenen Sclaven bedienten – Kurz ich lebe und zufrieden in dem, was
ich überstanden, und vielleicht dadurch mehr und besser ausgerüstet, das
Äußerste und Letzte zu wagen. Nach überstandenem Sturm wird ein
günstiger Wind desto mehr meine Schiffahrt in den Hafen fördern.
Sie werden das übrige schon von selbst errathen,
wenn
Sie den
Probebogen erhalten, zu deßen Erläuterung ich dieses habe voraus schicken müßen,
um durch Ihr Urtheil das meinige u unsers J. zu berichtigen und zu
bestimmen.
Von B. aus M. habe seit seiner Heimkunft noch keine Zeile erhalten. Ist
er mir böse; so muß ich mir das ebenso gefallen laßen als seine Güte, und
beydes als von Einem Herren annehmen. Ich erwarte auch von seinem
Urtheil
den Ausgang meiner Schriftstellerey, und von diesem Ausgange das
übrige Schicksal derselben; denn auf ein Vehiculum zum Urlaube sollte
alles mit angelegt seyn. Es gehört also wirklich ein wenig Zeit, und wo nicht
Lust doch viel Glück dazu um so viel divergirende Absichten zu concentriren
und in einen Stall oder Heerd zu bringen; und es ist kein Wunder, daß sich
alle meine Bälle verlaufen, oder an statt den alten Sauerteig auszufegen,
selbst der neue Süßteig versäumt worden ist, durch meine
leidenschaftliche Uebereilung
, die ich niemals so tief kennen gelernt habeUnserm alten Freunde und Verleger H. habe gestern auch einen
Scheidebrief geschrieben, szu dem ich mir 12 Tage Zeit genommen, und der mir
so sauer geworden, daß nach dem
siebenten Ansatz ihm zu
antworten
ich erst mit einem Billet doux in seinem eignen Format fertig werden
konnte – ohngeachtet des Caviars und der Haselhüner, womit er mich diesen
Winter erfreut und der guten Dienste, die mir sein alter Peltz, den er vorigen
Sommer zu meiner Reise hergab, mir bisher gethan. Die Sache betrifft seineAlbertinchen, die er bey der Baroneße unterbringen wollte und andere
unschuldige Leute, die ich Ursache habe für meine Freunde zu halten und dafür
zu erkennen, gegen die er auch mit den gröbsten, Grund- und Lieblosesten
Schmähungen um sich warf. Auch Ihres damaligen Verdrußes mit ihm
erinnerte ich mich, und in einem gantz andern Lichte, als ich
damals
empfänglich
war, und es verlangt mich zu wißen, ob wir uns mit lachendem
Gesicht einander ansehen werden, wie aruspex aruspicem – Ich habe so
tief ich gekonnt mit der Sonde in seinem alten Schaden den Grund gesucht –
Ich mache nun das Maximum zu meinem Ziel, und treffe das Minimum,womit ich auch gern für lieb nehme. Er hat sich schon den 12 d. vorgenommen
von Riga abzureisen; er kann sich also noch meinen Brief zu Nutze machen.
Wenn es der Mühe lohnt, sollen Sie mehr von dem Zusammenhange und
Erfolge dieser mir empfindlichen Kleinigkeit erfahren.
Unser Kanter liegt auch an einer Leberkrankheit ohne alle menschl.
Hoffnung, wenn seine Natur nicht Wunder thut, wie sie bisher gethan hat.
Meinen ältesten akademischen Freund Kr Hennings sehe ich auch zum Grabe
eilen. Seit meinem schiefen Maule habe ich bey Hippel nicht gespeist und
Jacobi ist der einzige wo ich zuweilen Mittags eße, aber auch nur selten. Der
Umtreiber Hill scheint auch bey seiner sitzenden Lebensart an seiner Gesundheit
zu leiden. Wir haben uns noch beyde diesen Morgen Ihres Hauses erinnert,
und ich erwarte ihn gegen Abend wider. An der
rechten
Stelle ist er nicht;
er kann aber zufrieden seyn mit seiner Lage – In meinem Hause ist Gottlob!
alles wohl, und voller Aussicht eines beßeren Jahres, als das vorige war.
Kant soll über des Hofpredigers Schultz Recension des Ulrichschen
Lehrbuchs empfindlich gewesen seyn, aber nicht so sehr, wie hier erzählt wurde.
Er wird diese Ostern zum ersten mal Rector Magnificus. Er wird sich in der
Vorrede zur Phoronomie gegen jene Recension verantworten. Er hat das
Unglück gehabt von einem Juden
Löwe
in Kupfer auf eine gantz
abscheuliche Art verunstaltet zu werden und den Debit eines solchen monströsen advivum pinxit untersagt. Er arbeitet an einer verbeßerten Ausgabe seiner
Kritik. Ist unser Landsmann D. Lindner nicht in Weimar gewesen? Von
welchem Schriftsteller ist doch der Roman im deutschen Mercur, der unter
dem Namen
Moritz
herausgekommen – und die Abhandlungen über die
Aufklärung
, ich weiß nicht, ob im vorigen Jahr oder 84. Das erste
möchte ich, das andere eine Freundin gern wißen. Vergeßen Sie doch nicht
wenn Sie können unsere Neugierde zu befriedigen.
An Claudius 2 Recensionen habe ich viel Freude gehabt, und noch mehrwäre eine Zeile beygelegt; ich bin ihm aber Antwort auf einen freundlichen
Brief schuldig, den er mir zu Anfang des Jahres schrieb, und zu deßen
Antwort ich eine verhältnismäßige Laune erwartete, die mir versagt worden,
und auf die ich, wie die Juden auf den Meßias, umsonst laure. Er wünschte
mich mit einem Büchlein unter dem Arm zu sehen, und es hat nicht an der
Autonomie meines guten Willens gelegen, ihm diese Freude zu machen. So
bald selbige aufgehoben ist, werd ich mich nicht schämen, ihm meinen
Banquerot anzumelden, und alle meine Freunde sollen sich in ihrer Rechnung
nicht betrogen finden, die wenigstens so ehrlich gewesen ist, wie ich die Ihrige
voraussetzen kann. –
Ich hoffe bey einem so unaufgeräumten Kopf mehr wie ich sollte und kann
geschrieben zu haben. Ihre Freundschaft, liebster guter H. ist die älteste,
bewährteste wie Ihre Humanität. Erqvicken und stärken Sie mich alten matten
Greis, denn meine Haare werden immer weißer – mit einem Werk Ihrer
Muse et eris mihi magnus Apollo und Gewißensrath ohne
Höflichkeit
, insofern sie der Humanität entgegengesetzt werden kann; sondern mit
altdeutschem Biderherzen.
An das philippisirende und judaisirende Geschmier in Berlin mag ich nicht
denken; ich kann mir leicht vorstellen daß Ihnen eben so zu Muth (wie mir)
dabey gewesen seyn wird. Das Α und Ω läuft im Grunde auf nichts, als
ein
Ideal der reinen Vernunft
heraus, und dadurch gewinnt man
einen unendlichen Spielraum zu den willkührlichsten Einbildungen, von der
andern Seite wird alle Wahrheit zu Schwärmerey. Durch diese
Sprachverwirrung wird der Thurmbau von selbst aufhören. Haben Sie in
Müllers Dorfschule
die witzige Tirade gegen die Bibel gelesen? Pope ein
Metaphysiker! Mit einem noch stärkeren Exclamationszeichen ist die Frage
ob
Leßing und Mendelssohn und
wie
sie es gewesen sind? wenigstens für
eine
große Claße von Lesern
und
zu ihrer Beruhigung aufzulösen
und zu entscheiden mit eben so viel Energie als Enargie. Dies ist mein ganzes
orphisches Ey, an dem ich brüte, daß es eine Gestalt gewinne. Die alte Frage
Agurs: Wie heißt Er? und Sein Sohn weist du das? oder des mir noch
immer lieben Persius: – Minimum est quod scire laboro:
de Joue quid
sentis
? Wenn erst die
Vernunft
zur wächsernen Nase wird; so
werden natürl. die unphilosophischen Vorstellungen von
Gottes Daseyn
und noch mehr von seinem
Worte
die abentheuerlichsten Hirngespinste
unter dem Namen von metaphysischen Theoremen und Problemen. Es ist ein
größerer Atheismus Gottes Daseyn beweisen, als es leugnen zu wollen, und
beydes läuft natürlich auf einen bloßen WUsum eines
guten Willens
hinaus, der ohne Kopf ist, oder die
Zunge
deßelben Stelle vertritt.
Ich nehme nicht blos als Landsmann und Patriot, sondern aus einem weit
nähern Intereße an Kants Autorschaft Antheil, und an ihrem Fortgange
oder Schicksal – und wünschte sehr seine nähere Erklärung über das was
Schütz aus einem Privatbriefe mitgetheilt hat, und woran ihn Schütz
geflißentlich erinnert hat. Es geht mir mit ihm, wie ihm selbst mit den
Berlinern. Die Vorlesungen sind ihm ein
System der Täuschung
, die
der Mendelssohnschen Beschreibung eines Mondsüchtigen ähnlich ist. Mir
kommt sein ganzes System nicht um ein Haar beßer fvor. An keinem
von beyden ist mir gelegen, und will mich in keines weiter einlaßen, als blos
mich an die
Grundsäulen
halten, die wurmstichig sind. Das übrige findt
sich per nexum rerum von selbst. Mein zweites Criterion ist:
an ihren
Früchten sollt ihr sie erkennen
. – –
Halt! lieber Landsmann, Gevatter und Freund! Ich umarme Sie unter
1000 Seegensgrüßen. Die ausgebliebene Post hat mich wacker geängstigt.
Die Flüße sind ausgetreten und haben eine schreckl. Verwüstung gemacht.
Eben kommt ein Brief aus Münster u Düsseldorf. Meine ganze Seele ist
in Aufruhr: sie zu erbrechen.
Der heutige Sonntag ist ein Freuden- Brodt- und Rosensonntag für michgewesen; der vorige ein Todtensonntag. Judica me DEVS et discernecausam meam – Erstlich das Imprimatur von meinem Alcibiades und
dann von unserm Jonathan den Probe- und Correctur bogen, den Sie
vermuthlich auch mit einem Briefe zugl. erhalten werden. Beydes Lachen und
auch Zittern – Nun, wenn Sie etwas zu sagen haben; so melden Sie dem
Fritz Ariel – der Druck hat weiter gegriffen, wie ich gedacht und gewollt. –
Nichts was aus Mutterleibe und aus der Gebehrmutter unsers Gehirns
kommt, darf auf reine Vollkommenheit Anspruch machen. – ich will also
lieber dieser transcendentellen Grille entsagen, als länger nach einem
Schatten haschen und springen – Nun lieber Landsmann, Freund und Gevatter!
schließen Sie mich auch in Ihr hohepriesterliches Gebet, wie in dem Urim
und Thummim Ihres freundschaftlichen Herzens, daß ich von meiner Leibes
und Seelenbürde glücklich entbunden werde. Meine verehrungswürdige Frau
Gevatterinn weiß es auch, wie einer guten Seele in diesen Umständen zu
Muthe ist, wenn man nach Jer. XLIX. 24 zappelt und in Aengsten und
Schmerze ist. Gott gebe Ihnen fröhliche Ostern und seegne Ihr ganzes
Haus. Hill wird wohl an Pathchen schreiben, wenn Hartknoch den Brief
mitnehmen wird. Ich umarme Sie ut supra und ersterbe, wie ich lebe Ihr alter
Joh. Georgemit seinem ganzen Gesindel, Michel uComp.Adresse:Des / HErrn General-Superintendenten
Herder
/ Hochwürden / zu /
Weimar
/ fr.
Halle
den 3 April Montags 86.Sie sind mir recht so ein quainty spirit, wie der Ariel dem alten
Prospero war. Gott gebe Ihnen liebster Jonathan nur Gesundheit, wie er uns
jetzt das schönste Sommerwetter seit Mitwochs geschenkt hat. Die Weichsel
u Gewäßer sollen so ausgetreten seyn, daß die Mittwochspost erst
Sonnabends ankam. Vorgestern schickte Hill und des Abends Raphael mi und
Michel zu Fischer, und sie brachten mir die niederschlagende Antwort, daß
nichts wäre – und aus Misverständnis die Nachricht, daß die Post schon
angekommen. Ich war ruhig genug gestern an
Herder
schreiben zu
können, und wurde gleichsam dazu
getrieben
so wol Seinet als Ihrentwegen,
habe ihn auch auf den Empfang des Anfanges vorbereitet, und ihm den
natürlichen Gang meiner überlegten und übereilten Schritte zu erklären
gesucht. Es war schon ziemlich spät gegen Abend, und beynahe beym Schluß
meines Briefes, wie ich ein
zwiefältiges empfieng
– als von der
Hand des HErrn. Es gieng mir eben so wie Ihnen wenn Sie überrascht
werden. Die Stärke der Briefe war mir schon eine Weißagung eines guten
Innhalts; und ich konnte sie nicht erbrechen, als bis ich erst diesen Empfang
unserm Freunde gemeldet hatte. Es war eine große Beruhigung für mich
vor
Empfang
an H. geschrieben zu haben. Ich antwortete nach M.
noch gestern bey Licht, und mein Joh. Mich. kam später wie gewöhnlich
zu Hause. Mein Alcib. ist
sich gleich
, und hat nichts wie Liebe und
Nachsicht für mich, vielleicht
zu viel
, wie Sie. Gott weiß es auch, daß ich dergl.
Heilsmittel nöthig habe. Seine Marianne ist auf gutem Wege ihn vollends
glücklich zu machen. Um ihre Wehen zu erleichtern, wünschte ich, der Himmel
weis was, zu thun. Das Bild eines
geseegneten
Weibes ist mir immer
sehr lebhaft vor Augen und im Herzen. Wegen der Mühe zu lesen wird ihm
mein Brief
lang
gnug werden, und ich habe nichts Neues hinzuzufügen, als
daß ich mit Gottes gnädiger Hülfe
komme
, und so
bald
als ich nur immer
kann. Ich will in Weimar nichts als Herders Haus sehen, in Wandsbeck
unsers Claudius Schloß, Ihr Museum in Pempelfort nebst allen dazu
gehörigen akademischen Wäldern anstaunen, statt des Danks mich mit Ihnen
zanken und überwerfen, damit Sie mich bald nach Münster befördern, wo
ich im eigentl. Verstande meine
Wohnung
aufschlagen werde, bis man
meiner auch überdrüßig wird – Und denn schlagen Sie, meiner beßern
Gesellschaft wegen, uns nicht eine Herberge auf einige Nächte ab, wenn ich
verspreche das zweite mal artiger als das erste mal zu seyn – Wenn der
Schwindel mich nicht abschreckte u die steile Alpen, so machte ich gern einen
Spuk in Z. wegen des dortigen Magnetismus, und kehrte geradesweges
desorganisirt in den Schooß meiner Mutter Erde zurück, um daselbst die
letzte Nothdurft meines Lebens zu verrichten mit einem: Vti puto HomoFVI.Da sehen Sie, lieber Ariel Jonathan, daß ich schon im vollen Marsch bin
und daß ich heute unmöglich dem fliegenden Brief die Federn beschneiden
kann, undm ihn in einen kriechenden zu verwandeln. Bey mir geht nichts
nach dem Lauf der Natur. Aus dem Schmetterling wird die Raupe, aus
dem Vogel ein Insect. Nun es gehe, wie es gehe!
Mach ich es doch nicht beßer, wie die Kinder, die so bald sie ihren Willen
bekommen, vor Muthwillen ausgelaßen sind, und eben so leicht heulen und
weinen?! Es hat mir wirklich um Sie leid gethan, und ich recht in Sorgen
deshalb gewesen, Sie durch meinen Briefwechsel irre gemacht zu haben, weil
er voller Widersprüche, wie ein treues psychologisches Journal meines
innern
und
äußeren
Zustandes, das blos ein Freund von gleichem
Schroot und Korn auszulegen im stande ist.
Sie nehmen es mir also auch nicht übel, wenn Sie erst mit nächster Post
den Probe- und Correctur Bogen zurück erhalten. Ich muß erst Crispumdarüber zu rathe ziehen, und meinen alten Freund H. auch zum
Vertrauten
machen, um meine Laune seit dem 7 Xbr die ihn näher als irgend
Jemand angeht, einigermaaßen zu rechtfertigen. Er ist auch der einzige
Judex competens
, deßen politisches Urtheil ich darüber zu Rathe
ziehen kann und muß; denn im ästhetischen ist er auch
stark
, aber sein
Geschmack hängt mehr an das Schöne, als Wahre.
Ich habe an meiner Schrift zwar nicht die Hand angelegt, aber immer
daran im Sinn gearbeitet, und entschloßen den alten Sauerteig meiner alten
Art und Natur völlig auszufegen. Der Anfang ist noch nach meinem Urtheil
derselbe u schlliest mit der Episode des Mendelssohnschen Todes. Ihre
Gründe wegen der Parenthese von den
reinen Idealen
und des
Nehusthan
machte mich auch bedenklich, und der eckle Zweykampf mit dem
dreyrumpfigen Recensenten sollte auch verkürzt, gemildert werden – Ihr
allzuscharf schneidt nicht
machte mir eine T tiefe Wunde und
drung ins lebendige Fleisch und Gefühl, weil eben die leidenschaftliche
Heftigkeit und Bitterkeit schien mir die wahre Ursache zu seyn, welche meinen Ton
so verstimmt hatte. Die strenge Gerechtigkeit selbst ist nicht lieblos –
Selbsterkenntnis ist und bleibt das Geheimnis ächter Autorschaft. Sie ist
der tiefe Brunnen der Wahrheit, die im
Herzen
, im
Geiste
liegt, von da
in die Höhe steigt, und sich wie ein dankbarer Bach durch Mund und Feder
ergiest, wohlthätig ohne Geräusch und Ueberschwemmung. Ich suche immer
in M. das was ihm zugeschrieben wird vom Berl. Recensenten
Xenophontische Simplicität, Roußeausche Wärme und Leibnitzische Erhabenheit
philosophischer Ideen. Je länger ich lese, je mehr befinde mich wie in einer Wüste,
die leer ist, Finsternis auf der Tiefe, und kein Geist Gottes schwebt auf dem
Waßer seiner Schreibart. War ich gewiß und kam es mir wahrscheinlich vor
mein Hirngespinst nur erträglich zu einer sinnlichdeutlichen Darstellung zu
bringen: so würde ich um eine
größere
Schrift bitten, und selbige fast
wünschen, besonders wenn selbige zugleich so rein und deutliche ist, wie diese
mir vorkommt zu den Noten. In Ansehung der übrigen Beobachtungen
haben Sie gleichfalls alles anticipirt, weil ich meine Eindrücke nicht zu
entwickeln vermögend bin. Wenn auch aber die Schrift so bleibt: so finde ich
nichts daran zu auszusetzen. Was die Colonnen betrift; so überlaß ich
Ihrem Auge die
Bestimmung
des Raums. Nur was mich näher angeht,
ist ein reiner Titel ohne Vignette u Schmuck, und höchstens ein simpler
Strich zum Anfange und Ende. Das Misverhältnis des Α–Ω! (welches
ein wenig
größer
seyn könnte) entsteht vermuthlich durch den ungleichen
Raum des typographischen Herkommens in Deutschland, welches mir gleich
auffiel, weil ein natürliches Auge leichter die Hälfte eines gantzen als ungleich
getheilten Raums bemerkt u. findt.
Wegen der Zahlen wünschte ich beynahe kleinere u etwas in die Höhe
gerückte; weil die Parenthese ein gleichförmiges Zeichen hat als S. 5. Z. 1.
Wir sagen hier zu Lande Bude und Budchen, meines Erachtens richtiger,
weil der Vocalis nicht im plur. geändert wird so ist auch keine Veränderung
im Diminutiuo nöthig.
Die Häkchen u » können füglich S. 6 bey
so weit
so weit
und S. 8 bei
so nahe
,
so nahe
weg bleiben.
S. 6 halt ich mich an des Cellarii Orthographie und schreibe u in der
Mitte und v nur zu Anfang; also ouo. Das ausgelaßene etwa auf derselben
Seite kann auch ausgelaßen werden.
S. 8 fehlt das e im Wort Opferer, und lin. penultima deleatur commahinter Meisterstücks und ponatur nach Menschenliebe,
Mehr bin ich mit meinen krittelnden Augen nicht im stande auszuspähen.
Noch eins. In der Note 2. ίσα λεγειν sollte größer kommen, wenn welche da
sind 3. kann bey vtens punctum seyn und sagt deleatur.Noch eins Der Vers des Horatz Incitat muß zu Anfang der obern Striche
gerückt werden, weil die vorige Zeile ein bloßes hemistichon ist.
Abermal eins Not. 6. Top. § 4. und noch eins S. 6. Das erste
Ihm
so
groß, wie möglich, auch ein punctum bey Kundbaren vor den Strichen.
Kraus erwarte ich Nachmittags, und denke noch mit dieser Post
zurückzusenden. Für die Zukunft sind Sie so gütig lieber 2 beyzulegen, damit ich
eins zurück behalten kann. Vor der Hand ersetzt die Abschrift –
Ich bin die beyden abgeschriebenen letzten Bogen mit wahrem Schauder
und Schrecken durchgegangen, und begreife nicht, wie ich verblendet habe
seyn können Ihnen solches rohe, unschlachtige Gewäsch zu überschicken, das
ein wahrer Weschselbalg ist.
Kraus findt Typen und alles gut; allso bleibt es, wie es ist. Wir haben
wohl beyde gelacht. Mir hat die Nase aber geschwitzt, als wenn ich
Sauerbraten eße; aber das Herz hat mir beynahe geblutet. Zeigen Sie es um aller
Welt Niemanden. Ich will mich zu beruhigen suchen. Aber ich verzage an
allem, was ich schreibe und geschrieben habe, beynahe bis zur Verzweifelung.
Düßeldorf den 7ten April 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 19 April
Geantw den 23 – mit ½ Bogen Mst.Am vergangenen Dienstag, liebster Hamann, überraschte mich die
Prinzeßinn v Gallitzinn mit ihren Kindern, u was kann billiger seyn, als daß ich
mich Ihr, die wenigen Tage die Sie bey mir bleibt, ganz wiedme. Sie will
am Sonntag schon nach Münster zurück.
Ihren Brief vom 15t u 16ten, erhielt ich am Sontag vor 8 Tagen, u gestern
kam der v 25t u 27ten. Buchholtzens Antwort, Abschrift u Gedrucktes, alles
wird nunmehr in Ihren Händen seyn. Ich habe Herdern den Probebogen
noch nicht geschickt, weil Sie Ihren Entschluß verändert zu haben schienen,
u die Sache wenigstens keine Eile mehr hatte. Herder ist mir noch eine
Antwort schuldig, u ich nöthige ihn ungern in diesem Augenblick an mich zu
schreiben, weil er sehr apprehensiv ist. Nun soll aber doch Ihr Probebogen
unfehlbar mit erster Post an ihn abgehen.
Ihre beyden letzten Briefe, liebster Hamann, sind voll gediegenen Inhalts.
Ich fürchte mich der Sünde Eine dieser Stellen zu berühren, weil ich zu sehr
zerstreut bin. – Was mir Ihre Briefe sind, u wie ich Sie lese, wenn Sie das
wüßten, lieber Hamann!
Der Zustand Ihrer Gesundheit macht mich sehr bekümmert. Ach wenn
doch Gott gäbe daß es sich mit Ihrer Reise hierhin fügen wollte. So eben
erhalte ich einen Brief v Claudius, der auch wieder davon spricht.
Goethes Fritz ist ein Sohn der Frau v Stein, Goethes vertrautester
Freundinn. Er erzieht diesen Sohn, u läst ihn kaum aus den Augen.
Den Roman, die Fricksche Familie, habe ich nie gelesen, u weiß den
Verfaßer nicht. Ich habe in diesem Fache gar keine Belesenheit. Den 3ten Theil
v Lienhard u Gertrude habe ich v einem Freunde geborgt, u große Freude
daran gehabt. Ich werde mir das Buch anschaffen. Siegfried v Lindenberg
u die Papiere des Braunen Mannes, die Sie mir vor ohngefahr einem Jahr
anrühmten, haben mir nicht schmecken wollen. Sie fanden Aehnlichkeit in der
Manier des Verfaßers, mit dem Retif de la Bretonne. Von diesem Retifhabe ich nur den paisan perverti gelesen, nicht ohne Beschwerde, aber doch
mit viel Erbauung. Was nicht von der einen oder der andern Seite
Tiefsinn
, oder mehr als gemeinen
Scharfsinn
verräth, kann ich nicht
genießen.
Die künftige Woche wird mich mein ältester Sohn aus Aachen besuchen.
Bey dieser Gelegenheit soll auch George wieder aufgenommen werden. Der
älteste ist der Handlung gewiedmet, weil ich von meiner Frauen den 4tenTheil an einer ansehnlichen Handlung geerbt habe, in der, wegen dieses 4tenTheils, auch das beynah mein ganzes Vermögen steckt.
So viel ich weiß hat Nikolai recht, daß die Briefe über die Empfindungen
vor den Gesprächen erschienen, u, die Aufsätze in der Bibliothek der schönen
Wißenschaften ausgenommen, Mendelssohns erstes öffentliches Werk
wären. Uebrigens haben Sie wohl recht daß dies Nikolaitische Etwas, wie
im Traum geschrieben ist, u die Betrübnis darin gleicht der des Agamemnon
nach dem Homer; Ein Eselsgang, wie man einen sehen mag.
Gott befohlen, Lieber! Ich muß abbrechen. Am Dienstag schreibe ich
zuverläßig. Grüßen Sie Krausen, u unsern lieben Johann Michael.
Von ganzem HerzenIhr Fritz JonathanVon der Prinzeßin, die herzlichsten Grüße, u sie läßt Ihnen sagen, daß
Ihre Schriften jetzt fast das einzige wäre, was ihr wohl machte.Kgsb den 9 Apr. Palmsonnt. 86.Wie ein Hund hab ich mich geschämt, und eine ganze Woche Zeit gehabt
mich wieder zu erhohlen. Heut vor 8 Tagen schrieb eben an Herder – und
beym Schluß des Briefes und des Tages erhielt, worauf ich noch nicht
antworten können – auch nicht weiß, wie ich es heute thun werde. Den gemachten
Anfang lege Ihnen, Herzenslieber Fritz Ariel-Jonathan, um die Acten
meiner Divina Commedia bey Ihnen und in Ihrem Schooß completbeyniederzulegen. Alles, was ich Dom Judica nach Weimar geschrieben, bleibt
noch heute wahr. Aber ich fühle es mehr wie jemals, wie vom corpore sanomens sana abhängt, und was der ältere Bruder demr jüngeren Schwester
zu schaffen macht, das Fleisch der Vernunft. Ihre und B. großmüthige
Freundschaft und Nachsicht druckte mich von einer Seite so tief herunter, als
sie mich von der andern erhob und schwindlich machte. Ich lief vorigen
Montag zu Hippel, zum Glück hat er Leute bey sich, und noch mehrere erwarteten
ihn im Vorzimmer. Weil ich Geschäfte in der Stadt hatte, speiste ich bey
Ihrem Namensvetter, und aß mit vieler Behutsamkeit einen Teller mit
weißem Kohl. Nachmittags kam Kraus, und es gieng ziemlich gut mit der
Correctur. Zum Unglück fiel es mir ein die Fortsetzung des geschriebenen mit
ihm zu lesen. Darüber kam ich aus aller Contenance, ich machte ihm
Vorwürfe, daß er mir solches Zeug hätte passiren laßen. Er wollte Manches mit
meiner
Excentricität
entschuldigen, die man mir nicht nehmen könnte,
sondern laßen müste: aber wir waren doch einig, daß eine gänzliche
Umarbeitung nöthig wäre. Ich und alles, Freundschaft und Feindschaft kam mir
als das zweydeutigste Ding verdächtig vor; und ich hätte vor Angst aus der
Welt laufen mögen. Die Blähungen verloren sich aus den Gedärmen und der
pia mater. Es schien mir nicht Eitelkeit, sondern ein nicht unvergeblicher
Stoltz und eine Art von Pflicht zu seyn, Ihre Grosmuth nachzueifern, und
das beste zu thun, um Ihnen nicht Schande zu machen; in Ihrem letzten
Briefe vom 24 März, den ich den 5 d. erhielt war auch Balsam für meine
Wunden, und ich freute mich wenigstens über die
Ahndungen
von meinem
Gange, und über Ihre Zärtlichkeit mir Ruhe zu empfehlen –
Freytags besuchte ich Hippel. Er hatte auch nichts auszusetzen, und
überredte mich Mittags mit ihm zu eßen: welches ich seit dem 7 Xbr. zum ersten
mal wider gethan. Weder er noch Freund Crispus, so sehr mich beyde
aufmuntern, scheinen doch die Möglichkeit der Ausführung nicht absehen zu
können. Ich nahm mich im Eßen und Trinken in Acht; muste aber des Abends
wider Pillen und den Morgen drauf einnehmen; weil meine sonst willige
Natur jetzt zu Verstopfungen verstopft ist. Ich habe mir die ganze Woche
durch Bewegung gemacht, wenigstens mit meinem Michael ein halb
Stundchen spatziren gegangen, und gestern eine Diät angefangen, womit ich mir in
Engl. glaube das Leben gerettet zu haben. Da ich bey dem besten Appetit,meines Wißens über 8 Tage ohne Oeffnung blieb, und mich dadurch
widerherstellte, daß ich mich auf eine Portion Caffé und Habergrütze einschränkte.
Ich will diesen Versuch so lange aushalten, wie ich die Wirkungen deßelben
auf die Cruditäten meines Unterleibs und Kopfs erfahren werde. Fasten
und Beten, Diät und Ruhen von überspannter Arbeit sind die einzigen
Mittel gegen dergl. Besitzungen von malis bestiis, die in der Luft und unsern
Säften herrschen.
Es ist mir lieb, daß Sie und Alcibiades den Vorschuß unter sich theilen,
und ohne
aushaltende Hoffnung
zum Ziel zu kommen, würde ich
darein nicht willigen können. Wenn es mir gleich wie
Bileams Eselin
geht: so denk ich doch nicht auf seinem Wege zu seyn. Ich glaube aber, daß
unser
gegenseitiger Wetteifer
ein wenig Abkühlung höchst nothig
hat, und daß die Vorsehung Selbst dafür sorgt, uns
nüchtern
zu erhalten
und
wachsam
zu machen.
Sie erhalten also den Correcturbogen hiemit zurück, nachdem ich mich eine
ganze Woche lang damit befreuet und gemartert habe, nur bitte H. Antwort
abzuwarten, aber ihm ja nichts handschriftlich mitzutheilen – Crispus findt
alles unverbeßerlich, und meynt, daß alles bleiben soll, wie es ist, und ich
habe dagegen eben so wenig einzuwenden, als gegen Ihre Bemerkungen, die
gleichwol meinem Geschmack näher kommen, wenn ich nur erst das Ende
erreicht, und damit so zufrieden seyn könnte, wie ich es mit diesem Anfange
bin und seyn kann. Auf den noch unabsehlichen Fall, daß ich diesen Benoni den
Benjamin meiner Muse nennen könnte, wären mir die Typen des TitTexts lieber zu den Noten, und zum Text ein verhältnißmäßiger größerer
und geraumer Druck. Ich traue mir aber in allem diesem
Äußerlichen
weder Geschmack noch richtiges Urtheil zu, und gebe Ihnen als
Unternehmern ausschließende Vollmacht mit der einzigen Einschränkung des: nequid nimis, wozu Sie eben so geneigt als ich selbst zu seyn scheinen.
Alles was ich in Ansehung der Zahlen zu den Noten und der
Interpunction angemerkt, überlaß ich Ihnen, und ob nicht durch Auslaßung der
Gedankenstrichen nicht der Sinn beßer zusammengehalten werden kann, als
durch den Ueberfluß.
Meine Orthographie ist nicht einförmig, u soll es auch nicht seyn. Ich
schreibe bald Akademie bald mit dem c nemlich jede französische oder
lateinische; also auch die welsche in Berlin u Platons Schule mit dem k.
Ich schreibe Dekan mit dem k als Anführung aus einem Buche u mit dem cals meine eigene Anspielung nach etymologischer Form die uns aus dem
lateinischen näher als aus dem Griechischen. Dies gehört zu meiner
Mikrologie, die mir selbst lächerlich, aber deshalb nicht gantz gleichgültig ist, und
mein lieber Alc. hat Unrecht gehabt unsern Claudius mit einem K. zuschreiben..
Ist der Verstand geschloßen; so müßen die Puncte vor dem Gedankenstrich
nicht vergeßen werden. Ob ich Dorfprediger oder Dorfpfarrer, wählen Sie
auch; ich wollte eine Geckerey anbringen –
Wenn die andächtigen Leser so viel lachen als Crispus und Hippel: so bin
ich für mein
sudavit
und
alsit
des Autorfiebers entschädigt; weil es doch
beßer ist durch Lachen als Aergernis seinen Zweck zu erreichen. Ist die Stelle
S. 8 durch
noch mehr
jetzt deutlicher als durch
eben so viel
?
Scheller hat seinen Freunden hier den auf den 4 angesetzten Hochzeittag
angekündigt und die Ausstattung sollte in Graventihn geschehen. Hippel
feyerte diesen Tag und Michael als sein Schüler war auch eingeladen. Kant
war auch zugegen, Raphael war eben aufgestanden, wie das Gespräch auf
Mendelssohn gekommen, deßen Ausgang er daher nicht abwarten können,
und ich gieng deswegen zu Hippel der mir alles ersetzt. Von Brahl, den ich
lange nicht gesehen, und der auch bey mir ansprach, erhielte den vorläufigen
Wink, daß Kant sollte ersucht worden seyn aus Berlin den
Schiedsrichter
abzugeben; wozu er denn wohl zu klug ist. Er soll sich aber auch
soetwas haben entfahren laßen, und es ist wahrscheinlich, daß er von seinem
gewesenen Schüler und Vorläufer D. Herz darum ersucht worden. Kant hat
erklärt, daß er etwa in die Monatsschrift über
die Verdienste
Mendelssohns um die jüdische u christl. Religion
wollte
einrücken laßen, wenn es dort aufgenommen würde – und bis zur Schwärmerey
von M. Originalgenie und seinem Jerusalem eingenommen gewesen. Das
erste soll er in die Geschicklichkeit gesetzt haben, mit der M. die Kunst sich jedes
Umstandes zu Nutz zu machen gewußt, jede Hypothese in ihr günstigstes Licht
zu setzen. Der Wortwechsel soll so heftig geworden seyn, daß Kant voller
Unmuths weggegangen, und sich beynahe gegen den Bancodirector Ruffmann
ungezogen und grob aufgeführt, worüber sich Hippel selbst wunderte und
eben damit nicht sonderlich zufrieden war.
Kant ist ein Mann von eben so großen Talenten, als guten und edeln
Gesinnungen, der sich von Vorurtheilen sehr begeistern läßt, aber sich nicht
schämt selbige zu widerruffen, abzulegen und zu verleugnen. Man muß ihm
nur dazu Zeit laßen, selbst in sich zu gehen. Er plaudert lieber, als er hört.
In puncto seines Systems und dadurch erworbenen Ruhms ist er
gegenwärtig ein wenig kützlicher und eingenommener, wie Sie selbst leicht erachten
können. Das ist nicht gantz seine, sondern vornemlich des lieben Publici
schuld. Man kann es ihm also nicht gantz verargen.
Hofprediger Schultz, mit deßen Recension des Ulrichschen Compendii er
ungemein misvergnügt gewesen, ist ihm zuvorgekommen, und hat ihn neulich
besucht. Die Unterredung hat lange gewährt; Kant scheint mit dem
Ausgange zufrieden gewesen zu seyn. Gestern kam einer unserer besten Köpfe,
Jenisch
zu mir, der ein Vertrauter des Hauses ist, und durch deßen Wink
der Hofprediger zu diesem Besuche vielleicht bewogen worden – Aus dem
was er mir erzählen konnte, merkte ich daß der Geistliche dem φφen in die
Karte geguckt – und daß K. in der ersten Hitze erbitterter gewesen seyn muß,
als es ihm selbst lieb gewesen. Diese Schwachheit kam durch seinen
Amanuensen heraus und wurde hernach bemäntelt. Kant ist überhaupt bey
aller seiner Lebhaftigkeit ein treuherziger unschuldiger Mann. Aber
schweigen kann er so wenig als
Jachmann
, der von gl. Schlage ist und dabey
ein sehr junger und sanguinischer Mensch. Beyde sind meine u meines Sohns
Freunde, Jenisch, ein nur etwas zubrausender Kopf übt sich mit R Michael
u Raphael im Griechischen, wo sie jetzt den Aeschylum lesen. Beyde gehen
nächstens nach Berlin
Jachmann
seinen Cursum medicum auszuführen,
Jenisch
als ein philologico-theologischer Glücksritter, wozu er gute
Aussichten hat. Dieser geht mich näher an, als jener.
Auf unsern Kritiker bauen Sie nicht und haben es auch gar nicht nöthig.
Er ist wie sein System, kein Fels sondern Sand, in dem man bald müde
wird weiter zu gehen. Laßen Sie der Wahrheit J ihren geraden Lauf, und
jedem seine Freyheit. Sie fahren dadurch am sichersten und besten. – Mir ist
eben so viel daran gelegen, daß er mit seiner Arbeit herausrückt, als Ihnen
nur seyn kann. Die Verdienste des Todten gehen uns beyde nichts an; ich
habe es bloß mit der
berlinschen Schätzung
derselben zu thun. Jede
Anhänglichkeit eines Systems ist ein Sauerteig für die reine lautere
Wahrheit, welche uns sich mit ihrer Milchspeise nicht verträgt. Entwöhnt vom
System müßen wir werden; und für Säuglinge taugt kein starker Wein.
Also Kants
Neutralität
laßen Sie sich gar nicht beunruhigen. Alle
meine Verbindlichkeiten die ich ihm schuldig bin, und daß Michael alle seine
Collegia die Erlaubnis hat zu hören, soll mich nicht abhalten, anders so
zu schreiben, als ich denke – und ich besorge von mir keinen Neid noch
Eifersucht auf seinen Ruhm. Ich habe schon manchen harten Strauß mit ihm, und
bisweilen offenbar Unrecht gehabt; er ist darum immer mein
Freund
geblieben, und Sie werden ihn auch nicht zum Feinde machen, wenn Sie der
Wahrheit die Ehre geben, die Sie schuldig sind u ihr angelobt haben. Von
jedem Systematiker müßen Sie eben die Denkungsart erwarten, daß er von
seinem System wie ein römisch Katholischer von seiner einzigen Kirche denkt;
und eben das Principium, das in Leßing u Mendelssohn war, scheint auch
K. πρωτον ψευδοϛ zu seyn, wiewohl er, wie ich vermuthe, ohne Heucheley
von Offenbarung bescheidener redt u selbige mit in sein Intereße zu ziehen
scheint. Der Auftritt mit den jungen Leuten, von dem ich Ihnen gemeldt, die
sich bald von ihm bald von Schultz w?en nannten, hat ihn glaub ich
behutsamer gemacht.
Schellers Hochzeit ist in Graventhin ohne das Brautpaar gefeyert
worden. Der Eisgang und eine abgerißene Brücke hat die Hinfahrt unmögl.
gemacht. Wie unangenehm dem grösten Theil der Intereßenten und wie
lächerlich dieser Umstand den übrigen gewesen seyn muß, läßt sich leicht erachten.
Hippel ließ es mir gestern melden, keiner seiner hiesigen Freunde ist eingeladen
worden.
Da Sie Gottlob! liebster Jonathan, ruhiger und gesunder als ich bin, so
schreiben Sie allerdings – An meinem guten Willen hat es nicht gelegen,
Ihnen ein wenig Bahn zu machen, und die fürchterliche Rotte näher kennen
zu lernen. Wir haben wenigstens immer Ein Spiel und ein einziges Intereße,
das auf meiner Seite nothwendig wachsen und zunehmen muß. Sie arbeiten
wirklich für mich, und laßen mir denn die Erndte oder wenigstens eine noch
reichere Nachlese. Gottes Zeiten sind Geheimniße, sagt unser B. und ich
erfahr es auch in diesem Fall. Ich bin auf den ärgsten vorbereitet und
entschloßen gewesen, der vielleicht nicht so arg seyn mag, als ich mir ihn
vorstelle, wenn ich nemlich über der Jagd meiner Irrlichter im Morast stecken
bliebe. Ich wollte mir selbst Bande und Feßeln anlegen – Hippel billigte
dieses Hausmittel, deßen er sich selbst bedient – und bin dadurch wirklich
unthätig und ein Gebundener geworden. Bedienen Sie sich Ihrer Freyheit
und Ihrer Kräfte – Ich freue mich darauf und wünsche Ihnen zum voraus
Glück, wie zur zweiten Auflage Ihres Spinoza-Büchleins. Nur eilen Sie
nicht mit der
näheren Erklärung Ihres eigenen Systems
;
sondern halten sich so viel Sie können an die politische Seite und suchen Sie
die quaestionem facti in integrum zu restituiren, und Ihre Redlichkeit
gegen die berlinschen Masken und ihr hypokritisches Theaterspiel und
philosophisches Taschenspiel, so gut Sie können zu rechtfertigen. Die Rotte mag
so fürchterlich seyn wie Sie wolle, und ihre Zahl eine Legion: so ist daran
nichts gelegen. Ich will Ihnen gern nachhinken, und kann nichts mehr
darüber sagen, als ich gethan habe – daß keine
Schwierigkeit
, kein
Berg
,
der
unersteiglich wäre
– Freylich sauer wird es mir. Schultern und
Lenden thun mir weh; aber ich gehe deshalb noch immer vorwärts, und
komme auf die alte Spur, die ich beynahe verloren hatte und deren Verlust
mich eben verwilderte, und auf
krumme Wege wandelte
statt des
geraden Pfades. Bitten Sie Freund Tiro Schenk um Vergebung, daß ich ihm
die Mühe und den Eckel gemacht, solch tummes Zeug abzuschreiben, worüber
mir selbst Hören und Sehen vergieng, da ich es nur laß, geschweige wenn ich
es hätte ins Reine schreiben wollen.
Sie arbeiten also selbst, liebster HerzensJonathan, und brauchen die
Preße, und ich muß mich in Ernst in eine
Wüste
versetzen, Däiät halten
ohne gesetzliche Strenge, jeden Tag eine Stunde spatzieren gehen und die
Hände in den Schooß legen, weder lesen noch schreiben, selbst Ihre Briefe
nur dann beantworten und an Sie schreiben, so bald ich ausdrückl. Anlaß
und Materie dazu habe – So werden wir beyde in unserm
Plan
und C
Zirkeln
nicht gestört, und sind uns einander nicht im Wege. Erfahr ich das
Geringste, womit Ihnen gedient und wovon Sie Gebrauch machen können;
so bin ich eben so pünctlich wie Sie, und von Ihrer Seite erwarte ich ohne
noch erst zu bitten eben diese Bereitwilligkeit und freundschaftlichen Eifer.
Mens sana in corpore sano ist das Einzige und Beste, was die Kinder so
wohl unsers Leibes als Geistes von Ihren Eltern ererben könen. Ich hoffe
daß Sie die unumgängliche Nothwendigkeit und beyderseitige
Verbindlichkeit zu diesem Entschluße eben so lebhaft wie ich einsehen werden. Bey diesem
ersten Bogen, den ich Ihnen mit stummen Dank widergebe, bleibt es also,
aber mit der Fortsetzung machen Sie Halte. Wie ich ihn heute vor 8 Tagen
erhielt, gieng es mir wie dem alten Simeon mit dem Kindlein auf dem Arm.
Ich verlor alle Lust zu schreiben, und dachte an nichts als Fahren und Reisen.
Einl. an unsern guten B., habe noch denselben Abend geschrieben, bin aber
schlechterdings weder im Stande einen andern zu schreiben. Wenn Gottes
Wille nicht dem unsern entgegen ist; so wird alles in Ihm Ja! und Amen
seyn. Vielleicht ist es beßer, daß die Schrift in meiner Abwesenheit
erscheint – – und dies war mein erster Gedanke. Den Einfall hab ich gänzlich
aufgegeben sie zum Apparatu und vehiculo meiner Reise und Urlaubs zu
brauchen. Ich habe diese ganze Woche an dem Resultat zugebracht – und
finde, daß
Reise
nöthiger wie
Arbeit
ist, jene füglicher wie diese getrieben
werden kann. Erhalte ich wider eine abschlägige Antwort; so ist Zeit gnug,
den gordischen Knoten mit dem Schwerte aufzulösen, Leben und Kragen aufs
Spiel zu setzen, ohne meiner selbst zu schonen. Dieser Instinct kann mehr
dunkeln Einfluß gehabt haben, als ich weiß. Die Witterung dieses Frühjahrs
ist außerordentl. Ein starker Regen ist heute gewesen – und alles sieht nach
einem milderen Sommer aus, als der vorige Jahr war. Die Weichsel hat
in Westpreußen einen seit 100 Jahren unerhörten Schaden gethan, in dem
dortigen Paradiese der Niederung von Marienburg bis nach Thorn. Ueber
40 Dörfer mit Menschen u Vieh umgekommen. Ueber eine Million rth wird
der Schade geschätzt.
Was kann es Ihnen helfen oder für Freude machen mit jedem Posttage
aegri somnia zu lesen! Sie werden also gegen meinen Plan nichts
einzuwenden haben, und alle meine Briefe noch beantworten, auch wenn ich einschlafen
sollte mich ein wenig aufmuntern und aufwecken mit einem: Schläfst du
Brute! Ich werde bey meinem far niente Sie auch nicht vergeßen
heimzusuchen, und so bald ich das Maas eines Bogens erfüllt zu Ihnen als dem
Speisemeister und Architectivo meiner silbernen Hochzeit den neuen WMost zu kosten geben. Theilen Sie dem Hohenpriester zu W. nichts als
gedrucktes mit und vergeßen Sie auch nicht Freund Claudius mit einem
Abdruck zu versorgen –
Moldenhawer habe schon – aber Sie werden von selbst nicht vergeßen
Nicolai Ehrengedächtnis auf M M. in dem neusten Bande der A. D. B. zu
lesen, weil er sie auch angeht. Hier hatten die Juden ausgesprengt, daß sein
Mst auf Lavater jetzt ans Licht kommen würde. Man hört aber nichts weiter
mehr. Kurz, ich bin krank – und die Sache so wol als Materie, über die ich
arbeiten soll, ist noch nicht reif gnug, in zu großer Gährung – Mir wär es
also lieb, wenn Kant die Berliner sicherer und stoltzer macht, daß sie so weit
sie könnten, ausfielen und ihr Maas voll machten. Also hat meine Cunctatioauch von dieser Seite Vortheil – und was eben so wahr ist, ich bin nicht
reich
gnug an Materie im Spinoza, den ich wegen Ihres
Buchs
, tiefer,
ohngeachtet meines Eckels und meines schwachen Gedächtnißes und Kopfs,
und langsamer buchstabiren muß, noch nicht bewandert gnug, selbst Ihre
Exposition völlig zu verstehen und beurtheilen zu können. Ich Man muß
ein eben so guter Kameelschlucker als Mückenseyher seyn, ex vtroqueCaesar, um solchen Gegnern wie die Berliner sind, die Stange halten zu
können, die alles durch Schul und Hofwitz abmachen und den gesunden
Menschenverstand blos nöthig zu haben glauben, um sich orientiren und die
Leser bey der Nase herumführen zu können. Hypochondrische und
mikrologische Aengstlichkeit macht mich untüchtig das Gantze, meine Ideals zu
faßen und fest zu halten, und jeder Theil drängt sich und will selbst das
Gantze seyn, daß ich mit der Subordination nicht fertig werden kann.
Materie hängt von Umständen ab und Form von
Schäferaugenblicken
,
die eben so wenig in meiner Gewalt sind. Weder meine Tenne noch Kelter
haben Vorraths gnug – Schwert und Bogen hilft auch nicht. Die Sache
muß sich also durch ihr eigen Gewicht fort wältzen und mich mit sich reißen –
daß es nolens volens geht.
Freund Crispus besucht mich, und meynt auch, daß Sie wegen Kants
nichts zu besorgen hätten. Er giebt sich mit seinen persönlichen Händeln ab,
und würde höchstens seine Meinung über die Sache sagen, das Ihnen auf
keinerley Weise nachtheilig seyn könnte. Er hätte damals auch schreiben
wollen, über das Recept des Mendelssohn gegen Aberglauben u Schwärmerey,
das ihm lächerlich vorgekommen wäre. Das Jerusalem wäre ihm immer als
ein unwiderlegliches Buch vorgekommen. D. Marcus Herz hatte ihm sein
dunk dickes Buch über den Schwindel zugeschickt, das er nicht lesen könnte,
weil es zu psychologisch wäre. Er war hier sein bester Schüler und
Respondent, beklagte sich aber über die Misverständniße seiner Philosophie
ziemlich laut, die er ihm aufgebürdet in den
Betrachtungen aus der
speculativen Weltweisheit
Kgsb. 771. Kehren Sie sich an alles das
Geschwätz nicht. Als Philosoph hält er es mit Mendelssohn, aber gewiß nicht
als mit einem Wolfianer und mit dem Juden nur in so fern er Naturalist
ihm scheint. Es geht allen den weisen Nathans wie dem Aethiopier. Sie
verwechseln das Gesicht mit der Maske, und umgekehrt, um im Grunde über
sich selbst zu lachen.
Melden Sie mir doch, wenn Sie Reichardt sehen. Zwischen ihm u K. ist
eine Art von Antipathie, und man macht ihm hier ein Verbrechen daraus, daß
er sich in Dinge gemischt, die ihn nichts angehen. Ich bekam über diesen Punct
auch ein Billet doux, das mir sehr sauer geworden zu beantworten, weil die
Sache mit so viel empfindlichen Nebenumständen für mich verwickelt war.
Nach 12 Tagen Bedenkzeit und 7 Concepten wurde ich endlich mit einem
Billet doux auch fertig, und bin ungedultig die Wirkung davon zu erleben.
Urtheilen Sie selbst aus dieser Kleinigkeit, wie eingeschreckt ich bin den
Mund aufzuthun oder die Feder anzusetzen, und mein mens sana in corporesano meine erste Sorge seyn muß, um meiner Sache subjective so gewiß
zu seyn, als ich es objective bin.
Der erste Bogen, soweit er abgedruckt ist, bleibt, wie er ist, und ich weiß
an selbigem nichts mehr auszusetzen; was Sie von meinen Correcturen
genehmigen, bleibt, was Ihnen beßer deucht, wird mir lieber seyn. Weiter aber
keine Zeile mehr abgedruckt, bis Sie das übrige erhalten. Unterdeßen kann
der Abdruck Ihrer Schrift vor sich gehen. So bald ich mit dem zweiten
Bogen fertig bin, sollen sie ihn liebster Jonathan! erhalten. Eilen Sie aber
nicht, bis ich gantz fertig bin. Gott gebe Ihnen Gesundheit und Heiterkeit zu
Ihrer Arbeit, auf die ich mich freue. Wegen des Abdrucks der meinigen kann
ich unbesorgt seyn, daß eine correcte Ausgabe alle meine verhudelte Blätter
übertreffen wird, die von Druckfehlern wimmeln, wovon dieser Bogen so
rein als möglich ist
den 10 –Ich hab es beschlafen, dabey bleibt es also, liebster Jonathan. Ob die
Form des ersten Bogens so lange bleiben kann, weiß ich und versteh ich nicht.
Er kann also wie er gegenwärtig ist abgedruckt werden, aber keine Zeile
weiter wird gesetzt, biß ich die Fortsetzung schicke. Da ich allein gegen 100
nöthig, so werden Sie eine hinlängl. Auflage machen laßen um den
Vorschuß der Kosten damit ersetzen zu können. Ich überlaße auch die
Correcturen dieses Bogens Ihrem
völligen Gutbefinden
unumschränkt in
Ansehung der Interpunction, was Ihnen am besten ist, wird es mir auch
seyn. Die wenige ausgestrichene Zeilen können denk ich leicht ersetzt werden,
wenn auch die erste Seite ein wenig tiefer kommt. Nur keine Vignette, kein
Zierrath. Wenn es Ihnen auch genehm ist, so könnte das Α – Ω lieber vom
Titel auf den Anfang des ersten Blatts versetzt werden, und statt eines
Strichs oder Stocks dienen.
Einl. nach Münster ist schon über 8 Tage alt. Ich bin nicht im stande
andres zu schreiben und Gottlob! es bleibt alles beym Alten. Ergänzen Sie aus
meinem Brief und übersetzen Sie es so gut Sie können, wenn ich
Entschuldigung nöthig haben sollte, die zwischen uns 3 ein Opus operatum zu seyn
scheint.
Heut ist der dritte Tag meiner Diät und ich verspreche mir Vortheil für
meine Gesundheit. Werde diese Woche kaum ausgehen, auch es bey meiner
mäßigern Nahrung weniger nöthig haben. Der Nordwind herrscht und es
sieht nach Hagel aus. Sie beantworten wenigstens diesen Brief und erfreuen
mich so oft Sie können mit Nachrichten von Ihrer Gesundheit und
Fortgange Ihrer Arbeit. Der erste und eine Bogen meiner ist mir ein Unterpfand
und Haftgeld für das All und Gantze, es mag im
Fluge
oder wie es immer
wolle gehn, durch dick u dünn – durchs rothe Meer u Wüsteneyen. Man
kann was man will, wenn man will was man kann. Der
angefangen
hat nicht allein das
Thun
, sondern auch das
Wollen
, wird auch
vollbringen
das Thun 2 Kor VIII.10,11. denn Seine Kraft ist in den
Schwachen mächtig. Gott gebe Ihnen Gesundheit und Freude zur Osterfeyer.
Meine Lisette Reinette ist ein Palmsontagskind, u geht den 12 in ihr 15
Jahr. Sie hat gebeten sie erst auf Ostern zu erwarten, weil ihre nächste
Freundin u Lehrerin Fräul. v. Hallmann, eine geborne Virtuosin ihren alten
Vater verloren. Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt, und die
hab ich nebst Θ uns. A.B. zu verdanken. Gott schenke diese Freude auch
Ihnen in vollem Maaße. Ich umarme Sie im Geist u Herzen unter den
besten Wünschen u Hofnungen. Vergeßen Sie nicht den alten Prediger in
der Wüsten
Johann Georg H.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 3 – 9ten April 1786.
J. G. Hamann
empf den 20ten –
beantw. den 21.25ten u 5ten May.Kgsb. den 12. April 86.HöchstzuEhrender Freund,
Meiner ohne Ruhm zu melden ältesten Tochter Geburtstag, die heute
Gottlob! in ihr 15tes Jahr tritt, aber wie die Hochzeit in Graventihn, in
Abwesenheit der Hauptperson gefeyert wird, und die Freude in meinem
Hause, an der nur halben Antheil nehmen kann, erinnert mich an die Ihnen
schuldige Antwort, der zufolge ich alles richtig erhalten habe, außer den
de Marées, von dem ich nicht weiß, wohin er verirrt ist, und es daher für
meine Pflicht halte Ihnen Nachricht von diesem Manquement u Defect zu
ertheilen. So eilfertig wie Sie es verstanden, hab ich es eben mit meinen
Büchern nicht gemeynt.
Eben erhalte ein vortrefl. Buch zum Ansehen, das für den
PraenumerationsPreiß Ihnen angeboten wird und schlechterdings zu Ihrer Engelschen
Mimik als der beste Pendant gehört. Ich bitte mir also mit nächstem baar
Geld oder die gebrauchte Waar zurück. Es sollen keine Exemplare mehr zu
haben seyn, wie man mir versichern wollen.
Unser gemeinschaftlicher Freund H. hätte es behalten, wenn er es nicht
durch HE. Wagner verschrieben hätte, wodurch zugl. die Wahrheit jenes
Umstandes ausgemittelt werden dörfte.
HE Pr Köhler hat mich heute zum Abschied besucht mich seiner Sachen u
Bibliothek anzunehmen die durch einen Lübeckschen Schiffer abgehen sollen.
Wir reden so viel u so heftig, daß mir nicht einfiel mich nach seinem Urtheil
über Hufnagel zu erkundigen. Ich fand seinen übersetzten Hiob ohne mein
Wißen unter meines Sohns geborgten Büchern, war aber kaum imstande
den Ekel der müßigen Gelehrsamkeit in den polyglottischen Noten auf ein
paar Kapitel auszuhalten. Moldenhawers Uebersetzung dieses Buchs
werden Sie vielleicht schon kennen. Ich habe sie blos gelesen, um sie gelesen zu
haben. Die Hauptsache, der Schlüßel fehlt noch, den ich abwarten will um
ihn aufmerksamer zu widerholen.
Seit dem 7 Xbr. habe den 7 huj. zum ersten mal bey unserm ObbMeister
geschmaust, und mich den Tag drauf entschließen müßen, mich wie in Engl.
bereits zur Rettung meines Lebens versucht, auf Haberschleim, 2 Portionen
Caffé und 3 Schillings Semmel einzuschränken. Mein malum scheint von
einer Art der Daemonen zu seyn, die nicht anders als durch Fasten und beten,
Diät und in Schooß gelegte Hände, nebst Spatziergehen vertrieben werden
kann. Wünsche baldige Befreyung von ihrer pituite moleste.Die Papierfiltze werden nirgends als in Zinten fabricirt; wo die Breite
nach Vorschrift bestellt werden kann. Die Mühle erhält selbige roh, und
färbt sie selbst. Die dazu bestimmten kosten 3 Bgl. à 2 fl.
Mit meines Gevatters K. Wiedergenesung sieht es sehr mißlich aus. Ich
habe diese Woche ihn nicht besuchen können. Die Aertzte und seine Familie,
worunter die schöne Hälfte oder theure Hinter ¼ nicht gehört, sind gänzl.
hofnungslos. Unter allen Talenten, die man ihm nicht absprechen kann,
bewundre ich jetzt am meisten seine Heiterkeit und Gelaßenheit. Er hat mir
aufgetragen Ihnen zu melden, daß der topographische Erzpriester ein –
quid dicere nolo wäre, der sich einige Tage in Kgsb. umgetrieben hätte,
ohne an seinen kranken Gläubiger gedacht zu haben.
Mehr zu schreiben und zu antworten hab ich nicht und verträgt sich nicht
mit meiner evangelischen Diät, und der Unfug, den Candidat Hill, Raphael
u. Michael treiben und mein Museum zu einem Gymno entweyhen.
Ich muß aufstehen und den Tumult mit einem quos ego stillen. Meine
beste Empfehlungen von meinem gantzen ungezogenen Gesindel bitte gehörig
zu vertheilen und ersterbe mit der vollkommensten Ergebenheit
Ihrschuldiger Verehrer und FreundJohann Georg Hamann.Wäre es Ihnen gefällig mir die
gefährliche
Stellen in dem Büchlein
zu citiren die in christl. Augen gantz anders aussehen als sie den jüdischen
vorkommen müßen – zu keinem Misbrauch thue ich diese fragende Bitte.
Weil ich nächstens mir vorgenommen den Weisen zu Pempelfort mit dem
Helden Sp. zu vergleichen, und zum letzten mal aufmerksam zu lesen, als
es mir bisher mögl. gewesen. Kant ist auch willens über M. M. Predigten
von der jüdischen u xstl. Religion zu schreiben – und ich damit auch was thue,
bin ein leidiger Zuschauer auf einem Strohstuhl, weil der Großvaterstuhl
einen seiner 4 Füße verloren u auf den Boden promouirt werden müßen.Adresse:Des / HErrn Kriegsraths Scheffner / Wolgeboren Erbherrn / zu /
Sprintlacken
. / Nebst
einem Buche
zu beliebigem / Gebrauche.
Düßeldorf den 13ten April 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 Apr. Geantw. eod 27 –lieber Hamann
Ich habe Ihnen am Dienstag nicht geschrieben, weil die 4 ersten Bogen
meiner Schrift gegen Mendelssohn u seine Leute, die ich durchaus mitschicken
wollte, ausgeblieben waren. Anstatt der 4 Bogen erhalten Sie nun 5, u denn
auch gleich mit der nächsten Post den Rest. Ob der Augenschein die Würkung
die ich hoffe auf Sie machen wird, muß ich abwarten. Sind Sie mit dem
was Sie diesmahl erhalten nicht ganz unzufrieden, so darf ich des folgenden
wegen ruhig seyn. Was mir immer geschieht wenns zum Treffen kommt, ist
mir auch diesmahl begegnet; ich bin mitten ins Feuer gegangen, ohne
weiteres. Sie werden sehen wenn die 4 letzten Bogen kommen, daß Sie alles
geh – –
den 14tenSo weit hatte ich geschrieben, als mein Fritz aus Aachen ins Zimmer trat.
Er hat zwey Vettern mitgebracht, u ein 3ter war schon Tags zuvor von
einer andern Seite her gekommen. Heute Morgen ists schon wieder sehr
unruhig um mich herum gewesen, u meine Lebensgeister, wenn sie einmahl in
Bewegung sind, werden desto unruhiger, je mehr ich sie stillen will.
Ich wurde gestern in der Bitte unterbrochen, daß Sie, was ich Ihnen
mittheile, äußerst geheim halten mögten. Ich habe die Bogen so arg
beschneiden laßen, nicht um das Porto zu sparen, sondern damit das Paket zu Wesel
nicht auf den Wagen gegeben werde. Meine Intention ist aber übertrieben
worden. – Das Packet v Buchholtz ist wahrscheinlich zu dick gewesen u Sie
haben es nicht zugleich mit dem Correctur Bogen ihres Fliegenden Briefes
erhalten, sonst hätte ich wohl mit der gestrigen Post Antwort erhalten.
Nach Tische.Meine Schwester Lene hat ein schwörenden Finger. Sie sollte Bley-
Waßer
brauchen, u der Apotheker schickte Bley
Extract
. Davon ist der
Finger so schlimm geworden, daß ich meinem Hofrath Abel länger nicht
trauete, sondern den Staabs Chirurgum hohlen ließ. Der kam da ich am
Ende der vorigen Seite war. Darauf gieng ich spazieren, u darauf an den
Tisch.
Ich werde die folgenden Bogen am Dienstag doch nicht schicken können,
weil am Montag Feyertag ist.
Wegen Ihrer Reise wünschte ich bald etwas näheres zu erfahren. Ich bin
sehr versucht einen Sprung nach England zu thun, der Grafinn v
Reventlow zu Liebe, die ich sehr hochschätze, u v der ich auf das dringendste
eingeladen werde. Sie ist die Gemahlin des dänischen Gesandten. Auch er ist ein
sehr wackerer Mann. Ich war noch nie in England. Könnte den Rückweg
über Hamburg nehmen. – Heute wieder ein Brief v Claudius, worin er fragt,
wenn Sie kommen.
Ich höre nicht ein Wort v unserm Johannes in Zürch. Habe meine
Schrift abermals mit einer Stelle aus dem Pontius versiegelt, aus dem
Capitel, Hohenpriester u Dienerwuth. Gleich nach der Osterwoche will ich an
ihn schreiben. –
Gott befohlen
, lieber Hamann! –
Ihr Fritz JacobiIch habe diese Woche 2 Mahl das requiem aeternam von Jomelli ganz
vortrefflich aufführen hören, u auch die Israeliten in der Wüste v E.Bach.
Düßeldorf den 18ten April 1786.Vermerk von Hamann:Erh den 29 April
Geantw den 30 –Die Post am Sonntage hat mir wieder keine Briefe von Ihnen gebracht.
– Wenn Sie nur gesund sind, lieber Hamann. Ich hoffe Ihr Stillschweigen
rührt blos daher, daß Sie den Brief v Buchholtz abwarten wollen, ehe Sie
schreiben.
Unterdeßen erhalten Sie einliegend abermahls zwey Bogen meiner
Rechtfertigung. Der Bogen G ist Correctur. Freytag der Rest. Alsdenn müßen
Sie mir aber auch gleich Ihre Meynung über das Ganze sagen.
Persiflierend oder gerade zu, das ist gleich viel, wenn es nur so ist, daß ich den
rechten Sinn treffen kann.
Künftige Woche schicke ich Ihnen ein halb Dutzend oder mehr saubere
Exemplare, mit der fahrenden Post.
Mein verlohrner Sohn ist die Feyertage nicht aufgenommen worden.
Mein Befinden ist nur mittelmäßig, u eine zeither nur Stunden lang gut
Von ganzem Herzen –
Ihr F H JacobiVon Hamann:Εστ φιλοσοφιας συνεσεως ακρας, φιλοσοφουντα μη
δοκειν φιλοσοφειν.Plutarch. Symp. I.1.Düßeldorf den 21ten April 1786.Vermerk von Hamann:Erh. den 3 May Geantw eod.lieber HerzensFreund!
Hier der letzte Bogen meiner Schrift, nebst SchlußBlatt u Titelkupfer.
Der Vorbericht, welcher gerade einen halben Bogen einnimmt, folgt am
Dienstag. Mit dem Postwagen schicke ich vorläufig 3 Exempl, u 8 Tage
nachher, sechs andre.
Ihren Brief von 3ten u 9ten April, lieber, trauter, herziger Vater Hamann,
erhielt ich gestern eben vor Tische. – Er that mir im innersten der Seele
wohl. Aber antworten konnt’ ich gestern nicht, u kann es heute noch weniger.
Ich weiß nicht was ich seit einigen Tagen im Leibe habe, das mir ein
unsägliches Unbehagen verursachte. In der Gegend des Magens ist der
Hauptsitz des Uebels. Bey so gereizten Nerven erhielt ich nun gestern Abend spät
noch Lettre du Comte de Mirabeau a *** sur M M de Cagliostro et
Lavater. Ich kann Ihnen nicht sagen wie mich der Wisch erschüttert hat. –
Das erkaufen u sich erkaufen laßen, das schändliche u grausame des ganzen
Gewerbes ‥ Es gieng mir durch Mark u Bein, u da ich zu Bette gieng, bat
ich Gott, er möchte mich v der Welt nehmen. – Sie werden nach u nach
immer beßer einsehen lernen, lieber Vater Hamann, wo der eigentliche
empfindliche Fleck meiner Seele ist, u wie alles auf die schwermüthige Trauer über
die Natur des Menschen hinaus läuft.
Erst gestern, Lieber, habe ich den ersten gedruckten Bogen des fliegenden
Briefes an Herder geschickt. Der Zweifel, ob ich blos das gedruckte, oder
auch Manuscript mitschicken sollte, ließ mich zögern. Doch wäre ich
wahrscheinlich eher zu einem Entschluß gekommen, wenn es mir weniger
entgegen gewesen wäre an Herder zu schreiben. – Ich kann nun einmahl zu
dem Manne, wie ich lieb ich ihn habe, kein Herz faßen, u glaube daß er weit
mehr Egoist, u überhaupt lange nicht so gut u
brav
ist, wie Goethe.
Zerreißen Sie diesen Wisch. –
Lieber HerzensFreund –
Gott sey mit uns! – Ich herze Sie mit innigster Liebe, u küße Ihnen die
Hände –
Ihr Fritz –Quasimodog. 86.Nun, mein Herzenslieber Fritz – Ariel – Jonathan – Gestern war nichts
von Ihrer Hand, wollte also bis zur nächsten Post warten, habe mich aber
wider bedacht. Ihr letzter vom 7 erhielt den 19 – Die Fortsetzung wird wohl
Mittwochs kommen. Mit Ihrer Gesundheit geht es doch gut, weil Sie nicht
dran denken. Meine Diät scheint mir auch gut zu thun, wenn ich mir nur
mehr Bewegung machen könnte; ich verspar aber alles auf meine Reise, für
die ich wider mit dem 1 May zu schreiben gedenke. Kant ist heute Rector
Magnificus geworden, und ich habe ihn gestern zu seinem Geburtstag
der zugl. sein Namenstag nach unsern Almanachs ist, Glück gewünscht,
welches er sehr gut aufzunehmen schien, ich konnte u wollte mich aber gar nicht
aufhalten laßen. Ein gestörter Cand. Medic. hat durch einen närrischen
Auftritt den heutigen Actum unterbrochen, hat sich auf den Katheder
gedrängt und seine Lectiones ankündigen wollen.
Sie sind ein Mann von That – Sind Sie weiter gekommen, als ich, mit
einem halben Bogen, von dem ich Ihr Gutachten erwarte und des Alcibiades.
Das ist gnug über die Recension u dabey will ich es bewenden laßen. Gott
gebe, daß ich die Sache selbst ruhiger, gesetzter und – – ich weiß selbst nicht
wie? behandeln kann. Aber übereilen kann ich mich nicht, wenn das Ding
auch ein Jahr lang währt, unterwegs oder bey meiner Heimkunft fertig
wird. Ich erwarte heute Brahls Familie, die mir die Morgenstunden
abgenommen und die
neue Auflage
dafür versprochen, so bald sie gebunden
seyn wird. Mein Kopf ist mir so voll und wüste, daß ich mit meinen
Gedanken nicht in Ordnung kommen kann.
Haben Sie die infame Lettre des Comte de Mirabeau sur Cagliostroet Lavater gelesen. Ich glaube, daß diese Fäustenschlage des Berl.
Satansengels ihm nicht S schaden werden; aber fühlen muß er sie, und ich wollte
weder ihm noch seinen Freunden rathen, darauf zu antworten. Der welsche
Theist hat sich wie ein Kind den Brey ins Maul schmieren laßen um
selbigen wider auszugeifern. Ich erwarte heute oder morgen Hartknoch, und
wünschte sehr den 4ten Theil
des Pontius Pilatus
bey seiner
Rückreise von der Meße zu erhalten. Ferner bin ich inständigst gebeten worden
um eine Predigt, die L. über die Ziehenschen Prophezeyungen gehalten haben
soll. Einem seiner Glaubensbrüder und herzl. Freunde, dem hiesigen
pollnischen Prediger Wanowski ist so viel daran gelegen, sie zu lesen. Ich glaube,
unser Johannes wird mir meine Bitte um diese Predigt und den 4. Theil des
P.P. nicht abschlagen, da er mir die 3 ersten verehrt, und die 2 ersten Theile
seiner vermischten Schriften, ohne daß ich weiß, ob nicht mehr ausgekommen.
Seine salomonische Denkw. habe ich auch hier nicht auftreiben können, und
seine Predigten über meinen Lieblingsbrief an
Philemon
von dem ich
mir ebenso viel Erqvickung verspreche, als da ich seinen
Jonas
las. Er und
seine Freunde in Zürich sind immer das vltimum visibile meiner
Reisevisionen gewesen, und seine gegenwärtige Lage hat sowohl meine Liebe zu ihm
als Neugierde ihn zu sehen vermehrt und erhöht.
Außer der Predigt über die
Ziehenschen Weißagungen
hab ich
noch eine Bitte, an der mir unendl. gelegen ist. Können Sie mir nicht
zuverläßig den Verfaßer des in der Beyl. angeführten
Reinhart
Morgensterns
zuverläßig entdecken. Man will hier dem Stark selbige
zuschreiben, welches mir
schlechterdings
unmögl. vorkommt, wenn ich nicht all
mein Gefühl und Urtheil verloren, unwiderbringl.
verloren habe
.
Scheffner ist hier gewesen, ihm zu Gefallen muste ich vorigen Mittwoch
bey Hippel speisen. Sie besuchten mich gestern nebst Banco Dir. Ruffmann.
Zu meiner großen Freude habe ich heute erfahren, daß
Hippels
würdiger
Bruder, der sich bisher auf einer kümmerl. Landpfarre beholfen, eine
der
besten in der Nähe von der Stadt
erhalten wird. Es sind so
viel Umstände dabey die mich interessiren, daß ich an dieser Schickung der
Vorsicht den innigsten Antheil nehmen würde. Mit Schellers Hochzeit, die
den 4 d. in Graventihn gefeyert werden sollte, ist es sehr wunderbar
zugegangen, daß sie erst den 17 auf einem andern adl. Gute vollzogen worden.
Ich denke daß man sich an den tägl. Brodt genügen kann, ohne sich nach
himml. Wundern lüstern zu seyn.
Ich bin immer besorgt, daß Sie sich die an meinen Briefen satt gelesen
hätten, und die Gnädige Fürstin an meinen Opp. omnibus. Das Gegentheil
gefällt mir beßer als ich es recht begreifen kann – also auch schon ein
Wunder und dergl. giebt es eine solche Legion, daß ich zum Nil admirari der
Weltweisheit alle Hoffnung aufgeben muß.
Ach mein liebster Fritz Ariel Jonathan, der ridiculus mus, den ich zur
Welt bringen wollte, wird ein Riesengebirge – oder ein Myrrhenhügel, wie
Golgotha – wenigstens ein sehr blutiger Nierenstein, von dem ich ohne
Schnitt nicht erlöst seyn werde. Ich erwarte Ihr Gutachten über den ersten
Bogen. Das ΑΩ ! muß schlechterdings vom Titel fort und auf die
dritte
Seite kommen. Das Versezeichen v. bey Dichtern z.e. S 4 lin. vlt. kommt
auch fort und wo ich es etwa vergeßen haben möchte als S. 6.8.). Auf der
letzten Seite konnte doch die ausgestrichene Stelle bleiben: Nun was geht es
mich an? hat er nicht die Augensalbe so nahe, so nahe, zur Erleuchtung des
philosophischen Verständnißes? –
Doch dies überlaße auch Ihnen. Thut Beyl. Ihnen u B. Gnüge; so wird
Freund Tiro Schenk sich nicht die Mühe der Abschrift verdrießen laßen;
aber mit Weile und nach Beqvemlichkeit. Ein paar Parenthyrsen werden
Sie meinem alten Adam schon zu gut halten müßen; er kann seine Nicken
nicht laßen.
Unser Freund Crispus und der seel. Kreutzfeld haben einen garstigen
Gegner hier an einem Ex-minister bekommen, einem HE von Braxein, der vor
einigen Jahren
historisch-genealogische bisher ungedruckte
Geschlechtsnachrichten seiner alten hochadl. ostpreuß.
Nationalfamilie herausgab. Er und ich waren damals gantz begeistert von den
eben ausgekommenen Schlivenschen Nachrichten, davon ein Exempl. an die
Königl. Bibliothek anher kam. Der seel. Mann hat als SubbibliothecarVeranlaßung an den vortrefl. Autor selbst zu schreiben und theilte ihm so
viel er konnte von den bisher umsonst verlangten und gesuchten Nachrichten
u Mst mit, die er sehr grosmüthig aufnahm und beantwortete. Bey der
Gelegenheit fiel es ihm ein, etwas über den
Preuß. Adel
zu schreiben, das
ihm mancherley Verdruß mit dem Hartung als
Verleger
zuzog, der sich
wie ein grober schlechter Mensch gegen ihn verhielt. Es kam erst nach seinem
Tode aus der Preße, und Crispus war Hebamme dieses kleinen Posthumi.Darauf hat nun der cassirte Staatsminister mit aller Infamie, wodurch er
sich im gantzen Lande stinkend gemacht, theils selbst geantwortet theils
antworten laßen mit solchen groben Lügen – Crispus hat nicht Lust darauf zu
antworten, aber er wird von jedermann dazu aufgemuntert. Mein alter
Verleger, Gevatter Kanter ist auch den 18 eingeschlafen; ich sahe ihn am Gr.-
Donnerstag zum letzten mal, und lief noch ihm zu Gefallen ungern in den
Hartungschen Buchladen nach der Weisheit Morgenröthe, die er noch zu
lesen lüstern gemacht wurde, damit aber schwerl. fertig geworden. Die
beyden Ostertage war ich noch in seinem Hause ohne ihn aber zu sehen. Er war
einer der außerordentlichsten Menschen und desperatesten Unternehmer, der
eben so leichtsinnig andere als sich selbst aufzuopfern im stande war –
Quiescat in pace!Meine Gäste sind nicht gekommen; dafür sprachen Wanowski Kraus u
sein Schatten der Subinsp. u Subbibl. Sommer an. Crispus las meine
Abschrift, und hat ein
ihrer
auf der dritten Seite eingeflickt, das ich wider
ausstreichen müßen. Crispus klagte gestern über Magenkrampf u sieht elend
aus. Er hat das heutige Ehrengedicht auf Kant zurück gelaßen aus
Vergeßenheit, das ich statt des Andenkens beylege. Der unterstrichene Name ist
des Verf. seiner. Der ältere ist Kants amanuensis, von dem ich schon einmal
gesprochen. Mein Michel als auditor gratuitus hat weiter keinen Antheil,
als daß er seinen thaler u Namen dazu gegeben. Daß der alte φφ den Juden
vom Monument ausgeschloßen, werden Sie schon wißen. Man sprach hier
anfängl. sehr viel von dem berühmten Mst gegen Lavater; jetzt ist alles
davon stille. Gott gebe daß ich bald mehr u beßer schreiben kann. Mittwochs
erwarte ich gewiß Ihren versprochenen Brief. Bitten Sie Claudius daß er
wenigstens so viel Gedult mit mir haben möge als ich selbst brauche mich zu
ertragen. Ist Reichardt nicht eingesprochen. Wetter und Gesundheit – zum
Genuß des Frühjahrs in Ihrem ganzen Hause, wo ich oft mehr als in
meinem daheim bin. Erinnern Sie sich meiner wenn Sie nach Münster
schreiben. Ich ersterbe Ihr alter Johann GeorgVermerk von Jacobi:Koenigsberg den 23ten Apr. 1786
J. G. Hamann
empf den 4ten May
beantw den 5ten –Dußeldorf den 25 Apr. 1786Vermerk von Hamann:Erhalten den 6 May
Geantw den 13 – 15
mit Fortsetzung zum zweiten Bogen.lieber Herzens Hamann
Kaum so viel Zeit bleibt mir übrig, einen Umschlag um den einliegenden
halben Bogen zu machen. Gestern sind 2 Exempl. auf holl. Papier an Sie
abgegangen. – Eins davon, wenn Sie es für gut finden, geben Sie Kant in
meinem Nahmen. Mit dem Mo nächsten Wagen gehen mehr Exempl. ab.
Auf die Resultate dürfen Sie sich freuen. Alles müßte mich betrügen,
wenn sie nicht ganz in Hamanns Geist sind. – Ade, für heute
Von ganzem HerzenIhr Fritz –Kgsberg den 26 April 86.BBravo! Bravo! mein lieber Fritz-Ariel-Jonathan! Nach 3 Tagen,
die ich im ängstlichen
nisu
zugebracht, ohne die geringste Wirkung, bin ich
heute gleich beym Aufstehen ein wenig wider zu mir selbst gekommen, und
habe das Liegen und Sitzen dadurch eingeholt, daß ich mich den ganzen Tag
herumgekräuselt, und mich hinsetze, um Ihnen meine Mitfreude zu dem
guten Anfange mitzutheilen. Geschichte ist die beste und einzige Philosophie, und
daran ist dem Publico allerdings gelegen, und die hat es Recht von Ihnen
zu erwarten; mehr brauchen Sie zu Ihrer Rechtfertigung nicht. Ihrem alten
Görgel gieng es sans comparaison wie dem kindischen Swift vor dem
Spiegel, der über den alten Mann im Spiegel die Achseln zucken konnte. Ich
konnte mich kaum besinnen, daß ich so was geschrieben hatte – der
Commentarius über ihren νομον οντος ist doch von dem alten Mann, den ich
meyne. Die
Fortsetzung
und das
Ende Ihrer Bogen erwarte
ich mit
Ungedult über Post
. Aber ein
ganzes
Exemplar, weil ich,
wie ich Ihnen gemeldet dem Major Tiemann das gebundene zum viaticomitgegeben, also wünschte ich selbiges mit dem gegenwärtigen
zusammengebunden zu erhalten. Dies nebst den übrigen an meine Freunde kann mit dem
Meßgut an
Hartknoch
befördert werden; denn Sie verschwenden schon
zu viel an Porto; aber auf die Ergänzung der heute erhaltenen ersten Bogen
bin ungedultig und etwas mehr als neugierig.
Da kam Diakonus Kraft, und hernach Kraus – Werden Sie etwa die
zweite Ausgabe des ersten Buchs ändern oder verbeßern. Ich wollte erst mit
nächster Post oder nach Erhaltung der übrigen Bogen schreiben; aber ich
habe lieber mit umlaufender Post Ihnen meinen Dank und herzliches
Gefallen bezeigen wollen. Die Fabel mit den Masken haben Sie gut genützt;
ich hoffe mich aber noch mehr damit lustig zu machen. Dieses kleinen
Umstandes wegen bin ich mit meinem Landsmann R. recht sehr zufrieden; ich
hätte vor Freuden einen # an die Armen gegeben; denn in gewißen Fällen
gehet es mir wie unserm lieben Alcibiades, daß ich ins Gelag hinein
grosmüthig, und wo ich das nicht seyn kann, zehn mal lieber ein filtziger Knauser
seyn mag.
Ja liebster Jonathan Sie sind sich und der Welt diese
Aufklärung
schuldig gewesen und haben keine andere Rechtfertigung nöthig. Eben
brechen die Bogen bey einer Krisi ab – die, ich wünsche, nicht Sie zu tief in das
theoretische und speculative Feld verleiten wird, das ich gern in
gegenwärtiger Sache abgesondert sehen möchte, aus Gründen, die ich nicht zu
entwickeln im stande bin.
Ihre Verlegenheit über meine cunctationem wird durch den Empfang
meiner Antwort aufgehört haben. Die Schuld hat freylich an mir gelegen,
aber nicht an meinem guten Willen; sondern an Umständen und
Pflichten
,
die ich Ihnen und mir selbst schuldig zu seyn glaubte und noch immer glaube.
Ich hoffe, daß Sie an den Berlinern werden gerochen seyn und noch mehr
werden.
Hartknoch ist als mein Freund zurück gekommen und mit seiner Frau sehr
vergnügt ihre Tochter bei der würdigen Baroneße neben der meinigen in
Pension gebracht zu haben. Sie können sicher durch Ihren Verleger alles an
ihn
für mich mit dem Meßgut addressiren. Ihr Handel war die
Veranlaßung die ich vom Zaum nahm, um mit ihm zu brechen. Dies muß Ihnen
rätzelhaft vorkommen, ohne daß ich es Ihnen erklären kann. Er hat durch
ein Misverständnis Ihren ersten Bogen zu sehen bekommen – aber nicht
mehr als von außen zu sehen bekommen, weil ich Ihren Brief bey ihm
erbrach; sonst kein Mensch, als mein
Johann Michel
. Wenn ich aber das
Ganze complet erhalte; so werd ich es wenigstens meinen beyden intimis es
zeigen können – doch nach Ihrem Gutbefinden, weil ich gern meine
Vergnügen nicht nur
mittheilen
, sondern auch
berichtigen
mag. Das ist
Crispus und der Mann mit der Hippe; wiewohl ich beyder Urtheil cum
grano salis anwenden muß, weil der eine Weltmann u der andere ein
Schulmann, ich aber keines von beyden, sondern am liebsten Nichts.
Ich will Sie in Ihren gaudiis domesticis nicht stören, an denen ich hoffe
George Antheil nehmen wird, wenn die Vettern nicht den Actum seiner
Wiedererkennung und Aufnahme gehindert haben.
den 27 –Ich habe gestern meinen beyden Nachbarn gemeldt daß ich nach Berl.
schreiben würde, und Sie waren damit sehr zufrieden. Diesen Morgen
besuche Hippel, u auf seinen Rath auch Hofr. Metzger, der ein Gutachten über
meine Gesundheit u Cur nicht versagen wird. Mit dem 1 May schreib ich
gewiß – und so bald ich Resolution erhalte, überschicke ich selbige. Ich bin
auf
alles
vorbereitet, so viel nur menschmöglich ist. Sonderbar ist es, daß
der eine nach P. u der andere nach L. gehen muß. Laßen Sie sich aber in
Ihrem Plan nicht irre machen. Die Vorsehung wird alles für uns
gemeinschaftlich entwickeln, wenn wir ihr gemeinschaftl. folgen, keiner in
Rücksicht auf den andern, sondern jeder für sich auf ihren Wink. Komme ich, so
werden wir uns einander nicht verfehlen. Unter dieser Bedingung wird
keiner von beyden irre gehen. Für meine Gesundheit muß ich diesen Sommer
gewiß sorgen; denn mein Zustand ist ein wahres Fegfeuer. So bald ich eben
im Begriff bin alles wegzuwerfen und aufzugeben; denn bekomm ich wider
Luft u Muth fortzufahren. Mein fliegender Brief ist eine wahre Epistel an
die Galater, eine Angstgeburt, die aber doch zur Welt kommen wird, ohne
daß ich absehen kann, unter welcher Gestalt. – –
Von unserm Stadt Physico Hofr. Metzger habe diesen Morgen mein
medicinisches Consilium abeundi abgeholt, das ich beylegen werde. Hippel
war schon um 7 Uhr ausgegangen. Hartknoch geht heute mit der Post ab.
Ich bin den ganzen Vormittag herum gelaufen, bin aber wider wo ich
vorgestern war, und zu nichts nutze. So bald ich Antwort bekomme, schreibt
Crispus auch an den Minister von Zedlitz. Lieb wär es mir, wenn Sie
mir ungefehr den Termin Ihrer Reise u Aufenthalts in London melden
könnten, damit ich ungefehr mich darnach richten kann. Das verbitte ich aber
schlechterdings, sich an meine molimina gar nicht zu kehren. Erhalt ich Nein;
so würden Sie gantz umsonst und vergeblich sich nach meinem Wind gerichtet
haben. Erhalt ich Ja, so bin ich schlechterdings mein eigener Herr, und kann
mich gemächlich nach Ihrem Termin beqvemen, weil es auch Herdern
lieber ist, wenn ich ein wenig später komme. Sollte der Zufall so spielen, daß
ich eben vor Ihrer Abreise hinkomme, so mag Sie mein Michel als Geißel
nach Engl. begleiten, daß Ihnen der Vater nicht entwischen wird. Kraus
geht zu seinem Schwaben, und will mich zu Münster gesund pflegen laßen.
So bald ich was
habe
oder
weiß
, ertheil schreib ich, nicht eher. Heute
bin ich keines Gedankens mächtig. Metzger sagte mir, daß mein Uebel mit
Fractur in meinem Gesicht zu lesen wäre. Er hat untersucht und gefunden,
daß meine
Verdauung geschwächt, die Circulation der Säfte
im Unterleibe durch Infarctus gehemmt sey, daher
hypochondrische u Nervenzufälle entstehen, u daß diese
kränklichen Umstände eine Zerstreuung von Geschäften und eine
stärkere Leibesbewegung erfordern, welche nur durch eine
Reise nach dem Bade bewirkt werden möchte
. –
Ich bin mit meiner Vorstellung mit Zurathziehung H. fertig geworden,
und Hartknoch nimmt sie diesen Abend mit, der für richtige Abgabe sorgen
wird. Mehr schreiben kann ich heute nicht. Erfreuen Sie mich bald mit
guten Nachrichten von Widerherstellung Ihrer liebsten Schwester, und
genießen Sie viel Ruhe und Freude von der gegenwärtigen Gesellschaft, die
Sie um sich haben. Vorgestern war hier das erste Gewitter u. ziemlich stark.
Ich sehe mit Verlangen und Sehnsucht dem Ende und Anfang Ihres
Büchleins entgegen. Mein Freund und Reisegefährten empfehlen sich. So bald
ich Antwort erhalte, und etwas schreiben kann, bin ich da. Jetzt wird alles
Maculatur unter meinen Händen. Leben Sie wohl, und haben Sie Gedult
mit meiner Schwachheit.
Noch eines, das mir Hippel erzählte, und ich Ihnen zu melden versprach.
Kant hat einen Juden Theodor unter seinen
liebsten
Zuhörern, wie
D. Herz damals war und ein Elkana, der aber gestört wurde. Theodor hat
ihm mit viel Umständen das Misvergnügen vorgehalten daß die hiesige
Judenschaft darüber bezeigte, weil er sich über die Berlinsche Collecte zum
Monument aufgehalten hätte. Kant ist darüber ungemein empfindlich
geworden, und hat der Judenschaft sagen laßen, daß sie von Rechts wegen die Kosten
allein
tragen sollte für die Ehre die man einem jüdischen φφen anthäte
ihm unter solchen Männern einen Platz einzuräumen. Was unser Alter
decretirt sowohl in dieser Sache, als in der gegenwärtigen zu Berlin
herrschenden Schwärmerey alle Bediente durch Livrée zu unterscheiden, hat mir
sehr gefallen.
Man sollte ihn mit dergl. Narrenspoßen
ungeschoren laßen
.
Nochmals Gott empfohlen bis auf baldiges gesunderes Widersehen!
Gantz der Ihrige Johann Georg.Adresse:An / HErrn / Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Pempelfort
/
bey
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 26ten Apr. 1786.
J. G. Hamann
empf den 7ten May
beantw den 12ten –Abschrift meiner unterthänigen Bitte an E. Königl General-Accise und
Zoll-Administration.E. Königl. Hochverordneten General-Accise- und Zoll-Administrationsehe mich genothdrungen wegen meiner bis zur Verzweifelung abnehmenden
Gesundheitsumstände um eine gnädige Erlaubnis zu einer Reise auf
höchstens
vier
Monathe anzuführen, weil selbige laut beyl. Attest des hiesigen
Stadt Physici das einzige wirksame Mittel zur Erhaltung meines
kümmerlichen Lebens ihm zu seyn scheint. Da ich nun dieses Uebel hauptsächlich durch
einen überstrengten Fleiß mir zugezogen, durch den es mir allein möglich
geworden in den ersten Jahren meines zwanzigjährigen Dienstes alles unter
dem damaligen Provincial Director Magnier vorgefallene an deutscher
Correspondence, Stößen von Acten und Bänder von Edicten und
Urkunden ins französische zu übersetzen: so habe nunmehr die sichere Hoffnung
diese Erlaubnis zu erhalten, als meine Packhofverwaltergeschäfte wegen der
wenigen in diesen Jahren zuerwartenden Schiffe sehr leicht durch einen
meiner dreyer willigen Amtsgehülfen zu versehen seyn werden.
Ich ersterbe pKönigsberg den 27 April 1786.MisericordiasSDomini den letzten April 86.Awe! mein lieber Fritz! was hast Du mir für einen Schnurrbart und für
ein paar Whiskers, hier zu Land heist man sie Wonsken, gemacht. Nun
haben d Sie den engelreinen Mund des Joh. Casp. Dir auf dem Butter
Brodt zu eßen gegeben; Du wirst Dein Wunder sehen, wie Du wirst
homeromastizirt, und was Sie für einen Eyerkuchen aus Deinem Pastor
Polyphemus, dem Riesen und wunderlichen heiligen Johann Georg Hamann Dir
zum Leckerbißen machen werden. Sie werden wie die Schwaben auf den
Haasen losgehen, den Du für sie aus seinem Lager herausgehetzt hatst.
Magst mich immerhin einen Backofen nennen, lieber Fritz, wirst doch kein
Brodt in mir backen. Das ist ein litthausches, kein morgenländisches
Sprichwort. Scheinst doch ein Semi-Päbstler zu seyn, und kein ächter Protestant.
Werd mir schon Deine
hämische
Ironie hinter beyde Ohren schreiben.
Wünsche wol zu bekommen. Bist bey allem Deinem Händewaschen ein
gewißensloser Pontius Pilatus, der alle Posttage beynahe bisher von meiner
mikrologischen Mückenseiherey
und
Grillenfängerey
avthentische Beläge erhalten hast und erhalten wirst. Oleum et operam
perdidi; rief jener Vogel des Apolls. Wars nicht eine Krähe, oder wenigstens
von der Race.In allem Ernst; ist das ganze Wortspiel nicht klug von Dir, und Du läufst
Gefahr Dich um Deine Beynahmen Ariel und Jonathan zu bringen – und
setztest mich in die unumgangl. Verlegenheit in allen mir zugedachten
Exemplarien die beyden sokratischen Epitheta durch und durch mit der dicksten und
schwärzesten Tinte überzustreichen. Ich habe mich diese gantze Woche
umsonst gemartert, bey der
Entkleidung u Verklärung der
Aufschrift
demn Berlinschen Recensenten zu einem Flacius Fulbert zu
verklären, daß er sich erfrecht sich an dem doppelten Motto aus Deut. u Jeremia
mit seinem Cultello Fallaciano zu vergreifen, weil diese zwey Zeugniße
die wahren Testiculi meiner Autorschaft, und der Achilles Ihrer
Beweiskraft. – Unterdeßen ich meine Hände nothig habe die sichemitischen Wunden
meiner med. terminorum zu bedecken; habe ich keine Lust, mich um Deinen
Knebelbart zu bekümmern. Magst Dein Scripsi Scripsi immerhin
verantworten – Sorge immer für eine gute Kälberleber, zum Nasenfutteral – und
laß Dich in puncto des Gehörs mit dem Berl. Apoll in keinen Wettstreit
ein, deßen Finger beßer zum Raufen und Kratzen als zum Spiel bewaffnet
sind. Ich erwarte mit noch mehr Ungedult das Ende vom Liede; ohne längere
Triller.
Wie kann man mit einem solchen Rauch ins Gesicht, seinen Augen trauen?
Leider fühl ich es alle Tage, daß wenn wir selbst nicht urtheilen können, uns
kein fremdes Urtheil nützt oder frommt. Also manum de tabula! Ich bin
Partey und kann also kein Kunstrichter seyn. Als Mitgast kann ich dem
Hausvater nicht in sein Recht greifen; sondern schließe mit einem herzl.
Abstine et sustine! Nur ist es nöthiger selbst in die Schule zu gehen, als ein
Orbil anderer zu seyn. Ich muß mein Werk bey Mondschein treiben, und
will kein Mittagsgespenst seyn, alles seinem natürlichen vorbestimmten
Gange oder Laufe überlaßen. Die Rinder mögen beyseit austreten; die Lade
des HErrn hat meine Hand nicht nöthig um gehalten zu werden, wie bey
Peretz Usa. Tantum!Es ist mir ein großer Stein vom Herzen, daß der Brief schon Donnerstags
Abends abgegangen, den ich erst morgen zu schreiben gedachte. Ich war
gestern bei Toussaint mich nach der Hartknochin zu erkundigen, die mit
schlimmen Augen hergekommen und wegen der Aufführung ihrer äußerst
verzogenen Tochter besorgt ist. Weil ich keine Zeit mich aufzuhalten hatte,
erkundigte mich bloß bey ihrem Bruder u bat selbigen zugl. an seinen Schwager
Laval zu schreiben, der sich als Deputatus unserer Kaufmannschaft dort
aufhält, durch den ihn sobald wie mögl. die Resolution von dort zu
erhalten – Mehr kann ich nicht thun und bin ruhig auf alles gefaßt.
Meine zweite Erleichterung besteht in der Kenntnis meines bisherigen
Uebels und der Hülfsmittel. Der seel. Kanter hat mir oft das Kämpfsche
Buch über die Hypochondrie empfohlen, und sich selbst nach dieser Methode
zu helfen gesucht. Wie ich den Hr. Metzger besuchte, bitte ich mir das Buch
aus, und hab es meinem Nachbar und Freunde Miltz zu lesen gegeben, der
eben so sehr wie ich von der Methode eingenommen ist, und mit dem ich zur
Anwendung mich entschließen werde. Er hat selbst durch Clistire in Guinea
Wunder gethan. Die Negerinnen leben vollkommen auf französischem Fuß,
und spülen sich alle Morgen mit Seewaßer ihr os posticum aus. Wenn die
neue Ausgabe des Kämpf hier ist, muß ich es mir selbst anschaffen. Ich bin
vollkommen überzeugt, daß blos die Infarctus meiner Eingeweide an meiner
sonderbaren Unvermögenheit zu denken Schuld sind, und daß alles oben
wie in der Mitte von Schleim, Morast und Cruditäten stockend und
verstopft ist. Komm ich mit diesem Uebel auf dem Postwagen: so wird es durch
Congestionen u Verstopfungen mir den Garaus machen. Ueber 20 Jahr
geseßen, mich gemästet mit durch einem brennenden Hunger und Durst,
das Gemüth von Leidenschaften gespannt. Hiezu kommt mein Geschmack an
fetten, starken, hitzigen und scharfen Nahrungsmitteln. Mit meinen
Gedanken und ihren vehiculis muß es eben so gehen wie mit meinen Säften und
ihren Gefäßen. Alles kleisbt wie Leim und Kleister unter meinen
Händen, daß ich nicht im stande bin wieder zu diluiren den Pech, noch ihn los zu
werden. Ich kann nicht anders als unter so
groben
Bildern davon reden.
Auf ein Diarrhee muß ich mich auch, wie das erstemal bey meiner
deutschen Reise gefaßt machen, und nach der Bewegung wird sie auch zur
Ausschüttung des Bettelallasts zuträglich seyn. Die 35ste
Krankensgeschichte von dem Franzosen, der zum Spanier geworden war, hat mir am
meisten behagt, und die Vorsehung, welche mich bisher so wunderbar
erhalten, daß ich dem Uebel nicht untergelegen, scheint mir noch Hofnung gnug
einzuflößen zu einer Erholung wenigstens. Ob ich die Wirkungen nicht erst
bey s meiner Zu Hausekunft empfinden werde, steht dahin, aber klüger
hoff ich zurückzukommen, und wenigstens geschickter meinem Hause
vorzustehen, als ich es bisher in diesem Nebel und Schwindel habe seyn können.
Ohne Diät und Oekonomie lebt man nicht menschlich, noch glücklich oder
wenigstens ruhig und zufrieden mit der Natur und sich selbst, ist man kaum
im stande sein Talent zu erhalten, geschweige damit zu wuchern, daß es
Gott und Menschen gefällt.
Vorigen Donnerstag, wie ich theils Ihnen antwortete theils herumlaufen
muste, erhielt ich durch Brahl den appendix zum VII Theil der
Nikolaitischen Reisebeschreibung gegen Garve, welche besonders abgedruckt worden,
und ein gantz abscheul. Denkmal der babylonischen Unverschämtheit ist ihre
Tolerantz und bon ton aufzudecken u zu entblößen. Ich fieng noch denselben
Abend zu lesen an, und hatte Mühe aufzuhören. Den Schluß macht
abermals ein Mährchen de se ipso ad se ipsum, im wahren alten Weiberton.
Ich wünschte daß sich Blumauer durch eine Romanze für den ihm gestreuten
Weyrauch bedanken möchte.
Hippels Bruder hält heute die Gastpredigt in Arnau – Ich hoffe u
wünsche es, daß dieser würdige Mann uns näher käme. Die Vorsicht hat hier
die Hand im Spiele gehabt, und wird den gedultigen bescheidenen
grosmüthigen Mann belohnen. Mein Michel wollte heute mit seinem Freunde
Nicolovius u Raphael eine Wallfahrt thun; aber die Witterung und der erste
Regen in diesem gantzen Monathe (seit dem einzigen Gewitter) hat alles
rückgängig gemacht.
Meine Bestellungen durch Hartkn. mir die zugedachten Exempl. zu
übermachen werden zu spät kommen. Ich besorge Ihnen, liebster Jonathan, mit
dem ungeheuren Briefporto beschwerlich zu fallen, ohngeachtet Sie mir
darüber meine Zweifel schon benommen haben; denn auf die letzten Bogen u den
Anfang Ihrer Schrift bin ich äußerst ungedultig. Nehmen Sie ja ein gutes
Exempel für Ihre Gesundheit zu sorgen. Dies ist ein unentbehrl. Viaticumzur Reise. Ich widerhole meine Bitte auf die meinige nicht die geringste
Rücksicht zu nehmen, und mir diese Sorge zu überlaßen, daß mein
Bedürfniß Sie zu sehen mit dem Ihrigen in volligem Gleichgewicht steht.
So bald ich Resolution oder einen Wink davon erhalte, schreibt Crispusan den Minister – auf die dringendeste Art auch bald beschieden zu werden.
Sein Freund in Eßlingen lebt doch noch; Steidel, ni fallor. Ich kann mich
mit Packen und Hüten meiner Sachen nicht behelfen, gehe so leicht als mögl.
– auch eben so directe und gerade zur Sache, weil ich mich um nichts
bekümmern werde, noch als Invalide bekümmern kann – als den Bedürfnißen
meines Herzens und meiner Natur Gnüge zu thun. So lang ich meine Pflichten
thue, erlaub ich es Ihnen gern mich für Ihren Freund zu halten. Die tumste
Pflicht ist mir aber lieber als das beste opus operatum der Freundschaft,
und darinn müßen Sie schon mit dem wunderlichen Heiligen Gedult haben –
und in diesem Punct muß ich von meinem eignen Urtheil abhängen, laß mir
keine Eingriffe thun.
Erfreuen Sie mich bald mit einer guten Nachricht von der Aufnahme
Ihres George – Gott laße Gesundheit, Friede und Seegen in Ihrem ganzen
P. walten. Je weniger ich mit meinem fliegenden Brief vom Fleck kommen
kann, desto mehr hoffe ich malgré moi damit fertig zu werden, und desto
weniger habe ich
Grund
Ihnen und mir diese Hoffnung zu benehmen. Ich
mache aus der
Wahrheit
kein Geheimnis, so bald ich ihrer habhaft bin,
sie mag übrigens für oder wieder mich seyn. Morgen bin ich willens zu
Hause zu bleiben, den ersten May und die Zwillings Apostel zu feyern. Ich
habe schon seit 3 Posttagen ein Blatt beylegen wollen; aber es ist mir
schlechterdings unmöglich gewesen.
Da kamen meine 3 junge Leute, Raphael, Hill u Jenisch, der in 14
Tagen seine Reise nach Berl. antreten wird – Endlich der von Hypochondrie u
kalten Witterung fast agonisirende Kraus. Er setzte sich in einen Winkel, und
ich suchte mit ihm allein zu seyn. Ich gab ihm die ersten Bogen Ihres
Abdrucks, und sein Geist kam wider zu ihm – Er bat mich so inständig ihm sie
mitzugeben, daß ich sie ihm bis morgen überlaßen muste. Er verließ mich
mit der Versicherung, ihn erqvickt zu haben. Mit dem was er sehr bedächtig
und langsam gelesen hatte, wie er sich selbst entschuldigte, schien er gantz
zufrieden und einig mit mir zu seyn. Das übrige denke ich morgen zu hören –
Er frug mich wegen der ausgezogenen Stellen, ohne daß ich mich verrieth,
weil ich mich
kaum der gedruckten
mit Mühe erinnern kann, und ich
mir kaum zutraue, was ich einst geschrieben gegenwärtig noch einmal
schreiben zu können. Es war ihm also lieb, seinen Rath nicht gefolgt zu haben,
und er hielt Ihre Rechtfertigung für nöthig und nützlich, durch nichts als
Licht
die Schatten der Finsternis auf Ihren Character vertrieben zu haben.
Ich warnte ihn nicht zu vorläufig in seinem Urtheil zu seyn, und daß ich
selbst mit dem historischen Theil sehr zufrieden wäre, auch nichts daran
auszusetzen fände, aber desto besorgter für den theoretischen und speculativen,
den ich gern zum Vortheil der Sache und der Leser gantz abgesondert
gewünscht hätte – Den Bogen F. holte ich auch hervor unvermerkt. Mit dem
Probebogen werde ich an mich halten, bis das übrige ankommt, und mich
darnach einzurichten suchen. Gott gebe, daß meine Sehnsucht und Ungedult
diesen Mittwoch befriedigt wird. Vielleicht werd ich nicht eher fortfahren
können, bis Sie mit Ihrer Autorschaft vor der Hand fertig ist. Vielleicht
geht es mir wie der Diana, die sich um ihr eigen Haus nicht bekümmern
konnte, weil sie mit der Geburt Alexanders beschäftigt war. Es gehe, wie es
gehe – – – Je länger ich lavire, desto mehr sehe ich Land um mich herum –
und verliere nicht Muth aus einem Cunctator ein Restitutor zu werden.
Gedult aber ist uns noth, den Willen Gottes zu thun und die Verheißung zu
empfahen Ebr. X. 36.
Mehr kann ich heute nicht schreiben, und morgen soll der ganze Tag mir
allein gehören. Leben Sie recht wohl, und erfreuen mich – So bald ich kann,
bin ich wider da. Grüßen Sie die lieben Ihrigen von mir und den Meinigen
herzlich.
Nach M. schreibe so bald ich gute Antwort erhalten, und es lohnt die
Feder anzusetzen. Erwiedern Sie mein Andenken dem Linus und seiner
Claudia in W. Nächstens mehr von Ihrem Görgel –
S.Phil. u Jacob. 1. Mai 1786Der 1 May ist mit Schneeflocken eingetreten und meine Stube ist geheitzt.
Die Gr. Kayserlingk schickt mir einen Brief von 2 Bogen den ihr fils adoptifmein alter Freund von Hogendorp aus Batavia den 12 h. 85 an Sie
geschrieben u alle seine Schicksale enthält, die mich ungemein intereßiren,
daher ich ihn in der Geschwindigkeit abgeschrieben. Er enthält seine
kriegerischen Expeditionen gegen die Könige von Malvi u Sallegar, seine
Friedensunterhandl. mit einem Usurpator Raja Ali, seine zurückgegangene Heyrath
mit des Gen.Gouv.Altings jüngsten Tochter, und seine bevorstehende
Hochzeit mit einem Mädchen von 13 Jahren mit der er glückl. zu werden denkt.
Zu gl. Zeit schickt mir Brahl den ersten Theil seiner Uebersetzung bis zum
Postscriptum den 2ten Theil von Flögels komischer Litteratur welchen ich
noch nicht gelesen und Volkmanns Reise durch Spanien die ich auch nicht
kenne. Aus meinem Vorsatz Ihnen einen Vorschmack meiner Fortsetzung
mitzutheilen die Crispus noch nicht gelesen, wird also nichts und dann kam
Hill, um meine beyde Mädchen zu Ihres Namensvetters kl. Familie
abzuholen. Es läuft alles so kunterbunt durch einander in meinem Hause wie in
meinem Capitolio, daß ich selbst nicht weiß, was ich schreibe, und womit ich
den Anfang machen soll. –
Da kam ein Mann zu mir, der wißen wollte, wie ein Spannagel auf
französisch hieße, und den ich nach vieler Mühe mit dem Worte une atteloireablaufen ließ. Endlich kam Crispus so erfroren wie ein Schneidergeselle,
und hatte den Einfall mich um eine Bouteille rothen Wein zu mahnen, die
er mir vor länger als ein vierteljahr in depot gegeben. Wie ich mit meinem
ganzen Hause schon halb trunken war, fiel es uns ein Ihre Schrift
vorzunehmen, die wir bis auf den ex- und esoterischen Character durchkritisirt und
in der consecutione temporum einige Fehler gefunden haben, die ich Ihnen
treulich in meinem Nächsten melden will; denn heute kann ich nicht, weil
eben Hill mit meinen jüngsten Töchtern zu Hause kommt, und den Brief
abholen will. Wir haben Ihren Namenstag gefeyert, und Ihre Gesundheit
getrunken – Leben Sie auf heute recht wohl und werden Sie nicht mistrauisch
gegen Ihren profanen Görgel, in deßen Papiere ohne Erlaubnis Crispusgeguckt und durchaus mir nicht passiren laßen will, daß ich den Berl. Flacius
Fulbert einen
Beutelschneider
gescholten, ohngeachtet ich es in
nüchternem Muth gethan. Leben Sie wohl; bekomm ich keinen Brief übermorgen;
so erhalten Sie keine Antwort. Vt supra.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 30ten Apr 1786.
J. G. Hamann
empf den 11ten May
beantw den 12ten –den 3 May 86.Gott seegne Dich, lieber Herzens Fritz-Ariel-Jonathan für Deinen
Anfang und Ende! Ich umarme Dich von Grund meiner Seele und mit allen
Hacken und klammern derselben für Dein
gutes schönes
Buch. Du siehst
dem Mann mit dem Zirkel über dem Mohrenkopf so ähnlich wie ich dem
über Dir schwebenden Genius – Der Schluß aus Lavater gefällt mir eben
so sehr als das Motto aus dem Cicero. Du hast den guten Wein bis zuletzt
behalten – Das ist groß und heilig, unserm großen heil. Meister gemäß.
Dom. Quasimodog. wirst Du die Auflösung meines ungewöhnl.
Stillschweigens erhalten haben, und wie ich hoffe mit allen Bedingungen meiner
Autorschaft zufrieden seyn, und alles nach Deiner geprüften Sagacität im
rechten Lichte der Wahrheit und Freundschaft beurtheilen können. Wegen
des Lumpenbriefes von Mirabeau, der so ein großer Dupe wie Cagliostroein Betrüger ist, habe ich Dir schon meine Meinung gesagt, und es lohnt
nicht der Mühe sich um den – wie Asmus sich gern ausdrückt, zu
bekümmern. Es soll der Schola tyrannica wie dem Hunde das Grasfressen
bekommen. Die Vögel sollen sich an dem gelegten Ey weiden, daß sie ihre
Eingeweide, wie wir die unsrige fühlen. Lies nur erst das nicolaitische
Meisterstück gegen G. oder vielmehr nimm das Aaß nicht in die Hand, ich will mich
an Deiner Stelle um alles bekümmern, was nur mögl. ist, und lies meinen
Leibartzt Kämpf, und zieh den Deinigen bey der Anwendung zu Rath. Der
vorgestrige Rausch, von dem die letzten Zeilen sichtbare Zeugen sind, hat
meiner Gesundheit sehr wohl gethan. Ich habe darauf wie ein Taglöhner
geschlafen und hatte den Morgen drauf eine Oeffnung, wie ich sie in langer
Zeit nicht gehabt. Dies ist eine von den Hauptanekdoten, womit unser liebe
Kritiker des Morgens seine Besucher unterhält, auch selbst der Gr
Kayserlingk vor der Tafel nicht ermangelt zu referiren zum herzl. Gelächter
meines Freunds mit der satyrischen Hippe – den ich gestern trostlos fand,
weil sein rechtschaffener Bruder gantz unerklärl. Hinderniße findt, worüber
ich ihn schon diesen Morgen beruhigt habe, aber ohne viel Glauben zu
finden. Ich habe gestern den gantzen Nachmittag, wie ein Bote herumgelaufen,
und kam allenthalben wie geruffen – durch die wunderbarste Zufälligkeiten.
H. nahnnte mich mehr wie einmal einen Engel, weil er einen Freund
nöthig hat sein Herz auszuschütten, u ein erhaltenes Billet jemandem
mitzutheilen, so geheim er auch sonst mit seinen Angelegenheiten ist. Ich wurde
ebenso zur Baroneße
hingestoßen
und
hingetrieben
durch einen Mann,
der mich begegnete und durchaus darauf bestand mich Ihrer Verlegenheit
mit der kleinen ruß. Marwood anzunehmen. Mit 100 Planen im Kopf gieng
ich hin, und hörte, daß die ungezogene Albertine schon Montags von ihrer
Mutter abgeholt worden war. Voller Freuden lief ich weg, ohne den Caffemitzutrinken, auf den ich eigentl. zu Gast gekommen war, lief zu meinem
Beichtvater, dem ich schon lange einen Einspruch versprochen hatte, und der
mir auch so viel zu beichten hatte auch nicht gantz unnütz gesehen hatte. Voll
Zuversicht lief ich noch bey meinem Artzt Miltz, um den
rein auszuholen
,
als intimum des Mannes, der das ius Patronatus über die Pfarre qu. hatte,
und schöpfte lauter Hofnung für mich u den schon verzweifelnden
Oberbürgermeister. Ich habe also so viel GugucksEyer in meinem Kopf, daß ich an
mein Straußen oder Colibri ey nicht denken kann – brauche noch ¼ Holtz,
das ich schon längst bey Deinem Namensvetter besprochen habe und
deshalb bey ihm speisen will, ihm auch schon ein Exemplar Deines
Büchleins
von Herzen zugedacht. Hier bin ich auf dem halben Wege zu Crispus, der
mich gestern nicht besucht, u dem der Rausch nicht so gut bekommen seyn –
Mein Stürzen ist eben so dumm als sein Sippen; wenigstens werde ich durch
einen vollen Trunk eher nüchtern, als er durch sein Tröpfeln. Wir haben wie
ein paar Grammatici und kritische Orbile die ersten Bogen durchgegangen.
Du sollst zum Spaaß unsere notas ebrias alle zu lesen bekommen; aber dazu
hab ich heute nicht Zeit. Hippel u Kraus, der einen Bogen mehr gelesen
waren äußerst zufrieden und harmonisch gesinnt mit Deinem guten gesetzten
feinen Ton; ich habe sie aber beyde besorgt gemacht für den theoretischen u
speculativen Theil. Nun ist alles überstanden und vortreflich – und ich
hoffe selbst den optischen Schein der heil. Größe womit Du im Grunde Dich
selbst und noch mehr mich lächerl. gemacht, auch mit der That zu retten und
die poetische Hyperbole zu keiner prosaischen Lüge werden zu laßen.
Selbst
unsere Feinde sollen Richter seyn
Deut XXXII.31. nach
Mendelssohnscher Uebersetzung.
Diesen Morgen um 6 Uhr komt meine Dienstbotin mit der Nachricht eines
Himmelszeichens zu Hause, ich gehe heraus und sahe einen schönen Hof um
die Sonne mit Regenbogenfarben, der eben vergehen wollte und von dem ich
bloß einige Spuren der abgeschnittenen Bogen gewahr wurde. 100 Schiffe
liegen in Pillau, die meisten gehen nach Elbing wo das Getreyde wohlfeiler
ist. Ich habe der Gen. Adm. eine todte Schiffahrt diesen Sommer geweißagt
meinen Urlaub dadurch zu erleichtern.
Gegen 7 laufe bey Hippel, schicke meinen Michel zu unserm Kaufmann.
Wir begegnen uns einander, und die Briefe waren noch nicht von der Post
geholt, – ich in meine Amtsstube oder Loge – die neuen heißen Bureaux –
zu Fischer, wo das Comptoir noch zu war, aber schon fertig lag. Von da zu
Vetter J. um mich zum Mittag auf einen Heering zu Gast zu bitten, von da
zu seinem kranken Compagnon, deßen Hausjungfer ich die Kämpfsche
Methode vorpredigte, aber leider tauben harthörigen Ohren, von da in die
Speicher des Mannes, der mich gestern zur Baroneße trieb. Ein Umstand
von dem mein ganzes curriculum pomeridianum bis in den späten Abend
abgieng. Jetzt komme ich von der Loge und schreib diesen Brief, nachdem ich
noch einmal Anfang u Ende durchgesehen, befinde alles sehr gut, bis auf den
Nabel
, dem Wahrzeichen Deiner schönen Natur und Freundschaft. Er soll
mir ein runder Becher seyn, dem ich es an Getränk nicht werde fehlen laßen
wie im hohen Liede VII. geschrieben steht. S. 118 hätte ich statt objectiver
lieber subjective gelesen, wenigstens ist dies unserm Kritiker u seinem
Schlüßel zu Mendelssohns Mondsucht gemäßer.
Objectiv ist eine
,
subjectiv so mannigfaltig als das sehende Auge. Leider giebt es aber keine
Objecte mehr, sondern lauter Phaenomena von ihnen. Also kommt das
quadrat mit dem Circul über ein, daß sie beydes Figuren sind, u nichts mehr,
Merkmale der Dinge, nicht die Realitäten selbst.
Vor allen Dingen ruhe Deinen Kopf und noch mehr Dein Herz aus; denke
an Deine Engl. wie ich an meine deutsche Wallfahrt. Haben Sie den HErrn
und Meister Beelzebub genannt; so mögen Sie immerhin unsern guten
Namen lästern, wie cynische und epikurische Schweine mit unsern Caldaunen
umgehen – Eyern und Blättern. Es wird uns alles in integrum restituirt
und mit Wucher ersetzt werden. Schreib mir doch was Lavater dazu sagt,
und ob er noch mehr Wunder braucht, um von der Wahrheit u Göttlichkeit
der Lehre die er bekennt überführt zu seyn. Schreiben Sie ihm Apoc. in fineII cet. und damit Punctum um auch das heutige Pensum zu bestreiten.
Ey Gottes Seegen, und just so viel als ich nöthig habe. Ich lese nun
erst die mir zugedachte Anzahl. So ein blinder Görgel bin. Die 9
barmherzigen Schwestern und der MarsyasSchinder Apoll vergelten Dirs und
Deinen Feinden 7 × 70 mahl! Mehr brauch ich wahrhaftig.
Gnug
, aber
nicht zu viel, ist mein Symbolum. Der empfindl. Sitz unsrer meiner Seele
liegt nach Kämpf nicht weit von der Pfortader. Lies das Buch selbst. Also
den 20 April ist der gedruckte Bogen nach W. abgegangen; also tant mieuxpour lui et pour moi. Mit dem Mst hätten Sie ihn verschonen sollen.
Unsere besten Kenntniße u Leidenschaften hangen oft von
Misverständnißen
ab; sie gehören also zum Gantzen u Wohl deßelben. Bitte sich das
zu merken, und sich über dergl. Kleinigkeiten nicht zu beunruhigen. Es wäre
mir nicht lieb, wenn er seinem alten Lehrer antwortete wie der Verleger mir
zu verstehen gegeben. Ich habe eben so vieles auf dem Herzen, womit ich
zurückhalten muß, und worüber ich mir Evidenz zu erhalten verspreche.
Meynst Du lieber Fritz, daß es uns beyden beßer gehen wird. Der allein
welcher ins Herz und
ins Verborgene
sehen kann ist dazu bestimmt
unser ächter Freund zu seyn ist das einzige Object unserer Begierden und
Ideen. Alles übrige sind
Erscheinungen
, wie die φφen gantz recht sagen
ohne sich selbst zu verstehen oder verstanden zu werden. Mit diesen
Phaenomenis müßen wir uns behelfen, bis wir ins
Reine
und
Freye
kommen,
aus unserm
Mutterleib heraus
, der uns eingewindelt hält und halten
muß
, bis wir zur Reife kommen. Ich werde ein Mystiker; das ist ein
Zeichen zur Mittagsstunde und ein Gähnen meines Magens, der sich auf einen
Heering u Glas Wein freut. Eccles. IX. VII 7. Valeas in corpore sanoet Pax VOBIScum.den 4 –Gestern kam Crispus zur zweiten grammatischen oder philologischen
Seßion über Ihre Schrift, und wir haben die 5 ersten Bogen zu Ende
gebracht. Er ließ mir keine Ruhe ich muste ihm die übrigen Bogen mitgeben.
Ich habe ihn aber betrogen und den Bogen G zurück behalten. Er hat den
Anfang mit so viel amore gelesen, und ist mir im stande gewesen sein tiefes
lebhaftes Gefühl über manche Stelle mitzutheilen, und es waren recht viele,
von denen er sehr eingenommen war. Er hat wirkl. mehr Gedult und
Scharfsinn zum Lesen wie ich, und beynahe zu viel Vorurtheil für Mendelssohn
Sprache und Schreibart, worinn er überhaupt zuweilen ins fantastische u
pedantische fällt. Ich
will
und mag nicht alles verstehen, nicht einmal
mich
selbst
gantz. Ein bisweilen großer Fehler, den ich aufrichtig bekennen muß,
und der in der Organisation meines schwindlichsten Kopfs oder den
Infarctibus seiner Eingeweide liegen mag. Sinne u Gedächtnis vergehen mir durch
Anstrengung, zu der ich geneigt bin, und die mir nachtheilig ist. Ich werde
Ihnen alle diese Kleinigkeiten rein mittheilen. Wenn Ihr erstes Büchlein eine
zweite Auflage nöthig gehabt hat, so wird es diesem
beßeren
, auch weil es
kleiner und concentrirter ist, nicht daran fehlen, und Sie können allenfalls
dabeyvon Gebrauch machen. Kr. meynt daß eine Lauterkeit der Sprache
auf den Leser wirkt, ohne daß er sich selbst die Ursache dieser Bezauberung
zu erklären weiß. Dies ist ein argumentum ad hominem, das ich mir
gefallen laßen muß, und aus dem Sie den Mann auch schon beurtheilen
können. Auf dem letzten Blatt des Bogens E. ist der V. Theil des Sp. statt des
IV.p. 217 angeführt. Wo die Stelle steht: Er glaubte – seinen Bauch in
Gedanken, habe ich noch nicht finden können. Ich zweifele, daß ich Ihnen heute
diese Noten mittheilen kann. Sie sollen nächstens erfolgen, wenn der
Vorbericht angekommen seyn wird, und alles auf einmal.
Ich wachte heute noch vor dem Nachtwächter auf, und es war mir lieb
aufzustehen, da sich meine Leute zu einer Wäsche rüsteten. Gieng schon um
6 Uhr mit meinem Michel aus, der zu Kant eine Stunde früher, als er liest,
einen Platz sich aussuchen muß wenigstens die ersten Monathe beym Anfang
eines Semester so gewaltig ist sein Zulauf, und habe mich auf den ganzen
Tag durch einen unangenehmen Besuch bey Reichards Schwager dem Secr.Dorow bestimmt. Der bittet mich um Hills Stammbuch, ich verschaffe es
ihm. Hill denkt einige mal daran, ich schicke ihn selbst hin. Er ist ein kindisch
blöder Mensch; ich beruhige ihn also mit der notorischen Ordnung u
Pünctlichkeit, die ihn zur Fabel der Stadt u zum Mährchen seiner Freunde
gemacht hat. Vor 14 Tagen begegnen wir uns, das erste was mir einfällt, ist
Hills Stammbuch; er lacht darüber, es schon längst wider abgeschickt zu
haben ohne zu wißen ob an Kraus oder Jacobi. Mir wird nicht gut zu
Muthe dabey u ich ärgere mich schon über seinen Leichtsinn; nehm mir diese
Woche ausdrückl. vor selbst den Gang zu thun, finde ihn noch schlafend, mit
einem Bedienten versehen, an deßen Ängstlichkeit man auf den Augenblick
den Herrn erkannte, laß ihn aufwecken, und rede so laut und ernsthaft ich
kann mit ihm. Er kann sich auf den Boten nicht besinnen, ob es ein Student,
oder ein Hospitalite ist (weil er im Kgl. Hospitale logirt). Ich bitte
wenigstens die Leute abzufragen; beide sind verreiset, der eine aufs Land, der andere
nach Memel. Von der einen Seite ist dieser Verlust für den armen Wandrer
unersetzl. der keinen andern Beleg von seiner Pilgrimschaft als diesen Wisch
übrig hat. Von der andern Seite ist es mir angenehm diesem auf seine
Pedanterie eingebildeten Pharisäer die Hölle recht heiß zu machen. Ich habe ihm
dafür im Herzen ein Exemplar von ihren 9 zugedacht, damit ich wider im
Fall ich die Sache aufs höchste triebe, wider gut machen u aussöhnen kann,
weil ihn Ihre Sache wegen seines Schwagers
nahe
angeht, und er dem
auch untreu wurde, wie die Philister über ihn zu triumphiren schienen. Ich
habe mit Scheffner, der auch ein Erzengel der Ordnung u Genauigkeit seyn
will und seinen Bruder u Wirth Hippel immer einen Confusionsrath nennt,
seit kurzem einen ähnl. Vorfall gehabt, und mich um de Marées gebracht,
den er mir über der Post zugeschickt und durch seines Schwagers Leute
(Stadtrath Wirth) verloren gegangen. Der Wille ordentl. zu seyn ist noch
lange nicht die That, welche von Zufällen abhängt, die ich gern nütze um
diejenige, welche sich auf ihren Mechanismum der Ordnung so viel zu gut thun,
ein wenig heimzusuchen. Ich habe das Schicksal eben so selbst anzulaufen, wie
die allgemein verschriensten Leute öfters für mich die seltensten Ausnahmen
von der Regel sind. Verzeyhen Sie mir liebster Jonathan dies Geschwätze,
wodurch ich wenig erleichtern muß. Ein paar Schnitte Hamb. Rauchfleisch
haben mir auch gestern ein wenig Dampf, und meine Bouteille mit Sal
Glauberi war auch nicht zum Morgentrunk gefüllt. – O Spectacul! Da
kommt Dorow mit dem gefundnen Schaafe und Groschen zu Hause. Er
konnte vor Eyfer und Freude kaum Othem schöpfen. Er hat es bey sich zu
Hause
liegen gehabt
; und wir haben herzl. uns einander mit
lachenden Munde und feuchten Augenpermoto oculo die Wahrheit gesagt. So
habe ich den Rabulisten Reichard, ihren Advocaten wollte ich sagen an
Har seinem Schwager wie an Hartknoch meinen Verleger gerochen, an
den ich wegen seiner Albertine aber ohne Wehmuth nicht denken kann. Da
kommt ein Licentträger mit einem langen Zedel, worauf geschrieben steht,
daß ein SpannNagel Clavette heißt; hingegen atteloire die Bracke, werde
unterwegens mir einen physischen Begriff von diesen Dingen beyzubringen
suchen, wenn ichs nicht vergeße. –
Ich bin leider! wider gantz desorganisirt, Kraus hat mit mir seine
grammaticalische Untersuchung zu Ende gebracht, aber es ist mir ohnmöglich die
Feder zu führen. Den Bogen G hab ich ihm vorenthalten und ich warte mit
der nächsten Post auf den Vorbericht. An Gedanken haben wir wenig
gefunden auszusetzen, einige ausgenommen über deren Sinn wir nicht einig sind.
Das meiste betrift den Ausdruck. Gott erhalte Sie nur gesund zu Besuchen
und Gästen. Hippels fehlgeschlagene Pfarre und Hartknochs Hofnung
beunruhigt mich, und ich qväle mich den
Grund
von beyden zu finden, um
wenigstens gesund urtheilen zu können. Es sind Gottes Wege und seine
Fußstapfen unsichtbar im Luft- und Waßermeere – Mein attisches Uebel des
Tenesmi ist der einzige Trost, den mir Crispus zu sagen wuste. Die
Hungercur ist auch vorbey, und ich habe alle Lust verloren mir zu helfen. Gegen das
Ende Ihres Ruhepuncts kommen Sie mir zu schwermüthig vor, desto mehr
stimmte Kraus mit diesem Ihren Ton überein. Tot capita, tot sensus. Ich
habe mich jeden Posttag darauf gefreut Sie durch für den Verzug meiner
Fortsetzung schadlos zu halten, aber bey aller Fülle bin ich nicht im Stande
das geringste heraus zu bringen, und ich bin oft über meine Impotenz in
Verzweifelung, die das Uebel immer ärger macht.
Ein beynahe tollkühner Bösewicht, Regierungsrath Glawe, ist sehr lange
h in Untersuchung gewesen. Er wurde caßirt, und zu 2 Jahren
Vestungsstrafe verdammt. Dies Urtheil kam der ganzen Welt zu gelinde vor, ihm
aber noch zu hart. Er untersteht sich an den Salomo zu appeliren; und
erhält zum Bescheid Confirmation in Ansehung der Zeit, aber zur
Karrenarbeit
geschmiedet zu werden. Er hat sich immer selbst den Galgen oder
zum Minister prognosticirt. Das sind noch immer Züge de main de maitre,und Strahlen der untergehenden Sonne, die der Himmel weiß wie? mit
meiner armen Autorschaft sympathisirt.
Nun ruhe Dich aus, lieber Fritz! und Deine Ruh sey Ehre, nicht wie die
meinige. Mein Nachen komt alle Augenblick statt des Hafens auf den
Strand. Die mir zugedachten Exempl. denke allso zu vertheilen 1. für
Crispus pro studio et labore, der herzlich in Deinen Ton verliebt ist, und der
guten Hoffnung lebent, daß Du über unser gemeinschaftliches Exercitium
styli an Deinem Ey so herzlich lachen wirst, als es uns bisweilen
angekommen über uns selbst zu lachen. Vielleicht ist dies jenes zur zweiten Auflage
brauchbar u anzuwenden. Was hat das Ey für eine mystische Bedeutung in
der Schlußvignette? Ist es ein orphisches oder Straußeney, oder irgend auf
einen Aesopischen Apolog der uns nicht eingefallen, eine Anspielung.
Sömeringk stellt ungefehr unsern Kant u der Operateur mit seinen Freunden den
jüdischen φφen vor. 2. durch Kant in das Kayserlingsche Haus. 3. für Hippel
4. Scheffner 5. Brahl 6. des Adjutanten Schwager Dorow für den
heutigen Schreck. Also bleiben noch 3 übrig zu meiner freyen Willkühr u
Disposition. Beynahe wünschte ich von diesen 3 ein rohes Exemplar, wie ich
mir eins, wenn ich mit meinem fliegenden Briefe fertig bin u Wort halte,
schon ausgebeten habe um alles zusammengehörende in einem Bande nach
der Reihe und auf der Schnur zu haben. Doch dies kommt Zeit gnug. Hält
mein Tenesmus an; so muß ich Punctum machen, und meine silberne
Hochzeit mit der goldenen einziehen. Ich lache wol über mich selbst, aber es geht
nicht recht von Herzen. DEVS prouidebit. Heute ist Hartknoch mit meinem
Petito vielleicht angekommen; denn hört so alles auf. Das Leben ist mir
näher als die Autorschaft – Vielleicht ist es am sichersten beyde aufzuopfern.
Wie Du mich führst und führen wirst, so will ich gerne gehen – über den
Hügel Golgotha zum Schiblemini! Hippel und Kraus wünschen Dir
beyderseits Glück. Ersterer ist gleiches Sinnes mit uns. Ich denk ihm die letzten
Bogen ohne G morgen zu bringen, wenn ich ausgehen kann. Weiter will es
nicht. Gott seegne Dich und Dein ganzes Haus, das ich bald in integrum
restituirt wünsche. Lebe wohl und habe Gedult mit Deinem alten Görgel
et Comp.Ich möchte alles wiederruffen was ich geschrieben habe, und bisweilen
kommt es mir vor, daß ich mit meiner Polypragmosyne mich selbst u andere
mehr verwirre, als mit einem ich weiß nicht was für Willen beförderlich bin.
Gott versteht mich, weil ich aus mir selbst und nichts klug werden kann. Ja
lieber Fritz, unsere Misverständniße gehören zu den Arcanis der göttl.
Haushaltung und Regierung. Sie hängen wie das Unkraut mit dem Weitzen
zu genau zusammen, daß alles bis zur Erndte wachsen muß und in statu quogut ist und wird. Fac valeas!Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 3ten u 4ten May 1786
J. G. Hamann
empf den 14ten –
beantw den 16ten –Pempelfort den 5ten May 1786.Vermerk von Hamann:Erh. den 17 May
Geant. d 22 nebst der III. Fortsetzung.lieber, herzlich Geliebter Vater Hamann! Ob ich Sie diesen Sommer hier
sehen, hier an mein Herz drücken werde? Gott weiß es. Ich las eben wieder
Ihren Brief v 3ten April, der erst den 9ten abgieng, u mit dem v 9ten, von
einem so lieben lieben Hamann zeugt, daß ich weiter nichts darauf zu sagen
weiß: als Gott gebe daß ich bald einmahl vor dem lieben Hamann stehe, u er
mir so tief ins Auge sehe, als das seinige reichen mag.
Ihren Brief vom 263ten erhielt ich gestern. Was ich vor u nach an Sie
abgeschickt habe, wird nun alles in Ihren Händen seyn. 8 Exempl sind am
vergangenen Montag mit der fahrenden Post an Sie abgegangen, nebst
einem gebundenen Exempl meiner Briefe, u 2 Portraits. Von den 6
gehefteten Exempl der Rechtfertigung geben Sie 1. Ihrem Freunde Hippel,
das andere Schäffnern, u vertheilen die übrigen nach Belieben. Mich
verlangt nun unaussprechlich nach Ihrem nach Ihrem nächsten Briefe.
Sollte Kant mit ein paar Stellen nicht ganz zufrieden seyn, so bedeuten Sie
ihm, wie er seine Jünger in Jena u Gotha beßer in der Zucht halten sollte.
Diese Abkömlinge machen ihm wahrlich nicht viel Ehre.
Die Fortsetzung Ihres fliegenden Briefes habe ich gestern zweymahl
gelesen u bin höchlich damit d zufrieden, so wie mit den Correcturen des
ersten Bogens. Nur das Budchen kann ich Ihnen, wenigstens aus dem
angegebenen Grunde nicht paßiren. Sie sagen ja doch Blümchen, Röschen
Mund Näschen u.s.w. – Der Buchdrucker hatte den Satz doch stehen
laßen. Ich habe ihm geschrieben daß er ihn auseinander nehmen solle, weil
die TextSchrift größer u die Colonnen schmaler seyn müßen. Könnten Sie
mir nur noch ein einziges Quartblatt schicken, so hätte ich genug für den2ten Bogen. Eh ich so viel Manuscript beysammen habe, mag ich nicht
wieder anfangen laßen. Die gestern eingelaufene Fortsetzung schicke ich am
Montage mit der fahrenden Post an Buchholtz.
Seit den 8 Tagen die ich hier bin habe ich mir die Finger beynah kurz u
klein geschrieben; Theils in einem höchst verdrießlichen Geschäfte das mir
über den Hals gekommen ist, u einem andern das mir schon über den Hals
gekommen war; Theils um Briefschulden abzutragen. Ich war so heiter da
ich heraus kam, u fühlte die ersten Tage ein Wohlseyn, daß ich gar nicht
wußte wo hinaus damit. Nun hat das ewige Schreiben, des ich noch kein
Ende sehe, mich so verdrießlich gemacht, daß ich übeler dran bin, als wenn ich
krank u in der Stadt wäre.
Entlaßen Sie mich für heute, lieber Hamann; ich schäme mich meiner
albernen Laune. Den Auftrag an Lavater will ich bestellen, auch mich wegen
Reinhard Morgenstern erkundigen. Ich vernehme durch Sie das erste Wort
v diesem Buche.
den 4 May Gestern ist George wieder bey mir eingezogen. – Mit innigster Liebe u
unverbrüchlicher Treue –
Ihr Fritz Jonathan –Adresse:An den Herrn Johann Georg / Hamann / in / Koenigsberg
Vermerk von Hamann:den 17 May 86.
Geantw den 22 May nebst der III. Fortsetzung.Pempelfort den 12ten May 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 24 – Geantw den 25 nebst dervierten Fortsetzung No. I.II.III / 2.lieber Herzens Vater,
Freund u Hamann!
Daß ich am Dienstag nicht schreiben konnte, war mir ein rechtes
Herzeleid. Mein Befinden ließ es schlechterdings nicht zu. Mit genauer Noth
brachte ich einige Zeilen an Buchholtz zu Stande, dem ich die Fortsetzung des
fliegenden Briefes schickte. Am Montag hoffe ich seine Antwort zu erhalten,
u dann schicke ich am Dienstag die begehrte Abschrift.
lieber Vater, laß mich Dir die Hände küßen, für das Herablaßende tTrauliche Deines Briefes vom 30ten April! Ich weiß daß Du mich liebst.
Gewiß weißt Du auch daß ich Dich liebe!
Schon der Brief vom 26ten machte mir viel Freude u gute Hoffnung. Ich
behalte guten Muth, u sehe mit Freude Ihren folgenden Briefen entgegen.
In dem May der Berliner Monatsschrift ist ein Herr General Major
v Scholten, als Umsegler des ganzen Ozeans der Metaphysik, mit dem
Compas der Logik in der Hand, gar komisch aufgetreten. Aber der Ausfall gwider den Glauben, u wie er auch nicht einmahl mehr
genannt
werden
soll, ist gar zu brav. – Was in aller Welt sagt doch Kant zu dergleichen
Betisen? – Unmöglich könte er mit dem Gesindel Gemeinschaft haben, wenn
er ein Mann wäre.
Ich bin so frappiert u so gerührt v dem Gange unserer Sache, daß ichs
nicht sagen kann, u nichts darüber sagen möchte. – Hätten Sie nur erst die
Resultate. Ich hatte Goeschen schon geschrieben daß er Ihnen sechs Exempl
davon zuschicken sollte, u habe ihm nun aufgetragen, sie Hartknochen mit
zu geben. Ihre Bestellung an Lavater habe ich auch ausgerichtet. Mein
Büchlein hat ihn hoch erfreut; aber nichts hat ihm so wohl gethan, als der
Schnurrbart den ich Ihnen machte. – Ersehen hat er aus meinem Büchlein,
daß „M M kein Israelite ohne falsch ist, sondern ein kleingeistiger,
nebenabsichtlicher, ärgerlich bornierter Feinschreiber nach dem Weltgeiste dieser
Zeit“. Der letzte Zug gefällt mir sehr.
Mein Befinden taugt heute nicht viel, von der Scheitel bis zur Fußsole;
weiß also nicht wie lange ich werde schreiben können, u will darum nur gleich
das Dringendste, das Capitel v unserer Reise abthun.
Heute vor 8 Tagen habe ich nach London an die Gräfinn v Reventlow
geschrieben, um Erkundigungen einzuziehen u Abrede mit ihr zu nehmen. Von
ihrer Antwort wird es abhangen, ob u wenn ich reise. Wenn etwas aus
meiner Reise wird, welches höchst wahrscheinlich ist, so würde ich am liebsten
mich noch vor dem halben Juni auf den Weg machen. länger als 4 Wochen
bleibe ich nicht in London, u kehre gerades Wegs zurück. Ich wäre also Ende
Juli wieder zu Hause. So bald ich die Antwort der Gräfinn habe, melde ich
Ihnen den Augenblick, was geschehen wird. Meinen jüngeren Bruder
Johann Michel nehme ich herzlich gern mit. Aber es würde mir doch immer
schwer aufgehen, wenn ich Sie in der Nachbarschaft hätte, eine Reise über
See zu thun. Sie, von Ihrer Seite, geben mir v Ihren Aussichten die
schleunigste Nachricht. Ich will lieber in meinem Leben London nicht sehen,
als die mindeste Gefahr in Absicht der Zusammenkunft mit Ihnen laufen.
Was ich Ihnen sage, ist die reine Wahrheit. Daß es Ihnen in meinem Hause
behagen, u schlechterdings nicht gelingen wird, sich mit mir zu überwerfen –
sollen Sie erfahren. Für Ihre Gesundheit wird das Reisen u die Freude
derer die Sie lieben ganz gewiß die besten Folgen haben, u mehr würken
als die Kämpfschen Kliestiere, zu denen ich doch auch kein geringes Zutrauen
habe. Mein 3ter Sohn, der in übeln Umständen war, einen Ansatz von
Rachitis bekam, u besonders am Kopf gewaltig litte, hat sie mit dem besten
Erfolg gebraucht, u ich habe die feste große Hoffnung, daß sie ihn völlig
herstellen werden. Einen hiesigen Freyherrn v Mirbach, der v einer todlichenGefährlichen Krankheit in die andre fiel, haben sie vergangenen Sommer
augenscheinlich vom Tode gerettet.
Die Fortsetzung des fliegenden Briefes, die Sie Ihrem mir gestern
eingelaufenen Schreiben beylegen wollten, wird doch hoffentlich am Sonntag
kommen. Ich wünschte die Erlaubniß den 2ten Bogen drucken zu laßen käme
mit. Ich gehe nicht gern zur rückwärts, u durch die Vertilgung des Satzes
des ersten Bogens, sind wir gewißermaaßen rückwärts gegangen. Auch sahe
ich gern die Sache so weit eingerichtet u ins Reine gebracht.
Nikolai’s Beylage gegen Garve habe ich noch nicht; ich erwarte sie dieser
Tagen.
Schreiben Sie mir doch ja den Augenblick nachdem Sie die Resultate
gelesen haben. – Unserm lieben wackern Crispus tausend Grüße. – Von
Herdern nicht eine Silbe, weder auf Claudius 2 Recensionen, noch auf Ihren
fliegenden Brief, noch auf meine Rechtfertigung. – Die S 14 angeführte
Stelle ist allerdings aus einem Ihrer Briefe an mich genommen.
Ich hatte mich nach Tische auf meinem Seßel gesetzt, u bin eingeschlaffen.
Jetzt muß ich nur geschwinde zumachen. – Setzen Sie in Zukunft nicht mehr
auf Ihre Briefe zu
Pempelfort
, sondern blos Düßeldorf. Die
Preußische Post hat deswegen mit der hiesigen Kayserlichen hiesigen, die mir die
Briefe v Wesel frco liefern muß, ich weiß nicht welche Chicane gemacht.
Gestern ließen mir die Postbedienten es auf diese unbestimmte Weise wißen,
mit Bitte zu verordnen, daß das Pempelfort hinführo weggelaßen werde.
Was Ihr Preußen Euch nicht alles einfallen laßt! – Gott befohlen, lieber,
herzlieber Hamann.
Ewig Ihr Fritz Jonathan Arielden 13 May 86.Nun, mein lieber Fritz-Ariel-Jonathan, gantz hellig lief ich heute nach
einem Briefe, und seit 2 Posttagen rein nichts. Bist doch gesund? Peracti
labores iucundi – Wenn ich auch nur erst so weit wäre! Ich habe aber mein
eigenes Stillschweigen zu rechtfertigen. Heute vor 8 Tagen erhielt ich
Vorbericht. Die Freude drüber wurde bald gedämpft; und ich befand mich so übel,
daß man mich aus dem Packhofe trieb und dringend anrieth mir eine
Bewegung zu machen, zu der ich meinen Nachbar und Arzt Miltz zum
Gefährten nahm, weil ich mir nicht allein zu gehen zutraute. Er rieth mir, da ich
nicht im stande war meine Lenden fortzuschleppen, X gr Ipecac.einzunehmen, die ich mit genauer Noth selbst mir aus der Officin abholte, und statt
des Mittags einnahm. Ich versah es wider durch meine Ungedult, daß ich zu
bald und zu viel lau Wasser nachsoff, unterdeßen würkte es doch, ich muste
mich aber aus Mattigkeit niederlegen, schlief länger wie ich wollte u
vermuthete, wachte aber mit einer solchen Eiskälte, die aber gar nicht fieberhaft
war, auf, daß ich vom Gehen mehr Vortheil mir versprach als vom Liegen
unter Federbetten. Drey Tage blieb ich zu Hause, ohne Muth und Lust.
Dienstags erholte mich, und war entschloßen, den ganzen
Mittwoch
, da
Bußtag gefeyert wurde, zu schreiben und zu antworten. Ich hatte meinen
Hill gebeten, Mittwochs um 8 Uhr des Morgens mir eine Einl. zu bringen.
Ich wartete bis 9, er kam nicht; und ich zog mich an, und gieng aus. Bey
Fischer war alles verschloßen, wegen des Gottesdienstes – Ich sprach in der
Dohmkirche an und konnte die Zeit nicht abwarten, mich nach Einl. zu
erkundigen. Endlich fand ich Zutritt, und nichts von Dir. Da vergieng mir
aller Appetit zu Hause zu gehen, zu schreiben – Ich sprach daher 2 mal bey
meiner Freundin Courtan an, die ich seit Hartknochs Abreise nicht gesehen
hatte. Wir waren gemeinschaftl. Unterhändler gewesen in Unterbringung
seiner Albertine – Wir hatten uns also viel zu sagen, das ohne Aergernis
und Lachen nicht gesagt werden konnte, und weder das eine noch das andere
war nicht recht nach unserm Geschmack. –
Da komt Ihr jüngster Sohn u bittet mich inständigst gl. zu MeHartknochin. – Gottlob! der Gang ist auch zurücke gelegt. Die arme Mutter hat
schlimme Augen mitgebracht und fühlt eben so viel Nachwehen über die
Schwäche womit sie ihr Kind erzogen, als der Vater Ursache hat, sich
größerer entgegengesetzter Dummheiten zu schämen. Nun ist alles überstanden,
quoad nos. Das übrige geht uns 3, die Baroneße, Courtan und mich nichts
weiter an.
Mittwoch war also Bußtag. Ich erzählte meiner Freundin, daß ich einen
Brief von Ihnen erwartet und nichts erhalten hätte, daß s Sie
Mendelssohn geantwortet u.s.w. Da war die Frau neugierig, und ich versprach es ihr
auf einige Stunden zuzuschicken. Wie ich zu Hause kam, fand ich keinen
Boten, und ich lief selbst, weil ich unruhig war. Es war Mittag, und ich bat
mich zu Gaste, um einen jungen Menschen, der auch speisen sollte, zu sehen,
und weil der Mann nicht zu Hause kam. Es schlug 6 Uhr, und ich hielt es
erst 4. So war uns die Zeit vergangen und ich kam so voll zu Hause, daß ich
den gantzen Abend und den Tag drauf genug zu verdauen hatte. Bey meiner
Heimkunft kam mir mein Michael mit einem Briefe von Herder entgegen,
deßen Innhalt mir ungemein wohl that, und ein wahrer Balsam auf mein
Haupt war. Ich hatte die vorige Nacht fast kein Auge zugehabt und wider
meine Gewohnheit gegen Morgen mehr
geträumt
, fürchterlich geträumt
als geschlafen. Mein Uebel war eigentl. ein Schnupfen gewesen. Ein
Fußbad, das mir Dienstags abend oder vielmehr meinen Leuten einfiel hatte mir
die Nacht verdorben, weil es kühler hätte seyn sollen.
Nun H. ist mit dem ersten Bogen gantz zufrieden und hat ihn mit mehr
Gefühl als irgend jemand gelesen, weil er sich dabey seiner
Jugend
recht
lebhaft erinnert und mit der Localität und dem Detail bekannter als ich selbst.
Er dringt auf Fortsetzung, die Du schon lieber Jonathan hast, und zu der
ich wider einen kleinen Nachtrag beylege, ohne noch zu wißen, in wiefern Dir
die erste Gnüge gethan hat. Der erste Bogen wird also den Correcturen
gemäß bereits abgedruckt seyn, oder kann es nunmehr werden. Quod scripsi,scripsi. Das ΑΩ komt auf der ersten Seite,
nicht auf
dem Titel. Alles,
was ich darüber geschrieben z.E. in Ansehung der Zahlen zu den
Anmerkungen, damit die Klammern nicht für Parenthesen angesehen werden und der
Leser durch zweydeutige Zeichen irre gemacht wird. Ist der Abdruck des
ersten Bogens geschehen, so wird der zweyte gesetzt, von dem ich wider
Correctur erhalte, bis ich vielleicht mit dem dritten Bogen ins Gleis und in den
rechten Gang komme. Deine Reise nach Engl. wird durch dies freundschaftl.
Schaarwerk nicht gestört. Freund Tiro wird Dein Substitut und Plenipomir die Correctur zu besorgen und alles was dazu gehört, auch für Herder.
Dich zu begleiten, will ich ihn auch nicht hindern. Vielleicht übernimt auch
Alcibiades, oder hat irgend einen dienstbaren Geist dazu um sich. Wenn ich
nur erst wider eine Zeile aus Pempelfort erhalte; so werd ich bestimmter
darüber reden können. Die 2 Posttage sind mir recht lang geworden. Ich bin
Deiner Gesundheit wegen besorgt. Dein alter Vater und George ist mir auch
eingefallen, und mein ganzer Kopf ist ein baufälliges Haus, wo mehr
einfällt, als ich zu flicken im stande bin.
Vorgestern Abend höre ich, wie von ohngefähr, daß Brahl das erste ⅓
oder ¼ das bey mir zur Revision liegt von seiner Uebersetzung durch Jenisch
nach Berl. schicken will, der reisefertig ist. Ich wie ein Wetter über sein Msther, an dem sich schon Crispus fast müde geqvält, und wurde gestern Abend
spät fertig, daß es mein Michael mir heute aus den Augen schaffen muste.
Habe noch gnug gefunden, und so flüchtig verglichen, daß gnug noch
übergeblieben seyn wird. Diese Arbeit konnte ich am besten auf meinem teloniothun. Eben wie ich drüber sitze, kommt Hill um 11 Uhr um zu wißen, warum
ich nach ihm geschickt hätte. Ich weiß von nichts; es ahnete mir aber gleich,
daß es ein Bote aus seiner Nachbarschaft seyn muste, neml. von Fischer,
wohin ich ihn verwies. In einer Viertelstunde brachte er mir gegen 12
Mittags Deine 2 Ded. Exempl. Ich laufe stehendes Fußes zu Kant, der sich
schon darnach bey Crispus erkundigt und auf die beyden Wonsen
unterrichtet zubereitet war. Er freute sich sehr mich zu sehen und auf das Buch.
Eine Autorangelegenheit gieng ihm auch im Kopf herum, die er mir sogl.
mittheilte. Es ist die Tübingsche Recension seiner Moral. Schütz hatte ihn
auf eine Widerlegung eines Kirchenraths Tittel vorsbereitet, der ein
Commentator des
Feders
seyn soll, der mir gantz unbekannt bisher geblieben
ist. Vielleicht ist die ganze Widerlegung diese kahle Recension, die Kanten
nicht anficht, und für wichtig gnug von schwachen Freunden gehalten
worden, sie ihm zu Gefallen hier nicht circuliren zu laßen. Er muste sich
ankleiden, in sein nahes SpeiseQvartier zu gehen, und ich lief zum HE
Namensvetter. Was Kant selbst zu der Schrift sagen wird, werde ich durch Crispumu anders woher erfahren, wie auch von ihm selbst. Er hat ein reines
unversehrtes uncastrirtes Exemplar erhalten. Der politische Pharisäer Cr. wollte
mir auch anfängl. wie ich ihm die Casum zur Decision mittheilte, dazu
anräthig seyn; ich hab ihm aber bald den Mund gestopft, und von der
Unschicklichkeit, Unhinlänglichkeit ppp überführt – und mit den übrigen 7 werde
ich es eben so halten, daß ich meine Hand nicht dran legen werde. Ich war
schon drüber her, mich von den Schnurren rein
abzuwaschen
; aber es
geht nicht so geschwinde, und ich bin überhaupt ein wenig waßerscheu. Die
Anlage war schon fertig, aber nicht recht gerathen, und es wird von Deinem
Urtheil abhängen, wenn ich mich nicht Deine kleine Abwesenheit zu Nutze
mache. Herder ist Dein wahrer Freund, und urtheilt von Deiner
Vertheidigung eben so wie ich, daß sie
brav
geschrieben ist. Aber wer ist in aller Welt
der
Resultatenmacher
. Crispus vermuthet keinen andern als
Herder
,
den ich eben an seine Parallele erinnern wollte, die er im Sinne gehabt. Ich
bin voll Ungedult und Erwartung den Mann zu sehen, der mir Licht über
Sp. und Deine Exposition anzuzünden im stande ist, die ich höchst nöthig
habe, weil ich währender Zeit in meiner Arbeit bis auf die Morgenstunden
zu kommen hoffe und wünsche. In Hinter Deinem Stillschweigen scheint
mir ein Stratagem der Freundschaft zu lauschen, mich damit zu überraschen:
und das wäre der rechte Spiritus für meine Nachtlampe. Sie verlöscht nicht,
wenn sie auch matt und langsam brennt. Weder mir selbst noch keinem
Freunde zu Gefallen werde ich mich übereilen; sondern alles soll seinen
bedächtigen Gang fortgehen. Es wäre mir auch um Deinetwillen lieb, wenn
Herder es wäre, der die Resultaten geliefert. Ich liebe Göthe, ohne ihn zu
kennen, aber Herder muß man kennen, wenn man ihn wie er es verdient
lieben soll. Desto lieber ist er mir, weil er nicht so klug wie G. ist, aber gewiß
klüger wie Asmus und Flaccus bei aller corres analogischen Differenz.Also Fido et Videbo!Du hast mir einmal, Lieber Jonathan 9 Exempl. verschrieben, und ich
kann von den 7 die ich durch Hartknoch u so spät es seyn mag erwarte, nichts
ablaßen; denn auf so viel habe ich gerechnet, und so viel werde auch gerade
nöthig haben. Gestern erhielte das 2te Lustspiel von der nordischen
Semiramis. Es heist der
Verblendete
, und es hat mir um das Postgeld leid
gethan, das es mich jedesmal kostet. Freund Charon Arndt ist nicht schuld
daran, sondern mein Pinsel von Verleger Hartknoch. Diesen Morgen
besuchte Hippel, und brachte ihm mein Dedic. zum Durchlesen, bis er sein
eigenes erhielte. Michel speist bey ihm zu Mittag; ich habe mich auf die
nächste Woche versagt, wenn er gantz allein seyn wird auf einen sauren
Braten. Ich habe alle nur mögl. Versicherung, daß sein Bruder die schöne
Pfarre bekommen wird; dem ohngeachtet glaubt er noch nicht gantz gewiß
daran, welches ihm auch nicht zu verdenken. Der Feind mit seiner Hand wird
des lieben Gottes Spiel nicht verderben.
Hartknoch hat seiner Frau den 4 d. geschrieben, daß er mein Petitum auf
die sicherste u beste Art eingehändigt in des Geh.R. de la Haye de LaunoyHause. Mir wurde heiß und kalt unterwegens, weil ich mich schon auf einen
Wink der Resolution gefaßt mache. Sie könnte schon selbst hier sein –
Die Luft ist schwühl, und es sieht nach einem Gewitter aus. Ich habe
bereits – – –
Dominica Cantate14. Mai des AbendsGestern kam Jenisch, der morgen nach Berlin abgeht. Kraus verschwand
auch mit vollem Kopf von einer Deduction für die hiesigen Kaufleute gegen
die Elbinger. Heute schickt er mir den Grafen v Kayserling auf den Hals mit
dem Versprechen bald nachzukommen, und er hielt nicht Wort, wie ich gleich
zum voraus absehen konnte. Den May der Berl. Diana brachte mir mein
Michael, den ich in einer halben Stunde durchgeblättert und Dir zu einem
g neuen Federfechter Glück wünsche, der nichts weniger als ein Gen Major
von Scholte ist zu Treuenbritzen, der s. Schreiben datirt an Doctor oder
David Friedländer den grösten Windbeutel und Gecken, den man sich
vorstellen kann la veille de la date Deines Vorberichts.
Ich wollte heute fasten; aber ich habe gefreßen wie ein Gerberhund, und
eine Art von Diarrhée den gantzen Nachmittag gehabt. Es war mein
Leibgericht Linsen und – wer sollte es sich vorstellen? ein trotz dem Hühnerfleisch
zarter Schweinsbraten, mit Pflaumen- statt der Kirschmuß. Dafür hab
ich auch gearbeitet mit meinem Kopf und Gänsekiel, daß mir der Schaum
vor dem Munde, wie dem Lügenpropheten Mahomet, gestanden haben muß,
wenigstens dem Geist nach.
Nun wirst Du so viel erhalten, als zum
zweiten Bogen
hinlänglich
seyn wird. Sey wider Ariel, und strenge die Cyclopen der Preße an – Hab
ich sie doch lange gnug ausruhen laßen. Wenigstens müßen die ersten 2
Bogen fix u fertig seyn, und denn reise unter Castor u Pollux, der beyden guten
ZwillingsEngel Begleitung nach London mit einem schönen Gruß von
Ihrem alten Freund und Miethmanne, dem großen und heil. Manne – Du
weist pp.
Sieben Exempl. Deiner Apologie erwarte ich noch, aber mit Gelegenheit.
Was man verspricht, muß man halten. Da geb und nehm ich kein Qvartier
an. Das Wort eines Mannes ist kein Rechenpfennig, kein Jetton, sondern
lauter Schaumüntze.
Ich bin so erschöpft – und wenn ich ein Büchlein schreiben soll in 4
o
kann
ich keine Briefe schreiben. Niemand kann 2 Herren dienen. Wenn Mittwochs
die Post wider ohne Einlage kommt: so gehts nicht richtig zu, und ich rühre
mich dies Jahr nicht von Fleck. In M. ist doch alles auf guten Fuß. Bleib
mit Deinem ganzen Hause gesund jusqu’aux bouts des doigts, die zum
Nähen, Spinnen und Schreiben unentbehrlich sind, auch zum Zählen. Ich
kann nicht mehr und hiemit Gott empfohlen. Cantate Canticum nouumΨXCVI. Amen! Dein alter treuer
Johann Georg.den 15 Am Namenstage meiner jüngsten Tochter Sophie.Ich bin diesen ganzen Tag zu Hause, weder recht fleißig noch recht faul;
aber ich kann kaum die Hälfte von dem, was ich zugedacht hatte abschicken.
Habe den gantzen Nachmittag bis gegen Abend auf den Decanum Crisp.gewartet bis er endl. entre chien et loup geschlichen kam. Ich glaube, daß
dieser Anhang zu dem vorigen mehr als reichlich hinlangen wird den
zweyten
Bogen zu füllen. Die Stelle, welche jetzt kommt, muß noch sieben mal
geläutert werden – und ich muß mich ein paar Tage wider erholen und
abstrahiren. Im Groben habe bereits das meiste herausgebracht. – Wenn ich
nur unterdeßen daß ich auf den Atheismus nach dem Papismus komme die
Resultate
erhalte, werde ich Gott danken. Jene muß ich schlechterdings
erst haben u lesen, ehe ich selbst anfange –
Da komt Hill, den Brief abzuholen. Gott gebe nur daß ich mein lieber
Ariel Jonathan Briefe von Dir übermorgen erhalte, und wegen der
Fortsetzung, die ich überschickt, daß selbige längst da seyn muß. An gegenwärtigen
kann ich nicht mehr Fleiß wenden, als ich gethan; und für die Folge werde
auch sorgen. Morgen bin, so Gott will, willens bey Hippel zu schmausen,
und übermorgen an Deiner Einl. Ich schreibe alles was ich meyne; deßwegen
magst Du immer thun was Du für beßer hältst. Alles wird mir lieb seyn
und willkommen – wenn ich nur Briefe und gute Nachrichten von
Gesundheit p erhalte.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 13 – 15ten May 1786
J. G. Hamann
empf den 25ten –
beantw den 26ten –Pempelfort den 15ten May 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 27 Geantw eod 29mit der fünften Fortsetzung No. I.II.den 6 Junii die sechste Fortsetzung.lieber Herzens Vater!
Was für Freude Du mir gemacht hast! Die Preusische Post kam gestern
ungewöhnlich früh an, so daß der Bediente Deinen Brief mit den
Oberländischen, die des Morgens früh um 8 Uhr ausgegeben werden, mit aus der
Stadt brachte.
Gleich die ersten Worte bewegten mich, daß mir die Lippen bebten u mich
Schauder auf Schauder überlief – O, Du lieber Lieber! – Was nun auch
des Büchleins wegen über mich kommen mag; ich will es gern, herzlich gern
ertragen.
Auf die kritischen Anmerkungen freue ich mich. Ich werde immer Vortheil
daraus ziehen, wenn auch nicht so bald eine zweyte Ausgabe erscheinen
sollte. Wegen S 118, wo Du lieber subjective statt objective gelesen hättest,
sollte eigentlich keins von beyden, sondern blos
Symbolum
– oder
Symbolum objectiver Wahrheit
stehen. Findest Du das nicht auch? –
S. 79 habe ich den Vten Theil der Ethic nicht unrichtig citiert. Ich wußte
sehr wohl daß die unmittelbar vorher angeführten Worte im IVten Th p. 217
stehen. – Am Donnerstage werde ich nun hören wie es mit dem Vorbericht
abgelaufen ist. Hernach wird mich sehr verlangen wie sich Kant geäußert hat.
Und dann, was Du zu den Resultaten sagst. Lavaters Brief schicke ich Dir
am Freytag. Die Prinzeßinn hat ihn, wegen einer Stelle darin die sie
angeht. Dir wollt ich ihn nicht schicken, wegen dem was er über den
Schnurrbart sagt; aber nach Deinem letzten Briefe habe ich kein Bedenken mehr.
Unterdeßen hier ein Brieflein v Buchholtz, daß ich so eben erhalte u Du gern
lesen wirst. Er nennt Deine Fortsetzung die er mir zurück schickt, sagt aber
nichts darüber. – Bey seinem Nachschreiben fällt mir ein daß ich Dir haben
sagen wollen, daß ich durch den II ten Theil v Pfenningers ph. Vorles.
unmöglich habe durchkommen können, u heute endlich das Buch weggesetzt habe.
den 16 ten.Am Sonnabend Morgen meldete sich der Dichter Bürger aus Göttingen
bey mir durch ein Biljet. Er hatte zu Brüßel einen jungen Engländer
abgeholt. Ich ließ beyde zum MittagsEßen einladen, u behielt sie auch zum
Abendeßen. Anfangs wollte mir Bürger gar nicht gefallen. Hernach gieng es
beßer, u ich hätte gern gesehen daß er noch einen Tag geblieben wäre, um
ihm mehr auf den Grund zu kommen.
Mich verlangt nach dem Ausgange der Geschichte mit Hippels Bruder, die
mir ungewöhnlich intereßant geworden ist. Den Kämpf will ich lesen u seine
Methode versuchen. Vor allen Dingen aber muß ich bald hören daß es mit
Deiner Reise seine Richtigkeit hat. Ich schreibe Dir, so bald ich Antwort aus
England habe, wie sie lautet. Mein heimlicher Wunsch ist daß nichts aus der
Sache werde.
Hier die Abschrift der Fortsetzung Deines fliegenden Briefes – Thue ja wie
Du gesagt hast, u laß Dir das Leben näher seyn als die Autorschaft. –
Grüße den Oberburgermeister u den wackern Crispus. Crispus darf
durchaus nicht in Schwaben hängen bleiben, sondern muß mit hieher kommen. –
Ich küße meinen Johann Michael. Am Freytag, so Gott will schreibe ich
wieder. – Laß die Ruhe die Du mir empfielst auch Dich erquicken. Sie komme
aus dem Schooße des Friedens über uns beyde! – Von ganzem Herzen
Dein Fritz Jonathanden 22 May 86Mein Herzenslieber Ariel Jonathan! Mittwochs wurde ich erschreckt und
erfreut. Ich konnte den 17 kaum erwarten, daß ich zu F. hinlief weil ich in
8 Tagen nichts erhalten hatte. Sein Compagnon wollte mich abtrösten, aber
ich rührte mich nicht, sondern hielte einenMonolog: ob Du krank oder schon
nach London abgereiset seyn müste. Der gute Mann hielt sich an die letzte
Hälfte des Dilemma, an die ich gar nicht glauben konnte und ihm
widersprechen muste. Durch meinen Widerspruch besann er sich, daß der neue
Lehrbursch noch nicht auf der Post gewesen war; und ich schöpfte Luft und
Muth, lief unterdeßen bey Deinem Namensvetter, der ausgeritten war,
kehrte also flugs wider zurück, fand den C.Rath selbst, und half seinem
Compagnon in seinen Entschuldigungen weil ihm ein Jude den Kopf warm
gemacht hatte. Und endlich kam der Brief an, den ich eher erkannte als die
beyden Herren, die wider zur Negative neigten gegen meine positiveAhndungen. Nach meinem Calculo muste das Pack mit der fahrenden Post
Freytags den 19 eintreffen, und es kam. Mit den zwey Exempl. lief ich
selbst zu Hippel für ihn und Scheffner – Hill meinem dienstbaren Geist gab
ich auch ein Exempl. des Buchs u Kupfers mit für den Namensvetter.
Ich war eben im Begriffe Crispus das seinige abzugeben, wie mich ein
Secretaire der Direction zurückrief die auch eben ein Schreiben wegen
meiner und zwey anderer Officianten gl. Gesuchs erhalten. Es war vom 8 d.
datirt Le Garde-magazin h. de votre ville nous ayant fait la meme
Sollicitation pour prendre les bains pendant un mois, mais ne nous
ayant pas determiné l’endroit où il vouloit les prendre, vous le lui
demanderez et en nous faisant part Vous nous manderez en meme tems,
si sa santé est delabrée, comme il le dit. Darauf hat der Dir. mir
versprochen heute zu antworten, und zwar auf die günstigste und
vortheilhafteste Art. Crispus versprach auch mit dieser Post an Biester zu schreiben,
macht sich aber Scrupel wegen seines Aufenthalts während des meinigen,
und ob sein Schwabe im stande seyn würde ihn zu beherbergen. Ich werde
deswegen an unsern Alcibiades auch schreiben – im Fall mein lieber Ariel
abwesend seyn sollte. Crispus und mein Sohn brauchen noch weniger wie
ich – Brahl hat auch eins bekommen, weil er mit dem ersten bedacht ist.
Unser Buchladen ist auch schon versorgt, und die Judenschaft, von der mich
einer vorgestern besuchte, hat unmittelbar aus Berl. erhalten. Das letzte
Exemplar, das ich anfängl. Reichards Schwager, dem Secret. Dorowzugedacht hatte, liegt hier für meines Mich. Freund Nicolovius aufgehoben,
der verreist ist, und dem ich eine große Freude damit machen werde. Ich danke
also für mich u meine Freunde, von denen ich
nur Hippel u Kraus
gesehen
, die mit dem Autor und seinem Werk vollkommen zufrieden und
hierinn
einerley Sinns sind, sonsten aber nicht. Crispus kam voller
Freuden gestern zu mir mit der guten Nachricht, daß er endlich mit seiner
Deduction fertig geworden gegen die Elbinger. Wir haben so viel Anmerkungen
über unsere homogene u heterogene Autorschaft gemacht, und ich habe so
viel Gelegenheit gehabt über die meinige nachzudenken u zu beobachten, daß
sich darüber ein neues Buch schreiben ließe. Er ist so ein Purist in der
Sprache, als Kant in der Vernunft, und ich bin ein Antipod von beyden aus
gantz ähnlichen Principes. Ich hatte mir vorgenommen gestern den gantzen
Tag zu Hause zu bleiben. Jacobi ließ mir des Morgens die Nachricht
melden, daß Lavater nach Bremen käme. Darüber verlor ich die Tramontane,und gieng nach einem langen Kampf zu Mittag bey ihm; weil ich glaubte
ein wenig Bewegung unentbehrl. nöthig zu haben; lief also gleich nach der
Mahlzeit ohne Caffe mit Hill nach Hause. Ich bin diesen Morgen – und dies
begegnet mir seit einigen Tagen zum dritten mal, – mit Stichen in der linken
Schulter aufgewacht, die mich beynahe Zeter! schreyen machen, weil sie mir
so empfindlich sind, als wenn ich auf einem Speer stecke. Ich gerathe in einen
Schweiß, den ich beßer als das erste mal abgewartet habe, und befinde mich
drauf wohl nach causam remotam, die in Blähungen besteht. Daß mir das
unterwegs auf dem Postwagen begegnen möchte oder auf der Straße, würde
schrecklich für mich seyn, weil ich vor Ohnmacht nicht sicher wäre. – Ich habe
fürchterlich gearbeitet aus einem Labyrinth herauszukommen, und dachte mit
voriger und dieser Post schon mit der indigesta mole fertig zu seyn, aber
es ist ein Chaos, das ich noch nicht ins reine bringen kann über den Titel
Jerusalem
; in dem ich den ganzen Geist des Buchs u Verfaßers und
seiner verpesteten Freundin Berlin aufdecken will, Lavater gegen den
welschen Plutarch retten und meine Wonsen, die ich in Deinem Buche
empfangen, verklären will. Erschrickst du nicht lieber Ariel Jonathan für ein solches
Alpengebürge bei meinem schwindlichen Kopf. Wenn ich damit zu Stande
komme: so will ich Punctum machen, mich ausruhen, und opfern oder reisen.
Wird der Druck so weit fertig: so soll mir die
andere Hälfte
desto
leichter werden, zu welcher ich die Resultate unumgängl. nöthig habe, und ohne
sie an nichts eher denken will. Was ins reine ist, hoff ich beyzulegen – und
ich habe mein
Ideal
per approximationem wenigstens so gut ich
kann
und
will
ziemlich erreicht, und warte nun auf das Urtheil des Triumvirats.Meine Autorschaft hat sich mit Nemo vel Duo angefangen und soll sich in
ein Omne Trinum perfectum endigen, und dem Nemo das Urtheil über
mein Exegi anheimstellen. Der ins Verborgene sieht mag mein Brabeutaseyn; denn bitter sauer ist es mir geworden und die Species ludentis fast zur
Tortur u Folter, auf die ich meinen Kopf nicht noch einmal spannen werde.
Ainsi soit-il!Der vor Freuden unruhige Freytag u 19 d. schloß sich mit dem Universal-Catalogo, der immer eine Art von Schmause für mich ist. Die
Resultate
sind mir entwischt, aber Michael hat selbige angekündigt gefunden. Ich
erwarte sie als einen Spatregen für mich, Dein kleines Buch war der
Frühregen für meine Saat. Was Recht ist, muß Recht bleiben; also danke ich für
die Correctur des Büdchen. Ich bin in einigen Fällen ein Praetor, aber
übrigens ein noch größerer Mückenseiher als der politische Pharisäer Crispus.Es beruhte blos auf einem falschen Eindruck unsers Provincialdialects, der
das beste Ohr umstimmt. Daß die Textschrift größer ist, wäre eben nicht
nöthig
gewesen; unterdeßen
überflüßige Dinge
schaden nicht
immer, und für meine Natur ist nimis leider! satis.Ueber den Einzug meines NamensBruders habe ich mich herzlich gefreuet,
und lange darauf gewartet. Gott laße alle Mittel gedeyen zu seiner
Beßerung. Gedult ist das
sicherste u wirksamste
. Siehe, Kinder sind eine
Gabe des Herrn und Leibesfrucht ist ein Geschenk. Das Eigentumsrecht und
der vsus fructus geht auf Rechnung des Gebers, der für beydes stehen muß
und sorgen wird. Selbst auf den schlimmsten Fall muß man von sich u
seinen Kindern wie jener Held denken. Nisi periissem, periissem! Nisi
periissent, periissent! Er ist
Vater
und
Pädagog
κατ’ εξοχην, deßen
Methoden und Wege unsern eigennützigen, eingeschränkten und
selbstsüchtigen Planen und Projecten überlegen sind, und damit wollen wir uns als
treue Gesellen συζυγοι γνησιοιPhil IV.3 untereinander trösten, Ehre und
Freude von unsern Kindern erwarten, sie als die Hoffnung und Krone unsers
Ruhms annehmen ansehen und ertragen im Schweiß unseres Angesichts
unter Dornen.
Malus pudor! mit Deiner
albernen Laune
hat es weniger zu sagen,
als mit meiner zum Schreiben. Es geht mir noch öfterer und stärker und
ärger, daß ich Anfechtungen gnug drüber habe, wenn mein Kopf stätig ist,
sich bäumt u nicht von der Stelle will oder ausreist, das mir Hören und
Sehen vergeht. Aber jetzt lieber Ariel Jonathan! bin ich ungedultig auf
Resultate
, die vielleicht eher brauche als ich es wißen kann, auf Visa und
reperta, auf Probebogen in duplo, auf qu’en dit-on? und qu’en dira-t-on?über Deine publike u pr meine Privat-Autorschaft. Ich lebe gantz isolirt
und an meinen fliegenden Brief genagelt, mit dem ich gern so weit wie
möglich kommen k möchte bis auf einen Ruhepunct, wo ich mich nicht länger
mit Beschuldigungen und Vorwürfen – sondern beßern Materialien und
Personalien beschäftigen kann. Bitte mir Erklärung über S. 94 aus, die ich
nicht herauszubringen im stande bin von selbst. Ich eile zu einer neuen Copiameiner Fortsetzung, weil die gestrige nicht gerathen ist und ich durch Crispumu noch 2 andere Einsprüche gestört wurde. Des Schutts ist so viel, daß ich
keinen Raum zu gehen habe – Sie werden es schwerlich finden und errathen
können, wie viel Arbeit mir das Aufräumen gekostet – Nun Gott sey mit
Ihnen und Ihrem gantzen lieben Hause, und erfreuen Sie bald mit
Resultaten, an die Sie vermuthl. mit Fleiß nicht gedacht haben in Ihrem letzten.
Crispi Vermuthung wird mir dadurch zur Gewißheit. Sie haben sich also
durch Ihr muthwilliges Stillschweigen selbst verrathen. Doch alles gut in
M. Hat Claudius schon den ersten Bogen erhalten? Nächstens so Gott will,
mehr vonIhremalten treuen Georg Mephiboseth.Die Stelle S. 3. lautet so: Durch ein solches Sehrohr historischer und
prophetischer Vorerkenntnis wäre dem Beobachtungsgeiste ein
exemplarischer
Schatten u Grundriß
aus einem C dichten Cederhayne zum
Materiale zur eines Werk – – Vor einem solchen Werk wäre der Name
Jerusalem alsdann zwischen den beyden Nebensonnen p
Wollte Gott daß ich mit Hiob sagen könnte: Mein Bogen beßert sich in
meiner Hand – oder meine Freunde mit dem Speisemeister zu Cana in
Galiläa: Du hast den guten Wein zuletzt behalten. Ich wünschte nur diese Stelle
glückl. herauszubringen durch Gedult und Glück.
Für den Schatten- und Grundriß möchte Crispus lieber Ideal. Anstatt
entgegen gekommen erschienen seyn.
Durch ein solches Sehrohr historischer u prophetischesr Vorerkenntnis
würde dem Beobachtungsgeiste, ein exemplarisches
Idelal
aus einem Cederhayn
entgegengelacht haben
zum Materiale eines Werks
Schatten u Grundriß
–
geeilt
–
Schema
–
gewinkt
– Non liquet
erschienen seyn
entspann aus seiner mehr erworbenen als geerbten Ideenkunkel, vermittelst
willkührlicher Fiction u Manipulation ein funkelneues Jer. Vox haerit in
faucibus et p calamus in vacuo – Ich kann nicht mehr – Ergo vale et
faue TVO. G.den 25 May 86.Herzenslieber Ariel-Jonathan
Himmelfahrt habe ich heute gefeyert, und mich kaum vom Stuhle gerührt.
Die christl. Kirche in Preußen hat dies alte Fest auf den Sontag Exaudiverlegt. Auf den vergnügten Morgen den ich gestern über Deinen Brief
hatte, mein lieber Ariel! folgte ein sehr unruhiger Nachmittag bis an den
spaten Abend.N Des Namensvetters Familie brachte Hofmeister Hill in
meinen Garten, der Vater kam spät nach, und es war eine ziemlich laute
und lustige Kindergesellschaft zusammen. Me Courtan (mit ihrer Familie und
Hofmeister Jachmann) ruhte sich auch ein paar Stunden beynahe aus – und
in D der letzten Dämmrung kamen noch ein paar junge Engl. aus Pillau,
von denen der eine mit meinem Sohn einmal zufällig Bekanntschaft gemacht
hat.
Ich erwarte alle Augenblicke noch eine Disputation durch des Kants
Amanuensem Jachmann die Prof Born über den Begriff der Existentz ihm
zugeschickt mit der Nachricht, daß er willens wäre seinen ganzen Cursum in
ein zierl. Latein zu übersetzen.
Das ist der dritte Tag, an dem ich recht fürchterl. Mahlzeiten thue. Kopf
und Magen arbeiten bey mir um die Wette – und nun müßen die Cyclopen
schmieden, pendant que le fer est chaud.Sechs Exempl. der Resultaten sind beynahe zu viel, aber ich werde auch
andern dadurch eine Freude machen, so eigennützig ich auch gewesen wäre ein
einziges auf mit der Post vorzuziehen. Es ist aber alles wohl bedacht und
gut gemacht von meinem lieben Ariel; denn so sehr ich auch kämpfe, mich
küzle u ansporne bis auf die Morgenstunden zu kommen, werde ich kaum
dies mein höchstes Ziel bis in die Pfingstwoche erreichen können. Mir
stehen die Haar zu Berge, durch was für Schutt ich noch zu gehen haben
werde, ehe ich mit meinen Gedanken ins reine komme. Ehe ichs mich versehe,
und wenn ich eben die Juno umarmen will, werde ich bis aufs Hemde naß
und stehe in der Traufe.
Mein Nachbar Dir. Stockmar hat Wort gehalten und gl. denselben Tag
den 19 d. geantwortet. Dienstags den 22 ist es abgegangen und ich bin
vollkommen mit seinem Rapport zufrieden, wenn er nicht dort den Fehler haben
wird ein wenig partheyisch für meinen Gesuch auszusehen und man daher
gern Anlaß nimmt, ihm in die Qveer zu kommen u mich für einen seiner
Protegés u Clienten anzusehen.
Die Maasreguln zur Engl. Reise correspondiren vollkommen mit
meinem Plan in der Idee. Sie haben also nicht die geringste Ursache auf mich
Rücksicht zu nehmen; sondern überlaßen Sie gänzl. diese Sorge mir. Wenn
ich meinem Geburtsmonath Aug. da bin – Heute fängt sich netto ein Neues
FinantzJahr an, und ich trete zugl. in das 20 meines Dienstes. Die welsche
Administration ist + 1 älter als ich. Man spricht hier laut daß alles wieder
unter die Kriegs- und Domainen-Cammer wie vor altenolim kommen
wird, und prognostisirt viel, das ich günstiger auslege. Wer Recht haben
wird, mag die Zeit lehren.
Die paar Tropfen kamen eben zu rechter Zeit in mein Spitzglas, und ich
habe sogl. eine Libation daraus gemacht pro publicoa Salute. Meine
Adler haben eine gute Witterung.
Ja, lieber Fritz, sollst so lange warten bis ich Dir etwas über die Resultate
schreiben werde, als ich warten muß, ehe ich sie mit Hartknoch bekommen
werde – vielleicht 14 Tage. Es ist aber schon recht gut, ich kann und will sie
jetzt nicht lesen, biß ich erst mit dem Misthaufen vor meiner eignen Thür
fertig bin.
Freund Tiro wird sehen, daß der letzte Abschnitt des vorigen auf No I.geändert ist, und sich darnach zu richten u achten wißen.
Crispus ist gestern zum Scheerenschleifer geworden, ohngeachtet er sich
durch Vetter J. anmelden ließ. Vielleicht hat er an Biester geschrieben. Mit
seiner Deductionfür gegen die Elbinger ist er endl. einmal fertig
geworden. Wir sind jeder in seiner Art so ein paar poßierl. Aruspices, die sich nicht
einander ohne Lachen u Mitleiden ansehen können. Er hat sich Grillen in den
Kopf gesetzt, daß er unbekannten Freunden zur Last fallen wird. Die arme
Schlafmütze kann weder eßen noch trinken, und ist den gantzen Tag wie eine
Nachteule u Käuzlein. Die 1000 Grüße von Deiner Hand warten auf ihn,
sonst wären sie schon bestellt, und liegen parat u promt vor mir.
Die Aufschrift meiner Briefe ist bisher vorschriftmässig gewesen und soll
es hinführo auch seyn. Hippel ist vorgestern mit seinem Raphael aufs Land
gewallfahrt die Paradiese des Vaterlandes in Augenschein zu nehmen u
seinen Weinberg darnach zu modeln. Morgen komt er wider heim.
Mit der letzten Post haben die Juden von D. Herz eine fröhl. Nachricht
erhalten, die ich noch nicht für gantz kauscher ansehe. Daß Ihr Prophet
Moses doch erhöht werden wird. Was ich davon gehört, war sehr lächerlich
u abgeschmackt. Hab ich Dir nicht, lieber Fritz geschrieben, daß das hiesige
Israel mit unserm Kunstrichter verfallen ist, u dieser ihnen das Geschmier
derb aufgedrückt. Er denkt an keine Abhandl. mehr von den Verdiensten die
er einmal einen gantzen Mittag bey Hippel ausgekramt und beynah gegen
einen Mann, den er sonst schätzt, wider seine Gewohnheit heftig geworden.
Es war Ruffmann. Der Amanuensis versicherte mir gestern, daß er keine
Feder wider für die Luna angesetzt. Sein alter Freund Green, wo er jeden
Tag bis auf den Schlag 7 und Sonnabends bis 9 zu Hause ist, liegt so gut
wie verrechnet, und ist nicht mehr im Stande sein Bett zu verlaßen, in dem
er allein sich erträgl. findt, geht ihm sehr nahe. Ob er sein Exemplar wider
an Kayserlingk abgegeben weiß ich noch nicht.
Der liebe gute Hohepriester in W. meldete mir den 1 d. daß er an dich
schreiben wollte – Warum meldest Du mir nicht den Namen des
Resultators? Nun muß ich noch 14 Tage warten, ehe ich selbst weiß, was ich jetzt
nur glauben muß. In diesem einzigen Punct bist Du weder ein flinker Fritz
noch Ariel gewesen. Mach dafür den Preßbengeln das Leben so sauer, wie
es mir wird, und schicke bald etwas in die Küche; denn meine Hausgötter sind
hungrig. Alcibiades wird seinen Keller wieder angreifen –
Denk nur nicht daß der ganze fliegende Brief aus solchen Capriccios wie
Maestro Ludovici seine waren, bestehen wird. Nein, je p creerai un
autan – Wenn Du meine Feinschreiberey nicht lesen kannst; so laß sie liegen
bis das W. Abc Buch herauskommen oder bis ich Dir bey Deiner Zurückkunft
aus London entgegengefahren oder gegangen komme, um Dichr meine
Hand vorzulesen. Wenn nicht was vorfällt, bis zum Abgange: so ist es auf
heute gnug. Und hiemit Gott befohlen!
Noch kein Crispus da! Sein erster Willkomm ist immer eine klägl. Bitte
um ein Glas Waßer – unterdeßen es kommt, räuspert er sich – Des Gauners
Stimme klingt aber so rein wie Silber, wenn es mit ihm zur Sprache
kommt. Einen solchen Gast wirst Du auf ein paar Wochen auch Monathe
nicht verschmähen. Er ist zu allen Handarbeiten im Hause brauchbar, auch
ein guter Phantast in der Musik, und windt sich wie ein Aal, daß sich Deine
liebe Schwester Lehne nur ein wenig in Acht nehmen kann – Dies meld ich
meinem lieben Ariel u Jonathan sub rosa! und will ein ander mal mehr
schreiben, wenn er mir nicht in puncto seiner Reisegesellschaft untreu wird,
wovon ich noch eben so wenig etwas zuverläßiges weiß als von meiner
eigenen. Die Molimina entscheiden weder diem nicht annum noch euentum, die
Wie Alc. sagt, noch lauter Gottesgeheimniße sind. Iterum vale!Kant läßt mir diesen Augenblick durch seinen Amanuensem sagen, daß
er eben Born antwortete und ich morgen um 9 Uhr die Abhandl. haben
sollte. Ecce Crispus –!Mit dem war heute nichts anzufangen. Er eilte um an Biester zu
schreiben; ob er Wort halten wird, weiß ich erst morgen. Meine Hausmutter
muste sich wegen eines Flußfiebers niederlegen und mein nachbarl. Artzt
Miltz hatte Lust zu schwatzen und im Garten nach den Arbeitsweibern sich
mit ihm herumzusehen.
Wo es nur immer mögl. ist, schicke ich mit der nächsten Post eine
Fortsetzung. Kraus hat No III. gar nicht gesehen. Wenn ich doch übermorgen
wieder mit einem Fingerhut in mein Spitzglas erfreut würde. Wie froh werde
ich die Pfingsten feyern, im Fall ich so glückl. wäre just mit meinem Wust bis
auf den Ruhpunct der Morgenstunden fertig zu werden und daß Hartkn.
mit den Resultaten denn ankäme und meinen Spiritum mitbrächte. Ich weiß
nicht ob die Rolle eines Feindenkers, die ich jetzt spiele, nicht ermüdend für
die erstgebornen Leser seyn wird. Je mehr ich im Praeludio mir vorarbeite,
desto kürzer hoffe ich mich in Postfacione zu faßen. Ich müste mich im
Augenmaaß meines Ideals mächtig verschnitten haben, das ich noch nicht
nah gnug zu übersehen im stande bin. Höchstens auf 6 Bogen rechne ich.
Zur Correctur hoff ich immer 2 in duplo zu erhalten, und schicke das
meiste ab ohne copiam hier zu haben, die ich kaum von hier aus wider
herstellen könnte.
Ich bin matt u müde, will meinen Leuten nach der Predigt aus Hahns
kleiner Postill vorlesen. Grüß alles was Dir und uns beyden lieb ist! und
leb gesund und zufrieden – wie ich es selbst nur wünsche u hoffe
Dein alter treuer Georg.Crispus war auch giftig auf die Nachricht, wegen der Pyramide, von der
erst heute Nachri gehört. Sie kommt mir noch verdächtig vor; und an
dem Uebermuth womit sie von dort gekommen und hier aufgenommen
worden ist.
Ist Reichardt nicht über Düßeld. gegangen und schreibt er nicht, als was
publici juris werden soll? à Dieu!Pempelfort den 26ten May 1786Vermerk von Hamann:Erhalten den 7 Jun. Geantw eod. 8 –lieber Herzens Vater,
Ich habe gleich heute Morgen einen etwas langen Brief u der Nachdenken
erforderte an unsern Buchholtz schreiben müßen. Er ist mit der Prinzeßinn
zerfallen, u scheint überhaupt sehr hypochonder. Mich verlangt nach seiner
Antwort auf meinen heutigen Brief u Beylage. Ich gebe Dir am Dienstag
wieder Nachricht von ihm.
Da der Brief an Buchholtz fort war, überlegte ich mit Schenk wegen
Deines fliegenden Briefes. Darauf gieng ich ein paar Mahl auf u ab in
meinem Garten – und auf einmahl eine Allee herauf in vollem Fluge mein
homme de chambre mit einem Packet aus Leipzig. Es waren die II letzten
Bogen der Resultate. Ich so gleich in mein Zimmer und die Feder in die
Hand, ohne weiter ein Auge auf die Bogen zu werfen. Es ist kein geringes
was ich Dir da beweise, u wenn Du mich nicht bewunderst, so kennst Du
mich nicht.
Nun laß Dir zu allererst sagen, Du unaussprechlich Lieber, daß ich mit
Deiner gestern eingelaufenen Fortsetzung ganz superlative zufrieden bin, u
Dich beynah im Verdacht habe, daß Du nur an Deinem Schnurrbart
kämmst u wixest, wenn Du von dem Unvermögen Deines Kopfs so viel
erzählst. Claudius schrieb mir schon einmahl vor Jahr u Tag, Du kämst ihm
vor wie einer der über Strangurie klagte, u dann auf einmahl ein ganzes
Nachtgeschirr voll machte. Du sollst sagen ob ich unrecht habe, wenn Du’s
gedruckt liesest. Aber auf den zweyten Bogen wird diese Fortsetzung
schwerlich kommen, wie mir Schenk so eben bedeutet hat, u mir früher hätte
bedeuten sollen, denn ich habe ihm mehr als einmahl gesagt, wie sehr mich
darnach verlangte, daß der erste Bogen abgedruckt, u der zweyte gesetzt
würde. Ich hoffe Dir heute über 8 Tage einen reinen Abdr. Abdruck des
ersten Bogens, u vielleicht die Correctur des 2 ten zu schicken. – Aber bey
allem dem, u so herrlich auch Deine Fortsetzung ist, bin ich Deiner
Gesundheit wegen äußerst bekümmert – Gott erhalte Dich! – Er wird Dich erhalten;
wird Dich zu mir senden. O, Lieber, wenn ich Dich einmahl habe; meine Lene
Dich pflegt; meine Lotte Dich küßt; meine Cläre u mein Max Dir zwischen
den Beinen stehen – Lieber! Lieber! – Du wirst Dich wiegen in meinem Arm;
wiegen, wie vielleicht noch in keines andern Menschen Arm.
Die Resultate werden vor Ankunft dieses Briefes in Deinen Händen
seyn. Hätte ichs nur bey meiner ersten Verordnung gelaßen, daß Goeschen
Dir 6 Exempl. unter Fischers Adreße gleich mit dem Postwagen schicken
sollte. Ich folgte Deinem ausdrücklichen Befehl alles durch Hartknoch zu
schicken, u gab Goeschen diese neue Weisung. – Von Herdern sind die
Resultate nicht. Ich darf ihn Dir den Verfaßer nicht nennen, bis Du über das
Buch geurtheilt hast. Aber er ist gerade so ein Tropf wie ich, u sieht Dich für
einen großen u heiligen Mann an. Was mich nach Deinem Urtheil über
dieses Buch verlangt, ist über alles Sagen u Bedeuten.
Die Prinzeßinn hat vergeßen den Brief v Lavater zurück zu schicken. Du
erhältst ihn nun doch gewiß mit nächster Post. Deine Versicherung, Herder
sey mein wahrer Freund, u finde meine Vertheidigung brav geschrieben, hat
mir wohl gethan. Ich werde ihm eine Correctur des 2 ten Bogens schicken so
bald ich eine habe, mit einem reformierten ersten.
Herzlichen Dank für die Anmerkungen. Ich finde sie, wenige
ausgenommen, ganz richtig. Meine Exceptionen nächstens. Heute nur dieß: das; S. 72.
Z 7 ist ganz richtig, weil das darauf folgende auf Sp u nicht auf Leßing gehen
soll. Sp hat es gerade so gemacht wie Leßing; er spielt in dem ganzen Tract.
Th. Pol überall den Christen. Läßt sich auch Christlicher gebrauchen wie
Leßing – Ohe!Du stellst Asmus u Flaccus zusammen. Wenn Du unter letzterem Wieland
meynst, so vergebe Dir Gott die Sünde. Die feige Memme, das alte Weib,
den lahmen schiefen Wetterhahn, an dem man nicht einmahl sehen kann
woher der Wind kommt, den mit dem bidern Asmus in einem Othem zu
nennen!
Und Du Ungläubiger! Wirst sie nun schon haben den die 8 Exempl
anstatt der versprochenen 7. – Am Sonntag wird doch wieder ein Brief von Dir
kommen. Mich verlangt sehr, was Kant gesagt hat. Schütz muß ein rechter
armseliger Kerl seyn. Wenn er mir nur noch einmahl mit seinem Verstoß
gegen die erste Regel der Logik käme! Ich wollte ihm dagegen aus dem
Hüme vorlesen. Es ist schrecklich, die impertinenz bey der Unwißenheit u
sorglosen Dumheit. Aber wahrscheinlich hat ihn Kant schon gewarnt – Ich
muß es immer wieder sagen, das Geträtsch des Mannes mit dem allerley
Gesindel, läßt mir nicht zu eine gute Meynung v ihm zu faßen.
Ich sehe u höh höre nichts v Reichart, als was neulich in der
Hamburger Zeitung stand – Du gedenkst des Gen Maj. v Scholten, aber nicht mit
hinlänglicher Belustigung. Von den ernsthaften Gedanken über den Glauben
sagst Du nicht ein Wort. – Nenne mir doch ja den allen diesen Leuten den
Hüme nicht! Es wäre ärgerlich wenn ich mir so lange umsonst die Lippen
zerbißen hätte, u die General Vorlesung auf die ich mich freue, ihr brio des
unerwarteten verlöhre. – Ich habe laut lachen müßen daß es einen
Menschen giebt der den
Feder
commentieren kann. – Ich grüße u küße meinen
jüngeren Bruder Johann Michael. Laß mich, Lieber, in Deinem Hause
wohnen. Du wohnst in dem meinigen – Lieber, ich herze Dich, u bin Dein –
Dein Fritz JonathanIch habe noch keine Antwort v London, u vermuthe immer mehr daß
nichts aus der Reise wird.
den 27 May 86.Großen schönen, herzlichen Dank für Deinen dicken halben Brief und
Beyl. davon ich unsers Alcibiades zurück schicke. Gottlob! daß alles dort gut
geht. Mein Joh. Michel brachte ihn mir heute, weil Hill den er diesen
Morgen besuchte, krank seyn soll, und ich Rhabarber, meinen letzten
eingenommen, aber doch auf meiner Loge gewesen bin. Meine liebe Hausmutter
lag gestern den gantzen Tag. Unsere Köchin ist verheyrathet, und ihre Stelle
noch nicht ersetzt. Meine mittelste Tochter Lehne Käthe machte also ihr erstes
Probestück an einem eingeschnittenen Braten sauren Braten, dazu die
Sauce so reichlich war und mir so gut schmeckte, daß ich sie auslöffelte, und
einen wohltätigen Durchfall davon bekam, den ich befördern will.
Crispus ist gestern nicht bey mir gewesen, auch bey seinem Kaufmann
Müller nicht bei deßen Gesellen ich mich heute im Packhof darnach erkundigte.
Hat er an Biester geschrieben: gut! Wo nicht, so denke ich an seine
Reisegesellschaft weiter nicht, und sein Censuramt verliert er auch. Es macht mich so
ein wenig nachläßig mein eigen Judicium anzustrengen; und seinem
nachzugeben ist auch nicht immer leicht.
Nun komt es, lieber Ariel Jonathan auf ein Pater peccaui! an. Die
vorige Fortsetzung ist auf die Hälfte geändert. Ich bitte dich aber recht sehr,
daß ich Dir die Mühe zumuthen muß, um Verzeihung, beyde Abschriften zu
vergleichen. Die heutige habe ich unmögl. wider aus meinem Kopf herstellen
können; die Wahl zwischen den Varianten bleibt Dir vollig anheimgestellt
und mein Eigensinn ist keine Infallibilität. Wenn ich Unrecht habe, so mach
es wie mit dem Büdchen, ohne alle Umstände.
Ich war vorgestern gantz verwildert und erpicht weiter zu kommen, als
es mir mögl. war, machte Saltus, weil ich glaubte wirklich gesagt zu haben,
was ich mehr wie einmal überdacht hatte. Gestern war mir so angst wie
einem Menschen, der in einem dicken Walde keinen Ausweg zu finden weiß
und vor Müdigkeit sich nach Hause sehnt. Nachmittags fand ich, wo ich
hinaus wollte. Festina lente! Die Citationes wird sich Freund Tiro nicht
verdrießen laßen, aus der ersten Abschrift zu ergänzen. Ich habe die Zahl auch
verloren.
Wie es mit den im Text angeführten Citaten zu halten ist: überlaß ich am
liebsten Deinem Auge u Geschmack. Einige u vielleicht die meisten mögen
bleiben, aber nicht alle. Was sich herunter werfen läßt. Bey den Worten so
selten! so wenig hatte gern in der Note 12 die 3 Worte: –
raro
et
perpauca
, – Hor. I. Sat. IV. 18 – und die Zahlen müsten geändert werden.
Das NB in der Beyl. zeigt an wie weit die Vergleichung mit der ersten
Abschrift gehen muß. Noch kein Wort, wer der Resultatenmacher ist! Schicke
doch gl. einen Probebogen an H. wenn er ja was zu erinnern finden sollte.
Ich werde mein bestes thun so weit unterdeßen zu kommen, wo ich sie nöthig
haben werde, und schicke vielleicht mit nächster Post wider eine Fortsetzung,
falls ich die letzte Seite nicht heute oder morgen füllen kann. Ich verlange
nun äußerst aus Ungedult oder noch blindern Ahndung; daß wenigstens
3 Bogen gedruckt seyn möchten und die unmaasgebl. Hälfte bis zu den
Morgenstunden bald fertig würde, ohne Aufschub Deiner Reise, die ich eben so
sehr befördert sehen möchte. Wenn aus meiner Etwas wird, so hoffe ich
auch alles in Münster in Ordnung Ruhe und gesetzter Freude zu finden mit
Gottes gnädiger Hülfe. Um die Zeit des Abschreibens zu ersparen, würde
ein Abdruck nach M beßer als Handschrift seyn. Hat er ja Lust einen Strich
zu machen. Auf Hartkn. werd ich paßen, der mir vermuthl. Lavateriana u
die Resultate mitbringen wird. Nur schade daß ich ihm die Freude die er mir
macht, nicht wider geben kann. Es scheint ihm aber schon von seiner
Albertine etwas zu ahnden.
Hippel ist gestern Abend zu Hause gekommen, und ohne Noth besorgt für
seinen Bruder. Ich ließ ihn noch gestern Abend durch Raphael deshalb
beruhigen, weil die Sache völlig abgemacht ist. Das freundschaftl. Andenken
werde bestellen,
so bald
ihn sehe.
Nicolovius ist auch schon hier und wird mich besuchen. Er bringt mir –
vermuthl. einen Brief von des Herders würdigen aber unglückl. Schwester
mit – Ich werde ihm auch eine Freude machen mit dem 7 ten Exempl.
Auf Beyl. von Lavater freue mich. Er kommt doch nach Bremen. Ich
hätte gern die Picque der Schweitz gesehen; aber Bremen ist näher und ich
fürchte mich so erschöpft, wie ein ausgelaichter Ströhmling hinzukommen,
daß ich good for nothing seyn werde, als ein Spitzgläschen von Deinem
Malaga – und dann schlafen zu gehen. Ich spühle meinen Kopf so mrein aus, daß nichts als die reine Vernunft überbleiben wird, das Gespenst –
das höchstens winken, aber nicht mehr reden kann.
Born’s Schrift ist keine Disp. sondern ein Programm – zu seinen
Lectionibus cursoriis, als Prof. extraord. ist schon im Sept. p.a.herausgekommen. Es fehlt dem Mann weder an Styl noch Geschmack. Er führt noch
eine Disp. von sich de natura fortuiti cum necessario comparataan.
Kant würde einen vernünftigeren u glücklicheren Uebersetzer an ihm haben
als ein hiesiger Landpfarrer gewesen seyn soll, in deßen lateinischen Versuch
er sich selbst nicht verstand, so er sich drauf freute auch in Engl. Fr. u Holl.
gelesen zu werden.
Vielleicht
besuche ich ihn morgen – Ich habe ihn
seitdem nicht gesehen noch etwas gehört, u ich besann mich nicht seinen
Amanuensem auszuholen, mit dem er auch nicht eben mag darüber gesprochen haben.
Ja ich geh morgen. Diesen Augenblick erfahre, daß seine metaphysischen
Grundsätze der Physik angekommen sind.
Lieber wie Born wäre mir Siegwarts: Sum. Zweifele aber, daß selbiges
herausgekommen ist. Der dritte Theil des Pfenningers wird mir auch
willkommen seyn. – Der 2te ist noch gut gnug für mich, aber freyl. etwas leerer
als der erste. Der Wink auf den Titul ist für mich nicht verloren. Meinen
alten des Marées sollen Sie sehr in der A.Bibl. mitgenommen haben; kaum
wird er auch für Deinen Geschmack seyn; eben so wenig als Meiner, für den ich
wegen seiner philosophischen Sprachlehre ein starkes Vorurtheil habe, mit
seiner Erklärung der Freyheit nach dem Pred. Salomo, der auch keinem als
mir hier schmecken will, und den mein Nicolovius mir zu Gefallen
verschrieben, weil hier alles Nachfragen umsonst war. Statt Symbolum p würde
ich schlechtweg ein
Schemen
gesetzt haben. Ich habe den 3. u 4 Theil
Adelungs geliehen bekommen, den mir ein guter Freund aufdrung. Die
Bedeutung stimmt auch mit dem Sinn gut überein den ich meine. Mit Vergnügen
habe ich auch die Note über
Lästerer
mir aufgeklärt.
Kraus ist nicht bey mir, auch nicht zu Hause gewesen, wo Brahl ihn nicht
gefunden u deshalb zu mir kam. Nicolovius brachte mir einen Brief von der
Frau Güldenhorn Herders Schwester mit, die ihm unendl. beßer gefallen
als Trescho. Sie hat mir eine Einl. geschickt, die ich gern morgen befördern
möchte da ich noch eine Antwort schuldig bin. Mit dem Lobe Kants in Beyl.
bin ich nicht recht zufrieden u zweifele daß ers seyn wird. Ich thue es pro
patria, und liebe den Mann außer seinen Talenten als einen alten Freund
und jetzigen Lehrer meines Sohns. Brahl hat mir den 66 Band und 1 Stück
der allgem. Bibl. mitgebracht, wo der arme alte des Marées schlecht
behandelt seyn soll, wie leicht zu erachten. Er scheint in seinen 70 noch ein heftiger
Mann zu seyn. –
Da kam Crispus so spät, wie er selten u gar nicht zu kommen pflegt. Er
hatte den Brief an Biester in der Tasche, und soll übermorgen abgehen. Er
sah elend aus, und hatte Metzger zu Gefallen auf die Rathsbibl. gehen
müßen, von der er Subbibliothecar ist. Morgen wird er ab ansprechen,
und er hat heute nichts zu sehen bekommen. Er hat B. dort einen Mann
angewiesen, den sie beyde kennen u von dem er unmittelbar die Resolution der
Adm. wegen meiner Erlaubnis erfahren kann, und sehr auf Antwort
gedrungen.
Exaudi.28. Mai 1786Ich war gestern Abend so matt, daß ich mit Schaudern an meine Reise
dachte, und meine Leute anstatt mich aufzumuntern machten sich noch mehr
Grillen, gegen die ich mich selbst ermannen muste und mich in die Federn
stürzte. Nach Mitternacht hatte meine Hausmutter alle Mühe mich
aufzuwecken, weil ein starkes Gewitter war, und mir meine Empfindung davon also
erklären konnte. Ich blieb also liegen und war der erste, der einschlief – Ich
wollte noch in der Kirche wenigstens ansprechen wie Miltz schon herauskam.
Ich fuhr in meine Kleider u besuchte Kant, bey dem seinen Lieblingszuhörer
den Juden Theodor fand. Es betrifft ein Anliegen in eines Freundes u in
meinem eignen Namen, worüber ich Ihr Ja oder Nein ausbitte. Es ist spät ich
will Sie nicht wie neul. vom Anziehen aufhalten. Die Liebe fängt von sich selbst
an. Sie haben Ihr neues Buch erhalten. Der Verleger bringt mir ein
Exemplar mit; aber ich bin neugierig, wie Sie wißen. Er war so gut u drang mir
gl. ein Exemplar zum Geschenk auf, weil er nach seiner Versicherung gnug
u überflüßig erhalten hätte. Der Jude blieb, und ich trug mit Fleiß kein
Bedenken ihn zu fragen, ob es ihm auch unangenehm gewesen wäre, daß
mein Jonathan sich auf sein Zeugnis beruffen hätte. Er versicherte mir das
Gegentheil und schien völlig mit Deinem Buch zufrieden zu seyn. Die
Anwesenheit des Juden schien ihn aber doch mehr zu drücken als mich. Er muste
gestehen daß die Thatsachen wider M. wären, aber ob L. Nathan ein
Spinozist gewesen wäre, schien ihm noch nicht so ausgemacht u daß sein
Busenfreund so unverschämt gewesen seyn sollte dies zu leugnen, oder so
gleichgiltig dies nicht gemerkt zu haben.
Er schlug mir die Note zu S. 105 auf, die er mir aus den Tübingschen u
Göttingschen Zeitungen erklärte. Ich wär bald so
dumm
gewesen sie auf
die Jenaische u Gothaische, gantz verkehrt zu nehmen, wie es mir beynahe
zur Natur geworden manche Dinge wie das oriental. rückwärts zu lesen und
ärschlich anzusehen. Unterdeßen gab er doch mit einem
aber
mir zu
verstehen, daß er sich vorbehalten hätte sich über diese ganze Sache besonders
noch zu erklären und auszulaßen, und daß er auch auf Dich Rücksicht
nehmen würde, nur blos was die
Sache
selbst beträfe, ohne sich mit irgend
jemand persönlich einzulaßen. An HE.D.Biester hätte auch ein Monitoriumüber die gegenwärtige Schwärmerey der Berl. ergehen laßen, alles niederauszureißen was sie bisher gepflantzt hätten. Crispus sagte auch, so was
ähnl. geschrieben zu haben in seinem Taschenbriefe.
Ich habe heute wider Schweinsbraten geeßen, weil wir Mangel u Noth
an Fleisch haben; und denke weder an Diät noch Kämpfs Reinigungsmittel.
Ich erwarte Crispum und will ihn von seinem Censoramt nicht absetzen. Ob
Freund Tiro die letzte Seite wird lesen können, weiß ich nicht. § penultimusschickt sich beßer zum vlt. Die Sprüche werden sich durch den Sinn des
Textes ergeben. Da liegt die Allg. Bibl. u Schweizer Journal, das ich gleich
von Anfang verachtet habe, Marcards Pyrmont u Kant, daß ich sie
wenigstens ansehen soll, und diese Woche wünsche ich noch eine Beyl. so der HErr
hilft und ich lebe abschicken zu können. Hippel habe noch nicht gesehen. Ich
denke die Pfingstfeyertage aus zu den meinigen zu machen. Gott gebe daß die
Resultate!Auch Dein ewigu ganz! GeorgNoch Exaudi 86.Crispus geht eben weg, und kann nicht absehen, wie ich aus dem
Labyrinthe herauskommen werde. Er besorgt, daß ich Beyl. nicht eher abschicken
soll, bis sich die Entwickelung absehen läßt. Kant hat durch die Briefe über
Sp. wie er mir erzählt, ein Vorurtheil gefaßt von dem er durch die letzte
Schrift zurück gekommen, mit der er sich stärker gegen Cr. als gegen mich
seine Zufriedenheit bezeigt haben soll. Er soll nachdrückl. an Biester ebenfalls
darüber geschrieben haben u. das gantze Verfahren in der Mendelssohnschen
Sache gemisbilligt haben. Den Brief an Herder habe angefangen – und
nun will ich zu meinen Papieren zurückkehren, um noch einen Anhang zu
liefern. Freund Tiro wird Mühe haben – ich kann ihm aber nicht helfen. Es
wird mir auch sauer und Freytags Abend wurde mir so angst, daß ich
beynahe zu verzweifeln anfieng.
den 29 –Der Wandsbecksche Dichter Claudius hat heute auch einen Gegner
bekommen. Ich habe heute gearbeitet, daß ich nicht mehr kann, lieber Jonathan
und will den Wust aus den Augen haben. – Aber noch einmal abzuschreiben,
ist mir unmögl. Crispus erwiedert alles, und hat sich heute tapfer erhalten. Er
kam bis zu Thränen gerührt her mit einem Billet von Kant, der eben so
bestürzt ihm die Nachricht giebt, daß Köhler mit einer doppelten Professurder orientalschen u griechischen wider zurück kommt.
Ich habe mit dem Briefe nach Weimar nicht fertig werden können, und
weiß selbst nicht warum ich jetzt den Abdruck treiben muß, um wenigstens die
erste Hälfte vollendet zu sehen, ehe der Urlaub ankommt.
Freylich sollte ich wohl einen Haufen Entschuldigungen machen – aber die
Sache selbst redt und tacens clamo.Ein paar Tage werde ich nichts ansehen können, um mich zu erholen durch
Lesen, und Laufen. Gott gebe, daß ich mit einem Briefe Mittwochs erfreut
werde! Ich u die Meinen grüßen und umarmen Sie. Noch einmal ewig
und ganz
Ihr Georg.Kgsb den 28 May Exaud86.Mein Herzens lieber Gevatter, Landsmann und Freund,
Ihren lieben erwünschten Brief von 1 May, da ich sehr vergnügt war
über Nachrichten aus Batauia von meinem tollen Hogendorp und mich sub
rosa mit unserm feinen Prof. Mor u Polit. Namens Crispus in einem rothen
Wein, den er mir vor einem halben Jahr verehrt hatte bis zum Taumel
gelabt hatte, erhielte ich an unserm jährigen Bußtage, der den vierteljährigen
ersetzt, den 10 d. und gestern brachte mir mein junger Freund NicoloviusEinl. von Ihrer würdigen HSchwester, die munterer und gesünder seyn
soll, wie ich mir vorgestellt. Ich muß also antworten, um Einl. zu
befördern.
Hartknoch hat den 27 pr. meine Supplique um Urlaub mitgenommen.
Den 4 May avisirte Hartknoch seine Frau daß er den Brief bestens bestellt,
dies erfuhr ich den 13. Den 19 erhielt die Direction eine Antwort unter 8, wo
sie statt 4 nur 1 Monath gelesen hatte, wißen wollte, ob ich wirkl. so
krank wäre, wie ich vorgebe, und wohin ich meine Zuflucht nehmen wollte.
Unter demselben d. des 19 antwortete die Direction zu meinem Vortheil,
und nun ist alles zum Ja oder Nein reif. Ob ich Sie
zuerst
soder
zuletzt
sehen werde weiß ich nicht. Das letzte hätte Vortheile für uns beyde,
und ich werde mich vollkommen nach Ihnen richten können, so bald ich nur
erst das Ja! habe. Auf der Rückreise hoffe ich gelehrter klüger, gesetzter auch
vielleicht ein wenig artiger zu seyn, als auf der Hinreise, und werde mehr
zu erzählen wißen. Der erste soll also dadurch nichts verlieren wenn er auch
der letzte würde, und in der Freundschaft giebt es keinen Rangstreit.
Hippel ist diese Woche nach Dähnhofstädt gewesen den dortigen Garten
zu sehen und sein Elysium auf den Huben darnach schaffen zu können. Er
nahm seinen Pupillen Raphael mit. Der bat meinen Michael um ein Buch,
und der wuste ihm nichts beßers zu geben als Ihre zerstreuten Blätter, die
er ohne Ruhm zu melden fleißig gelesen hat. Heute bringt mir Raphael von
Hippel, daß er sich an diesem Buche unterwegens geweidet, u jener
beschwert sich, daß er darüber selbst daßelbe hat entbehren müßen zum
Viatico. Ich freue mich also auf den zweiten Theil, den mir Hartknoch nebst den
Resultaten mitbringen wird. Crispus vermuthet Sie zum Verfaßer; und
Jacobi, der an Postgeld verschwendt, läßt mich mit dem Buch im Stich und
ist eben so zurückhaltend mit dem Verfaßer. Etwas und viel wahrscheinl. ist
es, daß Sie es sind, da Sie über die triumviros haben einmal was im Schilde
geführt. Aber Ihr Abc Buch Ich freue mich herzlich, daß Ihre liebe Frau, und meine
verehrungswürdige Freundin u Gevatterin sich Gottlob! erholt hatte. Gott gebe gute
Fortsetzung, und Muth zum Abstine und Sustine. Mit meiner Diät und
Kämpfschen Curart ist alles vorbey. Ich lebe wie ein Epikuräer, eße mit einem
Geschmack der sich nicht beschreiben noch zeichnen läßt. Ich glaube, daß meine
Sechswochen mich so angegriffen und eine solche Revolution in meinen
Eingeweiden wie in meinem Gehirn gewirkt haben. Morgen oder vielmehr
übermorgen früh geht schon die fünfte Fortsetzung ab, und ich hoffe noch diese
Woche eine VI. Wenn ich bis an die Morgenstunden u den Atheismum
komme: so will ich eine Pause machen und wie jener Bauerjunge sagte, mich
ein wenig verpusten oder verschnaufen. Es wird wohl die gröste Hälfte
alsdann überstanden seyn; und wenn ich diesen Schlucken überstanden habe,
zeitlebens dran denken, und mir es nicht mehr gelüsten laßen. Schlägt dieser
Wurf ein; so hab ich gnug Arbeit übrig die vorigen Brocken zu sammeln,
daß nichts umkomme; denn im Grunde ist doch alles, was der Mensch thut
u thun kann, Gottes Gabe, das Kleinste wie das Gröste.
Meinem Ariel zu Pemp. hab ich schon eingebunden, alles noch feucht aus
der Preße zu übermachen. Alcibiades freut sich auf einen kleinen Gast, der
mein Vorläufer sein wird. Vielleicht wird seine Marianne an Einem Tage
mit mir entbunden.
Nach unserm jetzigen Plan in petto wird Crispus unser Reisegefährte.
Morgen geht seyn Brief an Biester ab um Urlaub bey dem Minister
auszuwirken. Ich mache mir gleich das Vertrauen Excellentissimi Hominis zu
Nutz, ihm die Sorge für das Unterbringen unsers politischen Gefährten zu
überlaßen. Sie werden sich einander in theoria et praxi versuchen können.
Der kleine φφus ambulans wird sich seines stammelnden Bruders Michael
annehmen; und wir alte beyde wollen mit Mutter Caroline – wie heist doch
schon Ihr griechischer Name? – ich lief nach dem Buche u es ist nicht zu
Hause – über Küchen- u Keller Geheimniße philosophiren und raisonniren
nach Herzens Lust. – –
den 30 –Ich wurde vorgestern unterbrochen, und darauf wandelte mir eine
Schäferstunde an, die ich mir gern zu Nutz machen wollte. Die Fünfte Fortsetzung ist
heute an J. abgegangen und es geht mir nach dem welschen Sprichwort:
L’appetit vient en mangeant. Wenn ich gleich mein Ideal nicht erreiche; so
hoffe ich doch demselben ziemlich nahe zu kommen. Wie sauer mir die beyden
ersten Bogen geworden sind, kann ich Ihnen, liebster H. nicht beschreiben.
Ich habe mehr als einmal an Leben und meinem Kopf und meinen
Eingeweiden verzweifeln wollen; denn die letzten wollten immer mitreden, daß der
erste nicht von der Stelle kommen konnte. Ich habe mir durch Fasten in Engl.
schon einmal das Leben gerettet, wollte auch schon zur Kämpfschen KCur meine
Zuflucht nehmen; aus seinem schönen Buch hab ich mein Uebel kennen
gelernt. Der seel. Kanter sprach mir immer davon, der gantz davon
eingenommen war und gnung an Lavements verschwendet hatte. Wie ich den Hofrath
Metzger um einem Zeugnis wegen meiner Gesundheit besuchte; so bat ich ihn
um das Buch, aus deßen Bande ich ersahe, daß es in Trutenau gebunden
war, wo er einen eigenen Buchbinder für seine Bibliothek unterhielt. In
des Stadt u Land Physici Testimonio waren auch Infarctus angegeben,
deren Namen ich nicht einmal recht verstand; aber im Kämpf wurde mir
alles klar. Zehn Tage schränkte ich mich auf Haberschleim u Caffé u
Butterbrodt ein. Nachdem ich einmal aufgehört, war es mir zu schwer, wider
herein zu kommen. Ich habe jetzt Diät und Lavements aufgegeben, eße mit dem
grösten Appetit, und befinde mich erträglich. Unterdeßen stehn mir doch
bisweilen die Haare zu Berge, wenn ich an meine Reise denke. Meine
verwöhnte sitzende, träge Lebensart ist mir zur andern Natur geworden, und
ich besorge alles Uebel aufzurühren, was jetzt feste sitzt und verstockt ist,
unterwegs aber in Gährung kommen möchte. Erhalte ich das Ja, undso
sehe ich es als einen Beruf an, zu dem ich auch Kräfte erhalten werde. Aber
sinnlos und betäubt werde ich gewiß seyn, und nicht bey mir selbst daheim
gehören. Sie werden mich aber auch als einen Cretinen aufnehmen und
Gedult mit meinen Schwachheiten haben. Die Aussicht zum Ziel und unsers
Mentors Gesellschaft nebst meinem Michael wird auch vielleicht
Schlagwaßer für meine Ohnmacht seyn; wenn es nicht beyden eben so arg geht. Ob
mein Junge das Fahren vertragen kann, weiß ich nicht einmal. Er ist schon
auf dem Haff Seekrank gewesen; und ich bin nicht mehr als ein einziges mal
mit meinen Kindern in der Kutsche gefahren, wo Lisette Reinette keine
Meile aushalten konnte. Mag Michael mit seinem Mentor laufen. In
meinen Lenden ist das Qvecksilber zu Bley worden, daß ich kaum einen Gang
in der Stadt bestreiten kann, ohne lahm zu werden. Alle Säfte und
Lebensgeister müßen inwendig verkleistert seyn, unnatürl. Schärfe haben – und der
innere Mensch ist ad modum der Maschine und seines Organi; daß ich
Pferdearbeit nöthig habe meine Ideen zu diluiren und potable zu machen.
Crispus ist mein Cynthius, und wir zupfen uns einander weidlich die Ohren.
Er mit seiner flachen Hand, ich mit der geballten Faust. Wir verstehen uns
aber, deje länger, desto beßer einander, und bisweilen verwechseln wir
unsere Attribute, daß er hartmäulich und ich das weichmäulige Pferd bin.
Die Selbstkritik meiner Arbeit ist vielleicht mehr werth, als die Arbeit selbst,
nur Schade, daß jene weder geschrieben noch gedruckt werden kan, wie sich
kein Zucker mit Zucker eßen läßt.
Entziehen Sie mir Ihre Erinnerungen nicht, wenn Sie selbige nöthig
finden. Der Beyfall kommt Zeit genug; aber post factum komt der gute
Rath zu spät.
den 31 MayIch habe mich gestern den ganzen Nachmittag umgetrieben, die Baroneße,
welche ich seit langer Zeit nicht gesehen, besucht, meine Tochter auf
Pfingsten los gebeten, und Kr. Deutsch bey Hippel zum ersten u letzten mal
gesehen, der sn Sohn auch während der Ferien abholt. Auf Hartknoch freu ich
mich, und fürchte mich ihn zu sehen. Der arme Mann hat ein Hauskreutz,
das man sich gar nicht vorstellen kann, an seiner Tochter Albertine, die ich
bey der Baroneße anbringen wollte, aus Freundschaft für
Vater
und
Kind
und Me Courtan, die auch ein gut Werk gern befördern hilft, und schon
seit Jahren mit mir in petto daran gearbeitet. Die Mutter u die ganze
Familie war uns entgegen, und hatten eine andere Pension bey einer Tobacks
Directorin Me le Noble, die eine Anverwandtin ist, für das Kind im Sinn.
Hartknoch folgte unserm Rath, stimmt seine Frau um, wie wir die
Baroneße, er bringt sie mit und beyde Eltern sind entzückt, wie sie unsere
Beaumont und ihre Pflanz-Schule oder kleine Akademie zu sehen bekommen. Das
Kind wird aufgenommen, den Tag da Hartkn. abreiste. Den fünften Tag
drauf, muß die unglückl. Pflegmutter den kleinen eingefleischten Satan
wider zurückliefern, und Me le Noble erbarmt sich, selbige aufzunehmen.
Sie können sich einen solchen Wechselbalg weder denken noch vorstellen, und
Hartknoch hat die Einbildung sie als einen köstl. Edelstein zu empfehlen,
der blos nöthig hatte geschliffen zu werden um der herrlichste Brillant zu
werden. Sie können sich nicht vorstellen, wie nahe mir die Sache an das Herz
gegangen sämtl. Interessenten wegen, und was fürvor unangenehme
Aufschlüße über
manches
dieser Vorfall gegeben, worinn ich mich geirrt.
Die Familie hat Recht behalten, daß es auch hier heißen kann: Vox populi,
vox Dei. Die meisten, aber nicht die klügsten, haben die Schande dieses
Kindes nicht öffentl. machen wollen, und daher selbige im Hause einer Freundin
zu verheelen gesucht, bey der von keiner Erziehung sondern einem bloßen
Schlendrian, das den Namen führt, die Rede ist. Es ist erst an dem Kinde
an keine Erziehung, menschl. Weise zu denken, und alles was man noch thun
kann, ist ein wenig Schminke, um das Uebel zu bedecken und weniger auffallend
zu machen, wenigstens den zu ihrem Unglück zu klugen u blinden Eltern zu
entziehen. Das Kind hat wirkl. vortrefliche Anlagen des Kopfs gehabt, die aber
alle zum Bösen, und Schein des Guten verstimmt u versäumt worden, daß
der scharfe Eßig in keinen Wein wider verwandelt werden kann. Des Vaters
harter Eigensinn und der Mutter weichliche Schwäche sind der Grund ihrer
Natur, und was für ein Amalgama aus solcher Mischung entstanden, ist
ein trauriges u fürchterl. Portentum, das man ohne Gram und Abscheu
nicht ansehen kann. Er hat Religion und φφie an ihr gemisbraucht, und sie
die Frivolité ihres Geschlechts u Familie. Hinc illae lacrumae! Gott wolle
uns nicht so strafen, und dem Unglück abhelfen, das von Ihm komt und
durch Ihn allein gehoben werden kann, wie an jenen Blinden im Evangelio,
daß seine Werke offenbar werden
.
Die KinderFinger sind mir so verfroren, daß ich nicht schreiben kann.
So kalt schließt sich der May. Ich schreibe bald, oder komme selbst. Gott sey
mit Ihnen und den lieben Ihrigen. Michael ist heute herborisiren mit
dem würdigen D. Hagen, bey dem er die Botanik angefangen. Hill ist auch
in der Gesellschaft. Ich umarme meinen kleinen φφe ambulant. Eltern und
Kinder Gottes Liebe empfohlen vom alten Mann auf dem Berge. Ich
umarme Sie u Ihre Muse. Adieu.
Adresse:Des / HErrn GeneralSuperintendenten Herder / Hochwürden / zu /
Weimar
. / fr.
Halle
.
Pempelfort den 2ten Juni 1786.Vermerk von Hamann:Erh den 14. – Geantw d 15.lieber Herzens Vater
Die Reise nach England ist beschloßen. Am vergangenen Sonntag kam die
Antwort der Grafinn von Reventlau, und sie war so, daß ich nicht mehr
wohl zurück konnte. Dennoch blieb ich unentschieden, u erst heute habe ich,
nach einem langen Kampf, den Tag der Abreise fest gesetzt. Den 12ten, so
Gott will gehe ich v hier weg, u ich wünschte schon Morgen fort zu
können, um desto eher wieder hier zu seyn. Meine Lene begleitet mich. Graf u
Grafin Reventlow wollen durchaus daß wir in ihrem Hause unsere
Wohnung aufschlagen. Gott gebe daß die Freude dieser guten Menschen
gerechtfertigt werde!
Deinen lieben Brief v 22ten erhielt ich gestern. Ich kann auf nichts
antworten; ich bin zu bewegt; zu st zerstreut. Von der beygelegten
Fortsetzung kann ich Dir zum wenigsten eben so viel Gutes sagen, als ich Dir v der
vorhergehenden in meinem Briefe vom 26ten May sagte. Der Abdruck des
ersten Bogen kommt erst mit nächster Post. Eyrich hat einen Sohn
bekommen u andre Unruhen gehabt. Am Dienstag hoffe ich aber beyde Bogen zu
überschicken. Schenk wird alle Deine Aufträge in meiner Abwesenheit auf
das pünktlichste besorgen. Ich schreibe Dir wenigstens noch einmahl ehe
ich verreise, u werde Dich auch während der Reise gewiß nicht ohne
Nachricht laßen. Ich hoffe mit Deinem Urlaub wird es nun auch bald richtig
werden. Melde mir, so bald Du ihn hast, wie Du ihr Deine Reise
einzurichten gedenkst. Die Resultate, denke ich, sind nunmehr in Deinen Händen.
Es ist über allen Ausdruck wie mich nach Deinem Urtheil darüber verlangt. –
Du sagst kein Wort v Kant in Deinem jüngsten Briefe, welches ich für eine
böse Nummer ansehe. – Fahre fort mir hierhin zu schreiben. Es wird so am
sichersten seyn. Erhalt’ ich übermorgen Briefe von Dir, so schreibe ich gewiß
am Dienstag wieder. Anfangs dieser Woche hatte ich eine starke
Verkältung; es geht aber nun wieder beßer. – Gott befohlen! !
Mit innigster Liebe –
Dein
F H JAdresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg
Vermerk von Hamann:den 14 Junii 86
Geantw den 15 –Konigsb den 5 Juni Pfingsten. 86.Herzenslieber Jonathan, In 2 Posttagen keine Zeile. Ich kann den
Mittwoch nicht erwarten; und dachte diese Seite auch noch mit der Fortsetzung
anzufüllen; es will aber nicht von der Stelle, und ich bin auch mit dem, was
ich heute liefere, nicht recht zufrieden. Bist Du krank oder in Münster? Steht
dort noch alles gut? Eben läst mir Reichards Schwager melden heut früh
mit einer jungen Tochter erfreut zu seyn. Ich weiß nicht, was oder wie ich
schreiben soll? ob Du krank oder abwesend oder beschäftigt oder übel
aufgeräumt bist? Ich bin verwöhnt durch Dein freundschaftliches Andenken. –
Gottlob mit meiner Gesundheit fieng es gut wider an; aber mein unbändiger
Appetit, und meine innerliche Unruhe, die einem Seelenhunger ähnlich ist,
hat mich wider zurück gesetzt. Gestern war meine Lisette Reinette bey uns
morgen u heute aß ich mit meiner Freundin Courtan, welche die
Kämpfsche Cur angefangen, an der ich den grösten Antheil nehme. Wenn
übermorgen die Post nichts mitbringt: so vergeht mir alle Lust zu schreiben und zu
denken. Diese Woche wird Hartknoch vermuthet, und wie ich hoffe, mit den
Resultaten. Ich dachte so weit zu kommen, daß ich selbige nöthig haben
würde; bin aber gantz zurück geblieben. Wie lang mir die Zeit bis
übermorgen werden wird! und komt denn auch nichts – Was ich heute schicke, sollte
schon vorigen Donnerstag abgehen; aber noch heute, scheint es mir noch
nicht Zeit zu seyn. DEVS prouidebit! Der Abend klärt sich auf zur Freude
meiner Mädchen, die morgen mit des Miltzen Tochter eine kleine Lustfahrt
aufs Land thun wollen. Vielleicht komt diese Woche auch Antwort aus
Berlin. Ich habe mich heute kaum erwärmen können – Ich kann nicht mehr
schreiben, und wünsche gute Nachrichten übermorgen für Deinen
alten Jürgen.Gott gebe in Deinem Hause alles wohl wie in meinem – Nur ich taug
nichts. Ist doch wol die sechste Fortsetzung oder hab ich mich verzählt?
Pempelfort d 6ten Juni 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 17 Jun. Geantw den 19nebst Einl. nach Münster.lieber Herzens Vater
Du kriegst heute wieder nur einen Wisch. Ich bin seit einigen Tagen gar
nicht wohl, u mein Vater u andre Familien Umstände, machen mir so viel
Kummer, Sorge u Herzeleid, daß ich mich oft hinlegen möchte zu einem recht
langen Schlaf.
Deinen Brief v 25ten habe ich vorgestern erhalten, u mich herzlich an den
Beylagen gelabt. Du schreitest herrlich voran, unterdeßen ich mit meinen
Preßbengeln hinten bleibe. Der erste Bogen war wieder nicht recht; u da
gestern Feyertag war, hat die 2te Probe heute nicht kommen können. Nun
kommt aber Freytag gewiß ein reiner mit einem Correctur Bogen. Ich hoffe
den 3ten vor meiner Abreise noch gesetzt zu sehen. Zu dem Ende aber müßte
übermorgen noch etwas Zuschuß kommen. Unserm Claudius habe ich noch
nichts geschickt. Er bekommt nun 2 Bogen auf einmahl. Sie sollen am
Freytag morgen abgehen.
Nach der Nachricht daß Deine Reise gewiß sey verlangt mich sehr.
Hernach wie Du sie einzurichten gedenkst. Adreßiere nur immer Deine Briefe an
mich hierhin.
Ich hoffe die Resultate sind gegenwärtig in Deinen Händen. So bald ich
Dein Urtheil darüber weiß, u es ist leidlich ausgefallen, so nenne ich Dir den
Verfaßer. Vorher darf ich nicht.
Noch einmahl, Deine Fortsetzungen sind vortrefflich.
Laß die Berliner immer M an ihre Piramide kleben. Neben Sulzer kann
er seine Stelle schon behaupten.
Gott erhalte Dich, Du lieber! Ich hoffe, ich bin am Freytag wieder wohl,
dann schreibe ich mehr.
Von ganzem Herzen
Dein Fritz Jonathan.Kgsb. den 7 Jun 86.Ohngeachtet ich mich gantz verseßen an einem geschriebnen Plunder, den
mir jemand gestern aufdrunge, muß ich doch noch wenigstens heute, mein
Herzenslieber J.J. den Anfang machen, wenn ich auch nichts mehr als den
Empfang Deines erwünschten Briefes melden kann, und meine Freude
darüber, weil ich voller hypochondrischer Unruhe wegen des Vacui einer ganzen
Woche war, und für Deine Gesundheit oder verdrüßl. Vorfälle besorgt. Nun
Gottlob! daß meine Furcht eitel gewesen ist. Noch erwarte ich mit Ungedult
auf gute Nachrichten aus Münster diesen Montag, und ich vermuthete Dich
auf die dringende Einladung dort. Die Lage eines Vaters ist immer in
solchen Umständen kritisch, und jedes Warten für mich peinlich, geschweige ein
solches, wo es auf so vieles ankommt – Nun Gott will helfen und die Angst
in Freude verwandeln, in vollkommene Freude – Leibesschmerzen zerstreuen
vielleicht die innerl. Unruhe. Ich glaube, daß ein Vater bisweilen mehr
leidet, als die kreißende Mutter; wie Einbildung Empfindung übertrifft, u
letztere zu übertreiben vermag –
Ein klein Misverständnis schadt der Freundschaft nicht. Man lernt sich
dadurch beßer schätzen oder kennen, wird gründlicher oder vorsichtiger u
klüger.
Noch keine Resultate sind hier, und eben schickte Me Hartknoch zu mir
u bat sich Nachricht von ihrem Mann aus. Die rechte Antwort fiel mir erst
ein, wie der Bote weg war. Ich versteh das Opfer der Verleugnung nicht
recht, was ich bewundern soll – und habe eine ähnl. Probe wo ich nicht irre,
heute an Deinem Briefe abgelegt. Mich gnug auf den heutigen Posttag
gefreut, und auf den Fall, daß wider nichts seyn sollte vorbereitet. Hatte
dennoch nicht das Herz selbst zu gehen, sondern trieb meinen Joh. Michael zum
Kaufmann; weil ich mir nicht zutraute von meinen Gebärden Meister zu seyn.
Wie er mit dem Briefe gelaufen kam, steckte ich ihn eben so in die Tasche, als
wenn er schlechterdings nicht hätte ausbleiben können, sondern unfehlbar
eintreffen müßen. Aber 2 Nebenideen setzten mich in diese grosmüthige
Gleichgiltigkeit. Ich wollte 1.) um recht ruhig zu lesen eine Kl Amtskleinigkeit
abmachen die mir höchst unangenehm war und mit reinem Kopf lesen 2.)
kam er mir zu klein vor, und ich hatte mir ihn dicker eingebildet.
Von Berlin noch kein Laut – weder für mich noch Crispum, den die kalte
Witterung angreift, daß er elend aussieht. Vielleicht bringt Hartknoch mit
den Resultaten auch Nachricht mit. Ich scheue mich aber eben so sehr für
Erklärungen über seine Albertine, als ich mich freue auf das, was er mir
mitbringen soll. Ich thue alles was ich kann auf ein Nein! gefaßt zu seyn und
den besten Gebrauch davon zu machen, wenn es Gottes Wille ist, daß ich noch
ein Jahr warten sollte.
den 8.Mit meiner Gesundheit gieng es vorige Woche ziemlich; aber sie hat
seitdem wider gelitten. Ich habe mich auf die Pfingsten gefreut, und meinte recht
weit in denselbigen zu kommen mit meiner Arbeit, die jetzt gantz den
Krebsgang geht. Weder ich noch Crispus sind recht mit der letzten Fortsetzung
zufrieden, ohne daß wir unserm Urtheil recht trauen können, noch sagen,
woran es eigentlich liegt. Von der wünschte ich wohl vorzügl. eine Abschrift, um
selbige anzusehen in einem andern Lichte. Aus meinen Concepten ist unmögl.
klug zu werden, noch sich darauf zu verlaßen. Bey den vorigen kann es bey
dem Probebogen bleiben. Ich ändere, so oft ich abschreibe, und eine
Hauptstelle, wie ich mir wenigstens einbilde, ist verhudelt worden. Meine Absicht
war durchaus bis so weit fertig zu werden, wo ich die Resultate nöthig haben
würde. Es ist aus allem Tichten u Trachten nichts geworden und mein Kopf
ist gestrandet. Meine Freundin Courtan kam gantz elend in der Kutsche
vorige Woche zu mir gefahren mir ihre Noth zu klagen. Ich lief zu meinem
Nachbar Miltz, den zu mir zu hohlen, und sie hat am ersten Pfingsttage die
Kämpfsche Cur angefangen. Gott gebe, daß selbige anschlagen möge, wozu
ich viel Hofnung habe. Ihr Beyspiel wird mir und vielen andern heilsam seyn
zur Nachahmung. Ich habe Marcard auch mit Vergnügen durchgelaufen,
und so unzufrieden ich gegen das öffentl. Urtheil mit seinem witzigen
Hirtenbriefe war, beurtheil ich ihn jetzt beßer, da er auch die Hypochondrie aus
Erfahrung kennt. Auf Lavaters Brief freue ich mich. Daß Du aber gar nicht
an seine Versetzung nach Bremen denkst, befremdet mich, ich weiß nicht
warum?
Meine Säfte sichnd versäuert, corrosiv, meine Gefäße verschleimt,
verstarrt, gelähmt. Ich bin meiner Gedanken, meiner Empfindungen meiner
Organe und besonders meiner Zunge nicht mächtig. Was andere reitzt und
aufmuntert, unterdrückt mich und betäubt mich. Die Wirkungen der Reise auf
mein verdorbenes System und deßen Oekonomie kann ich gar nicht absehen.
Ein gekünstelter Greis, der sich eben so elend zu klügeln als glücklich zu
träumen im stande ist. Von einem so elenden Geschöpfe erwarte doch nichts,
lieber Fritz Jonathan! als ein trauriges Ecce homo! Ich bin mir selbst eckel,
und sehe alle Liebkosungen für unnatürliche Erscheinungen an, die mich irre
machen und ebenso auf mich wirken, wie Licht auf ein krankes Auge. Es ist
weder artig noch recht schicklich, was ich Dir antworte; aber in dem
Augenblicke, da ich es schreibe, wahr und aufrichtig. Du und Dein armer Georg
sind die ersten Gegenstände meiner Neugierde und meiner geheimsten
Neigungen. Vielleicht bist Du im stande durch die
gute Gesellschaft
in
Deinem Hause auf meinen Michael zu wirken, dem Du zu viel Ehre anthust,
Dich seiner so liebreich zu erinnern. Er scheint das Vertrauen zu mir nicht zu
haben, und es geht mir beynahe ebenso mit ihm. Mein Freund Crispus hat
Pflege nöthig; ich mehr, davon abgehalten zu werden von meinem Hange
zur Sinnlichkeit und Trägheit. Crispus ist Virtuos u Dichter und alles was
er will. Ich versteh von allem das zur artigen Welt und schönen Natur
gehört nicht ein lebendiges Wort und bin zu alt zur Schule. Doch alles, wenn
es so weit kommt wird sich von selbst geben und berichtigen laßen. Wir
müßen dies alles wie noch
unbekannt
ansehen, und ignoti nulla cupido.Es thut mir nicht leid, lieber Fritz, Dich ein wenig geärgert zu haben –
das macht Appetit zum Eßen – nemlich Asmus u Flaciusso nahe so enge,
so enge zusammengestellt zu haben. Konnte es mir auch gantz gleichgiltig
seyn, Deine Vorurtheile gegen H. zu lesen. Also erstlich, abgegeben.
Zweitens war, vom Urtheil die Rede und nicht vom Herzen oder guten Willen.
Flacius ist allerdings ein guter
beweglicher
Wetterhahn, weder lahm
noch schief. Die Unbeständigkeit seines Geschmacks liegt allerdings nicht in
ihm sondern seinem Element.
Was nennst Du, lieber Jonathan, die
erste Regel der Logik
, gegen
die Schütz verstoßen hat. Ich erhalte fast nicht mehr seine lateinsche Zeitung
seit Kanters Tode – und meine Logik ist dem Flacius ähnlich, ein lahmer,
schiefer Wetterhahn. Vergiß mir nicht zu bekennen, was in Deiner Logik die
erste
ist. Mir liegt an dieser Antwort recht viel, ich weiß selbst nicht
warum? wie mir bisweilen mehr daran gelegen meine Feinde als meine Freunde
zu kennen.
Das ernsthafte Ding vom Glauben habe ich kaum der Mühe werth
gefunden zu lesen. Es läuft auf eine wahre Bilderstürmerey hinaus.
Laß Dich an Deiner Reise durch meine blinde molimina nicht irre machen.
Geh mit Gott, von Ihm allein hängt unsere Zusammenkunft ab, und nicht
von unsern Maasreguln, und Cartenhäusern. Will lieber in Deinem Hause
wohnen als wünschen Dich zu meinem Gast zu haben, wo alles wüste,
verstört, einem Sterquilinio ähnlich ist – curta suppellex, im eigentl.
Verstande, kein halbes Dutzend ganzer Stühle. Ich bin auch in meinem ganzen
Leben zu keinem ordentl. Anzuge de cap a pied gekommen, habe umsonst
bisweilen Versuche gemacht, dies zu erreichen, weiß auch sehr implicite nur,
was dazu gehört, bin immer mit einem Ideal davon schwanger gegangen,
und jetzt überlaße ich es beynahe einem meiner Schwiegersöhne, die mir der
Himmel zugedacht hat. Mein Michel scheint gar kein inneres Gefühl davon
zu haben, das ungeachtet der Vernachläßigung des äußeren, bey mir nicht
stumpf geworden. Ich freue mich in der Stube jedes jungen Menschen, wo
es ordentlich aussieht, besonders wo simplex mundities da ist, die mir mehr
ins Auge fällt als Pracht des Geschmacks. Ich schließe hier, um meine
Amtsstube nicht warten zu laßen – Fällt noch heute etwas vor: so ist noch Raum
auf der dritten Seite. Wo nicht, so bleibe sie leer! Ich habe viel zu schreiben
aber ich will nicht sagt der heil. Johannes mit Tinte u Feder. Mündlich!
Mündlich! στομα προς στομα. Ελπιζω wo nicht dies laufende, doch das
nächste
Jahr. Also glückl. Reise nach London; und laß mich den Reaidbey Dir finden, daß ich im Nothfall etwas lesen, wenn nicht reden noch
denken kann.
Vormittags lief auf einen Augenblick, bei Me Hartknoch, um die gestern
schuldige Antwort zu ergänzen. Ich fieng wohl an, aber glaube doch wider
in der Mitte stecken geblieben zu seyn und nicht zu Ende geredt zu haben.
Ihre Augen sind noch nicht beßer, und der kleine Sohn bekommt wahrscheinl.
die Pocken, weil sie im Hause gewesen sind. Ihren Mann vermuthet sie auf
die Woche weil er 2 Frauenzimmer mitzubringen hat. Nimm Dir also viel
Zeit auf mein Gutachten der Resultate zu warten. Was es aber mit den
letzten 11 Bogen für Bewandnis hat, begreif ich nicht; wie ich überhaupt am
Ende Deines Briefes viel nicht verstehe. Warum ich Deinen Berl. Gönnern
nicht den
Hume
nennen soll? Hab ich es gethan; so besinne ich mich nicht
mehr. Was Du recht mit Deinen Lippen verbeißen sagen willst und mit der
General Vorlesung
, auf die Du Dich freust – und mit dem Trio? –
Ich glaube bey meiner Treue, daß Du wie Heineke sagt, ein wenig
hamannisirst, und zur Gesellschaft vapeurs bekommst, und mir nach gähnst. Daß es
Dir mit meinen Briefen oft kunterbunt gehen mag, und daß es halsbrechende
Arbeit für den Menschenverstand u Geschmack ist; sie erst zu buchstabiren
und denn Sinn zu finden: daran zweifele ich gar nicht. Da fällt mir eben ein,
was ich diesen Morgen dachte: da ich mein künftig Hotel in Düßeld. oder P.
mir vorstellte; die Welt deßelben in gute und nicht gute Gesellschaft, neml.
für mich, eintheilte; die erste meinem Mentor und Michael abtrate, den
Wirth
aber u seinem
George
auf mein Loos nahm. Dies war keine
Insolentz, noch Sottise: so ähnlich sie auch vtriusque generis zu seyn scheint. Ich
wünschte mir oder substituirte ohne es zu wißen noch zu wünschen an Dir
einen solchen elenden Wirth, wie ich selbst bin, der keinen Menschen
einzuladen noch aufzunehmen im stande ist, sondern die Gäste sich gantz selbst
überläst. Der ist mir der willkommenste, der ungebeten kommt, der so gut ist
sich selbst zu nehmen, und so galant mir auch einen guten Bißen, den er selbst
nicht mag, vorzulegen. So behandele ich meine Gäste, und so mag ich auch
nicht ungern selbst behandelt seyn. Eine zuvorkommende Aufmerksamkeit
sättigt mich; ich muß etwas selbst zu wählen und zu vermißen übrig haben.
Die Aufmerksamkeit anderer zu beobachten greift mich an u kostet mir, mehr
als sie ihnen bisweilen kosten mag, die es gewohnt sind. Ich habe mehr Lust
aufmerksam zu seyn, wenn es andere nicht sind, als mit ihnen zu wetteifern.
Die scharfsinnigen Leute welche mir alles an den Augen ansehen, machen
mich mistrauisch und scheu. Ich mag lieber um etwas bitten, und dafür
danken; als beydes unterdrückt sehen. Also übe Dich nur fein in Gedanken einen
solchen Wirth, wie ich bin, vorzustellen – und alles so verkehrt, wie ich es in
meiner camera obscura sehe – Der 23 May ist also wirkl. zum Andenken
des jüdischen Weltweisen in Berl. gefeyert worden; und wie von mir? Ist
das nicht ein eben so unauflöslicher Contrast? Wer wird mich nicht für den
bittersten niederträchtigsten Feind dieses armen unschuldigen Menschen
halten, in deßen Hause ich gespeist, dem ich in meinem keine Höflichkeit habe
erzeigen können, deßen Ruhm ich das Ansehen habe zu zerstören? Resolue
mihi hunc Syllogismum – den ich unter dem Schein der grösten Leidenschaft
mit keinem Gefühl als der Menschlichkeit verfolge? Hab ich mich in dem
Calculo nicht geirrt? Sind es schon wirkl. VI Fortsetzungen? Ich bleibe
diesen Nachmittag zu Hause und wünschte die siebente wenigstens anfangen
zu können, in der ich das meiste vorgearbeitet und zubereitet habe, ohne daß
ich mit der Digestion weiter kommen kann. Gegen die letzte bin ich noch
mistrauisch, und ich wünschte selbige zurück mit Erinnerungen. Die übrigen
können in Gottes Namen abgesetzt werden. Was Mendelssohn seinen
Freunden zudachte, muß ich vielleicht an ihm selbst thun?
Ein Exempel
statuiren
. Prosit!Erhalte ich
Nein
! so ist dies eine Vocation zu einem Sturm gegen die
welsche H. Den brauch ich den Sommer mich durch die Kämpfsche Ibis zu
reinigen und zu arbeiten, daß mir der Kopf raucht, mich an die Philister zu
rächen. Es geht meiner trächtigen Kuh mit ihrem Kalbe wie dem alten φφen,
der auch nicht entbunden werden kann. Vielleicht hängt unser Schicksal von
einem Zauber ab, der zu gleicher Zeit gelöset werden wird. Reise in Gottes
Namen, und warte nicht auf mich! Verfehlen werd ich Dich nicht. Freund
Tiro wird alles besorgen. Gott gebe nur, daß in Münster alles gut
überstanden wäre. Ich umarme Dich und bin mit allen den meinigen Dein alter
treuerJohann Georg.Liebster Jonathan Ariel
habe noch eine Abschrift des letzten Stücks gemacht und den Abschnitt
vollendet. Crispus ist heute ausgeblieben u hat sich durch Michel
entschuldigen laßen. Beyde Abschriften müßen verglichen u ergänzt werden. Die Noten
stehen dorten und bloß die zu den neuen Stellen stehen hier.
Ich muß einmal aus dem Wust heraus kommen damit nicht alles
verschimmelt; und erwarte von Dir einige Beyhülfe, da ich Te autore t Teconsule cet das Ding angefangen. Aber Abschrift von diesem letzten Stück
wünschte ich wohl mit Notaten. Ich muß den Wisch aus den Augen haben
und weiterkommen und mir Raum machen zur Herberge für die
Resultate
. Guten Abend und Gott empfohlen! samt den Deinen u Meinen bis
Münster incl.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
.
Pempelfort den 9ten Juni 1786Vermerk von Hamann:Erhalten den 21 Junii Geantw den 22zurückbehalten bis zum 24 AugustHier Lieber! ein reiner Abdruck vom ersten Bogen Deines fliegenden
Briefes, u 2 Correcturen des zweyten Bogens. Ein Exemplar des 2ten Bogens hat
Schenk mit Bleystift corrigiert, damit Du desto bequemer mit Dinte
recorrigieren könnest. – S. 15 steht: „Einigen in einem Fuder zerstreuten
Stecknadeln willen werden u.s.w.“ Das muß heißen, entweder: „Einigen‥‥
zu
Liebe
“; oder: „
Um
einig
er
‥‥Willen“. Du wirst entscheiden. Die
Handschrift lautet wie der Abdruck.
Deinen Brief vom 27ten – 29, mit den Varianten erhielt ich gestern. Die
zweyte Lection ist unstreitig die Beßere, nach Schenks u auch nach meiner
Meynung. Meine Meynung will aber diesmahl nicht viel heißen, weil ich
zum Vergleichen gestern u auch heute Morgen zu krank war. Der
anhaltende Nordostwind saugt mir das Mark aus den Gebeinen. Ich habe diese
Tage viel gelitten. Dabey die Reise nach London vor der Thür; vorher noch
so vieles zu besorgen; u nun das gänzliche Unvermögen, irgend etwas
anzugreifen, geschweige es v der Stelle zu bringen. Seit einer Stunde ist mir
etwas beßer, u mir deucht ich fühle daß es anhalten wird
Vermerk von Hamann:Remittirt den 22 Jun.Hier der versprochene Brief v Lavater, nebst einem den ich heute von ihm
erhielt. Ich lege eine Abschrift zweyer Stellen aus Briefen v mir an ihn bey.
Die Vergleichung mit dem Nagel hat er vortrefflich gefunden. Es ist
schrecklich wie man jetzt in Deutschland gegen den Mann aufgebracht ist.
Ich vergaß schon 2 Mahl Dir auf die Frage wegen S 94 meiner
Apologie zu antworten. Ich habe ich mich allerdings da nicht zum besten
ausgedrückt. Es soll so viel heißen, daß der Rest meiner Apologie in einer
zweyten Schrift nachfolgen soll werde, wie ich Dir damahls auch gemeldet
habe. Weil ich aber zu dieser 2ten Schrift wenig Lust hatte, so wurde ihre
Verheißung so dunkel u unbestimmt.
Daß Kant so weit mit mir zufrieden ist, ist mir sehr angenehm. Daß er die
Note S 104 u 5 auf die Göttinger u Tübinger gezogen hat, hat mich sehr
ergötzt. Ich weiß nicht einmahl wie die Tübinger Zeitung aussieht.
Wieder auf Deinen fliegenden Brief zu kommen, so wird es nicht angehen
daß die Correctur des 3ten Bogens eher als Freytag an Dich abgeschickt
werde. Du kanst Dich übrigens darauf verlaßen daß in meiner Abwesenheit
alles so gut wird besorgt werden, als wenn ich auch hier wäre. Mein nächster
Brief soll Dich hierüber noch umständlicher beruhigen, denn ich schreibe Dir
zuverläßig noch vor meiner Abreise. Am Mitwochen gedenke ich
aufzubrechen. – Da kommt Lene, u sagt, es wäre Zeit zu siegeln. – Morgen schicke ich
Herdern den 2ten Correctur Bogen. – Gestern erhielt ich Exempl der
Resultate von Leipzig. Ich werde vor meiner Abreise wohl nicht die Freude haben
zu hören daß sie in Deinen Händen sind. Fahre fort mir hieher zu schreiben.
Die Post nach London geht denselbigen Tag von hier ab, an dem die
Preußische ankommt, u wir gehen beyde auf alle Fälle so am sichersten. – Ich hoffe
Crispus komt mit Dir. Wenn meine Einladung etwas dazu thun kann, so
mache sie nur recht dringend. – Am Dienstag mehr. Ich fühle daß mir beßer
wird. Fahre fort Manuscript zu schicken u sey ohne Kummer. – Es ist
sonderbar, sonderbar, daß ich nach England reisen muß, wahrlich gegen meinen
Willen. – Ich gehe schnurstracks nach Calais, u komme auf demselbigen
Wege auch schnurstracks wieder zurück. – Gott erhalte Dich, Du lieber,
stärke u erfreue Dich – Von ganzem HerzenDein Fritz Jonathan.von Hamann auf dem unteren Rand der ersten Seite notiert:Kein Flecken ist so klein, den ungerügt ich laße;
Kein Sinn so fehler frey, den ich nicht tödlich haße!
So schon ist keine That! So göttlich keine Schriften –
Kein Herz so engelrein – Ich kann, ich muß vergiften
Satan.
Am Morgen, eh ich Deine Broschüre erhielt.2. 5. 86.Pempelfort den 13ten Juni 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 24. Geantw den 25u den III. CorrecturBogen zurückgeschickt.lieber Vater, Ich hoffte so viel Zeit auszugewinnen, daß ich vor meiner
Abreise mich noch ruhig hätte hinsetzen können um an Dich zu schreiben; aber
es hat mir nicht gelingen wollen.
Warum geht mein Weg nicht zu Dir hin, Du Lieber; hin zu Deiner
frommen, armen, traulichen Hütte? – Sorge, o sorge, Vater, daß ich Dich finde
wenn ich wieder komme!
Mir ist es oft so vorgekommen, als wenn es um eine Empfindung
mitzutheilen nicht auf den Ausdruck, ganz u gar nicht darauf ankäme, sondern
nur auf den Seegen, auf die treue Wahrheit, womit irgend ein Zeichen
gesetzt würde.
Hier ist der 3te Bogen Deines fliegenden Briefes. Ich weiß nicht in
welcher Zerstreuung Eyrich gewesen seyn muß, daß er nur 1 Exempl geschickt
hat. Sende dieses gleich zurück; mit nächster Post erhältst Du zuverläßig ein
zweytes. Schenk meynt es wäre auch zum 4ten Bogen Manuscript genug
vorräthig. Wenn nun Eyrich wegen dem Stehen laßen der Schrift keine
Schwierigkeit macht, so geht heute über 8 Tage der 4te Bogen an Dich ab.
Wenn am Donnerstag ein Brief v Dir kommt, so wird Schenk ihn eröffnen,
u die Fortsetzung des fliegenden Briefes, wenn er eine enthält, heraus
nehmen. – Herder ist versorgt, u wird ferner versorgt werden. So auch
Claudius u Buchholtz. Alles wird seinen richtigen Gang gehen, als wenn ich auch
hier wäre. Kommt übermorgen ein Brief von Dir, so finde erhalte ich ihn
am Sonnabend in Brüßel, u antworte Dir v dort aus ein paar Zeilen.
Vermuthlich laße ich mich zu Calais übersetzen. Du kanst Dich darauf verlaßen
daß Du nicht ohne Nachricht v mir bleiben wirst.
Gestern erhielt ich die Dichtungen v Andreä, u lief Herders Vorrede durch,
aus der ich nicht recht klug werden kann.
Müller hat mir die neue Ausgabe seiner Schweitzer Geschichte verehrt.
Ich hatte gegen ihn v Leuchsenring Erwähnung gethan. Er antwortet mir:
„Den Menschen v welchem Sie schreiben habe auch ich u in gleichem Lichte
gesehen vor etwa einem halben Jahr gesehen. Welch sonderbarer Kopf!
Ihm ist alles durch geheime Gesellschaft geschehen. Aufs wenigste das A.T.,
Mosis Bücher zumahl, hat eine solche geschrieben, welche an Cyrus Hof die
Spekulation ersonnen, den Juden ein Centrum zu geben wohin sie aus aller
Welt steuren sollten. Das Gesetz war v gestern, u die geh. Gesellschaft machte
ihnen weiß, es sey tausend Jahre alt. Nachmahls wurde ein Salomo u
David erdacht, weil doch die Römer einen Romulus u Numa hatten – – So
alles. Ich könnte ein Buch v seinen Einbildungen schreiben, das unglaublich
scheinen würde.“Ich habe Lavatern nach Offenbach geschrieben, u ihm sehr gerathen nach
Goettingen zu gehen.
Es kommt eine Stöhrung nach der andern. Ich muß schließen. Gott lob
daß ich mich heute ziemlich wohl befand. Ich habe schrecklich gearbeitet von
Morgens halb sechs an, bis jetzt Nachmittags halb 5. Nun muß ich noch in
die Stadt; dann noch ein paar Briefe schreiben, Papiere einpacken u.s.w.
Um 9 Uhr fahre ich fort. – Lebe wohl lieber –
Gott mit uns!
Dein Fritz Jonathan.Kgsb. den 15 Jun. Donnerstag 86Seegen und Glück zur Reise, wenn sie den 12 d. vor sich gegangen ist. –
Vorigen Sonnabend wartete ich mit Ungedult und Zuversicht auf einen
Brief. Meine Hofnung schlug fehl, und ich wollte mich dadurch zerstreuen,
daß ich die VI Fortsetzung, wenn es wirklich die sovielste ist, noch zum
dritten mal ins reine bringen wollte. Crispus war immer unzufrieden geblieben
– und ich wollte das meinige thun, und mich nicht an sein Urtheil kehren. Er
kam gegen Abend, da wir aber eben die Köpfe zusammen stecken wollten,
trat Maler Sennebald ins Mittel, Brahl brachte den Feldprediger
Zitterland, und es wurde aus allem nichts. Crispus schien recht Lust zu haben, ich
gab ihm das Papier mit, und er wollte Sonntags mit mir eßen. Wir wurden
vor dem Mittag nicht fertig und die Mittagsarbeit macht mich faul.
Crispus gähnte und ich ließ ihn gähnen. Er blieb dabey daß das Ding dem
übrigen nicht ähnlich sähe – Ich setzte mich noch einmal hin, und fieng von vorn
an wider abzuschreiben, wollte durchaus in meinem Kopf Platz haben –
Kaum war ich mit der ersten Seite fertig: wie mir die Augen aufgiengen, und
ich in einen solchen Paroxysmum von Hypochondrie verfiel, daß ich gegen
meine ganze Arbeit mistrauisch wurde, und an meinem u meiner Freunde
Urtheile verzweifelte und verzagte. So qvälte ich mich den gantzen Abend
und wünschte Crispum widerzusehen, der mir immer versichert hatte, daß ich
von selbst auf die Spur kommen würde, daß diese Fortsetzung dem ersten
gantz unähnlich wäre und die letzte Hand schlechterdings noch fehlte. Ich sahe
nun wohl ein, daß er Recht u ich Unrecht gehabt hatte; aber wuste weder
aus noch ein und wie ich aus dem Sumpf, worin mich meine Irrlichter
geführt, wider auf die rechte Bahn kommen sollte. Durch einen Leichtsinn u
Unbesonnenheit, die mir jetzt unbegreifl. schien, hatte ich den Faden meiner
Gedanken gantz verloren und konnte keine Abschrift des vorigen finden. Ich
qvälte mich den gantzen Montag vormittag, wuste nicht vor langer Weile
was ich auf meiner Amtsstube anfangen sollte, dachte an nichts, als mich
nur zu besinnen und zufrieden zu stellen. Die hiesigen Zeitungen kamen
endlich an und ich fand die Resultate unter den neuen Büchern angekündigt. Ich
wie ein Blitz auf die Accise zum Einnehmer Brahl, der mein Canal ist als
Zeitungsschreiber. Er hatte schon einen Zedel geschrieben, und wartete nur
auf den Aufwärter um darnach zu schicken. Ich nahm also Abschied u die
Abrede in einer halben Stunde meinen Johann Michel zu schicken; weil er
bis 12 Uhr warten würde. Das Buch kam mit der dringendsten Bitte es so
bald wie mögl wider zu liefern. In 2 Stunden, währender Eßen und
Verdauung war ich fertig und freute mich auf Hartknoch auf meine u meiner
Freunde Rechnung, unter denen ich schon mit vieler Ueberlegung eine
Theilung gemacht hatte. Ungeachtet mein Urtheil parteyisch in meinen eignen
Augen seyn muß: so warte ich nur auf die Exemplarien um meines
Jonathans Willen Gnüge zu thun. Dienstags war ich im stande wieder meinen
Kopf zu brauchen. Nachmittags kam Joh. Michel voll Freuden mit dem
von Alcibiades angekommenen Päckchen gelaufen, daß bey Hartungs
angekommen war, und worauf Brahl wachsam seyn sollte. Ich fiel über den
Salomo wie ein hungriger Wolf, wollte noch denselben Abend antworten;
als ein Profeßor Hennig aus Thorn mich mit seinem Schwager besuchte,
dem Pfarrer Fischer – Darauf kam Crispus, der bey dem Anfange meiner
Umarbeitung nicht mehr gähnte sondern sich darauf zu gut that, daß seine
Prophezeyung eingetroffen hatte. Er freute sich über den Empfang und auf
die Erwartung des Hartknoch, der alle Stunden eintreffen sollte. Mittwochs
sollte Hans Michel gleich nach 8 Uhr bey Fischer gehen und sich zugl. nach
dem Ueberbringer der Resultate erkundigen. Ich konnte die Zeit nicht
warten, sondern lief immer ab und zu auf halben Wege am Waßer
entgegen. Endlich kam ein Brief, der mir auch nicht groß gnug für meine
Erwartung zu seyn schien, u die Nachricht, daß Hartknoch diesen Morgen
angekommen, aber schlaflos und unruhig über seinen kleinen Sohn, der die
Pocken hätte. Mein lieber Jonathan war also an eben dem unruhigen
Montag für mich abgereiset, und beym Empfang stellte ich Sie mir schon
unterwegs vor. Also in dem Briefe war also würkl. eine Art von Leere für mich,
die man bey jedem Abschiede fühlt, und da Pempelfort schon weit gnug für
mich liegt, so schien es sich auch immer noch weiter zu entfernen. Ich lief also
zu Hartknoch, der hinter seiner Frau stund, die mir ins Ohr sagen wollte, daß
ich nicht an Albertinchen denken möchte. Er horchte aber eher, wie ich und
lachte uns beide aus. Wo sind die Resultate – Ich weiß von nichts. Haben
Sie auch nichts von Herder? Auch nichts, und habe auch gemeint, daß er
Ihnen alles schon geschickt hätte. Die Stube war mit lauter grünen seidenen
Fenstervorhängen dunkel gemacht. Kein Wunder wenn ich lauter gelbe u
grüne Gespenster um mich sahe. Ich wuste aber nicht wie mir zu Muthe
wurde; der Mann suchte unter seine Papiere. Der Name des Spediteurs war mir auch entfallen wie es mit allen Namen mir geht. Hartknoch
gab mir einen Brief von Herder um sich zu legitimiren. Da find ich eine Einl.
an mich abzugeben. Da hieß es wenn eine im Briefe ist, so muß noch eine im
Coffre seyn. Wurde lange darnach gesucht. Er fand ein Billet von Goschender ihm ein Exemplar von Andreä Dichtungen zur ReiseLectur mitgegeben
hatte, die er mir samt dem Buch verehrte und an die Herder nicht gedacht.
Tausend Entschuldigungen, daß er dies Päckchen so vergeßen, welches sich
leicht entschuldigen ließ bey so vielen schlaflosen Nächten auf der Post und
der häusl. Unruhe, die er vor sich gefunden. Nachmittag kam er mit einem
großen Pack seines Verlages, aber von den Resultaten nicht die geringste
Spur. Heute wollte er selbst an Gosche schreiben sich darnach erkundigen,
und es an die Hartungsche Buchhandl. adressirt werden sollte.
Wegen meines Urlaubs wies er mir sein pro Memoria, wo meine
Angelegenheit auch drauf stand. Er hatte aber nicht dran gedacht und sich damit
getröstet, daß ich schon längst eine Antwort haben müste. Morgen komt noch
eine fahrende Post, welche die Accise Sachen mitbringt; und wenn die
nächste Woche keine Antwort komt: Sapienti sat. Erhalte ich Ja: so reise ich
in Gottes Namen ohne mich an Jahreszeit noch Witterung zu kehren.
Kommt Nein: so sehe ich es auch als Göttlichen Willen an, und unter den
Schwierigkeiten meiner Arbeit nimmt die Liebe zu, selbige zu überwinden.
Vielleicht wird meine erste Ahndung, die ich als eitel verlacht, dennoch erfüllt,
daß diese meinen Abschied bewirken soll; und ein solcher Urlaub würde beßer
schmecken, den ich mir gleichsam verdient und erworben hatte im Schweiß
meines Angesichts.
Mein Frühstück ist diesen Morgen der März des d. Mercurs, von dem
ich am meisten den Anfang u das Ende über die Reformation vermißt und
weniger Antheil an die Confoederation mit der Berl. Monatsschrift
genommen, die andern wichtiger wie mir vorgekommen war. (Die Recensiondes Spinoza habe auch erst kürzl. gelesen, möchte aber gern wißen, von wem
sie wäre. Von der Berlinschen Recension habe heute gehört aber noch nichts
gesehen.) Der zweite Theil der Mimik war der wahre Leckerbißen des
Frühstücks, bey dem ich mich beynahe ärgerte, daß kein einziges Exemplar weder
nach Düßeldorf noch nach Münster gekommen war. Mit eben den
Vorwürfen gieng ich bey Hippel zum Mittagsmahl, und bot 1 # und wenn es
der letzte wäre aus einem Mitgenoßen, der mir ein Exemplar davon
verschaffen wollte. Es ist ein Ex-bibliopola, der bey Hippel, im Keiserl. Hause
u mit Scheffner sehr fam filirt ist und ein Lombardhaus hier anlegen will,
mittlerweile mit seinem Handwerk noch Dienste thut und Bücher kommen
läßt. Ich habe mich an diesem Chef d’œuvre de main de maître den Kopf
so voll und den Magen so leer gelesen, daß ich mit ihm ein wenig brutal
umgieng und Nachwehen fühlte von zwey Spitzgläsern griechischen Wein.
Zu alle diesen kleinen Uebeln komt noch das Hauskreutz einer diebischen
Magd, die ich seit 14 Tagen in Dienst nehmen müßen, weil meine vorige
geheyrathet hat. Ich hatte also recht viel Anlaß Hippel zu sprechen und ihn
an meinen Freuden u Leiden Theil nehmen zu laßen und mir seinen Rath
oben ein in andern Angelegenheiten auszubitten. Ich wollte in diesem
Tumult gar nicht schreiben – will aber noch ein paar Posttage abwarten, um
vielleicht etwas positives meinem Wohlthäter schreiben zu können, weil ich
selbst nicht weiß, woran ich bin, und diese Ungewißheit mich mehr drückt
als eine entscheidende Antwort; ich auch meine Arbeit als
Mittel
zu
meinem Endzweck anzusehen wider anfange. Man muß doch auf alle Fälle
sehen, und das Bittere sich zu versüßen suchen, so gut man kann. Es geht mir
im eigentl. Verstande wie dem heil. Apostel, der Lust hatte abzufahren, aber
sich selbst nicht für klug gnug hielt sondern die Entscheidung dem überließ,
der allein recht zu richten im stande ist.
Also die Summe meines Briefes besteht darin 1.) daß die Resultate
nicht hier sind. Daß Freund Tiro dafür sorgen wird dies Misverständnis
aufzuklären, und Hartknoch auch schon deshalb geschrieben hat. Ich habe sie
blos durchgejagt, und werde nicht einmal eher im stande seyn sie comme il
faut zu lesen, bis ich auf die Morgenstunden komme, wo ich sie und die
Qvelle des Spinoza nöthig haben werde beßer zu lesen, als es mir bisher
möglich gewesen. Der Vorschmack hat mir völlige Gnüge gethan, ich habe
viele meiner eigenen Begriffe entwickelt gefunden, wie ich es selbst zu thun
nicht im stande gewesen wäre, weil es mir wirklich an Methode und
Schule
fehlt, die eben so nöthig als die
Welt
ist zu einer gründlichen Mittheilung
und commercio der Gedanken, und von beiden Seiten sehe ich den Verfaßer
als meinen Meister an. Unterdeßen ahndet es mir wenigstens dunkel, daß er
mir nicht alles scheint entzogen zu haben, was ich gern gesagt hätte. Wir
werden uns also vielleicht ergänzen können; und ich bitte mir den Namen
eines meiner Freundschaft und Erkenntlichkeit so würdigen Mannes nicht
länger zu vorenthalten. Da sein Name nichts zur Sache thut: so wird er
auch in dem Urtheil, das ich Ihnen so bald ich kann mittheilen werde, keinen
Ausschlag geben. Ich bin durch sein günstiges Vorurtheil und Achtsamkeit
für meine Anonymität gestärkt worden von neuen in meiner Arbeit
anzusetzen, den Tag drauf, habe aber seitdem vor Zerstreuungen von denen ich
Ihnen Rechenschaft gegeben, an nichts weiter denken können.
2. Meine VI. Fortsetzung, wenn es die sovielste ist, bleibt nul und nichtig,
biß ich die dritte copiam schicke. Ich hoffe daß unser Ihr gute TiroVollmacht erhalten wird meine Briefe zu erbrechen, und daß HErr Schenk alle
an Sie gerichtete Briefe Ihren Vorschriften zufolge zur Beförderung des
Pflegkindes ausführen wird, wie er sich bisher derselben angenommen.
Hippel und Kraus vereinigen Ihre herzliche Wünsche mit den Meinigen zu einer
vergnügten heilsamen Reise. Ich kann den Uebermorgen nicht abwarten –
und doch Ihre würkliche Abfahrt erst mit dem Ende des Monats erfahren,
der mir ebenso wichtig und merkwürdig ist wegen –
Die Ausgabe des Spinoza Büchleins ist heute schon vermehrt u verbeßert
angemeldt und diesen Augenblick erhalte ich 2 Fortsetzungen ohne Anfang
von der Berl. Recension. Ich muß aber schließen und Hill wird gleich hier
seyn diesen Brief abzuholen. Verlieren Sie sich nicht in London – das ist ein
Abgrund für einen Ankömmling. Doch Sie sind schon in Paris zu Hause
gewesen, und ich kam wie ein Novice hin, der da sein Vaterland, das er
bisher gesucht zu finden glaubte, aber um aller Welt Schätze willen nicht
zuletzt selbes mit seinem armen Ithaca vertauscht hätte. Finden Sie zufällig
einen Dr Motherby, der meinen Johann Michael inoculirt hat, so erinnern
Sie ihn des Vaters u Sohns. Sein medicinisches Wörterbuch habe gelesen.
Es wurde auch eine deutsche Uebersetzung angemeldt, die aber nicht
erschienen. Er war einer der sonderbarsten Menschen in seiner Diät u
Denkungsart, die eben so philosophisch als enthusiastisch war.
Nun reisen Sie glücklich mit Ihrer liebsten besten Schwester Lene in
Begleitung guter Engel. So bald ich Ihren letzten Brief aus Münster erhalte,
denke ich mehr Ruhe zu meiner Arbeit wider zu finden, und Kraus treibt mich
auch. Ich umarme Sie und wünsche an der Freude Ihres Hauses bey
glücklicher Heimkunft Theil nehmen zu können. Ihr alter treuer
Johann GeorgAdresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi. / zu /
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 15ten Juni 1786
J. G. HamannPempelfort den 16ten Juny 1786von Hamann über dem Datum vermerkt:FreytagVermerk von Hamann:Erhalten den 28 Julin. Geantw eod.Verehrungswürdiger lieber Mann
Tiro schreibt Ihnen zum ersten mahl im Nahmen Ihres und seines
Jacobi, der am Dienstag* Abend um 10 Uhr von hier abgereiset,
vorgestern
** um 12. Uhr in Aachen angekommen, und heute auf dem Wege nach
Brüßel ist. Ihren jüngsten Brief habe ich ihm dorthin nachgeschickt, nachdem
ich zuvor eine Abschrift desjenigen Theils Ihres Mscrpts genommen,
welchesr auf der Rückseite Ihres Briefes stand.
Sie erhalten hier noch 2 Exemplare von dem Bogen C. des fliegenden
Briefes. Das Exemplar, welches Ihnen HE Jacobi am verwichenenDienstag sandte, hatte wegen der übrigen Geschäfte die zu besorgen waren,
nur sehr flüchtig können durchgesehen werden. Daher die Menge von der
Fehler, die stehen geblieben sind. Seite 22. Z. 14. habe ich damahls, in
Absicht des Beyworts zu:
Krampfe
, einen Alexanders Hieb, vielleicht mit
sehr unglücklichem Erfolg, gewagt. Das Mscrpt. ist an dieser Stelle
schlechterdings unleserlich, und ich bin wenig mit der Terminologie der Facultät
bekannt. Alles worauf ich mich besinnen konnte, war das Griechische Wort:
τετανος, welches mir zu paßen schien, und so, aus Mangel eines beßern, in
den Text aufgenommen worden. Ich bin aber nichts weniger als überzeugt,
daß ich nicht übel ärger gemacht habe. S. 19. Z. 4. scheint die Interpunction
zu fehlen. Allein der Abdruck stimmt mit dem Mscrpte überein.
Auf meine Emsigkeit und Sorgfalt, lieber würdiger Mann, können Sie
Sich verlaßen. Es ist mir lieb, daß dieses Geschäft mich in einiges Verhältniß
zu Ihnen bringt, und mir den Vortheil verschaft, Ihnen meine Verehrung
und Liebe, statt der Worte, durch That an den Tag zu legen; sey diese That
auch noch so unbeträchtlich und gering.
Die Resultate werden Sie jetzt erhalten haben. Hier ist nur eine Stimme
darüber. Alle, Gläubige und Ungläubige, erklären sie für vortrefflich. Die
ersten insonderheit freuen sich über das schöne Ziel, wohin die ganze Maße
dieser Schrift sich von Anfang bis zu Ende
fortwälzt
.
Mit der innigsten Verehrung und herzlicher Anhänglichkeit
Ihr
Tiro-SchenkP.S. Es kann nun nicht eher wieder gesetzt werden, als bis die Correctur des
Bogens b. zurück gekommen ist.
* von Hamann am Rande vermerkt:den 13. Junii** von Hamann am Rande vermerkt:den 14–Königsberg den 19 Juni 86.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn,
Den 13 d. erhielt ich Ihr Päckchen, wollte noch denselben Abend den guten
Empfang deßelben bescheinigen; wurde aber durch Verhinderungen von
außen und Bedenklichkeiten von innen abgehalten; weil ich mit jeder Post
Entscheidung aus Berlin vermuthen muste, die auch heute kurz vor dem
Mittag eingetroffen. Man bewilliget mir an statt der vier erbetenen
Monathe nicht mehr als einen einzigen, unter so harten Bedingungen, daß
ich diese Gnade nicht annehmen kann; weil wenn ich diesen Terminüberschritte, gleich ein Surnumeraire an meiner Stelle auf meine Kosten
angesetzt werden sollte. So gefaßt ich auch auf eine abschlägige Antwort war: so
kann ich doch nicht leugnen, daß diese chicaneuse Einwilligung mich etwas
näher traff, wie ich jene gefühlt haben würde. Es sind nun keine Instanzen
mehr übrig, als ins Cabinet und an das Publicum zu appeliren. Das erste
ist unzugänglich für mich, und ich thue keinen vergebenen Schritt zweymal.
Dieser Vorfall ist also die letzte Oelung für meine Autorschaft. O HERR
hilf, o HERR, laß alles wohl gelingen!
Da Sie diesen Monath häusliche Freude und Glückseeligkeit verhoffen:
so wird es Ihnen an Zerstreuungen nicht fehlen, und daß ich in Gedanken
mehr dort als hier bin – Ich beruhige mich aber mit der Ueberzeugung, daß
die Vorsehung an meinen innigsten Gesinnungen Antheil nimmt, und nichts
blindlings geschieht. Es ist zum Theil beruhigend für mich, von der
Ungewißheit, worinn ich bisher geschwebt, befreyt zu seyn. Gott verkürze nur die
Wehen Ihrer besten und liebsten
Marianne
, und erfreue mich bald mit
der Nachricht Ihrer glücklich überstandenen Arbeit. Dadurch werden die
meinigen erleichtert werden.
Hippel habe ich eine von Ihren Silhouettenabgetretengeben. Die
Baroneße Bondeli hat sich nicht satt sehen können, und freut sich, eine Ähnligkeit
mit Ihrer Nase zu haben. Ich hatte meiner 3 Mädchen ihre bey einem
hiesigen guten Silhouetteur, den ich ohne Rücksicht seiner Kunst liebe, bestellt,
damit Sie mein ganzes Haus zu sehen bekämen, wenn ich und Joh Mich.
gegenwärtig erschienen wären. Der Mahler ist aufs Land gefahren, und
nun ist es Zeit gnug sie mitzubringen.
Heute ist bey uns Jahrmarkt – und die Anwesenheit Hartknochs, der
morgen abreisen wird, hat mir das Leben auch sauer gemacht, daß ich von
meinen Sinnen nicht weiß.
Ueber den Salomo fiel ich gleich her, und konnte nicht eher aufhören, bis
ich ihn zu Ende gebracht hatte. Den dritten Theil der Meßiade bin ich noch
nicht im stande gewesen anzusehen – Haben Sie Mitleiden mit meinem
wüsten Kopf – Ich hoffe daß unser Freund heute vor 8 Tagen, seinem Vorsatz
gemäß abgereiset und meinetwegen ruhig seyn wird, wenigstens ruhiger, wie
Sie bey Ihrer damaligen Reise waren. Das Geheimnis seiner Zeit und
Stunde wird uns auch offenbar werden.
Erfreuen Sie mich bald mit dem Briefe, wozu Sie mein auserwählter,
mein gewünschter Wohlthäter, Vater u Sohn mir Hofnung gemacht. Es
wird Oel und Wein in meine Wunden seyn; selbst Ihre Verweise, wenn Sie
selbige nöthig finden. Ich weiß mir selbst nicht zu rathen, nicht zu helfen, und
kann meine Gedanken nicht ins reine bringen. Gott laße Ihrem Hause Heil
widerfahren, Leben, Gnade und Freude, und mir nächstens Theil daran
nehmen. Denken Sie mit Nachsicht und Gedult, liebes glückliches Paar an mich
alten, niedergeschlagenen, schwachen Mann
Johann Georg HamannAdresse:HErrn / HErrn Franz Bucholtz / Herrn zu Welbergen / in /
Münster
.
den Jun. 86.Kgsb den 19 Jun. 86.Herzenslieber Jonathan,
Ungeachtet Ihres für mich traurigen Briefes vom 6 d. wo Sie über
Gesundheit und Sorgen klagten, wünsche und vermuthe ich Sie gegenwärtig
schon auf gutem Wege, den Sie desto ruhiger meinetwegen fortsetzen können,
da ich meine Entscheidung erhalten. Ich gieng diesen Morgen frühe aus um
Kämpf
dem Hofr. Metzger abzugeben, der meinen ungewöhnl. Fehler
sein Buch, das ich auf ein paar Tage geliehen, Monathe lang behalten zu
haben, nicht übel zu nehmen schien. Auf dem Rückwege fiel es mir ein bey
sehr ehrl. guten Leuten, die von Adel sind, aber ein Handwerk treiben, eine
zinnerne Spritze zu Lavements auf allen Fall für mich, zuförderst aber für
meinen Hill zu kaufen. Me de Villet freute sich herzlich mich seit 2 Jahren
beynahe einmal in ihrem Hause wider zu sehen, und bewies mir ihr gutes Herz
mit der That, indem sie für mich selbst dung dingte, und mir die eckelhafteste
Sache von der Welt, meinen Handel so erleichterte, auch mir sehr wichtige
Nachrichten von einer Person mittheilte, durch die unsere alte Bekanntschaft
entstanden war, und mehr Verbindungen – Gegen Mittag komt ein
Secretaire von der Direction auf meine Loge, mit einer Antwort, wovon Copiafolgt.
Berlin le 8 Juin 86.à Mr Stockmar Dir Prov. des Accises à Kgsberg.
Nous vous autorisons Mr. en reponse a votre lettre du 19 May drNr 263 à accorder au Sr H. Garde magazin, un congé d’un mois pour
le retablissement de sa Santé, mais si contre notre attente il outrepassoit
ce tems, Vous ferez faire ses fonctions par un Surnumeraire à Ses
depens, de quoin Vous nous rendrez compte, si le cas avoit lieu.
Signé Delahaye de Launay. Grodart.Das erste, was ich nothig fand, war zu Hause zu laufen und mir ein Glas
Waßer geben zu laßen. Meine Hausmutter schlug mir Weineßig vor. Ich
zu meinem Nachbar Miltz, der mir eine Citrone rieth, die ich von ihm nicht
annahm, weil ich wuste, daß ich eine zu Hause hatte. Auf so eine hämische
Gnadenbezeigung war ich nicht gefaßt. Mein Joh. Michel ist mit seinen
Commilitonibus auf eine botanische Excursion ausgefahren. Heute ist oben
ein Jahrmarkt. Ich lief nach dem Eßen zu Hippel, der sich auch wunderte
und mir Recht gab. Nachmittags um 3 Uhr erwartete ich Hartknoch und
Miltz. Ersterer blieb spät aus, und wenn ich jemanden erwarte, bin ich nichts
im stande zu thun. Kam Crispus, der auch geruffen kam, Reichards
Schwager mit einem Gruß aus Paris, und unter diesem Tumult hab ich ein paar
Zeilen nach Münster geschrieben. Bleibt mir also nichts übrig als mein heute
erkauftes Manuale für meine Gesundheit.
So sehr ich über meine Einfalt gelacht, durch meine Autorschaft zu
meinem Zweck zu kommen: so seh ich jetzt keinen andern Rath vor mir, als mein
angefangenes Werk zu vollenden, und ich bin zu neuem Muthe durch
Verzweifelung erweckt, das Ärgste u Letzte zu wagen.
Ich werde also frisch darauf los arbeiten müßen, wenn Gott nur Kräfte
u Gesundheit giebt und erhält. Unterdeßen man in Münster Wiegenlieder
anstimmen wird, werde ich kreyßen, um mit meinen kahlen Mausarbeiten
fertig zu werden. Gott im Himmel wird helfen Amen!
Fällt eine öffentl. Veränderung vor, wie alle Tage zu vermuthen; so kann
ich meinen Lauf anders einrichten. Jetzt sehe ich keine andere Bahn vor mir,
als mit der Axt in der Hand.
Hartknoch hat mir während seines langen Aufenthalts viel zu schaffen
gemacht, theils wegen seiner Tochter, wo er mir Wahrheiten ausgewunden, die
ihm wehe thun müßen, aber dixi et liberaui; theils wegen so manchen
andern Angelegenheiten, in denen er seine Freundschaft zu äußern sucht u mich
dadurch in Verlegenheit setzt, auch die Ihrige zu misbrauchen. Ihr
Aufenthalt ist in Engl. so kurz, aber ich hoffe, daß Ihre dortige Verbindungen einen
Auftrag erleichtern werden, an dem ihm viel gelegen ist. Er möchte gern
Swedenborgii Arcana Coelestia haben, weil ein Uebersetzer sich zu
selbigen erbot und er sie schon längst dem Publico schuldig geblieben. Sie bestehen
aus VIII.Vol. die Kant sich einmal auf seine Kosten verschrieb, und daher
glaubte er noch selbige hier anzutreffen. Sie kosten 18 ℔ sterl. bey Elmsly.Er ist auch erbötig dies Geld dafür zu geben. Wenn er aber ein Exemplar für
alt auftreiben könnte: so wäre es doch eine Erleichterung für ihn. Vielleicht
finden Sie in dem Hause wo Sie leben einen Mann, der dies Geschäfte
übernehmen könnte oder wenigstens Ihnen Auskunft geben. Finden Sie zufällig
jemanden dort, der sich dieses Auftrages wegen erkundigen kann: so würden
Sie wohl so gefällig seyn daran zu denken. Er wünscht es auf seine Kosten an
Hertel
in Leipzig expedirt zu sehen. Wegen promter Bezahlung können
Sie sicher seyn. Wenn es nicht für alt zu bekommen, beqvemt er sich auch zu
den 18 ℔. Es ist ihm alles daran gelegen das Buch zu haben, und mir, wo es
immer mögl. ihn wenigstens von Ihrem guten Willen gegen mich zu
überführen. Es soll ein Auszug mir davon geliefert werden. Den ich aus diesem
Buch einmal gemacht, füllt kaum 1½ Bogen.
Ich hoffe mich mündlich einmal wegen dieses Auftrags zu entschuldigen.
Ist er Ihnen beschwerlich; so laßen Sie ihn liegen. Geht es an, ihn durch
jemanden zu besorgen: so werden Sie es nicht unterlaßen, wenigstens mir
darüber aufrichtig Ihre Meinung zu sagen, zu meiner und seiner Achtung.
Mein Kopf will mir beynahe bersten, und ich hoffe übermorgen erleichtert
zu seyn zum Empfang Ihres Briefes, der vielleicht stärker u mit Beyl.
versehen seyn wird. Daß mein letzter nichts taugt wißen Sie schon, vielleicht
werd ich jetzt ruhiger, wenn der erste Tumult sich gelegt haben wird, zur
Arbeit. Gott gebe es, aber ich weiß selbst nicht, wie es mir gehen wird. Ich will
mich sammeln, so gut ich kann. Diese ganze Woche wird verloren für mich
seyn. Gott begleite Sie und Ihre Gefährtin mit Seinen guten Engeln. Ich
kann auf heute nicht mehr. Ihr alter Johann Georg.Wie gut wird sichs doch nach der Arbeit ruhn!
Wie wohl wirds thun!
Pempelfort, den 20ten Juny 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 1 Jul. Geantw den 9 –Ehrwürdiger, lieber Mann
Sie erhalten hier die verlangte Abschrift der 6ten Fortsetzung Ihres
fliegenden Briefes. Das Original habe ich hier behalten, um es dannentweder zum Drucke oder zur Vergleichung davon Gebrauch zu machen; doch
habe ich mich nicht entbrechen können, noch einen großen Theil daraus
abzuschreiben, und es mit Ihrem Briefe vom 8ten Ihrem Jacobi nach London
nachzusenden. Zu dem abgeschriebenen gehört unter andern die
schöne
Stelle über das enge Band zwischen dem Geist der Beobachtung und
Weißagung (b.S.2); die furchtbare treffende Apostrophe an die Berliner (b.S.3.4.
c.1); das Apostolisch brüderliche Wort der Ermahnung an den Thomas
Gläubiger in Zürich (c.S.1–4) und der Schluß S.1. bis 3 des Bogens d. –
–
Großer heiliger Mann
! Schon Alexanders Liebling entschied, daß
grandia fastidire das Maas einer „gemeinen Menschenelle“
weit mehr
übersteige, als seiner AugenwWeide und seines Herzens Lust daran zu
haben. Auch hilft es Ihnen nichts, daß Sie den Nimbus von der Scheitel
ziehen. Aus der bescheidenen Hand die ihn abnimmt, fällt sein Licht nur desto
stärker auf den Verklärten, und war zuvor Ihr Haupt umstralt, so stehen
Sie jetzt in vollem Glanze von der Sohle bis zur Stirne. – – Sie verzeyhen,
Ehrwürdiger Liebevoller Mann! – Quo constantior in abnuendo, eo
dignior visus –
Das Mscrpt, welches jetzt hier ist, reicht einschließl. der letzten Fortsetzung
bis zur 5ten Seiten des 6ten Bogens hin. Sobald die Correctur des Bogens
b. zurückkommt, laße ich gleich abdrucken, und den Bogen d. setzen. Um dem
Setzer die Arbeit zu erleichtern, und zugleich den Correctur Bogen etwas
fehlerloser zu erhalten, habe ich das Mscrpt abgeschrieben, so weit Jacobi
es erhalten hatte. Mit der Folge werde ich eben daßelbe thun.
Mit der aufrichtigsten Verehrung und Ergebenheit
Ihr
Tiro Schenck. – Ps. LXXXVIII.28 kann auch nicht richtig seyn (Note 88.); dieser
Psalm hat nur 19. Verse.
Kgsb. d 22 Jun. 86.Mein Herzenslieber Fritz-Jonathan! Nun hoff ich und wünsche Dich
unterwegens, der seine Straße mit frohem Muthe fährt. Meine beyde letzten
Briefe waren in dieser Voraussetzung schon geschrieben. Ich bin voll
Verdruß, Kummer u Sorgen, werde es so lange seyn, biß mir die Nachricht von
Deiner glückl. vergnügten Zurückkunft, wieder ein wenig Freude machen
wird. Unser Briefwechsel muß nun gänzlich aufhören, und Freund Schenk,
an den ich den 2ten CorrecturBogen zurücksende, bleibt jetzt mein einziger
Correspondent. Dich dort mit meinen Pinseleien zu verfolgen, komt mir wie
die gröste Grausamkeit vor. Daß dies Jahr nichts aus meiner Reise werden
würde, ist meine Ahndung und beynahe mein eigener Wunsch gewesen. Ich
habe Dir kein
Geheimnis
daraus gemacht. Dieser Umstand kann mir
also nicht nahe gehen. Bekümmere Dich also um einen Menschen nicht, dem
weder zu rathen noch zu helfen ist. Hartknoch hat mir 8 Tage auf dem Halse
gelegen, und noch mehr Verwirrung zurück gelaßen, wovon ich eben so wenig
begreifen kann. Daß Leute, die sich selbst nicht verstehen können, sich immer
in fremde Angelegenheiten mischen. Dies ist mein eigen Unglück. Die beyden
L. Briefe habe an Schenk beygelegt. Ich habe den Mann bewundert, und
bedaure ihn jetzt mit noch mehr Sympathie. Wie engelrein denkt und schreibt
der Mann! und wie menschl. handelt er! Aus Deinem Extract des Briefes
vom 27 May vermuthe ich, daß er eine Rechtfertigung geschrieben, von der
ich noch nichts gehört, und mich darüber wundere. Es hat mich befremdet,
mein lieber Fritz J. daß Du nicht eben die
Freymüthigkeit
gegen mich
in der zweiten Person ausübst. Ich fürchte aber wie er, daß sie auch
vergebens
seyn würde. Das
Du
durch die dritte Hand verliert allen Effect
der Leidenschaft und Vertraulichkeit, und kommt mir affectirt vor: vielleicht
aus der einfältigen Ursache, daß ich es nicht gewohnt bin. Ich begreife nicht,
wie ich in meiner gegenwärtigen Lage an meine Arbeit denken soll; und doch
habe ich, um selbige zu fördern, Ruhe mir gewünscht wenigstens dies Jahr
durch. Statt deren nichts, als noch eine größere Unruhe, die ich weder Dir
noch mir selbst zu erklären im stande bin. Cr. geht es mit seinen klaren
Begriffen eben so wie mir mit meinen dunkeln Empfindungen. Er ist der einzige,
der mir noch treu bleibt, auf wie lange? wißen wir beyde selbst nicht. Vor
der Hand spricht er mir Muth ein, so sehr er ihn selbst braucht. Hörst Du
von Tiro daß ich ihm Arbeit liefere, mit der er zufrieden ist: so lebe ich, und es
geht mir nach Wunsch. Das ist alles, was Du zu wißen brauchst. Hätte ich Ja
erhalten: so hätte mich an nichts gekehrt, und ich wär mit Haut u Haar, wie
ich ausgesehen hätte, abgefahren, hätte mich allem unterworfen, was mein
Schicksal zu meiner Demüthigung oder Erqvickung zugedacht hat. Nun bin
ich mit meiner eigenen Baarschaft bezahlt, u durch meine Sophisterey
gefangen.
Schenkt mir Gott nur so viel Gesundheit u Kräfte, daß ich in meiner
Arbeit
weiter
, nur
weiter
kommen kann: so bin ich für meinen Verzug
belohnt, und kann mit leichterem Kopf u Herzen das Ende u Ziel meiner
Wünsche sehen. Findst Du wol in allem dem, was ich schreibe,
Menschenverstand? oder wird durch Deine Aufrichtigkeit die Frage entschieden und
dem Mangel abgeholfen? Ich kann diese Woche an keine Arbeit denken, und
muß die Gährung übergehen laßen. Vielleicht komt übermorgen der dritte
Correcturbogen an, und ist mir erträglicher, gesunder u vernünftiger.
Absolution von oben, Mitleiden von Dir, lieber Jonathan! wenn es Euch beiden
Lehrgeld kosten sollte: so lernt Niemanden für gut halten weder Euch selbst,
noch Euern Nächsten. Wer hat es je beßer gemeint, als Dein Nachbar und
Du mit mir, und ich mit Euch. Was ist der
gute Wille
für ein schöner
Pendant zur
reinen Vernunft
? Verdienen sie nicht beide einen
Mühlenstein am Halse? Gottes Barmherzigkeit ist die einzige seeligmachende
Religion, hat Dangeuil zu meinem Freunde in Riga recht gut gesagt. Ich
erwarte mit jeder Post einen Brief aus Münster, daß alles gut und glückl.
überstanden ist; vielleicht ist Schenk so gut mir Nachricht, so bald ers
erfährt, zu geben. Ich bin weder im stande, nach W. noch W. zu schreiben.
Beide werden die Nachricht wohl ohne mich erfahren. Kann ich arbeiten, so
gönne mir die Ruhe dazu, und stärke mich durch ein paar Zeilen Einl. an
Freund Tiro, der Deine Stelle in allem vertreten wird, was durch einen
treuen u klugen Mittelmann gethan werden kann. Wenn es nur nicht an mir
liegt, an ihm gewiß nicht. Es sey immerhin malus pudor,Ihren Deinen
errorem calculi in puncto der Größe u Heiligkeit aufzudecken. Die
Wahrheit wolle uns beyde, lieber Fritz! frey machen selbst auf Kosten des je ne
sais quoi unserer Freundschaft. Laße mir nur Zeit, bis ich mich wider
besinnen kann. Ich lebe und ersterbe in jeder Gestalt I Dein immer begleitender
Schatten Johann Georg. Ich dachte Wunder, was ich schreiben würde in
diesem Steckbriefe. Hoc age, sey gantz in Engl. und genieß des Guten. Das
ist die Hauptsache, die ich Dir einprägen wollte. An mich wird die Reihe auch
kommen, aber nicht eher als zu Seiner Zeit, die eben das Rätzel ist, worüber
ich mir umsonst den Kopf zerbreche. Amare et sapere aude et vale.den 12 Julii.Nun Gottlob! mein lieber wallfahrender Jonathan, daß Du vergnügt u
glückl. in London angekommen bist. Seit Deiner Abreise hab ich kein Herz
gehabt an Dich zu schreiben, und änderte bey dem ersten Brief von dem ich
vermuthen konnte, daß er durch die dritte Hand erst gehen sollte, die
Person
und
Zahl
der Vertraulichkeit, aus einer Art von natürl. Schaam – Mein
Joh. Michel kam heute mit leerer Hand von Fischer. Eine halbe Stunde
nachher brachte mir ein Bote diese Einl. vom 29 pr. aus der ich Deine glückl.
Reise ersehe, und ich wurde wie neu geboren. Eben schrieb ich an Hartknoch,
der mir unschuldiger Weise viel Gram u Sorgen gemacht hat, durch seinen
guten Willen
, sich um meine mittelste Tochter verdient zu machen, die
er durchaus bey der Baroneße auf seine Kosten anbringen wollte, weil er
sich in ihre kleine Anlage zur Music vergafft hatte. Es sollte eine
Nachahmung vielleicht des Alcibiades seyn, und war im Grunde eine
kaufmännische Speculation
, die auf ritterl. Ebentheuer hinauslief. Meine
damalige Verlegenheit und Gemüthsverwirrung über die Antwort der Gen.Isabel benahm mir alle Sinnen u Aufmerksamkeit. Er machte alles mit der
Baroneße schriftlich und mit mir mündlich ab, verwies immer den einen auf
den andern. Der Curator meines Vermögens, Dein Namensvetter leider!
gegen den ich schon lange das Herz voll gehabt u noch habe, wegen seiner
Frankfurter Denkungsart
, die ich wie die jüdische immer gehaßt
habe, hatte mir auch den Kopf warm gemacht wegen seines Characters am
meisten in seinem Betragen gegen Hill. Geldangelegenheiten sind für mich
Ratzenpulver. Hartkn. hatte mich treuherzig gemacht, die Sorge meiner
Capitalien zu theilen. Ich auf diesen Rückhalt muthig, machte mir selbigen zu
Nutze, um den alten Curator ein Capital, das er mir
halb
aufkündigen
wollte beym Worte zu halten, und erkläre ihm daher, daß ich seine
Interessen eben so wenig nöthig hätte, als der dritte Freund den Theil meines
Capitals, von dem die Rede gewesen war, und deßen Zurückzahlung auf die
Weinlese
ankommen sollte. Der Vetter dringt mir die Interessen zu
Bezahlung der vierteljährigen Pension 8 Tage eher auf, als ich dem Terminnach bezahlen sollte. Ich noch denselben Tag zur Baroneße, mehr aus
Vorsicht
als Vorwitz. Hartkn. hatte uns beyden eingebildet, alles schon
abgemacht zu haben. Wir wusten beyde von nichts. Sie vertraute mir die Briefe
und ich das Mündliche. Die Baroneße hatte sich blos erklärt, daß sie aus
Freundschaft für mich noch eins meiner Kinder nicht abweisen würde – und
ich eben so herzlich, alle meine Mädchen von ihrer Mutter-Hand erzogen zu
sehen. Diese allgemeine unbestimmte Erklärung hatte er für eine förmliche
Abrede jedem Theil eingebildet, ohne mir zu sagen, daß er die Kosten dazu
hergeben wollte, welches mir auf keinerley Weise einfallen konnte, u die
Baroneße sich eben so wenig von mir vorstellen. Wir wurden also gleich einig,
daß wir beyde uns dazu nicht verstehen konnten. Unterdeßen that mir die
Uebereilung gegen den alten Curator Leid – und ich war in Verlegenheit,
meine Gelder unterzubringen, die ich nicht gern
fest
haben wollte und
Hartkn. gern auf sein Haus hatte ingrossiren laßen, um dort ärmer zu
scheinen, als er wirklich ist. Die Hauptsache war ein Handel auf meine
älteste Tochter, die er seinem verzognen Kinde zur Gesellschafterin und
Gouvernante, aus schwärmerischem Vertrauen zugedacht hatte. Dieser
Plan machte ihn von einer Seite
so weiß
und von der andern
so
schwarz
und für meine
Leichtgläubigkeit
, die eben so weit geht als
mein
Mistrauen
, daß ich mich wie eine arme Fliege in einem
Spinngewebe zerarbeitet habe. Meine infarctus wirkten auch dabey meisterhaft.
Den 1 Jul. fieng ich die Kämpfsche Cur an; den Sonntag brachte mir meine
Hausmutter eine glückl. Probe. Ich war vor Freuden außer mir, gieng in
die Kirche und trieb mich den gantzen Tag herum, wie Fontaine vom Baruch,
meinen mitleidenden Schwestern u Brüdern den Wunderanfang zu
erzählen der beyden Experimente – Darnach fanden sich solche Schmerzen, daß
ich mit dem 9 Lavement den 4 aufhören muste und beynah in Ohnmacht
gefallen war. Seitdem brauche ich die Mittel von oben u vermuthe daß die
güldene Ader, von der ich in meinem Leben bisher nichts gewußt, an diesem
gantzen Aufruhr meiner Natur schuld gewesen. Auf die Woche will ich noch
eine Probe machen, selbst zu appliciren, ehe ich vollends auf diesen Weg des
Genies und Sitzleders Verzicht thue. Heute habe ich nach Riga die Antwort,
vor der mir gegraut, vollig abgemacht, und alle domestica mala sind
Gottlob! glücklich beygelegt. In der Laune dieses Fegfeuers schrieb ich – und
wollte die Feder nicht weiter ansetzen, sondern mit meinem gantzen
Briefwechsel bis zu Deiner glückl. Heimkunft an mich halten. Bey diesem Vorsatz
beharr ich, weil ich gern mit meinem Bettel fertig werden möchte und alles
an dem vierten Bogen liegt, den ich mit jeder Post entgegen sehe. Deshalb
mach Dir lieber Jonathan keine Sorgen und bekümmere Dich um nichts als
Freundschaft u Engl. zu genießen. Sorge für nichts auf dem festen Lande als
für Dein Haus. Ich muß meinen
Leib
u meinen
Kopf
rein haben, ehe
ich ans Reisen denken kann. Mit der jetzigen Ladung wäre ich nicht weit
gekommen sondern unterwegens sitzen geblieben. Crispus hat sich auch ein
Organon angeschafft zur Cur, will aber erst selbige in seiner neuen
Wohnung auf Michaelis anfangen. Kant klagt mir vorgestern Abend seine bittere
Noth, daß er seinen Sphincter nicht zur Oeffnung bewegen könnte. Er
schreibt über das Mendelssohnsche Orientiren etwas – aber ist Dein Freund
u des Resultatenmachers. Crispus studiert auch jetzt den Spinoza, und die
Berl. Monatsschrift hat den Hierophanten Stark in der Mache. Die Allg.
lateinsche Zeitung hat Dich recensirt, aber ich habe noch nichts zu sehen
bekommen. Den 5. sind die Resultate angekommen. Ein Dutzend
Danksagungen. Ich habe aber selbige noch nicht ansehen können. Incredibile, sed
verum. Kant hat einen wichtigen Nebenbuler an
Abel
in Stuttgart
gefunden, der einen Ruff nach Göttingen hat. Die
Seelenlehre
hat mir mehr
Gnüge gethan, als der Versuch über den Ursprung unserer Vorstellungen,
der gröstenteils schon in jenem enthalten ist. Wenn dies Blat nicht abgehen
sollte, so mag alles bis zu Deiner vergnügten Heimkunft liegen bleiben. Gott
erhalte Dich und Deine Gefährtin bei gutem Muth. Meinen unverschämten
Auftrag überlaße Deiner besten Ueberlegung und dem Lauf der Umstände.
Kannst Du Deinem Nächsten dienen, so thust Du gerne. Ultra posse nemo
obligatur. Verleger u Autor sind sich zieml. ähnlich in partibus. Ich ersterbe
Dein alter Johann Georg.Lieber Herr Schenk
Wir kennen uns einander schon lange. Sie leider! nur aus der Mühe, die
ich Ihnen bisher gemacht. Ich aus dem Vertrauen des HE. Geheimen Raths
und dem Antheil, den Sie an seiner Freundschaft für mich nehmen. Wie sehr
wünschte ich, der letzteren so würdig zu werden, als Sie des ersteren sind –
und diesen Wunsch thue ich von Herzen! Nunmehr zur Sache.
Der Correctur-Bogen kommt nunmehr zurück, von dem Sie vermuthlich
für sich noch einen andern Abdruck nöthig haben werden. Ich werde noch die
vornehmsten Stellen durchlaufen
S. 11. wünschte wol die Verse aus dem Virgil ein wenig weiter
vorgerückt, daß ademtum noch in die vorhergehende Zeile käme. Der
dadurch entstehende Raum könnte dem neuen Abschnitt gelaßen
werden, und ein etwas größeres Spatium schickt sich für den Inhalt
S. 14. statt tragisch muß
tropischer
S. 15 so bald nur wenn einmal der Untersch. der sch. Natur nicht mehr
auf den Rock, noch auf die Mundart des Modenschn. ankommen,
und der jüdisch-welsche – –
in der Note 16.) statt baal bibl.
S. 16 Note 17 κεφαλαιονβ Das kleine Βητα ist die griechische Zahl,
weil das
Buch
so angeführt ist, also auch das
Capitel
.
Aus dem übrigen werden Sie sich wohl zu finden wißen, wie auch aus der
fast zu genauen Interpunction meines Mit-correctors.
Ich kann nicht begreifen, daß es an Mst. zum dritten Bogen fehlen kann,
denn die letzte doppelte Fortsetzung, welche, wenn ich mich nicht verzählt, die
VI. seyn muß, taugt nicht.
Ich habe die mir selbst unbegreifliche und fast unverzeyhl. Unbesonnenheit
begangen keine Abschrift von meinen übersandten Stücken genommen zu
haben, und bin nicht im Stande aus meinen Papieren klug zu werden. WieDer dritte Correcturbogen wird vielleicht mich aus von dieser
Verlegenheit befreyen, den ich daher abwarten muß, und zu dem mir schon mit der
nächsten Post Hoffnung gemacht worden ist.
Haben Sie Gedult mit einem kranken Mann, der gegen die Sitte der
Hypochondrie, vielleicht kränker ist, als er es selbst weiß. Mit der künftigen
Woche werde ich erst wider zu arbeiten anfangen können.
Die Beyl. aus der Schweitz lege ich Ihnen offen bey. Alle meine künftigen
Briefe unter der Addresse unsers Freundes sind hinführo für Sie und
werden vermuthlich blos und hauptsächlich den Abdruck betreffen.
Ich habe vorausgesetzt, daß der HE G. Rath schon den 12 d. abgereist
seyn würde; aus dem gestrigen Briefe ersehe, daß es ein paar Tage später
geschehen soll, und verlange darnach den würkl. Tag seiner Abreise am
zuverläßigsten durch Sie zu erfahren. Wenn er sich doch weder um mich noch
meine unglückl. Misgeburt unterwegs und während seines dortigen
Aufenthalts gar nicht bekümmern möchte! Ich werde Ihnen wenigstens ein
gut Beyspiel geben, und nicht anders als im Nothfall an Ihn unmittelbar
schreiben, alles übrige Ihnen allein überlaßen.
Können Sie mir den Namen des würdigen Mannes der die Resultate
geschrieben nicht anvertrauen? Hartknoch hat bereits deshalb an Göschen
geschrieben, und alle die ihn gelesen, sind mit seiner Arbeit höchst zufrieden.
Also dürfen Sie sich wegen des zurückgebliebnen Päckchens keine Mühe
geben, und ich wünsche von Ihnen nichts mehr, als den Mann zu wißen, dem
das Publicum und ich pro rata die Zufriedenheit und Genugthuung zu
verdanken hat. Der Name thut wohl nichts zur Sache, aber es fehlt uns doch
immer was viel, wenn wir etwas nicht nennen können. Mein vorläufiges
Urtheil habe ich schon gegeben, und daran gewiß kein Zweifel seyn konnte,
und daß der Name keinen Einfluß in das noch folgende haben wird, hoff ich
mit der That zu beweisen.
Gegenwärtige Beyl. bitte
unmittelbar
nach London zu befördern.
Meine übrigen Briefe sind blos für Sie und werden aufgehoben bis zur
glückl. Widerheimkunft unsers gemeinschaftl. Freundes, weil alles was ich
gegenwärtig schreiben kann, nicht des Porto’s werth ist noch der Mühe, es zu
buchstabieren.
Mir ist den ganzen Morgen übel gewesen, und ich weiß selbst nicht was
mir fehlt. Verzeyhen Sie also das tumultuarische dieses Briefes. Ich
vermuthe, daß ein Gewitter in der Luft meinen Druck vermehrt, dem ich beynahe
unterliege.
Ich kann der Grille nicht widerstehen, mich bey Ihnen nach dem Sohn des
HE G. R. zu erkundigen, der meine Vornahmen führt, und deßen
Schicksal ich den nächsten Antheil nehme, weil er unglücklich ist. Denken Sie völlig
einformig mit seinem Vater über ihn? Da Sie an seiner Erziehung gewiß
Antheil genommen: so werden Sie mir am besten im stande seyn zu sagen,
wie er sich gegenwärtig anläßt, und wie er währender Abwesenheit versorgt
ist. Meinem Freunde thut es wehe über diesen Gegenstand sich auszulaßen;
dennoch geht es den besten Vatern bisweilen so, entweder zu gut oder zu
schlecht von Ihren Kindern zu denken. Der letzte Fall ist wohl seltner, aber
eben so natürlich, wie der erste. Ohngeachtet es bey mir heißt: Artzt hilf
dir selber! hatte ich doch etwas mehr Vertrauen in diesem Stück zu meinem
Reisegefährten Prof. Kraus, aber nun ist schwerlich dies Jahr daran zu
denken.
Wenn ich wirklich so viel Fortsetzungen geschickt habe, als ich mir besinnen
kann, die letzte nicht mitgerechnet, welche nichts taugt; so zweifele ich, daß es
zum
dritten Bogen
fehlen sollte. Bliebe aber etwas Handschrift über;
so wäre es unumgänglich, daß ich das Ende der V. Fortsetzung zugl.
miterhielte, um meine Arbeit gantz übersehen zu können. Ich hoffe mit der
nächsten Post darüber beruhigt zu seyn.
Wäre aber etwas wider Vermuthen von der V. Fortsetzung (nach meiner
Rechnung) zurückgeblieben: so wünschte selbiges mit der nächsten Post zu
erhalten.
Da ich Ihnen so viel Arbeit u Mühe machen, so kann ich füglich nicht
mehr thun, als versichern, daß Ihre Erinnerungen, wenn Sie etwas
auszusetzen finden, mir zum Beweise Ihres freundschaftlichen Vertrauens dienen
werden, und ich bey meiner Verfaßung nicht mistrauisch gegen mich selbst
gnug seyn kann.
Mehr zu schreiben, weiß ich nicht; beßer kann ich heute auch nicht.
Kommen gute Zeitungen aus Münster; so säumen Sie nicht mir selbige
mitzutheilen. Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung
Lieber HErr Schenk,
Ihrergebenster Freund u. verpflichteter Dr.Johann Georg Hamann.Ich halte es für beßer meine Antwort nicht beyzulegen, um meinen Freund
nicht ohne Noth zu beunruhigen. Sie finden also blos den Correcturbogen u
die beyden Briefe von Lavater.
Der dritte Bogen ist mir fast
unentbehrlich
, ehe ich weiter gehe. Von
der zweymal überschickten VI. Fortsetzung kann nichts bleiben als
nachstehender Anfang, den ich auf gut Glück hier abschreiben will.
Wie Gott, groß und unbekannt1, ist der Name dieses Königs; wundersam,
wie seiner Boten2, der Name seiner Stadt. Ihre Geschichte und Gesichte
vereinigen alle denkbare Vorstellungen und Ideen unsers
Beobachtungsgeistes zu einem Urbilde eines göttlichen Staats, zu einem Rätzel des
Widerspruchs, deßen sieben aus- und inwendige Siegel keine endliche Kraft des
Erkenntnis- Billigungs- und Begehrungs-Vermögens, ohne Löwenmuth und
Lammesgedult zu eröffnen vermag.
Weißagung ist in dem Munde des Königs3; Weißagung, in dem Namen
seiner Stadt, die war, seyn wird, und noch nirgends ist. Was von der Welt
her kein Michel Angelo und Raphael mit ihrem Seelenauge geschaut, kein
David Virtuoso noch sein Capellmeister mit gespitztem Ohr erlauscht, kein
Leviathan, noch Platon, kein attischer Cyropädist noch welscher Quietist und
Machiavellist das Herz gehabt haben, in einem Fürsten- und Staatenmuster,
durch Abstraction und Fiction denkbar und erkennbar, merklich und vorstellig
zu machen: alles dieses und überschwenglich mehr ist fertig zubereitet und
geschmückt, hernieder abzufahren4 und die Herrlichkeit mündiger Kindschaft
zu offenbaren der ängstlich harrenden Creatur, die sich sehnt frey zu werden
von dem Joche des vergänglichen Unwesens, und auf ihres Körpers
Erlösung wartet5.
Mehr hab ich nicht, auch keine Concordanz in meiner ganzen Bibl. mir
das Aufschlagen so vieler Sprüche zu erleichtern; geborgt auch keine.
Vergeßen Sie nicht, liebster HE Schenk den Namen des Resultatenmachers der
meines Freundes Kraus gantzen Beyfall hat, und dieser ist mehr werth als
der meinige. Gott empfohlen!
1.) Hiob XXXVI. 26.2.) B. der Richt. XIII. 18.3.) Spr. Sal. XVI. 10.4. Apok. XXI. 2.5 Röm. VIII. 19–23.Richmont den 28ten Juni 1786Vermerk von Hamann:Erhalten den 15. Jul.Erhalten den 15 Julii. Die zurückgehalteneAntwort den 24 Aug. beygelegt.lieber Herzens Vater!
Ich erhielt Deinen liebevollen Brief vom 5 ten zu Gent. Heute hoffe ich
wieder einen von Dir zu erhalten der eine Antwort ist. Gott weiß mit welchen
Empfindungen u Gedanken ich an Dir hange. Meine Reise ist sehr glücklich
gewesen, u es gefällt mir hier über alle Maaßen wohl. Vergangenen
Sonntag Morgen schiffte ich ein zu Calais. Wir hatten zu wenig u unstäten Wind,
so das wir 14 Stunden brauchten um nach Dower zu kommen. Den
folgenden Morgen wurde es 9 Uhr eh ich mein Gepäcke aus dem Zollhause bekam.
Abends um halb zehn Uhr war ich in London. Von da fuhr ich Sonntag
Morgens hierher, wo man mich u meine Lene mit großer Freude empfieng.
Der Graf Reventlow, den ich nur einmahl vor 2½ Jahren ein paar Tage
gesehen hatte, wird mir mit jeder Stunde lieber; ich finde daß er seine Julie
vollkommen verdient. Den wackern Schönborn sah ich hier zum ersten Mahl.
Unsere häußliche Gesellschaft würde Dir nicht mißfallen. Zu dieser gehört
auch der junge Spalding, d ein herzguter Junge, voll der besten Anlagen
ist. Er muß gewaltig darüber leiden daß er ein Berliner ist.
Gestern Mittag speiste ich mit dem Grafen, der Gräfinn u Lene bey dem
rußischen Gesandten Grafen v Woranzow in London, in Gesellschaft fast
aller übrigen Gesandten u einiger Damen. Der einzige Woranzow, den ich
den Tag zuvor hatte kennen gelernt, gefiel mir in dieser Gesellschaft. Wir
hatten aber bey dieser Gelegenheit einen großen Theil des westlichen London
durchfahren, den St James Park, u eine herrliche Gemählde Sammlung, für
die ich die ganze Düßeldorfer Gallerie hingäbe, bey Eger gbesehen. Nach
dem großen diné fuhren wir desto vergnügter nach Richmont zurück. Ich
kam erst gegen 1 Uhr zu Bette; habe zu wenig geschlafen, u befinde mich
deswegen heute nicht zum Besten. Ein paar stille Tage wären mir nöthig, um
wieder ganz zu mir selbst zu kommen.
Von Deiner Fortsetzung habe ich nur die Anrede an Lavater durch Schenk
erhalten, die auf der andern Seite Deines Briefes stand. Das Quartblat
hat Schenk zurück behalten. Mit dieser Anrede bin ich höchst zufrieden. Ich
hoffe Du bist wohl u kanst ohne Deiner Gesundheit zu schaden fortarbeiten.
Mich verlangt sehr nach den heutigen Briefen. Schwerlich aber bringen
sie mir schon die Nachricht daß die Resultate in Deinen Händen sind. Aber
ich bin denn nun doch gewiß daß sie in Deinen Händen sind. Wäre ich nur
eben so gewiß, daß Du den Urlaub zu Deiner Reise hast, u auf Deinem
Vornehmen beharrst. Aber in Wahrheit, ich zweifle auch hieran nicht im Grunde
meines Herzens. Du wirst kommen. –
Ich gieng herunter in den Garten. Die Gräfinn erwischte mich da ich im
Saal meinen Hut holte, u nun kam ich nicht weg, bis wir zu Tische giengen.
Nun ist es sechs Uhr uwir die Briefe sollen in die Stadt. Lebe wohl, lieber
Herzens Freund u Vater. Ich schreibe Dir bald wieder, wahrscheinlich schon
mit nächster Post–. Gott mit uns! – O, Du Lieber, wie ich Dich liebe! –
Grüße von mir, was Du segnest–
Dein Fritz Jonathan.Kgsb. den 298Jun. 86.Werthgeschätzter Freund Tiro-Schenk,
noch ehe ich diesen Morgen ausgieng Ihre Einlage vom 16 d. abzuholen,
arbeitete ich schon an einer Antwort darauf, in der ich wenig oder nichts
ändern darf. Sie beweisen mir Ihre Liebe mit der That; was kann einem
armen Autor schmeichelhafter seyn, als Ihre unverdroßene Sorgfalt und
Treue, womit Sie sich der herculischen Arbeit unterziehen – – Ich erkenne
darinn und fühle aufs lebhafteste die Harmonie Ihrer Gesinnungen mit
unserm Freunde, und Ihr gegenseitiges Glück.
Es fehlt mir schlechterdings mens sana in corpore sano – Ich werde also
wo möglich noch diese Woche in Gesellschaft meines nächsten Freundes Kraus
mit der Kämpfschen Cur den Anfang machen. Bin seit einer ganzen Woche
nicht im stande gewesen einen vernünftigen Begriff zu haben – Mein fester
Vorsatz ist also in diesem Zustande nicht die Feder anzusetzen, bis ich den
vierten Correcturbogen werde erhalten haben, den ich nicht eher zu remittiren
willens bin, als bis ich selbigem das ganze Mst beygelegt habe. Jede
außerordentl. Veranlaßung wird für mich eine Ausnahme von dieser
Regul
seyn.
Die Gedult und Nachsicht unsers Freundes für mich ist unbegreiflich; ich
will selbige aber nicht misbrauchen, noch erschöpfen – nicht aus einem
Mitleidenswürdigen zu einem Verachtungswürdigen – –
Aus einer securitate oder imbecillitate, die ich mir selbst nicht zu erklären
im stande bin, habe ich nichts hier aus dem ich mich heraushelfen kann um
mich auf das, was ich geschrieben habe, deutlich besinnen zu können.
Die 3 Bogen bleiben, wie sie sind, sie mögen gerathen seyn, wie sie wollen;
aber die
letzte Hälfte
muß mit Ernst und Ueberlegung ausgeführt
werden. Ich begreife selbst nicht, wie ich trotz meiner Ungedult zur Sache zu
kommen, mich immer weiter davon habe entfernen können, und so weit, daß
ich im eigentl. Verstande in eine Wüsteney gerathen bin, aus der ich mich
nicht wider herauszufinden weiß, und mir selbst die letzte Gewalt anthun
muß. Autorschaft ist eine wahre
Versuchung
– aber Gott ichst
getreu
er, und ich hoffe, daß das Ende
erträglich
seyn wird.
Ich habe nicht ins Gelach und aufs Gerathewohl angefangen, sondern
einen Plan im Kopf und im Herzen gehabt; aber bey dem vierten
Correcturbogen habe ich nöthig die Augen aufzusperren, und alle meine Sinnen und
Kräfte zusammenzunehmen, um gehörig einzulenken.
Alle bisherigen Ausschweifungen laßen sich noch ziemlich bemänteln mit
der Maske eines Predigers in der
Wüsten
. Bey den ersten 3 Bogen bleibt
es; die 3 oder 4 letzten müßen einen andern Schwung nehmen, wenn nicht der
letzte
Betrug ärger als der
erste
werden soll.
Ich erwarte also am liebsten den
vierten Bogen auch gedruckt
,
wenn er auch einem Bidental ähnlich sieht, und wenn noch etwas vom Mstübrig bleiben sollte, auch eine Abschrift oder das Original bis auf das letzte
Anhängsel im P. S. welches sich anfängt: Gott
ist groß und unbekannt
– welches ich nicht nöthig habe. Diesen vierten Bogen erwarten Sie nicht
anders als mit dem Rest der ganzen Handschrift. Gott weiß allein;
wenn
?
und
wie bald
?
Ihr Auge hat dem meinigen nichts übrig gelaßen in dem letzten
Correcturbogen die einzige Kleinigkeit S. 18 ausgenommen, wo zwischen prius und
more ein bloßes kleines Hyphen, kein Signum omissionis oder
Gedankenstrich stehen muß. Bisher hat keine meiner flüchtigen Blätter das Glück
gehabt, so correct wie diese Bogen abgedruckt zu werden. Das
verkannt
für
verkennt S. 22 wird wohl von uns schon bemerkt worden seyn.
Ich hoffe, werthgeschätzter Freund Tiro Schenk, daß Sie mein
Stillschweigen bey meiner gegenwärtigen Lage eben so billigen werden, als mein
Entschluß den vierten Bogen so lange zurückzuhalten, bis ich mit dem Ganzen
fertig bin, oder wenigstens festen Grund habe – Sollte dies dem Buchdrucker
nachtheilig seyn; so bitte es mir zu melden.
So bald die Resultate für mich ankommen, bescheinige Ihnen sogl. meinen
Empfang und Dank. Gegenwärtig kommen sie zeitig gnug für mich zum
Lesen. Was Jmo gesagt, ist mein eigener Fall, daß manche meiner eigenen
Gedanken beßer entwickelt sind, als ich es selbst imstande gewesen wäre. Ein
mehr Quasi-Urtheil von mir erhalten Sie auch, so bald wie mögl. weil unser
Freund es ausdrückl. verlangt, ohne mich an das Urtheil des Publici zu
kehren. Ohne Einfluß des Namens soll es gewiß seyn. Man vermuthet hier
einen geschickten Mann, der schon manches geschrieben, von dem ich aber
nichts bisher gesehen. Sein Name ist Rehberg; er hat in Göttingen sich
aufgehalten. Eberhard in Halle hat viel Gutes von ihm geurtheilt. Meines
Wißens hör ich den Namen des Mannes zum ersten mal; er soll aber in
Ihren Gegenden sich dort aufhalten.
Gestern wird mir ein Buch zugeschickt, deßen Anfang ein sehr
mittelmäßiger Roman zu seyn schien, des Ende mich aber desto näher angieng,
weil es beynahe alles anticipirt, was ich vom Catholicismo zu sagen willens
gewesen bin. Der Titel ist:
Entwickelung des Systems der
Weltbürgerrepublik
.
Mein alter Verleger und eventueller aller meiner verlornen Blätter hat
mir einen Wurm zurückgelaßen, der mich gantzer 8 Tage genagt hat. Im
Mismuth antwortete ich den letzten Brief unsers reisenden Freundes, dem ich
auch in der Verwirrung meines Gemüths einen unverschämten Auftrag
aufgebürdet, wegen der Arcana Coelestia des Swedenborgii Erkundigung
durch irgend jemanden einziehen zu laßen. Ich werde diese Antwort nicht
zurück halten – so bald ich im stande seyn werde ruhiger zu schreiben. Die
Sache war des Eindrucks nicht werth, den sie auf mich machte; zu kleinfügig
u zu eckel, mich darüber auszulaßen, weil es domestica betrifft. Wenn in
meinen Eingeweiden ein Aufruhr ist, so geht es mir wie einem feuerspeienden
Berge, bey allem seinen unfruchtbaren Eise auf dem Scheitel, der Steine und
Asche um sich wirft. Mein Vertrauen und Mistrauen weiß von keinen
Gränzen. So geht es mir mit mir selbst, und mit meinen Nächsten. Die
heiße Witterung vermehrt den Druck meiner Lebensgeister. Seit 8 Tagen
umgeben uns Gewitter, die zu keinem Ausbruch kommen können. Die
jüngsten u gesündesten Leute verschmachten, und haben wenig Appetit zum Eßen.
Der meinige nach Fleisch ist immer derselbe. Eine unnatürliche Schärfe kann
allein daran Schuld seyn. Die zurückgegangene Reise stimmte mit meinen
Ahndungen und Wünschen überein. Wie wär es mit dem Geschwür im
Kopf, bey der gegenwärtigen Hitze unterwegs mir ergangen? Die
Cruditäten in meinen Gedärmen und meinem Gehirn – – Ich muß beyden erst ein
wenig Luft zu machen suchen.
Die Verehrung hat mich wie ein süßer Wein berauscht; Verachtung ist der
bittere Kelch zu meiner Genesung, und dazu bin ich entschloßen – – Daß ich
mit dem vierten Bogen einer neuen Epoche nöthig habe, werden Sie
werthgeschätzter Freund Tiro einsehen. Den erwarte ich noch, er mag aussehen wie
er wolle. –
So bald ich die Resultate erhalte und das geringste vorfällt, woran
unserm reisenden Freunde oder Ihnen etwas gelegen seyn könnte, werde ich
nicht zaudern noch mich bedenken, zu schreiben. Ich bin mir hier aber selbst
unentbehrlich, zu meiner Cur und Entbindung meiner Uebel, so lange ich
noch die Hoffnung habe, daß selbige corrigible u reparable sind – es sey
cunctando oder peremtorie.Da ich kein ander Mittel als die Feder vor mir sehe, zum letzten Genuß
meines Lebens zu gelangen: so scheint dies meiner Arbeit ein neues Gewicht
zu geben, wenn nicht alles auf
Eitelkeit
hinaus läuft. Diese traurige
Gestalt aller menschlichen Dinge ist der letzte Trost.
Werden Sie nicht müde die Abwesenheit unsers reisenden Freundes zu
ersetzen mit eben der Genauigkeit wie Sie mir den Tag u die Stunde seines
Abzuges gemeldet haben. Alte Leute lieben den Detail und beschäftigen damit
ihre müßige Einbildungskraft.
Ich werde meine Gelübde auch zu erfüllen suchen. Meine Gedanken und
beste Wünsche begleiten meinen Jonathan, und bleiben Sie unser beyder
Ariel. Ich vermuthe, daß Sie nach Pf. u W. keine andere als corrigirt u
abgedruckte Bogen schicken; vom vierten nichts, als biß er zurückkommt. Hat
Lavater sich gegen Markart gerechtfertigt? Ich habe seinen
Geist
oder
Gespenst am Johannistage gelesen, so flüchtig wie mögl. und Pfenningers
Dedication des V. Bändchens seiner jüdischen Briefe an den Wanderer Hill,
den ich mich wundere noch nicht, wie die vorigen, erhalten zu haben. Sie
kommen Zeit gnug, und ich lese am liebsten Bücher, wenn sie zu Ende sind. Ich
hoffe Sie werden mich beßer verstehen, als ich mich zu erklären im stande bin,
und beßer lesen, als ich zu schreiben imstande bin. Gott sey mit Ihnen und
Ihrem alten verpflichteten Joh. Ge. H.am Tage St Paul u St Peter.Pempelfort, den 29ten Juny 1786.Lieber, Verehrungswürdiger Mann!
Gestern lief ein Brief von Dover ein, worinn der HE. Geh. Rath Jacobi
seine glückliche Ankunft in England meldet, und mir den Auftrag giebt, Sie
davon gleich zu benachrichtigen. Sein Brief ist vom 24ten dieses datiert. Er
gedachte, noch den nehmlichen Tag nach Richmont abzufahren. Die Reise
durch Braband hat ihm und seiner lieben Reisegefährtinn außerordentlich
viel Vergnügen gemacht, und in die See ist er so verliebt geworden, daß er
wie der Doge zu Venedig sich damit vermählen möchte. Der Tag an welchem
die Ueberfahrt geschah war so heiter, der Anblick vom Verdeck für ihn so
neu und reitzend, daß er in vollem Entzücken davon schreibt. Weder er noch
seine Schwester haben nur die entfernteste Anwandelung von Uebelkeit
empfunden.
Ihr Brief vom 19ten geht heute nach London ab. Sein Inhalt wird
äußerst unwillkommen seyn. Despotismus bezeichnet das neue Babel in
allem was nur von ihm herrührt. Der Einschluß an Herrn Buchholz ist
diesen Morgen schon besorgt worden.
Die letzte Fortsetzung Ihres Manuscriptes war würklich die 6te. Wenn
Sie solche umändern, so bitte ich nur um Gnade für die Stelle gegen die
Ahabs Propheten und Consorten; es sey dann, daß Sie beschloßen hätten,
dies Gezücht salientiori mica zu erweichen, zu deutsch:
noch
schärfer
in die
Beitze zu nehmen
. Für ein so zähes Volk können die Ingredienzen nicht
beißend genug seyn.
Was vom gedruckten Bogen C an bis zur 6ten Fortsetzung an Mscrpt nun
noch hier ist, wird ohngefähr 1 ½ Bogen betragen, folglich bis zur Hälfte
des Bogens e. reichen. Sobald Sie den Bogen b. zurückschicken, laße ich ihn
abdrucken, und demnächst den Bogen d. in Arbeit nehmen, wovon, sobald er
gesetzt ist, ein doppelter Correctur Bogen Ihnen zugesendet werden soll.
Vermuthlich wird dieser Bogen b. nächsten Sonntag zurückkommen. Der Drucker
wünscht es.
Mit der innigsten Verehrung und Liebe
IhrTiro-Schenk.Adresse:An / Herrn Georg Hamann / in /
Königsberg
.Vermerk von Hamann:den 12 Julii 86.
Geantw deneodem.Pempelfort den 4ten July 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 15. Julii Geantw den 16–23.Ihr liebevolles gütiges Briefchen vom 23tenp:, würdiger Mann, habe ich
mit den Einlagen von Lavater und dem Correctur Bogen B. Ihres
fliegenden Briefes am verwichenen 1. Sontag erhalten. Letzteren habe ich noch den
nehmlichen Abend an unseren Buchdrucker in Mülheim gesendet, und diesem
ein kleines Pro Memoria beygelegt, worinn ich ihm, wo es mir nöthig schien,
über die gemachten Veränderungen Erläuterung gegeben habe. Der
Buchdrucker ist ein wackerer und pünktlicher Mann; aber blos mechanisch in
seinem Gewerbe. Aus Sorge, daß noch ein Fehler stehen bleiben möchte, habe
ich ihn gebeten, bevor er zum Abdruck schreitet, nur noch eine Correctur zu
senden. 2. Künftigen Freytag hoffe ich Ihnen einen reinen Abdrucks Bogen
von B. und zugleich einen Correctur Bogen von D. zu verschaffen.
Manuscript wird alsdann noch für einen halben Bogen vorräthig bleiben. Den
begehrten Schluß der 5ten Fortsetzung finden Sie einliegend.
Auch schließe ich Ihnen einen Brief aus London von Ihrem Jonathan
bey, der, wie Sie sehen werden, als er den Brief schrieb, noch voll Hoffnung
war, Sie bald nach seiner Zurückkunft hier in Pempelfort zu umarmen. Daß
diese Hoffnung ihm vereitelt worden ist, wird, ich weiß es, ihn sehr
empfindlich schmerzen. Ich bin, in einer so weiten Entfernung von Ihnen und bey
dem daher entstehenden Mangel an Einsicht in den ganzen Zusammenhang
der Umstände, nicht fähig zu beurtheilen, in wie ferne die Aenderung Ihres
Entschlußes durch die Antwort der Berliner Direction auf Ihr Gesuch
nothwendig geworden ist: – doch darf ich wohl an dieser Nothwendigkeit nicht
zweifeln. Sollten Sie jedoch noch einen Ausweg finden können, Ihre
diesjährige Reise möglich zu machen, so können Sie überzeugt seyn, daß dies der
stärkste Beweis der Freundschaft wäre, den Sie Ihrem Fritz Jacobi geben
könnten.
Sie haben den Nahmen des Verfaßers der Resultate zu wißen verlangt:
hier ist er in der Einlage. So kindlich, so fromm und so herzlich, als der Ton
des Briefes ist; so sehr ist es der Jüngling selber, der ihn geschrieben. Leider,
ist nur allzuwahr, was er von seiner Gesundheit sagt. Er muß seiner mit der
äußersten Sorgfalt schonen, – sonst wird die Blume abgemäht, ehe sie noch
völlig aufgeblühet.
Ich finde nöthig, noch zu erinnern, daß buchstäblich wahr ist, was
Jacobi in der Vorrede zu seiner Apologie sagt, daß er nehmlich die Resultate
nicht eher zu Gesicht bekommen, als bis seine Apologie schon völlig
geschrieben, und auch schon zur Hälfte gedruckt war. Der Verfaßer arbeitete daran
im Stillen, wollte Jacobi überraschen, und überraschte ihn auch würklich,
weil dieser von einem jungen Manne von 25. Jahren eine ähnliche Schrift
nicht erwartete. Daß sie ihre Mängel habe, erkennt der Verfaßer; besonders
wünschte er den Schluß derselben, und sein Haupt Thema, das S. 184.
angegeben ist, beßer ausgeführt zu haben. Allein er eilte, und mußte eilen, theils
um seine Schrift, die eine Gelegenheits Schrift ist, zu rechter Zeit ins
Publikum zu bringen, theils wegen seiner Gesundheit. Schenket Gott ihm Kräfte,
so wird er das Versäumte nachholen.
Ihre Anfrage, den 2ten Sohn des HE. Jacobi, Joh. Georg, betreffend,
behalte ich mir vor nächstens zu beantworten. Ich gedenke Ihnen mehr
Geschichte zu liefern, als Urtheil, weil ich selbst zu lebhaften Antheil an dem
Unglücklichen nehme, und ihn vielleicht
zu lange
beobachtet habe, um ihn
unbefangen zu beurtheilen. Heute bin ich mit der Zeit zu sehr eingeschränkt,
Ihrem Verlangen zu willfahren, und ich will Sie lieber warten laßen, als
nur obenhin befriedigen.
Mit der innigsten Verehrung und Liebeder Ihrige
Tiro-Schenck –Die Abschrift des Schlußes, den ich Ihnen schicke, ist noch hier.
Auch stören Sie Sich daran nicht, daß HE. Jacobi sagt, er habe von
Ihrer 6ten Fortsetzung mehr nicht, als die Stelle über Lavater gesehen. Ich
sendete ihm mehrere Stellen, wie ich Ihnen auch angezeigt, mit der folgenden
Post nach.
von Hamann beigeschrieben:1. den 2 Jul. 2. den 7 JuliiPempelfort, am 4 t Jul. 1786.L. V. H!
Der kranke Jüngling, welcher sich an den Resultaten fast zu Tode
geschrieben hat, stellet sich hier im Geiste vor Sie, und neiget sich ehrerbietigst vor
dem Manne, durch den er schon so viel frohe, schöne, erhabene und heilige
Eindrükke empfangen hat. Ihr Einfalt und ihre Laune, Ihr Kinderglaube
und Ihr Scepticism; kurz Ihre Menschheit, so wie sie ist und wie ich sie
kennen lernte, ist für mich oft eine Speise und ein Trank gewesen, der meinen
ganzen Menschen auf das heilsamste durchregte. Auch ich bin einer von
denen, welche Sie in Pempelf. mit innigem Sehnen erwarten, und ich werde
glücklich genug seyn, wenn ich nur Eine
vertrauliche
Stunde an Ihrem
Herzen genießen darf.
Ich bin aus Wirtemberg. Mein Vater ist Tuchmacher in der herrschaftl.
Fabrik zu Ludwigsburg. Mich hat eine treue und fromme Mutter, die schon
vor zehn Jahren in die Wohnungen des Friedens heimgegangen ist, erzogen.
In Tübingen habe ich studiert, und durch den subtilen Ploucquet Geschmack
an der Philosophie, so wie durch den D. Storr Liebe zur Theologie
bekommen. Nach viertehalb Jahren, nahm mich der berühmte Hahn in
Kornwestheim, jetzt Pfarrer in Echterdingen, zu sich, und wirkte mir in Stuttgardt ein
früheres Examen aus, als nach den Gesezen erlaubt ist. In seiner
Gesellschaft und durch Oettingers Schriften, wurde ich tiefer in die Philosophie der
Bibel geführt. Heß, Lavater und Herder öfneten mir das Aug über die
Geschichte derselben. Der Leztere vorzüglich wirkte durch seine Urkunde und
andere kleinere Schriften mit einer gewissen Allgewalt auf mich. Drauf
wurde ich drey Jahre lang Vicarius in Essingen bey Aalen, bey einem
wunderlichen, aber mit philosophischer Litteratur und besonders mit der
Astronomie und dem Mikroskop bekannten Manne. Mendelssohn, Loke, Leibniz,
Wolf, Oetinger, Boehm, Herder u. a. waren hier meine Unterhaltung.
Damals schon wollte ich den Phädon wiederlegen, und weiß wohl noch, wie ich
mit dem Fuß auf die Erde stampfte, als ich den Sophismen zum erstenmahl
auf den Grund sah. Die Geschichte der Bibel ward mir immer theurer, je
bekannter ich mit der Philosophie wurde. Doch fand ich gewisse Begriffe, die
das Licht meines ganzen Lebens seyn werden. Immer freyer wurde mein
Urtheil. An dem dunklen Oetinger übte ich meine Analyse: Bengel war mein
Exeget, aber an keinem hieng ich, wie an Herder. Doch blieb ich, meines
Wissens, frey in meinem Urtheil. Ich kam auf Punkte, die mir weite Aussicht
gaben, und trug nun geheime Zweifel in mir umher. Jezt kam ich in hiesige
Gegend, nach Barmen und unterrichtete zwey Jahre lang vier
liebenswürdige Kinder eines Kaufmanns. Eine kleine Schrift machte Jacobi
begierig, mich zu sehen. Er würdigte mich seiner Liebe. Ich wurde krank, und er
ließ mir keine Ruhe, bis ich zu ihm zog, um meiner sehr geschwächten
Gesundheit zu pflegen. Durch ihn lernte ich Spinoza kennen. Durch wie viel
Kampf, durch wie viel Aufwand von Kräften habe ich endlich – die
Philosophie und die lose Lehre derselben unter die Füße gebracht! Das unbändige
Roß geht jezt sachter an der Hand des kränkelnden Jünglings, und das
Evang. allein ist mein Trost.
Die Resultate sind ein Werk zweyer Monate, und niemand kann lebhafter
fühlen als ich, wie viel ihnen mangelt. Ihr dritter Theil war eigentlich mein
Zwek, aber als ich mich ihm näherte, war ich ermattet, und ich mußte eilen,
um rasten zu können. Noch fühle ich die Nachwehen der unterdrükten
Leidenschaft, mit welcher Sie geschrieben sind.
Sie sehen, V.H., wie sehr ich Sie liebe, wie ich mich Ihnen vertraue. Nur
sehr wenige kennen meinen Namen, und auch Sie muß ich bitten, sehr
vorsichtigen Gebrauch davon zu machen.
Sie
sollten mich namentlich
kennen lernen, das war eine meiner liebsten Aussichten und Hofnungen,
während daß ich die Resultate schrieb. Schenken Sie mir Ihre Liebe! – Ich
umarme Sie mit dem kindlichsten, liebevollesten Herzen.
Thomas Wizenmann.Kgsb. den 9 Jul. Dom IV. 86.Liebwerthester Freund,
Vorgestern den 7 d. sind die Resultate mir durch Hartung zugeschickt
worden, den ich darum hatte ersuchen laßen, sobald sie etwa nach Hartknochs
Anweisung ankämen. Mein eigen Exemplar noch nicht ansehen, geschweige
lesen können; die übrigen sind an Hippel, Kraus, Brahl, Nicolovius bereits
vertheilt, und das letzte dem Kr. Scheffner zugedacht, so bald ich an ihn
schreiben kann.
Gestern vor 8 Tagen erhielte ich Ihren letzten Brief vom 20 pr. Seit dem
sind 2 Posttage leer für mich verstrichen, ungeachtet mir mein J. in seinem
letzten vom 153 Hoffnung machte in 8 Tagen zum vierten Bogen, an deßen
Haaken nun alles hängt, daß ich nicht aus der Stelle kommen kann. Aber
auch ohne den hab ich diesen Monath gantz vor Anker gelegen. Den 1. d. fieng
ich die Kämpfsche Cur an. Die beyden ersten Versuche blieben bey mir und
ich wußte heute vor 8 Tagen nicht was ich für Freude machen sollte. War im
stande einmal die Kirche zu besuchen, den ganzen Tag in Bewegung – Wie es
des Abends zum 3 Lavement kam, gieng es fruchtlos und mit den grösten
Schmerzen ab. Montags eine Art von Fieber. Die Schmerzen nahmen
immer zu, daß ich mit dem 9 Lavement Mittwochs aufhören muste. Worauf
ich mich entschließen müßen, das die von oben einzunehmen – Ich habe
von der güldenen Ader bisher nicht das geringste gewußt, und die scheint auf
einmal aufgerührt und reif oder wenigstens sichtbar geworden zu seyn. Mein
Vertrauen durch diese Cur erleichtert zu werden, und mit demselben ist aller
Muth gesunken. Ich erwarte wol auch noch gute Wirkung von dem innern
Gebrauch der Kräuter und Wurzeln – aber die Kämpfsche Methode kam mir
geschwinder und sicherer vor. Während dieser Crisis, deren Ausschlag ich
noch nicht absehen kann, bin ich vollends aufs Haupt geschlagen.
An der letzten Abschrift, die ich den 1. d. erhalten, ist mir weniger gelegen
gewesen als an dem Innhalt des 4 Correctur oder Probe Bogens, wie
ich Ihnen schon gemeldet, weil ich mich fast auf nichts mehr zu besinnen weiß,
und durch ein eben so wunderliches Spiel des Zufalls mir gar nicht
heraushelfen kann.
Das Stillschweigen von Ihnen und der Mangel an Nachrichten von
unsers Freundes glückl Fortgang, wie auch aus
Münster
vermehrt meine
Unruhe. Gestern ein Brief aus Weimar wo man auch durch meine
Erwartung irre gemacht ist. Wenigstens werden Sie mir seine
Ankunft in
Engl.
melden, und wie es in
Münster geht
– auch leicht einsehen, wie ich in
meiner jetzigen Lage
nicht selbst zu schreiben im stande bin, und daß
mir vor mir selbst ekelt, und allem, was ich thue. Erhol ich mich, so hoffe ich
alles wider einzuholen, was ich gegenwärtig aussetzen oder aufschieben muß.
Bettlägerig bin ich nicht, die Schmerzen sind auch erträglich – aber Kopf und
Herz sind gelähmt und gebrochen, ich weiß weder wo ich bin noch was ich
thue. Wär ich mit diesem Unrath oben und unten abgereist, weis Gott, was
unterwegs aus mir geworden wäre. Allso alles gut und zum Besten.
Es ist für mich ein Trost, daß ich meinen J. auf meine Quarantainezubereitet habe. Der Laut von seiner glückl. Heimkunft wird mich schon wider
aufwecken, wenn ich auch währender Zeit einschlafen sollte, weil ich Ruhe
nöthig habe. Ich laß es auf Ihre Freundschaft ankommen,
ob
und
wie
viel
Sie michr wollen an seiner dortigen Zufriedenheit Theil nehmen
laßen – Jetzt hab ich nichts so nöthig, als zu wißen, was im 4ten Probebogen
enthalten ist, um meine eigene Gedanken mustern zu können – Geschrieben
oder gedruckt, soll mir gleichgiltig seyn, wenn ich nur den verlornen Faden
widerfinde, um zu wißen, ob ich mich aus diesem Labyrinth wider
heraushelfen kann – und wozu ich mich entschließen soll wegen des gordischen
Knotens.
Sollte der vierte Bogen diesen Mittwoch den 12 ankommen: so
erhalten Sie, so bald ich nur immer kann, eine Antwort darauf. Währt es
länger; so liegt die Schuld nicht an mir. Ich bin fest entschloßen keine
Fortsetzung mehr ohne das Ende und Gantze zu schicken. Alles übrige gehe, wie es
Gott will.
Verzeihen Sie, daß ich abbrechen muß, weil ich nichts mehr zu schreiben
im stande bin – Ihr
ergebenster Joh. Ge. Hamann.Adresse mit rotem Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
.
f
o
Wesel
.Pempelfort den 11ten July 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 30 Julii.Ehrewürdiger lieber Vater Hamann
Ein sehr unangenehmer Vorfall ist Schuld, daß Sie mit der Post vom
verwichenen Freytag das Versprochene nicht erhalten haben. Ich hatte
Sontag vor 8. Tagen, gleich nach Empfang Ihres Schreibens, an unsern
Buchdrucker Eyrich in Mülheim Ihre Correctur des Bogens B. abgehen
laßen, und ihn gebeten, wenn er diesen Bogen der Vorschrift gemäß
abgeändert hätte, mir ein Exemplar davon vor dem völligen Abdruck zur
nochmaligen Durchsicht hieher zu senden. Zugleich hatte ich ihm empfohlen, hiemit
so eilig wie möglich zu verfahren, weil ich wünschte, mit der Weseler Post
vom 7ten nicht allein einen reinen Abdrucks Bogen von B, sondern auch die
Correctur des Bogens D. an den Verfaßer abgehen zu laßen. Da ich meinen
Brief mit der fahrenden Post, als der zuerst abgehenden, absenden mußte, so
schloß ich, um nachher mit der Briefpost das schwerere Porto zu vermeiden,
ohne etwas Arges zu vermuthen, zugleich eine Abschrift Ihres Mscrptes für
den Bogen D. bey. Nun erhalte ich verwichenen Mittwoch (den 5ten) ein
Schreiben des Buchdruckers mit 2. Exemplaren des Bogens D. Er meldet
mir, daß er meinem Verlangen, dem Verf. den Bogen D. am
nächstfolgenden Freytag in Correctur zu senden, nicht würde haben willfahren können,
wenn er mir B noch einmahl zur Durchsicht mitgetheilet hätte; zeiget an, daß
D. schon unter den Händen des Setzers seyn, der zu gehöriger Zeit damit
fertig werden würde, und schließt mit der Versicherung, daß er selber die
Correctur B. genau revidiert habe, und von der Richtigkeit des Abdrucks
überzeugt sey. Ihm sey sogar noch ein Fehler aufgestoßen, den der Verf.
übersehen habe. Seite 15. Z. 14. stünde nehmlich in dem Correctur
Bogen: „
Aprilgeschicket
“, welches heißen müßte „in
Aprilgeschicket
“; er habe also das ausgelaßene Wörtchen
in
noch
eingerückt u.s.w. – – Wie ich erschrocken bin, lieber würdiger Mann, über diese
so unglückliche, Ihrem Stile so ganz unangemeßene Aenderung, können Sie
sich vorstellen. Ich machte mich gefaßt, auf noch ärgere Fehler zu stoßen, und
setzte in größter Angst mich hin, den reinen Abdrucks Bogen B. mit ihrer
Correctur zu vergleichen. Was ich nach einer 3 mahligen sehr strengen
Durchsicht noch gefunden habe, ist folgendes:
Seite 12. Z. 9. fehlt nach Rechts wegen das Comma.
Seite 13. Z. 20. steht Schatzkammern, statt Schatzkammer.
Seite 15. Z. 13. ist die Präposition
um
überflüßig, und halb
en
muß
halber
heißen.
Z. 14. ist das unglückliche
in
vor April zuviel
Seite 16. Z. 13. muß nach dem Gedankenstriche hinter μανθανοντα ein
Comma stehen.
Ich schickte die Liste dieser Fehler denselbigen Abend noch dem Buchdrucker,
und fragte ihn, ob denn würklich der Satz des Bogens B. schon
ausgenommen, und die Sache nicht mehr zu ändern wäre? Seine Antwort war, das
Versehen sey ihm leid, aber nicht mehr zu ändern; doch wolle er gerne, was
die 3 Fehler des letzten Quartblattes beträfe, zu einem Carton sich bequemen,
und da gerade diese Fehler die beträchtlichsten wären, so hoffe er, der
Verfaßer würde dadurch zufrieden gestellet werden. – Dieser Carton nun, guter
lieber Vater, soll und wird gemacht werden. Auch können Sie sich darauf
verlaßen, daß das Comma S. 12 vor Absendung des Werks an den
Buchhändler in alle Exemplare noch eingerückt, und das n in Schatzkammern
ausradiert werden soll. Auf diese Weise wird der Correctheit des Abdrucks
durch diesen Vorfall kein Schade geschehen seyn; aber darum ist er mir nicht
minder unangenehm, weil er einen kleinen Schandflecken auf meine Vorsicht
bringt, und ich so gerne Sie
auf das vollkommenste
befriedigt hätte.
Durch das Hin- und Herschreiben ist der Buchdrucker auch obendrein in
Verwirrung gerathen, und hat die Correctur des Bogens D. nicht am
Donnerstag Abend, sondern Freytags Nachmittag erst abgesandt, wodurch
der Verzug auf meiner Seite entstanden ist. – Jetzt finden Sie einliegend
2 Exempl. von B., 2. Correctur Bogen von D., und 1. Correctur Bogen von
C. von welchem letzteren ich heute ein ähnliches corrigiertes Exemplar dem
Buchdrucker zurückschicke, um darnach den Bogen C. abzudrucken, weil er,
wo möglich die Typen auszunehmen wünscht, und Ihr letztes vom 28. p.eine Erlaubniß des Abdrucks enthält.
Von Ihrem Jonathan ist gestern ein Schreiben aus London eingelaufen;
welches vom 4ten c. datieret ist. Er ist seit dem 2ten in dieser Stadt, um die
Merkwürdigkeiten derselben zu besehen; erwähnt aber blos noch des
Ranelagh und des Astley’s Entertainment, wobey ihm vorzüglich der junge
Astley durch den schönen Bau seines Körpers, seinen graciösen Anstand, und
seine außerordentliche Geschicklichkeit im Kunstreiten aufgefallen ist.
Außerdem macht er eine reitzende Beschreibung von den herrlichen Naturscenen
längst den Ufern der Themse von Richmont nach London hin, die alle
Gemählde von Claude Lorrain und Poußin weit hinter sich zurücklaßen sollen.
Von dem jungen Spalding fährt er fort, viel Gutes zu sagen, und für
Reventlow und Schönborn vermehrt sich seine Achtung mit jedem Tage. Er
meldet, daß ihn der junge Spalding versichert habe, in Berlin würde
Herder
allgemein für den Verf. der Resultate gehalten; eine Vermuthung,
die weit weniger zur Entschuldigung für sich hat, als die Vermuthung Ihrer
Königsberger, welche Rehbergen für den Verfaßer halten. Dieser letzte
wohnt in Hannover, ist
Kleuckers
sehr genauer Freund, ein wackerer
Mann und ein denkender Kopf, der aber noch zu sehr an dem
Buchstaben
der Philosophie hängt, um ein Werk wie die Resultate schreiben zu können.
Der Verf. dieser Schrift ist äußerst begierig, auf Ihr näheres Urtheil, um
seiner Belehrung willen, und er will gerne
Kants
seines ignorieren, wenn
er nur das Ihrige erhalten kann. Da vermuthlich Göschen einen
verstümmelten Abdruck der Errata nach Kgbrg schicken wird, so lege ich Ihnen hier ein
vollständigeres Exemplar bey. Dieser Göschen zeigt sich jetzt etwas
nachläßiger, als er anfänglich sich angekündiget hat.
Die Entwicklung des Systems der Weltbürger Republick hat Jacobi mit
nach London genommen. Er war durch eine Critick dieser Schrift im
D. Merkur aufmerksam auf dieselbe geworden, hatte sie kommen laßen und
gerade den Tag vor seiner Abreise erhalten. Auch er war mit dem Ende der
Schrift sehr zufrieden, und weil er sie unter der Vorbereitung zu seiner Reise
nur flüchtig und zerstreut hatte lesen können, so nahm er sie, wegen der guten
Idee, die er davon gefaßt, zum nochmaligen Durchlesen mit. Lavaters
Gespenst spukt auch schon hier umher, schreckt aber nicht, wie doch sein
Beschwörer HE. Friedr. Nikolai Buchhändler in Berlin u. Stettin durch sein
Hervorrufen ohne Zweifel veranlaßen wollen. Die Betriebsamkeit der
Herren ist außerordentl. Im D. Merk. findet (Jun. 1786) findet sich eine
Theogonie des
blinden Glaubens
, und die Nikolaitische Abfertigung
des würdigen Garve, in nuce; auch findet sich darinn eine Warnung gegen
den Gebrauch des Ausdrucks historischer
Philosophischer
Papismus
(S. LXXXVI. des Anzeigers) welche den Beförderern der
alten
Nacht
entgegen gestellet wird. Auch Nicht minder haben die Jenaer
haben Jacobi und den Verf. der Resultate, in der Recension dieser letzten
Schrift, förmlich coram’ publico vorgeladen, von dem Ihrer Anklage
wegen eines philosophischen Schleichhandels genaue Red’ und Antwort
zu geben. Diesen Jenaern ist insonderheit der Angriff auf die Moral
Theologie der Herren Kantisten, und die des Verfaßers Vertheidigung des
Historischen Glaubens ein Stein des Anstoßes gewesen. Man kann sich des
Mitleids nicht erwehren, wenn man die tollkühne Wuth dieser
Biblioklasten sieht, denen es mit ihrem Bemühen, wie der Schlange in der Fabel
mit dem Nagen an der Feile, ergeht.
Da ich einmahl im
Gespräche
mit Ihnen bin, so will ich mich auch noch
meines Versprechens entledigen, das ich Ihnen in Absicht unseres hiesigen
Johann Georg
gethan. Ich wähle Geschichte, lieber als Raisonnement,
weil sie aus jenem den jungen Menschen vielleicht beßer und bestimmter als
aus diesem werden kennen lernen. Sehr zusammenhängendwird diese und
sehr ausführlich wird diese Geschichte nicht seyn, weil ich mich sowohl wegen
der Zeit, als wegen des Raumes einschränken muß.
Der junge Mensch ist bey einem übrigens zieml. grob gebauten Körper
mit äußerst reizbaren Sinnen und einer sehr empfänglichen Einbildungskraft
geboren, so daß seit seiner frühesten Kindheit jeder nur etwas auffallende
Gegenstand ihn leicht in seine Gewalt bekam, und der alte Zauber sich nicht
eher löste bis ein neuer an die Stelle trat. Er war ein Knabe von 5. Jahren,
als ich ihn kennen lernte. Damahls war der Soldatenstand sein höchstes
Ideal von Glückseligkeit; er war in jede Uniform und in jede Flinte verliebt,
machte mehr als einmahl sein Bündelchen zusammen, um von seinem Vater
hinweg in die Caserne zu ziehen, und als zuletzt der Zufall wollte, daß ein
junger Offizier, der ihn liebgewonnen, ihm zuweilen Unterricht im Exercieren
gab, so gieng würklich sein Entzücken darüber fast zum Unsinn, und der
Vath Vater mußte seiner Bekanntschaft mit diesem übrigens sehr
liebenswürdigen Officier Einhalt thun, um ihn nur einigermaßen in das Gleis der
Vernunft zurückzubringen. Die Soldaten Grille wurde durch die
Tragikomanie verdrängt. Je wüthender und mörderlicher es in einem Trauerspiele
hergieng, desto baß behagte es ihm; er schaffte sich einen ganzen Vorrath von
Giftbechern, Dolchen und andern Mordgewehren an, womit er unter
fürchterlichen Deklamationen, einsam, zwischen seinen 4. Wänden ein
geheimes
Gericht
an allen denjenigen vollzog, die es mit ihm zu verderben das
Unglück gehabt hatten. Insonderheit schob er gerne seine Widersacher, wie der
Wirth im Götz v. Berlichingen die Reuter, mittelst dazu erwählter
Repräsentanten (der Stühle und Bänke auf seiner Stube) mit voller Äußerung seiner
Kraft zur Thür hinaus. Aber so wie er als Soldat vor dem Knall einer
Pistole sich die Ohren verstopfte, und bey dem Manövrieren der Truppen,
das übrigens seine höchste Lust war, sobald man Pulver auf die Pfanne
schüttete, den Reisaus nahm, eben so ergieng es ihm mit seiner Theater
Herzhaftigkeit im würklichen Streit mit seinen Gespielen. Püffe zu ertragen,
wenn gleich auch er ihrer ertheilen konnte, war ihm viel zu schmerzlich, und
lieber zog er sich aus einem solchen Scharmützel in seine Stube zurück, um
dort seine Rache nach gewohnter Weise ohne Gefahr zu befriedigen. Mitten
unter allen seinen Grillen hatte er manche lucida intervalla, und zeigte in
solchen große Wißbegierde, besonders was Geschichte und Geographie betraf,
in welchen beyden Wißenschaften ihn selbst das allertrockenste, (Chronologie,
Länder Eintheilung, die Zahlen der Polit. Arithmetick) nicht abschreckten, so
daß er jetzt weit mehr Facta, besonders aus der alten Geschichte, mit Tag
und Datum herzusagen, und von weit mehr Städten, die Provinz, ja selbst
die Länge u. Breite aus dem Gedächtniße anzugeben weiß, als ich sein erster
Lehrer in diesen beyden Fächern. Im 11ten Jahre kam er zu Claudius. Hier
fand er zwar wenig
eigentliche
Zucht; aber vortreffliches Beyspiel,
herzliche Ermahnungen und guten frommen Unterricht. Dem lieben Asmus
machte er mit seinen Grillen viel zu schaffen, und entlief auch diesem schon,
ehe er noch 12 Jahre alt war, kam aber nicht weiter als bis zu einem Dorfe
vor Altona, wo er sich eines Beßeren besann, und zurückkehrte. Bey
Claudius blieb er nebst seinem ältern, weit gesetzteren, würklich schätzbaren,
obgleich minder fähigen Bruder etwas über 2. Jahre. Der Vater selbst holte
beyde Söhne im Sommer 1780 von Wandsbeck ab. Auf der Rückreise
fanden sie die Fürstin v. Gallitzin in Hofgeismar bey Heßen Caßel. Dieser gefiel
Johann Georg wegen einer gewißen Lebhaftigkeit und Offenheit, wodurch
er sich vor seinem Bruder auszeichnete. Sie selbst bat den Vater, ihr dessen
weitere Erziehung anzuvertrauen, und der Vater nahm dies ein solches
Anerbieten von einer so vortrefflichen Frau, die man unter ihren Kindern
gesehen haben muß, um ihr pädagogisches Talent nach Würde zu schätzen,
mit Dankbarkeit an. Georg kam nun in Vergleichung mit seiner vorigen
Lebensart in eine wahre Spartanische Schule. Er mußte, selbst im Winter
noch, schwimmen und baden, im heißesten Sommer fortfahren zu fechten
und zu voltigieren, mit äußerst simpler Kost sich begnügen, auf hartem
Lager ausruhen, genau zu jeder Stunde die ihm aufgegebene Arbeit verrichten:
lauter Dinge, vor denen anfänglich sein alter Adam sich entsetzte, in die er
aber nach und nach sich zu fügen gelernet hat. In der Mathematick hat er in
Münster große Fortschritte gemacht, so wie in allen Leibesübungen, und
sein ohnehin starker Körper hat dadurch die letzteren eine beynahe eiserne
Festigkeit erlangt. Aber leider! hat sich auch in dieser Schule sein
innerer
Mensch an Stärke nichts gewonnen. Der geringfügigste Gegenstand
behauptet über ihn seine alte Herrschaft, und diese seine außerordentliche
Impotenz
ist es eben, welche seinen Vater und alle die an ihm Theil nehmen,
seinetwegen so bekümmert macht. Noch neulich hat er mir von dieser
Impotenz wieder ein Beyspiel gegeben. Seine Tante gab hielt der glücklichen
Ueberkunft Ihres Bruders nach England zu Ehren ein kleines Fest, welches
sich mit einem Balle schloß. Er war, wie natürlich, mit zugegen, und dieser
Ball verrückte ihm so den Kopf, daß er wohl noch 8. Tage nachher wie eine
Klette an dem Tanzmeister hieng, wo er gieng und stand Englische Tänze
trillerte, und, obgleich er weiß, wie streng sein Vater von der Anwendung
seiner Zeit bey seiner Zurückkunft Rechenschaft fordern wird, dennoch sich
nicht ermannen konnte, diese 8. Tage hindurch nur eine einzige seiner
Arbeiten mit der erforderlichen Sorgfalt zu thun. – Gott wolle ihn leiten, und
sich seiner annehmen. Ich gestehe, bevor er sein 40tes Jahr erreichet hat, ist er
mir ein fürchterlicher Mensch. Verstand hat er, aber sein Verstand ist ihm zu
nichts nütze, weil bis jetzt
Gedanke
bey ihm noch nicht das allermindeste über
den
Sinn
vermag; auch gute Gefühle hat er, aber sie sind ohne
Wirksamkeit und Leben; des Vaters Ansehen vermag sehr viel über ihn, aber der
Vater muß gegenwärtig seyn, und dieses Ansehen auf der Stelle
interponieren. Es ist Schade um den Jüngling. Wäre er nicht ein Sklave jeder äußeren
Versuchung, so würde er durch seine Talente auf eine vorzügliche Weise sich
auszeichnen, und eben so sehr die Freude seines Vaters werden, als er jetzt ein
immerwährender Wurm in dem Herz desselben ist.
Verzeyhen Sie, ehrwürdiger lieber Vater! Ich bin sehr weitläufig
geworden, und habe, aus Begierde Sie zu befriedigen, vielleicht Ihre Gedult
mißbraucht. Doch mein Bewegungsgrund wird mir bey Ihnen zur
Entschuldigung dienen.
Mit der innigsten Verehrung und Liebe
IhrTiro-Schenck.Ich schicke, der allzugroßen Dicke des Packets wegen nur 1. Bogen B.
Kgsb. den 12 Jul. 86.Liebwerthester Freund,
Mein Sohn kam heute vom Kaufmann zu Hause, und sagte, daß keine
Einl. für mich wäre. Ich wurde darüber sehr niedergeschlagen, machte mich
aber auf das ärgste gefaßt, nahm mir aber vor Ihnen nicht eher wider zu
schreiben, bis ich das versprochene Urtheil über die Resultate einem Briefe
beylegen konnte. – Eine halbe Stunde nachher erhielte durch meine Tochter
eine Einlage, die ihr ein Bote abgegeben. Ich war so voller Freuden, daß ich
meinen zurückgehaltenen Brief vom 22 pr. hervorsuchte, und die leer
gebliebene Seite des Papiers vollkritzelte. Eben war ich beschäftigt einen Brief zu
beantworten in einer mir sehr beschwerlich und sauer gewordenen
Angelegenheit, die ich nunmehr glaube abgemacht zu haben. Sie betraff ein
Misverständnis von Freundschaft und hatte in alle meine Empfindungen und
Begriffe über diesen Gegenstand Einfluß, der vielleicht durch meine
hypochondrische Nebel vergrößert wurde. Mein Herz muste sich also natürl. auch
an meinen Freund in London deshalb erleichtern. Ich halte es aber für
vernünftiger u. anständiger ihn mit allen den Kleinigkeiten zu verschonen, weil
sie ihn dort stöhren könnten – Das gantze Blatt bleibt also zurück, und soll
ihm nicht vorenthalten werden, bey seiner glückl. Heimkunft. Alles übrige
war von keinem Belange – – Ich freue mich herzlich auch über Ihre
sorgfältige Genauigkeit mir mitzutheilen, was ich zu wißen nöthig habe. Mein
Nachbar, Freund und Artzt, HE Miltz, fand mich auch ungewöhnlich heiter;
ich bin gestern und heute zu Hause geblieben und fahre im Gebrauch der
Kämpfschen Species fort von oben – bin aber noch immer entschloßen, so
bald ich keinen Reitz von unten mehr fühle, wider auf dem Wege einen
Versuch zu machen um wenigstens zu wißen, ob die Schmerzen von der güldnen
Ader oder durch eine zufällige Verletzung entstanden sind.
Kant hat auch vorgestern den Anfang mit den Kämpfschen Mitteln
machen wollen, klagte mir aber gleichfalls seine Noth – und ich werde ihn
ehstens aufsuchen, welches ich desto nöthiger habe, weil ich erfuhr, daß er
etwas für die Berl. Monatsschrift arbeitet über das Mendelssohnsche
Orientiren
. Er mag so verschieden denken als er wolle, so hoffe ich und
bin gewiß, daß unser Freund und sein Apologist mit seinem Ton zufrieden
seyn werden. Ich glaube kaum, daß es vor den Sept. eingerückt werden wird.
Den rasenden Innhalt und Aufzug gegen den alten Hierophanten Stark
werden Sie am besten selbst nach London melden können. Jedermann ist
neugierig nach dem Ausgange. Ich nehme von
beyden Seiten
Antheil.
Der Unfug meines gewesenen Beichtvaters ist unverantwortlich; aber der
Berl. Kützel und Uebermuth muß jeden Bidermann auch unausstehlich seyn.
Es ist mir also nicht gleichgiltig, diese Saite auch schon berührt zu haben – –
Nun fehlt mir noch zu meiner Beruhigung eine gute Nachricht aus
Münster
, daß dort auch alles nach Wunsch überstanden ist, damit meine
Freude und Ruhe zur Arbeit vollkommen sey.
Ohne den 4ten Bogen kann ich nicht vom Fleck kommen. Liegt die Schuld
am zweyten, so ist selbiger gleich den 22 pr. zurückbefördert worden, und
dieser Stein wird gehoben seyn. Ich bin irre geführt worden, und in diesem
vierten Bogen muß die gantze Maschine eine andere Wendung bekommen.
Die Abschrift der 6ten Fortsetzung war mir ziemlich entbehrlich. Aber im
vierten Bogen liegt die Crisis, von der Fortgang u Ende abhängt. Ich
begreife weder wie ich selbst, noch meine Freunde mir das unsinnige Geschwätze
haben durch die Finger sehen können. Nun schick ich nicht eher, bis ich zu Ende
und fertig bin, und muß schlechterdings übersehen können, was ich bisher
geschrieben, den ganzen Zusammenhang übersehen, um mich so gut wie
möglich in eine andere Lage versetzen zu können. Sollte am vierten Bogen noch
etwas fehlen, so muß ich schlechterdings eine Copey von dem haben was nicht
auf der sechsten Fortsetzung steht. Wenn die Quarantaine noch länger währt;
so verraucht mir alles was ich im Kopf gehabt habe Nun ist noch die Frage:
ob der vierte Bogen füglich wird so lange stehen können, bis ich zu Ende bin?
Ihre Antwort wird mich hierüber bestimmen. Erholt sich meine Gesundheit:
so denk ich geschwinder arbeiten zu können. Ich kann schlechterdings nicht
eilen: es ist der gröste Vortheil für mich und meinen Endzweck der letzte zu
seyn, und das zu erndten, woran andere gearbeitet haben. Wenn Kant und
Kraus was zu sagen haben, wie es mir von beyden scheint: so habe ich desto
mehr Beruff, mir Zeit zu laßen, und beiden, deren Mühe weder für die Sache
selbst noch meine Nachlese verloren seyn wird. Kennen Sie schon
Abels
Seelenlehre? Ich sympathisire ziemlich mit diesem Mann, der ein starker
Nebenbuler des Kant ist. Sein Versuch über den Ursprung der
Vorstellungen ist schon in dem ersten beynahe enthalten.
Der junge Graf Kayserling besuchte mich, voll von den Resultaten, die
er eben gelesen hatte. Darauf kam Kraus, welcher den 4 CorrecturBogen zu
finden glaubte. Ich zweifele, daß er ohne besondere Veranlaßung sich in die
Sache mischen wird. Kant scheint jetzt desto rüstiger zu seyn; so entfernt er
ehmals vom Schreiben war.
So bald ich nur den vierten Bogen und die Lücke bis zur 6ten Fortsetzung
erhalte, will ich alle meine Kräfte aufbieten, meinen Plan in ein beßer
Geschick zu bringen. Alles was Sie zu erinnern finden, wird mir ein Beweis
Ihrer Güte und Zutrauens seyn. Aber soviel ich mich erinnern kann, taugt
die gegenwärtige Anlage nichts, und ich muß schlechterdings den geradesten,
kürzesten Weg zur Sache einzuschlagen suchen und alle bisherige Winkelzüge,
in die ich mehr aus Instinct als aus Ueberlegung mich verloren habe,
vermeiden. Das Corpus delicti fehlt mir um meine begangene Fehler
beurtheilen und verbeßern zu können – und ich mag die gedruckte 3 Bogen nicht eher
ansehen, bis ich den letzten erhalten, und alles was etwa noch fehlen möchte
bis zur Abschrift der 6ten Fortsetzung.
Der ganze Entwurf ist so einfach wie möglich, und beruht auf 3 oder 4
Puncte. Golgotha u Schiblemini, als der wahre Innhalt meiner ganzen
Autorschaft, die nichts als ein
evangelisches Lutherthum
in pettohat. Daraus folgt ein gantz entgegengesetzter Gesichtspunct von dem
gegenwärtigen Zetergeschrey über Katholicismum. Dies ist ein Hauptstück,
worüber ich mich gern so
erweichend
wie mögl. und ohne
Beitze
noch Lauge,
aber mit desto mehr Nachdruck und Deutlichkeit erklären möchte.
Das II. ist über den Vorwurf des
atheistischen Fanatismi
S. 71
den ich dem M. gemacht u der durch seine
Morgenstunden
nicht
widerlegt sondern bekräftigt worden. Man hat mir diese Anklage in Berl. sehr
übelgenommen.
Das letzte betrifft die Pfuy! Pfuy! meiner Zöllnerschaft und Brüder nach
dem Fleisch S. 25 die Niemand ohne einen Schlüßel verstehen kann. Ich
citire die Stelle meiner letzten Schrift Golg. u Schibl.
Der 2te CorrecturBogen ist den 22 pr. gleich mit umgehender Post von
mir remittirt worden nebst den beyden Briefen des Lav. aber die Antwort
behielt ich zurück, nebst der heutigen Fortsetzung. Beyde sollen zu ihrer Zeit
übermacht werden, wenn unser Freund wider heim u in Ruhe seyn wird.
Findt sich etwas wichtiges ihm unmittelbar zu melden; so werde gl. eine
Ausnahme von meiner Regel machen und eine kleine Einl. nach Engl.
beylegen. Ich bin in einer
natürl. Verlegenheit
durch irgend eine dritte
Hand mit der zweyten Person vertraulich zu seyn, und habe keinen
dringenden Anlaß diese Grille zu überwinden u zu verleugnen.
Mein unbescheidener Auftrag wegen Swedenborgs arcana Coelestiabezieht sich bloß auf den
Fall
, daß
Gelegenheit
sich dazu darbietet; meine
Verwickelung mit dem Freunde, dem damit ein großer Gefallen geschah, war
an dieser Uebereilung schuld. Ich habe gnug Kummer deshalb gehabt, und
meine heutige Erklärung wird der ganzen Sache wie ich hoffe ein gutes Ende
geben. Ist unser Freund im stande hierinn dienstfertig zu seyn; so wird er es
von selbst thun, und geschieht beyden ein Gefallen. Aber nicht die geringste
Unruhe oder Zerstreuung bey seinem kurzen Aufenthalt soll ihm dadurch
zugemuthet seyn. Ich habe mich auch darüber schon in dem heutigen
zurückgehaltnen Briefe pro futuro erklärt und entschuldigt. Erfreuen Sie mich
bald mit mehr guten Nachrichten aus Engl. und womögl. aus Ihrer
Nachbarschaft. Nun schreib ich kaum eher als ich das verlangte über die Resultatemitschicke oder den Empfang des 4. Bogens bescheinigen kann. Gott sey mit
Ihnen und schenke Ihnen Gedult und Nachsicht
gegen einen alten kranken Grillenfängerder sich u seinen Freunden zur Plage lebt. JGH.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
. fo
Wesel
.Kgsb. den 12 Jul. 86.Mein alter lieber Freund und Landsmann,
Ich habe den 6 d. Ihr Schreiben vom 20 Jun. erhalten, bin aber nicht im
stande gewesen eher darauf zu antworten, nicht aus Mangel des Entschlußes,
der bereits den Tag nach Ihrer Abreise gefaßt war, und durch die
Ueberlegungen der mir dazu genommenen Zeit nicht geändert worden, sondern
wegen meiner elenden Gesundheitsumstände, die auf meinen Kopf und meine
Gedanken außerordentlichen Einfluß haben, ist es mir unmögl. gewesen zu
schreiben. Nicht
Delicatesse zu nehmen
, was mir gegeben wird –
denn daß ich garnichts davon in mir fühle, davon habe ich Ihnen Beweise
gnug gegeben: sondern meine
Selbsterkenntnis
, die so schwach auch
selbige seyn mag doch immer der Maasstab seyn muß, nach dem ich meinen
Nächsten beurtheilen und mein Verhalten gegen ihn, vor meiner
Vernunft
so wol als meinem Gewißen rechtfertigen muß, meine traurige
Selbsterkenntnis verbietet mir schlechterdings die meinem Kinde zugedachte
Wohlthaten anzunehmen und davon für sie und mich Gebrauch zu machen. Ihr
guter Wille
bleibt in Gottes Augen und auf meiner Rechnung für die
That. Ich erkenne den Werth deßelben, aber um diesen
guten Willen
in
Ihnen und für mich zu erhalten, kann ich zur Ausführung deßelben mein Ja!
nicht geben. Von den Verbindlichkeiten, die Sie mir schuldig zu seyn
vorgaben, weiß ich kein lebendiges Wort; aber die meinigen gegen Sie sind desto
tiefer in mein Gemüth eingegraben. Unsere Grundsätze sind so heterogen und
ungleich artig, als unser Stand. Sie ein thätiger Kaufmann; ich der
unthätigste Grillenfänger. Wir können also bey aller unserer gegenseitigen
Freundschaft uns in kein gemeinschaftliches Joch von Intereße
und
Handlungen
einspannen laßen, ohne einen unaufhörlichen Widerspruch zum vorauszusehen, der unsern Gesinnungen nachtheilig seyn würde. Ich denke
von Erziehung und von Geldsachen, wie von allen
Mitteln
zu theoretisch;
Sie
müßen
darinn practischer, (und können es zum Theil) zu Werk gehen.
Meine Grundsätze über den
einen
Punct auszukramen, lohnt der Mühe
nicht: weil sie zu Ihrer Anwendung nichts taugen können; und weil wie in
allem, auch hierin, jeder seines
eigenen Glaubens
leben muß. So
ungleich der Fall zwischen Ihnen u meinem ersten Wohlthäter in M. ist:
muß ich Ihnen doch aufrichtig sagen, daß ich unter dem Druck seiner
Wohlthaten gnug leide, und davon so gebeugt werde, daß ich meinen Schultern
keine andere
neue
schwerere Bürde auflegen kann, wenn ich der Last nicht
unterliegen soll. Von einem solchen Gefühl läßt sich kein wahrer bestimmter
Begriff
mittheilen. Je dunkler, desto inniger.
Gott mag also für
mich, die Meinigen u das Meinige sorgen. An diesem
Kinder – seys auch Weiberglauben! muß ich mich fest halten
. Ein
Mistrauen gegen mich selbst, macht mich eben so mistrauisch gegen die ganze
Welt; und dies Mistrauen ist eine fuga vacui, die mich desto fester an die
Vorsehung anschlüßt und feßelt, und im eigentlichsten Verstande macht zu
einem gebundenen Knecht des einzigen HErrn u Vaters der Menschen.
Gleich den Tag nach Ihrer Abreise, führte mich der Zufall zu Jacobi, der
mir die Intereßen aufdrung. Dieser kleine Umstand trieb mich noch denselben
Tag, mehr aus
Vorsicht
, als
Vorwitz
zur Baroneße. Sie schien eben
so ungedultig zu seyn mich zu sehen, als ich es war meine
Vorsicht
bey
Zeiten anzubringen. Sie wuste mir weiter
kein Licht
zu geben, als was
Sie ihr geschrieben hatten, und vertraute mir Ihre Briefe. Dies war das
einzige Mittel unser dreyseitiges Misverständnis zu erörtern. – Ich wünschte
freyl. alle meine Kinder unter Ihrer Aufsicht, ohne ihr deshalb zuzutrauen,
daß die Erndte bey allen einschlagen müßte. Ich wünschte mich ebenso sehr
nach M. und die meisten haben mir angerathen auf den monathl. Urlaub
getrost es zu wagen. Was der
monathl. Urlaub
in der einen Sache ist,
das ist in der andern Sache Ihr gemachter Entwurf die
Kosten zur
Erziehung
vorzuschießen. Eine solche Annahme kann ich nicht gegen mein
häusliches forum und noch weniger gegen Ihre Familie verantworten, der
ich nicht mehr vor Augen kommen könnte. Ist meine älteste Tochter des Guten
fähig, das
die Tante
und Pflegmutter ihr zutraut: so soll sie keine
Gesellschafterin, sondern als
Schwester
, als
Tochter
ihre Pflichten erfüllen,
um eine gute
Ehfrau
und
Hausmutter
zu werden. Hat sie Talente zu
Erzieherinn u Gesellschafterin: so haben Eltern u Geschwister das nächste
Recht zum Genuß derselben. Ihre gegenwärtige Lage ist blos der
Grund
,
der gelegt wird, und von dem allein sich noch nichts erwarten läßt, der sich
erst setzen und der Natur nach nicht beschleunigt, sondern durch
Wartung
womögl. der nächsten natürl. Mittelspersonen fortgesetzt werden muß; wozu
Gott Gnade geben wird ohne misliche und weitsehende Speculationen. Das
Gute
und
Gerade
sind für mich Synonima. Gut zu seyn u Guts zu thun,
dazu ist der gerade Weg der kürzeste,
und den hoff und wünsch ich zur
Zeit, ohne zur Rechten noch zur Linken abzuweichen
. Durch
ein gerades Nein! hoff ich der Liebe, die ich Ihnen u mir schuldig bin, und
durch diese Liebe zugl. das Gesetz und die Propheten zu erfüllen.
Ich habe den 1 d. die Kämpfsche Visceral-Elixir angefangen, nach 9
schmerzhaften Versuchen selbige a posteriori aufgeben müßen, wahrscheinl.
wegen der Hämorrhoiden, von denen ich in meinem bisherigen Leben noch
nicht die geringste Spur gehabt – brauche von oben daher die Mittel, und
habe viel ausgehalten. Heute ist der dritte Posttag, daß ich keine Briefe weder
von Jacobi noch seinem Unterhändler habe, auch mit Schmerzen auf den
4ten Correcturbogen warte, ohne deßen Empfang ich nicht aus der Stelle
in meine Arbeit kommen kann, vor der mir die Haare zu Berge stehen. Sie
können also leicht denken, wie erschrecklich wüste es in meiner Seele aussieht,
und von Sorgen sowohl als Krämpfen der Eingeweide u des Gehirns
zerrißen werde, daß ich nichts zu thun im stande bin. Gott gebe Ihnen
Gesundheit, Seegen u Glück – und laße alles vielfältig zurückwirken zu Ihrem und
der Ihrigen Besten, die ich wie der Meinigen im Herzen habe, und deren
Erbteil unsere verjährte Freundschaft werden u bleiben mag. – Der TantePlan ist älter u natürlicher; sie hofft selbigen auszuführen, und ich will Sie
hierinn nicht irre machen. Ihren Mutterrechten sollen durch keinen
Pflegvater Eingriff geschehen, am wenigsten durch den
natürl
. der in diesem
Puncte selbst gegen den nächsten u ältesten Freund eifersüchtig ist.
Eben jetzt erhalte wider Vermuthen durch einen Boten einen Widerruf der
traurigen Nachricht, die mir mein Hans brachte, daß kein Brief an mich
wäre. Er ist Gottlob! glücklich in Engl. angekommen und hat eine ungemein
angenehme Reise durch Brabant u über See gehabt. – Also diese Unruhe ist
auch überstanden – Gott gebe daß alle übrige die ich mir selbst leider! mache
ein so gutes Ende nehmen.
Ich muß aufhören um nicht die Post zu versäumen, und hoffe daß Sie
meine herzl. Erklärung aus dem rechten Gesichtspunct ansehen werden, der
sich Ihnen schon zeigen wird, gesetzt daß Sie ihn auch in der ersten Wallung
nicht treffen sollten. Ein für allemal ist es eine Regel für mich: nach der
Selbstliebe diejenige welche ich meinem Nächsten schuldig bin, wirken zu
laßen. Wer sich selbst zu nahe tritt, läuft immer die Gefahr eines gleichen
Mistrittes gegen seinen Nächsten. Als Kaufmann können Sie für eine solche
Speculation für die Erziehung meiner
natürl
. Kinder nicht 1200 fl.
aufopfern, und ich ein solches Opfer ebensowenig annehmen, ohne mich selbst
verächtlich zu machen gegen meine eigene Kinder.
Ich kann meine Capitalien nicht festmachen, sondern muß selbige auf
mehr als einen Fall immer parat haben zum Auszahlen – oder Anwenden
zur Reise. Vestigia me terrent. Ich denke nicht wie unser Freund, Gevatter
und Landsmann. Einen Peltz zu tragen und Ihr Waarenlager und dergl.
Freundschaftsdienste hoffe ich noch wie ein ehrl. Mann liquidiren zu können;
aber Capitalien sind für mich Halssachen – und als Landsmann ist das
Timeo Danaos verzeihlich und nothwendig. Meine
wenige
Delicatesse im Nehmen
, und meine zu ängstl. im Geben macht mir
manchen schweren Augenblick, weil ich in beyden Fällen Heucheley in mir
vermuthe und nicht rein in meinen
eigenen Augen
bin, die mir lieber u näher
sind als des Publici Augen. Mit diesem
Argus
kann der
Mercur
bald
fertig werden. Ich ziehe aber ein cyclopisches gesundes und christl. einfältiges
Auge den 1000 der Insecten vor, und habe zu meinem Maulwurfsleben kein
scharfes noch weites Gesicht nöthig. Meine Oekonomie hat am compendioder Addition und Subtraction gnug, und darinn besteht meine ganze
politische Arithmetik, reinen Tisch zu machen. L’appetit vient et s’en va en
mangeant. Willkommen! und Abschied! wird also beydes von Herzen gehen.
Die Reyh wird auch ans Fasten kommen, wie ich jetzt Hunger u Durst oft
wider meinen Willen stärker als andere Menschen befriedigen muß, zum
Nachtheil meiner moralischen u physischen Gesundheit, die ich dem Geschmack
zu Liebe zu oft leider! aus den Augen setze. Caffé, Taback, ein Abendtrunk in
Bier, der sich kaum auf 2 Bouteillen erstreckt, woran ich meinen Hausleuten
abgebe, und
dann und wann
eine pica zum Buch sind die einzigen
Schwelgereyen, die ich mir nicht auspredigen kann. Ruhe und Schlaf sind
einem alten kranken Mann zu gönnen. Könnt ich nur arbeiten, so würd ich
auch mäßiger im Eßen, Trinken, Lesen und Schlafen seyn. –
Da ist mein Artzt – Ich schließe und umarme Sie mit dem dankbarsten und
ergebensterkenntlichsten
Herzen, das ich eben durch mein
aufrichtiges Nein! Ihnen und mir selbst zu erhalten suche.Ihr alter
Autor, Landsmann u FreundJohann Georg Hamann.Vermerk von Hartknoch:beantw d 12 July 1786Pempelfort den 164ten Juli 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 Julii 86.Ehrwürdiger, lieber Mann
Gestern ist ein Brief vom 6tenc. von Ihrem Jonathan aus London
eingelaufen, worinn er mir aufträgt, Ihnen zu melden, daß sein Vorsatz
gewesen sey, mit derselben Post Ihnen zu schreiben, aber daß er vor den
Zerstreuungen, worunter er lebt, nicht dazu habe kommen können. Was sein
Brief merkwürdiges enthält, theile ich Ihnen hier in Abschrift mit.
„Je mehr ich sehe, sagt er, je mehr erkenne ich, daß ich anstatt 4. Wochen
wenigstens 4. Monathe hier seyn müßte*, um nur einiger Maaßen London
und seine Gegend zu kennen. Morgen Nachmittag um 4. Uhr fahren wir
nach Richmont zurück um dort zu Mittag zu eßen. Uebermorgen aber
kommen wir wieder herein, die Mara und andre große Sänger und Sängerinnen
in der Armida zu hören; auch Vestris, Fabiani, (der mir ein größerer Tänzer
als Vestris zu seyn scheint), die Signora Baccelli und Mlle
Mozon
noch
einmahl tanzen zu sehen. Die Gelegenheit, diese große Künstler zu sehen und
zu bewundern, rechne ich zu den angenehmsten Zufällen meiner Reise. Eine
höhere und größere Freude aber genoß ich heute in der berühmten Antiken
Sammlung von Townley. Diese Sammlung von Köpfen und Statüen ist
so beschaffen, daß sie allein eine Reise nach London werth ist. Ich hatte nie
so etwas gesehen. Sagen Sie Heinsen“ (der das Künstler Bacchanal im
vorigjährigen Museo geschrieben) „daß ich ihn in seinem feurigsten Lobe,
das er den Göttlichen Griechen gegeben, kalt finde, seitdem ich selbst von ihren
besten Werken gesehen. Aber sagen Sie ihm auch, daß ich von der Wahrheit
deßen, was er von den Würkungen der Gymnastischen Uebungen gesagt,
durchdrungen worden bin, indem ich den jungen Astley alle Schönheiten des
Menschl. Körpers auf seinem Pferde stehend entwickeln gesehen. Mein
ganzes Wesen wurde plastisch; ich begriff die berühmte alte Statue des
fliegenden Hermes, und fühlte was der Künstler nicht hatte erreichen können. –
Ich verspare alles erzählen auf lebendige Rede. Verschiedenes muß ich noch
einmahl sehen, unter andern die Paulskirche, deren Inneres mich noch mehr,
als ihr Aeußeres frappiert hat. Was meinen Genuß ein wenig stört, ist daß
ich böse Augen bekommen habe. Uebrigens ist mein Befinden vortrefflich,
und ich fühle,
daß ich mich an Seelen und Leibeskräften, über
alle Erwartung recrutiere
.“
Wegen der Exemplare der Resultate, die Hartknoch Ihnen hat mitbringen
sollen, schreibt er folgendes: „Daß Göschen nicht exact ist, ist wohl offenbar.
Wegen der Exempl. für Hamann habe ich 2. mahl an ihn geschrieben. Zuerst
bestellte ich vier Exempl. die unter Fischers Adreße geschickt werden sollten.
Hernach wiederrief ich diese Ordre, und trug ihm auf, Hartknochen sechs
Exempl. mitzugeben. Ich habe, wie Sie wißen, alle Versendungen ihmselbst, und die an Hamann wiederholt und dringend ihm anbefohlen. Melden
Sie dieses Hamannen, und schreiben Sie an Göschen p. p.“… An diesen habe
schon vor 14. Tagen wegen der schlechten Besorgung dieses Auftrags
geschrieben. Vermuthlich werden die Exemplare nunmehr in Ihren Händen
seyn.
Bevor ich schließe, ehrwürdiger lieber Vater, muß ich Sie noch wegen
meiner unzusammenhängenden Rhapsodie über unsern hiesigen Johann
Georg vom verwichenen Posttag um Verzeyhung bitten. Ich hatte den
Morgen nach London an Ihren Jonathan geschrieben, und die Bogen C.
und D. Ihres fliegenden Briefes nachgesehen. Gleich nach Tische schrieb ich
an Sie, und der Brief mußte um ½ 5. Uhr in der Stadt auf dem Post
Comtoir abgegeben seyn, wenn er fort sollte. Hiedurch gerieth ich wegen der
Zeit ins Gedränge, insonderheit da ich noch verschiedenes andre zu schreiben
hatte; so daß ich darauf Verzicht thun mußte, die Facta so zu ordnen und
mit solcher Bestimmtheit vorzutragen, daß Ihnen der Character des jungen
Menschen etwas auffallender geworden wäre. Sie wißen indeßen nunmehr
im Ganzen
, was ich von ihm halte. Worauf ich gewünscht hatte, Sie
aufmerksamer zu machen, ist der
schnelle und etwas gewaltsame
Uebergang
von seiner vorigen Lebensart zu einer ganz entgegengesetzten
bey der Fürstin v. Gallitzin in Münster. Ich verehre diese würklich große
Frau, und bewundere die Standhaftigkeit und Treue, womit sie alles was sie
für gut und recht erkennt, selbst mit Aufopferung Ihrer liebsten Neigungen
befolgt. Auch weiß ich, daß eine Erziehungsart wie die Ihrige, wenn sie gleich
mit der ersten Kindheit in Ausübung gebracht wird, die besten Würkungen
hervorbringen kann. Aber George war schon zu alt, als er zu ihr kam (er
hatte bereits das 12te Jahr zurückgelegt) um völl bey seiner ohnehin
geringen Gelehrigkeit völlig gebeßert zu werden; und die Unterdrückung der
Aeußerungen seiner Leidenschaften und Neigungen hat vielleicht blos dazu
gedient, diesen Leidenschaften und Neigungen selbst mehr Stärke und
Elasticität zu geben. Auch der Vater scheint dieses dunkel zu fühlen, mag es sich
aber aus einer sehr edeln Empfindung nicht aufklären, und in der
Grundanlage von Georgens Character liegt überdieß schon eine so ergiebige Quelle
zu schlimmen Eccentricitäten, daß es nicht nöthig ist, bey andern darnach
um sie auch noch aufzusuchen. Uebrigens behandelt ihn der Vater nunmehr
auf eine sehr liebreiche Weise; aber mit anhaltender, wiewohl meistens
unwillkührlicher Aufmerksamkeit auf seine Fehler. Das unwillkührliche
dieser Aufmerksamkeit, das blos aus Väterlicher Theilnahme und Besorgniß
entspringt, scheint vorzüglich auf Georgen Eindruck zu machen. Wenigstens
fängt es an ihn über die Folgen seines Characters zu einem Nachdenken zu
leiten, wovon zuvor nicht eine Spur bey ihm zu finden war, und welchem der
liebe Gott Kraft und Würksamkeit verleihen wolle, damit es dazu diene, den
jungen Menschen auf beßere Wege zu bringen, und des Vaters Kummer in
die herzlichste Freude über ihn sich noch verwandeln möge.
An Herrn Buchholz sende ich Montag einen reinen Abdruck von dem
Bogen C. und Mittwoch einen andern an Herder. Von D. halte ich bis auf
näheren Auftrag alles hier. Sollten gute Nachrichten von dem ersteren aus
Münster hieher einlaufen, so theile ich sie unverzüglich mit. Seit HE. Jacobis
Abreise hat er nicht geschrieben.
Mit der innigsten Verehrung und Liebe
Ihr
Tiro Schenck.* In einem Briefchen an die hier gebliebene Schwester setzt er indessen seine Abreise von London gegen das Ende dieses Monaths fest.Kgsb. den 16 Julii Dom V. 86Lieb- und werthgeschätzter Freund,
Gestern gieng ich selbst zum Comm. Rath Fischer nach Einlage. Das
schwarze Siegel Ihres Briefes machte mich anfängl. ein wenig aufmerksam
und unruhig. Mit dem Briefe in der Tasche machte ich einen kleinen Umweg,
nahm ein abgebranntes Haus in Augenschein, bey dem vorigen Donnerstag
einige Menschen das Leben eingebüßt haben, kam die Post vorbey, und fand
einen Trieb auch da einzusprechen. Ich lachte selbst über meine Sorgfalt zu
suchen, hatte die Gedult die ganze Carte und jede Stadt durchzusehen. Unter
Hamm fand ich meinen Namen. Weil ich aber unlängst an einen Juden
Heiman mich versehen hatte: so war ich besorgt und meiner Sache nicht
gewiß. Es war aber ein Brief aus Münster Gottlob! mit rothem Lack. Ich
trage niemals fast Geld bey mir – lief also zu einem Geistl. in der
Nachbarschaft, wo ich nicht nur Geld bekam sondern auch eine Schrift von dem alten
würdigen Oncle über die Einwürfe gegen die Lehre von der Aussöhnung
durch einen Mittler, die mir neu war und die ich zugl. mitnahm. Ich fand in
den Briefen lauter Gutes und Erfreuliches, dafür ich dem Himmel nicht gnug
danken kann.
Mit dem heutigen Sonntagsevangelio 758 verließ ich Engl. Ich hielte
meine Andacht und der damalige Prediger in der Savoykirche hatte zum
Eingange: Iß dein Brodt mit Freuden p Es war zu Ende des Junii, ich war
einen ganzen Monath auf dem Schiffe, und dennoch besinne ich mich ebensolebhaft mit eben demselben Evangelio in Riga wider bewillkommt zu seyn,
weil ich wider vor Freuden mit dem ersten Sonntage meine Andacht hielte.
Wie dies möglich gewesen ist, begreif ich bis diese Stunde nicht, da der
Unterschied der Sonntage zwischen dem A. u N. Styl keinen ganzen Monath
ausmachen kann.
Vorgestern Abend brachte mir ein Freund den May der lateinschen
Zeitung, und in eben derselben Viertelstunde schickte ihn mir ein anderer zu. Ich
hatte mir vorgenommen Ihnen einen kleinen Betrug zu spielen mit einer
fremden Recension der Resultate, die ich für meine Arbeit ausgegeben hätte,
sie möchte ausgefallen seyn, wie sie wollte. Daher schrieb ich Ihnen, daß der
Name
keinen Einfluß auf
dies Urtheil
haben könnte, wenn ich
selbigen auch eher erführe, als dies Urtheil ankäme. Der lateinsche Recensent
hat mir diesen Spaß verdorben, aber diesen Verlust durch einige Züge
ersetzt, die mir Waßer auf meine Mühle zu seyn scheinen.
Sie können sich also, liebwerthester Freund Sch. T – leicht vorstellen, wie in
dieser Gedankenreihe und Gemüthslage ein Brief meines Jonathans aus
Engl. und ein Brief des Autors den ich in Pempelfort nicht vermuthet und
die erfreul. Nachrichten aus Ihrer Nachbarschaft auf mich gewirkt haben.
Mein Joh. Mich. stand heute um 4 Uhr auf, auf das Land zu gehen, um
der Introduction des Pfarrers Hippel in Arnau beyzuwohnen. Ich bekam
also auch Lust, wenigstens die Metten, meinen liebsten Gottesdienst einst,
dieses Sonntags zu feyern. Alle Bewegungen die ich gestern hatte zu
schreiben und zu antworten sind vergangen, und ich fühle mich ohne Kraft und
Muth. Meine Freundin Courtan geht auf einige Wochen nach Pillau und
Pr Kraus, deßen Gelegenheit einfallen will, reiset morgen mit der Post aufs
Land, wo er sich einen Monath ausruhen wird, damit sein Wirth die
Reparatur des Hauses mittlerweile vornehmen kann. Ich bleibe also ziemlich
einsam und verlaßen, und wünschte diese Ruhe nützen zu können.
den 23 Jul. Dom. VI.Ich muste ins Bett eilen heut vor acht Tagen; konnte mit genauer Noth
den Montag drauf eine Antwort nach Münster, die unumgänglich war, zu
stande bringen und habe mit der Mittwochs und der gestrigen Post auf den
vierten Bogen mich gespitzt.
So überschwenglich meine Freude über den Brief meines Jonathans war,
und so viel Nachdruck selbige durch das Andenken meines alten curriculierhielt und noch mehr durch die gute Bothschaft aus Münster, ja so voll mein
Kopf von Antworten war: so verwelkte doch alles wie Heu, und die
Herrlichkeit war vorbey wie ich heut vor acht Tagen die Feder in der Hand nahm.
vltra posse nemo obligatur – und ich legte mich zu Bette, stund den Montag
wider auf und schrieb à batons rompus, was man Mühe haben wird zu
lesen und zu verstehen.
Ehe ich weiter fortfahre, liebwerthester Freund, muß ich einen Scrupel
berühren, den Sie mir machen, nemlich: in wie fern die Aenderung meines
Entschlußes durch die Antwort der GeneralAdministration nothwendiggeworden ist?
Ich habe hierüber meinem Freunde schon meine
innigsten
Gedanken
und mein
dunkelstes Gefühl
gebeichtet, daß ich keine Vermuthung
gehabt habe diese Erlaubnis zu erhalten, und ich auch kein Recht gehabt eine
Erlaubnis außerhalb Landes zu gehen von ihr zu bitten, das schlechterdings
im Cabinet gesucht werden muß. Gesetze sind für mich Gesetze, die ich weder
selbst übertreten mag, noch irgend jemanden versuchen mir zu Gefallen ein
Uebertreter zu seyn. Weil der Generalregißeur und Präsident de la Haye deLaunay sich ausdrückl. gegen den Grafen von Schmettau ausgelaßen hatte,
daß es von ihm
abhienge von diesem Gesetze
zu
dispensiren
:
so erlaubte ich mir auch eine latitudinem des Gewißens mir diesen
Schleichweg gefallen zu laßen, und eine Ausnahme zu machen von meiner Regel,
keine
erlaubte
und
rechtmäßige
Mittel unversucht zu laßen, wenn mir
selbige bekannt sind.
Den 19 May erhielt die Direction eine Anfrage,
wohin ich gehen
wollte
. Ich überließ es ihr darauf zu antworten weil man in Geschäften
zu Ausflüchten gewohnt ist; merkte aber gleich, was hernach eintraff.
Anstatt einer 4monathl. Erlaubnis war die Rede schon von einem Monath.
Man glaubte aber nicht nöthig zu haben dies Misverständnis zu erörtern,
da ich in meinem vorjährigen Petito nicht nur von einer Cur, sondern auch
von Geschäften in Familienangelegenheiten geredt hatte, die in einem
Monathe nicht abgemacht werden konnten.
Die Erlaubnis auf einen Monath kam endlich an, aber mit einer Clausul,die gantz neu und befremdend war und wodurch man genung verrieth, daß
alles darauf angelegt war mir das Leben sauer zu machen. Es ist was
unerhörtes, daß man bey einem so kurzen Termin einem Officianten droht gl.
bey
Verlauf deßelben auf seine Kosten einen Substitutumzu setzen
. Dieser außerordentl. Umstand war entscheidend für mich, und
mir war mit dieser
Chicane und Beleidigung
im Grunde gedient:
(so sehr sie mich verdroß,) daß ich diesen Verräthern keinen Dank schuldig
war, u. ihr Unwille mich nicht gehen zu laßen mit meinen
Bedenklichkeiten heimlich mit
geschwächtem Leibe
u
wüsten Kopfe
und
unruhigem Gemüthe
diese Reise zu übernehmen im Grunde des Herzens
übereinstimmte. Die Vorstellung ohne
Wißen und Willen des
höchsten
blos durch die
unerlaubte Gefälligkeit
seiner mir verächtlichen
Creaturen
gegangen zu seyn würde mich wie ein Gespenst unterwegs
verfolgt haben und ich wäre immer in Furcht u Ängsten gewesen von irgend
jemand verrathen oder verläumdet zu werden, da ich nach meinem Gewißen
nicht recht gehandelt hatte. Gesetz als ausdrückl. Wille des Monarchen ist
mir so heilig und noch heiliger als seine Person, um Gottes und meines
Gewißens willen. Diese moralische Nothwendigkeit band mich umso mehr, da
ich Hofnung behielt diese Freyheit nach meinem eigenen
Willen
und
Wunsch
zu erhalten unter beßern Auspiciis u
Umständen
, woran in
Münster gearbeitet wird – – Da meine Autorschaft in meiner äußerlichen
Lage und individuellen Denkungsart gegründet ist; so lag mir auch dieser
Stein auf dem Herzen.
Hätte ich die Erlaubnis erhalten; so wäre selbige ein
Göttlicher
Beruff
gewesen. Da diese Erlaubnis in einer bloßen Geckerey bestand: so
wurde sie wider in meinen Augen ein göttlicher Beruff meine angefangene
Arbeit in Gottes Namen fortzusetzen, und wo mögl. zu Ende zu bringen, ich
mag Amt und mehr darüber aufs Spiel setzen.
Ich bleibe also bey allen krummen und eccentrischen Abweichungen
meinem Plan treu, so wenig ich auch denselben zu übersehen im stande bin und
so viel Gründe ich leider! habe an einer glücklichen Entwickelung beynahe zu
verzagen und zu verzweifeln: so sehe ich doch lieber alle Versuchungen der
Vorsehung als Prüfungen meines Vertrauens auf ihre Hülfe und Beystand
an, oder als heilsame Mittel den Dunst von Heiligkeit und Größe zu
vertreiben, den meine Freunde sich u mir in den Kopf gesetzt zu unserm
gemeinschaftlichen Nachtheil u Schaden. Also wer für A. B. C. gesorgt hat, muß
auch D. schicken. Gott geb daß es mit der nächsten Mittwochs oder
Sonnabends Post kommt, damit ich wenigstens
Licht
sehen kann, wo ich
hingerathen bin und wie ich wider mich herauswinden kann.
Meine Nachbarin die 3 Kronen Loge feyert heute ihren Johannistag und
die Kutschen gehen wie ein Paternoster und Ave Maria am Rosenkrantz.
Um meiner Freunde und Brüder willen und für das Gute, das sie vor 2
Jahren meinem Wanderer Hill gethan, will ich Ihnen Friede und Guts
wünschen.
Habe ich Ihnen schon gemeldt, daß Kant eine Abhandl. nächstens in die
Berl. Monatsschrift über das
Mendelssohnsche Orientiren
liefern wird. Crispus nahm heute vor 8 Tagen Abschied, um den Abend drauf
mit der Post nach Oberland zu gehen. Er hat mir eine Einl. von dort
versprochen an seinen kranken Freund Steudel, die ich Ihnen überschicken werde,
das mein Jonathan 3 kranken Brüdern gern zu gefallen thun wird. Diesem
guten Mann zu gefallen wollte er mich begleiten. Gestern ist meine Freundin
Courtan nach Pillau abgefahren – und noch mehr gute Freunde sind schon
oder gehen noch aufs Land, da ich also ziemlich einsam lebe und gern den
jüngsten verlornen Sohn meiner Entkleidung u Verklärung zum
Zeitvertreib bey mir hätte, um ihm das Fell waschen zu können.
Wollte heute wider einen Versuch machen mit einem Experiment à
posteriori. Es ist mir aber unmöglich und Kant geht es ebenso. Ich habe gestern
den Anfang gemacht mit dem destillirten Waßer der Pfeffermüntze, das mir
gut schmeckt, wie alles.
Beruhigen Sie sich also, lieber Freund Schenk-Tiro. Weg hat Er
allerwegen an Mitteln fehlts ihm nicht. Statt eines Berges werden Sie einen
Misthaufen zu sehen bekommen, und wir wollen uns einander wenigstens
auslachen. Bedeuten Sie nur meinen Jonathan, daß mein Stillschweigen
sich in ein eben so unauslöschliches Gewäsche auflösen wird, und daß ich die
grösten Virtuosen übertreffen werde in der fröl. Laune
anzufangen
und
aufzuhören
, die ihnen Horatz zuschreibt.
Ich freue mich in jeder Zeitung Nachrichten von Lavaters Wallfahrt zu
finden. Es wäre mir aber nichts angenehmer als ihn daheim zu sehen, und
an keinem fremden noch dritten Ort. Auch dies ist unter meinen Wünschen,
wie Zürich das ultimum visibile meiner Laufbahn.
Bey Löwen in Breslau ist eine kleine Schrift über den Ursprung Natur
und Fortgang einer heil. Wißenschaft herausgekommen. Wenn Ihnen der
Verf. davon bekannt werden sollte oder schon ist, wünschte ich seinen Namen
zu wißen, den ich auch in einer kleinen Compilation über die leidende Kraft
des Menschen angeführt gefunden zu haben glaube, ohne eine solche
Neugierde zu fühlen nach dem quis? weil mir an dem quid? wenig dran zu seyn
scheint.
Ihr Nachbar soll einen rüstigen Kunstrichter an mir finden. Ich wartenur auf eine Stunde, dergl. rara auis bey mir ist, um ihn mit gusto und
amore lesen zu können. In dem
Schulgange
ist er mir ein wenig
überlegen und dem gehe ich gern aus dem Wege, und lieber auf Pantoffeln, als
mit Stiefel und Sporn. Fast immer in Stiefeln seit langen Jahren, aber
noch in meinem Leben keine Sporen angehabt, weil ich nicht reiten kann.
Wie mein Jonathan an diesen
Gast
niemals gedacht, begreif ich nicht.
Ist bloße Hypochondrie sein Uebel, oder etwa eine zehrende Krankheit, die
ihn so schwächlich macht. Ist Ihre Lebensart, lieber Freund Schenk nicht
auch sitzend, und leiden Sie nicht dabey. Haben Sie Ihr Gemüth wie Ihre
Hand klar und gesetzt gemacht, und schreiben Sie mit der Leichtigkeit u
Heiterkeit, womit man Ihre Gedanken und Gesinnungen liest und sieht.
Machen Sie es doch unserm Jonathan recht sinnlich u augenscheinlich,
warum ich weder schreiben kann noch mag, und wenn es Ihnen nicht an Zeit
fehlt, so unterlaßen Sie es doch nicht unser Dollmetscher zu seyn – Ich habe
wirklich Stärkung nöthig um nicht meinem
Gram und Verdruß über
mich selbst
unterzuliegen. Das Ἑν και παν meiner unglückl. kranken
Phantasie ist nun der Bogen D. von dem ich mir einbilde, daß Reise und alles
abhängt, und ich denke immer daß meine Unruhe erst mit dem Empfang
deßelben recht ausbrechen wird. Desto mehr Ruhe können Sie währender
Zeit gewärtig seyn von
Ihrem gegenwärtigen Plagegeiste, dem Freunde Ihres Freundes.Bachmanns Rund habe mit großem Antheil gelesen, weil der Verfaßer
Sander
dort in dem gräfl. Hause leben soll, wo es meinem Jonathan
recht wohl gehen möge!!! Wenn er nur mit dem Herbste ans feste Land und
nach Hause denkt, und ich denn auch fertig seyn möchte, um mit leichtem
Kopfe, Muthe und Magen reisen zu können. Wenn ich nur erst wüste, ob
ein Kayserschnitt des vierten Bogens die Arbeit meiner mühseeligen
Autorschaft und ihr Ende befördern und entscheiden könnte. Gott sey mit uns allen!
Amen.
Kgsb. den 17 Julii 86.Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn! Vorgestern holte ich selbst
Ihren Brief von der Post, und fühlte bey Lesung deßelben die innigste Freude
eines Großvaters. Ich bin gegen alle Ahndungen sehr mistrauisch, weil ich
mehr böse als gute habe, aber zugl. die ersten beßer weniger eintreffen, als
die letzten, und ich leider mehr in meinem Argwohn beschämt werde, als in
meinem Vertrauen. Einen Sohn wünschte ich Ihnen, vermuthete aber immer
eine Tochter; weil ich eben diese Grillen bey meinem ältesten Kinde hatte, bey
den andern war ich in Ansehung des Geschlechts völlig gleichgiltig. Nun
Gottlob! daß auch meine Furcht in Ansehung Ihrer lieben Marianne in
Freude verwandelt ist, denn Sie können sich nicht vorstellen, was ich für ein
Martyrer meiner kranken Einbildungskraft bin. Ich war vorgestern voller
Trost und Hoffnung, daß Gott Selbst und sein guter Engel den zarten Zweig
eines so edeln Stamms pflegen und in seine Wartung nehmen wird, daß er
wachse und zunehme an Weisheit (von der
Säuglinge
nicht
ausgeschloßen sind) Alter u Gnade bey Gott und Menschen. Vielleicht werd ich
Eltern und Sohn bald zu sehen und zu umarmen bekommen.
Nun wir beyde Väter sind, sollte der respectus parentelae füglicher in
einen respectum fraternitatis verwandelt werden – doch davon mündl. Der
gestrige Sonntag ist einer der feyerlichsten meines Lebens. Ich wurde in die
Frühpredigt getrieben – hörte eben den Geistl. bey dem ich den Tag vorher
Geld geborgt hatte, um Ihren Brief von der Post auszulösen, weil ich immer
ohne Münze gehe. Mit dem Evangelio von Petri Fischzuge verließ ich 58
Engl und mit eben dem Evangelio kam ich in Riga an. Der Prediger in
London hatte die Worte Eccles. IX. 7. Gehe hin, iß dein Brodt mit Freuden
– und der gestrige zum Eingange 1 Petr. V. 5 Gott widersteht den
Hoffärtigen p Mein außerordentlicher Geschmack an Nahrung und Genuß,
mein Seelenhunger beunruhigt mich eben so sehr, als der Verdacht, den Sie
gegen sich selbst haben, – Ich lag die ganze Predigt über mit dem Kopf auf
meinen Stock gestützt, und lies den Thränen ihren Lauf, die mehr aus Dank
und Freude als Reue floßen. Den ganzen Tag war ich untüchtig, und mußte
mich früher wie gewöhnlich ohne Klang u Sang niderlegen, weil ich eine
Eiskälte in meinem ganzen Leibe fühlte.
Beantworten muß ich Ihren Brief, liebster Compere Bucholtz, und ich
schreibe, was ich kann. Meine Seele ist ein wahres Echo der Ihrigen,
ungeachtet der Verstümmelungen, die zur Natur des Echo gehören. Selbst
diese gegenseitige Misverständniße müßen unserer Freundschaft wesentlich
seyn, und nothwendig ohne Nachtheil der Hauptsache.
Ich bin allso mit allem zufrieden,
was Sie machen werden. So
heftig auch meine Wünsche sind, getraue ich mich eben so
wenig einen einzigen in einen Willen zu verwandeln
– –
An das Publicum zu appelliren
, war aber der erste Stoß und
Trieb meiner jüngsten Autorschaft, und diesen ersten impulsum kann ich noch
nicht verleugnen. Ob das Gaul vermöge seines Instincts klüger gewesen ist,als sein Reiter, weiß ich noch nicht. Es überfiel mich aber eine Feigheit und
Faulheit mitten in der Arbeit, und ich gerieth auf so viel Abwege, daß ich gar
nicht mehr die erste Spur meines Weges widerfinden konnteMein
Amt
zu verlieren oder aufzuopfern, war das Wenigste, das ich mir
vorstellen konnte, laut meiner traurigen ängstlichen Einbildungskraft. Der
Verlust schien mir aber leicht gegen den Gewinn, den ich mir vielleichteinbildete. Mit diesem Wurm im Kopf und Feuerbrand im Busen kqväle ich
mich noch immerAuf eine abschlägige Antwort war ich gefaßt, und diese kam mit meinen
geheimen Wünschen überein. Hätte ich wider Vermuthen Ja erhalten; so
wäre ich drauf losgegangen, wie in
meinem Beruff
. Ob ich die Reise
mit meinen infarcirten Eingeweiden und dem Ballast oben ausgehalten
hätte, weiß ich nicht. Durch meine Gegenwart alle günstige Vorurtheile, die
Sie und meine dortige Freunde für mich haben, auf einmal zu widerlegen
und umzuwerfen, Ihnen statt eines Mercurii einen wahren truncum
ficulnum, inutile lignum darzustellen, war ich auch willig u bereit, es mochte
Ihnen und mir so weh thun – so zieh ich die reine Wahrheit allen glänzenden
Vorurtheilen vor. Bitter und sauer ist meinem Geschmack eben so
angemeßen, und entspricht mir beßer als das süße und schaale. Einige wollten
mir durchaus anrathen die Reise zu unternehmen – die Klügsten waren auf
meiner Seite und riethen zur Gedult. Durch diesen Qveerstrich kam ich wider
auf meine alte Bahn an das Publicum zu appelliren. Die Pfuy! Pfuy! von
Golg. und Schiblem. waren eigentl. die Worte, welche schlechterdings einen
Commentar nöthig hatten und mir Anlaß geben sollten die gantze
Ungerechtigkeit der unsern Leuten geraubten Fooigelder aufzudecken Auf diesen Punct
sollte meine ganze
Entkleidung
beruhen. Alles was seit Kurzem über
Protestantismum, Catholicismum u Atheismum geschrieben worden, schien
auch noch ein Scherflein zu fordern, und die Aufklärung dieser Eitelkeit schien
mir auch nicht gantz überflüßig zu seyn durch ein
Wort zu seiner
Zeit
– – Wer hat wohl mehr Ursache sich dem gegenwärtigen Unfuge der
Berlinschen Synagoge ein wenig zu widersetzen, als ein
Preuße
, der in
seinem Vaterlande so unbekannt ist und gegen selbiges so gleichgiltig, wie ich
leider! bin – –
Eben war Hartknoch hier, als die Antwort von Berlin kam. Wir sind alte
Freunde, und er hat mir keine Ursache gegeben, die andern hatben über
ihn zu klagen. Ich hatte dazu beygetragen seine Tochter bey der Baroneße
unterzubringen, die aber selbige in wenig Tagen wider zurückschicken muste.
Dieser ganze Handel hatte mein Gemüth angegriffen, und ich hatte es drauf
angelegt mit ihm aus einander zu kommen. Anstatt seiner Unzufriedenheit,
zu der ich Anlaß gegeben hatte, treibt er seinen Enthusiasmum der
Freundschaft aufs höchste, und spiegelt mir einen Plan vor, den er schon längst
versichert in petto gehabt zu haben. Er bestand in nichts weniger, als darinnIhr Nachahmer undoder Nebenbuler in der Liebe meiner Kinder zu
werden. Mit der Baroneße wurde alles schriftlich, mit mir mündlich
abgemacht. Das ganze Project war so mercantilisch, mit einer so unlauter
schiefen und krummen delicatesse angelegt, daß ich mich einige Tage
gegrämt und geschämt habe über mich selbst und alles, was man unter dem
Namen von Liebe und Freundschaft – – Er schrieb mir den 6 d. aus Riga und
erhöhte seine Anerbietungen. Der Entschluß war aber schon längst gefaßt
und den 12 habe ich geantwortet und hoffe die Sache zur Endschaft gebracht
zu haben. Die Speculation gieng auf meine älteste Tochter, die er gern zur
Gesellschafterinn der seinigen haben wollte. Um sich ein Recht auf selbige zu
erwerben, wollte er für die mittelste eine Pension auf 3 Jahre bezahlen.
Mein Wunsch alle meine Töchter von der Baroneße erziehen laßen zu
können, war ihm hinlänglich zur Einwilligung, wenigstens hatte er siche
dafür angenommen; und die gegenseitige Bereitwilligkeit der Baroneße mir
wohl zu thun, war von ihm eben so ausgedeutet worden. Zum Glück hatte
ich schon vor einem halben Jahre die Abrede wegen meiner Lisette Reinettegenommen, mir weil ich selbige durch die mittelste zu ersetzen wollte. Sie
schlug mir aber diese Gefälligkeit rund ab, und machte auf 3 Jahre Anspruch,
in welcher Zeit sie die älteste so weit zu bringen glaubte, daß sie ihre Stelle
bey dem Geschwister füglich vertreten könnte. Ich habe weder damals noch
jetzt das geringste gegen diese Verfügung einzuwenden gehabt. So bald wir
uns einander das Mündl u Schriftl. mittheilen konnten, waren wir gleich
einig. Der
gute Wille
verdiente einen herzlichen Dank; die
reine
Vernunft
aber eine eben so herzliche Kritik. Nachdem ich den guten oder bösen
Engel in diesem Plan sahe, wurde ich selbst zu einem und dem andern
Original. Mein krankes Gemüth verwandelte diesen ganzen Vorfall in eine
Hölle, die mir jetzt beynahe lächerlich vorkommt.
Den ersten Julii fieng ich die Kämpfsche Cur an. Die ersten beyden giengen
ziemlich gut ab, sie blieben bey mir und ich war voller Zufriedenheit und
Vertrauen – Mit dem neunten muste ich aufhören. Die Schmerzen waren
unerträglich, ich bemerkte Blut in meinen Absonderungen, und bildete mir
ein die güldene Ader, von der ich in meinem Leben noch nichts gemerkt mir
zugezogen zu haben. Habe also seitdem von oben das einnehmen müßen, was
ich lieber von unten gebraucht hätte. Jetzt vermuthe ich fast, daß ich blos ein
wenig in der Anwendung verletzt worden bin, und entschloßen so bald wie
mögl. den Versuch mit eigener Hand zu machen. Auf jeden Fall lebe ich der
guten Zuversicht meinen Leib ein wenig zu einer Reise vorbereitet und
erleichtert zu haben, und mit meinen Grillen auch noch ins Reine zu kommen.
Verzeyhen Sie, liebster Compere B. diesen eckeln und leeren Detail.Meine Unwürdigkeit unter Ihr Obdach zu kommen soll mich nicht abhalten.
Alles was die Gnädige Fürstin in der Sache thun kann und will, sehe ich als
eine Wohlthat des Himmels an. Aber schreiben kann ich keine Zeile selbst.
Mein Bedürfnis Sie zu sehen muß natürlicher Weise dringender seyn, als
das Ihrige. Komme ich im
Herbst
, so hoffe ich bey Ihnen
auswintern
zu können, und der Winter ist mir von Jugend auf die geselligste Jahreszeit
gewesen. Ich glaube daß mein Geschmack an der Dunkelheit auch damit
übereinstimmt.
Ich habe in Riga noch
Freunde
, dergl. ich mich hier nicht rühmen kann,
so wenig es mir auch daran Gottlob! fehlt. Der Seegen St. Peter hat immer
auf mich geruht, wie er es auf meinem Johann Michael scheint. Meinem
Garn kann ich es nicht zuschreiben, wenn ich in dieser Jagd glücklich gewesen
bin. Ich habe manch blaues Auge gewagt, und bin immer mit ganzer Haut
davon gekommen, weil ich auch mit Leuten gekuppelt gewesen bin, die als
böse und wilde verabscheut werden. Das Andenken an Riga machte mich
geneigt gnug eins meiner Kinder dorthin zu geben. Eben so wenig kann ich
noch bisher die Idee an das Publicum zu appelliren, schlechterdings
aufgeben. Die gegenwärtige Gährung scheint zu sehr meine Aufmerksamkeit zu
reitzen – das Gegengewicht
abzustehen
muß eben so stark seyn; als es
gewirkt hat,
anzufangen
. –
Der vierte Probebogen wird vielleicht den Ausschlag geben, ob ich im
Stande bin dem Ganzen eine geradere Richtung zu geben und das
Ende
abzusehen. Keine Schaam soll mich abhalten, alles liegen und schlafen zu
laßen.
Alles denk ich in Ihrem Briefe, wie mich
selbst
zu verstehen bis auf
zwey Worte:
Beruff
und
Mitopfer
. Das idiosyncratische Χ ist
vielleicht das
Heiligtum
deßen, der
ins Verborgene sieht
, und in dies
sein Eigentum wollen wir keine Eingriffe thun.
Gott versteht mich
, ist
eins der weisesten Sprüche im Munde des ehrl. Sancho Pancha.Cormanns Glück und Druffzels Vertrauen ist mir höchst erfreulich
gewesen. Ich war vorgestern außer mir. Zu gleicher Zeit erhielt den ersten
Brief von unserm J.acobi aus Engl. das ich bey meiner Ankunft für mein
gesuchtes Vaterland hielt, und hernach das gröste Glück darinn verschmäht
haben würde. Ich habe mir vorgenommen ihm nicht eher zu schreiben, bis er
wider zu Hause ist; beynahe hatte ich mein Gelübde gebrochen, wenn ich nicht
gestern den ganzen Tag gelähmt gewesen wäre. Der liebenswürdige junge
Mensch welcher die Resultate geschrieben, ist mir auch zuvorgekommen und
hat sich auf eine Art entdeckt, die mich für ihn einnimmt. In Pempelfort
hätte ich den Mann nicht gesucht, noch vermuthet – –
Meine nächsten Freunde verlaßen mich alle, und gehen aufs Land. Ich
werde diese Einsamkeit zu nutzen suchen, um meine Grillen sichten zu können.
Gott laße die Unterhandlungen der gnädigen Fürstin zu Erfüllung unserer
gemeinschaftl. Wünsche gelingen und gedeyen! Schreiben kann ich nicht, aus
Ursachen, die Sie getroffen haben.
Freund Hippel prophezeyt mir immer
dort
so wenig Ruhe wie
hier
,
aber verspricht mir wenigstens eine gute Wirkung für meine Heimkunft. Ein
solch Experiment ist meiner Mühe werth, um endlich einmal zu wißen,
woran die Schuld liegt, daß es mir nirgends recht gefällt.
Man hat hier schon ausgesprengt, daß ich selbst den medium terminumergriffen hätte, und mich deshalb ausgelacht. Der Altflicker Zimmermann
setzt den Termin noch auf ein paar Jahre aus. Ich gehöre gewiß nicht zu
denen, die Veränderungen wünschen, und sich viel davon versprechen. Ich
werde darauf paßen, wenn man sich von Berl. aus wegen meiner Reise
Erkundigung einziehen möchte, und wenn eine allgemeine Veränderung
vorfällt, auch zu Rath gehen – Vielleicht ist auch mein einziger Freund in Berlin,
Capellmeister Reichardt gegen die Zeit wider zu Hause. Er ist ein thätiger
und glücklicher Mann in dergl. Angelegenheiten für mich u meine Freunde,
hat auch aus eigenem Triebe von seiner Abreise alles mögl. in dieser Sache
gethan, und ich habe seinen Maasreguln blindlings gefolgt.
Das Ende vom Liede ist,
daß ich gehe
, so bald ich die Erlaubnis auf
eine
sichere
, anständige Art erhalte. So wenig mir auch an meinem Amte
gelegen ist: so leid sollte es mir thun, und so wenig könnte ich es mir selbst
verzeihen, es durch meine Schuld zu verlieren. Ich unterschreibe alles, was
Sie darunter und dazu für gut finden, als gerade und unmittelbar von mir
selbst gethan und ein Complementum meiner eigenen Pflichten und
Wünsche.
Gott seegne die liebe frohe glückliche
Mutter
Ihres kleinen Josephs,
und laße Ihnen die Herrschaft und Bande der Liebe inje länger, desto
heiliger und inniger werden. Ein solcher
sichtbarer Prinzipal
ist auch
immer eine meiner eigentümlichsten Ideen gewesen. Ein Vormund ist mir
unentbehrlich, und der
Philolog
hat noch seine
Julie
auf seinem Herzen,
die ich noch wie ein Greis, und sie wie ein altes triefäugichtes Mütterchen zu
lieben neben mir und um mich zu haben wünsche. Meine Jugend ist ein Alter
gewesen; ich träume daher bisweilen noch mein Alter in eine Jugend
umgeschaffen zu sehen, und daß mir der Winter beßer behagen wird als die 3
übrigen Jahreszeiten meines LebensErfreuen Sie mich, wenn Sie können mit Ihrem
Hauptbriefe
– –
Alles was von Ihrer Hand kommt ist bey mir versiegelt; und bey aller
meiner offenen Treuherzigkeit, vor der ich auf meiner Hut seyn muß, fehlt es
mir doch nicht an Enthaltsamkeit, besonders in Angelegenheiten meines
Nächsten
, ohne den mein Ich ein leeres, müßiges unvollständiges
Fragment ist. Mein Menschenhaß und meine Menschenfurcht ist bisweilen ein
Symtom der Liebe; und hierinn komm ich mich auch bisweilen wie ein
Antipod vor – – –
Nun mein auserwählter gewünschter Compere und Confrere! Sie
werden Mühe haben diesen Brief zu lesen. Hüpfen Sie über, Sie verlieren nichts
daran. Es geht mir eben so oft mit meiner eigenen Hand Sie haben in
Ihrem Bericht nichts als das Datum des
Tauftags
vergeßen, und haben
es hierinn mit einem pünctlichen Schulfuchs zu thun. Wenn der kleine Joseph
nicht saugen will: so überlaßen Sie ihmn seinem Geschmack, wenn er
dabey sich wohl befindt. Gott erhalte und vermehre Ihre häusliche Freude
und Glückseeligkeit, und laße mich bald einen Augenzeugen und Mitgenoßen
derselben werden. Ich rechne schon im Geist auf einen ganzen Winter; an
einem Monathe ist mir nicht gnug. Die Vorsehung wird selbst unsere
Wünsche erfüllen – Hier liegt Anfang und Ende – –
Meine tägl. Wünsche für Vater, Mutter und Sohn sind unaussprechlich.
Gott erhöre Ssie nach Seiner Gnade und Liebe. Grüßen Sie das junge
Ehpaar, und Freund Dr. Ohngeachtet es auch bey mir heißt: Artzt hilft dir
selber! so würden mir Ihre oder seine Briefe doppelt willkommen seyn, in
dem Fall daß ich mit meiner Arbeit nicht fortkommen möchte. Vielleicht
bringe ich die Antwort selbst mit. Desto beßer für uns alle! Auch ich bin ewig
und gantz der Ihrige
Johann Georg H.Sie sehen aus dem Gange meines Briefes, daß ich gar nicht im stande bin,
einen vernünftigen Zusammenhang meiner Gedanken fest zu halten, und ich
in lauter Krämpfen schreibe –
Pempelfort den 21ten Junly 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 2 Aug.Geantw. eod.Das Misverständniß, lieber Verehrungswürdiger Mann, welches durch
des Herrn Jac. Schreiben vom 13ten Jun: veranlaßet worden, und wovon
ich vor dem Empfang des Ihrigen vom 9ten dieses nicht die mindeste Ahndung
hatte, ist mir äußerst empfindlich gewesen. Ich habe Ihnen schon gemeldet,
daß ich jenen 13ten Juny sehr besetzt war, und aus dieser Ursache die erste
Correctur des Bogens C. nicht mit der gehörigen Sorgfalt hatte durchsehen
können. HE. Jacobi war es seiner Seits nicht weniger: er schrieb Ihnen
mitten unter den Vorbereitungen zu seiner Abreise, und ließ den Brief
ablaufen, ohne mir ihn zu zeigen, oder des Inhalts deßelben gegen mich zu
erwähnen. Daß er Ihre Erwartung auf den baldigen Eingang der Correctur
des 4ten Bogens sollte rege gemacht haben, konnte ich mir nicht einfallen
laßen, da wir noch den Tag zuvor von der Stockung, die jetzt im Abdruck
Ihrer Schrift erfolgen würde, miteinander gesprochen hatten, und ihm die
Einrichtung unserer Preßen bekannt ist,
wo selten die Typen einer
Schrift über 2. compreßgedruckte Bogen hinausreichen
.
Sein Versprechen also, daß in 8. Tagen der 4te Bogen zur Correctur
kommen würde, ist bey seiner sonstigen Pünktlichkeit in dergl. Dingen blos durch
die Zerstreuung, worinn er Ihnen schrieb, und in der er nicht bedachte daß
schon 2. Bogen an Sie unterweges waren, erklärlich. Hätte ich nicht
gemuthmaßt, daß Sie von allem unterrichtet wären, so würde ich Sie
gleich mit
Absendung der 2ten Correctur des Bogens
C. auf das
Ausbleiben der übrigen Bogen vorbereitet haben. Ueber 23/8 Bogen kann der
Drucker von Ihrer Schrift nicht setzen.
Seit 8. Tagen sind von Ihrem Jonathan selbst keine Briefe aus England
eingelaufen. Er hat Augenweh, welches ihn am Schreiben hindert, jedoch
nicht an Besichtigung der Londoner Merkwürdigkeiten, indem sein
Apothecker ihm die Erlaubniß gegeben hat, der freyen Luft sich auszusetzen, und
auszugehen oder auszufahren, wohin er will. Seine Reisegefährtinn faßt
sich zu kurz, als daß ich aus Ihren Briefen Ihnen etwas mittheilen könnte.
Sie verweiset immer auf das Reise Journal welches sie hält, und bedenkt
nicht, daß es eine sehr erlaubte Neugierde ist, auch noch vor Ihrer
Zurückkunft wenigstens im allgemeinen zu wißen, was ihnen in England Freude
gemacht hat oder nicht. Die Abreise von London bleibt nach den letzten
Briefen vom 11ten und 15ten auf den 29ten dieses festgesetzt. Die Rückreise geschieht
wieder durch Brabandt. In Aachen, wohin die hiergebliebene Schwester den
Reisenden entgegen fahren wird, bleiben sie 3. oder 4. Tage, und sie gedenken
sodann den 12ten oder 13ten des künftigen Monaths wieder hier zu seyn. Eine
seiner der angenehmsten Aussichten Ihres Jonathans bey seiner Abreise
war, bald nach seiner Zurückkunft hier in Pempelfort eine Zeitlang Ihres
persönlichen Umgangs zu genießen. Ich bin überzeugt, daß es ihm äußerst
unangenehm seyn wird, diese Aussicht sich für dieses Jahr benommen zu
sehen.
Dohm ist gestern hier durchgereist, um seine Station in Cölln anzutreten.
Er kam, während die Pferde an seinem Wagen in der Stadt gewechselt
wurden, heraus nach Pempelfort um Ihren Jonathan zu besuchen. Von der
Rechtfertigung Jacobis gegen die Mendelssohnschen Beschuldigungen sprach
er im Ganzen mit vielem Lobe, doch fand er den Ton derselben zu heftig, und
etwas Ungerechtigkeit in der Allgemeinheit des Ausdrucks: Berliner
Süffisance p. p. weil eine Menge schätzbarer Gelehrten in Berlin wären, die
weder zu der allgem. D. Bibl. Clique, noch zu der Clique des Biesterschen
Journals gehörten, und welche die Vorwürfe, die den Berlinern in der
Schrift des HE. Jacobi gemacht würden, nicht verdienten. Als ein Beyspiel
von Unpartheylichkeit womit man selbst das Verdienst selbst der Feinde
anerkenne, erzählte er mir, daß in seiner Gegenwart nach Erscheinung der
Jacobischen Apologie in einer gewißen Lesegesellschaft von einem Mitglied
derselben der
Kunstgarten
(worin Schriften von F. H. Jacobi I. B)
zum Lesen vorgeschlagen worden sey, und daß diese Schrift ohngeachtet der
Erbitterung gegen den Verfaßer, den allgemeinsten und lautesten Beyfall
der Gesellschaft erhalten, und sogar Engel sie öffentlich für
vortrefflich
erklärt habe. Das Epigramm S. 100. der Apologie: Es ist ein Gott u.s.w.
habe nicht Nikolai, sondern einen gewißen Feldprediger, auf deßen Nahmen
er sich nicht besinnen konnte, zum Verfaßer, und werde in Berlin selbst
verachtet. Die Resultate hatte man noch nicht bey seiner Abreise in den
Buchläden; es sey aber wahr, was der junge Spalding gesagt, daß man vorläufig
auf Herdern als den Verfaßer derselben
Muthmaßung
gehabt habe.
Daß Mendelssohn zu weit gegangen sey, und daneben hier und da großer
Inconsequenzen sich schuldig gemacht habe, sehe man ein; aber Jacobi sey
jetzt gleichfalls zu weit gegen Mendelssohn gegangen u.s.w. Schweigen
würde man nicht, und vielleicht von einigen nicht der beste Ton zum Gegen
Angriff gewählt werden; doch hinderte dieses nicht, daß Jacobi von den
besten Köpfen in Berlin geschätzt und für einen unserer scharfsinnigsten
Schriftsteller gehalten würde. Ich schreibe Ihnen dieses alles hin, obgleich
es weder recht warm noch kalt ist, weil es übrigens von einem sehr
schätzbaren Manne herrührt, der überdieß, nach seinem äußeren Betragen zu
urtheilen, sehr viel und
warmen
Sinn für Ihres Jonathans
Vortrefflichkeiten hat.
Ich habe heute morgen zum
letzten
mahl nach London geschrieben.
Sontag werden wieder Briefe kommen. Ist darinn etwas enthalten, das Sie
intereßieren könnte, so theile ich es Ihnen unverzüglich mit. Unser arme
Johann Georg liegt seit 6. Tagen an einer Art von
Faul
Fieber zu Bette.
Zum Glück ist sein Körper stark, und gleich gute Vorkehr gegen die
Krankheit gebraucht worden. Er ist jetzt außer aller Gefahr, doch wird er das Bett
noch eine Woche hüten müßen. Von Ihrer Gesundheit, hoffe ich, werden
auch bald beßere Nachrichten einlaufen. Ich bin zwar ein Laye in der
Medicin, aber mich deucht, es ist kein Geringes, welches Sie dadurch gewonnen,
daß die güldene Ader sichtbar geworden. Leben Sie wohl, lieber ehrwürdiger
Mann. Ich bin mit der innigsten Verehrung und Liebe
Ihr
Tiro SchenckWeil ich doch geschrieben habe, so will ich 2. rein abgedruckte Exemplare
des Bogen C. beylegen. Die Exemplare nach Münster u Weymar sind
versendet. Von Münster sind noch keine Nachrichten hierhin eingelaufen. Weder
Buchholz noch die Prinzeßinn haben geschrieben, seit Fr. Jacobi abwesend
ist. Künftige Woche wird jemand von Münster hieher kommen, der im Hause
der Prinzeßinn aus und eingeht, und auch HE. Buchholz kennt. Bey diesem
will ich mich erkundigen, um Ihnen wenigstens im allgemeinen melden zu
können, wie es um den Letztern das junge Ehepaar steht.
Königsberg den 22 Jul. 86.Geliebtester Freund,
Es geht dem Greise nicht beßer als dem kranken Jünglinge – Wie entzückt
war ich heute vor 8 Tagen über Ihr zuvorkommendes Vertrauen. Zu
gleicher Zeit erhielte aus Engl. und aus Münster erwünschte Nachrichten,
auf die ich mit Schmerzen gewartet hatte, wollte den Sonntag drauf alles
beantworten, und bin erst heute im stande Ihnen wenigstens für Ihr gütiges
Zutrauen zu danken. Es freut mich einen Freund mehr in Pempelfort, den ich
mir nicht dort vermuthet, zu wißen. Gott schenke uns nur beyden Leben und
Gesundheit: so werden wir uns einander näher kennen lernen, als es durch
Schreiben und in einer solchen Form möglich ist sich alles im kleinen und
ganzen mitzutheilen.
Gegenwärtig bin blos im stande Ihre Aufrichtigkeit zu erwiedern. Den
12 Junii erfuhr in den Zeitungen, daß Ihre Resultate angekommen wären.
Ich lief gl. weil ich keinen Buchladen besuchen mag zu einem Freunde, durch
den ich alles erhalte, der mir auch vor der Mittagsstunde gl. ein Exemplar
zuschickte mit der dringendsten Bitte ihm selbiges so bald ich nur könnte,
wider abzuliefern. Ich eilte also mit einer mir natürl. Hitze die ganze Schrift
durch, wie ich es mit vielen Büchern thue, wenn es mir vor der Hand nur um
einen Totaleindruck des Zusammenhanges zu thun ist – Den 7 d. erhielt ich
die von meinem Freunde mir zugedachten Exempl. habe immer auf eine gute
Stunde gelauert, woran es mir aber seit langer Zeit gefehlt, bis ich sie endl.
zum Buchbinder brachte um sie mit desto mehr Beqvemlichkeit lesen zu
können. Erst heute habe sie selbst abgeholt, um blos die von HE Schenk mir
angewiesene Stelle S. 184., welche das Thema anweist, nachschlagen zu
können. Unser abwesende Freund drung auf mein Urtheil. Ich versteh nicht
Spinoza, nicht Hemsterhuis, mich selbst nicht, und suche noch immer mehr
Licht über den Gesichtspunct, unter dem unser gemeinschaftl. Freund selbige
angesehen – Wollte also einen kleinen Betrug spielen, zu dem sich ein Freund
anerbot, deßen Gedanken ich für die meinige bis zur Entwickelung der Sache
ausgegeben hätte. Da kam das Urtheil der lateinischen Zeitung dazwischen
und verdarb mir auch dieses Spiel. Er hätte wol seine Bedenklichkeiten
etwas unparteyischer eingekleidet, aber mit dem Ende schien er audoch
etwas unzufrieden zu seyn, und daß Sie zu einem Misverständniße durch
einen zu
unbestimmten Sprachgebrauch
Anlaß gegeben hätten,
war auch seine Meinung.
Ich habe mich jetzt entschließen müßen, Ihre Schrift nicht eher zu lesen,
bis die Reihe an selbige kommen wird, und ich Ihre nähere Prüfung zu
meiner eigenen Arbeit nöthig habe. Daß ich auch an der Autorschaft krank
liege, ist Ihnen kein Geheimnis bey Ihrer gegenwärtigen Lage kann es
Ihnen die meinige nicht seyn. Ob meine Krankheit zum Tode oder zur
Genesung ausschlagen wird, wünsch ich zwar auch und hoffe – – Ich bin auf
eine Höhe gerathen, wo ich Mast und Seegel verloren samt meinem
Compaß – und nichts als meinen Anker und sein Thau übrig habe. Habe ich
diesen Schlucken überstanden: so soll mir die Lust zu schreiben vergangen
seyn auf immer und zeit Lebens.
Daß Ihre Krankheit durch die Arbeit zugenommen, ist kein Wunder – –
Ich will mich beßer wahrzunehmen suchen, und mich selbst rein und leer
ausschreiben, daß keine materia peccans zurück und übrig bleiben soll.
Ich habe diese ganze Woche nach Ihrer ersten Schrift hier allenthalben
gesucht. Der Titel war mir so auffallend gewesen, daß ich mich deßelben noch
erinnern konnte. Endlich fand ich eine kurze Recension in einem
raisonnirenden Bücherverzeichnis, das hier ein paar Jahre herauskam, indem ich
zufällig mit einem reformirten Prediger aus Tilsit speiste, der sich selbst für
den Verfaßer der Recension bekannte. Dieser Recensent erklärt den Titel
ihrer ersten Schrift für mystisch graciös, und die darinn vorgetragene
Hypothese nicht nur für neu, sondern auch äußerst befremdend. Wenn er selbige
recht gefaßt und verstanden; so wundert es mich, daß Sie Ihre Erstlinge
nicht
göttl. Erziehung des Satans durch das M. Geschl
.
genannt haben. Eine Entwickelung zur Beßerung scheint mir Erziehung und
Cultur zu seyn Sie scheinen mir also wie Pope aus dem God damn einen
Euphemismum God mend gemacht zu haben.
Die Berlinschen Recensenten werden vermuthl. Ihnen auch Chicanewegen des neuesten Titels machen, auf dem Sie sich auch des Worts φφie in
einer etwas zu individuellen Bedeutung bedient haben. Sie sehen hieraus,
daß ich freymüthig gnug bin Sie selbst auf meine eigene Chicanenvorzubereiten, so bald ich nur zu einer näheren Prüfung Ihres Buchs Anlaß
haben werde.
Wie elend es mit meinem Kopf bestellt ist, werden Sie aus dem Abdruck
der 3 ersten Bogen urtheilen können. Ich bin mir heute wider aber umsonst
den vierten vermuthen gewesen, wo sich die Wolken schlechterdings brechen
müßen. Daß ich in einen gantz falschen Ton und auf lauter Irrwege gerathen
bin: so viel Selbstgefühl und Selbstkenntnis habe ich noch. Ob es mir aber
gelingen wird einen ebnern geraderen Weg einzuschlagen – – adhuc sub
iudice lis est.Kann es mir unser Freund in Richmont übelnehmen, wenn ich in einer
solchen Verwirrung meiner selbst mich enthalte Ihm zu antworten, und von
mir Nachricht zu geben, da ich nichts Gutes, nichts Gewißes Ihnen schreiben
kann, sondern wie ein wankend Rohr in der Wüsten vom Winde geweht
werde, und besorgen muß ihn ohne Noth mit meiner Unruhe und
Unzufriedenheit anzustecken, der er doch nicht abzuhelfen im stande ist.
Die Postille Ihres lieben Hahns ist seit dem May 777 mein
immerwährendes Sonntags und Hausbuch, da ich es von Lavater erhielt. Ihren
subtilen Plouquet v – – Oetinger kenne ich nur dem Ruff und Namen nach,
auch von Storr besinne mich nicht irgend etwas gelesen zu haben. Wie gern
möchte ich dem wallfahrenden Evangelisten ein schriftliches Willkommen in
Deßau zuruffen, wenn ich schreiben könnte; wo ich Häfeli u einen Demarées noch von Angesicht kennen möchte.
So bald ich nur den Bogen D erhalte, werde ich alle meine Kräfte
sammeln und versuchen ob es mir möglich seyn wird das eigene Chaos meiner
Gedanken in Ordnung zu bringen, und etwas reineres Licht und gesunderes
Leben nach überstandenem Taumel mitzutheilen. –
Durch einen mir selbst unerklärlichen Zufall bin ich hier so im Bloßen, daß
ich selbst nicht weiß, was ich geschrieben habe, und ohne den vierten Bogen
nicht vom Fleck kommen kann. Thun Sie das Ihrige, daß unserm Freund
Schenk die Gedult nicht vergehe. So bald ich nur erst den Faden wider habe,
soll ich beßer auf meiner Hut seyn.
Ihr Name und Aufenthalt bleibt bey mir in petto, weil mir selbst daran
gelegen ist, daß nichts durch mich auskomme. Darüber können Sie also ohne
Sorgen seyn.
Der Eindruck des Gantzen, den ich bey dem ersten Anblick Ihrer Resultate
gehabt, ist mir so schmeichelhaft gewesen, daß ich noch mehr bey einer
näheren Prüfung derselben für mich selbst sowohl als auch zu Ihrer eigenen
Zufriedenheit zu gewinnen hoffe, so bald es mir möglich werden wird, so weit
zu kommen. Bey meinem gegenwärtigen Drucke ist meine einzige Arbeit mich
selbst zu ertragen. Ich zweifele nicht daß unser Freund auch die
Nothwendigkeit u Schicklichkeit meines Stillschweigens von dieser Seite erkennen wird.
Leben Sie recht wohl, und nehmen Sie meinen guten Willen Ihre
Gesinnungen zu erwiedern für die That, deren Mängel ich künftig zu ergänzen suchen
werde. Gott schenke uns beyden Mäßigkeit und Gedult zu unserer Genesung
und Ruhe. Wer zu viel Honig ißt, das ist nicht gut, sagt ein erfahrner Weise.
Ich vermuthe, daß es in Ansehung gewißer Leidenschaften und ihrer darauf
beruhenden Erkenntnis der Gegenstände, Verschnittene giebt von
Mutterleibe an, die keines Begriffs noch Sinnes noch ihrer Energie fähig sind, wo
alle Entwickelung und Cultur verloren ist. Fleisch und Blut kennt keinen
andern Gott als das Universum, keinen andern Heiland als einen
homunculum, keinen andern Geist als den Buchstaben. Ein
Mensch kann
nichts nehmen
, es
werde ihm denn gegeben
–
und wem Ers giebt, der hats umsonst
Es mag niemand
ererben
/ Judaismus transcendentalisnoch
erwerben
/ Papismus philosophicus, wie die lateinsche Zeitung
ganz trefflich sagt
Durch Werke Seine Gnade
Die uns errettet vom Sterben / das ultimum visibile u summum bonumdas uns thätig und unglücklich, oder ruhig und glücklich macht. Durch den
Baum der Erkenntnis, werden wir der Frucht des Lebens beraubt, und jener
ist kein
Mittel
zum Genuß dieses letzten
Endzwecks
und
Anfangs
.
Die Künste der
Schule
und der
Welt
berauschen u blähen mehr, als daß
sie im stande sind unsern Durst zu löschen und Hunger zu stillen.
Mündlich, so Gott will, mehr. Ich umarme Sie, und bitte mir Ihre
Freundschaft zu erhalten, wie Sie der meinigen versichert seyn können.
Johann Georg Hamann.Adresse:An / meinen Freund, HErrn
Thomas
Wizenmann
/ in /
Pempelfort
.
Pempelfort den 25ten July 1786.Lieber Verehrungswürdiger Mann
Ehe ich zur Beantwortung Ihres gütigen Briefes vom 12ten schreite, laßen
Sie mich aus einem Briefe Ihres Jonathan vom 18ten July Ihnen
dasjenige mittheilen, was Sie intereßieren kann. Er ist den 16ten nach Richmont
zürückgekehrt, und sein Brief ist daher datiert.
„Meine Lust an diesem Lande, sagt er von England, wächst mit jedem
Tage, und ich erschrack gestern Abend, da ich fühlte, indem ich an den Tag
meiner Abreise dachte, daß mich eine Art von Schauder überlief. Ich bin
überzeugt, wenn jemand im Schlafe aus Deutschland an die Ufer der Themse
bei Richmont versetzt würde und hier erwachte, daß er durchaus glauben
müßte, er sey jenseits des Mondes in die Gärten des Himmels versetzt.
Denken Sie Sich dabey die Gesellschaft in der ich das alles genieße, Reventlow
und seine Gemahlinn, Schönborn, Spalding, Schlaberndorf, Empirius
(lauter in ihrer Art vortreffliche Menschen) – tausend liebliche zufälligkeiten
des Genußes, die ich meinem edeln Gastfreunde und seiner beneidenswürdigen
äußern Lage zu verdanken habe, und urtheilen Sie mit welcher Rührung ich
der Vorsehung danken muß, die mich, wie ehmals den Propheten Habakuk
durch einen Engel beym Kopfe nehmen ließ, und so sanft hier lächelnd
niedersetzte,
wo sich meine Gesundheit vortrefflich erholt
.“ – Weiter
unten sagt er: „Ueber die Berlinsche Antwort an Hamann (der Brief der
Direction in Absicht Ihres Urlaubs) mag ich nicht reden. Ich hoffe mit der
heutigen Post wieder von ihm zu hören. Sagen Sie ihm doch, daß ich ihn im
Innersten meines Herzens trage, und hier oft noch mehr in seiner Gegenwart
lebe, als in meinem einsamen Pempelfort. Gott weiß, daß ich die Zeit an ihn
zu schreiben unmöglich hier ersparen kann.“ Schlaberndorfs Schönborns
Umgang scheint ihm vorzüglich zu gefallen; er gedenkt seiner ein Paar mahl
in seinem Briefe mit großem Lobe, und sagt unter andern von ihm, daß es
sey ein Mann, wovon man mit Wahrheit behaupten könne, daß er den
ganzen Ocean der Metaphysick umschiffet habe. – Die Abreise von London ist
auf den 1ten des künftigen Monaths verschoben; dies soll aber auch der
späteste Termin für die
jetzige
Reise seyn. Er hat sich aber vorgenommen,
England noch einmahl zu sehen, und will alsdann nicht weniger als 2 bis 3
Monathe darinn verweilen. Für jetzt treiben ihn Familien Lage, s die neue
Ausgabe seines Spinoza Büchleins, und die Uebersetzung des Alexis zurück.
Aus Münster ist auch heute ein Brief von der Fürstinn eingelaufen. Sie
können Sich vorstellen, da ich dazu durch die Adreße bevollmächtigt wurde,
wie begierig ich ihn, in Erwartung einiger Nachrichten über Buchholz
erbrochen habe; aber leider stand nicht eine Zeile diesen betreffend darinn, und
der Münstersche Officier, deßen ich in meinem jüngsten Brief erwähnte, ist
auch noch nicht gekommen, so daß ich in völliger Unwißenheit wegen der
Niederkunft der jungen Gattin bin. Wahrscheinlich ist es indeßen, daß diese
Niederkunft noch nicht vorüber ist, weil die Fürstin sonst derselben Erwähnung gethan haben würde.
Ihre Nachricht, daß Kant über das Mendelssohnsche
Orientieren
schreiben will, habe ich dem Verf. der Resultate mitgetheilt, und auch heute
noch nach London gemeldet. Es ist natürlich, daß Kant dieses Orientieren in
Schutz nimmt, da er mit seiner
Moral-Theologie
ohngefähr denselben
Weg einschlägt; nur daß er sich durch Worte etwas beßer verschanzet.
Sollten Sie über sein Vorhaben etwas
bestimmteres
hören, so säumen Sie
doch nicht, es mitzutheilen, weil, wie Sie leicht begreifen werden, Ihrem
Jacobi und dem Verfaßer der Resultate daran gelegen seyn muß, da es zu
wißen. Ihr Urtheil über den Aufsatz gegen Stark in der Berl. Mon. Schrift
ist vortrefflich. Ueber Stark mag man denken wie man will, des höchsten
Unwillens gegen die Berliner kann man sich nicht erwehren, wenn man sieht,
mit welcher
teuflischen
Bosheit sie ihre Zwecke verfolgen.
Abels
Seelenlehre habe ich noch nicht gelesen; ist es aber der
Stuttgarder
Abel,
so kann ich Ihnen von diesem melden, daß er gegen die Resultate zu Felde
ziehen wird. Er steht mit einem von Witzenmanns Freunden in genauer
Verbindung, hat von diesem ein Exemplar der Resultate zum Geschenk erhalten,
läßt den Talenten des Verfaßers Gerechtigkeit widerfahren, ist aber mit der
Entwickelung, die Endursachen betreffend, und mit noch einigen andern
Punkten, die Witzenm. Freund nicht bestimmt angegeben hat, unzufrieden.
An seinem Aufsatze gegen die Resultate arbeitet er würklich, und will ihn vor
dem Drucke dem Verf seinem Gegener mittheilen laßen, um deßen eigenes
Urtheil darüber einzuziehen. Ein vortrefflicher Kopf soll dieser Abel seyn,
und daneben ein sehr gerader liebenswürdiger Mann, der von jedermann
geschätzt wird.
Ich habe neulich den 4ten Bogen Ihres fliegenden Briefes noch einmahl
durchgelesen, und ihn auch dem Verf. der Resultate zu lesen gegeben (dem
einzigen der außer J. u. mir Ihre Schrift hier gesehen hat); – wir finden
beyde nicht, daß Sie Sich darinn Excursionen, die Ihrem Plane
schaden
könnten, erlaubt haben. Inzwischen kann man über das: non erat, hic
locus, so lange die ganze Schrift nicht beysammen ist, nicht wohl entscheiden.
Einige Druckfehler habe ich noch bemerkt; worüber ich in Zweifel bin, ob ich
sie schon angemerkt habe, und welche ich desfals auf gut Glück hier anzeigen
will. S. 26 Z. 16. steht
Aus
ohne die Verbindungsstriche für die in der
nächsten Zeile folgende Sylbe
gieng
. – S 29 Z. 7. wird nach admonuit ein
Punkt stehen müßen. – Eben daselbst Z. 5. statt jüngfersäuberlicher, liesjungfersäuberlicher. – S. 30. Z. 13. statt abh
ä
ngen, l. abhangen. S. 31.
Z. 15. Ist vielleicht Lehnsätzen statt Lehrsätzen zu lesen. – Bloße
Sylbenstecherey mag es seyn, daß mir S. 26. Z. 6. das Pronomen
diesen
etwas
unbestimmt scheint. An
Nachdruck
fehlt es übrigens auch diesem 4tenBogen nicht; eben so wenig fehlt es ihm an Deutlichkeit für Ihre
Leser
und für Ihre Gegner. Was vom Schluß des 4ten Bogens an bis zur 6tenFortsetzung fehlt, habe ich gesendet.
Unser George ist nun entschieden auf der Beßerung und wird in wenig
Tagen seinen gewöhnlichen Arbeiten wieder obliegen können. Gottes Wege
sind die
weisesten
und
besten
. Der Wink, den Er Georgen durch
Zusendung dieser Krankheit gegeben hat, scheint wenigstens diesen Sinnlichen
auf das
Eitele
des Götzendienstes, womit er seinem
Leibe
anhieng,
aufmerksam gemacht zu haben. – In der Krankheit selbst hat er sich gut
betragen, und weder Ungeduld noch weibische Niedergeschlagenheit gezeigt.
Gefühlt hat er übrigens sehr wohl, daß die äußerste Gefahr
nicht
ferne war.
Leben Sie wohl, verehrungswürdiger Mann. Ich bin und bleibe
Ihr
getreuer Tiro-Schenck.Adresse:An / Herrn Georg Hamann / zu / Königsberg. /
Einschluß
.
Vermerk von Hamann:d. 5. Aug. 86.Königsberg den 28 Julii 86.Mein auserwählter, mein erwünschter Sohn! Gestern Abend erhielt Ihre
traurige Anzeige vom 9ten d. wodurch die Freude, die Sie mir den 5
mitgetheilt hatten, auf einmal niedergeschlagen ward. Das erste, womit ich mich
wider aufrichten konnte und wie ein Wort der Eingebung auf mich wirkte
war der Ausspruch: denn solcher ist das Himmelreich. Ich war allein und
sagte es laut zu mir selbst mit dem Wunsch, daß es auf Ihr und MariannensGemüth einen eben so starken und lebhaften Eindruck machen möchte, wie
damals und bis jetzt auf mich.
Laßen Sie den Schmerz sanft verbluten; das ist natürlicher und
wohlthätiger, als die Gewalt stillender Mittel. Danken Sie Gott, daß Marianneeine fröhliche Kindermutter
gewesen ist
, hoffen Sie mit eben so gewißer
Zuversicht, daß Sie es wider
seyn wird
, und zweifeln Sie nicht an dem
Leben, das man nicht sieht
: so ist die Arbeit Ihrer Marianne nicht
vergebens gewesen, die Erstlinge Ihrer Liebe sind nicht nur gut aufgehoben,
sondern auch gekrönt mit vollem Lohn. Der treue Schöpfer in guten Werken
versteht sich beßer auf ächte, wahre Vater- und Mutterliebe, als wir
Sterblichen. Sollte es dem kleinsten Waßertropfen nicht beßer gefallen, ein
Element des großen Weltmeers zu seyn, als im Triebsande der Erde zu
versiegen? oder sollte es ein wirklicher Verlust und Schade für Eltern seyn, ihr
Fleisch und Blut in eine höhere Natur als ihre sinnliche und sichtbare ist,
erhöht zu wißen? Besteht nicht hierin die höchste Seeligkeit einer fröhlichen
Kindermutter, so sie bleibt im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung
samt der Zucht? Gotte Frucht zu bringen –
Das natürliche Misverhältnis in den Bevölkerungstabellen mag vielleicht
seinen geheimen Grund in der arithmetischen Politik des Himmelreichs haben,
das sich in dieser Claße der Unschuld gleichsam recrutiren muß. Alles was
hervorragt und Fortschritte in Jahren, Größe, Ansehen p macht, hat den
menschenfeindlichen Stab des Tarquinius Superbus und Fürsten dieser Welt
zu fürchten. „Laßt die Kindlein zu mir kommen, und wehrt ihnen nicht“ –
sagte der Stifter des Taufbundes, der Lebendigen Gott; denn sie
leben
ihm alle, im Geist
, die nach dem Buchstaben unserer Sprache und
Sinne
todt
heißen und scheinen, ohne es darum in der That und Wahrheit
zu seyn.
Der kleine
Joseph
lebt, nicht nur im sSinn und Herzen derer die Ihn
geliebt und gesehen haben, sondern sein Leben droben wird auch wie ein
Magnet wirken auf uns, zu trachten nach dem Ort und Zustande, worinn er ist,
und wohin er unser Vorläufer geworden, um die Pflichten des Erstgebornen
vielleicht wie ein Schutzgeist und guter Engel seines künftigen Geschwisters
beßer zu erfüllen, als Fleisch und Blut zu dichten und zu leisten vermögend
ist. Wer von uns weiß, wozu seine animulavagula,blandula vom Vater
der Geister beruffen war? Wärs auch um einige göttliche Gesinnungen in
uns hervorzubringen, uns von dem
sinnlichen Genuß
zu entwöhnen,
der doch nur vergängliche Speise ist und nicht bleibt in ein beßeres Leben,
noch zu einem höheren Genuß fördert. Der Gegenstand meiner jetzigen
leidigen Autorschaft machte mir diese Ideen so weit und breit, und alles was
jetzt die Philosophie über Gott und Natur schwatzt, komt mir so abgeschmackt
vor u. ist mir so eckel als das Gewäsche des Gesindes über ihre Herrschaft
auf dem Fisch- oder Fleischmarkt.
Verzeihen Sie, mein auserwählter und erwünschter! das Gewäsche eines
alten Mannes, der aufs Gerathewohl hin schreibt, um zum Theil sich selbst
zu zerstreuen und aufzumuntern. Der mütterliche Schmerz wird Ihrem
Vaterherzen Festigkeit und Stärke zum Gleichgewicht geben. Das Wort
Sprühl war mir unbekannt; ich vermuthete, daß es eben die Krankheit im
Halse ist, welche man hier Schwämme oder Bräune nennt. Das Uebel war
damals im Abzuge, und ich hielte es nicht für nöthig um einen fliehenden
Feind mich zu bekümmern; hab es nachher im Adelung unter dem Namen
Sprau gefunden.
Die beste Hoffnung muß mit Resignation verbunden seyn, und die Furcht
zu verlieren macht mich unruhiger, als der Verlust selbst. Davids Verhalten
bey einem kranken und todten Kinde ist gantz natürlich nach meinem Gefühl.
Sympathie ist nagender und wirkt stärker auf die Einbildungskraft –
Wie oft bin ich wegen Ihrer eigenen Gesundheit und während der
Schwangerschaft Ihrer lieben Marianne und nach der glücklichen Entbindung wegen
schlimmer Brüste in Angsten und Unruhe gewesen – Was haben mir Zähne,
Blattern, Masern p für Sorgen gemacht; weil ich mir immer das Ärgste
vorstelle, und mich immer auf jedes äußerste gefaßt halte. Was in den
gemeinsten Fällen Einbildung ist, sieht in den seltensten der Ueberlegung
ähnlich und hält mich schadlos. Ich führe Ihnen lauter Beyspiele häuslicher
Erfahrung an, und ich schäme mich gnug, daß ich dies kindische Wesen nicht
ablegen kann, worüber ich von meinem Gottlob! gesunden und erwachsenen
Gesinde oft ausgelacht werde, daß ich
nil humani
a me alienum puto.Ich fand in meiner Jugend in einem alten Tröster einen Beweis von der
Unsterblichkeit der Seele aus dem A. T., den ich nirgends widerholt noch
aufgewärmt wider gefunden habe noch die Qvelle deßelben habe finden können.
Hiob bekam alles doppelt wieder, aber aus der einfachen Zahl seiner Kinder
ließe sich nicht anders schließen, als daß die Todten für lebendige
mitgerechnet werden müßten, und er also von seinem Geschichtschreiber als ein
wirklicher Vater von 14 Söhnen und 6 Töchtern, von denen aber nur die eine
Hälfte gegenwärtig und die andere abwesend war, geschätzt und angesehen
wurde.
Vorgestern muste den ganzen Tag im Bette zubringen, hatte aber eine so
gute Nacht, wie ich in vielen Zeiten mich nicht besinnen kann, und meine alte
gute Hausmutter feyerte ihren Geburtstag zum ersten mal in ihrem Leben,
weil ein Landprediger des Kirchspiels, wo sie zu Hause gehört, und seit
kurzem in der Stadt eine Stelle bekommen, mir aus den Kirchenbüchern ihren
Taufschein mitgebracht. Sie hatte ohne mein Wißen und Willen LisetteReinette zu Mittag bestellt, und zwo ihrer Freundinnen, meines Nachbars
u Artzts Miltz einzige Tochter und eines hiesigen Organisten Podbielskiauch einzige, die ein außerordentl. gutes Kind in der Music u Malerey ist.
Gegen Abend kam der Briefträger außer Ihrer Hiobspost mit 2 andern
Briefen, einer weitläuftigen Antwort von Hartknoch, der auf seinen guten
Willen besteht, den ich nach der reinen Vernunft auch erkenne, aber eben so
wenig annehmen als erwiedern kann – und einem Briefe von meinem Pr.
Kraus, der sich bey einem unserer gemeinschaftl. Freunde auf dem Lande
aufhält und eine Einl. an seinen kranken Liebling Steudel mir anvertraut,
auf deren Empfang u Bestellung ich schon meinesunsers J. Tirozubereitet. Sie werden aber ebensogern einem Kranken damit wohl thun. Ich
schreibe nicht eher nach Düßeldorf, als bis ich den vierten Probebogen
erhalte, der den Fortgang oder das Ende meiner leidigen Autorschaft
entscheiden wird. Ich bin gantz aus meinem Concept herausgekommen, und als
wenn eine höhere Hand in dem Spiele ist, weiß weder aus noch ein.
Es stürmt und regnet, daß Gärten und die umliegenden Wiesen
überschwemmt sind – –
den 29 –Gottlob! das Wetter ist wider heiter; aber die reitende Post hat mir nichts
mitgebracht. Vielleicht ersetzt die fahrende diesen Mangel mit dem vierten
Bogen, und ich hoffe morgen auszugehen. Ich werde mich scheuen, wie
Hiskias sagt, all mein Lebtage vor solcher Betrübnis meiner Seelen. So ist mir
der Kitzel zu schreiben versaltzen und vereckelt worden. Vielleicht hängt von
diesem Geschwüre die Reinigung meiner Natur und von ihrer materia
peccans ab. Was andern nugae sind, werden seria mala für mich. Vater
und Autor zu seyn ist kein Kinderspiel. Timent, fugiunt, qui sapiunt:
agitantpueri,incautiquesequunturEs geht mir mit dem Schreiben, wie St. Paulo mit dem Thun. Ich
schreibe, was ich nicht will, sondern das ich haße schreibe ich. Der Leib dieses
Todes macht uns zu elenden Menschen. Ich weiß selbst nicht, was ich bey der
Entkleidung auf dem Titel meines fliegenden Briefes, den ich post factumZach. V. gefunden habe, eigentl. gedacht und im Sinn gehabt. Zeit und
Erfahrung werden michs lehren. Vernunft und Geschmack gehören zu den
Arcanis der Zeit; sie macht das bittere und herbe, mild und reif. Mögen
Sies auch bald erleben.
Mit dem Gebrauche der Kämpfschen Kräuter und Wurzel fahre von oben
fort, werde zum dritten mal nächstens den rechten Weg wider versuchen. Alle
Morgen und Abend 2 bis 3 Biergläser, die einen angenehmen Nachschmack
für mich haben – ab und zu, aber nicht alle Tage ein Spitzgläschen Aqua
distill. der Pfeffermünze; weil ich vor der Hand mehr auflösende als
stärkende Mittel nöthig zu haben scheine. Diese Vorbereitungsmittel zu einer
Reise scheinen mir unentbehrlich zu seyn, und ich hoffe, daß die gnädige
Fürstin mehr ausrichten wird. Erhalte ich Ja (nicht im babylonischen Dialect
auf einen Monath, sondern für den Winter, wo ich entbehrlich bin) so bin ich
wie ein Bräutigam reisefertig und den Herbst lieber als das Frühjahr,
welches ich mir eher zur Heimfahrt wünschte. Bewegung des Leibes und des
Gemüths werden die rechte Cur seyn, die einzige Arzneymittel meine mehr
unterdrückte als erschöpften Kräfte wider in Gang zu bringen. Ohne einige
seltene momenta lucida würde ich gantz an meinem Kopf verzweifeln Gott
gebe nur, daß ich Sie und Ihre Marianne gesund antreffe, denn ich bin ein
schlechter Patienten und Kinderwärter, als ein von Natur unbeholfener
Mensch brauch ich selbst Wartung und habe sicht- und dienstbare Geister
nöthig, dergl. verdorbene vornehme Herren es leider! zu viel auf der Erde
giebt. Ich hoffe, daß uns der Winter nicht zu lang werden wird – –
Ihren langen Brief hielte für den, welchen Sie fast den ganzen August
über auf Ihrer Reise schrieben. Darf ich Sie darum bitten nebst Ihrem
Tagbuch. Vielleicht gehören selbige auch zum Vorspann und Ausrüstungen
zu meiner Reise. Vielleicht find ich in Ihren Vertraulichkeiten, was ich suche
und woran es mir auch fehlt, um meines Daseyns vollständiger zu genießen.
Es giebt keine größere faineantise als Schreiben und Lesen, die gleichwol
jetzt mein einziger Beruff und Geschäfte zu seyn scheinen, ohngeachtet ich
selbige wie mein eigen Leben haße und verachte.
Sie werden, mein auserwählter und gewünschter B. der beste Paraclet
Ihrer Marianne seyn; Gott erhalte Ihnen nur die treue Gesellin Seines
Bundes und Seegens, laße ihn reichlich und fruchtbar seyn. Seine
Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit! 2 Cor. IX. 9. Ich kann weder reden noch schreiben,
was ich durch einander empfinde.
Gottlob! daß es unserm J. in Richmont u Engl. wohl geht und dort
gefällt. Ich werde nicht eher an ihn schreiben bis er zu Hause ist. Vermuthlich
kennen Sie den Verf. der Resultate. Er hat das Vertrauen gehabt, sich mir
zu entdecken. Ein nach Curl. durchreisender Freund brachte mir einen Gruß
von Häfeli mit nebst einigen Schriften des dortigen Oberhofprediger de
Marées. Man hält auch dort Herder für den Verf.
den 31 –Heute vor 8 Tagen brachte ich eine vergnügte Stunde bey meinem
ältesten und letzten akademischen Freunde, Kriegsrath Hennings zu. Den Tag
drauf rührte ihn der Schlag. Ich habe ihn gestern u heute besucht. Sprache
u Gehör haben sich Gottlob! wider gefunden, und er scheint außer Gefahr zu
seyn –
Gestern kam der zurückgebliebene Brief mit der fahrenden Post an, und
der vierte Bogen auch. Habe das gedruckte noch gar nicht ansehen können,
werde auch vielleicht weder heute noch morgen dazu kommen.
Muß wegen eines erhaltenen Einschlußes auch, (wo mögl.) nach Weimar
einmal antworten, und auf Crispi Aufträge noch mit dieser Post Bescheid
thun.
Gott laße Ihnen und Marianne sein Antlitz leuchten – Grüßen Sie
Freund Druffzel und das junge Paar, dem Sie als ein älteres ein gutes
Beyspiel zu geben schuldig sind. Zaudern Sie nicht mit der letzten Oelung zur
Reise für Ihren alten eilfertigen, immer harrenden, fast ungedultigen aber
noch nicht verzagenden, sondern bis zum Sieg mitduldenden und
mithoffenden Wintergesellen und Busenfreund
Johann Georg Hamann.Ihr
langer Brief
und
Tagbuch
auf jeden Fall des Lesens oder
Nicht-schreibens soll mir der beste Zeitvertreib und Gegengift der langen
Weile seyn – Sporn und Peitsche für meine vim intertiae, wenn selbige noch
durch irgend etwas überwindlich ist. Gott sey zwischen, mit und bey Ihnen!
Kgsberg den 31 Jul. 86.Liebster Freund und Mentor unserer Reise in speDie ältesten ächten Weisen waren Kämpfer und Schauspieler. Aus ihnen
wurden leidige Zuschauer – ich wünschte, daß das Drama einer glücklichen
Ehe, nebst dem Anblick der lieben Natur gemeinschaftlich zu einer
Nachahmung und thätigen Entschließung einer schönen Nachfolge wirkten – und
das gute Beyspiel nichts durch theoretische Probleme und sceptische Dialogen
nicht erstickt würde. Empfehlen Sie mich bestens dem Ihres Glücks
würdigen Paar, und gedenken Sie meiner im Besten.
Dom V. p Tr. mit dem reichen Fischzuge Petri nahmen Sie von mir
Abschied, ich wartete noch den Montag den 17 d. bis zu Abgang der Post und
begleitete mit meinen Wünschen. Dienstag speiste bey unsern Jacobi, von da
gieng zu Cr. Rath Lilienthal ihm das Porto für einen Brief aus Wien zu
bezahlen, den der gute Mann gantz unschuldiger Weise an den königl.
Backofenverwalter erhalten hatte. Ich glaube, daß die Chargements nunmehr
aufhören werden. Den 19 stieg zweymal den mir zunächst liegenden Berg
Zion umsonst um meine Lüsternheit nach einer kleinen Schrift über die
göttliche Entwickelung des Satans durch das menschl.
Geschlecht
zu befriedigen. Den 20 speiste abermal uneingeladen bey unsern
Jacobi, und fand oben eine gedeckte Tafel für Prediger Lauwitz, unsern
Apelles Sennebald p wo ich mich aber so impertinent gegen die Groß
Mama aufführte, daß der Wirth mir das Kapitel aus dem Haus und
Sittenbüchlein Sirach las. Den 21 wünschte meiner Freundin Me Courtan eine
glückl. Reise, die den Tag drauf mit dem belobten Mahler und Treffer nach
Pillau abgegangen. Ich las denselben Abend einen zu Halle
herauskommenden
medicinischen Briefwechsel
, in deßen 2 Stück unser Hofrath
Metzger seine Biographie und eine etwas hämische Recension der Abhandl.
über die Racen des menschl. Geschlechts empfiehlt geliefert. In eben dieser
Schrift wurde Aqua destillata der
Pfeffermüntze
als ein souverainesMittel in allen Nervenfiebern empfohlen, womit ich gleich den Tag drauf in
Gesellschaft meines Nachbarn einen Versuch machte. Auflösende Mittel
scheinen mir aber vor der Hand noch nöthiger, als stärkende zu seyn.
Dom VI. war Johannisfeyer, und ich machte umsonst einen neuen
Versuch zur Selbstreinigung a posteriori; muste also fortfahren zu schlucken,
was ich nicht einzusprützen im stande bin, und saufe noch alle Morgen und
Abend 2 bis 3 Biergläser des Kräuter und Wurzeldecocts bis zum dritten
und letzten Versuch mit der andern Röhre, die unser Critiker auch
inapplicable befunden.
Montag den 24 machte mir einen vergnügten Abend mit meinem ältesten
und einzigen übrig gebliebnen akademischen Freund, der den Tag drauf
einen apoplectischen Zufall bekam.
Dienstag war
Jacobi
. Vormittag besuchte mich Geh. Secr. Mayer in
Gesellschaft des HE Sprengels, der mir einen Gruß von dem Hofkapellan
Häfeli aus Deßau mitbrachte, nebst 2 poetischen u 2 prosaischen
Schriften von dem lieben de Marées, und ein ga noch unerwarteteres Donumvon dem doppelsinnig berühmten M. Masius. Ich begleitete eben meine
Gäste aus der Hausthür, wie HE Pf. Scheller uns entgegenkam. Den
Morgen drauf war ich willens unsern Jacobi im Logengarten bey seiner
Brunnencur zu beschleichen und zugl. den Pfarr Lauwitz, der ebendaselbst
eingekehrt war, zu besuchen. Homo proponit, DEVS disponit. Zugl. war
ich in halber Erwartung eines Morgenbesuchs bey mir. Wurde aus allem
nichts. Unser Graf hatte zum ersten mal im Hayn Mamre den
Nachmittag Caffé getrunken u geraucht.
Mittwochs früh wachte mit einem Durchfall auf, muste den gantzen Tag dasBette hüten, trank Caffé und aß 3 Zwiebacken statt des Mittags, in
Gegenwart meines nachbarl. Artztes einen seiner Heeringe zum Abendbrodt
halb auf, und war so müde daß ich zu Bett eilen mußte, schlief aber so
sanft, bis zum hellen Morgen, ohne ein einzigmal erwacht zu haben. –
Donnerstags war meiner lieben Hausmutter
erster
Geburtstag, der mir
erst dies Jahr bekannt geworden war. Sie wißen wie lieb mir die
Geburtstage sind. Ich dachte an nichts weniger als eine Feyer Deßelben àAsmus; sondern glaubte die Sache mit einem herzl. Wunsch u einem
kleinen Heftgelde abgemacht zu haben. Ich komme zum Mittage unten
finde einen zusammengesetzten Tisch ohne das geringste daraus zu
schließen, höre jemanden spielen im Alcoven, den man mir für Lehnchen
ausgiebt – Anstatt Lehnchen finde ich ein geputztes Mädchen, die ich mit
genauer Noth für meine Lisette Reinette erkannte. Nichts ist mir
lächerlicher als jemanden zu bitten, und ärgerlicher, als ihn zu erwarten.
Geschweige sein eigen Kind. Das war also eine recht angenehme
Ueberraschung für mich. Bald kam Lehnchen mit Louischen Miltz, und wir
eilten zur Sache. Nachmittags kam Mlle Podbielsky – und dabey bliebs.
Gegen Abend kam der Postbote mit 3 Briefen –
Außer ihrem war einer aus Münster, der unter dem 9 nur mit einer
einzigen Zeile das Ende der Freude meldete, die mir den 5 mitgetheilt wurde.
Ich wurde sehr betroffen, und sagte laut zu mir selbst, als wenn mir
jemand das Wort in den Mund gelegt hätte: solcher ist das Himmelreich.
Das Misverhältnis der Kinder in der Bevölkerungstabellen ist freylich
sehr natürlich; mag aber vielleicht in der politischen Arithmetik eines
höheren Staats gegründet seyn, deßen Bürger mehr aus Unmündigen als
Philosophen, Rittern, Kraft- und Weltmännern bestehen werden. Durch
die Mortalität der Kleinen scheint also das Himmelreich der Bevölkerung
aller irrdischen Reiche überlegen zu seyn, und von Rechts wegen.
Der dritte längste Brief war aus Riga, und dieser droht dreymal länger
zu werden, als alle drey zusammen genommen, wenn ich nicht alle
Augenblicke heute gestört worden wäre, und der Abend mich nicht übereilt.
Den 28 war hier nichts als Regen und Sturm, Garten und Wiesen
überschwemmt. Mein guter Nachbar besuchte mich blos aus Neugierde, ob ich
nicht zu viel geschwelgt hätte. Auch Wagner kam wie eine naße Katze, und
holte die beyden Dramen der Kayserin für das gräfl. Haus ab.
Den 29 war schön Wetter. Freund Sommer besuchte mich, hatte seinen
Urlaub von 2 Tagen auf 8 ausgedehnt, war in Graventihn und
Dähnhofstädt gewesen, und die Ehre in seiner Abwesenheit erlebt, zum
Commissario perpetuo nebst den beyden Ihnen nicht unbekannten Obern
constituirt worden zu seyn, kraft eines ihnen gratuite supponirten
Patriotismus zum Besten der hiesigen Stadtschulen. HE Oberhofprediger, dem ich
Ihren Brief durch Hans Michel gleich nach Empfang zugeschickt hatte,
war so gütig mich in Gesellschaft des HE Mayers zu besuchen, brachte mir
den III. Theil der Supplementen ad Lexica Hebraica von Ritter
Michaelis, und schlug den Pf. Kelch in Klein Tromnau, den Rector
Baranski in Margrabowa, ehmals in Rosenberg, und einen CandidatenGelbfuß, deß Name mir ein wenig verdächtig vorkommt. HE
Oberhofprediger eilte, weil es im Hayn Mamre wegen der vortägigen
Ueberschwemmung ein wenig feucht u locker war. Die übrigen Besuche währten
und wechselten bis auf den späten Abend. Zwey Wanderer waren die letztenGestern Dom VII. gieng nach einer Quarantaine von 4 gantzen Tagen zum
ersten mal wider aus. Mein Johann Michel war in aller Frühe nach
Arnau gegangen zur eventuellen Antrittspredigt, die aber erst künftigen
Sonntag gehalten werden soll. Mein erster Gang war durch die
Altstädtische Kirche zu meinem kranken Freunde, deßen Sprache, Gehör und
Gesicht sich wider erholt hatte. Mein letzter Gang war zu Ihren Pflegeltern,
die noch in der Kirche waren. Der Tisch war schon gedeckt, die freundliche
Köchin zwang mich oben zu gehen, und ich hatte mich beynahe müde
gewartet, ließ mich also nicht lange bitten Ihre leere Stelle einzunehmen.
Also auch dieser Auftrag war auf die reelste Art abgemacht. Die
Mamsell war unpäßlich mitzueßen, aber gesund mit der Mama auszufahren,
von der ich nicht Abschied nahm, die ich mir aber morgen vorgenommen
wider zu sehen in puncto der Kämpfschen Practic, an der Sie ich wie
Sie wißen Antheil nehme und jedem dem ich begegne von diesem
medicinischen Brauch unterhalte. Der gewesene Musensohn hat Lust die alte
Bekanntschaft mit meinem facundo Mercuri nepote zu erneuern. Mit den
Gegenaufträgen werde ich mich nicht verweilen und überlaße selbige Ihrer
eigenen Sagacität zur Ergänzung. Ich holte hierauf meinen Wanderer ab
zur Begleitung nach Hause, wo ich mich ein wenig ausruhte, bis der
Caffé fertig war. Hierauf fand ich mich gestärkt zum Vorlesen aus
meiner kleinen Hauspostill, die schon aufgeschlagen lag, als ein junger Mensch
ins Gehofte kam mit einem dicken Briefe, deßen Ausbleiben mich schon am
Mittwoche auf dem Bette beunruhigt hatte. Es war der Bogen D. Ich
habe noch keinen Augenblick übrig, und keine Anwandelung von
Neugierde gehabt das gedruckte anzusehen. Mein Sohn kam von Arnau zu
Hause, bald darauf der Liebe CommissariusperpetuusHeute kam auf mein Bureau, wo nichts vorgefallen war, las ein Kapitel in
meinem schwarzen Buche, und eilte nach Hause – fand gegen Mittag
meinen kranken Freund sitzend im Bette, aber sehr abgemattet, und HE
Miltz empfahl mir zur Rosenbergschen Pfarre den Schulcollegen Ollechbey der Dohmschule – Nachmittags erschien abermal auf meinem □ um
die Zeitungen zu lesen und den monathl. Abschluß zu machen. Darauf eilte
wider heim, wie HE Miltz mit seinem Candidaten erschien, der aber sich
einen beßern Tausch wünschte. Es war mir lieb den Mann kennen zu
lernen, dem es weder an Talenten noch Enthusiasmo zu fehlen scheint, aber
noch zu viel Feuer hat. Bald darauf kam der würdige Commissariusperpetuus, dem ich auch zu seinem Ressort den Collegen bestens empfahl,
wie Ihnen. Raphael brachte mir Beyl. und die inständigste Bitte von
Ihrer Frau Wirthin noch ein 3 Wochen die Ferien zu verlängern. Von
Seiten des Herrn Wirths hatte HE Commissarius einen gleichstimmigen
Auftrag. Bitte sich also darnach zu richten.
Ihr Brief ist heute abgegangen, gerader und schicklicher nach Münster, als
nach Düßeldorf. In Deßau und Deutschl. wird Herder für den Verf der
Resultate gehalten. Ich weiß es aber beßer aus der ersten Hand, ohne daß
es eine andere wißen soll. Es ist ein gar liebenswürdiger JünglingD. Buck liegt ohne alle Hofnung. Vom neuen Könige in Taurien werden
Sie schon gehört haben. Credat Judaeus Apella. Daß morgen der
Augustus anhebt, wird beym Empfang dieses Journals keine Neuigkeit mehr
seyn. Was dem Maecen begegnet ist, adhuc sub iudice lis est.Wenn der Gruß an unsern Einnehmer schon besorgt wäre; so verdiente
auch von Ihnen, lieber Mentor Crispus zu Ihrem Commissario perpetuoconstituirt zu werden, während Ihrer Excursion. Ich habe aber unmögl.
mit dem Julio alle Ihre Commissionen bestreiten können, so endelich auch
in meinen Geschäften zu seyn wünsche. Morgen soll auch dieser kleine Defectersetzt werden.
Ich habe ως εν παροδῳ gestern den Rector Bierwolf aus Pr. Holland
gesehen, wo Sie auch im Durchreisen eine kleine Sensation gemacht.
Fürchten Sie nicht daß ich von gestern bis auf den 17 p. zurückgehen werde. Es
möchte Ihnen noch weniger an einem regressiven Tagebuch gedient seyn,
und ich hoffe daß Sie fügl. mit dem progressiven fürlieb nehmen können.
Nur bitte den 27 c. nicht zu versäumen, um allenfalls wegen unserer
Wallfahrt Abrede nehmen zu können. Mein groß und klein Gesindel schläft, aber
Auditor Anacharsis, der zum 1 Aug. um 4 Uhr geweckt seyn will, hat es mir
scharf eingebunden Ihrem Andenken empfohlen zu seyn nomine omnium.Ich umarme Sie mit den besten Wünschen Sie um einige Zoll ex- und einige
Grad intensiue vollkommener, stärker und zufriedner wider zu sehen.
Für die künftigen Briefe werde mit sorgen helfen, wenn über den Bau
nicht daran gedacht werden sollte. Und hiemit Gott empfohlen bis zum
vergnügten Widersehen
Ihresalten Freundes Joh. Ge. Hamann.den 2 Aug.Durch ein Misverständnis kam der Brief eine Stunde zu spät auf die
Post; ich war also genöthigt ihn zurückzunehmen und bitte um Verzeihung.
Der Gruß an Brahl ist bestellt. Gestern speiste bey HE Kriegsrath; heute
bey unserm Jacobi, der seinen Vetter herzl. grüßen läst und mit dem Ende
dieser Woche oder Montags nach Trutenau zu ziehen wird.
Holl. Heeringe sind angekommen. Da ich keine Presente erwarte schickte
mir mein College Gom 2 und Nachbar M. 3. also mehr als ich vermuthet
und soviel als ich nöthig habe meinen Appetit zu stillen. Diesen Abend einen
herrl. verzehrt, und dabey ein Fest an Penzels Dion Caßius gehabt, und der
Vorrede zu selbigem; der ein Pendant zu seinem Strabo ist. Ich verspreche
mir noch mehr wie eine vergnügte Stunde für diese Woche –
Aus Düßeldorf abermal einen dicken Brief, mit 2 Bogen C. Diesen
Morgen habe das erhaltene nachgesehen und brauche jetzt nicht mehr, um
fortzufahren wenn ich kann.
Wunder über Wunder diesen Abend von einem Magazin zur Geschichte
und Statistick von Preußen, die Mangelsdorf ausgeben wird, und wegen
abgeschlagener Censur auswärtig gedruckt werden muß. Hievon mündl.
mehr.
Aus einem Briefe von Riga schreibe folgenden Passum ab: Man will
unsere Kinder zwingen den Normalkatechismum den der Jesuit Jannowiz
geschrieben, anzunehmen und unsere Kinder nach den übrigen Büchern der
Normalschule unterrichten zu laßen, weil man sich eine Vereinigung aller
christl. Religionen träumt und diese als die letzte Ehrensäule des Ruhms
denkt.
Dohm ist in Pempelfort angesprochen und nach Cölln gegangen, und hat
sich dort manches merken laßen. Nicht Nicolai sondern ein Feldprediger ist
der Verfaßer des Epigramms auf den alten u jungen Moses. Jacobi wird
mit dem Ende pr. aus Engl. gehen u medio Aug. erwartet.
D. Buck lebt noch aber man traut ihm kaum zu diese Woche zu überleben.
Der seel. Kreutzfeld und der noch lebende Crispus werden noch ihr Spectaculerleben, daß sie zu den Herausforderungen des Exministers still geseßen, die
Hände in den Schooß gelegt und sich mit der Feder in der Faust nicht ihres
guten Namens u Leumunds angenommen haben. Nun wird es in der neusten
Statistick des Vaterlandes desto ärger und baß Ihnen ergehen. Hab ichs
nicht gesagt? Principiis obsta. Der Maecen wird bereits tod gesagt,
vielleicht ciuiliter mortuus. Mein alter akademischer Freund beßert sich
Gottlob! Vorige Woche ist Kriegsrath Deutsch mit der Familie seines Schwagers
Oberappellationsraths Ballhorns hier gewesen. Ich habe aber keinen
gesehen. Mehr hab ich nicht nachzutragen. Bleibt noch ein Plätzchen auf
morgen übrig, und hiemit gute Nacht.
den 3 –Mein Sohn ist heute bey Ihnen gewesen um sich nach Briefen zu
erkundigen, hat nichts gefunden. Die Frau Wirthin hat nochmals gebeten noch 3
oder 4 Wochen sich zu verweilen; weil der Bau wichtiger geworden als man
hat absehen können. Der M. v Z. wird wirkl. tod gesagt. Eben erhalte einen
Brief von Me Courtan aus Pillau, wo Jachmann unpäßlich ist, und sie auch
traurig lebt. Nachbar Miltz hat mir seine besten Grüße aufgetragen.
Empfehlen Sie mich der gnädigen Herrschaft in Faulen, und verzeihen Sie mein
Geschmier. Ihr alter p vt supra.Von Vetter Jacobi Gegengrüße. Künftig mehr, wenn es mögl. u nöthig
ist. Raphael ist mit Kr Hippel aufs Land gereist heute vielleicht wird Michel
auch nach Petersdorf abgeholt. Heute eine traurige Geschichte von einem
Bräutigam, dem seßen Braut gestorben, und er Verstand u Leben
darüber eingebüßt haben soll. Die Braut war eine Bekanntin meiner Lisette
Reinette, die in Pension kam, wie jene herausgieng. Die Fräul. von Rochauist tod; ob das übrige wahr ist, weiß ich nicht. Habe heute des Denina
Discours sur les vicissitudes de la Litterature gelesen, wovon der erste Theil
herausgekommen u dem Könige dedicirt ist. Sie können sich leicht vorstellen,
was für Wust darin vorkommt.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:An / HErrn Profeßor
Kraus
/ gegenwärtig / zu /
Faulen
/ durch
Riesenburg. / Mit der
reitenden
Post /
frey
.
Kgsb den 2 Aug. 86.Mein liebwerthester Freund Ariel-Schenk, ich bin recht beschämt und
ärgerlich über die Mühe und Arbeit, die ich Ihnen mache, ohne daß ich weiß,
wie ich Ihnen dafür danken soll.
Heute vor 8 Tagen den 26 pr. erhielte Ihren Brief auf dem Bette. Sie
bezogen sich darinn auf einen vorigen, den ich noch nicht erhalten hatte.
Meine Unruhe darüber legte sich bald, nachdem mir ein wenig Zeit zu
überlegen genommen hatte. Der dicke Brief kam auch wirklich mit der fahrenden
Post an. Diesen Morgen habe erst einen Augenblick gehabt, das gedruckte
anzusehen, wenigstens zu untersuchen, ob nichts zwischen dem gedruckten
Bogen und dem bereits erhaltnen Mst fehle – Es ist alles im Zusammenhange
hier, und nun werden Sie, mein guter, treuer, zu sorgfältiger Freund Ruhe
auf eine Zeit lang haben. Diese Woche werde ich kaum dazu kommen
können, das gedruckte und geschriebene anzusehen. Gott gebe mir Lust und Muth
auf die künftige Woche.
Mein Sohn bringt mir diesen Morgen unerwartet den dritten Brief mit
2 Bogen C. Ich habe nun Alles – und es fehlt an nichts als meinem eigenen
Selbst
, das ich Ihrem thätigen, lebhaften
Ich
gewachsen zu seyn
wünschte. Die Freude in Münster ist verwelkt, wie eine Blume. Den 27.
erhielt ich in einer Zeile diese traurige Nachricht, die mich in ein Labyrinth von
Betrachtungen führte, aus dem ich nicht wider herausfinden konnte. Mit
genauer Noth habe ich mit der gestrigen Post geantwortet, weil man von dort
aus an meinem Urlaub arbeitet und die Hoffnung einer diesjährigen Reise
noch nicht gantz vereitelt ist. Ist es nicht gut, daß ich Jonathans kranke
Augen mit meinen Fliegenfüßen und Mückenschrift verschont habe? Wenn
wird der Mensch glauben, daß sich die Vorsehung bis auf unsere
Haare
erstreckt und kein Wort weder unserm Munde noch ein Buchstab unserer
Feder entfährt, ohne daß es der HErr nicht wüste. Incredibile sed verum – und
dem ohngeachtet kommt es uns vor, daß unsere Kinder u Gedanken weniger
werth sind als die Sperlinge, sondern fruchtlos und von ungefehr fallen.
Unglaube ist das erste Element unserer Vernunft und verkehrten Denkungsart.
Ich bitte Sie auf das inständigste sich nicht mehr wegen der Druckfehler
die geringste Bedenklichkeit zu machen. Alles bisher von mir gedruckte,
wimmelt von so vielen Drucksünden, daß diese letzte Schrift
engelrein
dagegen
ist in Vergleichung aller übrigen. Die Eitelkeit wegen des Abdrucks ist leider!
vergangen. Mein Ideal ist verhunzt, verdunkelt – ich verzweifele beynahe
es erträglich herausbringen zu können – Der Himmel weiß, was für eine
Misgeburt herauskommen wird. Verlieren Sie darüber kein
Wort
mehr,
noch machen Sie sich die geringsten Scrupel. Ihr schwarzes Lack hat mich
beunruhigt. Gott lob daß sich mein Namensgenoße wider erholt vom
Faulfieber, das ich auch aus Erfahrung kenne, wie analoge Gebrechen seiner
Natur, die mehr Mitleiden verdienen und durch das gegenwärtige
Verhalten des Vaters und seiner Freunde – Empfehlen Sie wenigstens unserm J.
so viel Nachsicht für seinen Johann Georg, als er für mich hat. Dort wird
sie beßer angewandt seyn, als hier; denn junge Leute sind noch corrigible,aber an solchen verjährten Patienten –
Mit meinen moliminibus der güldnen Ader geht es wie mit denen meiner
Reise. Die zweite Probe, mir selbst zu appliciren ist auch nicht von Statten
gegangen. Vielleicht gelingt der dritte Versuch zur Reise und Zurüstungen
der Gesundheit beßer.
Hätte ich die geringste reelle Kleinigkeit zu schreiben gehabt: so würde
meine philosophische Taciturnität sogl. aufgeopfert haben. Die mir
mitgetheilte Nachrichten sind für mich ein wahres Labsal gewesen; aber mit der
Eilfertigkeit der Rückreise bin ich nicht recht zufrieden. Aber es heist auch
hier: nicht quamdiu, sondern quambene. und das Auge der Vernunft
sieht sich satt
und erspart sich dadurch den Eckel der Eitelkeit – Wegen
seiner Augen bin ich besorgt, und erwarte von Ihrer Freundschaft Dauer,
bis Sie mir die gewiße Nachricht glücklicher Heimkunft gewähren können.
Mit Domin. VIII. hoffe und wünsche ich meine Arbeit anzusehen, und
einen neuen Sturm zu wagen. Nehme also von Ihnen Abschied, um mich
völlig unterzutauchen – Ich bin auf
eine Höhe
gerathen, in der ich kaum
auf einen Fischzug ohne ein neues evangelisches Wunder Rechnung machen
kann. Muß meine Seegel einziehen, flicken, so gut ich kann, das zerrißene, und
das Ufer zu erreichen mich bemühen – wenn ich nicht Schiffbruch leiden oder
auf Sandbänken scheitern soll.
Heut vor 8 Tagen bekam ich auf dem Bette Appetit, die Resultate zu
lesen. Es wurde mir beynahe Angst dabey von den ersten 100 Seiten sehr
wenig zu verstehen. Aehnliches besinn ich mich bey dem ersten Anblick
empfunden zu haben. Meine Verlegenheit wurde durch die Folge bis ans Ende
desto reichlicher mit Zufriedenheit ersetzt. Andern ist es umgekehrt gegangen.
Sie sehen daß ich widerholte Erfahrungen nöthig habe mein eigen Urtheil
zu berichtigen. Einige Tage drauf brachte mir ein hiesiger Geistlicher mit
desto lebhaftern Antheil das Buch zurück.
Am Tage
Jacobi
wurde ich von einem aus Deutschl. nach Curl.
zurückgehenden Freunde überrascht, der mir gleichfalls meldete in
Deßau
alles mögl. Gute von den Resultaten als einer Schrift des Herders gehört
zu haben, und sie selbst dafür gelesen hatte. Grüßen Sie herzl. von mir Ihren
lieben Nachbar W. an den ich gnug denke und mich auf seine Bekantschaftfreue. Ich habe nöthig seine Res. beßer zu studiren und zu verstehen, und sie
gehören als ein Hauptstück zum Plan meiner Arbeit, deren Schicksal mir
selbst noch ein Geheimnis ist. Der
Aposteltag
ist halb von mir in Engl.
u Richmont gefeyert worden, und ich bekam einen Besuch nach dem andern,
von denen ich des Abends müde und den Tag drauf krank ward, aber mich
bald wider erholte, daß ich der kleinen stillen Feyer des ersten Geburtstags
meiner Hausmutter, den ich erst in diesem Jahr aus den Taufbüchern
herausgebracht, beywohnen konnte. Des Morgens am 27 pr. wurde ich aber
durch die Nachricht eines apoplectischen Zufalls zieml. alterirt, der meinem
einzigen u letzten akademischen Freunde begegnet, und mit dem ich noch
dieselbe Woche einen vergnügten Montag mir gemacht hatte in der
Abendstunde. Seit vorigem Sonntag, wo ich zum ersten mal ausgieng, besuche ich
ihn alle Tage. Sprache und Gehör haben sich Gottlob fast gänzl.
widerhergestellt, und ich hoffe in einer Stunde gute Nachricht von dem Fortgange
seiner Beßerung einzuholen.
Ich begreife nicht, warum man nicht von Berlinern so reden soll, wie man
dort von Katholiken u Jesuiten redt, in allgemeiner und abstracter
Mundart? Es kam mir auch nicht wahrscheinl. vor, daß NicolaiVerf des
Sinngedichts seyn sollte. Die abgeschmackte impertinente pointe verdiente aber
eine öffentl Rüge.
Kriegsrath Hennings, mein alter Freund, befand sich heute munterer, und
ich habe gute Hoffnung ihn noch zu behalten. – Ich habe eben guten Muth,
daß der genesene Patient seinem Vater noch Freude machen wird. Gott gebe
Ihm Beßerung und Gesundheit! Wünschte noch alles mögl. diese Woche
aufzuräumen, und reinen Tisch zu machen, um mit der neuen vollen Woche wider
von neuen ansetzen zu können. Ist mit der neuen Auflage von den Briefen
über Spinoza schon der Anfang gemacht? Ich wollte schon mit der gestrigen
Post eine Einl. aus Riga nach Weimar, wohin ich schon seit dem 8 pr. eine
Antwort schuldig bin , schicken. Mit Einlagen bin aber gewißenhafter
selbige sogl. zu befördern, und habe auch diesmal ungern und wider Willen
eine Ausnahme gemacht.
Nunmehr hört es also mit der Preße auf, und es erfolgt ein Stillstand.
Ob es mit der Correctur des vierten Bogens so lange währen kann, wie mit
dem ersten, weiß ich nicht. Mein fester Vorsatz ist jetzt nichts weiter zu liefern,
als bis ich gantz fertig bin. Von Ihrer Seite ist alles erfüllt und aufs beste
gethan worden – und ich wünschte von der meinigen eben so glücklich und
endelich zu seyn. Ich hoffe, daß keiner mehr in puncto der
Unmöglichkeit
an des andern Willen den geringsten Verdacht und Zweifel haben wird,
den ich nicht mit der That nicht zu widerlegen hoffe. Ich möchte nicht gern,
daß unser Freund und Jon. sich mit schlimmen Augen auf den Weg machte.
Gott laße seine Rückreise so glücklich seyn, daß er alles nach Herzenswunsch
in seinem Hause finden möge, und erfülle noch vielleicht dies Jahr unsere
Wünsche nach Seinem gnädigen guten Willen. Ich umarme Sie mit dem
herzlichsten innigsten Dank, und bitte meinen Mangel freundschaftlich zu
ersetzen. Die zurückgebliebene Briefe wollte beylegen; sie kommen aber Zeit
gnug, und enthalten nichts als Jeremiaden. Vergeßen Sie nicht Ihren nach
Luft schmachtenden Freund Joh. Ge. H.In einem Briefe aus Riga, den ich auch den 27 pr erhielt steht: „Man
will unsere Kinder zwingen den Normalkatechismus, den der Jesuit
Jannowitz geschrieben anzunehmen, und unsere Kinder nach den übrigen Büchern
der Normalschule unterrichten zu laßen, weil man sich eine Vereinigung
aller christl. Religionen träumte und diese als die letzte Ehrensäule des
Ruhms denkt.“ – Wißen Sie dort nichts zuverläßiges von D. Stark?
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
.
Kgsberg den 3 Aug. 86.Herzlich geliebtester Landsmann, Gevatter und Freund,
Den 8 pr. Ihr Monitorium richtig erhalten und durch Hartknoch die
zweyte Sammlung nebst den Palmblättern und dem Chef d’œuvre. Die
Dichtungen des Andreä ersetzte er selbst. Gott gebe Ihnen neue Kräfte im
Bade, und fahren Sie fort sie aliis inferiendo zur Fortsetzung der Ideen
und hebräische Poesie anzuwenden. Ich kann nichts schreiben, weil ich nichts
habe, und an dem was ich zu schreiben leider! habe, nicht gern denken noch
andere damit unterhalten mag.
Sie können für mich so ruhig seyn in Karlsbade, wie unser J. in
Richmont, der vielleicht schon unterwegens ist. Ich habe nicht ein einzig mal an ihn
in Engl. schreiben können, aber desto mehr an Engl. gedacht an Sonntage
vom Fischzuge Petri. Daß aus meiner diesjährigen Reise nichts geworden ist,
wißen Sie. Eine abschlägige runde gAntwort wäre mir nicht so
unerwartet gewesen als der Einmonathl. Urlaub mit der Bedrohung, wenn ich
länger ausbliebe, meine Stelle sogl durch einen Surnumeraire auf meine
Kosten vertreten zu laßen. Daß es mit meiner Autorschaft nicht beßer geht,
werden Sie leicht erachten können, und selbst die Musa indignatio versagt
mir ihre Begeisterung.
Den 5 Jul. meldete mir B. seine Freude über einen kleinen Josepf und
den 9 war auch diese vorbey. Einl aus Riga sollte schon vorgestern abgehen.
Ich kann aber weder lesen noch schreiben. mehr. Mit dem Kämpfschen
modo procedendi wollte es auch nicht fort, so viele Proselite ich auch dazu
gemacht. Ich brauch den Kräuter- und Wurzel Extract à priori und saufe
alle Morgen und Abend wenigstens ein paar Biergläser voll aus.
In Münster wird noch an meinem Urlaube gearbeitet, und ein wenig
Artzeney ist eine unumgängl. Zurüstung auf den Fall einer Herbst-
Excursion, von der ich nicht abgeneigt bin. Ich reise also seit 2 Jahren ohne vom
Fleck zu kommen, und hoffe daß es zum dritten mal Ernst werden wird. Das
Pro und contra in meiner Seelen können Sie sich leicht vorstellen. Ich glaube
in diesem ganzen Zickzack ein Spiel der Vorsehung zu finden, und eine
Herunterlaßung zu meinem Fleisch und Blut – Der Ausgang wird alles
rechtfertigen und zu unserm Besten ausschlagen laßen.
Ist es erlaubt zu wißen, wer die Dichtungen des Andreä und die
Palmblätter gemustert – Ist Djengistan von Wieland? Der Verf. vom Ursprung
p einer heil. Wißenschaft scheint auch ein Freund von uns beyden zu seyn,
wie der Resultatenmacher, die man Ihnen in Berl. und Deßau zuschreibt.
Ich wünschte Ihnen bald Zeit und Lust den Spinozismum in Erwägung zu
ziehen, aus deßen bisherigen Vorstellungen ich nicht recht klug werden kann.
Heute hab des
Penzels Dion Caßius
erhalten und Wunder in der
Vorrede gelesen, die mich auf die Noten und den Appendix neugierig machen.
Es ist immer Schade um die Talente dieses lüderl. MenschenSie haben, liebster Freund, 3 Bogen erhalten u ich am Sonntage den
vierten aus der Preße. Ich bin ganz aus dem Concept gekommen ohne zu wißen
wie? und ob ich auf den rechten Weg kommen werde. Ich und mein Gaul
haben im Finstern getappt, und das letztere scheint dem blinden Instinct sich
überlaßen zu haben – Die 3 Bogen müßen schon bleiben, ob es im vierten
zum Bruch des Gewölks kommen und ein wenig heiterer werden wird, trau
ich meinem gelähmten Kopf kaum zu. Noch eine Probe will ich machen
künftige Woche mit den Visceral-Clistiren so wohl als mit dem noch eckleren
Organo meiner Autorschaft. Mein Ideal erschien wie ein Regenbogen, den
ich mit Händen und Füßen zu erhaschen glaubte; noch kann ich nicht alles
für optische Täuschung ansehen. Das Irrlicht soll mich nicht länger in
Sümpfe locken, die grundlos sind. Jetzt komt keine Fortsetzung weiter ohne
Ende, und es thut mir nur leid um die Mühe, die ich meinem Jacobi gemacht,
deßen Gedult und Vertrauen die stärksten Proben ausgehalten.
Was sagen Sie zu dem nicolaitischen Unfuge gegen Garve und selbst
gegen Stark. Wißen Sie nichts von letzterem? Er hat sich freylich die Ruthe
selbst gebunden und verdient damit gezüchtigt zu werden. Was geht die
Berliner aber ein fremder Knecht an? und Bahrdt mit Schultz machen
größere Misthaufen vor ihrer Nase, ohne daß ihre eigenmächtige Policey sich
darin legt, wenn von Wahrheit und Christentum bey diesen Kunstrichtern
die Rede wäre.
Das Thema meines fliegenden Briefes ist freylich ein aleae opus und so
kitzlich, daß es meinem Pegasus nicht gantz zu verdenken, wenn er ein wenig
scheu wurde, und Winkelzüge machte, statt den geraden Weg zu gehen, und
es erforderte einen gesunderen, stärkeren, festeren und gewandteren Kopf,
und nicht einen von Alter, Krankheit, Hypochondrie und Grillen wackelnden,
der Gedächtnis, Gehör und Gesicht verloren. Sie können sich nicht vorstellen,
wie erschöpft diese drey Seelenkräfte in mir sind. Ich bin im eigentlichsten
Verstande meiner Sinne nicht mehr mächtig, und die momenta lucida sind
so selten und mislich, daß sie vorbey sind, so bald ich Gebrauch davon machen
will. Mit meinem Unvermögen nimt mein Mistrauen gegen mich selbst
noch stärker zu, und alles ist mir so unausstehlich, wie ich mir selbst bin.
Ταλαιπωρος εγω ανθρωπος τις με ρυσεται εκ του Σωματος του
Θανατου
τουτου
; In diesem Nachhall finde ich meinen einzigen, höchsten und
letzten Trost. Kahl und blind soll ich spielen, eine Gigue und Bardus nach
dem Geschmack der Philister u ihres Saeculi pavonum?. Wenn ich
Eins
im Kopf habe, vergeht mir die Lust zu
Allem
. Das ist mein Ἑνκαι παν.
Nichts ist reif. Äußere Umstände müßen noch meine innere Ahndungen beßer
entwickeln. Ich traue eben so wenig den
deutlichen
als
dunkeln
Begriffen; man kann sich durch beyde hinters Licht führen laßen; denn
Finsternis ist wie das Licht, wie der Psalmist sagt. Ich suche nach dem Faden, der
mich in das Labyrinth geführt, um wider herauszufinden.
Also die Hoffnung uns einander zu sehen bleibt noch immer feste und
unverrückt. Bewegung vornemlich Ausspannung des Gemüths ist das
einzige Hülfsmittel meine Gesundheit zu retten und mein Leben zu erhalten. Ich
überlies unserm Jacobi Ihnen wegen meiner zurückgegangenen Reise alles
zu melden. Ich habe alles anwenden müßen ihn dazu zu überreden, und das
Gewiße dem Ungewißen vorzuziehen. Jedermann dachte, daß mir der Urlaub
nicht abgeschlagen werden könnte. Reichardt hat aus eigener Bewegung vor
seiner Abreise daran gearbeitet. Ich glaubte daher mehr aus Gefälligkeit, als
Überzeugung daran. Ohne
Plerophorie meines eignen Gewißens
eine solche Reise zu thun, wäre mir in keinerley Absicht heilsam gewesen;
mich aus dem Lande zu stehlen, und den Feind im Rücken und auf dem
Nacken zu haben – – Mein liebster Gevatter, Landsmann und Freund, ein
Paßah, keine Henkersmahlzeit soll mein Abendbrot seyn. Nicht durch meine
Schuld wenigstens verlange ich einen solchen Noel, sondern einen ehrlichen
saluum conductum zum Valetschmause. Asmus mag schmollen; Sie
werden mir Recht geben und alles verstehen, was ich sagen will –
Gott schenke Ihnen nur und meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin,
Pathgen und Ihr ganzes mir immer gegenwärtiges Haus Gesundheit, Leben
und Seegen. Hier steht alles gut, und empfiehlt sich Ihnen und den Ihrigen
zum voraus. Das Lesen wird Ihnen noch saurer werden, wie mir das
Schreiben. Also punctum bis aufs Widersehen. Gott wird alle unsere
Wünsche erfüllen, reichlicher und beßer, als wir selbige mahlen und dichten
können. Ich umarme Sie und ersterbe
Ihralter treuer Johann Georg Hamann.Um Einlage zu befördern, muste ich schreiben. Ich sage die
Wahrheit
und sie wird mir das Wort in Ihrem Herzen reden. Gott seegne Sie und
laße die Cur wohl gedeyen! Amen.
Nach den heutigen Zeitungen ist Lavater auch beyin IhWeimar
gewesen. Ich habe seit langer, undenkl. Zeit nicht an ihn schreiben geschweige
Abrede zu einer Zusammenkunft nehmen können; so wie ich hier niemanden
sehe noch besuche ohne ein Geschäfte oder Ruff zu haben – Selbst nach
Münster nur geantwortet, wenn ich müßen. Nach D. habe allein schreiben
müßen und leider! in den Angelegenheiten, die jenen u mir sauer gnug
geworden sind, wenn nur nicht fruchtlos. Noch einmal Gott empfohlen und Ihrem
treuen Andenken –
Adresse:Des / HErrn GeneralSuperintendenten Herder / Hochwürden / in /
Weimar
. /
frey Halle
Kgsb. den 4 Aug.86.Geliebteste Freundin und Frau Gevatterin,
Da es mir nicht viel beßer geht wie Ihnen; desto mehr mein Mitleiden
von Herzen. Gedult ist uns freylich noth, um die Krone zu empfahen. Sie
werden bey Ihrer Krankheit immer stärker; und ein ähnliches erfuhr ich an
meinem zunehmenden Appetit, der mir alles so schmackhaft macht, daß ich mit
Mühe aufhören kann. Wenn es mit dem aufhören wird; so werden die
Klagen aus einem andern Ton seyn, und das Murren wird endlich zur andern
Natur und Gewohnheit.
Mein Nachbar, unser gemeinschaftlicher Gesundheitsrath ist desto
zufriedner mit der Fortsetzung seiner Cur. Es hat ihm an neuen Zufällen nicht
gefehlt, die er aber glücklich überstanden, und dieses dem Gebrauch eben
derselben Mittel zuschreibt, die bey Ihnen nicht
haften wollen
, und daher
auch nicht recht
wirken können
, ich hingegen nicht in der rechten Art noch
durch den eigentlichen Weg brauchen kann. Der zweyte Versuch mir selbst
beyzubringen, hat auch nicht ausgeführt werden können. Nun bleibt noch
der dritte übrig, mit der krummen Röhre, womit ich morgen oder
übermorgen noch eine Probe machen will.
HE Pr. Kraus reiste den Montag nach Ihnen ab über Riesenburg nach
Faulen zum HE von Auerswald. Denselben Abend besuchte ich meinen
ältesten, einzigen übergebliebenen Akademischen Freund, HE Kr. Hennings.
Den Tag drauf bekam er einen Anfall vom Schlage. Ich habe ihn seit
Sonntag täglich besucht. Sprache und Gehör sind fast völlig hergestellt, und
ich hoffe ihn noch länger zu behalten.
Dienstag war Jacobi. Des Morgens überraschte mich der Geh. Secr.Meyer, der diese Woche nach Curl. wider abgegangen, und seine Familie
bald wider zurück bringen wird. Er scheint das gelobte Land auch noch zu
suchen – – Eben wie ich ihn aus der Thür begleitete, begegnete mir HE Pf.
Scheller aus Petersdorf, mit dem ich wider nach Hause umkehrte. Dem
scheint das Loos lieblicher gefallen zu seyn, oder er weiß sich beßer in sein
Schicksal zu schicken und lebt mit selbigen zufrieden. Nachmittags bekam ich
einen Besuch von dem Grafen von Kayserling, mit dem ich zum ersten mal
in meinem Garten ein Schälchen Caffé trank und ein Pfeifchen rauchte. So
wurde der heil. Jacobus gefeyert unter fleißigem Andenken seines
Namensvetters in Engl.
Den Morgen drauf erwartete ich theils einen Besuch, theils wollte unsern
Jacobi bey sr. Brunnencur im Logengarten beschleichen, wo zugl. Pf.
Lauwitz Adiunctus in Tilsit, eingekehrt war. Es wurde aus beyden nichts; ich
erwachte mit einem Durchfall und muste den ganzen Tag fast auf dem Bette
zubringen. Hatte aber eine so ruhige Nacht auf einen mühseeligen Abend,
daß ich nicht ein einzig mal aufwachte, und länger wie gewöhnlich schlief.
Zur Feyer des 27 Julii, den meine alte liebe Hausmutter zum ersten mal,
weil wir ihn erst in diesem Jahre aus den Taufbüchern in Cremitten
ausgemittelt hatten, in der Stille begehen wollte. Es war mir eine große Freude
meine Lisette Reinette unvermuthet bey mir zu sehen. Louischen Miltzin
wurde auch von Lehnchen abgeholt, u Nachmittags fand sich Mamsell
Podbielsky auf den Wink ihres lieben Vaters auch ein. Gegen Abend kam
der Postbote mit 3 Briefen. Mein Wohlthäter in M. schrieb mir unter dem
9Jul. die Freude ab, welche er mir den 5 gemeldt hatte. Eine einzige Zeile
war der ganze Brief, und die Freude verwelkt, wie eine Blume. Der zweite
Brief war aus Riga, und der dritte aus Faulen mit Aufträgen.
Freytags waren von Sturm und Regen Garten und Wiesen überschwemmt.
Sonnabends wider schön Wetter. HE Oberhofprediger Schultz brachte mir
selbst ein subscribirtes Buch des Ritter Michaelis, und führte mir HE
Mayer zu – Die Besuche wechselten und währten bis in den späten Abend,
und die erste Woche nach Ihrer und Krausens Abreise überstanden.
Sonntags stand mein Sohn um 4 Uhr auf nach Arnau mit seinen beyden
nächsten Freunden zu wandern auf den Fall einer dortigen Antrittspredigt,
die aber erst übermorgen gehalten werden wird. Ich war auch im stande
wider auszugehen, besuchte meinen kranken Freund, begleitete den reisenden
in die Kirche, nahm Abschied von ihm – und dachte auch an Ihr Haus,
wendete mich aber Krausens Pflegeltern einen Gruß zu bestellen und vertratt
seine Stelle zum Mittage, zog auch Nachrichten von den Wirkungen der
Kämpfschen Mittel ein, mit denen ich eben so wenig als dem halben
Gebrauch zufrieden seyn konnte – eilte zu Hause und wurde bald darauf mit
einem dicken Briefe aus Düßeldorf erfreut, auf den ich schon 2 Posttage
gewartet hatte.
Montags meldete sich ein Klempner vom Anger, der zu meinem Hause
Lust hatte. Ich übereilte mich, und lies es für 4000 fl, da ich 5000 dafür baar
gegeben, an Proceßkosten, Zinsen etc. noch ein ansehnliches verloren habe.
Dingen sSie mit mir, so erhöh ich und schlag 500 auf – Laßen Sie sich
mein Wort gefallen, desto beßer für uns beyde.
Dienstag wurde mit meinem Sohn zu HE Kr. Hippel gebeten, der gestern
mit Raphael verreist ist nach Rathswalde, aber morgen schon wider
eintreffen wird. Mittwochs speiste bey unserm Jacobi, der mit seiner Familie
spätensten zu Anfang künftiger Woche nach Trutenau abgehen wird, und
noch den bitterbrunnen den Pyrmonter anfangen wird. Gestern wurde mit
Ihrem gütigen Andenken erfreut, und diesen Nachmittag, wie Sie sehen,
antworte ich drauf, so sauer und schwer mir auch das Schreiben wird. Bin
auch willens und verpflichtet unserm Freund in Riga zu antworten, deßen
Einl. ich vorige Woche durch meinen Sohn bestellen muste, weil ich nicht
selbst auszugehen im stande war.
Der Gruß an die Baroneße ist heute durch meinen Sohn an seine
Schwester bestellt worden. Die Baroneße ist seit einigen Tagen in großer Betrübnis
und Furcht gewesen, weil ihre Freundin in Gefahr gelaufen durch
Blutspeyen die letzten Kräfte zu verlieren. Sie hat weder meinen noch HE Jacobi
Besuch annehmen können, der mich ersuchte ihn zu begleiten und eine Tochter
des Kr. Reichards, Klohts Schwagers, anzubringen. Fräul. von Rochow,
ihre älteste Eleve ist jüngst als Braut gestorben eines Lieut von Powisch,der ihr auf eine unglückl. Art nachgefolgt seyn soll.
Wie man erzählt
,
reiset er auf erhaltene Nachricht ihres plötzl. Todes hin mit dem Vorsatz die
Leiche noch im Grabe zu sehen, verliert darüber seine Vernunft und stürzt
mit dem Pferde. Unser Provincial Rendant Fritzsch hat heute auch einen
Auftritt gemacht, von dem die ganze Stadt redt. Ist in eine Art von
Wahnsinn gefallen, der eine Untersuchung seiner Casse veranlaßt – an deren
Richtigkeit man sehr zweifelt. Er hat um seine Nachbarinn, unsers seel. Kanters
Tochter angehalten. Etwas ähnl. erzählt man auch von einer Neigung zu Dir.
Friedels und seiner eigenen Schwester Tochter, die aber meines Wißens noch
ein Kind seyn muß. Vor 8 Tagen hat ihm mein Nachbar, der Licent-Baumschließer Link einen Injurienproceß gemacht – und das Uebel scheint wohl
älter seyn als der Ausbruch, auch wird der Liebe und der Vernunft vieles
aufgebürdet, das keine von beyden sich träumen läßt, weil es unter den
Liebhabern so viel Gecken wie unter den Philosophen giebt. Der Salomon soll
kürzlich das Gesuch des Kriegsrath Röhrtanz um den Adel zum Ankauff adl.
Güter mit folgendem eigenhändigen Rebus oder Leberreim
entschieden haben:
Hans, Baron von Röhrtanz, tanz!
Warum fehlt es uns doch, gütigste Freundin, uns beiden an lachendem
Muthe zu leben? wenn andere noch so viel im Rachen des Todes übrig
haben. Sind jene oder wir glücklicher? Das Lachen wird ihnen werden
theuer, und die jetzt Leid tragen, werden getröstet werden. Desto beßer für
uns, daß das beste Theil nicht von unserer Wahl abhängt, die oft ärger als
kindisch
ausfallen würde. Ein höherer Vater und guter Meister wählt
für uns, nicht was angenehm sondern uns heilsam ist, und den wollen wir
schalten und walten laßen: so wird es uns immer wohl gehen im Lande der
Lebendigen. Ich suche diese Woche alles was ich nur kann aufzuräumen, um
mir Muße und Ruhe zur Arbeit zu verschaffen; lese jetzt ein neues
Meisterstück von meinem seel. Penzel und seinem alten Adam. Er hat römische
Jahrbücher aus einem alten griechischen
Dion Caßius
übersetzt. Den
Anfang schliest ein Brief an den Commerzienrath Kriting über das
Commercium zu seines Helden Julius Cäsar Zeiten. Er ist ein geschworner Feind
aller republicanischen Freyheit, von desto größerem Eifer für die
monarchische Regierung. Man kann sich des Lachens und Bewunderns und
Mitleidens nicht enthalten. So reichhaltig, mannigfaltig, niederträchtig und
hochfahrend, absurd und überlegt!
HE Secr. Berend hat mir heute auch seine besten Grüße und Wünsche Sie
bald wider hier zu sehen aufgetragen. Mein Nachbar HE Milz wünscht
nichts so sehr, als daß Sie es erst so weit brächten die Lavements bey sich zu
behalten, um, wie er, von den guten Wirkungen dieser Cur überzeugt zu
seyn.
Herr Jachmann krank! auch so einem blühenden Mann, der selbst Artzt
ist, fehlt es an Gesundheit. Um krank zu werden, hat es nicht gelohnt nach
Pillau zu gehen. Wünschen Sie ihm gute Beßerung von mir u meinem Sohn
durch den er mir erlaubt des M. Schmidts Kantsches Wörterbuch noch ein
wenig länger zu behalten, als ich willens war, und es noch ein wenig nöthig
habe, weil es mit meinem Lesen nicht fort will.
Was man dort in Ansehung meines Urlaubs zur Reise ausgerichtet
hat, oder ausrichten wird, davon weiß ich bis diese Stunde nichts. Jacobi
ist vermuthlich schon unterwegs auf der Rückreise, wenn seine schlimmen
Augen nicht selbige aufhalten, denkt er in 14 Tagen schon in Pempelfort
zu seyn.
Ich habe keine Zeile nach Engl. an ihn schreiben können; aber sein
Aufenthalt ist dort sehr angenehm und unterhaltend für ihn gewesen.
Die holl. Heeringe sind dort eher wie hier angekommen. Ich habe mich auf
keine Rechnung gemacht, und mein Amtsbruder Gomm schickte mir noch
denselben Abend, wie sie angekommen waren, 2 durch seinen Pflegsohn ins
Haus, HE Miltz drey. So viel habe ich auch nöthig meinen Appetit zu
stillen. Sie sind mir des Abends Arzeney und ein Digestiv, das mir immer den
Morgen drauf wohl thut.
Capt.Mallisson wird schon glücklich angekommen seyn, und Sie werden
den Eltern ihre Freude dort nicht lange entziehenDer Minister v Zedlitz wird hier todt gesagt, und viel von seiner
Krankheit erzählt. Mein Nachbar und ich trinke uns bisweilen einander ein
Gläschen distillirtes Pfeffermünzenwaßer
zu, das neulich in einem
merkwürdigen
medicinischen Briefwechsel
für Nervenfieber
ungemein empfohlen worden. Ich habe vor der Hand noch mehr auflösende als
stärkende Hülfsmittel nöthig. Eine preußische Geschichte und Statistik ist
hier in der Arbeit und wie man sagt schon unter der Preße, worinn der seel.
Kreutzfeld und sein lebender Freund noch schlimmer mishandelt werden, als
es von dem Exminister geschehen. Morgen werd ich mich noch um Me
Hartknoch erkundigen, wenn ich mit der Antwort nach Riga fertig werden sollte.
Es sollte mir leid thun, wenn sie schon abgereist wäre. Bitte sich nicht zu
ärgern, wenn Sie meine gelehrte Faust nicht lesen können, und mich lieber
für meinen guten Willen zu schreiben ins Fäustchen zu lachen. Da komt
Freund Brahl; und ich küße Ihnen die Hände mit der herzlichen Empfehlung
meines gantzen Hauses und Michels an Mlle Henriette
Ihrergebenster Freund und GevatterJohann Georg Hamann.Adresse:à Madame / Madame Courtan, / née Toussaint / presentement / à /
Pillau
.Pempelfort den 4ten Aug. 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 16 Aug.Geantw. den 24 – zum Abschied nebst der ersten Einl. an J.J.worinn die beyden zurückbehaltenenLieber Verehrungswürdiger Mann
Der heutige Morgen ist mir durch ein Geschäft mit der hiesigen
Hofräthinn Brinkmann geraubt worden, und der größte Theil dieses
Nachmittags durch unaufschiebbare Briefe an Loewe, Göschen, den ältesten Sohn
des Ihres Jonathans in Aachen, und an ein Amsterdamer Handlungs
Haus, mit welchem wir in Verbindung stehen. Ich muß also die
eigentliche
Beantwortung Ihres Schreibens vom 16ten & 23tenp. auf künftigen
Dienstag verschieben. Für heute will ich Ihnen blos den Empfang dieses
Ihres Schreibens und der Einlage an Witzenmann bescheinigen, Ihnen im
Nahmen des letztern den herzlichsten Dank für die Versicherung Ihrer
Freundschaft und Ihres Wohlwollens bringen; – und dann noch sagen, daß
Ihr Jonathan würklich den 1ten dieses v. London abgereiset ist, und den 12tenoder 13ten hier einzutreffen gedenkt. Er schreibt unterm 25tenp. „Die Tage,
die ich hier noch zuzubringen habe, sind nur wenige, und ich habe mich den
ganzen Morgen mit Zubereitungen zu meiner Abreise beschäftigt. Die peeps,die ich von hieraus heimlich nach meinem kleinen Pempelfort thue, machen
mich gar nicht schwermüthig, und ich gebe meine kleine Insel nicht für diese
reiche herrliche hin, soviel Vergnügen ich auch darauf genoßen habe.“ –
Vermuthlich erhalte ich Sonntag einen Brief von Calais, und in demselben die
Nachricht von seiner der glücklichen Ueberkunft Ihres J. auf das feste
Land. Dienstag theile ich Ihnen sodann das nähere mit.
Es wundert mich, daß Sie den 23tenp meinen Brief
vom
11ten noch
nicht erhalten hatten. Ich habe Ihnen an diesem Tage einen nur allzu
weitläufigen Brief geschrieben, u. 2. Exempl. des Bogens D. 2.Ex. des Bogens
B. u. 1. Ex. v. C. gesandt. Das Packet war dick; jedoch nicht übermäßig. Es
wäre mir unbegreiflich, wenn man es von der reitenden Post in Wesel auf
die fahrende gegeben hätte. Auf jeden Fall schließe ich hier noch 1. Ex. von
D.* bey: wiewohl hoffentlich ohne Noth.
Verzeyhen Sie , meine Eile, höchst verehrungswürdiger und von mir
innigst geliebter Mann. Schon vor 10. Jahren waren Sie mir
als
Schriftsteller
theuer; aber Ihre Briefe haben Sie mir seit 2. Jahren
als Mensch
noch weit schätzbarer gemacht.
Ich bin und bleibe
von ganzem Herzen der IhrigeSchenk.* von Hamann unterstrichen und am Rande beigeschrieben:C. statt D.Kgsb. den 5 Aug. 86.Herzlich geliebtester Freund,
Ihre letzte Zuschrift erhielt den 27 Jul. mit 2 andern Briefen. Der eine
aus M. bestand aus einer einzigen Zeile und meldete mir unter dem 9 Jul.den Tod des kleinen
Josephs
, mit deßen Geburt ich unter dem 5 erfreut
worden war. Einl. an Me Hartknoch wurde durch meinen Sohn gleich
bestellt, weil ich den Tag vorher an einem Durchfall p bettlägerig geworden
war, mich bald erholte, aber die ganze Woche durch nicht ausgieng. Meine
Hausmutter feyerte zum ersten mal ihren Geburtstag, hatte ohne mein
Wißen uns. Lieschen u Louischen Miltz zu Mittag gebeten. Mamsell
Podbielski kam den Nachmittag von selbst; sie erhielt also die zweite Einl.
unmittelbar aus meiner Hand. Die aber nach W. ist erst gestern abgegangen.
Ich war seit dem 8 Jul. eine Antwort schuldig, und es war mir unmögl. mit
der ersten Post alles zu bestreiten. Sonntags erhielte den vierten
abgedruckten Bogen; ich bin aber nicht im stande gewesen, ihn eher als Mittwochs
anzusehen, und bin erst morgen willens ihn zu lesen. So gemächlich und
behutsam muß ich mit meinem kranken Kopf umgehen. Selbst an Jacobi habe
keine Zeile nach Engl. geschrieben und er ist schon auf der Rückreise, wird in
10 Tagen erwartet. Mit dem vierten Bogen muß meine Autorschaft
entschieden seyn, ob selbige zum Durchbruche kommen oder ins Stecken
gerathen wird. Man arbeitet dort noch an meinem Urlaube, wovon ich den
Erfolg auch noch abwarten muß und vielleicht noch diesen Herbst ziehe um
den ganzen Winter dort zuzubringen. Homo proponit, DEVS disponit. Sie
thun der Baroneße Unrecht, die ich abgehalten Ihnen zu antworten,
ohngeachtet sie von selbst dazu willig war – und die mit Gram und Kummer so
überhäuft ist, daß sie nicht einmal die nöthigsten Besuche annimt. Ihre
innigste Freundin hat so viel Blutspeien gehabt, daß sie beynahe alle ihre
wenige Lebenskräfte darüber verloren, und fängt sich erst seit ein paar Tagean ein wenig zu erholen. Sie denkt ganz gleichförmig mit mir, und bleibt bey
ihrem Entwurf und Gelübde durch die älteste Schwester die jüngsten
nachzuhelfen, und ich kann ihren
guten Willen
eben so wenig misbrauchen, wie
von Ihnen, liebster Hartknoch, größere Opfer der Liebe und Freundschaft
annehmen, als ich mit gutem Gewißen zu verantworten und zu verdauen im
stande bin. Die
Gaben der Natur
machen uns selbst gegen den
Schöpfer
unerkenntlich, ungeachtet seine Natur das Minimum, wie die Kunst ein
Maximum zum Ziel macht. Um Ihres
guten Willens
würdig zu seyn,
und mein
gutes Gewißen
unverletzt zu erhalten, kann ich nicht anders als
meinen Grundsätzen und Pflichten gemäß handeln. Meine Worte mögen
zweydeutig und dunkel seyn, in meinen Handlungen hoffe ich einen reinen
und klaren Ausdruck der innigsten Gesinnungen zu äußern, und denselben
treu zu bleiben. Ich denke von
Erziehung
, wie von allen
Mitteln
,
deren menschlicher Gebrauch lediglich von einem höheren Seegen abhängt,
und einen
mäßigen Gebrauch
ziehe ich immer einem
erzwungenen
und
übertriebenen
vor. Seyn Sie von meiner
Freundschaft
und
Erkenntlichkeit
durch meine abschlägige Antwort fester versichert.
Wenn Ihnen an
jenen
etwas im Ernst gelegen ist, so würden selbige durch
die Annahme und ein schwaches obsequium eher unterdrückt und erstickt
werden. Ich werde Ihre
grosmüthige
Absichten zeitlebens im Sinn und
Herzen behalten und meinen Kindern selbige einprägen und hoffe sie auch
dadurch erkenntlicher und beßer und glücklicher, als durch einen
unverschämten mißlichen
Genuß
zu machen, der natürlich sätigt und zu Murren
Anlaß giebt, wie das Manna in der Wüsten. Ich kann Ihnen keinen andern
Beweis meines empfindlichen Herzens geben, als einen negativen. Dumtacet, clamat; also auch dum nego, fruor. Männliche, väterliche, kindliche,
brüderliche Freundschaft sind gründlich, fest und stärker als Fleisch und Blut,
das gleich dem Mercur steigt und fällt, von Meteoren abhängt. Meine
Arbeit und meine Reise ist das Einzige, woran ich jetzt denken kann. Gott, der
dies weiß, mag für alles übrige sorgen, und mir das
Eine
überstehen
helfen, von deßen Ausgang zum Theil der Rest meines Lebens und meine
Entschließungen für die Zukunft abhängen. Ein Käufer zu meinem Hause das
mir bisher so viel Sorgen gemacht, hat sich auch diese Woche gemeldt,
und so sehr ich ihn gewünscht, habe ich auch nicht einmal Lust diese Sache
abzumachen, so willig ich auch zu
verlieren
bin, und schon 1000 fl. baar
Capitalien aufgeopfert habe, meine
Unwißenheit
im Handel und
Wandel als eine Art von
Allmosen
ansehe, die ich dem Publico schuldig
bin –
HE Geheime Secr. Mayer ist vorige Woche aus Deutschl.
zurückgekommen und nach Curl. um vermuthl. seine Familie abzuholen. Sollte er nach
Riga kommen, so hat er mich gebeten, ihn Ihrem Hause zu empfehlen,
welches ich auf allen Fall vor der Hand thue. Sie kennen ihn bereits, wo ich
nicht irre, persönlich. Er ist ein feiner, geschickter und dabey wegen seines
Schicksals merkwürdiger Mann. Er hat mir dem M. Masius seine Schriften
mitgebracht einen Gruß von Häfeli aus Deßau, der mir 2 poetische u 2
prosaische Kleinigkeiten von dem dortigen Oberhofprediger de Marées, einem
außerordentl. lebhaften Greis, an deßen Autorschaft ich ebensoviel Antheil
nehme, als er an meiner scheint, mitgebracht. In Berl. u Deßau hält man
unsern Herder für den Verf. der Resultate, die von einem liebenswürdigen
Jünglinge herkommen, und ihm Ehre machen.
HE Oberhofprediger Schultz brachte mir heute selbst vor 8 Tagen den
III. Theil der Michaelischen Supplemente ins Haus, auf die HE Jacobi
für einen Sohn subscribirt, und bat mich Sie an Rossi zu erinnern, den ich
mit der ersten beqvemen Gelegenheit erwarte.
Der Wanderer Hill, dem Pfenninger den 5 Theil seiner jüdischen Briefe
mit einem Misverständniße dedicirt, hat auch eine dringende Bitte an Sie,
wegen der er schon unmittelbar an seine dortige Freunde schreiben wollte, die
Sie aber füglicher vermittelst Ihrer Verbindungen und durch Ihren HE
Sohn, den ich von mir herzl. zu grüßen bitte u meinem Michael,
auszurichten imstande seyn werden. HE Comm. Rath Wolff hat ihm einige
Höflichkeiten erwiesen und seine kranke Frau zu retten sich bisher vergebl. Mühe
gegeben den
Gletscher Spiritus
und den Bats. Heluet. maj. u min. zu
erhalten. Die Kosten will man gern reichlich erstatten. Können Sie uns
Nachricht verschaffen, ob und wo derselbe dort zu haben ist, oder wenn Sie
dort hin schreiben, diese Mittel auf irgend eine gute Art hieher expediren
laßen durch Ihre und vielleicht unsere Freunde in Zürich oder Schaffhausen
z. E. HE Gaup, HE Steinert p so werden durch diese Gefälligkeit sämmtl.
Interessenten verpflichtet werden.
Ich rechne und baue auf Ihre Freundschaft, von der ich so viel
Unterpfänder habe. Me Courtan hat mir vorgestern aus Pillau geschrieben, aber
mit ihrer Gesundheit will es nicht fort. Ich denke diese Einl. an Ihre Frau
Gemalin abzugeben, die ich seit langer Zeit nicht gesehen habe, und noch hier
vermuthe. Mein Gesetz ist, keinen Besuch ohne irgend ein
Geschäfte
oder
einen Beruff dazu abzulegen.
Montag vor 8 Tagen besuchte ich meinen ältesten u einzigen
übergebliebnen Freund Hennings. Den Tag drauf bekommt er einen Anfall vom
Schlage. Ich habe ihn vorigen Sonntag zum erstenmal sehen können, und
seit dem jeden Tag in guter Hoffnung seiner Widerherstellung.
Gott gebe Ihnen Gesundheit und seegne Sie mit eben dem überfließenden
Maaße, das Sie mir und meinem Hause zugedacht haben. Bey ihm ist jeder
gute Wille That, und erfüllt. Für mich auch jede Verheißung, gesetzt daß
selbige erst auch durch die Zeit
reif
werden muß – eine Blühte, die Frucht
bringt, oder immer die Fruchtbarkeit des ganzen Baums befördert. Mein
Haus u die beyde Pflegtöchter empfehlen sich samt den Eltern. Ich lese
Penzels Dion halb lachend, halb ärgerlich. Muß aber noch heute damit fertig
werden um mir auf die Woche völlige Muße zu verschaffen. Entschuldigen
Sie die Eilfertigkeit eines alten Grillenfängers und Predigers in der Wüsten
JGH.Vermerk von Hartknoch:Empf d. 6 Aug 1786 beantw d. 19 Aug 1786Kgsb. den 7 Aug. 86.Geliebtester Mentor und Freund,
Vorgestern ist D. Buck gestorben; ich war bey Ihrem Wirth
angesprochen um mich zu erkundigen, ob etwas an Sie angekommen wäre, daß bey
der dortigen Unruhe leicht vergeßen oder verschmißen werden könnte, zugl.
habe ich abgemacht, wenn etwas anlangen sollte, solches sogl. an HE
Jacobi zu befördern, wo ich heute speisen und Abrede nehmen werde. Sie
können daher gantz ruhig seyn, haben auch kein ferneres Misverständnis beym
Abgange der Post zu besorgen.
Vorige Woche wurde Minister v Z. schon todt gesagt, und seine Stelle
durch p Werder besetzt. Jetzt lebt er wieder und giebt Hoffnung gesund zu
werden. Der Anfall von Raserey soll aus einem bloßen Magenkrampf
entstanden seyn.
Gestern habe ich die vier gedruckte Bogen erst durchlesen und übersehen
können, bin fest entschloßen die Arbeit aufzugeben, weil ich völlig überzeugt
bin von der Krankheit meines Kopfs und seiner Unvermögenheit. Ich denke
mit nächster Post Freund Tiro davon Nachricht zu geben, und so bald ich
kann an meinen Jonathan zu Pempelfort selbst zu schreiben; dem am meisten
daran gelegen seyn muß, den Credit eines gesunden Urtheils nicht
einzubüßen.
HE Pfarrer Hippel hat gestern seine Antrittspredigt in Arnau glücklich
abgelegt, und es ist alles ruhiger abgegangen, als man besorgt hat.
Die Hauptursache, warum ich schreibe, ist das Anliegen Ihres Wirths
und Wirthin, doch wenigstens nicht vor dem Ende der Ferien einzutreffen.
Ihre Stuben sind noch offen, man treibt die Arbeit so stark wie mögl. bis 9
Uhr des Abends; aber vor diesem Termin glaubt man ohnmögl. fertig
werden zu können.
Vetter Jacobi reist heute ab mit seiner Familie nach Trutenau, und ich
will noch diesen Mittag bey und mit ihm eßen. Wir werden uns bey dieser
Gelegenheit auch Ihrer erinnern. Bitte ein gleiches dort zu thun und mich
der gnädigen Herrschaft bestens zu empfehlen.
Abel schreibt gegen die Resultate; und dies war das auch das Problem,
woran Sie neulich dachten. Muß noch zu meinem kranken Freund laufen.
Ich umarme Sie und wünsche Ihnen Gesundheit und mir ein frölich
Widersehen. Vale et faueTVO J. G. H.Ich gieng heute gegen Abend nach dem philosophischen Gange um HE
Pr. Kant zu begegnen, den ich zu Hause zu stöhren befürchte, und war so
glückl. ihn eben auf dem Rückwege zu begegnen. Er hat nichts als seinen
Gruß zu bestellen und wünscht, daß Ihnen die Ausflucht heilsam seyn möge.
Von Berl. weiß er nichts – Me Hartknoch ist gestern abgereiset, und MeMotherby hat gestern erzählt, daß Me le Noble die Albertinchen auch hätte
wider abgeliefert, worüber ich sehr erschrocken bin, weil ich vorgestern
Abschied nahm und die Mutter mir alles Gute von ihr sagte. Die Baroneße ist
also gerechtfertigt.
HE Commissarius perpetuus begegnete uns auf dem Wege mir einen
Theil des Monthly Review zu bringen und biethet Ihnen seine Stube an,
welches ich gleichfalls zu thun im Sinn gehabt, den Hayn Mamre zum
Auditorio platonico. Sie werden sich also die nothgedrungene
Inhospitalität ihrer Wirthsleute nicht anfechten zu laßen, Königsberg bald wider zu
sehen, wenn es Ihnen, wie kaum zu vermuthen, auf dem lieben Lande nicht
mehr behaglich werden sollte. Daheim ist daheim.
Mein Anacharsis bringt mir Garvens 3 Vorlesungen in der ökonomischen
Gesellschaft über den Character der Bauren mit und für sich die niedliche
Bruncksche Ausgabe des Anacreons in Taschenformat. HE Pf. Fischer ist
unterdeßen bey mir gewesen u hat mich nicht gefunden. Die Abhandl. über
das Orientiren ist bereits nach Berl. an ihre Behörde abgegangen. Vorige
Woche erhielt aus Pillau einen Brief von Me Courtan, die dort ihres
Lebens auch nicht froh wird. Jachmann ist dort auch krank. Unser Prov.
Rendant Fritsch, des Cons. Raths Gräf Schwager, hat hier viel Spectaclegemacht, und läuft Gefahr seinen Verstand u Dienst zu verlieren.
Das preuß. Magazin soll so gefährlich nicht seyn, wie man es mir
erzählt. Wegen der Glavschen Geschichte hat die Regierung hier den Druck
untersagt.
Hans mit dem übrigen großen und kleinen Gesindel bitten im geneigten
Andenken zu bleiben. Auf glücklich Widersehen!
Pempelfort den 11ten August 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 – Geantw eod.Hier bin ich wieder, lieber Herzens Vater, und mein erstes Geschäft ist,
Dir zu sagen, daß ich wieder hier bin. Freytag Morgen reiste ich von
Richmont weg, war den Abend in Dover, segelte Sonnabend Morgen um halb 7
aus dem Haven von Dover, u war um 10 Uhr vor dem Haven von Calais.
Ich bin ein wenig übel aber gar nicht krank geworden, ob wir gleich Sturm
hatten, u die Farth ergötzte mich unaussprechlich. Sonnabend Nachmittag
um 4 Uhr reiste ich von Calais ab, und war Montag Abend zu Aachen. Dort
bin ich, meinen Freunden zu gefallen u weil ich es auf der Hinreise versprochen
hatte, 2 Tage geblieben, u so erst gestern Abend hier angekommen. Daß ich
Dir heute weiter nicht viel schreiben kann begreifst Du. Du bist, außer
Schenk, der einzige gewesen, dem ich von England aus geschrieben habe, u
Du bist auch der einzige für den ich an diesem Tage die Feder in die Hand
nehme. Meine Freude bey der Ankunft ist durch den Anblick meines lieben
Witzenmann sehr gestört worden. Er hat sehr abgenommen, eine weit
schlimmere Farbe bekommen, u ist so low spirited, daß einem aller Muth vergeht
ihn aufmuntern zu wollen. – Mich verlangt sehr nach Deiner langen Epistel.
Ich sage nichts von meiner vereitelten Hoffnung Dich diesen Herbst zu sehen.
Mir ist als wenn die Sache sich noch anders wenden müßte. Das Werk v
Schwedenborg soll Hartknoch haben wenn es irgend aufzutreiben. Es wird
gegenwärtig ins Engl. übersetzt. Das lateinische original ist sehr rar. Schenk
versichert mir, Dir jede Nachricht die er v mir hatte genau mitgetheilt zu
haben. Er empfielt sich Dir aufs beste. Nim vorlieb guter Vater, mit diesem
armen Blatte. – Wenn Schenk doch wahr sagte u die nächste Post brächte
mir eine recht lange Epistel von Dir! Kann ich irgend dazu kommen, so
schreibe ich am Dienstag wieder, u melde wie es zugegangen ist, daß ich von
Deinem Auftrage wegen Schwedenborg nichts gewußt habe, u als Schenk
deßen kurz vor meiner Abreise in einem Briefe gedachte, gar nicht wußte was
er wollte. Es ist aber weiter nichts dabey versäumt als die Zeit. Ich laße den
Auftrag durch Schönborn (dänischer Chargé d’affaire) der gerade der rechte
Mann dazu ist besorgen. Er weiß um alle Schwedenborgische Dinge, u durch
u durch ein deutscher Bidermann. – Meine Reisegefärthinn grüßt u küßt
Dich. – Mein Befinden ist gut. Gott mit uns! –
Von ganzem Herzen –Dein Fritz –Von Herdern noch oh immer keine Zeile. Auch v Lavatern nichts. Ist es
Dir recht daß er meinem Rath folgte?
Adresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg /
Vermerk von Hamann:Erh. den 26 Aug. 86.
Nach Riga geschrieben den 30 –Pempelfort den 22ten August 1786.lieber Vater Hamann,
Seit der Zeit daß ich an Dich schreibe, hat es mir noch nicht einmahl so
leid gethan daß ich einen Posttag versäumen mußte, als den vergangenen.
Ich lag an meinem bösen Kopfweh zu Bette. Den Posttag zuvor war ich im
Gewirre des Aufräumens, welches mir herzlich sauer geworden ist. Ich sah
mich gar nicht durch wie ich wieder in Ordnung u Schritt kommen wollte.
Der Tag meiner Abreise von hier war mir so schnell über den Hals
gekommen, daß ich nicht ganz reinen Tisch hatte machen können, sondern vieles
nur bey Seite legen müßen. Nun hatte sich, während meiner Abwesenheit so
viel neues gehäufft; u mit mir selbst kam ein Haufen von Durcheinander, sdaß daß ich an das Licht machen in dem allen ohne Schauder nicht denken
konnte, u mich oft in einer Art von Verzweiffelung in einer Ecke meines
Zimmers auf den Sthuhl warf, die Arme über einander schlug, u,
anticipando vor Ermüdung einschlief. Dann ärgerte ich mich über meine
Schwachheit, die mir jedes Auseinanderwirren u Schichten so unerträglich
lästig, so Todesbitter werden läßt, daß mir dabey ein Angstschweiß über den
andern ausbricht, u ich laut aufschreien möchte. So griff ich von neuem
wieder an, u bin, nach öffterem die Hände sinken laßen u davon laufen, nun,
Gott lob, so weit, daß ich mir den Angstschweiß abtrocknen kann.
Der Brief an Schenk vom zweyten August ist angekommen, aber an mich
noch nicht an mich. Dem Verfaßer der Resultate hat die ihn betreffende
Stelle in diesem Briefe sehr wohl gethan. Er ist sehr herunter, der gute
Man Mann, doch giebt sein Arzt noch immer guten Muth. – Ich sehne
mich, lieber Vater, nach Deinen verheißenen Briefen. Mir ist als wären die
andern nicht von Deiner Hand. Am Sonntag war ich ein wenig mürrisch,
da die Post wieder nichts von Dir gebracht hatte.
Die Arcana coelestia sind bestellt, u ich bin gewiß daß er Schönborn
sie auftreibt. Es wird gar nicht lange anstehn daß Du Nachricht davon
erhältst. Du mußt mir die Geschichte der Versäumniß Deines Auftrags
schenken, sie ist zu lang. Die Schuld kommt am Ende allein auf mich; Schenk hat
mich überführt. Ich habe mich genug darüber gegrämt, darauf kanst Du
Dich verlaßen.
Die Prinzeßinn hat betreffend Deines Urlaubs noch keine Antwort.
Buchholtz ist mit seiner Frau u einem Freunde, Nahmens Rosier nach Welbergen.
Wir wißen hier nichts zuverläßiges von D Stark. Der grimmige Prozeß
den ihm die Berliner M. Schrift an den Hals geworfen hat, scheint mir,
was seinen Hauptgegenstand betrifft, ganz leer an Beweisstücken. Ich bin
bereit mein ganzes Vermögen darauf zu verwetten daß die Geheimen
Gesellschafften keinen politische Quelle haben; am wenigsten eine Papistisch
politische. Daß man in unsern Zeiten nach durchlöcherten Brunnen suchtgeht die kein Waßer haben, u sich von Keller auf den Boden, u vom Boden
in den Keller schicken, komt mir sehr natürlich vor, u läßt sich ohne
Cryptojesuitismus begreiffen. Mendelssohn hat einmahl hierüber sehr vernünftige
Gedanken in der MonathSchrift geäußert, glaubt aber am Ende, dem
Unglück würde bald abgeholfen seyn, wenn man nur wieder anfangen wollte
die Wolfische Philosophie mit Ernst zu treiben.
Die neue Ausgabe meiner Briefe über Spinoza kommt diese Meße nicht
zu Stande. Es ist mir blos um meines Verlegers willen leid, der, wegen der
starken Nachfrage, vor einem Nachdruck bange ist. Vielleicht bringt diese
Meße die Rezensionen der allgemeinen Bibliothek und noch andre Dinge.
Am neugierigsten bin ich gegenwärtig auf den Aufsatz v Kant, u voll Furcht
daß ihn der Sept der Monatschrift noch nicht enthalten werde. –
Uebermorgen komt wieder die Weseler Post u mit Ihr vielleicht die Nachricht, wie der
neue Sturm den Du mit Dom VIII wagen wolltest abgelaufen ist. Die 4
fertigen Bogen des fliegenden Briefes werde ich nun in der ersten heitern
Stunde, wieder durchlesen. Mir fehlt der Bogen A, den ich morgen v
Duisburg Mühlheim erhalten werde.
Gott erhalte Dich, Du lieber Herzensvater! Ich küße Dir die Hände, u
drücke sie fest fest an meine Brust –
Dein Fritz –Der junge Spalding den ich zu Richmont traf, u der ein sehr
liebenswürdiger junger Mann ist, u voll glücklicher Anlagen u guter Kentniße hat mir
eine meine Vorstellung weit übertreffende Schilderung von dem Haß u der
Verachtung gegen das Χstenthum der unter den Berlinischen Philosophen
herrscht gemacht. Er hat z. B. Biestern sagen hören, man dürfe jetzt nur
nicht nachlaßen, u in zwanzig Jahren werde u müße der Nahme Jesus im
religiösen Sinne nicht mehr genannt werden. – Der historische Glaube an die
Schrift, ist auch dem alten Spalding ein Gräuel.
Adresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg
Vermerk von Hamann:d 6 Sept. 86Mittwochs am Tage Zachäi den 23 Aug 86.Kein David ist mehr hier,
Kein Jonathan ist blieben!
Mir fallen diese zwey Verse aus meiner frühen Kindheit ein, wo ich sie
mit unermüdetem Vergnügen mir vordudelte. Das Lied weiß ich nicht mehr,
aber die Weise war ein bekannter Gaßenhauer zu jener Zeit.
Unser vertrauliches Du hat lange geschlafen, mein lieber Fritz! und es ist die
höchste Zeit, daß ich es aufwecke. Ein mittelbares und indirectes widerstand
meinem Geschmack und Eigensinn. Nun laß mich wider plaudern unter vier
Augen vom 100 ins 1000ste, einholen was ich versäumt habe und abmachen,
was theils rückständig, theils für die Zukunft übrig ist. Zuförderst wünsch
ich Dir mit einem Bewilligungskuß zur überstandnen Wallfahrt und neuen
Genuß der häuslichen und einheimischen Freude und Ruhe in P. wo Du
alles wohl behalten und gedeylicher widergefunden haben mögest. Dein
Johann Georg und sein Pendant sind krank gewesen. Bleibe des einen
liebreicher Vater und des andern großmüthiger Freund, und laß den Himmel für
beyde sorgen und walten.
Die Freude in M. ist bald verwelkt. Alles Fleisch ist wie Gras, alle Güte
und Herrlichkeit der Menschen, wie des Grases Blumen – aber Eins bleibt
in Ewigkeit. – Ich hatte mir beynahe vorgenommen, nicht mehr in
Sprüchen zu reden. Der Parder kann aber seine Flecken nicht wandeln. Diesen
Sonntag trete ich in mein 57stes Jahr und den vorigen habe meine Andacht
gehabt. Ich gehe nur Einmal des Jahrs; bey meiner bisherigen Unruhe hat
es länger gewährt. Nach verrichtetem Gottesdienst fieng ich einen Brief an
Dich an. Kaum hatte ich mich hingesetzt, so kam mein Sohn mit der
Nachricht zu Hause, daß Kraus eben mit der Post angekommen wäre, und sich
noch ein wenig ausputzen wollte, um bey mir zu seyn. Er hat sich 5 Wochen
im Oberlande umgetrieben. Mit dem Schreiben gieng es nicht mehr fort
und ich nahm mir vor die ganze Woche nicht auszugehen. Den Morgen drauf
entschloß ich mich wenigstens das Montagsgebet abzuwarten. Eben da ich
aus dem Hause gehen wollte kamen 2 Boten mir zu melden, daß die Thore
geschloßen wären und die Regimenter noch denselben Morgen schwören
würden dem neuen Könige. Eine Art von Wehmuth und Schauder überfiel
mich doch. Alles lief nach Königsgarten, und ich gieng aus der Kirche zu
meinem Freunde Hennings, der sich Gottlob! beßert und sich zusehends
erholt, aber wo nicht eine Lähmung doch Schwäche der rechten Seite wohl
behalten wird, nahm daher auf die ganze Woche eventuellen Abschied, und
eilte vom Packhofe so bald ich konnte zu Hause. Mein Kopf war so voll, daß
es mit dem Schreiben nicht fort wollte. Gegen Abend brachte Kraus seinen
Freund Sommer zu mir. Wir sitzen im Garten wie der Postbothe mir eine
Addresse zu einem Päckchen brachte; es war zu spät darnach zu schicken,
und ich qvälte mich den ganzen Abend mit dem Innhalt um zu errathen wo
es herkäme. Gestern ließ ich meine Abwesenheit auf die ganze Woche melden.
Gleich darauf erschien das Päckel. Es waren 5 Bücher von B. und das
Fragment eines alten Briefes. Ich laß diesen ohne eine Sylbe unter dem Dato der
Absendung zu finden, und versparte das übrige zu meinem
Geburtstagschmause. Meine Unenthaltsamkeit ließ mir keine Ruhe – ich anticipirte alles
und habe noch alles zu einem neuen Schmause verspart. Diese halbe Woche ist
also wider vorbey und ich weiß nicht wo sie geblieben – Den Bienenschwarm
in meinem Gehirn ohne eine Königin kannst Du Dir leicht vorstellen. Ein
Wald rauscht in meinen Ohren, daß ich mein eigen Wort nicht hören kann.
Aus Beyl. wirst Du lieber Fritz ersehen, daß ich den Willen gehabt nach
London zu schreiben. Ich habe Dir so bereits Porto gnug gekostet, und ich
wollte Dich dort nicht stören mit meinen unfruchtbaren Grillen, die ich daher
lieber zurück behalten.
Die Sterblichkeit meiner Schriftstellerey wird Dir auch schon geahnt
haben. Ich muß Dich also mit dem Leichenbegängnis meiner unzeitigen Geburt
beschweren und Deinem ehrlichen Tiro die Mühe und Sorge deshalb
überlaßen. Ich habe schon seit 2 Posttagen seinen letzten Brief erwartet, der
diesen Sonnabend vielleicht ankommen wird, um auch von ihm Abschied
nehmen zu können, und das Nöthige darüber zu schreiben.
Mens sana in corpore sano muß jetzt meine vornehmste Sorge seyn. Vor
14 Tagen wurde unser ProvincialRendant der Accise und ZollCasse aus
dem Stegreif verrückt, und ich kann Gott nicht gnug danken, daß ich noch
Ueberlegung gnug besitze, meine Narrheit zu fühlen und einzusehen. Sich
schämen und ärgern macht die Sache nicht beßer. Bileams Künste und
Beschwörungen helfen auch nicht. Gedult ist uns noth, alles zu überwinden und
endlich den Sieg zu behalten.
Da meine Entkleidung und Verklärung einen so lächerlichen Riß, wie
Scarrons Wams am Ellbogen bekommen, wird die Hitze mich zu sehen doch
lieber Fritz! etwas kühler geworden seyn, und mit dieser Kühlung ist mir sehr
gedient; aber um das Lehrgeld was es kostet thut es mir leid.
Seit den 8 d. geht es mit dem Visceral-Lavements beßer, und ich habe
schon gegen 30 derselben comme il faut durch den rechten Weg
eingenommen. Wenn ich nur meinen unbändigen Hunger oder vielmehr Appetit etwas
mehr einschränken könnte. Noch eine Erscheinung ist wichtiger oder gehört
zu meiner Cur wenigstens. Den 12 d. besucht mich der junge Nicolai des alten
Vetters Sohn, der auf dem Domnic zu Danzig seines Vaters Laden
revidirt und sich eine Lustreise gemacht hatte. Ich entschuldigte mich wohl in
Ansehung eines Gegenbesuchs, sprach aber doch den Morgen drauf bey ihm an,
speiste den 14 Mittags bei Deinem Namensvetter der ein wirkl.
Anverwandter von der Magenseite ist. Vorigen Freytag wurde eine Abreise nach der
Kanterschen Papiermühle in Trutenau verabredet; ich tratt meinem Sohn
meine Stelle in der Kutsche ab, und nach dem Mittagseßen fällt es mir ein
1½ Meilen zu Fuß zu gehen. Ich der ich in der Stadt ermüde von einem nur
etwas entfernten Besuch, hielt es kaum für mögl. dies Pensum zu absolviren
und hatte schon meine Masreguln genommen unterwegs im Fall der Noth
liegen zu bleiben und meinen Gefährten Raphael weiter zu expediren. Um 2
gieng ich aus um 5 bin ich da zum Wunder der ganzen Gesellschaft, wurde
gezwungen meines Sohns Stelle in der Kutsche auszufüllen, und fühlte
mich stark gnug auch den Rückweg zu Fuße gethan zu haben, begleitete den
jungen Vetter mit seinem Gefährten Fellner aus Fr. am Mayn nach einem
öffentl. Garten, wo Concert gehalten wird, und kroch im Finstern zu noch
größerem Ebentheuer ohne meinen Stock, den ich meinem Sohn gegeben
hatte, nach Hause; gieng den Tag drauf zur Beichte und hätte vor Freuden
weinen mögen über den Vorrath von Kräften, den ich mir nicht zugetraut.
Es glimmt also noch Feuer unter der Asche. Der junge Mensch hat hier viel
Beyfall gefunden, eben so aufmerksam als zurückhaltend, ein würdiger
Successor seines Vaters. Vorgestern hat Hippel einen Schmaus ihm zu
Ehren gegeben, und wie ich höre, ist er bereits abgereiset. Es thut mir leid
daß Kraus ihn nicht gesehen, bey dem er einer Vorlesung über den Homer
beywohnen wollte, wie er gestern auch bey Kant gethan. Auch diese
Erscheinung ist nicht überflüßig gewesen, mich in Ansehung meiner Autorschaft zu
orientiren.
Bartholomäi 24. August 1786Kraus kam noch gestern wider meine Erwartung, um mir und sich eine
Diversion zu machen. Er bot mir eine Recension der Resultate an, die ich
für meine ausgeben sollte, wozu ich auch willig war. Die Schwierigkeit sah
er selbst ein, diesen Betrug wahrscheinlich zu machen. Ich übernahm alles
auf meine Gefahr, und hätte diese Arbeit gern von ihm gesehen, weil wir
alle dabey gewonnen haben würden. Die lateinsche Zeitung verdarb dies
ganze Spiel. Er dachte auf dem Lande über das ganze Problem zu arbeiten;
hat aber dort so viel zu beobachten gefunden, daß er an kein Studiren hat
denken mögen, und kaum in seinem Homer etwas hat lesen können. In der
Gegend ist auch eine kleine Loge von dem System, das zu Berlin so
gebrandmarkt wird. Er ist selbst Freymäurer, hat sich aber abgesondert. Ich habe
vielleicht zum werden und aufhören Anlaß gegeben. So sehr ich ihn auch als
einen feinen, klugen, ehrlichen Mann liebe: so ist etwas heterogenes in seiner
Natur, daß wir uns einander nicht recht trauen. Als Professor und Senatorder Akademie ist er ein eben so verdienstvoller als geplagter Mann von
seiner Hypochondrie zugleich bey seinen Arbeiten und Dienstfertigkeit, daß
seine Launen Nachsicht fordern.
Wie ist es möglich, Herzens Fritz! daß Du niemals an Deinen
liebenswürdigen Hausgenoßen, den Resultatenschmidt gedacht hast. Ich habe dem
Tiro den Empfang der 6 Exempl. bescheinigt die den 7 Jul. noch viel zu früh
zwar für mich aber nicht für meine Freunde, Hippel, Scheffner, Kraus,
Nicolovius und Brahl ankamen. Letzterer ist vorige Woche incognito nach
Berlin gereist, ohne Urlaub und Umstände um des selbst die Zusätze
des Gr Mirabeau zur Uebersetzung des Cincinnatus Ordens abzuholen.
Ein guter Freund aus Curl. der dort was zu suchen hat, nahm ihn in
seinem leichten Fuhrwerk mit; er hat einen alten Schulfreund an einem
Pensionair des Königs, der sein Leib u Wundartzt ist, wollte in 4 Wochen
hier seyn, und bildete dem Director ein, daß er blos nach Westpreußen
gehen wollte.
Mein schwärmender zwischen Catholicismo und Herrnhutianismoschwankender Freund Mayer, an dem ich sonst gedacht haben werde, kam von
seiner geheimen Expedition aus Deutschl. zurück, gieng nach Curl. um
vermuthl mit Frau u Kind bald wider es zu verlaßen. Er brachte mir von
Häfeli 2 prosaische u eben so viel poetische Kleinigkeiten mit vom
Oberhofprediger de Marées, worunter das stärkste die
Briefe über die neuen
Wächter der protestantischen Kirche
– worinn der alte Greis mir in
manchem zuvor gekommen. Auch Masius hat mir durch Mayer sein
Vereinigungsbuch u Aussichten der Seele zugeschickt mit dem Auftrage es zu lesen,
welches ich auch gethan und thun müßen ohne mein Vorurtheil durch diese
Gefälligkeit gebeßert zu haben. An einer neuen Ausgabe des ersten wird
gearbeitet, das meines Erachtens weder ärger noch beßer werden kann. Was
aus der Gährung herauskommen wird, gehört auch zu Gottes Geheimnißen,
die man abwarten und anbeten muß.
Worinn die neue Epoche sich auszeichnen wird? Der Held starb also wirkl.
den 17, den Tag vor meiner wunderlichen Wallfahrt nach Trutenau. Er hat 2
Anfälle vom Schlage gehabt. Was für eine Lebenswärme, was für ein
Lebensfeuer muß in seiner Natur gewesen seyn. Seinen Orden soll er dem
Minister Herzberg vermacht haben. Ein sehr rührender und ihm ganz
ähnlicher Zug – Hundestreue mit hündischem Lohn zu dressiren. Er war ein
Mensch, ein großer Mensch in der Kunst seinesgl. zu regieren. Er war ein
treuer Knecht seines Herrn und Ichs. Trotz seinem guten Willen eines Anti-
wurde er durch ein Schicksal u Misverständnis ein Metamachiavell. Aus
der Eichel muste eine Eichel werden; zu welchem Bau diese dienen wird –
beruht auf dem Willen des großen Baumeisters, der kein faber incertus ist.
Beym allgemeinen denkt jeder an sich selbst. Kayserling und der Herzog von
Hollstein sollen schon nach Berl. abgereist seyn. Auch ich d armer Tropf
dachte an meine Reise; besann mich aber, daß ich weder schreiben noch reden
kann. Ein mir unbekannter Candidat hielt mir vorgestern das Gebet über
1 Petr. V.7. Am Sonntage wurde ein Lied vom alten Scriver gesungen, das
mir beynahe gantz unbekannt geworden war, in dem jede Zeile ein treffender
Pfeil für mich war. Es fängt sich an: Jesu meiner Seelen Leben – Der 7
Vers schliest sich: Niemals hab ich was begehret,
war es
gut
, ich bins gewähret.
Trotz einer Erfahrung von 56 Jahren – denn Phryges sero sapiunt –
wäßert mir noch immer der Mund nach der verbotenen Frucht der
Erkänntnis deßen, was gut und böse ist. Wenn es gut ist, daß ich verstumme und mein
Leid in mich freße, wenn es gut ist, lieber ein pythagorischer Maulaffe als
sophistischer Kämpfer zu seyn: warum soll ich ein qu’en dira-t-on selbst
meiner liebsten Freunde fürchten? Das Senfkorn meines Glaubens und
Gewißens ist mir heilig, und Du ehrlicher Fritz! hast mir diesen Knüppel selbst
angelegt. Bezahl also für die beyden Wochen die Druckkosten für 2 Bogen
und such meinen B der wohl freylich am unschuldigsten sich g verhalten
hat zu einer gleichen Grosmuth für die 2 übrigen zu bewegen. Der Domine
Politice Crispus möchte mir auch gern mit seiner flachen Hand etwas zum
Denkzedel geben; er hat aber wenigstens Mitleiden mit meiner geballten
Faust, die ziemlich gelähmt ist. Wenn die Sache Salamin und Carthago
betrifft; so schämt sich Cato keines Solöcismi. Ein Jack with a Lantern hat
mich in einen Morast geführt, aus dem ich mich mit Lebensgefahr
herausarbeiten muß. Mein Plan war einfach und gerade; wie ich in den Wirbel und
Schwindel gerathen bin, mag D. Herz anatomisiren und physiologisiren –
Von curiren und nicht discuriren ist die Rede bey mir jetzt. Ohne praxi ist
alle Theorie eine taube Nuß, und die aufzubeißen, habe ich meine morschen
Zähne zu lieb. Aussichten der Seele nennt Masius seine Lieder in Prosa.
Ich las dieser Tage in einem Buche:
Der Grund aller
Ueberspannung ist Leidenschaft, Schwäche
; und abermal:
Instinct von
Leidenschaft zu unterscheiden ist das Meisterstück des
Verstandes
. Trefflich!
Nur Jammerschade, daß die tiefste Erfahrung von einer Erscheinung
abhängt und die höchste Vernunft auf ein Wortspiel hinausläuft. Freylich
verliert Action und Handlung alle männliche Würde durch weibische und
kindische Paßion oder Leidenschaft. Warum ist es aber in den
verschiedensten
Fällen eben so wahr: Wenn ich schwach bin, so bin ich stark. Verstand und
Erfahrung ist im Grunde einerley: wie Verstand und Anwendung einerley
sind. Woher komt die Verschiedenheit des Gegensatzes. Beruht das ganze
Geheimnis unserer Vernunft, ihrer Antithesen und Analogien in nichts als
einer licentia poetica zu scheiden, was die Natur zusammengefügt und zu
paaren, was sie hat scheiden wollen, zu verstümmeln und wider zu flicken.
Der auf dem Stuhl saß, kann allein die wahrhaftige und gewiße Worte
sagen sprechen:
Siehe, ich mache alles neu
! All unser Lallen und
Nachahmen ist Non-sense.Ehe ichs vergeße, muß ich noch, liebster Fritz! um Verzeihung bitten
wegen der unverschämten Zumuthung in Engl. Nachfrage zu thun um
Swedenborgs Arcana oder wie das Ding heißt. Eben war damals Hartkn. mir auf
dem Dache, und er drang so inständig und war von Deiner Gefälligkeit so
überzeugt, daß ich mich auch hierinn übertölpeln ließ. Hast Du wenigstens
Erkundigung deshalb eingezogen, oder noch mehr besorgt zur Abmachung,
oder hat es Dir an Muße und Gelegenheit gefehlt Dich darum zu
bekümmern: so melde mir doch, daß ich ihm Bescheid geben kann. Er hat sich auf
meine erste abschlägige Antwort noch nicht zufrieden gegeben; sondern seine
Anerbietungen erweitert, die mich noch mehr abschrecken. Mein Gemüth ist
wenigstens gantz frey in Ansehung dieser Sache – Seine Schwägerin Me
Courtan ist seit 5 Wochen bey ihrer Schwester in Pillau, und wird in einigen
Tagen erst erwartet.
Nun heißt es, der neue König hätte seinen eignen Orden dem Min.
Herzberg umgehängt. Gegeilt hat er lange darnach. La vie de M. Turgot von
Condorcet enthält viel Metaphysik, und hat mir einige vergnügte Stunden
gemacht.
Die gute Fürstin hat wegen meines Urlaubs intercediren wollen. Von
dem Erfolge weiß ich nichts. Alle die Crises zu meiner Reise und Schreiberey
sind nöthig gewesen und werden heilsam für mich seyn. Abel ist zu fruchtbar,
um Deinem philosophischen Aumonier furchtbar zu seyn. Biester hat Kant
den Empfang seiner Abhandlung über des M. Orientiren bescheinigt, aber
nichts mehr. Ob Z sich erholen wird – und die Luna eclipsiren – wie ihr
schon längst geahnt. Von Stark weiß seine Familie hier auch nichts. Sein
und mein alter Freund Penzel ist auch mit seinem Dio Cassius einmal
herausgerückt.
Du wirst auch Ruhe zu Deinen Arbeiten nöthig haben, zur neuen
Ausgabe des Sp. Büchleins, des Hemsterhuis – Gott gebe Dir Friede und
Kräfte, und laß Dich nicht vergeblich arbeiten. Ich erwarte doch wenigstens
Antwort auf diesen Brief – – Ich muß mich von allem absondern, um mich
zu sammeln. Schreibe also blos im Nothfall. Mit dem Gebrauch der Mittel
werde so lange ich Hoffnung habe etwas auszurichten, fortfahren müßen,
und mich mit dem neuen Jahre zu mehr Bewegung zwingen, die ich eben so
sehr als Umgang verabscheue. Nichts als Umstände, von denen ich nicht
Meister bin, haben über mich Gewalt; weil es mir an aller Kraft in mir
selbst und meinem Willen fehlt – –
Ich umarme Dich unter den treusten Wünschen für Dein ganzes Haus,
und bitte Gedult zu haben mit Deinem schuldigen Mephiboset Taugenichts
God mend him!Um meinen Kopf zu erleichtern hab ich noch heute an Tiro geschrieben.
Erhalte ich noch etwas worauf zu antworten nöthig ist, so werde es
nachholen. Jetzt ist Ruhe mein Vnum necessarium, das ich als ein Alter und
Patient nöthig habe. Bey aller meiner Trägheit von außen, ist alles in
Bewegung von innen. DEVS iuuabit Suum et tuum!den 24sten Aug.In der Voraussetzung, daß der Hausvater bereits daheim ist, in
Gesundheit und ruhiger Zufriedenheit, wollte ich erst die Sonnabendspost abwarten,
mag aber meinen herzlichen Dank und Abschied nicht länger aussetzen. Sie
haben viel Mühe und Arbeit meinethalben gehabt. Ihre Treue in
Besorgung meiner Angelegenheiten, Ihre Frömmigkeit, meine Anfechtungen, die
ich als Schriftsteller und als Mensch leide, nicht zu verachten noch zu
verschmähen, und lieber Ihren Augen weh zu tun, als meinem verwöhnten
Geschmack, – machen mir Hoffnung, daß Sie mir die Beantwortung zweier
Fragen nicht versagen werden, mit denen ich meinen Jonathan nicht
belästigen mag. Ich wünschte zu wissen, wie viel Exemplare von den vier Bogen
abgedruckt sind, und, wie viel die Kosten des Drucks genau betragen? Es
geht meiner armen Muse, wie der aussätzigen Schwester des jüdischen
Propheten, daß sie ist wie ein Todtes, das von seiner Mutter Leibe kommt; es
hat schon die Hälfte ihres Fleisches verzehrt.
Der Hausvater wird für baare Bezahlung der Kosten sorgen, wie sein
treuer Eleasar-Tiro-Ariel für gewissenhafte Auslieferung der Wechselbälge
aus der Presse in gefängliche Bewahrung zu den bevorstehenden
Winterlustbarkeiten, für die man schon im August, als ein guter Wirth, bedacht seyn
muß, besonders wenn man hyperboreische Besuche vermuthend ist.
Ich wollte nicht gerne, daß es meiner Menschheit mit der Schriftstellerey
gehen sollte, wie einem Mädchen mit ihrer Toilette, das kleinste Theil meines
Selbst zu werden.
Dominica Pharisaei et Publicani 27 Aug. 1786.Liebster Fritz,
Ich erhielt im Aug 83 Deinen
ersten
Brief und gestern Morgen statt
des neunten, den mir Tiro den 4 dieses versprach den nächsten Dienstag zu
schreiben den 49sten von Deiner Hand, die ich sogleich erkannte und als über
eine Erscheinung erschrack, weil ich selbige für eine Antwort auf mein
Willkommen ansahe, das ich Dir vorigen Donnerstag geschrieben hatte. Weil
ich Ich traute meinen Augen nicht traute, so und sah ichvorher nach
dem Siegel, auf dem mir ein Rad in die Augen fiel, und weil ich es verkehrt
hielte so schien mir die jungfräuliche Sphinx der leibhafte Ixion zu seyn.
Es hatte mit dem Rätzel folgende Bewandnis. Ich war die ganze vorige
Woche zu Hause geblieben, und da fiel es mir vorgestern ein, auch Deinen
ganzen Briefwechsel in Ordnung zu bringen. Diese Beschäftigung wirkte auf
mich wie die Dulcamara, und brachte mich in einen außerordentlichen
Schweiß und Wallung. Mitten in dieser Arbeit erhielt ich Deinen jüngsten
Brief, und weil ich die ganze Folge mit rother Dinte numerirt habe bis auf
das kleinste Zedelchen u Blättchen von Deiner Hand mit Bleystift
geschrieben: so war der süße Wein, an dem ich beynahe 3 Jahre gesippt hatte, auf
einem Zuge in mein Gehirn gestiegen, und Du kanst Dir das abentheuerl.
Spiel meiner Phantasie leicht erklären.
Nun ich freue mich abermal daß Du und mit Deinem alter Ego und
begleitenden Reiseengel nach Wunsch und Herzenslust alles in Aachen und
Pemp. wider gefunden hast bis auf den armen Aumonier, mit deßen Sinn
u Schicksal ich leider nur zu sehr sympathisire. Ich habe Dir Unrecht gethan,
als wenn Du gar nicht an diesen Genoßen Deiner φφie gedacht hättest.
Zweymal hab ich ihn als Magister im Vorbeygehen angeführt gefunden,
und der ist der Wzm um deßen Fragment über Matthäum Dich unser Alc.
einmal mahnte. Aus Discretion mich näher zu erkundigen, vergaß ich meiner
Neugierde mich nach dem Namen und dem Logogryph deßelben zu
erkundigen, weil mich beyde stutzig gemacht hatten.
Ich schließe, daß mein kleiner Bruder Georg wider hergestellt, und sich
wider wie ein genesener Kranke, sich doppelt beßer befindt. In der
Silhouette, die Meister Tiro von ihm gemacht hat, fand ich so viel homogenesmit meiner Physiognomie, daß ich seit länger als 8 Tagen auch anfange
corpulent zu werden, und mir Dir meinen Jungen mit seinen
Storchbeinen zum C Tausch überlaßen möchte. Wir katzbalgen uns alle Tage in
puncto der Cardinaltugend, von der ich ein mehr als platonischer Liebhaber
in abstracto bin, die mir aber in concreto das zweydeutigste entre chien et
loup ist – und denn wetteifern die beyden Virtuosen in einem Duetto von
stotternden und stammelnden Trillern, die ihm nachtheiliger als mir sind – –
Braucht Dein jüngster Sohn noch die Kämpfsche Mittel, und mit welchem
Erfolge? Würden Sie nicht auch dem Autor, der mir selbst seine Noth
gebeichtet, zuträglich seyn? Mit dem 12 Lavement machte ich den Versuch sie
kalt einzunehmen, welches dem Gefühl nach wohlthätiger für mich ist. Mir
hat das Resultat geahnt, was Dein Prometheus nicht voraussehen können.
Ich fürchte mich daher desto mehr angesteckt zu werden durch meine
bisweilen zu empfängliche Einbildungskraft. Ich traue dem Eisen nicht so bald,
wenn es einmal roth geworden ist. Der Titul war mir schon verdächtig und
Deine Ankündigung auch ein viel zu heißer Brey für das parteyische
Publicum. Hierinn scheint mir eine kleine Uebereilung von beyden Theilen
geschehen zu seyn wegen der nahen Verbindung, die dem Publico kein
Geheimnis bleiben kann. Von mir hat keine Seele den Namen des Verfaßers
erfahren. Außer dem ersten flüchtigen Ueberblick hab ich noch einmal das Buch
gelesen. Die ersten 100 Seiten kamen mir eben so unverständlich vor, wie das
erste mal. Daß s die Resultate von keinem bloßen Candidaten sondern
einem Mann herkamen, der schon eine Art von Meisterrecht erhalten zu haben
schien; hierinn waren beyde mal meine Eindrücke sich ähnlich. Meine Freunde
glaubten gegen das Ende mehr Erinnerungen und Schwierigkeiten gefunden
u nothig gehabt zu haben. Tot capita, tot sensus. Ich war das zweitemal,
wie ich es las, in Ernst krank, und es fehlt mir noch an allem um mitreden
zu können. Ich verstehe noch zu wenig von Spinoza, noch weniger von
Hemsterhuis und eben so wenig Deinen Brief an den letzten über den ersten.
Nicolovius hat sich die Lettre sur la Sculpture verschrieben, die ihm 2½ rth
kostet. Dies erste Werk im Original wird mir vielleicht einmal Dienste thun –
da ich es so lange behalten kann, als ich will, die
Manier
dieses
außerordentl. Mannes zu faßen, den ich mehr bewundern als schmecken oder
vielmehr genießen kann; denn seine ganze φφie scheint mir mehr Manier und
Schönheit als Wahrheit und Natur zu seyn.
den 23 Septbr.Ich habe drey Briefe und eben so viel an unsern B. angefangen, war so
unverschämt diesen Morgen den vierten von Dir, Herzenslieber Jonathan,
zu erwarten und mich drauf zu erfreuen, aber zugleich entschloßen
wenigstens die schuldig gebliebene Antworten mit dieser Post abzumachen. Nun ist
die Unruh einmal hier überstanden, und der König gestern früh
widerabgereiset, ohne ihn gesehen, noch mich um das geringste bekümmert zu haben.
Dein 50ster Brief kam den 6 huj. und No 51 den
Tag vor dem König
an den 16. Da war Feuer im Dach, zum Glück aber selbiges mit Stroh
bedeckt und die Glut hörte bald auf. Gott weiß am besten, was diese ganze
Woche über in meinem Gemüth vorgegangen ist. Ueber die Standhaftigkeit
Deiner Freundschaft und über ihre unverwandelbare Zärtlichkeit muß ich
schweigen. An keine Winterreise ist zu denken. Mit diesem Jahr geht das
zweyte Decennium meines öffentl. Lebens zu Ende. 67 wurde ich welscher
Charon 77 Packhofverwalter 87 halte ich zum dritten mal um Erlaubnis
zur Reise an.
Dein erster Brief No 49 kam eben den Tag vorher drauf an, als mein
letzter abgegangen war. Ich dankte Gott für diesen
kleinen Umstand
der mich in meinem ganzen Concept irre gemacht hätte. Ich hatte schon 2
cassirt und setzte diesen auf den Anfang des
dritten
fort. Du hast Recht,
daß ich bey der Revision Deiner Briefe unsern Mag. Prometheus zweimal
genannt gefunden habe. Der Name ist mir immer wie ein Deus ex machinaaufgefallen. Ich wollte bey Gelegenheit mich nach ihm erkundigen – das
kann ich mich noch ziemlich klar erinnern, hab es aber vergeßen. Ich hab es
mir nicht wollen merken laßen, wie sehr ich mit ihm sympathisire, und halte
mich jetzt für so verstimmt und erschlafft, daß ich jeden feineren und stärkeren
Geschmack durch meinen Beyfall zu beleidigen befürchte. Die Kämpfsche
Mittel hat Dein jüngster Sohn gebraucht, mit welchem Erfolge? Sollten
sie dem kranken Freywilligen nicht auch gut thun. Ich bin jetzt über 80. und
denke mit dem Ende dieser Portion über 100 zu kommen – Hätte ich
Bewegung, und könnte meinen Hunger ein wenig mäßigen; so würde alles
beßer gehen. Weil ich aber nicht arbeiten kann: so muß ich wenigstens eßen
und schlafen, wenn ich nicht aus der Haut fahren soll – quod DEVS auertat!den 24 –Ich habe mich den ganzen Tag vom Morgen bis zum Abend
herumgetrieben, und komme müde und matt nach Hause. Den Anfang machte ich wider
alles Vermuthen bey unserm Geheimen Rath und StadtPräsidenten
Hippel, bey dem Kr. Deutsch mit seiner Frau logirt, denen ich gantz fremde
geworden bin, wie Scheffner, der aber nicht nach der Stadt gekommen. Es ist
mir doch recht lieb dies Schaarwerk abgemacht zu haben, und recht
traurig, das aus Wohlstand thun zu müßen, was man aus Freundschaft nicht
füglich und mit ganzem Herzen leisten kann. Mein letzter Gang war bey der
Baroneße, der ich mein achtes Vierteljahr für meine Tochter praenumerirt,
das in dieser Woche zu Ende geht. Meine Absicht war zugleich etwas
zuverläßigeres von unserer Veränderung zu erfahren, weil ich mich die ganze
vorige Woche blos mit dem öffentlichen Gerüchte hatte behelfen müßen, und
mich um nichts selbst bekümmert hatte. Der Herr ist beynahe von
Bettelschriften unterdrückt und erstickt worden. Jedermann spricht von großen
Veränderungen, in unserm Fach. Ich glaube also nicht übel gethan zu
haben, daß ich abgehalten worden bin, mich in dies Gewühl zu wagen, und
diese uns bevorstehende Revolution abwarten muß. Nicht meinem Urtheil,
sondern meiner Unvermögenheit habe ich die Klugheit meines Entschlußes
zu verdanken. Unser Kant ist außerordentlich von Minister Herzberg
unterschieden worden, und man spricht daß er eine Stelle bey der Akademie der
Wißenschaften erhalten wird.
An eben dem Tage, da ich Ihren letzten Brief erhielt, bekam ich gegen
Abend den Sept. der Berl. Monatsschrift zu lesen, die mir eine schlechte
Nacht zuzog. Was dem Publico für blauer Dunst gemacht wird! Der Octobrwird das erwartete liefern, welches sich auf das Geniewesen beziehen soll.
Das Kayserlingsche Haus hat ein Anlehn von 130/m oder150/m Thlr.
bekommen auf 30 Jahr ohne Intereßen.
Crispum habe ich heute besucht, weil ich ihn die ganze vorige Woche nicht
gesehen, ohngeachtet er sich vorgestern anmelden ließ, und begegnete ihn
heute. Er hat diese Woche an mich gedacht, und sich meine Ruhe gewünscht –
Wie unsere Wünsche auf unsere Unwißenheit beruhen. Brahl ist schon über
10 Tage hier, habe ihn aber nur im Vorbeygehen gesehen. Er hat sich
vorzügl. in Engels Bekanntschaft gefallen, von deßen Launen ihm Biester
keinen guten Begriff gemacht hatte. In Berlin geht das Gerüchte, daß Du,
lieber Jonathan! an Garve geschrieben und ihm Anekdoten gegen
Nikcolai und die Berlinsche Synagoge angeboten hättest; Seiler hätte ein gleiches
gethan. Biester hätte dies so erklärt, Garve aber hätte Nicolai davon
Nachricht gegeben. Biester hätte dies geleugnet; aber die Sache so erklärt,
daß Garve dies an einen Freund in Sachsen gemeldet, der dieses wider wo
nicht an Nicolai unmittelbar, doch an einen Berliner verrathen hätte. Ich
halte alles für ein Mährchen, doch wünschte ich zu wißen, ob
Du mit
Garve in Verbindung stehst
.
den 25.Heute ist der Geburtstag des Vielgeliebten. Gott gebe daß dieser Titel
nicht ominös seyn möge für Preußen, wie er es für Fr. gewesen. Was ist
alles versprochen, aber unter Bedingungen, welche die Erfüllung unmöglich
zu machen scheinen. Das Ideal der vorigen Regierung, welches zu Berlin so
lügenhaft blendend ausgestrichen wird, ist von einer Seite so niederschlagend,
von der andern so täuschend, daß wohl alles im vorigen Gleise bleibend,
wo nicht ärger werden wird. Es geht mit dem guten Willen, wie mit dem
Morgenroth nach dem Sprichwort.
Aus Riga habe 2 Briefe erhalten, aus denen ich Dir einen Auszug
mittheilen muß. Weil der eine mit der Post der andere mit einem Fuhrmann
ankam, der jüngste also vor dem ältesten ohne Anzeige des letzteren wurde ich
wider irre gemacht. In dem vom 19 Aug.st.v. heist es, daß wenn Sie schon
auf der Rückreise wären, seine Bitte um Schwedenborgs arcana coelestiawohl zu spät kommen würde. Ihre Antwort sollte entscheiden, ob er dochdas Buch noch übersetzen laßen würde. Bekäme er nicht das Original durch
Ihre Güte, so würde er es als einen Wink ansehen, daß er es unübersetzt
liegen ließe. –
Unterm 26 Aug. st. v. schreibt er, daß Reichs Correspondent in London
18 Guinées dafür fordert. „Das dünkt mir zu viel, und ich möchte sie gern
wohlfeiler haben. Ich weiß, daß die Bücher in London at second hand um
den halben Preiß verkauft werden. Sehen Sie also, so wohlfeil wie
möglich diese Arcana coelestia mir zu verschaffen. Wenn indeßen alle Stricke
reißen, so bin ich auch zu den 18 ℔ bereit. Das Geld soll durch Barez u Sohn
von Berlin, wohin es beordert wird, gesandt werden. Sie wißen, daß ich
darinn nicht säumig bin. Gesandt wird es an Hertel nach Leipzig, der es an
die Behörde spediren wird und das je eher je lieber, weil ich gern künftige
Ostermeße schon etwas davon übersetzt haben möchte. Da in Deutschland
überall fahrende Posten gehen, so kann das Buch am besten wohl verpackt
an Hertel nach Leipzig mit der fahrenden Post gesandt werden. Eine zweite
Freundschaft um die ich s. bitte wäre, daß s. mir da s. eine so gute Gelegenheit
dazu haben, auch folgendes aus Engl. schafften 1. The History of Greece
by Mitford 2. Richardson’s Dissertation on the Litterature etc of
Eastern Nations 3. History of Gr. Britain, written after a new plan by
Rob. Henry. 4. Gibbon’s History on the decline of the Roman Empire.
5. Hund’s Letters on the Chevalerie 6. An Examination of Dr.
Crawford’s Theory of heat and combustion by Will. Morgan 7.
Observations on the animal Economy and on the abuses and cure of diseases by
Gardiner (printed for W. Creech) 784. 8. An Essay on the nature and
cure of the phtisis pulmonalis by Th. Reid (for Cadell in the Arand)
785. Diese letztern Sachen gehen sämtlich entweder directe hieher oder
wenns dies Jahr an Schiffen in London mangelt, wie es wegen der späten
Jahreszeit der Fall seyn könnte, so gehen sie auf Hamburg an Buchb. B.G.
Hoffmann mit der Instruction für diesen, daß er sie mit erster Gelegenheit
über Lübeck unter Addresse an Herrn Herr. Roeck für mich absende.“
Auf diesen Brief den ich den 14 d. erhielt und gleich beantwortete, habe ich
ihm geschrieben, daß ich mich wegen des ersten Auftrags bereits viele
Vorwürfe gemacht hätte wegen ihres kurzen Aufenthalts in London, und also
Ihnen unmögl. mehr zumuthen könnte – Ihre liebreiche Erklärung erlaubt
mir wenigstens Ihnen dies alles mitzutheilen, und Ihrem Gutbefinden zu
überlaßen. Weil ich diesem um mich verdienten Mann nicht ex propriisgefällig seyn kann: so würde dies wohl
das letzte mal
seyn.
Den älteren Brief erhielte den 21 d. und darauf habe ich noch nicht
antworten können, werde ihm aber melden, daß ich mich erdreistet mit diesem
letzten Auftrage, damit er sich wenigstens darnach richten kann, und Ihre
Antwort abwarten, ehe er weiter geht.
Ach mein Seelen Jonathan! wie habe ich mich an Lavaters Predigten
über Philemon erqvickt! Ich fieng sie mit dem letzten August an, und glaubte
daß er über den Jonas das beste was er sagen konnte, gepredigt hatte.
Ruth, Jonas und Philemon sind meine Lieblingsbücher im A. und N.T.
Den Salomo hab ich und die
Herzenserleichterung
gar 2 mal,
selbst gekauft und zum Andenken von ihm. Ich habe eine
Apologie gegen
Markard
im Sinn gehabt und mich geirrt, wie es scheint. Die hab ich zu
lesen gewünscht. Wenn doch die Ziehensche Predigt drunter wäre. Ein
Freund hat mich so inständig drum gebeten, der erste pollnische Lehrmeister
meines Joh. Mich. und hab sie ihm versprochen, aber todt vergeßen. Ich
muß es aber so machen, daß noch etwas selbst zu plündern übrig bleibt –
Freund Schenk ist kein Tiro sondern ein Rupertus expertus sich die
Schwächen einer armen Autorseele zu Nutze zu machen. Der Stab ist
einmal gebrochen und kann nicht mehr gantz gemacht werden. Hab ich nicht so
viel Zaubereyen wie Bileam angewandt, mich gegen Herder
anathematisirt und verflucht, eben deshalb den Druck unüberlegt angefangen um mich
selbst zu binden und zu zwingen. Es fehlt mir also nicht an Stacheln im
Gemüthe, die mir keine Ruhe laßen. Meine ganze Natur empört sich die
gedruckten Bogen anzusehen. Wer Gottes Ehre liebt, dem ist es auch im Ernst
um die Ehre seiner Freunde und ihr Wohlgefallen, und um
Friede
zu
thun, nicht
Oel ins Feuer zu gießen
, oder mit dem Schwert Ohren
und Nasen abzuhauen, wie St. Petrus kurz vor seiner Verleugnung that.
Zu meiner Gesundheit und Arbeit, wenn ich nicht blos wie ein Fauler
wünschen soll, gehört Ruhe. Wie zu allen meinen Besuchen ein Geschäfte
und Beruf zum Grunde liegt, will ich es auch jetzt mit meinen Briefen
halten, und nehme, wie ich mit Einl. gethan, von Dir, Herzenslieber
Jonathan, Abschied. Gesetzt daß auch aus allem nichts werden noch
herauskommen sollte; so wird dieses die schönste Arbeit für mich seyn. Aber Dein Wille
geschehe!
Hab ich Anlaß zu schreiben; so werde nicht saumseelig seyn. Sollte der
Ausbruch der zu erwartenden Veränderungen auch diesen Plan stören: so
gebe ich Dir auch Nachricht. Meine Art und Weise ist es nicht,
Wind
zu
machen, wie alle meine bisherigen Versprechungen Wind geworden. Gestern
Abend verunglückte mir zu meinem großen Herzeleid das 84ste Lavement.Diesen Morgen ist es dafür ersetzt worden, ohne daß ich eine natürl.
Oeffnung erwarten konnte. Also 84b) und diesen Abend 85. Lohnt es wohl dergl.
elendes
Geschreibsel
zu lesen; aber ich kann nicht anders als was mich
beschäftigt
, Gedanken und Sinne. Wie der Kopf, so die Faust oder die
3 Schreibefinger – daß mir selbst vor allem eckelt und grauet, und
natürlicher weise auch jedem Leser, wie man heuer sagt, unbefangenen Leser. Die
Wahrheit wolle uns alle frey und nüchtern machen! Freund Ruprecht und
Freund Prometheus, und wenn ich ja der gröste unter Euch seyn soll; so will
es auch durch meine Schwachheiten und Thorheiten seyn, ohne Abbruch der
Liebe
, der Hoffnung und des Glaubens of all denominations.
Schreib
mir zu meiner Erqvickung
und
Stärkung
in der Wüsten, wo ich
lieber Ohr als Stimme zu seyn wünsche, ohne auf Antwort zu warten, als
die Bedürfnis und Nothwendigkeit mir zur Pflicht machen nach meinem
laten u stricten Gewißen für Kameele und Mücken. Gott seegne Dich und die
Deinigen, wie die meinigen. Mein Joh. Michel geht übermorgen in sein
18stes Jahr – Ergänze doch die Mängel der Beyl. durch Deine Hermeneutik.
Ich umarme Dich – – – – – Johann Georg.Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 27ten Aug bis 25ten Sept. 1786.
J. G. Hamann
empf den 5ten –
beantw den 6ten –Kgsb den 29 Aug. 86.Liebwerthester Freund
Der Geh. Rath Jacobi ist den 10 d. aus London heim gekommen, und hat
mir den Tag drauf gl. geschrieben einen Brief, den ich am Sonnabend
erhalten habe. Er meldt mir daß Schwedenborg jetzt ins Engl. übersetzt würde,
und das lateinische Original sehr rar wäre. Er hat durch einen besondern
Zufall, den er mir nächstens melden will, den Brief, worinn ich den Auftrag
gegeben, zu spät erhalten. Er verspricht mir, Ihrem Verlangen und meinem
Auftrage ein Gnüge zu thun durch einen Freund, denr lavagéundDänischer Chargé d’affaires,der und gerade der rechte Mann ist dieses
zu besorgen, weil er um alle Schwedenborgische Dinge weiß und ein
deutscher Biedermann seyn soll. Ehe ich darauf antworte, erwarte ich Ihre
nochmalige Erklärung so wohl in
Ansehung des Preises
, wofür Sie ihn
selbst erhalten können, als in Ansehung der Art, wie es expedirt und die
Bezahlung etwa assignirt werden soll, wie auch über alles dasjenige, was
Sie noch für nöthig finden zu erinnern in
Ansehung der Art und
Weise das Buch an den Ort der Bestimmung zu befördern
,
um allen Misverständnißen vorzubeugen bey Aufträgen durch die dritte und
vierte Hand.
Gestern habe auch durch HE von Auerswald ein gedrucktes Exemplar des
Lausonschen Gedichts auf die
Gustabalda
erhalten, aber nur eine
Abschrift der Ballade auf den
heil. Barthel
. Soll ich die beyden Stücke an
Sie mit der Post oder durch einen Fuhrmann addressiren. HE von
Auerswald wird sich noch alle mögl. Mühe geben ein gedrucktes Exemplar
aufzutreiben wenn es ihm mögl. ist. Melden Sie bey der Gelegenheit dem HE
Grafen, dem es vielleicht angenehm seyn wird sich eines würdigen Mannes
zu erinnern, den er ehmals seiner Gnade und Vertrauens gewürdigt.
Ich hoffe, liebster Freund, daß Ihre Frau Gemalin glückl. angekommen
ist und daß Sie sich alle nach Wunsch befinden. In meinem Hause ist
Gottlob alles wohl und empfiehlt sich Ihrem freundschaftl. Andenken. Nach den
Gedichten ist unter unsern Papieren umsonst gesucht worden. Pr Kraus reiste
in den Ferien zum HE von Auerswald; daher es mir einfiel, durch diesen Weg
obiges zu erhalten.
Gestern Abend habe das 40ste Lavement eingenommen; und vorigen
Sonntag meinen 57 Geburtstag gefeyert. Meine Arbeit habe reponiren
müßen zu meiner Schande, weil Leben und Gesundheit mir lieber seyn müßen
als der Kützel ungerathener Schriftstellerey, die mit zu den Anfechtungen
und Versuchungen des Teufels, der Welt und des Fleisches gehören – endl.
zu gewinnen u den Sieg zu erhalten.
Wir leben hier in Erwartung guter Dinge, die Gott erfüllen wolle! Des
alten Nicolai Sohn hat sich hier bey Gelegenheit des Domnicks, wo er den
dortigen Laden revidirt, ein 14 Tage aufgehalten. Er hat hier vielen
Beyfall gefunden, besuchte mich und wir haben uns einander bey Jacobi in
seinem Hause hier u in Trutenau gesehen. Der alte Vetter N. hat Hofnung
einen würdigen Nachfolger und Erbfeind St. Petri u seines römischen
Stuhls zu erleben und dazu gebildet zu haben. Ich umarme Sie, bitte um
Bescheid mit erster Post, damit ich nach Düßeldorf schreiben u die Balladen
Ihnen zufertigen kann.
Ihr alter Landsmann u Freund Johann Georg Hamann.Brahl ist mit Siebert incognito nach Berlin abgereist. In höchster Eil.
Adresse mit Mundlackrest (Kopf des Sokrates nach links):HErrn / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsb
Empf u beantw d 26 Aug 1786Nachschrift von Sophie Marianne Courtan:Erinnern Sie sich nicht mehr Ihres Versprechens l. B. mir die Bücher v. Zolikofen zu schicken;
die Sie in Ihrem Taschenbuch aufzeichnen? – Ich bin gestern v. Pillau zurückgekommen – u. wünsche:
daß auch Ihre Frau gesund und angelangt seyn möge, welche ich Siein meinem Namen zu
umarmen bitte!
den 30 Aug:S. M. C.1786.Pempelfort den 4ten Sept. 1786.Vermerk von Hamann:No 51 Erhalten den 16 –rote TinteIch habe Deinen Brief, lieber HerzensVater, und kann es nicht
aussprechen wie ich Dich habe u halte. Du sagst in dem nach London bestimmten
Briefe vom 22ten Juni: es hätte Dich befremdet, daß ich nicht gegen Dich
eben die Freymüthigkeit ausübte, die ich Lavatern bewiese, Lieber, ich bin
immer freymüthig gegen Dich; nur daß ich, im Entgegengesetzten des Tadels
den Ausdruck meiner Empfindungen in Absicht Deiner immer schwäche, u das
mehrste ganz verschweige. Du bist mir ein gewaltiges Zeichen, u Du sollst mir
die Rede Deines u meines Gottes nicht schmähen, wenn es auch nur Rede zu
mir allein wäre. Seine Erscheinungen sind nicht, wie Kant behauptet alle nur
Erscheinungen
von Nichts
, u er hat sich öfter auch in Träumen offenbart.
Sey Du wer Du willst: der Hamann, den ich mehr als liebe; der mir Andacht
einflößt, u mein Herz zum Glauben stimmt –
Der
ist kein Hirngespinst, u
ich kein Thor der nur eine Wolke umfaßt.
Wenn Du mir auch nicht der unverletzliche wärest der Du mir bist, so
hättest Du dennoch wegen Deines Entschlußes den fliegenden Brief unvollendet
zu laßen, kein qu’en dira-t-on von mir zu befürchten gehabt. Dein Glaube u
Dein Gewißen sind mir so heilig, daß ich in mir selbst nichts habe was mir
in eben dem Grade heilig u ehrwürdig wäre. Aber so viel hätte ich doch auch
verdient, daß Du Dir in Absicht meiner wegen dieser Sache keine Gedanken u
Sorgen gemacht hättest. In dem Briefe an Schenk sprichst Du gar v Ersatz
der Kosten*, ein Angesinnen das schnurstraks gegen unseren Vertrag läuft, u
Dich Brüchtenfällig macht.
Was Deinen fliegenden Brief, nach seinem Werth als Schrift betrachtet,
angeht, so finde ich bisher nichts an ihm warum er unterdrückt werden müßte.
Du weißt was ich Dir besonders über die letzten Fortsetzungen geschrieben
habe; derselbigen Meynung bin ich noch.
den 5ten –Ich wurde gestern durch einen sehr unangenehmen Besuch gestört. Heinse
kam in mein Zimmer u sagte, Großmann (der Schauspieler) u seine Frau
hätten v ihm verlangt, er solle sie zu mir heraus bringen u.s.w. Es war noch
ein Schauspieler oder entrepreneur bey ihnen, u ein Buchhändler aus Cölln.
Ich hatte Großmann schon öfter gesehen, da er noch bey Sailer war u seit dem.
Der Mensch ist mir fatal. Mir wurde ganz ohnmächtig unter diesen
postischen Menschen, die ich gar nicht wieder los werden konnte. Wie viel ich heute
werde schreiben können steht dahin. Ich habe seit einigen Tagen einen Fluß im
Kopfe, der mich periodisch peinigt. Die Schmerzen fangen Morgens gegen
4 Uhr an, u laßen erst im Nachmittage nach. Gestern war es etwas beßer
damit; heute ist es wieder schlimmer. Ich kenne dieses Uebel unter allerley
Gestalten schon lange. Die Aerzte wißen ihm keinen rechten Nahmen; u es
scheint außer dem Würkungskreise aller ihrer Mittel zu liegen.
Daß Du am 24ten meinen Brief vom 11ten noch nicht hattest, nimt mich
Wunder. Du mußt nun auch einen 2ten schon erhalten haben. Der Deinige
eh er ankam hat mir die Zeit recht lang werden laßen, aber ich bin nun auch
recht wohl mit ihm dran. Ich wüßte kaum einen v Dir erhalten zu haben, den
Du so (das nach London bestimmte Blatt mit gerechnet) mit Liebe, Geist u
Segen getränkt hättest. Wahrlich, Lieber, Du bist nicht allein gut zu Fuß, wie
Du mit dem Gange nach Trotenau bewiesen hast, sondern es steht überhaupt
mit Dir noch ganz wohl. Jedes Wort das Du über den verstorbenen König
sagst, zeugt v LebensFülle u Abrahamitischer Samenenergie. Eben so jedes
Wort des Commentars über die Sätze: „Der Grund aller Ueberspannung ist
Leidenschaft, Schwäche“. u. „Instinkt v Leidenschaft zu unterscheiden ist das
Meisterstück des Verstandes.“ – Laß mich hier Dir noch ein Wort über
Deinen fliegenden Brief sagen. Wenn Du ihn auch dem Publico nicht geben
willst, was hindert Dich, wenn Dir wieder gute Stunden kommen, ihn blos
für Deine Freunde u in Gottes Nahmen zu vollenden? Es ist Wißbegierde
von einer guten Art, u
sonst nichts
, die mich so herzlich wünschen läßt,
den Plan, den Du in einem Briefe an Schenk v 12ten Juli vorgelegt hast,
ausgeführt zu sehen.
Mit Witzenmanns Gesundheit geht es, Gott lob, wieder alle Tage beßer.
Ich mußte lachen wie er stutzte u erschrack, u so auch Schenk, da ich ihnen
verkündigte, Du wolltest Deinen fliegenden Brief unvollendet laßen. – Daß
ich Dir von Witzenmann vorher nicht geschrieben haben soll, wie Du mir
vorwirfst, ist ein Irrthum; ich habe seiner mehr als einmahl gedacht, unter
andern bey Gelegenheit der Vorlesungen v Pfenninger. Seitdem ist er in engeren
Beziehungen in meinen Briefen an Dich vorgekomen, ich weiß aber nicht mehr
genau, wie oder wann. Er grüßt Dich auf das kindlichste u herzlichste, u hätte
gar zu gern daß ich mit Dir von dem fliegenden Briefe spräche, wie ich mit
ihm davon spreche, weil er meynt das könnte helfen daß wir ihn vielleicht
kriegten. Aber ich wünsche Dir vor allen Dingen Ruhe; u was helfen kann
Dir diese zu verschaffen, möchte ich am liebsten thun.
Buchholtz wird Dir geschrieben haben, daß sich die Prinzeßinn v Oranien
wegen Deines Urlaubs an den jetzigen König gewandt hat, der aber damahls
noch Kronprinz war. Die Fürstinn v Gallitzinn meynt, wenn die Sache
während den Unruhen der Trohnbesteigung in Vergeßenheit gerathen wäre, so
dürftest Du nur daran erinnern, u Dich als den Mann nennen, für den die
Stadthalterinn geschrieben hätte. – Gott gebe daß Du noch kommst. Ich
hoffe alles für Deine Gesundheit v dieser Reise. Daß ich Dir nicht mehr
darüber sage, wird Dir viel gesagt seyn, wenn Du mein innerstes siehst, wie ich
hoffe. Ich bin so uneigennützig u so intereßiert dabey, u in einer so
mannigfaltigen Wechselwürkung, daß es mich stumm macht.
Daß die neue Ausgabe meines SpinozaBüchleins erst, ich weiß selbst noch
nicht wann erscheinen wird, habe ich Dir gewiß schon in meinem jüngsten
Briefe gemeldet. Die Jenaer Litteratur Bengel sind gar zu schlimme Vögel,
daß sie mich zwischen dem Blinden u dem Kantischen Glauben, wie Buridans
Esel, in die Mitte stellen, u in Hoffnung daß ich da regieren werde. – Den
Kantischen Glauben kann ich unmöglich auf mir sitzen laßen. Ich möchte eben
so lieb den Verdacht ich weiß nicht welcher unnatürlichen Sünde auf mir
haben. Wenn ich mich aber dagegen erkläre, so wird Kant böse werden, denn
man kann an sein System nicht rühren, ohne es zu zerbrechen. Sein Weltey
ist hohl, u kein Vogel hat je eins v mit so dünner Schale gelegt. Für den
decidierten
Idealismus ist sie die Schale hart genug, u dann ists ein
großes, schönes, herrliches Ey. Aber von der bloßen Heucheley irgend eines
andern Inhalts, platzt das Ding wie eine Waßer- oder Seifenblase. Mein
Verlangen nach der Abhandlung über das Mendelssohnsche Orientieren ist
fast sehr gros, u ich bereite mich so viel ich kann, es mit Geduld anzunehmen,
wenn ich sie in dem nächsten Stück der Monatsschrift nicht finde.
Ich begreiffe wie die Geschichte mit Hartknoch Dich geschoren haben muß.
Mit dem Schwedenborg, hoff’ ich, solls ihm beßer glücken. Melde mir doch
seine übrigen Aufträge, denn es schiert mich noch immer daß der erste nicht so
schnell ist ausgerichtet worden ist, als er hätte ausgerichtet werden sollen.
Ich höre nichts v Lavater, u will es nicht länger als morgen verschieben an
ihn zu schreiben. Ach, Lieber, ich habe versäumt Dir v Leipzig aus den
Pontius Pilatus, die Predigten über den Brief an Philemon, den Salomo, u ich
glaube noch ein Buch unseres Johannes schicken zu laßen. Doch bin ich nicht
gewiß, ob es durch mich oder durch Goeschen versäumt worden ist. Dieser
Goeschen ist lange nicht was er mir schien. Daß Du Lavaters Rechenschaft an
seine Freunde nicht hättest, wäre mir nicht eingefallen, da s Du sonst alles
ehe als ich zu sehen bekommst. Die vertrauten Briefe die Religion betreffend
vom alten Spalding, h wovon schon die 2te Auflage heraus ist, hast Du
doch gesehen. Der junge Spalding las mir zu Richmont die Stelle daraus
vor, über das Angesinnen denen Deisten eine Kirche in Berlin zu gestatten
(S. 276), u diese Stelle gefiel mir sehr. – Hier ein Brieflein v Schenk. –
Da bringt man mir Licht zum Siegeln. – Lebe wohl, Du Trauter, Lieber!
Ich drücke Dich an mein Herz – Gott mit uns!
Dein Fritz Jonathan.Vermerk von Hamann:Geantw auf 49.50,51 den 23 Sept. – 25 auf dem Fragment vom 27 Aug.nebst Einl. nach Münster auf dem Fragment vom 6.7 den 22 Sept.Wider geschrieben den 28 Sept.* am linken Rande: heute, den 5ten, da ich Deinen Brief an Schenk noch einmahl lese, finde ich daß ich Dir unrecht gethan habe; also verzeih!Pempelfort den 5ten September 1786Vermerk von Hamann:Erh. 16 –Erlauben Sie, edler vortrefflicher Mann, daß ich dem heutigen Schreiben
Ihres Jonathans einige Zeilen Antwort auf Ihr gütiges Briefchen an mich
vom 24ten des verwichenen Monaths beylege. Ich kann, was allen Dank von
Ihrer Seite betrift, zu demjenigen, was ich Ihnen in dieser Rücksicht bereits
zu Anfang unserer Correspondenz gesagt, wenig mehr hinzusetzen. Wo wahre
Liebe mitarbeiten hilft, da laßen sich ihre Spuren nicht verkennen. Ihrem
eigenen Herzen also darf ich zu deuten überlaßen, aus welcher Quelle der
Eifer und die Sorgfalt gefloßen sind, die ich in Ansehung Ihrer Aufträge
mag bewiesen haben; und ob es bloße Höflichkeits-Versicherung ist, wenn ich
Ihnen sage, daß ich in demjenigen, was ich für Sie gethan, blos dadurch daß
es für Sie geschah, einen Genuß gefunden, der mich jedesmahl unmittelbar
für die damit verbundene Mühe reichlich belohnet hat.
Ehe ich Ihnen die Nota des Buchdruckers über die Bogen qs. Ihres
fliegenden Briefes sende, und zur Vollziehung Ihres Urtheils über das bereits
davon gedruckte schreite, gewähren Sie mir die Bitte, würdiger Mann, den
Proceß noch einmahl zu revidieren. Mir fällt, wenn ich an die Entschließung
denke, welche Sie in Absicht dieser Schrift genommen, die Geschichte jenes
großen Spartanischen Königes ein, der furchtbarsten Geißel des Persischen
Uebermuths und des Rächers Griechischer Freyheit, dem eine etwas
ungewöhnliche Organisation gleich nach seiner Geburt beynahe das
Verdammungs Urtheil zugezogen hätte; und mir ist bey dem Auftrag, den Sie mir
geben wollen, als fände ich mich in jene Zeiten versetzt, und müßte den jungen
Held voll Lebenskraft in die Erde mit verscharren helfen. – – Indessen, Ihre
Stimme bleibt die entscheidende, und wenn Sie auf Ihrer Entschließung
verharren, so dürfen Sie Sich in Absicht derselben von hieraus die genaueste
Befolgung versprechen.
Leben Sie wohl, lieber, edler, vortrefflicher Mann, und erinnern Sie Sich
zuweilen Ihres alten Pempelforter Correspondenten, der Ihnen von ganzer
Seele ergeben ist, und die Größe und Tiefe Ihres Geistes eben so sehr
bewundert, als für die erhabene Einfalt Ihres Herzens und für Ihren reinen
unbefangenen Wahrheits Sinn die lauterste und innigste Verehrung fühlt.
Ich verharre
Ihr
getreuer
Tiro-SchenckQuis mihi det TE Fratrem meum – vt inveniam TE foris – – Ibi me
docebis
– – Cant. VIII.Vorgestern den 4 Sept. waren es zwey Jahre, wie ich des Abends Ihren
ersten Brief erhielt. Vorgestern blieb ich den ganzen Tag zu Hause, um an
Sie zu schreiben; siegelte den Brief zu. Gestern früh überfiel mich eine Unruhe,
brach alles auf, konnte nicht einmal lesen, geschweige begreifen, was ich den
Tag vorher zusammengestoppelt hatte; fieng von vorn an, ohne von der Stelle
zu kommen. Heute zum dritten und letzten mal. Ein solches Chaos, eine solche
indigesta moles, ohne Licht und Ordnung – eine solche Kelter und
Treschtänne – Votre Majesté me pardonnera le dégout de mon détail; car c’est
le puits de la Vérité – schrieb ich den 1 Januar83Den 18 Aug. (es war eben der Tag, wo Berlin den neuen König einziehen
sahe) fällt es mir wie ein Blitz ein, aus dem Thor zu gehen. Ich ermüde bey
jedem nöthigen Gange nach der Stadt, wo ich keinen Besuch ohne eine Art
von Geschäfte ablege, bin diesen ganzen Sommer kaum aus dem Thore
gewesen. Der Einfall aufs Land zu gehen durchglühte mich so, daß ich gegen
meine Weise und Sitte mich eines fremden Stocks ohne ein Wort zu sagen
bemächtigte, mit einer solchen blinden Hitze aus dem Licent laufe, daß ich
beym Ueberfahrtsboot beynahe in den Pregel gestürzt wäre; weil ich durch
das Geschrey eines hinter mir gehenden Menschen über mein Stolpern, auf
mich selbst aufmerksam gemacht werden muste. Alles fügte sich zur
Ausführung meinesr Wallfahrt, über die ich selbst lachte, und auf jeden Fall,
unterwegens zu bleiben, meine Maasreguln gemacht hatte. Raphael Hippel,
mein Reisegefährte kam gleich nach dem Mittagseßen, fand mich auf dem
Bette ein wenig ausruhen, wollte erst gegen Abend gehen. Ich drang aber mit
Bitten und Gründen durch, uns sogleich auf den Weg zu machen. Ich hielt
tapferer, wie mein junger Geselle, den der Stiefel drückte, aus, legte 1½
Meilen im Sande glücklich zurück und kam mit 5 Uhr zum Erstaunen aller
und meiner selbst in Trutenau an, und wäre noch denselben Abend im stande
gewesen die Stadt und mein Haus zu erreichen, wenn man mich nicht zu einem
Platz in der Kutsche gezwungen hätte und ich mich nicht den Tag drauf zur
öffentl. Beichte gemeldet hätte, und ich die
letzte Woche
meines 56ten
Jahres mit der heil. Eucharistie anfangen wollteIn dem anticipirten Entschluß diese ganze Woche für mich daheim, ohne
zu wißen womit? zuzubringen, wurde ich bestärkt, da ein Bote nach dem
andern Montags frühe den 21 Aug. unsere Landesleiche ankündigte. – Ich
fieng vor langer Weile einen Brief an unsern J. an – Dienstags frühe den 22
brachte mir mein lieber Junge Ihr Päckchen, von dem ich schon den Abend
vorher aber zu spät Wind nicht zu meiner Ruhe, weil ich nicht wuste woher?
bekommen hatte. Es war das Fragment Ihres Hauptbriefes nebst den fünf
gebundenen Einlagen. Es that mir damals wehe, nicht eine Zeile Postscriptvon Ihrem und Mariannens Befinden erhalten zu haben – Ich schloß alles in
mein Bureau, bis zum XI. Sonntage nach Tr. Ich hatte aber keine Ruhe in
meinen Gebeinen oder Eingeweiden, bis ich alle fünf Bände verschlungen
hatte, brachte Ihre ganze Correspondenz, die ein Fach meines Bureaus füllte
in Ordnung, numerirte mit rother Dinte von No 1–18, um alles zum
ruhigem Genuß fertig zu haben.
Donnerstag Abends wurde mit genauer Noth
mit einem abscheulichen Willkomm an J. und einem bitter lächerlichen
Abschiede von seinem ehrl. und bisher von mir geqvälten Statthalter Schenk
fertig
. Freytags schien mir der Kopf ein wenig erleichtert, durchlas die ganze
Correspondence mit unserm J., fand alles bis aufs kleinste Flickchen, mit
Bleystift beschrieben, numerirte gleichfalls diesen ganzen Briefwechsel mit
rother Dinte und reponirte ihn in die Schublade meines Schreibetisches.
Mitten in dieser Arbeit überraschte mich Sonnabends der erste eigenhändige
Brief aus Pempelfort, und meine erregte Phantasie sahe das neue Siegel
eines Sphinx für den Ixion wegen des Rades an.
Nach einer schlaflosen, unruhigen Nacht erwachte ich den 27 Aug. Mit
einem Gewölke in meinem Gemüth bemerkte ich den schönen heitern Morgen,
besuchte die Metten und meinen kranken Freund, den einzigen mir
übergebliebenen von meinen akademischen Jahren, Kr. Hennings, und eilte nach
Hause, wo ich nicht mehr als eEins meiner alten Lieblingslieder singen
konnte: HErr, besänftige mein Herz, mach es vom Gedanken los. Ich muste
mit den ersten
sieben Briefen
Ihres Fachs aufhören. Lisette Reinettekam ungebeten zu Mittage. Weil wir unter uns waren, blieb alles in seinem
gewöhnlichen Gleise. Das Kuchenwerk überlies ich gantz den Kindern, weil
mir das Butterbrodt und Käse ein angenehmer Dessert waren. Desto weniger
bekamen sie von der Bouteille Wein, welche die Hausmutter besorgt hatte.
Ich war Vorleser aus Hahns Postille, womit mich Lavater im May 77
erfreute, und die seitdem mein Haus- und Sonntagsbuch ist. Der müde Leib
erholte sich durch eine Stunde Mittagsschlaf. Unser Nachbar und
Gesundheitsrath Miltz war gekommen und gegangen; seine einzige Tochter machte
meinen 3 Mädchen Gesellschaft. Raphael und mein Michel befreuten sich mit
ihrem und meinem Nicolovius. Prof. Kraus kam auch mit einem Gelächter,
und gieng seiner Wege. Die jungen Leute allein nahmen mit dem kalten
Braten für lieb. Das Gewölke des letzten Morgens verlor sich mit dem ersten
Abend meines 57sten Jahres, unterdeßen der Himmel wie aus Eimern zu
regnen anfieng. Zu diesem Jahre wurde Abrede genommen, daß ich mich zwingen
müste, so viel möglich, jeden Tag auszugehen.
Mit der neuen Woche war ich mit Ihren Briefen beschäftigt. Dienstags
den 29 Aug. wurde mir ein Brief von Reichardt aus Berlin von seinem
Schwager mitgetheilt, dem er meldete den 22 als Courier angekommen und
mit außerordentl. Huld und Gnade von ihm aufgenommen zu seyn nebst den
besten Aspecten für das arme Vaterland – und die bisherigen Stiefkinder
des großen Oncle. Zu gleicher Zeit kamen mir Lavaters Predigten wie ein
paar gebratene Tauben ins Haus geflogen. Ich konnte selbige nicht eher als
mit dem 31 Aug. anfangen, auch nicht aufhören zu lesen – Der Brief an
Philemon ist immer ein wahrer Leckerbißen für meinen Geschmack; wie das
Büchlein
Ruth
mit dem kleinen ungezogenen Propheten, über den er auch
so schön gepredigt, daß ich dies Buch für ein non plus vltra seiner
Kanzelberedsamkeit hielt. Aber hier glaub ich noch mehr isein Leben, Weben und
Wesen gefühlt zu haben. Weil der Septembr. meines Jungen Geburtstag ist,
so bat ich mir eine Viertelstunde Morgens oder Abends von ihm aus, weil er
den gantzen Tag ziemlich besetzt ist, um den Thomas a Kempis lesen zu
können; dawomit wir auch den Anfang gemacht und mit dem ersten Buche
bald fertig sind. Wir vergleichen zusammen eine Castelionische oder
neulateinsche und zugl. eine portugiesische Uebersetzung, die ich selbst besitze, mit der
Originalausgabe eines Jesuiten. Den Volksmährchen zufolge, die mich näher
angehen als die aurea Legenda des Cabinets, gehört diese Lecture zum Ton
du jour et du Siecle illuminé –Den 3 d. Dom. XIIpTr. feyerte ich wegen der schlechten Witterung in
angello cum libello und überlas zum andern mal Ihre Rhapsodie über
Gottes- und Menschen- und Selbstführung durch Bedürfniße. Der Styl
Ihres
Gantzgefühls
erfordert ein Studium, wie die Antike – und ich
möchte bisweilen ausruffen, wie der Sohn der Sunamitin: O mein Haupt,
mein Haupt! Junger Mann meiner Seele und meines Herzens, mit welcher
Innigkeit und Schaam hat mich Ihre Wachsamkeit auf sich selbst, Ihre
Standhaftigkeit in Versuchen und Prüfungen, die Treue oder Integrität und
Originalität Ihrer Ein- und Ausdrücke erfüllt! Wie theuer und unschätzbar
ist mir dasdies Unterpfand Ihres unerschütterten Vertrauens, das Gott
gewiß belohnen wird durch den rechten Artzt. Ich kann mir selbst nicht helfen.
Trübsal und Gedult sind unser Golgotha: Erfahrung und Hoffnung, die nicht
zu schanden werden läßt nach Rom V. unser SchibleminiAlles Geschreibsel, wie Sie es nennen, alles Gedrucksel ist nichts als Schwarz
auf weiß. Zu Ihrem Geschriebenen fehlt mir der Text Ihrer
Physiognomie
, und ich lese nichts als Noten ohne Text alswie in einem
Schattenriß. Mein Gedrucktes besteht aus bloßem Text, zu deßen Verstande die Noten
fehlen, welche aus zufälligen auditis, visis obet lectis et oblitis bestehen,
und eine
stumme Mimik
war das ganze Spiel meiner Autorschaft.
Sie werden aus dem Tagebuch eines halben Monats leicht ersehen, von
was für Winden und Wellen mein Schifflein getrieben wird, und wie leicht
es wie des armen Lenz seins hätte scheitern können. Auch der liebe Prometheus
Wzm hat das Resultat seiner Schriftstellerey nicht vorhersehen können; und
leidet an seiner Gesundheit
–
Der Grund auch meiner Ueberspannung war Leidenschaft und Schwäche.
Meine unzeitige Geburt kostet Ihnen und J. außer der Schande noch baares
Lehrgeld. Wie haben Sie den ehrwürdigen Vatertitel an mir
verschwendet‥
Aber ein solcher Beweis meiner Untüchtigkeit und Unwürdigkeit war nöthig
dem reißenden Strohm Ihrer zu günstigen Vorurtheile Einhalt zu thun, und
die Schuld meiner Gegenliebe zu vergrößern
; denn welchem wenig vergeben
wird, der liebt weniger, als dem viel Sünden vergeben sind.
Diesen Morgen habe bereits den zweiten Brief seit seiner Heimkunft aus
London von unserm J. erhalten. SeineIhre wie seine Freundschaft für
mich scheint auf einen Fels gegründet zu seyn. Zu meinem großen Glück war
mein Brief einen Tag eher angekommenabgegangen, als sein erster ankam.
Das Lesen ist zwar fruchtlos; aber das Schreiben ist mir schädlich, und
beynahe unmöglich geworden. Ich freue mich wie ein Kind über jeden Brief,
den ich erhalte, und habe mehr als Angst, so bald ich drauf antworten soll.
Alle Gedanken verschwinden mir, so bald ich die Feder ergreife. Ich habe diese
halbe Woche nichts als diesen Brief im Sinn gehabt –
Der Gebrauch der Kämpfschen Visceral-Lavements thut mir wohl, und
ich habe Hofnung – Mit dem 1 Jul. machte den Anfang, bildete mir aber
nur ein, hämorrhoidalische Schmerzen ein, die mir bisher gantz neu und
unbekannt gewesen waren, mir zugezogen zu haben. Entschloß mich daher,
von oben diese Mittel zu brauchen. Seit dem 8 Aug. versuchte ich wider den
nächsten Weg zu meinen Eingeweiden, bin schon über 50 kommen, und fahre
alle Abend und Morgen fort, wenn diese Ordnung nicht durch eine zufällige
Verstopfung unterbrochen wird. Wenn ich auch meinen Hunger beßer
mäßigen könnte; aber auch diese Leidenschaft meines Magens ist Seelenschwäche,
und wie Sie aus eigener Erfahrung wißen, ein Zwang und Druck langer
Weile, ein horror vacui, das man gleichviel womit auszufüllen sucht.
Der König wird den 17 d. hier erwartet. Alle königl. Bediente haben
geschworen, bis auf unser Freycorps, an deßen Vereidung noch nicht gedacht
wird.
den 7.Mit allem meinem Nachsinnen weiß ich kein beßer Theil zu wählen bey
der obwaltenden crisi in mir und allgemeinen Gährung um mich herum, als
ruhig die Entwickelung innerer und äußerer Umstände abzuwarten. Unser
Wollen und Können bleibt doch immer einim Grunde ein Werk höherer
Hand, deren Führung ich mich überlaßen will, und die mich bisher, wie eine
Mutter, geleitet hat. Ein Trahe me postTE, wird mir wohl Beine geben zu
laufen und nicht matt zu werden, zu wandeln und nicht müde zu werden
Jes. XL. 31 wie ich –
den 22 des Morgens.Ich erwachte heute nach einer ruhigern Nacht von den Kanonenschüßen,
womit die Abreise des Königs um 5 Uhr angekündigt wurde. Gott begleite
ihn! Ich habe nicht den geringsten Antheil an dem Auflauf nehmen können,
und bin nicht aus dem Hause gewesen.
Den Tag vor seiner Ankunft erhielte
den dritten Brief von J. der alle meine Geister in Bewegung brachte – Eine
unüberwindlige Muthlosigkeit und Unvermögenheit hat alle meine Arbeit
vergebens gemacht. Es geht mir wie man von Kranken sagt, die ein hitzig
Fieber überstanden haben, und die sich auf nichts besinnen können, was sie in
ihren paroxysmis alles angegeben haben
. Umsonst habe ich mich aus Ihren
beyden Qvartbändchen zu stärken gesucht – Die elende Witterung mag auch
das Uebel vermehrt haben. Seit gestern hat sich der Himmel aufgeklärt;
aber diese Nacht hat es gereift und die Kälte ist so empfindlich, als wenn die
Jahreszeit einen ganzen Monath übergesprungen hätte. Ich bin noch auf
eben dem Fleck, wo ich seit 2 Jahren gewesen bin, und weiß diesen Zauber
nicht aufzulösen noch zu erklären. Mein Tichten und Trachten diesen Winter
zu verleben, ist also nichts als Wind gewesen und zu Waßer geworden – Die
Vorsehung hat ihre Hand im Spiel; das einzige womit ich mich trösten und
aufrichten kann. Sie hat eine Strafe für uns beyde abgewandt; denn weiß
der Mensch, was er wünscht – Ich denke den Menschen so abscheulig zu
seyn, als sie mir vorkommen, und glaube oder bilde mir ein, gleichwie ein
Pelican in der Wüsten und ein Käuzlein in den verstörten Städten verwandelt
worden zu seyn. Man rühmt sehr des Königs gnädiges Betragen. Die
Huldigung ist ohne Schaden abgegangen. Dem Pöbel isthat kein Wein
gesprungen, kein Geld ist ausgeworfen, nichts Preis gegeben worden. Er soll selbst
mit der Sparsamkeit des ausgerüsteten Throns p ein wenig unzufrieden
gewesen seyn. Die überhäuften Bittschriften, womit er bestürmt worden,
würden ihm auch meine vereckelt haben. Vorgestern hieß es in der ganzen
Stadt, daß Hippel seinen Abschied bekommen, und gestern wurde er für einen
geheimen Rath ausgegeben. Das letzte komt mir wahrscheinlicher vor, wenn
der Arbeiter seines Lohnes werth ist.
Durch eine Cabinetsordre vom 24 Aug. wurden alle
Geld
verspillernde Freudenbezeugungen
ausdrücklich verboten – Der galante
Ungehorsam des Pöbels wurde gnädiger aufgenommen, unterdeßen scheint
der Honigmond mehr in Preuß. Complimenten als deutschen Realitäten hier
gefeyert worden zu seyn. Unter lauter anklagenden Gedanken und
Entschuldigungen, die mich ausbeunruhigt haben, ist mir kein entscheidender Wink
zu Theil worden. Den halben Vormittag hat das Schießen gewährt, als
wenn die Freude über den Abschied lauter seyn sollte, wie zur Ankunft. Mein
Joh. Mich. traute mir keine Winterreise zu, und sagte heute zu seinem und
meinem Trost, daß der König auf den May wiederkommen wird. Gott gebe,
daß wir um so viel klüger als älter seyn werden um die Zeit – Wir haben
heute schon das letzte Buch unsers kleinen Thomas à Kempis angefangen,
welches kein Castalion sondern ein engl. römischer Pedant Dr. Widdringtonübersetzt hat. Ich ließ am vorigen Sonntag auch vor Freuden einen runden
Thaler springen, für den mir ein guter Freund des Desbillons Ausgabe aus
Elbing zu verschreiben versprach; denn im hiesigen Buchladen hieß es, daß
diese Ausgabe wegen ihrer Kostbarkeit niemals hergekommen wäre. Ob sie
jetzt herkommen wird, hoff ich künftige Woche zu erfahren. Meine
gegenwärtige Lage war wohl dazu gemacht, diesen kleinen Tröster zu genießen.
Desperandum de mundo et sperandum in DEO. In meiner Visceralcur
bin ich auf No 80. und beym Empfange dieses denke ich über 100 zu seyn;
aber mit der Hauptsache, Bewegung des Gemüths u Körpers, will es nicht
fort.
Laßen Sie mich also, mein auserwählter und gewünschter B. schlafen,
ohne mich zu rühren, noch ein langes halbes Jahr. Schreiben und Lesen lohnt
für uns beyde nicht. Das letzte kann Ihnen nicht so sauer werden, wie mir
das erste, vornemlich an Sie wird. Bekommen Sie Lust mir einige Zeilen zu
schreiben; so wird mir das Lesen eine Erqvickung seyn wie ein Trunk
kaltes
Waßer
und armen Sündern u Kranken Wein.
Vielleicht wird desr 87ste
May dieses Jahrhunderts das verwesete und verfaulte Weitzenkorn in meiner
Seele
! Der reine Λογος und der gute Wille, Licht, Leben und Weg
für beyde ruhen in Gottes Schooß – Er erhalte Sie und Ihre liebe
Marianne gesund, zufrieden und in vollem Seegen über Ihr ganzes Haus und die
Freunde deßelben, Ihren Druffzel und das junge Paar.
Wegen der
übertragenen Druckkosten hat mich schon unser J. beruhigt, dem ich auch noch
schreiben muß, wenn ich auch nicht morgen den vierten Brief erhalten sollte
.
Ich ersterbe mit meinem ganzen Gesindel Ihr alter Ftreuer mit
kindlicher Schwachheit väterlich gesinnter Freund und Bruder Johann Georg
Hamann.Ihr und Mariannens Geburtstag fehlt mir noch.
Kgsberg den 15 Sept. 86.Geliebtester Freund,
Ich habe den 6 dieses bereits einen zweiten Brief erhalten aus Pempelfort
bey Düßeldorf unter dem 22 Aug., aus welchem folgendes: „Die Arcana
coelestia sind bestellt und ich bin gewiß daß Schönborn sie auftreibt. Es wird
gar nicht lange anstehen, Nachricht davon zu erhalten. Die Geschichte der
Versäumnis dieses Auftrages ist zu lang. Die Schuld komt am Ende allein
auf mich – Ich habe mich gnug darüber gegrämt.“ Ich habe keinen von
beyden Briefen noch nicht beantworten können, und da die
Materie
unsers
Briefwechsels auf einmal aufgehört hat: so können Sie selbst einsehen, daß
ich meinen Freund nicht mit weiteren Aufträgen von der Art beschweren kann,
auch den ersten schon mit vieler Bedenklichkeit gewagt, und mich mit Grillen
deshalb gequält habe.
Da die Bücher schon bestellt sind: so werde ich Ihre Erklärung ihm
mittheilen, so
bald ich schreibe
, und
im stande bin
zu schreiben. Der
eingelegte Zedel ist durch meinen Sohn in dem Hartungschen Buchladen
abgegeben. und das P. S. werde ich gleichfalls durch ihn der Me Courtanmittheilen, die sich eben so gewundert hat als der Oberhofprediger Schultz,
von dem ich eben jetzt komme, und der übermorgen eine die
Huldigungspredigt halten soll, keine Antwort wegen des Rossi erhalten zu haben; doch
aller Vermuthung nach bringt Frantz diese Exempl. mit und ich hoffe mit
meiner Empfehlung Ihrer Rechtschaffenheit u Ordnungsliebe nicht zu viel
für andere gesagt zu haben, weil ich wenigstens nach meiner Ueberzeugung
geredt.
Einl. werde nach vorgeschriebener Art nach Memel addressirt. HE von
Auerswald ist gegenwärtig hier, habe ihn aber noch nicht zu sehen bekommen.
Bey dem gegenwärtigen Auflauf und meinem inneren u äußeren Verhältnis
dabey, kann ich mich um nichts bekümmern und kann nichts mehr thun als
Gott und seine heil. Engel vtriusque generis walten zu laßen.
Es ist mir eben so unbegreiflich, daß von D. Lindner nichts zu hören noch
zu sehen ist. – Woran es liegt weiß ich nicht. Tout comme chez nous, heist es
hier und in der ganzen Welt. Ich kann nichts schreiben, als was Sie schon
wißen von
Ihremalten ergebensten Freunde Joh G. H.Adresse mit Mundlackrest und Vermerk Hamanns:An / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / in / Riga.
Hierinn ein gedrucktes / Gedicht.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 10 Sept 1786
beantw d 18 –Kgsberg den 25 7. des Vielgeliebten Geburtstage.Liebster Freund Hartknoch.
Ich bleibe diesen Winter zu Hause und will das 2te Decennium meines
öffentl. Lebens schließen. Vom May 67 wurde ich welscher Charon. Mit 77
wurde ich Packhofverwalter. Dies Decennium geht auch mit 87 zu Ende.
Der König ist bald erdrückt u erstickt worden mit Bittschriften. In so einem
Gewühle wollte ich das Leben der meinigen nicht wagen. Alles redt von
Veränderungen, deren Wechsel ich auch für nöthig und klug finde abzuwarten.
Meine Unvermögenheit zu schreiben ist also ein Rath der Vorsehung, dem ich
folgen will und folgen muste.
Ihr ältester Brief vom 19 Aug kam mit dem Päckchen erst den 21 d. mir
zu Händen u löste mir das Rätzel des jüngsten vom 26 Aug. auf, den ich den
14 erhalten hatte ohne einen deutl. Fingerzeig auf den ersten zu finden. Ihr
Stillschweigen wegen Rossi und der Schweitzer Medicin war mir daher
unerklärlichDen 16 erhielt ich den dritten Brief aus Pempelfort, noch zärtlicher als die
beyden ersten. Er schreibt mir unter dem 4 d. „Mit dem Schwedenborg hoff
ich soll es mir glücken. Melde mir doch, wenn ich ihm dienen kann, um den
Verzug des ersten Auftrages dadurch gut zu machen.“ Ich habe eben jetzt
seine 3 Briefe beantwortet und ihm auch ihren letzten Auftrag mitgetheilt,
ob er Ihnen die 8 Bücher verschaffen kann. Hiemit habe zugl. meinen
Briefwechsel auf dies Jahr geschloßen und von meinen Freunden dort Abschied
genommen. Warten Sie also, bis ich Antwort erhalte, die ich Ihnen gleich
mittheilen werde. Den Nachtrag zu Schwedenborg wegen der Expedition p
habe gleichfalls ihm überschrieben.
Sie fragen mich wegen einer Stelle aus meinem Briefe, die Sie nicht
verstehen. Es geht mir selbst so, daß ich vergeße, was ich im Schreiben so wohl
als Lesen gedacht habe. Die Verbindung, in der ich die angeführten Worte
geschrieben, ist mir eben so dunkel. Daß
die Gaben unerkenntlich
machen gegen den Geber
ist eine
traurige Erfahrung
. In einem
alten Liede heist es: Ach Gott ist noch dein Geist in mir
Die Gaben, die von deiner Hand
ich dankbar sollt empfangen
die sinds, die mich von dir gewandt,
die sind nur mein Verlangen. p
Sagte nicht Adam schon: das
Weib, das Du mir zugesellt hast
.
Sind Vernunft u Freyheit nicht die edelsten Gaben der Menschheit – und
beyde zugl. die Qvelle alles moralischen Uebels? Ohne Misbrauch schöner
u großer Talente gab es weder Gecken in superlatiuo noch Bösewichter von
blendender Gestalt. Alle Geschenke werden leicht zu Feßeln und Bürden, die
man sich zu erleichtern sucht, weil man nicht gern unter
Verbindlichkeit
und im
Zwange
, sondern lieber avthentisch leben und sein eigner Herr
seyn mag. Die Natur, diese sparsame Mutter giebt Anlagen und Anläße –
und ihr Gesetz des Minimi ist eine alte Sage. Vermittelst des Gegensatzes hat
jede Kunst, vorzüglich die
mimischen
und
nachahmenden
das höchste
Ideal zum Gegenstande, ein intellectuelles maximum und Hirngespinst; daher
so viele Fehlschüße unter den Schützen. Wo die Natur das meiste gethan, muß
der Mensch am enthaltsamsten seyn ihr Werk zu verderben und zu
überladen. Mit Furcht und Zittern, Ehrerbietung und Dank nachahmen, nicht
die Natur aus Eitelkeit und durch Eigendünkel
auszustechen
suchen.
Wenn ich nicht aus leidiger Erfahrung an mir selbst, dies
innigst gedacht; so läßt es sich wenigstens denken
. Haben Sie
selbst Wohlthaten genoßen: so werden ihnen ihre Gesinnungen gegen die
Wohlthäter und die ganze Genealogie derselben in ihrer Seele keine geheime
Geschichte seyn können. Undank ist die
baarste Bezahlung
, womit man
gegen sein eigen Gewißen und den Leumund der Welt qvit werden kann. Die
ganze Kunst beruht nur auf die Erfindung einiger Mittelbegriffe seinen
schwarzen Undank mit Feigeblättern zu decken oder anzustreichen mit weißer
und rother Schminke. Probatum est. Seelig sind die Armen an diesem Welt-
und Schulgeist!
Unser verdiente Kritiker ist vom Min. Herzberg ungemein gnädig u
unterscheidend aufgenommen worden, so auch vom König, der ihm, wie es heißt,
eine Stelle bey der Akademie zugedacht haben soll. Zollikofer ist an Me.
Courtan durch Hill abgegeben worden. Ich habe mich vorige ganze Woche
nicht aus dem Hause gerührt, und meinem Gesindel soviel wie mögl. erlaubt
an den ludis circensibus Antheil zu nehmen. Kein Brodt noch Wein noch
Geld noch Braten noch Muthwillen ist dem Volk gestattet worden. Es hat
also an Kurzweil so wohl als Mord und Todschlag gefehlt. Unser Kgsb.Unser Oberbürgermeister hat auch ist einen Geh. Rath u Stadt
Praesidenten wie Berlin geworden; und Ihr HE Schwager ist auf gute Wege
der Necker seines Vaterlandes zu werden. An meine Autorschaft ist nicht eher
zu denken als bis ich gesunder bin. Heute das 84 Lavement u des Abends 85.
Mein Appetit ist unbändig. Bewegung fehlt dem Gemüthe u Leibe. Neue
Luft, Eindrücke, Triebfedern – kurzum, ein neuer Wein und ein neuer
Schlauch! Comm. R. Wulff u Hill danken und freuen sich nebst mir auf die
Ankunft der Schweitzermittel. Ihnen u den Ihrigen empfehle mich mit
meinem ganzen Hause als Ihrtreuer Altflicker und KannengießerJoh Ge. Hamann.Vale et faueAdresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn
Hartknoch
, / Buchhändler in /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf. d. 20 Sept 1786
beantw d 23 –Herzenslieber Fritz Jonathan. Gestern den 27 Sept tratt mein Michael in
sein 18stes Jahr. Ich hatte mich den ganzen Monath lang auf diesen Tag
gefreut, der aber nicht gefeyert ward, als daß ich den ganzen Tag zu Hause
zubrachte. Zum Frühstück wurden wir mit unserm kleinen Thomas Malleolusfertig. Ich ermannte mich zu einer Arbeit, vor der ich mich bisher gescheut
hatte und an die ich nicht ohne Eckel und Verdruß denken konnte. Gegen
Abend, wie ich im besten Schuße bin, komt ein Brief aus M. vom 7 d. wo
alles dasjenige enthalten war, was Du mir unterm 4. vorläufig gemeldet
hattest und worauf ich seit dem 16 gewartet. Tot et tanta negotia sind für
mich allein wichtige Ursachen mich nicht in dem
Schritt
zu übereilen. Die
geheime Schreiber haben gnug auf meine Landsleute geflucht, die den neuen
Landesvater überfallen und belagert haben. In einem solchen Gewühl würde
auch meine Bittschrift erdrückt und erstickt worden seyn. Eben die
Bescheidenheit glaube ich der großmüthigen Fürstin und der noch höheren Mittelsperson
schuldig zu seyn. Ich überlaße es Dir mein dies Gefühl und meiner
Unwürdigkeit für eine so ausnehmende Huld und Gnade auszudrücken, weil
ich es selbst nicht im stande bin, auch unser lieben B. zu danken. Gehorsam ist
das angenehmste Opfer in den Augen desjenigen, der ins
Verborgene
sieht und
öffentlich
vergilt. Das hab ich erfahren, und hoffe es noch
augenscheinlicher zu erleben. Nichts von ohnegefähr; warum muste eben an
einem so kritischen Tage, nach 9 verlornen Monathen – nonum prematur
in annum, sagt Horatz – die Liebe zu meinem verlornen Briefe wieder
aufwachen? Den 17 Xber pr. setzte ich zu erst die Feder an. Ich bin gestern bis
in den Bogen B gekommen, muß aber meine
Kräfte zu Rathe
halten,
wenn ich nicht wieder verwildern soll. Ein Brief von meinem Freunde wird
ein Labsal für mich seyn, aber die Antworten muß ich schuldig bleiben. Habe
die Freundschaft, wie ich bereits gebeten, meine letzte Einlage mit dem was ich
Dir geschrieben, an meinen B. zu ergänzen, dem es eben so geht wie mir,
sobald es aufs Schreiben ankommt, fehlt es mir an Worten meine
Gedanken auszudrücken, die unterdeßen verfliegen und verrauchen. Ich glaube auch,
daß die elende Witterung eines so feuchten und kühlen Herbstes meine
Lebensgeister
zu einer Reise gedämpft hat, und auch diese hängen von
Ihm ab, der Wolken, Luft und Winden giebt Wege, Lauf und Bahn. Also
manum de tabula! und Bedenkzeit zum Schritt ins Heiligtum des Cabinets.
Dem Tempelherrn de la Haye de Launoy soll auch der Urlaub
abgeschlagen worden seyn, um den er,
sagt man
, so dumm gewesen gleich beym
Antritt der neuen Regierung anzuhalten. Sollte meine Autorschaft durch die
jetzige Palingenesie eine neue Gestalt gewinnen: so bin ich meinen Freunden
und Feinden, folglich auch mir selbst diesen letzten Versuch meiner Kräfte
schuldig. Vaterland und Mutterkirche sind die beyde Angeln meines
Patriotismus. Ich habe mehr zu beschneiden als zu flicken. Auch mein einziger mir
übrig gebliebener Freund Crispus soll an meiner Arbeit keinen Theil mehr
nehmen; ich will meine reine Haut zu Markt bringen. Gehts nicht; desto
beßer, wenn man alles gethan hat, sich als einen unnützen Knecht zu erkennen.
Hier liegt doch aller Weisheit Ende; wie dort ihr Anfang. – Ich muß mit
dem 90.sten Lav. zu Bette eilen und habe nun alles für heute gesagt, was ich
zu sagen im stande bin. Hör nicht auf mich zu lieben, mit mir Gedult zu
haben, mir so oft Du kannst zu schreiben, mir in Ansehung der Aufträge nach
London Bescheid zu ertheilen, meine Unterlaßungssünden gegen Diotime und
Alc. auf Deine Schultern zu nehmen, und für meine Entschlüßungen des
morgenden tages unbesorgt zu seyn, auch auf keine Antworten Dir Rechnung
zu machen, als wo Ausnahmen mir nöthig scheinen werden. Ich bin unter
1000 G Küßen (leider in Gedanken) und eben so viel Grüßen an alle die
Deinigen – denen ich wie Dir selbst Gesundheit, Freude und Friede wünsche,
(praenumerando allenfalls bis zu dem bevorstehenden A. S. R. 87.) von mir
und meinem lucubrirenden, schlafenden und spinnenden Gesindel Dein großer
Heiliger mit dem Lindwurm. J. G.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 28ten Sept 1786.
J. G. Hamann
empf. den 12ten Oct.
beantw / den 13ten –
Pempelfort den 5ten Oct. 1786.Vermerk von Hamann:Erhalten den 18 – No 52.rote TinteEndlich einmahl wieder ein Brief von Dir, Du lieber HerzensVater! Ich
hatte mir es zwar gesagt, u recht klar u deutlich gesagt, daß Du nicht eher
wieder schreiben würdest, bis Du meine Antwort auf Dein letztes erhalten
hättest, u dennoch konnte ich dem Erwarten nicht vollkommen steuren. Nun
aber war ich heute vor 8 Tagen mit meiner Rechnung zu Ende, u erwartete
also einen Brief. Am Sonntage zweifelte ich gar nicht daß einer kommen
würde, u wurde unruhig da ich mich in meiner Hoffnung betrogen sah. Den
folgenden Tag aber las ich in der Zeitung, daß der König erst den 22tenKoenigsberg verlaßen würde, woraus ich mir den Aufschub erklärte, u mit
mehr Geduld den heutigen Tag erwartete. – Der herrschende Ton in
Deinem Briefe hat etwas finsteres u trübes, das mich mit schwermüthig macht. –
Meine Kopfschmerzen wovon ich Dir neulich schrieb, haben Stand gehalten,
u mich bald minder bald mehr gepeinigt, Anfangs dieser Woche schien es als
wenn ich das Uebel los werden sollte, aber diese gute Hoffnung dauerte kaum
bis zum dritten Tage. Wenn nur beßeres Wetter kommen wollte. Die
feuchten Stürme bringen mich um. Am 9ten des verwichenen Monats, Morgens,
da ich wegen meiner Schmerzen noch zu Bette lag, wurde mir unversehens
Dohm gemeldet. Ich ließ ihn zu mir ans Bette kommen, u hörte daß er seine
Frau u noch zwey Freunde mitgebracht hatte. Alle diese Leute mußte ich nun
gleich auf Mittag u Abend zum Eßen bitten, u eben so für den folgenden
Tag. Dohm hat etwas in seinem ganzen Wesen, daß sich mit dem meinigen
sehr verträgt. Er scheint gutmüthig u offenherzig. Für den Deismus u gegen
das Χstenthum ist er wie alle Berliner Philosophen eingenommen, u spricht
darüber so flach daß es einen dauert. Seine politischen Grundsätze stimmen
mit den meinigen überein, u er scheute sich nicht, diesen Grundsätzen gemäß
frey zu urtheilen. Ich erfuhr über manches sehr intereßante v ihm über
allerley Gegenstände. Einige Tage nach ihm, den 14ten, erschien der Schweitzer
Müller. Das Gesicht, die Gestalt, der ganze Ausdruck dieses Mannes, hat
etwas das mir widersteht. Hingegen hat er mich durch seinen umfaßenden u
tiefen Blick in den Zusammenhang der Geschichten sehr angezogen. Ich
begleitete ihm am folgenden Tage, trotz meines kranken Kopfs, nach Cölln, u
wir blieben zusammen bey Dohm bis Montag früh. Dohm wurde mir bey
dieser Gelegenheit noch lieber; mit Müllern aber konnte ich mich gar nicht
amalgamieren. Nach der Vernunft hätte das Ding umgekehrt seyn müßen.
Aber es giebt nach allen Prädicamenten u Prädicabilien ein gewißes a
posteriori, daßs über alles a priori triumphiert. Ich hatte Müllern sehr
gebeten Heinsen ge zu Mainz wo möglich anzubringen. Eine sehr geliebte
Anverwantinn des Churfürsten, die Frau v Coudenhove, gebohrne Grafinn
v Hatzfeld, u mein Freund Neßelrode, hatten schon längst darauf gedacht, u
auch, auf meine Veranlaßung mit Müllern darüber berathschlagt, sahen
aber kaum vor, wie die Sache gelingen konnte. Nun ist Müller kaum zurück
u zu Aschaffenburg am Hofe angelangt, so schreibt er mir, unter dem 26ten,
daß er, es unterstützt durch die Frau v Coudenhove, es würklich fertig
gebracht habe. Heinse sey Vorleser bey’m Churfürsten, mit 800 Gulden
Gehalt. Die Heinsens Versorgung war mir durch eine Verkettung von
Umständen u Begebenheiten – wohl nicht eigentlich zur Pflicht gemacht, aber
doch so auferlegt worden, daß ich mir nicht heraus zu helfen wußte. Unser
gegenseitiges Verhältniß war drückend, wegen der gänzlichen Verschiedenheit
unserer Sinnes- u Denkungsart, so daß wir beyde darunter nicht wenig litten.
Absit omen! rief ich aus, da ich in Deinem Briefe las, Du hättest die
jungfräuliche Sphinx meines Siegels für den leibhaften EIxion angesehen. –
Laß mich bey dieser Gelegenheit Dich an Dein Versprechen erinnern, mir ein
που στω, welches ich, wie Du behauptetest v Mendelssohn, u zwar sündiger
Weise gefordert hätte, mir zu geben.
Ich habe Lavaters Predigten über Philemon noch nicht ganz durch. Vieles,
sehr vieles darin erquickt auch mich in einem hohen Grade. Aber was ist
Erquickung in einer Krankheit wie die meinige! – Warum soll ich heucheln.
Mein Χstenthum ist die elendeste Sache v der Welt; nichts im Grunde als
Quacksalberey – – – Was das Ende von dem allem seyn wird weiß ich nicht;
mag auch nicht darüber reden, ehs entschieden ist.
den 6ten –.Noch einmahl, das beste ist, ich schweige. Es ist das einzige. – Wie habe ich
nicht gestrebt? Wo habe ich nicht gesucht? – Ich fand, nur anders eingehüllt,
mein eigenes Elend, meine eigene Armuth, bald mit, bald ohne Quacksalberey
u Betteley. Und ich werde nun bald 44 Jahre alt.
Du hast die mehrsten Punkte meiner letzten Briefe ganz unberührt gelaßen.
Es kommt mir vor als schwiegest Du geflißentlich v Kant. Du sagst, der
erwartete Aufsatz v ihm werde im October erscheinen, u solle sich auf das
Geniewesen beziehen. Ich habe Dich schon einmahl gebeten, Lieber, u bitte
Dich itzt nochmahls, mir nie dergleichen dunkle Nachrichten zu schreiben.
Meine Einbildungskraft wird dadurch aufgebracht, u mein Geist zerstreut,
ohne Frucht.
Daß ich Garven Anecdoten gegen Nicolai u Genoßen angeboten hätte, ist
grund falsch. Ich habe aus Veranlaßung meines Verlegers Loewe Garven
ein Exempl. meiner Rechtfertigung geschickt, u in Beziehung auf S. 97.
dieser Rechtfertigung, ihm von dem Uhrheber des Märchens v einbrechendem
Catholicismus, Nachricht gegeben. Mein Brief foderte nicht einmahl eine
Antwort, u ich erlaubte Garven v der darin ertheilten Nachricht, jeden
Gebrauch zu machen den er für gut hielt,
auch ohne dabey meinen
Nahmen zu verschweigen
. Garve hat mir in einem freundschaftlichen u
verbindlichen Tone geantwortet. Ich sehe der Entwickelung dieser Sache ganz
ruhig entgegen. Unterdeßen ist mir hiedurch ein Licht über eine Stelle in
Nicolais hämischer Antwort auf Lavaters Erklärung aufgegangen, wo er von
dem herum reisenden schönen Geiste spricht, der den Prospectus seiner Werke
in der Tasche trüge, welches ich gleich auf Leuchsenring deutete, u mich nur
wunderte, daß man sich jetzt auf einmahl so scharf v ihm abschneiden wollte.
Einliegend die Abschrift eines Biljets dieses Leuchsenrings an Lavater, nebst
Lavaters Antwort. Schloßer in Emendingen hat sie mir mitgetheilt. Dieser
war vor kurzem in Zurich, u hat nach seiner Zurückkunft eine Epistel an
Leuchsenring geschrieben, die wahrscheinlich ans Licht kommen wird. Sie
enthält gute Sachen, aber ihr Gegenstand ist ganz schimärisch. Lavater u
Leuchsenring sollten ihre Sache vor einer Commißion von etwa 4
ausgesuchten Männern ausmachen, die ihren Ausspruch alsdann dem Publico vorlegen
sollten, u so den Streit zu Ende bringen sollten. Seit Juni habe ich keine
Briefe v Lavater, sehe aber morgen einer Antwort auf 2 die ich ihm hinter
einander geschrieben, entgegen. – Die Predigt über Ziehen, die Rechtfertigung
über den Magnetismus u andre Gegenstände betreffend, mit einem Exempl.
des Pontius Pilatus, sollst Du unverzüglich erhalten.
Ich habe wegen des Schwedenborgs aus England noch keine Antwort, u
vermuthe daß Dir Schönborn die Versendung wird unmittelbar angezeigt
haben. Die andern Bücher will ich auch besorgen. Ich kann aber mit der
heutigen Post nicht schreiben; es soll unfehlbar mit der nächsten geschehen. – Die
Briefe über die Kantische Philosophie im Deutschen Merkur hast Du doch
gelesen? – Auch die Rezension der Resultate in den Götting. Anzeigen? Mich
verlangt, was die Meße bringen wird. Tausend Grüße v Wzm u Schenk.
Warum Du ersterem den Nahmen Prometheus beygelegt, wißen wir nicht
recht. Er fährt fort sich zu erholen. Gott erhalte Dich u laße mich bald etwas
erfreuliches v Dir hören. Dein Brief an Buchholz ist besorgt. Ich leide heute
außerordentlich an meinem Kopf. Noch einmahl, lebe wohl! Von ganzem
Herzen
Dein Fritz.Kgsb den 5 8t. 86.Lieber HerzensFritz! Wenn Du mir auch unhold wärst – und nur der Fluß
aus Deinem Kopf ausgefahren ist, über den Du in Deinem letzten Briefe
klagtest. Mit jedem Posttage beynahe wünsche ich mir einen von Dir zu sehen.
Mein Letztes ist auch einen liegen geblieben, nicht aber durch meine Schuld.
Daß ich Arbeit siehst Du aus Beyl. die es mir unmögl. fällt beßer
abzuschreiben. Freund Tiro wird meine Hand wohl lesen können.
Die neuen Noten sind mit rother Dinte. Die rothe Stelle gehört in den
Text. Die auf den letzten Seiten sind versetzt.
Ich will noch die schwersten Stellen übersehen. Auf der ersten Seite: Den
eilften Jänner (86) – – quem semper acerbum Semper honoratum, sic
DI voluistis, habebo, erfuhr ich p No. 14: (weil der Weihbischof sichschon längst in eines fremden Herrn Gebiete sich aus den Preuß. Staaten
entfernt hatte) – – unter Pauken- und Trompetenschall.
Die Anziehungen der Sprüche habe ich so viel mögl. in die Anmerkungen
verlegt.
Bin ich bald im stande die Fortsetzung zu überschicken: so wünschte ich, um
die Noten ins reine bringen zu können, nicht mit der Post sondern aus Leipzig
noch ein oder 2 Exempl. der 4 abgedruckten Bogen übermacht zu sehen. Warte
aber erst die Folge ab, ehe unser Tiro Anstalt macht.Mein äußerl. Ansehen hat sich sehr durch die Cur gebeßert, und ich habe
seitdem zugenommen, und ein runder Gesicht bekommen. Montags mit dem
101 Lav. eine Halte gemacht, die mir zu lange währt. Nur mein grimmiger
Appetit wird durch Reisen gebrochen werden, und durch Zerstreuung des
Gemüths, das durch die elende Jahreszeit noch mehr leidt. Seit gestern ist der
Himmel ein wenig klarer, aber die Wettergläser fallen schon wider so stark
wie mögl. Die Wege müßen impraticable seyn, und meine Einbildung
schaudert schon, wenn ich sie mir in Gedanken vorstelle. Ich kann so wenig
Kälte, als eine geheitzte Stube vertragen – und diese Zwischenzeit greift mich
sehr an.
Das Berl. Blättchen schreibt schon viel von Veränderungen in unserm
Fach, aber nicht zu meinem Trost. Es ist also nicht blos um Urlaub, sondern
um meine ganze Lage zu thun, deren Veränderung ich nöthig finde
gegenwärtig zu erleben. Ich mag sehen wo ich will, so finde ich noch nichts, warum
mir etwas gereuen, oder meinen gefaßten Entschluß umstimmen könnte.
Unsere Erwartung beßerer Zeiten dürfte schwerl. in diesem Leben erfüllt
werden.
den 25 8br.Nach 20 Tagen bin ich im stande das Blatt umzukehren, und mache heute
den ersten Versuch einen Brief zu schreiben; da ich heute und besonders vor 8
Tagen mit Briefen von Dir, mein lieber Fritz Jonathan, erqvickt und gelabt
worden bin. Gottlob! daß Dein Kopfschmerz aufgehört hat; ich kenne das
Uebel nicht aus Erfahrung, so wüste und schwach mein Kopf ist, habe aber
so viel andere leiden sehen.
Beynahe hatte ich einen irreparable dummen Streich gemacht. Mich
überfiel den 5 d. ein Flußfieber, daß ich nicht wider weiter schreiben konnte.
Den ganzen Tag drauf lieg ich im Schlummer, behelf mich mit ein wenig
Habergrütze u Semmel, schlaf wider ein; befinde mich im stande gegen Abend
aufzustehen. Sonntags fühle mich beynahe gantz munter, bin so unvorsichtig
Abendbrodt zu eßen, und nehme den Tag drauf eine Purganz ein ohne an das
Flußfieber
zu denken, das nicht gantz nicht halb zeitig geworden war. Laß
mich wider gelüsten an diesem Tage, wo ich mir vorgenommen hatte
enthaltsam zu seyn; etwas zu eßen. Kaum bin ich fertig; so überfällt mich ein
Fieber, mit der Phantasey als wenn sich ein kalter Geist auf mich legte. Dies
war Mittags den 9. Zu meinem Glück fall ich darauf wieder in einen tiefen
Schlaf, der bis nach dem Dienstag gegen Abend anhielt, wo ich mich wider
zu ermuntern anfieng und währender Zeit scheint meine Natur die crisinglücklich überstanden zu haben. Es stand alles so still und feyerlich um mich
herum, daß ich mich wunderte, ohne daß ich vom Geringsten etwas wuste.
Man war fast für mein Leben, wenigstens für eine schwere Krankheit besorgt
gewesen. Ich habe mir schon einmal die Gicht durch ein unvorsichtiges
Aderlaßen und Flußfieber ohne es zu wißen zugezogen, und bin auch dies Uebel
durch den Gebrauch der Dulcamara zu einem gantz andern Behuf, glücklich
losgeworden. Nun habe ich ein ander Experiment meiner Einfalt gemacht
das noch ärger hatte ablaufen können, durch eine Purganz im Flußfieber.
Mittwochs den 11 kam mein Flußfieber in Ausbruch mit einem Krampf u
Husten, der mich zum Ersticken zusammenschnürte und wieder zu zersplittern
drohte. Endlich bekam die materia peccans durch alle Schleusen ihren
Ausfluß. Der Graf Kaiserlingk besuchte mich und da ich mich wegen meines
Apparatus entschuldigte, schickte er mir ein Quispeldoor, das eben zu rechter
Zeit kam, wie ich es am nöthigsten hatte. Ich bin wie neu geboren, seit dem
Sonntag im stande aufzustehen, aber so erschreckl. matt, daß ich mich noch
gar nicht erholen und zu Kräften kommen kann. Außer ein paar Vomitiven
habe ich fast lauter Hausmittel gebraucht – All mein Kämpfsches
Embonpoint ist verschwunden –
Den 14 kam der Octob. der Berl. Monatsschrift an, habe sie aber erst den
20 zum Frühstück lesen können, mit solcher Alteration, daß ich es wagen
muste, ein paar Gläser kalt Waßer zu trinken – nicht wegen des Innhalts,
sondern wegen der Urtheile die ich darüber gehört, und die so wenig mit dem
meinigen übereinstimmten. Ich glaube, daß Krankheit mehr an meinen
Empfindungen schuld gewesen; denn sonst ist der Innhalt dieser Schrift sehr
wichtig für mich.
Meine gantze Natur scheint sich geändert zu haben; und ich bin vollig
hergestellt, bis auf den Mangel an Kräften u Lebenswärme. Seit Sonntags
eße ich wider Fleisch; alles, was ich genieße, hat den Geschmack von Ambrosia.Mein Hunger ist nicht so unbändig; aber doch scheint meine Entkräftung
aus dem Magen zu kommen. Ich habe heute Glaubersches Saltz
eingenommen, aber ohne Wirkung. Uebrigens scheint auch diese Krankheit eine
herrliche Zubereitung auf meine Reise zu seyn, an die ich mit dem Anfange des
neuen Jahres mit allem Ernst denke;
spätestens
in Gesellschaft
Hartknochs.
Ich schreibe, lieber Fritz Jonathan alles durcheinander; denn mein Kopf
ist schwach und voll. Um ihn ein wenig zu wetzen, habe ich diese Woche
Ferguson’s History of the Fall and Termination of the Roman Republic zu
lesen angefangen und bin eben mit dem I. Buch der Hälfte des I Vol. fertig.
Arbeiten kann ich noch nicht, und es unterhält mich auf eine angenehme Art
ohne Anstrengung.
Ich freue mich daß Du von Deinem Hauptübel erleichtert bist; im vorigen
Briefe blieb mir doch diese Besorgnis in petto. Gott gebe doch auch dem
lieben Wzm. Gesundheit; ich wünschte ihn noch gern in Deinem Hause zu
sehen und ihn da zu genießen. Mein Michael hat mir diese Woche einen Fund
gemacht, den ich habe ohne es gewußt zu haben. Es sind seine Beyträge zum
christl. Magazin. Ich nannte ihn Resultatenschmidt u wollte dies dadurch
gut machen daß ich ihn in einen Prometheus verwandelte, ohne eine andere
Nebenidee, als seine Leiden, die er sich zugezogen. In Berlin soll man ihn gar
für einen
fanatischen Atheisten
halten; ich begriff dies auch nicht, bis
man mir erklärte, daß dort Atheisten wären alle die der Vernunft absprächen
das Vermögen Gott zu erkennen, u eine andere Qvelle als die Philosophie
suchten. Wenn er nicht darüber zu lachen im stande ist; so sag es ihm lieber
nicht.
Kant harmonirt gar nicht mit den Berlinern; sondern hat vielmehr Ursache
mit ihnen unzufrieden zu seyn. Eben hör ich von der Vorrede zu einem M.
Jacob, der ihn drum ersucht, ohne an seinem Buch weiter Antheil zu nehmen.
Meine Urtheile beruhen vielleicht oft auf meiner besondern Laune u Lage.
So laß ich Lavater über Philemon in einer Dürre der Seele, wo ich glaubte
alles Gefühl von Freundschaft u Erkenntlichkeit u Moralität verloren zu
haben. Mein Mitgefühl deßen ich fähig war, gereichte mir zum Trost, und
ich konnte mir selbst Rechenschaft geben von dem außerordentl. Geschmack,
mit dem ich für diesen kleinen Brief eingenommen war, den manche keiner
Stelle im Kanon werth halten.
Mit dem ersten Theil der Vorlesungen über das N. T. gieng es mir eben
so. Die beyden folgenden Theile haben nicht den Eindruck in mir gemacht –
aber ich unterstehe mich noch nicht zu urtheilen – und warte mit Verlangen
auf die Fortsetzung.
Meynst Du, lieber Fritz Jonathan, daß es andern beßer geht wie Dir mit
Deinem Christentum. Wundere Dich also nicht, daß Du allenthalben
Dein
eigen Elend
findest. Mit solchen Gesinnungen – hoff ich ist man nicht fern
vom Reich Gottes, das nicht μετα παρατηρησεως kommt. Luc. XVII. Hast
Du gesucht? Hast Du gestrebt? Hast Du geredt? Hast Du nichts als
durchlöcherte Cisternen gefunden? Nun so versuchs ein Vierteljahr mit
Stille
seyn und Hoffen
– um mit Deinem 45sten
stärker
zu werden.
Fürchtet euch nicht, steht fest, und seht zu – Der HErr wird für uns streiten, und
wir werden stille seyn Exod. XIV. Gnug auf heute
den 26 8br 86.Ohngeachtet meiner willigen Natur hat die Arzney gestern nur ein einzig
mal und spät gewürkt. Die Nacht ist schlechter als die vorigen gewesen; ich
habe dennoch heute zum ersten mal früher, wie bisher aufstehen können.
Du machst mir Vorwürfe die mehrsten Puncte unberührt gelaßen zu
haben. Ich habe daher Deine 3 letzten Briefe von neuen durchgelesen. Die
Hauptsache war Deine Nachricht aus Münster, worüber Du mich auf den
Brief von unserm lieben B. verwiesest; den ich bisher eben so wenig darauf
antworten können. Was konnte ich in dem Tumult meines Gemüths darüber
schreiben. Es war doch alles geschehen, daß ich
Gebrauch
davon machen
sollte. Nur war die Frage: welchen? Gleich zu platzen, und zu fahren. Dergl.
Anlagen machten mich behutsamer, und achtsamer, um nichts zu verderben,
und mit desto mehr Anstand und Ueberlegung zu Werk zu gehen. Ich habe
keine Weltkenntnis u mache auch keine Ansprüche darauf; aber meine
Grundsätze und Empfindungen kann ich nicht verleugnen, und es thut mir nicht leid,
ihnen treugeblieben zu seyn. Drey Geschwüre oder 3 Pfeile stecken in mir, die
mir keine Ruhe laßen. Mein Urlaub zur Reise, die jetzige Reformation, in
so fern selbige auf meine ganze Lage Einfluß haben kann, und denn meine
leidige Autorschaft. Alle 3 hängen zusammen, wirken in einander, und
sichnd sich im Wege. Eine Crisis, die nicht von mir abhängt, muß alles zur
Reife bringen.
Mir ist jetzt kein anderer Schritt übrig, als ins Cabinet zu gehen; denn
nach den Gesetzen muß ich unmittelbar beym Könige die Erlaubnis suchen
zu einer Reise aus dem Lande – Wenn ich Vortheil und Genuß von dieser
Reise für meine Gesundheit u Gemüthsruhe haben soll: so muß ich mit
gutem Gewißen
und ohne
Unruhe oder Sorgen
die Reise thun.
Mit dem nächsten Jahre habe ich 20 dem Könige gedient, die Hälfte als
Uebersetzer, die andere als Packhofverwalter. Ich habe in Ansehung meines
Dienstes so viel auf dem Herzen, daß ich mich nicht entbrechen kann, dem
Minister darüber reinen Wein einzuschenken. Dixi et liberaui animam
meam. Brahl hat diesen Schritt schon gethan, und es ist mir lieb einen
Vorgänger
zu haben, nach dem ich mich richten kann, und den Erfolg vielleicht
abwarten. Man hat seinem Vorgänger bey der letzten Reduction 5 rth des
Monats entzogen, da er von allen 4 AcciseEinnehmern die gröste Arbeit
hat, also gegen alles Recht u Billigkeit, wie man in Berl. gantz blind aufs
Gerathewohl ohne Kenntnis der Sachen durchzuschneiden gewohnt ist.
Was meine Autorschaft anbetrifft, so habe ich zwar über dasie
abgedruckte 4 Bogen den Stab gebrochen, aber die Sache selbst liegt mir mehr am
Herzen als jemals, und ich habe alle die Feuer- und Waßerproben nicht
umsonst ausgestanden, sondern bin desto mehr
gestählt
worden in meinem
Vorsatz. Ich nehme an Deinen Aufmunterungen, lieber Jonathan, vielen
Antheil, aber den Sporn hat kein Autor nöthig, und hierinn bin ich eben so
sehr Autor als Mensch, und schäme mich dieses Bekenntnißes nicht. Was ich
mir selbst
und dem
Publico
schuldig bin, oder wenigstens für eine
Schuld ansehe, muß mit dem letzten Heller geleistet werden. Wie meine
Autorschaft einen
Anfang
gehabt, so mag sie auch ein
Ende
nehmen.
Lieber nichts, wie halb! Die Art, wie ich mich gegen meinen ältesten Freund
Herder darüber manifestirt, ist mir noch heute so heilig als denselben
Augenblick, da ich es schrieb; und so lange ich nicht durch beßere Einsichten überführt
werde, daß ich seit dem 17 Xbr. wo ich die Feder ansetzte, in einem Taumel
gelebt, ohne bisher von selbigem nüchtern geworden zu seyn. Alles was ich
zu Anfang dieses Briefes geschrieben, gilt nicht, weil ich die Beyl. noch einmal
durchsehen und ins reine schreiben will.
Von Kants Abhandl. konnte ich damals eben so wenig schreiben bey aller
Mühe die ich mir gab mehr und etwas bestimmtes davon zu erfahren. Was
ich erfuhr, schrieb ich. Ich habe sie jetzt selbst gelesen, und bin eben so klug,
wie ich gewesen bin.
Was sie für Eindruck bey mir gemacht, hab ich Dir schon gemeldt. Kraus
hat mir die Kälte und den sanften Ton so empfohlen, und es verdroß mich
weder eins noch das andere darinn finden zu können.
Ich las den Sonntag vor meinem Recidiv Ehlers Winke mit zieml.
Intereße an dem Ton dieses Mannes; gegen das Ende überfällt mich ein
Unwille, ohne recht zu wißen wie? und warum? Ich konnte mir selbst den
Grund meines Verdrußes nicht erklären. Meine erste Arbeit war dies Buch
von neuen durchzugehen, um mir wenigstens Rechenschaft von meinem
Gefühl geben zu können. Es läuft alles auf die jesuitische Chicane heraus mit
der Zweydeutigkeit des Worts Vernunft. Ich begreife in aller Welt nicht,
wie so ein paar Männer wie Kant und Ehlers aus einem Ton pfeifen und
sich einer so niedrigen u plumpen List bedienen ihren Gegnern aufzubürden,
als wenn von der Vernunft die Rede, die Gottes Gabe und der Character
der Menschheit ist, und daß selbst Crispus sich durch einen solchen Schein der
Sanftmuth
und
Kälte
sich blenden laßen kann. So sehr diese ganze
Sophisterey in die Augen fällt: so schwer ist es, das rechte Ende zu finden,
um sie in ihrer Blöße z darzustellen.
Die Leute reden von Vernunft, als wenn sie ein wirkliches Wesen wäre,
und vom lieben Gott, als wenn selbiger nichts wie ein Begriff wäre.
Spinoza redt von einem Object, causa sui; und Kant von einem Subject, causa
sui. Ehe dies Misverständnis gehoben wird, ist es unmögl. sich einander zu
verstehen. Weiß man erst, was Vernunft ist; so hört aller Zwiespalt mit der
Offenbarung auf.
Ich kann aber darüber nicht schreiben, weil ich mir selbst noch nicht Gnüge
thun kann. Ich hoffe aber, werde wenigstens nicht eher ruhen, bis ich mit
gehöriger Deutlichkeit alle diese verworrenen Begriffe aus einander setzen kann.
Du erinnerst mich an
ein Versprechen, lieber Fritz, von dem
ich nichts weiß, Dir ein που στω zu geben, welches Du
gefor-dert und zwar sündiger Weise gefordert, wie ich
mit Mendelssohn behauptet haben soll
. Das ist auch dunkel für
mich, bringt meine Einbildungskraft wie Deine eigene auf und zerstreut mich
im hin und herdenken ohne Frucht. Wo hab ich das
Versprechen
gethan
und diese
Behauptung
? Stoß mich mit der Nase drauf, wenn ich bitten
darf; so hart, wie mögl. und erklär mir das Rätzel. Es schwahnt mir so
etwas, aber ich weiß nicht was? das Du nicht recht verstanden haben must.
Der deutsche Merkur ist noch nicht hier, und kommt sehr spät. Die
Gottingschen Anzeigen in puncto der Resultate habe ich schon besorgt.
Vorigen Sonnabend schickte mir Reichardts Schwager seinen
Brief an
Mirabeau
mit der Nachricht, daß eine Krankheit, von der er sich aber
schon erholt, ihn auf der Reise nach Paris überfallen und selbige rückgängig
gemacht hätte, und daher von ihm bis auf den Frühling ausgesetzt wäre. Die
ganze Anekdote vom
Frachtbriefe
verstehe ich nicht, und kann den Witz,
der darinn liegen soll, nicht mit Lavater reimen.
Ich bin diesen ganzen Nachmittag durch Besuche gestört worden, und liege
meiner Erschöpfung an Kräften beynahe unter. Heinse ist doch der Verf.
der Laidion. Ich kenne den Mann sonst weiter nicht. Dohm wurde mir einst
als ein sehr geitziger u eigennütziger Mann beschrieben. M Pleßing, den ich
hier während seines Aufenthalts kennen lernte, wuste die Höflichkeit nicht
gnug zu rühmen, womit er ihn in Berlin aufgenommen hatte. Sie waren
vermuthlich Glaubensgenoßen. Mit Müllers Bruder, der sich bey Herder
aufhielt, bin ich in Verbindung gewesen, die seitdem gänzl. aufgehört, wie
mein ganzer Briefwechsel. Er schrieb mir damals viel von seinem Bruder,
von der gänzlichen Veränderung seiner Denkungsart, welche in der
Umarbeitung seiner Geschichte merklich seyn würde. Diese neue Ausgabe ist mir
noch nicht zu Gesicht gekommen. Der Aufenthalt in Berlin schien ihn damals
gantz impraegnirt zu haben. Ich genieße nur ein Buch, so lang ich es in der
Hand habe; so bald ich es weglege, bleibt mir nichts als ein wahres Gespenst
übrig.
So bald ich nur kann, werde ich an die Abschrift meiner Umarbeitung
Hand anlegen. Novembr u Decbr ist bestimmt Deine Bücher, Spinoza’s
Moral und Hemsterhuis und die Resulltate von neuen zu lesen. Vielleicht bitte
ich mir im Nothfall Erläuterungen über dasjenige aus, was ich nicht zu
verstehen im stande bin.
Man erwartet hier mit jeder Post die neuen Veränderungen im Militair,womit der Anfang gemacht werden soll. Biester soll wirkl. ein Monitoriumwegen St. erhalten haben, und man zweifelt hier gar an der Erscheinung des
Novb. welches mir unwahrscheinl. vorkommt. Daß seine Schrift mit dem
neuen Jahr aufhören würde, hat sich B. immer selbst prophezeyt. Auch sagt
man, daß nichts ins Cabinet kommen sondern alles an seine Behörde sogl.
gewiesen werden soll. Hippel hat auch mit dieser Post sein Geh. Raths
Diplom bekommen.
Hast Du des alten Cartesianers sein Cogito erhalten. Ich vermuthe nicht,
daß er mit seinem Sum nicht fertig geworden ist. Den Meßkatalog habe auch
diesmal nicht selbst gelesen; mein Sohn muste mir Rechenschaft geben einen
Abend, da ich noch zu schwach war, selbst zu lesen. Was ich selbst sehe u lese,
verschlägt nicht viel bey mir, geschweige was ich blos höre.
Ich muß aufhören, lieber Fritz, und kann nicht mehr. Hab Gedult mit
meinem Geschmier, und zerstümmelten Brocken. Du wirst das fehlende
ergänzen, und das übrige errathen können, auch alles zum besten auslegen.
Ich muß schlechterdings aufhören; so erschöpft bin ich. So bald ich kann,
schreib ich wieder. Wenn ich auch nicht arbeiten kann, bin ich nicht müßig,
und ungeachtet aller Zerstreuungen, hoff ich meinen Endzweck nicht aus dem
Gesichte zu verlieren. Der liebe B. wird auch mein Stillschweigen recht
auszulegen wißen. Gott erhalte Dich gesund und alle die lieben Deinigen Wzm u
unsern Tiro. Mein Junge freut sich Deines geneigten Andenkens. Wir
werden uns mit Gottes Hülfe einander sehen – Im Schweiß Deines Angesichts
heißt es auch wohl; desto schmackhafter wird es seyn, und desto gedeylicher so
Gott will. Siehe Er ists, der die Berge macht, den Wind schafft und
zeigt
dem Menschen, was er reden soll
! stand heute in meinem
Morgenseegen und gehörte zu meinem Frühstück Amos IV. 12. Gott sey mit uns
allen! Dein alter απορουμενος, αλλ’ ουκ εξαπορουμενος 2 Cor. IV, 8.
Hans Ge. H.Adresse:Herrn / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 5ten – 28 Oct 1786
J. G. Hamann
empf den 5ten Nov –
beantw den 10ten u 14ten –
Pempelfort den 13ten Oct. 1786.von Hamann notiert:No 53rote Tintelieber HerzensVater
Erst gestern erhielt ich Deinen lieben Brief vom 26ten, kann Dir aber heute
nichts mehr darauf sagen, als daß er mich sehr gefreut hat. Heinse bringt
heute den letzten Nachmittag bey mir zu. Er verreist morgen früh, weil Briefe
von Neßelrode gekommen sind, die sehr auf seine Abreise draingen. Ich
habe diese Woche viel mit ihm zu thun gehabt, weil er ganz unglaublich
ängstlich u schüchtern ist. Witzenmann wird wahrscheinlich Profeßor der
Philosophie in Duisburg. Die Profeßoren haben ihn gewählt, u werden künftige
Woche deswegen Ihren Vorschlag nach Berlin thun. Es wird mir entsetzlich
nahe gehen, ihn nicht mehr in meinem Hause zu haben. Wahrscheinlich
behalte ich ihn doch bis Ostern. Wenn nur Gott ihm Gesundheit geben wollte.
Ich fürchte sehr, die Schwindsucht wird ihm Meister. Mit mir fängt es an
wieder beßer zu gehen. Gestern Abend erhielt ich den Leipziger
MeßCatalogus, habe aber noch nicht Zeit gehabt, ihn durchzugehen. Die Berliner
MonathsSchrift ist zu meinem großen Verdruß noch nicht erschienen. Ich
begreife nicht woran das liegt. Künftigen Sonntag wird sie doch wohl endlich
kommen. Daß dieses Stück einen Aufsatz von Kant enthalten werde,
der
sich auf die Seite der Berliner neige
, hat mir mein Verleger
Goeschen auch schon gemeldet. Dohm glaubte, er würde mehr auf meiner
Seite seyn. Aber dergleichen kann sich in 14 Tagen Zeit, mehr als zehnmal
ändern. Diese Woche hatte ich den jungen Lavater, der in Göttingen Medizin
studiert bey mir. Er hatte die Reise mit einem Cavalier aus der
Nachbarschaft gemacht. Dieser junge Mensch hat mir ungemein gefallen. Er hat gute
Kenntniße, viel Geist, und eine schöne Stimmung der Seele – Ueber den
Magnetismus erfuhr ich soviel von ihm, daß ich Lavatern mehr als je
bedaure, sich damit befleckt zu haben. Ein kleines Brieflein erhielt ich v ihm am
vergangenen Dienstag. Er meldet mir, daß am 2ten Bogen seiner
Rechtfertigung gedruckt werde, u er mir nächstens mehr schreiben würde. Meiners,
Feder u Leß, die seine Handschrift gelesen hätten, behaupteten, Nikolai würde
von diesem Schlage sich nicht erholen. – Ob Du mir gleich nicht schreiben
willst, so hoffe ich, Du schreibst mir doch, damit ich wenigstens erfahre wie es
um Deine Gesundheit steht, u obe ob der fliegende Brief guten Wind
behält. – Da läutet es 4 Uhr. Ich muß schließen. Noch einmahl Dank für Dein
Brieflein u die gute Nachricht die es mir brachte. Gott erhalte Dich.
Wahrscheinlich schreibe ich Dir am Dienstag wieder, u melde daß Reichard hier
gewesen. Zufolge eines Briefes von Claudius, müßte er schon seit 3 Tagen
hier seyn. – Ich herze Dich mit innigster Liebe, u grüße Dein ganzes Haus,
nahmentlich den 18 Jährigen Johann Michael –
Dein Fritz Jonathan.Adresse:An den Herrn J. G. Hamann / zu / Koenigsberg. /
Vermerk von Hamann:den 25 8br. 86.
Geantw den 25,26 –
Wiedergeschrieben den 4–9 Novbr –Kgsb. den 29 8brDomXX. 86Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn,
Ihr zweiter Brief kam gestern gegen Abend zu meinem Trost und Labsal
an, woraus ich ersehe, daß Sie mir mein bisheriges Stillschweigen auf den
ersten nicht übelgenommen hattben, den ich den 27 Sept erhielt, am
Geburtstage meines Jungen, mit dem ich den Thomas à Kempis zu Ende
brachte und an eben dem Tage, da er in sein 18tes Jahr tratt,
Muth
bekam meine ungerathenen vier Bogen durchzugehen
.
Ich war schon den 16 Sept. durch einen Brief von unserm J. auf den
Innhalt des Ihrigen vorbereitet, den Tag vor des Königs Einzug. Sie
können sich also leicht die Gährung in meinem Gemüthe vorstellen, und daß es
mir an dem guten Willen nicht gefehlt, die zuvorkommende Gnade der Erl.
Fürstin flugs anzuwenden. Der Wind war mir aber entgegen, und ich kam
mit meinem Schifflein nicht von der Stelle. Unser Freund hatte mich auf
Ihre Nachricht verwiesen, und da nichts von ohngefehr geschieht: so war die
Vorsehung auch hier im Spiel, und hat alles wohl gemacht.
Ich bin heute vor 8 Tagen zum erstenmal nach einem Lager aufgestanden,
von dem ich gar noch nicht mich wider erholen kann. Sie wißen, daß ich mit
dem 1 Jul. die Kämpfsche Cur anfieng. Mit dem 8 Lavement muste
aufhören, wegen Schmerzen von einer zufälligen Verletzung, wobey ich mir
Anfälle der güldenen Ader einbildete. Ich entschloß mich daher den Kräuter- und
Wurzel-Extract von oben einzunehmen. Weil ich aber mehr Vertrauen zu
dem nächsten Wege hatte, so machte ich den 8 Aug. den ersten Versuch, mir
selbst diese Visceralmittel beyzubringen. Dies gieng wider mein Vermuthen
beßer, als ich mir vorgestellt hatte. Ich kam den 2 Oct. die wenigen
verunglückten abgerechnet auf 101 und entschloß mir eine kleine Pause zu machen.
Jedermann wunderte sich über mein außerordentliches embonpoint; welches
mir gantz natürlich zu seyn schien, weil ich mich von oben und unten nährte.
Nichts beunruhigte mich als mein unbändiger Appetit bey meiner sitzenden
Lebensart, und ich sah kein ander Mittel jenen zu brechen, als die Aussicht
einer Reise, und die unumgängl. Veränderung der gewohnten Diät und damit
verbundenen Ideenganges.
Weil Kälte und besonders feuchte unausstehlich für mich; so ist die
unangenehmste Jahreszeit für mich, ehe es zum Einheitzen kommt, und wenn damit
aufgehört werden soll. Meine Amtsstube wurde schon geheitzt, und ich behalf
mich noch zu Hause in meinem Schlafpeltze. Ich schrieb also meine
Unbehaglichkeit blos diesem Wechsel der Jahreszeit zu. Donnerstags den 5 d. fieng
ich einen Brief an J. an
dem ich den Anfang meiner neusten
Umarbeitung mittheilen wollte
. Bey der ersten Seite muste ich
abbrechen, brachte den ganzen Freytag im Bette und im Schlafe zu, der mir kaum
Zeit ließ ein wenig Haberschleim und eine halbe Semmel zu eßen.
Sonnabends war im stande gegen Abend aufzustehen. Sonntags war schon frühe
auf die Beine, ließ es mir gut schmecken, und zu einem Abendbrodt verleiten.
Um diesen Fehler gut zu machen, nahm ich Montags den 9 eine gewöhnl.
Abführung ein, befifand mich gantz leidlich in meinem Bette, ohne an mein
Flußfieber einmal zu denken. Laß mich gelüsten, ein wenig zu Mittag zu eßen.
Auf einmal überfällt mich ein Fieber, deßen neue Gestalt und Erscheinung
mich aufmerksam machte, fall wieder auf einmal in einen noch tieferen Schlaf,
von dem ich mich erst Dienstags Nachmittags ermunterte, fand alles um mich
in einer feyerlichen Stille, die ich mir nicht erklären konnte, desto munterer
aber meinen Artzt und Freund u Nachbar, den Regimentsfeldscherer Miltz,
der mir in einem Faulfieber vor ein paar Jahren und nun wider redliche
Dienste gethan, deßen Methode eben so wunderlich als sein Patient ist.
In meinem 50sten Jahr zog ich mir die Gicht zu durch ein Aderlaß an
Flußfieber von dem ich nichts wuste. Ich war des Blutlaßens von Jugend auf
gewohnt. Mein Vater kam zuletzt auf 13mal des Jahrs, und ich hatte es
schon bis 5 gebracht, reducirte mich allmählich auf Frühling und Herbst.
Ich hielte also mein damaliges Flußfieber für eine bloße Erinnerung meines
gewohnten Praeservatifs. Das andere Jahr stellte sich die Gicht wider ein an
demselben dato. Das dritte Jahr bekam ich sie bey der Dulcamara-Cur, die
ich zu einer gantz andern Absicht brauchte. Seitdem weiß ich von keiner Gicht
mehr und hab eben so wenig Blutlaßen nöthig. Nun hatte ich mir bald ein
größer Uebel zuziehen können durch den unzeitigen Gebrauch einer Abführung
bey einem Flußfieber, das mir eben so wenig ahndete als damals. Mein Artzt
hatte mich gantz meiner Natur überlassen müßen, die ihre Arbeit ehrlich im
Schlafe ausgeführt hatte. Er hat mir mehr Vertrauen zu meiner
Constitution eingeflößt, ohnedurch deren Integrität, woran ich niemals Glauben
gehabt, ich nicht ohne einen Riß oder Ausbruch so gut davon gekommen
wäre seyn soll. Ich habe über 8 Tage kein Buch beynahe ansehen können.
Zufällig brachte mir jemand Ferguson’s History of the Progress and
Termination of the RomanRepublices in 3 Qvartbänden, und besorgte, daß
dieses Werk zu trocken für mich seyn würde.
Verzeyhen Sie mir, daß ich so weitläuftig bin. Die Krankheit ist mir in
mancher Rücksicht sehr eindrücklich geworden, und wirdist, wie ich hoffe,
sehr wohlthätig und nothwendig gewesen. Die Materia peccans kam bald
zur Reife und in ihren rechten Gang; die Krämpfe und Schmerzen hörten
auch geschwinder auf, als ich es mir vorstellte. Außer ein paar kleinen Dosen
Ipecacuanha bestand meine ganze Cur in Hausmitteln und einer
wunderbaren Diät, die aber recht meinem Geschmack in gesunden Tagen angemeßen
war. Den 17 Oct. hielt ich einen Schmauß in Johannisbeeren, die ich seit
meiner Kindheit nicht habe genießen können, weil sie mir die Zähne stumpf
machten, und zu denen ich diesen Sommer etwas lüstern geworden bin. Es
war für mich eine unbekannte Neuigkeit, daß selbige so spät in den Herbst
aushalten. Mein Freund Nicolovius brachte mir die ganze Lese die in seinem
Garten übrig war, und ich verzehrte 3 Schüßelchen mit dem grösten
Geschmack. Die 3 letzten Tage, welche ich im Bette zubringen muste, habe ich
von Sauerkraut aus der Pfaltz und holl. Heeringen gelebt, die womit mich
mein Freund der hiesige Kaufmann Jacobi versorgte; und dies alles nach
Vorschrift meines Artztes, des
Philosophen von Breddau
, unter
welchem Namen er im Lande bekannt ist, von seinem ehmaligen Landgute;das er verkauft und in die Stadt gezogen, wegen der Erziehung seiner
einzigen Tochter, die ein sehr fähiges u gutmüthiges Mädchen ist und mit meinen
Kindern so zusammenhängt, wie die Väter.
Seit dem ich aufstehen kann, habe ich Erlaubnis Fleisch zu eßen. Jeder
Bißen Brodt und jedes Gericht hat einen gantz neuen Reitz für mich. Anstatt
des unbändigen Hungers genieße ich alles mit einem Wohlgefallen, der mich
begeistert; aber meine Mattigkeit ist unaussprechlich, und ich kann zu keinen
Kräften kommen. Ich kann weder recht stehen noch gehen; und fall des
Abends mit einer gänzl. Entkräftung in mein Bette. Ich eße fast wie in
gesunden Tagen, trink Vormittag beynahe ein Bierglas Wein mit dem gelben vom
Ey zugerichtet, und nachmittags ein Spitzglas reinen rothen Portugieser.
Alles erqvickt mich, ohne mir Kräfte zu geben. Lesen ist für mich eine eben so
große Bedürfnis als Nahrung, und wirkt auf meine Lebensgeister. Fergusonschmeckt mir in ähnlichem Maaße, und ist für meinen Seelenhunger eben
das, was ein Stück Rindfleisch mit Meerrettig, Pasternack oder Senff, und
eine Schüßel weißer durchgeschlagner Erbsen mit einem gefüllten Heeringe
für meinen Magen sind. Meinem Freund Kraus stehen die Haare zu Berge,
und kann eine solche Diät eines Patienten sich nicht denken, und ich komme
selbst auf den Verdacht, daß die Unenthaltsamkeit, der ich mich selbst nicht
auf frischer That bewußt bin, von Seiten meines Kopfs und Magens die
Widerherstellung meiner Kräfte verzögern.
den 2. Novbr.Das klare schöne heitere Wetter hat auch auf meine Gesundheit diese Woche
Gottlob! Einfluß gehabt. Seit gestern hab ich eine Erneurung in mir
gemerkt. Ich wollte mit Ferguson mit dem vorigen Monath fertig seyn, und
kam erst gestern zu Ende. Der Besuch meiner Freundin Me. Courtan machte
keinen Qveerstrich in meiner Rechnung; ich behielte noch Zeit übrig den
entlarvten M. Mendelssohn
von dem berüchtigten Schultz
durchzulaufen, der sich einbildt, daß der arme Mann an den philosophischen
Betrachtungen über die jüdische Religion sich eigentl. zu Tode geärgert haben soll.
So viel rebutantes auch die grobe und freche Unsittlichkeit dieses elenden
Schriftstellers an sich hat; so manches drollichte Misverständnis der
einfältigsten Eitelkeit läuft mit unter, daß man sich des Lachens nicht enthalten
kann, und so mancher treffender Hieb, der nur in der Hand eines solchen
Narren, nicht gantz blindlings, gerathen konnte.
Es ist einmal Zeit nach einem so langen weitschweifigen Umwege auf das
eigentl. Thema Ihres liebreichen Briefes und meiner Antwort
zurückzukommen. Wenn sich solche hohe Mittelspersonen meiner Angelegenheit
annehmen: so schien es mir wenigstens schicklich zu seyn, mit Discretion und
Bedachtsamkeit zu Werk zu gehen. Verdenken Sie es mir also nicht, wenn ich
mehr Besorgnis hatte die Sache zu verderben, als Vertrauen selbige zu
fördern. Die elende Witterung dämpfte auch die ganze Zeit über meine
Lebensgeister, und machte mich zu allem untüchtig und ungeschickter.
Ohngeachtet ich den König nicht einmal gesehen, noch an allen öffentl. Aufzügen den
geringsten Antheil genommen: so war meine Aufmerksamkeit doch ziemlich
gespannt, den Anfang der neuen Regirung zu beobachten in angello cumlibello; da besonders gleich von wichtigen Veränderungen, besonders in
unserm Fach die Rede war. Seit ein paar Tagen laufen wider Gerüchte, die
sich zu bestätigen scheinen. Unser Juge d’attribution oder Accise-Zoll und
Caffe Gericht soll unter dem hiesigen Stadtgerichte stehen; und man redt gantz
laut, daß mein Nachbar der Provincial Director Stockmar seinen Posten
verlieren, und alles auf den alten Fuß, Accise und Zoll wider geschieden und
beyde wider zum ressort der Kriegs- und Domainen Kammer gezogen werden
sollen. Meine Absicht war
diesen Nov.uXbr meiner
Autorschaft zu wiedmen
, und mit dem neuen Jahr erst wegen meines
Urlaubes den letzten Schritt ins Cabinet zu thun, zu gleicher Zeit aber wegen
meines Postens dem Minister unsers Departements meine ganze mißliche
Lage aufrichtig zu entdecken. Nunmehr sehe ich mich aber beynahe gedrungen,
mit diesen Arbeiten so viel ich kann zu eilen,
und den neu aufgewachten
litterarischen Trieb zu unterdrücken
. Ich bin leider! so wenig
Herr von meiner Zunge als von meiner Feder, weder von meinem Magen
noch Kopf, und ihren widersprechenden Launen. Mit meiner öffentl. Lage hat
es eine eigene kützliche Bewandnis. Mein Posten ist alt, die Regie aber hat
die Aufsicht des Packhofes vom Licent getheilt, so wenig auch selbige ihrer
Natur nach geschieden werden können, sondern unmittelbar
zusammenhängen. Mein Vorgänger behielt sein altes Gehalt, der neue Licent Inspectorals ein poste de confidence noch einmal so viel. Meinem Vorgänger und
dem Licent Rendanten wurden mit Gewalt 2 Stuben von ihrer
Freywohnung zu Anlegung eines neuen Magazins p abgenommen. Der jetzige
Licent-Inspector ursurpirt die Wohnung des Einnehmers hat seine
abgenommene Zimmer recuperirt, unterdeßen ich mich mit 4 Kindern u ihrer
Mutter den Winter über mit 2 Stuben kümmerlich behelfen muß. Um nicht
einen zweyköpfigen Adler zu haben, entsagte ich von freyen Stücken allen
kleinen Emolumenten, die von der Admiralität und der Cammer abhängen,
welche sich für ihre alten Officianten intereßirten, und sich eben so wenig um
seinen Nachfolger bekümmerten, wie dieser um sie. Durch diese Einrichtung
wurde mein Dienst zwar sehr beqvem, aber beynahe überflüßig, und zu einem
so unbeträchtlichen Bruch geworden, daß selbiger leicht von dem
neugebackenen Licentinspector verschlungen werden könnte. Meine Verlegenheit würde
vielleicht noch größer seyn, nach dem alten Umfange das Ganze zu verwalten.
Ich sehe also kein ander Mittel, als mich dem Minister aufrichtig zu
entdecken, und ihm die Entscheidung zu überlaßen. Ich bin so voll von Detail,und habe so wenig Geschicklichkeit selbigen zu verdauen, zu sichten und in
Ordnung zu bringen, daß ich allen meinen Verstand und Sinnen zusammen
nehmen müste zu einer guten Auseinandersetzung und Einkleidung einer so
verwickelten Materie. Meine Bittschrift an den König würde also lediglich
meinen Urlaub betreffen, und ich würde mich auf die Lage meiner übrigen
Umstände auf den Bericht an den Minister des Departements beziehen
müßen. Der Licentinspector hat seine Stelle dem Könige zu verdanken, der
ihn als Printz versorgte, weil er sein Bedienter gewesen und in noch näheren
Verhältnißen mit ihm gestanden.
Diese ganze Arbeit ist im Grunde nichts als ein Theil
meines fliegenden Briefes, den ich trotz der gelittenen
Wehen noch nicht aufgeben kann. Ob dieser Benoni als ein
Benjamin meiner Autorschaft zur Welt kommen wird, weiß
ich noch nicht
. Mein Urlaub zur Reise kommt jetzt in Collision mit den
neuen Veränderungen und meiner Erhaltung bey diesen Ereignißen: folglich
bin ich schlechterdings gedrungen erst diesen Stein aus dem Wege zu räumen,
und an nichts zu denken, als mit diesen beyden Briefen nach Berlin fertig
zu werden. Gott wird mir helfen, daß ich wenigstens wie ein vernünftiger und
gesunder Mensch zu schreiben im stande seyn werde. Ich werde froh seyn
wenn ich dies Jahr mit diesen Zwillingen fertig seyn werde –
und denn
mag der Ausgang meiner Autorschaft, so sehr mir auch
daran gelegen ist, von den Wirkungen meiner Reise und der
Entscheidung meiner künftigen Amtslage abhängen; da ich
eben so sehr überzeugt bin, daß ich eben so sehr Zeit als
Glück nöthig habe um meine Gedanken zu einer milderen
Reife zu bringen. Je mehr mir andere und beßere Köpfe
vorarbeiten; desto beßer für meine Sichel und ihre Erndte
.
Nun mein auserwählter und gewünschter Sohn, Sie werden auch aus
diesem verwirrten Briefe klug werden, da ich selbst nicht begreife, wie Sie
meinen vorigen ohne Grauen und Eckel haben lesen können. Ich bin nicht im
stande einen beßern Brief zu schreiben, und möchte nicht gern noch einen
Posttag versäumen. Ich bin auch ein
Gebundener
und in meinem kranken
Kopf stoßen sich die Gedanken, wie die Böcke, und überwerfen sich wie die
Kinder in der Mutter Rebecca. Ich habe gestern mein Visceralmittel wider
glücklich angefangen, heute befinde mich nicht so gut als gestern, und ich
werde mich auf eins einschränken müßen vor dem Schlafengehen, weil die
Natur sich mit ihrem beneficio verspätet. Es bleibt also bey meinemgefaßten Entschluß, daß meine erste Arbeit seyn soll, nach Berlin in duplozu schreiben. So bald dies geschehen, werde ich Ihnen Nachricht davon geben.
Ich tappe, wie ein Blöder, der aber wenigstens die für ihn unsichtbare Hand,
welche ihn führt, zu fühlen im stande ist. Gott laße Ihren 27sten Geburtstag
ein Fest der Freude und des Seegens seyn für Sie, Ihre liebe Marianne, und
Ihre Freunde, und erfülle unsere gemeinschaftliche Wünsche und Bedürfniße
mitunseinander zu sehen und zu genießen. Ach! wenn Sie wüßten, wie
gern ich Porto für die Briefe meiner Freunde bezahle, und wie mir jetzt zu
Muth ist, worinn ich sonst meine angenehmste Erholung fand. Meine jüngste
Tochter Marianne Sophie feyert auch diesen 18 ihren 9 Geburtstag.
GOTT wird helfen! Amen. Er wird Sein Antlitz leuchten und genesen laßen
die Seele Ihres alten – in Gedanken reisenden und nach Ruhe schmachtenden
Hamann.Pempelfort den 31ten Oct 1786Vermerk von Hamann:No 54rote TinteIch setze mich hin, lieber Vater, um Dir aus meinem Pempelfort, für dies
Jahr den letzten Gruß zu schreiben. Alle mein Geräthe ist schon nach der
Stadt, u ich folge in einer Stunde nach. Du wirst schon seit einigen Posttagen
einen Brief von mir erwartet haben, u Du hättest ihn nicht vergeblich
erwartet, wäre mir nicht bald Krankheit, bald sonst eine Widerwärtigkeit in den
Weg getreten. Reichard ist nicht erschienen. Er schrieb mir aus Berlin, er sey
unterwegs krank geworden, u habe deßwegen Paris dran geben u nach Hause
eilen müßen. Nun ist ein Schreiben v ihm gegen Mirabeau erschienen, das
einige gute Stellen hat. Du wirst aber nächstens eins v Schloßer an
Leuchsenring im Museo finden, das ein beßeres Gepräge hat. Nach Lavaters
eigener Rechtfertigung verlangt mich herzlich. Die grimmige Schmähschrift
gegen mich in der All. Bibl. wirst Du gelesen haben. Was ist mit einem
Publico anzufangen, dem man so ins Angesicht lügen darf? – Ueber Kants
Abhandlung weiß ich Dir kaum etwas zu sagen. Der Mann will mit aller
Gewalt eine Secte stiften. Ich will versuchen, ob ich den Leuten begreifflich
machen kann, was er eigentlich lehrt. Nichts scheint mir dabey so schwer, als
den Schein aller Ironie zu vermeiden. Mich verlangt, ob die Post v
Donnerstag mir etwas v Dir bringen wird. Heute las ich Nicolais Verwahrung
gegen Garve in der Hamburger Zeitung, die dem Eindruck zuvor kommen soll;
denn das Buch hat wohl noch niemand, der nicht in Breslau oder Leipzig
wohnt. Ich seh ihm mit großer Ungeduld entgegen. Der junge Spalding, den
ich erwartete, ist noch nicht gekomen, hat mir aber aus Leiden geschrieben.
Was ist das für ein Doktor Jakobs, der die Prüfung der Morgenstunden
geschrieben hat? Hat er unter Kant studiert? – Mein Befinden ist jetzt
ziemlich gut, dagegen aber meine äußeren Umstände betreffend, allerley nicht
geringe Verdrießlichkeiten. Ich sehne mich nach Nachrichten v Dir, u was der
18 Geburtstag v unserm Johann Michael für Folgen gehabt hat. – Sage
mir doch ein Wort v Herdern, wenn Du etwas v ihm weißt. Mit
Witzenmanns Gesundheit hält es sich ziemlich. Daß ihn die Akademie zu Duisburg
einhellig zum Profeßor der Philosophie dort vorgeschlagen hat, habe ich Dir
geschrieben. Ich zweifle sehr an der Confirmation. – Ich muß aufbrechen.
Zürne nicht, Lieber, über dies leere armselige Blat. Von ganzem Herzen –
Dein Fritz Jonathan.Der Verfaßer der Rezension gegen mich, Claudius, u Witzenmann in der
All. Bib. ist zuverlaßig Eberhardt.
darunter Vermerk von Hamann:Deutsches Museum Decbr. 786. No 4. Ueber
dasjenige, was berühmte Schriftsteller zuweilen von sich selbst sagen (Leßing,
Garve, Nicolai.) S. 529–541. Wie mißlich es bleibt von sich selbst zu reden,u zu welchen Beleidigungen oder auch Misverständnißen solches oft
Gelegenheit geben kann.Adresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Koenigsberg
Vermerk von Hamann:den 11 Nov. Martinstag
Geantw eod.Kgsb. den 4 Novbr 86.Ich war mir heute ganz gewiß einen Brief von meinem Jonathan
gewärtig; aber mein Michael kam wider leer nach Hause. Wenn nur nicht
Hauptweh oder Krankheit an dieser Quarantaine Schuld sind: so will ich es
mir gern gefallen laßen. Ich muß heute schreiben, um meinen Kopf rein zu
haben; weil sich der Wind wider bey mir gedreht. Heute vor 8 Tagen wurde
ich mit einem unerwarteten Briefe von meinem Alc. B. erfreut und erqvickt.
Ich wollte gleich den Tag drauf antworten; aber es gieng nicht von der
Stelle, und ich besann mich endlich an meiner außerordentl. Mattigkeit u
Ohnmacht selbst Ursache gewesen zu seyn. Ich habe Magen und Kopf zu
sehr angegriffen.
Den 24 pr. fieng ich den Ferguson an, und wurde von diesem Buche so
hingerißen, daß ich mich gantz selbst drüber vergaß. Meine Absicht war mit
dem Monath fertig zu seyn, weil ich durchaus meine Arbeiten mit dem
laufenden anfangen wollte. Die Qvalität meiner Diät, welche der Artzt mir
erlaubte, war schon von der Art, daß Crispus sich kreuzte u seegnete. Der
außerordentl. Wohlgeschmack hatte mich auch im Maas der Quantität
verführt, und meine Leute, welche meine herkulische Mahlzeiten gewohnt sind,
hatten auch zu wenig Augenmaas u zu viel Nachsicht; aber mein gebücktes
Sitzen und Lesen über die 3 Qvartanten, thaten mir wohl den meisten
Abbruch. Die drey ersten Tage der Woche zeichneten sich durch eine außerordentl.
schöne Witterung aus; Mittwochs den 1 d. fühlte ich erst eine Erneuerung
meiner Kräfte. Ich war eben im 6 ten u letzten Buche des Ferguson, das mich
ungemein interessirte, als Me Courtan mit ihren Kindern zum Besuch kam,
und ich den
entlarvten Moses Mendelssohn
erhielt, über deßen
Titel und besonders den Todverdruß den Tag vorher, wo ich ihn in den
Zeitungen laß, den Kopf zerbrochen hatte, und eben nicht viel Kluges ahnete.
Ich brachte noch denselben Abend den Engl. und die Scharteke glücklich zu
Ende, und hatte auch denselben Tag einen eben so glückl. Anfang mit den
Kämpfschen Visceralmitteln gemacht. Vorgestern eilte ich meine Antwort
nach Münster zu Ende zu bringen, aber unter sehr widrigen Aspecten, daß
ich selbst nicht weißuste, was ich schrieb, noch recht weiß, was ich
geschrieben habe. Trotz aller Bedenklichkeiten, ließ ich den Brief abgehen.
Weil doch alles Neue spät dorthin kommt: so dient hiemit, lieber Fritz, zur
vorläufigen Nachricht, daß der entlarvte M. M. von dem berüchtigten
Prediger des Atheismus
Schultz
ist, der durchaus keinem andern als sich selbst
die Ehre laßen will, und weitläuftig zu beweisen sucht, daß der arme M. sich
blos an seinen philosophischen Betrachtungen hat zu Tod ärgern können.
Ohngeachtet des Eckels über den unschlachtigen Ton, kann man sich nicht des
Lachens enthalten über die dumme Eitelkeit dieses Mannes, der wie ein Türk
um sich haut und in seinem Unsinn manchen treffenden Streich thut, den die
Berliner von keinem andern so derbe bekommen hätten. Auch hier heist es:
non quis? sed quid? denn auch Narren sagen die Wahrheit. Das Geschwätz
dieses Mannes scheint nicht gantz grundlos zu seyn. Mendelssohn, deßen
Religion im Grunde nichts als Philosophie, und ihr System eine Glaubens-
und Gewißenssache für ihn war, mag freylich eben so wenig imstande gewesen
seyn, die φφische Betrachtungen zu verstehen und zu verdauen, als eine
Blutwurst oder ein Stück Schweinefleisch zu genießen. Der eine mag eben
so laut über den Atheismum des Leßings triumphirt haben, als sich anderer
darüber wahrscheinlich geärgert hat. Schultz beruft sich auf kundbare
Zeugniße, die er sich theils scheut, theils nicht nöthig zu haben scheint, daß er sie
namentlich anführen soll. Alle Deine Data und Reichardts Anekdoten werden
weidlich von ihm gebraucht und angewandt seine Hypothese wahrscheinlich zu
machen und auszuputzen; und durch seine eigene Anklage sind die beyden
Donnerskinder vollig absolvirt und für unschuldig erklärt. Also ein sehr
reicher Stoff zu einem wirklich komischen Nachspiel –
In der heutigen Hamburgschen Zeitung ist auch das zweite Stück des
LXVIII. Bandes der A. Bibl. angemeldt, wornach mir auch das Maul
wäßert, weil Deine und Deines Gegners Schriften recensirt worden.
Unterdeßen alles mit vollen Seegeln weiter kommt, liege ich hier wieder vor Anker.
Meine Absicht war diese beyde letzte Monathe des Jahrs alle zu Deinen
Schriften gehorigen Acten durchzugehen und mit dem neuen Jahr nach Berlin
zu schreiben. Diese Woche hat es hier so viel Gerüchte gegeben, von denen
wenigstens die Hälfte wahr ist, daß ich meinen Plan umkehren muß. Dela
Haye de Launoy hat wirklich seinen Abschied, ein gleiches sagt man
allgemein u offentlich von meinem Nachbar, unserm Provincial-Director. Alles
soll auf den alten Fuß kommen. Das Accise- und ZollGericht ist schon
wirklich mit dem hiesigen Stadtgerichte combinirt, und mit meinem Dienste hat
es so eine sonderbare Bewandnis, daß ich es für unumgänglich nöthig halte,
mich selbst darüber zu erklären, und die erforderliche Erörterungen darüber
zu geben. Ich habe zwar das Glück einen alten Posten zu besitzen, er ist
aber durch die Regie so verstümmelt worden. Mein Vorgänger hatte die
Aufsicht über Packhof und das ganze Licent, hatte Sitz und Stimme im
jetzigen Admiralitätscollegio, das unter der Kriegs- u Domainen Cammer
besteht. Man lies ihm blos den Packhof und sein altes Gehalt, behielt zwar
den Titel eines Licentraths, muste aber in keiner Connexion mit der
Kammer bleiben. Es wurde ein besonderer Licent-Inspector gesetzt als ein poste
de confidence mit einem doppelten Gehalt neml à 600 rth. Ihm und dem
Licent-Einnehmer wurden von ihrer freyen Wohnung jedem 2 Stuben
abgenommen zu Anlegung eines neuen Magazins u neuer Bureaux. Man lies ihm
ein kleines Emolument von den Lootsen, ohngeachtet selbige zur Admiralitätund zum ressort der Kammer gehören. Ich habe mich um diese Kleinigkeit
nicht bekümmert, weil ich mit keinem zweyköpfigen Adler etwas zu schaffen
haben wollte. Durch Vermittelung des ehrlichen Reichardts erhielt ich im
Jänner 77 meinen Packhofverwalterposten wider alle meine und jedermanns
Erwartung, und zum besondern Verdruß meiner beyden Nachbarn und
Vorgesetzten. Der Director hatte einen Menschen vorgeschlagen der ihm ein
Capital zu Unterhaltung einer Fayence Fabric vorschießen wollte, an der er
zu seiner Schande und zu seinem Schaden Antheil hatte. Mein anderer
Nachbar der Licent Inspector arbeitete für seinen damals lebenden
Schwiegervater. Die Erben meines Vorgängers machten eine Forderung von mehr als
900 fl. als Vergütung für den Garten p. Ich gab alles Preiß, theils aus
Noth theils aus Grundsätzen. Alles war gegen mich aufgebracht, und das
Leben wurde mir im ersten Jahr recht sauer gemacht. Der Licent-Inspectorusurpirt vermöge eines Vergleichs die freye Wohnung des Licent-Einnehmers aus Liebhaberey zum Garten, und hat die beyden abgenommene Stuben
wider an sich gebracht auch vermuthlich auf Königl. Kosten in den alten und
beßern Stand setzen laßen. Ich entdeckte in einem Particulier Briefe an den
damaligen Regisseur unsers Departements Mr. Morinval meine
Verlegenheit. Die Untersuchung wurde denjenigen aufgetragen, über die ich mich
beschwert hatte. Die Resolution fiel natürl. zu meinem Nachtheil aus,
ohngeachtet Morinval mit eigener Hand einige Ausdrücke gemildert hatte. Durch
diesen Vorfall wurde ich so aufgebracht, daß ich mir fest vornahm niemals
mehr an die Gen Adm. zu schreiben. Daher kam es, daß ich erst meinen
Urlaub durch die Direction suchte, und nur in diesem Jahr mit schwerem
Herzen mich an die Adm. unmittelbar wandte. Wie ich 76 meine Bücher mit
des seel. Lindners seinen verkaufen wollte, und Gott selbst mich durch ein
dazwischen kommendes viertägiges Fieber an diesem raschen Vorsatz hinderte,
schrieb ich einen heftigen Brief an die Adm. mit Beylegung des Catalogi.In diesem Schreiben zielte ich besonders auf Magnier den dela Haye de
Launoy zum Regisseur gemacht hatte, der seinen Beförderer ebenso stürzen
wollte wie er dem ersten hiesigen Directeur d’Ambrun den Hals gebrochen
hatte. Weil diese Winke zufälliger weise so bald eintraffen und Magnierbeym Könige kein Gehör fand, sondern fort muste, scheint dieser Umstand
auch auf dela Haye de Launoy Eindruck gemacht zu haben, daß man mich
damals zu befriedigen suchte und Reichardts Vermittelung w so wirksam
war. Wegen dieser und mehrerer Umstände wünschte ich, wenn Gott nur
immer Kräfte dazu giebt ins Cabinet wegen meines Urlaubes und zu gl. Zeit
an den Minister von Werder wegen meiner ganzen Lage zu schreiben, damit
er wenigstens mit Kenntnis der Sache und der Person zu entscheiden im
stande ist.
Aber mit meinem Kopf heist es auch, (wie von Gellerts Greise) der kaum
halb seiner war, und ich hatte ihn gantz nöthig, um diesen brouillon meiner
ganzen Lage in ein anständiges Geschick zu bringen, daß es sich lesen und
verstehen läßt. Zu meinem großen Glück habe ich mich von Kindheit auf
gewöhnen müßen mitten in Tumult zu arbeiten. Geräusch um mich hält meine
Gedanken mehr zusammen, als eine stille Einsamkeit. Ohne diesen Vortheil
hätte ich als Uebersetzer unmögl. fort kommen können.
Dom. XXI.5. NovemberCrispus besuchte mich gestern und lachte herzl. über meine häusliche
Akademie. Im Winter leben wir alle in 2 unmittelbar zusammen hängenden
Stuben. In meiner ist die eine Wand mit Büchern bedeckt, und alle Tische u
Winkel belegt. Zwey Bette für mich u meinen Sohn. In der andern schlafen
Mutter u die beyde Mädchen. Zwey kleine Bücherschränke u ein Clavier.Vormittags hat mein Sohn Stunde. Nach dem Eßen komt sein Freund
Nicolovius, und sie lesen den Don Quixote im spanischen. Denn kommt
Raphael bisweilen, und schreibt ein paar Zeilen den Kindern vor, übt sich mit
Michael im französischen. Denn kommt Hill, klimpert u singt den Mädchen
etwas auf dem Clavier. Denn kommen wider zwey und machen sich über den
Plutarch, wo Crispus so oft er kann, praesidirt. Mittwochs u Sonnabends
komt ein pollnischer Sprachmeister. Kaum war ich mit dem Ferguson fertig,
bringt man mir aus Curl. 2 schön geschriebene Handschriften Relazione del
Systema politico, Ecconomico e militare di S. M S. und Origine, e Titoli
della Rl. Casa di Savoja con li Acquisti fatti dalla medesima. Ich verstehe
weder italienisch mehr noch den Innhalt. Wär ich im stande zu arbeiten und
zu schreiben; so würde ich allen Plunder zum Henker werfen. Nun hab ich
dergl. Ressources u Palliative nöthig, die im Grunde das Uebel ärger, und
nur auf eine kurze Zeit und dem Schein nach erträgl. machen, daß ich aus
Mangel eignen Nachdenkens mich der Himmel weiß alles womit zerstreuen
und beschäftigen kann.
Vorgestern wollte ich feyern; ich hatte mich an dem Briefe nach M. den
Tag vorher zu Schanden geschrieben und die Witterung war so traurig, daß
das Tagelicht kaum durch meine doppelten Fenstern durchschimmern konnte.
Auf einmal fielen mir Pestels Fundamenta Jurisprudentiae naturalis in die
Hände, welche schon wider meine Sitte, sich ein halb Jahr bey mir
umgetrieben hatten. Die Philosophie dieses Mannes ist der meinigen so homogen,
und der Styl so körnicht, daß ich kaum wider aufhören konnte. Kennst Du,
lieber Fritz Jon. den Mann? Er soll Prof. in Leyden seyn.
Je mehr also in Deiner Sache vorgearbeitet wird; desto lieber und
vortheilhafter ist es mir. Noch hat keiner etwas von meiner Materie und meinen
Gedanken anticipirt, als der alte würdige 72jährige Greis de Marées zu
Deßau in seinen Briefen
über die neuen Wächter der
protestantischen Kirche
. Ich habe nur das 1 Heft; das 2te soll auch bereits
angekommen seyn. Ich kenne es aber noch nicht, wie Tellers Antworten darauf.
Je weniger mir zu sagen übrig bleibt: desto beqvemer und vortheilhafter wird
meine Nachlese seyn.
Ich habe diesen Nachmittag zum erstenmal Luft geschöpft, und bin in
Begleitung meines Sohns längst meinen Garten gegangen. Diese kleine
Bewegung hat mir wohl gethan. Es sieht schon alles nach dem Winter aus, lauter
Schnee und der sumpfige Boden hält schon ziemlich und ist von Frost beynahe
ausgetrocknet. Mein Barbierer ist ausgeblieben, sonst hatte ich meinen
nächsten Nachbar den Director besucht, der sich oft nach meinem Befinden hat
erkundigen laßen. Kaum war ich auf meiner Stube, als ich Engels Rede auf
des Königs Geburtstag erhielt. Wer doch auch seiner Materie und des
Ausdrucks so mächtig wäre! Es ist freylich ein Unterschied, nur so viel zu sagen,
als man
kann
und
will
, ohne daß man muß. In einer solchen politischen
Rede ist die Wahrheit blos die Folie eines Spiegels oder durchsichtigen
Steins, ein vehiculum der Schönheit. Der mir so anstößige Gallicismus,welcher in der alten Rede so oft vorkam, ist hier nur einmal mir aufgefallen
S. 27 so echt wie die Grundsätze Friedrichs, sind
die
Friedr. Wilh. statt:
seine.
Eben erfahr ich, daß Brahl eine günstige Resolution auf sein Memorialerhalten haben soll. Ich habe ihn seit 8 Tagen nicht gesehen, und will ihn
morgen zu mir bitten laßen.
Das Ende von diesem langen Liede läuft darauf hinaus, lieber Jonathan,
daß ich an die Arbeiten meines fliegenden Briefes nicht eher denken werde, bis
ich erst nach Berlin geschrieben habe, und erst mit dieser Arbeit fertig seyn
muß, wenn es nur immer mögl. ist und Gott Kräfte dazu giebt. Diese Briefe
müßen zusammen abgehen, und wenn ich auch das den Rest des alten
Jahres damit zubringen sollte.
Hab ich üb meine Ohrenbeichte abgelegt; so mag der Minister
entscheiden nach seinem Gewißen, und ich will mich gern meinem Schicksal
unterwerfen bey der Beruhigung, das meinige gethan zu haben. Erhalt ich unter
diesen Bedingungen, daß ich durch meine Abwesenheit keinen Nachtheil zu
besorgen habe, meinen Urlaub: so werde ich gewiß eilen mich denselben zu
Nutze zu machen, um unserer gemeinschaftl. Wünsche Ziel zu erreichen; denn
nichts als diese Reise kann meine Gesundheit und Gemüthsruhe wider
herstellen.
Das individuelle meiner Autorschaft und ihres Ausganges bleibt immer
mein Eigenthum, das mir nicht entwandt werden kann. Kommen andere auf
die Spur meines Ganges, der jedem nahe und offen liegt: so gewinnt meine
Absicht
durch andere mehr, als vielleicht durch meine eigene Ausführung
derselben. Diese Ausführung ist noch immer zu unzeitig für mich so wohl als
für die öffentl. Leser. Beyde haben noch nicht die Reife. Wenn ich auch als
hinkender Bote
endige, was ich als
Vorläufer
angefangen: so wird
mein fliegender Brief, trotz aller widersprechender Modificationen in der
Form, seinem Innhalte nach das
bleiben
, was er
werden sollte
.
Entkleidung meiner kleinen Schriftstellerey, und Verklärung ihres Zwecks, das
verkante
Christentum
und
Luthertum
zu erneuern, und die
demselben entgegengesetzte Misverständniße aus dem Wege zu räumen, dem
Drachen zu Babel einige Küchlein von Fett Pech, Fett und Haar, unter
einander gekocht, in den Rachen zu werfen. Ich wünschte sehr durch einen
Brief wenigstens Deiner Gesundheit u Hauptwehs wegen beruhigt zu seyn.
Gott gebe, daß ich meine beyde Briefe schreiben und reisen kann. Komt die
Allg. Bibl. oder M Jacob an, und es lohnt der Mühe, zu schreiben, so melde
ich es Dir. B. Geburtstag u meiner Marianne ihrer fällt in diesen Mond.
Vielleicht werden mich selbige zu meiner Arbeit begeistern; vielleicht mach ich
morgen einen kleinen Versuch, wenigstens meine Loge wider zu sehen,
spätestens in der Mitte dieser Woche.
den 8.von Jacobi hinzugefügt:Nov. 86.Ich muste abbrechen, und darüber ist der Brief liegen geblieben und also
ein Posttag versäumt worden. Vielleicht ist mir heute einer von Dir bescheert.
Wir haben hier einen starken Winter, und die Kälte hat mich abgehalten
auszugehen. Morgen denk ich den Anfang zu machen mit Gottes Hülfe und denn
bin ich 5 volle Wochen zu Hause geblieben. Ich hörte, wie ich eben daran
dachte, daß M. Jakob ein Dedicationsexemplar dem Kant zugeschickt hatte,
konnte daher nicht ruhen, bis ich es auf einige Stunden durch die dritte Hand
zum Ansehen erhielt. Es besteht auch in 14 Vorlesungen über die
Mendelssohnschen, und ist nichts als ein abermaliger Brey der Kritik mit Kants und
Schultz Worten wie er selbst sagt, und geht Dich weiter gar nichts an, lieber
Jonathan, als in so fern Du an dem Schicksal der Kantschen φφie Antheil
nimmst. Daß der erste Bekenner, Hofprediger Schultz, jetzt ein eben so lauter
Gegner ist, werde ich Dir hoffentlich gemeldt haben und Du selbst aus dem
OsterMeßCatalog ersehen haben. Ich weiß aber nichts von dem Fortgange
dieser Arbeit, weil der Canal aufgehört hat, durch den ich sonst alles
erfahren konnte. Ein gewißer Jenisch, der alle Woche einen Freytisch hatte ist
fortgereist, nach Berlin, von da nach Holl. und noch geschwinder mit seinem
Eleve nach Braunschweig zurückgegangen. Eine Uebersetzung des
Agamemnons aus dem Aeschylus ist jetzt erschienen von diesem jungen Menschen, der
noch ein zu wildes Feuer hat. Kant hat einige Probebogen im Mst von M.Jakob erhalten, und die Abhandl. statt einer Vorrede und hedera hält einige
Bemerkungen über 2 Maximen in den Vorlesungen. Diese beyde Maximen
nennt Kant ein paar Kunststücke, deren sich auch beqveme Richter zu bedienen
pflegen, wenn sie nemlich den Streit entweder gütlich
beyzulegen
, oder
ihn als für gar keinen Gerichtshof gehörig
abzuweisen
suchen. Er verweist
auf S. 214 u 116 der Morgenstunden nach der alten Ausgabe. Es ist ein
ewiges αυτος εφα. Man muß die Leute nur fortreden lassen, sie werden
sich schon selbst widerlegen. Dem Vorwurf der logomachie setzt der Kritiker
Logodädalie entgegen und verräth seine eigene Blöße und die ganze Schwäche
seines Systems.
Gestern bekam eine andere Neuigkeit, die
Dich
und Deinen
Freywilligen
, wie man ihn nennt, ein wenig näher angeht. Der Titel heist:
Vorläufige Darstellung des heutigen Jesuitismus, der Rosenkreuzerey,
Proselytenmacherey und Religionsvereinigung. Deutschl. als der Druckort. Es läßt
sich gut gnug lesen, ist aber im Grunde eine bloße Rhapsodie, wie sie der Verf.
selbst nennt, der ein ganzer Berliner und Nicolaite ist. Der weitläuftige
Vorbericht geht auf das vortrefl. Buch, deßen letzte Hälfte ich Dir schon
empfohlen habe und nochmals daran erinnere. Ich meyne die
Enthüllung
des Weltbürgersystems
, deßen Ueberlegenheit der Rhapsodist selbst
erkennt. Letzterer redt von der Stimmung unsers Jahrhunderts zu den
Erscheinungen auf dem Titel seines Buchs. Da heißt es nun S. 173. – statt
sich mit nützlicheren und mehr im menschl. Gesichtskreise liegenden Wahrheiten
und Gegenständen zu beschäftigen empfiehlt man vielmehr einen
unbedingten, blinden Glauben
(bey diesem Worte wird in einer kleinen
Note an den Streit des HE Jacobi mit dem unsterbl. Mendelssohn erinnert)
verzweifelt an aller Wahrheit und entreißt dem Protestantismus seine gröste
Stütze, neml. die den uneingeschränkten Forschungsgeist und
Vernunftbrauch, unterwirft also die Rechte der Vernunft und der Religion dem
Ausspruch einer menschl. Autorität. Zu der kleinen Note komt aber unter den
Verbeßerungen u Zusätzen
hinter dem Vorbericht eine weit längere
von S. XXX–XXXII. Aus dieser jesuitischen Verdrehung Deiner
Meinung ist offenbar zu sehen, daß sich mit solchen verkehrten Leuten weder deutsch
reden noch deutsch schreiben läßt, und daß man eine andere Sprache zu Hülfe
nehmen muß, um sich ihnen verständlich zu machen oder vielmehr ihren
Unverstand in die Enge zu treiben.
Mein Hans Michel kommt leider! leer zurück – wenn Du nur gesund bist,
will ich gerne warten. Du hast vielleicht mehr Geschäfte, als ich
Zerstreuungen habe. Ohngeachtet ich ab intra auch nicht faul bin, so bin ich desto
unthätiger ab extra, und es geht mir wie den Schriftgelehrten, die nicht mit
einem einzigen ihrer Finger anrührten, und andere für sich lieber tragen
ließen. In einer anderen Rücksicht bekümmere ich mich mehr um anderer
Weinberge, als um meine eigenen. Ich tröste mich wenigstens damit, daß
Faulheit u. Feigheit nicht allein schuld sind, sondern vielleicht
meine
Stunde noch nicht gekommen ist
.
Vorgestern besuchte mich Brahl, der auf seine Vorstellung vom 19 pr. den
28 ej. eine promte u günstige Resolution vom Minister sowohl als der Gen.
Adm. erhalten, welche blos von G. R. Köpken unterschrieben war. Bey
Verfertigung des neuen Etats der mit dem 25 May als dem Anfange des
neuen Jahrs wahrscheinl. eingeführt werden wird. Vom Grafen von
Mirabeau hat er mir auch das Original seines Briefes an ihn vom 1 Septmitgetheilt, der sein Buch betrifft und ein Beytrag der Uebersetzung ist. Er theilt
ihm zugl. eine Acte de la Republique de Virginie, mit dieas freye
Exercice der Religion betreffend. Der Brief ist sehr artig geschrieben und ein
brouillon seiner eigenen Hand. Er erklärt nunmehr selbst den gantzen
Cincinnatusorden für ein projet entierement françois, une institution
purement Françoise, c’est à dire, une petite decoration, un petit embleme,
une petite invention de vanité, une gentillesse en un mot, que j’ai craint
à la fin le ridicule d’y mettre trop d’importance et surtout le malheur
d’inspirer contre un citoyen aussi vraiment respectable que Washington
des preventions assez dementies, il est vrai, par la noble et généreuse
uniformité de sa conduite entiere, mais que l’activité des passions
republicaines pourroit exalter et envenimer.Unterdeßen ist es ihm gleichwol angenehm sein Urtheil öffentlich bekannt
gemacht und ausführlich seine Gründe entwickelt zu haben, weil sein Buch
nicht nur in Amerika, sondern auch so gar zu London übersetzt worden, auch
einen Einfluß auf die Meinung des Publici gehabt.
Ich will noch ein paar Stellen abschreiben: Helas Mr. quand on
resoudra-t-on ce grand probleme, s’il ne seroit donc pas possible que l’on
constituât un pays de façon que toutes les affaires se fissent sur les lieux
où elles naissent et que la justice et l’interet commun fussent respectés
partout, sans qu’il fallut pour eviter de se battre, se soumettre au
commandement d’un imbecile que son rang et son éducation rendroient tel,
quand même la nature l’auroit constitué pour être autrement…Le
genre humain fait cette grande question aux Etats unis d’Amerique et
si par hazard ils repondroient mal, il faudroit le demander encore à
la raison.Von der beyl. Acte sagt er: Tel est un des premiers pas que les Etats
unis ont fait vers le perfectionnement de leurs Loix dont ils sontincessament occupés depuis la paix. Ah! si nos vieux gouvernemens
promulguoient de tels actes Legislatifs, comme toutes les trompettes de la
renommée retentiroient pour eux! Et ce qui seroit plus utile, quel essor
l’esprit humain prendroit dans l’Europe regenerée…Ah! c’est ainsi,
et non par un absurde persifflage et de pitoyables declamations qu’on
peut lutter contre la concurrence du nouveau monde, qui, du moins il
faut l’esperer, nous prendra bientôt nos hommes, si nous ne lui prenons
pas bientôt sa sagesse.Brahl hat mir auch heute sein Memorial zugeschickt; ich habe es aber
noch nicht Zeit gehabt anzusehen. Die Adm. führt in ihrer Antwort an, daß
der König selbst den Etat revidirt und nach Gutdünken gestrichen hätte. Er ist
Accise Einnehmer der Victualiencasse, deren Ertrag der kleinste ist, aber die
Arbeit dabey die schwerste, weil sie in lauter kleinen Posten gröstenteils
geschieht.
Crispus ist Decanus der philos. Facultät und hat auch seine liebe Noth.
He Ein Herr von Baczko, der blind u lahm ist aber einen thätigen
unruhigen Kopf hat, hat eine Geschichte von Preußen geschrieben will Magister
werden und ist ein römischKatholischer, welcher den Statuten zufolge nicht
angenommen werden kann. Dieser Mensch poltert u pocht, droht gar den
Minister von Z. eine öffentl. Beschimpfung, weil er ihn auf seine widerholten
Briefe worunter wo ich nicht irre gar eine Dedication seiner Geschichte
keiner Antwort gewürdigt; und hat Kraus in Verdacht einer Furchtsamkeit,
weil er Briefe aufs Berlin gelesen in denen man sich nach Kr.
Schwärmerey und
Katholicismo
erkundigt hatte. Dieser letzte Verdacht beruht
vermuthl. darauf, daß er sich einiger armen Ermländer, hier angenommen
und für ihren Unterhalt gesorgt durch Vorbitte bey dem Bischof von Culm
u dergl. unschuldige Handlungen die ihn beliebt, ihm Ehre machen aber auch
den Eigennutz u Neid anderer reitzen.
Unsere Akademie bekommt wider 3 Ausländer zu Lehrern; einen Pr.
Juris König aus Halle, einen Haße der morgenl. Sprachen aus Jena, deßen
Idiognomik Davids mich eben nicht sehr neugierig macht seine Uebersetzung
des Buchs der Weisheit zu lesen und einen M
Wald
aus Leipzig, der 84 den
Versuch einer Einl. in die Geschichte der Kenntniße, Wißenschaften und
schönen Künste zu akademischen Vorlesungen herausgegeben, die ich eben
durchgelaufen und wo ich auch Deinen Namen in den Zusätzen u Verbeßerungen
S. 446 nachgeholt gefunden habe. In diesem Jahr ist wider ein Bändchen
von Zusätzen u Verbeßerungen ausgekommen, und es wird an Fortsetzungen
dieses Misthaufens nicht fehlen. Er wird Prof. der gr. Sprache. Das
betrübteste ist, daß es hier gantz an Zuwachs junger u tüchtiger Köpfe fehlt.
Eben jetzt erhalte einen Brief von einem jungen Maler
Sennwald
aus
Berl. mit den Silhouetten der Baroneße Bondeli und ihrer Pflegtochter,
meiner Lisette Reinette. Der liebe gute Mann verschwand hier auf einmal,
ich glaubte daß er im Oberlande noch wäre, wo er sich die meiste Zeit
aufgehalten hat. Meine Mädchen hatte ich damals bestellt zu meiner Reise bereits
im Sommer, um meine ganze Familie mitzuführen. Er ist der bescheidenste,
gutmüthigste Mensch, den ich recht geschätzt habe, in dem auch keine Berl.
Ader war. Wenn ihm die Schwindsucht nicht gefährl. wird, so geht er mit
einer Reise nach Rom schwanger, und meldt sich in Düßeldorf. Vielleicht steht
sein Name auf meiner Silhouette, wo nicht bitte ich ihn hinten in memoriamseines unumgängl. Einspruchs in Deinem Hause zu notiren.
Ein Freund brachte mir zu Ende des Julii die Aussichten der Seele u das
Vereinigungsbuch des Agenten M Masius, mit Bitte diese Schriften zu lesen.
Seit 14 Tagen wurde ich geqvält wenigstens den Empfang dieser Bücher
zu bescheinigen. Ich finde diesen Mann
allenthalben
von einer so
schwarzen u schwachen Seite durch seine eigene Documente dargestellt, als
ich noch heute in seinen neuesten Beyträgen zur Predigerbibliothek lesen
müßen
, daß ich mich recht gescheut – und froh bin mit vieler Mühe ein
paar Zeilen zusammengebracht zu haben, die er kaum verstehen und schwerl.
misbrauchen kann.
Es hat mich aufmerksam gemacht, daß die beyden Kantianer, Schmidt u
Jakobi, sich auf Crusius Philosophie beruffen. Wie Kant 763 seinen einzigen
mögl. Beweis vom Daseyn Gottes schrieb, gab ein hiesiger Crusianer M.Weymann Bedenklichkeiten darüber heraus. Weil aber durch ein Edictverboten wurde über die Crusianische Philosophie zu lesen: so ist dieses
Mannes Ruff und Kopf so verloschen, daß er zur öffentl. Schande als
Rector einer hiesigen Stadtschule lebt. Ich wurde damals von einem Freunde
ungemein aufgemuntert die Crusianische Philosophie ein wenig näher kennen
zu lernen: aber es blieb, wie bey soviel andern Vorsätzen – und ich habe
seitdem weder Zeit noch Gelegenheit gehabt mich um den Crusius zu bekümmern,
deßen Sittenlehre ich mich blos erinnere gelesen zu haben.
den 9Ich habe Brahls Deduction gelesen, die ungemein ausgearbeitet, die
Gründe so deutlich aus einander gesetzt und mit einem so genauen calculovon allen Seiten belegt sind, daß dieser Beweis von der Unwißenheit, dem
Willkührlichen und dem Unrecht, womit man in Berlin zu Werk geht und
wovon das Cabinet immer das Muster gegeben, unwiderstehlich ist. Ich
verzweifele sehr, daß ich im stande seyn werde, meine Lage in ein solch evidentes
Licht zu setzen. Das Gantze ist mannigfaltiger, verwickelter, beruht mehr auf
Gesinnungen als Zahlen. Ich bin daher beynahe willens nicht nur ins Cabinet
zu gehen, weil den Gesetzen gemäß mein Urlaub da gesucht werden muß, und
dem Minister mich zu entdecken sondern auch an die Gen. Adm. zu schreiben
und das Verfahren in Ansehung meines zweyjährigen Gesuchs in diesem
Briefe zu detailliren, damit ich sie theils nicht vorbey gehe, theils meine
Materie theilen und kürzer behandeln kann, indem diese 3 Schreiben ein Ganzes
ausmachen. Disposition ist Oeconomie, und das Compendium aller Mittel.
Habe ich erst diesen Wust aus dem Kopf; so bekümmere ich mich weiter nicht
um den Ausgang und werde mit destomehr Lust und Hunger an das Ende
meiner Autorschaft, wenigstens der apokryphischen denken, und an das kleine
Opus
rudimentorum
meorum, wofür ich alles ansehe, was ich von den
Sokr. Denkw. bis auf den Scheblimini geschmiert. Erhalte ich wenigstens
meinen Urlaub zur Reise, so werden selbige in meine Autorschaft einen gantz
andern Einfluß haben, als wenn ich gezwungen seyn sollte wie Anfangs
meine Absicht war zu schreiben, dies Mittel zu Erhaltung meines Urlaubes
oder der Himmel weiß was mehr? zum äußersten zu machen. Bey einer so
schwebenden und wankenden Ungewißheit kann die Seele keinen sichern
Schritt thun, sondern hängt in suspenso, liegt auf der Folter und ist ihrer
selbst nicht mächtig. In einem solchen Zustande, der ins 3te Jahr beynahe
geht, hat man wenig Lust bey sich selbst daheim zu seyn. Das Tecum habitawird eben so schwer als das nosce te ipsum bey einem bösen Gewißen. Hinc
illae lacrumae – Ach lieber Fritz Jonathan. Der Kosmopolitismus u
Jesuitismus ist ein Geschwür, das in jedem menschl. Busen liegt, und die Berl.
Schule schwatzt wie ein Kind davon, wie die Kritik der reinen Vernunft aus
Unkunde der
menschl
. mit der man anfangen muß und sehr bekannt seyn
muß, ehe man es wagt, nach jener Perle unterzutauchen und sie zu fischen.
Sonst geht es uns wie dem Hunde in der bekannten Fabel, über dem Schatten
verlieren wir den Bißen, über das Ideal das Reelle, und über das
Epitheton der S Reinigkeit die Sache selbst und ihre Substantz.
Sprache
ist
wie Young sagt, das Organon und Criterion; daher die Nothwendigkeit
einer neuen Zunge und neuer Zeichen und Wunder, die unser Jahrhundert
nöthig hat, das den spottenden Zuschauern, Hohenpriestern und
Schriftgelehrten so ähnlich ist, von denen ich noch gestern Abend las, Marc XV. 31.32.
die
sehen
und
glauben
wollen, wenn – unter Bedingungen, die nicht nur
unvernünftig und widersprechend sondern auch unverschämt sind. Unterdeßen
der große Haufe seiner architectonischen Eitelkeit sich überläßt auf lockerm
Sande; so wird es dem kleinen Häuflein seiner Jünger nicht an Simone
fehlen, die des Beynamens eines
Felsens
würdig sind, weil sie auf einen
solchen ihr System u Gebäu gründen. – Diesen Augenblick schickt mir Crispusim Namen Kants 3 Schriften gegen ihn, die er nicht des Lesens würdigt
und ausdrückl. an den
neugierigen
alten Mann gewiesen hat. Sie sind
zu Marburg herausgekommen wo seine Philosophie Contrebande ist wie
einst die Crusianische hier wurde. Ich will Dir die Titel abschreiben: Waldins
Untersuchung der Weltreihen u des darauf gegründeten Beweises von der
Existenz Gottes 85. 3 Bogen in 8o.D. Coing zwey Programmata in 4. vom
vorigen u diesen Jahr. Das erste antwortet ad obiectiones contra
argumenta quaedam pro Dei existentia; das andere setzt die Lehre von Gott fort
aus der Natur u heil. Schrift. Zu gleicher Zeit läßt mir Crispus sagen daß
es die
höchste Zeit wäre an meinem Briefe nach Berlin zu
arbeiten
. Ihm muß diese Nacht was geträumt haben. Unterdeßen ich auf
meinen Barbierer warte, will ich lesen. Der Anlaß zu dem Verboth ist soll
die Vorlesungen seyn welche dem beygel. Lections Catalogo zufolge
Pr.
Bering
hat über Schulzens Erl. lesen wollen.
Waldin
hat Grundsätze
der natürl. Religion nebst ihren neuesten u wichtigsten Streitigkeiten zum
Lesebuch herausgegeben. Kant hat diese Sachen ohne Brief erhalten, u das
Porto macht ihn verdrüslich. –
Ich bin Gottlob! diesen Nachmittag zum ersten mal auf meinem Packhof
gewesen, der außerordentlich voller Waaren ist. Der Dir. war auch sehr
gütig gegen mich. Kant hat wohl gethan sich um diese kleinen Scharmüzel
nicht zu bekümmern. Waldin wirft ihm Zweydeutigkeit, unbestimmte Begriffe
u Abweichung vom Gebrauch zu reden vor.
Nun, Herzenslieber Fritz Jonathan, schreib ich nicht eher, bis ich mit den
3 Briefen fertig bin, es wäre denn, daß die Allg. d. Bibl. mich zu einer
Ausnahme erweckte. Schreib mir wenigstens, daß Du gesund bist mit Deinem
ganzen Hause und den Freywilligen deßelben. Und hiemit Gott empfohlen
unter den besten Wünschen p im Geist Dein alter treuer
Johann Georg.Ich fuhr wie ich zu Hause kam und mich hinsetzte, mit solcher Hitze in mein
kleines Dintenfaß, daß die alte Schwanenfeder, mit der ich schreibe, mit einer
Sau herauskam. Denk mich mit dem neuen Jahr zu beßern und zu
verjüngen, so bald ich näher der Wallfahrt seyn werde. Wenn Du aus meinem
Briefe klug worden, so bitte die Resultate nach Münster zu expediren, als
commentarius meines letzten verworrenen Geschmiers. Crispus plutarchisirt
und empfiehlt sich herzl.
von Jacobi auf eingelegtem Blatt vermerkt:Koenigsberg den 4ten – 8ten Nov. 1786.
J. G. Hamann
empf den 19ten –
beantw den 21ten –Königsberg den 6 Nov. 86.HochEdelgeborner, Hochwohlgelahrter Herr,
HöchstzuEhrender Herr Magister
Herr Geheim Secretaire Maier hat mir bereits den 25 Jul. c.von Johann Michael Hamann:das Buch
der Vereinigung, nebst den Aussichten der Seele eingehändigt, Gemüths- und
Leibesumstände haben mich von Johann Michael Hamann:aber bisher außer stand gesetzt, den Empfang der
Büchervon Johann Michael Hamann:selben,eher zu bescheinigen, und Ew. HochEdelgeboren meinen
ergebensten Dank für das Merkmal Ihrer Güte abzustatten. Meine Neigung
und Lage entfernen mich von von Johann Michael Hamann:allen dergl. öffentlichen Angelegenheiten, welche
mir jedem in einem desto zweydeutigern Lichte erscheinen vorkommen, je
ehrwürdiger und heiliger scheinbarer die Absichten feyerlicher die
Anmaßungen sind, zu deren Behuf sie unternommen und getrieben werden. Das
erste Zeichen der Vereinigung wurde der Anlaß einer Zerstreuung, und der
Anfang aller von Johann Michael Hamann:nachfolgenden Verwirrungen u. Misverständniße in dem Organogesellschaftlicher Symbole und isolirten Projecte*, die höchstensvon Johann Michael Hamann:welche
mehrentheils auf neue Namen, eitle Titel und von Johann Michael Hamann:müßige leere Wörter
hinauslaufen, ohne Erneurung der Begriffe und Gesinnungen. Der Glaube einer,
gleich ihrem Haupte zwar unsichtbaren aber allgegenwärtigen Haupte,
christlichen Kirche, ist hinlänglich kann auch das kleinste Mitglied derselben
von Johann Michael Hamann:eben so völlig wegen der Mängel und Unvollkommenheiten der jeder
äußerlichen Gemeinschaft eben so völlig zu beruhigen, als wegenvon Johann Michael Hamann:über seinereigene natürlichen u von Johann Michael Hamann:persönliche Gebrechen. Ich überlaße Es von Johann Michael Hamann:sey daher
dem guten Hirten von Johann Michael Hamann:anheimgestellt seine zerstreute Heerde zu sammeln, u seiner
der ausdrückl. seine und die herrliche Verheißung zufolge erfüllen:
γενησεται μια ποιμνη, εἱς ποιμην. ταεδια προβατα – οιδασι την φωνην
αὐτου – ουκ οιδασι των αλλοτριων την φωνηνJoh X.Joh X. woselbst esauch heißt einals ein characteristischervon Johann Michael Hamann:Idiotismus seiner Schmertzen, ein
οιδασι und ουκ οιδασι geschrieben steht.** Unser Publicum hat so viel
theils competenteretheils anmaßende Kunstrichter, deren Urtheil ich
weder vorgreifen noch nachreden mag, und auf deren Einfluß Ew
HochEdelgebornen mehr zu rechnen können und da Ursache haben, als auf meine
übrigens unbedeutende u gleichgiltige Stimme. Die Aussichten der Seele
hängen übrigens von ihren Einsichten ab hängen: so habe ich volle Arbeitgnug damit zu thun, meine eigene zu berichtigen u zu befestigen in Beziehung
derjenigen Glückseeligkeit, zu der zwar viele beruffen, aber wenig beruffen
sind.Ew. HochEdelgeb. können sich daher auf mehr als zuviel Stimmen Rechnung
machen, die ihren Einfluß auf unser Publicum äußern werden. Da die Aussichten der
Seele von Ihren Einsichten abhängen: so genügt mir, meine eigne zu berichtigen und
zu befestigen – selbst in Beziehung derjenigen Glückseeligkeit, zu welcher zwar viele
beruffen, aber wenige erwählt sind. Ich habe die Ehre mit der schuldigsten
Hochachtung zu seyn
Ew. HochEdelgeb.ergebner DienerDüßeldorf den 7ten Nov. 1786.Vermerk von Hamann:55rote Tintelieber, guter, treuer Herzensvater! Ich erhielt am Sonntage Deinen Brief
v 5ten bis 26tenden 10ten Nov.Ich wurde am Dienstag verhindert fortzufahren, u heute wars vollends
unmöglich. Spalding ist hier u bleibt bis Montag. Er sagt Biester u Gedicke
stünden oben an am schwarzen Brette; Gedicke würde sich aber schon heraus
ziehen. Was sagt Kant zu Meiners Vorrede vor seiner Psychologie? – Ich
hoffe am Sonntage wieder Briefe v Dir zu haben, u Nachricht daß Du
vollkommen hergestellt bist, Du lieber? – Die Finger stehen mir steif so habe
ich heute schreiben müßen. Mein Befinden ist nur eben erträglich. Die vorige
Woche überfiel auch mich ein Flußfieber. Geduld! Nächsten Posttag schreibe
ich Dir gewiß. Daß ich Dich im innersten meines Herzens trage, ich hoffe
daran zweifelst Du doch nie. Wenn ich Dich auch nur einmahl mit diesen
meinen Augen gesehen, den Blick der deinigen in mich getrunken hätte. Es ist
so süß bey’m lebhaften andenken an Jemand den man von ganzer Seele liebt,
ihn in seinen Augen zu fühlen. Gott gebe Dir Gesundheit, u auch mir nur
etwas mehr davon als ich gegenwärtig habe. – Ich muß schließen. Es thut
mir im Herzen weh, daß ich nicht mehr als diesen Wisch heute Dir schicken
kann. – Lebe Wohl, Vater, u grüß den Bruder –
Dein Fritz –Adresse:An den Herrn / Johann Georg Hamann / zu Koenigsberg
Vermerk von Hamann:den 22 Nov 86. Geantw den 3. 4 Xbr. – 7.Kgsb den 11 Nov. Martinstag 86Vermerk von Jacobi:empf. den 23ten Nov.Mein Herzenslieber Fritz Jonathan,
Ich habe zwar diese Nacht von 10–11 d. schlaflos gefeyert, aber sie ist mir
einträgl. gewesen, und ich hoffe jetzt eine
Handhabe
gefunden zu haben,
nach der ich Wochen lang umsonst gesucht. Ich bin heute zum erstenmal in der
Stadt gewesen, muste wohl zweymal bey Fischer nach der Post gehen, erhielt
aber doch ein kleines Billet doux von Deiner Hand, war unterdeßen bey
Deinem Namensvetter angesprochen, der mit seinem Grünstädter
Sauerkraut u holl. Heeringen auch zu meiner Genesung beygetragen, und sprach
auch bey meinem alten Freund Hennings an, der zwar ohne Krücke schon
kriecht, aber von der fliegenden Gicht viel aushalten muß, und den ich ein
wenig aufrichten und trösten konnte. Ich horte zu meiner großen Freude
während meiner Krankheit, daß jemand die Survivance auf seinen Posten
erhalten hatte bey der Saltzfactorey, der einer der einträglichsten und ansehnlichsten
ist; konnte ohngeachtet aller Erkundigungen nicht den Namen seines
anwartenden Nachfolgers nicht erfahren. Diese Woche komt ein Invalide von
Berlin, in der Qualität eines Adiuncts.Brahls Memoire, das Crispus durchgesehen, gab vorgestern Anlaß über
meine zu reden, die er auch vorher ansehen sollte. Wir waren in unsern
Grundsätzen aber gar nicht einig, und er traute mir nicht zu, daß es mir mögl.
seyn würde meinen Vorsatz in einem solchen Ton auszuführen. Ich wurde
wankend gemacht und gestand ihm daß die Schwierigkeit mich eben
abschreckte, aber sehe doch nach reifer Ueberlegung keinen andern Weg als den
schmalen vor mir, meinem Entwurf Gnüge zu thun. Diese Nacht glaub ich
doch einen Schlüßel oder eine Thür gefunden zu haben, oder einen Faden aus
dem Labyrinth meiner Gedanken heraus zu kommen in der Nacht zum 27
Geburtstage meines lieben B. Heute ist zugl. der mein letzter Heil. in diesem
Kirchenjahre; morgen erwarte ich meine Lisette Reinette, weil ihre
Gespielin Assessor Hampus Tochter zu ihren Eltern abgeholt werden wird, und
Crispus soll auch von mir abgeholt werden, weil ich meinen Kirchengang
morgen halten will, und eine Stelle mir auf dem Kaufmannschor zum ersten
mal einweyhen will – weil es mir seit langer Zeit an einem Platz nach
meinem Geschmack, wo ich incognito gehen und kommen kann, gefehlt hat und
ich umsonst darnach gesucht habe, bis ich ihn gantz von ohngefehr vor
meiner Krankheit fand.
Viel Glück zum Einzuge nach der Stadt. Gesundheit und Zufriedenheit
begleite Dich! Von M. Jakob weiß ich nichts als was ich neul. geschrieben.
Kant kennt ihn auch nicht u hat sehr gleichgültig von ihm gesprochen. Ich
hatte blos die Neugierde zu wißen, ob sie Dich auch angienge, und habe sie
nur auf wenige Stunden in meinem Hause gehabt. Die Hamb. Zeitung
Garve betreffend habe nicht auftreiben können auch noch nicht die Gött.
Recension, welche von Feder seyn soll, der auch gegen Kant zu Felde ziehn
wird. Jakob ist Dir blos nöthig, insofern Du an der Kantschen φφie und
ihren Misverständnißen Antheil nimmst. Kants Stoltz ist der
unschuldigste
von der Welt. Feder soll seine ganze Kritik für
Ironie
anfängl.
gehalten haben. Ich habe mir die Lettres Prov. des Pascal aufgesucht, um
selbige lesen zu können, so bald ich zum Schreiben kommen kann. Je mehr
Du, lieber Fritz Jonathan Deine Sache mit lachendem Muthe abmachen
kannst; desto näher wirst Du dem einzigen wahren Gesichtspunct kommen
und dem genio Seculi zugl. Gnüge thun können.
Ich muß schon meine Tochter abholen laßen, wenn ich sie morgen haben
will. Sie hat ein Verlangen bezeigt hier zu seyn, und es ist eine Leiche bey der
Baroneße. Eine junge Gräfin von Henkel ist plötzlich gestorben an einem
Geschwür in der Lunge.
Du klagst über nicht geringe Verdrüßlichkeiten, die Deine äußern
Umstände betreffen. Was muß Deine Haushaltung gegen meine seyn? Die
geringste Kleinigkeit aber setzt mich in Verlegenheit, und ich stutze über alles
wie ein scheues Pferd besonders in Dingen, die das gemeine Leben betreffen.
Da hab ich seit Michael ein kleines pollnisches Dienstmädchen, das ich gern
behalten möchte wegen ihrer Treue, Stille u Gelehrigkeit alles nachzumachen,
was sie sieht; sie ist aber so schwächlich u kränklich und noch eigensinniger
Mittel zu brauchen, daß ich sie ungern gegen eine Dragonerinn vertausche,
bey der ich den Contrast jener guten Eigenschaften besorge. Eben da ich neul.
nach Münster schrieb komt ein Commissaire de quartier den Hippel für
mich ausgesucht hat, daß er die Aufsicht über das einzige Haus, das mir noch
übrig ist, und die Miethsleute haben soll, und bringt mir statt der
Michaeliszinsen die Nachricht, daß er die vornehmsten hatte verklagen und sie
auspfänden müßen. Auffallend ist es, daß der eine vor kurzer Zeit das ganze
Haus kaufen wollte, und jetzt auf einmahl nicht einmal die Miethe bezahlen
kann. Zwey Häuser hab ich schon mit Verlust beynahe des halben Capitalslosgeschlagen, mit dem letzten war ich auch willens es so zu machen, wenn
nicht Hippel u Dein Namensvetter mir dringend widerrathen hätten noch
Gedult zu haben. Ich vermuthe, daß man mich blos beunruhigen und dadurch
zum Verkauf aus Verdruß reitzen will; aber ein solcher Verdacht bringt mich
zum Gegentheil auf.
In Weimar ist alles mäusestill – Mit dem ersten Bogen meines fliegenden
Briefes war H. sehr zufrieden; was er von den übrigen denkt, brauch ich nicht
zu wißen. Deine Standhaftigkeit bey meinem Briefwechsel ist mir oft ein
Rätzel, oder kommt mir wie ein Heroismus Deiner Freundschaft vor. Ich
muß wenigstens Einen haben, dem ich meine Schwachheit ausschütten kann;
und das Schicksal hat Dich zum Märtyrer derselben gemacht.
Der Impetus des 27 Sept hat nur bis zum 5 Oct gefehltwährt; seit dem
glüht er noch unter der Asche, und ich habe Dir über diesen Punct meine
innigsten Gedanken mitgetheilt. Hintergehe ich mich selbst; so wird es mir am
wehsten thun, u am nächsten gehen. Ich habe hier keinen alter ego, mit dem
ich mich recht auslüften kann. Schreiben ist ein todtes, frostiges Hülfsmittel
sich mitzutheilen. Reisen, meine Freunde sehen, ist jetzt mein einziges
Bedürfnis, meine einzige Leidenschaft, die ich zuförderst befriedigen muß.
Ob ich die Geburtsnacht stärker wirken und fruchtbarer seyn wird als
der Geburtstag, davon kann ich heut über 8 Tage erst mehr wißen. Der
morgende Sonntag soll dem Dank, der Freude und der Ruhe gewiedmet seyn im
Geber alles Guten! – – –
den 13 – –Heut früh erhalte ein Päckchen von unserm Münzmeister Gösche mit
deßen Hause meine ehmalige Verbindung seit einigen Jahren aufgehört ein
Päckchen Bücher von dem Leipz. Verleger, der ein naher Verwandter seyn
soll. Es war Deins mit den Lavaterschen Schriften. An statt des letzten Theils
des Pontius Pilatus alle 4 Theile. Ich habe den ersten Theil schon in duplo,ein Dedications-Exemplar vom Verfaßer selbst, dem ich seit dem kaum
geschrieben noch gedankt haben mag, u eins brachte mir Hartknoch. Die vom
Prediger Wanowsky so sehr gewünschte Predigt über die Erdbeben in duplo,welche ich zu meiner großen Freude gleich mit ihm theilen können und das
I Blatt von der Rechenschaft an seine Freunde, welches ich noch heute mit dem
Nicolovius theilen werde. Aber kein Philemon, auf den ich mich so gefreut u
gespitzt – Es braucht
kein Schicken, liebster
Jonathan. Ich werde
ihn mit Gottes Hülfe selbst abholen können, und melde es nur als einen neuen
Beweis, daß der Commissionaire unordentl. ist und bleibt.
Der gestrige Sonntag ist sonderlich gnug gewesen, hat wie die Dulcamaraauf mich gewirkt. Ich stehe vom nachgeholten Schlafe erqvickt auf, fallen mir
Papiere von ungefehr in die Hände, die einen so tiefen und lebhaften
Eindruck von der
Thorheit und Eitelkeit meiner Entwürfe
machen,
daß ich weder aus noch ein wuste und gantz an mir selbst verzagte. Bey dieser
Niederlage meines Gemüths warte ich umsonst auf meinen Barbierer, um in
die Kirche zu gehen. Da ich aus der Hausthür trete, komt mir eben meine
Tochter entgegen, die sonst gegen Mittag erscheint. Ich schleiche mit meinem
philosophischen Bart, komme sehr spät in die Kirche, welche voll war, daß
ich kaum hereinkommen konnte und mit einem Zöllnerwinkel fürlieb nehmen
muste; gehe Kraus abzuholen der mit Brahl an seiner Uebersetzung arbeitet
u durch mehr Besuche gestört wird. Er will nicht mitkommen und hat sich
vorgenommen zu Hause zu speisen. Ich hatte eben nicht Ursache mit seinem
geänderten Entschluß unzufrieden zu seyn u gestand ihm, daß mir nicht gut
zu Muthe wäre. Er versprach mir mit Brahl gegen Abend anzusprechen. Ich
freute mich also mit meinem Hause allein zu seyn. Der Mittag war also recht
vertraulich u vergnügt. Von unserer Reise und Freunden recht viel
geplaudert, ihre Gesundheit getrunken; denn die Hausmutter hatte auch für eine
Bouteille Wein gesorgt. Eben wurde die Abrede genommen daß die beyden
jüngsten Mädchen ihre Freundin Miltzin abholen sollten, als sie selbst in die
Stube tratt in der Absicht jene zur Kirche abzuholen, aber wegen des Schnees,
der sie unterwegs überfallen hatte, wars ihr desto lieber von meinen 3
Mädchen erwartet und ihnen zuvorgekommen zu seyn. Nachmittags kam Hill,
Hippel u Nicolovius, und die kleine Akademie freute sich mit dem Evangelio
Matthäi fertig zu werden, unterdeßen ich den jungen Deutsch als einen
Profanen unterhalten muste. Gegen Abend erschien auch Brahl, der bey
seinen Eltern Martin feyerte und Crispus, deßen Kopf vom Schnupfen
vernagelt war u zu seinen Pflegeltern einem Kaufmann Müller eilte.
Hippel und Hill blieben allein zum Abendbrodt, das in einem Apfelmuß
u Pfannkuchen von
engl. Mehl
bestand, davon ich auch einen halben
schmecken muste, weil eine unserer Nachbarn die Hausmutter damit beschenkt
hatte. Die Kutsche kam früh nach Lisette die mit von Mutter u Schwester
begleitet wurde. Ich blieb mit Joh. Michael allein und beschloß den Abend
sehr ruhig über Pascals Briefe, die ich vor langer Weile angefangen hatte.
Ach! mein lieber Fritz Jonathan. Wenn ich Dir beschreiben könnte mit
welcher Zerknirschung und Wehmuth ich des Morgens mich selbst ansehe,
was für ein elendes Geschöpf von meinen Freunden erwartet würde, und wie
wenig ihre Rechnung mit meinem Werth oder vielmehr Unwerth stimmete:
so war zwischen einem solchen Morgen und Abend wenig Zusammenhang.
Ich wollte eben nach einem wohlthätigen Morgen auf meine Amtsstube
gehen, als Dein u das Lavatersche Päckchen ankam. Dort erfuhr ich, daß
einer unserer Leute der auch um Urlaub angehalten die Antwort bekommen,
daß eben an dem Reductions Etat gearbeitet würde, und alle Beurlaubten
als entbehrl. u überflüßige Officianten Gefahr liefen ausgestrichen zu
werden. Ohngeachtet ich mir unmögl. vorstellen kann, daß man nicht mit dem
neuen Etat das neue Jahr neml. den 25 May oder 1 Jun. abwarten sollte:
ist dieses doch gleichwol ein neuer Wecker und Stachel zur Arbeit, gegen die
eine unerklärliche und unüberwindliche vis inertiae in meiner Natur wirkt.
Der Winter ist unerhört strenge und scheint von Dauer zu seyn. Ich konnte
vor Kälte auf der Loge nicht aushalten und muste zu Hause eilen, wo ich
immer abgeruffen werden kann, wenn ja etwas vorfallen sollte in dieser
todten Jahreszeit; daher ich diesen Brief zu Ende bringen kann, den ich schon
liegen laßen wollte. Er ist ein treues Gemählde meines zerrütteten Gemüths,
das zu keinem Gleichgewicht kommen kann, sondern immer gespannt oder
geset erschlafft ist.
Eben finde einen Brief von Hartknoch, den ich gleich Anfangs meiner
Krankheit erhalten, und daher zu beantworten vergeßen habe. Es ist ihm
lieb, daß ich ihm habe Hoffnung zu Sw. Arcanis machen können. Er hat
gl. dem Uebersetzer Kirchenrath Parschke in Weißig Nachricht davon ertheilt.
Ich schrieb ihm die andern Aufträge ab und habe ihm noch nicht gemeldet,
daß Du so gütig gewesen Dich dazu zu erbieten, und ich mir diese
Bereitwilligkeit zu Nutze gemacht. Ich werde ihm jetzt darüber einen Wink ertheilen,
erwarte aber, wenn Du Antwort darüber aus London erhältst, auch
wenigstens davon Gewißheit und Innhalt, daß Hartk. sich darnach richten kann.
Vor künftigen und mehr kannst Du sicher seyn.
Der deutsche Merkur und das Museum kommen hier quartaliter an und
das dritte von beyden wird mit dem neuen Meßgut unterwegs seyn, wovon
noch nichts hier ist.
Brahlen Frau kam zum Besuch mit ihrem Kinde und wurde von ihrem
Mann abgeholt, der ein Eloge auf Kant im Göttingschen Almanach gelesen.
Kam noch ein guter Freund – und ich muß also mit dem Ende meines Briefes
eilen, und Abschied nehmen – bis ich was klügers zu schreiben und zu melden
imstande bin.
Markar kam mir anfängl. verdächtig vor; ich bin aber mit ihm
ausgesöhnt, seitdem ich seine Beschreibung von Pyrmont gelesen habe. Ich verlange
seinen Briefwechsel bald zu erleben; und hoffe daß er ihm u L. Ehre machen
wird. In dem Begriff vom Atheisten bin ich einig und freue mich herzlich auf
den Fortgang seiner Rechenschaft. Die Wahrheit wird an den Tag kommen
und wohl denen, die es mit ihr gehalten haben!
Hill, der Briefträger kann nicht länger warten. Ich umarme Dich zum
Abschiede unter 1000 Seegenswünschen über Dein ganzes Haus Deinen
Freywilligen
eingeschloßen. Mein Reisegefährte wünscht Deines gütigen
Andenkens würdig zu werden und empfiehlt sich seinen gütigen Freunden u
coaetaneis in guter Hoffnung. Gott gebe uns fröliche Adventszeit und erfülle
unsere gemeinschaftl. pia desideria. Ich bin und ersterbe
Dein alter Johann Georg.von Jacobi auf eingelegtem Blatt vermerkt:Koenigsberg den 11 – 13ten Nov 1786.
J. G. Hamann
empf den 23ten –
beantw. den 22tenXbr.Kgsb. den 12 Nov. 86.Liebster Hartknoch
Den 9 Oct. erhielt Ihren letzten Brief vom 18 Sept. Gott gebe Ihnen
einen guten gelehrigen Gehülfen an dem jungen Nicolovius der Ihnen wird
gemeldt haben meine Unpäßlichkeit, von der ich mich erst seit den 1 d. ein
wenig wider erholt habe. Heute habe nach Düßeldorf wider geschrieben und
von dort schon vor einigen Wochen die Nachricht oder Vermuthung vielmehr
erhalten, daß Sw. schon unmittelbar Ihrer Addresse zufolge spedirt seyn
würde. Ihre übrige Aufträge sind auch bestellt, aber noch keine Antwort
darauf bekommen, an die ich heute erinnert.
Daß die Schuld wegen des Rossi nicht an Ihnen lag wuste ich; es war mir
aber an der Ehre Ihres Zeugnißes gelegen, das ich von Ihrer Genauigkeit
abgelegt hatte und die ich daher rechtfertigen wollte.
Von D. Lindner ist hier nichts zu erfahren; wäre es nicht am besten, wenn
Sie sich an seinen näheren Bruder in Mitau wendeten. Der wird doch
wenigstens seinen Aufenthalt wißen, oder in Rechnung mit ihm stehen. Mir ist
selbst am ersteren gelegen. Die Molimina zur Reise arbeiten zieml. stark
bey mir; aber nichts kann zum Ausbruch kommen. Wir leben in Erwartung
großer Veränderungen und Reformationen in unserm Fache.
So bald ich aus D. Nachricht erhalte, werde nicht säumen Ihnen selbige
zukommen zu laßen. Gott erhalte Sie u die lieben Ihrigen gesund und
erfreue Sie auch mit guten Nachrichten aus der Schweitz. Sie wißen wohl
nichts wegen der Artzney, ob sie mit Hartung oder über Riga gehen. Die
Kirchenräthin Neumann, für die ihr Schwager Comm. R. Wulff sie
verschrieben, soll ohne alle Hoffnung liegen. Ich wünschte, daß die Patientin
noch ihre Ankunft erlebte.
Lichtenberg soll im Götting. Almanach ein feines Lob auf Kant eingerückt
haben, deßen Philosophie in Marburg verboten worden, wie einst die
Crusianische hier. Ein dasiger D. Coing der auch eine Metaphysic 765
herausgegeben hat ein paar Programmata zum Theil gegen ihn geschrieben auch
Walden ein paar deutsche Bogen. Man hat sie ihm zugeschickt und er hat sie
mir mitgetheilt, weil meine Neugierde größer als seine ist, sich um das
Schicksal seiner φφie zu bekümmern.
Drey neue Profeßores werden hier erwartet, und die Ausländer haben das
Uebergewicht. HE v Baczko hat magistriren wollen; die Statuta sind aber
seiner Religion entgegen. Ich umarme Sie und bin unter den besten
Empfehlungen der Meinigen Ihr alter ergebener Freund
Johann Georg Hamann.Wie ich mir in meinem 50sten Jahr die Gicht durch ein unzeitiges
Aderlaßen zuzog; so hätte es mir beynahe jetzt ärger gehen können durch eine
eben so unzeitige Abführung. Vale et faue.Adresse mit Mundlackrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / zu /
Riga
.
Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf den 9 Nov. 1786Düßeldorf den 14tenNov. 1786.Vermerk von Hamann: 56 rote TinteErhalten den 25 Nov.
Geantw den 3. 4 Xbr – 7.Lieber HerzensVater, Ich habe eben eine kleine Epistel an Kleucker, u ein
Brieflein an Buchholtz abgefertigt, u mögte mich nun herzlich gern mit Dir
etwas beßer als am vergangenen Posttage abfinden. Da bin ich aber heute
Morgen wieder so krank aufgestanden, daß ich nur herum gehen u da sitzen
kann, wie ein Traum. Spalding ist gestern übrigens abgereist. Am
Sonntag besuchte mich Stolz aus Bremen bey seiner Durchreise, u speiste den
Mittag bey mir. Er kam von Zürich u brachte mir gute Nachrichten v
Lavaters Gesundheit u seiner bald geendigten Rechtfertigung. Von diesem Stoltz
ist jüngst ein Buch, Joseph, erschienen, das ich lesen sollte u auch zu lesen
anfieng; es widerstund mir aber so gewaltig, daß ich gleich im Anfang
verschiedene Mahl absetzen, u es endlich ganz weg thun mußte. Das kann
Lavater nicht begreifen, u hält den Joseph für ein Buch aller Bücher. Ich
bitte, sieh Du Doch auch einmahl hinein. An dem Verfaßer bin ich nichts v
dem gewahr geworden, was mir an seinem Buch so sehr mißfällt; mir war
recht wohl in seinem Umgange.
Ich habe angefangen
vertrauliche Gespräche
zu entwerfen. Nach
vielem hin u her Sinnen, u ein paar andern Versuchen, habe ich mich endlich
zu dieser Form entschloßen. Wahrscheinlich werde ich des jüngsten Ausfalls in
der Berliner Bibl gar nicht erwähnen. Das Ding ist zu abscheulich lügenhaft
u verläumderisch. Die Kantisten werden mir es bald nicht beßer machen. Mir
eckelt vor alle dem Wesen unaussprechlich. Aber ich hoffe, der Muth soll mir
nicht sinken, u
Ruhe
mich belohnen.
Daß mich Dein Brief sehr erfreut hat, habe ich Dir am Freytag schon
gesagt, aber ich muß es Dir noch einmahl sagen. Er hat mich gelabt u
erquickt. Das Versprechen welches ich Dir vorgehalten habe, u worauf ich Dich
nun mit der Nase stoßen soll, habe ich in Deinen Briefen aufgesucht, aber die
Stelle die ich im Sinn hatte nicht gefunden. Ich muß die Epoche noch einmahl
durchgehen. Es mag wohl seyn daß ich damals unrecht verstanden habe, u
Dir nun meine Auslegung anstat Deines Sinnes anführte.
Es ist mir ein wahrer Jammer daß Deine weite Entfernung es mir nicht
zuläßt, Dich bey dem was ich über die Kantische Philosophie zu sagen habe,
zu Rath zu ziehen. Mich ärgert an seinen Auslegern das geflißentliche
Verstecken des Idealismus, der doch die Seele des Systems ist. Erhaielten
wird mit den Affectionen der Sinnlichkeit, Vorstellungen von Etwas als
einem Realen, so hätten wir zugleich damit Vorstellungen von Ursache u
Würkung, Erklärung von Raum u von Zeit, u das ganze Gerüst v
objectivisierten Subjectivitäten, bliebe ohne Anwendung weil das Bedürfnis
hinweg fiel. Sage mir doch, ob Dir das nicht auch handgreiflich scheint. Nach
meiner Einsicht sagt die Vernunft nie mehr als idem u non idem. Ihr
principium ist Bewußtseyn; die Dinge u der Lauf der Dinge construiren
unsere Begriffe. Ein Turm der in den Himmel reichte, wird aber auf diese
Weise nicht erbaut. Auch ist ihr das natürliches Bedürfniß der Vernunft,
nicht einen Gott zu finden, sondern ihn entbehren zu können.
Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll, daß Schoenborn mich u Dich ohne
Nachricht wegen des Schwedenborgs für Hartknoch läßt. Spalding sagte, er
hätte Bedenken getragen, ungeachtet meines ausdrückl Befehls, so viel dafür
zu geben. Ich habe nun von neuem an ihn geschrieben. Den Auftrag wegen
der andren Bücher habe ich meinem Freunde Schlabrendorf gegeben. Dieser
aber hat mit 2 Freunden eine Reise ins Land bis nach Schottland
unternommen; muß aber doch nun wieder zu Haus seyn.
Das Cogito des alten Cartesianers habe ich nicht erhalten, u seitdem
immer versäumt, mich anderwärts darnach umzuhören. Morgen will ich von
neuem darum schreiben.
Ich sehe mit großem Verlangen Deinem Nächsten Briefe entgegen, Deiner
Gesundheit, Deiner Autorschaft, und der unpartheyischen Rechenschaft in der
All. Bibl. wegen. – Die Rebekka unseres Claudius soll mit Ende dieses
Monaths wieder in Wochen kommen, u liegt mir beständig in Gedanken.
Lebe wohl Du Lieber. Gott mit uns!
Dein Fritz Jonathan.Kgsb. den 19 Novbr. 86 Dom. XXIII.Herzlich geliebter Herr Landsmann, Gevatter und Freund
Daß Sie sich noch meiner erinnern, davon habe ich den 21 pr. noch einen
Beweis erhalten, der mir sehr angenehm gewesen, weil ich mich eben von
einem verwahrloseten Flußfieber zu erholen anfieng, das mich außerordentlich
entkräftet hat. Ich bin bisher noch nicht im stande gewesen die neue Wohnung
unsers guten Dorow zu erreichen, und erst vorgestern mit genauer Noth zum
ersten mal bey dem Geheimen Rath Hippel gewesen. Auch Sie hat eine
Krankheit unterwegs befallen – Sie reisen, s Sie schreiben, s Sie denken
an Ihre Freunde, Sie geben Zeichen Ihrer Thätigkeit; mir vergeht beynahe
die Lust zu allem. Meine molimina einen Urlaub zu erhalten gehen nunmehr
ins dritte Jahr, und nun kommen selbige mit dem neuen Reductions-Etat in
Collision, der, wie man sagt, in der Mache seyn soll.
Mit dem Anfange des bevorstehenden neuen Jahres sind es 10 runde, daß
ich, wie Sie am besten wißen, mit Gottes und Ihrer Hülfe Packhofverwalter
bin, nachdem ich eben so viel Jahre Uebersetzer und Copist gewesen. Machen
zusammen 20 Jahre. Wie nahrhaft selbige für meine Hypochondrie gewesen,
läßt sich leicht ermeßen. Mein seel. Vater starb in eben dem Jahre, wie die
Regie ins Land kam. Ich hatte mich um kein Brodtstudium bekümmert,
mich der blinden Leidenschaft einer gelehrten wüsten Neugierde überlaßen;
weil meine stotternde Zunge, und noch mehr mein Hang zur Ruhe in angello
cum libello mich von Gesellschaft u öffentl. Geschäften auszuschließen schien.
Die Rechnung auf meinen jüngeren Bruder wurde auch durch seine
unheilbare Gemüthskrankheit vereitelt und ich war genöthigt das für ihn zu thun,
was ich von ihm erwartet hatte. Mein äußerer Beruf war also
Nothwendigkeit und Pflicht. Mein innerer beruhte auf 2 Umstände, die sehr zufällig
waren. Die französische Sprache war die einzige, in der ich mich zum Schreiben
aus Lust geübt hatte, und wozu ich durch meinen Freund Berens in Riga
aufgemuntert wurde, welcher zugl. die neuste Schriften über Handel u
Politik von Paris mitbrachte, und diese Modenseuche mir inoculirte. Es
nahm mich also Wunder, daß kein Deutscher würdig erfunden worden war
die Finanzen des großen Monarchen und Philosophen zu verwalten, und daß
durch die Declaration vom April alle Kinder des Reichs für unmündig und
unfähig dazu erkannt werden müsten. Ich hielt mich also die ersten Jahre
ziemlich wacker in dieser
neuen Schule
, welche mir die Vorsehung
eröffnet hatte – aber leider! Bübereyen und Eulenspiegelstreiche und Infamien,
und alles was die
Sitten eines Volks
verderben kann. Wie mir unter
dieser
Bande
de brigands etrangers zu Muthe gewesen! Ich hatte für
meinen Geschmack an der Sprache einer Nation gebüßt, die durch ihr point
d’honneur und ihre galanterie zwey der göttlichsten und zugl. menschlichsten
Gebote untergegraben, auf denen häusliche und öffentliche Sicherheit u
Glückseeligkeit beruht. Wie die Arbeiten der letzten Jahre in meinem Charondienst
erleichtert wurden, nahmen meine Sorgen zu, einen so unsicherenprecairen
neugebackenen Posten zu verlieren und ich bewarb mich dringend um einen
festeren oder wie man es damals nannte,
alten
Dienst, bey deßen Antritt
mir das Leben sauer gemacht wurde durch die Forderungen der Erben meines
Vorgängers, und die Unzufriedenheit meiner beyden Nachbarn und
Vorgesetzten. Ich entdeckte mich darüber in einem Privatbriefe gegen den Mr. deMorinval, worauf die Untersuchung meiner Klagen denenjenigen
aufgetragen wurde, gegen deren Betragen ich meinen Verdacht geäußert hatte. Ich
erhielt also eine so harte und unbillige Resolution, daß ich mir fest entschloß
niemals die Feder mehr in meinen Angelegenheiten an sie zu brauchen. Hiemit
schloß sich das erste Jahr meines jetzigen Dienstes 777.
Im Nov. 82 geschah die schreyende Ungerechtigkeit mit der Einziehung
unserer Fooigelder, welche uns als ein Theil unsers Gehaltes durch so viel
Rescripte stipulirt worden war, und zufällig ist in diesen Jahren die gröste
Schiffahrt gewesen, welche Preußen genoßen hat. Gott sorgte damals in
meiner größten Noth durch einen außerordentl. Pensionair für mich, den jungen
Lindner aus Curland, von dem ich auch zu rechter Zeit
erlöset
wurde – –
den 20 –Diesen Morgen erhalte eben einen Brief von seinem würdigen Oncle, dem
D. Lindner aus Halle, der vielleicht schon in Berlin seyn wird und in deßen
Gesellschaft Sie sich auch vielleicht meiner erinnern werden. Dieser Zufluß
war auch beynahe erschöpft, als Gott mir einen gantz unbekannten
Wohlthäter in M. erweckte, nach deßen Umarmungen ich schmachte. Dieser
grosmüthige junge Mann oder Engel erbot sich 85 mir bis nach Frkf. an der
Oder entgegenzukommen, und ich wurde dadurch einer außerordentl.
Dispensation überhoben. Ich bat daher den 1 Juny 85. bey der Direction, mir
einen Urlaub von der Gen. Adm. auszuwirken, wegen meiner
Gesundheit
und
Familienangelegenheiten
. Auf den letzten Umstand wurde
weder von Mr de la Haye de Launoy noch Grottard im geringsten Rücksicht
genommen ohngeachtet ihres nepotismi; und auf den ersten geantwortet, daß
es in einer so großen Stadt wie Königsberg an erfahrnen Aertzten nicht
fehlen könnte. Ich wollte eben damals meinen Freund Lindner in Halle
überraschen, der mich so glücklich von der Gicht geheilt, daß ich nach dem von ihm
vorgeschriebenen Gebrauch der Dulcamara nicht die geringste Anwandelung
mehr gehabt. Das Verdienst des Artztes hängt vom Vertrauen des Kranken
ab; wie diese maltotiers ihr Glück gewiß nicht ihremr VerdienstWürdigkeit zu verdanken hatten sondern der guten Meinung des Salomon du
Nord. Zum Glück konnte mein Wohlthäter die Reise nicht übernehmen, und
mein freundschaftl. Artzt meldete mir zu gl. Zeit nach Halle Jena gezogen
zu seyn. Ein HE von Losch, SousControleur erhielte kurze Zeit darauf ohne
die geringste Schwierigkeit den gesuchten Urlaub.
Ihrem Rath zufolge entschloß ich mich, Geliebtester Freund den 27 Aprila. c. bey der Gen. Adm. selbst anzuhalten und bat um einen Urlaub von 4
Monathen. Den 19 Jun. c erhielt ich endl. einen Urlaub auf einen einzigen
Monath mit der gantz ungewöhnl. Clausul – si contre notre attente il
outrepassoit ce tems, vous ferez faire ses fonctions par un Surnumeraire
à ses depens, de quoi vous nous rendrez compte si le cas avoit lieu. Mit
diesem Urlaub wollte man mich vermuthlich zum Besten haben. Ich muste
auch dies Leid in mich freßen, und machte mich gefaßt, das
äußerste
Mittel
zu ergreifen, mehr aus
Verzweifelung
als
Ueberlegung
.
Den 16 Sept. den Tag vor der Ankunft oder Einzug unsers neuen
Monarchen meldete mir unser gemeinschaftl. Freund, der Philosoph zu Pempelfort,
daß die Fürstin von Galliczin an die Princeßin von Oranien an den damaligen
Kronprinzen geschrieben hätte, und mir durch dies Wunder und Zeichen
gleichsam der Weg gebahnt wäre. Ich wurde dadurch zwar aufgeweckt theils
bey des Königs Maj. unmittelbar, theils bey dem Minister und der neuen
Gen. Adm. mich mein Anliegen zu erneuern. Ich bin aber nicht im stande
Hand ans Werk zu legen vor Hypochondrie und Muthlosigkeit, und
Mistrauen gegen mich selbst. Daß ich Grund dazu habe, zeigt dieses Specimeneines vertraul. Briefs, vor dem ich mich schämen muß. H. hat mich überredet,
Ihnen, liebster Freund, mein ganzes Herz auszuschütten und die wahre Lage
meiner Umstände Ihnen anzuvertrauen.
Man spricht hier von des Minister von Werder Exc. Anherokunft um
Preußen selbst in Augenschein zu nehmen. Auch hieß es, daß ein neuer
Minister unser Departement erhalten würde; daß alle Beurlaubte als
Ueberflüßige und Entbehrliche Geschöpfe von dem neuen Reductions-Etatausgestrichen zu werden Gefahr liefen.
Ich zweifele, daß man in Berlin wegen meines Postens die nöthige
Auskunft finden wird. Nach der alten Einrichtung haben Packhof und Licent,ihrer Natur nach, unter eines einigen Aufsicht gestanden. Die Regie hat 2
Stellen daraus gemacht, meinem Vorgänger mit seinem alten Gehalt von
25 rth monathlich den Packhof überlaßen, und aus dem Licent einen poste
de confiance mit einem doppelten Gehalt creirt. Der zweyte der diesen Poste
de confiance erhielt, war ein gewißer Valtier, der meines Wißens zum
zweitenmal cassirt wurde.
2. Von der freyen Wohnung, die ich mit dem Licenteinnehmer auf die
Hälfte haben sollte, sind uns beyden wegen der arrangemens eines gewißen
General Inspecteur Depuy, der es aux petites maisons zu seyn verdient
hätte jedem von uns 2 Stuben mit Gewalt genommen worden zu Anlegung
eines Magazins, der Buchhalterey und der Formule. Da der jetzige LicentInspector Mr Marvilliers die Wohnung des Einnehmers usurpirt durch eine
gütliche Verabredung mit demselben, so hat ersterer die zum Magazinbestimmte beyde Stuben recuperirt und wieder in Besitz bekommen, unterdeßen
ich der meinigen entbehren muß, wo zum Unglück die Buchhalterey u Formuleangelegt worden, nebst einem Theil des noch übrigen Magazins. Ich muß
mich daher kümmerlich den Winter über mit zwey Stuben behelfen, von denen
die eine mit meinen Büchern bekleidet ist und mit meinem Sohn darinn
schlafen muß. In der zweiten müßen sich meine 3 Töchter mit der Mutter
noch kümmerlicher behelfen. Die Sommerstube kann wegen der Nähe der
Buchhalterey gar nicht geheitzt werden.
3. Als Königl. Freywohner sollte ich vorzüglich Antheil an dem Genuß der
Thorkläfter haben, von dem ich durch neusten HoltzEtat, ich kann noch gar
nicht begreifen, wie? und warum? ich gänzlich ausgeschloßen bin. Ehmals hat
die Direction das an den Thoren abgeworfene KlobenHoltz allein verzehrt;
vor wenig Jahren wurde von der Gen. Adm. eine fast allgemeine
Vertheilung gemacht, wo ich gänzlich ausgeschloßen bin, ohngeachtet eine freye
königl. Wohnung auch den freyen nothwendigen Bedarf dieses kostbaren
Articuls schon in sich zu schließen vermuthen ließe.
4. Mein Vorgänger hat auch ein Emolument von den Lootsen gehabt, die
von der Admiralität abhängen und aus dem man mir immer ein Geheimnis
gemacht, um das ich mich nicht bekümmert, weil ich nicht mit einem
zweyköpfigen Adler etwas zu schaffen haben wollte. Bey der bevorstehenden
Veränderung würde diese Ursache auch aufhören, warum ich diesem Emolumentbisher entsagt.
5. Ein Gräuel der Verwüstung, der bey allen königl. Bauten herrscht,
liegt mir alle Tage vor der Nase. Vor einigen Jahren wurde dem Directorein neuer Holtzstall, statt des höltzernen, von Fachwerk aufgeführt. Dieser
Holtzstall steht auf meinem Gehöfte. Das Jahr drauf fiel schon ein ganzes
Fachwerk ein, und gegenwärtig muß selbiger schon gestützt werden, und droht
den gänzl. Einfall. Mein und meines Nachbars des LicentEinnehmers oder
jetzigen Inspectors Holtzstall hat schon Jahre lang gebaut werden sollen.
Die Cammer und General-Administration streiten sich immer über den
Fonds zu den Kosten, und wer denselben hergeben soll, unterdeßen unser Holtz
dem Regen und Dieben offen steht, und alles darüber zu Grunde geht.
Außer der freyen halben Wohnung, den gratificationen, (auf die ich
niemals viel Rechnung gemacht und von denen auch die Administration uns
die Hälfte nach Willkühr auszahlen laßen, und die gänzlich aufhören sollen
auch von selbst aufgehört haben würden, weil auf das erzwungene Plus ein
verhältnismäßiges Minus die natürliche und unvermeidl. Folge seyn muß,)
und meinen alten Gehalt von 25 rth des Monaths, die ihren halben Werth
in Vergleichung der Zeiten, wo selbiger fixirt worden ist, verloren haben,
ziehe ich keinen Heller mehr als 2 : 45 : – Schreibgebühr, die ich seit dem
Anfang der Regie mit dem neben mir arbeitenden Buchhalter theilen müßen, seit
einigen Jahren her aber mit einem dritten getheilt werden müßen, wodurch
uns eben kein Abbruch geschieht, weil selbiger auch pro rata zu den Ausgaben
Intelligenzblättern p beytragen muß.
Die Fooigelder waren daher ein unentbehrl. Supplement meines Gehalts
und meiner Nothdurft, vornemlich zu Holtz Kleidung –– Für die Erziehung
meiner Kinder und besonders der 3 Töchter hat Gott durch die Grosmuth
meines Wohlthäters gesorgt, und weiß die Zinsen nicht beßer anzuwenden;
denn der Hauptstock ist ein heiliges Depot bis zu unserer persönl.
Bekanntschaft und mündlichen Verabredung. Was ich an Pension für meine älteste
Tochter zahle bey meiner verehrungswürdigen Baroneße, die in Ansehung
der übrigen Ausgaben grosmüthig mich behandelt, kann ich als keine
Verschwendung ansehen, da ich in Zeit von einem Jahre selbige als die
Lehrmeisterin ihrer jüngeren Schwestern widerzuerhalten Hoffnung habeVerantwortung u Arbeit hab ich bey meiner jetzigen Lage nicht gehabt.
Die Schlüßel des Licents u Packhofes werden in meinem Hause abgelegt
und abgeholt. Die Einnahme des Lagergeldes für alles was hier bleibt und
über zehn Tage oder beym Durchgange über 14 Tage liegen bleibt, bezahlt
pro 100 ℔ die Sommerwochen 6 gl. u die Winterwochen 4 gl. pr. Diese
Abgabe nimmt immer mehr ab, weil der Kaufmann sich von selbst fördert,
und im Fall der Noth vom Dir. u Insp. nur ⅙ eingehoben wird 1 gl. pr.
die Woche von 100 ℔. Endl. hab ich noch eine DepotKammer für die
beschlagene Sachen, die ich in Empfang und gegen Qvittung wider abliefern
muß. Mehr wie diese leichte Arbeit bin ich auch kaum imstande wegen meiner
Gemüths und Leibesschwäche zu bestreiten. Da haben Sie wenigstens,
liebster Landsmann Gevatter u Freund ein treues Gemälde meiner Lage und
meines Elendes, ohne daß ich mit der Wahrheit deßelben ans Licht treten
darf. Eine Reise nach einem Bade würde mich vielleicht ein wenig
widerherstellen, dies einzige Rettungsmittel hat man mir bisher grausam
verweigert. Was bey der bevorstehenden Revolution, Reduction und Reform
mein Schicksal seyn wird, weiß ich nicht, noch wie ich mich mit
gutem
Gewißen
dabey verhalten soll. Haben Sie noch Lust die Curatel eines alten
unmündigen Freundes zu übernehmen: so geben Sie mir wenigstens Ihren
guten Rath, wie ich meine Sachen anstellen soll. Ich bin auch schon
entschloßen diese Reise im Winter mit meinem Sohn zu unternehmen.
Freude und Genuß kann ich für meine unbekannte Freunde kaum
versprechen. Claudius schreibt mir nicht mehr, und ich bin auch nicht im stande ihm
zu antworten. Unser Jac. in D. ist der einzige der von meinen Briefen
heimgesucht wird; er hat Sie und mich auch dies Jahr umsonst erwartet. Ich bin
auch des
Wartens
fast überdrüßig, und verzehre mein Leben darüber.
Wenn es Ihnen sauer wird diesen Brief zu lesen – so vergeben Sie mir,
liebster Freund. Ich habe ihn mit ebenso peinlichen Empfindungen der
Schaam und des Verdrußes und des Eckels geschrieben. Gott gebe, daß ich
Sie einmal beßer und angenehmer unterhalten kann. Hier liegt wenigstens
der Knoten meines Stillschweigens und meiner Achtsamkeit – Nach 20
Jahren bin ich nun wider in eben der Verlegenheit, womit ich anfieng meine
traurige Laufbahn.
Sind Sie mit Ihrer Familie wider versammelt in Berlin? Gott laße
Friede und Freude, Gesundheit und Zufriedenheit mit Ihnen wohnen und walten.
Ich muß jetzt von weitem den gelehrten Kriegsläuften zusehen, und kann
nichts als durch Wünsche den Ausschlag der guten Sache befördern, an der
ich mit meinem armen Kopf nicht mehr Antheil nehmen kann. Beruhigen Sie
mich wenigstens mit der Versicherung, daß Sie meine Unbescheidenheit aus
dem rechten Gesichtspuncte, der allein Nachsicht u Mitleiden verdient,
angesehen haben, und weisen Sie mich mit eben der Freymüthigkeit zurecht, womit
ich Sie belästige. Ich umarme Sie und die lieben Ihrigen in Gedanken, bin
samt all den meinigen Ihr ewig verpflichteter Landsmann Gev. u Fr.
Johann Georg Hamann.HE. Senewald ein junger liebenswürdiger Maler hat mir viel Freude
gemacht, im Fall Sie ihn kennen oder sich einander begegnen sollten. Gott
laße es allen ehrl. Leuten
zuletzt
wohl gehen! Amen.
Dußeldorf den 20ten Nov 1786.Vermerk von Hamann:57 2 Xbrrote TinteErhalten den 2 Xbr.Geantw den 3.4 – 7Du lieber guter treuer HerzensVater Du!
Ich lag gestern in meinen großen Lehnstuhl gedrückt mit starken
Zahnschmerzen, als der Bediente zum zweyten Mahl v der Post kam u Deinen
Brief in der Hand hatte. Er kam mir gleich so schön dick entgegen dieser
sehnlich erwartete Brief. Ich erbrach ihn im Zweifel, ob ich ihn unter meinen
Schmerzen würde lesen können. Ich fieng an, las eine Seite, u noch eine, u
wieder eine, bis zur letzten. Da sah ich mich nach meinen Zahnschmerzen um,
die waren weg. Und siehe da, ich stand auf, u gieng zu Tische. – Lieber! wie
mir alles so werth ist was von Dir kommt! Ich spreche so oft von Dir mit
Witzenmann u meiner Schwester, u Schenk – aber es ist alles nichts. Heute
Nachmittag, da ich dem so nachdachte, u Deinen Brief noch einmahl las –
dann wieder fort träumte, wenn Du nun würklich kämest, u ich die Treppe
hinunter stürzte Dir entgegen – es rann mir durch Adern u Nerven daß ich
hätte weinen können, wenn ich es nicht lieber gelaßen hätte. – Lieber Vater,
Du mußt nur alles leiden was ich thue wenn Du kommst – Du kommst doch
gewiß? Nicht wahr?
Mich verlangt sehr nach dem Ausschlag Deiner Sache in Berlin. Ich habe
gute Hoffnung, wenn nur Deine Briefe zeitig genug abgehen. Da ich Dir
über diesen letzten Punkt nicht recht traue, so besinne ich mich hin u her, wie
man auf allen Fall Dir ein wenig vorgreifen könnte.
Deine Nachricht vom entlarvten Moses Mendelssohn war mir sehr
willkommen, denn der Titel des Buchs war mir zu Ohren gekommen, ohne
weiteres. Die Zweydeutigkeit des Titels, wie er in der Berliner Zeitung
gestanden haben soll, hat verursacht das man wegen der Worte: von Jacobi,
womit er endigte, in Holland vermuthet haben sollt die es sey eine
Schrift v mir. Dies erzählte mir Spalding. Dohm, bey dem ich Anfrage that,
meldete mir, daß diese Schrift vom entzopften Prediger herrühren würde.
Du weist doch daß Zedlitz Schultzen unter den Fuß gegeben hat, dem neuen
Könige mit dem Opfer seines Zopfs zu huldigen. Das Buch selbst erhielt
ich gestern Abend aus Leipzig durch meinen Verleger Goeschen. Wir haben
uns beynah gewälzt vor Lachen beym Durchlesen. Das ganze ist ein wahrer
goldener Spiegel für die Berliner, wenn sie nur recht hinein sehen wollten.
Doch übertrifft sie Schultz noch sehr an Ehrlichkeit. Ich bin neugierig ob man
diese Erscheinung nicht zu einer neuen Gelegenheit machen wird, mich zu
mißhandeln.
den 21 ten –Witzenmann rief mich gestern Abend ab zu einer Parthie Biljartd. Ich
habe mich anheischig gemacht alle Tage 2 Mahl, jedesmahl eine halbe
Stunde vor Tische dieses Spiel mit ihm zu treiben. Eigentlich ist unser Accord
auf eine ganze Stunde geschloßen. Mich wundert daß er itzt noch nicht da ist,
denn es hat lang 12 Uhr geschlagen … Da höre ich ihn die Treppe herunter
kommen.
Nach TischeDer ganze Morgen ist mir unter allerhand Geschäfften u Hindernißen
verstrichen. Ich begreiffe nicht wie andre Leute die mehr zu thun haben als ich
mit ihrer Zeit auskommen, u noch Mittel brauchen sie zu vertreiben. –
Witzenmann hat mir seit 14 Tagen von neuem viel Sorge gemacht. Nun geht es
wieder etwas beßer. Ich zweifle daß ich ihn aufbringe.
Die Vorläufige Darstellung des Jesuitismus ist mir schon vor einigen
Wochen zu Gesicht gekommen, u es wundert mich daß ich Dir nicht davon
geschrieben habe. Jakobs Prüfung erhielt ich doppelt; von jedem meiner
beyden Verleger ein Exempl. Ich habe dieses Buchs wenn ich nicht irre in
meinem jüngsten Briefe an Dich gedacht. – Die Enthüllung des
WeltbürgerSystems habe ich ganz u mit ziemlichem Bedacht gelesen; am Ende aber
nicht recht gewußt, was ich vom Verfaßer u seiner eigentlichen Absicht denken
sollte. Um mehr darüber zu sagen müßte ich das Buch noch einmahl lesen.
Du hast mir mit den Auszügen aus Mirabeau’s Schreiben an Brahl ein
sehr angenehmes Geschenk gemacht. Was dieser Franzose nur mit Reichardt
anfangen wird? Der Landgraf v Heßen Homburg hat ja auch eine Antwort
an Mirabeau drucken laßen, in französischer Sprache. Noch ist sie mir nicht
zu Gesicht gekommen. – Vergiß nicht, im October August des Merkurs
die Resultate der Kantischen Philosophie zu lesen. Du wirst auch hier finden,
daß Kant das Heil ist das in die Welt hat kommen sollen. Ich muß keinen
MenschenVerstand haben, wenn die Leute nicht toll sind. Garvens Antwort
an Nikolai war Dir wahrscheinlich auch noch nicht in die Hände gefallen. Es
ist komisch wie Nikolai so schnell war dem Eindruck dieser Schrift durch eine
Nachricht in den Hamburger Zeitungen zuvor zu kommen. Sie war kaum
aus der Preße, so waren schon so viele Fragen bey ihm eingelaufen, ob er sie
nicht beantworten werde, daß er ihrer Anhäufung u Widerholung durch eine
öffentliche Anzeige zuvor kommen steuren mußte. Solche Pinseleyen darf
man wagen, u wagt sie mit Erfolg. Die auffallendsten Inconsequenzen u
Widersprüche, die durchsichtigste u boshafteste Gleisnerey, das eckelhafteste
patelinage! alles geht durch; alles gedeiht.
Grüße Crispus, u vor allen Dingen meinen lieben Joh. Michael, der Dich
öfter spazieren führen soll.
Hast Du noch keine Lavaters Schriften durch Göeschen erhalten? Sie sind
in der vorigen Meße an Dich abgegangen.
Lebe recht Wohl. Ich drücke Dich an mein Herz.Dein Fritz Jonathan.Kgsb. den 1 Christm. 86.Lieber alter Freund H.
HE D. Stein wird sich am besten selbst empfehlen und mit beßeren
Empfehlungen versehen seyn, als ich zu ertheilen im stande bin. Als Artzt wird er
Ihnen Nachricht von meinen Gesundheitsumständen u den darauf beruhenden
Alterkrankezustand
die glaubwürdigste Nachricht ertheilen können.
Gott begleite Ihn u Seine Reisegesellschaft zu einer vergnügten u gesunden
Ankunft in Riga und weiterer Fortsetzung der Laufbahn!!!
Ich bin von meiner jüngsten Digestion des Kopfs u Magens wider glückl.
hergestellt, und diese Recidive werden nicht eher radicaliter curirt werden
als durch den Postwagen, dem einzigen vehiculo meiner zu hoffenden
Integration und Palingenesie.
Mit dem Anf. der vorigen Woche schickte mir HE Str Wirth zu meiner
großen Freude u Beruhigung eine Einl. von unserm bisher verlornen
Landsmann zu, der aus Jena nach Halle sich begeben und nunmehr an seiner
Promotion arbeitet. Ein junger Curl. u Schriftsteller Urban und Mitarbeiter
unsers Landsmanns Mnioch, der unsers Herders Zögling seyn soll, hat den
Brief mitgebracht, der bereits vom 7 8br. datirt ist und diese Woche noch
beantwortet werden wird. Sie können also wegen Ihrer Caution ohne alle
Sorgen u Unruhe seyn. Ich werde ihn gewiß daran erinnern, und das
Intermezzo meiner Krankheit hat Schuld an dem Aufschub meiner Antwort.
Den 25 pr. meldete mir J: „daß er nicht weiß was er dazu sagen soll
weil Schönborn
uns
ohne Nachricht wegen des Schw. läßt. Spalding
(fil.) sagte: er hatte Bedenken getragen, ungeachtet seines (J.) ausdrückl.
Befehls so viel dafür zu geben. Ich habe von neuem an ihn geschrieben.
Den Auftrag wegen der andern Bücher habe ich meinem Freunde
Schlabberndorf gegeben. Dieser aber hat mit 2 Freunden eine Reise ins Land bis
nach Schottl. unternommen, muß aber doch nun wider zu Hause seyn.“Das unterstrichene Wort im obigen passu bezieht sich auf eine Stelle die
ich den 18 Oct. schon erhielt „Ich habe wegen des Schw. aus Engl. noch
keine Antwort, und vermuthe daß
Schönborn die Versendung
unmittelbar angezeigt haben wird. Die andern Bücher will ich auch besorgen.
Ich kann aber mit der heutigen Post nicht schreiben; es soll unfehlbar mit
der nächsten geschehen.“ Das Datum dieses Briefs war den 5 Oct.Sie sehen, daß Ihre Angelegenheit nicht schläfrig von uns getrieben wird.
Wer kann vor Zwischenfällen.
Diesen Augenblick bin ich mit einem Pack neuer Bücher fertig, die ich im
Fluge habe lesen müßen. Die allgem Bibl. von 68 bis 70/2 Bande, das
letzte Vierteljahr des Musei wegen eines merkwürdigen Briefes von Schloßer
über das was Autores von sich selbst sagen z. E. Leßing, Garve, Nicolai.
Sept. u Oct des Mercurs, dem gr. Ungeheuer und dem
goldnen Hahn
,
deßen Verfaßer ich gern wißen möchte, der andere geärgert und mich erbaut
hat, wie ein purissimus penis so etwas wirken kann. Aber dem Reinen ist
alles rein. Erfahren Sie den Verf. des goldnen Hahns so melden Sie
mir ihn, wenigstens den Verleger. Pr. Haße ist hier und ein junger feuriger
Mann, den ich als einen Herderianer herzl. liebe und auf die veniam eines
magni ingenii Ansprüche machen kann. Ich habe seine
Idiognomik
Davids
nicht recht beurtheilen können. Von einem so brennenden Kopf u
Herzen hat unsere Akademie was zu hoffen. Die neusten Aussichten über die
Bücher des A. T. sind von ihm; ich kenne sie aber blos aus einer Recensionund bin nicht neugierig seine übrige Sachen zu lesen. Er fängt mit
Wunderzeichen an von Eifer und Fleiß. Wald soll unterwegens seyn, u auch diesem
Gelehrten Mann ist das Gerücht günstiger, als die Idee seiner Gelehrten
Geschichte, welche mich beynahe abgeschreckt u mistrauisch gemacht hatte. So
wenig läßt sich aus Worten und Werken der Gelehrten schließen.
Ich eile nun zum erstenmal wider auszugehen, auf mein Telonium und
wo mögl. nach der Stadt.
Grüßen Sie unsern Landsmann Arndt aufs herzlichste u innigste.
Freyherr von Ungern Sternberg ist der neuste Kantianer der einen Blick
auf die moralische u politische Welt geschrieben was sie ist und seyn wird.
Bremen (Förster). Unser Meßgut ist in Trave eingefroren. Also wirdTheurung im Lande seyn.
Lehne Käthe geht morgen in ihr 13 Jahr. Miltz mit seiner Louise feyren
auch zugl. ihren Geburtstag, also dort nicht hier. Tant mieux, wenn die
Indigestion nicht wider Disciplin heischen wird. Gott erfreue unsern Claudiusmit einer guten 7. und seine Rebecca, deren Termin abgelaufen ist.
In dem Meßkatalog wurde ein
Bethlehem
angemeldt, wovon nichts
erfahren können. Es betraf die Mendelsohnsche u Morschelsche Farce.Wißen Sie was davon, so melden Sie mir doch. Sie können leicht denken daß
ich ein näheres Interesse habe auf alles was zu diesem verworrnen Handel
gehört, auf deßen trüben Gründen ich noch zum Fischzuge Rechnung mache.
Mens sana in corpore sano!Empfehlen Sie mich Ihre Fr Gemalin u ganzen Hause. Ob der Gletscher
Spiritus ankommen wird; die bestimmte Patientin ist schon curirt,
unterdeßen erwartet man ihn für die nachgelaßene Familie. Mein großes u kleines
Gesindel nimt an Gesinnungen Antheil, womit ich bin u niemals aufhören
werde zu seyn Ihr alter treuer Landsmann, Freund und Schuldner Joh Georg H.Gott gebe, daß ich nächstens Ihnen meinen Urlaub melden kann. Die
Vorsehung hat Ihre Hand mit im Spiel zehn Jahr Uebersetzer, welscher Charon
do – Packhofverwalter. Der ehrl. Landsmann u Freund, dem ich 777 im
Jänner meinen Posten zu verdanken habe, schreibt mir 12 Stunden vor seiner
Abreise nach Frkr. u Engl. daß er noch so viel Stunden seine Extrapost
aufschieben wird um diese letzte Angelegenheit meines Lebens ins reine zu
bringen. Gott begleite alle Reisende und gebe Ruhe denen daheim.
Ich freue mich daß es unserm Nic. bey Ihnen gefällt und hoffe auch, daß
Sie mit ihm zufrieden bleiben werden. Seine Brüder sind gestern nach
Sperlings gewandertvon Hartknoch ganz am linken Rande der zweiten Seite vermerkt:Empf u beantw d. 9 Dec 786.Kgsb. den 3 Xbr. I Adv. 86Nun lieber Fritz-Jonathan! Ich bin Dir auf No 55.56.57 vom 7, 14, 20
pr. Antwort schuldig und will in der alten beliebten Form eines Tagebuchs
fortfahren. – Zwar gieng ich den 9 zum ersten mal auf den Packhof, die
Kälte wurde aber so strenge, daß ich mich nicht oft noch weit auswagen
konnte. Den 16 sah es gantz gelinde aus, und weil Hippel Freytags den
Vormittag zu Hause bleibt, die übrigen Tage aber meist mit 8 Uhr ausgeht: so
nahm ich mir den Abend vor ihn zu besuchen, ohne zu wißen, daß die Nacht
einen neuen strengen Winter mitgebracht hatte. Weil ich einmal unterwegs
war und mein Sohn, der zu Kant in Stunden gieng mich begleitete, so
erreichte ich Hippels Hotel (denn das ist sein Haus im eigentlichsten Verstande)
und bekam zum freundl. Willkomm Schelte, daß ich mich bey so einer Kälte
ausgemacht hatte. Die
wahre
Ursache war wohl, daß er auch sehr
beschäftigt war. Ich mußte mich nolens volens ein wenig setzen und ausruhen
und ich klagte ihm meine überstandene äußere u fortwährende innere Noth,
daß ich nisus zum Schreiben hatte, drey Briefe in petto mit mir herumtrüge,
aus allem aber nichts herauskäme. So bald ich die Feder ansetzte, träten alle
Lebensgeister aus den kalten Fingerspitzen in die innersten Falten des Gehirns
u Herzens –
Schreiben Sie an Reichardt
, war sein Consiliumfidele, das er mir mit einer so entscheidenden Stimme eines dirigirenden
Oberbürgermeisters und Criminalrichters ertheilte, daß ich auf der Stelle anderes
Sinnes wurde und seinem Rath zu folgen versprach.
Hat Er mir den
Dienst gegeben, so mag Er auch
die übrige dazu gehörigen
Appartinentien ins reine und klare bringen. Mit diesem verwandelten Sinne und
festen Entschluß zu dem
Anbiß eines sauern Apfels
kroch ich meine
Straße zu Hause, und wunderte mich, daß mir ein so plausibler Einfall
bisher wie die gröste Impertinenz von meiner Seite vorgekommen war, als
wenn ich nur an meinen Landsmann Gevatter u Freund denn schreiben
könnte u mich seiner erinnerte, wenn Noth am Mann wäre.
Den 18 gieng meine jüngste Marianne Sophia ins 9te Jahr, der Junge
mit Hill u Raphael auf seiner Freunde der beyden Nicolovius Landgut
Sperling zu Fuß. Es fiel ein gewaltiger Schnee, und ein noch größerer Hagel
in meine Haushaltung.
Den 19 Dom. XXIII war meiner
Lisette
Reinette Namenstag, sie
besuchte uns, und der Bruder kam mit seinen Freunden noch vor dem
Thorschluß zu Hause, und erzählte Wunder von seiner Wallfahrt. Ich war kaum
im stande den
Brief
anzufangen mit ein paar Zeilen, nahm wider meine
Abführung ein, um den Montag drauf nicht ausgehen und das Schreiben
desto sicherer fortsetzen zu können.
Kaum setz ich mich Montags den 20 an meinen Schreibtisch, wie mir ein
Brief abgegeben wird nebst einer Einladung zu Mittag unter
zehn
Misverständnißen, die in einem Augenblick unter einander liefen, und von denen
ich mich in einer ganzen Stunde nicht erholen konnte. Die Sache lief darauf
hinaus. Scheffners Schwager, den ich wegen einer verdrüßl. Angelegenheit
zu sprechen hatte, ist zugl. ein Schwager von dem Hofrath Lindner in Mitau,
deßen Sohn ich 3/4 Jahr in Pension gehabt und seinem würdigen Bruder
dem D. der sich lange in Jena aufgehalten, ohne an eine Seele geschrieben zu
haben, für den Hartknoch Bürgschaft geleistet, und mich deshalb ein paar
mal questionirt. Ein junger schöner Geist kam von der Akademie gieng nach
Curl. heim u hatte die Einl. vom D. aus Halle mitgebracht. Dieser theilte mir
die unangenehmsten Nachrichten von seinem Neffen meinem gewesenen
Pensionair mit und pp und die empfangene Einladung hatte keine Beziehung
weder auf Lindnersche noch Scheffnersche Angelegenheiten, die mir auf dem
Herzen gelegen hatten, sondern war bloß eine Höflichkeit eines durchreisenden
Fremden willen, der mich nichts angieng. Ich sahe die Einladung aus
meinem Gesichtspunct an, muste wegen der Arzney im Leibe u noch mehr wegen
des Briefs nach Berl. mich auf den Mittag entschuldigen, und bat mich ohn
Umstände auf den morgenden Mittag zu Gaste, doch mit der Reservationdaß der Bediente mir absagen möchte, wenn HE Stadtrath Wirth, so heißt
Scheffners Schwager versagt wäre oder andere Gesellschaft hätte. Kaum
war der Bediente fort, so verdroß mich meine treuherzige Uebereilung –
Wirths Bedienter hat mir ein Buch verschleudert daß ich dem Scheffner
geliehen hatte, und unsere Verbindung hat seit einem Jahr aufgehört. Die
Debatten wegen Ersetzung des Buchs hatten lange gewährt u ich hatte mich
um nichts als biß zum Ausgange der Sache bekümmert. Es war Des mareesI Theil seiner Theodicee, die ich mir aus Berl. verschrieben u kaum
durchgelesen hatte. Keiner von uns hatte schuld, sondern der Bediente. Jeder von den
Interessenten affectirt ein wenig pünctl. Ordnung; und es war halb Ernst,
halb Scherz, oder auch eine Neckerey die ich für Hippel angelegt hatte, der
immer von Scheffner der grösten Unordnung beschuldigt wird.
Ich schrieb unterdeßen mit kalter Hand fort an meinem Briefe, dachte zugl.
an meine quid pro quo’s und hatte eben den Entschluß gefaßt, Dienstags
in aller Frühe nach dem andern Ende der Stadt zu gehen und mich wegen
meiner Einladung zu entschuldigen, als ein Bedienter mit einem Schlitten
kam, den er den Pferden nicht überlaßen konnte und mich noch einmal einlud.
Die Magd hatte das Gewerbe angenommen und ich hatte nicht selbst mit dem
Bedienten reden können.
Mit genauer Noth wurde ich mit einem klägl. Briefe an R. fertig, und
hatte beynahe selbigen wider entzwey gerißen, wenn ein guter Engel nicht
meiner Thorheit Einhalt gethan.
Der Mittag war Dienstags recht vergnügt für mich, Wirth u Gast waren
so mit einander zufrieden, daß er mich Donnerstags wider bat, und mir zu
verstehen gab, daß es noch höher zugehen sollte, weil Hippel, Kant,
Criminalräthe Lilienthal und Jenisch, Münzmeister Göschen, den ich Jahrlang
nicht gesehen u wo ich sonst alle Donnerstage speiste und lauter Dii maiorum
gentium von meiner Bekantschaft da seyn würden, welche ich alle in dem
Augenblicke zu sehen wünschte, da ich mich am Dessert übernaschte. Der
Fremde aus Curland hieß Urban, wußte von Herder und noch mehr von
einem mir bisher unbekannt gebliebnen Landsmann
Mnioch
mir viel zu
erzählen, das mich aufmerksam machte, ohne daß ich eben an dem Erzähler
viel Geschmack finden konnte, und wir uns einander gleichgiltig, u vielleicht
etwas mehr blieben.
Den 22 Mittwochs qvälten die Mädchen ihre Mutter bey Brahl zu gehen,
wo sie längst einen Besuch schuldig waren. Wir blieben zu Abend und ich ließ
mir wider gelüsten mit meinem gewöhnl. Appetit u wider meine Gewohnheit
ein Abendbrodt. Unter Durch einen tiefen Schnee kamen wir endl. zu
Hause. Darüber war mir der Küzel vergangen Donnerstags auch zu Gast
zu gehen. Desto stärker aß ich eine von einer Qvappe – die ein Punctummachte der drey Tage nach einander genoßenen Lüsternheit. Freytags eilte
ich vormittags mit Bauchgrimmen zu Hause, und muste mich gleich
niederlegen. Mein äsculapischer Nachbar Miltz wurde zu Hülfe geruffen. Die
Lavements wirkten nicht; es war alles mausestille in meinem Unterleibe. Alle
Windbeuteleyen, zu denen meine Natur sehr aufgelegt ist, hatten aufgehört
und ich qvälte mich den Sonnabend, konnte nicht liegen, nicht aufbleiben,
wuste vor Angst nicht – Sonntags hörte diese ein wenig auf, aber keine
Oeffnung. Montags dito. Nichts verschlug von oben und unten. Die
Lavements blieben sogar. Miltz sitzt neben meinem Bette mit einem Pfeifchen,
und ich versuche es ein wenig aufzustehen, wie eben ein Fremder mit einem
Gruß von Claudius u Grafen Stollberg mich besucht. Ein D. Stein aus
Rheinberg, der die Wolkin nach Rußl. begleitet. Die beyden Namen
entführten meine Gedanken daß ich keine übrig behielt den fremden Mann
anzusehen. So bald er fort ist, stürz ich ins Bette. Alles bleibt versiegelt. Den 28
des Morgens schickt Gott einen Freund ins Haus mit einem Pack Bücher,
die Allg. Deutsche Bibl. vom 68/2 – 70/1 Theil, den goldenen Adler, das
Neuste vom Museo, Mercur u dem grauen Ungeheuer. Die
Sonnabendsunruhe u Unstätigkeit hatte zwar aufgehört, auch der Schlaf war leidlich und
die Nächte. Die Lavements waren verstärkt, aber meine Natur blieb
verstockt, bis ich Mittwochs des Morgens einer kleinen Ladung von Steinen,
(étrons, Strunt genannt) entledigt wurde. Wer war froher wie ich und mein
Miltz, der bald darauf zu mir kam. Nun hieß es: was ich heute eßen würde?
Ich antwortete mit aller Bescheidenheit eines widergenesenen Sünders:
Nichts, höchstens ein wenig Haberschleim mit einem Semmel. Endlich besann
ich mich auf einen halben übergebliebenen holl. Heering. Nein versetzte mein
Arzt, sie müßen eßen, nur nicht Fleisch. Alles was sie wollen u haben vom
Geköch. Graue Erbsen. Wir wollen die Mutter fragen: Weiße Erbsen.
Daran hatte ich gar nicht gedacht, noch dies Leibgericht vermuthet. Recht gut,
sagte Miltz. Ach! wenn Du Erbsen hast, so mußt Du auch einen Bratheering
schaffen, wenn es der Herr Doctor erlaubt. Warum nicht? Es wurde bis
nach der Stadt geschickt – Der Leckerbißen wurde im Schweiß der Nase
verzehrt; aber mir war doch nicht wohl zu Muthe dabey. Ich rauchte eben mein
Pfeifchen zum Caffe und wollte auf meine Bücher – als D. Stein wider
erschien, deßen Perücke mich aufmerksam machte, ohne daß ich in meiner
Untersuchung des Manns und seiner Bildung fortfuhr. Er schien unruhig zu
werden, und ich wurde es auch über mich selbst, den ich als die Ursache der
seinigen ansahe. Ich habe bisweilen weinerliche Launen, die eben nicht
heraklitisch sind. In eine solche hatte ich mich auch vertieft. Das große Werk
der Verdauung, in dem ich eben begriffen war, verstimmte mich vollends.
Der Mann nahm seinen Abschied, und ich war besorgt, daß er mich für ein
unglückl. Geschöpf
ansehen würde, das beynahe hysterisch, u nicht blos
hypochondrisch wäre. Ueber meinen Büchern vergieng mir auch dieser
schwarze Gedanke. Das Lesen hatte mich so angegriffen, daß ich eine schlaflose Nacht
hatte. Donnerstag des Morgens beruhigte mich das Beneficium naturaeeines gesunden natürlichen Stuhlganges, an dem ich beynahe verzweifelt
hatte. Miltz hatte keine weitere Mühe, als sich abermahl um meinen
Küchenzedel zu bekümmern, der auch nach meinem Geschmack ausfiel, bat mein
ganzes Haus auf Gestern zu Gaste seinen, seiner Tochter und meiner Tochter
Lehne Käthe Geburtstag bey ihm zu feyern. Die Nacht war wider schlecht,
aber das Pack mit Büchern sollte den Morgen drauf abgeliefert werden, und
der November endigte sich mit einer Antwort von Reichardt, die mich auf der
Stelle gesund machte, daß ich mich auf der Stelle entschloß den Morgen
drauf auszugehen, den monathl. Abschluß selbst zu machen.
Reichardts Charta magna lautet von Wort zu Wort wie folget.
Berl. den 25 Nov.Nur wenige Minuten vor dem Abgange der heutigen pr. Post erhalt ich
Ihren lieben Brief und obendrein nur 12 Stunden vor meiner Abreise; denn
morgen früh wollt ich fort. Ich werde aber morgen noch hier bleiben, werde
was sie mir geschrieben in die rechten Hände liefern u Ihnen mit der nächsten
reitenden Post gute Nachricht darüber ertheilen. Ich habe alle Ursache zu
hoffen daß sich ihre Beschwerden jetzt werden heben laßen. Die Männer so in
dem Fach nun wirken u regieren sind meine Freunde Adieu so lange, lieber
bester Mann niemanden auch davon nicht von diesem Briefe, ich habe heute
keinen Augenblick finden können ihm zu schreiben. Ihnen wollt ich dieses nur
sagen damit sie nicht 3 Tage länger in der Ungewißheit bleiben –
Ihr Reichardt.Abermal kein Schlaf. Mit dem ersten Dec. vorgestern gieng auf mein
Telonium, eilte nach der Stadt voller Plane u Sorgen den beyden Mädchen
eine Kleinigkeit einzukaufen; fand wider Vermuthen und gantz zufällig was
ich weder gesucht noch erwartet hatte, besuchte meinen kranken Freund
Hennings, hoffte bey Me Courtan den D. Stein zu finden um den Verdacht
auszulöschen. Er war schon abgereist mit einem noch größeren, an den ich nicht
gedacht hatte. Erfuhr zu meinem Leidwesen, daß ihr ältester Sohn ein schiefes
Maul sich zugezogen, wie ich vor einem Jahre, geh voller Grillen und
Gedanken zu Deinem Nahmensvetter, liebster Jonathan, wo ich holl. Heeringe
finde nebst einer Privat Schüßel für mich allein die aus Sauerkraut bestand,
wozu ich ein paar Gläser Bier trank. Wie ich aus dem Hause gehen will,
komt mir Crispus entgegen, der mir die bittersten Vorwürfe macht, daß er
mit dem Idiognosten Davids den Abend vorher eine halbe Stunde vor meiner
Tür geklopft, gehustet, geruffen und wer weiß mehr gethan hat, ohne Gehör
gefunden zu haben. Ich ihm aufs Dach, daß er nicht einmal die rechte Schelle
zum Eingang bey mir wüste, und laufe spornstreichs zu unserm jungen Pr.
Haße. Dieser liebe Mann hatte mich den 14 pr. den Tag nach seiner Ankunft
besucht. Er ist aus Weimar gebürtig, ein Vorleser und Zügling unsers
Herders. Die Nachricht, daß er sich gantz an die
Ausländer
unserer Akademie,
Mangelsdorf
, Holtzhauer u Hofr. Metzger anschloß, hatte mich ein
wenig bedenklich gemacht, nebst seinem jugendl. Feuer mich mit ihm
einzulaßen. Ich war ihm also den ersten GegenBesuch schuldig geblieben. Crispushatte mir viel Gutes gesagt, mein Sohn u seine Freunde waren von seinen
Vorlesungen die er mit großem Eifer u Fleiß angefangen hatte eingenommen.
Die Krankheit war dazwischen gekommen. Ich eilte also diesen Besuch den
1 d. im Fluge abzumachen. Er zwang mich zum Caffé, erwartete in einer
Stunde den Kraus um in die Synagoge zu gehen, und die Gewalt, die er mir
anthat, gefiel mir recht sehr. Seine Bücher waren eben ins Licentangekommen u ich konnte diese Besorgung auch für ihn übernehmen. Kraus kam endl.
hatte Acten von Jacobi mitgenommen in Handlungssachen und wenig Lust
in die Synagoge zu gehen. Ich nahm also Haße also bey mir zu Hause, wir
aßen Butterbrodt und hatten einen sehr vertraul. vergnügten Abend. Ich
kannte nur seine Idiognomik Davids – Er hat
Aussichten zu
künftigen Aufklärungen
über das A. T. in Briefen geschrieben, das
Buch
der Weisheit
u 2
Buch der Makkabäer
übersetzt und eine
hebr
.
Grammatik
herausgegeben, davon die erste Hälfte nur herausgekommen
und die sich überhaupt auf die übrigen morgenl. Sprachen erstrecken wird,
auch eine lateinsche Rhetoric die Kraus der Schellerschen vorzieht. Also ein
Hofnungsvoller, thätiger, und dabey bescheidner Mann.
Gestern früh gieng ich selbst zu unserm Fischer, und wurde zur Freude des
3 fachen Geburtstages mit dem Empfang Deines zu zärtlichen Briefes
eingeweyht. Hill lief auf die Post, und kam leer zurück. Ich eilte früh zu Hause
und wollte mich gleich niederlegen mich wegen der vorigen schlaflosen Nächte
zu erholen. Da fand ich einen Brief aus Berlin der den festl. Tag krönte,
ohne die darauf folgende Nacht zu verderben.
Diesen Morgen stand mit neuen Kräften, das Neue Kirchenjahr froh zu
begehen. Mein erster Gang war zu Hippel, der sich herzlich freute, daß sein
Rath so gut gelungen war, von da an das Ende der Stadt zu Reichardts
Schwager Dorow, wo ich herzlich vergnügt war, sprach bey Hasse an ihn
bey Hippel zu bestellen, dem ich ihn als den ersten
Herderianer
empfohlen hatte, den ich ausstehen könnte und vielleicht lieben würde, horte das
Ende einer Predigt und das öffentl. Kirchengebet mit an, besuchte die arme
geplagte Courtan und ihren kranken Sohn, hielte einen sehr lustigen Mittag
bey Deinem Namensvetter und meinem Banquier Jacobi, wo wir Deine
Gesundheit in einem Glase Rheinwein trunken und namen Abrede
Dienstags
es noch feyerlicher zu thun. Hill begleitete mich nach Hause; ich gab die
Einl. an meinen Nachbar den Dir Stockmar ab, die ich bey Dorow zugesiegelt
hatte. Jacobi war mir bey dem Dir. zuvorgekommen, und ich bekam ihn also
nicht einmal zu sehen, welches mir sehr lieb war.
Copia.Berl. den 26 Nov.Ich habe nicht umsonst gehofft, mein lieber Herzensfreund daß ihre Sache
jetzt beßer zu treiben seyn würde. ich komme eben recht froh vom G. Finantzr.
von Köpcken der itzt das Pr. Departement hat. Er kannte sie schon als
meinen u Asmus Freund (wie er sich selbst ausdrückte) Ihre dortige Lage schien
ihm aber nicht bekannt zu seyn. ich hatte mir zur Vorsicht alles was in ihrem
Briefe ihre Stelle u Lage betraf aufgeschrieben u gab ihm das. Das
historische von der ersten Einrichtung ihrer getheilten Stelle war ihm neu u
intereßant; ich muste ihm den Bogen da laßen um das alles näher erwägen
und zu seiner Zeit benutzen zu können. Ueber den gewünschten Urlaub sollt
ich Ihnen nur sagen, daß da der Minister Werder itzt ad interim das
Departement hätte u auch wohl in der Folge behalten würde, so sollten sie
deshalb nur bey dem E einkommen, zugl. aber auch ihm dem GF.r. von
Köpcken davon schreiben, in so weit es auf ihn ankäme (und das ist denn
wohl alles) hätten sie zum voraus die bereitwilligste Einwilligung. Damit
aber ihr Gesuch von keiner Seite Hindernis fände, so möchten sie doch im
voraus mit dem Dir. Stockmar es besprechen, wie ihr Amt während ihrer
Abwesenheit am besten verwaltet werden könnte, nicht als wollte er auch nur
daran denken, daß die Verwaltung auf irgend eine Weise zu ihrer Last u
Nachtheil während der Zeit besorgt werden sollte. Es würde dies aber doch
natürl. des Ministers erster Gedanke seyn und dann wäre es gut, wenn sie mit
dem Dir. Stockmar, den er als einen braven Mann zu kennen glaubt,
darüber schon Abrede genommen hätten. Für den Winter meynte er würden sie
eine solche Reise doch wohl nicht unternehmen u auch ich, lieber Mann glaube,
daß sie es im Winter nicht thun müsten. Es ist gar zu beschwerl. für einen
der das Reisen nicht gewohnt ist u es nicht studiert hat. Sollten sie indes
ernstlich darauf bestehen, so schreiben sie an Köpken, lieber, einen Posttag früher
als an Werder darum; oder legen auch allenfalls den Brief an den Minister
bey ihm ein. ich glaube daß sie sich mit
Vertrauen
an den GFr. von
Köpken wenden können. Am besten dünkt mich würde es seyn, wenn siesich itzt nur des Urlaubs fürs nächste Frühjahr versicherten u denn im May
über Berl. kämen und wir denn hier gemeinschaftl. die Verbeßerung ihrer
Lage betrieben. Sonst bliebe dies bis zu ihrer Rückkunft. Mir fällt auch eben
ein daß ich den Dir. Stockmar in Kgsb. u auch hier gut gekannt habe, ich
will ihnen auf allen Fall, daß sie selbst nicht gern mit ihm davon anfiengen,
einen Brief für ihn beylegen: es sey ihrem Urtheil gantz überlaßen ob sie es
zweckmäßig finden ihm den Brief zu geben. Sie versiegeln ihn denn wohl
vorher.
ich reise nun nach London mit einem kleinen Umwege, denn ich fahre zuerst
11 Meilen ihrer Gegend zu. Der Markgraf v Schwed hat mich eingeladen.
Von London gehe ich nach Paris, vielleicht aber auch noch umgekehrt. In
Düßeldorf soll das erst nach engl. u franz. Briefen die ich dort finden werde,
entschieden werden. Im May hoffe ich sie auf alle Fälle hier zu sehen, mein
Lieber: seys auf dem Hin- oder Rückreisewege, denn steigen sie mit ihrem
lieben Sohne bey mir auf dem Dehnhofschen Platze in Geh.R. Panslebens
Hause ab. Sie thun für alle ihre Freunde wohl wenn sie mit ihrem lieben
Sohne allein reisen: wenigstens wünschte ich keinen unserer braven
Landsleute der in den Kreisen nicht störend werden könnte. Wir umarmen sie u
alle ihre Lieben aufs herzlichste. Ihr R.N.S. Wollen sie mir die Freude machen mir bald über sich u ihre Lage
etwas weiteres zu schreiben so schicken sie den Brief nur gerade hieher:
mein liebes Weib besorgt ihn mir nach. Bis gegen Ende Ende Xbr. trift
mich auch ein Brief von Ihnen in Düßeldorf. Adieu mein lieber
Herzensfreund. Gott erhalte sie u die lieben Ihrigen gesund. Bey mir gedeyt alles
gar herrlich.
Einl. an Dir. Stockmar
.
B. den 26Erlauben Ew. W. Ihnen meinen Namen ins Gedächtnis zu bringen u
zugl um die Gewogenheit zu bitten meinem theuern Freunde H. in der
dortigen Anordnung zu seiner vorhabenden Reise behülflich zu seyn. Der HE
GF.R. von Köpken hat mir heute die Versicherung gegeben, daß HE.H.
anjetzt von hier aus den gewünschten Urlaub erhalten würde u er sich deshalb
nun dort mit Ew. W. den derselbe als einen sehr braven rechtschaffenen
Mann kennen wegen der Verwaltung seines Amtes durch einen andern dort
in Dienst stehenden Kgl. Bedienten während seiner Abwesenheit vorher zu
besprechen habe, damit der Kgl. Dienst eben so wenig als auch H. selbst
durch die Reise etwas verlöre. Ich habe diese Gelegenheit solches Ew. W.
selbst zu schreiben desto lieber ergriffen pden 4 – –Ich habe mich gestern so müde gelaufen und geschrieben, daß ich zwar
beßer wie alle vorige Nächte geschlafen; aber ich habe auf die fröhlige Tage
einen sehr trübseel. heute gehabt. Heute begegnete mir ein Secretaire der
Direction um mir das Empfehlungsschreiben von R. in meiner Sache
mitzutheilen und aufzutragen, daß ich schriftlich bey der Direction einkommen
sollte. Ich sprach auch den Dir. selbst – ich bin aber auf einmal ich weiß nicht
wodurch so niedergeschlagen, daß ich mich erst besinnen muß, was ich
eigentlich thun soll.
Mein treuer Landsmann R. wird wol eher nach Düßeld. kommen als
ich im stande seyn werde an ihn zu schreiben und ihm zu danken. Du wirst es
also in meinem Namen thun. Auch Hippel ist dafür, daß ich im Winter gehe,
und mein Weg ist Berl. vorbey gerade nach Münster.
Ich hatte den 1 d. einen glückl. Anfang gemacht die Mendelss. Recensionen
zum
zweiten
mal zu lesen, wie ich eben das ganze Pack abgeben mußte. Du
hast allerdings Ursache, Herzenslieber Jonathan empfindlich zu seyn, aber
noch mehr dieselbe mit Verachtung zu unterdrücken. Wahrscheinlich ist es mir
auch, daß Eberhard Verfaßer ist.
Auf dem halben Wege bin ich mit dem Merkur fortgekommen; aber
zuletzt wurden wir geschiedene Leute. Im Sept. u Octobr. ist keine
Fortsetzung dieser lesbaren Briefe; wornach ich sehr begierig bin. Unser Meßgut
ist alles in Travemünde eingefroren; wir werden hier also theure Zeit haben.
Kant hat sich Meiners Psychol. wegen der Vorrede verschrieben, auch
vielleicht Abel.
Ich fieng Dein Spinozabüchl. an zu lesen, bin aber nicht weit darinn
gekommen, habe mich lange über die Vergleichung des Tiefsinns mit dem
radio u des Scharfsinns mit der Senne eines Circuls aufgehalten, ohne damit
fertig geworden zu seyn. Meine Seele hat keine Ruhe noch Stätigkeit. Wenn
mich nicht ein Engel beim Schopf entführt – – All das Feuer, von dem ich
3 Tage geglüht, ist wider erloschen. Alle Materie hat sich in eine Handvoll
Asche verwandelt und der ganze Bau wieder Nichts. Ich kann aus der Welt
so wenig klug werden, als sie aus mir. Wir wißen beyde nicht was wir von
einander haben wollen.
Nun schien mir das Eis gebrochen, alles im besten Gange zu seyn, und ich
war im Begriff zuzufahren. Auf Einmal befind ich mich noch auf eben dem
Fleck, wo ich seit 2 Jahren gewesen bin. Ruhe ist mir nach meinem Sinn; und
Arbeit noch weniger. Que sais-je? que veux-je? –Den Augenblick komt Nicolovius mit
Tellers sehr ernsthaften
Beherzigungen
für den alten de Marées und eines ungenannten
wohlmeynenden Gedanken
zu mehrerer Berichtigung der Wächterbriefe,
welches ein entsetzl. Mischmasch zu seyn scheint, wo Deine Fehde, Kant und
der Himmel weiß was nicht alles aufgerührt und zusammengebacken ist, daß
mir beynahe graut das Ding zu lesen. – Es ist der unsinnigste und
unwißendste Schwärmer!
Ich bin gantz aus meinem Concept heraus, und muß schließen.
Ohngeachtet Deiner blinden Nachsicht für meine Briefe getraue ich mir nicht diesen
abgehen zu laßen, will lieber einen Posttag versäumen.
den 5 –Es gieng mir gestern wie den 4 Oct. ich muste mich niederlegen wegen
gewaltiger Stiche nach dem Herzen. Dennoch habe ich Gottlob! eine gute sanfte
ruhige Nacht gehabt vor allen vorigen. Ich weiß nicht ob Verkältung oder
Blähungen vielleicht beydes in gl. Maaß daran schuld sind.
den 7.Heute ist es ein Jahr, daß ich mit einem schiefen Maule zu Hause kam.
Referendarius Courtan wird kaum so gut davon kommen. Ich habe die 3
ersten Tage dieses Monats herrlich und in Freuden gelebt. Die 3 darauf
folgenden sind desto finsterer und schwärzer für mich gewesen. Das starke
Thauwetter hat auch vielleicht auf mich gewirkt; wie das heutige
Morgenroth. Vorgestern speiste bey Deinem Namensvetter, Herzenslieber Fritz
Jonathan, mit einem Kaufmann aus Gießen, der bey Deinem Herrn Vater
gedient. Gestern nach einer langen Periode zum ersten mal wider bey Hippel,
ich taugte aber zu nichts als zur Consumtion, zu keiner Conversation.An meine Sache kann ich gar nicht denken; bis der Zauber, der mich stätig
macht, aufhören wird. Ich kann die unsichtbare Bande, die mich unthätig
machen, nicht entzwey reißen, und muß mich einem höheren Schicksal
überlaßen, das allein meiner mächtig ist. Auch Deine 3 Briefe bleiben daher
unbeantwortet. Desto mehr bin ich begeistert vom Glück unserer Akademie, einen
Haße hier zu haben; und von dem Vortheil, den mein Joh. Mich. und seine
Freunde an einem solchen Lehrer haben werden. Auch Herder verdient meinen
herzl. Dank an der Bildung eines solchen vortrefl. Mannes beygetragen zu
haben. Beynahe bin ich auch mit Zedlitz ausgesöhnt und Biester. Sein
Schulbuch de caussis stili latini ist beßer als was Kraus mir schon davon zum
voraus gesagt. Ich fieng es vorgestern vor langer Weile an und hab es nicht
eher weglegen können, bis es ich es zu Ende hatte. Deinem Georg möcht ich
es auch empfehlen, diesen Morgen wurde ich mit seinen
Untersuchungen
über das Buch der Weisheit
fertig. Bey der Uebersetzung wurde mir
die Zeit lang und zu den Noten hatte ich auch nicht Gedult. Die Kleukersche
scheint mir in einigen Stellen glücklicher und leichter gerathen zu seyn. Weil
Du das Original liebst; mußt Du beyde haben.
Mit desto mehr Eckel habe ich Anfang und Ende des deutschen
Agamemnons
angesehn, von dem mir der Uebersetzer auch ein Andenken vorgestern
einhändigen ließ. Er hatte Umgang in meinem Hause, und übte meinen
Michael u seinen Raphael im Griechischen. Er war ein ungemein fleißiger
und zugl. fähiger Kopf, aber so brausend und windig, daß man Mühe hatte
ihn auszustehen. Er gieng nach Berl. bekam da ich weiß nicht wie eine
Hofmeisterstelle, flog nach Holland und soll jetzt in Braunschweig seyn.
Ich bin diesen Nachmittag zu Hause geblieben um diesen Brief nur zu
Ende zu bringen. Auf meiner Amtsstube habe den Oct. der allg. Litt.-Zeitung
durchgelaufen, wo Kant und Tittel zusammen recensirt werden. Der
Beschluß fehlt noch. Kants guter Wille ist wohl kein anderer als der Göttliche,
wie seine reine Vernunft der wahre Λογος. Ich habe seine Moral nur
Einmal gelesen, und seine Metaph. der Natur noch gar nicht, ohngeachtet ich
beyde von ihm selbst zum Geschenk erhalten.
Was sein erster Apostel Hofprediger Schultz, nachheriger Gegner macht
weiß ich nicht. Jenisch war der Canal durch den ich sonst alles erfuhr.
Jedermann zerbricht sich hier den Kopf über die neue Brandschatzung,
welche in der Mache seyn soll um die Freyheit des Tabacks, Caffé p wider
einzulösen. Man redt von 6 p rth für alle liegende Gründe nach der
Schätzung im Feuer Cadastre; und vom Gehalt à 12 zu 6 prth per annum.Man kann sich kein rasender Verhältnis vorstellen. Der Bauer 2 rth. Sollte
dies wahr seyn, wie wohl es unglaublich u unmögl ist: so hätte Salomon
seinen Nachfolger – in optima forma. Doch bey allem Mistrauen hab ich
noch immer ein Gegengewicht des Vertrauens. Es ist noch ein hoher Hüter
über den hohen, und sind noch höher über die beyde.
Ich kann nicht an mich selbst denken ohne Grauen und Schaudern.
Reichardt hat das Seinige gethan als ein Herkules, der Bauer sollte nun
auch die Hand ausstrecken – Aber ich
kann
nicht eher, bis ich
können
werde
und vltra
posse
nemo obligatur. Mit dem Geschwür zu reisen,
wär mir eben so unangenehm, als es unreif und unvorsichtig zu eröfnen. Ich
muß nichts oder alles sagen. Also lieber Fritz Jonathan! hab mit mir Gedult,
und dank in meinem Namen aufs zärtlichste u freundschaftl. meinem lieben
Landsmann, an den ich wohl nicht eher werde schreiben bis es überstanden
ist; und er sich mit mir über meine glückliche Entbindung erfreuen kann.
Meine Reise muß doch wohl ein gut Werk seyn, weil es mir so schwer
gemacht wird, und desto mehr Genuß wenn alle diese Schwierigkeiten
überwunden seyn werden. Selbst meine Papiere habe ich nicht seit meiner vorigen
Krankheit ansehn können, nicht einen Augenblick Zeit noch einen Funken
Lust dazu gehabt. Meine Autorschaft steht mit meiner äußerl. Lage in so
genauer Verbindung, daß jede ein Theil des Ganzen ist. Ich habe Dir es
schon mehr wie einmal gesagt; aber ich bin noch nicht so weit gekommen,
Dich davon überführen zu können. Die Bruchstücke sind dazu nicht hinlängl.
die ich zu Papier gebracht – und ich wurde durch einen Strohm reißender
Nebenumstände aus meiner Bahn verrückt. Ich habe eben so viel Sehnsucht,
wie Du, mündl. zu philosophiren. Das Auge sieht mehr, als der M das
Ohr hören und die Feder plappern kann.
Ich mag darüber nicht weiter schreiben, um mich nicht in Windbeuteleyen
zu verlieren. Von meiner Seite ist es mehr als ein
Bedürfnis
und eine
Nothdurft
des Lebens meinen Alcibiades, S seine u meine Freunde zu
sehen und zu sprechen. Von jener Seite ein Luxus, an dem ich eben so viel
Geschmack finde, wenn ich deßen theilhaftig werden kann.
Meld mir doch bald gute Nachrichten aus Wandsbeck und seiner Rebecca.
Gott gebe daß ich das alte Jahr ruhig beschließen kann; wie mein alberner
verlorner Brief wider alles Vermuthen an den Salomon du Nord fertig
wurde und den 1 Jänner 83 abgieng. An den Geh Finantzrath werd ich
wenigstens schreiben müßen; kann mich aber dieser dispensiren an den
Minister u ins Cabinet zu gehen, desto beßer. Ohne Plerophorie schreibe ich gar
nicht, oder bitte lieber erst wen mir ein Petitum aufzusetzen. Was für
traurige Nachwehen, wenn man in seiner Jugend kein Collegium stili gehört
hat und quodcunque de quolibet ac quomodo schwartz auf weis elaboriren
kann. Mein Michael soll absolut den Hasse über sein güldnes Buch deCaussis Stili lesen hören –
Noch eine halbe Seite, die ich mit einer Grille vollmachen will, die ich schon
längst im Kopfe gehabt und worinn Du oder Wzm. oder Schenk mir
behülflich seyn kann. Du weist vermuthl. daß ich den ganzen Septbr. dieses
Jahrs mir mit dem kleinen Thomas a Kempis eine Freude machte. Ich fand
in Meusel durch einen einfältigen Irrthum einen Abdruck der Ausgabe
des bekannten Fabeldichters Desbillons angeführt, die zu Mannheim
ausgekommen. In meiner kleinen Castalion-Widdringtonschen Ausgabe habe
ich das XXVI. Cap. des I Buchs angeführt, in edit. Nic. Lenglet Dufrenoy1731. Dieses Kapitel hoffe ich gewiß in der neusten Ausgabe zu finden. Auf
allen offentl. Bibl. war die Nachfrage umsonst. Im Buchladen erhielt die
Antwort daß die Desbillonsche Ausgabe sehr prächtig u niemals
hergekommen wäre. Den 17 Sept. eben da der König seinen Einzug gehalten, meldt
mir ein Freund im Elbingschen Catalog den Manheimschen Nachdruck für
1 rth gefunden zu haben. Ich hole gleich einen her, und gab die Commissionum mir recht was zu Gute zu thun. Erhalte das Buch ohne kaum bisher
darinn geblättert zu haben, weil die Hauptsache für mich das übercomplette
XXVI. Kap. des II. Buchs fehlte. In den dortigen Gegenden kann des
Lenglets Ausgabe keine Seltenheit seyn; ich wünschte so gern eine
Abschrift dieses Kap. bey Gelegenheit zu haben. Kannst Du aus Münster oder
durch irgend eine andere Art mir dazu behülflich seyn. Vielleicht hat es Zeit,
bis ich selbst hinkomme, die Abschrift zu machen. Mein N. T. u der kleine
Hämmerlein und Herders
Horatz
, damit ich ihn nicht gantz ausschwitze,
sind die einzigen Bücher, die ich Lust habe zum viatico mitzuführen.
Nun Gott gebe, daß ich nächstens das Final schreiben kann, oder grade
nach Münster. Doch dahin gehört eigentl. das Decisum. Michael studiert
den Krebel. Doch aus einem Buch lernt man nichts, am wenigstens – leben,
weben und seyn, was man seyn soll. Mir gehts beym Reisen, wenn ich dran
denke, wie es in einem alten Liede heißt: Beydes Lachen und auch Zittern.
Säß ich nur auf dem Postwagen – Aber erst soll ich
schreiben
– Reden
wird mir sauer; geschweige schreiben. Bona verba, quaeso! Verzeyh lieber
Fritz-Jonathan, wenn Dir das Lesen so sauer wird, als mir das
Schreiben zur Sache
, wozu nichts von dem gehört was ich in einem ganzen
Bogen geschmiert. Wenn Deine freundschaftl. Nachsicht ausreißen wird; so
wird es auch zum Durchbruch kommen mit Deinem kleinen alten Görgel.
Gott wird helfen. Amen!
Kgsb. den 8 86.HöchstzuEhrender Herr Doctor,
Herzlich geliebtester Freund,
Endlich bin ich auch einmal mit Nachrichten von Ihnen erfreut worden;
habe aber Ihr Schreiben vom 7 8br erst den 20 Novbr erhalten, und den
Tag drauf HE Urban als Ueberbringer deßelben bey HE Stadtrath Wirth
kennen gelernt; und vorigen 1 Advent im Vorbeygehen sehr zufällig ihm eine
gute Heimreise nach Curl. wünschen können.
Krankheit und Sorgen haben mich abgehalten eher zu antworten. Ich reise
seit 2 Jahren und komme nicht vom Fleck. Unser liebe Landsmann, HE
Kapellmeister Reichardt, hat noch alles was mögl. gethan, da er eben auf
dem Sprunge war seine große Reise nach Engl u Frankr. anzutreten, mir
das Eis zu brechen und Bahn zu machen. Es fehlt mir aber an Geist und
Kraft und Muth, die Hand selbst anzulegen – Ich zittere und zage, wie ein
wankend Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird. Bin weder meiner
Gedanken noch meiner Worte mächtig. Mein Herkules ist über alle Berge,
und ich lege wie der trägste und feigste Bauer meine Hände in den Schooß,
um durch neue Wunder, und wie jener Prophet beym Haarschopf entführt
zu werden.
Hartknoch hat sich schon ein paarmal nach Ihrem Aufenthalt erkundigt;
ich habe ihn wenigstens zufrieden gestellt. Es betrifft eine Caution wegen
einer Bücherschuld. Vielleicht ist die Sache schon von Ihnen selbst ins reine
gebracht; wenigstens hoffe ich, daß er wegen seiner Bürgschaft in Ruhe seyn
wird.
Ihr Stillschweigen hat nicht nur mich sondern auch alle Ihre hiesige
Freunde beunruhigt. Gottlob! daß Sie gesund sind und Ihre Gesinnungen
unsern Wünschen gemäß.
Den Morgen drauf nach Empfang Ihres gütigen Schreibens gieng zu HE
Assessor Hoppe um wegen der Einlage Abrede zu nehmen; er hatte aber
wider all mein Vermuthen noch mit derselben Post geschrieben und der
Bediente hatte diesen wichtigen Auftrag vergeßen zu bestellen. Wenige Tage
drauf überfiel mich eine Verstopfung mit großen Schmerzen – und in der
Unruhe meines Gemüths ist es mir nicht mögl. gewesen, ehe an etwas zu
denken. Ihre Grüße an unsern Geh. Rath H. und das Toussaintsche Haus
sind bestellt mit aller Sorgfalt und Genauigkeit. Ich habe vorgestern zum
erstenmal wider bey ihm Mittag halten können er und Scheffner, der die
Weynachts Strützel wenigstens nicht versäumt, freuen sich auf Ihre glückl.
Ankunft. Es thut mir eben so leid um den verlornen Sohn wie um den armen
Vater. Die andere Familienunruhe soll glückl. beygelegt seyn, aber eine
zweite Tochter wurde bereits tod gesagt; vielleicht hat sie sich auch erholt,
und auch der Sohn klüger, wenn es der Vater werden will. Gott helf uns
allen! Ich kann Ihm wenigstens nicht gnug danken, noch so gut erlöset
worden zu seyn. Meine Angst war damals groß gnug, und meine Freude
auch über den Ausgang und den eigenwilligen Entschluß des Vaters, der
durch die feurigen Kosten meiner Freundschaft in Harnisch gejagt worden
war, und meinen redlichen Eifer verkannte, anstatt auf sich als den
schuldigen böse zu seyn, es über den unrechten warIch habe diesen Sommer die Kämpfsche Visceral-Lavements gebraucht,
war in der grösten Verlegenheit mir die goldene Ader zugezogen zu haben,
und entschloß mich daher die Extracte eine zeitlang zu trinken. Nachdem ich
endl. überführt wurde, daß die Schmerzen und blutige Merkmale eine
Verletzung zur Ursache gehabt hatten, entschloß ich mich wieder zur Sprütze und
lernte damit so gut umgehen, daß ich bis 112 kam. Sie gedeyten mir so gut,
daß ich anfieng dick und fett dabey zu werden. Zu Anfange des Octobers
bekam ich ein Flußfieber, und begieng wie einst die Dummheit mit dem
Aderlaßen, welche mir die Gicht zuzog, eine ähnliche mit einer Abführung, die
bald noch gefährlichere Folgen hätte nach sich ziehen können. Mein
Nachbarlicher Freund HE Regimentsfeldscherer Miltz war mein Artzt und
versicherte mich, meine Natur bey der Gelegenheit noch unversehrt gefunden zu
haben. Ich quäle mich jetzt mit einem unwiderstehlichen Appetit zum Eßen,
und einer gänzl. Unfähigkeit meine Seelenkräfte zu gebrauchen. Bey der
wenigen Bewegung, bey der traurigen einförmigen Lage in der ich lebe und
zwey Jahr nach Bewegung und Veränderung der Gegenstände und Ideen
schmachte, bey den heftigen Leidenschaften und der Sehnsucht nach einem
Urlaube um meinen unbekannten Wohlthäter und meine Freunde zu sehen,
besorge ich immer, daß die Länge die Last tragen und ich dem unglückl.
Schicksal meines Bruders unter liegen werde.
Ich diene nunmehr 20 Jahr unter der welschen Regie, die Hälfte als
Uebersetzer, die andere als unnützer Packhofverwalter. Weder Aus- noch
Einsichten erwecken mich beßere Zeiten zu hoffen; von denen es auch wohl
heißen möchte: Morgenroth fällt in Koth.
Unsere Akademie hat einen sehr liebenswürdigen gelehrten Mann an Prof.
Haße
aus Jena erhalten, den Sie vielleicht auch kennen werden. Wir
erwarten noch einen Pr.
Walde
aus Leipzig, den ich aus dem einen Buche das
ich von ihm gelesen nicht zu beurtheilen imstande bin. Von Halle kommt ein
Pr.
König
von dem ich nichts weiß und auch keinen Anlaß zu haben glaube,
daß ich mich um ihn bekümmern sollte.
Was Sie mir liebster Freund von meinem alten lieben Herder schreiben
hat mich eben so entzückt als was Haße, der aus Weimar gebürtig ist, mir
von ihm erzählt. Gott gebe daß wir uns in diesem bevorstehenden Jahre auch
von Angesicht zu Angesicht widersehen mögen. Ich hoffe daß dieser Anblick
auch zur Genesung meiner Seele vieles beytragen wird.
Mein Weg ist von hier gerade nach Münster in Westphalen, und meine
Rückreise geht über Düßeldorf Wandsbeck, Weimar und Deßau. Doch ich
reise schon und habe noch keinen Urlaub; der bey der bevorstehenden Reform
auch mißlich, da ich bisher nichts zu versäumen gehabt, und gantz unnütz leben
müssen, weil mein Packhofverwalter = 0 war.
Hill ist nun seit einem Jahr Hofmeister bey meinem Freund Jacobi.Meine Lisette Reinettekam den 27 d. voriges Jahr in Pension bey
unserer würdigen Beaumont der Baroneße von Bondeli, welche sie in einem
Jahr entläßt in der Hoffnung daß sie im Stande seyn soll ihre beyde
jüngern Schwestern zu erziehen, die Gottlob! wachsen und gesund sind.Mein Johann Michael und Reisegefährte hört die Osteologie, das
Syrische u Arabische, und treibt sich wacker in den Griechen herum. Melden
Sie mir doch, liebster Herr Doctor, Ihre Ankunft in Berlin, damit wir uns
wenigstens unterwegs nicht verfehlen.
Seit dem Gebrauch der Dulcamara weiß ich weder von Gicht noch Flechte.
Desto mehr Kopfbrechen macht uns hier die neue Kopfsteuer, welche uns
von den bisherigen Pachten u Monopolen befreyen sollGott schenke uns ein fröliches, vergnügtes und zufriednes Widersehen –
und laß Seinen heil. guten Willen an und durch uns vollführt werden.
Me Courtan braucht auch die Kämpfsche Cur getrost fort, kann aber die
Lavements mit genauer Noth und höchst selten bey sich behalten. Wißen Sie
einen guten Rath dafür; so theilen Sie ihn mit. Hans bittet sich ein Exempl.
von Ihrer Disp. aus de vasis lymphaticis. In Berlin grüßen Sie wenn
Sie dazu Muße haben einen liebenswürdigen jungen Maler
Senewald
,
bey des Pr. Henrichs Palais bey der Wittwe Qveerfeld wohnhaft. Er hat sich
eine zeitlang in Preußen aufgehalten, und bereden Sie ihn uns wider zu
besuchen.
Diesen Brief werde bey HE Assessor Hoppe ablegen, der nächstens
Antwort auf sein Schreiben erwartet. Leben Sie recht wohl unter 1000 Grüßen
u Küßen von allen unsern gemeinschaftl. Freunden, Bekannten, besonders
meinem sämtl. Gesindel und Ihrem alten innigst ergebenen Freunde u
Landsmann Johann Georg Hamann.mit einem Kopf der kaum halb seiner war – in voller Eil geschrieben.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:Des / HErrn D. Lindners / Wolgeboren /
ggw
/ zu /
Halle
.
Kgsberg den 16 Xbr. 86 um 4 Uhr Nachmittags.Lieber Gevatter und Freund,
Diesen Augenblick erhalte ich die gute Nachricht, auf die ich lange gewartet,
aber nicht von Euch selbst zu erhalten gehofft. Jacobi hat mich mit Furcht
und Besorgnis auf diese Freude vorbereitet. Nun Gott stärke Eure liebe
Rebecca nach wohl verrichteter Arbeit, und gebe Seegen zur Erziehung des
glücklich angekommenen Erben. Die zu lebhafte Bewegung und Fröhlichkeit
macht mich besorgt; weil ich alter Mann durch dergl. Aufwallungen bald
erschöpft werde, und dafür büßen muß.
Ich hatte eben die Nachricht von unserm Freunde aus P. erhalten als ein
paar Tage drauf den 27 pr ein gewißer D. Stein aus Rheinberg mich
besuchte mit einem Gruß von Euch und dem Grafen Stollberg, da ich eben
mit meinen Gedanken oft in Eurem Wandsbeck herumirrte. Ich war eben
bettlägerich an einer Verstopfung, und einen Augenblick aufgestanden, der
durch den dazwischenkommenden Besuch so lang währte, daß ich bald drüber
ohnmächtig geworden war. Zwey Tage drauf besuchte er mich wieder und
nahm Abschied. Er ist in Me Wolke aus Deßau Gesellschaft angekommen.
Ich gieng wider alles Vermuthen den 1. dieses aus und hoffte den Mann noch
zu sehen, dem ich einen offenen Brief an Hartknoch mitgeben wollte. Er war
aber bereits abgereiset – Ich wollte die widrigen Eindrücke, die ich besorgte
durch meine Unpäßlichkeit auf ihn gemacht zu haben, ihm wo mögl.
benehmen und erfuhr, daß es ihm bey andern noch ärger gegangen warIn meinem Hause ist Gottlob! alles wohl. Ich kann leider! nichts als eßen,
und alle meine Lebensgeister scheinen in meinem Unterleib concentrirt zu
seyn. Hypochondrie und Witterung machen mich zu allem unthätig. Morgen
ist es ein rundes Jahr, das ich anfieng an meiner letzten Schrift zu arbeiten.
Gestern hatte ich nach langer Zeit wider einmal so viel Hertz sie anzusehen.
Nach Berlin bin ich nicht im stande zu schreiben, wenn es mir auch alles kosten
sollte. Der ehrl. Reichardt hat alles dort für mich gethan, was in seinen
Kräften gewesen. Ich komme aber nicht von der StelleHeut vor 8 Tagen war ich halb außer mir über der Nachricht, daß unser
Herder nach Berlin einen Ruff erhalten hätte. Ich wollte den Tag drauf gl.
an ihn schreiben, das ich so lange Zeit her ihm schuldig bin. J. ist der einzige
gewesen, den ich mit meinen Briefen heimgesucht. Er wird des Dings auch
überdrüßig seyn, wie ich meines todten unfruchtbaren Zustandes.
Kant ist Mitgl. der Akademie in Berl. geworden – Daß Herder was
beßeres würde, mich mit B. auszusöhnen! Ich wünschte ihn noch in W. zu sehen.
Laß immerhin, lieber Claudius, alle Menschen Lügner seyn, wenn der nur
treu ist, von dem unser Schicksal abhängt, und auf Seine Treue beruht meine
einzige Hoffnung Euch, meine würdige Frau Gevatterin Rebecca und Euren
ganzen Familien Namen zu sehen, den ich Gottes Pflege und Obhut tägl.
empfehle, wie mich selbst und die meinigen.
Lisette Reinette hat noch ein Jahr übrig bis auf den Termin ihrer
Pension, wo ich sie so zurück zu erhalten hoffe, daß sie ihre beyde jüngern
Schwestern zu erziehen im stande seyn wird, die sich heute bey einer Nachbarinn
was zu gut thun. Johann Michel ist allein bey mir, und liest Campens Reise
nach der Schweitz. Herdern hat unsere Akademie einen wackern jungen
Mann an Prof. Haße zu verdanken, bey dem er das Syrische treibt, und das
Arabische nach zurückgelegter Wallfahrt anfangen wird. Ihr seht, daß in
allen unsern Entwürfen auf meine Reisecur Rücksicht genommen wird. Mehr
wie denken an meine Freunde kann ich nicht. Gott gebe daß wir uns im
bevorstehenden Jahr einander sehen, und mündlich alles ersetzen mögen, was sich
mit Dinte und Feder nicht thun läßt. Behaltet im guten Andenken Euren an
allem dem Eurigen herzlich Theil nehmenden Gevatter und Freund, der unter
Küßen und Seufzern zu allen guten Wünschen Amen! sagt. Lebt alle wohl,
gesund und zufrieden, und vergeßt mir nicht den
Namen
, daß ich ihn
gehörig inscribiren kann. Außer Pathin Maria Auguste, bitte alle guten
Freunde, getreue Nachbaren und würdige Comperes zu grüßen. Fröhliche
Weynachten und NeujahrDußeldorf den 22tenXbr 1786Vermerk von Hamann:58 Erhalten den 3 Januar 87. rote TinteGeantw den 30 – 31 – –Lieber HerzensFreund u Vater, die Posten gehen schon so unordentlich daß
ich Deinen Brief vom 1 sten – 7tenXbr erst am Dienstag erhalten habe. Ich
verschob die Antwort auf den v 11 – 13ten Nov, weil ich Dir 2 Briefe kurz
hinter einander geschrieben hatte, u einer neuen Epistel v Dir entgegen sah.
Du bekömmst heute nicht viel v mir weil ich mich gar nicht wohl befinde.
Nachdem ich einige Tage alle Gattungen v Schmerz am Kopf gelitten hatte,
fiel mir das Uebel auf die Brust, die mir seit vorgestern so befangen ist, daß
ich kaum einen Laut v mir geben kan.
Die Stimmung in welcher Dein ganzer letzter Brief geschrieben ist,
verräth so viel unangenehme Empfindungen, daß Deinem Jonathan, der noch
dazu krank war, unmöglich wohl dabey werden konnte. Vielleicht erhalte ich
in kurzem beßere Nachrichten von Dir, u kann Dir von mir beßere geben.
Heute bin ich in einem hohen Grade gedrückt u niedergeschlagen.
Von meinem Freunde Schönborn ist endlich eine Antwort eingelaufen.
Was er mir Schwedenborgs Arc. Coel. betreffend meldet, laße ich für
Dich abschreiben. Schlaberndorf war den 5tenXbr. noch nicht wieder in
London: also noch keine Antwort wegen der andern Bücher. Es verdrießt mich
nicht wenig, daß es mit meinen Besorgungen nicht beßer v statten geht.
Dein Auftrag wegen des Th a Kempis wird sich ohne sonderlichen
Schwierigkeiten ausrichten laßen, u Du erhältst in meinem nächsten zuverläßig
Nachricht darüber.
Unsers Claudius Rebekka ist d 6ten dieses von einem Sohne glücklich
entbunden worden u hatte hat sich auch nachher wohl befunden. Ich bin
Pathe zu dem Knaben, der
Heinrich
genannt worden ist.
Mit Witzenmann sieht es übel aus. Er sehnte sich nach Kämpf in Hanau.
Ich bot ihm an, daß ich ihn in einer Jagt wollte hinbringen laßen, wenn
das Wetter offen bliebe. Vorigen Sonnabend wurde deswegen an Kämpf
geschrieben. Nun sagt man Kämpf sey in Caßel. Wir haben auch seit 2
Tagen wieder Frost. Ehe an Kämpf geschrieben wurde habe ich mich an
Hofmann, der sich gegenwärtig bey dem Churfürsten v Maynz aufhält, u zu dem
ich als Arzt ein ungemeßenes Vertrauen habe gewandt. Ich habe alle
Mächte des Olimpus in Bewegung gesetzt, um den Unmenschen zu bewegen
sich meines Freundes anzunehmen, u erwarte nun sein Gutachten mit größter
Ungeduld. Ich hatte schon vor 1½ Jahren Witzenmann zu ihm nach
Münster geschickt; aber weder die Prinzeßinn, noch Fürstenberg, noch Graf
Neßelrode, konnten ihn bewegen über die Umstände des Kranken ernstlich
nachzudenken.
Gott gebe Dir einen glücklichen Beschluß des alten Jahrs, u verleihe daß
wir im neuen Jahr einander sehen. Grüße Dein ganzes Haus von mir, vor
allem aber unsern Joh. Michael –
Dein Fritz Jonathan.Adresse:An Herrn / Johann Georg Hamann / in / Koenigsberg
Vermerk von Hamann:den 3 Jänner 87.Kgsb. den 3 Jänner 87.Alter lieber Freund
Diesen Morgen vor einer Stunde erhalt ich einen Brief von meinem
Jonathan aus D. d d 22 Xbr p. deßen Correspondentz ich beynahe schon
aufgegeben hatte oder an der Möglichkeit ihrer Fortsetzung verzweifelte.
Aber seine Freundschaft ist mir eine Ceder Gottes. Er klagt darinn über seine
Gesundheit und die Unordnung der Posten. Eine abschriftl. Beyl. die Ihren
Auftrag betrifft ist die einzige Wichtigkeit, und ich verzehrte vor Freuden mit
meinen Kindern den Rest ihres Caviars, der einen Tag früher als Ihr Brief
den 30 Xbr. ankam. Meinen herzl. Dank für Ihr freundschaftliches
Andenken. Gott seegne Sie und Ihr ganzes Haus zu diesem neuen Jahr! Daß mir
dieser Wunsch von Herzen geht, können Sie leicht denken, weil Sie mir so
reichlichen Antheil nehmen laßen. Gott selbst wird den Mangel meiner
Widervergeltung, denn an gutem Willen fehlt es mir nicht, ersetzen. Den 14
Xbr. erfuhr die Nachricht von unsers gemeinschaftl. Freundes, meines lieben
Namensbruder Georg, Hochzeit und zufälligerweise gab denselben Abend
mein Joh. Mich. einen Schmauß seinen Spießgesellen und Lieblingen
Nicolovius, Hill und Raphael. Lachen Sie nicht über den alten Knaben mit
grauen Haaren, und laßen Sie ihn guter Dinge seyn im HErren, denn wer
eine Ehfrau findet, hat einen guten Fund gethan. Prov. XVIII. 22.
Daß ich das letzte mal sehr unleserlich geschrieben. Was ich Ihnen von
Ungern Sternberg gemeldet, verstehe ich selbst nicht, vielleicht ist es auch eine
falsche Leseart. Ich habe diese Feyertage zu Hause zugebracht u bin in diesem
Jahr auch noch nicht über der Schwelle gewesen. Ich soll nach Berl. schreiben
und
kann nicht
, wenn es mir auch ich weiß nicht was kosten sollte. Habe
mich wieder über meine unterbrochene Arbeit gemacht und kann auch nicht
vom Fleck, daß ich beynahe wenigstens für das Leben meines alten
schwindlichen Kopfs zittere. Sie können sich die Leiden eines solchen Zustandes als der
meinige ist, nicht vorstellen. Es geht mir gleich als wenn die Kinder bis zur
Geburt kommen und ist keine Kraft da zu gebären. So lavire ich und liege vor
Anker 2 Jahr mit meinem Urlaub und meinem fliegenden Briefe ohne Wind
noch Licht, kann weder den Knoten auflösen noch zerhauen. Es ist keine
schwerere Arbeit als das abstine und sustine!Den 19 Xbr. komt ein gantz zerlumpter Bettler zu mir mit einem offenen
Briefe von Lavater, deßen Abschrift ich auch beylegen werde. Er klagte alle
seine Sachen und besonders seine Kundschaft verloren zu haben welche er
durch eine fremde auf den Namen
Müller
ersetzt. Seine Aufrichtigkeit dieses
aus Noth begangene falsum zu gestehen nicht nur mir sondern auch seine
Gewerke unterdrückte meinen Argwohn. Ich wies und empfahl ihn unserm
Geh. Rath Hippel, der ihm eine neue Kundschaft unter seinem rechten Namen
Hottinger ausgewürkt und ein Viaticum gegeben; wie ich von meiner Seite
theils aus Mitleiden theils aus Achtung für Lavater that und meine Freunde
dazu misbrauchte, unserm Jacobi eine Weste wegnahm und den ältesten
Nicolovius auch zur Wohlthätigkeit in Wäsche bewegte. Den 27 habe ich den
Menschen zum letzten mal gesehen, vermuthe aber daß es ein Betrüger
gewesen, der Lavaters Zeugnis einem andern abgenommen. Bey seinem Abschiede
sagte er daß er nach Danzig gienge. Die falsche Kundschaft war zu Anspach
ausgestellt, und die Aussprache war einem Schweitzer gar nicht ähnlich.
Hippel u Scheffner besuchten mich am Neujahr und ersterer versprach den
Betrüger nicht in Danzig Ruhe zu laßen, damit ihm wenigstens der Zedel vom
Lavater abgenommen werde. Ich melde dies Ihnen um sich darnach zu
richten, wenn er nach Riga kommen sollte, und sich dann dieses Papiers zu
bemächtigen. Werde auch vielleicht aus der Schweitz nähere Nachrichten
währender Zeit erhalten.
Kaum war ich diesen Buben los, erschien mir Elkana, der gestörte
Kantianer, als Christ und mit einem Gruß von Pleßing. Er ist in Engl. gewesen
u hat Pristley kennen gelernt. Nach der Zeit hab ich den unglückl. Menschen
nicht weiter gesehen noch sonst erfahren. Seine Tollheit scheint nur auf
Projecte der Navigation und das Meerwaßer süß zu machen gefallen zu
seyn.
Es folgt die Abschrift eines Auszugs des Briefes Schönborns an Jacobi, den
dieser seinem Brief vom 22. Dezember 1786 in der Abschrift Schenks beigelegt hatte.
Vgl. Nachweise zu Brief Nr. 1038.Sie sehen wenigstens hieraus, daß die Leute es ehrl. mit Ihnen meynen,
und woher der theure Preis komt, den ich mir nicht erklären konnte: so wenig
wie ein vernünftiger Mensch von 5 gesunden Sinnen, er mag in Deutschl.
oder Großbr. zur Welt gekommen seyn, die arcana coelestia ohne Eckel lesen
kann. Dafür lieber 18 Guin. an Dio Cassius und den pollnischen Uebersetzer
verschwendet. Der deutsche
Strabo
wird noch immer selbst von großen
Gelehrten angeführt. Ich habe den Anfang des Cassius durchgelaufen. Es
ist derselbe außerordentliche, paradoxe, an Grillen, Launen und Schlacken
und Ideen von beßerem Gehalt reiche u fruchtbare Kopf. Aber auf Ihrer
Hut müßen Sie seyn. Ohngeachtet der Verf. des Mnemonium auf das
Königl. Handschreiben sich etwas einbilden mag und ich dies große Werk
noch nicht gesehen habe, hat mich eine Abhandl. über den Aristoteles in
Cäsars Denkwürdigkeiten beynahe alle Lust benommen mich darum zu
bekümmern, weil er es beynahe auf jeder Seite anführt. Nein gegen einen
solchen seichten Schwätzer ist mein weiland Freund Penz.el ein güldner Mann,
den es mir nicht leid thut zum Freunde
gehabt zu haben
. Dem andern
P. fehlt es gantz an Beruff Autor und darauf eitel zu seyn. Des erstern
Stoltz ist wenigstens mehr nach meinem Geschmack, als des andern Eitelkeit.
Ueber jenen kann ich wenigstens lachen. Dieser macht mir die unangenehme
Empfindung des Mitleidens und des Unwillens.Es folgt die Abschrift eines Empfehlungsschreibens, das Lavater für Kaspar
Hottinger verfaßt hatte. Vgl. Nachweise.Bemächtigen Sie sich ja des Originals, wenn es Ihnen in die Hände
fallen sollte; denn ich möchte beynahe schwören, daß der Bube es einem
entwandt hat, denn Lav. Name wird gnug gemisbraucht. Es heißt hier, daß
er ganz gewiß in Berl. erwartet wird, wie man auch den Uebergang der
Princeßin u ihre Reise nach Rom auf seine Rechnung schreibt.
HE Pr. Haße habe seitdem nicht mehr gesehen. Er meldte mir daß
Herder ihm einen Brief mitgeben wollen aber aus Mangel an Zeit mit der Post
zu schreiben versprochen. Die Nachricht von seiner Beruffung nach Berl.
machte mich daß gebärden wie Bräutigam George. Ich war willens den
Sontag drauf zu schreiben, warte noch immer auf eine versprochene Einl. von
Haße um schreiben zu
müßen
. Sobald es mir mögl seyn wird zu schreiben,
werde ich gewiß daran denken, ihn zur Fortsetzung und Vollendung
aufzumuntern. Wenn Sie den Verf. des goldnen Hahns erfahren können, wünschte
ich selbigen zu wißen. Wo ist die Republick der Weltbürger gedruckt, und ist
es nicht mögl. auch diesen Verf. zu wißen. Beyde Bücher haben einen
außerordentl. Eindruck auf mich gemacht, und keines Menschen Urtheil mit dem
meinigen gleichstimmig.
Sollten Sie nicht wenigstens Bethlehem im Meßkatalog gelesen haben.
Viel Glück zur zweiten Auflage der Kritik, sie wird mit einem Complementder practischen reinen Vernunft jetzt vollendet.
Beynahe hätte ich noch einen Auszug aus J. Briefe vom 22 vergeßen:
„Von meinem Freunde Schönborn ist endl. eine Antwort eingelaufen. Was
er mir Sw. Arc. Coel. betreffend meldet, laße ich abschreiben.
Schlabberndorf war den 10 Xbr. noch nicht wieder in London, also noch keine Antwort
wegen der andern Bücher. Es
verdrüßt mich nicht wenig, daß es
mit meinen Besorgungen nicht beßer von statten geht
“ Wir
müßen also alle Gedult haben. Lieber Hartknoch. Daß Frau Rebecca den 6
Xbr. von einem Sohn entbunden worden, hab ich meines Wißens schon
gemeldt. Heute meldt mir J. daß er Pathe bey von dem Knaben ist der
Heinrich heist. Der Balsam mit den Tropfen kommt Zeit gnug und wenn
selbige gar ausbleiben, wird noch weniger daran gelegen seyn. Aber das
Gothaische Clavier macht mir so viel Unruhe, wie Ihnen; desto mehr Freude
der Lehnchen – Doch davon mehr mündlich und so Gott will unterwegs – Ich
kann nicht einmal an meine Schulden denken, biß meine Reise erst abgethan
seyn wird. Gott sey mit Ihnen und den lieben Ihrigen. Hora ruit. Ich
umarme Sie und ersterbe
Ihralter Landsmann Freund und SchuldnerJoh Ge. Hamann.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Hartknoch, / Buchhändler / zu /
Riga
. / fr.
Memel
.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d 29 Dec 786
beantw d. 2 Jan 787Kgsb den 28 Jan. IVp Ep 87.Mein alter Herzenslieber Gevatter, Landsmann und Freund. Ich wollte
heute Petri Schifflein zu Ehren in die Kirche gehen, die ich nur ein einzig
mal in diesem Jahr und im vorbeygehen besucht. Die Kälte ist aber ein Löwe
für mich, und ich fange diesen Sonntag mit einem Briefe an Sie an, aber
auch unter einem Nothzwange, den ich mir selbst aufgelegt habe. Gott gebe,
daß es in Ihrem Hause so wohl steht, wie in meinem eigenen, wo alles gesund
ist, mich selbst nicht ausgenommen. Gute Nachricht von Ihrer Gesundheit und
der Erholung meiner Frau Gevatterin, Pathchen und übrigen Genoßen Ihres
Herzens und des meinigen hat mir Pr. Haße mitgebracht, den mir Kraus
den 14 Nov. p. ins Haus führte. Er machte mir Hoffnung zu einem Briefe
von Ihnen, auf den ich mit gutem Gewißen nicht fügl. Rechnung machen
konnte. Sie haben sich um unsere alte Pflegmutter Albertine sehr verdient
gemacht, uns diesen fähigen, thätigen, unermüdeten Mann zugestutzt zu
haben, bey dem mein Joh. Michel das Syrische u Arabische mit seinen
Freunden lernen kann. Ich habe ihn seit dem angeführten Dato nur 2 mal in
meinem Hause gesehen, erwarte ihn aber diesen Mittag mit Kraus, meinem
Nachbar und Artzt Miltz deßen Tochter und meiner Lisette Reinette zu einem
Haselhüner Schmause, den ich unserm Hartknoch zu danken habe; welcher
mich zugl. mit der Nachricht erfreut, daß Sie mit dem III. Theil Ihrer Ideen
fertig sind. Er hatte mich aber gebeten Sie um die Fortsetzung dieser Arbeit
flehentlich zu bitten und daran zu erinnern. Unsers George Heyrath wißen
Sie und werden sich eben so wie ich darüber gefreut haben. Ich habe gleich
bey dem ersten Besuch von Hasse mit ihm die Abrede genommen, daß ich ohne
eine Einl. von ihm nicht schreiben würde. Ich habe sie endl. gestern fertig
bey ihm gesehen und er versprach mir, sie heute mit seiner Disp. mitzubringen.
Also
muß
ich schreiben; ohngeachtet ich Ihnen, liebster H. nichts melden
kann, als immer daßelbige, was Sie schon lange wißen. Versicherungen von
meiner alten Freundschaft haben Sie nicht nöthig; wegen der Ihrigen bin ich
auch ruhig, und mehr durch
thätige Beweise
überzeugt, als ich es durch
leere reine Wünsche zu thun im stande gewesen bin. Die Erfüllung erwarte
von der Göttlichen Vorsehung, der ich durch horrendas ambages Obscura
rerum inuoluentes wie ein Blinder nachtappen muß, ohne den Weg und
Ausgang meines Schicksals absehen zu können.
Meine lächerl. Autorschaft ist ins Stecken gerathen, zu meinem Glück und
mit meinen Reiseentwürfen geht es eben so wenig vom Fleck. Ich bin wie
angenagelt und gebunden, nicht im stande mich zu rühren, und muß stille halten,
die Entbindung ruhig abwarten. Das Ding mag heißen, wie es wolle,
Einbildung, Hypochondrie, Eigensinn, Ahndung – De verbis simus faciles;nur daß ich die zureichenden Gründe und die wahren Ursachen mir selbst kaum
recht klar und deutlich machen kann, die Wirkungen aber desto nachdrücklicher
fühle. Reichardt hat noch vor seiner Abreise alles gethan, wie Sie vermuthl.
selbst von ihm werden gehört haben, und ich soll blos reden oder schreiben.
Das kann, mag, will und soll ich nicht. Hier liegt der Knoten, den ich nicht
zerhauen noch zerschneiden will. Der ihn gemacht hat, wird ihn am besten
aufzulösen wißen: so
werden wir seyn wie die Träumende
ΨCXXVI.Meine Reise ist
Pflicht
, und damit scherze ich nicht. Meine ganze
Autorschaft ist Thorheit, und meine Verwünschungen sind Thorheiten, aus
denen ich mir eben kein
Gewißen
machen würdeund noch weniger mich
schämen
würde selbige eben so feyerlich zu widerruffen, als ich selbige
ausgeschüttet habe. Aber es ist Etwas anderes, das mir im Herzen wehe thut,
und mir in meinen Nieren sticht, und das ich nicht los werden kann, als durch
Reden oder Schreiben, das mir dadurch eben so zur Pflicht wird, als die Reise
selbst. Irre ich hierinn; so geschieht es auf meine Kosten, und ich denke, daß
mir der Kitzel vergehen wird mit der Zeit von selbst, wie ich von selbigen
angefochten worden bin. Ich kann hievon nichts mehr sagen, als ich noch
bisher selbst weiß, und da dies meine letzte Arbeit seyn soll, so kommt selbige
zeitig gnug zum Feyerabende meines Lebens, vor oder nach der Reise. An
diesem kleinen Umstande ich ist nichts gelegen. Sat cito, si sat bene. Ende
gut, alles gut.
Den 9 Xbr pr kam mir früher wie gewöhnlich das Berl. Blättchen in
die Hände und erfuhr daraus das Gerücht von Ihrem Ruffe nach Berlin.
Ohngeachtet mir die Anmeldung eben nicht gantz gefiel noch die Bestimmung,
war ich vor Freuden ganz ausgelaßen, lief zu Haße ihm auch Nachricht zu
geben. Er speiste aber bey dem Minister von der Gröben; und ich war willens
den Tag drauf an Sie zu schreiben; aber die Hitze verrauchte, und wenn ich
die Hand an die Feder legen will, ziehen sich alle Lebensgeister zurück. Ich
wünschte Sie wohl, lieber Gevatter, nach Berlin um mit mehr Lust als bisher
an dies Jerusalem denken zu können, aber nicht gern als einen Hohenpriester
noch Chohen – lieber, Herr Abt!
Die Mädchen sind schon alle da, und spucken um mich herum, daß ich
werde aufhören müßen; es fehlt noch an den Junggesellen. Wenn sie meinen
Magen hätten, sie wären schon längst hier –
Ich habe in diesem Jahr weder nach Düßeld. noch M. geschrieben, und
bin beiden Antwort schuldig. Muß aber erst mit diesem Briefe fertig seyn um
einmal wider in Gang mit meiner verrosteten Feder zu kommen.
den 29 –Nun sitze ich wieder mit verdorbenem Magen, schäme und ärgere mich,
daß so ein alter Knabe – Was bey den bevorstehenden Neuerungen aus mir
werden wird, darum bekümmere ich mich nicht. Die Neuerungen bestehen
darinn, daß alles auf den alten Fuß wider kommen soll. Wird wohl alles auf
eine Contradictio in adiecto hinauslaufen, und mit dem besten Willen es
beßer zu machen alles ärger werden, als es gewesen ist. Mit dem Ende des
Mays soll alles klar und ins reine gebracht seyn. An Schreiben ist heute nicht
zu denken, noch so lange ich in suspenso leben werde, und mehr zu fürchten
als zu wünschen habe.
Gott gebe, daß ich die neue Ausgabe Ihrer theol. Briefe selbst von Ihnen
abholen kann. Ich habe sie noch nicht einmal zu sehen bekommen. Auf den
dritten Theil Ihrer Ideen freue ich mich. Gott gebe Ihnen Gesundheit – Ruhe
und Freude sey bey Ihnen zu Hause! Er sorget für uns, Er hütet und wacht,
es steht alles in Seiner Macht. Ich bin nicht einmal im stande diesen
Umschlag der Einl. voll zu machen. Die Reise müste Wunder an mir thun, wenn
Sie sich, liebster H. nicht in einer einzigen Stunde satt an mir gesehen haben
sollten. Auf so gutem Wege bin ich, ein vollkommener Brutus zu werden.
Leben Sie desto glücklicher mit Ihrer würdigen Hälfte und Ihren lieben
Kindern, an die ich tägl. denke. Beten Sie für mich u die meinigen. Gott wird
helfen. Amen.
Adresse:Des / HErrn GeneralSuperintendenten Herder / Hochwürden / in /
Weimar
. Fr.
Halle
Kgsb. den 30 Jänner 87.Länger kann ich mich nicht halten, lieber HerzensJonathan! Den 3 d.
wurde ich durch dein letztes Schreiben erfreuet und den 13 durch Deine Einl.
aus Münster getröstet. Je mehr ich die Standhaftigkeit Eurer Freundschaft
bewundere und fühle; desto mehr werd ich von meiner Unwürdigkeit
niedergedrückt. Kurz ich bin noch wo ich gewesen bin, und mit mir geht es nicht von
der Stelle. Ich habe nicht die Feder nach Berl. ansetzen können, und kann es
noch nicht, denn ich weiß nicht was, es mir kosten sollte. Aus Verzweifelung
des einen, gerieth ich auf das andere und nahm meine Handschrift vor,
worüber ich mich bis in die Hälfte dieses Monats wider eckel gearbeitet
habe und zuletzt alles aus dem Wege räumen mußte. Bey einem solchen
Gemüthszustande ist mir unmöglich gewesen, Dir zu schreiben. Wozu meine
Freunde, wie mich selbst qvälen. Für Deine Gesundheit war auch besorgt.
Ich glaubte daß Du auch mit Arbeit beschäftigt wärest, wozu deinen beßern
Fortgang unterbrechen? und Dich durch meine Andenken stören. Ich glaube,
daß es Dir auch nicht an Unruhe fehlt. Was macht der gute Witzenmann?
Ich hoffe er lebt noch, und daß wir uns einander sehen werden – Bisweilen
möchte ich mich an seine Stelle wünschen so hatte ich wenigstens die
Beruhigung zu wißen, daß ich krank wäre. Nun aber ist in meiner Lage so
etwas lächerliches, und so etwas schauderndes, und alles läuft so
durcheinander – Vorigen Donnerstag lief ich nach der Stadt, besuche meinen kranken
Freund Hennings, kam vergnügt auf meine Loge zurück, gehe zu Mittag nach
Hause, gerathe auf einmal in ein solches Labyrinth von Gedanken, daß ich
besorge von Sinnen zu kommen, setze mich ohne Appetit zu Tische. Man
giebt mir meinen letzten weißen Kohl zu eßen, aus meinem Garten, nebst
einem Stück Rindfleisch. Es schmeckt mir alles so gut, daß ich eben so ruhig
und gesund wieder werde, als ich mich vor einer Stunde in der grösten
Verzweifelung befand. Ich fahr den andern Tag zum ersten mal auf dem
Schlitten und besuche den Pf. Hippel zum ersten mal in seiner Pfarre. Ich eße mich
also bald gesund, bald krank. Mein Appetit ist also mir Gift so wohl als
Arzeney, bleibt sich immer gleich, wie mein Schlaf. Die Wellen gehen so hoch,
und sinken so tief, daß ich mir vornahm das Sonntags Evangelium von
Petri Schifflein recht andächtig zu feyern, und zum ersten mal ordentl. in
diesem Jahre in die Kirche zu gehen. Die Kälte war so fürchterlich, daß aus
der Andacht nichts als ein Schmaus wurde, von dem ich gestern den ganzen
Tag die Nachwehen gefühlt, und heute zu Hause bleiben muß, und diesen
Brief anfange, weil ich schlechterdings nicht länger mich enthalten kann, Dir,
mein lieber Jonathan zu schreiben.
Die Feyertage über habe mich nicht gerührt von meinem Sterquilinio,den 15 d. gieng zum ersten mal aus dem Hause, und habe seit dem immer
lavirt, sitze nun wider fest auf dem Strande. B. hat Recht, daß wir noch nicht
für einander reif sind, und wenn ich nicht eine Hand der Vorsehung ahnete,
die durch unsre Vorurtheile, Thorheiten und Schwachheiten regierete den
Gang der Dinge, und alles zur höchsten Ehre und der Menschen wahren
Besten lenkte: so würde ich vielleicht wirkl. in alles das Elend schon gerathen
seyn, das ich jetzt blos fürchte und mir einbilde. Also manum de tabula!Unser Gevatter Claudius hat mir denselben Morgen, da seine Rebecca
entbunden und er mit seinem
Henrich
erfreut worden es gemeldet; ich wünschte
ihm noch dieselbe Stunde Glück, und bat ihn bey einer so glückl. Entbindung
desto sorgfältiger für die Kindbetterin zu seyn, die bisweilen dadurch sicher
gemacht werden, und sich weniger in Acht nehmen. Gott erhalte ihm u Dir den
kleinen Knaben und laß ihn wohl gerathen! Ich Es ist mir lieb seinen
Namen zu wißen, warum ich ihn gebeten.
Eben schickt mir mein kranker Freund Hennings eine Rehkeule ins Haus.
Er hat se einen Verdruß gehabt einen Adjuncten bey seinem Dienst zu
bekommen, dem er viel abgeben muß, wodurch seine Umstände geschmälert
werden. Hartknoch hat mir nicht nur Caviar geschickt zu Ende des Jahrs,
sondern auch vorige Woche Haselhüner, von denen ich nicht nur meinem
Beichtvater sondern auch der Pflegmutter meiner Tochter abgeben können,
sondern auch vorigen Sontag einen Schmauß gab, Miltz mit seiner Tochter,
Crispus, dem neuen Prof. Hasse und meine Lisette zu Gast bat. Hasse brachte
mir seine Disput. de Orthographia Ebraeorum, die morgen ventilirt
werden wird und eine Einl. an Herder, der sich um unsere Academie durch diesen
würdigen Mann sehr verdient gemacht hat. Mein Sohn u seine Freunde
haben nun Gelegenheit Syrisch arabisch p und lateinisch zu lernen. Ich hatte
auf diese Einl. lange gewartet um einmal wider nach Weimar schreiben zu
können. Gestern war mir so elend zu Muth, daß ich aufhören muste, um nur
den Brief aus dem Gesichte zu bekommen.
So leb ich, lieber Jonathan! herrlich und in Freuden, trotz einem reichen
Mann, und zugl. wie ein Lazarus, der vor seiner Thür liegt und auf Engel
wartet, die ihn forttragen sollen, weil er weder Hand noch Fuß rühren kann.
Da meine Hoffnung von Post zu Posttage vereitelt ist, Etwas beyzulegen,
und Neues zu berichten – so begnüge Dich mit der Nachricht, daß ich noch
lebe, und noch immer Lust habe zu leben, so sauer es mir auch wird, weder
eins
noch das
andere
aufgegeben habe, weder ein wankend Rohr in der
Wüste, noch ein Höfling in weichen Kleidern bin, sondern sich wie ein weicher
Thon den Fingern seines Töpfers überläst, was er für ein Gefäß aus ihm
machen will – und hierinn sind wir alle al pari – Der Ruffer hat seine
Stimme in seiner Gewalt, wie ein guter Virtuos seiner Leyer mächtig ist.
den 17 schrieb mir Hartknoch, dem ich Deinen Extract mitgetheilt:
Da
die Anschaffung des Swed. so viel Mühe macht, so stehe ich
von dieser Entreprise ab, um so mehr, da auch Sie
widerrathen. Jedoch schreiben Sie, falls er schon gekauft ist, so
werd ich ihn behalten
. Du kannst also ruhig seyn, lieber JJ. in
Ansehung dieser verdrüßl. Commission; aber die übrigen Bücher erwartet er.
Vielleicht wär es am besten, wenn selbige gegen die Ostermeße in Leipzig
sind, damit er das Geld dort expediren u das Gut zugl. in Empfang nehmen
kann. Du sollst künftig mit dergl. Aufträgen verschont bleiben.
Mit dem Ende des vorigen Jahres hatte ich einen Vorfall den ich Dir
umständl. mittheilen muß, weil er unsern Lavater mit angeht. Den 19 Xbr.komt ein Mensch zu mir, der mir einen kleinen Brief von unserm Lavater mit
einer bescheidnen Blödigkeit überreicht, und einem Bettler ähnlich sahe. Es
war eine dringende Empfehlung eines
Caspar Hottingers
, sich dieses
Menschen anzunehmen, an alle Freunde die ihn kennten, namentl. an
Hartknoch in Riga, an Füeßli Freunde, wenn er selbst nicht mehr in Petersb.
wäre, an mich in Kgsb. u an Pastor Brunner in Moskau. Ich frug ihn,
wie er in eine solche unglückl. Lage gekommen wäre. Er gab sich für einen
Sattlergesellen aus, der aus Pohlen käme, wo er durch die Treulosigkeit eines
pollnischen Fuhrmanns all das seinige verloren hatte, und besonders seine
Kundschaft, ohne die er nicht fortkommen könnte; daher er genöthigt worden
wäre sich mit einer andern zu versehen, welche ihm ein Freymeister, der selbige
nicht brauchte, gegeben hätte. Er wies mir eine aus Anspach, wo der Name
glaub ich Müller lautete. Die Jahreszahl war darinn radirt u geändert.
Lavaters kleiner Brief war Charfreytagmorgens den 14 April 86 datirt und
mit einer innigen Herzlichkeit geschrieben. Seine Hand so wohl als sein
beredtes Herz war gar nicht zu verkennen. Er gab vor 3 Jahre abwesend zu
seyn und nach 2 Jahren auf sein Gesuch diese Empfehlung durch seine
Mutter erhalten zu haben. Da ich eben so mistrauisch gegen meine eigene
Schwäche bin, als gegen Bettler: so war es mir nicht möglich meine gewöhnl.
Rauhigkeit anzunehmen, sondern der Nachsatz wurde in meinem Munde
umgestimmt, daß der Zusammenhang mit dem Vordersatze verloren gieng und
meinem Sohn auffiel, der mich darnach daran erinnerte, daß ich den
Menschen hätte anfahren wollen. Ich bot dem Menschen ein Frühstück an, gab
aus meiner Armencasse, so viel selbige entbehren konnte, um wenigstens der
ersten Nothdurft abzuhelfen. und überlies mich gantz dem Mitleiden für
einen Unglückl. Raphael war eben bey meinen Kindern, dem ich den Brief u
die falsche Kundschaft mitgab, und besonders in Ansehung
dieses Punctes
ihm Rath zu schaffen überlies. Den Tag drauf wurde ich zu Hippel auf den
Mittag gebeten, glaubte blos wegen dieses Menschen, von dem er aber gantz
gleichgiltig sprach, mehr mit einer Mine, die mir gewaltig auffiel, als mündl.
sich darüber auslies, sich aber zu allem mögl. erbot. Ohne diesen Anlaß wär
ich gar nicht ausgegangen. Mir war nichts aufgefallen als sein schmutziges
Gesicht und ein Geruch von Unreinlichkeit. Ich entschuldigte dies wegen der
starken Källte, die ein so übel bedeckter Mensch hatte aushalten müßen, und
daß er aus Pollen kam, wo Wirthshäuser so elend bestellt sind, und daß ein
Mensch der all das Seinige verloren hätte auch gegen seinen Leib gleichgültig
werden könnte. Ich war so unruhig ihm einige Erleichterung zu verschaffen,
daß ich noch denselben Tag da ich ihn gesehen, selbst ausgehen und die
Herberge aufsuchen wollte um ihm wenigstens reine Wäsche zu verschaffen.
Meine Leute hatten Mühe mir das auszureden. Den Morgen drauf kam er
wider, ich hatte einige Wäsche zusammen gebracht, woran ihn wenig gelegen
zu seyn schien, und die er sich Zeit lies erst des Abends abzuholen. Bestellte
ihn den Tag drauf ausfs Rathhaus, um dort verhört zu werden. Ich
wartete vom Morgen bis in den späten Abend, voller Ungedult, wie das
Verhör abgelaufen war. Er kam nicht. Endl. sah ich ihn Freytags, mit ein wenig
Gleichgiltigkeit. Er sagte mir daß er bis gegen 1 Uhr auf dem Rathhause
hätte warten müßen, und den gantzen Nachmittag bey einem Freund aus
Berl. hätte zubringen müßen. Der Geh. Rath hatte ihm gesagt, daß er durch
mich den Bescheid des Raths ihm zufertigen sollte. Sonnabends kam er wider,
ich hatte nicht Herz ihn zu sehen u ließ ihm sagen daß ich nichts bekommen
und er nach den Feyertagen vorsprechen sollte. Hill mit meinem Sohn hatte
ich in die Herberge geschickt, wo er auch hatte räumen müßen, wegen seiner
Unreinlichkeit wo er mit der Bezahlung groß gethan und von 2
Reisegefährten kein gutes Zeugnis mitgebracht hatte. Hill wollte nicht mit der Sprache
heraus, mein Sohn war draußen stehen geblieben. Ich konnte den
ungewaschnen p Menschen nicht mit dem Zeugniße des Lavaters räumen. Was
uns allen auffiel, war daß seine Aussprache gar nicht schweitzerisch war, und
selbige doch so schwer zu verleugnen ist. Hill der ihn in dieser Mundart
anredete erfuhr nur daß er in Zürich gewesen seyn müste. Den 27 sah ich ihn
zum letztenmal, wo er mir meldete einen Paß u Kundschaft nebst 2 rth zum
Reisepfennig erhalten zu haben. Weil ich nicht ausgehen konnte, war es mir
nicht mögl. selbst Erkundigung seinetwegen einzuziehen. Er sagte mir daß
er nach Danzig gehen wollte; ich rieth ihm vorsichtiger zu seyn, und
vermuthete ihn noch einmal wieder zu sehen, wo ich ihm den Zedel von Lavater
abgenommen haben würde. Am Neujahrstage besuchten mich Hippel u
Scheffner. Ich dankte dem ersten und klagte ihm meinen Verdacht, und wie
sehr ich wünschte, daß dieser Betrüger wenigstens den Brief von Lavater
auszuliefern genöthigt würde. Er wollte deshalb bey dem Gewerke, und bis
nach Danzig Vorkehrungen treffen, da er viel Mühe gehabt eine Kundschaft
für ihn aus zu wirken. Ich habe seit dem nichts mehr gehört, nach Riga
deshalb geschrieben wenn er sich bey Hartknoch melden sollte, und bin eben nicht
so bekümmert wegen der Kleinigkeiten die ich meinen Freunden abgelungert
und wegen der Luftschlößer, die ich auf diesen Betrüger gebaut, als wegen
des Misbrauchs, dem Lavaters Name ausgesetzt ist, und weil ich nicht wißen
kann, wie der Kerl zu dem Briefe gekommen. Das Falsum mit der
Kundschaft fiel mir ebenso gut als Hippel auf, aber an dem andern Falso hat
keiner von uns beiden gedacht, und daß der Brief auf diesen Menschen nicht
gestellt gewesen seyn kann. Schreiben Sie doch bey Gelegenheit an Lavater,
ob er nichts von diesem seinem
Hottinger
weiß, und ob er auch wirklich
ein Sattlergesell gewesen. Kaum war ich diesen Menschen loß, so besucht
mich ein getaufter Jude, der ehemals
Elkana
hieß, einer der besten Zuhörer
von Kant war, und rasend wurde. Die Nation schaffte ihn nach Berlin. Er
kam nach Holland, wo ein Prediger der sich auch einen Freund des Lavaters
nannte, seinetwegen an mich schrieb, ohne daß ich nöthig fand darauf zu
antworten. Dieser unglückl. Mensch komt jetzt aus Engl. zurück. Ich wurde
ihn aber bald los und habe ihn seit dem nicht gesehen noch viel Guts von ihm
gehört. Er hat sich damals bey seiner Krankheit meiner nicht erinnert, so
manche er auch durch seine Besuche erschreckt; und ich hoffe, daß er mich auch
jetzt vergeßen wird, weil mir sein neuer Glaube so verdächtig, als seine
widererlangte Gesundheit vorkommt. Unser Mathematikus der Hofprediger
Schultz und seine Frau soll sich dieses Proselyten desto eifriger annehmen,
daß also für ihn gesorgt ist. Vorige Woche hatte ich eine eben so unerwartete
Erscheinung von meinem gewesenen Pensionair Lindner, der aus seinem
Gefängniße losgekommen, seine Jugend verloren und nur auf Erlaubnis seines
Vaters wartet um Soldat oder Husar zu werden. Leider witziger aber nicht
ein Haar beßer geworden durch eben so traurige als schändl. Erfahrungen,
wie es mir scheint. Gott gebe, daß ich irren möge!
Durch dergl. Auftritte werde ich immer gerüttelt und geschüttelt, daß ich
Zeit nöthig habe mich wider zu sammlen und ins Gleichgewicht zu kommen,
weil ich mich in Allem spiegele u vor mir selbst erschrecke. Mit Kr. Deutsch
habe bey Hippel gespeist, und die Klage des Stark erhalten, die er beym
Kammerger. in Berl. eingegeben. Sie war lang und weitläuftig gnug. Den
10 d. soll das Urtheil ergangen seyn, welches ich auch zu erhalten hoffe.
Beym Namensvetter Jacobi habe ich mit Kant gespeist, der seine eigene
Haushaltung anlegen will und damit den Kopf voll hat. Crispus wird sein
Gesellschafter seyn. Das drittemal bin in meinem eigenen Hause zu Gast
gewesen, und bin immer mit verdorbnen Magen aber unermüdeten Appetit
davon gekommen. Scheffner ist seit Weynachten u Neujahr wider hier
gewesen. Ich habe ihm meinen Gegenbesuch einen Morgen abgelegt, weiter
haben wir uns einander nicht gesehen. Mit meinem Sohn lese alle Tage im
Quintilian u Telemaque. Wir sind in beyden bis auf die Hälfte, und eilen
zu Ende zu kommen. Semlers Unterhaltungen mit Lavater habe zweymal
nach einander durchgelesen.Bey meinem ersten Ausgange in diesem Jahre sprach ich auch bey Kant
an, der eben an seiner neuen Ausgabe der Kritik arbeitete und sich beklagte,
daß ihm selbige schwer würde. Die Woche drauf ist die Handschrift
abgegangen. Aus den Zeitungen habe ersehen, daß selbige mit einer Kritik der
practischen Vernunft vermehrt werden wird. Daß Born an einer lateinschen
Uebersetzung arbeitet werde ich wohl schon gemeldet haben. Ich habe nichts
als eine Vorrede zu Riccii Epist. Homer. gelesen, die in einem sehr guten
Ton geschrieben war und seine Disp. de Notione
Existentiae
von 85
die mir Kant mitgetheilt, u von der ich auch schon werde geschrieben haben.
Aus Riga hörte, daß Reichardt zu Weynachten in Weimar gewesen
wäre. Er schrieb mir früher bey Dir zu seyn, wo er nichts von mir
gefunden. Er hat alles von seiner Seiten gethan; daß ich nichts habe thun können
– Da es mir unmögl. fiel nach Berl. zu schreiben, nahm ich das
Spinozabüchlein vor, kam bis auf das Gleichnis des Tief- und Scharfsinns, zerbrach
mir den Kopf über die Sennen und Halbmeßer, muste abbrechen und konnte
nicht weiter kommen, geschweige meinen übrigen Plan bis auf Hemsterhuysu Spinoza ausführen – machte mich an meine Arbeit, wo es nicht beßer
gieng, sondern ärger – – Das ist meine ganze Geschichte, worüber 1/12 dieses
Jahres bereits überstanden, doch wie ich hoffe, nicht ganz verloren ist. Bleibt
mir also nichts übrig als warten, bis der Wind aus dem rechten Ende blasen
wird. – –
den letzten Jänner Gottlob!Ich bekam einen Besuch, ohne geraucht noch mitgetrunken zu haben, weil
ich ordentl. erst mit 8 meine Abendpfeife u Bouteille – überfiel mich eine
unwiderstehliche Schläfrichkeit, daß ich was ich konnte zu Bett eilen muste.
Dafür desto früher aufgestanden, das VI. Buch des Quintil zu Ende gebracht
u das XV. u XVI des Telemaque. Dies Buch ist mir in meiner frühsten
Jugend so vereckelt worden, daß ich es erst jetzt zum ersten mal gantz lese.
Mein Vorleser, dem Homer und Sophokles noch warm ist, hat Vortheile
für mich, die mir damals fehlten, und eben so jetzt verraucht sind. Dem
ohngeachtet hat mich die Erzählung des Philoctetes bis zu kindischen
Thränen gerührt und das ehrwürdige Licht, in dem Ulysses sich zeigt bey allen
seinen Betrügereien. Ohngeachtet ich keinen Brief von Dir erwarten darf,
wird er bey Fischer ansprechen.
Gott gebe, daß Du dies Jahr so beschließen mögst, wie ich es angefangen
habe. Mein jüngstes Mädchen Marianne Sophie hatte des Morgens den
ganz unerwarteten einzigen und eigenen Einfall mir eine glückl. Reise zum
Neujahr zu wünschen. Ich frug sie, ob sie mich gern aus dem Hause haben
wollte – Sie meynte aber nicht, daß diese Ursache den Wunsch ihr eingegeben
hätte.
Erfreue mich bald mit guten Nachrichten von Deiner eigenen Gesundheit
und der Deinigen, die Gott erhalten u seegnen wolle. Mein herzliches
Andenken an Deinen kranken Freund und Hausgenoßen. Unserm Tiro hätte
gern wider ein wenig in seine müßigen Stunden Eingriff gethan. Aber dem
Himmel sey Dank, daß es nicht geschehen ist, so nahe ich auch einem Recidivwar. Das Autorfieber ist leichter zu vertreiben, als von Grund aus zu heilen.
Wie geht es mit der Ausgabe des Alexis? Möchte Dir Gösche nicht den
Verf. des Weltbürgersystems verrathen; ich verspreche mit diesem
Geheimnis sehr vorsichtig umzugehen. Hippel ist viel dran gelegen, aber er soll es
nicht erfahren, wenn Du es nicht erlaubst. Unter allen Urtheilen die ich
gelesen und gehört, stimmt keines mit meinem.
Der goldene Hahn
hat mir
den Kopf eben so warm gemacht, trotz der Blasphemien u pp an denen sich
die
böse und ehebrecherische Art
unseres Zeitalters so sehr ärgert.
– Es wird Dir leichter seyn als mir selbst dem Alcibiades meine Schande und
den infandum dolorem darüber ihm selbst mitzutheilen. Ich habe Dir
treue Rechenschaft gegeben, und werde kaum imstande seyn noch nöthig haben
ein neues Blatt anzufangen. Habe Gedult mit Deinem alten schwachen
aber treuen
Johann Jürgen –Vermerk von Hamann:Erhalten d 15 Febr. 87.Wohin bin ich gekommen, lieber alter Gevatter u. Freund, daß ich Ihnen
in so langer Zeit nicht geschrieben habe? Ich fand Ihren Brief, als ich aus
dem Karlsbade zurückkam; aber zugleich empfing mich ein solcher Strom u.
Wirbel aufgeschobner Geschäfte, daß ich an kein Schreiben denken konnte.
Ich mußte nachher an die Ideen gehen u. es war als ob alle Geister sich
dagegen geverschworen hätten: Monate strichen hin, ehe ich mit Ernst daran
denken konnte: nun empfing mich diese Arbeit so ganz: ich habe Monate lang
mit so innigem Fleiß daran gearbeitet, daß mir abermals jede andre Richtung
der Gedanken unmöglich ward. Als das 4te Buch geschloßen hatte, kam
Reichard, der 8. Tage lang hier blieb u. deßen Gegenwart, so angenehm sie
mir übrigens seyn mochte, einen gewaltigen Halt in meiner Gedankenreihe
machte, so daß ich nachher bei dem 5. B. wie in eine neue Welt kam. Ich sehe,
daß ichs jetzt nochmals umarbeiten muß, um nur ei den Faden zu verfolgen, den
ich verlaßen hatte u. da alle übrige Geschäfte, Zerstreuungen,
Verhinderungen ihres Weges gehen: so habe ich mich diesen Winter mehr als jemals, wie
ein geplagtes Lastthier gefühlet. Biegsamkeit der Gedanken ist, glaub ich, das
Erste das sich mit den Jahren verliert, wenn sie nicht durch Freundschaft und
jenen lebendigen frohen Umgang erhalten wird, der mir hier völlig fehlet.
Meine einzige Gesellschaft, Göthe, ist seit dem October in Rom u. ich sitze
jetzt vnus solus totus allein hinter der Kirche. Eine Reihe andrer Menschen
erscheinen mir wie abgetragene Kleider und ich danke Gott, wenn sie mir nicht
auf den Weg kommen, um mir Tage zu verderben. Also bin ich so in mich
zurück gesunken, daß mir das Leichteste schwer wird und ich mein Tagewerk
vollendet glaube, wenn ich, oft auch ohne Lust u. Liebe, deren Zug mir ofbeinah ganz fehlet, dem ehernen Joch der Nothwendigkeit blind u. stumm
folge. In dieser Lage des Gemüths war ich auch gegen sie stumm: necessitati
ignosces.An Haus† hat es uns auch nicht gefehlt: denn ob wir gleich aus dem
Karlsbade sehr gereinigt, gestärkt u. gesund wiedergekommen sind, worüber
ich insonderheit meiner Frauen wegen, Gott danke: so hat doch der ganze
Winter sie diese Gesundheit wenig in Freude genießen laßen. Seit dem
November u. December ist das Haus ein Lazareth gewesen, zuerst mit einer
tödtlichen Krankheit der Nichte meiner Frauen, die sich jetzt kaum wieder
erholt hat: sodann mit einem äußerst beschwerlichen u. gefährlichen
Keuchhusten der Kinder, an welchem noch die zwei jüngsten elend leiden. Er ist diesen
Winter so epidemisch gewesen, daß in der Stadt viele Kinder daran gestorben
sind: es ist ein Jammer, die armen Geschöpfe quicksen zu hören, so daß ihnen
eine Reihe von Minuten hin die Luft fehlet. Abend u. Nacht ist das Uebel
stärker: meine Frau hat also des Schlafs solange entbehren müßen, u. daß
Freude u. Munterkeit bei solchem Getön entweiche, darf ich nicht noch sagen.
So ist der Winter hingegangen, ein trauriger Freudenloser Winter. Wir
hoffen auf Frühling, Trost, Aufmunterung u. neues Leben. Aber trotz meines
Stillschweigens hätten Sie doch schreiben können, lieber Alter u. ich habe oft
einen Brief von Ihnen mir wie eine Taube mit dem Oelblatt gewünschet.
Ich dachte, die Veränderung Ihrer Regierung, Ihres Departements u. f.
würde Ihnen ein Wort in den Mund geben; ich hoffte aber vergebens. Das
Uebel hat Sie doch nicht auch getroffen u. stumm gemacht? Ich hoffe nicht
u. warte sehnlich auf ein Wort Nachricht von Ihnen, was Sie mit Ihrem
Hauswesen machen? wie Sie leben? wiefern die Veränderung der Regie
Einfluß auf Ihre Lage hat u. Ihnen Ihre politische oder ökonomische
Exsistenz erleichtert? u. f. Von meiner Bestimmung nach Berlin werden Sie
auch gelesen oder gehört haben. Gottlob, daß es ein Grundloses Gerücht
kam war, das auf gar keine andere Art wie zu jedem an mich gelangte.
Reichard erzählte daß der König selbst durch Erwähnung meiner dazu
Gelegenheit gegeben habe, fügte aber auch zugleich hinzu, was für Tumult u.
Unruhe diese Erwähnung unter den großen u. schönen Geistern Berlins
angerichtet habe, wie sie sich alle dagegen vereinigt etc. welches mir herzlich
lieb ist. Dahin gehöre ich nun einmal nicht, in die Zeit u. in eine so
erzwungene, aufgedrungene Lage. Ich habe, dünkt mich, Lehrgeld gnug darüber
gegeben, was aus solchen Situationen herauskomt u. stecke meinen Kopf in
ein solches Netz nicht. Nil mihi cum istis; nil istis mecum. Also Gott mein
Schicksal empfohlen! u. ihm Dank gesagt, daß meine Gegner in Berlin für
mich so heilsam wirken. Mir wird ja noch ein Plätzchen aufbehalten seyn, wo
ich niemand zur Last u. zum Gräuel bin.
O mein lieber alter Freund, wie schaal u. eckel wird einem das Getränk
des Lebens mit andern Menschen, wenn man hie, dort u. da auf nichts als
die trüben Hefen stößt. Meine Autorschaft als das principium mali ist mir
bis zum höchsten Ueberdruß verleidet u. vereckelt: soviel andre Dinge meines
Amts u. bürgerlichen Joches auch. Was mich noch am meisten freuet, ist das
hiesige Gymnasium, ob ich gleich auch da in Absicht mancher Lehrer auf einem
schönen großen Clavier ohne Saiten spiele u. auf Sancho-Pansa’s Esel
einen Griechischen oder Brittischen Wettlauf halte. Die träge Masse der
Materie, die vis inertiae ist die Hauptkraft der Welt: sie hält alles
zusammen u. weiß nur lebendig zu seyn im Widerstande.
Jacobi hat sich seit seiner Wiederkunft aus England nicht gemeldet. Göthe
ist, wie gesagt, in Rom: er reiste aus dem Karlsbade dahin u. genießt viel-u. schönbeschäftigt dieser Ausflucht auf den Boden der alten claßischen
Kunst. Seine Werke werden gedruckt u. die Iphigenie ist ganz neu worden.
An meinen Ideen wird auch gedruckt u. ich hoffe, bald dieser Rennbahn
entkommen zu seyn. Was macht Ihre Schrift? Ich habe außer den 3. ersten
Bogen nichts weiter entrhalten; sagen kann ich nichts darüber, bis ich sie ganz
habe. Ich bitte, zögern Sie nicht: sSie haben die Hand einmal an den Pflug
gelegt, ziehen Sie sie nicht zurück u. fahren die Furche hinunter. Es steht ja
nachher bei Ihnen, ob Sie die Schrift publiciren wollen oder nicht. Meine
Frau empfielt sich Ihnen bestens. Ich umarme Sie, lieber Freund u. Gevatter,
mit ganzer Seele. Grüßen Sie Ihr ganzes Hauswesen u. erfreuen mich bald
mit einem erquickendem BriefeHerder.Inlage bitte aufs baldigste zu besorgen.
Düßeldorf den 12ten Febr 1787.Vermerk von Hamann:No 59 den 28 Februarrote Tintebeantw. den 10–12 Marz.lieber Vater!
Ich habe gestern Deinen Brief v 30ten u 31 Januar erhalten. Du machst
Dir Vorwürfe daß ich Du so lange nicht geschrieben hast, u ich mache mir
dieselbigen Vorwürfe in Absicht Deiner. Zwar habe ich viele u große
Verhinderungen gehabt, u hätte gewiß mehr als einmahl geschrieben, ohne mich
daran zu kehren daß Du nicht antwortetest, wenn ich diese Verhinderungen
nicht
gehabt hätte. Aber bey allen diesen Verhinderungen, würde ich denn
doch auch geschrieben haben, wenn der rechte Trieb dazu da gewesen wäre.
Aus Deinem letzten Briefe war mir, ich weiß so ganz genau nicht was,
entgegen gekommen, das sich zwischen diesen Trieb u seinen Gegenstand gestellt
hatte. Ich hoffte auf einen zweyten anderen Brief von Dir; der kam nicht.
Das vermehrte die Hemmung. Nun würkten einige außerordentliche
Hinderniße die sich hervorthaten mit voller Gewalt. Das Schriftsteller Unwesen muß
ich wohl oben an stellen. Drey Schriften habe ich für die nächste Meße zu
besorgen. Ein im November angefangenes u bis auf diese Stunde noch nicht
ganz vollendetes Gespräch; den Alexis v Hemsterhuis, deutsch u französisch;
und mein Spinoza Büchlein mit Zusätzen. In meiner Arbeit wurde ich
unaufhörlich durch kleine Unpäßlichkeiten unterbrochen; u nun kam noch folgendes
dazu. 1) Sollte mein Schenk Sindicus des Bergischen Ritterschafts Collegiiwerden. Neßelrode hatte schon vor 3 Jahren den Anschlag dazu aus wahrem
Patriotismus gemacht, u unter der Hand die Mittel zur Ausführung bereitet.
Nun war er der entschiedensten Mehrheit der Stimmen gewiß u wollte die
Sache durchsetzen. Ich müßte viele Bogen voll schreiben wenn ich erzählen
wollte, was bey dieser Gelegenheit alles geschehen ist. Die Partheyen erhitzten
sich bis beynah zum Blutvergießen. Genug die Wahl ist bi auf den
künftigen Landtag verschoben worden. In den letzten Tagen dieser Begebenheit
überfiel mich ein starkes mit heftigen Schmerzen verknüpftes Flußfieber. An
einem Tage, den 16 Januar, wo es sich etwas zur Beßerung anließ, fieng ich
einen Brief an Dich an, mußte aber schon bey der 1ten Zeile aufhören. Es
kamen neue Zufälle, u das Fieber wurde stärker als es vorher gewesen war.
Hier muß ich mein 3tes einschieben. Von Witzenmanns Befinden habe ich Dir
geschrieben daß es immer schlimmer wurde; auch, wenn ich nicht irre, daß er
den Anschlag hatte zu Kämpf nach Hanau zu reisen, u.s.w. Da aus der Reise
nach Hanau nichts wurde, war ich, wegen des unaussprechlichen Widerwillens
den Witzenmann gegen seinen hiesigen Arzt gefaßt hatte in der größten
Verlegenheit. In Düßeldorf war kein anderer zu dem er mehr Vertrauen
hatte, u selbst in der Gegend nicht. Da ich Witzenmanns Krankheitsgeschichte
an Hofmann nach Mainz geschickt hatte, so gerieth Dohm, der mich zu dieser
Zeit besuchte auf den Gedanken, er wollte diese Krankheitsgeschichte auch
dem Doctor Wedekind in Mühlheim, einem Schüler u Freunde v Hofman
zu lesen geben. Dieser könnte dann wenigstens bey der Ausführung v
Hoffmanns Vorschlägen Beystand leisten, u mit Hoffmann correspondieren.
Hierauf schrieb Wedekind an mich, u schickte ein Gutachten. Verschiedenes in
diesem Gutachten gefiel Witzenmann sehr. Gleich darauf kam Wedekind
eines Geschäftes wegen hierhin, u besuchte mich u den Kranken. Der Mann
gefiel Witzenmann, u gefiel ihm um so mehr, da sein hiesiger Arzt ihm das
leibhafte Bild des Todes war. Einige Mittel wurden verabredet, einige
Briefe wurden gewechselt, u nach 8 Tagen stattete machte uns Wedekind,
auf mein Bitten den einen zweyten Besuch. In seinem letzten Briefe hatte
er den Wunsch geäußert, Witzenmann bey sich in Mühlheim in zu haben.
Ich lag bey Wedekinds Ankunft den zweyten Tag an meinem Flußfieber
krank, u war kaum bey Sinnen vor Schmerzen. Wedekind hatte beym
Eintritt in mein Haus gleich nach Witzenmann gefragt, u war zu ihm geführt
worden. Hier entschloß sich der Kranke gleich dem Arzte nach Mühlheim zu
folgen. Den andern Tag gieng Wedekind nach Mühlheim zurück, um die
nöthigen Vorbereitungen zu machen. Den dritten (am 13ten Jan) begab sich
Witzenmann auf den weg, um den 1 4ten einzutreffen. Wie nah mir diese
Trennung gegangen kanst Du Dir vorstellen, denn ich war überzeugt daß ich
meinen Freund nie in meinem Hause wieder sehen würde. Er selbst war im
höchsten Grade bewegt, u gewiß noch viel tiefer erschüttert als ich selbst.
Mühlheim am Rhein den 16ten Febr 1787.Ich konnte diesen Brief am Freytag (den 13ten) nicht vollenden, weil
Kopfschmerzen u Schwindel mich nöthigten, da ich kaum eine Stunde auf gewesen
mich wieder zu Bette zu legen. Ich muß nun die Fortsetzung meiner Erzählung
aufgeben. Die Hauptpunkte die noch kommen sollten, waren 1) ein sterbender
Graf v Hatzfeld, Schwager v Neßelrode, der mich kaum 4 Mahl in seinem
Leben, u nur sehr im Vorbeygehen mich gesprochen hatte, u nun sehr
verlangte daß ich zu ihm kommen möchte. Ich entschloß mich den Augenblick,
ob ich gleich mein Fieber noch nicht los war, mich einzupacken u zu dem
Kranken hinzufahren. Daßelbige mußte ich verschiedene Tage nach einander
wiederholen. Ich wurde wieder krank, u mußte doch noch einmahl zu dem
Sterbenden. Unterdeßen war Reichardt gekommen. Er blieb bis den 4tenFebruar. Den 6ten fuhr ich zu meinem lieben Witzenmann, der ein so großes
Verlangen zu mir hatte, als ich zu ihm. Den 7 kam ich zurück. Erst Heute
wollte ich wieder hierhin reisen. Die Nachrichten die ich aber von meinem
Kranken erhielt waren so bedenklich, daß ich mich schon gestern auf den Weg
machte. Nun bleibe ich hier bis Sonntag. Schwerlich wird mein Freund weit
in den Marz hinein leben. Er sehnt sich unaussprechlich, daß sein Leiden ein
Ende nehmen möge. Ich soll Dich recht herzlich v ihm grüßen. Wenn ich so
vor ihm stehe, oder nahe neben ihm ruhend ihn in meinen Armen halte –
der Lebendige der mir so gut als schon gestorben ist – O, Lieber! – Wir
wandeln in einem dunkeln finstern Thale!
Ich muß schließen. Nim mit diesem unordentlichen elenden Geschreibe vor
lieb. Ich drücke Dich an mein Herz, das im Glauben an Gott allein mich
noch erhält.
Dein Fritz Jonathan.Kgsb. den 17 Febr. 87.Geliebtester Freund
Vorgestern habe Einl. erhalten mit dem Auftrage selbige
aufs baldigste
zu besorgen, welches um so mehr thun muß, da es heute eben ein ganzer
Monath ist, daß ich Antwort u Dank für das empfangene schuldig bin in
meiner Hausgenoßen, meiner Freunde und meinem eigenen Namen. Den 25
pr. schickte mir Me Courtan Ihr reiches und lüsternes Geschenk. Den IVSont. nach Epiphanias wurde ein großer Schmaus gehalten in meinem
Hause, wo Pr. Kraus und Haße, Regim. Feldsch. Miltz mit seiner Tochter
und meine Lisette Reinette die erwünschten Gäste waren. Drey Stück
brachte ich selbst meinem lieben Beichtvater, der mich dafür mit einem Atlasfür meine Kinder beschenkte, den ich denselben Tag bey Kanter hatte kaufen
wollen, der Preis aber mir zu theuer war. Zwey Paar gab ich der
Wohlthäterin meiner Töchter, ab; und ein gebratenes schickte ich meinem alten
kranken Freunde Kr. Hennings, der mit einer Rehkeule dafür dankte. Den
5ten dieses, es war ein blauer Montag habe ich die letzten vier auf meine
eigene Hand verzehrt; denn leider! mein Magen ist so wacker und scharf, als
mein Kopf stumpf und schläfrig ist. Unser Freund wird eben meinen Brief
erhalten haben, da der seinige unterwegs gewesen, den er sine die et consulegeschrieben. Ich habe eine Einl. von Haße abgewartet, um aus
Pflicht
schreiben zu
müßen
, und aus der Noth Tugend ge zu machten. Endlich
brachte er sie mir zum Schmause, schenkte mir seine Uebersetzung des Buchs
der Makk. und seine 2 Disp. über Ψ.II. Crispus aber gab 2 Bouteillen alten
Frantzwein mit – Mit solchem Wucher habe ich Ihre Gaben genoßen – Gott
vergelte es Ihnen, lieber Hartknoch! und erqvicke Sie und die Ihrigen mit
seinem reichen Seegen, zu dem ich nichts als Wünsche beytragen kann. Jacobischickte mir 2 Exempl. der Ukase zu, welche er von Podbielski u dieser
vermuthl. durch Sie erhalten. Ich habe das zufällige Vergnügen gehabt die
Petersb. Uebersetzung unsers Landsmanns mit der Rigischen zu vergleichen
und mich über den Unterscheid zum Vortheil der ersteren gefreut. Danken Sie
doch dem lieben Arndt für sein Andenken und daß ich den Werth deßelben
erkenne und fühle – Bey der Gelegenheit fällt mir eine Anfrage ein, die ich
schon lange und oft im Sinne gehabt. Ich habe den
ersten Theil
der
Polizeyordnung 82. erhalten und immer auf die Fortsetzung gewartet. Ist
selbige nicht herausgekommen, oder vergeßen worden – In beyden Fällen
wird er mir diese Erinnerung dies eines Defects nicht verargt werden,
weil ich das Ganze liebe. Weder mit meinen Moliminibus zur Reise, noch mit
meinem fliegenden Briefe geht es von der Stelle. Die neue Einrichtungen
und meine künftige Lage werden mit dem Märtz, wie man sagt, schon
entschieden werden. Vielleicht giebt mir dies einen Gnadenstoß, und bringt meine
Faust oder Füße in Thätigkeit. Um doch nicht gantz müßig zu seyn, habe ich
mit Hans den Quintilian durchgepeitscht vom 21 Xbr. bis zum 15 h. mit ihm
den Telemaque zum ersten mal durchgelesen mit der grösten Zufriedenheit für
uns beyde. In meiner ersten Jugend wurde mir das Buch verekelt, weil ich
nicht den Vortheil hatte wie er jetzt, die Qvellen des Homers u Sophokles
zu kennen, in so frischem Andenken, wie seines ist. Mit desto mehr Verdruß
gähnen wir jetzt über Florians Numa Pompilius, das eine elende Misgeburt
gegen jenes Meisterstück ist.
H. dankt Gott, daß seine Gegner für
ihn so heilsam gewirkt haben. Haße meynt, daß er bereits
in petto
Abt
ist in Braunschw. Diese Stelle war ihm lieber
zu wünschen, und anständiger. Ein epidemischer
Keuchhusten hat sein Haus diesen Winter heimgesucht
. Die ihmK. u D. dedicirte Blicke sind von Jung. Kant schenkte mir s. Exempl. das
ich eben so wenig habe ausstehen und lesen können: so sehr ich mich über dies
Geschenk auch gefreut habe.
Ich habe Ihre Antwort gl. mit dem Anfange dieses Monats meinem J. in
Düßeldorf mitgetheilt, um sich darnach richten zu können in Ansehung des
Sw. und der
zweyten Commission
, die ich ihm desto dringender
empfohlen, da Sie die erstere dem Laufe der Umstände überlaßen. Theilen Sie
mir liebster H. auf allen
Fall eines günstigen Windes
etwas von
Ihrem Plan zur Reise mit – Was für ein Vortheil um meinen nouitium ein
wenig initiiren zu können.
Alles ist für mich in einem solchen dicken Nebel, daß ich nichts abzusehen im
stande bin. Gott mache mich zu allem fertig und gefaßt – Aus dem Cunctatoreinen eben so guten Ueberrumpler! Sie können nicht glauben, was es für ein
Druck ist, so lange in suspenso zu leben, und wie sehr meine ganze Natur und
ihre Oeconomie (äußere und innere) dabey leidt und fast darunter vergeht.
Fiat VOLUNTAS TVA! Wie schwer ist es unserm Eigenwillen, den
höchsten
für den
Einzigen
und
Besten
zu erkennen. Vis inertiae schreibt
mir Herder, ist die Hauptkraft der Welt, vielleicht das Symbol
göttlicher
Ruhe
, von der alle Thätigkeit u Bewegung der Natur abhängt. Ich
umarme Sie mit dankbarem vollem Herzen. Auch die Meinigen nehmen an
diesen Gesinnungen für ihren Wohlthäter Theil. Gott seegne Sie und Ihr
ganzes Haus in der Nähe und Ferne. Ich ersterbe Ihr alter Freund. Wenn
Sie antworten müßen nach W. wünschte ich einen Einschluß um auch zur
Antwort ermuntert und
genöthigt
zu werden. Leben Sie recht wohl und
haben Sie Gedult mit Ihrem gebundenen hängenden
Joh Ge H.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:HErrn / HErrn Hartknoch / Buchhändler / in /
Riga
fr.
Memel
.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Königsberg
Empf d. 9 Febr 1787Düßeldorf den 27ten Febr 1787.Vermerk von Hamann:No 60 den 10 Martii rote TinteGeantw. eod. 11, 12 – in foliowidergeschrieben den 15, 16 – in 4to 19 – in 8o27 – doUnser Wizenmann hat ausgelitten. Er starb am 22ten, Nachmittags
zwischen 3 u 4 Uhr. Ich verlies ihn den 20ten, um die Fürstinn v Gallitzin u
unsern Buchholz, die um unsern Wizenmann noch einmahl zu sehen, u um
mich aufzurichten (letzteres war vornehml Buchholzens Absicht) nach
Mühlheim gekommen waren, bis in mein Haus zurück zu begleiten. Witzenmann
war schon so gut als todt, aber nicht ohne ein tiefes
allein Leiden
, das
einem durch die Seele gieng. – Ich weiß nicht mehr was ich Dir am Freytag
vor 8 Tagen geschrieben oder nicht geschrieben habe. Könnte heute auch nichts
nachholen. – Ich habe eine tiefe tiefe Schwermuth an diesem Sterbebette
geholt. – Meine Schwester Helene blieb bey meinem sterbenden Freunde.
Er konnte sie keinen Augenblick in diesen letzten Tagen entbehren. Dienstag
Nachmittag um 3 Uhr gab sie ihm zum letzten Mahl zu trinken u höhte ihm
die Küßen. Darauf gieng sie ins Neben Zimmer um an einem offenen Fenster
sich die frische Luft anwehen zu laßen. Nach etlichen Minuten trat sie wieder
zum Bette, u fand ihren Freund in derselben Stellung wie sie ihn verlaßen
hatte, todt. Etwas Athem schwebte noch um seine Lippen, u nun drückte er die
Augen vollends zu.
Einliegend sein letzter Wille, mit einem Umschlage, wie er mirs den 17tenda ich bey ihm war versiegelt zustellte. Er gab mir damahls auch einen Brief
v seinem Vater einem Tuchwürker zu lesen, den ich Dir ebenfalls in
Abschrift schicke.
Wie der Arme gerungen hat! – O daß ich dies Ringen, das vergeblich
Ringen
ohne nachzulaßen
nicht gesehen hätte!
Buchholz ist den ganzen Donnerstag hier bey mir geblieben. Wir werden
uns einander gegenseitig immer lieber. Seine Begierde daß Du kommen
mögest ist unaussprechlich.
So bald ich kann schreibe ich wieder. Behalte mich lieb.
Dein Fritz Jonathanden 10 März 87.Meins Herzens lieber Jonathan und Bruder, ich lebe noch immer in
suspenso und schreibe dies auf dem Bette, wo ich Gottlob! jetzt ohne
Schmerzen 14 Tage liege, als ein armer Oedipus an geschwollenen Füßen. Den
letzten Febr
. stärkte mich Dein voriger Brief, wie ein Engel, nach einer
schlaflosen unruhigen Nacht, und beschloß den zweiten Monath dieses Jahrs
mit ruhiger Zufriedenheit.
Ich schickte heute, wie jeden Mittwoch und Sonnabend, meinen Sohn
ohne Hoffnung eines zweiten Briefs, schrieb eben an dem andern Bogen der
Beyl. Ehe ich es mich verseh, stand mein Bote vor meinem Bette, daß ich
beynah über seine plötzliche Erscheinung erschrak. Das schwarze Lack Deines
Briefes erinnerte mich gleich an unsern seel. Märtyrer, der mir jeden Morgen
und Abend im Sinn gelegen. Ich habe mehr Freudenthränen vergoßen, als
mich übers meinen Verlust betrüben können. Ich rechnete beynahe auf
seine persönl Bekanntschaft, aber ohne Wirth. Meine seel. Mutter starb auch
an einer auszehrenden Krankheit. Viele Jahre vor ihrem Ende rief unser
Vater einen Morgen uns aus dem Schlafe auf und schrie: Kinder! eure
Mutter stirbt in meinen Händen. Sie ist beynahe die aller einzigste Person,
von deren sanften Tode ich ein Augenzeuge gewesen bin. Vor einigen Wochen
lag eine Frau, deren Mann der beliebteste Prediger für die hiesige beau
monde ist, schon in den letzten Zügen, und erholte sich wider. Daher dachte ich
eben so von unserm Freunde bey einer Jahreszeit, die dergl. Patienten bis an
den Rand des Grabes führt. Aber Gottlob! daß Er überstanden hat und Du
lieber treuer! auch eine Last weniger hast. Die
tiefe, tiefe Schwermuth
enthält also einen
hohen, hohen Trost
der nicht ausbleiben wird.
Bey meinem Sonnabendsliede nach dem Eßen überfiel mich ein neuer
Schauer und Platzregen, durch den ich vollends erleichtert und erqvickt bin.
Der Herr
ist mein getreu
der aller Enden
regiert mit Seinen
Händen pVor einer halben Stunde erhalte einen Brief von Scheffner mit dem ich
fast seit und Jahr und Tag keine Zeile gewechselt. Er ist seit Weinachten
2 mal wider in Kgsb. gewesen, das erste mal nur auf einen einzigen Tag in
einem strengem incognito. Das andre mal wollte ich ihm zuvorkommen,
fand ihn aber nicht zu Hause, und kam eben von diesem Besuch so lahm
zurück, daß ich mich gleich ausziehen und legen muste.
Dein voriger Brief war eine Erzählung Deiner häuslichen Unruhen, an
denen ich herzl. Antheil nahm, und eine gute Nachricht von dem Fortgange
Deiner Arbeiten, auf die ich mich eben so innigst freue.
Ich habe diese 10 ersten Tage des März in einem Zuge an Dich gedacht
und jeden Tag schreiben wollen. Da mich heute Dein zweiter Brief No 60
überrascht: so bekam ich den letzten Stoß, dem ich nicht länger widerstehen
konnte. Bleibt Dein lieber Tiro Schenk in Deinem Hause nach seiner
Versorgung; dieser wichtige Artikul wurde mir auch von Dir im vorigen Briefe
gemeldet. Dein gutes Verständnis mit Alc. B. ist meine Vermuthung und
Hoffnung gewesen. Er hat also Petri Stuhlfeyer bey Dir gefeyert und
Witzenmanns Heimfahrt.
Ich hoffe Dir wenigstens 1½ Bogen Mst beylegen zu können mit der
freundschaftlichsten Bitte aber es so wie ich damit zu machen und Dir Zeit zu
laßen, wenn Du einen müßigen Augenblick zu dieser herkulischen Arbeit übrig
hast, und recht zum Tadel aufgelegt bist. Den 15 Febr. bin ich mit meines
Sohns geborgten Quintilian glücklich fertig geworden, und nach dem
Telemaque uns Beide rechtschaffen an Floriani Numa Pompilius ennuyirt, seit
dem in dieser Litteratur punctum gemacht. Die Sahmsche Correspondentzhab ich verschlungen auf meinem Bette; eine Woche früher Voltaires
Lebensbeschreibung.
Vorgestern bringt mir Nicolovius Trenks Leben mit der Bedingung, daß
er es den morgen drauf wider haben müste. Ich erhalte zu gl. Zeit ein
dringendes Billet von einem alten Freunde, Kriegsrath Lilienthal, an dem ich
nur noch den Familiennahmen verehre. Er bittet mich um einen engl. articlevon Argand’s Lampe zu übersetzen. Ich überlaße diese Arbeit Nicolov und
meinem Sohn, und gehe mit wenig appetit und einem zieml. Vorurtheil und
d Verdacht, den ich Scheffners Urtheil von Weynachten zuschreiben muß.
Ich komm ins Lesen, bringe die halbe Nacht mit einem Lichte vor meinem
Bette über dies Buch zu – wider alle meine Sitte und Diät, schlaf einige
Stunden herrlich drauf und eile den Morgen gleich damit fertig zu werden.
Auch Düßeldorf kommt darin vor. So erschrecklich hat mich in langer Zeit
kein Buch electrisirt und illuminirt, als dieser außerordentl. Mensch, der beste
Pendant, der unsern nordischen Salomon aussalomisirt. Das ist eine wahre
Encyclopädie und Metaphysick der Humanität und Moralität. Sag mir
doch, lieber Jonathan auch Deines Herzens Gedanken von diesem Buch und
alles was Du aus dir der ersten Hand von diesem Ungeheuer und
Wundergeschöpfe weißt und wißen kannst.
Wie lange die Idee und das Ideal dieses Mannes mir in meinem Gehirne
gelegen, kannst Du daraus schließen, weil sein Marterbild Jahre lang in
meiner Sommerstube unter des Königs Kupfer hängt. Wie sich der arme
Schelm über St. Pauli Gefäße des Zorns den Kopf zerbricht und dies mit
seinem Ideal der Gottheit nicht unter einen Hut bringen kann!
Ich habe mich am Quintilian so begeistert, daß ich gern ihn auf allen
Seiten meiner Arbeit citirt hätte. Ein paar Anführungen habe ich doch Herz
gehabt auszustreichen. Nichts hat mich mehr aufgerichtet als die Relatio
curiosa, daß Cinna 9 Winter u Sommer an seinem Smyrna gearbeitet und
Isocrates nach der sparsamsten Rechnung 10 Jahre. Ich bin dadurch so
neugierig gemacht des letzten Panegyricum auch zu studieren. Er lobt Athen,
und ist gegen die Barbaren eben so gestimmt, wie ich gegen die Berliner.
Ich schäme mich nicht es Dir zu beichten und lüge nicht, daß ich über ein
ganzes Buch Papier und mehr verderbt, ehe meine Handschrift eine Gestalt
gewonnen, die ich ihr mehr wünschen als geben kann. Mit den roth
gezeichneten Stellen bin noch nicht recht zufrieden.
Der Catalogus meiner Schriften ist mir so sauer geworden, wie es dem
Leser wird den Catalogum der Schiffe in der Odyssee durch zu zählen. Das
letzte not 9 fällt weg. Die zweite rothe Stelle könnte vielleicht beßer heißen:
in den Collissionsfällen unvollkommener leerer Gründe und sattsam
zureichender Widersprüche. An den 2 letzten Zeilen und überhaupt der ganzen
letzten Anmerkung des ersten Bogens habe gnug gefeilt; es scheint aber noch
kein rechtes Geschick zu haben. Wenn ich nach Beqvemlichkeit und bey
Gelegenheit eine Abschrift mit Deinen Randgloßen und Monitis erhalten kann:
so kommt selbige Zeit gnug.
Den 15 Febr bin ich mit einem Briefe sine die et consule aus Weimar
erfreut worden. Unser alter Herder klagt, daß er seit deiner engl. Reise keine
Zeile von Dir gesehen. Er kann über die 3 ersten Bogen meiner Schrifft nichts
sagen, bis er sie ganz haben wird, bittet mich nicht zu zögern, da ich die Hand
einmal an den Pflug gelegt, sie nicht zurückzuziehen, sondern die Furche
hinunter zu fahren.
Gottlob! daß nur seine Ideen unter der Preße sind. Daß er mir von den 3
Bogen nichts sagen kann, will ich gerne glauben, mag auch nichts wißen.
Stachel brauch ich nicht um mit meiner Furche hinunter zu fahren. Wenn ich
man erst den Hügel des Tituls durchgegraben hätte. In dem schäumenden
Ton, wie ich anfieng wäre ich mit 15 Bogen nicht zu Ende gekommen. Nun
hoff ich die vorige Verschwendung durch Sparsamkeit zu ersetzen. Auf diesen
Fall habe ich das
Datam
meines Anfanges zum voraus geschickt, und will
mich nicht dran kehren wenn ich auch bis 89 also 30 runde Jahre an der
Vollendung meines Autoreyes brüten soll. Gott helfe mir nur erst über den Titel
meiner Autorschaft, denn hoff ich auch aus meinem Quintil. XII. 10 zu sagen
Desinit in adversa niti, qui pervenit in summum. Scandenti circa ima
labor est: ceterum, quantum processeris,
mollietur clivus
et
laetius solum
.Hippel hat beßer Wort gehalten, als ich gedacht. Die Gesellen des
Schweitzers sind verhört worden und haben ihn alle einmüthig für einen
Schweitzer
und
Zürcher
erkannt. Dies ist ein nothwendiger Anhang zum vorigen
Bericht über
Heidegger
.
Noch ein Misverständnis von meiner Seite, das ich immer bisher
vergeßen habe zu berichtigen. Du hast mir, lieber J. nichts geschrieben von L.
Philemon, wie ich mir eingebildet. Also hierinn ist kein Fehler von Seiten
Göschens vorgegangen; sondern es liegt an mir. Ich habe hier von Deines
Bruders Predigten gehört, die gar nicht angekommen sind auch kaum zu
erwarten stehen. Wenn ich von denen mit Meßgut oder durch Hartknoch etwas
erhalten könnte, geschähe mir u meinen Freunden ein großer Gefallen. Lav.
zweites Heft oder die fortgesetzte Rechtfertigung ist auch nicht hier. Nach des
alten guten Des marées 2ten Heft an die Wächter habe schon zum zweitenmal
nach Berl. schreiben laßen und hoffe es nächstens zu erhalten.
Mein alter Freund u Verleger
Hintz
ist in Pernau plötzlich gestorben
und auf der Straße liegen geblieben. Er hat neul. geheyrathet und seine junge
Frau sieht ihrer Entbindung entgegen. Daß ich an ihn gedacht, aber nur
Antwort, Glückwunsch zur Heirath und meinen Dank für einen Homer den er
meinem Sohn geschenkt, ist nicht meine Schuld. Sein Name steht auf der
Liste die ich einmal Dir zugeschickt. Wenn man es nicht mehrern so geht,
daß meine Autorschaft für sie zu spät kommt.
Oculi.Ich muste gestern aufhören. Das Schreiben wurde mir im Bett zu schwer,
und bey Licht leiden schon meine Augen. Mein Michael muste mir auch die
Beyl. Deines Briefes vorlegen. Ich habe aber eine elende Nacht gehabt. Der
fürchterl. Sturm seit vorgestern, und der schwerfällige Heerrauch in der Luft,
wirken auf meinen kranken Leib und meine noch schwächere Lebensgeister.
Nun Herzenslieber J. laß die Todten schlafen und ruhen von ihrer Arbeit.
Schone Deine Gesundheit und lebe desto mehr für die Lebenden, auch Deine
entfernten Consorten. Ich hoffe die hinterlaßene Handschriften in seiner
Stube einmal durchzuwühlen. Wenn sie, wie ich vermuthe, von einigem
Werth sind und verdienen erhalten zu werden, wirst Du dafür von selbst
sorgen. Einen kleinen Geschmack von dem was er über Matth. im Sinn
gehabt und von seinem Fragment über Kant, wünschte ich wol, wenigstens
Dein unpartheyisches Gutachten. Gott wolle Dir und Deiner würdigen
lieben Helena reichlich ersetzen und an den Deinigen wider vergelten. In
meinen reiferen Jahren war dies das einzige Glück was ich mir wünschte, wie
der seel. W. bey einem Freunde zu hausen, und hoffte dies von meinem
einzigen Bruder. Gott hat mich gantz andre Wege geführt, die beßer gewesen seyn
müßen, als meine thörichten Entwürfe. Nun bin ich auf meine alte Tage in
ein neues Labyrinth gerathen, zu dem ich ohne neue Wunder und Zeichen
keinen Ausgang zu finden weiß nichts wie Finsternis
in
mir und
um
mich
sehe. Wie kindisch! wie wichtig! mir alles vorkomt. Was ist der Mensch, daß
Gott seiner denkt? und ihn würdigst, Dich seiner anzunehmen. Der Staub!
die Made! Unser Verdienst und Würdigkeit bewegt Ihn gewiß nicht dazu!
Seine grundlose Barmherzigkeit ist das Einzige – worauf wir im Leben und
Tode uns verlaßen können, und welcher Abgrund für unsern Schwindel des
Vernunftglaubens.
Mich wundert daß die Aerzte nicht die Neugierde gehabt den Leichnam zu
öffnen, daß sie über den Grund seines Uebels so verlegen waren. Ueber die
gottl. Entwicklung des Satans habe ich hier eine zieml. weitläuftige
Recension gelesen, die ein Freund gemacht hatte, deßen Urtheilen ich nicht recht
traue u der ein reformirter Prediger in Litthauen ist. Es scheint mir die Idee,
wie der Ausdruck, verfehlt zu seyn. Wenn Du kannst, bist Du wohl so gut
auch ein Exemplar dieser kleinen Abhandl. den obigen Predigten beyzulegen
durch Hartknoch.
Kannst Du mir wohl sagen, was
Grove
in den Argandschen Lampen
bedeutet. Vielleicht hast Du dergl. selbst in Augenschein genommen. Ich habe
meine und meiner Freunde Wörterbücher umsonst zu Hülfe genommen.
Bocage ist die einzige Bedeutung dieses Worts vom
Gebüsche
in beyden
Sprachen u giebt keinen Verstand bey einer Lampe. Bey einer
Laube
konnte man sich eher eine uneigentl. Bedeutung vorstellen. Aber Gesträuche
läßt sich gar nicht bey einer Lampe denken.
Herder muß eben meinen Brief erhalten haben, wie ich seinen erhielt.
Wenn ich könnte, wollte ich gern ein paar Zeilen beyl um die Eindrücke
des vorigen auszulöschen und Dich auch dazu zu nöthigen. Thu es doch.
Vielleicht wird Deine neue Schrift zur Meße fertig, und hast alsdenn Anlaß.
Crispus ist auch krank, ich habe ihn die ganze Zeit über nicht gesehen. Wir
sind Brüder gleicher Kappen. Mehr von ihm, wenn ich mehr wißen werde.
Meine Füße sind diesen Morgen Gottlob! ziemlich geschlungen. Vielleicht
mache ich heute oder morgen wieder einen Versuch aufzustehen, der beßer
geht, als der in voriger Woche.
Gott wolle Dich und Deinen Tiro Sch. versorgen nach Eures Herzens
Wunsch. Ich weiß nicht ob Du wirst lesen können was ich geschrieben habe.
Es ist voller Lücken, die Du so gut wie mögl. errathen u ausfüllen wirst.
Seit einigen Sonntagen habe auf meine Lisette Reinette gewartet, umsonst.
Vielleicht kommt sie heute, aber nur auf einige Stunden, wie ich höre. Noch
sind ¾ und dann hoffe ich sie wider aufzunehmen. Gott wolle unterdeßen
meine Hütte geraumer machen. Unsere Veränderungen sollten schon zu
Anfange des März eintreffen; aber ich weiß noch gar nichts. Das neue
Collegium der Prov. Dir. soll schon eingerichtet seyn. Stockmar hat einen Sous-
Directeur, Xenemon, einen Brabanter oder Flandrer, den ich kaum von
Ansehn kenne. Man redt auch von Assessoren, die aus Berlin kommen sollen.
Was über mich verhangen seyn wird, überlaße ich der Vorsehung. Sie wirds
wohl machen.
den 12.Der gestrige Tag nach der schlaflosen Nacht war sehr unruhig für mich.
Meine Tochter verlies mich sehr frühe, u hatte Besuch von 2 Nachbarinnen
Stockmars u Miltzens Töchtern. Die erste ist in langer Zeit nicht mit einem
Fuß in unserm Haus gewesen, wie ihr Vater. Die 4 jungen Freunde meines
Sohns, Mayer u Miltz sprachen auch auf ein paar Stunden an, und der
Abend schloß sich mit einer kleinen Aergernis über eine verlogene untreue
Magd. Mein linker Fuß war stärker geschwollen; aber ich habe eine
erwünschte Nacht gehabt. Tiefer Schnee – und noch ärger ist, liebster
Jonathan! Du must mit diesem Geschmiere und dem
ersten
Bogen für lieb
nehmen. Die Hälfte des zweiten kann nicht fertig werden. Gott schenke Dir
Gesundheit, Friede und Freude des Geistes Dein Leben zu genießen.
Erinnere Dich meiner, vergiß des Seeligen, und habe Mitleiden mit dem
Superbus. Sey mein Paraclet bey B. dem ich nicht eher schreiben kann wbis ich weiß, was? Tausend Grüße an Deine würdige Schwester und
Dein ganzes Haus. Ich bin bis in den Tod wie W. Dein Schatten und
Consors Johann Georg. Der Brief muß mir aus den Augen, wenn ich noch
diesen Tag etwas thun soll – Gott sey mit uns. Immanuel! Amen. Bleib
auch Herders Freund und schreibe es ihm. Er wäre nicht der meinige, wär er
nicht der Deinige. Vale et faue. TVVS.Mitfasten den 14 März 87Du wirst kaum, Herzens lieber J. mit meinem vorigen Geschmier fertig
seyn, und ich überfalle Dich schon wider mit einem zweiten Briefe, wegen der
schuldig gebliebnen Fortsetzung, mit der ich diesen Morgen fertig geworden
bin, ohngeachtet ich gestern den ganzen Tag an einem Durchfall gearbeitet
habe, der auch diese Nacht mich etwas gestört und noch nicht aufgehört hat,
mir aber wohlthätig zu seyn scheint und die materia peccans der
geschwollenen Füße vielleicht aus dem Wege räumen wird. Ich muste vorgestern
meinen Brief an Dich mir aus dem Gesichte schaffen meinem Michel das
Couvert überlaßen, beynahe auch die Aufschrift, wenn ich nicht gefürchtet
hätte durch eine fremde Hand Dich zu beunruhigen.
Es ist noch alles im Groben und nicht ausgearbeitet, was ich Dir jetzt
schicke. Wenn aber der Gang meiner Ideen nur mehr Zusammenhang hat,
beßer einleuchtet: so ist es zur letzten Feile Zeit gnug, und Dein und Deines
Nachbarn Urtheil soll mir dazu behülflich seyn. Vielleicht giebt Gott Gnade,
daß wir mündlich darüber unsere Köpfe zusammen stecken können. Ob die
Reise nicht eben so gut meine Autorschaft befördern wird, als letztere jene;
ist noch immer eine Frage für mich, deren Auflösung ich den Umständen einer
höheren Regierung anheim stelle und überlaße. Note 48 bezieht sich auf die
Tellersche Postill, die ich mit vieler Theilnehmung gelesen habe und Dir
selbige auch empfehle. Ich habe gestern Gurlitts Compendium der φφschen
Geschichte durchgelaufen, eine elende Misgeburt die im Mercur
ausschweifend ausgestrichen worden. Da fand ich den lächerl. Einfall, daß Leibnitz u
Wolf die Semmler und Teller der Philosophen wären. Des letztern Ausgabe
von Burnet Officiis habe ich noch nicht erhaschen können. Unser
Oberhofprediger Schultz, der sie mir versprochen, hat sie ausgeliehen. Kraus soll mit
seiner Anti-Meinerschen Recension fertig geworden seyn. Ich begreife aber
nicht wie selbige in der lateinischen Zeitung Raum haben wird. Ihn selbst
habe ich noch nicht gesehen, ohngeachtet er mir versprochen mich bey seinem
ersten Ausgange zu besuchen und alles woran er gearbeitet hätte,
mitzutheilen. Kant machte mir den 12 Febr. ein sehr angenehmes Geschenk mit
Jungs Blicken; ich habe aber das Buch weder ausstehen noch verstehen
können. Das Triumvirat machte mir schon den Inhalt verdächtig, aber eben
so neugierig.
Vorgestern Abend wurde ich durch das Unglück erschreckt, das meines
Nachbars Tochter gehabt haben sollte an eben dem Tage da sie uns besuchte.
Es hieß sie wäre aus der Kutsche gefallen und daß sie das Bein gebrochen
hätte. Das Unglück erstreckt sich aber nur auf eine Zehe des Fußes, die im
Ueberfahren zerqvetscht seyn soll. Als meine Tochter in Pension kam, gab
sie die Baroneße dem Vater eine abschlägige Antwort die seinige
aufzunehmen, die er bey einem Hofrath Ehrenreich anbrachte, der in Comp. mit
unserm Director eine Fayance Fabric anlegte, seine geschiedene Frau
debauchirte, die an einen Officier sich verheyrathete. Das Mädchen hat allen
Mutterwitz geerbt und ist ein Liebling des verblendeten Vaters. Mein
Verhältnis zu ihm kannst Du Dir leicht vorstellen, und wie ich mich krümmen
muß, um mit ihm nichts zu thun zu haben, und wie mir zu Muthe gewesen,
da er mich anfangs zum Vertrauten seiner häuslichen Gräuel machte, ihren
Schlangenkopf aber mehr als seinen fürchten und verabscheuen mußte. Auch
Penzel hat diesem Weibe die letzte Oelung seines Schicksals zu danken.
Gottlob! daß alles überstanden ist; damals hat es mir aber an Kummer, Verdruß
u Sorgen nicht gefehlt. Ich sehe nun von weitem der göttlichen Entwickelung
des Satans zu ἑως αν ἐκβαλη εις νικος την κρισιν welches ich noch zeitig
gnug zu erleben hoffe. —
Deines ehrwürdigen Vetters in Zelle Schrift über Jerusalem war die
erste, die mir gefiel und vielen Eindruck auf mich machte auch zum theil
aufmunterte mein Golgatha zu Ende zu bringen oder vielmehr auszustoßen.
Kürzl. habe ich die neuste gelesen, welche auch von Dir beherzigt zu werden
verdient. Kanst Du mir den außerordent. Verf. melden, wird es mir sehr lieb
seyn. Sie ist in Bremen im vorigen Jahr ausgekommen und heist: Gedanken
über MM. J. insofern diese Schrift dem Christentum entgegen gesetzt ist.
Sie ist sehr unbillig u bitter gegen Lav. auch der Styl nicht reitzend; aber
das schadt der Liebe zum Inhalt nicht, noch der lautern Wahrheit, die darinn
das Wort führt.
den 15.Brahl besuchte mich gestern und meldete daß Kraus vorgestern auf dem
Wege mich zu besuchen sich verkältet einen Artzt angenommen und sich ein
paar Tage einhalten müste. Seine Recension wäre durch Kant abgegangen,
beträge aber einige Bogen, und ich begreife also nicht wie selbige sich zur
Aufnahme in die Zeitung qualificiren wird. Kraus hatte zwar Vollmacht
gegeben zu verkürzen und zu verändern; Kant aber entgegen gesetzte
Maasregeln genommen. Ohngeachtet mein linker Fuß gestern stark geschwollen
war, hoffe ich doch auf die Woche ausgehen zu können und zu müßen, der
Bewegung wegen. Mein Appetit ist wie gewöhnlich, aber ich kann mich
jetzt des Abendbrodts gänzlich enthalten.
Ich habe viel Hoffnung den
cliuum
zu ersteigen, es mag nun so
kümmerlich gehen wie es wolle, und meine Ahndung zur Mitfasten ein wenig
weiter zu rücken, ist eingetroffen. Dann will ich mit Freuden eine kleine Pause
machen und denke ⅓ meines Weges zurückgelegt zu haben. Vielleicht schicke
ich mit nächster Post die Fortsetzung, daß Du wenigstens den Gang meiner
Gedanken ungefehr übersehen kannst. Zeit will ich mir laßen. Mein Kopf ist
so noch gantz verwildert und ein ganzer Wald drinnen, wo ich mir Bahn und
Licht schaffen muß, damit ich mich nicht wider verliere.
Nun, lieber Jonathan, erholst Du Dich auch von Deiner Schwermuth?
Vergiß mir doch nicht die kleine Schrift über die göttl. Entw. den Predigten
beyzulegen. Ich habe wenigstens einen Brief von dem seel. W. erhalten, und
bin ihm herzlich innerl. gut gewesen, ohne es mich merken zu laßen, weil ich
mich für Anhänglichkeit fürchte und in meiner Lage zu wenig Kräfte habe,
die ich zu Rath halten und mich concentriren muß. Ich habe mich auf seine
persönl. Bekantschaft umsonst gespitzt und gefreut, und alles auf diesen
Zeitpunct verschoben. Von seinem Freunde Hausleutner hat mir mein Junge
ein paar Schriften in Pf. Beyträgen zum Magasin aufgesucht, aus denen
ich den Mann nicht beurtheilen kann. Meld mir doch etwas von seinen
Fragm über Matth. und über das Orientiren. Kant arbeitet mit Eifer an
einer weitläuftigen Vorrede zur neuen Ausgabe seiner Kritik. Ich werde zum
zweiten Stück meines fliegenden Briefes noch viel nöthig haben, und mich
durch ein neues Studium zu diesem Felde recht vorbereiten müßen.
Die neueste confiscirte Schrift ist hier, ich habe sie aber noch nicht zu sehen
bekommen. Der erste Bogen ist in Berlin die übrigen sind in Leipzig gedruckt.
Ein Geh. Rath von Bork wird als Verf. angegeben; andere versichern, daß
dieser Mann gegenwärtig in London sich aufhalten soll, also nicht der wahre
Verfaßer seyn könne.
Herzberg letztes Memoire liegt vor mir, ich habe es noch nicht ansehen
können, und muß erst mit diesem Briefe fertig seyn.
Daß aus der Reise mit Hartknoch was werden wird, ist kaum abzusehen.
Ich habe auch in Gedanken auf dies Jahr beynahe Verzicht gethan, wenn
nicht eine Revolution in meinem Gemüthe oder Lage vorgeht. Gegen Ende
des Mays muß mit dem neuen Etat alles entschieden seyn. Ich wundere mich
bisweilen selbst über meine Ruhe, und danke Gott für diese Wohlthat. Irre
ich darin, so irre ich mir. Wenigstens leb ich noch immer guter Hoffnung, daß
eine hohere Hand mir meinen Weg bereiten wird, und daß ich mit Lust und
Freuden denselben zurück zu legen denke. Giebt Marianne nicht auch
Hoffnung?
Nun Herzenslieber Jonathan! erfreue mich bald mit einem Briefe und
guten Nachrichten von
Dir
und den
Deinigen
. Laß mich heute schließen;
wahrscheinlich werde ich nächstens, höchstens in 8 Tagen wider schreiben.
Empfiehl mich bestens Deinem Alter ego und grüße auch den guten Tiro-Schenk. Ich ersterbe der Deinige JohGeH. und Comp.Ich habe heute noch viel aufzuräumen, um morgen mit Gottes Hülfe
wider ein wenig arbeiten zu können. Der Cliuus liegt im Kopf – und ob ich
hinter demselben ein laetius solum finden werde?
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu / Düßeldorf /
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 14ten März 1787. / J. G. Hamann / empf. den 25tenbeantw. den 26ten-.Königsberg den 21 März 87.Wolgeborner Herr Kriegsrath,
HöchstzuEhrender Gönner und Freund,
Vorigen Sonntag besuchte mich HE Brahl und erhalte heute die
Antwort, daß im Hartungschen Laden bereits ein gebundenes Exemplar nebst
auch vier rohen auf Käufer wartet; und eine Parthie von den Vorlesungen
hat zurückgeschickt werden müßen, weil der erste Theil einen guten Abgang
gehabt, die übrigen aber liegen geblieben. Meinem Geschmack ist es mit der
Folge ebenso gegangen; aber mit meinem Urtheil will ich bis zum Ende des
Gantzen zurückhalten. Meine eigene Empfehlung hat also auch mit dem 1.
Bande aufgehört. Ich besitze das Werk selbst, und weiß keinen andern
Ausweg als meinen lieben guten Beichtvater, falls er das Buch noch nicht besitzen
sollte, wie ich beynahe vermuthen muß.
Mein Ihnen, HochzuEhrender Freund, zugedachter Besuch des Morgens
26 Febr. ist der letzte Gang gewesen. Ein Schmerz am linken Fuß nöthigte
mich bey HE Meyer anzusprechen, und von da hinkte ich zu Hause und bin
die ganze Zeit über nicht ausgewesen, habe wie ein Oedipus das Bette hüten
müßen wegen einer oedematischen Geschwulst, die von jedem Druck ein
Grübchen nach sich läßt. Die arthritischen Schmerzen hörten bald auf und die
Geschwulst hat sich auch nach dem Gebrauch eines Wermuthsweins beynahe
gantz verloren, daß ich noch diese Woche auszugehen, höchstens den nächsten
Sonntag hoffe. Mein einziger Freund Crispus hat mich auch während meiner
ganzen Unpäßlichkeit nicht besucht, hat am Magenkrampf viel ausgehalten
und ist mit Arbeiten überhäuft gewesen. Ueber meinen Magen kann ich nicht
klagen, der bleibt noch immer wacker, und ich habe mehr Ursache einen Exceß
als Defect meines Appetits und außerordentlichen Geschmacks an Gottes
Gaben, mit denen ich verhältnismäßig versorgt worden bin, zu besorgen.
Hartknoch hat mir Haselhüner und mein noch immer kranker Freund Kr
Hennings eine Rehkeule geschickt. Holländische Heeringe theile ich mit meinem
Freunde und Artzt HE Milz, der sein Haus nach Wunsch verkauft und auf
Ostern ein neues bezieht, auch in dem Sprengel meiner Nachbarschaft. Des
Herrn Jacobi Jgfr. Base honorirt alle meine Assignationen auf Sauerkraut
und da ich auf meine alte Tage ein Obstnäscher geworden bin, habe ich mich
verführen laßen ein Faß geschälter Reinetten zu kaufen, von denen ich alle
Tage eine gute Portion con amore verzehre, um sie dem Schicksal ihrer
verfaulten Brüder zu entreißen.
Ich lebe also einen stetigen Wechsel von Freud und Leid, von Schwelgerey
und Dürftigkeit, halb wie der reiche Mann im Evangelio halb wie sein
Schweitzer Lazarus der auf einen Vorspann der Engel zu seiner Reise in
Abrahams Schooß wartet. Die heraklitische u demokritische Augenblicke sind
so getheilt, daß mir der Abend so willkommen zum Schlafen ist als der
Mittag zum Eßen.
Unser alte Freund Hintz soll am Schlage auf der Straße gestorben seyn
und seine Wittwe erwartet ihre Entbindung. Einer meiner jüngsten Freunde,
Thomas Witzenmann, ist eines desto langsameren Todes gestorben. Ich habe
einen einzigen Brief von ihm zum Andenken erhalten, wo er mir schon sein
Ende ankündigt. Meine Freude ihn zu sehen ist also nicht erfüllt worden. Er
hat die letzten Jahre seines siechen Lebens in dem gastfreien Hause meines
Jonathans in D. zugebracht, starb in seinen Armen zu Mühlheim und war
geboren zu Ludwichsburg, wo sein Vater ein rechtschaffener Tuchmacher ist,
den ich aus einem Briefe an seinen sterbenden Sohn sehr hoch und werth
schätzen muß. Einige Abhandl. des seel. und freywilligen stehen in Pfennigers
Sammlung zum Magazin, die ich Ihnen meines Wißens längst mitgetheilt
habe. Er hat noch einige Handschriften nachgelaßen, die ich in loco zu sehen
hoffe entweder dieses laufende oder nächste Jahr mit Gottes gnädiger Hülfe.
HE Pr. Kant hat mir ein angenehmes Geschenk mit seinem
Dedicationsexemplar der Blicke in die Geheimniße der Natur gemacht. Ich bin aber nicht
im stande gewesen dies Schaugericht zu genießen. Stillings Romane sind
mehr nach meinem Geschmack‥ Das ungleiche Assortiment des Triumvirats
machte mir schon den Inhalt verdächtig und ist auch eingetroffen.
Göthe lebt in Rom, und der III. Theil der Ideen ist unter der Preße,
Jacobi arbeitet an einer neuen Ausgabe seines Spinozabüchleins, an
Dialogen aus dem fr. u übersetzten Alexis – und, mich selbst nicht zu vergeßen, seit
dem 17 Xbr. 85 an dem puncto finali meiner Autorschaft und ihrer
schwarzen Kunst. Mehr als 2 Bücher schönes Schreibpapier zu reiner Maculatur
gemacht, und bin mit genauer Noth auf 2 Bogen = ⅓ des Ganzen. Zwölf
Tage nach der merkwürdigen Epoche meines schiefen Mauls legte ich die erste
Hand ans Werk, griff es mit Freuden an. Es wird mir eben so schwer die
Hand vom Pfluge zurück, als die Furche herunter zu ziehen, daß ich mit dem
genesenden Hiskias singen kann: ich werde mich scheuen alle meine Lebtage
vor solcher Betrübnis meiner Seelen – Nein punctum, dies soll der Benoni
und Benjamin meiner agonisirenden Muse seyn.
Mit meinen moliminibus bin ich noch ein größerer Cunctator. Es geht
mir wie unserm Philosophen und Kritiker in seiner Jugend mit dem salto
mortale über den Mondschein, oder Rinnstein. Sie werden es beßer wißen,
wie ich. Mein Hans Michel ist heute pro Decano bey einem # Strafe dictirt
und die Heimsuchung eines academischen Lectoris hat mir 12 gl. gekostet. Er
hat für die lange Weile über die medicinische Encyclopädie und zur bloßen
Probe Cadauera ansehen müßen, ohne noch an seinen Cursum Medicinaepro facultate in spe zu denken. Er hört bey unserm thätigen Hasse Syrisch
u arabisch, liest alle Nachmittage mit seinen beyden Nicolovius den
spanischen Don Quixote und griechischen Plutarch. Vater und Sohn haben in ein
paar Monathen den Quintilian durch gepeitscht, den Telemaque zum ersten
mal mit eben so viel Zufriedenheit gelesen als Florians Numa Pompilius mit
Ueberdruß und Ekel. – Die kleine Johanna Brahlin erscheint und meldet
den Besuch ihrer Eltern an.
Meine jetzige Seelenweide besteht in des Andreae Mythologia Christiana.Von seinen 300 Apologen ist kaum ein kleines Drittel übersetzt. Ich habe mit
der ersten den Anfang gemacht und will meine kleine häusl. Akademie, die aus
meinem Sohn und seinen 4 Freunden Hill, Raphael und dem par nobile
fratrum besteht, anspannen zur Fortsetzung und Uebung. Hahn, nicht mein
goldner Postillenschreiber, noch der printzmetallne Märchendichter, sondern
der auf dem Sterquilinio almae nostrae disputirt den 27 h. und Raphael
opponirt muß mit 8 rth für diese Ehre büßen – Wie gehts mit ihren Land-
und Kirchenangelegenheiten? Ich habe seit kurzem die modernste Postille, eine
Sammlung von Predigten und eine über die häusliche Andacht – und warte
mit Schmerzen auf seine Ausgabe des Burnets de Officiis, die unser
mildthätige Oberhofprediger ausgeliehen hat. Seit der ältesten Widerlegung des
M. Jerusalems von dem Zellschen Jacobi hab ich nichts kräftigers gelesen
als eines anonymen (Barbaren oder Gothen) Gedanken über do insofern
diese Schrift dem Χstentum entgegen gesetzt ist sind. Sie ist in Bremen 786
bereits erschienen und bisher unbemerkt geblieben.
Empfehlen Sie mich bestens der geehrten Frau Gemahlin. Ich nehme
herzlichen Antheil an den Freudentagen Ihrer Nachbarschaft, und bitte die
Schwatzhaftigkeit meines epistolischen Gänsekiels zu entschuldigen. Hans
Michael erscheint mit glühenden Wangen vor Freuden, daß alles gut
abgegangen ist; und empfiehlt sich Ihrer Gewogenheit. Ich ersterbe
Deroergebenster Freund und DienerJohann Georg Hamann.Adresse:An / Herrn Krieges Rath
Scheffner
/
Sprintlacken
/
den 22 März 87.Nun mein Herzenslieber Jonathan! Noch ein paar Zeilen nebst einer
kleinen Beyl. von der noch mehr gilt als von der vorigen, daß f alles noch
roh ist. Ich habe das Ende des letzten nicht auffinden können, und weiß nicht,
ob Zusammenhang seyn wird.
Ich hoffe nun bald den Hügel erstiegen zu haben, und wünsche durch Deine
Erinnerungen Hülfe. In meinem armen Kopfe sind so viel
Bienenschwärme. Auf die Woche denke wider auszugehen, und Luft zu schöpfen. Ich
schmachte nach guten Nachrichten von Dir u den Deinigen. Den gantzen
Nachmittag Besuche gehabt, endl. einmal von meinem lieben Crispus, unserm
gewesenen und wahrscheinlich neuen Buchhändler Wagner mit dem Auftrage
aus dem Kayserlingschen Hause eine Münzeninscription zu machen. Was die
Leute sich für wunderl. Grillen von meinem Savoir faire machen. Ich
verstehe nicht ein lebendiges Wort von allem dem, was man mir zumuthet.
Darnach kam HE Mayer, der am Sonntage mit wenig Beyfall gepredigt
hat, und zu einer sehr dürftigen P Dorfpfarre künftige Woche eingeweyht
werden wird.
Gestern kam die Brahlsche Familie zum Besuch, und was ich in 20 Jahren
nicht gethan, es gelüstete mich Lombre zu spielen, und hatte das seltene Glück
einige Groschen zu gewinnen. Ich aß zum ersten mal während meiner
Krankheit Abendbrodt mit eben so wackerm Appetit, als wenn ich keinen reichen
Mittag gehabt hätte, und habe eine recht gute Nacht darauf gehabt.
Heute bekomme einen AvisoBrief aus Lübeck, daß das von Hartknoch für
meine mittelste Tochter bestellte Clavier wirkl. schon unterwegs ist, ohne daß
ich aus dem ganzen Handel klug werden kann.
Das Lesen wird mir schon bey Licht ein wenig sauer, geschweige zu
schreiben. Wenn ich mit dem ersten Drittel meines Geschmiers fertig bin, mache ich
Pause. Lohnt es
Deiner Mühe
, und
thut es Dir Gnüge
: so muß
ich schon so unverschämt seyn um eine Abschrift Dich zu bitten, weil es mir
nicht möglich ist, aus meinem eigenen Wust klug zu werden. Jedesmal wenn
ich abschreibe, ist was zu ändern, und das geht in secula seculorum; daß ich
zuletzt nicht mehr aus noch ein weiß. Aber an eine
Abschrift
wird nicht
eher gemacht, als
bis punctum mache
, und wenigstens mit dem Titel
meiner Autorschaft fertig bin. Crispus lacht auch mit Eckel über seine
Meinersche Recension, die ihm so sauer geworden ist. Darinn besteht aller Lohn
unsrer Arbeit, daß man zulezt über sich selbst lacht.
Vielleicht schicke ich Dir bald das Final des ersten Theils – und arbeite an
dem zweiten, während Du Dich mit der Durchsicht qvälst. Gott gebe, daß ich
selbige dort unter Deinen Augen vollenden kann, und unter Deinem Dache p
in der leeren Stube des seel. Freywilligen.
Gott gebe Dir Gesundheit und Muße mir bald zu schreiben. Mein
Vorrath zum Briefe ist kümmerlich und von keinem Belange. Dein alter treuer
Johann Georg unter tausend Grüßen und Wünschen.Kgsb. den 26 März 87.Nun, liebster Jonathan noch ein paar Zeilen. Nach einer langen
Verstopfung komt endlich eine schnelle Katherine, wie man hier einen Durchfall
nennt. Am gestrigen Dom. Judica und Mariä Verkündigung bin ich zum
erstenmal ausgegangen mit großen Reisestiefeln, hielt meinen Kirchengang
zum ersten mal in diesem Jahre, konnte aber nur bis zum ersten Theil
aushalten, besuchte meinen kranken Freund Hennings, der sich seinem Ende
nähert, aß und trank bey meinem Jacobi, der mich nach Hause begleitet.
Heute erschien auf dem Packhofe und habe mich meinem Beichtvater gezeigt,
den Kranken beßer gefunden, und schreibe diese Zeilen bey Licht –
Es sind lauter geile Äste, die beschnitten werden müßen; ich hoffe aber den
Hügel nächstens zu erreichen, um mich alsdann auszuruhen. Ich kann den
Rauch nicht unterdrücken; ein guter Zugwind wird ihn bald vertreiben.
Unser Etat soll bereits unterschrieben seyn, und ich hoffe daß er bald
ankommen wird. Geschriebnen Nachrichten zufolge sollen die Gehalte wieder
gestrichen seyn, und mündl. Klätschereyen zufolge habe ich Nebenbuler zu
meiner freyen Wohnung. Ich freue mich also daß ich so klug gewesen bin alles
abzuwarten und den ersten Zug des Spiels.
Hartknoch, wie ich höre, wird sehr früh dies Jahr erwartet, kommt mit
eigenem Fuhrwerk und ohn Gesellschaft, vielleicht in Rücksicht auf die
meinige. Selbst hat er mir noch keine Nachricht gegeben, wiewohl ich ihn darum
ersucht habe. Sobald ich nach Berlin geschrieben habe, werde ich im Stande
seyn auch an unsern lieben Alc. B. zu schreiben.Vergiß mir nicht das Wort Grove? Ich kann nicht mehr. Es liegt noch
viel um mich herum, das ich aufräumen muß. Morgen hab ich noch einen
sauren Gang zu meiner Tochter oder vielmehr ihrer Tante und Mutter. Auch
meine Freundin Courtan muß ich noch diese Woche sehn. Ich bin Gottlob!
ziemlich auf alles gefaßt und genieße seit ein paar Wochen einer
ungewöhnlichen Heiterkeit und schmachte nach Deinen Briefen. Spare weder Hippe
noch Sichel, zu schneiden und zu brennen, wenn das Ubrige werth ist Deiner
Strenge und Mühe. Ich umarme Dich unter 1000 Seegenswünschen Gott
seegne Dich u die Deinigen! Amen.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 22ten u 26ten / März 1787.
J. G. Hamann
beantw.Düßeldorf den 27ten März 1787.Vermerk von Hamann:No 61 erh. den 7 Apr. rote Tintegeantw den 8.9. –Bester Herzens Vater!
Du glaubst nicht welche Freude Dein liebevoller Brief v 10 u 12ten mir
gemacht hat, u wie ich mich gegrämt habe, da es mir unmöglich wurde, der
Post des folgenden Tages auch nur einige Zeilen an Dich mitzugeben. Nun
kam Sonntag Dein zweyter Brief. Dank für alles, Du unaussprechlich
lieber! – O daß ich einmahl bey Dir wäre! Die Beylagen habe ich gelesen,
kann Dir aber heute wieder nichts darüber sagen, als daß mir beym Lesen
trefflich wohl gewesen ist, u es mir eine wahre Lust ist, Dich wieder im Gange
zu sehen. Du mußt noch 8 Tage Geduld mit mir haben. Heute bin ich ganz
krank. Drey Mahl habe ich angesetzt um diese paar Zeilen zu schreiben, u
mich immer wieder legen müßen. An Loewens Commißionär, den
Buchhändler Schneider zu Leipzig ist geschrieben daß er sogleich folgende Bücher
Dir schicken soll. – Lavater über Philemon. Nathanael für Nathanaele.
DeMarées 2tes Heft. Lavaters Rechenschaft 2tes Blatt. Sailers einziges
Mährchen in seiner Art. Die Göttliche Entwickelung des Satans. Museum
Jan. u Febr. – Im Februar des Museums steht Witzenmanns Schreiben
über das Orientieren. Er entschloß sich, Ende December, es drucken zu laßen.
Verzeih daß ich nicht sorgte daß Du gleich dies Stück bekamst! Ich habe
mich einer Menge Nachlaßigkeiten gegen Dich schuldig gemacht, welches mir
leid ist, ohne daß ich mir Vorwürfe darüber machen kann. Die Predigten
meines Bruders schicke ich mit meiner neuen Schrift, so bald sie gedruckt ist.
Auch Herdern will ich eins schicken u an ihn schreiben. Ich war dazu
entschloßen vor Deiner Ermahnung. Wenn ich zum Gegentheil wäre entschloßen
gewesen, hätte ich zuverläßig auf Dein Wort d Sinn geändert. – Aber sage
mir was das ist mit Deinen geschwollenen Füßen? Es ist doch kein Waßer? –
Witzenmanns Mattheus will ich Dir schicken. – In meiner Direction for
managing Argand’s Patent Lamps steht nichts v Grove. Ihr müßt dort
eine andre Ausgabe haben. Vielleicht ists ein Druck- oder Schreibfehler, u
soll heißen Groove, eine Aushöhlung, französisch rainure. Ich habe selbst
zwey solche Lampen, u für andre jüngst ein ganzes Dutzend kommen laßen.
Hättest Du mir den Zusammenhang geschrieben worin grove steht, so
könnte ich Dir wahrscheinlich Auskunft geben. – Schenk ist vor wie nach bey
mir, u es liegt ihm wenig daran Sindikus zu werden. Er schreibt jetzt eine
Dißertation de autonomia. Auf seinen Beystand darfst Du zählen. Lene freut
sich mit mir Deiner Grüße. Alles wünscht nur das Du kommen möchtest.
Niemand aber bedarf wohl Deines Kommens mehr als Buchholtz. –
Einliegend Abschrift eines Briefes v Stark an den Herzog v Meckelnburg. Ich
erhielt sie heute v Kleucker. Starkens Klagschrift hast Du doch gesehen? Ich
könte sie Dir sonst mittheilen. Die Abschrift des Briefes behältst Du. –
Nimm für heute für lieb, Du Guter. Uber 8 Tage mehr. – Von ganzem
HerzenDein Fritz Jonathan.Düßeldorf den 1 sten April 1787Vermerk von Hamann:63. den 20 Apr. rote Tintenebst Gesprächen und des Bruders Predigten
Geantw den 22 Miseric. Dom. 23
wiedergeschrieben
den 28,29 28.
29. 3. – 9 5. May.
den 9 MayHier, Lieber, mein neues Büchlein. Der Vorredebogen wird umgedruckt
u enthält 2 cartons. Ich schicke ihn heut über 8 Tage mit mehr Exempl. Es
wird mir lange währen ehe ich Dein Urtheil über diese Schrift erfahre.
Ueber alle Maaßen hat es mich gefreut, da ich in der heute eingelaufenen
Beylage zu Deinem Briefe v 22ten März zwey Stellen fand, die eine ganz
ungemeine Aehnlichkeit mit einer haben, die Du in diesem Gespräch finden
wirst. Ich meine die vom Magnetismus u Somnambulismus. – Aber der
Himmel stehe unserem Freunde Krispus bey. Da er so viele Bogen voll
gegen Meiners hat recensieren müßen, so wird gegen mich ein halbes Ries
kaum hinreichen –
Einer meiner Freunde, der Major v Kron, ein guter u verständiger Mann
kam u blieb ein paar Stunden. Nun muß geschwinde schließen u mein Paket
machen. Der Brief den ich Dir übermorgen schreibe erhältst Du eher als
dieses Blatt.
Mittwoch schicke ich Herdern mein Gespräch u schreibe dabey. Du sagst
mir doch gleich ob ich Dich nicht in den April geschickt habe. – Meine ganze
Seele ist dabey indem ich Dir schreibe daß ich Dein
Fritz Jonathan binPempelfort den 6ten April 1787.Vermerk von Hamann:62 den 18 – Geantw eod.rote Tintenebst dem V. Blatt
meiner Fortsetzung in 8ou der Abschrift des Briefes nach Berlin. d 20 abgegangen.Sieh Du Guter, da bin ich schon in meinem guten Pempelfort. Wir
haben uns Hals über Kopf heraus gemacht, als wenns auch auf die Meße
wäre. In der That doch auch ein beßeres
Jubilate
als das Leipziger! In
der vorigen Woche wurd’ es unversehens beschloßen. Zu dem
außerordentlich schönen Wetter, u dem mit Gewalt heraus brechenden Laube, kam noch
der Umstand, daß wir einen Besuch von Reventlows, auf ihrer Reise v
London nach Holstein sogleich zu erwarten haben, u sie hier bequemer als in der
Stadt beherbergen können, weil wir hier nur Baracken, in der Stadt aber ein
ordentliches u schönes Haus haben. Wir überlegten, u fanden, es würde zur
Noth sich zwingen laßen, daß wir als gestern hier einziehen könnten. Da
kommt unversehens Dienstag früh ein Brief v Dohm, der uns seinen Besuch
auf den folgenden Tag, mit seinem Gesandtschafts Secretär, u vielleicht mit
seiner Frau, auf den folgenden Tag ankündigt. Nun war unser ganzer
Anschlag zernichtet, wenn es sich nicht vollends auch noch zwingen ließe, daß wir
schon den Mitwochen heraus zögen. Und es ließ sich zwingen. Da sind wir
nun, u ich kann Dir nicht sagen wie herzlich wir uns freuen u darob nicht
müde werden, daß wir es sind. – Dohm ist ohne seine Frau gekommen, weil
es sich mit einer sehr argen Verkältung womit sie behaftet ist gar nicht hatte
geben wollen. Er ist hier um die nöthigen Verabredungen wegen des Kriegs
gegen Heßen Caßel zu nehmen. Heute Mittag speist er bey dem Pfälzischen
Kreisgesandten HE v Grein, u morgen reist er nach Coelln zurück.
Du bist nun wohl schon ganz darin gefaßt, daß ich Dir am vergangenen
Dienstag des Verziehens wegen nicht Wort gehalten habe. Aber wahrlich,
wenn ich hätte verziehen können, hätte ich Dir auch geschrieben. Ich war
krank, u das einzige was ich vermochte, war, gegen Mittag einige Zeilen
an meinen ältesten Sohn zu Stande zu bringen, der Tages zuvor sich mit der
Tochter meines Schwagers, Luise v Clermont, feyerlich verlobt hatte. Den
2ten Juli wird die Hochzeit seyn.
Deine zwey Brieflein, das v 22ten u das v 26ten März, mit den Beylagen
habe ich richtig erhalten, u weiß Dir nicht genug zu sagen, wie sehr ich über
diese Beylagen mich gefreut habe. – Ueber die erste Beylage habe ich Dir
Sonntag Abend schon ein Wort geschrieben; denn Sonntag Abend gab ich ein
Exempl meines Gesprächs für Dich auf den Postwagen, u hoffe es soll
ohngefähr zugleich mit diesem Briefe überkommen. Aber Montag habe ich
die Beylage erst recht genoßen, u noch einmahl, ich kann Dir nicht sagen, in
welchem Grade sie mich entzückt hat. Nicht weniger Gutes kann ich v der
gestern eingelaufenen bezeugen, nur daß sie mir noch nicht so geläutert scheint
wie die vorige. Bey den Worten gleich im Anfange. „Es ist demnach Zeit
die Acten einmahl zu schließen, mit einem lauen, scheuen
„All Fehd hat nun ein Ende!“bin ich Dir um den Hals gefallen. – Die Abschrift soll mit Lust u Freude
besorgt werden. Gott gebe daß Du nicht wieder unterbrochen werdest.
Wie sehr mich nun auch verlangt zu hören daß mein neues Büchlein in
Deinen Händen sey, u was für eine Aufnahme Du ihm hast gewähren
können, möge mein Genius Dir zuflüstern, u Dein eigner Dir bedeuten. Herdern
habe ich am Mittwoch ein Exempl geschickt u ihm dabey geschrieben. –
Mehrere Exempl für Dich gehen künftige Woche ab.
Du schriebst neulich, es nähme Dich Wunder, daß die Arzte nicht
neugierig gewesen wären Witzenmann zu öffnen. Die Ärzte waren nicht
neugierig, weil sie wegen seiner Krankheit keine Zweifel hatten; nur er selbst war
einer andern Meynung. Er ist aber doch geöffnet worden. Die Lunge war
ganz u gar aufgerieben u an der pleura angewachsen. Alles übrige
vollkommen gesund. – In einem Buche worin er seine Gedanken aufzeichnete finde
ich folgende Stelle über Dich. 1 – 10 Jann 86. „dies ist der Mann, deßen
Patriarchalisches Herz, deßen bildervoller Kopf stupender Kopf, deßen
ungeheure Gelehrsamkeit, deßen feiner schwerdtscharfer Geist, meines
Erachtens seines Gleichen nicht hat. Ich beuge mich tief vor seinem Genius. –
Jacobi hat viele gute Eindrücke ihm zu verdanken.“ –
Meine Schwester sagt, ich müßte schließen u siegeln. – Ist es doch ein
Elend, daß ich gar nicht dazu kommen kann, einmahl ruhig u nach Genüge
Dir zu schreiben! – Daß der Stadthalter v Dahlberg am 1sten April
Coadjutor zu Mainz geworden ist, wird vor Ankunft dieses Briefes schon
bey Euch erschollen seyn. – Ach, daß Du so weit, so weit v mir ab wohnst! –
Lebe wohl, Du lieber Lieber! – Gott befohlen! – Bald, bald schreibe ich
wieder –
Dein Fritz Jonathan.Ostern! den 8 Apr 87. im BetteGottlob! daß Du gesund bist, Herzenslieber Bruder Jonathan! Ich
erwartete mit dem lezten März eben die Freude, welche ich den letzten Febr.
erlebt hatte, und war deswegen besorgt theils Deiner Gesundheit wegen,
theils meiner selbst wegen, daß ich Deine Zufriedenheit gestört haben möchte,
und Dich in Verlegenheit gesetzt hätte. Aber die Treue und Gedult meiner
Freunde mit meinen Thorheiten und Unbesonnenheiten ist mir selbst
unbegreiflich. Ich richtete mich damit auf, daß Du mit Arbeit überhäuft wärest;
aber auch dieser Trost war mit einem unangenehmen Gefühl meiner eigenen
Unthätigkeit vermischt. Ich warte noch immer auf unsern neuen Etat. Man
hört eben so wenig Gutes als vom neuen Tarif. –
Von meinem geschwollenen linken Fuß habe ich bisher weiter keine
Unbeqvemlichkeit gehabt, als daß ich in meinen weiten Reisestiefeln, die mir
Hartknoch schon vorige Ostern gab, habe herumtappen müßen wie ein Tantzbär.
Scheffner hat mich weidlich ausgelacht. Ich speiste vorigen Dienstag mit ihm
– Man vermuthet sich eine Fortsetzung der Lebensläufe. Wie mir alles ein
Wunder ist: so auch dies ein Geheimnis, wie Hippel bey seinen Geschäften
an solchen Nebendingen denken kann, und wo er Augenblicke und Kräfte
hernimmt alles zu bestreiten – Er ist Bürgermeister Policeydirector,
Obercriminalrichter, nimmt an allen Gesellschaften, Journalen Antheil, pflanzt
Gärten, hat einen Baugeist, sammelt Kupfer, Gemälde – weiß luxum u
Oeconomie wie Weisheit und Thorheit zu vereinigen. Scheffner giebt sich
auf dem Lande als Kirchenvorsteher mit Projecten à la Rochow ab, wird von
seinem Freunde deshalb geschroben und geneckt, lacht selbst darüber mit. Der
Gang dieser Leute ist eben so sonderbar als ihr Ton. Was ich für eine Figur
zwischen ihnen vorstelle, weiß ich selbst nicht. Es scheint, daß wir uns einander
lieben und schätzen, ohne uns recht zu trauen. Sie scheinen gefunden zu haben,
was ich noch suche. Mit allem Kopfbrechen geht es mir wie dem SanchoPancha, daß ich mich endlich mit seinem Epiphonem beruhigen muß: Gott
versteht mich!
Gestern habe ich bey aller Freude über Deinen Brief in Schmerzen
zugebracht, weil ich meinen Fuß durch zu enge und zu dicke Bekleidung gereizt
hatte, zu der mich Artzt und meine Freunde anriethen, wegen eines
Durchfalls, den ich über acht Tage gehabt, und wegen meiner weiten Stiefel. An
einem waßersüchtigen Uebel ist nicht zu denken. Die Schwulst ist blos im
Gelenke des einen Fußes. Eine Frühlingscur wird alles heben. Miltz weyht
heute seine neue Wohnung ein, und hat mein ganzes Haus dazu eingeladen. –
Ich wollte schon gestern antworten. Dein erwünschter Brief fand mich
aber über eine Arbeit, die ich gern los seyn wollte, ohne daß es mir möglich
war abzubrechen. Die ganze Grille besteht darinn, Mori zweyte Ausgabe von
des Isocratis Panegyr. mit der alten zu vergleichen, diese besitze ich selbst,
jene hatte mein Sohn geliehen. Es wurde schon finster, und zum Glück muste
ich Feyerabend machen, weil Brahl kam. Er hatte mir kurz nach Empfang
Deines Briefes den Nathanael von unserm lieben Lavater zugeschickt. Ein
paar Abend vorher erhielt ich das 2 Heft seiner Rechenschaft nebst der
verzweifelten Metaphysik des Oberreits, wo ich schon auf das
Museum
aufmerksam gemacht wurde, und es mir ad notam nahm. Wer ist der alte
Schweitzer oder Herausgeber? Lavaters Rechenschaft ist ein Meisterstück
seiner Beredsamkeit und vollen Herzens – bis auf einige wenige Stellen, wo
er leider! in meinen Fehler fällt mehr zu sagen, als nöthig und nützlich ist
für seine Freunde und Feinde.
Ich habe es zehnmal auf der Spitze meiner Feder gehabt Dich um
Verzeihung zu bitten wegen meines Misverständnißes in puncto des Philemons.
Ich habe schon längst Deinen Brief deshalb nachgesehen, und gefunden, daß
die Schuld an mir liegt etwas gelesen zu haben, woran Du nicht gedacht hast.
Aber herzlich lieb ist mir dies
Geschenk von Deiner Hand
; und ich
wünschte nur auch einmal ein nützlicher Onesimus Dir zu werden. Gott wird
meine tägl. Wünsche deshalb erhören; denn es ist eine traurige Lage, ein
unnützer Knecht zu seyn bey einem guten Willen keine Kraft, keinen Einfluß der
Lebensgeister zu fühlen, und die Seeligkeit der Armen am Geist zu glauben
und zu hoffen. Es schlägt 8 Uhr und ich will aufstehen – Herausfahren kann
ich nicht mehr – – – ich weiß nicht, wie mirs heut wird gehen –
den 9 im BetteBunter, wie ein Osterey, wurde der gestrige Tag für mich. Mutter und
Sohn giengen jeder in ihre Kirche, jene den Oberhof – dieser den
Hospitalprediger
Fischer
zu hören. Ich las meinen kleinen Mädchen. Im May 77
schenkte mir Lavater Hahns Postille, an der ich 10 Jahre unermüdet fortlese
und dem Geber bisweilen laut danke, weil ich dieser kleinen Postille wirkl. viel
zu verdanken habe, ungeachtet ich weder die Uebersetzung noch übrige theolog.
Grillen und Schwärmereyen mit genauer Noth aushalten kann. Aber in
gewißen Grundideen – Doch in unsern Urtheilen über Bücher, fließt das was
man dabey
denkt und fühlt
, mit dem was man lieset, so ineinander,
daß man nicht im stande ist eins vom andern abzusondern – und daher so
mancher Bock in meinen schwärmerischen Urtheilen. Hast Du schon den
güldenen Hahn
gelesen? von dem ich Dir einmal geschrieben habe? Wenn Du
den Autor erfährst, melde ihn doch. Das Buch ist in der Schweitz gedruckt.
Eben so bin ich noch immer nach dem Verf. der
Weltbürger
neugierig.
Nach verrichteter Hausandacht in beliebter Kürze, die meinen beyden
Mädchen sehr langweilig vorkam, begieng ich einen dummen Streich, und
wollte versuchen, ob ich meine gemächlichsten Stiefel von weichem Leder
anziehen konnte. Ich muste auf halbem Wege eilen den kranken Fuß
zurückzuziehen, und mit meinen schweren weiten Reisestiefel wanderte ich nach der
Stadt durch die Halle der Altstädtschen Kirche – wo der Kirchenrath sich
überschreyt und kein Ende finden kann – nach meinem kranken Freunde
Hennings, der über eine dicke Postill munterer, wie ich dachte saß und eben eine
Predigt des ihm erbaul.
Gisecke
angefangen hatte, den ich nur dem Namen
nach kenne. Sein Wirth und nächster Blutsfreund, ein aus einem
verunglückten Kaufmann reich gewordener Mäckler, kam auch in die Stube ziemlich
genesen von einer schweren Krankheit. Es war von einem jungen Menschen
die Rede, der nach Memel abgereiset war dort als Kaufmann auszulernen.
Ich war so desorientirt, daß ich mich gar nicht besinnen konnte, daß des vor
mir sitzenden Sohns Wirths Sohn gemeynt war. Wie ich mit der Nase
drauf gestoßen wurde, fiel mir der junge Mensch so lebhaft ein und so manche
Scene, von der ich Zeuge gewesen war, daß ich in ein solches Gedränge von
associirten Ideen gerieth. Erziehung ist das Steckenpferd meines Freundes,
der zu seinem Glück vielleicht keine LeibesErben hat. Philanthropie, der
Deßausche Hof und der Himmel weiß, was mir nicht alles einfiel. Ich redte
einige Minuten durch einander, und eilte beschämt aus dem Hause. Zufällig
hatte erfahren daß Lilienthal, der sein altes Haus sehr vortheilhaft verkauft
hatte, bereits eine neue Wohnung bezogen hätte in der Nachbarschaft meines
guten lieben Crispus, wo ich gute Freunde fand, ihn selbst in neuen
Plackereyen, was mit dem angekommenen Geschenk der 2000 rth für die Akademie
anzufangen wäre. Lilienthal wohnt dicht neben ihm, und ich wurde
hingewiesen. Er empfieng mich mit alter unveränderlicher Vertraulichkeit. Er hat
das BauDepartement bey der Kammer. Die Lampe stand da; es fehlten
aber noch einige Stücke, welche noch im Packhofe liegen sollten. Er klagte
über den Dampf der Lampe, die er blos mit feinem Baumöl unterhält und
denkt diesem Uebel durch einen Schwamm abzuhelfen. Ob ihm das Sperma
ceti zu kostbar ist, weiß ich nicht. Von dem Mechanismo war er sehr
eingenommen, und glaubte daß die berlinsche Reverberes, mit denen ein Freund
des Miltz sehr unzufrieden ist wegen des schlechten Lichts und des woran
es der Argantschen Lampe nicht fehlen soll, und des abscheul. Dampfs.
Unterdeßen wünschte er einige Beobachtungen in Ansehung dieses Punctes
von einem experto, und bist Du imstande mir eine Abschrift oder irgend
etwas zu diesem Behuf mit zu theilen. Er erinnerte sich, daß ich ihn vor
einigen Jahren schon gebeten hatte sich meines eingefallnen Holtzstalls
anzunehmen, weil kein fonds dazu ausgemittelt werden konnte, weder Kammer noch
Admiralität hier und in Berl. das General Directorium u die RRegiemit einander einig werden konnten, die Kosten –
Ich hinkte also vergnügt zu meinem Artzt und Wirth mit der guten
Nachricht eines neuen Holtzstalls, weil dieser Mangel meiner gantzen Haus
Haltung bisher sehr nachtheilig gewesen, und ich keinen Schritt deshalb weiter
habe thun mögen – Mein ganzes Haus war da bis auf den Michael, der
erwartet werden muste, weil die Magd sich Zeit gelaßen hatte
zurückzukommen. Mein Artzt warnte mich vor einem äußerl. Schaden, hatte mir schon
das Eindrücken mit dem Finger verboten um nicht die lymphatische Gefäße
zu verletzen, und ich werde dieser Vorschrift hinführo genau nachleben.
Sauerkraut, Sauerbraten, Suppe von Sauerampf, Osterschinken, Kuchen
und Bischoff, kurz alles hatte herrlich geschmeckt. Müde und schläfrich hinkte
ich nach der nächsten Kirche um einen neuen Diaconen zum erstenmal zu
hören, den ich als einen genauen Freund des Oberhofpredigers u seines
Jacobchen kenne, wie er Deinen hiesigen Namensvetter nennt, mit dem ich
auch in einer verdriesl. Verwickelung stehe wegen Hills, der mit dem Ende
des Mays seine Schulfasces und Haus verlaßen will.
Miltzen thut der Verkauf seines alten Hauses und der neue Ankauf leid.
Dort wohnte er in Ruhe, hier ist Garten neu anzulegen – ein Haufen an
Nebengebäuden zu repariren. Am Palmsontage kam es gantz zufällig, daß
Jacobi mich bis in Miltzen Haus begleitete, und sich diese beyde Leute ein
ander von Person kennen lernten, die in der Sparsamkeit um das gelindeste
Wort zu sagen, sich einander sehr ähnlich sind und im Schein von Grosmuth
und in ihren Grillen über die Erziehung, wo Geitz und Eitelkeit auch die
stärksten Triebfedern sind.
Hills beyde Schwestern, deren Mutter eine Schwester Miltzen ist, waren
auch gebeten, aber an dem armen Bruder nicht gedacht. Jene sind wenigstens
leichtsinnig und haben beynahe ihren guten Namen verscherzt. Der Vater ist
vor Hochmuth und Dummheit halb gestört, ein Tyrann und Geck in seinem
Hause. Miltz liebt seine Schwester, die Mitleiden und Antheil verdient. Das
übrige kann man sich leicht vorstellen.
Miltz hat eine einzige Tochter, ein Mädchen von recht guten Anlagen.
Jedermann der ihre seel. Mutter gekannt hat, spricht mit der herzlichsten
Bewunderung von ihr. Ihre Gutherzigkeit muß aber bis zur Schwäche und
Schwärmerey gegangen sein. Diesem einzigen Kinde zu Gefallen, zog er
vom Lande nach der Stadt, gab sie in Pension und wollte sie bey der
Baroneße anbringen. 400 fl war ihm zu viel. Alles was er thun kann, besteht in
einer genauen Ehrlichkeit. Aus meiner Unterhandlung wurde also nichts, und
ein Haupthindernis war die Grille des Vaters, jede Woche einen Tag u eine
Nacht wenigstens sein Kind um und bey sich zu haben.
Nach dem Eßen wurden noch ein paar Kinder aus der Nachbarschaft
abgeholt, ein munterer abgefeimter Knabe, ein Liebling beider Eltern eines
verschwenderischen Vaters und geitzigen Mutter, die aber ein Muster
ehelicher Verträglichkeit seyn sollen. Das Mädchen gefiel mir gleich beym ersten
Anblick und ich erstaunte, daß sie von beyden unterdrückt und fast verachtet
seyn soll.
Die Kinder und Weibsleute waren in einer andern Stube und ich mit Miltz
u Michel allein; wie es meinem Wirth einfiel mir etwas merken zu laßen,
was er lange schien auf dem Herzen gehabt zu haben. Er misbilligte den
ganzen Plan oder Unplan meiner Erziehung, und ließ sich nichts gutes ahnden
von meiner ältesten, die auf einem zu großen Fuß erzogen würde, und daß ich
groß Unrecht thäte meine Kinder nicht selbst zu erziehen und mehr an meinen
Jungen zu verwenden. Das Frühstück bey Hennings, die Lage Hills bey
Jacobi lag mir so in den Gliedern. Die Gegenwart meines Sohns war mir
auch im Wege. Ich war von meiner Materie so voll, daß ich weder Anfang
noch Ende wußte. Muste allso zu einem mystischen Persiflage meine
Zuflucht nehmen, das leider! beyden anstößig ist. „Reden Sie daß ich sie
verstehen kann – Verstehen sie Ihren Vater“! Nein, mein Sohn versteht mich am
wenigsten. Ich verschanzte mich also so gut ich konnte. Da kam der Nachbar
und Vater der beyden Kinder, mit dem ich schon einen Mittag zugebracht
hatte, aber in ziemlicher Entfernung. Wir wurden auf einmal vertrauter und
ließen uns zum theil in dem Ton nicht stören, worein wir gerathen waren,
ohngeachtet die Materie abgebrochen wurde. HE Melzer ist ein Mann von
einem sehr vortheilhaften Ansehen, von vieler Suade. Er hat ein ansehnl
Vermögen durchgebracht, das seiner Frau gehört hat, und einen der reichsten Posten
hier in Berlin erhascht bey der Holtzkammerey durch einen Canal, dafür ihm
die Kammer hier u dort das General-Directorium alles mögl. in den Weg zu
legen sucht. Dem allen ohngeachtet ist sein Schade incurable, von innen und
außen. Ich gerieth also in eine ungewöhnlich lebhafte Laune, aß wieder mein
Vorsatz ein wenig Abentbrodt und die kalte Küche schmeckte mir so gut, als
wenn ich keinen Mittag gehalten hatte. Hinkte also vergnügt nach Hause,
wo Scheffner mich verfehlt hatte, mir von Hippel Deines HE Bruders
Naßir u Zulima u Lav Rechtfertigung zurück u Campens Vorschläge, die ich
noch nicht gesehen u die hier gefehlt, zum Ansehen mitgebracht. Mein Fuß
war theils von dem Experiment, theils von der starken Bewegung stärker
geschwollen, aber auf dem Blatt mehr als am Enkel. Die halbe Nacht war
schlaflos – Ich bleibe also diesen Morgen im Bette, weil durch eine solche
Pflege die Geschwulst die Nacht über etwas schlingt, und getraue mir nicht
mehr meine Socken anzuziehen, weil selbige auch schon zu enge sind, will mich
also meiner weiten Reisestiefel sowohl zu Hause als beym Ausgehen bedienen,
wenigstens so lange bis der neue Etat ankommt; der mit jeder Post erwartet
wird und spätestens im May hier seyn muß.
Es war schon gegen Mittag, ich lag noch in meinem Praesepio. Der
pollnisch reformirte Prediger Wanowski besuchte und sein würdiger Neveuist nun Sprachmeister meines Michaels. Ich habe ihn lange, sehr lange nicht
gesehen. Als er eben aus der Thüre geht, kommt meine Lisette Reinette zur
andern herein, an die ich nicht mehr gedacht hatte. Der Tisch wird auch
gedeckt, und es ist Zeit aufzustehen.
Verzeih einem alten kranken alten Oedipus sein radotage, Herzenslieber
Bruder Jonathan! Wie herrlich mir der Hecht und die Rehkäule meines
kranken Freundes geschmeckt hat. Auch in der Küche sind die Götter, und was
Cartes von seinem Cogito sagt, davon überführt mich die Thätigkeit meines
Magens. Der Caffé ist auch schon absolvirt; und ich kehre zu meinem
Schreibtisch, bald hätt ich gesagt vom Tisch zum Wisch. Ich mach mir Vorwürfe
gnug, wegen meiner Maculatur – auch wegen der letzten vier Blätter in folio4o und 8o die ich Dir geschickt habe. Jetzt erhältst Du nichts als diesen langen
eckeln verwirrten Brief. Ich glaube, daß die Umarbeitung eben so wenig
taugt, als der erste Versuch. Als wenn eine Art von Zauberey dabey zu Werk
geht, kann ich aus meinen eignen Zedeln nicht klug werden, die ich hier zurück
behalte. Ich glaube auch wirklich daß Verbindung und Zusammenhang
schlechterdings noch
fehlt, und wenn alles auf die Hälfte verkürzt und
so eng wie möglich zusammengezogen wird, desto beßer. Ich kann nicht anders
in meiner gegenwärtigen Lage, Zerstreuung und Ohnmacht meines Gemüths
arbeiten als à bâtons rompus. Mein Urtheil versagt mir eben so als mein
Gedächtnis. Wenn Du nur in der Hälfte etwas Brauchbares findest, das des
Erhaltens würdig ist. Allen natürl. Autorwind abgerechnet und allen Zoll
der Menschlichkeit, bleibe ich noch immer bey meinem alten Resultat und
würde mich weder
schämen
noch fürchten oder scheuen selbiges zu
widerruffen, daß mir noch
immer selbst daran gelegen
ist meine Arbeit
zu Ende zu bringen, und daß ich alle meine Mühe nicht für unnütz und
vergeblich halte. Ich habe schon fast so gut wie, den Hügel überstiegen. Aber
auf einmal findt sich ein
unüberwindlicher Eckel
und bald eine eben
so unwiderstehliche Lüsternheit, und ich will, kann und soll nicht eilen, übereile
ich trotz diesem festen Vorsatz, ehe ichs mich versehe.
Mein Thema ist in der That so küzlich und ich hoffe mehr Klarheit im
zweiten und lezten Theile anzubringen. Aber von künftigen Dingen muß
freyl. alles hypothetisch verstanden werden.
Da kamen ein paar Brüder, deren Besuch ich erst am Ende der Woche
erwartete. Der älteste ist des Kants amanuensis, und sein Vertrauter
beynahe; auch beyde Schuhmachers Söhne, wie Hill, dem Wuchs nach
Potsdamer. Der jüngste ist Respondens den nächsten Freytag unter einem
Pörschke, der magistriret. Sie waren vorgestern bey mir eine Disputationeinzureichen. Mein Fuß machte mich so unmuthig, daß ich mich gegen ihren
Besuch entschuldigte. Ich habe mich in des jüngsten feinen Anstand gantz
verliebt und ihn im Ernst gebeten mich öfterer zu besuchen. Der älteste ist
öfters bey Courtan, seinen Bruder habe aber heute zum ersten mal gesehen,
aber immer eine gute Meinung von seinen Fähigkeiten gehabt. Eben
überrascht mich Kraus und beunruhigte mich mit der Zurückhaltung, womit er
mir eine üble Nachricht mittheilen wollte, die ich garnicht dafür ansehen kann.
Brahl hat erfahren daß die Licent Inspector stelle an einen Secretair der
Direction übergeben, der Aune heißt. Ich gönne ihm selbige vor allen andern
Competenten und habe ihm schon vor 3 Wochen Glück dazu gewünscht. Er
ist ein gefährlicher Mensch, und trägt davon die Merkmale in seinem
Gesichte, das er immer im Reden garstig verzieht. Es ist mir gnug daß alle meine
Collegen mir diese Stelle zugedacht und gewünscht haben. Er hat ein
Häuflein Kinder zu ernähren, und es hat ihm nicht an Industrie dazu gefehlt. Er
hat eine doppelte Zunge, die er sehr unbehutsam von beyden Seiten
misbraucht. Sehr übel zufrieden mit dem dDirector, begegnete er mir vor
8 Tagen und redt auf einmal von einem Plan der Direction, als wenn die
Weisheit ihn eingegeben hätte. Ich wurde dadurch außerordentl. aufmerksam
gemacht; merkte gleich, daß etwas in der Mache seyn müste. Es heißt zugl.
daß an einem neuen Tarif gearbeitet wird. Wenigstens einen Schritt weiter.
Bleibt mein alter Posten; so kann ich mit desto beßerm Gewißen reisen und
um meinen Urlaub anhalten. Nur besorge ich, daß die Ankunft des Etatsdurch die Veränderung des Tarifs verzögert werden dörfte, welches mir nicht
lieb wäre. Doch alles sey der väterl. Vorsorge anheim gestellt.
Also unser liebe Schenk ist also auch wie unser einer geworden. Die Wahl
seiner Materie ist reichhaltig und gut gewählt. Er wird doch wohl nicht
Doctor werden, weil Du es eine Diss. nennst? für mein Exemplar wirst Du
sorgen, wenn er nicht von selbst dran denken sollte. Doch ich habe ihm Mühe
gnug gemacht im festen Andenken zu stehen.
Aber Deine Gespräche werden mir recht willkommen seyn. Laß mich nicht
drauf warten. Vielleicht werd ich dadurch aufgemuntert dasjenige endl.
auszuführen, was ich so lange willens gewesen bin. Der Geist ist willig, aber das
Fleisch ist schwach.
Hartknoch erwarte diese Woche, nebst seinem Clavier. Vielleicht kommt
beydes zu gl. Zeit an. Was macht mein Namensbruder Georg. Geht es
beßer? Die Gedanken vergehen mir, wenn ich an alles denke, was ich gern
schreiben möchte; und nicht zu schreiben vermögend bin. Und hiemit Gott
empfohlen, der Sein Werk nicht im Stich laßen wird. Er heist ja Α und Ω!
Ich umarme Dich und alle die Deinigen. B. denkt an mich wie ich an Ihn!
Sobald mir nur immer mögl. mehr von
Deinem alten treuen Oedipus.Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 8ten April / 1787.
J. G. Hamann
empf den 19tenbeantw den 30ten –/ u 1sten May.Meine herzlich geliebte Tochter
Am Palmensonntage habe ich gnug an Deinen Geburtstag gedacht, aber
der 12 April war mir beynahe entfallen, und muste erst durch die Einladung
Deiner Schwestern daran erinnert werden. Ich schreibe nach Berlin, und
hoffe daß der Brief diesen Sontag Quasimodogeniti abgehen, und endlich
einmal aus meinem Urlaube und Reise Ernst werden wird. Du kanst Dir
also leicht vorstellen, wie mir der Kopf steht und wie mir dabey zu Muthe
seyn muß. Ein Buch zum Andenken ist eben von mir bestellt, und Du wirst es
bey Deinen nächsten Besuch wohl eingebunden und fertig finden. Nimm
damit für lieb. Gott wird mir gnädig seyn und mich in den Stand setzen Dir
und Deinem Geschwister länger und nochmehr Guts zu thun, als ich jetzt
Euch zu wünschen im stande bin. Er wird Dich mein liebes Kind fromm und
gesund erhalten, und es Euch allen in Zeit und Ewigkeit wohl gehen laßen,
und vornehmlich Dich zum guten Vorbilde und Muster Deiner jüngeren
Schwester machen durch Aufmerksamkeit und Gehorsam, dieen Du den
Lehren und Beyspiele Deiner Wohlthäterinn schuldig bist. Laß Deine
Erkenntlichkeit niemals aufhören undoder abnehmen und befleißige Dich
immer würdiger zu werden der besten Wünsche Deines alten Vaters und
ersten Freundes. Ich umarme Dich, und empfehle Dich göttlicher Obhut
und Vorsorge –
Johann Georg Hamannden 12 April 87.
Copia
einer Bittschrift von Joh. Georg Hamann,
Packhofverwalter in Königsberg, an Se. Excellenz den Herrn Minister von
Werder.d.d. Königsberg, den. 17. April 1787.Ew. Excellenz werden aus abschriftlicher Beylage zu ersehen geruhen, daß
ich bereits 2. Jahre nacheinander bey Einer Königlichen General
Administration um den Urlaub einer Reise zur Wiederherstellung meiner
Gesundheit und zu Abmachung einiger für mich wichtigen Angelegenheiten fruchtlos
angehalten habe, und mit Unglimpf abgewiesen worden bin, obgleich andere
eines ähnlichen Gesuchs bey mehreren Schwierigkeiten und größeren
Bedenklichkeiten gewährt worden sind.
Die Beschaffenheit meiner Gesundheit läßt sich auch ohne die Bescheinigung
eines Arztes aus meiner 20. jährigen Lage leicht ermeßen. Ich habe seit dem
25ten May 67. unter der Regie gedient; das erste Decennium theils als
Uebersetzer ins Französische, theils als Copist mehr denn Uebersetzer eines
Deutschen Provincial Directoris; seit dem Juni 77 aber als
Packhofverwalter des hiesigen Licents. Anfänglich bin ich mit so vieler Arbeit überladen
gewesen, daß ich derselben ohne die äußerste Anstrengung meiner Kräfte
unmöglich ganz allenthalben Genüge thun können (weshalb ich mich auf die
Erhöhung eines monathlichen Gehalts von 16. auf 30. Rthlr, die nach der
allgemeinen Reduction bey 25. stehen geblieben sind, und auf die Conduiten
Listen seit 67. berufen darf); hernach aber nicht nur von häuslichen Sorgen,
sondern auch von Mitgefühl öffentlicher und allgemeiner Misverständniße
und Drangsale, deren nächster Augenzeuge ich täglich seyn mußte, dergestalt
niedergedrückt worden, daß mein ganzer Vorrath von Philosophie, an dem
ich von Jugend auf durch Lectüre und Erfahrung gesammelt hatte, zu Ende
gieng.
Da eine schwere Aussprache, eine dadurch beförderte Neigung zu einer
sitzenden, stetigen Lebensart, geerbte und erworbene hypochondrische Wehen
mich von Geschäften sowohl als Gesellschaft entfernen, ich mich vollends zu
einem Invaliden und zu Schanden gearbeitet hatte, war mir das Gnadenbrod
meines jetzigen Postens die höchste Belohnung, und ich freute mich, das Ziel
meiner Wünsche erreicht zu haben; weil ich die Beruhigung genoß in einen
alten
Posten versetzt zu seyn, der wenigstens sicherer und solider schien, als
das zufällige und beynahe lächerliche Schaarwerk eines Uebersetzers
aus
dem Deutschen ins Französische
, worinn meine eigentlicheerste Bestimmung bestand.
Das unverantwortliche Verfahren der Regie mit den Fooi- oder
Trinkgeldern, die seit 1633. den Zöllnern als ein Theil ihres Salarii waren
angerechnet und durch wiederholte allerhöchste Gesetze bestätigt worden, übertrift
alle „Schelmereyen und Betrügereyen“, deren die Employés bey dem
Accise und Zollwesen durch eine allergnädigste Cabinets Ordre d.d.
Potsdam den 18ten October 82 beschuldigt wurden.
Auch ich wurde also der Gefahr ausgesetzt, entweder die bisherigen
Grundsätze meines Gewißens und Wandels zu verleugnen, oder mit meinen vier
Kindern und ihrer Mutter umzukommen, wenn nicht die Göttliche Vorsehung
durch ihre bis auf den heutigen Tag mir verborgene und unbekannte Wege
das Herz eines ganz fremden entfernten Wohlthäters gerührt und mich in
den Stand gesetzt hätte, die Pflichten eines Vaters gegen meine Kinder und
Hausgenoßen durch ihre Erhaltung und Erziehung ausüben zu können.
Diesen großmüthigen Freund, meinen und der meinigen Versorger und
Pflegvater von Angesicht zu sehen, uns einander persönlich kennen zu lernen, ihmvon der Anwendung des mir anvertrauten außerordentlichen DepositiRechenschaft abzulegen und das übrige mündlich zu verabreden, war der
Hauptgegenstand meiner Reise nach Münster in Westphalen und das letzte
Bedürfniß meines nahe an 60. Jahre gränzenden grauen Alters, das nach nichts als
nach Ruhe im Grabe schmachtet.
Zwey Jahre lang sind diese pia desideria durch den grausamen
Despotismum welscher Barbaren vereitelt worden, welche meinen ursprünglich
alten Posten durch ihre willkührliche Verwirrungen so geschmälert und
verstümmelt haben, daß derselbe beynahe von Arbeit und Verantwortung
entblößt ist, und folglich das allerhöchste Intereße des Königl. Dienstes Dienstes durch die
Abwesenheit meiner Reise nicht im geringsten beeinträchtigt werden konnte.
Dieser Umstand war zwar das größte Glück und Verdienst meines Amtes
in Rücksicht meiner hypochondrischen Imbecillität, vermehrte aber zugleich
desto stärker das Gewicht meines inneren Leidens und Creutzes, und ich bin
daher genöthigt den Schaden und die Blöße meines Postens aufzudecken.
Packhof und Licent gehören ihrer Natur und Lage nach unzertrennlich
zusammen. Mein Vorgänger hatte außer seinem Amte noch einen Sitz in
dem Admiralitäts Collegio mit dem Character eines Licentraths. Durch die
Regie fällt dies von selbst weg, und ich tauge am wenigsten zween Herren zu
dienen. Weil er kein Französisches verstand, war man genöthigt einen ganz
modernen poste de confiance zur Aufsicht des Licents zu creiren mit einem
neuen stärkern Gehalt, verwandelte den ehemaligen Licent Inspector in
einen bloßen Garde Magazin, bis ihm das bereits geschmälerte Gehalt von
25 Rthlr. nebst einigen Emolumenten, z.E. in Ansehung der Lootsen p. um
deren eigentliche Bewandnis ich mich niemahls gekümmert habe, sondern mich
an dem ausdrücklich angewiesenen begnügen ließ. Dies bestand in dem Gehalt
von 25 Rthlr, einer freyen Wohnung und einem Antheil der Fooien, deren
Einziehung in den einträglichsten Jahren der Schiffahrt geschah, die Preußen
jemahls gehabt hat und schwerlich wieder erleben wird.
Mein ganzes Amt ist darauf eingeschränkt worden:
1.) daß die Schlüßel des Packhofs von dem Castellan und den 9.
Licentträgern in meine Freywohnung abgeliefert und daraus geholt werden müßen.
2.) das den Kaufleuten verhaßte Lagergeld à 6. ggl. des Sommers, von
4 ggl des Winters p % ℔ von allen Waaren, die über 10. Tage, wenn sie
für die Stadt bestimmt sind, liegen bleiben; und über 14. Tage, wenn sie
auswärts gehen, einzunehmen. Waaren die zum bloßen Transit Handel erlaubt
sind, geben nur ⅙ = 1. ggl. p % ℔ ohne Unterschied der Waare. Da kein
Kaufmann ohne die größte Noth seine Waare liegen läßt, und des
Lagergeldes, wenn es nur immer möglich ist, gerne überhoben seyn mag: so ist mein
Depot und Lagergeld Register eine sehr bequeme und müßige Arbeit.
3.) Mein drittes Register betrifft die noch seltenern Beschläge, welche
für die Direction oder das Attributions Gericht in einer besondern dazu
bestimmten Niederlage Kammer aufgehoben werden müßen.
Außer dieser Einschränkung meines Dienstes – – – – – – – –
Auf solche Art ist mein ursprünglich alter Posten nicht nur unkenntlich
gemacht, sondern beynahe ganz verschlungen worden durch das Interim des
neuen Französischen Systems.
Ich würde selbst meine Gesundheit, statt selbige wieder herzustellen, durch
eine Winterreise aufgeopfert haben, wenn ich es nicht für meine Schuldigkeit
angesehen hätte den Ausgang der durch die neue Regierungs Epoche
veranlaßten Veränderungen in ehrerbietiger Enthaltsamkeit abzuwarten.
Da aber die Ausführung des neuen Etats bevorsteht: so habe mich
unterwinden müßen, die eben so dringenden als wahren Bewegungsgründe meiner
Reise und die mich von allen Seiten drückende Verlegenheit mit einer mir
selbst ekeln Umständlichkeit zu eröffnen.
Ew. Exc. werden die Erhaltung eines ehrlichen Mannes zu Herzen
nehmen, gnädigst und zuvörderst geruhen, mir für diesen Sommer einen Urlaub
zu einer Reise nach Westphalen zu ertheilen. Ich habe reinen Wein
eingeschenkt, und stelle es Ew. Exc. höheren Einsichten und Gesinnungen für das
allerhöchste Interesse und das allgemeine Beste unterthänigst anheim, die
Billigkeit meiner Ansprüche auf den mir bisher entzogenen Besitz und Genuß
meiner rechtmäßigen Anwartschaft näher untersuchen und mir dero
höchstkräftigen Schutz gegen alle heimtückische Eingriffe meiner Ruhe und
Genügsamkeit bey dem verwickelten Knoten meines Schicksals angedeyhen zu laßen,
weil ich nichts so sehr wünsche, als neu geschöpften Kräften und
verjüngtem Diensteifer Ew. Exc. mehr mit Früchten als mit Worten die dankbare
Ehrfurcht beweisen zu können, mit welcher p.p.Die Beylagen bestanden in 2. Bittschriften vom 1ten Juni 1785 und 27.
April 1786.
Kgsb den 17 April 87.Herzenslieber Jonathan, Sonnabends erhielte das Museum, war aber zu
müde und zerstreut mit Andacht zu lesen, behielt mir also daßelbe zum
Frühstück des Quasimodog. vor, welches ich wirklich im Bette genoß, mit einem
Geschmack, der sich schwerlich beschreiben läßt. Wie habe ich um den lieben
Wz. geweint, wie laut hab ich ihm für sein Testament gedankt. Ich bin gantz
von diesem Nachlaß und dem Geist Deines Freundes berauscht gewesen, und
habe an dem Verlust eines solchen Freundes und Gesellen erst rechte innigen
Antheil nehmen können. Er ist der Ruhe werth in die er eingegangen ist.
Nunmehr werd ich imstande seyn seine Res. zu lesen und zu verstehen, an
denen mir immer ich weiß nicht was? gefehlt und widerstanden hat. Ich bin
jetzt ein Geist und Seele mit ihm geworden, stimme gantz mit ihm und eben so
halb wie Er mit Dir. Willenskraft und Verstand ist für mich einerley. Kant
soll ungemein zufrieden mit seinem Styl seyn – lächerlich und philosophisch!
Ich kann meinem Urtheil nicht mehr trauen, will doch meines Crispus seines
abwarten. Den ganzen Sontag war ich aus meiner Ruhe gestört. Gestern
habe an den Minister von Werder wegen meines Urlaubs geschrieben.
Lache, wenn Du kannst, ich war so müde und aufs Haupt geschlagen, daß
ich den ganzen Nachmittag auf dem Bette liegen muste und den Brief mir
aus den Augen schaffen, weil ich keine ruhige Stunde gehabt hatte ihn vor
mir liegen zu sehen. Diesen Morgen geht er ab, und ich finde soviel pro als
contra, daß ich auf beides gefaßt seyn muß. Wo mögl. lege Copiam bey.
Meine saure Arbeit war das Abschreiben; und nimm das hinzu, was
ich
nicht geschrieben
habe, um Dir einen Begriff zu machen, warum das
was ich geschrieben habe, nicht der Rede werth ist. Ich erhielte gestern die
Monatsschrift und mochte sie trotz meiner Neugierde nicht ansehen. Mein
guter Genius hat mich zurück gehalten, weil ich mir die Nacht darüber
verdorben hatte.
Das heutige Frühstück war sehr verschieden von vorgestern. Ich habe auch
gnug geheult und geweint, aber mit gantz verschiednen Empfindungen für die
Todten und die Lebendigen.
Ich besinne mich jetzt erst, warum ich nicht im stande war den Febr. des
Mus. anzusehen. Der Münzmeister Göschen, ein Verwandter Deines
Verlegers hatte Nicolais Schrift erhalten gegen Lavaters Rechtfertigung, die
mir Hippel auf 3 Stunden verschaffen muste. Ich hatte einen guten Mittag
bey Hippel gehabt der meinem Michael eine unerwartete Freude machte mit
einem Stipendio, von dem er ihm das erste Jahr auszahlte. Ich hatte also
am Januar des Museums u Nicolai eine so starke Einnahme gehabt, daß ich
des seel. lieben Testament für mich nur beriechen konnte. Wunder ist es für
mich gewesen, daß Du mir nicht diese Schrift gl. warm mitgetheilt hast.
Was wird aus dem Wirwar der Berliner und Schweitzer werden? Ich
habe wie ein Kind über Wz. geweint, und wie ein alt Weib von Crocodiel
über die Berl. Monatsschrift – und zugl. Gott gedankt für die Bande meiner
Unvermögenheit, womit er mich gefeßelt und zurück gehalten hat. Aus Deiner
Abschrift des Starkschen Briefs habe ich schon den falschen Gang dieses
verirrten und verlornen Manns voraus sehn können. Er ist mein Beichtvater
gewesen und hat mich von den hieroph. Briefen selbst
absolvirt
mit einem
Geist
, der nicht
sein
war. Vielleicht kann ich wie jene Maus dem
verstrickten Löwen erkentlich seyn. An meine Schrift läßt sich gar nicht denken.
Zur guten Nachricht habe ich gestern erfahren daß unser
Departementsrath von Köpken hier auf den May erwartet wird, das ich immer in pettogewünscht u gehofft habe. Ohne Localität laßen sich keine neuen
Veränderungen einführen.
Nun ist es Zeit lieber Bruder und Jonathan Etwas zu thun, und in Berlin
nachzuhelfen durch den Grafen von Schmettau, den Bruder der
Durchlauchtigen Fürstin, die bisher zu viel Gnade geäußert in unserer gemeinschaftl.
Angelegenheit. Ich bin
schlechterdings nicht im stande die
Feder zu
führen und einen vernünftigen Brief zu schreiben, und muß mich wie ein
Blinder
und
Lahmer
leiten laßen.Den 12 d. gieng meine Lisette Reinette ins 16 te Jahr. Am
Palmsonntage hatte ich mich ihres Geburtstags lebhaft gnug erinnert; der Kopf war
mir von dem Briefe nach Berl. so voll daß ich gar nicht weiter daran gedacht
hatte. Sie hatte ihre beyde jüngern Schwestern zu sich bitten laßen, und da
erfuhr ich erst die Ursache, begleitete also die beyde Mädchen und wollte
meinem Crispus ein klein Schrecken machen. Kants Bedienter begegnet mich und
erfuhr, daß die beyde Philosophen zusammen speisen seit dem Osterdienstage;
ich ließ also Crispum sagen daß ich in seiner Stube auf ihn warten würde.
Seine alte Gouvernante oder Stubenwärterin hatte alles verschloßen, ich
schickte also die Kinder weiter, da mir Kants Bedienter begegnete, meine
Kinder aufgefangen hatte. Wir fanden also die beyden Junggesellen in einer
kalten Stube, gantz erfroren, und Kant ließ gl. eine Bouteille guten Wein
von seinem verschriebenen Frantz bringen, den er bisweilen mit einem rothen
Tischwein abwechselt. Wenn ich schon ein Glas trinken soll; so kann ich nicht
so bald wider aufhören. Kraus saß wie ein armer Sünder, hatte kaum die
Hälfte seiner kleinen Portion verzehrt – und ich trunk noch denselben Abend
mit meinem gantzen Hause eine Bowle Punch, weil ich denselben Tag einige
Citronen geschenkt bekommen und Jacobi mir vor einem halben Jahre und
länger eine Bouteille Frantzbrandwein geschenkt hatte, von der ich einem
guten Freunde bisweilen ein Schalchen abgegeben hatte.
Crispus Recension über Meiners ist mit einem
Diplom eines
Mitarbeiters
beantwortet worden, und wir haben herzl. darüber gelacht.
Heute speise ich bey Deinem Namensvetter, der ein wenig nabalisirt und ein
Vetter des Nicolai ist. Meine Besuche sind fast immer Geschäfte und Gott
wird meinen Hill zu versorgen wißen. Sonnabends war mir einen Brief von
Dir gegwartig, der mit Gottes Hülfe morgen eintreffen wird. Ich bitte
Dich bey dem Geiste Wz. ruhig zu seyn und Dich von den Berl. Jägern
entfernt zu halten. Laße mich nicht auf Deine Spr Gespräche und
neues
Buch
lange warten. Ich muß mich anziehen und meine Amtsstube
wenigstens in Augenschein nehmen, weil ich gestern einheimisch geblieben bin.
Morgen wills Gott weiter.
Noch diese Seite voll zu machen, will ich Dir etwas von meinen
Ebentheuern des Sonntags Qvasim erzählen. Ich begegne ganz zufallig Miltz mit
seiner Tochter auf dem Gange nach der HospitalKirche, wolte Hippel das
Museum eingeben und versuche ob ich den Lieblingsprediger Fischer im stande
bin in irgend einem Winkel zu vernehmen. Versuchte also, und machte einen
Haufen Experimente; zum Text hatte er die Worte der Bergpredigt VII.1.
Richtet nicht heißt, seyd behutsam im Urtheilen.
Handlungen
, aber keine
Gesinnungen
laßen sich beurtheilen. Ich eilte zum Tempel hinaus, fand
auf dem Heimwege noch dies und jenes ως εν παροδω zuthun und wurde
Vorleser meiner kleinen Gemeine aus Hahns Postille, habe aber seitdem Miltz
nicht gesehen, und Gelegenheit gehabt allerley über den Unterschied der
Moral
und
Casuistik
in meinen Begriffen zuberichtigen. Nun Gott
empfohlen bis aufs Wiedersehen. Heute will ich gehen. Der Sturm wird
mein Clavier mitbringen. Der Eisgang der Düna verzögert Hartknochs
Abreise u Ankunft.
den 18 –Viel Glück und Willkommen in Pempelfort. Gott gebe Gesundheit und
Ruhe. An der bevorstehenden Hochzeitfreude nehme auch den herzlichsten
Antheil. Bitt auch für mich einige Brosamen vom Nachtische übrig zu laßen.
Die Nachricht von Dahlbergs Wahl hatte eben gelesen, wie Dein Brief
ankam. Ich kann die fahrende Post nicht abwarten vor Ungedult Dein Gespräch
zu lesen.
Gestern habe ziemlich geraset, vermuthlich vom Frühstück der Berl.
Monatsschrift. Jacobi den Verlust des Hills angekündigt im Hause unsers
Oberhofpredigers wohin er mich begleitete, der ein naher Blutsfreund des
Starke ist. Hartknochs Clavier von Meerbach aus Gotha ist angekommen,
und muß herhalten, daß mir die Ohren gellen. Ich habe meinem Hill das
Joch aufgelegt, an dem er 1½ Jahr gezogen; es war also meine Pflicht,
ihn wider auszuspannen. Er hat all mein Vermogen in Händen – Dein
Namens- und N. Blutsvetter – mag er sich rächen an mir, wie er will. Fiat
iustitia, pereat mundus. Gott wilrd helfen.
Crispus liest jetzt Wz. Fragment und Testament für mich, wie ich es nenne
und ansehe. Ich bin recht neugierig von ihm und Hippel zu wißen, ob ich mich
in meinem Urtheile getäuscht habe, wie es ihm gegangen in Ansehung meiner.
Wir haben wohl beyde nicht die Absicht gehabt uns zu schmeicheln und zu
hintergehen. Mein einziger Brief an ihn war zurückstoßend und abhaltend,
weil ich mein Urtheil durchaus bis auf unsere Bekanntschaft zurückhalten
wollte
und muste. Die Resultate thaten mir kein Gnüge; aber in dem
Febr des Mus. habe ich einen ganz andern und ganzen Mann erkannt, und
mehr Dich lieber Jonathan, und mich selbst als ihn beweint. Gottlob! daß
seine Marter überstanden, und sein Lohn
gewiß
und nicht gemein seyn
wird. Er hat mit seinem Pfunde auch für mich gewuchert. Ich werde nur
nothig haben zu
schneiden
, was andere
gesäet
und
gearbeitet
haben. Daß Du so gleichgiltig gegen diese Reliquie gewesen bist, ist mir noch ein
Rätzel, von dem ich vielleicht den Schlüßel im Gespräch finden werde. Ich
bin wie der seel.
nur halb mit
Dir auf dem Wege, quoad materiammöchte ich sagen, aber quoad formam halte ich es mit den Berlinern, und
beydes gehört doch zusammen und macht das
Ganze
aus, wornach ich
strebe, wenn es möglich ist, oder mir zugedacht zu treffen.
Deine Zufriedenheit mit meiner Beyl. behagt mir eben so sehr als es mir
Unruhe macht und Deine Nachsicht verdächtig. Eile daher nicht mit der
Abschrift – Die erste möchte zieml. ins reine seyn aber die 3 Fortsetzungen sind
nichts als Lava, unreinere Schlacken. Weil die Sache noch nicht reif ist, kann
es auch meine Uebersicht derselben nicht seyn. Auf
Starkens Antwort
wird vieles ankommen. Wenn Du so gut seyn willst
, woran
ich nicht zweifele, und im
stande bist mir selbige ganz feucht
und
warm zu übermachen: so geschieht mir damit der gröste Dienst. Ich kann an
meine
Arbeit
kaum denken; sie liegt mir wie ein schwerer Stein auf dem
Kopf und auf dem Herzen. Antwort aus Berl. muß auch viel – kurz alles
hängt so zusammen, daß ich mich nicht vom Fleck rühren kann, sondern
beynahe
versteinert
bin, im eigentl. Wortverstande ein
Gebundener
und Gefeßelter des HErrn meines Schicksals
, das von ihm
allein entwickelt oder zerschnitten werden muß. Von meinem Helden und
Propheten Trenk hör ich hier gar nichts, als allgemeines Mistrauen und
beynahe Verachtung. Ich lese jetzt noch immer den Sophisten Isokrates, aber
alles wie im Traum. Weil sich meine älteste Tochter ein Buch gewünscht zum
Andenken ihres Geburtstages, schickte ich sogl. ihren Bruder nach Wielands
Damenbibliothek und habe die 3 ersten Theile hier gefunden – Es scheint
brauchbar gnug.
Doch ich muß eine Abschrift meines dritten Bettelbriefes um Urlaub
beylegen. Ein abscheuliches verstümmeltes Quidproquo – aus lauter
Fragmenten und Trümmern meiner Gedanken und Empfindungen, die ich ersticken
muß.
Die Post kommt erst morgen früh, und ich möchte vor Ungedult – und
Verdruß über mich selbst
den 19 des Morgens im Bette.Ich war gestern nicht im stande einen Buchstaben weiter zu schreiben
noch im Isokr. zu lesen. Fiel mir erst was in die Hände; da kam Brahl
das neue Clavier auszuprobiren, gieng aber bald wieder. Gegen 6 Uhr
Kraus im vollen Sprunge von Kant, mit dem er so lange bey Tische geseßen.
Meine erste Frage war in Ansehung des Wz. wie ihm das Fragment gefiel.
Nichts klar – aber schön geschrieben, man liest es mit Vergnügen. Er müßt
es sich erst in Gedanken übersetzen, um es zu verstehen. Er erbot sich sogar,
seine Meinung zu Papier zu bringen. Ich hielt ihn beym Wort und er
versprach es mir, weil diese Woche noch Ferien sind – und ich will ihn beym
Wort festhalten.
Wie mir aber zu Muht war, läßt sich nicht beschreiben. Mir wurde vor
meinem eigenen Urtheil Angst. Ich besorge, daß ich Raptus bisweilen
bekomme oder Visionen habe, mich von lebhaften Eindrücken hinreißen laße,
ohne meiner mächtig zu seyn, an Dingen Antheil nehme, die mich nichts
angehen, und alles übersehe, was mir vor der Nase liegt, und vornemlich
meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Wie angst mir für mich selbst
ist! Ich habe gut geschlafen. Der neue Winter war mir angenehmer, als die
schwülen vorhergehenden Tage, jetzt fängt mir aber auch an die Kälte
empfindlicher zu werden. Vielleicht ist alles ein vorübergehender Einfluß von der
Wittrung. Die Geschichte des Beseßenen im Evangelio, der in Feuer und
Waßer fiel, ist immer ein trauriges Beyspiel meiner selbst gewesen; und die
Sorge für meine Gesundheit, der tägl. Gebrauch meiner Reisestiefel
unterhält meine Einbildungskraft – daß es schlechterdings unmögl. ist an Arbeit
zu denken, und im Zusammenhange mit mir selbst zu bleiben.
Wenn die
Fürstin
also jetzt durch einen Brief nach Berlin ein Werk
der Barmherzigkeit thun will, so laß sie schreiben nach Berlin – Sie wird Dir
diese Gnade für mich nicht abschlagen u B. wird auch nichts dagegen
einzuwenden haben. Melde mir doch alles von Starks Rechtfertigung, besonders
wo
sie gedruckt wird, und verschaff mir ein Exempl. Wenn Göschen Verleger
ist; so würdest Du auch mitten in der Arbeit eins erhalten, ob meine
Ahndungen von dem Gange dieser Sache eintreffen? nach dem mir mitgetheilten
Briefe und dem von der Monathsschrift widerlegten Programm. Bin ich
blind? oder ist das Publicum mit Blindheit geschlagen? Diese Frage muß
entschieden seyn, ehe ich weiter gehen kann; Keiner hat Recht, aber
Einer
kann nur Recht behalten. Wenn dies Glück den Berlinern zufiele: so muß
man diesen Fall absehen, und darnach Maasreguln im voraus nehmen. Je
mehr jetzt darüber debattirt wird; desto beßer werde ich im stande seyn das
Thema meiner kleinen Autorschaft,
Christentum und Luthertum
,
durchzuarbeiten. Dein Exemplar vom 2 Heft des Demarees wird wohl eher
ankommen, als das von mir 2 mal verschriebene und bisher mit jedem
Posttag umsonst erwartete. Ach lieber Jonathan! Einige Stunden an Deiner
Seite verplaudert würden mehr fördern, als alles Geschmier. Hier habe ich
keine Seele
, mit der ich über diese Materie reden kann. Nichts als
gleichgiltige
oder – Crispi Recension über Meiners wirst Du wohl eher
zu lesen bekommen als ich – Weder Kant noch ich haben sie zu sehen
bekommen. Sag mir doch Deines Herzensgedanken. – Nun muß ich aufstehen. Ich
habe seit ein paar Tagen wieder in meinen Socken gehen können, und die
Geschwulst scheint wenigstens wo nicht ab- doch gewiß nicht zuzunehmen;
auch das Gefühl der Schwere und Spannung des Abends hat sich verloren.
Mein Sohn bringt nichts von der Post als dummes Zeug, daß er
nachmittags widerkommen soll, und es noch 8 Tage währen wird, weil die Posten
sehr unordentlich gehen. Ich bin gleichwol zu Hause geblieben, und will für
Ungedult alles so roh abschreiben, um Dir wenigstens den Gang meiner
Gedanken sehen zu laßen, die ich weder auffädeln noch in Zusammenhang
bringen kann, weil ich noch mehr data vom Fortgange der Händel brauche um
sie an dem rechten Ende zu faßen.
Den 2 Jul. wird also Geburts-Tag und Hochzeit Tag seyn. Gott laß Dir
viel Freude erleben. Ich möchte ihn lieber unterwegs als gegenwärtig feyern.
Miltz hat mich endlich zum erstenmal in dieser Woche besucht. Er verzehrt
sich wie ein Schatten, gab hat den Schlaf verloren, wegen der Unruhe
mit dem neuerkauften Hause, und wird aus Liebe des Zeitl. sich sein Leben
verkürzen, und aus großer Liebe zu seiner einzigen Tochter sie vielleicht zur
Wayse machen. Was ist Klugheit und Narrheit? Ist nicht alles ein Fladen?
wie ein Ey dem andern ähnlich? Was für ein leidiger Tröster ist ein Mensch
dem andern? Ich will noch bis auf den Abend die Post erwarten – Vergiß
doch nicht
Starkens Apologie
– oder wenigstens so viel Nachricht
darüber, als es Dir mögl. seyn wird aufzutreiben? wo sie gedruckt, wie stark
sie wird – Ich brauche das Ding zu
allerhand
.
Nun erhalte zur letzten Nachricht, daß die fahrende Post schwerlich vor
Sonnabend erwartet wird; also muß ich mich wohl zufrieden geben nolens
volens. Ich werde heute so viel crudem materiam, als ich nur immer kann,
auszuschütten suchen. Laß Dir nicht grauen noch eckeln vor den secretionibusDeines lahmen Patienten und Nachtwandlers.
Wie geht es mit unsers Freundes Tiro Antinomie? Ist das wirklich sein
Tirocinium oder die erste Blüthe seiner Autorschaft?
Des Abends bey Zapfenstreich.Du must aus beyl. Brouillon ersehen, daß mein alter Kopf einem alten
Käse ähnlich ist, der von Maden wibbmmelt und kribbelt. Streich aus,
und melde mir wenigstens was Du erhalten u ausgeführt wünschest. Trahe
me post TE; damit der truncus und stipes Dir näher kommt und so manches
was er auf dem Herzen hat, ins Ohr sagen kann. Nach vollbrachter Reise
wird es beßer und leichter gehen. Gott empfohlen u die lieben Deinigen nebst
meinem kleinen Gesindel.
JGH.Dies ist ungefehr ⅓ Das zweyte muß beßer gehen, wenn ich erst auf die
rechte Spur kommen werde, die mir noch immer fehlt. Auf dem Postwagen
wird sich gut nachdenken und verdauen laßen.
Wenn es je zum Abschreiben kommt, laß es nicht gantz sondern blos das
abschreiben, das Du billigst, und damit ich die Verbindung einigermaaßen
sehn kann und den Zusammenhang oder Faden, den ich aus meinen Zeddeln
nicht zu erkennen oder wider zu finden im stande bin. Incredibile, sed verum;weil ich bey dem besten Willen ordentl. zu seyn das allerconfuseste Geschöpf
bin.
Es folgt auf den 3 übrigen Seiten des 2. Bogens die Copia seines Gesuchs =
Br. 1056Am Schluß:Es ist mir beym Abschreiben
übel und weh
geworden.
von Jacobi auf besonderem Blatt vermerkt:Koenigsberg den 17 u 18ten April 87.
J. G. Hamann –
empf den 29ten –
beantw den 30ten u. 1.ten MayKgsb den 22 Apr. Miseric Dom. 87.Herzenslieber Jonathan! Kein Urtheil – sondern die Nachricht Dein
Päckchen erhalten zu haben und den dafür schuldigen herzlichen Dank.
Freytags den 20 kam mein Sohn damit geeilt. Ich hatte einen fürchterl. Tag
gehabt, voller Angst und Unruhe, über das an Dir abgelaßene. Miltz besuchte
mich, der den Tag vorher in meiner Lage gewesen; ich war damals in seiner.
Vielleicht war alles ein Druck der plötzlich veränderten Witterung und
empfindlichen Hitze. Es war 4 Uhr nachmittags, und ich hörte nicht auf zu lesen,
als bis ich zu Ende war. Um 6 des Abends kam KCrispus voller Triumph,
bey so einem Wetter sich zu einem Besuch und Spatzierwege entschloßen zu
haben; der mir freylich sehr unerwartet, angenehm und höchst nöthig war.
Er fiel gleich über Dein Büchlein her mit einer Begierde, die ihm eben nicht
gewöhnlich ist, und drang eben so inständig darauf es mit zu nehmen. Ich
glaube, daß der Titel mit daran schuld war, der mir ebensowenig recht
gefällt, wie Dir selbst, ohngeachtet er ciceronianisch ist. Er kann den Hume
beynahe auswendig, und dankte mir den Abend noch ihn sein
erstes
Werk
über die menschl. Natur kennen gelehrt zu haben, welches in 3 Theilen
ausgekommen und wenig Eindruck gemacht hat. Ich erinnerte ihn an sein
Versprechen wegen Wz. und er machte mir Hofnung nicht nur daßelbe zu
erfüllen, sondern auch Anmerkungen über Dein Buch mitzutheilen, woran Dir
vielleicht mehr gelegen seyn wird – weil ich noch nicht mit mir selbst einig bin,
ob ich wirklich zu
urtheilen
im stande bin. Das eine scheint mir jetzt so
versagt zu seyn, als das andere, ich meine das
Schreiben
. Du bist in Dein
altes Element hereingerathen, in Deinen alten Wirbel, in den ich mich nicht
getraue, und ich kann aus dem meinigen nicht herauskommen. Es geht mir
mit Deinem technischen Wortkram, wie mir mit meinem Bilderkram. Ich
gieng gestern Abend so verzagt und trostlos zu Bette über alle meine
verlorne Arbeit, wuste weder Anfang noch Ende, konnte keinen Ausweg, keine
Hinterthür finden. Gestern früh wachte ich muthiger auf, fand eine so leichte
Auflösung des Knotens, daß ich mich wider erleichtert und beruhigt fand,
gieng an meine Arbeit, konnte des Isocratis Panegyric. mit neuen
Vergnügen lesen, überraschte meinen Michael über Deinen Woldemar, nahm
ihm das Buch fort um es selbst zu lesen, erhielt einen Gruß von Hartknoch,
der Mittags angekommen war und heute um 11 Uhr zu mir kommen wollte,
bekam einen Besuch von dem guten Hasse –
Ich war willens heute nicht auszugehen, und Hartknoch abzuwarten um
die bestimmte Stunde, der auch wegen eines schlimmen Fußes Miltz bey mir
zu sehen wünschte. Der Schein vom guten Wetter verführte mich zum
Ausgehen. Ich besuchte Hartknoch in seinem Reisepetzltze und Reisestiefeln,
um ihn zu überführen, daß er im eigentl. Sinne
Vorsorge
für mich
gehabt. Der Friseur kam und ich eilte, weil ich ihn in Anfertigung seiner
Meßarbeiten unterbrochen hatte, weil ich ihm sagte, daß ich noch wenigstens
ein Vaterunser im Vorbeygehen der Altstädtschen Kirche beten und bald zu
Hause seyn wollte. Er schrieb mir die Dohmkirche vor, als die nächste. Ich
lachte, wie ich auf die Straße kam, über das Misverständnis der
nächsten
Kirche
, und ärgerte mich über meinen Aberglauben, ihm zu Gefallen einen
kleinen Umweg zu thun. Kaum habe ich meine Neugierde den Prediger D.Gräff zu hören befriedigt, bekomm ich einen physischen Anlaß bey Deinem
Namensvetter anzusprechen – ich hatte an nichts weniger gedacht – als
den
heute noch zu besuchen, expedirte mich aufs geschwindeste, mit einem
Zöllnerseufzer durch die Altstädtsche Kirche, um mich auskleiden und von dem sauren
Gange widererholen zu können. Hartknoch hatte mir einige Briefe
mitgegeben, die ich vornahm, kam Miltz, und versprach morgen länger sich zu
verweilen. Hierauf Hartknoch – So ist der Morgen verstrichen, und ich
erinnerte mich nichts mehr von Deinem Buche, als selbiges vorgestern im
grösten Drucke der Lebensgeister gelesen zu haben. So viel weiß ich, daß es
mir eben so ergangen wie unserm seel. Freunde, und wir uns beynahe mehr
zu entfernen, als einander zu nähern scheinen. Mit dem Wz. bin ich noch vor
der Hand
gantz eins
, bis CrispusV das Verständnis öffnen wird.
Bey ein paar Stellen schien es mir, daß ich Dich im stande wäre einer
Uebereilung zu überführen; aber wenn ich sterben sollte, wäre es mir nicht
mögl. derselben mich wider zu erinnern – und das Buch fehlt mir. Du
must also Crispus abwarten. Er ist φφus ex professo und kann den Humeauswendig. Ich habe ihn studiert, ehe ich noch die Sokr. Denkw. schrieb, und
meine Lehre vom
Glauben
eben derselben Qvelle zu verdanken. C’est
assez que d’être, sagte Me dela Fayette, wie ich nur vorige Woche in einer
magern Compteilation von 4 Theilen gelesen habe, die den Titel führt
Tableau historique de l’esprit et du caractere des Litterateurs Français –Ich schrieb mir das Sprüchelchen auf, indem ich mich Deiner dabey erinnerte.
Ich lese jetzt wie ein Müller, der Waßer auf seine Mühle sucht, weil es
ihm daran fehlt; und da scheint es mir in dem Fragment mehr zur Sache
als in Deinem Gespräch gefunden zu haben. Aber die kleine Freude wird mir
auch streitig gemacht. Ich weiß also nicht, woran ich bin.
Verschlungen hab ich Dein Buch, aber noch nicht gelesen; also kann ich
noch nicht urtheilen. Was ich also von meinem Ich sage, geht Deine
Er
nicht
im geringsten an.
den 23.Abscheuliches Wetter! daß ich zu Hause bleiben muß. Mit grimmigen
Appetit gestern ein Stück Sauerfleisch verzehrt. Nach dem eßen kamen die
3 Nicolouii, den mittelsten hat Hartknoch mitgebracht und nimmt ihn auf
dem Rückwege wieder mit. Die Zufriedenheit des Patrons mit seinem
Lehrburschen und reciproce hat mir eine seltene Freude gemacht; desto mehr
Sorge Hill – Der Graf Kayserlingk brachte mir einen Graf Reuß von
Plauen zu, der Regierungsrath ist. Ich konnte den Namen nicht recht
vernehmen, weil ich wirkl. etwas harthörig bin, und nennte ihn immer bey
seinem letzten Character. Crispus blieb aus und fängt heute seine Collegia an.
Ich kann Dir also Herzenlieber Jonathan
ohne Dein
Buch von
demselben nichts weiter sagen, als in Verhältnis Deiner beyden Gegenstände
der Autorschaft zu den meinigen: Idealismus und Realismus –
Christentum und Luthertum. Jene beyde sind in meinen Augen ideal – letztere real.
Zwischen Deinen beyden Extremen fehlt ein Medium, das ich
Verbalismus
nennen möchte. Meine Zwillinge sind nicht extrema, sondern
Bundesgenoßen und nahe verwandt. Ich will aber den
berlinschen
Idealismum
des Christentums und Luthertums widerlegen durch einen historischen u
physischen Realismum.
Erfahrung
der
reinen Vernunft
entgegensetzen. Diese Verwickelungen ins reine zu bringen, ist eben die herkulische
Arbeit, die mir im Sinn liegt, weil ich nicht weiß, wo ich das Ding am
rechten Ende angreifen soll. Wie Du selbst sagst, das
Reelle bleibt
, das
Ideale hängt mehr von
uns ab, und wandelbar durch den
Verbalismum
Nominalismum. Unsere Begriffe von Dingen sind wandelbar
durch eine neue Sprache, durch neue Zeichen, die neue Verhältniße uns
gegenwärtig machen oder vielmehr die ältesten ursprünglichen, wahren
widerherstellen.
Verzeih es meiner Eitelkeit, wenn ich Dir aufrichtig gestehe, daß mir meine
eigene Autorschaft auch näher liegt, als Deine, und mir selbst auch der
Absicht und dem Innhalte nach wichtiger und nützlicher zu seyn scheint.
Idealismus u Realismus sind nichts als entia rationis, wächserne Nasen –
Christenthum u Lutherthum sind res facti, lebendige Organe und Werkzeuge der
Gottheit u Menschheit.
Crispi Schulphilosophie ist mir eben so unentbehrlich, als Wz. Testament.
Ich komme zeitig genug nach ihrer Arbeit das zu erndten was sie gesäet
haben. In Deinen Augen mag auch mein ganzer Plan Idealismus seyn.
Laß mir die Zufriedenheit etwas mehr Realismum drinnen zu finden, bis ich
des Gegentheils überführt werde. Sobald ich unterliege, will ich gern mein
Gewehr strecken: so lange ich Hofnung habe – will ich alles
mögliche
daran
setzen, den Plunder meiner
individuellen
Vernunft. Voluisse sat est,nicht wie Kant es meynt und c’est assez que d’être.Indem die Berliner ideelle Jesuiten verfolgen, sollen sie für die
reelle
erkannt werden. Je mehr sie fripons spielen, desto ärgere dupes sollen und
müßen sie erscheinen. Wenn ich das nicht erreichen kann, so ist mir an den
übrigen Kleinigkeiten wenig gelegen.
Ist es nichts als Eitelkeit, was mich blendt; so muß ich mich freylich auch
den Strafen dieses Plageteufels unterwerfen. Ist es ein beßerer Geist, der
mich treibt: so wird die Wahrheit gewinnen durch Einfalt gegen Lüge und
Schalkheit.
Mehr läßt sich darüber nicht sagen, weil ich selbst nichts mehr davon weiß.
Thu mir aber die Liebe und übermache mir Starkes Schutzschrift; ich muß
data haben, und schlechterdings darnach meine
Hypothese
bilden, um
wenigstens
wahrscheinlich
denken und handeln zu können, wo mir die
Wahrheit zu hoch oder zu tief liegt.
Mein grimmiger Appetit wird wohl durch nichts als die Reise gebrochen
werden. Wenn von dort etwas dazu beygetragen werden kann, so wirst Du
Deine Freundschaft auch in diesem Stück eher
übertreiben
, als
verleugnen
.
Hat unser Freund Tiro Muße zum Abschreiben; so sey so gut die Arbeit
ihm dadurch zu erleichtern, daß Du allen offenbaren unnützen Ueberfluß und
Unsinn ausstreichst. Je kürzer, desto beßer – damit ich nur einen Faden
meines Gedankenganges vor mir habe, den ich hier selbst nicht mir
widerherzustellen im Gange bin. Also ohne Barmherzigkeit gestrichen alle üppige,
ungesunde Zweige –
Unserm Oberhofprediger zu gefallen las ich gestern früh im Bette die
hierophantischen Briefe, die am schändlichsten unter allen meinen Schriften
abgedruckt sind; vorige Woche eben so zufällig die Einfälle und Zweifel –
Ich verstehe mich selbst nicht und begreife nicht, wie es mögl. ist diese
Misthaufen – Aber den Saamen von allem, was ich im Sinne habe, finde ich
allenthalben – Mein fester Vorsatz und Wunsch ist, anders zu schreiben,
ruhiger und deutlicher. Aber die altera natura läßt sich auch mit keiner
furca austreiben; und Dir geht es nicht beßer mit Deinem
Seyn
,
Idealismo u Realismo; im Grunde nichts als Bilderkram. Abstracter oder
concreter, läuft auf Eins hinaus. Verbalismus oder Figurismus! Dieselbe
Uebertragung und communicatio idiomatum des Geistigen und Materiellen,
der Ausdehnung und des Sinns, des Körpers und Gedankens. Allen
Sprachen liegt eine allgemeine zum Grunde, Natur, deren Herr, Stifter und
Urheber ein Geist ist, der allenthalben und nirgends ist, deßen Sausen man
hört, ohn zu wißen den terminum a quo und ad quem, weil er frey ist von
allen materiellen Verhältnissen und Eigenschaften, im
Bilde
, im
Worte
,
aber innerlich.
Ist die Rede von einem
jungen
Most, so verseht euch mit
neuen
Schläuchen. Ist die Rede von einer bloßen Einkleidung
alter
Wahrheiten;
so braucht keine
neue
Lappen, durch die der Riß des Alten ärger wird.
In meiner Materie und Form ist die Rede von beyden; und die Anwendung
verhältnismäßig, hypothetisch, nicht einfach und absolut.
Was Gott zusammengefügt hat, kann keine Philosophie scheiden; eben
so wenig vereinigen, was die Natur geschieden hat. Ehebruch und
Sodomiterey sündigen gegen Natur und Vernunft, die Elemente philosophischer
Erbsünden, todte Werke der Finsternis, mit den Organis unseres innern und
äußern Lebens, unsers physischen Seyns = Natur und metaphysischen Seins
= Vernunft.
Vielleicht scheint Dir alles was ich ausschütte, eine Folge meines gestern
verdorbenen Magens – Seys, ihm hab ich wenigstens den pruritum eines
beßer guten Willens mehr zu verschlingen, als sich verdauen läßt, zu
verdanken, und meine Experimente zu machen, die ein gesunder nicht im stande
ist, manchem Kranken nach zuthun. Wenn Krankheit und Arzneykunst auf
Einbildung
hinausläuft: so sind sie doch beide nicht umsonst auf der Welt,
bereichern die Erfahrung und füllen den Beutel. Gewinn und Verlust sind
Loose – im Ganzen bestimmt, in den einzelnen Fällen durch die Natur des
Zufalls, aber nicht durch die Einsicht unserer Vernunft zu bestimmen.
Auch Irrthümer u Ketzereyen auf die man bona fide kommt, sind bisweilen
lehrreicher als der alte Sauerteig der Orthodoxie und Ετεροδοξιε, den man
mala fide mit dem Munde bekennt ohne Antheil des Gewißens. Ich bildete
mir ein in meinem Isocrates und dem Lob der Helena etwas gefunden zu
haben, was zum Ἑν και παν. Es thut mir aber selbst nicht Genüge. Gleich
im Anfange auf dem ersten Blatt der kl. Ausgabe Hier. Wolfii heist es
von Melissus,ὁς απειρων το πληθος πεφυκοτων των πραγματων, ὡς ΕΝΟΣοντος του ΠΑΝΤΟΣ επεχειρησεν αποδειξεις ἑυρισκειν. – Die Idee zu der
in Holland geschlagenen Müntze auf den Salomon in Norden: Nil reliquum
erat steht wie gerufen am Ende des dritten Briefes an Alexanders Vater
ουδεν γαρ εσται λοιπον ετι πλην ΘΕΟΝ γενεσθαι. Der in die Sonne
fliegende Adler hat mich an die Grille eines Engländers erinnert, der da den Sitz
der Hölle verlegte.
Ich habe vielleicht mehr geschrieben, als für uns beide gut ist, weil ich
weder im stande bin mich hinlänglich zu erklären, noch Du den
Zusammenhang meiner Bruchstücke einzusehen. Was ich von meinem Crispus im stande
bin auszupreßen, werde ich Dir unverholen mittheilen, und nach ihm auch
mein Heil versuchen. Die Wahrheit muß aus der Erde herausgegraben
werden, und nicht aus der Luft geschöpft, aus Kunstwörtern – sondern aus
irrdischen und unterirrdischen Gegenständen erst ans Licht gebracht werden
durch sinnl. Gleichniße und Parabeln der höchsten Ideen und transcendenten
Ahndungen, die keine directi sondern blos reflexi radii seyn können, wie Du
aus Deinem Baco anführst. Außer dem principio cognoscendi giebt es kein
besonderes principium essendi für uns. Cogito, ergo sum, ist in diesem
Verstande wahr.
Hartknoch kam Abschied nehmen u fährt diesen Abend an; auch Miltz
besuchte mich. Ich habe nichts als Grütze, einen holl. Heering u Butterbrodt
geeßen. War aber so müde, daß ich mich nach dem Eßen niederlegen muste,
welches ich lange nicht nöthig gehabt, und lange meine Gewohnheit gewesen.
Kraus kann ich kaum heute vermuthen, er müßte denn wie Freytags eine
Ausnahme machen. Bringt er was, so legs ich bey. Seine Recension wirst
Du eher als ich zu lesen bekommen; Kant hat sie auch nicht angesehen. Ich
erwarte also wie Dir Crispini scrinia behagen werden.
Dem alten neuen Dialogismus muß sehr anders modificirt geworden
seyn von den Gesprächen, die im Sp. Büchlein angekündigt wurden. Von der
Beyl.
hab ich am wenigsten verstanden; vermuthlich weil ich mich schon
stumpf gelesen hatte Kants Ästhetik kommt auch heraus. Ich denke nächstens
von ihm gebeten zu werden, oder mich selbst zu Gast zu bitten; wenn ich den
Commentarium über Wz. und Deinen Hume werde gelesen haben. Mein
Brief ist auch nun in Berlin; vielleicht komt auch Antwort, daß ich definitivenach Münster schreiben kann.
Vergiß nicht, daß ich sine libro TVO darüber geschrieben habe. Ich bin
eben so geneigt zu einer amende honorable, wenn ich mich eines beßern
überführen werde. Jetzt scheint Dein Thema mir zu weit aus meinem Wege
zu liegen. Auch Dein Thema selbst aus dem Pascal ist zu einseitig. Natur
und Vernunft sind so gut correlata als opposita.
Faire
et
confondre
gilt von einem u dem andern. Scepticismus u Dogmatismus können eben so
füglich bey u neben einander stehen, als Erkenntnis und Unwißenheit,
Zweifel mit beyden, die αντιθεσεις τῆς ψευδωνυμου γνωσεως mit der Plerophoriedes Urtheils und Willens, das Unkraut mit dem Weizen, der Wechsel der
Tages- und Jahreszeiten mit dem regelmäßigen Laufe der Natur.
Mein Freund Arndt hat mir den ersten Theil des Glossarii von 200
Sprachen geschickt. Ein bloßes
Schaugericht
, vielleicht brauchbar
einmal für meinen Sohn, wenn er im Pollnischen fleißiger ist und weiter kommt.
Die deutsche und französische Vorrede fehlt noch. Es sind 200 Sprachen.Druck und Papier prächtig.
Jetzt geh ich zu meinem Isocrates um wo mögl. mit dem Panegyricus fertig
zu werden. Mein jüngster u frühster Wunsch ist immer gewesen, der Autor
eines kleinen Buchs zu seyn, wie dieser Panegyricus ist und damals die
deutsche Uebersetzung des Montesquieu über die Größe u Verfall der Römer
war, in meinen Augen und nach meinem damaligen Urtheil. Nachher hat
mir
Holberg
mehr Gnüge gethan, ungeachtet seiner Maculaturgestalt.
Wenn ich mit meinem fliegenden Briefe fertig werde, will ich gern die Feder
wegwerfen und zerstampfen. Man bedauert, daß der seel. Wz. nicht sich über
das Positive erklären können; ich nicht. Sein Fragment that mir völlige
Gnüge am Morgen Quasimodogeniti, den ich lange behalten werde, gesetzt
daß ich auch geirrt haben sollte.
Komt Crispus, so ist noch Raum. Leb mit den Deinigen wohl und Gott
empfohlen. Mein Fuß schlingt, und ich befinde mich beßer als ichs verdiene.
Gott gebe daß wir uns einander sehen und mittheilen können. In guter
Hofnung des Besten für uns beyde umarmt Dich
Dein alter Oedipus Brutus.Was ist Vaels – ein Flecken, ein Bad? Der Prediger wandert und circulirt
unter meinen Freunden. Ich habe beyde mit vielem Antheil gelesen, noch
Freytags vor dem Abendseegen. Katechisiren must Du aber nicht, weil ich
alles unter den Händen vergeße –
Ich schließe, weil nichts kommt und habe nicht Zeit, was ich geschrieben
habe anzusehen, bitte alles zum besten auszulegen und ersterbe
Dein aufrichtiger Albus.Spezialbefehl der Regierung
Copia
.Daß bey der jetzigen Stelle des Packhofverwalters Hamann zu
Koenigsberg wenige und theils unnütze Geschäfte zu versehen sind, solches ist hier
schon bekannt, und wird in deßen unterm 16ten m.c. anhero eingereichten
Vorstellung von ihm selbst bekräftigt. Da nun die überflüßige Posten bey
der jetzigen Accise – Einrichtung auf ausdrücklichen Allerhöchsten Befehl
eingezogen, die wenig beschäftigten aber mit andern verbunden werden sollen, so
ist des Supplicanten Stelle mit der Licent – Buchhalterey vereiniget, er
aber auf eine verhältnismäßige Pension gesetzt worden, wodurch er bey
seinen kränklichen Umständen zu der gewünschten Ruhe gelangen wird. So
bald also derselbe, nach dem Anfange des neuen Etats – Jahres, die
Packhofniederlage an den dazu ernannten Bedienten übergeben und von der dortigen
Direction die gewöhnliche Decharge darüber erhalten haben wird, stehet ihm
frey, die vorhabende Reise auf so viele Monathe, als er will, anzutreten, bis
dahin aber muß er in Königsberg verbleiben, welches ihm, auf sein
desfalsiges Gesuch hiemit zum Bescheide eröfnet wird. Berlin den 26 April 1787.Auf Sr. Kgl. Maj. allergnädigsten Special-befehl.
Sig. Werder.Castor den 27 Apr. 87.Vous etes malin! – Machst Du eben sogroße Augen, mein lieber Pollux!
– als damals zum ersten mal über dies Zeugnis. Glaubst Du – oder
verlangst Du außer den Empfindungen, klare Beweisgründe. – Geschichte ist
Anfang
und
Ende
. Wenn wir
eins
sagen, versteht sich
beides
, weil
eins das andere in sich schliest, wie essentia u existentia.Den 20 erhielt ich Dein ängstlich erwartetes Geschenk. Ich verschlung das
Büchlein, und es war mir nicht wohl darnach. Crispinius überraschte wie ein
angelus ex machina, bemächtigte sich, wieder seine Art, des Büchleins, und
that mir einen großen Gefallen; weil ich nicht so bald meine dunklen
Empfindungen zu entwickeln im stande war, und wegen der Ursache ungewiß war.
Mistrauisch gegen mich, wie Pollux – und ungewiß, ob Witterung, Unterleib
oder anticipatio des Gefühls Vernunftgründe vermuthen ließ. – Den Tag
drauf kam Hartknoch, und ich laß Deinen Woldemar durch einen Zufall der
auch auf mich wirkte und neue Empfindungen nebst parallelen Ideen oder
Begriffen in mir hervorbrachte. Die Geschichte des Sonntags weist Du – Die
Witterung war schlechter und mein herkulischer Appetit ärger, wie jemals.
Montags nahm Hartknoch Abschied, Witterung trübe, der Kopf sub tutela,ich schrieb fort an Dich und blieb den ganzen Tag zu Hause. Dienstags bey
Hippel zu Gaste mit neuem Appetit. Crispinus wohnt in der Nähe, ich
brannte vor Neugierde ihn zu sehn. Er gab mir Deinen
Hume
traurig
wider, beklagte sich am Mangel der
Einheit
(den zu finden ich und zu
empfinden ich schnell und übereilt zu lesen genöthigt bin) machte mir aber
von neuem Hoffnung zu einem Aufsatz über Wz. Fragment, mit dem er
sehr
zufrieden
war bis auf
aber
, die ich noch nicht weiß, und die mir vielleicht
so gleichgiltig seyn werden, als das
fehlende positive
– Von Kant
versicherte er eben das, der den Tod dieses Mannes sehr bedauert und sich
gewünscht hätte, auch Lust gehabt hatte sich näher mit ihm einzulaßen.
Ich fiel erst über das Fragment, weil ich es für nöthig u nützlich hielt mein
eigen Urtheil zu verificiren. Es fielen mir Striche dabey auf, die ich zu
erklären glaubte und zu verstehen schien. Mittw. vorgestern fieng ich Deinen
Hume an zulesen und legte einen halben Bogen zum Aufschreiben ins Buch.
Der
Titel
ist mir das Gesicht, und die
Vorrede
der Kopf, bey denen ich
mich immer am längsten aufhalte und beynahe physiognomisire. Da fiel mir
manches ein. Mein Sohn hatte Zeichen zuerst bemerkt vom Kraus, auf die
ich mich freute. Sie fangen aber erst mit S. 93 an. Mir ist immer mehr,
wie Dir am
Anfange
mehr als
Ende
gelegen. Dies ist der Anfang der
Analysis, und jenes das Ende der Synthetik, beyde gehören zusammen und
beziehen sich auf einander, wie Vernunft und Glaube. Das Subject ist mir
entfallen: vielleicht meine Urtheilskraft.
Im besten Lesen kommt mir ein Qveerstrich im Wurf, und ich findeand
mich gedrungen Deinen Hume fortzulegen, weil ich von meinem Gefühl
hingerißen wurde, und meine hinkende Vernunft ein artifex mille artium trotz
dem Vulkan ist. Es geht mir mit der Kritik, wie Dir mit der Philosophie.
Ich habe ein
kunstrichterliches Mistrauen
, das eben so arg ist, als
mein kritischer Pruritus. Es geht mir mit Büchern, wie mit Menschen.
Leidenschaft – Leidenschaft – Leidenschaft wie des Demosthenis Actio. Ich schrieb
Dir von dem electrischen Eindrucke, den der
Beytrag
zur Kirchenhistorie in
der poetischen Geschichte und arabischen Märchen vom güldnen Hahn auf
mich gemacht hatte, und hab mich durch das Buch beynahe prostituirt. Man
konnte gar nicht begreifen, wie ich die in dem Buche enthaltene Blasphemien
und Obscenitäten hatte verdauen können. Ich hatte einen Kampf beynahe
darüber, die Brochure zu kaufen. Der Uebersetzer des Grecourt schickte es
zurück dem Mann, der es ihm verschrieben hatte. Ich machte mir ein
Gewißen daraus Geld dafür auszugeben, und suchte es bey den Juden
anzubringen. – Es hat mir 10 mal leid gethan, ich habe darnach geschickt und
gelungert über 6 Wochen umsonst –; je saurer es mir wurde wider in meine
Klauen zu bekommen: desto mehr nahm der Appetit zu dieser verbotenen
Frucht zu. Ich schämte mich meiner selbst, und gab schon alle Hofnung auf,
suchte meine Lüsternheit zu unterdrücken. Dem ohngeachtet war mir daran
gelegen, meine Urtheile (die Phoenomene u Meteore) doch zu untersuchen.
Ich sollte Deine Schrift beurtheilen: und hatte die hypochondrische Furcht
und Besorgnis auf meinem Herzen, daß ich gar nicht mehr zu urtheilen im
stande wäre – hatte das Buch Deinem Namensvetter, Pr. Haße und was
noch ärger ist dem Kritiker der reinen Vernunft, der im Kayserlingschen
Hause und bey Hippel von meinem enthusiastischen Geschmack gehört, und
mit dem ich selbst darüber im
lachenden Muthe
gesprochen hatte. Dein
Hume wurde weggelegt, und ich machte eine neue Probe meines Urtheils
und Geschmacks, mit einem Ναφε – Es ist mir unmögl meine widerholte
Empfindung zu verleugnen, und ich finde so viel Beziehungen auf meine
Ideen mit denen ich schwanger gehe, so viele αρθρα των φρενων zu meinem
fliegenden Briefe. Ich erholte mich von dem Paroxysmo meiner kritischen
Muthlosigkeit, und traute mir etwas mehr zu auch bey Deiner neuen Schrift
mitreden
zu können, was für unsere beyderseitige Freundschaft keinen
nachtheiligen Einfluß haben wird. Ich lies vieles in dem Buche übrig, um
allmählich näher zu prüfen und explicable zu machen – entschloß mich
Mittwochs zu Mittag den Miltz zu besuchen, den ich seit einigen Tagen nicht
gesehen hatte. Er war nicht zu Hause, weil er alle Tage spatziren gehn muß.
Ich erwartete ihn und er kam eher als ich es vermuthete. Ich hatte mit Fleiß
gleich nach dem Eßen Caffé getrunken um noch eine Pfeife rauchen zu
können ein paar Stunden hernach. Binnen der Zeit bekommt mein jüngstes
Mädchen einen Anfall vom kalten Fieber; auch diese Kleinigkeit hatte auf
meinen Besuch und die Dauer deßelben Einfluß. Wider meine Gewohnheit
rauchte ich 2 Pfeifen und lies mir das Bier schmecken, da ich sonst nur des
Abends trinke. Der arme Mann ist gantz trostlos geht mit Todesgedanken
schwanger und kann seiner starken Vernunft den unüberlegten Verkauf
seines alten u Ankauf des neuen Hauses nicht vergeben.Gestern speise ich bey Jacobi, bring ihm den
goldenen Hahn
, eße
Sauerkraut, das mir die Base verwahrt hatte und eingeschnittnen
Kalbsbraten und vom Nachtisch mit solchem Hunger, der Sensation machte auf
Wirth und die übrige Gesellschaft vtriusque generis, unterdeßen ich mich
meiner selbst schämte und über mich ärgerte. Wir sitzen bey Tische, wie Kraus
gl. einem Mittagsgespenst erscheint. Er hatte allein geeßen, weil Kant
Dienstags bey Kayserlings oft speißt. Er hatte mir vor ein paar Stunden die 3
Stücke seiner Recension zugeschickt, die ich in der Tasche trug nebst Deinem
Buche. Jacobi giebt eine kleine Bouteille in 16oPedro Ximenes zum besten.
– Kraus bekam Lust zu einem Semmel den er kaum halb verzehren konnte.
Wirth u er schlürfen den Wein, wie Claudius Keuchel. Crispinus begleitete
mich nach Hause, gab mir zu verstehen, daß
Kant nicht mit seiner
Recension zufrieden wäre
, hatte die außerordentl. Freundschaft, die
ich nicht Herz hatte ihm zuzumuthen, nicht nur die allgem. Litter. Zeitung
von selbst anzubieten, sondern versprach mir sie zu corrigiren und alles
widerherzustellen wie ers gemeynt u gesagt oder geschrieben hatte. Sonntags soll
ichs haben, spätestens, samt dem Aufsatz des über Witzenmann. Ich wollte
michr seine Laune zu nutze machen und Erklärungen seiner Anstriche
ausholen; aber sein Kopf war mit andern Grillen voll, und ich konnte ihn zu
nichts bringen. Das meiste sind Striche; wenig Lautbuchstaben seines Sinns.
S. 94 hatte er dazugeschrieben Cf.
Wz in
D. M. S. 111 beym letzten
Abschnitt:
Subrept
. S. 118 beym Er.
O viel
! S. 123. beym d.i.
nicht
doch
! S. 131 bey Sp u Rec.
oder umgekehrt
. S. 142 die
Dinge
wahrnehmen
: Nun S. 152. bey der letzten Zeile: πρ. ψ S. 159
eingegliedertes Glied: σκοτος S. 172 bey mat. fac. p. 126 Beyla In der
Beylage fand er lauter Misverständnis S. 224. bey der untersten Zeile
πρ. ψ Kurz S. 93 ist der erste Strich seiner Bleyfeder; je weiter er gelesen,
je mehr werden ihrer – bald schräg, horizontal und perpendicular.
Ich will erst Dein Urtheil der Recension wißen und nachher weiter gehen,
wenn Dir an seiner Denkungs- und Prüfungsart etwas gelegen ist. Ich
verstehe seine Recension noch nicht, aber
politisch
ist sie und Sapienti sat. Er
hat seine Empfindungen mit und Vernunftgründe mit factis belegt – und
ich halte
Materie
und
Form
meines Beyfalls und eines
genauen
Studiums
von beyden würdig.
Nun mein lieber Jonathan JPollux, über Deinen
Vorbericht
.
Das
sollte
wäre freylich beßer gewesen, ich meyn meyne 3 Gespräche
statt eines. Die Dosis ist zu stark für einen Patienten mit nüchternem Magen,
der
Galle
verräth – auch die Personen nicht gut gewählt oder glücklich
bezeichnet. Das
aus Leib u
Seele zusammengesetzt. Qui bene distinguit, optime definire potest –und beydes gehört zum eignen Unterricht und ein Lehrer anderer zu seyn.
Mir komt es nicht vor, daß Realismus und Idealismus den Inhalt der
Vernunft, als der Schul u künstl. u sectirischen ihren
füglich mit
befaßen
konnten; sondern eher umgekehrt. Die
Schulvernunft
theilt sich nur in
Idealismum u Realismus. Die rechte u ächte weiß nichts von diesem
erdichteten Unterscheid, der nicht in der
Natur der Sache
gegründet ist, und
der
Einheit
widerspricht, die allen unsern Begriffen zum Grunde liegt,
oder wenigstens liegen
sollte
.
Das
Oder
der Verbindungsart hinter der
Aufschrift
läßt sich nach
deinem eignen Urtheil nicht gantz rechtfertigen und hat Verzeihung nöthig.
Die
Beylage
ist auf ein disjunctives aut, aut gebauet, und vielleicht
beruht selbiges am Ende des Vorberichts eben so gut auf einem error calculi.
Scimus
et hanc veniam – – Ein allgemeines Bedürfnis
jeder
Philosophie, ohne Unterscheid ist
petitio
principii und nichts eher zu nehmen,
als was uns eingeräumt wird, nicht über das Terrain die Richtung zu
verlieren.Was ist die
gemeine Art
des Wortgebrauchs? Zeugniße. Sind
Verhältniße keine
Dinge
, die
Eigenschaften
haben? – und ist wol ein
wirkliches Daseyn ohne Dinge, Eigenschaften und Verhältniße möglich oder
denkbar?
Sollte die sinnliche Erkenntnis nicht apodictischer seyn als die
Vernunfterkenntnis? Hat
ungewiße
Erkenntnis nicht Vernunftgründe nöthig;
wozu braucht
gewiße
Erkenntnis dergl.
Jede Philosophie besteht aus gewißer und ungewißer Erkenntnis = aus
Idealismo und Realismo = aus Sinnlichkeit und Schlüßen. Wozu soll blos
die ungewiße Glaube genannt werden – Was sind nicht –
Vernunftgründe
? Ist Erkenntnis ohne Vernunftgründe mögl. eben so wenig als
sensussine intellectu. Zusammengesetzte Wesen sind keiner einfachen
Empfindung, noch weniger Erkenntnis fähig. Empfindung kann in der
menschl. Natur eben so wenig von Vernunft, als diese von der Sinnlichkeit
geschieden werden. Die Bejahung identischer Sätze schliest zugleich die
Verneinung widersprechender Sätze in sich. Identität und Widerspruch sind von
gantz gleicher Gewisheit, beruhen aber oft auf einem optischen oder
transcendentellen schein, Gedanken-Schatten auf und Wortspiele. Die
Sprache
ist die wächserne Nase, die Du Dir selbst angedreht, der Pappeldeckel,
den Du deinem Spinoz. vorhängst, und in Deiner gantzen Denkungsart oben
schwimmt, wie geronnen Fett.
Empfindung muß durch Vernunftgründe eingeschränkt werden. Erkenntnis
aus dem Glauben ist im Grunde identisch mit dem: Nil in intellectu – Also
ein ewiges und fortgesetztes Διαλληλων λογος und τροπος liegt allen deinen
Schlüßen zum Fundament oder ist das Centrum, welches Dich ohn Dein
Wißen fortreißt und an sich zieht, Dich selbst und Deine Leser schwindlich
macht, daß alles auf
Idealität
und
Contradiction
immer läuft
in einer neuen Gestalt, der alter Sauerteig gährt, und der Knäuel unter
Deinen Händen zunimmt, anstatt
entwickelt
zu werden. Das ist das
Qvecksilber
Deiner
Philosophie
, welches Du umsonst zu figiren
bemüht bist. – Bejahung des
Daseyns an sich
– Das abstracteste
Verhältnis, das nicht verdient zu den
Dingen
, geschweige als ein
besonderes
Ding
angesehen und gerechnet zu werden; gleichwol der
Talisman
Deiner Philosophie und Dein
Aberglaube
an verba praetereaque
nihil sind die Götzen Deiner Begriffe, wie Spinoza den Buchstaben zum
Wort und Werkmeister sich einbildete … so leichtsinnig
ist die Ethik
,
daß mir davor eckelt, und ich begreife nicht, wie es mögl. ist die Juno diese
cartesianisch-kabbalistische Juno für eine Göttin anzusehen, wenn die Berl.
Philosophen nicht eben so schwärmerisch von Jerusalem und eben so
lächerlich ehrerbietig geurtheilt hätten. Bald wird alles verraucht seyn, und sich
verblutet haben.
Dein
Er
ist der
Schatten
, das
Echo
Deines Ichs, verstümmelt und
schwankend. –
Freundschaft der Wahrheit, gutes inneres
Bewustseyn
Verleugnung – der Wahrheit oder des innern Bewustseyns?
Ich finde allenthalben ein
Oder
wie hinter der Aufschrift, eine willkührl.
Verknüpfungsart, die Deinem eigenen System nachtheilig und Deinen
Gegnern günstig ist, gewesen und seyn wird.
Gestern Abend schlug ich die Citata der 1. Erinnerung auf, und erstaunte
nichts in Absicht der
Lehrbegriffe
(Ideal. u Real.) geäußert zu finden.
Ich will gleich noch einmal diese Stellen aufschlagen und sie bey Tage, bey
hellen Tage lesen. – –
Welcher Jude und Philosoph kann sich vorstellen daß S. 162–164 von
Humens Glauben
die Rede seyn kann. Ist Offenbarung der Natur mit
Hume so nahe verwandt, daß man von selbst darauf fallen kann und ist der
Uebergang auf die Religion der Christen
nicht eine
Gräuelsuppe für den Juden durch eine
Verknüpfsart
, die Verzeihung und bald
möchte ich sagen Abbitte von Deiner Seite verdient?
Ich war von
Hume voll
, wie ich die Sokr. Denkw. schrieb, und darauf
bezieht sich S. 49 meines Büchleins.
Unser eigen Daseyn u die
Existenz
außer uns muß
geglaubt
und kann auf keine andere Art bewiesen
werden. Kennst Du des Hume Treatise on human Nature Vol. I. vom
Verstande Vol. II. von den Leidenschaften III. von der Sittenlehre die 739
ausgekommen sind, sein erstes Werk? Crispin dankt mir immer dafür, wenn
er daran denkt, daß er das Buch durch mich hat zuerst kennen lernen. Da
erscheint Hume in so roher Natur, ihrer Blöße u Stärke. ErCrispin kann
sich wirkl. rühmen, den Hume beynahe auswendig zu kennen. Ich habe nichts
als ein Gespenst im Kopf u Auszüge, die ich weder lesen noch mich daraus
finden kann. Spinoza ist Dein Hauptschlüßel und seine Gläser für Deine
Augen vielleicht geschliffen, aber unrein und gefärbtes Glas. Wie kannst Du
S. 23 beschuldigen daß M. ohne
die geringste Veranlassung
Dir
christl. Gesinnungen aufgebürdet, die weder christl. noch die Deinigen waren.
Im Glauben bgeboren werden
ist das Humisch oder
philosophisch oder – ? Jetzt setzt Du nicht christliche sondern selbst
jüdische
Autoritäten eines Hume und Spinoza entgegen und wilst die Dir beschuldigten
gänzl. verleugnen durch den
Dialect
, der Dir geläufig ist, und den kein
Leser fest zu halten im stande seyn wird, weil er wie ein Aal schlüpfrich
ist. –
Vorsichtigkeit
und
Ton
der Äußerung – verdient Erwiederung
der
Vorsicht
und
des Tons
! Wahrheit kehrt sich nicht an Vorsicht noch
Ton; ist vierschrötig.
Du setzest zum voraus, daß die transsc. Idealisten Dich
gnug
verstanden haben
. Sie selbst leugnen es – Ist die Schuld Dein Glaube, oder ein
Mangel ihrer Selbsterkenntnis? S. 8. Sich selbst verstehen – und nicht
ungedultig werden. Die Menschen, Er, Du und ich suchen was sie wißen, und
wißen nicht was sie suchen S. 54.
Es ist gar keine Unmöglichkeit, sondern eine Unvermeidlichkeit, den transsc.
Ideal.
unrecht zu faßen
. Daseyn ist Realismus muß geglaubt
werden. Verhältniße sind Idealismus, beruht auf Verknüpfungs- und
Unterscheidungsart.
Hume’s Essays ein
lustiges Buch
– nicht
Er
, sondern
jeder Leser
versteht Dein
Lächeln
. Aber S. 3. verstehe ich die Worte gar nicht.
Gut,
daß ich es erfahre
– Hier kann ich den hiatum oder das
Beziehungswort
es
nicht erklären.
Il y a des mysteres imprimés et publiés comme il y a des mensonges
imprimés. Der Buchstabe mag immerhin gedruckt seyn, der Verstand u Sinn
läßt sich nicht drucken. Wilst Du mir nicht die Stelle im Sextus Empirikus
u Aristoteles mittheilen. Sind es nicht Aussprüche einer menschl. Autorität,
wenn es Dir um
Hume
,
Reid
und Spinoza mehr als um die Sachen
selbst zu thun ist, und Deine Rechtfertigung durch ihre Lehrsätze
rechtfertigst
,
beschönigst
und – Wenn Du im Glauben geboren bist: so
konnte nicht von solchen späten, wurmstichigen und verdächtigen Autoritäten
die Rede seyn, und der
christl. Glaube
wäre immer allem philosophischen
Laut vorzuziehen – Aber der christl. ist wieder eine bloße Hinterthür zum
Abzuge, ein pallium der nackten Wahrheit.
S. 79. Das Seyn ist keine Eigenschaft! – ist die Fähigkeit alle
Eigenschaften zu tragen, keine Eigenschaft? Ist es keine Ungereimtheit diese
Fähigkeit und Möglichkeit als das
Erste
zu seyntzen –
Ach mein lieber Jonathan Pollux! Du
verstehst Dich selbst nicht
,
und bist
zu übereilt Dich
andern verständlich zu machen und Deine
kranke Philosophie andern mitzutheilen, aus einem Principio des
guten
Willens
– Ich will der erste seyn, Dich auf die Ausfälle vorzubereiten, die
du dir zuziehen wirst. – Auch Deiner Arbeit hab ich manchen Aufschluß
meiner eigenen zu danken; ich bin auch in vielen DBagatellen und Hauptzügen
Deiner Idiosynkrasie ähnlich und Dir dem Blute nach anverwandt. –
Schön geschrieben
! sagt jedermann, wenn man mit den Sachen nicht
recht einstimmen kann. Ein solches Lob ist die ärgste Beleidigung für mich.
Nein Vernunft ist unsichtbar, ohne Sprache: aber freylich ist sie der
einzige
Ausdruck
der Seele und des Herzens zur Offenbarung und Mittheilung
unsers Innersten. Das Bewußtseyn der Schönheit verdirbt ihren Werth
und Eindruck. Die äsopische und sokratische Sprache verschönert sich, als
ein Organon ächter, lebendiger, verhältnismäßiger Vernunft. Schönheit ist
ein mimischer Engel des Lichts, deßen Nachahmung istch zum Muster
nehme, so sehr ich den Sinn verabscheue.
Hättest Du Deinem
Hume
ohne Schnupfen und Flußfieber, bey einer
Flasche Wein und nach einem guten Pudding aufgeführt: so hätte ich mit
mehr gesellschaftl. Antheil und Ssympathetischem Appetit gelesen; aber
Dein grämliches Lächeln, Dein trauriges Fasten, Deine Schlaflosigkeit
machen mir unangenehme Eindrücke. – Der unbarmherzige Er giebt Deinen
Leidenschaften
Köder
, die Dir nachtheilig sind –
Dein Beyspiel warnt mich noch mehr meinem Autorküzel Zaum und Gebiß
anzulegen –. Hättest Du Dich damals weniger anstößig für einen
philosophischen Judenmagen erklärt: so hattest Du keine Rechtfertigung und
keine Nachrede nöthig gehabt. Wenn man sich nicht einander verstehen will
noch kann: so hilft alles Reden nichts, sondern macht nur das Uebel ärger.
Je
mehr Worte
, desto mehr Stoff zu Misverständnißen; Worte ohne
Begriffe und Begriffe ohne wirkliche Gegenstände? Z.E. Seyn, u die VIII
Defin. der Ethica. Ist das
Seyn
und das
Seyn an sich
ein wirklicher
Gegenstand! nein sondern das allgemeinste
Verhältnis
, deßen
Daseyn
und deßen
Eigenschaften
geglaubt werden müßen, und ohne
Instrumente
weder deutlicher, noch näher, noch größer ex- und intensiue den
Einsichten des Dritten gebracht und gemacht werden können – Statt
Fußsalbe
ist für den ungeneigten blindgläubigen Leser nicht so am nöthigsten
Augensalbe
. Hic oculis ego
nigra
meiscollyria lippus Inlinere – –
Hat man mit Roß und Mäulern zu thun kann, so muß man die collyriaaus der Medicina Veterinaria brauchen. Verstehst Du nun HerzensPollux
mein
Sprachprincipium
der
Vernunft
und daß ich mit Luther die
ganze φφie zu einer
Grammatik
mache, zu einem Elementarbuch unserer
Erkenntnis, zu einer Algebra und Construction nach Äquationen und
abstracten Zeichen, die per se
nichts
und per analogiam alles mögl. u wirkl.
bedeuten. Kennst Du Wachters Spinozismum im Judentum Amst. 699Er hat sich einige Wochen auf meinem Tische umgetrieben. Bey dem Beschluß
meines letzten Briefes an Dich fiel er mir in die Hände. Ein langweiliges
eckles Buch, wo Spinoza nicht um ein Haar beßer als Machiavelwiderlegt wird. Eben dieses Autors Elucidarium Cabalisticum Rom. 706 habe
ich vor mehr als 20 Jahren in Curl. gelesen und Auszüge gemacht ohne sie zu
verstehen nebst seiner eben so kleinen Diss. amica de haeresi circa mensas.Dogmatismus u Scepticismus haben für mich die vollkommenste Identität
wie Natur und Vernunft, und wie ich Dir schon gesagt, faire et confondreist ein ebenso homogenes oder relatives Werk. Analysis u Synthesis muß
nach gantz ähnlichen Gesetzen geschehen. Analysis nicht zerstören, sondern
zergliedern. Synthesis nicht vermischen, sondern zusammensetzen. Beydes nach
den Kennzeichen und Gesetzen der Natur u ihrer Generation, deren
Nachahmung und Composition sich die Nat Kunst zum Muster nehmen muß.
Ich verstehe zum Theil beßer als Crispinus die gegliederte Glieder – aber ins
Unendliche theilbare
und
wirkl. getheilte Materie ist
auch
für mich σκοτος und beruht auf kabbalistischen, kartesianischen oder
leibnitzidnischen Teufelchen, Monaden u Engelchen, der ich, meine Vernunft u φφie
ziemlich entbehren kann. Werd ich mit meinen Nachwehen fertig: so erlaub ich
Dir auch, mich zu zerschneiden und escalpiren nach Herzenslust und
Wohlgefallen. Vielleicht bekomm ich morgen von Dir Briefe, schwerl. aus Berlin.
Ich habe gestern die Apologie durchblättert das erste Heft, wo über Kant
pro und contra und Sailers Mährchen steht. Vergiß nicht lieber Jonathan-
Pollux!
Starkens Rechtfertigung
und Deinen
Castor Oedipus.den 29 Jubilate.Ich war vorgestern mit meinem Briefe eher fertig, als ich dachte; und
gieng zu Miltz um ihm zu melden, daß das Fieber bey meiner Marianne
zum dritten mal ausgeblieben war. Darauf besuchte ich Crisp. der bey
Hippel geschmauset hatte, trostlos und hungrig war. Er hatte den Abend vorher
einen Gast gehabt und ihn mit einem Gerichte Fische bewirthet, ohne selbst
geeßen zu haben. Ich schalt ihn, weil seine Schlaflosigkeit vielleicht vom leeren
Magen hergekommen war – und sich Abendbrodt nach 10 Gerichten bestellte,
die für ihn blos Schaugerichte gewesen seyn müßen. Läst sich ein solcher
Wiedersinn denken?
Mein Sohn gieng gestern in aller früh auf der Nicolovius Gut Sperling,
schlief also die Nacht bey ihnen. Ich muste daher selbst bey
Fischer
gehen,
fand nichts von Dir, mein lieber Jonathan. War willens Me Courtan zu
besuchen, sie ließ mir aber den Tod ihrer Stiefmutter melden, der Commerc.-räthin Toussaint. Kam gleich von der Loge zu Hause, muste Nachmittags
schlafen. Meine Kinder waren alle ausgeflogen, die Leute arbeiteten im
Garten. Ich nahm die Recension vor, welche ich den Abend vorher von Crispuscorrigirt erhalten hatte. Es sind häsliche Druckfehler darinn z.E. S. 32.
und die Zahl anstatt aus der Zahl S. 39 zu heller Vernunfteinsicht, nicht
halber S. 40 Aussprüche, nicht Ansprüche. War eben im Begriff Dich zu
lesen oder was ich geschrieben hatte, darüber anzusehen. Kommt Wagner
und bringt mir das
ausführl. Lehrgebäude der Religion
, von dem
neulich bey Hippel die Rede war – wuste aber von allem nichts mehr. Mit
der
ersten Zeile
der Vorrede stößt mir ein Geruch von Bahrdt in die
Nase, an dem ich mich satt und überdrüßig gelesen habe. Wir speisen bey
Hippel
mehrentheils zusammen, im Kayserlingschen Hause ist er auch
accreditirt, sonst der Haß u Verachtung des ganzen Publici, als Buchhändler
u Nachfolger des Kanters. Wollte ein Lombard anlegen, und wird
wahrscheinlich die Rudera des Kanterschen Ladens wider an sich kaufen. Ich
studiere das Original, und finde den Mann brauchbar, wie jedermann, der sonst
mit Abscheu von ihm redte. Kraus u Brahl überraschen mich, der erste kann
bey aller seiner Politik u Moral meinen Gast nicht ausstehen, kam blos das
Museum
abzuholen um sein Versprechen erfüllen zu können – ich hatte
mein geliehenes Exemplar auch verliehen. Kraus fand kein Waßer im Hause
wegen der
Gartenarbeit
, nach dem Buch konnt ich auch nicht schicken
wegen der
Gartenarbeit
. Er setzt sich an das Clavier, springt eine zweite
Saite. Sein erstes Wort ist immer Waßer, er würdigte kaum mein edles Bier
des Schmeckens; und meine Gäste giengen im grösten Regen weg – Weil ich
keinen mehr genießen konnte; so war es mir lieb ihrer los und jeden für
seinen Eigensinn bestraft zu sehen. Meine Kinder kamen gut nach Haus; ich
trieb Hans zu Bette der 5 Meilen gegangen war, weckte ihn vor 6 Uhr auf,
wegen des
Museums
, das Kraus diesen Morgen erhalten hat. Ich
dorfte also in meiner jetzigen Diät keine Ausnahme machen, wie ich
entschloßen war im äußersten Nothfall. Ich trink meinen Caffé im Bett und
mein Frühstück war das
ausführl. Religionslehrgebäude
. Ich
lese
wach, aufmerksam und ungläubig
und mit einem gantz
besondern Gemisch des Wohlgefallens und Mistrauens,
medicinische
,
transcendentelle
und paradoxe φφ über Bonnet, Jerusalem, der mit
Spinoza verglichen wird S. 167. citirt der leibhafte Bahrdt sich selbst,
erkenne in dem Abschnitt: Menschen
beurtheilung
meine eigene Theoriemir das vor mir liegende Phaenoma zu erklären, und kann nicht eher als
über die Hälfte des Buchs XXXV. Vom Gewißen S. 212, mich mit Gewalt
los reißen. Mit diesem Wunder der Conformität mit dem Irrlehrer Bahrdt
stand ich auf, las die Predigt aus meinem Hahn, gieng mit Mutter und
Kindern zum ersten mal im Garten herum, und habe Dir diese Relationem
curiosam nicht vorenthalten wollen. Mein Urtheil geht wie meine Kenntnis
bis S. 211. wohl zu merken.
Ich war willens meinen vorgestern geschriebnen Brief in Ordnung zu
bringen, ich fürchte, Du wirst so wenig lesen als verstehen können. Du wirst
aber, Herzenslieber Jonathan noch
ecklere gedruckte Sachen und
Urtheile
zu lesen bekommen, als mein geschriebenes ist. Laß Dir vor der
Qvelle
des meinigen daher nicht grauen. Es fließt wenigstens aus einem
vollen Herzen
– Prüfe und entschuldige das scharfe und stumpfe meines
Urtheils an den beyden Gegenständen, von denen die Rede ist. Lies den
goldnen Hahn
deßen Autor ich so gern wißen möchte und am
ausführl
.
Lehrgebäude der Religion
bis S. 211.
Ich habe meinen Mittag und Caffé zu Leibe – und habe mittlerweile bis
zur S. 259 gelesen, empfehle Dir sehr den
Beschluß über das Recht
zu denken und zu urtheilen
. Laß Dir das Buch empfohlen seyn, und
prüfe meinen Beyfall den ich
heute Bahrdt
gebe engros., denn zum
Detail habe ich weder Zeit noch Lust, möchte beynahe das Buch selbst kaufen,
wenigstens mit
guten Gewißen
empfehlen, weil mir der Mann mit
Licht
und
Leben
von der Liebe redt. Ach! noch ist nichts aus Berlin zu
vermuthen. Vielleicht erhalte ich Eetwas diese Woche zwischen
Jubilate
und
Cantate
.Meine Briefe sind ein lebendiges Gemälde meiner wüsten Lebens- und
Denkungsart, daß ich zu keiner Ruhe kommen kann, immer von innen und
außen, von vorn und hinten hin und her geworfen werde. Ueberhaupt finde
ich es für nöthig Dich vorzubereiten auf die neuen Unruhen, welche die
Fortsetzung Deiner Autorschaft Dir zuziehen wird, eine reiche Erndte neuer
Logomachien besorge ich, vielleicht mehr aus Freundschaft als
mit Grunde
.
Desto beßer, wenn ich mich irre!
Deine Materie hängt allerdings mit meiner zusammen; ich bin aber noch
lange nicht so weit, daß ich davon reden kann, geschweige schreiben mag.
Vernunft ist für mich ein
Ideal
, deßen Daseyn ich voraussetze, aber nicht
beweisen kann durch das Gespenst oder die Erscheinung der
Sprache
und
ihrer
Wörter
. Durch diesen Talismann hat mein Landsmann das Schloß
seiner Kritik aufgeführt, und durch diesen allein kann der Zauberbau
aufgelöst werden. Es lohnt nicht ein Wort weiter zu verlieren, bis man einig
darüber ist, was jeder durch Vernunft und Glauben versteht, nicht was Hume,
Du und ich und er verstehn, sondern was die
Sache
ist, und ob es eine ist.
Ein allgemeines Wort ist ein leerer Schlauch, der alle Augenblick anders
modificirt, und überspannt platzt und gar nicht mehr Luft in sich behalten
kann; und lohnt es wol sich um ein tummes Saltz, und einen
Balg
zu
zanken der ohne Innhalt ist? Vernunft ist die Qvelle aller Wahrheiten und aller
Irrthümer. Sie ist der Baum des Erkentnißes Gutes und Böses. Allso haben
beide Theile Recht, beide Unrecht, die selbige vergöttern und selbige lästern.
Glaube eben so die Qvelle des Un- wie des Aberglaubens. Aus einem Munde
geht
Loben
und
Fluchen
Jac. III. Das Adiutorium der Sprache ist die
Verführerin unsers Verstandes, und wird es immer bleiben, bis wir auf den
Anfang und Ursprung und das olim wider zurück und zu Hause kommen.
Petitio principii ist das Gegengift des unächten Misbrauchs der Dinge, und
ihres Misverständnißes.
Seyn, Glaube, Vernunft
sind lauter Verhältniße, die sich nicht
absolut behandeln laßen, sind keine Dinge sondern reine Schulbegriffe,
Zeichen
zum Verstehn, nicht Bewundern, Hülfsmittel unsere Aufmerksamkeit
zu erwecken, nicht zu feßeln, wie die Natur
Offenbarung
ist nicht ihrer
selbst, sondern eines hoheren Gegenstandes, nicht ihrer Eitelkeit, sondern
Seiner Herrlichkeit, die ohne erleuchtete und bewaffnete Augen nicht sichtbar
ist, noch sichtbar gemacht werden kann, als unter neuen Bedingungen,
Werkzeugen und Anstalten, Abstractionen und Constructionen, die eben so gut
gegeben werden müßen und nicht aus der Luft geschöpft werden können als die
alten Elemente.
Deine Theorie ist ein wirkliches Flickwerk philosophischer und menschlicher
Autoritäten – Fühlst Du das nicht, lieber Jonathan, und daß es Dir am
Ende Deiner Arbeit geht nach der Weiber Weise, die aus Buhl- Betschwestern
werden. So weiland, so jetzt.
den 30.Kraus kam ohne Aufsatz. Die Miethsleute unten hatten einen Nachtag
zu feyern, weil die Tochter vorige Woche Hochzeit gegeben hatten. Er war um
seinen Saal ersucht worden, und es sollte die ganze Nacht gespielt u getanzt
werden. Daher er sich Nachtlager bey Deinem Namensvetter bestellt und
den ganzen Nachmittag bey mir blieb. Das Schreiben bey Licht greift meine
Augen an; ich setzte also meinen Bahrdt fort, und hab ihn diesen Morgen im
Bette zu Ende gebracht. Aus eigener Erfahrung und Mitgefühl kann ich den
Eindruck mir vorstellen, den dies Buch auf die
Pharisäer unsers
Jahrhunderts
und dieser Welt machen wird. Der Einfluß seines medicinischen
Studii ist sichtbar. Mens sana in corpore sano ist das Problem seiner
Moral; die sich auf eine
moralische Heilkunde
auflöst und mit der Kunst
zu sterben schliest dieser Theil; der immer nachläßiger und gewißenloser
ausgearbeitet ist, je weiter er fortgeht. Ich habe von neuen bemerkt, wie meine
Hitze im Lesen mich in Affect und
Leidenschaft
setzt, die mich
fortreißen.In Deinem Vorberichte finde ich, liebster Jonathan! alles was Deine
Feinde oder Gegner sich zu Nutze machen werden, und warum ich auch nicht
einig mit Dir seyn kann. Warum setzst Du
Deine eigene Philosophie
entgegen? Sollte dieser Unterscheid nicht durch die Einheit der allgemeinen
Vernunft und des Sensus communis wegfallen. Der Zusammenhang u die
Identität Deiner Grundsätze u ihrer Resultate ist von der einen Seite so
natürl. wie von der andern. Du hättest Dir ihre Philosophie zu eigen machen
sollen, und ihre Misstimmung augenscheinlich machen. Das wirkliche
Daseyn ist nichts als ein ens rationis. Empfindung und Vernunfterkenntnis
beruhen beiderseits auf Verhältnißen der Dinge ihrer Eigenschaften mit
unsern Werkzeugen ihrer Empfänglichkeit, wie auf die Verhältniße unserer
Vorstellungen. Es ist reiner Idealismus
Glauben
und
Empfinden
vom
Denken
abzusondern.
Geselligkeit
ist das wahre Principium der
Vernunft und Sprache, durch welche unsere Empfindungen und
Vorstellungen modificirt werden. Diese und jene Philosophie sondert immer Dinge ab,
die gar nicht geschieden werden können. Dinge ohne Verhältniße,
Verhältniße ohne Dinge. Es giebt keine absolute Geschöpfe, und eben so wenig
absolute Gewisheit. Allenthalben stoß ich auf
identische Sätze
, deren
Identität unter neuen Ausdrücken, Gleichungen, und Formeln von Dir nicht
gemerkt wird, und daher bald bejaht, bald verneint wird, weil die Begriffe in
einer andern Uniform erscheinen. Wenn wir unsern Empfindungen, unsern
Vorstellungen
glauben
: dann hört freylich aller Unterscheid auf. Wir
können für uns dieser Zeugen nicht entbehren, aber niemanden durch ihre
Uebereinstimmung widerlegen. Was war es denn für ein großes Vergehen,
Dir
christl. Gesinnungen
aufzubürden? – Wozu Dein Christentum
wie Deine Philosophie unterscheiden – Wenn M. nichts als
jüdische
Gesinnungen entgegenzusetzen hatte; so war seyn Beyfall auf
Ansehen
das
weder Gründe noch eigene Einsicht ausschließt, gestützt. Gegen alle Deine
Erklärungen ist eben so viel als gegen Ms seine einzuwenden. Die Streitigkeit
läuft also auf einen
religiösen Wortstreit
hinaus von beiden Seiten.
Wenn man bekent eine andere Philosophie und Religion in petto zu haben.
Hume würde Dich eben so gut beschuldigen, daß Du ihm
christl.
Gesinnungen
aufbürden wolltest, die eben so wenig die seinigen sind, als
die jüdischen Dir anstehen können. Durch alle diese Nebendinge wird die
Hauptsache mehr verdunkelt als aufgeklärt. Was Dir aus Leidenschaft
wiederfährt, werden deine Gegner mit kaltem Blute und daher auch beßer und
absichtlicher thun, als Du im stande bist. Meine beide Autoritäten hier Kant
u Kr. klagen beyde über Deine Dunkelheit und daß Du den ersten nicht recht
gefaßt, noch verstanden hast. Beyde sind desto mehr mit der
Sprache
des
Freywilligen zufrieden, und bewundern die Kunst seiner ihrer Deutlichkeit.
Niemand kann Dir verbieten, was andere Vernunft nennen, Wahn zu wißen,
wie Dir niemand verbieten kann das strittige Ding Glauben zu nennen. Bey
einer andern Philosophie, bey einer andern Religion, ist eine andere Sprache
unvermeidlich, andere Vorstellungen, andere Namen für dieselbe
Gegenstände, die jeder aus dem Gesichtspunct seiner Nothwendigkeit oder
Freywilligkeit bezeichnet. Da jeder an der Analysi des andern und an der
Synthesi seiner eignen Begriffe arbeitet, so ist keine
Stätigkeit
möglich
von beyden Seiten, sondern ein ewiges Drehen und We ein unvermeidlicher
Wechsel – Dein Buch ist sehr lehrreich für mich und die Wirkungen, die es
hervorbringen wird, werden es noch mehr seyn – aber die
Offenbarung
dieses Misverständnißes ist ein Wunderwerk, das ich noch gar nicht zu leisten
im stande bin, und die Zeit wird den Zauber die optische Täuschung von
selbst aufheben. Jeder wünscht die
Umschaffung
der bisherigen
Philosophie, hofft sie, arbeitet daran, trägt sein Scherflein dazu bey. Was in
Deiner Sprache das
Seyn
ist, möchte ich lieber das
Wort
nennen. Moses
und Johannes, Christentum und Judentum, die Lebendigen und Todten
zu vereinigen – die durch den
Thurmbau
sich verwildern, in gesellschaftl.
Zerstreuung, durch die Taubeneinfalt des Geistes ohne tyrannische Feßeln
gleichgesinnt, und aus
gemeinschaftl. Sündern
übereinstimmende
Brüder des Sinns zu machen. Wenn Du ein blindgläubiges und harthöriges
Publicum
voraussetzt
oder glaubst; so muß man nicht durch Gründe,
noch
vernünftige Discourse
S. 191. die Fortpflanzung seines
Glaubens zu bewirken suchen.
Herzenslieber Pollux und Jonathan. Es thut mir wehe, daß Du noch
immer am Spinoza kauest, und den armen Schelm von cartesianischem
Diabolo und kabbalistischem Somnambulisten, dem Leibnitz seine Harm.praestab. entwandt haben soll, noch immer wie einen Stein im Magen mit
Dir herumträgst. Giebt es wohl einen denkbaren Unterscheid zwischen Essenzu Existenz? läst sich eine Causa ohne Effect und dieser ohne jene denken?
Giebt es für relative Begriffe, absolute Dinge? Ναφε και μιμνας απιστεινan alle dergl. Hirngespinste, Wort und
Zeichen
de mauvaises
plaisanteries mathematischer Erdichtungen zu willkührlichen Constructionen
philosophischer Fibeln und Bibeln, welche dürftige Elemente sind das geoffenbarte
Wort zu verstehen, aber so wenig Schlüßel des Sinns, des Begriffs als
Charaden Definitionen eines Wortes sind. Den kleinsten Satz von
Zweideutigkeit zu befreyen ist keine leichte sondern die schwerste Arbeit – das kleinste
Flickwort zu bestimmen, ist keine leichte, aber eckle Arbeit. Noch weiß ich
weder was Hume noch was wir beide unter Glauben verstehen – und je mehr
wie darüber reden oder schreiben würden, je weniger wird uns gelingen
diesen Qvecksilber fest zu halten – Sat prata biberunt. Glaube ist nicht
jedermanns Ding, und auch nicht communicable, wie eine Waare, sondern das
Himmelreich und die Hölle in uns. Glauben daß ein Gott sey und Glauben,
daß keiner sey ist ein identischer Widerspruch. Zwischen Seyn und Glauben
ist eben so wenig Zusammenhang als zwischen Ursache und Wirkung, wenn
ich das
Band der Natur
entzwey geschnitten habe – Incredibile, sed
verum.den 1 MayDer Brief ist liegen geblieben durch einen eignen Zusammenhang der Dinge.
Ich war verdrüslich auf mich selbst, Dir lauter leere, unverständliche,
unangenehme Sottisen zu schreiben. Ich hatte mich wider an einem Gericht Fische
überladen; fällt mir der April der Berl. Monatsschrift in die Hände; weil ich
alles gleich vergeße, und in der ersten Brunst selbst nicht weis: so fiel mir das
Stück gantz neu auf und ich fühlte Deine Mishandlung vielleicht ärger, als
Du sie empfinden magst, aber noch mehr Deine
Schuld
daß Du nicht treu
gnug in Deiner Rechtfertigung mit der Sache umgegangen, und
Vertraulichkeiten eingemischt, die weder das Publicum, nach Deinem eigenen Maasstabe,
noch die eiteln Gegner verdienen. Du und Lav. thun ein sehr überflüßig
Werk, euch gegen eure Freunde zu rechtfertigen. Auch die Bundeslade des
christl. Glaubens hat keinen Usas nöthig. Mendelssohn u seine Freunde
ärgern sich an dem
Losungsworte
, das Du durch
Auctoritäten
rechtfertigst, die in meinen Augen auch keine Vernunftgründe und eben so
zweydeutig sind. Ich wollte alles zerreißen, um Dich nicht noch mehr zu
betrüben; muste wenigstens abstehen, zu schreiben, und hatte einen sehr
finstern
Nachmittag
und
unruhigen Abend
, in Rücksicht auf meine eigene
Autorschaft, an der ich zugl. mit verzweifelte. Deine geheime Geschichte läuft
mit meiner ziemlich parallel, und ist die Parabel jedes Suchers, Nicodemus
und Nathanaels. Ich fieng die Kritik zu lesen an, las noch einmal die in der
Beyl. angeführte Stelle. Glaube: Vernunft = Realismus: Idealismus.
Nichts als reine Worte, reine Vorstellungen, von denen das Ding nirgends
ist, noch bewiesen werden kann. Ich lies mir die
metaphysischen
Anfangsgründe der Naturwißenschaft
geben, die ich noch nicht
gelesen hatte, weil ich durch die lange Note der Vorrede abgeschreckt worden
war, und die ich mir seit 4 Wochen vorgenommen mit Kraus durchzugehen,
weil ich mir nicht Stärke gnug in der Mathematik zutraute. Es gieng wie
geschmiert, und ich konnte nicht eher aufhören bis ich mit dem Buche fertig
war. Du kanst Dir leicht vorstellen, wie muthlos ich zu Bette gieng, über
Deine und meine eigenen vereitelten molimina des guten Willens, und über
die neue Triumpfe reiner Eitelkeit. Mein einziger Trost bestand darinn, daß
ich mit meiner kleinen Autorschaft noch in saluo war und wenigstens sagen
konnte; wie oftmals: Periissem, nisi periissem! Langsam und klug zu
Werke zu gehen – nicht eher die Feder anzusetzen, bis ich
mich selbst
verstehe – und
gedultig auszuharren
– das Schicksal meiner
Reise
und meiner
Autorschaft
einer höheren Hand und Leitung ohne mich zu
beunruhigen, zu überlaßen. Ich sehe in diesem
Wirwarr
einen beßern
Plan, als ich mir selbst entwerfen könnte, und finde Ehre und Vortheile
darinn ihn zu meinem eigenen zu machen, wie man
Unsinn
zum vehiculodes Verstandes anwenden kann. Ich habe ein schweres Exempel und Problem
zu
berechnen
, und über ein
Thema
zu reden, zu deßen Behandlung ich
jedes Wort
abwägen
muß; kann mich also nicht übereilen, wozu meine
Natur
immer geneigter ist und derie Hand des Willens immer beßer seyn,
als die Vernunft zu dictiren im stande ist. So viel Hoffnung ich selbst habe,
theile ich Dir brüderlich mit, auch den
Grund
meines Glaubens, nicht
in
mir, sondern
außer
mir, der allein durch die
That
sich rechtfertigen und
sich selbst beweisen muß. Alle übrige Beredsamkeit ist Sophisterey, die sich
durch reine gute Worte nicht widerlegen läßt, sondern durch die Kraft der
Sachen und Dinge. Fehlt mir die, so will ich lieber Schweigen und dadurch
zu Schanden werden, als durch misliches Reden und Schreiben. Gestern
Abend war ich so verzagt, daß ich nicht daran dachte diesen Morgen so
ruhmräthig meinen Brief schließen zu können. Die 1. Definition hat mir des
Spinoza Ethik so vereckelt, daß ich nicht im stande bin weiter fortzufahren, und
ich kann mir Deinen Geschmack Deinen aushaltenden Geschmack und Leßings
seinen an einem solchen Straßenräuber und Mörder der gesunden Vernunft
und Wißenschaft nicht erklären. Komme ich nach Pempelfort: so will ich ihn
entführen, wenn Du mich auch eines Kirchenraubs und Sacrilegii deshalb
öffentl. anklagen solltest. Philosophi – credula natio. Mahl Dir ein NB.in Deinem Seneca Nat Quaest. Lib VI. c. 26.
Iß Dein Brodt mit Freuden und Deinen Wein mit gutem Muthe und
verdirb nicht die Freude, die Hochzeitfreude Deines Sohns durch
αλλοτριοφρονια. – Laß die Berliner fortqvacken, und die Vögel pfeifen und schnattern;
bleibe daheim, stecke Dein Schwert in die Scheide, und mach punctum mit
Kreuzzügen und Ritterfahrten für eine Dulcinee. Sey ein Philosoph, das
heist ein unbefangener Zuschauer und hör auf ein olympischer Klopffechter
zu seyn. Folge meinem guten
Rathe
,
Beyspiele
Tace et esto
Philosophus! und bleibe mein Freund wie ich Dein Hans Jörgele.Bußtag den 2 MayΣιγα και μιμνας πιστευειν. Mein Herzenslieber Jonathan! Ich leg ein
Geschmier bey, das ich Dir kaum anrathen kann zu lesen. Meine
impertinente Lage von außen und innen verbietet mir alles Urtheilen. Ich weiß
selbst nicht, wie mir zu Muthe ist, und bin noch weniger im stande anderer
Sinn zu ergründen. Wenigstens weiß ich jetzt kein Haar weniger und mehr,
was Vernunft und Glaube, Idealismus und Realismus ist. Je mehr
darüber geredt und geschrieben wird, desto verwirrter werden die Begriffe. Wäre
ich auch im stande zu urtheilen – Aus dem eckeln Detail meines Lebenslaufes
erhellt sattsam meine Unfähigkeit im geringsten Zusammenhange. Innwendig
sind Magen, Herz und Kopf im ewigen Zwiespalt. Auswendig gehts nicht
beßer. Gestern Abend verfiel ich so mit meinem Hans, das ich mir vornahm
allein zu reisen, wenn ich heute Antwort aus Berlin erhielte. Wird wohl
nichts kommen, so wenig als von Deiner Hand. Bisweilen ärgere ich mich
über Deine freundschaftl. Gedult und Nachsicht, einen so abgeschmackten
Briefwechsel, wie ich den meinigen erkenne und empfinde, nicht längst
abgebrochen zu haben. Ohne Eckel läst sich meine Faust nicht errathen – und aus
der Klaue ist die Bestialität meiner Gedanken- und Fühllosigkeit
augenscheinlich und handgreiflich.
Ich tappte heute einmal nach der Vesper, hörte statt meines Beichtvaters
einen Candidaten, dem es nicht an Gaben des äußerl. Vortrages fehlte, über
Jerem. XXIX. 11. und muste wieder nach Hause eilen lente, weil mir das
Gehen sauer wird. Wenn Du so aufrichtig als ich seyn willst und Deine
Eindrücke für Urtheile verrathen: so wirst Du an den Cruditäten, die ich Dir
mitgetheilt, gnug haben, und ich bescheide mich selbst, daß jetzt die Zeit
aufzuhören entschieden ist, und ich so wenig als ein Verschnittener mir eine
Schäferstunde weiter vermuthen kann. Zum Reisen taug ich vielleicht noch weniger
– Ich weiß von allem nichts mehr, und habe auch wenig Lust mich darum zu
bekümmern. –
Was ich thun kann, hab ich lieber J.J. gethan, Dich auf mehr Kunstrichter
meines Gelichters, die nicht beßer verstehen, aber ärger misverstehen, Dich
zubereiten wollen. Unter meinen Umständen wäre Beyfall und Tadel kein
opus bonae fidei. Was ich verstehe, beruhigt mich nicht in Ansehung des
übrigen – ich bin aber eben so wenig im stande Dich eines beßern zu belehren,
als den Knoten aufzulösen. Also manum de tabula – Erreichst Du Deine
Absicht, für die Du geschrieben hast: so sey ruhig. Im Gegenfall bleib es
auch, und bekümmere Dich um kein ärgeres Gänsegeschrey, noch
Hundegebell. Deine Erscheinung im Gespräch muß Deinen
Feinden und
Gegnern
angenehmer seyn, als Deinen Freunden, die Dir Schlaf, Appetit, und
nicht eine so lustige Mine über Hume’s Essays wünschen, als der falsche Er
Dir beylegt, der kein guter Gesellschafter für unpartheyische Leser ist, noch
für Patienten, sondern wie Woldemar ein Selbstpeiniger und
Menschenqväler, wie wir alle sind, theils aus Dummheit, theils aus Schalkheit der
schönen erworbnen Natur auf Kosten der Einfalt und Güte.
Ich habe heute
Beichte und Bekehrung eines
Erzlavaterianers
gelesen und beßer gefunden, sowenig ich auch davon verstanden
habe, weil es sich auf ein ander Buch bezieht, das ich mir auch bestellt. Ich
dispensire Dich aber Dich um das
Bahrdtsche Lehrgebäude der
Religion
zu bekümmern, deßen Anfang mich vorigen Sonntag so täuschte,
daß ich auch beynahe eine Beichte u Bekehrung dieses Pharisäers vermuthete.
Von dem Erzlavaterianer wünsche ich mehr zu lesen, wie er verspricht.
Diac. Mayer besuchte mich zum ersten mal in seinen Pontificalibus eines
Abbé mit frisirten Haar. Er, der in einer eigenen Lage ist, beschwerte sich
auch kein Buch mehr verstehen zu können, und bat sich dem ohngeachtet recht
dringend Deinen neben mir liegenden Hume aus. Er ist des bekannten
Mathematikers Sohn in Gryphswalde, hat Mathematik auch zu seinem
Leibstudio gemacht, und der speculative Geschmack machte ihn so lüstern. Er ist ein
Schüler des Kants hier gewesen und war also neugierig über Idealismum
und Realismum sein Gehörtes u selbstgedachtes zu vergleichen. Ob was
herauskommen wird, weiß ich nicht. Kraus hat mir nichts gebracht, und der
älteste Nicolouius meldt mir daß die Berl. Post diesen Abend noch nicht hier
wäre. Mein Hans hat den ganzen Tag eine so traurige Gestalt in meinen
Augen gehabt, daß ich seine Liebe daraus wenigstens schließen muß.
Ohngeachtet ich an meiner Reise für dies Jahr zweifele; so wollte ich doch nicht gern
einen Minister Polonius statt eines folgsamen Gefährten und Freundes, um
und neben mir haben. Er war vielleicht unschuldiger als ich selbst, und die
Sache ist keiner Erklärung fähig. Es war Eifersucht auf den Credit der
Mutter und seiner Freunde, und auf die Rechte sein Vater, ältester und
nächster Vertrauter zu seyn. Allzulieb ist Haß: wie allzuklug dumm.
den 3 –Nach einer ruhigen Nacht bin ich mit gutem Muthe aufgewacht. Außer
Deinem Hume hab ich mir ein paar Tage mit dem goldnen Hahn und der
reinen Vernunft den Kopf zerbrochen, und nach dem gemeinschaftl. Grunde
drey so verschiedener Menschlichkeiten gesucht, aber so wenig gefunden, das
nicht der Rede werth ist.
Ueberall ist meine Weide
. Mir schmeckt
auch alles. Ist es pica oder Hunger – aber ich muß in beyden Fällen büßen.
Das Thema und Problema meiner kl. Autorschaft wird mir blutsauer; ich
kann es nicht aufgeben, so lang ich noch Hoffnung habe, die von Glauben und
Vernunft unterstützt wird. Solltest Du es, lieber Jonathan, der Mühe
werth finden mein Chaos copiren zu laßen: so nimm ohne Gewißenhaftigkeit
Dir die Mühe, alles was Dir impassable fällt getrost auszustreichen, damit
ich einen Faden behalte zur Fortsetzung. Lese ich selbst das dumme Zeug;
so schlägt es mich nieder und macht mich Muthlos. Die
Kunst Geister
zu beschwören
besteht in
Worten
. Man soll mir nicht umsonst den
Namen eines Magus gegeben haben; ich will ihn wenigstens so gut
behaupten wie weiland unser Salomo. Verdient eine solche Pralerey nicht
Knuten und Faustschläge? ich mach mich auch darauf gefaßt. Meine
ursprüngl. Grille war, durch das Ende meinesr Autorschaft den Urlaub selbst
zu bewürken. Ich gab selbige auf, aus einer Art von Selbstbescheidenheit und
Menschengefälligkeit, weil ich gegen meinen Eigensinn mistrauisch gemacht
worden bin. Meine Hypochondrie ist ein Bucephalus, der auf seinen Reiter
wartet. – –
Vergiß nicht des
Starkes Apologie
– aber bekümmere Dich um
nichts, das in Deinen Schlaf, Appetit und Gemüthsruhe Eingriff thun kann,
womit Du an den väterlichen Freuden und des Bräutigams Glück Antheil
zu nehmen schuldig bist. Ja leider giebt es mehr reine Vernunft und leeren
Glauben, und mehr
Rationes
als
portiones
, wie ein pollnischer
Edelmann mit einem Wortspiel seiner Sprache scherzte, und einen
Proviantcommisair abwießs.Ich schreib nicht eher nach M. bis ich Bescheid erhalte – und vielleicht nicht
eher nach Pempelfort als beym Empfang der starken Apol. und übrigen
Gaben, die wohl nicht eher als mit dem Meßgut ankommen werden. Gott sey
mit Dir und mit den Deinigen. Meine beste Wünsche für das glückliche junge
Paar!
Die
Salbe
vom Fisch ist gut für die Augen und Recipe ein Stück von
dem
Herzen
und der
Leber
, leg es auf glühende Kohlen, und der Engel
Raphael nehme den Eh- und Dintenteufel gefangen und binde ihn in die
Wüste ferne Egypten. Eine lachende
Leber
ohn
Herzen
thut keine
Wirkung. Hume’s Herz verlang ich nicht. Er ist ein guter Rabbulist, aber ein
elender Paraklet, noch immer beßer als der jüdische SchwätzerMückenfänger und cartesianische Teufel im Gewande des mathematischen Lichtes.
Es schlägt 9 Uhr und ich eile auf meine Amtsstube mit dem N.T. in der
Tasche und dem goldnen Hahn unterm Arm. Lebe recht wohl und schreibe
wenn
und
wie
Du willt. Nur vor allen Dingen leb zufrieden mit Gott,
Seiner großen um und kleinen Welt in Dir. Laß Ihn in beyden schalten und
walten, als Herr, Vater und Bräutigam – eifersüchtigen Nebenbulers des
Ich – Du und Er ist im Singulari und Plurali – Lebwohl bis aufs
Widersehen. Die Grüße der Meinigen verstehen sich von selbst. Des Bräutigams
würdige Tante, meinen Namensvetter Georg, Freund Tiro – Eben erhalt
ein Entrée-Billet zur Cantate Sulamith und Eusebia auf den 9 May. von
den Juden oder eigentl. der Friedländerschen Familie. Eine mir
unerwartete Galanterie; denn die Juden meiden beynahe mein Haus nach der Fehde
mit Mendelssohn. Ich habe mich wie Bersillie entschuldigt, und meine Kinder
samt der Mutter substituirt. – Vale et faue!Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 27ten Apr bis 2ten May 1787
J. G. Hamann
empf den 13ten –Hier ist mein Tom. III. Idearum, liebster Hamann, Ich wünsche Ihnen
dazu guten Appetit u. daß er Ihnen nicht harte oder lose Speise dünke. Das
letzte ist er mir wenigstens nicht geworden, eher das erste.
Der Winter ist für unser Haus eine böse Zeit gewesen; der Husten hatte
bei den Kindern so stark Posto gefaßt, ha daß er bei dem Jüngsten noch
sein Recht behaupten will. Meine Frau hat viel dabei ausstehen müßen. Ich
wünsche Ihnen, einer frohere Zeit durchlebt zu haben: denn die unsre war
öde u. traurig.
Göthe ist noch in Italien u. kreuzt jetzt Siciliens Küsten umher. Daß
Dahlberg zum Coadjutor in Mainz u. Worms gewählt worden, wird Ihnen
die Zeitung gesagt haben.
Von Jacobi habtte ich lange nichts gehört, bis er sich wieder durch ein
Büchelchen meldete. Ich werde ihm nächstens ein Ähnliches schicken, deßen
Druck verzögert ist, Ihnen gleichfalls, lieber Alter u. ich wünsche, daß es Sie
zur guten Stunde finde.
Wunderbar verändern sich mit den Jahren auch der Menschen Sinne. Die
Blüthen der Phantasie fallen mir von Tage zu Tage mehr herunter; das Lob
wird mir gleichgültig u. fast widrig, weil ich sehe, wie u. wem es ertheilt wird,
auch daß es mir nichts hilft. Der Tadel wird mir auch ein gewohnter jargonu. ich möchte als ein oft gebranntes Kind bei jedem Buch beinah die Recension
in deßen u. deßen Seele abfaßen. Was ich mir von Jahr zu Jahr mehr
wünsche ist Nutzbarkeit u. Wahrheit. Mein Morgen war unbedachtsam,
mein Mittag ist lastvoll; Gott gebe mir einen zwar nicht müßigen, aber
ruhigen Abend. Alles ist Eitelkeit hienieden u. das WSchema dieser Welt
vergehet.
Ueber Reichard hätte ich mancherlei zu schreiben; doch ich warte ich
lieber, bis die Sache sich mehr entwickelt. Er ist ein Preuße, der gute Reichard!
Machen Sie doch, liebster Gevatter, meinen besten Gruß an Hippel u.
Scheffner. Letzterm möchte ich so gern ein Ex. von den Ideen schicken u. ihn
um sein Urtheil aus landesfreundlicher Seele bitten; aber ich habe keins.
Ich will bei Hartkn. ansuchen, daß er ihm eins überantworte.
Grüßen Sie doch auch Fischern, wenn er Ihnen aufstößt. Ich schäme mich,
daß ich ihm solange einen Br. schuldig bin; aber ich bin einmal im völligen
Bankerut der Correspondenz. Haßens Wohlseyn u. seine Bestrebsamkeit in
Königsb. freuet mich; ich danke für Seinen Briefe u. bitte ihm meine
Theilnehmung zu bezeugen. Für seinen Bruder hat sich noch nichts thun laßen:
es liegen zu viel am Teich Bethesda. Wenn er sich mit Paradoxieen in Acht
nimmt, kann er in Königsb. ein vergnügtes, nützliches Leben führen. Es ist
schön, in
seiner
Jugend bereits ein so bestimmtes Ziel zu haben, nach
welchem man strebe. Ich wollt’, ich hätte es auch gehabt; jetzt ist die Blüthe
meiner Zeit vorüber. Leben Sie wohl, bester lieber alter Freund u.
Landsmann. Gehe es Ihnen u. Ihrem Hause wohl an Leib u. Seele. Verzeihen Sie
den armen Brief eines Entkräfteten, der fast nicht mehr zu schreiben weiß; es
wird eine beßere Stunde geben. Meine Frau empfielt sich aufs beste u.
schönste. Ihr Bruder ist jetzt hier, der ihre Niece, die einige Jahre bei uns
war, zurückholet. Der Informator unsres Hauses ist Gottlob Pfarrer
geworden u. ich habe ihn vorigen Sonntag eingeführet. Uebermorgen gehen
die 2. ältesten ins Gymnasium, die 2. folgenden bei einen Candidaten. Mit
dem Anfange des Frühlings verändert sich unser Haus also sehr. Gott gebe,
daß wir uns selbst auch erneuern u. verjüngt werden. Ihnen wünsche ich
Alles, liebster H. was ich mir selbst wünsche. Vale et faveTuo H.Vermerk von Hamann:W. 28. Apr. 87.Erhalten den 18. Jun. – durch HE Hartknoch.Vermerk von Hamann:64 den 12 May. rote TinteGeantw. den 13, 14.Pempelfort den 30ten April 1787.Deine zwey Briefe, lieber Vater Hamann, der vom 9ten, u der v 18ten,
sind richtig angekommen. Ich hab es mir auferlegen müßen den ersten bis
hieher unbeantwortet zu laßen, weil ich zu krank war, um auch nur das nöthigste
verrichten zu können. Den 10tenkamen sind Reventlows angekommen, u
geblieben bis zum 19ten. Den 14ten wurde ich mit meinem bösen Kopfübel
heimgesucht, welches sich, wie gewöhnlich an der rechten Seite fest setzte, u
noch nicht hat weichen wollen. Gestern den ganzen Tag u den größten Theil
der vergangenen Nacht habe ich entsetzlich ausgestanden. Dein Brief kam um
Mittag, u erfreute mich sehr durch den Beyfall den Du dem letzten Werke
meines lieben Wizenmanns giebst. Meine Gleichgültigkeit gegen diese
Reliquie ist Dir ein Räthsel; u mir ist es mehr als ein Räthsel, daß Du mir so
etwas auf den Kopf zusagen kannst, daß ich Dir nicht früher v diesem
Aufsatz geschrieben, u hernach versäumt habe, die zwey Hefte v Leipzig aus Dir
gleich schicken zu laßen, dazu haben so viele u vielerley Dinge mitgewirkt, daß
mir davor schwindelt, ein kritisches Verzeichnis davon zu entwerfen. Ich
weiß auch nicht einmahl mehr gewiß ob ich bloß versaumt habe die ordrenach Leipzig zu ertheilen, oder es mit Vorbedacht unterließ. Ich erinnere mich
wenigstens in Bedenken gestanden zu haben was ich thun sollte. Da Kants
Aufsatz über das Orientieren erschien, schriebst Du mir darüber mit
freundschaftlicher Offenherzigkeit. Ich antwortete eben so u kündigte Dir mein
Gespräch an. Hierauf zogst Du Dich zurück, umgiengst den Artikul v Kant, u
sagtest etwas über die Hauptpuncte seiner Lehre, welches mir so vorkam, als
wolltest Du mich nur abweisen. – Mein Gespräch, daß damahls (Ende Xbr.)
bis S 122 fertig war (Die Beylage war vor der Erscheinung v Kants
Aufsatz über das Orientieren schon entworfen), hatte ich auf feines Postpapier
abschreiben laßen, um vor dem Druck Dein Urtheil darüber zu erfahren.
Ich behielt die Abschrift zurück, weil ich glaubte, Du wolltest nichts davon
wißen, wenn ich oder Wizenmann gegen Kant schrieben. Da hast Du das
ganze Räthsel, wenn ja ein Räthsel da ist. – Crispus Urtheil über
Wizenmanns Schreiben ist in der That läppisch, u es freut mich daß Du ihn bey’m
Worte gehalten hast, sein Urtheil darüber schriftlich aufzusetzen. Ich glaube
die Herren sind mit dem Stück schon früher bekannt gewesen. Es ist
wenigstens nicht wahrscheinlich, daß Kants sehr active Freunde ihm nicht sollten
eine Schrift zugesandt haben, die allgemeine Aufmerksamkeit erregt hat u
großen Beyfall findet. Schon den 6ten Februar war dieses Stücks des
Museums in meinen Händen. Also schon 3 Monathe daß es die Preße verlaßen
hat. – Der gute Wizenmann, wie ihn Dein Beyfall gefreut haben würde,
wenn er es erlebt hätte! – Sage mir doch, wenn es möglich ist, was Dich
hindern konnte in den Resultaten,
dem wesentlichen nach
, denselbigen
Mann zu erkennen. Nie bin ich in meiner Erwartung mehr betrogen worden,
als da Du sdiese Schrift so kaltsinnig aufnahmst. Zu Witzenmann selbst
sagte ich v den Resultaten, was Voltaire v seinem enfant prodigue sagte:
„mon enfant est bossu, mais il se porte bien.“ – Gieb mir einen Rath
wegen der 2ten Auflage, die für die künftige Meße erforderlich seyn wird. –
Und soll ich das Schreiben über d an Kant dieser 2ten Auflage, oder einer
zweyten Auflage meines Gesprächs beydrucken laßen. Letzteres war meine
Absicht, u ich habe deswegen v Gespräch nur 900 Ex abziehen laßen, die,
wie ich vermuthe vor Ausgang des Jahrs vergriffen seyn werden.
Witzenmanns Schreiben hat einige Stellen die gegen Mißverstand nicht genug
gesichert sind u einer Zugabe bedürfen. Z. B. S 138 u 39. – Der Unfug des
Kantischen Orientierens ist auch nicht ganz von seiner Quelle entblößt.
Wizenman war schon zu schwach da er sich entschloß diesen Aufsatz drucken zu
laßen, als daß es eine recht scharfe Kritik damit hätte vorgenommen
werden können. Was nicht durch Ausstreichen gut gemacht werden konnte,
daran ist keine sonderliche Verbeßerung geschehen. – – Der Entwurf über
Matthäus ist den 16ten in einem Packet an Dich abgegangen. Auch hierüber
bitte ich um Deinen Rath. Du weißt, Wizenmann verlangt in seinem letzten
Willen ausdrücklich, daß seine Aufsätze vor der Publication sorgfältig
gereinigt werden sollen. Wem könnte man diesen Matthäus anvertrauen?
Wäre Hafelyn vielleicht der Mann? Ich habe v Hafelyn noch nie eine
Zeile gelesen. Wizenmann sagte, er wäre minder affectiert et se mirant, als
die andern Zürcher, aber doch auch nicht ganz frey v diesem Fehler. Du mußt
mir jemand vorschlagen, denn ich bin nicht fähig hier eine Parthie zu
ergreiffen.
Wie mich nach Donnerstag verlangt, wo ich wieder Briefe v Dir, u darin
Dein Urtheil über mein Gespräch zu erhalten hoffe, ist unaussprechlich.
Seiner Zeit mußt Du mir auch melden, was Kant zum Lobe
meines Styls
gesagt hat, u Crispus gegen meine Klarheit. Vor allen Dingen aber mußt
Du mir folgende Stelle aus Deinem gestern angekommenen Briefe erklären.
„Ich bin wie der Seelige nur
halb eins
Dir auf dem Wege, quoadmateriam möchte ich sagen, aber quoad formam halte ich es mit den Berlinern,
u beydes gehört doch zusammen u macht das
Ganze
aus, wornach ich
strebe, wenn es möglich ist, oder mir zugedacht zu treffen.“ – Den ersten
Satz versteh ich vollkommen, u du sagst auch daßelbige schon am Anfange
Deines Briefs: „ich stimme ganz mit ihm (Wiz) und eben so halb wie Er mit
Dir.“ Von allen folgenden aber versteh ich nicht das geringste, u jeder
folgende Satz macht mir den vorhergegangenen noch unerklärlicher. Ich habe
nie etwas gesehen das mir inextricabler geschienen hätte. Bey meinen argen
Kopfschmerzen gestern mußte ich das nun beständig in Gedanken haben u hin
u her werfen; es war eine rechte Marter. Erklären mußt Du mirs zur
Vergütung schlechterdings.
Morgen schreibe ich nach Münster wegen Deines Urlaubs, u nach Leipzig
wegen des Starkischen Buchs. Aber wie ich aus der Berliner MonatsSchrift
verstanden zu haben glaube, soll das Buch erst nach Entscheidung des
Proceßes heraus kommen. Ich werde mich zugleich an meine beyde Verleger
wenden, u auch ………‥ wegen des goldenen Hahns u des Verfaßers
des Systems der Weltbürger Republik Erkundigung einziehen. Der goldene
Hahn ist mir noch gar nicht zu Gesicht gekommen. Was den Verfaßer des
Systems der einer Weltbürger Republik betrifft, so stand im Januar
der Berliner MonatsSchrift,
der bekannte Herausgeber dieser
Schrift zu Wernigerode sey wahrscheinlich auch ihr
Verfaßer
. Sollte dieser bekannte Herausgeber der Bibliothekar Benzler seyn?
Ueber die Verlegenheit wegen der Argandschen Lampe habe ich recht lachen
müßen. Der Mann muß den gläsernen Cilinder nicht über den brennenden
Doch gesetzt haben, sonst ist es unmöglich daß die Lampe schwadmen kann.
Die ganze Mechanik, die so einfach wie möglich ist, hat allein zum Zweck,
mittels der zwey Luftsäulen die die Flamme fest halten, ein unbewegliches
helles Licht, ohne allen Dampf zu verursachen. Es ist wunderlich daß der
Mann seine Lampe anzündete, eh er alle Stücke beysammen hatte. Das
Spermaceti Oel kann entbehrt werden. Ich selbst brenne gewöhnlich nur
Baumoel. Das Spermacetioel giebt aber freylich ein helleres Licht.
Hier in Abschrift ein zweyter Brief den ich über Wizenmann an
Hausleutner schrieb. Du kanst diese Abschrift behalten. Dagegen schicke Du mir
den Brief den Du während ich in England war v meinem Freunde erhalten
hast. SMeine Schwester Lotte u Schenk, die ihn gelesen haben, sagen er
sey sehr intereßant. Ich laße ihn abschreiben u schicke Dir das Original
zurück.
Der folgende Satz am Rande dieses Absatzes quer:Die Abschreiberinn der Beylage küßt Dir die Hände.
Mit den Berlinern gebe ich mich ohne Noth gewiß nicht weiter ab. Ich
zweifle aber daß sie mich in Ruhe laßen. Kommen sie mir so nah daß ich
gewiß bin ihnen die Klinge bis ans Heft in den Leib zu jagen, so mag ich mich
schon rühren – Deine Ahndungen wegen des Ausgangs des Krieges über
Jesuitismus möcht ich wißen. Mir komt die Hypothese der Berliner so
offenbar wie ein Märchen vor, daß ich gar nicht wüßte wie ich es anfangen
sollte, um sie einen Augenblick für etwas anders anzusehen. Daß Stark u
andre gewünscht haben ein bischen hexen zu können; daß e Ein Betrüger
dem andern sein Geheimniß absieht, u die Kunst vollkommener macht, u.s.w.:
das kommt mir sehr natürlich vor. Was aber die Berliner erzählen u
prophezeihen, daß das scheint mir der menschlichen Natur u allem was wir
von den Gestalten die sie anzunehmen fähig ist wißen, durchaus zu
widersprechen. Nikolais Anmerkungen gegen Lavater u Sailer habe ich noch nicht
gelesen.
den 1sten May.Ich schrieb gestern Abend noch das nöthige Deinetwegen an die Prinzeßin,
damit der Brief desto gewißer heute Morgen auf die Post käme. Hernach
zündete ich zu einer Taße Thee eine Pfeife Tobak an u las Deine VteFortsetzung. Ich war kaum damit fertig u wollte noch einmahl lesen, als mein
Arzt, Hofrath Abel erschien. Er hatte mir wißen laßen daß er gern zum
Nachteßen bleiben möchte. Wir spielten 1½ Parthien Schach u giengen zu
Tisch. Ich gab beym Nachtische die Geschichte Deines Bekannten mit der
Argandschen Lampe zum besten, deren Mechanik er so sehr bewundert, u sich
gegen den Dampf den sie verursacht mit einem naßen Schwamm hilft. Wir
haben herzlich gelacht. Versäume ja nicht mich an der weiteren Entwickelung
dieser Geschichte Theil nehmen zu laßen, u mir zu melden, ob die Reparation
Deines Holzstalls bey’m Schein dieser Lampe sich würklich zum Ziel legt.
Deine Vte Beylage habe ich heute früh noch einmahl gelesen, u daraus v
Deinem Geiste so viel in mich aufgenommen, als ich faßen konnte. Du glaubst
nicht wie ich an Dir kaue u sauge; wie Du noch mich oft aufrichtest, u
wie
Du mich hältst
. Sonnabend kam mir der Gedanke daß ich die
hierophantischen Briefe wieder lesen wollte. Ich ergriff den Band der Kreuzzuege
u blieb daran hängen, u erquickte mich unsäglich. Mein Vorhaben die
hierophantischen Briefe wieder zu lesen, ist aber nicht unausgeführt geblieben. Das
mehrste darin kann ich nicht verstehen, weil ich, meines Wißens v Stark
nichts als seine
alte u neue Mysterien
, u auch diese Schrift nur
flüchtig gelesen habe. Die neue Abschrift Deines fliegenden Briefes soll
unternommen werden mit dem Anfang der künftigen Woche.
Leuchsenring ist v Zürich weg u wieder nach Berlin. Von da will er nach
Pyrmont. Dieses hat er v Carlsruh aus an Dohm geschrieben, mit dem er
viel Umgang zu Berlin gehabt hat, so wie auch mit Tellern, der ihn heimlich
mit dem Judenmädchen copulieren wollte, wenn die Entführung gelungen
wäre. Es fand sich aber daß die große Liebe des Mädchens zu Leuchsenring
ein Märchen war. Es hatte gar keine Lust sich entführen zu laßen.
Loewens Commißionair, der Buchhändler Schneider, hat vielleicht die
Schriften die ich ihm aufgetragen hatte an Dich zu befördern nicht
abgeschickt, weil er böse auf mich ist war. Die Packen die ich für Loewe an ihn
abzuschicken hatte giengen über Frankfürt, durch die Hände eines Spediteurs,
der
Pater de Johann Balthasar Grunelius
firmiert. Schenk hat
wahrscheinlich Mühe gehabt diese sonderbare firma zu behalten, u sie darum
so fest sich imprimiert, daß er auch Schneidern den Vornahmen
Johann
Balthasar
ertheilte. Dies hat Schneidern so sehr entrüstet, daß er Briefe
u Packete gar nicht annehmen wollte. Goeschen der von dem Lärm hörte, war
zum Glück so gut u so klug daß er alles einzog, u hernach Schneidern bewog
alles zu ubernehmen. Hierauf ließ nun aber gleich der tief beleidigte Schneider
seinen Zorn gegen den unschuldigen Frankfurter Spediteur aus, u bedeutete
ihm in zwey grimmigen Briefen, daß wenn gleich er (Grunelius) ein
Balzer
wäre, so wollte er (Schneider) darum doch keiner seyn wollte. Auch gegen
mich äußerte er seinen Schmerz, aber mit großer Zurückhaltung. Ich habe
ihm auf der Stelle eigenhändig u sehr höflich geantwortet, so daß hoffentlich
nun alles beygelegt seyn wird.
Du wirst aus meinem Briefe an Hausleutner sehen, daß wir hier Willens
sind Wizenmann einen Grabstein zu legen. Gieb Deinen Rath wegen einer
Inschrift. Einen Schattenriß von unserm Lieben bekommst Du auch; u wenn
Du willst auch eine sehr seiner Locken. Er hatte das schönste blonde Haar
das ich je gesehen s habe.
Schenk arbeitet fleißig an seiner Abhandlung, die eine inaugural
Dißertation wird, um mit der erhaltenen Licenz die Doctorwürde zu vereinigen.
Sie wird im September erscheinen, u der Verfaßer hofft, sie Dir persönlich
zu überreichen. – Ich thue was ich kann um mirs nicht in den Kopf zu setzen
daß Du würklich kommen wirst. Verbrandte Kinder scheuen das Feuer.
Von einem bekannten Koenigsberger Gelehrten existiert ein bekanntes
Buch über den Aristoteles, u ich kann mich weder auf den Nahmen des
Gelehrten, noch auf den Titel des Buchs besinnen. Sey so gut u weise mich in
Absicht des einen u des andern zurecht. – Vor allen Dingen aber mußt Du
nicht vergeßen mir die dunkle Stelle in Deinem letzten Briefe auszulegen.
Ich kann mich nicht darauf besinnen, ob ich Dir in meinem letzten Briefe
schon gemeldet habe, daß ich in Gottes Nahmen meinen Georg habe nach
Goettingen abreisen laßen. Heute ist die Nachricht v seiner glücklichen
Ankunft eingelaufen. Meiners u der junge Lavater haben es über sich
genommen, ihn dort auf die beste Weise einzurichten u über ihn zu wachen. Er
selbst ist v Mißtrauen gegen sich auf das lebhafteste durchdrungen, u
vollkommen überzeugt, daß die Worte des Salomo:
Wer sich auf sein Herz
verläßt der ist ein Narr
, keinen Menschen näher als ihn angehen
können. Das weitere muß ich nun abwarten.
Ich glaube nichts wesentliches zu beantworten unterlaßen zu haben, u will
nun schließen – Ich drücke Dich an mein Herz! Gott gebe daß ich bald recht
frohe Nachrichten v Dir erhalte – Wie ich Dich liebe weiß Gott, der mich
endlich einmahl ansehen wolle. Ich lebe in immerwährendem Gebeth, oder
vielmehr in immerwährenden Aufschreyen zu ihm – Was wird es endlich
werden? – Noch einmahl ich drücke Dich fest fest an mein Herz
Dein Fritz JonathanKönigsberg den 9. May 87.3 – 4 Uhr Nachm.Gelobt sey der HERR! – der Strick ist zurißen, und unsere Seele ist
entrunnen, wie ein Vogel, und wir sind los. Unsere Hülfe steht im Namen
des HERRN, der
Himmel
und
Erde
gemacht hat!
Mein auserwählter, mein gewünschter Sohn, Ihr alter, unwürdiger
Vater erhält vor eine halbe Stunde Resolution auf Sr. Königl. Maj.
allergnädigsten Special-Befehl von Sr. Excellentz dem StaatsMinister von
Werder Exzellentz, Urlaub zur Reise, Abschied nebst einer
verhältnismäßigen Pension, und freye Vollmacht zu der
gewünschten Ruhe zu
gelangen.
–
Mit Lachen und Zittern meld ich dies zu aller erst, wenn Ihnen auch die
Lust vergangen seyn sollte, einen alten wunderlichen Mann näher zu sehen:
so ist es Wonne für mich, ohne daß ich von Pflicht reden darf, dies letzte
Bedürfnis meines Lebens noch erfüllt zu sehen und zu stillen.
Ich kann weder reden noch schreiben. Letzteres wird wohl nicht eher
geschehen, als wenn ich Ihnen den Termin meiner Abreise melden kann.
Unserem Jonathan werde ich das übrige mitzutheilen anheim stellen. Gott erhalte
Sie und Ihre Marianne und seegne Sie mit Freuden Seines Antlitzes, nach
der Fülle Ihres Herzens und meiner Wünsche. Ich bin gantz der Ihrige –
so wahr mir GOTT hilft und Sein heiliges Evangelium! –
Johann Georg Hamann.Adresse:HErrn / Franz von BucholzQuod scripsi, scripsi. Posce ME.den 10 MayKgsb. den 9 May 87.
Copia
Daß bey der jetzigen Stelle des Packhofverwalters H zu K. wenige und
theils unnütze Geschäfte zu versehen sind, solches ist hier schon bekannt, und
wird in deßen unterm 16 m c. anhero eingereichten Vorstellung von ihm
selbst bekräftiget. Da nun die überflüßigen Posten bey der jetzigen Accise-
Einrichtung auf ausdrückl. Allerhöchsten Befehl eingezogen, die wenig
beschäftigten aber mit andern verbunden werden sollen: so ist des Supplicanten
Stelle mit der Licent-Buchhalterey vereiniget, er aber auf eine
Verhältnismäßige Pension gesetzt worden, wodurch er bey seinen kränklichen Umständen
zu der gewünschten Ruhe gelangen wird. So bald also derselbe, nach dem
Anfange des neuen Etats Jahres, die Packhofniederlage an den dazu
ernannten Bedienten übergeben und von der dortigen Direction die gewöhnliche
Decharge darüber erhalten haben wird, stehet ihm frey die vorhabende Reise
auf so viel Monathe, als er will, anzutreten, bis dahin muß er noch in Kgsb.
verbleiben, welches ihm auf sein diesfalsiges Gesuch hiemit zum Bescheide
eröffnet wird. Berl. den 26 April 87. Auf Sr. Kgl. Maj. allergnädigsten
Special-Befehl Sigl. von Werder.
Gleich nach dem Mittag erhielte ich diesen Brief auf dem Bette, mein
Herzenslieber J.J. Kaum hatte ich mich erholte, überraschte mich jemand
vom Licent, der in demselben Bureau arbeitet, ich glaubte daß er mit Absicht
käme; er schien aber von nichts zu wißen. Ich stand auf, und schrieb ein paar
Zeilen in Beyl. deren Ausstattung u Besorgung ich Dir überlaße. Mein
gantzes Haus gieng aus auf ein Freybillet welches ich vorige Woche auf die
Trauercantate Sulamith u Eusebiaerhielt, die auf Kosten der
Judenschaft hier aufgeführt wird. An einem so feyerlichen Tage erhalt ich meinen
Abschied.
Den 4 speiste ich bey Hippel, kam vergnügter zu Hause, wie ich
hingegangen war, weil ich den M Tag vorher mitr den Magen bey unserm
Namensvetter verdorben hatte an Kartoffeln. Meine Lehne Käthe kam mir
mit einem Päckchen entgegengelaufen, das Fischer mir eben zugeschickt hatte.
Es enthielt Deine 7 Dona und eine Handschrift die meine ganze
Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich fiel so hitzig drüber her, daß ich mich auszuziehen
vergaß – sonst meine erste Arbeit, sobald ich zu Hause komme. Kleider sind
mir eine Last. Wie Tag und Gesicht ausgieng, wollte ich ein wenig Luft
schöpfen. Mein Sohn begegnete mir in der Hausthüre; ich bat ihn mir zu
Gefallen noch einmal umzukehren, stand und bedachte mich, gieng ein wenig
nach dem Ufer des Pregels zu und eilte zurück – und mit dem Abendseegen
ins Bett, wo mich ein Frost überfiel. Weil ich mich weder erwärmen noch
einschlafen konnte, überfiel mich eine Unruhe und Furcht vor einem schiefen
Maul. Die Magd muste um Mitternacht nach Ipecacuanha laufen – Ich
konnte mich den Sonnabend drauf nicht besinnen selbige eingenommen zu
haben. Miltz besuchte mich auch, gab mir eine Dosis Rhab. ein, und machte
eine zweite fertig, wenn die erste nicht wirken sollte. Alles gieng nach Wunsch,
ich lag den ganzen Sonnabend im Schlafe, hatte eine gute Nacht, und
brauchte Sonntags nichts einzunehmen.
Mein Sohn komt von der Frühpredigt und meldt mir, daß die Post nichts
mitgebracht hätte. Welche Post? die Berlinsche. Ich dachte an nichts und
erwartete nichts mehr; aber mit dieser eingeschlummerten und aufgeweckten
Idee war mir der ganze Sonntag Cantate, auf den ich mich gefreut hatte
verdorben. Der ganze modus procedendi meiner Wander- und Autorschaft
erschien mir in einem so ärgerlichen Zusammenhange und garstigen Lichte,
daß mir alles abscheulich vorkam. Mir blieb also nichts als der letzte
unmittelbare Schritt ins Cabinet, wodurch ich alles wieder ins Geschick und zur
Entscheidung zu bringen hoffte. Ich brachte den gantzen Sonntag wie in der
Hölle zu, h lag den ganzen Tag ohne mich zu rühren – und fürchte mich
noch mehr vor der Nacht. – Die war ruhiger, wie ich gedacht, und ich fuhr
Montags mit heiterm Kopf u Herzen in der handschriftl. Reliquie unsers
seel. Freundes fort – bis mir Nachmittags die Noth zwang meiner Augen
wegen nach dem ersten besten gedruckten Buch zu langen, das ich aus meinem
Lager reichen konnte.
Gestern frühe wurde ich mit der Handschrift fertig, und habe mich satt
geweint und daran geweidet. Wie ich Dich bedauert habe, einer so guten
Seele einer so feinen Meisterhand beraubt zu seyn, und daß ein so schönes
Denkmal nicht zu Ende gebracht worden. Ich stutzte bey dem ersten Strich
eines Bleystifts und erkannte oben den Finger meines B. an der Zahl. Sollte
diese Reliquie nicht des Drucks würdig seyn, zum Vortheil seiner Eltern und
seiner frommen Mutter. Ich wünschte daß sein Freund
Hausleutner
deßen Geschmack ein wenig mehr sectirisch als philosophisch ist mir
vorkommt nicht eine kleine Uebersicht übernehmen. Ich erwarte liebster
Jonathan Deine Vorschrift ob ich es wider durch Einschluß übermachen oder
selbst einhändigen soll. In beyden Fallen hoffe ich es noch genauer
durchzusehen, welches nöthig wäre. So legt er dem kananäischen Weibe: Sohn
Davids in den Mund ––
Gleich darauf fiel es mir ein die Resultate noch einmal durchzulesen; aber
Dir die Wahrheit zu beichten, machten sie im
Ganzen
einen gantz dem
ersten ähnlichen und fast noch nachtheiligern Eindruck, als das erste mal. Ich
bin kein Welt- noch Schulmann und nicht im stande dieser doppelten
Unwißenheit, die ich wenigstens erkenne, abzuhelfen.
Hippel
u durch ihn
Scheffner
,
Kant
,
Kraus
,
Brahl
und
Nicolovius
sind Theilnehmer Deiner Einlagen und meines Danks. Kraus ist
sehr freundlich gewesen gegen meinen Sohn beym Empfang. Ich habe ihn
seit einigen Tagen nicht gesehen. Er leidt an der güldenen Ader. Gestern Abend
schickte er mir einige versprochene
Data zur Beurtheilung des W.
Aufsatzes im Mus
. die das garnicht sind was er mir versprach und
was ich erwartete. Ich denke Dir das Original mitzubringen. Ich konnte
sie erst diesen Morgen lesen. – –
den 10 – im Bette.Hatte noch gestern von Miltz, Kraus, Brahl und Mayer Besuch, der sehr
bunt durch einander gieng. Weil ich wie ein hysterisch altes Weib vor allem
auffahre, das mich überrascht: so gieng es mir auch mit Miltz, der in der
traurigsten Gestalt vor mir stand, wie ich auf einmal die Thür aufmachte, und
ihn lauschend vor mir stehn sahe. Der Mann härmt sich das Leben ab wegen
seines gekauften u verkauften Hauses. Meine Kinder hatten seine Tochter
mitgenommen. Ich hatte ihn schon Vormittags zu mir gebethen; auch nach
dem Eßen zu ihm geschickt. Er war aber nicht zu Hause gewesen – da war er;
mein Einfall meine Familie auf dem Landhause, wo er selbst viele Jahre
gelebt, unterzubringen war eine Seifblase und wie alle meine Entwürfe weder
gehauen noch gestochen. Kraus nahm auch an meiner äußerl. Lage mehr
Antheil, als er in seinem eigenen Fall zu thun pflegt. Brahl kann seinen
Oncle Miltz nicht leiden und war aus seinem gewöhnl. Phlegma, das seiner
Mutter eigen gewesen seyn soll, von der Miltz als seiner Schwester mit viel
Liebe redt, in seines alten Vaters Feuer gerathen, der sein Nädlerhandwerk
niedergelegt, und sich einen großen Obstgarten seit kurzem gekauft. Er gab
mir aber das erste Licht und die gröste Beruhigung, weil ich mir einbildete
mit dem 1 Jun. ausziehen zu müßen, wozu mir gantz natürlich mehr Zeit
laßen muß, da gegenwärtig alle Miethen besetzt sind. Mayer liest noch an
Deinem ersten Exemplar über den Realismum – blieb zuletzt muste aber
allein gehen, weil es ihm zu lange währte mich zu Hippel zu begleiten, den
ich noch überhaupt und besonders sprechen wollte. Ich zog mich also an und
ließ mich von meinem Sohn unter dem Arm entre chien et loup führen. Der
Weg wurde mir sehr sauer. Ich fand Hippel u Michael gieng zu Raphael
um in seiner Begleitung mich wider heim zu schleppen. Hippel nahm allen
mögl. Antheil, versprach mir zu Unterbringung meiner Familie behülflich zu
seyn, wozu er als Polizeydir. die Mittel in Händen hat, bot mir 3 mal seine
Kutsche an mich nach Hause führen zu laßen – wohin ich aus Schmertzen
meines Fußes nicht eilen konnte und fast in Ohnmacht gesunken und
unterwegs liegen geblieben wäre. Ich kam erschöpft nach Hause, und schlief
beßer als ich es vermuthet hatte.
Ich bin heute im Bette geblieben, wo mein Fuß erträgl. ist und erwarte
noch Crispum, wenn er Wort hält. Bey Hippel hatte ich ihn schon auf
morgen halb entschuldigt, wo auch
Haße
zum ersten mal seyn wird, nebst
Kant
. Das CriminalColleg wird von ihm als Hof- und Halsrichter
bewirthet.
Morgen werde ich dem Director meinen Scharrfuß in den weiten Stiefeln
machen. Ich habe wenigstens nicht umsonst geschrieben, sondern selbst
bekräftigt
, was man
schon gewußt hat
. Hat man Wahrheiten von
mir berichtet, so will ich gern mein eigener Zeuge seyn. Sind Verläumdungen
im Spiel gewesen; so werden sie auch durch die Zeit an den Tag kommen.
Ich schließe also mein bisheriges öffentliches Leben in einer kleinen Warte,
wo ich 20 Jahre lang Schildwach gehalten habe. Was ich jetzt anfangen
werde weiß ich nicht. Noch liegt alles auf der leichten Achsel und ich sehe
diese letzte crisis meines Schicksals als eine Wohlthat der Vorsehung an,
selbst von der unangenehmen Seite, die bey allen auch den glücklichsten
Veränderungen unvermeidlich ist. Gott hat zum voraus durch meinen A.B. für
meine Bedürfniße gesorgt, daß ich von eigentl. Noth keine Ahndung einmal
habe. Vor meiner abgelegten Reise kann ich an keinen Plan denken, und will
also blos sorgen meine 3 Mädchen u ihre Mutter in saluo zu bringen.
Neigung für Preußen habe ich niemals gehabt, sondern mein Vaterland
mehr par Principe und aus Pflicht oder Schuldigkeit geliebt. Die Erde ist des
HErrn und in diesem Sinn bin ich ein Weltbürger. Ich bin in keinem einzigen
Fache zu Hause, weder zum Gelehrten noch zu Geschäftsmann bestimmt,
weiß nirgends Bescheid – ein wahrer Maulaffe, dem große Gesellschaft und
klösterliche Einsamkeit unerträglich sind – kann keine Zeile noch Brief in
Versen nicht einmal in Prosa schreiben. Nichts bleibt mir übrig als mich der
mütterl. Vorsehung in die Arme zu werfen. Sie hat mich verzogen, sie mag es
verantworten und am besten wißen, wozu sie mir und durch mich meinen
Kindern das Daseyn gegeben und bestimmt. Ich weiß von allem nicht ein
lebendiges Wort, wie es zugegangen von Anfang an bis auf den heutigen
Tag. Ein wahrer Traum –
Wir sehen uns also Herzenslieber Jonathan, wenn und wie Gott will, noch
diesen Sommer. Die Bahn ist gemacht, das Eis ist gebrochen – das ist alles
was ich Dir zu melden weiß. Kurz, ich reise in omni sensu – werde mich wie
ein leibhaftiger Antipode des Nicolai um nichts bekümmern – so wenig ein
Mentor meines Sohns als mein eigener seyn. Ein guter Engel mag beyde
hüten. Der alte hat es so nöthig als der junge Mensch. In Deßau möchte
ich gern Freund Häfeli und den alten des Marrees persönlich kennen lernen
und wenigstens im vorbeygehen sehen. Schreibst Du an Herder und Asmus:
so werden Sie von Deiner Hand meine gegenwärtige Freyheit und
Verlegenheit mich darinn zu schicken und Gebrauch davon zu machen ver erfahren.
Doch Du hast auch alle Hände voll mit Zurüstungen um bald ein
glücklicher Großvater zu werden. Gott mache den 2 Jun. zu einem neuen,
doppelten und vierfachen Seegens und Freudentage. Was macht mein
Namensbruder George. Sey vollkommen, wie unser Vater im Himmel, der sein
Antlitz leuchten läßt ohne Ansehn der Person. –
Ich hoffe bey Kant nächstens gebeten zu werden. Er arbeitet an seinem
eigenen System fort, ohne sich um die ganze Welt viel zu bekümmern, weder
was sie selbst thut noch von ihm urtheilt. Zu verdenken ist es ihm nicht, daß
er erst damit fertig seyn will. Das übrige wird sich von selbst finden. Er
beschuldigt Dich, ihn nicht zu verstehen, und beklagt eben das an sich selbst. Ich
werde alles aus den Wege mir schaffen, was zu meiner Autorschaft Jahre
lang
Stelle Dir einmal den Wechsel vor, mit dem ich meinen Brief schließen muß,
und wie mir zu Muthe seyn muß. Erst kommt Hill mit einem verstellten
Gesichte über die Nachricht, die er heute von Brahl gehört wegen meines
Schicksals und daß Brahl ihn versichert hätte, daß eine verhältnismäßige Pensionsich auf ⅙ meiner 25 rth berechnen ließe, bittet mich dahero Vorkehrungen
zu machen, daß ich wenigstens mein ganzes Gehalt behielte. Dies war der
Anfang meiner Unruhe.
Bald darauf erscheint der ehrliche Crispus in schwarzer Liverey die mir
heute auffiel und die ich gestern nicht bemerkt haben muß – hat ein wenig von
der Galle des Tobiasfisches in der Tasche, und meine Augen so damit gesalbt,
daß die Schuppen ziemlich abgegangen sind; mir die Nothwendigkeit ans
Herz gelegt meinen Brief beßer auszulegen, als ihn der Minister verstanden
zu haben scheint, mir mein volles Gehalt zur Pension auszubedingen oder
bey einer widerhergestellten Gesundheit einen andern Posten vorzubehalten.
Ich habe in dem Freudentaumel meines Herzens nichts von den Folgen
verstanden und von der Unmöglichkeit mich und meine Kinder lange zu
unterhalten, ohne meines B. Wohlthat unverantwortlich zu verschleudern.
Die Freyheit über die ich gejauchzt, wäre also mein augenscheinlicher
Untergang und die der schwärzeste Undank gegen einen so grosmüthigen
Wohlthäter. Was für ein armer blinder Man ich bin und zeitlebens bleiben
werde! Er hat mir gewiesen, wie leicht es mir seyn würde, alles was ich an
den Minister geschrieben in diesen Sinn einzulenken. Ich sehe nunmehr meine
Thorheit und Schande ein. Vor Freuden meinen Willen gekriegt zu haben zu
meiner Reise, ich bin zum Kinde geworden. – Ich sehe nun alles vom rechten
Ende ein, weiß selbst nicht, ob ich über meinen Heroismum lachen oder weinen
soll. Zu beyden ist reichen Stoffs. Dem gegebenen Rath meines Freundes
will ich folgen. Ich kann mir kaum viel Wirkung davon versprechen; aber
Buße muß ich thun in Staub und Asche.
Er verbot mir meine geschriebene Briefe heute abgehen zu laßen; aber in
diesem Puncte mache ich eine Ausnahme. Ich will alle meine letzte Kräfte
zusammen nehmen an den Minister zu schreiben, und ihm das Misverständnis
und die Folgen für mein Schicksal vorzustellen, wenigstens bey meiner
Rückkunft gesichert zu seyn. Gott mag das übrige entscheiden und entwickeln.
Sieh! lieber Jonathan die Unklugheit und Thorheit eines alten Mannes.
Ihr habt es gut gemeint mit mir, liebe Freunde; ich auch eben so gut mit
Euch. Was ist der Mensch daß Du sein gedenkst. Der Held ein Wurm, wenn
sich Gott nicht sein annimmt. Ich bin selbst an meinem Wahnsinn schuld.B. hat einen Sohn nöthiger als einen Vater. Letzterer fehlt mir. Doch der
im Himmel wird sein verlornes Kind nicht verlaßen und ihm es auf die
Beine helfen und den rechten Weg weisen, durch dies mühseelige Leben mit
Ehre und Schande, wie es mir gut ist, hindurch zu dringen.
Ist es nicht im Grunde ein
überkluger Stoltz
, der mich zum Narren
macht. Ich habe Dir dies Cabinetstück meines Herzens nicht entziehen wollen.
Wollte Gott daß mein Fall zum Aufrichten anderer etwas beytragen könnte!
Ist etwas vom
Fels
in mir: so kann mir nichts schaden. Hat mich der
Satan gesichtet: so mag er die Kleien meines alten Adams selbst fressen und
davon bersten.
Wenn ich gleich sinke, bin ich deshalb noch nicht untergegangen. Die ganze
Lauge werde auf diesen alten grauen Scheitel ausgegoßen. Gott wird meine
armen Kinder und ihrer ehrl. Mutter schonen.
Sey ruhig, lieber Jonathan, sorge und fürchte nichts, Gottes Wille
geschieht, wenn unserer gebrochen wird. Ein wahrer Einsturz des Himmels für
mich, der in nichts als einem alten wüsten verwünschten Schloß bestand.
Laß Dir die Hochzeit freude nicht versaltzen. Ich will euer Freund nicht
seyn wenn ich es nicht werth bin – und dann dankt Gott, meiner loß
geworden seyn. Noch immer hoffe ich eines beßeren, und denn werden wir uns
desto beßer genießen können; wozu Gott Geist und Gnade geben wolle. Amen.
Diese Episode bleibt unter uns.von Jacobi auf besonderem Blatt vermerkt:Koenigsberg den 9ten u 10ten May 1787.
J. G. Hamann
empf. den 20ten – beantw den 22ten –Kgsb. den 13. May Vocem Jucunditatis 87Liebster Jonathan, ich schreibe wenige Zeilen, um Dich zu beruhigen
wegen meines neulichen dithyrambischen Exitus und Dir innigst zu danken
für den schönen langen Brief, den ich gestern zu meiner Freude erhalten, aber
wie Du leicht erachten kannst, nicht so bald zu beantworten im stande seyn
werde. Ich habe meinen ersten Kirchengang heute gehalten und bin nicht
vorige Woche aus dem Hause gewesen, habe die Nacht nach meines Philipp
Crispus Augensalbe keinen Schlaf gehabt – auch diese Nacht elend
geschlafen, sprach heute bey Kr. Lilienthal an, der herzlich über sich selbst lachte und
von der Stelle Deines Briefes eine Abschrift nahm aus meinem Munde. Er
ist nun in allem vollig zurecht gewiesen, von da sprach ich bey seinem Nachbar
Crispus an. Wir konnten uns aber einander weder verstehen noch erklären,
weil die Schlaflosigkeit dieser Nacht mir den Kopf zu wüste gemacht hatte.
Bey meinem Gönner und Nachbar, dem Director sprach ich auch an und
theilte ihm die Resolution mit. Er las sie mit einer naso adunco, die zum
Mahlen war, und auch dieser schwere Gang ist abgemacht. Kraus hat an
Biester geschrieben u meines Schicksals gedacht, Kant dem Hartknoch
aufgetragen sich beym Minister zu melden Hippel sich erboten, wenn ich nicht
schreiben könnte, es für mich zu thun. Ich dachte morgen fertig zu werden,
erwarte aber meine Lisette, die gestern geweint bey der Nachricht die ihr der
Bruder hinterbracht. Kann ich nicht morgen fertig werden: so hoff ich
wenigstens gewiß auf Himmelfahrt.
Ich habe gestern des Sp. Ethic an die Schloßbibl. durch meinen Sohn
abliefern laßen, und werde reinen Tisch machen, weil in meiner jetzigen Lage
an keine Autorschaft zu denken ist. Mittwochs vormittags fieng ich Dein
Spinoza Büchlein wider an, muste aber bey der
innwohnenden unendl
.
Ursache aufhören S. 15.
Sey ruhig und folge dem Rath unsers seel. Freundes. Ich wünschte Dein
Päckl. zu erhalten aus Leipzig, vielleicht bringt es Hartknoch mit, und hoffe
daß die erste Schrift in die Sammlung gehört, zu welcher Arbeit der
Stuttgarter das nächste Recht hat. Meinen Dank für die Beylage u Abschrift
Deiner würdigen lieben Schwester wirst Du ersetzen. Ich bin beschämt u
gerührt, und versteinert! An Deines George glücklicher Verpflanzung nehme
ich den grösten Antheil.
Gott schenkt mir so viel Trost ein, daß ich mehr vor Freuden weine als vor
Kummer, und der Becher überläuft. Der junge Graf Kayserlingk holte mich
heut frühe ab, und versicherte, daß eine große Revolution mit der Judenschaft
zu Berlin in der Mache wäre. Heute geht eine Estafette wegen des neuen
Tarifs von der Kaufmannschaft ab; auch der Minister Werder wird in
Danzig, neml. beym Fahrwaßer, auch hier erwartet.
Seit meines A. B. ersten und zweiten Briefe habe keinen solchen Tumult
in meiner Seele erlebt als den 9 d. bey Empfang der Hiobspost und den
Abend drauf bey Nathans Kabinets predigt, und ich habe noch mit bis
diese Stunde alle Augenblick mit meinem Uebermuth zu kämpfen, den
Meister Martin noch vielleicht nöthig hat. Gott hat mir an Crispus einen
Philipp gegeben, der am Ende immer recht behält. Curatel und Tutel habe
ich nöthig, und Gott läßt es daran nicht fehlen. Beßer wär es freylich,
wenn ich ihrer entbehren könnte. Im Grunde scheint mir meine
Unenthaltsamkeit Schwäche zu seyn, und keine Stärke. Die Zeit als eine Tochter der
Vorsehung versteht sich auf die große Kunst irrende Ritter zu bekehren. Ich
will sie daher walten laßen. Wirds Eurer Mühe lohnen ein so elend
jämmerlich Ding zu sehen?!
Kant, wie mir Kraus versichert, hat an Deinem Dedications-Exemplar
weit mehr Antheil genommen, als er gewohnt ist, und ich gedacht habe. Ich
hoffe Dir von allem Gott gebe mündlich Red und Antwort zu geben, was ich
Dir bisher schuldig geblieben bin und vor der Hand bleiben muß. Leider sehe
ich in meinen privatissimis und domesticis nichts als mala publica, und
möchte immer jene anwenden, diesen abzuhelfen. Dieser Schwindel oder
optische Betrug macht mich unfähig einen festen Gesichtspunct zu finden und
mich daran zu halten. Gott wird zu meiner Genesung mir Sein Antlitz
leuchten laßen!
Laß mein lieber Herzens J. J. nicht Deine Hochzeitfreuden durch mein
trauriges Andenken betrübt werden.den 14 –Ich habe diese Nacht wieder Gottlob! geschlafen und wachte wie neu
geboren auf. Gestern war mein Haus wie ein Taubenschlag, daß ich gantz
erschöpft zu Bette gieng. Konnte erst um 11 Uhr auf den Packhof kommen,
habe einen zieml. Entwurf zu meiner Antwort an den Minister gemacht, der
so Gott will am Himmelfahrts Tage fertig seyn u abgehen soll. Machte
meinem Stiefbruder dem Inspector Marvilliers ein Compliment, theilte ihm
auch die ResolutionGlück mit und wünschte ihm Glück einen Nachfolger
seiner Stelle, weil die Form der meinigen aus Mangel deßelben zerbrochen
werden müßen. Aufgebracht durch seine Theilnehmung und die Sym- und
Antipathie unsers Schicksals u unsrer Denkungsart, entschloß ich mich auf
einmal bey dem Namensvetter zu eßen, nachdem ich meinen kranken Freund
Hennings besucht hatte. Der Mittag war sehr heiter und lustig, ich trunk
auf meine eigene Hand eine Bouteille Ale aus, der Oberhofprediger Schultz
kam hin, und das Gespräch wurde beynahe zu lebhaft von meiner Seite.
Wir giengen in Gesellschaft zusammen aus, und ich überraschte die beyden
Philosophen beym Nachtisch, trunk nolens volens noch ein paar Gläser
Frantzwein. Kant interessirte sich sehr für mein Schicksal; ich habe ihm
meine erste Stelle als Uebersetzer zu danken, dachte auch an Dich und Dein
Gespräch in allem guten und mit Dank und werd mich nächstens zu Mittag
einladen laßen. Kraus begleitete mich zur Baroneße Bondeli, wo ich Caffé
trank der mich wie ein Nectar schmeckte. Der Tag endigte sich mit einem
Besuch bey meinem würdigen Beichtvater Matthes, wo ich die lezte Oelung
der Freundschaft erhielt zur Stärkung auf die ganze Woche und die Arbeit
derselben. Seine Frau erzählte mir, wie sehr mich ihr Mann liebte und daß
er gestern wie ein Kind um mich geweint. Er ist ein sehr heftiger auffahrender
Mann, der im Affect seiner selbst nicht mächtig ist. Mir war immer Angst
daß er den Special-Befehl in Stücke reißen würde. Wie ich zu Hause kam
erfuhr daß meine liebe Gevatterin Me Courtan in der Kutsche bey mir
gewesen, und beynahe gestern für Alteration das Fieber bekommen hat. Man
hat bey Jacobi nach mir geschickt, wo ich schon fort gewesen; und ich werde
sie morgen sehen. Kant hat mir angerathen an Hartknoch zu schreiben, um
meine Sache dem Geheimen Commercerath Simson zu empfehlen, der in
Berlin jetzt Wunder thut. Zu einem nähern Schwager Laval hab ich kein
Vertrauen, aber jenem Rath will ich folgen. Courtan hat den Kopf voll
ähnlicher Anschläge gehabt, und ich werde sie morgen besuchen um sie zu
beruhigen.
Du siehst was meine Katastrophe für Lärmen macht und ich danke Gott
so viel und warme Freunde zu haben, welches auch zum Glück des Lebens
und zum Trost im Unglück gehört. Giebt mir Gott diese Nacht wider Schlaf;
so hoffe ich zur Arbeit unter den Händen gestärkt zu seyn. Am
Himmelfahrtstage wünsch u hoff ich mit einem Briefe nach Berlin fertig zu seyn und denn
mag es gehen wie es gehe, mein Vater in der Höhe weiß allen Sachen Rath.
Miltz hat mich auch diesen Morgen besucht, ich besorgte ihn vorgestern
aufgebracht zu haben. Aber seine gleichmüthige Freundschaft machte mich so
aufgeräumt, daß er alles für Tummheit und Unerfahrenheit ansieht. Ich
fühle wenigstens neue Lebenskraft und einen Aufschluß von dem Wort, das
mich immer aufmerksam gemacht, ohne es recht verstanden zu haben. ουκ εκ
μετρου διδωσιν ὁ Θεος το πνευμα Joh III 34. Auch selbst in meinem eignen
Hause finde ich eine Theilnehmung, die ich nicht vermuthet, und mir
angenehm ist.
Mehr kann ich heute nicht, und weiß auch nicht. So bald ich nur kann
mehr. Ich habe wenigstens auch Dich lieber Jonathan beruhigen wollen.
Tausend Grüße an alle Deinigen von mir und meinem Haus. Die übrigen
sind in der Küche und wißen von nichts. Leb wohl, glücklich und vergnügt.
Gott seegne das junge Ehepaar und laße Dir Freuden u Wonnen erleben in
secula seculorum Amen. Grüße den Doctorandum, und laße keine Zeile
weiter schreiben, bis ich komme – Gotte gebe bald – bald – bald.
JGHamann.Adresse:HErrn / Geheimen-Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
Vermerk von Jacobi:Koenigsberg den 13ten u 14ten May 87
J. G. Hamann
empf den 24ten –
beantw den 22ten –Hochwolgeborner Herr,Sr. Königl. Majestät wirklich geheimer Finanzrath,
Hochzuverehrender HErr,
Ew. Hochwolgebornen sind schon längst durch meinen Landsmann und
Freund HE. Kapellmeister Reichard zur Theilnehmung meines Schicksals
bewogen worden, und die Verschlimmerung deßelben durch meine eigene
Schuld wird Ihnen, Hochzuverehrender Herr, dort eher und näher als mir
selbst bekannt geworden seyn. Ich begreife es nicht, wie Es hat mir andersals nur in einem schweren Anfall der höchsten Hypochondrie hat einfallen
und gelüsten können, an des dirigirenden HErrn Etatsminister von WerderExcellenz eine Supplique zu schreiben, die mir deßelben Ungnade und zur
Strafe meiner Unbesonnenheit eine Resolution zugezogen hat, welche die
ich den 9 d. erhalten und durch solche dadurch dergestalt beübertäubt
und erschüttert worden bin, daß ich erst nach einem harten Zweykampfe,
mich nicht eher als gestern frühe nach einer schlaflosen Nacht mich zu erholen
vermocht habe. Ich erkenne freylich die verdiente Züchtigung u küße die
durch und küße mit kindlicher Ehrfurcht die Hand durch welche ich treulich
gedemüthigt worden bin, getröste mich aber gleichwohl durch eben dieselbe
Hand, welche ich mit kindlicher Ehrerbietung küße, von meinem schwerentiefen Fall wider aufgerichtet und von meinen geschlagen Wunden geheilt
zu werden. Mit Reue und Leid bekenne ich mein Vergehen, flehe aberzugleich um Vergebung und Erlaßung der schmählichen Todesstrafe an, zu
der ich mich durch einen völligen plötzlichen Abschied verurtheilt worden
bin worden bin, mit meinem ganzen Hause umzukommen und zu
verhungern, weil ich mich nimmermehr entblößen werde mich an dem Depot eines
Wohlthäters, ohne ihn erst persönlich zu kennen, vergreifen werde und die
bloße Zinsen hauptsächl. zur nothdürftigen Erziehung meiner vier Kinder
angewandt habe.Ew. Hochwohlgeboren werden daher geruhen in geneigte und ernstliche
Erwägung zu ziehen 1o daß mein Verbrechen im Grunde Innersten des
Herzens ein blinder ungedultiger Diensteifer gewesen, der mein Leiden
vermehrt, in dem ich mir selbst immer selbst am stärksten die vorgeworfene
Wenigkeit
und (zum Theil)
Unnützlichkeit
meiner
bestallungsgemäßen Geschäfte vorgeworfen und zu Gemüthe gezogen habe, ohngeachtettrotz des verhältnismäßigen Gehalts, wobey während meiner 20 jezt
unerkannten Dienstjahre leider! den Rest meines schwächlichen Vermögens
zugesetzt habe, und beynahe dadurch zum Bettler geworden bin.
2o daß ich nicht aus Mangel Dürftigkeit meines guten und beßern
Willens, sondern eigentlich vielmehr durch die von dortausher
erhaltene Bestallung, in meiner jetzigen Packhofverwalter Stelle zu meiner
ärgsten Folter so dergestalt eingeschränkt worden bin und mir die zweyjährige
Weigerung eines rechtmäßigen Uebels zur Erneurung meiner
geschwächten Gesundheit und zur Abmachung meiner
letzten
und einzigen Privat-
und Familien Angelegenheiten desto so empfindlicherwerden mußtenahe gegangen, indem ich diese doppelte Nothreise am füglichsten bey und
sehr gern während ders mir zur Last gelegten
wenigen und unnützen
Geschäfte Stillstandes u Müßigganges gern zurückgelegt hätte, und
wegen der um zu den neuen bevorstehenden Veränderungen eben am
meisten beunruhigt worden bin, desto gerüsteter u wackerer zu seyn.
3o daß der in der allerhöchsten Resolutionvom24 Apr. angeführte
ausdrückliche allerhöchste Befehl
dem ächten ursprünglichen von
Friedrich Wilhelm glorr. And. günstig ist herstammenden
Pakhofverwalter günstiger sey, und selbigen in seine erste vorige Activitäthätterestituirt und dabey erhalten werden, hingegen der neuerdings mit fast
doppeltemzweymahl höherem Gehalt von den Franzosen von dereingeflicktesezte und jetzt ganz nunmehr überflüßigegewordene
Inspecteur, deßen Amtsverrichtung mit meiner Pakhofverwaltung verbunden war,
füglicher eingezogen und annulirt werden soll.4odaß mir der
Wunsch
durch die eröffnete und gewiesene Thür des
Abschiedes zur Ruhe zu gelangen mir weder in meinen Sinnnoch Gedanken
gekommen war, sondern im Gegentheil nach überstandner Reise mit
erneuerten Kräften und völlig erleichtertem Herzen mich
mehreren
, nützlichen und
wichtigen Geschäften aufzuopfern entschloßen, und mir just die bey der jetzigen
verstümmelten Packhofverwalter Stelle leere und lange Weile zur schwersten
Last und Schande geworden war3o daß der in der allerhöchsten Resolution vom 26?Apr. angeführte
ausdrückliche allerhöchste Befehl dem ächten von Friedr. Wilh. glorr.
Andenkens herstammenden und festgesezten Packhofverwalter günstiger sey,
dieser also in seine alte, erste, eigenthümliche Activität hätte restituirt,
hingegen der neuerdings von den Franzosen, mit fast doppeltem Gehalte
eingeflikte u jezt ganz überflüßige Inspecteur füglicher eingezogen u annulirtwerden soll, als ein zur Amtsverrichtung des Phv. natürlich gehöriger Theil
u Zweig, der durch willkührl. eigenmächtige Gewalt abgetrennt worden war.
4. daß der
Wunsch
durch die geeröfnete u gewiesene Thür des
Abschiedes zur Reise zu gelangen, mir weder in meinen Sinn noch Gedanken
gekommen war, sondern just die bey der iezigen verstümmelten
Pakhofverwalterstelle leere u lange Weile zur schwersten Last u Schande gereichte, u ich
vielmehr im Gegentheil gesonnen war u entschloßen war, nach
überstandener Reise mit erneuerten Kräften u erleichtertem Herzen mich mehreren u
nüzlichern Geschäften aufzuopfern.
5. glaubte ich oder bildete mir ausdrücklich zu dieser einzigen Bedienung
ihrer Art tüchtig und vorzüglich bestimmt u gebildet zu seyn, weil nichts alsund mich durch Treue und Uneigennüzigkeit zu ihren Geschäften nothwendig sind, als dem
als den Hauptbedingungen eines solchen Amts nicht nur dazu qualificirt, sondern
auch 10 Jahre und weil ich mich mit dem Gerippe eines Packhofverwalters ganze
10 Jahre mich hatte begnügen laßen, und daher folglich die nächsten undrechtmäßigsten u ältesten Ansprüche auf das ganze und völlige Loos habe
meines unmittelbaren Vorgängers u seiner Vorfahren für mich hatte.6. In dieser Rücksicht sah ich die war es mir nur möglich, mit war es mir
nur möglich, mit so vieler Gleichgültigkeit die jezt täglich zunehmende
Beförderung so mancher jüngerer Leute zuzusehen, die lange nach mir und einsttheils unter mir gedient hatten die bey noch weit
wenigeren
unbestimmten
und weit
entbehrlichen
Geschäften, als die meinigen je
gewesen mit desto freygebigerem Gehalt ausgestattet worden sind und
noch hinfort werden.
7. Es ist mir daher unbegreiflich, wie ich wegen meiner wenigen theils
unnützen theils übrigen Geschäfte Wenigkeit und Unbrauchbarkeit so hartstrenge bestraft werden soll, unterdeßen der jetzige Nachfolger des
eingeschobnen französischen Inspecteur, der eigentl. eingeführt wurde blos dazu
diente den alten preuß. von KönigeFriedrich Wilhelm constituirtenPackhofverwalter seines Ansehens u Einflußes in Geschäfte zu berauben
und weiter nichts als monathl. Etats u Rapports in seiner Muttersprache
dort einzuschicken durch die jezige Administration zu vollkommenerer zu
einer solchen Ruhe gelangt, die als mir selbst gegönnt worden ist und
bey der ich der schon überflüßig beschäftigten Buchhalterey geschämt hätte
überlästig zu werden gelangen soll, auf Kosten der schon überladenen u
überflüßig beschwerten Buchhaltung –
8. Habe ich in einer fast übertrieben unerkannten Bescheidenheit und theils
aus ängstl. Bedenklichkeit wegen daß ich bey allen nur mir möglichen
mißlichen Folgen des neuen Operationsplans und meiner zunehmenden
Erschöpfung und Sorgen, wenigstens die Erhaltung des Packhofverwalters, und die
Landesväterliche Nachsicht und Vorsorge aller ohne ihre Schuld außer
Activität gesezten Bedienten vermuthet und gehofft habe.
Ew. Hochwolgeb. geruhen demnach zum Merkmahl meiner Verzeihung u
zur Milderung, des nicht nur über mich selbst, sondern über mein ganzes Haus,
welches aus vier Kindern, ihrer armen Mutter u einer einzigen Dienstbothinbesteht, ergangene Urtheil, dero guten Rath u Beystand angedeyen zu
laßen
1. ob ich mich bey Ihro Excellence dem dirigirenden StaatsMinister
abermalen melden, und wegen meines gut gemeinten, aber zu heftig
ausgelaßenen Diensteifers Gnade hoffen darf?
2.
ob
und
wie
mir aus der Grube wieder helfen kann, in die ich gefallen
oder gestürzt worden bin, damit ich nicht durch gröbere u ärgere
Verzweifelungsmittel in noch tieferes Elend gerathe, wenn sich ein grausameres denken
läßt, als die Noth mit den Seinigen zu verhungern, und die gewünschte Ruhe
und Erndte zwanzig mühseeliger kümmerlicher Jahre, durch einen einzigen
Fehltritt mit Schimpf u Hohn zu verlieren?
Hierüber erflehe eine baldige Antwort, u ersterbe mit der tiefsten
Ehrerbietung
Ew. Hochwolgeborenganz unterthänigerDiener.Ew. Excellenz unterm 16 Apr c. auf Sr. königl. Majestät allergnädigsten
Special-Befehl erlaßene Resolution habe ich den 9 d. erhalten, und daraus
mit dem innigsten Herzeleid ersehen
I. daß mein unterthaniges Gesuch um Urlaub zu einer Reise, die mir schon
Jahre lang, als das
letzte Geschäfte meines privatlebens
, und
das einzige Rettungsmittel mein natürliches Daseyn zum Dienst des Königs
und Vaterlandes zu erhalten und zu erneuern, gegen alle meine Meinung
und Absicht ausgedeutet und gantz unrecht verstanden worden
II. daß dieer
ausdrückliche allerhöchste Befehl
, welcher für
den alten einzigen gesetzmäßigen Packhofverwalter streitet, zum Nachtheil
deßelben eben so willkührlich und widersinnig ausgelegt und angewandt wird.
Meine Vernunft und mein ganzes Herz empört sich dasjenige schon für einen
allergnädigsten Specialbefehl zu erkennen, was ich für nichts anders als für
die Resolution eines dortigen mir unbekannten Widersachers und Erbfeindes
halten muß, der sein eigenes doppeltes Misverständnis zum Grunde gelegt
hat, um mich nicht nur für untüchtig u unfähig des königl. Dienstes zu
erklären sondern auch mich nebst meinen vier Kindern und ihrer armen Mutter,
nach einem zwanzigjährigen Kummerleben zu einem noch grausamern
Hungertode, ohne die allergeringste Untersuchung als einen Mißethäter der das
dort schon bekannte selbst eingestanden verurtheilt und mir eine ebenso
schreckliche als schändliche eröffnet und anweiset, zu einer
gewünschten
Ruhe zu gelangen, die mir nicht in Sinn und Gedanken gekommen. So
barbarisch u hämisch bin ich nicht von der französischen Administrationerwartet. Das erstemal wurde ich von ihr mit leeren Worten zum Stillschweigen
gebracht. Das zweite mal bewilligte sie mir anstatt der gebetenen 4 Monathe
einen einzigen und zwar unter so unmögl. und harten Bedingungen, denen ich
nicht vermögend war mich zu unterw. ein Gnüge zu leisten. Aber zum
jetzigen dritten mal habe ich zwiefältiges empfangen, mir eine Thür zum
Urlaube und Reisepaß und zugl. gänzl. Abschiede gewiesen, welche dem
ausdrücklichen allerhöchsten Befehl Sr. Königl. Maj. und meinen Wünschen,
Absichten u Gesinnungen gerade entgegen liegt, weil solche lediglich darauf
abzweckten mich mit neuen Gesundheitskräften, die ich durch den tödlichen
Verdruß an unnützen und mühseeligen Kleinigkeiten erschöpft hatte, wider
auszurüsten, aller häuslichen Angelegenheiten zu entledigen und den Rest
meines übrigen Lebens dem Dienste des fromm gesinnten Monarchen undzu wiedmen und mit mehrerer Thätigkeit den bisher gehemmten Eifer zu
ersetzen. Wie kann aber einem allergnädigsten Special-Befehl Glauben
beymeßen und Gehorsam leisten, der offenbar sich selbst, dem ausdrückl.
allerhöchsten Befehl und noch stärker dem gantzen Innhalte meiner unterthänigen
Bittschrift widerspricht. Ich kann muß daher ein Geheimnis der Bosheit
vermuthen, zu dem die daselbst angeführte allergnädigste Willensmeinung
sowohl als Ew. Exc. heiliger Name und Unterschrift gemisbraucht worden.
Ich muß mich der kleinsten Wahrscheinlichkeit eines unächten, erschlichenen
untergeschobenen Richterspruchs und Urthels so lange beruhigen, biß die
Wahrheit und Unschuld durch die strengste Untersuchung der dort schon
bekanten Thatsachen ans Licht gebracht seyn wird, und mittlerweile mit
doppelter Freymüthigkeit meinen Mund aufthun für mein eigenes und der
Meinigen Leben und zur Rechtfertigung meines bisher ungescholtenen
Characters.
Wenn es
dort
schon bekannt ist, daß d bey dem
jetzigen
Packhofverwalter
wenige und theils unnütze Geschäfte
zu versehen sind: so kann
es eben daselbst – wo meine Bestallung hergekommen unmöglich unbekannt
seyn,
wie
? und
wodurch
? dieser alte Dienst Stelle mishandeltso verstümmelt und so unkenntlich geworden, daß kaum ein Schatten ihrer
ursprünglichen Einsetzung und eigentlichen Bedeutung und Bestimmungvom Könige Friedrich Wilhelm glorwürdigen Andenkens eingesetzten
Bedeutung und Bestimmung von des glorwürdigen Monarchen Friedrich
Wilhelm so glorwürdigen Andenkens durch den König übrig geblieben ist.
Der ehmalige Packhofverwalter war zugleich wirklicher und der ganzen
Lage der Sache nach, natürlicher Aufseher des Licent. Die Franzosen
machten theilten ihrer politischen und sophistischen Plusmacherey zufolge 1 in 2,
und suchten durch den Nepotismum ihrer eigenen Creaturen die Landeskinder
zu unterdrücken. Daher wurde von ihnen eine gantz moderne Puppe, als
Licent-Inspecteur, eingeführt, mit einem reichlichen Gehalt und Ansehen
ausgestattet. Dieser nagelneue Oelgötze spielte die Rolle eines Kleinmeisters
und großen Herrn, um theils die Kaufleute, theils die Unterdienten zu
chicaniren, ihnen zu conniviren, auch allenfalls mit beyden zu colludiren,
und unter Deckmantel des allerhöchsten Interesse sein eigenes, als ein
Miethling, zu beobachten und zu befördern. Hierinn bestand der wahre und thätige
Geist seines Amts und Beruffs.
Dem alten Packhofverwalter wurde die Unkunde der französischen Sprache
zum Verbrechen gemacht und ihm er wurde sein ganzes Ansehens und
Einflußes beraubt. Gleichwol lies man ihm, zum Schein der Gerechtigkeit, ein
bereits geschmälertes und kümmerliches Gehalt, nebst einer halbirten
Freywohnung, wo die Schlüßel der Licentgebäude aufbewahrt blieben, und
die mühseelige Arbeit neuer, unnütziger überflüßiger und theils unnützer
Register, unterdeßen die ganze buchstäbliche Last des wichtigen neugebackenen
Inspecteur dela Douane in der Anfertigung der monathlichen Etats und der
dazu gehörigen französischen Berichte bestand.
Nach dem ich zehn volle lange Jahre in der mislichen und willkührlichen
Lage eines Uebersetzers, unter einer welschen und oberdeutschen Direction
mehr zu Schanden geqvält als gearbeitet hattet: erhielt ich als eine
außerordentliche Belohnung und Gnade das Gerippe eines alten Dienstes,
beruhigte mich mit der gesetzmäßigen Sicherheit deßelben und mit lebte der
allgemein erwünschten Hoffnung, die vorige verjährte Verfaßung und mit
derselben zugleich mein mir zugefallenes Urthel Loos widerhergestellt und
für ergänzt zu sehen, welches Glück ich ruhig abzuwarten entschloßen war.
Ein neuer beträchtlicher Verlust meines kümmerlichen Soldes und
Einkommens brachte mich zur äußersten Verzweifelung. Durch eine Art von
Wunder wurde ich und mein Haus vor der einbrechenden Hungersnoth
bewahrt, zur Gedult beruhigt und gestärkt, zugleich aber zu einer Reise erweckt,
zu welcher weshalb ich, wegen der dort
damals unbekannten
wenigen und theils unnützen Geschäfte bey meiner höchst
verstümmelten Stelle
, um Urlaub flehte, mehr dringenden Freunden zu
Gefallen, als aus eigener Ueberzeugung, eine solche Wohlthat von der mir
feindseeligen und gehäßigen Administration zu erhalten, die aus einigen
Winken meine etwas heftige und leidenschaftliche Denkungsart kannte. Ich
gab Ich gab mir ihr selbst also durch Verweigerung einer Erlaubnis, die
jedem andern gewährt würde, das Schwert in die Hand den alten hiesigen
Packhofverwalter durch Verweigerung meiner einer Erlaubnis, die jedem
andern gewährt wurde
zu Tode zu ärgern
, nachdem ihr Anschlag ihn
zu
verhungern
fehlgeschlagen war.
Meine Seele hat zwar das Ende jener infamen, Land und LeuteSitten Leute verderblichen Administration erlebt, ohne daß ich konnte
aber in der allgemeinen Freude über ihren Sturz und Fall keinen rechten
Antheil nehmen. Ich wurde je länger je mehr durch die traurigsten
Ahnungen und durch ein dunkles Mistrauen gegen ihre Nachfolgerinn beunruhigt,
undinohne deren neuen Operationsplan ich mit der grösten
Gleichgiltigkeit erwartete, ohne mich um sie es zu bekümmern, das mir nichts
Gutes weißagte. Je mehr und lauter man von der bevorstehenden
Catastrophe und der Widerherstell Erneuerung desr alten Zollwesens
Systems geschwatzt wurde von dem glorwürdigen Könige Fr. Wilh.gegründeten Verfaßung plauderte und schwatzte; desto schlimmer übler
wurde mir zu Muthe – und in einem solchen Paroxysmo meiner
Hypochondrie habe ich mich erkühnt, meine Zuflucht unmittelbar zu Ew. Exc. hohen
Person und Protection zu nehmen, und meine die Bedürfniße und
Verlegenheiten mit der ängstlichsten Treue und Redlichkeit, und meinen mit
dem innigsten Kummer um den Schaden Josephs zu eröffnen und
aufzudecken. Ich that das mit einem solchen übertäubten Verdruß, daß ich nicht
einmal es mir an ein genausm Concepte fehlt und mich überhaupt damit
beruhige, es der reinsten strengsten Wahrheit gemäß gedacht zu gemeynt
zu haben.
Ich weiß nicht, durch welchen Canal die
Wenigkeit und
Unnützlichkeit
meine bey der
jetzigen
Packhofverwaltung zu versehenen
Geschäfte, dort schon vor meiner unterthänigen Vorstellung bekannt geworden
seyn mag, und möchte mich sehr gern der niederschlagenden Vermuthung
entäußertledigt seyn, daß die jetzige General-Administration auf den
Trümmern der ehmaligen ein noch zweydeutigeres und schlimmeres Gebäude
zu beschleunigen im Schilde führte. Es gehört allerdings Zeit und Mühe
dazu, den Schutt und Wust der zerstörten Regie aus dem Wege zu räumen
und tief gnug bis auf das Fundament alter ursprünglicher Verfaßung zu
graben. Desto leichter ist es, Die so noch schon wenigen Treuen und
Redlichen im Lande vollends auszuwurzeln oder zu bettlägerichen Bettlern, und
vereiterteimbecilen Invaliden und Altflickern vermittelst
allergnädigsten Specialbefehle umzuschaffen und zu verunstalten, ist ein feines
Pharaospiel und ein gröberer Kindermord. Ich lebe aber der guten Zuversicht daß
es der
jetzigen
mehr reformirten als erweitertenAdministration mit
einer solchen ihrer politischen und aufgewärmten Altflickerey, durch
gottliche Protection und Hülfe eben so wenig von ihrer wie u noch weniger
wie der vorigen gerathen soll wird mich nur in die Versuchung zu führen,
daß ich mich an dem Unterpfande meines unbekanten Wohlthäters michvergreifen und meine eigenen Kinder u ihre arme Mutter bestehlen soll – –
möchte der Vorsehung sey es anheimgestellt, meine 4 unschuldige Kinder
und ihre arme Mutter zu versorgen Familie abzuwarten, die nicht nöthig
haben sollen gewiß dafür zu büßen sollen, daß mein Vorfahr der
französischen Sprache nicht mächtig war und ein Vormund Licentinspector,
zum Vormund nöthig hatte der Amtsvorsteher ihres Vaters der
französischen Sprache nicht mächtig war und sich einen ungedienten Licentinspector
zum Vormund gefallen mußte, der dem ganzen Packhofverwalter mir
entbehrlich gewesen wäre. Ehe will ich es auf den Versuch ankommen laßen,
ob der jetzige Finantzgoetze bersten und platzen seine verrätherische Eingeweide
ausschütten, für untüchtig erkannt werden erklärt werden soll des Königl.
Interesse und des Vaterlandes Wohlfahrt mit gesunder Vernunft zu
verwalten, oder ob sie im stande seyn wird einen von ihrer würdigen
Vorgängerin schon geviertheilten Preuß. Packhofverwalter vollends pro Patria zu
Tode zu ärgern.
Auf der linken Bogenhälfte:Jes XI. 10Meine gewünschte
Ruhe
, wie der Prophet sagt Jes XI. 10, wird
Ehre
seyn, und der Weg zu beiden zu gelangen weder blinde Uebereilung, noch
schwärzere Rache: sondern freywillige Ergebung in jeden Specialbefehl eines
höhern Willens, ohne mich darum zu bekümmern: von wannen er komt und
wohin er fahrt.
Gott ist noch Richter auf Erden, und läßt die Sünde nicht walten. Wegen
der brennbaren Materie, womit ich von allen Seiten umgeben bin, will ich
den
Funken
in mir verscharren, und nicht die
hier
beßer näher als
dort bekanten Gründel mit Feuerflammen offenbaren, will meinen
Wurm
krümmen, der manches schlechtes Herz, woran es hier und dort nicht fehlt,
nagen und freßen könnte. Das meinige ist von beßerm edlerm und festerm
Metall, als die Zähne Schlangen Knochen von Zähnen solcher
verfluchten Geschöpfe Insecten, die von der Natur dazu verflucht sind, auf
ihrem
Bauch
zu gehen und Erde zu eßen ihr Leben lang.
Ich bin 1730 geboren, wurde schon 46 ein academischer Bürger. Meine
beyderseitige Eltern waren Fremdlinge und haben mich durch ihr Beyspiel zu
Dankbarkeit für den göttlichen Seegen in Preußen gewöhnt u erzogen. Dies
mein Vaterland ist mir mehr durch darinn erlittene Drangsale als genoßene
Herrlichkeit noch theurer, lieber und werther geworden. Mit eben so
schlechtem Geschick als Glücke bin habe ich wenige Jahre nur als Hofmeister in
Curland und Liefland zugebracht.
Ich habe Menschen kennen, schätzen, lieben und dulden, mich selbst aber
ihrer vorzüglich fürchten gelernt. Unterstützt von großmüthigen Kaufleuten
und Freunden in Riga, habe ich mein mütterliches Erbtheilegut auf Reisen
in Deutschland, Holland u Engl. verschwendet, wie in den ersten Dienstjahren
einen zieml. Theil meines Gehalts auf französische Wörterbücher aus
Neigung zu einem Beruff, der mir diese Sprache so vereckelt, daß ich sie darüber
gänzlich vernachläßigt habe.
Ich habe nicht nur Römer und Griechen, sondern auch einstmals die
Urkunden morgenländischer Wahrheit und Lügen ian der Qvelle studiert.
Nach dem ich das beste, was in Frankreich und Engl. über die damals noch
ziemlich neumodische Handlungs- und Finanzwißenschaft geschri gedruckt
ist, vielleicht mit zu vielem Geschmack gelesen hatte, fiel es mir ein, die
güldene Praxis der Geschäfte zu versuchen, entschloß mich zu diesem Behuf
einen ganzen Monath als außerordentlicher Copist bey dem hiesigen
Magistrat und ein halbes Jahr bey der Kriegs- und DomainenCammerKanzley,
umsonst zu dienen. Hierauf habe ich zehn Jahre, gleich einem unverdroßenen
Charon auf einem Uebersetzer Schifflein gerudert, und habe noch 10 Jahre
bey dem
tödlichen Verdruß über wenige und theils unnütze
Geschäfte mit den Brosamen für lieb genommen, unterdeßen fregierige,
unbrauchbare, unverschämte Hände mit den und Tagediebe mit den
fettesten Leckerbißen gemästet wurden, und für
Zeisigarbeit
sich
Eselsfutter
, nach einem hiesigen Sprichwort,
Eselsfutter
nahm sichanmaaßten. Ich habe also zwanzig köstliche Jahre theils lavirt theils vor
Anker gelegen am Vorgebirge guter Hoffnung, mit gottlicher Hülfe aus
allerhöchster Gnade endlich einmal ein
ganzer Packhofverwalter
mit
einer neu völlig widerhergestellten Wohnung und übrigen Pertinentienzu werden. Dies war der unbewegliche Terminus und das Non plus ultrameiner demüthigen, standhaften Wünsche und meinesr zeitlichen
Wohlfahrt. Die Packhofverwaltung in meiner Vaterstadt ist immer die einzige
Buhlschaft gewesen, für die ich mit herkulischer Gedult und beynahe
Ulyßischer Klugheit die beste Hälfte meines Lebens aufgeopfert habe und in ihrem
Schoß dasieß seltene Glück einer vorherbestimmten Ehe, die den Mann
und mit seinem Amte wie mit seinem Weibe zu einem Fleische vereinigt.
Ein solchers Dienst Amt wie die alte Packhofverwalterstelle erfordert
keine andere Talente und Verdienste als Uneigennützigkeit und Treue, und
zu einem solchen Amte habe ich die ältesten und gerechtesten Ansprüche,.
die mir kein noch so geheimer Finanzachitophel absprechen soll Ein
verdorbener Philosoph u Pedant hatte sich am besten dazu geschickt über ein
vermischtes zusammengerafftes Lumpengesindel von verdorbenen Kaufleuten,
Handwerkern Feldwebeln, Taglöhnern, Zöllnern und Sündern, gleich jenem
Dornbusch in der ältesten heiligen Fabel, Jud. IX. 14. zu schweben, und die
alte Sitten und Mannzucht, das dort nicht mehr bekante durch Franzosen
bis auf das Mark verzehrte Sittenzucht und das dort
kaum mehr
bekannte
schon ausgeschwitzSVVM CUIQVE wenigstens hier
wiederherzustellen und in Gang zu bringen in meinem Vaterlande und kleinen
Wirkungskreise widerherzustellen und aufzufrischen.
Die jetzige Adm. geht einen leichten Schritt weiter als die würdige
Vorläuferinn, welche blos den alten Packhofverwalter von Geschäften
muthwillig entblößte, und aus aller Activität setzte, und dadurch ihrer würdige
Nachfolgerin die Bahn brach diesen Posten mit Haut und Haar zu anulliren
und aus dem Wege zu räumen. Anstatt dem ausdrückl. allerhöchsten Befehl
zu gehorsamen, kraft deßen der überflüßige nunmehr gantz unbrauchbare
französische Licent-Inspecteur eingezogen werden soll und der rechtmäßige
Packhofverwalter in die ganze Würde seiner ursprüngl. Bestimmung und
Auctorität wider eingeführt werden sollte, verdreht sie den Sinn der
allerhöchsten Willensmeinung, bestätigt einen französischen Wechselbalg zu einem
vollkommenen Müßiggange, und legt beschwert die andere bereits
beschäftigte bedienten Buchhalter mit neuen Arbeiten.
Meine jetzige Stelle wird unter dem Vorwande weniger und unnützer
Geschäfte eingezogen, als wenn dies meine Schuld und nicht vielmehr die
Qvelle meiner tödtlichen Leiden und Uebel gewesen wäre, die ich selbst
freywillig des Gewißens wegen angetreten habe. Niemand bis diese Stunde
weiß, die woher die Geschäfte hergenommen werden sollen, für die so viele
Assessores mit sehr beträchtlichen und unverhältnismäßigen Gehältern
gestempelt sind, worunter so manche sehr spät in den Weinberg gekommen,
wenigstens lange nach mir, einige so gar unter mir auf einmal in die Höhe
geschoßen sind. Von einigen weiß man gar nicht, durch welche brabantsche
güldene Bulle oder eiserne Schicksale von dort bis sich hieher verirrt sind.
Ich will lieber ein Schlachtopfer der Wahrheit als ein zum
niederträchtigen feigen feilen Verräther derselben der Wahrheit und mir zugleich des
allerhöchsten und allgemeinsten Interesse zu werden, und mich gern meinem
Schicksal unterwerfen. Da ich aber nicht anders als glauben kann, daß die
Unterschrift Ew Excellenz durch falsche Suggestioneines erschlichen seyn
muß, die auf nichts als gewißen falschen Begriffen u Berichten beruhen,
da selbige sich selbst, meinem Gesuch, und dem ausdrückl. allerhöchsten Befehle
widerspricht, da mir eine mit einem beleidigenden Spott eine
Thür zur
erwünschten
einer erwünschten
Reise
eröffnet wird, die meiner
redlichen Meinung erst recht möglich zu werden und mit meinen frischen
Kräften mich dem Dienste des geliebten Monarchen und seines Königreiches
zu wiedmen, ins Angesicht schlägt: so überlaße ich Ew Excellenz Weisheit und
Grosmuth sich eines armen unschuldig verschmähten u betrübten
Märtyrers gnädigst anzunehmen, damit die pfeifenden Klagen einer Spitzmaus sich
nicht in ein mitternächtliches Hahnengeschrey verwandeln, von dem manchem
Ungeheuer dort die Haut schaudern möchte.
Da meine die Sache mein Gewißen, meinen guten Name, und mein
und der meinigen Leben betrifft: so hoffe ich von Gott und den Einsichten
sowohl als den grosmüthigen Gesinnungen Ew Excellenz den
ausdrückl.
allergnädigsten Befehlen
und der
nothgedrungenen
Vorstellungen
eines treuen und gehorsamen Unterthanen u Bedienten
angemeßene Befehle, von denen mein Verhalten denen ich mit einem blinden
Gehorsam und einer dem allge Gnüge zu leisten willig und bereit bin,
weil mir dem das allgemeinen u allerhöchsten beste näherOPTIMO
maximoals mein individuelles minimumangesehe liegt mit Füßen
treten will.Johann Georg Hamann.Kgsberg Am
Erhörungs Sontage u Himmelsfahrtsfeste
87.Vermerk von Hamann:65 den 2 Jun.rote Tinte Geantw eod.Pempelfort den 22ten May 1787Lieber! Ich habe Sonntag Vormittag Deinen Brief vom 9ten u 10tenerhalten, u alles drehte sich mir über dem Lesen des Tyrannen Urtheils aus
Berlin im Leibe herum – Aber um Gottes Willen, Lieber, sey unbekümmert.
Du hast zwey Sohne die Wagen u Pferde halten. Auf den Schindanger mit
den Mähren, wenn die elenden 300 Rthl nicht wo anders überschießen
wollten! Lohnt es wohl der Mühe sich hierüber den Kopf zu zerbrechen u
bekümmert zu seyn? – Sey gutes Muths, komm, u seegne Deine Kinder. – Es ist
mir leid daß Du neuerdings nach Berlin geschrieben hast. Aber es ist
geschehen. Mich verlangt auf übermorgen wo ich wieder Briefe v Dir zu erhalten
hoffe. An Buchholtz habe ich heute geschrieben u ihm Deinen Einschluß nebst
einer Abschrift des Berliner Bescheids geschickt. Auch an die Prinzeßinn habe
ich geschrieben, u ihr gleichfals eine Abschrift des Bescheids geschickt. Ich
kann mich nach zwey Mahl 24 Stunden von dem Eindruck den das
scheußliche Ding auf mich gemacht hat noch nicht erholen – O, wenn Du doch mit
Weib u Kindern zu uns kommen wolltest! – – – –
Meine Schwester kam mich zu bereden, weil ich den ganzen Morgen in
einem fort geschrieben hatte, daß ich ein wenig mit ihr im Garten herum gehen
möchte. Ich saß noch da wie ich aus dem Bette gekommen war, u wollte mich
zuvor ankleiden. Hernach holte ich sie in ihrem Zimmer ab u wir giengen
spazieren. Da sah ich den Bedienten den ich mit meinen Briefen auf die Post
geschickt hatte zurück komen, u mit Briefen auf mich zugehen. Der an mich
war v der Prinzeßinn, u beyde Mahle, gestern Abend u heute früh dem
Bedienten nicht mitgegeben worden. Ein anderer Brief u Zeitungen v derselbigen
Post waren mir gestern Abend richtig eingehändigt worden. Die
Nachläßigkeiten u Unordnungen des hiesigen Comptoirs sind unverantwortlich. Aber
dießmahl haben sie es gut gemacht, weil es mir lieb ist gerade so der
Prinzeßinn geschrieben zu haben wie ich ihr geschrieben habe, welches nicht
geschehen wäre, wenn ich ihren Brief gestern erhalten hätte. Du erhältst
einliegend ihren Brief im Original. Gesetzt auch Werder hätte es nicht gut mit Dir
gemeint, so wird er nun dem Grafen von Schmettau sein Wort doch wohl
halten
müßen
. Wenn Du Dein ganzes Gehalt als Pension behältst, so
wüßte ich nicht wasßs Dir glücklicheres hätte begegnen können als eine
solche Entlaßung. Ich hoffe alles geht nach Wunsch u es wird am Ende doch
noch wahr daß ich Dich mit diesen meinen Augen sehe. Richte Dich so ein daß
Du gegen den 15.tenJuli in Pempelfort bist. Alsdenn bin von Aachen
zurück, wohin ich Ende Juni erst hingehe; denn die Hochzeit ist den 2tenJuli,u wenn ich anders geschrieben habe, so ist ein Schreibefehler gewesen.
Deine Briefe v. 23.ten April u 2ten May, lieber HerzensVater, kann ich
heute nicht beantwortetn. Mein Buch gebe ich Dir Preis, und mich selbst
wirst Du schon beßer kennen lernen. Unterdeßen behelfe Dich mit mir so gut
Du kanst. Wenn ich der nicht bin der ich zu seyn glaube, so kann ich nicht
davor. Wißentliche Verstellung ist nicht in mir, u es ist mir nie in den Sinn
gekommen weder dem Publikum noch irgend jemand etwas weis zu machen.
Wegen Starkens Rechtfertigung habe ich an meine beyden Verleger u
auch an Kleucker geschrieben. Auch gebeten wegen des Verfaßers der
Enthüllung nachzuforschen, u des goldenen Hahns. Den Schlüßel zur
Enthüllung, der nach dem Meßcatalogus bey Goeschen heraus gekommen ist, wirst
Du auf meinen Befehl, vielleicht schon vor Empfang dieses Briefes erhalten
haben. Das Packet das Schneider an Dich befördern sollte, ist also noch
immer nicht angekommen? – Von Reimarus ist ein Büchlein gegen mich,
Wizenmann u Kant heraus gekommen. Aeußerst flach, aber doch voll Tücke.
Er hat selbst hat es mir geschickt mit einem Briefe, der lange liegen mag eh
ich ihn beantworte. Mich verlangt nach Mirabeau Essais sur M
Mendelssohn, wo ich es allem Vermuthen nach tüchtig ab kriegen werde. Wenn ich
nur gesund wäre, daß das alles sollte mich wenig anfechten. Am Sontag
vor 8 Tagen bekam zu meinen andern Uebeln noch ein Wechselfieber. Einige
Unzen China haben mir dieses vom Halse. Es giebt sich auch wohl mit dem
übrigen wenn das warme Wetter anhält. Seit gestern habe ich wieder einige
Spuren v Leben in mir, welches mir seit vielen Wochen ganz gemangelt hat.
Die vorige Woche habe ich mir Trenks Leben vorlesen laßen. Da Du mich
dieses Buch vornehmen hießest, erschrack ich, weil ich den Verfaßer, da er noch
hier im Lande war ein paar Mahl gesehen, auch ein u andres von ihm
gelesen, u einen herzlichen Widerwillen gegen das alles empfunden hatte. Seine
LebensGeschichte hat mich aber doch ergözt. Er ist gerade so wie er in seinem
Buche da steht, nicht wie er v sich darin spricht. Recht auf seinem Platz war
er eigentlich nur in der Sternschanze. Was Du v dem Buch im Ganzen sagst
ist vortrefflich.
Da mir vor einiger Zeit v Obereits verzweifelter Metaphysik schribst,
wußte ich noch nichts v diesen Blättern. Seit dem sind sie mir zugeschickt
worden. Der Verfaßer des Vorberichts ist der Prinz Eugen v Würtenberg.
Die Striche in Wizenmans Matthäus sind nicht v Buchholtz, der, so viel
ich mich erinnere diese Handschrift nie gehabt hat, sondern v mir. Betreffend
die Herausgabe dieses Werks habe ich Dir neulich (den 1sten May)
geschrieben, u sehe darüber Deiner Antwort entgegen. – Kanst Du mir den
nachtheiligen Eindruck den die Resultate auf Dich gemacht haben, u nun in noch
höherem Grade machen nicht bedeuten? Wenn Du es könntest u thun wolltest,
geschähe mir ein ungemeiner Gefallen. – Die Veranlaßung zum Matthäus
ist mein erster Brief an Mendelssohn gewesen, u überhaupt die Philosophie
die Wizenmann v mir eingesogen hatte. Er verfiel in eine entsetzliche Angst
des Unglaubens, in mit der er sechs Monathe lang kämpfte. Da er nun
klar zu sehen glaubte, daß v Seiten der Philosophie keine Hülfe zu hoffen
sey, u schlug er den andern Weg ein, u so entstanden die Betrachtungen über
den Matthäus, zu denen er deswegen auch immer eine ganz besondre Liebe
hatte. – Lebe wohl, Du lieber! Gott erhalte u stärke Dich
Dein Fritz Jonathan.Am linken Rand der dritten Briefseite:
Vaels
ist ein holländisches Dorf, eine Stunde v Aachen, wo die in
Aachen wohnenden Protestanten u Menoniten ihre Kirchen haben. Mein
Schwager hat dort große Anlagen gemacht laßen, u ist selbst dahin
gezogen. Nun wird aus diesem Dorf allmählich eine Stadt.
Pfingstmont. den 28 May 87.Tausendmal willkommen zu Ihrer Heimkunft, alter lieber Landsmann,
Gevatter und Freund. Gott gebe daß Sie alles gesund und zufrieden wider
gefunden haben. Der gute D. brachte mir den 19 zu Pferde den Vorläufer
ihrer musikalischen Schicksale in Paris. Der Franzos ist nicht Gott, nicht
Menschen getreu, sagte der alte Deßau. Wir können auch mit Friedr. Wilh.
darauf antworten: wir habens auch erfahren.
Gestern erhielt in Gesellschaft meiner jungen Freunde,
Nicolovius
,Hill und
Raphael Hippel
die unvermuthete Nachricht in einer
einzigen Zeile. Ich war heute schon in aller Früh, und weckte den Apostel u
Evangelisten auf dem Roßgarten aus dem Schlafe um wenigstens den Tag
Ihrer Ankunft zu wißen. Er wuste nichts mehr vom hellen Tage, sprach bey
dem Grafen Kayserling von Lustenau, der aus einem
Blättchen
(dergl es
viele giebt) daß Sie angekommen u von der Pr. Friderike beschenkt worden
war. Unser Geh. Rath Hippel erfreute sich auch der guten Nachricht, sein
Nachbar Pr Kraus gleichfalls. Haben Sie nichts von meinen dortigen
Freunden zu erzählen. Jonathan Jacobi stattet den 2 Junii seinen Sohn aus.
Virchau hat mir einen impliciten Grus von unserm Asmus gebracht.
Hartknoch wird auch bald mit unsers Herders neuen Gesprächen hier seyn.
Mein Schicksal wird Ihnen auch schon bekannt seyn. Jedermann nimmt
hier Antheil daran. Dort hatte ich keinen Freund meines Wißens, weil ich
unmögl. so bald Sie vermuthete. So erfreut mir selbige ist; so hat sie mir
doch in meinem Concept ein wenig irre gemacht. Ich habe die ganze Zeit in
der grösten Verzweifelung gelebt, und das Gewitter hat mir in den Gliedern
gelegen. Bin seit Jahr und Tag nicht vermögend gewesen einen Brief, kaum
ein Billet zu schreiben auch nicht an Sie, liebster Freund, geschweige Ihrer
Vorschrift folgen, u bey dem Departementsrath mich zu melden. Ist er ein
ehrlicher Mann, desto beßer für ihn und für mich. Ich wollte nicht den
geringsten Einfluß in die neuen Einrichtungen mir anmaaßen, sondern überlies
alles der Vorsehung. Jedermann drängte mich um den
Packhofverwalterdienst mich zu melden. Ich konnte eben so wenig als ich wollte. Endlich schrieb
ich in der grösten Angst den 16 Apr. an den Minister wegen meines Urlaubs,
wollte den Qvark aus dem Kopfe u dem Gesichte haben. Wie ich damit fertig
bin, muß ich mich zu Bette legen u fühlte mich so matt, daß ich an unsern seel.
Qvandt dachte, wenn er von der Kantzel kam. Ebenso war mir zu Muth. Den
9 d. erhalt ich, abermal bettlägerig, eine Resolution, über die ich mich
wunderte, erstaunte, ärgerte, lachte. Ich theilte alles den Tag drauf nach
Düßeldorf mit. Gegen Abend, da ich mit meinem Briefe beynahe fertig war kommt
Kraus zu mir, und thut mir auf einmal die Augen auf über meine Noth u
ihrer Kinder ihre. Ich weiß selbst nicht wie mir geschieht, und erschreck auf
einmal über meine traurige Lage. Den Sonntag drauf gehe ich wider zum
erstenmal aus und theilte den allergnädigsten Special-Befehl zu verhungern
mit meinem gantzen Hause meinem theuren Nachbar dem Dir. mit, der sich
gantz unwißend stellt, ohngeachtet sich Aune schon den Dienstag in der
Marterwoche auf der Straße verrathen hat mit dem hier angefertigten
Operationsplan, der eben in der Mache war, und in so fern selbige meine
Personalität angieng. Nachdem ich die ganze Woche umsonst an ein P.M. an den
Minister gearbeitet hatte, fällt mir auf einmal ein den 20 einen recht
kriechenden Brief an den Departementsrath zu erkünsteln; vom Pfingst heil. Abend
bin ich mit meinem Memorial an die Excell. fertig geworden. Mittler weile
haben meine Freunde an ihre dortige für mich geschrieben MeCourtan an
ihren Schwager u den Geh. Comm. Rath Simson nebst Comm. Secr.Bährens auf ihr Gesuch; Gr. von Kayserlingk an die Gr. von Wartensleben,Ghr. H. an den Minister v Gaudi, Münzmeister an den G. F. R. Engelbrecht.
Von meiner ersten Vorstellung an die Excell. habe ich keine gute Ahndung
gehabt, und gab unserm φφen von Pempelfort davon Nachricht, um im
Nothfall dort zu wirken. Ich zweifele, daß mein Pro Mem. vom Pfingst heil.
Abend mit der ersten Post abgehen wird, und will diese Woche meine
Andacht halten, den Tag drauf als den 1 Jun. denke ich mit der Uebergabe
meiner Register und Schlüßel fertig zu seyn. Ist es Blindheit oder Muth,
Gott weiß es, mir ist das Herz so leicht, als wenn ich neugeboren werde.
Wegen Ihrer Abwesenheit war ich willens mich in Berl. gar nicht
aufzuhalten, sondern in Deßau auszuruhen und meinen Häfeli und den alten
ehrwürdigen Greis des Marées kennen zu lernen. Da Sie jetzt wider daheim
sind, wünschte ich, so incognito als mögl., Nachtlager bey Ihnen zu erhalten
mit meinem Sohn. Kein Mensch hat hier mein P.M. gesehen, und ich behalte
es im Hinterhalte, höchstens bis zum 1 Juni oder 2ten Posttage. Es scheint
mir zu glühend, und ein unschuldiger ehrlicher Tropf ist nur im stande ein
solcher Waghals zu seyn. DasDatum des Pfingst heil. Abends bleibt
unverrückt, weil ich an demselben fertig wurde oder es wenigstens meynte zu seyn.
Vielleicht erhalte ich währender Zeit andere Eindrücke, Winke oder
Nachrichten, die mich anders bestimmen. Verzeyhen Sie, liebster Gevatter und
Landsmann, daß ich Sie immer mit meinen malis domesticis behelligen
muß. Was Ihnen Paris seyn muß, ist für mich das deutsche
Babel
. Wißen
Sie nicht mit welchen barbarischen güldenen Bullen versehen ein gewißer
Xheremont ins Land gekommen seyn muß. Ich habe ein einzig mal in
meinem Leben das Unglück gehabt mit ihm bey dem seel. Kloht zu speisen,
wo er auf meine Stelle und ich vis-à-vis zu sitzen bekam. Ich habe
seitdem den Menschen nicht gesehen, und kenne ihn auch nicht mehr. Er ist
Assessor geworden mit dem Titel eines Kriegsrath, bekomt 800 rth ohne daß
jemand seine Geschäfte weiß, noch seine Verdienste. Er stand damals vom
Tisch auf in einer großen Gesellschaft, wo er zum ersten mal als ein
Phaenomen oder Meteor erschien und nahm mit den Worten Abschied: C’est une
compagnie odieuse! Die laute Gesellschaft verstummte auf einmal und
keiner hatte das Herz ihn aus der Thür oder aus dem niedrigen Fenster zu
werfen. Für die 24 gl: Porto welche mir der so genannte
allergnädigste
Special-Befehl
mit meinem ganzen Hause zu verhungern kostet, hab
ich um ein Vorspannpaß angehalten, zur Beförderung meiner Reise die mir
damals so auf dem Herzen lag, daß ich an nichts weiter dachte. Jetzt muß
ich doch abwarten biß alles ins Reine gebracht seyn wird. Gott seegne Sie
u Ihre liebe Familie. Ich küße Sie in Gedanken guter Hoffnung uns einander
zu sehen und bitte mich der lieben Frau Gevatterin u Pathchen nebst Comp.anzumelden. Melden Sie mir doch den Tag ihrer Ankunft, daß ich ihn in
meinem Hauskalender eintragen kann. Ihr alter Landsmann, Freund und
Gevatter.Lisette Reinette ist
gestern
und
heute
zu Hause mit dem
Ende des Jahres ist ihre Lehrzeit bey unserer Beaumont zu Ende und ich hoffe
ein ganzer Packhofverwalter mit einer
ganzen
Wohnung zu seyn und zu
werden. Die Meinigen sind die Ihrigen und vice versa. Meine Beichte ist
ΨLVII – anno aetatis et quietis meae. Eigenhändig Gott Lob! ohne Brille.ad interim Pensionnaire par excellence depuis la date omineuse du XXIV. Avril.Gloria in excelsis et pax hominibus bonae voluntatis. Amen!Auf der Adress-Seite:Unter den Denkwürdigkeiten dieses laufenden Jahres gehört noch daß ich
21 May um 11 Uhr den
ersten
Mittag bey der Frau Schwester bey einem
Sauerbraten, Limburger Käse u einer Bolle Ale und um 1 Uhr den
zweyten
Mittag bey HE Münzmeister Gösche (nach einer vieljährigen eclipsi)
im Garten bey einer pommerschen Mandelsuppe, einer Schüßel Carottenmit Flinsen und Holl. Heeringen einem Ragout mit Kapern und abermal
Limburgschen Käse, auch mehr als Einem Glase Constantia gehalten habe
ohne die geringste Gefährde und Beschwerde meines Magens. Ein Mann
der noch so fein sehen schreiben, eßen und trinken kann qualificirt sich noch
nicht zum Invaliden und Pensionnaire – es sey denn par excellence und
ad interim. Vale etfaueLisette hat mich im Schreiben mit der 1 Sonate des Haydn Oeuvre XVII.erlabt auf einem Clavier was der ehrl. Hartknoch ihrer Schwester Lehnchen
geschenkt hat. Das übrige mit Gottes Hülfe mündl.
Adresse mit Mundlackrest:An / meinen
einzigen
Freund in Berlin /
Kgsb. den 2 Junii 87.Herzens lieber Jonathan,
Mein erster Gang war heute bey Fischer, wo ich schon von weiten einen
Brief liegen sahe, der mich anzulachen schien; von da bey Deinem
Namensvetter, der auch seinen 36 Geburtstag, wo ich nicht irre feyert. Ich nahm mir
da einen Augenblick Zeit Deinen Brief u die erfreul Beylage anzusehen. Von
da bey Me Courtan, die auch an meiner Freude Antheil nahm, von da bey
meinem Beichtvater, dem ich heilig hatte angelobt ihn an dem ersten Wink
Theil nehmen zu laßen.
Ich bin wie neugeboren, aber Gottlob! nach dem überstandenen Sturm
kommt eine Stille und ein desto heiterers Wetter. Ich sehe allenthalben
Spuren der Vorsehung, die jeden meiner Schritte lenkt und mir den rechten Weg
zeigt. Aber gearbeitet habe ich wacker, und meine Freunde haben mich
beynahe binden müßen. Was in meiner Seele alles vorgegangen, weiß Gott am
besten. Gottlob! daß alles überstanden ist, und sich nunmehr das Gewölke in
mir und außer mir aufklärt. Mein Brief nach Berl. kam mir allerdings
närrisch vor. Aber nunmehr ist es mir lieb daß es geschehen ist. Am Sonntage
Exaudi schrieb ich einen
kriechenden Brief
an den Geh. Finantzrath
von Köpcken, deßen Departement Preußen ist. Am Pfingstheil. Abend wurde
ich endl. mit meinem pro Memoria an Minister von Werder fertig.
Denselben Tag gieng hier ein blindes Gerüchte, daß Schulenburg an seine Stelle
gerückt wäre. Den Pfingstsonntag schrieb mir Reichards Schwager, daß er in
Berl. angekommen war. Den Tag drauf schrieb ich ihm einen sehr muntern
Brief, wo ich den gantzen Statum causae meldete, nachdem ich 8 Tage vorher
seine Schrift erhalten, die mich mehr als irgend eine hier interessirt, sowenig
ich auch zum musicalischen Publico gehöre. Darauf denk ich die nächste Woche
Antwort zu erhalten. Der Brief an den Minister ist nicht eher als den 1 Juniiabgegangen. Den Tag vorher wurde der Etat der Pensionaires hier
publicirt, ob er den Abend vorher angekommen, wie es heißt, weiß ich nicht. Das
Datum ist vom 4 May. Da ist mir die Hälfte meines Gehalts, also 150 rth
zur jährl. Pension ausgesetzt. Ich war damit zufrieden, so ungl. auch die
Vertheilung überhaupt ausgefallen. Für einen Menschen der nichts dafür zu
arbeiten hat, ist es gnug. Von Rechtswegen sollte ich das ganze Gehalt zur
Pension erhalten haben gleich den Tabacksofficianten u andern die ohne ihre
Schuld außer Activität gesetzt sind. Den 1. vorgestern geschah die Abnahme,
machte mich sehr unruhig, gieng aber zu meiner Zufriedenheit von Statten,
und man fand alles ordentlich bis auf eine Assignation, die blos von meinem
Nachbar dem bisherigen Licent Inspector unterschrieben war und nicht vom
Director, dem ich heute eine Vorstellung deshalb einreichte. Heute habe meine
Decharge erhalten, bin mit meinem Hause zur Beicht gegangen. Kaum
komm ich aus der Kirche, wo Me die auch zur Vorbereitung gewesen war zu
mir komt, voller Freuden mit einem Briefe vom Geh. Commerzrath SimsonSie trank ein einziges Schälchen Caffé und fuhr in der Kutsche fort.
Copia
.Wertheste Freundin, beruhigen Sie sich wegen HE Hamann und beruhigen
Sie auch zugl. Ihren Freund, deßen Sache bey weitem nicht so schlechtübel steht, als Sie es sich dort vorgestellt haben; man glaubte hier, ihm durch
den Abschied mit 180 rth (ist ein error calculi pro 150) Pension eine
Wohlthat zu erweisen, itzt aber, da man vom Gegentheil spricht, hoffe ich, daß der
Abschied widerrufen werden wird.
Ich habe seinetwegen mit dem Departementrath v. K. gesprochen und
er wird diese Angelegenheit morgen in der Versammlung vorlegen, also
längstens über 8 Tage erfahren Sie das Schicksal Ihres Freundes, welches,
ich bin es gewiß, in diesem Fall nicht ungünstig seyn kann.
Empfangen Sie zugl meinen besten Dank, daß Sie mir einmal eine
Gelegenheit gegeben haben Ihnen zu zeigen, welchen Werth ich auf Ihre
Freundschaft setze. Würdigen Sie mich ferner derselben pSimpson.Berl. den 28 May.Ich hätte den Geburts- und Hochzeittag heute bey dem Namensvetter
gefeyert, aber ich habe viel auf dem Herzen gegen ihn – und mich des jungen
Paars in der Kirche erinnert. Gott laße Dir Freude u Seegen erleben –
Hill ist auch den 1 d. aus seinem Dienste gegangen und hat 1½ Jahr bey
Deinem unwürdigen Namensvetter aufgeopfert. Gott wird es dem armen
Jungen gewiß vergelten.
Nun bin ich neugierig, was mein p. M. bey dem Minister für Wirkung
thun wird. Ich habe ihn um einen Reisepaß bis nach Berl. gebeten, das
Duplum meines Gehalts zum Verhältnis meiner Pension bestimmt und
allen mögl. Unfug getrieben, den sich nur ein ehrl. Mann gegen einen großen
Herrn erlauben kann, keinen meiner Freunde darüber zu Rathe gezogen, und
meinen Muth, wie ein Patriot, gekühlt. Meine Freunde, besonders Hippel
und Kraus hatten keinen andern Gesichtspunct als meine Erhaltung, die ich
nicht ganz zu dem meinigen machen konnte. Copiam meiner Acten bringe ich
selbst. Ich habe eine Ruhe der Seelen, die ich bisweilen selbst für Verkleidung
ansahe, jetzt aber davon beßer zu urtheilen im stande bin. Nach Münster
kann nicht eher schreiben, bis ich fertig bin, und in diesem Geschäfte hoffe und
wünsche ich
endelich
zu seyn Prov XXII. 29. Ihr macht es, wie der
Patriarch Joseph, mit seiner Familie Gen. XLV. 20. Ich gehe so leicht wie
mögl. und werde schon mit der neuen Woche Anstalt machen. Der morgende
Sonntag ist Eucharistia und Viaticum. –
Der Hamb. Buchhändler Vischamp ist aus Petersburg hier angekommen
u scheint sich zu gefallen. Er speißt alle Tage bey Kayserling. Er hat mir
einen Comte de Bernier de Suze, Piémontois als den Verf. des Erreurs etdela Verité genannt, der sich zu Niewenpot 7 Meilen von Cleve bey einer
Baronin von Neßelrode, geb. Haxhausen aufhalten soll. Er ist ein sehr
unterhaltender Mann, dem ich wenig trauen kann. Die ehemaligen St.
Martinisten sollen jetzt Thevecotes heißen.
Ja, lieber Fritz Jonathan, es geht alles nach Wunsch, wenn es nach Gottes
willen geht, und die Prinzeßin ist eine wahre DEA ex machina – Wenn Dir
so viel an mir gelegen ist, so must Du am besten meine Empfindungen
auszudrücken im stande seyn. Ich bin nicht werth aller Barmherzigkeit – Ich
gehe gerade nach
Münster
. Dies ist mein fester Vorsatz und propositum,ohne eine höhere Disposition. Also gehe Deinen Weg, wie ich meinen gehe –
Nun lese ich erst daß die Hochzeit den 2 Julii ist und daß ich heute einen
Monath früher in petto gefeyert. Auch auf Deiner genealogischen Tafel
steht der 2 Jul. als Geburtstag. Ich bin leider! meiner Sinnen nicht mehr
mächtig. Kraus u Brahl waren hier. Des letztren Verleger hat ein Exemplar
seiner Uebersetzer durch den Düßeldorfschen Buchhändler besorgt. Hier ist
noch keins. Guten Abend!
Trin. Des Abends.Jetzt komme ich von meinem Beichtvater, den ich diesen Nachmittag
besucht, beynah unruhiger, wie ich hingegangen war. Ich liebe die
Frühpredigten und verschlief diesen Morgen; vertiefte mich in Gedanken bey meinem
Caffé und Pfeife Taback, fand ein Lied, in dem ich meinen ganzen Zustand
abgemahlt fand und womit ich mich zugl. tröstete. Den II vers fand ich schon
unterstrichen. Jetzt fand ich am g Ganzen eben so viel Geschmack. Auf
Gerathwol setz ich den Anfang hin:
O Jesu, siehe drein
– Nach dem
Eßen war ich bey Hippel angesprochen, um ihn an den tröstl. Winken Theil
nehmen zu laßen. Ich finde nirgends die Sympathie, welche der meinigen
entspricht, und mache mir deshalb Vorwürfe – auch Besorgniße.
Auf Deinen vorigen Brief zu kommen, ist die Abhandlung über Aristoteles
in Cäsars Journal und ich kenne den Verf. ziemlich genau. Er heißt Pleßing,
und sein Vater ist ein Preuße; er hat 2 Octavbände von der Abgötterey
geschrieben, die mir gefielen als ein zieml. gelehrtes Werk für einen
Landprediger. Der Sohn hatte mancherley Schicksale gehabt und Werthersche
Leiden, daher er mit Göthe bekannt geworden. Semmler hat seinen Namen
mit dem ersten Buchstaben angeführt im I. Theil seines Lebens. Aus
diesem
Umstande
vermuthe ich, daß er an Dich geschrieben. Er wollte hier
griechisch lernen, die Recension eines Drama kam ihn in die Qveere, und sie
gerieth ihm länger als irgend eine in der Litteratur Zeitung. Sie machte einige
Beylagen unsrer hiesigen Zeitung aus. Er gab hier eine lange Predigt heraus,
ist überhaupt ein animal scribax, der Wochen lang einsitzen konnte Osiris,
Mnemonium p sind von ihm. Er wird sich blind und so leer aus schreiben, daß
nicht ein Tröpfchen übrig bleiben wird. Was reifes und gesundes ist kaum
von ihm zu erwarten. Er ist mit
Dohm
in Berl. sehr bekannt worden und
dedicirte ihm seinen Osiris. Ihm ist an einem gelehrten Namen gelegen, und
hat die Freude erhascht, wie einen Schatten. Es lohnt kaum mehr zu sagen.
Melde mir doch, ob Du durch Deinen Nachbar von ihm gehört, oder ob er
sich unmittelbar an Dich gewandt. Im letzten Fall wirst Du ihn bald
übersehen können, daß er mehr ein Schwätzer als Denker ist.
Die Hypothese der Berlinschen Schule kommt mir nicht als ein Mährchen
vor. Hier möchten sie quoad materiam mehr Recht haben als quoad formam.Das Pabstum ist eine Absonderung desr menschl. Natur und des fleischl.
Χstentums oder wie der seel. Witzenmann sich ausdrückte, eine göttl.
Entwickelung des Antichrists durch das menschl. Geschlecht. Gott ruht, und der
Menschenfeind ist auch des Nachts geschäftig sein Unkraut auszustreuen
selbst durch Jünger, wie Petrus und Judas p. Der Schein der
Vernunft
und der Religion, der Sittenlehre und selbst des Evangelii sind splendide
Mittel auch (wo es mögl. wäre) die Auserwählten in den Irrthum zu
verführen. Matth. XXIV. 24. Er spukt im Cabinet und in der Wüsten Bileam
und Kaiphas weißagen, ohne sich
selbst recht
zu verstehen noch
verstanden
zu werden. Conf. 2 Chron. XVIII. 20–22.
Alle Hypothesen sind gut, auch Mährchen nicht zu verachten; aber die
Anwendung erfordert Behutsamkeit. Spinoza wußte seiner Hypothese eine
Form
zu geben, die einer Demonstration ähnlich sah. Du glaubst, darum
schreibst Du; Deine Gegner glauben auch vielleicht und zittern. Ich habe die
Berl. Recension Deines Dav. Hume abschriftl. gelesen. Sie hat auch an
Deiner
Form
manches auszusetzen. In welchem Zusammenhange ich
damals geschrieben weiß ich nicht. Wir werden darüber vielleicht am besten
mündl. sprechen können. Da ich ein Verhältnis angegeben habe, das Dir
bekannt seyn muß; neml. des seel. W. seins zu Dir: so könnte das meinige nicht
gantz unverständlich seyn. Du hängst überhaupt zu viel an Kunstwörtern der
philosophischen Sprache, die in meinen Augen nicht viel beßer als wächserne
Nasen sind. Und hierüber ist Spinoza das deutlichste Beyspiel. Mich verlangt
nach Herders Gesprächen und Hartknochs Ankunft. Diesen Augenblick schickt
mir Me Courtan das elende Geschmier über M. M. Character u Schriften
ins Haus, den ich damit fortjagte. Der seel. Mann lachte u beschwerte sich
einmal über die Art womit ihn Zimmermann in der Erfahrung angeführt
hätte. Das ganze Buch taugt nicht so viel als das leere Lob einer einzigen
Stelle von Zimmermann. Auf Mirabeau bin ich auch neugierig.
den 4Ich komme aus dem Montagsgebet und komme in meinen alten Gleis die
Früh- und Wochenpredigten zu besuchen. Mein brutaler Magen macht mir
viel zu schaffen. Eben habe ich mein letztes Haus für 4150 fl. losgeschlagen,
das ist das dritte, bey jedem gegen die Hälfte verloren. Die Capitalien sind
schwer anzubringen für 5 p %. Also neue Sorge für mich, und Geschäfte, zu
denen ich nicht das geringste Geschick habe. Gott gebe mir auf meine alten
Tage einen Schwiegersohn, den ich zum Vormunde und Curator in
Geldsachen installiren kann.
Mein Kopf leidet, da ich sonst von eigentl. Schmerzen nicht weis. Ich
muß ausgehn und ein Redingotte oder etwas ähnl. besorgen. Ein Kleid auf
dem Leibe, u eins im Mantelsack, mit dem ich dem
braunen Mann
ähnlich sehe, und nothdürftige Wäsche ist des irrenden Ritters u jungen Knappen
gantze Equipage. Ich kann nicht aushalten und muß laufen. Morgen kommt
mein P.M. in Berl. an was es nach sich ziehen wird, überlaße ich der
Vorsehung und Wahrheit – – Vielleicht feyre ich den 2 Jul. unterwegs. Gott sey
mit uns allen, den Deinigen u Meinigen! Amen!
den 5 auf dem Bette.Mich überfiel gestern ein Flußfieber, daß ich die gröste Mühe hatte zu
Hause zu kommen. Nachdem ich mich an bekannten und unbekannten Orten
ausgeruht hatte, wurde mir mein Sohn nachgeschickt, der mich vollends zu
Hause schleppte. Ich verfiel sogleich in einen tiefen Schlaf, und bin jetzt
erleichtert. Mehr schreiben kann ich nicht.
Fortsetzung auf dem freien Raum einer Abschrift des Briefs von Thomas
Wizenmann vom 4. Juli 1786 (vgl. Brief Nr. 990), die Johann Michael Hamann
machte. Darauf bezieht sich Hamanns Anmerkung und der zunächst folgende Absatz.Erhalten den 15 Jul 86
Geantw. den 22, 23
N.S. am Dreyeinigkeitsfeste 3. Juni 1787.Ist meines Joh. Mich. Tatze, der seinen alten Vater in seinen gelehrten
Untugenden übertreffen will; in seiner Kindheit schrieb er beßer. Predigen
ohne Beyspiel hilft nicht. Was macht Dein
George mit dem
Mantelsack
?
Ich schrieb schlecht und ich weiß nicht was an unsern seel. Freund; weil
sein Vertrauen über die Schnur sind, und wenn ich Ja sage, nicht gern
wiederruffen mag, mir lieber ein wenig Zeit laße Ja zu sagen. Eurer eigenen
Ehre wegen müßt Ihr schon mit
mir für lieb nehmen
. Wenn es nur
zu Gottes Ehre gereicht, so wollen
wir
die Schande gern tragen, und uns
theilen in der Last. Ihr beide meine Unwürdigkeit, und ich Eure doppelte
Freundschaft.
Ob fugam vacui Copeyia des kriechenden Briefes
.
Ew. Hochwolgeboren sind schon längst durch meinen Landsmann u Freund
HE Capellm. R. zur Theilnehmung meines Schicksals bewogen worden, und
die Verschlimmerung deßelben durch meine eigene Schuld wird Ihnen h.
Herr, dort eher und näher, als mir selbst bekannt geworden seyn. Es hat mir
nur in einem schweren Anfall der höchsten Hypochondrie einfallen u gelüsten
können an des dirigir. HE EtatsMin. von W. Exc. eine Supplique zu
schreiben, die mir deßelben Ungnade, und zur Strafe meiner Unbesonnenheit eine
Resolution zugezogen hat, die ich den 9 d. erhalten und dadurch dergestalt
übertäubt worden bin, daß ich nach einem harten Zweykampfe, mich nicht
eher als erst gestern frühe nach einer schlaflosen Nacht mich zu erholen
vermocht habe. Ich erkenne freylich die verdiente Züchtigung, durch welche ich
treul. gedemüthigt worden bin, getröste mich aber gleichwol durch eben
dieselbe Hand, welche ich mit kindlicher Ehrfurcht küße, von meinem tiefen Fall
wider aufgerichtet und von meinen geschlagenen Wunden geheilt zu werden.
Mit Reue und Leid bekenne ich mein Vergehen, und flehe zugl. um
Vergebung u Erlaßung der schmähl. Todesstrafe, zu der ich durch meinen plötzl.
Abschied verurtheilt worden bin mit meinem ganzen Hause umzukommen und
zu verhungern.
Ew Hochw geruhen in geneigte u ernstl. Erwägung zu ziehen
1. daß mein Verbrechen im Innersten des Herzens ein blinder
ungedultiger Diensteifer gewesen, in dem ich mir selbst immer die
Wenigkeit
und
(zum Theil) Unnützlichkeit meiner bestallungsgemäßen Geschäfte
vorgeworfen u zu Gemüthe gezogen habe, trotz des verhältnismäßigen Gehaltes,
wobey während meiner 20 leider! jetzt unerkannten Dienstjahre den Rest
meines schwächl. Vermögens zugesetzt habe und beynahe zum Bettler
geworden bin
2. daß ich nicht aus Dürftigkeit meines guten Willens, sondern vielmehr
durch die von dort her erhaltene Bestallung in meiner jetzigen Packhofv. Stelle
dergestalt eingeschränkt worden bin und mir die zweyjährige Weigerung eines
rechtmäßigen Urlaubes zur Erneuerung meiner Gesundheit und zur
Abmachung meiner letzten und einzigen Privat- und Familien Angelegenheit
desto empfindlicher nahe gegangen, da ich diese doppelte Nothreise am
füglichsten und sehr gern während des mir zur Last gelegten Stillstandes u
Müßigganges zurückgelegt hatte, um zu den bevorstehenden Veränderungen desto
gerüsteter u wackerer zu seyn.
3. Daß der in der allergnädigsten Resolution von 26 Apr. c. angeführte
ausdrückl. Kgl. Befehl dem ächten von Fridr. Wilh. glorr. And.herstammenden und festgesetzten Packhofverwalter günstiger sey, dieser also in seiner
ersten, alten eigentüml. Activität hatte restituirt, hingegen der neuerdings
von den Franzosen mit fast doppeltem Gehalt eingeflickte und jezt gantz
überflüßige Inspecteur füglicher eingezogen und annulirt werden sollte, als ein
zur Amtsverrichtung des Packhofv. natürl. gehörigen Theil und Zweig, der
durch willkührl. eigenmächtige Gewalt abgetrennt worden war.
4. Daß der
Wunsch
durch die geöffnete Thür des Abschiedes zur Ruhe zu
gelangen mir wiweder in meinen Sinn noch Gedanken gekommen war,
sondern just die bey der jetzigen verstümmelten Packhofv.stelle leere und lange
Weile mir zur schwersten Last u Schande gereichte, u ich vielmehr gesonnen
u entschloßen war nach überstandener Reise mit erneuerten Kräften und
erleichtertem Herzen mich mehreren u nützlichen Geschäften aufzuopfern.
5. glaubte ich zu dieser einzigen Bedienung ihrer Art vorzüglich bestimmt
und gebildet zu seyn, und mich durch Treue und Uneigennützigkeit, als die
Hauptbedingungen eines solchen Amts nicht nur dazu qualificirt, sondern
hatte mich auch 10 Jahre mit dem Gerippe eines Packh.V. begnügen laßen,
folglich die nächsten, rechtmäßigsten u ältesten Ansprüche auf das ganze und
völlige Erbe meines unmittelbaren Vorgängers und seiner Vorfahren für
mich hatte.
6. In dieser Rücksicht war es mir nur mögl. mit so vieler Gleichgültigkeit,
die jetzt tägl zunehmende Beförderung jüngerer Leute zuzusehen, die lange
nach mir, theils unter mir gedient hatten, bey noch weit wenigeren
unbestimmten u entbehrl. Geschäften, als die meinigen je gewesen, mit desto
freygebigern Gehalt ausgestattet worden sind und werden.
Fortsetzung des Kriechenden Briefes.
7. Es ist mir daher unbegreiflich, wie ich meiner Wenigkeit u
Unbrauchbarkeit so strenge bestraft werden soll, unterdeßen der jetzige Nachfolger des
eingeschlichnen französischen Inspecteurs der blos dazu diente den alten
hiesigen von Friedr. Wilhelm constituirten Packhofverwalter seines Ansehens
und Einflußes zu berauben und monatl. Etats und Rapports in seiner
Muttersprache dort einzuschicken, durch die jetzige Administration noch zu
einer vollkommnern Ruhe, als mir gegönnt worden ist, gelangen soll auf
Kosten der schon überladenen und überflüßig beschäftigten Buchhalterey.
8. Daß ich bey allen nur mögl. mißlichen Folgen des neuen
Operationsplans und meiner zunehmenden Erschöpfung und Sorgen wenigstens die
Erhaltung des Packhofverwalters und die Landesväterl. Nachsicht und
Vorsorge aller ohne ihre Schuld außer Activität gesetzten Bedienten vermuthet
und gehofft habe.
Ew. Hochwolg. geruhen demnach zum Merkmal meiner Verzeihung und
zu Milderung des nicht nur über mich selbst, sondern über mein ganzes
Haus, welches aus 4 Kindern, ihrer armen Mutter und einer einzigen
Dienstbotin besteht, ergangenen Urtheil, mir Dero guten Rath und Beystand
angedeyen zu laßen.
1. ob ich mich bey Ihro Exc. dem dirigirenden Staatsminister abermalen
melden und wegen meines gut gemeinten, aber zu heftig ausgelaßenen
Diensteifers Gnade hoffen darf?
2.
ob
und
wie
mir aus der Grube wider geholfen werden kann, in die
ich gefallen oder gestürzt worden bin, damit ich nicht durch gröbere und ärgere
Verzweifelungsmittel in noch tieferes Elend gerathe, wenn sich ein
grausameres denken läßt, als die Noth mit den Seinigen zu verhungern, und die
gewünschte Ruhe und Erndte 20 mühseeliger, kümmerl. Jahre durch einen
einzigen Fehltritt mit Schimpf u Hohn zu verlieren?
Hierüber erflehe eine baldige Antwort u ersterbe pAm Erhörungs-Sonntage und Himmelfahrtfeste.Status causae oder P. M. von Freund
Crispus, durch Mme Courtan den 18 Mayabgegangen an ihren Schwager, den geh.
Commercienrath Laval u do Simpson. Der
erste hat noch nicht geantwortet.Der Packh. H. nachdem er schon 2 Jahre hinter einander um Urlaub zu
einer für ihn überaus nöthigen u wichtigen Reise vergebens gebeten hatte,
widerholte diese Bitte vorigen Monat zum dritten mal u stellte dabey theils
die Beschaffenheit seines Postens, bey welchem durch seine Reise keine
Verwahrlosung des allerhöchsten Interesse statt finde, theils die Beschaffenheit
seiner Gesundheit vor, die der durch die Reise am besten aufgeholfen
werden würde. Beyde Gründe scheinen bey Hofe ausgelegt worden zu seyn, als
ob Supplicant selbst seinen Posten für entbehrlich u seine Gesundheit für
unwiederbringl. erklärt und sonach in den Quiescentenstand versetzt zu
werden gewünscht hätte.
Aber was 1. seine Gesundheitsumstände anbetrifft: so hat er durch seine
vormalige äußerst mühseel. Amtsarbeit u durch häusl. Sorgen u sitzende
Lebensart sich dermalen temporaire körperl. Beschwerden zugezogen, hoffte
aber davon eben durch die Reise befreyt zu werden, da er eben dadurch einer
Haussorge, die mit bisher an seiner Gesundheit nagte, sich entledigen würde,
und da er sonst einer treffl. Constitution sich zu erfreuen gehabt. Weit gefehlt
sich für eigentl. invalide u unfähig zu allem Dienste zu erklären, hat er
vielmehr erklärt, daß er durch die Reise seine Gesundheit zu erneuern und frische
Kräfte zum Dienste wieder zu erlangen gedenke.
Und was 2. den Posten anbelangt: so hat zwar Suppl. mit einer höchst
seltnen Treuherzigkeit den ganzen Umfang der damit verknüpften freyl. nicht
großen Arbeit aufgedeckt, aber auch angezeigt, wie fern er 1.) von diesem
Posten, selbst wenn er als ein bloßes Gnadenbrodt angesehen würde,
gleichwol seine 10 jahrige außerordentl. anstrengende Uebersetzerdienste, nach
welchen er erst dazu gelangt ist, wohl verdient haben möchte 2. wie es zugegangen,
daß dieser Posten der gleichwol noch immer Arbeit hat, Ordnungsliebe u
Treue erfordert, nicht mit noch mehr Arbeit verknüpft ist. Neml von dem
ursprüngl. als Packhofverw. Dienst, womit ehedem außer dem Beysitz im
AdmiralitätCollegio noch die Inspection über das ganze Licent verbunden
war, ist letzterer durch die franz. Administr. weil der damalige Packhofv. ein
stockdeutscher war, abgetrennt und zu einem besondren Posten mit 2 mal so
viel Gehalt für Franzosen erschaffen worden.
Weit gefehlt sich vor mehr Arbeit zu scheuen, hat vielmehr Suppl. aus
wahrem Gewißenstriebe diese Lage seines Postens aufgedeckt, um wenn man
es für billig fände mehr Arbeit wieder zu verknüpfen, seine Bereitwilligkeit
dazu erklärt.
Suppl. hat in allen jetzt 20 Jahren mit allgemein bekannter Treue u die
ersten 10 Jahre bey einer fast sclavischen Arbeit gedient. Er ist wirkl. jetzt
unter allen Accise- u Zoll Officianten, den Dienstjahren nach (: beynahe :)
der älteste. Als solcher hätte er wohl mit mehrerm Rechte als somanche
jüngern, sich um weitere Beförderung melden können. Er that es nicht, weil
er seinen altfundirten Posten ob selbiger gleich nur 300 rth trägt für
unverlierbar hielt und weil er selbigen nicht eben wegen der damit verknüpften
mäßigen Arbeit, aber wohl des Umstandes wegen, daß die dabey
stattfindenden Geschäfte von andern Bureaux unabhängig und nicht mit großer
Verantwortung verbunden sind, seiner von allen Durchsteckereyen u
Verwirrungen abgeneigten Denkungsart am angemeßensten fand.
Soll nun gleichwol Kraft des allerhöchsten Kgl. Befehls, daß bey der
jetzigen Accise Einrichtung überflüßige Posten eingezogen und die wenig
beschäftigten verbunden werden sollen der Packhofverwalter als zu wenig
beschäftigt eingehen: so wäre immer noch erst genau zu untersuchen ob nicht
beßer die damit verknüpft gewesene Licentinsp. mit derselben vereinigt würde;
die letztere obgl. die durch franz. Einrichtung an 500 rth (1000 mit den
Etmolumenten die jetzt eingezogen und dafür 600 Etatsmäßig sind) und
noch so viel Emolumente hat, doch im Grunde noch weniger Arbeit giebt als
selbst der Packhof. Posten: auch wäre zu untersuchen ob die neuen
Aßeßorenstellen bey der Prov. Direction welche mit so hohem Gehalt gegeben worden,
nicht wirkl. genau besehen, ohne alle Arbeit seyn werden.
Erlaßung von allem Dienst kann Suppl. unmögl. weder wünschen noch
ertragen; denn da er selbst bey den 300 rth seines Postens mit seinen 4
heranwachsenden Kindern nicht leben konnte, ohne sein bischen Vermögen allmähl.
gantz zuzusetzen so muß er bey einer blos verhältnismäßigen Pension mit
den Seinigen, durchaus, unverschuldeter Weise, in Noth u Elend gerathen.
Abgegangen den 18 May.Ob fugam vacui. Nach erhaltener Decharge reichte ich der Directionfolgende Vorstellung ein.
Dem allergn. Special Befehl d d Berl. den 26 Apr c. gemäß habe ich zwar
vom E Kgl. Ostpr. Prov. Directorio nach geschehener Uebergabe der Hiesigen
Packhofverwaltung die gewöhnl. Decharge erhalten. Da aber dem HE
Kriegsrath de Xhenemont unter den Belegen meiner zehnjährigen
Packhofverwaltung einer deao 82. No 4: über 99 rth, 89 gr. der blos von HE pde Marvilliers unterschrieben worden, bedenklich vorgekommen ist: so sehe
mich genöthigt bey E Kgl. Ostpr. Prov Dir. ergebenst anzusuchen,
entweder
beyl. Beleg No 4. annoch beliebigst zu autorisiren;
oder
mir geneigt
eine Special-Decharge zu meiner u meiner Erben Sicherheit zu ertheilen:
weil
1. alle Assignationes von einigen Betragen immer von E. Licent-Casse
vorschußweise
ausgezahlt und die Hinlänglichkeit derselben von dem
Einnehmer erkannt u angenommen worden; mir daher weiter nichts
obgelegen hat, als die von der Licent Casse geschehene Auszahlung in mein
Register einzuschreiben und in Ausgabe zu bringen
2. weil HE de Marvilliers nicht nur bey Einhändigung dieser Assignationsondern auch bey der neuerdings geschehnen Verification des Calculatorismir öffentl. die mündl. Versicherung gegeben daß er für die Gültigkeit haftete;
mithin kein Bedenken tragen wird, seine mündl. Erklärung auch schriftl. zu
bekräftigen.
3. Ist hierüber nichts vorschrift mäßiges in meiner Bestallung d d Berlin
4. Feb. 77 enthalten.
4. hab ich mir niemals erlaubt mich um die Anwendung u Bestimmung der
von meinen Vorgesetzten oder in ihrem Namen mir praesentirten
Assignationen weiter als zu meiner Amtspflicht gehört, mich zu bekümmern.
Folgl. müßte Aussteller dieser Assignation und der Licenteinnehmer der
das Geld ausgezahlt hat ledigl. deshalb responsable bleiben und ich mit den
Meinigen vor aller Verantwortung gedeckt und gesichert seyn durch eine
Special-Decharge oder vollständige Authorisation.Kgsb. den 2 Junii 87.H. Kgl. Pensionn.a.c.Dieses Geld ist gebraucht um das halbe Magazin wider in Wohnzimmer
zu verwandeln, unterdeßen ich der meinigen entbehren muß. Der Licent Insp.u Einnehmer spielten sich einander in die Charten; weil dieser in jenes
Wohnung zieht. Der Dir. verstand sich zu keiner Authorisation. Man hat sich
darüber brav gezankt, u Marvill. bracht mir eine Caution wegen dieses
Postens vor das Bett u nahm mit vieler Courtoisie Abschied. Er wird gnug
gegen die Dir. denunciiren. Ich habe mich allein
selbst
denunciirt, und
niemals um das geringste bekümmert.
Billet-doux an Namensvetter des Morgens nach einer schlaflosen Nacht.
Lieber HE. Gevatter und Freund
Nicht
Spatziergänge
, sondern
Krankenbesuche
, wo nicht zu
ererben noch zu erwerben ist, werden in das
Hauptbuch
des großen
Menschengläubigers und Menschenrichters eingetragen, wenn es einmal heißen
wird:
was ihr nicht gethan habt einem unter diesen
Geringsten
, das habt ihr
mir auch nicht gethan
. Sollte die populaire
Dogmatik hierüber neuerer u näherer Offenbarungen gewürdigt worden seyn: so
wird es die Zeit lehren.
Ich habe Freytags mein Amt niedergelegt; Sonnabends Vormittags
meine Decharge auf der Direction u Nachmittags vom Altar erhalten.
Montags frühe mein letztes Haus, zwar wider mit ⅓ Verlust, aber mit
vieler Zufriedenheit an rechtschaffene Leute verkauft, die ich noch denselben
Nachmittag besuchte aber so krank nach Hause kam, daß ich meinen
Schneider weder sehen noch sprechen konnte. Für meinen armen verlaßenen HillFreund Hill habe ich auch s gesorgt, wenn ers annehmen will, u denke an
weiter nichts als meine Reise, welche ich mit einem Sprunge aus meinem
Lager auf den Posttwagen wo nur immer mögl. mit nächster Woche in
Θtes Namen anzutreten wünsche; weil ich selbst meine Krankheit als eine
Praeservativ-cur zur Reise ansehe u allen Schlamm u Unrath heim laßen
will.
Die 1000 fl. liegen seit Dienstag einsam bey mir. Aus der Beyl. (es war
die Punctation des KaufContr.) sehen Sie das übrige, das Mich. baar
ausgezahlt werden wird. Nun komt es noch auf die Gewißensfragen an: ob Sie
bey diesem freundschaftl. Depot an den bezahlten Zinsen viel eingebüßt, daß
Sie sich bis zu meiner Heimkunft dieses Waysen annehmen wollen u ob ihre
liebe 3 Kinder dabey um 1% reicher oder meine 4 um do ärmer werden
sollen.
Es sollte mir leid thun, wenn es mir in der Freundschaft mit dem
Buchstaben J wie mit dem Buchstaben B. gehen sollte. Ich unterwerfe mich
meinem Schicksal und bin auf jeden Fall Ihr längst vorbereiteter u kräftig
ausgerüsteter Freund uDiener J G. H.Kgl. Pension. u in Abrahams Schooß liegender
Lazarus dem übermorgenden Evangelio zu folge
Ew. Exc. werden geruhen meine arme Familie in dem bisherigen Genuß
der halben Freywohnung zu schützen, und mit hoher Hand auf die
Wiederherstellung und Ergänzung bedacht seyn und mich zu dem volligen Zustand
eines
gantzen
hiesigen Packhofverwalters verhelfen, deßen diese jetzige
Stelle gegen 20 Jahre ungerechterweise entsetzt gewesen.
Ew. Excell. weise und huldreiche Vorsorge einen im Konigl. Dienste
verarmten Manne, der sich an dem Gottespfennig seiner Kinder ohne Sünde und
Schande nicht vergreifen kann, und der mit Gott und Menschen gekämpft*das Angesicht seines Wohlthäters zu
sehen
und zu
genesen
, mit einer
verhältnismäßigen Pension zu unterstützen, erkenne mit fußfälligem Danke.
Da ich als ein
ohne seine Schuld
außer Activität gesetzter Kgl.
Bedienter laut seines ausdrückl. allerhöchsten Befehls auf mein volles Gehalt
Anspruch machen kann: so wäreürde die allerkleinste Verhältnis zur
Gnugthuung des erlittenen und neuerdings meinem ganzen Hause zugedachten
Uebels das Duplum seyn; so wie ich zum Ersatz des bezahlten Porto mir
schmeichele von Ew. Exc. Grosmuth einen Konigl. Freypaß zu meiner Reise
zu erhalten, die ich in Gesellschaft meines ältesten Kindes und einzigen Sohns,
welcher sich zu meiner großen Zufriedenheit der Arzneywißenschaft wiedmen
wird, abzulegen genöthigt bin. Ich werde für diese außerordentl. Huld
verpflichtet seyn mich bey meiner Durchreise in Berlin so viel zu laßen, daß ich
mich zu Ew. Exc. Füßen werfen und meinen persönl. Dank mehr mit
Empfindungen als Worten abstatten kann.
KGott wird Ew Exc. und Dero hohes Haus nicht unbelohnt, noch meine
brünstige Seufzer für das unverrückte Wohl deßelben unerhört laßen.
Seine Ehre ist es, eine Sache verbergen
; aber der Könige und
ihrer
Minister Ehre ist es, eine Sache
zu erforschen (Prov.
XXV. 2)
Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten
Und unbemerkt sie thun, heißt als Held verrichten.
Die Fabel erzählt, wie eine pfeifende dankbare MausSpitzmaus sich
um einen im Netze des Jägers verstrickten Löwen verdient gemacht haben soll.
VIXI. SCRIBSI. ET. LIBERAVI. ANIMAM.J. G. H. Kgl. Preuß. Packhofverw. und zeitigerPensionnaire par excellence depuis la dette omineuse du XXVI. Aout.Kgsb. den 26. May am Pfingstheil. Abend 87.
ΨLVII = anno aetatis et quie tis meae.von Jacobi auf besonderem Blatt vermerkt:Koenigsberg den 3ten Juni 1787.
J. G. Hamann
empf den 14ten – beantw den 22ten.*am Rande: Ge XXXII. 28. 30.den 9 Junii 87. Nachmittags.IHabe mich nach dem Eßen zum ersten mal aus dem Bette gemacht,
und fange liebster Jonathan, den letzten Brief an Dich an. Vielleicht über
8 Tage schon auf deßr Post mit Gottes Hülfe, spätestens den 14 Jun. Der
erste Termin ist meinen Wünschen der letzte meinen Um Kräften und
Umständen gemäßer. Bis hieher hat der Herr geholfen.
Gottlob! Das Magen und Flußfieber ist leichter als das letzte gewesen, und
eine wahre PraeservatifCur zur Reise. Mein Hunger, den ich bisweilen einen
Seelenhunger nannte, hat jetzt andere Gegenstände. Alles schmeckt, aber ich
kann mich beßer enthalten. Habe diese ganze Woche weder Fleisch noch Suppe
angerührt. Pflaumen und ein Semmel mit Butter ist heute mein Mittag
gewesen. Schon Montags des Morgens muste ich meinen Brief abbrechen, weil
mir der Kopf weh that. Ein gantz ungewohntes Uebel für mich. Das Wetter
war schön, aber ein kalter starker Wind. Meine Tour sehr weit, bis ans Ende
der Stadt. Ich bestellte den Schneider des Abends mich zu besuchen, that noch
ein paar Nebenwege, und eilte zu Me Dorow wo ich ausruhen wollte und
Mittag halten, bey einem Stückchen Butterbrodt. Sie hatten Mandelmilch,
einen Schweinssauerbraten, ein Stückchen Pöckelfleisch. Ich trank ein groß
Glas kalt Waßer zum Willkom, und mir fieng an kalt zu werden; genoß von
allem mit Appetit, das Ale schmeckte mir zu süß und nicht so gut wie das
erste mal. Sie hatte ihr jüngstes Engelchen entwöhnt, auch an der Brust
Schmerzen, und uns war beyden nicht recht wohl, sondern wir wurden
schläfrich, gehe zum Käufer meines Hauses, der nicht zu Hause war. Ein
altes gebücktes Mütterchen unterhielt mich, und ich freute mich über die
reinliche stille Wirthschaft, ohne Magd p. Das Mutterchen wuste nicht was
sie mir vorsetzen wollte, ich muste 7 Aepfel aus ihrem Garten annehmen, bot
mir Caffé an. Mich fror und ich eilte fort, ohngeachtet sie nach ihrem Mann
geschickt hatte. Ich eilte um mich warm zu gehen, reichte 2 von meinen Aepfeln
der Dorow durchs Fenster, begegnete Virchaux und den Käufer meines
Hauses & Comp. fertigte alles im vorbeygehen ab, wollte mich ein
Viertelstündchen bey dem Grafen v Kayserling aus ruhen, der in Stunde war, man
bot mir den Garten an; ich eilte weiter – Mir wurde immer übler, trat in
eine D. Apotheke, um Nachrichten von D. Lindner zu haben. Man war aufs
Land gefahren u wußte von nichts. Ich hatte dem Assessor Hopp schon oft
versprochen ihn zu besuchen und meynte dieses abzumachen. Die Noth nach
Hause zu eilen wurde immer dringender. Endl. erreichte ich mit schwerem
Othem und bleiernen Lenden mein Revier. Ich besorgte umzufallen, muste
bey einem Häcker eintreten, die Stubenluft bekam mir auch nicht, die Frau
bat mich in ihren Garten richt über dem Hause zu treten; und mich dort einem
Canape im Lustbüdchen zu bedienen. Auch das that ich; aber es half nichts
und ich taumelte weiter. Nach dem Sinken hör ich jemanden im Galop hinter
mir, ich kehrte mich um, und es war mein Junge, den die Leute mir
nachgeschickt hatten. Der kam wie ein Bote vom Himmel; denn ich konnte nicht mehr
aus der Stelle und arbeitete wie im Sande – Gleich ins Bett, und in Schlaf,
in dem ich schon mehr wie ein Meisterstück abgelegt. Miltz kam, Kraus war
da; der Schneider kam zum Maasnehmen. Niemand war zu Haus und das
in einem Zuge bis auf die 2 Zeilen die ich Dienstagsmorgens schrieb. Den
gantzen Tag lag ich ohne Kopfweh noch Schmerzen, als die Erschütterungen
des Hustens, war aber nicht im stande zu lesen noch mich aufzurichten. Wieder
eine gute Nacht; und zum Frühstück einen Brief mit einem großen Siegel
vom Geh. Rath K.
kriechender
wie meiner, mit der wichtigen Nachricht
daß NB auf sein Bitten meine Pension mit 50 rth vermehrt worden wäre,
dies schien ihm
hinlängl. mich für erst in meinem Schicksal,
welches ihm nahe geht, beruhigen zu können
. Verspricht mir
in der
Folge zu weiterer Beförderung
im Dienste behülflich
zu
seyn u überläßt mir sogar
die Wahl. Schließl. hat er das Vertrauen
zu meiner Einsicht, daß meine
jetzige
Stelle (der Brief war vom 30 May
datirt) das dabey vermachte Gehalt nicht verdient hat u neben einer andern
Bedienung gar wohl verwaltet werden kann. Ich steckte alle diese Courtoisienhinters Ohr und freute mich so krank wie ich war, den Mann auf ein Haar
getroffen zu haben.
Bald drauf kam ein neuer Assessor des neuen Prov. Directorii mit der
erhaltnen Zulage meiner Pension, und ich dankte Gott, und meine
Krankheit gieng ihren Schritt unter den angenehmsten Danksagungen fort. Unter
manchen Besuchen kam auch der gute Graf u entschuldigte sich nicht zu Hause
gewesen zu seyn.
Donnerstags des Morgens kam ein noch angenehmerer Brief von dem
ehrl. Reichardt, den ich gar nicht vermuthete, vom 2 d. Er billigte meine
Gleichgiltigkeit, der ich nicht recht traute, versprach mir alle Hülfe, wenn er
die Sache erst beßer wüste, weil meine Nachricht ihm nicht hinlängl. u deutl.
gnug wäre, um darinn etwas zu thun. Bett u Stube warten auf mich u
meinen Sohn. Das allererfreulichste war
Lindners Aufenthalt in
Berl. und wenn ich bald käme, er mein Reisegefährte seyn würde auf eine
gute Strecke des Weges. Das war ein Balsam auf mein Haupt. Ich fuhr
vor Freuden auf, weil ich die paar Tage her immer an ihn gedacht hatte, wie
ich in Berl. etwas von ihm erfahren würde und wie ich nach Halle deshalb
einen Umweg machen müßte. Und nun war er da – und Reichardt macht mir
Hoffnung ihn zu meinem unserm Reisegefährten zu haben. Kein größer
Glück für mich, und für meinen Sohn, hätte ich mir können träumen laßen.
Er würde weder uns, schreibt Reichardt, noch unsern
Freunden auf irgend eine Weise im Wege seyn
und ich hätte einen
so
guten sichern Vorsorger für meinen schwachen Körper
. So
viel schreibt er aus
Reminiscentz des vorigen Tages
wo er mit
ihm sie zusammen gespeist, um mir diese Hoffnung zu machen. Weder Dir,
lieber Jonathan noch weniger unserm A. B. dem ich immer diesen Artzt
gewünscht und in petto gehabt, wenigstens sein consillium wird es leyd
thun diesen einzigen Mann in seiner Art kennen zu lernen, auf den der
Seegen seiner frommen Mutter ruht, die er wie ein Held hier gepflegt und
sich ihr zu Liebe beynahe selbst aufgeopfert hat. Ich glaube Dir davon schon
geschrieben zu haben. Dieses außerordentl. Geschick der Vorsehung treibt mich
keinen Posttag zu versäumen, und die Freude dieser Nachricht hat die
Auflösung meiner Krankheit befördert und meine Widerherstellung versäumt.
Montags komt mein Schneider, dem ich zu Gefallen nicht aufstehen konnte.
Diese 8 Tage im Bette habe ich
mein Haus bestellt
, und alles darinn
bereitet. Nach einer gantz schlaflosen Nacht schrieb ich gestern ein Billet douxan Deinen Namensvetter, der mich Nachmittags besuchte. Er hat all mein
Vermögen in Händen, und ich traue ihm – Uns war beyde ein wenig vor
Erläuterungen angst; es gieng alles nach Wunsch ab. Heute habe ich ihm die
1000 erhaltenen oder ausgezahlten fl. auf das verkaufte Haus zugeschickt.
Wie er fort war, kam die Reihe an Hill, den ich an meine Stelle in mein
Haus aufnehmen will, und ich hoffe, daß auch dies Mittel ihm und mir
gelingen wird den
SchuhKnecht
abzulegen, den er bisher gespielt. Dergl.
Scenen sind ein wenig stark und wirken ärger als Ipecacuanha, aber
wohlthätig für mein Gemüth, das dadurch erleichtert wird, und für den Körper
zugl. Bey Gelegenheit der Ipecac. muß ich noch eine Kleinigkeit nachholen
die Du einem Patienten verzeihen wirst. Rhabarb und Cremor Tartarimachten meine Natur Dienstags nicht williger. Mitwochs gieng es von oben,
aber erfolgte auch nichts. Ich entschloß mich kurz u gut zum Lavement, mit
dem mir faeces wie Kieselsteine abgiengen. Seitdem ist mein unterleib in
ziemlicher Ordnung und auf gutem Wege. Miltz hat mich angerathen morgen
auszugehen aber scharf eingebunden, mäßig zu seyn und corrobarantien
widerrathen. Vielleicht speise ich seit vielen Jahren bey Motherby mit Kant,
um von diesem Hause Courtans Schwester u Nachbarin u unserm φφen
Abschied zu nehmen. Crispus hat einen Gegner seiner Recensio an Eberhard
gefunden, nach der wir beyde sehr neugierig sind. In Berl. weiß man noch
nichts von Hartknoch der mit seinem Sohn erwartet wird u mir H.
Gespräche hoffentl. mitbringt. Jacobi hat mir guten Rath gegeben zu meinen
Reiseanstalten. Ich gehe so leicht als mögl. Im Charivari beyde, die mir
schon ehmals wohlgethan haben. Ein guter Schlafpeltz, so gut ich nur
bekommen und bezahlen kann, ein Redingotte und einen Rock, mit einem halb
Dutzend Hemden. Der Käufer meines Hauses ist ein Sattler emeritus und
beschlägt meinen alten Coffre, den letzten den ich zum Glück übrig behalten
habe. Auf einen Vorspannpaß vom Minister werde nicht warten. Nicht blos
aus Sparsamkeit wäre er mir lieb. Meine einzige Angelegenheit in Berlin
besteht darinn, daß meine
Leute nicht in ihrer Freywohnung
während meiner Abwesenheit gestört werden
. Diese
Kleinigkeit hoffe ich zu erhalten auch
Zeitlebens
. Aber auf den Gegenfall wär
Hill der einzige Freund, der im stande wäre sich meiner armen Bücher u
Papiere, die in der grösten Verwirrung liegen, anzunehmen. Also muß er in
mein Haus, oder wir sind
ewig geschieden
, und
ich dabey
am ärgsten
geprellt. Dieser Hauptpunct muß also in den ersten Tagen der Woche ins
reine gebracht seyn. Mehr kann ich heute nicht.
den 10. Dom I. p Tr.Ich habe noch gestern die 3 Blätter Beyl. abgeschmiert, um die Acten zu
completiren. Eben da ich fertig war, tratt Brahl herein mit einem
Unbekannten, der mich versicherte längstens gekannt zu haben. Es war la Gardeaus Berl. der seinen neuen Laden in Libau revidiren geht. Der Besuch war
mir sehr gleichgiltig, ich bat mir daher die Erlaubnis aus einen Heering der
neben mir stand zum Abendtbrodt eßen zu können; und mich befiehl eine
ungemeine Lustigkeit. Für Brahl ließ ich auch einen schlachten, und la Gardetrank ein Glas Bier. Ich war so zerstreut sorglos daß ich nicht einmal nach
Mirabeaus Mendelssohn zu fragen neugierig war. Brahl hätte ihn wohl
mitgebracht, oder daran gedacht, wenn was Zzu lesen oder anzusehen
da gewesen wäre. Erschöpft mehr von außen als innen eilte ich zu Bette.
Gegen 5 Uhr wurde mir die Zeit zu lang und ich weckte mein Haus,
genoß mein Frühstück im Bette, wollte meinen Brief fortsetzen, wie ich in
einen sanften Schweiß gerieth, den ich abwarten muste, und gegen 8
aufstehen konnte mit erneuerten Kräften und gestärktem Vorsatz den 18
aufzubrechen.
Beyl. sind blos für Dich und B. Ich wollte nicht gern, daß etwas nach B.
witterte, und habe keine Lust mich mit den dortigen Circumforaneisabzugeben, weiß ihnen Dank, daß bisher verschont geblieben. Will ihnen gern
selbst aller Mühe überheben mich zu verdammen oder seelig zu sprechen, kann
alles selbst thun.
Habe mich in meiner Krankheit an Agricola Sprichwörter erqvickt, und
gestern die Ausgabe des Heynii von Apollodor zum ersten mal ansehen
können; alle 4 Theilchen durchgelaufen. Vielleicht finde ich in Deiner Bibl. um
ihn zu lesen. Aber ein Gericht wünschte ich bey Dir zu genießen; das ist Reidoder Ried’s Essays. Ich habe mich fast geärgert sie blos nach einer deutschen
Recension von Dir angeführt zu finden. So ein Werk must Du
haben
,
und in diesem Punct will ich mir noch immer ein wenig philosophische
Neugierde erlauben: so wenig ich auch hier in der Zeit eine Auflösung der Frage
erwarte:
was ist der Mensch
? Da fällt mir ein Sprichwort aus
Agricola ein: Was sollten wir von Gott wißen und niemand weiß, was seine
Seele thut, wenn er schläft?
Herders Gespräche wünschte ich unterwegs. Ich erwarte Hartknoch diese
Woche und vermuthe daß er sich in Weimar aufhält. Sein Sohn soll meinem
ähnl. seyn, wie la Garde sagt.
Der Junge liest mir vorvorige Woche, da er die Gnomiker des
Bruncks las einen Spruch des Solons. Ich habe ihn die letzte ziemlich
einweyhen müßen. Der Vers gefiel mir selbst daß ich ihn behalten habe
Ἁμα γαρ αελπτα συν Θεοισιν ηνυσα
Αμα δ’ ου ματην ερδον.Gott gebe daß er wahr werden mag; aber meine Leute werden froh seyn
mich aus dem Hause zu haben; ich, wenn ich nur erst den Hill als meinen
Statthalter drin hätte. Es wird aber noch ein wenig Arbeit kosten den
bereisten Handwerksburschen u SchuhKnecht ihm auszuziehen. Daß ich es gut
mit ihm gemeynt habe, wird er zeitig gnug erfahren. Der Versuch mit seinem
gewesenen Patron war kein bloßer Spaß, sondern im rechten Ernst gemeynt.
Ich hatte mein ganzes Capital ihm aufgesagt, mich in die gröste Verlegenheit
setzen können und vielleicht mein Geld in die hiesige Bank geben müßen oder
– – Es ist alles gut abgelaufen und unsere Freundschaft wird hoffe ich desto
fester und gründlicher werden. Er ist übrigens ein treuer und kluger
Verwalter im Zeitlichen, und fühlt es daß es kein bloßer Titel ist,
Freund
und
Gevatter
zu heißen und zu seyn. Ich muß Hill gegen ihn und vice versarechtfertigen, das ich auch noch zu erleben hoffe, und gegen
beide
recht
gehandelt zu haben.
Mein Valet mit Kant bey Motherby ist erst heute über 8 Tage. Die
Witterung ist so kalt, der Nord so stark daß ich erst die Erlaubnis meines
Artztes abwarten will, um aus zu gehen. Ich halte meinen Mittag zu Hause,
und meine Leute haben zum Glück Kohl.
Wenn ich aus gehe, so geschieht es von dem Oberhofprediger Schultz
Abschied zu nehmen, mit dem ich den Anfang machen und TurretinHermeneutic auch Telleri Exc. abgeben will. Er giebt jetzt eine populaire Dogmatik
in Druck. Ich vermuthe Crispum und sein
Jacobchen
bey ihm zu
überraschen. Letzteres Diminutiv ist der Eckelnahme des Namensvetters, der sein
Nachbar u peripatetischer Layen u Logenbruder ist. Kraus und Kant haben
ohne zu wißen das kleine Billet-doux mir zugespitzt.
Mein ältester Freund Hennings ist vorgestern des Abends entschlafen.
Gottlob für ihn u seine lachenden Erben! Er ist 5 Jahre älter wie ich
geworden. Ich habe sein Gemälde vom seel. Lindner geerbt, u seine Silhouette von
ihm zum d Andenken erhalten. Er gab mir einmal ein kleines engl.
Praesentirtellerchen, das schon verbogen u zerbrochen ist, auf dem noch
immer meine Tasse, mein Bierglas und mein Tintenfäschen steht, und ohne
das mir immer etwas fehlt; wie des Grafen Kayserlings Qvispeldoor mir
unentbehrl. geworden ist, das ich besonders am Anfang auch bey andern
Leuten vermiste.
Du mein lieber Jonathan Du wirst einen verwöhnten alten Kerl an mir
finden, den Du viel zu gut halten wirst müßen – und wirst dem Himmel
danken das wider los zu seyn, was Du Dir gewünscht hast. Wenn es nicht
gut wäre, uns einander zu sehen, würde es uns allen nicht so sauer geworden
seyn. Der äußerliche Mensch hat kein Warum? Gottes Wille hat auch kein
Warum? Agricola hat beyde Sprichwörter gut auszulegen gewußt.
Widersprüche zu verdauen, ist noch immer eine pica meines alten Magens, der des
Spiels nicht satt werden kann.
Noch eins, bester Jonathan, nenne mich wie Du willst; aber dutzen kann
ich mich unmöglich, als unter 4 Augen. Nach einem Gelehrten, nach einem
Philosophen suche auch nicht bey mir; Du findest wahrhaftig nichts von
allen dem, was Du mir zutraust. – –
den 11 –Gestern war für mich ein saurer Tag. Ich wurde wegen der schlaflosen
Nacht nach der ersten Mittagsmahlzeit schläfrig, hatte den guten Willen
noch die letzte Vesper von meinem Beichtvater zu hören, wenn ich auch spät
gekommen wäre, wie der Asessor des Directorii mich besucht und mich
neugierig macht, ihn mit einer Pfeife Toback u Bouteille Bier zu bewirthen, auf
die er sich selbst gebeten hatte. Er erzählte mir so viel, daß ich nicht wuste wo
ich meinen Kopf laßen sollte. Der Schlaf war wenigstens verflogen, aber
alles was ich nach Berl. geschrieben, wurde mir eckel und zu Waßer. Ich
gieng zum Oberhofprediger meinen ersten Abschied zu nehmen, und er
begleitete mich mit seinem hohenpriesterl. Seegen, der mir wohl that. Darauf
kam ein Stück Arbeit mit Hill, auch mit diesem
Coge intrare
bin ich
Gottlob fertig geworden. Er zieht heute ein. Ich muß schlechterdings eine
Mannsperson der meine u meines Sohns Stelle vertritt im Hause haben,
weil lauter Weibsleute allein sich nicht helfen können, besonders bey meinen
vermischten Angelegenheiten, Bücher p und
Hill
ist der einzige Mensch
u Freund, der dazu taugt. Er that mir also die
gröste Wohlthat
,
woran er gar nicht glauben konnte; und ich hoffe, daß der Aufenthalt in meinem
Hause ihm eben so wohlthätig seyn wird. Nach einem abscheul. Mittelgericht
kam ein gewißer
Bötticher
, wie ein Bothe Gottes in mein Haus, an den
ich von selbst nicht gedacht haben würde. Es ist einer der außerordentl.
Menschen, der seit seines Hierseyns an mich wie eine Klette gehangen hat, trotz
meiner Gleichgiltigket u Entfernung. Ist famulus des Cantzler Seegners
gewesen also sein Lieblingsstudium die Mathematik, hat sich verheirathet mit
einer Person von etwas Vermögen, die er herzl. liebt, und eine außerordentl.
Neigung und Talent zu Kindern, hat dummes Zeug in diesem Fach
geschrieben ist aber in der Practik der geschickteste u glücklichste Mann. Hat ein
Institut angelegt, mit dem die Eltern außerordentl. zufrieden sind, und seine
Schule die aus 6 jungen Leuten besteht, ist ein Muster u kl. Wunder. Er hat
jetzt eine Art von Spinnrocken erfunden, das eine ansehnl. Praemie verdiente
und die Probe ausgehalten hat, wo ein armes Mensch wenigstens noch
einmal bis viermal so viel wie bisher verdienen kann, mit 2 oder 4 Spindeln,
wovon 2 sich selbst zwirnen u die übrigen zu Baumwolle oder Flockseide
gebraucht werden können. Diesem Menschen fehlt ein Gehülfe zu seinem
ErziehungsInstitut und dazu wäre Hill ein auserlesener Mensch. Mit diesem
Project muß ich heute oder morgen fertig werden und bring es zum Stande:
so habe ich noch ein gutes gemeinnütziges Werk zu Wege gebracht, wodurchzu
mein eigen Bedürfnis eines Hausfreundes u Eleasers Gelegenheit gegeben.
Mein Coffre ist da und wir kommen mit einem Rock und einem Gott
wenigstens Vater u Sohn. Des dritten wegen habe ich auch die beste Hofnung.
Ich hoffe vor Freuden gesund zu werden, wso bald ich auf dem Postwagen
einen Platz haben werde. Heute über 8 Tage, so der HErr des Lebens will,
daß wir uns einander sehen u genießen sollen.
von Jacobi auf besonderem Blatt vermerkt:Koenigsberg den 10ten Juni 1787.
J. G. Hamann
empf den 21ten –
beantw den 22.ten –Pempelfort den 22ten Juni 1787Vermerk von Hamann:Angekommen in Berl. den 27 Jun.Erhalten von Freund Reichardt
den 28 – Geantw. in Münster den 18 Jul.lieber Herzens Vater
Ich habe Dir nicht schreiben können weil ich krank war u immer kränker
wurde. Ich habe viel ausgestanden, u weiß nicht ob ich sagen darf daß es
anfange etwas beßer zu gehen. Deine 3 Briefe, der v. 14ten May, v 5ten u v
11ten sind richtig eingelaufen; der letzte gestern. – Es soll also doch wahr
werden, daß ich Dich sehe! Guter Gott! – Mich verlangt herzlich auf
Nachrichten v Dir aus Berlin. Mit saurer Mühe habe ich heute Morgen an die
Prinzeßin, an Buchholtz, u an Claudius geschrieben. Claudius wird sich
wundern daß es würklich dazu gekommen ist daß Du reisest. – Du schriebst neulich
daß Du gerade zu nach Münster wolltest. Also nicht eher nach Pempelfort
wie Du vorher beschloßen hattest? – Bin ich einiger Maaßen wieder auf den
Beinen so reise ich Ende der zukünftigen Woche nach Vaels. Den 14ten Juli
gedenke ich wieder hier zu seyn. Mariane kommt Anfangs September nieder.
Bis den 1 st. August wolte Buchholtz zu Welbergen bleiben. Sollte Dir der
Entschluß kommen, wie Du ehmals vorhattest, über Düßeldorf nach
Münster zu reisen, so würde ich mich sehr freuen. – – Ich bin so matt, so dahin,
lieber Vater, daß ich über nichts das Herz habe den Mund aufzuthun.
Herders Gott wirst Du nun gelesen haben, u auch das XVte Buch der
Ideen. Wenn Du mir nur einen andern als diesen Herderischen Gott
mitbringst. Mit dem Herderischen hatte uns Kant schon Ao 1763 begnadigt.
Aber es ist recht gut daß dies alles so allmählich mehr an den Tag komt.
Ich halte mich noch immer an dem wenigen was ich von einer Kraft weiß
welche die Welt überwindet. Aber es geht mir wie Petro da er auf den Wogen
wandelte.
Reids Essais findest Du bey mir. Du hast mich daran erinnert daß ich dies
Buch lesen wollte. Während ich mein Gespräch schrieb, war ich sehr
ungeduldig darauf, u konnte es weder geliehen noch zu Kauf bekomen. Ich schrieb
nach England; aber das Buch kam erst da das Gespräch gedruckt war.
Ich danke Dir herzlich für alles was Du mir mitgetheilt hast. Mit dem
pro memoria u beygefügten Schreiben bin ich über alle Maaßen zufrieden.
Desgleichen mit dem Billet doux an den NahmensVetter.
Die
Vor
sehung, nicht die bloße
Zu
sehung walte über Dich u Deinen
lieben Begleiter, u führe Euch bald, bald in meine Arme. Es wäre schön
wenn Ihr auch Lindnern mitbrächtet. – Hamann, Vater – O, wenn Du
vor mir stehen wirst! Ich fühle Genesung in allen meinen Gebeinen in dem
Augenblick wo ich dieses schreibe. Es st sind nicht Worte; es ist Wahrheit
was ich sage.
Schreibe mir doch überall wo Du Dich etwas aufhältst, oder laß Deinen
Sohn mir ein paar Zeilen schreiben, damit ich immer genau von dem
Fortgange Deiner Reise unterrichtet sey, u in welcher Richtung Du näher rückst.
Ich küße Euch beyde, u reiche Lindnern, den Du mir schon gewogen machen
wirst, die Hand.
Von ganzem Herzen
Dein Fritz Jonathan.Berlin den 30 Jun. 87.Mein auserwählter, mein erwünschter Franz. Ihren 21sten Brief vom
1 d. erhielt den 16 zu meiner großen Beruhigung. Den 21. gieng ich von
Königsberg ab und bin in einem Zuge, den 268. mit genauer Noth, aber
glücklich angekommen bey meinem lieben Landsmann, Gevatter und Freund
Reichardt, in deßen Hause ich die liebreichste Pflege von ihm und seiner
Familie genieße. Auch meinen Freund D. Lindner hab ich hier gefunden, der die
Absicht hatte mich nach Weimar zu begleiten, und den ganzen Vormittag den
Gebrauch der Arzneyen bey mir abgewartet hat, sich nach einigen
Bedenklichkeiten entschloßen mich zum Ruhepunct meiner Wallfahrt zu begleiten.
Er traut mir zu den nächsten Dienstag wider abreisen zu können – Weil uns
eine Gelegenheit bis nach Magdeburg lieber wäre als die Post, und wir uns
nach ersterer erkundigen müßen: so werden Sie aus Magdeburg erst die
positive Nachricht unserer Abreise erhalten, und ich erwarte von Ihrer
zuvorkommenden Zärtlichkeit einen Brief von Ihrer Hand in
Bielfeld
, um
unsern Weg nach
Welbergen
, deßen Lage dies- oder jenseits Münster
mir unbekannt ist, zu dirigiren. Ich komme also mit einem äsculapischen
Mentor und seinem alumno meinem Johann Michael nach
Welbergen
,
wo ich am liebsten den Julius und unsere erste Zusammenkunft zu erleben
und zu genießen wünschte – auch meine Gesundheit am baldigsten wider
herzustellen hoffe.
Ich wollte diese Zeilen im Bette schreiben. Mich überfiel ein Schwindel,
der mich nöthigte aufzustehen. Meine Oedipus-Füße machen mir das Sitzen
und Gehen schwer. Die Geschwulst hat sich ein wenig gelegt, wird aber
vermuthlich durch die Fortsetzung der Reise wider zu nehmen.
Bereiten Sie Ihre liebenswürdige Marianne auf den Anblick eines alten
kranken braunen Mannes zu. Find ich bey Ihnen keine Ruhe; so giebt es keine
mehr hienieden für mich. Aber auf Kosten der Ihrigen, mein auserwählter,
mein erwünschter Franz, ist freylich ein Opfer, deßen Sie nur fähig sind,
und unser treuer Nachbar in Pempelfort, an den mein guter Wirth schreibt.
Gott gebe, daß wir uns gesund oder wenigstens zufrieden einander sehen. Ich
bin nicht im stande auszugehen und irgend jemanden hier zu sehen,
ohngeachtet es mein Vorsatz war den HE. Grafen von Schmettau mir darzustellen,
und ihn für den Antheil zu danken, den er an der Beförderung unsrer
gemeinschaftl. Wünsche und Angelegenheiten genommen. Mein freundschaftl.
Artzt wird Ihnen weder gleichgiltig noch beschwerlich seyn, auch zur
Bewillkommung des erwünschten Gastes einigen guten Rath ertheilen können.
Woran es Ihnen fehlt, damit bin ich desto reichlicher versehen, mit Thränen der
Freude. Wir haben die beyde Abende hier unter Gewitter zugebracht.
Mündlich mehr. Gott seegne Sie und Marianne mit häuslichen Freuden, und mache
mich zum glücklichen Genoßen derselben und Ihrer Freunde. Auch ich ewig
und gantz Dein alter treuer Hans.Adresse:An / HErrn Franz Buchholtz / Erbherrn von Welbergen / zu /
Münster
.
den 30 Jun. 87.Hochzuehrender Herr
Verehrungswürdiger Freund
Verzeihen Sie, wenn ich diesmal mit meinen Briefen zu voreilig bin ohne
erst den Ihrigen abzuwarten, weil mir die Sache zu wichtig scheint, und ich
nicht gerne ein dispensator iniustus seyn möchte. Der Brief mit dem Königl.
Accise und Post-Siegel, an deßen Ankunft Sie schon bey uns alle Hofnung
aufgaben, ist den 1ten July Sontag um 12 Uhr in meiner Abwesenheit
angekommen mit folgender Aufschrift: Resolution für den vormaligen Packhofs
Inspector Hamann. Sobald ich nach Hause gekommen, und mir die liebe
Hausmutter den Brief eingehändigt bin ich sogleich zu ihrem alten Freund
He. Pr. Kraus und dann auf die Post gegangen, wo der Post Secretaire,
deßen Name ich nicht weiß, sonst aber die schönsten und fettsten Baken unter
allen Postbedienten hat, den Tag Ihrer Abreise nämlichen 21ten Junyaufgeschrieben, und den Brief retour gehen laßen auch mir das Porto zurück
gegeben hat. – Bey He Oberhofprediger bin ich gleichfalls gewesen, und
habe ihn an das mit der Meße aus Leipzig angekommene Päckchen an HePrediger Lauwitz erinnert, wovon er auch schon gehöret. Auf seine Bitte
ging ich zu He Hartung, um es mir in seinem Namen auszubitten oder es bey
ihm bringen zu laßen. Die Leute bey He Hartung aber sagten, daß sie kein
Päckchen erhalten, ungeachtet He. Brahl versichert es gesehen zu haben, und
gar vermuthet He. Hartung habe es schon nach Tilsit geschickt, welches He.Brahl glaubt erfahren zu können. – Ferner soll die Quittung für die Pensionein andermal in Rthlr und Gr. eingerichtet werden. – He Böttcher haben
Hill und Nikolowius besucht.
Wir haben uns über das gute Wetter zu Ihrer Reise sehr gefreut, und
mit Verlangen erwartet, ob wir aus Marienwerder einen Brief erhalten
würden, welches aber nicht geschehen, und uns sehr angenehm gewesen, weil
wir glauben, Sie haben vielleicht in einem Zuge die Reise bis Berlin gemacht.
He Milz besucht uns fleißig um Nachricht von Ihnen zu hören, auch ist He Pred. Wannowsky und He.prof. Kraus einmal hier gewesen. Ihre liebe
Hausmutter und liebe Kinder sind gottlob alle recht gesund, und wünschen
Ihnen und Ihrem ihrem lieben Hans Gesundheit und alles Wohlergehen.
Auch ich wünsche von Herzen, daß Gott Sie und Ihren lieben Sohn stärken
möge zu vollenden Ihren Weg, und mir meinen theuren alten Freund und
Wolthäter noch noch lange erhalten wolle. Alle Ihre alten und jungen
Freunde laßen Sie und Ihren Sohn recht herzlich grüßen. Noch erinnert mir
Ihre liebe Hausmutter, Ihnen zu melden, daß He. Lieutenand Smitkau in
des gewesenen General Inspectors Haus schon eingezogen sey. Ich bin beimitaller Hochachtung ihr ewig verpflichteter Freund und Diener. Christian Hill.Königsberg den 2ten July 1787AdresseDes / HErrn Packhoffverwalter Hamann / HochEdelgeboren. / in /
Berlin. / bey He. Capellmeister Reichard
Vermerk von Hamann:Erhalten den 2 Aug.Geantw. im P. S. den 4 –Berl. den 2 Jul. 87.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund,Eben da ich alle Hoffnung aufgab Hartknoch zu sehen und deshalb
unruhig ward, weil ich auf der Post nichts von seiner Ankunft erfahren
konnte, und durch seine Familie einen Wink seines wirklichen Daseyns in
Kgsb. erhalten hatte, tratt er den 18 pr. mit seinem Sohn in meine Stube,
und erfreute mich mit der Nachricht auch von Ihnen einen Brief mitgebracht
zu haben in seinem Pack. Donnerstags drauf den 21. reise ich mit meinem
Sohn ab, und bin in einem Zuge gefahren, den 28 lebendig u folglich
glücklich gnug angekommen, eben zur Mittagszeit, wurde aus dem Posthause von
unserm wackern Reichardt in sein Haus heimgeholt, und werde hier wie ein
Kind gepflegt, von dem besten Wirth, der ganzen
Albertischen
Familie,
und unserm würdigen Landsmann D. Lindner, der mir die Wohlthat erwiesen
hier auf mich zu warten, und u die noch größere Freundschaft erzeigen wird,
mich nach Wellbergen in Sicherheit zu bringen, wo ich meiner völligen
Genesung entgegen eile.
Daß ich aus einem annullirten Packhofverwalter ein Königl. Pensionnairgeworden bin, ⅔ meines Gehalts genieße, völlig frey von Geschäften,
Amtssorgen – daß ich mein Haus versorgt durch meinen ehrl. Hill der meine u
meines Sohns Stelle darinn vertritt. Hierinn besteht mein gegenwärtiges
Glück, deßen Loos mir lieblich ist, und von dem ich meine Palingenesie und
die Redintegration meiner Leibes und Gemüthskräfte bald erwarte. Ich
weiß alter lieber trauter Herder, daß Sie an meiner Zufriedenheit Antheil
nehmen, und Sie können leicht denken wie mir bey meiner gegenwärtigen
Freyheit nach dem 20jährigen Frohn- und Sclavendienste zu Muthe ist, und
wie mir die Luft schmeckt die ich jetzt erst anfange zu schöpfen, und erst beßer
gewohnt werden muß, bevor ich selbige recht genießen kann. Alle unsere
Glückseeligkeit besteht doch in nichts als einem
Vorschmacke
einer beßern
Welt und daran müßen wir uns hienieden begnügen.
Ich wünschte nun freylich auch schon in Weimar und in Ihrem
Bischofssitze zu seyn, und wenn es auf den Magnetismus der Seele ankäme: wäre
ich freylich schon da und vielleicht glücklicher als der Schwärmer an den
Ufern Siciliens. Aber hier sitz ich alter Oedipus mit geschwollnen Füßen,
die mit KräuterKüßen umwickelt sind gleich des auferweckten Lazarus
Leichnam – brauche Arzney für meinen verdorbnen Magen und geschwächten
Eingeweiden – werde von einem Seelenhunger und organischer
Unverdaulichkeit, wie von Scylla u Charybdis, auf beyde Seiten angefochten und
lebe wie ein wahres Amphibion anscheinender Gesundheit und wirklicher
Krankheit, als ein Phaenomenon entgegengesetzter Täuschung, sich selbst und
andern ein Rätzel.
Gott gebe, daß alles bey Ihnen dem gesunden Laufe der Natur treuer und
gemäßer gehen möge, und ich wünsche bald mit den besten Nachrichten
darüber beseeligt zu werden, bis ich bey meiner Rückreise mich selbst davon
überzeugen kann. Ihr letzter Brief machte mir wenigstens so gute Hofnung zur
Widerherstellung meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin, als ich zu
meiner eignen habe im 57 Jahr meines Alters und meiner Ruhe – das mich
Gott unter so vielen Veränderungen des Schicksals hat erleben laßen und
beynahe überstehen geholfen hat.
Den III. Theil Ihrer Ideen habe ich nebst den Gesprächen über
Gott
noch in den letzten Augenblicken meines Auszuges aus Preußen durchgelaufen,
und wünsche mir das Ende der Ideen selbst abholen zu können, wozu ich
Ihnen als zur Krone des ganzen Werks Kräfte und Ruhe wünsche. Sie und
SpinozaJacobi thun dem Spinoza zu viel Ehre, ich bin daher mit keinem
von beyden recht zufrieden; aber darinn mit Ihnen ganz einig, daß alles
philosophische Misverständnis auf Wortstreit hinausläuft. Als ein Kranker
und Patient kann ich aber meinem Urtheil nicht trauen, auch nicht meinem
Geschmack. Fac vt valeas ist jetzt mein einziges Studium., und corpus sanumdas unentbehrlichste Organum, Sensorium und vehiculum einer mens sanaund ihre feste Burg und Capitolium.Ich freue mich in Pempelfort auf ein schönes Gericht, Reid’s Essays, die
dort für mich fertig liegen. Mein Reisegefährte hat mir sein Specimen
inaugurale de Specimine Lymphaticorum anvertraut. Metzger hat mir auch
eine gelehrte Empfehlung mitgegeben; besonders aber Kant einen SpeciellenGruß, den ich am liebsten mündlich bestellen will – und Haße die herzlichsten
Erinnerungen seiner dankbaren Liebe und Ergebenheit.
Hier habe ich zu meiner großen Freude die Pariser Ausgabe des
Metastasio gefunden, und lese mit außerordentl. Vergnügen im XII u letzten einen
Auszug aus des Aristoteles Poetik, von dem ich mich wundere, daß noch
keine Uebersetzung deßelben bekannt geworden.
D. Lindner erscheint zu Mittag und es ist mir daran gelegen, daß er seine
Zurückkunft über Weimar nimmt; ich werde nicht vergeßen ihn daran zu
erinnern und ihn dazu aufzumuntern, weil ich auf seine consilia medica und
Sermones fideles einen ungemeinen Werth setze, und Sie so wohl als Ihr
ganzes Haus dabey gewinnen wird. Der Keichhusten wird Ihre lieben
Kleinen wnun wohl verlaßen haben.
Unser gute Landsmann hier geniest eines
außerordentl. häuslichen
Glücks
, an dem ich meine herzl. Freude habe. Seine würdige
Schwiegermutter ist auch hier und eine sehr heitere gutmüthige Frau. Ich habe hier
des seel. Alberti Schriften kennengelernt, und der Geist so wohl als der
Seegen des Vaters scheint auf alle Kinder zu ruhen. Ich wundere mich, daß
meine beyde Frau Gevatterinnen sich noch nicht einander kennen; ich traue
beyden eine sehr harmonische Denkungsart zu.
Mit der morgenden Post gehe ab ungeachtet einiger Bedenklichkeiten
meines Begleiters; lieber wär es mir, wenn unsere Hoffnung eine Gelegenheit
bis Magdeburg zu finden erfüllt würde. – –
den 5.Wir sind noch hier, und warten heute eine Gelegenheit nach Magdeburg
ab. Ich habe Leuchsenring, Spalding, Gedicke zufällig kennen gelernt, und
den Improvisadore Filistri gestern declamiren gehört. Der Zustand meiner
Gesundheit und meines Gemüths macht mich zu allem Genuß ungeschickt. Der
Reitz zur Nahrung ist noch immer stark. Meine Füße sind sehr geschlungen;
demohngeachtet gehe ich noch immer in der traurigen Gestalt eines
völligen Patienten, und bin es auch mehr innerlich als äußerlich.
Ungeachtet der zärtlichsten Freundschaft und Pflege habe ich hier keine
Ruhe und wünsche nur das Ziel meiner Wallfahrt zu erreichen, welches nicht
in B. ist, wie Sie liebster H. leicht erachten können.
Morgen Mittag gehen wir ab, und länger bin ich auch nicht im stande zu
bleiben. Von einem solchem Heimweh nach Welbergen werde ich gedrückt und
gezogen. Ich weiß nicht, wie mir zu Muthe ist. Mein Weg ist dunkel. Gott
gebe, daß wir uns gesund einander sehen. Nahe sind wir uns schon gnug;
aber demohngeachtet ist eine Scheidewand, die ich zu wenig Kraft habe aus
dem Weg zu räumen. –
Ich umarme Sie, liebster Gevatter, Landsmann und Freund! Gott erhalte
Sie, Ihre verehrungswürdige Frau und alle die lieben Ihrigen – und schenke
uns alten ein fröhlich Widersehen. Ich kann nicht schreiben, das wißen Sie.
Behalten Sie im guten Andenken Ihren alten H. Meine Haus- u Reise-
Gesellschaft empfiehlt sich bestens. Morgen setze ich meinen Wanderstab wills
Gott weiter fort. Ich weiß von meinen Sinnen nicht – und wie ich
hergekommen bin. So ist alles ex abruptozugegangen – und muß sich erst allmählich
entwickeln.
Adresse:An / HErrn General-Superintendenten Herder / in /
Weimar
. / frey
KgsBerlin den 3 Jul. 87.Aus unserer heutigen Abreise ist nichts geworden, weil der Arzt sich selbiger
widersetzt hat. Ich habe keine Ruhe mehr hier; die Post geht nicht eher als
Sonnabends
. Daher wünschte ich mir Gelegenheit, die eher abgienge
und uns wenigstens bis Magdeburg brächte, um von da unsern Weg nach
Welbergen
fortsetzen zu können. Gott gebe uns eine vergnügte
Zusammenkunft, mein auserwählter,Franz. Ich weiß selbst nicht, wie mir zu Muthe ist,
und hoffe bey Ihnen erst recht zu Hause und in Ruhe zu seyn. Meine
zärtlichsten Küße und Grüße von Ihrem alten Johann Georg.In Bielefeld sehe ich einigen Zeilen von Ihnen entgegen –
Adresse:An / HErrn Franz Buchholz / Erbherrn von Welbergen / zu /
Münster
.
d. 3. Jul. 87.
Magdeburg Montags den 9 Jul. gegen 6 Uhr des MorgensHerzlich geliebtester Herr Landsmann, Gevatter und Freund
Unter häufigen Erinnerungen alles Guten, was wir einzeln und sämtlich
genoßen und beobachtet hatten während unsers Aufenthaltes in Ihrem
Hause, sind wir glücklich vorgestern des Abends hier angelangt; versuchte
gestern zum erstenmal in Schuhen auszugehen. Mein erster Gang war bey
dem HE Consistorialrath Funck, deßen freundschaftlicher Willkom mich
aufmunterte den V. Sontag nach Trin. in 2 Kirchen zu feyern, und der so gütig
war uns bey dem Regierungs Assistentzrath Philippi einzuführen, wo wir
den ganzen Tag zubringen mußten. Wir fahren mit unserm Fuhrmann so
zufrieden, daß wir uns entschloßen bey seinem Wirth im goldenen Engel
einzukehren, und unsere Reise mit eben demselben Fuhrwerk über Helmstedt,Braunschweig, Hannover und Pr. Minden bis Bielefeld fortzusetzen. In 4
Tagen hoffen wir dort zu seyn und zahlen 30 rth. Meine weite Stiefel sind
bey Ihnen liegen geblieben und bisher wegen der guten Witterung ziemlich
entbehrlich gewesen. Mein Hirtenstab ist unterwegens vergeßen und mein
Tobakmagazin überfahren und zermalmt worden. Hierinn bestehen alle
kleine Widerwärtigkeiten unserer bisherigen Wallfahrt. Der Wagen ist
fertig, und ich bin wider von neuen in Kräuterküßen eingewickelt. Mit
erneuertem Andenken Ihrer Freundschaft und Liebe, empfehle ich mich mit meinenReisegefährten. Gott seegne Sie und alles was zu
Ihrem Hause
gehört
und an unsern Gesinnungen für selbiges Antheil nimmt, mit denen ich
vorzüglich ersterbe Ihr alter ewig verpflichteter
Johann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:An / HErrn Reichardt / Königl. Preuß. Kapellmeister / zu /
Berlin.
frey.
Kgsb Münster den 18 Juli 87.Zu den 3 Verhältnißen, unter denen ich sonst schrieb, ist die eines
liebreichen Wirths hinzugekommen, liebster Reichardt! Ich habe gnug an dem
Vergnügen, das in Ihrem Hause und in Ihrer mir unendlich schätzbaren
Familie genoßen und woran ich Theil genommen, unterwegs theils allein,
theils mit meinen Reisegefährten Theil genommen, widergekäut, und bin
gleich bey meiner glücklichen Ankunft, vorgestern Abends, mit neuen
Merkmalen Ihres freundschaftlichen Andenkens und Sorgfalt erfreut worden.
Die 3 Einlagen sind von meiner Gevatterin und Freundin Me Courtan, für
die Sie die Bestellung an die Behörden gern übernehmen werden. Aus
Magdeburg haben Sie einen kleinen Aviso-Brief vermuthlich erhalten, den mir
Ihre würdige Frau Schwiegermutter so dringend aufgetragen. Mein
Versuch in Schuhen auszugehen ist mir schlecht bekommen. Es war mir sehr
angenehm den Consistorialrath Funck kennen zu lernen und meinen alten
Freund den Assistenzrath Philippi widerzufinden; aber seine Gemalin war
nicht sichtbar, und schien nicht so viel Antheil an der Zufriedenheit ihres
Gemals Manns zu nehmen, als der Fall bey Ihnen zu seyn
schien
. Es
war nun wohl kein bloßer Schein, sondern baare That, die mir Ihr Haus
auf zeitlebens unvergeßlich gemacht hat. Ich kann an Ihre liebe Frau und
die Ihrigen nicht denken, ohne Seegens- und Friedenswünsche.
In Braunschweig besuchte uns ein Landsmann, HE Jenisch und erfuhren
bey unserm Abzuge D. Biesters Ankunft aus Hamburg. Mit schwer
geschwollnen Füßen durch die kleine Excursion, die ich in Magdeburg versucht
und gewagt hatte muste ich meine Reise fortsetzen; wir kamen den 13 in
Bielfeld an, wo ich theils die Stube, theils das Bette hüten muste. Sontags
nachmittags kam ein Brief von B. an, der uns meldete bereits von Welbergen
nach Münster zurückgekommen zu seyn; daher wir Montags des Morgens
mit Extrapost abfuhren und des Abends gegen 9 entre chien et loupanlangten.
Ich habe gestern den ganzen Tag liegen müßen, und weil mir das
Schreiben im Liegen zu beschwerlich wird, bin ich eben zur Cafféstunde aufgestanden
um diesen Brief zu vollenden –
Mein guter B. hat einen Brief von Jac. erhalten, da ich eben den in
Berlin eingelaufenen Brief mit ein paar Zeilen beantwortete und Ihre
litterarische Nachrichten ihm mittheilte. Noch kann ich mich kaum besinnen, wie ich
her gekommen bin, und unser liebe Reisegefährte und Engel Raphael erklärt
meine gegenwärtige Entkräftung für natürl. Folgen der Reise und ludernden
Lebensart, deutsch zu sagen, die ich wegen meiner ödopischen Ungemächlichkeit
führen muß. So bald ich wider hergestellt werde, schreibe ich weitläuftiger.
Ich hoffe alles gefunden zu haben, was ich hier gesucht und gewünscht habe,
und ein freyes neues Herz zum Genuß der Freude und des Lebens wird die
Ausbeute meiner Wallfahrt hier bald seyn.
Alles, was mir in Ihrem Hause
gefallen
hat, finde ich auch
hier
,
nur
concentrirter
; der einzige Unterschied liegt in meinem Geschmack,
der mehr für das Mönchs- als Hofleben gestimmt ist. Die Fürstin lebt auf
dem Lande und wird morgen erwartet. Ihre Silhouette hängt hier zur Seite
neben mir. Sie soll ein Göthe ihres Geschlechtes seyn.
Nun mein liebster Herzens Freund! Die Post will abgehen, und mehr bin
ich nicht im stande zu schreiben. Laßen Sie mir Zeit mich erst ein wenig zu
erholen und zu mir selbst zu kommen. Gnug zu Ihrer Theilnehmung, daß ich
glaube alles, und vielleicht mehr, als ich gesucht und erwartet habe, hier zu
finden zu meiner Widerherstellung und Erneurung meiner erloschenen Kräfte.
Ich umarme Sie mit dem dankbarsten gefühlvollsten Herzen, und wenn noch
ein verirrter Brief bey Ihnen einlaufen sollte: so werden Sie es sich nicht
verdrießen laßen ihn hieher zu recht zu weisen. Für Besorgung meiner
vergeßenen Sachen nach Magdeburg danke herzlich. Mein Freund Philippi
wollte diese Woche nach Berlin gehen, und ich warte nur auf Gelegenheit an
ihn zu schreiben, wenn ich seine Rückkunft wider vermuthen kann. Mein
Wirth ist mit seiner lieben Hälfte ausgegangen. Freund Druffel vertritt
seine Stelle. Doctor Lindner und Hans erinnern sich Ihrer genoßenen Güte
aufs zärtlichste. Empfehlen Sie mich und Comp. bestens meiner liebreichen
Frau Gevatterin und sämtlichen Geschwistern HE Referendarius Albertinicht zu vergeßen p. Von meinem kindl. Gehorsam habe ich Ihrer
verehrungswürdigen Frau Schwiegermutter eine Probe bereits abgelegt durch
meinen Aviso Brief aus Magdeburg. Gott seegne und erhalte Ihre lieben
Kinder und den kleinen Mann, der sich des alten erinnert. So bald ich kann,
mehr. Noch habe nach Kgsb. nicht schreiben können, meine liebe Gevatterinn
Me Courtan hat sich meiner bereits erinnert, ich bitte selbige auch nicht in
Ansehung der Reliquien von unserm seel. Kreutzfeld zu vergeßen. Nochmals
Gott empfohlen von Ihrem Pfleggaste und ewigen Freunde Joh. Ge.Hamann.Den 1 d. ist eine Resolution für mich angekommen, wie Hill meinem Sohn
meldet, die wider von ihm zurückgeschickt worden. Ob es der Mühe lohnt sich
darum zu bekümmern? und ob selbige mit der schriftl. Versicherung, deren
Abschrift Sie so gütig gewesen sind mir mitzutheilen, übereingestimmt haben
mag? Verzeihen Sie, daß
Hill
nicht den Brief an uns freygemacht hat –
ich bitte in solchem Fall uns nicht durch den Vorschuß des Porto zu
beschämen.
Grüßen Sie HE Sennewald den ich hier oder bey meiner Rückreise dort
zu sehen und mich für seine zuvorkommende Freundschaft zu bedanken hoffe,
vielleicht in unserm Vaterlande –
Adresse mit rotem Lacksiegel JGH:An / HErrn Reichardt / Königl. Preuß. Kapellmeister / zu /
Berlin
. /
frey Hanau
.Hamann – Oder wenn ich dich Vater nennen darff: Vater meines
Herzens – An Dich will ich mich schließen. Denn in dieser stunde hast Du Mir
Banden von der seele gelöset und feßeln gebrochen, die ich ohne Dich mit ins
Grab genommen hätte – Gott was das ist, Dich selbst u Christus in einem
Menschen zu fühlen der seine eigne Größe u kleinheit selbst nicht sieht noch
faßet. aber habe Dank Dank auf ewig von Deinem Dir Neugewordenen
Sohn Joann Ernst DruffelVermerk von Hamann:den 18 Jul. 87.Münster den 18 Jul. 87.Hier bin ich, mein Herzens lieber Fritz Jonathan seit vorgestern Abend,
und schreibe diese Zeilen auf dem Bette, das ich seit gestern hüten muß wegen
meiner geschwollenen Füße, der ich aber nunmehr bald hoffe los zu werden.
Ich werde hier wie ein Kind und Bruder des Hauses gepflegt, und wenn sich
nun nicht meine seelische Natur nicht erholt: so verlier ich alle Hofnung zu
einer Erneurung meiner Leibes- und GemüthsKräfte. Den 27 pr. kam ich in
Berlin an, fand einen Bewillkommnungsbrief von Claudius, bin dort nicht
aus dem Hause gewesen. Mein treuer Wirth, Landsmann Gevatter und
Freund hat alles für mich abgemacht, und ich eilte weg, um nicht dort gantz
an Füßen gesund zu werden – Habe Leuchsenring, Gedicke, Spalding
kennen gelernt. Biester war abwesend und kam an eben dem Tage in
Braunschweig an, als wir durchreisten. Ein junger Landsmann, der Uebersetzer des
Agamemnons besuchte uns.
Hier fand ich einen Brief von Reichardt nebst Einl. aus Pr. auf mich
warten, nebst einer Stelle die Dich, lieber Fritz, betrifft: „Für Jacobi, dem
ich heute nicht wieder schreiben mag, will ich Ihnen doch ein paar Worte
sagen. Ich sah Engel gestern und kam im Gespräch auf J. er sagte mir die
Theaterdirection, der er jetzt gantz lebt, daß er so gar seine Lehrstelle beim
Gymnasium niedergelegt hat, hindere ihn an aller φφischen Lectüre; er kenne
also J. neueste Schrift auch nicht, höre aber von seinen Freunden, daß sie
weit klärer und bestimmter geschrieben sey, als seine vorigen Schriften
über denselben Gegenstand und daß er im Grunde mit Moses nur um sehr
wenig, um ein Nichts aus einander sey. Von Moses Morgenstunden fügte
er hinzu: so sehr er sie auch als ein Meisterstück der Diction ehrte, sey er
doch in Meinungen u Beweisart gantz verschieden gesinnt.
Die Recension über J. Schrift in der Voßischen Zeitung ist von Biester.
J. kennt sie noch wohl noch nicht, ich will drum schreib schicken und sie
hier beylegen“ –
Ich liege wie ein Lazarus mit Tüchern umwunden um meine bereits
ziemlich geschlungenen Füße, und lebe übrigens vom luxueines des reichen
Mannes umgeben. Mir ist aber wie einem Menschen zu muthe, der selbst
nicht weiß, wie ihm geschehen, und wie er von einem so weiten Ende
hergekommen ist. Mein Alc. B. entspricht gantz dem Ideal meines Herzens.
Seiner lieben kindlichen Marianne Gesundheit bekümmert mich und ist meine
einzige Sorge. Ich hoffe hier bald daheim und zu Hause zu seyn, so bald ich
nur wieder aufstehen kann und
Da kam eben
Marianne
mit Deinem Briefe an unsern
Franz
.
Meinen jüngsten Freund
Druffel
habe ich gestern kennen gelernt, und wird mit
meinem Michael sich im Griechischen üben. Unser Engel und Gefährte
Raphael, vulgo D. Lindner, hat sich um uns wie sein Namensgenante um den
alten blinden Tobias und Sohn verbindlich gemacht, wird auch hier nicht
αχρηστος seyn. Lieber Fritz Jonathan, auch Dir bin ich anräthig ihn wegen
Deiner Hauptschmerzen zu rath fragen. Mein Vertrauen ist unermeßlich zu
seiner Treue und Liebe. Zwey Eigenschaften, die nicht feil sind und nicht durch
Specimina pro Gradu erworben werden können. Die gute Fürstin Aspasiaist auf dem Lande, und ihren alten Freund Pericles hat mein Junge heute in
der Kirche gesehen.
Ich habe mir in
Reichardts
Hause trefflich gefallen, und den Wirth
noch mehr schätzen und lieben gelernt, als aus den Freundschaftsdiensten, die
ich ihm schuldig bin. Seine
Frau
, ihre
Mutter
und beyde
Schwestern
, ihr
Bruder
, und die zahlreiche Familie sind ein Ausbund guter
Menschenseelen, die mich mit Berlin beynahe ausgesöhnt haben.
Hier lieg ich wie in Abrahams Schooße und lebe als Augen und
Ohrenzeuge einer Harmonie, die der erste Philosoph unter den Sternen
wahrzunehmen glaubte. Laß mich so lang ich will und kann, träumen und
schlummern in meiner empfindseeligen Lage. Man erwartet Dich hier im August,
sey so gut und mache unsere Erwartung wahr. Komme wenn Du kannst dem
lieben Erndte- und meinem GeburthsMonathe zuvor. Mich verlangt eben
so sehr Dich zu sehen; aber meine vis inertiae dient zum Gleich- oder
Uebergewichte der Ruhe, die ich, nach so vieler Unruhe, mit langen Zügen zu
genüßen nöthig habe um wieder in den Gang zu kommen.
Ich muß noch nach Berlin schreiben, und aufhören. Also auf Glücklich
Anschauen und baldiges Einander sehen. Ich umarme Dich, und schreibe so bald
ich kann, mehr und nicht auf dem Bette. Von meinem Reisegefährten u
Michael die beste Empfehlungen Deines alten Johann George. Wir grüßen
die Deinigen mit einstimmigem Herzen.
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
. / zu /
Pempelfort
Vermerk von Jacobi:Münster den 18ten Juli 1787.
JG Hamann –
empf den 19ten –
beantw. den 20ten –Pempelfort den 20ten Juli 1787.Ja, Lieber, ich will der Erndte u Deinem Geburtsmonathe zuvor kommen,
denn ich ertrags nicht, Dich so nahe zu wißen u nicht bey Dir zu seyn. Den
Tag meiner Ankunft kann ich nicht bestimmen, aber es müßte mir sehr
hinderlich gehen, wenn ich nicht in der Mitte der künftigen Woche schon bey Euch
wäre. Unser Alcibiades,
der Schlaue
, hat mich zwar nach Münster
eingeladen, aber mir kein Quartier in seinem Hause angebothen. Ich fahre aber
gerade vor seiner Thüre an, u werde mir schon Platz zu machen wißen. –
Grüß ihn herzlich von mir, u er soll wegen meiner Gesinnungen gegen Herder:
vultu mutabilis, albus, et ater,unbekümmert seyn, u sich nur umsehen, ob man zu Münster Pyrmonter
Waßer haben kann. Er muß mir 8 bis 10 Flaschen schaffen. Und Du sorge
daß Deine Füße geschlungen sind, denn ich bringe die deutsche Uebersetzung
des Alexis mit, die mußt Du mit mir
durchgehen
. Die Handschrift sollte
übermorgen fort; nun behalte ich sie noch zurück. Da wird Buchholtz sich an
der vereinigten u renforcierten schönen Natur von Hemsterhuis u mir laben
können. – Was Reichardt von Engel berichtiget ist lustig genug. Die
Rezension in der Voßischen Zeitung habe ich gelesen u gleich auf Biester
gerathen. Ich suchte sie mir zu verschaffen, gereizt durch Deine Adoption;
denn Du schriebst: „Auch die Berlinische Rezension hat an Deiner Form
manches auszusetzen“ – ater, et albus! – Es freut mich daß Du
Leuchsenring gesprochen hast. Daß Nicolai gegenwärtig zu Pyrmont ist, um, wie er
selbst sagt, sich v den Bißen der Hyder des Jesuitismus u Catolicismus zu
heilen, wirst Du schon wißen. Daß Schloßer u ich
auf die Seite der
Vernunftfeinde
getreten, sieht er als ein Zeichen v jüngsten Tage an.
Mit ihm verwundert sich darüber der deutsche Merkur unaussprechlich.
Grüße Raphaelen u den jungen Tobias von mir aufs beste. Wie ich mich
auf Euch alle freue! Wenn ich doch nur gleich einsitzen u fort reisen könnte!
Lindnern will ich meine Noth gläubig klagen, nur muß er sich durch die
confusionem judicii cum experientia, die sich bey meinen Berichten oft
ereignen wird, nicht irre machen laßen.
Ich habe noch an die Prinzeßin schreibenn wollen u sehe daß es schon halb
eilf ist, u ich nur eilig siegeln muß. – Lebe wohl Herzens Vater! Bald, bald
in Deinen Armen!Dein Fritz Jonathan.Buchholtz muß der Prinzeßinn d zu wißen thun daß mich der Abgang
der Post übereilt hat, u daß ich nach Münster komme Dich zu bewillkommen.
Adresse:An Herrn J. G. Hamann – / Abzugeben bey / Herrn Franz Buchholtz – /
Erbherrn zu Welbergen – / zu / Münster
Vermerk von Hamann:Erhalten den 21 Jul. 87.
Geantw den 22 – Dom VII.Auf einem Himmelbette in Münster den 22 Jul. Dom VII. 87.Marianne theilte uns schon vorgestern Abend ihren Plan mit, Dich,
Herzenslieber Fritz nebst der schwesterlichen Gesellschaft aufzunehmen und einen
Platz auszumitteln in dem Hause, vor deßen Thür Du gerade anzufahren
willens bist. Wenn Du also herkomst, wirst Du keine Mühe haben die Stube
und das Himmelbette zu finden, und Deinen Dich eben so sehnlich
erwartenden Freund. Mit meiner Krankheit hat es weiter nichts auf sich, weil ich
Gottlob! ohne die geringste Schmerzen und mit der höchsten Zufriedenheit und
Pflege das Bett hüten kann. Mein linker Fuß ist noch im Enkel etwas
geschwollen, und leidet bey einer veränderten Lage; der rechte scheint völlig
hergestellt und scheint das Gehen und Sitzen beßer vertragen zu können. Ich
denke noch heute der großen Kräuterküßen loßzuwerden und meiner
monströsen Schuhe, mit denen ich mich bisher habe placken müßen.
Den ersten Abend lernte ich nichts als die Bibliothek u den Speisesaal
meiner jetzigen Heimath kennen. Den Tag drauf zog ich in mein Himmelbett,
und kenne also nichts mehr weder von den Gelegenheiten des Hauses noch des
Orts. Der schlaue Alcibiades, da er nach Münster Dich eingeladen hat,
dachte sich also die ganze große Stadt nach meinem engen Gesichtspunct, den
ich selbst davon habe und eben nicht sehr zu erweitern wünsche, wenn ich
wegen meines guten Appetits nicht mehr Bewegung nöthig fände. Frantz
macht es also wie Fritz, und beyden geht es wie es leider allen Philosophen
geht, die was sie voraussetzen, nicht nöthig finden erst zu beweisen, und
dadurch öfters zu kleinen Misverständnißen Anlaß geben.
Dienstags, den Tag nach meiner Ankunft, lernte ich Freund Druffelkennen. Mittwochs überraschte mich die Fürstin Aspasia in praesepio, mein
Michael begleitete Alcib. zu ihr und er kam voller Entzückung nach Hause,
weißagte mir auch viel Genuß, und hatte den würdigen Exm. Pericles auch
näher kennen gelernt – Donnerstags brachte die Fürstin Ihre Familie zu B.
– und heute ist Hans Mich. nach Angelmodde gegangen.
Mein Gemüth scheint sich merklich zu erholen und zu erheitern, daß ich
gute Hoffnung habe zu einem kleinen Rückwege in meine Jugend. Mir ist
wohl
, und beßer als ich und meine Freunde mir es zugetraut haben. An
Fähigkeit zum Genuß scheint es mir noch gar nicht zu fehlen. Der Mangel
an Nahrungsmitteln ist meiner Humanität nachtheilig gewesen, und hat der
Animalität das Uebergewicht gegeben, von der ich wider zu genesen hoffe,
unter so guten Augen und Händen –
Komm also, lieber Fritz, so bald Du kannst – mit Deiner Uebersetzung des
Alexis, die ich sehr zu sehen verlange. Ich habe Weickhardts philosophischen
Artzt mit Vergnügen durchgelesen, und heute 2 mal des seel. W. erste
Entwickelung. Deine Entwürfe gegen seine Erklärung haben mir am besten
gefallen und kommen mir gründlich vor. Von dem mir zugedachten Päcklein
weiß noch nichts, und ich erwarte mit Ungedult auf Nachricht von Ankunft
deßelben aus Kgsb. wohin ich noch gar nicht schreiben können, und wo man
nach eigenhändigen Nachrichten von mir auch ein wenig ungedultig seyn
wird.
Ich hoffe Dich also, mein lieber Jonathan, noch diese Woche von Angesicht
zu sehen und zu umarmen – glückliche Ankunft und gut Reisewetter nebst den
herzl. Grüßen von Deinem alten Georg u Comp.Adresse:Herrn / Geheimen Rath
Jacobi
/ in /
Pempelfort
.
Vermerk von Jacobi:Münster den 22ten Juli 1787.
J. G. Hamann.Münster den 31 Jul. 87.Per tot discrimina rerum bin ich Gottlob! den 16 d. mit geschwollnen
Füßen und kranken Magen hier in den Hafen eingelaufen. Gottes Vorsehung
hat mir den würdigen D. Lindner zum Artzt und Reisegefährten mitgegeben,
der mich wie eine Mutter sein eigen Kind gepflegt hat und noch pflegt.
Morgen den 1 Aug. an Petri Kettenfeyer hoffe ich meiner bisherigen Windeln
entledigt zu werden.
Den 23 überraschte uns HE. Geh. Rath Jacobi und vergrößerte den
Genuß unserer gemeinschaftl. Freude. Er wird diese Woche noch hier bleiben und
hat mir das Mst des Alexis nebst der Uebersetzung mitgebracht, die ich eben
mit Vergnügen geendigt habe, und bietet Ihnen beydes zum Verlage an. Er
hat das Honorarium, welches von Ihnen abhängen wird, ist für einen
gemeinschaftl. Freund für uns bestimmt, der Ihnen auch nicht gleichgiltig seyn wird,
den ich aber nicht nennen darf. Dieser Punct bleibt Ihnen überlaßen. Weil
ich geglaubt habe Ihnen damit einen Gefallen zu thun, und Aussichten auf
mehr zu eröffnen: so habe ich die Wahrheit von Ihnen gesagt, und ihn
dadurch aufgemuntert, diesen Versuch zu machen.
Seyn Sie wenigstens so gütig baldigst zu antworten, alter lieber Freund.
Sie haben es mit dem liebenswürdigsten großmüthigsten Manne zu thun,
und machen Sie in Ansehung des Honorarii, Ihren Ueberschlag.
Hemsterhuis Name ist bekannt, und dieser Dialog giebt den letzten Meisterstücken, die
von Kant so bewundert wurden nichts nach. Die neue Auflage der Kritik ist
auch hier und Jacobi hat sich ein Exemplar davon angeschafft, ich habe noch
keine Zeit gehabt es anzusehen. Meine Gesundheit erfordert den tägl.
Gebrauch der Arzneyen. Wegen meiner Füße habe ich das Bette hüten müßen.
Vorgestern purgirt, heute vomirt.
Gott gebe, daß Sie mit den Ihrigen sich desto beßer befinden mögen. Ihr
Arnauisches Meßer ist hier schön ausgeschliffen worden, und des Herrn
Sohns Pfeife hat unterwegens treulich ausgehalten. Wir denken bald Jacobi
nach Pempelfort zu folgen, ohngeachtet ich wegen Mariannens Entbindung
und ihrer Gesundheitsumstände durch diese Entfernung nicht recht in Ruhe
seyn werde. In Berlin habe ich gar nicht ausgehen können, und auch
mehrentheils das Bett hüten müßen.
Jacobi wird sehr gemahnt eine neue Auflage seines Spinoza Büchleins zu
veranstalten; er ist aber mit Löwen unzufrieden, hat es Ursache zu seyn – Er
denkt auch an den 2ten Theil seiner vermischten Schriften, von denen auch der
erste eine neue Auflage des ersten Theils nöthig wäre. Auch hierauf könnten
sie vielleicht rechnen, nur mit der Bedingung, sich ohne den zweyten auf den
ersten nicht zu verstehen.
Haben Sie die Güte wenigstens auf dies pro Mem. mit der ersten Post zu
antworten und die Einlage durch
Hill
besorgen zu laßen. Sie haben es mit
einem edlen, rechtschaffenen Mann zu thun, auf den Sie sich verlaßen
können, wie ich es ihm versichert, daß er es auf die mit ihm zu nehmende Abrede
thun könnten. Auf die Woche reist er wieder nach Hause und wird auf mein
Wort mit dem Druck bey Eyrich den Anfang machen laßen, in der
Voraussetzung, daß Sie keine Gefahr dabey laufen werden.
Behalten Sie mich in gutem Andenken und verzeyhen Sie, daß ich so kurz
seyn muß. Künftig bald mehr, wenn ich zu mehr Gesundheit u. Ruhe gelangt
seyn werde. Ich umarme Sie, liebster Hartknoch, und empfehlen Sie sich
Ihrer Frau Gemalin und Herrn Sohn in meinem u meiner Reisegefährten
Namen. Ich bin ewig Ihr alter
Landsmann und Freund JG H.Vermerk von Hartknoch:HE Hamann in Münster
Empf d 11 Aug 1787
beantw d 17 –Pempelfort, Montag Abend, um 8 Uhr, den 6ten Aug. 1787.lieber Herzens Vater!
Hier sitze ich, u warte Deiner, mit einer Freude u einer Sehnsucht, die Du
ahnden magst. Ich herze Euch lieben Kommenden nach der Reihe; Dich, u
Lindnern, u Johann u Michael; u wollte ich hätte u hielte Euch schon.
Meine Reise ist sehr glücklich gewesen. Sontag Morgen vor sieben Uhr
war ich schon zu Mühlheim, und vor zwölfen in Pempelfort. Eine Meile von
Düßeldorf, am Ausgang des Waldes, sprangen Lene u Bruder Eduard aus
dem Gebüsch hervor. Lene setzte sich zu mir in den Wagen, Eduard neben den
Kutscher, u der Bediente hinten aufs Coffer. Lotte u meine Kinder empfiengen
mich zu Pempelfort, u man konnt es ihnen recht ansehen daß sie froh waren,
mich wieder zu haben. Auf dem dem Wege von Ratingen nach Pempelfort
hatte ich mit Lene das Lager für Dich, Lindnern u Johann Michael schon
abgestochen, u wie’s nun eingerichtet ist, sollt Ihr alle, denke ich, wohl
zufrieden seyn. Den Augenschein thaten wir gleich nach der Ankunft hinzu –
Wenn Ihr nun kommt wie Ihr versprochen habt! Ich werde nicht ruhig seyn,
bis ich Euch würklich hier habe. Ich laße die Pferde die Euch abholen sollen
zu Dorsten im Geist einkehren. Es ist es das beste WirtsHaus dort,
wenigstens nach dem Posthause, wo Ihr ohne dem nicht einkehren könnt, weil Ihr
mit Miethpferden kommt, u mit Miethpferden wieder abfahrt. – Gott gebe
Euch eine glückliche u vergnügte Reise!
den 7ten –.Ich bin heute mit etwas Kopfweh aufgestanden. Ich hatte gleich
vorgestern, u gestern wieder, so viele Plackereyen, daß es mich gestört hat, u weit
mehr als sonst, weil ich die 14 Tage in Münster so ganz frey u froh
zugebracht, u an gar nichts gedacht hatte. So soll es wieder seyn, so bald Du
kommst. Es ist gar gut u schön, Du Lieber, daß Du gekommen bist, und
kommen wirst.
Am Sonnabend, da ich schon Abschied genommen hatte, nahm Buchholtz
mich noch besonders, um wegen eines Anschlags, die Gesundheit seiner Frau
betreffend, mit mir zu reden. Er wünscht daß Lindner sich gefallen laßen
möchte nach Mainz Aschaffenburg zu reisen, um, der lieben Mariane
wegen, mit Hofmann Rath zu pflegen. Ich hatte schon einige Tage zuvor
hierüber mit Buchholtz gesprochen, u glaube, auch Dir davon gesagt zu
haben. Nun aber meinte Buchholtz, es wäre gut wenn Lindner die Reise
noch vor Marianens Niederkunft unternähme, u sie allenfals nach der
Niederkunft wiederholte. Ich sollte Dir hierüber schreiben, weil Buchholtz zu
schüchtern ist, die Zumuthung selbst zu thun. Wahrscheinlich habt Ihr Euch
nun schon über alles dieses besprochen, da Du Deinen Entschluß hierhin zu
reisen bekannt machtest. Auch habe ich der Prinzeßinn aufgetragen, die
hierüber zu nehmende Abrede zu beschleunigen. Die Prinzeßinn glaubt wie
ich, daß es zu nichts nützen könne, wenn Lindner vor der Nie Marianens
Niederkunft nach Aschaffenburg gienge; auch sehe ich nicht, wie Du fürs erste
Lindnern gut mißen könntest.
Nun Ade, Du Lieber! Morgen schreibst Du mir: ich komme! Wenn ich nur
den Brief schon hätte! – Noch einmahl die herzlichsten Grüße unserm Lindner
u Johann Michael. Des letzteren Brief an Hill geht heute ab.
Ich herze Dich mit voller Liebe –Dein Fritz JonathanLotte u Lene rufen Dir, mit ausgebreiteten Armen, Grüße u Willkomm
entgegen.
Adresse:An Herrn / Johann Georg Hamann / zu / Münster
Vermerk von Hamann:den 8 Aug. 87. Geantw. eod.M. den 8 Aug. 87.Eben dachte ich, lieber Fritz Jonathan, an ein Anmeldungsschreiben, da ich
Deine Einladung erhielt. W Du wirst es zeitig gnug bedauern, Dir eine
solche Heimsuchung zugezogen zu haben. Es war schon alles abgemacht, nach
einigen Debatten. Gott wolle nur die Kopfschmerzen aus dem Wege räumen
und aus Pempelfort verbannen. Sonntags u Montags ist unser Frantz mit
gutem Erfolge wieder in einer offenen Kutsche ausgefahren. Ich komme
auch unter glückl. auspiciis für den D. Raphael zum Pyrmonter anzulangen.
Seine bisherigen Mittel fangen an beßer zu wirken auf
Eingeweide
und
Haut
, durch Auswurf und Ausschlag. Ob die Maße dadurch geändert
werden wird, weiß ich nicht, muß es hoffen und wünschen. – –
Gestern bin ich wider zum erstenmal per pedes apostolorum ausgegangen,
habe mich im Dohm umgesehen und mit meinen Freunden, worunter auch
Rath Schücking ist, bey Druffel Caffe getrunken. Cormann fehlt noch, ohne
daß man weiß warum? noch wie? Schücking kam vorgestern her. Wir haben
uns noch wenig aneinander genießen können. Die Schuld liegt wohl an mir.
Der Sohn des Epaminondas, sagt mein Michael, heißt Stesimbrotus,wurde gekrönt und geköpft, für sein Glück u seinen Ungehorsam. Fiat iustitia etpereat mundus. In Plutarchs
Abhandl. unter den moralischen
,
wo der
Character der Römer u Griechen
verglichen wird, steht
diese Anekdote u die Qvelle derselben.
Diesen Augenblick kommt Cormann – und ich stehe auf, ihn zu
bewillkommen. – Zu Mittag ist es endlich im Rath der Wächter entschieden, daß
wir erst den 11 d Sonnabends abreisen und Dom X. uns in Pempelfort
widersehen.
Nicht allein ich, sondern ihrer drey kommen, nach St. Jacobi IV. 15.
Morgen waren wir willens nach Angelmodde zu wallfahrten. Diotimekommt nach der Stadt mit
Ablaß
und es ist mir lieb bey meinen
Umständen eines operis operati überhoben zu seyn, womit ich würkl. besorgte eine
Sünde wider Ihren Geist zu begehen. Wenn ich gesunder und ein wenig
leutseeliger ohne den bösen Daemon meiner Hypochondrie und noch ärgern Diätvon dem Pyrmonter in P. wider zurück komme: so wird es vielleicht ein
beßer mit mir gehen. – Wie Dir und Deinen beyden würdigen Schwestern
bey meinen Launen zu Muthe seyn wird. Habe wenigstens, lieber Jonathan
die Barmherzigkeit selbige auf den Plagegeist, von dem ich beseßen werde,
vorzubereiten, damit sie nicht dadurch in Ihrer Erwartung irre gemacht
werden, und Du mit Deiner guten Meynung und Vorurtheile der
Freundschaft zu Schanden wirst. Es bleibt also dabey, daß wir den 12 eintreffen
werden.
Frantz kann nicht schreiben und hat heute gnug mit der Post zu thun. Die
medicinische Angelegenheit ist abgemacht. Von alle diesem mündlich mehr. Die
herzlichen Empfehlungen u Grüße von uns allen.
Alles übrige mündlich und bald gegenwärtig, von Angesicht zu Angesicht.
Was sich nicht sprechen noch schreiben läßt, wollen wir uns einander aus Aug
und Herz lesen. Hiemit Gott empfohlen von Deinem alten und seinen
Reisegefährten, die Gott begleite und an Ort und Stelle bringe! Von unserer
ganzen Familie die herzlichsten Grüße an Dich u die Deinigen. Daß Druffel,
Schücking u Cormann dazu gehören, versteht sich am Rande, und der alte
Freund Doctorandus –
Adresse:An / HErrn Geheimen Rath Jacobi / zu /
Düßeldorf
.
Vermerk von Jacobi:Münster den 8ten August 1787
J. G. Hamann
empf den 9ten –Pempelfort den 9ten August 1787.Abends um 8 Uhr.Eben erhalte ich Deinen Brief, u bin voll Freuden daß Du kommst. Ich
schicke Dir meinen Bedienten entgegen, der Wagen u Pferde für Dich in
Dorsten bestellen, u Dich bis nach Pempelfort begleiten soll. Zu Mühlheim
findest Du meinen Wagen, Kutscher u Pferde. Mündlich erzähle ich Dir,
warum ich Dir Wagen u Pferde nicht bis Dorsten entgegen schicken konnte.
Es ist im Grunde auch so am beßer, den einzigen Punkt ausgenommen, daß
ich nicht gewiß weiß, ob sich auf der Post zu Dorsten, ein recht bequemer
Wagen finden wird. Die Wege sind aber gut u eben, u in 4 Stunden Zeit
bist Du zu Mühlheim. Ich hoffe Du machst Dich Sonntag bey guter Zeit
auf den Weg, damit Du früh hier ankommst. Wir kommen Dir nicht
entgegen, sondern erwarten Dich hier. Stehe Sontag nicht zu spät auf, aber auch
nicht zu früh
Lieber Lindner u liebes Hanschen, ich grüße u küße Euch. Reiset alle
glücklich. Gott befohlen! Ich freue mich herzlich darauf Euch zu sehen unter
meinem Dach, worunter die Bäume mitverstanden sind. – Ihr kehrt nun nicht
im Geist, sondern im Posthause ein. Mein Bedienter besorgt alles. Wenn er
aber etwas albernes besorgen will, so thut ihm Einhalt; denn es ist nicht der,
den ich bey mir hatte, sondern No 2, deßen Nahmen Du Voltaire last, u der
Wolter heißt – Nun Ade! Tausend Grüße von den Schwestern, die auf alles
gefaßt sind. Du wirst dicht neben uns schlafen. – Alle guten Engel geleiten
Dich! Ich herze Dich u Deine Begleiter von ganzer Seele
Dein Fritz Jonathan.Adesse:An Herrn Johann Georg Hamann
Vermerk von Hamann:Erhalten im Thor von
Dorsten
den 11 Aug um 7 Uhr des Abends.Pempelfort den 13 Aug. 87.Mein erwünschter, mein auserwählter Franz,Gestern kamen wir glücklich hier an um 5 Uhr gegen Abend – der Anfang
unserer Reise war ein wenig verdrüßlich, weil ich meinen grünen Charivarizu Hause gelaßen hab, und die Witterung rauh war und feucht, folglich
nicht den Maasregeln der vorigen Tage gegen meinen kleinen Ausschlag
angemeßen. Mein Mittag in Dürmen bestand also in einigen Löffeln
Biersuppe. Der Wagen, den uns der sonst gefällige Postmeister geben konnte, war
nicht so beqvem, aber doch bedeckt gnug vor einem Platzregen, der uns
überfiel, aber zum Glück zu rechter Zeit aufhörte. Er war demjenigen ähnlich,
den wir den vorigen Mittag im
großen
Saale der
besten
Fürstinn
ruhig abgewartet hatten; währte aber etwas länger. Im Thor von Dorsten
kam uns ein Bedienter mit einem Briefe aus P. zuvor, der alles zu unserer
Aufnahme im Posthause auf das ordentlichste besorgt war. Jetzt war die
Reyhe an den lieben D. Raphael zu fasten, der über Kopfschmerzen und
Verkältung klagte. Wir speisten mit einem Sohn der Postmeisterin, einem
Vicarius, und ich ließ mir gelüsten ein kleines halbes gebratenes Huhn
schmecken zu laßen. Gestern fuhren wir in einer alten beqvemen Kutsche ab,
hielten in Bruch oder zu Mühlheim jenseit der Ruhr einen vergnügten
Mittag, und kamen unter anhaltenden Regen, der mich an das Evangelium
Dom. X. p. T. erinnerte, erwünscht an, wo alles zu unserer Ruhe und Pflege
zubereitet war.
Ich hoffe, liebster, bester Franz, daß Sie eben so umständlich seyn werden,
uns Ihr und Mariannen Befinden zu melden. Gott gebe, daß sich alles zu
unserer gemeinschaftlichen Zufriedenheit bald entwickeln möge, und entferne
alles, was Ihre häusliche Glückseeligkeit stören möge, die noch so manchen
Wunsch des Wachstums übrig hat. Ich kann es unmöglich vergeßen, daß
ich auch Ihnen den jetzigen neuen Genuß der Freude und des Lebens zu
verdanken habe, und eben so viel Hoffnung zu einer beßern Erneuerung.
Heute bin zum ersten mal im Garten gewesen, und habe meinem
freundschaftlichen Artzte meinen Besuch abgestattet, der ein paar niedliche Zimmer
in einer besondern Wohnung hat, und in dieser Lage beßer zu schlafen, als in
der Nähe eines lästigen Patienten, der ihm immer vor Augen lag, und ein
wenig zu arbeiten im stande seyn wird. Auch unsere doppelt kranke Marianne
wird sich erleichtert fühlen durch die gegenwärtige Leere, und eine Bürde
weniger haben. Ich hätte vorzüglich nöthig mich in Ansehung Ihrer Leute
zu entschuldigen, welche die gröste Ursache haben sich über meinen
pollnischen Abschied
, wie man es bey uns nennt, zu beschweeren. Ich bin
ehmals in Trinkgelder gegen Bediente, ohne es zu wißen, zu freygebig
gewesen – und habe in Ihrem Hause noch einige Gründe mehr gehabt, mich
des entgegengesetzten Fehlers verdächtig zu machen, meinen
Lieblingsempfindungen zum Trotz, aus vielleicht eben so sophistischen Gründen, die ich
Gelegenheit haben werde Ihrem Urtheil anheim zu stellen, weil Sie schon wißen,
wie sauer mir urtheilen und wählen wird.
Den 14 –Zum Willkom meiner Muße habe ich des seeligen Hallers
Tagebuch
seiner Beobachtungen über Schriftsteller
und
über sich
selbst
gefunden, von hinten das Buch angefangen und mich an den
Fragmenten religiöser Empfindungen
nicht satt lesen können. Ihnen
und der Princeßin wünschte ich auch diese Lectür.
Gestern erhielt auch unser Jonathan die Lettre remise au Roi de Prusse
par Mirabeau, die uns allen außerordentlich Gnüge gethan hat. Ne pas trop
gouverner. Der Salomon du Nord ist treffend, und Joseph scharf
beurtheilt. Der erste Probebogen von Alexis ist auch angekommen, und gestern
Abend ein Epistelchen vom Compere Claudius.Vater und Sohn wohnen in einer Stube neben J. J. und ich wünschte
die Einrichtung dieses schönen Sommersitzes zum Muster Ihrer künftigen
Wohnung, an die ich im
Geiste
denke – Aus der kleinen Colonie der
größeren Bibliothek merke ich eine strenge Ordnung, die uns beyden, mein
erwünschter Franz, nicht gegeben ist, und Tante Lehne wie Claudius Sie
nennt, scheint diesen Geist in der ganzen Haushaltung eingeführt zu haben.
Kein Wunder daß Jonathan diese Schwester sein Alter Ego nennt. /Mein
würdiger Pendant, Corman, Coeurman oder Herzensmann wird schon nach
Welbergen abgegangen seyn.Freund Ernst Schuld ist abgetragen; Er selbst wird hier erwartet.
Mit meinen Füßen geht es nach Wunsch. Fleisch, Fische und Melonen
sind mir untersagt; desto mehr schmause ich im Gemüse, woran der Garten
reich ist, und die Auswahl Leonore überlaßen wird.
Meine Zunge wird auch reiner, und die Witterung sich auch wohl zur
Brunnencur beßern, die unser J. wegen eines Catarrhe auf einige Tage hat
einstellen müßen. Von lauter guten Aussichten umgeben, wozu selbst ein nahe
liegendes Carthäuser Kloster gehört. Vier Apotheken sind mir hier
angeboten. Sie können sich daraus den luxum Ihres Patienten vorstellen, um ein
würdiger Brunnengast zu werden.
Erfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten, besonders in Beziehung
Mariannens für unsern Artzt, der mir bald entbehrlich werden wird, und
deßen Cur ich auch Ehre zu machen hoffe. Leben Sie recht wohl und denken
so fleißig an uns, wie wir es hier thun, und ich vor allen Anlaß habe, Gott
und Ihnen zu danken. Grüßen und empfehlen Sie unsern gemeinschaftlichen
Freunden Ihren alten Invaliden in speJohann Georg.Zusatz Jacobis:Ich grüße u küße Dich; lieber Franz, mit Deiner Mariane herzlich u treulich
Dein Fritz.Adresse:An / HErrn
Frantz Bucholz
/
Herrn von Welbergen / zu /
Münster
.
den 13 Aug. 87Pempelfort. auf dem Bette den 16 Aug. 87.Den 2 d. erfreute mich und beschämte mich zum Theil Ihr zärtlicher Brief
vom 27 pr. Herzlich geliebtester Gevatter Landsmann und Freund. Seit
Dom. X. bin ich hier, ohne dem Zweck meiner Reise und den Bedürfnißen
meiner Gesundheit näher zu seyn. Allenthalben meinen Freunden, und folglich
mir selbst zur Last, weil ich so wenig genießen kann als ich selbst geniesbar
bin. Mit meinen Füßen geht es zwar beßer, aber die innere Qvelle des Uebels
ist zu voll und die materia peccans erfordert Zeit zur Auflösung und
Abführung, welche der Stärkung und Widerherstellung vorhergehen muß. Auf
dem ersten Preuß. Dorfe im Westphälischen kam uns die mitgegebene
Reisekost sehr zu statten, und selbst in Münster habe ich mich mehr wie einmal an
dem Vorrathe der übrig gebliebenen
Gries
der gastfreyen Vorsorge und
Zärtlichkeit erqvickt und mit widerholten und doppelten Geschmack Ihrer
würdigen Gattin und der Albertischen Familie erinnert – an die
Ehre
,
die
Freude
und die
Fülle
Ihres Hauses, den darin herrschenden Geist der
Einheit und Ordnung zurückgedacht, den Gott erhalten und seegnen wolle
– reichlich und täglich! Wie sehr dank ich der Vorsehung, daß ich der Pflege
Ihres kleinen Lieblings nicht im Wege gewesen. Küßen Sie die kleine Mutter
von dem alten Mann, der mit Kranken sympathisirt und zu seiner
Widergenesung noch immer Hoffnung hat, aber nicht so gut zu Fuß ist, sie
einzuholen und mit Pathchen und Hermannchen mitzuspielen.
Sie werden sich aus meiner Lage und der vi inertiae meines Gemüths, die
sich aller Bewegung und Thätigkeit widersetzt die
Nothwendigkeit
meines zähen Stillschweigens leicht erklären können, und daß ich noch zu
nichts tauge, zu allem stumpf und unbehülflich bin.
Den 23 pr. überraschte mich Jonathan Jacobi, brauchte hier den
Pyrmonter und reiste den 4 d. wider ab. Da wurde die Abrede genommen zu
meiner Brunnencur in Pempelfort. Ich bin während meines Aufenthalts in
Münster kaum im stande gewesen ein paar Tage auszugehen und mich in der
Stadt umzusehen.
Meine Unpäßlichkeit und meines Wirths seine war also das einzige
Thema, wovon ich hätte schreiben können. Auf die letztere hatte ich vorzüglich
bey der Gesellschaft meines medicinischen Raphaels Rücksicht genommen. Der
Anblick meines B. ist Beweis gnug des feinsten Nervensystems, daß ich keinen
nähern Schlüßel nöthig hatte, um meine Neugierde zu befriedigen. Mit
unsern kleinen Vertraulichkeiten kann niemand gedient seyn. Die Absicht und
die Art meiner Reise qualificirt sich zu keinen Beschreibungen. Vestigia meterrent – Bene latuit ist der Wunsch und die einzige Glückseeligkeit oder
vielmehr Bedürfnis meines Lebens.
B. Marianne ist ihrer Entbindung nahe, und an ihrer Jugend nagt ein
verwahrloseter Wurm einer schleichenden Auszehrung – Da haben Sie ein
Concert von 3 Patienten, von denen keiner zur Correspondenz taugt. Wir
reisen nicht wie die Herren Berliner, fürs Publicum, sondern mit den
individuelsten Privatabsichten
Hans Michael hätte Ihnen nichts schreiben können, als daß sein alter
Vater theils auf dem Bette theils auf der Stube zubringen muß, unter
ewigem Gebrauche purgirender, auflösender und ausführender Mittel, mit
einem Schwager unsers wohlthätigen Wirths zum Zeitvertreibe das
Griechische vorgenommen. (Es ist ein junger
Detten
und war einer der nächsten
Nachbarn.) mit einem gefälligen Gelehrten, Prof. Kistenmaker, einigen
Umgang gehabt, der ihn mit Büchern v alten Autoren versorgte und daß ich mein
Bette und meinen Tisch mit einer Menge Büchern belegt, von denen ich die
wenigsten habe bestreiten können. Es geht uns mit unserer Schreibfeder, wie
mit unserer Zunge. Und unserer Unvermögenheit wegen uns zu trösten, muß
Vater und Sohn dem Horatz sein Di bene fecerunt nachbeten. Erwarten
Sie also keine Unterhaltung, bis ich derselben ein wenig fähiger seyn werde.
Pempelfort kennen Sie so gut als ich, und daß wir uns, liebster Reichardt,
Ihrer öfters und freundschaftlich erinnern, versteht sich von selbst. Morgen
fange ich eine neue Cur mit dem hiesigen berühmten Hoffmannschen
Kalkwaßer
an, wodurch unser Freund L. meine Genesung und den Gebrauch
des Pyrmonter, wozu ich eben hieher gekommen bin, zu befördern hofft. Ich
reise wie ein Kranker, der sich um nichts bekümmern kann, der sich und seine
Freunde, die er heimsucht, bedauert, und seine
elende Klügeleyen
mitzutheilen sich fürchten muß, somnia aegri. Wie sollte es mir einfallen ein
Lobredner
oder
Kunstrichter
meiner Freunde, meiner wohlthätigen
Freunde zu seyn, auf deren Mitleiden und Nachsicht ich allein Ansprüche
machen muß –
den 17 –Ardinghello fiel mir gestern in die Hände, und ich konnte nicht eher
aufhören, bis ich damit fertig war. Eben so gieng es mir mit
Hallers
Tagebuche
, das ich bey meiner Ankunft gleich vor mir fand. Den Tag darnach
erhielten wir die merkwürdige Epistel des Mirabeau. Diese Unenthaltsamkeit
meines Appetits im Lesen und Eßen ist ein unüberwindliches Palliativ und
pabulum meiner langen Weile, die ich mir leider selbst zu meiner Muse
erwählt.Franz Buchholtz, Erbherr von
Welbergen
ist der einzige Titel, den mein
Münsterscher Freund hat. Ungeachtet seiner hypochondrischen Diät, mit der
er sich seit vielen Jahren seiner Uebel erleichtert hat durch eine strenge
Beobachtung einer gesetzmäßigen Lebensart, mit der er sich vor den
Wirkungen der Luft in Acht nehmen muß, ist er ein paar mal in einer offenen
Kutsche mir zu Gefallen ausgefahren, und wird wie ich hoffe sich dieses selbst
aufgelegten Joches allmählich entäußern können. Der Umgang in seinem
Hause ist sehr eingeschränkt, desto angemeßener aber meinem Geschmack.
Einer meiner angenehmsten und merkwürdigen Tage, die ich in Münster
erlebt, war der erste Besuch im Hause der Prinzeßin, der herrlichen
Bibliothek
und schönen Garten. Es war der
neunte
August. Eines Hemsterhuis
Diotima
ist eine so merkwürdige und einzige Erscheinung ihrer Art – daß
ich armer Invalide eben so viel Zeit nöthig haben werde den Schatz ihres
Geistes und Herzens, als ihrer in allen Sprachen, Wißenschaften und
Künsten reichen und prächtigen Sammlung zu übersehen und anzuwenden. Der
alte Pericles von Fürstenberg und mein junger Alcib. B. sind ihre
vertrautesten Freunde. Sie können also leicht denken, daß des letzteren Haus eine
hohe Schule
für mich gewesen ist, und seyn wird – und wie sehr mir
mens sana in corpore sano nöthig ist zum Genuß alles Guten, womit ich in
Münster
und
hier
umgeben bin, noch immer leider! wie ein Tantalus.
Zu unsern innigsten Hausfreunden in Münster gehörte ein gewißer
Druffel
, der diesen Herbst nach Göttingen gehen wird um das Jus dort zu
studieren, und ein D. Corman, der in Welbergen lebt, und nach der Stadt kam
mich kennen zu lernen. HE
Schücking
der einige Gedichte in Voßens
Musenalmanach geliefert, kam dort auch zum Besuch, und wird hier
gleichfalls erwartet. Meinen alten Freund
Kleuker
aus Osnabrück hoffe ich
auch nächstens kennen zu lernen.
An HE von Schuken. Zufriedenheit mit seinem Aufenthalt in Schlesien
nehme ich vielen Antheil. Leuchsenr. wird schwerlich hier erwartet. Ob er nach
M. kommen wird? D. Biester werde vielleicht hier kennen lernen.
Ueber die Nachricht von meines alten Freundes, des jetzigen
Kammergerichtsraths Philippi erwünschten Verpflanzung nach B. habe ich mich herzl.
gefreut. Er wird für die Handschuh, die meine älteste Tochter mir gestrickt,
Sorge tragen, auch für die alten Stiefel, daß ich sie einmal mit einer
guten
Gelegenheit
hieher oder nach Münster wieder erhalte, oder allenfalls auf
meinem Rückwege mitnehmen kann. Ich setze zum voraus, daß Sie zufällig
Anlaß haben sich meiner zu erinnern, wenn Sie ihn etwa sehen sollten.
den 18.Ich bin gestern zum ersten mal ausgefahren nach Grafenberg, habe diesen
Morgen mein Frühstück im Saal versucht. Es geht alles so langsam mit mir,
daß ich nicht von der Stelle komme. Unterdeßen muß ich nolens volens so viel
Gedult mit mir selbst haben, als meine Freunde mir zum Muster und
Vorbilde dienen. Diese Woche wurden wir mit einem Briefe von Claudius erfreut;
deßen Kinder aber auch krank sind. Gott erbarm sich aller Kranken, unter
denen ich der gesundeste und vornehmste bin, weil ich selbst nicht weis, wo es
mir eigentlich fehlt.
Sie haben, liebster Gevatter, gnug gelesen, um mein bisheriges und
ferneres Stillschweigen nebst der Quarantaine deßelben beurtheilen zu
können. Den Aufschluß Ihres Musäus haben wir sämtlich in Münster mit
vieler Zufriedenheit gelesen. Sie haben den Knoten geschürzt, und waren
auch schuldig zur Entwickelung deßelben das Ihrige beyzutragen. Nur ein
einzig mal nach Hause geschrieben, noch keinen einzigen der von dort
erhaltnen Briefe beantworten können. Ich warte mit Schmerzen auf gute
Nachricht von Mariannens Entbindung, an deren Cur ich wie an meiner eigenen
Antheil nehme, und deren Druck ich mitfühle. – Wenn ich nur ein wenig
arbeiten könnte, so würde es zur Zerstreuung dienen. Aber hinc illae
lacrumae – daß ich nicht einmal, einen Brief schreiben kann, und immer mehr
in Unthätigkeit versinke, wie in einem Morast –
Haben Sie also Gedult mit mir, und laßen Sie mir Zeit zu meiner
Erholung und Wiederherstellung, wenn ich selbige noch erleben soll. Ich umarme
Sie und alle die Ihrigen – von der
lieben trauten Mutter
und
Grosmutter
an bis auf die jüngsten
Enkel
und übrige sämtliche
Genoßen Ihres mir unvergeßlichen Hauses und Busens. Mein
herumschwärmender Junge und an mich gefeßelte Freund und Reisegefährte nehmen an
meinen Gesinnungen den innigsten Antheil. Die Vorsehung erfülle alles, was
ich nicht auszudrücken und zu äußern im stande bin. Ihr glücklicher Mitgefühl
wird leichtlich alles errathen, was mein
Jonathan
hier und seine ihm
ähnliche
beyde Schwestern
mir aufgetragen haben. Er hat mit seinem
unbeholfenen Gast alle Hände voll, und mit dem Abdruck des Alexis wird
auch geeilt, damit er vor der Meße fertig werde. Weil alle Dito’s kein Rätzel
für Sie seyn können: So bleibe selbige in petto Ihres alten unvermögenden
pppp Pilgrims J. G. H.den 20Morgen wird der Anfang mit dem Pyrmonter gemacht. Tausend Grüße
und Küße an alle von allen! Ich kann nicht mehr.
Adresse mit rotem Lacksiegelrest:An / Herrn Reichardt, / Königl. Preuß. Kapellmeister / in / Berlin.
Aller liebster Herr Inspecter!Wenn sie sich wohl befinden so soll es angenehm zu vernehmen sein, hier
sind wir alle wohl, außer der Buchhalter Strauss ist gestorben; bester Herr
Inspecter der KriegsRath de xenemony soll ihr Wohnung bekommen, falls
dieselben ausziehen, den ich muß frey gestehn daß ich mir auch umb die
Wohnunge bewerben wolte allein ich glaube nicht daß ichs sie bekomme NB: fals
d HEr Inspecter sie nicht behalten, darf ich sie gantz gehorsamst bitten,Wenn sie ja nicht die gelegenheit behalten wollen u ausziehn; für mich ein gut
wort einzulegen, wenn sie durch Berlin kommen solten; sie können versichert
sein daß Nie diese gute Handlung vergeßen werde in dem ich willens bin
Mein Hauß zu verkauffen; Mein bester HEr Insp: ich Muß ihnen
benachrichtigen daß meine Tochter Braut ist wo ich überzeugt bin daß sie auch
antheil nehmen werde u daß mit einem Land Junker Mit Nahmens
Parpatt bey Dantzig; hier ist nichts neues außer was die Hamburger Zeitung
uns schreiben, wenn ich bitten dörft wenn dieselben schreiben an mir auch
denkte, in dem mich ihr wohl befinden sehr angenehm sein würde, ich bin u
verbleibe mit Hochachtung
Ihr
treu liebender Freund undDiener
Gomm
Königsberg 18t Aug. 87
in eil
Mein Resp: an den HErrn Sohn
bitte nicht zu vergessen.
Adresse mit Mundlackrest:An / des / HErrn Inspector / Hammann / HochEdelgebohren /
zu
/
Minster
/
per couvert
.Vermerk von Hamann:den 30 Aug. geantw. den 15 Sept.Pempelfort den 18 Aug. 87.Meine herzlich geliebteste Freundin und Gevatterin,
Den 16 Jul. erhielte ich Ihr erstes Andenken vom 5 das nach Berlin
bestimmt war und mir nach Münster nachgeschickt wurde. Mein bisheriges
Stillschweigen wird durch die Nachrichten, die Sie durch Hill erhalten haben,
keine Rechtfertigung verdienen. Ich begreife selbst nicht, wie es mir mögl.
gewesen, in Einem Zuge 7 schlaflose Nächte auszuhalten. In den letzten kam
es zu fieberhaften Phantasien. In
Marienwerder
hatte ich einige
vergnügte Stunden bey meinem alten Freunde, dem CanzleyDir. Megerlin,
und seiner herzlichen Frau, die mich in große Versuchung setzen mich
auszuruhen – In
Fordon
und
Bromberg
kam es wurde wieder über eine
Ruhe Station zu Rath gegangen. Meine Ungedult den D. Lindner
festzuhalten überwog alle Bedenklichkeit. Endlich langte ich gantz erschöpft den 28 in
Berlin an. Nach einer halben Stunde auf einer Bank im Posthause kam
Reichardt
wie ein Engel in einer Kutsche geflogen und holte mich in sein
gastfreies wohlthätiges Haus, wo ein
geschmackvolles
Mittagsmahl
bereitet stand. Ich ließ es mir so gut schmecken, daß noch denselben Abend
mein Uebel ausbrach. Ich habe 8 Tage in Berlin in völliger Penitenz eines
Kranken zugebracht, kam gar nicht aus dem Hause, konnte wenigen Antheil
nehmen an allem dem Guten, womit ich überhäuft wurde, erhielt
Bewillkommungsbriefe von meinem hiesigen Jonathan und Gev. Claudius, konnte
kaum dem letzteren antworten und marterte mich einige Zeilen an
Herder
zu schreiben, den ich nicht über das Herz bringen konnte so nahe und
unbegrüßt vorbeyzugehen. Den 6ten Jul. verließ ich mit Gewalt Berlin in
Gesellschaft meines freundschaftl. Artztes – nicht ohne einen Antrieb der Vorsehung,
weil kurz nach meiner Abreise mein liebreicher Wirth mit Krankheit 2 Kinder
heimgesucht worden, und ich darüber untröstlich geworden wäre der
dritte
Patient gewesen zu seyn. Was Reichardts Haus für einen unauslöschl.
Eindruck gemacht hat, davon einmal mündlich mehr. Was für Ordnung in einer
so zahlreichen Familie herrscht, läßt sich ohne Bewunderung und Entzückung
nicht beschreiben. Die ganze Albertische Familie ist ein Muster
guter
herzlicher
Menschen.
Großmutter
, ihre Tochter, eine wahre Hausehre
2 Schwestern, ein Bruder, ein junger Schmohl, ein Häuflein
zusammengebrachter Kinder – kurz eine Fülle und Hülle natürlicher Güte und Einfalt,
eine Harmonie des Geistes und Herzens, die dort im
Kleinen
, wie hier
im
Großen
herrscht.
Den 7 Jul. kamen wir mit unserm braven Fuhrmann in einer beqvemen
Kutsche in Magdeburg an, nachdem wir die ersten 100 Meilen in einer Laube
Mittags gefeyert hatten, wo der V. Sonntag nach Trin. und das
Evangelium vom Fischzuge Petri herrlich gefeyert wurde; bey Cons. Rath Funk,
an den ich einen herzl. Gruß von unserm würdigen
Böttcher
zu bestellen
hatte führte mich zu unserm gemeinschaftl. Freunde, dem Aßistentzrath
Philippi, deßen Gemalin aber für die Freunde ihres Mannes nicht sichtbar war.
Ein für mich sehr auffallender Unterscheid von Reichardts
Hausehre
.
(Ich hatte in Berlin Hartknochs Reisestiefel und die von der Lisette Reinettegestrickte Handschuh vergeßen zu meinem großen Nachtheile unterwegs. InAus Reichardts Hause ist alles uns nachgeschickt worden, aber zu spät – und
in Philippi’s Hause habe ich die Eindrücke nicht erhalten, die ich aus Berlin
mitgenommen hatte, so unvergeßlich jenem auch unsere Freundschaft
geblieben war.)Den 10 überraschte uns Jenisch in Braunschweig und meldete uns ein zu
D. Biesters Ehren angestelltes Gastmal an. Meine Füße wurden immer
dicker, und meine Diät eingeschränkter.
Den 13. hatten wir einen schlechten Wirth an
Schlüter
in
Herforden
; einen desto beßern des Abends an Fehr zu Minden in der Stadt
Berl
.
Den 14. kamen wir zu Bielfeld und hatten abermal einen erwünschten
Wirth an HE Küsten, wo ich nach Münster mich anmeldete und Hofnung
hatte gerade nach Welbergen zu fahren. Ich muste den Sonntag auf dem
Bette zubringen, geschweige aus dem Hause kommen. Nachmittags kam
einige Stunden früher ein Brief von meinem B. der unsere Abreise
beschleunigte. Unser Fuhrmann hatte nunmehr seinen Abschied, mit dem wir von
Berl. aus sehr zufrieden gewesen waren, und wir giengen mit Extrapost
gerade nach Münster, weil unser Freund schon von seinem Gute dort
heimgekommen war. Also kamen wir den 16
Jul
. des Abends zwischen 8–9
glücklich an und wurden von Marianne empfangen, und bewillkommt, die uns zu
Ihrem und meinem
Franz
führte.
Den 167 muste ich das Bette hüten wegen meiner geschwollnen Füße
und seitdem hat meine Cur fortgewährt. Denselben Tag lernte ich den
Nächsten Freund des Hauses
Druffel
kennen, der noch diesen Herbst nach
Göttingen gehen wird. Den 18 war ich mit genauer Noth imstande ein paar
Zeilen auf dem Bette zu schreiben um meines Jonathans in Berlin erhaltnen
Brief zu beantworten und ihm mein näheres Daseyn zu melden. Den 19
wurde ich von der Fürstin überrascht, die den Tag drauf mit ihrer Tochter
Mimi
und ihrem
Mitri
(Demetrius) wider erschien. Den 22 war Hans
in Angelmodde auf einem Dorfe, wo die Princeßin sich mit ihrer Familie
eingerichtet hat. Den 23. des Abends erschien in
Lebensgröße
mein längst
geliebter
JacobiJonathan
. Den 25 versuchte ich zum erstenmal
aufzustehen; und den 27 Mittags mitzuspeisen, und auszufahren um die Wälle
der Stadt. Den 28 speiste die Princeßin hier und der Exminister,
Pericles
von Fürstenberg. Der Gebrauch von oben und unten wirkender Mittel muste
immer fortgesetzt werden. Den 29 lernte ich einen liebenswürdigen Jüngling
in dem einzigen Bruder der Marianne,
Detten
, kennen, den ich gleich
meinem Sohn zum Freunde bestimmte.
Den 1. meines Geburtsmonats wagte ich zu Fuß auszugehen, und erhielt
von der Fürstin 2 Bouteillen Cap-Wein, den ich bis zu beßerer Gesundheit
versparen muste.
Den 2 wurde mit einem Briefe von Reichardt u Einl. aus Kgsb. an meinen
Sohn erfreut.
3 entschloß mich zur Haberschleimdiät, empfieng von
Jonathan
ein
Buch
u eine
Schreibtafel
zum beständigen Andenken. Mein zerbrochenes
Tabac magazin aus Magdeburg war schon durch 2 Tabatieren von
eben
demselben
ersetzt.
Den 4. reiste Jonathan, mir eine Stätte hier zu bereiten.
Den 5 u 6. entschloß sich unser
Frantz
mit
Marianne
und
mir
,
nach vielen Jahren seine erste Ausfahrt in einer offenen Chaise zu thun.
Wir freuten uns alle über diesen glücklich abgelegten Versuch – Weil er keine
eigene Pferde hält; so werden immer 4 Postpferde dazu gebraucht. Eine fast
unverantwortliche Verschwendung in meinen Augen, weil der ganze Weg
kaum der Rede werth ist.
Den 7 kam HE
Schücking
aus
Bonn
an, von dem einige glückl.
Gedichte in dem Voßischen Musenalmanach stehen sollen. Ich war denselben
Nachmittag mit der ganzen Gesellschaft bey Druffel zum Caffé. In seiner
Mutter Apotheke wurden alle Arzeneyen gemacht, von denen ich in Münster
bisher gelebt hatte, und die kein Ende nahmen. Kräuterküßen um meine
geschwollene Füße und andere ditos von noch ärgerm Schlage.
Den 8 kam der letzte Freund meines B. von seinem Gute Welbergen an.
Arnold Corman
, deßen heil. Einfalt und Verbindlichkeit und Schicksal
mit meinem ziemlich parallel läuft.
Der 9 war der
merkwürdigste
Tag, den ich in Münster zugebracht.
Hemsterhuis Diotima überhob mich der Reise oder Ausfahrt nach ihrer
Bauerhütte zu Angelmodde, speiste bey uns und führte uns in ihr schön
angelegtes Hotel und den dazu gehörigen Garten, der mir eben so gefiel, als mich
die Bibliothek in Erstaunen und Entzücken versetzte. Wie sehr würden Sie,
liebste Freundin und Gevatterin, von dieser einzigen Frau ihres Geschlechts
eingenommen seyn, die an
Leidenschaft
für
Größe
und
Güte
des
Herzens siech ist. Da ist ein Vorrath in allen Sprachen, und Wißenschaften.
Wie bedauerte ich meinen Hans nicht mitgenommen zu haben. Er wurde aber
auch mit einer engl. Uebersetzung des Euklides bedacht, und alles was induplo von Hemsterhuis Schriften da war, wurde mir zu Theil; was fehlte
habe ich noch zu hoffen.
Den 11 fuhren wir mit Extrapost nach Pempelfort ab. In Dorsten auf
dem halben Wege hielten wir Nachtlager, wo im Thore schon ein Bedienter
No. 2 erwartete, alles im Posthause besorgt hatte, was zu unserer Pflege nur
nöthig war. Sonntags den 12 wartete schon die Kutsche auf uns nebst dem
nöthigen Mittags Eßen und wir kamen nach 5 gegen Abend in Pempelfort
erwünscht an.
Die zärtliche Sorgfalt meines Jonathans und seiner ihm ähnlichen und
würdigen Schwestern
Helena
und
Lotte
übertrifft alles – Die erste ist
sein
ander Ich
, wie er sie nennt und die Seele seiner vortreflichen und
herrlichen Haushaltung. Ich bin von allem übertäubt und wie man bey uns
sagt,
verblüfft
. Mit meinen Füßen geht es ziemlich jetzt; aber Magen
und Kopf bleiben noch zurück. Gestern habe mit einer neuen Cur, dem
Kalkwaßer des in diesen Gegenden berühmten D. Hoffmann, einst in Münster
jetzt in Maynz den Anfang gemacht. Ich bin zum erstenmal ausgefahren mit
dem Anfange meiner neuen Cur. Heute zum erstenmal Fleisch und zwar
Sauerbraten geeßen und eben brachte mir Jonathan die
ersten
Kirschen
aus seinem prächtigen Garten, der voller Seltenheiten ist.
Mein Sohn ist mit dem D. L. heute auf der Bibliothek und zum erstenmal
im Hause zu Düßeldorf gewesen, das eben so sehenswürdig seyn soll.
Nachmittags sind sie nach der hiesigen berühmten Gallerie gegangen – und ich von
diesem
und beynahe
allen Genuß
sequestrirt, lebe mir selbst und
meinen grosmüthigen Freunden zur Last – möchte mich magnetisiren laßen,
um entdecken zu können, was mir eigentl. fehlt, da ich alles für Leib und
Seele habe, was sich nur ersinnen läßt. Diesen Morgen zum erstenmal im
Saal Caffé getrunken, aus dem man in den Garten gehen kann. Ich werde
noch eine Woche nöthig haben, um den Pyrmonter Brunnen brauchen zu
können. Wenn dieser nicht anschlägt; so weiß ich nichts mehr, was mir helfen
könnte.
In Münster machte mich Mariannens nahe Entbindung und die
Vermuthung einer zehrenden Krankheit unruhig, wodurch sie sich selbst
unkenntlich geworden seyn soll. Wegen seiner bin ich ruhiger, und kann mir alle seine
Zufälle aus dem feinen zarten Nervensystem erklären, das aus seiner ganzen
Bildung in die Augen fällt und für ihn einnimmt.
den 19. Am Zöllner SonntageGestern Abends fuhr noch mit meinem liebreichen Wirth durch und um die
Stadt, die schöne Straßen u Gebäude hat – habe auch den Rhein gesehen,
die Wohnung nebst den uns zugedachten Stuben und die ansehnl. Bibliothek.
Mein linker Fuß behält noch immer Geschwulst, hindert mich an Bewegung
– und die Eingeweide scheinen allen Ton verloren zu haben. Appetit ist
immer da, aber Verdauung fehlt und kein Nahrungssaft, der Kräfte giebt,
sondern in Schleim und Geschwulst, selbst im Gesichte und um den Augen
besonders ausartet – also von Haupt bis in die Füße, wodurch mein Gemüth
immer schwerfälliger wird.
den 20 –Hofrath Abel, der Hausartzt und mein freundschaftlicher Reisegefährte
haben heute gemeinschaftlich beschloßen, daß ich morgen den Pyrmonter
anfangen soll. Oft sinkt mir alle Hoffnung Preußen wider zu sehen – und ich
habe hier alles, was ich mir nur wünschen kann. Ueberfluß zum Genuß, nur
Kräfte zum Verdauen, weder Magen, noch Herz noch Kopf, noch Füße. Da
die Brunnencur einen neuen Stillstand machen wird, eile ich mit diesem Briefe
fertig zu werden. Meinem Sohn geht es Gottlob desto beßer, und dem fehlt
es Gottlob! an nichts, verliert auch nicht weder Zeit noch Absicht seiner
Reise, hat Gelegenheit gnug zu sehen, zu hören und zu lernen, auch das Glück
geliebt zu werden. Der beste Ersatz, den sich ein abnehmender Vater wünschen
kann, die seinigen zunehmen und wachsen zu sehen.
Während meiner Brunnencur werde ich nicht zu schreiben im stande seyn –
Vielleicht bin ich so glücklich Ihnen beßere Nachrichten liebste Freundin, nach
verrichteter Arbeit mitzutheilen. Trösten Sie sich wenigstens mit meinem
Schicksal, und Gott gebe Ihnen Gedult und Muth auch ihr häusliches Kreutz
zu ertragen. Wenn Sie können, geben Sie mir doch gute Nachrichten von der
Beßerung Ihres kranken Herrn Sohns, und daß Sie zufriedener sind.
Vergeßen Sie auch nicht meine Hausmutter und wie es bey mir aussieht. Wir
wollen uns der Führung unsers himmlischen Vaters überlaßen, der am besten
weiß, was zum Glück und Wohl seiner Kinder auf Erden dient, und dem wir
alle unsere Sorgen anheimstellen können. Er sorget für uns, Er hütet und
wacht – Unsere Lage ist nicht ein
ungefähr
oder
Zufall
, sondern ein
Plan der höchsten Weisheit und Liebe –
Mein Jonathan Jacobi hat mir ausdrückl. vorgestern aufgetragen auch
in seinem Namen einen herzl. Gruß beyzulegen. Wie wohl würde es Ihnen
thun, den kleinen
Kreis
meiner
neuen Welt
zusammen zu sehen. Was
für ein Ausbund von menschlichen Herzen, in deren Mittelpunct ich lebe –
gelebt habe
und Hoffnung behalte, verjüngt noch
länger
zu leben –
und
beßer
im
Geist
, als nach Fleisch und Blut, das ohne ein kleines
Kreutz, bald übermüthig würde.
Ich habe Ihren Wunsch erfüllt und geschrieben. Nehmen Sie mit dem
leeren Innhalt zum Anfange für lieb, biß ich erst meiner mächtig werde.
Behalten Sie mich in gutem Andenken, und empfehlen Sie mich bey
Gelegenheit Ihrer Nachbarschaft vis-à-vis. Vergeßen Sie auch nicht sich der
meinigen zu erinnern, wie ich Ihnen und den Ihrigen gerne mehr Gutes
wünschen
möchte
. Hans treibt sich in den schönen Gegenden hier ein
wenig herum und nimmt an meinen Gesinnungen herzl. Antheil. Die
gute
Henriette wird auch seine Schwestern nicht vergeßen. Ich küße Ihnen Hand
und Mund, als ein alter, unwandelbarer Freund u Diener
Johann Georg Hamann.Adresse mit rotem Lacksiegelrest:à Madame / Madame Courtan, / née Toussaint / à /
Königsberg
mit roter Tinte vermerkt:Nro 14Königsberg den 20ten Aug. 87.Vermerk von Hamann:No 2 Erhalten den 30 Aug.Geantw: den 16–18 Sept.Verehrungswürdiger theurer Gönner u. Freund
Ihr werthes Schreiben, so ich den 15 h. erhalten, hat mich und Ihre liebe
zurückgebliebene Familie von vielen Besorgnißen, die uns Ihrentwegen
beunruhigten, befreyet. Wie sehr wir DichSie wegen Ihrer geschwollenen Füße
bedauert, und wie innigst wir ihre vollige Beßerung wünschen will ich
verschweigen. Die Schicksahle Ihrer Reise und die Ursache Ihres Stillschweigens
hab’ ich He. Milz, He Pr. Kraus, He Brahl und He. Böttcher sogleich
mitgetheilet. Ihre liebe Lisette Reinette hat mir versprochen alles für mich bey
der gnädigen Baronesse zu bestellen. An He Hampus, der in sich ietzt in
Riesenburg befindet, hab ich Ihren Dank für seine gute Empfehlung nach
Marienwerder noch nicht bestellen können. Der Mad. Courtant hab ich in
Pennart, wo sie sich den Sommer über aufhält, Nachricht von Ihnen
gebracht, und ihr die größte Hälfte des Briefes hauptsächlich das was sie
angeht, vorgelesen. Sie hat sich sehr darüber gefreut, und Ihre liebe
Hausmutter und Kinder auf den 27t zu sich auf das Land gebeten; gewiß Ihren
Geburtstag zu feyern, zu dem ich Ihnen von Herzen Glück wünsche. Nur seh
ich nicht ab, wie das schöne Geschlecht ohne Wagen wird zu Fuße dahin
wandern können. Denn aller meiner Vorsicht ungeachtet, wär ich, bey dem
ietzigen schlimmen Wetter, das uns die Ernte sehr traurig macht, von den
glatten spitzigen Steinen, so bisweilen einen Schuh tief unter Waßer liegen,
beynah wie vorigen Herbst der junge Niklovius herab gefallen. Diese mögen
diesen Tag dahero feyern oder nicht, so wollen wenigstens ich und die
Nikolovius ihn mit vieler Freude bey einer rothen Mahlzeit begehen. Mein
Umgang ist mit diesen edeln Junglingen weit vertrauter und häufiger seit Ihrer
Abwesenheit geworden, und man nennt uns schon die 3 Brüder. Vorzüglich
ist der älteste N. anietzo in Königsberg mein einziger wahrer Freund, den
ich als ein mir unerreichbares Muster der Enthaltsamkeit und Beständigkeit
bewundre. Mit ihm gehe ich die ersten Capitel im Genesis blos noch
grammaticalisch und annalitisch durch. Macht er weitere Fortschritte, so lese
ich die Psalmen mit ihm. Im neuen Testament sind wir bis an den Brief an
die Römer gekommen, wo wir den Koppe zu unserm Führer erwählet.
Sobald mein matter Körper es erlaubt, denken wir unter dem Beystand von
Oben kleine gemeinschaftliche Versuche in der practischen Homilitik zu
machen. Mit He Böttcher, den ich ietzt zum 2ten mahle besucht, und der auch
einmal Ihr liebes Haus besucht hat, steh ich bis ietzt noch in keiner nähern
Verbindung. Hingegen hat mir He Einnehmer Rousselle eine Condition in
den ersten Elementen aller Schulwißenschaften, der Musik und französischen
Sprache bey seinem Sohne, den er noch mit einem andern zu paaren willens
ist, angetragen, und ist erböthig mir selbst meine Französische Aussprache zu
verbessern und mich auf alle mögliche Art und Weise zu empfehlen und
fortzuhelfen. Ich hab versprochen nach einigen Wochen, die iezt verfloßen,
anzufangen, und nun durch einen Umstand, den ich durch He B. gehöret, wovon die
eingefallene Nase ein Beweis seyn soll, beynah scheu gemacht, hinzugehen,
und in nicht geringer Versuchung mein Wort zu brechen.
Ich beschwöre Sie, Verehrungswürdiger Freund, nicht auf mich zu zürnen
sondern mir von Herzen zu vergeben, wenn ich noch nicht bin das was Sie
und ich wünschen, und ich noch nicht so zufrieden lebe, wie ich sollte und
könnte. Die Ursache hiervon mag in meinem kranken Körper, den ich mir zur
Last herumschleppe, oder in meiner Seele liegen, die wie Pfenniger sagt, der
mich sehr beschämt gemacht hat, noch in Palästina herumflattert, so habe ich
dennoch die feste Zuversicht, daß Leib und Seel genesen und ich beydes
Gesundheit und Ruhe erlangen werde. Ich muß gestehen bis iezt wechseln noch
bey mir Augenblicke, die mich befallen und mir nichts anders als Tod und
Grab ringsumher zeigen, mit solchen in denen ich mit keinem Nabal tauschen
mochte, und wo ich die heiterste Aussicht in die Zukunft vor mir sehe. Ich
schreibe Ihnen diese Gedanken meines Herzens, die sonst jedem verschloßen
sind, weil Sie’s mir aufgetragen haben. Thue ich dieses nicht so haarklein,
wie sSie wünschen, so bitte ich um Nachsicht. Daß ich meine Briefe bey
He. Commercien-Rath Fischer bringen darf, freut mich recht sehr. Ihre liebe
Hausmutter hat mir so gar das Porto für den ersten Brief Ihres Sohnes
wiedergeben, obschon ich mich dagegen sehr geweigert. Raphael hat seinen
Brief richtig erhalten. He Contr. Gomm ist mit dem PaßirZettel sehr
zufrieden gewesen, und hat mir eine Einlage mitgegeben. Das von mir
verlangte Datum wegen des Nikolai Reisebeschreibung ist der 26te May. 87.
Ihre Einlage an Hartknoch hat der Nikol. den 18 h. nach Riga geschickt
und auf Antwort gedrungen. Die liebe Hausmutter hat noch kein Geld
nöthig, wie sie sagt, und den 27t July 2 Fuder Holz eingekauft. Sie nebst
den Kindern haben die Mad. Courtant den 17 July besucht, und sind in einer
großen Gesellschaft zum Nachteßen in des alten Brahls Garten den 19ten. h.gebeten gewesen. He und Mad. Brahl nebst Hannchen und Lottchen sind in
meiner Abwesenheit nach Galgarben den 17ten h. hier gewesen, und waren
eben um halbzehn Uhr des Abends weggegangen als ich nach Hause kam.
Ihre liebe Hausgenoßen wie auch mein Onkel, die He Nikol. Mad.
Courtant, He Böttcher etc grüßen Sie und Ihren Sohn herzlich. Daß sich der HeGeheim-Rath Jacobi meiner erinnert hat mich sehr gefreut. Ich bitte
gleichfalls meiner bey ihm und He D. Raphael zu gedenken, auch Ihren Sohn
von mir zu grüßen, Ihnen beyden wünsch ich Gesundheit und jedes Gute auf
Ihrer Reise mit der größten Bitte nicht zu vergeßen.Ihren treu ergebenen und ewig schuldigen Freund.Hill.Aus dem Briefe Ihres Sohnes den ich den 18 h. erhalten, seh ich daß mein
1ter Brief angekommen. Was darin wegen des Ministers steht, hat HeReichard mir bereits gemeldetElysium Pempelfort den 21 Aug.Mein lieber Freund Hill,
Heute habe den Pyrmonter angefangen, nachdem D. Lindner mit Hofrath
Abel gestern darüber einig geworden, und ich befinde mich so wohl daß ich
Hoffnung habe unter Gottes Seegen wieder ein wenig aufzuleben. Seit Dom.X. bin ich hier, ohne etwas von den hiesigen Schönheiten genoßen zu haben
und habe über 10 Tage in Gram und Sorgen über meinen hülflosen Zustand,
wiewohl Gottlob! ohne äußere und leibliche Schmerzen zugebracht, desto
mehr aber voller innerlicher Unruhe. Die Geschwulst meiner Füße und
besonders des linken hat sich ziemlich gelegt und die Stärkung der Eingeweide
wird auch wohl befördert werden. Geben Sie Einl. mit der
beßeren
Nachricht
mündl. ab und trösten Sie auch damit Courtan,melden Sie mir auch
von Ihrem Sohn dem Referendario. Und was machen Sie und wie sieht es
in meinem Hause aus. Es fehlt doch nicht wenigstens an Nothdurft? Komt
Ihr lieber Oncle und Cousine Louischen auch fleißig zu meinen Kindern.
Besucht auch Lisette und Reinette Mutter u Schwestern.
Während meiner Cur werde ich wohl auch kaum zu schreiben imstande
seyn. Diesen Morgen kam zu meiner Erquickung ein kleiner Brief aus
Münster. Wenn doch nur
Marianne
erst entbunden wäre, und gegen die
Besorgniße einer zehrenden Krankheit Ernst gebraucht werden könnte!
Ich warte mit Ungedult auf Antwort aus Riga. Mahnen Sie doch durch
Freund Nicolovius darum, und laßen Sie mich auch nicht so lange warten,
von Ihren und meinen häuslichen Umständen etwas zu erfahren.
Wenn ich nur ein wenig in meiner Gesundheit seyn werde: so wird es mir
auch an Zeitvertreib und Arbeit nicht fehlen. Mein Tagebuch so leer es auch
ist, wird Ihnen Me Courtan mittheilen können. Wegen meiner Füße habe ich
bisher nicht gehen können und muß mich noch mit Socken behelfen, die ich mir
in Riga kaufte – und durch diesen Mangel der Bewegung wurde auch die
Cur meiner Eingeweide gehemmt, deren Ton vornemlich widerhergestellt
werden muß.
Thun Sie mir den Gefallen auch von dieser Verlegenheit meinem alten
Freund HE Jacobi Nachricht zu geben, daß ich noch gar nicht an Ihn
schreiben kann. Mit Holtz wird meine Hausmutter wohl bereits versorgt seyn, und
wenn es ihr woran fehlen sollte, wird sie so viel Vertrauen zu Ihnen haben
es mir zu melden, und Sie kennen die Mittel und Wege dem Mangel
abzuhelfen. Unterdeßen ich herrlich und in Freuden lebe bey meinem
Lazaruszustande, wollte ich ungern, daß es dort am Nothdürftigen fehlen sollte, zu
deßen Einschränkung ich zum Besten meiner Gesundheit genöthigt bin.
Was macht meine Reinette Lisette? Ich habe ihr noch unmögl. antworten
können, und wünschte, daß mit Verlauf des Jahres zur Gesellschaft der lieben
Mutter u Schwestern zu Hause käme; werde deshalb, so bald ich nur kann,
deshalb an die gnädige Baroneße selbst schreiben.
Ich hoffe daß Ihnen die Zeit nicht lang werden wird in meiner kleinen
Bibliothek, die ich hier mit dem grösten Ueberfluß ersetzt finde. Alle diese
Nachrichten von den Annehmlichkeiten unsers Aufenthalts im Schooß der
Freundschaft, der innigsten Freundschaft, von der man in unsern Gegenden
keinen rechten Begriff noch Gefühl haben kann, und davon Sie auch manchen
Vorschmack auf Ihrer Wallfahrt genoßen haben.
Noch eine Bitte an meine Mutter das Porto Ihnen und unserm Freunde
Raphael zu ersetzen, wenn durch Unordnung der Bestellung irgend dergl. ihm
so wohl als Ihnen zur Last fallen sollte.
Grüßen und küßen Sie herzlich die Unsrigen, alle Freunde und Gönner,
unter denen ich auch meinen Beichtvater nicht zu vergeßen bitte. Hat Ihr
lieber Oncle sein Haus verkauft? Melden Sie mir doch etwas umständlicher,
von allem, was unsere Hausfreunde betrifft. Gott wolle alle mala domesticaabwenden, und Sie mit Klugheit darinn ausrüsten, daß Sie meiner guten
Hausmutter mit dem besten Rath auch thätig beyspringen können; und daß
Ihnen auch kein Ueberdruß dadurch zuwächst. Ich empfehle Sie und alle
Lieben
und
Trauten
Göttlicher Obhut und freundlichem Andenken, als
Ihr alter Freund und älterer Bruder. Haben Sie so viel Vertrauen zu mir,
wie ich zu Ihnen. Gute Nachricht von Ihren Schwestern? Grüßen Sie die
Ihrigen u leben Sie wohl.
Pempelfort d. 23. Aug. 87.Vorgestern des Morgens hatte eben mit dem Pyrmonter den Anfang
gemacht, als mich Ihr kleiner Brief, mein auserwählter u erwünschter Franz,
überraschte, und desto stärker würkte, da den Abend vorher, wie es hieß, mit
der Post nichts angekommen war. Das
Symptom mit der rothen
Wange
ist schon damals nicht unbemerkt geblieben. Das
starke Laufen
zur Mittagszeit,
Gemüths Sorgen
und
Ärgerniß
sind keine
annehmliche Nachrichten für mitleidende Brüder u Schwestern, die nächstens
beßere wünschen u hoffen zu ihrer herzlichen Theilnehmung. Gott wolle
unserer lieben Marianne helfen, daß Sie bald eine fröhliche Mutter wird.
Hievon hängt alles übrige ab, wie Sie leicht erachten können.
Ich habe mich auch genug auf der Herreise darüber geärgert unsern
Charivari oder
Laubküttel
nicht mitgenommen zu haben, die ich bei
meiner gegenwärtigen Brunnencur noch mehr vermiße. Da aber Ärgerniß
die Pia Desideria der Patienten nicht fördert und kein Nütze ist: so bitte beide
Uniformen, damit kein Misgriff vorgehe, baldigst zu übermachen.
Hofrath Abel hat sich auch des ehrlichen Steudels als seines alten
Freundes erinnert gegen unsern D. L. erinnert und möchte ihm gern von
seiner gegenwärtigen Lage etwas melden. Sie werden mir auch von seiner
Antwort, wenn Sie eine erhalten das Nöthige für Bruns (?) abgeben, an
den ich vorgestern ein paar Zeilen geschrieben.
Ich schmachte nach Briefen aus Königsberg ohngeachtet ich noch nicht
selbige zu beantworten im Stande bin.
Gestern ist hier ein Eloge du Roi de Prusse par l’auteur de l’Essai
Général de Tactique angekommen, das eben nicht sonderlich unsere
Neugierde befriedigt hat. Ein Oberster Gibert? von dem ich mehr zu sehen hoffe
um sein Schriftsteller Tallent näher beurtheilen zu können daß sich an dieser
Lobrede nicht übersehen läßt.
Vorigen Sonnabend habe ich zum erstenmale Düßeldorf, unseres
Jonathans Haus u seine Bibliotheck besehen. An Materien, meine Kräfte zu üben
und zu erheitern fehlt es nicht; aber mit den Letzten sieht es noch kümmerlich
aus u es gehört Zeit dazu, um verrostetes Eisen zu wetzen.
Was soll ich alter Mann Ihnen noch schreiben? Sie kennen mein inneres
Kreuz, das ich mit mir herumtragen muß – und die
Gesinnung
meines
Herzens für Ihr und Mariannens Heil und Leben und wie innig selbige mit
dem Meinigen zusammen hängen.
Behalten Sie also das doppelte
Kleeblatt
in Ihrem Andenken, wie
wir uns hier sämtlich und sonders Ihres Hauses und
der dazu
gehörigen Edlen und Erkohrenen
mündlich und herzlich erinnern.
Wecken Sie mich, liebster Franz, bald mit einer guten Bothschaft von
Marianne aus meinem Seelenschlaf. Gott erhöre die besten Wünsche Ihres alten
Johann Georg H.Pempelfort den 27ten Aug. 1787.Meine herzensliebe Tochter,
Dein Brief vom 25ten Jun. hat den ganzen Tag vor mir gelegen, und nun
beym Lichte bin ich erst im Stande darauf zu antworten. Ich erhielt ihn auch
spät Abends bey meiner Ankunft in Münster den 16ten Jul. Seit dem 12ten
d. M. bin ich hier, und seit dem 21ten, da ich den Pyrmonter Brunnen zu
trinken angefangen, habe ich einige Hoffnung mich zu erholen.
Diesen Augenblick kommt Nachricht aus Münster an, daß Marianne am
Bartholomäus-Tage glücklich von einer Tochter entbunden worden, die den
Tag darauf den Namen Maria Johanna Gertrud erhalten. Gott sey gelobt
und erhalte Eltern und Kind! Mit dieser Freude meines Geburtstages gehe
ich zum Abendbrode, zu dem ich Lust bekomme, woran es mir vor einer
Viertelstunde gänzlich zu fehlen schien. Kommen mir eben die beiden Schwestern
meines Jonathans entgegen mit einem schönen Schlafpelze zum Angebinde
meines Geburtstages. Die älteste heißt Tante
Lotte
und hat alles Sanfte
ihres Bruders; die jüngere,
Helene
, besitzt desselben Feuer und ist die
Seele seiner Haushaltung.
Am 6ten Jul. frühe reiste ich von Berlin ab, weil ich mich nach Ruhe zu
einer ordentlichen Cur sehnte und nicht länger zu halten war. Den 8ten
hielten wir Rasttag in Magdeburg, wo ich den Versuch machte auszugehen;
brachte den ganzen Tag vergnügt bey meinem alten Freunde Philippi zu.Meine Füße wurden schlimmer, und ich kam mit genauer Noth bis Bielfeld.
Hier mußte ich etliche Tage theils im Bette, theils in der Stube zubringen.
Am 15ten kam Antwort von unserm Wohlthäter, dem ich meine Ankunft
gemeldet hatte. Am 16ten reisten wir endlich von Bielfeld ab, und kamen des
Abends in Münster an, wo uns Marianne an der Hausthüre entgegen kam
und zu ihrem lieben Franz führte. Den Tag darauf fieng ich sogleich meine
Cur an und seitdem habe ich mich immer gequält. Den 1ten d. M. versuchte
ich zum erstenmale in Münster auszugehen. Den 12ten kamen wir hier an,
und seit dem 21ten trinke ich den Pyrmonter. Mein rechter Fuß ist völlig
hergestellt; die Geschwulst am linken aber will nicht aufhören.
den 30ten.Heute haben wir einmal wieder Sonnenschein gehabt. Der Gebrauch des
Pyrmonters verträgt sich nicht mit dem Schreiben, kaum mit Lesen. Bücher
und Briefe liegen um mich herum, und ich habe so viel für meine Lüsternheit
und Neugierde, daß ich weder Anfang noch Ende zu finden weiß.
Pempelfort ist ein kurfürstliches Jagdschloß, das der schönen Stadt
Düsseldorf noch näher liegt als uns die
Huben
. Das meiste sind Gärten. Der alte
Jacobi besitzt hier einen großen Garten nebst einem Gewächshause und einer
Stärk-Fabrik. Neben seinem Hause und Garten liegt unseres Jonathans
Kunstgarten und schöne Wohnung nebst einem Nebengebäude, wo unser
Doctor residirt. Wir beide sind neben seinen Zimmern. Der Garten besteht
aus vier Partieen, einem großen grünen Platze der mit lauter Orange- und
Myrthenbäumen besetzt ist; darauf kommt ein Salon von Ulmen; hierauf
ein schönes Bosket voll exotischer Gewächse, worin ein großer Teich, wo der
Geh. Rath alle Mittage die Karpfen selbst füttert, so wie seine schönen
Tauben. Nach dem Teiche kommt ein Bach, und hinter demselben noch eine Anhöhe
voller Blumenstöcke und fremder, seltener Bäume und Gesträuche. Zur Seite
steht das Gewächshaus, wo der Gärtner wohnt. Hier ist ein dunkler
Schattenriß meines Elysiums, wo ich lebe und die Erneuerung meines Lebens hoffe.
Wenn Du bedenkst, herzensliebe Tochter, wie lange und in welchem Joche
ich gelebt – die plötzliche Veränderung und Uebertreibung meiner
geschwächten Kräfte zur Reise – so kannst Du leicht erachten, daß ich wenigstens im Winter nicht
an die Rückreise denken kann, und meine angefangene Cur gänzlich wieder
zerstören würde. Zu meiner künftigen ökonomischen Einrichtung muß ich auch
Anstalt machen, wenigstens von weitem, und den Gang der Vorsehung über
mein künftiges zeitliches Schicksal näher zur Entwicklung abwarten mit
gesunder
und
reifer
Ueberlegung. Alles was Du mit den Meinigen thun
kannst, ist zu
beten
und unserem Vater im Himmel alles anheimzustellen.
Er wirds wohl machen, und hat es bisher mit der That bewiesen, daß er die
Seinigen weder verläßt noch versäumt, sondern allem menschlichen Dichten
und Trachten an Mitteln und Wegen unendlich überlegen ist. Wie und wohin
selbige abzielen, davon weiß ich selbst nichts, will es auch nicht wissen. Die
Zeit wird es uns lehren und offenbaren, was sein Wille und unser Bestes ist.
den 3ten.Heute habe ich wieder einen schlimmen Tag gehabt. Dein Bruderwird Dir mehr Nachricht ertheilen. Erfreue mich bald wieder mit einem
Briefe. Uebe Dich, herzensliebe Tochter, einfältig, kindlich und herzlich zu
schreiben an Deinen alten Vater, nicht witzig und künstlich. Suche mit aller
Treue
die noch übrige Zeit bey unserer Wohlthäterin anzuwenden, und
brauche den Schatz zum Troste Deiner Mutter und zum Heil Deiner
Schwestern, damit ich desto mehr Ursache habe, Gott zu danken und mich eurer zu
freuen bey meiner Heimkunft.
P. den 28 Aug. 87.Mein erwünschter Franz;
Heil
und
Freude
Ihnen und Mariannen
zu Ihrer kleinen lieben Johanna, Maria, Gertrudis, die Gott erhalten und
seegnen wolle mit reichen Wohlthaten des Lebens in Zeit und Ewigkeit. Gleich
nach Empfang der guten Nachricht wurde ich von den beyden Tanten hier
mit einem Angebinde zu meinem 58sten Jahre überrascht, das mir desto
rührender und auffallender war, weil ich mir denselben Morgen einen
Schlafpeltz in petto gewünscht hatte und wenig Wahrscheinlichkeit vor mir sahe in
diesen Gegenden zu einer solchen Beqvemlichkeit. Alle
Wünsche
, alle
Begierden meines Herzens und meiner Seele
sind
und
werden
täglich erfüllt.
Trotz dieser lebendigen Erkenntnis, die ich mit dem Munde bekenne, kann ich
das Schema eines traurigen Ritters und die äußere Gestalt deßelben nicht
abwerfen, und mich selbst aus einem kriechenden in ein fliegendes Insect
verwandeln – zu meinem eigenen und anderer unvermeidlichen Aergerniße. Der
alle Dinge weiß, Herzen und Nieren prüft
, wird sein Spiel
mit den Menschenkindern entwickeln und rechtfertigen – auch mich von dem
Leibe dieses Todes und den Banden der Eitelkeit los machen, mit denen ich
mich schleppen muß.
Der Brunnen scheint recht gute Wirkung zu thun, und ich werde mit
demselben so lang es nur möglich seyn wird fortfahren. Bald werde ich aufhören
ein
Oedipus
zu seyn und wider geschuht und gestiefelt einher gehen
können.
Von meines Freundes
Raphael
guten
Gesinnungen
Ihnen
erkenntlich, gefällig und nützlich zu seyn (an meiner Stelle) werde ich täglich
mehr und mehr überzeugt. Er wird alles eingehen, was in seinen Umständen
und Vermögen steht, und Gott wird seinen guten Willen seegnen. Ohne
Seinen Seegen taugt weder
Wille
noch
Werk
, und nichts ist gut ohne
diesen Einfluß.
An Lust und Materie zu arbeiten fehlt es mir hier nicht; aber mein Lesen
und Schreiben wird mir durch meine Cur ziemlich eingeschränkt, daß ich kaum
aus der Stelle und vom Fleck kommen kann.
Ich danke Ihnen recht sehr, mein erwünauserwählter Frantz, daß Sie
das Geschäfte der Verabredung mit D. L. unserm Jonathan
überlaßen haben.
Mehr zu schreiben, erlaubt mir der Pyrmonter nicht. Gott erhöre unser
gemeinschaftliches Gebet für Eltern und Tochter, die ich aufs herzlichste im
Geist und Sinn grüße und küße. Erfreuen Sie uns mit der Fortsetzung guter
Nachrichten und Zeitungen –
Freund Ernst bringt mir wohl das Stammbuch meiner Lisette Reinettemit, an die ich gestern Abend die ersten Zeilen zu schreiben anfieng, als die
doppelte Geburtsfeyer des neuen und alten Menschen durch Abendeßen und
Punschtrinken auf einmal unterbrochen wurde.
Nochmals die besten Wünsche, Grüße und Küße von
IhremAlten und CompElysium – Pempelfort den 1 Sept.87.Unser Geburtsmonath, Herzlich geliebter Herr Gevatter, Landsmann
und Freund, ist glücklich überlebt, und wir sind um ein Jahr reifer geworden.
Daß wir uns Ihrer hier erinnert, können Sie sich leicht denken. Aber daß ich
von TanteLeotte heute zum guten Morgen einen Gruß aus Weimar
erhalten würde, hat mir zwar nicht geträumt; aber vielleicht geahndetSeit einigen Jahren muß Ihnen mein matter, stumpfer Briefwechsel ein
treuer Spiegel meiner
traurigen Lage
gewesen seyn. Mein Herz schlug
mir,
Ihnen so nahe in Berlin zu seyn
. Ich qvälte mich einige Tage
Ihnen ein paar Zeilen zu schreiben; aber es wollte nicht von der Stelle, und
alle meine Seelenkräfte waren stätig.
Wie ich den 21 Jun abreise, dachte jedermann, daß ich unterwegs liegen
bleiben würde. In Marienwerder fand ich gantz unvermuthet bey dem
Kanzley Dir. Megerlein, der ehmals im Kanterschen Buchladen war und
jetzt durch die Heyrath einer reichen gutherzigen Wittwe Kanzleydirectordort, eine so unvermuthete herzl. Aufnahme, daß ich mich bald hätte
überreden laßen zu einem Rasttage. Meine Ungedult den D. Lindner in Berl. zu
erreichen und fest zu halten, ließ mir aber keine Ruhe. In Bromberg wurde ich
wider versucht von Fleisch u. Blut. Ich überwand alle Bedenklichkeiten und
erreichte nach so viel schlaflosen Nächten, die mir eine fieberhafte Hitze und
Schwäche zuzogen den 28 unsers Kapellmeisters Haus, wo ich die treuste
Pflege und liebreichste Sorgfalt genoß. Sie kennen die
Albertische
Familie,
und den Enthusiasmum unsers patriotischen Freundes, der alle meine
Geschäfte übernahm und glücklich zu stande brachte, ohne daß ich nöthig hatte
mich vom Flecke zu rühren.
Den 6 Jul. giengen wir mit einem Magdeburgischen Fuhrmann ab. Ich
zwar mit
geschwollnen
Füßen und kranken Eingeweiden. In
Magdeburg ermannte ich mich und versuchte wider in Schuhen auszugehen, feyerte
Dom. V. den Fischfang Petri bey einem alten Freunde, damaligen
Assistenzrath Philippi, lernte den Consist. R. Funk kennen, an den mir ein kindl.
Gruß von einem verdienten Manne, der eine glückl. Pension bey uns
angelegt hat und
Bötticher
heißt, auf die Seele gebunden war.
Wir waren mit unserm Magdeb. Fuhrmann und seiner beqvemen Chaiseso zufrieden, daß wir ihn bis nach Bielfeld verdungen. Was der Engel
Raphael dem alten Tobias war, that D. Lindner und Hans Michel spielte
artig gnug die Rolle eines Kammerdieners. Dem kranken Wallfahrer wurde
also der trübsalsvolle Weg, so viel nur immer möglich erleichtert bis nach
Bielfeld
, wo wir den 14. Jul. ankamen, und nach einem hündischen Wirth
in
Herforden
einen desto leutseeligern an dem Posthalter
Küster
in den
3 Kronen finden. Hier meldete ich meine glückl. Ankunft meinem Alc. B. den
ich noch auf seinem Gute Welbergen zu überraschen hofte. An Ausgehen war
nicht zu denken. Die Antwort aus
Münster
kam zeitiger, als wir dachten
und wir reisten den Montag frühe 16 Jul. mit Extrapost von Bielfeld ab,
und erreichten selbige Münster noch denselben Abend, glücklich und
zufrieden bis auf meine Uebel die ich mitgebracht hatte und durch die Reise ärger
geworden waren. Den 23. überraschte uns schon Jon. J. aus Pempelfort
und brauchte den Pyrmonter bis zum 4. Aug. wo er abreiste, und mir auch
Lust machte den Pyrmonter in seinem Elysio zu trinken. Die bevorstehende
Entbindung der Marianne welche den 24. mit einer Maria Johanna Gertrud
erfolgt ist, und die Vortheile der Landluft bewogen uns den 11 Aug.
Münster zu verlaßen u hieher zu eilen, wo D. Raphael und der hiesige Hausartzt
Hofr. Abel alles mögl. zu meiner Palingenesie aufbiethen.
Mit des berühmten Hoffmanns Kalkwaßer machte ich einen Versuch, der
aber nicht gelingen wollte. Meine Kräfte waren erschöpft, und die Natur
wollte beynahe unterliegen. Den 21 wurde mit dem Pyrmonter bey
schönem Wetter
ein sehr glücklicher Anfang gemacht. Mars zu Hülfe
genommen. Den 27 kam ich auf 7 Gläser von 3. Ich habe mich seitdem auf 6
eingeschränkt, die guten Tage wechselten immer mit den bösen wie bey einem
Fieber. Gestern entschloß ich mich zum
Schwefel
, und heute befindemich wie neugeboren. Der Brunnen thut mehr Wirkung und ich habe gute
Hofnung die
Absicht
meiner Reise beßer zu erreichen, als alses bisher
geschehen können, und alles Gute, was mir Gott auf meine alte Tage scheint
bereitet zu haben, mehr genießen zu können. Mein rechter Fuß ist zwar
beynahe wider hergestellt; der linke aber noch immer geschwollen, die Brust
belegt, Kopf und Geist unter dem schwersten Drucke – mir selbst und andern
zur Last, bis zur Verzweifelung, ohne selbst zu wißen noch finden zu können,
was mir eigentl. fehlt. Das Lesen ist mir verboten, Schreiben und Denken
verbietet sich von selbst. Molimina und nisus, Drang ohne Kräfte noch
Nachdruck, blinde Wehen einer Gebärerin, hypochondrische Grillen, die ich nicht
zu erklären geschweige zu heben im stande bin. Heute ist mir wo nicht wohl,
doch erträglich, und ich habe den Geburtsundtag meines Michaels mit
einem: Sey Lob und Ehr p zum erstenmal im P. Kunstgarten unterm Bart
und mit heiserer Brust einweyhen können.
Ich glaube, liebster ältester Freund, daß diese Deduction hinlängl. seyn
wird nicht nur mein bisheriges Stillschweigen, sondern auch die
MühseeÄngstlichkeit meines in den letzten Jahren kümmerl. leeren und mühseligen
Briefwechsels zu entschuldigen. Wegen meiner lächerlichen Fehlgeburt, womit
ich meine Schriftstellerey beschließen
wollte
aber nicht
konnte
, wurde
unser J. der Märtyrer, der einzige Märtyrer meines radotage, und wir
haben schon mehr wie einmal darüber gelacht, daß es ihm mögl. gewesen so
lange meine
kindische
Wahn
Naschhaftigkeit
auszuhalten. Ich
besorge, daß er seit unsermeiner persönl. Bekanntschaft manche eben so
schwere Proben der Gedult mit meinen bösen Launen bisher schon
ausgehalten und noch zu erwarten hat. Ich bin durch einen unbegreifl.
Magnetismum bisherweilen so desorganisirt und werde in einen so abscheul.
Nachtwandler verunstaltet, daß man nach der triftigsten Ueberlegung zuletzt selbst
nicht weiß, ob ein so komisch-weinerlicher εαυτοντιμωρουμενος Mitleiden
oder Gelächter verdient.
Bey dieser Gemüths- und Lebenslage und so lange noch die Fortdauer
meiner Cur zur Genesung von medicinischen Gesetzgebern abhängt, werden
Sie mir Zeit laßen, allmählich wieder in den Gang zu kommen. Will man
mich hier nicht länger haben; so flüchte wider nach Münster, wo ich bisher
völlig unbrauchbar und untüchtig gewesen bin.
Gott gebe nur, daß wir je später desto gesunder einander widersehen,
woran in dieser Neige des laufenden Jahres wohl schwerlich wird zu denken
seyn. Da ich durch den unvorsichtigen Gebrauch des Aderlaßens mir die ersten
Anfälle der Gicht und einer Purganz beym Flußfieber die Gefahr eines faulen
und fast tödl. zugezogen habe: so wünschte ich bald über die Folgen Ihres
Brechmittels beruhigt zu werden, und daß Sie bald gänzlich davon
hergestellt würden, weil ich leider! den Mangel der Gesundheit so nachdrücklich an
mir selbst fühlen muß, und Ihre Amtsgeschäfte so wol als Autorplane eben
so viel Anstrengung als Oekonomie der Kräfte unentbehrlich machen. Mein
trauriges Beyspiel würde Sie, liebster Herder! am augenscheinlichsten
warnen und überzeugen können. Wie schwach mein Kopf geworden ist, und wie
wenig ich mit Nutzen gegenwärtig lesen, und wie mein Urtheil durch Mangel
des Gedächtnißes eingeschränkt und eingeschreckt worden, können Sie sich
kaum vorstellen. Ich vergeße alles unter Händen, und habe nur einigen
Genuß, so lange ich ein Buch unter Händen habe. Lege ich es bey Seite, so sind
die Eindrücke so verworren, als die Züge meiner Hand auf diesem zu zarten
Papier.
Sie können leicht denken, daß ich dem Umfange Ihrer Ideen nicht
gewachsen bin, und daß meine Neugierde dadurch sehr gereitzet, das Ende derselben
zu sehen. Heute vor 8 Tagen habe ich das erste Gespräch über Gott gelesen,
und hoffe das zweite morgen vorzunehmen, weil ich dies Buch nur vor meiner
Abreise durchzulaufen gedrungen war. Unser gemeinschaftliche Freund hier
wird auch durch meine Gegenwart ein wenig verhindert an der zweiten
Auflage seines Spinoza Büchleins zu arbeiten, und hat sich bereits mehr wie
einmal erinnert Ihnen noch eine Antwort schuldig zu seyn, die er abtragen
wird, so bald er nur ein wenig sich erleichtert fühlen wird, von dieser
Autorschuld, die er gern vom Halse haben will.
Ich habe mich fast 2 Jahre lang über Sp. geqvält, ohne ihn selbst recht
verstehen zu können, noch was andere über ihn geschrieben haben, und bin
willens noch einen Versuch zu machen, alles nach chronologischer Ordnung zu
lesen was neuerdings über diesen cartesianischen Glaubensheld neuerdings
herausgekommen. Mens sana in corpore sano ist die conditio sine qua non– sich denken und schreiben läßt.
XIII Dom.Ich habe keine Nacht gehabt, den Pyrmonter aussetzen müßen, und
einen Beweis von meiner Untüchtigkeit, das geringste zu thun als Eßen,
Trinken, Schlafen. Die 2te Ausgabe vom Spinoza Büchlein erscheint also
nicht mit dieser Meße. Da unser J. den Anfang gemacht über Sp. zu
schreiben; so ist es mir lieb, daß ich ihn zuerst über das mir dunkle Original und
seinen Commentar darüber zu Rath ziehen kann. Sie werden also mit uns
beyden Gedult haben, mit dem kranken alten Mann und seinem Pflegvater,
dem das Leben sauer gnug gemacht wird, wie seinen beyden Theil nehmenden
würdigen Schwestern. Ich muß leider! in den Tag hinein leben, und weiß
meine Rückreise nach Münster nicht zu bestimmen. Gott wolle alles zu Seiner
Ehre und unserm gemeinschaftl. Heil gedeyen laßen, gebe Ihnen Gesundheit
und Stärke zur Vollendung Ihrer Ideen und Sammlung der zerstreuten
Blätter. Dr. Lindners eigentl. Absicht war es uns blos nach Weimar zu
begleiten. Es hat Mühe gekostet, ihn nach Münster zu überreden. Er
empfiehlt sich Ihnen bestens, und wird vielleicht mündl. Nachrichten bringen.
Einem rechtschaffenen Artzte muß mehr an Erfahrung als Ehre gelegen seyn.
Mehr kann ich nicht. Gnug, liebster Herder, ich lebe und habe noch immer
Muth gnug zu hoffen. Wie viel habe ich hier einzusammeln, wenn aber
Hände und Füße gebunden sind, so muß man Gedult haben. Haben Sie es
also auch mit uns, ich rede immer in meinem und meines mit mir geplagten
Wirths Namen. Erhält mich Gott, so komm ich und melde mich – Sat cito,
si sat bene.Meiner verehrungswürdigen Frau Gevatterin küßen Vater und Sohn die
Hände. Gott laße es Ihnen und den Ihrigen wohl gehen und seegne Ihr
ganzes Haus nebst Pathchen. Tante Lotte wird die Mängel dieser Einl.
ersetzen. Ich umarme Sie und drücke Sie an mein Herz in Gesellschaft meines
J.J. und ersterbe Ihr alter
treuer Freund J. G. H. u Sohn.Adresse von fremder Hand:An / des Herrn General-Superintendenten
Herder
/ Hochwürden /
zu
Weimar.Elysium – Pempelfort den 15ten Sept. 1787.Ich fange den zweiten Brief an Dich an, liebe Reinette Lisette, um Deine
Erwartung auf eine Antwort Deines ersten zu ersetzen. Heute vor acht Tagen
thaten wir eine Lustreise nach dem Schlosse Benrad. Bey unserer Zurückkunft
fanden wir das junge Ehepaar aus Aachen, den ältesten Sohn meines
Jonathan, der seine Cousine, von Clermont, unlängst geheirathet. Heute
wurde hier die edle Fürstin erwartet, und es waren ihr schon Postpferde
entgegengeschickt; aber ein Anfall von ihrem Hüftweh hat unsere Erwartung
getäuscht. Mit meiner Besserung geht es allmählich. Den Pyrmonter werde
ich so lange brauchen müssen, als die Witterung erlaubt. Die dazu gehörige
Bewegung ist mir sehr beschwerlich, weil mir Sitzen, Lesen und Schreiben
verboten wird.
Ich habe unsern Garten beym Brunnen ausgemessen. Er beträgt über 300
Schritte in die Länge, und gegen 200 in die Breite. Zwey schöne
Myrthenbäume stehen in voller Blüthe jetzt am Eingange und neben ihnen zwey
blühende Granatbäume. Die Orangerie ist außerordentlich mit Früchten
gesegnet. Der darauf folgende Sallon aus lauter Ulmen, fast 14 Reihen in
die Länge und 12 in die Breite. Unser nächster Nachbar ist der alte 72jährige
Vater, der epileptischen Zufällen ausgesetzt ist und nur in Begleitung eines
Hüters spazieren geht. Sein und unser Garten ist durch den Bach geschieden,
die Düssel, von welcher die schöne Stadt ihren Namen hat. Ihre Lage ist
ungemein angenehm und jedes der Thore hat eine Allee. Ueberhaupt ist die ganze
Gegend reizend, die meine beiden Reisegefährten besser kennen als ich.
Die Liebe und Ehre, so Dein alter, kranker Vater in diesem ganzen Hause
hier genießt vom Größten bis zum Kleinsten, ist unbeschreiblich, und ich habe
Arbeit nöthig gehabt, sie zu
erdulden
und mir zu
erklären
. Alles was
mir nur an den Augen anzusehen ist, dafür wird gesorgt mit eben so viel
Geschmack als Gutmüthigkeit.
Ich bin des Schreibens müde und mein Kopf will damit nicht fort. Fürchte
Gott, liebes Kind, und vergiß Deine Eltern und Geschwister nicht, wie ich
euch alle in meinem Sinn und Herzen trage. Lies nicht aus Vorwitz sondern
mäßig, und frage den guten Hill, ehe Du ein Buch nimmst, um Rath, oder
den Professor Kraus. In dem besten Garten giebt es Nesseln an denen man
sich verbrennen kann. Gewöhne Dich lieber, gute Bücher oft zu lesen, als an
das leidige Naschen; auch, Deine eigenen Gedanken aufzusetzen, gute Stellen
auszuziehen und in Deine eigene Mundart zu übersetzen.
P. den 16 Sept. Dom XV. 87.Lieber Freund Hill, warum nennen Sie mich nicht auch so? Ihren Brief
vom 20 pr. habe den 30 erhalten. Die Antwort auf Einl. bat HE Gomm
vorzulesen, wie auch die Beyl. an meine Lisette Reinette.Auf Ihr Billet u Einschluß von Freund Hartknoch wurde den gantzen
Donnerstag von 11 Uhr des Morgens an bis in die Nacht gewartet, weil
der Alexis nach Leipzig zur Meße abgeschickt werden sollte. Wie alle
Hoffnung aus war, und ich mir nolens volens zu Frieden geben mußte, erhielte ich
Freytags um 10 Uhr alles nach Wunsch und über Erwartung. HE Geh. r.
antwortet selbst nach Riga, und ich hoffe, daß es nicht umsonst seyn wird in
dieser Angelegenheit meine Wünsche nicht nur befriedigt sdn auch
übertroffen zu haben.
Erlauben Sie den Mädchen nicht meine Briefe an Sie zu erbrechen, den
einzigen Fall ausgenommen, daß Sie auf die hohen Berge und in die
Wüsteneyen unsers Vaterlandes sich vor den Verfolgungen der Hypochondrie
hatten flüchten müßen. Wer kann denn meine Briefe der Mutter u den
Kindern vorlesen? Ist Lehnchen schon im Schreiben so weit?
Was aus Hans Michel geworden ist, weiß ich nicht. Er hat mir lauter
Confusion u Unordnung nachgelaßen, die mich auf ihn verdrüßlich macht.
Weder aus Frankf. am Mayn, wie ihm aufgetragen worden, noch aus
Aschaffenburg geschrieben, wo nicht mit der heutigen Post noch etwas
ankommt.
Ich habe heute den Pyrmonter ausgesetzt, um ein paar Zeilen schreiben zu
können. Zeit und Weile bey allem Ueberfluß und Genuß wird mir lang, um
nur etwas arbeiten zu können, da ich mit
Materialien
von allen Seiten
umgeben bin.
Tausend Dank Ihrem gütigen Oncle und Me Courtan, daß sie auch für
das Vergnügen meiner lieben Waysen sorgen. Ich bin nicht einmal im stande
nach Münster noch nach Berl. zu schreiben, wo ich so viel Gutes genoßen.
HE Secr. Dorow und seine Frau werden die Freundschaft haben das
Rätzel
meines Stillschweigens
zum Besten bey meinem liebreichen Wirth
und der heil. Familie auszulegen, bis ich im stande seyn werde mich selbst und
meine flüchtigen Reisegefährten zu rechtfertigen, und das Siegel zu erbrechen,
warum ich wenig zu schreiben habe, als was man dort beßer weiß, als ich es
erzählen kann, und warum es mir beynahe unmögl. fällt, die geringste
Thätigkeit meines Kopfs zu äußern.
Ist nichts von dem Päckl. angekommen, daß ich von hier aus schon in
Kgsb erhalten sollte? Es wird deshalb wider nach Leipz. geschrieben. Ich
habe HE Einnehmer gebeten deshalb im Hart. Buchladen wachsam zu seyn.
Wenn die Mutter Geld hat, oder den 27 d. zur Pension etwas erhällt:
so bitte für meine Lisette das Journal einer Reise nach Frankr. von Me de
la Roche einzukaufen und halb einbinden zu laßen. HE Kanter nimmt nichts
mehr als 15 gl. für so einen Band, und Sie können ihm den Band der
Schweitzerreise
aufzeigen um diesen darnach einbinden zu laßen. Man
erwartet auch das Journal ihrer Reise nach Engl. nebst einem Roman unter
dem Titel:
der schöne Bund
, den man hier schon in der Handschrift
gehabt. Das Kupfer der Verf. hoffe ich auch zu erhalten u Lieschen
mitzubringen.
Meinem Hans habe ich allenfalls wenn er auf Grünstadt kommen sollte,
das Empfehlungsschreiben unsers J. an seine Eltern mitgegeben um mich
anzumelden, wenn es mir
mögl.
seyn wird auf der Rückreise, wie ich
gewiß
willens
bin, anzusprechen und die mündl. Aufträge zu bestellen. Meine
freundschaftl. Grüße an das ganze Haus –
Ist von HE
Bengels engl. Sammlung nicht
der zweite Theil
angekommen? und die Vertheilung geschehen. Freund Nicolovius wird
Ihnen dabey hülfreiche Hand geleistet haben.
Mein eigener Zustand ist mir die beste Erklärung Ihres
Mischmaschgefühls, wie es Pestalozzi nennt im letzten Theil seines schönen Buchs. Was
in meines Sohns Seele vorgeht, kann ich mir ebenso wenig erklären. Ich
habe mehr, da ich gestern u heute in seinen Papieren gewühlt, als 30 u 40
Anfänge gefunden, besonders von Briefen an seinen Raphael. Bey seiner
Rückkunft werde ich ernstlicher darauf dringen müßen, daß er sich wenigstens
darüber erklärt, warum er mit keinem seiner Briefe fertig werden kann. Mit
meinen Füßen scheint es beßer zu gehn, als mit meinen Eingeweiden.
Werden Sie noch diesen Winter aushalten in meinem Hause? Ist etwas,
dem ich abzuhelfen im stande bin. Ist meine liebe Hausmutter mit einer
andern Dienstbotin versorgt, und macht ihr diese nicht das Leben vor ihrem
Abschiede sauer? Haben Sie auch Vertrauen gnug, was fehlt, deutsch heraus
zu sagen, und mir Ihre Noth zu klagen mit dem Vertrauen, daß ich mit aller
mögl. Vorsicht dabey zu Werk gehen werde?
den 17 –Hemsterhuis Diotima, unsere Diaphane Aspasia ist heute spät
angekommen, habe einen doppelten Mittag gehalten und diesen Abend gefastet. Die
Fürstin hat einen fürchterl. Husten mitgebracht und begab sich früh zur Ruhe
nach dem ihr zur Natur gewordenen Gebrauch des Opiums. Sie werden
nächstens auch ein Exemplar des übersetzten Alexis erhalten.
Komt HE Prof. auch bisweilen in unser Haus. Er hat mir doch nicht übel
genommen, daß ich offen an ihn geschrieben habe. Ich wollte ihm blos die
Nachricht in Ansehung seines Schwaben mittheilen und so bald ich von
Antwort höre, ihm die Fortsetzung mittheilen. Ich habe den Gebrauch des
Pyrmonters gestern und heute wegen der elenden Witterung ausgesetzt werde es
auch wohl morgen thun müßen, bis unsere Gäste abgereiset sind. Kleuker
wird auch diese Woche hier erwartet. Morgen freue ich mich den Abend
gantz allein mit meinem Jonathan zuzubringen, wenn die Krankheit der
Fürstin nicht ihren Aufenthalt und einen Familienball für die Aachener Gäste
stören wird.
den 18 –Der erste Theil von Starks Apol. ist diesen Morgen angekommen. Die
Pr. ist wegen ihrer schlimmen Nacht verhindert worden heute abzureisen und
wird es morgen in aller Früh thun. Seyn Sie auch so gut der Lieschen Beyl.
vorzulesen, weil sie allein nicht wird fortkommen können. Geben Sie ihr zugl.
einen Wink dem Bruder deshalb nicht Vorwürfe zu machen. Schreib doch
fleißig! hilft ebenso wenig als: Vater iß nicht so viel! Es wird ihn mehr
beschämen u aufmuntern, wenn sie desto öfterer an ihn schreibt, und uns beyde
entschuldigt.
Ich habe so viel angefangene Briefe an seine Schwester u Freunde
gefunden, daß ihn vielleicht der Ueberfluß an Materialien und der gute Wille ein
Journal u förml. Reisebeschreibung zu liefern verwirrt. Der Stoltz keine
Fehler zu begehen mag auch an seiner Stätigkeit schuld seyn. Ich wollte gerne
diesen Mangel an seine Freunde ersetzen, wenn ich nur auch könnte. Wir
müßen schon mit einander Gedult haben, und einer des andern Last tragen.
Der erste Theil von Starks Apologie ist heute angekommen. Mein Kopf
ist heute so schwer und so schwach – Grüßen Sie alle unsere Freunde und die
Ihrigen, die Sie besuchen, Ihren Oncle und alle bereits angeführten. Ich
kann nicht mehr und werde von meinem JJ. zum Caffé eingeladen. Bald
mehr und beßer. Herzl. Gruß und Kuß an die liebe Mutter meiner lieben
Kinder. Raphael wird unser Andenken bey HE G R. erneuren und alles zum
Besten kehren. Schreiben Sie bald umständlicher und lieben Sie
Ihren alten Freund JGH.P. den 20 Sept. 87.Herzenslieber Franz, Montags gegen Abends kam die gute Fürstin mit
guten Nachrichten
von Ihnen und Mariannen an, beunruhigte uns
aber mit einem argen Husten und übrigen Unheil für Ihre eigene Person, die
sie bey einer solchen Jahreszeit und Witterung aussetzte. Gestern früh ist sie
weiter gereiset, im Gefolge unserer besten Wünsche. Diesen Morgen haben
wir Beyl. erhalten, aus denen Sie ersehen werden, daß Hans Michael sich
dem D. Raphael zum Reisegefährten aufgedrungen und durch die
Einwilligung unsers Jonathans auch die meinige überstimmt hat. Beyde hatten
versprochen zu schreiben, wir sahen mit jeder Post einer Nachricht von ihrer
Ankunft entgegen. Der Verdruß über ihr das beiderseitige Stillschweigen
stieg gestern bey Ankunft der Estafette aufs höchste; unterdeßen ist der Brief
an D.L. sogl. von Jacobi an Heinse, den alten Freund und Gast
des Hauses bestellt worden, um im Fall der Noth denselben von Hr.
Hoffmann erbrechen zu laßen. Unsere gestrige Verlegenheit ist heute gestillt
worden, und Sie werden alles aus den beyden Beyl. urkundl. ersehen. Gott laße
Ihre Sorgfalt für die Widerstellherstellung der lieben jungen Mutterund unsern Antheil daran geseegnet seyn und erfüllt werden. Amen.
Seyn Sie, Herzensguter Franz, wegen meines bisherigen Stillschweigens
so unbekümmert, wie ich wegen des Ihrigen durch Ihre Erklärung hinführo
seyn werde; weil mir immer das meinige selbst unverantwortlich in meinen
eigenen Augen bisweilen geschienen hat. Wegen der übeln Witterung habe ich
zwar diese ganze Woche den Pyrmonter ausgesetzt; bin aber mit genauer
Noth im stande gewesen auf meiner Lisette Reinette Brief den ich den 16
Jul. audurch Ihre Hand erhielt, und die beyden letzten meines VicaireHill zu beantworten.
So bald die Witterung sich beßern wird, will mit dem Pyrmonter so lange
wie mögl. fortfahren. Mit den Füßen wird es beßer, und der linke ist nur
noch etwas geschwollen, ab- und zunehmend; der rechte aber dem Wechsel
weniger unterworfen. – Eben erhalte einen Brief von Kraus, der an unsern
Schwaben denkt, und noch immer hofft ihn einmal von Angesicht zu Angesicht
zu sehen, weil er ihn so oft und lebhaft im Geiste vor sich sieht. Wenn Sie,
liebster
Frantz
, Antwort auf Ihr Schreiben erhalten, theilen Sie doch auch
so viel Sie mögen, mit.
Jonathan mag seine mit Ihnen genommene Abreden selbst verantworten,
und sich darüber erklären. Mariannens Gesundheit liegt mir, wie meine
eigene am Herzen. Ich hoffe, daß Sie den Gebrauch der Mittel dazu zu
gelangen so treulich anwenden wird, als ich noch genöthigt bin den Gebrauch
derselben fortzusetzen, so langsam es auch noch mit meinem
Kopf
und
Eingeweiden
geht. Wenn ich nur
jenen
erst mehr brauchen könnte: so würde
ich auch die Lüsternheit meines Magens beßer im Zaum halten können. Bey
Arbeit
würde auch meine
Nahrung
beßer gedeyen, und Diät ist ein
Theil unserer animalischen Oekonomie. Aus Mangel eigener Gedanken, muß
ich lesen wie ein Schmarotzer mit einem unverschämten Hunger, der mir selbst
ärgerlich ist.
Um etwas wider
vornehmen
und
anfangen
zu können, muß ich
gesünder seyn, wenigstens so lange ich Hoffnung habe, versuchen und
aushalten, ob ich in diesem Endzweck weiter komme. Glückt es mir hierin, so sehe
ich als meine Pflicht und die zweite Absicht meiner jetzigen Wallfahrt an, den
Autor über seine Werke zu Rath zu ziehen und über jede Dunkelheit bey ihm
Licht zu holen, so bald ich nur wider im stande seyn werde mit ganzem Kopfe
noch einmal was er geschrieben, unter seinen Augen und mit seinem
Beystande zu lesen. Ich habe dies zu meiner eignen Beruhigung nöthig, und
unserm Jonathan scheint auch eben so viel daran gelegen zu seyn, uns
einander zu wetzen. Mens sana in corpore sano gehört zu einem solchen
Experiment. Die Zeit dazu, steht nicht in meiner Hand; aber vorsätzlich will ich
weder meine eigene verlieren, noch meines Nächstens seine unnütz verderben:
sondern mit beyden gewißenhaft und ökonomisch zu Werk gehen, und mich
auf ein voluisse in magnis einschränken. Für D. Raphael möchte ich
menschlicher weise wie für mich selbst Bürge leisten, daß er Ihnen und mir nichts
abschlagen und alles eingehen wird, wenn er im geringsten absehen kann
Ihnen auf irgend eine Art nützlich und nöthig zu seyn. Mein Urtheil über
seine Geschicklichkeit und sorgfältige Vorsicht bleibt nach der reifsten Prüfung
unverändert, auch hierüber wird die Zeit die beste Lehrmeisterin seyn. Warten
Sie liebster Frantz erst seine Zurückkunft ab und die Aufschlüße die er mit sich
bringen wird, ohne sich selbst noch ihn zu übereilen, und trauen Sie einer
Vorsehung, die sich bis auf das kleinste Haar unseres Haupts erstreckt, bis
auf jedes Ja und Nein, das unserm Munde entfliegt, oder vielmehr zu
entfliegen scheint.
Ich sollte
glücklich seyn und an Den nicht denken
, der so viel an
allem, was ich jetzt schon genieße beygetragen? Ach! daß ich nichts als denken
und wünschen kann. Desto mehr wird Gott
thun
, der allein gut ist und ein
Vater unser aller, deßen Wille geschieht im Himmel und auf Erden – Seine
Kraft ist in den Schwachen mächtig und offenbart sich den unmündigen.
Ich umarme und küße aufs herzlichste Vater Frantz, Mutter Marianne
und die kleine Marianne Gertrud –
den 21.Heute erwarten wir Kleuker hier, den ich mich auch freue von Angesicht
zu Angesicht nach so vielen Jahren, kennen zu lernen.
J. verführte mich gestern zum Abendbrodt in Mama Lehne Speisezimmer,
wo wir ganz allein waren, weil das junge Paar aus Aachen par compagniesich nicht recht wol befand. Ich habe gut geschlafen und bin voller Grillen
über den gestern erhaltnen pharisäischen Brief des Crispi Amici aufgewacht,
der mir verbieten will zwier zudes Tags zu eßen., das mir eben so paradox
vorkomt, als wenn Ernst Dr. mir zumuthen will – kann er seinen Freunden
zugefallen nicht über P. und D. nach G. gehen: so werde ich meine
archimedische Maasreguln auch nicht turbiren und mich Seinetwegen in dem
parabolischen und encyclopädischen Plan meiner dreyfachen Cur irre machen
laßen. Er mag sich auch an meinen piis desideriis auf dem kürzesten Wege
die hohe Schule zu erreichen, begnügen und sich in Acht nehmen nicht zu
gelehrt, nicht zu weise wieder heim zu kommen.
Ich habe heute den Pyrmonter aber mahl ausgesetzt, um ein paar Zeilen
an
Eleazar Hill
zu schreiben in häuslichen und öffentl. Angelegenheiten,
den Crispus mit einer zu spitzigen Feder als einen
Hausvogt
behandelt.
Wenn Sie Lust haben, mir was rechtes zu schreiben: so eilen Sie mit Weile
Ihren Brief auszufertigen. Sat cito, si sat bene. Denken Sie immer im
besten mit Marianne des alten kranken Grosvaters, der Ihnen darinn
vorgehen und nachfolgen wird, mit dem besten Appetit auch gantz und ewig
der Ihrige zu seyn und mit Gottes Hülfe zu bleiben, lieber Frantz und
MarianneIhralter Johann Georg Hamann.Grüßen Sie den ehrl. Coeurman, wenn Sie nach W. schreiben. D.Raphael soll die silbernen Löffel, die er mitgenommen, wider abliefern, und
geben Sie ihm, lieber HerzensFrantz, das Stammbuch mit, so bald
Marianne einen Gruß von Gertrudchen an Lisette Reinette wird eingetragen
haben. Wenn die Sechswochen vorbey sind, ist es Zeit gnug Gäste einzuladen.
Ich glaube auch, daß Sie recht haben, und daß die beste Frau bisweilen
unrecht haben kann und unrecht haben muß, auch bey der
besten
Meynung
von der Welt.
„Sie sind ein Mann von himmlischer Weisheit Güte“ – fängt Heinze
seine Antwort auf das dem Lindner mitgegebene Empfehlung an – und mit
eben dem Entzücken habe ich Ihr Resultat gelesen:
Machts nur, wie
ihr wollt.
Ferner: Hoffmann hat sich nicht lange zieren dürfen und seine Weisheit
geschwind herausorakeln müßen. Diesen Morgen früh um 5 Uhr sind
(Michel und sein Mentor) nach der Bergstraße, Heidelberg, Schwetzingen
und Manheim abgereiset dd Aschaffenburg den 18 Sept. Wenn Sie mir
erlauben zu machen wie ich will: so werden Sie und Marianne Noth haben
mich los zu werden. – und nochmals Gott empfohlen mit Herz, Mund und
Hand!
Zusatz Jacobis:Lieber Franz, unser Hamann hat dir das nöthigste schon geschrieben. Unsere in
Münster genommene Abrede war folgende. Du solltest mit Marianne, Ende
Oktober zu mir kommen, in mein Haus in der Stadt, u ich wollte sorgen daß ich
um diese Zeit mein Winterquartier bezogen hätte. Alsdann solltest Du mit
Marianen u Eurer Gertrude so lange bey mir bleiben als es Euch gefiele, hernach Hamann
mit nach Münster nehmen, u mich mit den Schwestern dort im Februar erwarten. –
Nach Münster kann ich (auch ohne genommene Rücksicht auf Hamann)
gegenwärtig nicht kommen, u überhaupt nicht aus der Stelle gehen, bis ich die 9 neue
Ausgabe meiner Briefe über Spinoza besorgt habe. Noch habe ich nicht die Feder
dazu angesetzt, u fühle auch keinen Trieb dazu, bis Hamann seine Gelübde erfüllt,
u mich gewißermaaßen dazu eingesegnet hat. – Es gehe alles wie es kann. Deine
Worte:
Machts wie Ihr wollt
, spreche ich v ganzem Herzen nach, ohne
eine Einschränkung beyzufügen. Mehr kann ich nicht thun.
Unser Vater gewinnt merklich an Gesundheit, Munterkeit u Stärke. Meine
Liebe zu ihm wächst noch mit jedem Tage‥‥Ich kann von ihm nicht reden.
Ich habe meine Opp. Posth. des Spinoza Dahlbergen in Trier leihen müßen.
Hamann bittet mit mir, das Exemplar das ich ihm zu Münster geschenkt, hierhin zu
schicken. Da kannst Du das Stammbuch beypacken laßen.
Hier der Alexis. Ich hoffe er soll dir einiges Vergnügen machen. / Wir haben
gestern u vorgestern den 1sten Theil v Starkens Rechtfertigung verschlungen, u
ganz ungemeines Vergnügen dabey genoßen. Hamann hätte so wenig als ich dem
Manne das zugetraut. Nun dürsten wir nach dem Urtheil.
Für Druffeln schicke ich mit nächstem Postwagen einen Alexis u mein Bild.
Grüß ihn herzlich v mir u entschuldige mich. Ich hätte ihn so gern vor seiner
Abreise nach Göttingen noch gesehen.
Die 26 Pistolen hat die Prinzeßinn eingereicht, u Du hast sie also auf die
Lindnern mitgegebenen 25 Carolinen zu gut.
Ich herze Dich Brüderlich, u mit wahrhaft unaussprechlicher Liebe
Dein F H J.Eben sagt mir Hamann ich solle Dir doch Starkens Apologie empfehlen.P. den 21 Sept. 87.Lieber Elieser Hill; ich habe diese ganze Woche den Pyrmonter ausgesetzt
wegen der elenden Witterung, die sich erst heute ein wenig mit einem starken
Sturme erheitert hat. Vorgestern reisete Hemsterhuis Diotima, unsere
Diaphane Aspasia ungeachtet ihres Steckhustens p ab. Gott begleite Sie!
GDenselben Mittag kam eine Estafette aus Münster an mit einer Einl.
an D. Lindner. Ich hatte mir schon einige Tage vorher mit meinem Hans
Michael im Herzen ausgesöhnt aber die Verlegenheit Einl. zu befördern stieg
aufs höchste. ESie wurde auf gut Glück an den Verfasser des
Ardinghello
HE Heinse, der viele Jahre als Hausgenoße hier, wie ich gelebt habe.
Gestern frühe kam endl. ein Brief von Hans aus Aschaffenburg an, der alles
wieder gut machte, und ihn aus der verlornen Gunst wieder eingesetzt hat mit
Uebergewicht. Diesen Morgen wo ich früher wie gewöhnlich erwachte, kam
ein Brief von Heinse, der uns meldete, daß der sanfte Mentor mit dem jungen
Feuer- und Talentvollen Ebentheurer, schon so früh in der Stille einen feinen
Beobachter den 18 um 5 Uhr des Morgens nach der Bergstraße, Heidelberg,
Schwetzingen und Manheim abgereist wäre mit den glücklichsten Aspecten in
ihren Angelegenheiten, deren Schwierigkeiten wir besorgt und einen weit
spätern Termin ihrer Abfertigung vermuthet hatten. Ich war so vorsichtig
gewesen, Hmeinen Hans von einem Briefwechsel zu dispensiren; er war
aber ohne mein Wißen von Geh. Rath gebeten worden, so bald mögl. von
ihrer Ankunft Nachricht zu geben u hatte sein Wort vor sich gegeben. –
den 22 –Mein alter Freund Kleuker ist gestern angekommen, und Me dela Rochemeldete uns einen andern Gast an, Prof. Bartola von Pavia, den zweiten
Improvvisatore, den Hans zu sehen bekommen wird, der sein Handwerk nicht
so gemein machen soll als Filisteri in Berlin. Das junge Paar aus Aachen
nebst einem HE von Clermont u einem Silhouetteur Escherig sind auch noch
hier. Gestern Mittag habe zum erstenmal unsern kranken nächsten Nachbar
den Aeltervater
Jacobi
kennen gelernt. Er hat einige 70 ist aber noch ein
Mann voller Feuer, der seiner aufgegebnen prächtigen ZuckerFabriqueähnlich sieht, die man ohne Bewunderung und Mitleiden als ein wüstes Schloß
nicht ansehen kann. Ich
kann
und
will
nicht wegen meiner Cur um das
geringste mich bekümmern. Bey aller langen Weile fehlt es mir an Zeit
meinen unauslöschl. Appetit zu stillen. Den übrigen Genuß überlaße meinem
Sohn, der seinen Freunden einmal desto mehr mündlich Nachricht geben wird
und den Mangel der schriftl. desto reichlicher ersetzen. Wenn nur meine beyde
Reisegefährte tüchtig gesehn werden, so will ich gern untallein untüchtig
seyn. 2 Cor XIII. – und lieber unter so guten leidlichen Bedingungen krank
seyn, als ihrentwegen besorgt und unruhig.
Vorgestern erhielt einen Brief vom 11 von HE Pr. Kraus, den ich erst
gestern Mittags in der Verdauungsstunde unter einer tiefen Laube zu lesen,
gantz und recht zu lesen im stande war, und so bald wie
es mir mögl
. ist
beantworten werde, mit dieser oder einer nächsten Post. Ich hatte erst nöthig
Ihren ersten Brief aufzusuchen. Mein Auftrag den
ersten
Brief nach
meiner Abreise zurückzusenden, konnte gar nicht auf die später einlaufende
angewandt werden. Danken Sie also unserm Freunde herzl. für die Abschrift
so wol, und auch der lieben Hausmutter für ihren klugen Entschluß zu
erbrechen das abderitische Geheimnis und meinen nächsten Freund zu Rathe zu
ziehen und mit einem redlichen Vertrauen zu
überlaufen
. Ich bin mit
allem vom Grunde der Seelen zufrieden. Sollte es bis zum Ausräumen
kommen: so werden Sie mein Haus nicht verlaßen, für meine Bücher und Papiere
sorgen, alle meine Freunde aufbiethen, eine
gute Gelegenheit
zum
Obdach und zur
Nothdurft
, woran es mir bisher gefehlt hat, besorgen,
wo möglich auf der Freyseite, wo ich Licht und Luft, von Jugend auf dazu
gewöhnt genießen kann. Vielleicht Ihr Oncle seine Gelegenheit? oder hat er
sein Haus noch glücklicher verkauft? Wenigstens wird er sich auch der
Meinigen ohne seinen Schaden annehmen. Ziehen Sie auch vor allen Reichardtswürdigen Schwager Secr. Dorow und seine gute Frau zu Rathe. Schreiben
kann ich nicht, bis nach abgelegter Cur, die ich auf die Woche wider
anzufangen und so lange es die Witterung und Jahreszeit erlaubt, fortzusetzen
gedenke. Auf die dringende Einladung meines wohlthätigen Frantz und seiner
kranken Marianne, den ganzen Winter in Münster zuzubringen, habe ich
auch schon geantwortet mit einem:
Kommt Zeit, kommt Rath
. Sie
allein giebt die
Form
und Reife menschlichen Entwürfen und unsern
Schicksalen, die aller Kritik reiner Ideale überhoben und überlegen sind. Von
dem Briefe meines Sohns den Raphael den 18 Aug. erhalten weiß ich nichts,
unterdeßen hoffe ich daß er die Pflichten meines Sohns in puncto der
Freundschaft übertreffen wird. Der Virtuos Heinse vergleicht den alten kranken
Vater einer arabischen Nacht Conf. Joh. XI.9, 10. V. 19–17.
Ich bin nachbarn gewesen, und habe Kleuker auf der Remise besucht, wo
die Schule mit den Kindern von meinem alten Freunde Schenk gehalten wird,
und Gäste beherbergt werden. Dies schöne Gebäude liegt mit einem kleinen
Geköchgarten richt über der großen Hofpforte. Auf dem Hofe selbst eine
kleine Wohnung, die man in Curl.
Herberge
nennt, D. Lindner und D.Chavet der die Fürstin begleitete, haben die zwey kleine Zimmer mit einem
kleinen Canapé und einem großen Kettenhund Bacchus – Aus Bürgel haben
wir einen jungen Windhund, Cito mitgebracht, den
Mama Helene
zu
seiner Diana gewählt und gemacht.
Dom. XVI.23. SeptemberLieber Hill, ich gebe Ihnen so kleine Umstände, um Sie hier bekannt zu
machen, wenn Ihnen eine neue Streiferey anwandeln sollte. Sie haben Ihr
Gutes bereits genoßen und werden mir also das paradiesische Leben nicht
misgönnen. Ich habe mir ein solches Glück auf der Welt nicht mehr träumen
laßen, als mir Gott auf meine alte Tage zugedacht, nach dem ich länger als
20 Jahre verträumt und beynahe in einen Todesschlaf gesunken war.
Kleuker hat die abgedruckte Bogen einer
Neuen Prüfung u
Erklärung des Christentums
u der Offenbarung gegen den Hierokles der
85. zu Halle ausgekommen, mitgebracht. Ich wollte morgen heute ihm zu
Gefallen den Pyrmonter wider anfangen und in seiner Gesellschaft trinken.
Diese Nacht soll ein starkes Gewitter gewesen seyn und ein Platzregen, der
nach meinem Wunsch mich der Gefälligkeit überhoben, daß ich heute einen
Ruhetag halten kann. Wir hoffen noch einen guten langen Herbst, und eine
herrl. Weinerndte an der Mosel. Wer hat den Buchladen bekommen? Sie
theilen mir überhaupt zu wenig Nachrichten aus meinem Hause u meiner
Vaterstadt mit. Diesen Mittag sind 2 Brüder de Florincourt zu Gaste,
welche von Mösers Tochter Fr. von Vogt als Bergkundige empfohlen
worden. P. ist wie ein Taubenschlag, und das philosophische Ideal der
besten
Welt
für meinen
Geschmack
und
Augenmaaß
. Mein Loos ist mir
aufs lieblichste gefallen. Meine anhaltende Engbrüstigkeit macht mich, bey
aller Hofnung einer Beßerung, noch bisweilen für meine Gesundheit besorgt,
und daß etwas oedematisches zurückgeblieben. Ich gehe noch immer in meinen
Berlinschen Socken von Tuchleisten wegen meiner Füße. Der linke bleibt
unveränderlich, außer daß sich die Falten der Strümpfe stark eindrücken. Mit
dem rechten aber ist es noch tägl. wandelbar. Die Geschwulst des Tages
nimmt in der Nacht ab, wo ich immer ein Kräuterküßen mich umbinden laßen
muß. In Abwesenheit meines Raphaels u Michels, sind HE Peter u
Wolther so gut mich an- und ausziehen zu helfen. Mama Lehne hat die
Sorge für meine Wäsche übernommen die durch meinen Kammerdiener
Ihren guten Freund, ziemlich in Unordnung gerathen ist. Zum Glück bin ich
so klug gewesen alles aufzuschreiben und fand diesen Zedel zu meiner Freude
unter meinen Papieren, habe ihn der Mama überliefert, die den
Kammerdiener zur Rechenschaft fordern wird. Sagen Sie dies meiner lieben
Hausmutter, die wie
alles, was mir angehört
, abwesend wie gegenwärtig,
hier geschätzt und geachtet wird. Der Pfahl meiner Gesundheit ist mir höchst
wohlthätig und unentbehrlich, bescheiden und müßig von mir zu halten. Bey
meinem ersten Besuch auf Diotimens Gartenhause wurde mir ein leerer Platz
angewiesen, auf dem eine kleine Wohnung gebaut werden sollte – in der mein
gantzes Haus Raum haben sollte. Aber der Prediger in der Wüsten vergißt
nicht sein Ithaka – ausgieng und wußte nicht wo er hinkam, durch den
Glauben ein Fremdling in einem Lande der Verheißung – weder die
Weisheit
noch die
Schätze Egyptens
, will ich mich an den halten, den ich
nicht
sehe
, als
sehe
ich ihn, und mittlerweile
schmecken
wie freundlich
Er ist. Diesen Winter ist an keine Reise zu denken; da ich bisher an nichts
denken können, als an die Widerherstellung meiner Gesundheit, die von dem
großen Kunstrichter in B. für reinen Wahnsinn erklärt und bescheinigt
worden in französischer und deutscher Sprache. Ich habe die
Urkunde
davon
in Händen, und hoffe eben so gute Beweise von meiner Widerherstellung zu
liefern, als ich von meiner wirkl. Krankheit, die ich niemals geleugnet habe
aber so wenig geglaubt worden, wenigstens mit theilnehmendem Mitleiden,
desto mehr mit hämischer Verachtung und Schadenfreude, Merkmale und
speciöse Anzeigen gegeben habe. Erhalten wir einen Brief von Hans, so
werde es Ihnen melden. Ob D. L. den Winter hier bleiben wird, wie in M.
darauf angelegt ist, weiß ich nicht, und überlaß es seinem eignen Gewißen u
Urtheil. Grüßen Sie die gute Hausmutter, und schreiben Sie mir, wenn Sie
sich über sie zu beschweren haben. Die man lieb hat, zieht man beym Ohr,
wenn sie nicht von selbst gehen wollen. Wenn ich heimkomme, soll es eins
meiner ersten Geschäfte seyn die beyden Brüder auf Ihrem Landgute zu
beschmausen und ihre würdige Tante kennen zu lernen, an die ich öfters Anlaß
habe zu denken mich zugl. meiner eignen zu erinnern. Leben Sie wohl und
hören nicht auf mich zu lieben. Grüßen Sie die gnädige Tante auf dem
Tragheim u die ganze Gesellschaft. Kann Lehnchen nicht bald schreiben und hat sie
nicht ihren freundschaftl. Anweiser ungedultig gemacht und Marianchen
abgeschreckt?
P. den 23 7brDom. XVI. Herbst Anf.Den 21 Aug. da ich eben den Pyrmonter angefangen hatte, war ich blos
imstande eine offene schedulam beyzulegen weil ich blos Ihnen Antwort u
Nachricht von Ihrem Schwaben mittheilen wollte, von dem ich seitdem nichts
gehört habe, und in dem Fall nicht ermangeln werde den Erfolg Ihnen zu
melden. Durch den ersten Brief vom 11 d. welchen ich gegen Abend den 20
erhielt aufgemuntert
versuche
ich heute lieber Profeßor und alter Freund!
Ihnen zu danken, daß Sie sich meiner Hausangelegenheiten annehmen und
meine gute Hausmutter nicht abgeschreckt haben Sie fernerhin im Nothfall
der Meinigen anzunehmen. Soll ich mich wegen der
unerklärlichen
Anordnung
rechtfertigen? so werden Sie mir erlauben mit den
verkehrten
Berl. ebenso
verkehrt
zu handeln, und Ihnen auf Ihr Gewißen zu fragen:
ob Ihnen die Zurückweisung einer Resolution vom 14 Jun. nach so manchen
vorgefallnen Zwischenhandlungen und ertheilten Anordnungen nicht noch
weit unerklärlicher seyn muß, als meine laconische Freyheit oder Licentz, den
Minister von meiner wirkl. Abreise und persönl. Aufwartung einen deutlichen
Wink zu geben und allenfalls darauf vorzubereiten. Der Glaube versetzt
Berge und der gute Wille verpflanzt Feigenbäume, und in Ermangelung
zureichender Gründe
deckt man die reinsten Blößen mit Feigenblättern.
Wißen Sie, liebster Freund, wie elend ich abreisete in der lächerl.
Einbildung auf dem Postwagen ohne Arzney meine stockende verdorbene Säfte
aufzulösen. In Marienwerder wurde ich auf eben eine so unerwartete als
dringend liebreiche Art von unserm guten Schwaben Megerlein gebeten einen
Posttag auszuruhen. Kaum hofte ich Fordon erreichen zu können; schöpfte
aber Muth das äußerste zu thun, um meinen alten Freund D. Lindner zu
fixiren, wenigstens zu consuliren und in
gantz andern Absichten
, als
meiner eigenen Person, zur Reisegesellschaft zu persuadiren. Ich bildete mir
ein, daß sein Weg nach Holland gienge. Da wir uns in Berl. bey unserm
würdigen, für mich unvergeßl. Landsmann Reichardt einander fanden: war
seine Meinung blos mich nach Weimar zu begleiten. Den 28 Jun. kam ich
auf dem Posthause zu Mittag in Berl. an mit geschwollnen Füßen, nach 8
schlaflosen Nächten und nach einer Zehrung von 14 fl. den Weg über von 84
Meilen, wenn meines Sohns Rechnung richtig ist. Die erste Mahlzeit in
Berl. bekam mir so gut, daß ich den ganzen Vorrath, den ich unterwegs
gesammlet und von Hause noch mitgenommen habe, auf einmal von mir gab.
Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie ich dort die 6 Tage welche ich theils im
Bette theils in der Stube zubringen muste, in dem Reichardtschen Hause
gepflegt worden bin, und was für eine musterhafte Einrichtung bey einer so
zahlreichen Familie herrscht. Man erschrickt über die beyden Tafeln, die jeden
Mittag gedeckt sind, und bewundert noch mehr die Harmonie der
Albertischen
Geistes u Herzens im Ganzen, die edle schöne Einfalt in Wahl und
Genuß – Den 1 Jul. besorgte mein liebreicher Wirth alles beym Minister,
was ich nicht abzumachen im stande war. So wenig ich auch an
Ergötzlichkeiten Antheil nehmen konnte, und an Gesellschaften, habe ich doch den jungen
Spalding, Gedicke, den berüchtigten Leuchsenring pp gesehen. Ich ließ mich
durch nichts aufhalten u frühe Morgens den 6 Jul. giengen wir mit einem
Magdeburger Fuhrmann ab, mit deßen beqvemen Kutsche und guten
Verhalten wir so zufrieden waren, daß wir ihn bis nach Bielfeld mitnahmen.
Den 8 hielten wir Rasttag, wagte es in Schuhen auszugehen, feyerte das
Evangelium von Petri Fischzuge, bestellte einen Gruß an Cons. Funk und
überraschte unsern alten Freund Philippi, der denselben Morgen an mich
gedacht hatte. Den 10 wurde von Jenisch in Braunschweig überrascht, wo
eben Biester beschmaust werden sollte und mit genauer Noth den kleinen
Ungemächlichkeiten einer unverdienten Celebrität zu entwischen suchte. Den 13
kam ich in Bielefeld an mit dickern Füßen und muste Qvarantaine halten,
schrieb an meinen Alcibiades, der mir seinen Aufenthalt auf dem Gute
Welbergen
gemeldet hatte bis zu Ende des Monaths, wo ich ihn zu
überraschen hofte. Wider Vermuthen erhielt ich mit einer frühern Post eine
Einladung nach Münster, wo wir mit Extrapost hineilten und den 16 Jul.ankamen. Hier war eine förmliche Cur nöthig, die sich mit Vomitiven anfieng
und mit auflösenden Mitteln so lange fortgesetzt wurde, daß mir alle Lust
zu leben darüber vergieng. Da lag ich in einem großen Himmelbette, eine
chusse percée zur Seite, und lernte den innigsten Hausfreund
Ernst
Druffel
kennen, der diesen Michaelis nach Göttingen geht und nach vielen
Ueberlegungen dort das Ius hören wird. Ein junger vortrefl. Mann von
mancherley Talenten, mit einer feinen Physiognomie und einem großen
Höcker, den er sich durch seine Wildheit erworben. In einem solchen Zustande
besuchte mich des Hemsterhuis Diotima – den 23 kam mein
Jonathan
–
brauchte hier den Pyrmonter bis zum 4 Aug. den 11 reisete ich von Münster
ab u langte Dom. X. hier an, wo Hofrath Abel als Hausartzt sich mit D.Lindner vereinigten mir endlich stärkende Mittel zu geben, nachdem ich mich
beynahe während meines ganzen Aufenthalts zu Münster des Fleisches
gänzlich enthalten hatte. Kleuker ist seit vorigen Freytag hier und nachdem
ich die vorige ganze Woche den Pyrmonter wegen der schlechten feuchten
Witterung aussetzen müßen, denke ich morgen wider von neuen in seiner
Gesellschaft den Gebrauch dieses Mittels fortzusetzen.
An meinem Geburtstag kam die Nachricht von der glückl. Entbindung
einer jungen Tochter an, die allen desto erfreulicher war weil Marianne
meines Franz junge Frau aus ihrem ersten Kindbette ein
schleichendes
Fieber
behalten hatte, das von dem Arzt in Münster verwahrloset worden
war, und weshalb D. Lindner in Gesellschaft meines Sohns nach
Aschaffenburg gereiset um den Aesculap dieser Gegend Geh. Rath Hoffmann zu
Rath zu ziehen.
Meines lieben Franzen Kopf und sein Haarwuchs ist sehr ähnl. dem
Gemälde des in seiner Jugend gestorbenen D. Kühn in meiner
Sommerstube. Es ist ein eben so liebenswürdiger als außerordentlicher Mensch. Ich
wurde durch seine hypochondrische Diät, durch die Krankheit seiner Marianne
und meine eigene beunruhigt, daß ich weniger Genuß gehabt, als in diesem
Elysium
, wo eine Uebereinstimmung und Ordnung herrscht, die nicht
schöner noch vollkommener gedacht werden kann. Mein Fritz Jonathan hat
2 Halbschwestern, davon die jüngste
Mama Lehne
die Seele seiner
Haushaltung ist; die älteste
Tante Lotte
des noch lebenden Vaters unsers
nächsten Nachbars Wirthschaft führt. Zwey Bediente No 1. oder Peter und No 2.
Wolther, ein Kutscher ein Gärtner, ein kleiner Bursch von Copiste, 1
französische Kammerjungfer, 1 Stubenmädchen u eine Köchin; lauter ausgelernte,
gesittete, zugestutzte Leute, die alles mit lachendem Muthe, im Singen und
ohne Zwang ihre Arbeit thun. Der älteste Sohn hat seiner seel. Mutter
Tochter eine Fräul. von Clermont vor einigen Monathen geheyrathet und
das junge Paar ist aus Aachen zum Besuche hier. Der 2te Georg studiert
seit Ostern zu Göttingen. Der jüngste Max ist noch zu Hause nebst der
einzigen Tochter
Clärchen
, die einige Stunden von HE. Schenk unterrichtet
werden, und die übrigen unter Aufsicht der Mama Lehne oder besondern
Lehrmeistern arbeiten, worunter auch der irrende graeculus gehört, und mit
ihnen jetzt das Zeichnen angefangen hat, auch die Reitschule bey seiner
Widerkunft besuchen soll.
In meines Franzen Wirthschaft herrscht mehr Verschwendung, als
Ueberfluß. Er ist zu philosophisch, zu gutmüthig, zu abhängig von den Launen
seiner Diät und Hypochondrie. Behilft sich mit einem grundehrlichen, aber
blos dem guten Willen nach brauchbaren Bedienten. Die liebe Marianne ist
von einer Grosmutter erzogen u von ihrer leibl. Mutter scheu gemacht
worden, die eine beßere Wirthin zu seyn scheint. Sie hat daher ihre Noth mit den
beyden Mädchen, und durch ihre Unpäßlichkeit auch bisweilen zu wenig
Gedult wie durch ihre Jugend nicht Erfahrung gnug, verdorbenes Gesinde
durch Zucht zu beßern. Frantz hat sich selbst und sie zu lieb um den kleinen
Mängeln abzuhelfen oder vielmehr vorzubauen. Sie hat allen Geschmack
am Lesen verloren – unterdeßen die beyden würdigen Schwestern meines
Jonathans im Shakesp. und Humens Geschichte eben so bewandert sind als
in allen schönen Künsten ihres Geschlechts und zugl. eben so sehr der Feder
gewachsen. Kurz ich lebe hier in einer wahren Feenwelt, ohne ein Dichter zu
seyn. Die Fürstin ist ein Wunder ihres Geschlechts, der alte Pericles und
Ex-Minister von Fürstenberg ihr Schatten, und Sie können sich leicht von
einer Frau einen Begriff machen, die unausgesetzt jede Woche 2 Briefe von
ihrem Sokrates im Haag bekommt, und eben so genau antwortet. Kurz
dieser kleine Circul von ausgesuchten Köpfen und Herzen hängt wie eine
Klette zusammen, und Sie können leicht denken, wie desorganisirt ich
anfangs durch ihren Magnetismum der von allen Seiten gleich stark auf mich
wirkt und wie schwer es mir anfängl. geworden meinen 5 Sinnen zu trauen,
weil ich alles für Täuschungen meiner befangenen Einbildungskraft ansahe,
und noch bis diese Stunde meinen Augen und Gefühlen nicht trauen kann.
Wie sehr wünsche ich öfters meinen lieben Crispum zum Zeugen und
Teilnehmer meines Glücks, und wie oft entfährt mir der Seufzer: DEVS nobis
haec OTIA FECIT.den 24.Ich habe heute meinen Pyrmonter wider in Gesellschaft des olimPrudentius, jetzt Kleuker genannt angefangen und es zum ersten mal bis auf
eine gantze Bouteille gebracht. Stieg anfängl. von 3 bis 7 Gläser, muste
aber wider auf 4 und 3 herunter, habe
vor
und
nach
dem Caffé Oefnung
gehabt. Eine Engbrüstigkeit und Heiserkeit beunruhigt mich bisweilen. Der
rechte Fuß wechselt, schwillt mehr u weniger den Tag über. Mit meinem
Gehirn und Eingeweiden hoffe ich auch allmählig ins reine zu kommen. Gestern
Abend erhielt mein Jonathan ein Schreiben nebst der ersten Hälfte der
neuesten Apologie. Die andere wird in ein paar Monathen fertig werden. Der
Buchdrucker Schlegel in Erfurt ist davon gelaufen und dadurch der Abdruck
verzögert worden. Der gewes’ne Canonicus ist 3 Jahr älter als mein
erwünschter GastWirth, der es Witzenmann bis an sein Ende gewesen und
dem Verf. der eleusinischen Geheimniße und des Ardinghello zu seiner Reise
nach Italien und jetzigen Posten in Aschaffenburg verhalf. Er hat sich viele
Jahre lang hier aufgehalten – Die beyden Schwestern und noch ein Bruder
Eduard sind aus der zweiten Ehe des noch lebenden Vaters, der durch die
grösten Unternehmungen, deren Spuren um uns herum wüste liegen und
außerordentl. Schicksale sich epileptische Zufälle und eine dadurch geschwächte
Vernunft zugezogen hat.
Was sagt man zu des gewesenen Preuß. Oberhofpredigers Deduction inloco? Verdient der Mann nicht, mein Beichtvater gewesen zu seyn? und
einen △ Hut mit der Feder eines Mamamuschi? Ihr Ruhm ist nicht fein, daß
Sie seit 10 Jahren keine Zeile von einem der würdigsten Schriftsteller
Preußens gelesen. Sie wünschen sich + Politik und eine andere Moral, als ein
armer Sünder hat oder zu haben begehren kann. Freylich schmeckt die Ihrige
nach dem Sauerteige Herodis und nach dem Sauerteige der Pharisäer. Wie
können Sie in aller Welt einem filio thalami das Fasten empfehlen, und mir
abrathen zwier des Tages zu eßen und zu trinken. Wer
hier schmeckt
,
wird
dort
zu
sehn
bekommen, wie freundlich der HErr des Weltalls ist.
Nein, lieber Crispe, bleiben Sie mir mit Ihrer hypo- und metakritischen
Diät und HungerKur vom Leibe. Ein solcher helluo im Lesen und ein solcher
Abstinens im recensiren und kritisiren und Richten, daß man sich hier in
meinem pythagorischen Silentio und polygrammatischen manischen
Schwindel (wie Agrippas Act. XXVI. 25) gar nicht finden kann – Eben erhalte
den Nachtrag von Originalschriften der Illuminatensecte v. ihrem Stifter
Adam Spartacus –
Ich hoffe den vielversuchten Invaliden beßer zu kennen u tiefer als Sie –
Gesetzt, daß mancher irrende Ritter der besten Welt eben so nöthig seyn
sollte, als irgend ein moralischer u politischer Clausner wie ich leider seyn
muß: so sage ich mit Herzen und Munde: Fiat Voluntas TVA. Keiner lebt
ihm selber, und keiner stirbt ihm selber. Ich habe heute ein freundschaftl.
Schreiben von meinem lieben Wirth, Landsmann Gevatter und Freunde aus
Berl. erhalten. Bis Ostern hat es mit der Wohnung Zeit, aus der ich
vertrieben
zu werden wünsche; weil ich selbige für meine 4 Kinder nicht
brauchen kann und die Zurückkunft meiner Lisette Reinette und die
Ersparung der bisher für sie bezahlten Pension für die Bedürfniße künftiger
Miethe hinreichen wird, durch Göttl. Seegen.
Wir haben ordentl. 6 Gerichte ohne Dessert sind aber von 1 – bis 2
mehrentheils fertig habe nicht nöthig den halben Nachmittag und Abend mit
Colloquiis familiaribus und iudiciis trascendentalibus zu verderben. Ach!
wenn Sie wüsten mit was für Leckerbißen, Schätzen, Büchern und Papieren
ich hier umgeben bin, und gl einem neuen Tantalus mehr sehen und riechen
als genießen muß; so würden Sie mir kaum meine Lüsternheit zur Sünde
rechnen und Enthaltsamkeit und ephectische Ataraxie predigen, die der
Mangel an VerdauungsKräften u Gegenständen und die Schwäche der
reinen Vernunft u des guten Willens von selbst verbietet –
Eben kommen die beyden Schwestern mit D. Raphael und dem
Ebentheurer Michael in mein Zimmer geplatzt. Wir hatten auf den Mittwoch
ihre Ankunft calculirt. Da war Freude wie bey den Engeln im Himmel,
wenn ein irrender Sünder Buße thut. Michael hat den Ritt zu Pferde nach
Grünthal gethan, den alten Vater nicht zu Hause gefunden, weiß von den
beiden schönen Schwestern unsers lieben Jacobi, meines alten Gevatters nicht
schön gnug zu reden, hat den Vetter Reinold gesehen. Es ist alles in
Aufruhr, und wir speisten heute eine Stunde früher zu Nacht, neml. um 8 Uhr.
Er ist nach Düßeldorf mit einem Briefe von Wichtigkeit gelaufen, zu meinem
alten Freunde Schenk alias Tiro, der Doctor werden wird, wenn die Karten
gut gespielt werden und an einer Disputation de Autonomia auf allen Fall
arbeitet. Ich bin von der Gen. Adm. und – für einen rasenden Eliasjünger
erklärt worden. Helfen Sie mir die Anordnung erklären, wie eine Resolutionvom 14 Juni den 8 Sept. an einen abwesenden, der sich bey seiner Durchreise
melden laßen, zum zweiten mal addressirt werden kann.
HE Pr. Kant Auftrag ist von mir buchstäbl. bestellt worden. Machen Sie
Ihren Mittagsgenoßen unsere aufrichtigste Empfehlung trotz unser – der
Politik und unserer freyeren Moral und zwiefachen Diät. Nehmen Sie sich
der Meinigen an, wenn selbige Rath und That nöthig haben sollten –
Grüßen Sie unsern Jacobi, an den ich sobald ich kann, selbst schreiben werde –
den Bischofshof und alle, die uns eines treuen Andenkens in der Ferne und
bene latentes, ohne all unser Verdienst und Würdigkeit werth halten. Mein
Jonathan theilt alle Gesinnungen für Sie und die mir g wie Er gut sind,
und trägt mir auf Sie nach Pempelfort zu bitten um selbst meine relationescuriosas bewähren. Vale et faue TVOHamannAuf dem ersten Stück der
vaterl. Chronik
von Schubart komt auch
der nordische Magus vor nebst seinem Landsmann dem Kr. d. R. V. – Ach!
wie vieles hatte ich zu erzählen von M. Seyffer und pppAuf der Anschrift-Seite:Erst den 28 7br abgegangen, nachdem ich mich erst beym Abgange der Post
auf die
Aspasia
besinnen können. So mürbe ist mein Kopf – Tausend
Glückwünsche und Freudenbezeigungen zu einer Tochter die Ihrer vortrefl. Mutter
ähnlich werden möge. Autor und Vaterwonne unserem alten Freunde,
Erbherren auf Faulen. Ich hoffe selbst alles cum mente sana in corpore sanoin Augenschein zu nehmen und mich währender Zeit alten kranken Mann
dem besten Andenken zu empfehlen, und selbiges so oft zu erneuern bis ich
selbst komme. a Dio, das heist Gott empfohlen.
Adresse:An / HErrn Prof.
Kraus
/ in /
Königsberg
.
Signiert mit roter Tinte:
Nro 9.P. den 3 Oct.Liebster Herr Doctor, Reisegefährte, Landsmann und alter Freund,
Wir sehnen uns Nachrichten aus M. zu erhalten? ob die Cur bereits im
Gange mit unserer Freundin Marianne und wie Ihre Aspecten für den
Winter sind? Ihr alter Patient wechselt ärger wie der Mond – Jedermann
versichert, daß ich weiter komme, und ehe ich michs versehe, kommen
Rückfälle, wo ich alle Hofnung verliere. Mit dem Pyrmonter und dem Gebrauch
der China fahre ich zwar fort, wünsche aber, daß die Witterung bald mir
befehlen möchte punctum zu machen oder ein claudatur parenthesis.Gestern war alles erträglich und schien den besten Weg zu gehen. Heute bin
ich mir selbst unausstehlich, und mit dem Ich verändert sich die ganze Natur
um mich herum. Seit vorgestern habe ich das Abendeßen abgeschaft und heute
will ich am Tisch vom Ueberbringer Abschied nehmen mit umgewandtem
Teller. – Ich wollte Ihnen schon vor 8 Tagen schreiben und eine RecensionIhresr Probeschrift anmelden No 177 der lateinischen Zeitung, wo Ihnen
ein lateinischer Schnitzer scheint vorgerückt zu werden
novatus
anstatt
nouam
operam. Ich weiß aber nicht, wer Recht hat; denn ein alter Ratio ist
meine Suppellexcurta, und ich werde bald alles vergeßen; daher ich jetzt zu
meinem Trost Mystiker lese und mich an ihre Theoria von der
Abgeschiedenheit erbaue. Wir haben den lutherschen Pastor Hartmann und HE
Hoffmann zu Mittag gehabt, und Sontags letzteren auf seinem Höfchen zu
Stoffel besucht.
Mit meinem Appetit zum Lesen sieht es wie gewöhnlich aus; nichts will
aber gedeyen und anschlagen. Das Schreiben ist beym Pirmonter verboten
und ich habe bisher immer mit einer gantzen Bouteille fertig werden können;
aber heute sieht es mit meinem Kopf sehr mislich aus, und ich möchte alles
widerruffen was ich gestern dem Hofr. Abel gestanden habe. Mit dem
linken Fuß sieht es noch eben so aus. Er schwillte den Tag etwas und ist am
Morgen geschlungen. Nun Gott wird helfen Amen! und ein seel. Ende alles
Uebels machen.
Jonathan,
Mama
und
Tante
grüßen und Hans Michel Ihr
Reisegefährte empfiehlt sich bestens Ihrem Andenken. Vergeßen Sie nicht Ihren
alten wunderlichen Grillenfänger, und erfreuen Sie ihn mit beßeren
Nachrichten als er Ihnen leider von sich zu ertheilen im stande ist – besonders mit
beßeren von Ihrer Patientin, an der Gott Ihren Fleiß und Ihre Sorgfalt
seegnen wolle. Leben Sie recht wohl und vergeßen nicht
Ihrenalten Freund und PatientenJoh. Georg Hamann.Zusatz Johann Michael Hamanns:Als einen Zusatz zu den Nachrichten meines Vaters, muß ich Ihnen noch
die Bekanntschaft, die ich heute mit Prof. Günther aus Duisburg gemacht
habe, melden. Er besah unsern Garten in botanischer Rücksicht und hat sich
zu einem Tausch noch fehlender Gewächse erboten. Sein Hauptfach soll
Anatomie seyn, worin er schon öffentlich viel Stärke gewiesen. Er hat mir sehr
gerathen, diesen Winter die medicinischen Collegia in Münster nicht zu
versäumen, ohngeachtet er selbst gestand, daß der Unterricht mehr für
Wundärzte, als Studierende eingerichtet sey. Vielleicht lernen Sie die dortigen
Anstalten jezt näher kennen und dann können Sie mir am besten rathen. Ich
empfehle mich Ihrem künftigen Andenken und gebe noch nicht die Hofnung
auf, Sie hier oder dort noch einmahl zu sehen.Adresse von Joh. Mich. Hamann mit rotem Lacksiegelrest:An / Herrn Doctor Lindner. /Pempelfort den 3 Oct. 87.Mein Herzenslieber Franz,
HE. R. Kleuker wird Ihnen den besten Bericht von meinem äußern
Gesundheitszustande, als Augen- und Ohrenzeuge abstatten können, den Sie mit
der Zeit mit Ihren eigenen Sinnen vergleichen mögen. Ich fahre noch mit
dem Pyrmonter fort, und liege unter der dazu nöthigen Quarantaine. Denken
und Schreiben verbietet sich selbst. Was im Verborgenen geschieht, weiß
Gott am besten.
Erlösung, Vergebung brauchen wir alle
–
unter denen ich leider! der vornehmste bin. Die Winterabende sind lang, und
Gott wolle uns beyden nur Gesundheit geben, über unsere Grundsätze zu
schwatzen, und uns einander, so viel als möglich, verständlicher zu machen.
Mein enger Kopf hat kaum zu einer Idee Raum, wenn selbige wie ein
Sauerteig aufgeht, und bey meiner jetzigen Schwäche traue ich dem kahlen
grauen Schalke nicht, eine Juno von einer Wolke zu unterscheiden, den
Körper von seinem Schatten. Mein Vertrauter zu seyn, haben Sie das
erste Recht – ohne Feder und Dinte, sondern Aug ins Auge, Mund zu Mund,
ohne Unterhändler noch Mittelwerkzeuge.
Ich hoffe zu Gott, daß meine Versuche hier und dort, dort und hier nicht
ganz mislingen werden. Wenn ich ein unnützer Knecht bleibe: so liegt weder
die Schuld an Ihrer That, noch an meinem Wunsch nützlicher zu werden.
Aber gnug hievon!
Was macht Ihre liebe kleine Gertrud und die kranke Marianne und Ihr
Artzt? Diesen will ich selbst um gute Zeitungen mahnen, und hoffe alles im
guten und beßeren Zustande zu finden. Unser Freund Ernst wird
wahrscheinlich schon abgereiset seyn. Die guten Engel, seine Begleiter, denk ich,
wachsamer, als alle menschliche Einschränker seiner Lage, deren
Undenklichkeit
mich eben ein wenig neugieriger und dringender machte, als ich hätte
seyn sollen. Ich kenne aus Erfahrung die Blendwerke der
Menschenfurcht
. Aber auch bey mir trifft das Sprichwort ein:
Artzt! hilf dir
selber
! Also gut für beyde, nicht vertraulicher und umständlicher hierüber
geworden zu seyn. Sagen Sie ihm das beste in meinem Namen, sobald Sie
ihm schreiben.
Ich und Hans Michel danken beyderseits für ertheilte Genehmigung
unsers Unfugs. – Das Faß Roter ist bereits abgegangen und die Proben
des angekommenen Malaga werden mit der nächsten Woche befördert
werden; doch Ueberbringer wird alle Aufträge, Grüße und Wünsche von uns
allen beßer mündlich ausrichten, als ich es schriftlich zu thun im stande bin.
Gott seegne meinen lieben Franz, unsere Marianne und die kleine liebe
Gertrud reichlich aus den Schätzen des Heils. Ich ersterbe mit Herz, Hand
und Mund
Ihr
alter treuer Johann Georg.Bitte den jungen Detten unserer zu erinnern. Gott empfohlen zum
vergnügten Widersehen! Die beyden Bücher habe richtig erhaltenAdresse:HErrn / Franz Buchholz / Erbherrn zu Welbergen /
Düßeldorf
.
Postvermerke:Detten / DettenPempelfort. Elys. den 16 8br 87.Alter lieber guter Landsmann und Freund
Vorgestern um Mitternacht kam Diotime an. Gestern frühe habe ich
meine Quarantaine geschloßen. Netto 40 Tage den Pyrmonter getrunken.
Damit die Zahl der Flaschen der Tage ihrer gleich sey, bin ich noch willens
zwey bey gutem Wetter allmählig extra regulam auszuleeren. Nach
geschloßener Cur erhielte einen Brief von meiner Tochter, die sich Ihnen mit
vielen Knixen bestens empfiehlt, und wenigstens mit dem Munde der
Vorsehung dankt, wie ihr alter Vater, daß Gott Sie als einen Raphael zu
meinem Reisegefährten und Erhalter meiner Gesundheit und Widerhersteller
derselben ausgerüstet und verliehen hat. Sie meldet mir alles Gute vom
Tragheim und Licent, und hat mir eine unaussprechl. Freude gemacht mit
der Erzählung eines Besuchs, den mein ältester Jugendfreund Christoph
Berens mir gegeben in der Absicht mich mit seiner Familie und in seiner
Kutsche nach Berl. mitzunehmen. Da er mich nach 30 Jahren nicht zu sehen
bekommen: so hat er sich wenigstens an meiner Posterität, und ihrer
Magenseite satt gesehen, und Pr. Kraus hat ihm diesen Anblick verschafft. Er
bleibt den Winter über in Berl. und wird sich mit seiner Frau und einzigen
Sohn den er aus Deßau abholt, bey seiner Rückreise länger in uns.
Vaterstadt aufhalten. Die Gestern Abend oder vielmehr in dieser vorigen
Mitternacht ist der Ex-Minister Pericles auch angekommen. Es werden
Anstalten zur Jagd gemacht und ich liege noch im Bette – und muß mit allem
Decoro die Stube hüten. Seit dem 1 d. Monaths eße ich kein Abendbrodt
mehr und laße es mir zu Mittage desto beßer schmecken. HE Hofr. A. hat mir
gestern Martialia verschrieben und ich werde mit der China und dem noch
kleinen Rest ebenfalls schließen. Mart. Solut. Ed. gr. XV.Srad. Arigr VI. linam. ac. gr. II # alb. gr. X tägl. 3 Stück einzunehmen.
Die Fürstin komt mit neuen Versicherungen des Asch. Chirons und seiner
Hoffnung zur Genesung unserer lieben
Marianne
. Ich habe seit dem ich
die beyden Stücke des Magnetisten gelesen habe einen kleinen Verdacht u.beynahe Abscheu für seine Stärke in Theorien u Demonstrationen bekommen.
Ihren Brief vom 10 d. habe ich mitgetheilt, und machen Sie sich auf die
widerholten Instructionen gefaßt, womit sie beladen ist. Sie kennen den
Mann und sein
starkes
Vertrauen auf sein radotage, und es wird Ihnen
nicht schwer werden, bey aller mögl. Condescendence Ihr Gewißen
unbefleckt zu erhalten. Erfreuen Sie uns bald mit der Fortsetzung guter Nachricht
vom Fortgange Ihrer Bemühungen. Es würde Ihnen doch eine Freude seyn
den Winter, wenn es nöthig u nützlich ist, unter 2 Reconvaliscirendenaufzuopfern, und gemeinschaftl. Dank der göttl. Vorsehung zu genießen. Unsers
Franzen B. Vorschrift zum Silentio pythagorico komt zu spät. Sie bleiben
immer wie Apell hinter der Wand des hofnungsvollen Hofartztes, und unter
uns wird nur in petto mit 4 Augen an der Erfüllung unserer Wünsche und
Ihrer thätigen Ausführung gedacht. Grüßen Sie Coerman wenn er noch da
ist. Den 5 8b habe ich einem kleinen Almanach zum Gedächtniße des mit
pollnischem Abschiede Reisenden eingetragen. Ich habe einen Hunger zu
arbeiten, den ich nicht länger unterdrücken kann. Adelungs Fortsetzung u
Ergänzungen zum Jöcher liegen auf meinem Bette und ich möchte gern mit
den dicken Quartanten noch heute fertig werden. Bruckeri Historiaphilosophica und Leibnitii opera omnia müßen hier u in Düßeldorf auch noch
genützt werden ohne die Deos minorum gentium in 8. et 12 und was ich noch
in Düßeldorf finden werde. Die Illuminaten u Starkschen Acten haben
bisher auf dem Teppich gelegen, der alte Hierophant wartet mit Schmerzen
auf den 2ten Theil der letzten. Im LXXV Bande der Allg. D. Bibl. ist ihm
auch das Ohr gerupft worden, bey Gelegenheit des noch älteren Knaben DèsMarées in Deßau. Der Eremita peregrinans und reconvalescens möchte
gern ein Zeichen seines
Daseyns
von sich geben, wenn es seine Kräfte
und Aertzte erlauben. Ich erwarte zuförderst von Ihnen veniam
concionandi, nicht mehr in der Wüsten, sondern im Elysio –
Daß Sie in der lateinschen Zeitung recensirt sind habe ich Ihnen liebster
Freund, meines Wißens schon gemeldet. Im 1 Theil des Adelungs habe
Akenside’sObservationson the Origin and use of lymphatics vesselsin den Philosophical Transactions de ao 757 angeführt gefunden. AnzoliiBrief an Pequel in Hemsterhuys messi aura Heidelb. 659 wird von Ihnen
gewiß angeführt seyn.
Wir haben schon 2 mal hier einheitzen müßen – werden also uns bald nach
D. retiriren müßen. Bitte Franz und Marianne den Extrait meines
unleserl. Schreibens mitzutheilen und die liebe kleine Gertrud fleißig auch in
meinem Namen zu küßen, wozu Sie keinen Leiter nöthig haben werden. Gott
gebe, daß wir uns alle gesund und zufrieden in M. widersehen!!! Auch mein
Faß ist voll; aber ich muß den Zapfen einstecken.
Meinen Glückwunsch an Franz zu Sseinem Muth
Ausnahmen
zu versuchen, die ihm beßer thun werden als die ewige Regeln und
peinliche
Gesetze
. An dergl. Licentiis poeticis habe ich noch immer Geschmack –
Jedermann sagt mir viel Gutes von meiner zunehmenden Gesundheit. Ich
befinde mich bey meinem non liquet recht angemeßen, und
will nichts
wißen
–
La diete des alimens
nous rend la santé du corps et
celle des hommes
la tranquilleté des ames, sagt ein sehr
liebenswürdiger Freund des JJ Rousseau, ein Saint-Pierre in seinen EpoquesEtudes de la Nature an denen ich mich nicht satt lesen kan, und die ich auch
meinem Franz mitzubringen hoffe.
La diete des hommes
ist mein Recipe –
Ich umarme Sie unter tausend Grüßen von Jonathan Mama und Tante,die Sie so gütig seyn werden auszutheilen. Erfreuen Sie bald wieder mit ein
paar Zeilen und guten Nachrichten Ihren alten par diete auf dem Bett
liegenden Landsmann und übrigens vergnügten Freund JGH. Hans ist auf
der Reitschule, und wünscht auch im guten Andenken bey Ihnen u unserm
Freund u seinem olim griechischen Nachbar zu bleiben. Gott empfohlen.
Adresse von fremder Hand:An / den Herrn Doctor Lindner / bey Herrn Buchholz /
in
/
Münster
.K. den 18ten Oct. 87Verehrungswürdiger u. lieber Freund
Ihren ersten Brief vom 16ten Sept. habe den 29ten Sept. erhalten, und
die beyden Einl. an He Cont. Gomm und Lisette Reinette abgegeben. Den
2ten Brief vom 28 Sept. mit Einl. an He. Prof. Kraus und He Hippel habe
den 10ten Oct. erhalten. Ich würde früher geantwortet haben, wenn ich
Poetical Library Vol. II. eher erhalten hätte. Gestern habe ich es, Gott sey
Dank abgemacht, und bin für mein Herumlaufen dadurch reichlich belohnt,
daß ich die Exemplare der fehlenden Subscribenten unterbringen können. Ihr
Exemplar gratis habe aufbewahrt, um es Ihnen bey Ihrer Zurückkunft
einzuhändigen. Bey Gelegenheit dieser Sache habe auch Ew. Exellenz He Graf
Kayserling gesprochen. Die Exemplare vom Alexis, die den 23ten Sept. von
dort abgegangen seyn sollen, sind hier noch nicht angekommen. Ich bin sehr
vergnügt darüber, daß Sie damit zufrieden sind, daß Ihre liebe Hausmutter
die Resolution erbrochen. Den 2ten Oct. war ich bey He. Geheimenrath
Hippel gebeten, wo wir feyerlich Ihre und Ihres Sohnes Gesundheit
getrunken. Auch habe ich statt Ihrer die alte gute Tante in Sperling
beschmauset. Sie scheint nicht darüber böse zu seyn, weil sie mich gar dem Erzpriester
Goldbeck zum Capellan in Schacken vorgeschlagen, worüber Ihr Freund
Nikolovius ihre Verlegenheit gezeiget, wenn ich es ausgeschlagen hätte, weil
ich nur Dorfschulmeister werden will. Doch haben wir uns beyde über ihren
Einfall herzlich gefreuet, und ich mich gewundert, daß das Andenken so
redlicher Leute, auf die ich nie Rechnung gemacht, daß sie sich meiner im guten
erinnern würden, meinen verlohrnen Muth nicht wieder beleben können.
Denn bis ietzt erfahr ich noch nicht was Seneka sagt: die Verzweiflung führe
zur Gewißheit, und ich harre mit Sehnsucht auf den Augenblick, wo ich mit
Petrarch sagen könnte.
insin’allor’io gracqui
A me noposo,egraue:
Da quel di’innanzi a me medesmo piacquiMeine Schwermuth würde bald geheilt seyn, wenn nur mein kranker und
matter Körper gesund würde. Mein Trost ist noch einmal in meinem Leben
nach Böhmen zu gehen, und mich da zu Töplitz im Teiche Bethesda 6
Wochen zu baden, weil ich dieses Bad, welches ich vor 2 Jahr nur halb eine
Woche gebraucht, sehr heilsam für meine Umstände gefunden habe. Ich werde
alle Mühe anwenden um dieses noch einmal möglich zu machen.
Auf meine Anfrage vom 14ten Aug. an Michael Hamann was ich mit der
Einl. vor Herders Schwester machen soll, ist keine Antwort erfolget. Jetzt
hat He Nikolovius eine andre Einl. erhalten, mit der dringendsten Bitteselbige zu beförden. Ich habe sie beyde in ein Couvert unter der Adreße an
Herder eingeschlossen, und den 9ten Oct. nach Weimar geschickt. Das
Päckchen was sSie von dort aus hier bekommen sollten, ist noch nicht
angekommen. Den 26 Sept. bin ich bey He Jacobi gewesen, und habe 2 verschiedene
Summen Geld erhalten, 90 fl in Dütchen, und 189 fl Courant. Den 27ten
habe von der Baronesse Bondely das Quartal nebst Auslagen 124 fl.gezahlt. Die vorige Köchin, die unter dem Deckel der Freundlichkeit und des
Scherzes ihre Unarten bis zum Abschied ausgeübet, hat Ihr Haus verlaßen,
und eine andre schon ihren Dienst angefangen. Der 4te Theil von Lienhard,
und der Mad de la Roche Reisen durch Frankreich ist auch schon eingekauft.
Nur hat Lisette die Schweizer Reise, wornach ich’s soll einbinden lassen,
ausgeliehen. Sobald ich diese erhalten, worauf ich ietzt dringe werde ich die
Bücher zu He. Kanter bringen. Den Dengelschen Buchladen hätte HeHartung bekommen, wenn nicht He Commerz. R. Wulff Lust bekommen hätte,
den Laden kaufen zu wollen, der dem Dengel das Priveligium der Zeitung
schenken will. Bis ietzt hat ihn noch keiner von beyden. He. Comm. R. hat
mich auch einen Sontag auf der Straße ergriffen, und zum Mittagsessen in
sein Haus geführet. Ich konnte aber die Mahlzeit nicht vollenden, weil ein
Feuer in der Küttelgaße beim Mälzenbräuer Willerbach uns vom Tische
verjagte. Doch habe ich die Mahlzeit dem He. Wulff gerne geschenket,
nachdem ich sein Münz- und Naturalien Cabinet, das durch das Saturgische sehr
vermehrt worden, gesehn. Dergleichen habe ich nie bey einer Privatperson in
Deutschland gefunden. He Feldprediger Schröder hat um die 2teDemoiselle Wulff angehalten, die ihr Vater auch gleich willens gewesen, ihm zu
geben, wär nicht der Vater einer weit schönern aber ärmern Braut, mit der
sich He F.P. Schröder schon als Studiosus versprochen haben soll, mit der
ganzen Liebes Correspondenz hingegangen, wodurch He. F. P. die große
Fabel des Volks geworden. Die Sache soll bis nach Berlin gegangen seyn.
Doch wird vermuthlich He. F. P. mit seiner reichen Braut abziehen.
Meinem Oncle Milz, mit dem ich beynahe zerfallen, habe ich Ihre
Gratulation mitgetheilet. Er ist aber nicht Ihr Nachfolger im Rhodischen Hause
geworden, sondern wohnt ietzt hinter der Münz bey Doc. Braunfisch. Der
Mad. Courtant, und Ihren übrigen guten Freunden habe das wichtigste
Ihrer Briefe gleichfals mitgetheilet, die sich alle sehr freuen und allen Antheil
an Ihrer Reise nehmen. Ueberdem läßt Sie Mad. Courtant bitten, es sich
nicht zur Pflicht zu machen ihr zu antworten, und lieber Ihre Cur und
Gesundheit abzuwarten. Ihrem Auftrage gemäß habe auch den Secr. Torhoffgebeten, in Berlin alles zum Besten zu kehren. Nur bin ich noch gewaltig
scheu in das Haus des He. Jacobi so oft zu gehen, und habe deswegen He.Stein, dem ich begegnet, gebeten, alle Ihre Grüße zu bestellen. Ich bitte
deswegen recht sehr um Nachsicht gegen den Misantropen, der übrigens mit aller
Treue ist Ihr ewig schuldiger Freund und Diener Hill.Ihre liebe Hausmutter und Kinder grüßen und küßen Sie und Ihren
Sohn. Desgleichen alle übrigen Freunde und Bekannte.
Der mit der vorigen Post an Sie abgegangene Brief mit Einl. von Ihren
lieben Mädchen ist nicht mit meiner Hand mit dem Socrates gesiegelt, weilsondern durch He. Hippel, weil ich der Meinung war, daß lieber Lisette ihn
siegeln möchte, um Ihnen vielleicht Unruhe wegen meines Stillschweigens zu
ersparen, das ich nicht vermeiden konnte, weil Poetical Lib. Vol.II noch nicht
vertheilt war, und ich auch den Alexis noch abwarten wollte, der auch noch
nicht angekommen.
Ein Compliment an meinem Landsmann He. Prof. Bartola. Auch ist mir
das Ende Ihres letzten Briefes sehr dunkel. Ihre liebe H. M. hat noch ein
halb Achtel Holz von He. Jacobi genommen.
von Hamann am Anfang des Briefes vermerkt:Erhalten den 28 Oct. Dom. XXI.Geantw. den 24 Novbr. u Dom XXV. vltim. des Kirchenjahrs.Vermerk von Hamann:Erhalten den 10 Novbr 87.Lieber alter Freund,
Ich erröthe über mein langes Stillschweigen; aber ich kann mir nicht
helfen. Auch jetzt bin ich so müde u. matt von Predigt, Kirchen Rechnungen,
Briefen, u. andern Amtsschreibereien, daß ich nur diese zerst. Bl. mit einem
kleinen Lebenszeichen begleiten kann. Denn ich wollte doch nicht gern, daß Sie
solche aus einer fremden Hand empfingen. Alles ist eitel, liebster H., schreiben
u. mühen; insonderheit wenn man ewig getrieben wie ein Mühlenpferd in die
Runde gehet. Auch Sie haben des Lebens Ueberdruß geschmeckt; möge es
Ihnen jetzt in der Fremde wohl u. Ihr hospitium Ihnen die stärkendste
Erholung seyn.
Meine Fr. empfielt sich Ihnen aufs freundschaftlichste: sie ist ziemlich
wohl bei ihren Umständen, nur trägt sie auch wie ich die Last des Lebens., da
bald diesem bald jenem ihrer Kleinen etwas fehlt. Fürchten Sie sich nicht,
liebster H., es soll Ihnen bei uns so wohl werden, als es Ihnen war, da Sie
mich in Riga hinter der Rußischen Kirche besuchten. Auch hier ists hinter der
Kirche u. mein Haus liegt wie eine Kloster-Einöde, wo wir uns auch wie zwei
Klosterbrüder nach einer langen Pilgrimschaft wieder sehen werden. Meine
Schwester ist sehr krank; oder wohl gar schon todt. Vorige Woche empfange
ich einen Br. von ihr, den 1. Mai datirt, u. in einem Br. ihres Mannes,
vom 3. Sept. datirt, liegend. Ihre klagende, seufzende Stimme darinn geht
mir an Herz u. Seele: ich habe an sie, an ihren Mann u. an Trescho
geschrieben, um nur Gewißheit über Leben u. Tod zu erhalten.
An Jacobi schicke ich kein besonders Ex. der zerstr. Bl., weil ich leider
keins habe. Sie sind mir alle aus den Händen gerißen; u. ich glaube auch, daß
ihm am Inhalt dieses Theiles nicht so gar viel liegt. Grüßen Sie ihn aufs
beste u. entschuldigen es, daß ich das Päckchen an ihn couvertire; ich thue es,
weil er die Post frei hat. Was er lesen will, wird er wohl aus Ihrem Ex.
lesen.
Leben Sie wohl, lieber Alter. Viel Freude u. Gesundheit sei mit Ihnen
u. Ihrem Sohn. Herzlich wird es mich freuen, Sie wieder zu sehen; vielleicht
schmecke auch ich einen Tropfen Jugend wieder. Viel Grüße ans ganze
Jakobische Haus. Ich kann nicht mehr schreiben; ich weiß kaum, wo mir
der Kopf stehet. Vale, Veranni mi, vale.Herder.W. 28. Okt. 87Düßeldorf den 2 Nov. 87.Mit Gottes gnädiger Hülfe, der ich Leben, Gesundheit und so viel
neue Wohlthaten zu verdanken habe, bin ich entschloßen mit Anfange der bevorstehenden
Woche, den 5 d. von hier wider heimzugehen, und wünsche Sie! Ihre liebe
Marianne nebst der kleinen Gertrud, und alles dort zufrieden und vergnügt
wieder zu sehn. Von Jonathan, der sich heute beßer als gestern befindet und
seit mehr als einem Posttag auf Nachrichten von dort erwartet, werde ich
mich, wo immer möglich, mit einem
pollnischen Abschiede
weg zu
stehlen suchen.
In Ansehung meiner übrigen
Unterlaßungssünden
gegen Sie,
Herzens lieber Franz werde mich mündlich rechtfertigen, und verspreche mir
Vergebung, dem Sonntags-Evangelio zufolge Dom. XXII. Ich umarme
Sie, und hoffe, daß es Ihnen lieb seyn wird, Ihren alten Vater verjüngt und
lustig und so Gott will, gutes Muthes wider zu sehn. Ihre Handschriften und
della Moneta werde nicht ermangeln mitzubringen. Leben Sie recht wohl
und grüßen Sie meinen lieben D. Raphael von dem bald gantz Ihrigen
Johann Georg und Michael.Adresse:HErrn / Franz Bucholz / Herrn von Welberg / zu /
Münster
.
Münster den 7 9br. 87.Mein Herzens lieber Jonathan, Wie ich aus Deinem Hause
herausgekommen bin, weiß ich nicht. Gut für mich war es wenigstens, daß ich nach
dem Posthause gefahren wurde. Meine Besorgnis verschlafen zu haben – die
elende regnichte Witterung – und der Himmel weiß alles, was mich blind
und unsichtbar machte, daß ich weder Sinn noch Muth hatte von der Stelle
zu gehen.
Außer dem
Colonel de Bright
waren noch 2 Kaufleute oder
Fabricanten aus Wahrendorf nebst einem kranken do ihrem Vetter, dem der
Abschied von Düßeldorf sehr schwer geworden war, und der sich den ganzen Tag
von dem Valet der vorigen Nacht erleichtern muste, nebst einem Stutzer aus
Wismar unsere Reisegesellschaft, die lebhaft gnug war, bis auf den alten
Kalmäuser, der nicht Lust hatte den Mund aufzuthun, und leider wenig
Geschmack an dem Corps-de-garde – und reisenden
Handwerksburscheneinfällen fand. Ich hatte weder in Duisburg Lust zu eßen noch eßen zu sehen,
und behalf mich mit 3 Birnen und ein paar Züge Mallaga, womit Mamma
Lene uns bedacht hatte, und wofür ich ihr im Herzen nicht gnug danken
konnte.
Ich freute mich auf einen ruhigen Abend. Mein alter Bekannter, der
Vicarius in Dorsten, hatte die Grausamkeit uns beide, welche am letzten aus
dem Postwagen steigen konnten weiter zu weisen, weil alles besetzt war von 2
Extrakutschen. Ich muste also bey einer dunklen Leuchte und elendem Wetter
ein anderes Gasthaus aufsuchen, wo die Postillon-Pferde stehen, fand eine
alte Frau mit ihrer Tochter am Kaminfeuer. Es war schon 11 und der
Appetit vergangen vor dem Anblick der unreinen Gesichter und Schüßeln.
Man wies uns ein kleines aber kaltes Stübchen an mit einem beßern Bette,
als ich erwartete, und waren sicher aufgeweckt zu werden, weil der
Schwager da zu Hause gehörte und wider vorbey fahren mußte.
Gestern kam ich noch unruhiger nach Dülmen; mit einem
Franciscaner
mehr, an deßen seraphischen Gesichte in der Kutte ich meine Augen, besonders
wenn er eingeschlafen war weidete, wurde aber vor Freuden beynahe
ausgelaßen, daß ein extrapost uns entgegen gekommen war. Ihre Wahrsagung
war also eingetroffen, und meine Furcht, bey einem so elenden Wege in der
Nacht zu fahren. Unser Platz wurde durch einen neuen Reisegefährten besetzt,
und ich dankte Gott für meines Alcibiades Vorsorge, die mir eine neue arrhaseiner Freundschaft war.
Seit gestern Abend sind wir also nach Herzenswunsch hier, gegen 9 kamen
wir an und der Postwagen hat erst diesen Morgen M erreicht. Gertrudchen
hat sich herzlich über den Knopf meiner Schlafmütze gefreut, und konnte sich
nicht satt dran sehn. Der Hausartzt D. Druffel wollte eben abgehen, wie wir
ankamen. Frantz u Marianne nebst dem Raphael haben gestern Mittag bey
Diotime gespeist und der erste ist Sonnabends in Allmodde gewesen, diesen
Mittag einen kleinen Anfall von Colicschmerzen gehabt, wodurch unser
Mittag ein wenig gestört worden; wünscht aber sehr bald selbst schreiben zu
können. Mit Mariane soll es gut gehen, und die Hoffnung nimmt zu.
Wilhelm hat eben aus dem Hause geschafft werden müßen, und deshalb die
Dummheit im Sinn haben wollen gehabt seine Herrschaft gerichtlich zu
belangen verklagen. Mein rechter Fuß hat auch die betise begangen, wider
während der Reise zu schwellen, ich hoffe aber, daß es weder von folgen noch
Dauer seyn wird – Nun, mein HerzensJonathan, mehr ist es nicht möglich
zu schreiben. Ich bin leider! hier schon eben so tief in meine
Paradoxologismen gerathen, wie in P. Theilen Sie die innigsten Grüße und Küße meines
Herzens und guten Willens von mir und uns allen dem Artzt und seinen
Patienten mit, zuförderst an Mama und Tante, und was zu Ihrer Familie
gehört, HE Schenck, dem HE Hofrath, dem HE Rector R u Hoffmann.
Mehr kann ich heute nicht Vale et faue, mein Jonathan, Tuo fugitivogermano. Sobald ich kann mehr – Gott empfohlen.
Adresse:An / Herrn Geheimen Rath Jacobi / zu / Düßeldorf.
Vermerk von Jacobi:Münster den 7ten Nov. 1787.
J. G. Hamann.
empf den 9ten –
Münster den 8 Novbr. 87.Herzlich geliebtester Gevatter, Landsmann und Freund
Erst jetzt wird es mir mögl. Ihren letzten Brief, den ich den 24 Sept in
Pempelfort erhielt, zu beantworten. Gedacht habe ich oft gnug an Ihre Liebe
und Treue, die ich in Ihrem Hause genoßen und die mir Zeit lebens
unvergeßlich seyn und bleiben wird. Am guten Willen Sie davon zu versichern, hat
es auch nicht gefehlt, aber desto mehr an Kräften und Vermögen, denselben
mit der That zu bezeigen. Ich habe mich mit nichts als der
Absicht
meiner
Reise, die Ihnen bekannt ist, beschäftigen können. Der Pyrmonter in P. hat
mir wohlgethan. Ich habe meine Quarantaine mit 40 Bouteillen vom 21
Sept bis zum 15 Oct. glücklich zu Ende gebracht, den letzten mit dem
Reformationsfeste zogen wir nach Düßeldorf. Den 5ten d. reiste ich mit einem
pollnischen Abschiede hieher, und bin den 6ten mit geschwollen Füßen wieder
angekommen. Mein rechter Fuß war völlig widerhergestellt; durch die
zweytägige Reise bin ich durch eine neue Geschwulst wieder beunruhigt worden: sie
scheint aber nicht von Folgen zu seyn, und ich bin nun wieder unter der
Aufsicht meines lieben Reisegefährten Raphaels, ich meyne unsern Landsmann
D. Lindner, deßen Abreise noch eben so wenig als meine eigene Heimkunft
abzusehen ist, und der sich Ihrem freundschaftlichen Andenken bestens
empfiehlt.
So sehr ich auch Ursache habe Gott für die Erleichterung meiner Uebel zu
danken: so kann ich doch meinem
Kopf
noch eben so wenig als meinen
Füßen
trauen. Mein Magen und meine Eingeweide sind noch eben so wenig
in meiner Gewalt, und der Appetit zum Genießen noch nicht so gebändigt,
wie es die traurige Disciplin der Medicin ihren Candidaten oder
Märtyrern vorschreibt. Mit der leidigen Arbeit des Denkens und Schreibens will
es gar nicht fort; und ich habe keine Hofnung mehr ein brauchbarer und
thätiger Mensch zu werden. Die zwanzig Jahre des Jochs, das ich getragen
habe, sind nicht mehr zu ersetzen, und das einzige, auch klügste, was mir zu
thun übrig bleibt ist ein finis coronans opus –
Sie kennen meinen Jonathan, und seine beyde würdige Schwestern. Um
alles kurz und sinnlich zu sagen, bin ich dort eben so gepflegt worden, als in
Ihrem erwünschten Hause und von Ihrer Familie, an die ich ohne die
lebhafteste und zärtlichste Erinnerung nicht denken kann. Wie geitzig ich die
Nachmittage genützt, ohngeachtet meiner Brunnencur, meine Neugierde und
Lüsternheit unter den Büchern zu stillen, und wie viel zurück geblieben, können
Sie leicht erachten – und wie sauer es mir geworden, mich davon zu
entwöhnen, und daß ich es für schlechterdings nöthig fand, mich auf Einmal
und plötzlich loszureißen und Gewalt anzuthun.
Jetzt bin ich wenigstens imstande, den
Urheber meines
Glückwechsels
beßer als bey meiner ersten Ankunft zu genießen. Ich eilte damals
nach Pempelfort um einer kleinen
Gertrud
Platz zu machen, mit der mein
B. von seiner
Marianne
den 24 Aug. erfreut worden. Am 27 ej. kam diese
gute Nachricht in P. an wo eben mein Geburtstag gefeyert und der alte
Mann mit einem Peltz beschenkt wurde
Nun, mein liebster Gevatter, Landsmann, Hauswirth und Freund, werden
Sie hinlänglich ermeßen, daß ich mir eben so wenig mit völliger
Widerherstellung meiner Gesundheit eben so wenig schmeicheln kann, als aus einem
Greise ein Jüngling zu werden. Ein solches Wunder läßt sich freylich nicht
natürlicher Weise erwarten: aber desto mehr habe ich Ursache Gott zu
danken, daß alles
erträglich
ist, und dem besten und höchsten Ziele meiner
Wünsche
so nahe als möglich
kommt. Ist dies nicht schon gnug und
mehr als zu viel, über all mein Verdienst und Würdigkeit. Was hätte ich in
einer solchen Lage
Ihnen melden oder durch meinen Joh. Michel
berichten können, daß irgend einen Werth für Ihre Neugierde gehabt hätte,
oder Ihrer Aufmerksamkeit würdig gewesen wäre. Jac. ist durch meinen
Aufenthalt um ein ganzes vierteljahr und um den halben Sommer gebracht
worden, ohne daß wir beyde wißen, wo uns die Zeit unter den Händen
geblieben ist. Er hat ebensoviel Ursache Gott zu danken, daß er meiner
loßgeworden, als ich die gröste Ursache habe Gott und ihm zu danken für alle die
Zufriedenheit und Liebe, womit ich ihm eben so wenig überlästig geworden,
als Sie und die Ihrigen mich gerne noch einen Posttag länger beherbergt
hätten. War es nicht gut, daß ich von
Ihnen damals eilte
, da eben ein
neues Hauskreutz im Anzuge war? und es wird auch ihm gut seyn, daß er
wieder zu seiner Arbeit kommen kann, die er mit der neuen Ausgabe seines
Spinozabüchleins, wie es unser Claudius nennt schwanger gieng und er
durch meinen Besuch davon abgehalten worden.
Ich habe nach der Analogie der christlichen Liebe von mir selbst
angefangen, und lebe der guten Hoffnung, daß Sie in Ihrer neuen Wohnung
alles Gute gefunden haben und immer mehr genießen werden, was ich Ihnen
wünsche und von Grund der Seelen gönne, auch mich auf die Zeit freue, noch
einmal ein längerer und beßerer Augenzeuge einmal wider zu werden, als
ich es das erstemal seyn konnte. Gott laße Ihre lieben Kleinen von Tag zu
Tag
schöner und beßer
gedeyen
zu Seiner Ehre und zur Freude
der Eltern, an deren Wohl ich den innigsten Antheil nehme und immer nehmen
werde – und erwecke immer mehr Herzen reicher Edlen, um Sie in den Stand
zu setzen und zu erhalten, armen Wanderern Gutes zu thun. Sie machen mir
den Vorwurf von meinen M. Freunden zu
wenig
geschrieben zu haben.
Ich habe dies thun müßen, um der Wahrheit treu zu bleiben, die durch viel
Worte und Umständlichkeit leicht beleidigt werden kann. Ich bin erst seit 2
Tagen hier, und wie bey Ihnen glücklich aufgehoben, wie ein Kind vom
Hause und ein Bruder von Blut und Gemüth. Die Fürstin und Ihren
würdigen Freund den Minister von Fürstenberg habe ich wegen meiner
geschwollnen Füße noch nicht besuchen können. Sie ist heute nach Allmodde, einem
Bauerhause, wo sie den Sommer so spät als möglich verlängert
abgegangen. Ihr Haus und Ihre schöne Bibliothek ist mir offen, und mein Wirth
hat mir die besten beyden Zimmer seiner Wohnung eingeräumt; sein Gut
Welbergen, wo einer seiner nächsten FreundeDr. Cörmann lebt, hoffe ich bey
dem ersten guten Wege kennen zu lernen. Unserer lieben kränklichen
Marianne einziger Bruder
Detten
ist nebst dem Prof. Kistenmaker, den ich
ehstens zu besuchen hoffe der einzige Umgang meines Johann Michels. Um
Münster werde ich mich wenig bekümmern. Düßeldorf ist weit lebhafter
und volkreicher. Dr. Drüffel, deßen Bruder mein guter Freund hier wurde
aber seit Michaelis nach Göttingen gegangen, ist der Hausartzt, den ich heute
zum zweiten mal gesehen; er und unser liebe Landsmann Raphael arbeiten
mit gleichem Eifer und gutem Erfolge!
den 9 –Ich habe schwere, finstere Träume gehabt, da ich fast gar nicht zu
träumen gewohnt bin, und ich habe gestern Nacht mit zu viel Leichtsinn es mir
schmecken laßen. Meine Füße haben aber zusehends abgenommen, und meine
Schwefelpulver haben trefflich gewürkt. Der Caffé hat gut geschmeckt und
ein Thélöffel Martis ist auch schon herunter. Dr. Lindner hat einen so
lächerlichenscandaleusen Traum gehabt, der sich kaum anders als mündlich
mittheilen läßt.
Franz Alcibiades
,
Marianne
und
Gertrud
legten auch ihren Morgenbesuch bey dem alten Mann ab und es wurde
manches von unsern bekannten und unbekannten Freunden und Freundinnen
gesprochen, bis zu einer sanften Erschütterung der Eingeweide und
Nervenfibern. So vergehen unsere Stunden und Tage wie ein Geschwätz, das aus
Wohl- und Mistönen zusammengesetzt ist zur Harmonie des Gantzen. Toutcomme chez Vous – Nichts von dem schönen Stoff zu witzigen Briefen und
langweiligen Reisebeschreibungen, die sich zum Lesen und Schreiben
qualificiren.
– MINIMUM est quod scire
laboro
,schrieb ich zu Pempelfort in das Stammbuch eines nach Göttingen
wandernden Magister
Seiffert
aus Stuttgard. Alles worum sich andere reisendegelehrte und ungelehrtere Handwerksburschen bekümmern, reitzt meine
Neugierde nicht weder im theologischen noch politischen noch litterarischen
Fache. Ich nehme mit jedermann für lieb, und jedermann, der will, mit mir –
Damit wir auch was zu thun haben, und nicht unser Brodt gantz unnütz eßen,
hat Hans mit seinem Freunde Detten heute das Engl. angefangen, wird hier
die Reitschule und das Zeichnen, womit er zu D. den Anfang gemacht,
fortsetzen. Marianne hat mich zu ihrem engl. Sprachmeister ernannt, und weil
ich mein welsches fast gänzlich ausgeschwitzt, ist der Doctor L. so gut den Abt
Gagliani della Moneta verstehen zu helfen, nachdem ich mehr als einmal
durch das Friedländersche Comptoir nach Napoli geschrieben, und den ich
wider Vermuthen bey dem alten würdigen Pericles Fürstenberg gefunden.
Diesen Mittag haben wir alle Abrede genommen Sie, liebster Reichardt, mit
unserer ganzen sokratischen Heerde in Ihrem neuen Hause zu überraschen; –
und denn, so lange Sie wollen, zu sitzen.
Wenn Sie meinen alten Freund Philippi sehen, so erinnern Sie sich
meiner, und ihn an meine deponirte Reisestiefel und die von meiner Lisette
Reinette gestrickte Handschuh, die ich nicht vergeßen werde bey meiner
Heimreise abzuholen. Ich denke ihm noch mit dem Ende dieses oder zum
Anfange des bevorstehenden neuen Jahres ein paar Zeilen zu schreiben. Wenn
Sie einen meiner ältesten Freunde, den Rathsherrn
Christoph Berens
in Berlin zufällig sehen, so erkennen Sie ihn auch dafür und danken ihm für
die Liebe, womit er sich in meiner Abwesenheit sich um die Meinigen
bekümmert hat. Sagen Sie ihm, daß ich so glücklich bin, als ein abgenutzter
Greis auf der Welt Gottes bey allen unvermeidlichen Uebeln der besten Welt
unter den Trümmern einer guten Natur seyn kann.
Ich wollte schon schließen; zum Glück fällt mir noch Eins bey. Kraus
hat mir ein einziges mal seit meiner Abreise geschrieben, und diesen Brief
habe ich den 20 Sept. erhalten. Die Hauptsache war mir zu melden, daß er
den 5 d. eine Resolution vom 14 Junii erbrochen hatte, von der er Abschrift
beylegte, wie folget
Das von dem vormal. Packhof Insp. H. zu Kgsbg. bey dem Chef des
Kgl. Gen. Accise und Zoll Departements unterm 26 m. pr. eingereichte
Gesuch wegen Ertheilung eines freyen Postpaßes zu einer in
Privatangelegenheiten von ihm anzutretenden Reise findet deshalb nicht statt, weil dergl. Päße
nur denen Accise u Zollbedienten, welche in Kgl. Aufträgen reisen oder zu
ihren Posten sich verfügen, nicht aber denen, die in ihren eigenen Geschäften
Reisen vornehmen ertheilt werden; übrigens ist Supplicant wegen
Vermehrung seiner Pension mit 50 rth schon beschieden worden, weshalb derselbe
hiermit zur Ruhe verwiesen wird. Berl. den 14 Junii 87. Sign. WerderDiese Resolution ist bereits den Posttag nach meiner Abreise eingelaufen,
und daher von meinen Leuten retour geschickt worden. Wie selbige so spät
zum zweiten mal zurückgekommen, weiß ich nicht, da des HE Etatsministers
Excell. von meiner Durchreise benachrichtigt worden.
Zugleich bittet mich mein Freund, wegen der Wohnung meiner Familie
mir mehr Sicherheit zu verschaffen; weil bis Ostern 88 wohl alles noch in
statu quo bleiben, aber weiterhin es sehr zweifelhaft seyn dürfte, und der
Brief an Sie nichts von einer
Zeit
sagte. Aßeßor Fischer, dem ich es nicht
verdenken würde, nachdem ihm 3 andere vorgesprungen wären, hätte sich
endl. auch als der vierte Competent um diese Wohnung gemeldet, und
erwartete posttägl. einen Bescheid, der, wie sich aus der ganzen Lage der Sache
vermuthen läßt, leicht dahin ausfallen kann, daß er von Ostern ab meine
Wohnung zu beziehen befugt werde –
Ich melde Ihnen dieses blos, liebster Landsmann, Gevatter und Freund,
ohne Ihnen weiter das
geringste in dieser
Sache als im
äußersten
Nothfalle
zuzumuthen, und überlaße alles der göttlichen Vorsehung, und
daß meine Freunde in Kgsb. sich meiner verlaßenen Familie annehmen
werden. Weiter habe ich seitdem keine Sylbe gehört. Im Fall Sie dort
zufällig etwas erfahren sollten, würden Sie höchstens durch unsern guten
Dorow meine Leute darauf vorbereiten. Da Sie so vielen Antheil an meinem
Schicksal genommen, habe ich es für meine Pflicht gehalten Sie zu avertiren,
daß ich auch auf diesen Wechsel gefaßt bin und seyn muß. Sie werden also
diese Relationem curiosam als keinen Auftrag ansehen, sich dieser
Sache
weiter anzunehmen
, als insofern Sie zufällig Anlaß bekamen meinen
Leuten einen Wink zu geben, und sich darein zu schicken und zu fügen, was
Noth zur Pflicht macht – –
den 10.Ich bin heute wider mit neuen
Bewegungsgründen
, zu einer
strengeren Diät aufgestanden und habe eine neue Morgenconferenz mit meinem
Raphael gehalten, wie dieser Busenfeind zu bekämpfen. Schärfe in meinen
Säften und eine Art von Seelenhunger in meinen Begierden scheinen
gemeinschaftlich mich zu einem Uebermaas in jedem Genuß hinzureißen, daß ich
ohne Bewußtseyn meiner selbst handle, und weder meinen Empfindungen
noch Urtheilen trauen kann. Es ist das Werk einer höheren Hand aus
diesem Chaos ein System hervorzubringen, und durch ein Fiat Lux den
Nebel meiner Atmosphäre zu vertreiben, die mich selbst blind und andern
unsichtbar macht.
Erfreuen Sie mich, wenn Sie können und wollen, mit guten Nachrichten
von Ihrem Hause, und küßen Sie meine verehrungswürdige und liebreiche
Frau Gevatterinn mit allen, die in
Berl
. und zu
Hamburg
Ihnen
angehören – Unter Ihren
kleinen
erinnere ich mich zuförderst meiner Pathin.
In Pempelfort und Düßeldorf und hier in Münster denkt man Ihrer und der
Ihrigen oft und im besten. Freund Raphael und Hans Michel stimmen in
meinen Gesinnungen überein. Freund Sennebald, den neuen Prof. Sp. und
was sonst – überlaße Ihrer freundschaftl. Vorsorge, wie auch alle Mängel
und Lücken meines Briefstyls zu ergänzen und auszufüllen. Ich ersterbe Ihr
alter unvermögender Oedipus und GevatterJoh. Ge. HamannMünster den 13 Nov. 87.Herzlich geliebteste Gevatterin und Freundin,
Den 4 Oct. wurde ich mit Ihrer liebreichen Zuschrift erfreut und ganz
Pempelfort nahm an meiner Freude Antheil. Ich habe 40 Bouteillen Pyrm.
ausgeleert, und damit meine Quarantaine glücklich geendigt, die nicht gantz
ohne Gedeyen gewesen. Mein Appetit ist noch immer unbändig und mir
unerklärlich. Ich habe den October über durch das Abendeßen so viel
möglich zu vermeiden gesucht. Mein rechter Fuß war völlig hergestellt und
geschlungen, aber der linke blieb wandelbar. Mit dem Gefühl meiner
Erholung wurde auch eine Munterkeit mir und andern beynahe gefährlich.
Auch die Nahrung meiner Neugierde, die ich in dem Schatze meines
Jonathans an Büchern und Briefen zu stillen suchte, wuchs mir über den Kopf,
und auf einmal wachte in mir meine Bestimmung auf, den Urheber meines
Glücks hier aufzusuchen. Von Mariannens Umständen, die den 24 Aug mit
einer jungen
Gertrud
niedergekommen war, erfuhren wir in P. nichts.
Mein lieber Reisegefährte Raphael war mit Hänschen den 8 Sept. nach
Aschaffenburg abgereiset um den Geh. Rath Hoffmann über die Auszehrung,
womit Marianne bedroht wurde, nach glückl. Entbindung zu ihrer Cur
rathzufragen. Hänschen begleitete ihn zu seinem großen Vergnügen und seit
dem 26 Sept war D. Lindner hieher gegangen um seine neue Patientin
hieselbst abzuwarten –
Den letzten Nov. geschah unser Einzug in Düßeldorf, wo mein
Jonathan eins der schönsten, prächtigsten Häuser besitzt, dicht am Thor und
am Wall der Stadt. Zwey der schönsten Stuben wurden uns beyden, Vater
u Sohn, hier zu Theil. Hier wurde die Versuchung noch größer, bey
der
ganzen Bibliothek
, für meinen schwachen Kopf und unersättl.
Magen. Ohne Gewalt war die Scheidung unmögl. und ein neuer Rückfall meiner
gestützten u geflickten Gesundheit noch gefährlicher. Die Vorsehung verließ
mich nicht und ich verschwand mit meinem Sohn den 5ten dieses aus meines
Jonathans Zauberschloße, mit einem pollnischen Abschiede, ohne selbst zu
wißen wie? Der Postwagen war voll, die Witterung kläglich. Ein
Colonel
de Bright
, der sich in Pempelfort als ein Avanturier gemeldet und den Tag
vor unserer Abreise um Empfehlungen an die Princeßin Gallitzin gebettelt
hatte, beschäftigte und ermüdete meine Aufmerksamkeit. Ich war Dienstags
zu Mittag gantz erschöpft – wurde aber beynahe entzückt, wie mir der
Postmeister auf der letzten Station vor Münster in
Dulmen
zum freundl.
Willkomm meldete daß eine Extrapost, die Alcibiades mir entgegengeschickt
hatte, unserer erwartete. Ich dankte Gott und fühlte mich wie neugeboren,
wünschte unserer bisherigen Reisegesellschaft gute Nachfolge, die erst den
Morgen drauf angekommen und wir waren schon vor 9 Uhr Abends just
zum Abendbrodt und fanden
Frantz, Marianne
und unsern
D
.
Raphael
auf uns warten voller Freuden und Zufriedenheit von allen Seiten.
Die ganze Familie war eben zu Mittage bey der Princeßin gewesen, bey der
man meine Gesundheit getrunken hatte, und einen baaren Kuß von Mann
und Weib. –
Den Sonntag XXII hatte ich in Düßeldorf den ersten Versuch gemacht
meine Stiefel anzuziehen, ich that daher die Reise gestiefelt, und darüber
waren die Schuhe vergeßen worden. Bey meiner Ankunft waren meine Füße
stark geschwollen, der rechte ärger als der linke. Ich wurde sehr
niedergeschlagen und gerieth in eine schwermüthige Furcht alles gewonnene wider
verloren zu haben. Den 10 that ich den ersten Spatziergang in Stiefeln, und
erhielt einen zärtl. Brief von Jonathan nebst einer Einl. aus Weimar und
der
dritten
Sammlung der Zerstreuten Blätter, die ich aber noch nicht
habe ansehen können. Den 11 Dom. XXIII. gieng Frantz in sein 29 Jahr
und es war eine gute Ahndung gewesen, die mich angetrieben hatte ohne es
zu wißen, denselben hier feyern zu können. Vormittag habe ich hier die
ersten Kirchen besucht und den würdigen Ex-minister von Fürstenberg, meinen
hiesigen Pericles, der sich herzlich freute mich so ziemlich erneuert und
verjüngt wiederzusehen. Er hatte mir ein Werk meines Lieblingsautors
Gagliani vom Münzwesen nach Pempelfort geschickt, den Mann selbst in Paris
gekannt, und bot mir sehr grosmüthig den Gebrauch seiner ganzen Bibliothek
an. Seine
Adelheid
, Hemsterhuisens
Diotima
, und Aspasie-
Diaphane, ich meyne unsere Princeßin hat gleichfalls die Schlüßel zu der Ihrigen
für mich zurück gelaßen, und die Erlaubnis gegeben so oft ich wollte Caffébey ihr zu bestellen. Ich bin willens heute den Anfang zu machen. Sie ist auf
Ihrem Bauersitz Allmodde – O wie viel werde ich Ihnen, liebste Gevatterin
u Freundin, von dieser großen und guten Seele erzählen können, die mehr als
schwesterlich Ihnen verwandt ist.
Hans Michel hat eben einen neuen Ueberrock angezogen, den ihm
Marianne u Frantz haben machen laßen, um Ihnen die Hände zu küßen und sich
Ihnen und Henriettens nebst den übrigen Genoßen und Freunden Ihres
Hauses bestens zu empfehlen. Er wird die
Reitschule
welche er zu
Düßeldorf nebst dem
Zeichnen
angefangen, hier fortsetzen, und hatte mit
Max
das Griechische angefangen, wurde auch dafür an seinem Geburtstage mit
einem neuen schönen Rocke ausstaffiert.
Marianne hat mich zu ihrem Sprachmeister im Engl. angenommen, mit
meinem D. Raphael übe ich mich ein wenig im ital welches ich beynahe
vergeßen habe. Nun liegt mir noch eine Reise nach
Wellbergen
im Kopf;
vor welcher ich aber noch erst die Hütte zu
Allmodde
sehen muß, ehe die
Muse nach der Stadt zieht. / Gestern Nacht – denn leider ißt man hier u zu
Düßeldorf immer erst um 9 Uhr u Mittags um 1. habe ich zum ersten mal
mit dem hiesigen Hausartzte D. Druffel, einem Bruder meines nach Franz
zweiten hiesigen Freundes gespeist, der zu Michaelis nach Göttingen
abgereiset ist.
Ich habe Ihnen schon gemeldet meines Wißens, daß mein lieber Alcibiades
in seiner Wirthschaft der gröste Philosoph auf Gottes weiten Erdboden ist
nächst mir, und meines Jonathans seine in P. und D. ein Muster von
Ordnung, die er seinen beyden Schwestern, der Mama und Tante zu verdanken
hat. Ich bin 3 Monathe, weniger einige Tage, kein Müßiggänger der
hohen Schule
zwischen den beyden Amazonen gewesen, die ich wie
Schwestern geliebt und bewundert habe; und ich werde auch an dem hiesigen
Reichstage
vermöge meines
pollnischen Indigenats
Antheil
nehmen müßen. Dort habe ich meinen cursum absoluirt, und hier hoff ich noch
mehr, mit Gottes Hülfe nicht gantz umsonst
hergeschickt worden
zu
seyn, und glaube an beyden Arten mein
Element
gefunden zu haben,
Nahrung
und
Beruff
. Daß s Seine Hand mein Schicksal regiert und
am Steuerruder wirkt, fühl ich täglich mehr. Ich habe gestern Mittag zum
ersten mal außerhalb meinem Vaterlande Ithaca graue Erbsen geeßen, und
ich hab es auch meinem Michael angesehen, daß er sich nicht so gut zum
Cosmopoliten qualificirt als unser gute D. Raphael. Sie werden uns also,
liebste Freundin und Gevatterin mit Göttlicher Hülfe in Ihrem Hause
widersehen, aber die Zeit ist in Seiner Hand und nicht in unserer Faust, hängt auch
nicht von unserm Calcul ab. Der mich unter so viel
Wundern
und
Zeichen
hergeführt hat, wird mich auch mit Fried und Freud heimbringen ins
rechte Vaterland! Kyrie, eleison. und mir jeden Himmel, jedes Elysium auf
Erden zu verleiden wißen. Bisher ist es immer wie auf der Hochzeit zu Cana
gegangen, wo es auch hieß: Meine Stunde ist noch nicht kommen. Sobald
die schlägt, hilft kein Herzmütterchen! nicht und meine Füße sollen denn weder
dicke seyn, noch müde werden. Ich werde sie brauchen können, wie ein Adler
seine Flügel.
Gott bezahle es Ihnen, daß Sie auch für die Meinigen sorgen, und
vergelte es reichlich den Ihrigen, die ich sämtlich und sonders in Gedanken
umarme und in Gesellschaft derer, die ich hier die Meinigen nenne, alles Gute
wünsche.
den 14 –D. Raphael wollte mich heute magnetisiren, aber ohne Erfolg. Wir lasen
gestern des
Gmelins Brief
an den ehemals hier lebenden Dr. Hoffmann.
Ich bin gestern bey Diotima gewesen und habe auf ihrer Bibl. mir den
Caffé gut schmecken laßen. Morgen komt sie vom Lande zurück. Ach! liebste
Freundin, wir würden Sie in dem Creyse, wohin mich die Vorsehung versetzt
hat, hier auch wie in Ihrem
Elemente
seyn. Was für eine Welt! was für
neue Erscheinungen! was für Ideale der Menschheit! von denen sich kaum
bey uns
ahnden
läßt, wenn man auch so glücklich in seinem Suchen gewesen
ist, wie ich es im Geruchnuß der wenigen, mit und unter denen ich gelebt.
Wie angenehm wird es einmal seyn, davon zu schwatzen und sich deßen zu
erinnern – und wie viel wird es kosten sich wider zu
entwöhnen
,
woran man sich gesund und groß gesogen hat. Hans hat heut die
Reitschule
angefangen bey einem Oberbereiter Weyrothen, einem beßeren Bruder des
ehemal. Avanturiers, der mit Ehrenreich in Verbindung stand. Der alte
Pericles hat sich um Reiten und Fechten sehr verdient gemacht, durch die
Neigung zu diesen Leibesübungen, die hier auf einem gantz neuen
wißenschaftl. und mathematischen Fuß getrieben werden. Der Fechtmeister Miquelist ein tägl. Gesellschafter der Fürstin, die mit Freuden auch meinem Sohn
diesen Vortheil wird angedeyen laßen. Eben erhalte einen Gruß von unserm
lieben Hartknoch in einem freundschaftl. Briefe von meinem alten
Correspondenten Prudentius, vulgo Kleuker, mit dem ich 14 Tage in Pempelf.
den Brunnen getrunken habe.
Das erste Buch, was ich hier gelesen, sind die
Schwärmer
oder
Theobald
von dem berüchtigten Jung, das mir viel Gnüge gethan, besonders
der erste Theil. In Pempelfort war das erste Buch des
Hallers
Recensionen besonders theologischer Bücher, an denen ich auch meine Freude gehabt,
und besonders war mir sein Tagebuch merkwürdig. Aus der Me de la Rocheihrem Journal habe ich 2 Bücher kennen lernen,
Etudes de la Nature
von einem der nächsten u. würdigsten Freunde des J. J. Rousseau und die
Lettres Helvetiennes
, die ich Ihnen gern wünschte. Jon. hatte
die ersten selbst ohne den Werth des Buchs zu kennen, und verschrieb sich die
letzten. Die Pomona steht in genauem Briefwechsel mit Mama Lehne, wird
aber sehr ungl. beurtheilt. Ich habe von ihren Briefen u Handschriften zu
lesen bekommen, Ihr Kupfer u mehr als einen Gruß, fürchte mich aber vor
allen neuen Verbindungen, weil ich an den wenigen
genug
und
mehr
habe
als ich bestreiten kann.
Nach dem Tode des seel. Hennings ist der Rathherr Christoph Berens aus
Riga der
Dechant
oder Älteste meiner noch lebenden Freunde. Sie können
sich nicht vorstellen, wie sehr mich sein Andenken u der Besuch bey der
Bar.onesse gefreut und erqvickt hat. Meine Lisette Reinette komt den 28 Xbr.wider zu Ihrer lieben Mutter u Schwestern. Ich denke noch vor Verlauf der
Zeit an meine alte Wohlthäterinn zu schreiben. Sie werden auch bey dieser
Veränderung meine Abwesenheit ersetzen, und sowohl meiner Tochter als
ihrer gnädigen Tante behülflich seyn.
Wegen meines Eleasar Hill bin ich in Sorgen, daß er in meinem Hause
nicht Genüge hat noch selbiges anzuwenden weiß, wie ers verdient, und wie
ich es mit ihm gemeynt habe. Ich hoffe doch wohl, daß meine Mutter soviel
haben wird, mit ihrer Haushaltung auszukommen. Lehnchen hat mir mit
einem kleinen Briefe viel Freude gemacht, weil sie mir von allem
Gartengeköche Rechenschaft gegeben. Wenn sie den Brief selbst geschrieben, und ein
wenig fertiger so aus ihrem eigenen Gehirn schreiben könnte: so wäre ich weit
beßer zufrieden, als mit den Knicksen und Complimenten, worinn mein liebes
ältestes Mädchen zu sehr eine Lisette Reinette mir zu spielen scheint. Ich
mag das gute Kind nicht gern mit dem Eindrucke, den Ihre Briefe auf mich
gemacht haben oder machen, betrüben oder beunruhigen; da ich ohnehin
Ursache habe gegen meine guten so wohl als bösen Eindrücke mistrauisch zu
seyn.
den 16 des Morgens gegen 8.Der helle Morgen hat mich heute zum ersten mal munter gemacht
aufzustehen und das ganze Haus zu wecken. Vielleicht besuche ich die Pr.inzessinwelche gestern angekommen u eine Tagreise mit Perikles thun will.
Ihnen, liebste beste Freundin! überlaß ich die Sorge mir zu berichten, ob
und wie meinem Hill zu helfen steht und ob es ihm am guten Willen oder
reinen Vernunft fehlt, klug und zufrieden mit den Umständen seiner Lage zu
seyn. Meinetwegen soll er nicht das kleinste Glück, das ihm aufstoßen könnte,
verscherzen oder von sich weisen. Gott wird mein Haus wol hüten und in
Seinen Schutz nehmen, daß er deshalb ohne Besorgnis wie ich selbst seyn kann.
Ich habe bey meinen Maasreguln so wohl auf ihn als mich selbst Rücksicht
genommen. Seyn sie so gütig sich deshalb erst mit meiner lieben Hausmutter
zu besprechen, ehe sie ihm selbst auf den Zahn fühlen, oder ziehn Sie
allenfalls meinen Prof. Kraus zu Rath, der auch oeconomica beßer für andere
als sich selbst versteht. Eine philosophische Haushaltung wie meine und
die jetzige, ist ein sehr unterhaltendes und erkenntliches Schauspiel für einen
treuen Beobachter. C’est ducomiquelarmoyant, eine dem Gaumen
auffallende Mischung von Süß und Sauer – zu deßen Genußschmack man
durch Ueberredung genöthigt werden muß.
Kom eben von unserer Diaphane, die aber schon mit Pericles und ihrer
Familie nach einem Städtchen Laar gefahren zum Schulexamen. Dies
gehört zum Departement des würdigen Exministers, und Erziehung ist sein
und ihr Steckenpferd. Eine Tochter von Henriettens oder Lieschen Alter, ein
Sohn à 16 und eines Bruders Tochter, Gräfin von Schmettau, ein kleines
allerliebstes Wundergeschöpf, ein wahres Sibyllenkind – Ein gewißer M.
Haas ist der Aufseher, sieht mehr nach einem Aumonier als Mentor aus.
Frantz habe zum ersten mal in seinem Schlafapparatu gesehen, liegt wie ein
poupon eingewickelt im Bette, der sich unter seinen Decken und 7 Häuten nicht
rühren kann; Marianne war schon geputzt und wurde unten von ihrer
Mutter erwartet. Mit welcher Sorglosigkeit ich hier lebe, läßt sich nicht
beschreiben. Wenn noch ein Endchen Tocht in meiner Lebenslampe übrig ist: so fehlt
es ihr weder an Oel noch Wein zur Nahrung und zum Heil meiner Wunden
und zum Ersatz meiner verlornen Kräfte; die ich aber zu Rath halten muß,
wenn ich meine Heimath widersehen soll. Am XI Dom. verzagte ich beynahe
an allem, und erlag unter den Reinigungen und Abführungen – Weder
Othem noch Füße wollten mehr fort. Meine Brust ist nun ziemlich frey,
mein Othem wird immer stärker, mein zwar schwacher Kopf immer heiterer
und leichter, mein Seelenhunger lenksamer. Jedermann sah mich mit
Mitleiden an, und die mich lieben, wundern und freuen sich, wenn es mir wie
allen Genesenden geht, oder ich die hinten und vorn ausschlagen von Kitzel
und Muthwillen des Selbstgefühls. Auch nützlich zu werden hab ich hier ein
großes Feld – und Sie wißen, wie schwer es mir wird, langsam zu gehen,
und wie bald ich im Laufen ermüde. Also Gedult hat man zu allem nöthig,
und auch die hängt von den zunehmenden Kräften ab, die ich von Gott
erwarte zu allem, wozu Er mich beruffen hat in diesem Weinberge –
Alle meine wenige und seltene Freunde sind die Ihrigen und denken Ihrer
im Besten. Was für ein schönes Trio würden Sie hier zwischen Mariannen
und Diaphanen, und zwischen den beyden Amazonenschwestern meines
Jonathans. Glauben Sie es mir im Ernst, daß dergl. Ideen bisweilen angezapft
werden, und daß der Prediger in der Wüsten samt seinen andächtigen
Zuhörern und Zuhörerinnen sich bisweilen berauscht und Mühe hat dergl.
Grillen zu unterdrücken und wider auszulöschen, wenn sie in Brand gerathen. Wir
wollen aber keiner Versuchung eine Erlösung von allem Uebel zu verdanken
haben: sondern lieber alles mit
Enthaltsamkeit ertragen
, wie mein
politischer Freund Crispus vermahnt.
den 17 im Bette.Das frühe Aufstehen bekommt mir noch nicht; ich muß die
Morgenstunden im Bette abwarten. Gestern war ich den ganzen Vormittag schläfrig
und mein linker Fuß des Abends geschwollen. Daß ich meinen Kopf noch
zu keiner Arbeit brauchen kann, und wie unbeholfen ich zum Schreiben und
Denken bin, werden Sie aus dieser Probe ersehen. Wegen des Portoverlieren Sie kein Wort mehr und eben so wenig Groschen. Das pollnische Portoist gnug. Ich muß hier in allem freygehalten werden nebst meinem Michael,
der sich Ihnen nochmals herzlich empfiehlt und alle Ursache hat Gott für
unser Schicksal zu danken. Unser Reisegefährte bleibt auch den Winter über
hier, weil man ihn nicht weglaßen will, und er hier nützlich und brauchbar
ist, und nimmt an meinen Gesinnungen für Ihr Haus mit Blut und Muth
Antheil.
Vergeben Sie einem alten kranken Freunde das gantz abscheuliche
Geschmier und Gewäsche. Wenn ich dort wieder seyn werde, soll alles mit mehr
Sinn und Geist ausgelegt werden, was sich durch den todten Buchstaben
nicht ausdrücken läßt – In meinem Kopf sieht es wie am Cartesianischen
Himmel aus – alles voller Wirbel, die ein beßeres System, als ich jetzt zu
zeichnen imstande bin, vertreiben und aufklären wird. So lange müßen wir
beyde schon warten u Gedult haben. Ich küße Ihnen Hand und Mund mit
den freundschaftlichsten Wünschen der dankbarsten Liebe und Hochachtung,
mit der ich zeitlebens schuldig bin zu seyn
Ihralter Freund u Gevatter Joh. Georg H.Ich erwarte heute den ersten Brief aus Düßeldorf und habe blos ein
Aviso
meiner glückl. Ankunft bisher ertheilen können – muß also auch
schreiben und alles aufwärmen – aus Mangel der
Zeit
und der
Kräfte
.
Gott seegne uns! Amen.
Liebwertheste Freundin und Gevatterinden 24 Nov. 87.Heute vor 8 Tagen lag ich im Bette, und hatte nach dem an Sie
geendigten Briefe, einen an meinen Jonathan angefangen als die vortrefl. Fürstin
mit ihrer ganzen Familie erschien, und ehe sie aus dem Thore nach ihrem
Bauersitze zu Fuß gieng, uns mit Gruß und Kuß vorher seegnen wollte.
Vorgestern wurde hier das Fest der heil. Caecilia gefeyert, ohngefehr so ein
Fest wie bey den Juden meines Namensvetters für die Jugend. Die Nacht
drauf wurde ihr zu Ehren ein Ständchen gebracht, daraus eine garstige
Schlägerey mit der Wache entstanden, die sehr mishandelt und blutig
geschlagen worden. Ein Doct. Juris, 2 Vicarii, wie man hier die
Candidaten Theol. nennt p sind als Burschen u Rädelsführer nunmehr erkannt
worden, werden aber wohl der Strafe entgehen, weil die hiesige Justice mehr
ecclesiastisch als militairisch ist. Ich habe von dem Ständchen und Lerm
nichts gehört, wurde aber durch einen Tumult in meinen Eingeweiden
aufgeweckt, und durch von einem Durchfall heimgesucht, der mich sehr
abmattete aber auch sehr heilsam für mich gewesen. Der Anlaß war der
Gebrauch neuer Chinapillen statt der bisherigen Eisenmittel. Mein linker Fuß
ist seitdem so geschlungen daß er kaum von dem rechten mehr zu unterscheiden
ist, und D. Raphael sehr mit der kritischen Perturbation zufrieden. Bey der
reichen Diät, die in Düßeldorf und hier gewöhnlich von 4 und 5 Gerichten,
bey dem alten Rheinwein, den ich gewöhnlich trinke und dem Gläschen
Alicante, den
Frantz
zu seinem Leibwein hat und von dem ich bisweilen
koste, war eine kleine Ausleerung höchst nöthig. Heute feyren wir den
Geburtstag unseres kleinen
Engels
Gertrud, die just das erste Vierteljahr
ihres Lebens schließt. Es ist ein frommes liebes Kind, das dem alten kranken
Mann gut zu seyn scheint, und besonders sich an der Troddel seiner
Schlafmütze nicht satt sehen kann.
Ich lege Ihnen eine Einl. an unsern lieben Prof. Kraus offen bey, der
diese licentiam poeticam nicht übel nehmen wird, so wenig als Sie, weil ich
glaube, daß Sie gegenseitige Assistentz nöthig haben werden um meine
Insectenschrift zu lesen. Ich erwarte heute Briefe aus Düßeldorf; Gott gebe
daß ich mit
Einl. aus Kgsb.
zugl. beseeligt werde, auch von Ihrer lieben
Hand, die ich küße und
mich
Ihrem Andenken nebst den meinigen hier und
dort bestens empfehle. Gott erhöre alle Wünsche, die ich thue; doch Seine
Gnade übertrifft unendlich alles was unser Herz ersinnen und begehren kann.
Sie ist über uns Allen und allenthalben jeden Morgen, Mittag und Abend
neu und unerschöpflich für jeden, der darauf
merkt
. Aus Pempelfort und
Düßeldorf und von meinen jetzigen Wirthen und Hausgenoßen werden Sie
auf das zärtlichste und innigste gegrüßt. Daß ich an unsers seel. Kreutzfelds
Reliquien gedacht in Berl. – habe ich Ihnen meines Wißens schon gemeldt.
Ich habe soviel mit den Lebendigen zu thun, daß ich mich um die Todten
wenig bekümmern kann, und Sie wißen, daß ich jede Autorschaft als die
Excremente der menschl. Natur ansehe, um die man sich nur als Kranker oder
Artzt, daß heißt, Diener der Kranken bekümmern muß. Es ist Mittag und
ich freue mich aufs liebe Eßen und Trinken, und eben so sehr auf den
Augenblick beydes wieder los zu geben werden und der Erde wieder zu geben, was
aus ihr genommen ist. Vergeben Sie mir diese ungezogene Natursprache. Sie
ist die Mutter meiner dürftigen Philosophie, und das Ideal dieser
ungerathenen Tochter, welche mit ihren Füßen auf der Erde steht und geht, nur
mit ihren Augen den Himmel erreichen kann, von ferne, von weitem und je
länger, desto dunkler. Je mehr die Nacht meines Lebens zunimmt, desto
heller wird der Morgenstern im Herzen, nicht durch den Buchstaben der
Natur, sondern durch den Geist der Schrift, dem ich mehr als jenem zu
verdanken habeErfreuen Sie mich bald mit guten Nachrichten von Ihrer Gesundheit und
dem Wohlbefinden der Ihrigen. Entschuldigen Sie mein Geschwätz und
Geschmier. Meine Gedanken schweifen so weit herum, und ich werde so öfters
gestört, daß es unmögl. ist selbige in Ordnung zu bringen. Leben Sie recht
wohl, und erinnern Sich immer im Besten Ihres alten
Freundes u Comp.Joh. Georg H.P. S. In der deutschen Zeitung steht ein Mährchen von einer
Rabenmutter dort, die ihr Kind durch eine barbarische Zucht umgebracht. Ist die
Geschichte wahr, und ihr Name bekannt? so melden Sie uns doch denselben.
Blaugraues Couvert mit Adresse, rotem Lacksiegel (Wappen) und Postvermerken:à Madame / Madame Courtan / née Toussaint / à /
Koenigsberg
/
en Prusse
.HildesheimBogen mit roter Tinte signiert:Nro 15 A.Zettel mit roter Tinte signiert:Nro 15 B.Dußeldorf den 16ten Nov 1787.Der Winter ist da, aber die Leute hören noch nicht auf zu reisen. Heute
vor 8 Tagen, da ich eben das Packet an Buchholtz gesiegelt hatte, trat
Neßelrode, der v Aschaffenburg zurück kam, mit allen seinen politischen
Angelegenheiten in mein Zimmer. Damalen kündigte er mir einen Cavaliere
Landriani aus Pavia an, der die Reise mit ihm gemacht hätte, bey ihm
logieren u noch ein besondres dringendes Empfelungsschreiben an mich hätte.
Beyde kamen den Abend zu mir, u da ich am folgenden Morgen meinen
Gegenbesuch, etwas spät, machte; mußte ich zum Mittagseßen bleiben.
Landriani ist ein guter angenehmer Mann, der viel weiß u sich emsig um noch
mehr Kenntniße bewirbt; übrigens ganz ein Philosoph nach der heutigen
Art, voll Eroberungsbegierde
der Qualität aus der Quantität
.
Mir kam der Gedanke, ob die Leute nicht einmahl auf den Versuch gerathen
würden, das Reden so weit zu vervollkommnen, durch Analyse der Töne u
ihrer Verhältniße, daß ein Verständniß ohne Gedanken dadurch möglich
würde. Größere Vollkommenheit d Rede erleichtert ja Aufmerksamkeit,
Combination, u.s.w: warum sollte nicht eine Vollkommenheit möglich seyn,
die vollends alle Thätigkeit des Geistes unnöthig machte. – Mir war
sonderbar dabey zu Muth, dies einmahl wieder so
ganz rein
vor mir zu haben:
diese Forschungs Art, u diesen Geist der großen Welt; beydes zwey Mahl,
oder daßelbige doppelt, aber der Proportion nach im umgekehrten
Verhältniß. Bey dem lebhaften Gefühl dieser Consonanz, erschien mir meine
Dißonanz daß ich sie wie mit Händen greiffen konnte. Wie einem unter solchen
Umständen zu Muth ist, hast Du wohl ofter u stärker gefühlt als sonst ein
Mensch auf Erden. Alles lief doch ganz erträglich ab, u ich behauptete
unter andern die Absurdität, daß Lavater eins der größten Genies v Europa
sey, u bewies, daß es keinen schrecklieneren u gefährlichern Aberglauben
gäbe, als das Vertrauen auf die gesunde Vernunft. In Absicht der letzteren
that mir die Geschichte des Illuminatismus so treffliche Dienste, daß ich
fühlte, wie mir der Lorbeer rund um den Kopf hervor wuchs. – Ich erzehle
so viel v Landriani, weil er noch immer hier ist. Gestern kam er v einer
Excursion nach Elberfeld zurück, u heute speist er zum 2ten Mahl bey mir.
Nach Tische muß ich der Marschallinn DeMuy aufwarten, die auch
angekommen ist, u zwar schon vor drey Tagen.
Daß ich von Dir weiter gar nichts erfahre, ist weder schön noch gut. Ich
habe seit dem 3 Briefe erhalten die Dich mit angehen, u die ich Dir deswegen
schicke. Du bist so gut u sorgst daß ich sie bald zurück erhalte. – Ganz v
ohngefähr höre ich, daß unter den Sachen die Du hier zurück gelaßen hast,
Dein unentbehrliches grünes Camisol, u Dein Schlafpelz ist. Ich laße siebeydes heute Nachmittag, mit den Schuhen etc einpacken u auf den
Postwagen geben; damit es nicht wieder versäumt werde wie am Mitwoch. –
V Mama Lene die herzlichsten Grüße. – Lebe wohl, Lieber, u bleibe mein
Vater! Ich bleibe, so lang ich Etwas bin u bleiben kann
Dein ehrlicher Jonathan.Im 8ber des Museums steht ein trefflicher Aufsatz v D. Albers in Bremen,
u eine schöne Erzählung:
der Geburtstag
; aber auch ein Brief v
Schloßer an mich, der keine gute Folgen haben wird. Biester hat sich im Nov
des Museums schon geregt, u Schloßern in einem Stück, Cagliostro betitelt,
angegeifert.
Ich grüße u küße Euch alle, meinen lieben J. Michael ja nicht
ausgeschloßen! Ich danke diesem herzlich für den Brief an Max.
Vermerk von Hamann:Erhalten d 17 9ber Geantw eod. remittirt den Brief v Gevatterin H. aus
Weimar vom 2 Nov. an Tante Lotte, den Frantz den 10 erhielt –
nebst einem dem Briefe von Hartknoch dd den 13 Oct. Riga.von Reichardt dd den 10 Nov. Berl.
Häfeli den 31 Oct. Wörlitz bey Deßau.
noch beygelegt Herders Brief vom 28 8br. Weimar
und Kleukers vom 12 Nov. Osnabrück.
Widergeschrieben den 19 bis zum 24 nebst unsern ersten Resultaten über
p. 7. des Spinozabüchleins.M. den 17 Nov. 87 auf dem Bette.Noch ehe wir uns einander gesehen hatten, Herzenslieber Fritz, warst Du
der Jonathan meiner Seele und wirst es seyn und bleiben, so lange ich
meines Daseyns und Lebens mir bewußt seyn werde, nach so vielen und großen
Verbindlichkeiten für alle das Gute, welches ich von Dir und Deinen
würdigen Schwestern besonders
, und überhaupt von allen die zu
Deinem Hause gehören, bis auf die
fromme Magd Deiner Küche
reichlich mit allen äußern und innern Sinnen, aber auch gedeylich genoßen
habe. Du mußt und wirst Dich an meinem
Herzen
begnügen, wie ich alles
dem
Deinigen
zu verdanken habe. Weil ich nicht den Genoßen und
Werkzeugen Deiner Wohlthaten erkenntlich seyn kann; so ist mir auch nicht viel
daran gelegen, es ihnen zu scheinen. Was ich Deinem dienstfertigen
unverdroßenen Peter zugedacht habe, bleibt ihm aufgehoben.
Wie hast Du aber lieber Fritz! ein solches Dilemma schreiben können zum
Willkomm hieher: ὁποιον επος εφυγεν ερκος οδοντων! möchte ich mit dem
Vater Homer sagen –
Entweder geht es Euch dort sehr übel
oder ihr thut sehr übel an mir
– Wendest Du so die Kritik der
reinen Vernunft an? Wie sollte es mir mögl. seyn übel an Dir oder irgend
einem der Deinigen zu thun. Du hast am Ende Deines Billet-doux durch
ein P.S. zwar Widerruff gethan. Aber ein Paralogismus wird durch keine
Exclamation ausgelöscht. Wie hat Dir ein solcher Argwohn aus dem Schatz
Deines guten Herzens entfahren können –
Nein, lieber Jonathan; es geht uns
hier Gottlob! allen sehr
wohl
– Wir leben hier wie die Kinder, und wie dort die Engel im hohen
Himmelsthron – und daß wir kein Uebels gegen Dich im Sinn gehabt, hast
Du bey Erhaltung meiner wilden Aviso Zedels Selbst erkannt und gefühlt,
oder durch Ausruffungen zu verstehen gegeben, die Dir beßer gerathen als
Vernunftschlüße. Ich will Dir ein gantz anderer Kunstrichter seyn, ein weit
näherer, wie mein Landsmann, und habe Ursache mir ein wenig Eifersucht zu
gut zu halten, wenn Du noch wie damals in den todten Buchstaben seiner
Kritik so vertieft bist, daß Du alles bisweilen um Dich vergaßest.
Zur Freundschaft, wie zur Ehe, taugt keine Bulerey, keine Schöngeisterey,
noch
sophistische Schmincke
. Ich sehe in dem Spiegel meines eignen
Herzens so viele Menschengestalten, daß ich mich meiner eignen nicht schämen
darf, wenn sie auch etwas zu viel vom panischen Zuschnitt haben sollte: so
bin ich deswegen nicht häslicher, noch der häßlichste unter allen meinen
nächsten
, die ich wie mich
selbst zu lieben
ohne Ansehen der Person
schuldig bin, dem königl. Gesetz zu folgen, wie es Dein Namensapostel
nennt –
Solchen guten
Menschenkindern
, dergl. ich
dort
kennen gelernt
habe nicht nur
in
Deinem Hause, sondern auch durch die Verbindung
deßelben. Ich meyne das □ = meines Raphaels Collega,
Hofr. Abel
– den
alten freund
Schenk
, nicht mehr Tiro wie einst, sondern D.U.J. in spe, den
braven Rector Reitz, der mit den Augen seiner Sibylle, eine Wurzel alles
Uebels, mir offenbarte, und unsern guten gefalligen Theobald
Hoffmann
,
der sich von allen mystischen Befleckungen seiner Büchersamml. mit
jungfräulicher Reinigkeit zu bewahren sucht in seinem Wandel und Handel. Der
Uebersetzer des Alexis wird die Symbole meiner Gesinnungen, in
verständlichern und gefälligern Atticismen und Germanismen übersetzt den 4
Freunden mitzutheilen wißen, wie die Grillen des alten Priesters zu Adonis und
des lunatischen Hysps. – – –
Wo bin ich? lieber Jonathan
– Laß mir Zeit, wider mich zu
besinnen und zu mir selbst zu kommen. Doch ich will lieber dem Gange der
Umstände folgen, als ihren Faden zerreißen, wie eine aufgebrachte Parze. Mein
Avisobrief war mit vieler Unruhe geschrieben; unterdeßen hielte ich es für
eine Schuldigkeit Dich über meine glückl. Ankunft und Reise zu befriedigen.
Meine geschwollne Füße machten mich besorgt alles wider einzubüßen, was
ich in meiner Quarantaine zu Elysium erbeutet hatte. Hiezu kam der Taumel
meiner plötzl. und zwar erwünschten aber noch nicht vermutheten Ueberkunft.
Unter diesem äußern und innern Drang wurde ich mit einer Seite meines
halben Bogens fertig.
Die Geschwulst meiner Füße war kein Recidiv, sondern ein bloßes
Symtom einer Schwäche – und ich war schon den 10 im stande
gestiefelt
auszugehen – und wohin? und einen Spatziergang mit der ganzen Familie
zu machen. Den 11 bestellte ich die Aufträge aus D. in des guten Perikles
Exc. Hause, der zum Beweise seiner gnädigen Gesinnungen mir den
Gebrauch seiner Bibl. anerbot und denselben Abend wurde unsers Frantz
Geburtstag zum 29 mal gefeyert mit einem Kalbsbraten u Wild u 2 Bouteill.Champ. Der alte Mann aß u trank trotz dem verlornen Sohn im Evangelio.
Den 12 speiste zum ersten mal mit D. Druffel und gewann dadurch das
Vergnügen über Gmelins Brief an Dr. Hoffmann. Den 13 nahm das letzte
Deiner Schwefelpulver auf Jonathans Gesundheit ein, und beschmauste
Diotimens Bibliothek, wo ich Coffé trank u meine Pfeife rauchte auch von
Raphael mit Michael abgeholt wurde. Des Abends wurden Vorlesungen
über Jonathans Sp.Büchlein entamirt –
Den 14 u 15 sollte magnetisirt werden von meinem Raph – aber ohne
Erfolg, aus Mangel eines hinl. Rapports – der mir schon bey dem ersten
Gericht grauer Erbsen zu Mittag geahndet hatte. Vater und Sohn aßen
par gout sans gout die kleinen härtlichen pisa wie ein paar hungrige
Ithaker
; unser Reisegefährte beschäftigte sich mit einer Kritik des Geschmacks,
wie ein leibhaftiger Weltbürger oder Cosmopolit.Den 16 erwachte ich früher, fuhr nach lutherscher Art und Kunst aus dem
Bette heraus, weckte meinen Sohn und das weibl. Gesinde um The für mich
zu haben, und spatzierte den schönen kalten Morgen zur Princeßin, die aber
schon ein paar Stunden früher nach Laar mit Pericles zum dortigen
Schulexamen ausgefahren war. Dieser frühzeitige Spatziergang machte mich
schläfrig den ganzen Tag – und des Abends war mein linker Fuß stärker
geschwollen. Dem medicinischen Rath zu folge habe ich also diesen Morgen im
Bette bleiben müßen und meinen The getrunken, ein paar Blätter eines
schwarzen Buchs
verschluckt und diese Epistel angefangen – als H.
Diotime P. Adelheit und unsere Muse Aspasie Diaphane vor meinem Bette
erschien, wo ich e grege porcus an einem Hirtenbriefe für Jonathan wie
ein krumm geschloßener laborirte und schwitzte, daß es rauchte und dampfte –
Der Schreck über diese Erscheinung hat mir so wohl gethan, daß ich getrost
und flugs fortzufahren im stande war. Daß Du mitten unter uns gewesen,
versteht sich von selbst, oder wie man im Sprichwort sagt, am Rande, den Du
Dich so
breit
und
geraum
denken must, wie die Säume und Phylacteriader jüdischen Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich beßer auf die Kritik, als
Dein minutusφφus, verstanden.
Nun auf Dein Dilemma wieder zurück zu kommen.
Entweder geht es
Euch dort sehr übel
– Hier an dem eigentl. Orte meiner Bestimmung
und meines Ausganges aus meinem Vaterlande. War es nicht mein Frantz,
der mich
rief
und mich
ausrüstete
zu dieser ganzen Laufbahn, die ich
mit Fried und Freude zu vollenden der guten besten Hofnung lebe und des
besten Willens bin. Hier sollte es mir übel gehen, wo ich wie ein Fisch und
wie ein Vogel in meinem rechten
Element
leben kann –
Aber Du, armer Jonathan, hast sehr übel an Deinen beyden Schwestern
und an mir Lazaro, quoad tunc, gethan, das harte Joch, und die schwere Last
einer so
männlichen
Freundschaft einer so
heiligen
Leidenschaft, als
unter uns obwaltet, Ihrem Geschlecht, das die Natur weicher und zahmer
gebildet hat aufzubürden. Du hast mir manche saure, manche schwere Stunde
gemacht diesen von Dir begangenen Staatsfehler oder Qveerstrich durch die
Rechnung meines Plans zu verzeyhen. Sobald ich nur wider durch die in
Deinem Hause genoßene Pflege, die freylich auf unsere Organe und die
Widerherstellung derselben natürlicher weise durch die angemeßensten
Mittel
am
schnellsten und kräftigsten wirkt, auf die Beine war, brauchte ich selbige um
mit einer Art von Paroxysmo der Gefahr zu entrinnen.
Hast Du denn nicht gemerkt, lieber Jonathan, daß die beyden Amazonen
es gemeinschaftlich darauf angelegt hatten, mich alten Mann um die Ehre
meiner ganzen Philosophie, um alle Deine günstigen Vorurtheile für selbige,
auf denen Deine bisherige Freundschaft beruht und zuletzt uns beiderseits in
solche Verlegenheit zu setzen, daß wir uns beyde wie ein paar
mitternächtliche philosophische Gespenster lächerlich vorgekommen wären.
Ich weiß es beßer als jemand, daß Deine beyde würdige Schwestern eine
Ausnahme Ihres Geschlechts sind; aber Tante Lotte muß sich an der Ehre
begnügen, daß ein so
stoltzer
Mensch, als Sie mich kennt, kein ander
Mittel als die Flucht ergreifen müßen, und S seine Bagage drüber im
Stich gelaßen, für deren gütige Auslieferung Mama Helene grosmüthig
besorgt ist – wie ich heut zu Mittag ersehen habe.
Um auf die Geschichte des heutigen Tages wider zurück zu kommen, lag ich
noch immer im Bett, und Frantz saß vor mir und trieb seine exercitia
redintegrationis und frictionis an den Füßen und zwischen den Fingern
derselben mit seinem rothen Tuche, als Gertrudchen mit ihrer Mama inständigst
den alten Mann ersuchte aufzustehen und sich anzuziehen, weil das liebe Eßen
angerichtet werden sollte. –
Eben zum Dessert kam Dein praegnanter Brief und brachte uns einen so
herrlichen Nachtisch mit, daß wir noch nie nicht so lustig und laut vergnügt
gewesen sind, so wenig es uns auch an sprachseeligen Nächten gefehlt hat –
Nun, mein Herzenslieber Jacobi! ich bin nicht im stande den Spaß, den
ich uns mit Deinem Dilemma vornahm auszuführen, wie ich den Entwurf
dazu gemacht hatte. Deine Liebe, Sorge und Aufmerksamkeit und Deiner
würdigen Schwestern ihre macht sich von selbst bezahlt und ist durch den
Seegen von oben
gnug belohnt, womit er Endzweck und Absicht erreicht,
und wo nicht gantz erreicht durch meine Schuld, doch die Hoffnung des plus
vltra befördert und immer näher bringt.
Das Schreiben will noch gar nicht fort. Ich habe an Reichardt mit
voriger Post antworten können und bin in dieser halbe Woche mit genauer Noth
zu stande gekommen der Gevatterin Courtan Etwas zu schreiben was nicht
gehauen und nicht gestochen ist. Mein Plan ist jetzt
Allmodde
in
Augenschein zu nehmen und denn so bald als mögl. nach
Wellbergen
mit der
ganzen Familie zu flüchten. Es wird uns allen lieb seyn, wenn es Dich auch
gelüsten sollte uns in diesem Elysium zu überraschen.
Ueberall ist meine Weide! – und wir leben hier durcheinander wie die
Wilden in einer sehr glücklichen Autonomie oder beynahe künstl.
Ungezogenheit. Es ist eine
Wohlthat
, am
gegenwärtigen
mehr Geschmack zu
haben als an allem übrigen was dießeits oder jenseits liegt; gesetzt daß alles
auf eine Täuschung oder Täuschung in der etwas wie Fiction hinauslaufe:
so will ich selbige genießen, als das beste Intermezzo meiner Wanderschaft.
Auch hier sind die Götter – Küche und Tempel, Stall und Pallast. Alles
ist
gut
– alles ist
eitel
! Wohl mir, daß ich imbecillitatem hominis –
und securitatem DEJ mit gl. Intension zu fühlen im stande bin.
Das erste Buch das ich hier gelesen sind Jungens
Schwärmer
. Der erste
Theil ist ein wahrer Leckerbißen für meinen Geschmack gewesen und ich habe
die Meisterhand darinn bewundert, aber der zweite Theil ist verfuschet. Was
ist denn das für ein Buch, wo er Dich auch aufgeführt.
Hat d mich Platons Sirenenstimme in Gagliani Dialogen entzückt: so
lese ich mit noch mehr Wonne den Morellet als einen
Zeugen
der
beßern
Wahrheit deren Freundschaft mir lieber ist als Schöngeisterey u
Demonstrirsucht. Pericles hat mir artige Nachrichten von Gagliani mitgetheilt den er
persönl. gekannt hat und der seine
Autorverdienste
einem Oncle, der
Maior domus zu Napel gewesen schuldig ist. Unser Raphael ist im ital.
stärker und wir machen ein Trio. In dem Werke della Moneta herrscht ein
sehr
tiefer ernster Ton
, der durch den Leichtsinn des gallischen Witzes
und des Pariser Geschmacks scheint gantz verstimmt worden zu seyn. „Will
der alte Schwätzer Feyerabend machen und seine kakelnde Hand ruhen laßen!
Den Augenblick manum de tabula! – – –“Adresse:An / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
.
M. den 19 9br 87.Herzenslieber Jonathan; Ich fühlte ein so starkes Rupfen an meinem
Ohr von meinem Schutzgeist, daß ich vorgestern des Abends meinen Brief
abbrechen muste, ex abrupto.Heute bin durch einen Bedienten der Diotime erinnert worden alle
Schriften des Hemst. auszuliefern, um eins das Dir gehörte auszusuchen – Ich
habe gleich bey meiner Ankunft mich selbst daran erinnert Dein Exemplar
des Simon noch zurückbehalten zu haben, und bat meinen Hans auf der
Stelle die Durchsicht mit dem meinigen gemeinschaftl. zu übernehmen. Der
Procrastinator und Cunctator kam mit seinen gewöhnlichen Exceptionen,
die mich aufbrachten; und ich nahm es mir vor, diese Arbeit mit einem: Cogeintrare auf der Stelle und ehsten Tags abzumachen. Ich habe es heute
gethan und habe nichts als das Avertissement nöthig gehabt eigenhändig
abzuschreiben; das übrige mit meinem gelehrten Handlanger durchgelaufen,
und keine Lücke wahrnehmen können. Also die Hauptsache ist nun abgemacht,
und Dank nebst Entschuldigung folgen zugleich.
Durch den Bedienten ließ ich sagen, daß meine
ursprüngliche
Gemüthsart
zum Nehmen williger wäre, als zum
Geben
und daß ich
alle diese Schriften nicht so leichtsinnig auf Discretion ausliefern könnte;
versprach, das
Deinige
noch heute einzuliefern, weil es erst morgen mit
Miquel nach
Allngelmodde
abgehen wird, und wenn es noch mehr
Misverständniße beträfe, selbige mündl. mit Ihr. Durchlauchten
abzumachen. Denn die gnädige Diaphane Aspasie hat mir wirkl. einige verehrt,
andere blos geliehen, und darüber mag Sie Selbst entscheiden; weil ich
meinem Gedächtniße nicht traue.
Den 13 d. haben wir die ersten nächtl. Vorlesungen über Dein
Spinozabüchl. gehalten. Frantz fechtet für Dich, als wenn es sein eigen Fell beträfe;
und ich spiel mit eben der Heftigkeit den Advocatum diaboli im Namen
der Berliner. Wenn Dir also die Ohren gellen, lieber Jonathan: so weist Du
die Ursache, und kannst wegen des Ausganges gantz ruhig für Dich selbst und
für uns seyn.
Ich habe Dich diesen Morgen mehr wie zehnmal in Gedanken geküßt für
die Begeisterung, womit ich die Widerlegung des Galiani von dem wackern
Morellet lese, der meine Waffen gegen Dich wetzt. Beynahe zweifele ich, daß
Du die Gedult gehabt das Werk gantz durchzugehen, denn ein Bogen wBlatt war noch nicht aufgeschnitten. Du kannst es aber roh gelesen haben.
Meine Zufriedenheit mit diesemn BucheDialogues gieng niemals auf
die Form Materie, sondern blos auf die
platonische
Form, die ich
leider! kenne und der ich eben so wenig kenne traue als der peripatetischen.
Ich schäme mich niemals meine Urtheile zu reformiren; aber ist nicht einmal
der Fall dazu.
Ein eben so sonderbares Vergnügen macht mir der gesetzte reife Ton
seiner ersten Schrift della Moneta, die so gesetzt sittsam so gesetztandächtig geschrieben ist, daß als man in den Dialogen den witzigen
Kleinmeister und Schöngeist und mercurialischen Leichtsinn der auf dem fremden
Boden ausgeartet ist, poßierlich findt, nach der Widerlegung eines gründlichen
und leutseeligen Mannes – Von meinen Sachen ist noch nichts angekommen.
Bey uns ist alles gut und wie wir es
dort
wünschen.
Deine lieben Kinder, Deine würdigen Schwestern alteram Ego und
Tante und das □ empfiehl mich bestens. Frantz
hofft
und
glaubt
nächstens mit mir oder ohne mich zu schreiben. Behalt uns in gutem Andenken,
wie wir es thun. Mit Morellet hat es doch wohl auch Zeit, weil Frantz u
Raphael vielleicht auch Michel von meiner Begeisterung angesteckt, auch
neugierig sind, sich daraus zu erbauen. Den
Gmelin
habe Dir bereits
empfohlen; wie
Winhold
ankommt, bitten wir uns auch Theil nehmen zu
laßen, wie an allen dem Guten, womit der Himmel Euch eher heimsucht wie
uns. Mit Marianne geht es Gottlob! recht gut. Ich ersterbe Dein alter
treuer Freund u Jonathan reciproce in secula seculorum – Amen! Muß
erst diesen Brief abgeben und hernach erst
schwarze Grütze
trinken.
den 20 –Diesen Morgen hab ich den Simon zurückerhalten mit der Nachricht, daß
das gesuchte Buch sich gefunden hätte und nicht von der Handschrift des
Simon die Rede gewesen wäre. Ich hatte Dir es gern mit einer soguten
Gelegenheit wider geliefert; HE Miquel war aber schon abgereiset. Das Mstbleibt also aufgehoben, bis sich eine anderweitige sichere findet; und werde wie
für mein eigenes sorgen.
Von der allgem. Litteratur-Zeitung ist nichts als der Sept. hier und zum
Unglück fängt sich die Recension des Crispus mit dem 1 Oct. an. Es ist eine
große Gährung in meinem Kopf, aus der aber nichts als Schaum
herauskomt. Ich habe noch gegenwärtig gnug mit Gagliani della Moneta und
Morellet zu thun, mit meinem zu- und abnehmenden linken Fuß, mit der
Reitzbarkeit meines Stomachi und dem Krampf des Sphincters, der sich nach
D drey und 4 Dosen des Schwefelpulvers nicht entspannen will. Mein
D. Raphael meynt, daß ich die Eisenartige Mittel mit Pillen nun nöthig
habe abzuwechseln. Que sais-je? sagte der alte Montagne. Jetzt will ich
abbrechen, und auf Gelegenheit warten fortzufahren oder dieses Blatt in
statu quo an die Behörde laufen zu laßen mit dem ersten dem besten Anlaße,
der mir in den Weg kommen wird.
den 21. um 7 Uhr 20 M. des AbendsDer Kasten ist diesen Augenblick angekommen mit unsern Sachen für den
alten Hans und den jungen Michel, der ein Herrmanns mythologisches
Handbuch vermißt, das er noch nicht durchgelesen und ich kaum ansehen
können. Tausend Dank für gütige Besorgung. Habe heute in Gesellschaft des
Raph. die Post besucht und den Brief nebst Gruß und Gr Kuß von Alc. B.
richtig erhalten, welches alles hiemit bescheinige. Mit dem Morellet bin ich
heute fertig geworden und lese jetzt mit weniger Sympathie Tom. III des
laHarpe. Pericleshabe hat ich uns heute besucht, ich war auf dem
Wege zu ihm, wurde durch ein impromptu meines alui gestört. Gestern
Nacht haben wir Punch getrunken, der mir wohlthätiger gewesen als alle
seit 2 Tagen verschluckte Schwefelpulver. Heute mit Pillen den Anfang
gemacht, und diesen Nachmittag Erdbeeren aus Welbergen eingenommen.
den 22.Meine Schuh mit Bändern fehlen mir. Ich vermiße selbige eben da ich
mich anziehn wollte um auszugehen. Die Witterung ist aber so schlecht, daß
nichts daraus geworden.
Wir haben heute, lieber Jonathan, ein schönes Frühstück erhalten und
ich bin eben mit der Abschrift zweyer Briefe fertig, womit ich meinen Freund
Crispum beseeligen will mit nächster Post. Einer von dem würdigen
Lamezan, und der andere von einem HE von
Sturmfeder
, der zu dem seltenen
Geschlechte der Oncle Toby und Bramble gehört. Beyde betreffen einen
gewißen Schwaben
Steudel
, der des Crispi Jonathan ist. Diese
Abschriften sollen mit nächster Post nach Kgsb. gehen unter meiner Gevatterin
Courtan Einschluß, offen, damit sie selbige auch zu lesen bekommt. Die Pillen
haben gestern schon gewürkt und mein linker oedipus ist diesen Morgen ist
von dem rechten kaum zu unterscheiden gewesen; habe leider! aber zu viel
von einer gebratenen Gans geeßen in memoriam aller unbekannten
Märtyrer, die von der argen Welt noch bis auf den heutigen Tag sich vor dem
Feuer und der Küche zu fürchten haben. Da ist die schwarze Stunde des
Caffés! – Euer Düßeldorfer Leder scheint dem Schreib- das hiesige dem
Druckpapier ähnlich zu seyn ceteris paribus; daher wünsche ich mir das
zurückgelaßene –
den 23 –Diese Nacht ist der Heil. Cäcilie zu Ehren ein Ständchen gebracht worden,
das mit einer blutigen Schlägerey mit der Wache aufgehört. Unter den
lustigen Burschen sind 2 Vicarii und ein junger Doct. Juris gewesen. Ich
habe nichts von beyden gehört, ohngeachtet der Vorfall in unserer
Nachbarschaft gewesen, und wurde dafür durch einen Tumult in meinen Gedärmen
aufgeweckt worden, der mir aber sehr heilsam gewesen, weil mein linker Fuß
auf einmal so geschlungen, daß er nicht mehr vom rechten zu unterscheiden
ist. Das war eine perturbatio critica und ein sehr guter Aspect für meinen
Freund Raphael, und der Patient findt sich durch diese außerordentl. Ausgabe
ungemein erleichtert.
den 24 9br.Wir feyern heute das erste Vierteljahr der kleinen, lieben, allerliebsten
Gertrud, die gegen den alten kranken Mann sehr artig thut und überhaupt
ein erwünschtes gutartiges Kind ist. Ich habe die ganze Woche an CommereCourtan und Freund Crispus geschrieben, habe noch an Hill und meine 3
Mädchen zu schreiben. Morgen soll das ganze Pack abgehen.
Da ist ein vidimirtes Protocoll unserer ersten Session. Die zweite
geschah den 19 huj. in einer langen nicht so auspiciösen Morgenstunde. Der
Text war der
kleine Roman
des ungenannten Autors vom pollnischen
Rocke von p 8 und das Praeludium bis auf den Bilderkram p. 10.
Durch den bevorstehenden Mittag kam es zu keinem Schluß, wie bey
einem zerrißenen pollnischen Reichstage. Wir werden uns des gegenwärtigen
Vollmonds zu Nutze machen zu einer neuen Conferenz über die angedeutete
Parasche des Grundtextes. Das darüber ausgefertigte Protocoll soll zu
seiner Zeit unserm Jonathan in gehöriger Form ausgefertigt und
mitgetheilt werden, von dem die Fortsetzung unserer Sessionen abhängen wird.
Die herzlichsten Grüße von uns allen an Dich und alle die Deinigen dort,
von den Deinigen hier cet.Johann Georg HGeht es gut mit der Revision der neuen Ausgabe? Gott laße alles zu
Seiner Ehre, und dem gemeinen Besten gereichen, dem wir alles unsrige gern
aufopfern wollen. Amen!Adresse:HErrn / Geheimen Rath Jacobi / Wolgeboren / zu / Düßeldorf /
Nebst einer franz. HandschriftMünster den 23 Nov. 87.Gestern waren diese Briefe angekommen und mein Frühstück war es
selbige flugs für Sie abzuschreiben, lieber Freund Crispus, dem selbige noch
mehr behagen werden als mir selbst. Ersterer ist vom Regierungsrath, HE
von Lamezan an meinen Frantz, unter denen eine so innige Liebe als zwischen
Vater u Sohn, Bruder und Bruder obwaltet. Der zweite ist von einem
schwäbischen Cavalier, Herrn von Sturmfeder, der in Schwaben u in der
Pfaltz Güter haben soll, und deßen orthographische Eigenheiten ich in meiner
Copie so viel nur mögl. beybehalten habe. Diese Briefe betreffen alle Ihren
biedern leidenden Schwaben, den wir alle hieher zu ziehen hoffen mit eben
so guten Erfolge für seine Gesundheit – Es waren 3 paar der neuen
Erfindung von Lamezan seinem Briefe beygelegt, und ich habe eins fast mit
Gewalt meinem lieben
Frantz
Alc. abgepocht. Die Sache wird hier bey
unserm Pericles mit allem Eifer getrieben werden, und Sie würden, alter
lieber Freund, vielleicht imstande seyn Testimonia für den würdigen
Candidaten in Berl. auf allen Fall auszuwirken, wovon der
stoltze
Patient
aber nichts wißen muß. Unter diesem Vorwand habe ich wenigstens die
botanischen Silhouetten erpreßt.
Nicht mehr wie einen einzigen Brief von Ihnen lieber Profeßor erhalten.
Wie viel habe ich in Gedanken an Sie geschrieben; wie manche Stunde habe
ich mich mit Ihnen überworfen. Sie wißen daß meine Freundschaft etwas
von der Xantippe an sich hat. Ich habe mich in Pempelfort und Düßeldorf
den Kopf über Ihre Recension des Glossarii wacker zerbrochen. Zum Glück
hat man hier erst den Septembr. Mein lieber Jonathan erhält mit jeder Post
beynahe gelehrte Nachrichten und Neuigkeiten. Wie ich da gewühlt, können
Sie leicht erachten. Meiner widerauflebenden Gesundheit wegen, gab mir
Gott ein hieher zu flüchten. Ich habe wie Jakob mich fortstehlen müßen.
Ohne Gewalt und List wäre keine Trennung möglich gewesen. Das Gute was
ich dort aufgeopfert, ist von mehr als einer Seite hier ersetzt, und es war
Pflicht den Urheber meines Glücks, Frantz und Marianne, auch meinen
Reisegefährten und treuen Artzt widerzusehen. Ein längerer Aufenthalt hattemich dort verwildert. Ich kam den 6 d. mit dicken Füßen wieder an, mit
Extrapost die mir von hier entgegen geschickt wurde. Gestern habe ich den
Gebrauch der martialischen Mittel ausgesetzt und zum erstenmal ChinaPillen gebraucht, die mir in 24 Stunden so außerordentlich wohl gethan,
daß mein linker kranker Fuß kaum mehr von dem rechten zu unterscheiden.
Diesen gantzen Morgen habe ich an einem Durchfall laborirt, den mein
guter Artzt für eine kritische Entscheidung meiner sich wider ermannenden und
erholenden Natur ansieht. Marianne giebt ebensoviel Hoffnung ohngeachtet
der traurigen Witterung, die uns eingeschloßen hält. Auf die Woche hoffe ich
die groß- und gutmüthige Fürstin Amalie auf ihrem Bauersitze Angelmoddezu ertappen, und denn geht die gantze Familie nach
Wellbergen
dem
Rittersitze meines auserwählten u. geliebten
Franz
. Hat Ihnen, lieber
Profeßor, mein alter
Christoph Berens
nichts an mich aufgetragen,
über deßen Andenken und den Besuch, den er bey meiner Lisette Reinette in
Ihrer Gesellschaft abgelegt, und Ihnen für die mir und ihr erwiesene Ehre
herzlich danke.
Wie angenehm mir dieser Winter verlaufen wird, wenn Gott Gesundheit
erhält und meiner Wiedergenesung Anfang fördert, können Sie lieber Freund
Crispus leicht erachten.
Jonathan
hat mir Bücher mitgegeben und theilt
mir bis auf seine Briefe mit, die er bekommt. Die Fürstin hat mir ihre
prächtige Bibliothek auch offen gelaßen, wo ich eine Pfeife zu Caffe,Chocolade auch ein Glas Wein nur fodern darf. Der würdige Pericles hat mir
Gagliani della Moneta geliehen, den er von Person gekannt hat. Vorgestern
besuchte er mich und schrieb sich die Werke des Gagliani auf, nebst dem
Espion devalisé, wo sie verzeichnet sind. Wir lesen alle Tage mit dem D.Raphael u Michael und sein großer Gegner Morellet nennt es selbst ein sehr
schätzbares Werk. Es ist wie Tag u Nacht von seinen Dialoguesunterschieden, die nach einem petit-maitre und bel esprit aussehen, der in Frankreich
ganz ausgeartet ist. Pericles hat ihn in Napoli als einen
windigen
Passagier
genau gekannt. Damals soll sein würdiger vortrefl. Oncle gelebt
haben, der in Napoli eine Stelle bekleidet, wie der grand aumonier in
Frankr. vorstellt, den ital. Namen habe ich vergeßen u an dem Werke
Antheil gehabt haben soll. Es herrscht ein sehr gesetzter überlegter reif u tief
gedachter Ton in diesem Buche.
Des Morellet Refutation de l’ouvrage qui a pour titre Dialogues etc.
à Londr. 770. p. 360 gr. 8o habe ich erst diese Woche zu Ende gebracht mit
der grösten Zufriedenheit und habe mich eben so geärgert, daß dies Buch
noch nicht übersetzt worden
, da es ein wahres Meisterstück ist und ich
den Empfehlungen des Voltaire und deutschen Mercurs niemals getraut.
Geärgert habe ich mich noch mehr daß der deutsche Uebersetzer der Gespräche
nicht aufgemuntert worden seine Anerbietung des beßern Buch della Monetaauch zu liefern.
Morellet hat eine allerliebste feine Stachelschrift gegen den Linguetgeschrieben unter dem Titel: Theorie du Paradoxe, die von Heinse u seinem
damaligen Wirth meinem Jonathan Auszugsweise im deutschen
ausgekommen. Die starkere Widerlegung der Dialogues ist in 4 Monathen nach
Ausgabe der Dialogen fertig gewesen und im April 70 abgedruckt, wurde
durch die Censur unterdrückt und dorfte nicht eher als im Nov. 74. öffentl.
verkauft werden. Ein wahres Muster und Meisterstück über politische
Gegenstände zu philosophiren. Sie müßen Domine Politice! schlechterdings
dies Buch lesen und wo mögl. bring ich es mit. Michael übersetzt mir die
Vorrede zum
Werk
della Moneta, die
deßelben
würdig ist und ein
schönes Frontispice des Ganzen. Morellet arbeitet seit vielen Jahren an
einem Dictionnaire de Commerce, von dem sich was Neues und Aechtes
erwarten läßt.
Kurz, liebster Crispus! ich weiß oft nicht wie mir zu Muthe ist und durch
welche Wege der Vorsehung ich hier versetzt worden bin ohn all mein
Verdienst u Würdigkeit. Nach so viel harten u bittern Prüfungen, die sich kein
anderer vorstellen kann, der nicht in meiner Stelle und Lage gewesen, lebe ich
in einem Ueberfluß u Genuß, alles desjenigen was mein Herz und Kopf sich
nur irgend wünschen und ersinnen kann. Daß meine Begierden nicht die
mäßigsten
sind, auf Nichts oder Alles gehen, wißen Sie, und wie viel
mir die kleinste Verleugnung gekostet, läßt sich leicht ermeßen.
Vergeßen Sie doch nicht sich der
meinigen
und des
Hills
anzunehmen,
der sein Glück nicht aufopfern soll. Antworten Sie mir doch bald, auch
besonders in puncto Ihres lieben Schwaben, an dem ich einen künftigen
Freund zu verleben hoffe. Frantz hat mir gestern u heute erlaubt seine Briefe
zu lesen, worinn er scrupuleuser wie Jonathan ist, die haben mich sehr für
den unglückl. Mann eingenommen. Theilen Sie mir Ihre Meinung in
Ansehung der allenfalls nöthigen Testimonien mit und geben Sie mir doch
einige Nachrichten von Ihren Gesinnungen für mich, die sich doch wol kaum
durch meine Entfernung geändert haben. Zum schreiben taug ich noch nicht
und mein Kopf ist ein altes und neues Chaos, dem es an Licht fehlt an
Wärme und Ruhe, die ich erst bey meiner Heimkunft wider zu finden und postfestum zu genießen hoffe. Lieber Vetter Verzeyhen Sie daß ich einen
beschmierten Bogen zu diesem Briefe gerafft, den meine Gevatterinn u Freundin
offen Ihnen überreichen wird. Grüßen Sie Jacobi, bey deßen Eltern mich
mein Sohn gemeldet, seine Nachbarschaft und bey der ersten Gelegenheit
Ihre Aspasie u den Gemal derselben von Ihrem alten ewigen Fr. Hamannsigniert mit roter Tinte:Nro 11.Münster den 24 Nov.Mein rechtschaffener würdiger Freund und Theilnehmer.
Seit dem 6 d. bin ich mit meinem Sohn wieder hier; aber seit den 28 pr.bin ich Ihnen eine Antwort auf Ihren
letzten
Brief schuldig, deßen Datummir unkenntlich. Ihre Pünctlichkeit in Ausrichtung meiner Angelegenheiten
geht zu weit, und macht mich eben so unruhig, als Sie es selbst in
Betreibung der Geschäfte sind. Hoffentl. haben Sie den Ertrag für Vol. II des
engl. Buchs auszahlen u sich darüber bescheinigen laßen. Bey dieser
Gelegenheit erlauben Sie mir eine kleine Anmerkung zu machen, daß man von einer
Excell. nur Ew. sagt, wenn man zu selbiger unmittelbar spricht; in der
dritten Person sagt man nur
Seiner
oder des
Grafen v K. Excell.
Zweytens betrübt mich Ihr Eigensinn ein
Dorfschulmeister
zu
werden, wenn Ihnen Gott einen Wink giebt zu einer
Capellanstelle
. Nicht
mein
sondern Dein Wille geschehe. Ein solcher Schein selbstgefälliger und
erwählter Demuth ist im Grunde und deutsch zu reden, ein nasenweiser Stoltz.
Gieb mir mein Sohn Dein Herz, sagt die höchste Weisheit, und laß meine
Wege Deinen Augen wohlgefallen. Mit diesem kindlichen Sinn komt man
auf der Erde weiter, und am sichersten auch im Himmel. Freylich führt die
Verzweifelung zur
Gewisheit
, nemlich unserer
Thorheit
. Mein
lieber Herr Candidat – den weisen Seneka und zärtlichen Petrarch bey seite
gesetzt laßen Sie sich, als Dorfschulmeister und Diaconusτα ιερα γραμματα,τα δυναμενα σε σοφισαι εις σωτηριαν 2 Tim III. 15. empfohlen seyn. Durch
des Propheten Wort wurde der aussätzige Naeman gesund und Ihr alter
Freund Oedipus lebt auch der besten Hofnung, noch einmal wider verjüngt
zu werden, sollte es auch im Sinn des alten Sprichworts erfüllt werden: Bis
pueri senes.Dom. vlt. des Kirchenjahrs. 25. NovemberDer Teich zu Töplitz hat sie von den Flecken, die Sie aus Welschland durch
das Geschwätz eines Reisegefährten mitgebracht, nicht reinigen können, und
wird eben so wenig Wunder thun, als die Decocten, womit Sie sich vollends
zu Grunde gerichtet; so sehr ich Sie auch bey meiner Abreise, vor und nach
derselben beschworen habe, und mich nicht nur der Rath Ihres Onclessondern auch des Barbierers, den Sie unserer beyderseitigen Warnungen
vorzogen, weil er mit Ihnen in Ein Horn bließ und sich Ihre Schwachheit zu
Nutze machte. Hat nicht die Schwermuth durch Ihre übermüthige Cur
zugenommen? Wozu braucht ein Candidat der Theol. eine athletische Gesundheit
– ja wenn er ein Apostel seiner Thorheit, und ein
starker Geist
gleich
dem wie Hiob, die Erde zu durchwallen auf Kosten seiner Beine und der edeln
Zeit. War des Menschen sohn nicht selbst ein Mann der Schmerzen, und sah
nach 50 aus, da er kaum 30 Jahr alt war. Sind nicht Gellert u Pascal die
elendesten Valetudinariergewesen., und sollten Sie nicht lieber suchen in
ihren Schriften als in Seneca und Petrarchs bewandert zu werden. Ihr
Eifer mir in Kleinigkeiten zu dienen ist mir lächerlich. Meine Hauptabsicht
war Ihnen in meinem Hause
Ruhe
und
Mittel
zu verschaffen, zu Ihrer
Selbsterziehung
und
Ausbildung
, deren Nothwendigkeit Sie selbst
einsehen müßen. Meynen Sie, daß zum Dorfschulmeister weniger gehört als
zum Capellan? Nach meiner Rückkunft aus Engl. lebte ich bey meinem seel.
Vater als sein Hausvogt., der auf alles Achtung gab, was darinn vorgieng.
Mein Studiren im gr. und den 2 morgenländischen Sprachen war nichts als
ein Deckmantel, unter dem ich meine Verwaltung trieb. In den glückl.
Jahren lernte ich erst studieren und von der damaligen Erndte habe ich lange
gelebt. Die
neue Muße
, die mir Gott jetzt schenkt, scheint noch
wohlthätiger für mich als jene erste zu seyn. Bey allen meinen ins Auge fallenden
Leibesgebrechen, mit denen ich die Reise thun müßen und Ungemächlichkeiten,
welche ich kaum Leiden nennen kann, weil sie mehr andern als mir selbst zur
Last gewesen, bin ich nicht unthätig gewesen, habe ich mehr gearbeitet, als in
den 20 Jahren meines kümmerl. Dienstes. Ich habe hier Schätze gesammlet
und sehe noch eine so reiche Erndte vor mir, daß ich mit beladenem Kopf hoffe
mein Vaterland zu erreichen. Sie können leicht denken, daß weder von Gold
noch Silber die Rede ist. Von letzterm habe ich nicht mehr als 2 Stüver aus
Pempelfort mitgebracht, die ich seit Monathen in meiner Weste trage; und
mein Beutel hält nichts als ein einzigen Fed.d’or und einen einzigen Louisd’or, den ich dem Kammerdiener HE Peter meines Jonathans mit Fleiß
beynahe schuldig geblieben bin. Michel hat noch einige Scheidemünze von
einem Louis d’or übrig den ich ihm zu seiner glückl. Ausflucht nach
Aschaffenburg mitgab und von den letzten Louis d’or die wir zu unserer Rückreise aus
D. nach Münster übrig hatten, wo ich ihm die Casse überlies. Wir bitten und
sagen, auch mehr wie Einmal, was uns fehlt: daß wir also kein Geld nöthig
haben und auf den Fall habe ich auch versprochen den Mund aufzuthun.
Kurz nach meiner Ankunft entdeckte ich meinem Wohlthäter meine Lage,
der mir reichlich gab um die Reisegefährten, der den Vorschuß gethan hatte,
denselbigen ersetzen zu können. Die lateinsche Apotheke hat meine Freunden
viel gekostet, und mein Raphael ist ziemlich liberal gewesen durch die besten
Mittel meine Genesung zu beschleunigen: 40 Kruken Pyrmonter und
China hat mein Jonathan in P. – und seine beyde würdigen Schwestern
haben mich mütterlich und wie einen leibl. Bruder geqvält; ja was noch ärger
ist, ich habe es ihnen mit dem
Schein
des
gröbsten Undanks
vergelten müßen, mit einem so künstlichen Leichtsinn, der bis auf diese Stunde
ihnen ein Rätzel seyn muß, zu dem ich alle Kräfte meines Herzens und Kopfs
nöthig gehabt habe – – Doch halt! Das
Ende meines letzten Briefes
ist
Ihnen sehr dunkel
– mir lieber Herzens Hill noch mehr, weil ich bey
dem höchsten Gott betheuren kann, daß ich nicht mehr weiß, kein Wörtchen
mehr weiß von dem, was ich geschrieben habe. Das einzige weiß ich, daß es
sich auf die kleine Verrätherey, freundschaftliche u edle Verrätherey bezog die
der liebenswürdige N. meinem Sohn anvertraut hatte und die mystische
Ohrenbeichte, die Sie mir einen Posttag später als ein hinkender Bote thaten,
aus der ich eben so wenig klug werden konnte, als Sie durch meine
Gardinenpredigt gebeßert worden sind. Sie
baten mich um Vergebung
, daß
Sie nicht so zufrieden (in meinem Hause und unter den zurückgelaßnen
Meinigen)
lebten, wie Sie sollten und könnten
. Sie wusten nicht
ob die Ursache in der Seele oder in einem Leibe läge, den Sie (ihrer
philosophischen Hypothese zufolge) als
krank
immer voraussetzen, und (als ein
Manichäer) die
Materie
anklagten als die Scheinursache des herrschenden
Uebels und das Werkzeug des bösen Principii. Sie beriefen sich auf einen
Schweitzer Wahrsager, der ihre Grillen in Palästina hätte herumflattern
sehen und der ebenso wen nirgends am wenigsten in seinem Vaterlande
und der Heimath ihres alten Freundes daheim wäre und seyn könnte. Sie
redten von Tod und Grab und gleich darauf von dem Glück eines Nabals,
und von den heitersten Aussichten in die Zukunft. Alle diese Cruditäten und
Grillen ohne Zusammenhang geben Sie mir für die
Sprache Ihres
Herzens
aus, das sich blos aus Freundschaft für mich eröffnete, und jedem
verschloßen
blieb. Ja leider! am meisten dem unglückl. Eigenthümer
deßelben, der ohne
Selbsterkenntnis
von den Geheimnißen seines
Herzens einem alten Mann ein Mährchen aufbürden will – credat Judaeus
Apella! Haben Sie, armer Freund die Barmherzigkeit für
mich
, wenn
Ihnen auch selbst nichts daran gelegen seyn sollte, mir das
dunkle
auch
in den Bart zu reiben, um meine
Gegendunkelheit
entschuldigen zu
können, wenn es mir nicht mögl. seyn sollte selbiger abzuhelfen.
Da geben Sie mir wieder die vertraul. Nachricht, daß Sie mit
Ihrem
Oncle
beynahe zerfallen, der mein wahrer hülfreicher Freund und Artzt
mehr als einmal gewesen, ohne mir den geringsten Wink über den Anlaß
dieses Vorfalls zu ertheilen. Ein feiger scheuer Feind des Jacobischen Hauses
sind Sie auch – Mit meiner Hausmutter und ihren beiden Mädchen können
Sie eben so wenig zufrieden seyn, als ich es selbst bisweilen bin, und
gleichwol seyn muß
? Ja, es geht Ihnen wie einem nicht nur kranken, sondern
auch ungezognen Kinde, das alles wegwirft, was man ihm giebt, und immer
noch etwas verlangt, was man nicht weis oder nicht geben kann. Alles was
Ihnen Gott gegeben, der Oncle, der Patron, der Wirth. Nichts ist nach
Ihrem verschloßnen Eigensinn
recht
und
was
und
wie
es aussehen soll,
das können Sie selbst nicht sagen noch erklären. Wenn Ihnen eine
Capellanstelle angeboten wird, sagen Sie mit trotzigem Herzen und
heuchelndem Munde: Nein. Ich
will
ein Schulmeister seyn, ohne zu wißen,
wozu Sie taugen; denn mit solchen Gesinnungen taugt man so wenig für
diese als für jene Welt. Sie glauben wie jener ungedultige Prophet
billig
zu zürnen
mit Gott und ihrem Nächsten, und über jedes Geschöpf, das
verwelkt, über jeden Schatten, der ihm wohlthut, und über die Sonne selbst,
wenn sie sticht – über Ihren kranken Leib – über den
steinernen
Brief,
mit dem ich Sie verfolgen muß, den ich Sie bitte statt meiner zu zerreißen.
Die Reyhe wird zeitig gnug an Ihren alten kranken exulirenden Freund
kommen, dieser wird zuletzt als Ihr ärgster und erster Feind erscheinen. Bin
ich es nicht, der zu Ausführung Ihrer ersten übereilten Wanderschaft
behülflich gewesen – War ich es nicht, der Sie in das gehäßige Haus bis in das
zweite Jahr verbannte – Ist es mir nicht sauer gnug geworden Sie während
meiner Ausflucht in diemeine 4 kahle Wände meiner Hütte zu verbannen
– Warnte Sie nicht damals schon Ihr guter Genius, daß ich Sie beynahe
mit einem Coge intrare und bey dem Schopf ihrer Haare von dem
Steindam ans Licent verpflanzen muste, weil meine Absicht war ihremespritambulant zu einer sitzenden Lebensart zu gewöhnen, und aus einem
peripatetischen Handwerksburschen und magnetischen Nachtwandler einen
ανθρωπον του Θεου, ein Gefäß und Werkzeug εις τιμην, ἡγιασμενον και ευχρησοντῳ Δεσποτῃ, εις παν εργον αγαθον ἡτοιμασμενον – an Ihnen zu erleben.
Quod petis hic est Horat Lib I. Ep. XI. nicht in meinem
böhmischen
Bade
, noch in
Palästina
– Erinnern Sie sich Ihres Taufbundes und
wünschen Sie sich kein gelobtes Land nach dem Fleische. Sapere
aude
; so
wird keine
Krankheit
Sie hindern, keine äußerliche Lage der Umstände –
weder Tod noch Leben, weder Grundsätze noch Kräfte, weder bevorstehende
noch weit aussehende Höhen und Tiefen Sie in der Laufbahn die Ihnen
verordnet ist, aufhalten können, zum Kleinode Ihres Beruffs zu gelangen –
Ich bin wider genöthigt Luftstreiche zu thun, weil Sie so unbestimmt über
Kleinigkeiten nach Ihrem Augenmaaße, an denen aber nach meinem alles
gelegen, sich auslaßen. Worüber sind Sie mit Ihrem Oncle zerfallen? Hat
er Unrecht gehabt, wozu war es nöthig sich mit ihm zu überwerfen – Hat er
Recht gehabt: desto schlimmer für Sie. Recht muß in Ewigkeit recht bleiben,
und vermehrt sich wie ein Schneeball, unser kleinstes Unrecht gegen das IVGebot. Ist er nicht der leibl Bruder Ihrer Christl. Mutter, und ist Ihnen an
Seinen Seegen nichts gelegen. Kurzsichtiger, vielleicht sollte ich sagen, blinder
Jüngling, der mehr als einen
Vater
nöthig hat, wie ich mehr als einen
Sohn
. Die
Natur
und das
Glück
thut nichts umsonst; beyde sind
Töchter der Hände
Gottes
zu Wohlthaten u Strafen. Wer hat des HErrn
Sinn
erkannt, vor der
Erfüllung der Zeit
? Er ist nur a posteriorisichtbar selbst seinem Diener u Minister des A. B. Im N. heißt es: Sie
werden post factum sehen wen Sie gestochen haben – einst in Palästina auf dem
kleinen Hügel Golgotha.
Meine liebe Lehne Käthe, deren ich mich eben erinnere, weil die H.
Katharina heute hier gefeyert wird, hat mir einen Brief geschrieben, der recht nach
meinem Herzen war, wo sie mir von jedem Geköche in unserm Garten
Rechenschaft giebt. So was schmeckt mir wie dem alten Isaac das Wildbret seines
Sohns. Ist meine Hausmutter mit der neuen Magd beßer zufrieden. Was
sie von der vorigen schreiben daß sie unter
dem Deckel der
Freundlichkeit und des Scherzes ihre Unarten bis zum Abschiede
ausgeübt
, kann ich nicht errathen mit aller meiner fruchtbaren
Einbildungskraft.
Ich will schlechterdings wißen umständl. wißen, wie sich meine gute
Hausmutter gegen sie beträgt, ob Sie so viel Vertrauen haben ihr zu sagen, wo sie
nicht thut wie sie sollte – und ob sie und ich imstande bin Ihren Bedürfnißen
abzuhelfen oder zuvorzukommen. Sonst sollte Ihnen Jacobi auszahlen, so
viel er als mein alter Freund gegen mich verantworten könnte. Reicher nach
Hause zu kommen als ich ausgegangen bin, dazu habe ich bey aller meiner
Habsucht u Nothdurft kein Herz. Wie es mit den Reisekosten aussehen wird,
überlaß ich der Väterl. u Mütterl. Vorsehung, die mich so
wunderbar
und
mit so großen Zeichen sSeines Beystandes und Seiner ausdrückl. Sendung
und Ausrüstung zu einer so weiten Reise, zu der ich nicht von selbst gelaufen,
sondern mit Gewalt gezogen worden bin, gestärkt hat und tägl. unterstützt.
Winkt Sie Gott zu der ersten besten Versorgung, sie mag seyn wie sie wolle
– so bin der erste der Sie für einen Thoren schelten wird, wenn Sie sich
das geringste Gewißen daraus machen mein Haus aus dem Stegreife zu
verlaßen. Das sage ich Ihnen Ein für allemal mit männlicher Aufrichtigkeit.
Vergelten kann ich Ihnen Ihre Treue nicht und ich traue es noch weniger
den Meinigen zu. Aber der alte Gott, dem ich mein Haus u was dazu gehört
empfohlen habe und tägl. empfehle, wird es an Ihnen u den Ihrigen desto
reichlicher thun, und beßer als wir beyde wißen, wenn
Ihnen
der
Aufenthalt nicht länger mehr
gut
, und
mir
nöthig seyn sollte. In diesem
Glauben u Vertrauen suchen Sie mich auch nachzuahmen und sich durch
Gottes
Wort zu stärken und zu bevestigen.
Michel schreibt an seinen braven Freund Nicolovius – wird mich bey ihm
u seinem HE Bruder entschuldigen. Grüßen Sie Ihren lieben adiunctumRaphael Hippel, der praestanda praestiren wird ohne meine Vorschrift bey
meinem alten Gönner dem HE Geheimen Rath. Wenn ich 3 Mägen und 3
Köpfe und 6 Fäuste hätte nebst eben so viel Augen: so könnte ich doch nicht
alles
bestreiten, um meine Lüsternheit und den Kitzel meines Geschmacks
und unersättl. Neugierde zu befriedigen. Mögen meine
Freunde
den
vollgesognen Schwamm einmal ausdrücken, wie Gideons Fell – Gott
schenke Ihnen Herzenslieber Hill, zum Neuen Jahr ein
reines Hertz
und
einen neuen
gewißen Geist
über Ihre wahre Bestimmung in jeder Lage
Ihres Schicksals und gebe Ihnen
erleuchtete Augen
qui bona suanorint, und was zu Ihrem körperl. und geistl. Frieden dient. Dies sey Ihr
eigener Wunsch und Ihres neu verpflichteten und dem guten Willen nach
erkentlichen Freundes Johann Georg Hamann.Hinführo bitte die Briefe gerade nach
Münster
laufen zu laßen, und
wegen des hier zu zahlenden Porto unbesorgt zu seyn, worinn man dort
füglich sparen kann.
Adresse von Michael Hamann:An / Herrn Candidaten Hill /
zu
/ Königsberg.
An meine liebe älteste Tochter
Drey Briefe von Dir habe ich erhalten, meine Herzens liebe Lisette
Reinette, ohne selbige noch bisher beantwortet zu haben. Der erste vom 12 Aug.
für meinen Geburts-tag kam erst den 28 Sept an. Der zweite vom 14 den
30 ej. und der dritte vom 4 Oct. den 15ten am 40sten Tage meiner Pyrmonter
Cur und zum Schluß dieser Quarantaine. Ich danke Dir herzlich für Dein
treues Andenken Deines alten kranken Vaters, der Gottlob! von Tage zu
Tage sich immer mehr erholt, aber sich noch schonen muß, und weder
Augenblicke noch Kräftig übrig hat. Nun sind wir Gottlob! alle wider hier
zusammen, und leben wie die Kinder, bald möchte ich sagen, wie die Engel im
Himmel, in Freuden und Unschuld. In Pempelfort hatte ich 2 Arzte und Hofrath
Abel hat mich abmit vieler Freundschaft und Sorgfalt in Abwesenheit
meines lieben Reisegefährten abgewartet. Letzterer tritt eben herein mit
seiner Uhr in der Hand um mir zu melden, daß die Post in einer halben
Stunde abgehen wird, und ich habe noch Deinen beyden Schwestern ein
Wort zu schreiben. Wenn ich werde
Angelmonde
den Bauersitz der
Fürstin werde gesehen haben, geht die Reise so Gott will nach
Wellbergen
,
von wo Dein Bruder an Dich schreiben, und an der Abschrift der
Handschriften von der seel. Freyin v Bondeli fleißiger seyn wird als es ihm hier
möglich ist.
Entschuldige ihn und mich besonders gegen die
gnädige Tante
– die
mit meiner Unvermögenheit Mitleiden haben wird. Ich bin weder mit
Worten noch mit der That imstande Ihr für alle Freundschaft und Liebe, die
Sie mir in Dir erwiesen zu danken. Gott wird die Wünsche meines Herzens
für Ihr Wohl und aller derjenigen, die unter Ihren Flügeln leben und weben,
reichlich erfüllen. Sage Ihr – Ihrer würdigen Freundin – Deinen sämtl.
Gespielen und dem guten Vater der guten Tochter so gut wie Du kannst,
was Dein Herz Dir in den Mund legen wird. Unter den besten
Seegenswünschen ersterbe Dein treuer Vater Johann Georg.Münster den 25 Nov. am letzten Sonntag des KirchenjahrsGertrudchen hat gestern ihr erstes Vierteljahr glücklich geendigt. Ihr
Vater u Mutter versichern Dich Ihrer herzl. Liebe und nehmen an allen
aufrichtigen Antheil, die an meinen HerzenGesinnungen so nahen sind
als meinem Andenken. Gott seegne Dich u laße alles wohl gelingen!
Ddorf den 27ten Nov 1787Vermerk von Hamann:Erhalten den 28 – –
Geantw den 9 – 11 Xbr. in Welbergen.Abgegangen den 12lieber Herzens Vater,
Ich bin die ganze vergangene u diese Woche bestandig krank, u nun
besonders seit 8 Tagen sehr leidend gewesen.
Dein Brief hat mir in der Seele wohl gethan. Was Du über meine
Schwestern sagst verstehe ich nicht ganz. Lene hat sich seit Deiner Abreise
Sorgen gemacht u sich gegrämt, weil sie fürchtet, aus zu großem Vertrauen
daß Du in das innerste ihres Herzens u ihrer Seele schautest, nicht vorsichtig
genug gewesen zu seyn, allen Verdacht, daß Du ihr auf irgend eine Art
beschwerlich seyn könntest, zu entfernen. Eigentlich war diese Hypothese
meine Erfindung, u es hat mich nachher genug gereut, daß ich ein Wort
darüber mir hatte entfallen laßen. Nun kam Dein Brief u schien
Bestättigung. Lene klagt, sie müße wohl ein sehr unholdes Wesen, mehr als sie selbst
es je gefürchtet hätte seyn, da was sie mit größter Lust aus
eigener
Begierde thäte, doch das ein Ansehen hätte gewönne, als handelte sie nur
aus fremdem Triebe, oder wohl gar mit Unlust. Sie läßt Dich herzlich
grüßen, nicht ohne Ansprüche an die Redlichkeit jenes irrenden Stallmeisters,
„der sich so oft u so schön mit einem: Gott versteht mich! zu beruhigen wußte.“
– Nur das: „ohne sich darum zu bekümmern von seinen
Beßeren
verstanden zu werden“, will diesem Stallmeister nicht recht u noch viel weniger
ein, als dem fahrenden Ritter, seinem Herrn. Aber auch darin doch unendlich
beßer als der Ritter, daß gewiß seine „Verlegenheit wie der Stolz eines
Zwerges ist, der darum sorgt, seiner Statur die Lange einer Elle ansetzen zu
können, um wegen seiner Spannenkürze nicht übersehen zu werden, u für
eine volle Person der respective Gesellschaft zu gelten.“ – Auch von Lotte
soll ich Dich so wahr u warm u nachdrücklich grüßen, als ichs nur zu
bestellen wüßte. – Schenk ist Dir mit Herz, Geist Seele ganz ergeben – D Abel
erinnert sich bey Gelegenheit daß Du ein vortrefflicher außerordentlicher
Mann bist, u bittet seinem Collegen recht viel schönes zu sagen. Theobald
Hoffmann habe ich diese Tage nicht gesehen, wohl aber den Gruß an HE
Rector Reiz bestellt, u mir wegen seiner Entdeckung einer Wurzel alles
Uebels in Dir Erläuterung zu verschaffen gesucht, ohne sie zu finden.
Ich habe unter meinem kränkeln am 2ten Theil v Starkens Apologie,
über 2½ Alphabet groß, eine fast zureichende u erwünschte Zerstreuung.
Von dem Verfaßer selbst habe ich noch kein Exempl, sondern nur vom
Buchhändler, u vermuthe daß Ihr zu Münster auch schon werdet versehen seyn.
Nach meinem Urtheile hat Stark alle ihm gemachten Beschuldigungen
vollkommen
hinreichend widerlegt. Es findet sich so gar beurkundet, daß die
Functionen des Clericats, antipapistisch, und noch ausdrücklicher
antijesuitisch waren. Eine Stelle, die Frau v d Recke angehend ist Meisterhaft, u
im besten Tone geschrieben. Andre gegen Nickolai, u vornehml. gegen
Biester, sind mörderlich, u ich glaube der letztere hat keinen andern Ausweg,
als sich eine Kugel vor den Kopf zu schießen.
Ein Vergnügen beßerer Art hat mir Wienholts in Bremen Beytrag zu
den Erfahrungen über den Magnetismus gemacht. Mir war als wenn ein
erquikender Balsam über mich ausgegoßen würde. Den Beschluß macht ein
Antwortschreiben auf einen Brief an W, in der Broschüre: Briefe von u an
Lavater. Dieses Antwortsschreiben ist v der ersten Silbe bis zur letzten
trefflich. Sorge daß Du das Buch bekommst; es wird auch allen dort wohl
machen.
Die Stelle v Jung über mich steht im Theobald T II S 68–71.
Einliegend Herders u Kleuckers Brief mit vielem Dank zurück – Morgen
gebe ich 4 Heftchen v Lavater für Buchholtz auf den Wagen. – Ich schriebe
gern mehr aber ich kann nicht. – von ganzem Herzen
Dein Jonathan.Anmerkung Hamanns:73–77 Finanzrath Bockig.Düßeldorf den 29sten Nov 1787.Vermerk von Hamann:Erhalten den 1 Xbr.
bey der Heimkunft von Angelmodde
.
Geantw den 10 Xbr. in Welbergen. Abgegangen den 12.lieber Herzens Vater! Ich habe Deinen den 24sten abgeschickten Brief, der
vorgestern hätte ankommen sollen, u auch vermuthl angekommen ist, erst
heute Morgen von der Post, oder aus der Tasche meines Kutschers, der die
Briefe abzuholen pflegt, erhalten. Ich hatte allerhand Bedenken dabey die
Sache förmlich zu untersuchen, vornehml diese, daß man in Zukunft, es sey
auf der Post oder in meinem Hause, einen solchen zurückgehaltenen B Brief
lieber verbrennen, als zu spät überreichen möchte.
Mein Blättchen v Dienstag wirst Du erhalten haben. Ich befinde mich
etwas beßer, aber nicht viel. Seit einigen Tagen habe ich empfindliche
Schmerzen an den Augen, u das A rechte ist geschwollen. Die Syndicats-
Wahl verursacht viel Geräusch in meiner Einsideley, so daß es sie oft mehr
einem Conclav als einer Zelle gleicht. Schenk hätte wahrscheinlich die
mehrsten Stimmen noch erhalten, aber er wollte schlechterdings mit der Sache
nichts mehr zu schaffen haben. Schücking scheitert, weil das Jülichsche
Ritterschafts Collegium ihm das Indigenat verweigert. Ein Abtrünniger sagte zu
ihm: Ja, er hätte ihm zwar seine Stimme versprochen, aber er hätte nicht
gewußt, daß es für das Indigenat wäre; das gäbe man keinem Fremden. –
Da tritt Schücking eben herein. Er war schon vorhin da, und ist wieder
gekommen um mit mir zu Nacht zu eßen. Ich soll Dich u Euch alle herzlich v
ihm grüßen. Sein guter Muth bey seinem Schifbruche freut mich. – Eine
wichtige Begebenheit, u nicht ohne alle Beziehung auf mich, ist die
Zurückberufung des Ministers v Hompesch auf seinen alten Posten nach München.
Sie haben sich dort so fest gefahren, daß kein andrer Rath mehr war, als
bittend zu dem Manne zurück zu kehren, der sich im Jahr 1779, daß
Vertrauen der Nation in einem so hohen Grade erworben hatte. Gott gebe nur
daß er sich aussehe, ohne meiner zu bedürfen, u ich habe mehrere Gründe es
zu hoffen.
den 30ten. –Schücking ist nicht zum Nachteßen geblieben, u war nur gekommen um
sein Wort zurück zu nehmen, welches er nicht eher sagte, als da man zu
Tische rief. Ich habe nicht zum besten geschlafen, ohne mich darum heute
schlimmer zu befinden. Mit den Augen hat es sich so gar etwas gebeßert.
Nimm, lieber Vater, meinen innigen,
tief
,
tief
, tief! empfundenen
Dank, für den Uebergeschickten Auszug an. Ich habe keine Worte für das,
was an meiner Seite ist, zwischen Dir u mir. – Danke auch Buchholtzen.
Der Fortsetzung Eurer Debatten sehe ich mit Sehnsucht entgegen.
Mit meiner Revision der Briefe über Spinoza, bin ich noch nicht weit
gekommen, u vor ohngefähr 8 Tagen wurde ich durch einen Strohm anderer
Ideen, ganz davon weg gerißen. Aber diese I Unterbrechung, wird im
Grunde nichts unterbrechen, sondern vielmehr meine Arbeit fördern und
abkürzen.
Deine Schuhe sind mit großer Mühe herbey geschafft worden. Niemand
wollte davon wißen, u Peter bewießs aus Gründen a priori, daß sie nicht
gefunden werden könnten, weil sie ein unmögliches Wesen, ein Unding wären;
denn Du hättest nur 1 paar Schuhe gehabt; diese wären jüngst nach Münster
geschickt worden; u da es nun unmöglich sey, das 1 paar Schuhe zugleich
2 paar Schuhe wären, so sey das reclamierte paar Schuhe ein Hirngespinst.
Allen diesen Argumenten setzte Mama Lene weiter nichts als ein
nachdrückliches:
suche er nur überall
, u sehe er nur einmahl recht unter dem
Bette zu. Da fanden sie sich dann, u, nach Peters aussage, ganz hinten an der
Mauer. Was Du aber von dem Düßeldorfer Leder sagst, kann schwerlich v
diesen Schuhen hergenommen seyn, denn es sind allem Anscheine nach
Koenigsberger, u meine Leute versichern hoch u theuer, es wären hier keine
für Dich gemacht worden.
Den Morellet kannst Du fürs erste noch behalten. Es freut mich Deine
anhaltende Zufriedenheit mit diesem Buche um so mehr, da es unter die Zahl
derjenigen Bücher gehört, die ich mehr als einmahl zu lesen, u mehr als
einmahl zu verschenken pflege, welches letztere ich mir beynah zur Pflicht mache,
wenn entgegengesetzte Sophistereien, von wichtigen Rezensenten, welche mehr
auf den Vortrag als die Sache sehen, dringend empfolen worden, u in einem
summarischen Begriffe dem Leser dergestalt insinuirt u eingegeben worden
sind, daß Männer wie Morellet dabey als Schriftsteller erscheinen,
welche
sich nur das Ansehn geben der
Sachen
kundig zu seyn
, da sie
doch in einem Mißverstande der Vernunft u Erfahrung; in einem
Aberglauben an übel verdaute Grundsätze u unschickliche Beyspiele, im Mißbrauche
der Anwendung et cet. et cet. et cet., auf das jämmerlichste begraben liegen.
Ich sage daß ich es beynah für Pflicht ansehe, in s dergleichen Fällen
gutmüthige Leser zu ermuntern, sich durch den Augenschein zu überführen, daß
was man ihnen als Fleuretten verbuhlter Schöngeisterey über das
astronomische u optische Theorien vorgespiegelt, etwas beßeres, u v weit
gemeinnützigern Inhalt seyen, als jene Sophistereyen, die man sie ermahnt hatte,
den Schaumünzen des ehrwürdigen Alterthums gleich zu schätzen. – Und
hiemit wäre dann das im Morellet nicht aufgeschnitten gewesene Blat im
Morellet gebührend aufgeschnitten, u die etwa dadurch verursachte
Ungeduld nothdürftig u abbittend entschuldigt.
Die Hefte v Lav für Buchholtz sind am Mitwoch auf den Postwagen zu
geben versäumt worden. Ohnfehlbar kommen sie mit dem nächsten, u ich
werde Wienholts Beytrag beylegen. – Es schlagt 11 Uhr. – Ade! Ade! mit
Herz u Seele
Dein JonathanM. den 2 Xbr. 1 Adv. 87.Vermerk von Jacobi:empf den 8ten – b. den 21ten
Sonderlicher, denn Frauenliebe
! werde auch an unserer
Freundschaft erfüllt, mein lieber HerzensFritz Jonathan! wie David in seiner Elegie
weißagte. Gottlob! daß Du Dich wider beßerst. Ich habe nur einmal in
meinem Leben schlimme Augen gehabt, die ich von meiner letzten Reise aus Liefl.
mitbrachte. Ich glaube daß ich damals eben an der Wortfügung der franz.
Sprache schrieb. Es war aber eine langweilige traurige Woche für mich –
und jetzt habe ich wieder Anlaß für mein Gesicht täglich besorgter zu werden.
Meine polypragmatische Martha hat weder an einem Gerichte noch Buche
gnug, und ihre komisch weinerliche Launen nehmen auch zu. Es sind mehr
Dank und Freuden-thränen für alle Wohlthaten, die ich auf meine alte Tage
genieße, als Bußthränen für die leider! unerkannten Sünden, die mit
unterlaufen – mehr arletitisches als attisches Saltz, und Lauge taugt nicht zum
Augenwaßer – Doch laß mich in der ungebundenen Form eines Journals
fortfahren, nach Maasgabe meines Almanachs.
Ich habe Dir gemeldt, mit welcher trunknen Schwärmerey ich den 22 pr.den Brief des Lamezans u die Beyl. des HE von Sturmfeder und Steudels
Pis. abschrieb für unsern Crispus. Frantz war so treuherzig mir die Corresp.seiner Manheimer Freunde mitzutheilen, womit ich mich D den gantzen
Abend beschäftigte. Den Morgen drauf weckte mich ein Durchfall, und hielt
zum erstenmal hier Mittagsschlaf. Den 24 wurde der erste vierteljahrige
Geburtstag der kleinen Trudchen gefeyert.
Der letzte Sonntag des Kirchenjahrs war Posttag der bis Uhr in einem
fortwährte. Nachdem die Post mit einem zieml. dicken Briefe an meine
Freundin Courtan abgegangen war mit offener Einl. an Crispus, ein paar
flüchtigen Zeilen an mein Mädchen, und einem versiegelten Hirtenbriefe an meinen
Hill, trunk ich Caffé und feyerte das Fest der Heil. Catharina in der
Minderbrüder- und Dominicaner Kirche. Wir waren bey einem Vetter Giese,einem Weinhändler eingeladen, aber unsere Häuslichkeit war uns lieber.
Der Herzog von Braunschw. war angekommen. Wir giengen das
Wirthshaus vorbey, sahen einen Auflauf von Menschen, erfuhren aber erst die
Ursache von Dr. Druffel, der seine Patientin besuchte. Die Fürstin hat ihn
zu Nacht bewirthet.
Montags bewillkommete ich den Anbruch des Winters, und gieng auf
meine eigene Hand zum ersten mal spatziren, fand glücklich den Weg wider
nach Hause. Die Fürstin mit ihrem Freunde waren zu Nacht, und da wurde
eine Wallfahrt nach Ihrer Villa verabredet. Den 27 wurde ein lang
aufgeschobener Besuch bey dem Vicarius Conrad zu St. Moritz abgelegt.
Marianne bekam Besuch und hatte schon einige Tage sich schlechter als bisher
befunden. Der
Artzt, der geliebte
(Colos. IV. 14) stöhnte auch,
begleitete Frantzen und mich, holte sich aber die letzte Oelung aus einer
überheitzten Stube und der Gesellschaft dreyer Tobacksraucher, wie unser Wirth
pp waren. Seine Schwester die einen sehr guten Caffé für Marianne gemacht
hatte, verschwand auch. Frantz hatte sich mit mir vormittags über politische
Grundsätze gezankt u schickte mir des Abends ein kleines Mst. zu, welches den
Titel: Impetus hypochondriacus hatte, worinn ich einige Beziehung auf
unsern Wortwechsel zu finden meynte. Michel hatte denselben Abend den
Anfang im Tanzen gemacht, wird aber ein beßerer Reuter als Tänzer werden,
und scheint mit der neuen Methode des hiesigen Gymnasiasten à la
Furstenberg sehr zufrieden zu seyn. Ich habe einen andern Weyrother in Kgsb.
gekannt, der diesem Bruder oder Vetter nicht ähnlich, sondern ein
Ebentheurer war, und von einem eben so großen wo nicht größern ein Jahrlang
umsonst gefüttert wurde.
Den Tag drauf speiste hier die älteste Schwester der Marianne
zusammen nebst einer Mlle Grammer, deren Bruder u Bräutigam D. Beckerwegen der Händel jener Caecilien Nacht zum ersten mal hier. Dein Brief
mit den beyden
remittirten Einl
. kam an. Mir lag aber ein
Cento
enthusiasticus
im Kopf, mit deßen Abschrift ich eilen muste. Es war
Nothwehr gegen den impetum des Hypochondristen und seine Politick.
Michel hat mit einem Buchhändler Theissing Bekanntschaft gemacht, der
ihm mit vieler Höflichkeit zuvorgekommen. Er kam den 29. des Morgens
mit einem großen Pack Bücher an, die ihm
Frantz
aufgegeben
auszunehmen. Für sich hatte er den 2ten Band des
Ardinghello
und für mich den
Thurm von Samarah
, eine
warnende Geschichte für
Astrologen, Zeichendeuter, Magier, und alle Liebhaber
geheimer Wißenschaften mit
. Ich fiel wie ein hungriger Wolf auf dieses
arabische Feenmärchen, hätte beynahe das Mittagseßen drüber vergeßen,
las unter einem Ausbruch v Exclamationszeichen fort. Auf einmal finde ich
den Bogen J. doppelt und den Defect des Bogens K. Der Faden der
Erzählung wurde zurißen u zugl. meine Aufmerksamkeit, ich sah das übrige nur
mit flüchtigem Blicke an, und warf das Buch fort mit dem Auftrage es
zurück zu bringen. Mein Urtheil hatte sich auf einmal umgestimmt, ich fand
nicht mehr den
Pendant zur Geschichte des goldenen Hahns
, das
Senfkorn meiner eigenen φφien darin, und war um so verdrüßlicher, weil dies
das einzige vorräthige Exemplar seyn sollte, das noch übrig wäre. Franz u
Marianne besuchten ihre Tante im Kloster Nießing, hatten 4 Stunden in einer
kalten Stube zugebracht; für deren beßere Pflege sie in einen verdrüßl.
Rechtshandel verwickelt sind, kamen daher verfroren u muthlos zu Hause.
Unser liebe Raphael hatte sich zwar wider erholt, machte sich auch Sorgen
und befürchtete ein Recidiv, und mit dem Verhalten der Patientin etwas
unzufriedener als gewöhnlich. Des Nachts wurde er aufgeweckt durch einen
Schmerz am Finger, an dem sich Marianne unter dem Nagel gestochen hatte.
Dr. Forkenberg wurde zu rathe gezogen, und das zurückgehaltene Fieber
kam zum Ausbruche und wurde reif. Die Patientin wurde in der Bibl.
gebettet – und ich gerieth auf den plötzl. Einfall nach Wellbergen zu flüchten,
um als ein Kranker nicht der Pflege näherer im Wege zu seyn und meine
Hypochondrie nicht zu einem Ausbruch zu reitzen. Des Morgens kam mein
Sohn mit dem vermißten Bogen K angestrichen, weil sich wider Vermuthen
noch ein Exemplar gefunden hatte. Ich hielt es der Mühe werth die
weggeworfene Schrift noch einmal durchzugehen und kam auf mein erstes
günstiges Urtheil wider zurück, überredete Franz es zu behalten, las es noch zur
Warnung des alten Magus in Norden
, und wurde von neuem
Ueberzeugt, daß sich alle
Zeichendeuter
menschl. Gesichter und
Handlungen, Anschläge, Projecte und ihrer Bewegungsgründe eben so sehr an dem
tragischen Ausgange spiegeln können. Die Moral komt zieml mit der göttl im
Drama des Hiobs überein XXXIX 34. u XLII. 1–6 überein. Der
übermüthige Kalife wurde erst toll, hernach krank und fuhr zuletzt lebendig ins
Reich des alten φφen und schönen Geistes
Eblis
; der niedrige, verachtete
Zwerg Gulchenruz verlebte Jahrhunderte in der süßen Ruhe u in dem Glücke
einer ewigen Kindheit und guten Gesellschaft von Märtyrern – Ich wünschte
sehr, wenn ein guter freygebiger Freund mir die
Geschichte des goldnen
Hahns
und des
Thurms von Samarah
in einem Bändchen
gebunden schlecht und recht verehren möchte, zum Andenken der breiten Randgloßen
und gewißer besondren Ansichten u Ahndungen, womit ich zur Schande
meines ästhetischen u metaphysischen Urtheils verschlungen und geschmeckt
habe. Kaum war ich mit dem Thurm fertig; so konnte ich der Versuchung
nicht widerstehen in dem zweyten Band des
Arthingello
zu naschen, und
dem
Leckerbißen
des jugendl. Lesers vorzugreifen. Gegen Abend kam eine
Erinnerung und neue Einladung, den ersten des Christmonats unsere
verabredete Wallfahrt nach Angelmodde an der Werse zu vollziehen. Marianne
hatte sich durch den Schlaf schon ziemlich erholt und der letzte Sonnabend
oder Sabbath des Kirchenjahrs, der letzte Monath des bürgerl. Jahrs stellte
sich gleich einem geschmückten Bräutigam ein. Ich wurde mit meinem
Ardinghello, dem Virtuosen und Metaphysiker, dem Gesetzgeber der neusten
Colonie des verblichnen Jahrhunderts fix u fertig, genoß des seltenen beneficiumeines automatischen Stuhlgangs ohne Vermittelung meiner Chinapillen,
und machte in Deinem Feyerpeltze die Morgencour unserer lieben Marianne,
welche dem Himmel sey Dank! sans comparaison wie eine Ratze geschlafen
hatte, und uns ihren Seegen zu unserer Wallfahrt ertheilte. Ich stieg eine kl.
Viertelstunde eher in die Kutsche zum Empfange unsers
Franzen
ausstaffirt, und wir fuhren wie ein Paar Platzmeister oder filii Tartari mit 4.
Pferden hinter vier Spielfenstern mit 4 grünen seidnen Vorhängen – halb
unter platonischen Gesprächen, halb unter einem Silentio pythagorico sehr
frölich unsere Straße. Der Weg war so holperich und hart, daß ich
Erschütterungen des Gehirns davon fühlte. Mein Nebensitzer befand sich beßer dabey
als ich. Je weiter, je ebener schien mir die Bahn; dennoch kamen wir erst um
1 Uhr an. Die Hausgöttin war mit 2 Jägern ausgegangen und ich lösete den
HE Miquel ohne ihn zu kennen, weil ich ihn für einen maitre d’hotelansahe bey der kleinen lieben Amalie ab, als ein alter Schulmeister, der das
Handwerk gewohnt wäre. Die Aufmerksamkeit meiner Schülerin machte
mir viel Freude. HE Miquel war verschwunden und eilte nach der Stadt. Die
Fürstin kam und wollte mir einen Vorschmack der schönen Gegend geben, bis
an den Zusammenfluß der beyden Bäche. Ich lief, daß mir der Othem
vergieng. Der Weg gieng über eine lange hohe Brücke; ich entschuldigte mich mit
meinem Schwindel, ohne des leeren Magens zu erwähnen. Man schlug mir
den Weg unten vor – aber wie es darauf ankam die Brücke zu erklettern; da
war Noth am Mann und der steife Philolog hob sich und hob sich ohne die
Höhe erreichen zu können – Die Knie thaten mir so weh, daß mir das Weinen
so nah als das Lachen war. Das Schwingen war mir alten Mann unmögl.
Ich rutschte also mit vieler Mühe und Wehen auf die schmale Brücke hinauf
und kroch an der Lehne glücklich hinüber, that meine beide Augen so weit als
mögl. auf, und sahe die Gränze des Waßers – Darauf gieng es zur Tafel im
vollen Trabe, den ich nicht Zeit hatte selbst zu bemerken. Die Gerichte standen
wie eine kleine Flotte ausgerüstet. Meine hungrige Muse ist nicht im stande
einen genauen Catalogum davon anzufertigen, sondern wählte sich wie der
Vogel des Apolls die heilige neuner Zahl. Eine
pommersche
Mandelsuppe
stand neben
Sauerkraut
, wie ein paar Zwillingsschwestern. Ich
nahm dazu einen Schnitt
Rindfleisch
mit Weißbrodt und Pfeffer
gepudert; durfte nicht mehr aus Achtsamkeit des auf mich wartenden
Sauerbratens
. Hier trank ich einer alten Sitte der Diät zufolge zwey Gläser
kräftiges Biers. Mein katholischer Magen ließ sich auch gelüsten 2 Löffel
eingerührter Eyer
zu schmecken. Ein fetter
Kurren oder
Puten
braten hatte allen Reitz einer sanften schmachtenden Blonden in meinen
Augen. Ein
Pudding
schwam im rothen Wein. Ein
Mandelkuchen
des vorigen Tages; eine
Apfeltorte
, die erst gebacken war. Wären wir
heute gekommen; so war das dritte Gebacknis schon bestellt. Ein Glas
Bordeaux und 2 oder 3 Gläser Tokayer, wovon der eine trüber und
Georgii
Ausbruch
, der andere klarer und feuriger war. Alles wurde mit einem
Schnittchen
schwarzbrodt
und
Butter
beschloßen, und man stand
von der Tafel auf. Auf 2 Schälchen Caffé zu einer Pfeife Knaster trank ich
noch ein großes Glas mit Salzerwasser. So wurde der 1. des Christm. gefeyert
und das alte Kirchenjahr zurückgelegt. Ich saß schon in der Kutsche, wie das
ganze Dorf über meinen Namen ein
Gelächter
erhub. Weil es schon
über 6 und der Mond noch nicht aufgegangen war, wurde uns ein Wegweiser
mitgegeben, und unser Hans ist auf den Freytag zur Geburtsfeyer der
Amalchen Pr. Mimi eingeladen worden. Ich sang vor Freuden unterwegs
einige Lieder vor, mit denen ich gewöhnl. den Sabbath jeder Woche zu weyhen
gewohnt bin, so heiser wie ein Rabe. Marianne war aufgestanden und ich
erschien in der Bibl. u dem jetzigen Krankenzimmer mit Deinem letzten Briefe
in der Hand. Mimi u Mitri waren sehr liebenswürdig und haben mir
außerordentl. und beßer gefallen als damals wie wir unsern Verdacht einander
mittheilten. Letzteren habe erst das uns vertraute Dintenfaß eigenhandig
abgeliefert u meinen nachläßigen Michel entschuldigt, der für seine
Vergeßenheit mehr als einmal ausgescholten worden.
Bey meiner Ankunft stellte sich ein zweites Beneficium meiner verstockten
u überstopften Natur ein. Anstatt des Abendbrodts begnügte mich an einer
Pfeife mit einer Bouteille von Marianens Bier. Ich las noch in des St.
Pierre Voyage einige Blätter; aber mit meinen Füßen sah es beßer aus,
wie ich dachte. Der linke war nur ein wenig dicke in den Stiefeln geworden.
Aber wie ich in mein Bette steigen sollte, gieng es noch härter wie bey der
Brücke – Ich fühlte die steife Ungemächlichkeit des Alters so stark, wie vor
meiner Abreise aus Kgsberg.
Ich habe das neue Jahr mit einem Posttage angefangen und so vergnügt
geeßen, wie ich das ganze Jahr die Sonntage zu feyern wünschte, die
Fastarbeit ausgenommen. Marianne speiste wieder mit uns, und ich in meinem
grünen Wams u meiner Schlafmütze. Nach dem Eßen fiel es mir ein, in die
Capuciner Kirche zu gehen. Wir kamen aber für die Predigt zu früh, und
eilten nach Hause zu unserm Caffé. Mit meiner ersten Dosi von Pillen bin
ich heute fertig geworden, und erwarte noch die zweite diesen Abend. In
meiner Diät habe ich weiter nichts geändert, als daß ich das weiße Brodt
abgeschafft und mich seit länger als eine Woche mit dem Pumpernickel beßer
befinde. Den alten Rheinwein habe auch abgeschafft und diesen Mittag einen
Anfang mit dem Bordeaux gemacht, der mir eben so gut schmeckt, wie
Anfangs der erstere, an dem ich den Geschmack ich weiß nicht wie auf einmal
verloren habe.
Sollte ich meine Idee ausführen als Vorläufer nach Welbergen zu gehen:
so wird Michael das Mst von Simon, den Theil von la Harpe und die
Voyage des St. Pierre, die mir mehr Vergnügen giebt, als ich erwartete, je
weiter ich komme, aufs beste durch unsern Franz befördern. Vielleicht geht
dieser Brief nicht eher ab, bis ich meine Idee ausgebrütet habe. Ich muß nach
W. schreiben und habe die III. Samml. noch nicht ansehen können, auch nach
Osnabrück. Das Stillschweigen meiner Leute daheim macht mir auch
Sorgen. Gott schenke Dir, lieber Jonathan Gesundheit und verbrenne lieber
diesen Brief, ehe Du Deine Augen an meine mikroskopischen Buchstaben
verdirbst. Mit meinem Journal will ich schließen und Deinen letzten Brief so
bald ich kann, beantworten. Was meynst Du vom 2 ten Bande des
Ardinghello. Ich gehöre leider! auch zu den Armseel. die keinen Begriff von Leben
und Freyheit und Virtus haben, noch von Großheit des Characters. L Der
geliebte Arzt ist auch nicht der vernünftigen Meinung daß der Mensch die
beste Kost für den Menschen sey, und daß wir Cannibalen die eigentl.
Verklärung des 1000jährigen Reichs zu verdanken haben werden, ist für mich ein
altes Glaubensgeheimnis; aber dieser Fisch ist nicht jedermanns Ding – und
weder für einen welschen noch Capernaitischen Gaumen. Vale.Ich will noch einige Zeilen anhängen, ehe ichs vergeße. Wienholt habe
diesen Morgen erhalten u morgen wills Gott zu lesen anfangen; also den
brauchen wir nicht. Aber an Neuigkeiten ist hier Theurung, aber zu meiner
intellectuellen Diät höchst nöthig. Von Spinoza II. wünschte ich wenigstens
etwas zu erfahren. An
Stark
, der
Litteraturzeitung
ist hier kaum
in diesem Jahr zu denken. Hast Du noch keine Antwort von Schönborn?
An
Berkleys
Schriften und vorzügl an seinen
Principles
wäre
mir sehr gelegen. Vielleicht sehen wir uns in Welbergen, das Du noch
kennst? Die Erscheinung wäre mir höchst angenehm. Franz ist so besorgt,
daß mir die Zeit lang währen wird, und daß ich der Bücher nicht entbehren
kann. Wen er wüste, wie mir vor dieser
losen Speise
eckelte, und daß
eine Enthaltsamkeit davon weit nöthiger ist, als im leibl. Eßen und Trinken.
Ach wen Du wüstest, wie mir Gagliani schmeckt della Moneta. Ich bin
kaum auf die Hälfte des Werks u Pericles hat mir zu seinen übrigen
Werken Hoffnung gemacht. Er führt in dieser Schrift eine noch ältere an über
die
Arte del Governo
, die mir bisher gantz unbekannt geblieben.
Michael bringt mir eben die Uebersetzung der Vorrede, die ein Meisterstück
ist. Pericles sagt: sie schmeckte ihm nach dem goldnen
Zeitalter der
Schreibart
– aber der Geist des Alterthums ist noch köstlicher in
Gedanken und ihrer Composition für den Sinn, als für den stoltzen Rythmumdes Gehörs. Wenn die Arbeit gut gerathen ist und ich selbige nachfeilen kann,
schicke ich vielleicht seine Abschrift davon zu. Ich habe eine engl. Uebersetzung
des Camoens bey der Fürstin gefunden, von der ich mir viel verspreche. Aus
Mangel eines portugiesischen Wörterbuchs habe ich das Original das ich
selbst besitze, bisher nicht lesen können. Hier ist eine starke Vorrede und reiche
Noten. Die Uebersetzung ist in Versen by Will Julius Mickle Oxf. 76. 4o.
den 3 Xbr.Nach einem tiefen stätigen Schlafe wurde ich heute durch die Früharbeit
der Schornsteinfeger aufgeweckt, und ich besann mich daß ich im Geiste, ohne
Bewußtsein den Geburtstag meiner mittelsten Tochter Käthe gefeyert hatte,
oder wahrscheinlich meine Leute denselben bey Milzens und seiner
Louise
ihren in dreyfacher Freude sich der abwesenden erinnert hatten. Es that mir
also nicht leid, daß mein Becher auch übergelaufen und ich mehr wie meine
Gesellen mit Oel gesalbt worden war.
Noch zwey Hauptbegebenheiten muß ich nachholen zur Geschichte des
verfloßnen Tages. M. hat ein Billet gestern Morgen aus Angelmodde erhalten,
aus dem wir sahen, daß unsere freygebige Dea hospita mit ihren hungrigen
u durstigen Gästen nicht unzufrieden zu seyn schien. Weil sich dies Billet auf
einen
halben
Brief aus Göttingen bezog: so war M.auch so gütig und
freundschaftl. mir die zurückgeschickte Hälfte auch mitzutheilen. Ich las ihn
vielleicht mit der Aufmerksamkeit eines eifersüchtigen Nebenbulers, und
bewunderte den systematischen Geist des Briefstellers; wurde deshalb von
unserm Frantz laut und herzlich ausgelacht, der obenein die Uebereilung sich
für einen größeren Systematiker als zu halten, und seinem Busen und
Hausfreunde zu viel Ehre anthäte. Zu meinem Glück enthielt ich mich
ernsthaft darauf zu antworten in Gegenwart der unschuldig beunruhigten
Marianne, die mich in Verdacht hat, daß ich auf Dr. böse geworden wäre, weil
er nicht nach P. gekommen wäre. Wie falsch ich hierinn von der lieben
Patientin beurtheilt werde – und wie unmögl. es mir ist, ihr dies Vorurtheil zu
benehmen. Ich hätte ihn freylich gern dort gesehen, aber nicht meinet, sondern
seinet
und
Mariannens
willen. Auch Deine Gleichgiltigkeit war mir
recht nach Wunsch, und ich dankte Gott daß ich dieser schweren Lection
überhoben war wie
glühend Eisen
anzufaßen, ohne hinlängl. Werkzeuge und
Gefahr laufen muste mich selbst zu verbrennen, so lieb ich auch meine weiche
Haut habe. Ich habe mich sogar gefürcht einen Brief bisher von ihm zu
erhalten, den ich aus mehr als Einer Ursache nicht zu beantworten wüßte.
Wie nöthig ist es dem pius Aeneas gewesen, durch ein
didicisse
fideliter artes
sich ein wenig zu zerstreuen, oder noch mehr, seine Sitten reifer
zu machen und die Hörner wilder Leidenschaften u Einbildungen abzustoßen
– das
erste
Gebot der
zweyten
Tafel und großen Verheißung kennen
zu lernen, die Pflichten der Selbstliebe und
Bescheidenheit
gegen seinen
Nächsten vtriusque sexus zu studieren. Irre ich
mir
und thue dem irrenden
Ritter unrecht oder zu viel – so sauer mir das Knien wird, will ich von Grund
des Herzens gern Abbitte thun. Es sieht heute nach Thauwetter aus und mein
Entschluß ist befestigt nach W. zu flüchten, so bald ich kann. Giebt Gott nur
Gesundheit, soll es mir an Arbeit und Zerstreuung dort nicht fehlen. Also bald
mehr und näher zum Text. Es fehlt mir an
Raum
u
Zeit
.
Welbergen den 4 Xbr. des Abends.Ihnen, Herzenslieber Franz! und Ihrer guten Marianne sage ich den
herzlichsten Dank für die Bedeckung, die Sie mir auf allen Fall zu meiner
Wallfahrt mitgegeben haben. Ich bin Gottlob! glücklich hier gegen 6 Uhr
angekommen, mit Hülfe eines Wegweisers, den wir in Witteringen bekamen.
Einen Tag später, wäre vielleicht wegen des gänzl. aufgegangenen Grundes
die Fahrt nicht so glücklich abgelaufen. Wie sehr durch meine unvermuthete
Ankunft unser FreundCoermann überrascht worden, können Sie leicht
erachten. Die Wahl der
Küchen
- und
Bücherstube
ist noch nicht
entschieden. Beyde sind meinem Geschmack gleich angemeßen. Weil letztere aber
lange nicht gebraucht worden: so Sscheinen die Röhren ihren Dienst
verlernt zu haben, und ich habe meine deshalb besorgte und zu sorgfältige
Wirthin auf das beste zu beruhigen gesucht, weil ich hier allenthalben zu
Hause bin und in Gesellschaft gutgesinnter Menschen, die eben so viel
Vertrauen zu mir zu haben scheinen, als ich für sie fühle. Kurz, liebster
HerzensFranz, ich bin auf Ihrem Grund und Boden, und unter Ihrem Obdach.
Morgen werde ich erst bey Tage mich umsehen und die Aussicht der Gegend
genießen können. Mehr kann ich heute nicht schreiben. Küßen Sie Marianeund Ihre kleine Gertrud. Die hiesige ist diese Woche 7 Monathe alt und ein
außerordentlich starkes Kind, von einer sehr lachenden zufriedenen Mine, das
sich nur beym Einwindeln ein wenig ungebärdig ansteltlen soll. Ich
werde nicht vergeßen, auch abwesend an den Freuden Antheil zu nehmen,
die Ihnen diesen Freytag zugedacht sind. Meinen herzlichsten Gruß an den
vielgeliebten Arzt mit der Nachricht, daß sich meine Füße gut gehalten
haben. Hans wird sich meiner Aufträge erinnern. HE D. Coerman hat heut
eben seine Arbeit verrichtet und ist mit der Einnahme der Schatzungen fertig
geworden, und vorige Woche ein paar Tage bey seinem Schwager gewesen,
daß ich also hier zu gebührender Zeit angekommen bin. Seine und seiner
Engel beste Empfehlung an Ihr ganzes Haus von dem ältesten Genoßen
deßelben, der mit der Ausführung deßelben recht zufrieden ist und Gott und
Ihnen dafür dankt behülflich dazu gewesen zu seyn. Gute Nacht. Leben Sie
recht wohl und erfreuen mit guten Nachrichten
Ihren ewigen Freund und DienerJoh. Ge. H.Adresse:HErrn / Franz Bucholz / Herrn von Welbergen / zu /
Münster
.
Welbergen den 6 Xbr 87.Vermerk von Jacobi:empf den 18ten – b. den 21.Mein liebster Jonathan,
zu meinem Glück reisete ich vorgestern ab und kam des Abends an. Ein
Tag Aufschub hätte den Weg grundlos und meine Reise unmögl. gemacht.
Hier sitze ich eingeschloßen wegen der elenden Witterung, in guter Hoffnung,
daß der Himmel sich aufklären wird. Das Schloß gefällt mir außerordentlich.
An Gegenständen fehlt es nicht für meine Neugierde und Aufmerksamkeit.
D. Cormann hat mir seine Bücherstube eingeräumt, oder ich habe vielmehr
mir selbige gewählt. Nur Schade daß der Ofen nicht recht brauchbar ist. Ich
habe mich daher diesen Morgen in seine Wohnstube einbetten müßen, neben
der
Küche
, die so prächtig ist, als ich kaum in Engl. kaum an Schönheit
gesehen habe, und der ganzen Anlage des Schloßes und Hofes völlig
entspricht. Mein Wirth und seine Frau sind die gutmüthigsten und bestgesinnten
Leute. Nur wünschte ich, daß meine Stube wegen des Ofens eingerichtet
wäre, um darinn mehr mein eigener Herr zu seyn und arbeiten zu können,
auch Luft zu schöpfen.
den 7 –Ich muste gestern die meiste Zeit im Bette zu bringen; das schöne Wetter
hat mich heute ein wenig aufgeheitert. Ich habe mich im Garten ein wenig
umsehen können, die beyde Thürme deßelben u die Kapelle die M zwischen
beyden in der Mitte liegt, nebst dem Orangerie Hause in Augenschein
nehmen können genommen. Wir haben der Prinzeßin Geburtstag gefeyert und
eine Bouteille Wein von denen die mir Frantz mitgegeben, auf unserer
Freunde Gesundheit ausgeleert. Diesen Ich denke morgen meines Wirths
Bücherstube wider zu beziehen, weil der eiserne Ofen nunmehr Zug hat und
auf die Woche mit Gottes Hülfe zu meiner hiesigen Lebensart völlig
eingerichtet zu seyn. Die kleine Gertrud welche den 7 May zur Welt gekommen
hat ihren Eltern mit dem Ausbruch des ersten Zahns auch eine große Freude
gemacht, und ich finde hier gnug, was mich interessirt, wenn ich nur meinen
Kopf beßer brauchen könnte. Auch für meine Diät wird dieser Aufenthalt
heilsam seyn. Der Geschmack an Wein hat gänzl aufgehört und ich befinde
mich sehr gut bey dem hiesigen Bier. Es wird mir nicht leid thun meinem
Instinkt hieher blindlings gefolgt zu haben, so ähnlich er auch dem Impromtu
aussahe, mit dem ich Dein Haus u Düßeldorf verlaßen muste. Ohne ein
wenig Gewalt mir anzuthun, hätte ich beydes nicht ausführen können, und
Du giebst mir Anlaß meine ungestüme Ausführung wenigstens gegen Deine
beyde würdige Schwestern zu rechtfertigen: so sehr ich Dich auch gebeten
habe mich dieser Mühe und Arbeit zu überheben.
Was ich darüber
schon geschrieben, verstehst Du nicht gantz
. Von
Empfindungen
kann man freylich nicht mit der Deutlichkeit schreiben, als sich
Begriffe entwickeln laßen. Das liegt in der Natur der Sache. Die
Worte
habe ich vergeßen; aber für den
Sinn
kann ich mit gutem Gewißen Bürge
seyn. Die Liebe, die ich in Deinem Hause u von den Deinigen genoßen hat
keine Verhältniße zu meinem Verdienst. Ich bin wie ein Engel vom Himmel
darinn aufgenommen worden. Wenn ich ein leibhafter Sohn des Zeus oder
Hermes gewesen wäre; hätte ich nicht größere Opfer der Gastfreyheit und
grosmüthiger Verleugnung finden können, worinn sich Mama als Deine und
meine Nächste unsterblich hervorgethan. Ihre Wohlthaten werden meinem
Gedächtniße und meinen Gefühlen Zeitlebens unvergeßlich seyn u bleiben.
Wenn mir an meiner Gesundheit etwas gelegen ist; und welcher Mensch
liebt nicht das
beste Gut mseines Lebens
: so weiß ich und bin
überzeugt, daß ich Ihrer Pflege und unermüdeten Sorgfalt so wohl als
Selbstverleugnung den grösten Theil meiner Widerherstellung zu verdanken
habe. Sollte ich nun diese Anstrengung und Uebertreibung des Mitleidens
blos meinen Bedürfnißen, und nicht vielmehr Deinem Vorurtheil der
Freundschaft für mich zuschreiben, und mir etwas anmaaßen, was Dir mehr als mir
selbst gehörte. Der Schein der gröbsten Undankbarkeit war mir erträglicher,
als eine solche Ungerechtigkeit gegen Dich und mich selbst. Nein, fiat iustitia
et pereat mundus. Ich muste auch hier sans principe par principe handeln.
Nein wahre Dankbarkeit ist unsichtbar, und thut sich weder durch Bücklinge
noch durch Sprache, die wie die meinige stammeln muß, Gnüge; sie kehrt
wie Du weißt, dem
Gegenstande ihrer Verehrung
den Rücken zu,
und will nicht gesehen seyn.
Ich habe Deine Verlegenheit geahndet; aber aus der Deinigen hättest Du
auch meine eigene B beurtheilen können – auch meine
Sorgen
, meinen
Gram
beherzigen können, daß Du der wahre Urheber der gar zu ungl.
Meinung bist, die Du von Deinem Dir bisher den Buchstaben aber nicht
dem Antlitze nach erkannten Freunde gehegt und mitgetheilt hast. Die
Wahrheit macht uns frey, und man verliert dadurch nichts, allen Selbstbetrug
selbst zu zerstören, und diese Nothwendigkeit lieber an sich selbst auszuüben,
als die Zeit ihrem Zahn oder Besen zu überlaßen, sich an Hirngespinste zu
rächen. Der ehrl. Stallmeister wäre nicht so oft geprellt worden, wenn er
Menschen so gut verstanden hätte, als er sich vielleicht einbildete von Gott
verstanden zu seyn. Wer sich an dem begnügt, muß gewartig seyn von
Menschen ausgelacht und gemishandelt zu werden.
den 10 –Gestern wurde mit einem Briefe von der Fürstin erfreut, auch mein Sohn
gab mir Nachricht von der Ankunft meiner Schuhe, aber daß nichts weder
von Dir, mein lieber Jonathan, noch von Hause beygelegt worden wäre.
Ich schäme mich der lieben Mama auch mit dieser Kleinigkeit Verdrus
gemacht zu haben. Aber mein armer Kopf geht mit so viel Grundeis, daß ich
nicht weiß, was ich thue, und ich bin hier auf der hohen Schule, die ich mir
gar nicht vermuthet habe, daß ich gar nicht an meine mitgebrachte u im Sinn
gehabte Arbeit denken kann. Meine geschwollne Füße nehmen nicht ab, wie
bey meiner Ankunft in Münster, wo ich völlig hergestellt wurde; ich habe
einen Fluß in der Achsel, daß ich meinen rechten Arm nicht brauchen kann,
und eine Flechte, an die mich Jahre lang geqvält und von der mich mein
guter Raphael 2 mal glücklich curirt meldt sich wieder u beunruhigt mich
arger als sonst. Er hat ein klein Sinngedicht auf den Geburtstag gemacht,
das mir Hans mitgetheilt und meinen
ganzen Beyfall
hat. Hier ist es:
Du wurdest geboren ein Engel –
Mehr als Engel zu werden
Auf dem Wege, den Gott Dich führt,
Durch die, die Dich gebahr.
Vollend ihn und werd es!
Unsere Wünsche, unsere Hoffnung begleiten Dich!
Ich habe diese Nacht zwar schlaflos zugebracht, Sie ist die erste, welche ich
in meiner gewählten Stube geschlafen, wo der Ofen nunmehr in Ordnung ist,
und ich hoffe mit dieser Woche in beßern Gang zu kommen. Zu meinem
Unstern fand ich meinen Wirth über das Leben der berüchtigten Actrice
Bellamy, und ich that mir die Gewalt an dies eckle Buch durchzulaufen weil
ich nichts im stande war vorzunehmen u die elende Witterung mich die paar
Tage lang bettlägerig gemacht hat. Heute hat sich die Luft ein wenig
aufgeklärt – und mein Gemüth auch.
Nach widerholten Ueberlegungen des abgebrochenen Thema, weiß ich
keinen andern Rath noch Entschluß, mein lieber Jonathan, als daß Du alle
in Deinem Hause von Deinen lieben und würdigen Schwestern mir
erwiesene Wohlthaten, als
Dir Selbst
gethan auf Deine eigene Rechnung
schreibst, weil Dein alter Freund insoluable ist und Du beßer im stande
ist alles gut zu machen, auch zum Theil schuldig für die Folgen Deiner
Vorurtheile für mich zu büßen, und die Folgen zu übernehmen.
Man war eben die Woche, wo ich Dein Haus verließ, willens gewesen
mich einstimmig und feyerlich nach Münster und dem
Geburtstage
unsers Frantz
einzuladen. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie lieb und
angenehm es mir gewesen, durch eine blinde Ahndung diesem Wunsche
zuvorgekommen zu seyn
von selbst
und aus
eigener Bewegung
. Mein
gröster Trost ist hier, nicht
gelaufen
, sondern eben so
nachdrücklich
gezogen worden zu seyn
. Ich mußte dort auch Gewalt brauchen um
durchzudringen u meinen Endzweck zu erreichen. Hätte ich Bitten u Gründen
nachgegeben und einen einzigen Tag verzögert: so wäre aus meiner jetzigen
Reise nichts geworden, die nicht
vergeblich
oder
verloren
seyn wird.
Ich war dem ältesten und innig nächsten Freund meines Franz meinen
Besuch schuldig und hatte mein
Wort
ihm von mir gegeben bey unserer ersten
Bekanntschaft. Ohngeachtet ich kein Sclave meines Worts bin, so bin ichmir doch weder eines sophistischen noch politischen Leichtsinns in Erfüllung
meiner Pflichten gewohnt. Mein Scepticismus u Dogmatismus ist nicht
willkührlich, sondern in dem
Wesen
und den
Zufälligkeiten
der Dinge
und ihrer Natur gegründet, die nicht von mir abhängen, sondern umgekehrt.
Dein Haus ein Conclave
! Welche Catastrophe, die ich mich freue
nicht erlebt zu haben. Schücking begleitet den Churfürsten nach Wien. Er
hat bey seinem Abwesschiede auch an mich gedacht. Aus Hills
Stillschweigen, das mir seltsam vorkommt, vermuthe ich, daß Dein Alexis noch nicht
angekommen ist, und sein Stillschweigen darauf beruht. An dem Deinigen ist
doch wohl nicht die Fortdauer Deiner Krankheit und schlimmen Augen schuld.
Beruhige mich deshalb so bald Du kannst.
Du wirst das Mst. des Simon, dela Harpe III. und den ersten Theil des
Reisejournals richtig erhalten haben. Mit dem zweyten Theil bin ich nicht
fertig geworden u habe ihn mitgenommen, aber noch gar nichts ansehen
können.
Ich hoffe daß es Dir gelingen wird unsere genommene Verabredung der
Mama u Tante annehmlich zu machen und alle bisherige Misverständniße
meiner Gesinnungen, Verpflichtungen und Achtsamkeiten, die auf die
redlichste Ehrerbietung und Erkenntlichkeit hinausgehen, weder einen andern
Grund noch ein ander Ziel als diese haben können und wirkl. haben, zu
heben und in ihr rechtes Licht zu setzen – Gott seegne Dich, Dein Haus und
alle, die dazu gehören, ist mein tägl. Wunsch.
Ich schmeichle mir, daß wir uns diesen Winter einander sehen werden, und
bald gute Nachricht von Deiner völligen Genesung nebst guten Nachrichten
u Einl. von Hause. Entschuldige mich doch an unsern Prudentius, daß ich
ihm noch nicht antworten kann. Ich habe seinen Brief u die Weimarschen
Sachen mitgenommen, aber außer den angeführten Gebrechen, habe ich auch
seit einiger Zeit KopfWehen, die empfindlich, doch von keiner Dauer sind,
und die ich nicht anders als durch die ungewohnte Heitzung der eisenen Ofen
erklären kann, weil ich derselben nicht gewohnt bin. Meinen herzlichsten
Gruß und Kuß an Mama, Tante, Deine lieben Kinder und die Genoßen und
Freunde. Lebe wohl und vergiß nicht Deinen alten Johann Georg in eremooder Pathmo.Das Schreibzeug taugt nichts und eben so wenig der Kopf u die Faust
des Briefstellers. Für beßere Dinte wird schon gesorgt. Nun laß mich ruhen,
und thue ein gleiches.
den 11 des abends.Nun mein lieber Jonathan! Mit genauer Noth bin ich mit einer leider!
zu langen Antwort auf den Brief der guten Fürstin fertig, und ein wenig
ruhiger. Entschuldige das abscheul. Geschmier, welches Du Mühe haben
wirst, zu lesen. Ich habe nicht das Herz es anzusehen und noch einmal
durchzugehen. Morgen denke ich ein wenig mehr für mich zu leben, und will mit
dem 2 Theil des S. Pierre den Anfang machen. Wir haben zwey zu laue Tage
gehabt, daß man einen bösen Einfluß auf die Gesundheit befürchten muß.
Beruhige mich doch bald wegen Deiner Augen u Kopfschmerzen. Heute
sind 8 Tage verstrichen mit lauter Nebendingen. Die schwachen Geschöpfe
sind immer die ungedultigsten und unenthaltsamsten. Optimus Maximus ist
allein langmüthig – und allein fähig ein
gleichgültiger,
unparteyischer Richter
zu seyn – ohne Vorurtheil noch Leidenschaft und diese
Gedult unsers HErrn achtet für eure Seeligkeit, sagt der weyl. hitzige Petrus.
Es ist Zeit für mich zu Bett zu gehen und mir selbst eine Gardinenpredigt
zu halten. Diese Nacht soll es mit dem Schlafe beßer gehen, als die beyden
vorigen. Peracti labores iucundi. Wie viel Dinge liegen mir im Sinn die
sich beßer erzählen als schreiben laßen. Wir sehen uns diesen Winter noch,
so der Herr will und wir leben.
Melde mir den Ausgang des Conclave – und ob Du bey dem schwesterl.
Parlament unsere gemeinschaftl. Sache gewonnen oder verloren hast. Auf
jeden Fall an Mama u Tante die herzlichsten Empfehlungen von dem alten
Mann, den man hier zu Lande für einen 100jährigen Nestor ausgeschrien
hat. Die Bauren in Angelmodde lachten aus vollem Halse, als sie mich bey
meinem Namen ruffen hörten. So außerordentl. kam es ihnen vor daß es
einen Menschen auf der Welt geben konnte, der Hamann hieß. Doch Du
gehst mit Staatsentwürfen schwanger. Vergiß nicht fidem DiabolumDaemonum, qui credunt et contremiscunt. Gottes Seegen u Schutz über
Dich u alle die lieben Deinigen ppp. Nun zum letztenmal gute Nacht – und
angenehme Ruhe von allen todten Werken der Finsternis. a Dieu à revoir.Königsb. den 10ten
Demb
87.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 –Verehrungswürdiger u. lieber Freund
Beynahe glaube ich, daß mein weinerliches Schreiben vom 18ten Oct.
Ihnen mißgefallen, oder garnicht zu Händen gekommen ist, weil Sie mich
und Ihre lieben Hausgenossen seit so langer Zeit mit keiner Zeile von Ihrem
Wohlseyn erfreut haben. Demohngeachtet erfordert meine Pflicht, Sie ietzt
zu unterbrechen; und Ihnen zu melden, daß die 6 Exemplare vom Alexis
den 4ten Decemb. endlich angekommen sind, damit Sie alle Nachsuchungen,
wo diese geblieben seyn könnten, unterlassen möchten. Denselben Tag habe
ich sie Ihrem Auftrag gemäß vertheilt, und eins für mich behalten. Für
dieses Denkmahl eines freundschaftlichen Andenkens an mich bitte ich Sie
edler Hamann dem He. Geh. R. Jacobi gehorsamst von mir zu danken.
Auch He. K. R. Hippel hat es mir zur heiligsten Pflicht gemacht, Sie zu bitten
ihn außer seiner Danksagung noch besonders an He Geh. R. zu empfehlen
– Ich habe einen neuen Mäcen He. Graf v. Keyserling, verlohren, dem ich
bey seinem Leben den 2ten T. von Poetical Library für seinen abwesenden
Neffen überbrachte, und mich mit der Bitte empfahl, meiner zu gedenken,
wenn jemand im Italienischen Information nehmen wollte. Der seel. Graf
war gleich so geneigt, seinen altesten Großsohn He. Graf Heinrich von mir
unterrichten laßen zu wollen, hatte aber bey meiner Wiederkunft seinen
Entschluß geändert, und fragte mich, ob ich auch Englisch verstände. Ungeachtet
ich ihm meine Stärke und Schwäche in dieser Sprache offenherzig
heraussagte, war er doch mit meiner Erklärung zufrieden, und ließ den G. Heinrich
Stunden nehmen. Zu gleicher Zeit both er mir 4 mal die Woche seinen Tisch
an, welches ein Donnerschlag für mich war, weil ich es nicht auszuschlagen
wagte. Denn meine so oft angefangene Cur, deren Hälfte ich ietzt glücklich
erreichet, und welche ich nun mehr als jemahls bedurfte, weil mich
Verzweiflung diesen Sommer in eine offenbahre Krankheit gestürzt hat, wurde
ietzt auf einmal unterbrochen. Ich nahm dahero dieses so gut gemeinte
Anerbieten wie ein Sünder an, der sein Todesurtheil hört und die Hofnung
jemahls wieder gesund zu werden und froh zu leben, welche mich noch erhalten,
wurde mir ietzt wieder auf einmal geraubet. Seit dieser Zeit ist auch jeder
Trieb zur Thätigkeit ganz in mir erloschen, und wie ein verunglücktes Schiff
vermag ich nicht mehr dem unruhigen Strudel meines Geschicks zu
wiederstreben. Um mein Amt gehörig vorzustehen, bringe ich die Zeit, wo die
Schreken der Aussicht in die Zukunft mich weniger verfolgen mit Erlernung
des Accents und der Aussprache der englischen Wörter im Dictionär des
Sheridan zu. Obgleich diese Arbeit mit saurer vorkommt als den Gotthard
im Winter zu übersteigen, so läßt sie doch bisweilen einen Strahl der
Hofnung in meiner Seele hervorbrechen, wenn ich träume, daß sie ein Mittel
werden könne mehr englische Schüler zu erhalten, und ich dadurch in den
Stand gesetzt werde nach Töplitz oder dem Carlsbade das einzige Mittel zu
meiner Ruhe zu gehen. Wenigstens bin ich fest entschloßen, wenn ich nicht
mehr Schüler erhalte, den 1ten May auf ein Jahr lang eine Condition
anzunehmen, und dann aufzubrechen. – So sehr ich auch ein Einsiedler und
traurig bin, scheinen Ihre liebe Hausmutter und Kinder harmlos und munter zu
seyn. Sie haben den 2ten Decembr sämmtlich den Geburtstag des He. Milz
und seiner Tochter feyerlich begangen, indeß ich mich an meinen schwarzen
Phantasien geweidet, und mein einzig zurückgebliebener und zärtlich fühlender
Freund N. mir sein Dach und seine Kartoffeln mitgetheilet hat. Gott lohn’s
dem edeln Jüngling für sein treues Herz, der einzig mich hier noch liebt, und
mich noch dann und wann im Leben noch Vergnügen finden läßt „O Spirto
beato quale Se’, quando altrui fai tale?“ Wir haben den Ariost geendiget,
und lesen ietzt den Petrarch, der so wenig wir auch davon verstehen, uns
manche Wonne fühlen läßt. Dieser wahre Freund denkt auf Ostern
Baccalaur zu werden, und liest deswegen fleißig Hebräisch mit mir, wo er mit
meiner Schwäche fürlieb nimmt, und ich ihm jedes Wort analisiren muß. Ich
wünschte von Herzen daß die Helene mich ebenso fleißig im Französischen
besuchen möchte, als ich bereit bin mit ihr vorzunehmen, und mich jedesmal
innerlich freue wenn sie kömmt, um Ihnen auch nur einen schwachen Beweis
von meinen erkenntlichen Gesinnungen bezeigen zu können, für die so viel
geleisteten Wohlthaten, deren Dank ich Ihnen Leider ewig schuldig bleiben
muß. Ich habe deswegen schon Ihrer Liesette Reinette Winke gegeben, Ihre
Helene zum Fleiß zu ermuntern, weil meine Vorstellungen nicht viel helfen,
und meine Zu erstere gebeten mein stürmendes und menschenfliehendes
Wesen für würkliche Leibes- und GeistesSchwäche erklären zu wollen. Ich
habe auch das Clavier Ihrer ältesten Tochter überlaßen müssen, nicht wie
man vorgiebt aus Mangel an Lust sowohl des Lehrers als des Schülers,
sondern einzig u allein weil ich die Bachischen Sachen nicht überhöre, und
darüber beym Aufsagen zu hitzig werde, als es mein kranker Geist iezt
auszuhalten vermag. Will Ihre liebe Lisette bey Ihrer Zurückkunft aus der
Pension meine gute Absicht nicht verkennen, und mit meiner wenigen
Kenntniß in der Geschichte fürlieb nehmen, so will ich fleißiger mit ihr seyn als
ietzt wo ich an eine sehr unbequeme Stunde angewiesen bin, und gerne noch
die wenige Zeit meines Hierseyns die letzte Hand an meiner ersten und
fleißigsten Schülerinn lege. Da mir mein eigenes Weiterkommen in Kenntnißen bey
meiner Krankheit so gleichgültig ist, so ist kein Wunder daß ich nicht noch
thätiger im Lehren anderer bin. Ich bin Ihr ewig schuldiger Freund Hill ilRomeo. Tausend Grüße von Ihrer lieben Familie, sämmtlichen Freunden,
u He. Wagner.
Welbergen den 10 Decbr. 87.Herzens lieber Franz! Meine erste Arbeit ist hier gewesen das mir
anvertraute papirne Kästchen mit Briefen durchzulesen – Wie sehr haben Sie den
seeligen Freund verkannt, und wie unwürdig erscheint der unschlachtige
Windbeutel mit seiner Klaue, die kaum buchstabiren kann, Ihres Vertrauens –
Gottlob! daß nach dem gestern erhaltenen Bericht meines Joh. Mich.
alles dort nach Wunsch geht. Ich bin mit der ersten Wahl meines Zimmers
so zufrieden, als überhaupt mit meinemdem glücklich ausgeführten
Entschluße meiner ganzen Wallfahrt. Auch an meinem Bette ist eine Schelle,
und wir sind uns hier zu allem näher bey Hand. Der Ofen ist nunmehr in
gutem Stande und zieht vortreflich; habe aber dort schon bemerkt, daß mein
Kopf sich noch erst an die eiserne Heitzung gewöhnen muß.
Die Witterung ist sehr niederschlagend. Freytags habe ich zum erstenmal
aus dem Hause gehen können, und heute wieder einen kleinen Spatziergang
nach dem Wiesenbusche gethan, und den
Blick
nach der Welberger Kirche
und der Abtey Langenhorst ein paar Minuten genoßen. Die Luft ist aber so
schwül, daß alles davon ermattet.
Unserm D. Coerman habe das Lesen wacker abgerathen; das ihm
nachtheiliger als mir zu seyn scheint. Des gemeinschaftlichen Bestens willen,
bitte ich Sie, Herzenslieber Franz, hierinn einstimmig mit mir zu handeln.
Ich hoffe daß meine Reise nicht umsonst und fruchtlos seyn wird, und daß
ich wenigstens Ihnen einige Materialien sammlen und mitbringen werde,
um Ihre Ideale zu berichtigen, zu ergänzen, oder auch wenigstens näher zu
prüfen.
Mit Briefen wollen wir uns beyde einander verschonen. Seyn Sie
meinetwegen unbesorgt. Zum Ueberfluß will ich wegen meiner Hypochondrischen
Uebel wegen ein paar Zeilen für unsern Artzt den geliebten beylegen. Es
fehlt mir weder an Gesellschaft, noch Pflege, noch Beschäftigung, und ich habe
alles, was ich nur wünschen kannWir haben den 7 hier auch gefeyert. Die kleine Gertrud, welche den 7 May
zur Welt gekommen, erfreute uns hier mit dem Ausbruche ihres ersten Zahns,
und wir haben der jüngeren Namensschwester gute Nachfolge gewünscht.
Gott laße Mariannens Cur ferner wohl gedeyen, daß wir uns bald in
Welbergen einander widersehen und hier genießen können. Ich umarme Sie,
Herzens lieber Franz, mit den herzlichsten Wünschen von uns allen und bin,
wie Sie, gantz und ewig Ihr treuer alter Johann Georg H.Erlauchte Fürstin,Gnädige Frau,Ew. Durchlauchten huldreiche Zuschrift habe erst den 9ten d erhalten, weil
selbige einige Stunden nach meiner Abreise von Münster am 4 angekommen
seyn soll. Der Hauptabsicht der darinn enthaltenen Anfrage ist bereits von
meinen dortigen Freunden Genüge geschehen, an deren genoßener Freude und
Ehre ich nur im Geiste den lebhaftesten Antheil nehmen können.
So wenig ich auch im stande bin, Gnädige Fürstin, den in Angelmodde
gehabten Genuß weder mündlich noch schriftlich zu erkennen, und so sehr ich
mich auch genöthigt fühle, wegen meiner Unvermögenheit und Schwäche
mich alles Umganges annoch zu entäußern bis zu beßerer Erholung meiner
erschöpften Kräfte, die ich mehr wünsche als hoffe: so halte ich es doch für
eine Art von Gewißenspflicht einen verlornen Einfall, den Ew.
Durchlauchten einer zu günstigen Aufmerksamkeit gewürdigt haben, und zu einem
Grundsatze aufzunehmen geruhen, näher zu bestimmen.„Ein Ackermann muß freylich auf die köstliche Frucht der Erde warten,
und so lange gedultig seyn, bis er den Morgen- und Abendregen empfahe“,
wie es in der Epistel Jac. V, 7. ausdrücklich geschrieben steht. Dies versteht
sich aber nur unter zwey vorausgesetzten Bedingungen:
nemlich, wenn er
1.) sein Feld nach den
verschiedenen Eigenschaften
des
Bodens
gehörig zubereitet, und
2.) demselben
guten
und
reinen
Saamen anvertrauet
hat. Matth. XIII.24.
Gleichwol scheint derselbe Apostel gegen das Ende seiner Epistel
anzudeuten, daß die physischen Erscheinungen mit den moralischen Begebenheiten
dieser Welt in weit näherer Verbindung und Beziehung stehen, als es unserer
heutigen Philosophie kaum möglich seyn wird einzusehen und zu glauben,
indem er eine Theurung von 3¼ Jahren dem ernsten Gebete zuschreibt, das
dem Feuereifer eines Propheten entfuhr, der in einer durch sein Wort
veranlaßten Hungersnoth, sich nur der armen Wittwe zu Sarepta annahm.
Diesem zwar sonderbaren und außerordentl. Beyspiel zu folge, glaube ich,
daß alle
Grundsätze
der Oeconomie rurale, dieser Mutter aller Künste
u Wißenschaften, nebst jeder menschl. u irrdischen Arithmetique politiquehöheren Maasregeln unterworfen, aller Vernunft und Erfahrung
unerforschlich und unauflöslich sind. Eine willige Ergebung in den Gottlichen
Willen der Vorsehung, und eine muthige Verleugnung unserer eigensinnigsten
Schoosneigungen bleibt also wohl das kräftigste Universalmittel gegen jeden
Wechsellauf der Dinge und menschl. Urtheile, sie mögen für oder wider uns
scheinen. Ohne sich also auf
Grundsätze
zu verlaßen, die mehrentheils von
Vorurtheilen des Zeitalters abgezogen sind, noch selbige ohne Prüfung zu
verschmähen, weil sie zu den Elementen der gegenwärtigen Welt und unserm
Zusammenhange mit derselben gehören ist wohl der unerschütterlichste Grund
einer sichern Ruhe: am Rande: 1 Petri. V.6 alle unsere Sorgen auf Den
zu werfen, der uns zugesagt hat, daß Er für uns sorgen, weder uns noch die
unsrigen verlaßen noch und versäumen am Rande:Matth. XXVIII.20
den Geist und Einfluß Seiner Gegenwart uns gönnen wird – alle Tage bis
an der Welt Ende. am Rande: 1 Petr. II.2. Wir haben an der logischen
lautern Milch des Evangelii ein festes prophetisches Wort, am Rande:2 Petr. I.19. deßen Leuchte die Dunkelheit unsers Schicksals vertreibt bis der
Tag anbrechen und der Morgenstern aufgehn wird. Wir haben einen
Versöhner und Fürsprecher, der uns erlöst hat von dem eiteln Wandel nach
väterl. Weise, und deßen Blut beßere Dinge redt als des ersten Märtyrers
und Heiligen – Ihm trauen Sie, daß Er jedes
Werk
des
Glaubens
,
jede
Arbeit
der
Liebe
und die
Gedult
unserer
Hoffnung
am
Rande 2 Thess. I.3. ans Licht bringen treu und reichlich vergelten wird.
Hierinn besteht das Alpha und Omega meiner ganzen Philosophie, an der
ich täglich zu meinem Troste und Zeitvertreibe saugen und kauen muß. Mehr
weiß ich nicht, und verlange auch nichts mehr zu wißen. Trotz meiner
unersättl. Lüsternheit und Neugierde finde ich nirgends – als in diesem Einzigen
das wahre göttliche
All
und
Ganze
für Jedermann, ohne Ansehn der
Person und des Geschlechts.
Heute sind es bereits acht Tage, Gnädige Fürstin, daß ich hier bin, ohne
noch das geringste in Rücksicht derjenigen Kleinigkeiten vorgenommen zu
haben, die mich aus Münster zogen. Ich bin durch meine
Gesundheitsumstände und theils durch Angelegenheiten zerstreut worden, von denen ich mir
dort nichts träumen ließ, und die eben so sehr meinen schwachen Kopf als
mein Gemüth und Mitgefühl angreifen. Ich habe diesen Nachmittag meinen
Abschluß mit diesen Nebensachen gemacht. Ohne um Nachsicht für meinen
verworrenen Brief zu erflehen hoffe ich bey meiner Rückkunft, nicht ohne
Bewegungsgründe und Anlaß Ew Durchl. desto öfterer beschwerlich zu
fallen, und ersterbe mit der tiefsten Ehrfurcht und den innigsten Wünschen für
das Wohl Dero hohen Hauses
Ew. DurchlauchtenMeiner gnädigen Fürstin
unterthänigst verpflichteter Diener –Johann Georg Hamann.Welbergen den 11 Christm. 87.
den 11.Liebster Herr Doctor, Landsmann, Reisegefährte und Freund.
Meine Füße verdienen das große Compliment nicht. Bey meiner Ankunft
machten sie eine gute Miene, aber seitdem sind sie ärger geworden. Sonntags
Abends machte mir die Fr D. Coerman einen warmen Umschlag von
Kley, Saltz u Hoppen in eine Serviette; sie waren des Morgens ziemlich
geschlungen, aber des Abends eben so arg wie vorher. Diesen Morgen geht es
ebenso, und ich werde die Nacht abwarten. Meine Flechte wird auch eiternder,
und das Liegen und Sitzen wird mir ebenso schmerzhaft, als die Hülfe mit
dem rechten Arm wegen des Schmerzens in der Achsel.
Wir haben nur Freytags und gestern Wetter gehabt, das zum Ausgehen
und Luft zu schöpfen erträgl. gewesen. Ich vermuthe daß wegen der dünnen
Schuhe die Kälte den Füßen nachtheilig ist. Der linke fieng auch an dick zu
werden; hat sich aber erholt, und ist beynahe in Statu quo. Die Wärme und
Röthe hat sich beynahe gänzl. verloren. Mit dem Gebrauch der Pillen fahre
ich ordentlich fort. Meine Diät ist hier einfacher. Zum Glase Wein habe ich fast
keinen Appetit; sondern ich halte mich ans Bier, das mir gut thut und den
offenen Leib befördert. Ich habe gestern abend aber nichts als Waßer
getrunken u keine Gesellschaft dem D. Coerman gemacht zur dritten Pfeife.
Heute sind es 8 Tage, daß ich hier bin, ohne das geringste noch zu meinen
Absichten anfangen zu können. An Patienten fehlt es hier nicht an
incurablen u melioris spei. Zu welchen ich gehöre, weiß ich selbst nicht. Die gute Fr.
D. Coermann hat einen starken Husten und
verdient Mitleiden
. Sie
hat vor ihrer Entbindung viel Kopfschmerzen gelitten, und ist davon
erleichtert. Auch ihr Appetit hat seitdem zugenommen. Ich glaube daß der Husten
blos Erkältung zum Grunde hat. Sonnabends und Sontags war Meße,
und vorgestern kam sie mit naßen Füßen zu Hause, wodurch das Uebel
vermehrt wurde. Gestern Abend hat sie ein wenig rothen Wein mit
Candiszucker eingenommen. Ob hitzige Sachen bey einem so trocknen Husten gut
sind, werden Sie beßer einsehen. Sie hat diese Nacht beßer geschlafen und der
pfeifende Ton hat sich auch ein wenig gelegt. Die arme Frau hat nicht nur
mit der Haushaltung und einem halbjährigen Kinde volle Arbeit, sondern
auch mit ihrem lieben philosophischen Mann, der ein Pendant des Gastes
ist. Was wir hier beyde für eine Rolle spielen, übertrifft alle komische
Carricatur. Ach lieber Artzt, bilden Sie doch meinen Hans Michel ein wenig nach
sich, daß er ein wenig von mir ausartet. Schlafen Sie in meiner Stube; so
halten Sie ihn doch zur Ordnung an, und zu einer strengen Aufmerksamkeit
auf sich selbst, was er unter Händen hat und um ihn vorgeht, damit er kein
Mann im Mond, sondern ein vernünftiger Weltbürger wird, nicht blos lesen
und zur Noth schreiben, sondern auch handeln und leben lernt. Sie werden
sich dadurch nicht nur um den jungen Menschen, sondern auch seinen kranken
alten Vater und Ihren alten Freund verdient machen, und Gott wird Sie
dafür belohnen.
Ich habe mich herzl. gefreut über das kleine Sinngedicht, das Hans so gut
gewesen ist mir mitzutheilen. Wenn es mir mögl. ist, will ich der Fürstin auf
Ihre höchst gnädige Zuschrift antworten. Wenn Sie können; so geben Sie
derselben so gut Sie können zu verstehen, wie ungeschickt ich noch zum
Schreiben bin. An eine Antwort nach W. u O. läßt sich noch garnicht denken. Ich
hoffe aber, daß ich bald dahin kommen werde meinen Ballast im Kopf
aufzuräumen, und mit leichterm Herzen Münster wider zu sehen. Ich habe hier
Zerstreuung und Arbeit gefunden, an die ich gar nicht gedacht habe, und mit
der ich auch bald fertig zu werden denke, und dann auf mich selbst
zurückkommen und auf das Ziel meiner kleinen Ausflucht. Keine lange Weile ist für
mich hier abzusehen. Mein Vorrath an Pillen reicht noch auf ein paar Tage.
Wenn ich damit fortfahren soll; so bitte mir ein neues Schächtelchen aus.
Finden Sie andere Mittel für nöthig; so überlaße es gleichfalls Ihrem
Gutbefinden. Ich bin mit meiner gewählten Stube recht sehr zufrieden. Sie ist
die beqvemste für mich im ganzen Hause; und in Ansehung des Äußerl. fehlt
mir hier nicht das Allergeringste –
Gott seegne Ihre Cur an unserer lieben Marianne. Mit ihrer kranken
Zehe wird es doch wohl so bald wie mit dem Finger abgemacht seyn. Auch
das Engl. werden Sie nicht vergeßen. Ich wünschte hier auch allen
philosophischen u oekonomischen Fragen und Antworten beßer gewachsen zu seyn;
vielleicht ist meine Krankheit daran Schuld, daß ich nicht so gleichgültig seyn
kann immer Einerley zu hören und Einerley zu sagen wie einer, der auf
Einer Saite herumirrt, ohne von der Stelle kommen zu können, weder mit
dem Vtile noch Dulce. Stellen Sie sich ein paar Kranke vor von sehr
gesunden Appetit u Schlafe, von sehr ähnlicher Waßerscheue, sich den Finger naß
zu machen, von gleich
gutem Willen
gesund zu werden, durch
widersprechende Wunder, ohne den Gebrauch der reinen Vernunft und ohne die
kleinsten Hausmittel der tägl. Erfahrung – und denen es alle Augenblicke wie
jenen zwey alten Weibern geht, die sich für Geschöpfe einer unsichtbaren Welt
ansehen wegen ihrer blöden und von Vorurtheilen begeisterten Augen.
Wir haben mehr als einen Artzt nöthig, die Medicinader – die
Medicinader uns öffnen zu laßen. Folgen Sie dem guten Ruffe der Witterung, uns
nach dem Puls zu fühlen. Sie werden uns allen willkommen seyn und hier
volle Nahrung und Weide für Ihre Neugierde und Beobachtungsgeist finden.
Leben Sie recht wohl und vergeßen Sie nicht die mitleidende Hustende, die
gutherzige Wirthin Ihres alten Freundes, Reisegefährten und Landsmanns.
Bitte Ihre Hälfte von Michels seiner abzureißen. Vale et faue Tuo H.den 12. Xbr. des Morgens 87.Liebster Herr Doctor, ich gieng gestern müd vom Schreiben bey Zeiten zu
Bette, ohne zu rauchen u habe nichts als Waßer getrunken; hoffte diesen
Morgen nach einer beßern Nacht als die beyde vorigen gewesen sind, mit
aufgeräumtem Kopf an meine eigene Arbeit zu gehen. Habe aber schlecht
geschlafen, den ganzen Tag gestern keine Oeffnung gehabt, ohngeachtet die
letzte Dosis aus 10 Pillen bestandend. Diesen Morgen eben so viel
eingenommen. Mein Fuß sieht ziemlich geschlungen aus, sind mir aber des
Abends immer eiskalt. Meine Flechte wird immer ärger und greift weiter
um sich. Auch Engel hat diese Nacht stark gehustet, nach dem des Abends
getrunknen Thé. Der Wein hat ihr beßer gethan. Sie haben hier nicht einmal
ein wenig Stern-Anis. Der Kopf thut mir weh, nicht abhaltend, sondern
Stoßweise; auch meine Achsel will nicht recht beßer werden. Das Gehen wird
mir sauer, und ich fühle eine Unlust in allen meinen Gliedern, worüber
jedermann hier klagt. Ich bin nun Gottlob! mit allem fertig und werde an
Niemand so leicht mehr schreiben als an meinen lieben Hans, den ich auch dazu
anzuhalten bitte. Heute will ich den Anfang machen für mich zu leben –
wenn es nur mit meiner Gesundheit erträglich ist. Dies ist das einzige, was
mich stört und beunruhigt. Ich wünschte Sie mit der ganzen Familie zehnmal
lieber hier als mich dort. Vielleicht wird Ihnen der Weg gebahnt, wie mir,
nach diesem schönen Landsitz, der beßer verdiente genutzt zu werden. Wills
Gott bald mündlich mehr in loco. Vergeßen Sie nicht was für den Husten
der Engel und theilen Sie meine Grüße und Küße reichl. aus. Ich umarme
Sie mit gantzem Herzen als Ihr alter ewig verpflichteter Freund
H.Adresse:N. S. / An des HErrn Doctor Lindners / Wolgeboren.W. den 17 Xbr. D. III Adv.Liebster Herr Doctor und Freund,
Ich war gestern kaum im stande die Post abzuwarten, und gieng gleich
darauf zu Bette ohn das geringste genoßen zu haben. Nachmittags nahm ein
wenig The mit Milch und des Abends nur Arrack von Arnold Cormann:im Thee. Diesen Morgen
habe 2 Tassen Milch getrunken
Fortsetzung durch Arnold Cormann:nach der Milch stark gezwitzet, so daß hembdt bett und alles nas gewesen hernach
3½ taße Kaffe mit milch getrunken: um 12 uhr ein wenig biersuppe einen souppen
teller voll genossen, diesen nachmittag ein tass Kaffee mit milch getrunken, und den
ganzen tag hindurch nicht vom bette gewesen, ausser ½ stunde, damit das bette
gemacht werden konnte. so weit gestern geschrieben als den 17ten Xbr: gestern abend
hat er schleim gegessen, etwas sbäter the mit Arrac, punsch können wir nicht machen
weilen zu steinfurt noch bis jetzt keine sitronen obhanden sind, bitten uns einige
überzusenden, gegen sonntag können wir auch zu steinfurt sitronen haben, weilen gegen
die zeit sitronen ankommen, gestern abend sbät haben wir die schulter mit einen
wollenen lappen vorgeschriebener massen braks gerieben. wir sehn oft aus dem fenster
und es will noch kein anhaltend gut wetter werden, das thut uns wehe, weilen wir
alsdan keine hofnung haben, daß sie bald kommen werden: sie können sich nicht
vorstellen, wie sie lieber Herr doctor, und der junge Herr Haman hie fehlen: meine
ungeschicktheit mit kranken umzugehen, demüthiget mich ensezlich aus allen
bewegungen, die ich thue, blickt eine steifheit herfür, die unverzeylich ist: aber dies ist eine
übung für mich, die ich gern unternehme, aber unser Haman mues viel geduld mit
mir haben eins freuet mich, daß meine Engel sich so gut dazu schickt: ich seze den brief
fort, weilen Haman nicht gut selbsten schreiben kan, wollen aber mit meinen
unordentlichen brief für lieb nehmen: es ist jetzt ½ auf 8 uhr, bin so eben nach ihn hin
gewesen, er hat diesen nacht zimlich gut geschlafen, heut morgen die milch zu sich
genommen, und Engel schenkt ihn jetzt den the Ein und werde nach den the trinken
hingehn, um die schulter zu Reiben. das nasse wetter soll auch wohl stark auf ihn
wirken, Haman hat einen husten, der will nicht los, bittet etwas dafür zu schiken.
Engel hat sich nach den Einnehmen gut befunden und mit den husten sich in etwa
gebessert: sie danket für die gütige vorsorge und viele grüsse an ihnen lieber HE doctor
und von mir an Herrn Haman und Bucholtzen auch von Haman viele grüße und
umarmt sie, auch ich umarme sie und bin
Welbergen den 18ten Xbr 87.ihr treu Ergebener freund undDiener Arnold Corman.Sie liebster HE Doctor und Hans Michel kennen meine Art krank zu seyn.
Bitte sich aber nicht deshalb zu beunruhigen.
gestern hat unser Haman 2 mahl offen leib gehabt.Vermerk von Hamann:Erhalten den lezten Sonntag im Jahr, zu Wellbergen, auf dem Bette.Liebster Freund u. Gevatter Hamann,
Mit 2. Worten will ich Ihnen nur sagen, daß unsre heilige siebende Zahl
voll ist, indem meine Frau vorigen Dienstag, den 11. Dec. um 11. Uhr
Mittags von ihrem 6. ten Sohne glücklich entbunden worden. Sie fürchtete sich
vor der Niederkunft diesmal sehr u. jagte mir zuletzt selbst Angst ein; die
Stunde kam Gottlob! unvermuthet, leicht, froh u. glücklich. Der Knabe
sieht mir ähnlicher, als Einer seiner Brüder, befindet sich sehr wohl u. hat
vorigen Donnerstag die Namen
Karl Ferdinand Alfred
erhalten.
Die Mutter ist gesund, ruhig froh u. heiter, wie neugebadet, wie
neugebohren.
Freuen Sie sich also mit uns, lieber alter Freund u. verkündigen Sie dem
Jacobischen Hause die Freude. Laßen Sie auch etwas von sich hören, u. leben
nicht, als ob Sie, jetzt näher, wie in einer andern Welt lebten. Heut kein
Wort mehr. Das redlichste Lebewohl. Ihr ewiger
Herder.den 17. Dec. 87. Weimar.Aus dem Bette, Freytag den 21ten Dec 1787.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 Xbr an demselben Tage als
D. Raphael u Michael in Welbergen erschienen.
lieber Herzensfreund und guter Vater
Ich habe Deinen Brief vom 3ten am Tage Mariä Empfängniß, den 8tenu den aus Welbergen vorigen Dienstag erhalten. Ich bin diese ganze Zeit
beständig krank, wiewohl nur einen Tag bettlägerichg gewesen. Da ich den
2ten Theil von Starkens Apologie für Dich einpackte, war ich kaum im
Stande dies zu thun, u es wäre mir unmöglich gewesen dabey zu schreiben.
Dieses sollte mit der reitenden Post geschehen, u so war der Brief doch noch
eher in Deinen Händen als das Buch. Auch hätte ich Dir am 12ten wenigstens
einige Zeilen geschrieben, wenn nicht gerade durch die Prinzeßinn die
Nachricht eingelaufen wäre, Du seyst nach Welbergen abgegangen. Ob ich gleich
darauf vorbereitet war, so machte doch diese Nachricht, u verknüpft mit dem
Umstande, daß Du gar niemand mit genommen hättest, einen solchen
Eindruck auf mich, daß es mir für diesmahl unmöglich wurde zu schreiben.
Dieses Staunen worin ich blieb, da ich v durch Niemanden nähere
Nachrichten bekam, u mein sehr schlechtes Befinden waren Schuld, daß ich auch
die 2 folgenden Posttage verstreichen ließ. Am Dienstage da ich Deinen Brief
aus Welbergen, nachdem die münsterische Post schon abgegangen war,
erhielt, war ich sehr versucht, Dir per Estafette zu antworten, u es wäre
auch gewiß geschehen, wenn ich nur mit dem Schreiben hätte zurecht kommen
können. – Wegen Deiner Gesundheit bin ich äußerst besorgt. Lieber, das
kann unmöglich gut gehen in dem feuchten morastigen Welbergen – Ich kann
mir vorstellen wie dem guten Buchholz mag zu Muthe gewesen seyn, da er
es geschehen laßen mußte daß Du dahin abgiengest.
Deine Erläuterungen über Materie u Form Deines Abschiedes v hier,
will ich unkritisiert auf sich beruhen laßen. Ich weiß daß v dem Vorurtheile,
wie Du es nennst, meiner Freundschaft für Dich, mir nichts genommen,
sondern das es stärker ist als es je gewesen. Eben so wenig hat sich die Liebe
u Verehrung meiner Schwestern gegen Dich vermindert. Wir alle sind
überzeugt, Gott versteht Dich würklich. Und bey mir ist das ein solcher fester
Glaube, daß ich zu anderem Glauben mich daran hinauf schwingen kan. Du,
u was ich in Absicht Deiner so tief empfinde u unwiderstehlich ahnde, dies
zusammen ist mir ein köstliches factum.
Mein guter Oheim in Zelle hat mir seinen leichten u überzeugenden
Beweis geschickt, u ich habe dieses Buch mit ganz ungemeinem Geschmack gelesen.
Ich schicke Dir es so bald die Schwestern damit fertig sind. Von einem
Dichter, Samuel Gottlieb Bürde, habe ich ein Exempl geistliche Poesien erhalten,
begleitet mit einem Briefe der mir Freude gemacht hat, aber durch die
abscheuliche Nachlaßigkeit von Loewe oder seines Leipziger Comißionairs,
8 Monathe alt geworden war. Ich will Dir das Büchlein mit dem Briefe
schicken. Unter den Poesien sind verschiedene die auf mich einen starken
Eindruck gemacht haben; unter andern ein Oratorium, der Gekreuzigte, u ein
OsterPsalm.
Ich habe oft gedacht wie schön es wäre, wenn Du einmahl eben so
unvermuthet wieder her kämest als Du weg gegangen bist. Ich will aber auch gern
zu Dir kommen, u komme gewiß auf den ersten bedeutenden Wink den ich v
Dir erhalte.
Mein Haus ist würklich verkauft, an Herren Merrem, der die einzige
Tochter der vertrautesten Freundinn meiner seel Frau, ge der Madam
Wichelhaus geheirathet hat. Wir hatten immer gewünscht das Haus in
diesen Händen zu sehen, ohne die geringste Hoffnung dazu zu haben. Gerade
in diesem Augenblicke wäre sie am lächerlichsten gewesen, da Merrem ein
prächtiges Haus zu Elberfeld, mit Garten, Wiesen, u aufs schönste gelegen,
welches ihm von seiner Frauen Seiten zugefallen, mit vielen Kosten ganz
neu hatte neu hatte einrichten, u alles Geräthe, bis auf das letzte hatte
hinbringen laßen, um es die vorige Woche zu beziehen. – Ich v meiner Seite
hatte das Project mein Haus zu verkaufen einschlafen laßen, u Lene u ich
waren, ohne Verabredung, in unserem stillen Sinne darüber Eins geworden,
nicht mehr davon zu reden. Da wird mir nun den 7ten, Abends da man schon
die Lichter angezündet hatte, Herr Merrem gemeldet; er wünsche nur zwey
Worte mit mir zu reden. Ich konnte nicht begreiffen was das wäre, was den
Mann um diese Stunde zu mir führte, u wurde auf seine unerwartete Frage,
ob ich würklich gesonnen sey mein Haus zu verkaufen, etwas bestürzt;
antwortete aber, ohne mich weiter zu bedenken, Ja, sagte den Preis, u wir
wurden des Handels einig. – So ist denn also auch dies geschehen, u ich werde
ein Landmann ganz u gar.
Einliegender Brief v Hill ist gestern angekommen. Laß mich doch bald
erfahren wie es um das Packet Alexis steht. Hier auch ein Brief v Claudius,
der Dich mit angeht; u Hahns Antwort an Theobald Hoffmann, die
stuffenweise Entwickelung des Schöpfungsplans betreffend.
Wegen Berkley’s Principles, u discourse addressed to an infidel
Mathem habe ich längst geschrieben; auch Nachricht erhalten, daß beydes
nächstens komen soll. Schönborn hat noch nicht geschrieben; ich aber auch
noch nicht an ihn. Ich bin überhaupt mit meiner Correspondenz jezt wieder
schrecklich zurück. An Prudentius will heute noch geschwinde ein paar Zeilen
schreiben u Dich entschuldigen. – Lebe wohl Du Lieber! Gott gebe daß ich
bald gute Nachrichten von Deiner Gesundheit erhalte. Von Mama die
herzlichsten Grüße!Dein Fritz Jonathan.Herzlichgeliebtester.
Ich war bey meinem vorgestrigen Schreiben zu übereilt, weil ich zu
besorgt für An- und Fortschaffung des Erforderlichen war, um Ihnen meine
Meinung über Ihren Zufall und meinen Rath vollständiger geben zu
können. Gewisse Krankheiten, deren Saamen tief in der Constitution des
Körpers liegt, pflegen, wenn sie gleich auf Jahre weichen u radical gehoben zu
seyn scheinen, durch starke Revolutionen der Gesundheit, die durch wichtige
Krankheiten, wie Ihre letztere, oder plötzliche große Veränderung in der Diät
veranlaßt worden, gerne wieder aufzuleben. Beydes trift bey Ihnen
zusammen, u der neue Ausbruch der Flechte läßt aus gleichen Gründen auf ihren
ehemaligen Gefährten, die Gicht schließen, die, wie es ihrer Natur sehr gemäß
ist, ietzt nur ihren Sitz verändert hat. Bey diesen Umständen muß unsre
Sorgfalt hauptsächlich dahin gerichtet seyn, den Körper durch keine zu starken
Ausleerungen zu schwächen, die das Uebel leicht auf innre edle Theile ziehen
können. Daher keine Aderläße, die nur eine Art der Gicht, die
entzündungsartige, u doch behutsam erfodert, keine heftigen Purganzen. Durch
beständige gleichförmige Unterhaltung der Ausdünstung, u angemeßene
diaphoretische Mittel allein, muß der Gefahr vorgebeugt, u durch diese u zugleich die
Säfte, oder die solida, wie man will, verbessernde Mittel das Uebel
bestritten werden. Auch Ihre Diät sey nicht schwächend, aber auch nicht scharf,
zu reitzend, süchtig und den Magen durch Unverdaulichkeit oder Uebermaaß
zu lästig, dabey beständig unterhaltene gelinde Oefnung, täglich 1–2mal. Ich
habe in Jena eine Frau gekannt, die eine alte Gicht durch den blossen
Gebrauch von Fliederthee, wovon sie Morgens u Abends iedesmal ein Maaß
trank, u dabey ohngefehr eine gute Messerspitze Cremor 🜿ri nahm, glücklich
hob.
Heute haben wir vergebens auf neue Nachrichten von Ihnen, oder unserm
lieben Cormann gehoft. Ich erwarte nur die Antwort auf mein letzteres, um
Ihnen eine völlig angemeßne Kur zu verordnen. Hauptsächl. laßen Sie
mich wißen, ob Sie nichts fieberhaftes spüren, u wie’s mit der Brust steht.
Unsere liebe Marianne fängt morgen die dritte Periode ihrer
Chinaabkochung an. Sie hat sich die ganze Zeit her vorzügl. gut gehalten, trotz der
elendesten Witterung. Die Tanzstunde ist fast die einzige Bewegung, die sie
sich machen kann. Hinderten mich diese Umstände nicht, ich hätte satteln laßen
u mich zu Ihnen durchgeklopft. Nun die nächste Nachricht von Ihnen soll
mich bestimmen. Tägl. sprechen wir von unserer Fahrt nach Welbergen. Der
heutige kürzeste Tag scheint mit seinen Schlacken auf Frost zu praeludiren.Melden Sie mir doch, ob ihr Schmerz sich sehr auf einen Fleck concentrirt,oder mehr verbreitet, u wie sonst Schlaf u Appetit ist.
Gott empfohlen, er bringe uns bald wieder zusammen,
mit ganzem Herzen
IhrMünster den 21. Xbr 87.treuergebener Freund u DienerG E Lindner.Zettel:Sollte es wirkl. Gichtanfall seyn so kann das Reiben nichts helfen.
Die Nachricht von Ihrer Krankheit, liebster Vater! war für uns alle
äußerst traurig. Von der Geringfügigkeit derselben, mit der uns, unser
D. Raphael beruhigt und
seiner
unermüdeten Vorsorge, hoffen wir
baldige Beßerung. Erfreuen Sie uns bald, mit der Erfüllung aller Wünsche
und Hofnungen, die wir für Sie haben!
Ich habe Ihnen nichts zu melden, als daß alles hier unverändert in gutem
Zustande ist und weder Briefe noch sonst etwas für Sie angekommen sind.
Unsere Tanzstunden gehen in ein paar Tagen zu Ende und es ist noch nicht
ausgemacht ob wir noch einen zweyten Monat zulegen.
Die Fürstinn ist gestern in die Stadt gekommen, ohne Ihre Kinder u wird
sich zur Erholung ein paar Tage hier aufgehalten. Mitris Geburtstag wird
nicht eher gefeyert, als bis sie völlig nach der Stadt gezogen ist, welches nach
Heil. Drey K. geschehen soll.
An eine Reise zu Ihnen habe ich nicht denken wollen, weil ich Ihre
Gesinnungen darüber weiß u zugleich einsah wie wenig ich Ihnen bey diesen
Umständen behülflich seyn könnte. Jezt trage ich mich mit der Hofnung, auf
die kommenden Feyertage meinem Verlangen Sie und Ihr W. zu sehen auf
eine bequemere Art u ohne meinem Nachtheil Gnüge thun zu können. Die
Ausführung überlaße ich günstigen Umständen
Mit welcher Freude wird Sie dann umarmen
IhrHans!Sollen wir Ihnen Starks Apologie schicken?
Hippel soll mehrmals angeführt seyn.
Adresse mit rotem Lacksiegel:HErrn / HErrn Johann, George, Hamann / zu /
Welbergen
. /
Vermerk von Hamann:den 23 Xbr. Geantw den 24 –W. den 24 Xbr. 87.Ich sitze schon über eine Stunde in meinem Bette vor einem Schreibtische,
ohne daß ich selbst weiß was ich schreiben soll. Nun, liebster Herr Doctor,wäre es wohl die höchste Zeit, daß Joh. Mich. herüber käme und Sie ihn
begleiteten. Gefahr scheint auch Gottlob überstanden zu seyn. Die große
Portion a 2 Suppenlöffel voll. Ich weiß nichts mit Zuverläßigkeit auf alle die
Fragen, die Sie mir zu thun, zu beantworten. Nichts fieberhaftes – die Füße
sind geschlungen und ich fühl jetzt nichts als Mattigkeit. Der FürstinFortsetzung durch Arnold Cormann:Sie können sehen liebster HE Doctor: daß unser Haman nicht imstande ist
fortzufahren: die Gefahr ist vorbey, er ist aber entkräftet; scheint aber sonsten heut
morgen Recht munter und vergnügt zu seyn, außer daß er nicht schreiben kan. sein
sohn würde ihn jetzt recht erwünscht kommen. während seiner krankheit haben wir
nichts fieberhaftes bemerkt weder kopfweh noch ziehen in den Gliedern, frösteln aber
wohl mangel an Eßlust. auch haben wir keine Ubelkeiten gesbührt: seine krankheit ist
ein blos besinnungsloser zustand verbunden mit Röcheln in der Brust und einen husten,
der aber nicht gar heftig ist und jetzt sich merklich bessert ausser heut morgen noch ein
wenig gehustet, dies leite ich von den zu vielen biertrinken von gestern abend her: an
den füssen sbührt man gar keine dicke mehr und mit der flechte stehts gut. von Gicht
sbührt Haman nichts, habe aber bis jetzt noch des morgens und abends das Reiben
fortgesezet.
Die geschickte medizin ist auf, ausser noch einen halben pott voll von den saft für
die brust davon wird alle 2 stunden noch ein theelöffel voll genommen, hat nach den
Einnehmen gar keine Übelkeiten gekrigt: vom bette ist er zeit 8 tagen nicht gewesen,
ausser nur ein weniges damit das bette gemacht werden konnte, hat sonsten noch
appetit zum kaffee besonders aber zum biertrinken, gestern krigt er einen appetit zu
eine wassersuppe, sonsten aber nichts gegessen als gekochte pflaumen gestofte auch
Rauhe apfeln: er schläft jetzt ein wenig, der Athem wird ihn aber schwer und
Röchelt jetzt gar nicht. das ists all, was ich weis. gestern abend hat Haman ein wenig
gepunschet und darnach gut geschlafen: an oefnungen hats ihn auch zeit kurzen nicht
gefehlt 2 bis 3. 4 mahl des tagessie liebster Herr Doctor! sollen wohl jetzt nicht gut abkommen können, aber sagen
sie doch Herrn Haman, daß er vor allen diese feyertage herüber komme, wir verlangen
Recht nach ihn, besonders würde seine gegenwart seinen HE vater neu beleben underfreuen: bald kommen sie allzusammen her. viele grüsse von Haman und Engel und
mir an alle ich mues eilen weilen der briefträger abgeht: leben sie wohl. Herr Haman
umarmt sie wie auch ich sie umarme und bin ihrtreul. Ergebener freundund diener Arnold CormanWelbergen den 24ten Xbr 87Vermerk von Hamann:Erhalten den 30 Xbr.Dußeldorf den 25ten Xbr 1787.Hier, lieber Herzens Vater, ein Brief von Herder. Wahrscheinlich die
Nachricht von seiner Frauen Niederkunft. Gott gebe daß sie glücklich gewesen
sey! –
Ich dürste nach guten Nachrichten von Deinem Befinden. Das meinige
beßert sich wieder. Mein Brief von Dienstag wird doch nun in Deinen
Händen seyn. Ich vergaß Dir zu melden, daß Hompesch schon den 10ten in
München wieder seinen Abschied erhalten hat. Er hat sich über meine Erwartung
brav gehalten, u gerade so wie ich es ihm eingebunden hatte. Ein Erz Schurke,
Nahmens
Stubenrauch
, sollte seinen ganzen Einfluß behalten, u da
Hompesch dies nicht zugeben konte, erklärte der Churfürst, daß er nicht
Willens sey, sich Gesetze vorschreiben zu laßen, u HE v H könne nur wieder
gehen woher er gekommen wäre, aber bey Nacht, um Aufsehen zu sehrverhindern. Aber tausende v Menschen umringten nichts desto weniger
Hompeschens Wohnung bey seiner Abreise, u eine Menge die Nach nachkam u
ihn nicht mehr fand, lief nach Stubenrauchs Hause, wo sie alle Fenster
einwarfen u es beynah stürmten. – Ein Spitzbube, Saint Martin, der, auf die
Versicherung Hompesch würde wieder Minister, sich anheischig gemacht hat,
dem Churfürsten 600 / m Rth vorzuschießen, hat ihm eine Staffette nach
Bolheim (seinem Hompeschens Rittersitze) nachgeschickt, mit flehentlicher Bitte
doch nicht so hartnäckig zu seyn; alles könne noch beygelegt werden. Hompesch
aber ist noch in der Pfalz, wo er viele alte Freund hat, u sie nach der Reihe
besucht.
Müller ist wieder in Mainz, u Neßelrode, der, weil seine Frau krank
geworden war, vor ohngefähr 3 Wochen wieder hin ist, schrieb mir, den
Verfaßer der Ardinghello betreffend folgendes. Figurez Vous que l’Electeur
à force d’entendre proner l’Ardinghello à a tancé Heinse de ne lui
en avoir pas donné d’exemplaire, en a absolument exigé un, et a été si
transporté à la lecture, qu’il a comblé l’auteur d’éloges, et lui a fait
don de 20 Carolins.Ich habe den 2ten Theil des Ardingello sehr flüchtig gelesen, u mein
Urtheil kanst Du Dir vorstellen, da Du weißt wie ich urtheile, u beständig
einerley Leitfaden habe.
Den gl goldenen Hahn u Turm v Samarah (den ich noch nicht kenne)
sollst Du zusammen gebunden v mir erhalten.
Während meiner Unpäßlichkeit habe ich mir la vie de mon pere vorlesen
laßen u das großte Vergnügen dabey genoßen. Mama Lene ist ganz
entzückt v dem Buche.
Von den etudes de la nature ist eine neue Ausgabe in 4 Bänden
erschienen. – Die lettres Helvetiennes sind, ins Deutsche übersetzt zu Bamberg
heraus gekommen.
So viel für heute. Gott gebe Dir frohe Christtage, u laße Dich das Jahr
gesund beschließen
Dein Fritz JonathanWelbergen den 11. Jänner 88 auf meinem Lager.Gott gebe Ihnen, Herzensguter Franz, und Ihrer lieben Marianne in
diesem Jahre und allen übrigen so viel Gutes, als Sie mir beym Beschluß
des vergangenen und Eintritt des neuen erwiesen haben. – Heute ist der 27ste
Tag, daß ich bettlägerig bin, und 8 Tage vorher hatte ich bereits meinen
Schlaf verloren, der sich noch nicht wieder finden will. Besonders ist diese
Nacht eine der unruhigsten für mich gewesen. Mit genauer Noth kann ich
des Tages eine Stunde aufbleiben. Mein Sohn wird auf die Woche in
Gesellschaft D. Coermans nach Münster kommen. Mehr bin ich nicht im stande
zu schreiben. Vorgestern habe ich die ersten Bissen Fleisch wider geeßen und
seit ein paar Tagen fange ich wider an ein wenig zu lesen. So lange habe
ich mit Kopf und Magen fasten müssen. Marianne wird der gnädigen Fürstin
meinen innigsten Dank erwiedern. Gott seegne Sie Herzenslieber Franz,
Mutter und Tochter! Ich umarme Sie allerseits in Gedanken und ersterbe Ihr
alter Joh. Ge.Inspector bey den Tobacks Magazinen, ist jezt in Berlin um sich einen
Dienst zu er‥… hat auch wirklich einen der besten, erhalten, aber erst als
Nachfolger des Renntmeister des
Wenkstern
. Ein Mensch wie Der!
u. wie viele würdige Männer mit Weib u. Kinder! die verhungern – – jede
Post bringt neues u. sonderbares.
den 7 Feb
: Den freundlichsten guten Morgen, wünscht Ihnen mein
Herz im stillen, wehrter Freund! Ich bin seit 3 Tage wieder mit meinem
bösen Brust- u. Magenkrampf geplagt, habe den Doctor
Elsner
angenommen, u. will versuchen, ob er mir beßer thun wird, als Brodt In
diesen Schmerzvollen Tagen, habe ich diesen Br: begonnen, u. werde ihn
auch schließen, mit schwerem Kopfe zwar, aber mit liebevollem Herzen;
Sehen Sie also nicht auf die Quelle, die nicht so sehr angegriffen ist, als
mein Kopf, der wirklich mich Stundenlang ängstiget. – Ich muß Ihnen doch
an eine kleine Lecture denken, die ich dieser Tage gemacht: in einem Theile
der Völkerkunde. Ein niedliches Stück v. Pfr: B e aus Marpurg.
Spinoza
,
Hume u Mendelssohn
, drey Mânen – Ein feines schönes Lob
auf
Quant
. Vielleicht haben Sie es schon angesehn. Ich lese jezt das
Morizsche Magazin der Seelenkunde. So manches Stück darin amüsirt
mich, aber wie viel Gewäsche im ganzen! auch das kleine Büchelchen wider
den Trenck, ein Saalbader gegen den andern! wäre wohl zu wünschen, daß
ein vernünftiger aufstände, u. dem hochmüthigen u. eitlen Alten, eine Lehre
gäbe; die er wohl bis zum Grabe nöthig haben wird. Sie müßen doch dort,
viel neues erfahren: aber freylich, vieles läßt sich nicht schreiben. Dancken
Sie doch Ihre geliebten Freunde insgesammt für die Erinnerung u. Grüße an
mich – Ich liebe, schätze sie, denn sie sind Freunde meines Freundes, u.
thun ihm; Gott seegne, stärke, u. erhalte sie! Freylich wäre ich unter sie
glücklich, würde meine Gesundheit, durch die Zufriedenheit die mein Herz alsdann
genöße, stärken; dann bey mir hängt sie ganzlich v. meinen Gefühle ab –
Allein, kann eine Pflanze sich versezzen? so ich – sterben muß ich an der
eisernen Kette an der ich gelebt, u. bin auch resignirt. – Der junge Hartknoch,
ist durch ein Faulfieber u. Bräune im Halse, dem Tode nahe gewesen, dennoch
ihm entlauffen, erholt sich langsam. Auch Nikolovius ist krank gewesen –
Nun so will ich schließen, mein wehrter u. Theurer Freund, u. Sie, nebst
Ihre würdigen Freunde, dem Schuze des Allgütigen empfehlen – Möchte
ich doch bey den ersten Nachrichten von Ihnen, Befriedigung, in Ansehung
Ihres Wohlbefindens erhalten! Lieben Sie mich immer, Bester Freund, u.
haben Sie Mitleiden u. Nachsicht mit meinen Schwächen. Ich habe keine
Einlagen mehr, als die von Lisettchen erhalten – Die Baronin ist wohl, u.
ich werde über 14 Tage mit ihr zu dem
Geßerschen
Concerte fahren, um
Fräulein von
Hallmann
singen zu hören – Mutterchen beßert sich, ich
hatte eben hingeschickt; Raphael hat mich vorigen Sonnabend zu Abend
besucht. Was sagen Sie zu der Medaille die Geheimtrath
Hippel
erhalten?
Ich habe mich darüber als ein Kind gefreut. HE Studiosus
Reibnitz
wird
nachstens zum Profeßor Juree promoviren. Die Profeßoren die im Lande
ausgebildet werden, taugen mehr als die fremde!
Quant
.
Kreuzfeldt
Krause
. gegen
Mangelsdorff
!!
Nun das lezte Lebe wohl, nebst einer freundschaftlichen Umarmung
S. M. Courtan.Eben kam Ihr
Lenchen
in eigner Person, u. bringt mir eine Einlage für
Hänschen, u. küßt Sie zärtlich, auch Mutterchen läßt mich erinnern, ihren
Gruß an Sie zu melden. Wie Ihre Kinder lang werden! Sie werden sie kaum
wiedererkennen.
Adresse mit Postvermerken und Siegel:Monsieur / Monsieur Hamann / Homme de Lettres / à /MünsterWelbergen /
franco Berlin
Vlubris, vulgo Welbergen den 19 Febr. 11 UhrGottlob! außer dem Bette.Herzenslieber Franz, Gott gebe, daß Sie mit Ihrer lieben Marianne und
der kleinen Gertrud recht gesund, vergnügt und zufrieden dort leben mögen.
Unser liebe Dr. Raphael hatte vorgestern einen blutigen Auswurf, und
leidet seit dem an seinem BrustSchmerz und den damit widrigen Symtoms,
aber in guter Hoffnung wider davon erleichtert zu werden. Dr. Arnold hat
heute ein Vomitif einnehmen müßen, seines Schleims wegen unter der Glatze
und auf der Brust; muste heute ein wenig genöthigt werden, ist aber jetzt sehr
mit der glücklichen Ausführung nach geschehener That vergnügt. Ich bin
gestern zum erstenmal 2 Stunden und drüber von 11 bis 1 außer meinem
Lager gewesen, und habe wider in Gesellschaft miteßen können, werde mich
aber noch diese Woche vom Fleisch enthalten. Vorgestern habe auf der lieben
guten Fürstin Gesundheit Mohn-Klöße geeßen und dieder ganzen
Gesellschaft zu kosten gegeben mit beynahe allgemeinen Beyfall – heute wird die
lezte Hälfte verzehrt werden, mit dem herzlichsten Dank und lebhaftesten
Reminiscere der durchlauchtigen Geberin, welche anbey auch Ihre 3 Bücher
zurück erhält, an denen ich mich auch geweidet. Den Nachmittag Ihrer
Abreise bekam ich Witterung von 2 Mst. in Ihrer Stube, die schon so lange hier
gelegen haben, ohne daß ich den geringsten Laut davon gehört. Wie habe ich
an dem Noli me nolle mit Kopf und Herz geschmaust, und genieße noch den
Nachschmack davon. Was für ein strebender Mensch und ausstechender Vater
ist unser ehrliche, redliche es mit Gott und Menschen gut meinende Caspar!Gott laße ihn reichlich Freude und Wonne lecken. Was für ein Dornbusch
vom Vater bin ich gegen jene Ceder im Garten Gottes; der aber sich auch dem
Mose in jenem offenbarte – Also können wir ohne Neid und Eifersucht der
Gaben anderer genüßen, und Gott danken, daß solche Menschen von
solchem Schlage unsere
Freunde
sind. Man will decken, und mein Appetitist nicht krank gewesen; wie mein Schlaf, der sich auch diese Nacht Gottlob!
gebeßert hat seit eilf Wochen. Gott seegne Sie und die
lieben Ihrigen
,
ist hier unser gemeinschaftlicher Wunsch und das einstimmige Echo. Ich
umarme Sie mit dem zärtlichsten dankbarsten Herzen und bin, so lang ich
bin und seyn werde Ihr alter Johann Georg. Amen!Adresse von fremder Hand:An / Herrn Franz Bucholz / Erbherrn von Welbergen. /
zu
/ Münster.
Nebst einem Päckchen / Bücher, gezeichnet / H.F.B / Münster.Düßeldorf den 22ten Febr 1788Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 Febr. zu Welbergen. Geantw wenigstens geschrieben den
27 – 29. durch Franz.Ich hoffe, lieber Vater, daß Du Dich gegenwärtig beßer befindest als ich.
Ich habe seit 4 Wochen arg gekränkelt, u bin jetzt so herunter, daß ich mir
vorkomme wie der alte Swift, da er seinen letzten Brief schrieb. Das Leben
dieses außerordentlichen Mannes, v Sheridan, ist seit 14 Tagen fast meine
einzige Lectüre gewesen.
Vielen Dank, Lieber, für die mitgetheilten Briefe. Der v Nicolovius hat
mich bis zu Thränen gerührt – Laß mich ja erfahren wie es weiter mit Hill
geht; der Zustand dieses Unglücklichen ist mir durch Mark u Gebein
gegangen.
Mein George wünscht mich auf Ostern zu besuchen. Ich schicke Dir
seinen Brief. Ich habe ihm geschrieben, er soll kommen. Du mußt den Jungen
sehen. Ich habe deswegen große Lust ihm bis Münster entgegen zu reisen.
Aber Mama Lene wünscht, daß wir, er u ich, Ostern hier seyen, weil sie den
2ten Feyertag ein Fest anrichten will. George soll mir schreiben, wie bald er
abreisen, u wenn er in Münster seyn kann. Will es sich mit dem Abholen
nicht fügen, so begleite ich ihn zurück. Du aber mußt mich auch wißen laßen,
ob Du gegen den 9ten März wieder in Münster zu seyn gedenkst.
Du findest auch einliegend 2 Briefe v Reichardt, welche ein u andres
enthalten was Dich intereßieren wird. Was den Dich betreffenden Punkt
angeht, so schreibt heute Mama Lene um Lindnern zu entschuldigen.
Nach dem Bericht der Prinzeßinn sind Deine Geschwüre nichts als Folgen
v Spanischen Fliegen. Ich habe v einem bloßen Semfplaster einmahl eine
solche Wunde am Beine gehabt, die mir lange zu schaffen machte. Mein
Vater, trotz seiner gesunden Säfte, hat 2 Mahl an Wunden v spanischen
Fliegen lange u sehr gelitten. – Wärest Du nur einmahl wieder in Münster!
Mit dem Gedruckten, das ich Dir schicke, machst Du was Du für gut
findest.
Ich hätte Dir so viel zu melden u zu erzählen, aber mein Kopf ist wüste,
daß an kein besinnen u sondern zu denken ist.
Es hat mich gefreut, wenigstens Deine Hand auf der Adreße des Packets
zu erblicken, welches Du mir durch die Prinzeßinn zufertigtest.
Grüße Lindenern. Ich küße meinen lieben Johann Michael, ob ich ihm
gleich ein wenig böse bin, weil er mir nie Nachrichten v Dir gab.
Ich herze Dich, Gott weiß mit welcher Liebe
Dein F J.Von Hamann notiert:Nebst 2 Briefen von Freund Reichard dd 19 Jan. 16 Febr. worinn eine
Abschrift von Kants Antwort an D. Selle über die Grundsätze der reinen
φφie
Brief von Jonathans Georg Arnold dd den 13 Febr. c. remittirt
Welbergen
den 27 Febr. 88. um 10 Uhrdes MorgensVermerk von Jacobi:beantw. den 16ten März.Mein Herzenslieber Jonathan, Hättest Du alle Briefe erhalten welche
seit so manchen schlaflosen Nächten, die schon ganzer 8 Tage von meinem fast
vierteljährigen Krankenlager, im Sinn an Dich geschrieben! – Nun habe ich
so viel zu erzählen, daß ich nicht weiß wie und wo ich anfangen und
aufhören soll. Wird Dein Kopf nicht auch zu schwach seyn für die indigesta
moles, die sich in meinem gesammlet.
Vorgestern frühe erzählte mir mein Sohn, der eben nicht viel von
Träumen weiß, daß er die Nacht auf einen Tag nach Düßeldorf geritten gewesen
wäre und daselbst erfahren, daß Du seit vielen Wochen auch bettlägerig
gewesen wärst. Wenn ich denselben Tag gekonnt hätte, würde ich schon
Montags geschrieben haben. Ich hatte den heutigen Tag dazu bestimmt nach
einer wahrscheinl. Schätzung meiner zunehmenden Kräfte, von der ich gestern
die
erste
Probe gefühlt und abgelegt. Ich war nemlich im stande noch
einmal so lange, fast 4 Stunden nach einander aufzusitzen, legte mich ohne
Entkleidung zum ersten mal nieder, um zum Abendbrodt desto leichter
aufstehn zu können, das in einem Teller Vorkost, 2 oder 3 Gläser von der guten
Fürstin Bier u. einem Pfeifchen besteht. Ohne an die Post zu denken, erhielt
ich ein dickes Päckchen mit Briefen von Dir u von Hause, nach denen ich seit
langer Zeit geschmachtet, war aber nicht imstande selbige selbst zu erbrechen
noch zu lesen; sondern muste dies wider meine Art u Sitte meinem Famuloüberlaßen. Diese Nacht ist schlafloser als die vorigen gewesen; unter deßen
habe ich diesen Morgen keine Ruhe im Bette gehabt, bin eine ganze Stunde
früher wie sonst aufgestanden, und mache mit diesen Zeilen an Dich den
Anfang meines verjüngten u erneuerten Briefwechsels.
Hier muste eine Pause machen, vor und nach dem Mittagseßen mich vor
Mattigkeit niederlegen. Was half es mir nun, eine Stunde früher
angefangen zu haben. Mittlerweile habe ich 3 Oefnungen gehabt, die kritisch
gewesen seyn sollen, weil meine diesen Morgen noch ziemlich belegte Zunge
nun auf einmal rein geworden.
den 29 –Meine Entkräftung und Unlust nahm gestern so überhand, daß es mir
sauer fiel aufzubleiben und umsonst aufzustehen versuchte. Ohngeachtet
der sehr guten Nacht meldete sich diesen Morgen doch wieder mein kritischer
Durchfall. Mein Puls war stärker, meine Zunge rein; aber weder Kraft
noch Lust mich zu rühren. D. Cormann ist heute unserm lieben
Frantz
entgegengeritten, der diesen Abend erwartet, morgen hier rasten und
übermorgen widerabreisen wird. Ich hoffe ihm entgegen gehen zu können, und
habe mich aufgerafft mit beßerm Erfolge – Ich habe mir das Schwatzen
in meiner horizontalen Lage so angewöhnt, daß ich den Mund nicht still
halten kann, überließe mich diesem Wortfluße, als der einzigen Bewegung,
die ich mir damals machen konnte. Zum Eßen hatte ich mein Maul eben so
gern gebraucht; da war mir aber ein Korb und Gebiß angelegt. Kopf und
Magen blieben mir fast immer thätig; aber der Schlaf fehlte mir desto mehr.
Meine Neugierde einen Versuch mit Opium zu machen wurde auch einmal
befriedigt, aber vornemlich in der Absicht den Ausschlag zu befördern. Ich
habe aber einen Abscheu vor dem Gebrauch dieses Mittels durch die einzige
Probe, die ich in meinem Leben gemacht, bekommen; es ist dem ganzen
Geschmack
meiner Natur
zuwieder
, und ich werde mich nach keinem
zweiten Versuch mehr sehnen – Die Crisis währt fort; ich habe diesen
Nachmittag 5 Oefnungen gehabt, und bin dadurch mehr erleichtert als entkräftet
worden. Nun zur Geschichte meiner Krankheit ab ouo.Den 5 Nov. taumelte ich aus Deinem Hause, freute mich über die
Achtsamkeit Deines Kutschers der auf mich wartete. Die Witterung war so
elend daß es mir unmöglich gewesen wäre den kleinen Weg nach dem
Posthause zu Fuß zu thun. Eben so sehr entzückt Extrapost auf mich wartend zu
finden kam ich den Abend drauf bey guter Zeit an, und freute mich Münster
zum erstenmal in seiner nächtl. Erleuchtung zu sehen. Die Straßen schienen
mir lauter Hallen eines vom Altare erleuchteten großen Tempels zu seyn.
Meine Ankunft war ein sehr herzlicher Willkommen und meine
Reisegefahrten außerordentl. damit zufrieden, daß ich sie eines ausdrückl. Briefes
überhoben hatten, durch den sie eben im Begriff gewesen waren mich auf den
nächsten Sonntag den 11 Nov. Dom. XXIII. auf Franzens Geburtsfest
feyerlichst einzuladen. Ich war also ihren Wünschen ohne es zu wißen
zuvorgekommen. – Der erste Abend wurde also sehr vergnügt zugebracht.
Als ich den Morgen drauf meine Füße ansahe, die eben so dick zurück kamen
wie ich sie in Kgsb. aufgeladen hatte, gieng es mir durch Mark und Bein.
War es Verzweifelung, oder Leichtsinn oder beßere Bewegungsgründe, daß
ich mich dieser traurigen Gedanken bald entschlug, die mir wie ein electrischer
Funke durch die Seele fuhren. Alles schien mir verloren zu seyn, der
liebreichen Mama außerordentliche Pflege, Dein Aufwand in Pyrmont und
martialischen Hülfsmitteln zu meiner Stärkung. Wie nahe gieng es mir,
meinem
Raphael
untreu geworden zu seyn! Ich erinnerte mich gantz
lebhaft der feyerlichen Mine, womit er mich an einem Morgen im Vertrauen
zu mir sagte: lieber H. ich habe nichts mehr als noch einen einzigen guten
Rath für Sie übrig. Voller Ungedult spitzte ich die Ohren; aber wie
sunken sie, als er mir ein Fontanell vorschlug. In der Hitze begieng ich das
mir gewohnl. quid pro quo, Fontenelle mit einem Haarseil zu verwechseln.
Ich eine Wunde an meinem Leibe – ohne die höchste Noth – kam mir als
das wiedersinnigste Ding vor, und bestarkte mich desto mehr in meinem
Vorurtheil für den Weg der Stärkung, der meinen Neigungen mehr schmeichelte
und leider! die meisten Stimmen für mich hatte.
den 29 Febr auf dem Bette.Ich muste gestern abbrechen, und mich ein wenig auf meinem Lager
stärken zum Empfang des lieben Frantz der gestern Abend zwischen 7–8
glücklich ankam und den ich in der Küchenstube, meinem ersten Logis hier
überraschte. Wie sich meine Lenden zu krümmen schienen bey dem ersten
Treppensteigen seit so viel Wochen. Diese Nacht habe in Hitze zugebracht und
mit dem Morgen fuhr mein gestriger Durchlauf fort.
Ich bin nicht einmal zum Anfange der Geschichte meiner Krankheit
gekommen, die Dir nicht gleichgiltig seyn und Dich lieber Jonathan!
überführen wird, daß mich kein böser Geist in diese Wüste geführt, und daß ich
selbige nächst göttlicher Hülfe mit einem triumphirenden Ευρηκα! werde
gegen den von Dir bestimmten Termin verlaßen und
Dich
nebst Deinem
George
in Münster werde umarmen können. Der gesetzte, männliche feste
Ton, in dem er schreibt, hat mir viel Freude gemacht und noch mehr
Neugierde ihn von Angesicht und persönlich kennen zu lernen. –
Ich habe 3 Briefe von Dir zu beantworten, und werde bestmöglichst das
versäumte nachzuholen wißen. Gott erhalte Dich nur gesund. Ich glaubte
eher wegen
Deiner Arbeit mit der neuen Auflage
von Dir ein
wenig vergeßen zu seyn, und mochte nicht gern etwas ärgeres argwohnen.
Du hast auch Ursache, mit Deiner Gesundheit säuberlich umzugehen.Nichts als eine physische Unmöglichkeit soll mich abhalten, Dir
entgegenzueilen.
Was ich aus Kgsb. erhalten, theile ich auch mit, bitte aber es mit
umlaufender Post nebst dem
Stammbuche
meines Sohnes zurück, weil ich
gern D. Arnolds und seiner guten Angela Andenken von hier mitnehmen
wollte, auch meiner Gevatterin antworten. Dein lieber Max und Clärchen
sind auch wohl so gut ein paar Worte in meiner Tochter Stammbuch
einzutragen. Bring doch die Mythologie mit, welche der unartige Hans Michel
dort gelaßen hat, ohn daß weder er noch ich selbige angesehen haben. Ich
zweifele ob ich im stande seyn werde, heute aufzustehen. Meine Entkräftung
geht fast bis zur Ohnmacht. Dies scheint aber auch die letzte entscheidende
Crisis meiner Krankheit zu seyn, und ich hoffe durch selbige einer ὁλοκληριαoder Redintegration meiner ganzen animalischen Oeconomie nahe zu seyn.
Alles was ich weder mit Mund noch Feder auszudrücken im stande bin,
sage in meinem Namen und der Meinigen – der besten Mama und Tante,und Deinen lieben Kindern in der Nähe und Fern. Gott sey mit uns allen –
Amen!
Welbergen den 27 Febr. 88Innigst geliebteste Freundin und Gevatterin! Diese sehnlichst und längst
erwünschte und erwartete Antwort von Ihnen kam gestern an nebst einem
großen Pack von meinem Jonathan in Düßeldorf an, der auch ⅙ des
laufenden Jahres hatte verfließen laßen, ohne eine Zeile an mich bisher
geschrieben zu haben, und dem ich noch wirklich Antwort auf 2 Briefe des
vergangenen schuldig geblieben war.
den 11 März –Der dritte Besuch meines lieben Frantz und ein neues Recidiv hat diesen
Aufschub veranlaßt, den ich kaum entschuldigen darf. Sie wollen den
Ursprung meines Uebels wißen. Mein treuer Freund Miltz sagte mir schon
zum voraus, daß ich den Rest meines Faulfiebers mit mir nehmen müße,
und damals vor meiner Abreise keine Zeit war zu einer förmlichen Cur.
Meine ganze Reise ist ein Wunder und wie ich bis Berlin in einem einzigen
Zuge habe aushalten können. Ich war schon zu Hause nicht mehr des Abends
im Bette vermögend mich selbst umzukehren, und die liebe Mutter traute
mir nicht zu, daß ich imstande seyn würde auszuhalten, ohne entweder liegen
zu bleiben oder wieder heim zu kommen. Meine Ungedult D. Lindner nicht zu
verfehlen und die geheime Ahndung, wie nöthig ich diesen Schutzgeist und
Raphael zu meiner Erhaltung nöthig haben würde. Ich fand in unsers
Landsmanns Hause die zärtlichste Pflege, und an der ganzen Albertischen
Familie ein Heer dienstbarer Geister, eilte, was ich konnte, versuchte in
Magdeburg auszugehen; die Geschwulst meiner Füße nahm aber immer mehr zu.
Wie ich aus dem Schooß meines Franz durch Jacobi entführt wurde wißen
Sie. Hofrath Abel als Hausartzt wurde hier mit zu Rathe gezogen, die
Versuchung zum Genuß war hier noch stärker als in Münster. Der alte
Raphael konnte auf dem Wege der Reinigung nicht fortfahren, und wurde
mit den Vorschlägen zu Stärkungsmitteln überstimmt. Man eilte mit dem
Pyrmonter und Eisenmitteln, und aller Aufwand und Pflege wurde
verschwendet; ich kam nach Münster mit ebenso dicken Füßen zurück, als ich aus
Kgsb. mitgenommen hatte. Raphael Lindner war unterdeßen mit einer Cur
an Mariannen beschäftigt, that zu diesem Behufe mit Hans Michel eine
Wallfahrt zu dem hiesigen Aesculap Geh. Rath Hoffmann. Jonathan zog
nach Düßeldorf, und ich verschwand auf einmal und kam wieder nach
Münster, wo Freude und Genuß mich wieder zerstreuten. Das Gut meines Frantz
lag mir immer im Kopf, und einer seiner ältesten und vertrautesten Freunde
D. Arnold Corman auf demselben, über deßen Character und Schicksal
mir Frantz einen langen Brief schon geschrieben und die Silhouette des
außerordentl. Mannes zugeschickt hatte. Er war mir zu Gefallen bey meiner
Ankunft hier gewesen und ich hatte ihm meine Freundschaft und meinen Besuch
auf das feyerlichste zugesagt. Münster zu verlaßen, ohne
Angelmodde
,den Landsitz der Fürstin und ihr Bauerhaus gesehen zu haben, war mir
unmöglich. Den 1 Xbr. that Frantz diese Wallfahrt mit mir an einem der
schönsten Tage, dergl. ich in meinem ganzen Leben genoßen habe. Den
Sontag drauf gieng der erste Winter ab und nun war kein Halten mehr. Ich
reiste den 4 Xbr mit Extrapost in Begleitung eines Gefährten zur
Aufwartung ab und kam des Abends glücklich an; war auf meines Frantz Grund u
Boden, bey seinem alten Freunde Arnold und seiner (Angela) Engel, also
zu Hause. Die
Stärkung
hatte freylich gewürkt; aber die Wurzel des
Uebels war geblieben und hatte noch ärger um sich gegriffen. Meine
Lebensgeister waren in einer Gährung mit meinen verdorbenen Säften um die
Wette. Eßen und Trinken schmeckte, der Ueberfluß umgab mich und das Gift
meiner Krankheit hatte reichen Dünger und zog alle die Nahrung an sich,
welche ich glaubte zur Erholung meiner Kräfte nöthig zu haben. Jeder
Posttag brachte in Jon: Elysium Neuigkeiten oder Briefe, an
deren Inhalt ich immer Antheil nahm. In Münster war der Genuß der
Freundschaft noch zerstreuender für mich, und ich war noch weniger mein
eigener Herr. Ich kam also in der guten Hoffnung her, ein wenig mehr
Ruhe
zu finden – und mein Wunsch ist erfüllt worden auf eine Art, die ich
nicht vorhergesehen habe, nicht zu neuen Arbeiten, sondern zu meiner
Genesung, an der ich schon beynahe verzweifelt hatte, und wie ein Oedipuswenigstens mit
einem
linken dicken Fuß mein Leben zu beschließen gefaßt
war. Bey meiner Ankunft suchte ich mir die beqvemste Stube aus neben der
Schlafstube meines Wirths Philemon und seiner Baucis. Weil der Ofen
reparirt werden muste, nahm ich die erste halbe Woche in der Wohn- und
Speise oder eigentl. Küchenstube für lieb, bezog mit der vollen Woche des IIAdv. mein eigen Zimmer, wo das Kindbette vor einem halben Jahr
gehalten war und ein Bücherschrank stand. Mit dieser Veränderung verlor sich
mein Schlaf in der ersten Woche, wurde den III. Adv. bettlägerig bis auf das
heutige Datum. Den zweyten Weynachtstag kam mein D. Raphael u sein
famulus Michael an zu meiner grösten Freude, mit der noch angenehmern
Nachricht, daß er mit der Cur Mariannens fertig wäre, sie wohlbehalten
verlaßen hätte und nicht zum bloßen Besuch hier wäre sondern mich nun
ausdrückl. abzuwarten. Mein Uebel wurde von ihm für ein
schleimichtes
Faulfieber
erklärt. Noch denselben Abend setzte er eine spanischesFliegenpflaster. Meine Zunge war beynahe kohlschwarz und zotigt. Den
18 Jan. zeigte sich auf einmal ein Gallenfieber, und zugl. ein Ausschlag auf
den Fingern bis auf die Hälfte der Hand. Der Rücken soll mit allen andern
von Friesel, Peteschen und Geschwüren besäet gewesen seyn. Unter den
letztern waren 2 größere, die einen Wundartzt erforderten. Frantz hatte die
ausdrückl. Instruction widerholt, keine Kosten zu sparen. Wir sind hier mit
kleinen Städtchen umgeben. Unser Medicinapotheker in der Grafschaft
Steinfurt
konnte keinen vorschlagen, es wurde also deshalb im
Nothfalle nach Münster geschrieben. D. Arnold hatte zur Entbindung seiner
Engel einen Prof. Erpenbach, Nachfolger des dortigen Archiaters und zum
Hinterhalt einen Wundarzt Laubner gehabt. Dieser wurde zuerst zu Hülfe
genommen, machte mir zwey Incisionen, schien aber meinem D. Raphaelnicht zuverläßig gnug. Daher wurde Erpenbach auch zu Hülfe genommen,
der in Strasburg sich lange aufgehalten, Medicin, Chirurgie und
Accouchement als gräfl. Leibarzt und Prof. legens der Philosophie u Medicinhier öffentl. treibt, und mich bisher abgewartet. Die kleinste Wunde ist diese
Woche völlig geheilt und die größere macht auch HoffnungDen 4 Febr. kam Frantz, Marianne und die Fürstin mit ihren 3 Kindern
zum Besuch; reiseten aber den 6 ab, und ich lag wie ein Klotz im Bette. Den
13 kam Frantz allein zum zweiten Besuch u reiste den 15 ab. Der dritte
Besuch von Frantz allein war den 28, (wo ich von neuen befiel mit einem
Durchfall) bis zum 1. d. Ein Vomitif erleichterte meinen überladenen Magen den
1 d. Es bestand in 200 Tropfen Huxhamschen Weinb. Vorigen Sonntag
Judica thaten 560 Tropfen und 1½ gr. Tartar. emet. keine Wirkung und
seitdem ist mein Magen, der wie mein Kopf die ganze Krankheit durch,
leider! zu thätig gewesen, auf einmal schlaff geworden – und mein
freundschaftl. Raphael, der ein ebenso gewißenhafter Arzt als sorgfältiger
Krankenwärter und Pfleger ist hat engl. Gedult und alle medicinische
Gelehrsamkeit und Künste nöthig, sich in die Widersprüche und Launen des Patienten
sowohl als seiner verjährten, verwickelten und hartnäckigen KrankheitUebel zu schicken und zu finden.
Will die Vorsehung durch seine Hand ein Wunder zu meiner
Redintegration thun; so ist sie allein imstande ihm zu vergelten: denn ich muß aus
Tob. IX.2 zu Gottes und meines Freundes Ehre sagen – Liege ich meinem
Schicksal unter: so ist es nicht seine Schuld. Auch nicht meine, wenn ich zu viel
thue: so wenig als mein Verdienst, wenn ich mäßig bin. Der alle meine
Schulden getragen, hat auch für diese Sünde büßen müßen und nöthig mir
tägl. selbige zu vergeben. Wie ich darunter leide und kämpfe – ich elender
Mensch, wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Ich danke Gott
durch Jesum Christum unsern HErrn – Röm VII. 24, 25.
Ein guter Geist hat mich wenigstens in diese Wüste geführt, wo ich Ruhe
gefunden habe zu meiner
Beßerung
sowohl, als
Genesung
. Ich werde
nicht sterben, sondern leben und des HErrn Werk verkündigen – In
welcher Unruhe würde ich seyn, wenn ich nicht die
Gnade
genoßen hatte, die
ich damals nicht erkannte, vom
Joche aller Geschäfte ausgespannt
zu seyn. Ich weine nichts als Freudenthränen. Die meinigen und alle meine
dortigen Freunde wären nicht imstande mir die
Pflege
angedeyen zu laßen,
die Wohlthaten, welche ich hier genieße – Wie ist ihrer so eine große Summe!
Sollte ich sie zählen, so würde ihrer mehr seyn denn des Sandes Ψ 139, 17, 18.
Es ist wirklich eine Wohlthat für diese feuchte u sumpfige Gegend, daß der
Grund sandig ist, und sich das Waßer ebenso geschwind verliert als sammlet.
Jonathan erwartet seinen Sohn George aus Göttingen in den
OsterFerien zum Besuch, und bestellte mich den 9 d. nach Münster. Zu meinem
Glück ist dieser Termin bis auf den April verlängert, und ich erwarte auf
die Woche den vierten und letzten Besuch meines Frantz – Sein
Welbergen
, besonders wenn meine Hofnung einer völligen Genesung hier erfüllt
werden sollte, soll meinem Andenken heilig und geseegnet seyn.
den 12 um 10 Uhr Morgens.Ich habe gestern zum ersten mal bis 6 Uhr des Abends aufbleiben und
heute um 9 Uhr Morgens aufstehen können, habe mich gewaschen und
erwarte den Meister mit dem Scheermeßer um nach 3 Tagen einmal wider mit
eßen zu können, das ich bisher ebenso lange hinter dem Vorhange meines
Himmelbettes gethan, der aber heute wider aufgezogen worden. Mein
gestriges Abendbrodt war ein gantz neuer Dominicaner von einem halben
Biscuit und einem kleinen Stück Pfefferkuchen, beyde von jungfräulichen
Handen, weiß nicht in welchem Kloster jenseits Münster gebacken – Man
nennt hier Dominicaner ein Butterbrodt von Pumpernickel mit Weißbrodt
belegt. Ich hatte heute Appetit zu einem Vomitif, muste aber mit einem
Rhabarber für lieb nehmen wegen der 2tägigen Verstopfung auf die 6
Oefnungen des Dominica Judica. Gestern tröstete mich Raphael oder erschreckte
mich vielmehr mit dem Anfall der Hypochondrie, als Kennzeichen einer nahen
Genesung. Der freudige Geist
enthalte
mich! von Unmäßigkeit und
Traurigkeit.
Nun, liebste Frau Gevatterin, verzeihen Sie mein verwirrtes Geschmier.
In meinem Kopf geht es wie in einer Wind und Waßermühle. Sie können
sich bey einer solchen Lage leicht vorstellen, wie schwer und beynahe unmögl.
ist Briefe zu schreiben. Ich bin die ganze Zeit meines Aufenthalts immer in
medicinischer Zucht gewesen, und sehr oft in der strengsten Diät eingeschränkt
worden. Neben dem Gallenfieber stellte sich ein Eiterungsfieber meiner
Geschwüre ein. Ich hatte also Morgens und Abends meine volle Arbeit.
Reinigung hinderte die so nöthige Stärkung, und diese widersprach jener. Ich
war unter dem Genuß der zärtlichsten, freygebigsten, aufmerksamsten
Freundschaft immer Versuchungen, Zerstreuungen und Erschöpfungen
ausgesetzt, denen ich so gern und willig unterlag. Der Gebrauch der
Arzneymittel fährt täglich und fast stündlich fort, muß noch die meiste Zeit im Bette
zubringen. Mein Artzt nahm gleich bey seiner Ankunft meine Schlafstube
ein und ich wurde gleich den andern Tag in Franz. u Mariannens ihre eine
Treppe höher gebracht, wo ich eine freyere Luft und hellere Aussicht genieße,
und Hans Michel schläft neben mir. Laßen Sie mich heute aufhören – Ist
Freund Kraus böse auf mich, daß er mich keiner Antwort würdigt –
Oster heil. Abend den 21 März
Münster
Am heil. Abend vor dem Palmensonntag kam Franzens Kutsche an – und
stellen Sie sich das Wunder vor. Mit Frühlings Anfang Mittwoch den
19 steig ich herein, nachdem ich die im Garten liegende Kapelle mir hatte
aufschlüßen laßen um ein deutsches luthersches V. U. darin zu beten, befehl
ich mich Gott und steig um 7 Uhr mit meinen beiden dienstbaren Geistern D.Raphael und famulus Michael in die Kutsche, leere zu Mittag eine kleine
Bouteille Mallaga in einem Wirthshause aus und bin gegen 6 Uhr vor
meines Franzen Hausthüre, wo Marianne uns entgegen kommt, von der ich
vorgestern gehört daß sie wider in geseegneten Umständen ist, in denen ich auch
D. Cormanns Engel, in deren Wochenstube und Kindbette ich geschlafen,
zurückgelaßen habe. Finde 2 Briefe auf mich warten einen von meinem
Jonathan Jacobi mit einem dicken Pack und den andern von unserer frommen
Fürstin, die noch denselben Abend uns besuchte. Ich legte mich gleich nieder;
da komt ein weiland Poet, Rath Schücking, setzt sich zu den Füßen meines
Bettes und geht gegen 10 erst unten zum Abendbrodt. Nach einem Sprung
aus dem Bette wo ich über ¼ jahr zugebracht, in die Kutsche auf eine ganze
Tagesreise war es mir sehr erwartet geschwollne Füße zu haben, die aber
gleich den Morgen drauf in sich giengen. Am linken ist mir dennoch eine
Binde angelegt worden. Vorgestern kam Schücking wider zum Caffé, bringt
mir ein klein lateinisches Liederbuch seiner Kirche zum Andenken, die Fürstin
aber in ihrer Tasche 2 BouteilleCapwein und aß mit uns. Gestern nahm
Schücking Abschied, Mittags bekam einen Kuchen von der Fürstin, deßen
Teig meinem Artzt nicht gefiel und mir dafür ein Glas Cap Wein verordnete
– Des Abends tractirte Marianne mit einem GlaseVin de Tinto und ich
habe heute die Chinacur die ihr auf Verschreibung des Maynzischen
Leibartztes Geh. Rath Hoffmann angefohlenrathen jede Stunde 3 Löffel voll
und einen Schluck Mallaga hinterher. Meine seit kurzem zum 4 mal belegte
Zunge beßert sich und nun geht es auf dem Wege zur Stärkung fort. Auf
Treppen muß ich beynahe getragen werden, so entkräftet bin. Morgen sind
wir bey Me Detten, Mariannes Mutter eingeladen, ich besuche sie zum ersten
mal, meine beyde Gefahrten haben schon einmal geschmaust.
Ob
und
wie
ich hinkommen werde, weiß Gott. Zum Glück ist es in der Nachbarschaft.
Gott gebe Ihnen
fröhliche
Ostern, liebste Freundin und Gevatterin, thue
an Ihnen und den Ihrigen so viel Wunder der Gnade und Barmherzigkeit,
wie ich hier täglich erlebe und erfahre – auch zu meiner
Reinigung
und
Stärkung
. Wieder einen Brief von Jonathan, der mit seinem Sohn
Georg und seinen beyden Schwestern Mama Lehne (der jüngsten seiner) und
Tante Lotte (der ältesten, des gestörten Vaters Haushälterin) nächstens
herkommen werden. Die Fürstin erwartet auch ihren Plato aus dem Haag,
Hemsterhuis.
Was Sie nicht lesen noch verstehen, laßen Sie getrost aus; ich verspreche
alles mündlich zu erklären und zu ersetzen. Nun ich hoffe, daß meine liebe
Hausmutter völlig widerhergestellt ist. Sie hat sich gewiß geärgert und ein
Brechmittel sollte HE Miltz nicht gespart haben. Gott gebe, daß wir uns
einander gesund und froh widersehen.
Ich habe meines kranken Freundes Hill 2 Briefe übergelesen und bin nicht
imstande ihn zu verstehen und darauf zu antworten. Bey meiner ihm
gemachten Erklärung bleibt es, daß
wenn
er sich um ein haar Gelegenheit
findt in eine beßere Lage zu kommen, er selbige nicht aus den Händen laßen
sondern in Gottes Namen sich daran halten soll, ohne auf mein Haus zu
sehen, weil er in dem Fall mir dadurch ein Opfer zu bringen, sich selbst und
mir den grösten Vorwurf zuziehen wird und ich alle seine geleisteten Dienste
dafür zu erkennen aufhören würde. Er ist sein ärgster Feind, und hält
jedermann dafür.
Hab ich ihm die Schlüßel von meinem Bureau gegeben oder meiner
Hausmutter? An dieser Nachfrage ist mir viel gelegen, dies zu wißen. Ich weiß
hier von nichts, bekümmere mich auch um nichts; weil es so wenig kann als
will. Die einzigen Nachrichten aus meiner Heimath, die mich gewißermaaßen
befriedigen, kommen von Ihrer lieben Hand, die ich dafür küße und seegne.
Fahren Sie fort, liebste Freundinn und Gevatterin, und verlieren Sie nicht die
Gedult mit einem alten kranken Mann. Gott wird Ihnen auch zu der Ruhe
und Zufriedenheit helfen, nach der Sie schmachten, und die mir so reichlich
(unter allem kleinen Kreutz und Leiden) zu theil wird. Mein Artzt u GefahrteD. Raphael empfiehlt sich Ihnen bestens, als weitläuftiger
BlutsVerwandter, aber noch weit näherer Muthsfreund, den die Vorsehung zum
Werkzeuge meiner Erhaltung und Rettung gebraucht, und sich um seine alte
seel. Mutter kaum so verdient gemacht als um Ihren u seinen alten Freund.
Ostern den 23 März im Bette.Gestern Abend war hier ein sehr starkes Gewitter. Meine Hypochondrie
spielt in mir, wie im Fieber; auf einen sehr heitern Tag, der mich bisweilen
ausgelaßen macht, folgt mehrentheils ein trüberer und gesetzter. Nach einer
sehr ruhigen Nacht, bin ich mit Reisegedanken von mancherley Art
aufgewacht. Die Erschöpfung meiner Kräfte ist außerordentlich, und wird viel Zeit
erfordern. Gott Lob, daß es gegen den Sommer geht. Die Fürstin hat mir
ihren Garten und ihr Haus zum Gebrauch des Pyrmonter angeboten. Der
Vorsicht sey alles anheimgestellt, sie wird mich führen nach ihrem weisen
Rath und gnädigen Willen, dem ich mich ergeben habe und gern aufopfern
will. Ich hoffe, daß meine dortige Freunde Nachsicht für mich haben werden,
daß ich nicht hier und dort zugleich seyn und zweyen Herren dienen kann,
und will mich bestreben meine arrerages bey meiner Heimkunft zu ersetzen u
ihnen so zur Last leben und auf dem Halse liegen, wie ich es hier thun muß.
Wie ein schwacher Weinrebe kann ich ohne Stütze nicht leben und muß mich
an der halten, die mir jetzt die nächste ist. Was kann ich schreiben, als das
Beste von andern und viel Gleichgiltiges von mir, der bekannt ist und sich
selbst ähnlich bleibt nur mit dem kleinen Unterscheide daß je mehr der äußere
Mensch abnimmt, desto mehr der innere wächst, je älter und unvermögender,
desto ruhiger, zufriedner und vergnügter ich werde – ein tägliches
Wohlleben mitten unter manchem Druck, den ich Gottlob! wenig fühle und den Er
tragen hilft, daß ich gnug dafür danken kann. In was für Kummer und
Beklemmung, würde ich mich jetzt befinden, wenn ich meinen Willen gekriegt
hätte. Gott hat mir Feyerabend gegeben, mich aus dem Gange öffentl.
Geschäfte ausgespannt, zu denen ich so wenig tauge als zum Umgange mit der
Welt. Ich lebe hier im Schooße der Freunde von gleichem Schlage, von
gleichem Gelichter und die sich wie Hälften zu meinen Idealen der Seele
paßen. Mit was für
Empfindung
hab ich immer in Molters
Scherzen
das Klaglied gelesen; es ist in ein Triumpflied erfüllt worden. Ich habe
gefunden
und bin meines Fundes so froh wie jener Hirte und das Weib im
Evangelio und wenn es einen Vorschmack des Himmels auf Erden giebt – so
ist mir dieser verborgene Schatz, diese köstliche Perle zu Theil geworden –
nicht aus Verdienst und Würdigkeit, sondern es ist Gnade und Gabe einer
höhern Hand, die ich anbeten und küßen muß. Sie war mir nöthig und
heilsam, zu meiner
Reinigung
und
Stärkung
, wie mein geliebter Lucas
von seiner Cur meiner Krankheit redt. Die Katholiken welche ich hier habe
kennen gelernt sind wie Nacht und Tag unterschieden von den Nicolaiten
ihren – wie Frantz vom seel. Kirchenrath Buchholtz, der mich zum Abendmal
einladen ließ den Tag vor meiner öffentl. Anklage, wie civitas Dei, die beste
Gotteswelt, von der die im Argen liegt.
Ich bin hier wie eine Biene und Ameise und sammle alles was ich nur kann
zur Erndte in meiner Heimath und gegen die lange Weile meiner immer
hungrigen und durstigen Seele, die eben so wenig feyern als arbeiten kann,
nach Art und Weise der künstlichen Taglöhner. Ich habe also nichts als
Widersprüche zu schreiben und müste meinen Freunden als ein alter Prahlhans und
Aechzer beschwerlich fallen und anstößig werden. Beßer ist, ich schweige und
verspare alles zu meiner Heimkunft, wo Auge Mund und Herz zugleich
reden und zeugen können so wohl für Wahrheit und Lüge; jeder urtheile nach
seinem Sinn und gönne mir den meinigen. Meine Leute wollen mir einbilden,
daß die Baroneße einen Brief von mir erwartet. Ich hoffe Sie beßer zu
kennen, und eben daßelbe von Ihr in Ansehung meiner. Mein alter Freund
Jacobi hätte auch eben so viel Recht zu Nachrichten, da ich ihm alles
anvertraut habe. Wo nicht anders, schreibe ich gewiß aus dem Hause seiner lieben
Familie, die ich mir eben so fest in meinem Herzen vorgesetzt habe zu sehen als
meine beyde Gevattern in Weimar, der mir seine zerstreuten Blätter geschickt
mir die Entbindung seiner Caroline vor Weynachten schon gemeldet, ohne
daß ich auf einen dieser beyden Briefe bisher antworten können. Claudius
habe aus Berl. geschrieben und seitdem keine Zeile. Kleuker hat mir einen
Wanderstab geschickt den ich Prudentius nenne nach dem lateinschen Namen
seiner Ahnen und Vorfahren, um mich zu erinnern die bevorstehende VII.Decade meines Lebens, in die ich mich bisweilen versteige, prudentius das
heist nach der alten platdeutschen Aussprache
Klöker
anzufangen und
anzuwenden.
Erfreuen Sie mich bald, liebste Freundin und Gevatterin, wieder mit
Nachrichten, mit beßeren von Ihrer Gesundheit und Gemüthsruhe. Mein geheilter
Rücken ist diesen Morgen des chirurgischen Scapulaire und Bandageentledigt worden, und ich will nun aufstehen um zu einem Gastmal, dem ersten
hier, hinzuhinken oder mich vielmehr dahin führen zu laßen von meinem Hans
Michel und seinem Freunde Moritz Detten, der auch die Medecin studiert.
Fahren Sie fort nach Ihrer alten geprüften und bewährten Freundschaft sich
meiner Hausangelegenheiten anzunehmen, wie Gott es für die Ihrigen thun
wolle und thut. Grüßen Sie Ihre Familie und Nachbarschaft und empfehlen
Sie mich dem treuen Andenken der Ihrigen u meinigen. Wenn Sie die
Baroneße und HE Jacobi sehen, theilen Sie mit meine unveränderl. Gesinnungen,
dergl. ich auch gewärtig bin und lesen Sie Molters Liedchen, das unter
meinen Büchern steht hinter Logaus Gedichten. Gott seegne uns alle nach Seiner
Liebe im Geist des heute auferstandnen Sohns der Liebe, mit Leben und
allen Wohlthaten deßelben. Hans Michel ist nach der Kirche gegangen und
denkt oft an Ihr Haus. Meiner alten Mutter empfehlen Sie doch
Sorge
für ihre Gesundheit, und verbieten ihr alle Sorgen um ihren Sohn und seinen
alten Vater. Er im Himmel sorget für uns alle, und Ihn wollen wir für
alles sorgen laßen, unser Brodt mit Freuden eßen und unsern Wein mit
gutem Muthe trinken. Nur Schade daß sich meine mit Bier oder Waßer
behelfen müßen unterdeßen wir leider! wie die Reichen leben und dafür büßen
müßen an Händen die nicht schreiben und Füßen die nicht gehen können. Alle
meine Freunde sind die Ihrigen wie ich selbst. Ich küße und herze Sie als Ihr
alter Freund und ewig ergebenster
Johann Georg Hamann.Couvert mit rotem Lacksiegel (Wappen mit H) und Adresse von Johann Michael Hamanns Hand:An / Madam
Courtan
/ gebohrne Toußaint /
zu
/ Königsberg.
Frey
Vlubris den 3 Mart. 88 in praesepio, auf dem Bette.Ich habe Ihren Besuch hier, Herzens lieber Franz, zwar nicht so genießen
können, wie ich hoffte und wollte, aber mich wenigstens desto mehr gefreut
über die Heiterkeit und Integrität Ihres Wohlbefindens während
AufIhres kurzen Aufenthalts. Den ganzen Tag des 1 Marz im Bette
zugebracht, und nicht eher als Sonntag Laetare des Abends aufgestanden um es
machen zu laßen, dafür war ich auch im stande bey Tische zu seyn, legte mich
erschöpft nieder und vielleicht etwas verkältet. Nach einigen leichten
Anwandelungen von Colick und ängstl. Blähungen, habe eine der ruhigsten Nachte
gehabt.
Schon vorgestern erwachte mit dem ungewohnl. Appetit zu einem Vomitif,zu dem sich D. Raphael wegen Ihrer bevorstehenden Abfahrt nicht beqvemen
wollte. Mittags musten wir uns beide dazu entschlüßen, und ein paar kleine
Loffel voll Vini Antim. Hunh. brachten alles zum Vorschein, was ich den
Tag vorher in Ihrer Gegenwart meinem schwachen Magen und seiner
Diarrhoe zum Trotz verschlungen hatte. War halb gezwungen im stande einen
Besuch von D. Cormann aus Borchorst und Rentmeister Becker aus
Steinfurt anzunehmen, und plauderte mehr, als es sich für einen so abgematteten
Invaliden schickte. Morgen hoffe ich wider auf meinen 2 oder 3 Beinen zu
seyn und meinen Stuhl zu füllen. Ich feyre das runde Vierteljahr meiner
Residenz mit einer relatione curiosa an unsern Jonathan, der das
feuchte
und
morastige
Welbergen nicht ungeahndet gescholten haben soll.
Ein paar Stunden nach Ihrer Abreise fiel mir die
Antwort
auf Ihre
Anfrage
ein. Letztere hielt ich für eine Beurtheilung des Verhältnißes. Mit
meinen
Urtheilen
bin ich niemals zurückhaltend, so bald ich mich ihrer
bewußt bin, und schäme mich gar nicht wenn ich sie auch mit keinem andern
Grunde, als einem non possum dicere quare der bloßen dunkeln
Empfindung belegen kann. Ich kam warm von des seel. Canonici, sein Name ist mir
nicht zur Hand zu unserm D. Arnold, der eben so warm über das Verhältnis
brütete. Es kann mich also sehr
leicht
und würklich der Schlüßel des
Verhältnißes verdroßen haben, weil es dem
Begriffe
widersprach, den ich
mir eben von des seel. Mannes Character geschmidet hatte. Und auf dieses
Misverhältnis
bezog sich mein Verdruß, weder auf Ihre Schrift noch
auf meine Meinung von derselben. D. Arnold ist auch mit dieser Erklärung
zufrieden und bildet sich wenigstens ein, daß ich ihm selbige auch damals zu
verstehen gegeben habe.
Wo ich nicht im stande bin zu urtheilen, wird es mir leicht damit hinter dem
Berge zu halten und blos in diesem Fall läßt sich kein Urtheil von mir
herausholen, weil ich keins gehabt habe, und ist keine Politik nöthig. Ich
kenne keine andere als die ein vehiculum der Wahrheit und Aufrichtigkeit
ist –
Sie haben mir, Herzenslieber Frantz, ein Buch nachgelaßen, das mir nicht
von ungefehr in die Hände gefallen und mir herzlich wohl thut. Der alte
Chapelle ist ein wahrer Seelenschmaus für meinen Geschmack. Sollte dies
Buch noch nicht übersetzt seyn: so werd ich es erneuern u schließe wie dieser
alte Mann seine Laufbahn mit diesem vortreffl. Werke über eine Materie,
worinn ich mir längst mehr Unterricht und gründliche Ueberzeugung
gewünscht. Schon in meiner frühsten Jugend qvälte ich mich an eines gelehrten
Juristen ich glaube Stryck gelehrten Quartanten de iure Sabbathi, ohne
damit fertig werden zu können, noch zu einem Resultat zu kommen –
Ich habe unsern D. Arnold mit dem Eckelnamen eines Heuchlers geärgert;
nun macht mich unser Jonathan auch zu einem Hypocrite
reversed
– und
leider verstehe ich den Sinn des engl. Beyworts nicht. D. Raphael und
famulus Michael sind auch keine lebendige Wörterbücher. Gottlob! daß der
terminus unsrer Abfahrt ein wenig prolongirt ist.
Ist das zurückgelaßene mineral. Buch von Canonicus von Beroldingen?
– Sollte das zu Cöllen in 12o oder 16o gedruckte
geistl. Psalterlein
dort zu bekommen und durch meinen Freund Detten in dem Buchl. oder bey
den Trödlern u Antiqvariis aufzutreiben seyn: so wäre dem alten lüsternen
Reconvalescirenden mit dieser Näscherey sehr gedient, der aus seinem alten
Gesangbuche öfters singt:
Ueberall ist meine Weide
!
Endlich erscheint der Pr. Erpenbeck mit seinem lapide diuino aut
infernali, findet die kleine Wunde schon gänzl. geheilt mit einer kleinen Rinde und
die größere eilt mit Macht unter den besten Aspecten nach. Eine Stunde
nach denVomitif zeigte sich das erste Sediment auf meinem Urin und die
jetzige Crisis welche wol mit Gottes Hülfe die letzte und entscheidende seyn
dürfte, wirkt durch alle nur mögl. Wege und Ausgänge. Das lose Maul
feyert auch nicht, aber der arme kahle Kopf hat Ruhe nöthig, und kann oder
will nicht weiter mitweder Auge undnoch Hand – NB bey Lichte.
Freude und Friede, Gesundheit und Einigkeit walte über Franz und Seine
gute liebe Marianne. Tausend herzliche Grüße und Seegenswünsche von
allen den Ihrigen und meinigen zu Welbergen. Und hiemit Gott empfohlen
zur guten Nacht und vergnügtem Widersehen.
Der alte Mann vom Berge. Joh. Georg.Adresse von fremder Hand:An / Herrn Franz Bucholz / Herrn von Welbergen /
zu
/ Münster.
nebst ein HafenVlubris den 4. März 88Lieber Fritz Jonathan! Heute ist es ein rundes volles Vierteljahr, daß ich
in dieser
feuchten
und
morastigen
Wüste und Burg residire, nicht wie
Du sie schiltst, sondern wie in einem lustigen Gefilde und fruchtbaren Thal,
wo ich meine Palingenesie und ὁλοκληριανAct. III. 16 meines Heils, statt
des Frühlings, erwarte. Gottlob! daß der terminus fatalis des 9 Martii bis
zum April verlängert worden! Etiam hoc erat in votis – Ich stehe heute
wieder zum ersten mal auf nach einem schweren beynahe viertägigen Lager.
Doch ehe ich zur Geschichte meiner Krankheit komme, wirst Du vielleicht gern
die Bewegungsgründe wißen wollen, welche mich so plötzlich nach Welbergen
versetzt. Sie sind so mannigfaltig, daß ich nicht alle weder zählen noch
schreiben kann. 1. Die mir natürl. Neugierde den Erbsitz unsers
Franz
kennen zu
lernen und in Augenschein zu nehmen, da fast tägl. von einer Wallfahrt und
Auswanderung dahin, nicht kurzen Lustreise gesprochen wurde, und allerley
vom Freunde D. Corman und seiner Angela, und mir in diesem seltenen
Paar nichts weniger als einen Philemon mit seiner Baucis nach verjüngtem
Maasstabe denken und vorstellen konnten.
2. Frantz hatte mir unter seinen frühsten Briefen die Silhouette, den
Character und das Schicksal dieses wirklich außerordentlichen Mannes mit der
grösten Vertraulichkeit mitgetheilt. Den 8 Aug. erschien D. Arnold selbst in
Person, und verschwand eben so bald. Ich gab ihm die Hand auf meine
Freundschaft und einen Gegenbesuch von Dauer und Stätigkeit. Mein
gegebenes Wort lag mir immer auf dem Herzen; es war mir aber alles daran
gelegen, dieses Paar ein acht Tage wenigstens allein zu genießen, ohne so viel
Nebenverhältniße unserer ganzen Caravane. Münster konnte ich ohnmögl.
verlaßen ohne unsere fromme Fürstin auf ihrem Landsitze überrascht zu
haben. Dies geschah nach Herzenswunsch den 1 Xbr. an dem schönsten Tage,
den ich in meinem ganzen Leben behalten werde. Mit ihm nahm auch der
erste Winter auf einmal Abschied. Da gieng es über Hals und Kopf.
Montags den 3 erhielt ich das Jawort zu meiner Reise von Marianne, von deren
Ausspruch das Amen unsers Frantzens abhieng. Dienstag des Morgens reiste
ich mit Extrapost nach glücklich überwundenen Bedenklichkeiten und
Schwierigkeiten mit einem mir gantz unerwarteten u unbekannten Begleiter ab, der
die Stelle eines dienstbaren Geistes vertratt und mir desto angenehmer war,
da ich ein sehr unbehülflicher Autodiaconus nicht daheim, geschweige
unterwegs und in der Gestalt eines Oedipus mit einem geschwollnen linken Fuße
bin. Und so kam ich noch bey guter Zeit mit der grosten Ungedult aber vor
meiner Erwartung hier an –
Ich war im Eigentum meines Franz, auf seinem Grund und Boden,
folglich zu Hause. Mein Wirth einer seiner ältesten und innigsten Freunde,
und das bisherige Problem jetzt mein Nächster im Original mit allen Datisin natura und in der Qvelle, die ich mir beßer zu Nutz machen konnte als alle
Schattenriße, hieroglyphische Charactere und idealische Hypothesen. Kurz,
ich freute mich mit meinen eigenen Augen ohne Brille sehen zu können.
Der dritte Hauptbewegungsgrund meines Ritterzuges war ein Bedürfnis
meines homunculi interni nach seinem Element
der langen Weile
.
Fruges consumere natus ohne Kräfte selbige zu verdauen noch zu verleugnen
lebte ich in einem unaufhörlichen Zweykampfe mit Versuchungen, wo ich
immer unterlag und den kürzern zog, unter lauter Zerstreuungen, die jeder
Posttag häufte – In Münster gieng es nicht beßer. Mit dem Ferment meiner
Lebensgeister wuchs immer daser geheime Schade meiner bemäntelten
Nahrungssäfte. Mit der Wirthschaft meiner Zeit sah es so liederlich aus,
daß ich keinen müßigen Augenblick mehr finden konnte um Herders zerstreute
Blätter zu lesen, und ihm dafür zu danken – und dergl. kleine Angelegenheiten
waren unzählich, die mir im Sinn lagen und zu deren Abmachung ich meine
alte Muse und Muße unumgänglich brauchte. HEV est, quod petis. Vlubris
estΕὑρηκαmeum. Es ist aus allem nichts geworden, aber zu meinem
Gewinn au bout du compte, wie ich
glaube
und
hoffe
.
Die Wahl des Zimmers wurde mir überlaßen; da es mir unangenehm ist
von Menschen isolirt zu seyn: so gefiel mir keins so sehr als das dritte neben
der Schlafstube meines Wirths. Ein großes Himmelbette, worinn seine Engel
ihr Kindbette gehalten hatte, nebst einem Lehnstuhl und Seßel, die ein
beqvemeres Faulbette ausmachten und ein Repositorium mit Büchern und die
schöne etwas dunkle Aussicht waren gantz nach meinem Geschmacke. Weil
aber der Ofen reparirt werden muste; so war es gantz in meinem Plan die
halbe Woche in der Küchenstube, welches zugl. die Eß und Wohnstube ist,
mich zu behelfen. –
Mit der vollen Woche (den 2 Adv.) bezog ich meine eigene Stube.den 5 –Der 7 Dec als der Princeßin Mimi Geburtstag war wegen der herrlichen
Witterung uns allen eindrücklich und wurde durch die Entdeckung der zwey
ersten Unterzähne in Gertrudchens Munde noch köstlicher. Ich besuchte den
Garten, die Kapelle, den Pavillon aber mit schweren trägen Schritt, und
hielt mein Mittagseßen den Tag drauf im Bette, das neben der Wiege
stand und abends in der Eltern Schlafzimmer gebracht wurde.
Mit der neuen vollen Woche des 2 Advents bezog ich erst meine eigene
Stube, wo ich meinen gewöhnl. Schlaf vermißte. Hier vertiefte mich in so
viel Urkunden zum Studio meines räthselhaften Problems, daß ich es für das
rathsamste hielt für die 3 Interessenten, ich meyne Philemon, Baucis und
den neuen Gast den 11 Xbr. punctum auf das feyerlichste zu machen, eilte
meine angefangene Briefe an Dich, die christl. Diotime und nach Münster zu
endigen, um der langen Weile, die mir zu ahnden anfieng mit Arbeiten auf
eigener Hand, entgegen zu gehen. Mittwochs las ich des S. PierreReisebeschr. aus und wollte an den kleinen Versuch meiner Anmerkungen über
Dein Spinozabüchlein gehen, nemlich von S. 7–10. So bald ich auf Sp. u
Hemst. komme, stehen die Ochsen am Berge, weil ich mich seit Jahren qväle
diese beyde Qvellen zu untersuchen. Hierzu wird bey mir eine besondere Muße
und Laune erfordert, die ich wohl unterwegs nicht haben werde, sondern
einmal zu Hause erwarten muß. Die euclidische Schaale des einen und die
platonische des andern ist mir verdächtig, daß ich meine morsche faule Zähne
nicht an ein paar tauben Nüßen misbrauchen will, in denen ich statt des
Kerns einen Wurm oder vielleicht die reinen Reliquien seiner Excremente
vermuthe. Herders Gott wird vermuthl. zu mehr Untersuchungen Anlaß
geben, die mir vorarbeiten und die Mühe erleichtern werden. Alle
Lügensysteme sind natürl. Auswüchse unserer verdorbenen Grundlagen, die allen
Menschen gemein sind. Ein Schlüßel für alle, Eine Sonne für den Tag,
unzähliche für die Nacht. Wer im Tage wandelt, stößt sich nicht. Wir sind
beruffen zu Kindern des Lichts und nicht der Finsternis. Es gieng mit meiner
kleinen Arbeit nicht recht fort und ich beschloß die zweite Woche mit einigen
Besuchen im Dorf unter Begleitung des D. Arnold bey meinem Barbierer,
dem handfesten Meister Wisesling, bey einem Schuhmacher, bey unserm
Hofjäger der seinem Beruffe nachgieng, und einem gleichfalls verreisten
Hospes, wie man die Krüger hier nennt.
Den
III Adv. 16 Xbr. kam ich
zum Mittagseßen, kehrte aber
meinen Teller um, und bat um Erlaubnis den
Boten
abwarten zu dürfen
ohne was zu genießen. Er kam mit Briefen von meinen Münsterschen
Gefährten, und ich
gieng mit selbigen in mein Bett, das ich seit
dem bis jetzt noch immer hüten
muß. Nachdem ich mich lange gnug
drinn gewältzt, habe ich endlich ziemlich still und stätig so horizontal liegen
gelernt, daß ich mich allmählich zu einer perpendicul ähnl. Stellung und ihren
krummen u stumpfen Winkeln wider gewöhnen muß.
Ohne zu wißen, was mir fehlte war ich kaum im stande Buchstaben zu
schreiben, die ich selbst lesen konnte, endl. einen eben so unnützen Brief an
meinen Artzt über meinen Zustand. Mein hospes ersetzte so gut er konnte
durch seinen Bericht. Noch war ich im stande am Ende der dritten Woche den
Geburtstag des Printzen Mitri den 22 Xbr. in petto zu feyern und Meister
Wiseling erhielt ein außerordentl. Biergeld für meinen geputzten Bart.
Am letzten Advent den 23 erhielt zum heil. Christ einen neuen kleinen
Münsterschen Almanach, über deßen längst gewünschte und erbetene Ankunft
ich mich wie ein kleines Kind freute, weil es mir in Ansehung eines solchen
Haus- und Tagbuchs wie dem Abt Gagliani geht und ich ohne selbiges Dir
mein lieber Fritz Jonathan auch keine Historiam vitae et morbiorum
meorum zu leisten im stande seyn würde. Den II. Weynachtstag oder
vielmehr Abend gegen 10 Uhr wurde mir gleich einer engl. Erscheinung die
Ankunft meines D. Raphael und Famuli Michael angemeldt. Ich mußte alle
meine Kräfte zusammen raffen um nicht vor Freuden und Bewunderung in
Ohnmacht zu fallen. Sie hatten sich bey der letzten Meile verirrt, waren vom
Postillon im Stich gelaßen worden und in einem Morast stecken geblieben,
wo sich ehrl. Bauern noch ihrer angenommen hatten. Vor allem neugierig
zu wißen, wie lange ich meinen Artzt hier bleiben sehen könnte, war der
erste Balsam die ganz unerwartete erfreul. Nachricht, daß die Cur mit
Marianne glücklich geschloßen wäre, er sie wohlbehalten verlaßen hätte, und er
nicht zu einem Besuch, sondern mit der Absicht käme, meine
ganze
Krankheit
ausdrücklich und exclusive abzuwarten bis zu einer glücklichen
Auflösung des verwickelten Uebels. Wie redlich er sein Wort gehalten und wie
sauer er sich es hat müßen werden laßen, wird der Fortgang lehren. Franz
hatte dem D. den Auftrag widerholt,
nichts zu sparen
und
keine
Kosten zu schonen
!
So hungrig und müde die Reisenden und angekommene Gäste waren; wurde
mir noch dieselbe Nacht den 26 Xbr eine spanische Fliege aufgelegt. Sie that
die beste Wirkung und in wenig Tagen war die Wunde ganz heil, daß ich
weder das geringste fühlte, noch vielmehr weiter jemand daran dachte. Den
Morgen drauf den 27 bezog ich Fr. u Mar. Schlafzimmer, das mir
nunmehro unendlich beßer gefiel wegen meines Schlafgesellen, der neben mir ein
Bette bekam. Mehr Licht und Luft, statt der Stämme und des dunkeln
Schattens hatte ich nun mehr den hohen Gipfel der Tannen zu meinem
Gesichtspunct, und D. Raphael nahm meine untere Stube ein. Meine Krankheit
bekam den Namen eines
schleimichten Faulfiebers
.
Den 28 speiste Pastor Kuhlmann hier, der mir als ein sehr exemplarischer
Mann bey einem gut besetzten Tische, als ein guter Jäger nach jedem Winde
der Neuigkeiten und Krug Legenden, anbey als ein großer Exorcist aller nur
ersinnlichen Hexereyen und Zauberkünste beschrieben worden war. Um mich
diesem Hohenpriester und Oberhirten in Person darstellen zu können, that ich
mir die Gewalt an zum Miteßen und Augenschein ausdrückl. aufzustehen –
vielleicht wegen der ebentheuerl. Gerüchte, die von meiner Ankunft in dieser
Gegend circulirten. Man machte mich beynahe zu dem ewigen Juden
Ahasverus, ehemaligen Schuhflicker in Jerusalem
, oder zu einem
flüchtigen Pater rediuiuus, wenigstens für einen 100 bis 140 jährigen Greis,
einen Descendenten des Jonker Christian van Oldenhüss, die dit Hüss
Welberg gebauet hefft Obiit Ao 1583 wie auf seinem Gemälde im
Küchensaal mit dem Pinsel geschrieben steht, der alte Familienangelegenheiten hier
mit unserm Franz ins reine zu bringen hätte. Dieser vorwitzige Versuch
aufzustehen war der letzte, den ich seit meiner Krankheit gemacht hatte. Er
bekam mir sehr schlecht, ich muste mitten unter der Mahlzeit nach meinem
Bette – und der Pastor loci hatte mich wenigstens für einen 80 jährigen
Greis geschätzt.
den 6 –Diese Nacht ist nicht so gut, als die vorige gewesen, doch ruhig gnug; habe
meinen Mittag im Bette gehalten, und bin erst nach dem Eßen aufgestanden.
– Nun fahre ich in der Geschichte meiner Krankheit fort und auf dem
Trübsalsvollen Weg der Reinigung, die noch immer nöthiger schien als
Stärkung. Am letzten Abend des verfloßenen Jahrs machte mir Frantz eine
überaus große Freude mit einem neuen Collectaneen Buche in 4o das einige
Nächte immer neben mir liegen muste, worin ich aber noch keine einzige Zeile
habe schreiben können. Ein 8o Band liegt noch in Münster, nicht zu
Collectaneen sondern zu Confessionen u Soliloquien in eben so unbefleckter
Jungfrauschaft.
Den 2 Jänner versuchte ein paar Zeilen in Valerio Maximo zu lesen, den
Mich. auf dem Balken oder Boden gefunden hatte – den 3 die erste Pfeife
wider zu rauchen. Die schlaflosen Nächte hörten nicht auf, oder wechselten
höchstens. Weder Arzney- noch Nahrungsmittel konnten meine Natur zu
einer förml. Erklärung bringen. Den 14 machte den Versuch gegen die Nacht
mit einem Opiat, weil immer ein Ausschlag vermuthet wurde. Den 17 u 18
zeigte sich auf einmal ein
Gallenfieber
. Meine bisher schwarze und
zottigte Zunge wurde in einer Nacht rein. Ich konnte wieder ein wenig lesen
und
Burigny Leben
des Erasmus von Rotterdam fiel mir in die
Hände, das ich lange gewünscht hatte. Kurz darauf brach ein Flechtenartiger
(herpetischer) Ausschlag auf den äußern Fingern aus, inwendig wurde die
Haut unempfindlich wie ein Pergament, und mein Rücken soll einem
Blumenstück von allen mögl. Arten von Friesel, Peteschen und kleinen Geschwüren
ähnlich gewesen seyn, ein einziges auf der Brust, das ich statt eines
Speciminis der übrigen selbst ansehn konnte – ein paar unter der einen Achsel
machten mir viel Schmerzen. Zwey auf dem Rücken unterschieden sich aber
durch ihre Größe und Fülle unter einer Brut von kleinen, die erweicht und
geöffnet werden musten, wozu ein äußerlicher Wundarzt erfordert wurde.
Mein sorgfältiger RdDr. Raphael schrieb deshalb an unsern Medicin-Apotheker in Steinfurt und zugl. eventualiter nach Münster. Ersterer wuste
keinen dort vorzuschlagen und unser hospes Arnold empfahl einen gewißen
Chirurgum Laubner in Neukirchen, den er auf den Nothfall zur
Entbindung seiner Engel im Nothfall bey sich gehabt hatte, wenn Prof. Erpenbachaus Steinfurt nicht allein als Accoucheur fertig geworden wäre. HE
Laubner kam den 27 Jänner selbst, und sein Anblick beruhigte mich von dem
panischen Eindruck, den sein Bruder den Tag vorher auf mich gemacht hatte.
Dieser junge Mensch sah unsern nach Vieh herumziehenden Fleischern
ähnlich, erkundigte sich wohl um den Schaden Josephs und schien auch einem
Handlanger der Chirurgie ähnlich zu seyn, begnügte sich aber für heute
seinen Bruder zu entschuldigen und auf morgen anzumelden, schickte auch
ein ganzes Glas mit einer Salbe noch denselben Abend. Der Mann selbst
gefiel mir beßer als sein Vorläufer, und ich faßte Muth mich der ersten
Operation eines Wundartztes in meinem ganzen Leben zu überlaßen. Ich
habe noch keine einzige Wunde noch nicht die kleinste Heimsuchung eines
äußerlichen Artztes an meinem Leibe nöthig gehabt. Ich fühlte weder die
Sonde noch die zwey kleine Schnitte, und weinte vor Freude und Schaam
über meine lächerliche Furcht vor einer so leicht überstandnen Operation.Mein von so vielen kleinen Geschwüren punctirter und durchlöcherter Rücken
schien aber meinem sorgfältigen Freunde, der nicht nur als gewißenhafter
Arzt sondern auch als der sorgfältigste Krankenpfleger und Wärter
unermüdet und an Gedult so wohl als Vorsicht unerschöpflich ist, mehr als eine
handwerksmäßige Behandlung und behende Incision zu erfordern; daher
wurde HE. Prof. Erpenbach der sich in Strasburg mit der Chirurgie,Accouchement nebst der ganzen Arzneywißenschaft einige Jahre lang
beschäftigt hatte. Dr. Raphael that zu diesem Behuf selbst eine Reise nach
Steinfurt, lernte den Mann kennen, und ich sah ihn den 1 Febr.den 7Ich beklage Dich, lieber Fritz Jon. daß Du so ein tummes Geschwätz
lesen mußt; habe wenigstens ein wenig Mitleiden mit dem alten kranken
Mann, der nichts klügeres u beßeres schreiben kann. – Dieser mein Artzt
brachte mir ein Scapulaire, um mich in selbiges einzukleiden und fuhr
per fomentationes fort, was der erste vielleicht mit Pflastern gethan hätte.
Den 4 kam Frantz u Marianne in Begleitung oder Duce pia Diotima an.
Den 5 speiste gar die ganze Gesellschaft in meiner Stube. Ich lag wie ein
Klotz, hören und sehen vergieng mir und ich fiel in einen Schlaf – Den 9
schickte mir die Fürstin 10 Krucken von ihrem Bier, und Mohnsaat, nach dem
ich lüstern war, und 2 gute Mahlzeiten von selbigem bestritt. Alles gieng gut,
nur die Entkräftung währte immer fort. Ich konnte manchen Tag mich nicht
rühren um das Bette machen zu laßen. Die Hypothese der
Stärkung
stieß
mir immerfort; ich machte Versuche von der
laten Observantz
in meiner
Diät, weil mir die
stricte
unerträglich wurde. Raphael überlies mich
dem Instinct meines Magens – Das Uebel nahm überhand, aber keine
Kräfte emergirten, muste also wider auf den schmalen W Pfad des
Hungers und der Enthaltsamkeit zurück u.s.w.
Den 13 war der zweyte Besuch meines treuen
Franz
. (Kopf und Magen
hielten immer Stich; aber der Schlaf wurde verscheucht und war lauter
Stückwerk.) Er hatte mir das Museum mitgebracht, und ich las den
Febr
.
den 15 nach seiner Abreise, mit mehr Antheil des Herzens als des Sinns,
weil ich vieles nicht verstand. Denselben Nachmittag fand mein Sohn von
ungefehr das Noli me nolle im Mst von Lavater, auf das ich wie ein
hungriger Wolf fiel und den Morgen drauf den 16 das zweite Bändchen las.
Dom. Reminiscere las ich Deinen Beytrag zum Febr. das
zweite
mal
und war imstande einige mehr grammaticalische als φφische Noten zu
schreiben. Mittags aß ich der Fürstin
Mohnklöße
, die mir das Museum
geschickt hatte ohne mir vom Innhalt etwas merken zu laßen, aber es bald
zurück verlangte.
Den 18 Febr war ich zum ersten mal im stande mich wider an Tisch zu
setzen und mitzueßen, enthielt mich aber noch vom Fleische. Den 11 Jänner
versuchte die ersten Zeilen an Frantz zu schreiben. Den 19 Febr. schrieb ich
zum zweiten mal. Den 20 fieng ich erst an den zweiten Theil des
Stark
zu
lesen, mit dem ich hatte den Anfang machen sollen um Deinen Hirtenbrief zu
verstehen, in dem mir jetzt viele Stellen deutlicher wurden. Versuchte nunmehr
auch des Abends aufzustehen, rauchte meine Pfeifen Toback statt des
Abendbrodts, und trank 2 bis 3 Gläser von der Fürstin Bier. Den 22 war ein
allgemeines Freudenfest im ganzen Hause über 3 Hauben, welche die gute
Engel von der frommen Fürstin zum Geschenk erhielt. Den 23 wurde mit
Stark
fertig und versuchte die ersten Bratfische.
Dom. Oculi aß den ersten Bißen Fleisch den 26 die erste Fleischsuppe,
wurde ohne an Post zu denken mit dem Päckchen von
Dir
, Herzenslieber
Autor Jonathan und Beyl. aus Kgsb. erfreut. Den 27 wurde meine Zunge,
die weder so schwarz und rauh aber hartnäckiger als das erste mal, den
Nachmittags von neuen flugs rein.
Den 28 der dritte Besuch vom lieben Franz, aber zugleich stellte sich die
kritische Diarrhoe ein, in der ich mich von neuen verwahrlosete.
Den 1. d. erwachte ich mit einem Appetit nach einem Vomitif, gegen das
D. Raphael schwierig war wegen der Abreise des Erbherrn u Gastes, den
ich schlecht genießen, aber mich desto mehr über seine Heiterkeit freuen konnte.
Mittags war Besuch von D. Arnolds Bruder aus Brachhorst, der einen
Rentmeister Becker aus Steinfurt mit sich bracht. Mein freundschaftl. Artzt
versäumte beynahe den Mittag um ein klein Vomitif abzuwarten, das mich
von allem dem erleichterte was ich den Tag vorher in
Alcibiades
Gegenwart
verschlungen hatte. Gegen Abend war ich im stande den Besuch der
beyden Gäste anzunehmen. Seit dem ist mein Magen, der bisher den
starken Geist
gespielt hatte, zur feigen Memme geworden. Ich habe einige
Tage Pappe mit Malaga einen Zwieback geßen, ein wenig Hühnersuppe –
Kurz nach dem Vomitif erschien ein Sediment in meinem Urin, das gestern
früh aufhörte, und des Mittags sich wider einstellte, gegen die Nacht wider
verschwand. Alle Abend muß ich eine starke Ausdünstung abwarten, und die
Natur bedient sich aller mögl Wege zur Ausführung. Die kleine Wunde ist
zu und mit einer Rinde bedeckt. Den 3 besuchte mich einmal wider Pr.Erpenbach mit dem lapide infernali et divino. Jeder Verband macht Freude und
Hoffnung zu einer baldigen Widerherstellung. Vorgestern habe zum ersten
mal meine Strümpfe mir selbst anziehen, und meine gewöhnl. Beinkleider
über Deine Caleçons. Für Dein Pallium pelliceum habe ich Dich 1000 mal
geseegnet. Ich schone ihn aber wie meines Augapfels wegen des panniserici zum Oberzeuge und weil ich gern unversehrt ad patriam bringen
möchte. Heute habe ich mich zum ersten mal meinen kahlen Kopf mit kaltem
Waßer waschen und baden können.
Ob meine ὁλοκληρια
dieseits
oder
jenseits
liegt weiß Gott am
besten. Mens sana in corpore sano. Unser Virtuos in Babel soll mit seiner
Suppe wenigstens warten, bis mein Puckel wider gesund ist. Mein armer
Artzt Raphael ist von seinem wilden Patienten gnug scalpirt worden.
Einmal sagte er zu mir mit einem fast wehmüthigen Gesichte: Ich
thue alles
was ein Freund thun kann
– aber hier findt auch ein ne quid nimis!statt; und
mein Dank ist der bitterste Spott
. Mäßigkeit ist eine
Bürgermeistertugend; ich habe kein metrum weder in meinem
Gehör
noch
in meiner
Seele
. ανευ μετρου το πνευμα, sag ich mir zuweilen zu meinem
Trost. Was Du von den spanischen Fliegen sagst, paßt gar nicht auf meine
Geschwüre, noch auf meinen Ausschlag. Juxta se posita haben keine
Beziehung der Causalität auf einander. Als der Sohn eines Wundartzt hab ich
spanische Fliegen und die dabey vorfallende Symptome gnug gesehen und
darüber schwatzen gehört. Nun auf Deine 3 Briefe, lieber Fritz Jonathan
und was mir sonst noch in den Wurf u Schuß kommen wird.
den 8.Daß Krankheiten auch an Deinem langen Stillschweigen Schuld gewesen,
suchte ich mir durch die Vorstellung auszureden, daß Du mit der neuen
Ausgabe Deines Buchs beschäftigt seyn würdest, und ich machte mir viel Grillen
in mehr als einer schlaflosen Nacht über den letzten Brief vor meiner
Krankheit. Als ich Deinen Beytrag zum Museo las, befremdete mich von Dir
vergeßen zu seyn. Dein Päckchen kam eben an da ich den Tag drauf willens
war zu schreiben, ohne mir das geringste merken zu laßen, daß ich durch die
Fürstin etwas erhalten hatte, weil sie mir nichts vom Inhalt des Musei sagte. Den 28 pr. fieng ich zum
dritten
mal zu lesen an, muste aber bey
S. 171 stehen bleiben, weil Franzens Besuch und mein Recidiv mich
unterbrochen haben. Daß Du auch an mich gedacht, merkte ich an einer Stelle auf
die ich mich nicht mehr besinnen konnte, und die mir sehr zufällig in die Augen
fallen mußte.
So sehr ich mich über die Erinnerung freue; so bin ich doch besorgt, daß
Du der Freundschaft zu Liebe mit der Klugheit eines Weltmanns vorsichtiger
mit dem Hohenpriester und theol. Händeln umgiengest, und ihn nicht durch
ausdrückl. Anführung einer meiner Brochüren
an mich
erinnert hättest. In den hierophantischen Briefen die 75 herauskamen, wurde
der erste Verdacht des Kryptokatholicismus gegen den Mann in seiner
damaligen Lage gegen meiner in meinem Vaterlande gerügt. Was für eine
Kluft von Jahren und Revolutionen bis zum Aufgange der Berlinischen
Dianae, prolis Jouis oder ihres vom Himmel gefallenen Bildes. Jetzt ist
der Eifer des Triumvirats für den Protestantismum ein eben so großes
Miracul in meinen Augen als des Darmstädtschen Dictatoris Zellotypia für
die Orthodoxie. In beyden Theilen ein blinder Affect, und politischer Deus exmachina. Sie brennen von gantz ähnl. Eifer gegen den Katholicismum, und
sind in ihrem Herzen für ihn gantz brüderlich gleichgesinnt, bekennen sich mit
lauter Stimme zur Tolerantz, und ihre Werke überschreyen ihr
Maulbekenntnis durch die That. Wer ist imstande zu diesem Chaos zu sprechen: Es werde
Licht! Wie hat mir die vier Tage lang der Kopf über dies monstrum
horrendum gebrannt gleich einem feuerspeienden Berge! Ein Scribler in kleinen
Heften, der mit Einfällen u Zweifeln ficht, ist unter der Würde dieses
orthodoxen Goliath, es muste ein Triumvirat der babylonischen Hure seyn, nur ein
solches war dem aufgeblähten Wanste seines Stoltzes angemeßen. Nun komt
es auf die Frage an: Ist denn der Definitor wirklich so rein und weiß, wie er
sich gebrannt und gewaschen hat? Sind denn die Sünder des römischen T und
griechischen Θ wirklich so scheußlich und schwarz – oder ist hier kein
Unterscheid
, keine differentia specifica dieses ehebrecherischen Geschlechts? und
sind sie alle Brüder von gleichem Schroot und Korn, keines Schußes Pulver
werth in den Augen des alten Mannes vom (Koenigs)
Berge
, der zu
Welbergen
in stoltzer Ruhe auf seinem Krankenbette lag, weinte daß er
nicht eßen und lachte, daß er nicht schreiben konnte, wie ihn leider! gelüstete.
Nicht eine Zeile mehr, Herzenslieber Fritz Jonathan über Materie und
Form meines Abschiedes aus Deinem
Elysio
und
Burg
zu D. zu deren
Verkauf ich Dir Glück wünsche und statt des Kunstgartens mit der Zeit ein
ländlicher Tusculum. Meinen eben so herzl. als ehrerbietigen Grüße und
Küße an Deine bestgesinnte und Deiner ganzen Freundschaft, welche die
meinige zum immerwährenden Einschluße hat, würdige Schwestern Mamaund Tante.Vergebt es alle samt und sonders dem ehrlichen Knappen eines irrenden
Ritters, wenn ihm in der Angst sich selbst nicht zu verstehen, und noch ärger
misverstanden zu werden von vorschnellen Auslegern, so mancher Seufzer
wider Wißen und Willen entfährt. Mit smeiner
Ueberzeugung
von
Gott würklich verstanden zu seyn, leb ich wenigstens guter Hofnung. Ein
guter Vater nimmt sich und läßt sich ein wenig mehr Zeit und Jahre lang
die Wünsche seiner Kinder zu verstehen; als diese die Absichten und Winke
ihrer Väter, sie mögen so arg seyn wie sie wollen. Nach dieser Analogie
vermuthe ich daß der Vater im Himmel mehr Jahrhunderte nöthig hat die
Plane seiner Kinder hienieden auszuführen, ins reine zu bringen, als selbige
Augenblicke anwenden ihre pia desideria auszustoßen oder zu entwerfen,
schwarz auf weiß.
Bringe mir doch Deines guten Oheims Beweis u Bürde mit nil alienuma me puto, was Dich anhgeht – Wenn ich kommen kann und soll, laß
mich ungebeten kommen und mit einem pollnischen Abschied oder vielmehr
ohne alle Form, nicht ohne Materie des schönsten großen Danks mit Fried
und Freud heimfahren meine Straße, duce DEO et naso meo, quem mihi
dedit.Meinen herzl. Gruß an Theobald Hoffmann für den mitgetheilten Brief.
Vergiß nicht Berkley’s Principles etc. Prudentius heist mein dritter
delphischer Fuß, und ist zugleich ein Symbol
klüger
(prudentius) zu handeln
und zu wandeln vor Eintritt der VII. Decade meines köstl. Lebens, auf die
ich mich nicht frühe gnug vorbereiten kann, wenn es so weit mit mir kommen
sollte selbige würklich zu erleben. Sorge
Du für mein Pack in Leipzig
mit den Lavaterianis u Seidels Mährchen. Warum sollen
wir beyde darum gebracht werden
durch
einen unnützen
Commissionair
. Ich verliere ungern eine Stecknadel, die mir beschärt
und zugedacht ist von meinen Freunden. Also vergiß nicht – Du hast doch des
Hemsterh. Mst des Simon nebst den ausgelesnen Büchern richtig erhalten
aber den Empfang noch nicht bescheinigt.
Mama Lene wird auch vom neuen Abelard so gut denken lernen, als vom
Leben des Urvaters. Wir sind in unserm Geschmack und Urtheilen homogenerals Sie es selbst weiß. Es ist nicht alles für Einen Tag, das menschl. Leben
besteht aus vielen Abenden, und jeder hat sein bescheiden Theil, das sich für
den andern nicht schickt, weil alles zu seiner Jahreszeit genoßen werden muß.
Hat Dir nicht Heinse den zweiten Theil zugeschickt und merkst Du nicht,
warum ich darnach frage. Die Politica des zweiten Briefes sind αλλοτρια für
mich. Paroli auf alle Deine Christ- und Neujahrswünsche; die bis 790 für
uns beide gelten sollen. Gott gebe Dir behüte Dich für Autorsorgen, wie
mich für dem leidigen Bauchdienst der Gefräßigkeit und Völlerey! Meine
Zufriedenheit über den prolongirten Termin bis in den April hast Du
ersehen. Wie ich mich freue meinen Namensvetter und meinen Gottingschen
jungen Fuchs zu sehen. Er soll seine Noth von dem alten haben und dem
Famulo deßelben –
den 10 – frühe um 9 Uhr.Den gestrigen Sonntag hatte schon durch ein Misverständnis und aus
Ahndung vorgestern des Morgens beym Erwachen und des Abends vor dem
Einschlafen anticipirt, indem ich das Ev. u die Ep. aus meinem griechischen
N.T. las. Gestern den ganzen Tag gelegen ohne mein Bett machen zu laßen
und dafür heute desto früher aufstehen können, um den verschlafenen Dom.Judica einzuholen, der ein blauer Montag wurde. Er war zu einem Vomitifbestimmt. Den 1 d. wirkten 200 Tropfen Huph. Wein eine reichliche
Uebergabe; gestern konnten 560 Tropfen 1½ gr. □emet. eine Tasse The, und
eine trocken gerauchte Pfeife Toback die Uebelkeiten nicht zum Ausbruch
bringen; dafür 6 Oefnungen und 6 Löffel Biersuppe u do zum Abendbrodt
ist meine ganze Nahrung gewesen. Vorgestern gieng auch ohne meine Pappe
und mein Gläschen Wein zu Bette. Mein Magen hat sich endlich bekehrt
und scheint allen Appetit und Lüsternheit verlohren zu haben. Occidit seupars – Achillea, magister artis und autor et officina omnium meorummalorum. Habe ich sonst zu viel gethan, so war es nicht meine Schuld; bin
ich jetzt mäßig; ist es nicht mein Verdienst. Jetzt eile ich die 4 ventriculosmeines Gehirns eben so zu reinigen und zu erleichtern, von allem Wust der darinn
kocht und den ich so unverschämt bin – – War nicht die sokratische
Philosophie die Mutter des Scepticismi und Cynismi, wie des Epicurismi u
Stoicismi – wie der welsche Catholicismus der Vater des mannigfaltigen
Aberglaubens und einförmigen Atheismo in jeder Theorie und Praxis ist und
bleibt bis ans Ende der Tage.
Nun abermal zur Antwort Deines dritten Briefs. Du siehst lieber Fritz J.
daß ich wenigstens den guten Willen habe Dir nichts schuldig zu bleiben. Mit
der baaren oder papiernen Münze wirst Du es nicht so genau nehmen.
Swifts letzter Brief ist mir entfallen, steht er in den 3 Tom. posth. oder in
Sheridan – den ich gern zu lesen wünsche und den Du nicht vergeßen wirst
mitzubringen, ohngeachtet ich nicht viel erwarte. Orrery u Delary besitze
selbst und den dicken Esq. Swift habe ich in Engl. gelesen. Fehlt also zu
meinen Collectaneis die Uebersicht des Sh. Laß Dein Herz nicht noch Deinen
kranken Kopf von Autorsorgen beschwert werden, damit es Dir nicht wie mir
geht. Os ventriculi heißt auch im Gr. καρδια und seit meiner letzten
Krankheit ist Baco mir verdachtig mit der Vormundschaft des Magens, er bleibt
der dritte und ist nicht der erste. Herz u Kopf haben den Vorrang in unserm
animalischen System. Laß der Mamma Marthe ihren Willen.Ich darf also nicht um Verzeihung bitten Dir meine ganze Brieftasche ohne
Auswahl zugeschickt zu haben. Mamma Marthe thut einen Eingriff in mein
Amt, und schickt falcem in alienam messem. Wenn ich einen Artzt scalpire,
so handele ich wie ein
Freund
und nach der Kritik meiner Vernunft. Der
Erfolg wird ihn nicht nur entschuldigen?! sondern ihn so wohl als mich
rechtfertigen
. Er hat eben so viel Ursache Gott zu danken ihm eine solche
complicirte intricate, incarcerirte Krankheit zur
Vollendung
oder
vielmehr
Zernichtung
seines eitlen Studierens in Collegiis und todten oder
blinden Handleitern zugeschickt zu haben, als einen solchen Patienten, der alle
feindseel.
Minen
und
Launen
, grobes und kleines Geschütze gegen seine
Wißenschaft und die Politik derselben hat spielen und springen laßen. Gottes
Vorsehung hat durch diesen Engel Raphael Wunder an mir gethan und ist
am besten im stande auf eine ähnliche Art seine engl. Gedult und Klugheit
gegen die Sophismen meiner Natur und ihres Schadens und gegen die
ambages und sesquipedalia verba meiner schweren jetzt wider zum dritten
und Gott gebe! zum letzten mal belegten Zunge ausgerüstet hatte. Mein
Ausschlag an den Fingern konnte eben so wenig physische Folgen der spanischen
Fliegen seyn, als die Heerde von Geschwüren u Ausschlagen auf meinem
Rücken, durch eine metaphysische Consequentz und rhetorische Figur wurde
die der Tempel zu Ephesus ein Aschenhaufen, weil Alexander in eben
der Nacht zur Welt kam.
Mit dem Gedruckten habe ich bereits vor Empfang deßelben Deinen
Willen erfüllt und will fortfahren, so bald ich kann.Wenn Dein Kopf nur nicht noch
wüster
wird durch die
Schwatzhaftigkeit meiner Berichte! Die Addresse des Packs war nicht von meiner eignen
sondern des unartigen Hans Michels Hand,Raphaels auf dem letzten
Briefe. „Der junge Herr sieht viel zu klug aus für diesen Namen“ soll Deine
neue Haushälterin zu ihm gesagt haben. So lachten die glückl. Einwohner
aus vollem Halse in Angelmodde, daß es einen Menschen geben könnte, der
meinen Namen führte. Der arme Junge hat alle Hände voll mit seinem
Vater, an deßen Erbsünde er auch laborirt, ohne zu bedenken daß πολλαγραμματα εις μανιαν περιτρεπουσι, wie der zwar nicht h. doch weise Festus
die Consequentz auf Paulum machte.
Meinen Gruß an Freund Schenk und die lieben Seinigen, wo ich den
letzten Mittag hielt. Kann er mir nicht aus Gesneri oder seinem eignen
Schatz von Gelehrsamkeit sagen wo Noli me nolle geschrieben steht und was
es an der
Stelle
für eine Bedeutung hat. Nach den Debatten der Welb.
Academie sind nur 2 Bedeutungen vermöge der Syntaxis mögl. me entw.
acc. cum infinitiuo oder wird von nolle regiert. Im ersten Fall hieß es: an
meinem guten Willen soll es nicht fehlen gl. Noli (putare, suspicari) me
nolle im zweyten: verschmähe mich nicht i. e. meine Lehren.Nolo eum, ich
mag von ihm nichts wißen, er ist nicht nach meinem Sinn.
Wenn mein famulus nicht Herz hatte mein vicarius zu seyn hatte er
wenigstens an seinen Freund Max schreiben können, dem er Glandorps
Formenlehre mir alten lüsternen Knaben zu gefallen mitgenommen hat, aber
hier so gut aufgehoben ist als des Herrmanns Mythologie Kistenmaker deverbis Mediis ist bey HE Schenk gut aufgehoben u ein donum auctoris.Der gute Frantz hat unter manchen andern Büchern ein franz. Werk hier
gelaßen, das meine Neugierde ebenso gereitzt als befriedigt hat über eine
Materie wo ich längst mehr Unterricht nöthig gehabt u mehr Ueberzeugung
gewünscht – und daher auch in Deiner Bibl. Die Lust es selbst zu übersetzen
ist mir vergangen, und ich hoffe daß es schon längst wäre. Ich will den gantzen
Titel abschreiben La necessité du culte public parmi les Chretiens, etablie
et defendue contre la Lettre de Mr. D.L.F.E.M. sur les Assemblées des
Religionaires en Languedoc. Ecrite à un Gentilhomme Protestant de
cette Province et imprimee en France sous le faux titre de Rotterdam
1745 par Mr.
Armand dela Chapelle
, Pasteur de l’Eglise
Wallonne dela Haye. ib. (Scheurleer) 746. p. 406. gr. 8. Ich bin vorgestern bis
p. 288 gekommen, ob ich die Beyl ansehen werde, weiß ich nicht. Es ist der
Schwanengesang eines Greises, und selbst der polemische Ton sehr lehrreich
für mich gewesen; nur gegen das Ende weniger interessant und zu
individuel und eine Recapitulation –
Denk nicht daß ich die Schadenfreude nicht eben so reichlich genoßen die
Berl. so weidlich gezüchtigt zu sehen, und daß die Nothwehr den Definitor
auch entschuldigt und die Nothwendigkeit, dem
Fleisch und Blut
seiner
muthwilligen Leser nicht nur gewachsen sondern auch überlegen zu seyn. Als
Einkleidung! – aber es ist sein
eigen Fell
, das er mishandelt, und er giebt
so viel Blößen sich selbst, als er andern aufdeckt. Der philosophische Garve
that mehr Wirkung und der Bibliothekar wurde wenigstens mit einem
Gallenfieber heimgesucht. Der dreikopfige Cerberus wird die orthodoxe Lauge
abschütteln, wie katholisches Weyhwaßer. Wenigstens noch keinen Laut von
den physischen Folgen gehört; an metaphysischen Conseqvenzen pro et contrawird es nicht fehlen u Dir an relationibus curiosis auch nicht – die Du mir
auch mittheilen wirst mündl. oder schriftl.
Mein herzenslieber Fritz Jonathan! sey kein
politischer Rathgeber
,
wenn Du gute Tage behalten willst u schone Deinen kranken Swiftschen
Schedel – und laß Dich durch keine rathfreygebige Freunde Gevatter u
Vetter zu theol. u philosop. Katzbalgereien verhetzen. Hätte ich damals guten
Rath erkannt u nicht den meisten Stimmen u meinen eigenen Begierden nach
Genuß gefolgt: so wären Deine Pyrm. und der Mama mütterl. Freundschaft
nicht so verschwendet – In dieser feuchten u morastigen Wüste –
geseegnet
sey der Erbherr deßelben! es hat ihm weidlich gekostet, der Marianne 200
Citronen, zwey Ärtzte und ein Laus Deo aus der lateinschen Garküche, das
sich gewaschen haben wird – es ist aber Sein eigener guter Wille gewesen
son bon plaisir, wie der allerchristlichste König maulkoset – Auch Dein
Elysium wird nicht vergeßen seyn; aber in Welbergen hat der Greis von
Ottocars seinen 7 Hügeln gefunden – lange Weile, seine alte Muse und
credite Posteri! Ruhe – Ruhe – Ruhe – Euch Dämagogen sey unbeneidt
Actio (ὑποκρισις) mit samt ihren Dictionibus, Fictionibus und
politicotheol. Factionibus. Laß mich zum Schluß mit der horazischen Spitz und
Landmaus Dir zu guter letzt zuruffen:
Haud mihi vite
Est opus hac, ait et Valeas: hic sylva cauusque
Tutus ab insidiis tenui solabiter eruo.Laß den schlafenden Brutus von selbst erwachen. Ein Schriftsteller, der eilt
heute und morgen verstanden zu werden, läuft Gefahr übermorgen vergeßen
zu seyn. Nimm einem alten Ruperto experto seine Winke nicht übel, nichtDich nicht unter das unschlachtige und verkehrte Geschlecht zu mischen um
nicht von ihnen zerrißen zu werden.
Erinnern darf ich Dich nicht; ich weiß daß Du nicht leer, lieber Fritz
Jonathan, mit Deinem und meinem George in spe erscheinen wirst. Ach wenn
Du mir Neckers neues Werk aus der feuchten Preße mitbringen könntest!
Wie ich darnach schmachte Wind und Waßer für meine eigene Mühle darinn
zu finden. Wie viel Kreuzzüge sind durch meinen grauen kahlen Kopf hier
durchgegangen! von denen doch einige haften mögen. Nach dem Pfluge und
der Egge hat es an dem guten Säemann nicht gefehlt, und ich hoffe Garben
zu sammlen in meine leere Bücher – Auch Herders zerstreute Blätter habe
erst auf meinem Lager lesen können, und mich gefreut auch einige meiner
verstoßenen Kinder von ihm adoptirt zu sehen. Ich hoffe in meinem alten
Thema: Religion und Sprache, ein wenig weiter gekommen zu seyn. Hierauf
beruht das Problem so wohl menschlicher als gesellschaftlicher
Glückseeligkeit. Aufklärung und Erziehung sind Folgen, nicht eitle prolegomena –
Doch wozu promissoris tanto hiatu – Ach meine Eitelkeit ist zwar
gekreuzigt, aber weder tod noch schon begraben. Wenn ich nicht an amphoras denken
kann, liegen mir doch immer noch vrcei im Sinn –
Hast Du so viele Morellets verschenkt und verthan; so bekommst auch
Dein Anlehn nicht wider. Mein Politicus Crispus soll an diesem Geschenk
Antheil nehmen. Er hat so einen zu schlechten Rock für Deine Bibliothek und
paßt sich eher für die halben Bände der meinigen. Es wird Dir leicht werden
einen andern zu verschreiben und ihn beßer binden zu laßen. Ich hoffe daß
Du eben so treuherzig mir etwas abschlagen kannst, als ich zu geilen. Ihr
müßt es fühlen, daß ein alter Mann vom Berge euch heimgesucht hat. Laß
mich den Ueberschlag machen und rechnen: Der goldene Hahn u der Thurm
zu Samaria – Ardinghello, und Stark, wenn Du diese Schulden eintreiben
kannst, nebst dem Päckchen in Leipzig. Necker? Alles übrige was mir noch
einfallen sollte zum Lesen und Widergeben. Die fromme Diotime soll auch
eine überflüßige Doublette aus Ihrer Bibliothek für den poetischen Bericht
einbüßen.
Bey meiner Zurückkunft von mir nach Münster, will ich um nichts als das
dortige Triumvirat: Alcibiades, Aspasie – Diaphane und Periclesbekümmern – instar omnium. Den Jordanum Bruno will ich euentualiterin Weimar bestellen aus der Bibliothek zu Göttingen oder Jena.Den Brief des Ministers an den Grafen von Schmettau erwarte ich auch
noch am liebsten in originali als ein Stück meiner Acten, von denen ich
keinen Starkschen Gebrauch machen werde – wenigstens in copia.Mein Prof Aulicus Erpenbach schickte dem Philemon und seiner Baucisein Hochzeitgedicht von einem gewißen Siegfried von Goue. Die lettische
Mythologie fiel mir auf und ich erkundigte mich nach diesem Kraftmann,
der Feldmarschall oder eigentl. Ober Lieut. der hochgräfl. Steinfurtschen
Armée ist. Ich ziehe Nachrichten von diesem Manne ein, die aus dem Munde
eines Freundes ein weniger günstiger ausfiele, als die Stimme des Publici.Dies machte mich neugierig nach denOpp. omnibus und da höre daß sein
jüngstes Werk die Freymäurer angeht; in der allg. Bibl. nicht gut beurtheilt
seyn soll, und er mit einem Feldzuge gegen die reisenden Buchführer
schwanger geht. Mit genauer Noth bekomm ich von diesem Manne, der ein
Polygraph und mir völlig unbekannt bisher geblieben
Gedanken von
Monarchie und Republick
1 Theil 75 durchzulesen.
Naemah
; ein
Schauspiel in dem Geister erscheinen ein guter und ein halbschlägiger, der die
Naemah verführt, des großen Mizraim Gemalin trotz aller seiner
ägyptischen und hieroglyphischen Weisheit und Freymäurerey. Sonderbare
Verhängniße eines nunmehrigen Benedictiners vom Stande in den Begebenheiten
des Osterreichschen Grafen von S. 2 Theile Münster 784 die meinen
hochwürdigen Nachbarinnen, einer in Engl. u Ital. gelehrten Gräfin von
Meerfeld, dedicirt sind. Er hat auch prosaische Gedichte, Ode auf Gellerts
Tod, Freymäurer Reden, Duodrams und Donna Diana, ein Trauerspiel
geschrieben nebst
Betrachtungen über die Einsichten der uns
bekannten ältesten Völker
– zu einem schönen Roman ist mir noch
Hoffnung gemacht aber seine ubrigen Werke kann ich hier nicht auftreiben.
Einen Besuch des Mannes selbst habe ich mir verbitten müßen; aber seine
Producte sind mir nicht gantz gleichgiltig. Im Meusel wird wenigstens ein
completer Catalogus davon stehen.
Von der Erscheinung eines gelehrten Holländers Prof. dela Marck in
Steinfurt, wo er ein patriotisches und politisches Institut hat anlegen wollen
habe ich auch hier spuken gehört. Mein Spürhund hat 3 Bücher von diesem
Mann in einem altenCatalogo gefunden, deren Innhalt mich auch lüstern
gemacht hat, über Grotium cet. vielleicht weiß unser Freund Schenk mehr
von ihm um mir einiges Licht geben zu können. Hierum bekümmert sich kein
Mensch hier, am wenigsten Philemon und Baucis und mein Prof. aulicuskaum um meine vulnera postica, ist mit dem Steinfurtschen Rentmeister
seinem Schwager Becker stoltz vorbey geritten und hat meinem Hans wenig
Hoffnung gemacht, ansprechen zu können. –
Es ist Zeit für uns beide, aufzuhören. Tausend Grüße an Deine beyde
Schwestern Martha u Maria, an Deine lieben Kinder daheim und zu Aachen
u den Apostel Georg, auch Deinen verstummten Bruder nicht zu vergeßen,
dem es vermuthl. an einem poetischen Frühling fehlt.
Nun, Herzens F lieber Fritz Jonathan, schreib und lies Dich nicht zum
Sw Swift; sondern sey Cunctator und Festina lente. Gut Ding will
Weile haben. Quod cito fit, cito perit. Nimm Dich vor den Kretern und
ihren κακαις ὁμιλιαις in Acht, a fabis abstineto und lach so viel Du kannst
über deinen alten Sancho Pancha, der sich begnügt von
Gott verstanden
zu seyn
und ohne von
Frantz
und
Jonathan
gezogen zu werden diese
wohlthätige und heilsame Wüste kaum vor Ostern oder dem 1 April
Philemons Geburtstag verlaßen wird. Auch hier wohnen die Götter, sagte jener
Philosoph von seiner Küche.
Mein Hans Michel treibt sich um und sonnt sich; D. Raphael macht sich
aus Pernant Excerpte und ich eile in meine Arche, Wiege und mein
Kämmerlein, einen holzernen Himmel über mich u Gardinen um mich. Laß mich
schlafen, aber mein Herz soll wachen. Eßen und Schreiben auch Lesen geht
nicht mehr. Vale et faue TVO et Meis. Nolle alium nicht aliquem.Stammbuch u retour meine Briefe erwarte mit der nächsten Post um meiner
Gevatterinn antworten zu können.
Copia ob fugam vacui.S. 154. Anstand hatte ich lieber gesetzt S. 155.
Zorn
und Leidenschaft
diese
Spiam fraudem S. 157. Gnug St. war – wenn er beybehielt und
dem selben gemäß S. 162 Energie für Wirklichkeit. 167. mit
ihr
NB.S. 168 Die Erscheinungen eines refractirten Radii als p verstehe ich nicht aus
mathematischer u optischer Unkunde. Operation scheint nicht das rechte Wort
zu seyn. Den göttl. Strahl – verstehe ich nicht. Wär die Gewalt des sinnl.
Eindrucks p do S. 168, 169 der Weg nach dem gelobten Lande über eine
Eselsbrücke – doS. 168, 169.** Eine Sache die nicht ist kan sich nicht offenbaren.
Offenbarung setzt allerdings so wohl das Seyn der Sache als die Unwißenheit des
dem die Offenb. geschieht zum voraus. Nicht das
Seyn
sondern das
Attribut des HErrn der sich für den Gott des Volks erklärte wurde offenbart. Wie
lieber Jonathan, wenn Du Dir die neue Ausgabe in 4 Theilen der Etudesanschafftest u mein angestrichenes Exemplar für meine Lisette Reinetteausmustertest. Das
Ideen aufregende
eine Wendung? Ohne
Anthropomorphismus ist keine Offenbarung mögl. = ohne Fleisch u Blut. S. 170.
Die Hauptsache ist die Eigenschaft eines sich mittheilenden, gesell. Wesens.Imbecillitate hast Du ein corrigirtes Exemplar gehabt, im gedruckten steht
ein Gedächtnisfehler. Die Stelle ist aus einer Epistel des Seneca. Imbecillusein malerisches Bild von bacillus, der ohne Strebe nicht gehen kann.
S. 171. Beßer Begriffe als Lehre – so ausschlie
ßend
, so
überschwenglich. Ich kan die ομοιο τελευτα nicht leiden,
dawider wider
.
Kants Unterscheidung des absoluten u symbolischen
Anthropomorphismus, der ihm der einzige zu seyn scheint – ist ein Pendant zu den
Beobachtungen u Berechnungen der Sternkunde, die zieml. weit hergeholt sind den so
nahe liegenden Abgrund uns. Univ. aufzudecken.
S. 164*) ist dunkel u unverdaulich für mich. Ist ein lebendiger Gott =
Summa intelligentia. Da der alte Cartesianische Sauerteig Cogito ergo
sum. Ein ὑστερον προτερον Spiel (vermuthl. Wortspiel) worinn der
Deismus (der römische) allein gewinnt u der Theismus (griechische
Atheismus) – also die neue Ausgabe soll den terminum a quo et ad quemerörtern. S. 164 Signum exclamandi ein Ende der Junkerschen Verse S. 170
warum wüßten corrigirt. Wüßten oder wußten wißen scheint mir richtiger
Cetera desunt.Düßeldorf den 16ten März 1788.Vermerk von Hamann:Erhalten den 17 Geantw Oster heil. Abend den 21 im Bette.lieber Herzens Vater!
Buchholtz wird Dir seine Nachlaßigkeit schon gebeichtet haben. Ich erhielt
Deinen Brief vom 29ten erst vorgestern Abend, u konnte mich nicht darüber
zufrieden geben, was Du alles möchtest gedacht haben, daß ich nicht
antwortete, u auch das Stambuch u die Briefe nicht zurück schickte. Ich gebe nun
heute ein großes Pack für Dich auf die fahrende Post, welches enthalten
wird 1) die mitgetheilten Briefe, 2) das Stambuch, in welches wir alle
geschrieben haben, auch Freund Schenk. Das Einkleben meines Kupferstiches
besorge ich wenn ich nach Münster komme. – 3) Verschiedene Bücher,
worunter Du auch Swifts Leben v Sheridan finden wirst. Ich wünschte daß Du
dieses gleich vornehmen möchtest, damit Du gethan habest wenn ich komme.
Sey unbesorgt wegen des Verwischens deßen was ich mit Bleyfeder hinten
ein excerpiert habe; es ist bereits mit Vermehrungen abgeschrieben.
Ubrigens sorge ein wenig daß alles rein u ganz bleibe. – Was Du mir von
Deinem Befinden meldest hat mich herzlich traurig gemacht. Mich wundert daß
man Dir noch nicht die Krätze inoculiert, Dich in einen Kuhstall gebettet, Dir
Menschen Urin zu trinken gegeben, u wer weiß was sonst noch für Mittel
mit an Dir versucht hat, welche in dem dispensatorio, aus welchem Du,
wie es scheint, bedient wirst, zu stehen pflegen. Du zürnst wohl über dieses
etwas bittre Urtheil; aber ich kann nicht helfen, weil ich vor Verdruß
ersticken möchte. Gott stehe Dir bey gegen seinen Engel, u gebe daß ich Dich in
14 Tagen zu Münster wenigstens
lebendig
finde. Meinen George erwarte
ich übermorgen. Er kommt zu Pferde über Unna, Iserlohn u Elberfeld. Ich
freue mich herzlich auf den Jungen; u würde mich noch einmahl so sehr freuen,
wenn ich mehr Hofnung zu einer glücklichen Reise mit ihm nach Münster
hätte. Sie werden in dem Welbergen Deine Natur bis zur letzten Crisis
critisieren, u Dich so reinigen, daß Du nur gewiß volkommen gesund seyn
würdest, wenn Du nicht gestorben wärest. – In dem Brieflein v Buchholtz,
worin er mir seine Nachläßigkeit beichtet, meldet er nicht ein Wort v Deinem
Befinden; auch stand nichts davon in einem Biljet welches ich den Posttag
vorher von ihm erhielt; nicht ein Wink davon daß er selbst in Welbergen war.
Nun erwarte ich mit Ungeduld künftigen Dienstag, ob ich auch da nichts
hören werde. – Mit meinem eigenen Befinden ist es ohngefähr so geblieben
wie ich Dir neulich schrieb. Gestern endlich hat mir Abel ein Mittel verordnet,
worauf ich einige gute Würkung Beßerung verspüre. Heute klagt Tante
Lotte, u ich fürchte ein Flußfieber. Die Mama treibts wie gewöhnlich. Beyde
laßen Dich herzlich grüßen – – Lieber, lieber Hamann! wenn ich Dich
einmahl wieder in meinen Armen halte! – Du antwortest mir doch gleich? –
Wenn ich Dienstag munter bin schreibe ich wohl noch einmahl mit der
reitenden Post, u Du bekommst dann beyde Briefe zugleich – Ich trage Dich in
meinem Herzen. Gott mit uns!
Dein Fritz JonathanIch will die Briefe die ich Dir zu schicken haben, doch lieber unter dies
Couvert als ins Packet legen. – Nach der Mythologie, die zurück geblieben
ist, soll v neuem gesucht werden. Schenk versicherte mich damahls, sie sey nicht
zu finden.
Feste Burg oder das Haus Welbergen im
Stift Münster, Amt Horstmark, nahe beyder hochadl. Abtey Langenhorst und der
Grafschaft Steinfurt. Den 16 März, am
Palm Sonntage 88.Gestern Abend ist unsers Franzens Wagen angekommen, mein lieber Fritz
Jonathan, und ich bin reisefertig, Gott weis noch welchen Tag in dieser
stillen Woche abzureisen. Heute sind es ein rundes volles Viertel-Jahr,
daß mein das ich auf dem dem Siechenbette gewährt und
Krankenlager an Fiebern mancherley Art, an einem schle schleimhaften Faul-Gallen-Eiterungsfieberp u derl. Fiebern mehr zugebracht. Mein
Rücken wird ist auch heil beynahe heil, und ich will ihm gern unsern
Freund Orpheus kann Preis geben, mir mir den das Tactμετρονeinzubläuen; aber zu dem mir an dem es das aber meinem Ohr wie meinem
Gemüthe von der Natur scheint versagt zu seyn, die mich weder zum
Virtuosen noch Bürgermeister bestimmt hat. bisweilen tröste ich mich mit dem
AuIch tröste mich bisweilen an Zu meinem Trost fällt mir bisweilen
ich weiß nicht mit welchem Fuge der Ausspruch des heil Johannes sei ein.
War es der Täufer ich weiß nicht weder mit welchem Fuge noch ob es
der Täufer oder Apostel war ου γαρ εκ μετρου διδωσιν ὁ Θεος το πνευμα.
Mein griechisches klein in schwarz Korduan gebundenes Bengelsches
N. T. habe ich mitgenommen: Hic niger est, hunc tu Romane caueto, aber
gegen keinen Mißionair noch Exjesuiten nöthig gehabt hat sich an
meine Luthersche verstockte Seele gewagt, nothig aufzuheben mit: Statt
einer Lutherschen deutschen Bibel habe ich mich mit einer römisch katholischen
Uebersetzung behelfen müßen, die zu Augsburg 76 in gr. 8 herausgekommen,
und die ich kaum Kräfte gnug habe zu handhaben.
Mein Wirth Philemon wollte hatte diesen Morgen den
guten
Willen
ein Habicht zu schießen vor meinem Fenster der wie des Noah Rabe
sich vor vor unserer Nase hin u her flog; aber sein Schnabel hatte noch
einen
reinen
Instinct. Dafür hat macht unsere gute EngelAngela
Baucisdie Freude, einen allgemeinen Tumult Aufruhr mit der freudigen
Nachricht daß die ihre Kuh diesen Augenblick von einem kalbt, Schade!
daß ich nicht weder entlaufen noch mich darauf zu Gast bitten kann
Vermerk von Hamann:Erhalten den 21 wie ich eben den vorigen beantwortet hatte.
Geantwortet im P.S. des von neuem erbrochnen.Dußeldorf den 21ten März 1788.Ich kann Dir, lieber HerzensVater, für Deine vorgestern mit der
fahrenden Post angekommene Epistel, meinen Dank heute nur mit wenigen Worten
schreiben, weil ich Kopfweh habe, wie jetzt fast alle Morgen, welches ich zum
Theil dem Gebrauche einer Arzeney zuschreibe, von der ich übrigens gute
Wirkungen zu verspüren glaube, u noch beßere in der Folge erwarte. Gewiß
hätte ich gestern in Vorrath geschrieben, wenn ich nicht eine dringende
Arbeit mich daran verhindert hätte, über der ich schon vorgestern den ganzen
Tag geseßen hatte, u gestern wieder, vom frühen Morgen an bis Abends
um 8 Uhr sitzen mußte, so daß ich mit Noth noch eben zu rechter Zeit nach
Pempelfort zum Nachteßen kam, wo Tante Lotte dem Göttinger Fuchs den
ersten Schmaus gab. – – –
Da kommen die M Briefe v der Münsterschen Post, u die Nachricht
daß Du glücklich angekommen bist – Wie kann ich nun weiter schreiben –
Verzeih mein letzten Brief; das bittre Urtheil über Lindnern – – Ich will
alles leiden was Ihr wollt, wenn Du nur wieder gesund wirst.
Mein George ist vorgestern Abend angekomen, u es thut mir wohl in
bey mir zu haben. Wir haben überlegt daß Mama u Tante mit nach
Münster reisen können, wenn wir erst den 6ten April von hier aufbrechen. George
kommt früh genug nach Goettingen zurücken wenn er den 14ten Münster
abreist.
Meine herzlichsten Grüße an die Prinzeßinn u Buchholz. Unmöglich kann
ich ihnen heute antworten. Sage unterdeßen der Prinzeßinn, daß ich den bösen
Humor in meinem jüngsten Briefe an Dich, nicht aus ihrer Relation
geschöpft hatte; sie kann ganz ruhig darüber seyn.
Was ich Dir an Büchern noch schuldig bin bringe ich mit. Im letzten
Packet kamen sie nicht mit, weil der Stark verliehen ist; der Thurm v S u. g.
Hahn seit 3 Monathen bey’m Buchbinder steckt, u der 2te Theil v
Ardinghello einzuthun vergeßen worden ist. Wegen eines neuen Exempl v Morellet
habe ich damahls gleich geschrieben, um Dir das, welches Du in Händen hast
ge zu laßen. Dufour hat aber keins auftreiben können. Nun habe ich noch
ein altes gefunden, an dem aber Titel u vorbericht fehlen, daß ich Dir im Fall
der Noth geben kann. Ich hoffe aber Dufour treibt noch ein gutes Exempl
auf – Was sprichst Du v meinen prächtigen Bänden, da ich mir kaum halbe
Bände erlaube, u das mehrste blos cartonieren laße?
Gestern ist Starks Nachtrag angekommen. Wieder ein Band v 637
Seiten, ohne Vorrede u Beylagen. „Er könne sich, schreibt er mir, noch immer
nicht in den Miniatur Geschmack unserer Leser hineinstudieren.
NB.
Sorge, Lieber, daß ich mit umlaufender Post
Nachricht erhalte, wie Dir die Reise bekomen ist.
Schenk soll ein pro memoria über das noli me nolle zurecht machen. Ich
hatte verstanden:
Verschmähe mich nicht
; u Schenk sagte damahls
ich hätte recht, u bleibt dabey.
Von Mama u Tante kan ich Dir nicht sagen, was sie u ich möchten, daß
Du v ihnen wüßtest. Beyde sind Dir v Herzen zugethan. Meine Kinder
grüßen, u George freut sich herzlich daß Du wohl magst daß er zu Dir komme.
Zum Swift wird er sich weder studieren noch ärgern, aber ich glaube es wird
ein guter Mensch aus ihm.
Was ich von etwas intereßanten Briefen bekommen habe, bringe ich
alles mit.
Ich höre Kant hat in seiner Kr. d. pr. Vnft (die ich noch nicht habe) des
seel Wizenmanns in allen Ehren gedacht.
Die Göttinger haben nicht glauben können daß Alexis eine Uebersetzung
sey. S. die Rec., u Brief v Seyffer den mir George mitgebracht hat.
Ich herze Dich, lieber, in Gedanken, daß mir das Herz davon klopft
Dein JonathanOster heil. Abend, des Morgensfrühe im Bette
Wo
ich jetzt bin, Herzens lieber Jonathan! weist Du aus den
eigenhändigen Zeilen, die ich gleich bey meiner Ankunft in Gesellschaft des
Frühlings
den 19 d. hintennach schrieb. Der Sprung von einem vierteljährigen
Lager in
Franzens
Wagen und die Fahrt einer fast ganzen Tagesreise,
war ein wenig übereilt. Der eine fehlt durch Nachläßigkeiten, der andere
durch entgegengesetzte Extrema; und wir haben alle Verzeihung unter
einander nöthiger, als Scheidemünze zum Wechsel der Gesellschaft.
Das Mst unsers Zürchschen Joh. Caspar und das gedruckte Andenken
für meinen Sohn sind mein Frühstück am grünen Donnerstage gewesen.
Tausend Dank Ihm und auch Dir für promte Beförderung. Trotz Deiner
gegenwärtigen φφschen Muße, bleibst Du den Pflichten öffentl.
Geschäftsträger treu, die Du ehmals mit Ruhm und Ehre verwaltet hast, und wie
ich hoffe, noch im verjüngten Maasstabe verwalten wirst, wenn meine
Ahndungen nicht trügen. Meine
Ruhe
zu Vlubris wäre durch Dein dickes
Pack umgeworfen worden; also auch Unrecht hat Recht, wenn man sich Zeit
läßt den Lauf der Dinge abzuwarten, so krumm wie er auch geht.
Mein erster froher Genuß bestand in 2 Briefen, von Dir und der Diotima,die bald darauf in Person gl. einer Dea ex machina erschien, weil wir Sie
wünschten
, an Sie
dachten
, und von Ihr
schwatzten
. Sie gieng vor
dem Abendbrodt weg und ich ins Bett, wo ich bey einer Chocolade suppe
fasten muste, weil mir eine ganze Bouteille Mallaga unterwegs, ein Fuß
vom gekochten Huhn und ein Bißen Pumpernickel mit Butter zur Last
gelegt wurde. Kaum hatte ich Zeit die beyden Briefe u die Bücher recht
anzusehen als unser alter hospes zu Bürgel sich zu den Füßen wo des
liegenden Rabbi setzte, und erst um 10 Uhr zu Tisch unten gieng. Ich fürchte mich
vor der Nacht, aber der verlorne Sohn hat sich hier wider eingestellt, und
ich habe die 3 Nächte in dieser Heimath herrlich geschlafen.
Hat Dich mein vorletzter Brief, Fr. Jon. traurig gemacht, so wird mein
allerletzter Dich geärgert haben. War er nicht dicker als meine beyde
verdorrete ausgetrocknete Lenden, trotz dieser feuchten, morastigen Gegend. Am
stillen Mittwoch frühstückte ich bey grauem Tage unter den Küßen ohne
Pulver noch Pillen, stand früher auf und kleidete mich zum ersten mal wider
an, wagte es die Treppe allein herunter zu zittern und zu schleichen
überraschte die Baucis mit ihrem Philemon, der mir die Kapelle öffnen muste um
wenigstens ein teutsches P. N. in einer römischen proseuche zu stammeln.
Um 7 Uhr setzten wir uns in die Kutsche, kaum waren eine viertelstunde
gefahren, als ein zufälliger Einfall unsern Mentor Angelicus erinnerte sein
Geld vergeßen zu haben. Der Famulus angelicus muste den Rückweg nehmen.
D. Arnold holte uns ein und schwazte noch ein vale! Statt bey dem
Schultheißen Mittag zu halten, muste es bey einer alten Frau geschehen die der
Hexe zu Endor ähnlich sahe. Ein Meteor von Schulmeister wartete auf uns
und vertrieb mir die lange Weile der bestellten Biersuppe mit seiner unruhigen
Neugierde, die uns für holl. Expatrioten ansahe, oder für 3 irrende Ritter.
Die alte hospita wünschte mir 3 mal gute Beßerung und fröhliche Ostern,
ich reciproce. In der Herberge hatte der alte kranke Mann den
unaussprechl. Verdruß Dein gestohlnes Quispeldoor zu vergeßen, deßen Rückkehr
ich tägl. erwarte, und behelfe mich im Bette mit dem porcellnen
Nachtgeschirr, das mir seit dem ich
rein Waßer
saufe, unentbehrlicher als der
kleine Münstersche Almanach des Tages ist – und so kamen wir gegen
6 Uhr an, ich etwas entfremdet von dem städtischen Leben u Sitten gleich
einer mus rusticus, finde mich aber tägl. beßer in der städtischen großen Welt
und lebe so herrlich und in Freuden, daß ich morgen zu Gast mich führen
laßen will bey Me. Detten, weil mein linker Fuß eine der Bandagen trägt,
die sonst das Scapulaire meines zerfetzten Rückens befestigten. Diesen Abend
ist alles abgelegt gleich den Grabtüchern des eines Auferstandnen.
Halleluja!
Argere Dich und schäme Dich, lieber Jonathan, wenn Du willst und noch
kanst über einen locum topicum Deines letzten Briefes, der für mich und
meinen Deinen Augen apokryphisch höchst schimpflich und empfindlich ist.
Es thut mir leid daß der auf unser beyder Urtheil und Ehrlichkeit
aufgehobene und gewältzte Stein auf Dein philosophisches Seherauge so schwer
zurück fällt. Wär ich damals klug gewesen, und mir selbst treuer als den
Consiliis aulicis und sibillinischen Oraculsprüchen, hatte ich nicht die Pferde
hinter den Wagen gespannt, und vom schmalen Wege der Reinigung auf die
Heerstraße der Stärkung und Aufklärung geeilt: so hatte Dein Elysium und
Gesundbrunnen die Ehre gehabt – nun aber war sie dem feuchten sumpfigen
Thale zugedacht, und ich brachte die Kräfte des Wohllebens hieher zurück.
Mama wollte den alten Bengel
erziehen
, da es zu spät war, und er entlief
Ihrer Zucht.
Bitter Urtheil
ist heilsam, wenn es auf data und nicht
assumta und supposita beruht; dies ist aber die Erbsünde der Psilosophie,
und
gegen den Geist
reiner Vernunft, der von ihren Antipoden
gekrittelt wird. Der Anlaß Deines heftigen Ausfalls gegen meinen
Menschenverstand und gegen mein Menschengefühl der
Selbstliebe
, die mir so heilig
als
Nächstenliebe
und die Furcht eines höhern als beyde ist – war
freylich edel, köstlich, ein Excess
Deiner Freundschaft
, Deiner
parteyischen Freundschaft
, übertriebenen Wohl guten Willens; aber die
köstliche Salbe
durch eine schädliche tödl. Fliege Eccles.Also Schläge zum Dank – und nochmaligen Warnung Dich vor Deinen
philosophischen Blase und Plagegeist in Obacht zu nehmen. Meine letzte
Krisis zu Welbergen bestand in einer Anwandelung meiner ersten und
ältesten Muse, die mich dort auf einmal überrascht hat. Komt sie zu Unfall;
so must Du Gevatter seyn. Ich will das selbst thun, dafür was ich Dir zu
vereckeln bemüht gewesen seyn. Vielleicht komt ein kleiner attischer
Versuch funkelnagel neu auf die Welt über das Triumvirat und den Dictator
mit einer doppelten Zuschrift an
Jemand
und
Jedermann
. Der
Jemand soll zu Deiner Strafe kein anderer seyn als Du
autor mali
durch
Deinen Steckbrief im Museo – also bist Du im nächsten Verstande Comperezu dem Knaben meiner Sara oder Hagar. Ich will den
freudigen
Geist
des Psalmisten zu Hülfe nehmen und über Dich, mich selbst und die ganze
Welt zu lachen über die Humanität der leidigen Autorschaft.Oyslo sagte
der Stallmeister des spanischen Ritters zu seiner Hausehre. Diese Anekdote
seieh als kein Evangelium, sondern als einen Vorboten als ein
Frühlingsblümchen von Genesung an auch als ein Feigenblatt meines silentii
pythagorici in meiner neuen gegenwärtigen Lage. Wozu soll ich sorgen
daß alles mir anvertraute
rein und gantz bleibe
? Hast Du das letzte
Pack etwa versehrt zurückerhalten. Weder mit meinem Wißen noch Willen.
Mit einem blaupapiernen Bande kann es nicht so genau abgehen für einen
Bet Kranken der auf dem Faulbette oft liegen muß und sich mit seinen
volumen nach dem Lichte drehen.
Der Nachmittag des grünen Donnerstags wurde mit den beyden ersten
Monathen des Berl. Luna u dem Jänner der A. G. Z. verschmaust. Rath
Schücking kam zum Caffe u brachte mir die
Cautiones
zum Geschenk
mit, an denen ich mich gestern erbauen wolte. Zum Abend war die fromme
Fürstin u brachte mir 2 vrceos Capwein in Ihrer eigenen Tasche mit.
Gestern war mein schlimmer Tag. Marianne und Gertrudchen und
Franzens Besuch zum Trotz bin ich in der II Sectio des Sheridani, für den ich
Dich küße und umarme. So ein kritisch politisches Werk habe ich gar nicht
erwartet. Mein Collectaneen Buch ist in vollem Gange. Nun verstehe ich
den hypocrite reversed. In so gutem Verstande magst Du mich auch dem
mad Parson parallelisiren. Kurz ich bin alles was Du willst vor Freude
über ein so schönes Buch, und denke aus Swifts Herzen und Seele über
die Torrys u Whigs, Eure theologisch-politische Vorurtheile und
Parteylichkeit und Misverständniße in Kutschen mit vier und 6 Pferde, auf einer
alten Rossinante, das Dir der Bauch schüttern soll. Wenn ich nur nicht ein
Lügenprophet werde und es meiner schwangern Muse nach der Empfängnis
abermal unrichtig geht. Vor einem solchen Unglück kann die ehrlichste
Gebährmutter nicht und ihre Lusus sind den Legibus einer hohen Natur
unterworfen und unterthan –
Gestern schickte die fromme Dido ein Gebacknis, an deßen Teig der
Kritikus des reinen jüdischen diätischen Geschmacks vieles auszusetzen hatte;
dagegen erlaubte er mir ein Gläschen Cap Wein auf Gesundheit der Geberin.
Mein schlimmer Tag währte trotz der Gesellschaft des Dechanten Elias und
seines würdigen Biographen, bis Schücking kam. Die Geberin mild und D.Druffel wurden umsonst erwartet u ich hatte mir ein Biersüpplein auf
meinem Faulbette bestellt; weil sich Niemand einstellte u Schücking
fortgeschlichen war, folglich Noth an Mannschaft zum Abendbrodt,
ermannte ich mich selbst und machte Gesellschaft. Marianne trank mit uns ein
Glas von Deinem Vino de Tinto auf Deine Gesundheit in petto ohne an
unsere eigene zu denken, noch post coenam an Gäste, als NicodemusSchücking kam, noch einmal zu eßen gegeben werden muste um den hungrigen
Wolf satt zu machen, der wie ein Ascanius ohne alle mores fraß, daß ich
an Sirachs Sittensprüche und mich selbst an ihm spiegeln muste. Diesen
Morgen geht er nach Bürgel Herpen ab und ich liege noch zum letzten
Verbande habe heute die Hoffmannsche China mit Kaltwaßer angefangen, das
mir noch beßer als Mariannen thun soll.
Küß Deine Martha u Maria nebst Deinem kleinen Gesindel. Du mit
Deinem göttingschen Ritter S. George werden hier schmerzlich und voller
Sehnsucht tägl. erwartet. Macht uns keinen April. Stellt Euch wie der
Frühling und sein Welbergscher Mercurius ein im gehörigen Termino. Laß
Dich in keine Logomachien ein mit Deinem Knappen und Gott gebe gute
Gesundheit und Witterung, daß Du mittlerweile Großpapa wirst. Warte
noch ein wenig mit den aufgetragnen Küßen, bis ich aufgestanden bin, Deine
Caleçons wenigstens auf dem Leibe habe und mein kleiner Landsmann vom
barbieren aus Lingen, wo der Reformator Loen vergeßnen Andenkens sein
Spiel trieb – Auch schönen Dank und frohliche Ostern an Dein ganzes
Haus und Deinen Alltagsgast, den galanten Hofmann Schenk – Viel Glück
zur Wallfahrt nach Deinem Elysium. Veni et vide den ewigen Ahasverus,
flüchtigen Pater von Wellbergen, le vieillard dela Montagne ou plutot
de 7 Collines d’Ottocar, Ihn Selbst von Angesicht zu Angesicht und
Compp.Schäme Dich nicht; es soll all Dein kritischer Unfug vergeßen, vergraben
und vergeben seyn. Schone meine Freunde und denke an Deinen Vorrang
dieser kleinen Heerde. Viuat hodie et cras et in secula seculorum der gute
Hirte Seiner Schaafe. Viuant ad dexteram Eius; zur Linken stehen die
stößigen Böcke mit Hörnern und Klauen.N.S. Komm doch fein beladen her, wie ein Kameel, lieber Jonathan. Die
Weisshauptiana,
welche ich nicht gelesen habe
, bring zum Exempel
mit. Des S. Real Uebersetzung Thom. à Kempis, ob ich vielleicht das in
Lenglet Ausgabe 30 stehende letzte Capitel des 1 Buchs darinn übersetzt
oder wenigstens angemerkt finden sollte. Doch S. Real lebte ja lange vorher
wo ich nicht irre – Mir schaudert vor der Algebra in den Calonnianis; ach
daß Neckers letzte Schrift fertig wäre!!!!
Vielleicht bescheert der Himmel auch noui monstri quid ex Africazu Deinem Willkomm u Empfang. Doch wir wollen uns auch ohne
Zeitungen u Bücher die Zeit nicht lang werden laßen. Bleib zu nur gesund und
halte Wort und vergiß die Humanität nicht bei der Autorität.
Ich will nur den am 27 pr. angefangenen Brief an Commère C. schließen
um mich gleich wieder Deinem Sheridan in die Arme zu werfen, der mir von
der Vorsehung recht bescheert kommt; die Excerpta halten mich auf, die von
Deinen sehr verschieden sind – Dennoch hoffe ich vor Deiner Ankunft fertig
zu seyn und von dem übrigen auch das meiste zu bestreiten. Lebe recht wohl.
Ohne einen Gruß an Raphael abgetragen zu haben, erinnert er mich Dich u
Euch alle zu grüßen und empfiehlt sich bestens dem geneigten Andenken seiner
dortigen Freunde, welche zugl. die meinigen sind. HE Hofr Abel vergiß nicht.
Du bist zuverläßiger als unser liebe Frantz Alcibiades, den ich schon heute
wacker
schmackostert
habe. Ist dieser ritus paschalis auch dort Sitte,
daß der am frühesten aufsteht, dem andern ein Fell giebt.
Morgen werd ich kaum verschlafen, weil ich zu Gast gebeten bin. So was
schreib ich mir hinters Ohr. Die moralischen Pharisäer mögen mich
immerhin einen Freßer und Weinsäufer und gourmand im Scherze schelten. Leb
wohl und nochmals Gott empfohlen au revoir –Joh Ge. H.
Fortgesetzt Nachmittag
Der Brief war eben versiegelt um ihn aus den Augen zu haben als
Marianne mit Deinem letzten erscheint. Also bist Du im stande gewesen,
lieber Fritz Jonathan, die lange Epistel durchzuwaden ohne im Sande zu
ersaufen, oder Dein Kopfweh ärger zu machen. Das bittere
Coloquintengericht hat der Doctor nicht gelesen, aber Deine Submission zur Abbitte. Er
ist ein guter Mann, und zur Güte gehört et immer eine Art von Größe,
nicht umgekehrt
. Wir sehen alle mit Verlangen dem jungen Großpapa
und seinem Begleiter entgegen. Michel freut sich eines neuen Spießgesellen;
ich hoffe unsere Kinder werden wie ihre Väter in puncto der Freundschaft.
Doch mögen sie sich wißen; wir wollen uns darum nicht bekümmern und nur
dafür sorgen, daß wir uns genießen können einander zu guter letzt. Marianne
freut sich insonderheit auf die Ankunft Deiner beyden Begleiterinnen. Sie
trug mir auf selbige einzuladen, ich schützte aber meine Untüchtigkeit vor
Geschäfte an Damen, wie Moses an Pharao zu verwalten – und die gnädige
Frau auf dem Hause Welbergen – Ich freue mich von Grund der Seele
Mama und Tante zu sehen und Abbitte zu thun wegen meines pollnischen
Abschiedes.
Um durch Vorrede aller Nachrede vorzubeugen, bestehe ich
ausdrückl
.
auf dem M defecten Morellet und
wünschte nur daß Titel u
Vorbericht durch eine leserlichere Hand als meine eigene supplirt wird und
dadurch Zeit ersparen kann. An dem Innhalt ist mir gelegen und an der
Materie; die Einkleidung u Form mag mein Gagliani behalten. Also keine
weitere Umstände, um ein anderes Exemplar. Die Ausgabe kann beßer
angewandt werden und ein Verschwender wie Du muß zur Oekonomie
angehalten werden. Dergl. quid pro quo denk ich bist Du an mir gewohnt mir
Dinge prächtiger und trauriger als sie wirklich sind vorzustellen. Ich habe
keine Absicht gehabt den Bänden Deiner Bibliothek eine Schmeicheley zu
sagen. Sie kamen mir von ferne und von hinten so prächtig vor. Ungeachtet
ich sehr geitzig seyn muß, gebe ich doch einem Engl u Franz. gern gantze
Bände. Den Nachtrag von Stark bringst Du wohl mit. Die mit rother Dinte
angemerkte Sorge war bereits erfüllt. Ich befinde mich Gottlob nun mehr
als 3 Tage beßer, als bey meiner Ankunft. Worinn besteht die gegenwartige
Arzney, die Du brauchst. Ich bin auch ein wenig in der lateinischen u
griechischen Küche jetzt bewanderter als ehmals. Kennst Du auch schon die
Simaruba, welche auch ein paar mal versucht.
Ich freue mich eben so herzl. Deinen Sohn zu sehen und wünsche Dir viel
Freude an Ihm u Seinen Geschwistern zu erleben. Mit meinem habe mich
wegen der Abschrift der Bondelischen Corresp. wacker herumgezankt und wir
hätten beynahe beyde vom Leder gezogen. So brav bin ich auf alt meine
alte Tage geworden –
Die Freundschaft sey ein milder Wein, der uns erwärme, aber nicht
erhitze, bis zum Herzklopfen. Ich kann die Recension der Gött. Zeitung von
Alexis nicht sehen, aber die in der lateinischen habe gelesen.
Dein Name wird sehr gemein gemacht; ich will ihn nicht entweyhen durch
meine Zueignung an Jemand. Pulcrum est
digito
monstrari – Frohliche
Ostern mit den Deinigen, wie mit den meinigen. Gott gebe bald mündl. mehr
– und weiter zu kommen.
Entschuldige mich wenn und wo und wie Du kannst gegen alle Dir
bekannte meine Gläubiger denen ich ohne meine Schuld Antworten schuldig
bleiben muß. Hat Prudentius die Pfarre im Weimarschenorms nicht
bekommen? Vale et faue Seni Tuo! Ich freue mich auf die Deduction, die
nicht à la Stark et à la Nicolai sondern à la Schenk seyn wird – a Dio.Kennst Du schon das Stück über Völkerkunde über Hume?
Adresse:HErrn / HErrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu /
Düßeldorf
Ddorf den 25ten März 1788Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 –
Geantw. am Sonntage Quasimodogeniti den 30 –lieber Herzens Vater!
Ich bin heute mit einem argen Swindel aufgewacht, u darf nicht
schreiben, wenn nicht gewiß ein heftiges Kopfweh folgen soll. Gestern vormittag
kam mein Fritz aus Aachen, u gleich nach Tische Dohm. Sie hatten
zusammen eine Reise nach Creyfeld u Duisburg üb unternommen. Fritz gieng
alsdann auf einen Tag nach Eßen, u hier wollten sie wieder
zusammenstoßen u 2 Tage bleiben. Der Besuch war mir angenehm; wäre ich nur
gesund. Um nicht leer vor Dir zu erscheinen, schicke ich Dir 1) eine Antwort
v Boie, auf eine Anfrage wegen Dohm, zu der Du mich veranlaßtest. 2) ein
nachheriges Schreiben v mir an Boie. 3) Eine Replik auf den Artickel über
Anonymität im Febr der B. MthsSchrift. Bey dieser Gelegenheit habe ich
Dich, nach meiner Gewohnheit nicht allein beraubt oder geplündert, sondern
auch, gegen meine Art, bestohlen. – – Eben erhalte ich Deinen Brief, mit
vier andern. Ich habe mich nicht bändigen können, sondern versuchen müßen
in Deinem Briefe hier u da zu lesen. Du Lieber, Lieber Lieber Du! – – Ich
habe Dir vornehmlich wegen meiner Reise mit Mama u Tante schreiben
wollen. Mama kann nicht mitkommen wenn sie nicht auch Max u Clärchen
mitbringen darf. Da solltest Du
anstelliger
Mann nun überlegen u
rathen, ob das geschehen könnte. Clärchen könnte mit Martha u Maria in
einem Bette schlafen, wenn das Bette etwas groß wäre. Max u George auf
einer Matratze auf der Erde in meinem Zimmer. Wir hatten an den beyden
Zimmern, wovon ich das vörderste vorigen Sommer eingenommen für uns
alle genug. Von Dir bin ich überzeugt daß Du Mariannen nichts wirst
aufbürden laßen, was ihr zu schwer fällt, zu mahl da sie, wie ich höre, wieder
guter Hoffnung ist. – Grüße Buchholtz u die Prinzeßinn, u entschuldige mich
besonders bey der letzteren daß ich ihr heute nicht schreibe. Ich danke Gott daß
Du so wohl bist. Auch mit mir wirds bald beßer werden. Am Freytag
schreibe ich wieder. – Mich freuet daß Du an Sheridan so viel Genuß findest
als ich daran gefunden habe. Das Hypocrite reversed, glaubte ich, kanntest
Du aus der Briefsamml hinter Popes Werken. – Ich bin nicht ohne
Hoffnung Dir das neue Buch v Necker zu bringen, welches würklich heraus seyn
soll u ein Deus ex machina seyn soll, wie die Starkische Orthodoxie.
Das Stück Volkerkunde über Hume ist mir unbekannt, u kenne ich den Prof
Quanz nicht den Mad Courtan bey dieser gelegenheit nannte – Kants neuem
Buche sehe ich mit Verlangen entgegen. Er erklärt darin, daß wenn man
seinen transc. nicht annehme, der Spinozismus das bündigere System sey. –
Die Rec v Ardinghello, u v Herders Gott in der Allg. L. Zeit, sind v Einem
Manne,
Rehberg
in Hanover. – Ich muß durchaus aufhören zu
schreiben. Grüße Raphael u Joh. Michael. – Ich herze Dich! –
Dein Fritz JonathanMünster Dom Quasimodog. den 30 März 88 auf dem Bette.Herzenslieber Jonathan
Du wirst mit allen Deinigen willkommen hier seyn. Gleich wurde bey
Empfang Deines letzten Briefes der Ueberschlag und die Anordnung gemacht
ohne die geringste Schwierigkeit, eine einzige Rücksicht ausgenommen, die
gestern eben so zuverläßig entschieden werden konnte. Marianne war wegen
ihres abgehenden Gesindes in Verlegenheit wegen einer Magd, diese ist auch
gestern nach Wunsch – und alles ist bereitet zu Eurer Ankunft auf den 6.
wozu Gott Dir gute Gesundheit schenken und alle Schwierigkeiten so
glücklich heben wolle, wie hier geschehen ist.
Ich wollte schon gestern schreiben; aber die Fürstin mit Pericles kam zum
Besuch und ich eilte mit Briefen über die Schweitz fertig zu werden;
nach der französischen Uebersetzung, die mir unvermuthet in die Hände fielen
und mich ganz hinrißen. In Deiner Bibliothek werden sie hoffentlich nicht
fehlen. Ich muß das Bette hüten wegen des
kalten Bades
für meine
Füße, die dadurch wider mein Vermuthen sichtbar gestärkt werden. Der
Sprung aus einem vierteljährigen Krankenbette in eine Kutsche zu einer
Tagereise war zu plötzlich, und ich war auf diese Geschwulst mehr zubereitet
als mein geliebter Artzt Lucas, der vielleicht be schon unterwegens seyn
wird bey Eurer Ankunft. Er eilt nach
Berlin
und ich kann mit guten
Gewißen nichts seinem ernsten Entschluß entgegensetzen; denn was hat er
nicht
alles für mich gethan
? Heute mache ich den
ersten
Versuch
auszugehen und mit unserer Familie bey der frommen Fürstin zu speisen. Meine
Entkräftung ist unglaublich und beynahe unaussprechlich, besonders eine
Treppe zu
steigen
. Mit meinem Appetit habe ich noch immer zu kämpfen,
und tägl. Erinnerungen meines harthörigen und eigensinnigen Magens
auszustehen, der weder sein Abstine noch Sustine lernen will. Die Abwesenheit
des Raphaels wird vielleicht auf meine Einbildungskraft beßer wirken, als
seine Gegenwart; wenigstens speiset sie mich mit den unwahrscheinlichsten
Hofnungen und Erwartungen ab.
Mit allen Deinen Büchern bin ich Gottlob! fertig. Mit dem Biographen
Sh. und seinem Helden wurde ich gegen das Ende misvergnügt. Für einen
solchen Preis wünschte man sich ein Cretin und walliser idiot zu seyn, als
Sw. Talente, und ihren traurigen Ausgang, Erfüllung seiner Ahndungen:
I am a fool! Was für ein Spiegel und zugl. Riegel, uns weiser zu machen –
Ecce homo!Eben so widersprechend bin ich durch
Calonne Schriften
begeistert
worden, deren Innhalt mich wenig zu interessiren schien, der aber alle
Eindrücke des Starkschen Rechts und Handels und Wortwechsels mit der
berlinschen Schule vielleicht ausgelöscht hat. Mein
esoterisches
Urtheil
über den Brandenburgischen Necker, bekommt nun fast das Uebergewicht
über mein exoterisches, dem ich mich bisher mehr mit Leidenschaft als
Gewißenhaftigkeit, mehr mit
Fleiß
als aus
Instinct
überlaßen. Unter
allen Arithmetiken ist die politische die allerverdächtigste für mich. Mit
Zahlen
läßt sich alles machen was man will, wie mit
Wörtern
; ich
bin gegen alle mathematische Beweise, in petto mistrauisch. Ein Financiermuß einem
Gesetzgeber
ähnlicher, als ein Banquier seyn. Das neueste
Werk des Neckers wird meinen Einsichten angemeßener seyn, und ich warte
zum
Abschluß meines Vorurtheils
desto ungedultiger darauf. Auch
Calonne scheint ein hypocrite reversed gegen seine Antagonisten zu seyn.
D. Quandt steht in der Brochure dela Litterature allemande angeführt,
war ein Vorfahr des nachherigen Oberhofpredigers Stark und das schläfrige
Haupt der Orthodoxen gegen die Pietisten, die unter Fr. Wilhelm den
Meister spielten, und gegen die Hallenser. Er besaß eine außerordentliche
Beredsamkeit der Minen und des Körpers – Als Kronprintz war Salomo
genöthigt immer ein Zuhörer von ihm zu seyn, weil Qvandt sich immer
hören laßen muste, wenn der König nach Preußen kam. Von seinen gelehrten
Diebstälen u von seinem Geitze hat man noch eine Menge bey uns laufender
Mährchen u Erzählungen
– auch viele Abschriften von seinen
Predigten. Er hatte den Eigensinn nichts drucken zu laßen, als eine Bibel
mit
u
ein Gesangbuch
ohne
Vorrede. Sein natürl. Phlegma vertratt zugl. die
Stelle der Politique. Mündlich mehr von ihm. Wie ich Ihm zu Deiner
Anfrage Anlaß
gegeben, kann ich mich eben so wenig mehr besinnen als
zum
Briefe an Boie
? Mein alter Kopf ist wie ein Sieb, in dem blos die
Kleie zurück bleibt, und alles übrige durchfällt ich weis nicht wohin? Boiens
Versuch gefällt mir beßer als Dein punisch-hannibalischer Groll gegen die
-
iner
zum Vortheile der -
aner
. Es geht, wie bey den Whigs u Torys
und wie bey allen Neckereyen zwischen Vernunft und Leidenschaft. Brauch
lieber Jonathan, Deine beyde Ohren für beyde Parteyen – und
trink
tiefer
, um
nüchtern
zu werden.
Ich lese mit eben dem Hunger und unersättl. Geschmack, als ich
eße
.
Zufällig komt mir
Sailers Glückseeligkeitslehr
in die Hände, und
ich habe den ersten Theil beynahe verschlungen. Die Fürstin hat mir des
würdigen Manns
Logik
geschenkt, auf die mich im Geist freue. Dies
erinnert mich an sein Mährchen in
Deinem Pack
, das Du, ich bitte Dich
inständigst darum, mir schlechterdings verschaffen oder verzeihe mirs! ersetzen
mußt, um den Credit eines
anstelligen
Manns nicht zu verlieren, den Du
mir aufbürdest, und beßer verdienst –
Eine kritische Freundin war mit Deinem Wortspiel auf die
Luna
und
den blauen Mantel nicht zufrieden, um mit Deinem beßern Geschmack an
Realismus zu streiten. Ich habe die Schande deßelben auf
mich
genommen. Mit dem Lappen aus den Kreuzzügen bin ich noch mit mir einig, und
ich wünschte, daß die Drohung u der Trost prophetisch wäre und erfüllt
würde. Deine Mittheilung ist ein
Wort zu seiner Zeit
, zu dem ich gern
mein Imprimatur hinzufügen möchte, und mir dafür ein Exempl. so
bald es
da ist
, verspreche oder erbitte. Meine Wehen sind gantz unterdrückt
worden, haben wenigstens aufgehört, weil sie vermuthlich
falsch
waren. Daß
Mama und Tante Deine lieben Kinder mitbringen würden und
müsten
,
habe ich in meinem Sinn als vorausgesetzt angenommen. Hans Michel freut
sich darauf, und hat gestern das Fechten, Keuleschwingen und pangefangen. – –
Aus dem Bette und angekleidet.Ich bin verspätet mit Aufstehen, habe mich früher gemeldet – muß also
eilen über Hals und Kopf. Pfenninger über das N.T. habe selbst. Deines
würdigen Oheims Buch ist das letzte vom überschickten und ich hoffe heute
damit fertig zu werden.
Unser liebe Franz hat seine Osterandacht gehabt und ich rechne darauf
mit seinem neuen Beichtvater, dem Observanten Schnesenberg zu speisen,
der des ehrl. Fuchs Stelle vertritt.
Tausend Grüße, Küße und Wünsche an die lieben Reisende und den
herzlichsten Willkommen an alle sämtlich und sonders Mama und Tante. Alle
übrige Freunde, den ältesten Tiro-Schenk p Lebe wohl auf glücklich und
fröhlich Widersehen!
Zusatz von Bucholtz:liebster, ihr kommt also, und das ist mir recht lieb. besonders freut mich,
dich zu sehen, und oft zu sehen, obschon du einen so strengen und gewiß
unrechten allgemeinsatz am ende deiner antwort an boje sagst.
den 30 ten märzmit ganzem herzen dein Franz.gruß von amalienDdorf den 30ten Marz 1788.Vermerk von Hamann:Erhalten den 2. April. Geantw
eod nebst einem P.S. des D. Raphael zum
Vale et faue!lieber HerzensVater.
Da hast Du Neckers neues Buch, welches ich Dir schicke, ohne es selbst
gelesen zu haben. Zugleich hätte ich gern Starkens Nachtrag geschickt; aber
ich habe noch einige Blätter darin zu lesen, u dann will auch Schenk es gern
ansehen. Mein Befinden ist seit vorgestern merklich beßer geworden. Wir
sind in vollem Ausziehen. Die 3 letzten Tage dieser Woche habe ich mich
jämmerlich plagen müßen, den Saal u das Speisezimmer zu Pempelfort mit
Kupferstichen u Gipsköpfen auszuzieren. Nun bin ich an der Bibliothek. Da
v einer neuen Ordnung der Dinge die Frage ist, ist es gar nicht der Rede
werth was ich thun
laßen
kann. Das schwerste ist aber nun geschehen, u
alles auf das genaueste angeordnet. Du mußt durchaus noch einmahl nach
Pempelfort kommen, u sehen wie es nun da aussieht.
Du schreibst in Deinem letzten Briefe von einem Buche das ich mit nach
Münster bringen soll,
welches Du noch nicht gelesen hättest
, u
weder ich noch Schenk kann heraus bringen was es für ein Buch ist. Ich will
versuchen Deine Züge nach zu machen: Die Welss hauptione,
welche ich
noch nicht gelesen habe
, bring zum Exempel mit.
Ich sehe zuversichtlich Nachrichten v Dir mit nächster Post entgegen.
Du wirst Dich eines Vorschlags von Schloßer zu einer Zirkular
Correspondenz erinnern, den ich höchst ungern annahm. – Ich schicke Dir den ersten
Zirkel Brief, der manches enthält was Dich ergötzen wird. Seitdem habe ich
keine neue Anfechtung gehabt. Aber schloßer meldet, daß er doch ehestens
wieder ein Scriptum aussenden werden.
Ich habe nicht das Herz mich auf die Gevatterschaft, wozu Du mich
einladest, zu freuen, bis ich das Kind auf dem Arm habe – Du kriegst aber,
wenn es nicht zur Welt kommt etwas recht arges von mir zu hören.
Ich herze Dich, Du lieber! – Grüße in meine Seele was zu Dir gehört
Dein Fritz Jonathan.
Münster
den 2 April 88 um 4 Uhr / Nachmittags.Herzenslieber Fritz Jonathan, nach einem doppelten Fußbade mit kaltem
Waßer, das meinen schwachen Füßen sehr wohlthätig zu seyn und zu werden
scheint, lag ich noch im Bette, und Franz lag saß neben mir, als Marianne
wie ein Engel Gottes mit Deinem Päckchen erschien. Franz erhielte die
Erlaubnis es zu erbrechen, ich ließ ihm das Buch und hielt mich an Deinen
Brief und die geschriebene Beyl. die ich mit mannigfaltigem Vergnügen
überschaut habe; abeyr y o n ist mir ein unauflöslicher Chiffre. Der
meinige betrift die von mir noch nicht gelesene Schriften des Ex-illuminaten
und Illuminanten Weisshaupt = Weisshauptiana. Sein Realismus und
das reformirte System des unterirrdischen Lichtordens.
Ich bin mit den ersten IV Kap des Neckerschen Buchs fertig, und möchte
Dich vor Liebeshunger freßen, daß Du Dir selbst den Genuß entzogen und
mir denselben gegönnt hast. Ich war schon gantz auf Calonne Seite und Du
hast das Urtheil meiner schwankenden Seele wieder zum Gleich- oder
vielmehr Uebergewicht gebracht. Mein Kopf ist so erschüttert von dem Inhalt
und dem Ton dieses Neckerschen Meisterstücks, daß ich ein paar Zeilen
schreiben muß, um nicht in meinem Laufe zu stürzen. Hier ist schon alles auf EmEuren Empfang eingerichtet, und Ihr werdet mit offenen Armen von uns
allen erwartet, unter denen ich nicht der letzte noch unterste seyn will noch
seyn kann.
Mein lieber
Raphael
hat bereits die Post auf den Sonnabend bestellt
und wird also dem Fest Eurer Erscheinung nicht beywohnen, als dem Geiste
nach. Gottes reicher Seegen begleite Ihn wie meine Wünsche, die mit der
Abnahme meines Lebens zunehmen und niemals aufhören werden. Fast möchte
ich schwören, daß Seine Abwesenheit mir vortheilhafter seyn wird, als Seine
Gegenwart – wie es den guten Wittwen mit ihren seel Männern geht. Er
ist spatzieren gegangen und kann also mir weder persönlich, noch mündlich
seine Gesinnungen auftragen, für die ich aber
Bürge
bin vermöge der
Gemeinschaft unter
guten Menschen
und
ehrlichen Freunden
durch
den
Geist
, für den es keinen Unterschied der Sprachen und Zungen giebt –
Wir speiseten Dom. Quasimodogen. bey unserer frommen Fürstin, die
ich lieber Philotea als oder Jelänger jelieber nennen möchte als Diotimemit dem Haagschen Platon. Ich habe heute des seel. Franciscus d von
Sales Schrift die Siegelstücke angefangen, und erbaue mich alle Morgen
aus Sailers vollständigem Lese und Gebetbuch, in das ich arger als unser
Johann verliebt bin, nachdem ich seine
Glückseeligkeitslehre
kennen
gelernt habe.
Ich mache mir ein Gewißen draus, diese Woche auszugehen – Das
Gewißen liegt aber an meinen Füßen, die eine Unvermögenheit noch haben,
welche mir unerklärlich (irreparable) scheint. Kopf ist heiter, der Puls
schlägt gut, wird alle Tage stärker und freyer. Ob otium und cibus alienuseine solche Wirkung thun können, daß ich mich zu den Quasimodogenitisrechnen kann, weiß ich nicht. Was ist am wißen gelegen, wenn man genießen kann.
Meine Lüsternheit bey meinem Rückwege Dein Elysium widerzusehen,
wenn es auch nur auf Einen Mittag als ein Gespenst seyn sollte, ist mir schon
lange vor Deiner Einladung in den Sinn und zum Entschluß gekommen. Ich
kann mir aus der alten Leere keinen Begriff von der neuesten Fülle machen –
Du hast Recht, mit der Gevatterschaft sieht es sehr mißlich aus. Ich mag
lieber Gast, als Wirth seyn und bin zu letztem gar nicht gemacht, weil ich
selbst Koch spielen müste muß.
Laß
alles thun; das Spiel ist in guten
Händen, und Du wirst Deine lange Weile wohl beßer anzuwenden wißen.
Gottlob! daß ich harthörig bin und es von Tag zu Tag mehr werde. Ich
werde zu all Deinen Scheltworten den Kopf nicken und lachen, ohne in meiner
Philosophie, mi ihren Stoicismo und Cynismo mich irre machen zu
laßen
. Auch Zusehen ist eine Arbeit.
Pericles hielte mir eine schöne Vesper vorigen Sonntag und schenkte mir
seine Schulverordnung, die Sprickmann eingekleidet, und er entworfen hat.
Von seinen Gedanken uber das
Gefühl der Wahrheit
bekante er sich
selbst als Verfaßer. Ich habe beide Montag zum Frühstück durchgelesen u
Necker p. 79 in meinem Exemplar notirt.
Von dem Einfluß
der Religion in das Finantzwesen
kann
freylich ein Necker schreiben; aber ich kenne einen abgedankten Zöllner, und
vielleicht mehr als Einen – aber ein solches Sujet wie ein Hofmann zu
behandeln, dazu ist nur ein Necker geschaffen oder ausgebildet. Hic Rhodus hicsalta. Laß mich weiter lesen – oder den Blutygel sich vollends dick saugen,
biß das Buch aufhört.
Ach lieber Herzens Jonathan Gott seegne Dich und bringe Dich mit Deiner
ganzen völligen Reisegesellschaft unter Begleitung des Ritters St. Georg
glücklich und gesund in unser Haus und in unsere Arme. Dein alter ewiger
Jude. HamannZusatz Lindners:Ohne es gelesen zu haben, sage ich hier Amen zu dem, was Hamann geschrieben,
um zugleich ein dürftiges, aber herzliches vale et fave für den anzuschließen, dessen
Bild meine Seele immer u allenthalben hegen und pflegen wird.
G E Lindner.Ich erwarte nichts mehr mit
der Post
, sondern Dich selbst, etwa noch
wenn es angeht die chinesischen Sachen, die ich noch ansehen wollte. im
Deguignes. Das übrige, so Gott will, mündlich. Ich muß pausiren – DEVSnobiscum omnibus!Pempelfort den 22ten April 1788.Vermerk von Hamann:Erhalten den 23Grüße Dich Gott, Du Lieber!
Ich bin, ohne alle widrigen Zufälle, Sonntag Mittag, um halb Eins,
glücklich hier angekommen. Freund Schenk empfieng mich mit einem
Exemplar v Schloßers Seuthes, u der Versicherung, das Buch würde mir nicht
wenig Freude machen. Ich fragte ob nicht mehrere Exemplare da wären,
damit Dir gleich eins geschickt werden könnte. „Nur eins für Sie u eins für
mich, antwortete Schenk, aber ich will das meinige schicken.“ Dieses ist nun
Sontag Abend auf die fahrende Post gebracht worden, u ist, bey Empfang
dieses Briefes, entweder schon in Deinen Händen, oder Du erhältst es doch
gleich nachher.
Ich bin etwas krank, lieber Vater, hoffe aber, es soll beßer ablaufen, als
ich gestern fürchtete. Ich hatte etwas Fieber; das innere des Mundes an der
rechten Seiten war mir sehr geschwollen; im Halse setzten sich Drüsen; Kopf
u Augen thaten mir empfindlich weh, u es war mir überall nicht recht. Heute
geht es mir zwar nicht viel beßer; aber es ist genug daß es nicht schlimmer
geworden ist; u ich habe nun guten Muth auf morgen.
Heute werde ich wohl nichts von Euch vernehmen, es wäre denn daß mein
Manuscript sich wieder gefunden hätte. Grüße Buchholtz u Marianen von
uns allen auf das herzlichste. Ich hätte Buchholtzen gewiß geschrieben, wenn
nicht meine Unpäßlichkeit dazwischen gekommen wäre.
Dein Arzt Druffel sprach mir von einem hiesigen Arzte, seiner
Gelehrsamkeit, seinem Verstande u Character mit so vielem Lobe, daß ich bedauerte,
seine Bekantschaft nicht schon gemacht zu haben. Hierauf sagte Druffel, er
wäre dem Doctor Jansen eine Antwort schuldig, u er würde ihn bey dieser
Gelegenheit ermuntern, mir einen Besuch zu machen. Nun höre ich aber v
Schenk daß dieser Jansen ein platter Mensch ist, u wünschte mir also sehr
mit seinem Besuch verschont zu werden. Sey also so gut, Lieber, u sage
Druffeln,
so bald Du ihn siehst: Ich wünschte, aus gewißen
Ursachen, daß er in seiner Antwort an D. Jansen meiner
nicht gedächte, u ihn auf keine Weise ermunterte meine
Bekanntschaft zu suchen
.
Goethe hat Rom verlaßen, u ist auf dem Rückwege; man erwartet ihn zu
Weimar in wenigen Wochen. So schreibt mir, aus Weimar, ein Freund v
Goethe u Herder, der Bergsecretair Voigt. Ich freute mich dieser Nachricht
besonders um deinetwillen. Du wirst also, so Gott will, auch diesen
Gegenstand Deiner Reise nicht verfehlen.
Hier ist alles grün; aber ich fürchte wir behalten kein Blatt; wegen der
Menge von Maykäfern.
Neckers Buch habe ich angefangen, u ich kann nicht sagen welche Freude
es mir macht. Ich bin aber erst bis S 138 gekommen.
Mich verlangt nach Deinem Urtheil über
Seuthes
, vornehmlich auch
deswegen, weil es nicht mehr als billig war, daß Schloßer mir ihn dedicierte.
Morgen Abend gebe ich die Bücher, die ich Dir zu schicken versprochen habe
auf die fahrende Post, u schreibe mit der nächsten reitenden unfehlbar an
Amalia, die ich dich
aufs beste
von mir zu grüßen bitte.
Lebe wohl Du lieber Liebender Du! Du Freund, wie ich keinen weiß und
kenne! –
Von ganzem HerzenDein Fritz JonathanAdresse:An Herrn J. G. Hamann / Abzugeben bey / Herrn Franz Buchholtz /
Erbherrn zu Welbergen / zu / Münster
Pempelfort den 23ten April 1788.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 –lieber Herzens Vater, Freund und Hamann
Du wirst meinen Brief von gestern u das Packet mit dem Seuthes erhalten
haben. Meinem Versprechen gemäß gebe ich heute folgendes für Dich auf
die fahrende Post
Starks Nachtrag
Januar 88 des. D. Museums, welches Stück }
Schloßers Erklärung über Cagliostro enthält } zum Behalten.Correspondance de Necker avec Mr de Calonne
Condillac, Essai sur l’origine des connoissances humainesJohnson’s Lives P. III. (wegen Swift.)
Diese 3 Schriften bist Du so gut, nach davon, mit Gemächlichkeit
gemachtem,
hinlänglichem
Gebrauch, auf dem Postwagen zurück
zu schicken.
Ich lege bey
1 Reimarus, über medizinische ZwangsOrdnung, für HE Doctor
Druffel, zum Behalten.
2 Ein Packet für die Prinzeßinn. Du bist so gut dafür zu sorgen, daß
es gleich an ihr Haus gebracht, u die Beförderung nach Angelmodde
empfolen werde.
Mit meiner Gesundheit geht es wieder ziemlich gut. Ich bringe meine Zeit
ordnen u Briefschreiben zu, und lohne mir die Mühe mit Necker. Heute früh
war ich daran Goethen, dem ich nicht entgegen reisen kann, entgegen zu
schreiben, als man mir von der Post die Allg. Lit. Zeit. brachte, mit einer langen
Recension meines David Hume. Darüber ist der Brief an Goethe liegen
geblieben, weil ich nachher andre dringendere Briefe zu schreiben hatte. Die
Rezension schicke ich Dir übermorgen mit der reitenden Post, so daß Du sie
vielleicht noch vor diesem Packet erhalten wirst. Du schickst sie mir dann
Sonntag Abend mit der reitenden Post zurück.
Buchholzen, Marianen, u meinem lieben J. Michael, die herzlichsten
Grüße.
Dein Fritz Jonathan.Ich bin nicht ohne Hoffnung daß mein Goettinger Student das
Manuscript mit genommen hat; denn mir fehlen auch 2 Bücher aus denen er blos
die Titul abschreiben wollte, um sie im voraus in Göttingen zu bestellen u
binden zu laßen – dem werde ich den Kopf waschen!
Adresse:An Herrn
J. G. Hamann
. / Abzugeben bey / Herrn Franz Buchholtz,
Erbherrn zu / Welbergen / zu / Münster / Nebst einem Packet /
gezeichnet H. H. libriPempelfort den 25ten April 1788.Vermerk von Hamann:Erhalten den 26 –lieber HerzensVater!
Ich habe vorgestern Abend ein Packet an Dich, mit einem kurzen Briefe,
welcher die Factura enthält, auf die fahrende Post geschickt, u hoffe es ist
morgen, vor Ansicht dieses, schon in Deinen Händen. In dem Briefe versprach
ich, daß ich heute, mit der reitenden Post die Rezension meines Gespräches
über Idealismus u Realismus nachsenden wollte, welches ich hiemit erfülle,
und ein zweytes Blatt, welches die Rezension v Starkens Nachtrag enthält,
beyfüge. Du wirst so gut seyn, mir beyde Blätter Sonntag Abend mit der
reitenden Post zurück zu schicken, weil ich diese Zeitung mit sieben andern in
Gesellschaft halte, u nicht zu lange warten laßen darf. Ich bin nicht im
Stande meinen Rezensenten zu errathen. Vielleicht kann Boie mir ihn
entdecken.
Mein Kutscher ist von der Post zurück gekommen, u hat keine Briefe v
Münster mitgebracht, welches mich ein wenig beunruhigt, wegen Deiner
ausdrücklichen Verheißung, daß ich mit der heutigen Post Briefe v Dir erhalten
sollte.
Gestern erhielt ich einen Brief v Baron Hirschen, den ich Dir, der
Sonderbarkeit wegen überschicken. Den Brief erwarte ich zurück, das
Avertißement aber kanst Du behalten, u Dich gelegentlich bey Deinem Doctor u der
Prinzeßinn damit breit machen.
Einliegenden, unter einem bloßen Couvert angekommenen BlBeiyschluß an Lindner, muß ich Dir zur Besorgung überschicken, weil ich seine
Adreße nicht weiß.
Für heute muß ich es hiemit genug seyn laßen, um noch ein paar Worte
an die Prinzeßinn zu schreiben. Ich hoffe Sprickmann hilft für Deine
Gesundheit sorgen. Grüße ihn wenn Du ihn siehst.
Künftigen Posttag, so Gott will mehr. Die herzlichsten Grüße an Buchholtz
ewig Dein FritzJonathan – GamalielAct. V.vergl. m. d. Allg.L. Z. No 92.Ich habe dem Goettinger Studenten zum Theil Unrecht gethan; die 2
Bücher haben sich,
am unrechten Ort
gefunden. Mama Lene versichert, das
Manuscript sey gewiß nicht unter seinen Sachen. Doch werde ich anfragen.
von Hamann notiert:Zurückgeschickt die beyden Abhandlungen des Bercley den 2 Theil v
S. Pierre Reisebeschreibung nebst Wizelmanns gedruckten Abhandl. von
der Fürstin, auch das Ende meiner Vorlesung über das Sp. Büchlein.M. den 27 Apr. Rogate 88Vermerk von Jacobi:empf d 28 Apr beantw d 29 t.Liebster Fritz-Jonathan-Gamaliel!
Gottlob! daß Du wider wider hergestellt bist. Ich bin heute so kraftlos
aus dem Bette aufgestanden, daß ich mich kaum zu rühren im stande bin. Ich
habe mir die ganze vorige Woche ziemlich angegriffen mit stätiger Arbeit.Den 21 d kam D. Arnold K. hier und reiset morgen früh ab. Den 23 erhielte
Dein erstes, eine Stunde drauf die Beyl. der fahrenden Post, als ich eben
Einl. beantwortete. Das Gespräch muste erst verschlungen werden. Mein
guter Wille war Dir noch den selben Mittwoch zu schreiben; es wurde mir
aber unmögl. Gestern kam Dein
zweites
mit einem noch dickeren Pack an.
Ich habe die Allg. Litt. Zeitung gleich gelesen und diesen Morgen im Bette
widerholt
aber eben so wenig verstanden, als Franz. Vielleicht hat mir
dieses Frühstück den Magen verdorben oder die Flügel gelähmt. Nach dem
Grunde Deines neuen Namens habe in der Qvelle gesucht ohne ihn deutlich
finden zu können; es wäre denn daß Deine Gesinnungen für die
schalen und
seichten
auf ihre Unwißenheit und Gedankenlosigkeit stoltzen Schriftsteller,
mit Gamaliels für die Jünger u Apostel ähnlich wären. Melde mir, ob ich
dies recht verstanden habe. Ob es lohnt gegen das
unüberwindliche
Aergernis verwirrter Köpfe
länger zu kämpfen? Es macht mich
traurig und schlägt mich nieder, nur daran zu denken. Durch einen
speculativen Geist und eine attische Beredsamkeit läßt sich die taube Otter nicht
beschwören. Simsons Füchse und sein Eselskinnbacken – die euklidische
Demonstration und platonische Mausfalle ist auch nicht mein Geschmack und
in Ansehung der letzteren mag Dein Recensent nicht gantz Unrecht haben, daß
die Kunst sich selbst schadt; gegen Sophisten aber brauchbar ist. Mein
Vorurtheil für Monarchie ist Dir bekannt, liebster Gamaliel. Bey aller
Verschiedenheit der Formen giebt es eine Einheit ihres guten und bösen Geistes von
denen sie getrieben werden gleich den Wunderthieren und Rade im Ezechiel.
Ich bin aber nicht im stande, ein vernünftiges Wort heute zu schreiben und
den Knäuel meiner impliciten Begriffe oder Ahndungen, wie Du es nennst
zu entwickeln. Eine vollkommene Republick ist ein Mährchen wie das von der
Atlantis. Viel Köpfe, viel Sinnen. Bey aller optischen Mannigfaltigkeit, ist
eine physische Einheit, und bey aller optischen Einheit eine physische
Mannigfaltigkeit. Die Nacht hat viele Sonnen nöthig, der Tag an einer gnug.
Distingue tempora et concordabit Natura et Scriptura. Der Schlüßel von
beyden fehlt und liegt im Brunnen der
Wahrheit
. Was ist Wahrheit?
und dennoch ist die
Bestimmung
des
Monarchen
nichts als ein
Zeugnis derselben – – zu dem man geboren und gesalbt seyn muß. Conf. Joh.
XVIII. 37. Die ganz offenbare Unordnung und Verwüstung der ursprüngl.
Vernunftanlagen durch die äußern Weltumstände ist aber ein unauflösliches
Räthsel, (wenn man nicht mit Simsons oder Kants Kalbe pflügt) des göttl
= vernunftähnlichen Ursprungs, und nur die Kritik und deren
transcendentelles Bestreben alle andern Erkenntnis Kräfte der Natur zu beherrschen,
zeuget als die
Königin Metaphysik
von der reinen Vernunft, in
welcher der letzte Grund aller sophistischen Unwißenheit u Gedankenlosigkeit zu
finden ist, ohne daß man nöthig hat die
Sterne
deshalb um Rath zu
fragen, und auf die Autorität schaler u seichter Kunstrichter stoltz zu seyn. Ich
halte es noch immer für eine fruchtlose Arbeit an subordinirten Grundsätzen
zu flicken und ihren Widerspruch aufzudecken. Man muß sich schlechterdings
entschließen tiefer zu graben oder höher zu steigen. Wer dazu nicht Herz noch
Gedult hat und sein gleichzeitiges Jahrhundert verleugnen kann, dem ist
es immer beßer: manum de tabula!An Deine Handschrift läßt sich hier gar nicht denken. Marianne versichert,
daß Peter dem Vetter Georg hat
einpacken geholfen
. Also ist es sehr
leicht, daß die Handschrift so gut als die 2 Bücher durch Peters Hände in den
Coffre gekommen. Ich habe hier eine ähnl. Angst mit den 2 Stammbüchern
der Fürstin gehabt, die auf einmal verschwunden waren. Hans hatte nicht
seinen Namen einmal unterschrieben, weil er noch eine griechische Stelle
übersetzen wollte. Ich habe in ein paar Tage keine Ruhe gehabt, weil meine
Einbildungskraft immer das ärgste und äußerste sieht und sich darauf gefaßt
macht. Hans muste Donnerstags nach Angelmodde deshalb, und die Fürstin
hatte sie das letzte mal mitgenommen ohne mein Wißen und Willen. Sie
kommt heute nach Münster.
Freund Schenk wird auch ungehalten seyn über einen Riß der in sein
Dedicationsexemplar von Frantz gemacht worden mit dem seidenen Bande.
Zum Glück geht der Riß nicht in den Text sondern blos durch den
ungedruckten Rand S. 65. Ich glaube daß der Schwiegervater beßer als die hiesigen
Buchbinder dies zu leimen im stande seyn wird. Amyntas scheint mir zu
unwißend
und
leichtgläubig
, desto ähnlicher
unserm
und vielleicht
jedem
Publico; das einseitig und übereilt ist, und mit dem Sokrates mit
seiner Laune den Rücken hält. Die Götter halten es selten mit unsern Catonen
und Patrioten, vielleicht weil sie die Sache aus einem andern Gesichtspuncte
ansehen, der menschlicher und nicht so stoisch ist, oder so abstract als der
philosophische und politische.
Perikles hat mich gestiefelt zu meiner Abreise, sich
meiner
in Paderborn
erinnert und mir ein paar Stiefel geschenkt, die zu Deinem Peltz und der
Fürstin chinesischen Schlafrock gehören. Ich habe mich von dem guten
Mauritz nach St. Lamberti führen laßen und habe Albers gehört, den ehrl.
Observanten vor 8 Tagen, der mir beynahe beßer gefiel, komme aber so
erschöpft nach Hause, daß ich wohl nicht im stande seyn werde noch einen
Gang zu thun.
Ich ruhte eben am Ende der Seite aus, und wurde gantz unerwartet mit
Einl. aus Kgsb. erfreut, die ich lieber Jonathan mittheile, 2 an meinen Hans
u 1 an mich. Gottlob! es steht alles gut in meinem Hause, und man scheint
durch die Nachrichten von
Habe mich ein paar Straßen durchgeschleppt und bin beynahe ohnmächtig
zu Hause gekommen. Wie ich zu Kräften kommen werde, begreife ich nicht.
Den Auftrag wegen des dortigen Arztes habe an D. Dr. bestellt, der recht
wohl damit zufrieden war daß er nicht schreiben durfte. Das Buch des
Reimarus auch gestern Abend ihm zugeschickt. D Wirthrosen liegt hier auf den
Tode an einem Faulfieber wo unser gute Hausartzt nichts als ein gewöhnl.
vermuthete. Habe heute den letzten Band von Monde primitif angefangen
an dem ich mich ganz verseßen habe, weil ich mehr darin fand als ich erwarten
konnte den offentl. Urtheilen zufolge. Ich eile mit dem Ende dieses Monaths
fertig zu werden um den May desto beßer zur Bewegung und Cur anwenden
zu können.
Habe Gedult mit meinem Hypochonder, der mich reitet, daß ich alles
finster und schwarz ansehe und laß mich bald an der Freude des
widergefundenen Groschen Antheil nehmen. Die lateinische Zeitung schicke
bestelltermaaßen zurück und danke für gütige Mittheilung deßelben. Die Einl. an
meinen Raphael soll mit der nächsten Post fortgehen. Kannst Du mir nicht
sagen, wo sie herkommt. Die herzlichsten u zärtlichsten Grüße an Dich u die
lieben Deinigen von uns allen samt und sonders. Bitte die 3 Briefe bald
zurück damit wir darauf antworten können. Der vierte ist es schon. Einer
der Schloßerschen Briefe ist hier liegen geblieben. Es ist mir nicht möglich
weiter zu schreiben. Lebe wohl, bleibe gesund und mein Freund.
On pourroit appeller crime de lèze-raison cette ambition singuliere
des hommes de ne voir jamais que l’arbitraire, leur caprice, leur simple
volonté dans la plupart de leurs institutions; comme si les hommes
pourroient etre mus par d’autres considerations que par celle de l’ordre
auquel est attaché le bonheur physique et moral de l’humanité entiere
et par consequent celui de chaque individu. Mein Urtheil über Seuthes
ist nicht
gar
geworden.
P. S. Den Briefen an die Fürstin zu folge kann ich ihr das sokratische
Gespräch mittheilen, wovon ich durch den zufälligen Riß abgeschreckt worden
bin. Ich bin in keiner Geschichte am wenigsten in der Thomischen zu Hause,
also nicht imstande die Anspielungen der Namen zu beurtheilen, zu denen
mehr Gelehrsamkeit gehört als
Pempelfort den 29ten April 1788Vermerk von Hamann:Erhalten den 30 April / Geantw. den 7 May.Ich habe, lieber Vater, Deinen Brief v 27ten mit den Beylagen erhalten,
und bin über Dein schlimmes Befinden recht betrübt geworden. Auch mir geht
es übel genug, u die vorige Nacht hatte ich solche Beängstigungen u solches
Unbehagen, daß ich gewiß glaubte, ich würde heute Morgen nicht aufstehen
können. Doch bin ich gegenwärtig aus dem Bette, und will Dir nun Deine
Briefe, für deren Mittheilung ich Dir recht sehr danke, zurück schicken. Ich
lege einen Brief von meinem Studenten bey, den Du auch der Prinzeßinn
zeigen magst, wenn die Gelegenheit dazu bey der Hand ist.
Die zwey Bücher wovon ich neulich schrieb, sind nicht mit in Münster
gewesen, sondern waren hier am unrechten Ort liegen geblieben.
Den Nahmen Gamaliel hatte ich mir in dem Verstande gegeben, den Du
mit Mühe nur errathen haben willst, da sich doch schwerlich ein anderer
gedenken läßt. Ich zielte hauptsächlich darauf, daß die Rede des Mannes doch
keine beßere Folge hatte, als daß die Apostel
gestäupt
u von neuem
bedroht wurden. Mathematisch oder Hypochondrisch genau habe ich die
Vergleichung nicht erwogen – Aus einem Briefe, der zugleich mit dem Deinigen
gekommen ist, vernehme ich, daß mein Rezensent der Geh. Secretär Rehberg
ist; derselbige, welcher den Ardinghello und Herders Gott rezensirt hat.
Wenn Du an Krause schreibst, so gedenke meiner mit einem nachdrücklichen
Gruß u neuer Einladung nach Pempelfort, auf Pyrmonter,- Triburger,-
Spaa u Selzer Waßer, u Rhein,- Burgunder,- u Cap Wein. Nach Tische
will ich ihn immer von Staatswirtschaft unterhalten, bis er eingeschlafen ist;
auch, wenn er an mir nicht genug hat, zu diesem Ende den Minister
Edelsheim von Carlsruhe kommen laßen, den ich Freytag u Sonnabend zu Gast
gehabt habe.
Unsern Hans Michael bitte ich, den lieben Nicolovius recht herzlich u
freundschaftlich von mir zu grüßen. – Auch recht viele Grüße v mir an
Lindner bitte ich zu bestellen. Ich weis nichts von mehr von dem Briefe an ihn,
als daß er mit der preußischen Post gekommen ist. Daß Couvert war mit
einer Heraldischen Encyclopedie gesiegelt; ich erinnere mich kaum ein
angefülteres Wappen gesehen zu haben.Unserm Franz schreibe ich, so Gott will, am Freytag. –
Mit Herz u SeeleDein Fritz JonathanVermerk von Hamann:Zurückgeschickt die beyden Abhandlungen des Bercley den 2 Theil v
S. Pierre Reisebeschreibung nebst Wizelmanns gedruckten Abhandl. von
der Fürstin, auch das Ende meiner Vorlesung über das Sp. Büchlein.Münster am Sonnt. Exaudi! den 4 May 88Κρατιστε Θεοφιλε Steudel!
Homo sum, und Sie sind der gemeinschaftliche Freund unsers liebreichen
wohlthätigen Franz und des biedern Crispus, vulgo Kraus. Auch ich bin ein
Lazarus – ein Meister in der schwarzen Kunst der Carricaturmahlerey, die
Silhouette Ihrer
Seele, ihrem eigenen
gegebenen
Umriß gemäß,
ein Pendant – denn was Ihre glühende Einbildungskraft ist, das stellt die
unbändige Unenthaltsamkeit meines verdorbenen Magens und die
Unvermögenheit seiner Verdauungskraft physiologisch vor. Ich habe kein metrumweder im Auge noch Ohr, und was andern zu viel scheint, ist mir selber gnug.
Weil der
körperliche Umgang
mit Freunden, nach Ihrer Erklärung
des
Schreibens
, ohne Seele ein leeres todtes Werk, und der äußere
Buchstabe ein bloßes Sinnbild und Zeichen eines unsichtbaren Dei ex
machina: so werden Sie den sympathetischen Zusammenhang meiner
Gesinnungen mit Ihrem Schicksale ohne mehrere Mittelbegriffe errathen und die
Ellipsin derselben leicht ergänzen können.
Ich setzte mich mit geschwollnen Füßen und einer 20jährigen Ladung böser
Säfte, die ich durch eine sitzende grillenfängerische Lebensart, leidenschaftliche
Unmäßigkeit p in Nahrungsmitteln des Bauchs und Kopfs gesammelt hatte,
den 21 Jun. p. auf den Postwagen, und glaubte, die zurückgebliebene Hefen
eines palliative weggeräumten Faulfiebers p würden durch Bewegung der
Eingeweide und Zerstreuung neuer Gegenstände sich von selbst heben.
Erreichte mit genauer Noth Berlin, fand dort einen Engel Raphael von
Reisegefährten und Artzt an meinem alten Freund D. Lindner, der Ihnen nicht
gantz unbekannt seyn wird, beschwor ihn aus gantz andern Absichten mich
bis hieher zu begleiten, wo ich den 16 Jul. p. Sie können erachten, in welchem
Zustande ankam. Seit dieser ganzen Zeit ist an meiner Reinigung und
Stärkung unabläßig geflickt und gestümpert worden. In Welbergen habe eine
Quarantaine von 3 Monathen ausgehalten an Faul- Gallen- Fluß und
Entzünd Wundfieber, Ausschlägen und Geschwüren. Von Schmerzen
wenig gefühlt, an Heiterkeit des Gemüths bey der grösten Ohnmacht hat es
auch nicht gefehlt. Mein Appetit und Schlaf ist beynahe unveränderlich.
Alles schmeckt tanquam papavere sesamoque sparsa. Nur wird mir das
Abstine eben so schwer wie Ihnen das Sustine. Wie theuer mein Besuch
dem freygebigen Franz bisher gekostet, wie wenig ich meinem
guten
Willen
ihm auf irgend eine Art
nützlich
und
brauchbar
zu seyn Gnüge thun
kann. Kurz ich lebe ohne Gram und Schaam, fruges consumere natus, muß
Gewißen und Ehre,
Blödigkeit
und
Delicatesse
verleugnen. Der
Verlust meines Amts, dem ich nach der Abdankung der welschen Verwaltung
erst recht vorstehen wollte, war bey meiner Abreise aus Preußen mein gröstes
Herzeleid, und nunmehr sehe ich diesen Queerstrich als mein gröstes Glück an,
da ich mich ebenso wenig zu einer öffentl. Bedienung als zum gemeinen
Umgange des Lebens wegen einer schweren Aussprache und hypochondrischen
Launen schicke.
DEVS nobis haec otia fecit – Den 5 April reiste mein D. Raphael ab
und hinterließ mich in Umständen, die ich für den Schlüßel meiner ganzen
verwickelten Krankheit jetzt ansehen muß. Ein paar Tage drauf zeigten sich
Spuren der
güldnen Ader
. Mein Vater seines Handwerks ein
Wundarzt und seines Glaubens ein Stahlianer, sah allenthalben molimina und
wünschte sich immer dies beneficium naturae. Ich hatte niemals die geringste
Anwandelung gefühlt und dachte ebenso wenig als mein freundschaftl. Artzt
daran. Die beneficia naturae sind mir so verdächtig als den Phrygiern die
Danai dona ferentes. Unterdeßen ist Gottlob! alles erträglich. Jung kann
ich nicht mehr werden; und ich gehe der VII Decade entgegen. Der mich
durch eine enge schmutzige Pforte in diese beste Welt geführt, wird auch aus
diesem Labyrinthe mir herauszuhelfen wißen coeco regens vestigia filo, daß
ich die
rechte Heimath
, das Vaterland der Geister nicht verfehle. Ich
habe bisher ebenso wenig Ursache den Tod zu wünschen als zu fürchten, mich
in die Wel Erde zu verlieben, als sie, die unser aller Mutter ist, zu
verachten. Sie sehen daß ich kein Artzt bin, und daß es auch in diesem Falle nur
gar zu oft heißt: Artzt hilf Dir selber. Miracul und Spectacul sind auch
eben nicht mein Lieblings Geschmack. Das Schreiben wird mir jetzt noch
saurer als das Reden. Ich freue mich über jeden Brief den ich erhalte, und
mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich drauf antworten soll. Ich bin seit
einem halben Jahr meinem nächsten Freunde, Gevatter und Landsmann in
Weimar Dank u Antwort auf 2 Briefe schuldig, weil mens sana in corporesano mir zum körperl. Umgange des Briefwechsels mit Freunden
unentbehrl. zu seyn scheint. Ihr ganz zufälliges Vertrauen zu mir scheint mein
Mistrauen gegen mich selbst überwogen zu haben. Das Maximum Ihrer
siebenfachen Hölle oder vielmehr Fegfeuer ist mit dem Minimo eines Εαυτοντιμωρουμενου ziemlich homogen, nach dem Principio coincidentiaeextremorum oppositorum, das ich ohne Ruhm zu melden dem philosophischen
Märtyrer Jordano Bruno, der auf dem Scheiterhaufen starb, gestohlen
habe –
Erst vorgestern den 2 May habe ich Ihre Zuschrift von meinem beynahe
zu peinlich gewißenhaften Pfleger erhalten können. Ich habe heute selbige
zum Frühstücke oder Metten widerholt, als ein lebendiges Ecce homo! mit
Andacht und Erbauung. Die letzten Worte Ihres Briefes haben mich
aufgerichtet, und ich habe mehr Ursache Ihren Artzten als dem Selbstgefühl eines
Kranken zu trauen, deßen Ungedult nach seinem eigenen Geständnis sich gantz
natürlicher Weise in Wuth und Verzweifelung verliert. Diese letzten Worte
laßen sich füglicher auf Ihre eigene Lage deuten:
Gottlob! das ärgste ist vorüber und wir hoffen alles.
Ja, liebster Theophile St. Gott kennt Sie beßer als Sie leider! sich selbst
kennen. Er weiß sehr gut, daß es mit all Ihrem Toben nicht so böse gemeint
ist, wie Ihre hyperbolische Schreibart züchtigen Ohren auffallen muß. Sie
werden bald statt Ihres verhaßten Motto ausruffen können:
Mein Daseyn ist Liebe, mein Leben ein unvergänglicher Genuß
voller Gnade und Wahrheit.
Der Ueberdruß des Lebens ist eine Folge der Symtome vieler Krankheiten
besonders solcher welche die Nerven angreifen. In einem solchen Paroxysmotrank auch Hiob Unrecht wie Waßer, und je mehr Schulden uns vergeben
und erlaßen werden, desto mehr wächst die Liebe. Sie ist stark wie der Tod
und die Eifersucht ist fest wie die Hölle. Ihre Ampeln sind wie die brennende
und flammende Ampeln. Je
thätiger
oder
leidender
man ist, desto
mehr herrscht der leidige Egoismusin aus. Zu Gedult gehört herculische
Stärke, die den Schwachen mächtig macht. Genügsamkeit an Seiner Gnade
ist der beste Schild und der gröste Lohn. Sie haben lange genug mit einer
ägyptischen Magd gebult – und über die Mutter Gottes wie ein römischer
Meßpfaffe den Sohn der Liebe, und die Gemeinschaft seines Geistes
verschmäht. Sehen Sie mich wenigstens als einen Raben an, als den Vorboten
der Taube, die in ihrem Munde ein Zweiglein vom Oelbaum mit grünen
Blättern dem harrenden Patriarchen in der Arche brachte. Ja laßen Sie sich
versöhnen
nicht mit Ihrem
Daseyn
, sondern mit dem
großen
und
unbekannten
Gott, den wir als den Vater aller seiner guten und bösen
Kinder anruffen, der uns den Beruf gegeben Seinen Namen zu heiligen, die
Ankunft seines Reichs zu befördern, und deßen heiliger Wille unser zeitliches
Glück und nichts weniger als
ewige Seeligkeit
ist, die wir
Seiner
Gedult
und nicht unserm Verdienste noch guten Werken, sondern Seinen
piis desideriis, die im Grunde unsere eigene dunklen Wünsche sind, zu
verdanken haben.
Ich habe manche Thorheit aus
langer Weile
begangen, daß
Verzweifelung auch eine begeisternde Muse glaube ich wohl, sie schickt sich aber
beßer zu einer verstörenden als schöpferischen. Doch leider! sind unsere
Geschöpfe unbarmherzige Verstümmler der Natur, giebt es einfache natürl.
Puncte, auf die sich alles reduciren läßt, oder besteht alles aus
mathematischen Linien. Wie wollen Sie ohne
Machtsprüche
Jahrtausende gleich
Wochen und Momenten behandeln, Centner wie Pflaumfedern weghauchen
und eine ridiculus mus in ein Riesengebürge verwandeln. Ich habe in des
einfältigen Saint Pierre Etudes de la Nature nicht solche pudelnärrische
poßierliche Mährchen gefunden als in den Epoques des Buffons.Quanto rectius hic, qui nil molitur inepte, ich meine den alten Dichter
Moses, der 6 Tage und 6 Wochen nöthig hat um ein System anschaulich zu
machen, das im Rauch aufgehen soll vielleicht durch den Brand eines bösen
Nachbaren, dem es sein Daseyn zu verdanken haben soll. Ich bin in der
Astronomie u Botanik der gröste Idiot, habe mich beynahe von Kindheit an blind
gelesen, und kann nicht satt werden. Denselben Tag wie ich Ihren Brief
erhielt, fiel mir in Johnsons Lebensbeschreibungen engl. Dichter just der
Theil in die Hände, der das Leben eines sehr unglückl. Mannes enthielt, Mr.Sauvage. Sein Biograph sagt von ihm: He had the
peculiar felicity
,
that his attention never deserted him, he was present to every object and
regardful to the most trifling occurrences. He had the
art
of escaping
from his own reflections and accomodating himself to every new scene.Es fehlt mir gänzlich an diesem
Glück u Geschick
, und ich muß den
Mangel von beyden durch todte Gesellschaft ersetzen. So lange ich ein Buch in der
Hand habe, währt mein Genuß. Leg ich es weg, so bin ich beynahe eben so
klug wie ich gewesen bin.
Ich bin in meiner Seele überzeugt, daß Gott nicht nur am besten
wiße
was Sie leiden, sondern daß auch weder kleines noch großes ohne Seinen
ausdrücklichen
Willen
geschehe. Aber diese Ueberzeugung Ihnen
mitzutheilen, hängt ebensowenig von mir als von Ihnen selbst ab. Der Glaube ist
nicht
Jedermanns Ding
. So wenig unser Daseyn vom Willen des
Fleisches noch vom Willen des Mannes abhängt. Ohne eine
individuelle Vorsehung
kann Gott weder Regent des Weltalls noch Richter der
Menschen und Geister seyn. Ich bin von dieser Wahrheit a priori durch das
gegebene Wort der Offenbarung und a posteriori durch meine und die tägl.
Erfahrung überzeugt. Das höchste Wesen ist im eigentlichsten Verstand ein
Individuum
das nach keinem andern Maasstab als den er selbst giebt
und nicht nach willkührl. Voraussetzungen unsers Vorwitzes und naseweisen
Unwißenheit gedacht oder eingebildet werden kann. Das Daseyn der kleinsten
Sache beruht auf
unmittelbare Eindrücke
auf keine
Schlüße
. Das
unendliche ist ein Abgrund. Alles endliche ist begränzt und kann durch einen
Umriß bezeichnet werden. Eine höhere Liebe scheint uns Grausamkeit. Der
den Sohn seines Wohlgefallens durch Leiden vollkommen gemacht hat, hat
eben diese Kelter, diese KreutzesTaufe nöthig um die Schlacken der
Naturgaben, die er nicht als ein Eigenthum zu ihrem eigenen willkührl. Gebrauch
an Ihnen verschleudert wißen will, zu seinem Dienst, zu seiner Ehre, zu
Ihrem
Frieden
und
Gewinn
zu läutern. Nicht des irrdenen
Schmeltztiegels wegen sondern des darinn enthaltnen edlen Metalls müßen Sie sich
nicht befremden laßen. Dem Himmel sey Dank daß es hoch über den Sternen
ein Wesen giebt, das von sich sagen kann: Ich bin, der ich bin – Alles unter
dem Monde sey wandelbar und wetterwendisch –
Mein Freund Kant hat die Beobachtungen und Rechnungen der neuesten
Astronomen nöthig, um sich von den Abgründen der menschl. Unwißenheit
einen Begriff zu machen. Die Beweise davon dürfen nicht so weit hergeholt
werden, sie liegen uns weit näher. Der Beweis der Unsterblichkeit aus dem
wachsenden Mond und dem Wunderstern im Wallfisch ist für mein Gesicht
ebenso unbrauchbar. Diese Wahrheit ist auch für mich resfactiNach der
Lage und Natur der Dinge
ist manches unmöglich.
Aber unsere Begriffe zu ändern und zu berichtigen scheint nicht so gantz
unmöglich zu seyn. Die meisten sind wächserne Nasen, Gemächte der
Sophisterey und der Schulvernunft.
Sie wünschen sich also einen gesunden Leib um selbigen an einem Project
zum Behuf der Bauern aufzuopfern. Der Umriß Ihrer ungeheuren Kette
komt mir so verdächtig vor, und Sie begucken die Glieder mit einem so
bewaffneten Auge. Der Abgrund Ihrer Qualen ist gleich des Pascals seinen
neben seinen Sorgstuhl.
Wenn Sie so fortfahren über Ihre Uebel zu brüten, sich selbige siebenfach
größer als sie menschl. Weise seyn können sich vorzustellen, gegen den Stachel
auszuschlagen: so ist das freylich Ihrer Cur und der zu selbiger nöthigen
Ruhe nicht vortheilhaft. Sie geben dadurch dem Engel des Menschenfeindes
und Verläumders den besten Vorwand mit seinen Spießruthen und Ducaten
zu Talch noch freygebiger zu seyn und den Knoten des Drama noch mehr zu
verwickeln, übel ärger zu machen.
Ich weiß kein beßer Feigenpflaster auf Ihre Beulen als die
Göttliche
Thorheit des Evangelii
, wer ist thätiger gewesen, wer hat mit mehr
Gedult, als der Menschensohn! Er hatte nicht wo er sein Haupt hinlegt. Er
kam in sein Eigentum und seine Unterthanen nahmen ihn nicht auf. Wie muß
einem Mann von seinem unschuldigen reinen Character unter einem Volk
zu Muth gewesen seyn unter dem Pfaffenregiment der Hohenpriester und
dem moralischen Otterngezücht der Pharisäer.
Was für göttl. Selbstverleugnung gehört dazu sich zu den rohen Begriffen
der 12 Boten herunterzulaßen, die noch einfältiger waren und mehr
Bauerstoltz hatten als unsere Leibeigene, den Hang politischer Kannengießereyen zu
unterdrücken, und ihre groben Misverständniße eines Himmelreichs zu
berichtigen.
Hätte Luther nicht den Muth gehabt ein Ketzer zu werden, würde Sailer
nicht imstande gewesen seyn ein so schönes Gebetbuch zu schreiben, aus dem
ich mich alle Morgen erbaue, so sehr ich auch dem guten Lavater ehe ich das
Buch kente die Empfehlung deßelben übel nahm.
Meynen Sie daß die gelehrten Profeßionen anders als Handwerkmäßig
getrieben werden müßen. Die gröste Ketzerey wird es seyn, wenn Sie sich
gelüsten laßen wollten die Narrheiten der After Alchemisten ad oculum zu
demonstriren oder sich an den Meßdienern der Flora zu vergreifen. Veritasodium parit – Habt Saltz in
euch
und Friede unter einander. Narren und
Aftergelehrte muß man ungeheyt laßen.
Münster den 7 May 88.Mein Herzens lieber Fritz Jonathan.
Deinen letzten Brief erhielte den letzten April, da ich mit dem Court deGebelin fertig wurde. Den 1 d war wider im stande mich anzukleiden und
mitzueßen. Seit dem 2 stehe ich mit Tages Anbruch auf, trinke den Cafféaußer dem Bette und befinde mich sehr wohl bey dieser neuen
Lebensordnung. Frantz ist heute zum ersten mal auch früh aufgestanden, befindet sich
aber nicht recht dabey wie es allen geht, die der Frühstunde nicht gewohnt
sind. Den 25 pr. holte mich der ehrl. Sprickmann zu einem kleinen
Spatzierwege ab. Den 3 habe ich einen sehr zufriednen Nachmittag in seiner
Bücherstube zugebracht. Morgen denke ich ihn nach seiner Country-Tavern zu
begleiten. Hans war diesen Sonntag nach Angelmodde mit dem Briefe unseres
S. Georgii. Die Fürstin hat den Brief noch zurückbehalten und wird heute zu
Mittag bey uns erwartet. Die Stammbücher sind da; wie geht es mit Deiner
verlornen Handschrift. Marianne behauptet daß Peter einpacken geholfen
ohne Mama und Tante. Die gute Fürstin hat mir die Besorgung der
Witzenm. Abhandlung und der
Lav. Briefe an Garve
überlaßen, in
denen ich die beste Entwicklung meiner eigenen Gedanken über den Styl
gefunden habe. Unsere Individualität muß allerdings in jedes Puncte und
Perioden wirken. Hieneben liegt der Wisch über einen kleinen Abschnitt
Deines Spinoza büchleins. Ich habe mich aller Freyheit bedient, die sich ein
feindseeliger Kunstrichter nimmt. Ich hoffe lieber Jonathan! daß Du mir diesen
gutherzigen aber nicht verargen wirst. An
Spinoza
und
Hemsterhuis
läßt sich bey meiner jetzigen Lage nicht denken. Ich will Dich ausreden laßen,
und meine Sichel brauchen, zur bloßen Nachlese. Worauf Du mit dem
Namen Gamaliel gezielt hast, läßt sich eben so wenig mathematisch als
hypochondrisch weder denken noch ahnden. Gamaliel war wie alle unsere
Toleranzprediger ein Politicus und Lehrer des schnaubenden Sauls, ein
Pharisäer. Der Anschlag war gegen das Leben der Apostel V. 33. da wider
war Gamaliel, und darinn war das Consistorium allerdings folgsam.
Drohungen hatten nicht gefruchtet IV. 17. Sie begnügten sich also selbige durch
schimpfliche Schläge noch eindrücklicher zu machen, und die Erhaltung ihres
Lebens hatten die Apostel wirklich dem Gamaliel zu verdanken, der gegen ein
solches Correctif nichts einzuwenden hatte und bloß billig und klug genug
war zu temporisiren, und nicht zugeben wollte den Knoten mit dem Schwert
aufzulösen. Du hast den Schiedsrichter ohne Beruff gespielt, und man hat
Dir mehr Unrecht gethan als Deinen Clienten, deren Denkungsart Ihren
Gegnern angemeßener ist als Deine. Gamaliel war gar nicht parteyisch für
die Apostel und suchte die Ehre seiner Amtsbrüder zu decken durch einen sehr
klugen und billigen Rath, den er durch Thatsachen wahrscheinlich machte.
Deiner Vergleichung fehlt es aber gantz an historischer Richtigkeit und
Deinen Mittelbegriffen an Analogie mit dem sensu communi, in dem dieser
Name gebraucht wird von allen bisherigen Schriftstellern und in der Urkunde
erscheint. Mit Berkeley bin ich fertig und wünschte sehr den zweyten Theil,
so wenig ich auch von ihm erwarte. Dies ist das Werk, worinn Hume die
gröste Entdeckung unsers φφischen Jahrhunderts gefunden hat. Daher ist es
mir lieb und wichtig, weil ich Qvellen liebe und aus selbigen am liebsten selbst
schöpfen mag. Der engl. Buchhändler ist schuldig dies Buch zu
ergänzen
oder
zurückzunehmen
. Condillac gefällt mir beßer; ich bin kaum in der
Hälfte. Die Fürstin hat mir eine Fortsetzung des Monde primitif zugeschickt.
Es ist aber die IX Livraison und geht gantz die griech
griechische
Sprache
an. Seine Grammaire universelle u comparative nebst den
Origine du Langage et de l’ecriture sind ein gantz vortrefliches Werk. Es
ist von diesen zwey Theilen ein Auszug herausgekommen, den ich sehr
begierig bin nicht nur kennenzulernen sondern auch mir selbst anzuschaffen.
Hans muß die beyden Quartanten studieren cum grano salis. Auch die
Hirngespinste dieses Mannes sind
lehrreich
. Ich denke erst künftige
Woche nach Hause zu schreiben, und weiß nicht wo ich Augenblicke hernehmen
soll alles zu bestreiten, was noch vor mir liegt. Swifts Leben ist sehr leer für
mich gewesen; desto reichhaltiger des unglückl. Savage, nach deßen Werken
ich trachten werde, so bald ich zu Hause bin. Sprickmann hat eine DuodezAusgabe von Johnson’ Works of the English Poets. Im 45 Vol. stehen die
Gedichte des Savage, auf die ich mich freue. Der VII. Theil dieser Ausgabe
enthält Pope’s Leben wo ich mehr erwartet als gefunden habe. Daß der
zweite Theil von St. Pierre Reisen aus Vergeßenheit Dir nicht abgeliefert
worden, habe ich meines Wißens schon gemeldet. Starkes Nachtrag ist noch
beym Buchbinder. Die Fürstin hat den Seuthes unserm Pericles mitgetheilt.
Ich habe seit dem Sont. Exaudi an einem Hirtenbrief geschrieben, mit dem
ich erst gestern ins reine gek zu Ende gekommen bin. Von Lindner noch
keine Zeile. – Eben kommt Dein Briefchen an Franz an. Gottlob! daß Du
gesund bist und alles
recht
und
gut
in Deinem Elysium. Gott erhalte
Euch samt und sonders bey gutem Wohlseyn! Franz trinkt zum zweiten
mal diesen Morgen Caffé und werde nach einer Tasse Chocolade durch sein
Beyspiel Schreiben ist eine erschöpfende Arbeit für mich –
Die Fürstin wurde umsonst erwartet und entschuldigte sich durch ein Billetdaß sie nach Angelm. hätte eilen müßen wegen einer ihr zugestoßnen
Unpäßlichkeit die ihr schon die ganze Woche in den Gliedern gelegen hätte. Ich
komme eben aus Ihrem Hause wo ich hörte daß sie zu Fuß abgegangen ist.
Den Seuthes hat sie zurück gelaßen, ich hoffe Verzeihung von unserm Freund
für den zufälligen Riß. Wenn ich mich besinnen könnte, was ich eigentl. über
das Buch geschrieben habe, würde ich mein Urtheil genauer bestimmen
können. Ich halte alle Regierungsformen für gleichgiltig, und bin gewiß daß alle
Producte und Ungeheuer der Gesellschaft wieder Natur Producte eines
höheren Willens sind, den wir anzubeten und nicht zu richten Gewißen und Noth und
Klugheit verpflichtet. Der Theokratie geht es wie der Physiokratie; einerley
Misverständnis und Misbrauch von ihren Tadlern u Bewunderern,
Kunstrichtern u Lobrednern. Meine Zufriedenheit hängt mit diesen Hypothesen
meines Glaubens und meiner besten Erkenntnis zusammen, die jeder andere
für Wahn halten mag. Hat der Hausvater mit dem Unkraute Gedult und
Nachsicht: so mag ein jeder für seinen Acker und Garten sorgen. Ich habe
keinen, und mag mir die Finger an Neßeln nicht verbrennen. Ich halte mich
an die
letzte Worte Davids
, so wenig ich auch das Ende dieser
Weißagung verstehe und absehe. Alle Monarchen sind in meinen Augen
Schattenbilder der güldnen Zeit, wo
Ein
Hirt und
Eine
Heerde seyn wird, ἡ καρδιακαι ἡ ψυχη μια – ἁπαντα κοινα wie in der ersten Kirche so im
tausendjährigen Reich. Ich rede also von Zeiten in der Ferne und Weite, von
Vergangenheit und Zukunft. Wizelm. Abhandl. habe auch beygelegt, aber die
Lavaterschen Briefe an Garve hat Franz gebeten noch einen Posttag liegen zu laßen.
Wie gefällt Dir der Einfall, mit dem ein Freund dem Quesnoi die Arme
hielt und ausrief: arretez, le
Mieux
est l’ennemi du
Bien
vous allez
tout gâter. Ein Republicaner liebe sein freyes Vaterland und der Unterthan
eines Monarchen trage sein Joch ohne gegen den Stachel zu löcken – Jeder
thue seinem Beruff Gnüge aus Liebe der offentl. Ordnung und allgemeinen
Ruhe. Saltz in uns und Friede unter einander.
Die Post geht ab. Gott erhalte Dich lieber Fritz Jonathan Deine liebe
Schwestern und Kinder gesund und erfreue mich bald mit der Nachricht
Deines wiedergefundnen Mst. Ich umarme Dich u die Deinigen in meinem u
aller Namen. Morgen wird mich Freund Sprickmann abholen. Ich weiß
nicht wo ich die Zeit hernehmen soll die mir unter Händen verschwindt.
Verzeih also mein Stillschweigen, das aus legalen Ursachen – grüß Freund
Schenk und Theobald u alles das sich meiner erinnert. Dein alter – –Adresse von der Hand J. M. Hamanns:A Monsieur / Monsieur Jacobi / Conseiller intime / à Duesseldorff /
Nebst einem Pack / Bücher, unter gleicher / Adreße.Pempelfort, den 9ten May 1788Vermerk von Hamann:Erhalten den 10 –Ich würde unruhig geworden seyn, lieber Herzens Vater Hamann, da
ich mit der heutigen Post wieder keinen Brief von Dir erhielt, wenn nicht die
Prinzeßinn zum Glück geschrieben, u gemeldet hätte, Du wärest wohl.
Zufolge meinem, durch Buchholtz gethanen versprechen, erhältst Du hiebey
1. Ein Schreiben an mich v Doct Hufeland, im Nahmen der Exped d
Allg. Lit. Zeit, nebst meiner Antwort, u dem No 14 der deutschen
Zeitung. – NB. Die deutsche Zeitung mußt Du vor meiner Antwort lesen,
weil Du sonst eine Stelle in dieser nicht sentieren kannst.
2. Ein Schreiben meines Rezensenten, des geh Secretär Rehberg in
Hannover, nebst meiner Antwort. – Ich lege ein älteres Schreiben eben
dieses Rehberg bey, deßen in meiner Antwort auf sein jüngstes gedacht
wird.
3. Ein Brief v Fritz Stollberg (in Abschrift, weil ich das Original, dem
Verlangen des Schreibers gemäß, an Schloßer geschickt habe) nebst
meiner Antwort.
4. Ein Exemplar des No 92 der Allg. Lit. Zeit, für in Dein Archiv.
Du magst diese siebenSachen auch der Prinzeßinn u Fürstenbergen
mittheilen, sorge aber daß ich die 3 ersten Nummern richtig, u nicht später als
mit der Post von Montag über 8 Tage zurück erhalte. Der lieben holden
Fürstinn schreibe ich, so Gott will, am Dienstag. Grüße sie in meine Seele,
u sage ihr vorläufig meinen Dank für das gestern eingelaufene Packet. Auch
noch dieses: Sie braucht mir das Schriftchen v Wizenmann nicht zurück zu
schicken; es war gleich mein Wille daß sie es behalten sollte.
Mein verlohrner Groschen hat sich wieder gefunden, unter den Sachen
meines Studenten, der nicht wußte wie er dazu kam. Es ist nun wieder in
meinen Händen, u ich erhielt zugleich ein Dedications Exempl der philosoph
Bibliothek v Feder u Meiners. Dieses Buch bringen die Munsterischen
Buchhändler gewiß mit v der Meße. Noch habe ich von Leipzig nichts erhalten;
hoffe aber daß am Sonntag etwas kommen soll.
Mit meiner Gesundheit ist es diese Woche etwas beßer als die vorige
gegangen; aber doch darf ich kaum sagen, daß mir nur halb recht ist.
Ich muß noch ein paar Zeilen an Buchholtz schreiben, u es ist schon halb
eilf – – Lebe wohl, u bleibe Deinem Jonathan was man einem Jonathan
bleiben soll. Ich herze Dich mit treuer Liebe
Dein Fritz JDie Gewißheit daß Struwe Hufeland den Brief der Exp. d. Allg. Lit.
Zeit geschrieben hätte, erhielt ich durch einen Reisenden, HE Schlegel aus
Copenhagen, der seine Hand kannte.Vermerk von Hamann:Aus Friedr. Leopold Grafen Stolbergs Briefe dd Neuenburg den 28 April
88. bey Schloßers launichter Antwort auf die unbescheidene Anforderung der
Berliner ist mir Corbielles eingefallen, der in Verbindung mit jungen Leuten
stand die Chansons gegen die Maintenon gemacht hatten Er lag an Podagra
als der Lieutenant de Police d’Argenson zu ihm kam ihn zu verhören:d’Arg. Où avez vous soupé un tel jour? Corb. en baillant je ne m’en
souviens pas. d’Arg. Ne connoissez vous pas tels et tels Princes? Corb.
je ne m’en souviens pas du tout. d’Arg. Il me semble qu’un homme
comme Vous devroit se souvenir de ces choses-là.
Corb
. Oui Mr.
mais devant un homme comme Vous, je ne suis pas un Homme comme
moi.Auf der vierten Seite machte Hamann sich Auszüge aus Hemsterhuis’ „Alexis“,
die folgendermaßen beginnen:P. 41. II. Alexis ou du Militaireund folgendermaßen enden:d 14 May 88 vorder Wallfahrt nach Angelmodde.Münster den 10 May 88.Herzenslieber Jonathan Fritz.
Gleich nach Abgang Deines gestrigen Briefs wird der meinige angekommen
seyn. Frantz hat Dein Pack nach Angelmodde mitgenommen, um meine
Freude
mit der holden frommen Fürstin zu theilen. Aus Mangel eines
beßeren theile ich die Kindereyen mit, die ich von Hause erhalten u die ich mir
zur baldigen Beantwortung wider ausbitte. Auf Dein ausdrückliches
Erinnern habe ich W. Abhandl. Dir beygelegt, die hier bleiben sollte. Die
Correspondence des Neckers habe auch gern aus den Augen haben wollen u
lege selbigen die Lavaterschen Briefe bey. Mittwochs holte mich Rath
Sprickman nach Lohmanns Hause ab, wo ich einen vergnügten Nachmittag
gehabt. Unsere Vertraulichkeit ist gegenseitig u ich glaube, daß Du lieber
Jonathan nicht übelnehmen wirst ihm die beyde Lavaterschen Briefe sub
sigillo mitgetheilt zu haben. Gestern wollte ich dem Pericles einen Salamalecmachen er war nicht zu Hause. Ich wollte ihm auch den Monkes abgeben,
habe mich aber anders bedacht und will die noch übrigen Bücher, blos wegen
der von ihm gemachten angestrichnen Stellen ein wenig durchblättern. Die
erste Hälfte des 2ten Theils im Condillac enthielt nur blos einen Auszug des
Dubos
und
Warburton
, bey dem mir beynah der Muth vergieng,
desto mehr habe ich am Ende geerndtet und empfehle Dir sehr dies
Handbuch
aus dem ich viel gelernt. Mit der Litteratur Zeitung machst Du mir
ein angenehmes Geschenk, es ist allerdings ein Actenstück. Ich zweifele sehr
daß Du mit dem Recensenten Dich jemals oder
so bald
einverständigen
wirst. Est vir publici sapiens et nimis sapit sibi. Ueber den Anschlag, die
Elise von der Gegenpartey abwendig zu machen, habe ich herzlich gelacht; er
schickt sich zur Spindelpolitik und Rockenphilosophie der schönen Geisterwelt,
die ich lieber mit einem † besprechen als zu einem Bündniße citiren mag,
den ich trau keinem Fürsten noch Schlangenbündniße. Προσεχετε απο τωνανθρωπων steht in der geheimsten Instruction des verborgensten Beruffs,
Matth. X. besonders hat man sich zu hüten für alle, die parteyisch in
Ansehung unserer, oder für die wir es sind. Deine Autorverbindungen werden
Deiner
Ruhe
einmal nachtheilig werden und die κακαι ὁμιλιαι mit
Profeßions verwandten u Glaubensgenoßen in Deine Grundsätze und
Handlungen mehr Einfluß erhalten, als Du jetzt absehen kannst. Laß jeden seine Haut
zu Markt bringen. Was geht uns die bürgerl. Verfaßung der Juden und
der Negern an? Ihre Stunde ist noch nicht kommen – Ich habe die Stelle in
der Deutschen Zeitung nicht riechen können und muß mit der Nase drauf
gestoßen werden. Es hat mir an Zeit gefehlt Deiner Vorschrift zu folgen und
die Recension noch einmal durchzulesen, da ich wegen der Abreise unsers
Frantz mit den Beylagen eilen muste. Gestern habe sein Jawort zu der
meinigen erhalten, und wir werden uns in Deinem Elysio noch einmal zu
guter
Letzt
sehen. Ich werde den meinen Plan zu meiner Heimfahrt erst bey Dir
bestimmen, Dein u der Deinigen Beyhülfe zum Einpacken nöthig haben, denn
ich traue den akademischen Füchsen w so wenig als mir selbst, da ich nichts
als Maulaffe und Kunstrichter leider seyn kann und mir übel u weh wird
zuzusehen, geschweige selbst meine Sinnen und Fäuste zu brauchen. Mein
linker Fuß wird tägl. dicker und der rechte fängt an auch Gesellschaft zu
machen. Ich stehe jeden Morgen wenigstens um 4 höchstens gegen 5 auf. Das
Gehen so nachtheilig als das Sitzen, also zwischen Thür u Angel. Je mehr
ich mich aus dem Labyrinthe heraus zu arbeiten suche, desto tiefer gerathe
ich in neue Irrgänge.Monde primitif ist ein wahrer Pendant zum Buffon– Aus den
Origines Greques
ersehe, daß
lateinische u
französische
zum voraus gegangen und nicht mitgekommen sind. Ich freue mich
auf Pauw Recherches. Ich vermuthe daß die Qvelle zum
Seuthes
in
Xenophons Feldzuge liegt. Hast Du lieber Jonathan Fritz wegen des Rißes
um Verzeihung gebeten in Franzens u meinem Namen. Für ein Andenken
wirst Du sorgen als Mecän. Warum hast Du nicht auch das Schreiben des
alten de Marées beygelegt, an dem mir
viel
gelegen ist, weil ich den Mann
selbst zu sehen hoffe und wünsche. Ich besorge mehr als einen Halb u
Stiefbruder des Hierophanten in ihm zu finden. Häfeli soll guter Mann zwischen
uns seyn. Von meinem Raphael ist nichts zu hören; weshalb ich für ihn in
Sorgen bin. Diesen Monath muß ich noch alle Kräfte zusammennehmen,
wenn ich mein Maas voll machen will. Mit dem Jun. meine Cur anfangen
und an meinen Abschied aus Münster denken. Der Kopf raucht mir, wenn ich
dran denke. Der mich hergeführt wird mein Engel zum Rückwege seyn und
alles vor- und zubereiten, Berge und Thälerhügeln zum Thal zu
einer Ebene machen mit durch seine dienstbare Geister, auf die ich mehr
als auf meine Beine rechnen muß. Fiat voluntas TVA! enthält alle piadesideria in nuce.Verzeih, liebster Fritz Jonathan, mein unzusammen hängendes Geschmier
und werde über meine Besorgnis u Freyheit Dir selbige merken zu laßen nicht
unwillig. Cur ego amicum offendam in nugis? Die Folgen sind bisweilen
ernsthaft gnug. Ueberlaß der Zeit die Verklärung Dein der guten Sache.
Recht thun ist beßer als recht haben. Ich fühle lauter Eis in meinen Füßen.
Es ist heil. Abend und morgen eins der schönsten Feste – Laß mich Othem
schöpfen – Der freudige Geist erhalte uns. Ich küße und umarme Dich und
die Deinigen unter den herzlichsten Seegenswünschen.
Ich habe die Correspond. des Neckers u Lavaters lieber zurückbehalten
vielleicht findt sich Gelegenheit. Für die Zurückkunft der 3 Beyl. werde sorgen.
Vergiß nicht den Brief des alten Zionswächters und mach daß ich bald nach
Hause antworten kann. Lebe wohl und habe Gedult mit Deinem alten
Joh Ge.Pempelfort den 13ten May 88Vermerk von Hamann:Erhalten den 14 Geantw den 16/17 –Lieber Herzens Vater!
Ich bin heute morgen mit einem so argen Schwindel aufgewacht, daß ich
mich kaum besinnen u s zu mir selbst komen konnte. Auch jetzt vermach ich
kaum aus den Augen zu sehen, u habe arge Schmerzen.
Ich schicke Dir mit vielem Dank die mitgetheilten Briefe aus Koenigsberg
zurück, die ich mit Vergnügen gelesen habe. In den Briefen der Elise ist doch
etwas v kalter Ziererey, das mir nicht behagt, u mich zweifelhaft läßt, ob die
Kälte v der Ziererey, oder die Ziererey v der Kalte herrührt.
Den Brief v De Marrees hatte ich zurück behalten, aus Gründen welche
Du geahndet zu haben scheinst. Hier ist er, nebst einem Briefe v Reichardt,
den ich vorigen Posttag allein deswegen nicht beylegte, weil ich fest glaubte,
Du hättest unmittelbar v Lindner umständlichere Nachrichten.
Wie in aller Welt, Lieber, kommst Du zu dem frühen Aufstehen? Billigt
das Dein Arzt? Wäre ich nicht krank, ich hätte eine Spottschrift gegen
Fürstenberg, Amalia, Mariane und Sprickmann ergehen laßen, darüber daß
sie nicht einmahl vermögen einen Weisen, einen Magum zu regieren; was
werden sie mit andern Menschen ausrichten? – Bleib Du hübsch im Bette,
wenigstens bis Morgens um 8 Uhr, u sorge nur so gedekt zu seyn, daß Du
nicht schwitzest.
Wir alle sind in voller Freude darüber, daß wir Dich Anfangs Juni
wieder haben sollen – Grüße Sprickmann, Dein Wesen mit ihm thut mir wohl.
Es ist ganz recht daß Du ihm Lavaters Briefe mitgetheilt hast. Wie oft muß
ich Dirs wiederhohlen, daß Du mehr recht hast als ich selbst über das Meinige
zu schalten. Du magst also Sprickmann auch alles was ich zul Freytag
geschickt habe zeigen. – Ich sage Dir noch einmahl, grüß ihn.
Ich zielte nicht auf eine besondre Stelle, sondern auf Beckers ganzen
Aufsatz. Meiners hatte die Rechtmäßigkeit des Negernhandels, aus Gründen des
Nützlichen darthun wollen; u Becker antwortet, (wahrscheinlich weil er den
Tag vorher ein gutes Buch gelesen hatte), solche arme Wichte wie wir,
könnten daher kein Recht bestimmen, u thäten beßer uns an dem Satz zu halten:
was ihr nicht wollt das Euch Leute thun sollen, das thut
Ihr ihnen auch nicht
.
Ich kann nicht mehr schreiben; der Kopf will mir zerspringen.
Entschuldige mich bey Amalien.
Ueber die Idee der Schloßerinn in Absicht der Frau v der Recke habe ich
gelacht u ein X gemacht wie Du; auch so darüber an Schloßer geschrieben,
u Deiner dabei gedacht. – nach einem gestern v der Schloßerinn
eingelaufenen Briefe, hat Schloßer die Idee an die v. d. R. so zu schreiben wie er
vor hatte aufgegeben; er konnte nicht damit zu Stande komen. Meine
Anmerkungen uber diese Idee hatte er noch nicht. – Auch über Rehberg denke
ich gerade wie Du. Ich fürchte aber nicht daß er mir zu nahe kommen wird.
Diese Art Menschen sind mir – ich möchte sagen
geläufig
. Rehberg aber
hat immer eine gewiße Derbheit, die ich achte, u ist kein Heuchler. – Von
Leipzig habe ich noch nichts. Wie mich nach dem Büchlein v der v d. Recke, u
Zimmermanns Schrift verlangt, kannst Du Dir vorstellen.
Lebe Wohl. Grüße Franz u Marianen in meine Seele – Gott mit uns!
Dein Fritz Jonathan.Höre doch auf mit den Entschuldigungen wegen des Rißes in Schenks
Seuthes.
M. den 14 M, 88. 9½ UhrIch bin auf dem Sprunge nach Angelmodde zu wallfahren und erhalte,
lieber Herzens Jonathan Dein erwünschtes Schreiben nebst Beyl. die ich
mitnehmen und noch einmal durchlesen werde. Die Beyl. des vorigen wären
auch mit gekommen wen nicht Franz um den Aufschub eines Posttages
gebeten hatte.
Mache nur, daß Dein Schwindel aufhört, und nimm nicht an meinen
minimis zu viel Antheil. Am heil Abend fallen mir die Livres Classiques del’Empire de la Chine vom Abt Pluquet übersetzt, in die Hände. Franz hatte
selbige aus unserer guten Fürstin Bibliothek mitgenommen ohne sie angesehen
zu haben. Auf meinem Faulbette hatten sie auch schon einen Monath auf
mich gewartet. Ich laufe des Jesuitischen Gemälde von China mit Eckel
durch und erbaue mich desto mehr an Confucius.Dadurch bekomm ich lust Deinen Chuking den ich nicht Herz gehabt habe
anzulesen und habe mich so vertieft, daß ich nicht aufhören konnte als biß
ich damit gestern zu Mittag damit fertig wurde. Vor Freuden bekomm ich
Lust u Muth nach St. Mauritz zu gehen – und habe den gestrigen Tag mit
4 Gläser Punsch beschloßen, die ich der Mutter Marianne halb abgeilen und
abpochen muste. Meines Artzt u Freundes Druffels Rath zu folge und den
Eindrücken der kalten Witterung gemäß – liege ich jetzt später im Bette, und
folge Eurem Rath –
Heute nach Angelmodde gestern nach Mauritz u morgen vielleicht nach
Lohmanns Hause. Also herrlich und in Freude. Gott lob! daß meine Unruhe
um Raphael umsonst gewesen ist.
Ich habe heute Alexis I zum zweiten mal durchstudiert und habe den
Kopf davon zieml. voll. Komm ich bey zeiten nach hause: so werde noch ein
paar Worte hinzusetzen. Verspät ich, so hat Hans den Auftrag diese Zeilen
zu befördern. Tausend Dank für Beyl. Die hamb. Zeitung hat Elise
recensirt; von Zimmermanns Schrift weiß noch kein lebendiges Wort. Nur vor
allen Dingen alles vermieden, was Deine Migraine reitzt und den Schwindel
vermehrt. Gott empfohlen. Sonnabends schreib mit Gottes Hülfe gewiß.
Gott mit uns allen. Amen.
6½ Uhr.Ich komme eben von Angelmodde wider heim voller Zufriedenheit über
den herrl. Tag den ich halb im Gezelt halb am Caminfeuer zugebracht habe.
– Perikles kam auch nach der Mahlzeit zu Pferde hin. Ich habe
Zimmermanns Schrift dort gefunden, die ich morgen erhalten werde und Kants
Kritik der practischen Vernunft. Deine Briefe habe alle dort gelaßen und
erwarte selbige morgen wieder zurücke. Neckers Correspondance habe auch
durchgelaufen. Wieviel komt es auf die Ordnung an, mit der man die Dinge
lieset. Von dem Innhalt kann ich nicht urtheilen, der geht mich auch wenig
an und ist über meinem Horizont. Aber mit der Form bin ich ausgesöhnt und
Calonne gefällt mir nicht mehr. Necker mag sich immer in seinen
Rechnungen geirrt haben; sein Verfahren ist offener und redlicher als seines hämischen
Gegners mit seinem Billet doux und politischer Zurückhaltung.
Quousque tandem – – Du kannst Dich man auf diesen Anfang eines
Hirtenbriefes gefaßt machen, wen Du nicht bald aufhörst ein
metaphysischer Catilina
zu seyn.
Meine Lebensgeister sind in einem solchen Taumel, daß ich heute nicht mehr
schreiben kann. Morgen wills Gott nach Lohmanns Hause zu unserm
Freunde Sprickmann, den ich seit 8 Tagen nicht gesehen habe und nach deßen
Schwindel ich mich auch erkundigen muß. Mit der nächsten Post hoffe ich
beßere Nachrichten von Deiner Gesundheit zu erhalten. Tausend Grüße
an die Deinigen von dem alten dito Oedipo. Vale et faue!Durchlauchtige Fürstin,
Gnädige Frau,
Ew. Durchlauchten habe die Ehre die versprochene Handschrift zu
übersenden mit dem unterthänigsten Dank für alles Gute, das ich gestern in
Angelmodde genoßen, und mir so wohl getan hat, ohngeachtet ich mich
gelüstenließ, noch ein wenig Abendbrodt zu kosten /Histoire naturelle de la
Parole, extraite du Monde Primitif, 8. „C’est un precis des Principes
sur la
Grammaire universelle et comparative
– et sur
l’origine de Language et de l’Ecriture
à l’usage des jeunes
gens. C’est un exposé simple et rapide de ce qui compose deux Vol. in
4o du Monde Primitif. En les debarrassant de toute discussions nous
avons quelquefois substitué de nouvelles definitions aux anciennes, afin
de les rendre plus nettes et plus exactes. Pour en faciliter l’aquisition,
nous avons mis cet Abregé au plus bas prix qu’il nous a été possible.Ich besitze die Lettre sur les Desirs, aber die sur l’homme et ses rapportsfehlt mir hier – denn meines Wißens ist sie unter meinen Büchern zu Hause.
Um die Additions mit Nutzen lesen zu können, bin ich genöthigt mir den
Gebrauch dieses Werks von Ew. Durchlauchten auszubitten. / Eben kommt
der Bote, dem ich den Peltz sowohl als den
Kant
zum Einbinden
mitgegeben habe. Ich bin letzteren nicht im stande zu lesen, und habe ihn bloß
durchblättern können. Muß das übrige unterdrücken, das Ew. Durchl.beßer ergänzen werden, als ich es im stande bin auszudrücken in meinem
und unser aller Namen. Ersterbe
Ew. Durchlauchtenewig verpflichteter Diener
Joh. Georg Hamannden 15 May 88.Pfort den 16ten May 1788Vermerk von Hamann:Den 17 geantw. eod.Ich bin noch nicht beßer, lieber Herzensvater, u habe mir eben ein
Tränklein verschreiben laßen, das helfen soll.
Gott lohne Dir, daß Du mir so fleißig Nachricht v Dir giebst. Einliegend
ein besonderer Abdruck der Gründe gegen die Abschaffung des Χtenthums,
aus dem May des Museums. Mehrere Exempl davon folgen Montag mit
dem Postwagen.
Vorgestern erhielt ich das Büchlein d v d Reck, u habe mich über Stolberg
geärgert, daß er so viel Wesens davon machen konnte. Es ist ein eben so
albernes als tückisches Ding; eine wahre Galgenfrist für die Berliner.
Deinem mit künftiger Post versprochenen Briefe sehe ich mit Verlangen
entgegen, u hoffe zu Gott, daß ich bis dahin wieder im Stande seyn werde
zu antworten. – Erhalte mich in gutem Andenken bey unsern Freunden.
Mit innigster LiebeDein Fritz –Ich schicke 2 Abdrücke, damit unsere liebe Holde gleich eins haben könne.
auf der
dritten Seite von Hamann
notiert:Meister Thomas der Schuster in Berlin S. 267. 268 Ueber Friedrich den
Großen und meine Unterredungen mit ihm kurz vor seinem Tode. Von dem
Ritter von Zimmermann. Kgl. Großbritt. Leibarzt – Hofrath. Leipz. 788
S. 301.
Nun hat der König seinen Zweck erreicht. Sack glaubt nicht an Gott den
Vater, Spalding nicht an Gott den Sohn u Teller nicht an den heil. Geist.
Epoques raisonnées sur la vie d’Albert de Haller, par le Comte
Maximilian de Lamberg Leipz. 78 p. 39. den berühmten Anekdotensammler in
Bayern.
Briefe von Selkof an Wolmar Zürich 777. vom witzigen Schulmeister
Hottinger in Zürich.
Zimmerman souvenez vousAnhang S. 251.du bon Vieillardque Vous avezvu iciden 18 May 88 am Sont. TrinitatisHoc est membrum nostrum imperiale sacro-caesareump S. 221.Münster den 16 May 88.Lieber Herzens Jonathan Fritz, Marianne u Hans sind diesen Morgen
nach Angelmodde gegangen und ich halte mit unserm lieben Frantz allein
Haus. Gestern war bey Sprickmann in Lohmans Hause und habe in seinem
nahe gelegnen Garten seine ganze Familie kennen gelernt, wie ich schon mehr
als einmal gewünscht. Seine Tochter feyerte eben Ihren 13 oder 14
Geburtstag. Es war also ein guter Tag aber bey mir nicht recht heiter. Morgen
erwarte ihn und schreibe daher heute provisorie, weil ich nicht zu lesen im
stande bin.
Die neul. mir anvertrauten Beylagen kommen bestellter maaßen mit dem
herzlichsten Dank zurück. Ich habe sie mit gestärktem Vergnügen zum zweiten
mal durch gelesen. Bringt mir Hans Deinen letzten Brief mit Einl. zurück
so lege alles zusammen.
Deine Antwort hat mir beßer und beßer gefallen als Rehbergs Zuschrift,
auf deßen Duplik ich neugierig warte. Ich kann mich auch nicht besinnen
sein Verhältnis u das Lichtenbergsche Magazin gelesen zu haben, welches
hier bey der Fürstin oder sonst aufzutreiben hoffe. Hab ich vergeßen den
Inhalt; so wird er mir jetzt mehr einleuchten wegen der Scrupel, die mir sein
Briefwechsel gegen ihn veranlaßt hat. Ein sehr blinder aber viel mehr zu
eitler Handleiter des FlPublici, das ich mir nicht so unmündig u kindisch
vorstelle, sondern wie jede εξουσιαν τεταμενην und jedes velamen der
Vorsehung und περιβολαιον, δια τους αγγελους, der unsichtbaren Kräfte und
ihres unmerkl. Einflußes physici oder vorherbestimten Harmonie wegen.
Das Christentum nimmt mit einem Plätzchen entre deux larrons, wie der
Stifter deßelben gern fürlieb. Sie wird nicht gejagt, sondern es werden ihr
2 Flügel eines großen Adlers gegeben, und es fehlt ihr nicht an Nahrung in
der Wüste, so wenig sans comparaison wie dem kleinen Görgel in den
abscheuligen W Sümpfen die Du Dir in Welb. einbildetest. Es freut mich
in der Seele, daß ein so liebenswürdiger gutgesinnter vortrefl. Man an meine
Projecten alles mögl auf meiner Heimfahrt zu
genießen
, wie ich während
meines beynahe volljährigen exilii peripatetici in M. P. und W. mehr
utiliter als honeste gethan habe, Antheil nimmt. Auch Hollstein wird
heimgesucht werden von dem alten Oedipo, und ich werde so viel dona impressaund
gute Werke
mitnehmen als ich in meinen Coffresforts beherbergen
und in meinen Winkeltaschen mitschleppen kann um meine alte Muse der
langen Weile unterwegs den Mund zu stopfen.
Verzeih mir, daß ich Dir wegen des menschl. Fehlers, den ein Satyr
unserm Geschlecht vorwarf, auch das kalte und warme Deines Othems zur
Last lege. Wie kann ein
wütender
zugl. ein
verständiger
und
schlauer
Man in Deinen Augen seyn, mit den 2 beyden Augen Deines
Urtheils so angeschielt werden. Deine Philosophie und Gnosis aus Geschichte
u Erfahrung nicht auf den Zehen zu treten komt mir 1. die alte Geschichte des
nur in neuem Balge erscheinenden Catholicismus nicht als ein Idealismus
sondern leider! unsterblicher und unwiderleglicher Realismus vor. 2.
Unrecht zu bekommen
u zu haben ist keine Unmöglichkeit, sondern eine
Wirkung unser Humanität, die ich niemals zu verleugnen oder abzulegen
despotisch und positiv gnug seyn werde. Du kannst das Uebel freylich nicht
sehen, weil Du selbst mit einem geheimen Katholicismus leider! inficirt bist,
und wie es allen Gesetzgebern geht, nicht Herz gnug hast den Stab über
Deinen eignen Kopf zu brechen. Ein Mann der
unschuldig
für einen
Bösewicht und Lotterbuben gehalten wird. Ich finde keinen so großen Heroismum
drinnen, Schwachheiten zu bekennen, die nackte Wahrheit offen zu legen,
geheime Schaden, die jedermann in und an und um sich fühlt aufzudecken,
Sokrates und Plato zu verleugnen u zu verrathen dem alten Weibe zu
Gefallen, oder der Dulcinée unserer irrenden Ritter. Krokodillenthränen sind
leichter als Werke desr Sinnesänderung. Des besten, edelsten
rechtschaffnen Menschen göttl. Verhängnis war es ein pendard zu seyn. Die ächtesten
Urkunden u Zeugniße, alle Enargie und Energie von Zeichen u Wundern.
Du scheust Dich nicht, Gamaliel factice, meinen ehmaligen Beichtvater dem
ich die Absolution der lächerlichsten Autorsünden und witzigsten
Verleumdungen zu verdanken habe als einen harten, ehrgeitzigen planvollen, dem Geist
nach geschornen Maul und Bauchpfaffen zu lästern. Ach Deine politische
Freundschaft übertrifft alle pias fraudes, die Du so nachdrückl. an andern
rügst und mit Deiner spitzen Feder in petto ärger als das babelsche
Otterngezüchte treibst und selbst ausübst. Wie kannst Du einen sich selbst über
Hals u Kopf herunterstürzenden
Wie willst Du einen solchen
wütenden Menschen
aufhalten
– Lege die Feder nieder, schöpfe eine frische
freye Luft, und weine über Deine eigene Visionen nicht wie ein altes Weib
sondern wie eine würdige Tochter – nicht des Mendelssohnschen sondern
paulinischen Jerusalems die unser aller Mutter ist über das traurige
Schicksal aller 9 Musen mit dicken Bäuchen und vollen Eutern für die Oster und
Michaelis meße, des gähnenden und wiehernden Publici. Babel hat seinen
Geist der Offenbarung oder vielmehr Überlieferung verdächtig gnug gemacht.
Lieber ein Zöllner und Sünder, als der Beyfall mit den Füßen, den Du
vielleicht unter Pedantismum verstehst.
Verschleudere nicht all Dein philosophisches Mitleiden zum besten der
Starken, die keinen Artzt nöthig haben, behalte noch ein wenig für die
unglückl. Feinde übrig, die bey aller ihrer guten Meinung und guten Willen
Namen
auszurotten und heterogene Elemente
in Eins zu werfen
,
tief gefallen sind und immer tiefer fallen in die Grube, die sie andern gegraben
haben. Spiele die Rolle eines Acteurs, Courtisan nach den Winken des
paradoxen Diderot. Wenn Du nöthig findest Dich vor den feindseel.
Berlinern zu hüten, so hast Du eben so viel und vielmehr noch mehr Ursache vor
ihren orthodoxen und zelotypischen Gegnern auf Deiner Hut zu seyn. Man
kommt mit leichter Mühe so weit, daß man
thun muß
, was man nicht
laßen kann oder will. Zum letzten mal liebster Jonathan u Gamaliel Fritz,
laß Dich nicht von den literarischen Renommisten hinreißen, und mische Dich
nicht als
Laye
in die Händel und Amtsgeschäfte der Schriftgelehrten. Sey
weder ihr Pendant, noch Pedant – weder ihr Patron noch Sykophant.
Ob die Demuth eine Kostgängerin der Eitelkeit, oder diese bey jener freye
Kost genießt. Die Anonymität und Pseudonymität können beyde eben so
unschuldig als zweydeutig seyn. Was es mit Gevatter Asmus Anstellung bey
der Bank für ein Bewandnis hatte, möchte ich gern genauer wißen. Nexusrerum und idearum ist nicht einerley;
bürgerl. u moralische
Rechtmäßigkeit eben so verschieden.
Der liebe gute Pericles war mit
Seuthes
sehr zufrieden, auch mit des
des Marées politischen Urtheilen. Ich halte es mit dem heil. Confucius –
Que celui qui est
empereur
, n’entreprenne de changer rien dans
les
Rites
et dans la
Musique
s’il n’a pas la vertu des Sages; et que
celui qui est
sage
se garde bien de
vouloir
changer rien dans les
Rites ou dans la Musique, s’il n’est Empereur, ni
Juste milieu
ou
Milieu immuable
.Vergiß nicht für das mir zugedachte Exemplar des Seuthes Sorge zu
tragen. Ich habe es nicht recht lesen können und nur mit dem allgemeinen
Eindruck für lieb nehmen müßen, und halte es nicht immer mit denen ich
sympathisire, weil ich Freunden nicht zu viel traue so wenig als mir selbst et abhoste consilium –
Ich erwarte mit Hans Zimmermanns Schrift die eben in Angelmodde
gelesen wurde. Dem Fragment des Alexis II habe ich den meisten Aufschluß
zum Character des Haagschen Sokrates zu danken, dem der hyperborëische
so entgegen gesetzt ist als die beyde Pole des Magneten und unserer
Erdkugel – Ich machte aus unsern Differentia specifica der Diotime kein
Geheimnis. Die vierte Art des Ruhms d’amuser le peuple wäre mehr nach
meinem Geschmack und überlaße gern la gloire la plus solide d’eclairer les
hommes, la plus douce des les faire du bien et la plus riche et la plus
feconde de les defendre des maux – aux etres
actifs qui veulent
,
et a leur essence
active et voulante
. Les petites tetes, les nonante
et 9 statt 20 × 4 + 19 les 1000 vertus et proprietes dans 2 gouttes, qui se
confondent sans autre changement que la
duplication
de leur
energie, ohne die übrigen Idiotismen zu überzählen. Der
Schein
hängt nicht
von uns, sondern von andern ab; mais il faut que nous donnions l’etre.Die Natur ist allerdings un ouvrage de Penelope; und ohne Principesdestructeurs giebt es wenige generationen. Vnius corruptio, alterius
generatio. Die Gerechtigkeit ist bey Fürsten wie die Wahrheit bey Philosophen.
Ohne Gerechtigkeit giebt es keine Existenz – ist allerdings wahr, aber nur in
einem Sinn, der dem Verfaßer nicht eingefallen ist. Die Themis eine Tochter
des Himmels u der Erde welche von dem stupiden Böotien geglaubt und
angebetet wird scheint mir evidenter als die Tochter des Jupiters und der Liebe.
Wenn Cupido darunter verstanden wird, so weiß ich wie eine Tochter des
Ganymedes und Donnerers und diese neue Knabenschänderey fruchtbar
geworden, le sentiment
d’individualité
de l’ame avec
l’étendue
figurée et determinée
du corps – mais il est fait naturel que
ceux qui sont les plus capables des sensations sublimes sont rarement
les mêmes qu’y reflechissent le plus. –
Ich habe mich umsonst über einige Anmerkungen über l’homme et sesrapports gefreut, werde kaum im stande seyn, weder den Text noch die
Randgloßen auszustehen und auszuhalten. Wie wahr heißt es p. 24 des gedruckten
corporis delicti: Ce qu’on a devoué souvent du nom de Philosophie n’est
proprement que la lie, qui demeure après l’effervescence de
l’imagination.Kantens Kritik der practischen Vernunft habe angesehen u das Exemplar
der Fürstin, ein paar Stunden drauf zum Buchbinder befördert, weil ich
weder den Elementen noch der Methode gewachsen bin, die neue Ausgabe noch
nicht habe lesen können und die alte gänzl. vergeßen habe. Die Noten des
seel. Witzenmann habe gelesen. Du hättest es nicht zugeben sollen daß er Dich
zum Stifter einer Secte und besondern Philosophie gemacht, die er nach
Deinem Namen getauft und wie die Vorhaut der Beschneidung entgegen gesetzt
hat. Als paterfamilias hattest Du Censor desjenigen seyn sollen, was subvmbra alarum und auf Deinen Gränzen geschrieben, wenigstens nicht selbst
Gevatters Stelle oder Pflegvater des Kindes seyn sollen und es mit einem
Attestat dem Publico ankündigen. Der Spatzierweg mit Franz hat mir
wohl gethan, so viel Ueberwindung ich auch nothig hatte mich dazu zu
entschließen, weil mein famulus zum Anziehen fehlte. Ich warte mit Schmerzen
auf die Widerkehr der Fußgänger und das, was sie mir mitbringen werden.
Ich lese jetzt die Histoire des Atlantes oder Histoire des hommes. In
der Fürstin Bibl. fehlt der erste Theil den ich zum Glück bey Sprickmann
gefunden. Kannst Du mir den Namen des Verf. nennen, so wäre es mir lieb,
aber mit Zuverläßigkeit. In Court de Gebelin habe ich
notre
Histoireancienne angeführt gefunden – Sollte es daßelbe Buch seyn und ist es ein
gemeinschaftl. Werk wie Buffons Histoire dela Nature mit Aubenton? Er
redt von einem Peuple primitif wie jener von einer Langue primitive –
den 17 des Morgens.Eben erhalte die 2 Exempl. der Sw. Uebersetzung und danke in meinem
und der Theilnehmerin Namen, die mir
gestern Deine Briefe nicht
zurück
geschickt und sich über eine schlaflose Nacht beklagt haben soll. Ich
zweifele
daß ich morgen wider hinfahren werde, weil sie übermorgen selbst
hereinkommen wird, und ich nicht weiß wo ich die Augenblicke hernehmen soll diesen
Monath aus meinem Wust heraus zu kommen, mit dem ich mich ab extra u
intra überlade und überladen werde. Cura vt valeas, laß Deine Hauptsorge
seyn. Ich predige und bin leider! taub. Das Leben ist mehr denn die Nahrung,
und doch freß und sauf ich zum Nachtheil meiner Gesundheit, die immer mehr
unterdrückt als befördert wird. Es ist ein wahres Kreutz, zu thun was man
haßt und haßen zu müßen, was man selbst thut, und diesen Widerspruch mit
sich herum zu schleppen. Ich suche wie ein Narr nach den Abschriften des
Circularbriefwechsels und weiß nicht wo selbige geblieben sind. Mein letzter
Trost ist, daß
Frantz
sie haben wird. C’est un gouffre – Er soll mir heute
suchen, es mag wie ihm so sauer werden als es mir wird. Ich habe Dir
doch nicht diese Abschriften mitgegeben – lieber Jonathan. Vielleicht werde
ich von dieser Angst und Unruhe durch mein treues Ebenbild desr
Unordnung, Scrupulosität und Leichtsinnigkeit befreyt. In der Aergernis hast Du
das
alberne
und
tückische
Ding gelesen. Ich hoffe darüber zu lachen
so sehr ich den
Einfluß
alberner und tückischer Dinger fürchte, die den
Schein für sich haben, und im Grunde nichts sind, oder den Schein wider sich
haben und für nichts geachtet werden. Die Berliner werden sich die
Galgenfrist zu Nutz machen und selbige zu Verbeßerung Ihres Plans anwenden
können. Wenn Dein
Correspondent
stutzig gemacht worden, wird es
dem großen Haufe nicht ärger gehen – und sind die Demagogen oder
Ochlogogen nicht gleicher Meinung. Nil admirari – nil aspernari: sondern mit
Galgenvögeln verständig und schlau umgehen nicht wie ein wütender Steine
und Prügel gegen sie brauchen, son.dern die Lockpfeife um sie zu amusiren
und sicher zu machen. An ihrer Aufklärung, Bekehrung, p ist nicht zu denken, und
sie verdienen diese unerkannte Wohlthat nicht. Dadurch geben wir Ihnen
neue Waffen, mit denen sie dem Himmel sey Dank! nicht umzugehen wißen.
Uebereilung
und
Leidenschaft
war die Qvelle des
Misverständnißes von der einen Seite und wird es wahrscheinlich auch von der andern
seyn. Was Du
dort
abscheulich nennst, komt mir gantz natürl. und beynahe
rechtmäßig vor. Es ist
abscheulich
, wenn Wahrheit u Unschuld von ihren
Bekennern mishandelt wird. Kurz, wir sind alle Sünder und mangeln des
Ruhms, den wir uns anmaaßen und zu besitzen einbilden, und ich finde hier
keinen Unterscheid, welcher der Rede werth ist. Urbanität und Rusticität
sind lange keine Humanität, an deren gerechten und unwandelbaren
MittelPunct mich halte. Das Suum cuique ist die Grundlage aller Existenz – und
aller Pflicht, aber das Suum cuique zu bestimmen nicht unsere Sache, aber
leider! ein allgemeiner u herrschender Misbrauch.
Je weniger u seltener ich schreibe, desto eher kannst Du mich Herzenslieber
Fritz Jonathan! in Person erwarten. Gott gebe nur, daß wir uns gesund
und zufrieden einander widersehn. Ich habe Deinen Rath und Beyhülfe
höchst nöthig um
reisefertig
zu werden. Die Haare stehen mir zu Berge,
wenn ich daran denke, wie ich es anfangen soll. Wäre ich nur erst wider
unterwegs
nur! so müste ich nolens volens plus vltra – davon mündl.
mehr! Ursache hast Du wohl nicht meine Ankunft zu wünschen, aber desto
mehr wird es kosten die Abreise zu befördern und meiner los zu werden. So
geht es mit allen unsern Wünschen – wie uns selbst. Staub, Erde und Asche!
Was ist der Mensch, daß Du sein gedenkst und des Menschen Kind, daß Du
Dich seiner annimmst – Engel und Freunde zu unseren dienstbaren Geistern
macht. Ist unsere Eitelkeit oder unsere Demuth Blendwerk? Wer nährt
beyde – wozu sind beyde nöthig und nützlich, wie Himmel und Erde, zu
unserm Daseyn? Der Manichäismus und Atheismus liegt in unserer Natur
und in unsern Misverständnißen derselben – das Gegengift ist der Geist
unsichtbarer und unerkannter Wahrheit, die durch das Christentum erhöht
worden, wie die eherne Schlange vom Gesetzgeber Moses. Wem um den Geist
zu thun ist, der kehrt sich weder an die
Materie
noch
Form
der
Wahrheit; die Kräfte und Wirkungen derselben, nicht die Elemente und vehiculasind die Gegenstände der Erfahrung und Mittheilung oder Fortpflanzung.
Mein Kopf schwärmt und schwindelt ärger wie Deiner. Ich muß aufhören
unter den herzlichsten Seegenswünschen Dich bald wieder hergestellt zu sehen
und im vollen Genuß Deiner lieben Schwester Kinder u Freunde. Lebe wohl
und verzeih mein abscheuliches Geschmier. Ich weiß selbst nicht wie mir zu
Muth ist. Alles befindt sich hier wohl und denkt fast tägl. an Pempelfort.
Erfreu uns nächstens mit guten Nachrichten von Deiner Erholung und
Ruhe!
Dein alter erschöpfter Johann GeorgIch kann nicht begreifen, wo Deine Abschriften der Circular Briefe
hingekommen sind. Franz hat gesucht und findet nichts unter seinen Sachen.
Du
hast sie doch wohl nicht mitgenommen
. Die Fürstin hat selbige
erwartet ohne sie erhalten zu haben. Pericles hat sie gehabt aber den Tag
drauf gleich nach Hause geschickt. Auf diesen Umstand besinne mich, weil er
Eindruck auf mich machte. Der einzige Ausweg ist noch, daß Du selbige
vielleicht der Fürstin hast geben wollen, und sie unter Deinen Sachen zurück
gekommen sind. Ich kann heute unmögl. schreiben. Du wirst mir verzeihen,
daß ich versprochen habe und nicht beßer erfüllen kann. Gott sey mit uns
allen!
den 18 Dom. Trinit.Ich habe mich an Zimmermann über Fr.
gesund
und
wider wacker
gelesen, und eine Suppe zum Frühstück verschlungen die Franz für sich
bestellt hatte und den Appetit dazu verloren. Sic vos non vobis – Mein
gestriger Paroxysmus kam vielleicht von einer Arbeit her die ich über einige
von uns. christl. Aspasia in den Sokr. Denkw. angestrichene Stellen – an
denen ich gestern einen großen Bogen verdorben immer von neuem anfieng
ohne von der Stelle zu kommen. Zimmerm. Anhang uber seine eigene
Krankheit u ersten Unterredung ist mir eben so wichtig als die Nachrichten vom
Könige. Man muß den Verf. der
Einsamkeit
kennen und seinen Held
studirt haben um alles cum grano salis zu verstehen mit einem breiten Rande
zu Gloßen. Dein
von Leßing gesagtes Wort
kommt auch vor; aber
das Gemälde des Geheimniskrämers übertrift die Carricatur des armen
Oberreit, der ihm noch immer wie ein Stein auf dem Herzen liegt. Nur
wünschte ich den Eindruck wo der Elise mit Deinem Urtheil vergleichen zu
können. Meister Thomas der Schuster in Berlin hat mich an seinen
Zunftgenoßen einem Herzens freunde des Crispus erinnert, bey dem ich mir ein
Paar Stiefel zur Reise machen lies und
Camper
zurm lesen gab. Wenn
Sack ein
Naturkundiger
ist, so mag es mit dem Glauben an Gott den
Vater nicht – der zweite soll ehmals ein Socinianer gewesen seyn – aber in
Ansehung Tellers bin ich mit dem Meister Thomas vollig einstimmig. Des
Salomons in Norden
Seele
war sein
Name
. Er irrte also nicht im
Begriff sondern nur im Worte. Er liebte das Christentum wie die Medicin
und wünschte sich einen
Artzt
deßen Mittel auf der Stelle wirkten wie ein
Blitz und in einem
guten Wort
bestanden, das aus seinem Munde gieng.
War wieder ein
Nahme
schuld, daß er die
Sache
nicht verstand. Ich bin
heute nicht nach Angelmodde gegangen und will die Fürstin lieber morgen hier
sehen, wenn Sie Wort halten kann. Nun kann ich unsers Reich. Nachricht
von dem Verdruß der Berl. beßer verstehen aber des Marees von einem
ägyptischen Namensvetter schreibt vom Kayser deines Melodrama B. F.
Köhler Döbel und G H. Lückenwald sind lauter Hieroglyphen für mich aus
denen ich nicht rime noch raison heraus bringen kann.
Ich lege also die letzten Beyl. mit an nebst den 2
Briefen des Lav
.
und der
Corresp des Necker
um alles in saluo zu bringen. Beynahe
besorge ich daß alle meine Unruhe wegen der verlornen Abschriften des
epistolarischen Cycli auf einer Täuschung meiner Erinnerungskraft beruht.
Gott gebe es zu meiner Zufriedenheit; denn wenn ich was suche ohne es
finden zu können, fühle ich eine Gahrung in meinen Lebensgeistern, die mich
beynahe zur Verzweifelung bringt. Habe ich die Abschriften wirkl. zum
Behalten bekommen oder hast Du
selbige
mir blos zum
Lesen geliehen
und selbige zurück erhalten oder selbst zurückgenommen. Beruhige und
besänftige mich drüber; denn mein Kopf ist eine Laterna magica.Wenn Du gute Maasregeln, lieber Jonathan Fritz zu meiner Heimfahrt
nimmst so werde ich meinen alten Freund Häfeli, den alten Elias facie adfaciem kennen lernen, und vielleicht seinen Bruder im Calvin den Vater des
lüderl. Renegaten und Apostaten Penzel; auch möchte ich gern Pleßing
Vater u Sohn in Wernigerode sehen. Die Marschroute ist eine wahre
Qvadratur des Cirkels, die ich mir von Dir verspreche. Bringst Du die ins
reine,eris mihi magnus Apollo und die Phyllis der Metaphysik soll
Dich krönen zu ihrem Statthalter und vicarius mit einem Schleier u einer
Nachthaube, wie die nordischen Magi gemahlt werden. Souvenez vous,
mon cher Jonathan d’un mechant Vieillard et de sa famille comme je
me ressouviens de Vous, de vos dignes soeurs et de vos chers enfans et
de tous nos amis communs. Ich habe ein P. S. aus der
Vulgata
zu den
4 Motti im Stambuch der Prinzeßin zusammen geflickt, das ich selbst nicht
verstehe und daher auch nicht auszulegen im stande bin. Ich wills Dir
abschreiben. Es macht und vertreibt die Kopfschmerzen wie der heil. Matthias
das Eis giebt und bricht, nimmt oder bringt.
Si q. Sages de ce monde sont parvenus par leurs Etudes dela Nature
(speculum in aenigmate) à la vision d’un Etre des Etres de raison,
d’un Maximum personifie: Dieu a revelé (facie ad faciem) l’humanité
de Sa vertu et de sa Sagesse dans les Origines etymologiques de
l’Evangile Judaeis Scandalum; Graecis Stultitiam 1 Cor I. 23.24. XIII. – –
Vetera transierunt ecce facta sunt omnia noua 2 Cor V 17 per Eum qui
dixit: Ego sum A etΩApoc. XXI. 6. Prophetiae euacuabuntur, Linguae
cessabunt, Scientia destruetur, euacuabitur quod ex parte est – Non
est Judaeus neque Graecus: non est servus neque liber: non est masculus
neque femina. OMNESUNUS Gal. III. 28.Auf besonderem schmalen Zettel:DEVS erat verbum – et verbum erat lux hominum, quam tenebrae
non comprehenderunt et mundus per IPSUM factus non cognovit.
Vnigenitus in sinu Patris, Ipse enarrauit contubernalibus terrae filiis
Ipse
didicit
ex iis quae
passus
est Ebr. V. 8.Παθηματα,veraμαθηματαet
Magna Moralia
Sicuti aliquando – ita et nunc Rom.
XI. 30,31.
L’hypocrite renversé, le Sophiste arctique Philologus seminiverbius
Act. XVII. 18. II etΨ. λοσοφοςfarci / crucifer Metacriticus bonae spei et
voluntatis
, Pierre à deux poles – et parfois frayeur vice cotis exsors
ipse secandi – – – – –à Munster ce 17 May la veille du Dimanche dela S. Trinité 88.Fehlte noch des Sancho Pancha Sprichwort u 1 Cor 9. 10. doch was fehlt
nicht alles auf der Welt. Ergo abeat cum ceteris erroribus!
Arger
hab ich es nicht machen können um die neue französische Schnitzer
aus den Etudes de la nature
gut
zu machen. Vale et faue Democritoet Heraclito Tuo.M. den 21 May 88Gottlob! daß das Tränkchen seine Schuldigkeit gethan hat. Mit mir wirst
Du auch nunmehr ausgesöhnt seyn. Die Einl. hätte schon vor 8 Tagen,
lieber Herzens Jonathan abgehen sollen, aber Frantz war an dem Aufschube
schuld; und weil ich Necker p beylegen wollte, kam mir die fahrende Post
beqvemer vor wegen des Porto. Den Brief aus Göttingen erhielte erst
Sonntags Abends, lange nach Abgang der Post. Unsere christl. Aspasie hat heute
mit uns gespeist. Diese Nacht wieder einmal gut geschlafen und sahe sehr
munter aus. Wir erwarten Sie Abends wider und morgen halten wir bey
Ihr Mittag vermuthl. mit dem Rath Druffel. Die Fürstin ist nicht
miszufrieden, und ich bin dadurch von einem garstigen paroxysmo dadurch curirt
und begeistert worden. Dein Urtheil habe in dem geschriebnen Briefe gelesen.
Abschrift an den guten Grafen hat sie mitgenommen. Du gehst mit der
unschuldigen Frau zu cavalierement und fast möchte ich sagen zu
berlinisch
um, oder zu
starkisch
. Ist es denn nicht möglich Dich ein wenig kälter in
der Sache zu machen, oder soll ich selbst mit der magischen Wünschelruthe
kommen? Lieber Jonathan, werde doch ein kalter Zuschauer des
Katzengebalges, wenn Du von dem Spiel
Nutzen
und
Vergnügen
haben
willst. Ich bin gestern auf einen erhaltnen Wink bey Freund Sprickmann
gewesen; aber zum
zweiten
mal hypochondrisch. Der Schwindel qvält
ihn sehr. Sollte nicht der seel. Haßenkampf der unweise Geistl. seyn, von
dem Zimmermann redt. Die fromme Aspasie hat sich an dem eiteln Ton des
Ritters geärgert und also das Vergnügen nicht genießen können, das mir zu
theil geworden. Der Stahlwein bekommt mir gut und ich hoffe auf die Woche
in der Mitte derselben den Drieburger anzufangen, den unser medicinischer
Arzt dem Pyrmonter vorzieht. Wir waren Montags bey der D Base
Heckman zum Caffé und ich trank ein Glas Ale mit dem HofCammerrath.
Gestern waren sie bey uns zum Abendbrodt. Marianne klagt über Kopfweh
u alte Zufälle; sie scheint diesen neuen Anfall durch die Wallfahrt nach
Angelmodde verschlimmert zu haben. Die holde Freundin läßt Dir sagen, daß Du
nicht mit Schreiben Dir Zwang anthun sollst. Sie ist u bleibt von Deinen
Gesinnungen auch ohne schriftl. Zeichen überzeugt. Pericles ist in Paderborn
und kommt erst morgen über 8 Tage zurück.
Antworte mir doch, ob es ein Traum mit den Abschriften des
epistolarischen Pique-nique ist, nach der ich so viel gesucht ohne eine Spur davon
finden zu können?
Ich kenne der Elise Schrift blos aus einer Recension der neuen
Hamb.
Zeitung
und traue dem Recensenten eben so wenig als der Muse und dem
Hierophanten in Darmstadt. Entweder
allen gleichviel
, oder
keinem
weiter als er mit
sich selbst
übereinstimmt, ohne Rücksicht auf meine
eigene Denkungsart, die hier in keine Rechnung kommt. Daher haben
alle
Recht in meinen Augen und eben so viel Unrecht – ohne Ansehen der Person.
Tausend Grüße an Dich u die Deinigen von uns allen, und dem alten
Leyermann chorda qui semper oberrat eadem.Joh. Georg.Kälte ist Mangel des Gefühls und Ziererey Mangel des Geschmacks.
Mangel an beyden ist leichter zu ersetzen als Ueberfluß auszurotten. Wenn
ich meine Elise sehen werde, hoffe ich mit ihren Werken zufriedner zu seyn, als
ich es mit ihren
Briefen
seyn kann. DEUS prouidebit!M. den 22 May 88Gestern Abend kam unsere holde Fürstin mit einem Dutzend Zahnstocher
und einem
Etwas
in der Tasche, das ich errathen sollte. Kurz es war von
der Elise. Wir fielen darüber her, und lasen beyde wie Du die Zueignung an
den verehrungswürdigen Charon Bode von dem sie jeden Schritt ihres
litterarischen Lebens gebilligt zu sehen wünschte – den mit Deductionen und
Urkunden oder Belägen schwer beladenen Vorbericht des Herrn Verlegers
und fanden gleich im Eingange des
Etwas
einen reichen Stoff zur Kritik.
Es gieng zum Abendbrodt. Frantz bat mich, daß ich meiner schone und nicht
die Nacht mir verderben. Ich versprach und hielt Wort, machte diesen
Morgen im Bette einen zweiten Versuch ab ouo anzufangen und das gelesene zu
widerholen, mit nüchternem wachenden Auge das Ganze im Zusammenhange
anzusehen. Ich sahe eben daßelbige was der Freund St. darinn gesehen hatte
den Held und die Muse in ihrer Blöße und Lebensgröße. Da ich beyde
persönlich kenne und genauer kenne als mich, mittelbar und unmittelbar: so
kanst Du mir zutrauen, daß in dem
Etwas
so viel Wahrheit liegt als in der
Caricatur des medicinischen Politikers und Hypochondrischen Enthusiasten.
Mit Deiner Behandlung einer Schwester im Apoll ist keiner zufrieden. Man
muß Kunst nicht Scharfrichter seyn – die Verhältniße der Natur im
Geschlecht und Stande niemals aus dem Gesichte verlieren und – da alles was
ins Ohr gesagt wird auf den Dächern des Publici und den Zinnen der heil.
Litteratur Gefahr läuft ausposaunt zu werden und der jüngste Tag anfängt
von den neuen Kirchenlehrern anticipirt zu werden, mit Furcht und Zittern
seinen litterarischen Wandel
anzustellen
suchen, und sich immer erinnern
durch Zufälle die keine menschl. Klugheit voraussehen kann, zur
Verantwortung und Rechenschaft gezogen werden zu können. Stark hat weder den
Dialect noch den Geist der wahren Kritik, die gleich der ανωθεν σοφια, sagt
Dein apostolischer Namensvetter in seinem Hirtenbriefe Cap 3. zuerst – die
Vulgata ist jetzt meine Lieblingsübersetzung pudica, sich mit keinen Catinseinläßt, deinde pacifica, modesta, suadibilis, bonis consentiens (Trosve
Rutulusve fuat) plena misericordia et fructibus bonis,αδιακριτος καιανυποκριτος. Der Renomist unser Freund in Carlsruhe hat mehr Recht zur
Nothwehr oder Selbsterklärung und Vertheidigung als irgend jemand von
den Antiberlinern. Also suum cuique, mne mittas in alienam messem
falcem tuam. Das
Etwas
ist immer mehr wie nichts, aber so wichtig ist
es in meinen Augen nicht, wie es dem lieben Grafen vorkommt, daß die
Layen zu einem Kreutzzuge gegen die Moslems aufgeboten werden müsten.
Der kluge Märtyrer Nicolai erwartet ruhig bis sich der Nebel nach und nach
wird gelegt haben, durch welchen der reine Strahl der Wahrheit aus dem
geläuterten Protestantismus jetzt hin und wider noch nicht durchdringen kann.
sSic repente träumt sich ein schnaubender Märterer zu einem eben so
eifrigen Blutzeugen; und so empfindlich ist der Staub den Augen, an dem unsere
eigene muthwillige Füße und Maasreguln schuld haben. Sapienti sat. Hier
will ich aufhören, und wenn noch etwas vorfallen sollte, es übermorgen
hinzufügen.
den 23 –Ich kam gestern später, wie ich wollte, doch früher als die andern zu
unserer Holden, die mit der Elise Buch beschäftigt war und eben so voll von
Unwillen über ihr Geschwätz als ich mit der Absicht diese Blätter in Schutz
zu nehmen. Ach liebster Jonathan! wie wenig wir von Wahrheit zu errathen
im stande seyn, wenn es nicht
Kinder
und
Narren
auf der Welt gebe,
die ohne es zu wißen sich selbst verrathen, unterdeßen die Weisen in ihrem
Harnisch
oder
Deckmantel
der
Klugheit
die die Feigen und
leichtgläubigen und ehrlichen Leute, die alles nach den Worten nehmen und wie ein
Evangelium in sich schlucken, überlisten oder zum besten haben. Ohne mich
an den Menschlichkeiten eines Schwärmers oder Schwärmerin zu stoßen und
zu ärgern, nehm ich ihre Schwachheiten als einen von ihnen selbst gegebnen
Maasstab an, ihre Worte und Handlungen cum grano salis zu verstehen,
und ihre Blindheit ist mir nützlicher als die schönste Aufklärung der so
genannten beaux-esprits und esprits forts, die bey aller ihrer moralischen
Engelgestalt, in meinen Augen Lügenapostel sind.
Gestern habe ich den Gagliani della Moneta wider angefangen, den ich
ohne Dollmetscher u Gebrauch des Wörterbuchs aus Mangel der Zeit
durchgepeitscht habe, und bin entschloßen ihn zum
zweiten
mal beßer zu
brauchen, wenn ich auch andere Arbeiten darüber aufgeben solte. Es ist mir mehr
daran gelegen den Gang mancher blendender Irrthümer, ihre Genesin und
apocalypsin zu kennen, weil ihr Ursprung und ihre Wurzel mehrentheils
in
Wahrheiten
liegt, die man nicht
recht verstanden
oder
falsch
angewandt
hat. Worinn liegt dieser Misbrauch? Das ist ein Problem
von Wichtigkeit für mich. Die Ketzergeschichte ist der wichtigste Theil
pragmatischer Kirchenhistorie, wie das Böse eine Haupttriebfeder der
besten
Welt
. Nicht Dornen u Disteln auszurotten – das überlaß ich gern den
bewaffneten Händen der Elise, sondern meine Muse braucht ihre schwache
Augen, Sinnen und Verstand, die natürl. Geschichte des Unkrauts zu beobachten
– und dasjenige was andere verwerfen, ohne sich die Mühe und Zeit zu
nehmen, zu untersuchen, nicht nach Erscheinungen und Zeichen, sondern nach
andern Verhältnißen der Natur und Kunst zu beurtheilen, ohne Einbildung
und Leidenschaft. Daher meine so paradox scheinende Urtheile über so viele
Bücher z. E. des güldenen Hahns. Ich verstand von dem Kornhandel sehr
wenig und die Materie gieng mich noch weniger an; aber die Form war
hinreißend. Voltaire und der deutsche Mercur urtheilten wie das Publicum und
jeder Laye. Was Morellet bewiesen hat, ahndete mir, und wünschte es zu
erleben. Die Sache gieng mich nichts an, aber die Methode desto mehr, weil
sie der Weg aller Hypothese ist, zu denen immer mehr Kraft gehört als zum
orthodoxen Nachbeten und heterodoxen Widerspruch. Wie rein, bescheiden
und beynahe göttlich philosophirte Gagliani als ein junger Mensch in seinem
Vaterlande – und wie petit-maitre und Virtuosenmäßig ist dieser fruchtbare
Kopf im gallicanischen Babel ausgeartet und verwildert. Wäre ein anderer
Boden ohne so vortrefliche Anlagen dazu fähig gewesen? ohne ausstechende
Gaben, ohne gemisbrauchtes Nachdenken wäre dies nicht möglich gewesen –
und ohne Philosophie kann man kein Sophist werden. Siehe doch durch Dohms
Schwiegervater den Uebersetzer der Gaglianischen Dialogen zu erfahren.Er machte sich auch anheischig dies Werk zu übersetzen, das es eben so
verdient als das parisische Product. Wen Du einmal die Anekdoten des Espiondevalisé von diesem monstro lesen wirst, so kannst Du beßer vielleicht den
Zusammenhang meiner Gesinnungen beßer einsehen über diesen
Zwerg
und Riesen
– denn er ist zu beiden von der Mutter Natur bestimmt,
deren Ausnahmen eben so sehr unsere Aufmerksamkeit verdienen als ihre
Regeln und Muster. Auch in ihren Launen liegt
Weisheit
und
Kraft
,
die uns nicht verächtlich sondern lehrreich seyn muß.
Lust
u
Liebe
überwindt den sinnlichen Eckel der Vernunft und Nasenweisheit – des Geschmacks
und Geruch, die nicht iudices competentes für den Geist sind.
den 24 –Eben erhalte Deinen Brief und freue mich mit der
Beyl
. wenigstens Franz
einen Gefallen thun zu können, der sie gern lesen wollte. Ich brütete eben
über Condillacs Theorie der Systeme und konnte nicht eher Halt! machen
als beym X Kap. über den Spinozisme, wo ich meine Gedanken ein wenig
anstrengen will. Ich bin mit seinem engl. Geschmack sehr zufrieden und
empfehle Dir diesen Autor, der
facta
zu seinem Text und Grundlage macht,
und facta beruhen auf
Glauben
; dieser ist
actio
– und kein abstractes
Kunstwort, kein Zankapfel. Ich kenne
mich selbst
nicht, geschweige
Dich
,
mein Herzens lieber Fritz Jonathan. Gedult ist das θειον der Freundschaft,
und Menschen oder Nächstenliebe. Bisweilen wünschte ich Dir meinen
Briefwechsel vereckeln zu können, und sehe schlechterdings Federn und Materialien
als Mittel der Vorsehung an; weil mir mehr an dem, was Dir nützlich ist,
als meinem sinnl. Genuß Deiner Liebe und Güte gelegen ist, die dem Geber
und Nehmer nachtheilig seyn kann und beyde bisweilen verwöhnt. Ich weiß
nicht mehr welches Rescript des nordischen Salomo zu der Stelle im
Schiblemini Anlaß gegeben. Die Worte
und Beystand
sind in meinem
Exemplar ausgestrichen. Das par la Grace de Dieu ist zwar auf den Münzen
aber nicht in den Edicten ausgelaßen. Je mehr meine Augen abnehmen,
desto kleiner wird meine Handschrift, und ich werde kaum im stande seyn
das Corpus delicti herzustellen. Habe ich Dich nicht praevenirt, daß an
allen Stellen
nichts gelegen ist, die Dir Mühe kosten. Es ist mir lieb daß
St. sich seines Beichtkindes erinnert nach 11 Jahren. Aber ich fürchte mich
vor seinem
lustigen Glimpf
und seinem Dialog. Ein witziger φφe
nennt die Satyre les armes de la mauvaise cause. Weh ihm wenn er in der
Kunst zu lügen die Muse und die nicolaitische Pythia aussticht! Gestern
speiste die Holde Mittag mit uns und reiset heute ab; ich wills Gott, morgen
nach ihrem Tabernakel oder Zelt. Dii Deaeque me perdant, sagte jener
Kunstrichter, wenn ich weiß was ich geschrieben habe um Abbitte in Deßau
nothig zu haben oder Beyfall in Neuburg zu erwarten. Alles was ich mit
dem Ende dieses Monats erhalten, bringe am
liebsten
selbst mit ohne
ausdrückl. Vorschrift des Gegentheils.
Ich habe das neue Trauerspiel, Göthens Egmont, durchblättern müßen
und bin nicht im stande Deinen Brief zu beantworten noch zu schreiben.
Vielleicht wird es künftigen Monath mündlich beßer gehen. Ich muß noch in der
nächsten Woche alles bestreiten was möglich ist, um den Driburger trinken zu
können. Tausend Grüße und Küße von uns allen an Mama, Tante, fromme
Kinder, getreue Nachbarn und alles was zum tägl. Brodte in Pempelfort
gehört. Lebe wohl bis zum Widersehen, lieber Jonathan! Dein eben so
treuer als
weicher Joh. Ge.Pempelfort den 23ten May 1788Vermerk von Hamann:Erhalten den 24 – Geantw. eod.lieber Herzens Freund u Vater.
Ich habe Deine beyden Briefe erhalten, u will Dich nun zuvörderst wegen
der CircularCorresp beruhigen, die ich mitgenommen habe. Nicht allein habe
ich Dir mehr als einmahl gesagt, daß ich sie mitnehmen wolle, um eine
Abschrift für Dich machen zu laßen; sondern ich habe ich Dir auch v hier aus
geschrieben, daß der Copiste damit beschäftigt sey. Der gute Franz hat mich
gedauert, u doch mußte ich lachen, daß er nun zum zweytenmahl so unschuldig
in die Klemme kam, u es fl fiel mir dabey ein was ich meine seel Frau
einmahl zu einem Bedienten sagen hörte: „Nun, wenn ers nicht gethan hat,
so hätt’ ers doch thun können“. Ihr konnt beyde, jeder in seinem Fach, eine
sehr heilsame Lehre daraus ziehn.
Mir ist noch etwas eingefallen bey Deinem Briefe v 16ten – 18ten; eine
Stelle aus dem Scheblimini, wo es S 76 heißt: „daß man ohne besondere
göttliche Gnade u Beystand Eingebung und Beystand eines Scheblimini,
weder Inhalt zu verdauen, noch Unterschrift zu lesen versteht.“ – Dieser Brief
hat dadurch Epoche in meinem Leben gemacht, daß er mich zuerst genöthigt
hat eine Brille zu gebrauchen. Die Brille allein aber wollte es noch nicht
thun, u ich habe sie mit einem Zuge aus Dolontschen Fernglase verstärken
müßen. Ich sage Dir wahrlich nicht mehr als die trockene Wahrheit. Ich
erhielt den Brief Dienstag Abend um 9 Uhr. Da ich fest darauf rechnete, daß
der Postwagen mir ihn bringen würde, so schickte ich meinen Peter in die
Stadt, mit dem Auftrage, daß er dem Posthalter, allenfals auch der
Posthalterinn so lange anliegen sollte, bis dazu gethan würde, daß ich mein
Packet noch denselben Abend erhielt. Nun gab ich mich dran u wollte Deinen
Brief lesen, u siehe da, es war fast keine Möglichkeit ihn zu entziefern. Aus
Begierde den Inhalt zu wißen hielt ich an, bis ich vor Augen- u
Kopfschmerzen nicht mehr konnte. Es war ohngefähr 11 Uhr, u ich war noch nicht am
Ende der 2ten Seite. Am folgenden Morgen setzte ich v Frischen an, mußte
aber wieder, wegen Augen u Kopfschmerzen aufhören, ehe ich am Ende der
4ten Seite war, u bekam nun eine Migraine, die bis zum folgenden Morgen
anhielt dauerte. Gestern früh holte ich nun zwey Brillen von meiner seel.
Frau herbey, um die beste auszusuchen; u da die beste noch nicht hinlänglich
war, schritt ich zur Anwendung des Dolontschen Glases. Der Gebrauch des
doppelten Glases griff aber meine Augen wieder so sehr an, daß ich lange
Pausen machen mußte, u so erst am Abend den ganzen Brief von neuem
durchgelesen hatte. Noch habe ich den beygelegten Zettel zu entziefern,
wozu woran ich heute morgen einen neuen Versuch gemacht; es hielt mich aber
zu lange auf, u ich muß es bis nach Abgang der Post verschieben. – Dein
gestern Abend eingelaufenes Brieflein, habe ich sehr gut lesen können. Du
fängst aber würklich seit kurzem an viel kleiner u undeutlicher zu schreiben.
Aber so etwas wie der Brief vom 16ten – 18ten ist mir noch nicht zu Gesicht
zu gekommen. Sonst lese bin ich mit Deiner Handschrift so bekannt,
daß ich sie fast wie gedrucktes lese; Schenk desgleichen. Aber mit diesem Briefe
ist es ihm gegangen wie mir. Eine ganze Stunde hat er sich mit der ersten
Seite geplagt; konnte vieles gar nicht heraus bringen; mußte ablaßen, u
hatte Augen wie ein Drache.
Bey allem dem, Du Guter, unaussprechlich Lieber, hast Du meinen
wärmsten Dank für diesen Brief. Die Stolbergen angehende herrliche Stelle, werde
ich dem Guten mittheilen, u ihn gewiß recht sehr dadurch erfreuen – das
Büchlein der v der Recke habe ich so wenig in der Ärgerniß gelesen, daß ich
Mühe hatte nicht darüber einzuschlafen. Mama Lene kanns bezeugen, die,
da die Reihe zu lesen an sie kam, mir mein Fischblut oft genug vorgeworfen
hat. Was Du in dem Briefe an Stolberg für Hitze angesehen hast, ist nur das
Feuer, wovon Büffon sagt daß es über dem Schreiben komme, wenn man,
was man über eine Sache zu sagen hat überdenkt, u nun zusammen faßt. –
Ich wundre mich zuweilen, wie Du so lange mit mir, der nichts verhelt, hast
umgehen können, u mich doch so oft mißkennst. – Du wirst antworten, ich
kenne mich selbst nicht – das mag denn seyn.
Vorgestern erhielt ich einen Brief v Stark, den ich nicht beylege, weil ich
ihn morgen beantworten u dann Schloßern schicken will, u er das Abschreiben
nicht lohnt. Die 2 einzigen Merkwürdigen Stellen will ich ausziehen. S 1.
„Da Sie mir es aber erlauben; so will ich, wenn es Ihnen bequem ist, u
ich Sie an nichts dadurch abhalte, im Julius, wenn ich v Schwalbach
abreise, eine kleine Excursion auf Düßeldorf machen, u denn auf ein paar Tage
Ihnen aufwarten in Pempelfort. Ist mein Beichtkind Hamann noch bey
Ihnen? Ich habe vor einiger Zeit gehört, daß derselbe schon einige Zeit sich
bey Ihnen aufhielte, u es wird mir lieb sein, wenn ich ihn nach 11 Jahren
wieder sehen sollte.“
Ich antworte ihm, daß es Dir gleichfals lieb seyn würde.
S. 3. „Von meinem ganzen Werke ist diese Maße ein gedrängter Auszug,
in Form eines Dialogs erschienen, der den Titel führt, der
Berlinismus
,
unter dem Druckort, Templin und Epesus. Er wird Ihnen gefallen. – Die
ausländische Zionswächterinn habe ich auf 7–8 Bogen abgefertigt, u ich
hoffe daß ich es ziemlich glimpflich u lustig gemacht habe. Spott u Satyre
dürfte am Ende wohl die beste Ruthe seyn, womit man diese Menschen
züchtigen müßte: u da der Bruder Lucian das Stück Arbeit der Schwester
Elise ausgeputzt, v welcher Haschka sagt, daß ihr die Zionswächter mit der
Aufklärungsfackel unter die Haube gefahren wären, u das Nikolai der Geist
sey, der die neue Pythia v unten auf, wenn sie sich auf den Dreyfus gesetzt
inspirire, so hat der Bruder Lucian auch seinen Hohn mitbekommen. Sie
werden erstaunen, welcher Lügen sich diese Leute hier abermahls schuldig
gemacht haben. Da ich schon seit 8 Tagen das Manuscript abgeschickt habe,
so hoffe ich, daß diese kleine Schrift bald im Publikum seyn wird.“
Da Ihr dort die das Etwas der F. v. d R noch nicht habt, so schicke ich
Dir mein Exempl.
Ich habe eine Antwort v Hufeland bekommen – das 3te von de Marées(dem Du Abbitte thun wirst) – u v Leipzig, unter andern, 2 Schriften v
Obereit, wovon eine, die ich angesehen habe, schöne treffliche Gedanken
zu enthalten scheint. Ueber alles dieses nächstens. Ich muß jetzt schließen weil
die Post abgeht.
Behalte mich
Lieb
! Ich bin daß nicht ganz unwerth – Komm doch ja
bald!! –
Dein Fritz Jonathan.Pater Frank soll abgedankt, u die Illuminaten in München oben drauf
seyn. So hat Belderdusch, der kürzlich abgedankte Pfälz Minister Dohmen
erzählt. – Ich glaube es noch nicht. – Soviel ist gewiß, daß der Illuminaten
Verfolger Strobl im Zuchthause sitzt.
Tante Lotte hat die Briefe über des Onkels JubelFeyer, nicht v Aachen
zurück geschickt; Du erhältst sie folglich erst mit nächster Post.
Pempelfort den 27.ten May 1788.Vermerk von Hamann:Erhalten den 28 in Angelmodde durch HE Miquel.Geantw den 31 im Musaeo der Fürstinlieber Herzens Vater, Freund und
Hamann
!
Ich habe Sonnabend den Pyrmonter Brunnen angefangen, u heute in der
Frühe schon meine sieben Gläser genoßen; darauf im Saal Caffee getrunken,
u Deinen gestern Abend eingelaufenen Brief zum 2.ten Mahle gelesen; darauf
eine gestern vollendete Arbeit durchgegangen u zum Abschreiben fertig
gemacht; darauf einen Brief an meinen Studenten nach Göttingen geschrieben;
u nun gleich muß ich eine Arbeit für einen Freund vor die Hand nehmen, mit
der ich kaum auf den Abend fertig seyn werde. Gott lob, ich befinde mich
vollkommen wohl, u es ist eine Sünde daß Du nicht hier bist, u Dich eben so wohl
befindest. – Wenn wirst Du denn kommen?
Meinen Dank für Deinen letzten Brief müßtest Du mit Deinen eigenen
Augen in den meinigen lesen. – – Du Lieber, Lieber, Du! – – Hier die zwey
Briefe über des alten Onkels AmtsJubelfeyer. Du mußt aber meines Sohns
Brief durchaus zuerst lesen, u den Brief der Tochter des würdigen Alten an
Tante Lotte nachher.
Das Buch della Moneta ist nicht vom Abbate Gagliani, sondern von
seinem Oheim, dem Präsidenten. Dieses hörte ich neulich vom Minister
Edelsheim, u wurde mir von Neßelrode bestättigt. Beyde haben den Präsidenten u
den Abbé sehr gut gekannt. – Die Erkundigung wegen der versprochenen
Uebersetzung will ich einziehen.
Von Stolberg habe ich auf meinen ersten Brief eine allerliebste Antwort
erhalten, die ich Dir mit nächster Post schicken werde. Er kommt
wahrscheinlich mit seiner Frau nach Wisbaden u Pempelfort.
Ich fürchte sehr Schloßer ist krank, weil wir seit länger als 14 Tagen
keine Briefe. Ich lebe hierüber in steigender Unruhe seit vorigen Mitwoch.
Spendire doch immer einen Umschlag zu Deinen Briefen wenn Du mir
schreibst, zumahl v Münster aus, wo immer bey den blos gefaltenen Briefen,
zwey Blätter unter das Siegel gefaßt werden.
Habe ich Dir schon gemeldet, daß wir eine Kuh haben, u jetzt selbst Butter
u noch sonst allerley machen?
Die verwittwete Herzoginn v Braunschweig hat an den verstorbenen
König, auf die guten Nachrichten die ihr Zimmermann von dem Kranken
ge brachte hatte, einen Glückwunsch geschrieben, worauf der König
geantwortet hat. Diese Antwort soll sehr demüthigend für Zimmermann seyn,
u ist HE Nikolai v der Herzoginn ausgeliefert worden. – Man hört v allen
Seiten, daß es dem Windbeutel schrecklich übel gehen wird.
Lieber Herzens Vater! Ich schäme mich, daß ich Dir immer nur elende
Wische schicke; u kann doch nicht anders.
Lavater hat einen christlichen Religions Untericht geschrieben, der mir
unaussprechlich wohl thut. Das erste Heft (mehr ist nicht heraus) beträgt
126 Seiten. Ich bin an der 72ten.
Wegen Wizenmanns Matthäus erwarte ich diese Woche Antwort von
Häfeli. – In de Marees 3ten Heft enthalten die 2 ersten Briefe viel
anstößiges; aber weiter hinein findet man sich in alles. Mama Lene schrieb darüber
am Freytage an ihre Schwester nach Aachen: „Der ehrwürdige Greis steht
in seinem echten Χstenthume so glorreich da, daß man ihm die Knie
umfaßen möchte; u unter seinem Silberhar glänzt ein so warmes Blut auf der
Stirne, daß einem das Herzklopfen davon ankommt?!“
Da ist Herr Schenk, u das Schreiben hat ein Ende.
Lebe wohl, Du Trauter, Lieber! – Gehe doch in Dich, und sage Dir selbst,
wie lieb ich Dich habe! –
Von ganzem HerzenDein Fritz Jonathan.Hier die zwey Briefe
Amtsjubelfeyer meines Sohns Brief
Tochter des würdigen Alten
an Tante Lotte
nachher
remittirt den letzten May
am Sonntage vor Pfingsten
dd Hannover den 11 –
Göttingen den 15 May
Carolinedd Zelle den 15 16 May
Vom Thurn geblasen die
Melodie seines Favoritliedes:
Gott ist mein Lied
. Der
ganze Magistrat die ältesten
2/3 Kinder (Mädchen) der
Pfarrei Echte geboren Hanne
in weiß zu Kindes taufe der
Weg mit blumen Der Greis
zwischen dem Abbt von
Loccum u Consistorialrath
Koppe, Printz Ernst Printz von
Mecklenburg Strelitz als
Communicant die Landschaft,
das ganze Tribunal, Cantzley
und Hofgericht. Gesungen vor
der Predigt: Wie groß ist des
Allmächtigen Güte den
Nachmittags Kirche um 2 Uhr aus
Ein groß Diner auf dem
Rathhause von 86 Personen
36 in der Pfarrei für die
Dames u Freunde. Me
Wichmann mit der Ludwigschen
Pension Am oberen Rand der zweiten Seite:Die Schüler der 1 Claße mit Fackeln Music 20 deutsche 4 lateinische
Gedichte, der Greis giebt ab und an ein groß Soupé auf dem Rathhause allen
Jacobiten, den Magistratspersonen u ihren Frauen. Wir halten den 4 u
5 May dieses Jahres für die schönsten Tage unsers Lebens. – Auch ihr
Georg wähnte nie glücklicher gewesen zu seyn. Dienstags Familienschmaus
u Mittwochs schied alles von einander. Schwester Juste, Montags Mittag
wurden alle Kinder des Zucht- und Werkhauses von dem Oncle bewirthet
Auf der leeren vierten Seite:φφische Gespräche über das Vergnügen von Aug. Wilh. Rehberg
Hochfürstl. Osnabrückscher Regirungs Sekretair Nürnberg (Felßecker) 785:
S. 130 – 8 Arist u Cleanth. Bezieht sich auf seine ersten Gespräche über die
Bestimmung des Menschen unter dem Titel Cato Basel (Thurneysen) 780
Hemsterhuis a) ein Schriftsteller, deßen Werke alles übertreffen was
jemals in der Art gedacht u geschrieben ist selbst den Plato und den s.
Jahrhundert nicht werth ist S. 30 bey Gelegenheit der Lettre sur les desirs führt
Diderots Mst. Jaques le Fataliste an S. 119 idemSprache der Menschen am Anfang dazu
Nicht
nach Regeln – auch
nicht
nach abc ordnung – sondern
nach dem Leben
aufgenommen.
I. Theilchen Erfurt (GA Kayser 780. S. 160, 8o Dem Volk in Sachsen u
Thüringen zugeeignet vom Verfaßer – für Jörge Thauer, ein Düringer
(. VIII Briefe zweener Domherren. Im April u May 787. Frf. u Leipz.
787. S. 77. 8o Zwischen einem DomDechanten u dem Baron von der H…
C… Domicellaren zu … seinen Vetter. Drey an den DomdechantenVom letztern 4, Antworten des ersteren 4. bey Gelegenheit des Gerüchts daß
der König von Preußen seinen zweiten Sohn zum Coadiutor in Würzburg
u Bamberg machen wolle.
Münster den 30ten Mai 1788.Meine herzensliebe Tochter,
Den 8ten d. M. erhielt ich den letzten Brief zu meiner großen Freude und
Beruhigung; ich ersah daraus, daß es der lieben Mutter und den Meinigen
wohl geht, und daß meine Freunde sich meiner noch im Guten erinnern.
Ich schreibe diese Zeilen im Museo der frommen Fürstin, deren Garten ich
mir zu Nutz mache, da ich gestern den Drieburger statt des Pyrmonters, auf
Gutbefinden meines jetzigen Arztes, Druffel, angefangen habe. Mein linker
Fuß bleibt noch immer dicker als der rechte; mein Appetit immer zu stark,
und der Schlaf wie eines gesunden Menschen. Gott Lob habe ich keine
Schmerzen im Leibe, auch mein Gemüth ist ruhig und ziemlich heiter, aber
zu nichts aufgelegt als, leider! zum Lesen, worin ich eben so unersättlich bin
als im Essen. Den 1ten Juni denke ich mit Ernst an meine Abreise. Franz und
Marianne werden mich bis Pempelfort begleiten. Gott, der mich unter so
vielen Wundern hergeführt hat, wird es an seinen Gnadenmitteln nicht fehlen
lassen, mich wieder heimzubringen zu euch und eurer lieben Mutter, die Er
erhalten wolle bey gutem Muthe und gesunden Kräften. Ich freue mich von
Grund der Seele über Deinen Eifer, an der Erziehung Deiner Schwestern
zu arbeiten. Unterstütze auch Deine alte, gute Mutter, und erleichtere ihr das
Leben, in wirthschaftlichen und häuslichen Geschäften. Für all das Gute, was
Du in dem Hause Deiner Wohlthäterin empfangen hast, höre niemals auf,erkenntlich zu seyn, mehr in der That als mit guten Worten. Habe Gott
vor Augen und im Herzen, so wirst Du allen Versuchungen widerstehen
können, wozu Gott nach seinem heiligen Rathe sowohl Freunde als Feinde
brauchen kann, um uns im Guten fest zu machen und gegen alles Böse gesetzt
und entschieden, daß wir doch endlich den Sieg behalten zu seiner Ehre und
unserm Heile, das er allein kennt und das in seiner Vaterhand ist.
Ich habe dieses auf dem Stuhle und mit dem Schreibgeräthe der
christlichen Aspasie geschrieben, und muß nun aufhören, weil es Mittag schlägt
und Dein Bruder mich abholen wird. Ich bringe Dir den Metastasio mit,
den sie Dir zum Andenken schenkt. Keine
Mutter
noch
Schwester
kann
so viel Liebe haben, als sie für Deinen alten Vater und alles was ihn angeht
und zu seinem Glück gehört. Bete für sie und für die übrigen Wohlthäter
Deines Vaters und Bruders, dem es eben so geht wie mir, daß er mehr wird
erzählen können, als er zu schreiben im Stande ist.
den letzten Mai.Ich sitze wieder an eben der Stelle wo ich gestern saß. Morgen werde ich den
Anfang machen an meiner Abreise zu arbeiten, deren Termin aber von Franz
und Marianne abhängt. Letztere wird mir behülflich seyn mit ihrem
Einflusse. Das allerhöchste, was ich einräumen kann, ist gegen das Ende des
bevorstehenden Monats. In Pempelfort wird es auch kosten, mich loszureißen.
Danket Gott, liebe Kinder, für alles Gute, das ich genossen. Wie viel hat den
lieben, guten Franz meine Krankheit an Arzneyen und Pflege gekostet! Er hat
Ursache sich zu freuen, daß er seine Gäste los wird, und doch hätte er mich
bald überredet, noch diesen Sommer und Winter bey ihm zuzubringen.
Deiner beiden Schwestern Folgsamkeit und Fortgang freut mich. Gott
wird Dir Deine Treue vergelten und mein täglich Gebet für euch alle gnädig
erhören. Lene Käthe wird mir nicht übel nehmen, daß ich nicht ausdrücklich
antworte. Sage ihr, daß ihr Brief mir Freude gemacht hat. Auch an Hill
kann ich nicht schreiben und fände es auch mißlich, da er meine Briefe nicht
versteht. Melde mir, ob er noch in unserm Hause ist, und suche alles aus dem
Wege zu räumen, was seiner Gemüthsruhe nachtheilig seyn möchte. Deine
Einfälle bey einem
Besuche
sind nicht nach meinem Geschmack gewesen; Du
mußt den Kützel unterdrücken lernen über die Schwachheiten Deines
leidenden und unbesonnenen Nächsten. Ich habe gestern ein Beyspiel gesehen, das
mich erinnert, nicht zu gerecht oder zu strenge oder zu weise in dergleichen
Fällen zu seyn, und weder die gute noch die böse Laune zu übertreiben,
sondern Mitleiden zu haben, wenn uns ein Mensch besucht, der seiner nicht mehr
mächtig ist, ihn, so viel man kann, mit einer guten Art aus seinem Hause zu
verbannen. Dieß ist das anständigste für Dein
Geschlecht
und für Deine
Jahre
.
Meine herzlichsten Grüße Deiner unvergessenen Pflegemutter; ich werde
ihr meinen Dank persönlich stammeln. Auch alle Deine Gespielinnen sind mir
immer in frischem Andenken, wenigstens wenn ich erwache und mich von der
Last eines jeden Tages und der Fülle des genossenen Guten erhole. Ruhe,
Ruhe ist mein einziger Wunsch, nach einem so langen Abendmale, das mir auf
meine alten Tage vorbehalten gewesen.
Grüßt und küßt eure liebe Mutter, die ich gesund und zufrieden
wiederzusehen wünsche und mich darauf freue. Ich habe mit jedem Posttage auf
eine Antwort von meiner lieben Freundin und Gevatterin gewartet, auf
gute Nachricht von ihr und den lieben ihrigen, die Gott alle in seine Hut
nehmen wolle, daß ich alle, die er mir gegeben, wohlbehalten wieder finde.
Mehr läßt sich unmöglich schreiben. Gott sey mit euch allen, lieben Kinder,
und sorget für die Gesundheit eurer guten Mutter, durch eine gute
Aufführung ihr das Leben leichter und erträglicher zu machen. An dem täglichen
Brode wird es euch Gott nicht fehlen lassen. Habt Vertrauen zu den
Freunden, die uns Gott gegeben hat, und schämet euch nicht, sie zu Rath zu ziehen,
und suchet euch immer mehr eures Glückes würdiger zu machen. Wenn D.
Raphael ankommt, so lasset euch alles haarklein erzählen, was wir nicht
schreiben können. Gott sey mit euch, liebe alte Mutter, Herzens Lisette
Reinette, Käthe Lene und Marianne, wie mit uns allen, in Zeit und
Ewigkeit, Amen! Lebt wohl. au revoir – zum fröhlichen, glücklichen Wiedersehen.
Euer alter, treuer Vater
Johann Georg Hamann.den letzten May 88Im Musaeo der holden Diaphaneund christl. Aspasia.Heute ist nichts Herzenslieber Fritz-Jonathan von Dir eingelaufen; Deinen
letzten Brief erhielt ich in Alngelmodde durch HE. Miquel. Den Tag
drauf fieng ich den Driburger Brunnen an, und morgen in Angelmodde mit
dem ersten meine Sorgen zum Abzuge in meine Heimath. Vorigen Sonntag
habe ich die eine Hälfte der guten Nachbarn kennen gelernt, und nun die
andere. Ich hatte mir vorgenommen nicht mehr an Dich zu schreiben, dem
Verbot der Gesundheitsräthe zu folge – Habe endlich eine Antwort an meine
Lisette Reinette fertig gemacht, und werde noch ein paar Zeilen an Freund
Crispus hinzufügen, weil Hans mit dieser Post nicht auskommen kann, und
wir alte Leute uns den jungen beqvemen müßen. Heute ist nichts von Dir,
lieber Jonathan! eingelaufen, so oft ich auch vor die Pforte gieng meinen
bestellten Briefträger entgegen zu sehen. Wenn nur nicht Deine Gesundheit
wieder leidt; so mag alles gut seyn, und ich habe gegen Dein Stillschweigen
nichts einzuwenden; ich werde es als ein Jus talonis ansehen.
In No 2. ist mir ein Ausdruck aufgefallen der meinen lieben
Namensvetter
angeht, von dem die gute Caroline keinen Nachdruck beym Leser
vermuthet haben kann. Sollte er wirklich so ein Feind des Burschen-Lebens
und Wandels seyn, als er
wähnt
? Du nimmst mir meinen nasenweise
Freundschaft gewiß nicht übel und weist noch wie sehr ich damals mit Deinem
langen Unwillen
über einen Jugendstreich unzufrieden war. Anstatt
dem verlornen Sohn, der sich von selbst einstellte, entgegen zu kommen, gieng
Dein Groll zu weit und währte zu lange. Begehe nicht daßelbe Extreme in
Deinem Vertrauen. Du kennst sein pantomimisches Talent, nimm Dich ein
wenig in Acht, daß er es nicht gegen alte Leute gegen seine Lehrer und Freunde
misbraucht. Die Wahrheit macht uns frey, nicht ihre Nachamung –
sondern ein sympathetisches lebendiges Gefühl, das unsern Worten und
Handlungen zum Grunde liegen muß. Sey aufmerksamer auf sein Auge, als auf
seinen Mund – Auch ich bin Vater, und meine Sorgen für meinen einzigen
Sohn nehmen von Tage zu Tage zu. Verdenk es mir also nicht, daß ich so
dringend an Deine künftigen Sorgen Antheil nehme und denselben so gern
zuvorkommen möchte – Jedes ingenium praecox kommt mir verdächtig
vor und am meisten ein zu schneller Catonischer Ton – der wie die
Coquetterie eine Vorläuferin des Selbstbetruges und Unfalls wird – Behalte diesen
Wink
für Dich
und mache einen guten Gebrauch daran davon zum
Besten meines Namensvetters, den ich liebe und von dem ich beßer hoffe als
urtheile.
Ist es wahr, lieber Jonathan Fritz, was ich neulich vielleicht im Traum
gehört, daß des schweitzerischen Geschichtsschreibers Styl dem Magen unsers
Freundes Schenk widersteht. Ist er ihm zu schön, zu künstlich, oder zu stark?
Ich habe die neue Ausgabe noch nicht gelesen – und den Innhalt der ersten
ziemlich ausgeschwitzt. Sein politisches System soll dem vorigen ziemlich
entgegengesetzt seyn. Mit dem Geist ändert sich auch die Sprache.
Die Verwechselung des Präsidenten mit dem Abt kommt mir sehr
wahrscheinlich vor. In dem Buche von der Münze herrscht so ein gesetzter, reifer
Geschmack, der mir ein sehr wichtiges Problem gewesen ist, zu dem ich eine
sehr künstliche Hypothese nöthig fand um es mir zu erklären. Er redt in
diesem Werk von einem größern über die ganze Politik – von seinem
Schicksal, das ich mit der Denkungsart des jungen Manns von 20 Jahren nicht
stimmig machen konnte. Pericles wird den nächsten Mittwoch erwartet und
ich will ihm den Montluc und welschen Staatsmann wider abliefern, den
ich blos gelesen habe des alten Procardi wegen: Valent verba sicut nummi;denn das politische Fach liegt nunmehr gantz außer meiner Sphäre und ich
schränke mich blos auf die liebe Grammatic ein. Hast Du des P. Buffierseine, so leih sie mir wenn ich dort ankomme, wegen einer treffenden Stelle,
die Meursius anführt. Kennst Du Rehbergs Cato Basel 780, den ich in
seinen φφischen Gesprächen über das Vergnügen Nürnb. 85 anführt. Mein
Hans fand heute das letztere in dem Musäo u ich will es mitnehmen um es
anzusehen. Mir sind beyde Dialogen gantz unbekannt.
Ich vermuthe eher, daß Schlotzer
arbeitet
als daß er
krank
ist. Wie
gefällt Dir der Frkf. Articul über Starks Proceß mit seinem Herrn
Verleger? Viel Glück zur Kuh!! Was Windbeuteley heißt, ist im Grunde
medicinische Politik. Die Holde hat mir den Necker geschenkt – also erwarte ich
dafür Lavaters Religions unterricht vom Autor. Gestern habe erst Kleukers
Brief vom Nov. pr. beantworten können durch eine zufällige Gelegenheit,
neml. eine Reise des Vicarii Conradt zu St. Mauritz.
Gehe doch in Dich, lieber Jonathan und beherzige, wie wenig Du
zureichende Gründe hast mich zu lieben und mir so gut zu seyn, wie ich ohne Gründe
aus Thatsachen mehr als vermuthen muß. Morgen wills Gott nach
Angelmodde. Wie mich die medicinische Disciplin in meiner Laufbahn hindert. Das
Buch über die offentl. Erziehung ist wirkl. von Diderot trotz des initial-
u final-motto aus der Vulgata. Küße und grüße Mama und Tante, Deine
liebe Kinder in der Nähe und Ferne und wenn es Gottes Wille ist, bleibe mein
Freund, wie ich fest entschloßen bin zu seyn und zu bleiben
Dein alter redlicher HansJürgen.Erhalte mich in gutem Andenken Deiner Hausfreunde, Schenk, Ho. Abel,
Theodor φφφ.
den 1 Jun. Dom. II p Tr. 88.Liebster Herr Profeßor und treuer Freund!
Ich komme eben von AlmoAngelmodde mit Hans zurück – und bin
vielleicht zum letzten mal da gewesen, zum ersten mal nicht so zufrieden wie
sonst – mit dem heutigen dato fangen sich meine molimina zur Heimfahrt an,
an die ich ohne Contrast und vermischten Gewühl von Leidenschaften nicht
denken kann. Ich hoffe, daß Sie Ihren alten Oedipum diesen Herbst wider
haben werden. Der linke Fuß bleibt immer geschwollen – alt bleibe ich und
kann auf keine Widerherstellung mehr rechnen. Ich war besorgt Sie
unwißend beleidigt zu haben. Desto tiefer und lebhafter war meine Freude über
Ihren letzten Brief den ich Domin. Vocem iucunditatis den ich den 27 Aprilerhielt. Zu Anfange des Mays gab mir Franz eine Antwort des unglückl.
Schwaben zu lesen, an der er fast 3 Monathe gearbeitet. Es waren 16 große
dichk vollgeschriebene Seiten in 4o. Er erinnert sich Ihrer und
meiner mit vieler Zärtlichkeit, und schreibt: „Der Gruß von meinemlieben Kraus hat mich sehr erfreut. Es ist ein lieber herrl. Mann
von Seele edler Seele, ohne alle Praetension und sein warmes
liebevolles Herz umfaßt seinen Freund ganz. Er ist nur von sehr wenigen
gekannt und das ist sehr natürl. Du würdest ihn lieb sehr lieben, mehr
lieben denn mich wenn Du ihn kenntest. Noch habe ich seit 1½ Jahr auf
einen heißen freundschaftl. Brief nicht antworten können. Bedenke wie mich
dies martern müßen.“ Desto unversöhnlicher ist er über sein Schicksal und
die siebenfache Hölle seines überlästigen ihm viel zu langen Daseyns
aufgebracht, schilt die Artzte, die ihm einen Anschein von Beßerung weiß machen
wollen – lacht mit Laune über des P. Cochems pudelnärrische Mährchen,
über die botanische und alchymische Ketzereyen, über die Meßpfaffen der
Göttin Flora – über die Potentaten, welche Goldmacher und Theriakkrämer
der Unsterblichkeit in ihren durchlauchtigen großmächtigen Schutz nehmen. Er
arbeitet an einem
Versuch
über die vergangene und zukünftige Geschichte
der Oberfläche des Erdbodens – und an Projecten die Bauern glücklicher und
klüger zu machen. Ich zweifele wie er selbst, daß beydes zu stande kommen
wird – und besorge, daß wir beyde auf dem unrechten Wege sind die verlorne
Gesundheit wiederzufinden, und kaum im stande einen vernünftigen Gebrauch
von diesem Schatz zu machen, wen wir auch das Glück hätten zum Besitz
deßelben zu gelangen.
Ich schrieb ihm daher um sein Vertrauen zu verdienen oder zu verscherzen
ein volles Qvartblatt – ohn zu wißen wie er es aufnehmen und verstehen
wird. Zufälliger Weise muste ich das Leben des unglückl. Savage lesen in
Johnson’s Samml. von Biographien in eben den Tagen wie ich den Brief
unsers kranken Eßlingers zu lesen erhielt. Frantz konnte nicht eher als
Trinitatis den Einschluß seiner Antwort expediren.
Mit dem ganzen Plan scheint es völlig vorbey zu seyn. Die Gehalter sind
überhaupt sehr schlecht, und der Heautontimorumenos würde sich schwerlich
in das Glück finden können, unter einem
krummen Stabe zu wohnen
.
Sein Auge ist zu sehr an die geraden Linien verwöhnt, und sein Geschmack zu
schaamhaft, auf Krücken zu gehen. Er sagt von sich selbst, daß
er bey
allen seinen Toben gantz ausnehmend gutherzig ist
, und
hierinn scheint er nicht gantz unrecht zu haben: so zuträglich es ihm übrigens wäre
seine Begriffe von sich selbst und manchen Dingen ein wenig zu rectificiren
und zu berichtigenden 2 – auf dem Bette.Ich bin gestern mit einer Art von Flußfieber und Schnupfen, weil wir seit
ein paar Tagen nach einer außerordentl. Hitze eine eben so schleunige Kälte
von Nordostwinden gehabt haben, daß Rath Druffel mein Artzt mir gestern
rathen ließ den Brunnen auszusetzen, und diesen Morgen im Bette bey einer
Tasse The zuzubringen. Die Witterung hat sich wider gebeßert. Der Himmel
ist heiter, die Luft soll milder geworden seyn und ich hoffe morgen wieder den
Drieburger fortsetzen zu können in der Fürstin schönem Garten und eben so
schönen Musaeo das ich aber wegen der Cur und dabey nöthigen Bewegung
nicht nach Wunsch nützen kann. Der Gemal und Freund Hemsterhuis wird
von seiner Diotime in 14 Tagen erwartet. Pericles kommt auch diesen
Mittwoch zu Hause von einer kleinen Reise. Ich habe die ganze Zeit meines
Aufenthalts unter der Disciplin der Aerzte zugebracht. Dr. Raphael, mein
Schutzengel und Reisegefährte wird schon von Stettin angekommen seyn und
Ihnen mündl. alles erzählen können, wovon er Augenzeuge hier gewesen ist.
Meine Unmäßigkeit ist ein wahrer Satans Engel, deßen ich mich bis auf
diese Stunde nicht entschlagen kann, und ein tägl. Kreutz dem ich tägl.
unterliege. Wenn die Hochzeitfreuden hier aufhören werden: so hoffe ich, ohne
Mühe, trotz Ihnen fasten zu können und werde mich eben so gut casteyen
können als ich ein ganzes Jahr im Schmausen wie ein reicher Mann
zugebracht habe. Heute sind wir bey Mariannens Mutter Me Detten zu Gast,
wo ich zum zweiten mal speisen und ein einzig mal (vorgestern) 2 TassenCaffé und ein Spitzglas Wein getrunken habe. Seit Raphaels Abreise habe
ich mit dem Rath Sprickmann etwas mehr als Bekanntschaft gemacht, auf
den ich schon in Kgsberg mein Facit gestellt. Ich habe ihn aber zum ersten
mal den 13 April bey der Fürstin kennen gelernt. Er hat den schönen
Wißenschaften u Theater gänzl. entsagt, auch beynahe alle vorigen Verbindungen
– ist ein großer Verehrer des unsers
Kant
, dem zu Gefallen er mehr als
einmal nach Kgsberg zu Fuß hat gehen wollen, wird von Hypochondrie und
Schwindel sehr heimgesucht und lebt wie ein Einsiedler. Geschichte,
Rechtsgelehrsamkeit und Philosophie haben seinen vorigen Geschmack gantz
misgestimmt – Krankheit und häusliche Umstände laßen ihm wenige Augenblicke
übrig seine Lieblingsneigungen zu befriedigen.
An dem Briefe des
Klein
habe ich gar keinen Antheil. Der seel.
Kreutzfeld
und seine Erben kennen ihn beßer aus einem Briefwechsel nach dem
Tode wegen des Accessit. Vielleicht hat der Halbbruder Ihrer als seines
nächsten Freundes erwähnt. Ich habe mich um Bekanntschaften mit
Gelehrten nicht bekümmern können und blos auf den kleinen Circul des Franz und
meines Jonathans Jacobi eingeschränkt. Frantz, Diotima, Pericles,
Sprickmann sind mein ganzes Universum. Vielleicht werde ich den Haagschen
Sokrates oder Plato noch hier zu sehen aber nicht zu genießen bekommen. Er
schreibt mit jeder Post an seine
Diotime
, die gestern noch einen erhielt am
6 des Monats Thorgelion, den er als den Geburtstag des heil. Sokrates
feyert. Ich habe den Anfang eines Alexis II du Militaire im Mst gelesen.
Diderot ist eben so vertraut mit ihrem Gemal umgegangen, wo er lange ein
Hausgenoße gewesen, und deßen Mst von eigner Hand verbeßert ich auch
Erlaubnis gehabt – ohne
Einschränkung
zu genießen. Noch ein
Jahr
konnte ich hier zubringen, ohne fertig zu werden, bey einem solchen Reichtum
von Genuß Maas zu halten ist eine Kunst, von der ich den stärksten
unerkannten Beweiß durch meine Rückreise ablege. Gestern brachte ich zum
Andenken Neckers neuestes theol. Werk mit, das Jonathan längst erhielt, aber
durch meinen Ausbruch der Hämorrhoiden es mit Aufmerksamkeit zu lesen
verhindert wurde. Der Jonathan aus Pempelfort hat mir mit den
herzlichsten Empfehlungen eine Einladung sein Elysium zu besuchen aufgetragen, wo
Sie sehr willkommen seyn werden. Ich arbeite, was ich kann, ihn von seiner
Fehde und den Alliirten der Antiberliner abzuziehen. Frantz geht mit seinem
ganzen Hause nach Pempelfort, wo wir noch zusammenbleiben und wo ich
erst meine Marschroute bestimmen und einpacken werde. Ich werde über
Grünstadt, wo ich in unsers gemeinschaftl. Freundes Hause an Ihn zu
schreiben denke. Ich bin nicht im stande an meine Kinder zu schreiben, habe
erst vorige Woche zufällig einen Brief des
Kleukers
von Nov.
beantworten können, bin nach
Weimar
Antworten auf 2 Briefe, einen Dank für
die zerstreute Blätter und ein Glückwünschungsschreiben auf die frohe
Nachricht der letzten Entbindung schuldig. Niemand kann sich von meiner Lage –
innern und äußern Lage des Körpers und Gemüths einen Begriff machen –
wie
guten Tage
und
böse Stunden
und der Zusammenhang meiner
Umstände und ihre Anwendung mich erschöpfen und beynahe aufreiben, daß
ich nicht im stande bin gegenwärtigen und abwesenden Freunden mich
mitzutheilen und zwey Herren zugl. zu dienen, mit gleicher Aufmerksamkeit. Ich
bin nach Berl. zwey Antworten schuldig meinem Landsmann, Gevatter u
Freunde, dem ich mein ganzes Glück gewißer maaßen zu verdanken habe und
der sich noch unendlich verdienter um meine Dankbarkeit durch das Gute,
das ich auf meiner DurchReise genoßen, gemacht hat und dem ich meine
Schulden niemals abzutragen im stande seyn werde, wenn ich auch
Methusalems Alter erreichte. Den
Dechanten meiner Freunde
hoffe in
Hamburg oder in Berl. oder daheim zu umarmen. Was für ein Abendmal die
Vorsehung am Ende meines mühseel. u köstl. Lebens mir aufbewahrt hat!
Wie schäme ich mich jetzt über den Verlust meines halben Dienstes damals
getobt zu haben, wie unser Theophilus St. in Eßlingen. Mit welcher
Rührung sag ich jetzt: DEVS nobis haec otia fecit, dem Virgilschen Schäfer
nach! Er hat noch niemals was versehn in seinem Regiment, nein! was er
thut und läßt geschehn. Das nimmt ein gutes End. Ende gut, alles gut.
Daraus läßt sich der Ton des Gantzen, nach der alten Music, wenigstens
beurtheilen – Da ich an meine Freundin u Gevatterin nicht selbst schreiben kann:
so haben Sie wenigstens die Liebe für mich Ihr sowohl als unsern Reichards
Schwester, welche ich auch als die
Dechantin meiner Freundinnen
ansehen kann, und des ehrlichen Dorows Frau von meinem guten Willen
beyde bald wider zu sehn. Vielleicht haben Sie auch das Glück die christl.
Aspasie, Pericles Adelheid und Hemst. Diotime, und in ihr das Muster ihres
Standes
und
Geschlechts
kennen zu lernen! wen meines Jonathans
Einladung und pia desideria erfüllt werden sollten.
Ich bin jetzt aufgestanden. Grüßen Sie unsern Freund Jacobi, der mein
Bestes unter anderm bey unserm Provincial-Einnehmer im Fall der Noth
und die Meinigen eben so wenig als mich selbst vergeßen wird – unsers
würdigen Oberhofpredigers Haus und das
Müllersche
. Wenn Sie auch
die schwarze arabische Grütze und das Abendbrodt verleugnen können: so
werden Sie sich doch Mittags Ihres alten fahrenden Ritters beym Gläschen
Wein und Dessert unsers verehrungswürdigen Kritikers bey langer Weile,
seiner bejahrten Muse erinnern. Ich glaubte, daß die Ausarbeitung der
Zigeuner s Sie beschäftigte. Die betagte s Sara denkt an keine
Autorschaft mehr; glauben Sie also nicht die aegri somnia und den Erzählungen
und sehen Sie meinen D. Raphael für keinen Engel an, und se. Relationes
curiosas für kein Evangelium. Meine einzige Curae sind jetzt Reiseplane,
deren Ausführung von der höchsten Vorsehung abhängt die irrende Ritter
und ihre dummehrl. Stallmeister zum Besten hat zu Absichten die dem Auctor
fabulae am besten bekannt sind, gewiß beßer als den dramatischen
Handwerkern und Taglöhnern.
Nun liebster Profeßor, und Freund Crispus, vergeßen Sie nicht in Ihren
peripatetischen Excursionen den einst sedentem in telonio. Alle Briefe
von dort können am sichersten und beqvemsten hinführo bey dem HE
Commercienrath Fischer nach Pempelfort, mein Elysium besorgt werden.
Morgen erwarte die Fürstin und meinen ehrlichen Wirth aus dem PathmoWelbergen. Hans empfiehlt sich bestens dem Andenken m seines Lehrers, wartet
die Reitschule beym Oberwachtmeister Weyrother ab, einem würdigen
Bruder des avanturiers und Compagnon – hört über den Euclides den
Prof. und ex-jesuiten Görz und die Reichsgeschichte secundum Pütterumbey Freund Sprickmann – ist leider! zu wenig Zeit ein Schüler des Mr.
Miquel gewesen im Fechten, Voltigiren und der durch Pericles erneuerten
Gymnastik – Mündlich, wills Gott mehr – für die lange Winterabende, die
immer meine Lieblingsjahrzeit und ein Vorbild meines Alters gewesen. Wo
möglich hoffe ich in Manheim den Regierungsrath Lamezan kennen zu
lernen wegen seiner genauen Verbindung mit unserm Frantz und Moser noch
einmal widerzusehen. Meine dicke Beine werden mich zu öftern Ruhestellen
nöthigen, dergl ich zu Wernigerode und zuverläßiger in Wörlitz zu finden
hoffe. Wie es mir in Berl. gehen wird, weiß ich nicht. Mein gastfreier Wirth
ist mit seinem neuen Hause sehr wohl zufrieden, und ich hoffe es noch mehr zu
seyn. Vielleicht gehe ich über
Danzig
und
Marienburg
. An Möwe
kann ich im Sarge nicht denken, weil ich mich über den kleinen Maul und
Bauchpfaffen ärgere, der ohne an die Geschichte des Manichäismus zu
denken, bisher an meinem Shaftesbury wie an seinen Nägeln kaut. Laßen Sie
ihn durch
Freund Brahl
, den ich nebst den Seinigen bestens zu grüßen
bitte, an sein Gewißen oder an Schaam wenigstens erinnern. Alles übrige,
woran ich nicht denke noch denken kann, überlaße Ihrer ahnenden
Freundschaft zu ersetzen und zu ersetzen – wenn Sie nach Faulen schreiben oder dort
Ferien halten sollten; so vergeßen Sie nicht ein Gläschen Wein mehr zu
trinken und den Abgang des verbannten Caffé zu compensiren. Ich umarme Sie
herzlich, und versichere daß alle meine hiesigen Freunde und Gönner, Mecaeneund Jonathane an den Gesinnungen Antheil nehmen wo mit ich niemals, so
lange ich lebe und denke – auch ohne zu schreiben – und trotz meines
pythagorischen capucinischen Stillschweigens, aufhören werde zu seyn Ihr alter
treuergebener Freund und Oedipus Johann Georg H. Ich bringe, wenn
ich kann Seilers Gebetbuch u Logik mit. Haben Sie seine
Glückseeligkeitslehre
gelesen? Er hat Kant und Asmus studiert. Vale et faue!Mein gewesener Beichtvater wird diesen Sommer in Pempelfort erwartet.
Ich habe halbe Abrede genommen, mich in Duisburg magnetisiren zu laßen
von einem dortigen Prof. Günther.
Adresse:Herrn Profeßor Kraus in
Königsberg
Signiert mit roter Tinte:Nro 10.
Von Kraus vermerkt:Vom BesoldungsEtat der Provinzialcassen ist H. auf den Besoldungsetatder Generalcasse gesetzt und bey seinem Nahmen angemerkt daß er bis zu seiner
wirkl Wiederansetzung 200 rl haben soll – Auch bey Borrhert ist das angemerkt –
300 rl an Wartegeld.Pempelfort d 3ten Junius 1788Vermerk von Hamann:Erhalten den 4 – Geantw den 14.15. Zugl. des Gr. v Stollberg
Brief remittirt.lieber Herzensvater!
Mit meinem Wohlbefinden hat es keine 24 Stunden Bestand gehabt,
wozu, eines Theils die veränderte Witterung, u andern Theils ein Besuch,
der mir zwar angenehm war, aber mich in alle Wege aus meinem Gleise
bringen mußte, vieles beygetragen haben mag. Es war am Mitwoch Abend,
als ich vor der Thüre meines Hauses unter der Rebenlaube saß, u mit Mama
Lene Thee trank, als ich unversehens, erst einen niedlichen Jagdhund, und da
ich mich umwendete, meinen alten Bekannten u Freund, den Grafen v
Sickingen erblickte. Er ist noch bey mir, u wird mich erst zu Anfang der künftigen
Woche verlaßen. Ich habe bey dieser Gelegenheit sehr lebhaft gefühlt, wie
manche Veränderungen, die mir nicht leid sind, seit fünf Jahren in mir
vorgegangen sind. – Du wirst sehen, lieber Vater, Gott hilft mir.
Sage der Holden, ich hätte diesen Augenblick Antwort v Genf wegen der
Mineralien erhalten, u würde sie ihr mit nächster Post überschicken.
Dank, herzlichen Dank, Du Lieber! wegen Deiner Anmerkungen über den
Nahmensvetter.
Rehbergs Cato habe ich nicht gelesen, wohl aber die Gespräche über das
Vergnügen, die er mir zuschickte u mir dabey schrieb. Der Brief enthielt
eine Frage, Spinoza betreffend. Ich antwortete wenige Zeilen, u schickte ihm
die Briefe an Mendelssohn, welche eben die Preße verlaßen hatten. – Auf
mein Danksagungsschreiben hat er noch nicht geantwortet.
Schloßer ist krank gewesen, aber er hat auch gearbeitet. Die Frucht seiner
Arbeit hat mir die Post so eben gebracht. Wenn ich sie gut finde, so erhältst
Du Sonnabend eine Abschrift. Noch habe ich keine Zeile davon gelesen.
Von Starckens Prozeß mit Fleischer hatte mir schon vor 4 Wochen der
hiesige Buchhändler Tänzer Nachricht gegeben. Er wußte die Sache v dem
jungen Fleischer selbst, der auf der Meße war. Dieser Nachricht zu folge hat
aber der Frankfurter Scheffenstuhl Fleischern gleich Unrecht gegeben.
Von Schenk kanst Du nie gehört haben, daß ihm der Styl des
Geschichtsschreibers Müller widerstünde. Er hatte die Schweitzergeschichte noch gar
nicht gelesen, u nahm erst vor einigen Tagen den ersten Theil mit nach Haus.
Ich aber habe ihm öfter daraus vorgelesen, u mit dem was ich ihm vorlas,
schien er eben so zufrieden wie ich selbst zu seyn.
Hier Stolbergens Antwort auf meinen ersten Brief, deren Mittheilung ich
Dir jüngst versprach. Ich habe ihm noch nicht geantwortet; es soll aber gewiß
am Freytag.
Die Augen thun mir so weh, u mein Kopf ist so trübe, daß ich zu schreiben
aufhören muß. Du erhältst mit nächster Post gewiß wieder Nachricht v mir
– Wann gedenkst zu kommen? Und werden Buchholtz u Mariane Dich
begleiten?
Von Claudius habe ich kürzlich zwey Brieflein erhalten, die ich Dir
schickte, wenn nicht zu viel dabey zu commentieren wäre. Er grüßt Dich aufs
herzlichste, u kann es nicht erwarten, daß er Dich sieht. Ich habe ihm
geschrieben, er soll her kommen.
Von ganzem HerzenDein Fritz Jonathan.den 4 Jun. 88Nur zwey Worte, liebster Freund Raphael zum freundlichen Willkommen
in unserer Vaterstadt. Die Fürstin ist hier zu Mittag und ich arbeite was ich
kann um der Bücher los zu werden, deren End ich nicht absehen kann. Gegen
die Mitte dieses Monats geht unsere ganze Familie nach Pempelfort
genommener Abrede zufolge den 29 fieng ich den Drieburger Brunnen an. Die
Witterung schlug aber den letzten May von einer Hundstags schwülen Luft
zu seinem entgegengesetzten Extrem um, daß ich diese ganze Woche nicht habe
fortsetzen können. Eine Hämorrhoidalcolick wie bey Ihrer Abreise hat sich
gleichfalls eingestellt, und wenn die Luft morgen ein wenig milder ist, hoffe
ich morgen fortzufahren. Druffel ist
Rath
geworden an D. Wurstersohns
Stelle. Der linke Fuß ist immer geschwollen. Der Appetit zum Eßen und
Lesen unauslöschlich. Unser Landsmann Reichard hat mir den Tag nach
Ihrer Abreise Einl. besorgt und ich erhielt den 26 pr. die Nachricht Ihrer
Abreise nach Stettin, warte mit Ungedult auf die Botschaft Ihrer glückl.
Ankunft in Kgsberg und ferner in dem Hafen Ihrer künftigen Reise. Meine
Molimina der Autorschaft in Wellbergen waren nichts als aegri somniaund mens sana in corpore sano gehört zu einem neuen Versuch, und im
Ernst daran zu denken. Ich bin in 8 Tagen 3 mal in Welbergen gewesen –
das letzte mal nicht so froh wie gewöhnl. Die Fürstin hatte einen Durchfall
und ich litte an meiner HämorroidalColick, bey der ich einige Tropfen mehr
an Blut verloren. Dr. Arnold, unser altehospes wird hier erwartet. Wir
erinnern uns allesamt Ihrer sehr oft im Besten, wozu ich die meiste
zureichende Ursache habe. Montags schmausten wir bey Me Detten und tranken in
der Fürstin Garten Caffé; ich tägl. meinen Brunnen. Der Fürst und
Hemsterhuis wird in 14 Tagen hier erwartet. Vermuthl. werde ich beyde noch kennen
lernen; denn Sie wißen, wie lange es mit dem motiuntur u romuntur währt.
Tausend Grüße von anwesenden und abwesenden Freunden, denen Sie immer
gegenwärtig sind. Marianne befindt sich nach einigen Anfällen bey denen wir
ein Recidiv des verjährten Uebels zu fürchten anfiengen, recht munter und
Frantz wie gewöhnlich. Die Post eilt und ich habe mich auf einen Augenblick
nur fort gestohlen. Gott erhöre alle Wünsche, liebster D.Raphael, die ich für
Sie tägl thue, und schenke Ihnen auf Ihre alte Tage so viel Genuß, als ich
hier erlebt cum grano salis mit einigen Selsen der Nachwehen pp Leben
Sie recht wohl, grüßen Sie alle gute Freunde u Gönner die sich meiner
erinnern, HE Stadtr. Wirth, Kr. Scheffner und ppp Vergeßen Sie nicht auch
meine halbe Köthe zu besuchen, und trösten die Meinigen, wenn Sie
meinethalben bekümmert seyn sollen. Ich hatte ebensoviel nur noch mehr Ursache
zu Sorgen; ich habe alle von mir geworfen, und mein Schicksal ist in guter
Hand, die mich bisher wie die Jugend geführt und mich in meinem
unvermögenden Alter nicht verlaßen noch versäumen wird. Famulus Hans
empfiehlt sich Ihnen bestens. Wenn Sie nach Curl. kommen, vergeßen Sie auch
dort nicht Ihres alten invaliden, incorrigiblenFreund u PatientenJoh. Georg Hamann.Adresse von Johann Michael Hamann mit rotem Lacksiegelrest:An / Herrn Doctor Lindner / zu / Königsberg –Ew. Durchlauchten haben meine Unruhe darüber, daß mir die Post nichts
mitbrachte, gestern Abend gestillt, weil ich hoffe, daß die Schmerzen eines
noch so empfindlichen Flußes von keinen Folgen noch Dauer seyn werden,
und vielleicht schon heute überstanden sind. Freylich ist ein Besuch bey solchen
Umständen eine neue Folter für die Ungedult eines Kranken und steht seiner
Genesung im Wege. / Ich habe gestern den Brunnen wider angefangen und
wurde des Morgens von D. Kormann und des Abends von Franz
überrascht; aber heute bin ich durch die Witterung abgeschreckt worden. Unsere
Abreise ist auf den 18 höchstens ausgesetzt, weil den Tag vorher der
Hochzeittag noch gefeyert werden soll.
Die Werke des Marquis de S. Simon habe gestern abgeliefert; mit
Diderots Handschriften hoffe heute fertig zu werden.Verzweifelung wird meinen
Eigensinn curiren, und Nothwendigkeit meiner Lüsternheit ein Ende machen.
Ein Knoten, den man nicht Zeit hat aufzulösen, muß zerschnitten werden
mit der Scheere der Parce.
Unter einem solchen Gewühl von Grillen bin ich nicht im stande das
geringste zu schreiben – Ew Durchlauchten kennen unser aller Gesinnungen
und mein Verlangen noch Angelmodde zum letzten mal zu sehen.
Joh. Ge. HamannMünster Dom III p. Tr. 88.den 14 Jun 88 im Musaeo und
auf dem Stuhl unserer holden
Fürstin,
Liebster Jonathan, Ich kann nicht schreiben, bin aber fest entschloßen den
19 oder Donnerstags mit der Post abzugehen. Mit Deiner Gesundheit hoffe
ich, geht es beßer, wenigstens ist Dir ein guter Vorrath nöthig zu der
Unruhe, die Du Herzens lieber Fritz Dir aufgeladen hast oder Dir zugedacht ist.
Unser ganzes Haus komt abgeredter maaßen. Ich verspare alles auf unser
Widersehen. Wenn ich nur erst im Zuge seyn werde. Ich weiß von meinen
Sinnen nicht, noch wie mir zu Muthe ist. In Deinem Elysio hoffe ich wird
alles beßer werden. Die Einl. von Gr. Stollberg ist zu Hause; will ihn lieber
künftigen Mittwoch schicken und mich noch einmal melden. Aus unsern
Experimenten zu Duisburg wird wohl nichts werden. Mittwochs erwarte ich
gantz gewiß ein paar Zeilen von Dir. Der Printz und Hemst. werden so viel
ich weiß in ein paar Tagen erwartet; aber ich kann mich alle Tage weniger
auf mein Gehör verlaßen und höre nichts als rausende rauschende Wälder
in meinem kranken Kopf. Was ich seitdem erhalte, bringe alles mit. Die
herzlichsten Grüße an Mama, Tante Deine lieben Kinder und übrige
Hausgenoßen, die ich alle gesund und vergnügt wider zu sehen hoffe. Halte eine
Postcharte fertig um meine Marschroute zu bestimmen und trage so viel Du
kannst und willst zu meiner Expedition bey. Hast Du wegen des verlornen
Packs nach Leipzig geschrieben? Mündlich, so Gott will mehr und alles
übrige was ich nicht zu schreiben vermag. Gott empfohlen.
Dein alter Joh. Ge.den 15 Dom IV p Tr.Dies ist wohl der letzte Sonntag den ich in Münster erlebe. Den ersten
in Pempelfort werde beßer feyren. Mein Kopf ist so erschöpft, daß ich in
der Einbildung, die Post gienge gestern ab, obige Zeilen schrieb. Mir fehlt
mens sana in corpore sano und ich bin zu nichts aufgelegt, tauge zu nichts.
Mache doch, Herzenslieber Fritz Jonathan, daß ich im Zuge mich wider
erhole. Donnerstag bin ich auf dem Postwagen – wenn der Herr will und
wir leben. Die 4 Tage wird Gott auch überstehen helfen. Ich hoffe in Deinem
Elysium noch ein wenig Luft zu schöpfen. Gott empfohlen. Von HauLindner u von Hause Briefe, die ich
selbst
mittheilen muß. Bis dahin Gott
empfohlen unter 1000 Grüßen u Küßen. Ich
erwarte gewiß ein paar
Zeilen mit der
Mittwochspost und was Du zu erinnern hast.
N.S. Franz und Marianne sind ausgefahren um einen Versuch zu
machen, wie Gertrudchen u die Amme die Bewegung der Kutsche vertragen
können. Sie können daher erst mit der nächsten Mittwochspost ihre
Ankunft dort anmelden und haben mir aufgetragen dies vorläufig in ihrem
Namen zu thun. Mehr kann ich nicht – Inter bonos bene –
Pempelfort den 17ten Juni 1788Ich erwarte Dich, lieber HerzensVater, mit offenen Armen, und mit dem
Herzen das Du kennst. Eben so ruft Dir Mama Lene, mit Auge Mund u
allem was an ihr ist das herzlichste Willkommen entgegen; Dir und allen
Deinen lieben Begleitern. Mich wundert daß Du Dich des Postwagens
bedienen willst. Weiter als bis Dorsten leide ich aber nicht daß Du Dich seiner
bedienst, denn von da ich an rechne ich daß Du in mein Territorium trittst.
Einen Bedienten kann ich Dir diesmahl nicht bis Dorsten entgegen schicken,
weil Wolter krank ist, u ich, verschiedener Umstände wegen, Petern nicht
schicken u 2 Tage ohne alle Bedienung seyn kann. Laße Morgen Abend mit
der reitenden Post durch Fürstenberg, die Prinzeßinn oder sonst jemand
Pferde u Wagen zu Dorsten auf Freytag, den 20ten bestellen, so daß Du von
dort in der Frühe nach Mühlheim abfahren kannst. Zu Mühlheim findest Du
meinen Wagen u meine Pferde, u kommst so gemächlich Freytag Abend zu
Pempelfort an. Hanzs Michael soll mein Renthmeister seyn, u ich ersetze
ihm seine Auslagen. Morgen Abend meldest Du mir daß diese Einrichtungen
gut geheißen u getroffen sind. Diese Nachricht erhalte ich Donnerstag Abend,
u laße dann gleich den Kutscher nach Mühlheim abfahren. Wie unser Franz
mit Mariane u Trutchen seine Reise einzurichten gedenkt, erfahre ich dann
zugleich. Grüße sie recht herzlich von mir u den Schwestern, u sage ihnen, daß
wir alle sie willkommen heißen. Sickingen werdet Ihr noch hier treffen; er
wird euch aber wenig hindern, u bleibt gewiß nicht länger, als bis zu
Anfang der künftigen Woche.
Das Experiment daß wir zu Duisburg machen wollten, kann diesmahl
nicht gemacht werden, weil wir uns wenigstens 3 Tage dort aufhalten
müßten. Ich will Günther bitten daß er hieher kommt, wenn Du ausgeruht bist.
– Gott geleite Dich! – Die Postcharte wird sich schon finden. Dein Befehl,
daß ich sie parat halten soll, hat mir nicht gefallen. – Wegen des Packets
habe ich von Leipzig Antwort erhalten. Hierüber mündlich. – Ich werde
übermorgen mit großem Verlangen der Ankunft der Post entgegen sehen,
und mit noch größerem Freytag Dir selbst. – Ich habe einige Tage her in
großer Unruhe gelebt von Besuchen Rückkehrender aus Wesel u Cleve, die
ihren Weg über Düßeldorf nahmen. – Ich verlaße mich auf Hans Michael,
daß er unter Wegs gute Sorge für Dich tragen wird. – Ich herze Dich, Du
Bester, mit innigster, treuester Liebe –
Dein Fritz Jonathan.M. den 18 Jun. 88Liebster Herzens Jonathan, ich habe heute fast den ganzen Tag auf dem
Bette und im Liegen zugebracht. Unsere holde Amalie hat mich übermocht
einen Hauderer der Post vorzuziehen; schon Frantz erbot sich dazu und Hans
machte mir auch den Kopf warm, und der meinige ist so schwach, daß ich mich
nach ihm gar nicht richten kann. Es bleibt also bey der guten frommen
Fürstin Abrede, die mich franco frey bis nach P. schaffen wird. Alle
Aufwartung habe ich verbeten; ich habe an meinem filius famulus gnug, und es
wird ihm wohl thun, wenn er
dienen
lernt und die Probejahre seinem
alten kranken Vater wiedmet.
Mama wird an Ihren ungerathnen Sohn zu ziehen haben. Ihr scheint
Gottlob! alle vergeßen zu haben, wie sauer ich euch das Leben gemacht. Den
20 des Abends fuhr ich aus Kgsberg und denselben Morgen bin ich auch
willens Münster zu verlaßen. Ich werde also der letzte hier im Hause
seyn – Frantz ist noch laconischer wie ich. Gleiche Brüder, gleiche Kappen.
Verzeih mein kurzes und abscheuliches Schreiben. Tausend Grüße u Küße
zum voraus.
Johann Georg.N. S. Diesen Augenblick komt HE Miquel mit der Nachricht daß der
Fuhrmann uns den 20 Freytags frühe von hier aus, aber nur bis
Mühlheim Sonnabends morgens schaffen wird. Also erwarte ich
Sonnabends frühe
Chaise und Pferde zu Mühlheim um weiter in
Pempelfort befördert zu werden. Ich hoffe daß Du mich verstehst. Ich gehe
Freytags morgens ab und erwarte Deinen Vorspann und Fuhrwerk
Sonnabends frühe in Mühlheim.
Joh. Georg. H.Adresse:An / Herrn Geheimen Rath
Jacobi
/ zu / Düßeldorf.
Mitau den 8 Aug. 1760Herzlich geliebtester Freund,
Gott lob! daß ich nun weiß, woran ich bin. Nein! wäre mir eben so lieb
als Ja! gewesen. Ich war mir des Neins schon so gewiß, daß ich dafür eben
so entzückt gedankt hatte als ich jetzt für meines Bruders Ja! thue.
Ein für alle mal. So lange ich hier bin, muß ich alle Posttage ein Paar
Zeilen von Ihnen erhalten. Darauf müßen Sie mir, liebster Freund die
Hand geben. Können Sie nicht schreiben, so muß Baßa eine Stunde vor
Abgang der Post immer erscheinen und Ihr Secretair seyn. Sie sehen, daß so
schwer meine Forderungen sind, ich solche immer so leicht als möglich Ihnen
zu machen suche. Der Geld hat und es nicht ausgeben will ist ein Narr; aber
ein noch größerer, der gute Freunde von Gott bekommen und das Herz
nicht über sie zu disponiren.
Battons le fer, pendant qu’il est chaud. Mein Bruder
will
– – seinen
Abschied. So weit sind wir Gott lob! Nun komt es darauf an: Mein Bruder
hat
– seinen Abschied. Termin ist eine Sache für sich und kommt immer
auf andere Umstände an zu verkürzen und zu verlängern. Ich werde nicht ein
Wort daher sagen; und mir und meiner Reise ist es gleichgiltig, ob er in 8
tagen oder Wochen abkommen kann; weil mein Termin nicht seiner, und
seiner nicht meiner ist; ich eben so lieb ohne ihn als mit ihm reisen möchte.
Wenn ich von meinem Bruder seine
WillensErklärung
verlangt: so
weiß ich sehr gut, daß ich ihm mehr zugemuthet als er leisten kann; ich habe
aber auch selbige nur als eine Formalität nöthig mich in Ansehung des
vergangenen und künftigen vor Menschen zu legitimiren. Seine Noth, die
Kenntnis seiner Verfaßung ist Wille genung von seiner Seite; und Beruf
genung von der meinigen, ihn herauszureißen. Wie schwach, wankelmüthig,
matt übrigens sein Wille ist, kann ich von selbst ohne nähere Umstände leicht
erachten.
Da Sie ihm, liebster Freund, seinen Abschied schon zubereitet, ehe er mit
seiner Willens Erklärung fertig geworden: so bitte ich jetzt um nichts mehr,
als dies Werk so geschwind als möglich zu vollenden. Da er nicht einmal
wollen
kann; so darf man gewiß wenig Thätigkeit auch hierinn erwarten
von ihm selbst. Wenn man schon ein Samariter seyn will, so muß man die
Last des Kranken auf seinen Esel zu laden wißen um bald die Herberge zu
erreichen, wo für seine Wunden gesorgt werden kann.
Es wäre mir lieb, falls er mit seiner Supplique noch nicht eingekommen
und der rohe Entwurf in meinem beyliegenden Briefe an ihn zum Grunde
gelegt werden könnte. Es sind nichts als Empfindungen der Natur und
Wahrheit darinn, der man sich nicht schämen und von deren Bekänntnis man
sich durch nichts abschrecken laßen soll. Ob man ein guter oder schlechter
Schulmann ist, dadurch ist unser Glück weder gemacht noch verdorben; ein
ehrlicher Mann zu seyn, und das Bild davon unserm eigenen Gemüth und
andern vorzuhalten, durch diesen Spiegel uns selbst und andere dazu zu
modeln, gehört so wohl zu unserm Glück als zu unserer Pflicht, wenn wir
beyde kennen und lieben.
Sollte mein Bruder, wie Sie mir dazu Hofnung machen, einen honorablen
Abschied erhalten: so ist er um desto mehr verbunden diese kleine
Demüthigung sich selbst aufzulegen – Das Gefühl der darinn enthaltenen
Gesinnungen ist nothwendig für ihn, wenn er und andere aus dieser seiner Catastropheklüger werden sollen pp.
Wenn er seinen Abschied hat, so würde seine Gemüthsbeschaffenheit
dadurch erleichtert werden und er könnte als Volontair die Schule so lange
abwarten, als es erforderlich wäre.
Eben das Interesse das sie gehabt haben dem Publico nützlich zu werden
in Besetzung dieser Stelle wird Sie jetzt selbige antreiben ihren
mislungenen Versuch so bald als mögl. dadurch abzuhelfen, daß einem würdigern
darinn Platz gemacht wird.
Eben die Freundschaft, die Sie in Ansehung meines Bruders leichtgläubig
gemacht verbindet sie jetzt ihn von den Feßeln loß zu machen – Sie sind also
der einzige, dem in dieser Sache mit Feuer zu agiren erlaubt ist, sie mögen
ihre Schule, oder ihren Freund ansehen; so wird das Ende jetzt den Ton des
ganzen Stücks – erklären, und ich weiß, daß man weder ihren öffentl. noch
privat verbindlichkeiten etwas wird vorrücken können.
Sie sehen selbst hieraus, daß ich nur mit Rath aber nicht mit That weder
Ihnen noch meinem Bruder an die Hand gehen darf. Sie sind vielleicht zu
nahe zum ersteren, und ich zu entfernt zum letzteren. Wir können uns
einander eben so glückl. secundiren, als wir uns unglückl. überwerfen können.
Bleiben Sie Ihrer Rolle so treu als ich der meinigen zu seyn gedenke; die
Blätter zu unserm Spiel werden uns von der Vorsehung ausgetheilt. Der
Friede Gottes, der höher ist denn alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und
Sinne zum ewigen Leben, an den Nieten dieses lebens ist ohnedem nichts
gelegen.
Laß die Todten ihre Todten beweinen. Wohl dem, wohl der, die ruhen
können von ihrer Arbeit und die sich des Gefolgs ihrer Werke nicht schämen
dürfen. Ich erwarte mit erster Post Nachricht, gehe morgen nach Platohnen,
wills Gott, in Gesellschaft meines Wirths ihrenunsern lieben Cadet zu
besuchen. Meinen herzl. Gruß an Ihre liebe Hälfte und übriges ganzes Haus.
Gott laße sie allesamt Seiner väterl. Obhut empfohlen seyn. Ich umarme
Sie und ersterbe
Ihraufrichtig ergebener Freund,Hamann.Kgsberg den 1 May 79Freylich bin ich Christianchen und Carolinchen und meiner lieb
werthesten Frau Gevatterin auf Ihre drey Postscripte vom Januar 78 noch eine
Antwort schuldig; aber – aber – aber – Freylich hätt ich auf frischer That
neulich den 19. Nov. eben deßelben Jahrs die glückliche und erfreuliche
Ankunft meiner jüngsten Tochter
Marianne Sophia
feyerlichst anmelden
sollen – und was mich dazu bewogen die drey besten Matronen zu W. W.
W. aufzubiethen gegen die Einflüße des Skorpions – – Ist etwa mein Brief
den ich den 27 des vorigen Christmonats schrieb nicht angekommen???
oder liegt die Schuld am
Boten
–
1. Buch Mose1 Mo 11 Mo 21 Mo 31 Mo 41 Mo 61 Mo 71 Mo 101 Mo 111 Mo 131 Mo 161 Mo 171 Mo 181 Mo 191 Mo 211 Mo 221 Mo 251 Mo 261 Mo 271 Mo 281 Mo 291 Mo 301 Mo 311 Mo 331 Mo 351 Mo 371 Mo 381 Mo 391 Mo 411 Mo 451 Mo 502. Buch Mose2 Mo 12 Mo 22 Mo 32 Mo 42 Mo 72 Mo 82 Mo 92 Mo 102 Mo 142 Mo 152 Mo 202 Mo 232 Mo 272 Mo 322 Mo 332 Mo 343. Buch Mose3 Mo 93 Mo 123 Mo 194. Buch Mose4 Mo 124 Mo 164 Mo 214 Mo 224 Mo 235. Buch Mose5 Mo 15 Mo 85 Mo 95 Mo 105 Mo 115 Mo 125 Mo 185 Mo 215 Mo 225 Mo 285 Mo 315 Mo 33JosuaJos 9RichterRi 5Ri 9Ri 12Ri 13Ri 14Ri 161. Samuel1 Sam 11 Sam 31 Sam 71 Sam 101 Sam 171 Sam 181 Sam 191 Sam 201 Sam 221 Sam 251 Sam 261 Sam 302. Samuel2 Sam 12 Sam 62 Sam 112 Sam 122 Sam 142 Sam 162 Sam 192 Sam 212 Sam 231. Könige1 Kön 31 Kön 61 Kön 71 Kön 171 Kön 181 Kön 201 Kön 222. Könige2 Kön 22 Kön 42 Kön 52 Kön 92 Kön 102 Kön 192 Kön 202. Chronik2 Chr 92 Chr 18NehemiaNeh 4PsalmePs 1Ps 2Ps 4Ps 5Ps 7Ps 8Ps 12Ps 13Ps 17Ps 18Ps 19Ps 22Ps 23Ps 24Ps 25Ps 28Ps 30Ps 33Ps 34Ps 36Ps 37Ps 39Ps 42Ps 44Ps 45Ps 50Ps 51Ps 55Ps 56Ps 65Ps 68Ps 69Ps 71Ps 72Ps 73Ps 77Ps 78Ps 80Ps 82Ps 84Ps 86Ps 88Ps 89Ps 90Ps 91Ps 92Ps 94Ps 99Ps 102Ps 103Ps 104Ps 106Ps 110Ps 111Ps 115Ps 116Ps 118Ps 119Ps 120Ps 121Ps 124Ps 126Ps 127Ps 129Ps 139Ps 140Ps 141Ps 143Ps 144Ps 147Ps 148SprücheSpr 3Spr 6Spr 10Spr 11Spr 12Spr 13Spr 15Spr 16Spr 17Spr 20Spr 21Spr 23Spr 24Spr 25Spr 27Spr 30EstherEs 2Es 3Es 4Es 5Es 7Es 8Es 9HiobHi 1Hi 2Hi 3Hi 6Hi 8Hi 13Hi 17Hi 19Hi 21Hi 22Hi 27Hi 28Hi 31Hi 32Hi 34Hi 36Hi 37Hi 38Hi 40Hi 41Hi 42PredigerPred 1Pred 2Pred 3Pred 7Pred 8Pred 9Pred 10Pred 12HoheliedHld 1Hld 2Hld 3Hld 4Hld 7Hld 8JesajaJes 1Jes 2Jes 5Jes 6Jes 7Jes 8Jes 11Jes 19Jes 22Jes 25Jes 28Jes 29Jes 30Jes 31Jes 33Jes 37Jes 40Jes 41Jes 44Jes 48Jes 53Jes 54Jes 57Jes 58Jes 60Jes 63JeremiaJer 2Jer 5Jer 7Jer 8Jer 12Jer 13Jer 18Jer 20Jer 29Jer 38Jer 45Jer 48KlageliederKlgl 3HesekielHes 1Hes 3Hes 4Hes 10Hes 13Hes 14Hes 33HoseaHos 5MichaMi 6HabakukHab 3SacharjaSach 2Sach 13MaleachiMal 3JuditJdt 14TobiasTob 5Tob 6Jesus SirachSir 11Sir 18Sir 22Sir 31Sir 33Sir 35Sir 502. Makkabäer2 Makk 1Stücke zu DanielZusDan 1ZusDan 2MatthäusMt 1Mt 2Mt 3Mt 4Mt 5Mt 6Mt 7Mt 8Mt 9Mt 10Mt 11Mt 12Mt 13Mt 14Mt 15Mt 16Mt 18Mt 19Mt 21Mt 22Mt 23Mt 24Mt 25Mt 26Mt 27Mt 28MarkusMk 1Mk 2Mk 3Mk 4Mk 5Mk 6Mk 7Mk 8Mk 9Mk 10Mk 11Mk 12Mk 13Mk 14LukasLk 1Lk 2Lk 3Lk 4Lk 5Lk 6Lk 7Lk 8Lk 9Lk 10Lk 11Lk 12Lk 13Lk 14Lk 15Lk 16Lk 17Lk 18Lk 19Lk 20Lk 22Lk 23Lk 24JohannesJoh 1Joh 2Joh 3Joh 4Joh 5Joh 6Joh 7Joh 8Joh 9Joh 10Joh 11Joh 12Joh 13Joh 14Joh 15Joh 16Joh 17Joh 18Joh 19Joh 20Joh 21ApostelgeschichteApg 1Apg 2Apg 3Apg 5Apg 6Apg 7Apg 8Apg 9Apg 13Apg 15Apg 17Apg 20Apg 23Apg 26RömerRöm 1Röm 2Röm 3Röm 4Röm 5Röm 6Röm 7Röm 8Röm 9Röm 10Röm 11Röm 12Röm 13Röm 151. Korinther1 Kor 11 Kor 21 Kor 31 Kor 41 Kor 51 Kor 61 Kor 71 Kor 81 Kor 91 Kor 101 Kor 111 Kor 121 Kor 131 Kor 141 Kor 151 Kor 162. Korinther2 Kor 12 Kor 22 Kor 32 Kor 42 Kor 52 Kor 62 Kor 72 Kor 82 Kor 92 Kor 112 Kor 122 Kor 13GalaterGal 1Gal 2Gal 3Gal 4Gal 5EpheserEph 1Eph 2Eph 3Eph 4Eph 5Eph 6PhilipperPhil 1Phil 2Phil 3Phil 4KolosserKol 2Kol 31. Thessalonicher1 Thess 21 Thess 52. Thessalonicher2 Thess 22 Thess 31. Timotheus1 Tim 11 Tim 41 Tim 51 Tim 62. Timotheus2 Tim 12 Tim 22 Tim 4TitusTit 1Tit 3HebräerHebr 1Hebr 3Hebr 4Hebr 9Hebr 10Hebr 11Hebr 12Hebr 13JakobusJak 1Jak 2Jak 3Jak 4Jak 51. Petrus1 Petr 11 Petr 21 Petr 41 Petr 52. Petrus2 Petr 12 Petr 22 Petr 31. Johannes1 Joh 21 Joh 31 Joh 41 Joh 52. Johannes2 Joh 92 Joh 11JudasJud 9OffenbarungOffb 1Offb 2Offb 3Offb 4Offb 7Offb 10Offb 14Offb 21Offb 22Accolti, Gil Vitale Nicola: La giovinezza di Hamann. Varese 1957.Achermann, Eric: Worte und Werte: Geld und Sprache bei Gottfried Wilhelm Leibniz, Johann Georg Hamann und Adam Müller. Tübingen 1997.Achermann, Eric: Zeichenhandel. Zum Verhältnis von Semiotik und Ökonomie bei Johann Georg Hamann. 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[Bd. IV–VII hg. von Arthur Henkel. Wiesbaden, Frankfurt a. M. 1965–1979] [= ZH].Zscharnak, Leopold: Hamanns ›Tagebuch eines Christen‹ (London 1758). In: Theologische Literaturzeitung 11 (1952), S. 651–662.Johann Georg Hamann’s Schriften, Bd. I–VII hg. von Friedrich Roth. Berlin 1821–1825. Bd. VIII a/b hg. von Gustav Adolph Wiener. Berlin 1842–1843 [= Roth}.Johann Georg Hamanns, des Magus im Norden, Leben und Schriften. Hg. von Karl Hermann Gildemeister. 6 Bde. Gotha 1857–1868 [= Gildemeister].Johann Georg Hamann, Sämtliche Werke. Hg. von Josef Nadler. Wien 1949–1957 [= N].Johann Georg Hamann: Briefwechsel. Bd. I–III hg. von Walther Ziesemer und Arthur Henkel. Wiesbaden 1955–1957. Bd. IV–VII hg. von Arthur Henkel. Wiesbaden, Frankfurt a. M. 1965–1979 [= ZH].Blanke, Fritz u. Lothar Schreiner (Hg.): Hamanns Hauptschriften erklärt. Bd. 1. Die Hamann-Forschung. Einführung von Fritz Blanke. Geschichte der Deutungen von Karlfried Gründer. Bibliographie [bis 1955] von Lothar Schreiner. Gütersloh 1956.Blanke, Fritz u. Lothar Schreiner (Hg.): Hamanns Hauptschriften erklärt. Bd. 7. Johann Georg Hamann. Golgatha und Scheblimini. Erklärt von Lothar Schreiner. Gütersloh 1956.Blanke, Fritz u. Lothar Schreiner (Hg.): Hamanns Hauptschriften erklärt. Bd. 2. Johann Georg Hamann. Sokratische Denkwürdigkeiten. Erklärt von Fritz Blanke. Gütersloh 1959.Blanke, Fritz u. Lothar Schreiner (Hg.): Hamanns Hauptschriften erklärt. Bd. 5. Johann Georg Hamann. Mysterienschriften. Hierophantische Briefe. Versuch einer Sibylle über die Ehe. Konxompax. Erklärt von Evert Jansen Schoonhoven. Schürze von Feigenblättern. Kritisch herausgegeben und erklärt von Martin Seils. Gütersloh 1962.Blanke, Fritz u. Lothar Schreiner (Hg.): Hamanns Hauptschriften erklärt. Bd. 4. Johann Georg Hamann. Zwo Recensionen nebst einer Beylage betreffend den Ursprung der Sprache. Des Ritters von Rosencreuz letzte Willensmeynung über den göttlichen und menschlichen Ursprung der Sprache. Philologische Einfälle und Zweifel. Au Salomon de Prusse. Erklärt v. Elfriede Büchsel. Gütersloh 1963.Johann Georg Hamann: Schriften zur Sprache. Einleitung und Anmerkungen von Josef Simon. Frankfurt a. M. 1967.Wild, Reiner: ›Metacriticus bonae spei‹. Johann Georg Hamanns ›Fliegender Brief‹: Einführung, Text und Kommentar. Bern (u.a.) 1975.Bayer, Oswald und Christian Knudsen (Hg.): Kreuz und Kritik. Johann Georg Hamanns Letztes Blatt. Text und Interpretation. Tübingen 1983.Johann Georg Hamann, Eine Auswahl aus seinen Briefen. Hg. von Arthur Henkel. Frankfurt a. M. 1988.Kohnen, Joseph (Hg.): »Daphne«. Nachdruck der von Johann Georg Hamann, Johann Gotthelf Lindner u.a. herausgegebenen Königsberger Zeitschrift (1749–1750). Mit einem Nachwort von dems. In: Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft 5, Reihe A. Quellen. Hg. v. Bernhard Gajek, Frankfurt a. M. (u.a.) 1991.Johann Georg Hamann, Londoner Schriften. Hg. von Oswald Bayer und Bernd Weißenborn. München 1993 [= LS].Johann Georg Hamann: Entkleidung und Verklärung. Eine Auswahl aus Schriften und Briefen des »Magus in Norden«. Hg. von Martin Seils. Berlin 1993.Gajek, Bernhard (Hg.): Johann Georg Hamann und Frankreich. Acta des dritten Internationalen Hamann-Colloquiums im Herder-Institut zu Marburg/Lahn 1982 [Acta 1982]. Marburg 1987.Johann Georg Hamann: Kleeblatt hellenistischer Briefe. Text mit Wiedergabe des Erstdruckes. Hg. u. komm. v. Karlheinz Löhrer. Frankfurt a. M. (u.a.) 1994.Johann Georg Hamann: Sokratische Denkwürdigkeiten. Aesthetica in nuce. Hg. von Sven-Aage Jørgensen. Stuttgart 1998.Vernunft ist Sprache. Hamanns Metakritik Kants. Hg. von Oswald Bayer, unter Mitarbeit von Benjamin Gleede und Ulrich Moustakas. Stuttgart-Bad Cannstatt 2002.Johann Georg Hamann: Fliegender Brief. Historisch-kritische Ausgabe. Mit einer Einführung, Kommentar und Dokumenten zur Entstehungsgeschichte hg. von Janina Reibold, 2 Bde. [= Philosophische Bibliothek 707]. Hamburg 2018.Johann Georg Hamann: Sokratische Denkwürdigkeiten. Wolken. Historisch-kritische Ausgabe. Mit einer Einführung, einem Stellenkommentar und Dokumenten zur Entstehungsgeschichte hg. von Leonard Keidel und Janina Reibold, unter Mitarbeit von Konrad Bucher. [= Philosophische Bibliothek 748]. Hamburg 2021.
A
Petrus Abaelardus1079–1142. Frz. Theologe. Die Liebesaffäre mit seiner Schülerin Heloisa war Muster für .
Thomas Abbt1738–1766. Prof. der Mathematik in Rinteln, Mitarbeiter der , Pressel, Friedrich von: Abbt, Thomas, in: ADB 1 (1875), S. 2–4Abbt, Vom Tod fürs VaterlandVom Tod fürs Vaterland (Berlin: Nicolai 1761). Digitalisat: BSB München: Ph.pr. 1185 e.
Abbt, Vom Einfluß des Schönen auf die strengern WissenschaftenVom Einfluß des Schönen auf die strengern Wissenschaften (Rinteln 1762).
Gottfried Achenwall1719–1772. Historiker und Jurist, 1748–1762 an der Universität Göttingen; Begründer der Statistik, siehe Steffenhagen: Achenwall, Gottfried, in: ADB 1 (1875), S. 30.
Achenwall, Abriß der neuesten StaatswissenschaftAbriß der neuesten Staatswissenschaft der vornehmlichen europäischen Reiche und Republiken (Göttingen: Schmidt 1749). Digitalisat: HAB Wolfenbüttel: M: Sf 3.
Achenwall, Die Staatsklugheit nach ihren ersten Grundsätzen entworfenDie Staatsklugheit nach ihren ersten Grundsätzen entworfen (Göttingen: Vandenhoeck 1761). Digitalisat: BSB München: Pol.g. 3.
Joseph Addison1672–1719. Engl. Dichter, Politiker und Journalist. Leslie Stephen: Addison, Joseph, in: Dictionary of National Biography (1885–1900, V. 1).
Addison (Hg.), The SpectatorThe Spectator, hg. v. Addison zus. mit Richard Steele, zuerst tägl. 1711/12 (London); ohne R. Steele 1714 wiederbelebt und erschien dann sechs Monate lang dreimal die Woche. Diese neue Serie umfasste acht Bände. [Biga 174/711: »The Spectator, Vol. I–VIII. Lond. 726« = Ausg. in 8 Bde. 1726].Addison, Ancient MedalsDialogues upon the Usefulness of Ancient Medals. Especially in relation to the Latin and Greek poets (London 1726).
Übers.: Joseph Addisons gewesenen Staatssekretärs in England Gespräche von dem Nutzen und den Vorzügen der alten Münzen. Aus dem Engl. übers. von M. Georg Wilhelm Pötzinger (Bayreuth: Waysenhaus 1740). Digitalisat: SBB-PK Berlin: 50 MA 49360.
Georg Dietrich v. AderkasSchwiegersohn der .
Angelius Johannes Daniel Aepinus1718–1784. Prof. der Rhetorik in Rostock, siehe Deutsche BiographieAepinus u. August Heinrich Faul, Briefe über die Einrichtung des SchulwesensBriefe über die Einrichtung des Schulwesens, und des Unterrichts der Kinder und jungen Leute überhaupt. Nebst einer historischen Betrachtung der Religion von der Erschaffung der Welt an bis zum Anfang der Christlichen Kirche unter den Aposteln. Mit einer Vorrede begleitet von Angelius Johannes Daniel Aepinus (Rostock, Wismar: Berger u. Boedner 1759). Digitalisat: Google BooksJohann Gottfried Ageluth1734–1805. Bibliothekar der Stadtbibliothek in Riga von 1762 bis 1796. Siehe Deutsche BiographieKarl Friedrich Aichinger1717–1782. Theologe, siehe Deutsche BiographieAichinger, Versuch einer teutschen SprachlehreVersuch einer teutschen Sprachlehre anfänglich nur zu eignem Gebrauche unternommen, endlich aber, um den Gelehrten zu fernerer Untersuchung Anlaß zu geben, ans Liecht gestellt (Frankfurt, Leipzig, Wien: Kraus 1754).Aischylos525/524 v. Chr. – 456/455 v. Chr.Aischylos, Tragoediae superstitesAeschyli Tragoediae superstites, graece in eas scholia et deperditarum fragmenta, cum vers. lat. et notis, e.d Jan Cornelis de Pauw (Den Haag 1745/47) [Biga 5/80: »Aeschyli Tragoediae gr & lat. ex ed. de Pauw, Hagae 747«]. Digitalisat: ÖNB: 78.P.3.
Jean-Baptiste-le-Rond d’Alembert1717–1783. Frz. Philosoph in Paris, Mitherausgeber der Encyclopédie, Mitglied der frz. Akademie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 1, 1811), S. 482–488.d’Alembert, Mélanges de littérature, d’histoire et de philosophieMélanges de littérature, d’histoire et de philosophie (2 Bde., Berlin 1753) [Biga 107/170: »Melange de Literature, d’Histoire & de Philosophie par Mr. d’Alembert, Tom. I–IV. Amst. 760«]. Digitalisat: Bd. 1/2, 1753: Bibliothèque nationale de France, département Réserve des livres rares, Z-29460.
Francesco Algarotti1712–1764. Ital. Naturwissenschaftler und Philosoph, ab 1740 in Berlin u. Dresden als Kammerherr Friedrichs II. Friedländer: Algarotti, Francesco Graf von, in: ADB 1 (1875), S. 340.
Algarotti, Saggio di Lettere sopra la RussiaSaggio di Lettere sopra la Russia (Venedig 1760).
Jacob Alting1618–1679. Prof. der Theologie und der orientalischen Sprachen in Groningen. Gaß: Alting, Jacob, in: ADB 1 (1875), S. 368Alting, Compendium grammaticae hebraicaeCompendium grammaticae hebraicae [...] brevius quam antehac digestum a Johanne Reinhardo Wissenbachio (Marburg: Henning & Müller 1714). Digitalisat: ÖNB: 73.W.50.
Alting, Fundamentum punctationis linguae sanctaeFundamentum punctationis linguae sanctae cum necessariis canonum locorum S. Scripturae & vocum irregularium indicibus. Accedit euisdem synopsis institutionum Chaldaeorum et Syrarum (Frankfurt a. M. 1686) [Biga 68/171: »Jac. Altingii Fundamenta Punctationis Linguae sanctae, Fr. 746«]. Digitalisat, Ausg. 1730: UB Heidelberg: E 770 B RES.
Guillaume Amfrye de Chaulieu1639–1720. Frz. libertinistischer Dichter; Abbé de Chaulieu. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 8, 1813), S. 294f.Anakreon von Teos6. Jahrhundert v. Chr. Griechischer Lyriker.Yves Marie André1675–1764. Jesuit, Prof. der Mathematik in Caen. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 2, 1811), S. 128f.André, Essai sur le BeauEssai sur le Beau où l’on Examine en quoi consiste précisément le Beau dans le Physique, dans le Moral, dans les Ouvrages d’Esprit et dans la Musique (Paris: Guerin 1741). Digitalisat: BSB München: L.eleg.g. 6 gx.
Übers.: Versuch von dem Schönen, darinn man untersuchet, worinn das Schöne in der Natur, in den Sitten, in den Werken des Witzes, und in der Musick oder Tonkunst bestehe. Aus dem Französischen übersetzt von einigen Mitgliedern der in Preußen (Königsberg: Driest 1753) [Biga 117/285: »P. André Versuch vom Schoenen, Kgsb. 753« u. 152/392: »Versuch von dem Schönen, Königsb. 753«]. Digitalisat: SBPK Berlin: Mus. E 3255.
Apelles von Kolophon4. Jahrhundert v. Chr. Griech. Maler.Der Apotheker. Eine Wochenschrift52 St.; Köln, Halle 1762/3, hg. wöchentlich von Johann Balthasar Sedlezki (1727-1772).Philippe-Auguste de Sainte-Foy1721–1795. Chevalier d’Arc. Frz. Offizier und Literat.Sainte-Foy, Les Lettres d’OsmanLes Lettres d’Osman (3 Bde., Konstantinopel [Paris] 1753).Sainte-Foy, La noblesse militaireLa noblesse militaire, opposée a la noblesse commerçante, ou, Le patriote françois (Amsterdam 1756).Archimedes287–212 v. Chr. Griech. Mathematiker.
Archimedis Circuli dimensioArchimedis Circuli dimensio. Cum programmate Chph. Meureri (Leipzig 1601). [Biga 13/202: »Archimedis Circulus Lips. 601«].
Antoine-Gaspard Boucher d’Argis1708–1791. Frz. Anwalt in Lyon und Paris, Mitarbeiter an der Encyclopédie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 5, 1812), S. 274.Argis, Corvéezus. mit , Art. »Corvée« in der , Bd. 4, S. 280ff.Lucius Apuleius125–180. Griech. Schriftsteller, Sophist.AristainetosGriechischer Schriftsteller im 5. Jahrhundert n. Chr. Überliefert ist eine Sammlung erotischer Briefe.Aristobulusgest. um 160 v. Chr. Jüd.-hellen. Philosoph, früher Vertreter der allegorischen Schriftauslegung.Aristophanes450/444 v. Chr. – 380 v. Chr.Aristoph. Nub.Wolken, lat. Nubes, griech. Νεφέλαι (Nephélai).
Dt. Übers. zitiert nach: Peter Rau (Übers.)Aristophanes, Komödien. Griechisch u. deutsch (4 Bde., Darmstadt 2016/17), Bd. 1, S. 189–293.Nicodemi Frischlini Aristophanes, Veteris Comoediae Princeps: Poeta longe facetissimus & eloquentissimus. Repvrgatvs A’ Mendis, & Imitatione Plavti atqve Terentii interpretatus, ita vt ferè Carmen Carmini, numerus numero, pes pedi, modus modo, Latinismus Græcismo respondeat (Frankfurt: Spies 1586) [Biga 14/210: »Aristophanis Comoediae selectae gr. & lat. Fr. 586«].Aristoteles384 v. Chr. – 322 v. Chr.Aristoteles, OperaOpervm Aristotelis Stagiritae Philosophorvm Omnivm Longe Principis, Nova Editio Graecè & Latiné : Graecus contextus quam emendatißimè praeter omnes omnium editiones editus: adscripsit ad oram libri & interpretum veterum recentiorùmque & aliorum doctorum virorum [...] (2 Bde. mit je 2 Teilbde.; Leiden 1590). Digitalisat, Bd. 1: Stabi Augsburg: 2 LG 52 -1/2.
Aristot. Poet.Von der Dichtkunst, lat. de arte poetica, griech. Περὶ ποιητικῆς (Perì poiētikês).Aristoteles Dichtkunst, ins Deutsche übers., mit Anm. u. besondern Abhandlungen vers., von Michael Conrad Curtius (Hannover: Richter 1753) [Biga 161/528: »Aristoteles Dichtkunst übersetzt mit Anmerkungen und Abhandlungen von Curtius, Hann. 753«] Digitalisat: SSB Augsburg: LG 233.
In der Opera-Ausgabe von 1590 (s.o.) Bd. 2, S. 373–387.
Aristot. Rhet.Rhetorik, lat. ars rhetorica, griech. Τέχνη ῥητορική (Téchnē rhētorikḗ).La rhetorique d’Aristote traduite en Francois par seu M. Cassandre (1654) [Biga 175/739: »La Rhetorique d’Aristote, traduite en francoise par Cassandre, Haye 718«].
In der Opera-Ausgabe von 1590 (s.o.) Bd. 2, S. 289–345.
Aristot. metaph.Metaphysik, lat. metaphysica, griech. Τὰ µετὰ τὰ φυσικά (Tà metà tà physiká).
In der Opera-Ausgabe von 1590 (s.o.) Bd. 2, S. 483–580.
Aristot. phys.Physik, lat. physica, griech. Φυσικὴ ἀκρόασις (Physikē` akróasis).
Aristot. an. pr.Erste Analytik, lat. Analytica priora, griech. Ἀναλυτικὰ πρότερα (Analytika protera).
Aristot. cael.Über den Himmel, lat. de caelo, griech. Περὶ οὐρανοῦ (Perì ouranoû).
In der Opera-Ausgabe von 1590 (s.o.) Bd. 1, S. 266–304.
Aristot. Ath. pol.Der Staat der Athener, lat. res publica Atheniensium, griech. Ἀθηναίων πολιτεία (Athēnaíōn politeía).
In der Opera-Ausgabe von 1590 (s.o.) Bd. 2, S. 177–277.
François-Thomas-Marie de Baculard d’Arnaud1718–1805. Frz. Dichter und Dramatiker; stand mit in Kontakt, hielt sich auch um 1750 in Berlin auf, konkurrierte mit Voltaire. Siehe Dictionnaire des journalistes; Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 2, 1811), S. 496f.
Arnaud, au sujet des tragédies de M. de VoltaireLettre à Monsieur l’abbé Phi** au sujet des tragédies de M. de Voltaire (Den Haag 1736).
Arnaud, Oeuvres DiversesOeuvres Diverses de M. d’Arnauld, de l’Académie des Sciences et Belles-Lettres de Berlin. Dédiées au Roi de Prusse (3 Bde., Berlin 1751). Digitalisat, Bd. 1: Bayerische Staatsbibliothek, München: P.o.gall. 132 a-1.
Baculard d’Arnaud, sur les Ouvrages de Mr. de VoltaireDissertation Historique sur les Ouvrages de Mr. de Voltaire (Amsterdam 1752).Christian Gottlieb Arndt1743–1829. Historiker, Übersetzer; Studium der Rechte und Theologie in Königsberg, seit 1768 Gouvernementssekretär in St. Petersburg; 1772 von Zarin Katharina mit der Leitung des Postwesens betraut; gründete 1776 die deutschsprachige Zeitschrift St. Petersburger Journal, siehe Deutsche BiographieDaniel Heinrich Arnoldt1706–1775. Ab 1770 Generalsuperintendent zu Königsberg.Arnoldt, Vernunft- und schriftmäßige Gedanken von den Lebenspflichten der ChristenVernunft- und schriftmäßige Gedanken von den Lebenspflichten der Christen (Königsberg 1764).
Laurent d’Arvieux1635–1702. Frz. Orientalist in Marseille und Diplomat. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 2, 1811), S. 559.Arvieux, Mémoires du Chevalier d’ArvieuxMémoires du Chevalier d’Arvieux, contenant ses Voyages à Constantinople, dans l’Asie, la Syrie, la Palestine, l’Egypte, la Barbarie, la description de ces Païs, les Religions, les murs, les Coûtumes, le Négoce de ces Peuples, leurs Gouvernemens, l’Histoire naturelle et les événemens les plus considerables, recüeillis de ses Memoires origineaux, et mis en ordre avec des réfléxions par le Jean-Baptiste Labat (Paris 1735). Digitalisat, Bd. 1: UB Mannheim: Sch 054/095-1.
Übers.: Des Herrn von Arvieux hinterlassene merkwürdige Nachrichten, worinnen er sowol seine Reise nach Constantinopel, in Asien, Syrien, dem gelobten Lande, Egypten, und der Barbarei, als auch die Beschaffenheit dieser Länder, die Religion, Sitten, Gebräuche, und Handlung dieser Völker, nebst der Regierungsart, der natürlichen Historie, und den besondern in diesen Gegenden vorgefallenen Begebenheiten, genau und richtig beschreibet, im Franz, hg. von Labat und iezt ins Dt. übers. (6 Bde., Kopenhagen, Leipzig 1753–56). Digitalisat, Bd. 1: UB Heidelberg: A 3548 RES.Äsop6. Jhd. v. Chr.Äsop, FabelFabeln, lat. fabulae, griech. Μῦθοι (Mŷthoi).
Dt. Übers. zitiert nach: Rainer Nickel (Übers.), Äsop, Fabeln. Griechisch-deutsch (Düsseldorf, Zürich 2005).Joh. Frider. Christii [Johann Friedrich Christ] Fabularum Veterum Aesopiarum Libri Duo, ex eisdem operum vestigiis retractati, e quibus pleraque suarum fabularum argumenta, & verba multa, & numeros quoque passim repetisse eum, qui Phaedri sub nomine fertur, verisimile est (Leipzig: Breitkopf 1748) [Biga 10/154: »Jo. Christii Fabularum veterum Aesopiarum, Libri II. Lips. 748.«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Rom.A.641.Æsopi Phrygis fabulæ [...] unà cum nonnullis variorum authorum fabulis adjectis. Et indice correctiori præfixo (London 1719) [Biga 11/179: »Aesopi Fabulae, Lond 719«].
Vll. Fabvlae aesopicae graecae qvae Maximo Planudi tribvvntvr. Ad vetervm librorvm fidem emendatas cvm Ioachimi Camerarii interpretatione latina Iohannis Hudsoni svisqve adnotationibvs & indice [...] edidit Io. Michael Hevsinger (Eisenach, Leipzig 1756) [Biga 11/180: »Id. gr. & lat. ex. ed J. M. Heusingeri, Gen 756«].Athenagoras von Athen2. Jhd. Christlicher Apologet und Philosoph.Apologia pro ChristianisAthenagorae Apologia pro Christianis, ad imperatores Antoninum & Commodum ex officina Henrici Stephani. (s.l.: Stephanus 1557) [Biga 14/228: »Athenagorae Apologia pro Christianis & de resurrectione mortuorum gr. & lat. Par. 557«]. Digitalisat: Stabi Augsburg: Th Kv G 11.
AthenaiosUm 200. Schriftsteller in Alexandria und Rom.Athēnaiu Deipnosophistōn Biblia PentekaidekaAthēnaiu Deipnosophistōn Biblia Pentekaideka, Athenæi Deipnosophistarvm Libri Qvindecim, cvm Iacobi Dalechampii Cadomensis Latina versione: necnon eiusdem Adnotationibus & emendationibus, ad operis calcem reiectis (Heidelberg: Commelin 1597) [Biga 3/41: »Athenaeus gr. & lat. Lugd. 657.« = Ausg. Leipzig 1657]. Digitalisat, Druck 1657: SB Regensburg: 999/2Class.73.
Johann Theodor Gottlieb Attelmeyer1717–1767. Nachfolger Hamanns als Erzieher in Grünhof.Titus Pomponius Atticus110 v. Chr.–32 v. Chr. Röm. Ritter.Augustinus von Hippo354–430.Augustini OperaD. Avrelii Avgustini [...] Omnivm opervm [...] repurgatorum à mendis innumeris per Des. Erasmvm Roterodamvm (Basel: Froben 1529) [Biga 4/51: »Augustini Opera ex. ed. Er[asmus] Roterdami, Tom. I–IV. VII–X. Bas. 529. Tom. V. VI. fehlen«].Aug. civ.Vom Gottesstaat, lat. de civitate dei.
Dt. Übers. zitiert nach: Wilhelm Thimme u. Carl Andresen (Übers.), Augustinus, Vom Gottesstaat (München 2007).D. Aur. Augustini [...] De ciuitate Dei libri 22. ad priscae uenerandaeque uetustatis exemplaria iam iterum post [...] Ioannem Lodouicum Vivem summo studio collati, ac eiusdem commentarijs eruditissimis illustrati. Accessit index multo quàm antè fuerat foecundior (Basel: Froben 1570) [Biga 4/52: »Augustini Libri de Ciuitate Dei cum comment. Jo. Lud. Viuis, Bas. 570«].Aug. conf.Bekenntnisse, lat. confessiones.
Dt. Übers. zitiert nach: Kurt Flasch u. Burkhard Mojsisch (Übers.), Augustinus, Confessiones – Bekenntnisse (Stuttgart 2009).D. Aurelii Augustini Hippon. Episcopi Libri XIII Confessionum (Bamberg: Endter 1701) [Biga 15/232: »Augustini Confessiones, Bamb. 701«].Ausführliche und kritische Nachrichten von den besten und merkwürdigsten Schriften unserer Zeit, nebst andern zur Gelahrtheit gehörigen SachenLindau, Frankfurt, Leipzig 1763–66, hrsg. von Jacob Otto. Digitalisat: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Jean du Castre d’Auvigny1712–1743. Militär und Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 3, 1811), S. 97f.d’Auvigny, Anecdotes galantes et tragiques de la cour de Neron
vermutl. zus. mit , Anecdotes galantes et tragiques de la cour de Neron (Amsterdam, Paris 1735)
B
Francis Bacon1561–1626. 1. Viscount St. Albans, 1. Baron Verulam; Philosoph, Jurist. Klein, Jürgen: Francis Bacon, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2016 Edition).
Bacon, De sapientia veterumDe sapientia veterum (London 1609).
Bacon, Sermonibus Fidelibus
Dt. Übers. zitiert nach: E. u. L.L. Schücking u. J. Klein (Übers.), Francis Bacon, Essays oder praktische und moralische Ratschläge (Ditzingen 2005).Sermones fideles, ethici, politici, oeconomici: sive interiora rerum (Leiden 1644) [Biga 129/450: »Fr. Baconis de Verulamio Sermones fidelibus, Amst. 683«].Giorgio Baglivi1668–1707. Ital. Arzt.Adolf Ludwig Ballstädt gest. 1759. Prediger.
Ballstadt, Anecdota ecclesiastica et latinatis elegantiorisAnecdota ecclesiastica et latinatis elegantioris (Gotha: Dietericum 1763). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 H E UN 344/62.
Jean Louis Guez de Balzac1594–1654. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 3, 1811), S. 298–301.
Balzac, Socrate chrestienSocrate chrestien, par le Sr. de Balzac, et autres oeuvres du mesme Autheur (Paris: Covrbe 1652). [Biga 57/627: »Le Socrate Chretien par Balzac, Arnh. 675«]. Digitalisat: Bibliothèque nationale de France, département Littérature et art: Z-19895.
Georg Ludwig von Bar1701–1767. Domherr zu Minden, siehe L., von: Bar, Georg Ludwig von, in: ADB 2 (1875), S. 44Bar, Epitres diversesEpitres diverses sur des sujets différents (London 1740) [Biga 140/182: »Epitres diverses sur des sujets differents, Tom. I. II. III. Londr. 750–55«].Bar, Babioles littéraires et critiquesBabioles littéraires et critiques en prose et en vers (5 Tle., Hamburg 1761/4) [Biga 193/10: »Babioles litteraires & critiques, Tom. III. IV.« und 141/183: »Babioles litteraires & critiques, Tom I. II. III. Hamb. 761–63«].
Übers.: Poetische Werke. Aus dem französischen übersetzt von (Berlin: Voss 1756).
Bar, L’AntihegesiasL’Antihegesias, dialogue en vers sur le suicide (Hamburg 1762) [Biga 141/184: »Bar. Anti-Hegesuias, Hamb. 763«].Johann Bernhard Basedow1724–1790. Ab 1761 Prof. der Moral und schönen Wissenschaften in Altona. Müller, Max: Basedow, Johann Bernhard, in: ADB 2 (1875), S. 113–124Basedow, Ueberzeugende Methoden der auf das bürgerliche Leben angewendeten ArithmetikUeberzeugende Methoden der auf das bürgerliche Leben angewendeten Arithmetik zum Vergnügen der Nachdenkenden und zur Beförderung des guten Unterrichts in den Schulen (Altona: Iversen 1763). Digitalisat: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: 8 MATH II, 2060.
George BassaHamanns Freund »Bassa« seit der Zeit als Hofmeister bei ; als Kaufmann in Riga und Mitau tätig. In den Gedanken über meinen Lebenslauf mehrmals thematisiert (LS S. 327, 331, 433). H. versuchte ihm die Übersetzung und Verbreitung einer Schrift zu organisieren, mithilfe derer der Freund Auskunft über seine ihm unbekannte Herkunft zu erlangen hoffte.Charles Batteux1713–1780. Frz. Ästhetiker, lehrte am Collège Royal (Paris) griechische und römische Philosophie, seit 1761 in der ›Académie française‹. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 3, 1811), S. 523–525.Batteux, Les Beaux ArtsLes Beaux Arts réduits à un même principe (Paris 1746).
Übers.: Einschränkung der schönen Künste auf einen einzigen Grundsatz, aus dem Französischen übersetzt, und mit einem Anhange einiger eignen Abhandlungen versehen [von ] (Leipzig: Weidmann 1751; Neuaufl. mit erweiterten Anm. Schlegels 1759 u. 1770) [Biga 118/292: »Batteux Einschraenkung der schoenen Künste auf einen einzigen Grundsatz mit Schlegels Abhandlungen, Leipz. 751«]. Digitalisat, Ausg. 1751: BSB München: L.eleg.g. 579 w.
1754 gab ebenfalls eine Übers. mit Anm. heraus: Auszug aus des Herrn Batteux, öffentlichen Lehrers der Redekunst zu Paris, schönen Künste, aus dem einzigen Grundsatze der Nachahmung hergeleitet (Leipzig: Breitkopf 1754).NN. BaumannHofrath in Königsberg.Alexander Gottlieb Baumgarten1714–1762. Seit 1740 Prof. der Philosophie in Frankfurt/Oder, siehe Hertling, von: Baumgarten, Alexander Gottlieb, in: ADB 2 (1875), S. 158f.Baumgarten, AestheticaAesthetica (2 Bde., Frankfurt/Oder 1750/78) [Biga 118/294: »A. G. Baumgarten Aesthetica, Traj. 750«].
Wiss. Ausg.: Ästhetik, hg. v. Dagmar Mirbach (2 Bde., Hamburg 2007).Nathanael Baumgarten1717–1763. Oberkonsistorialrat in Berlin, geistlicher Berater der Königin und des Prinzen von Preußen.Baumgarten, Du sollst nicht begehren, dir selbst zu helfenDie ganze Pflicht des Menschen, in dem Gebot: Du solst nicht begehren, dir selbst zu helfen, in dreyen Predigten vorgestellt, und durch Anmerkungen näher erwiesen, von M. Nathanael Baumgarten, Königl. Preuss. Ober-Consistor. Rath, Inspectorn und ersten Prediger des Friedrichs-Werder [...] (Berlin 1756) [Biga 48/475: »Nath. Baumgartens 3 Predigten über die ganze Pflicht des Menschen, Berl. 756«].Siegmund Jakob Baumgarten1706–1757. Prof. der Theologie in Halle (ab 1734), siehe Frank, G.: Baumgarten, Sigmund Jacob, in: ADB 2 (1875), S. 161.
Baumgarten, Uebersetzung der Algemeinen WelthistorieUebersetzung der Algemeinen Welthistorie die in Engeland durch eine Geselschaft von Gelehrten ausgefertiget worden. Nebst den Anmerkungen der holländischen Uebersetzung auch vielen neuen Kupfern und Karten. Genau durchgesehen und mit häufigen Anmerkungen vermeret von Siegmund Jacob Baumgarten der heil. Schrift Doct. (16 Bde., Halle 1745–60) [Biga 75/22: »Allg. Welthistorie, 1–18 Th. Halle 745–60. in 18 neuen Franz.«].Baumgarten, Auslegung des Propheten JoelsAuslegung des Propheten Joels (Halle: Chr. P. Francke 1756).Baumgarten, Erklärung des Briefes Pauli an die HebräerErklärung des Briefes Pauli an die Hebräer mit Andreas Gottlieb Maschens Anmerkungen und Paraphrasi, auch Semler’s Beyträgen zu genauerer Einsicht dieses Briefes (Halle 1763).Pierre Bayle1647–1706. Frz. Schriftsteller und Philosoph, ab 1681 in Rotterdam. Lennon, Thomas M. u. Hickson, Michael: Pierre Bayle, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2017 Edition).Bayle, Traité de la ToleranceCommentaire philosophique sur ces paroles de Jesus-Christ, contrain-les d’Entrer; ou Traité de la Tolérance Universelle (1687; Neuaufl.: Rotterdam: Böhm 1713) [Biga 129/447: »Traité de la Tolerance universelle par Bayle, Tom. I. II. Rott. 713«]. Digitalisat, Tl. 1, Aufl. 1713: BSB München: Polem. 178 b-1/2.
Laurent Angliviel de la Beaumelle1727–1773. Frz. Schriftsteller, 1749 bis 1751 Professor der frz. Literatur an der Universität Kopenhagen, 1751 zeitgleich mit Voltaire bei Friedrich II. in Potsdam, von Voltaire dort vertrieben, nach 1753 mehrmals wegen seiner Schriften in Paris in Haft; wofür er auch Voltaire verantwortlich machte. Um 1770 von König Ludwig XV. an die ›Bibliothèque royale‹ berufen. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 3, 1811), S. 639–642.Beaumelle, Mes penséesMes pensées ou Qu’en dira-t-on? (Kopenhagen 1751).
Übers.: Meine Gedancken. Aus dem Frantzösischen übersetzet, mit einigen Anmerckungen versehen und heraus gegeben (London, i.e. Jena 1753). Digitalisat: SLUB Dresden: Phil.C.569.
Vielleicht übers. von Carl Friedrich Beneckendorf, von dem jedenfalls 1754 in Berlin eine überarbeitete Übers. herauskam: Beyträge zu den Gedanken des Herrn von Beaumelle nebst einer neuen und verbesserten Uebersetzung dieser Gedanken, nach der siebenten französischen Auflage Beiträge. Digitalisat: SLUB Dresden: Phil.C.570.
Beaumelle, Memoire de M. de Voltaire, Apostillé par M. de la BeaumelleMemoire de M. de Voltaire, Apostillé par M. de la Beaumelle (1753)
Übers.: Nachricht oder Denk-Schrifft des Herrn von Voltaire mit Anmerkungen des Herrn von Baumelle (1753). Digitalisat: Stabi Berlin: 7 in: Bibl. Diez oct. 10796.
Beaumelle, l’histoire de Madame de MaintenonMémoires pour servir à l’histoire de Madame de Maintenon, Et à celle du Siècle passé. [Suivi de:] Lettres de Madame de Maintenon, Bd. 1–6: Memoires; Bd. 7–15: Lettres (Genf u.a. 1757) [Biga 175/725: »Memoires & Lettres de Me. de Maintenon, Tom. I–XV. Hage 757«].Marie Le Prince de Beaumont1711–1780. Frz. Schriftstellerin und Pädagogin. Geboren in Rouen, lebte in London, ließ sich in der Umgebung von Annecy, in den Savojen, nieder. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 24, 1819), S. 224–228.Beaumont, Magazin des EnfansMagazin des Enfans, ou Dialogues entre une sage gouvernante et plusieurs de ses eleves, de la première distinction (4 Tl., Den Haag 1758).
Übers.: Der Frau Maria le Prince de Beaumont lehrreiches Magazin für Kinder (4 Tl., Leipzig 1759).Charles-Geneviève-Louis-Auguste-André-Timothée d’Éon de Beaumont1728–1810. Frz. Diplomat, Soldat, Freimaurer, Schriftsteller. Lebte u.a. in Paris, Versailles, St. Petersburg, London. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 13, 1815), S. 183–188.Beaumont, Pensées sur le commercePensées sur le commerce (Leipzig 1753).Beaumont, Histoire Generale des FinancesMemoires pour servir à l’Histoire Generale des Finances (Amsterdam 1760) [Biga 88/218: »Memoires pour servir à l’Histoire Generale des Finances par Deon de Beaumont, Tom. I. II. Amst. 760«].Louis v. Beausobre1730–1783. Preuß. Oberkonsistorial- und Geheimrat, 1755 Zensor für das Zeitungswesen in Berlin. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 3, 1811), S. 656.Beausobre, Les Songes d’EpicureLes Songes d’Epicure, traduits du Grec par M. le Docteur Ugtvogt. Publiés par M. le Chevalier D*** (Paris: Guérin 1755).Johannes Behm1687–1753. Prof. der Theologie und griechischen Sprache in Königsberg, siehe Deutsche BiographieBehm, New Preussisches vollständiges GesangbuchNew Preussisches vollständiges Gesangbuch Lutheri und anderer Geistreicher Männer sambt den Fest Begräbnis-Liedern und Kirchen-Collecten, Für die Kirchen, Schulen und Häuser im Herzogtumb Preussen (Königsberg 1750).Christoph Georg v. Bencken1717–1787. Russisch-kaiserlicher Kollegien-Assessor in Riga (Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland [Mitau 1827], Bd. 1, S. 102).Philipp BelgerHofgerichtsadvokat in Riga; erstes auswärtiges Mitglied der königlichen dt. Gesellschaft von Königsberg. Beherbergte Hamann 1753 in Riga nach dessen Rauswurf von (s. Gedanken über meinen Lebenslauf LS S. 326).
William Bell1731–1816. Engl. Geistlicher, siehe B. W. Young: Bell, William, in: Oxford DNB.Bell, Gekrönte Preisschrift von den Quellen und Folgen einer starken BevölkerungGekrönte Preisschrift von den Quellen und Folgen einer starken Bevölkerung (Bern: Typographische Gesellschaft 1762). Digitalisat: Halle, Saale: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, 2015: Ta 408 z (3)Robert Bellarmin1542–1621. Jesuit, Kardinal.
Jean-Baptiste Morvan de Bellegarde1648–1734. Frz. Schriftsteller und Übersetzer. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 4, 1811), S. 102–107Bellegarde, Die vollkommene ErziehungDie vollkommene Erziehung. A. d. Frz. (Leipzig 1763).Johann Albrecht Bengel1687–1752. Schwäbischer lutherischer Theologe, ab 1749 Konsistorialrat und Prälat in Alpirsbach; siehe: Goltz, Alexander Frh. v.d.: Bengel, Albrecht, in: ADB 2 (1875), S. 331–333. Siehe auch Paul (1935).
Bengel, Erklärte Offenbarung Johannis und viel mehr Jesu ChristiErklärte Offenbarung Johannis und viel mehr Jesu Christi, aus dem revidierten Grundtext übersetzet, durch die prophetischen Zahlen aufgeschlossen (Stuttgart: Erhard 1758) [Biga 28/197: »J. A. Bengels erklärte Offenbarung, Stuttg. 758«]. Digitalisat Ausg. 1740: SLUB Dresden: Exeg.C.1042.
Bengel, Ordo temporumOrdo temporum a principio per periodos oeconomiae divinae historicas et propheticas (Stuttgart: Erhardt 1741). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 H E UN 118/24.
Bengel, Gnomon Novi TestamentiGnomon Novi Testamenti in quo ex nativa verborum vi Simplicitas, Profunditas, Concinnitas, Salubritas Sensuum coelestium indicatur opera J. A. Bengelii (Tübingen: Schramm 1742). [Biga 19/32: »J. A. Bengelii. Gnomon, Tub. 759«]. Digitalisat, 1759: StaBi Regensburg: 999/Script.885.
Bengel, Das Neue TestamentDas Neue Testament zum Wachsthum in der Gnade und der Erkänntniß des Herrn Jesu Christi / nach dem revidirten Grundtext übersetzt und mit dienlichen Anmerkungen begleitet von D. Johann Albrecht Bengel (Stuttgart: Metzler 1753). Digitalisat: ULB Halle: AB K 1399.Bengel, Novum Testamentum GraecumNovum Testamentum Graecum ita adornatum, ut in Textu Medulla Editionum probatarum retineatur, atque in Margine ad discernendas Lectiones genuinas, ancipites sequiores ansa detur / ex iterata recognitione Jo. Alb. Bengelii (Tübingen: Berger 1753; Erstausgabe: Tübingen: Cotta 1734 = große Ausgabe in Quart mit »Apparatus Criticus«; Stuttgart: Faber 1734 = kleine Ausgabe in Oktav) [Biga 49/502: »N. T. graecum ex. ed. J. A. Bengelii, Tub. 753«]. Digitalisat, große Augabe: SLUB Dresden: Biblia.694; Digitalisat, kleine Augabe: ThULB Jena: Mag 8 Theol.VIII,15.
Françoise-Albine Puzin de la Martinière Benoit1724–1809. Frz. Schriftstellerin.
Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 4, 1811), S. 202f.Benoit, Journal en forme de lettresJournal en forme de lettres, melé de critiques et d’anecdotes, par Madame B** (1757).Benoit, Mes principes ou la Vertu raisonnéeMes principes ou la Vertu raisonnée. Par Madame B*** (Amsterdam/Paris: Cuissart 1759/60).George Benson1699–1762. Engl. Theologe, siehe R. K. Webb: Benson, George, in: Oxford DNB.Benson, Abhandlungen und Betrachtungen über einige wichtige Wahrheiten der ReligionAbhandlungen und Betrachtungen über einige wichtige Wahrheiten der Religion. Aus dem Englischen übersetzt von Johann Peter Bamberger (Halle 1763).Arend Berens1723–1769. Ältester der Geschwister Berens, Adam Heinrich, Carl, Georg, Catharina u. , zus. mit Carl Inhaber des väterl. Handelshauses in Riga.Carl Berens1725–1789. Zweitältester der Geschwister Berens, Adam Heinrich, Arend, Georg, Catharina u. , zus. mit Arend Inhaber des väterl. Handelshauses in Riga, siehe: Berens, Carl, in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 45.
Catharina Berens1727–1805. Schwester von Arend, Carl, Adam Heinrich, Georg u. .
Johann Christoph Berens1729–1792. Bruder von Arend, Carl, Adam Heinrich, Georg u. Catharina Berens. Student der Rechte 1748–51 in Königsberg (in dieser Zeit auch Beiträger der Zeitschrift Daphne) und 1751–53 in Göttingen, 1754 in Paris, Agent des Rates von Riga in St. Petersburg, 1766 Sekretär des Rates, seit 1771 Ratsherr, siehe: Berens, Johann Christoph, in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 46.
Zu J. Chr. Berens’ Einfluss auf den jungen Hamann siehe Graubner 2011.
Georg Berens1739–1813. Bruder von Arend, Carl, Adam Heinrich, Catharina u. .Adam Heinrich Berens1743–1786. Jüngster Bruder von Arend, Carl u. . Als 15-Jähriger in die russ. Armee, ausgeschieden als Major, übernimmt in Rußland die Pulvermühle seiner Schwiegermutter.Johanna Sophia Berens1750–1806. Tochter von .
Christian Gottlieb Bergmann1734–1822. Jurist, Beamter in Zittau, Übersetzer von .
George Berkeley1685–1753. Irischer Philosoph, Bischof, siehe M. A. Stewart: Berkeley, George, in: Oxford DNB.Berkeley, Three Dialogues between Hylas and PhilonousThree Dialogues between Hylas and Philonous (London: G. James for Henry Clements 1713).Berkeley, A MiscellanyA Miscellany, Containing Several Tracts on Various Subjects (London: Tonson and Draper 1752) [Biga 117/283: »Berkley’s) Miscellany containing Thoughts on Tarwater an Essay; an Discourse; a Word to the Wise; the Querist; a Proposal; a Sermon; and de Motus Principio et Natura«]. Digitalisat: Google Books.Berlinische privilegirte ZeitungSeit 1721 von Johann Andreas Rüdiger mit königl. Zeitungs-Konzession herausgegeben, ab 1751 vom Buchhändler Christian Friedrich Voß (Vossische Zeitung), drei Nummern wöchentlich mit je vier Seiten. rezensierte darin Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.Theodor Berger1683–1773. Professor der Geschichte und Rechte in Coburg, siehe Beck, August: Berger, Theodor, in: ADB 2 (1875), S. 382.
Berger, Synchronistische Universalhistorie der vornehmsten europäischen Reiche und StaatenSynchronistische Universalhistorie der vornehmsten europäischen Reiche und Staaten von Erschaffung der Welt an bis auf das jetzt laufende Jahr (Coburg 1729).Pierre-Joseph Bernard1710–1775. Frz. Dichter, Dramatiker und Librettist. Lebte in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 4, 1811), S. 293–295.Bernard, L’Art d’aimerL’Art d’aimer, nouveau poème en six chants par Monsieur *** (London 1750) [Biga 141/187: »L’art d’aimer par Mr. Bernard, Lond. 751«]. Der Autor veröffentlichte diverse Fassungen des Gedichtes, eine letzte wohl 1775. Fälschlicherweise wird in der Forschung bisweilen behauptet, es sei da zum ersten Mal publiziert worden. Bernard wollte ein Gedicht in der Tradition Ovids schaffen, fiel mit diesem Anspruch aber bei der Kritik durch.Adam Bernd1676–1748. Evang. Prediger an der Peterskirche in Leipzig, als Gegner der luther. Rechtfertigungslehre suspendiert; siehe Frank: Bernd, Adam, in: ADB 2 (1875), S. 411.
Bernd, Stand der SicherheitStand der Sicherheit, Stand der Knechtschafft, und Stand der Herrlichen Freyheit der Kinder GOttes, Allen denen, welche begierig sind, sich selbst kennen zu lernen, und zu wissen, ob sie noch im natürlichen Zustande, oder zu GOtt bekehret sind, Statt eines Spiegels vor Augen gestellet (Leipzig 1730) [Biga 45/426: »A. Bernd’s Stand der Sicherheit, der Knechtschaft und der Freyheit, Leipz. 730.«]. Digitalisat: ULB Dresden: Theol.ev.mor.171.
Bernd, Eigene Lebens-BeschreibungEigene Lebens-Beschreibung samt einer aufrichtigen Entdeckung, und deutlichen Beschreibung einer der grösten, obwol grossen Theils noch unbekannten Leibes- und Gemüths-Klage, welche Gott zuweilen über die Welt-Kinder, und auch wohl über seine eigene Kinder verhänget. Den Unwissenden zum Unterricht, den Gelehrten zu weiterm Nachdencken, den Sündern zum Schrecken, und den Betrübten, und Angefochtenen zum Troste (Leipzig: Heinsius 1738). Digitalisat: ULB Dresden: Biogr.erud.D.2093.p.
François Joachim Pierre de Bernis1715–1794. Staatssekretär, Comte de Lyon, 1758 Kardinal, 1753–56 frz. Gesandter in Venedig, Außenminister, 1769–91 Gesandter des Vatikans. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 4, 1811), S. 313–320.Bernis, Poesies diversesPoesies diverses de M. L. D. B. (Paris 1744).Bernis, Lettre pastoraleLettre pastorale à Madame la Marquise de Pompadour, aujourd’hui de Vaujour par Mr. le Abbé de Bernis, Comte de Lion, Ambassadeur de France aupres de la Republique de Venise (Druck nicht ermittelt) [Biga 200/7: »Lettre pastorale á Me la Marquise de Pompadour, aujourd’hui de Vaujour par Mr. l’Abbé de Bernis, Comte de Lion, Ambassadeur de France auprès de la Republique de Venise.«].Bernis, Oeuvres mêléesOeuvres mêlées en prose et en vers. Nouvelle édition augmentée (Genf 1752). Digitalisat: Corvey Digital Collection.
Wilhelm Heinrich Bertram1710–1776. Kriegs- und Domänenrat in Königsberg.
Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen KünsteHg. v. und , 1757–65: 9 Jahrgänge in 12 Bänden zu 24 Stücken und 2 Anhängen; gedruckt in Leibzig bei Dyck. Digitalisate der Ausgaben (Digitale Sammlung der UB Bielefeld).Johann Jakob Friedrich Bielfeld1711–1770. Oberaufseher aller preußischen Universitäten.Friedrich Wilhelm Bierling1676–1728. Evangelischer Theologe. Bernhardi: Bierling, Friedrich Wilhelm, in: ADB 2 (1875), S. 629Bierling, Lineamenta methodi studiorumLineamenta methodi studiorum, quae, ad expeditius discendas literas e legantiores, philosophiam & historiam in commodum studiosae juventutis suorumque auditorum & usum collegii privati, indicatis subinde lectissimis libri & auctoribus (1711).
Hamanns Notiz dazu N V S. 276/13: »Taseodrugiten, eine Art Montanisten, die bey dem Gebete den Zeigefinger auf die Nase legten; einerley mit den Pattalorinchiten. Die Artotyriten nahmen das Abendmal in Brodt und Käse«.Bierling, Commentatio de Pyrrhonismo HistoricoCommentatio de Pyrrhonismo Historico. Accessit propter adfinitatem argumenti de Iudicio Historico Dissertatio (Leipzig: Förster 1724) [Biga 89/222: »F. G. Bierling de Pyrrhonismo & Judicio historico, Lips. 724«]. Digitalisat: BSB München: H.lit.u. 62#Beibd.1Ernst Johann von Biron1690–1772. Reichsgraf (seit 1730), seit 1737 Herzog von Kurland und Semgallen, Sekretär der Herzoginwitwe von Kurland, Anna Iwanowna, die 1730 Kaiserin von Russland wurde und B. als Oberkammerherrn die Regierung überließ. 1740 gestürzt und nach Sibirien verbannt, 1763 von Katharina II. wieder als Herzog eingesetzt. Siehe: Winkelmann, Eduard: Biron, Ernst Johann Reichsgraf von, in: ADB 6 (1877), S. 286–291.
Augustinus BischoffMagister in Jena.Bischoff, Cadmvs sive lingva GraecaM. Avgvstini Bischoff Cadmvs sive lingva Graeca e suis eruta natalibus fundamentis superstructa firmioribus analogia quadam numquam audita ad legendos Graecos accessuris adprime adcommodata (Jena: Mullerus 1708) [Biga 68/165: »A. Bischoff Cadmus, Jen. 708«]. Digitalisat: BSB München: L.gr. 20Paul Jerémie Bitaubé1723–1808. Übersetzer, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 4, 1811), S. 532–534.Bitaubé, Examen de la confession de foi du vicaire savoyard contenue dans EmileExamen de la confession de foi du vicaire savoyard contenue dans Emile (Berlin 1763). Digitalisat: BSB München: Paed.th. 1401#Beibd.1.Thomas Blacklock1721–1791. Engl. Dichter.Johann Gottlieb Blank1723–1764. Geb. in Gerdauen (Ostpreußen), bis zu seiner Ordination 1751 sieben Jahre lang Hofmeister in Livland; dann Pastor in Papendorf, das zum Gut Kegeln der gehörte.Simon Clicquot-Blervache1723–1796. Kaufmann in Reims, Ökonom, Mitglied der ›Académie d’Amiens‹. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 9, 1813), S. 97f.Blervache, Le réformateur reforméLe réformateur reformé. Lettre à M*** (Amsterdam: Arkstée et Merkus 1756) [Biga 119/311: »Le Reformateur (par Cliquot-Blervache) Par. 756. Le Reformateur reformé, Amst. 756«].Blervache, Considérations sur le commerce(zus. mit Vincent de Gournay) Considérations sur le commerce et en particulier sur les compagnies societés et maîtrises (Amsterdem 1758).Jean Philippe René de la Bléterie1696–1772. Historiker. Mitglied des ›College Royal‹, der ›Académie des belles-lettres‹ und der ›Académie française‹, Konkurrent Racines. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 4, 1811), S. 580–582.La Bléterie, Vie de l’Empereur JulienVie de l’Empereur Julien (Amsterdam 1735) [Biga 93/284: »Vie de l’Empereur Julien par Mr. de la Bletterie, Amst. 715«].
Übers.: Das Leben des Kaysers Julians / Aus dem Französischen des Herrn Abts de la Bletterie übersetzt heraus gegeben von Johann Gebhard Pfeil (Frankfurt, Leipzig: Mevius 1752). Digitalisat: ULB Halle: AB 34549.
N. N. Blindauvermutlich: Johann Jacob Blindow, Chirurg in Tilsit (Tilse).
Herman Boerhaave1668–1738. Niederl. Mediziner.Johann Georg Bock1698–1762. Seit 1733 Prof. der Dichtkunst in Königsberg, Freund und Förderer Gottscheds, siehe Deutsche Biographie.
Bock, GedichteGedichte von Johann George Bock, der Universität zu Königsberg Profess. Ordin. der Königlichen Preuß. Akademie der Wissenschaften Mitgliede (Königsberg: Hartung 1756).Bock, Idioticon PrussicumIdioticon Prussicum / oder Entwurf eines Preußischen Wörterbuches; Darin die deutsche Redensarten und Ausdrücke die allein in hiesigem Lande gebräuchlich sind, zusammen getragen und erörtert werden sollen / eröfnet von Johann George Bock (Königsberg: Woltersdorf 1759), Digitalisat: UB Heidelberg: E 2877-25 RES. Es wurde erst 1785 fertiggestellt: Preußisches Wörterbuch, worinnen nicht nur die in Preußen gebräuchliche eigenthümliche Mundart und was sie sonst mit der niedersächsischen gemein hat, angezeigt, sondern auch manche in preußischen Schriftstellern, Urkunden, Documenten und Verordnungen vorkommende veraltete Wörter, Redensarten, Gebräuche und Alterthümer erklärt werden / im Namen der Königlichen Deutschen Gesellschaft zu Königsberg hg. v. G. E. S. Hennig (Königsberg: Kanter 1785), Digitalisat: BSB München: L.germ. 108 d.
Christoph August Bode1722–1796. Prof. der morgenländischen Sprachen in Helmstedt, Siegfried: Bode, Christoph August, in: ADB 2 (1875), S. 794.Bode, Sacerdotalis J C. Oratorio Joh. XVII.Sacerdotalis J C. Oratorio Joh. XVII. comprehensa ex versionibus orientalibus cum graeco fonte collatis illustrata (Helmstedt 1762). [Biga 6/90: »Sacerdotalis J. C. Oratio Joh. XVII. comprehensa ex versionibus orientalibus cum graeco fonte collatis illustrata á Ch. Aug. Bode, Helmst. 762«].Jean Bodin1530–1596. Frz. Philosoph. Turchetti, Mario: Jean Bodin, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2018 Edition)Bodin, De Republica EbraeorumDe Republica Ebraeorum libri sex, latine ab autore redditi multo quam antea locupletiores (Lyon, Paris 1566) [Biga 111/230: »Jo. Bodini Libri VI. de Republica, Vers. 601« = 4. Aufl., 1601]. Digitalisat, Druck 1622: HAB Wolfenbüttel M: Sf 387 (1).
Bodin, Universae naturae TheatrumUniversae naturae theatrum. In quo rerum omnium effectrices causae, & fines contemplantur, & continuae series quinque libris discutiuntur (Lyon 1596). Digitalisat, Druck 1597: HAB Wolfenbüttel H: M 237.8° Helmst..
Johann Jakob Bodmer1698–1783. Schweizer Philologe, Übersetzer in Zürich. Mörikofer: Bodmer, Johann Jakob, in: ADB 3 (1876), S. 19–23.Bodmer, Pygmalion und ElisePygmalion und Elise (1747; 2. Aufl.: Berlin 1749) [Biga 152/400: »Pygmalion und Elise, 749«]. Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yk 5966.
Bodmer, NoahNoah. Ein Heldengedicht. Zwei Gesänge (Frankfurt, Leipzig 1750).Bodmer (Übers.), Die geraubte HelenaDie geraubte Helena von Coluthus (Zürich: Orell 1753) [Biga 132/35: »Die geraubte Helena von Coluthus; die geraubte Europa des Moschus und Nonnus, Zyr. 753« Ex. zusammen gebunden mit Die geraubte Europa von Moschus. Dieselbe von Nonnus].Bodmer (Übers.), Die geraubte EuropaDie geraubte Europa von Moschus. Dieselbe von Nonnus (Zürich: Orell 1753) [Biga 132/35: Ex. zusammen gebunden mit Die geraubte Helena von Coluthus]. Digitalisat: ZB Zürich: 3.337,8.
Bodmer, Fragmente in der erzählenden DichtartFragmente in der erzählenden Dichtart, von verschiedenem Inhalte. Mit einigen andern Gedichten [von ] (Zürich: Orell 1755). Digitalisat: BSB München: 4 P.o.germ. 15 h#Beibd.2.Bodmer (Übers.), Die BrüderDie Brüder. Ein Trauerspiel (Frankfurt, Leipzig 1756). Digitalisat: Zentralbibliothek Zürich: 3.308,2.
Übers. von: E. Young, The brothers. A tragedy (London 1753).
Bodmer, Fabeln aus den Zeiten der MinnesingerFabeln aus den Zeiten der Minnesinger (Zürich: Orell 1757). [Biga 161/527: »Fabeln aus den Zeiten der Minnesaenger, Zür. 757.«]. Digitalisat: ULB Halle: AB 41 17/h, 24.Bodmer, Julius Caesar ein TrauerspielJulius Caesar ein Trauerspiel, herausgegeben von dem Verfasser der Anmerkungen zum Gebrauche deutscher Kunstrichter (Leipzig: Weidmanns Erben und Reich 1763). Von in Druck gegeben. Digitalisat: Österreichische Nationalbibliothek: 392620-A.150,2 ALT MAG.Bodmer, Ulysses, Telemachs SohnUlysses, Telemachs Sohn: ein Trauerspiel, nach einer neuen Ausbildung (Wien und Leipzig: Jahn 1760). Digitalisat: SSB Augsburg: LG 1228#(Beibd. 4.Karl Heinrich v. Bogatzky1690–1774. Mitbegründer des Hallischen Waisenhaues; Pressel, Paul: Bogatzky, Karl Heinrich von, in: ADB 3 (1876), S. 37–39.
Bogatzky, Güldenes Schatzkästlein der Kinder GottesGüldenes Schatzkästlein der Kinder Gottes, bestehend in auserlesenen Sprüchen heiliger Schrift (Halle, Breslau 1718) [Biga 25/143: »C. H. v. Bogatzky tägliches Handbuch, 1. 2. Th. Hall. 748. 49« = 18. Aufl.].Johann Christoph Bohlius (Bohl)1703–1785. Prof. der Medizin in Königsberg; ist als Förderer Immanuel Kants bekannt, den er finanziell während seiner Zeit am Collegium Fridericianum unterstützte; siehe Adelung u. Jöcher, Allgemeines Gelehrten-Lexicon, Forts. Bd. 1 (Leipzig 1784), Sp. 1987.Jacob Böhme1575–1624. Schuhmachermeister und Mystiker; in späten Studienheften machte sich Hamann Notizen zu Böhmes Werk (N V S. 324f.). Siehe Hamberger, Julius: Böhme, Jacob, in: ADB 3 (1876), S. 65–72.Johann Gotthold Böhmer1709–1783. Archidiakon in Bautzen, siehe Deutsche Biographie.
Böhmer, Herrn Joh. Alb. Bengels Prophetische ZeitrechnungHerrn Joh. Alb. Bengels Prophetische Zeitrechnung, erläutert von Johann Gotthold Böhmer (Leipzig: Breitkopf 1751).Samuel Bötticher1699–1772. Kaufmann und Kommerzienrat in Königsberg.Nicolas Boileau-Despréaux1636–1711. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 2, 1812), S. 6–14.Henry Saint-John, Lord Bolingbroke1672–1751. Lord, Viscount of Bolingbroke. Engl. Politiker und Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 5, 1812), S. 50–59.Bolingbroke, A dissertation upon partiesA dissertation upon parties in several letters to Caleb D’Anvers, Esq.; dedicated to the Right Honourable Sir Robert Walpole (London 1735) [Biga 107/178: »Dissertation upon Parties, ib. [London] 754«].Bolingbroke, Remarks on the history of EnglandRemarks on the history of England. From the minutes of Humphry Oldcastle, Esq (London 1743) [Biga 107/179: »Remarks on the History of England, ib. [London] eod. [754]«].Bolingbroke, Political TractsA collection of political tracts (London 1748) [Biga 107/177: »Collection of political Tracts, ib. [London] 748«].Bolingbroke, Letters on the spirit of patriotismLetters on the spirit of patriotism on the idea of a patriot king: and on the state of parties at the accession of King George the First (London 1749) [Biga 107/177: »Letters on the Spirit of Patriotism, on the Idea of a Patriot King, and on the State of Parties at the Accession of King George I. ib. [London] 752«].Bolingbroke, Letters on the study and use of historyLetters on the study and use of history (2 Bde., London 1752). [Biga 107/180: »Letters on the Study and Use of History, ib. [London] 752«]
Übers.: Des Hochgebohrnen Herrn Heinrich St. John Lord, Vicomte Bolingbroke Briefe über die Erlernung und Gebrauch der Geschichte, übers. von (2 Tle., Leipzig: Lankisch 1758); die Übersetzung wurde in scharf angegriffen (1. Tl, 1759, 4. Brief u.a.). Digitalisat: Zentralbibliothek Zürich: 25.156Bolingbroke, Reflections on the present State of the NationA letter to Sir William Windham. II. Some reflections on the present state of the nation. III. A letter to Mr. Pope (London 1753) [Biga 107/181: »Letter to Sir Will. Windham; Reflections on the present State of the Nation; Letter to Mr. Pope, ib. [London] 753«].Bolingbroke, The philosophical worksThe philosophical works of the late Right Honorable Henry St. John Lord Viscount Bolingbroke (5 Bde.; London 1754) [Biga 107/176: »Lord Bolingbroke’s philosophical Works, Vol. I–V. Lond. 754.«]. Digitalisat, Bd.1: ÖNB Wien: *48.V.1.Bolingbroke, Vindication of natural SocietyA vindication of natural society, or, A view of the miseries and evils arising to mankind from every species of artificial society in a letter to Lord **** (London 1756) [Biga 107/176: »Vindication of natural Society; or a View of the Miseries and Evits arising to Mankind from every Species of artificial Society. In a Letter to Lord **** by a late noble Writer, ib [London] 756«].Theodor Boltz1680–1764. Jurist, Bürgermeister von Königsberg 1750-53.Charles Borde1711–1781.Borde, Prédiction tirée d’un vieux manuscrit sur La nouvelle HéloïsePrédiction tirée d’un vieux manuscrit sur La nouvelle Héloïse, roman de J. J. Rousseau (1761). Digitalisat: Bn France: Y2z-140. Hier wird Voltaire als Autor erschlossen.
Ludwig Ernst v. Borowski1740–1813. Hauslehrer im Hause des General K. G. v. Knobloch, seit 1783 Prediger an der Roßgärtschen Kirche in Königsberg.Antonius BorremansiusGest. 1683, holländ. Geistlicher.Lambert Bos1660–1717. Holländischer Philologe, siehe Deutsche Biographie.Bos, Ellipses graecaeEllipses graecae sive de vocibus quae in sermone graeco per ellipsin supprimuntur (1702).
Henri de Boulainvilliers1658–1722. Comte de Saint-Saire. Frz. Historiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 5, 1812), S. 319–321.Boulainvilliers, La Vie de MahomedLa Vie de Mahomed avec des réflexions sur la religion mahometane, et les coutumes des musulmans (London 1730). [Biga 83/150: »La vie de Mahomet par le Comte de Boulainvilliers, Amst. 731. Lib. rar.«] Digitalisat, Druck 1731: ULB Halle: A Hb 686/250.
Übers.: Das Leben des Mahomeds. Mit historischen Anmerkungen über die Mohamedanische Religion und die Gewohnheiten der Muselmänner (Lemgo 1747). Digitalisat: ÖNB Wien: 75.O.63.
Nicolas-Antoine Boulanger1722–1759. Wege- und Brückenbauinspektor, Schriftsteller, Mitarbeiter an der Encyclopédie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 5, 1812), S. 322–325.Boulanger, Le Christianisme devoiléLe Christianisme dévoilé, ou Examen des principes et des effets de la religion chrétienne, hg. v. P. Henri Thiry Holbach (London 1756) [Biga 53/559: »Le Christianisme devoilé ou Examen des Principes & des Effets de la Religion Chretienne (par Boulanger) Lond. 767. Donum Hartknochii nostri.«]. Digitalisat: Bibliothèque nationale de France.
Boulanger, Corvéezus. mit , Art. »Corvée« in der , Bd. 4, S. 280ff.
Boulanger, Origine du Despotisme OrientalRecherches sur l’origine du despotisme oriental. Ouvrage posthume de Mr. B. I. D. P. E. C. (1761) [Biga 74/247: »Origine du Despotisme Oriental, 761«]. Digitalisat: SB Bamberg: 47 E 21.
Boulanger, L’antiquité dévoiléeL’antiquité dévoilée par ses usages, ou, Examen critique des principales, opinions, cérémonies & institutions réligeuses & politiques des différens peuples de la terre, hg. v. P. Henri Thiry Holbach u. D. Diderot (Amsterdam 1766) [Biga 74/247: »L’antiquité dévoilée dans ses usages par Boulanger, Tom. I. II. III. Amst. 766.«].
Etienne Laurent de Bourdeaux1716–1797. Hofbuchhändler Friedrichs II. von Preußen.
Bourdeaux (Hg.), L’abeille du parnasseL’abeille du parnasse, erschien wöchentlich in Berlin 1750–54. Digitalisate: digiPress – Bayerische Staatsbibliothek.Johann Baptist de Boyer, Marquis d’Argens1703–1771. Schrifsteller, Philosoph. Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, Caro, Jakob: Argens, Jean Baptiste de Bayer Marquis d’, in: ADB 1(1875), S. 521–524.
d’Argens, Ocellus LucanusOcellus Lucanus en grec et en français, avec des dissertations sur les principales questions de la métaphysique, de la physique, et de la morale des anciens; qui peuvent servir de suite à la Philosophie du Bon Sens (Berlin 1762).d’Argens, und der Demoiselle Cochois gemeinschaftliche Beyträge zum Vergnügen für den Geist und das HerzDes Marquis d’Argens und der Demoiselle Cochois gemeinschaftliche Beyträge zum Vergnügen für den Geist und das Herz. Aus dem Französischen übersetzt (Berlin: Mylius 1763). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 2646 d-1.Friedrich Eberhard Boysen1720–1800. Oberhofprediger und Konsistorialrat in Berlin, siehe Frank: Boysen, Friedrich Eberhard, in: ADB 3 (1876), S. 226f.Boysen, Beyträge zu einem richtigen System der hebräischen PhilologieBeyträge zu einem richtigen System der hebräischen Philologie, gesammlet und nach den Grundsätzen des Hn. Professor Michaelis […] eingerichtet von Friedrich Eberhard Boysen (3 Bde, Leipzig und Chemnitz: Stössel 1762/63). [Biga 68/170: »Boysens Beytraege zu einem richtigen System der hebraeischen Philologie, T. I. II. III. Leipz. 762. 63«].
Johann Jakob Breitinger1701–1776. Philologe und Ästhetiker. Mit einer Vorrede Bodmers versehen erschien 1740 B.s „Critische Dichtkunst“, worin das alte Prinzip der Nachahmung der Natur hin zur freien Schöpferkraft der Phantasie überschritten wird. Ernst, Fritz: Breitinger, Johann Jakob, in: NDB 2 (1955), S. 578..
Briefe die neueste Litteratur betreffendLiterarische Wochenschrift, erschien 1759 bis 1765 in der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung in Berlin; von , und begründet; die meisten Briefe (83) stammten von Mendelssohn; Friedrich Nicolai war mit 63 vertreten, Lessing mit 55, außerdem schrieben u.a. Thomas Abbt, Gabriel Resewitz und Friedrich Grillo Beiträge. Digitalisate der Ausgaben: Digitale Sammlung der UB Bielefeld.
Georg August v. Breitenbauch1731–1817. Historiker, Geograph, Burkhardt, Karl August Hugo: Breitenbauch, Georg August von, in: ADB 3 (1876), S. 290.Breitenbauch, Schilderungen berühmter Gegenden des Alterthums und neuerer ZeitenSchilderungen berühmter Gegenden des Alterthums und neuerer Zeiten (Leipzig: Straußische Schriften 1763). Digitalisat: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: AB 140583.NN. Bremse (Brömbsen)Vll. Assessor bei der holsteinischen Kanzlei in St. Petersburg.Anne Henriette Marquise de Briqueville, Comtesse de Colombières1686–1758.de Briqueville, Reflexions sur les causes des tremblements de terreReflexions sur les causes des tremblements de terre, avec les principes quón doit suivre pour dissiper les orages, tant sur terre que sur mer, par la Marquise de C.** (Paris 1756).Samuel de BroëFrz. Schriftsteller, Präsident der Petitionen am Pariser Parlament.Broë, Histoire des deux triumviratsHistoire des deux triumvirats, depuis la mort de Catilina, jusqu’à celle de César; depuis celle de César, jusquà celle de Brutus; depuis celle de Brutus, jusqu’à celle d’Antoine, nouv. edit. augm. de la vie d’Auguste, par de Larrey (4 Bde., Amsterdam 1715; zuerst: 3 Bde., Paris 1681/3) [Biga 92/283: »Histoire des deux Triumvirats (par Mr. de la Guette de Cittri) Edition augmentée de l’Histoire d’Auguste de Larrey, Tom I–IV. Amst. 715«]. L’Histoire d’Auguste (Amsterdam, Berlin 1690) von Isaac de Larrey (1638–1729) ist der Neuausgabe der Histoire von de Broë 1715 beigefügt worden.Thomas Browne1605–1682. Philosoph, praktischer Arzt in Norwich. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 6, 1812), S. 61–63.Browne, Pseudodoxia epidemicaPseudodoxia epidemica, or, Enquiries into very many received tenents and commonly presumed truths (1646) [Biga 96/8: »Th. Brown’s Pseudodoxia Epidemica, Lond. 650«].
Browne, Christian MoralsChristian Morals (Campridge 1716) [Biga 46/451: Thr. Brown’s Christian Morals, Hall. 723]. Digitalisat:
SLUB Dresden: Hist.Turc.1558,misc.4Johann Jakob Brucker1696–1770. evang. Theologe und Philosophiehistoriker in Augsburg; siehe v. Hertling u. Roth: Brucker, Jakob, in: ADB 3 (1876), S. 397.
Brucker, Historia critica philosophiaeHistoria critica philosophiae a mundi incunabilis ad nostram usque aetatem deducta (5 Bde., Leipzig: Breitkopf 1742/4).Pierre Brumoy1688–1743. Altertumsforscher, Theologe, siehe Deutsche Biographie.
Brumoy, Le Théâtre des GrecsLe Théâtre des Grecs (3 Bde., Paris 1730).Jean de La Bruyère1644–1696. Frz. Schriftsteller. Lebte in Caen und arbeitete für den Herzog von Burgund. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 6, 1812), S. 175–178.Bruyère, Les caractères de ThéophrasteLes caractères de Théophraste, avec les caracteres ou les mœurs de ce siécle (Paris 1688).
Übers.: Theophrasts Kennzeichen der Sitten nebst des Herrn Johann de la Bruyere Mitgliedes der französischen Akademie Moralischen Abschilderungen der Sitten dieser Zeit. Aus dem Französischen übersetzet von einem Mitgliede der in Preußen. Zwey Theile (Regensburg, Wien: Bader 1754). Digitalisat: ÖNB Wien: 310211-A.
Martin Bucer1491–1551. Reformator, Dominikanermönch, siehe Herzog, Johann Jakob: Bucer, Martin, in: ADB 3 (1876), S. 664–667Johann Christian Buchholtz1719–1773. 1743–1748 an der Domschule in Königsberg, ab 1748 Pfarradjunkt in Liebstadt, ab 1749 an der Königsberger Altstädtischen Kirche; vmtl. Beichtvater der Eltern Hs. nach dem Tod M. Lilienthals; Hamanns Beichtvater, wohl auch der des Bruders. Siehe Deutsche BiographieElisabeth Rebecca BuchholtzGeb. Schultz, seit 1750 Frau von .
Regine Elisabeth BuchholtzGeb. Herwie, zweite Frau von .
Johanna Albertine Elisabeth BuchholtzErste Tochter von Johann Christian u. .
Maria Carolina Buchholtz1755–1777. Zweite Tochter von Johann Christian u. .
Friedrich Johann Buck1722–1786. Prof. der Logik und Metaphysik in Königsberg, wechselte 1770 zur Mathematik, worauf Kant eine ordentliche Prof. bekam, Oberbibliothekar der Ratsbibliothek, siehe Cantor, Moritz: Buck, Friedrich Johann, in: ADB 3 (1876), S. 494.
Otto Friedrich v. Budberg1700–1755. Die Fam. v. Budberg gehörte zur livländischen Ritterschaft, siehe Deutsche Biographie.
Barbara Helene v. Budberg1716–1781. Baronin. Geb. v. Zimmermann, zweite Frau des (seit 1737), Witwe des Herrn v. Brevern. Tochter von .
Woldemar Dietrich v. Budberg1740–1786. Freiherr, Baron. Sohn von , Herr auf Kegeln (heute Ķieģeļmuiža, Lettland [57° 28' N, 25° 13' O]), Schüler Hamanns während dessen dortiger Arbeit als Hofmeister. Wurde 1754–57 beim Rektor der Domschule in Riga unterrichtet. 1757 Studium in Straßburg. Reisen in Deutschland, d. Schweiz, Italien, Frankreich, England u. d. Niederlanden. Ausbildung zum Künstler, u.a. bei A. F. Oeser in Leipzig u. A. R. Mengs in Dresden. Seit 1765 in Livland, lebte in Strasdenhof b. Riga, dann in Kegeln u. 1783 als Kreismarschall in Walk. (Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland [Mitau 1827], Bd. 1, S. 294–296). Die Fam. v. Budberg gehörte zur livländischen Ritterschaft.Dorothea Elisabeth v. Budberg1742–1804. Jüngste Schwester von .
Georges-Louis Leclerc de Buffon1707–1788. Comte. Frz. Naturforscher. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 6, 1812), S. 234–242.Buffon, Histoire Naturelle Générale et particulièreHistoire Naturelle Générale et particulière. Théorie de la terre; histoire naturelle de l’homme; animaux quadrupèdes. Par Buffon et Louis-Jean-Marie Daubenton (15 Bde., Paris 1749–1767; 44 Bde., Paris 1749–1804).
1. Übers.: Allgemeine Historie der Natur nach allen ihren besonderen Theilen abgehandelt; nebst einer Beschreibung der Naturalienkammer Sr. Majestät des Königes von Frankreich. Mit einer Vorrede Herrn Doctor Albrecht von Haller […] (Bd. 1–3 übers. u. mit Anm. von ) (11 Bde., Hamburg, Leipzig: Grund und Holle 1750–1774) [Biga 97/14: »Büffon’s allgemeine Geschichte der Natur, 1–5ter Th. Hamb. 756. m. K.«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.nat.B.251-1,1ff.
2. Übers.: Herrn von Buffons allgemeine Naturgeschichte. Eine freye mit einigen Zusätzen vermehrte Übersetzung nach der neuesten französ. Außgabe von 1769, von F. H. W. Martini (7 Bde., Berlin 1771–1774). Digitalisat, Bd. 1: UB Heidelberg: O 449-3::1-2.
Petrus Bunellus1499–1546. Humanist.Bunellus, GalliGalli, praeceptoris, & Pauli Manutii, Itali, discipuli Epistolae ciceroniano stylo scriptae: aliorum Gallorum pariter et Italorum epistolae eodem stylo scriptae (Genf: Guillaume de Laimarie pour Henri II Estienne 1581). [Biga 14/228: »Petr. Burrelli, Pauli Manutii cet. Epistolae Ciceroniano stylo conscriptae. 581«].
Johann Jakob Burckardt1718–1796.Burckardt, Auserlesene Poesien Aus den meisten und besten englischen DichternAuserlesene Poesien Aus den meisten und besten englischen Dichtern: Hiebevor der Frau Rowe Andachts-Uebung beygefügt (Zürich: Heidegger 1761). Digitalisat: UB Halle.
Philipp Jakob Bürcklin1692–1760. Special-Superintendent und Stadtpfarrer in Pforzheim, siehe Deutsche Biographie.Bürcklin, Die wahre Ursache des heutigen Streits von dem heiligen AbendmahlDie wahre Ursache des heutigen Streits von dem heiligen Abendmahl (Karlsruhe 1760).
Thomas Burnet1635–1715. Engl. Theologe und Historiker, Theoretiker zur Kosmogonie, siehe Deutsche Biographie.Philipp David Burk1714–1770. Theologe aus der Schule von , siehe Palmer: Burck, Philipp David, in: ADB 3 (1876), S. 621.Burk, Gnomon in duodeciGnomon in duodeci, Prophetas minores, in quo ex nativa verborum vi simplicitas, profunditas, concinnitas, salubritas sensuum coelestium indicatur; cum praefatione Jo. Alb. Bengilii, S. T. D. (Heilbronn 1753).
Johann Friedrich Burscher1732–1805. Evang. Theologe, siehe Brockhaus, Cl.: Burscher, Johann Friedrich, in: ADB 3 (1876), S. 630–632.Burscher, Erläuterung des Propheten JeremiäVersuch einer kurzen Erläuterung des Propheten Jeremiä. Mit einer Vorrede von (Leipzig: Jacobi 1756). Digitalisat: BSB München: Exeg. 174 m.
Burscher, Erläuterung der Propheten Hosea und JoelsVersuch einer Erläuterung der Propheten Hosea und Joels: aus der eigenen innerlichen Übereinstimmung der heiligen Bücher Alten und Neuen Testaments (Leipzig: Breitkopf 1757). Digitalisat: LB Oldenburg, VD18: 10160868.
Richard de Bury1730–1794. Frz. Jurist.Bury, Histoire de Philippe et d’Alexandre le GrandHistoire de Philippe et d’Alexandre le Grand (Paris: d’Houry 1760) Digitalisat: Google Books.
Anton Friedrich Büsching1724–1793. Evang. Theologe und Geograph.Ernst Johann v. Buttlar1690–1771. Erbherr von Bersebeck, schwedischer Kammerherr in Kurland und Starost auf Kewillen. 1737–57 (mit Unterbrechungen) russ. Resident im Herzogtum Kurland, dadurch sehr einflussreich. Verpachtete sequestierte Lehnsgüter an kurl. Edelleute u. schuf dadurch eine Gruppe, die durch ihr persönliches Interesse an Russland gebunden war. Buttlar, Ernst Johann v., in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 135.Hieronymus Sigismund v. ButtlarGest. 1799. Graf. Sohn von .
Johannes Buxtorf1564–1629. Prof. der hebräischen Sprache, siehe Siegfried: Buxtorf, Johann der Ältere, in: ADB 3 (1876), S. 668–673.Buxtorf, Lexicon Chaldaicum, Talmudicum et rabbinicumLexicon Chaldaicum, Talmudicum et rabbinicum: in quo omnes voces Chaldaicae, Talmudicae et Rabbinicae ... fideliter explicantur; Eet copiâ ac delectu exemplorum Targumicorum, Talmudicorum et Rabbinicorum eleganter declarantur; passim etiam, suis locis, Hebraeorum & Chaldaeorum Proverbia ... ex propriis ipsorum libris producuntur & explanantur (Basel: König 1639) [Biga 58/14: »Jo. Buxtorfii Lexicon Chaldaicum, Talmadicum & Rabbinicum. Bas. 639«]. Digitalisat (1640): SSB Augsburg: 2 Spw 12.
C
Thomas Cajetan1469–1534. Päpstlicher Legat.Thomas Campanella1568–1639. Ital. Dominikaner, Naturphilosoph.Johann Christoph v. Campenhausen1716–1782. Freiherr. Wirkl. Geh.-Rat im Stab des russ. Gouverneurs von Livland in Riga, seit 1743 livländischer Regierungsrat, deswegen Gegenspieler der städtischen, bürgerlichen Verwaltung dort; zeitweise der mächtigste Posten in Livland, da das Amt des Generalgouverneurs seit dem Tod von unbesetzt war (vgl. Julius Eckardt: Livland im achtzehnten Jahrhundert. Umrisse zu einer livländischen Geschichte. 1. Bd.: Bis zum Jahre 1766 [Leipzig 1876, Nachdr. Hannover 1975], S. 210). Schwager der . Campenhausen, Johann Christoph v., in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 141.
Er vermittelte 1753 für Hamann die Hausmeisterstelle in Grünhof bei den v. Wittens und war in den darauffolgenden zwei bis drei Jahren regelmäßig Ratgeber für ihn (s. Gedanken über meinen Lebenslauf, LS S. 326).
Leyon Pierce Balthasar v. Campenhausen1746–1807. Freiherr. Sohn von , studierte ab 1763 in Göttingen, dann in Genf bei Voltaire. Schriftsteller; nahm am russischen Feldzug gegen die Türken (1770–1774) und am polnischen Krieg teil. Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland (Mitau 1827), Bd. 1, S. 329.Charles-Claude-Florent de Thorel de Campigneulles1737–1809. Frz. Journalist und Schriftsteller.Karl Hildebrandt Frh. v. Canstein1667–1719. Stifter der Bibelanstalt in Halle.Hieronymus Cardanus1501–1576. Ital. Philosoph, Mathematiker und Arzt.Cardanus, De utilitate ex adversis capienda libri IVDe utilitate ex adversis capienda libri IV (Basel: Petri 1561) [Biga 121/336: »Hier. Cardanus de vtilitate ex aduersis capienda, Fran. 648«]. Digitalisat: BSB München: Ph.pr. 216.
Gottfried Dietrich CariusGeb. 1727. Hofmeister der jüngeren Söhne des .
Johann Gottlob Carpzov1679–1767. Theologe und Orientalist, ab 1708 in Leipzig, ab 1730 in Lübeck, siehe Siegfried, C.: Carpzov, Johann Gottlob, in: ADB 4 (1876), S. 23–25.
Carpzov, Critica Sacra Veteris TestamentiJoh. Gottlob Carpzovii, S. Theol. D. Prof. Publ. & Archi-Diaconi, In Academia & Ecclesia Lips. Critica Sacra Veteris Testamenti. Parte I. Circa Textum Originalem, II. Circa Versiones, III. Circa Pseudo-Criticam Guil. Whistoni, Solicita (Leipzig 1728) [Biga 19/42: »Ej. Critica Sacra V. T. Lips. 728.«]. Digitalisat: BSB München: 4 Exeg. 159.
Isaak de Casaubon1559–1614. Frz. Philologe. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 7, 1813), S. 259–262.Casaubonus, Athēnaiu Deipnosophistōn Biblia PentekaidekaAthēnaiu Deipnosophistōn Biblia Pentekaideka, Athenæi Deipnosophistarvm Libri Qvindecim, cvm Iacobi Dalechampii Cadomensis Latina versione: necnon eiusdem Adnotationibus & emendationibus, ad operis calcem reiectis (Heidelberg: Commelin 1597) [Biga 3/41: »Athenaeus gr. & lat. Lugd. 657.« = Ausg. Leipzig 1657]. Digitalisat, Druck 1657: SB Regensburg: 999/2Class.73.
Johann Philipp Cassel1707–1783. Prof. der Beredsamkeit in Bremen, siehe Deutsche Biographie.
Cassel, Joh. Jortin’s Anmerkungen über die KirchengeschichteJoh. Jortin’s Anmerkungen über die Kirchengeschichte; a. d. Engl. (3 Bde, Bremen u.a. 1755/6).
Cassel, Von den Besessenen, der im Neuen Testament gedacht wirdVon den Besessenen, der im Neuen Testament gedacht wird. In vier Reden über Marc. 5, 19 mit e. Anh. verschiedener Anmerkungen, wodurch derselbe Gegenstand noch mehr erläutert wird, von Nathanael Lardner, Doc. der Gottesgel. Aus dem Englischen übersezt von J. P. C. Nebst der Ungenannten Prüfung der Gedanken, welche Herr Lardner in diesen vier Reden über die Besessenen geäußert hat (Bremen: Georg Ludwig Förster 1760). Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: Med.g. 286 h#Beibd.1.
Giovanni J. de Cataneo1681–1760. Comte. Ital. Hofhistoriograph Friedrich Wilhelms I. v. Preußen.Cataneo, Esprits des LoixLa source, la force et le veritable Esprits des Loix, Essai du compte J. de Cataneo. Pour servir de réponse au livre de l’Esprit des Loix, et de l’homme machine, On y joint aussi un Essai sur l’origine naturelle des Gouvernemens politiques dans la Société humaine, par le même auteur (Berlin, Potsdam: Voß 1752) [Biga 123/356: »Essais du Comte de Cataneo sur la Source, la force & le veritable Eprit des Loix & sur l’origine naturelle des Gouvernemens politiques dans la Société humaine, Berl. 752«]. Die Schrift Cataneos reagiert auf . Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: E*-1352Marcus Porcius Cato Censoriusgen. Cato der Ältere. 234–149 v. Chr.Explicationes suarum in CatonemVll.: Pietro Vettori, Explicationes suarum in Catonem, Varronem, Columellam castigationum (Paris 1543) [Biga 10/165: » Cato, Varro & Palladius et ed. Petr. Victorii, Par. 543«].Gaius Valerius Catullus1. Jahrhundert v. Chr. Römischer Dichter.Catull, carminaGedichte, lat. carmina.Catullus, Tibullus, Propertius ad fidem optimorum librorum denuo accurate recensiti (Göttingen 1762). Digitalisat: BSB München: A.lat.a. 128.
Deutsche Übersetzung zitiert nach Niklas Holzberg (Übers.): C. Valerius Catullus, Carmina – Gedichte. Lateinisch-deutsch (Düsseldorf 2009).
Carl Heinrich Borde de CharmoisLebensdaten nicht ermittelt; war um 1782 Dozent für frz. Sprache an der Universität Heidelberg.François Charpentier1620–1702. Frz. Gräzist, Romanist, Übersetzer, Lexikograf und Literat. Mitglied der Académie francaise. An der ›Querelle des anciennes et des modernes‹ beteiligt. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 8, 1813), S. 243f.Charpentier, Vie de SocrateLes Choses mémorables de Socrate, ouvrage de Xénophon, traduit de grec en françois, avec la Vie de Socrate, nouvellement composée et recueillie des plus célèbres autheurs de l’Antiquité (Paris 1650). Digitalisat, Aufl. 1699: BSB München: Biogr. 1102#Beibd.1.
Übers.: Das Ebenbild eines wahren und ohnpedantischen Philosophi, oder Das Leben Socratis, aus dem Frantzösischen des Herrn Charpentier ins Teutsche übersetzt von Christian Thomas[sius] (Halle: Salfeld 1693) [Biga 111/222: »Leben Socrates, nebst Xenophons Denkwürdigkeiten aus dem franzoesischen des Charpentier übersetzt von Christ. Thomas, Hall. 720«]. Digitalisat, 2. Aufl. 1720: SBB-PK Berlin: Nk 9591.
Louis de Chapat1706–1781. Frz. Schriftsteller.Chapat, Rapsodies en vers et en proseRapsodies en vers et en prose (Berlin: Decker 1762).
Émilie du ChâteletGabrielle Émilie Le Tonnelier de Breteuil Marquise Du Châtelet. 1706–1749. Übersetzte Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica. Lebte in Semur-en-Auxois, Paris, Cirey-sur-Blaise; eng befreundet mit . Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 8, 1813), S. 263f.Châtelet, Institutions de physiqueInstitutions de physique (Paris 1740).
Übers.: Der Frau Marquisinn von Chastellet Naturlehre an Ihren Sohn (1743), übers. v. Wolf Balthasar Adolf von Steinwehr. Digitalisat: BSB München: Phys.g. 68-1.
Joachim Trotti de La Chétardie1636–1714. Frz. Gesandter in Russland. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 8, 1813), S. 355f.Chétardie, Instructions pour un jeune seigneurInstructions pour un jeune seigneur, ou l’idée d’un galant-homme (Paris 1682).
Übers.: in: , S. 249ff.Johann Martin Chladenius1710–1759. Prof. der luther. Theologie und Dichtkunst in Erlangen, siehe Coreth, Anna: Chladni, Johann Martin, in: ADB 3 (1957), S. 206–207.
Chladenius, Einleitung zur richtigen AuslegungJohann Martin Chladenii A. M. Einleitung zur richtigen Auslegung vernünfftiger Reden und Schrifften (Leipzig: Lankisch 1742). Digitalisat: SLUB Dresden: Ling.var.454.
Chladenius, Kleine Logica SacraIoannis Martini Chladenii Logica Sacra Sive Introductio in Theologiam Systematicam (Coburg: Otto 1745). Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: Exeg. 858#Beibd.1.
Chladenius, Kleine Sammlung von Heiligen BetrachtungenKleine Sammlung von Heiligen Betrachtungen welche in der Universitäts-Kirche der Akademie zu Erlangen im Jahr 1748 angestellt worden / von Johann Martin Chladenio D. Der Gottesgelahrheit, ingleichen der Beredsamkeit und Poesie öffentlichen Lehrern, wie auch Pastoren an der Akademischen Kirche der Friderichs-Universität zu Erlangen (Leipzig: Lankisch 1748).Chladenius, Gedanken von dem WahrscheinlichenHerrn Johann Martin Chladenius vernünftige Gedanken von dem Wahrscheinlichen und desselben gefährlichen Mißbrauche. Sie sind von Urban Gottlob Thorschmiden hg. und mit Anmerkungen versehen worden (Leipzig: Weitbrecht 1748).Chladenius, Nova Philosophia definitivaNova Philosophia definitiva ultra trecentas definitiones emandatas perpolitas maiori ex parte in usum sanctioris omnisque humanioris doctrinae recens constitutas complectens (Leipzig: Lankisch 1750).Chladenius, Opuscula AcademicaOpuscula Academica anteseparation edita nunc vero in unum volumen collecta & praefatione autoris nec non elogio. Elogio Urbani Godofredi Siberi aucta (Leipzig: Lankisch 1750).Chladenius, Allgemeine GeschichtswissenschaftAllgemeine Geschichtswissenschaft worinnen der Grund zu einer neuen Einsicht in allen Arten der Gelahrheit geleget wird (Leipzig: Lankisch 1752) [Biga 88/209: »J. M. Chladenii allgemeine Geschichtswissenschaft, Leipz. 752«]. Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: H.un. 128.
Chladenius, Wöchentliche Biblische UntersuchungenWöchentliche Biblische Untersuchungen welche in dem Jahre 1754 an das Licht gestellet sind / von Johann Martin Chladenius der H. Schrift Doctor, der Gottesgelahrtheit und Weltweisheit Professor, wie auch Prediger bey der Academischen Kirche in Erlangen (Erlangen: Stift und Armenhaus 1754).David Etienne Stephan Choffin1703–1773. Frz. Sprachlehrer, Prof. für moderne Sprachen in Halle, siehe Deutsche Biographie.Choffin, Grammaire des damesIntroduction a la Grammaire des Dames; renfermant 1. une Harmonie pratique des Langues Françoise & Allemande, 2. un Vocabulaire des Mots les plus connus, 3. un Recueil de Frases les plus communes, 4. et une Grammaire Concentrée, accompagnée de la pratique. Avec un Avant-Propos ou l’on indique la Manière de se Servier de ce Livre a l’usage de toutes sortes se commençans. Einleitung in die Grammatik für das Frauenzimmer: Jn sich haltend 1. Eine Uebereinstimmung der Französischen und Teutschen Sprache, in einer Sammlung von mehr als 1.800 Sprüchen aus der H. Schrift, die ein jeder selbst, von Wort zu Wort, (einige kleine Versezungen ausgenommen,) von einer Sprache in die andere übersezen, und fast ohne Mühe lernen kan: Als die allerleichteste Art eine grosse Menge Wörter mit Vergnügen und Nuzen zu lernen, 2. ein Wörterbuch der bekanntesten Wörter, 3. eine Sammlung der gewöhnlichsten Redensarten, in 100. Lectionen, 4. und eine zusammengezogene Grammatik, mit beygefügten Uebungen. Nebst einem Vorbericht dieses Buch recht zu gebrauchen. zum grossen Nutzen und Gebrauch für allerley Anfänger (Berlin: Haude u. Spener 1748). Digitalisat: ULB Halle: Dl 322 a.
Wilhelm Bernhard Christlieb1708–1780. Specialsuper-Intendent in Pforzheim, siehe Deutsche Biographie.Christlieb, Gründliche Beurtheilung des Zeitpunkts, darinnen wir nach der Offenbarung Jesu Christi gegenwärtig lebenGründliche Beurtheilung des Zeitpunkts, darinnen wir nach der Offenbarung Jesu Christi gegenwärtig leben, oder überzeugende Beleuchtung des seel. D. Bengels, von den großen und wichtigen Dingen und Zeiten, welche nach der Erfüllung dieser göttlichen Weissagung, entweder in diesen Tagen auf der Neyge seyn, oder hiernächst in Erfüllung gehen möchten (3 Bde., Frankfurt, Leipzig 1758/60).
Karl Andreas Christiani1707–1780. Seit 1746 Prof. der Philosophie in Königsberg.Dion Chrysostomosca. 40–120. Griech. Redner.Chrysostomos, Ilio non captoHomerus confutatus id est Dionis Chrysostomi oratio de Ilio non capto: paucis hactenus nota et lecta, in latinum sermonem conversa, et a mentis compluribus repurgata, hg.v. Lorenz Rhodoman (Erstausgabe: Rostock 1585) [Biga 83/144: »Dionis Chrysosotomi Oratio de Ilo non capto gr. et lat. ex ed. Laur. Rhodomanni, North. 652«]. Digitalisat, Halberstadt: Hynitzsch 1679: BSB München: Ant. 331.
Johannes ChrysostomusErzbischof von Konstantinopel im 4. Jhd. Auf Chrysostomus beriefen sich vornehmlich Versuche einer die Predigt reformierenden Geschmacksbildung – in Absetzung von der barocken bzw. scholastischen Tradition und meist im Kontext der theoretischen Rahmung von .
Cramer (Hg.), Johannes Chrysostomus PredigtenDes Heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus Erzbischofs und Patriarchen zu Constantinopel Predigten und Kleine Schriften. Aus dem Griechischen übersetzt. Mit Abhandlungen und Anmerkungen begleitet. Mit einer Vorrede Herrn D. Romanus Teller (9 Bde., Leipzig: Dyck 1748–51). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: P.gr. 78-1.
Marcus Tullius Cicero106–43 v. Chr.Ciceronis OperaM. Tullii Ciceronis Opera omnia ex recensione Iacobi Gronovii, accedit varietas lectionis Pearcianae, Graevianae, Davisianae cum singulorum librorum argumentis & indice rerum historico verborumque philologico-critico, curavit Io. Augustus Ernesti (Leipzig: Martin 1737) [Biga 8/127: »M. Tulii Ciceronis Opera ex ed. Ernesti, Tom. I–V. Lips 737«].
Cic. ad Brut.Briefwechsel mit Marcus Iunius Brutus, lat. epistulae ad Brutum.
Dt. Übers. zitiert nach: Bernhard Kytzler (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Brutus. Lateinisch-deutsch (München 1970).
Cic. Att.Briefwechsel mit Titus Pomponius Atticus, lat. epistulae ad Atticum.
Dt. Übers. zitiert nach: Helmut Kasten (Übers.), Atticus-Briefe (Ad Atticum). Lateinisch-deutsch (4. Aufl., München, Zürich 1990).
Cic. Pis.Rede gegen Lucius Calpurnius Piso, lat. in L. Calpurnium Pisonem.
Dt. Übers. zitiert nach: Manfred Fuhrmann (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Sämtliche Reden (4. Aufl., Berlin 2013).
Cic. Tusc.Gespräche in Tusculum, lat. Tusculanae disputationes.
Dt. Übers. zitiert nach: Ernst A. Kirfel (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Tusculanae disputationes, Gespräche in Tusculum. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2008).
Cic. nat.Vom Wesen der Götter, lat. de natura deorum.
Dt. Übers. zitiert nach: Wolfgang Gerlach u. Karl Bayer (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Vom Wesen der Götter. Drei Bücher, lateinisch-deutsch (München 1978).
Pierre-Josèphe Thoulier d’Olivet, M. Tullii Ciceronis Eclogæ, Pensées de Ciceron. Traduites pur seryir à l’éducation de la Jeunesse par Mr. l’Abbé D’Olivet (Berlin 1749). Digitalisat: ULB Halle: AB 29964.
Cic. div.Über die Weissagung, lat. de divinatione.
Dt. Übers. zitiert nach: Christoph Schäublin (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Über die Wahrsagung (München, Zürich 1991).
Cic. de fin.Über das höchste Gut und das größte Übel, lat. de finibus bonorum et malorum.
Dt. Übers. zitiert nach: Otto Büchler (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Vom höchsten Gut und vom größten Übel (Köln 2008).
Cic. off.Vom rechten Handeln, lat. de officiis.
Dt. Übers. zitiert nach: Heinz Gunnermann (Übers.), Marcus Tullius Cicero, De officiis. Vom pflichtgemäßen Handeln. Lateinisch-deutsch (Stuttgart 1976).
Cic. de orat.Über den Redner, lat. de oratore.
Dt. Übers. zitiert nach: Theodor Nüßlein (Übers.), Marcus Tullius Cicero, De oratore – Über den Redner. lat./dt. (Düsseldorf 2007).M. Tullius Cicero De oratore ad Q. fratrem: Ex Mss. recensuit Tho. Cockman e Coll. Univ. A. B. – Editio secunda (London 1706) [Biga 11/170: »M. Tullius Cicero de Oratore ad Qu. Fratrem ex ed. Thom. Cockman, Oxon. 706«]. Digitalisat: ÖNB Wien: BE.5.S.21.
Cic. top.Beweislehre, lat. topica.
Dt. Übers. zitiert nach: Karl Bayer (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Topica. Die Kunst, richtig zu argumentieren. Lateinisch und deutsch (München 1993).
Cic. rep.Über den Staat, lat. de re publica.
Dt. Übers. zitiert nach: Rainer Nickel (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Der Staat. De re publica. Lateinisch-deutsch (Berlin 2012).
Cic. ac.Über die Erkenntnislehre der Akademiker, lat. (1.) Academicorum posteriorum, (2.) Lucullus sive Academicorum priorum.
Dt. Übers. zitiert nach: Laila Straume-Zimmermann, Ferdinand Broemser u. Olof Gigon (Übers.), Marcus Tullius Cicero, Hortensius. Lucullus. Academici libri. Lateinisch-deutsch (Düsseldorf, Zürich 1997).
Alexis Claude Clairaut1713–1765. Astronom und Mathematiker in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 8, 1813), S. 593–598.Clairaut, Elemens de GéometrieElemens de Géometrie (Paris: Lambert et Durand 1741).Abraham a Santa Clara1644–1709. Katholischer Geistlicher, Prediger und Schriftsteller. Galt und dessen Kreis der Predigtreformer als Negativbeispiel für barocken Schwulst.Karl Gottlob Clausnitzer1714–1788. Probst und Superintendent in Clöden, siehe Siegfried, C.: Clausnizer, Karl Gottlob, in: ADB 4 (1876), S. 297.
Clausnitzer, Predigten von der Erhöhung JesuPredigten von der Erhöhung Jesu; mit einer Vorrede, Von den Vorzügen der christlichen Beredsamkeit vor der heidnischen, begleitet von Johann Adolf Schlegeln (Leipzig: Dyk 1753).
David Jonathan Cless1731–1803. Evangelischer Theologe, siehe .
Cless, Observationes ad Commentationem Dni. Imanuelis KantObservationes ad Commentationem Dni. Imanuelis Kant de uno possibli fundamento Demonstr. Exist. Dei die von dem einzig möglichen Beweisgrund zu einer Demonstr. des Daseyns Gottes quas preside Godofr. Plouquet pp prorite consequendis Magisterii philosophici honoribus Dan. Fr. Hermann, Aldingensis in Tübingen im Octobr. 1763 gehalten (Tübingen 1763).
John Cleveland1613–1658. engl. Jurist und Schriftsteller, siehe Cousins, A.D.: Cleveland, John, in: Oxford DNB.
Cleveland, Le philosophe angloisLe philosophe anglois, ou Histoire de Monsieur Cleveland, fils naturel de Cromwell, écrite par lui-mesme, et traduite de l’anglois par l’auteur des Mémoires d’un homme de qualité (5 Bde., Paris: Didot 1731/1732). Digitalisat, Bd. 1: Bibliothèque nationale de France: Y2-6793.
Johann Christian Clodius1676–1745. Prof. der arabischen Sprachen in Leipzig, siehe Siegfried, Clodius, Johann Christian, in: ADB 4 (1876), S. 336.
Clodius, Grammatica ArabicaTheoria et Praxis Lingvae Grammaticae h.e. Grammatica Arabica (Leipzig 1729) [Biga 62/75: »J. C. Clodii Compendium Grammaticae Arabicae, Lips«].
Johann Heinrich Cohausen1665–1750. Arzt in Münster, siehe Hirsch, August: Cohausen, Johann Heinrich, in: ADB 4 (1876), S. 394..
Cohausen, Dissertatio satyrica physico-medico-moralis de pica nasiDissertatio satyrica physico-medico-moralis de pica nasi, sive tabaci Sternutatorii Moderno abusu et noxa (Amsterdam 1716).
Übers.: Satyrische Gedancken von der pica nasi oder Sehnsucht der lüstern Nase, das ist: von dem heutigen Mißbrauch und schädlichen Effect des Schnupf-Tabacks, nach denen Regeln der Physic, der Medicin und Morale ausgeführet (Leipzig: Wintzer 1720).
Cohausen, Neo-TheaNeo-Thea oder Neu-angerichtete Medicinische Thee-Tafel auf welcher fürtrefliche, so einfältig als künstlich zusammen gesetzte, theils aus einheimisch, theils ausländischen Kräutern und Gewächsen bestehende Kräuter-Thee Denen Liebhabern der Gesundheit und langen Lebens aufgetragen und präsentiret werden (Osnabrück 1716).
Cohausen, Clericus deperrucatusClericus deperrucatus, sive in fictitiis clericorum comis moderni seculi ostensa et explosa vanitas (Amsterdam 1725).
Cohausen, Helmontius ecstaticusHelmontius ecstaticus sive visa medicaminum potestas ab Helmontio somniante revisa à vigilante Joanne Henrico Cohausen. M. D. id est tractatus theoretico-practicus, Arcanioris Sophiatriae promus condus, eontinens duas Diatribas, quarum prima Visionem Ecstaticam Helmonti, hactenus à nemine detectam, clarissimè [...] (Amsterdam 1731).
Cohausen, Hermippus RedivivusHermippus redivivus sive exercitatio physico-medica curiosa de methodo rara ad CXV annos prorogandae senectutis per anhelitum puellarum (Frankfurt: Andre 1742). Digitalisat: BSB München: Path. 251 b.
Übers.: Der wieder lebende Hermippus oder Curioese Physikalisch-Medizinische Abhandlung von der seltsamen Art sein Leben durch das Anhauchen junger Mädchen bis auf 115 Jahr zu verlängern […], von Jo. Heinr. Cohausen, jetzo aus dem Lateinischen übersetzt (Sorau: in der alten Knaben Buchdruckerey 1753). Digitalisat: BSB München: Res/M.med. 829#Beibd.5.
Hippolyt von Colli1561–1612.Colli, De causis magnitudinis vrbiumHippolyti A Collibvs incrementa vrbivm sive de causis magnitudinis vrbium et Petri Ponceti tractatvs De civibus, incolis, etc. Qui tractatus duo utilissimi ante sigillatim editi nunc verò additionib[us] & notis illustrati (Frankfurt: Seiler 1671; 1. Aufl.: 1600?).Arthur Collier1680–1732. Engl. Philosoph, siehe B. W. Young: Collier, Arthur, in: Oxford DNB.Collier, Clavis UniversalisClavis Universalis or a new Inquiry after Truth (London 1713). Digitalisat, Reprint Edinburgh 1836: Google Books.Anthony Collins1676–1729. Engl. Philosoph.Colluthus, LycopolitanusLebte unter Kaiser Anastasios I., also an der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert.
Otto Schönberger (Übers.), Kolluthos: Raub der Helena. Griechisch-deutsch (Würzburg 1993).
Siehe dazu .
Johann Amos Comenius1592–1670. Theologe und Pädagoge sowie Bischof der Unität der Böhmischen Brüder aus der Markgrafschaft Mähren, siehe Baur, G.: Comenius, Johann, in: ADB 4 (1876), S. 431–436.
Biga 96/7: »J. A. Comenii Opera didactica, Amst. 657«Johann Paul Commerell1720–1774. Stadt- und Hofdiakon in Karlsruhe, siehe Deutsche Biographie.Commerell, Wochenpredigten über das 1. Buch MoseWochenpredigten über das 1. Buch Mose (Karlsruhe 1763). [Biga 51/543: »Q. P. Comerells Wochenpredigten über das 1 B. Mose, Carlsr. 763«].John Gilbert Cooper1722–1769. Engl. Schriftsteller. Dix, R.: Cooper, John Gilbert, in: Oxford DNB.
Cooper, The life of SocratesThe life of Socrates collected from the Memorabilia of Xenophon and the Dialogues of Plato, and illustrated farther by Aristotle, Diodorus Siculus, Cicero, Proclus, Apuleius, Maximus Tyrius, Boethius, Diogenes Laertius, Aulus Gellius, and others. In which The Doctrine of that Philosopher and the Academic Sect are vindicated from the Misrepresentations of Aristophanes, Aristoxenus, Lucian, Plutarch, Athenaeus, Suidas and Lactantius; the Origin, Progress and Design of Pagan Theology, Mythology, and Mysteries, explain’d; Natural Religion defended from Atheism on one hand, and Superstition on the other, and the destructive Tendency of both to Society demonstrated; Moral and Natural Beauty analogously compar’d; and the present Happiness of Mankind shewn to consist in, and the future to be acquir’d by, Virtue only derived from the true Knowledge of God. Herein the different Sentiments La Mothe Le Vayer, Cudworth, Stanley, Dacier, Charpentier, Voltaire, Rollin, Warburton, and others on these Subjects, are occasionally consider’d. By John Gilbert Cooper, Jun. Esq (London 1749) [Biga 91/267: »The Life of Socrates by J. Gilb. Cooper, Lond. 749«].Cooper, AristippusEpistles to the great / from Aristippus in Retirement (London 1757) [Biga 132/43: »Epistles to the Great from Aristippus in Retirement (by Cooper) ib. 757.«].
Cooper, Letters concerning tasteLetters concerning taste. The third edition. To which are added essays on similar and other subjects. By the author of the life of Socrates (London 1757; 1. Aufl. 1754) [Biga 167/609: »Letters concerning Taste with Essays of similar and other Subjects, ib. 757.«].
Luigi Cornaro1467–1566. Italienischer Humanist, Agrarökonom.Anne-Thérèse de Marguenat de Courcelles1647–1733. Marquise de Lambert. Schirmherrin eines berühmten Pariser Salons, Schriftstellerin. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 23, 1819), S. 262f.Pierre Jérémie CourtanBruder der .
Sophie Marianne CourtanSchwester von .
Gabriel François Coyer1707–1782. Frz. Jesuit, Schriftsteller in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 10, 1813), S. 157–159.Coyer, L’année merveilleuseL’année merveilleuse, ou les hommes-femmes (1748).Coyer, Découverte de l’Isle frivoleA discovery of the Island Frivola: or, the Frivolous Island. Translated from the French, Now privately handed about at Paris, and said to be agreeable to the English Manuscripts concerning that Island, and its Inhabitants. Wrote by order of A-l A-n (London 1750); frz. Titel: Découverte de l’Isle frivole (Paris 1751).Coyer, Bagatelles moralesBagatelles morales (Paris 1754) [Biga 152/383]. Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: 8-Z LE SENNE-13558
Übers.: Moralische Kleinigkeiten. A. d. Französischen (Leipzig: Breitkopf 1755). Digitalisat, Ausg. 1762: ULB Halle: Af 3600.
Coyer, Dissertations pour etre luesDissertations pour etre lues la première sur le vieux mot de Patrie; la seconde sur la nature du peuple (Paris 1755).Coyer, La noblesse commerçanteLa noblesse commerçante (London, Paris 1756).
Übers.: Der Handelnde Adel Dem der Kriegerische Adel entgegen gesetzet wird. Zwey Abhandlungen über die Frage: Ob es der Wohlfarth des Staats gemäß sey, daß der Adel Kaufmannschaft treibe? aus dem Französischen übersetzet und mit einer Abhandlung über eben diesen Gegenstand versehen von Johann Heinrich Gottlob von Justi Königl. Großbrittanischen und Churfürstl. Braunschweig-Lüneb. Bergrathe und Ober-Policey-Commissario (Göttingen: Vandenhöck 1756). Digitalisat: UB Freiburg i. Br.: S 4973,f.
Coyer, Défense du systèmeDéveloppement et défense du système de La noblesse commerçante (2 Tle., Amsterdam, Paris 1757).Johann Andreas Cramer1723–1788. Evang. Theologe, 1754 Kopenhagen, 1774 in Kiel, siehe Pressel, Paul: Cramer, Johann Andreas, in: ADB 4 (1876), S. 550f.Cramer, Die geistliche BeredsamkeitDie geistliche Beredsamkeit. An Seine Hochwürden, den Herrn Oberhofprediger D. Johann Gottfried Hermann von M. Johann Andreas Cramer, der H. Gottesgelahrtheit Candidaten (Leipzig: Langenheim, 1747). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yk 8911.
Cramer (Hg.), Johannes Chrysostomus PredigtenDes Heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus Erzbischofs und Patriarchen zu Constantinopel Predigten und Kleine Schriften. Aus dem Griechischen übersetzt. Mit Abhandlungen und Anmerkungen begleitet. Mit einer Vorrede Herrn D. Romanus Teller (9 Bde., Leipzig: Dyck 1748–51). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: P.gr. 78-1.
Cramer (Hg.), Der Nordische AufseherDer Nordische Aufseher (Kopenhagen, Leipzig: Ackermann; Bd. 1: St. 1–60 Jan.–Dez. 1758; Bd. 2: St. 61–124. Jan.–Dez. 1759; Bd. 3: St. 125–193 Jan. 1760–Jan. 1761). Die Texte der wöchentlichen ›moralischen‹ Zeitschrift wurden in drei Bänden in den Jahren 1758, 1759 und 1761 in Buchform publiziert.Cramer, PassionspredigtenSammlung einiger Passionspredigten (5 Tle; Kopenhagen: Mumme 1759–1765).Claude-Prosper Jolyot de Crébillon1707–1777. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 10, 1813), S. 214–216.Crébillon, Le SophaLe Sopha, Conte Moral de l’Imprimerie du Très-Pieux, Très-Clément&Très-Auguste Sultan des Indes (1742) [Biga 175/731: »Le Sopha par Mr. de Crebillon, Fils Fr. 748»].Crébillon, La Nuit et le momentLa Nuit et le moment, ou les Matines de Cythère, dialogue (London 1755).Daniel Wilhelm Cretlau1738–1767. Kantor an der Königsberger Altstädtischen Kirche bis 1767 und Verwalter des Pauperhauses (städtisches Internat für arme Studenten).
Friedrich Carl Casimir v. Creutz1724–1770. Freiherr. Schriftsteller, 1764 Reichshofrat in Hessen-Homburg. Richter: Creuz, Friedrich Karl Kasimir Freiherr von, in: ADB 4 (1876), S. 593.
Creutz, SenecaSeneca. Ein Trauerspiel (Frankfurt: Varrentrapp 1754).Johann Friedrich v. Cronegk1731–1758. Reichsfreiherr v. Ansbach. Hof- und Justizrat. Pressel, Paul: Cronegk, Johann Friedrich Freiherr von, in: ADB 4 (1876), S. 608f.
Cronegk, EinsamkeitenEinsamkeiten, ein Gedicht in zween Gesängen / von Herrn Johann Friedrich, Freyherrn von Croneck; herausgegeben von dem Verfasser des Abels [Salomon Gessner] (Zürch 1758). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yl 4516.
Oliver Cromwell1599–1658. Engl. Staatsmann.
Christian August Crusius1715–1775. Prof. der Theologie und Philosophie in Leipzig, Kritiker der Wolffschen Philosophie; siehe Saring, Hans: Crusius, Christian August, in: ADB 3 (1957), S. 432.
Crusius, Weg zur Gewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen ErkenntnisseWeg zur Gewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntnisse (Leipzig: Gleditsch 1747). Digitalisat: BSB München: Ph.sp. 182.
Martin Crusius1526–1607. Prof. der griechischen und lateinischen Sprache in Tübingen. Klüpfel, Karl: Crusius, Martin, in: ADB 4 (1876), S. 633f.Crusius, Adversus Nicodemi Frischlini dialogosAdversus Nicodemi Frischlini [Nicodemus Frischlin, 1547–1590] dialogos, anno 1587 editos, defensio necessaria (Basel 1587).Ralph Cudworth1617–1688. Engl. Geistlicher und Orientalist, gehörte zur Gruppe der Cambridger Platoniker. David A. Pailin: Cudworth, Ralph, in: Oxford DNBChristoph Wilhelm Cupner1720–1788. Kriegs- und Domänenrat in Königsberg.
D
Simon Dach1605–1659. Deutschsprachiger Lyriker der Barockzeit. 1639 Prof. der Poesie in Königsberg, führendes Mitglied des Königsberger Dichterkreises ›Kürbishütte‹. Vgl. auch Axel E. Walter, Simon Dach (1605–1659). Werk und Nachwirken (Tübingen 2008).
Biga 131/19: »Sim. Dach’s poetische Werke, Königsb. 696.«Dach, SorbuisaDas Schawspiel Sorbuisa. Zum Beschluß des vermittelst unsterblicher Huld und Gnad Sr. Churfürstl. Durchl. alß allermildesten Nutritii feyerlich begangenen Academischen Jubel-Fests in Preußen in der hohen Schuel zu Königsberg praesentiret im Jahre 1644.
Siehe auch Walther Ziesemer (Hg.), Simon Dach Gedichte, Bd. 2: Weltliche Lieder, Gedichte an das kurfürstliche Haus, Dramatisches (Halle/Saale 1937), S. 311–318.
André Dacier1651–1722. Frz. Philologe, Mitglied der Académie française, siehe Deutsche BiographieDacier, La Vie De PythagoreLa vie De Pythagore, ses symboles, ses vers Dorez & la vie d’Hierocles (Bd. 1, Paris: Rigaud 1706) Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: département Réserve des livres rares, R-9051.
Dacier, Les commentaires d’Hierocles sur les vers Dorez de PythagoreLes commentaires d’Hierocles sur les vers Dorez de Pythagore (Bd. 2, Paris: Rigaud 1706) [Biga 191/189: »Les Commentaires D’Hierocles sur les vers dores de Pythagore par Dacier, Tom. II. Par. 706«]. Digitalisat: BSB München: Biogr. 930-2.
Anton van Dale1638–1708. Niederl. Mediziner und Theologe.Christian Tobias Damm1699–1778. Evang. Theologe und Gräzist, Rektor am Köllnischen Gymnasium zu Berlin; siehe Bursian, Conrad: Damm, Christian Tobias, in: ADB 4 (1876), S. 718.
Damm, Damons BürgschaftDamons Bürgschaft. Ein Gesprächspiel in drey Handlungen (Berlin: Winter 1755).Damm, Rachis im KlosterRachis im Kloster. Ein Schauspiel in drey Handlungen, welches den 20sten April 1759 allhier in dem Gymnasio zu Köln an der Spree soll aufgeführet werden (Berlin: Rüdiger 1759).Louis-Joseph Plumard de Dangeul1722–1777. Frz. Nationalökonom, Mitglied der Akademie der Wissenschaften Stockholm, Pseudonym: Le Chevalier John Nickolls.Dangeuil, Remarques sur les avantagesRemarques sur les avantages et les désavantages de la France et de la Gr. Bretagne par rapport au commerce, et aux autres sources de la puissance des états, traduction de l’anglois, du chevalier John Nickolls. – 2e éd (Leiden 1754; musste innerhalb des ersten Jahres mind. dreimal aufgelegt werden). Digitalisat: Goldsmiths’ Library of Economic: GALE|U0100974245.
Dangeuil verwandte sehr frei J. Tuckers Essay, bereinigte ihn bspw. um die ihm zu scharf erscheinenden Kritiken an der franz. Aristokratie und versuchte gar Inversionen der Bewertung der franz. Ökonomie. Dazu nutzte er die fiktive Figur des Engländers John Nickolls, der Frankreich bereiste und seine Eindrucke niederschrieb.
1754 erschien schon eine Übers. davon ins Englische (in London): Remarks on the advantages and disadvantages of France and of Great-Britain with respect to commerce, and to the other means of encreasing the wealth and power of a state. Being a (pretended) tranlation from the English, written by Sir John Nickolls, and printed at Leyden 1754. Translated from the French original.
Übers. ins Deutsche von Hamann mit einer eigenen Beylage zu Dangeuil.
Dangeuil, DiscoursDiscours, prononcés dans l’academie royale des sciences le samedi 16 novembre 1754. À la reception de mr. de Dangeul (Stockholm 1754); Übers. ins Deutsche erschien in einer Ausg. von 1755 des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, wieder abgedruckt in , S. 402ff.Dante Alighieri1256–1321. Ital. Dichter und Philosoph.Danziger BeyträgeBeyträge zur neuern Staats- und Krieges-Geschichte, hg. v. Karl Friedrich Wernich, Gottlob Naumann u. Johann Christian Schuster (Danzig [Berlin]: Schuster 1757–63).Johann Christoph Daubler1739–1792. Lehrer an der Löbenichtschen Schule in Königsberg.NN. DebbertLebensdaten nicht ermittelt.Godefroi DécoréLebensdaten nicht ermittelt.Décoré, Elemens des sciences principalesElemens des sciences principales: qui sont la métaphysique, la logique, et les mathématiques universelles mise à la portée de tout le monde, par demandes et reponses par Godefroi Décoré (Leiden 1749).NN. DegnerGest. 1763. Haushälterin in Hamanns Elternhaus.Jean-Baptiste Thillaie Delaborde1730–1777. Franz. Theologe und Erfinder.Delaborde, Le Clavessin électriqueLe Clavessin électrique avec une nouvelle théorie du méchanisme et des phénomènes de l’électricité (Paris 1761).
Demetrios von PhaleroGeb. um 350 v. Chr. Staatsmann und Gelehrter.Demokrit von Abderaum 460–um 370 v. Chr., Philosoph, Vorsokratiker.Demosthenes384 v. Chr. – 322 v. Chr. Athenischer Staatsmann und Redner.James Steward Denham1712–1780. Schott. Staatswissenschaftler.Denham, Abhandlung von den Grundsätzen der MünzwissenschaftAbhandlung von den Grundsätzen der Münzwissenschaft (Tübingen 1761) [Biga 112/231: »Jam. Steuart’s Abhandlung von den Grundsaetzen der Münzwissenschaft, Tüb. 761«].
René Descartes1596–1650. Hatfield, Gary: René Descartes, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Summer 2019 Edition). Siehe auch Hamanns Text zu Descartes:
Pierre François Guyot Desfontaines1685–1745. Journalist, Übersetzer. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 11, 1814), S. 169–171.
Desfontaines (Hg.), Le Nouvelliste du ParnasseLe Nouvelliste du Parnasse, ou Réflexions sur les Ouvrages Nouveau (1731–34, 5 Bde.).
Desfontaines, Anecdotes galantes et tragiques de la cour de Neron
vermutl. zus. mit , Anecdotes galantes et tragiques de la cour de Neron (Amsterdam, Paris 1735).Paul Desforges-Maillard1699–1772. Lebte in Brederac. Mitglied der Académien von Angers, de la Rochelle, Caen und Nancy. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 11, 1814), S. 174–176.Desforges-Maillard, OeuvresOeuvres en vers et en prose de M. Desforges-Maillard, des Académies Royales des Sciences et Belles-Lettres d’Angers, Caen, la Rochelle, des Sociétés Litteraires d’Orléans et Chalons sur Marne (2 Bde., Amsterdam 1759).André-François Boureau Deslandes1690–1757. Frz. Schriftsteller, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 11, 1814), S. 193–196.Deslandes, Essai sur la marineEssai sur la marine et sur le commerce avec des remarques historiques & critiques de l’auteur (Amsterdam: Changuion 1743) [Biga 127/424: »Essay sur la Marine & le Commerce par Mr. Deslandes«].Deslandes, Histoire critique de la PhilosophieHistoire critique de la philosophie où l’on traite de son origine, de ses progrès, et des diverses révolutions qui lui sont arrivées jusqu’à notre tems. Par Mr. D*** (Amsterdam: Changuion 1737). Digitalisat, Ausg. 1756: ÖNB Wien: 71.K.77Jean-Charles Des Essartz1729–1811. Frz. Arzt.Des Essartz, Traité de l’éducation corporelle des enfants en bas âgeTraité de l’éducation corporelle des enfants en bas âge, ou Réflexions pratiques sur les moyens de procurer une meilleure constitution aux citoyens (Paris: Hérissant 1760). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: département Arsenal, 8-S-3435
Übers.: Herrn Des-Essartz, der Arzneygelahrtheit Doktors zu Paris, Abhandlung von der Erziehung der Kinder in Ansehung ihres Körpers in den erstern Jahren; oder praktische Gedanken über die Mittel, Bürger von einer bessern Leibesbeschaffenheit darzustellen (Berlin, Stettin und Leipzig: Rüdiger 1763). Digitalisat: Google Books.Philippe-Néricault Destouches1680–1754. Frz. Lustspieldichter. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 11, 1814), S. 240–244.Charles Devillers1724–1809. Frz. Naturforscher.Devillers, Journées physiquesJournées physiques (2 Bde., Lyon: de Ville 1761).
Edmond Dickinson1624–1707. Englischer Arzt und Alchemist.Dickinson, Delphi PhoenicizantesDelphi Phoenicizantes (Oxford 1655). Enthalten in: Opuscula quae ad historiam ac philologiam sacram spectant, Bd. 1: Fasciculus primus in quo continentur I. Edmundi Dickinsoni Delphi Phoenicizantes. II. Ad. Tribbechovii veritas Creationis Mundi. III. M Gej.- Messiae mors, sepultura ac resurrectio. IV. Aeg. Strauch. de LXX. Hebdomadum Danielis. V. Henricus Opitius de Crethi et Plethi; Bd. 2: Fasciculus secundus in quo continentur VI. Johannis Hopkinsoni descriptio Paradisi. VII. Herm. Contingius de Nummis Hebraeorum. VIII. ... de Republica Hebraeorum. IX. ... de Initio Anni Sabbathici. X. Stanisl. Grsepsius de Siclo de Talento Hebr.; Bd. 3: Fasciculus tertius in quo continentur XI. Johannes Vorstius de Adagiis Novi Testamenti. XII. E. Merilli notae Philologicae in Passionem Christi. XIII. Wissenbachii notae Nomico-Philologicae in Passion. XIV. Johannis Vorstii Exercitationum Academicarum (Rotterdam 1693)
Denis Diderot1712–1784. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 11, 1814), S. 314–323.Diderot, ArtZus. mit u. , Art. »Art« in der , Bd. 1, S. 713ff.Diderot, Pensées sur l’interpretation de la nature (Paris 1754).Diderot, Le Pere de FamilleLe Pere de Famille, Comédie en cinq Actes, et en Prose, avec un Discours sur la Poésie Dramatique (Amsterdam 1748). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 620 n. Übersetzt von in .
Diderot, Das Theater des Herrn DiderotDas Theater des Herrn Diderot. Aus dem Französischen, anonym übers. von G. E. Lessing (2 Tle., Berlin: Voß 1760). [Biga 171/661: »Diderots Theater, 1. Th. ib. [Berlin] 760.«] Teil 1 enthält: Der natürliche Sohn, oder die Proben der Tugend : Ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Teil 2 enthält: Der Hausvater : Ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Digitalisat, Teil 1: WLB Stuttgart: Fr.D.oct.2376-1 und Teil 2: UB Kiel: J 7963-2.
Lodewijk de Dieu1590–1642. Bibelphilologe und Prediger in Leiden, siehe Slee, Jacob Cornelis van: Dieu, Ludwig de, in: ADB 5 (1877), S. 214.Dieu, Grammatica lingua orientalium Hebraeorum, Chaldaeorum et SyrorumGrammatica lingua orientalium Hebraeorum, Chaldaeorum et Syrorum, inter se collatarum (Leyden 1628) [Biga 61/71: »Lud. de Dieu. Grammatica Linguarum Orientalium, Ludg. 628«].
Diogenes Laertius3. Jhd.Diog. Laert.Leben und Meinungen berühmter Philosophen, lat. de clarorum philosophorum vitis, griech. Βίοι φιλοσόφων (Bíoi philosóphōn).
Dt. Übers. zitiert nach: Otto Apel u. Hans Günter Zekl (Übers.), Leben und Meinungen berühmter Philosophen (2 Bde., Hamburg 2008).Diogenis Laertii de Vitis, Dogmatibus et Apophthegmatibus Clarorum Philosophorum Libri X. Graece et Latine Ad Fidem Optimorum Librorum quam correctissime recensiti et nunc primum in capita eaque in numeros distributi, Insertis XXVI. Philosophorum Figuris aeri incisis et Additis Indicibus ante vulgatis longe locupletioribus, a Paullo Daniele Longolio (Hof 1739) [Biga 8/114: »Diogenes Laertius gr.-lat. 739«].Diogenus Laertiu peri biōn, dogmatōn [...] Diogenes Laertius, De vitis, dogmatibus et apophthegmatibus clarorum philosophorum libri 10. Hesychii [...] de iisdem philosophis et de aliis scriptoribus liber. Pythagoreorum philosophorum fragmenta. Omnia graece et lat. ex ed. 2 Isaaci Casauboni notae ad libros Diogenis, multo auct. et emend. (Köln 1615) [Biga 13/198: »Diogenes Laertius, Hesychius & Pythagoraeorum philosophorum fragmenta ex ed. Is. Casauboni, Col. 615«]. Digitalisat: Bibliothèque de Genève, Ca 1532.Humphry Ditton1675–1714. Engl. Mathematiker. Flood, R.: Ditton, Humphry, in: Oxford DNB.
Robert Dodsley1704–1764. Engl. Schriftsteller und Buchhändler in London.Tierney, James E.: Dodsley, Robert, in: Oxford DNB.
Dodsley, The PreceptorThe Preceptor containing a general course of education (2 Bde; London 1748).
Übers.: Der Lehrmeister, oder ein allgemeines System der Erziehung, worinn die ersten Grundsätze einer feinern Gelehrsamkeit so vorgetragne werden, daß man dadurch ds Genie der Jugend am glücklichsten prüfen und ihren Unterrricht befödern kann. Mit nützlichen Kupfern erläutert. Aus dem Englischen übersetzt [von H. E. v. Teubern] (Leipzig: Heinsius 1762). Digitalisat, 2. Auflage 1765: Staatsbibliothek zu Berlin: B XXIII, 296-1 R.
Dodsley, A Collection of Poems by Several HandsA Collection of Poems by Several Hands (7 Bde; London 1755-1767).
Johann Christoph Dommerich1723–1767. Prof. der Logik und Metaphysik in Helmstedt. Wagenmann, Julius August: Dommerich, Johann Christoph, in: ADB 5 (1877), S. 326fDommerich, Fragmentum codicis Horatii chartae pergamenaeFragmentum codicis Horatii chartae pergamenae (Helmstadt: Drimborn 1759). Digitalisat: BSB München: 4 Diss. 3140,17.
Dommerich, De versibvs HoratianisDe versibvs Horatianis qvibvs eqves importvnvs Lucilii defensor facete reprehenditvr cavssa parvm manifesta ab Horatio abivdicatis viro (Wolfenbüttel: Bindseil 1759). Digitalisat: SBPK Berlin: 16 in: Bibl. Diez qu. 2519.
Aelius Donatus310–ca. 380.
Axel Schönberger (Übers.), Die Ars minor des Aelius Donatus: lateinischer Text und kommentierte deutsche Übersetzung einer antiken Elementargrammatik aus dem 4. Jahrhundert nach Christus (Frankfurt 2008).Johann Friedrich Domhardt1712–1781. Seit 1763 Kammerpräsident von Königsberg.
Johann Friedrich DriestGest. 1766. Buchdrucker in Königsberg.John Dryden1631–1700. Engl. Dichter, Literaturkritiker und Dramatiker. Kneller, S.: Dryden, John, in: Oxford DNB.
Dryden, OedipusOedipus, a tragedy (1679).Dryden, Juvenal and PersiusThe Satires of D. J. Juvenalis. Translated Into English Verse. By Mr. Dryden. And [...] Other [...] Hands. Together with the Satires of Aulus Persius Flaccus. Made English by Mr. Dryden [...] To which is Prefix’d, a Discourse Concerning the Original and Progress of Satir [...] Third Edition, Adorn’d with Sculptures (London 1693; wurde dann zahlreich wieder aufgelegt) [Biga 165/583: »Dryden’s Juvenal and Persius, Lond. 706«].
Jean-Baptiste Dubos1670–1742. Frz. Theologe, Ästhetiker und Historiker, Akademiemitglied. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 12, 1814), S. 87–89.Dubos, Refléxions critiquesRefléxions critiques sur la poésie, la peinture et la musique (3 Bde., Paris 1719, danach noch zahlreich aufgelegt). Digitalisat: BSB München: L.eleg.g. 114 w-1.
Übers.: Kritische Betrachtungen über die Poesie und Mahlerey (Kopenhagen: Mumme 1760/61). Digitalisat: ULB Halle: 13 WA 3211.
William Dudgeon1705/6–1765 (?). Schottischer Philosoph. Russell, P.: Dudgeon, William, in: Oxford DNB.
Dudgeon, A catechism founded upon experience and reasonA catechism founded upon experience and reason, collected by a father for the use of his children. The second edition, corrected. To which is prefixed, an introductory epistle to a friend, concerning Natural Religion. Wherein The Morality of the Antients and Moderns are briefly compar’d (London 1739).
Übers.: Lehrreiche Unterredung eines Vaters mit seinem Sohne über die ersten Gründe der Religion und der Sittenlehre / von Mylord D***; Nebst einem Anhange: Die Religion des Frauenzimmers. Aus dem Französischen übersetzt [von Johann G. Müchler, 1724–1819] (Berlin: Haude und Spener, 1755). Digitalisat: BSB München: Catech. 645.
Joseph Dufour1752–1827.
Dufour, Lettre d’un ThéologienLettre d’un Théologien, ou il est démontré, que l’on calomnie grossièrement St. Thomas, quand on l’accuse d’avoir enseigné qu’il est quelquefois permis de tuer un tyran & d’avoir posé des principes contraires à l’independance des rois (1761).Bénigne Dujardin1689–um 1770. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Suppl./Bd. 63, 1837), S. 94f.
Dujardin, Histoire de Nicolas RienzyHistoire de Nicolas Rienzy, chevalier, tribun et senator de Rome (Paris 1743) [Biga 91/259: »Histoire de Nicolas Rienzi par Mr. de Boispreaux, Par. 743«], Notiz Hamanns N V S. 279. Digitalisat: München, Bayerische Staatsbibliothek: Biogr. 984.Jean Dumont1667–1727. Publizist. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 12, 1814), S. 229–231.Dumont, Histoire militaire du prince Eugène de SavoyeHistoire militaire du prince Eugène de Savoye, du prince et duc de Marlborough, et du prince de Nassau-Frise (3 Bde., Den Haag 1729), Bd. 2 von Jean Rousset de Missy (1686–1762).Dumont, Essay sur la MarineBiga 120/315: »Essay sur la Marine par Dumont, ib. 743« – nicht ermittelt.Pierre Dupuy1582–1651. Bibliothekar von Louis XIV. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 12, 1814), S. 324–326.Dupuy, Tragédies de SophocleTragédies de Sophocle, traduites par M. Dupuy (2 Bde., Paris: Bauche 1762). Digitalisat, Bd. 1: Google Books; Digitalisat, Bd. 2: Google Books.Barnabé Farmian Durosoy1745–1792. Frz.Journalist und Schriftsteller.Durosoy, Mes dix-neuf ansMes dix-neuf ans, ouvrage de mon coeur (Kusko: Naïf [Paris] 1762).André Duryer1580–ca. 1660. Frz. Konsul in Alexandria, Orientalist. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 12, 1814), S. 386f.Duryer, L’Alcoran de MahometL’Alcoran de Mahomet, transl. d’arabe en françois, par le sieur Du Ryer. Nouvelle ed. revue et corr (Amsterdam 1734; zuerst Paris 1647).Johann Jakob Dusch1725–1787. Kgl. dänischer Justizrat, Dramatiker, Übersetzer, siehe Kelchner, Ernst: Dusch, Johann Jakob, in: ADB 5 (1877), S. 494.Dusch, Das ToppeDas Toppe, ein Heldengedicht (Göttingen, Leipzig 1751).
Dusch, Die WissenschaftenDie Wissenschaften (6 Gesänge) (Göttingen 1752). Digitalisat: SLUB Dresden: 2.A.6476.
Dusch, Der SchoosshundDer Schoosshund, ein komisches Heldengedicht in 9 Büchern (Altona 1756).Dusch, Moralische Briefe zur Bildung des HerzensMoralische Briefe zur Bildung des Herzens (2 Tle., Leipzig: Breitkopf 1759). Digitalisat, Tl.1: ULB Halle: AB 41 15/i, 12.
John Dyer1699–1758. Engl. Dichter. Humfrey, B.: Dyer, John, in: Oxford DNB.
Dyer, The FleeceThe Fleece, a poem in IV. Books (London 1754) [Biga 132/43: »The Fleece, a Poem in IV. Books by John Dyer, Lond. 757«].
E
Johann Arnold Ebert1723–1795. Übersetzer u.a. der Werke E. Youngs; siehe: Creizenach, Wilhelm: Ebert, Arnold, in: ADB 5 (1877), S. 586f.
Christoph Gottfried Eckart1693–1750. Buchhändler (Buchhandlung wurde 1746 von übernommen) und Negociant in Königsberg.Justus van Effen1684–1735. Niederländ. Schriftsteller, der aber vornehmlich auf Französisch publizierte und Addisons Spectator nachahmte. Siehe Deutsche Biographie.Johannes EliberitanusAuch: Leo Africanus; eigentlich: Al Hassan Ibn Mohammed Al Wezza Al Fasi. 1490–1540. Arabischer Afrikaforscher.Georgius Elmacinus1223–1302. Jirjis al-Makīn. Ibn al-ʿAmīdElmacinus, Historia ArabicaHistoria Saracenica qua res gestae Muslimorum, inde a Muhammede primo imperii et religionis Muslimicae auctore, usque ad initium Atabacaei per XLIX imperatorum successionem fidelissime explicantur. Insertis etiam passim Christianorum rebus in Orientis potissimum Ecclesiis eodem tempore gestis. Arabice olim exarata a Georgio Elmacino fil. Abuljaseri Elamidi fil. Abulmacaremi f. Abultibi. Et latine reddita opera ac. stud. Th. Erpenii. Accedit et Roderici Ximenez, Archiepiscopi Toletani, Historia Arabum, longè accuratius, quam ante, è manuscripto codice expressa (Leiden: Maire & Elzevier 1625). [Biga 59/18: »Ge. Almacinci Historia Arabica ex ed. Erpenii, Lugd. 625«].Jacob Elsner1692–1750. Reform. Theologe, 1715 Konrektor an der reform. Schule in Königsberg, 1720 Prof. der Theologie in Lingen/Westfalen, 1730 Prof. am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften; siehe: Erbkam, Wilhelm Heinrich: Elsner, Jakob, in: ADB 6 (1877), S. 68f.
Elsner, Observationes SacraeObservationes Sacrae in Novi Foederis Libros, quibus Plura illorum Librorum loca ex Auctoribus potissimum Graecis et antiquitate exponuntur et illustrantur (2 Bde., Utrecht: van Pools 1720/28).Elsner, Philosophische GedankenDie philosophische Gedanken mit der Beyschrift: Dieser Fisch ist nicht vor alle, gedruckt Haag oder vielmehr Paris 1746: Christen werfen die faulen Fische weg, Evang. Matth. 13,48; vernünftig und christlich beantwortet (Halle: Gebauer 1748).Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiersEncyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, hg. v. und (bis 1759), (ab 1760) . Erscheinungsjahr der Bände:
A–Azymites: Juni 1751 (Digitalisat: BSB München: 2 Enc. 10-1);
B–Cézimbra: Januar 1752 (datiert 1751) (Digitalisat: BSB München: 2 Enc. 9-2);
Cha–Consécration: Oktober 1753; Conseil–Dizier, Saint: Oktober 1754; Do–Esymnete: November 1755; Et–Fne: Oktober 1756; Foang–Gythium: November 1757; H–Itzehoa: Dezember 1765; Ju–Mamira: Dezember 1765; Mammelle–Myva: Dezember 1765; N–Parkinsone: Dezember 1765; Parlement–Potytric: Dezember 1765; Pomacies–Reggio: Dezember 1765; Reggio–Semyda: Dezember 1765; Sen–Tchupriki: Dezember 1765; Teanum–Vénerie: Dezember 1765; Vénérien–Zzuéné und Nachträge: Dezember 1765.
Online-Ausgabe: Édition Numérique Collaborative et Critique de l’Encyclopédie.
Hans Engelbrecht1599–1642. Bußprediger, Beiname: deutscher Lazarus, siehe: Frank, G.: Engelbrecht, Hans, in: ADB 6 (1877), S. 130f.
Engelbrecht, Der vom Tode erweckte ProtestantDer vom Tode erweckte Protestant: oder Des Einfältigen Bußpredigers Hans Engelbrechts von Braunschweig Schriften; nie so vollständig gedruckt; In zween Bänden, Mit einer Allgemeinen Vorrede; Darinn, nach einer verfolgten Erzehlung seines Lebens, überhaupt von denenselben und dero Nutzen, vornemlich zu dieser Zeit, kurze Meldung geschicht; Auf Kosten guter Freunde gedruckt (2 Bde., Altona: Iversen 1761). Digitalisat, Ausg. 1773: SUB Göttingen: DD2014 A 233.
Quintus Ennius239–169 v. Chr.Enn. sat.Satiren, lat. saturae.
Dt. Übers. zitiert nach: Otto Weinreich, Römische Satiren (Zürich 1949).
EpikurUm 341–271/270 v. Chr.Beausobre, Les Songes d’EpicureLes Songes d’Epicure, traduits du Grec par M. le Docteur Ugtvogt. Publiés par M. le Chevalier D*** [Beausobre] (Paris: Guérin 1755).
Anonym, Epitre du Chevalier des CygnesEpitre du Chevalier des Cygnes a Don Quichotte de la Manche, Chevalier des lions. Avec des remarques critiques, historiques & philosophiques, où le Commentateur supplée, explique, deffend & embrouille les pensées de son Auteur. sans Dedicace, sans Préface, sans Indice, & sans Errata meme. Erschien vmtl. um 1736. vermutete als Verfasser.
Desiderius Erasmus von RotterdamUm 1467–1536. Kämmel, Heinrich: Erasmus von Rotterdam, Desiderius, in: ADB 6 (1877), S. 160–180.Erasmus (u.a.), De copia verborumDe dvblici copia verborum ac rerum commentarij duo: multa acceßione, nouisq[ue] formulis locupletati. Addita sunt doctißima commentaria M. Veltkirchij, Oratoriæ facultatis, in academia Vuittebergensi, professoris (Erstausgabe nicht ermittelt; H. besaß Basel 1560; Beiträger: Bourbon, Nicolas; Cousin, Gilbert; Bressani, Giovanni; Duchesne, Eustathe; Engelbrecht, Philipp; Episcopius, Nikolaus d.Ä.; Froben, Hieronymus d.Ä.; Grynaeus, Simon; Bigot, Guillaume; Huser, Johannes d.Ä.; Melanchthon, Philipp; Morel, Jean; N. ex Brabantia; Kopp, Veit; Ulpius, Johannes) [Biga 12/185: »Er. Roterodamus de Copia verborum, Bas. 560.«].Erasmus, AdagiaCollectanea adagiorum (Paris 1500) [Biga 59/21: »Erasmi Roterodami Adagia, Col. 612«].Erasmus, Colloquia familiariaColloquia familiaria (Basel 1528) [Biga 72/225: »Erasmi Roterodami Colloquia ex. ed. Schreuelii, Lugd. 664«].
Erotianus1. Jh., griech. Arzt und Grammatiker, Verfasser eines Hippokrates-Glossars.
Erotianus, Magni HippokratisMagni Hippocratis, medicorum omnium facile principis, opera omnia quae extant: in VIII. sectiones ex Erotiani mente distributa. Nunc denuo latina interpretatione & annotationibus illustrata, Anutio Foesio (Genf 1657). [Biga 2/26: »Hippocratis Opera gr. et lat. ex. ed. Foessi, Gen. 657«].
Johann August Ernesti1707–1781. Evang. Theologe, Prof. der Theologie und Beredsamkeit in Leipzig, siehe: Eckstein, Friedrich August: Ernesti, Johann August, in: ADB 6 (1877), S. 235–241.
Ernesti, Initia RhetoricaInitia Rhetorica (Leipzig 1750). Digitalisat, Ausg. 1769: SLUB Dresden: Encycl.681.
Thomas Erpenius1584–1624. Orientalist an der Universität Leiden.
Erpen, Grammatica ArabicaGrammatica Arabica, quinque libris methodicé explicata (Leiden 1613).
Andreas Christian Eschenbach1633–1722. Theologe und Philologe, siehe: Heerwagen: Eschenbach, Andreas Christian in: ADB 6 (1877), S. 337–338.
Eschenbach, Epigenes de poesia orphicaEpigenes de poesia orphica, in Priscas Orphicorum Carminum Memorias liber commentarius (Nürnberg: Endterus 1702). [Biga 5/82: »Andr. Chr. Eschenbach de Poesi Orphica, Nor. 702«]. Digitalisat: Google Books.
Johann Christian Eschenbach1746–1823. Prof. der Rechte in Rostock, siehe: Brie: Eschenbach, Johann Christian, in: ADB 6 (1877), S. 337–339f..
Eschenbach (Hg.), Sammlung der vornehmsten Schriftsteller welche die Würklichkeit ihres eignen Körpers und der ganzen Körperwelt läugnenSammlung der vornehmsten Schriftsteller welche die Würklichkeit ihres eignen Körpers und der ganzen Körperwelt läugnen. Enthaltend des Berkeleys Gespräche zwischen Hylas und Philonous und des Colliers Allgemeinen Schlüssel […] (Rostock: Roese 1756). [Biga 101/85: »J. C. Eschenbachs Samml. der vornehmsten Schriftsteller, welche die Wirklichkeit ihres eignen Körpers und der ganzen Körperwelt leugnen, Rost. 756« u. Biga 117/284: »J. C. Eschenbachs Sammlung der vornehmsten Schriftsteller, welche die Würklichkeit ihres eignen Koerpers und der ganzen Koerperwelt laeugnen, Rost. 756«]. Digitalisat: BSB München: Ph.sp. 251.
Balthasar Ludwig Eskuche1710–1755. Pfarrer und Philologe. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 13, 1815), S. 309.Eskuche, Erläuterung der heiligen SchriftErläuterung der heiligen Schrift aus morgenländischen Reisebeschreibungen (1.–16. Versuch oder 1. Bd: Lemgo 1745/9; 17.–26. Versuch oder 2. Bd: Lemgo 1750/4).François-Ignace Espiard de la Borde1707–1777. Frz. Geistlicher; im Parlament von Dijon, Vikar in Trojes. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 13, 1815), S. 528f.Espiard, L’Esprit des NationsL’Esprit des Nations (2 Bde., Den Haag: Beauregard 1751/2) [Biga 123/353: »Essay sur le genie & les Caracteres des Nations (par l’Abbé d’Espiard) Tom. I. II. Haye 751«; Biga 127/427: »L’esprit des Nations, Haye 752«].
Übers. J. C. Messerschmidt: Das Eigene der Völkerschaften (2 Bde., Altenburg 1754). Digitalisat, Bd. 1: Bayerische Staatsbibliothek: H.g.hum. 48 m-1/2.
Immanuel Justus v. Essen1719–1780. In Riga 1746–55 Diakon, 1755–60 Archidiakon u. seit 1760 Oberpastor am Dom, seit 1759 auch 1. Beisitzer d. Konsistoriums u. Scholarch, siehe: Essen, Immanuel Justus, in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 200.
Johann Georg Essich1645–1705. Rektor in Stuttgart, Abt zu St. Georgen, siehe Deutsche Biographie.Essich, Einleitung zu der allgemeinen und besonderen weltlichen HistorieJohann Georg Essichs Kurze Einleitung zu der allgemeinen und besonderen weltlichen Historie: samt einer kurzen Erd-Beschreibung (1707) [Biga 88/211: »J. G. Essichs Einleitung zur Historie samt einer kurzen Erdbeschreibung, Stuttg. 758«]. Digitalisat, Ausg. 1746: Bayerische Staatsbibliothek: H.un. 186.
Pierre EstèveGeb. ca. 1720. Mitglied der Akademie der Wissenschaft in Montpellier. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 13, 1815), S. 384.Johann Ludwig Estocq1712–1779. Kriegsrat und Richter der frz. Kolonie in Königsberg, Stadtradt, Prof. der Rechte u. Kanzler der Universität ebd., siehe Deutsche BiographieEuripidesca. 480–406 v. Chr.Steinbrüchel, Das tragische Theater der GriechenDas tragische Theater der Griechen, Sophokles und Euripides, übers. v. (2 Bde., Zürich 1763). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: A.gr.a. 2811 p-1.
Eusebios von Caesareaum 265–339. griech. Kirchenvater, um 313 Bischof von Caesarea.
F
Basilius Faber1520–1576. Gen. Soranus. Pädagoge in Quedlinburg und Magdeburg, siehe Kämmel, Heinrich: Faber, Basilius, in: ADB 6 (1877), S. 488–490.
Faber, Thesaurus eruditionis scholasticaeBasilii Fabri Sorani Thesavrvs Ervditionis Scholasticæ omnivm vsvi et disciplinis omnibvs accommodatvs, post celeberrimorvm virorvm Bvchneri, Cellarii, Graevii, Operas et Adnotationes et Mvltiplices Andreae Stv̈bellii cvras itervm recensitvs, emendatvs, locvpletatvs, a Io. Matthia Gesnero (1. Aufl. 1571) [Biga 58/7: Leipzig 1735]. Digitalisat: UB Heidelberg: D 9896 A Folio RES.
Johann Albert Fabricius1668–1736. Evang. Theologe, Polyhistor und Bibliograph, siehe Mähly; Bertheau, Carl: Fabricius, Albert, in: ADB 6 (1877), S. 518–521.
Fabricius, Codex Apocryphus Novi TestamentiCodex Apocryphus Novi Testamenti (Hamburg: Schiller & Kisner 1719). Digitalisat: Bay. SB Regensburg: 999/Script.164.
Marie-Antoinette FagnanGest. ca. 1770. Frz. Schriftstellerin. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 14, 1815), S. 97f.
Fagnan, Le miroir des princesses orientalesLe miroir des princesses orientales (2 Bde., Paris 1755). Digitalisat, Bd. 1: Google Books; Digitalisat, Bd. 2: Google Books.
Marianne Agnese Pillemont de Faulques1723–1773. Frz. Schriftstellerin.
de Faulques, Le Triomphe de l’amitiéLe Triomphe de l’amitié, ouvrage trad. du grec par Mlle de X (London/Paris 1751).
de Faulques, AbassaiAbassai, histoire orientale (Paris: Bauche 1753).
de Faulques, Contes du serailContes du serail, trad. du turcs (Den Haag 1753).
de Faulques, Les prejuges trop brave et trop suivisLes prejuges trop brave et trop suivis (London 1755).
de Faulques, La dernière guerre des bêtesLa dernière guerre des bêtes. Fables pour servir à l’histoire du 18ème siècle (2 Bde., London: Seyffert 1758).
Samuel Benjamin Fehre1704–1772. Pfarrer, siehe Deutsche Biographie.
Fehre, Anleitung zum rechten VerstandAnleitung zum rechten Verstand und Gebrauch der Offenbarung Johannis oder vielmehr Jesu Christi : aus den Schriften bewährter Schriftausleger zusammengezogen ... / nebst einer Vorrede ... Herrn D. Christian August Crusius (Altenburg: Richter 1760).
Marsilio Ficino1433–1499. Italienischer Humanist.
Henry Fielding1707–1754. Engl. Schriftsteller. Battestin, M.: Fielding, Henry, in: Oxford DNB.
Fielding, The History of the Adventures of Joseph AndrewsThe History of the Adventures of Joseph Andrews and of his Friend Mr. Abraham Adams. Written in Imitation of the Manner of Cervantes, Author of Don Quichote (2 Bde., London 1742).
Übers.: Begebenheiten Des Joseph Andrews und seines Freundes Abraham Adams: In dem Geschmacke der Abentheuer des Don Quixotte geschrieben. Mit Kupfern (Danzig: Rüdiger 1745) [Biga 149/333: »Begebenheiten des Q. Andrews von Fielding, Danz. 745«]; 1761 brachte Rüdiger eine überarb. Übers. unter dem Titel Geschichte des Joseph Andrews Bruders der Pamela in Leipzig, Stettin und Berlin heraus.Fielding, PlutusPlutus, the god of riches. A comedy. Translated from the original Greek of Aristophanes: with large notes explanatory and critical. By Henry Fielding, Esq; and the Revd. Mr. [William] Young (London 1742) [Biga 166/602: »Plutus, the God of Riches, a Comedy translated from the Original Greek of Aristophanes with large Notes explanatory and critical by H. Fielding and the Rev. Mr. Young, Lond. 742«].Fieldung, An enquiry into the causes of the late increase of robbersAn enquiry into the causes of the late increase of robbers, & With some proposals for remedying this growing evil. In which the present reigning vices are impartially exposed; and the laws that relate to the provision for the poor, and to the punishment of felons are largely and freely examined (London 1751) [Biga 116/275: »Henry Fielding’s Enquiry into the Causes of the late Increase of Robbers, ib. [London] 751«].Finck von FinckensteinGraf. Nicht ermittelt.
Tommaso FiortifioccaLebensdaten nicht ermittelt.Fiortifiocca, Vita di Cola di RenzoVita di Cola di Renzo tribuno del popolo romano. Scritta in lingua volgare romana di quella età da Tomao Fiortifiocca scribasenato. All’illustrissimo, et eccell. prencipe Paolo Giordano Orsino duca di Bracciano, prencipe di Piombino, etc (Bracciano 1624).Johann Friedrich Fischer1726–1799. Philologe, siehe Deutsche Biographie.Fischer, Platonis DialogiPlatonis Dialogi qvatvor Evthyphro Apolog. Socratis Crito Phaedo : Graece / e recensione Henrici Stephani; varietate lectionis animadversionibusque criticis brevibus illustrati ab Joh. Frider. Fischero (Leipzig: Langenheim 1760) [Biga 13/196: »Platonis IV. Dialogi gr. ex ed. Fischeri. Lips 760«].Karl Konrad FischerKaufmann in Königsberg.Paul Fleming1609–1640. Siehe: Kolde, Theodor: Fleming, Paul, in: ADB 7 (1878), S. 115–117.
Cölestin Flottwell1711–1759. Ab 1750 Rektor der Königsberger Domschule, an der Albertus-Universität Königsberg war er Professor für Rhetorik; 1. Direktor der unter Anleitung Gottscheds 1741 in Königsberg gegründeten ›Königlichen deutschen Gesellschaft‹, siehe Deutsche Biographie.Jean de La Fontaine1621–1695. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 23, 1819), S. 123–136.Fontaine, FabelnContes et nouvelles en vers (London 1743) [Biga 176/748: »Contes & Nouvelles par Mr. de la Fontaine, Tom. I. II. Lond. 743«].
Dt. Übers. zitiert nach: Ernst Dohm u. Gustav Fabricius (Übers.), Jean de La Fontaine: Sämtliche Fabeln. Vollständige Ausgabe. Französisch und Deutsch (München 1978).Bernard le Bovier de Fontenelle1657–1757. Frz. Philosoph in Paris, in der Querelle des Anciens et des Modernes an der Reform der frz. Akademie beteiligt. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 15, 1816), S. 218–226.Fontenelle, Nouveaux Dialogues des MortsNouveaux Dialogues des Morts (Paris 1683).
Wiss. Ausg.: Hans-Horst Henschen (Übers.), Bernard de Fontenelle: Totengespräche (Frankfurt a. M. 1991).Fontenelle, Lettres galantesLettres galantes de Monsieur le Chevalier d’Her*** (2 Bde.; Paris 1683/87).Fontenelle, Entretiens sur la pluralité des mondesEntretiens sur la pluralité des mondes (Paris 1686).
Übers.: Dialogen über die Mehrheit der Welten, übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius, Anm. v. Johann Elert Bode (Berlin 1780).Fontenelle, Histoire des oraclesHistoire des oracles (Amsterdam 1687).Fontenelle, Oeuvres de Monsieur De FontenelleOeuvres de Monsieur De Fontenelle, Des Académies, Françoise, des Sciences, des Belles-Lettres, de Londres, de Nancy, de Berlin Et de Rome. Nouvelle édition (10 Bde., Paris: Brunet 1758-1766).Jean Henri Samuel Formey1711–1797. Langjährig führendes Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften; siehe Richter, A.: Formey, Samuel, in: ADB 7 (1878), S. 156.
Formey, Journal epistolaireJournal epistolaire (2 Tle., Berlin 1755).Formey, Lettres sur l’étatLettres sur l’état présent des sciences et des mœurs (2 Bde., Berlin: Haude et Spener 1759/60).Formey, Anti-EmileAnti-Emile (Berlin 1762).Johann Gangolf Wilhelm Forstmann1706–1759. Evang. Theologe, Studium in Jena, 1732 Pfarrer in Solingen, siehe Ledderhose, Karl Friedrich: Forstmann, Johann Gangolf Wilhelm, in: ADB 7 (1878), S. 190.
Forstmann, Sammlung einiger Worte des Glaubens und der guten LehreSammlung einiger Worte des Glaubens und der guten Lehre (3 Bde., Leipzig, Görlitz: Richter 1749–51).Forstmann, Erfreuliche Nachrichten vor die SünderErfreuliche Nachrichten vor die Sünder! in einigen Buß- und Paßions-Predigten, durch den Druk bekant gemacht / von Johann Gangolf Wilhelm Forstmann, Evangelisch-Lutherischen Pastoren in Sohlingen, Herzogthums Berg (Flensburg, Leipzig, Altona: Korte 1757).Forstmann, Reden, wie sichs ziemetReden, wie sichs ziemet, nach der heilsamen Lehre! in einigen Fest-Predigten über verschiedene Sprüche der heil. Schrift am Neujahr, Ostern, Pfingsten und Weihnachten gehalten, und nun dem Abdrukke überlassen von Johann Gangolf Wilhelm Forstmann, Evangelisch-Lutherischen Pastoren in Sohlingen, Herzogthums Berg (Flensburg, Altona: Korte 1759).N.N. FoussardierVll. ein Sohn des Stabschirurgus Willim Willimowitsch Fussatié in russischen Diensten.Élie Catherine Fréron1718–1776. Frz. Literat und Publizist. Herausgeber der (ab 1749) Lettres sur quelques écrits de ce temps, ab 1754 L’Année littéraire. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 16, 1816), S. 37–42.Charles Alphons Du Fresnoy1611–1665. Frz. MalerDu Fresnoy, L’école d’Uranie, ou L’art de la PeintureL’école d’Uranie, ou L’art de la Peinture, traduit du Latin de Ch. A. Du Fresnoy (Paris 1668).Fresnoy, De arte graphicaDe arte graphica/L’art de peinture , de Charles-Alphonse Du Fresnoy, traduit en françois, avec des remarques (Paris 1668). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: V-23873.
Übers.: Kurtzer Begriff der Theoretischen Mahler-Kunst / aus dem Lateinischen des C. A. du Fresnoy, ins Teutsche übersetzet von S. T. Gerike (Berlin: Rüdiger 1699). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Bibl. Diez qu. 1950.
Theodor Michael Freytag1725–1790. Lehrer an der Königsberger Domschule.Friedrich II. v. Preußen1712–1786.
Gustav Berthold Volz, Die Werke Friedrichs des Großen. In deutscher Übersetzung (10 Bde., Berlin 1913f.)Friedrich II., Mémoires pour servir à l’histoire de BrandebourgMémoires pour servir à l’histoire de Brandebourg, précedés d’une discourse préliminaire, et suivi de trois dissertations sur la religion, les moeurs, le gouvernement du Brandebourg et d’une quatrième sur les raisons d’etablir ou d'abroger les loix (2 Bde., Berlin, Den Haag 1750/51) [Biga 83/151: »Mémoires pour servir à l’Histoire de Brandebourg, Tom I. II. 750. 51«].
Übers.: Denkwürdigkeiten der Brandenburgischen Geschichte, aus dem Französischen übersetzt (3 Bde., Frankfurt, Leipzig 1750). Digitalisat, Bd. 1: Bayerische Staatsbibliothek: Bor. 55 a-1/2; Tl 2: Fortgesetzte Merkwürdigkeiten zur Erläuterung der Brandenburgischen Historie (Frankfurt, Leipzig 1750). Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.Boruss.391.
Friedrich II., AntimachiavellAntimachiavell ou Essai de Critiques sur le Prince de Machiavel, publié par Mr. de Voltaire (Den Haag 1740).Friedrich II., Lettres Au Publicübers. von : Schreiben an das Publikum (3 Bde., Berlin: Voss 1753). Digitalisat, Bd. 1: ULB Halle: Dd 2744 e/5 (8).
Friedrich II., Ode sur la mortOde sur la mort, par de main de maître (Den Haag 1755).Friedrich II., Poësies DiversesPoësies Diverses (Berlin: Voss 1760 u. Amsterdam: Schneider 1760). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 1711.
1760 erschienen zahlreiche, auch unautorisierte Fassungen des Werks, Hamann besaß vmtl. die in Berlin bei Voss erschienene, vom Marquis D’Argens im Auftrag von Friedrich II. autorisierte Oktav-Ausgabe.
Friedrich II., Oeuvres Du Philosophe De Sans-SouciOeuvres Du Philosophe De Sans-Souci (3 Bde., Potsdam 1760; Ergänzungsband: Supplément aux Oeuvres Du Philosophe De Sans-Souci [Berlin 1762]). Digitalisat, 2. Auflage: BSB München: P.o.gall. 871-1.
Friedrich II., Kriegs-KunstDes größesten Meisters in der Kriegs-Kunst Anweisung um den Krieg mit Vortheil zu führen : Nebst kurzen Grundsätzen für die leichte Völker, Wie dieselben ihre Unternehmungen in dem kleinen Kriege sicher stellen sollen : Mit nöthigen Anmerkungen erläutert. Und mit 14 illuminirten Plans versehen / Herausgegeben von dem chursächsischen Obristlieutenant Georg Rudolf Fäsch. (Leipzig 1762) Digitalisat: ULB Sachsen-Anhalt: AB 51 23/h, 5.
Andreas Fritz1711–1790. Jesuit, siehe Deutsche Biographie.Andreae Friz e Societatis Jesu, Tragoediae duae et totidem DramatiaTragoediae duae et totidem Dramatia (Wien 1757; deutsche Übersetzung Wien 1762).
Gottlieb Fuchs1721–1799. Im Vorwort zu Gedichte eines ehemals in Leipzig studirenden Bauers-Sohnes (Dresden, Leipzig 1771) beschreibt der Hg. Heinrich August Offenfelder den Lebensweg des »Bauers-Sohnes« Gottlieb Fuchs. Hagedorn ermöglichte dem mittellosen dichtenden Bauernsohn Gottlieb Fuchs, der 1745 nach Leipzig kam, über vier Jahre hinweg durch eigene Mittel sowie durch gesammelte Beiträge in Höhe von insgesamt 700 Talern das Studium. Vgl. Friedrich von Hagedorn, Poetische Werke, hg. v. J. Joachim Eschenburg, 5. Theil (Hamburg 1800), S. 48–70 und .Fuchs, GedichteDrey Gedichte eines studirenden Bauern-Sohnes ([Dresden] 1751) [= Biga 160/518: »Drey Gedichte eines studierenden Bauern-Sohns, 751«]. Digitalisat: UB Heidelberg: G 5750-8 RES.
Johann Daniel Funck1721–1764. Professor beider Rechte, Privatdozent an der Universität Königsberg.Funck, RechtsgelahrsamkeitKurze Anweisung vor einen der sich der Rechtsgelahrsamkeit zu widmen gedenket was vor Wissenschaften, und in welcher Ordnung er dieselben erlernen muesse. Auf Verlangen ausgefertiget von Johann Daniel Funk beyder Rechte Doctor in Koenigsberg (Danzig 1760).
Johann Funck1518–1566. Ab 1549 Hofprediger und Hofrat in Königsberg, als Anhänger Andreas Osianders wurde er 1566 als Gefährder der öffentl. Ordnung verurteilt und hingerichtet. Möller: Funck, Johannes, in: ADB 8 (1878), S. 197–199.
G
Jean GagnierCa. 1670–1740. Frz. Geistlicher, Orientalist in Oxford. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 16, 1816), S. 262–264.Gagnier, La vie de MahometLa vie de Mahomet, traduite et compilée de l’Alcoran, des traditions authentiques de la Sonna, et des meilleurs auteurs arabes (3 Bde., Amsterdam 1732). Digitalisat, Druck 1748, Bd. 1: Bayerische Staatsbibliothek: Turc. 43-1.
Thomas Gale1636–1702. Engl. Philologe, Dekan in York, siehe Nicholas Doggett: Gale, Thomas, in: Oxford DNB.Gale, Rhetores selectiRhetores selecti. Demetrius Phalereus, Tiberius Rhetor, Anonymus Sophista, Severus Alexandrinus. Graece et latine (Oxford: Sheldon 1676). [Biga 12/186: »Rhetores selecti gr. & lat. ex ed. Th. Gale, Oxon. 676«]
Jean-Jacques Garnier1729–1805. Frz. Historiograph, Akademiemitglied. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 16, 1816), S. 489–491.Garnier, L’Homme de lettresL’Homme de lettres (Paris 1764). [Biga Biga 176/744: »L’Homme de lettres par Garnier, Par. 764«].
Vincenz Maria Gaudio1722–1796. Lehrer der ital. Sprache in Gießen und Göttingen, siehe Deutsche Biographie.Gaudio, Scelta di varii pezzi dei piu classici autoriScelta di varii pezzi dei piu classici autori, con annotazione e giunte par la lingua e letteratura Italiana (2 Bde., Göttingen: Vandenhoeck 1757/8) [Biga 165/582: »Scelta die Vinc. Gaudio, Tom. I. II. Braunschw. 763. 764«]. Digitalisat; Bd. 1: Google Books; Digitalisat; Bd. 2: Google Books.
James Geddes1710–1749. Schott. Advokat und Schriftsteller. siehe Gordon Goodwin, revised by Philip Carter: Geddes, James, in: Oxford DNBGeddes, composition and manner of Writing of the AntientsEssay on the composition and manner of Writing of the Antients, particularly Plato (Glasgow 1748).
Übers.: Versuch über die Schreibart der Alten, besonders Plato. Aus dem Engl. übersetzt, in: Sammlung vermischter Schriften zur Beförderung der schönen Wissenschaften, hrsg. von Friedrich Nicolai, Bd. 3/4 (Berlin 1759).
Gelehrte Abhandlungen und Nachrichten aus und von Rußland, geliefert von der Schule der evangelischen St. Peterskirche zu Petersburg1764-1765, 2 Stück, in Königsberg hrsg. von [Biga 85/176: »Büsching. Nachrichten von den evangelischen Gemeinen in Petersburg«]Christian Fürchtegott Gellert1715–1769. Schmidt, Erich: Gellert, Christian Fürchtegott, in: ADB 8 (1878), S. 544–549.
Gellert, Leben der schwedischen GräfinLeben der schwedischen Gräfin von G*** (2 Tle., Leipzig: Wendler 1747/8). Digitalisat, Tl. 1: HAB Wolfenbüttel Wa 1100 (1).
Gellert, Fabeln und ErzählungenFabeln und Erzählungen (Leipzig: Wendler 1746). Digitalisat, Aufl. 1756: SBB-PK Berlin: Yk 6901-1/2.
Gellert, Pro comoedia commoventePro comoedia commovente Commentatio Orationi Aditiali D. XIV. Iul. MDCCLI. In Audit. Philos. Habendae (Leipzig 1751). Digitalisat: BSB München: 4 Diss. 736#Beibd.31.
Briefe von Gellert und RabenerBriefe von Gellert und Rabener, wie auch des Letztern Unterredung mit dem König von Preussen (Köln 1761).
Aulus GelliusGeb. um 130.
Dt. Übers. zitiert nach: Georg Fritz Weiß (Übers.), Die attischen Nächte (2 Bde., 1875–1876; Nachdruck Darmstadt 1981).Johann Gottfried Gellius1732–1781. Theologe, siehe Deutsche Biographie.
Gellius, Anmerkungen zum Gebrauche deutscher KunstrichterAnmerkungen zum Gebrauche deutscher Kunstrichter: nebst einigen andern Wahrheiten (1762). Digitalisat: BSB München: L.eleg.g. 591 t.Gellius, Die Geschichte eines jungen Herrn von ihm selbst aufgezeichnetDie Geschichte eines jungen Herrn von ihm selbst aufgezeichnet. Aus dem Englischen (Leipzig 1763).Eberhard Friedrich Frh. v. Gemmingen1726–1791. Regierungspräsident in Stuttgart, siehe Hartmann, Julius: Gemmingen-Presteneck, Eberhard Friedrich Freiherr von, in: ADB 8 (1878), S. 557.
Gemmingen, Lieder, Oden und ErzählungenLieder, Oden und Erzählungen, in zwei Büchern (1750).Gemmingen, BriefeBriefe, nebst andern poetischen und prosaischen Stücken (Frankfurt/Leipzig 1753) [Biga 143/231: »(von gemmingen) poetische und prosaische Stücke, Braunschw. 769«]. Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yl 611.
Georg von Pisidienca. 580–635. Oströmischer Dichter.
Georg von Pisidien, Hexameron seu cosmurgiaHexameron seu cosmurgia opus six dierum sive mundi officium poema. Eiusdem senarii de vanitate vitae(Paris: Morel 1584).Daniel Gerdes1698–1765. Reform. Theologe, Kirchenhistoriker, ab 1734 Prof. der Theologie in Groningen. Krafft, Carl: Gerdes, Daniel, in: ADB 8 (1878), S. 730f..Gerdes, Introductio in historiam Euangelii Saeculo XVIIntroductio in historiam Euangelii Saeculo XVI passim per Europam renovati doctrinaeque reformatae (4 Bde., Groningen: Spandaw 1744–52). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: 4 H.ref. 367-1.
Paul Gerhardt1607–1676. Evangelisch-lutherischer Theologe, Kirchenlieddichter, siehe Bertheau, Carl: Gerhardt, Paul, in: ADB 8 (1878), S. 774–783.
Gerhardt, Nun ruhen alle WälderNun ruhen alle Wälder; erschien erstmals 1647 im Gesangbuch Praxis Pietatis Melica von Johann Crüger; Evangelisches Gesangbuch Nr. 477.Johann Heinrich Gerhard1711–1765. Ab 1752 Baudirektor in Königsberg. Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15, S. 304.
Johann Christoph Gericke1728–1782. Hs. Jugendfreund, 1747 in Königsberg, 1755 in Göttingen immatrikuliert, seit 1759 Pfarrer an der Gertrudenkirche in Riga, Kollege Herders.
Heinrich Wilhelm v. Gerstenberg1737–1823. Ab 1765 in Kopenhagen, 1775-1783 dänischer Konsul in Lübeck, Lyriker, Dramatiker. Redlich: Gerstenberg, Heinrich Wilhelm von, in: ADB 9 (1879), S. 60–66.Konrad Gesner1516–1565. Prof. der Philosophie in Zürich; siehe Mähly: Gesner, Konrad, in: ADB 9 (1879), S. 107–120.
Johann Matthias Gesner1691–1761. Klass. Philologe, 1743 Prof. der Poesie und Universitätsbibliothekar in Göttingen. Eckstein, Friedrich August: Gesner, Johann Matthias, in: ADB 9 (1879), S. 97–103.Gesner, Q. Horatii Flacci EclogaeQ. Horatii Flacci Eclogae cum scholiis veteribus castigavit et notis illustravit Guiliemus Baxterus. Varias
lectiones et observationes addidit Io. Matthias Gesnerus quibus et suas adspersit Io. Carolus Zeunius.
Editio repetita auctior et emendatior (Leipzig: Breitkopf 1752) [Biga 10/158: »Horatius Flaccus ex ed. Jo. Matth. Gesneri, Lips. 752«]. Digitalisat: ULB Halle: AB 40 5/h, 4.Salomon Gesner1730–1788. Dichter und Verleger. Creizenach, W.: Gesner, Salomon, in: ADB, S.[Online-Version].Gesner, SchriftenSchriften (4 Bde., Zürich: Orell 1762).Peter Giannoni1676–1748. Ital. Rechtsgelehrter und Schriftsteller.Giannoni, Geschichte des Königreiches NeapelPeter Giannone bürgerliche Geschichte des Königreiches Neapel, nach der letzten ansehnlich vermehrten italienischen Ausgabe in Teutsche übersetzt, und mit neuen Anmerkungen versehen von Otto Chr. v. Lohenschiold. Th 1, enthaltend den Zustand und die Verfassung des Königreichs unter den Römern, Griechen und Longobarden (4 Bde., Ulm/Leipzig/Frankfurt 1758/70) [Biga 76/35: »Pet. Giannone Geschichte des Königreichs Neapel, 1. 2. Th. Frft. 758–62«].Johann Georg Gichtel1638–1710. Jurist, Mystiker; in späten Studienheften machte sich H. Notizen zu Gichtes bzw. J. Böhmes Werk (N V S. 324f.). Holland, Hyacinth: Gichtel, Johann Georg, in: ADB 9 (1879), S. 147–150.
Adam Ludwig Giese1704–1762. Prediger, siehe Deutsche Biographie.Giese, Jesus als die eine wiedergefundene köstliche PerleJesus als die eine wiedergefundene köstliche Perle wurde in einer Predigt am 1. Sonnt. nach Epiph. 1739 in der Schloß-Kirche zu Berum betrachtet und auf Begehren dem Druck überlassen (Kopenhagen: Roth 1754).Gabriel Girard1677–1748. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 17, 1816), S. 449–452.Girard, La justesse de la langue françoiseLa justesse de la langue françoise, ou les différentes significations des mots qui passent pour synonimes (Paris 1718).Nikolaus Dietrich Giseke1724–1765. Evang. Theologe, Schriftsteller, Redakteur der Bremer Beiträge; siehe Spehr, F.: Giseke, Nicolaus Dietrich, in: ADB 9 (1879), S. 192f.
Giseke, Zwo PredigtenZwo Predigten. Die eine über das rechtschaffene Bekenntniß von Christo; die andere über die Ursachen von der Unfruchtbarkeit des göttlichen Wortes (Hamburg: Bohn 1752).Salomon Glassius1593–1656. Theologe und Philologe, Prof. in Jena, Direktor der Weimarischen Bibliothek; siehe Redslob, Gustav Moritz: Glassius, Salomo, in: ADB 9 (1879), S. 218f.
Glass, Philologia sacraPhilologia Sacra, totius SS. veteris et Novi Testamenti scripturae tum stylus et literatura, tum sensus et genuinae interpretationis ratio et doctrina libris quinque expenditur ac traditur; qui absolvuntur Philologia B. Auctori speciatim sic dicta, grammatica & rhetorica sacra (Leipzig: Gleditsch 1705) [Biga 60/43: »Sal. Glassii Philologia sacra, Lips. 705«]. Digitalisat: SuStB Augsburg: 4 Th Ex 151.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim1719–1803. »Deutscher Anakreon«, Mittelpunkt des Halberstädter Dichterkreises, siehe: Creizenach, Wilhelm: Gleim, Ludwig, in: ADB 9 (1879), S. 228–233.
Walter Hettche (Hg.), Johann Wilhelm Ludwig Gleim: Ausgewählte Werke (Göttingen 2003).Gleim, Versuch in Scherzhaften LiedernVersuch in Scherzhaften Liedern (Berlin 1745). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 476 w-1/2.
Gleim, FabelnFabeln (Berlin, Leipzig 1756).Gleim, RomanzenRomanzen (Berlin, Leipzig 1756).Gleim, Sieges-LiederEin Schlachtgesang und zwey Siegeslieder von einem preussischen Grenadier (1758).Rudolf Goclenius1547–1628. Prof. der Logik in Marburg. Freudenthal, Jakob: Goclenius, Rudolf, in: ADB 9 (1879), S. 308–312.
Goclenius, Problemata GrammaticaObservationum Linguae Latinae, sive puri sermonis analecta Rodolpho Goclenio, Professore Philosophico in Academia Marpurgensi Auctore. Auctoria, et ab ipso authore nunc correctius ultimum edita omnibus purae emendataeque locutionis studiosis profutura, cum quinque libris variorum problematum grammaticorum (Leipzig 1624) [Biga 68/156: »Rod. Goclenii Obseruationes Linguae latinae et Problemata Grammatica, Lips. 624«].Antoine-Yves Goguet1716–1758. Frz. Historiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 17, 1816), S. 601f.Goguet, De l’origine des loix, des arts, et des sciencesDe l’origine des loix, des arts, et des sciences, et de leurs progrès chez les anciens peuples (3 Bde., Paris, Den Haag 1758): 1.: »Depuis le d’eluge jusqu’à la mort de Jacob«, 2.: »Depuis la mort de Jacob, jusqu’à l’établissement de la royauté chez les Hébreux«, 3.: »Depuis l’établissement de la royauté chez les Hébreux jusqu´à leur retour de la captivité« [Biga 74/246: »De l’Origine des Loix, des Arts & des Sciences par Mr. Goguet, Tom. I. II. III. Hage 768«].Paulus de GothanStudienfreund Hs., später Waisengerichts-Sekretär.Oliver Goldsmith1728–1774. Irischer Schriftsteller, siehe John A. Dussinger: Goldsmith, Oliver, in: Oxford DNB.Goldsmith, The Citizen of the World or Letters from a Chinese PhilosopherThe Citizen of the World or Letters from a Chinese Philosopher, residing in London, to his Friends in the East (London 1762).
Übers.: Briefe eines chinesischen Weltweisen an seine Freunde in den Morgenländern (2 Bde., Leipzig: Weidmanns Erben und Reich, 1763/64).
Jakobus Golius1596–1667. Niederländ. Orientalist und Philologe in Leyden, siehe Slee, Jacob Cornelis van: Golius, Jakob, in: ADB 9 (1879), S. 343.
Golius, Lexicon, Arabico-LatinumLexicon, Arabico-Latinum. Contextum ex Probatioribus Orientis Lexicographis; accedit index Latinvs copiosissimus, qvi lexici Latino-Arabici vicem explere possit (London: Elsevir 1653) [Biga 58/13: »Jac. Golii Lexicon Arabicum, Ludg. 653«]. Digitalisat: BSB München: Res/2 L.as. 12.
Johann Christoph Gottsched1700–1766; Bernays, Michael: Gottsched, Johann Christoph, in: ADB 9 (1879), S. 497–508.
Wiss. Ausg.: Ausgewählte Werke, hg. v. Joachim u. Brigitte Birke (12 Bde., Berlin 1968–1995).
Gottsched, Versuch einer Critischen DichtkunstVersuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Darinnen erstlich die allgemeinen Regeln der Poesie, hernach alle besondere Gattungen der Gedichte, abgehandelt und mit Exempeln erläutert werden: Uberall aber gezeiget wird Daß das innere Wesen der Poesie in einer Nachahmung der Natur bestehe (Leipzig: Breitkopf 1730). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 P GERM I, 134 RARA.
Gottsched, Die Deutsche SchaubühneDie Deutsche Schaubühne (6 Bde., Leipzig 1741–45).Gottsched, Grundlegung einer deutschen SprachkunstGrundlegung einer deutschen Sprachkunst. Nach den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jetzigen Jahrhunderts abgefasset (Leipzig 1748); Kern der deutschen Sprachkunst, aus der ausführlichen Sprachkunst, zum Gebrauche der Jugend (Leipzig 1754); Vollständigere neu erläuterte deutsche Sprachkunst (Leipzig 1757).Johann Nicolaus Götz1721–1781. Evang. Theologe, Feldprediger, Superintendent, Übers. J. B. L. Gressets. Franck, Jakob: Götz, Nikolaus, in: ADB 10 (1879), S. 252f.
Götz, Die Gedichte Anakreons und der Sappho OdenDie Gedichte Anakreons und der Sappho Oden (Karlsruhe: Macklot 1760) [Biga 157/461; 161/520: 1761]. Digitalisat BSB München: A.gr.a. 272.
Johann Melchior Goeze1711–1786. Evang. Theologe, Bertheau, Carl: Goeze, Johan Melchior, in: ADB 9 (1879), S. 524–530.
Goeze, Heilsame Betrachtung des Todes und der EwigkeitHeilsame Betrachtung des Todes und der Ewigkeit (2 Bde., Breslau 1755).
Pierre Ange Goudar1708–1791. Frz. Schriftsteller.Goudar, Les interêts de la France mal entendusLes interêts de la France mal entendus, dans les branches de l’agriculture, de la population, des finances, du commerce, de la marine & de l’industrie (Amsterdam 1737) [Biga 127/417: »Les interets de la France mal entendus (par le Chevalier Ange Goudard) Tom I. II. Amst. 737. Le troisieme Tome manque.«].Goudar, Rélation historique de LisbonneRélation historique du tremblement de terre, survenu à Lisbonne le premier Novembre 1755: avec un détail contenant la perte en hommes, eglises, convens, palais, maissons, diamans, meubles, marchandises, etc. Précedée d’un discours politique sur les avantages que le Portugal pourroit retirer de son malheur dans lequel l’auteur développe les moyens que l’Angleterre avoit mis jusques-là en usage pour ruiner cette monarchie (Den Haag 1756) [Biga 120/318: »Relation historique du tremblement de terre, survenu à Lisbonne avec un un Discours politique sur les avantages, que le Portugal pourroit retirer de son malheur (par Goudard) Haye 756«].Barthélemy-Claude Graillard de Graville1727–1764. Frz. Schriftsteller.Graville, Ami de FillesAmi de Filles (Paris: Dufour 1761).Graville, L’Homme vraiL’Homme vrai (Paris 1762).Theodor Theophil GregoroviusLebensdaten nicht ermittelt. Zusammen mit und in Königsberg immatrikuliert.Der GreisTheil 1–16, 1763-1766, moralische Wochenschrift hrsg. in Magdeburg von Johann Samuel Patzke (1727-1787), evang. TheologeJean Baptiste Louis Gresset1709–1777. Frz. Dichter, bis 1735 Jesuit, ab 1748 Mitglied der ›Académie française‹. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 18, 1817), S. 451–455.Gresset, La ChartreuseLa Chartreuse. Epître à M. D.D.N., par l’auteur de Ver-Vert. Du 17 novembre 1734 (1735). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: 8-Z LE SENNE-5948 (2).
Übers.: Papperle: in vier Gesängen. Der Frau von *** Aebtißinn zu ** zugeeignet (Frankfurt, Leipzig: Maklot 1760). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 940 dGresset, OeuvresOeuvres de Monsieur Gresset, de l’Académie Françoise. Nouvelle Edition. Revue, corrigée & considérablement augmentée (Amsterdam 1755) [Biga 176/755: »Oeuvres de Mr. Gresset, Tom I. II. Amst. 755.«].Friedrich Melchior Grimm1723–1807. Seit 1777 Frh. Grimm von Grimmhof, frz. Schriftsteller und Kritiker deutscher Sprache, seit 1748 in Paris, seit 1776 sachsen-goth. Gesandter am franz. Hof. Bedeutend auch als Dokumentar der Kultur- und Sozialgeschichte Frankreichs. Hg. der Correspondance littéraire, philosophique et critique (Paris 1753–82). Haacke, Wilmont: Grimm, Melchior Freiherr von, in: NDB 7 (1966), S. 86–88.
Grimm, Le petit prophèteLe petit prophète de Boehmischbreda (1753). Digitalisat: BSB München: Mus.th. 1396.
Francesco Griselini1717–1784. Ital. Gelehrter und Reisender, siehe Deutsche Biographie.
Griselini, Memorie anedoteMemorie anedote spettanti alla vita ed agli studi del sommo filosofo e giureconsulto F. Paolo Servita (1760).
Übers.: Francisci Griselini Denkwürdigkeit des berühmten Frà Paolo Sarpi, ehemaligen serviteur in Venedig, oder Merkwürdige Anecdoten zu dem Leben und Schriften dieses berühmten Mannes […], übers. von (Ulm: Bartholomaei 1761). Digitalisat: Augsburg SSB: Bio 2864.
Johann Ernst van der GroebenGraf. 1743 bis 1753 Hofgerichtsrat in Königsberg. Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15, S. 350.
Wilhelm Ludwig van der Groeben1690–1760. 1745 bis 1751 Hofrichter in Königsberg, 1751 zum Minister ernannt. Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15, S. 351.
Johann Carl Gronert1726–1776. 1761 bis 1776 Diakon an der Kneiphöfischen Domkirche in Königsberg.
Johann Christian Gründler1716–1786. Superintendent in Müncheberg, siehe Deutsche Biographie.Gründler, Sammlung einiger Zeugnisse der WahrheitSammlung einiger Zeugnisse der Wahrheit über verschiedene Stellen der heiligen Schrift in zehen Predigten (Frankfurt 1757).Elisabeth GrundtLebensdaten nicht ermittelt; geb. Presch, Witwe eines Seidenhändlers in Libau, dessen Geschäft sie weiterführte.Simon Grynäus1493–1541. Pfarrer und Übersetzer in Basel.Philippo Guadagnoli1596–1656.Guadagnoli, Breves arabicae linguae institutionesBreves arabicae linguae institutiones (Rom 1642).Karl Theophil Guichard1724–1775. Auch Quintus Icilius genannt. Gesellschafter Friedrichs II. v. Preußen, siehe Poten, Bernhard von: Guichard, Karl Theophil, in: ADB 10 (1879), S. 104–106.Guichard, Mémoires militaires sur les Grecs et les RomainsMémoires militaires sur les Grecs et les Romains. Ou L’On A Fidelement Retabli, Sur Le Texte De Polybe Et Des Tacticiens Grecs Et Latins, La plupart des Ordres de Bataille & des grandes Operations de la Guerre … Une Dissertation Sur l’Attaque Et La Defense Des Places Des Anciens; La Traduction D’Onosander Et De La Tactique D’Arrien, Et L’Analyse De La Campagne De Jules Cesar En Afrique … (La Haye: Pierre de Hondt 1758). Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: 4 Mil.g. 76-1/2.
Johann Gottlieb Gundling1747 an der Königsberger Universität immatrikuliert. Laut Biga 197/80 erschienen von ihm: Joh. Gottl. Gundlings Freudenlieder, nebst der Fortsetzung, Königsb. 767. Der Titel ist nicht ermittelt.Claude-Marie v. Guyon1699–1771. Frz. Historiker.Guyon, Histoire des Amazones anciennes et modernesHistoire des Amazones anciennes et modernes (Paris 1740).
Übers.: Claude-Marie Guyon Geschichte der Amazonen; a. d. Engl. von Johann Georg Krünitz (Berlin, Stettin und Leipzig: Rüdiger 1763). Digitalisat: Google Books.
H
Theodor Hackspan1607–1659. Theologe, Orientalist in Altdorf, siehe Redslob, Gustav Moritz: Hackspan, Theodor, in: ADB 10 (1879), S. 299f.Friedrich von Hagedorn1708–1754. Siehe: Creizenach, Wilhelm: Hagedorn, Friedrich von, in: ADB 10 (1879), S. 325–327.
Hagedorn, Oden und LiederOden und Lieder in 5 Büchern (Hamburg: Bohn 1747/1754), darin die Oden »Chloris«, S. 83 und »Phryne«, S. 132. Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: P.o.germ. 541.
Hagedorn, Die FreundschaftDie Freundschaft (Hamburg 1748). Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Germ.rec.B.201,4.
Auch in Moralische Gedichte, S. 61–86.
Hagedorn, Moralische GedichteMoralische Gedichte (Hamburg 1750) [Biga 160/518: »Fr. von Hagedorn’s Moralische Gedichte, Hamb. 750.«].Hagedorn, HorazHoraz (Hamburg 1751). Digitalisat: SBB-PK Berlin: 4" Yk 4446.
Christian Ludwig von Hagedorn1712–1780. Siehe: Wessely: Hagedorn, Christian Ludwig von, in: ADB 10 (1879), S. 325–325.
Hagedorn, Betrachtungen über die MahlereyBetrachtungen über die Mahlerey (2 Bde., Leipzig: Johann Wendlern 1762). [Biga 152/395 u. 162/542: »v. Hagedorn’s Betrachtungen über die Malerey, Leipz. 762; Betrachtungen über die Malerey, Th. I. II. Leipz. 762«] Digitalisat, Bd. 1: BSB München: Art. 27-1.
Johann Friedrich Hähn1710–1789. Abt in Klosterbergen, Pastor an der Dreifaltigkeitskirche und Inspektor der Realschule in Berlin, 1771 kurzzeitig unter dem Verdacht des Pietismus von Friedrich II. v. Preußen seines Amtes enthoben, dann Generalsuperintendent in Ostfriesland. Kämmel, Heinrich: Hähn, Johann Friedrich in: ADB 10 (1879), S. 373f.
Hähn, GlaubensgehorsamDer Glaubensgehorsam wahrer Christen bey den bekümmerlichen Führungen Gottes wurde aus dem Evangelio Matt. 2,13–23 am Sonntage nach dem Neuen Jahre 1757 zu Berlin in der Dreyfaltigkeitskirche vorgestellet (Berlin: Buchladen der Real-Schule 1757).Hähn, Soliditas oder GründlichkeitUntersuchung was Soliditas oder Gründlichkeit wie in allen, vornemlich in Schul-Sachen heiße: Womit zugleich derer Königl. Preuß. bey der Dreyfaltigkeits-Kirche und Schul-Anstalten, hochverordneten Herren Ober-Curatoren, Excell. Excell. Excell. und Hochwohlgebohrnen, nebst anderen hohen Gönnern und Freunden guter Schulen, zu einer auf dem 5ten, 6ten, und 7ten April 1758. angesetzten feyerlichen Rede-Uebung, wobey das gewöhnliche halbjährige Examen soll gehalten werden, unterthänig und gehorsamst einladet Johann Friedrich Hähn (Berlin: Henning 1758); 2. Teil: Weitere Fortsetzung der Untersuchung, was Soliditas oder Gründlichkeit [...] (Berlin: Henning 1759). Digitalisat, Tl. 1: SBB-PK Berlin 6 in: Ah 15754.
Elisabeth Charlotte Benigne v. Hahngest. 1800. Verh. v. Korff.
Hahn, Lettres morales pour former le coeurLettres morales pour former le coeur; traduite de l’Allemand de Mr. Dusch (Königsberg: Kanter 1765).Johann Bernhard Hahn1725–1794. Prof. der Beredsamkeit und Geschichte, Orientalist.
Albrecht v. Haller1710–1789. Schweizer Mediziner, Arzt, Naturforscher, Dichter; siehe: Blösch: Haller, Albrecht von, in: ADB 10 (1879), S. 420–427.
Gottfried HallervordGest. 1759. Buchhändler und -sammler in Königsberg.
Johann Georg Hamann1730–1788.
Wiss. Gesamtausg. (=N): Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke, hg. v. Josef Nadler (Wien 1949–1957; Reprint: Wuppertal 1999); Die einzelnen Bände: Bd. I: Tagebuch eines Christen; Bd. II: Philosophie, Philologie, Kritik (1758–1763); Bd. III: Sprache, Mysterien, Vernunft (1772–1788); Bd. IV: Kleine Schriften (1750–1788); Bd. V: Tagebuch eines Lesers (1753–1788); Bd. VI: Der Schlüssel (1750–1788).
Hamann, Gelegenheitsgedichte
Wahrscheinlich in den Jahren 1749 bis 1751 entstanden.: Glückwunsch eines Sohns am Geburtstage seines Vaters, 1749, Freundschaftlicher Gesang auf die Heimkunft des Herrn S. G. H., 1751, Auf den Zwey und Zwanzigsten des Christmonaths, 1751.
In sind sie am Ende des Bandes erstmals, im Kontext früher Schriften, publiziert; ED S. 231–240.
Edition: N II S. 225–232.
Hamann, Lateinisches ExercitiumLateinisches Exercitium.
Im April 1751 verteidigte bei seiner Promotion seine Thesen zum Thema »Commentatio philosophica de somno et somniis« gegen die verabredeten Gegner und . Hamann sekundierte mit dem Exercitium. In ist es am Ende des Bandes erstmals, im Kontext früher Schriften, publiziert; ED S. 222–230.
Edition: N II S. 219–224.
Hamann, Daphne
zus. , , , , , , , Johann Gottlieb Schweder, Ernst Christoph Estler, Chloe von Wolson u.a., Daphne (60 Ste, Königsberg: Dorn 1749/50).
Nachdruck in: Kohnen (1991). Vgl. auch Kohnen (2000) und Kohnen (1989).
Einige Beiträge, für die J. Nadler die Verfasserschaft Hamanns annahm: N IV S. 13–34.
Hamann, Berliner Notizbuch
Edition: N V S. 125–205.
Das sog. ›Berliner Notizbuch‹ wurde von Hamann vermutlich zwischen 1753 und 1756, also vom Beginn seiner Zeit als Hauslehrer in Grünhof bis zu seiner Abreise nach London, beschrieben. Vgl. N V App. S. 377–381.
Original: Staatsbibliothek zu Berlin, Herder Nachlass, XXXVIII,3. Photographie: ULB Münster: N. Hamann Bd. 101.
Hamann, Königsberger Notizbuch
Edition: N V S. 207–310.
Das sog. ›Königsberger Notizbuch‹ wurde von Hamann vermutlich zwischen 1753 und 1756, also vom Beginn seiner Zeit als Hauslehrer in Grünhof bis zu seiner Abreise nach London, beschrieben. Vgl. N V App. S. 377–381.
Original verschollen. Photographie: ULB Münster: N. Hamann Bd. 102/103.
Hamann, RapinRené de Rapin, Betrachtungen über die Philosophie. Übers. und Auszüge aus .
Edition: N IV S. 43–129.
Entstehungszeit Mitte der 1750er Jahre, also Hamanns Hofmeister-Zeit.
Original verschollen. Photographie: ULB Münster: N. Hamann Bd. 102/103.
Hamann, Über Descartes
Edition: N IV S. 219–223.
Entstehungszeit nicht klar bestimmbar; steht im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit und Übers. von .
Original verschollen. Photographie: ULB Münster: N. Hamann Bd. 102/103.
Hamann, Shaftesbury-ÜbersetzungUm 1755 übertrug H. die ersten beiden Abhandlungen A Letter concerning Enthusiasm und Sensus communis aus ins Deutsche, vgl. N IV S. 473–475. Überliefert ist die Übers. handschriftlich im ›Königsberger Notizbuch‹ mit zahlreichen Überarbeitungen.
Edition: N IV S. 131–191 (App. S. 473–480).
H. übers. vermutl. auf der Basis der Shaftesbury-Taschenausgabe von 1733. Sofern der von Nadler vermutete Entstehungszeitraum von 1755 stimmt, könnte H.s Übers. von inspiriert worden sein, worin Lessing und Mendelssohn die Möglichkeit zu bedenken geben, dass wesentliche Teile des Leibnizschen Systems schon von Shaftesbury entwickelt worden sein könnten.Hamann, Freundschaftlicher GesangFreundschaftlicher Gesang auf die Heimkunft des Herrn S. G. H.
Erstdruck: in , S. 133–135, Digitalisat: Münster: Univ.- und Landesbibliothek, Sign.: N. Hamann Bd. 42.
Wiederabgedruckt in , ED S. 236–238, Digitalisat: Münster: Univ.- und Landesbibliothek, Sign.: N. Hamann Bd. 117/119/120.
Edition: N II S. 228f.Hamann, Beylage zu DangeuilDes Herrn von Dangueil Anmerkungen über die Vortheile und Nachtheile von Frankreich und Grossbritannien in Ansehung des Handels und der übrigen Quellen von der Macht der Staaten. Auszug eines Werks des Bernardo de Ulloa über die Wiederherstellung der Manufacturen und des Handels in Spanien; Beylage des deutschen Übersetzers (Mitau, Leipzig: Petersen 1756; wieder: Danzig, Leipzig: Driest u. Schuster 1757), Digitalisat: Wolfenbüttel: Herzog August Bibliothek, Sign.: M: Ob 394.
Edition: Seitenangaben im Briefkommentar folgen für die Übers. des Dangeuil-Textes dem Erstdruck (ED); für Hamanns »Beylage« werden die Seitenangaben von N IV S. 225–242 (enthält nur Hamanns »Beylage«) und des Erstdruckes angegeben.
Frz. Orig.: .
Hs. Notizen zur Übers. in (N V S. 165ff.).
Forschung: Meineke 2012.
Hamann, DenkmalDenkmal. Ob der 1756 entstandene Text zum Tod der Mutter als Handschrift weitergegeben, oder ob gar ein Privatdruck angefertigt wurde, ist nicht ermittelt. In steht er dann am Ende des Bandes im Kontext älterer Schriften.
Edition: N II S. 233–238.
Hamann, Gedanken über meinen Lebenslauf
Anlässlich der katastrophalen Erfahrungen auf der London-Reise 1757/58 im April 1758 verfasst. Wurde nicht zu Hamanns Lebzeiten veröffentlicht, er gab die Aufzeichnungen aber wohl zu lesen. Das Manuskript umfasste 26 Folioseiten. Siehe dazu LS App. S. 512f.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach LS = J. G. H., Londoner Schriften, historisch-kritische Neuedition, hg. v. Oswald Bayer u. Bernd Weißenborn (München 1993), S. 313–352.
Außerdem: N II S. 9–54.
Hamann, Ueber die Auslegung der heil. Schrift
Wohl im April 1758 nach der London-Reise entstanden. Siehe dazu LS App. S. 449.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach LS = J. G. H., Londoner Schriften, hg. v. Oswald Bayer u. Bernd Weißenborn (München 1993), S. 59–63.
Außerdem: N I S. 5f.
Hamann, Biblische Betrachtungen eines Christen
Wohl im April 1758 nach der London-Reise entstanden. Siehe dazu LS App. S. 450f.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach LS = J. G. H., Londoner Schriften, hg. v. Oswald Bayer u. Bernd Weißenborn (München 1993), S. 65–104.
Außerdem: N I S. 7–249.
Hamann, Gedanken über KirchenliederKonvolut aus Meditationen über Kirchenlieder, im April u. Mai 1758 in London verfasst, ca. je 4 Seiten pro Text, versweise Betrachtung eines Liedes.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach LS = J. G. H., Londoner Schriften, hg. v. Oswald Bayer u. Bernd Weißenborn (München 1993), S. 353–396.
Außerdem: N I S. 250–297.
Das Konvolut enthält: »Gedanken über das Lied: Ich bin Gottes Bild und Ehr. den 29. April«. »Gedanken über das Lied: Liebe die du mich zum Bilde. den 30. April« – Das Lied stammt von Johann Scheffler (1624–1677) (EKG 255). »Mein Geist und Sinn ist hoch erfreut. den 1. Mai« – Das Lied wird Johann Friedrich Stark (1680–1756) zugeschrieben. »Am Himmelfahrts-Tage. den 4. May« – Zu 1 Kor 4,9. »Freytags Morgen den 5. May, Gedanken über das Lied: Ich dank dir, lieber Herre« – Zu Ach Gott, mich drückt ein schwerer Stein von Lorenz Lorenzen (1660–1722), und Ich dank dir, lieber Herr von Johann Kolroß (1487–1558), orientiert an Luthers Morgensegen (EKG 335). »Den 6. May« – Zu Beschränkt, ihr Weisen diese Welt von Christoph Wegleiter (1659–1706).
Siehe dazu auch: Rößler 1996.
Hamann, BrockenBrocken. / Joh. VI.12. / Sammelt die übrig bleibende Brocken, / daß nichts umkomme. / d 16 May 1758. / London
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach LS = J. G. H., Londoner Schriften, hg. v. Oswald Bayer u. Bernd Weißenborn (München 1993), S. 405–417.
Außerdem: N I S. 298–309.
Hamann, Deutsch-Französische SprachlehreDeutsch-Französische Sprachlehre. Manuskript, im Spätherbst 1758 in Riga begonnen.
Editionen: N IV S. 247f. basiert auf einer Reinschrift des Bruders, 4 Quartseiten mit Korrekturen und Annotationen Hs. (Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg: G. II. 5; verschollen).
Hamann, Sokratische DenkwürdigkeitenSokratische Denkwürdigkeiten für die lange Weile des Publicums zusammengetragen von einem Liebhaber der langen Weile. (Amsterdam [Königsberg: Hartung] 1759). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 77/118/119.
Entstehungszeitraum: Juni bis November/Dezember 1759.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 57–82 und Erstdruck = ED, sowie nach der Historisch-kritischen Ausgabe = SD: Sokratische Denkwürdigkeiten. Wolken. Historisch-kritische Ausgabe (2021).
Außerdem: Johann Georg Hamanns Hauptschriften erklärt, hg. v. Fritz Blanke, Lothar Schreiner u. Karlfried Gründer, Bd. 2: Sokratische Denkwürdigkeiten, erkl. von Fritz Blanke (Gütersloh 1959). J. G. Hamann, Sokratische Denkwürdigkeiten. Aesthetica in nuce, mit einem Kommentar hg. v. Sven-Aage Jorgensen (Stuttgart 1998), S. 3–73.
Hamann, Versuch über eine akademische FrageVersuch über eine akademische Frage.
1. Fassung: in , 14. u. 21. Juni 1760 (Nr. 24 u. 25). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 41.
2. Fassung: Einzelpublikation, Königsberg: Kanter 1760. Digitalisat: StaBi Berlin: Yy 5265.
3. Fassung: in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 1–18.
Entstehungszeitraum: Mai 1760.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 119–126 und Erstdruck = ED der dritten Fassung in den Kreuzzügen.
Hamann, Vermischte AnmerkungenVermischte Anmerkungen über die Wortfügung in der französischen Sprache, zusammengeworfen, mit
patriotischer Freyheit, von einem Hochwohlgelahrten Deutsch-Franzosen.
1. Fassung: in , 6., 13. u. 20. Dezember 1760 (Nr. 49–51). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 41.
2. Fassung: Einzelpublikation, Königsberg: vmtl. Kanter 1761. Digitalisat: ULB Halle: AB 153091 (22).
3. Fassung: in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 18–40.
Entstehungszeitraum: Oktober 1760.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 127–136 und Erstdruck = ED der dritten Fassung in den Kreuzzügen.
Hamann, Magi aus MorgenlandeDie Magi aus Morgenlande, zu Bethlehem. Am Gedächtnistage Johannis, des Jüngers, den Jesus lieb hatte, dargestellt von Johann George -----.
1. Fassung: in , 27. Dezember 1760 (Nr. 52). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 41.
2. Fassung: Einzelpublikation, Königsberg: vmtl. Kanter Dezember 1760. Digitalisat: ULB Halle: AB 153091 (21).
3. Fassung: in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 42–48.
Entstehungszeitraum: Oktober 1760.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 137–142 und Erstdruck = ED der dritten Fassung in den Kreuzzügen.
Hamann, KlaggedichtKlaggedicht, in Gestalt eines Sendschreibens über die Kirchenmusick; an ein geistreiches Frauenzimmer ausser Landes.
1. Fassung: anonym und ohne Orts- u. Jahresangabe im Winter 1760/1761 bei Kanter in Königsberg. Digitalisat: ULB Halle: AB 153091 (23).
2. Fassung: in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 49–64.
Entstehungszeitraum: Oktober 1760.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 143–150 und Erstdruck = ED der zweiten Fassung in den Kreuzzügen.
Hamann, Chimärische EinfälleAbaelardi Virbii Beylage zum zehnten Theile der Briefe die Neueste Litteratur betreffend. ([Königsberg]: 1761). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 66/116.
Entstehungszeitraum: 1761.
1. Fassung: als Einzelpublikation ohne Ortsnennung wohl bei Kanter in Königsberg »Gedruckt am vier und zwantzigsten des Herbstmonaths M.DCC.LXI«. Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 42.
2. Fassung: vermehrt in den Kreuzzügen des Philologen unter dem Titel »Chimärische Einfälle über den zehnten Theil der Briefe die Neueste Litteratur betreffend. Dritte Auflage, vermehrt mit einer Zueignungsschrift aus dem Catull an die hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit, für die von ihnen mit großmüthiger Selbstverläugnung besorgte zwote Auflage dieser chimärischen Einfälle«, ED S. 77–96.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar, wenn nicht anders angegeben, nach N II S. 157–165 und der 2. Fassung im Erstdruck der Kreuzzüge = ED.
Außerdem: Teilabdruck im 87. und 88. Stück der Hamburgischen Nachrichten vom 10. bzw. 13 November 1761, S.691–701. Digitalisat: UB Heidelberg: VD18 90372689.
Und: Wiederabruck in den , Tl. 12, Br. 192, S. 194–209. von besorgt als »Abälardus Virbius an den Verfasser der fünf Briefe die neue Heloise betreffend.«
Hamann, WolkenWolken. Ein Nachspiel Sokratischer Denkwürdigkeiten (Altona [Königsberg]: Kanter 1761). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 118/119.
Entstehungszeitraum: 1760.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 83–109 und Erstdruck = ED, sowie nach der Historisch-kritischen Ausgabe = W: Sokratische Denkwürdigkeiten. Wolken. Historisch-kritische Ausgabe (2021).
Hamann, Lettres néologiquesLettre neologique et provinciale sur l’inoculation du bon sens: [...] pour les fous, Pour les Anges et pour les Diables (Königsberg: Kanter 1761). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 43/44/45/46.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 279–286 und Erstdruck = ED.
Übers. und Kommentar: Fink-Langois (1987).
Hamann, Französisches ProjectFranzösisches Project einer nützlichen, bewährten und neuen Einpropfung : Oder Beylage zum Magazin für Alle, welches in den Königsbergschen wöchentlichen Frag- und Anzeigungs-Nachrichten einen treufleißigen Abdruck der auserlesensten Collectaneen und Stückgüter aus dem Ballast einer Privatbibliotheck in sich hält ; zum allgemeinen Gebrauch jeder Leser ... und zur besondern Nothdurft einiger Aerzte, Landwirthe und Naturkundigen, denen ihre Praxis nichts als Auszüge zu lesen erlaubt ; Uebersetzt nach verjüngtem Maaßstab (Königsberg: Kanter 1761). Digitalisat: ULB Halle: AB 153091 (20).
2. Fassung: in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 66–76.
Entstehungszeitraum: Oktober 1761.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 151–156 und der 2. Fassung im Erstdruck der Kreuzzüge = ED.
Hamann, Kleeblatt hellenistischer BriefeKleeblatt hellenistischer Briefe. Druck in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 98–138.
Entstehungszeitraum: 1760.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 167–184 und Erstdruck = ED.
Hamann, NäschereyenNäschereyen; in die Dreßkammer eines Geistlichen, in Oberland.
Entstehungszeitraum: 1762.
1. Fassung: als Einzeldruck ohne Orts- und Verlagsnennung bei Kanter 1762 in Königsberg. Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 116/117/119; RD 542.
2. Fassung: in den Kreuzzügen des Philologen, ED S. 139–158.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 185–193 und dem Erstdruck der Kreuzzüge = ED.
Hamann, Aesthaetica in nuceAesthaetica. in. nuce. Eine Rhapsodie in Kabbalistischer Prose, in: Kreuzzüge des Philologen, ED S. 160–220.
Entstehungszeitraum: 1762.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 195–217 und dem Erstdruck der Kreuzzüge = ED.
Hamann, Kreuzzüge des PhilologenKreuzzüge des Philologen (Königsberg: Kanter 1762). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 117/119/120.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 113–240 und Erstdruck = ED.
Hamann, Glose PhilippiqueGlose Philippique ([Mitau] 1762). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 116/117/199.
Entstehungszeitraum: Sommer/Herbst 1761.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 277–297 und Erstdruck = ED.
Hamann, Essais à la MosaiqueEssais à la Mosaique ([Mitau] 1762). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 116/117/199.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 277–297 und Erstdruck = ED.
Hamann, Schriftsteller und KunstrichterSchriftsteller und Kunstrichter; geschildert in Lebensgröße, von einem Leser, der keine Lust hat Kunstrichter und Schriftsteller zu werden. Nebst einigen andern Wahrheiten für den Herrn Verleger, der von nichts wuste. ([Königsberg]: 1762). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 66/116.
Entstehungszeitraum: 1762.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 329–338 und Erstdruck = ED.
Hamann, Leser und KunstrichterLeser und Kunstrichter nach perspectivischem Unebenmaaße. (Königsberg: Kanter 1762). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 66/120.
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 339–349 und Erstdruck = ED.
Hamann, Fünf Hirtenbriefe das Schuldrama betreffendFünf Hirtenbriefe das Schuldrama betreffend (Königsberg: Kanter 1763). Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 116/120.
Enthält die Briefe Nr. 168 und 169 an .
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 351–373 und Erstdruck = ED.
Hamann, Hamburgische NachrichtHamburgische Nachricht; Göttingsche Anzeige; Berlinsche Beurtheilung der Kreuzzüge des Philologen (Mitau 1763). Digitalisat: Elbląg Digital Library .
Editionen: Seitenangaben im Briefkommentar nach N II S. 241–274 und Erstdruck = ED.
Johann Christoph Hamann (Bruder)1732–1778. Bruder von , ab 1758 Lehrer in Riga, 1761–1765 im Löbenicht in Königsberg.Johann Christoph Hamann (Vater)1697–1766. Vater von und , Bader/Wundarzt in Königsberg; zur Familiengeschichte s. Knoll 1988.Maria Magdalena Hamann1699–1756. Mutter von und , geb. Nuppenau aus Lübeck; zur Familiengeschichte s. Knoll 1988.Georg Christoph Hamberger1726–1773. Ab 1763 Prof. der Philosophie und Literaturgeschichte in Göttingen. Hamberger, Julius: Hamberger, Georg Christoph, in: ADB 10 (1879), S. 471f.Hamberger, Nachrichten von den vornehmsten SchriftstellernZuverlässige Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern vom Anfange der Welt bis 1500. Mit einer Vorrede Sr. Wohlgebohrn des Herrn Professors Gesner (4 Tle., Lemgo: Meyersche Buchhandlung 1756–1764). [Biga 83/138: »G. C. Hambergers Nachrichten von den vornehmsten Schriftstellern, 1–4 Th. Lemg. 756–64«]. Digitalisat, Tl. 1: BSB München: N.libr. 123-1.Hamburgische Beyträge zu den Werken des Witzes und der Sittenlehre1753–55 (Hamburg: Brandt) von Johann Dieterich Leyding, Johann Friedrich Löwen und Johanne Charlotte Unzer herausgegeben. Digitalisat, 2 Bde. mit den St. von 1754/55: ULB Halle: Goe 249.
Staats- und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen CorrespondentenDie erste in Hamburg regelmäßig erscheinende deutschspr. Tageszeitung; ab 1724 von Hermann Heinrich Hollen unter diesem Titel verlegt (zuvor: Holsteinischer Correspondent), ab 1731 war der Verleger Georg Christian Grund, nach ihm blieb die Zeitung im Besitz der Grundschen Erben.Anthony Hamilton1644/5?–1719. Irischer Schriftsteller, der auf Französisch schrieb. Corp, E.: Hamilton, Anthony, in: Oxford DNB.
Hamilton, Mémoires de la vie du comte de GrammontMémoires de la vie du comte de Grammont contenant particulièrement l’histoire amoureuse de la cour d’Angleterre, sous le règne de Charles II (Köln 1713). N V S. 356,6 notiert eine 2teilige Ausg. von 1749.
Übers.: Die vergnügten Abwechselungen der Geschäfte auf dem Lande, oder Begebenheiten des Grafen von Grammont aus dem Französischen des Grafen Anton Hamilton übersetzet (Leipzig: Kiesewetter 1745). Digitalisat: SUB Göttingen DD2012 A 4.
Michael Christoph Hanow1696–1773. Rektor in Danzig.
Jonas Hanway1712–1786. Engl. Philanthrop und Reisender. Taylor, J.: Hanway, Jonas, in: Oxford DNB.
Hanway, An historical account of the British trade over the Caspian SeaAn historical account of the British trade over the Caspian Sea with a journal of travels from London through Russia into Persia; and back again through Russia, Germany and Holland. To which are added, the revolutions of Persia during the present century, with the particular history of the great usurper Nadir Kouli (4 Tle., London 1753).
Übers.: Herrn Jonas Hanway zuverläßige Beschreibung seiner Reisen, von London durch Rußland und Persien; und wieder zurück durch Rußland, Deutschland und Holland, in den Jahren von 1742 bis 1750 worinnen die Großbritannische Handlung über die Caspische See, und überhaupt das Handlungswesen von Rußland, Persien, von der Tartarey, Türkey, von Armenien, China etc. mit den benachbarten und entfernten Nationen umständlich beschrieben; Wie auch das Merkwürdigste von den Reichen, Provinzen und Städten, durch welche der Verfasser gereiset ist, und von der Lebensart, Landesbeschaffenheit, den Sitten, der Religion und ... ausführlich erzählet wird. Nebst einer unparteyischen Historie des großen Eroberers Nadir Kuli oder Kuli Chans, und aller Staatsveränderungen und Rebellionen, welche in diesem Jahrhunderte in Persien vorgefallen sind. Aus dem Engl. übers. Mit vielen Landcharten nach den neuesten geographischen Beobachtungen und anderen Kupfern (2 Tle., Hamburg: Grund u. Holle 1754). Digitalisat, Tl. 1: HAB Wolfenbüttel M: Cc 4° 23 (1).
Eberhard Werner Happel1647–1690. Historiker, siehe Franck, Jakob: Happel, Eberhard Werner, in: ADB 10 (1879), S. 551f.Happel, Denkwürdigkeiten der WeltE. G. Happelii grösseste Denkwürdigkeiten der Welt oder so genandte Relationes curiosae worinne fürgestellt u. angeführet werden d. merckwürdigste Historien u. Geschichte d. vorigen u. jetzigen Zeiten welche sich auff diesem grossen Schau-Platze d. Welt zugetragen (5 Tl., Hamburg: Wiering 1683–1691).Hermann von der Hardt1660–1746. Historiker und Orientalist. Heinemann, Otto von: Hardt, Hermann van der, in: ADB 10 (1879), S. 595f.von der Hardt, Historia literaria reformationisHistoria litteraria Reformationis in honorem iubilaei anno MDCCXVII constans quinque partibus ... Omnia rara, partim manuscripta, cum introductionibus Hermanni von der Hardt ... et indicibus locupletissimis (5 Tl., Frankfurt: Renger 1717).
Johann Friedrich Hartknoch1740–1789. 1761 Lehrling von , übernahm 1763 dessen Filiale in Mitau, Verleger in Riga, siehe Eckardt: Hartknoch, Johann Friedrich, in: ADB 10 (1879), S. 667.Johann Heinrich Hartung1699–1756. In Erfurt geboren, dort und in Leipzig als Buchdrucker ausgebildet; übernahm 1746 in Königsberg Buchhandlung und Verlag von , erwarb 1751 ein Zeitungsprivileg, gab 1752 die Königliche privilegierte Preußische Staats-, Kriegs- und Friedenszeitung (bis 1811 zweimal wöchentlich; während der russischen Besatzung im Siebenjährigen Krieg unter dem Titel: Königsbergische Staats Kriegs und Friedens-Zeitung), druckte die amtlichen Frag- und Anzeigungsnachrichten, verlegte die Schriften der kngl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg; der Buchladen befand sich in der Hl. Geistgasse. Siehe Kelchner, Ernst: Hartung, Johann Heinrich, in: ADB 10 (1879), S. 713–715Hanna HartungGest. 1791. Geb. Zobel, zweite Frau von ; übernahm Buchhandel und Verlag der Firma Hartung nach dem Tod des Sohnes (ca. April 1759), zus. mit erst (gest. 1759), dann .
Michael Christian Hartung1738–1759. Sohn von und , übernahm 1756 die Buchhandlung und den Verlag des Vaters.Regina Elisabeth HartungGeb. 1734. Tochter von und .
William Harvey1578–1657. Engl. Arzt und Anatom, wies experimentell den (großen) Blutkreislauf nach; erforschte die Fortpflanzung (bspw. in Exercitationes de generatione animalum, 1651) und stand dabei mit seinen Beschreibungen der Epigenese im Widerstreit zur herrschenden Präformationslehre. French, R.: Harvey, William, in: Oxford DNB.
Christian Heinrich Hase1731–1791. Freund Hamanns in der Grünhofer Zeit (1754), in der Hase Hofmeister bei Buttlar in Kurland gewesen ist; später Pfarrer und Adjunkt in Stadt-Sulza, 1780 Superintendent in Alstedt (Sachsen-Weimar), siehe Deutsche Biographie.Balthasar Haug1731–1792. Evang. Theologe, siehe Fischer, Hermann: Haug, Balthasar, in: ADB 11 (1880), S. 50f.
Haug (Hg.), Müßige Stunden in Stuttgart, Tübingen und auf dem LandeMüßige Stunden in Stuttgart, Tübingen und auf dem Lande, in gebundener Schreibart (Frankfurt 1761) [Biga 152/399: »Müssige Stunden, Frkft. 760«]. Digitalisat: UB Tübingen: L XIV 11.
John Hawkesworth1715–1773. Engl. Schriftsteller und Herausgeber, siehe Karina Williamson: Hawkesworth, John, in: Oxford DNB.Hawkesworth (Hg.), The adventurerThe adventurer (London 1753ff.).
Hawkesworth, Almoran and HametAlmoran and Hamet. An oriental Tale (2 Bde., London 1761).
Benjamin Hederich1675–1748. Siehe: Kämmel, Heinrich: Hederich, Benjamin, in: ADB 11 (1880), S. 221f.Hederich, Lexicon manuale latino-germanicumLexicon Manuale Latino-Germanicum omnium sui generis Lexicorum longe locupletissimum [...] Notisque Et Observationibus Orthographicis, Etymologicis, Criticis, Antiquariis passim distinctum. Accedit Compendiorum Scripturae Signorumque in Scriptoribus, veteribusque Monumentis crebrius obviorum Interpretatio (Leipzig 1739) [Biga 68/161: »Benj. Hederici Lexicon manuale Latino-Germanicum, Tom. I. II. Lips. 739«].Hederich, Graecum Lexicon manualeGraecum lexicon manuale tribus partibus constans hermeneutica analytica synthetica primum a Beniamine Hederico institutum post repetitas Sam. Patricii curas nunc auctum myriade amplius verborum [...] cura Jo Augusti Ernesti (Leipzig 1754) [Biga 68/163: »[Benj. Hederici] Lexicon graecum ex. ed. Ernesti, [Lips.] 754«]. Digitalisat: ULB Halle: AB 168415.
Johann Christian HelckGest. 1770. Lehrer, Prof. der Mathematik in Warschau, siehe Deutsche Biographie.Helck, FabelnFabeln (Dresden, Leipzig: Harpeter 1751) (verm. u. verb. Aufl. 1755) [Biga 160/518: »J. C. Helck’ Fabeln, Dresd. 751.«]. Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yl 1371.
Claude Adrien Helvétius1715–1771. Frz. Philosoph, Generalsteuerpächter und Kammerherr der frz. Königin. Biographie universelle ancienne et moderne (Bd. 19, 1843), S. 90.
Helvétius, De l’espritDe l’esprit (Paris: Durand 1758). Auf Druck des frz. Staatsrats musste Helvétius die materialistischen Thesen des Buches widerrufen.
Übers.: von , Discurs über den Geist des Menschen (Leipzig, Lignitz: Siegert 1759).
Charles-Jean-François Henault1685–1770. Frz. Verwaltungsbeamter.
Henault, Nouvel abrégé chronologique de l’histoire de FranceNouvel abrégé chronologique de l’histoire de France (1744; 4. Aufl., 2 Bde., Paris 1752) [Biga 87/197: »Nouvel Abregé chronologique de l’Histoire de France, Par. 752«].Samuel Gotthelf Hennings1725–1787. Sekretär und Justitiar auf den Dohnaschen Gütern (nach einer Anm. in ) sowie Gouvernements-Kriegsrat. Beiträger der Zeitschrift Daphne. Hamann widmete Hennings 1751 die Ode Freundschaftlicher Gesang auf die Heimkunft des Herrn S. G. H. Erstdruck: , S. 133–135. Wiederabgedruckt in , S. 236: »Zu einer Muse wird mir, mein H***! jeder Gedank, / Mit der ich Dir entgegen seh.«
Didier Hérauld1579–1649. Parlamentsadvokat in Paris.
Hérauld, Fragment de l’Examen du Prince de MachiavelFragment de l’Examen du Prince de Machiavel: où il est traicté, dès Confidens, Ministres, et Conseillers Particuliers du Prince, ensemble, de la Fortune des Favoris (Paris: Pacard 1622). Digitalisat, 2. Auflage 1633: BSB München: Pol.g. 400 h. Johann Gottfried Herder1744–1803. Literaturtheoretiker und Dichter, siehe Haym, Rudolf: Herder, Johann Gottfried, in: ADB 12 (1880), S. 55–100.
Herder, Gesang an den CyrusGesang an den Cyrus : Aus dem Hebräischen übersezzt : bei Gelegenheit der Thronbesteigung Peters III gedichtet (Königsberg: Kanter 1762).
Herodot490/480–430/420 v. Chr.
Josef Feix (Übers.), Herodot, Historien. Zweisprachig Griechisch-Deutsch (2 Bde.; Düsseldorf 2001).James Hervey1714–1758. Engl. Geistlicher und Schriftsteller, Pfarrer in der mittelenglischen Grafschaftsstadt Northampton. Rivers, I.: Hervey, James, in: Oxford DNB. Zu Hamanns Beschäftigung mit Hervey siehe auch Jørgensen (1988), Büchsel (1988) und Graubner (2012).
Hervey, Meditations and contemplationsMeditations and contemplations: In two volumes. Containing, [...] Meditations among the Tombs; And Reflections on a Flower-Garden. [...] Contemplations on the Night; And Contemplations on the Starry Heavens (London 1746) [Biga 53/569: »Jam. Hervey’s Meditations and Contemplations, Tom. I. II. Lond. 755«].
Übers.: Erbauliche Betrachtungen über die Herrlichkeit der Schöpfung in den Gärten und Feldern in den Gärten und Feldern zur Erweckung der Andacht bei den abwechselnden Jahrszeiten (2 Tl., Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1751), enthält: »Betrachtungen über einen Blumengarten« und »Betrachtungen über die Nacht« [Biga 48/490]; Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek, München: Asc. 2372 m.
Die 2. Aufl. (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1752) enthält zusätzlich: »Prosaischer Lobgesang über die Werke der Schöpfung«, »Betrachtungen über den gestirnten Himmel«, »Betrachtungen über den Winter«, »Betrachtungen bey den Gräbern«. Digitalisat: SUB Göttingen: DD91 A 33846.
Eine Erweiterung erschien ab 1753 als Teil 2 u. 3. Theron and Aspasio or, a series of dialogues and letters, upon the most important and interesting subjects. In three volumes (London 1755) [Biga 53/570: »Ei. Theron & Aspasio, Tom. I. II. III. ib. 757« = 12. Aufl.].
Übers.: Erbauliche Betrachtungen zwischen Theron und Aspasio, über die Herrlichkeit der Schöpfung und die Mittel der Gnade (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1755) [Biga 48/491: 1755].Hervey, Remarks on Lord BolingbrokeRemarks on Lord Bolingbroke’s letters on the study and use of history, so far as they relate to the history of the Old Testament and especially to the case of Noah denouncing a curse upon Canaan in a letter to a lady of quality (London 1752) [Biga 92/269: »Jam. Hervey’s Remarks on Lord Bolingbroke’s Letters on the Study and Use of History, Lond. 762«].Hervey, The time of dangerThe time of danger and the means of safety; to which is added, the way of holiness. Being the substance of three sermons, preached on the late public fast-days (London 1757) [Biga 53/579: »Three Sermons preached on public Fast-Days by James Hervey, Lond. 757.«].Hervey, LettersA collection of the letters of the late Reverend James Hervey, A.M.: to which is prefixed, an account of his life and death (2 Bde., London 1760) [Biga 53/571: »Ei. Letters, Tom. I. II. ib. 760«].Hervey, Mitissa und SerenaA treatise on the religious education of daughters (1762).
Übers.: Mitissa und Serena. Oder: Abhandlung von gottseliger Erziehung der Töchter. Aus dem Engl. (Hamburg 1762).Hesiodvor 700 v. Chr.Hesiod, OperaHesiodu Askraiu Ta Heuriskomena, Hesiodi Ascræi qvæ extant cum notis, ex probatissimis quibusdam Autoribus, brevissimis, selectissimisque, accedit insuper Pasoris index, auctior multo hac novissima editione, & multo correctior, Opera & studio Cornelii Schrevelii (Amsterdam: Elzevir 1657) [Biga 14/218: »Hesiodus gr. & lat. ex ed. Corn. Schreuelii, Amst. 657«].Hēsiodu Askraiu Ta Heuriskomena cum notis, ex probatissimis quibusdam Autoribus, brevissimis, selectissimisque, Hesiodi Ascraei quae extant, Ta Heuriskomena, in Hesiodi Theogoniam Commentarius luculentus (Augsburg 1658) [Biga 14/219: »Id. ex ed. ej. cum commentario Lamb. Barlaci, ib. 658«].Ludwig, Erbprinz v. Hessen-Darmstadt1753–1830.Ludwig IX., Landgraf v. Hessen-Darmstadt1719–1790.Tilemann Hesshus1527–1588. Lutheraner, an der Academia Juliana in Helmstedt. Dollinger, Robert: Hesshusen, Tilemann, in: NDB 9 (1972), S. 24f..
Hesshus, ExplicatioExplicatio epistolae Pauli ad Galatas (Helmstedt: Lucius 1579). [vgl.: Biga 28/190: »Til. Heshusii Commentarius in Epistolas Pauli ad Timotheum, Helms. 586«].
Christoph August Heumann1681–1764. Prof. der evang. Theologie in Göttingen; siehe: Halm, Karl Ritter von: Heumann, Christoph August, in: ADB 12 (1880), S. 327–330.
Heumann, Acta PhilosophorumActa philosophorum, das ist, Gründl. Nachrichten aus der historia philosophia nebst beygefügten Urtheilen von denen dahin gehörigen alten und neuen Büchern (18 St. in 3 Bd., Halle 1715/26). Digitalisat, Bd. 1=1.–6. St.: BSB München: Ph.u. 7-1.
Heumann, ErklärungErklärung des Neuen Testaments (12 Bde., Hannover: Förster 1750–63). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: Exeg. 1343 w-1/2.
Johann Heumann von Teutschenbrunn1711–1760. Prof. der Rechte in Altdorf; siehe: Eisenhart, August Ritter von, Heumann, Johann, in: ADB 12 (1880), S. 331f..
Heumann, Geist der Gesetze der DeutschenGeist der Gesetze der Deutschen (Nürnberg: Lochner 1761) [Biga 111/231: »Jo. Heumann’s Geist der Gesetze der Deutschen, Nürnb. 761«]. Digitalisat: SLUB Dresden: 31.8.4858.
John Hill1716–1775. Engl. Journalist und Historiker, Botaniker.Hill, Lucina sine concubituLucina sine concubitu. A letter humbly addressed to the Royal Society; in which is proved, by most incontestable evidence, drawn from reason and practice, that a woman may conceive, and be broad to bed, without any commerce with man (London 1750) [Biga 163/548: »Lucina sine concubitu, Londr. 750.«].Philipp Friedrich Hiller1699–1769. Evangelischer Pfarrer, Lieddichter, siehe: Bertheau, Carl: Hiller, Philipp Friedrich, in: ADB 12 (1880), S. 425f.
Hiller, Neues System aller VorbilderNeues System aller Vorbilder Jesu Christi durch das ganze alte Testament in ihrer vollständigen Schriftordnung und verwunderlichen Zusammenhang nach den beeden Oeconomiezeiten, zur Verehrung der göttlichen Weisheit; aufgestellt in sechs Schattenstücken samt einem Anhang und Beleuchtung, von M. Philipp Friedrich Hillern, Pfarrern zu Steinheim bey Heidenheim (Stuttgart: Metzler 1758).Hiller, Nöthige Verantwortung seines Systems der Vorbilder Jesu ChristiNöthige Verantwortung seines Systems der Vorbilder Jesu Christi. Nebst einem poetischen Versuch von der Reihe der Vorbilder im alten Testament (Tübingen, Stuttgart: Heerbrand 1759).Hiller, Die levitische Versühnung vorbildlich ausgelegtDie levitische Versühnung vorbildlich ausgelegt; wobey aus der heiligen Schrift sowohl die Gründe als auch die Regeln der wahren Typologie auf das neue befestigt werden (Stuttgart: Metzler 1762).Joseph Hillmer1729–?. Okulist und ordentlicher Professor des Berliner Collegium Medicum, Starstecher, galt als Scharlatan.Daniel Friedrich Hindersin1704–1780. Ab 1751 dirigierender Bürgermeister in Königsberg.Abraham Hinkelmann1652–1695. Theologe und Orientalist, siehe Bertheau, Carl: Hinkelmann, Abraham, in: ADB 12 (1880), S. 460–462.Hinkelmann, Al-Coranus sive Lex Islamitica MuhammedisAl-Coranus sive Lex Islamitica Muhammedis (Hamburg 1694) [Biga 25/149: »Alcoranus arab. ex ed. Abr. Hinckelmanni. Hamb. 694«].Jakob Friedrich Hinz1743–1787. Während der russischen Besatzung Königsbergs Hauslehrer bei General Korff. 1762 Kollaborator an der Domschule in Riga, übernahm 1769 kurze Zeit die Mitauer Buchhandlung Hartknochs, nach Bankrott 1779 auf Reisen , siehe Deutsche Biographie.Hinz [mit ], GalimafreenGalimafreen nach dem heutigen Geschmack (Königsberg: Kanter 1761) [Biga 141/195: »Galimafre, Könb. 761«].Hinz [mit ], Makulatur zum bewußten GebrauchMakulatur zum bewußten Gebrauch (Königsberg: Kanter 1762) [Biga 199/109: »Maculatur zum bewußten Gebrauche, Königsberg 762«].Johann HipperichApotheker in Mitau. 1757 Ratsverwandter.Theodor Gottlieb Hippel1741–1796. Schriftsteller und Politiker. Ab Dezember 1780 Erster dirigierender Bürgermeister und Polizeidirektor von Königsberg, 1786 Geh. Kriegsrat, Stadtpräsident von Königsberg, siehe Brenning: Hippel, Theodor Gottlieb von, in: ADB 12 (1880), S. 463–466.
Hippel [mit ], Galimafreen nach dem heutigen GeschmackGalimafreen nach dem heutigen Geschmack (Königsberg: Kanter 1761) [Biga 141/195: »Galimafre, Könb. 761«].Hippel, zus. mit , Makulatur zum bewußten GebrauchMakulatur zum bewußten Gebrauch (Königsberg: Kanter 1762) [Biga 199/109: »Maculatur zum bewußten Gebrauche, Königsberg 762«].Hippel, RhapsodieRhapsodie (Königsberg: Kanter 1763). Digitalisat: ULB Halle: AB 154221 (5).
Hippel, Der Funckschen Gruft im Namen einiger Freunde gewidmetDer Funckschen Gruft im Namen einiger Freunde gewidmet (Königsberg: Kanter 1764).
Hippokrates von KosCa. 460–377 v. Chr. Berühmtester griech. Arzt der Antike.
Hippokrates, OperaMagni Hippocratis, medicorum omnium facile principis, opera omnia quae extant: in VIII. sectiones ex Erotiani mente distributa. Nunc denuo latina interpretatione & annotationibus illustrata, Anutio Foesio (Genf 1657). [Biga 2/26: »Hippocratis Opera gr. & lat. ex. ed. Foessi, Gen. 657«].
Hippokr., ep.Briefe, lat. Epistulae, griech. Ἐπιστολαί.
Johann Caspar Hirzel1725–1803. Arzt, Ratsherr in Zürich, Politiker und Ökonom, siehe mmm: Hirzel, Hans Caspar, in: ADB 12 (1880), S. 485–488.Hirzel, Die Wirthschaft eines philosophischen BauersDie Wirthschaft eines philosophischen Bauers (Zürich: Heidegger und Compagnie 1761) [Biga 104/128: »H. C. Hirzels Wirthschaft eines philosophischen Bauers, Zür. 761«].
Thomas Hobbes1588–1679. Malcolm, N.: Hobbes, Thomas, in: Oxford DNB.Hobbes, Opera philosophicaThomae Hobbes Malmesburiensis Opera philosophica, quae Latinè scripsit, omnia. Antè quidem per partes, nunc autem, post cognitas omnium objectiones, conjunctim et accuratiùs edita (Amsterdam 1668), darin: Leviathan sive de materia, forma et potestate civitatis ecclesiasticae et civilis.
Hobbes, VitaThomæ Hobbes Angli Malmesburiensis philosophi vita (Charleville 1681) [Biga 96/325: »Thom. Hobbes Vita, Carol. 681«].William Hogarth1697–1764. Engl. Maler und Kupferstecher, Kunsttheoretiker. Bindman, D.: Hogarth, William, in: Oxford DNB.
Hogarth, HudibrasHudibras, in 3 parts; written in the time of the Late Wars; corr. and amended with additions, to which is add. annotations, with an exact index to the whole (London 1726) [Biga 172/692: »Hudibras with Cuts design’d and engrav’d by Hogard, Lond. 739. Donum Herderi nostri.«].Hogarth, The analysis of beautyThe analysis of beauty. Written with a view of fixing the fluctuating ideas of taste (London 1753).
Übers.: Zergliederung der Schönheit, die schwankenden Begriffe von dem Geschmack festzusetzen, geschrieben von Wilhelm Hogarth. Aus dem Englischen übersetzt von (hg. v. ) (Berlin, Potsdam: Voß 1754) [Biga 131/28: »W. Hogarths Zergliederung der Schönheit, Berl. 754«]. Digitalisat: ULB Halle: EA 2793.
Ludvig v. Holberg1684–1754. Baron. Dänisch-norwegischer Dichter, siehe Deutsche Biographie.Holberg, Synopsis historiae universalisSynopsis historiae universalis, methodo erotematica exposita (Leipzig 1736) [Biga 89/222: »Lud. de Holberg Synopsis Historiae vniuersalis, Fr. 753«].Holberg, Opuscula quaedam LatinaOpuscula quaedam Latina, epistola I., Cuius nova haec ed. prioribus est emendatior, epistola II., Quinque libri epigrammatum (Leipzig 1737) [Biga 169/624: »Lud. Holbergii Opuscula quaedam Latina, Lips. 737«].
Holberg, Conjectures sur les causes de la grandeur des RomainsConjectures sur les causes de la grandeur des Romains. Nouvelle hipothèse, opposée à quelques autres ci-devant publiées sur le même sujet avec un discours sur l’entousiasme (Leipzig 1752) [Biga 123/356: »Conjectures sur les causes de la Grandeur des Romains par Holberg, Leipz. 752.«].Samuel Christian Hollmann1696–1787. Philosoph, Naturforscher in Göttingen. Wagenmann, Julius August: Hollmann, Samuel Christian, in: ADB 12 (1880), S. 760–762.
HomerVmtl. 8. Jhd. v. Chr.Hom. Od.
Odyssea, ᾿Οδύσσεια (Odýsseia).
Dt. Übers. zitiert nach: Wolfgang Schadewaldt (Übers.), Homer, Die Odyssee (Reinbek bei Hamburg 2008).Homeru Odysseia, Homeri Odysseia. Eiusdem Batrachomyomachia, Hymni, aliaq[ue] eius opuscula, seu catalecta. Omnia Græcè et Latinè edita quàm emendatissimè, Cum Præfatione, Scholijs, et Indice D. Giphanij [Hubert Giphanius] (Straßburg 1572) [Biga 14/217: »Ej. Odyssea et Catalecta gr. et lat. ex. ed. Giphanii, Arg.«].
, The Iliad of Homer (London 1715–1720) [Biga 172/686: »Homer’s Iliad translated by Pope, Tom. I.–VI. ib. 756«]; The Odyssey of Homer (London 1725–1726) [Biga 172/687: »Ei. Odyssey, Tom. I–V. ib. 752«].
Hom. Il.
Ilias, ᾿Ιλιάς (Iliás).
Dt. Übers. zitiert nach: Wolfgang Schadewaldt (Hg.): Homer, Ilias (Düsseldorf, 4. Aufl., 2007).Johann Georg Hager, Homeri Ilias, gr.et lat., ad praestantes editiones accuratissime expressa (2 Bde., Chemnitz 1745; Erstausgabe: Kopenhagen 1739) [Biga 14/216: »Homeri Ilias gr. et lat. ex ed J. G. Hageri, Chemn. 745«].
, The Iliad of Homer (London 1715–1720) [Biga 172/686: »Homer’s Iliad translated by Pope, Tom. I.–VI. ib. 756«]; The Odyssey of Homer (London 1725–1726) [Biga 172/687: »Ei. Odyssey, Tom. I–V. ib. 752«].Das berühmteste Ueberbleibsel aus dem griechischen Alterthum: Homers Ilias, oder Beschreibung der Eroberung des trojanischen Reichs den deutschen Lesern mitgetheilet von einer Gesellschaft gelehrter Leute mit 24 saubern Kupferstichen gezieret (Frankfurt und Leipzig: Düren 1754). Digitalisat: SLUB Dresden: DE-14 -- Lit.Graec.A.325.
FroschmäusekriegFroschmäusekrieg/Batrachomyomachía. Parodistisches Kleinepos; die Autorschaft wurde lange Homer zugeschrieben. Heute gilt es als späthellenistisches Werk, vermutl. aus dem 1. Jhd. v. Chr., aus der Gegend von Alexandria. Die Odyssee-Ausgabe von Giphanus enthält den griech. Text dieses Stückes. In findet sich eine Übers. ins Dt. auf S. 481ff.
Homerische Hymnen33 Homerische Hymnen in Alexandrinern, zur Anrufung der Götter; zwischen dem 7. und 5. Jhd. v. Chr. entstanden. Die Odyssee-Ausgabe von Giphanus enthält den griech. Text der Hymnen. In sind fünf Stück ins Dt. übers. auf S. 523ff.
Blackwell, An enquiry into the life and writings of HomerThomas Blackwell, An enquiry into the life and writings of Homer (London 1735) [Biga 167/607: »Blackwell’s Enquiry into the Life and Writings of Homer, Lond. 757«].
Karl Ferdinand Hommel1722–1781. Prof. der Rechtswissenschaft in Leipzig Teichmann: Hommel, Karl Ferdinand, in: ADB 13 (1881), S. 58–59.
Hommel, Einfälle und BegebenheitenEinfälle und Begebenheiten (Leipzig 1760).HorazQuintus Horatius Flaccus. 65–8 v. Chr.Horaz, Opera
Dt. Übers. zitiert nach: Bernhard Kytzler (Übers.), Quintus Horatius Flaccus, Sämtliche Werke. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2006).Q. Horatius Flaccus, Ex Recensione & cum Notis Atque Emendationibus Richardi Bentleii. Editio Tertia (Amsterdam: Wetstein 1728) [Biga 4/64: »Q. Horatius Flaccus ex. ed. Bentleii, Amst. 728«].Q. Horatii Flacci Eclogae vna cvm Scholiis Perpetvis [...] Adiecit vbi visvm est et sva textvmqve ipsvm plvrimis locis vel corrvptvm vel tvrbatvm, restitvit Willielmus Baxter. Ad cvivs secvndam editionem recvdi cvravit et varietate lectionis svisqve observationibvs avxit Io. Matthias Gesnervs (Leipzig: Breitkopf 1752) [Biga 10/158: »Horatius Flaccus ex ed. Jo. Matth. Gesneri, Lips. 752«]. Digitalisat: ULB Halle: AB 40 5/h, 4.Q[uintus] Horatius Flaccus, ex recensione et cum notis atque emendationibus Richardi Bentleii (Leipzig: Georg 1764) [Biga 10/159: »Id. ex ed. Bentleii, Lips. 764«].Qvinti Horatius Flaccii Poemata cum gratia & privilegio Serenissimi electoris Saxoniae scholiis sive annotationibus commentarii instar, illustrata à Joanne Bond. Accesserunt Parodiae in libros Odarum & Epodon, rebus sacris maximam partem accomodatae. M. David. Hoppii, item aliorum cl. virorum (Braunschweig: Zilliger 1668) [Biga 15/234: »Horatius ex ed. Bondii, Brunsw. 668«].Hor. carm.Oden, lat. carmina
Dt. Übers. zitiert nach: Bernhard Kytzler (Übers.), Quintus Horatius Flaccus, Sämtliche Werke. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2006).Quinti Horatii Flacii Odarum libri V et de arte poetica lib. unus, Odae. Des Quintus Horatius Flaccus Oden fünf Bücher und von der Dichtkunst ein Buch (Halle: 1752) [Biga 9/152: »Horatius Flaccus Oden und von der Dichtkunst mit S. G. Langens Übersetzung Halle 752«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Rom.A.1421.Q. Horatii Flacci poemata ex castigationibus observationibusque Bentleii, Cuningamii et Sanadonis emendata (Hamburg: Vandenhoeck 1733) [Biga 17/268: »Q. Horatii Flacci Poemata ex ed. M. G. Meruillii, Hamb. 733«].Solms-Wildenfels, Uebersetzung der Oden des HorazUebersetzung der Oden des Horaz (5 Bde., Braunschweig: Waisenhaus 1756–1760), übers. v. Friedrich Ludwig Graf von Solms-Wildenfels (1708–1789).Hor. epist.Briefe, lat. epistulae.
Dt. Übers. zitiert nach: Bernhard Kytzler (Übers.), Quintus Horatius Flaccus, Sämtliche Werke. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2006).Q. Horatii Flacci epistolae ad Pisones, et Augustum: with an English commentary and notes. To which are added two dissertations: the one, on the provinces of the several species of dramatic poetry; the other, on poetical imitation. In two volumes (London 1753) [Biga 10/160: »Horatii Flacci Epistolae ad Pisones & Augustum with an english Commentary and Notes, & c. (by Mr. Hurd) Tom. I. II. Lond. 753«].Hor. arsÜber die Dichtkunst, lat. de arte poetica.
Dt. Übers. zitiert nach: Bernhard Kytzler (Übers.), Quintus Horatius Flaccus, Sämtliche Werke. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2006).Quinti Horatii Flacii Odarum libri V et de arte poetica lib. unus, Odae. Des Quintus Horatius Flaccus Oden fünf Bücher und von der Dichtkunst ein Buch (Halle: 1752) [Biga 9/152: »Horatius Flaccus Oden und von der Dichtkunst mit S. G. Langens Übersetzung Halle 752«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Rom.A.1421.Hor. sat.Satiren, lat. saturae/sermones.
Dt. Übers. zitiert nach: Bernhard Kytzler (Übers.), Quintus Horatius Flaccus, Sämtliche Werke. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2006).Reinhold HoyerComissions-Sekretär in Königsberg.Johann Ludwig Huber1723–1800. Regierungsrat in Tübingen.Benjamin Christian Gottlieb HübnerLebensdaten nicht ermittelt.Christian Huhn1716–1784. Studium der Theologie in Königsberg. Ab 1759 kurländischer Superintendent in Mitau, siehe Deutsche Biographie.Pierre-Daniel Huet1630–1721. Frz. kathol. Theologe und Literaturtheoretiker.Allard Hulshoff1734–1795. Pseudonym: Alethofilus Fileusebius. Niederl. Theologe, siehe Deutsche Biographie.
Alethofilus Fileusebius, Beschouwing der beste wereldBeschouwing der beste wereld; of filosoofische bedenkingen over Gods goedheid en wysheid, de vryheid der menschen, en hunnen staat in dit en het toekomende leeven (Amsterdam: Mejer 1758).
David Hume1711–1776. Schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker. Morris, William Edward/Brown, Charlotte R.: David Hume, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Summer 2019 Edition).
Hume, EssaysDie Essays von Hume waren zur Zeit von Hs. erster Lektüre (1754/55) bereits auf Englisch in mehreren Auflagen und verschiedenen Sammlungen greifbar; im deutsprachigen Raum wurden jedoch meist frz. oder eben deutsche Übersetzungen rezipiert. gab die ersten Übersetzungen mit eigenen Anmerkungen heraus (der Übersetzer selbst ist nicht ermittelt, nur für Band 2 ist Andreas Pistorius wahrscheinlich), in 4 Bänden:
1. Band: Herrn David Hume, Esq., Vermischte Schriften über die Handlung, die Manufacturen und die andern Quellen des Reichthums und der Macht eines Staats (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1754) (enthält Übersetzungen der Political Discourses; Wiss. Ausg.: Susanne Fischer/Udo Bermbach, Politische und ökonomische Essays [Hamburg 1988]). Digitalisat, Ausg. 1754: BSB München: Merc. 108.
2. Band: Philosophische Versuche über die menschliche Erkenntnis von David Hume, Ritter. Als dessen vermischter Schriften zweyter Theil (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1755) [Biga 102/92: »Dav. Hume philosophische Versuche, 1.–6ter Th. Hamb. 1755«, worauf sich hier die Th.-Angabe bezieht, ist unklar] (enthält Übers. der Philosophical Essays concerning Human Understanding; Wiss. Ausg.: Raoul Richter/Jens Kulenkampff, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand [12. Aufl., Hamburg 1993]). Digitalisat, Ausg. 1755: StaBi Berlin: 216101-1/2.
3. Band: Herrn David Hume Esqv. Sittenlehre der Gesellschaft. Als dessen vermischter Schriften Dritter Theil (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1756) (enthält Enquiry concerning the principles of morals, basierend auf der englischen Ausgabe von 1751; Wiss. Ausg.: Karl Hepfer, Eine Untersuchung der Grundlagen der Moral [Göttingen 2002]). Digitalisat, Ausg. 1756: StaBi Berlin: 216101-3/4.
4. Band: Herrn David Hume, Esqv. moralische und politische Versuche. Als dessen vermischter Schriften vierter und letzter Theil (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1756) (enthält Essays and Treatises on several subject, basierend auf der 3. englischen Auflage von 1748; Wiss. Ausg.: Theodor Lipps, Ein Traktat über die menschliche Natur [2 Bde., Hamburg 1978/1989]). Digitalisat, Ausg. 1756: StaBi Berlin: 216101-3/4.
Französische Übersetzungen wurden vorgelegt von Abbé le Blanc, Discours politiques de Monsieur Hume (2 Bde., Dresden 1755); und , Discours politiques de Mr. David Hume (3 Bde., Amsterdam 1754–56).
Hume, The History of EnglandThe History of England (6 Bde., Edinburgh 1754/61).
Übers.: Geschichte von Grossbritannien. Aus dem Englischen des David Hume Esq., übers. von (4 Bde., Breslau und Leipzig: Johann Ernst Meyer 1762/71). Digitalisat, Bd. 1: SSB Augsburg: 4 Gs 1139-1.
Richard Hurd1720–1808. Theologe und klass. Philologe, Bischof von Worcester. Ditchfield, G.M.: Hurd, Richard, in: Oxford DNB.
Hurd, Letters on Chivalry and RomanceLetters on Chivalry and Romance (London 1762) [Biga 167/609: »(Hurd’s) Letters on Chevalry and Romance, Lond. 762«].
Jan Hus1370–1415. Böhmischer Reformator.
Francis Hutcheson1694–1746. Schott. Moralphilosoph, seit 1729 Prof. in Glasgow. Moore, J.: Hutcheson, Francis, in: Oxford DNB.
Hutcheson, Inquiry into the Original of our Ideas of Beauty and VirtueAn Inquiry into the Original of our Ideas of Beauty and Virtue, in two Treatises; I. Concerning Beauty, Order, Harmony, Design. II. Concerning Moral Good and Evil (London 1725) [Biga 118/287: »F. Hutchinson’s Enquiry into the Original of our Ideas of Beauty and Virtue, Lond. 725«]. Digitalisat, Ausg. 1726: John Adams L./Boston PL.: Adams 291.8.
Hutcheson, Philosophiae moralisPhilosophiae moralis institutio compendiaria. Libris III. Ethices et jurisprudentiae naturalis elementa continens (Glasgow 1745) [Biga 118/288: »Ei. Philosophiae Moralis, Rott. 745.«].
Der Hypochondrist: eine holsteinische Wochenschrift von Herrn Zacharias Jernstrup Hg. von unter dem Pseudonym Zacharias Jernstrup mit Jacob Friedrich Schmidt in Bremen/Schleswig bei Cramer u. Hansen von 1762–71 [Biga 159/501: »Der Hypochondrist, eine Holsteinische Wochenschrift, Schlesw. 762«; Biga 159/502: »Der Hypochondrist, Th. I. II. Bremen 771«; Biga 137/126: »Der Hypochondrist, 1. 2. Th. Brem. 771«].
Gustav Heinrich v. Igelström1695–1771. Freiherr. Landmarschall in Livland, siehe: Igelström, Gustav Heinrich, in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 350.
Isaac Iselin1728–1782. Schweizer Geschichtsphilosoph, 1756 Ratsschreiber in Basel. Ulrich Im Hof: Isaak Iselin, in: HLS.
Iselin, Philosophische und patriotische TräumePhilosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes (Zürich: Orell 1758).Isokrates 436–338 v. Chr.Isokrates, Panegyrikos [Biga 12/191: »Isocratis Panegyricus ex ed. S. F. N. Mori, Lips. 766.«].
J
Johann Conrad Jacobi1717–1774. Kaufmann, Bankier, Kommerzienrat in Königsberg. Fritz Gause: Jacobi, Johann Konrad, in: ADB 10 (1974), S. 231f.Johann Friedrich Jacobi1712–1791. Lutherischer Theologe; Generalsuperintendent des Fürstentums Lüneburg in Celle; Schriftsteller; Konsistorialrat; Mitbegründer und Direktor der Landwirtschaftsgesellschaft, Onkel Friedrich Heinrich Jacobis, siehe Franck, Jakob: Jacobi, Johann Friedrich, in: ADB 13 (1881), S. 586f.Jacobi, Sammlung einiger geistlicher RedenSammlung einiger geistlicher Reden, welche bey besondern Gelegenheiten gehalten worden (Hannover: Richter 1757).Christoph Gottfried Jacobi1724–1789. Theologe und Dichter geistlicher Lieder. Jacobs, Eduard: Jacobi, Christoph Gottfried, in: ADB 13 (1881), S. 573f.Jacobi, Die ursprüngliche Offenbarung GottesDie ursprüngliche Offenbarung Gottes erwogen und zu weiterer Untersuchung vorgetragen (Halle 1759).Louis Jacquet1732–1794. Abbé in Lyon.Jacquet, Parallèle des Tragiques Grecs et FrançaisParallèle des Tragiques Grecs et Français (Lille 1760), erschien anonym [Biga 176/744: »Parallele des Tragiques grecs & Francois par Jaquet. Lille 760«].Alexander JephsonLebensdaten nicht ermittelt.Jerusalem, Abhandlung vom Sabbath der ChristenAbhandlung vom Sabbath der Christen, aus dem Englischen übersetzt, mit einer Vorrede von F. E. Rambach (Rostock 1763).Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem1709–1789. Evang. Theologe, Prinzenerzieher in Braunschweig. Wagenmann, Julius August: Jerusalem, Johann Friedrich Wilhelm, in: ADB 13 (1881), S. 779–783.
Jerusalem, Briefe über die Mosaische Religion und PhilosophieBriefe über die Mosaische Religion und Philosophie (Braunschweig 1762).Wilhelm Bernhard Jester1736–1785. Ab 1779 Kanzler, dann ab 1783 Rektor der Universität Königsberg.Johann Friedrich Joachim1713–1767. Seit 1748 Prof. der Geschichte in Halle. Hartwig, Otto: Joachim, Johann Friedrich, in: ADB 14 (1881), S. 94f.Joachim, Einleitung zur Teutschen DiplomatikEinleitung zur Teutschen Diplomatik worin die Regeln an die Hand gegeben werden, nach welchen die schriftlichen Urkunden der Teutschen Koenige und Keiser koennen gelesen, beurtheilt und die wahren von den falschen unterschieden werden (Halle: Renger 1748) [Biga 88/209]. Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: Graph. 39 z.
Joachim, Unterricht von dem MünzwesenUnterricht von dem Münzwesen, worin der Zustand und Beschaffenheit der Münzen bei den Juden, Griechen und Römern […] vorgestellt wird (Halle 1754).
Christian Gottlieb Jöcher1694–1758. Universitätsbibliothekar und Prof. der Philosophie in Leipzig, siehe Franck, Jakob: Jöcher, Christian Gottlieb, in: ADB 14 (1881), S. 103–105.Jöcher, Allgemeines Gelehrten-LexiconCompendiöses Gelehrten-Lexicon: Darinne die Gelehrten aller Stände so wohl männ- als weiblichen Geschlechts, welche vom Anfang der Welt bis auf ietztige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht, nach ihrer Geburt, Absterben, Schrifften, Leben und merckwürdigen Geschichten aus denen glaubwürdigsten Scribenten nach dem Entwurff des sel. D. Joh. Burckh. Menckens in alphabetischer Ordnung beschrieben werden. (1715; 3. Aufl., 2 Bde., Leipzig 1733).Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Darinne die Gelehrten aller Stände sowohl männ- als weiblichen Geschlechts, welche vom Anfange der Welt bis auf ietzige Zeit gelebt, und sich der gelehrten Welt bekannt gemacht; Nach ihrer Geburt, Leben, merckwürdigen Geschichten, Absterben und Schrifften aus den glaubwürdigsten Scribenten in alphabetischer Ordnung beschrieben werden (4 Bde., Leipzig: Gleditsch 1750–1751) [Biga 77/58]. Digitalisat, Tl. 1 = A–C: ULB Halle: Nv 155 b, 4Öʿ (1).
Samuel Johnson1709–1784. Engl. Schriftsteller, Kritiker, Lexikograph. Rogers, P.: Johnson, Samuel, in: Oxford DNB.
Johnson, Dictionary of the English LanguageA Dictionary of the English Language. In which the words are deduced from their originals, and illustrated in their different significations, by examples from the best writers, to Which are prefixed, a history of the language, and an English Grammar (2 Bde., London 1755) [Biga 71/207: »Sam. Johnson’s Dictionary, Tom I. II. Lips 756«]. Digitalisat, Bd. 1: Princeton Theological Seminary: SCC 1172.
Louis de Jaucourt1704–1779. Chevalier. Arzt, maßgeblicher Beiträger und Herausgeber der Encyclopédie.
Jaucourt, La Vie de M. LeibnitzHistoire de la vie et des ouvrages de Leibnitz (Amsterdam 1734).
Übers.: Geschichte des Herrn von Leibnitz und Verzeichniß seiner Werke, aus dem Französischen des Ritters von Jaucourt, nebst einigen Anmerkungen (Leipzig: Heinsius 1757). Digitalisat: BSB München: Biogr. 617.
John Jortin1698–1770. Englischer Kirchenhistoriker.
Jortin, Ecclesiastical HistoryRemarks on Ecclesiastical History (5 Bde., 1751–1773).
Übers.: Joh. Jortin’s Anmerkungen über die Kirchengeschichte; a. d. Engl., übers. von (3 Bde, Bremen u.a. 1755/6).
Élie de Joncourt1697–1765. Journalist, Übersetzer und Professor für Philosophie in ’s-Hertogenbosch.
Bibliothèque des sciences, et des beaux artsBibliothèque des sciences, et des beaux arts (50 Bde., Den Haag: Pierre Gosse Junior 1754–1778); weiterer Herausgeber u.a. Charles Chais (1700–1785).
La Nouvelle Bibliothèque anglaiseLa Nouvelle Bibliothèque anglaise (3 Bde., Den Haag 1756/57).
Journal étrangerJournal étranger. 1754 bis 1762 in Paris erschienen, hg. v. u.a. Friedrich Melchior Grimm, , widmete sich der Erschließung ausländischer Literaturen. lieferte Artikel über deutschsprachige Literatur und Kunst, in der Ausg. November 1755 war dort etwa eine Übersetzung des Dreiakters von , Die Beetschwester, zu lesen (Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: Z-21774); auch Gottscheds Werk wollte Wächtler dem frz. Publikum nahe bringen, dessen abschätzige Rezension einer Ausgabe der Fabeln Fontaines, 1750 in Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit erschienen, ließ ihn jedoch prompt durchfallen, im Mercure de France wurde er als frankophob abgekanzelt.
Flavius Josephus37- nach 100, römisch-jüdischer Geschichtsschreiber.
Ios., bell. Iud.
Jüdischer Krieg, lat. de bello Iudaico, griech. Περὶ τοῦ Ἰουδαικοῦ πολέµου
Der JünglingMoralische Wochenschrift. 1764 (jeden Mittwoch), 1768 und 1775 weitere Auflagen erschienen bei . Herausgegeben von Johann Andreas Cramer, Johann Arnold Ebert, Gottlieb Wilhelm Rabener und Niklas Dietrich Giseke. Digitalisat, 1764: BSB München: Ph.pr. 690 mx-1764.
Johann Heinrich Gottlob v. Justi1720–1771. Ab 1765 Leiter der staatlichen Bergwerke Preußens, siehe Inama von Sternegg, Theodor: Justi, Johann Heinrich Gottlob von, in: ADB 14 (1881), S. 747–753.
Justi (Hg.), Schauplatz der Künste und HandwerkeSchauplatz der Künste und Handwerke, oder vollständige Beschreibung derselben, verfertiget oder gebilliget von denen Herren der Academie der Wissenschaften zu Paris. Mit vielen Kupfertafeln. In das Teutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Johann Heinrich Gottlob von Justi, Königlichen Großbrittanischen Bergrathe und Ober-Policey-Commissario der Königl. Großbrittanischen Societät der Wissenschaften zu Göttingen und der Churfürstl. Bayerischen Academie der Wissenschaften zu München Mitgliede (3 Bde., Berlin, Stettin und Leipzig: Johann Heinrich Rüdiger 1762–64. Bd. 4–13 (1765-75) bei Kanter, Königsberg u. Leipzig, hrsg. von Daniel Gottfried Schreber). Digitalisat: Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: HAB Wolfenbüttel M: Oc 26:1.
JuvenalDecimus Iunius Iuvenalis. 1. u. 2. Jhd.Iuv. saturaeDt. Übers. zitiert nach: Sven Lorenz (Übers.), Juvenal, Satiren/Saturae (Berlin, Boston 2017).D. Junii Juvenalis et Auli Persii Flacci Satyrae. Cum Veteris Scholiastae & Variorum Commentariis. Accurante Cornelio Schrevelio (Lyon 1648) [Biga 10/156: »Juvenalis et Persius ex ed. Schreuelii, Lugd. 648.«].The Satires of D. J. Juvenalis. Translated Into English Verse. By Mr. Dryden. And [...] Other [...] Hands. Together with the Satires of Aulus Persius Flaccus. Made English by Mr. Dryden [...] To which is Prefix’d, a Discourse Concerning the Original and Progress of Satir [...] Third Edition, Adorn’d with Sculptures (London 1693; wurde dann zahlreich wieder aufgelegt) [Biga 165/583: »Dryden’s Juvenal and Persius, Lond. 706«].
K
Melchior KadeHändler in Königsberg.Johann Christian Kalle1714–1775. Prof. der morgenländischen Sprachen in Kopenhagen.
Kalle, Fundamenta lingvae ArabicaeFundamenta lingvae Arabicae, in usum auditorii Hafniensis (Hannover 1760) [Biga 62/76: »J. C. Kaldii Fundamenta Linguae Arabicae, Han. 760«].
Henry Home Kames1696–1782. Schott. Jurist und Moralphilosoph, siehe Deutsche Biographie.
Kames, Elements of CriticismElements of Criticism (3 Bde., Edinburgh 1762).
Übers.: Grundsätze der Critik, in drey Theilen, von Heinrich Home, aus dem Englischen übersetzt (3 Bde., Leipzig: Dyckische Handlung 1763-72). Digitalisat: UB Heidelberg: G 28 B RES::1.
György Kalmár1726–1782. Ungarischer Orientalist, siehe Deutsche Biographie.
Kalmár, dissertatio critico-philologico-theologicaQ. D. O. M. B. F. F. Q. E. V. dissertatio critico-philologico-theologica in Isa. Vii: 14 = Matth. 1: 23. Cui accedunt V Animadversiones Criticae succincte institutae. Prooemii loco praemittitur Progymnasma Criticvm (Oxford 1750).
Kalmár, Mr. Bate’s answer to Dr. SharpMr. Bate’s answer to Dr. Sharp’s two dissertations answered, being a vindication of the etymology and scripture-meaning of Elohim and Berith (London 1751).
Kalmár, A short reply to Mr HollowayA short reply to Mr Holloway’s few remarks on Dr Sharp’s dissertations on the words Elohim and Berith (London 1751).
Kalmár, Genuina linguæ Hebraicæ grammaticaGenvina Lingvæ Hebraicæ Grammatica. Sive, Vetvs Illa Sine Masoretharvm Pvnctis Hebraisandi Via : Quam prius [...], ingenui Discipuli sui, admodum reuerendi P. Cyrilli, Equestris Academiae, quae Petrupoli est, Presbyteri, priuatum in usum, noua plane aptioreue methodo, delineatam [...] publici iam iuris esse uult Georgivs Kalmár (Genf: Pellet 1760).
Immanuel Kant1724–1804. Bis 1754 Hauslehrer/Hofmeister, 1755 wieder in Königsberg, zum Magister promoviert, ab Wintersemester 1755/56 Vorlesungen als Privatdozent; 1766–1772 Unterbibliothekar der königlichen Schlossbibliothek, ab 1770 Professor für Logik und Metaphysik; Prantl, Carl v.: Kant, Immanuel, in: ADB 15 (1882), S. 81–97.
Wiss. Ausg.: Kant’s Gesammelte Schriften. Akademieausgabe (AA) (bisher 29 Bde.; Berlin 1900ff.)
Kant, Nova dilucidatioPrincipiorum primorum cognitionis metaphysicae nova dilucidatio (Königsberg: Hartung 1755); Kants Dissertation an der Universität Königsberg, am 27.9.1755 verteidigt.AA I: Vorkritische Schriften I, S. 385–416.
Kant, Allgemeine NaturgeschichteAllgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprunge des ganzen Weltgebäudes nach Newtonischen Grundsätzen abgehandelt (Königsberg, Leipzig: Petersen 1755). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 ASTR I, 6522 RARA.AA I: Vorkritische Schriften I, S. 215–368.Kant, Metaphysicae cum Geometria junctaeMetaphysicae cum Geometria junctae usus un Philosophia Naturali (Königsberg: Hartung 1756) Digitalisat: Univ. Tartuensis: R Mrg 3366a.AA I: Vorkritische Schriften I, S. 473–487.
Kant, Betrachtungen über den OptimismusVersuch einiger Betrachtungen über den Optimismus von Immanuel Kant, wodurch er zugleich seine Vorlesung auf das bevorstehende Jahr ankündigt. Den 7. Oktober 1759 (Königsberg: Driest 1759).AA II: Vorkritische Schriften II, S. 27–36.Kant, Die falsche SpitzfindigkeitDie falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren erwiesen von M. Immanuel Kant (Königsberg: Johann Jacob Kanter 1762). [Biga 117/284: »Im. Kant’s falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren, Kgsb. 762«]AA II: Vorkritische Schriften II, S. 45–61.Kant, Der einzig mögliche BeweisgrundDer einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration des Daseins Gottes (Königsberg: Johann Jacob Kanter 1763) [Biga 102/90 u. 117/284: »Im. Kant vom einzigen Beweise für das Daseyn Gottes, Königsb. 763« u. »Im. Kant’s einziger moeglicher Beweisgrund zu einer Demonstration des das Daseyn Gottes, Kgsb. 763«].AA II: Vorkritische Schriften II, S. 63–168.Kant, Grundsätze der natürlichen Theologie und der MoralUntersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral, in: Dissertation qui a remporté le prix proposé par l’Académie Royale des Sciences et belles-lettres de Prusse, sur la Nature, les espèces, et les degrés de l’evidence avec les pieces qui ont concouru (Berlin: Haude et Spener 1764).AA II: Vorkritische Schriften II, S. 273–301.Kant, Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und ErhabenenBeobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (Königsberg 1764) [Biga 102/91 u. 117/285: »Im. Kant’s Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, Königsb. 764« u. »Im. Kant’s Beobachtungen über das Gefühl vom Erhabenen und Schoenen, Kgsb. 764«].AA II: Vorkritische Schriften II, S. 205–256.Kant, Versuch über die Krankheiten des KopfesVersuch über die Krankheiten des Kopfes. In: , 13.-27. Februar 1764.AA II: Vorkritische Schriften II, S. 259–272.Kant, Träume eines Geistersehers erläutert durch Träume der MetaphysikTräume eines Geistersehers erläutert durch Träume der Metaphysik (Königsberg 1766). [Biga 117/284: »Traeume eines Geistersehers erlaeutert durch Traeume der Metaphysick, Kgsb. 766«]AA II: Vorkritische Schriften II, S. 315–374.Antiochus Dmitrievich Kantemir1708–1744. Fürst. Mitglied der Petersburger Akademie, zeitweise Minister in Paris, siehe Deutsche Biographie.Kantemir, SatyrenSatyres de Monsieur le prince Cantemir. Avec l’histoire de sa vie, traduites en françois (London 1749).
Übers.: Heinrich Eberhards, Freyherrn von Spilcker, Königl. Preuß. Flügeladjutantens und Obristlieutenants, der Königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg Ehrenmitglieds, versuchte freye Uebersetzung der Satyren des Prinzen Kantemir nebst noch einigen andern poetischen Uebersetzungen und eigenen Gedichten, auch einer Abhandlung von dem Ursprunge, Nutzen und Fortgange der Satyren, und der Lebensbeschreibung des Prinzen Kantemir. Herausgegeben und mit einer Vorrede begleitet von C. Mylius. Das Leben des Prinzen Antiochus Kantemir. Heinrich Eberhard von Spilcker, Kurze Abhandlung vom Ursprung, Nutzen und Fortgang der Satyren (Berlin 1752). Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: P.o.rel. 3140.
Kantemir, The history of the Growth and Decay of the Ottoman EmpireThe history of the Growth and Decay of the Ottoman Empire (London 1734).
Übers.: Geschichte des osmanischen Reiches nach seinem Anwachsen und Abnehmen, beschrieben von Demetrie Kantemir, ehemaligen Fürsten in Moldau. Nebst den Bildern der türkischen Kaiser, die ursprünglich von den Gemälden in dem Seraj durch des Sultans Hofmaler abgenommen worden. Aus dem Englischen übersetzet (2 Bde., Hamburg: Herold 1745). Digitalisat, Bd. 1: SSB Augsburg: 4 H 318.
Johann Jakob Kanter1738–1786. Buchhändler, Verleger (auch von Hamanns Schriften) und Unternehmer in Königsberg, Elbing (Filiale), Marienwerder (Druckerei) u. Trutenau, Lotteriedirektor, Papiermüller, Erbherr von Trutenau. Errichtete anstelle der Papiermühle eine Schriftgießerei u. eine Fabrik für Pressspanplatten, für deren Anlage Friedrich II. 12.000 Taler bereitstellte. Gab 1781 die Buchhandlung an seinen Angestellten Wagner u. den Berliner Buchhändler Carl Gottlob Dengel ab. Mitglied der Dreikronenloge. Siehe Göpfert, Herbert G.: Kanter, Johann Jakob, in: NDB 11 (1977), S. 125f.Karoline. Eine Wochenschrift1761. Herausgegeben von Jakob Friedrich Schmidt (geb. 1740). Gedruckt in Königsberg: Driest 1761. Im Stil und bzgl. der Themen ahmt die Zeitschrift die Daphne nach; im ersten Heft wird auch auf diese verwiesen. Digitalisat: SUB Göttingen.
Bernhard Peter Karl1672–1723. Evang. Pfarrer und Lehrer, siehe Deutsche Biographie.
Karl, Lutherus ante LutheranismumLutherus ante Lutheranismum, oder die urälteste Evangelische Wahrheit aus D. Mart. Lutheri Schrifften und eigenen Worten wiederholet. Von Jeremia Heraclito Christiano (Köln: Philadelphus 1702; Frankfurt/Leipzig 1760). Digitalisat, Ausg. 1760: SLUB Dresden: 2.A.7048.
Anna Louisa Karsch1722–1791. Berühmt geworden als »deutsche Sappho« durch Gedichte auf Friedrich II. v. Preußen und seine Siege im Siebenjährigen Krieg. Palm, Hermann: Karsch, Anna Louisa, in: ADB 15 (1882), S. 421f.
Karsch, Sammlungs-PlanSammlungs-Plan zur Herausgabe der Gedichte der Frau A. L. Karschinn (Magdeburg 1762). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yl 4741Karsch, Auserlesene GedichteAuserlesene Gedichte (Berlin: Winter 1764) [Biga 142/203: »A. L. Karschin auserlesene Gedichte, Berl. 764«]. Digitalisat: Deutsches Textarchiv.
Johann Nikolaus KarstensGest. 1783. Freund Hs. in Lübeck.Abraham Gotthelf Kästner1719–1800. Mathematiker und Epigrammatiker, Habil. an der Universität Leipzig, seit 1756 Prof. der Mathematik und Physik in Göttingen, siehe: Cantor, Moritz u. Minor, Jacob: Kästner, Abraham Gotthelf, in: ADB 15 (1882), S. 439–451. Übersetzte und versah Bd. 1–3 von Buffons Allgemeine Historie der Natur mit Anm.
Kästner, Anfangsgründe der angewandten MathematikAnfangsgründe der angewandten Mathematik (Göttingen: Witwe Vandenhoeck 1759). Digitalisat: ULB Halle.
Katharina II.1729–1796. Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst; ab Juli 1762 russischen Kaiserin.Königliche deutsche Gesellschaft von Königsberg1741 gegründete Vereinigung zur Pflege der deutschen Sprache und Literatur, erster Direktor war Prof. . Er folgte damit den Empfehlungen von , der ihm auch die Vorlage für die Vereinssatzung lieferte (April 1741). Daraufhin galt es ein königliches Privileg zu erhalten nach dem Vorbild der Deutschen Gesellschaft in Greifswald. Flottwells und Gottscheds Anliegen war es, ein Gegengewicht zur Orthodoxie an der Universität Königsberg zu entwickeln, wo das Lateinische noch Hauptsprache des wissenschaftlichen Austauschs war. Von den Prof. der Universität war keine Unterstützung zu erwarten, auch Flottwells Versuch, dort eine Professur für Beredsamkeit zu erlangen, musste mit preußisch-königlichem Privileg gegen den Widerstand des Ordinariats forciert werden. Das Privileg für die Gesellschaft wurde im August 1743 erlangt (wie auch die Professur für Flottwell). Ein wichtiger Förderer dem preußischen Hof gegenüber und Mäzen war Johann Ernst v. Wallenrodt, der 1742 als Staats- und Kriegsminister nach Königsberg zog. Siehe zur Geschichte der Gesellschaft unter Flottwell bes.: Krause, Gottlieb: Gottsched und Flottwell, die Begründer der Deutschen Gesellschaft in Königsberg (Leipzig 1893).
Es wurden in der Gesellschaft hauptsächlich Übungen und Festakte zur deutschsprachigen Beredsamkeit abgehalten. Publikationen sind bis zum Verbot der Gesellschaft unter russischer Herrschaft (Anfang 1759) kaum erschienen, nur: Der Königlichen deutschen Gesellschaft in Königsberg Eigene Schriften in ungebundener und gebundener Schreibart (Königsberg: Hartung 1754), Digitalisat: SUB Göttingen: 8 SVA III, 1350:1.
Die Arbeit an einem deutschen Lexikon kam nicht zu einem Ergebnis; lediglich der Beginn eines Provinzialwörterbuchs, Idioticon Prussicum, wurde 1759 vom Prof. für Poesie J. G. Bock (jedoch dann unabhängig von der Gesellschaft) publiziert.
Desweiteren erschien: Yves Marie André, Versuch von dem Schönen, darinn man untersuchet, worinn das Schöne in der Natur, in den Sitten, in den Werken des Witzes, und in der Musick oder Tonkunst bestehe. Aus dem Französischen übersetzt von einigen Mitgliedern der Königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg in Preußen (Königsberg: Driest 1753) [Biga 117/285: »P. André Versuch vom Schoenen, Kgsb. 753« u. 152/392: »Versuch von dem Schönen, Königsb. 753«]. Digitalisat: SBPK Berlin: Mus. E 3255.
J. G. Lindner konnte sein Buch zur Schreibart unter der Zensur der Gesellschaft drucken lassen (gegen den Widerstand von Flottwell). Er war 1751–1755 deren Senior, bis er nach Riga ging. Nach seiner Rückkehr nach Königsberg war er 1766–76 Direktor.
Königsberger freye Gesellschaft1743 unter Federführung von Christian Heinrich Gütther gegründet als Alternative zur ›Königlichen Deutschen Gesellschaft‹ in Königsberg. Publikation: Der freyen Gesellschaft zu Königsberg in Preussen eigene Schriften in gebundener und ungebundener Schreibart in eine Sammlung verfasset (Königsberg, Leipzig: Hartung 1755)Wochentliche Königsbergischen Frag- und Anzeigungsnachrichten»Intelligenzblatt«, erschien ab 1727, ab 1752 von verlegt, mit amtlichen Bekanntmachungen, Nachrichten über das kulturelle Leben in Königsberg, wissenschaftlichen Beiträgen der Universitätsprofessoren (seit 1736 waren diese dazu verpflichtet); auch bspw. veröffentlichte darin schon 1754 zur Bewerbung auf eine Professur, 1755 schrieb er dort ausführlich über das Erdbeben in Lissabon. Hamann begann 1759 darin zu publizieren.Königsbergische Gelehrte und Politische Zeitungen1764-1796, erschienen montags und freitags im Buchladen von , später die Dengelsche Zeitungen. [Biga 179/10: »Königsbergsche gelehrte und politische Zeitungen von 767–75«; Biga 182/47: »Koenigsbergsche gelehrte und politische Zeitungen, 764. Donum.« u. Biga 199/115: »Königsbergsche gelehrte und politische Zeitungen 764. 65. 66. 73. 74. 75. 76. incompl.«]Samuel Jakob Keber1720–1791. 1744–1751 Pfarrer in Momehnen, dann Gerdauen.Thomas von Kempen1380–1471. Mönch des Augustinerordens, Verfasser und Kompilator der weitverbreiteten Schrift De Christo Imitando, in der er Lehren christlicher Mystiker, etwa Meister Eckharts, popularisierte.
Thomas, De Christo ImitandoDe Christo imitando: contemnendisque mundi vanitatibus libellus (Cambridge 1688) [Biga 57/620: »Thomas Kempisius de Chrsti imitando cet. interprete Seb. Castellione ex ed. R. Widdrington, Cantabr. 688. Donum.«].
Johann Jacob KeyserGest. 1800. Hofmeister.Marie-Françoise Abeille de Kéralio1727–1795. Frz. Schriftstellerin.
de Kéralio, Fables de M. GayFables de M. Gay, suivies du poème de l’Éventail: le tout traduit de l’anglais par madame de Keralio (London/Paris: Duchesne 1759) Digitalisat: Google Books.
Johann Georg Keyßler1693–1743. Reiseschriftsteller, siehe: Ratzel, Friedrich: Keyßler, Johann Georg, in: ADB 15 (1882), S. 702f.
Keyßler, Neueste ReisenJohann Georg Keyßlers Mitglieds der Königl. Groß-Brittann. Societät Neüeste Reise durch Teütschland, Böhmen, Ungarn, die Schweitz, Italien, und Lothringen worin der Zustand und das merckwürdigste dieser Länder beschrieben, und vermittelst der Natürl-Gelehrten, und Politischen Geschichte, der Mechanick, Mahler- Bau- und Bildhauerkunst, Müntzen und Alterthümer erläutert wird mit Kupffern (Hannover: Förster 1740); Fortsetzung Neuester Reisen, durch Teutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweitz, Jtalien und Lothringen, worinn der Zustand und das merckwürdigste dieser Länder beschrieben wird; 3: Verzeichniß Der Post-Wechslungen auf der vorbeschriebenen Reise nebst andern Bemerckungen der Weite eines Ortes von den andern nebst vollständigen Register über alle beyde Theile (Hannover: Förster 1741); (2. Auflage, hg. v. G. Schütze, Hannover 1751). Digitalisat, 2.Tl.: HAAB Weimar: F 39 (b).
Joseph Anton Kirchwegergest. 1746. Rosenkreuzer, siehe Deutsche Biographie.
Kirchweger, Aurea catena HomeriAurea catena Homeri oder eine Beschreibung von dem Ursprung der Natur und natürlichen Dingen, wie und wann sie geboren und gezeuget (Frankfurt, Leipzig: Böhme 1723). Digitalisat: BSB München: Alch. 300#Beibd.1.William King1650–1729. Erzbischof von Dublin. Connolly, S.: King, William, in: Oxford DNB.
King, De origine maliDe origine mali (Dublin 1702).Carl Ernst KleinGest. 1761. 1741 Kanzleirat zu Stockholm; Übersetzer und Journalist; übersetzte Carl Linnés Reiseberichte aus dem Schwedischen, siehe Deutsche Biographie.Klein, Stockholmisches MagazinStockholmisches Magazin darinnen kleine schwedische Schriften, welche die Geschichte, Staatsklugheit und Naturforschung betreffen, nebst neuen Berichten von den königlichen schwedischen Academien der Wissenschaften, hohen Schulen und andern Gelehrten in Schweden, mitgetheilet werden (Stockholm: Gottfried Kiesewetter 1754–1756).Michael Leberecht Kleinow1701–1762. Kirchen- und Konsistorialrat.Christian Ewald v. Kleist1715–1759. Dichter u. preuß. Offizier, siehe: Schwarze, R.: Kleist, Ewald Christian von, in: ADB 16 (1882), S. 113–121.
Kleist, Cißides und PachesCißides und Paches in drey Gesängen von dem Verfasser des Frühlings (Berlin: Voß 1759).Georg Christoph v. Kleist1729–1800. Majoratsherr auf Leegen (Lega).Timotheus Merzahn von Klingstädt 1710–1786. Ksl.-russ. Geheimrat in St. Petersburg.Klingstädt, Memoires sur les Samojedes el les LapponsMemoires sur les Samojedes el les Lappons (Königsberg 1762). Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.Norv.211.
Vorabdruck als Teilübersetzung in: , (1761) Bd. 4, S. 717–743.
Friedrich Gottlieb Klopstock1724–1803. Redlich: Klopstock, Friedrich Gottlieb, in: ADB 16 (1882), S. 211–226.
Wiss. Ausg.: Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe, begr. v. A. Beck, K. L. Schneider und H. Tiemann; hg. v. H. Gronemeyer, E. Höpker-Herberg, K. Hurlebusch und R.-M. Hurlebusch (bisher 42 Bde.; Berlin, New York 1974ff.).
Klopstock, MessiasDer Messias. Ein Heldengedicht (erste Version: Halle: Hemmerde 1749; dann Bd. 1: 51, Bd. 2: 56, Bd. 3: 68, Bd. 4: 73).Werke und Briefe, Bd. IV,1/2.
Klopstock, Geistliche LiederGeistliche Lieder. Erster Theil (Kopenhagen, Leipzig: Pelt 1758) [Biga 145/246].Werke und Briefe, Bd. III,1.
Klopstock, Eine Betrachtung über Julian den AbtrünnigenEine Betrachtung über Julian den Abtrünnigen, in: , 17. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 145.Klopstock, Von der besten Art über Gott zu denkenVon der besten Art über Gott zu denken, in: , 25. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 213.Klopstock, Von der Sprache der PoesieVon der Sprache der Poesie, in: , 26. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 221.Klopstock, Von der BescheidenheitVon der Bescheidenheit, in: , 28. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 246.Klopstock, Von dem Fehler, andere nach sich zu beurteilenVon dem Fehler, andere nach sich zu beurteilen, in: , 42. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 369.Klopstock, Von dem Range der schönen Künste und der schönen WissenschaftenVon dem Range der schönen Künste und der schönen Wissenschaften, in: , 43. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 373.Klopstock, Dem AllgegenwärtigenDem Allgegenwärtigen, dies der Titel in späteren Ausgaben, der Erstdruck (bzw. Zweitdruck, im Sammelband, in dem der Einzeldruck vom 14. September 1758 enthalten ist) hingegen ohne Titel in: , 44. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 389.Klopstock, Von dem PublicoVon dem Publico, in: , 49. St. (Kopenhagen, Leipzig 1758), S. 445.Klopstock, Hinterlaßne SchriftenHinterlaßne Schriften: von Margareta Klopstock [der 1758 verst. Frau von F. G. Klopstock] (Hamburg: Bohn 1759) [Biga 159/503: »Hinterlassene Schriften der Margaretha Klopstock, Hamb. 759«].Johann Christian KlüterBuchhändler und Verleger in Berlin, verlegte bspw. . Autor einer frz. Grammatik: Nouvelle grammaire theorique et pratique. oder neue franz. Sprach-Lehre zum Behuf einer leichten und bequemen Methode abgefasset [...] (Halle: Verlag des Waysenhauses 1750).Franz Anton Knittel1721–1792. Luth. Theologe. Zimmermann, Paul: Knittel, Franz Anton, in: ADB 16 (1882), S. 299f.
Knittel, Neue GedankenNeue Gedanken von den allgemeinen Schreibfehlern in den Handschriften des Neuen Testaments. Ihr System ist durch zwo neue Auslegungsmuthmassungen über die beyden berühmten Stellen Johan. XIX, 14. und Luc. III, 35. 36. erläutert. Nebst einem Versuche einer hermeneutischen Muthmassungssittenlehre der ersten Kirche (Braunschweig: Grosses Waysenhaus 1755). Digitalisat: BSB München: 4 Exeg. 426 d.
Martin Knutzen1713–1751. Außerord. Prof. der Logik und Mathematik in Königsberg. Pietist und Wolffianer, Schriften über u.a. das Verhältnis von Leib und Seele, Vorlesungen über Metaphysik, Logik, Mathematik und Astronomie. Gründer einer »Physisch-Theologischen Gesellschaft«, ein Lesekreis, der sich in seinem Haus traf, und dem (s. LS S. 321), , , u.a. angehörten. Siehe Prantl, Carl von: Knutzen, Martin, in: ADB 16 (1882), S. 334f.Knutzen, Philosophischer Beweiß von der Wahrheit der Christlichen ReligionPhilosophischer Beweiß von der Wahrheit der Christlichen Religion: darinnen die Nothwendigkeit einer geoffenbarten Religion insgemein und die Wahrheit oder Gewißheit der Christlichen insbesondere, aus ungezweifelten Gründen der Vernunft nach Mathematischer Lehr-Art dargethan und behauptet wird (1. Aufl., Königsberg: Hartung 1740; 4. Aufl., Königsberg: Hartung 1747, »mit einigen Anmerkungen, Register und einiger Zugabe hieher gehöriger Abhandelungen vermehret«, bes. »Betrachtung über die Schreibart des Heiligen Schrift und ins besondere über die mosaische Beschreibung der Erschaffung der Welt, durch ein Göttliches Sprechen«, S. 273ff.). Digitalisat: BSB München: Dogm. 574 m.
Knutzen, Gedanken von den CometenVernünftige Gedanken von den Cometen, darinnen deren Natur und Beschaffenheit nebst der Art und den Ursachen ihrer Bewegung untersuchet und vorgestellet, auch zugleich eine kurze Beschreibung von dem merkwürdigen Cometen des jetztlauffenden Jahres mitgetheilet wird (Königsberg 1744) [Biga 98/40: »Martin Knutzen’s Gedanken von den Cometen, Koenigsb. 748«].
Knutzen, Brenn-SpiegelHistorisch-Mathematische Abhandlung von den Brenn-Spiegeln des Achimedes, worinnen zugleich einige allgemeine Methoden die Würckungen aller Brenn-Spiegel und Brenn-Gläser auf grössere Entfernungen zu erweitern, entdecket werden (Königsberg 1747) [Biga 98/41: »Ei. Abhandlung von den Brennspiegeln Achimedis, ib. 747«].
Jakob Koch1701–1772. Pastor in Lemgo, siehe Deutsche Biographie.
Koch, Entsiegelter DanielEntsiegelter Daniel, d.i. richtige Auflösung der sämtlichen Weissagungen Daniels, nach ihrem wahren Inhalt, genauen Verbindung, einhelligen Absicht, und vollständiger Zeitrechnung auf Messiam; aus sichern und unwiderleglichen philologisch-exegetischen und historisch-chronologischen Gründen mit Fleiß erörtert und ausgeführt (Lemgo: Meyer 1739). [Biga 63/84: »J. Koch’s entsiegelter Daniel, Lemgo 746«]. Digitalisat, 1740: ULB Halle: Id 586.
Koch, PharosPharos, Das ist: Unverhofft aufblickendes Licht in denen dicken Finsternissen der ältesten Aegyptischen Historie : Zur sichern Bestätigung und klaren Erörterung vieler Mosaisch-Biblischen Erzählungen; Sonst auch zum nützlichen und nöthigen Supplement verschiedener von Aegyptischen Sachen handelnder gelehrten Werke; Sonderlich der beliebten Prideaux- und Schuckfortischen Harmonie der Heiligen und Profan-Scribenten, Auch der Chronologie des ohnlängst entsiegelten Daniels / aufgefunden und gewiesen (Lemgo: Meyer 1741). [Biga 63/84: »J. Koch’s Pharos, Lemgo 741«]
Koch, Der allerälteste GlaubeDer allerälteste Glaube, in einigen Untersuchungen aus den Schriften Moses gezeiget (Lemgo: Meyer 1751).
Friedrich Christian Koch1718–1784. Prediger.
Koch, Stärke und Schwäche der Feinde der göttlichen OffenbarungStärke und Schwäche der Feinde der göttlichen Offenbarung; von ihrem ersten Alter an bis auf das
fünfte Jahrhundert, aus gehörigen Gründen untersucht und bewiesen (3 Tle., Gotha 1753/6).
Daniel Kolbe1712–1762. Fürstl. Lizentinspektor, Kommissionsrat in Libau.Christian Gottlieb Kongehl1698–1761. Königsberger Pfarrer.Nikolaus Friedrich v. Korff1710–1766. Generalleutnant und Kammerherr, im Siebenjährigen Krieg nach Fermor ab 1758–60 Gouverneur des kaiserlich-russ. besetzten Königsberg, siehe Deutsche Biographie.Friedrich Alexander v. Korff1713–1786. Staatsminister und Kanzler in Preußen, während des Siebenjährigen Krieges als Legationsrat in St. Petersburg, Mitau u.a. tätig. Siehe Deutsche Biographie.Christoph Ernst Ludwig Kornmannvor 1750–1825. Stiefsohn des O. S. v. Wegner; von u. erzogen.Christian Kortholt1709–1759. Prof. der Theologie in Göttingen, siehe Deutsche Biographie.
Kortholt, Viri illustris Godefridi Guil. Leibnitii epistolae ad diversosViri illustris Godefridi Guil. Leibnitii epistolae ad diversos […] e msc. auctoris cum annotationibus suis primum divulgavit Christian Kortholtus (4 Bde., Leipzig: Breitkopf 1734-42). Digitalisat: ETH-Bibliothek Zürich: Rar 6608.
Cölestin Kowalewski1700–1771. Jurist. Seit 1752 Kanzler der Königsberger Universität, in dieser Rolle auch Zensor in Königsberg, siehe Deutsche Biographie.Johann Tobias Krebs1718–1782. Rektor in Grimma; Kämmel, Heinrich: Krebs, Johann Tobias, in: ADB 17 (1883), S. 97f..
Krebs, Observationes in N. T. e Flavio JosephoObservationes in Novum Testamentum e Flavio Josepho (Leipzig: Wendler 1755). Digitalisat: BSB München: Exeg. 569 u.
Samuel Krickende1736–1797. Hauslehrer in Berlin bei , 1765 Feldprediger in Schlesien, später Pastor zu Tschöplowitz.Johann Gottlob Krüger1715–1759. Prof. der Medizin und Philosophie in Helmstedt und Halle; Heß, Wilhelm: Krüger, Johann Gottlob, in: ADB 17 (1883), S. 231.
Krüger, TräumeTräume (Halle: Hemmerde 1754). Digitalisat: SBPK Berlin: Yy 5011.
Johann Georg Krünitz1728–1796. Arzt und Schriftsteller. Hirsch, August: Krünitz, Johann Georg, in: ADB 17 (1883), S. 253.
Quirinus Kuhlmann1651–1689. 1689 als Häretiker in Moskau verbrannt (vgl. Hs. Notizen in N V S. 201/7ff.). Dünnhaupt, Gerhard: Kuhlmann, Quirinus, in: ADB 13 (1982), S. 253–255.
Jacob Heinrich Kurella1713–1764. Prof. der Rechte in Königsberg.
Georg David Kypke1724–1779. Evang. Theologe, Prof. für oriental. Sprachen in Königsberg, siehe Deutsche Biographie.Kypke, Johann Lockens Anleitung des menschlichen VerstandesJohann Lockens Anleitung des menschlichen Verstandes zur Erkäntniß der Wahrheit nebst desselben Abhandlung von den Wunderwerken, aus dem Englischen übersetzt von George David Kypke der Weltweisheit und der morgenländischen Sprachen Professore (Königsberg: Hartung 1755). Digitalisat: SUB Göttingen: DD96 A 247.
Kypke, Observationes SacraeGeorgii Davidis Kypke Philosophiae et Lingvarvm Orientalivm Profess. Extraord. in Academ. Regiomont. Observationes Sacrae in Novi Foederis Libros: ex avctoribvs potissimvm graecis et antiqvitatibvs. [Tl. 1:] Qvatvor Evangelistas Complexvs; [Tl. 2:] Acta Apostolorvm, Epistolas et Apocalypsin Complexvs (Breslau: Kornius 1755) [Biga 30/230: »G. D. Kypke Oberuationes sacrae, Tom. I. II. Vratisl. 755«]. Digitalisat: ULB Halle: Ie 295 (1/2).
Kypke, Anfangsgründe der Ebräischen GrammaticKurtz gefaßte Anfangsgründe der Ebräischen Grammatic. Welche nach den Lehrsätzen des D. [Johann Andreas] Danz eingerichtet, und in einem natürlichen Zusammenhange entworfen. Anmerkungen zur zweyten Ausgabe der hebräischen Grammatik des J[oachim] J[ustus] Rau, herausgegeben von Georg David Kypke, der Philosophie und Morgenl. Sprachen öffentlichem Professore. Zweyte stark vermehrte und verbesserte Auflage (Königsberg: Hartung 1755).Kypke/Dannies, Vocabvlarivm Graecvm in Novi Foederis Libroszus. mit Johann Daniel Dannies (1725–1801), Vocabvlarivm Graecvm in Novi Foederis Libros, secvndvm capitvm et versvvm ordinem digestvm et in vsvm ivventvtis tam scholastiae, qvam Academicae, in Borvssia praesertim editvm a Georg. David Kypke, Linguar. Orient. Prof. Ord. (Königsberg: Hartung 1758). Digitalisat: BSB München: L.gr. 178.
L
Jacques Lacombe1724–1801. Buchhändler, Advokat.La Combe, Histoire des révolutions de l’empire de Russie (Paris 1760).
Übers.: Des Herrn La Combe Geschichte der Staatsveränderungen des russischen Reichs. M. Verbesserungen, Zusätzen u. Anm. versehen von Johann Friedrich Joachim (3 Bde., Halle 1761–1764).
LactanzLucius Caecilius Firmianus, Lactantius. Um 250–um 320.Lactanz, OperaLucii Coelii Lactantii Firmiani Opera Omnia quae extant, accedunt Carmina vulgò asscripta Lactantia, cum selectio variorum commentariis; Opera et Partis Servatii Gallaei (Leyden 1660) [Biga 7/99: »Lactantii Opera ex. ed. Gallaei, Lugd. 660«].Lact. inst.Göttliche Unterweisungen / Lehrbuch der Religion, lat. divinae institutiones.Lact. mort. pers.Von den Todesarten der Verfolger, lat. de mortibus persecutorum.Lucii Caecilii Firmiani Lactantii De mortibus persecutorum cum notis Stephani Baluzii [...]. – Editio 2. acc. Gisb. Cuperi, Jo. Columbi, Tho. Spark, Nic. Toinardi, Jo. Georg. Graevii, Tho. Gale, Eliae Boherelli [...] animadversiones [...]; rec., suis auxit, cum versionibus contulit, Paulus Bauldri [...] (Utrecht 1692) [Biga 7/100: »Lactantii de Mortibus persecutorum ex. ed. Bauldri, Traj. 692«].Peter Edmond de Lacy1678–1751. Russischer Generalfeldmarschall, 1730 Gouverneur v. Riga, 1740–51 Gen.-Gouverneur v. Livland; siehe Lacy (Lascy), Peter Edmond de, in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 435.
Moritz Reichsgraf v. Lacy1725–1801. Bruder der , österr. Feldmarschall, Generalinspekteur, Präsident des Reichshofkriegsrats.NN. LadoLebensdaten nicht ermittelt. Adjunkt und Pastor in Riga.Claude-François Lambert1706–1765. Frz. Kulturhistoriker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 14, 1819), S. 263f.
Lambert, Histoire littéraire du règne de Louis XIVHistoire littéraire du règne de Louis XIV. Dédiée au Roy (3 Bde., Paris 1751).
Johann Heinrich Lambert1728–1777. Mathematiker, Philosoph. Laas, Ernst: Lambert, Johann Heinrich, in: ADB 17 (1883), S. 552–556.
Lambert, Cosmologische BriefeCosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues (Augsburg: Klett 1761). Digitalisat: BSB München: Phys.sp. 365.
Julien Offray de La Mettrie1709–1751. Frz. Mediziner, Philosoph, siehe Poten, Bernhard von: La Mettrie, Julien Offray de, in: ADB 17 (1883), S. 566–568.
La Mettrie, L’homme plus que machineL’homme plus que machine (Leiden 1748) [Biga 125/388: »L’homme machine, Leyd. 748. L’homme plus que machine, Londr. 748«].
Lamettrie, Ouvrage de PénélopeOuvrage de Pénélope, ou Machiavel en médecine par Aletheius Demetrius (3 Bde., Genf: Cramer & Philibert 1748/50). Digitalisat, Bd. 1: Bibliothèque nationale de France, département Sciences et techniques, 8-T21-142 (1); Digitalisat, Bd. 2: Bibliothèque nationale de France, département Sciences et techniques, 8-T21-142 (2); Digitalisat, Bd. 3: Bibliothèque nationale de France, département Sciences et techniques, 8-T21-142 (3).
Antoine Houdar de La Motte1672–1731. Frz. Ästhetiker und Literat, Akademiemitglied.Johann Jacob Christian LangermannLebensdaten nicht ermittelt. Bader in Königsberg.Nathaniel Lardner1684–1768. Englischer Theologe.Lardner, demoniacsThe case of the demoniacs mentioned in the New Testament: four discourses upon Mark V. 19. With an appendix for farther illustrating the subject (London 1758).
Übers.: Von den Besessenen, der im Neuen Testament gedacht wird. In vier Reden über Marc. 5, 19 mit e. Anh. verschiedener Anmerkungen, wodurch derselbe Gegenstand noch mehr erläutert wird, von Nathanael Lardner, Doc. der Gottesgel. Aus dem Englischen übersezt von J. P. C[assel]. Nebst der Ungenannten Prüfung der Gedanken, welche Herr Lardner in diesen vier Reden über die Besessenen geäußert hat (Bremen: Georg Ludwig Förster 1760). Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: Med.g. 286 h#Beibd.1.
Johann Friedrich Lauson1727–1783. Brenning, Lauson, Johann Friedrich, in: ADB 18 (1883), S. 71 sowie Joseph Kohnen, Johann Friedrich Lauson (1727–1783), in: Ders., Lyrik in Königsberg 1749–1799 (Frankfurt a. M. u.a. 2000), S. 35–54. Zu Hamanns Beziehung zu Lauson siehe Kohnen (1997). Beiträger der Zeitschrift Daphne.
Lauson, Versuch in GedichtenJohann Friedrich Lausons, Lehrer der hiesigen Thum-Schule Erster Versuch in Gedichten, nebst einer Vorrede von der sogenannten extemporal Poesie, und einem Anhange von Gedichten aus dem Stegreif [...] und [J. F.] Lausons [...] Zweeter Versuch in Gedichten, nebst einer Vorrede von den Schicksalen der heutigen Poesie, und einem Anhange von Gedichten aus dem Stegreif [...] (Königsberg: Driest 1753). Digitalisat: USB Köln: 2C9126-1/2.
rezensierte die Gedichte in einer spöttischen Anzeige in der (36. St., 24.3.1753), worin es u.a. heißt: »Königsberg prangt jezo mit einem Dichter, welcher in dem vorigen Jahrhundert zu Nürrenberg ein großer Geist hätte seyn können.« Zur Verteidigung der »gedrungenen Schreibart« diente wohl eine Ode, auf die gedrungene Schreibart, die sich in einem Sammelband der ›Königlichen Deutschen Gesellschaft‹ in Königsberg findet – Eigene Schriften in ungebundener und gebundener Schreibart (Königsberg: Hartung 1754), S. 470ff.; es sind darin Texte (Reden, Erzählungen, Gedichte) aus mehreren Jahren abgedruckt, ohne Angabe des Autors und der Entstehungszeit. In der »Ode« heißt es: »Aber wär es ein Verbrechen – – Wollt ein finstrer Criticus – – Mein verwegnes Tadeln rächen ...«.
Lauson, Die LauteDie Laute. Eine Ode (Königsberg 1751; Separatdruck), erneut gedruckt in: Ders., Zweeter Versuch, S. 137–158.
Das Gedicht stellt neben anderen Königsberger Freunden auch den Lautenspieler »H.« poetisch vor: »Ihr Nympfen! höret mein Lied, scherzt um mich frische Najaden! / Tritonen! sprützet mir Fröhlichkeit zu. Verlaßt, ihr Faunen! den Wald, herbey, gehörnte Satyren. / Itzt spiel, mein Hamann, nun bin ich entzückt«, mit Adnote zu : »Der Held ward auf der Akademie mein Freund, und machet jetzo seinem Vaterlande auch in Liefland viel Ehre. Sein Charackter ist unter dem Namen Haemus bey dem meinigen in der Daphne zu finden« (S. 137); »Komm, Dichtkunst, setze dich her, dein Hamann spielet, dein Liebling, / Er liebt die Schwester, ich liebe dich selbst. / So neidisch bist du wohl nicht, daß du dies seltene Glücke / Mit eifersüchtigen Blicken beschielst«.
Auch in anderen Gedichten des Zweeten Versuchs wird Hamann unter seinem Daphne-Pseudonym ›Haemus‹ poetisch angeredet. In Königsberger Notizbuch schrieb Hamann zwischen 1753 und 1756 einen dialogischen Quatrain des Freundes , der den Wert der Gedichte Lausons ironisch mitteilt: »Vers de Mr. Lindner sur Lauson / He! dit-on quel poete a donc rimé plus vite / Qui! on le voit en vers sa prose reciter / Tais-toi! c’est quelque chose; mais c’est un merite. / Ma foi c’est un pour tel qui pete ex tempore.« ( [N V S. 273]).
Lauson, Die Ewigkeit der GerechtenDie Ewigkeit der Gerechten als der Grenzstein ihrer Leiden, bey der Henningschen Gruft betrachtet 1751. Später aufgenommen in: Ders., Zweeter Versuch in Gedichten, S. 173–182.
Das Trauergedicht auf die Mutter von wurde 1751 von Lauson verfasst. Die letzte Strophe thematisiert die Tröstung des Sohns durch seinen Freund : »Bejammert Ihn Ihr Freunde doch, / Seht Ihn in schattigten Alleen / Verlassen, aber zärtlich noch / Mit seinem liebsten Sahme [Fußnote: Secretair bey des Herrn von Arnims Excellenz.] gehen. / Sein Freund ist sehr besorgt um Ihn, / Er sieht die Thränen Ihm entfliehn, / Wenn seine Munterkeit am größten. / Er seufzt, und Sahme seufzt Ihm nach. / Mein Lied ist für sein Leid zu schwach. / Mir unbekannter Freund! kannst Du Ihn denn nicht trösten?« (S. 181f.).
Lauson, Simon DachDas Lorrbeerwürdige Andenken eines vor hundert Jahren allhier verstorbnen großen Preußischen Dichters, M. Simon Dach, ehemaligen wohlverdienten Lehrers der Kneiphöfischen Thumschule, nachmals ordentlichen Professors der Dichtkunst der hohen Schule zu Königsberg, waget sich in einer deutschen Rede zu erneuren, und erbittet sich dazu die schätzbare Gegenwart würdiger Gönner, Kenner und Freunde der Wissenschaften in der Kneiphöfischen Schule 1759. den 18. April um 9. Uhr Vormittags Johann Friedrich Lauson, I.U.C. Lehrer bey der Cathedralschule (Königsberg: Driest 1759).Lauson, GafforioGafforio, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen, in: Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste; Bd. 3.4. (1760), S. 103–187.Lauson, PäanPäan. Friedrichs Palmen geheiliget (Königsberg 1763) [Biga 132/33: »Jo. Fr. Lauson’s Paean, Fridrichs Palmen geheiligt, Königsb. 763«].Antoine de La Valette1707–1767. Missionsleiter in den französischen Kolonien Mittelamerikas.Giuseppe Lavini1721–1793.Lavini, Die neueste WeltwissenschaftDie neueste Weltwissenschaft, vornehmlich nach dem Sinne des berühmten Newtons, in italiänische und teutschen Versen, in jenen ursprünglich beschrieben von Hrn. Grafen Joseph Lavini; in diese übersetzt von J[ohann]. G[eorg]. M[eintel]. Nebst des Verfassers verteutschten Anmerckungen und einer Vorrede Herrn Christian Ernst von Windheim [...] (Nürnberg: Monath 1756). Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.nat.A.1169.
John Law1671–1727. Schottischer Ökonom, Bankier, 1720 für kurze Zeit oberster französischer Finanzkontrolleur und Direktor Mississippi-Kompanie, löste als solcher eine internationale Finanzkrise, die sog. Südseeblase aus.Law, Money and TradeMoney and trade considered : with a proposal for supplying the nation with money (Glasgow 1705). [Biga 128/429: »Money and Trade considered by the celebrated Joh. Law. Esq. afterwards Director of the Mississipi Company, Glasg. 750«]
Übers.: Gedancken vom Waaren- und Geld-Handel: nebst Dem erst in Schottland, hernach in Franckreich vorgestellten und angenommenen neuen Project und Systemate der Financen (Leipzig: Schuster 1720). Digitalisat: ULB Halle: Lc 1291.
Law, Council of TradeProposals and reasons for constituting a council of trade in Scotland (Edenburgh 1701). [Biga 128/430: »Proposals and Reasons for constituting a Council of Trade in Scotland, [Glasgow] 751«].
Johann Friedrich Le Bret1732–1807. Prof. der Theologie in Tübingen.Daniel Le FortGest. 1804. Prediger der französisch-reformierten Kirche in Königsberg.Gottfried Wilhelm Leibniz1646–1716.Leibniz, Essais de théodicéeEssais de théodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l’homme & l’origine du mal(Amsterdam: Troyel 1710). [Biga 100/56: »Leibnizens Theodicee, Hann. 744« u. 118/297: »Essyas de Theodicée sur la Bonté de Dieu, la Liberté de l’homme & l’origine du Mal, Amst. 710«]. Digitalisat, von Johann Chistoph Gottsched herausgegebene Ausgabe 1744: Halle, Saale: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: Signaturformel nach Ex. der GWLB Hannover: [1], *8 **4, a-d8, A-Z8, Aa-Zz8, Aaa-Kkk8.
Ninon de Lenclos1620–1705. Eigentl. Anne de Lenclos. Frz. Kurtisane und Salonnière. Es wurden viele Lebensbeschreibungen zu ihr verfasst und Briefsammlungen veröffentlicht, die meisten davon fingierte. Auf Dt. lagen zur Zeit der Lektüre-Andeutung von H. zwei Werke vor: Briefe der Ninon von Lenclos an den Marquis von Sevigne: nebst den Briefen der Babet an den Boursault (Leipzig: Weidmann 1751); Der Ninon von Lenclos Leben und Briefe nebst der Briefe der Babet (Leipzig: Weidmann 1755); Biga 124/367 verzeichnet eine frz. Ausgabe: Lettres de Ninon de Lenclos au Marquis de Sévigné (Haye 1751); die erste frz. Ausg. wurde 1732 von herausgegeben: Lettres de la marquise de M*** au comte de R***. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 24, 1819), S. 76–80.
Charlotte Lennox1720–1804. Engl. Schriftstellerin, Lyrikerin und Übersetzerin. Amory, H.: Lennox, Charlotte, in: Oxford DNB.
Lennox, Don Quixote im ReifrockeDon Quixote im Reifrocke, oder die abentheuerlichen Begebenheiten der Romanenheldinn Arabella. Aus dem Engl. übers (von Herrmann Andreas Pistorius) (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1754). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 FAB IX, 772.
Lennox, HenrietteHenrietta (London 1758).
Übers.: Henriette (Leipzig: Weidmann 1761). Digitalisat: UB Greifswald: 525/Bug. 987.
Gotthold Ephraim Lessing1729–1781. Redlich: Lessing, Gotthold Ephraim, in: ADB 19 (1884), S. 756–802.
Wiss. Ausg.: Werke und Briefe, hg. v. Wilfried Barner (12 Bde. in 14 Teilbden, Berlin 2003).
Lessing, KleinigkeitenKleinigkeiten (Frankfurt, Leipzig: Metzler 1751). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 833.Werke und Briefe, Bd. 2.
Lessing, Schrifften ISchrifften. Erster Theil (Berlin: Voß 1753). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 839 bb-1/2. Werke und Briefe, Bd. 2.
Lessing, Theatralische BibliothekGotth. Ephr. Lessings Theatralische Bibliothek (Berlin: Voß 1754). Digitalisat: UB Göttingen [Biga 136/99: »Ei. theatralische Bibliothek, 1–6tes St. Berl. 754–758«].Werke und Briefe, Bd. 3.Lessing, Pope ein Metaphysiker!zus. mit , aber anonym publiziert: Pope ein Metaphysiker! (Danzig 1755) [Biga 159/507: »Pope ein Metaphysiker! Danz 755.«]. Digitalisat: BSB München: Res/Ph.sp. 577 d.Werke und Briefe, Bd. 3.
Nicht eingereichte, sondern anonym in Danzig publizierte Antwort auf die im Juni 1753 von der Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres Berlin veröffentlichte Preisfrage: »On demande l’examen du système de Pope, contenu dans la proposition: Tout est bien. Il s’agit: 1. De déterminer le vrai sens de cette proposition, conformément à l’hypothèse de son auteur. 2. De la comparer avec le système de l’optimisme, ou du choix du meilleur, pour en marquer exactement les rapports et les différences. 3. Enfin d’aléguer les raisons qu’on croira les plus propres à établir ou à détruire ce système.« Die Verfasser übersetzen die Aufgabe so: »Die Akademie verlangt eine Untersuchung des Popischen Systems, welches in dem Satze alles ist gut enthalten ist. Und zwar so, daß man : Erstlich den wahren Sinn dieses Satzes, der Hypothes seines Urhebers gemäß, bestimme. Zweytens ihn mit dem System des Optimismus, oder der Wahl des Besten, genau verstehe, und : Drittens die Gründe anführe, warum dieses Popische System entweder zu behaupten oder zu verwerffen sey.«
Im Vorbericht heißt es zur Verfasserschaft: »Sie [die Schrift] hat zwei Verfasser, und hätte daher unter keinem andern Sinnspruche erscheinen können, als unter diesem: Compulerant – – greges Corydon et Thyrsis in unum. Gesetzt nun, sie wäre gekrönt worden! Was für Streitigkeit würde unter den Urhebern entstanden sein! Und diese wollten gerne keine unter sich haben.«
Die Verf. weisen nach, dass Popes Dichtung nicht die Kriterien eines metaphysischen Systems erfüllt, sondern eklektizistisch und willkürlich mit metaphysischen Sätzen umgeht, sodass die Akademie-Frage nicht sinnvoll ist, Pope selbst sich darüber gewundert hätte: »Wie sehr sollte er sich also wundern, wenn er erfahren hätte, daß gleichwohl eine berühmte Akademie diesen falschen Bart [eines Philosophen] für werth erkannt habe, ernsthafte Untersuchen darüber anzustellen.« (S. 59f.). Grundlage für ihre Auseinandersetzung mit Pope war wohl die (sehr fehlerhafte) Übersetzung Brockes von .Lessing, PhilotasPhilotas, ein Trauerspiel (Berlin: Voß 1759) [Biga 167/603: »Philotas, Berl. 759«].Werke und Briefe, Bd. 4.
Lessing, FabelnGotthold Ephraim Lessings Fabeln. Drey Bücher. Nebst Abhandlungen mit dieser Dichtungsart verwandten Inhalts (Berlin: Voß 1759). Digitalisat: HAB Wolfenbüttel: M: Lo 4487.1. Johann Leusden1624–1699. Calvinistischer Theologe und Hebraist in Utrecht, siehe Deutsche Biographie.Leusden, Novum Testamentum GraecumHe Kainē Diathēkē, Novum Testamentum. Cum Versione Latina Ariæ Montani, in quo tum selecti versiculi 1900. Quibus omnes Novi Testamenti voces continentur, asteriscis notantur; tum omnes et singulæ voces semel vel sæpius occurrentes peculiari nota distinguuntur (Amsterdam ca. 1688) [Biga 49/502: »N.T. graecum ex. ed. Jo. Leusdenii, Lips. 727. Mit weiss Papier durchschossen. Donum Lvdimagistri II. pueritiae meae.«].
Magnus Gottfried Lichtwer1719–1783. Jurist, preuß. Regierungsrat, siehe Muncker, Franz: Lichtwer, Magnus Gottfried, in: ADB 18 (1883), S. 558–561.Lichtwer, FabelnVier Bücher Aesopischer Fabeln in gebundener Schreib-Art (Leipzig: Deer 1748). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 P GERM III, 8011.
Christian Gottlieb LieberkühnGest. 1761. Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker, siehe Deutsche Biographie.Lieberkühn, Die LissabonnerDie Lissabonner, ein bürgerliches Trauerspiel, und Die Insel der Pucklichten, ein Lustspiel und Die Insel der Pucklichten, ein Lustspiel von einer Handlung (Breslau: Meyer 1758). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yr 3040.
Lieberkühn, ArzeneyenArzeneyen [I. Prophezeyung auf die Jahre 1740 bis 1760 [...] III. Schreiben eines jungen Gelehrten [...] über ein Deutschland gefundenes Alterthum [...] IV. Das Leben des ärgsten Ungeheuers, Drachens und Unmenschen unter der Sonnen Johann d’Amiens oder besser Robert Franciscus Damien [...] VI. Das schändliche Laster der Armuth [...] X. Neu aufgerichtete Complimentirschule [...] XII. Abdankungsrede bey [...] Leichenbestattung der Hochedlen [...] Jungfer Catharinen Margarethen Brand. [...] XIII. Schreiben an einen jungen Herrn, welcher einer Heyrath wegen seine Religion verändert [...] XIV. Von der Seelenwanderung in die Pflanzen] (Berlin: Winter 1759). Digitalisat: HAB Wolfenbüttell: M: Ac 6.
John Lightfoot1602–1676. Engl. Bibelkritiker, siehe Newton E. Key: Lightfoot, John, in: Oxford DNB.Lightfoot, Horae Hebraicae et TalmudicaeHorae Hebraicae et Talmudicae in qvatuor Evangelistas cum tractatibus chorographicis, singulis suo evangelistae praemissis (Leipzig 1675). [Biga 61/52 »Jo. Lightfooti Horae Hebraicae & Talmudicae in IV. Euangelistas, Lips. 675]. Digitalisat: SB Regensburg: 999/Script.1033.
Lightfoot, Opera OmniaOpera Omnia: hac nova editione Operibus Ejusd. Posthumus, nunquam hactenus editis, Locupletata; quorum syllabus, pagina post vitam auctoris ultima, exhibetur (2 Bde. Utrecht: Broedelet 1699) [Biga 58/10: »Jo. Lightfooti Opera, Tom. I. II. VI.–Traj. 699«].
Michael Lilienthal1686–1750. Stud. Philosophie, Sprache und Geschichte, ab 1715 Diakon am Königsberger Dom und an der Altstädtischen Kirche, Mitglied der kgl. preuß. Sozietät der Wissenschaft der Petersburger Akademie, Taufpate u. Konfirmator J. G. Hamanns. Siehe Erbkam, Wilhelm Heinrich: Lilienthal, Michael, in: ADB 18(1883), S. 650Lilienthal, Historische Beschreibung des ThumsHistorische Beschreibung des Thums oder der Cathedral-Kirchen der Stadt Kneiphoff-Koenigsberg (Königsberg 1716) [Biga 182/43: »Mich. Lilienthal historische Beschreibung des Thums, Koenigsb. 716«].Lilienthal, Wahrscheinliche Vorstellung der GeschichteWahrscheinliche Vorstellung der Geschichte unsrer ersten Eltern im Stande der Unschuld, worinnen die Aneinanderhängung und Wort-Verstand dieser Biblischen Historie aufs deutlichste gezeiget (Königsberg, Leipzig: Hallervord 1722). Digitalisat: BSB München: Th S 2755.
Lilienthal, Erleutertes PreußenErleutertes Preußen Oder Auserlesene Anmerckungen, Ueber verschiedene Zur Preußischen Kirchen- Civil- und Gelehrten-Historie gehörige besondere Dinge, woraus die bißherigen Historien-Schreiber theils ergäntzet, theils verbessert, Auch viele unbekannte Historische Wahrheiten ans Licht gebracht werden (Teil 1–4. Königsberg: Hallevord 1724/28; Teil 5 bei Hartung 1741/42) [Biga 90/240: »Erlaeutertes Preussen, Th. I–III. ib. 724–42«]. Digitalisat, Tl. 5: SUB Göttingen: 8 H PRUSS 352:5.
Lilienthal, Beichthandlungen[Biga 36/310: »Ei. Vorbereitungen bei den Beichthandlungen, ib. 743«].Lilienthal, Nützlicher Zeitvertreib auf dem Kranken- und SterbebetteNützlicher Zeitvertreib auf dem Kranken- und Sterbebette in geistreichen Betrachtungen über einige dahin abzielende biblische Machtsprüche (Königsberg: Dorn 1745) [Biga 36/309: »Mich. Lilienthals Zeitvertreib auf dem Kranken- und Sterbebette, Königsb. 748«].Lilienthal, Worte zu seiner ZeitWorte zu seiner Zeit in schriftmäßigen Reden über außerordentliche Texte des alten und neuen Testaments (Königsberg 1746) [Biga 36/311: »Ei. Worte zu seiner Zeit, ib. 746«].Lilienthal, Gottesdienst des SingensVernünftiger Gottesdienst des Singens, vermittels der Darstellung 700 mit Fleiß gesammleter alter und neuer geistreicher Lieder auch nötige Erklärung der darinnen vorkommenden fremden Wörter, schwer scheinenden Stellen und dunckeln Redensarten, Nicht minder durch Beifügung mancherley historischer Nachrichten und anderer erbaulichen Anmerkungen befordert, Und Gott zu Ehren, der Gemeine Christi aber zur Erweckung heiliger Andacht, und Aufmunterung im Glauben und Glückseligkeit, wohlmeynend ausgefertigt von M. Michael Lilienthal, Diener des Göttlichen Worts an der Altstädtischen Pfarr- Kirchen (2., verm. Aufl., Königsberg: Reußner 1752) [Biga 36/312: »Ei. Vernünftiger Gottesdienst des Singens, ib. 736«]. Digitalisat: SUB Göttingen: 8 CANT GEB 69.
Theodor Christoph Lilienthal1717–1781. Sohn von , lutherischer Theologe. Seit 1750 Bibliothekar der Ratsbibliothek (Stadtbücherei) in Königsberg, 1751 ordentl. Prof. der Theologie, 1763–1782 Pastor der Kneiphöfischen Domkirche. Er war während Hamanns Studienzeit dessen Beichtvater (s. LS S. 322). Siehe Erbkam, Wilhelm Heinrich: Lilienthal, Theodor Christoph, in: ADB 18 (1883), S. 650f.Lilienthal, Die gute SacheDie gute Sache der in der heiligen Schrift alten und neuen Testaments enthaltenen Göttlichen Offenbarung, wider die Feinde derselben erwiesen und gerettet (16 Bde. 1750/81) (Vierter Theil: Königsberg: Hartung 1753) [Biga 36/308: »D. Lilienthals gute Sache der göttl. Offenbarung, 1–14. Th. Königsb. 754–73«].Jean Philippe de Limbourg1726–1811. Frz. Arzt.
Limbourg, Caractères des médecinsCaractères des médecins, ou l’idée de ce qu’ils sont communément et celle de ce qu’il devroient être d’après Pénélope de feu M. de la Mettrie (Paris 1760). Digitalisat: Google Books.Johann Ludwig Lindhammer1689–1771. Theologe, General-Superintendent in Aurich.
Lindhammer, Der von dem H. Evangelisten Luca beschriebenen Apostelgeschichte ausführliche Erklärung und AnwendungDer von dem H. Evangelisten Luca beschriebenen Apostelgeschichte ausführliche Erklärung und Anwendung (Halle: Waisenhaus 1735).Johann Gotthelf Lindner1729–1776. Freund Hamanns seit Schulzeiten; 1750 Magister an der Universität Königsberg, 1753 Lehrer an der dortigen Thumschule, 1755–65 Rektor und Inspektor der Domschule in Riga, 1765–1776 Prof. der Poesie in Königsberg, 1766 Direktor der dortigen Kngl. Deutschen Gesellschaft, 1775 Kirchen- u. Schulrat; Hofprediger; siehe: Joseph Kohnen, Johann Gotthelf Lindner. Pädagoge, Literat und Freimaurer in Königsberg und Riga (Nordost-Archiv, Zeitschrift für Kulturgeschichte und Landeskunde, Jg. 17, 1984, Heft 76, S. 33–48).
Lindner, Vénus métaphysiqueVenus metaphysique ou Essai sur l’origine de l’ame humaine (Berlin: Voß 1752) [Biga 128/445: »Venus metaphysique ou Essai sur l’origine de l’Ame humaine (par feu Mr. Lindner) Berl. 752.«]. Digitalisat: BSB München: Ph.sp. 460 s. Titel des Originals: Dissertatio de systemate traducis (nicht veröffentlicht).
J. Chr. Strodtmann berichtet (»Geschichte des Herrn Johann Gotthelf Lindner«, in: Das neue gelehrte Europa, Wolfenbüttel 1775, 20. Theil, S. 934): Lindner »schrieb [...] eine Disput, ›de systemate traducis‹, die wegen einiger persönlicher Feindseligkeit nicht in Königsberg, sondern zu Berlin mit Censur der Akademie der Wissenschaften unter der Auffschrift [...] 1752 französisch heraus kam, und ein Versuch war, den Tradux gescheuter zu erklären, nach dem Muster seines Lehrers [vermutl. ], der das System des natürlichen Einflusses verbessert hatte.« Der Titel bezieht sich auf Pierre-Louis Moreau de Maupertuis’ Venus physique (1745). In Berlin wurde als Autor schnell Julien Offray de La Mettrie angenommen und diese falsche Zuschreibung hat sich bis heute gehalten, in den Universitätskatalogen ist der französische Materialist als Verfasser eingetragen. Dabei war in der von Christian Ernst Windheim hg. Philosophische Bibliothek worinnen Nachrichten von den neuesten Schriften der heutigen Weltweisen und anderen Umständen derselben, wie auch kurze Untersuchungen mitgetheilet werden (Bd. 5, 1. St., S. 340; Hannover 1752) Lindner als Verfasser annotiert worden.
Lindner hat 1750 seinen Magister erhalten mit »Dissertatio de scepticismo in monadologia«, im April 1751 folgte eine weitere Disputation: »Commentatio philosophica de somno et somnis«, bei der respondierte, und opponierten. Digitalisat: ULB Münster: N. Hamann Bd. 124. Danach folgte als dritte Disputation »Dissertatio de systemate traducis«. Auf diese Weise arbeitete Lindner wohl auf eine Lehrstelle an der philosophischen Fakultät hin; die von Martin Knutzen war nach dessen frühen Tod 1751 vakant. Allerdings wurde die Publikation der »Dissertatio« von der Universität nicht genehmigt, deswegen der Umweg der anonymen und frz. Publikation in Berlin. Der Weg zur Lehrstelle war mit der Publikationszensur versperrt. Fehr 2002 hält eine Intervention durch für wahrscheinlich.
Lindner, Anweisung zur guten SchreibartAnweisung zur guten Schreibart überhaupt, und zur Beredsamkeit insonderheit: nebst eignen Beispielen und Proben. Von M. Johann Gotthelf Lindnern, der Königl. deutschen Gesellschaft zu Königsberg Seniorn, und Recktorn der Rigischen Dohmschule (Königsberg: Hartung 1755) [Biga 161/528: »J. G. Lindners Anweisung zur guten Schreibart, Koenigsb. 755«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Ling.germ.rec.515.
Lindner publizierte dies in der Zeit seines Umzugs nach Riga; bei der Frage, ob die Schrift unter der Zensur der Königl. deutschen Gesellschaft erscheinen könne, stach er aus, der sich gegenüber so äußerte: »M. Lindner [...] läst in der Stille eine Redekunst drucken, in der Meynung die Kön. Gesellsch. würde sie censurieren v. auf ihre Rechnung nehmen. Hart.[ung] nimmt den Verlag an [...] Nun wacht der Senat auf, fragt nach der Censur. D. Q.[uandt] sowohl als ich haben Ihm rund heraus die Censur abgeschlagen. Quo bono Neue Redekünste, solang wir Ihre haben. Und er ist viel zu jung, der Römer v. Griechen Kunst zu verbessern. Es ist erstaunl. was vor eine Pest hier unter den jungen leuten regiert: Alles schön, artig, fein dunkel, tiefsinnig; aber nach Gründlichkeit fragt man nichts und was gar zu deutlich ist, das ist gemein, abgeschmackt, pöbelhaft, vom Kleinen Geist. Ich melde dieses im Vertrauen, denn wenn M. L. Redekunst erscheint, wünschte ich, daß die reife Erfahrung D. M. ihn auf den rechten Weg wiese.« (Brief vom 2. August 1754, zitiert nach Krause, Gottlieb: Gottsched und Flottwell, die Begründer der Deutschen Gesellschaft in Königsberg [Leipzig 1893], S. 125) Dass Lindner dennoch wie geplant publizieren konnte, deutet darauf hin, dass er zu dieser Zeit großen Einfluss in der Königl. deutschen Gesellschaft hatte; die Dedikation im Druck von 1755 ist jedenfalls entsprechend repräsentativ.
Lindner, Sitliche ReizungenSitliche Reizungen der Tugend und des Vergnügens (Königsberg, Leipzig: Petersen 1755). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1151-1,1.
Lindner, GedächtnisfeierReden und Gedichte in verschiedenen Sprachen bey einer zur Gedächtnisfeier des hohen Geburtstages Ihrer Kaiserl. Maiestät Unserer allergnädigsten grossen Frau und Selbsthalterin aller Reussen. Elisabeth Petrownen zur Ubung der Jugend angestellten Schulhandlung in der Domschule zu Riga (Riga: Frölich 1755; so auch die weiteren Jahrgänge). Lindners Rede über die Leistungen der Schüler und seine Ode an die »grosse Kaiserin« beschließen den Band.
Lindner veranstaltete ab 1755 neun Jahre lang zweimal jährlich an der Domschule Riga »Schulhandlungen« zum Geburts- und Krönungstag der Zarin Elisabeth (ab 1762 einmal jährlich) mit panegyrischer Ausrichtung, zu dem Zweck, Riga als Bildungsstandort hervorzuheben, und dies als Leistung der dortigen Bürgerschaft – die Adresse an Petersburg steht im Zusammenhang der Konkurrenz von städtischer Bürgerschaft und livländischem Landadel.
vermittelte dieses Ansinnen in Petersburg, übergab wohl auch teilweise die aufwendigen Drucke der »Schulactus« am Petersburger Hof, wo er als Agent des Rates von Riga in St. Petersburg gehört wurde.
Siehe dazu: Graubner 2016; Graubner 2002b.
Lindner, Gedicht auf den Tod des Oberpastoren SchulzGedicht auf den Tod des Oberpastoren Schulz (Riga 1755): ein Druck konnte nicht ermittelt werden.Lindner, Von der SchulweisheitVon der Schulweisheit. Eine Einführungsrede (Riga), ohne Jahresangabe von J. Chr. Strodtmann genannt in »Geschichte des Herrn Johann Gotthelf Lindner«, in: Das neue gelehrte Europa [...] (Wolfenbüttel 1775, 20. Theil, S. 934); ein Druck konnte nicht ermittelt werden.Lindner, Empfindungen der FreundschaftEmpfindungen der Freundschaft, in Abwesenheit an Herrn Trescho, von M. Lindner (Gedicht), in: , S. 178ff.Lindner, Zusätze zum ersten Theile des rigischen KatechismusZusätze zum ersten Theile des rigischen Katechismus. Ein Druck wurde nicht ermittelt.
Lindner, Schulhandlungen oder RedeübungenSchulhandlungen oder Redeübungen, nebst den Einladungsschriften und Schlußgedichten (Königsberg 1756).
Lindner, AlbertAlbert, oder die Gründung der Stadt Riga. Ein Schuldrama, bey der Gedächtnißfeier der hohen Gelangung zum Throne Ihrer Kaiserl. Majestät unserer allergnädigsten Kaiserin und grossen Frauen Elisabeth Petrownen, Kaiserin und Selbstherrschrin aller Reussen […], vorgestellt in der hiesigen Stadt- und Domschule den 27. Novemb. 1760, nebst der Einladungsschrift und anderen zur ganzen Schulhandlung gehörigen Stücken, eilfte Sammlung (Riga 1760). Digitalisat: Universität Tartu.
Lindner, Beitrag zu SchulhandlungenBeitrag zu Schulhandlungen (Königsberg: Woltersdorf 1762) [Biga 162/530: »J. G. Lindners Beitrag zu Schulhandlungen, Koenigsb. 762«]. Digitalisat: SUB Göttingen: 8 SVA VIII, 1085.
Lindner, Abhandlung von der SpracheAbhandlung von der Sprache überhaupt, und insbesondre eines Landes, nebst einer Sammlung einiger Liefländischer Provinzialwörter und Ausdrücke, in: (Königsberg: Woltersdorf 1762), S.205–256. Digitalisat: SUB Göttingen: 8 SVA VIII, 1085.
Lindner, Der wiederkehrende SohnDer wiederkehrende Sohn, in: (Königsberg: Woltersdorf 1762), S.257–365. Digitalisat: SUB Göttingen: 8 SVA VIII, 1085.
Evtl. ist auch 1762 bei Woltersdorf in Königsberg das Stück als Einzelausgabe erschienen (VD18: 12380318).
Lindner, Der Thron Peters des DrittenDer Thron Peters des Dritten (Riga 1762). Digitalisat: SUB Göttingen: 4 H RUSS 342/1 (9).
Lindner, BriefwechselBriefwechsel, bey Gelegenheit einiger Briefe, die neueste Literatur betreffend (Thorn 1762).
Johann Ehregott Friedrich Lindner1733–1816. Bruder von , Hofarzt in Mitau (Kurland).Gottlob Immanuel Lindner1734–1818. Bruder von , Studium der Theologie in Königsberg; Hs. Nachfolger als Hofmeister bei den v. Witten in Grünhof u. Platohnen; später Studium der Medizin, Arzt in Halle, Wien und Jena.Marianne LindnerGest. 1764. Geb. Courtan aus der frz. Kolonie in Königsberg, seit 1754 Frau von . Beiträgerin der Zeitschrift Daphne.
Auguste Angelica LindnerGest. 1786. Mutter von , und .Immanuel LinkMitglied der Kngl. Deutschen Gesellschaft in Königsberg.Titus Livius59 v. Chr. – 17 n. Chr.Livius, OperaTiti Livii Historiarum Libri ex recensione Heinsiana (Leyden: Elzevir 1634) [Biga 16/242: »Liuius cum supplementis Freinshemii, Tom. I–IV. Lugd. 634«].Liv., ab urbe conditaab urbe condita, Von der Gründung der Stadt an.
Giovanni Battista Loccatelli1687–1770. Lebte bis 1733 in Paris, musste aufgrund von Betrugsanzeigen flüchten und hielt sich im Folgenden in Russland, zumeist in diversen dortigen Gefängnissen, auf. Diese Erfahrungen verwertete er für seine Berichte über die russische Politik und Verwaltung.Loccatelli, Die so genannte Moscowitische BrieffeLettres Moscovites (Paris 1736).
Übers.: Die so genannte Moscowitische Brieffe, oder die, wider die löbliche rußische Nation von einem aus der andern Welt zurück gekommenen Italiaener ausgesprengte abendtheurliche Verläumdungen und Tausend-Lügen aus dem Französischen übersetzt, mit einem zulänglichen Register versehen, und dem Brieffsteller so wohl, als seinen gleichgesinnten Freunden, mit dienlichen Erinnerungen wieder heimgeschickt von einem Teutschen (Frankfurt 1738).John Locke1632–1704. Engl. Philosoph, siehe Milton, J. R.: Locke, John, in: Oxford DNB.
Johann Michael v. Loen1694–1776. Präsident der Lingen-Tecklenburgischen Regierung. Siehe Elschenbroich, Adalbert: Loën, Johann Michael von, in: ADB 15 (1987), S. 47–49.
Loen, Neue Sammlung der merkwürdigsten ReisegeschichtenNeue Sammlung der merkwürdigsten Reisegeschichten, insonderheit der bewährtesten Nachrichten von den Ländern und Völkern des ganzen Erdkreises, von einer Gesellschaft gelehrter Leute in einen historischen Zusammenhang gebracht (22 Tle., Frankfurt, Leipzig: van Düren 1748–66). Digitalisat: StaBi Augsburg: 4 Gs 2020-1.
Friedrich v. Logau1604–1655. Freiherr. Eitner, Robert: Logau, Friedrich von, in: ADB 19 (1884), S. 107–110.
Logau, CynegetiaGratius Faliscus: Cynegetia [Biga 11/175: »Gratii Falisci Cynegeticon et M. Aurelii Olympii Nemesiani Cynegeticon, Mit. 775.«].Logau, SinngedichteSinngedichte. 12 Bücher mit Anmerkungen über die Sprache des Dichters v. K. W. Ramler u. G. E. Lessing (Leipzig: Weidmann 1759) [Biga 162/520: »Fr. von Logau’s Sinngedichte, Leipz. 759«].Johann Christian Lossius1736–1790. Evang. Theologe.
Lossius Moses in MidianMoses in Midian, ein poetisch Gemälde (Erfurt 1763). Digitalisat, Ausgabe Frankfurt u. Leizig 1765: BSB München: P.o.germ. 1088 m-1,1/2#Beibd.1.Robert Lowth1710–1787. Engl. Theologe, Hebraist, siehe Scott Mandelbrote: Lowth, Robert, in: Oxford DNB.
Lowth, De sacra Poesi HebraeorumDe sacra Poesi Hebraeorum. Praelectiones academicae Oxoniae habitae. Notas et epimetra adiecit J. D. Michaelis (Göttingen: Dietrich 1758/61). Digitalisat: UB Frankfurt.
Simon de La Loubère1642–1729. Literat und Mitglied der Académie française. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 25, 1820), S. 89f.
Marcus Annaeus Lucanus39–65. Römischer Dichter.
Lucan, De bello civili
Der Bürgerkrieg, lat. bellum civile (Pharsalia).
Dt. Übers. zitiert nach: Wilhelm Ehlers (Übers.), Lucanus, Marcus Annaeus: Bellum civile (München 1978).
Richard Lucas1648–1715. Geistl. Schriftsteller.
Lucas, Sicherer Weg zur wahren GlückseligkeitSicherer Weg zur wahren Glückseligkeit (3 Bde., Hamburg, Leipzig: Grund und Holle 1756). Digitalisat: UB Rostock: Fm-3147.
Friedrich Germanus Lüdke1730–1792. Evang. Theologe. Wagenmann, Julius August: Lüdke, Friedrich Germanus, in: ADB 19 (1884), S. 383f.
Lüdke, Briefe an FreundeBriefe an Freunde (Danzig: Schuster 1756).LukianLukian von Samosata. ca. 120 – ca. 180/200 n. Chr.Lukian, opera[Biga 4/224: »Luciani Opera gr. & lat. ex ed. Jo. P. Schmidii Tom. 1. Mit. apud Hinzium, 776. Donum LIBRARII.«].Lukian, dial. mort.Totengespräche, lat. dialogi mortuorum, griech. Νεκρικοὶ Διάλογο.
LukrezTitus Lucretius Carus. 99/94–55/53 v. Chr.Lucr. de rerum naturaÜber die Natur der Dinge, lat. de rerum natura.
Dt. Übers. zitiert nach: Hermann Diels/Ernst Günther Schmidt (Übers.), Titus Lucretius Carus: Von der Natur (München 1993).T. Lucretii Cari De rerum natura. Libri sex, cum notis Thomae Creech, collegii omnium animarum socii (London 1754) [Biga 8/126: »T. Lucretius Carus de Rerum Natura cum Notis Th. Creech. Lond. 754«].Martin Luther1483–1546.
WA = D. Martin Luthers Werke, hg. v. Rudolf Hermann, Gerhard Ebeling u.a. (Weimar u.a. 1883–2009)
Luther, SchriftenDer [...] Teil aller Bücher vnd Schrifften des thewren, seligen Mans Doct: Mart: Lutheri (1555–?) ( [Biga 18/27: »Martin Luther’s Schriften, Th. I. II. IV–VIII. Jen. 555–62«].
Luther, Großer CatechismusDer grosse Catechismus des seel. D. Martin Lutheri, mit grober Schrift von neuem Gedruckt und mit nothigen Erklarungen auch dienlichen Anmerckungen (Königsberg: Stelter/Hartung 1734) [Biga 29/204: »Mart. Luthers großer Catechismus herausgegeben von Arnoldt, Königsb. 734«].
WA 30, 1, S. 123–238.
Auszug aus Luthers SchriftenDas Nutzbareste aus den gesamten erbaulichen Schriften des seligen Herrn D. Martini Lutheri. In umständlichen Auszügen [...] mit nöthigen u. nützlichen Registern versehen u. nebst e. Vorrede (Salfeld: Böhmer 1738–1754) [Biga 29/205: »Benj. Lindners Auszug aus Luthers Schriften, 1–10 Th. Saalf. 741«].
Luther, Auserlesene erbauliche Kleine SchriftenD. Martini Lutheri Auserlesene erbauliche Kleine Schriften Aus seinen grossen Tomis genommem und nicht allein mit einer allgemeinen Vorrede von dem Segen der Schriften Lutheri, sondern auch mit besonderen Einleitungen von allerhand nützlichen Materien vormals dargelegt von D. Johann Jacob Rambach Hochfürstl. Hessen-Darmstädtischen ersten Superintend. Prof. Theol. Primar. und Consistorii Assessore zu Giessen (Berlin: Hallisches Waysenhaus 1743) [Biga 29/206: 2. Aufl. »Ei. kleine Schriften mit Rambachs Vorrede, Berl. 744«]. Digitalisat: BSB München: Th.u. 469 h.
Luther, Sendbrief vom DollmetschenD. Martin Luthers merckwürdiger Sendbrief vom Dollmetschen mit Historischen und Apologetischen Anmerckungen versehen, nebst eben desselben erläuterten Aussprüchen von der Buchdruckerey und den Buchdruckern als einem Beytrage zu der dritten Jubel-Feyer, hg. v. Daniel Peucer (Leipzig: Gessner 1740). Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.lit.2113,misc.2.
WA 30, 2, S. 632–646.
Élie Luzac1723–1796. Holländischer Philosoph, Schüler Hemsterhuis’, Rechtsanwalt, Verleger. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 25, 1820), S. 494–496.Luzac, Essai sur la liberté de produire ses sentimentsEssai sur la liberté de produire ses sentiments, au pays libre, pour le bien public; avec privilège de tous les véritables philosophes (Leiden 1749).Lycophron von ChalkisUm 320 v. Chr. – nach 280 v. Chr). Vmtl. Dichter eines Kassandra-Epos, galt schon den Zeitgenossen als dunkel.Lycophronis Obscurum PoemaLycophronis Chalcidensis Alexandra : obscurum poema. Cum Græco Isaacii, seu potius Joannis, Tzetzæ commentario. Versiones, variantes lectiones (Oxford 1702).
Rochus Friedrich Lynar1708–1781. Dänischer Diplomat, siehe Mutzenbecher: Lynar, Rochus Friedrich Graf zu, in: ADB 19 (1884), S. 734–736.Lynar, Der SonderlingDer Sonderling (Hannover: Richter 1761). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 892 i.
Lord George Lyttelton1709–1773. Engl. Staatsmann und Schriftsteller, siehe Christine Gerrard: Lyttelton, George, first Baron Lyttelton, in: Oxford DNB.Lyttelton, Dialogues of the DeadDialogues of the Dead (London 1760).
Übers.: G. Littleton’s Gespräche der Verstorbenen; eine englische Schrift, hg. von Johann Georg Heinrich Oelrich (Berlin 1761).
M
Niccolo Machiavelli1469–1527.Machiavelli, Il PrincipeIl Principe (1513; Erstausgabe Rom 1532) [Biga 177/762: »Opere di Nic. Machiavelli, Tom. I–VI. Haye 726.«].
Wiss. Ausg.: Philipp Rippel, Machiavelli, Niccolò: Il Principe / Der Fürst (Stuttgart 1995).
James Macpherson1736–1796. Chevalier. Schott. Dichter, Verf. angeblich gälischer Originaldichtung, siehe Derick S. Thomson: Macpherson, James, in: Oxford DNB.Macpherson, FingalFingal: an ancient epic poem, in six books: together with several other poems, composed by Ossian the son of Fingal. Translated from the Galic language (London: T. Becket and P. A. de Hondt 1762).
Jacob MackenzieLebensdaten nicht ermittelt.Mackenzie, Geschichte der GesundheitGeschichte der Gesundheit, und die Kunst, dieselbe zu erhalten. A. d. Engl. (Altenburg 1762).
Louis de Mailly1657–1724. Chevalier. Frz. Schriftsteller, Patenkind von Louis XIV. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 26, 1820), S. 245f.Mailly, Rome galante ou histoireRome galante ou histoire secrète sous les règnes de Jules César et d’Auguste. Nouvelle Edition. Corrigée de plusieurs fautes qui s’étoyent passées dans la precedente (2 Tle., Paris: Guignard 1696). Digitalisat, Tl. 1: BSB München: P.o.gall. 1906 a-1/2.
Genu-Soalhat Chevalier de Mainvilliers1714–1776. Frz. Schriftsteller.Mainvilliers, La PétréadeLa Pétréade, ou Pierre le createur (Amsterdam: J. H. Schneider 1762) [Biga 141/186: »La petreade par le Chevalier de Maivilliers, Amst. 762«]. Digitalisat: Google Books.
Edme-François Mallet1713–1755. Abt, Theologe, Mitarbeiter an der Encyclopédie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 26, 1820), S. 385.Mallet, Principes pour la lecture des orateursPrincipes pour la lecture des orateurs (Paris 1753).
Übers.: Grundsätze und Anweisung die Schriften der Redner zu lesen, Aus d. Franz. übers. v. C. L. R. (3 Tle., Hamburg: Herold 1757). Digitalisat: BSB München: Phil 5466.
Mallet, Artzus. mit u. , Art. »Art« in der , Bd. 1, S. 713ff.
Bernard Mandeville1670–1733. Niederländischer Arzt und Sozialtheoretiker in England. Goldsmith, M.: Mandeville, Bernard, in: Oxford DNB.
Mandeville, The virgin unmask’dThe virgin unmask’d: or, female dialogues betwixt an elderly maiden lady, and her niece, on several diverting discourses on love, marriage, memoirs, and morals of the times (London 1709) [Biga 119/304: »Ei. Virgin unmask’d or Female Dialogues, ib. 742«].
Mandeville, The Fable of the BeesThe Fable of the Bees: or, Private Vices, Publick Benefits (London: Roberts 1714), The Fable of the Bees. Part II. By the Author of the First (London: Roberts 1729) [Biga 119/303: »(Bern. Mandeville’s) Fable of Bees, Tom. I. II. Lond 728«].
Franz.: La fable des abeilles, ou, Les fripons devenus honnetes gens, avec le commentaire, òu l’on prouve que les vices des particuliers tendent á l’avantage du public. Traduit de l’Anglois sur la sixième edition (London 1740).
Dt.: Anti-Shaftesbury Oder die Entlarvte Eitelkeit der Selbstliebe und Ruhmsucht. In philosophischen Gesprächen nach dem Engländischen. (Frankfurt a.M.: Garbe 1761). Deutsche Übersetzung nur des zweiten Teils. Digitalisat: BSB München: Ph.pr. 32 m.
Wiss. Ausg.: F. B. Kaye, The Fable of the Bees: or, Private Vices, Publick Benefits (2 vol., Oxford 1924); Walter Euchner, Die Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile (2. Aufl., Frankfurt 1980).
Louis Mandrin1725–1755. Schmuggler in der frz. Dauphiné, wurde am 26. Mai 1755 in Valence hingerichtet. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 26, 1820), S. 468f.Mandrin, Testament politique
Verfasst bzw, hg. v. Pierre Ange Goudar (1708–1791): Testament politique de Louis Mandrin. Généralissime des troupes de Contrebandiers écrit par lui-même dans sa Prison. Suivi de son Oraison funebre et d’une Epitaphe (Valencia 1755).
Übers.: Frankreichs Entkräftung und Verderben, erwiesen durch Ludwig Mandrins, Oberanführers der Schleichhändler, Politisches Testament, In seinem Gefängnisse von ihm selbst aufgesetzet, und wegen seiner Merkwürdigkeit, aus der französischen Urschrift getreulich ins Deutsche überbracht (Frankfurt, Leipzig 1756). Digitalisat: BSB München: Gall.g. 258 a.
Es gab auch eine Histoire de Louis Mandrin, depuis sa naissance jusqu’à sa mort, avec un détail de ses cruautés, de ses brigandages et de son supplice (Amsterdam: Harrevelt 1755) und eine La Mandrinade, ou L’histoire curieuse, véritable et remarquable de la vie de Louis Mandrin (Saint-Geoirs 1755).
Übers.: Curiose, wahrhaftige, und merkwürdige Lebensgeschichte Ludwig Mandrins, Oberhaupt der Contrabandiers in Frankreich. Aus dem Französischen übersetzt (Basel 1755); 2. Übers.: Die Geschichte Ludewig Mandrins von seiner Geburt bis auf seinem Tod worinnen seine verübten Grausamkeiten, Räubereyen und Todes-Strafe ausführlich erzehlet werden aus dem Französischen übersetzet mit einer Vorrede eines grossen und berühmten Philosophen von dem Nutzen welchen die Geschichte der Diebe und Räuber dem Leser zuwege bringen ans Licht gestellet (, Leipzig 1756). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Fy 23671.
In der Beylage zu Dangeuil verweist H. darauf, N IV, S. 241/41.Marcus Manilius1. Jahrhundert. Römischer Astronom.
Manilius, Astronomica AstronomicaChristoph Levin v. Manteuffelgen. Szöge. 1725–1802. Ab 1756 wiederholt Landbotenmarschall und kurländischer Landesbevollmächtigter. Vgl. Baltisches Biographisches Lexikon, S. 486.
Giovanni Battista Manzini1599–1664.Manzini, Dem Weisen ist verboten zu dienenDem Weisen ist verboten zu dienen; ein sehr zierlich und wohlgesetztes Wercklein welches der berühmte Ritter Joh. Baptista Manzini zuerst in wällscher Sprach beschrieben, von einem Mitglied der hochlöbl. früchtbringenden Gesellschafft in unsere hochteutsche Mütter-Sprache übersetzt worden (Frankfurt, Regensburg: Emmerich 1671).Jean-Henri MarchandGest. 1785. Frz. Advokat in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 26, 1820), S. 602f.Marchand, Anti-CottonAnti-Cotton: Nouvelle édition, augmentée de quelques Remarques et précédés d’une Dissertation historique et critique sur ce fameux ouvrage (Den Haag 1738). Auch abgedruckt in .
Marchand, La noblesse commerçableLa noblesse commerçable ou Ubiquiste (Amsterdam 1756).Marchand, lehrreiches Perüquen-MagazinDes Herrn Beaumonts berühmten Haarfriseurs zu Paris lehrreiches Perüquen-Magazin (Berlin 1762).Johannes Marck1656–1731. Niederl. Theologe.Marck, De Sibyllinis carminibus disputationes Academicae XIIDe Sibyllinis carminibus disputationes Academicae XII: accedit breve examen dissertationis Gallicae de Sibyllinis braculis. Paris a Io. Crassetio, Jesuita (Franeker: Gyselaar 1682). Digitalisat: BSB München: Diss. 404 m.Marcus Aurelius121–180. Römischer Kaiser 161–180, Philosoph.M. Aur., De se ipso ad se ipsumDe se ipso ad se ipsum
Übers.: Des römischen Kaisers Marcus Aurelius Antoninus erbauliche Betrachtungen über sich selbst. Aus dem Griechischen übersetzt, mit Anmerkungen und des Kaisers Leben erläutert von Johann Adolph Hoffmann (Hamburg: Bohn 1755).
François Louis Claude Marin1721–1809. Frz. Literat. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 27, 1820), S. 158–162.Marin, Historie de SaladinHistoire de Saladin, Sulthan d’Egypte et de Syrie (Paris 1758).
Übers.: Des Herrn Marins Geschichte Saladins, Sulthans von Egypten und Syrien (Zelle: Gsellius 1761). Digitalisat: BSB München: H.un. 362 h-2.
Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux1688–1763. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 27, 1820), S. 185–190.Marivaux, Le paysan parvenuLe paysan parvenu, ou les mémoires de M... (Paris 1734/35).
Übers.: Der durch seine freymüthige Aufrichtigkeit glücklich gewordene Bauer, Oder: Die sonderbaren Begebenheiten Des Herrn von **** beschrieben von dem Herrn von Marivaux, wegen seines annehmlichen Inhalt aus dem Französischen übersetzt mit Kupffern (1. Aufl., Leipzig 1736). Digitalisat, Druck 1753: SUB Göttingen DD2014 A 144:1.
Marivaux, La vie de MarianneLa vie de Marianne, ou Les avantures de Mme la comtesse de *** (10 Bde., Paris 1731–42) [Biga 150/346: »La vie de Marianne par Marivaux, Part. I.–VIII. Franc. 737 38«].
Übers.: Leben der Marianne, Oder Angenehme Begebenheiten Einer vornehmen Gräfin in Franckreich (1. Aufl., Frankfurt 1736; 2. verm. u. verb. Aufl., Braunschweig 1751).Jean-François de Marmontel1723–1799. Frz. Literarhistoriker, kgl. Hofhistoriograf.
Marmontel, Contes moraux
Erschienen zuerst in der von ihm für kurze Zeit herausgegebenen Zeitschrift Le Mercure (Paris 1758).
Übers.: Moralische Erzählungen von Herrn Marmontel (5 Tle., Karlsruhe 1762–1770). Digitalisat: Tl. 1, 2. Aufl. 1763: BSB München: P.o.gall. 1372-1.
Marmontel, Des Herrn Marmontels DichtkunstDes Herrn Marmontels Dichtkunst, aus dem Französischen übersetzt und mit einigen Zusätzen vermehrt (3 Tle; Bremen: Cramer 1766). Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek: P.o.gall. 1370-1/2.
Charlotte Antoinette de Lezay de Marnésia1710–1785. Frz. Schriftstellerin. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 27, 1820), S. 219–231.
de Marnésia, Lettres de Julie à OvideLettres de Julie à Ovide (Rom: Bernabo & Lazzarini 1753). Digitalisat: Google Books.
Friedrich Wilhelm Marpurg1718–1795. Musiktheoretiker. Sittard, Josef: Marpurg, Friedrich Wilhelm, in: ADB 20 (1884), S. 407f.Marpurg, Historisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der MusikHistorisch-kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik (5 Bde., Berlin: Schütz 1754–62, Bd. 6 u. letztes St. 1778). Digitalisat, Tl. 1: BSB München.
Walter Marshall1628–1679. Engl. puritanischer Geistlicher. Fell-Smith, C./Wright, S.: Marshall, Walter, in: Oxford DNB.
Marshall, The gospel mystery of sanctificationThe Gospel-mystery of sanctification opened in sundry practical directions, suited especially to the cases of those, who labour under the guilt and power of in-dwelling-sin, to which are added, a sermon on justification, and a table of the texts illustrated, with recommendatory letter by the Rev. Mr. Hervey. By the Rev. Mr. Walter Marshall, formerly Fellow of New College, Oxford, and afterwards Fellow of Winchester College (London 1757; 1. Aufl.: 1692) [Biga 53/574: »Walt. Marshall’s Gospel Mystery of Sanctification with a preface of M. Hervey, Lb. 757«].
Dt. Übers.: Das evangelische Geheimniß der Heiligung in verschiedenen praktischen Anleitungen. Aus dem Englischen nach der siebenten Ausgabe übersetzt von Herrn Walther Marschall nebst einer Vorrede des Herrn Hervey (Hamburg: Brandt 1765).François Marie de Marsy1714–1763. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 27, 1820), S. 268f.
Marsy, Pictura CarmenPictura Carmen (Paris: Le Mercier 1736). Digitalisat: BSB München: P.o.lat. 1657 f.
Andreas Gottlieb Masch1724–1807. Hofprediger in Neustrelitz, evangelischer Theologe, Archäologe; Schultz, L.: Masch, Andreas Gottlieb, in: ADB 20 (1884), S. 550f.
Masch, Abhandlung von der Grundsprache des Evangelii MatthäiAbhandlung von der Grundsprache des Evangelii Matthäi (Halle: Gebauer 1755). Digitalisat: SLUB Dresden: 37.8.9080.
Masch, Betrachtungen über die vorbildlichen Bedeutungen der Aufopferung IsaaksBetrachtungen über die vorbildlichen Bedeutungen der Aufopferung Isaaks (Bützow 1763).
Jean-Baptiste Massillon1663–1742. Frz. Prediger, Theologe und Bischof in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 27, 1820), S. 411–420.Massillon, FastenpredigtenJohann Baptist Massillon, Königl. Hofpredigers und Bischofs zu Clermont Fastenpredigten, welche vor dem Könige in Frankreich Ludwig dem Funfzehnten gehalten worden: Aus dem Französischen übersetzt [v. Johann Daniel Heyde] (Bd. 1–5, Dresden u. Prag: Walther 1753–55). Digitalisat, Bd. 1: ULB Münster: G+2 4123-1_2.
Pierre Massuet1698–1776. Frz. Arzt und Historiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 27, 1820), S. 433.
Massuet, La Science des personnes de cour, d’épée et de robeLa science des personnes de cour, d’épée et de robe contenans les élémens de la philosophie moderne; der erste Bd. dieser Enzyklopädie wurde 1707 von François L’Honoré in Amsterdam hg., bis 1710 folgten zwei Bde. von De Chevigny, bis 1729 drei weitere Bde. von Henri Philippe de Limiers; Pierre Massuet veranstaltete 1752 (Amsterdam) eine Neuaufl.Jean Henri Maubert de Gouvest1721–1767. Frz. entlaufener Mönch, Abenteurer, Artillerieoffizier, Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 11/12, 1847), S. 297.
Maubert, Le siècle politique de Louis XIV.Le siècle politique de Louis XIV. Ou lettres du Vicomte Bolingbroke sur ce sujet, avec les piéces qui forment l’histoire du siécle de M. F. de Voltaire, et de ses querelles avec Mrs. de Maupertuis et la Beaumelle, suivis de la disgrace de ce fameux poete (Paris 1753 u. Dresden 1755) [Biga 84/156 u. 93/289 (1754)].
Im zweiten Teil des Kompendiums wird die Querelle zwischen Johann Samuel König, dem Berliner Akademie-Präsidenten , und Voltaire dargestellt, auch ein Großteil der dabei kursierenden Briefe und Polemiken genannter Autoren abgedruckt, bspw. .Maubert, Ecole du GentilhommeEcole du Gentilhomme, ou Entretiens de feu Mr. le Chevalier de B... Avec le Comte son Neveu. Sur L’Heroisme et le Heros (Lausanne: Verney 1754).
Übers.: Die Schule des Edelmanns, oder Magazin für junge Cavaliers. Nebst der Schilderung des rechtschaffenen und artigen Mannes, übers. v. Wilhelm Ehrenfried Neugebauer (Berlin, Leipzig: Rüdiger 1759). Digitalisat: SLUB Dresden: 37.8.7980.
Maximos von Tyros2. Jh. Griech. Rhetor und Philologe.Maximi Tyrii, Dissertationes PhilosophicaeMaximi Tyrii Dissertationes Philosophicae cum interpretatione et notis Danielis Heinsii hac seunda editione emendatioribus. Accesit Alcinoi in Platonem introductio (Leiden: Patius 1614) [Biga 13/198: »Maximi Tyrii Dissertationes gr. & lat. Lugd. 631«]. Digitalisat: BSB München: A.gr.b. 2307.
Pierre Louis Moreau de Maupertuis1698–1759. Frz. Mathematiker, Geodät, Astronom, Naturforscher und Philosoph. 1746–1753 Präsident der Berliner Akademie. Koser, R.: Maupertuis, Pierre-Louis Moreau de, in: ADB 20 (1884), S. 691–693.
Maupertuis, Venus PhysiqueVenus Physique (1745). Digitalisat, Druck 1747: UB Greifswald: 524/Nstr. 1822.
Eléazar de Mauvillon1712–1779. Romanist; reformierter Prediger; Privatsekretär des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen; Sprachlehrer; Schriftsteller in Leipzig; Professor der französischen Sprache am Collegium Carolinum in Braunschweig, siehe Deutsche Biographie.
Mauvillon, Cours complet de la Langue FrançoiseCours complet de la Langue Françoise, distribué par Exercises à l’usage des Personnes, pour qui cette Langue est étrangère. T 1, contenant la Théorie de la Langue Françoise. T 2, contenant la Practique de la Langue Françoise (Dresden: Walther 1754).
Johann Friedrich May1697–1762. Prof. der Moral und Politik in Leipzig, siehe Deutsche Biographie.May, Die Weisheit der MenschenDie Weisheit der Menschen nach der Vernunft. Aus der Erkenntniß der Dinge dieser Welt zur Beförderung der wahren Glückseligkeit entworfen von Johann Friedrich Mayen, der Sitten- und Staatskunst öffentlichen Lehrer, und des großen Fürstencollegii Collegiaten in Leipzig (Leipzig: Breitkopf 1754). Digitalisat: SLUB Dresden: Phil.A.393.
Jacopo Mazzoni1548–1598. Ital. Philosoph, siehe Deutsche Biographie.Mazzoni, De triplici hominum vita, activa nempe, comtemplativa & religiosa methodi tresDe triplici hominum vita, activa nempe, comtemplativa & religiosa methodi tres, quaestionibus quinque millibus, centum & nonaginta septem distinctae: in quibus omnes Platonis et Aristotelis, multae vero aliorum Graecorum, Arabum & Latinorum in universo scientiarum orbe discordiae componuntur (Caesenae: Rauerius 1577). Digitalisat: BSB München: Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek -- 4 Phil 24.
Johann Erich v. Meck1727–1771. Sekretär der livländischen Ritterschaft, Kreisdeputierter, Stallmeister des Herzogs Ernst Johann von Kurland. Gab in Riga das Wochenblatt Der ruhige Bemerker heraus (1746/47, 50 Hefte). Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland (Mitau 1831, Bd. 3), S. 175f.
Georg Friedrich Meier1718–1777. 1748 Prof. der Philosophie in Halle, siehe Segreff, Klaus-Werner: Meier, Georg Friedrich, in: ADB 16 (1990), S. 649–651.
Meier, AnfangsgründeAnfangsgründe aller schönen Wissenschaften und Künste (3 Bde., Halle 1748/50) [Biga 133/48: »G. F. Meiers Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften, 1. 2. 3ter Th. Halle 754–59. in duplo.«]. Digitalisat, Bd. 1: BSB München: L.eleg.g. 255-1.
Johann Nicolaus Meinhard1727–1767. Literarhistoriker und Übersetzer; Muncker, Franz: Meinhard, Johann Nicolaus, in: ADB 21 (1885), S. 232–234.
Meinhard, Versuche über den Charakter und die Werke der besten Italienischen DichterVersuche über den Charakter und die Werke der besten Italienischen Dichter (2 Bde., Braunschweig: Verlag d. Fürstl. Waysenhausbuchh. 1763/4) [Biga 146/272: »Biga 146/272: Versuch über den Character und die Werke der besten ital. Dichter, 1ter Th. Braunschw. 763« u. Biga 165/581: »Meinhard’s Versuche über den Character und die Werke der besten italienischen Dichter, Th. I. II. Braunschw. 763. 764«]. Digitalisat, Bd. 1: Google Books; Digitalisat, Bd. 2: Google Books.
Philipp Melanchthon1497–1560.Melanchthon, Epitome PhilosophiaeBiga 189/152: »Ph. Melanchthonis Epitome Philosophiae moralis et Enarratio Libri V. Eth. Aristotelis, Witt. 554.«
Melanchthon, EthikBiga 189/152: »Ei. Quaestiones aliquot Ethicae cet.«
Mélanges littéraires et philosophiquesMélanges littéraires et philosophiques: composés d’extraits de livres nouveaux, de jugemens sur quelques auteurs anciens et modernes, de pensées, mémoires, observations, et autres pieces intéressantes; ouvrage periodique par une societé de gens de lettres (2 Tle., Berlin: Klüter 1755/56). Digitalisat, SLUB Dresden: Bd.1: Miscell.268-1.1755.
Aus der Ankündigung: »Les auteurs se sont imposé la loi de ne parler que de ce qui peut intéresser la plus grande partie des lecteurs [...]. Comme ils sont à portée de recevoir des nouvelles littéraires de la plupart des pays étrangers, l’exactitude et le choix des sujets ne seront pas le seul mérite de leur journal. Ils comptent même insérer de temps à autre des mémoires que plusieurs savants leur ont promis et dont on leur a déjà fourni quelques-uns. Soigneux d’entretenir leur correspondance, ils auront souvent occasion de publier des pièces en vers qui parviennent rarement dans ce pays, ils donneront une analyse raisonnée des ouvrages qu’ils jugeront dignes d’être examinés.« Es erschienen darin Texte von u.a. Morelly, Wolff, Hume, Locke, Rousseau, Herbert, Euler, Koerber, Condillac, Montesquieu, Maupertuis, Tressan, P. Ansaldi, Claude-Louis Fourmont. Die Herausgeber sind nicht ermittelt. Möglicherweise war der Verleger an der Redaktion beteiligt.
Moses Mendelssohn1729–1786. Muncker, Franz: Mendelssohn, Moses, in: ADB 21 (1885), S. 316–324.
Hamann lernte Mendelsohn wohl 1756 in Berlin kennen, vgl. , LS S. 333/36.
Wiss. Ausg.: Gesammelte Schriften. Jubiläumsausgabe, hg. v. Alexander Altmann, Eva Johanna Engel, Michael Brocke und Daniel Krochmalnik (bisher 24 Bde.; Stuttgart-Bad Cannstatt 1972ff.).
Mendelssohn, Über die EmpfindungenÜber die Empfindungen (Berlin: Voss 1755). Digitalisat: SLUB Dresden: Phil.B.1082.Gesammelte Schriften, Bd. 1, S. 41–124.
Mendelssohn, Philosophische GesprächePhilosophische Gespräche (Berlin: Voss 1755). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Nh 266.Gesammelte Schriften, Bd. 1, S. 1–40.
Moses Mendelssohn, Pope ein Metaphysiker!zus. mit , aber anonym publiziert: Pope ein Metaphysiker! (Danzig 1755) [Biga 159/507: »Pope ein Metaphysiker! Danz 755.«].
Nicht eingereichte, sondern anonym in Danzig publizierte Antwort auf die im Juni 1753 von der Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres Berlin veröffentlichte Preisfrage: »On demande l’examen du système de Pope, contenu dans la proposition: Tout est bien. Il s’agit: 1. De déterminer le vrai sens de cette proposition, conformément à l’hypothèse de son auteur. 2. De la comparer avec le système de l’optimisme, ou du choix du meilleur, pour en marquer exactement les rapports et les différences. 3. Enfin d’aléguer les raisons qu’on croira les plus propres à établir ou à détruire ce système.« Die Verfasser übersetzen die Aufgabe so: »Die Akademie verlangt eine Untersuchung des Popischen Systems, welches in dem Satze alles ist gut enthalten ist. Und zwar so, daß man : Erstlich den wahren Sinn dieses Satzes, der Hypothes seines Urhebers gemäß, bestimme. Zweytens ihn mit dem System des Optimismus, oder der Wahl des Besten, genau verstehe, und : Drittens die Gründe anführe, warum dieses Popische System entweder zu behaupten oder zu verwerffen sey.«
Im Vorbericht heißt es zur Verfasserschaft: »Sie [die Schrift] hat zwei Verfasser, und hätte daher unter keinem andern Sinnspruche erscheinen können, als unter diesem: Compulerant – – greges Corydon et Thyrsis in unum. Gesetzt nun, sie wäre gekrönt worden! Was für Streitigkeit würde unter den Urhebern entstanden sein! Und diese wollten gerne keine unter sich haben.«
Die Verf. weisen nach, dass Popes Dichtung nicht die Kriterien eines metaphysischen Systems erfüllt, sondern eklektizistisch und willkürlich mit metaphysischen Sätzen umgeht, sodass die Akademie-Frage nicht sinnvoll ist, Pope selbst sich darüber gewundert hätte: »Wie sehr sollte er sich also wundern, wenn er erfahren hätte, daß gleichwohl eine berühmte Akademie diesen falschen Bart [eines Philosophen] für werth erkannt habe, ernsthafte Untersuchen darüber anzustellen.« (S. 59f.). Grundlage für ihre Auseinandersetzung mit Pope war wohl die (sehr fehlerhafte) Übersetzung Brockes von .Gesammelte Schriften, Bd. 2, S. 43–80.
Mendelssohn, Fulberti Kulmii AntwortFulberti Kulmii Antwort an Abaelardum Virbium: im Namen des Verfassers der fünf Briefe, die neue Heloise betreffend in: 192. , 12. Teil, 22. Oktober 1761 (Berlin 1761), S. 191–220.
Der Abdruck des Textes in den Literaturbriefen ist mit der Herausgeberfiktion versehen, ein Fremder habe ihn im Namen der Briefsteller verfasst.
Johann Heinrich v. Mengden1701–1768. Freiherr. Kgl. preußischer Kammerherr, 1732 livländischer Regierungsrat u. russischer Geheimrat, 1734–41 Vizepräsident u. 1762–68 Präsident des Livländischen Hofgerichts, siehe: Mengden, Johann Heinrich Frh. v., in: Baltisches Biographisches Lexikon, S. 506.
Georg Albrecht v. Mengden1709–1767. Freiherr. Bruder von .
Christina Elisabeth v. MengdenGeb. Gräfin Münnich (1711–1775), Frau von (seit 1728).Ernst Burchard v. Mengden1738–1797. Freiherr. Sohn von .
Anton Raphael Mengs1728–1779. Hofmaler in Dresden, zeitweise Hofmaler Karls III. von Spanien, siehe Pecht, Friedrich: Mengs, Anton Raphael, in: ADB 21 (1885), S. 348–354.Mengs, Gedanken über die Schönheit und über den Geschmack in der MalereyGedanken über die Schönheit und über den Geschmack in der Malerey. Herrn Johann Winckelmann gewidmet von dem Verfaßer. Hg v. J. Caspar Füßli (Zürich 1762).[Biga 162/543: »Meng´s Gedanken über die Schönheit und über den Geschmack in der Malerey, Zür. 762« u. 143/229: »(Mengs) Gedanken über die Schönheit und über den Geschmack in der Malerey, Nürnb. 762«].Der MenschenfreundDer Menschenfreund, ein Wochenblatt, hg. v. Jakob Friedrich Lamprecht, von April 1737 bis April 1739 in Hamburg verlegt; ebendort wurde 1749 von dem hochfürstlichen hollsteinischen Secretair J. M. Dreyer eine Neuauflage bei Grund (und in Leipzig bei Holle) publiziert unter dem Titel: Hrn. Jacob Friedrich Lamprechts, Königl. Preußischen Geheimen Secretairs, Mitglieds und Secretairs der Königlichen Academie der Wisenschaften Menschenfreund. Aus seinen Hinterlassenen Schriften vermehrt und verbessert. Nebst einem Vorberichte Von den Lebensumständen des Verfassers. Digitalisat: ULB Halle: Fc 1097.
Johann Bernhard Merian1723–1807. Schweizer. reform. Theologe, 1749 Prof. der Philosophie in Berlin, 1750 Akademiemitglied, 1770 Direktor der Klasse Belles-Lettres.
David Franc de Merveilleux1652–1712. Ingenieur in Neuchâtel.Merveilleux, Memoires instructifs pour un voyageurMemoires instructifs pour un voyageur dans les divers Etats de l’Europe, contenant des anecdotes curieuses très propres à éclaircir l’histoire du tems, avec des remarques sur le commerce et l’histoire naturelle (Amsterdam 1738/9).
Übers.: Lehrreiche Nachrichten für einen Reisenden in verschiedene Europäische Staaten: In welchen merckwürdige und ungedruckte Gedenck-Schrifften zur Erläuterung der Historie jetziger Zeit, Nebst dienlichen Anmerckungen über die Handlung und Historie der Natur Auch nöthigen Land-Charten befindlich sind [...] Aus dem Frantzösischen übersetzt von P. G. v. K. (Berlin 1738/9). Digitalisat, Tl. 1.: ULB Halle: AB 22 19/i, 11 (1).Christian Meurer1558–1616. Prof. der Mathematik und Arzt in Leipzig. Herausgeber von und .
Octavie Guichard Du Rey de Meynières, dame Belot1719–1805. Frz. Schriftstellerin, Übersetzerin engl. Romane.de Meynières, Réflexions d’une Provinciale sur le Discours de M. RousseauRéflexions d’une Provinciale sur le Discours de M. Rousseau, Citoyen de Genève, touchant l’origine de l’inégalité des conditions parmi les hommes (Paris: Lambert 1756).de Meynières, Observations sur la Noblesse et le Tiers État par Madame ***Observations sur la Noblesse et le Tiers État par Madame *** (Amsterdam: Arkstée et Merkus 1758).de Meynières, Mélanges de littérature anglaise traduits par Madame B***Mélanges de littérature anglaise traduits par Madame B*** (Den Haag/Paris: Prault fils 1759).Johann David Michaelis1717–1791. Theologe und Orientalist in Göttingen. Wagenmann, Julius August: Michaelis, Johann David, in: ADB 21 (1885), S. 685–690.Michaelis, Commentationes Duae Ad Leges Divinas De Poena HomicidiiCommentationes Duae Ad Leges Divinas De Poena Homicidii (Göttingen: Bossigel 1750). Digitalisat: BSB München: 4 Diss. 2482#Beibd.39.
Michaelis, Einleitung in die göttlichen SchriftenEinleitung in die göttlichen Schriften des Neuen Bundes (2 Bde, Göttingen: Vandenhoek 1750/55).
Michaelis, Poetischer EntwurfPoetischer Entwurf der Gedancken des Prediger-Buchs Salomons (Göttingen: Schmidt 1751) [Biga 160/515: J. D. Michaelis poetischer Entwurf der Gedanken des Prediger Salomons, Goett. 751«]. Digitalisat: BSB München: B.metr. 198.
Michaelis, Beurteilung der MittelBeurteilung der Mittel, welche man anwendet, die ausgestorbene Hebräische Sprache zu verstehen (Göttingen: Vandenhoek 1757). Digitalisat: BSB München: L.as. 243.
Michaelis, Einfluß der MeinungenBeantwortung der Frage: von dem Einfluß der Meinungen in die Sprache und der Sprache in die Meinungen, welche den von der Königl. Academie der Wissenschaften f. d. J. 1759 gesetzten Preis erhalten hat. Dissertation qui a remporté le prix proposé par l’Académie sur l’influence reciproque du langage sur les opinions, et les opinions sur le langage (Berlin: Haude et Spener 1760). Digitalisat: ULB Halle: Ba 189.
Michaelis, Fragen an eine Gesellschaft Gelehrter MännerFragen an eine Gesellschaft Gelehrter Männer, die auf Befehl Ihro Majestät des Königes von Dännemark nach Arabien reisen (Frankfurt a.M.: Garbe 1762). Digitalisat: BSB München: Exeg. 749 m.
Michaelis, Erklärung des Briefes an die HebräerErklärung des Briefes an die Hebräer (2 Bde., Frankfurt a.M.: Garbe 1762/64). Digitalisat: ULB Halle: Ie 4669 (1).
John Milton1608–1674. Campbell, G.: Milton, John, in: Oxford DNB.Milton, Paradise LostParadise Lost. A Poem Written in Ten Books (London: Parker 1667).
Übers.: Johann Miltons Verlust des Paradieses. Ein Helden-Gedicht. In ungebundener Rede übersetzet, übers. v. (Zürich: Rordorf 1732). 2. Aufl.: Zürich/Leipzig 1742; 3. Aufl.: Zürich 1754.
Milton, Paradise Regain’dParadise Regain’d. A Poem in IV Books. To which is added Samson Agonistes (London: J. M. 1671) [Biga 174/724: »J. Milton’s Paradise regaind; Samson Agonistes and Poems upon several Occasions with a Tractate on Education, Lond. 712«]. Digitalisat: ZB Zürich: 25.634.
Milton, Of educationOf education (1644). Enthalten in der Ausgabe von Paradise Regain’d, 1712.
Aelius Moeris
2. Jhd. n. Chr. Griechischer Grammatiker.
Moeris, lexicon AtticumMoiridos Attikistou lexeis Attikōn kai Hellēnōn kata stoikheton = Moeridis Atticistae lexicon Atticum cum Jo. Hudsoni, Steph. Bergleri, Claud. Salierii (Leiden: van der Eyk u. Pecker 1759; Erstausgabe 1711). [Biga 12/183: »Moeridis Atticistae & Timaei Sophistae Lexica graeca, ex ed. J. F. Fischeri, Lips. 756«]. Digitalisat: ÖNB Wien: 756727-B.
Johann Heinrich Daniel Moldenhawer1709–1790. Kirchenrat, Pastor, ab 1744 außerordentlicher Prof. der Theologie in Königsberg, von 1756–63 Bibliothekar der Wallenrodtschen Bibliothek, seit 1765 Domprediger in Hamburg; Moldenhawer, Johann Heinrich Daniel, in: ADB 22 (1885), S. 92f.
Moldenhawer, Einleitung in die AlterthümerEinleitung in die Alterthümer der Egyptier, Jüden, Griechen u. Römer (Königsberg, Leipzig: Hartung 1754).Moldenhawer, Gründliche ErklärungGründliche Erklärung der schweren Stellen der heiligen Bücher neuen Testaments (2 Bde., Königsberg, Leipzig: Kanter 1763). [Biga 19/47: »J. H. D. Moldenhawers Erklärung des N. T. 1–2 Th. Königsb. 763«]. Digitalisat, 2. Tl.: BSB München: 4 Exeg. 591-2.
Jean-Baptiste Poquelin Molière1622–1673. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 29, 1821), S. 301–315.Michel Eyquem de Montaigne1533–1592. Foglia, Marc, in: Michel de Montaigne, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Spring 2019 Edition).
Montaigne, EssaysLes essais de Michel seigneur de Montaigne (3 Bde.; Amsterdam: Michiels 1659).
[Biga 121/333: »Essais de Messire Michel Seigneur de Montaigne Liv. I. II. Bourd. 580. Titulus quidem indicat et librum secundum; editio ipsa non continet nisi primum. Liv. II III. Amst. 659«; Biga 121/334: »Discorsi morali, politici e militari del molto illustre Sign. Mich. di Montagna tradotti del Sign. Girolamo Nasilli, con un discorso, se il forastiero si deue admettere alla administratione della Republica, Fers. 590«].
MontesquieuCharles Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu. 1689–1755. Bok, Hilary: Baron de Montesquieu, Charles-Louis de Secondat, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2018 Edition).
Montesquieu, La grandeur des RomainsConsidérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence (Amsterdam 1734).
Übers.: Betrachtungen über die Ursachen der Grösse und des Verfalles der Römer, hg./übers. v. Jakob Friedrich von Bielfeld, Jakob Friedrich Lamprecht (Berlin: Haude 1742) [Biga 123/355: »Montesquieu’s Betrachtungen über die Groesse der Römer und ihren Verfall, Berl. 742«]. Digitalisat: ULB Halle: Haa 2122.
Montesquieu, Lettres persannesLettres persannes (Köln [Amsterdam] 1721) [Biga 125/393: »Lettres persannes, Col. 721«].Montesquieu, De l’Esprit des loixDe l’Esprit des loix: Ou du rapport que les loix doivent avoir avec la constitution de chaque gouvernement, les moeurs, le climat, la religion, le commerce etc., à quoi l’Auteur a ajouté des recherches nouvelles sur les Loix Romaines touchant les Successions, sur les Loix Françoises et sur les Loix Féodales (2 Bde., Genf 1748) [Biga 106/167: »De l’Esprit des Loix, Rom. I. II. III. Gen. 757«].Dom Bernard de Montfaucon1655–1741. Benediktiner.Montfaucon, Antiquitates Graecae et RomanaeAntiquitates Graecae et Romanae a […] Dn. Bernhardo de Montfaucon […] et figuris aeneis forma minori exornatae M. Iohanne Jacobo Schatzio, […] Notas criticas […] Dn. Iohannes Salomon Semler […] (Nürnberg: Lichtenstegerus 1757). Digitalisat: BSB München: Res/2 Ant. 57 b-1.Nicolas-Pierre-Henri Abbé de Villars Montfaucon1635–1673.Montfaucon, La suite de Comte de GabalisLa suite de Comte de Gabalis, ou Nouveaux entretiens sur les sciences secrètes touchant la nouvelle Philosophie (Amsterdam 1715). [Biga 150/360: »Le Comte de Gabalis avec la Suite, Amst. 715«].Anne Marie Louise d’Orléans, duchesse de Montpensier1627–1693. Herzogin von Montpensier, Cousine Ludwigs XIV.Montpensier, MémoiresMémoires de Mademoiselle de Montpensier (6 Bde., Paris 1728).
Louis Moréri1643–1680. Frz. Polyhistor.Moréri, Le grande Dictionnaire historique ou le mélange curieux de l’histoire sacrée et profaneLe grande Dictionnaire historique ou le mélange curieux de l’histoire sacrée et profane de Moreri (Lyon 1674) edit de 759 par Mr. l’Abbé Trublet. Seconde edit. Corrig. et. augm. à Amsterdam 759 (10 Bde., Paris 1759). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France, département Philosophie, histoire, sciences de l’homme, G-1117.Stephan Morinus1625–1700. Frz. Theologe, Orientalist.Morinus, Dissertationes VIIIDissertationes VIII, in quibus multa sacrae et profanae antiquitates monumenta explicantur (Genf: Ioannis Picteti 1683). Digitalisat: Google Books.Philippe de Mornay, Seigneur du Plessis–Marly1549–1623. Reformierter Theologe und Politiker.Mornay, Le mystère d’IniquitésLe mystère d’Iniquité, c’est à dire, L’Histoire de la papauté […] où sont aussi défendus les droicts des empereurs, rois et princes chrestiens contre les assertions des cardinaux Bellarmin et Baronius (Genf 1612) [Biga 53/561: »Le Mystere ou d’Inquité l’Histoire de la Papauté par Ph. de Mornay, Gen. 612«]. Digitalisat: Bn France: D2-4189.
MoschusMoschus Syracusanus. 2. Jhd. v. Chr.
Siehe auch .Idyllen des Theokrit, Bion, Moschus und Koluthus. Aus dem Griechischen von Karl August Kütner (Mietau, Leipzig: Hinz 1772) [Biga 161/524: »Idyllen des Theokrit, Bion, Moschus und Koluthus von Küttner, Mit. 772.«].Petrus Mosellanus [Schade]1493–1524. Philologe und Theologe in Leipzig.Friedrich Carl von Moser1723–1798. Staatswissenschaftler und Politiker, siehe Heidenheimer, Moser, Friedrich Carl Freiherr von, in: ADB 22 (1885), S. 764–783.
Moser, Der Herr und der DienerDer Herr und der Diener: geschildert mit Patriotischer Freyheit (Frankfurt: Raspe 1759). Digitalisat: BSB München: Pol.g. 671 n.
Moser, BeherzigungenBeherzigungen (Frankfurt: Knoch- und Eßlingersche Buchhandlung 1761). Digitalisat: SBB-PK Berlin: F 2686.
Moser, Der Hof in FabelnDer Hof in Fabeln (Leipzig 1761) [Biga 171/662: »Der Hof in Fabeln, Leipz. 762«].
Moser, Daniel in der Löwen-GrubeDaniel in der Löwen-Grube. In sechs Gesängen (Frankfurt: Gebhard 1763) [Biga 146/272: »Daniel in der Löwengrube, Frft. 763«]. Digitalisat: SLUB Dresden: 3.A.4138.
Moser, Treuherziges Schreiben eines LayenbrudersTreuherziges Schreiben eines Layenbruders im Reich an den Magum in Norden, oder doch in Europa, in: 258. Brief der , 16. Teil (Berlin 1763), S. 67–86. Digitalisat: Universität Bielefeld; auch als Einzeldruck 1762 erschienen, Digitalisat: Universitäts- und Landesbibliothek Münster: N. Hamann Bd. 120Moser, Der Herr und Knecht mit philosophischen Augen betrachtetDer Herr und Knecht mit philosophischen Augen betrachtet (Berlin 1763). Digitalisat: BSB München: Num.ant. 119#Beibd.2.
Moser, Gesammelte moralische und politische SchriftenFriderich Carls von Moser Fürstlich-Hessen-Casselischen Geheimen Raths gesammelte moralische und politische Schriften. (Bd. 1 u. 2, Frankfurt a. M.: Johann Christian Gebhard 1763/4). Digitalisat: BSB München: Ph.pr. 865-1.
Justus Möser1720–1794. Jurist und Nationalökonom, 1783 Geh. Justizrat in Osnabrück; auf literarischem, publizistischem und historischem Gebiet tätig, siehe Sheldon, William F., Möser, Justus, in: NDB 17 (1994), S. 687–689.
Möser, ArminiusArminius: Ein Trauerspiel. (Hannover, Göttingen: Schmid 1749)
Möser, Lettre a Mr. de VoltaireLettre a Mr. de Voltaire, contenant un Essai sur la Caractere du Dr. Martin Luther (Hamburg 1750).
Übers. in Der Theologe aufs Jahr 1755 (Bd. 2, Nienburg 1755), 14. St., S. 209 und Fortsetzung S. 275. Digitalisat: SUB Göttingen: VD18 10950869.
Möser, HarlekinHarlekin, oder Vertheidigung des Groteske-Komischen. Anche io sono Pittore (1761) [Biga 152/399: »(Möser’s) Harlekin oder Vertheidigung des Groteske-komischen, 761«]. Digitalisat: ULB Halle: AB 144287 (2).
Johann Lorenz v. Mosheim1694–1755. Evang. Theologe in Göttingen, siehe Wagenmann, Julius August: Mosheim, Johann Lorenz von, in: ADB 22 (1885), S. 395–399.
Mosheim, Institutiones Historiae Ecclesiasticae Novi TestamentiInstitutiones Historiae Ecclesiasticae Novi Testamenti (Frankfurt, Leipzig 1726) [Biga 80/95: »Ei. Institutio Historiae ecclesiasticae recentioris, ib. (Helmstedt) 741«]. Digitalisat: ULB Halle: Ih 661.
Mosheim, Institutiones Historiae Christianae AntiquiorisInstitutiones Historiae Christianae Antiquioris (Helmstedt: Weygand 1737) [Biga 80/94: »J. L. Moshemii institutio Historiae Christianae antiquioris, Helmst. 737«]. Digitalisat: H.eccl. 781-1.
Mosheim, Pastoral-TheologiePastoral-Theologie von denen Pflichten und Lehramt eines Dieners des Evangelii (Frankfurt, Leipzig 1754). Digitalisat: ULB Halle: Il 124.
Mosheim, Mosheims Erklärung des ersten und zweyten Briefes des heiligen Apostels PauliMosheims Erklärung des ersten und zweyten Briefes des heiligen Apostels Pauli an die Gemeinde zu Corinthus, von neuem übers. u. verb. v. C. E. v. Windheim (Flensburg 1762).
Michel Mourgues1642–1713. Frz. Jesuit. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 30, 1821), S. 336.Mourgues, Plan Theologique du Pythagorisme & des autres Sectes scavantes de la GrècePlan Theologique du Pythagorisme & des autres Sectes scavantes de la Grèce pour servir d’eclaircissement aux Ouvrages polemiques des Peres contre les Payens. Avec la Tradition de la Therapeutique de Theodoret (2 Bde., Toulouse: Loyau 1712). [Biga 52/558: »Plan Theologique du Pythagorisme & des autres Sectes scavantes de la Grèce pour servir d’eclaircissement aux Ouvrages polemiques des Peres contre les Payens. Avec la Tradition de la Therapeutique de Theodoret par le R.-P. Michael Mourgues, Tom I. II. Amst. 714«]. Digitalisat, Bd. 1, Ausgabe 1712: Bibliothèque Faculté de théologie protestante (Montauban): Res Mn 9678 (1).
Stephanus Moyne1624–1689. Niederländ. Geistlicher.Gottfried Ephraim Müller1712–1752. Pfarrer, Philologe, siehe Deutsche Biographie.Müller, Historisch-critische EinleitungHistorisch-critische Einleitung zu nöthiger Kenntniß und nützlichem Gebrauche der alten lateinischen Schriftsteller (5 Bde., Dresden: Walther 1747–1751). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: Philol. 187 z-3.
Burchard Christoph v. Münnich1683–1767. Graf. Seit 1741 Reichsgraf v.; bildete das russische Heer nach preußischem Vorbild aus, stürzte im Polnischen Erbfolgekrieg die Regierung Biron. Von Kaiserin Elisabeth 1742 nach Sibirien verbannt, 1762 wieder zurückberufen; Vater von . Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland (Mitau 1831, Bd. 3), S. 284ff.Beat Ludwig von Muralt1665–1749. Schweizer Pietist, Schriftsteller.
Petrus van Musschenbroek1692–1761. Niederl. Mediziner und Naturwissenschaftler in Leiden und Utrecht, forschte an der Elektrizität und Kapillarität, verhalf den Newtonschen Ansichten in der Physik zur Verbreitung. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 30, 1821), S. 477–482.Musschenbroek, Physicae ExperimentalesPhysicae Experimentales, et Geometricae, de Magnete, Tuborum Capillarium Vitreorumque Speculorum Attractione, Magnitudine Terrae, Cohaerentia Corporum Firmorum Dissertationes: ut et Ephemerides Meteorologicae Ultrajectinae (Leiden 1729; 2. Aufl. 1754).Christlob Mylius1722–1754. Schriftsteller in Berlin, u.a. Mitarbeiter bei ; Consentius, Ernst: Mylius, Christlob, in: ADB 52 (1906), S. 545–558.
Mylius, Vermischte SchriftenVermischte Schriften des Hrn. Christlob Mylius, gesammelt von Gotthold Ephraim Lessing
(Berlin: Haude und Spener 1754).
N
Christian Nicolaus Naumann1720–1797. 1749 Promotion zum Magister in Jena, hielt dort Vorlesungen zu deutscher Beredsamkeit und Dichtkunst, später Wanderleben zwischen Hamburg, Frankfurt (Oder), Leipzig, Zürich, Dresden und Straßburg, ab etwa 1777 Niederlassung in Görlitz. Siehe Muncker, Franz: Naumann, Christian Nicolaus, in: ADB 23 (1886), S. 302–305Naumann (Hg.), Der VernünftlerDer Vernünftler; eine sittliche Wochenschrift a. d. J. 1754, in dreyen Teilen (Tl. 1–3 [= St. 1–48], Berlin 1754) [Biga 136/111: »C. N. Naumann’s Vernünftler, 1–3ter Th. Berl. 754«].Neues gemeinnütziges MagazinNeues gemeinnütziges Magazin für die Freunde der nützlichen und schönen Wissenschaften und Künste, hg. von Johann Dieterich Leyding (4 Bde. Hamburg 1760/1). Digitalisat: Universitätsbibliothek Bielefeld.
David Neumann1734–1807. Preuß. Generalmajor. Hofmeister der beiden Söhne von .Isaac Newton1643–1727. Physiker.Jean-Pierre Nicéron1685–1738. Barnabitenpater in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 31, 1822), S. 217f.Nicéron, l’histoire des hommes illustresMémoires pour servir à l’histoire des hommes illustres dans la République des Lettres à Paris, avec un catalogue raisonné de leurs ouvrages (mit F. Oudin, J. B. Michault, C. P. Goujet) (Paris 1729/45). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: N.libr. 211 y-1.
Friedrich Nicolai1733–1811. Schriftsteller, Verlagsbuchhändler, Kritiker; Mitherausgeber u.a. von , und der Allgemeinen deutschen Bibliothek; siehe Muncker, Franz: Nicolai, Friedrich, in: ADB 23 (1886), S. 580–590.
Wiss. Ausg.: Sämtliche Werke, Briefe, Dokumente, hg. v. R. Falk, I. Gombocz, H.-G. Roloff und J. Weber (Bern/Stuttgart 1991ff.)
Georg Nicolai1714–1793. Ab 1750–1793 Pfarrer am Dom zu Königsberg.Ludwig Heinrich von Nicolay1737–1820. Lyriker. Ab 1798 Präsident der Russischen Akademie der Wissenschaften, siehe Bode, Wilhelm: Nicolay, Ludwig Heinrich Freiherr von, in: ADB 23 (1886), S. 631–632.
Nicolay, Elegien und BriefeElegien und Briefe (Straßburg: Bauer 1760). [Biga 146/270: »(Nicolai) Elegien und Briefe, Strasb. 760«]. Digitalisat: SUB Göttingen: DD92 A 33037.
NonnosNonnos von Panopolis. 5. Jhd.
Siehe auch .Anders Nordencrantz1697–1772. Gen. Bachmanson. Schwed. Ökonom und Philosoph.Nordencrantz, Ursachen vom Untergange des Gothischen Reiches in SpanienKurze historische Beschreibung der wahren Ursachen vom Untergange des Gothischen Reiches in Spanien, und dessen itzigem Zustande. Aus dem Schwedischen übersetzt (Copenhagen, Leipzig: Rothe 1749) [Biga 85/181: »Beschreibung der wahren Ursachen vom Untergange des gothischen Reiches in Spanien, ib. 749«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.Hisp.1258.
Jean Georges Noverre1727–1810. Frz. Balletmeister.Noverre, Lettres Sur La Danse, Et Sur Les BalletsLettres Sur La Danse, Et Sur Les Ballets. Par M. Noverre, Maître des Ballets de Son Altesse Sérenissime Monseigneur le Duc de Wurtemberg (Lyon: Delaroche 1760). Digitalisat: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: AB Wolfenbüttel Wa 1280.
Heinrich Liborius Nuppenau1723–1767. Konditor in Königsberg.Johann Georg Nuppenau1720–1774. Feldscher in schwedischen Diensten.Johann Peter Nuppenau1732–1785. Bader, Gehilfe von , führte ab 1764 dessen Badestube.Joachim Anton Nuppenaugest. 1762. H.s Vetter. Weinhändler in Elbing.
O
Johann Heinrich Oest1727–1777. Erster Sekretär der Bremisch-deutschen Gesellschaft Ende der 1750er; musste aufgrund des Materialismus-Vorwurfs Bremen verlassen, wo seine Schriften auch teilweise verboten wurden. Siehe J. Chr. Strodtmann, Geschichte des Herrn Johann Heinrich Oest, in: Das neue gelehrte Europa [...] 9. Theil (Wolfenbüttel 1756), S. 416. Siehe Deutsche BiographieOest, GedichteBremische Gedichte (Hamburg: Geissler 1751) [Biga 160/508: »Bremische Gedichte, Hamb. 751«]. Digitalisat: SLUB Dresden: 1.A.5116.
Oest, Das SiechbettDas Siechbett. Ein Gesang. Ob jemand, der unter Christen lebt, sich mit Klugheit gegen ihre Lehren unaufmerksam und spöttisch betragen könne? (Hamburg, Leipzig 1752) [Biga 160/508: »Das Siechbett, ib. 752.«]. Digitalisat: SLUB Dresden: 1.A.538.
Oest, Der TraumDer Traum. Des Siechbetts Zweiter Gesang. Gottes Vorsehung hat besondere Wege der Bekehrung, welche vom Anfange voller Anstösse, aber zuletzt eben, weise und gut sind (Hamburg, Leipzig 1752) [Biga 160/508: »Der Traum des Siechbettes, eod. Gesammelte Arbeiten zum Nutzen und Vergnügen prosaisch und metrisch, Bremen 753«].
Oest, Streitschriften über die Schlüsse eines MaterialistenStreitschriften über die Schlüsse eines Materialisten in den Bremischen Wochenblättern zum Nutzen und Vergnügen (1754). Ausgehend von einer Positionensammlung, die an einem Bremischen Gymnasium veranstaltet wurde, zum Thema Materialismus, veröffentlichte Oest als Herausgeber der Bremischen Wochenblätter diesen Sammelband, darin enthalten: Schreiben an Doris über die Schlüsse eines Materialisten. Nebst einem poetischen Sendschreiben an den Verfasser des Lehrgedichts: Coban, oder von Gott und der Welt (1753), Ditton und Oest über den Materialismus. Zum Nutzen und Vergnügen (1754) [Biga 160/508: »Schreiben an Doris über die Schlüsse eines Materialisten, 753. Streitschriften über die Schlüsse eines Materialisten, 754. Ditton und Oest über den Materialismus, eod.«]. Digitalisat: BSB München: Ph.sp. 764.
Darin werden Textauszüge aus Discourse on the Resurrection of Jesus Christ (1714) des engl. Mathematikers Humphry Ditton (1675–1715) in Übersetzung wiedergegeben und dessen Thesen zur Immaterialität der Seele kommentiert.
Jacob Heinrich Ohlius1715–1776. Professor der Rechte und Hofgerichtsrat in Königsberg, siehe Deutsche Biographie. Sein Gedicht mit dem Titel Die Lampen an den König regten an zu: Die Tannen an den König, gedruckt in , mit folgender Adnote: »Dies Gedicht ist eine Nachahmung eines bey Gelegenheit der Königsbergischen Erleuchtung von Herrn Hofgerichtsrath D. Ohlius herausgegebenen wohlgerathnen Gedichts, betitelt: Die Lampen an den König.«Joseph Thoulier d’Olivet1682–1768. Frz. Grammatiker, Geistlicher in Reims, Dijon, Paris. Mitglied der ›Académie française‹. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 31, 1822), S. 578–585.Olivet, Ciceronis EclogæM. Tullii Ciceronis Eclogæ, Pensées de Ciceron. Traduites pur seryir à l’éducation de la Jeunesse par Mr. l’Abbé D’Olivet (Berlin 1749). Digitalisat: ULB Halle: AB 29964.
Martin Opitz1597–1639. Muncker, Franz: Opitz, Martin, in: ADB 24 (1887), S. 370–378.
Opitz, Buch von der Deutschen PoetereyBuch von der Deutschen Poeterey. In welchem alle ihre eigenschafft und zugehör grüntlich erzehlet und mit exempeln außgeführet wird (Breslau 1624). Digitalisat: SBB-PK Berlin: 2 in: Yh 9402.
John Boyle of Orrery1707–1762. Historiker. Smith, L.: Boyle, John, in: Oxford DNB.
Orrery, Remarks on the life and writings of Dr. Jonathan SwiftRemarks on the life and writings of Dr. Jonathan Swift, Dean of St. Patrick’s, Dublin in a series of letters from John Earl of Orrery to his son, the Honourable Hamilton Boyle (Dublin 1752) [Biga 91/256: »Lord Orrery’s Remarks on the Life and Writings of Dr. Jon. Swift, Dubl. 752«].Des Grafen John von Orrery Väterliche Briefe an seinen zu Oxford studirenden Sohn Hamilton Boyle in moralischen und kritischen Anmerkungen über das Leben und die Schriften des berühmten satyrischen Dechanten Dr. Jonathan Swift verfasset (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1752).Adolph Dietrich Ortmann1718–1781. Prediger, Inspektor.
Ortmann, Patriotische BriefePatriotische Briefe zur Vermahnung und zum Troste bey dem jetzigen Kriege (mehrteiliges Werk,
Berlin/Potsdam: Voß 1758/9) [Biga 47/467: »Ortmanns Predigten und patriotische Briefe, Berl. 757–759«].
Friedrich Wilhelm v. d. OstenLebensdaten nicht ermittelt, vll. Russischer Generalmajor.Wilhelmine v. d. OstenLebensdaten nicht ermittelt.Friedrich Lambert Gerhard v. OvenLebensdaten nicht ermittelt. Rittmeister in preußischen Diensten. Freund Hamanns während dessen Hofmeister-Zeit bei (s. LS S. 327).
OvidPublius Ovidius Naso. 43 v. Chr. – ca. 17.Ovid, OperaP. Ovidii Nasonis Opera omnia, in tres tomos divisa, cum integris Nicolai Heinsii, D. F. Lectissimisque variorum notis: quibus non pauca, ad suos quæque antiquitatis fontes diligenti comparatione reducta, accesserunt, studio Borchardi Cnippingii (Amsterdam 1702) [Biga 9/145: »P. Ouidii Nasonis Opera ex ed. Cnippingii, Tom. I. II. III. Amst. 702«].Publii Ovidii Nasonis Operum Tomus [...] Scripta Amatoria complexus. Nicolaus Heinsius D. F. infinitis locis castigavit ad fidem scriptorum exemplarium (Amsterdam 1664) [Biga 15/236: »P. Ouidii Opera, Amst. 664«].Ov. met.Verwandlungen, lat. metamorphoses.
Dt. Übers. zitiert nach: Michael von Albrecht (Übers.), Metamorphosen (lateinisch und deutsch) (Ditzingen 1994).Ov. epist.Briefe der Heldinnen, lat. epistulae (heroides).
Dt. Übers. zit. nach: Detlev Hoffmann, Christoph Schliebitz, Hermann Stocker (Übers.), Heroides. Briefe der Heroinen. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2000).Ov. fast.Feste, lat. fasti.
Dt. Übers. zit. nach: Franz Bömer (Übers.), Die Fasten. Lateinisch/Deutsch (Heidelberg 1957).Ov. trist.Klagelieder, lat. trisitia.
Dt. Übers. zit. nach: Georg Luck (Übers.:), Tristia (2 Bde., Heidelberg 1967/77).
P
Charles Palissot de Montenoy1730–1814. Frz. Schriftsteller, Bibliothekar in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 32, 1822), S. 417–424.Palissot, Petites lettres contre les grands philosophesPetites lettres contre les grands philosophes (Paris 1757).
Gegen die großen Philosophen: damit sind vor allem die Enzyklopädisten gemeint, Diderot usw.
Martin Reinhold v. PalmstrauchLebensdaten nicht ermittelt. Russ. Unteroffizier.Guido Panciroli1523–1599. Professor der Rechtswissenschaft in Turin und Padua.Panciroli, Rerum memorabilium iam olim deperditarumRerum memorabilium iam olim deperditarum et contra recens atque ingeniose inventarum (Amberg 1599). [Biga 186/109: »Guid. Pancirolli Lib. I. rerum memorabilium olim deperditarum cet. Amb. 599«]. Digitalisat, 1617: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt.
NN. ParisiusRegiments-Feldscher und Chirurg bei der russischen Armee, Halbbruder von (s. LS S. 328).
Blaise Pascal1623–1662. Frz. Philosoph, Mathematiker.Domenico Silvio Passionei1682–1761. Kardinal der römischen Kurie.PausaniasCa. 115–ca. 180.Paus. Graeciae descriptio
Beschreibung Griechenlands, Περιήγησις τῆς Ἑλλάδος (Periḗgēsis tês Helládos).
[Biga 3/39: »Pausanias gr. & lat. ex ed. Kuhnii, Lips. 696«]
Jacques-Antoine-René PerrinGest. 1813. Frz. Arzt und Schriftsteller.Perrin, Les Egarements de JulieLes Egarements de Julie (3 Tle., Amsterdam 1755).PersiusAulus Persius Flaccus. 34–62.Per. saturaeDt. Übers. zitiert nach: Walter Kißel (Übers.), Aulus Persius Flaccus, Satiren (Heidelberg 1990).Auli Persi Flacci satirarum liber, Isaacus Casaubonus recensuit, & commentario libro illustravit. – Tertia editio, auctior & emendatior ex ipsius auctoris codice curâ & operâ Merici Casauboni (London 1647) [Biga 9/151: »A. Persii Flacci Satyrae ex ed. Causaboni, Lond. 647«].Des A. Persius Flaccus Satiren. Aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen erläutert. Diesen sind vorgesetzt: I. Plutarchs Abhandlung: Wie man die Poeten lesen soll? aus dem Griechischen übersetzt; II. Eine Abhandlung von der satyrischen Poesie der Griechen, und der Satire der Römer. Am Ende ist eine kurze Beschreibung dieses Kupfers beygefügt von Johann Daniel Heyden (Leipzig: Breitkopf 1738) [Biga 9/152: »Id. mit Heydens Übersetzung und Erklärungen, Leipz. 738.«].The satires of Persius translated into English verse; with some occasional notes; and the original text corrected: The second edition; to which is now prefixed, the life of the author (London 1751) [Biga 10/153: »The Satyres of Persius translated into english Verse, with some occasional Notes and the original Text corrected (by Brewster) Lond. 751«].
vll. Traduction des satires de Perse, et de Juvénal, par le révérend père Tarteron de la Compagnie de Jesus. Nouvelle édition. Augmentée d'argumens à chaque satire (Paris 1716) [Biga 10/154: »Les Satyres de Perse traduites en vers par Mr. le Noble, Amst. 716«].A. Persii Flacci Satyræ. – Les Satires de Perse [...] avec des notes (Bern 1765) [Biga 10/155: »Les Satyres de Perse avec des notes (par M. Sinner) Bern. 765. m. Kupf.«].D. Junii Juvenalis et Auli Persii Flacci Satyrae. Cum Veteris Scholiastae & Variorum Commentariis. Accurante Cornelio Schrevelio (Lyon 1648) [Biga 10/156: »Juvenalis et Persius ex ed. Schreuelii, Lugd. 648.«].
nicht ermittelt: Biga 15/240: »Juvenalis et Persius ex ed. Farnabii, Hag. 682«.The Satires of D. J. Juvenalis. Translated Into English Verse. By Mr. Dryden. And [...] Other [...] Hands. Together with the Satires of Aulus Persius Flaccus. Made English by Mr. Dryden [...] To which is Prefix’d, a Discourse Concerning the Original and Progress of Satir [...] Third Edition, Adorn’d with Sculptures (London 1693; wurde dann zahlreich wieder aufgelegt) [Biga 165/583: »Dryden’s Juvenal and Persius, Lond. 706«].Johann Friedrich PetersenHofbuchhändler in Mietau.Francesco Petrarca1304–1374. Ital. Dichter und Geschichtsschreiber.PetronTitus Petronius Arbiter. Um 14–66.Petron. Satyricon
Dt. Übers. zitiert nach: Carl Hoffmann (Übers.), Petronius, Satiricon. Lateinisch und deutsch (Tübingen 1948).La Satyre de Petrone. Traduite en Francois suivant le nouveau manuscrit trouvé à Bellegrade en 1688. Ouvrage complet, contenant les Galanteries et les Débauches de l’empereur Neron, & de ses favoris: avec des remarques curieuses. Et une table des principales matiéres (Cologne 1694) [Bd.1: Biga 10/157: »La Satyre de Petrone avec le Texte latin siuvant le Manuscrit trouvé à Bellegrade, Tom. I. Col. 694.«; mit der Notiz: »Alterum Tomum hujus libri, emi ex auctione Bibliothecae Berolinensis, ni fallor, Mettrianae, perdidi Rigae, forsan ex jure talionis«]. Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Rom.A.1985.m-1.Titi Petroni Arbitri, Equitis Romani, Satyricon. Cum Fragmentis Albae Graecae Recuperatis Anno 1688 (Leipzig: Fritsch 1731) [Biga 9/146: »T. Petronii Arbitri Satyricon, Lips. 731«].Titi Petronii Arbitri Equitis Romani Satyricon, et diversorum poetarum Lusus in Priapum, cum selectis variorum commentariis. Accedunt Pervigilium Veneris; Ausonii Cento nuptialis; Cupido couci affixus, [atque alia nonnulla, notis doctorum virorum illustrata] Titus Petronius Arbiter; accurante Simone Abbes Gabbema (Utrecht 1654) [Biga 10/156: »Petronius & Priapeia ex. ed. Gabbemae, Traj. 654«].Sir William Petty1623–1687. Engl. Politiker und Ökonom. Barnard, Toby: Petty, Sir William, in: Oxford DNB.
Petty, Essays in political Arithmetick with Memoire of the Author’s LifeEssays in political Arithmetick with Memoire of the Author’s Life (London 1755). [Biga 113/253: »Will. Petty’s Essays in political Arithmetick with Memoire of the Author’s Life, Lond. 755«].
Karoline Henriette Christine Philippine Luise von Pfalz-Zweibrücken1721–1774. Erste Frau von .Gottlieb Konrad Pfeffel1736–1809. Erzähler, Dramatiker, siehe Martin: Pfeffel, Konrad, in: ADB 25 (1887), S. 614–618..Pfeffel, Poetische Versuche in drey BüchernPoetische Versuche in drey Büchern (Frankfurt am Main 1761). [Biga 151/377: »(Pfeffels) poetische Versuche, Frkft. 761«]Pfeffel, Philemon und BaucisPhilemon und Baucis. Ein Schauspiel in Versen von einem Aufzug (Straßburg 1763). [Biga 152/401: »Philemon und Baucis, Strassb. 763«]. Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1065 y.Julius v. Pflug1499–1564. Vermittler bei den Religionsgesprächen (1530–1557).François-André Danican Philidor1726–1795. Frz. Komponist u.a. in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 34, 1823), S. 57–59.Philidor, L’Analyze des échecsL’Analyze des échecs, contenant une nouvelle méthode pour apprendre en peu de tems se perfectioner dans se noble jeu (London 1749) (N V S. 151/34: London 1752).Johann Albrecht Philippi1721–1791. Reolizeidirektor und Stadtpräsident von Berlin, siehe .Philippi, Anmuthige und Satyrische Briefe in historischen Erzählungen über verschiedene BegebenheitenAnmuthige und Satyrische Briefe in historischen Erzählungen über verschiedene Begebenheiten (Köln [Berlin] 1764). Digitalisat: Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: 8 Art.lib.XIV,835(1).Philon von AlexandreiaGeb. 15/10 v. Chr. Jüd.-hellenist. Religionsphilosoph.Philon, Omnia quae extant operaOmnia quae extant opera. Ex accuratissima Sigismundi Gelenii et aliorium interpretatione […] (Frankfurt: Schrey & Meyer 1691). [Biga 3/42: »Philonis Opera, gr. & lat. Francof. 695«].Enea Silvio Piccolomini1405–1464. 1458 bis 1464 Papst Pius II.Pius II., De duobus amantibusDe duobus amantibus Euryalo et Lucretia (verfasst ca. 1444; gedruckt Köln: Zell zwischen 1467 u. 1779).
H. zitiert daraus in der Beylage zu Dangeuil (N IV S. 235, ED S. 383f.) mit der Einleitung: »Der Seltenheit wegen, will ich noch eine Stelle vom Adel überhaupt entlehnen, die man eher in einer päpstlichen Bulle, als in einem läppischen Roman vermuthen sollte.« Der Auszug, der dann zitiert wird, enthält die These, das adlige Existenz stets auf einem Verbrechen beruhe.Pindar522/518–446 v. Chr.Pindar, Opera[Biga 2/25: »Pindari Opera gr. & lat. ex ed. Oxon. 679. (Donum LAVSONI nostri)«].
[Biga 5/78: »Pindarus gr. & lat. ex ed. Schmidii 619. Donum LAVSONI«].
[Biga 14/221: »Πίνδαρος Lugd. 590«].
[Biga 14/222: »Id. ex ed. Heynii, Goett.«].
[Biga 14/223: »Ej. Carmina ex interpretatione latina emendatiore cura ej. Goett. 774«].
Georg Christoph Pisanski1725–1790. Rektor der Königsberger Domschule, 2. Direktor der Kgl. deutschen Gesellschaft, siehe Lohmeyer, K.: Pisanski, Georg Christoph, in: ADB 26 (1888), S. 179f..Pisanski, Nachricht von dem preuß. Dichter Daniel HermannNachricht von dem preuß. Dichter Daniel Hermann, theils aus den eigenen Schriften desselben, theils aus andern Quellen zusammengetragen (Königsberg 1758).François Gayot de PitavalCa. 1673–1743. Frz. Jurist und Autor. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 16, 1816), S. 617f.Pitaval, L’art d’ornerL’art d’orner l’esprit en l’amusant ou nouveau choix de Traits vifs, saillans & legers, soit en vers soit en prose, & de morceaux d’histoires singulieres (2 Bde., Paris 1732).
Pitaval, Causes célèbresCauses célèbres et intéressantes, avec les jugemens qui les ont décidées (20 Bde., Paris 1734–45) [Biga 91/266: »Causes celebres & interessantes par Guyot de Pitaval, Tom I. III.–XXII. Haye 737–45«].
Eine deutsche Übersetzung erschien in Leipzig in 9 Bde. 1747/67: Gayott von Pitaval, Parlamentsadvoc. zu Paris, Causes Célèbres, oder Erzählung sonderbarer Rechtshändel sammt deren gerichtlichen Entscheidung. Aus dem Französischen übersetzt (Leipzig, Stockholm: Kiesewetter; Bd. 8 erschien 1750, Bd. 9 erst 1767 in Leipzig bei Heinsius). Digitalisat: BSB München: 1105740 Decis. 154 c-1.
Johann Reichard PittiusSeit 1742 Prediger an der deutschen lutherischen Marienkirche im Savoy-Palast in London; dort besuchte H. dessen Predigten 1758 (vgl. , LS S. 349).Platon428/427–348/347 v. Chr.Platon, OperaDt. Übers. zitiert nach: Gunther Eigler (Hg.), Platon: Werke in acht Bänden (6. Aufl., Darmstadt 2010).
nicht ermittelt: Biga 2/22: »Platonis Opera gr. & lat. Franc. 691«.Του θειου Πλατωνος Απαντα τα σωζομενα. Divini Platonis Opera omnia quæ exstant, Marsilio Ficino interprete. Græcus contextus quam diligentissime cum emendatioribus exemplaribus collatus est, latina interpretatio a quam plurimis superiorum editionum mendis expurgata. Argumentis perpetuis, et commentariis quibusdam ejusdem Marsilii Ficini, usque nunc multo emendatius quam antehac editis, totum opus explanatum est atque illustratum. Quæ cur in calcem operis translata sint, & quid pro hac trajectione repositum sit, ex epistola ad lectorem patet. Vita Platonis a Diogene Laertio copiosissime descripta, item pereruditum Timæi Locri opusculum (quo Latina exemplaria carebant) aliaque plurima non contemnenda huic editioni accesserunt. Adjectus est index rerum omnium locupletissimus (Lyon 1590) [Biga 2/32: »Platonis Opera gr. & lat. Lugd. 590«].Platonis Dialogi qvatvor Evthyphro Apolog. Socratis Crito Phaedo : Graece / e recensione Henrici Stephani; varietate lectionis animadversionibusque criticis brevibus illustrati ab Joh. Frider. Fischero (Leipzig: Langenheim 1760) [Biga 13/196: »Platonis IV. Dialogi gr. ex ed. Fischeri. Lips 760«].Omnia Platonis Opera ed. (Venedig 1513).Omnia divini Platonis opera / tralatione Marsilii Ficini ; emendatione et ad Graecum codicem collatione Simonis Grynaei, summa diligentia repurgata, quibus subiectus est Index quam copiosissimus (Basel: Froben 1546). Digitalisat: UB Basel: Ba Ia 132.
Plat. Phaid.Phaidon, griech. Φαίδων.Plat. Phaidr.Phaedrus, griech. Φαῖδρος .Plat. apol.Apologie, apologia Socratis, griech. Ἀπολογία Σωκράτους.Plat. symp.Das Gastmahl, Symposion, griech. Συµπόσιον.Plat. Krat.Kratylos, Cratylus, griech. Κράτυλος.Plat. IonIon.Plat. rep.Der Staat, de re publica, griech. ΠολιτείαPlat. leg.Nomoi, leges, griech. ΝόµοιProklos, Platon-KommentareProklou diadokhou Platōnikou eis tēn Platōnos theologian biblia ex. Procli successoris Platonici In Platonis theologiam libri sex. Per Aemilium Portum, Francisci f. ex graecis facti latini, et in gratiam Platonicae philosophiae studiosorum ex illustrissimi, celsissimique principis ac domini, Dn. Friderici, Dn. Joannis Adolphi filii, bibliothecá Gottorpianá graecé ac latiné, nunc primum in lucem editi. Accessit Marini Neapolitani libellus de vitá Procli. Item conclusiones LV. secundum Proclum; quas olim Romae illustris Picus Mirandula disputandas exhibuit. Nec non index rerum & verborum locupletissimus (Hamburg: Ruland 1618) [Biga 2/32: »Procli Lib. VI. in Theologiam Platonis gr. & lat. Hamb. 618«].Platos lehrreiches GesprächPlatos lehrreiches Gespräch von der menschlichen Natur (Glogau, Leipzig: Günther 1755), der Übers. wird nicht genannt; enthält den ersten pseudo-platonischen Alkibiades-Dialog. Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Graec.B.5113.
Es handelt sich wahrscheinlich um eine Übers. aus Les oeuvres de Platon traduites en françois, avec des remarques. Et la vie de ce philosophe, avec l’exposition des principaux dogmes de sa philosophie. T. 1: Discours sur Platon. La vie de Platon. La doctrine de Platon. Du stile et de la methode de Platon. Des interpretes et des commentateurs de Platon. Le premier Alcibiade. Le second Alcibiade. Le Theagés. L’Eutyphron. Abregé du premier Alcibiade. Abregé du second Alcibiade. Abregé de l’Eutyphron (Paris 1701) von André Dacier, oder aus der englischen Übers. davon: The works of Plato abridg’d with an account of his life, philosophy, morals, and politicks. Together with a translation of his choicest dialogues, Viz. 1. Of Human Nature. 2. Of Prayer. 3. Of Wisdom. 4. Of Holiness. 5. What one ought to do. 6. Immortality of the soul. 7. Valour. 8. Philosophy. In two volumes. Illustrated with notes. By M. Dacier. Translated from the French, by several hands (London 1720; 1. Aufl., London 1701).
Zu Hamanns Bezug auf diesen Text in den Briefen 1759: Steffes 2016.
Plinius der ÄltereGaius Plinius Secundus Maior. 23/24–79.Plin. nat.Naturgeschichte, lat. naturalis historia.C. Plinii Secundi Naturalis Historiae cum Commentariis & adnotationibus Hermolai Barbari, Pintiani, Rhenani, Gelenii, Dalechampii, Scaligeri, Salmasii, Is. Vossii & Variorum. Accedunt praeterea variae Lectiones ex Mss. compluribus ad oram Paginarum accurate indicatae. Item Jo. Fr. Gronovii Notarum Liber Singularis ad Illustrem Virum Joannem Capelanum (Leyden 1669) [Biga 8/131: »C. Plinii Secundi Historia naturalis cum Notis Variorum, Tom. I.–III. Lugd. 669«].Plinius minorGaius Plinius Caecilius Secundus. 61/62–113/115.Plin. epist.Briefe, lat. epistulae.C. Plinii Caecilii Secvndi Epistolae et Panegyricvs recensuit ac nouis commentariis illustrauit, etiam indicibvs plenioribvs tam rerum, quam latinitatis et tabvlis geographicis auxit Christophorvs Cellarivs: Editio nova. Quasdam notulas adiecit M. Jo. Christ. Herzog (Leipzig: Eckard 1746) [Biga 16/247: »C. Plinii Epistolae & Panegyricus ex ed. Hertzog. Lips. 746«]. Digitalisat: ULB Halle: Ung III A 278; AB 47846.Plotin205–270. Antiker Philosoph, Begründer des Neuplatonismus in Rom.Plotin opera[Biga 3/33: »Plotini Opera gr. et lat. Lugd. 615.«]
Noël-Antoine Pluche1688–1761. Frz. Literat und Naturhistoriker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 35, 1823), S. 89–92.Pluche, Histoire du cielHistoire du ciel considéré selon les idées des poētes, des philosophes et de Moise (3 Bde., 1740/41). Digitalisat, Bd. 2: BSB München: H.g.hum. 111-2/3.
Übers.: Historie des Himmels nach den Vorstellungen der Poeten, der Philosophen und des Moyses betrachtet (3 Bde., Dresden, Leipzig: Hekel 1740/41). Digitalisat: UB Heidelberg: C1194 A RES::2.
Pluche, Spectacle de la natureSpectacle de la nature, ou Entretiens sur les particularités de l’histoire naturelle qui ont paru les plus propres à rendre les jeunes gens curieux et à leur former l’esprit (9 Bde., 1732–1742) [Biga 107/171: »Le Spectacle de la Nature par l’Abbé de Pluche, Tom. I.–VIII. Par. 745–50. m. K.«]. Digitalisat, Tl. 1, Bd. 1, Druck 1739: SBB-PK Berlin: B XVIII 3b, 754-1 R.
Übers.: Schau-Platz der Natur, Oder: Gespräche von der Beschaffenheit und den Absichten der Natürlichen Dinge wodurch die Jugend zu weitern Nachforschen aufgemuntert, und auf richtige Begriffe von der Allmacht und Weißheit Gottes geführet wird. Aus dem Französischen übersezt [v. Ferdinand Wilhelm Beer]; Mit Kupffern (8 Bde., Wien: Monath 1746–53). Digitalisat: Bd. 1: SBB-PK Berlin: B XVIII 3b, 372-1 R.
Pluche, La mechanique des languesLa mechanique des langues et l’art de les enseigner (Paris 1751) [Biga 73/235: »La Mechanique des Langues & l’art de les enseigner par Mr. Pluche, Paris 751«]. Digitalisat: BSB München: L.gen. 69.
Plutarch45–125.Plutarch, OperaPlvtarchi Chaeronensis, Svmmi Philosophi & Historici, Vitae Parallelae, seu comparatae Gvilielmi Xylandri Avgvstani interpretatione postremo recognita (Frankfurt: Feyerabend 1592) [Biga 8/119: »Plutarchi Opera interprete Guil. Xylandro, Tom. I. II. III. Franc. 592«].Plut. mor.Moralia, griech. Ἠθικά (Ēthiká).
Dt. Übers. zitiert nach: Christian Weise u. Manuel Vogel (Hg.), Plutarch: Moralia (2 Bde., Wiesbaden 2012).
Plut. vit.Vitae parallelae, griech. οἱ βίοι παράλληλοι (Bíoi parálleloi).
Dt. Übers. zitiert nach: Konrat Ziegler (Übers.), Plutarch: Große Griechen und Römer (6 Bde., Zürich 1954–1965).
Plutarchi libellus de puerorum educationePlutarchi Chaeronensis peri Paidōnagōgēs, seu De puerorum educatione libellus: Analysi grammatica, interpretatione simplici ad textum graecum, et paraphrasi perspicua ad modum Johannis Minellii iIllustratus studio M. Christiani Junckeri, ill. Gynm. Sax. Henneb. quod Schleusingae est, Conr. (Leipzig: Weidmann 1744) [Biga 7/109: »Plutarchi libellus de puerorum educatione gr. & lat. ex. ed. Junckeri, Lips. 744«]. Digitalisat: SUB Göttingen: DD2007 A 83.Friedrich Wilhelm Poehling1740 Studium der Rechte Königsberg, 1745 in Halle, Mitglied der königlichen deutschen Gesellschaft zu Königsberg; ab 1752 Kriegs- und Domänenrat in Königsberg.
Pierre Poiret Naudé1646–1719. Evang. Cartesianer.
Madeleine-Angélique Poisson, Dame Gabriel de Gomez1684–1770. Frz. Schriftstellerin.
Melchior de Polignac1661–1742. Frz. Diplomat. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 35, 1823), S. 184–189.
Polignac, Anti-LucretiusAnti-Lucretius sive de Deo et Natura Libri novem: opus posthumum, ill. abatis Caroli d’Orleans de Rothelin cura et studia edition mandatum (Paris 1747). [Biga 147/286: »Melch. de Polignac Anti-Lucretius, Lips. 748«]. Digitalisat (Amsterdam: Rey 1748): SB Regensburg: 999/Philos.5318.
Gnaeus Pompeius Magnus106 v. Chr.–48 v. Chr. Röm. Feldherr.Erik Ludvigsen Pontoppidan1698–1764. Dänischer Theologe, Prediger, Historiker und Autor, siehe Deutsche Biographie.
Pontoppidan, MenozaMenoza. Ein Asiatischer Printz, welcher die Welt umher gezogen Christen zu suchen [...] Aber des Gesuchten wenig gefunden [...] Aus dem Dänischen übersetzt (5 Bde., Kopenhagen 1746ff.)
Alexander Pope1688–1744. Engl. Dichter und Übersetzer. Erskine-Hill, H.: Pope, Alexander, in: Oxford DNB.
Pope, Essay on criticismEssay on criticism (London 1711).
Pope, The DunciadThe Dunciad. An Heroic Poem (London 1728); in Bd. 6 von The works of Alexander Pope.
Übers.: Alexander Popens Duncias mit historischen Noten und einem Schreiben des Uebersezers an die Obotriten, übers. v. (Zürich 1747).Pope, An essay on ManAn essay on man: being the first book of ethic epistles. To Henry St. John, L. Bolingbroke (London 1734).
Übers.: Hrn. B. H. Brockes, Lti, Com. Pal. Cæs. Rathsherrn der Stadt Hamburg, und p. t. Amtmanns zu Ritzebüttel, Aus dem Englischen übersetzter Versuch vom Menschen, des Herrn Alexander Pope, Esq. nebst verschiedenen andern Uebersetzungen und einigen eigenen Gedichten nebst einer Vorrede und einem Anhange von Briefen, worinnen die Einwürfe des Hrn. C. ... wider den Essay on Man beantwortet werden, aus der History of the Works of the Learned übersetzet von B. J. Zinck (Hamburg: Herold 1740).
The works of Alexander PopeThe works of Alexander Pope (London 1754) [Biga 166/596: »Al. Pope’s Works, Tom I.–X. ib. 754«].
Übers.: Alexander Pope Esq. sämmtliche Werke mit Wilh. Warburtons Comm. u. Anm. aus dessen neuester u. bester Ausg., übers. v. (2 Bde., Altona: Iversen 1758/59). Digitalisat: BSB München: P.o.angl. 619 o-1.
Pope, Iliad/OdysseyThe Iliad of Homer (London 1715–1720) [Biga 172/686: »Homer’s Iliad translated by Pope, Tom. I.–VI. ib. 756«]; The Odyssey of Homer (London 1725–1726) [Biga 172/687: »Ei. Odyssey, Tom. I–V. ib. 752«].
Johann Siegmund Popowitsch1705–1774. Österr. Sprach- und Naturforscher an der Universität Wien, siehe Deutsche Biographie.Popowitsch, Untersuchungen vom MeereUntersuchungen vom Meere die auf Veranlassung einer Schrift, De Columnis Herculis, welche der hochberühmte Professor in Altorf, Herr Christ. Gottl. Schwarz, herausgegeben, nebst andern zu derselben gehörigen Anmerkungen, von einem Liebhaber der Naturlehre und der Philologie, vorgetragen werden (Frankfurt, Leipzig 1750) [Biga 63/87: »(Popowitsch’s) Untersuchungen vom Meer, Franc. 750.«]. Digitalisat: BSB München: 4 Phys.sp. 191.
Popowitsch, Anfangsgründe der deutschen SprachkunstDie nothwendigsten Anfangsgründe der deutschen Sprachkunst zum Gebrauch der österreichischen Schulen (Wien: Grundt 1754).Arnold Heinrich PorschHofmeister.Porphyrios233–301. Griech. Philosoph.Johann Posselius1565–1623. Prof. für Griechisch in Rostock. Krause: Posselius, Johannes, in: ADB 26 (1888), S. 461.
Posselius, Syntaxis graecaSyntaxis Græca : Utilissimis Exemplis illustrata ; Accessit Doctrina de Accentibus perspicuâ brevitate tradita ; Annexi sunt Indices necessarii (Leipzig, Frankfurt: Lesch 1725). [Biga 68/165: »Jo. Posselii Syntaxis graeca, Lips. 725«]. Digitalisat: ThULB Jena: 8 Gl.III,39.
Germain-François Poullain de Saint-Foix1698–1776. Frz. Lustspielautor und Historiker.
Poullain, Essais historiques sur ParisEssais historiques sur Paris (5 Tl., London 1753).
Übers.: Versuche in der Geschichte der Stadt Paris, a. d. Frz. des Herrn Saintfoix übersetzt (5 Tl., Kopenhagen: Mummens Witwe 1757/68)
Jean-Martin de Prades1720–1782. Frz. Schriftsteller. De Prade hatte für die Encyclopédie geschrieben, etwa den Artikel zu ›Gewissheit (Certitude)‹. Seine Thesen stießen auf heftige Kritik der theologischen Fakultät der Sorbonne, wurden schließlich verboten, seine Bücher verbrannt. De Prade flüchtete 1752 nach Preußen. 1754 verwarf er seine Positionen, um in der katholischen Kirche wieder anerkannt zu werden. Auch die Sorbonne gab ihm daraufhin seine Grade zurück. 1757 wurde er der Spionage für Frankreich überführt. (Biographie universelle, Bd. 36, 1823, S. 915).
Prades, ApologieApologie de Monsieur l’Abbe de Prades (Amsterdam 1753) [Biga 126/410: »Apologie de Mr. l’Abbe de Prades, Part. I. II. III. Amst. 753.«]. Digitalisat, 3. Tl.: BSB München: Biogr. 922-1/3.
In 3 Teilen wurde das Werk gedruckt, wobei nur die ersten beiden de Prades Dissertation enthalten (These soutenue en Sorbonne le 18 Nov.1751 lat. u. frz.), der dritte ist von Diderot geschrieben (mit dem Untertitel: Suite de l’Apologie … ou Réponse à l’Instruction Pastorale de M. l’Evêque d’Auxerre).
PraxitelesBildhauer, um 390 – um 320 v. Chr. in Athen.André-Pierre Le Guay de Prémontval1716–1764. Frz. Mathematiker und Philosoph, wurde wegen seiner Kritik am kath. Dogmatismus aus Frankreich vertrieben. Hamann wurde Prémontval wohl 1756 in Berlin vorgestellt (, LS S. 333/37), wo dieser Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften in der Philosophischen Klasse war.Prémontval, Le Diogene de D’AlembertLe Diogene de D’Alembert; ou Diogene décent, pensées libres sur l’Home et sur les principaux objets des conoissances de l’Home. Par M. De Prémontval (Berlin: Schneider 1754). Digitalisat: SLUB Dresden: Phil.C.664,misc.1.Antoine-François Prévost d’Exiles1697–1763. Französischer Schriftsteller.Humphrey Prideaux1648–1724. Engl. Orientalist und Theologe. Quehen, H.: Prideaux, Humphrey, in: Oxford DNB.
Prideaux, The old and New Testament connectedThe old and New Testament connected in the history of the Jews and neighbouring nations, from the Declension of the Kingdoms of Israel and Judah to the Time of Christ (2 Tl., London 1716/18.).
Übers.: Humphrey Prideaux’, Alt- und Neues Testament in eine Connexion mit der Jüden und benachbarten Völcker Historie gebracht, vom Verfall der Reiche Israel und Juda an, biß auf Christi Himmelfahrt. Nach der Achten Englischen Auflage, so an verschiedenen Orten von dem Autore selbst verbessert worden, ins Hoch-Teutsche übersetzet durch August Titteln, Und von denen in der Ersten Edition mit eingelauffenen Druck-Fehlern gesaubert, durch [...] Valentin Ernst Löschers Hinzugefügte älteste Geschichte der Welt, ingleichen zweye besondere Register über die in dem gantzen Werck allegirten Schrifft-Stellen, und Profan-Scribenten vermehret; Nebst [...] Approbation, und allerhand Kupffern (Dresden: Lobeck 1726; 1. Aufl., Dresden: Lobeck 1721). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: 4 H.eccl. 637-1.
Priscianus CaesariensisUm 500. Lateinischer Grammatiker.Michel Coltelli Procope-Couteau1684–1753. Physiker, Mediziner und Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 36, 1823), S. 137f.Procope-Couteau, L’art de faire des garçonsL’art de faire des garçons ou nouveau tableau de l’amour conjugal / par M. **** (Montpellier: Maugiron 1755).
Übers.: Die Kunst Jungen zu machen, von M ... Doctor der Arzeney-Kunst auf der Universitaet zu Montpellier [i.e. Michel Coltelli Procope-Couteau] aus den Französischen übersetzet (Breslau 1765). Digitalisat: BSB München: Res/Anat. 348 t.
Gottfried Profe1712–1770. Mathematiker u.a. in Altona, siehe Deutsche Biographie.
Profe, Physicalische AnmerkungenPhysicalische Anmerkungen über die am 1 Nov. hier und anderer Orten observirte Wasser- und Erdbewegung, in: Schleswig-Holsteinische Anzeigen, 1755, 47. St. (24. November).
Proklos Diadochos411–485. Griech. Philosoph.
Proklos, Platon-KommentareProklou diadokhou Platōnikou eis tēn Platōnos theologian biblia ex. Procli successoris Platonici in Platonis theologiam libri sex. Per Aemilium Portum, Francisci f. ex graecis facti latini, et in gratiam Platonicae philosophiae studiosorum ex illustrissimi, celsissimique principis ac domini, Dn. Friderici, Dn. Joannis Adolphi filii, bibliothecá Gottorpianá graecé ac latiné, nunc primum in lucem editi. Accessit Marini Neapolitani libellus de vitá Procli. Item conclusiones LV. secundum Proclum; quas olim Romae illustris Picus Mirandula disputandas exhibuit. Nec non index rerum & verborum locupletissimus (Hamburg: Ruland 1618) [Biga 2/32: »Procli Lib. VI. in Theologiam Platonis gr. & lat. Hamb. 618«].Proklos, Platon-KommentareProcli Sphaera (Leipzig: Lamberg 1600) [Biga 13/202: »Procli Sphaera, Lips. 600«].
Sextus Aurelius Propertius47–2 v. Chr. Röm. Elegiker.Michael Psellos1018– ca. 1078. Gelehrter und Staatsmann am Kaiserhof in Konstantinopel.
Psellos, Arithmetica, Musica, Geometria & AstronomiaPselli Perspicuus liber de quatuor mathematicis scientijs, arithmetica, musica, geometria et astronomia graece & latine nunc primum editus accessit eiusdem G. Xylandri de philosophia & eius partibus carmen (Basel 1556). [Biga 13/201: »Psellus de Arithmetica, Musica, Geometria & Astronomia gr & lat. ex ed. Xylandri, Bas. 556«]Pselli Philosophi & Mathematici clarissimi Arithmetica. Edita studio M. Christophori Meureri (Leipzig:Lantzenberger 1590) [Biga 13/202: »Psylli Arithmetica & Geometria gr. & lat. ex ed. Chr. Meureri, Lips. 596–601.«]
Johann Stephan Pütter1725–1807. Prof. für Jurisprudenz in Göttingen. Frensdorff, Ferdinand: Pütter, Johann Stephan, in: ADB 26 (1888), S. 749–777.
Pütter, Grundriß der Staatsveränderungen des Teutschen ReichsJohann Stephan Pütters ordentlichen Lehrers der Rechte zu Göttingen Grundriß der Staatsveränderungen des Teutschen Reichs nebst einer Vorbereitung, worin zugleich ein Entwurf einer Bibliothek und gelehrten Geschichte der Teutschen Historie enthalten (2., verb. Aufl., Göttingen: Vandenhoeck 1755) [Biga 84/165]. Digitalisat, Ausg. 1764: ULB Halle: 17 WA 1348.
Johann Gottfried PutzGest. 1760/61. Papiermüller von Trutenau. Der Sohn Christoph Heinrich Putz führte die Mühle bis 1775 weiter.Pythagoras von SamosGest. 497/6. Griech. Mathematiker, Philosoph.
Q
Anne-Gabriel Meusnier de Querlon1702–1780. Frz. Journalist.
Querlon, PsaphionPsaphion, ou La courtisane de Smyrne. Fragment Erotique, traduit du Grec de MNASEAS, sur un Manuscrit de la Biblioteque du Lord B .... (London: Tomson 1748). Digitalisat: Google Books.
Querlon, Les impostures innocentesLes impostures innocentes, ou les opuscles de M***. Premiere Partie (Magdeburg 1761). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 1084.
Pierre Quesnel1699–1774. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 36, 1823), S. 403–405.
Quesnel, Histoire de l’admirable Dom Inigo de GuipuscoaHistoire de l’admirable Dom Inigo de Guipuscoa, chevalier de la Vierge, et fondateur de la monarchie des Inighistes. Avec une description abrégée de l’établissement & du gouvernement de cette formidable monarchie. Par Hercule de Selva. Nouvelle édition, augmentée de l’Anti-Cotton, & de l’Histoire critique de ce fameux ouvrage (2 Bde., Den Haag 1738). Der »Anti-Cotton« erschien auch einzeln: .
Übers.: Herrn Hercules Rasiel de Selva Historie des vortreflichen Don Inigo de Guipuscoa, Ritters der Jungfrau Maria, und Stifters von der Monarchie der Inighisten; Nebst einer ausführlichen Beschreibung von der Grundlegung und Regierungs-Art dieser fürchterlichen Monarchie. Aus dem Französischen übersetzt (Frankfurt/Leipzig 1762).
QuintilianMarcus Fabius Quintilianus. 36–96.
R
Gottlieb Wilhelm Rabener1714–171. Schriftsteller. Jacoby, Daniel: Rabener, Gottlieb Wilhelm, in: ADB 27 (1888), S. 78–85.
Briefe von Gellert und RabenerBriefe von Gellert und Rabener, wie auch des Letztern Unterredung mit dem König von Preussen (Köln 1761).
Jean-Baptiste Racine1639–1699. Frz. Dramatiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 54, 1832), S. 403–405.David George RackmannAdvokat in Königsberg.Georg Christoph RadickePfarrer in Wischwill.Johann Jakob Rambach1737–1818. Pfarrer in Quedlinburg. Bertheau, Carl: Rambach, Johann Jakob, in: ADB 27 (1888), S. 201f.
Rambach, Lutheri Auserlesene erbauliche Kleine SchriftenD. Martini Lutheri Auserlesene erbauliche Kleine Schriften Aus seinen grossen Tomis genommem und nicht allein mit einer allgemeinen Vorrede von dem Segen der Schriften Lutheri, sondern auch mit besonderen Einleitungen von allerhand nützlichen Materien vormals dargelegt von D. Johann Jacob Rambach Hochfürstl. Hessen-Darmstädtischen ersten Superintend. Prof. Theol. Primar. und Consistorii Assessore zu Giessen (Berlin: Hallisches Waysenhaus 1743) [Biga 29/206: 2. Aufl. 1744]. Digitalisat: Bibl. für Bildungsgeschichtliche Forschung Berlin: AD 6027,1.
Karl Wilhelm Ramler1725–1798. Dichter und Philosoph in Berlin. Fromm, Eberhard: Ramler, Karl Wilhelm, in: NDB 21 (2003), S. 131..
Ramler, Ode an HymenOde an Hymen (Berlin 1763). Digitalisat: Halle, Saale: Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: 01 A 6638 (19).
René Rapin1621–1687. Frz. Jesuit, Dichter, Philologe in Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 37, 1824), S. 91–96.Rapin, Hortorum libriHortorum libri IV. Cum disputatione de cultura hortensi. Joannes Meursii Arboretum sacrum. Angeli Politiani Rusticus, ad haec Lipsii leges Hortenses et Laz. Bonamici Carmen de vita rustica (1665) [Biga 169/626].Rapin, Les Reflexions sur l’eloquenceZuerst erschienen als Réflexions sur l’usage de l’éloquence de ce temps (1672), dann in einer Erweiterung: Les Reflexions sur l’eloquence, la poetique, l’histoire et la philosophie avec le jugement qu’on doit faire des auteurs qui se sont signalez, dans ces quatre parties des belles lettres (Amsterdam: Wolfgang 1686) [Biga 175/741: »Reflexions sur l’Eloquence, la Poetique, l’Histoire & la Philosophie par Rapin, ib. 686«]. Digitalisat: BSB München: Opp. 366-2 .
H. hat diesen Text übersetzt, Rapin (N IV S. 43–129). Wann er das gemacht hat, ist nicht genau zu ermitteln; wohl vor 1759.Rapin, Les oeuvres diverses du P. RapinLes oeuvres diverses du P. Rapin, qui contiennent l’Esprit du christianisme, la Perfection du christianisme, l’Importance du salut, la Foi des derniers siècles (Amsterdam: Mortier 1695) [Biga 175/742: »Ei. Oeuvres diverses, ib. 695«]. Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: FRBNF31177701.
Rapin, Les comparaisons des grands hommes de l’antiquitéLes Oeuvres du P. Rapin. 1, Les comparaisons des grands hommes de l’antiquité, qui ont le plus excellé dans les belles lettres; comparaison de Pindare et d’Horace, [...] par M. Blondel (Amsterdam: Mortier 1709) [Biga 175/740: »Les Comparaisons des grands hommes de L’Antiquité par Rapin, Amst. 709.«]. Digitalisat: BSB München: Opp. 369-1.
Karl Heinrich Rappolt1702–1753. 1731–1733 Prof. für Physik in Königsberg, hielt aber auch Vorlesungen über engl. Sprache und Literatur; Wolffianer und Gegner der Pietisten. Siehe: Johann Gottlieb Bujack, Ueber preußische Naturforscher des 16ten, 17ten und 18ten Jahrhunderts. Biographisch-literarische Skizzen. Melchior Guilandin, Christian und Carl Heinrich Rappolt, in: Preußische Provinzial-Blätter. Band 23 (Königsberg 1840), S. 5–26.
Lehrer der Kinder und Hausgenosse M. Lilienthals, früh darüber auch mit Kontakt (s. LS S. 322), der vermutlich englische Buchtitel aus Rappolts Bibliothek beziehen konnte.Guillaume-Thomas-François Raynal1713–1796. Frz. Schriftsteller.Raynal, Anecdoten zur Lebensgeschichte berühmter französischer, deutscher, italienischer, holländischer und anderer GelehrtenAnecdoten zur Lebensgeschichte berühmter französischer, deutscher, italienischer, holländischer und anderer Gelehrten Übersetzt von Johann Adam Hiller (4 Bde., Leipzig: Lankisch 1762/64).
Johann Reichardt1720–1780. Lautenist und Oboist in der preuß. Armee; Lautenlehrer, Stadtmusikus, Lehrer Hamanns in Königsberg, der Vater des späteren Berliner Hofkapellmeisters Johann Friedrich Reichardt.Carl Rudolph Reichel1718–1794. Theologe, Orientalist; Studium in Leipzig 1737–41; Hofmeister des Kanzlers Oppel in Altenburg, nachher in Gotha 1742–47; Prediger zu Hermsdorf bei Görlitz 1747; Pfarrer zu Taubenheim 1752; Prediger zu Neukirch, siehe Deutsche Biographie.Reichel, Der Prophet JesaiasDer Prophet Jesaias. Nach dem Wort-Verstande der Hebräischen Sprache betrachtet, Und mit allerley philologischen und theologischen Anmerkungen erläutert (2 Bde., Leipzig, Görlitz: Marchesche Buchhandlung 1755/59) [Biga 51/544: »Reichels Jesaias, Abth. I-XVI. Görlitz 758. 59«]. Digitalisat, Bd. 1: ULB Halle: AB 29149.
Jacob Friedrich Reimann1668–1743. Evang. Theologe, siehe Deutsche Biographie.Reimann, Einleitung in die Historiam LiterariamVersuch einer Einleitung in die Historiam Literariam Insgemein und derer Teutschen insonderheit in VI. verschiedene Tomos verfasset und dergestalt eingerichtet ist daß in dem Tomo I. Eine Einleitung in die Historiam Literariam insgemein. Tomo II. Die Alte und Mitlere Historia Literaria [...] Tomo III. Die neue Historia Literaria [...], und sonderlich der Theologie und Philosophie [...], Tomo IV. Die Historia Metaphysicæ und Matheseos [...] Tomo V. Die Historia Politices und Historiæ Civilis, Ecclesiasticæ, Naturalis und Literariæ, [...] Tomo VI. Die Historia Jurisprudentiæ und Medicinæ [...], begriffen [...] und als ein dreyfacher Anhang mit beygefüget ist: I. Ein kurtzer Auszug aus allen diesen Tomis [...] II. Die Historia Literaria Antediluviana. III. Eine Critique über Baile Dictionaire historique (Halle: Renger 1708–13).Thomas Reinesius1578–1667. Der Arzt und Philologe.Adolf Friedrich v. Reinhard1726–1783. Literaturkritiker, siehe Krause: Reinhard, Friedrich, in: ADB 28 (1889), S. 35f.Reinhard, Ob die Gottesleugnung und verkehrten Sitten aus dem Systeme der Fatalität herkommenSendschreiben an den Hochwohlgebohrnen Herrn Johann Ernst Freyherrn von Hardenberg [...] über den vor einiger Zeit aus dem Französischen ins Deutsche übersetzten Traktat [von ]: Ob die Gottesleugnung und verkehrten Sitten aus dem Systeme der Fatalität herkommen [etc.] / entworfen von Adolf Friedrich Reinhard (Leipzig: Langenheim 1753) [Biga 119/299]. Digitalisat: SUB Göttingen: 8 PHIL V, 2538.Reinhard, Briefwechsel über wichtige Sachen der heutigen GelehrsamkeitBriefwechsel über wichtige Sachen der heutigen Gelehrsamkeit in welchem einige Lehren derer Herren Abts Schuberts zu Helmstädt, Professor Michaelis zu Göttingen, Depremontval zu Berlin, eines Ungenannten zu Leipzig, wie auch einige mathematische Säze untersucht werden (Frankfurt, Leipzig 1755).Dietrich v. Reinking1590–1664. Landsberg, Ernst: Reinking, Dietrich von, in: ADB 28 (1889), S. 90–93.
Reinking, Biblische PoliceyBiblische Policey, Das ist: Gewisse auß Heiliger Göttlicher Schrifft zusammen gebrachte auff die drey Haupt-Stände als den Geistlichen, Weltlichen und Häußlichen gerichtete Axiomata oder Schluß-Reden Sonderlich mit Biblischen Sprüchen und Exempeln, auch andern bestärcket in allen Ständen nützlich, dienlich und anmuthig zu lesen. Durch Herrn Dieterich Reinkingk zu Wellingsbüttel Königl. Dennemärckischen Rath und in den Fürstenthümmern Schleßwig Holstein etc. bestellten Cantzlern. Die fünffte Edition, Welche von vielen in den vorigen Editionen eingeschlichenen Truckfehlern verbessert mit behörigen Marginalien und vollkommenem Register vermehret worden (5. Aufl., Frankfurt a. M.: Schönwettern 1681; 1. Aufl. 1653). Digitalisat: SLUB Dresden: 3.A.7768.
Marie-Jeanne Riccoboni1713–1792. Frz. Schauspielerin, Schriftstellerin.Riccoboni, Lettres de mistriss Fanni ButlerdLettres de mistriss Fanni Butlerd, a milord Charles Alfred de Caitombridge, comte de Plisinthe, duc de Raflingth, ecrites en 1735 ; traduites de l’anglois en 1756. Par Adélaïde de Varançai. Avec plusieurs pièces de poësies, aussi traduites de l’anglois (Amsterdam: Schneider 1757). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France, département Littérature et art, Y2-62649.Riccoboni, Histoire de M. le Marquis de CressyHistoire de M. le Marquis de Cressy, par M ** de, traduite de*** l’Anglois (Amsterdam 1758).Riccoboni, Briefe der Milady Juliane Catesby an die Milady Henriette CampleyBriefe der Milady Juliane Catesby an die Milady Henriette Campley, ihre Freundin von der Madame Riccoboni. Aus dem engl. u. franz. in das teutsche übersetzt. (Frankfurt/Leipzig 1760). Digitalisat: Google Books.Samuel Richardson1689–1761. Engl. Schriftsteller, siehe John A. Dussinger: Richardson, Samuel, in: Oxford DNB.Richardson, Clarissa HarloweClarissa Harlowe; Or the History of a Young Lady. Comprehending the Most Important Concerns of Private Life. And Particularly Sheving the Distresses that May Attend the Misconduct Both of Parents and Children, in Relation to Marriage. Published by the Editor of Pamela (London 1748).
Übers.: Clarissa, die Geschichte eines vornehmen Frauenzimmers, übers. v. (8 Tle., Göttingen: Vandenhöck 1748–1753) [Biga 149/338: »Ei. Geschichte der Clarissa, 1.–8ter Theil, Gött. 749«].
Michael Ringeltaube1730–1784. Prediger.Ringeltaube, Briefe an die Christen in der WeltBriefe an die Christen in der Welt (2 Tle., Breslau 1757/8).Heinrich Gottlieb Reime1690–1749. Adjunkt der Philolsophischen Fakultät der Universität Jena, siehe Deutsche Biographie.Reime, Clavis linguae arabicaeClavis linguae arabicae : institutionem ejus methodo maximam partem Danziana ita in compendio tradens, ut cuncta innotescere possint scientifice, anomaliis analogiae restitutis (Jena 1718).
Johann Laurenz RentzenLebensdaten nicht bekannt. Mit den Hamanns befreundete Familie. Tochter: Anna Dorothea.Johannes Reuchlin1455–1522. Philosoph und Hebraist.
Reuchlin, De arte cabalisticaDe arte cabalistica libri tres (Hagenau 1517) [Biga 96/10: »Artis Cabalisticae, Tom. I. ex
Bibliotheca Jo. Pistorii, Bas. 587«]
Pierre Restaut1696–1764. Frz. Grammatiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 37, 1824), S. 390f.
Restaut, Principes généraux et raisonnés de la grammaire françaisePrincipes généraux et raisonnés de la grammaire française (Paris 1730). [Biga 158/489: »Principes de la Grammaire françoise par Restaut. 749«]
Carl Daniel Reusch1735–1806. Hofmeister bei der Gräfin Finck von Finckenstein, später Prof. der Physik in Königsberg und Schloßbibliothekar.Georg Konrad Rieger1687–1743. Superintendent in Stuttgart; Schott, Theodor: Rieger, Georg Konrad, in: ADB 28 (1889), S. 542–544.
Rieger, Passions-PredigtenAuserlesene Passions-Predigten über die harmonische Geschichte von dem bittern Leiden und Sterben Jesu Christi (Stuttgart: Metzler 1751).Cola di Rienzo1313–1354. Römischer Politiker und Volkstribun (Zedler, Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste, Bd. 10, Sp. 28, s.v. Gabrini, Nicol); siehe auch: ; .
Daniel Rittersdorf1693–1770. Pfarrer in Elbing.
Jean-Baptiste-René Robinet1735–1820. Frz. Philosoph.Robinet, De la natureDe la nature (4 Bde., Amsterdam: E. van Harrevelt 1761–66). [Biga 100/68: »De la Nature (par Robinet) Tom. I. II. Amst. 761«].
Marc-Antoine-Jacques Rochon de Chabannes1730–1800. Frz. Dramatiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 38, 1824), S. 347f.Rochon, La noblesse oisiveLa noblesse oisive (Paris 1756).Georg Friedrich Rogall1701–1733. 1725 außerordentlicher Professor der Theologie in Königsberg, 1728 Inspector des Collegium Fridericianum, 1729 Consistorialrath, 1731 ordentlicher Professor, 1732 Pastor an Domkirche und Inspector der Domschule. Wagenmann, Julius August: Rogall, Georg, in: ADB 29 (1889), S. 45.
Rogall, Gesang-BuchKern Alter und Neuer geistreicher Lieder. Als der Zweyte Theil zu dem vom seligen D. Rogall edirten Gesang-Buch herausgegeben zur Erweckung, Unterhaltung und Beförderung Christlicher Privat-Andacht. Mit einer Vorrede: von dem Nutzen der geistlichen Lieder in der Kirche Christi von Frantz Albert Schultz, der H. Schrift D. und Prof. O. (Königsberg: Hartung 1739).Charles Rollin1661–1741. Frz. Historiker und Pädagoge, 1688–1712 Prof. der Eloquenz an der Universität von Paris. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 38, 1824), S. 479–484.Rollin, Traité de la manière d’enseignerTraité de la manière d’enseigner et d’étudier les belles-lettres par rapport à l’esprit et au cœur (4 Bde., Paris 1726–28).
Übers.: Carl Rollins Anweisung, wie man die freyen Künste lehren und lernen soll, übers. v. J. J. Schwab (4 Bde., Leipzig 1737).
Der Entwurf zu einer »Physique des enfans« wurde gesondert übersetzt zuerst in William Derhams, Canonici in Windsor, Rectorn zu Upminster in Essex und Mitgliedes der Königl. Englischen Gesellschaft, Physico Theologie, Oder Natur-Leitung zu Gott durch aufmercksame Betrachtung der Erd-Kugel, und der darauf sich befindenden Creaturen, Zum augenscheinlichen Beweiß Daß ein Gott, und derselbige ein Allergütigstes, Allweises, Allmächtigstes Wesen sey. In die deutsche Sprache übersetzt von C. L. W. jetzo aber nach der siebenden Englischen Ausgabe mit Fleis von neuem übersehen, und nebst einer Aufmunterung des Herrn Carol Rollins, die Jugend bey Zeiten zur Liebe ihres Schöpffers durch Betrachtung der Creaturen anzuführen, zum Druck befordert von Jo. Alberto Fabricio, D. und Prof. Publ. des Gymnasii zu Hamburg (Hamburg 1730) in der Vorrede, S. IX. Digitalisat, 2. Aufl.: ULB Halle: Pa 489 (1)
.
Außerdem kursierte eine Übers. der Kinderphysik als Carl Rollins Natur-Lehre der Kinder aus dem Französischen übersezt von Jo. Joachim Schwaben. Der Jugend aber zum Besten besonders ediret von Andrea Gözzen (Frankfurt: Kopf 1737).Rollin, Histoire ancienneHistoire ancienne des Égyptiens, des Carthaginois, des Assyriens, des Babyloniens, des Mèdes et des Perses, des Grecs […] (13 Bde., Paris 1730–38). Digitalisat: BSB München: H.un. 474,I-1.
Pierre de Ronsard1524–1585. Frz. Lyriker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 38, 1824), S. 553–559.Ronsard, Sonnets pour HélèneSonnets pour Hélène (1578).Johann Christoph Rost1717–1765. Schriftsteller, Schüler von in Leipzig, ab 1740 Redakteur bei der Berliner Zeitung, später Sekretär des Grafen Brühl in Dresden; 1742 erscheint seine Satire auf Gottsched Das Vorspiel, die zu dessen Sturz beitrug. Siehe: Waldberg, Max von: Rost, Johann Christoph, in: ADB 29 (1889), S. 276–278.
Rost, Das VorspielDas Vorspiel, ein episches Gedicht (1742 u. Bern 1743), erschien anonym. Digitalisat: BSB München: 4 P.o.germ. 174 e.
Rost, Versuch von Schäfer-GedichtenVersuch von Schäfer-Gedichten und andern poetischen Ausarbeitungen (Dresden: Walter 1744), erschien anonym.
Rost, MeropeMerope, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Aus dem Französischen des Herrn von Voltaire in deutsche Verse übersetzt von einem Liebhaber der deutschen Dichtkunst (Dresden: Walther 1754). Die Übersetzung stammt wahrscheinlich von Johann Christoph Rost.
Jean Jacques Rousseau1712–1778. Bertram, Christopher: Jean Jacques Rousseau, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Fall 2018 Edition).
Rousseau, A Mr. d’AlembertJ. J. Rousseau citoyen de Genève, a Mr. d’Alembert, de l’Académie françoise, de l’Académie royale des sciences de Paris, de celle de Prusse, de la Société royale de Londres, de l’Académie royale des belles-lettres de Suede, et de l’Institut de Bologne sur son article Genève dans le VIIme. volume de l’Encyclopédie, et particulierement sur le projet d’établir un théatre de comédie en cette ville (Amsterdam: Rey 1758). Digitalisat: Bibliothèque de Genève, Gf 326.
Rousseau, Lettre à M. de VoltaireLettre de M. Jean Rousseau à M. de Voltaire le 18 août 1756 (1759) [Biga 154/429: »Lettre du même à Voltaire, 759«]. Digitalisat: Zentralbibliothek Zürich, 25.42,3.
Rousseau antwortete damit kritisch auf und .
Rousseau, Julie ou La nouvelle HéloiseJulie ou La nouvelle Héloise ou Lettres de deux amants habitans d’une petite ville au pied des alpes (6 Bde., Amsterdam: Rey 1761). Digitalisate: Bn France: RESERVE-8-BL-34363 (1).
Übers.: Julie oder Die neue Heloise. Briefe zweier Liebender aus einer kleinen Stadt am Fuße der Alpen, übers. von u.a. (Leipzig: Weidmann 1761).
Rousseau, Du contrat social ou principes du droit politiqueDu contrat social ou principes du droit politique, in: Oeuvres Diverses de Mr. J. J. Rousseau Citoyen de Genève (2 Bde., Amsterdam: Rey 1762) [Biga 92/278: »Du Contrat social par J. J. Rousseau, Amst. 762«]. Digitalisat: ZB Zürich: 43.1054: a.
Rousseau, EmileEmile ou de l’éducation (4 Bde., Amsterdam: Néaulme 1762) [Biga 106/165: »Emile ou de l’education par J. J. Rousseau, Tom. I–IV. Leipz. 762«].
Joseph Leberecht Runtze1729–1798. Erzieher der Söhne des Grafen v. Münnich.Samuel Albrecht Ruprecht1692–1773. Pastor in Grünhof.Johann Christoph Ruprecht1728–1792. Sohn von , studierte Theologie in Jena; seit 1754 Pastor in Grünhof.Anna Maria RuprechtGest. 1770. Geb. Schüttler, seit 1757 Frau von .
S
Carl August Herzog v. Sachsen-Weimar-Eisenach1757–1828. Bis 1775 unter Vormundschaft seiner Mutter Anna Amalia, siehe Wegele, Franz Xaver von: Karl August, in: ADB 15 (1882), S. 338–355.
Gottlob Jacob SahmeEvtl. 1723 bis nach 1756. Studium in Königsberg, dort auch Mitglied der Kngl. Deutschen Gesellschaft, ab 1744 in Berlin als Sekretär arbeitend; so auch angedeutet in : »Secretair bey des Herrn von Arnims Excellenz.« (181). Mitarbeiter bei .
Reinhold Friedrich Sahme1682–1753. Ab 1710 Professor an der juristischen Fakultät, ab 1744 Kanzler der Universität Königsberg; las über Preußisches Recht, siehe Deutsche Biographie.
Charles Marguetel de Saint-Denis de Saint-Évremond1613–1703. Seigneur de Saint-Évremond. Frz. Literaturästhetiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 39, 1825), S. 561–572.Saint-Évremond, Ouevres publiés sur les manuscritsOuevres publiés sur les manuscrits, seit der 1. Aufl. 1671 zahlreich wieder aufgelegt [Biga 175/735: »Oeuvres de Mr. de Saint-Evremond, Tom. I–VII. ib. 739«].
Louis Michel Le Peletier de Saint Fargeau1760–1793. Frz. Politiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 43, 1823), S. 274f.Saint Fargeau, Plaidoyer pour les jesuites de FrancePlaidoyer pour les jesuites de France, dans l’affaire du pere de La Valette. Pièce qui pourra servir de réponse au Libelle diffamatoire, qui a pour titre Essais sur le commerce des jesuites (Paris: Cellot 1762).
Toussaint Rémond de Saint-Mard1682–1757. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 37, 1824), S. 319–321.Saint-Mard, Les Œuvres mêléesLes Œuvres mêlées de Mr de Rémond de Saint-Mard (3 Bde.; Den Haag 1742): I. Discours sur la nature du dialogue. Dialogues des dieux. Éclaircissement sur les dialogues des dieux. La Sagesse, poème, II. Lettres galantes et philosophiques. Histoire de Mlle de… Réflexions sur l’opéra, III. Réflexions sur la poësie en général, sur l’églogue, sur la fable, sur l’élégie, sur la satyre, sur l’ode, sur le sonnet. Lettres sur la naissance, les progrès et la décadence du goût. Lettre de Mme de *** [Vertillac] à l’auteur, sur le goût et le génie, et Réponse de l’auteur.
Charles Irenée Castel de Saint-Pierre1658–1743. Sozialphilosoph und Publizist. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 40, 1825), S. 44–51.César Vichard Saint-Réal1639–1692. Abt. Frz. Historiker. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 40, 1825), S. 90–96.Saint-Real, Entretiens historiques et morauxEntretiens historiques et moraux. Enth. in: Oeuvres Mélées, comprenant l’usage de l’histoire. Dom Carlos nouvelle historique. Conjuration des Espagnols contre la Republique de Venise. Et entretiens historiques et moraux. / Par Monsr. L’Abbé de St. Réal (Utrecht 1690).George SaleGest. 1734. Engl. Orientalist, siehe Arnoud Vrolijk: Sale, George, in: Oxford DNB.Sale, The Koran translated into EnglishThe Koran translated into English, with explanatial notes taken from the most approved commentators (London 1734).
Übers.: Der Koran, oder insgemein so genannte Alcoran des Mohammed, a. d. arab. Original in das Englische übersetzt, mit einer Einleitung von George Sale, Gent., ins Deutsche verdolmetschet von Theodor Arnold (Lemgo 1746). [Biga 61/57: »Der Alcoran aus dem Engl. des Sale übersetzt von Arnold, Lemgo 746«]. Digitalisat: BSB München: 4 A.or. 424.
Gaius Sallustius Crispus86 v. Chr. – 34 v. Chr. Römischer Geschichtsschreiber und Politiker.Sall., hist. frg.historiarum fragmenta. [Biga 16/259: »Sallustius cum veterum Historicorum fragmentis, Amst. 675«]
Daniel Salthenius1701–1750. Sohn eines Pfarrers in Schweden, seit 1729 am Collegium Fridericianum in Königsberg, dort ab 1732 Prof. für Logik und Metaphysik, sowie ordentlicher Prof. der Theologie; gleichzeitig Rektor an der Kneiphöfischen Schule (Domschule), auf die auch ein Jahr lang ging (s. LS S. 321). Siehe Deutsche BiographieSalthenius, BibliothecaeBibliothecæ viri, […], Danielis Salthenii, […], Libri, ad omne literarvm genvs spectantes, rariores et rarissimi, […] ([Königsberg] 1751) [Biga 90/244: »Catalogus librorum rariorum Bibliothecae Salthenianae, Reg. 751«; Biga 185/85: »Catalogue Bibliothecae Salthenianae, Tom. I. II. ib 757«].
Zum berühmten Bibliothekskatalog Salthenius’: XXII. Daniel Salthenius, in: Serapeum. Zeitschrift für Bibliothekwissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Literatur, hg. von Robert Naumann. No. 3 (15. Februar 1869), S. 39–41.
Der Sammler zum Zeitvertreib und Nutzen der TeutschenErlangen: Heyder 1764f., hrsg. von Peter von Hohenthal (1726–1794), Digitalisat: UB Heidelberg.
Franciscus SanctiusFrancisco Sánchez de las Brozas, 1523–1601. Spanischer Philologe.Sanctius, MinervaFrancisci Sanctii Minerva, sive de causis latinæ linguæ commentarius, cui accedunt animadversiones et notæ Gasperis Scioppii (Amsterdam 1664).Santorio Santorio1561–1636. Mediziner, Mitbegründer der Iatrophysik.Paolo Sarpi1552–1623. Mönch des Serviten-Ordens, Historiker.Jacques Saurin1677–1730. Evang. Theologe, Prediger in London und Den Haag, siehe Deutsche Biographie.Saurin, Betrachtungen über die wichtigsten Begebenheiten des Alten und Neuen TestamentsDiscours historiques, critiques, théologiques et moraux sur les événements les plus mémorables de l’Ancien et du Nouveau Testament (Amsterdam, Den Haag 1720) (bekannt unter dem Namen ›die Bibel des Saurin‹).
Übers.: Betrachtungen über die wichtigsten Begebenheiten des Alten und Neuen Testaments [...] übersetzt von F. E. Rambach mit einer Vorrede von S. J. Baumgarten, fortgesetzt von Beausobre (4 Tle., Rostock 1745–1749).Saurin, CatechismusKurzer Begriff des christlichen Glaubens und Sittenlehre, in Form eines Catechismus (Chemnitz 1749); Orig. Catéchisme (Genf 1725).Jacques Savary des Bruslons1657–1743. Zollgeneralinspektor.Savary, Dictionnaire universel de commercezus. mit Philémon-Louis Savary (1654–1727): Dictionnaire universel de commerce, contenant tout ce qui concerne le commerce qui se fait dans les quatre parties du monde [...] Ouvrage posthume du Sr Jacques Savary des Bruslons [...] contenué [...] et donné au public, par Philemon- Louis Savary (2 Bde., Paris: Estienne 1723; Suppl.-Bd., Paris: Janson 1732; korr. Neuaufl. in 5 Tle. u. 3 Bde., Genf: Cramer 1742 u. Paris: Estienne 1748; Neuaufl. in 5 Bde., Kopenhagen 1759/65 u.ö.).Savary, Le parfait négociantLe parfait négociant, ou, Instruction générale pour ce qui regarde le commerce des marchandises de France, & des pays étrangers : pour la banque, le change & rechange, pour les sociétés ordinaires, en commandite & anonymes, pour les faillites, banqueroutes, séparations, cessions & abandonnemens de biens, pour la manière de tenir les livres journaux d’achats, de ventes, de caisse & de raison, des formulaires de lettres & billets de change, d’inventaire, & de toutes sortes de sociétés, comme aussi plusieurs parères ou avis & conseils sur diverses matières de commerce très importantes (2 Bde., Paris 1721; Genf: Cramer u. Philibert 1750–52) [Biga 100/54: »Oeuvres de Jaques Savary, Tom I. II. Par. 721«].Johannes Scapulaca. 1540–1600. Prof. für Griechisch und Moral in Lausanne, siehe Deutsche Biographie.Scapula, Lexicon Graeco-latinumLexicon graeco-latinum in quo ex Primitivorum et Simplicium fontibus Derivata atque Composita Ordine non minus Naturali, quam Alphabetico, breviter et dilucide deducuntur e probatis auctoribus locupletatum, cum indicibus et Græco et Latino, auctis et correctis additum auctarium dialectorum, in tabulas compendiose redactarum accedunt lexicon etymologicum, cum thematibus investigatu difficilioribus et anomalis et Joannis Meursii Glossarium contractum, hactenus desideratum (1. Aufl., Basel 1580) [Biga 58/5: Basel 1589; Biga 59/19: Basel 1605].Abraham Scultetus1566–1624. Reformierter Theologe, siehe Cuno: Scultetus, Abraham, in: ADB 33 (1891), S. 492–496.Scultetus, Annalium EvangeliiAnnalium Evangelii passim per Europam decimo quinto salutis partae seculo renovati (Heidelberg: Typis Johannis Lancelloti 1618).Georg Schade1712–1795. Advokat, siehe Mulsow, Martin: Schade, Georg, in: NDB 22 (2005), S. 494f..Schade, Die unwandelbare und ewige ReligionDie unwandelbare und ewige Religion der ältesten Naturforscher und sogenannten Adepten, oder geometrischer Beweis, daß die Metaphysik die wahre theoretische, und die Moral die wahre praktische Gottesgelahrtheit sey, bestehend in einigen freyen Anmerkungen und Erinnerungen über das in dem ersten, zweyten und dem Vorbereitungstheile zum dritten Stück der höhern Weltweisheit enthaltene System der allgemeinen Gesellschaft der Wissenschaften und deren Einrichtung und Plan, zur gründlichen Ueberführung aller Seichtdenkenden und Köhlergläubigen Deisten und Naturalisten, aufgesetzt von einem Liebhaber der Wahrheit an seinen Freund (Berlin/Leipzig 1760). [Biga 26/172: »Die unwandelbare und ewige Religion der ältesten Naturforscher und sogenannten Adepten, Berl. 760«]. Digitalisat: SLUB Dresden: 2.A.7098.
Samuel Schaarschmidt1709–1747. Physiologe, siehe Deutsche Biographie.Schaarschmidt, Diaetetik oder Lehre von der LebensordnungDiaetetik oder Lehre von der Lebensordnung für Gesunde und Krancke zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit (Berlin: Schütze 1755). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 MED DIAET 40/93.
Johann Philipp Schabaelje1592–1656. Buchhändler in Amsterdam.Schabaelje, Die wandlende SeelDie wandlende Seel: das ist: Gespräch der wandlenden Seelen mit Adam, Noah und Simon Cleophas: verfasset die Geschichten von Erschaffung der Welt an, bis zu und nach der Verwüstung Jerusalems: Daraus ordentlich zu ersehen, wie eine Monarchie und Königreich auf die andere gefolget, wie diese angefangen, jene aber vergangen, und auch der ausführliche Verlauff der Zerstöhrung Jerusalem. Durch Johann Philip Schabalie in niederländischer Sprach beschrieben; anjetzo aber in die hochteutsche Sprach übersetzet von B.B.B. (Frankfurt/Leipzig 1734).
Johann Gerhard Scheffer1621–1679. Prof. für Politik, Philologie und Rhetorik in Uppsala. Hoche, Richard: Scheffer, Johann Gerhard, in: ADB 30 (1890), S. 680f.
Scheffer, De re vehiculari veterumDe re vehiculari veterum libri duo. Accedit Pyrrhi Ligorii. V.C. De vehiculis fragmentum nunquam ante publicatum ex bibliotheca sereniss. reg. Christinae. Cum ejusdem I. Schefferi Arg. annotationibus (1. Aufl., Frankfurt 1671).Johann Georg Scheffner1736–1820. Preuß. Beamter, Lyriker, Übersetzer, 1767 Kriegs- und Steuerrat in Gumbinnen, 1771 in Königsberg, 1772–75 in Marienwerder, später Gutsbesitzer in Sprintlaken, ab 1796 lebte er wieder in Königsberg; siehe Brenning, E., Scheffner, Johann George, in: ADB 30 (1890), S. 685–688.
Scheffner, Jugendliche GedichteJugendliche Gedichte (Königsberg: Kanter 1761). Digitalisat, 2. Auflage 1762: SB Berlin: YI 6081.
Scheffner, Campangen-GedichteCampangen-Gedichte zum Zeitvertreib im Lager (Dresden 1761). Digitalisat: ULB Halle: AB 154221 (6).
Immanuel Johann Gerhard Scheller1735–1803. Philologe, 1771 Rektor des Gymnasiums und Bibliothekar in Brieg.Johann David Schieferdecker1672–1721. Orientalist; siehe L., von: Schieferdecker, Johann David, in: ADB 31 (1890), S. 179.
Schieferdecker, Nucleus Institutionum Arabicarum enucleatusNucleus Institutionum Arabicarum enucleatus, Variis Linguae ornamentis atque Praeceptis dialecti Turcicae illustratus(Leipzig 1695). [Biga 69/180: »J. D. Schieferdeckeri Nucleus Institutionum Arabicarum et Grammatica Turcica, Cizae 695«]. Digitalisat: SB Berlin: Zu 1994.
Christian Schiffert1689–1765. Inspektor des Fridericianums in Königsberg.Johann Christian SchimmelpfennigTribunalsrat in Königsberg.Johann Adolf Schlegel1721–1793. Bruder von ; 1741 Studium der Theologie in Leipzig, 1754 Pastor und Professor der Theologie und Metaphysik am Gymnasium in Zerbst, ab 1759 u.a. Pastor an der Neustädter Hof- und Stadtkirche; Übersetzer u.a. von ; siehe Bertheau, Carl: Schlegel, Adolph, in: ADB 31 (1890), S. 385–387.
Johann Elias Schlegel1719–1749. Bruder von ; Dramatiker u.a. in Leipzig und Kopenhagen; siehe Antoniewicz, Joh. von: Schlegel, Johann Elias, in: ADB 31 (1890), S. 378–384.
Schlegel, Der geschäfftige MüßiggängerDer geschäfftige Müßiggänger erschien zuerst im 4. Teil von (Leipzig 1743).Schlegel, CanutCanut. Ein Trauerspiel (Kopenhagen: Mumme 1748).
geht auf dieses Stück in seiner Abhandlung Pro comoedia commovente (Leipzig 1751) ein als ein Beispiel für die vermischte Gattung von Komödien (S. 316): »Diese hat der jüngst in Dennemark verstorbene Hr. Prof. Schlegel, ein Freund dessen Verlust ich nie genug betauren kann, und ein Dichter der eine ewige Zierde der dramatischen Dichtkunst seyn wird, vollkommen wohl eingesehen. Man sehe, was in den Anmerkungen zu der deutschen Uebersetzung der Schrift des Herrn Batteux, Les beaux Arts reduits à un même principe, welche vor einiger Zeit in Leipzig herausgekommen, aus einer von seinen noch ungedruckten Abhandlungen, über diese Materie angeführet worden.«Gottlieb Schlegel1739–1810. Lehrer am Fridericianum in Königsberg.Christoph SchönLebensdaten nicht ermittelt. Studiengenosse Hamanns, später Pfarrer in Liebstadt und Reichertswalde.Christoph SchöneichLebensdaten nicht ermittelt. 1730–1762 Diakon an der Königsberger Domkirche.Christoph Otto v. Schönaich1725–1809. Freiherr. Ehrenmitglied in der Kngl. Deutschen Gesellschaft zu Königsberg. Von 1752 mit dem Lorbeerkranz für das Epos Hermann geehrt, um mit diesem Stück als regelpoetischem Exempel gegen zu polemisieren. Siehe: Jentsch: Schönaich, Otto Freiherr von, in: ADB 32 (1891), S. 253f.
Schönaich, HermannHerrn Christoph Ottens, Freyherrn von Schönaich, der Königlichen Deutschen Gesellschaft zu Königsberg Ehrengliedes, Hermann, oder, das befreyte Deutschland, ein Heldengedicht. Mit einer Vorrede ans Licht gestellet von Joh. Chr. Gottscheden (Leipzig: Breitkopf 1751).Schönaich, Ragout a la ModeRagout a la Mode oder des Neologischen Wörter-Buchs erste Zugabe, von Mir Selbst (1755) [Biga 199/112]. Schönaich begann mit diesem fiktiven Dialog (»Schul-Examen über einige zur Dichtkunst gehörige Sachen«) gegen und dessen ›schwärmerischen‹ Dichtungsgeschmack satirisch vorzugehen. Die Satire beginnt mit Die ganze Aesthetik in einer Nuss, oder Neologisches Wörterbuch; als sicherer Kunstgriff, in 24 Stunden ein geistvoller Dichter und Redner zu werden, und sich über alle schale und hirnlose Reimer zu schwingen, alles aus den Accenten der heil. Männer und Barden des itzigen überreichlich begeisterten Jahrhunderts zusammen getragen, und den grössten Wort-Schöpfern unter denselben aus dunkler Ferne geheiliget von demüthigen Verehrern der sehraffischen Dichtkunst (1754) und wird fortgesetzt im Ragout, sowie: Der ganzen Aesthetik in einer Nusz; oder des neologischen Wörterbuches erster Anhang (ebenfalls 1755) (worin auf Johann Heinrich Oests Schlüsse eines Materialisten des öfteren Bezug genommen wird; Erläuterungen über die ganze Aesthetik in einer Nuss in einigen Briefen den Liebhabern der neuen ästhetischen Schreib- und Dichtungsart mitgetheilet (Frey-Singen 1755), Die Ganze Aesthetik in einer Nuß, in ein Nüßchen gebracht; oder Nachlese der Neologie (1755), Versuch einer gefallenden Satire oder Etwas zum Lobe der Aesthetik (1755). Diese Schreib- und publizistische Wut hat Schönaich schnell zum Paria gemacht. Nicht nur die Titelgebung, sondern auch der satirische Stil wie auch die typographische Wildheit der Publikationen Schönaichs waren für H. inspirierend.Johann Friedrich Scholz1755–58 Sekretär der Deutschen Gesellschaft in Helmstädt.Scholz, Versuch einer Theorie von den natürlichen TriebenJohann Friederich Scholzens Dokters der Weltweisheit, und der deutschen Gesellschaften zu Göttingen und Helmstädt Versuch einer Theorie von den natürlichen Trieben (Halle, Helmstädt: Hemmerde 1755).Johann Michael SchoppachLebensdaten nicht ermittelt.Schoppach, Einleitung zum Jure CiviliEinleitung zum Jure Civili (Regensburg: Bruckmayer 1711). Digitalisat: Regensburg: 999/Jur.1583.
Johann Christian Schöttgen1687–1751. Theologe, Orientalist, siehe Müller, Georg: Schöttgen, Johann Christian, in: ADB 32 (1891), S. 412–417.Schöttgen, Horae Hebraicae et Talmudicae in universum Novum TestamentumHorae Hebraicae et Talmudicae in universum Novum Testamentum, quibus Horae Jo. Lightfooti in libris historicae supplentur, Epistolae et Apokalypsis eodem modo illustrantur (Dresden 1733).
Paul August Schrader1726–1780. Beamter in Braunschweig; Dichter, siehe Deutsche Biographie.Schrader, Die Ritter und RiesenDie Ritter und Riesen, ein Rittergesang (Braunschweig, Leipzig 1756).Schrader, MeisterstückeMeisterstücke der berühmtesten Männer dieser Zeit (Frankfurt 1756).Schrader, ScherzeScherze (2 Tle., Helmstädt und Leipzig: Weygand 1762).Michael Schreiber1662–1717. Prof. der Theologie und Beredsamkeit in Königsberg. Tschackert, Paul: Schreiber, Michael, in: ADB 32 (1891), S. 476–132.Schreiber, De Imperio Mariti In UxoremExercitatio academica, de imperio mariti in uxorem (Königsberg: Reusner 1698). Digitalisat: Regensburg SB: 999/A.Diss.9277.Schreiber, Versuch einer neuen Erklärung der Worte Jesaiä LIII,9Schreiber, Versuch einer neuen Erklärung der Worte Jesaiä LIII,9 (Gotha, Paris: Mevius 1761).
Cornelius Schrevel1608–1664. Philologe, Herausgeber u.a. von Juvenal und Persius, Hesiod und Erasmus; siehe Hoche, Richard: Schrevel, Cornelius, in: ADB 32 (1891), S. 491f.
Schrevel, Lexicon manuale GraecoLatinumLexicon manuale GraecoLatinum et LatinoGraecum, utrumque hac quinta editione multo auctius, praesertim quod ad dialectos & etymologicas thematum investigationes attinet; ut & vocabul. Latinorum copiam. Ad calcem adjecta sunt, sententiae GraecoLatine, [...] Item tractatus duo alter de resolutione verborum (Augsburg 1661/70).Heinrich Eilhard Schröder1719–1753. 1740 Promotion in Leipzig, siehe Deutsche Biographie.Schröder, MeisterstückeMeisterstücke moralischer Abhandlungen englischer und deutscher Sittenlehrer (2 Bde., Göttingen: Bossiegel 1750/51) (Neuauflage in 5 Bde. 1754–57).Friedrich Joseph Wilhelm Schröder1733–1778. 1756 Brunnenmedicus in Hofgeismar, ab 1764 Prof. der Medizin in Marburg; Freimaurer und Mitglied im Orden der Gold- und Rosenkreuzer, siehe Deutsche Biographie.Schröder, PoesienLyrische, Elegische und Epische Poesien, nebst einer kritischen Abhandlung einiger Anmerkungen über das Natürliche in der Dichtkunst und die Natur des Menschen (Halle: Hemmerde 1759) [Biga 143/223: »Lyrische, elegische und epische Poesien, Halle 759«; Biga 159/507: »Lyrische, elegische und Epische Poesien, nebst einer kritischen Abhandlung. Halle 759«]. Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1085.
Christoph Heinrich v. Schröders1728–1800. Hofgerichtsrat.Johann August Freiherr v. Schrötter1707–1773. Kgl. russischer Tribunalspräsident in Königsberg 1760–1762, siehe Deutsche Biographie.August Johann Heinrich Freiherr v. Schrötter1752–1833. Sohn von Johann Ernst Schubert1717–1774. Prof. der Theologie in Helmstedt und Greifswald.Schubert, UnterrichtUnterricht von der göttlichen Kraft der heiligen Schrift (Jena, Leipzig 1753: Witwe Melchior). Digitalisat: BSB München: 4 Dogm. 486 d.
Albert Schultens1686–1750. Niederländ. reform. Theologe und Orientalist, 1713 Prof. der oriental. Sprachen in Franecker, 1732 in Leiden. Jacobs, Joseph: Schultens, Albert, in: Jewish Encyclopedia (1906), S. 115.Schultens, Liber JobiLiber Jobi cum nova versione ad hebræum fontem et commentario perpetuo in quo veterum & recentiorum interpretum cogitata præcipua expenduntur (2 Bde., Leiden: Luzac 1737). Digitalisat: BSB München: 4 B.orient. 151 l-1/2. [Biga 27/186:»Alb. Schultens Animaduersiones philologicae ad varia Loca V. T. Amst. 709. Ei. in Jobum. Trai. 708«].
Schultens, Origines HebraeaeOrigines Hebraeae, s. Hebr. linguae antiquissima natura et indoles ex Arabiae penetralibus revocata (Franeker u.a: Halma 1724). Digitalisat: BSB München: 4 L.as. 212 y-1.
Schultens, Institutiones ad fundamenta linguae HebraeaeInstitutiones ad fundamenta linguae Hebraeae quibus via panditur ad eiusdem analogiam restituendam et vindicandem (Leiden 1737). Digitalisat: UB Frankfurt: L. Hebr. Gen. 0577.
Schultens, Dissertationes philologicae triga de verbis et sententiisDissertationes philologicae triga de verbis et sententiis, ambigua et duplici significatis valentibus (2 Bde., Hamburg 1751/2).
Sophie Johanna SchultzLebensdaten nicht ermittelt. Geb. Gothan, seit 1751 zweite Frau von .Johann Nicolaus Wilhelm Schultz1710–1755. Studium in Hamburg, Hauslehrer und Prediger in Schlesien, von wo aus er nach Riga floh, weil er wegen anti-katholischer Predigten zur Rechenschaft gezogen werden sollte; 1736 Diakon am Dom, 1746–1755 Pastor an der St. Petri-Kirche in Riga.Johann Christoph Schultz1730–1774. Zeugmachermeister in Königsberg, Schwager Kants.Franz Albert Schultz1692–1763. Seit 1732 Prof. der Theologie in Königsberg, Direktor des Fridericianums, Dekan der Universität Königsberg zur Zeit von Hamanns Studium; in seinem Amt pietistisch-reformerisch im Sinne Preußens unter Friedrich Wilhelm I. tätig, im Konflikt mit kirchlich-konservativen Parteien in der Stadt, die einen Einfluss Preußens gering halten wollten. Siehe: Fehr 2005.
Schultz, Gesang-BuchKern Alter und Neuer geistreicher Lieder. Als der Zweyte Theil zu dem vom seligen D. Rogall edirten Gesang-Buch herausgegeben zur Erweckung, Unterhaltung und Beförderung Christlicher Privat-Andacht. Mit einer Vorrede: von dem Nutzen der geistlichen Lieder in der Kirche Christi von Frantz Albert Schultz, der H. Schrift D. und Prof. O. (Königsberg: Hartung 1739).Johann Friedrich Schultz1739–1805. Mathematiker und Philosoph.Anna Regina Schumacher1736–1789. Magd bei Hs. Vater, spätere Lebensgefährtin J. G. Hamanns.
Johann Heinrich Schumachergest. 1777. Prediger.
Schumacher, Die verborgenen Alterthümer der Chineser aus dem uralten canonischen Buche Yeking untersuchetDie verborgenen Alterthümer der Chineser aus dem uralten canonischen Buche Yeking untersuchet (Wolfenbüttel: Meißner 1763) [Biga 88/216: »J. H. Schumacher’s verborgene Alterthümer der Chineser aus dem uralten canonischen Buche Yeking, Wolf. 763«]. Digitalisat: BSB München: H.as. 4623 a.Schumacher, Die ursprüngliche Abstammung und Geschichte der DeutschenDie ursprüngliche Abstammung und Geschichte der Deutschen; aus den alten Ueberlieferungen und
Sinnbildern (Wolfenbüttel: Meißner 1763) [Biga 88/216: »J. H. Schumacher’s ursprüngliche Abstammung und Geschichte der Deutschen aus alten Ueberlieferungen und Sinnbildern, Wolf. 763«]. Digitalisat: Google Books.Anna Maria van Schurmann1607–1678. Niederländ. Dichterin und Theologin. Martin, E: Schurman, Anna Maria van, in: ADB 33 (1891), S. 90–94.
Schurmann, Opuscula Hebraea, Graeca, Latina, Gallica Prosaica et MetricaNobiliss. virginis Annae Mariae à Schurmann opuscula hebraea, graeca, latina, gallica: prosaica et metrica (Utrecht: Waesberge 1652). Digitalisat: SSB Augsburg: Enc 637.
Johann Matthias Schuster1715–1758. Maler, Zeichner und Schabkunststecher in Berlin, Mitglied der Akademie der Bildenden Künste, siehe Deutsche Biographie.Schuster, Augustin DubuissonAugustin Dubuisson (1700–1771), Druckgraphik (Berlin 1755). Digitalisat: Virtuellen Kupferstichkabinett des Herzog Anton Ulrich-Museumy Braunschweig.
Schuster, Franz BendaFranz Benda (1709–1786), Druckgraphik (Berlin 1756). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France.
Gottfried Schütze1719–1784. 1750 Rektor des Pädagogiums in Altona, 1762 Professor der Geschichte und der griech. Sprache am Gymnasium. Carstens, Carsten Erich: Schütze, Gottfried, in: ADB 33 (1891), S. 142f.Schütze, Beweis daß die alten TeutschenBeweis daß die alten Teutschen und nordischen Völker weit vernünftigere Grundsätze in der Religion gehabt haben als die Griechen und Römer; eine Schutzschrift (Altona: Burmestern 1751).Johann Jakob Schütz1640–1690. Jurist in Frankfurt (Main); in jungen Jahren Anhänger der pietistischen Theologie von , ab etwa 1676 wendete er sich jedoch von dessen Lehren ab, die ihm nicht weit genug gingen. Dechent, Hermann: Schütz, Johann Jakob, in: ADB 33 (1891), S. 129–132.
Schütz, Sei Lob und Ehr dem höchsten GutDas Lied Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut wurde erstmals in Christliches Gedenkbüchlein zur Beförderung eines anfangenden neuen Lebens (Frankfurt 1675) publiziert, als »Lobgesang« über 5 Mo 32,3. In einigen Gesangbüchern des 18. Jhds. ist es dem 12. Sonntag nach Trinitatis zugeordnet (heute EG 326).Johann Joachim Schwabe1714–1784. Prof. der Philosophie und Kustos der Universitätsbibliothek Leipzig; Waniek, Gustav: Schwabe, Johann Joachim, in: ADB 33 (1891), S. 162–171.
Schwabe (Hg.), Belustigungen des Verstandes und des WitzesBelustigungen des Verstandes und des Witzes (Leipzig: Breitkopf 1741–1745). Digitalisat: BSB München: Per. 16 s-1741,7/12.
Schwabe, Briefe über die Heinzische WiderlegungGesammlete Briefe über die Heinzische Widerlegung der Gottschedischen Sprach-Lehre (Leipzig: Breitkopf 1760). Digitalisat: BSB München: L.germ. 152#Beibd.1.
Johann Christoph Schwartz1722–1804. 1753 Obersekretär des Rats, 1761 Ratsherr in Riga, 1782 Bürgermeister von Riga, Scholarch, Jurist und Regionalhistoriker für Livland u. Kurland; Heinrich Diederichs: Schwartz, Johann Christoph, in: ADB 33 (1891), S. 210–212.
Christian Gottlieb Schwarz1675–1751. Prof. der Geschichte in Altdorf; Hoche, Richard: Schwarz, Christian Gottlieb, in: ADB 33 (1891), S. 227f..
Schwarz, Miscellanea Politioris HumanitatisMiscellanea Politioris Humanitatis In Quibus Vetusta Quaedam Monimenta Et Variorum Scriptorum Loca Illustrantur: Accedit Nominatim Metii Voconii Oratio Tacito Augusto Dicta Et Nunc E Codice Msc. Recognita (Nürnberg: Endterus 1721). Digitalisat: BSB München: 4 Diss. 1888#Beibd.1.
Johann Michael Schwarzer1725–1769. Piarist in Wien, siehe Deutsche Biographie.
Schwarzer, Arithmetica mercatorumArithmetica mercatorum: Oder vollständiges kaufmännisches Rechenbuch, in welchem alle Rechnungsarten, so bey der Handlung vorkommen, beygebracht und erklärt werden (Wien 1762). Digitalisat, 2. Auflage 1771: Google Books.
Veit Ludwig v. Seckendorff1626–1692. Gothaischer und Zeitzer Staatsmann; Polyhistor; Verwaltungsfachmann; Kolde, Theodor: Seckendorff, Veit Ludwig v., in: ADB 33 (1891), S. 519–521.
Seckendorff, Commentarius Historicus et Apologeticus de LutheranismoViti Ludovici a Seckendorf Equitis Franc. Consiliarii intimi Saxonici, Commentarius Historicus et Apologeticus de Lutheranismo, sive de Reformatione Religionis, ductu D. Martini Lutheri in magna Germaniae parte, aliisque regionibus et speciatim in Saxonia recepta et stabilita in quo Ludovici Maimburgii Jesuitae, Historia Lutheranismi, Anno MDCLXXX Parisiis Gallice edita, Latine versa exhibetur [...] (Leipzig: Gleditsch 1688) [Biga 78/74: »V. L. de Seckendorff Commentarius de Lutheranismo, Fr. 688«]. Digitalisat: ULB Halle: Pon Vg 4784.
Seckendorff, Compendium Historiae EcclesiasticaeCompendium Historiae Ecclesiasticae. Decreto Serenissimi Principis Ernesti, Saxon. Jul. Cliviae et Mont. Ducis, etc. In Usum Gymnasii Gothani, ex sacris literis et optimis, qui extant, autoribus, Libris duobus compositum, et ab Orbe condito ad nostra usque tempora deductum (Gotha 1660) [Biga 84/169: »Compendium Historiae Ecclesiasticae, Lips. 695«]. Digitalisat: ThULB Jena 8 Hist.eccl.II,7 :1.
Eine kürzende Übers. erschien als Compendium Seckendorfianum oder Kurzgefaßte Reformations-Geschichte, hg. v. Christian Friedrich Junius u. Benjamin Lindner (Frankfurt u.a.: Hallisches Waysenhaus 1755). Digitalisat: Regensburg, Staatliche Bibliothek -- 999/4Hist.eccl.310(1/2).
Christian Gottfried Seligmann1717–1780. Geb. Jakob Hirsch, kam nach der Vertreibung aus Prag 1748 nach Königsberg, konvertierte dort 1750 vom jüdischen zum evanglischen Glauben, studierte Philosophie u. Mathematik, gab Privatunterricht in den hebräischen, rabbinischen und jüdisch-deutschen Sprachen, lehrte am Fridericianum, ab 1755 öffentl. Dolmetscher der hebräischen, rabbinischen und jüdisch-deutschen Sprachen bei allen Landeskollegien Preußens. (J. F. Goldbeck, Litterarische Nachrichten von Preußen, Bd. 1, Leipzig, Dessau 1781, S. 219).Nicolas-Joseph Sélis1737–1802. Professor am Collège in Amiens. Später Professor für lateinische Poesie an der Universität in Paris.
Sélis, L’inoculation du bon sensL’inoculation du bon sens (London [Paris] 1761) [Biga 177/756: »L’inoculation du bon sens (par l’Abbé Coyer) Londr. 761. Ingratum DANAI donum.«]. Digitalisat: BSB München: Ph.pr. 1407 o#Beibd.1.
Übers.: Die Einpfropfung der gesunden Vernunft. Aus dem Französischen übersetzt und mit dem zweiten Theil vermehret (London [Gotha, Mevius] 1761). Digitalisat: SB Bamberg: Bip.L.fr.o.141.
Johann Salomo Semler1725–1791. Theologe und historisch-kritischer Bibelwissenschaftler, Tschackert, P.: Semler, Johann Salomo, in: ADB 33 (1891), S. 698–704.SenecaLucius Annaeus Seneca. Ca. 1–65.Seneca, OperaDt. übers. zitiert nach: Otto Apelt (Übers.), Seneca: Philosophische Schriften. Erster Band. Dialoge. Dialoge I–VI (Hamburg 1993), Philosophische Schriften. Zweiter Band. Dialoge. Dialoge VII–XII (Hamburg 1993); Philosophische Schriften. Dritter Band. Dialoge. Briefe an Lucilius. Erster Teil: Brief 1–81 (Hamburg 1993); Theodor Thomann (Übers.), Sämtliche Tragödien. Lateinisch und deutsch. 2 Bände (Zürich u.a. 1969).Annaei Senecae tum rhetoris tum philosophi opera omnia ab Andrea Schotto [ad veterum exemplarium fidem] castigata, Graecis etiam iatibus expletis (Genf 1665) [Biga 9/132: »Senecae Opera, Tom. I. II. Gen. 665«; und: Biga 11/172: »Ann. Senecae tum Rhetoris tum Philosophi Opera, Gen. 665«].L. et M. Annaei Senecae Tragoediae, cum notis Th. Farnabii (Amsterdam 1665) [Biga 15/242: »L. & A. Senecae Tragoediae ex ed. Farnabii, Amst. 665«].Sen. epist.epistulae morales ad Lucilium.Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné1627–1696. Frz. Schriftstellerin.
Sévigné, Lettres de Me. la Marquise de SévignéLettres de Me. la Marquise de Sévigné (8 Bde., Amsterdam 1766) [Biga 175/726: »Lettres de Me. la Marquise de Sevigné, Tom. I-VIII. Amst. 766«].
Sextus Empiricusum 200- 250. Griech. Skeptiker und Arzt.
Sextus Empiricus, Opera Graece et LatineSexti Empirici Opera Graece et Latine. Ed. I. A. Fabricius (2 Bde., Leipzig: Gleditsch 1718).
ShaftesburyAnthony Ashley-Cooper, 3. Earl of Shaftesbury. 1671–1713. Klein, L.: Shaftesbury, in: Oxford DNB.
Wiss. Ausg.: Sämtliche Werke, Briefe und nachgelassene Schriften. Standard Edition, hg., übers. u. komm. v. W. Benda, Chr. Jackson-Holzberg, P. Müller und F. A. Uehlein (19 Bde.; Stuttgart-Bad Cannstatt 1981ff.).
Shaftesbury, Characteristicks of MenCharacteristics of men, manners, opinions, times, etc (3 Bde., London 1711) [Biga 126/413: »Characteristicks of Men, Manners, Opinions, Times, etc. Vol. I. II. III. Lond. 733«]. Die dreibändige Ausgabe, die Hamann besaß, war ein in Rotterdam von Thomas Johnson besorgter Nachdruck als ›pocket-edition‹, die nicht die von Shaftesbury entworfenen Kopftitel enthält, wohl aber die exzessiven typgraphischen Auszeichnungen im Fließtext. Siehe zu Hamanns Shaftesbury-Bezug: Meyer (1999).
Hamann hat daraus Teile aus zwei Kapiteln übersetzt: »A Letter concerning Enthusiasm« und »Sensus communis; An Essay on the Freedom of Wit and Humour« ( [N IV S. 131–191]).
William Shakespeare1564–1616. Holland, P.: Shakespeare, William, in: Oxford DNB.
The Works of William ShakespeareThe Works of Shakespear: In Ten Volumes (London 1728) [Biga 172/688: »The Works of Shakespeare; containing Venus and Adonis, Tarquin and Lucrece with his micellany Poems; to wich are added critical Remarks on his Plays and an Essay on the Art Rife and Progress of the Stage in Greece, Rome and England, both by Mr. Gildon, Lond. 728. Ist eigentlich der Tom X. von D. Sewell’s Ausgabe.«].Shakespeare illustratedShakespear illustrated, or the novels and histories, on which the plays of Shakespear are founded, coll. and transl. from the original authors with critical remarks by the author of the female Quixote (London 1753/54) [Biga 172/689: »Shakespeare illustrated (by Mr. Lenox) Vol. I. II. III. [London] 753. 54. Theatratical Records or an account of english dramatic Authors and their Works, ib. 756«].The Plays of William ShakespeareThe Plays of William Shakespeare. In eight volumes with the corrections and illustrations of various commentators to wich are added notes by Sam. Johnson (8 Bde., London: Woodfall 1768; 2 Suppl. Bde., London: Bathurs 1780) [Biga 159/497: »The Play’s of William Shakespeare by Samuel Johnson, Vol. I–VIII. London 768]«.Shakespeare, HamletThe Tragical History of Hamlet, Prince of Denmark (1603).Samuel Shuckford1694–1754. Engl. Theologe. Cooper, T./Carter, P.: Shuckford, Samuel, in: Oxford DNB.
Shuckford, The Sacred and Profane HistoryThe Sacred and Profane History of the World Connected (2 Bde., London 1728)
Übers.: Abhandlung von der Schöpfung und dem Falle Adams nebst einer Einleitung: worinnen theils einige seiner Uebereinstimmung der Biblischen und Profan-Scribenten gehörige Sachen erläutert theils einige Widerlegungen der neuern Religionsfeinde absonderlich des Lord Bolingbrocks widerleget werden, übers. von H. A. Pistorius (Hamburg: Herold 1755). Digitalisat: SLUB Dresden: Theol.ev.dogm.966.
Martin Friedrich SiebertPfarrer, Schwager von .
Sigismund von Luxemburg1368–1437. Deutscher Kaiser und König von Ungarn und Böhmen, siehe Lindner, Theodor: Sigismund, in: ADB 34 (1892), S. 267–282Heinrich Sike1669–1712. Orientalist in Cambridge, siehe Deutsche Biographie.
Sike, Evangelium infantiaeEvangelium infantiae arab. ed. lat. versione (Trier 1697). [Biga 49/505: »Euangelium infantiae arab. cum versione Henr. Sike, Trai. 697.«]
Johannes Simonis1698–1768. Evang. Theologe, Professor der Kirchengeschichte und der christlichen Alterthümer in Halle. Siegfried, C.: Simonis, Johann, in: ADB 34 (1892), S. 379f..
Simonis, Arcanum formarum nominum Hebraeae linguaeArcanum formarum nominum Hebraeae linguae, sive de significatione formali tractatus philologicus, quo nominum Hebraeae linguae significationes ex ipsorum formis eruuntur et illustrantur, sacroque veteris Testamenti textui atque adeo universae linguae originali nova lux accenditur. Pars prior de nominibus nudis. 1735 Pars altera de nominibus auctis, Accedunt appendix de participiis Benonim nominaliter usurpatis, nominibus animalium, peregrinis, et compositis, exercitatio philologica, qua usus significationis formalis in enucleandis vocibus difficilioribus demonstratur, indices necessarii in utramque partem (Halle 1753).
Simonis, Lexicon manuale Hebraicum et ChaldaicumLexicon manuale Hebraicum et Chaldaicum, in quo omnium textus sacri veteris Testamenti vocabulorum Hebaricorum et Chaldaicorum significatus secundum primitivorum et derivatorum ordinem explicantur (Halle 1756) [Biga 68/168: »Jo. Simonis Lexicon Hebraico-Chaldaicum. Hal. 756«].Philip Skelton1707–1787. Irischer Theologe. Garnham, N.: Skelton, Philip, in: Oxford DNB.
Skelton, Deism revealedDeism revealed, or, the attack on Christianity candidly reviewed in its real merits, as they stand in the celebrated writings of Lord Herbert, Lord Shaftesbury, Hobbes, Toland, Tindal, Collins, Mandeville, Dodwell, Woolston, Morgan, Chubb, And others (2 Bde., London 1751).
Übers.: Die offenbahrte Deisterey, oder Unpartheyische Untersuchung der Angriffe und Einwendungen gegen das Christenthum, nach ihrem eigentlichen Werthe und nach dem vornehmsten Inhalte der berüchtigten Schriften von Lord Herbert, Lord Shaftesbury, Hobbes, Toland, Tindal, Collins, Mandeville, Dodwell, Woolston, Morgan, Chubb, und andere. A. d. Engl. übers. [von Matthäus Theodor Christoph Mittelstedt] (2 Bde., Braunschweig 1756) [Biga 36/304: »Skeltons offenbarte Deisterey, 1. und 2ter Th. Braunschw.«]. Digitalisat, Tl. 1: SB Regensburg: 999/Theol.syst.225(1/2.
Tobias Smollet1721–1771. Schottischer Arzt und Schriftsteller.
Smollet, Williams PickleHistoire et aventures de Sir Williams Pickle (4 Bde., Amsterdam, Leipzig [i.e. Paris] 1753). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: P.o.angl. 388 c-1/2.
Sokratesca. 470–399 v. Chr. in Athen.Charpentier, Vie de Socrate, Les Choses mémorables de Socrate, ouvrage de Xénophon, traduit de grec en françois, avec la Vie de Socrate, nouvellement composée et recueillie des plus célèbres autheurs de l’Antiquité (Paris 1650). Digitalisat, Aufl. 1699: BSB München: Biogr. 1102#Beibd.1.
Dt. Übers.: Das Ebenbild eines wahren und ohnpedantischen Philosophi, oder Das Leben Socratis, aus dem Frantzösischen des Herrn Charpentier ins Teutsche übersetzt von Christian Thomas (Halle: Salfeld 1693) [Biga 111/222: »Leben Socrates, nebst Xenophons Denkwürdigkeiten aus dem franzoesischen des Charpentier übersetzt von Christ. Thomas, Hall. 720«]. Digitalisat, Aufl. 1720: SBB-PK Berlin: Nk 9591.Cooper, The life of Socrates, The life of Socrates collected from the Memorabilia of Xenophon and the Dialogues of Plato, and illustrated farther by Aristotle, Diodorus Siculus, Cicero, Proclus, Apuleius, Maximus Tyrius, Boethius, Diogenes Laertius, Aulus Gellius, and others. In which The Doctrine of that Philosopher and the Academic Sect are vindicated from the Misrepresentations of Aristophanes, Aristoxenus, Lucian, Plutarch, Athenaeus, Suidas and Lactantius; the Origin, Progress and Design of Pagan Theology, Mythology, and Mysteries, explain’d; Natural Religion defended from Atheism on one hand. and Superstition on the other, and the destructive Tendency of both to Society demonstrated; Moral and Natural Beauty analogously compar’d; and the present Happiness of Mankind shewn to consist in, and the future to be acquir’d by, Virtue only derived from the true Knowledge of God. Herein the different Sentiments La Mothe Le Vayer, Cudworth, Stanley, Dacier, Charpentier, Voltaire, Rollin, Warburton, and others on these Subjects, are occasionally consider’d. By John Gilbert Cooper, Jun. Esq (London 1749) [Biga 91/267: The Life of Socrates by J. Gillb. Cooper, Lond. 749«].Platos lehrreiches Gespräch von der menschlichen NaturPlatos lehrreiches Gespräch von der menschlichen Natur (Glogau, Leipzig: Günther 1755), der Übers. wird nicht genannt; enthält den ersten pseudo-platonischen Alkibiades-Dialog. Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Graec.B.5113.
Es handelt sich wahrscheinlich um eine Übers. aus Les oeuvres de Platon traduites en françois, avec des remarques. Et la vie de ce philosophe, avec l’exposition des principaux dogmes de sa philosophie. T. 1: Discours sur Platon. La vie de Platon. La doctrine de Platon. Du stile et de la methode de Platon. Des interpretes et des commentateurs de Platon. Le premier Alcibiade. Le second Alcibiade. Le Theagés. L’Eutyphron. Abregé du premier Alcibiade. Abregé du second Alcibiade. Abregé de l’Eutyphron (Paris 1701) von André Dacier, oder aus der englischen Übers. davon: The works of Plato abridg’d: with an account of his life, philosophy, morals, and politicks. Together with a translation of his choicest dialogues, Viz. 1. Of Human Nature. 2. Of Prayer. 3. Of Wisdom. 4. Of Holiness. 5. What one ought to do. 6. Immortality of the soul. 7. Valour. 8. Philosophy. In two volumes. Illustrated with notes. By M. Dacier. Translated from the French, by several hands (London 1720; 1. Aufl.: London 1701).
Zu Hamanns Bezug auf diesen Text in den Briefen 1759: Steffes 2016.
XanthippeEhefrau von Sokrates, über die bereits seit der Antike zahlreiche Anekdoten kursierten.William Somervile1675–1742. Engl. Dichter. Burns, F.: Somervile, William, in: Oxford DNB.
Somervile, The ChaseThe Chase. A poem (London 1728) [Biga 166/600: »The Chace, a Poem by Will. Somerville.«].Somervile, Hobbinol, or the rural GamesHobbinol, or the rural Games. A burlesque poem, in blank verse (London 1740) [Biga 166/600: »Will. Somerville. Hobbinol, or the rural Games, Lib. 757. m. K.«].Sophoklesca. 497–405 v.–Chr.Steinbrüchel, Das tragische Theater der GriechenDas tragische Theater der Griechen, Sophokles und Euripides, übers. v. (2 Bde., Zürich 1763). [Biga 138/139: »Das tragische Theater der Griechen, 1tes B. des Sophokles und Euripides Zür. 763«]. Digitalisat, Bd. 1: BSB München: A.gr.a. 2811 p-1.
Soph. Ai.Aiax, lat. Aias, griech. Αἴας.
Dt. übers. zitiert nach: Hellmuth Flashar, Wolfgang Schadewaldt (Hg.): Sophokles Aias (Frankfurt 1993).
Christian Tobias Damm, Der Ausgang des Aeas, ein Trauerspiel aus dem Griechischen des Sophokles (Berlin 1757). [Biga 167/603: »Der Ausgang des Aeas, aus dem griechischen des Sophocles von C. T. D. ib. [Berlin] 757«].
Soph. El.Elektra, lat. Electra, griech. Ἠλέκτρα.Electra: Ein Trauerspiel des Sophokles, nebst Pindars erster Ode, übers. v. (Zürich: Geßner 1759).
Soph. Oid. T.König Ödipus, lat. Oedipus Rex, griech. Οἰδίπους Τύραννος.Oedipus, König von Thebe: Ein Trauerspiel des Sophokles, nebst Pindars zweiter Ode, übers. v. (Zürich: Geßner 1759).
Soph. Phil.Philoktet, lat. Philoctetus, griech. Φιλόκτητος.Philoctetes: Ein Trauerspiel des Sophokles, nebst Pindars dritter Ode (Zürich: Geßner 1760).
Soph. Ant.Antigone, lat. Antigona, griech. Ἀντιγόνη.Antigone: Ein Trauerspiel des Sophokles, nebst Pindars vierter und fünfter Ode, übers. v. (Zürich: Geßner 1760).
Ezechiel Spanheim1629–1710. Reform. Theologe und klass. Philologe. Petersdorff, Herman von: Spanheim, Ezechiel, in: ADB 35 (1893), S. 50–59.
Spanheim, Callimachi Cyrenaici Humni, Epigrammata et FragmentaCallimachi Cyrenaici Humni, Epigrammata et Fragmenta cum not. integr. HS.tephani, B. Vulcanii, Annae Fabri, Th Graevii, Rich. Bentleii, quibus acc, Ezechielis Spanhemii […] Textum ad Mss. fid. rec., lat. vert., notas adi. I. Aug. Ernest (2 Bde., Leyden 1761) [Biga 14/212: »Callimachi Hymni, Epigrammata & Fragmenta gr.& lat. ex ed. J. A. Ernesti, Tom. I. II., Lugd. 761«]. Digitalisat, Bd. 1: ÖNB: 264098-B.1.
Joseph Spence1699–1768. Engl. Geschichtswissenschaftler. Sambrook, J.: Spence, Joseph, in: Oxford DNB.
Spence, Académie des GracesAcadémie des Graces; Crito, or a dialogue on beauty, übers. ins Frz. v. L. LeMière (Paris 1755).Spence (Hg.), Poems by Thomas BlacklockPoems by Thomas Blacklock: to which is prefixed an account of the life, character, and writings, of the author (London 1756).
John Spencer1630–1693. Dean of Ely, Master des Corpus Christi College in Cambridge; Hebräist. Horbury, W.: Spencer, John, in: Oxford DNB.
Spencer, De Legibus HebraeorumDe Legibus Hebraeorum ritualibus, et earum rationibus (London 1685).Philipp Jakob Spener1635–1705. Evang. Theologe, Pietist, 1691 Probst und Konsistorialrat in Berlin. Tschackert, Paul: Spener, Philipp Jakob, in: ADB 35 (1893), S. 102–115.
Baruch de Spinoza1632–1677. Nadler, Steven: Baruch Spinoza, in: The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Spring 2019 Edition).
Georg Ernst Stahl1660–1734. Prof. der Medizin an der Universität Halle, Alchemist, Chemiker, Mediziner und Metallurg, Vertreter des auch als frühe Form eines psychodynamischen Krankheitskonzepts angesehenen Animismus; siehe: Lepsius, Bernhard: Stahl, Georg Ernst, in: ADB 35 (1893), S. 780–786.
Stanislaw I. Lesczynski1677–1766. Gen. Senestal. 1704–1709 und 1733–1736 König von Polen, ab 1736 Titularherrscher von Polen-Litauen, Schwiegervater von Ludwig XV. von Frankreich, Herzog von Lothringen und Bar.Stanislaw I. Lesczynski, Gespräch eines EuropäersEntretien d’un Européen avec un insulaire du royaume de Dumocala (Paris 1752); auch abgedruckt in Bd. 9. von L’abeille du parnasse, danach eine nächste Aufl. Paris 1755: Entretiens d’un Européen avec un Insulaire du roiaume de Dumocola par le R. D. P. D. D. L. E. D. B. Nouvelle édition à laquelle on a joint les Extraits et les Jugements qui ont paru dans 9 journaux.
Übers.: Gespräch eines Europäers, mit einem Insulaner aus dem Königreiche Dümocala nebst beygefügten Auszügen und Urteilen, die in einigen Monatschriften hierüber zum Vorschein gekommen sind. Aus dem Französischen übersetzt [von Friedrich Wilhelm Eichholtz] (Berlin, Frankfurt, Leipzig 1755). Digitalisat: BSB München: Pol.g. 360.
Thomas Stanley1625–1678. Engl. Schriftsteller. Chernaik, W.: Stanley, Thomas, in: Oxford DNB.
Stanley, History of PhilosophyHistory of Philosophy (4. Bde., London 1655/62).Johann v. Staupitz1465–1524. Theologe, Beichtvater des jungen .Johann Jakob Steinbrüchel1729–1796. Schweizer. reform. Theologe und klass. Philologe. Hunziker, Otto: Steinbrüchel, Johann Jakob, in: ADB 35 (1893), S. 693–696.
Steinbrüchel, Das tragische Theater der GriechenDas tragische Theater der Griechen, Sophokles und Euripides; übers. (2 Bde., Zürich 1763). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: A.gr.a. 2811 p-1.
George Steinkopf1738–1770. Pfarrer an der Altroßgärter Kirche in Königsberg.Antoine Jean Sticotti1715–1772. Schauspieler und Bühnenautor, kam 1716 aus Norditalien nach Paris, nach großen Erfolgen dort zog er 1759 nach Berlin.
Sticotti, La Musique de l’âmeLa Musique de l’âme, ou l’art de dire bonjour (Berlin 1760).
Sticotti, Étoit-il trop grande?Étoit-il trop grande? Avanture de femme (Paris 1761).
Sticotti, Ni queue, ni têteNi queue, ni tête, ouvrage à la mode (1761).
Sticotti, Alzaide; tragédieAlzaide; tragédie (Berlin: Decker 1761). Digitalisat: HAAB Weimar: Dd 6 : 1076 [u].
Sticotti, Mon chef-d’oeuvreMon chef-d’oeuvre. Mit gestoch. Titelvign. (Berlin: Wever 1762).
Johann Christoph Stockhausen1725–1784. Pädagoge in Lüneburg, Darmstadt, Hanau; siehe: Kretzschmar: Stockhausen, Johann Christoph, in: ADB 36 (1893), S. 293.
Stockhausen, Critischer Entwurf einer auserlesenen BibliothekCritischer Entwurf einer auserlesenen Bibliothek für den Liebhaber der Philosophie und schönen Wissenschaften: in einigen Sendschreiben an einen Freund (Berlin: Haude u. Spener 1752) [Biga 146/275: »J. C. Stockhausens kritischer Entwurf einer Bibliothek, Berl. 764«]. Digitalisat: ULB Düsseldorf: BINT 394.
Stockhausen, Sammlung vermischter BriefeSammlung vermischter Briefe (3 Tle., Helmstädt: Weygand 1752–66).
Carl v. StoffelLebensdaten nicht ermittelt. Generalmajor.Strabon63 v. Chr. – nach 23 n. Chr.Adam Ludwig SuchlandLebensdaten nicht ermittelt. 1740 bis 1752 Prof. der Medizin in Königsberg.SuetonGaius Suetonius Tranquillus. Um 70 – nach 122.Sueton, OperaC. Suetonius Tranquillus et in eum commentarius exhibente Jo. Schildio (Leiden 1651) [Biga 8/130: »C. Suetonius ex ed. Schildii, Lugd. 651«; und Biga 9/142: »C. Suetonius ex ed. Schildii Lugd. 651«].
Sueton, Die Kaiserviten. Berühmte Männer.Die Kaiserviten. De Vita Caesarum. Berühmte Männer. De Viris Illustribus Hg. u. übers. v. Hans Martinet (Berlin 2014).
Johann Georg Sulzer1720–1799. Schweizer. Philosoph und Ästhetiker, 1750 Akademiemitglied, 1763 an der Ritterakademie zu Berlin, 1776 Direktor der philosoph. Klasse; veranlasste die ersten Übersetzungen des Werkes von ins Deutsche; siehe: Liebmann, Otto: Sulzer, Johann Georg, in: ADB 37 (1894), S. 144–147. Hamann lernte Sulzer wohl 1756 in Berlin kennen, vgl. , LS S. 333/34.
Wiss. Ausg.: Gesammelte Schriften. Kommentierte Ausgabe, hg. v. H. Adler und E. Décultot (bisher: Bd. 1: Kurzer Begriff aller Wissenschaften, Basel 2014).
Sulzer (Hg.), Hume Vermischte SchriftenHerrn David Hume, Esqu. Vermischte Schriften, (1–4, Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1754/6) [Bd. 2: Biga 102/92: »Dav. Hume philosophische Versuche, 1.–6ter Th. Hamb. 1755«, worauf sich hier die Th.-Angabe bezieht, ist unklar].
Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen KünsteAllgemeine Theorie der schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter aufeinanderfolgenden, Artikeln (4 Bde., Leipzig: Weidmann und Reich 1771–74) [Biga 130/6: »J. G. Sulzers allgemeine Theorie der schönen Künste, 1. Th. Leipz. 771. Der 2te ist ungeb.«]. Digitalisat: BSB München: Res/4 L.eleg.g. 57-1.
Johann Peter Süßmilch1707–1767. Evang. Theologe, 1742 Probst und Konsistorialrat in Berlin, 1745 Akademiemitglied; Süßmilch, Johann Peter, in: ADB 37 (1894), S. 188–195.
Süßmilch, Die göttliche OrdnungDie göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben (Berlin: Gohls 1741) [Biga 101/84: »J. A. Süssmilch’s göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, 1. 2. Th. Berl. 761. 62«]. Digitalisat: SBB-PK Berlin Bibl. Diez oct. 6948.
Emanuel v. Swedenborg1688–1772. Schwed. Naturforscher und Theosoph.
Swedenborg, Opera philosophica et mineraliaOpera philosophica et mineralia (3 Bde; Dresden, Leipzig: Friderich Hekel 1734).
Jonathan Swift1667–1745. Schriftsteller, Satiriker. Probyn, C.: Swift, Jonathan, in: Oxford DNB.
Swift, Satyrische und ernsthafte SchriftenSatyrische und ernsthafte Schriften von Jonathan Swift, übers. v. Johann Heinrich Waser (Pseud.: Johann von Breitenfels) (8 Bde., Hamburg, Leipzig 1756–66; ab 1759 erschien eine 2. Aufl.). Digitalisat, Bd. 1: BSB München: P.o.angl. 422-1.
T
TacitusPublius Cornelius Tacitus, 58–120.Tac. Hist.Historien, lat. historiae. Geschichte des römischen Reiches von Galba (69) bis Domitian (96).
John Taylor1703–1770. Engl. Augenspezialist, galt als Scharlatan.Romanus Teller1703–1750. Pfarrer, Prof. für Theologie in Leipzig, siehe Deutsche Biographie.Teller, Die heilige SchriftDie Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nebst einer vollständigen Erklärung derselben, welche aus den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller zusammengetragen, und zuerst in der französischen Sprache an das Licht gestellet, nunmehr aber in dieser deutschen Uebersetzung auf das neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen und einer Vorrede begleitet worden (Leipzig: Breitkopf, Tl. 1: 1749; 2: 1750) (Übers. Tl. 1–3: Johann Daniel Heyde; Tl. 4ff.: Friedrich David Müller; Hg. ab Tl. 3: Johann Augustin Dietelmair; Hg. Tl. 12–19: Jacob Brucker). Digitalisat, Tl. 1: SUB Göttingen: 8 TH BIB 670/25:1.
Wilhelm Abraham Teller1734–1804. 1761 Prof. der Theologie in Helmstedt, 1767 Oberkonsistorialrat und Probst in Berlin, 1786 Akademiemitglied, siehe: Tschackert, Paul: Teller, Wilhelm, in: ADB 37 (1894), S. 556–558.TerenzPublius Terentius Afer. 195/184–159/158 v. Chr.Ter. Heaut.Der Selbstquäler, griech. Ἑαυτὸν τιμωρούμενος (Heautontimoroumenos).
Zit. nach: Karl Lietzmann (Hg.), Publius Terentius Afer (Terenz), Heautontimorumenos (2 Bde., Münster 1974/75).Jean Terrasson1670–1750. Frz. Priester, Prof. in Paris, Mitglied der franz. Akademie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 45, 1826), S. 170–173.Terrasson, PhilosophieLa Philosophie applicable à tous les objets de l’esprit et de la raison (1754).
Übers.: Des Abtes Terrassons Philosophie, nach ihrem allgemeinen Einflusse auf alle Gegenstände des Geistes und der Sitten. Aus dem Französischen verdeutschet mit einer Vorrede von Joh. Christoph Gottscheden (Leipzig: Breitkopf 1756). Digitalisat: SLUB Dresden Phil.A.263.
Johann Gottfried Teske1704–1772. Prof. der Physik in Königsberg, Lehrer Kants. Vizepräsident und Offizial im Konsistorium, Schwiegersohn von .
Carl Ludwig Tetsch1708–1771. 1732–1766 Pastor der deutschen Gemeinde in Libau, 1744–1746 Propst der Grobinschen Diözese. Legte 1742 den Grundstein zur Dreifaltigkeitskirche. Stifter der Kirchenbibliothek von Libau.
Tetsch, Curländischer KirchengeschichteCurländischer Kirchengeschichte, von dem Zustande dieser Provincialkirche, bis zum Ableben Gotthard’s, ersten Herzogs in Curland, nebst der gegenwärtigen äußerlichen kirchlichen Verfassung dieses Herzogthums (Tl. 1: Riga, Leipzig 1767; Tl. 2: Königsberg, Leipzig 1768; Tl. 3: ebd. 1770) [Biga 193/14: »T.L. Tetschens Curl. Geschichte, 1. 2. 3ter Th. Riga 767«].
Themistokles524 v. Chr.–459 v. Chr. Athenischer Staatsmann und Feldherr.Theodoret von Kyrrhos393–466. Kirchenschriftsteller.Theognis von MegaraCa. 2. Hälfte des 6. Jhds. v. Chr. Griechischer Dichter von sentenzhafter Elegien bzw. vermuteter Autor einiger Texte, die in der Sammlung Corpus Theognideum enthalten sind.Theognidis Megarensis Sententiae Elegiacae: Cum interpret. & Scholiis Eliae Vineti acceßerunt & horum Poëtarum Opera Sententiosa Phocylidis Pythagorae Solonis Tyrtaei Naumachii Callimachi Mimnermi Eveni Rhiani Eratosthenis Panyasidis Lini Menecratis Posidippi Metrodori Simonidis. Senariorum Libellus / Omnia in Usum Scholarum collecta & ad verbum conversa per Jacob. Hertel (Helmstedt: Müller 1668). [Biga 12/184: »Theognidis cet. Sententiae gr. & lat. ex ed. Jac. Hertelii, Helmst. 668«].
TheokritosUm 270 v. Chr. Griechischer Dichter.Theokr. eid.Idyllen, Eidyllia.Idyllen des Theokrit, Bion, Moschus und Koluthus. Aus dem Griechischen von Karl August Kütner (Mietau, Leipzig: Hinz 1772) [Biga 161/524: »Idyllen des Theokrit, Bion, Moschus und Koluthus von Küttner, Mit. 772.«].TheophrastTheophrastos von Ereso. Um 371 – um 287 v. Chr.Theophr. hist. plant.historia plantarum, griech. Περὶ φυτῶν ἱστορία.Theophrasti Eresii De Historia Plantarvm Libri Decem, Græcè & Latinè. In quibus Textum Græcum variis Lectionibus, emendationibus, hiulcorum supplementis: Latinam Gazæ versionem nova interpretatione ad margines: totum opus absolutissimis cum Notis, tum Commentariis: item rariorum Plantarum iconibus illustravit Ioannes Bodæus à Stapel, [...] Accesserunt Iulii Caesaris Scaligeri, in eosdem Libros Animadversiones: Et Roberti Constantini Annotationes, Cum Indice locupletissimo (Amsterdam 1644) [Biga 2/28: »Theophrasti Historia plantarum gr. & lat. Amst. 644 c. fig.«].Theophr. char.characteres, griech. Χαρακτῆρες.
Dt. Übers. zitiert nach: Dietrich Klose u. Peter Steinmetz (Übers.), Charaktere. Griechisch und deutsch (Stuttgart 1970).Thoephrastou Ethikoi charakteres. Theophrasti Notationes morum. Isaacus Casaubonus recensuit, in Latinum sermonem vertit, libro commentario illustrauit [Biga 7/108: »Theophrasti Notationes morum gr. & lat. ex ed. Casauboni, Lugd. 692«; Biga 13/205: »Theophrasti notationes Morum gr. & lat. ex ed. Is. Casauboni, Lugd. 612«].
Bruyère, Les caractères de ThéophrasteJean de La Bruyère, Les caractères de Théophraste avec les caracteres ou les mœurs de ce siécle (Paris 1688).
Übers.: Theophrasts Kennzeichen der Sitten nebst des Herrn Johann de la Bruyere Mitgliedes der französischen Akademie Moralischen Abschilderungen der Sitten dieser Zeit. Aus dem Französischen übersetzet von einem Mitgliede der königlichen deutschen Gesellschaft zu Königsberg in Preußen. Zwey
(Regensburg, Wien: Bader 1754). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 1116 yx.
Thespis6. Jahrhundert v. Chr. Tragödiendichter und Schauspieler, der mit einer Wanderbühne auf einem Karren unterwegs gewesen sein soll.James Thompson1700–1748. Schottischer Dichter, siehe James Sambrook: Thomson, James, in: Oxford DNB.Thompson, English miscellaniesEnglish miscellanies. Consisting of Various Pieces of Divinity, Morals, Politicks, Philosophy and History; As Likewise of Some Choice Poems. All Collected Out of the Most Approved Authors in the English Tongue (Göttingen: Vandenhoeck 1737).
Thompson, SocrateSocrate, ouvrage dramatique, traduit de l’Anglois de feu Mr. Thompson (Amsterdam 1749). Digitalisat: Bn France: YK-5092.
Antoine-Léonard Thomas1732–1785. Frz. Schriftsteller, Akademiemitglied. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 45, 1826), S. 455–468.
Thomas, Oeuvres diversesOeuvres diverses (2 Bde., Amsterdam 1762).
Johann David ThorwaldBuchhändler in Königsberg für die Hartungschen Buchhandlung unter und .Etienne Thourneyser1715–1763. Schüler von Nicolaus Bernoulli, 1733 Disputation in Genf (»Theses logicae de inductione«), dort 1736 als Advokat arbeitend, nach heftigen Angriffen auf seine Thesen ab 1740 in London; Schriften zur Psychologie, die u.a. M. Mendelssohn für maßgeblich erachtete. Gisela Luginbühl-Weber: EtienneThurneysen, in: HLSThourneyser, Lettre d’un philosopheLettre d’un philosophe, dans laquelle on prouve que l’atheisme et le dereglement des moeurs ne sacroient s’établir dans le systeme de la nècessite (Genf 1751).
Übers.: Neue Untersuchung des Satzes: Ob die Gottesleugnung und die verkehrten Sitten aus dem System der Fatalität herkommen? Aus dem Französischen übersetzt, und mit Anmerkungen herausgegeben von Johann Daniel Titius, A. M. (Leipzig: Langenheim, 1752). [Biga 118/299: »(Thurneyser’s) neue Untersuchung des Satzes: ob die Gottesleugnung und die verkehrte Sitten aus dem System der Fatalitaet herkommen, Leipz. 752.«]. Digitalisat: SBB-PK Berlin: De 540.
Thourneyser, Essai de psychologieEssai de psychologie ou considerations sur les operations de l’âme, sur l’habitude et sur l’education. Auxquelles on a ajouté des principes philosophiques sur la cause première et sur son effet (London 1755) [Biga 126/409: »Essay de Psychologie (par Thurneysser) Londr. 755«]. Die Verfasserschaft ist umstritten, Charles Bonnet beanspruchte sie nach dem Tod Thourneysers für sich und die Schrift erschien in seiner Werkausgabe.
Thukydidesum 455–um 400 v. Chr. Athenischer Historiker.Charles-François Tiphaigne de la Roche1729–1774. Frz. Arzt und Literat. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 46, 1826), S. 111f.Tiphaigne de la Roche, L’ amour devoiléL’ amour devoilé ou le système des simpathistes (1749).Tiphaigne de la Roche, Amilec ou la graine d’hommesAmilec ou la graine d’hommes (1753).Tiphaigne de la Roche, Bigarrures philosophiquesBigarrures philosophiques (Amsterdam 1759).Tiphaigne de la Roche, GiphantieGiphantie. A Babylone (Paris 1760).John Toland1670–1722. Irischer Philosoph. Daniel, S.: Toland, John, in: Oxford DNB.
Toland, Cicero illustratusCicero illustratus, dissertatio philologico-critica: sive consilium de toto edendo Cicerone, alia plane methodo quam hactenu unquam factum (London 1712).
Christoph Anton Tottien1721–1790. Hofrat und Rentmeister in Mitau, Fiskal.Antoine Touron1688–1755. Frz. Dominikaner.
Touron, La Vérité vengée en faveur de Saint Thomas par Saint Thomas mêmeLa Vérité vengée en faveur de Saint Thomas par Saint Thomas même (1762). Digitalisat: BSB München: P.lat. 1947 dc.
Sebastian Friedrich Trescho1733–1804. Evang. Theologe, ab 1760 Diakon in Mohrungen, siehe: Tschackert, Paul: Trescho, Sebastian Friedrich, in: ADB 38 (1894), S. 574f.
Trescho, Betrachtungen über das GenieBetrachtungen über das Genie (Königsberg: Hartung 1755). Digitalisat: SUB Göttingen DD97 A 407.
Trescho, Der Herr im ErdbebenDer Herr im Erdbeben (Königsberg 1755); Druck nicht ermittelt, Angabe gemäß J. F. Goldbeck, Litterarische Nachrichten von Preußen, Bd. 1, Leipzig, Dessau 1781, S. 128.
Trescho, Religion, Freundschaft und SittenReligion, Freundschaft und Sitten in einigen Gedichten von Sebastian Friedrich Trescho (Königsberg, Leipzig: Woltersdorf 1761). [Biga 145/252: »S. F. Trescho’s Religion, Freundschaft und Sitten, Königsb. 761«] Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yl 6161.
Im Anhang sind sieben Gedichte von abgedruckt.Trescho, Predigten zum practischen ChristenthumPredigten zum practischen Christenthum (Königsberg 1761).
Trescho, Denkmale vor dem Bau des Reichs Gottes zu M. in P.Denkmale vor dem Bau des Reichs Gottes zu M. in P. in Briefen, Nachrichten und Aufsätzen (Königsberg 1761).
Trescho, Kleine Versuche im Denken und EmpfindenKleine Versuche im Denken und Empfinden (Königsberg 1762). [Biga 161/521: »S. F. Trescho kleine Versuche im Denken und Empfinden, Koenigsb. 761« u. 145/253: »Ei. Versuche im Denken und Empfinden, ib. eod.«]. Digitalisat: SBB-PK Berlin: Nh 4224.
Trescho, SterbebibelSterbebibel, oder die Kunst, selig und fröhlich zu sterben (3 Tle., Königsberg 1762) [Biga 31/242: »Ei. Sterbebibel, 1. 2. Th, Königsb. 767«].
Trescho, NäschereyenNäschereyen in die Visiten-Zimmer am Neujahrs-Tage (Königsberg: Kanter 1762). Digitalisat: SB Regensburg: 999/Hist.pol.5320.
Trescho, Keith an den Weltweisen von SanssouciBrief aus den Elisäischen Gefilden von Keith an den Weltweisen von Sans-Souci. Aus der Sprache der Todten in die Französische, und aus dieser in zehn andere Sprachen übersetzt (Elysium [Königsberg] 1762). [Biga 154/432 u. 198/98: »Keiths Brief aus den elisäischen Gefilden, 762«, »Schreiben des Marschalls Keith, aus den elisäischen Feldern, 762«]. Digitalisat: SB Regensburg: 999/Caps.125(3)Trescho, Schreiben des FriedensSchreiben des Friedens an einige Patrioten (1762) [Biga 161/521: »S. F. Trescho, Schreiben des Friedens an einige Patrioten, 762«].
Trescho, ZerstreuungenZerstreuungen auf Kosten der Natur in einigen Sommerstunden (Königsberg 1762).
Samuel Ernst TreschoGest. 1775. Jüngerer Bruder von , Jurist.
Daniel Wilhelm Triller1695–1782. Engl. Leibarzt in Dresden und Prof. der Medizin in Wittenberg. Pagel, Julius Leopold: Triller, Daniel Wilhelm, in: ADB 38 (1894), S. 608–615.Triller, Neue Aesopische FabelnNeue Aesopische Fabeln, worinnen in gebundener Rede allerhand erbauliche Sittenlehren und nützliche Lebensregeln vorgetragen werden (Hamburg: Christian Herold 1740). Digitalisat: UB Greifswald: 523/Bn 55 adn1.
Abbé Nicolas-Charles-Josèphe Trublet1697–1770. Frz. Schriftsteller. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 46, 1826), S. 599–601.Trublet, Mémoires pour servir à l’histoire de la vie et des ouvrages de Monsieur de la Mothe et de Mons. de FontenelleMémoires pour servir à l’histoire de la vie et des ouvrages de Monsieur de la Mothe et de Mons. de Fontenelle (Amsterdam 1761). Digitalisat: Google Books.
Andreas Tscherning1611–1659. Prof. der Dichtkunst in Rostock, siehe Hippe, Max: Tscherning, Andreas, in: ADB 38 (1894), S. 714–716.Tscherning, Deutscher Gedichte FrühlingDeutscher Gedichte Frühling (Rostock 1642). [Biga 143/221: »A. Tscherning’s deutscher Gedichte Frühling, Rost.«].
Josiah Tucker1711–1799. Engl. Theologe aus Wales, 1737 Pfarrer in Bristol, 1758 Dekan in Gloucester; Ökonom. Cornish, R.: Tucker, Josiah, in: Oxford DNB.Tucker, Essay on the Advantages and DisadvantagesEssay on the Advantages and Disadvantages, which respectively attend France and Great Britain with regard to Trade (London 1749; die Neuaufl. ab 1750 waren teilw. erweiterte) [Biga 116/276: »(Jos. Tucker’s) ... Essay on the Advantages and Disadvantages, which respectively attend France and Great Britain with regard to Trade, 753«].
H. muss das Exemplar dieses Werk nach 1756 bekommen haben, da es ihm für die Beylage zu Dangeuil noch nicht zur Verfügung stand (s. ebd. ED S. 398). Dangeuil () stützte sich in seinem Text auch wesentlich auf Tuckers »Essay« bzw. kopierte ihn gar großteils.
Tyrtaios7. Jahrhundert v. Chr. Griech. Elegiendichter.Klotz, TyrtaeiTyrtaei quae restant omnia, colelgit, commentario illustravit. Chr. Adolph. Klotzius (Bremen 1764). [Biga 8/122: »Tyrtaeus gr. ex ed. Klotzii, Brem. 764«].
U
Bernardo de Ulloa1682–1752. Span. Ökonom. Elena San Román López: Bernardo de Ulloa y Sosa, in: Real Academia de la Historia, DBE.
Ulloa, Restablecimiento de las fabricas y comercio españolRestablecimiento de las fabricas y comercio español, errores que se padecen en las causales de su cadencia, quales son los legitimos obstaculos que le destruyen, y los medios eficaces de que florezca, Restablecimiento de las fabricas, trafico, y comercio maritimo de España (Madrid 1740).
Ulloa bezieht sich in seinem Text auf die Vorarbeiten von Jerónimo de Ustáriz, Theorica, y Practica de Comercio, y de Marina (Madrid 1724), worin bereits für eine merkantilistische Förderung von Produktion und Handel innerhalb einer Gesellschaft plädiert wird.
Franz. Übers.: Retablissement des manufactures et du commerce d’Espagne. Ouvrage divisé en deux parties. La premiere, qui considere principalement les manufactures d’Espagne. Le seconde, qui traite de son commerce maritime. Traduit de l’espagnol, übers. von Louis-Joseph Plumard de Dangeul (zuerst 1740 als Manuskript für den franz. König erstellt; erster Druck: Amsterdam 1753). Digitalisat: BSB München: Hisp. 149.
Auszüge von dessen frz. Übers. von Hamann ins Deutsche übers., siehe .
Johann August Unzer1727–1799. Arzt in Altona, siehe Carstens, Carsten Erich: Unzer, Johann August, in: ADB 39 (1895), S. 331.Unzer, Gesellschaftliche ErzählungenGesellschaftliche Erzählungen für die Liebhaber der Naturlehre, der Haushaltungswissenschaft, der Arzneykunst und der Sitten (4 Tle., Hamburg: Grund 1753–1754). Digitalisat: SUB Göttingen: 8 PHYS MATH II, 1490:1.
Unzer, Der Arzt. Eine medicinische WochenschriftDer Arzt. Eine medicinische Wochenschrift (12 Bde., Hamburg 1759–1764). Digitalisat: BSB München: Med.g. 12 g-1/2 [Biga 137/127: »Der Arzt, 1–12ter Th. Hamb. 759–68« 198/94: »Der Arzt, 11ter Th. 764« u. 202/6: »Der Arzt, 7ter Theil«].
James Ussher1581–1656. Anglikanischer Theologe.Johann Peter Uz1720–1796. Anakreont. Dichter, Jurist. Schmidt, Erich: Uz, Johann Peter, in: ADB 39 (1895), S. 443–449.
Uz, Der Sieg des LiebesgottesDer Sieg des Liebesgottes. Eine Nachahmung des Popischen Lockenraubes (Stralsund, Greifswald, Leipzig: Weitbrecht 1753). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1664 m#Beibd.5.
V
Joseph Rudolf Valentin, Meyer von Schauensee1725–1808. Schweizer Politiker, siehe Meyer von Knonau, Gerold: Meyer-Schauensee, Joseph Rudolf Valentin, in: ADB 21 (1885), S. 616–618.Valentin, Patriotische Vorstellungen und sichere Mittel, arme Staaten zu bereichernPatriotische Vorstellungen und sichere Mittel, arme Staaten zu bereichern: in zwey Abschnitten (1762). Digitalisat: Zentralbibliothek Zürich, 12.811,3.
Valerius Maximus1. Hälfte 1. Jhd.Valerius Maximus, OperaValerii Maximi Dictorum factorumq. memorabilium lib. IX cum I. Lipsii notis et indice vberrimo (Leyden 1640) [Biga 16/244: »Valerius Maximus, ex ed. Lipsii, Lugd. 640«].Valerii Maximi Dictorvm Factorvmqve memorabilium Libri IX ex Museo Ioh. Isaci Pontani (Amsterdam: Janson 1639) [Biga 16/258: »Valerius Maximus, Amst. 639«].Daniel Vechner1572–1632. Philologe; Bürgermeister in Goldberg. Koldewey, Friedrich: Vechner, Daniel, in: ADB 39 (1895), S. 517–519.Vechner, HellenolexiaHellenolexia, Sive Parallelismus Graeco-Latinus imitationem Graecorum in Lingua Latina duobus libris iusta methodo monstrans: Ad Excolendam Utramque Linguam, Maxime Romanam, Apprime Utilis (Frankfurt: Tampach 1610; ed. J. M. Heusinger: Gotha 1733).
Gotthard v. VegesackAb 1746 Bürgermeister in Riga.Otto Verbrugge1670–1745. Prof. der morgenländischen Sprachen in Groningen.Verbrugge, Observationes philologicaeObservationes philologicae de nominum Hebraeorum plurali numero, in quibus varia Scripturae sacrae loca breviter illustrantur. Ed. altera, quam curavit Christian Ernst v. Windheim (Erlangen: Müller 1752) [Biga 69/176: »O. Verbrugge Obseruationes Philologicae de Nominum Hebraeorum plurali numero. Erl. 752«]. Digitalisat: UB Erlangen-Nürnberg: H00/THL-X 20.
VergilPublius Vergilius Maro. 70–19 v. Chr.Vergil, Opera P. Virgilii Maronis Opera interpretatione et notis illustravit Carolus Ruaeus [...]. – 2. ed. (Amsterdam 1690) [Biga 4/63: »Virgilius Publicus Maro ex. ed. Car. Ruaei, Amst. 690«].P. Virgilii Maronis Opera varietate lectionis et perpetua adnotatione illustrata a Chr. Gottl. Heyne. accedit index uberrimus (4 Bde., Leipzig 1767–75) [Biga 8/125: »P. Vergili Maronis Opera ex. ed. Heynii, Tom. I–IV. Lips. 767«; und: Biga 10/162: »Id. ex ed. C. G. Heynii, Tom. I–IV. Lips. 776«].Opera P. Vergilii Maronis, Dn. Philippi Melanchthonis, et aliorum doctissimorum virorum scholiis, & argumentis, omnibus tam Eclogis quam Georgicorum & Aeneidos Libris praefixis, illustrata, una cum versuum proverbialium ex Erasmi Chiliadibus ad calcem eorundem explicatione. Adiectis etiam Figuris egregie depictis [...] (Wittenberg: Boreck/Selfisch 1623) [Biga 10/161: »Virgilii Opera ex ed. Ph. Melanchthonis, Witteb. 623«].Pub. Virgil. Mar. Opera cum Notis Thomae Farnabii (Amsterdam: Janson 1658) [Biga 15/235: »Virgilius, Amst. 658«].Verg. Aen.Aeneis.
Dt. Übers. zitiert nach: Gerhard Fink (Übers.), P. Vergilius Maro: Aeneis (Düsseldorf, Zürich 2005).
Verg. georg.Georgica.
Dt. Übers. zitiert nach: Michael von Albrecht u. Otto Schönberger (Übers.), P. Vergilius Moro, Leben auf dem Lande. Bucolica, Georgica. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2013).P. Virgilii Maronis Georgicorvm Libri IV mit critischen und öconomischen Erklärungen Herrn D. Johann Martins, Lehrers der Botanic zu Cambridge, und anderer der berühmtesten Ausleger nebst einer deutschen Uebersetzung und Anmerkungen. Zum Gebrauche der Schulen, um die Jugend zu einer frühen Erlernung der Haushaltskunst zu ermuntern (Hamburg, Leipzig: Grund u. Holle 1759) [Biga 8/124: »Virgilii Maronis Georgica mit Martins Erklärungen, Hamb. 759«].Verg. ecl.eclogae (bucolica).
Dt. Übers. zitiert nach: Michael von Albrecht u. Otto Schönberger (Übers.), P. Vergilius Moro, Leben auf dem Lande. Bucolica, Georgica. Lateinisch/Deutsch (Stuttgart 2013).Jean Jacques Vernet1698–1789. Schweizer reform. Theologe. 1739–56 Prof. für Literatur und 1756–86 für Theologie an der Akademie Genf. Maria-Cristina Pitassi/Barbara Erni: JacobVernet, in: HLS.
Vernet, Dialogues socratiquesDialogues socratiques: composées pour l’instruction de son altesse Sérénissimé le prince héréditaire de Saxe Gotha. Nouvelle Edition (Neuaufl. des Titels von 1746) (Halle 1753). Digitalisat: SLUB Dresden: Phil.C.517.
Vernet, Abrégé d’histoire universelleAbrégé d’histoire universelle pour la direction des jeunes gens qui commencent cette étude, par Mr V. (Genf 1753).
Übers.: Begrif einer allgemeinen Weltgeschichte. Zur Anführung der sich auf die Historie legenden Jugend. Aus dem Französischen des Herrn V[...] übersetzt von Johann Christoph Roques, Fürstlich Hessen-Homburgischen Ober-Hof-Prediger (Frankfurt, Leipzig 1754). Digitalisat: SLUB Dresden: Hist.univ.A.1017.
Salomon VernezobreSohn einer hugenottischen Kaufmannsfamilie, die von Frankreich nach Preußen kam, Geschäfte u.a. in Berlin, Königsberg, Petersburg, London machte. Den Vater, Mathieu, suchte in London im Mai 1758 auf. Sein Vater und sein Bruder hatten sich, im Versuch, sich nach Johann Georgs Aufenthalt und Befinden zu informieren, an Vernezobre gewandt (vgl. , LS S. 430).Otto Hermann v. Vietinghoff-Scheel1722–1792. Russ. Oberst, Regierungsrat in Riga, Theater-Mäzen; siehe: Buchholtz, Arend: Vietinghoff, Otto Hermann von, in: ADB 39 (1895), S. 684f.
Franciscus Vigerius1591–1647. Prof. der Beredsamkeit in Paris.
Vigerius, De praecipuis graecae dictionis idiotismis libellusDe praecipuis graecae dictionis idiotismis libellus. Digitalisat, Ausg. 1766: BSB München: L.gr. 399.Claude Villaret1715–1766. Frz. Geschichtsschreiber, schrieb auch für das Theater. Biographie universelle ancienne et moderne (Bd. 48, 1827), S. 511–515.
Villaret, La Belle AllemandeLa Belle Allemande; ou les Galanteries de Thérèse (Amsterdam 1745).Marc Albert de Villiers1730–1778. Frz. Theologe und Jurist. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 49, 1827), S. 98.Villiers, Sentimens des Catholiques de FranceSentimens des Catholiques de France, sur le Memoire au sujet des Mariages clandestins des Protestans (1756).Catherine de Vivonne1588–1665. Marquise de Rambouillet. Schirmherrin eines berühmten Pariser Salons.Abbé Claude-Henri de Fusée de Voisenon1708–1775. Frz. Dichter. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 49, 1827), S. 400–413.Voisenon, Tant mieux pour elleTant mieux pour elle, conte plaisante, il y a un commencement à tout (1760).Joseph de Voisinum 1610–1685. Frz. Hebraist.Voisin, Liber de lege Divina secundum Statum Omnium temporumLiber de lege Divina secundum Statum Omnium temporum, ab Adamo in statu Innocentiae […] usque ad Christum: & regnante Christo (Paris: Henault 1650). [Biga 12/188: »Jos. de Voisin de Lege divina, Par. 650«]. Digitalisat: BSB München: Dogm. 1074.
Sophie Elisabeth Völckersahm1711–1791. Geb. Freiin v. Mengden.Gustav Georg v. Völckersahm1734–1801. Studierte 1751 in Königsberg u. 1753 in Leipzig.Voltaire1694–1778. Eigentlich François-Marie Arouet. Williams, D.: Arouet, François-Marie, in: Oxford DNB.
Voltaire, Collection completteCollection complette des oeuvres de Mr. de Voltaire (17 Bde., Genf: Cramer 1756).
Voltaire, La ligue ou Henri le GrandLa ligue ou Henri le Grand: Poëme Epique (Genf: Mokpap 1723). Digitalisat: ULB Halle.
Voltaire, Essai sur la poésie épiqueEssai sur la poésie épique (1726).
Voltaire, Epître à UranieEpître à Uranie (Rotterdam 1733).
Voltaire, Sur les écrits modernesLe préservatif ou critique des observations sur les écrits modernes (Den Haag 1738).Voltaire, Discours en vers sur l’hommeDiscours en vers sur l’homme (Paris 1738).Voltaire, NeutonÉlémens de la philosophie de Neuton (Paris 1738; erst die Ausgabe von 1741 enthält als ersten Teil: La Métaphysique de Newton). Digitalisat, Erstausg.: Bibliothèque nationale de France: RESERVE8-S-6556.
Voltaire, Réponse à toutesRéponse à toutes les objections principales qu’on a faites en France contre la philosophie de Neuton (Amsterdam 1740). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France.
Entstand vmtl. in Zusammenarbeit mit Émilie du Châtelet.
Voltaire, MeropeLa Mérope française (Paris 1744).
Übers.: Merope, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Aus dem Französischen des Herrn von Voltaire in deutsche Verse übersetzt von einem Liebhaber der deutschen Dichtkunst (Dresden: Walther 1754). Die Übersetzung stammt wahrscheinlich von . Digitalisat: SUB Hamburg: A/474218.
Im gleichen Jahr erschien: Merope, ein Trauerspiel des Herrn von Voltaire. Aus dem Französischen in deutsche Verse übersetzt von Johann Friederich Gries (Glückstadt: Babst 1754).Voltaire, MemnonMemnon; histoire orientale (London 1747).
Übers.: Memnon, eine Morgenländische Geschichte. Oder: Die in den unglücklichen Begebenheiten des Memnons gerechtfertigte Fürsehung. Aus dem Französischen in das Deutsche übersetzt (Leipzig: Cranner 1748). Digitalisat: SLUB Dresden: 4.A.5781,angeb.2.Memnon, eine morgenländische Helden- und Liebes-Geschichte oder Nichts geschieht von ohngefehr (Frankfurt, Leipzig: Knoch & Eßlinger 1748).Voltaire, CandideCandide, ou de l’Optimisme, traduit de l’allemand de M. le docteur Ralph (Genf u.a. 1759). Digitalisat: BnF: RES P-Y2-2291.
Übers.: Die beste Welt. Eine theologische, Philosophische Praktische Abhandlung aus dem Spanischen Grund-Text des Don Ranundo Maria Elisabeth Francisco Carlos Immanuel de Collibradoz, Beysitzer der heiligen Inquisition, übersetzet; und mit einer Vorrede, auch Zuschrift und Register begleitet von Johann Albrecht Ralph, der beyden Rechte Doctor und öffentlichen Lehrer zu W*** Übers. von Johann Albrecht Philippi (Riga, Leipzig: Hartknoch 1761). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 2260 k-1.Voltaire, Le Siècle de Louis XIV.Le Siècle de Louis XIV. (2 Tle., Berlin: Henning 1752). Digitalisat, Tl. 1: SBB-PK Berlin: 169663-1.
Voltaire, Réponse d’un AcadémicienRéponse d’un Académicien de Berlin à un Académicien de Paris. = Schreiben eines Mitglieds der Academie der Wissenschaften zu Berlin an ein Mitglied der Academie der Wissenschaften zu Paris (November 1752).
Voltaire nimmt darin Partei für Johann Samuel König (der zuvor ans gelehrte Publikum appelliert hatte: Appel au Public, du Jugement de l’Académien de Berlin, Leiden 1752), welcher dem Berliner Akademie-Präsidenten ein Leibniz-Plagiat vorgeworfen hatte, woraufhin dieser wiederum eine Verunglimpfungskampagne gegen J. S. König in Gang setzte und ihn am weiteren Veröffentlichen hinderte. Auch Voltaires satirische Schrift La Diatribe du Docteur Akakia (1752) ficht diesen Konflikt aus. Als sich eindeutig hinter Maupertius stellte, musste Voltaire seinen Abschied von der Akademie nehmen.Voltaire, Annales de l’EmpireAnnales de l’Empire depuis Charlemagne (2 Tle., Basel: Decker 1753). Digitalisat: BSB München: Germ.g. 513 cl-1.
Voltaire, Memoire de M. de Voltaire, Apostillé par M. de la BeaumelleMemoire de M. de Voltaire, Apostillé par M. de la Beaumelle (1753).
Übers.: Nachricht oder Denk-Schrifft des Herrn von Voltaire mit Anmerkungen des Herrn von Baumelle (1753). Digitalisat: Stabi Berlin: 7 in: Bibl. Diez oct. 10796.
Voltaire, La pucelle d’OrléansLa pucelle d’Orléans. Poème héroi-comique (Louvain 1755) [Biga 159/499: »La Pucelle d’Orléans, avec une preface de Dom Apuleius Risorius, Londres 764«]. Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 2254.
Die Ausgabe von 1755 war nicht von Voltaire autorisiert. Sein Text kursierte zu der Zeit lediglich als Manuskript-Abschrift. und gaben 1755 einen veränderten Text heraus, der Voltaire, durch eine Steigerung der Polemik gegen , diskreditieren sollte. Der Druckort Louvain ist fingiert, wahrscheinlich ist Basel, Frankfurt und/oder Paris. 1756 erscheinen Ausgaben desselben Textes in Amsterdam und Genf. H. vermutet in Brief 74 (April 1756) zwei Ausgaben, je von Maubert und Baumelle. Eine von Voltaire autorisierte Fassung erschien erst 1762. Es kursierte aber auch die Theorie, Voltaire habe die Verfälschungen selbst inszeniert.Voltaire, L’orphelin de la ChineL’orphelin de la Chine, tragédie. Par mr. Arouet de Voltaire. Représentée pour la première fois à Paris, le 20. août 1755. Revue, corrigée et augmentée par l’auteur (Zuerst: Dresden: Walther 1755; 2. Aufl.: Den Haag 1756). Digitalisat, 1755: SLUB Dresden: 4.A.457.
Voltaire, Poème sur la destruction de LisbonnePoèmes sur la religion naturelle et sur la destruction de Lisbonne (Genf 1756). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France: RESERVE8-BL-34107.
Voltaire, La Religion naturelleLa Religion naturelle, poème en quatre parties. Au Roi de Prusse, par M. V*** (Genf 1756). Digitalisat: Bibliothèque nationale de France, Rés. Z-Beuchot-762 (1).
Voltaire, Refutation d’un êcrit anonymeRefutation d’un êcrit anonyme contre la mémoire de feu Monsieur Joseph Saurin [...] lequel Ecrit anonime se trouve dans le Journal Helvétique du mois d’Octobre 1758, in: (Bd. 1, 1759, 5. Brief, S. 67ff.).
Voltaire, Précis de l’ecclésiastePrécis de l’ecclésiaste, et de l’Ecclésiaste, et du Cantique des Cantiques: en vers; Avec le Texte en François et des remarques de l’Auteur (Paris 1759). Digitalisat: BSB München: J.can.p. 806#Beibd.5.
Voltaire, SocrateSocrate, ouvrage dramatique (Amsterdam 1759). Digitalisat: Google Books.
Voltaire, Le Caffé ou l’ÉcossaiseLe Caffé ou l’Écossaise, Comédie, Par Mr. Hume, traduit en Français (London, eigntl. Genf 1760).
Voltaire, Histoire de l’empire de Russie sous Pierre le GrandHistoire de l’empire de Russie sous Pierre le Grand (Leipzig: Freder, Lankisch 1761). Digitalisat: BSB München: Russ. 167 gb-1.
Gerhard Johann Vossius1577–1649. Niederl-reform. Theologe und klass. Philologe, siehe Koldewey, Friedrich: Vossius, Gerhard Johannes, in: ADB 40 (1896), S. 367–370.Vossius, De historicis graecis et latinisDe historicis graecis et latinis (Leyden 1651).
W
Jakob Immanuel Wächtler1720–1791. Studierte 1740–1744 in Leipzig bei . Mitarbeiter im .
Stephan Waga1702–1754. Juraprofessor an der Königsberger Universität, Tribunals- und Hofgerichtsrat.Friedrich David WagnerBuchhändler und Lotterieeinnehmer in Königsberg im Auftrag von . Wohnte in der Königsberger Nachbarschaft von Hamann. Übernahm 1781 mit Carl Gottlob Dengel Kanters Buchhandlung, schied aber 1783 bereits aus.Johann Ehrenfried Wagner1724–1807. Pfarrer in Marienberg, siehe Deutsche Biographie.Wagner, Sprachlehre der GriechenSprachlehre der Griechen nach ihren Gründen untersucht (Frankfurt, Leipzig 1754) [Biga 68/166: »J. E. Wagners Sprachlehre der Griechen nach ihren Gründen untersucht. Frft. 754. mit weissen Papier durchschossen«].William Warburton1698–1779. Engl. Theologe, 1757 Dechant in Bristol, 1759 Bischof von Gloucester. B. W. Young: Warburton, William, in: Oxford DNB.Johann Heinrich Waser1713–1777. Übersetzer (Lukian, Shakespeare, Swift u.a.) und Schriftsteller.Waser, Moralische Beobachtungen und UrtheileMoralische Beobachtungen und Urtheile (Zürich: Orell und Comp. 1757). [Biga 135/88: »Moralische Betrachtungen und Urtheile, Zür. 757«]. Digitalisat: ZB Zürich: 7.427,2.
Claude-Henri Watelet1718–1786. Mitarbeiter an der Encyclopédie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 50, 1827), S. 263–268.Watelet, L’art de peindre: poëmeL’art de peindre: poëme; avec des réflexions sur les différentes parties de la peinture (Paris: Guerin & Delatour 1760). Digitalisat: UB Heidelberg: T 358 RES.
Hamann las und besaß die in Amsterdam erschienene Neuedition von 1761, erweitert um und . [Biga 176/745: »L’art de peindre par Mr. Watelet; nouvelle Edition augmentée de deux Poemes de Mr. C. A. de Fresnoy & de Mr. l’Abbé de Marsy, Amst. 1761«]. Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 2289 u.
Matthias Friedrich Watson1732–1805. Seit 1759 Rektor der Mitauer Stadtschule, 1775 Prof. der Poesie am mitauischen Gymnasium. Beiträger der Zeitschrift Daphne. Siehe Deutsche BiographieWatson, Königsberger freye GesellschaftAls der Erlauchte und Hochgebohrne Herr, Ernst Friedrich des H. R. R. Graf von Finckenstein, Sr. Königlichen Majestät in Preussen würklich geheimter Staats und Krieges Minister, Oberburggraf des Königreichs Preussen, Präsident des Pupillen Collegii, Ritter des Johanniter Ordens, Chef der Königsbergischen Akademie, Erbherr auf Schönberg [et]c. [et]c. an dem zum zehnten mal glücklich erlebten Stiftungstage einer freyen Gesellschaft die Protection Derselben gnädigst zu übernehmen geruhete, suchte gegen Seine Excellenz die unterthänigste Ehrfurcht derselben an den Tag zu legen Matthias Friedrich Watson, aus Königsberg in Preussen. Den 11. May 1753 (Königsberg: Driest 1753).Watson, Biga observationum poeticarumBiga observationum poeticarum quarum alia se de plausus oratorii et poetici differentia, alia de satyra personali agit (Frankfurt/Oder 1756).Watson, Regungen der Ehrfurcht und DankbarkeitDie Regungen der Ehrfurcht und Dankbarkeit wurden bei Gelegenheit des Satzes, durch was für eine Lektüre die angesehensten Standespersonen die schönen Wissenschaften zu erhöhen und sich selbst schätzbar zu machen, vermögend wären, in einer öffentlichen akademischen Abschiedsrede vor einer erlauchten, gnädigen und hochansehnlichen Versammlung in tiefster Untertänigkeit und Ehrerbietung geschildert von M. Matthias Watson (1759).Christoph Albrecht Weber1725–1772. Prediger in Landsberg/Kreis Pr. Eylau.Friedrich Christian WeberGest. 1739. Diplomat, siehe Deutsche Biographie.Weber, Das veränderte RußlandDas veränderte Rußland, In welchem die ietzige Verfassung des Geist- und Weltlichen Regiments; der Krieges-Staat zu Lande und zu Wasser; Wahre Zustand der Rußischen Finantzen; die geöffneten Berck-Wercke, die eingeführte Academien, Künste, Manufacturen, ergangene Verordnungen, Geschäffte mit denen Asiatischen Nachbahren und Vasallen, nebst der allerneuesten Nachricht von diesen Völckern, die Begebenheiten des Czarewitzen und was sich sonst merckwürdiges in Rußland zugetragen, Nebst verschiedenen andern bißher unbekandten Nachrichten in einem biß 1720 gehenden Journal vorgestellet werden (Frankfurt 1721) [Biga 76/31: »Das veränderte Russland, 1. 2. Th. Frankf. 744. 39«]. Digitalisat: BSB München: 4 Russ. 68 g-1/3.
Jakob Daniel Wegelin1721–1791. Schweizer und reform. Theologe und Philologe, siehe Dierauer, Johannes: Wegelin, Jakob, in: ADB 41 (1896), S. 423f..Wegelin, Religiöse Gespräche der TodtenReligiöse Gespräche der Todten (Lindau 1762).
Otto Salomo Wegner1718–1768. Kammerdirektor und Kriegsrat in KönigsbergChristian Felix Weiße1726–1804. Lyriker, Dramatiker, siehe Minor: Weiße, Christian Felix, in: ADB 41 (1896), S. 587–590.Weiße, Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen KünsteNeue Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (77 Bde., Leipzig: Dyck 1765/1806). Digitalisat: UB Göttingen.
Weiße, AmazonenliederAmazonenlieder (Leipzig: Weidmanns Erben und Reich 1760; 2. vermehrte Aufl. 1762). [Biga 171/662: »Amazonenlieder, Leipz. 762«]. Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1564 lx.
Michael Weiße1488–1534. Franziskaner, Kirchenlieddichter.Anthony WellLebensdaten nicht ermittelt.
Well, Wie weit gehet das Recht eines Reichs-Fiscals in Ansehung der Bücher-Censur?Wie weit gehet das Recht eines Reichs-Fiscals in Ansehung der Bücher-Censur? solches beantwortet. Anton Well. Esq. und übersetzt aus dem Englischen T. (1757). Digitalisat: Google Books.
Johann Gottfried v. Werner1703–1761. Justiziar und Direktor des Collegium medicum in Königsberg, Kriegs- und Domänenrat, siehe Deutsche Biographie.Sophie Henrietta Werner1715–1792. Geb. Lübeck, Frau von .
Christian Wernicke1661–1725. nannte ihn in einer von ihm 1749 besorgten Ausgabe des Poetischen Versuchs den »deutschen Martial«. Siehe auch: Schmidt, Erich: Wernicke, Christian, in: ADB 42 (1897), S. 90–92.
Wernicke, Poetischer VersuchPoetischer Versuch, In einem Helden-Gedicht Und etlichen Schäffer-Gedichten, Mehrentheils aber in Uberschrifften bestehend, Als welche letztere in zehn Bücher eingetheilet, aufs neue übersehen, in vielen hundert Oertern verändert, und nebst den zwey letzten Büchern mit vielen neuen Uberschrifften hin und her vermehrt sind: Mit durchgehenden Anmerckungen und Erklärungen (Hamburg: Hertel 1704) [Biga 160/519: »(Wernicke’ns) poetischer Versuch in einem Heldengedicht, etc. Schaefergedichten, mehrenteils aber in Ueberschriften, Hamb. 704«]. Digitalisat: SUB Göttingen 8 P GERM III, 2500.
Ausgabe hg. v. : N. Wernikens, ehemaligen Königl. Dänischen Staatsrahts, und Residenten in Paris, Poetische Versuche in Ueberschriften, Wie auch in Helden- und Schäfergedichten (Zürich: Geßner 1749). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1580 w.
Daniel Weymann1732–1795. Ab 1762 Konrektor an der Löbenichtschen Schule in Königsberg; Kritiker I. Kants.
Weymann, Dissertatio philosophica de mundo non optimoDissertatio philosophica de mundo non optimo quam consentiente amplisimo philosophorum ordine pro receptione in eundem defendet in auditorio philosophico M. Daniel Weymann, respondente Joanne Christiano Grano, Stolp. Pom. S.S.T. Stud. [...] Die VIto Octobris A. MDCC LIX (Königsberg 1759).Weymann, Bedenklichkeiten über Kants Beweis des Daseyn GottesBedenklichkeiten über Kants Beweis des Daseyn Gottes (Königsberg 1763) [Biga 117/284: »Dan. Weymann’s Bedenklichkeiten darüber, Kgsb. 763«].Christoph Martin Wieland1733–1813. Koch, Max: Wieland, Christoph Martin, in: ADB 42 (1897), S. 400–419.
Wiss. Ausg.: Wielands Werke. Historisch-kritische Ausgabe, hg. v. K. Manger und J. P. Reemtsma (Berlin, New York 2008ff.)
Wieland, ErzählungenErzählungen (Heilbronn: Franz Joseph Eckebrecht 1752). Digitalisat: ULB Halle: AB 63098.
Vielleicht ist Hamann durch Lessings Rezension darauf aufmerksam geworden, in: , 32. Stück, Donnerstag, den 15. März 1753.Wieland, AbrahamDer Gepryfte Abraham. Ein Gedicht In Vier Gesängen (Zürich: Orell 1753). Digitalisat: BSB München: 4 P.o.germ. 214 e.
Wieland, Erinnerungen an eine FreundinErinnerungen an eine Freundin (Zürich: Orell 1754). Digitalisat: ULB Halle: Dd 5555 (9).
Wieland, Plan einer AcademiePlan einer Academie, zu Bildung des Verstandes und Herzens junger Leute Nebst Gedanken über den patriotischen Traum, von einem Mittel, die veraltete Eidgenoßschaft wieder zu verjüngen (Zürich 1758).Wieland, Lady Johanna GrayLady Johanna Gray. Ein Trauer-Spiel (Zürich: Heidegger 1758). Digitalisat: BSB München: P.o.gall. 1926#Beibd.2.
Wieland, Poetische SchriftenPoetische Schriften des Herrn Wieland (3 Bde., Zürich: Orell, Geßner u. Comp. 1762). Digitalisat: BSB München: P.o.germ. 1618-1.
Peter Ernst Wilde1732–1785. Privatlehrer und Arzt.Johann Gottlieb Willamovius1736–1777. Gymnasialdirektor in Thorn, 1767 Inspektor der Deutschen Schule in St. Petersburg, siehe Jacoby, Daniel: Willamov, Johann Gottlieb, in: ADB 43 (1898), S. 249–251.
Willamovius (Hg.), Thornische Nachrichten von gelehrten SachenThornische Nachrichten von gelehrten Sachen (3 Bde., Thorn 1762/6). [Biga 199/113: »Thornische Nachrichten von gelehrten Sachen, 762–66. incompl.«]. Digitalisat: Kujavisch-Pommersche Digitale Bibliothek.
Willamovius, DithyrambenDithyramben (Berlin 1763). [Biga 144/241: »Dithyramben, Berl. 766«].
Willamovius, SammlungSammlung, oder nach der Mode: Magazin von Einfällen (Breslau, Leipzig 1763.). [Biga 151/369: »Magazin von Einfällen, Bresl. 763«].
Thomas Willis1621–1675. Englischer Arzt, Begründer der Anatomie des Nervensystems, erforschte psychische Krankheiten, siehe Robert L. Martensen: Willis, Thomas, in: Oxford DNB.
Willis, Cerebri anatomeCerebri anatome: cui accessit nervorum descriptio et usus (London 1664).
Johann Joachim Winckelmann1717–1768. Archäologe und Kunstschriftsteller. Vogel, Julius: Winckelmann, Johann Joachim, in: ADB 44 (1898), S. 343–362.
Winckelmann, Gedanken über die NachahmungGedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst (Dresden/Leipzig: Walther 1756). [Biga 130/11: »J. Winkelmann’s Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke, Dres. 756«]. Digitalisat: UB Heidelberg: C 4976 RES.
Winckelmann Johann Winckelmanns Sendschreiben von den Herculanischen EntdeckungenJohann Winckelmanns Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen: An den Hochgebohrnen Herrn, Herrn Heinrich Reichsgrafen von Brühl, Starosten von Bolynow, Rittern des hierosolymitanischen Ordens von Maltha, Sr. Königl. Majest. in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen hochbestallten Cammerherrn [et]c. [et]c. (Dresden: Walther 1762). [Biga 131/12: »Winkelmann. Sendschreiben von den herculanischen Entdeckungen, Dresd. 762«]. Digitalisat: BSB München: 4 Arch. 225Winckelmann, Anmerkungen über die Baukunst der AltenAnmerkungen über die Baukunst der Alten, entworfen von Johann Winkelmann (Leipzig: Dyck 1762). Digitalisat: BSB München: 4 Arch. 217.
Winckelmann, Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der KunstAbhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst, und dem Unterrichte in derselben: An den Edelgebohrnen Freyherrn, Friedrich Rudolph von Berg aus Liefland (Dresden: Walther 1763) [Biga 131/28: »Winckelman’s Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst und dem Unterricht derselben, Dresd. 763«]. Digitalisat: BSB München: Res/Art. 1348 w.
Winckelmann, Geschichte der Kunst des AltertumsGeschichte der Kunst des Altertums (Dresden: Walther 1764) [Biga 131/13: »Winkelmann. Geschichte der Kunst des Alterthums, Dresd. 764«]. Digitalisat: UB Heidelberg: C 5012 A RES.
Christian Ernst von Windheim1722–1766. Evang. Theologe, Orientalist; 1747 Professor an der Universität Göttingen, ab 1750 in Erlangen. Herausgeber von . Siehe Tschackert, Paul: Windheim, Christian Ernst von, in: ADB 43 (1898), S. 388–390Windheim, Commentatio philologico-critica de HebraeorumCommentatio philologico-critica de Hebraeorum vav conversivo futurorum: qua viro summe reverendo excellentissimo doctissimo Sigismundo Jacobo Baumgarten […] (Halle: Schneider 1744). Digitalisat: BSB München:4 Diss. 3663,16.
Johann Jacob Wippel1714–1765. Philologe, siehe Deutsche Biographie.Wippel,Gelehrte Geschichte des Weltweisen zu Sans-SouciGelehrte Geschichte des Weltweisen zu Sans-Souci (1763). Digitalisat: BSB München: Bor. 337 s.
Adelsfamilie WittenBei , auf dem Gut Grünhof in der Nähe von Mitau, hatte H. von Sommer 1753 bis 1755 eine Hofmeisterstelle inne. Christopher Wilhelm Baron v. Witten1702–1761. Russ. Generalmajor.Apollonia Baronin v. Witten1727–1771. Geb. Reichsgräfin v. Lacy, Tochter von , Frau von .
Peter Christoph Baron v. WittenGeb. 1744. Sohn von Chr. W. und .
Joseph Johann Baron v. WittenGeb. 1747. Sohn von Chr. W. und .
Franz Gideon Wilhelm Baron v. WittenGeb. 1756. Sohn von Chr. W. und .
Philippine Elisabeth v. WittenGeb. 1753. Tochter von Chr. W. und .
Friedrich Witting1725–1763. Theologe, Pfarrer in Hildesheim.
Witting, Erläuterung von der Lehrart PauliErläuterung von der Lehrart Pauli, durch eine tabellarische Uebersetzung des Briefes an die Philipper, und eine ungezwungene Zergliederung des andern Briefes an die Corinthier in Paragraphen und Anmerkungen (Braunschweig/Hildesheim: Schröder 1761). Digitalisat: HAB Wolfenbüttell: M: Td 375 (1).
Johann Christoph Wolf1683–1739. Theologe, Philologe und Orientalist. Bertheau, C.: Wolf, Johann Christoph, in: ADB 44 (1898), S. 545–548.
Wolf, Curae philologiae et criticaeCurae philologicae et criticae (4 Tle., Hamburg 1725–35) [Biga 60/44: »J. C. Wolfii Curae Philologicae, Tom. I–V. Hamb. 733«].Johann Philipp WolfLebensdaten nicht ermittelt. Hofgerichts-Referendar in Königsberg.Christian Frh. v. Wolff1679–1754. 1707 Prof. der Philosophie und Mathematik in Halle; musste 1723 Halle aufgrund des von Pietisten erhobenen Atheismus-Vorwurfs verlassen; lebte dann in Marburg; Rückkehr 1740 auf den Lehrstuhl für Natur- u. Völkerrecht in Halle. Schrader, W.: Wolff, Christian, in: ADB 44 (1898), S. 12–28.
Wolff, Jus naturaeJus naturae methodo scientifica pertractatum (8 Tle., Frankfurt, Leipzig 1740–48).Christoph Wolle1700–1761. Evang. Theologe, Prof. der Theologie in Leipzig. Tschackert, P.: Wolle, Christoph, in: ADB 44 (1898), S. 548–549.
Wolle, Collectio quatuor de verbis GraecorumCollectio quatuor de verbis Graecorum mediis Dissertationum. Primum Ludolphi Kusteri ad exemplar Lugd. Batavum, denno formis describendam curavit; alteram Joan. Clerici e Gallico Latine vertit; tertiam Erasmi Schmidii, notulis auctam, iterum edidit; quartam denique exemplis tum sacris, tum profanis illuminatam ipse adiecit. (Leipzig 1733). [Biga 68/165: »C. Wollii Collectio IV: Dissertationem de Verbis graecorum Mediis, Lips 733«]. Digitalisat: UB Heidelberg: D 9427 RES.
Johann Christoph Wolson1727–1765. Freund Hamanns, Beiträger der Zeitschrift Daphne.Gerhard Ludwig WoltersdorfGest. 1759. September bis Oktober 1759 zus. mit Geschäftsführer der Hartungschen Buchhandlung, nach dem Tod von .
X
Xenophon430/425 – nach 355 v. Chr.Xenophon, OperaXenophōntos hapanta ta sōzomena biblia. Xenophontis et Imperatoris & philosophi clarissimi omnia, quæ exstant, opera, Ioanne Levvenklaio Interprete: cum annotationibus eiusdem [et] indice copioso (Basel: Guarinus 1569) [Biga 2/29: »Xenophontis Opera, gr. & lat. Bas. 569«].Xenophōntos tina, Xenophontis Oeconomicus apologia Socratis symposium Hiero Agesilaus cum Animadversionibvs Io. Avgvsti Bachii (Leipzig: Fritsch 1749) [Biga 12/195: »Ej. Tina ex ed. J. A. Bachii, ib. 749«].Xenophōntos hapanta. Xenophontis opera omnia, in tres partes distincta, quarum quaeque suos libros ostendet [ed. Philipp Melanchthon] (Halle: Braubach 1540) [Biga 186/111: »Ξενοφοντος Ἁπαντα Tom. I. Hal. 540«].
Xen. mem.Denkwürdigkeiten, lat. memorabilia socratis, griech. Ἀποµνηµονεύµατα Σωκράτους (Apomnēmoneúmata Sōkrátous).
Dt. Übers. zit. nach: Rudolf Preiswerk u. Walter Burkert (Übers.), Xenophon: Erinnerungen an Sokrates (Stuttgart 2010).Xenophōntos Apomnēmoneumatōn bibloi D Xenophontis Memorabilium Socratis dictorum libri IV tertium recensuit emendavit illustravit et indecem adjecit Jo. Aug. Ernesti (Leipzig: Fritsch 1755) [Biga 12/195: »Ξενοφωντος απομνημονευματα ex. ed. Ernesti, Lips. 755«].Xenophon, Republick derer AthenienserRepublick derer Athenienser, Griechisch und Teutsch, mit Philosophischen und Philologischen Anmerckungen nebst dessen Leben, von Johann Heinrich Wackern (Dresden, Leipzig: Walther 1744). Digitalisat: SLUB Dresden: Lit.Graec.B.5914.
Y
Edward Young1683–1765. May, J.: Young, Edward, in: Oxford DNB.
Young, Love of fameLove of fame, the universal passion, in seven characteristic satires (Dublin 1728).
1. Übers.: Die Ruhmbegierde, die Hauptleidenschaft der Menschen. In Sieben Satiren. Aus der fünften englischen Auflage übersezt (Leipzig, Frankfurt: Knoch und Eßlinger 1755) (der Übersetzer blieb anonym). Digitalisat: SBB-PK Berlin: Yl 2201.
2. Übers.: Dr. Eduard Youngs Klagen, oder Nachtgedanken über Leben und Tod und Unsterblichkeit, in neun Nächten. Nebst desselben sieben charakteristischen Satiren auf die Ruhmbegierde, die allgemeine Leidenschaft. Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, durchgehends mit kritischen und erläuternden Anmerkungen begleitet, und mit dem nach der letzten englischen Ausgabe abgedruckten Originale herausgegeben (3 Bde., Braunschweig: Schröder 1760–63), übers. von .
Young, The complaintThe complaint: or, Night-thoughts on life, death, & immortality erschien 1742 bis 1745 in London.
Der englische Text wird hier zitiert nach der vom Autor überarbeiteten Neuauflage, die Hamann besaß: The works of the author of the Night-thoughts. In four volumes. Revised and corrected by himself (London 1757) [Biga 173/706: »The Works of the author of the Night-Thoughts, Vol. I-V. 757–67«; wohl Bde. sowohl aus der Aufl. von 1757 als auch einer von 1767]. Digitalisat, Bd. 1: BSB München: P.o.angl. 488-1.
1. Übers.: Übersetzungen einiger Poetischen und Prosaischen Werke der besten Englischen Schriftsteller. Erster Band. Worinn folgende drey Gedichte von D. Edward Young enthalten sind: Klagen, oder Nachtgedanken über Leben, Tod und Unsterblichkeit: Der Jüngste Tag: Und eine Paraphrase über einen Theil des Buchs Hiob. Erstes Stück (Braunschweig, Hildesheim 1751); dieser Band enthielt die »Nächte« I bis VII. Fortgesetzt wurde die Übersetzung im folgenden Jahr mit dem »Dritten Stück«, das die »Nächte« VIII und IX bietet (Braunschweig, Hildesheim 1752), übers. von .
2. Übers.: Klagen, oder Nachtgedanken über Leben, Tod, und Unsterblichkeit. Englisch und Deutsch. Die vier ersten Nächte (Göttingen 1752), übers. v. Christoph Bernhard Kayser (auf Anregung von ).
3. Übers.: Der Christen-Sieg als das einzige Mittel wider die Furcht des Todes aus denen Nachtgedanken des Herrn Young ins Teutsche übersetzet von Hartmann von Geusau (Jena 1752).
4. Übers.: Dr. Eduard Youngs Klagen, oder Nachtgedanken über Leben und Tod und Unsterblichkeit, in neun Nächten. Nebst desselben sieben charakteristischen Satiren auf die Ruhmbegierde, die allgemeine Leidenschaft. Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, durchgehends mit kritischen und erläuternden Anmerkungen begleitet, und mit dem nach der letzten englischen Ausgabe abgedruckten Originale herausgegeben (5 Bde., Braunschweig: Schröder 1760 [Bd. 1] / 1763 [Bd. 2 u. 3] / 1769 [Bd. 4] / 1771 [Bd. 5=Supplement]) übers. von . Zur Geschichte der Übersetzungen siehe www.textkritik.de: Edward Young mit Digitalisaten der Ebertschen Übers.
Young, CentaurThe centaur not fabulous, in five [6 in späteren Aufl.] letters to a friend, on the life in vogue (London 1755).
1. Übers.: Der nicht fabelhafte Centaur in sechs Briefen an einen Freund über das im Schwange gehende Leben (Frankfurt, Leipzig: Dyck 1755) (der Übersetzer blieb anonym). Digitalisat: BSB München: P.o.angl. 600 u.
2. Übers.: Der nicht fabelhafte Centaur in sechs Briefen an einen Freund, über das Leben der heutigen Welt nebst zwey poetischen Sendschreiben an Herrn Pope, über die Schriftsteller unsrer Zeit (Braunschweig: Schröder 1756) (übersetzt von ). Digitalisat: BSB München: P.o.angl. 452.
Young, The brothersThe brothers. A tragedy. Acted at the Theatre-Royal in Drury-Lane (London 1753).
Übers.: Die Brüder. Ein Trauerspiel (Frankfurt, Leipzig 1756), übers. von . Digitalisat: Zentralbibliothek Zürich: 3.308,2.
Nicolas Vauquelin Seigneur Des Yvetaux1567–1649. Frz. Dichter.Claude Yvon1714–1789. Theologe, Mitarbeiter an der Encyclopédie. Biographie universelle, ancienne et moderne (Bd. 51), S. 552f.
Yvon, Artzus. mit u. , Art. »Art« in der , Bd. 1, S. 713ff.
Z
Just Friedrich Wilhelm Zachariae1726–1777. Prof. der Dichtkunst am Collegium Carolinum in Braunschweig, siehe: Schüddekopf, Carl: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm, in: ADB 44 (1898), S. 634–641.
Zachariae, Scherzhafte Epische PoesienScherzhafte Epische Poesien nebst einigen Oden und Liedern (Braunschweig, Hildesheim: 1754). Digitalisat: SLUB Dresden: 23.8.5838.
Zachariae, Die TageszeitenDie Tageszeiten. Ein Gedicht in vier Büchern. Mit Kupfern (Rostock, Leipzig: Koppe 1756). Digitalisat: BSB München: 4 P.o.germ. 216.
Zachariae, Das Verlohrne ParadiesDas Verlohrne Paradies, aus dem Englischen Johann Miltons in Reimfreye Verse übersetzt, und mit eignen sowohl als andrer Anmerkungen begleitet (2 Bde., Altona 1760).
Zachariae, Poetische SchriftenPoetische Schriften. Mit allergnädigsten Freyheiten (9 Bde., Braunschweig: Schröder 1763-65). Im Verzeichnis der Subskribenten ist aufgeführt »Herr Hamann, Gelehrter, in Königsberg.« (ebd., Bd. 1, S. [47]). Digitalisat: ULB Halle: VD18 11144823.
Johann Daniel ZeiseGest. 1766. Buchhändler in Königsberg, 1764 Geschäftsführer der Hartungschen Buchhandlung, da dritter Mann der .
Christian Ziegra1719–1778. Evang. Theologe, Pastor-Adjunkt am Dom in Hamburg, siehe l. u.: Ziegra, Christian, in: ADB 45 (1900), S. 192.
Ziegra (Hg.), Hamburgische Nachrichten aus dem Reiche der GelehrsamkeitHamburgische Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit (Hamburg 1758–1771). Digitalisate: UB Heidelberg/VD18 90372689.
Diedrich von Zimmermann1681–1740. Seit 1719 Ratsherr, Oberkämmerer, Gesetzherr (1725) in Riga. Besitzer von Kegeln, Loddiger, Ayasch, Waidau (seit 1740), Welkenhof, Brinkenhof, Podsem, Panten, Baltemoise, Krüdnershof, Freitagshof u. Murrikas, Pfandbesitzer v. Ladenhof (Livl.); Vater von .
Carl Johann v. Zimmermann1715–1753. Bruder der .
Jacob Andreas Zimmermann1705/6–1770. Evang. Theologe, seit 1745 Generalsuperintendent und Oberkonsistorialpräsident in Riga.Johann Georg Zimmermann1728–1795. Ritter v.; schweizer Arzt, medizin. Schriftsteller. Ischer, Rudolf: Zimmermann, Johann Georg, in: ADB 45 (1900), S. 273–277.
Zimmermann, Dissertatio physiologica de irritabilitateDissertatio physiologica de irritabilitate (Göttingen: Schulz 1751).Zimmermann, Das Leben des Herrn von HallerDas Leben des Herrn von Haller (Zürich: Heidegger 1755).Zimmermann, Von dem NationalstolzeVon dem Nationalstolze (Zürich: Heidegger 1758).Johann Christian ZinckLebensdaten nicht ermittelt. Bader, zeitweise Gehilfe von Hamanns Vater.ZöpfelMit den Hamanns befreundete Familie. Magdalene Dorothee Zöpfel (Lebensdaten nicht bekannt) war Frau von .Ulrich Zwingli1484–1531. Schweiz. Reformator.. In Dachs unvollständig überliefertem satirischen Liederspiel Sorbuisa, das von dem Königsberger Domorganist Heinrich Albert vertont wurde, versucht Sorbuisa (d.i. »Das Herzogthumb Preussen«) sich von dem »Barbarischen und wilden Menschen« Wustlieb (d.i. »Die Preußische Barbarey«) zu befreien, indem Apollo im Gefolge der neun Musen eingeführt wird. Domdeyke – ein Name mit Anklängen an dumm – wird im Personenverzeichnis als »Wustliebs Weib« bezeichnet, spielt in den überlieferten Teilen des Stückes jedoch keine eigentliche Rolle.
, zu dessen Rückreise vgl.
Heimweh vgl. Adelung (Bd. 3, Sp. 1084, s.v. Das Heimweh): zuweilen wie Melancholie und Abzehrung, verwandt der alten Nostalgia; die an die reine Luft ihres Vaterlandes gewöhnten Schweizer litten unter der dicken und unreinen Luft anderer Länder.
, S. 10: »Mein alter Wahlspruch bleibt: Zins und Provision! / Den Leuten helf ich gern, nur nicht dem Bauern-Sohn;« Fußnote: »G[ottlieb] F[uchs] dessen besondere Fähigkeit und Begierde zu den Wissenschaften durch die Gutthätigkeit vieler Standes-Personen, Hamburger und hiesiger Engelländer rühmlichst unterstützt worden.«
/
; zu Hamanns Beziehung zu Lauson siehe Kohnen (1997)p[er] Couv[ert] Einen Brief unter Einschluss versenden: den Brief einer Sendung an eine dritte Person beilegen, welche diesen dann weitergibt.
rthl albertus 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum.
Orth Name der polnisch-preußischen 18-Groschen-Münze, deren Edelmetallgehalt unter Nominalwert lag, also als schlechtes Zahlungsmittel galt. Wurde teilweise in Königsberg geprägt.
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
Groschen Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch.
parentieren d.i. eine Trauerrede halten
huc usque Prof[essor] Pr[ussianus] d.i. bisher preußischer Professor
Catalog[us] Lect[ionum] d.i. Vorlesungsverzeichnis
; Tribunal entspricht ab 1782 dem ostpreußischen Zweiten Senat; ab 1815 Königsberger Oberlandesgericht.
oder
Pfarrer:
, Gedicht unbekannt
, Gedicht unbekannt
Tochter von
Mältzenbrauer »Großbürger zu Königsberg, die ein Haus entweder eigenthümlich besitzen, oder zur Miethe haben, auf welchem die Braugerechtigkeit haftet. Sie brauen aber nicht selbst, wie in andern Städten, sondern laßen es durch die Brauer verrichten, die ihre besondere Zunft haben.« (Georg Ernst Sigismund Hennig, Preußisches Wörterbuch worinnen nicht nur die in Preußen gebräuchliche eigenthümliche Mundart […] angezeigt [Königsberg 1785], S. 153 – s. )
Einlage nicht überliefert
Freund vll. oder Magnus Wolff (Nadler [1949b], S. 47)
Eger nicht ermittelt
Dorchen nicht ermittelt
aus »Chloris«, S. 83, »Phryne«, S. 132
; dessen Tod ein Gerücht gewesen ist, so wie in dieser Zeit immer wieder Gerüchte über ihn aufkamen, wie dass er aus seiner sibirischen Verbannung nach Moskau zurückgekehrt sei ( 1753, Nr. 28).
vll. Anspielung auf die Unterscheidung der Brüder Hamann durch Lauson.
, V. 474–524
(bis Briefende: Abweichungen vom Orig.:) voit point sans cesse
Jouet … Déesse
Misantropie
sentimens,
bigoterie
décida
suprême
loi,
systême
Où … naître la journée,
content j’en attends la fin,
Domaine
sort
fidelle
Oui,
Là,
Et,
continues,
inconnues
s’abîme
; , LS S. 324f.
Conditiones Stellungen als Hofmeister
Albertsthrl. 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt.
kleinsten wahrscheinlich bei der auf Gut Kegeln, heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
Dame wahrscheinlich
viertel Meile war Pfarrer in Papendorf
des Orts Gut Kegeln, heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
Mümmel Memel, heute Klaipėda [55° 42′ N, 21° 8′ O]
, Nachbar der Fam. Hamann, vgl. , LS S. 324/39
Armenianer wahrscheinlich Haggi Painter (Hadzi Bagender), ein Kaufmann
Muscheln nicht ermittelt
Winde über das Kurische Haff
Johann Gottfried Sperber (Wirt in Memel)
Schuberten nicht ermittelt
, LS S. 324
Liebau heute Liepāja in Lettland [56° 31′ N, 21° 1′ O]
Mietau heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O]
, LS S. 324
Liebau heute Liepāja in Lettland [56° 31′ N, 21° 1′ O]
Baronin
v. Budberg
VaterAlbertusthrl. 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt.
Stutzerchen vll. ein Glas Schnaps
Kegeln heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
a.[lten] S.[tils] in den kurländischen Provinzen galt im Datum der alte, Julianische Stil. Die Differenz zum neuen Stil betrug plus 11 Tage. In Ostpreußen wurde der neue Stil des Gregorianischen Kalenders 1752 eingeführt.
greg. 14.12.1752
Aa heute Gauja bzw. estnisch: Koiva jõgi
Peruquier Perückenmacher
greg. 15.12.1752
Papendorf heute: Rubene in Lettland [57° 28′ N, 25° 15′ O]
greg. 17.12.1752
Taube nicht ermittelt
Schippaschoff nicht ermittelt
Lau nicht ermittelt
Portepée Faustriemen
MagisterBruderKrug Wirtshaus
Fehrding in Livland gebräuchliche Schwedisch-Pommersche Silber-Kurantmünze, deren Wert also über den Edelmetallgehalt definiert ist.
Blarrenkopf Schafskopf
Schippaschoff nicht ermittelt
, LS S. 325/23
Kegeln heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
greg. 26.02.1753
greg. 17.02.1753
greg. 21.02.1753
Groß Fürstens Peter III. Fjodorowitsch
greg. 25.02.1753
Dorpat heute Tartu in Estland [58° 22′ N, 26° 43′ O]
Albediel nicht ermittelt
Bremse
vll.
Schrift Schuldschein
vll. Christian Podbielski, Organist in Königsberg
vll. Johann Adolf Faustinus Weiss
Fed. d’or Friedrich d’or, Goldmünze benannt nach Friedrich dem Großen; entspricht 5 Reichstalern (eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze).
Rthrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Silbergroschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
Lieutenantin nicht ermittelt
DegnerDegner, NN: Haushälterin
vll. Friedrich Aemilius Holdscheid, Präzentor und Pfarrer
ZuckerbeckerZöpfel u.a. Magdalene Dorothee
p[er] Couv[ert] Einen Brief unter Einschluss versenden: den Brief einer Sendung an eine dritte Person beilegen, welche diesen dann weitergibt.
greg. 19.03.1753
so wird der Ruhm der Welt vergeudet
junge HerrAlb. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum.
Colleg.[ium] Fried.[ericianum] in Königsberg
vll.
, der auf reagiert.
Buchhalter des Menschl. Geschlechts
In der Ausg. von 1761 von , 2. Teil, findet sich unter Kap. XVIII. gegen : »Ob die christliche Religion der Bevölkerung nachtheiliger als die alten heydnische Religionen der Römer und Griechen? wird gegen den Präsident Montesquiou geleugnet und der Vorzug der christlichen gegen diesen giftigen Satz behauptet.«
vll.
Erzählungherausgekommen evtl. wurde Hamann auf diese und die folgende Schrift durch die aufmerksam, wo sie von Lessing rezensiert wurden.
Untersuchung; darauf reagierte .
, 3. Buch, S. 20
; siehe dazu auch Brief 15
vll.
, die Schriften erschienen 1754.
, S. 403. Lindner hat am 21.11.1752 diese Rede vor der Königl. Dt. Gesellschaft in Königsberg gehalten: »Rede von dem Feuer, oder dem wahren Enthusiasmus in der Tugend…«.
Hartung erschien 1755 bei Hartung in:
Kegeln heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
vll.
vll.
Meublen Möbeln
Wochenschrifft … Bemerker 1746/47 erschienen davon 50 Hefte.
Julianna v. Meck, geb. Dunten
vll.
, S. 86
, Beginn von »Der Tod«, S. 36
ebd.
, in der 5. Str. von »Der Tod«, S. 36
greg. 28.03.1753
Casserius nicht ermittelt
vll.
vll.
Kegeln heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
Gelegenheit Stockwerk
PantzerPhilipp Belgers Untermieter
Reißmann nicht ermittelt
Ein Adelsgeschlecht von Bayer gehörte wie die Budbergs zur livländischen Ritterschaft.
, kluges Volk Spartaner im Umgang mit den Heloten; s. , 28,7–11; auch in wird darauf angespielt (N IV S. 228/9, ED S. 364).
Ein Adelsgeschlecht von Dolgorukow gehörte wie die Budbergs zur livländischen Ritterschaft.
greg. 31.03.1753
HErrn von Marschall Tode nicht ermittelt
L’hombre Kartenspiel
FreundFrau Lieut.Herrn M. Peruqve Perücke von
greg. 18.12.1752
Thrl. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, gemeint (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
Räthsel Simsons
Ri 14,12–18
vll. Anna Eleonore Gräfin v. Geßler (1695–1774)
Muhmchen Lorchen, s.u. die Tochter von .
Lorchen die Tochter von . Zur Erheiterung der Mutter stellt H. das Kind als Braut dar, die ihn verschmäht.
Musching Kosewort für Kuss (konnte ebenso als Kosewort für Mutter oder Kind verwendet werden)
greg. 11.04.1753
Marschall Brautführer
Pantzer dessen Untermieter
Kauffmann Miltz nicht ermittelt
: »Die Tugend«
Herling nicht ermittelt
Ort bzw. Orth, Name der polnisch-preussischen 18-Groschen-Münze, deren Silbergehalt unter Nominalwert lag, also als schlechtes Zahlungsmittel galt. Wurde teilweise in Königsberg geprägt. (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch.)
vll.
pro memoria vmtl. im polem. Schlagabtausch mit um
greg. 19.04.1753
Dütchen Münze, 3-Groschen-Stück (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Mümmel Memel, heute Klaipėda [55° 42′ N, 21° 8′ O]
Züchner vll. Leinenweber
Lies Ließ-Pfund (6,3 kg)
geschließener Federn schließen: die Fahne in kleinen Flöckchen vom Halm abziehen.
gravamina Einwände
oder
vll. ein Katalog des Leipziger Buchhändlers Adam Friedrich Böhme
vll. die
Marq. Madame de Pompadour, vgl.
Abreisegepflügt
Ri 14,18
vll. die
(3 Tl., 1753–55)
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
vll.
, erschien 1747 in deutscher Übersetzung, Orig. 1730.
, Buch XV, Kap. XVII: »La loi de Moïse étoit bien rude. ›Si quelqu’un frappe son esclave, et qu’il meure sous sa main, il sera puni: mais, s’il survit un jour ou deux, il ne le sera pas, parce que c’est son argent.‹ Quel peuple, que celui où il falloit que la loi civile se relâchât de la loi naturelle!«
, Buch XIV, Kap. X: »La loi de Mahomet, qui défend de boire du vin, est donc une loi du climat d’Arabie: aussi, avant Mahomet, l’eau étoit-elle la boisson commune des Arabes.«
Suet. Caes., 49–52
, 2: Alexis
, Caes. 48f.
Larrey Der Text von Isaac de Larrey war Teil von .
Combat… nicht ermittelt
krügelicht unordentlich
vgl. auch , LS S. 326/11
Gewalt vll. körperliche Züchtigung, siehe Graubner (2011), S. 90, mit Verweis auf dieses Thema in Anton Friedrich Büschings ›Unterricht für Informatoren und Hofmeister‹ (Hamburg 1773).
, Sünden vgl. , LS S. 320, und , N IV S. 228, ED S. 364
, siehe Brief 17
vgl. auch , LS S. 326/11
vll.
imbecile Dummkopf
von Brief Nr. 17 und S…reuision nicht ermittelt
Mitauer
bis zum Briefende mit wenigen Abweichungen wie Brief Nr. 17Kegeln heute Ķieģeļmuiža (Bezirk Kocēnu), Lettland [57° 28’ N, 25° 13’ O]
vgl. auch , LS S. 326/16
greg. 25.5.1753
Condicion von Stande
Judiciren urteilen
Pohtré Portrait
unwichtig unterhalb des offiziellen Münzgewichts
Parentation Ermahnung
vgl. auch , LS S. 326/32
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Bruder von
2 Mo 33,23
In der Neuauflage von von 1749: 2. Tl, S. 22, Wortlaut: »Wiewohl ein Mann, der sich zu keiner Pflicht – – Als für das Geld versteht, der schämt sich ewig nicht.«
, 1747/8 erschienen.
planiert geheftet
HE. M.Sehrwold nicht ermittelt
Link nicht ermittelt
Johannis 24. Juni, in vielen baltischen Gegenden zur Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert.
Richter nicht ermittelt
Barbers nicht ermittelt
Hamann hat im Sommer die Hofmeisterstelle bei den v. Wittens angetreten; von dort (Grünhof: Zaļā [Zaļenieku] muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]) schreibt er nun.
Brief nicht überliefert
Mietau Mitau, heute Jelgava [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Meyhoff oder Apollonienthal Gutsbesitz der v. Wittens (Meyhoff: wohl Meijas muiža [Maihof] in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]); Apollonienthal war wohl eine eigene Bezeichnung der Wittens nach dem Vornamen der Baronin.
vgl. auch , LS S. 327/17
Adam Bornwasser, Arzt in Mitau
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
nach dem Vorbild einer oder
; Hamann hat daraus in sein Berliner Notizbuch exzerpiert (N V S. 140).
Rousset Der 2. Band von enthält den Text von Jean Rousset de Missy.
Generals
Johann Heinrich oder Christopher Friedrich v. Fircks
vll. Otto von Grothusen, Oberhauptmann zu Goldingen
Praxiteles Der Bildhauer Praxiteles schuf ca. 330 v.Chr. eine Marmorskulptur des Hermes/Mercurius mit dem neugeborenen Dionysos auf dem Arm.
und
Vll. die sieben, die in erschienen sind.
und
Poschwinn Rote-Bete-Suppe
Es handelt sich vll. um den anonym erschienenen, aber von den Zeitgenossen leicht zugeschriebenen .
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
FlußFieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
Alb. Thrl. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum.
und
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Briefes nicht überliefert
VaterApollonienthal Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof/Meyhof) oder dort in der Nachbarschaft; in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]. Apollonienthal war wohl eine eigene Bezeichnung der Wittens nach dem Vornamen der Baronin.
Mutter Martha Philippine Reichsgräfin v. Lacy
Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
vll. Otto Christopher v. Howen
mit Marianne Courtan
, 1. Tl, S. 16
übrigen Gütern nicht ermittelt
neues vll. Meyhof/Apollonienthal
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Frei zitiert nach Lessings Version der Fabel »Der Löwe mit dem Esel« aus , S. 164: »Als des Aesopus Löwe mit dem Esel, der ihm durch seine fürchterliche Stimme die Thiere sollte jagen helfen, nach dem Walde ging, rief ihm eine nasenweise Krähe von dem Baume zu: ein schöner Gesellschafter! Schämst du dich nicht, mit einem Esel zu gehen? Wen ich brauchen kann, sagte der Löwe, dem kann ich ja wohl meine Seite gönnen. / So denken die Grossen, wenn sie einen Niedrigen ihrer Freundschaft würdigen.«
Excell.ältesteTalup Fellschlafrock
vll.
℔ Pfund
Cartausen Papierhülse, von franz. cartouche
Cubeben ein Pfeffergewächs
Zuckerbecker, gest. 1753
Catalogum Auktionskatalog von Rappolts Bibliothek, , Intelligent Blatt vermutlich die
Brief nicht überliefert
Briefe nicht überliefert
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
N. Styl gregorianischer Kalender
Herrn u.
Hofmeister Herr Richter, , voriger Wirth vll.
Orth Name der polnisch-preussischen 18-Groschen-Münze, deren Edelmetallgehalt unter Nominalwert lag, also als schlechtes Zahlungsmittel galt. Wurde teilweise in Königsberg geprägt.
Alb. Thrl. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum.
u.
Meyhoff Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
; die 8 bändige ist die übers. deutsche Ausgabe.
Thrl. Alb. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum.
Orth Name der polnisch-preussischen 18-Groschen-Münze, deren Edelmetallgehalt unter Nominalwert lag, also als schlechtes Zahlungsmittel galt. Wurde teilweise in Königsberg geprägt.
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
18 gl. 18 Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
HE. u.
Baptist wohl Batist
Quarder Stücke Bänder zum Einfassen von Hemden
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Baranke Lammfell, polnisch: baranki
Freund evtl. , der eine Studienreise durch Westeuropa plante, .
Tausch der Hofmeisterstelle,
vll.
, Freund
vgl. auch , LS S. 327/37
Schrift von
Hävelke nicht ermittelt
Jude oder dessen Vater
Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Frau Gr.℔ Pfund
Mssc. Manuskript von
Briefe nicht überliefert
Thrl. Alb. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum.
Schreibens von
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Muhmchen vll. die Tochter von
vll.
Tochter der Zoepfels
Tochter von
Anna Dorothea, Tochter von
Beylage nicht überliefert
Nuppenau vll.
wahrscheinlich
oder
Stoff 1 Stof/Quart entspricht 1,145 Litern
Ohrgehänge, , Laute, arabischen von
Schreibens nicht überliefert
Auktionskatalog von Karl Heinrich Rappolts Bibliothek. verfasste als Nachruf auf C.H. Rappolt einen Lebenslauf desselben. , HE. M. hatte einen Ruf an die Rigaer Domschule erhalten.
Nachfolger als Hofmeister, vll.
und ; die Briefe sind nicht überliefert.
per Couv. Einen Brief unter Einschluss versenden: den Brief einer Sendung an eine dritte Person beilegen, welche diesen dann weitergibt, vgl. .
Übersetzung der Schrift von
Kinder Israels
2 Mo 8,2–6
Brief nicht überliefert
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Ruff an die Rigaer Domschule
Bürgermstr., Bürgermeister von Riga; als Rektor der Stadtschule wird Lindner Angestellter der deutschen Stadtregierung, nicht der russischen Gouvernementsregierung.
Scholiarch: der für Schulfragen zuständige Ratsherr
Ob. PastorHE. v. C., der als Vertreter der livländischen Ritterschaft in Konkurrenz zur Stadtregierung stand.
Als livländischer Regierungsrat hatte Campenhausen Einfluss auf die Ämterbesetzung in Riga.
Gellerts, vgl. HE. Richter, Paß den preußischen
, vll. hatte er ein negatives Gutachten ausgestellt. Die Feindseligkeit zwischen Lindner und Flottwell in dieser Zeit (innerhalb der Königl. deutschen Gesellschaft) hatte auch zu tun mit der Publikation von . Flottwell lehnte dies Werk als treuer Gottschedianer ab als unliebsame Konkurrenz von intellektuellen Anfängern. Möglicherweise hatte er schon 1752 gegen Lindners Bewerbung (mit der Diss. ) auf eine Professur an der Königsberger Universität intrigiert.
Post in Liefland Da Riga zu Russland gehörte, galten dort auch die russ. Postverhältnisse, d.h. auswärtige Briefe wurden üblicherweise geöffnet und geprüft. Da das Gut Grünhof der v. Witten in Kurland (Zaļā [Zaļenieku] muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]) lag, konnte H. von dort aus unbefangener schreiben, wenn gesichert werden konnte, dass die Post auf anderem Wege als über Riga abgewickelt wurde. Vgl. Graubner (2002b).
Joh. Christoph.
Berens
Nachfolger als Hofmeister, vll.
Zügling Zögling,
Mutter siehe bes. Brief 18 u. 19Vetter, Journal … Streitschrift nicht ermittelt
und
oriental. Manuskript von
Ohrgehänge, , GräfinAuszug meiner Antwort nicht ermittelt
, Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
, und
, Lacks zum Versiegeln
BriefeNr. 32 u. 34MagisterseinigenNr. 35CouvertOhrgehänge, , Frau Gräf.persischen Originals Manuskript von
und Fam. Zöpfel
ZuckerbeckerSeine Arbeit Marzipan, , Amte als Rektor der Rigaer Domschule
Oloy vll. Olaine, Lettland [56° 47′ N, 23° 57′ O], 20 km südwestlich von Riga
Sie zu sehen Sie hatten sich wohl in Mitau (heute Jelgava [Lettland], 40 km südwestlich von Riga) kurz getroffen, .
, der als Nachfolger Hs. als Hofmeister bei den v. Witten vorgeschlagen war (wohl mit Lindners Vermittlung).
Praxin Arztpraxis
RagoutMietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
, vll. Traité de la diction (Paris 1755), oder L’Esprit des beaux-arts ou Histoire raisonnée du goût (Paris 1753)
Ischwonick Kutscher
Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
Zuschrift nicht überliefert
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
und
Zuschrift nicht überliefert
Briefwechsels nicht überliefert
Reiseverabredungen mit J. Chr. Berens
Habacuc
ZusDan 2,36
Ohrgehänge, , Ducaten Goldmünzen (in ganz Europa gängig)
Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
cui impar ego dt. dem ich nicht gewachsen bin
vll.
und
Grünhof Zaļā (Zaļenieku) muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]
KedarshüttenPs 120,5, Hld 1,5 (Nomadenzelte)
Briefe nicht überliefert
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
, , Briefe nicht überliefert
Brief nicht überliefert
/
Nachbar vll.
372ff.: »mediocribus esse poetis / non homines, non di, non concessere columnae« / »Mittelmäßigkeit haben den Dichtern nicht die Menschen und nicht die Götter noch die Ausstellungspfeiler erlaubt« ()
Gerichte vergeßen 374,76ff.: »ut gratas inter mensas symphonia discors /et crassum unguentum et Sardo cum melle papaver /offendunt, poterat duci quia cena sine istis« / »Wie an einladender Tafel ein Musikerensemble stört, das sich uneins ist, wie fettiges Salböl stört und Mohn mit sardinischem Honig, weil man das Mahl auch ohne hätte abhalten können …«
kleine Fehler 351f.: »verum ubi plura nitent in carmine, non ego paucis /offendar maculis« / »Doch wenn in der Dichtung vieles leuchtet, beleidigen mich nicht wenige Flecken, die Mangel an Sorgfalt darauf goß …«
Noah wahrscheinlich
FreundeTrauerlied nicht ermittelt
Meyhoff Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
Vallon d’Apollonie Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof/Meyhof) oder dort in der Nachbarschaft; in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
Einlage nicht überliefert
Marianchen, der als Nachfolger Hs. als Hofmeister bei den v. Witten vorgeschlagen war (wohl mit Lindners Vermittlung).
Negelein nicht ermittelt
Reuter nicht ermittelt
Riga
vgl. 7,26 und 1,446; 3,184; 2,112; 4,81
Der freyen Gesellschaft zu Königsberg in Preussen eigene Schriften in gebundener und ungebundener Schreibart in eine Sammlung verfasset, hg. v. (Königsberg: Hartung 1755)
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
, S. 30
Ältester Lindner als Senior der Königlichen deutschen Gesellschaft
Herausgebers wahrscheinlich
Laxativ Abführmittel
Vollblütigkeit Bluthochdruck
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Himmelfahrt 8.5.1755
Pyrmont v. Aachen als Kurorte
HE. M.ArbeitenPetersburg, vgl. Lebenslauf, verfasst von , , HE. M.Sendschreiben und
Arndts nicht ermittelt
AufsatzCatalogo Auktionskatalog von Rappolts Bibliothek, FreundMietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Er v Sie das Ehepaar Lindner
Brief nicht überliefert
bis 1755 waren die sechs Bände der Encyclopédie bis »Esymnete« erschienen.
in , N IV S. 232/45, ED S. 375, bezieht sich H. bereits auf die Encyclopédie.
vgl. , LS S. 322/11
, Brief nicht überliefert
, , , Predigt wohl ein Brief mit Ermahnungen
Postille Sammlung von Predigten
gebeten vll. von Hs. Vater
Bruder, vgl. , , Todten Gespräch
vll. 2,5,22: »Was ich davon verstanden habe, zeugt von hohem Geist; und, wie ich glaube, auch was ich nicht verstanden habe; nur bedarf es dazu eines delischen Tauchers.«
, dessen Thesen in diskutiert werden.
Gedicht »Schreiben an Doris« in
Bedlam Bethlem Royal Hospital, psychiatrische Klinik in London; in wird »Bedlam« als fingierter Druckort auf dem Titelblatt stehen.
Für sollte Hamann wohl die Essays von Hume besorgen – .
Einlage nicht überliefert
BaßaHeerschaften u.
Brief nicht überliefert
Zinks nicht ermittelt
vgl. Lk 12,24 u. Ps 147,9
Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Brief nicht überliefert
meinigen vll. der in erwähnte Brief
vmtl.
Pastor
vll. Paul Friedrich Ruhig
HE. L. nicht ermittelt
BaßaMietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
HE. B.andern an
Arrende Pacht
Blasche nicht ermittelt
M. Magister
vll. Paul Friedrich Ruhig
alt Joh. Johannis, 24. Juni, in vielen baltischen Gegenden zur Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert.
6 Wochen Aufgebot der Ehe nach dem Kirchenrecht
Chr. H. Hase und H. S. v. Buttlar
PastorExcell.HE Offic. von Ess. nicht ermittelt
HuhnVorschlag für die Besetzung der Hofmeisterstelle in Grünhof
HE. L. S. wie , nicht ermittelt
, 4,262–266; in zitiert H. die darauffolgenden Verse (N IV S. 242, ED S. 401).
Zur Besorgung der Essays von siehe auch , .
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
einen neuen Hofmeister
und
GeneralHoppe nicht ermittelt
Haupt nicht ermittelt
Apg 17,28, vgl. die Bezüge auf diese Stelle in den Londoner Schriften (LS S. 298, 358, 369, 377, 402, 421, 431).
Pyrmont von der Kur bei in Mitau zurück in Riga.
Rectors wohl
Brief nicht überliefert
greg. 5.11.1755
Ps 24,1
Brief von den v. Wittens
jüngsten wohl
Haus wohl das der Familie Berens
eine neue Stelle als Hofmeister; nicht ermittelt, in welchem Haus
Jacob vmtl. Anspielung auf Jakobs 20jährige Dienstzeit bei Laban 1 Mo 31
seine Fr. Schwester
19.11.1755
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
M. W. Fr. Mein Werter Freund
jungeältestereisen Bildungsreise mit den v. Wittens
Parisius
Bruder der GräfinEs gehe … Aus dem Kirchenlied »In allen meinen Taten« von .
Ernesti ein Exemplar von , Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
jungen HE.Römer Coriolanus, der röm. Feldherr, der wegen seines Stolzes von den Plebejern vertrieben wurde. Als Coriolanus zur Rache Rom erobern wollte, können erst das Flehen und die Selbstmord-Drohung seiner Mutter und seiner Frau ihn zum Abzug bewegen. Überliefert von , zu Alkibiades/Coriolanus, der sich auf Dionysios von Halikarnassos stützt.
da bin ich
wahrscheinlich
portugiesische Anecdoten Erdbeben in Lissabon am 1.11.1755, vgl. ; zu Hamanns Haltung dazu siehe Graubner (2008) sowie Wolff (2008).
wohl Anspielung auf die Charakterisierung des Weisen in I,1
vmtl. Freitag, 19.12.1755
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
abgeholtFlußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
Lise Hausgehilfin Lindners
Pastor
wahrscheinlich , vgl. , Hume französisch […] deutsch Im Franz. lagen Übers. von von Abbé le Blanc und Eléazar Mauvillon vor; von Johann Georg Sulzer wurden deutsche Übers. der Essays von Hume hrsg.
war Mitarbeiter bei .
Gellerts Note in
Amtsbruders und waren Kommilitonen an der Universität Leipzig.
Trauerspiel vmtl. ; E. v. Kleist veröffentlichte erst 1758 einen Entwurf für ein Seneca-Trauerspiel.
BrudersMerope Übers. von (1754), im selben Jahr erschien aber auch eine Übers. von Johann Friederich Gries.
HE. P[etersen]ErD. F. vielleicht
Crusemark nicht ermittelt
SchwagersPortorio Zoll
Sechser vll. Sechs-Groschen-Münze (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Brief nicht überliefert
wenigen ZeilenBrief 51Exzell.Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Raupenstande vll. entlehnt aus A. v. Hallers Versen in »Antwort an Herrn Bodmer«: »Mach deinen Raupenstand und einen Tropfen Zeit, / den, nicht zu deinem Zweck, die, nicht zur Ewigkeit.« Gedichte des Herrn von Haller (Zürich 1750), S. 174
[…] wohl gemacht
Mk 7,37
Ps 34,9
Manna
Joh 6,58
guten Freundes nicht ermittelt, , , , lachtPs 2,4 u. 37,13
jungen Herren u.
in Falten legen ordnen
Börnstein Bernstein, vgl. BruderErnesti Ein Exemplar von , ; welchen Titel von Ernesti Hamann gefunden hat, ist unklar.
ponderentur […] gewogen, nicht gezählt
willkührl. Kopfsteuer […] Zitat nicht ermittelt
engl. poll tax = Kopfsteuer
vll.
PastorFreyzedel, Rahel oder
wahrscheinlich , , HE B.P. GerickeActus Schulfeierlichkeit, gewöhnlich gehalten am Geburtstage des (russ.) Landesherren, am Tage der Schulstiftung od. großer geschichtlicher Erinnerungen. , HE. W.Huhn, vgl. armen Manns nicht ermittelt, , , , ältester, vgl. , N IV S. 229/48, ED S. 366.
; vgl. zu Hervey: Jørgensen (1988), Büchsel (1988) und Graubner (2012).
Briefe nicht überliefert
Absichten vll. ein Periodikum nach dem Vorbild des Pariser , vgl. .
Ode Sie wird in der Festschrift zum »Schul-Actus«, (, ), gedruckt, »Elisabeth Petrownen« gewidmet.
Petersb. war Agent des Rates von Riga in St. Petersburg und wollte am dortigen Hof den Druck des »Schulactus« vorlegen. Vll. geht gar das ganze Konzept auf Berens Veranlassung zurück.
wer wohl Berens
Inspector Wahl an der Rigaer Domschule
Freundes nicht ermittelt, , , , Volk in Gebirgen Topos des Schweizer Freiheitswillens
, der eine Hofmeisterstelle angetreten ist.
Gemalin Phainarete
Reden, Gedicht nicht ermittelt, vgl. , Bernis vll. Pierre de Bernis’ Poesies diverses oder Oeuvres mêlées, vgl. Dütchen Münze, 3-Groschen-Stück (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Beylagen
Regiments-Feldscher/Arzt Parisius
Ältestensi Diis placet so Gott will
Börnstein Bernstein, vgl. Schauder Erdbeben von Lissabon am 1.11.1755, jüngsten und
die Mutter von
RappoltsGräfinSchön nicht ermittelt
ältesterPetronLa Satyre de Petrone (Köln 1694), vgl. Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Wilhelm Heinrich v. Lieven
Helene Gräfin Browne-Camus
ältesterBeylage
wahrscheinlich
vll.
NachbarPetron wahrscheinlich La Satyre de Petrone (Köln 1694)
NachrichtenReden vll.
SchulzenCatalogus nicht ermittelt
Excell.
vll.
Bernis vll. , Mietau heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O]
Greis vll.
Gräfinn
Heinrich Rehan, ein Fuhrmann
Doct.
wahrscheinlich La Satyre de Petrone (Köln 1694), vgl. Leichenrede am Ende dieses Bandes von , vgl. , , , , Leichenrede am Ende dieses Bandes von
, u. , vgl. , ,
Zitat in , S. 5 u. 6
Ode in , vgl. , Rußland Journal: ; die Rede des Zaren von 1714 ebd. S. 10f.
; auf S. 57ff. findet sich »Die dritte Satyre an Theophan, Erzbischoff von Novogrod«.
wahrscheinlich , , , vgl. HanwayVerfaßer, s. , S. 154
HE. H., nicht ermittelt, Catalogum nicht ermittelt
vll. die Ausg. von
Catalogi nicht ermittelt
Abend … auf dem Grabe 1755 in Breslau erschienen [Biga 142/215], Verfasser nicht ermittelt
BriefeBriefwechsel und
Knittels … Handschriften des N. T.
Die Lavini-Ausgabe bietet den italienischen Text mit dt. Übers.; von Christian Ernst von Windheim ist nur die Vorrede, die Übers. der ital. Verse stammt von Johann Georg Meintel.
Meisterstücke … Ritter v Riesen und Die Ritter und Riesen
zus. mit , anonym erschienen
vll. , Titel nicht ermittelt
Anakreon, vgl. ; vmtl. in »L’Année littéraire« 1755, das Zitat findet sich auch im Berliner Notizbuch, auf frz., N V S. 148/29ff.
Verfasser nicht ermittelt; ›Patriotische Vorschläge zu vernunftmäßigen und hinreichenden Mitteln wodurch dem in Verfall gerathenen Deutschen Adel und zugleich allen denjenigen welche sich den Künsten und Wißenschaften widmen aufgeholfen werden kann / Aus zärtlicher Liebe zu der menschlichen Gesellschaft mitgetheilt von einem gebohrnen von Adel aus Ober-Sachsen‹ (Berlin 1755)
Nazares nicht ermittelt
CarstensLiebau Libau in Kurland, heute Liepāja [56° 31′ N, 21° 1′ O]
, , Ius talionis Recht des Eintreibens eines gleichartigen Ausgleichs; auch Prinzip der Schadensgleichheit wie in 2 Mo 21,23 (Auge um Auge)
; Marzipan, Doktor vll. Benedict Wetterstein
großen 8. Band Großoktav
nach I,41,99: »tempus est iam hinc abire me« (der Augenblick ist da, von hier zu scheiden)
, S. 6: »Esclave dans Paris, ici je deviens Roi; / Cette grotte où je pense est un Louvre pour moi«.
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Friesel fiebriger Ausschlag
Brief beide nicht überliefert
, vgl. , , , ,
vll. , u. Salamalec, Bd. 3, S. 166f.: »Tout ce qu’il y avoit de gens un peu comme il faut me vinrent faire leur salamalec«. Leichenrede am Ende von , vgl. , , , , Voltairischen vll. Voltaires Eloge funèbre des officiers qui sont morts dans la guerre des 1741
R.[everendus] P.[ater]
viri obscuri Dunkelmänner – Anspielung auf Ulrich v. Huttens Epistolae obscurorum virorum; auf welchen Gasparini hier angespielt wird, ist nicht ermittelt.
Achtel vll. 1/8 Ließ-Pfund (6,3 kg)
.H.M.L. wohl: Herr Magister Lindner
Wagger lettische Bez. für Gutsaufseher
Instanz vll.
ältesteNachbarGoldingen heute Kuldīga [56° 58′ N, 21° 58′ O]
Zuzu vll.
BruderArvieux wohl
, , , brochure, HE. H., , , BuchdruckerHofbuchführers
S. 63ff. in : Discours Si Les Pais Du Nord Sont Faits, Pour Produire De Grands Genies? / Pronocé Par Adam Henri Schwartz, De La Premiere Classe Du College Cathedral, Irrungen Errata, , S. 80
Ebd. S. 73
vll. Georg Poorten, Pfarr-Adjunkt
, , , , , Arvieux wohl
Bernis vll. oder Oeuvres mêléesactuFriesel fiebriger Ausschlag
Leberkraut Waldmeister
primul. ver. Schlüsselblume
Centaur. minor. Tausendgüldenkraut
Hofcalefactor Aufwärter
Kalmuckischer Mursa Mitglied des privilegierten Standes im westmongolischen (buddhistischen) Volk der Oiraten
Türke vll.
PastorLeberkuchen Lebkuchen
Brief nicht überliefert
, vgl. , , , , Gedicht nicht überliefert
, welches Werk: nicht ermittelt.
AbhandlungWerks; siehe Hamanns Notizen zur Übers. im Berliner Notizbuch, N V S. 189ff.
und
SchulactumUebersetzung vll. des
Grammatic wohl
aequinoct. Tag- und Nachtgleiche, um den 21. Juni
war Kaufmann in Königsberg.
gl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Ferding od. Fehrding; in Livland gebräuchliche Schwedisch-Pommersche Silber-Kurantmünze, deren Wert also über den Edelmetallgehalt definiert war; enstprach einer Viertel Mark.
Stuffenjahr jedes 7. oder 9. Lebensjahr, schicksalsträchtig entsprechend klimatischer Perioden
I,17,27ff.
, welches Werk: nicht ermittelt
Molters vll. Toscanische Sprachlehre: nach Anleitung des ehemaligen öffentlichen Lehrers zu Siena, Girolamo Gigli [1660–1722], abgefasset, und mit den Mustern der klassischen Schriftsteller bestättiget, übers. v. Friedrich Molter (1722–1808) (Leipzig: Dyck 1750)
UebersetzungMartial nicht ermittelt; in 2,5 findet sich: »dum quidquid des, des celere«
ButterAnnenritter Orden der heiligen Anna, Schleswig-Holsteinscher Orden, gestiftet von Karl Friedrich Herzog von Holstein-Gottorp (Vater von Zar Peter III.) zum Andenken an Zarin Anna und zu Ehren seiner Gemahlin Anna Petrowna, Zar Peters I. Tochter.
Briefe nicht überliefert
Buchladen vmtl. von
Fehrmann nicht ermittelt
Abganges Absatzes
vll.
Pauli Richtergeschichte nicht ermittelt
Briefe fingierte Briefe als Vorrede zu Mylius’ Schriften
Homileten von Mylius
Stockholmische Magazin, vgl. , ED S. 399 (fehlt in N IV)
; wohl die dt. Übers., die 1750–1774 erschien, 1756 kam Bd. 3.1.
BruderRedeRegimentsfeldscherBruderBrief nicht überliefert
Schildreuter vmtl. ein aufs Postwesen verpflichteter Cavallerist
Grieseln Schüttelfrost
Kegeln Zäpfchen
Kugeln Pillen
Habertum vmtl. Hafergrütze
Friesel fiebriger Ausschlag
Frau von
von Wegner nicht ermittelt
Potsdamer Friedrichs I. v. Preußen Potsdamer Garde der ›Langen Kerls‹
Hartungin vll.
Einwurfs, , Meubles Mobiliar
Praeter me nil poteris dt. Neben mir wirst du nichts vermögen
ExemplarBruderBernis vll. oder
, vgl. , , , , , vgl. , ED S. 283
Salamalec, Bd. 3, S. 166f.: »Tout ce qu’il y avoit de gens un peu comme il faut me vinrent faire leur salamalec«. ; vgl. , N II S. 172/25–29.
: wohl die dt. Übers., die 1750–1774 erschien, 1756 kam Bd. 3.1.
pets laches schleichende Fürze
Tumm vll. Suppe
GräfinnPastor und
Mitow Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Weitenfeld Landgut vmtl. 40 km südwestlich vom heutigen Dobele, Lettland [56° 37′ N, 23° 17′ O]
Beyliegendes Buch nicht ermittelt
Vetter nicht ermittelt
unplanirt nicht gebunden
Historie nicht ermittelt
Mitow Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Nachrichten nicht überliefert
Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
grieseln Schüttelfrost
Muskus Moschus
Habertumm vmtl. Hafergrütze
Lk 19,42
von
Tob 5,17
Tob 6,10ff.
Arbeit; Zitat aus dem zweiten Dialog: »Artemise, Raimond, Lulle«
Nummer nicht ermittelt
Ulloa, vgl. , ED S. 358
vll.
Julians vll.
vll.
Postpapier feines Papier, muss mit Tinte gut beschreibbar sein
Ostern 18.4.1756 (Ostersonntag)
, vgl. , von Hamann in den Text von Dangeuil eingefügte Anmerkung, ED S. 272
, S. 3
Doktor Benedict Wetterstein
und
äsopisch Meßer nicht ermittelt
; Brief nicht überliefert
vll.
Fest Ostern, 18.4.1756
Abhandlung, vgl. ; N IV S. 229/1, ED S. 366, dort: Bregenzerwalde
ich schrieb dir nicht überliefert
, N IV S. 238/5, ED S. 390
, N IV S. 231/33, ED S. 373
Kleck Notizbuch
Dangueil, N IV S. 240/37, ED S. 396f., vgl. hier RedeUlloa
vgl. dazu , N IV S. 241, ED S. 397
aus 77; auch 3,63; 95,54: »Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd«, vgl. ; in (N IV S. 229/12, ED S. 367) so übers.: »Ich bin ein Mensch und ziehe mir alle menschlichen Zufälle wie meine eigenen zu Herzen.«
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
Mt 23,33
2 Mo 7,10
, N IV S. 240/37, ED S. 396f., vgl. hier , Bd. 1
parrhesie griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit
: wohl die dt. Übers., die 1750–1774 erschien.
Die dt. Übers. der erschienen ab 1754 als Vermischte Schriften; H. will vmtl. den zweiten Band.
Streit, ; am 9.4.1756, siehe bes. Brief 71MaßillonBüffonSchuckford2ten Theil von
Seine Theorie Wohl die zur Entstehung der Erde im zweiten ›Discours‹ des 1. Bds. der Allgemeine Historie der Natur, die von einer Kollision eines Kometen mit der Sonne ausgeht. Vorrede in der dt. Übersetzung von , vgl. Zuzu vll.
den 1. Teil von
catalog. vll.
Hamburgischen Buchhändler nicht ermittelt
Essaipensées und
Ausgabe von nicht ermittelt
Ausgabe von nicht ermittelt
Ausgabe von nicht ermittelt
de ratione… Der Titel ist nicht für Erasmus, sondern Anton Schorus oder Johann Possel nachweisbar.
wohl
vll.
ChateletClairantde mysteriis… vll. Athansius Kirchers Arithmologia sive de abditis Numerorum mysteriis (1665)
Ilse Titel des Gedichts
Eine Abschrift des Gedichtes steht auch im Königsberger Notizbuch, N V S. 265, mit »HE. Schack« als Verfasserangabe.
, vgl. Büffons theog. V. 27ff.
Richter nicht ermittelt
vll. Carl Caspar von Gaugreben (Freiherr von Godelsheim), General der Artillerie in russischen Diensten
Ihr Gedicht nicht ermittelt, vgl. oder
Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Pfingsten 6.6.1756
Fest Ostern, 18.4.1756
Buttl. Hause bei Ernst Johann v. Buttlar, bzw. dessen Sohn Hieronymus
Brief nicht überliefert
Freytag vor 8 Tagen am 9.4.1756
Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
, er ist auch der oben genannte Freund. , einzuschlüßen d.i. weitersenden nach Königsberg zur Druckerei
vgl. Brief 71 an
Uebersetzung des
WerkLombre L’Hombre, Kartenspiel
Spr 27,22 u. Sir 22,7
Brief nicht überliefert
K. Königsberg
Martin Eberhard Dorn, Buchdrucker in Königsberg
Ulloa Übers. von
Bericht nicht überliefert
den 1. Teil von
Auction, der vmtl. eine entstellte, Voltaire diskreditierende Ausgabe besorgte (Frankfurt 1755).
, der vmtl. ebenfalls eine entstellte, Voltaire diskreditierende Ausgabe besorgte (Louvain [fingiert] 1755). Wie stark die Ausgaben von Maubert und/oder Beaumelle von Voltaires Manuskript abwichen, ist nicht abschließend zu klären.
Salomon de Nord cet.; die Pucelle enthielt eine starke Polemik gegen den preußischen König, bishin zu diskreditierenden Andeutungen auf dessen vermeintl. Homosexualität.
Gelehrten Beylagen zum Hamb. Correspond. meint vmtl. Allgemeine gelehrte Nachrichten aus dem Reiche der Wissenschaften (unter diesem Titel 1751–1758 erschienen) zu .
Schles. Zeitungen vmtl. Schlesische Privilegirte Staats- Kriegs- u. Friedens-ZeitungenMenoza, worin der XXIII. Brief in Bd. 1 von Voltaire handelt, dort S. 385 wird Pucelle erwähnt, jedoch kann nur das als Manuskript kursierende Gedicht gemeint sein.
er aus Frankr. vertrieben Voltaire beaumelle-voltaire
Briefe vll. bezogen auf
UebersetzungSpanier Übers. von
, vgl. ,
s. Brief 71Rigische Schriften ein Manuskript, das von dem Handelsethos der Familie Berens in Riga berichtet, wovon H. Teile in zitiert, N IV S. 239/21ff., ED S. 393ff., vgl. .
Brief 73Freyerey Hochzeit
Friedrich Rudolf Ludwig Frh. v. Canitz
Nicolas Boileau-Despréaux
Que diable… Was zum Teufel hat er gegessen?
; Zeilen nicht überliefert
Zeitschrift:
, vgl. und
Briefe nicht überliefert;
, Brief nicht überliefert
Zuzu vmtl.
Mst. vll. die »Rigische Schriften«, heil. Abend Karsamstag, 17. April
Einlage wohl Brief 71Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
R — — g — — Riga, vgl. , N IV S. 239/25, ED S. 393
Striche Geviertstriche
Sonntags 25.4.1756
, vgl. Brief 74
vll. schon , im Mai 1756 erstmals von in Königsberg angeboten, der den Verlag des Titels (wie auch den von ) vom bankrott gegangenen übernommen hatte.
, darin die erste »Sectio« betitelt ist: »De principio contradictionis«, vgl. , , .
Durchsicht der ersten Druckfassung von
grobe — Striche Geviertstriche
bis 193,20 vgl. , ED S. 408 (in N IV nicht enthalten)
; in , ED S. 398 (Nadler hat diese Stelle in N IV S. 241 ausgelassen), weist H. darauf hin, dass es ihm nicht gelungen war, Tuckers Werk zu besorgen und damit zu prüfen, inwieweit sich Dangueil auf dessen Beschreibungen und Argumente stützte. Dangeuil wiederum schreibt im ›Preface‹ von , S. IV f. von seiner Bezugnahme auf Tucker, in Hs. Übers.: »Der Herr Josiah Tucker, ein ehrwürdiger Geistlicher zu Bristoll, der zugleich ein fürtreflicher Bürger ist, wird, wie ich hoffe, ohne Unwillen einige von seinen Gedanken unter den meinigen finden. Ich habe von seinem Versuch über den Handel die Aufschrift entliehen, welche ich diesen Anmerkungen gegeben, und bis auf die Worte fast, meine sieben ersten Abschnitte aus ihm genommen, als eine Einleitung, die zu meinem Werk nöthig war;«
vgl. , N IV S. 249, ED S. 398
Elegie vll. Miltons Samson Agonistes, das in der Erstausgabe von Paradise Regain’d (1671) erschien.
Montigue, vgl. , N IV S. 229/48, ED S. 366
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
Fragment, N IV S. 239/21ff., ED S. 393ff.
Schreiben nicht überliefert
wohl , , Brief nicht überliefert
Johannis 24. Juni, in vielen baltischen Gegenden zur Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert. Vertragsende der Hofmeisterstelle
und/oder
vll.
Capital … Zinsen vgl. für die Verwendung beider Begriffe als Kontrast , N IV S. 238/39, ED S. 392: »Je entfernter die Zeiten, desto unverständlicher wurde die Überlieferung von dem Werth, der Natur und den Bedingungen einer Erbschaft, die viele Menschenalter gekostet hatte, und für deren Zinsen uns die Sorge und Wirthschaft aufgetragen seyn sollte. Die Gefahr eines Capitals in solchen Händen, die es nicht selbst erworben, ist groß.« Dabei geht es um die gesellschaftliche Rolle des Adelsstandes.
Kantens DissertationCatalogue vll.
Rappuse Durcheinander
2. Teil von
Engl. John Hill alias Abraham Johnson:
, , ,
Anhänger von
Uebersetzung des
5 Bde. der waren 1756 erschienen; ArticelPfingsten 6.6.1756
Parnasse Zeitschrift:
, im 9. Bd. von
, Bd. 10
, Bd. 1
Gesellschaft wohl
GedichtOberster vll. Carl Caspar v. Gaugreben
2. Teil von
Catalogue vll.
DumocalienneSpr 10,6; Röm 4,6, Röm 1,2
Kaiser Augustus
geschrieben nicht überliefert
neuen Styl nach gregorianischem Kalender
BruderBriefe nicht überliefert
Anschlägen wohl die Reise nach England im Auftrag der Familie Berens, Freundalten Mann der Vater,
seine Reise von
Hause das Grünhofsche (Zaļā (Zaļenieku) muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O])
Kgb. Königsberg
G.
Lk 12,27
vermutlich die Bde. oder einen Bd. der Übers.: Vermischte Schriften,
wohl Reden, die Lindner zum ›Schulakt‹ am Rigaer Domgymnasium gehalten hat, s.
C.junge B.
Textverlust; es geht um die Idee, G. Berens’ Hofmeister zu werden und die Korrespondenz des Hauses Berens zu führen.
2. Teil von
FrauchenunsrigenCorrespondence Geschäftskorrespondenz des Hauses Berens
purus putus lat. für: ganz und gar
6,2,64
3,1,1: Odi profanum volgus et arceo. / Abhold bin ich gemeinem Volk, ich halt es fern.
wohl bei der Rückreise aus London
Briefes nicht überliefert
BruderUebersetzung des DangueilDumocalanerSchweitzer vll. Vorrede in der dt. Übersetzung von , oder
Aktus Feierlichkeiten der Rigaer Domschule
vll. Abschrift einiger Artikel der Encyclopédie, Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
Gespräch nicht ermittelt
Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
GräfinBrief nicht überliefert
BruderAlemberts Sache vll. etwas aus
Henault vll. etwas von Charles-Jean-François Hénault d’Armorezan, 1755 erschien von ihm Le Réveil d’Épiménide, comédie en prose.
Hume; gab die Übers. als Vermischte Schriften mit eigenen Anm. heraus.
Reise nach Königsberg
Schreiben nicht überliefert
Michaelis 29. September
Antritt der Arbeit für das Handelshaus Berens in Riga
Sie den v. Wittens
Brief nicht überliefert; wohl mit Nachricht über den schlechten Zustand der Mutter.
schlecht … stehen um die Mutter
Pfingsten nach dem greg. Kalender, 6./7. Juni
Johannis , 24. Juni, in vielen baltischen Gegenden zur Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert.
Taluppe Mantel, Überwurf
Bernis vll. oder
Der große Duns Epitheton für ; so etwa in Lessings Sinngedicht »Antwort auf die Frage: wer ist der große Duns?« (Januar 1755 in der Berlinischen Zeitung)
BruderCantata nicht ermittelt
Schreibens nicht überliefert
Besuch von , Michaelis 29. September
Vaterlande Königsberg
heute 15.6.1756
vll.
wegreisen aus Meyhof, Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
B. vmtl.
vll.
relato refero lat. für: Ich erzähle, was ich gehört habe.
Excel.Erklärung vll. bzgl. der Nachfolge auf seine Hofmeisterstelle
Mietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Hipperich Apotheker
Bruder, Hs. Nachfolger als Hofmeister
Meyhof Gutsbesitz der v. Wittens; wohl Meijas muiža (Maihof) in Jelgava/Mitau, Lettland [56° 39’ N, 23° 42’ O]
heyl. Jakob 25. Juli
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
A. Henkel vermutet eine Anspielung auf David Hume.
jungen HE.
v. Witten
, Bd. 1, S. 65
, Bd. 1, S. 73
, Bd. 1, S. 129
, Bd. 1, S. 261
, Bd. 2, S. 55
, Bd. 2, S. 184
jungen Herrn
v. Witten
vll.
vll.
Taradeicke Pferdewagen
ältesteMietau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Undique lat. für: überschwemmt von allerlei Leiden
väterl. BriefeBauerGedankenAgostino Gabrini Gabrini aus Brescia schloss sich 1694 den ›apokalyptischen Rittern‹ in Rom an, welche die katholische Kirche gegen den Antichristen, womit der regierende Papst Innozenz XII. gemeint war, verteidigen wollten; als sektiererische Schwärmerei wurde die Verbindung schnell verboten. (Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen, Historisches Labyrinth der Zeit, darinnen die denckwürdigsten Welt-Hädel …, Leipzig 1701, S. 143)
Vll. ist die Universal-Historie, vom Anfang der Welt bis auf ietzige Zeit, von Gottfried Ludwig gemeint (Leipzig 1718).
Nicolaus Gabrini oder Cola di Rienzi, vgl. Autor vll.
Pattalorochynten siehe Hs. Notiz zu im Königsberger Notizbuch, N V S. 276/13 u. 254/29.
Bruyere
welches Werk von Young, nicht ermittelt
; H. nennt gegenüber J. G. Lindner den Titel schon , April 1756.
Klein Friedrichshoff vll. heute: Kosobudy im Norden Polens (53°52′30″N 17°45′27″E)
; Vorrede V. E. Löschers Vorrede steht in der 2. Aufl. davon (1726), H. hatte dagegen wohl die 1. Aufl. (1721) ausgeliehen bekommen.
Constant. M. Kaiser Constantin
andere Uebersetzung s.o. Z. 6
Zedel nicht überliefert
3ten erschien in 2 Teilen, war in der gemeinten Ausg. vll. anders gebunden.
Meine GedankenMümmel Memel, heute Klaipėda [55° 42′ N, 21° 8′ O]
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen
gl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
St. Blancard nicht ermittelt, Thrl. Alb Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt.
Brief nicht überliefert
HE. D.Kannholtz nicht ermittelt (1756 war ein Jurist Christian Friedrich K. Mitglied in der Deutschen Gesellschaft zu Königsberg)
Instrumenten wohl für den Unterricht an der Rigaer Domschule
℔ Pfund
Berlinische Hubkolbenpumpe
haemisph. Magdeburg zwei halbe Hohlkugeln für Experimente zum Luftdruck
Siphones U-förmige Rohrleitung bspw. aus Glas für Barometer
Wulf vll.
vll.
Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
als Nachfolger bei den v. Wittens
Collegium Fridericianum, Gymnasium in Königsberg
gemäß dem Sprichwort, sero sapiunt Phryges: unwissend
Rede wohl eine der von Lindner bei einem Festakt der Rigaer Domschule gehaltenen,
Graf nicht ermittelt
(Bruder) und (Vater)
beschwiemte ohnmächtig werden
sottises … Anspielung auf Voltaires so betitelte Satire (1729), Schreiben nicht überliefert
Roßgarten Stadtteil von Königsberg, der sich nördlich an die Burgfreiheit anschloss.
Räthin, Mutter von J. G. Lindner
, Nachbar der Hamanns
Franzosen wohl Syphilis gemeint
Fort Philipp vll. die Kaserne am Herzogsacker
Haberberg südl. Stadtteil Königsbergs
St. Blancard nicht ermittelt, ;
vll.
vll.
Testimonio Führungszeugnis
obstinata hartnäckig
voluptuosa wollüstig
jüngsten… Natur, Bd. 1, S. 48
Er der Verfasser,
Verteidigung im ersten St. von , S. 279: Ueber das Lustspiel die Juden, im vierten Theile der Leßingschen Schrifften (Berlin 1754)
, Bd. 1, S. 228
, zus. mit 5
AufgabeLessing/Mendelssohn, Pope: »On demande l’examen du système de Pope, contenu dans la proposition: Tout est bien. Il s’agit …«
angegeben in der Vorrede von Lessing/Mendelssohn, Pope 7,2
Lessing/Mendelssohn, Pope, S. 59
Es ist nicht eindeutig zu klären, wann H. seine Übers. aus anfertigte. Vll. hat ihn die Lektüre von dazu angeregt. J. Nadler geht von einem Entstehungszeitraum um 1755 aus (N IV S. 474).
Cynegeticon vll. des Grattius oder Oppian, vll.
1756 erschienen von Gleim Fabeln und Romanzen separat, waren aber vll. zus. gebunden.
, S. 662
1756 erschienen die ersten zwei Bände der von Johann Heinrich Waser übers. Schriften Swifts, ; zu Hamanns Swift-Lektüren: Knoll (1999).
Horribilicribrifax Teutsch ist eine Komödie von Andreas Gryphius betitelt.
, Bd. 1
Fable des abeillesl’art d’aimerGedichtandere Ausgabe ebenfalls 1756 erschien ein Druck von
, Bd. 1: Coligny, ou la St. Barthelemi, , Le Mauvais riche wurde 1750 erfolgreich aufgeführt; Publikation nicht ermittelt.
hatte zwei Texte über das Werk von Voltaire publiziert.
vll. , dessen Bildsäulen nach seinem Sturz von den Athenern zerstört wurden, vgl. Geogr. 9, I, 20
Zyklopie
Mélanges littéraires et philosophiques, Bd. 2, S. 3ff.
priapum männl. Glied
Brüder … nebst, nicht ermittelt, ob es sich um einen oder zwei Bde. des Trauerspiels handelt.
, Übersetzer der in Braunschweig publizierten Werke Youngs
nach Riga vmtl. an
BruderEr, zum Andenken an seine Mutter
Antrittsrede … Gedichte, zum »Schulactus« 1756
Briefe nicht überliefert
jungen HE.
v. Witten
außer Landes auf Bildungsreise
Aufbruch nach London
vll.
Radke nicht ermittelt
Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Emigranten Protestanten aus Salzburg, die nach dem Emigrationspatent des Erzbischofs von Salzburg vom 31. Oktober 1731 nach Ostpreußen zogen.
ausgezahlt als Entschädigung für die unter Marktpreis während der Vertreibung aus Salzburg abgestoßenen Güter
Keller nicht ermittelt
Punsch getrunken
vll.
parentirt eine Trauerrede halten
Bernis oder Oeuvres mêlées
Auf der Reise nach London (über Amsterdam) war H. am 14. Oktober in Berlin angekommen; vgl. zur Reise , LS S. 333ff. Er begegnete dort u.a. , und .
memoire raisonné nicht ermittelt
zu Hause vll. bei Erhard Ursinus, Geheimer Oberfinanzrat in Berlin
Grafen Fink, vgl. , LS S. 333/26
vmtl. Ernst Gottlieb Baron, Lautenist an der Hofkapelle
Johann Gottlieb Janitsch, Komponist an der Hofkapelle
Tausche Lautenist in Königsberg, ist in (in Zweeter Versuch…, S. 143) parodiert.
vmtl. Johann Matthias Schuster
Silvius Leopold Weiss (1686–1750)
drollichten ein Lautinist in Königsberg, der ebenfalls Weiss heißt und Lehrer von war; parodiert in (in ›Zweeter Versuch…‹, S. 144)
, Hs. Lautenlehrer in Königsberg
Francesco Durante
eine Filiale der Buchhandlung des Halleschen Waisenhauses (1702–1821 in Berlin)
Jean Jasperds Buchhandlung an den Werderschen Mühlen
Jean Neaulmes Buchhandlung in der Grimmschen Gasse
Etienne de Bourdeaux
Billet nicht überliefert
Rath vll. bei Erhard Ursinus (1706–1785), Geheimer Oberfinanzrat in Berlin, vgl. , LS S. 333/25
war als Geheimrat seit August 1755 mit der Zensur der Zeitungen für die preußische Regierung in Berlin beauftragt.
Gr. F.
vmtl. Krockow
M. Mountel nicht ermittelt
Zu den weiteren Daten und Reisestationen nach London vgl. , LS S. 333ff.: 1. Oktober 1756 Abreise aus Kurland nach Danzig, 14. Oktober Ankunft in Berlin, 23. November Reise nach Hamburg, 28. November Reise nach Lübeck, 24. Januar 1757 nach Hamburg, 5. Februar nach Bremen, 9. bis 17. Februar nach Amsterdam, dann nach Rotterdam, 16. April Überfahrt nach Harwich, 18. April 1757 Ankunft in London, 8. Juli 1758 Abreise von Gravesande, 16. Juli Ankunft in Riga bei .
zu Hs. London-Reise siehe , LS S. 338ff.; einen Versuch zur Ermittlung der realen Personen und Begebenheiten bietet Fechner (1979).
Monsieur vll. Leonard Sené, siehe Fechner (1979), S. 13. , LS S. 339: »er gab sich […] für einen deutschen Baron von Pournoaille aus, hatte eine Schwester in London, die […] vermuthlich von dem Russisch[en] Abgesandt[en] unterhalt[en] ward und unter dem Namen einer Frau von Perl einen Sohn hatte«.
, Akt 3, Sz. 1, V. 4–6
faits et papiers, LS S. 340: »Er [Senel] hatte mir einen Pack Briefe längstens anvertraut, die er abzufordern vergessen hatte ungeachtet ihrer vorgegeb[enen] Wichtigkeit v die ich ihm auch nicht ich weiß nicht aus welcher Ahndung zurück gegeben ohne daß es mir jemals eingefall[en] war sein Vertrauen zu misbrauch[en]. Sie waren sehr loos versiegelt, ich konnte jetzt der Versuchung nicht wiedersteh[en] aus selbig[en] Gewisheit zu hab[en]. Ich erbrach solcher daher […] Ich fand leyder! zu viel um mich von seiner Schande zu überzeug[en]. Es waren abscheul. v. lächerl. Liebesbriefe, deren Hand ich kannte, daß sie von sein[em] vorgegeb[enen] gut[en] Freunde waren. […] Ich wollte mich ihm entdecken v meine Vorstellung[en] desweg[en] mach[en], daher ließ ich mir gefallen auf den vorig[en] Fuß wiewohl ohne dem Herzen mehr mich wieder einzulassen. […] Wie ich ihn darüber schien ruhig gemacht zu hab[en], glaubte er sich meiner allmählich mit gutem Fug entziehen zu können. Ich kam ihm zuvor und hatte eine andere Entschlüßung gefaßt, an den Engl.[änder] den ich kannte, selbst zu schreib[en], um ihm die Schändlichkeit v Gefahr seiner Verbindung[en] mit seinem Nebenbösewicht vorzustellen. Ich that dies mit so viel Nachdruck, als ich fähig war, verfehlte aber meines Endzweckes, an statt sie zu trennen, vereinigt[en] sie sich um mir den Mund zu stopf[en].«
, Akt 3, Sz. 4, V. 150–155
zu Hs. London-Reise siehe , LS S. 338ff.; einen Versuch zur Ermittlung der realen Personen und Begebenheiten bietet Fechner (1979).
Monsieur vll. Leonard Sené, siehe Fechner (1979), S. 13. , LS S. 339: »er gab sich […] für einen deutschen Baron von Pournoaille aus, hatte eine Schwester in London, die […] vermuthlich von dem Russisch[en] Abgesandt[en] unterhalt[en] ward und unter dem Namen einer Frau von Perl einen Sohn hatte«.
Bath Kur- und Vergnügungsort der feinen Gesellschaft, nahe Bristol
lettreslettresCousin im Argot auch mit der Bedeutung ›Denunziant‹ versehen
Ministre d’industrie Gauner; vgl Hs. Glose Philippique (N II S. 292/23), wo in Anm. 4 diese Bezeichnung auf Falstaff (etwa im Sinne von Amüsierkumpan) angewendet ist.
S… et G… vmtl. Sodom und Gomorrha
S. T. an ihn hatte H. sich gewendet, um sich in London mit dem Lautenspiel zu beschäftigen, vgl. , LS S. 338f. Zur London-Reise siehe auch Fechner (1979).
Dulcinée wohl nach Dulcinea del Toboso, Don Quijotes eingebildeter Geliebten in Miguel de Cervantes Roman.
lettres wovon Brief 107 und 108 die Entwürfe sind
languages des Halles vulgäre Sprache der Fischmarkt-Hallen von Billingsgate in London
vgl. , Akt 2, Sz. 2, V. 531f.
Baron de Pournoaille, LS S. 339; zum erlogenen Baronat Fechner (1979), S. 14.
aus dem Lied
Ezechiel
Hes 4,13
Jakobus
Jak 2,7
siehe , LS S. 386
Kalmäuser Grübler oder Stubengelehrter
Wein
Pred 9,7
Oel
Lk 10,34
Brodt
Joh 6,31–58
Ismael
1 Mo 16,11
Befehl
Mt 5,39
Antwort bzgl. einer Stelle des Bruders als Lehrer an der Domschule Riga; nicht überliefert.
Magistrat in Riga, wo H. seit dem 16. Juli sich aufhielt
Läusesucht »… bey welcher durch die verdorbenen Säfte eine Menge Läuse ausgebrütet werden … entstehet gemeiniglich aus großer Unreinigkeit« (Adelung Bd. 2, Sp. 1945, s.v. Läusekrankheit)
Lübeck vmtl. bei der Verwandtschaft mütterlicherseits, wo u.a. die Bücher Hs. nach der Verschickung von London aus zunächst lagerten.
, erschien erst 1765 in Übers.
(H. kannte die dt. Ausg.)
esBerenshoff Landsitz der Familie Berens in der Nähe Rigas
Grünhof wo die Nachfolge Hs. als Hofmeister angetreten hatte.
BaronsBrudermeinenDoctorBuch der beyden Siegeslieder vll.
ältesteHofe Berenshoff, Landsitz der Familie Berens
PaquetB.Artzt hilff Dir Selber
Lk 4,23
grimmig G. I. Lindners Zweifel am Theologiestudium, vgl. dazu Brief 136Hirtenbriefe u.a. an die von G. I. Lindner betreuten Wittenschen Söhne
Freunde gehetzt von George Bassa, , Baronsv. Witten; für die Zeit Sept. bis Nov. 1758 sind 11 Briefe an Peter Christoph und Joseph Johann v. Witten überliefert.
Apollonia und
Schaarwerk Frohndienst
BruderBruder, , Dumpin nicht ermittelt
Jonathans Seele
1 Sam 20,3
einzupropfen vgl. Röm 11,23
Der SteinPs 118,22, Mt 21,42 u.a.
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
WirthPastorath … Alte und Neue
Samuel A. u. Johann Chr. Ruprecht
Brief nicht überliefert
HofmeistersBildhauerLiuius, ab urbe cond. 21,37
Brief nicht überliefert
und
Chevalier der jüngste Bruder,
, Kap.: »quatrième soir«, vgl. Hut Die »Geschichte von dem Hute« in (Tl. 1, S. 4–7); H. erwähnt die Fabel auch in Über Descartes (N IV S. 221/23)
; den ›Machiavellismus‹ beklagt H. auch in , LS S. 112/7ff.
greg. 27.9.1758
Briefe nicht überliefert
Consistorial Räthin
Mutter der Lindner-Brüder
Sohne, dem künftigen Vorgesetzten
Lübeck wo Hs. Sachen aus London zwischengelagert waren, vgl. .
Brief nicht überliefert
Nupp. die Mutter Hs. kam aus der Fam. Nuppenau
vll.
Verqvackele unnütz vertun
Wirth
vmtl.
Bruderzu Steinen spricht
Lk 4,3
Gott aus Steinen
Mt 3,9
Leipziger Journal nicht ermittelt
RectorinBriefen an Peter Christoph u. Joseph Johann v. Witten, Arbeit nicht ermittelt, vll. besagter Briefwechsel
Pastorath
Samuel A. u. Johann Chr. Ruprecht
greg. 27.9.1758
Schreibens nicht überliefert
Curialien Titel, Anredeformen, formelle Schlusssätze etc.
Maus … Berg vgl. 139
, der 1718 für seinen ›Discours sur la Polysynodie‹ aus der frz. Akademie ausgeschlossen wurde.
GelehrtenDistichon überliefert etwa in Allgemeine und Neueste Welt-Beschreibung aus Johann Caspar Funckens hinterlassenen MSC (Ulm 1739), Sp. 3765; übers.: Fliehe den Hochmut.
DoctorLeipziger Journal nicht ermittelt
Wunder des Mercurs Quecksilber zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten
Du, bei dem H. Schulden hatte, die aber inzwischen beglichen waren, ,, Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Kur loop Kerl lauf
Pastorath
Samuel A. u. Johann Chr. Ruprecht
von
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
FritzenFlußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
in , vgl. ; H. zitiert es auch in , N IV S. 235/39, ED S. 383f.
Apollo aurem vellit dt.: Apoll zupft den Dichter am Ohr, 6,3f.
Apollonia Baronin und
vll. Hamburgisches Magazin, oder gesammlete Schriften, aus der Naturforschung und den angenehmen Wissenschaften überhaupt (26 Bde., 1747–1763)
René Rapin, dessen Kapitel über Philosophie in den Reflexions sur l’eloquence, la poetique, l’histoire et la philosophie H. übersetzt hatte (N IV S. 43–129); nach A. Henkel fällt die Arbeit an der Übersetzung womöglich in die Zeit dieses Briefes. Brief nicht überliefert
Honig vgl. an
; vgl. an
, N IV S. 235/39, ED S. 383
Kufer vll. Koffer oder Kufen (für Schlitten)
Palie Grisette blaßgrau
HE I & B. nicht ermittelt
Salfiette vll. als witzige falsche Aussprache von Serviette
vmtl.
Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
Briefe nicht überliefert
Stud. Borchert Student aus Königsberg, Fisher nicht ermittelt
Kittelbrücke in Kneiphof, Königsberg
geliebt … ehe …
Joh 17,24
… Ende
Mt 28,20
… Gerechten
Spr 11,21
… Feuer
2 Mo 3,2
… Erben …
Hebr 1,14
Brief nicht überliefert
Frau von aus Riga
Einlage nicht überliefert
Zweizeiler aus einer Schulfibel; zitiert auch in N III S. 207
15,379f., Gell. 17,10; vgl. auch , S. XXV, wo dieses Bild auf die Bearbeitung von Texten angewandt wird, mit Verweis auf eine Selbstbeschreibung Vergils.
Mährchen nicht ermittelt
Johannes der Täufer, Mk 1,3–6
Die ersten Verse des Gedichts »An die Bienen« von , das in versch. Anthologien und versch. Versionen gedruckt vorlag. Philippine Elisabeth u.
Musterbrief, wie Peter Christoph v. Witten ihm, H., antworten könnte.
Leibpferde Cal. 55,3
Musterbrief, wie Peter Christoph v. Witten ihm, H., antworten könnte.
Brief 125 u. 126Schreiben nicht überliefert
Etymologie in Grammatiken des 18. Jhds. wird darunter überwiegend noch das verstanden, was heute als Morphologie bezeichnet wird.
, vgl. Die Wahrheit
Joh 8,32
Hut zur Freilassung eines röm. Sklaven zus. mit den Maulschellen – das könnte H. etwa in (Bd. 10, S. 131) gelesen haben.
vmtl.
Lk 19,20ff.
Joh 21,15–17
118 A,5–10
GekräheMt 26,74, Mk 14,68–72, Lk 22,60, Joh 18,27
Mt 23,2
Lk 4,23
arm werden
2 Kor 8,9
Naeman
2 Kön 5,4
Jordan2 Kön 5,13 (evtl. Phil 3,8)
Heumann, dort, im 1. St., das Kap. »Ehren-Rettung der Xanthippe«, S. 103ff.
Xantippe Frau von
KindVorwürfe von G. I. Lindner bzgl. Hs. Briefwechsel mit den Söhnen v. Witten, u.
Runde J. Chr. Hamanns Antrittsbesuche
durch ein Geldgeschenk seines Vaters konnte H. Schulden bei tilgen, vgl. , LS S. 433/25
Ps 126,5
Packs vmtl. Brief u.
Brief ; Excell.Pastorathe
Samuel A. u. Johann Chr. Ruprecht
»An die Bienen« von ; es waren von dem Gedicht versch. Versionen veröffentlicht. Schulgebäu wohl Ersetzung Hs. statt »Melodey«
Daß meines Umgangs Mark wohl Ersetzung Hs. statt »Und mein gelindes Lied«
1 Mo 39,1–6
Wächter …
Ps 127,1
Noah
1 Mo 7,1
Moses
1 Mo 25ff.
Salomo
1 Kön 6
2 Mo 1,21
»Die Biene« aus
Zuschrift nicht überliefert
Apollonia u.
Philippine Elisabeth u.
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
Briefe nicht überliefert
polypragmasie sinnlos wechselnde Deutungsansätze
Bruder Eliab, 1 Sam 17,28
Zuschrifft nicht überliefert
auswendig …
2 Kor 7,5
Hiskias2 Kön 19,3, vgl. , LS S. 436/12
nächsten dem Bruder,
Mt 18,7
Spies
1 Sam 19,10
Hi 27,6 u.ö.
BaronsBrief nicht überliefert
Abschrift, , vgl. Mt 9,37; Lk 10,2
1 Mo 27,22
Gal 1,10
schaden … betrübt1 Petr 1,17, 4,5 und 5,6
2 Kön 4,18ff.
aus der 2. Strophe des Liedes »Jesus, meine Zuversicht« (Evangelisches Gesangbuch 526)
1 Kor 15,26
Ps 23,4
Freundin Hs. Mutter
Welches Werk von Young, nicht eindeutig zu ermitteln, vll. ; jedenfalls hat H. in seinen Londoner Schriften eifrig mit den Night-Thoughts gearbeitet, siehe , LS S. 66/8, dazu App. S. 452.
Borchard Student aus Königsberg, 8 Oktavformat
1 Kön 3,9
1 Mo 30,31
1 Mo 30,37
Mt 9,38
2 Mo 32,19
5 Mo 8,16
Thrl. Alb. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum
Clavezin Cembalo
Sonnabends Der 1.12.1758 war ein Freitag.
greg. 19.12.1758
Zuschrift nicht überliefert
Hebr 12,5ff.
PredigerBeichtvaters
Ps 115
holländischen Dukaten. Seit 1586 nach festem Fuß geprägte Goldmünze, nicht als regionales Zahlungsmittel gebräuchlich, sondern als Kurantmünze dafür tauschbar; eine der wichtigsten Handelsmünzen des 17. und 18. Jhs; es gab aber auch Dukaten russischer Prägung, Speziesdukaten, von denen wiederum ein best. Sorte ebenfalls »holländisch« genannt wurde.
Wagner Der Buchhändler Friedrich David Wagner
›Vom Himmel kam der Engel Schar‹ von (Evangelisches Gesangbuch 25)
Eph 1,13
1 Mo 13,15; Lk 1,55holländischen Ducaten Seit 1586 nach festem Fuß geprägte Goldmünze, nicht als regionales Zahlungsmittel gebräuchlich, sondern als Kurantmünze dafür tauschbar; eine der wichtigsten Handelsmünzen des 17. und 18. Jhs; es gab aber auch Dukaten russischer Prägung, Speziesdukaten, von denen wiederum ein best. Sorte ebenfalls »holländisch« genannt wurde.
vll.
greg. 20.1.1759
Brief nicht überliefert
zu Hs. Heiratsabsichten mit Catharina Berens vgl. , LS S. 434f.
LiebesErklärung nicht überliefert
Sie die Schwester J. C. Berens’, Catharina
Ps 17,5
Ps 13,6
Billet nicht überliefert
2 Mo 4,11
1 Mo 2,24; Mt 19,5f.; Mk 10,7notifications-Schreiben Verlobungsanzeige
1 Mo 29,18
Blindau nicht ermittelt
greg. 24.1.1759
abzureisen nach Königsberg; zum Bruch mit den Berens Blindau nicht ermittelt
Carrius nicht ermittelt
Brief nicht überliefert
Absicht versagte Eheschließung mit Catharina Berens
Abreise nach Königsberg, auf Wunsch des Vaters
Die Mutter Lindners musste vmtl. einem Soldaten der russischen Truppen Quartier geben, die Königsberg seit dem 21. Januar 1758 besetzt hielten.
Dazu hatte auch H. geraten, Stelle in Grünhof bei den v. Witten
Räthin die Mutter Lindners
Mt 8,23ff.
Mk 4,38
Mk 8,38 u. Röm 1,16
Mt 7,6
Jes 40,6
Ps 65,12
Mt 28,18
Mt 28,20
Joh 16,13, 8,32
Phil 3,15f.
Mt 6,11
1 Mo 3,19
Joh 6,33
2,35
Briefwechsel mit den v. Witten, vor allem Peter Christoph (Briefe 113ff.)
Gal 5,22
und
, , vgl. Nachbar
Ps 90,17
griech. epoché, Unterbrechung
5 Mo 11,14, Jer 5,24
Ps 1,3
Ps 65,10
Jes 19,5
Hi 6,15ff.
Sprachlehre N IV S. 247f., vgl. , von dem andern, vgl. Zuschrift nicht überliefert
Brudersgeschrieben nicht überliefert
Grünhöfer, aus St. Petersburg nach Riga
Entschluß mit den Berens zu brechen, ,
Mt 5,43f
Brief Luthers vom 29.6.1530 (WA BR 5, S. 406/56–62)
ich lese Der Brief steht in S. 593–595, ist aber auch in abgedruckt (), sowie auf Dt. in dessen übers. Neuaufl. Compendium Seckendorfianum.
Laban
1 Mo 29ff.
Materie Die unterbundene Ehe mit , ,
12. Str. eines in gedruckten Kirchenliedes (S. 397)
; Redoute Maskenball, Pedell Amtsdiener. berichtete davon in seinem Manuskript über die Zeit der russischen Besatzung Königsbergs: »Den 4. März als am Sonntage Invocavit wurde eine Redoute im Comödienhause gehalten, wodurch der Sabbath geschändet worden. Ein gewisser Professor, der bereits eine Vocation als Rector hatte, fand sich auch auf der Redoute in einem Kleide ein, wie es die Pedelle bei Solemnitäten tragen. Er hatte ein Scepter in der Hand und ein Packet Schriften unter dem Arme, die er allda austheilte; darunter war ein geschriebener Vers an den Herrn Gouverneur und an die Gräfin von Kayserling. Es wurde ihm aber dieser Auftritt sehr überl ausgelegt.« Gedruckt in Friedrich Schubert, Die Occupation Königsbergs durch die Russen während des siebenjährigen Krieges (Königsberg 1858).
Wolken zusammen Besetzung Ostpreußens durch russische Truppen; am 21. Januar 1758 war Königsberg besetzt worden.
Chrie Sentenz nebst deren weiterer logischer Ausführung
Zeilen nicht überliefert
Erskine nicht ermittelt
, vgl. Briefe nicht überliefert
vmtl.
evtl.
Nord
Hes 1,4
Werkzeuge
Röm 6,13
Brief nicht überliefert
Jes 44,24
Phil 2,8; Hebr 12,2Mk 14,62, Lk 22,69, Apg 7,55, Röm 8,34 u.ö.
vgl. , LS S. 61
Joh 14,6
Griechen
1 Kor 1,23
Hebr 12,3
Ri 14,18
Ps 37,5, vgl. , LS S. 430/40
Ps 37,6
Ps 37,7
lachen
Ps 37,13
Blase Beutel/Kapsel, 3 Erbsen Sprichwort: Drei Erbsen in der Hülse machen mehr Lärm, als wenn sie voll wäre.
läutern …Ps 12,7, Sach 13,9EcksteinPs 118,22, Mt 21,42, Mk 12,10-11, Lk 20,17, 1 Petr 2,7
Jes 53,2
Mt 16,17
Röm 6,4
5 Mo 28,28f.
wandle gegen Jes 11,8
Sir 31,37
Offb 3,7–16
Lk 19,22
Spr 30,5, Eph 6,16
Jer 45
Ps 25,6
Sperlinge
Mt 10,29
ihrem Gelde der Berens
Maintenon wohl
LilienthalsSchaupl.Feldmarschalls vll. Fermov, der mit seinen russ. Truppen Königsberg besetzt hielt.
evtl.
Schwartzen vll. , aber auch das wäre eine Falschmeldung gewesen.
Weßel nicht ermittelt
Goth. evtl.
Zuschriften nicht überliefert, wohl von
Herodot 1,32
Decocte Absud für Infusionen
Mercur Quecksilber
unter der ErdePs 139,15; vgl. , SD S. 20/15, N II S. 66/12, ED S. 28f. u.
eine These aus
Bezug auf
hysteron proteron Umstellung (von Buchstaben)
Metathesis Umkehrung der zeitlichen oder logischen Reihenfolge einer Aussage
Offb 10,9f.
Lebenslauf unklar, ob damit gemeint ist, vgl. .
Ps 7,10, Offb 2,232 Kor 13,10, Ps 28,5Zeit
Pred 3,1
5 Mo 21,18f.
Glieder …Livius, Ab urbe condita 2,32, eine Fabel von Menenius Agrippa
Journalen vll. Anspielung auf eine von geplante Publikation, .
Handlungsbüchern vll. , für die es eine Praenumeration zur Subskription hätte geben sollen, die aber der Verleger unterließ, vgl. .
Martha
Lk 10,40
unnützer
Lk 17,10
Mt 5,46, Mt 6,5
so etwa in Sechzig erbauliche Reden über die Offenbarung Johannis oder vielmehr Jesu Christi (für dessen Schriften sich H. derzeit interessierte, ) zu lesen (37. Rede, S. 758), worin die babelsche Verwirrung mit den Konfessionen in Verbindung gebracht wird.
Bildhauer
Praxiteles
jedermanns Ding
2 Thess 3,2
Hiobs Weib
Hi 2,9
Biblische Betrachtungen, LS S. 284/26; Über Descartes, N IV S. 221/22f. und in Hamanns Übers. Rapins Betrachtungen über die Naturlehre, N IV S. 111/20ff.
Würbelsystemirdische Mensch …
1 Kor 2,14
,
vom sorglosen Dasein der Götter: 5,82 u. 6,58
1 Mo 1,1
Pardel Leopard, Jer 13,23
Jer 2,22
Lk 16,20f
sottise de deux parts doppelte Torheit, nach dem Titel einer Schrift Voltaires (1728), .
Augspurg Üblicherweise wird der Ausspruch Luthers als Ende seiner Rede auf dem Wormser Reichstag 1521 überliefert.
Ps 44,7, Sir 35,20Davids
Jes 22,22
Lk 16,8
Ps 25,8
myops Kurzsichtiger
,
1 Joh 5,6
Ihnen den Berens
Bestimmung vgl. im Gegensatz dazu Brief 81
1 Kor 15,31
Hartin nicht ermittelt
Grünhof vom Gut der v. Wittens; heute Zaļā muiža in Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O])
Grottendorfs nicht ermittelt
engagements wohl Geschäfte
Johannis 24. Juni, in vielen baltischen Gegenden zur Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert.
ihnCarl
von den Berens ist kein Brief überliefert
BriefNr. 139; vgl. auch
Röm 10,2
radios Halbmesser eines Kreises
vaguen vage
, , 3,1,1
Elias
2 Kön 5,25ff.
Einschluß nicht überliefert. Einen Brief unter Einschluss, per couvert, versenden: den Brief einer Sendung an eine dritte Person beilegen, welche diesen dann weitergibt.
Rede vmtl. in der Königsb. freyen Gesellschaft, bevor er nach Mitau zog, vgl. , .
HE Gouv.[erneur] , Gouverneur der russ. Besatzung von Königsberg
Hartungen vmtl. die Witwe des 1756 verstorbenen Buchhändlers .
DoctorAltenSergeantenBrief nicht überliefert
Ps 119,105
1 Tim 6,9f.
Spr 20,9
vll.
Thrl. Alb. Albertsreichsthaler, 1616 in den Niederlanden eingeführt, im 18. Jhd. zeitweise auch in Preußen und Dänemark geprägt; wichtiges internationales Zahlungsmittel im Ostseeraum
Sperling
Mt 10,29ff.
ThränenJes 25,8, Offb 7,17, Offb 21,4waschen
Joh 13,5
, , RectorB.in der ErdePs 139,15,
Joh 6,15
und
geschrieben nicht überliefert
FreundThun … aus der 3. Str. des Liedes »Nun Gott Lob, es ist vollbracht« von Hartmann Schenck (1634–1681).
drey Männern Mose, Aaron, Samuel nach Ps 99,6–8
Briefe von , nicht überliefert, vgl. Orlogsschiffes Kriegsschiff
geharnischte Männer … 2,250ff.
Gerichte …
Röm 13,2ff.
Lügen …
Offb 22,15
Gottlosen …Jes 48,22, Jes 57,21Herr gesagtMt 7,21 u.a.
Hes 13,17ff.
Pfüle Binden
Jer 18,18ff.
Briefe nicht überliefert
Johannes der Täufer, Mt 14
Herodes Antipas
Tochter Salome
vmtl. Anspielung auf und das Heiratsverbot
Mt 14,8, Mk 6,25Schulhandlungen Lindners Ausrichtung der jährl. Feierlichkeiten am Rigaer Domgymnasium,
Ri 12,6
Sprache Kanaans
Jes 19,18
Mt 7,21 u.a.
verhudeln wertlos machen
Schaarwerker im Frondienst
Kützel Leichtsinn
Spr 24,23
Spr 12,1
ipsissima verba völlig die eigenen Worte
verba … nichts als Worte
Mt 16,6, Mk 8,15, Lk 12,1f.
Joh 8,53
Mt 14,26, Mk 6,49
Joh 12,28f.
Mk 5,30f.
Apg 2,13
Joh 19,22
Eph 5,11f.
Joh 16,8f.
Joh 14,17
Joh 16,13
Apg 5,34
Ps 139,14
Ps 86,2
Luthers Glosse zu dem Psalmvers: »Heilig kann hie auch heißen / verdampt und veracht / per antiphrasin / als ein Ketzer.« (WA DB 10,1 S. 385)
Bär
Spr 17,12
Ps 118,12
Schaafskleidern
Mt 7,15
Ps 78,44
Kunst
2 Mo 7,22
2 Mo 7,11ff.
EinfaltEph 6,5, Kol 3,22Liebe
2 Kor 6,6
1 Kön 20,35
5 Mo 1,28
Moses …2 Mo 34,33ff., 2 Kor 3,7 u. 13Verführer …
2 Kor 6,8f.
2 Kor 6,14
2 Kor 6,17
2 Joh 9ff.
2 Joh 11
Mt 7,1, Lk 6,37
Ps 143,2
Geist und Wahrheit
Joh 4,23
Denkmal der verstorbenen Mutter,
Mt 27,46f. u. 63
fahen fangen
Mt 12,3; Mk 2,25; Lk 6,3; LK 1,69Ich lebe nicht
Gal 2,20
1 Kor 3,5 u. 21ff.
Kleinste im Himmelreich
Mt 5,19
wunderbare Erscheinung die Damaskuserfahrung, Apg 9,3ff.
glauben ohne …
Hebr 11,1
1 Tim 4,12ff.
Wolke
Hebr 12,1
Hebr 12,1
Hebr 12,2
Hebr 12,3
Hebr 12,4
Hebr 12,5–11
Hebr 12,5–14
Tyrier Abdalonymos in Sidon, bezeugt bei Curtius Rufus IV 1, 19ff., Iustinus XI 10, Plut. de Alex. fort. II 8 u.a.
Idus Iden des März, Suet., Caes. 81
fluchte erSuet., Caes. 82
auf Menschen
Ps 118,8
Ps 56,11
Ps 119,43
Ps 119,51
Ps 73,10f.
Jer 12,1
Mt 11,15
Mt 11,6
2 Kor 11,26
Joh 1,26
Ps 140,13
Zechen …
Ps 69,13
Ps 88,11ff.
2 Thess 2,12
Joh 10,16
, vgl. parentirt hat die Leichenrede gehalten, die gedruckt wurde unter dem Titel: Die Ehre der Religion, aus der Asche des Christen, in einer Standrede bey dem Sarge Des … Herrn Michael Christian Hartung, Hof- und Akademischen Buchdruckers hieselbstWittweTochterHE. D., vgl. , hohen Zuhörern darunter der russ. Gouverneur v. Korff
Comitat Begleitung
vmtl. von
P. S. nicht überliefert
Sergeanten, ,
18.4.1759
Maj. Major der russischen Truppen
Brüder die Berens
Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Ps 141,6
Briefe vor allem jene an
KohlenRöm 12,20 oder Ps 140,11
Elihu …
Hi 36,24–31
Thörichter …
Ps 92,6f.
Jes 1,4f.
Listins Ohr schreyen Nach A. Henkel womöglich eine Anspielung auf das in Portraits von P. Gerhardt überlieferte Wort eines Zeitgenossen, dessen schwere Prüfungen hätten ihn eher zum Schreien als zum Singen bringen sollen.
Herz! … Arbeit frey V. 3–6 der 5. Strophe des Liedes von Paul Gerhardt: Nun ruhen alle WälderRigischen Höfchen vmtl. die Güter der Fam. Berens
1 Mo 33,3
Zaunkönig Die Fabel vom Zaunkönig und dem Adler wird Äsop zugeschrieben. Durch eine List gewinnt der Zaunkönig den Wettstreit der Vögel um die Königsherrschaft, indem er sich im Gefieder des Adlers versteckt und so, als dieser ermüdete, noch ein Stück höher fliegen konnte. Die Fabel ist u.a. von Plutarch in seinen Praecepta gerendae rei publicae, 12 ( 806e–f (X 201f.), überliefert.
Hebr 1,14; 1,7
in VI 4: Jupiter et le métayer / Jupiter und der Pächter
Ri 9,14f.
Auktion der Bibliothek C. Flottwells nach dessen Tod (Jan. 1759)
Oeuvres welche Ausg. der Werke von , nicht ermittelt
; ob die Ausgabe von Bodmer (1749) oder die in der Biga verzeichnete von 1704: nicht ermittelt.
2,36
vitium subreptionis Laster der Erschleichung
Briefe nicht überliefert
vll.
Examine an der Rigaer Domschule
Thren. Thrēnī = Klagelieder; Klgl 3,27
Hänschen
Röm 8,28
1 Kor 15,43 u.ö.
Madame B. vmtl.
Christ. wohl
Gedicht und
vll.
vll.
M.Prinzen v. Holstein nicht ermittelt
DumocalanersDenkwürdigkeiten
vll.
, No. 50 erschien Ende 1758
und
Johann[is] 21. Juni
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
Frau … die Mutter Lindners
Brief nicht überliefert
Der letztePs 37,33, auch Jak 5,6ff.
Lk 17,32
, , , Lieschen Zöpfel
Das Billet der Mutter Lindners ging an J. E. F. Lindner in Mitau, von dort an J. Chr. Hamann in Riga.
Doct.BruderBeggerau nicht ermittelt, vgl. Piece, vgl. u. andernConsiderationsPenséesTräumereforméeLisbonneubiquistebureau Schreibtisch
Luxmachersche Vll. Renaissancelaute aus der Werkstatt des Laux Maler (1485–ca.1552), welche im 17. Jhd. jedoch meist zu Barocklauten umgebaut wurden.
Erläuterungen der Psalmen Davids, aus ihren Eintheilungen in fünf Bücher und ihren Ueberschriften (17 Tle., Aurich: Luschky 1757–1766)
Chiliasten eschatologischer Messianismus, etwa bei
Predigten vll. die Sammlung der in Erlangen gehaltenen: u.
; vgl. , SD: S. 18/28, ED S. 26 (fehlt in N II S. 65): »Die Geschichts-Wissenschaft des scharfsinnigen Chladenius ist blos als ein nützlich Supplement unserer scholastischen oder akademischen Vernunftlehre anzusehen.«
in seinen Confessionen 12,26,36; von Chladenius erörtert in , S. 3ff., das Augustinus-Zitat steht auf S. 6f.
, S. 10; 12,31,42, dort aber: »auctoritatis aliquid scriberem … mea verba resonarent …«, »Ich jedenfalls erkläre ohne Scheu und aus tiefster Überzeugung: Wenn ich etwas so sehr Einflussreiches zu schreiben hätte, dann lieber so, dass jeder in dem, was er über diese Inhalte an Wahrem erfassen könnte, meine Worte wiedererkennen sollte, als in der Weise, dass ich eine einzige wahre Ansicht zu dem Zweck ziemlich deutlich herausstellte, andere Ansichten auszuschließen, selbst wenn sie nichts Falsches enthielten, das mich verletzen könnte.«
, S. 22; 2,6,25: »ich will nämlich lieber, dass mein Vortrag nicht verstanden als dass an ihm etwas ausgesetzt wird.«
vgl. , N IV S. 229/14, ED S. 367: »Man darf die Größe eines Volks nicht weit suchen, das die Wahrheit aus dem Munde eines Schauspielers mit einem allgemeinen Händeklatschen aufnahm.«
Atticis Attiker/Rhetoriker/Stilistiker
12,26,36, dort aber: »in quamlibet veram sententiam…«, »die wahre Ansicht, zu welcher sie auch immer durch Nachdenken gelangt wären, in den wenigen Worten deines Dieners deutlich wiedergefunden hätten, und wenn ein anderer im Licht der Wahrheit eine andere geschaut hätte, dann hätte er auch sie denselben Worten entnehmen können.«
, , (Theoretiker der Kosmogonie),
Reitzbarkeit Irritabilität, bspw. von gegen Leibniz’ Kraft-Konzept vertreten ().
… autoritatis 12,31,42
Aelius Donatus
Kayser Von auf dem Konzil zu Konstanz (1414–1418) berichtet J. W. Zincgref in seiner Sammlung: Teutsche APOPHTEGMATA das ist Der Teutschen Scharfsinnige kluge Sprüche… (1. Aufl. 1644; um einen dritten Teil vermehrt durch J. L. Weidner, Amsterdam 1653): »Als ihm auff bemeltem Concilio [zu Konstanz] das Wort schismam entfuhre / in dem er sagt: Wir wollen kein schismam haben / vnd des Pabsts Gesandter ihn corrigirte, dann es were generis neutrius: Antwortet der Keyser / Wer sagts? Als ihm geantwortet ward / Alexander Gallus / Priscianus vnd andere. Fragte er weiter: Wer die weren? Als ihm gesagt war / Es weren gelehrte Männer etc. Antwortet er: So bin ich ein Keyser und höher als sie / kan wol gar eine andere Grammatic machen. Dann bin ich ein Herr der Recht vnd Sachen / so bin ich auch viel mehr ein Herr vber die Worte.«
Vmtl. zitiert aus (Ende von Kap. 1, »Cassandra, sive Parrhesia«), eine Abwandlung von 2,1,8.
Marcus Porcius Cato
Plato im Phaidon, SD S. 33/28, N II S. 73/40, ED S. 49, erster Bezug ist dort Lactanz (Inst. 3,18); zweiter in nachtr. handschr. Annotation: I.22 u. I.34.
Zuhörern Cleombrotos
Thamar
1 Mo 38,14
Grammatic, N IV S. 247f., u. Brief 214 (ZH II, 112/4)
hatte eine Abschrift von Hs. Anfang der franz. Grammatik () gemacht.
Journal de commerce (18 Tle. 1759–62, ab 1762 fortgeführt als Journal de commerce et d’agriculture; Brüssel: Van den Berghen, dann Brüssel: De Bast); die Anzeige zur Praenumeration erschien in .
; die Anzeige zur Praenumeration erschien in .
erschien in
Im Journal Helvetique (seit 1738) waren im Okt. 1758 anonym Verdächtigungen gegen den 1730 gest. Jaques Saurin publiziert worden.
Geschichte
Hs. Hervorhebungen
Socinianismus Christliche, antitrinitarische Bewegung in Polen, Mähren und Siebenbürgen, im 16. Jhd. von Sienese Fausto Sozzini begründet, im 17. Jhd., nach ihrer Bekämpfung, in kleine Reste zerstreut. Im 18. Jhd. verallgemeinert zu einem vagen Schimpfwort gegen Unitarismus, moralisch-vernünftig verstandene Religion.
, vgl.
vll. Martha Philippine Stoffel, vgl.
vll.
; die Sammlung erschien erst 1761, H. hatte also hier wohl ein Manuskript vorliegen. , .
Brief nicht überliefert
Joh 14,16 u.ö.
Lk 24,36
Joh 20,23
1 Tim 1,15
2 Kor 12,9f.
1 Kor 5,5
2 Kor 2,7
2 Kor 7,12
Mt 10,40ff.
Ps 33,2, Ps 92,4, Ps 144
1 Kor 13,1
1 Sam 22,10
1 Sam 17,43
Gewehr Waffe
Mt 26,6ff., Mk 14,3, Lk 7,26ff.
Lk 24,1ff.
1 Joh 4,1
Röm 8,28
Jes 54,17
Eph 3,9
Ps 139,4, Ps 56,9
Ps 139,6
2 Mo 23,24, 5 Mo 9,21
Ps 106,33
Off. 3,4f.
Jes 63,3
1 Tim 5,22
Lk 19,22
1 Kor 1,18ff. u. 2 Kor 4,7; vgl. , LS S. 61 und , LS S. 68
Joh 3,20ff.
Jer 38,11, vgl. , LS S. 59 und , LS S. 237/10f.
Joseph vll. bzgl. 1 Mo 37,3
Verfälscher Vgl. , SD S. 22/11-23, N II S. 67/15–23, ED S. 31f.
Jer 48,10
Ps 148,8
Jer 8
Jer 20,8
Apg 26,24
2 Mo 2,12 u. Apg 7,24
2 Mo 7,1, 2 Mo 4,12ff.
5 Mo 18,15
Lk 24,39
Ps 82,7
Thür
Joh 10,7
Lk 16,15
Hld 2,15
Timnath
Ri 14,5
Jdt 14,5
Ps 55,22, Jes 7,15, Jak 3,8
Mt 6,23
1 Mo 17,17,1 Mo 18,12
Jes 7,12
Jes 7,13
Jes 6,8-9
Joh 14,26, Joh 15,26
4 Mo 22,35
4 Mo 22,22
Geben Gaben, 2 Petr 2,15
4 Mo 22,24f.
4 Mo 22,31
4 Mo 22,32
Joh 12,14f.
1 Kor 11,1–16
Kol 3,3
1 Joh 3,2
Agrippa
Apg 26,28
Ps 90,4
7,44, 9,12
Ps 92,6f.
Ps 115,1
Mt 5,22
Länge
Mt 6,27
Mt 6,28; 2 Kor 2,14Alphonsus Alfons X. (1221–1284), König von Kastilien, der die Ptolemäischen Planetentafeln verbessern wollte; etwa in Zedlers Universallexikon überliefert, Bd. 1, Sp. 1345: »wenn ihn Gott zur Erschaffung der Welt mit gezogen hätte, wolte er vieles anders gemacht haben.« Leibniz benutzt die Anekdote in Von dem Verhängnisse; H. kannte sie aus , die er übersetzte (, N IV S. 119), und bezieht sich auch in , LS S. 68/9, darauf. In Knutzens Systema Cavsarum Efficientivm (1745, S. 115) taucht sie auf, wie auch in Lilienthals Wahrscheinliche Vorstellung der Geschichte unsrer ersten Eltern im Stande der Unschuld (1722, S. 513).
vgl. , LS S. 68/9 u. , SD S. 28/8, N II S. 70/26, ED S. 41
1 Mo 1,3 u. Joh 1,1
2 Kor 4,3
Geb evtl. Geblütes; Joh 1,13
Ps 110,3
Ps 127,3
Lk 1,35
Ob H. die petrarkistische Motivik dieser Zeilen einem best. Text entlehnt hat, konnte nicht ermittelt werden.
2. Str. des Kirchenliedes »Wer recht die Pfingsten feiern will« von Ernst Lange (1650–1727)
Moses
4 Mo 12,3
Donnersohn
Mk 3,17
vll.
, vgl. Miethling
Joh 10,12
Staub
Mt 10,14
Metromanie bez. im Franz. auch Nymphomanie; hier ist aber wohl Schreibwut gemeint.
Fürst Dass mit der Anspielung auf Joh 12,31 Friedrich II. gemeint ist, ergäbe sich aus Lausons Panegyrik, etwa im 1763 erscheinenden Preisgedicht Paean. Friedrichs Palmen geheiligt (Königsberg: Kanter)
Anspielung auf den Siebenjährigen Krieg, die Schlacht bei Kay stand kurz bevor (Juli).
Nachrichten nicht überliefert
Etymologie In Grammatiken des 18. Jhds. wird darunter überwiegend noch das verstanden, was heute als Morphologie bezeichnet wird.
, 3,64f.: »malo me Galatea petit, lasciva puella, / et fugit ad salices et se cupit ante videri«, »Äpfel wirft Galatea nach mir, das lockere Mädchen, / Flüchtet ins Weidengebüsch und wär nur zu gern noch gesehen.«
, Demosthenes 11; vgl. , LS S. 337
1 Kor 8,1
u.a. I, 625; die etymolog. Spekulation bezieht sich auf griech. ἀργός: ungetan, unbearbeitet, müßig, faul; auch in Zedlers Universallexikon zu finden, Bd. 2, Sp. 1329: »ein fauler nichtswürdig. Mensch«. Ebenso , SD S. 15/29, N II S. 63/39, ED S. 21.
Montesquieu
siehe bspw. , S. 13, Anm. 59 u. 60 zu 47f.: »wirst du Besonderes sagen, wenn eine verschmitzte Verbindung aus einem bekannten Wort ein neues gemacht hat.«
Jos 9,20ff.
Einlage nicht überliefert
, vgl. Beggerow nicht ermittelt, vgl. , ; die Besorgung war für Lindner wohl überflüssig.
, , , wurde 1754 Nachfolger von als Prediger in Quedlinburg.
franzosischen Abbé vll. Anspielung auf den Jesuiten Blaise Gisbert (1657–1731), der für die von Gottsched angestoßenen Reformbemühungen der Homiletik (und eines homiletischen guten Geschmacks) Pate stand, auch, weil er bereits die Redekunst des aktualisiert hatte.
Schnüre vll. Anspielung auf , die in 9 Teilen erschienen.
nordischen Anspielung auf
, vgl. , vgl. , 2 ungl. Bodmer hatte die »Europa«-Stücke von und zusammengebracht, um im Vergleich ein Stilideal der Einfachheit (bei Moschus) gegenüber dem Unmäßigen (bei Nonnos) zu favorisieren.
Parasiten Figur in antiken Komödien, etwa bei Plautus, bspw. ein die Protagonisten umkreisender Schmeichler; auch im 18. Jhd. noch gebräuchlich.
Scapins Komische Dienerfigur aus der italienischen Commedia dell’arte; Molière hat mit Les fourberies de Scapin ein ganzes Stück für diese Figur konzipiert, Zeitgenossen hielten das für eines seiner schwächsten Stücke. Eine typische Wertung dieser Tradition ist etwa bei Gottfried Ephraim Müller zu lesen (historisch-critische Einleitung zu nöthiger Kenntniß und nützlichem Gebrauche der alten lateinischen Schriftsteller [1. Tl., Dresden 1747], S. 260]: »Denn in denselben [Burlesqven der Italiener] sind Arlequino, Pantalone, Dottore, Scapin, u.s.w. nichts anders, als halbe Mimi, die mehr durch lächerliche Geberden und Bewegungen, als durch einen sinnreichen Scherz, die Zuschauer zum Lachen zu bewegen suchen.«
, S. 8
17–28 Paraphrase von , S. 10, Unterstrichenes ist wörtlich zitiert.
29–351/6 Paraphrase von , S. 11
8–27 Paraphrase/Zitat von , S. 12 bis Ende S. 13 (ohne die letzten zwei Verse)
führt orig.: fyhret
, S. 13
Wurm
Ps 22,7
Hosea
Hos 5,12
Zeus verwandelt sich in goldenen Regen, um Danaë zu erreichen, die Tochter Akrisios’, König von Argos, der sie in einem Verlies versteckt hielt (bspw. erwähnt in 4,611ff.).
Eingeweide griech. σπλαγχνα οικτιρμου: Eingeweide des Erbarmens, bei Luther übers. als herzliches Erbarmen, Kol 3,12, Lk 1,78, 2 Kor 7,15
Lügengeist1 Kön 22,22, 2 Chr 18,21WiedersacherHi 1,6f., 2 Kor 11,14bürgerl. EdelmansMolière:, Le bourgeois gentilhomme, 2. Akt, 4. Auftritt, vgl. und , N II S. 213/21, ED S. 208
Kaiphas
Joh 11,49ff.
Saul
1 Sam 10,10ff.
Vater
Joh 14,8
Hld 2,9
1 Mo 26,8
überwesentliche Für die Übers. von griech. τον επιουσιον – etwa in Mt 6,11 und auch für das Vaterunser – mit ›täglich‹, ›auserwählt‹ oder ›überwesentlich‹; bspw. in Luthers Auslegung deutsch des Vaterunsers vor die einfältigen Laien (WA 2, 109)
, , S. 10f.
Altars2 Mo 27,2 u.ö.
Petrus
Mt 14,28ff.
Geistern, S. 11: »Nereiden«
, ebd.
, enthält den ersten pseudo-platonischen Alkibiades-Dialog.
ihm; wird ebenso ein Exemplar bekommen, .
Conjuncturen Verhältnisse
Quodlibet Beliebigkeit
Autocheirie selbst Hand anlegen, manipulieren, auch Bez. für Selbstmord
, S. 7, V. 3f.: »Schon war Aurora nahe, wann izt ein honigter Schlummer / Auf die augbrauen sitzt, die glieder von fesseln entbindet«
Nimmse ostpreußisch: Prise
niesen, danken … In VII,46 (De genio Socratis) wird die Bedeutung des Niesens als Vorzeichen bedacht – ein zufälliges Niesen könne dazu führen, dass man etwas unterlässt, wozu man eben noch entschlossen war. Das Leben des Sokrates war, so weiter, aber gerade nicht von solchen Zufälligkeiten bestimmt, sondern folgte festen Entschlüssen. Das Niesen könne höchstens als ein Zeichen begriffen werden, für das es aber einen Verursacher gebe – welchen Sokrates ›Genius‹ genannt habe. Die Zeichen zu lesen, sei die Kunst, die Sokrates lehre. Dass der ›Daimonion‹ Zeichen gebe und nicht etwa das Zukünftige vorhersage, ist auch Xenophons Verteidigung des Sokrates vor der Anklage, er habe neue Götter eingeführt ( 2–4).
Einlage nicht überliefert
, Seidlitzer ein Bitterwasser aus der Gegend von Bečov (Hochpetsch, Tschechien)
amphibische zweifelhafte (Zedler, Bd. 1, Sp. 1776)
Im Gegensatz etwa zu der in vertretenen Position, die dort u.a. mit Bezug auf Horaz zugrunde gelegt wird, ebd. S. 37 als Erläuterungen zu den Versen 411f. in : »Verwirft Democritus die Regeln der Vernunft, / Und lobt er nur den Geist an der Poeten-Zunft« – Erl.: »Den Geist. Ingenium, Cicero im I. Buche vom Wahrsagen schreibt, Democritus habe davor gehalten, daß ohne die Raserey oder Begeisterung niemand ein grosser Poet seyn könne. Gewisser massen hat er recht. Aber wenn er von seinem Geiste die Regeln der Kunst und die Vernunft ausschließt: so wird er lauter unsinnige Poeten auf dem Parnaß haben wollen, wie Horatz spricht«. Lindner hatte wiederum in seiner Beschäftigung mit Poetik und Rhetorik einerseits dem Exstatischen eine wichtige Rolle eingeräumt, siehe seine »Rede von dem Feuer, oder dem wahren Enthusiasmus in der Tugend …«, in , S. 403, allerdings kommt er in seiner Abhandlung über die ›Schreibart‹ damit zu einer eher normativistischen Position, dass nämlich jegliche Art der Äußerung und Apperzeption nur Ausdruck und Erkennen der einen Wahrheit sei, und für diese bürge das Schöne (siehe ebd. S. 420 »Betrachtung vom Geschmack in Wahrheiten und Wissenschaften«) – entsprechend dem Konzept von einer Natur und demgemäß nur einem Geschmack bei .
St. Real, für den Geschichtsschreibung die Entlarvung menschlicher Verirrungen bedeutete.
Voltaire Vll. ist auf Voltaires politisches Verständnis des guten Verses angespielt, wie in der Aesthaetica, N II S. 204/35, ED S. 184.
Joh 2,14–17, Mk 11,15, Lk 19,45f.
siehe dazu auch die Überlegungen zu Augustinus
Ps 94,10
Mt 9,11ff.
, vgl. , ; Hause vll. Morungen
AltenKathrinhöfchen Ortschaft wenige Kilometer südöstlich von Königsberg, vgl. IntelligenzblattEngell. England
Nürnberg. Br. vll. Leonhard Christoph Rühle (Hg.): Epistolae ad familiares oder Ciceronis Briefe, die er an unterschiedene gute Freunde geschrieben, zu mehrern Nutzen d. studierenden Jugend m. dt. Anm. also erl… nebst unterschiedenen nöthigen u. nützlichen lat. u. dt. Real- u. Verbal-Registern (Nürnberg: Krauß 1759), ist aber schon 1720 das erste Mal in Halle herausgekommen.
Cissides, erschien bei Voß in Berlin.
, vgl. , Übers.: Die Schule des Edelmanns, oder Magazin für junge Cavaliers (dt. Ausg.), S. 249. Warum H. hier Richelieu nennt? Gemeint ist
Niemeyer nicht ermittelt
, Bd. 2; ohne Sulzer Ohne die Vorrede und die Anm. von ; H. las aber dennoch die deutsche Ausg., wie das Zitat unten zeigt.
Remus vll. Remis (Unentschieden)
, 8 – Meuchelmörder Der Ichneumon, eine Mangusten-Art, kriecht dem schlafenden Krokodil in den offenen Rachen, um es von innen zu zernagen – so ein ägyptischer Volksglaube.
, Bd. 2, S. 75. H. ändert die Syntax und kürzt, orig.: »Also ist die Bemerkung der menschlichen Unwissenheit und Schwachheit die letzte Frucht aller Weltweisheit, und sie begegnen uns zu unsrer Kränkung alle Augenblicke in allen Bemühungen sie zu bestreiten, oder zu vermeiden.«
bspw. 1 Kor 15,56
1 Kor 14,8
, Bd. 2, S. 297, vgl.
H. zitiert dieselbe Stelle für :
John Spencers These etwa in , dass die jüdischen Gesetze Inversionen der ägyptischen gewesen seien, womit er der Annahme widersprach, das Judentum sei die erste Gesetzes-Religion gewesen. Der Kontext der These ist die englische theologische Debatte zu Idolatrie und vernünftiger Religion. Spencer ist mit seiner These gegen einen idolatrischen Missbrauch des Jüdischen.
, Bd. 3
Qvelle Für die waren die Einteilung der Wissenschaften aus Bacons De dignitate und die Priorität der Naturbeherrschung und -beschreibung gemäß desselben Novum Organon zugrunde gelegt.
Frau von aus Riga
Brunnenkur Lehrer an Lindners Schule in Riga, .
DoctorjüngstenCartel Ausforderungsbrief zum Duell
, , ColuthusMusicalia nicht ermittelt
Wiedersehen mit , Elegie, , Paean Preislied
greg. 16.7.1759
, , , , Daries J. D. Dannies, siehe
RectorTöchter und
Hartungin; der Sohn Fritz: Johann Friedrich (1753–1782)
Einlage nicht überliefert
RectorGesprächs nicht überliefert
nil admirari vgl. I,1,6f.
1 Petr 4,7
Incredibile … nach Seneca Natur. Quaest. in Praefatione, lib. IV, vgl. Chimärische Einfälle, N II, S. 161/21
Mir geschehe …
Lk 1,38
Hills; vgl. , SD S. 35/12, N II S. 75/11, ED S. 52
Engel reden
Lk 1,34ff.
EhreJoh 8,50 u.ö.
Schule des SatansOffb 2,9, Offb 3,9
Mt 2
Mt 27,52
Prosopopaeen Personifikationen
Brocken … KörbeMk 8,19, Joh 6,13
Joh 21,25
WesenMt 24,8, Mk 13,8Loth …
1 Mo 19,14ff.
Lk 24,11
Kraft …
2 Kor 12,9
2,1,30–34: »ille velut fidis arcana sodalibus olim / credebat libris neque, si male cesserat, usquam / decurrens alio neque, si bene; quo fit ut omnis / votiva pateat veluti descripta tabella / vita senis.« In diesem Sinne, einem Protokoll der Selbstprüfung, wird auch in (3. Tl., S. 165) auf diese Horaz-Verse Bezug genommen.
dromedarisch wohl im Sinne von: schnell laufend (so die Namensherleitung für das Tier in zeitgenössischen Lexika); vgl. (V. 10f.): »Gar zu leichtgläubig getäuschet, in dromedarischer Sehnsucht / Erscheint mir Deine Gestalt!«
1,4,11: »da er schlammig daherfloß, war manches, das streichen man möchte«
Jagemanns nicht ermittelt
148ff.: »Immer eilt er zum Ziel und mitten hinein ins Geschehen, als sei es bekannt, entführt er den Hörer, läßt aus, woran er zweifelt, es könne, bearbeitet, glänzen …«
III 30,1: »Exegi monumentum aere perennius«, »Errichtet habe ich ein Monument, das Erz überdauert«
Homer … 359: »quandoque bonus dormitat Homerus« / »[andererseits bin ich entrüstet], wenn einmal der gute Homer eingenickt ist«
Zorn des Achills 119–122: »aut famam sequere aut sibi convenientia finge / scriptor. honoratum si forte reponis Achillem, /inpiger, iracundus, inexorabilis, acer / iura neget sibi nata, nihil non adroget armis.« / »Entweder folge der Sage oder erdichte, was in sich übereinstimmt, Schriftsteller. Wenn du etwa neu den hohen Achilleus darstellst, so bestehe er rastlos, jähzornig, unerbittlich, heftig darauf, es gebe für ihn keine Rechte und er beanspruche alles für seine Waffen.«
WirthGedicht nicht ermittelt
RectorSergeantenBegleitungStoffel General-Quartiermeister der russ. Armee
Dommisch nicht ermittelt
, Trutenau 15km nördlich von Königsberg
Frau von aus Riga, Lauten Musikalien (Noten etc.), Kruge Gaststätte
MagisterGedichte, in Mitau oder in Grünhof
Beilage vom Vater
Brief nicht überliefert
Trutnau nördlich von Königsberg, vgl.
Frau von aus Riga, Catharinenhefen Ortschaft wenige Kilometer südöstlich von Königsberg, vgl.
von , Packetgen von , StudirendenGemahlinTrutnau wenige Kilometer nördlich von Königsberg
H. ist nicht mit der Landschaft, sondern mit den häuslich-sozialen Verhältnissen des Ortes beschäftigt; er kannte das Werk von Hogarth wohl über .
Kappzaum »ein zaum der besonders jungen pferden angelegt wird, mit einem nasenbande und scharfem gebisz, um sie zu bändigen« (Grimm DWB s.v. Kappzaum)
WirthsDietrich Besitzer des Guts Trutenau, wo es auch eine Papiermühle gab.
künstlich so auch schon der Vorwurf an den Bruder selbst: , dt. Übers. Memnon eine Morgenländische Geschichte, die Hündchen-Szene dort S. 14
Briefen Nr. 150 u. 151
Furcht
Jes 11,3
Lk 14,26
kollern wälzen, wüten
Solon in Plutarchs Solon-Biographie erzählt, in so wiedergegeben (5. Tl., S. 163f.): »Das schändliche Gesetz, daß keiner bey Todesstrafe an die Wiedereroberung von Salamis denken solle, ging ihm [Solon] sehr zu Herzen; er faste daher eine Elegie ab, die aus hundert Versen bestand, die Gemüter des Volkes wider die Megarenser zu erbittern, welche ihnen diese Insel abgenommen hatten. Nachdem er die Elegie völlig in sein Gedächtnis gefasset hatte, lief er, als ob er unsinnig sey, mit seiner Nachtmütze auf dem Kopfe auf den Markt, stieg auf den Stuhl des öffentlichen Heroldes, und wiederholte mit grosser Heftigkeit die Elegie, die er aufgesetzet hatte, vor dem Volk, welches sich um ihn her versamlet hatte.«
2 Kor 1,5
Brüder
Joh 7,5
Seinigen
Joh 1,11
2 Kor 9,8
Steink nicht ermittelt
, Hausev. Witten, , vgl. ander Wort vll. Cavalier, , Rede vmtl.
arsin Hebung/Länge im Rhythmus; thesin Senkung/Kürze im Rhythmus
Lampen …
Mt 25,1ff.
Diogen … Hundezähne der Kyniker, ›Hundsphilosoph‹; vll. auch anspielend auf
papierne vll. vergeistigt, asketisch gemäß Epiktets Tugendlehre
Philosoph … Bein Epiktet
Wille … Mt 6,10, Lk 11,2Rhapsodie Vortrag eines Gedichtes oder von Teilen einer/verschiedener Dichtung/en, die lose miteinander verbunden, aber nicht unbedingt aufeinander aufbauen.
Dissonantzen Im unten besprochenen Band von F. J. W. Schröder wird die ›Dissonanz‹ auch bemüht: »Deine Dissonanzen sogar sind nothwendig.« , S. 8.
halbe Töne Chromatik bspw. im ital. Madrigal
Hi 1,19 u. Hi 2,7
Hi 3,1ff.
Gedichte, SchwesterBatteux Schröder zitiert ausführlich in den »kritischen Anmerkungen über das Natürliche in der Dichtkunst, , S. 4ff.
Eitelkeit … Kritik Hs. an Schröder
πρωτον ψευδος Proton Pseudos, Grundirrtum
keichen keuchen
, der erste Teil enthält das 1. bis 60. Stück.
Von Klopstock sind darin gedruckt: Eine Betrachtung über Julian den Abtrünnigen, Von der besten Art über Gott zu denken, Von der Sprache der Poesie, Von der Bescheidenheit, Von dem Fehler, andere nach sich zu beurteilen, Von dem Range der schönen Künste und der schönen Wissenschaften, Dem Allgegenwärtigen, Von dem Publico.
, , , S. 223f.: »Es ist schon lange her, daß Luther die Deutschen durch die Art, auf welche er die poetischen Schriften der Bibel übersetzt hat, von dem Unterschiede der prosaischen und poetischen Sprache hätte überzeugen können. Aber sie haben von diesem grossen Manne überhaupt weniger gelernt, als sie von ihm hätten lernen sollen. Opitz hat sie nach ihm an jenen Unterschied von neuem erinnert; Haller noch stärker: allein sie scheinen noch immer daran zu zweifeln.«
, metaphysischen Begriffen ebd. S. 215f.
Betrachtungen, S. 217f.; Begeisterung ebd. S. 219f.
, S. 230
, vgl. , S. 446
emblematisch sinnbildlich
Publicum vgl. Titelblatt und ›Zuschrift‹ von
Protheus Proteus – vll. eine Verschreibung oder eine Variation, die ›Pro‹ und ›Theos‹ verknüpft. In findet sich auch diese Schreibweise (W S. 87/30, N II S. 107/12, ED S. 65).
blessirter Officier der fingierte Leser (eigentl. Ewald v. Kleist) der Briefe die neueste Literatur betreffend, S. 3: »Der Herr von N** ein verdienter Officier, und zugleich ein Mann von Geschmack und Gelehrsamkeit, ward in der Schlacht von Zorndorf [Sieg der Armee Friedrichs II. über die Russen, 1758] verwundet. Er ward nach Fr** gebracht, und seine Wundärzte empfohlen ihm nichts eifriger, als Ruhe und Geduld. Langeweile und ein gewisser militarischer Eckel vor politischen Neuigkeiten, trieben ihn, bey den ungern verlassenen Musen eine angenehmere Beschäftigung zu suchen. Er schrieb an einige von seinen Freunden in B** und ersuchte sie, ihm die Lücke, welche der Krieg in seine Kenntniß der neuesten Litteratur gemacht, ausfüllen zu helfen. Da sie ihm unter keinem Vorwande diese Gefälligkeit abschlagen konnten, so trugen sie es dem Herrn Fll. auf, sich der Ausführung vornehmlich zu unterziehen. Wie mir, dem Herausgeber, die Briefe, welche daraus entstanden, in die Hände gerathen, kann dem Publico zu wissen oder nicht zu wissen, sehr gleichgültig seyn …«
Schärfe Schärpe
lange Weile vgl. Titelseite von
Kein Bergmann; hatte dessen Übersetzung von im 4. der Briefe die neueste Litteratur betreffend kritisiert und im 30. wiederum dessen uneinsichtige Antwort.
Wieland war vor allem im 7. bis 14. der Briefe die neueste Litteratur betreffend im Visier der Kritik Lessings.
Academie Insbesondere ging es in der Kritik Lessings um die Akademie-Pläne in und deren Bezug auf griechische Philosophie (10. bis 14. der Literaturbriefe).
5,9, 8,6,8. , vgl. , sind nicht mehr … im Handel erhältlich
Demosthenes
Cicero
Amt eines Evangelisten
2 Tim 4,5
Engels
Gal 1,8
versöhnen
2 Kor 5,20
ermahnet …
2 Kor 5,20
königlich …
1 Petr 2,9
verkehrten Geschlecht
Phil 2,15
gekrönt
Mt 27,29
Erbe
Mt 21,38
HerrlichkeitJoh 1,11, Röm 8,17
vll. mit Bezug auf diese Stelle: (Der nordischer Aufseher, 44. St., S. 390): »Es giebt Gedanken, die beynahe nicht anders als poetisch ausgedrückt werden können; oder vielmehr, es ist der Natur gewisser Gegenstände so gemäß, sie poetisch zu denken, und zu sagen, daß sie zu viel verlieren würden, wenn es auf eine andere Art geschähe. Betrachtungen über die Allgegenwart Gottes gehören, wie mich deucht, vornämlich hierher.« Oder auch diese: (Der nordischer Aufseher, 26. St., S. 224f.): »daß es Gedanken und Empfindungen, oft nur einen gewissen Grad, eine Wendung, eine Art Ausbildung derselben gibt, die allein in der Poesie, und andre, die nur in Prosa gebraucht werden müssen«
1 Kor 2,9
Göttersprache
1 Kor 2,13
Opferfeuer3 Mo 9,24 u.ö.
Schlummer … zu Gott steigen sieht
1 Mo 28,10ff.
ist aber Dies nicht gegen, sondern mit Klopstock: (Der nordischer Aufseher, 44. St., S. 213): »Das wirkliche Wachen wäre derjenige glückliche Zustand unsrer Seele, da wir entweder Gott denken; oder etwas, das Gott geboten hat, und zwar weil er es geboten hat, thun.«
Seelenschlafnatürlichen Menschen
1 Kor 2,14
Wache auf …
Eph 5,14
1 Mo 2,21
Hld 2,7, Hld 3,5Rechen Rehe; Hinden Hirschkühe
1 Mo 37,3ff.
Ps 126,1f., Hi 8,21Sprüchwort nicht ermittelt
2 Mo 15,26
Mt 4,24
Mt 28,20
Bruders, vgl. , Weisheit Athene
Bruder
Ps 23,4
Mt 7,3ff.
Joh 9,1ff.
Lk 3,5
Ps 5,10
Apg 1,13
Apg 20,9
welcher Kritiker, Rezensent von Lindners Schreibart. Fr. K. Gadebusch berichtet in Livländische Bibliothek, 2. Tl. (Riga 1777), S. 186: »Als diese Anweisung in dem 106. Stücke der berlinischen Zeitung 1755. nicht nach des Verfassers Sinne behandelt wurde, vertheidigte er sich im hamburgischen Korrespondenten.«
Curialien Titel, Anredeformen, formelle Schlusssätze etc.
Zuhörer von Lindners Vorlesungen über Rhetorik in dessen Magisterzeit (1750–1753), vgl. .
22, »Amphora coepit / institui; currente rota cur urceus exit?« / »Die Amphore beginnt getöpfert zu werden; warum verlässt sie die drehende Scheibe als Wasserkrug?« Der Vers wird oft angefüht als Sinnspruch für die Notwendigkeit der rhetorischen oder poetischen Disposition.
Jer 18,1ff.
Leim Lehm
Collaborator Mitarbeiter
Ps 102,8
Ps 39,3f.
Bewahre … Mörders
Ps 17,4
Höre … Väter
Ps 39,13
, , enthält den ersten pseudo-platonischen Alkibiades-Dialog. Vgl. Schauspieler … Steltzen ab vgl. , sensus communis, nach Hs. Übers. (Königsberger Notizbuch, N IV S. 161): »Denn ohne Witz und Scherz kann die Vernunft nicht auf die Probe gesetzt oder erkannt werden. Der Ton eines Lehrers und der Schulmeister Stoltz verlangt Ehrerbietung und Furcht. Es ist von öffentlichen und bewundernswürdigen Nutzen, die Gemüther in einer gewissen Entfernung, in der man nicht erreicht werden kann, zu erhalten. Die andere Art hingegen giebt den rechten Angriff und erlaubt vom Gegner seine ganze Stärke bey jeden Grund in diesem Handgemenge zu brauchen. / Mann kann sich nicht vorstellen, wie viel Vortheil der Leser davon hat, wenn er auf diese Art sich mit einem Schriftsteller einlassen kann, der bereit ist, sich mit ihm auf einen schönen Schauplatz einzulassen und die Steltzen eines Trauerspiels mit einem leichteren und natürlichen Gang und Tracht verwechseln will. Geberden und Ton thun dem Betrug mächtige Hülfe. Und manches Meisterstück des Schulwitzes hält die Probe eines ernsthaften Gesichts aus, das einem aufgeheiterten nicht zu nahe kommen darf.« Vgl. WolkeOffb 1,7; , V. 316–318: »Sokrates: Aber nein, sondern himmlische Wolken sind sie, große Göttinnen müßigen Denkern, / Weil sie Erkenntnisvermögen und Argumentieren und Scharfsinn uns geben / Und verblüffende Rede, Umschreibung der Worte und Widerlegung und Spannung.«
, vgl. , ; Kant war bei der Abschiedszeremonie Watsons wahrscheinlich anwesend. Die »Redoute« wurde wahrscheinlich vom russischen Gouverneur Korff veranstaltet.
Leiber hier Ironie für essentialistische Ästhetik, vgl. , SD S. 23f., N II S. 68/8, ED S. 34f.
kein Herzog … Das erinnert an die Kritik Lessings an , und damit an der Königsberger Dichter-Clique, zu der auch Watson gehörte (Berlinische privilegierte Zeitung, 36. St., 24.3.1753): »Königsberg prangt jezo mit einem Dichter, welcher in dem vorigen Jahrhundert zu Nürrenberg ein großer Geist hätte seyn können.«
lyrischeseltenen Geschöpfe vll. Umschreibung von ›Held/heros‹, da etwa auch bei Zedler (Bd. 12, Sp. 1215) das Außerordentliche betont wird, auch bezogen auf die körperliche Konstitution, womit ein Bogen zu den ›schönen Leibern‹ gespannt wäre. J. A. Schlegel macht in , Kap. »Von dem Wunderbaren der Poesie, besonders der Epopee« (S. 431), den Versuch, das Wunderbare weltlich zu definieren, im Sinne des Seltenen, Besonderen.
Selbsterkenntnis vgl. , LS S. 408
leichteste vll. im Sinne von flüchtig
angenehm und nützlich Anspielung auf 333f.
Pope An der Qualität der Dichtung Popes schieden sich die Geister der Kritik; mit der Kennzeichnung als »angenehm und nützlich« ist auf das Urteil, es handle sich um Verstandes-Dichtung, angespielt. J. J. Duschs Übersetzung der Verse Popes in Prosa – – wurde mehrenteils kritisiert (neben der sonstigen Schwächen derselben), so etwa von M. Mendelssohn in der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste (Bd. 4, 1. St., S. 500ff.; Bd. 4, 2. St., S. 627ff.), und von Lessing im 2. der Briefe die neueste Litteratur betreffend. In der nicht eingereichten Akademie-Antwort dieser beiden () ist die philosophische Qualität der Dichtung Popes untersucht, mit dem Schluss, statt eines metaphysischen Systems (geschweige denn eines gefährlichen á la Spinoza) habe er »vielmehr – und dieses ist es, was ich bereits oben, gleichsam a priori, aus dem, was ein Dichter in solchen Fällen thun muß, erwiesen habe, – – bloß die schönsten und sinnlichsten Ausdrücke aus jedem System geborgt, ohne sich um ihre Richtigkeit zu bekümmern.« (S. 46)
Fibern des Gehirnes die nach (S. 182), wie alles Stoffliche als träge und grob zu charakterisieren sind.
H. sollte Artikel aus der Encyclopédie übersetzen. Vgl. das SchöneEncyclopédie, Bd. 2, S. 169ff., s.v. »beau«
Hutchinson Gemeint ist Francis Hutcheson; mit setzt sich Diderot im Artikel »beau« (Encyclopédie, Bd. 2, S. 169ff.) auseinander, einen essentialistischen Begriff vom Schönen wie Hutcheson favorisierend, nicht jedoch die Annahme von so etwas wie einem ›Inneren Sinn‹ dafür.
KunstEncyclopédie, Bd. 1, S. 713ff., s.v. »art«, Verf.: , ,
GesprächSchaarwerk …Encyclopédie, Bd. 4, S. 280ff., s.v. »corvée«, Verf.: und . Hamann hatte den Artikel schon zur Zeit der Abfassung von (1756) gekannt (N IV S. 232/52).
Heldenbriefes Anspielend auf eine im 17. Jhd. bspw. von Daniel Casper von Lohenstein und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau gepflegte Gattung der Elegie in Anlehnung an die vermeintl. Ovidischen Epistulae Heroidum: fiktive Briefe von mythischen Frauen an ihre abwesenden Männer. Vgl. .
Mann von der Welt gemeint ist wohl
alten Mann wiederum Berens
nach , Sappho an Phaon, V. 53–56: »o vos erronem tellure remittite vestra, / Nisiades matres Nisiadesque nurus, / nec vos decipiant blandae mendacia linguae! / quae dicit vobis, dixerat ante mihi.« – »Oh, ihr Mütter und Töchter des Nisus, weist den Vagabunden aus eurem Lande und lasst euch von den Lügen seiner schmeichelnden Zunge nicht blenden! Was er euch sagt, das sagte er vorher zu mir!«
Frankreich Berens war zu Studien in Paris gewesen (1754).
, 2. Buch, V. 31f.: »Das gehört dir mit mir zusammen, gemeinsames Gut ist’s. / Warum drängt sich nun hier irgendein Dritter hinein?«
Billet doux als ganzes nicht überliefert
Handschrift Wortlaut des Briefes
staarichten vom grauen Star verdunkelt
Xantippen Chr. A. Heumann meinte, um die Weisheit des Sokrates zu beweisen, auch seinen Hausstand, und eben auch Xanthippe, als weise bzw. tugendhaft zeigen zu müssen: , 1. St., Kap. »Ehren-Rettung der Xanthippe« (S. 103ff.). Das Argument ist: Sie litt mit dem unschuldigen Sokrates ob dessen Verurteilung zum Tode, also war sie tugendhaft. In , SD S. 41/1ff., N II S. 79/11ff., ED S. 59, wird darauf ebenfalls angespielt.
Wolken
Hi 22,14
Nebel In steht der Nebel für Vorurteile, die von wissenschaftlicher Erkenntnis verdrängt werden sollen, bspw. in der Vorrede: »Ich habe nicht eher den Anschlag auf diese Unternehmung gefasset, als bis ich mich in Ansehung der Pflichten der Religion in Sicherheit gesehen habe. Mein Eifer ist verdoppelt worden, als ich bey jedem Schritte die Nebel sich zerstreuen sahe, welche hinter ihrer Dunkelheit Ungeheuer zu verbergen schienen und nach deren Zertheilung die Herrlichkeit des höchsten Wesens mit dem lebhaftesten Glanze hervorbrach. Da ich diese Bemühungen von aller Sträflichkeit frey weiß, so will ich getreulich anführen was wohlgesinnete oder auch schwache Gemüther in meinem Plane anstößig finden können, und bin bereit es der Strenge des rechtgläubigen Areopagus mit einer Freymüthigkeit zu unterwerfen, die das Merkmaal einer redlichen Gesinnung ist. Der Sachwalter des Glaubens mag demnach zuerst seine Gründe hören lassen.«
vapeurs weiche Polster; vll. entspr. der »Vordecke« in Hi 22,14.
Bocks- und Kälberblut
Hebr 9,12
Anspielung auf 1 Mo 22,13, die Opferung Isaaks
Morgensterne
Hi 38,7
Richter noch Kenner vgl. zu dieser Unterscheidung , vgl. lyrischen Dichters vgl. geschoren Kinn 1698 verordnete Zar Peter I., dass Männer ihren Vollbart abrasieren lassen müssen; seine Europareisen hatten ihm gezeigt, dass Vollbärte unmodisch sind. Mit der Bart-Verordnung zog er den Zorn der (orthodoxen) Kirchenangehörigen auf sich.
, bes. Buch 3, Kap. 9f. und Buch 4, Kap. 3, vgl. Ein Patricius Alcibiades, nach Cornelius Nepos Vitae, 7,9f.; gemeint ist , der dem Tyrannen (der russischen Besatzungsmacht im Siebenjährigen Krieg, der Zarin Elisabeth) huldigt. Vgl. .
bezieht sich auf , 10,3f. Vgl. .
AbrahamJoh 8,39 u.ö.
Peters Entwurf der Modernisierung im westeuropäischen (bes. französischen) Stil, wie Peter I. es forcierte, und dessen Huldigung in Riga (so auch von an der Domschule und eben auch von ) eifrig betrieben wurde, auch zu Zeiten der Zarinnen (Anna, Elisabeth, Katharina II., die sich von Peter her legitimierten). Zu Hamanns Kritik daran (im Unterschied zu ) vgl. Graubner (2005b). Vgl. auch , SD S .13, N II S. 62/7ff., ED S. 17f.
Venedig, das oligarchisch strukturiert war.
Thut eures …
Joh 8,41
versteht
1 Tim 1,7
euer Ach!; Kant hat also wohl diesen Brief Hs. an J. G. Lindner gekannt, oder es wurde darüber gesprochen.
kleinen Welt würket vgl. I 1,12: »Zuerst einmal untersuchte er bei ihnen, ob sie im Glauben, über die menschlichen Dinge schon genügend zu wissen, sich um derartiges zu kümmern begännen, oder ob sie das Menschliche vernachlässigten und meinten, mit der Untersuchung des Göttlichen das Richtige zu tun.«
influxus physicus Kants Auseinandersetzung mit den Konzepten von Physik und Leib-Seele-Verhältnis im Horizont von Leibniz’ und Descartes’ Vorgaben kannte H. u.a. aus (Kap. »Principium coexistentiae«, Usus 6), wo dieser sich für die ›Wechselseitigkeit‹ als adäquaterem Begriff denn ›Harmonie‹ ausspricht. In einer Anmerkung zu diesem Kap. gibt Kant seiner Hoffnung Ausdruck, dass erstens seine Leser die Fruchtbarkeit seiner Bemühung erkennen mögen, und zweitens er selbst unempfindlich sei gegen die Interventionen von übereifrigen Kritikern, stattdessen unbeirrt seinen Weg fortsetzen könne; was an Hs. Satz von Beyfall und Tadel des Publikums erinnert, . Hs. erste briefliche Kommentierung des Kantschen Ansatzes vgl. . Zum Verhältnis der Begriffe Harmonie und Einfluss vgl. Versuch über eine akademische Frage, N II S. 122, ED S. 6.
Calvinische Kirche mit ihrer Lehre von der Prädestination
, 3,64f.: »malo me Galatea petit, lasciva puella, / et fugit ad salices et se cupit ante videri«, »Äpfel wirft Galatea nach mir, das lockere Mädchen, / Flüchtet ins Weidengebüsch und wär nur zu gern noch gesehen.« Vgl. .
vgl. , N II S. 77, ED S. 56
nach Molières Komödie Le Malade imaginaire (1673)
BrochureLuthersWider Hans Worst (Wittenberg 1541) gegen Herzog Heinrich den Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel und zur Verteidigung des sächsischen Kurfürsten (Luther WA 51, 459ff.); eine sehr polemische, grobianische Schrift, die aber auch eine Rechtfertigung seiner Ekklesiologie enthält.
, an Maecenas, I 19,19: »O imitatores, servum pecus, ut mihi saepe / bilem, saepe iocum vestri movere tumultus!« / »O ihr Nachahmer, ihr Sklavenherde! Wie oft hat euer tolles Treiben mir die Galle, wie oft auch Lachen schon erregt.«
Natur; hat in seinen Anmerkungen zur Übers. den Reduktionismus Batteux’ dafür kritisiert, im Zirkelschluss seiner Argumentation (S. 116) entscheiden zu wollen, was Natur und was ihre Nachahmung sei (denn für Batteux sind die Einteilungen der poetischen Gattungen auch ›Natur‹, gemäß eines Systems der natürlichen Ordnung) und dabei bspw. Gedankensysteme und ihre poetischen Zeugnisse (also so etwas wie Verstandeslyrik) ausschließe. Er führt als Beispiel ein Gedicht von Bernis an (S. 386), das dem Versuch gewidmet ist, das System Spinozas poetisch (wenn auch kritisch) zu erfassen. Er kommentiert ebd., dass die Kritik daran dem Ansehen Bernis’ geschadet habe, und wenn man dieses Schicksal vermeiden wolle, man »anmuthigere« Gegenstände wählen müsse.
Spinosist, also wohl jemand, der ein monistisches Prinzip (im Gegensatz bspw. zum Materie-Seele-Dualismus oder zum Verhältnis von Möglichem und Notwendigem) zum Verständnis und zur Handlung zugrunde legt – wie Batteux ›Natur‹ als einziges Prinzip deklariert, ihre Nachahmung als das der schönen Künste. Die Schreibung Spino[s]ist ist vielleicht spielerisch, indem das lateinische ›spinosus‹ evoziert wird: dornig, spitzfindig, quälend. Andererseits gibt es andere prominente Belege für diese Schreibweise, bspw. in . Vgl. zur Priorität der ›Natur‹ auch Kleeblatt Hellenistischer Briefe, N II S. 177, ED S. 120.
zu furchtsam vgl. Mendelssohns (in der Rolle des Neophil) Bezug zur Unvollständigkeit der Philosophie Spinozas, die Frage nach den ›veranlassenden Ursachen‹ betreffend, in , S. 22: »Ja Spinosa bedient sich sogar aller Ausflüchte der Leibnitzianer. Er beruft sich, wie sie, auf die Unwissenheit, darin wir von der innerlichen Structur unseres Körpers stecken; und endlich darauf, daß noch Niemand die Unmöglichkeit einer solchen Maschine gezeigt, die mechanischer Weise alle Vorrichtungen hervorbringen könnte, zu welchen dieser oder jener einzelner Körper bestimmt ist.«; S. 27: »Er irrte; denn er begnügte sich, so zu sagen, mit der einen Hälfte der Weltweisheit, die doch ohne die andere Hälfte nicht sein kann.«
eingekleidetZeitverkürzungen Zeitvertreib
Spinneweben, N II S. 205/10, ED S. 188
Sonnenstäubchen Äquivalent für ›Atom‹ in der Debatte über die Teilbarkeit oder Unteilbarkeit physikalischer Körper (in Bezug auf Descartes und Spinoza); so in Versen Popes in dt. Übers., die Kant zitiert zu Beginn des 2. Kapitels von . In der Aesthaetica, N II S. 215/14, ED S. 216, wird das Wort in Zusammenhang mit der analytischen Zerteilung lyrischen Gesangs und Klopstock gebracht.
Wasserbäche
Spr 21,1
Die Rechte …
Ps 19,10f.
Das Gesetz …
Ps 119,72
Ich bin gelehrter …
Ps 119,99
bin klüger …
Ps 119,100
Du machst …
Ps 119,98
mimischen Styl… Die Wendung wird sonst kritisch gebraucht, etwa in Popes »Essay on Criticism« (V. 331): »And but so mimic ancient wits at best, / As apes our grandfires, in their doublets drest.« In der deutschen Übersetzung wurde das Verb »äffen« als Äquivalent gegeben. Im Kontext der rhetorischen Figur der Ironie kann die Bewertung neutral ausfallen, so auch in Lindners Ausführungen dazu, (S. 28): »Mimesis, eine spöttische Wiederholung des Wortes des andern.« H. verweist denselben brieflich auf diesen Zusammenhang, . In wird der ›mimische‹ Stil auch als Selbst(/Stil-)charakterisierung gebraucht (SD S. 11/21, N II S. 61/17, ED S. 14).
vll. anspielend auf (S. 188): »Die Einsichten des Verstandes, wenn sie die gehörigen Grade der Vollständigkeit und Deutlichkeit besitzen, haben weit lebhaftere Reitzungen als die sinnlichen Anlockungen an sich, und sind vermögend, diese siegreich zu beherrschen, und unter den Fuß zu treten.« Diesem Satz Kants geht das Pope-Zitat voraus, das H. später im Brief wiederum verwendet, .
Ob hier ein direktes Zitat vorliegt, ist nicht ermittelt; vll. ist aber auch auf einen Abschnitt aus dem zweiten Kapitel des Essay on Criticism angespielt (V. 285–336), worin auch der mimische Stil als Nachahmung thematisiert ist (V.331). Der klassische Topos vom Ausdruck als Kleid des Gedankens wird darin reproduziert, aber mit kritischem Blick auf die Kritiker, die sich nur für das Kleid interessieren.
Leviathan s. und Hi 41,1
PS 104,26
PhilosophenBaumgartsche Erklärung vll. die von Mendelssohn in seiner Rezension zum 2. Band von paraphrasierte: »Er erklärt §. 614. das ästhetische Licht durch eine solche Klarheit und Faßlichkeit der Gedanken, in welcher nicht bloß der reine und logische Verstand, sondern auch der ästhetische Verstand, das Analogon rationis, (der Bon-sens) dieses Ding von allen andern zu unterscheiden im Stande ist. – Die Deutlichkeit der Gedanken ist zwar niemals der unmittelbare Endzweck der ästhetischen Vorstellung; sie kann aber öfters durch Umwege erhalten werden, wenn nämlich viele Theile eines Gegenstandes in einem solchen sinnlich klaren Lichte vorgestellt werden, daß daraus im Ganzen ein deutlicher Begriff entspringt, dessen Merkmale auch von dem schönen Geiste unterschieden werden können. […] Einen höhern Grad der sinnlichen Klarheit nennet der Verf. einen ästhetischen Glanz.« (Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste, Bd. 4, 1. St. [1758], S. 441)
Fleurette Seidengewebe, franz. Blümchen
unwißend thun
Lk 23,34
comischer HeldMolière: Le bourgeois gentilhomme, 2. Akt, 4. Auftritt; vgl. ; , N II S. 213/21, ED S. 208
Lügen, N II S. 205/14, ED S. 188
Es ist Gottes Ehre
Spr 25,2
FrüchtenMt 7,16, Mt 12,33, Lk 6,44gelästert …
Mt 5,11
Heuschrecke … Blindschleiche, W S. 88/12, N II S. 107, ED S. 66
krummPred 1,15; vgl. , LS S. 228
– die dt. Übers. von The analysis of beauty hat den Titel-Holzschnitt des Originals übernommen: es ist Hogarths Emblem für »variety/Mannichfaltigkeit«, kombiniert mit einem Milton-Zitat: »So vielfach schön schlingt sich vor Evens Blick / Ihr schlanker Leib, der, in sich selbst geringelt, / Sie kräuselnd lockt. …«
Ey, Bd. 2, Versuche über die menschliche Erkenntnis, Kap. »Sceptische Zweifel, in Ansehung des Verstandes« (S. 84): »Nichts ist so gleich als Eyer, und doch erwartet niemand, wegen dieser anscheinenden Gleichartigkeit, eben denselben Geschmack in allen. Nur nach einem langen Laufe gleichförmiger Erfahrungen in irgend einer Art erlangen wir eine feste und gewisse Versicherung in Absicht auf einen besondern Erfolg.«
Glas Waßer, Bd. 2, Versuche über die menschliche Erkenntnis, Kap. »Sceptische Zweifel, in Ansehung des Verstandes« (S. 68f.): »Adam selbst, wenn man gleich voraussetzet, daß seine vernünftige Kräfte und Fähigkeiten gerade im Anfange so vollkommen gewesen, als immer möglich, hätte aus der Flüßigkeit und Durchsichtigkeit des Wassers nicht schließen können, daß er ihn ersticken, oder aus dem Lichte, und von der Wärme des Feuers, daß es ihn verzehren würde.«
Pred 1,17; vgl. , LS S. 228
Röm 3,20
vgl. , N II S. 74/4, ED S. 50
zur Gewohnheit siehe , Bd. 2, Versuche über die menschliche Erkenntnis, Kap. »Sceptische Auflösung dieser Zeifel« (S. 129): »Gewohnheit ist der bewundernswürdigste Grundsatz [princible], durch welchen diese genaue Übereinstimmung ins Werk gesetzt worden, welche zu der Erhaltung unsers Geschlechts und zu der Einrichtung unserer Aufführung, in jedem Umstande und Vorfalle des menschlichen Lebens notwendig ist.«
zusammengesetzt vgl. , Bd. 2, Versuche über die menschliche Erkenntnis, Kap. »Von dem Ursprunge der Begriffe« (S. 32): »[…] wenn wir unsere Gedanken und Begriffe auflösen, so zusammengesetzt oder erhaben sie auch sind: so finden wir allezeit, daß sie sich selbst in solche einfache Begriffe auflösen, welche von einem vorhergehenden Gefühl oder Empfindung abcopirt sind. Selbst diejenigen Begriffe, welche bey dem ersten Anblicke von diesem Ursprunge am meisten entfernt zu seyn scheinen, sind daraus hergeleitet, wie man nach einer genauern Erforschung findet. Der Begriff von Gott, in so fern wir dadurch ein unendlich verständiges, weises und gütiges Wesen verstehen, entsteht aus der Ueberlegung und dem Nachdenken über die Wirkungen unsers eignen Gemüthes, und aus der Vermehrung dieser Eigenschaften der Güte und Weisheit, über alle Schranken und Gränzen.«
Phoenomenis vmtl.: Phaenomenis
gleichförmig In der dt. Hume-Übers. ist »gleichförmig« für »uniform« gewählt, bspw.: , Bd. 2, Versuche über die menschliche Erkenntnis, Kap. »Von der Freyheit und Nothwendigkeit« (S. 206): »Es erhellet also nicht allein, daß die Verbindung zwischen den Bewegungsgründen und den freywilligen Handlungen eben so regelmäßig und gleichförmig ist, als die zwischen der Ursache und Wirkung in irgend einigem Theile der Natur …«
1 Sam 10,12
1 Mo 3,4
, Bd. 2, S. 297, vgl. blöden Augen vgl. , sensus communis, nach Hs. Übers. (Königsberger Notizbuch, N IV S. 156): »Es ist eine wahre Menschenliebe und ein Freundschaftsstück, starke Wahrheit für blöde Augen zu verbergen.« Vgl. Gelde vmtl. Schulden von der London-Reise
Happelio, vgl. Brief Nr. 893, ZH VI 133/22 (1785): »Wie Kant noch Magister war, pflegt er oft im Scherz zu erzählen, daß er immer Happelii Relationes curiosas lesen muste vorm Schlafen gehen.«
, Buch 2, Kap. 85–89
Tireli, vgl. Lerche … Nachtigall Fabeln, in denen Lerche und Nachtigall auftreten, gibt es viele, bspw. »Die Nachtigall und die Lerche« von Gellert. Die Lerche ahmt den schönen Gesang der Nachtigall nach, was misslingt und zur Qual wird.
Kunstrichter vgl. die Ausführungen zu den ›Kunstkennern‹ in ; siehe auch spotten vgl. die Affirmation des Scherzes in , sensus communis, nach Hs. Übers. (Königsberger Notizbuch, N IV S. 161): »Denn ohne Witz und Scherz kann die Vernunft nicht auf die Probe gesetzt oder erkannt werden.«
Mutter Lyse vll. Mutter Kirche
aus der 8. Str. von
Affen »Von der einen Seite sahen wir denkende Geschöpfe, bey denen ein Grönländer oder Hottentotte ein Newton seyn würde, und auf der andern Seite andere, die diesen als einen Affen bewundern.« , S. 188 – mit einem Zitat von Versen Popes in dt. Übers.; Original: »Superior beings, / when of late they saw / A mortal man unfold all natur’s law, / Admired such wisdom in an earthly shape, / And show’d a Newton as we show an ape.« (, V. 31ff.) Vgl. auch , W S. 77/9, N II S. 100/16, ED S. 48, vgl. .
Sprachen verwirrte
1 Mo 11,7
Apg 2,3-13
Die Wahrheit …, S. 8f.: »Die beraubte Fabel. / Es zog die Göttin aller Dichter / Die Fabel in ein fremdes Land, / Wo eine Rotte Bösewichter / Sie einsam auf der Straße fand. / Ihr Beutel, den sie liefern müssen / Befand sich leer; sie soll die Schuld / Mit dem Verlust der Kleider büssen, / Die Göttin litt es mit Gedult. / Hier wieß sich eine Fürsten Beute / Ein Kleid umschloß das andre Kleid; / Man fand verschiedner Thiere Häute / Bald die, bald jene Kostbarkeit. / Hilf Himmel, Kleider und kein Ende! / Ihr Götter! schrien sie, habet Danck, / Ihr gebt ein Weib in unsre Hände / Die mehr trägt, als ein Kleiderschranck. / Sie fuhren fort, noch mancher Plunder / Ward preis; doch eh man sichs versah, / Da sie noch schrien, so stund, o Wunder! / Die helle Wahrheit nackend da. / Die Räuber-Schaar sah vor sich nieder, / Und sprach: Geschehen ist geschehn, / Man geb ihr ihre Kleider wieder, / Wer kann die Wahrheit nackend sehn?«
Donnerstag 26.7.1759
, Lukas-Evangelium, vgl. , , , , Eloge funebre Lobrede auf den Trübsinn; vmtl. der vorige Brief des Bruders
Pfund …
Lk 19,20
Mt 25,20ff.
betteln
Lk 16,3
88: »cur nescire pudens prave quam discere malo?« / »Warum will ich, auf schlechte Art mich bescheidend, lieber unwissend sein als was lernen?«
Galimathias unverständliches, verworrenes Gerede, vgl.
2 Petr 3,15f.
Allerley
1 Kor 9,22
Schuldner
Lk 16,3
AnonymizüchtigtOffb 3,19, Hebr 12,5
greg. 7.7.1759
Z. 25–31: Zitat des nicht überlieferten Briefs des Bruders
Gieb uns Gesundheit … selbst sorgen 1,18,111f.: »sed satis est orare Iovem quae ponit et aufert: / det vitam, det opes; aequum mi animum ipse parabo« / »Doch genug ist’s ja, von Jupiter zu erbitten, was er gibt und nimmt: Möge er mir das Leben, möge er die Nahrung gewähren – den ausgeglichenen Sinn will ich selber mir schaffen!«
Ps 68,19
böse Eltern Gaben …Mt 7,11, Lk 11,13Gesunden Leib gieb … aus der 1. Str. von »O Gott, du frommer Gott« von Johannes Heermann (1585–1647)
Gerechtigkeit
2 Kor 6,7
Ungerechtigkeit
Röm 6,13
Streiche
Lk 12,47
Lk 10,26
an der Domschule in Riga
Freundlichkeit …
Ps 34,9
Rector
Z. 8–10: Zitat des nicht überlieferten Briefs des Bruders
Ohr gemacht
Ps 94,9
gedultig
Ps 103,8
Eph 3,20
Eph 1,17f.
2 Kor 4,6
Ps 36,10
Z. 27–29: Zitat des nicht überlieferten Briefs des Bruders
1 Kor 5,6
1,6: »ein Gott hat so uns Muße gewährt«
Z. 35f.: Zitat des nicht überlieferten Briefs des Bruders
Freund und ZuschauerFreßer
Mt 11,19
von meiner Reise nach Trutenau, vgl. und Springwaßer Quellwasser
, , Sanden nicht ermittelt
Bestellter der etwas ausrichtet, weitererzählt
Krebs so schamrot
Abwartung Pflege, Besorgung
Briefe in Grünhof, mit denen H. sich in die Erziehung der jungen Barone v. Witten eingemischt hatte, nachdem Hs. Nachfolger als Hofmeister dort geworden war; Brief 113–115, 118, 120, 121, 124–127, 129.
geschrieben nicht überliefert
Freund und Zuschauer
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
א hebräisches Aleph
5,9, vgl. ; (siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
aus 77; auch 3,63; 95,54: »Ich bin ein Mensch, nichts Menschliches ist mir fremd«, vgl. ; in (N IV S. 229/12, ED S. 367) so übers.: »Ich bin ein Mensch und ziehe mir alle menschlichen Zufälle wie meine eigenen zu Herzen.«
Götzen
Hes 14,7
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
ב hebräisches Beth
Anonym
1 Mo 45,24ff.
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
Zuhörer Ein Schüler J. G. Lindners aus Riga – oder einer, der vor 1755 dessen Vorlesungen über Rhetorik in Königsberg gehört hat; in meint H. damit sich selbst.
Sichel …
Mk 4,29
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
Cadauera Kadaver
Klötzer von Ästen befreiter Baumstamm, vgl. , SD S. 21/14, N II S. 66/29, ED S. 30
2 Kor 12,9
Pigmalions vgl. , SD S. 13/21, N II S. 62/16, ED S. 18
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
laßen müden
Joh 14,17 u. 26f.
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
Jak 4,4
3 Mo 19,18, Mt 5,43, Mt 19,20, Mt 22,39, Mk 12,31Bathos griech. βάθος, Tiefe
Lk 17,10
(siehe unten: J.G. Lindners Anm. in »Zusätze ZH«)
vll. die von , deren 2. Teil 1759 erschien.
,
gemäß , vgl.
vmtl. einen Band von , Was Friede …
2 Kön 9,22
Jesu Hier ist wohl Jehu gemeint. Vmtl. Lesefehler in ZH, s. unten: Textkritische Anmerkungen.
Zuschrift nicht überliefert; vgl. Trutenau vgl. , vorigen SchreibensMisverständnis der Elternv. Witten, vgl. Wort »Canaille«, Nachbar
vll.
Spruchkästchen
welches Werk von , nicht ermittelt
,
Rector
, , , 2 Bde. waren bis dahin erschienen
Ps 84,12
geschrieben Brief nicht überliefert, vgl. Einlage nicht überliefert
, , , ,
vgl. , N II S. 181f., ED S. 130–134
Etymologie In Grammatiken des 18. Jhds. wird darunter überwiegend noch das verstanden, was heute als Morphologie bezeichnet wird.
Galimathias unverständliches, verworrenes Gerede, vgl. Geschichte vgl. , N II S. 200, ED S. 171 und Versuch über eine akademische Frage, N II S. 122, ED S. 8
vgl. , N II S. 198, ED S. 166
Schnur
Ps 19,4
vgl. , LS S. 145 (einleitend zum Ruth-Kommentar) mit Bezug auf die Schöpfungsgeschichte.
unbegreiflich Land Lies: Band. Vmtl. Lesefehler in ZH, s. unten: Textkritische Anmerkungen. Vgl. , Bd. 3 (Night VI), S. 151: »Mark well, as foreign as theses subjects seem, / what close connection ties them to my theme«.
willkürlicher Zeichen vgl. , N II S. 203/3, ED S. 179
vgl. , N II S. 171, ED S. 104
vgl. , N II S. 171, ED S. 105f.
1 Mo 1,26f.
2,7,4; vgl.
Jupiters’ Verwandlungen: Stier Entführung der Europa ( 2, 833–875); Adler Raub des Ganymed ( 10, 155ff.); Schwan Verführung der Leda ( 6, 103–114); güldener Regen um Danaë zu erreichen, die Tochter Akrisios’, König von Argos, der sie in einem Verlies versteckt hielt ( 4, 611ff.). Vgl. Gründliches mythologisches Lexikon von Benjamin Hederich, s.v. IVPPĬTER, Sp. 1401
Mt 23,37, Lk 13,34mit Thoma
Joh 20,28f.
Joh 10,14
jungen Herren und
Becker nicht ermittelt
u.a. , in: Der Nordische Aufseher, vgl. , S. 389: »Als du mit dem Tode gerungen,« (im ganzen Gedicht wählt Hamann, anders als im Original, für die Du-Anrede Großschreibung)
»Heftiger gebetet hattest!«
Flügeln der Morgenröthe
Ps 139,9
, S. 399
»Den Gott für mich verließ!«
»Hilf mir, mein HErr! und mein Gott!«
, S. 393
BriefesWernerin, , Schultz nicht ermittelt, vgl. Vogt nicht ermittelt
Calligraphie,
(siehe J.G. Lindners Anm., in den »Zusätzen ZH« von Brief Nr. 155, dort zu 388/19)
ZuhörerCollaboratorelliptisch vgl. , N II S. 134, ED S. 34 – dort mit Verweis auf .
geht … an vgl. I,1,69f.
Nase lat. ›nasus‹ bedeutet auch Spott, Satire
Du bist …
2 Sam 12,7
Lay … Unsinn … Zungen
1 Kor 14,23ff.
κατ’ ἀνϑρωπον kat’ anthropon, lat. ad hominem, der Fähigkeit des menschlichen Verstandes gemäß
κατ’ ἐξοχην kat’ exochen, vorzugsweise, im eigentl. Sinne
parrhesie griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit; , ἐξουσία exusia, Vollmacht, Gewalt, Befugnis; bspw. Röm 13,1.
1 Kor 14,25
Geringsten … verdieneMt 18,6, Mt 10,42Krüger bedeutet einerseits Gastwirt, andererseits ist angespielt auf .
nemo … Niemand greift Persönliches an.
Jak 4,11
1 Kor 6,2 u. 3
wohl ein Zitat aus J. G. Lindners nicht überliefertem Brief
natürl. Menschen
1 Kor 2,14
atopos ortlos
des Maskeraden H. folgt dem Genus neutrum des frz. Substantivs ›masquerade‹
Engels des Lichts
2 Kor 11,14
Kohlen vll. mit Bzg. auf Röm 12,20
Pferdfuß den teuflischen
Bucephali das vor dem eigenen Schatten (zus. mit dem des Reiters) erschrickt; vgl. , N II S. 174/24, ED S. 113.
Pegasi Pegasus, das geflügelte Pferd
Über Aristoteles heißt es in (5,1,1) er sei dünnbeinig gewesen.
Bekehrungeclipsirt verdunkelt
Granate Sprengkugel, Streugeschoss; gemeint ist Brief Nr. 153Schwärmern Hier ist sowohl auf das Bedeutungsfeld des Enthusiasmus als auch des Pyrotechnischen angespielt (Streueffekt bei einem Feuerwerk).
Socrates … Alcibiades, vgl. Ulysses 12,16–177
Schweißtuch
Lk 19,20f.
GesetzePatricius, dort mit Anspielung auf Alcibiades
»man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen« (u.a. 29d; Apg 5,29)
Stutzer Geck
Wege … Pfade
Mt 7,13f.
1 Petr 5,9
Thrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
dies WerkVielleicht Es wird dann eine Zusammenfassung sein, .
umgekehrten Griffel 1,10,80
, ,
Lk 15,18
Gib mir …
Spr 23,26
Verstock …Hebr 4,7 u.ö.
Brief nicht überliefert
1 Mo 2,23
begraben … auferstanden
Kol 2,12
Leib … Blut
1 Kor 10,16
Wache auf …
Eph 5,14
Glied … Leibe
Eph 5,30
Lauf nicht
1 Sam 3,5
DonnerHi 37,5, Offb 14,2, Joh 12,29 u.ö.
Morgensterne
Hi 38,7
tönend Erz
1 Kor 13,1
Blute … Lammes … Anfang
1 Petr 1,19f.
Blut
Offb 1,5
Saame
Lk 8,11
für Augen …
Gal 3,1
Fluch am Kreutz
Gal 3,13
nimm hinMt 26,26 u.ö.
Brodt … vom HimmelJoh 6,31ff., 47ff. u.ö.
versöhntRöm 5,10, 2 Kor 5,18ff. u.ö.
bereitet
2 Kor 5,5
Unwürdigkeit
1 Kor 6,2
Dir erworben … ausgüßenRöm 5,1ff., Tit 3,5f.
Ps 23,5
1 Mo 3,18, Jes 5,6, Jes 7,23; Mt 7,16, Lk 6,44
Jak 5,7
wenn gleich … Seytenspiel
Hab 3,17ff.
Pred 3,1, Pred 8,62 Kor 5,17, Offb 21,1 u.ö.
Mt 4,6
Röm 8,28
Sir 11,20
Ps 37,3ff., Spr 3,5
Hebr 13,5
Baumeister
1 Kor 3,10
1 Mo 2,1
stumme Geist
Mk 9,25
dein Mund
Ps 126,2
Liebe
Mt 5,43
Aufrichtigkeit
2 Kor 1,12
Vertrauen
Hebr 3,6
Lk 6,45
Kieselstein
Spr 20,17
überstreuen
Spr 15,7
Lüste des alten MenschenEph 4,22, Kol 3,9Wirth
Mt 5,15f.
Ps 115,1
letzt erhaltenen
vll.
Nachbarn vll.
, vgl. 3 Theile, vgl. Cornu copiae Füllhorn
Cornette von Dreyling nicht ermittelt
oder
Arbeit bzw.
, Titelblatt
I 1
mimisch, , SD S. 11/21, N II S. 61/17, ED S. 14
Variation von 333 »aut prodesse volunt aut delectare poetae« / »Entweder nützen oder erfreuen wollen die Dichter«.
Hes 33,31ff.
Unterstreichungen vll. Zitate aus Lindners letztem Brief (nicht überliefert)
Thorheit
1 Kor 1,17ff.
Schaden und Koth
Phil 3,7
erlöset …
Gal 3,13
aufgeblähet
1 Kor 8,1
Joh 17,9
WeltJak 4,4, Joh 15,18ff.Wüsten Johannes der Täufer, Mk 1,4
Hofredner bei Herodes, Mk 6,20
Tänzerinn Salome
Kayser Nero, , Ner. 21
FreundIch vermag alles …
Phil 4,13
ehernen Schlange
4 Mo 21,9
so werden vmtl.: so wenig werden
David … Michal
2 Sam 6,14–23
VI: »Du antwortest, indem du die eine Braue bis zur Stirn hochziehst und die andere bis zum Kinn senkst, dass dir Grausamkeit nicht gefällt«; vgl. N II S. 361/17ff.), vgl. , , , gl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Tage Alexander Newsky 23. November
Congestionen Verstopfungen
Herodot 2.78.1
, Titelblatt
Schicksale … ebd., N II S. 62, ED S. 17f.
Kritick … ebd., N II S. 63, ED S. 19f.
Verbindung …, SD S. 14, N II S. 63, ED S. 20
Projekt … ebd., SD S. 14, N II S. 63, ED S. 20
ander Projekt … ebd., SD S. 15, N II S. 63, ED S. 21
Endzweck ebd., SD S. 14, N II S. 63, ED S. 22
Beyspielen ebd., SD S. 16, N II S. 64, ED S. 23
Denkmal … ebd., SD S. 17, N II S. 64, ED S. 23
Abfertigung … ebd., SD S. 14, N II S. 64f., ED S. 24f.
Baco … ebd., SD S. 14, N II S. 65, ED S. 26;
Absicht …, SD S. 18, N II S. 65, ED S. 26f.
Lebensbeschreibung … ebd., SD S. 18f., N II S. 65, ED S. 27
Anecdote …, SD S. 19, N II S. 65, ED S. 27
Eltern … ebd., SD S. 19, N II S. 66, ED S. 28
Mutter … ebd., SD S. 19, N II S. 66, ED S. 28f.
Vater … ebd., SD S. 21, N II S. 66, ED S. 30
Statuen … ebd., SD S. 21, N II S. 66, ED S. 31
Zimmermanns … ebd., SD S. 22, N II S. 67, ED S. 32
Geschmack … ebd., SD S. 22f., N II S. 67, ED S. 32f.
Wiedersprüchen ebd., SD S. 23f., N II S. 68, ED S. 34
Orakeln … ebd., SD S. 24-26, N II S. 68f., ED S. 35–38
Kriton … ebd., SD S. 27, N II S. 70, ED S. 39
Vergleichung ebd., SD S. 27f., N II S. 70, ED S. 40
Hypochondrie ebd., SD S. 28, N II S. 70, ED S. 41, vgl. Sprüchwort …, SD S. 28, N II S. 71, ED S. 41f.
Didascalie Anweisung
Apollo ebd., SD S. 29, N II S. 71, ED S. 42f.
Kunstgrif … ebd., SD S. 29, N II S. 71, ED S. 43f.
Einerley … ebd., SD S. 30, N II S. 72, ED S. 44
Mannigfaltigkeit … ebd., SD S. 30, N II S. 72, ED S. 45
ich spiele nicht ebd., SD S. 30-32, N II S. 72, ED S. 45–48
Lombreparthie L’Hombre, Kartenspiel
Sceptiker ebd., SD S. 30, N II S. 73, ED S. 48
Unterscheid … ebd., SD S. 32, N II S. 73, ED S. 49
Glauben … ebd., SD S. 32f., N II S. 74, ED S. 49f.
Phantasie … ebd., SD S. 33f., N II S. 74, ED S. 50
Siegel … ebd., SD S. 34, N II S. 74, ED S. 51
Beweiß … ebd., SD S. 35, N II S. 75, ED S. 52
Dämon … ebd., SD S. 35, N II S. 75, ED S. 52f.
Sonderbarkeiten … ebd., SD S. 35f., N II S. 75, ED S. 53f.
Corollaria Kranz, Kränzchen
Palingenesie … (Entstehung, Schöpfung, Geburt) , SD S. 37, N II S. 76, ED S. 55
Wahrzeichen … ebd., SD S. 37f., N II S. 76f., ED S. 56
Feldzügen ebd., SD S. 39, N II S. 78, ED S. 57
kein Autor ebd., SD S. 40, N II S. 78, ED S. 58
Unvermögenheit ebd., SD S. 40f., N II S. 79, ED S. 59
Schreibart ebd., SD S. 42, N II S. 80, ED S. 60f.
Parabeln … ebd., SD S. 42, N II S. 80, ED S. 61
Mißetäter … ebd., SD S. 43, N II S. 80, ED S. 61f.
vertheidigt ebd., SD S. 43, N II S. 81, ED S. 62
Einfall … ebd., SD S. 43, N II S. 81, ED S. 62
Erscheinung … ebd., SD S. 44, N II S. 81, ED S. 63
Schlußrede …, SD S. 44f., N II S. 82, ED S. 63f.
Aristoteles ebd., SD S. 11, N II S. 61/5, ED S. 13 ()
Naeman
2 Kön 5,18
Ironie, SD S. 11, N II S. 61, ED S. 14
Bollingbroke … ebd.; ,
schwimmen, SD S. 12, N II S. 61/28, ED S. 15
1 Mo 26,7f.
Schatten …
Hld 2,3ff.
Hld 8,14
κατα τò βουστροφηδoν nach (gemäß) dem Boustrophedon: Schreibweise mit zeilenweise abwechselnder Schreibrichtung
Mundschenken
1 Mo 41,9
Zinne des TempelsMt 4,5, Lk 4,9
Röm 8,39
Ps 139,8ff.
2 Kor 11,19f.
, Sie die Werke und Männer s.o.
Kützel Übermut
Jes 2,4f.
Jes 30,7, Jes 31,1
Jes 28,9
Jes 29,9
Jes 41,21
Jes 41,23
Jes 41,24
Jes 41,25
Jes 41,26
Röm 12,2
jenenRadHes 1,16, Hes 10,10Lk 9,45, Lk 18,34MangrabenLk 16,3, 1 Kor 7,14; Anspielung auf die verweigerte Ehe mit .
versiegelt
2 Kor 1,22
Bauches
Phil 3,19
Hiob
1 Kor 11,26
Hi 27,5
Brief nicht überliefert
Apg 3,21
Joh 10,1f.
Sie
Familie Berens
Gewand im Keltern
Jes 63,2f.
Wenn ich von mir …
Joh 7,18
Vater …
Lk 23,34
unerkannte Sünde …
Ps 90,8
Sie verfolgen …
Ps 69,26
Laß Sie …
Ps 69,27
Buche …
Mt 5,18
Fluch …
Röm 3,14
Verheißung
1 Tim 4,8
Holtzhauer …
Jos 9,27
Licht … böse
Joh 3,19
Pasqvillanten Schmäher, Spötter
Joh 16,32
ich bin es nichtLk 22,58, Joh 1,21, Joh 18,25, Apg 13,25Ich glaube …
Ps 116,10
Ps 80
Sie sagen wohl Bezug auf Lindners Brief (nicht überliefert), auf den H. antwortet (siehe auch J.G. Lindners Anm., in »Zusätze ZH« zu Brief Nr. 159, dort zu 405/9)
Lk 19,22
gerechtfertigt
Mt 12,37
1 Kor 2,15
1 Kor 4,3f.
2. Bezug auf Lindners Thesen (siehe J.G. Lindners Anm., in »Zusätze ZH« zu Brief Nr. 159, dort zu 405/22)
Wellen
Hi 38,11
2 Kön 19,21, Jes 37,223.) Bezug auf Lindners Thesen (siehe J.G. Lindners Anm., in »Zusätze ZH« zu Brief Nr. 159, dort zu 406/19)
Wiedersteht
Jak 4,7
Hebr 12,4
4.) Bezug auf Lindners Thesen (siehe J.G. Lindners Anm., in »Zusätze ZH« zu Brief Nr. 159, dort zu 407/2)
Lk 18,11
Antwort nicht überliefert; auf die H. wiederum mit Brief Nr. 162 antwortet.
bis. Z. 28 Paraphrase eines Briefes des Bruders (nicht überliefert)
vgl. Brüderliebe vgl.
vgl. 5. Bezug auf Lindners Thesen (siehe J.G. Lindners Anm., in »Zusätze ZH« zu Brief Nr. 159, dort zu 407/20)
erinnernde mahnende
Mt 6,24
Ps 139,21f.
1 Sam 18,4
Mt 16,24ff., Mt 10,34ff.Bathseba … Urias
2 Sam 12,9ff.
Ps 51,6
Brief Nr. 154 oder 158unerkannte Sünden
Ps 90,8
Posaunen
Offb 4,1
1 Mo 6,5 u.ö.
Jak 1,16f.
Sach 2,12
Joh 14,6
Joh 1,4
Hi 22,28 u.ö.
Artzt
Mt 9,12
MichaelJdt 9, vgl. Ich stöhne …
2 Kor 4,8f.
Zitat aus , V. 38ff.
sterben müße
Ps 90
Michaelis 29. September
zu richten
Joh 3,17
Stimme eines Predigers …Mt 3,3, Jes 40,3–5 u.ö.
1 Kor 4,8
2 Kor 11,5f.
Joh 9,41
Joh 5,35
Hebr 12,6, Offb 3,19
5 Mo 33,8ff.
Mt 26,73, Mk 14,68, Lk 22,57
Ri 12,5f.
Rede
Joh 12,47f.
Rede … Bund
5 Mo 33,9
Opfern
Hebr 10,5
Jakob Deine Rechte
5 Mo 33,10
ἐξουσίαν lat. exusia, Vollmacht, Gewalt, Befugnis; Mt 10,1, Röm 13,1 u.ö. , parrhesie griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit
seegne … auflehnen
5 Mo 33,11
Glaube …
Mt 5,17
geistlich …Röm 7,14, Röm 8,9, 2 Kor 3,6
1 Kor 11,31
Phil 3,8f.
1 Joh 4,8 u. 16
mit der Welt
1 Kor 11,32
Joh 3,18
Jer 7,4
Röm 3,4
Lk 5,31
Wer sein …
Joh 12,25
Thut BußeMt 3,2, Mk 1,15, Apg 2,38Würmer
Ps 22,7
gesandt wurde …
Joh 14,26
Der Jude …
1 Kor 1,23
Seelig …Mt 11,6, Lk 7,23Biße …
4 Mo 21,6ff.
Nikodemus …
Joh 3,1ff.
alle gute …
Jak 1,17
giebt, ehe …
Mt 6,8
Haushalter …
1 Kor 4,1ff.
Beiß …
Klgl 3,16
»Seid meine Nachfolger / gleich wie ich Christi«, 1 Kor 11,1
Koth und SchadenPhil 3,7, reich …
2 Kor 8,7
Friede …
Phil 4,7
Seine Strafe … Gottes Lieb in Ewigkeit 8. Strophe aus P. Gerhardts »Sollt ich meinem Gott nicht singen«
Brief nicht überliefert
Braut die Schwester von Lindner, vgl. BräutigamRäthin Die Mutter Lindners
muckern stocken
, ; stattdessen respondierte Johann Christian Granow.
, vgl.
Sprichwort: canis festinans parit caecos catulos / eiliger Hund gebiert blinde Hündchen
Gantze ( AA II S. 35): »Unermeßliche Räume und Ewigkeiten werden wohl nur vor dem Auge des Allwissenden die Reichthümer der Schöpfung in ihrem ganzen Umfange eröffnen, ich aber aus dem Gesichtspunkte, worin ich mich befinde, bewaffnet durch die Einsicht, die meinem schwachen Verstande verliehen ist, werde um mich schauen, so weit ich kann, und immer mehr einsehen lernen: daß das Ganze das Beste sei, und alles um des Ganzen willen gut sei.« Vgl. Stückwerk
1 Kor 13,9
vom Unbekannten vgl. die Umkehrung in , SD S. 12, N II S. 61, ED S. 15.
inwendigenRöm 7,22, Eph 3,16den kein Aug …
1 Kor 2,9
, S. 254
(1754; 1758 war eine Neuauflage in Berlin/Leipzig erschienen)
(mit Kritik an ), , Gedichten nicht ermittelt
Scartecken unnützes, wertloses Schriftstück (Grimm DWB s.v. Scharteke)
Insel der Pucklichten in einem Bd. mit
gegeckt verhöhnt
vmtl.
II, 93: »Soll ich mich nun hier nicht wundern, daß es jemanden gibt, der sich einredet, eine Art von festen und unteilbaren Körpern bewege sich infolge ihrer Schwerkraft und unsre so wunderbar ausgestattete und herrliche Welt entstehe aus dem zufälligen Zusammentreffen dieser Körper? Wer glaubt, daß das geschehen konnte, von dem Mann kann ich nicht begreifen, warum er sich nicht auch einbildet, wenn man die Formen der einundzwanzig Buchstaben, aus Gold oder sonst einem Material, irgendwo zusammenwürfe, könnten sich aus ihnen, wenn man sie auf den Erdboden schüttete, die ›Annalen‹ des Ennius so bilden, daß man sie der Reihe nach lesen könnte; dabei dürfte der blinde Zufall wahrscheinlich auch nicht bei einem einzigen Vers so viel fertigbringen können! Wie können aber diese Epikureer so zuversichtlich behaupten …« Das Motiv der zufällig ausgeschütteten Buchstaben spielte in der zeitgenössichen Diskussion über das ›blinde Ungefähr‹, also das Fehlen einer göttl. Intention in der Entwicklung der Welt, eine Rolle; bspw. wird der Zufall bei affirmiert, wogegen mithilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung in Diderots These widerlegt werden soll.
Anmerkung, S. 7: »On veut que ce passage de Ciceron ait servi à faire inventer l’art de l’Imprimerie.«
Jdt 9, vgl. , , Wie liesest Du?
Lk 10,26
1 Kön 20,31ff.
1 Kor 4,8
Hungrigen
Lk 1,53
Klippen Fallen
vll. anspielend auf Pred 10,8 und Lk 6,39/Mt 15,14
1 Kor 14,32
vmtl.
Pred 9,7; vgl. , LS S. 430
Lk 2,49
Fürstnicht nach Gaben …
2 Tim 1,9
Womit der Römer Scaevola während des Kriegs gegen die Etrusker seine Vaterlandstreue unter Beweis stellt – Livius 2,12; Machiavelli erwähnt diese Anekdote in Vom Staate oder Betrachtungen über die ersten zehn Bücher des Tit. Livius, im 24. Kapitel mit dem Titel: »Wohlgeordnete Republiken setzen Belohnungen und Strafen für ihre Bürger fest, und gleichen nie die einen durch die andern aus.«
hätte der Liebe nicht
1 Kor 13,1–3
Jos 9,3ff., 2 Sam 21,4ff.Disteln und Dornen
1 Mo 3,18
SaltzMt 5,13, Mk 9,50, Lk 14,34
christlicher Sokrates vgl. , SD S. 16, 34, 38, N II S. 64/4, 74/20, 77/12, ED S. 23, 51, 56
Idiot Privatmann, Laie, Pfuscher
, SD S. 43, N II S. 80/33, ED S. 62
Präbenden Pfründe, bzw. Unterhalt eines Leibeigenen, von mlat. praebenda (Grimm DWB s.v. Präbende)
zu Platon vgl. , SD S. 16, 34, 38, N II S. 64, 74, 77, ED S. 23, 51, 56
Nabaliten und Abimelechs1 Sam 25, 1 Mo 21,22–34, 1 Mo 26,7–11, Ri 9; Kant schreibt am 28.10.1759 an : »Alhier zeigte sich neulich ein Meteorum auf dem academischen Horizont. Der M. Weymann suchte durch eine ziemlich unordentlich und unverständlich geschriebene dissertation wieder den Optimismus seinen ersten Auftritt auf diesem Theater, welches eben so wohl als das Helferdingsche Harlequins hat solenn zu machen. Ich schlug ihm wegen seiner bekannten Unbescheidenheit ab ihm zu opponiren aber in einem programmate welches ich den Tag nach seiner dissertation austheilen lies und das HE. Behrens zusamt einer oder der andern kleinen Piece Ihnen einhändigen wird vertheidigte ich kürzlich den optimismus gegen Crusius ohne an Weymann zu denken. Seine Galle war gleichwohl aufgebracht. Folgenden Sontag kam ein Bogen von ihm heraus darinn er sich gegen meine vermeinten Angriffen vertheidigte und den ich künftig übersenden werde weil ich ihn jetzo nicht bey Hand habe, voller Unbescheidenheiten Verdrehungen u. d. g.« (Kant: AA X, Briefwechsel 1759, Nr. 13, S. 18)
, vgl. hier 425/25Wehe … Sanft
1 Kor 4,21
zweyschneidig SchwertHebr 4,12; (siehe auch J.G. Lindners Anm., s. unten »Zusätze ZH«)
Rechten und zur Linken
2 Kor 6,7
, Mt 23,24, vgl. Nadelöhr
Mt 19,24
blinde
1 Joh 2,11
UnwißenheitApg 3,17, Apg 17,30Ich habe Dir …
Mi 6,8
Liebe üben
Mi 6,8
Auserwählten
Röm 8,33
demüthig …
Mi 6,8
Tochter
2 Mo 2,5ff.
Blut … bes. 2 Mo 8, 9, 10
1 Sam 25,10
6,2,40: Replik des Diogenes auf die Definition des Menschen als federloses, zweifüßiges Tier.
FlügelPhil 1,18: »es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit«; πρόφασις: prophasis, Begründung, Motiv, Anlaß, Vorwand, Grund; ἀλήθεια: alētheia, Wahrheit
Herzenskündiger
Apg 15,8
Menschen richten …
Röm 2,16
schnellen Zeugen
Mal 3,5
1 Tim 4,7
Mt 13,10ff.
Joh 10,31ff.
GedultSir 18,9, Röm 2,4, Röm 15,5Reichthum …
Röm 2,4
Mt 9,13
Ps 50
Wellen meines Stoltzes … Spreu vom WirbelwindeHi 38,11, Hi 21,18, Jes 40,24neuen Menschen
Eph 2,15
Geist Gottes …
2 Kor 3,17
Wahrheit macht uns frey
Joh 8,32
Harnisch
Eph 6,15
Mäcänas 114,4–6
Kephas Simon Petrus
Pharisäers
Apg 23,6
2 Kor 11,14
romanische vll. romanhafte
Abweichungen vll. bez. auf Lindners Beurteilung des Romans in , S. 287: »Die Romanen sind Bastarde der Geschichte und erdichtete Begebenheiten«.
Brocken siehe , LS S. 406 – Bezug auf Joh 6,13
Grillen, SD S. 26, N II S. 69/17, ED S. 38
greg. 24.10.1759
Zuckerstrauß Zuckerkuchen, Streuselkuchen
Sperlinge
Mt 10,29ff.
NB nota bene
Fürstenstand Empore in der Kirche, für adlige Gemeindemitglieder reserviert.
1 Kor 11,30
Joh 11,11
Tilse nicht ermittelt
wohl
die Schwester Lindners, Magister
Welches enzyklopädische Werk von gemeint ist, wurde nicht ermittelt.
Bruderjungen Herrn vmtl.
Stelle vll. beim Handelshaus Berens
vmtl.
aus der Schlußstrophe von M. Luthers »Vater unser im Himmelreich«
, , , ; siehe dazu Hoffmann (1979)v. Rosen nicht ermittelt
; der zweite Teil erschien 1759.
Trutenau ca. 15 km nördlich von Königsberg
besorgen vll. für
; vmtl. hatte geholfen, Hs. Schulden bei der Familie Berens (aus den Ausgaben in London) zu begleichen.
entziehe wohl eher: biete
HE Mag. vll.
50 # 50 Dukaten (Goldmünzen, in ganz Europa gängig)
Interessen vll. Zinsen oder Bürgschaften
keinen Senf kein Aufheben
hält die Trauerrede
Herr lehre
Ps 90,12
, Freund, Bd. 1, S. 476 in Bezug Mt 5,29
königl. Priesterthum
1 Petr 2,9
, Bd. 1, S. 16: »Ich glaube nicht nöthig zu haben, den heiligen Kirchenvater wegen der prächtigen und erhabnen Schreibart zu rechtfertigen, worinnen er dieses Gespräch ausgearbeitet hat. Man muß dasselbe vielmehr für eine ausgearbeitete und ausgeschmückte Geschichte eines Gesprächs, als für das Gespräch selbst halten. Man muß ferner erwägen, daß man von erhabnen Gegenständen, worunter das Priesterthum gehört, erhabner sprechen wird, als man sonst spricht, wenn man zumal von den Begriffen erfüllt ist, die Chrysostomus hatte, und mit ihm von einem Character des Geistes und Herzens ist.« Auf , Erzbischof von Konstantinopel im 4. Jhd., beriefen sich vornehmlich Versuche einer Predigt reformierenden Geschmacksbildung – in Absetzung von der barocken bzw. scholastischen Tradition und meist im Kontext der theoretischen Rahmung von ; das homiletische Vorbild kommt in einem Essay-Titel von Cramer bündig zum Ausdruck: Gedanken über die Kunst Chrysostomus, sich edel und erhaben, und doch für den Begriff des großen Haufens deutlich auszudrücken, in: Bd. 7 von: Johannes Chrysostomus, Predigten und kleine Schriften, hg. v. J. Cramer (Augsburg 1750).
Hypochondrie, ,
vgl. , , S. 239
vll. Anspielung auf Kants Ausführungen zur Eigenschaft der Vollkommenheit in .
Apg 17,23
, , , , , vgl. und Brief 178, ZH II 8 16
gl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Vater, vgl. , Wagner der Buchhändler Friedrich David Wagner
31.10.1759, Reformationstag
vll.
Ebd., das behauptet Opitz in der Vorrede und im Beschluss des Buches.
Ebd., Zitat ebenfalls aus dem Beschluss
Ebd., aus der Vorrede des 1. Kapitels
Ebd., Anfang des 2. Kapitels: »Die Poeterey ist anfangs nichts anders gewesen als eine verborgene Theologie, vnd vnterricht von Göttlichen sachen.«
Ebd. im 3. Kapitel
Ebd.; dazu zitiert Opitz den Anfang I 19 (An Maecen).
Ebd., Ende des 4. Kapitels
Ebd., Anfang des 5. Kapitels
Ebd., zu den »Lyrica« am Ende des 5. Kapitels; mit Zitat von 83–85.
Ebd., 6. Kapitel
Ebd. Zum Ende des 6. Kapitel bietet Opitz eine Übersetzung von XII, »Der Liebling« (Ἀΐτης Aites), wovon H. nur die letzten fünf Verse hier zitiert.
Aus , XLVI: »Ah, belle liberté, qui me servois d’escorte …«, das Opitz ebd. im 3. Kapitel ganz in Franz. und dt. Übers. wiedergibt; H. zitiert V. 7–11.
Rubel Das russische Besatzungsheer handelte und bezahlte Löhne in Rubel. Da Königsberg mit allerlei minderwertigen Münzen vor allem preußischer Provinienz überschwemmt war, wurde seit 1759 in mehreren Schritten die Umrechnungskurse neu zu bestimmen versucht.
Sie vll. die Firma von
Imperial russische Goldmünze, zuerst unter Zarin Elisabeth 1755 geprägt (Vorderseite: Büste der Herrscherin; Rückseite: aus fünf Schilden gebildetes Kreuz mit Jahreszahl in den Winkeln), Wert: 10 Rubel. Johannigk wohl ebenfalls Kaufmann
; vll. Des Herrn Nericault Destouches, sämmtliche theatralische Wercke aus dem Französischen übersetzt (2 Tle., Leipzig u. Göttingen 1756), vgl. .
sn. HE.Joecks vll. Pastor Josias Lorck/Joeck (1723–1785), Kopenhagen: Beyträge zu der neuesten Kirchengeschichte in den dänischen Reichen und LändernPastor R. vll.
Der Student Schultz wird in J.G. Lindners Brief an Kant vom 20.10.1759 genannt, weil seine Eltern in Riga wissen wollen, ob er die verabredeten Seminare besucht (Kant: AA X, Briefwechsel 1759, Nr. 12, S. 16).
(Vater)
1,102: »Eilend fuhr sie hinab von den Gipfeln des hohen Olympos«
βῆ ἀίξασα: sie eilte fort
Grammatick, vgl. Imperial russische Goldmünze, zuerst unter Zarin Elisabeth 1755 geprägt (Vorderseite: Büste der Herrscherin; Rückseite: aus fünf Schilden gebildetes Kreuz mit Jahreszahl in den Winkeln), Wert: 10 Rubel. Acken vmtl. Kaufmann in Königsberg
Johanningk wohl ebenfalls Kaufmann
Gratial Dankgeschenk oder Entgelt
Rubel Das russische Besatzungsheer handelte und bezahlte Löhne in Rubel. Da Königsberg mit allerlei minderwertigen Münzen vor allem preußischer Provinienz überschwemmt war, wurde seit 1759 in mehreren Schritten die Umrechnungskurse neu zu bestimmen versucht.
vll. der Kaufmann Georg Gotthilf Schwinck
Rthrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Grammaticken von ; nicht nachgewiesen
; vll. Des Herrn Nericault Destouches, sämmtliche theatralische Wercke aus dem Französischen übersetzt (2 Tle., Leipzig u. Göttingen 1756), vgl. .
Keyser nicht ermittelt
Mag.gl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Gottesgelehrter […] Göttlich Wolfgang Franz (1564–1628); in der Sendbrief-Ausgabe von Peucer, Vorrede, S.2.
Ebd., die Kapitel des 3. Discurses
Tochter die Vernunft: Helvétius plädiert für eine Erziehung, die den Eigennutz (Kern des Esprit) fördert.
Politick vll. bez. auf Helvétius’ Rechtfertigung der Prachtkultur der franz. herrschenden Klasse (bspw. S. 157f. in der dt. Übers.).
χαιρε sei gegrüßt, vll. mit Anspielung auf Mt 27,29/Joh 19,3
Longimanus Beiname des persischen Königs Artaxerxes I. (Makrocheir, altgriech. μακρόχειρ, Langhand)
Vielfinger Zu Beginn des ersten Discurses (, S. 4f. in der dt. Übers.) behauptet Helvétius die Abhängigkeit der menschlichen geistigen Fähigkeiten vom Gliederbau, insbesondere der zum Greifen gemachten Hand.
ατρυγετον unfruchtbar, ruhelos; II,370: »Lieber, was zwingt dich, / Auf der wütenden See in Not und Kummer zu irren?«
Mag.
vll.
, vgl. Organon ὄργανον, Werkzeug; der wissenschaftl. methodologische Bezug ist vmtl. .
: »Und daß ich wieder zur Sache komme: Wenn euer Papist sich viel Beschwer machen will mit dem Wort ›sola-allein‹, so sagt ihm flugs also: Doktor Martinus Luther will’s so haben, und spricht: Papist und Esel sei ein Ding. Sic volo, sic iubeo, sit pro ratione voluntas. Denn wir wollen nicht der Papisten Schüler noch Jünger, sondern ihre Meister und Richter sein …«; dort Variation von 6,223: »Hoc volo, sic iubeo; sit pro ratione voluntas«.
Pr. nicht ermittelt
Immanuel Chry nicht ermittelt
Aoristen grammatische Vergangenheitsform, die individuelle einmalig abgeschlossene Handlungen bezeichnet.
Collin vll.
Tele -machos, griech. Τηλέμαχος, ›Kämpfer in der Ferne‹, Sohn des Odysseus und der Penelope, I–IV
BaßBerenshof bei Riga, Landgut von und Co.
I,27, V. 18–20: »… a miser, / quanta laborabas Charybdi, / digne puer meliore flamma.« / »Ach Unglücklicher! / Wie gewaltig, an der du littest, die Charybdis! / Wert wärest du, Jüngling, einer besseren Flamme!«; , N II S. 369, ED S. 26. Die Briefe 168 und 169 bilden den Anhang zu den Fünf Hirtenbriefen.
Charybdi vgl. , S. 114
schreibt am 26.12.1759 an : »Ew. Hochedelgeb. haben, wie HE. B[erens] sagt, eine Kinderphysick zu schreiben, im Sinne. Was Rollin gethan ist eher eine Chrie als eine Anweisung. Ihr Vornehmen würde ganz nützl[ich] seyn. Heißt es für Kinder; so wollte ohnmaßgebl[ich] rathen, ihre Jahre und Fähigkeiten, und Lust zu unterscheiden. Man könnte für Kinder von 9–12 und 12–15 Iahren u.s.f. Abschnitte machen. Für jene würden Frag und Antworten die faßlichste Methode seyn; für diese kurze Sätze und eine summarische Recapitulation in Tabellen. Ich schreibe so aus der Schule und rechtfertige mich damit: experto credo Ruperto. Die beste Schulmethode ist wohl, die für Gedächtnis und Verstand zugl[eich] sorget, und es beiden erleichtert.« (Kant: AA X, Briefwechsel 1759, Nr. 16); vgl. .
Wenn nichts … »nihil tam absurde dici potest quod non dicatur ab aliquo philosophorum« 2,58,119 (auch von Descartes im zweiten Teil von Le Discours de la Méthode sinngemäß zitiert)
ist da, Bd. 4, Buch 5, S. 372ff. enthält einen Entwurf zu einer »Physique des enfans«, auf den im Brief an eingeht (s.o. zu 444/18)
Meister in Israel
Joh 3,10
blinden Heiden … Ehrerbietung »maxima debetur puero reverentia« / »Einem Kind kommt größtmöglicher Respekt zu.« ( XIV,47)
versteinert … begeistert X,238–294; vgl. , SD S. 13, N II S. 62, ED S. 18
Ps 8,3
Raube bunter Federn Wie es die Krähe in versch. Fabeln tut (bspw. in der von Lessing aufg. »Die Pfauen und die Krähe«).
Phil 2,6ff.
Göttliches Buch vgl. , LS S. 67f.
I,2,40
Jupiter … 2,7,4, vgl. sechs Tagen1 Mo 1; vgl. , S. 396 (dt. Übers.): »Wie! giebet es denn keine allgemeine Naturlehre, welche so viele Entdeckungen unserer Väter und unsere zusammen bringen und sie in eine ordentliche Wissenschaft verbinden könnte? Ja, allerdings giebet es dergleichen. Wir kennen eine einfältige und bescheidene Naturlehre, welche so wohl sicher zu gebrauchen als geschickt ist, das Herze des Menschen zu vergnügen, seinen Verstand auszuschmücken und seinen Bedürfnissen zu statten zu kommen; dieses ist die Naturlehre der Erfahrung, dieses ist die Physik des Moyses, und keine ist von der andern unterschieden.« Phyllis im 2. (Phyllis an Demophon), vgl. EcksteinPs 118,22, Lk 20,17 u.ö.
gekrönter Sterngucker Alfons X. (1221–1284), König von Kastilien, der die Ptolemäischen Planetentafeln verbessern wollte; etwa in Zedlers Universallexikon überliefert, Bd. 1, Sp. 1345: »wenn ihn Gott zur Erschaffung der Welt mit gezogen hätte, wolte er vieles anders gemacht haben.« Leibniz benutzt die Anekdote in Von dem Verhängnisse; H. kannte sie aus , die er übers. hat (, N IV S. 119) und bezieht sich auch in , LS S. 68/9, darauf. In Knutzens Systema Cavsarum Efficientivm (1745, S. 115) taucht sie auf (s.u.) wie auch in Lilienthals Wahrscheinliche Vorstellung Der Geschichte Unsrer Ersten Eltern Im Stande der Unschuld (1722, S. 513). Vgl. .
meistert vgl. , S. 513f.: »Auf den Spanischen König Alphonsum X. schlug plötzlich der Donner loß / und berührte ihn an seinem Kleide / da er sich einstens vermessener Weise unterstand / die vollkommene Wercke Gottes zu tadeln / und zu sagen: Er hätte eines und das andre weit besser angeben und einrichten wollen / wenn er bey dem Werck der Schöpfung wäre gegenwärtig gewesen / und GOTT hätte Rath geben sollen. Und billig müssen / bey ausbleibender Busse / in der Höllen geschweiget werden die Schand-Mäuler der unverschämten Tadler / welche den allerweisesten Gott meistern wollen …«
I,2,35–37: »wenn du dein verlassenes Volk und die Enkel / wieder anschaust, Stammvater, // übersättigt vom allzu langen Kampfspiel«
Freund … Name vgl.
s.u. 449/7
SaltzMt 5,13, Mk 9,50, Lk 14,34
im Unterschied zum Sprichwort: »Man muss zuvor viele Scheffel Salz miteinander essen, ehe die Aufgabe der Freundschaft erfüllt ist.« (bspw. Cicero, Laelius XIX,67)
Offb 3,17f.
Jesuiten vll. hat H. dabei im Sinn.
2 Kor 11,29
schämt sich
Lk 16,3
Battologist abgeleitet vom griech. Wort für Schwätzer (bzw. dem entspr. Verb); vgl. Mt 6,7 (von gibt es eine commentatio de battologia ad Matth. VI, 7, Göttingen 1753); in Luthers Auslegung des 1. Buchs Mose wird das Wort in Bezug auf Ps 5 verwendet und mit »unnütze Wescher« übersetzt.
polypragmatischer vielbeschäftigter; vll. anspielend auf
vgl. , SD S. 42, N II S. 80/19, ED S. 61; 1758 konnte der 8. Band nicht erscheinen, da die Druckerlaubnis nicht erteilt wurde; im März 1759 wurde die Encyclopédie gar von Papst Clemens XIII. auf den Index gesetzt; erst 1765 konnte die Publikation fortgesetzt werden. Über den Kampf der Enzyklopädisten war Hamann u.a. durch (bzgl. der ersten Kontroverse nach Erscheinen des 2. Bds.) unterrichtet.
Mt 15,14
Natur ist ein Buch, SD S. 18, N II S. 65/11, ED S. 26
Aequation Gleichung
, N II S. 207/18, ED S. 194
372: »Mittelmäßigkeit haben den Dichtern nicht die Menschen und nicht die Götter noch die Ausstellungspfeiler erlaubt.« ()
, dessen Kritik Kant ignorierte, vgl. , VersuchMähre Wortspiel mit Mähre=Pferd / Märe=erfundene Geschichte; zu den Pferden, hier das trojanische und Pegasus vgl. .
; auch sollte das lesen, , Mt 23,24 (›seihen‹ hier durch »saugen« ersetzt); ein auch an geschriebener Vorwurf, , S. 51: »Sokrates. Du bist also niemals wankend und ungewiß über solche Dinge, die du nicht weißt, wofern es dir nur bewußt ist, daß du sie nicht weißt. // Alcibiades. Das halte ich dafür. // Sokrates. Du begreiffst also hieraus vollkommen, daß alle Fehler, die man begeht, aus dieser Art von Unwissenheit herkommen, welche machet, daß man etwas, so man nicht weiß, dennoch zu wissen glaubet. // Alcibiades. Was willst du hiermit sagen? // Sokrates. Ich sage, daß dasjenige, was uns eine Sache zu unternehmen antreibt, der Gedanke ist, daß wir es zu thun verstehen; denn wenn man überzeugt ist, daß man es nicht weiß, so überläßt man es andern. // Alcibiades. Das ist gewiß. // Sokrates. Diejenigen also, welche in dieser letzten Art der Unwissenheit stehen, begehen niemals einen Fehler, weil sie die Sorge für solche Dinge, die sie zu thun nicht verstehen, andern überlassen.«
Parrhesie griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit, vgl. , Homeromastix Homergeißel: Spitzname für den kynischen Redner Zoilos von Amphipolis (ca. 400–ca. 320 v.Chr.) wegen seiner Schmähschriften gegen Homer (aber auch gegen Platon u. Isokrates).
vll. anspielend auf die Schlussverse der 3. Str. von Albrecht v. Hallers »Unvollkommenes Gedicht über die Ewigkeit«, das in , S. 115 paraphrasiert und teilweise zitiert ist: »Wie eine Uhr, beseelt durch ein Gewicht, / Eilt eine Sonn, aus GOttes Kraft bewegt: / Jhr Trieb läuft ab, und eine andre schlägt, / Du aber bleibst, und zählst sie nicht.«
vll. anspielend auf 6,319ff., das Fest, zu dem Kybele die Götter, Nymphen und Satyrn lädt, außer Silenos, der mit seinem Esel dennoch auftaucht. Als alle betrunken sind, ist es der Schrei des Esels, der verhindert, dass Priapos sich an Vesta vergreift. In 215a–217a vergleicht Alkibiades Sokrates mit einem Satyr, dabei geht es um den Zusammenhang von äußerlicher Hässlichkeit und innerer Schönheit (als Wahrhaftigkeit). Zum Esel vgl. auch , N II S. 197/12, ED S. 161, mit Ri 5,10.
Zoilus s. oben Z. 25einem Mann vll. Alexander d. Gr., gemäß 6,32: »Es geht auch die Rede, Alexander habe die Äußerung getan, wenn er nicht Alexander wäre, möchte er Diogenes sein«
, ewigen Gesetzen so etwa auch von Kant vertreten, , S. 216.
gefällt sich1 Mo 1,10, 12 u.ö.; das Gefallen des Schöpfers wird auch betont in (S. XLIIII in der dt. Übers. von Albert Fabricius, 1730).
Phocion, Phok. 8 (Phokion/Cato Minor)
bedeckten Augen und Füßen
Jes 6,2
1 Mo 1,3
2 Kor 4,17f.
240ff.: »Auf eine Verssprache werde ich zielen, die ich aus Altbekanntem neu schaffe, so daß jeder, der sich Gleiches erhofft, viel schwitzt und vergeblich sich abmüht, sofern Gleiches er wagt«
Heidelbergschen Catechismum Kurfürst Friedrich III. gab den Katechismus 1562 in Auftrag, um die Streitigkeiten, die es in der Kurpfalz zwischen den verschiedenen Richtungen der Reformation gab, durch eine einheitliche Lehre zu beruhigen. Von den Lutheranern wurde er wegen seiner calvinistischen Tendenz abgelehnt.
gantze: »Unermeßliche Räume und Ewigkeiten werden wohl nur vor dem Auge des Allwissenden die Reichthümer der Schöpfung in ihrem ganzen Umfange eröffnen, ich aber aus dem Gesichtspunkte, worin ich mich befinde, bewaffnet durch die Einsicht, die meinem schwachen Verstande verliehen ist, werde um mich schauen, so weit ich kann, und immer mehr einsehen lernen: daß das Ganze das Beste sei, und alles um des Ganzen willen gut sei.« , aufrichtiger Sophist Simonides von Keos, I,60
Ich glaube …
Ps 116,10
schwach seyn
2 Kor 12,10
Reitzbarkeitnicht gelesen Seine ungefähre Kenntnis des Inhalts (ohne die Schrift gelesen zu haben) könnte auch auf eine Rezension Mendelssohns zurückgehen (, 4. Bd., 1. St., 1758, XI, S. 551ff.).
Seine Theorie Die in formulierte, und die auf ein Bewegungsprinzip unabhängig vom Seelischen hinauslief, also auf rein körperliche Reizbarkeit.
Rhapsodie Vortrag eines Gedichtes oder von Teilen einer/verschiedener Dichtung/en, die lose miteinander verbunden aber nicht unbedingt aufeinander aufbauen. Vgl. Titel der Aesthaetica, N II S. 195: »Rhapsodie in kabbalistischer Prose«.
despotischen, s.u. 455/31
2,185: ἀνιείης; ἀνίημι – überlasse, gestatte, gebe preis
3,47: οἴομαι – glaube, meine; προσδέχομαι – befürchte, erwarte
2,409: τοῖσι δὲ καὶ μετέειφ’ ἱερὴ ἲς Τηλεμάχοιο· – »Unter ihnen begann Telemachos’ heilige Stärke«
vis, robur Kraft, Stärke
3,41: δειδισκόμενος – ausbreiten geben, gewähren; porrigo ausbreiten; praebeo geben, gewähren
3,184: ἀπευθής – unerfahren, unkundig
3,382: βοῦν ἤνιν – einjähriges Rind
3,430: ἐποίπνυον – vor Hast außer Atem kommen
3,433: πείρατα τέχνης – Vollender der Kunst
4,59: δεικνύμενος – ausstrecken/ergreifen
4,121: θυώδεος – süßer bzw. Weihrauch-Geruch
4,248: δέκτη – Empfänger, Bettler
4,221: νηπενθές – Arznei/Pflanze, die Schmerz und Trauer lindert, s.u. 455/28
4,299: χλαίνας τ’ ἐνθέμεναι οὔλας καθύπερθεν ἕσασθαι – »Hierauf wollige Mäntel zur Oberdecke zu legen«
ἕσασθαι – ἕσχω – stellen, legen, setzen, ordnen … s.u. 455/27
4,489: ἀδευκέι / inopinatus – unvermutet, s.u. 455/25; dulcedo süß, lieblich
ολεθρω – Untergang, Ruin
Etymologie In Grammatiken des 18. Jhds. wird darunter überwiegend noch das verstanden, was heute als Morphologie bezeichnet wird.
αδευκης bitter, salzig / unerwartet
ἕσασθαι s.o. 455/17
Nηπενθες s.o. 455/13
Brief nicht überliefert
Ausgang und Eingang
Ps 121,8
Er gebe Dir …
Ps 37,4f.
Meister
Jes 33,22
BeichtvaterEr vereinige … seiner Gnade
Eph 1,7ff.
pensum, , , , Batrachomyomachía
, darin die Übers. des Froschmäusekriegs auf S. 481ff., die Übers. von fünf homer. Hymnen S. 523ff.
vmtl.
Sir 33,17f.
Wirthverbum supinum infinite Verbform, Lagewort, bspw. im Lateinischen
die Oktav-Ausgabe von
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
Rector
HänschenSand …
Mt 7,26
Seelenschlaf
Mt 25,13
Weyhnachtsreden ebenfalls bei Forstmann
; Johnsons Wörterbuch gibt als einzigen Beleg wiederum »Locke« an, und als Worterklärung: »An open meadow without wood.«
der Connexion nach im Kontext
, veraccordiren vmtl. Versandkosten auf den Empfänger übertragen
Kalmuck nicht ermittelt
Schauspielergesellschaft von Franz Schuch, der ein Theaterprivileg für ganz Preußen hatte, jedoch auch während des Siebenjährigen Krieges gelegentlich in Königsberg, also russisch besetztem Gebiet, spielen konnte.
Chrysostomos; unklar, ob hier alle 9 Bände gemeint sind.
SubintroductenAbhandlung wider die, welche der Kirchenordnung entgegen Jungfrauen bey sich haben, übers. von , im 9. Band von , S. 595–722.
Priesterthum im 1. Band von ; vgl. ; vgl. .
Hederichs griechisches Lexicon
Moeridisfl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
ganzen Homer nicht ermittelt
Gnade geben
2 Kor 6,2
D. Schulz vll.
Arbeitmein Freund nicht ermittelt
gedrükt, gerüttelt und geschüttelt Maas
Lk 6,38
Milch gab sie …
Ri 5,25f.
Tritt meine …
Ri 5,21
HE. MagisterHalle Für die Zensur der Sokratischen Denkwürdigkeiten wurde vll. zuerst in Halle gebeten, vgl. . Wer stattdessen dann in Berlin aushalf, ist nicht ermittelt.
HE. Vetter PankokenbäkerPriesterinn nicht ermittelt
Schiffer Riese nicht ermittelt
HE LausonHE Mag.HerveyEinlage an , BaßaJgfr. HartungHE FischerPauper lat. pauper, dt. arm. Armer Schüler, der sich bspw. durch öffentliches Singen Geld verdient.
fl. Gulden; hier vll. aber eher »gl.« für Groschen (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Paudel litauisch: pudlar, längliches Kistchen
Schmidt nicht ermittelt
Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
HerveysEin Brief vom D. LutherArminiusStelle des Voltaire, dort heißt es im ersten Kapitel: »Les mouvements contraires sur ce vaste océan sont des vents nécessaires«. In Luthers Vorrede auf den Psalter heißt es in der Ausgabe von 1545: »Denn ein menschlich Hertz ist wie ein Schiff auff eim wilden Meer, welchs die Sturmwinde von den vier örtern der Welt treiben. Hie stösset her, furcht und sorge for zukünftigem Vnfal. Dort feret gremen her vnd traurigkeit, von gegenwertigem Vbel. Hie webt hoffnung vnd vermessenheit, von zukünfftigem Glück. Dort bleset her sicherheit vnd freude in gegenwertigen Gütern« (WA DB 10 I S. 101/34ff.).
SchützensHE. RectorWinkelmannsüberschickten Brief an , s. deutsche Magazin vll.
Hänschenmeine Ausgabe nicht ermittelt, vgl. Edition der Iliad.
J. G. Hagers Homeri IliasDionis Chrysostomi RedeTraianus Marcus Ulpius Traianus, 98–117 römischer Kaiser.
amo te … »Ich liebe dich, wie mich selbst.«
Grundsätze und Anweisungfl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
HE. WirthRhetoricChrysostomusTode des AeasBrief von , nicht überliefert
FrauDer junge BerensGeneral vll.
Beruf Lehrer an der Rigaer Domschule
, vgl. u. mein Freund vmtl.
und
Vatergeschrieben vll. Freunden vor allem
alles zu prüfen …
1 Thess 5,21
WagnersMüllers nicht ermittelt
Gottsched vmtl.
viua vox dt. lebendige Stimme; s. Luthers Verwendung dieser Wendung in der Auslegung von Gal 4,20 in WA 57 II S. 34.
vox humana Orgelregister (kurzbechriges Zungenregister), bes. zur Imitation der menschlichen Sangstimme.
gegraben, SD S. 18, N II S. 65/13, ED S. 26
Briefen an , nicht überliefert; vgl. HE WagnerPaudel litauisch: pudlar, längliches Kistchen
HE. J. C. B.Journal de Commerce 18 Tle. 1759–62, ab 1762 fortgeführt als Journal de commerce et d’agriculture (Brüssel: Van den Berghen, dann Brüssel: De Bast)
HE Mag.MamaHE TreschoHE. Diac. Buchh.Lettre de Mr. Rouss. à Volt.KantHE B.Bengels Zeigefingerchronologische Versuche u.a. ;
kleine Ausgabe, die Stuttgarter Octav-Ausgabe
große die Tübinger Quart-Ausgabe.
Te totum applica … Übers.: »Wende dich ganz dem Text zu: die ganze Sache wende auf dich an.« In Bengels Vorrede zur Oktav-Ausgabe auf S. 7
υστερον προτερον hysteron proteron, Umstellung (auch von Buchstaben), Umkehrung
Schulmeisterinn …
Gal 3,24
Magd …
Gal 4,30
Der geistl. Mensch
1 Kor 2,15
Ausspruch Wohl eine Zusammenfassung von Bengel (, § XIV der ›Praefatio‹) von ähnlichen Aussagen Luthers, etwa: Spiritus sanctus habet suam grammaticam (WA 39 II S. 104/24). Vgl. auch , N II S. 129/6ff.
affectuoso vor allem ein musikalischer Begriff: nachdrückliche Spielart
N. B. Neuen Bundes
τα ηθη Anmut, Beschaffenheit der sprachlichen Hülle; diese Wendung und die folgenden Begriffe in: , § XV der ›Praefatio‹.
Decorum das Angemessene (bes. in der Rhetorik, der Sache nach wie auch in Bezug auf gesellschaftliche Konventionen)
affectus und mores leidenschaftliche Ergriffenheit und schicklicher Ausdruck
Euripides Welche vmtl. griech. u. lat. Ausgaben des Werks von Hamann hier besaß, ist nicht ermittelt; die von Aemilius Portus besorgte Ausg., Heidelberg 1597, enthält 19 Tragödien.
Sophocles Welche vmtl. griech. u. lat. Ausgaben des Werks von Hamann hier besaß, ist nicht ermittelt.
Werk meiner Hände
Ps 90,17
vgl. , , , , sagt Paulus
1 Kor 4,1f.
alle Dinge weiß …
Joh 21,15–17
heilsamen Kelch …
Ps 116,13
große Ausgabe in Quart
apparatus; als gesonderte Ausgabe erschien der »appartus« erst 1763; d.h. Hamann bezieht sich hier auf den Apparat in der Quart-Ausgabe von .
, vgl. engl. vll. eingeschlossen
Gevatter Taufzeuge
Kneiphof Stadteil von Königsberg
Löbenicht einer der drei Siedlungskerne von Königsberg, östlich der Altstadt
Altermann von den Gelbgießern Innungsmeister der Handwerker, die Geräte aus Messing herstellen
Mühlenberg einer der sieben Hügel von Königsberg
BauDirectorHungar und Husar d.h. ein ungarisches Mitglied der leichten Kavallerie
Riegers PaßionspredigtenForstmannsGott ein Geist
Joh 4,24
ἀνθρώπους πείθω ἢ τὸν θεὸν griech. antropous peido he ton teon, Predige ich Menschen oder Gott, Gal 1,10. Hesshus, S. 9.
Mt 5, 6 u. 7
κατα, S. 2b, einleitend zu Matthäus
Bengel merkt daher … ebd.
V. 1.Mt 1,1, Gnomon, S. 6a
Prior pars … ebd., S. 7a, Beschluss des Kommentars zu Mt 1,1
βιβλος γενεσεως Buch des Geschlechts / der Geburt
Geschlechtsregister so auch in , S. 7, übersetzt; mit der Anmerkung (S. 8): »Diß ist die summarische Wiederholung des A. T. daß nemlich Christus sey ein Sohn Davids und ein Sohn Abrahams; und daß Jesus sey Christus, ist der summarische Vortrag des N. T. Also ist in diesem Versicul die Summa der heiligen Schrift enthalten.«
Diese Relation zwischen Matthäus und Lukas wird im Gnomon in einer langen Anmerkung zu Mt 1,16 (S. 9a ff.) ausgeführt.
babylonische Gefangenschaft/Wegführung nach Babylon; Gnomon, S. 8b zu Mt 1,11
ebd. S. 15a f. in Abschnitt XII des Kommentars zu Mt 1,17
ebd. S. 17a zu Mt 1,18; zu ευρεθη siehe , Bd. 1, S. 2
befand sich so …, Bd. 1, S. 2f.
Gnomon, S. 17a zu Mt 1,19
Heumann sagt …, Bd. 1, S. 3
Elsner vmtl. in
; Homberg: nicht ermittelt.
, Bd. 1, S. 3
accipere, Bd. 1, S. 3; Gnomon, S. 17b, schlägt nur ›assumere‹ vor (ebenfalls ›nehmen‹); den Vollzug der Ehe betont auch , Bd. 1, S. 2 bzgl. Mt 1,18.
το-γεννηθεν das in ihr geboren …/in ihr Gezeugte. Im Kommentar zu Mt 1,20 (bgzl. τὸ γὰρ ἐν αὐτῇ γεννηθὲν) verweist Bengel weiter auf den Komm. zu Lk 1,35 (dort bzgl. τὸ γεννώμενον; S. 207b): »quod gignitur) novo hoc modo & singulari. Vocabula abstracta, & neutro genere expressa, initiis illis valde congruunt.« Oder geht es um Bengels Bemerkung zu Mt 4,17?, Gnomon, S. 40 zu: »ἡ βασιλεία, regnum) Divini stili est elegantia, ut primum in abstracto dicatur venisse regnum, deinde in concreto rex, sive Messias. Illud initiis occultis, hoc glorificationi congruit.« Hamann spielt auch in der Aesthaetica, N II S. 204/31, ED S. 183, darauf an.
Namen JesusGnomon, S. 18a zu Mt 1,21
Miriam, rebellioGnomon, S. 17b zu Mt 1,20
παρθενος: Mädchen, Jungfrau; Gnomon, S. 19a zu Mt 1,23
γινωσκειν, γνωρίζειν, ειδεναι: kennen, erkennen, erklären; , Bd. 1, S. 4 und Gnomon, S. 20a zu Mt 1,25
ποῦ: wo; Gnomon, S. 21a zu Mt 2,2
, Bd. 1, S. 14 bzgl. Mt 2,15
Johann Heinrich Hottinger, Primitiae Heidelbergenses, id est: manipulus disputationum selectarum I. De Mediis explicandae Scripturae Sacrae. II. De Reformationis causa tum Instrumentali, tum Materiali. III. De usu Scriptorum Hebraicorum in Nov. Testamento. IV. Meletemata Irenica ubi I. de Pacis Ecclesiasticae, inter Reformatos, causis impulsivis. II. De impedimentis. III. De fundamento. IV. De Modo, exemplis, &c. V. Sabbathismus, ubi I. de Sabbatho Judaico. 2. Christiano. 3. Mariano. 4. Muhammedico. 5. Gentili. VI. Idolographia Veteris Testamenti (Heidelberg: Walter 1659)
Bucerus
εμπαιζω: auch verspotten, auf etwas anspielen; Mt 2,16
Antipatervgl. I 28–32 (552–665)
vgl. , Bd. 1, S. 11 zu Mt 2,22
, Bd. 1, S. 15 bzgl. Mt 2,23
Ri 13,5
Geschichtbücher … Josua, Richter, Samuel und Könige
Jetzt nun schon in Gnomon, S. 33b zu Mt 3,10: jam vero etiam
πρεπον lat.: decorum, dt.: Angemessenheit, siehe Gnomon, S. 35a zu Mt 3,15, im Bibelvers steht das entsprechende Adjektiv: anständig/gebührend
Gnomon, S. 36a und , Bd. 1, S. 22 bzgl. Mt 3,15 und Verweis auf Joh 1,32
vgl. ; 5,13: »Visae per caelum concurrere acies, rutilantia arma, et subito nubium igne conlucere templum. Exapertae repente delubri fores et audita mair humana vox, excedere deos; simul ingens motus excedentium«
Mt 4,2
Wort des Satans
Joh 8,44
Gott kann …
Mt 3,9
Steine BrodteMt 4,3; laß dich herunter Mt 4,6
, Bd. 1, S. 31 zu Mt 4,11
bzgl. ὁδὸν (ὁδός = Weg, Strecke) in Mt 4,15 – Gnomon, S. 39b
πορευομενος für καθήμενος (= lagern, sitzen) in Mt 4,16, siehe , S. 5 und S. 456 (Quart-Ausgabe)
καταρτικζειν … (καταρτίζω = vervollständigen, reparieren) siehe Gnomon, S. 40b zu Mt 4,21
Jene laßen …
Mt 4,22
Zu den Krankheiten, der Dämonie usw. in Mt 4,24 gibt (Bd. 1, S. 15) eine umfangreiche Anmerkung.
οχλοι ὄχλος: Menge, Pöbel, Belästigung, siehe Gnomon, S. 41a zu Mt 4,25
Trink ein wenig …
1 Tim 5,23
iß Dein Brot …
Pred 9,7
befiehl dem Herrn …
Ps 37,5
Wer unsern Herrn …
1 Kor 16,22
Schiffer Riese nicht ermittelt
Jgfr. DegnerBeylagen nicht ermittelt
Zeus … Wahrscheinlicher vollständiger Wortlaut: »Zevs segnete das fromme Schaaf und es vergaß von Stund an zu klagen«, aus Lessings Fabel Zeus und das Schaf, vgl. , Zweytes Buch, S. 63f., XXIII.
Deinen Brief nicht ermittelt
Battons … Sprichwort: Das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
Mein Herr … Kopie des Antwortbriefes von
HE. Mag.Schatt nicht ermittelt
BaßaHochzeitBuchladen, der aber von Lessing nicht namentlich genannt wird
über vgl. , S. 144ff. Batteux ist in Lessings Ausführung der »mehr eckle als feine Kunstrichter« (ebd. S. 194), weil er sich in der Einteilung der versch. Arten der Fabeln unbegründet auf die des Aphthonios von Antiochia (2. Hälfte des 4. Jhd.) gestützt habe, womit eine Kritik an allegorischen Figuren einher geht.
la Fontaine; Lessings Kritik an dessen auf Quintilian sich stützende »Schwatzhaftigkeit«: , S. 219f.
Seine Gedanken, S. 173–190.
; die Kritik an ihm u.a.: , S. 197
nil admirari des Horatz dt.: Nichts anstaunen. 1,6,1
das Fest Ostern
in Fried und FreudMit Fried und Freud ich fahr dahin, Kirchenlied von Martin Luther auf Lk 2,29–32 (EG 519)
gegenwärtigen Läuften der Siebenjährige Krieg
da ein Tod den andern fraßChrist lag in Todes Banden, Osterlied von Martin Luther (EG 101), 4. Str.: »Es war ein wunderlich Krieg, / da Tod und Leben ’rungen; / das Leben behielt den Sieg, / es hat den Tod verschlungen. / Die Schrift hat verkündet das, / wie ein Tod den andern fraß, / ein Spott aus dem Tod ist worden.«
WagnerSachen hauptsächlich wohl aus London importierte Bücher, vgl. , u. Paupers lat. pauper, dt. arm. Armer Schüler, hier vll. als Packhilfe.
HE. FreytagCretlowW. vmtl.
RäthinBücher vgl. an
Harpax griech.-lat. Lehnwort: an sich reißend, räuberisch; vmtl. hier auch bez. auf die geizige Figur in Plautus’ PseudolusInteressen Zinsen
liebe HälfteDer Artzt vmtl.
VettersHE BuchholtzHE RentzenJungfer DegnerinnWirths; vll. Anspielung auf dessen Brief zur Hochzeit seiner Schwester mit , vgl. Meine Sachen vgl. Weil ich … Wohl bzgl. des Streits mit dem Hause Berens, zuletzt der (nicht überlieferte) Brief an , vgl. , , .
Was ich …
Joh 19,22
Ich werde …
Gal 2,18
Unsere Seele …
Ps 124,7f.
Unsere Hülfe … ebd. u. Ps 121,2
Wie die Träumende …
Ps 126,1–3
HartungHE. W.Clevelandfl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
HE. Rectorgüldenen Achthalber Brandenburgische Zwölfteltaler wurden durch ein Edikt von 1722 das Stück auf achteinhalb preußische Groschen gesetzt.
Buch nicht ermittelt
ChrysostomusFurcht des Herrn
Ps 111,10
zum besten dienen
Röm 8,28
wie ein Rad …
Hes 1,15f.
HE. RectorBaßaProf. Meyermasquirten Wagners Gesuch; vll. bzg. auf den Versuch, in Halle die Zensur für die Sokratischen Denkwürdigkeiten zu erlangen, vgl. VersuchIntelligenz WerkAristobulusPtolemäi König Ptolemaios VI. (180–145 v. Chr.)
2 Macc. I.
2 Makk 1,10
Michaelis vmtl.
BeurtheilungBrief Vgl. ; vll. ein Entwurf der Kritik, die im Kleeblatt hellenistischer Briefe enthalten ist, im dritten Brief, N II S.179f., ED S. 124f.
Die falschen Götzen … 8. Stophe von .
Ironie […] Unglaubens vgl. , SD S. 12, N II S. 61/21, ED S. 15.
Propheten vgl. bzgl. 1 Kor 4,8; sowie Podagrist An Gicht Leidender
Sohn des DonnersMk 3,17 u. Joh 13,23
wie ein Schnitter
Ps 129,7
Geschichte Bileams Bileam als Wahrsager, vgl. 4 Mo 22,5ff. u. 4 Mo 23,1–9
hällischen Richters vll. Anspielung auf
Vier hebräische Grammaticken Vmtl. , und und vll. (vgl. ).
SchultensAristophanesSchild des HerculesSchild des Herakles; Hesiod zugeschriebenes griech. Epos, bspw. in Schrevels Hesiod-Ausgabe enthalten
Jacob zum Esau im Sinne eines Erstgeburtsrechts (1 Mo 25)
albernen PersaHes., Werke und Tage, V. 286 u. 397, evtl. auch 633
Boileau; auf welche Stelle Hamann sich hier bezieht, ist nicht ermittelt.
junge Paar und seine Frau
Gemeinschaft des Geistes
Phil 2,1
Geist der Furcht
2 Tim 1,7
mächtig […] macht
1 Kor 4,10
Bücher, u. , Collaboratorseinem Briefe nicht überliefert
HE. BerensQvartier Verwahrung der Bücher
Böhmichbredaandere Buch nicht ermittelt
GerickeAnti-machiavelHeraultBerensIhr Brief nicht überliefert
Braut N.N. Nuppenau
windig gewandt
delogirt verdrängte
meinen Brief vgl. HKB 182Warburton unklar, welcher Titel von
Elisäischen Buches, 4. Buch
Virgils Georgicadiese AusgabeMichaelis Einl. und Beurth. vmtl. und
Maschens vmtl.
Vocab. Vocabularien
Fascic. Faszikel, ungebundenes Buch
HE Heling nicht ermittelt
Relata refero dt. Ich berichte über Gehörtes.
WagnerMamaFrauHErr BassaDero Brief nicht überliefert
Paar und Frau
Johannis 24. Juni, in vielen baltischen Gegenden zur Sommersonnenwende am 21. Juni gefeiert.
Er fördert …
Ps 90,17
Prophetenalte Evangelist Jesaja
AbhandlungIntelligentz blattpoes. diversesholl. Ausgabe der Poésies diverses: 1760 in Amsterdam bei Schneider gedruckt.
LausonMichaeliskritische Gedanken Vgl. ; vll. ein Entwurf der Kritik, die im Kleeblatt hellenistischer Briefe enthalten ist, im dritten Brief, N II S.179f., ED S. 124f.
griech. Studio vll. Brief HKB 179TheognidisTheocritHippocratesfol: folio, großformatig
gl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Gottes Arm
Ps 71,18
BruderFreudenöl
Ps 45,8
Angelegenheiten vgl. wie der, so hat …
Mt 13,12
unerkannte Sünde
Ps 90,8
Jer 8,12
der Buchstabe …
2 Kor 3,6
sub rosa Unter dem Siegel der Verschwiegenheit
Schuldigkeit eines Hochzeitgeschenkes siehe fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
Hartung, siehe Charmoisverwirrten Brief vgl. Brunnenkur Trinken von Heilquellwasser
Weisheit …
Hi 28,28
Seydl. Brunnenkur Seydlitzer Brunnenkur, mit Hilfe von Heilwasser aus einer Quelle in Sedlitz, das enthaltene Bittersalz wirkte abführend.
Kruke Krug, wie er von Apotheken verwendet wurde
treue Zeuge in den Wolken
Ps 89,38
Traurigkeit …
2 Kor 7,10
Seine Wege …Hi 38,16 u. Ps 77,20
Wie ein Hirsch …
Ps 42,2
Ps 72,20
Frau Schwester seit 1759 Frau von , MamaEr wird den Armen …
Ps 72,12
letzten Briefe nicht überliefert
Jehu …
2 Kön 10,18
schlampampe Zeit vertrödeln
gegürtet und gestiefelt
Eph 6,14f.
Aut – aut lat. entweder – oder
Prof. Eloquent. Ordinarius Vll. geht es um ein falsches Gerücht zu Watsons Ableben, siehe .
HE. Doct. BuckProf: HahnLausonBaßaFr. Freunde
als ein Dieb
Offb 3,3
praeludirt mich vorangemeldet
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
HE. WFr. Consistor. RäthinHE. ZeiseLa 5me paire des nerfs … Das Zitat bezieht sich wohl auf die psychische Erkrankung des Bruders. Es paraphrasiert die Darstellung in und findet sich so im Journal des Scavans für das Jahr 1665, S.37.
Mdm. Woltersd.letzter Brief nicht überliefert
hebräisch Buch wohl Hesekiel, vgl. In der Angst giebt … Aus Der arme Greis von Christian Fürchtegott Gellert, vgl. S. 14 in:
von K. nach R. von Königsberg nach Riga
Fr. Consistor. RäthinHE LausonsProf. W. Vll. , der krank, aber doch nicht sterbenskrank ist, vgl. .
Hippocratesam dritten Tage
2 Kön 20,5
durch motion und das emeticum unter der Signatur eines Laxativs Bewegung und Anwendung eines Brech- und Abführmittels
Mohnkeulchen Kartoffel- oder Mehlklöße mit Mohn
Brutus Anspielung auf Shakespeares Julius Cäsar: »Let me have men about me that are fat«.
B. Berlin
VersuchesMerianSulzerRammlermon ami Moysecirconcis beschnitten
Voß. Buchh. Vossische Buchhandlung
Meßgut vmtl. Bücher-Kommissionskäufe von der Ostermesse in Leipzig
liebe HälfteFriedland Prawdinsk, etwa 50 Kilometer südöstlich von Königsberg
Gerdauen Schelesnodoroschny, 71 Kilometer südöstlich von Königsberg
Schwansfeld Łabędnik, 75 Kilometer südlich von Königsberg
Friedeberg nicht ermittelt
Beharre in …
Sir 11,20
BlindauTilse Tilsit, heute Sowetsk
DegnerinGedicht nicht ermittelt
heterogenea im Sinne von wesensfremden Tätigkeiten
imitationi seruili sklavische Nachahmung
Dr. L. Vmtl. , die Ode ist nicht ermittelt.
Empfehlung eines sehr sonderbaren jungen Menschen nicht ermittelt
Mitau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
coll. Fridericanum Collegium Fridericianum, Gymnasium in Königsberg
klein Secunda d.i. das drittletzte Schuljahr
Michel Michaelis, d.i. bis zu den Herbstferien
consilium abeundi ad altiora dt. Ratschlag, zu höheren Dingen fortzuschreiten
Gewerkspatron Vorsteher
Hofmediciπερι τεχνης: Von der ärztlichen KunstBeyliegender Brief nicht überliefert
RectorDegnerinnFr. Consistor. R.letzten Briefe nicht überliefert
HE. Mag. J. G. Lindner
HE Buchh.Hause Das Haus Berens
Ein Prophet …Mt 13,57 u.ö.
FreundPflegmutterBaßaBaßaBattons … Sprichwort: Das Eisen schmieden, solange es heiß ist.
Abschied von der Anstellung als Lehrer am Domgymnasium in Riga, um nach Königsberg ins Haus des Vaters zurückzukehren.
Noth die psychische Erkrankung
beyliegenden Brief nicht überliefert
Der Friede Gottes …
Phil 4,7
Laß die Todten …
Mt 8,22
ruhen können …
Offb 14,13
Platohnen Landgut v. Wittens, wo H. mit dessen jüngsten Bruder besuchte, der dort Hauslehrer war. Heute Platone in Lettland (56°32′22″N 23°41′46″E).
Cadet vll.
liebe Hälfte12/23 Aug. 1760 12. August nach julianischem, 23. August nach gregorianischem Kalender, der in Riga gebräuchlich war.
BruderFreundPraepositus erster Geistlicher eines Kirchsprengels
Krug Wirtshaus
Mitau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
HE. Doctor L.HE. General von WittenFr. GräfinHE. Magister Johann Gotthelf Lindner
HE. Archidiaconus Buchh.HE. M. Macziewsky nicht ermittelt
HE. Rector Johann Gotthelf Lindner
Antrag den Bruder wieder mit nach Königsberg zu nehmen
jüngsten Herrn BruderHE. DoctorGeburtstages 27. August
beyde jungen HE. und
Grünhof Zaļā (Zaļenieku) muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]
HE. Buchh.jungen Pastor RuprechtBruderThrl. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (Groschen: Silbermünze; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Mitau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Vernets kleiner Geschichte vll.
HE. Hipperichlieben HälfteDoctor Johann Ehregott Friedrich Lindner
Mitau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Grünhof Zaļā (Zaļenieku) muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]
BruderHE. FiscalHE DoctorsMein Vidi … lat. veni, vidi, vici; dt. ich kam, ich sah, ich siegte (Suet. Caes. 37,2).
diesen BriefHKB 189VaterHaberdiät Haferdiät
Frau GemalinHE. WirthJungfer SchwägerinnBrief durch Mad. Schäferin nicht ermittelt
Vll. hatte eine Fehlgeburt.
Starostin vmtl. die Frau des herzoglichen Verwalters von Kurland bzw. Stellvertreters in Mitau; vgl. HE DoctorBaacken Gasthaus in Mitau
Brief nicht überliefert
VatergeantwortetPlatohnen Landgut v. Wittens, wo H. besuchte, der dort Hauslehrer war. Heute Platone in Lettland (56°32′22″N 23°41′46″E).
Grünhof Zaļā (Zaļenieku) muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]
Epitre au Chevalier des Cygnes Die Geschichte von »Le Chevalier au cygne et Godefroi de Bouillon« (Schwanenrittersage) ist seit dem 12. Jahrhundert in mehreren Versionen überliefert. H. meint hier vmtl. . Vgl. .
Paudel litauisch: pudlar, längliches Kistchen
Buchhändlers in Amsterdam nicht ermittelt
liebe Hälftefl. Gulden, Goldmünze, oder polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen. Vll. hier aber eher »gl.« für Groschen (Silbermünze; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
Mitau Mitau, heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
HE. HofDoctorStarostin vmtl. die Frau des herzoglichen Verwalters von Kurland bzw. Stellvertreters in Mitau; vgl. HE. ArchiDiaconusauf mein letztes Wahrscheinlich , indem der verschollene Brief vom 11. September wohl nur die Nachricht enthielt, er komme bald.
1 Tympf und läßt einen Sechser liegen Ein Tympf ist ein Achtzehngröscher, der im Laufe der Zeit immer wieder verschlechtert wurde; ein Sechs-Groschen-Stück entsprach 1/60 Taler.
Capitainfl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach ca. 30 Groschen.
Habergrütze Hafergrütze
HE Rathsverwandten HipperichBruderBefreyung von der Verpflichtung als Lehrer an der Rigaer Domschule
VaterArchidiac. B.Bücher, u. , epitre. Vgl. .
HE Doctorjüngsten HE Bruder in Platohnen
gestern auch geschrieben nicht ermittelt
liebe HälfteHE Pastor RuprechtDobbeln Vll. das heutige Dobele in Lettland [56° 37′ N, 23° 16′ O], knapp 30 Kilometer westlich von Mitau/Jelgava
Heim weh wie ein Schweitzer vgl. Adelung (Bd. 3, Sp. 1084, s.v. Das Heimweh): zuweilen wie Melancholie und Abzehrung, verwandt der alten Nostalgia; die an die reine Luft ihres Vaterlandes gewöhnten Schweizer litten unter der dicken und unreinen Luft anderer Länder.
schlechte Geld Münzen mit geringem Edelmetallgehalt, die während des Siebenjährigen Krieges vor allem im preußischen Auftrag zum Zweck der Kriegsfinanzierung bes. in Polen in Umlauf gebracht wurden. Die russische Verwaltung verbot in Königsberg diese schlechten Münzen.
Parrhesie griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit; neutestamentlich, hier vll.: Freudigkeit im Glauben
HE Mag. LindnerNachricht nicht ermittelt
BruderGesicht Sehvermögen
beyliegender nicht überliefert
HE Wagnerfl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
Fr. Consist. R.nach KurlandHE Fiscals vmtl.
Bischoffs CadmumWollii AusgabePosselii SyntaxinVegerium de idiotismisAltingiikleine arabisch Compendium nicht ermittelt
über die türkische Sprache nicht ermittelt
FabriciiKrebsaus dem JosephoHolländer nicht ermittelt
Windheims Ausgabeplus. num plur.[ales] num.[eri]
holländisch Philologensyrisch Testament nicht ermittelt
PindarsAeschylusPlatons WerkeAthenaeus vll.
aus der Kinderschen Auction nicht ermittelt
Vermischte AnmerkungenKowalewskyexpedirt zur Zensur vorgelegt
sie zweymal getäuschet Meint vmtl., dass sowohl bei den Vermischten Anmerkungen als auch dem Versuch über eine akademische Frage eine Beanstandung durch die Zensur berechtigt gewesen wäre.
Die zwoteVermischten Anmerkungen, ED S. 36f., N II S. 135
SendschreibenVoltaires epitre à Uranie; dem satirischen Gedicht wurde vorgeworfen, über Christus zu spotten
Oestens an Doris. Dass Voltaires und Oestens Schriften zum Muster dienten, behauptet auch die Nachschrift des Klaggedichts, ED S. 63, N II S. 150/8f.
Mem. de Brand. Vll.
P. de S. S. […] geschändet P.[hilosoph] de S.[ans] S.[ouci] = Friedrich II.; »geschändet« bezieht sich wohl darauf, dass die autorisierten Ausgaben seiner Werke von anrüchigen, also religionskritischen Stellen bereinigt wurden.
Briefe, Bd.2, S.126. Demnach ist mit dem »Hofnarren« Voltaire gemeint.
liebe HälfteAll Fehde … Schlußvers der 1. Strophe des Liedes von Nicolaus Decius Allein Gott in der Höh sei EhrBruderVaterritterlich zu ringen … Aus dem Lied von Nicolaus Decius Allein Gott in der Höh sei EhrSchultens SchriftenEr fördert …
Ps 90,12
Fr. Consist. R.liebe HälfteBaßas Brief; Antwortbrief Hamanns nicht überliefert
HE LausonHochzeit nicht ermittelt
Heyrault, BerensAntimachiavellsecundum hominem dem Menschlichen gemäß
Wolsons Lieder, eine Publikation mit Liedern von ihm ist nicht ermittelt
Abhandlung Die Druckerlaubnis ließ auf sich warten, ; erschien am 6., 13., 20. Dezember 1760 in .
übrigen Arbeiten vll. und das Klaggedicht.
BruderVaterseinen eigenen Brief den des Bruders
sich den Hohenpriestern zu zeigen d.i. den Geistlichen, Lehrern und Professoren
Wenn der Himmel fällt lat. fractus illabatur orbis, / impavidum ferient ruinae ( 3,3,7); in der letzten Strophe des Gedichts „Die Tugend“ von : „Fällt der Himmel, er kann Weise decken / Aber nicht schrecken.“
BaßaBeylage nicht ermittelt
Seidlitzer Brunnen Seydlitzer Brunnenkur, mit Hilfe von Heilwasser aus einer Quelle in Sedlitz, das enthaltene Bittersalz wirkte abführend
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
Schultens Grammatik oder
AltingInstitutionesSchultens OriginibusSimonis Arcano formarumProf. KypkeFragmenta nicht ermittelt
HippocratesAnmerkungenSchicksal ob die Schrift durch die Zensur kommt, PopowitschKayser nicht ermittelt
AthenäusKinderschen Auction nicht ermittelt
Engl. Bücher vmtl. die in England gekauften Bücher, , u. , , .
Jgfr. DegnerinnPlatons Werke im Griechischenarmenisch nicht ermittelt
Alkoran oder sonst ein arabisch Buchaufducken auftauchen
Kypke ObseruationesKrebs seine ex JosephoColleg. Frider. Collegium Fridericianum, Gymnasium in Königsberg
Ihre liebe MamaHE. SchwagerHE. BuchholtzGesundbrunnens Trinken von Heilquellwasser
Abstracta initiis …. H. erfindet diesen Spruch ausgehend von seiner Lektüre von Bengels Gnomon. Im Kommentar zu Mt 1,20 (bgzl. τὸ γὰρ ἐν αὐτῇ γεννηθὲν) verweist Bengel weiter auf den Komm. zu Lk 1,35 (dort bzgl. τὸ γεννώμενον; S.207b): »quod gignitur) novo hoc modo & singulari. Vocabula abstracta, & neutro genere expressa, initiis illis valde congruunt.« Oder geht es um Bengels Bemerkung zu Mt 4,17?, Gnomon, S. 40 zu: »ἡ βασιλεία, regnum) Divini stili est elegantia, ut primum in abstracto dicatur venisse regnum, deinde in concreto rex, sive Messias. Illud initiis occultis, hoc glorificationi congruit.« Hamann spielt auch in der Aesthaetica, N II S. 204/31, ED S. 183, darauf an.
liebe HälfteIhr letztes nicht ermittelt
HeraultsHE. AgentenGelehrte Neuigkeiten nicht ermittelt
BaßaZüchtigung …
Spr 13,24
Willemsen nicht ermittelt
Schultz, malabarische Mißionarien Im Südteil der Südwestküste Vorderindiens; im Verlagshaus Francke in Halle waren in den 1730er Jahren Berichte dänischer Missionare von dort in mehreren Bänden erschienen.
relata refero dt.: Ich erzähle, was ich gehört habe.
LausonAcoluth Wortspiel mit dem Namen und dem griechischen Wort für Nachfolger.
Seine Kraft …
2 Kor 12,9
meine AbhandlungHeraults, , Freund, der in St. Petersburg tätig war
HE. von Moser. Sein »Memorial«: nicht ermittelt.
Memorial nicht ermittelt
FunckSchulrede Lindners Schulactus erschienen 1755–1761 eigentlich immer in Riga bei Fröhlich.
LausonAthenaeusAuszug des Pop., vgl. Ausgabe von HippocratesAristotelesgl. Groschen (Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Erotianus8 Abschnitte aufgelistet in , am Ende der Einleitung.
σεμειωτικα Semiotik, Diagnostik
φυσικα και αιτιολογικα Ätiologie, Ursachenforschung
διαιτικα Diätetik, Lehre von der Lebensweise
θεραπευτικα Therapeutik
χειρουργουμενα Chirurgie
ιητρειον die Operationen (und ihre Instrumente) betreffend
FossardierDiderots Artickel über das StrickenDiderots Artikel zu »tricoter« erschien erst 1765 in Bd. 16 der . Unklar worauf sich Hs. wohl ironische Anspielung hier bezieht.
επιμικτα Vermischtes
εξωτικα Exotisches
Roman des Democritus; , S. 1273–1289. Vgl. , W S. 84, N II S. 104f., ED S. 59 und in den Chimärischen Einfällen, N II S. 165/5–13, ED S. 95
St. Mardvan EffenAddisons
Stelle bei nicht ermittelt.
Aristänet im Spect. vgl. die freie Übersetzung von in , Nr. 238, 3. Dezember 1711
Strund wertloses Zeug
TrillerVoltairens Verse vll. , s.u.
Hunsens Coffeehaus. Dass der Edinburger Pastor »Hume«, ein Bruder David Humes, eine englische Vorlage verfasst habe, ist vmtl. nur eine Inszenierung Voltaires gewesen.
Beyliegende Kleinigkeiten Exemplare der Nummern 49–51 von , worin Hamanns Vermischte Anmerkungen erschienen waren.
K. der für die Zensur zuständige Kanzler der Universität Königsberg: , vgl. .
Athenaeusfreyen Scherz vgl. Schultens HiobArabische Im Anschluss zählt Hamann seine Lektüre dazu auf.
Guadagnoliarabischer GrammatikusKopenhager KalleClodiusReimeErpenSchultensReveries franz. rêverie: Träumerei, Hirngespinst
δοξην in επιστημην Meinung in Wissen verwandeln, vgl. Hippokr. lex 4.
LausonRigischen Almanach nicht ermittelt
Simonis Lexiconcommittiren anvertrauen
Sapienti sat lat. sprichwörtlich: für den Verständigen genug
Wochenschrift KarolineWochentliche Königsbergischen Frag- und Anzeigungsnachrichtenohe iam satis est dt.: Genug jetzt! (Hor. sat. 1,5, 12f.)
actum akademische Prüfung
milden Stiftung Vgl., N II S. 145/17, ED S. 52.
liebe Hälfte Marianne Lindner
Precis de l’Eccl.Lardners vier RedenCaßelWindheimJortins Anmerkungenpropter fugam vacui wegen der Flucht des Leeren
Verschen aus P. Gerhardts Kirchenlied »Nun laßt uns gehn und treten«, Strophe 8 u. 9; Strophe 14.
Baßaboete boîte, Büchse der Pandora.
Goldingen heute Kuldīga [56° 58′ N, 21° 58′ O]
Daentler nicht ermittelt
Mr. M. vmtl. ; wohl bezogen auf Hs. satirische Polemik gegen diesen in den Vermischten AnmerkungenHE Not. Wilhelmi Notar in Königsberg
Frau Consistorial RäthinGelegenheiten in Kneiphof vgl. IntelligenzwerkEntrepreneur verantwortlicher Redakteur
KleinigkeitFrauenzimmersschwarzem Lack Nachrichten zu Trauerfällen wurden oft schwarz versiegelt.
wie Michal oder wie Abigail2 Sam 6,17 u. 1 Sam 25
monströsen Zeichnungen Ein anamorphotisch verzerrtes Bild lässt sich mit einem Zylinderspiegel konstruieren und erkennen.
Evangelio
Lk 2,42
SchultensGrammatikAltingsParasche Parascha: Abschnitt im masoretischen Teil der Tora
Aaken nicht ermittelt
WagnerLausonsZülcher nicht ermittelt
Waltsonsche vll. Watsons
Brüder und DoctorFiscals Peltz vgl. Küßenbüre Kissenüberzug
Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420.
liebe Hälfte Marianne Lindner
KeberGrohnertWeberBaßaExemplar vll. geht es um die Drucke der Vermischten Anmerkungen und des Klaggedichts (das an Catharina Berens weitergereicht werden sollte); .
sie versteht
Apg 8,30
Bruder oder
meinigencoagulirt geronnen
Der Glaube
2 Thess 3,2
Pechkügelchen nicht ermittelt
Bestellung ihrer Briefe an
Pelzes vgl. DoctorFiscal nicht ermittelt
P. RuprechtChladeniusEinfälle und BegebenheitBeantwortung wohl die in Brief Nr. 202 enthaltene, ab Arbeit nicht ermittelt
AnpreisungMendelssohns Rezension der Sokratischen Denkwürdigkeiten in , Brief 113 vom 19. Juni 1760
WinkelmannschenAntidot Gegengift. Ziegras Rezension in den Hamburgischen Nachrichten, 57. Stück (29. Juli 1760), S. 452–454
dieser Jubilate Meße Vmtl. ist gemeint, dass auf der Ostermesse in Leipzig die Wolken angeboten werden, die wohl im Februar gedruckt wurden; .
Exemplarliebe Hälfte Marianne Lindner
zweymalige Zuschrift nicht ermittelt
AristotelesPentateuchum Die fünf Bücher Mose
Verleger der Wolken Die Wolken wurden vmtl. von vertrieben. Im Druck ist Altona als Verlagsort angegeben, eine Fiktion, welche die Gegnerschaft zu Hamburg symbolisiert (wo Ziegras Verriss der Sokratischen Denkwürdigkeiten erschienen war). Im Weiteren führt Hamann das literarische Spiel mit dem Druckort fort, indem er fingiert, dass die gedruckten Exemplare der Wolken von Altona nach Lübeck gebracht und von dort über den Seeweg nach Königsberg transportiert wurden.
PopowitschMeteoroscopie Deutung des Wetters
AnonymusBerensDie Hand Joabs
2 Sam 14,19
das Exemplar zurück schaffen vgl. Etrennes Neujahrsgeschenk. Vll. das Exemplar des Klaggedichts für Catharina Berens; . Die »zwey Blätter« s.u. Kritik vgl. 2 letzten Stück im Intelligenz Vmtl. die Vermischten Anmerkungen und Magi aus Morgenlande, die im Dezember 1760 in den erschienen waren.
Dem Reinen
Tit 1,15
Briefe der neusten Gelehrsamkeit H. zieht diejenigen Zeitschriften ineins, die Rezensionen der gebracht hatten: die und die Hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der GelehrsamkeitMemoires […] zum Drama von den Denkwürdigkeiten zu dem Nachspiel der WolkenKruse nicht ermittelt
Frau Regimentsfeldscher Lauen nicht ermittelt
Collectanea Lauson Werke von
Fr. MagisterinnMag. SiebertHattensee nicht ermittelt
Conr. Saeman vll. Conrad Christ. Sämann, Prorektor der Altstädtischen Schule in Königsberg.
D. Cretlau vll. Daniel Wilhelm Cretlau, Kantor an der Altstädtischen Kirche von 1738 bis 1767, oder der Arzt Anton Christoph Cretlau (gest. 1761).
Diac. Engelschmidt Johann David Engelschmid, Diakon an der Alt-Roßgärtschen Kirche seit 1749, gest. 1761.
KeberGrohnertKneiphof Stadteil von Königsberg
Palmarum Palmsonntag
BruderJudica der 5. Fastensonntag
auf den Stutz in Eile
Pierre le GrandZeise Der Buchhändler
CandideÜbersetzung von Anakreons und Sappho OdenBengels GnomonQuartausgabe vom N. T., Tübingen: Cotta 1734
kleine, Stuttgart: Faber 1734
Frau Liebste Marianne Lindner
Bury Gemeint ist wohl
Quod scripsi, scripsiJoh 19,22: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
leipziger Aristarchen Kombinierte Anspielung auf den Leipziger Sprachregulator (s.u. 64/11) und mit dessen Schrift Teutsche Poemata und Aristarchus wieder die Verachtung Teutscher Sprach. Die Vermischten Anmerkungen werden mit einer Reflexion über diese Tradition der Sprachpflege eingeleitet (N II S. 129f., ED S. 22f.)
deutschfranzösischen jungen Herrn vll.
Schälke verwilderter Schößling, der keine Frucht ausbildet
Lustfeuer Feuerwerk
Saalbaderey Geschwätz
WortfügungMosersche Denkungsart v.a. in , darauf ist schon auf dem Titelblatt der angespielt: »mit patriotischer Freyheit« (N II S. 127, ED S. 20).
InuersionenVermischte Anmerkungen, N II S. 130ff., ED S. 25ff.
willkührl.Vermischte Anmerkungen, N II S. 131, ED S. 26
συλλογιστικη […] και ενδοξου Die Passage in 1,24a/b lautet: ὥστε ἔσται συλλογιστικὴ μὲν πρότασις ἁπλῶς κατάφασις ἢ ἀπόφασίς τινος κατά τινος τὸν εἰρημένον τρόπον, ἀποδεικτικὴ δέ, ἐὰν ἀληθὴς ἦι καὶ διὰ τῶν ἐξ ἀρχῆς ὑποθέσεων εἰλημμένη, διαλεκτικὴ δὲ πυνθανομένωι μὲν ἐρώτησις ἀντιφάσεως, συλλογιζομένωι δὲ λῆψις τοῦ φαινομένου καὶ ἐνδόξου, καθάπερ ἐν τοῖς Τοπικοῖς εἴρηται. »Deshalb ist überhaupt ein zum Schliessen geeigneter Satz vorhanden, wenn etwas, wie ich gesagt, von einem Anderen bejaht, oder verneint wird, und ein solcher Satz ist ein apodiktischer, wenn er wahr und aus den obersten Grundsätzen abgeleitet ist; ein dialektischer aber beim Fragen, wenn die Frage auf einen der sich widersprechenden Sätze gestellt wird und beim Schliessen, wenn der Satz als ein scheinbarer und annehmbarer hingestellt wird, wie ich in der Topik gesagt habe.«
aus Pluche angeführten Ex., N II S. 131f., ED S. 28. Bei steht das Beispiel S. 22 und 120.
Wie liesest du?
Lk 10,26
(äußere) […] pleonastisch Das steht an der Stelle (s.o.) nicht geschrieben.
Schleichwaare Schmuggelware
alle nomina propria sind BeywörterVermischte Anmerkungen, N II S. 133, ED S. 32
N. P. N.[omina] P.[ropria]
durch ein vulgo subintellectum bestimmt d.i. eine Gattung, die im Gemeingebrauch wenig verstanden wird.
pro ratione sufficiente nach dem Gesetz des hinreichenden Grundes
grimmig wohl Zitat von
Moser, N II S. 131f., ED S. 37–41 ist eine lange Fußnote gegen .
Jener ist fern H. spielt damit vll. auf den auf dem Titelblatt von Mosers Buch gegenüberstehenden Kupferstich an, wo ein Gelehrter durchs Fernrohr den Sturz des Ikarus beobachtet. Darunter steht: »Fern aber sicher«.
Herzenskündiger
Apg 15,8
Die Mosers vmtl. Staatsdiener, vgl. galante Welt vgl. Diogenes Laertius 6,38 u. 77,35.
mit jenem Wunsch Alexanders Vgl. gegenüber Kant mit 6,32.
bagatelles eine nichtswürdige Sache. Vgl. Vermischte Anmerkungen, N II S. 136, ED S. 37. H. zitiert dort mit Auslassungen Moser, der wiederum in Herr und Diener (S.147) zitiert: »Les Bourbons sont gens fort appliqués aux bagatelles & peu solides; peut être moi-même aussi bien que les autres, qui en suis de Pere & de Mere.« (Ausg. 1735, Bd. 1, S. 179).
Münz, Till und KümmelMt 23,23. Vgl. , W S. 69/19, N II S. 95, ED S. 35
patriotische Freyheit Sowohl als auch Hamanns Vermischte Anmerkungen führen die Wendung im Titel.
Schlangenlist
Mt 10,16
anscharchen Gottscheds Sprache wie: anfahren, verbal attackieren. Das Wort spielt eine Rolle in der Kontroverse zwischen Gottsched und Lessing: im 65. der (3. Tl, 1759) beschreibt Lessing Gottscheds Verteidigung gegen die Kritik, die seine Summa, Kern der deutschen Sprachkunst (die so ab 1754 betitelte Grundlegung) durch den Lüneburger Gymnasialrektor Johann Michael Heinz (Anmerkungen über des Hrn. Prof. Gottscheds deutsche Sprachlehre, Leipzig 1759) erfahren hatte. Gottsched formulierte, Heinz würde sein Projekt, den Schulen eine umfassende Sprachlehre zur Verfügung zu stellen, ›grämlich anschnarchen‹ (Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit, Nr. 8, Leipzig 1759, S. 547). Für Lessing zeigt dann diese Wortwahl, dass der Sprachlehrer Gottsched nicht mit Kritik umgehen kann und stattdessen eine persönliche Fehde unterstellt.
Die galante Welt … s.o. 66/25Hieroglyphen Rätselfiguren der Sprache
Saeculi Zeitalters
Maske des Scholiasten Vgl. Vermischte Anmerkungen, N II S. 136,20f., ED. S. 39f.: »Ein Pädagog kleiner Fürsten […] wird diese licentiam poeticam eines Scholiasten mit derjenigen Mäßigung aufzunehmen wissen, die zu dem hohen Alter und den Früchten desselben rathsam ist, […]«
weder Kabinet noch Audienzsaal kennt Vgl. Vermischte Anmerkungen, N II S. 135,32, ED. S. 38.
πως ουτος … dt. wie kann dieser die Schrift, wenn er sie doch nicht gelernt hat, Joh 7,15
Laicus Laie
Interdum … 2,1,63, dt.: Zuweilen hat das Volk den richtigen Blick.
meinen LebenslaufFreundes vielleicht
Correctio rhetorische Selbstkorrektur
auf des HErrn von M. Namensvetter vmtl. Staatsdiener überhaupt
Motto […] am grünen Holtz …Lk 23,31. Aber in der Kritik an Moser in den Vermischten Anmerkungen steht wie ein Motto: Hor. sat. 1,2,78 (worin es um Vor- und Nachteil des Umgangs mit Prostituierten geht): »vnde laboris / Plus haurire mali est, quam ex re decerpere fructus« – »aus welcher der schlimmen Mühsal mehr dir erwächst, als wahrer Genuss aus der Sache.«
Gänge gemacht wohl zur Erlangung der Druckgenehmigung, vgl. und Sendschreiben nicht ermittelt
Die zweyte SchriftMagi aus MorgenlandeDie ersteVermischte AnmerkungenmeinemMagi aus Morgenlande, jedoch auch nur angedeutet, s. ebd. in der Fassung der Königsbergischen Frag- und Anzeigungsnachrichten und des Einzeldrucks: der Nachname ist chiffriert.
HandlungenMagi aus Morgenlande, N II, S. 139/26–34, ED, S. 45
altum silentium dt. tiefes Schweigen
Sokratische KörnerMagi aus Morgenlande, N II, S. 139/19, ED, S. 44
Euch ist gegeben, Geheimniße zu wißen
Mk 4,11
sie verstanden nicht
Lk 18,43
es war …
Lk 19,42
Hi 31,40: תַּ֤חַת חִטָּ֨ה׀ יֵ֥צֵא חֹ֗וחַ וְתַֽחַת־שְׂעֹרָ֥ה בָאְשָׁ֑ה תַּ֝֗מּוּ דִּבְרֵ֥י אִיֹּֽוב׃ פ – »Die Worte Hiobs haben ein Ende«
Quod scripsi, scripsiJoh 19,22; InuersionenPluche; contrebande Schmuggel
nomina propriaIhren Brief nicht überliefert
Hamlet, Akt 2, Sz. 2
MiltonAbhandlung, die Abhandlung ist in der obigen Ausgabe (1712) enthalten, S. 403–426.
WielandAddisons Trumpete Joseph Addison publizierte von Dez. 1711 bis Mai 1712 eine ausführliche Auseinandersetzung mit Milton im Spectator, mit welcher die Kanonisierung des Werks begann.
SchulhandlungDecorum … (1713, S. 383): »that sublime Art which in Aristotles Poetics, in Horace […] and others, teaches what the Laws are of a true Epic Poem, what of a Dramatic, what of a Lyric, what Decorum is, which is the grand Master-piece to observe.«
Seele der Action nach der Anekdote bei 3,38,142
In der eilften SammlungEt ideo […] sesamo sparsa (1. Kap.): »Und deshalb glaube ich, daß unsere jungen Leute in der Schule ganz verdummt werden, weil sie dort nichts von den Dingen hören oder sehen, die in der Praxis vorkommen, sondern von Piraten […] von Tyrannen […], von Bescheiden, gegen eine Pest […] von den honigsüßen Wortklößen und lauter Worten und Taten, die gewissermaßen mit Mohn und Sesam bestreut sind.«
Sauce verte […] d’Inde »Wie die von den Rigaern so geliebte grüne Sauce, wo der Mohnsaft sich verbindet mit dem von Sesam, einer Art indischen Weizens.«
Qui inter […] culina habitant (Beginn des 2. Kap.): »Wer in dieser Umgebung aufgezogen wird, kann nicht mehr Geschmack haben als einer gut riechen kann, weil er in der Küche wohnt.«
Minimum in […] morantur in scopulo (3. Kap.), dort aber »Nihil nimirum in his exercitationibus doctores …« (Hamanns Abschrift entspricht aber seiner Ausgabe von 1654): »Bei diesen Redeübungen liegt die Schuld natürlich nicht bei den Lehrern, die notgedrungen mit den Rasenden rasen müssen. Denn wenn sie nicht das sagten, was die jungen Leute hören wollen, so würden sie bald, wie Cicero sagt ›allein in den Schulen übrigbleiben‹. […] So auch der Lehrer der Beredsamkeit. Wenn er nicht wie ein Angler den Köder an seinen Haken hängt, von dem er genau weiß, daß die Fischlein danach schnappen werden, so kann er lange ohne jede Aussicht auf Erfolg auf seinem Felsen sitzen.«
Quid ergo […] confiteri non vult (4. Kap., mit Auslassungen): »Wie steht es also? Es sind die Eltern, die den Tadel verdienen, weil sie […] nicht […] wollen. Wenn sie jedoch ein schrittweises Fortschreiten der Studien in der Weise zuließen, daß die lernbegierigen jungen Leute mit ernsthafter Lektüre durchtränkt würden [hier hat Hamanns Vorlage »mitigarentur«], daß sie ihren Geist mit den Geboten der Lebensweisheit sättigten, daß sie ihre Worte mit strengem Griffel feilten, daß sie das lange anhörten, was sie nachahmen wollten, […] sich selbst […] nichts könne erhaben sein, was Knaben gefällt […]. Heute aber spielen Knaben in den Schulen nur, die Jünglinge werden auf den Foren ausgelacht, und – schlimmer noch als beides – was ein jeder an Verkehrtheiten gelernt hat, das will er im Alter nicht zugeben.«
arbiter elegantiarum Sachverständiger in Fragen des guten Geschmacks
Mr. S-– Studiosus
Croesus Sagenhaft reicher König Lydiens (555 v. Chr. bis 541 v. Chr.)
Brief nach Dantzig nicht ermittelt
MamaOrth Name der polnisch-preußischen 18-Groschen-Münze, deren Edelmetallgehalt unter Nominalwert lag, also als schlechtes Zahlungsmittel galt. Wurde u.a. in Königsberg geprägt.
Ducaten Goldmünzen (in ganz Europa gängig)
Detours Winkelzüge, Umwege
Decorum vgl. Convenance Anstand
praerogativ Vorrecht
Regale Königliches Recht
Rotte
4 Mo 16
Wolken und FeuerSäule
1 Mo 13,21
Mann mit Hörnern Darstellung von Moses durch Michelangelo, Skulptur in der Kirche San Pietro in Vincoli in Rom (1513–1515); sie geht auf eine fehlerhafte Übersetzung der lat. Vulgata zurück, in der das hebräische ›qāran‹ (strahlend) nicht mit ›coronato‹ (gekrönt), sondern ›cornuto‹ (gehörnt) übersetzt wurde.
sehr geplagter und sanftmüthiger Mann4 Mo 12,3; beide Attribute entsprechen Übersetzungsvarianten für das hebräische עניו ענו ‛ânâv ‛ânâyv. Luther übersetzt ›geplagt‹.
Mohrin
4 Mo 12,1
die lästern …
2 Petr 2,12
Sondert …
2 Kor 6,17
Horatzes Bekehrung wohl bezogen auf dessen Reue ob eines ausschweifenden Lebens in 1,34
Kenner Salomo in Hld 8,6
mit dem Lob der Sokratischen Denkwürdigkeiten in Mendelssohns Rezension im 113. der Briefe die neueste Litteratur betreffend, 19. Juni 1760; vgl. Nachrichter vmtl. Ziegra, Verfasser des Verrisses in den Hamburgischen Nachrichten, 57. St., 29. Juli 1760; abgedruckt in
Kindern des Lichts …Eph 5,9 u. Joh 12,36
Werken der Finsternis …
Eph 5,11
die Athenienser, Alkibiades, 9.
Elihu
Hi 34,7
Eli
1 Sam 1,13
Rectorϑειον das Göttliche
SchwagerMamaBrüder u.
Gevollmächtigter nicht ermittelt
RectorHamb. Nachr.s.o. 72/3Briefen der Literaturs.o. 71/36Fleisch und Blut
Mt 16,17
Du siehest ja 9. Strophe aus P. Gerhardts »O Jesu Christ, Dein Kripplein ist mein Paradies«
Moses
5 Mo 33,9
Ich flochte 6. Strophe des Kirchenlieds von Jan Röhling »Ich komme Jesu her zu dir«
Der HErr
Ps 18,46
Mag. SchönaichFinsternis
Jes 60,2
Satans Schule
Offb 2,9
Exemplar des Klaggedichts an , vgl. getheilten Kind
1 Kön 3,16ff.
WolkenBeichtvaterSub Sigillo Confessionis Unter dem Siegel der Verschwiegenheit
Ps 86
Wer will …
Röm 8,34
Herzen und Nieren
Ps 7,10
Spiegel
Jak 1,23
Behemoth und Leviathans
Hi 40,15 u. 25
Mücken
2 Mo 8,13
Beylage nicht ermittelt
Treschoheil. Reden vll.
κατα Forstmann gegen
Sein BruderGrohnertKeberGerdauen heute Schelesnodoroschny
Gedichtekleine Fabel »Die Biene, an Herrn H., den Verfasser der sokratischen Denkwürdigkeiten«, , S. 178–181.
aufgehoben vll. abgebrochen
seinem gelehrten Intelligence-Arbeiter als Redakteuur des kritischen Teils der
Papiere vmtl.
Hervey wohl bezogen auf das Memento Mori in Herveys »Meditations among the Tombs«
Anti-Lucrezscherzhafte LiederBremische GedichteGemmingenKurl. Kurland
Pro memoria Das in Erinnerung Gerufene
WagnerGnomon, HallervordBaar nicht ermittelt
Bengel, § XV der ›Praefatio‹, Wolfs CurisMamamit ihmJude mit einem Zöllner
Mk 2,16
I am …, Akt 3, Sz. 1
Donnerkinder
Mk 3,17
ξυμμιμητην Χριστου dt. Nachahmer Christi; in Phil 3,17 συμμιμητής
Finis … Das Ende krönt das Werk.
Geschlecht Rom lies: Ram, Hi 32,2
Pasquillant Verfasser einer Spottschrift
Sein Erlöser lebt
Hi 19,25
Frau Kr. R. L’Estocq Marie Eleonore v. L’Estocq (1708–1765), Frau von
Moser E. v. Masser, Augenarzt in Kurland und Ostpreußen. Der Starstich besteht im Hinunterdrücken der Augenlinse mit einer Nadel, wodurch der Graue Star geheilt werden soll.
Einlage nicht ermittelt
Frau Consistorial R.der jüngstejungen HErrnBengels Gnomongroße Ausgabe in Quart
WagnerKanterSprengel kirchlicher Amtsbezirk
Petersenblunders engl. plunder, dt. Zeug
Th. Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, entspricht 24 Groschen (für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
HausjungferSchwiegersohnRgmfelsch. Lauin Frau Regimentsfeldscher Lauen, nicht ermittelt
GemalinWolken wohl nicht das so betitelte Werk,
Popowitsch, , Hamb. Hamburg
Athenäus, vgl. und wegen des nachgefragten vgl. Rabener Bei der preußischen Belagerung von Dresden (12. bis 21. Juli 1760) hatte sein Haus verloren. Die Geschichte ist zeitnah überliefert in , S. 28f.
Mst. Manuskripte
wie Diogenes 6, 37 berichtet, dass Diogenes ein Kind beobachtete, das Wasser mit der Hand schöpfte, woraufhin er auch seinen Topf wegwarf: »Ein Kind hat mich in der Bedürfnislosigkeit der Lebensführung geschlagen.«
arabisches vgl. Alkoranphysischen Schriftendies intercalaris Schalttag
de coeloPlatoAltstädtschen Bibliotheck seit 1737 in der Altstädtischen Lateinschule
Entwurfs Lindner soll wohl bei , wo H. im Herbst und Winter 1758 gewohnt hatte, den Entwurf ausfindig machen. Vgl. dazu auch .
LawSommerville Gedicht von der JagdHobbinolDyers GedichtNatur der DingeDie Schweitzer bes. u.
Pygmalion wie bspw. in geschildert
– – when …, Book I, v. 413–415
Nimm …, Book I, v. 420–424: »Mark the quick kite, with beak and talons prone; / Circling the skies to snatch him from the plain; / Observe the lurking crows; beware the brake, / There the fly fox the careless minute waits«.
Various …, Book I, v. 441–445
Pardeljagd, Book III
BruderKanariensaat Grassaat
Klagegedicht, in Auseinandersetzung mit der Familie Berens
schädlichen Stuhl
Ps 94
Steinkopf, Brief nicht ermittelt
Principiis obsta dt. Wehret den Anfängen.
alles zum besten dienen
Röm 8,20
verirrt Schaff
1 Petr 2,25
Winkelschule private Schule
Alberts; vgl. Lebenslauf In der Einladungsschrift erzählt Lindner moralisch erbaulich den Lebenslauf des »Christian Folgsam« bis zum Schulabschluss; die Geschichte ist im Stil für Kinder gedacht. Warum H. hier »Görgel«, die Koseform von Georg, schreibt, ist unklar.
Barsillai
2 Sam 19,31–39
Benoni […] Benjamin
1 Mo 35,18
verlorne Blätter vgl. Frau Marianne Lindner
Brief nicht ermittelt
BrudersCondition Anstellung
D. Schultz vll.
v. WegnersSed transeant haec cum caeteris dt. Es möge mit mehreren Fehlern vorübergehen.
Einlage nicht ermittelt
Fr. Consistorial RäthinAlkoranGolii arabisch WörterbuchPfluge
Lk 9,62
AristotelesLightfooteSchoetgeniiOperaKypkeengl. Bücher vgl. HErrn von Szoege vmtl.
Akademie nicht ermittelt
Sale seinenHinckelmannGolii LexicoHinckelmanns VorredeJohanne EliberitanoMoren verjagt Mit der Eroberung Granadas 1492 durch die Reconquista wurden die letzten Mauren aus Spanien vertrieben.
Lotophagite Isle de Gerbes, Insel bei Sirte in Tunesien.
Leo X Giovanni de’ Medici. Ab 1513 Papst (1475–1521)
Aegidius Viterbiensis Aegidius Viterbiensis (1469–1532), Bischof von Viterbo
Hyeron Seripandum Girolamo Seripano (1493–1563), Erzbischof von Salerno
Justitianum Nebiensem Augustino Nebiense Justiniani (Pantaleon Giustiani) (1470–1536), Bischof von Nebbio
gelehrten Lexici vmtl. besaß H. die zweibändige Ausg. (1733) von
Alkorann des SaleLa Combe mit Joachims AnmerkungenDefect Bogen mangelhaftes Exemplar
Schauplatz der NaturPastor Rupr.wie der Verfaßer der Wolken …, N II S. 105,3–6, ED S. 59
WagnerTheater des DiderotsAbhandlung an HE Grimm »Von der dramatischen Dichtkunst. An meinen Freund Herrn Grimm«, in , Tl. 2, S. 231–480
„Wehe jedem …“ Ebd., S. 233
Galimathias unverständliches, verworrenes Gerede
Ariston Ebd., S. 470–480
Hausvater. Übers. von in , Tl. 2, S. 3–228
Leßing von den Fabeln, vgl. durchlöcherte Brunnen, N II, S. 209,18, ED S. 198
NewtonsAarons Verfertiger des goldenen Kalbs, 2 Mo 32
sagt Diderot, S. 401: »Unter den Leidenschaften sind diejenigen, die man sich am leichtesten zu haben stellen kann, auch die leichtesten zu schildern. Dahin gehöret die Großmuth; die überall etwas Erlogenes und Uebertriebenes verträgt.«
Gleichnis des Diderots Ebd., S. 339: »Die von der dramatischen Dichtkunst geschrieben haben, gleichen einem Menschen, der indem er auf Mittel sänne, wie er eine ganze Familie in Unruhe stürzen könne, diese Mittel nicht nach dieser Unruhe selbst, sondern nach dem abwägen wollte, was die Nachbarn davon sagen würden. O kümmert euch doch nicht um die Nachbaren; peiniget nur eure Personen recht, und seyd versichert, daß diese keinen Verdruß haben werden, an dem jene nicht Antheil nehmen!«
diese Stelle im französischen, S. 83f.: »Eh laissez-là les voisins; tourmentez vos personnages, & soyez sûr que ceux-ci n’éprouveront aucune peine que les autres ne partagent.«
Racine, vgl. bspw. , S. 402: »Wie man mit vieler Arbeit eine Scene machen kann, wie sie Corneille gemacht hat, ohne selbst ein Corneille zu seyn, das kann ich begreiffen: aber nie habe ich es begreiffen können, wie man eine Racinische Scene machen kann, ohne selbst ein Racine zu seyn.«
Sapere aude!Hor. epist. I,2,40 f.: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!«
Ephemeriden schnell wechselnde Konstellationen von Himmelskörpern
Furcht Isaaks
1 Mo 31,42
verlornen Blättern vgl. Schaff Gestell
George B..vor Himmelfarth Donnerstag, 29. April
Teskezu unserm Besten dienen
Röm 8,28
Princip. Contradict. und rat. suffic. Grundlagen der formalen Logik: Princip.[ium] Contradict.[ones] = Satz vom Widerspruch; rat.[io] suffic.[iens] = Satz vom zureichenden Grund
Treschos AutorschaftOsterpredigt nicht ermittelt
zugeeignet Die Zuschrift in ist , und zugeeignet.
assortissement Zusammenstellung
WolsonTestimonium paupertatis Bescheinigung über Mittellosigkeit
Hercules in bivio dt. Herkules am Scheidewege, ein Stück aus . Herakles muss sich zwischen einem mühelosen, aber moralisch verwerflichen und einem beschwerlichen, aber tugendhaften Lebensweg entscheiden.
Schmackostern Osterbrauch, bei dem sich junge Männer und Frauen gegenseitig mit Weidenruten schlagen.
Christian Christian Folgsam aus Lindners einleitender Geschichte in ; vgl. Wolken Herkules wurde in seiner Todesstunde von einer sich herabsenkenden Wolke in den Himmel aufgenommen.
Corollaria Folgesätze
Grube
1 Kön 18,35
böhmischer Stein Quarz
Bruder, Brief nicht ermittelt
Erst muß das Korn …
Joh 12,24
Parrhesie griech. παρρησία, Offenbarkeit, Wahrsprechen, Freimütigkeit
Mamaliebe Hälfte Marianne Lindner
Lausonmein BruderWegnerBeichtvatersD. Schultz vll.
Jes
politische Bücher vmtl.
verlornen Papiers vgl. LausonGalimafré Frikassee von Fleischresten, hier zufällige Sammlung von Büchern
HintzKaysersBanqueroute Bankrott
Jungen v. Korf Albertine Elisabeth und Friedrich Heinrich, die Kinder von
Mariannens vll.
SkeltonHerveys Theron und Aspasio, die Erweiterung ab 1753 als Teil 2 u. 3. Theron and Aspasio or, a series of dialogues and letters (London 1755)
Ruprecht JuniorSchäfer Pastor
LambertsFontenelleHambergersmoralischen Beobachtungen und UrtheileKlopstock; ebd. S. 172–198
Parallele des Tragedies …Thrl. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler gemeint, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze (Groschen: Silbermünze oder Kupfermünze; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
kein Alphabeth d.i. ist nicht sonderlich umfangreich
BrumoyFeßeln die sogenannten aristotelischen drei Einheiten
RacineExiger […] contraire, S. 36
Qu’importe […] echappe, S. 38
Tous […] patriotisme ebd., S. 56f.
Le grec […] toujours pretes ebd., S. 72–77
On mene […] noeud ebd., S. 80
incommode […] des Anciens ebd., S. 85
par quelques […] plus besoin ebd., S. 106
les sentimens […] Theatres anciens, S. 113–123
Les fondemens […] consistoit etc: etc: etc ebd., S. 130–133
l’art de peindre; H. besaß wohl die Ausgabe von 1761 (Amsterdam).
La beauté […] ceux de l’ame ebd., S. 101 (Ausgabe 1760) bzw. S. 111 (Ausgabe 1761)
Fresnoy; enthalten in ebd. (Ausgabe 1761), S. 179–245
Abt von Marsy; enthalten in Watelet (Ausgabe 1761), S. 247–312
periculum … lies: peniculum, Schwänzchen, Pinsel. , S. 3 und Watelet, S. 282
Ducaten Goldmünzen (in ganz Europa gängig)
Die unwandelbare …8 Oktavformat
Popowitsch
Jer 45
politischen BüchernKantemirsMarinsLausonAbhandl.Discours Vll. Pierre-Isaac Poissonnier, Discours sur le progrès des beaux arts en Russie (1760)
KanterschenWoltersdorfschenBuxtorfsgl. Groschen (Silbermünze oder Kupfermünze; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
ArleqvinLuthers an VoltaireWittingDii nostra … , 7,259f.: »Seid gnädig unsrem Beginnen, / Götter, und eurer Verkündung. Dir, Troer, gewähr ich die Bitte«
αλλοτρια allotria, abgelegene Angelegenheiten
Brutus wohl im Sinne von Verräter
BruderEintrittes ins Amt als Lehrer an der Rigaer Domschule (1758)
Principiis obsta Wehret den Anfängen.
Hause von in Riga, in der zweiten Jahreshälfte 1758
Beichtvaterkam ich nach Riga Juli/August 1760
υστερον προτερον hysteron proteron: Umstellung, Umkehrung
Scylla … zwischen Skylla und Charybdis: ausweglose Wahl zwischen zwei Übeln
der unsichtbare Richter
5 Mo 10,17
D. S.Aut – aut lat. Entweder – oder
an blinden Leitern
Mt 15,14
Mst. de prudentia scholastica Manuskript über die Klugheit, die in der Schule nötig ist; nicht ermittelt, vll. hier ironisch gemeint.
Er schauet …
Ps 102,20f.
Elbing heute Elbląg
VetterHinzLegat. Ratheleves Albertine Elisabeth und Friedrich Heinrich, die Kinder von
jungen PastorBruderFils Sohn, von lat. filius
Alkoran, UebersetzungMetaphysikPlatoAeschylusLycophronUebersetzung Von lagen Übersetzungen der Antigone, der Elektra, des König Ödipus und des Philoktet vor; .
UlysesElegienWagnerArleqvinRuprechtSonderlingSterlingzeile Knappheit des englischen Stils
jetzigen Gelde … Friedrich II. finanzierte den Siebenjährigen Krieg u.a. durch kalkulierte Münzverschlechterungen, die er mit den Pächtern der staatlichen Münzprägestätten vereinbart hatte. Zu diesen gehörten die Nathan Veitel Heine Ephraim (1703–1775) und Daniel Itzig (1723–1799). Mit Bezug auf Ersteren wurden diese Münzen als Ephraimiten bezeichnet.
LittletonLuciansAbhandl.VersuchVersuch eines Entwurfs von dem Leben und dem philosophischen Lehrgebäude Simons des Zauberers, zur Erläuterung der Worte Apostelgesch. 8, V. 9. 10. Aus dem Holl. übersetzt. (Cleve: Sitzmanns Witwe o. J. [1750]; Biga 91/264), Verfasser unbekannt.
BruckerCudworthägyptischen Studentenin natura et effigie wahrhaftig und bildlich
LausonHanovsGenuinaMamaPatriarchen Seraphim II., Patriarch von Konstantinopel von 1757 bis 1761
Hheth und Oin Thet und Ain, , S. 2
M. B–e’s AnswerA Short ReplyDissertationem criticamS. S. nicht ermittelt
VossiusSacrificulus in pago … Lat. Sprichwort: Er gäb’ einen guten Pfaffen, aber einen schlechten Propheten.
le FortDas LebenGeddesvermischter Nachr. vmtl. Sammlung vermischter Schriften zur Beförderung der schönen Wissenschaften, worin die deutsche Übers. von erschienen ist.
BruderB..Herr und Frau
Wegner
wie der Satan
2 Kor 11,14
LausonWagnerPremontval nicht zu ermitteln, welche Schrift von
Mamainwendige der Schüßeln
Mt 23,25f.
Tod in den Töpfen
2 Kö 4,39f.
Kolaqvinten Koloquinten, orientalische Frucht mit stark purgierender Wirkung
ZeitungenNeue Zeitung von gelehrten Sachen, Nr. 49, Leipzig 1761, S. 421–423.
Treschos EmpfindungenLehrmeisters Die Rezension bezeichnet , der mit einigen Gedichten in dem Band vertreten ist, als Treschos Lehrer.
Morgen vgl. apocrustisches Medicamen apocrusticum: zurücktreibende Arznei
Hof-Sünden-Diener als Arzt des Hofes in Mitau
HippocratisBoerhavensBaglivisLausonDäntler N.N. Däntler
Michaelis 29. September
BrudermeinigeWegnerGroß sind
Ps 111,2
MamaVerwickelungen nicht ermittelt; vgl. Feinde lieben
Mt 5,44
Manum de tabula dt. Hand vom Bild!
FiscalS. A. R. S.[on] A.[ltesse] R.[oyale], Seine Königliche Hoheit
Daentler N.N. Däntler
FiscalBrief nicht ermittelt
AgeluthLausonAlkoranAristoteles27. h. Hamanns Geburtstag am 27. August
Bis hieher …
1 Sam 7,12
opera ad extra Äußere Werke, die auf ein von Gott Verschiedenes gerichtet sind
Bruderin saluo in Sicherheit
die Kelter allein zu treten
Jes 63,3
occasio calua lat. Sprichwort: »Fronte capillata est, post est occasio calva« – »Vorn hat die Gelegenheit den Schopf, kahl ist sie hinten.«
im Geist und nicht im Buchstaben2 Kor 3,6.
neue HeloisePhilosophen im Reifrock Anspielung auf
Korinthischen Ertz begehrte Mischung aus Gold, Silber u. Kupfer
Plan eines Romans Vgl. Mendelssohns Bedauern über das Fehlen jeglicher dramatischer »Situation« – in seiner Rezension (Briefe die neueste Litteratur betreffend, Brief 167, 9. Tl., 1761, S. 266).
Richardson; den Vergleich hatte Mendelssohn eröffnet, wobei er den Realismus Richardsons über Rousseaus philosophierende Literatur stellt (ebd., S. 258).
ClarißeGeschlechter so verwechselt Vll. bezogen auf Julies sokratische Standhaftigkeit vor ihrem Tod, die
Mendelssohn kritisiert (Briefe die neueste Litteratur betreffend, Brief 170, 9. Tl., 1761, S. 294).
PompeiusSallust II,20: »Cum alacribus saltu, cum velocibus cursu, cum validis vecte certabat.« – »Er maß sich beim Springen mit den Schnellen, im Rennen mit den Geschwinden, im Gewichtheben mit den Starken.«
Wenn ich schwach bin …
2 Kor 12,10
zweyte Theil von
Muralt Rousseaus literarische Figur vertritt die Kritik des Schweizers an der französischen Hegemonie.
Citoyen …, »Préface, S. 24, dort aber »voyons votre pouls«; als Motto in der 3. Fassung von , N II S. 175, ED S. 77
cette morale …, Tl. 4, S. 171
Abelard, dessen Liebesaffäre mit seiner Schülerin Heloisa war das Muster für .
vom Tod erweckten ProtestantenLazarus In London war 1707 eine so betitelte Ausgabe herausgekommen: The German Lazarus; Being […] to John Engelbrecht of Brunswick […] All Written by Himself.PoiretUmstand, S. 8 (Ausg. 1773).
Democrit wirkte in Abdera. Seine Atomtheorie basiert auf der Annahme, dass alles in der Welt aus unteilbaren Einheiten, den Atomen, zusammengesetzt sei. Hippokrates berichtet von den Vermutungen der Abderiten ( 10–17).
St. Foix GeschichteHeraultBeherzigungenHerr und Dienermit Pope, V. 215–218: »A little Learning is a dang’rous thing/ Drink deep, or taste not the Pierian spring:/ There shallow draughts intoxicate the brain,/ And drinking largely sobers us again.« In Duschs Übersetzung der Werke steht »Schöpfet tief« (S. 122).
Müßige StundenHuberO tempora! o mores!Cic.Catil. 1,1: »O was für Zeiten, o was für Sitten!«
Verfaßer des UlyssesVerteidigung seines Sophokles Bringt H. hier Autorschaften durcheinander? ist der Übersetzer der in Einzelausgaben erschienenen Stücke von Sophokles, u.a. . Die Rezension in der (6. Bd, 1760, 1. St., S. 16–51 und 2. St., S. 231–279) ist von .
M. FischerAchenwallFreyheit Ebd., S. 39 (3. Hauptst., § 1)
Krieges der Siebenjährige Krieg (1756–1763)
Griselini Denkw. über
deutsche UebersetzerServiten Mitglied eines Bettelordens
Monachus curiosissimi supercilii dt. Mönche mit den neugierigsten Augenbrauen
Cornaro, Gedicht in S. 138 in der dt. Ausgabe.
Jacob Hamans nicht ermittelt
SanctoriusSarpiusHypolepses, S. 46 (dt. Ausgabe).
des Kardinal Passionei Ebd., S. 306–342;
BellarminsAnmerkungen Ebd., S. 351–386.
Heumanns Geist deutscher GesetzeRuprecht, Brief nicht ermittelt
verlornen Briefe vgl. Schauplatz, LutherusCohausens Hermippuse. g. e.[xemplum] g.[ratia]: dt. Um eines Beispiels willen
serium in fumis nicht ermittelt
Neotheam, picam nasi, Clericum […], Helmontium, , , Reinesio […] L. Clodium Hermippum Das wird schon auf dem Titelblatt von angekündigt und S.4f. (in der dt. Ausg.) erläutert. hat die Inschrift auf einem römischen Marmor-Denkmal überliefert, dt. (ebd. S.10): »Clodius Hermippus, der 115. Jahr 5. Tage durch das Anhauchen junger Mädchens gelebet hat, worüber sich auch nach seinem Tode die Naturkundiger nicht wenig verwundern. Ihr Nachkommen verlängert euer Leben auf eben diese Art.«
Schulmeister Ebd. S. 173 u. 201.
Propert. Elegiarum III. 15. Ebd. S. 80
Knechte Ebd., S. 92–100, 1 Mo 50,2 u. Hld 7
arcanum geheimes Mittel; vgl. ebd., S. 175
Baco, nicht ermittelt
Ohe! iam satis est – –Hor. sat. 1,5,12f.: »Halt da, genug jetzt!«
BruderMamaHälfte Marianne Lindner
Fr. Consistor. R.HE D.RuprechtBengels
Bengels
Prophetische Zeitrechnung erl. von J. G. BöhmerM SchreibersBürklinAbhandl. von Ehegesetzen vll.
JacobiSimonVersuch Vll. Erörterung zwoer wichtiger Schrifftstellen von denen merckwürdigen göttlichen Zorn-Gerichten über Sodom und Gomorra, wie auch Loths Weib, welche 1. Mos. XIX. beschrieben worden von Just Heinrich Jenisch (Hamburg 1760)
WoltersdorfStudent vll.
PastorisDefect BogenLamberts Kosmologische Briefemit fremdem Kalbe
Ri 14,18
Auserlesene PoesienErläuterungen der Psalmen DavidsVerfasser unbekannt, Erläuterungen der Psalmen Davids, aus ihren Eintheilungen in fünf Bücher und ihren Ueberschriften (17 Bde., Frankfurt/Leipzig 1755–1766)
DommerichFragmentandernGesnersChristliebBengelspatriotischen OrtmannFehrenCrusiusAnleitungModestreiche Verfasser unbekannt, Modestreiche eines Kavaliers: nebst angenehmen Vorstellungen (1761)
Fabelchen Ebd.: »Der lose Fuchs«, S. 67–69. Darin wird ein Fuchs, der in einen Hof einbrechen will, von einem Hund gestellt und dann totgeschlagen.
RingeltaubensSchabbaliesPutzBrief nicht ermittelt
HE P. Rup.Pfaff, u. Dantzig vll. als Verlagsort
Vernets unklar, welcher Titel von
HE RectorHE Pastor R.Meinen Anfang wohl ein Manuskript, das schon früher erwähnt wurde: , vermischten AnmerkungenRestautPortepée Faustriemen, Schlagband (das den Degen an der Hand sichert), Standesabzeichen von Offizieren. Hier vielleicht als Symbol für , der seine militärische Laufbahn beginnt.
ältestenjüngsten wohl
Praeceptores Lehrer
Maior Domus Hausverwalter
in Kurl. in Kurland auf Gut Grünhof als Hofmeister
Galläpfel Pflanzengalle, die im Herbst an der Unterseite von Eichenblättern zu finden ist, aus der Eisengallustinte gewonnen wird.
RathsverwandtenReuolution vll. Begleitung von
Grünhof Zaļā [Zaļenieku] muiža, 70 km südwestlich von Riga, 20 km südwestlich von Jelgava/Mitau, Lettland [56° 31’ N, 23° 30’ O]
Bl. nicht ermittelt
fallacia sensus Sinnestäuschung
Platohnen Landgut Platone in Lettland (56°32′22″N 23°41′46″E)
HaaseMilton […] in fonte, in der Originalausgabe
BodmersDie Vll.
KlopfstockGeisterlehre nicht ermittelt
HenriadeAbhandl.Jardins! … Zitat aus Voltaires »Reponse [au Roi de Prusse]«, in: , S. 193.
HomerMalheur … Damit endet das 2. Kapitel von .
Rhapsodien Vgl. ebd., am Ende des Kapitels zu Homer
Glassii Philologiam sacramMosheimsJohannis […] Pauli Styl, Buch 1, S. 337–346
Wittingστιχους Reihe, Vers. , Buch 1, Sp. 345
Cabbala Ebd., Buch 2, Sp. 507ff.
Grammatica und Rhetorica Ebd., Buch 3–5
HE DoctorBrief vll. Ignoti nulla cupidoOv. ars 3,397: »Man hat kein Verlangen nach etwas, das man nicht kennt«.
Homo sum – –Ter. Heaut. 77: »homo sum, humani nil a me alienum puto« – »Mensch bin ich, nichts Menschliches ist mir fremd«.
Eberts Uebersetzung, siehe Auf! auf! … aus der 3. Strophe von Johann Wentzens Lied O daß ich tausend Zungen hätteMichelsferien ab dem 29. September
BeherzigungenGriseliniLuther. ante LutheranismumAbhandl.deutschen Lazarus, vgl. .
Haff Brackwasserbereich an der Küste
Börnstein Bernstein
JesaiasJeremias, Joel und Hosea […] von Burscher und
Student vll.
BruderCollaborator Hilfslehrer
Löbenicht Stadtschule in Löbenicht, einem Stadtteil von Königsberg
Pauperhaus Internat für arme Kinder, das zur Stadtschule gehört.
HindersenNec quia … 1,1: »Und auch wenn du es aufgibst, des unbesiegten Glykon Gliederstärke erreichen zu wollen, so wirst du doch nicht hindern wollen, daß frei dein Körper von Gichtknoten bleibt. Fortschritte zu machen ist auch recht, wenn man nicht weiter darüber hinaus kann.«
Lucas Weg zur Glückseeligkeit, Bd. 1, S. 39f., dort lautet die Übersetzung: »Zwar Glycons Sieg und Kraft erreicht dein Körper nicht; / Doch heiltest du darum ihn nicht von Schwulst und Gicht? / Ist dir zum letzten Ziel, gleich Muth und Kraft benommen, / So kannst du gleichwohl doch zum ersten Ziele kommen.«
jungen HE. den Söhnen von
D. LilienthalPlatoCratylus 428c.
ersten Tetralogie Die antike Anordnung der Werkes Platons bestimmt neun Tetralogien; die erste umfasste die Dialoge Euthyphron, Apologie, Kriton und Phaidon.
FischerBerl. Berlin
Thlr. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler gemeint, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze.
Oehlert nicht ermittelt
Moldenhauer nicht ermittelt
Altstädtschen Bibliothek seit 1737 in der Altstädtischen Lateinschule
Aldina Schrift aus der Offizin des Buchdruckers Aldus Manutius (1449–1515) in Venedig. (Venedig 1513).
Zueignungsschrift an Pabst Leo X. Papst Leo X. (1475–1521) erteilte Aldus Manutius (1449–1515) das Privileg, griechische und lateinische Ausgaben zu publizieren.
Ducaten Goldmünzen (in ganz Europa gängig)
Marsilii Ficini Uebersetzung die von herausgegebene Übers. Ficinos der Platonis Opera erschien 1546 in Basel.
Sokratische Denkw.XenophonWolkenUrtheil im 57. St. von , Juli 1760; abgedruckt in
Thespis, dessen schlechter Ruf, wie er für Ziegras Polemik zugrunde liegt, vielleicht auf die Anekdote bei Diogenes Laertius (1,1,59) zurückgeht, wonach Solon ihn des nutzlosen Fabulierens bezichtigt habe.
Häfen Mehl
arabisches vgl. Wolfi Curis philologicisKypkeGiannoniJuris ciulis und canonici Bürgerliches Recht und Kirchenrecht
KanterThomas Campanella; , S. 314
GemmingenGedichteHenriettedie neue HeloiseVersuche im Denkenseines Bruders wegen, vgl. meinen Stubenburschen Vgl. chaldäische Bücher Ehemalige Bezeichnung für das Biblische Aramäisch, in dem große Teile der Bücher Daniel und Esra verfasst sind; hier wohl auf das Buch Daniel bezogen, .
Altingle DieuGeddesPlatoWarburtonFortsetzungLowthsMichaelisPanegyrique Lobschrift
Altonaischen Zeitungen nicht ermittelt
Lettre neologiqueJungferschaft der Muse Die Musen werden als Jungfrauen aber auch als Mütter (bspw. Kalliope als Mutter von Orpheus) ausgegeben.
Inoculation Impfung; H. hat die kleine Schrift, , anonym zugesandt bekommen.
O Vos … Der Verweis auf Vergil ist vmtl. ein Irrtum. Gemeint ist wohl 4,8,51: »At vos admoniti nostris quoque casibus este / Aequantem superos emeruisse virum« – »Seid auch ihr durch mein Schicksal ermahnt, die Gunst des göttergleichen Mannes zu gewinnen.« Auch zitiert in der Einleitung der Kreuzzüge, N II S. 115, ED S. a3v.
das Motto aus dem Lucan vor dem Auszuge 2,496–498: »non, si tumido me gurgite Ganges / Summoveat, stabit iam flumine Caesar in ullo / post Rubiconis aquas.« – »Nein, und wenn der Ganges mich mit seinem Wogenschwall fortschwemmen wollte: Caesar wird in keinem Strom mehr steckenbleiben, seit er den Rubicon durchwatete.« Als Motto dem Text vorangestellt, mit dem H. auf die Provokation antwortet – .
guten Freund in Schlesien nicht ermittelt
e.g. e.[xempli] g.[ratia].
Gellert […] und Rabner Im 1761 veröffentlichten Briefwechsel zwischen und () geht es um die Kontroverse über den schlechten Ruf der deutschen Literatur bei den Berliner Gelehrten der Königlichen Akademie der Wissenschaften.
sn Brief an Rabner, S. 61.
MottoMt 11,12; vgl. , S. 56.
PremontvalMollibit 3,23,19: »mollibit aversos penates \ farre pio et saliente mica.« – »versöhnt die erzürnten Penaten / als fromm dargebracht geschrotetes Korn und aufsprühendes Salz.« Zitiert in N II S. 280, ED S. 2, ; der grammatische Fehler bei Horaz (mollibit/molliet) wird dann in thematisiert, N II S. 289, ED S. 25.
PriscianHE. Schul-Collega nicht ermittelt
Fremdling vgl. Lk 24,18. hat vmtl. die Anspielungen in § 7 von moniert: Leibniz (Leibnuts), Wolf (Loup), Crusius (Crosse).
LeibnitzWolfCrusiusBengelianer Anhänger von
FehrBurschers Jeremiaskleine Anecdote in Mst. nicht ermittelt
lettre neologiquecoecus catellus blindes Hündchen, sprichwörtlich: lat. canis festinans catulos (eiliger Hund zeugt blinde Hündchen)
Cratylus von
s.o. HErrn D. nicht ermittelt
Haushofmeister nicht ermittelt
Abälard Virbius Unter diesem Pseudonym erschien
Inschrift Lindnder hat wohl gefragt, ob er der intendierte Empfänger sei.
gäntzl. Scheidung von Berens und Kant
Abfertigung des Hamb. Nachr. im 57 St. von , Juli 1760; abgedruckt in
P. St. Petersburg
derselbe Ziegra
HE. B.HE. Mag. K.Jakob BöhmCalumnien Verleumdungen
Narrentheidungen
Eph 5,4
wie Agur
Spr 30,8
BaßaBruderThlr. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler gemeint, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze.
Bengels ErklärungJünger
Joh 13,23
Pharisäer
Mt 22,15ff.
Charakter Wolmars Mit dem Julie standesgemäß aber gegen ihren Willen verheiratet wird in .
glimmend Tocht
Mt 12,21
Herkules furiosum vll. Anspielung auf die Tragödie Hercules furens des Seneca
caeteris paribus lat.: ceteris paribus qui hypothetice concludunt – dt.: unter sonst gleichen Bedingungen, die hypothetisch zum Schluß führen
ersten Theil von Platons Werken; vgl. Gespräch vom 2ten wohl das Buch Politikos der zweiten Tetralogie
GalgenEst 5,14, bezogen auf Haman, der erste Minister Ahasveros, und seine List zur Vernichtung der Juden, die sich gegen ihn selbst wendet.
Cui bono? dt.: Wem nützt es?
Abaelard Virbius Unter diesem Pseudonym erschien
Apelles […] crepidam. 35,36,85: »Schuster bleib bei deinen Leisten.«
Feurige Roß v. Wagen
2 Kön 2,11
Phaeton Sohn des Sonnengottes Helios. Als er mit dessem Sonnenwagen zu fahren versucht, stürzt er durch einen Blitz von Zeus ab (u.a. 1,750–2,400).
Wer sein Leben …
Mt 10,39
Komm ich um …
Es 4,16
chaldäische KapitelEr fördert …
Ps 90,17
PlatoIanus bifrons Janus, doppelgesichtiger röm. Gott der Tore und des Anfangs
MamaHE Wagnerliebe Hälfte Marianne Lindner
Lettr. neolog.nach Paris bestimmt nicht ermittelt
Fidibus Pfeifenanzünder
Lausonjetzigen Aspecten Vll. die Besetzung Ostpreußens durch russische Truppen
Auf! auf! … Hamann zitiert ein Billet an
Hamb. Nachrichten im 87. und 88. Stück der Hamburgischen Nachrichten vom 10. bzw. 13 November 1761 (S. 691–701) sind Hamanns Chimärische Einfälle teilweise abgedruckt. Soviel Raum wird in diesem Jahr kaum einem anderen Text in den Hamburgischen Nachrichten eingeräumt.
Ihres Briefes nicht ermittelt
Kurl. Kurland
Frau ConsistorialR.Mercur wohl der Stubenbursche
LausonPlatons vgl.
gl. Groschen (in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
ProclusPlotinusTheophrastus KräuterbuchAthenaeusCabbala […] Reuchlinus vll.
Thrl. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen
gl. Groschen (in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
arabisch LexiconAlcoranI. Buch vgl. , , NäschereyenSendschreiben, erschien dann 1762. Auf Friedrichs »Epistel an Keith [James Keith, 1696–1758]« (in: Poësies Diverses, 1760, S. 215), worin mittels lukrezischer Motive die Unsterblichkeit der Seele verneint wird, spielt auch Hamann in den Wolken an (N II S. 106/16f., ED S. 63). Mendelssohn verteidigte im 98. und 99. der Literaturbriefe die poetische Nachahmung antiker, epikureischer Topoi. Auf diese Verteidigung wiederum bezieht sich Trescho polemisch.
SterbebibelGötz Vll. ist gemeint.
ersten Gedichteneuen Journal nicht ermittelt
kleine Sammlung vll. , vgl. L. vll. Lauson
PorschbabiolesAbhandl. »Sur l’ironie«, in: , Tl. 1, S. 61–72.
Lebensbeschreibung nicht ermittelt
epitres diversesgranum salis dt. mit einem Körnchen Salz, im Sinne von nicht ganz ernst zu nehmen
H. EngelbrechtMarmontels Erzählungen, Tl. 1, S. 213–244 (1763)
Des Bücherschreibens …
Pred 12,12
Pastor RuprechtBrodtHE. war im November 1761 gestorben.
Laß die Todten …
Mt 8,22
defectBogen von , , Versuch … vll.
KernBändchencramben bis coctam aufgewärmter Kohl (Iuv. 7,154)
GelegenheitsGedichteGelegenheitsgedichteExercitiumin effigie dt. im Bildnis; vgl. in der Vorrede zu den Kreuzzügen des Philologen N II S. 117/15, ED S. a7r.
nach Morungen zu
Freund K ––– vll.
lieben Frau Marianne Lindner
Remarques nicht ermittelt, wohl eine Anwort auf Hamanns Lettre neologique
comme St. Paul
1 Kor 12,22f.
feuille volante
Hi 13,25
pour les Fous … wiederholt die Widmung im Untertitel von
Catullus … 12,14–17: »Denn sätabische Taschentücher aus Iberien / haben als Geschenk mir geschickt Fabullus / und Veranius. Die muß ich einfach lieben / wie mein Veranchen und Fabullus.« In Hamanns Catull-Ausgabe von 1762 S. 12. Die Stelle ist umfangreicher zitiert in der 2. Fassung der Chimärischen Einfälle, N II S. 158, ED S. 78.
XII. Theils Der 12. Teil der , der neben einer kurzen Vorbemerkung und dem Wiederabdruck der Chimärischen Einfälle auch Mendelssohns Antwort auf diese als Fulberti Kulmii Antwort an Abaelardum Virbium enthält. Ein vorangehender Briefwechsel Mendelssohns und Hamanns ist nicht überliefert.
Vogel Namah hebräisch: יענה, Strauß. Die folgende Beschreibung referiert unterschiedliche Aussagen über dessen Natur, wie die Fähigkeit Eisen zu verdauen (Plin. nat. hist. 10,1), die Eier mit den Augen allein auszubrüten und einen Kamelleib zu haben, die bspw. auch im Zedler (Bd. 40, Sp. 799–801) genannt werden. Die Anspielung geht vmtl. von dem Buchstabenspiel der pseudonymen Publikationen aus und verkehrt den biblischen ›Haman‹.
Fulbert Kulm. Mendelssohns Pseudonym spielt an auf Fulbert (1060–1142), den Kanonier von Paris, vor allem aber Onkel und Vormund der Heloisa, zu deren Hauslehrer er Petrus Abaelardus bestellt. Nachdem er dessen Verhältnis zu Heloisa gewahr wird, lässt er Abaelardus kastrieren. Kulm ist, Hamanns eigenem Verständnis nach (vgl. ) zusammengesetzt aus Mendelssohns Kürzel in den Literaturbriefen K und den beiden Anfangsbuchstaben Lessings und Mendelssohns; vgl. . Die Anregung zur Entgegnung als Domherr Fulbert geht auf Hamann selbst zurück, vgl. , N II S. 165/1, ED S. 94f.
Laune ihres Freundes …, S. 192f.
L – –(– Veraniolum … 12,17: »mein Veranchen und Fabullus«
Respondes … 6,14: »Du antwortest, die eine Augenbraue zur Stirn gezogen, die andere zum Kinn gesenkt, Grausamkeit mißfalle dir.« Auch zitiert in , N II S. 361/17, ED S. 15.
„Als Kunstrichter …, S. 214
Israelite
Joh 1,47
Kindermörder Abraham
1 Mo 22,1–19
Untertreter
1 Mo 27,36
Aristokratie der Musen vgl. dagegen , S. 217.
Anakreon, vgl. ebd., S. 212; Mendelssohn spielt mit Anakreon auf den moralischen Rigorismus in Genf an (wie ihn auch Rousseau vertritt), wo bspw. zeitweise Theater verboten waren.
Fulbertss.o.Abälards Unter dem Pseudonym Abälardus Virbius erschien Hamanns Beylage zum zehnten Theile der Briefe die Neueste Litteratur betreffend. Der Name ist gewählt in Anspielung auf (1079–1142), dessen Liebesbeziehung zu seiner Schülerin Heloisa Vorbild für Rousseaus Neue Heloise war. Der Beiname Virbius (von lat. bis virum, dt. zweimal Mann) wird in Verg. Aen. 7,761–7,769 und Ov. met. 15,540–546 dem Hyppolit beigelegt, nachdem er, zunächst von Pferden zerrissen, durch die Heilkunst des Päons und die Liebe Dianas wieder zum Leben erweckt wurde. Abelaerd wurde zwar nicht zerrissen, auf Betreiben Fulberts aber kastriert.
Duplic Antwort auf eine Antwort.
in meinem Namen bspw. Jer 29,9 oder Mt 18,5, Joh 14,14 u.ö.
erfüllt vll. Lk 1,20
Palinodie Widerruf mit gleichen stilitischen Mitteln. Das Wort hatte Mendelssohn benutzt, , S. 217.
keiche keuche
Virbiuss.o.Zueignungsschrift der dritten Auflage In den Kreuzzügen erschienen die Chimärischen Einfälle in »Dritte[r] Auflage, vermehrt mit einer Zueignungsschrift aus dem Catull an die hamburgischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit« (N II S. 157, ED S. 77), bei der es sich um ein lat. Zitat von 12 (mit Auslassungen) handelt, s.o. Im 87. und 88. Stück der Hamburgischen Nachrichten vom 10. bzw. 13 November 1761 war ein Teilabdruck der Chimärischen Einfälle erschienen, vgl. dazu auch .
Marruccinum Asinium 12,1. Gemeint ist , der damit als diebisch attribuiert wird.
frater Pollio 12,6f. Gemeint ist wohl , der im Hamburgischen Correspondenten freundlich über die Sokratischen Denkwürdigkeiten geurteilt hatte.
est enim leporum / Disertus puer ac facetiarum 12,8f: »Er ist nämlich ein Bursche, / der voller geistreicher Einfälle und Späße steckt.«
Sokr. Denkw.Agorakrit Der Wursthändler in Aristoph. Equ. 1257.
Aristophaneszwo neue WürsteKleeblatt hellenistischer Briefe und Aesthaetica.
„Abermal Schimmel!“ Vgl. , S. 218, wo dieser die poetologische Metapher des Schimmels, die Hamann in den Denkwürdigkeiten auf den eigenen Stil angewandt hatte, aufgreift, um im Gegensatz dazu mehr Klarheit und Ausführlichkeit zu fordern.
vox faustibus haesit Lies: faucibus; 2,774: »es stockt mir die Stimme«.
Pαψωδοι Eρμηνεων ερμενεις kürzendes Zitat aus 535a: ihr Rhapsoden seid also Sprecher der Sprecher. (Σωκράτης: οὐκοῦν ὑμεῖς αὖ οἱ ῥαψῳδοὶ τὰ τῶν ποιητῶν ἑρμηνεύετε./ Ἴων: καὶ τοῦτο ἀληθὲς λέγεις./ Σωκράτης: οὐκοῦν ἑρμηνέων ἑρμηνῆς γίγνεσθε)
Fulbert Kulms.o.Ich meide … Vgl. die diesbezügliche Kritik Mendelssohns, , S. 218–220.
von sich selbst Vgl. ebd., S. 217.
Spleen und lange Weile Vgl. ebd., S. 219.
Auch in der Dunkelheit … Verse aus Gellerts Gedicht Reichtum und Ehre. Der zweite anzitierte Vers schließt: »heißt mehr als Held verrichten.«
unserer zufälligen Bekanntschaft Hamann traf Mendelssohn erstmals auf dem Weg nach London, in Berlin. Vgl. , LS S. 333.
der Friede Auf Zarin Elisabeth folgte nach ihrem Tod am 5. Januar 1762 ihr Neffe Peter III. auf den russischen Thron, ein Bewunderer Friedrichs II. Der Friede zwischen Russland und Preußen wurde schließlich am 5. Mai geschlossen.
Löw in der Fabel 82: »Esel, Hahn und Löwe. Auf irgendeinem Hof lebten ein Esel und ein Hahn. Als ein hungriger Löwe den Esel sah, ging er unverzüglich hin, um ihn aufzufressen. Beim Lärm des krähenden Hahnes bekam der Löwe aber einen gewaltigen Schrecken – es heißt nämlich, daß die Löwen vor dem Geschrei der Hähne Angst haben – und wandte sich zur Flucht. Der Esel wurde übermütig bei dem Gedanken, daß sich der Löwe vor einem Hahn fürchtete, und lief hinaus, um diesen zu verfolgen. Aber als der Löwe weit genug entfernt war, fraß er ihn auf. So geht es auch manchen Menschen: Sie sehen, daß sich ihre Feinde zurückziehen und fassen deshalb Mut; dann aber werden sie von ihnen unversehens vernichtet.«
Sichel […] scharfen HippeOffb 14,14ff. Die Hippe ist ein Rebmesser.
besudeltem Gewand
Jes 63,1–3
Spaß so werden Hamanns Einfälle einleitend zum Abdruck in den Literaturbriefen genannt (12. Tl., 22.10.1761, S. 191).
dramatischen VersuchsThespis. hatte Hamann in der Rezension der Wolken in den Hamburgischen Nachrichten (57. Stück, 28. Juli 1761, S. 449–454) so genannt, als einen Verwandten des »deutschen Hans-Wurst«, mit einem Zitat aus V. 276f.: »Wie man erzählt, hat Thespis die unbekannte Gattung der tragischen Muse erfunden und auf Karren die Werke gefahren …«
for the play …, II,2.
billet-doux Liebesbrief (wörtl. etwa süßer Zettel)
Verfaßer der Briefe über die N. L. Ob Hamann hier , oder selbst verdächtigt, wird nicht klar.
Aspecten des deutschen Horizonts Gemeint sind vll. die beiden Schriften Schriftsteller und Kunstrichter und Leser und Kunstrichter. Vll. geht es aber auch um die Anspielung auf die Planetenkonstellationen in der Vorrede zu den Kreuzzügen N II S. 115/26–116/6, ED S. a4r–a5r.
homerischen Schlummer 359.
sub rosa Unter dem Siegel der Verschwiegenheit
Mardochai Im Buch Esther wird u.a. beschrieben, wie Hamanns Namensvetter Haman (s.o.) seinen Widersacher, den Juden Mordechai, hängen lassen will (Es 5,14), weil er sich vor ihm nicht beugt (Es 3,2), schließlich aber selbst an jenem Galgen gehängt wird, den er für Mordechai hatte errichten lassen (Es 7,10).
Freund Gemeint ist vmtl. .
Fluß und Magenfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, (Berlin 1778), Tl. 14, S. 420.
Voltaire, Ihrige nicht ermittelt
HE Fiscals; vll. ist an diesen gerichtet.
Brief mit Nicolai Pettschaft mit dem Siegel von . Auf diesen antwortete Hamann wohl mit Brief Nr. 219 an Mendelssohn.
XII. Theils der Briefe„Diesen Spaß …, Tl. 12, Br. 192, S. 191f.
Abälard Unter dem Pseudonym Abälardus Virbius erschien Hamanns Beylage zum zehnten Theile der Briefe die Neueste Litteratur betreffend. Der Name ist gewählt in Anspielung auf (1079–1142), dessen Liebesbeziehung zu seiner Schülerin Heloisa Vorbild für Rousseaus Neue Heloise war. Der Beiname Virbius (von lat. bis virum, dt. zweimal Mann) wird in Verg. Aen. 7,761–7,769 und Ov. met. 15,540–546 dem Hyppolit beigelegt, nachdem er, zunächst von Pferden zerrissen, durch die Heilkunst des Päons und die Liebe Dianas wieder zum Leben erweckt wurde. Abelaerd wurde zwar nicht zerrissen, auf Betreiben Fulberts aber kastriert. Vgl. dazu im vorangegangenen Brief an Mendelssohn, Fulbert. Mendelssohns Pseudonym spielt an auf Fulbert (1060–1142), den Kanonier von Paris, vor allem aber Onkel und Vormund der Heloisa, zu deren Hauslehrer er Petrus Abaelardus bestellt. Nachdem er dessen Verhältnis zu Heloisa gewahr wird, lässt er Abaelardus kastrieren. Kulm ist, Hamanns eigenem Verständnis nach (vgl. ) zusammengesetzt aus Mendelssohns Kürzel in den Literaturbriefen K und den beiden Anfangsbuchstaben Lessings und Mendelssohns; vgl. . Die Anregung zur Entgegnung als Domherr Fulbert geht auf Hamann selbst zurück, vgl. , N II S. 165/1, ED S. 94f.
K. […] L–g und M–s Mendelssohn hatte seine Rezensionen der Nouvelle Héloise mit K. gezeichnet. L–g ist , M–s ist .
Jachin und Broaz
1 Kö 7,21
parcus dearum cultor 1,34,1: »ein seltener Verehrer der Göttinnen«.
„Die Kenner …, S. 218f.
„Da Sie … Ebd., S. 219.
„Sie sehen … Ebd., S. 219f.
MosesBriefEtoit-il trop grand?Colifichets Kinkerlitzchen
Mes noirceurs, …Mr. le FortVettels Montesquiou lies: Vattel. 1761 erschien in Frankfurt und Leipzig ein Sammelband mit Schriften von , Emer de Vattel (1714–1767) und : Vermischte Abhandlungen und Gedichte über verschiedene Materien aus der Sittenlehre, Staatskunst, Weltweisheit und den schönen Wissenschaften (2 Bde.).
Anti-ShaftesburyDe la natureT. NäschereyenBruder Redner »Redner« war ein Amt in Freimaurerlogen; gemeint ist , der 1761 zusammen mit Galimafreen nach dem heutigen Geschmack veröffentlichte.
Gallimafrees Altfranz. galimafrée; abschätzige Bezeichnung eines Eintopfs aus Fleischresten.
Dessert Vll. Lindners Abhandlung von der Sprache. Den Druck sollte Hamann überwachen. besprach die Abhandlung im 231. und 232. der Literaturbriefe (Tl. 14, S. 249–266).
Schulstück im Sammelband der Schulhandlungen erschienen fünf Stücke. Hier ist wohl Lindners Der wiederkehrende Sohn gemeint. Siehe dazu .
NuppenauHerkulesAnticotton eine anti-jesuitische Polemik gegen Petrus Coton (1564–1626): Anti-Cotton Oder Kurtze und gegründte Widerlegung Deß durch den Jesuiten Cotton außgesprengten vermeynten Erklärungschreibens. In deren umbständlich erwiesen und dargethan wird, das die Jesuiten an der schröcklichen und verfluchten Mordthat an weyland deß Christseligsten Königs Heinrichs deß IV. Person begangen, schuldig und die rechte Ursacher seyen (1610). In der französischen Ausgabe der Histoire de l’admirable Dom Inigo de Guipuscoa steht der Text im 2. Bd.
Uebersetzung erschien 1762 in Frankfurt und Leipzig
Charles le Vier Charles le Vier (Levier), Buchdrucker in Den Haag
de Selua Haag bedeutet Druckort Den Haag
Prosper MarchandBar epitres div.Winkelmanns AnmerkungenKochs PharosPrideaux und Shuckford und , die Kochs Titel schon nennt.
Entsiegelten DanielBoysens BeyträgeMichaelis GrundsätzenSimonis WörterbuchSchwabe zum Gottsched Johann Joachim Schwabe verteidigte seinen Lehrer in den Briefen über die Heinzische Widerlegung gegen Kritik. Früher hatte er schon mit den eines der wichtigsten Publikationsorgane Gottscheds herausgegeben.
Semmler zum Baumgarten war Schüler von in Halle.
Windheim gab, als sein Schüler, heraus.
PlatoKreuzzügenKulmVirbiusschriebMosesFulberts und Abälardss.o.Dixi et libraui … »Ich habe gesprochen und meine Seele befreit.«
Wer sein Leben …
Mt 10,39
wie ich an Moses schrieberfüllt vll. Lk 1,20
Moliere …, in der ersten Szene des Misanthrope sagt dies der Protagonist Alceste zu Philinte: »Ich, Ihr Freund? – Streichen Sie mich aus!« Vgl. dazu zwei Äußerungen in Hamanns vorangegangenem Brief, u. .
öffentlicher so wohl als Privatcharacter Vgl. .
Schriftsteller und Kunstrichter Vgl. .
Abälard Unter dem Pseudonym Abälardus Virbius erschien Hamanns Beylage zum zehnten Theile der Briefe die Neueste Litteratur betreffend. Der Name ist gewählt in Anspielung auf (1079–1142), dessen Liebesbeziehung zu seiner Schülerin Heloisa Vorbild für Rousseaus Neue Heloise war. Der Beiname Virbius (von lat. bis virum, dt. zweimal Mann) wird in Verg. Aen. 7,761–7,769 und Ov. met. 15,540–546 dem Hyppolit beigelegt, nachdem er, zunächst von Pferden zerrissen, durch die Heilkunst des Päons und die Liebe Dianas wieder zum Leben erweckt wurde. Abelaerd wurde zwar nicht zerrissen, auf Betreiben Fulberts aber kastriert. Vgl. und .
Fulbert. Mendelssohns Pseudonym spielt an auf Fulbert (1060–1142), den Kanonier von Paris, vor allem aber Onkel und Vormund der Heloisa, zu deren Hauslehrer er Petrus Abaelardus bestellt. Nachdem er dessen Verhältnis zu Heloisa gewahr wird, lässt er Abaelardus kastrieren. Kulm ist, Hamanns eigenem Verständnis nach (vgl. ) zusammengesetzt aus Mendelssohns Kürzel in den Literaturbriefen K und den beiden Anfangsbuchstaben Lessings und Mendelssohns; vgl. . Die Anregung zur Entgegnung als Domherr Fulbert geht auf Hamann selbst zurück, vgl. , N II S. 165/1, ED S. 94f.
Mardochai Im Buch Esther wird u.a. beschrieben, wie Hamanns Namensvetter Haman seinen Widersacher, den Juden Mordechai, hängen lassen will (Es 5,14), weil er sich vor ihm nicht beugt (Es 3,2), schließlich aber selbst an jenem Galgen gehängt wird, den er für Mordechai hatte errichten lassen (Es 7,10).
Ώς οὐκ ἐστι … 22,262–265: »Wie kein Bund die Löwen und Menschenkinder befreundet, / Auch nicht Wölf’ und Lämmer in Eintracht je sich gesellen; / Sondern bitterer Hass sie ewig trennt voneinander: / So ist nimmer für uns Vereinigung, oder ein Bündnis.«
ְוְגָ֤ר זְאֵב֙ עִם־כֶּ֔בֶשׂ וְנָמֵ֖ר עִם־גְּדִ֣י Jes 11,6: »Der Wolf wird bei dem Schaf und der Panther bei dem Zicklein liegen«.
Herausgeberwer nicht mit uns ist …
Mt 12,30
Invalidenachhinken Vmtl. spielt Mendelssohn auf die hinkende Göttin der Verblendung, Ate, an. Vgl. Hor. carm. 3,2,31f.: »selten hat den vorauseilenden Verbrecher/ verlassen trotz lahmen Fußes die Strafe.«
TanzmeisterBrawe FABULLUS, der ab November 1760 im Dienst des Generalleutnants von Tauentzien stand. Brawe: lies Brave. Die Rede von den »glänzenden Wafen« geht zurück auf »arma radiantia« (Verg. Aen. 8,616).
B.Satrape Bezeichnung für einen Statthalter einer größeren Provinz im antiken Perserreich.
R.K.Diomed10,154ff.: »Aber der Held selbst/ Schlummerte, hingestreckt auf die Haut des geweideten Stieres;/ Auch war unter dem Haupt ein schimmernder Teppich gebreitet./ Nahend weckt’ ihn vom Schlaf der gerenische reisige Nestor«.
David
1 Sam 26,5–13
FriedenFurchtGießkanneAsinio […] Pollio 12,1–7. Mit Asinio ist vmtl. gemeint; mit Pollio vmtl. , vgl. .
Athletengöttlich schöne Pflichten vgl. . Aus Gellerts Gedicht Reichtum und Ehre; die Strophe: »Such’ solche Freuden auf, die still dein Herz beseelen / Und, wenn du sie gefühlt, dich nicht mit Reue quälen! / Dein Freund, dein Weib, dein Haus sind Welt genung für dich / Such sie durch Sorgfalt dir, durch Liebe zu verbinden, / und du wirst Ehr und Ruh in ihrer Liebe finden. / Ein jeder Freundschaftsdienst, ein jeder treuer Rath, / so klein die Welt ihn schätzt, ist eine große That. / Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten, / und unbemerkt sie thun, heißt mehr, als Held, verrichten.«
Schilde der Minerva scheuet die Eule… Diese Symbolik war beliebt bei (Freimaurer-)Logen; über den aufklärerischen Impetus darin hatte sich Hamann bereits in den Sokratischen Denkwürdigkeiten lustig gemacht (N II S. 76/8f., ED S. 54).
keichenBürger eines freyen Staats vgl. dagegen Demosthenische Reden, bekannt für seine Reden vor der Volksversammlung.
zufälligen Bestimmungenzufälligen Bekantschaft, vgl. auch , S. 333.
Marsias Marsyas fordert Apollo zum Wettkampf mit der Doppelflöte auf, den er verliert. Apollo hängt Marsyas zur Strafe an einen Baum, ihm wird bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.
socratischer Becher wurde hingerichtet, indem er einen Becher mit Gift austrank.
NicodemusBillet-doux Liebesbrief, vgl. WolkenDenkwürdigkeitenFlußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft (Berlin 1778), Tl. 14, S. 420.
Savaryihr Mst Bei dem Manuskript handelt es sich um , vgl. .
das Stückex vtroque Caesar »Durch beide Caesar«, d.h. durch Waffen und Gelehrsamkeit
Keithschen BriefRapsodies …Uebersetzung des Thomas á Kempis Gemeint ist vmtl. eine Übersetzung von De Christo Imitando des Thomas von Kempen, die Hamann im lateinischen Original besaß. Um welche Übers. genau es sich handelt, ist unklar. 1733 erschienen bspw. Thomas von Kempis Geistreiche Schriften: So wol die vier Bücher Von der Nachfolge Christi, als auch dessen andere in vier und zwantzig Büchern bestehende Betrachtungen, Göttliche Gespräche, Andachten, Ermahnungen, Anwendungen der H. Schrift, Send-Schreiben, Gebete und Lob-Sprüche in der Übersetzung von Goffried Arnold bei Walther in Leipzig; 1756 bei Haberkorn in London Vier geistreiche Bücher von der Nachfolge Christ.
Nachrichten von alten Münzen vll.
L – – sOcellus Mit dem angeblichen Pythagorasschüler Okellos von Lukanien (1. Jh.) befasst sich , die sich im Titel als Beitrag zur »Philosophie du Bon Sens« gibt.
le MettrieNi Queue …Belle-Isle Am 20.11.1759 war die bretonische Insel Belle-Île von der britischen Flotte unter Edward Hawke eingenommen worden.
Jakobitin Anhängerin Jakobs II.
Schönfleckchen ein aufgeklebter Fleck als modisches Accessoire (und bspw. um Hautunreinheiten zu verdecken).
St. EvremondTyburn Richtplatz im Nordwesten Londons, den Hamann für seine Glose Philippique als fingierten Druckort wählte.
Heloise … Auch zitiert in , N II S. 190/35–191/42, ED S. 150–152.
Wolmar die Figur des Romans, auf die Hamann schon früher eingegangen war, Panglos der Lehrer von Voltaires Candide, der diesem die Leibnizsche Theorie der besten aller Welten beibringen will.
Cunegonde die westfälische Prinzessin Cunégonde, die Geliebte Candides, von der dieser vertrieben wird.
Brief nicht ermittelt
HE. Fiscal, vgl. und die Näschereyen Hier ist nicht sicher zu entscheiden, ob Treschos Näschereyen oder Hamanns gemeint sind.
Mummel Memel
opponenti incumbit probatio dt.: Dem Ankläger obliegt die Beweisführung.
Connexion mit Kurland u.a. mit in Mitau
junger Kurländer vll.
Sapienti sat dt.: für den Verständigen genug
PopowitschJugendl. […] Kampagnen Gedichte u.
ScherzeRoußeau zu vertheidigen Bezug nehmend auf die Chimärischen Einfälle bzw. einen früheren Brief (), worin Hamann Mendelssohns Kritik an Rousseaus Julie ou La nouvelle Héloise seinerseits kritisiert.
GenfersTranseant haec – Abkürzung der Lateinische Redewendung »transeant haec cum ceteris erroribus« – »Es möge dies mit mehreren Fehlern vorübergehen.«
Fulberts. Vgl. an Mendelssohn.
Einlage nicht ermittelt
Engl. Admiralität nicht ermittelt
Pettschaft Mit dem Siegel von , vgl. zweier Zeugen Aussage Vgl. dazu .
Zuschrift vom 2. März war wohl erst am 20. März in Königsberg eingetroffen.
Mediateur geht ebenfalls über an .
anwerben vgl. , Hamann versucht die List, mit der Mendelssohn ihn verunsichern wollte, umzudrehen.
Lust und Liebe zum Dinge … macht alle Mühe und Arbeit geringe.
inoculirte geimpfte; vgl. auch den Untertitel von .
Dienste Vgl. Stehe auf, Nordwind!
Hld 4,16
Kluft befestigt
Lk 16,26
Pregel Fluss in der Region Königsberg, heutiges Kaliningrad
jener gewaltige Mann der an Aussatz leidende Naaman nach 2 Kö 5,11f.
F… vll. Frechheit; mit der biblischen Geschichte von Naaman (der sich wählerisch gibt zu den ihm angebotenen Möglichkeiten zur Heilung) im Hintergrund würde »deutsch« soviel wie zornig, trotzig, vll. deutlich (worauf etymologisch zuweilen Bezug genommen wurde) bedeuten. Der Bezug Nicolais und der zur Sprache der Literatur war in Mendelssohns Rezension (5.Tl., 1760, 98. Brief, S. 262) von Friedrichs franz. Schriften klar geworden, wo er bedauert, dass der König die deutsche Literatursprache nicht als vorbildliche befördert.
Amona und Pharpar
2 Kö 5,12
St. P… St. P[etersburg]. Im Januar 1762, nach dem Tod Zarin Elisabeths, folgte Peter III. auf den russischen Thron, der als Verehrer Friedrichs und der preußischen Kultur galt, womit erstens ein Ende des Krieges in Aussicht stand, zweitens eine Bevorzugung der deutschen Sprache gegenüber der von Elisabeth favorisierten französischen.
griechischen Erzbischofs Vll. ist auf angespielt, dessen Predigten in den 1750ern ins Deutsche übersetzt wurden, u.a. im Rahmen des Versuchs den Predigtstil zu reformieren: hin zu mehr rhetorischer Formung zum Zwecke der Beeindruckung der Kirchengemeinde.
Froschmäuslernatürlichen Geschichte vll. Anspielung auf Mendelssohns Behauptung, die Beziehung zwischen ihnen sei experimenteller Art: XI. Theilen und den zwei Bogen des XII.hyperboreischen im hohen Norden gelegen
Apelles bey der Leinwand, bei Plin. nat. 35,36,85 ist anekdotisch überliefert, dass Apelles, hinter seinen Bildern versteckt, Urteilen der Betrachter gelauscht habe. Der Kritik eines Schusters an gemalten Schenkeln, habe er entgegengesetzt: Schuster bleib bei deinen Leisten.
Ohrenbläser Schmeichler
einige Ziegel
1 Mo 11,3
jene heilige Einfalt soll auf dem Scheiterhaufen »O sancta simplicitas!« gerufen haben, als Bauern noch mehr Holz herbeiholten.
Αμὴν … Griechisch-deutsches Mischzitat von Joh 12,24ff. mit Einfügung von »unserer Freundschaft«
5 März 1762 vmtl. ein Transkriptionsfehler in der Ausgabe Roths, vgl. textkritische Anmerkung unten.
ScheidebriefMendelssohns vorangegangener Brief .
französischen Versjene RedenMardochai und der böse Agagite Mardochai war Jude, sein Gegenspieler Haman ein Agagite, vgl. Es 8,3ff. u. Es 9,24f. , güldenen Tage vgl. von welchen es heißt, … Vgl. Jes 11,6 u. Hld 2,15
Triumphwagen des Bacchus Der Triumphwagen, auf dem der Gott Bacchus in seine Heimatstadt Theben zurückkehrt, wurde von Panthern gezogen.
Kein Freygeborner … Vgl. פחד יצחק1 Mo 31,42: »die Furcht Isaaks«.
B. R. K. Vgl. Legionen
Mk 5,9
Gießkanne Vgl. Küchengärtner Vgl. Fabullum und seinen Abschied Vgl. Schnupfen Wohl mit der sprichwörtlichen Verwendung für Dummheit, Beschränktheit (weil man etwas nicht bemerkt, nicht riechen kann).
Ergo … 1,24;5f.;10: »Andauernder Schlaf bedrängt Quintilius also? […] keinem beweinenswerter als dir, Vergil!«
Nachsicht Vgl. Principiis obsta dt.: Wehret den Anfängen.
Iuvenilia »Jugendwerke«, so sind damit die Gelegenheitsgedichte und das Lateinische Exercitium in den Kreuzzügen gemeint.
Salomo Salomo als Verfasser der biblischen Bücher Sprüche, Prediger, Hohelied und des Buchs der Weisheit.
Sechswochen Kindbettzeit: Bezeichnung für die Wochen, die zwischen der Geburt eines Kindes und dem ersten Kirchenbesuch der Mutter verstreichen.
auch eitel
Pred 2,1
eine Gans anfängtVgl. Luther, Glosse auf das vermeinte kaiserliche Edikt (1531; WA 30.3, S. 387/6 10): »S. Johannes Hus hat von mir geweissagt, da er aus dem gefengnis ynn behemerland schreib, Sie werden itzt eine gans braten (denn Hus heisst eine gans) Aber uber hundert iaren, werden sie einen schwanen singen hören, Den sollen sie leiden, Da solls auch bey bleiben, ob Gott wil«.
Acker
1 Mo 3,17f.
wie David sagt
2 Sam 23,6f.
vom Most
Hi 32,19
Essig 21,37,2: Erhitzte Felsen wurden bei Hannibals Alpenüberquerung durch Essig mürbe gemacht.
Popowitschfreye Beurtheilung Vgl. de gustibus non est disputandum dt.: Über Geschmack läßt sich nicht streiten.
Absaloms Sünde …
2 Sam 16,22f.
Quid damnas? de te fabula narratur 1,1,69f.; Hamann setzt »damnas« an die Stelle von »ridas« (»lachst«): »Was verdammst du? die Geschichte handelt von dir.«
naturam si expellas furca 1,10,24: »naturam expellas furca« – »die Natur magst du mit der Heugabel austreiben«.
Artzt, hilf Dir selber!
Lk 4,23
Kurschen Correspondance Briefwechsel mit dem Kurland, wo sich u.a. und aufhielten.
P. Rupr.Bogen Bogen aus
Prediction sur la n. H.Ni Queue ni teteAmphigouris, amphigouriques und Lazis Frz. amphigouri: Unsinnsgedicht; ital. lazzi, Begriff aus der ital. Commedia dell’arte für clowneske Elemente im Drama. Das Wort ›amphigouris‹ verwendet Sticotti in der von Hamann in und in den Näschereyen (N II S. 191/37, ED S. 153) zitierten Passage über Rousseaus nouvelle Héloise. Die ›Lazzis‹ sind bspw. Thema in Mösers Vertheidigung des Groteske-Komischen (S. 64), die mit Zitat der entsprechenden Stelle in den Literaturbriefen rezensiert wurden (12. Tl., 1761, 215. Brief, S. 353).
MauvillonDiction. Encycloped.Platonsauersten Arbeit Vmtl. die Korrekturen des Drucks der Kreuzzüge.
Alea iacta »Der Würfel ist gefallen.« Ausspruch Caesars bei der Überquerung des Rubikon. Überliefert etwa bei Plut. Pompeius 60 und Suet. Caes. 32.
Was ich geschrieben hab … Lat.: quod scripsi scripsi. Vgl. Joh 19,22. klein Wortspiel Untertitel im Lateinischen Exercitium, N II S. 219, ED S. 221: »dem eiteln Wandel nach Väterlicher Weise gemäß, öffentlich aufgeführt worden von einem verlornen Sohne U.[nsrer] L.[ieben] F.[rau] Albertine.«
Juvenilia »Jugendwerke« in den Kreuzzügen des Philologen. Wein zu Essig Vgl. Aristobulus, genannt auf dem Titelblatt von Denkmal auf meine Mutter am Ende der Kreuzzüge, N II S. 233–238, ED S. 241–252
Stark genug! Anspielung auf die Kritik Ziegras an den Sokratischen Denkwürdigkeiten, die Hamann bereits im ersten Aufzug der Wolken aufgreift (W S. 55, N II S. 86/14–17, ED S. 30).
Nicolaiin pettoBruderRahel1 Mo 30,22, Anspielung auf gl. Groschen (in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch)
Athenagorä ApologieRede über die Auferstehung nebst Petri BunelliDemetrio Phalereo; vll. in der Rhetoriker-Ausgabe von Thomas GaleKongehlschen Auction Aus dem Nachlass von .
Moldenhauerfl. Gulden, Goldmünze, hier aber 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen.
consilium fidele getreulicher Rat; vll. hier der Plan einer Rezension
AmphigourisLandpredigers nicht ermittelt
Einlage nicht ermittelt
Gr.[iechisches] [und] Arab.[isches]
SammlungProvinzial Wörterbuch; von im 232. der Literaturbriefe rezensiert.
Aplamdwatsch ebd., S. 220
amphigouriques Vgl. Iuuenilia Jugendwerke; gemeint sind die Kreuzzüge des Philologen, die wohl Anfang April aus dem Druck kamen.
Abälard Unter diesem Pseudonym erschien , die sich ebenfalls in den Kreuzzügen finden.
eigen Schicksal wurde auf Betreiben des Onkels der Heloisa, Fulbert, kastriert. Hier auf die Auseinandersetzung mit und die Literaturbriefe bezogen: .
Uebersetzer der neuen HeloiseAnmerkungen für die deutschen Kunstrichterfl. Gulden
Apostem Geschwür
Ode an CyrusDiaconus […] über den FriedenPastoralmemoires Vll.
Forstmannschendeutschen Uebersetzung des Homers Die bibliophile Ausgabe der übersetzten Ilias war bereits 1754 erschienen.
neue SammlungKurl. Kurland
Pastor, Brief nicht überliefert
jüngsten BrudermeinerPopowitsch; LausonSchulhandl.WolsonHinz, der Gallimafrist, genannt so wegen seiner Galimafreen nach dem heutigen Geschmack.
Amsterdamer Ausgabe […] exemplar VaticanumVetus testamentum Graecum Ex Versione Spetuaginta interpretum. Juxta Exemplar Vaticanum Romae editum (Amsterdam 1683). [Biga 49/500 »Η παλαια Διαθηκη κατα τοτς ὁ Amst. 683«]
Pselli Arithmetik …Archimedes v Procli und
MeurerRhetores Selecti von GaleMornay’s Mystere d’InquitéGelehrten Lexico, 3. Tl., 1751, S. 686.
Danielis Gerdesii Introduction …ErasmusZwinglium– videor […] Paradoxis »Mir scheint, daß ich fast alles gelehrt habe, was auch Luther lehrt, wenn auch nicht so trotzig, und daß ich mich gewisser Rätsel und Paradoxien enthalten habe.« Zitat bei , Bd. 1, S. 151.
StaupitzCaietanusEgo nolo […] capite suo »Ich will nicht weiter mit dieser Bestie reden, denn er hat tiefliegende Augen und in seinem Kopf wunderliche Gedanken.« Zitat bei , Bd. 1, S. 227.
Theologus … »Der Prediger der Herrlichkeit nennt das Böse gut und das Gute böse; der
Prediger des Kreuzes sagt, was die Sache wirklich ist.« Zitat bei , Bd. 1 (Monumenta), S. 179. In der Heidelberger Disputation von 1518, WA I S. 354/21f.
Petrus MosellanusPflugiumHeumann […] Sculteti Annalibus; vmtl. meint Hamann aber Hermann von der Hardts Historia litteraria reformationis, in deren 5. Tl. Sculteti Annalibus ediert sind.
Carlstadt v Eccius Karlstadt [Andreas Rudolf Bodenstein] (1480–1541), Prof. in Wittenberg u. Johann Mayer von Eck (1486-1543), Gegner von .
Philolog. v die Essais und .
Manum de tabula! Plin. nat.35,36,80: »Hand vom Bild!« (im Sinne von: nicht weiter anrühren)
Nicolai, vgl. Moses, vgl. Krickende, der als Hofmeister bei Johann Peter Süßmilch in Salons verkehrte, die auch Mendelssohn und Co. frequentierten.
liebe Frau Marianne Lindner
RuntzenHippelvon Schroederjungen BaronPlan von Karschen GedichtenWagnerFormeys Quinteßenz welche Schrift von , nicht ermittelt; vll. die 1762 erschienenen Grundsätze der Sittenlehre.
SticotiKochs ältesten GlaubenHermes Ode, vgl. Schreiben des FriedensAnmerkungendes beyliegenden Die Formulierung legt nahe, dass Hamann Lindner zusammen mit vorliegendem Brief einen Entwurf seiner eigenen Schrift Schriftsteller und Kunstrichter zukommen lässt.
lettischen Wortes Vgl. Mst von Ihren Zusätzen Vll. handelt es sich um ein Manuskript von Lindners »Zusätze zum ersten Theile des Rigischen Katechismus«.
Gott ein Geist
Joh 4,23
grobe Ehebrecherinn
Joh 8,3ff.
das Liebäugeln
2 Mo 20,17
mit Fingern zeigen
Jes 58,9
5ten Geboth Du sollst nicht töten. David schickt Urija in den Krieg.
6.ten Du sollst nicht ehebrechen. David begeht Ehebruch mit Batseba.
keuschen Jüngling Joseph, vgl. 1 Mos 39,7
keusche Frau Vermutlich ist die Protagonistin des gleichnamigen Buches Susanna gemeint, vgl. ZusDan 1,22f.
Salomo
Pred 7,27ff.
Herodes … Vgl. Mk 6
Vis et dolus Gewalt und Vorsatz
IuueniliaPan Griechischer Gott, Vorsteher der Nymphen. Abgedruckt auf dem Frontispiz sowohl in den Kreuzzügen als auch den Essais à la Mosaique.
c’est le Pere … Wörtl. etwa: das ist der Vater, ganz ausgespuckt.
französisches Exercitium Lindner meinte vielleicht, dass den Kreuzzügen ein französischer Text noch hätte beigefügt werden können, etwas wie das Lateinische Exercitium, das den frühen, gescheiterten Versuch Hamanns zu akademischer Ausbildung repräsentiert.
das mosaische Exercitium Gemeint ist vmtl. .
einerley
Phil 3,1
kleinen Streich Angespielt ist wohl auf den Untertitel des Lateinischen Exercitiums, in den Kreuzzügen, N II S. 219, ED S. 221: »dem eiteln Wandel nach Väterlicher Weise gemäß, öffentlich aufgeführt worden von einem verlornen Sohne U.[nsrer] L.[ieben] F.[rau] Albertine«, womit die der Alma mater Königsberg gemeint ist; dazu gehört auch Zitat aus Hor. carm. 1,1 auf der zweiten Seite: »me gelidum nemus Nympharumque leues cum Satyris chori Secernunt populo« – »mich sondert der kühle Wald / ab vom Volke und leicht schwebender Nymphenchor / mit Satyrn gepaart«.
aliena cornua fronti addita 3,139f.: »das unpassende Geweih auf seine Stirn verpflanzt«. Vgl. , N II S. 193/2, ED S. 158.
Larve des KeithsGeck von NäscherFabelAisop. 188: »Ein Esel zog sich ein Löwenfell über und setzte überall die unvernünftigen Tiere in Angst und Schrecken. Als er dann einen Fuchs sah, versuchte er auch diesen zu erschrecken. Der Fuchs aber – er hatte nämlich zuvor seine Stimme gehört – sagte zu ihm: ›Ja, sei dir darüber im Klaren, dass auch ich dich gefürchtet hätte, wenn ich nicht dein unverschämtes Geschrei gehört hätte.‹«
Röm 2,15f.
Spruch LXXIII. Vgl. , N II S. 204/25, ED S. 184. Dort verweist Hamann auf Ps 73,21f., gibt in der Fußnote aber irrtümlich Ps 83,21f. (»LXXXIII, 21.22«) an.
hellenistische BriefeBedlam Irrenhaus Londons, das Hamann für seine Lettres néologiques als fingierten Druckort wählte.
Tyburn-Road; Richtplatz im Nordwesten Londons, den Hamann für seine Glose Philippique als fingierten Druckort wählte.
Düna Fluss, der in Riga in die Ostsee mündet.
Nilstrom Anspielung auf Moses im Kästchen, vgl. 2 Mo 2,5ff.
Pregel Fluss in der Region Königsberg, heutiges Kaliningrad.
Syrinx Arkadische Nymphe, die von Pan verfolgt wird, Gaia verwandelt sie in Schilf, Pan erfindet die Hirtenflöte durch Zusammenbinden der Schilfrohre.
der erste Tag Anspielung auf bzw. sein Gedicht »Der erste May«, das mit den Versen beginnt: »Der erste Tag im Monat May / Ist mir der glücklichste von allen.« In Schriftsteller und Kunstrichter spielt Hamann ebenfalls mit diesem Topos im »Mährchen vom 1. May« (N II S. 337f., ED S. 14–16).
Gedichtegießt heut wohl thätig Vgl. die 2. Strophe des Gedichts »Freundschaftlicher Gesang« in (N II S. 229/1, ED S. 236): »Wohlthätige Freundschaft träufelt mir, statt Polyhymnien, heute / Gelehrtes Schwärmen ins Herz, ins Ohr harmonisches Säuseln.«
Schaudern … ebd. N II S. 229/12, ED S. 236
Druckfehler, ED S. 256. Dort wird der zitierte zweite Vers »Nur um Verdienste […] Stolzes.–« als Druckfehler markiert, an dessen Stelle zu setzen sei: »Zum eisernen Schmerz den Balsam philosophischen Kitzels.« (in N II S. 229/23 als Emendation umgesetzt).
Vers ebd. Str. 7, ED S. 238: »Die Weisheit schenket uns Freund! sokratisch-lächelnde Stirnen – / Nur um Verdienste besorgt, ohne Versuchung des Stolzes.– […]« (In N II S. 229 nicht enthalten)
Phaedrus 60b–c: »Was für ein eigenes Ding, ihr Männer, ist es doch um das, was die Menschen angenehm nennen, wie wunderlich es sich verhält zu dem, was ihm entgegengesetzt zu sein scheint, dem Unangenehmen, daß nämlich beide zu gleicher Zeit zwar nie in dem Menschen sein wollen, doch aber, wenn einer dem einen nachgeht und es erlangt, er fast immer genötigt ist, auch das andere mitzunehmen, als ob sie zwei an einer Spitze zusammengeknüpft wären; und ich denke, wenn Äsopos dies bemerkt hätte, würde er eine Fabel daraus gemacht haben, daß Gott beide, da sie im Kriege begriffen sind, habe aussöhnen wollen und, weil er dies nicht gekonnt, sie an den Enden zusammengeknüpft habe, und deshalb nun, wenn jemand das eine hat, komme ihm das andere nach. So scheint es nun auch mir gegangen zu sein: weil ich von der Fessel in dem Schenkel vorher Schmerz hatte, so kommt mir nun die angenehme Empfindung hintennach.«
Zum eisernen Schmerz»Freundschaftlicher Gesang«, in: Kreuzzüge, N II S. 229/22, ED S. 238
Zobel oder Vgl. die 7. Strophe des Gedichts »Freundschaftlicher Gesang« in: Kreuzzüge, N II S. 229/25, ED S. 238: »In unserm Scherzen und Ernst, sey jugendlicher Geschmack/ Der Zobel männlichfester Brust!«
jetzige Landesverbindungen die Besetzung Preußens durch russische Truppen
Gelehrten Schwärmen Vgl. 2. Strophe des Gedichts »Freundschaftlicher Gesang« in: Kreuzzüge, N II S. 229/2, ED S. 236: »Wohlthätige Freundschaft träufelt mir, statt Polyhymnien, heute / Gelehrtes Schwärmen ins Herz, ins Ohr harmonisches Säuseln.«
dromedarische Sehnsucht Vgl. ebd., 4. Strophe, N II S. 229/10, ED S. 237: »Wie lang ermüdest Du Freund, uns? – Vom starr wartenden Auge / Gar zu leichtgläubig getäuschet, in dromedarischer Sehnsucht, / Erscheint mir Deine Gestalt – Den ersten seegnenden Gruß / Zum voraus schaudernd ich empfind!–«
Gelübde vll. auf eine Ankündigung gegenüber Mendelssohn bezogen – Tage der Reinigung
3 Mo 12,1–8.
pet à vingt onglesFranzösische Redewendung; wörtlich: Furz mit 20 Nägeln; Bezeichnung für ein neugeborenes Kind.
Nisi periissemus, periissemus »Kommen wir um, so kommen wir um.« Fehlerhaftes Zitat eines in 185f. zugeschriebenen Ausspruchs: »Als er viele Geschenke erhalten und schnell reich geworden war, sagte er zu seinen Kindern: ›Ihr Kinder, wir würden zu Grunde gehen, wenn wir nicht schon zu Grunde gegangen wären.‹«
de republicaich sie genutzt habe in den beiden Schriften Schriftsteller und Kunstrichter und Leser und Kunstrichterin der Kriegskunst Anweisung Gemeint ist
ReisebeschreibungWeltgeschichte vll.
Exiles Welches Werk von hier gemeint ist, ist nicht ermittelt; vll. die dt. Übers. von Mémoires et Aventures d’un homme de qualité qui s’est retiré du monde (1728), die gerade erschienen war als Leben einer vornehmen Standesperson oder Begebenheiten des Marquis von *** welcher der Welt entsaget hat (2 Bde., 1762).
Burschers AuslegungCrusiusLindhammersCansteinischen Amanueuensis lat. amanuensis: Schreiber, Sekretär; hier vmtl. Anhänger von .
Donat Der Ausspruch »Pereant qui ante nos nostra dixerunt« (»Zum Teufel mit denen, die vor uns unsere Aussprüche getan haben!«) wird dem Grammatiker zugeschrieben.
TerenzPopowitschAlzaideJean JacquesRousseau vgl. zu Sticottis Kritik bereits zuvor und im nächsten Brief, .
„la nouvelle …, S. 71
VoltaireLittleton ebd. S. 73–78;
Er entschuldigt ebd. S. 73
St EvremondPascalThorus Lat. torus: Bett.
HE. Beaumont Perücken MagazinLausonWolsonDaubl.neuliche Laune vgl. Supplement Vermutlich meint Hamann seine Anmerkungen zu Lindners »Zusätze zum ersten Theile des Rigischen Katechismus«.
de republicaHosea nebst Burschers AuslegungAmazonen LiederGesners Schriftendie Nacht, Bd. 2, S. 159–176. Auch in , N II S. 344/39, ED S. 8 erwähnt.
Daphnis Titel eines Schäferromans von Gesner.
Wielands GedichtenMon chef d’œuvreHagedorns Betrachtungenà vingt ongles Französische Redewendung; wörtlich: [Furz] mit 20 Nägeln; Bezeichnung für ein neugeborenes Kind. Vgl. .
jener Daume … Größe des Riesen, Bd. 1, S. 169f., bezogen auf ein Gemälde des griechischen Malers Timanthes von einem schlafenden Zyklopen, dessen Größe im Vergleich zu Satyrn vorstellbar gemacht wird.
die Hände gesunken Anspielung auf 6,33: »bis patriae cecidere manus«.
gleich der Hagar
1 Mo 21,10
RostAnmerkungenRelata refero dt.: Ich berichte über Gehörtes.
Kochs Stärke und SchwächeManilius Hamann entnahm Manilius’ Astronomica das Titel-Motto zu Leser und Kunstrichter.
SchulhandlungenLausonIch weiß, daß mein Erlöser lebt
Hi 19,25
der mich von allem Uebel erlösen wird
2 Tim 4,18
wie meine eigenen Haut umgiebt
Heb 12,1
glühenden Asche
Hi 2,8
daß die Erde … meine Brüder sind
Hi 17,14
liebe HälfteElbing Elbląg
Fuhrmann Vgl. .
Ankunft in Elbing/Elbląg
VettersSkubovius Gymnasialprofessor in Elbing.
Morungen Morąg
BelgerMuhme Magdalena Dorothea Zöpfel, siehe Familie
Rathskypers zu Elbing Elbląg; Kyper/Küper: ursprünglich Bez. eines Faßbinders
DegnerinWagnerMorungen Morąg
VetterRosenhafter Zufall Wundrose (Erysipel), durch Bakterien ausgelöste Hauterkrankung; Nuppenau starb an dieser Krankheit: Erschrecknis nicht ermittelt
von Bergen nicht ermittelt
Königs GedichteKanters LadenBlisters Buchbinder in Königsberg
Vetter Bräutigam vll.
BlindauHartknochMuhmchen LieschenElbing Elbląg.
Vetter NuppenauRathskyper -Küper: ursprünglich Bez. eines Faßbinders
Schwester Magdalena Dorothea Zöpfel, siehe Familie
seiner Ruhestätte erlag während Hamanns Besuch einer Krankheit, .
BruderLeiche Vll. der Tod eines Kindes, vgl. .
Wille …
Joh 1,13
was Gott thut … Anfang des gleichnamigen Kirchenliedes von Samuel Rodigast (1649–1708).
mit einer halben VerzweifelungBeylage des Rigischen KatechismusWagnerDaublerLeser und KunstrichterTant mieux pour elleAu Roi Philosophe Vmtl. ist das anonym erschienene Au Roy Philosophe (London 1761) gemeint.
Les songes d’Aristobule Vll. Pierre-Charles Leveque (1736–1812): Les rêves d’Aristobule. Philosophe Grec, suivis D’un Abrégé de la Vie de Formose, Philosophe Francois (Karlsruhe/Dresden 1762).
Golii LexiconHinckelmanni AlcoranBrodowski nicht ermittelt
Feyerlichkeiten Namenstag von am 10. Juli, die sich am 9. Juli als Zarin und Peter III. für abgesetzt hatte ausrufen lassen; zudem Friedensfest von Russen und Preußen am 14. Juli. feriiren müßig sein
BockLausonWatsondiese Stelle als Professor der Dichtkunst in der Nachfolge von Johann Georg Bock
Ihre Stunde
Joh 2,4
der Friede Der Friedensschluss zwischen Peter III. und Friedrich II. vom 5. Mai 1762 wurde am 5. Juli in Königsberg publiziert.
Schröder nicht ermittelt
Regierung die zurückkehrende preußische Verwaltung in Königsberg
JesterHenningsPrinzen von Würtenberg nicht ermittelt
Prof. Poes. Professur für Dichtkunst
Pr. Pr[eußische] Regierung
Gedicht auf den KayserSchulhandlungenTreschoRecension in den Thornschen Zeitungen im 5. St. derThornische Nachrichten (15. März 1762) steht eine Rezension von .
Prof. Scubovius Gymnasialprofessor in Elbing
Disputation. Schubert, dem Wolffianismus nahestehend, vertritt darin die Ansicht, vernünftige Einsicht der in der Schrift erzählten Gehalte, nicht eine übernatürliche Kraft ihrer Worte bewirke die Bekehrung. Das provozierte heftige Entgegnungen von Lutheranern.
purus putus dt.: ein ganz Reiner; d.h. einer, der nur sein eigenes Fach kennt.
Senior Rittersdorfseel. FreundesGedult …
Hebr 10,36
Tandem lat.: endlich
selbst herkommen Vll. wegen Bewerbung um die vakante Professur der Poesie, vgl. .
Bruderseel. FreundHenningswie das Graß
Mt 6,30
Humens erster Theil »Erster Band, der die Regierungen Jakobs I. und Carls I. enthält«, von:
CromwellSchreiben an die Patriotenanimal scribax Schreibtier
GelliusKanterContract socialNetz Vulcans Vulkan fängt Mars und Venus mit einem unsichtbaren Netz und verspottet sie, vgl. 8,266–366.
Emilie verbrannt; die beiden Bücher wurden von der Pariser wie auch von der Genfer Regierung verboten und öffentlich verbrannt und ein Haftbefehl gegen den Verfasser erlassen. Daraufhin gab Rousseau das Genfer Bürgerrecht ab.
RecherchesBlatt Vgl. prima stamina Urstoff
Gespenst des Friedens Am 5. Juli 1762 wird Peter III. abgesetzt; besteigt den Thron und widerruft den Friedensschluß mit dem preußischen König und die Rückgabe Preußens am 16. Juli. Beylage zum Rigischen KatechismusHof in Fabelnvon den Tartarn […] Corsica Vgl. , S. 96, dort heißt es von den Tartaren, sie würden einst ganz Europa beherrschen. Und S. 109f.: dass Korsika aufgrund der Tugendhaftigkeit ihrer Bevölkerung Europa einmal noch überraschen wird.
Mr. Thomas, darin Jumonville, poème en IV chants (Paris 1759); Eloge de Maurice, comte de Saxe, qui a remporté le prix de l’academie française (Paris 1759); Eloge de H. Fr. d’Aguesseau, chancellier de France, qui a remporté le prix de l’academie française (Paris 1760) und Eloge de Réné Dugnay- Tronin, lieutenant général des armées navales, qui a remporté le prix de l’academie française (Paris 1761).
Cleinowsarabisches Evangelium3 Fasciculis […] Delphi PhoenicizantesSchurmannii OpusculaWoltersdorfs Schulhandl. Hamann will vmtl. wissen, ob Lindners Beitrag zu Schulhandlungen bei bereits erschienen ist.
Neue gemeinnützige MagazinThornsche Zeitungenpr. pr.[eußische]
laues Urtheil
Offb 3,15f.
Nicolai, Brief nicht ermittelt.
Moses, seit 1762 verheiratet mit Fromet Guggenheim (1737–1812).
Tod des Sokrates vll.
Kreuzzügeliebe Hälfte Marianne Lindner
de LegibusWagners Einlage, Brief nicht ermittelt
MamaBriefe über die mosaischen SchriftenRuprechtLowthElbing Elbląg
SchultzTeskegemeinnützige MagazinKlingstäds Abhandl. Ein Vorabdruck als Teilübersetzung der Mémoires sur les Samojedes et les Lappons erschien unter dem Titel Anmerkungen über die Samojeden in: , Bd. 4, 1761, S. 717–743. geneigte Zuschrift nicht ermittelt
Tage Am 16. Juli 1762 forderte Katharina II. die Huldigung ihrer Untertanen in den eroberten Preußischen Gebieten.
Thyrsis […] Corydon 7 schildert den Dichterwettstreit zwischen Corydon und Thyrsis, in dem ersterer siegt. Hamann paraphrasiert hier den dritten Vers der Ekloge.
Arcades ambo […] parati ebd. 7,4–5: »beide waren Arkadier, beide tüchtig im Singen und zum Wechselgesang gerüstet.«
Helden […] gefallen
2 Sam 1,19
Neuesten LitteraturBriefe die neueste Litteratur betreffendJener„glänzende Waffen“ 8,616. Vgl. Urias2 Sam 11. Vermutlich spielt Hamann an auf Mendelssohns Besprechung von im 181. der . Im Beschluss heißt es dort (1761, Tl. 11, S. 52) mit Bezug auf ein Bild aus 1 Kor 15,55: »Wer zweifelt, ob die Liebe fürs Vaterland dem Tod seinen Stachel nehmen könne, der muß auch in Zweifel ziehen, ob es jemals Griechen, Römer oder Deutsche in der Welt gegeben.«
Parabel
Mt 13,3
Jonathan
2 Sam 1,26
HEn Mosesin einem treuen Arm Anspielung auf einen Vers in dem Gedicht von »Das neue Ehepaar«: »Denn was man liebt, geliebt besitzen können,/ In einem treuen Arm sich seines Lebens freun,/ Ist, Menschen, dies kein Glück zu nennen,/ So muß gar keins auf Erden sein.«
Schlaf einen Bruder des Todes Hamann spielt wohl an auf die 6. Str. des Liedes von Johann Frank (1618–1677) »Du, o schönes Weltgebäude …«: »Komm, o Tod, des Schlafes Bruder«; der griechische Gott des Schlafes Hypnos ist Bruder des Thanatos, des Todesgottes.
FrauenNymphe eines Eichenstamms Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes.
Ευφημει Gott behüte
„Anwerbens“ Vgl. Nachricht hat Hamann vermutlich erneut zur Mitarbeit eingeladen.
pudor aut operis lex 135: »Scheu oder Original«.
Der einePanem et ludos Circenses Iuv. 10,81: »Brot und Zirkusspiele«.
Sterbebibelgeistl. RedenDenkmalenGedichtekleine VersucheNäschereyenelisäischer Briefan PatriotenSommerstundenwie ein voller Mond
Sir 50,6
Sokratischen VersuchsHamburgischen Nachrichten Christian Ziegras Rezension der Denkwürdigkeiten (, 57. St. (29. Juli 1760), S. 452–454
BriefenMendelssohns Rezension war im 113. Brief der vom 19. Juni 1760 erschienen.
WolkenThespis Tragödiendichter und Schauspieler (6. Jhd. v. Chr.), der mit einer Wanderbühne auf einem Karren unterwegs gewesen sein soll. In der Rezension der Wolken im 57. Stück (28. Juli 1761) der bezeichnet Ziegra Hamann als »Unser[en] deutschen Thespis«.
Est et … 3,2,25f.: »auch treuer Verschwiegenheit ist der Lohn sicher«.
Erklärung Vgl. Geßners SchriftenRecherches sur l’origine du DespotismeRousseauBriefeLowthsrothes Meer vgl. 2 Mo 14
Dornenkrone
Mt 27,29
Purpurmantel
Mt 27,28
Virtus repulsae … 3,2,17 u. 19: »Mannestugend kennt keine entehrende Niederlage; ihre Würde nicht geben oder nehmen«.
Tiberius Claudius Nero Tiberius (42 v. Chr.–37 n. Chr.), röm. Kaiser.
Quid scribam […] si scioTib. 67: »Was soll ich euch schreiben, Senatoren, oder wie soll ich schreiben, oder was soll ich in diesem Moment nicht schreiben? Die Götter und die Göttinen mögen mich schlimmer zugrunde gehen lassen, als ich mich täglich zugrunde gehen fühle, wenn ich es weiß.«
Klingstädt Nachrichten Ein Vorabdruck als Teilübersetzung der Mémoires sur les Samojedes et les Lappons erschien unter dem Titel Anmerkungen über die Samojeden in: , Bd. 4, 1761, S. 717–743.
Kurländisches FräuleinBriefen zur Bildung des HerzensGedult […] Hofnung
Röm 5,4
Herr BruderMamaLausonProf. Poes. […] Subiecta Bewerber um die vakante Professur in Königsberg, vgl. RammlerSchlegel vll.
EmileHE. FiscalSchoppach Gemeint ist vmtl.
Brudervon KleistLoegen Gut Leegen (Lega)
KanterCondolentzabhandl. […] Hintz. Die Abhandlung konnte nicht ermittelt werden.
Hochzeitsarbeit nicht ermittelt
PlatoBiblioteque. Von Protestanten in Holland gegründet wurden darin Neuerscheinungen aus ganz Europa und zu allen Themen besprochen.
nouvelle. Darin v.a. Rezensionen englischsprachiger Werke.
JoncourtnouvelleNouvelle bibliothèque germanique ou histoire littéraire d'Allemagne, de la Suisse et des pays du Nord. (Amsterdam: Humbert 1720–1759), hg. u.a. von . Die Zeitschrift beschränkte sich auf theologische, wissenschaftliche und historische Themen. Vorbild des erfolgreichen Rezensionsorgans des französischen Protestantismus war die Bibliothèque angloise, die vom in London lebenden Michel de la Roche, einem mit Bayle befreundetem Hugenotten, 1717 begründet worden war.
GuischardtMartissohn Sohn des Kriegsgottes Mars
Däntler N.N. Däntler
meuble wohl ein Pelz, vgl. Artzt! …
Lk 4,23
Amilec, l’amour und L’ amour devoilé
BigarruresGiphantieAletofilus […] Wiederlegungde la Borde […] ClavecinSaggioPaucis … 1,538: »nur wenige von uns erreichten schwimmend eure Quelle«.
AdventurersAlmoran and HametSteinbrücklerSophoklesBreitingersFingalSpenceBlacklockersten Journal Vgl. liebe Hälfte Marianne Lindner
FoissardierM. Tetsch, dessen Kirchengeschichte erst ab 1767 erschien.
letzte Sentenz von HE Slegel wohl die Entscheidung von gegen die Übernahme der Collaborator-Stelle in Riga.
erste Wahlhudeln sich plagen
wo Marianchen Im Haus von , dessen Kinder in Pension genommen hatte.
HinzGallimafristenBruder Redner Vgl. Titan […] Leim 14,35: »Unus et alter / Forsitan haec spernant iuvenes, quibus arte benigna / Et meliore luto finxit praecordia Titan.«
Gefäße von Thon
2 Tim 2,20
Stein des AnstoßesJes 8,14 u. Röm 9,32
Er legt uns …
Ps 68,20
übersetzen aus dem französischen vgl. KanterHinzHippelMaculatur zum bewusten GebrauchHamb. Nachr. […] Recension, 61. Stück, 30. Juli 1762, S. 481–485
Kreuzzüge231. Brief, Bd. 14, S. 249–258. Hamann zitiert Abbts Rezension von Lindners Beitrag zu Schulhandlungen weitgehend wörtlich.
Sie müßen … Hamann fährt ohne Anführungsstriche im Zitat fort.
DiderotBauerfrau In der Übersetzung von aus lautet die Erzählung: »Eine Bäuerin aus dem Flecken, den Sie da zwischen den beiden Bergen liegen sehen, und dessen Häuser ihre Giebel über die Bäume erheben, schickte ihren Mann zu ihren Eltern, die in einem benachbarten Dorfe wohnen. Und da ward dieser Unglückliche von einem seiner Schwäger erschlagen. Des Tages darauf ging ich in das Haus, wo sich der Fall zugetragen hatte. Ich erblickte ein Bild und hörte eine Rede, die ich noch nicht vergessen habe. Der Todte lag auf einem Bette. Die nackten Beine hingen aus dem Bette heraus. Seine Frau lag mit zerstreuten Haaren auf der Erde. Sie hielt die Füße ihres Mannes und sagte unter Vergießung von Thränen und mit einer Action, die allen Anwesenden Thränen auspreßte: Ach, als ich Dich hieher schickte, hätte ich wohl geglaubt, daß diese Füße Dich zum Tode trügen? – Glauben Sie, daß sich eine Frau von anderm Stande würde pathetischer ausgedrückt haben?« (S. 201f.)
Brosamen
Mt 15,27
232. Brief, Bd. 14, S. 259–266. Hamann zitiert Abbts Fortsetzung der Rezension von Lindners Beitrag zu Schulhandlungen, die nun hauptsächlich auf die Abhandlung von der Sprache eingeht.
B. Chiffre von
et ab hoste consilium 4,428: »Fas est et ab hoste doceri« – »auch vom Feinde Rat annehmen«.
Einfälle über das Schuldrama Hamann bezieht sich auf die schließlich ausgearbeiteten Hirtenbriefe, die 1763 erschienen.
wie Agesilaus König Agesilaos II. (443–359 v. Chr.) soll vor seinen Kindern auf einem Steckenpferd geritten sein, wie Plut. Ages.25,5 überliefert.
Brosamen
Mt 15,27
– stulta … 1,17f.: »dumm ist die Gelindheit mit dem flüchtigen Papier«. Das Juvenal-Zitat dient den Hirtenbriefen als Motto.
Nachrichter […] Recension Bezieht sich auf Ziegras Rezension der Kreuzzüge in , 61. Stück, 30. Juli 1762, S. 481.
KästnersFoissardierHälfteBuchholtzP. 3. Vermutlich ist eine Münze mit dem Potrait Zar Peters III. (1728–1762) gemeint, wie sie 1762 bspw. in Moskau und St. Petersburg geprägt wurde.
pretium affectionis Liebhaberpreis
TreschoBruderHinzaus seiner Condition im Hause
Litteraturrecensent Vgl. das Ende des 232. Literaturbriefes, S. 259–262, die Kritik von an .
CollaboratorLehnspatroninLegations-RathInteresse […] Theuerung unter Weges Der Wechselkurs zwischen Königsberg und Riga fiel wohl zu Ungunsten der Königsberger aus.
HE. Schlegeldes alten Böhmen nicht ermittelt
amanuensis Handlanger, im Sinne von Schreibgehilfe oder Sekretär
Baumgarten vmtl. Siegmund Jakob Baumgarten
D. Buchh.ganze Sache Vgl. Wagner, vgl. Müllerschen Sammlung nicht ermittelt
Abschrift von Abbts Rezension von im 231. u. 232. der (14. Teil vom 8. April bis 24. Juni 1762)
KanterNotice vgl. das Schuldrama vorzunehmenAntwort die auch publiziert werden wird:
Wer Handwerksregeln Deren Nichtbeachtung hatte vorgeworfen.
affiche öffentlicher Aushang
HinzDäntler N.N. Däntler
MamaPelz vgl. Petersburger vll.
Braunschweiger vll.
MattuskaBaßaBogen Es handelt sich um eine Abschrift von Abbts Rezension von im 231. u. 232. der . Vgl. .
Ihrigen, den Hamann zum Druck bringen will.
Corespondenten L.[indner] und H.[amann]
Motto vgl. . 1,17f.: »dumm ist die Gelindheit mit dem flüchtigen Papier«. Das Juvenal-Zitat dient auch den Hirtenbriefen als Motto.
an N., vgl. .
sub rosa Unter dem Siegel der Verschwiegenheit
Preuße vgl. und KrickendeHinzVocation zur Collaboratorstelle nach Riga an die Domschule, vgl. GelegenheitsSchrift Die Publikation von Hinz konnte nicht ermittelt werden; vgl. .
MakulaturRhapsodie von HippelHartungnachgedruckt in , 44. St., 2. Juli 1764
Kleinigkeit von M. KantSchriftBriefe das Schuldrama betreffendMackenzies Historie der GesundheitKanterFoißardiersMeine Journale vgl. Nouvellisteliebe Hälfte Marianne Lindner
KästnersCollaboratorZachariae als Redakteur (1761–1777) der Gelehrte[n] Beyträge zu den Braunschweigischen Anzeigen, auch zum Vertrieb von Neuerscheinungen und für Subskriptionsvermittlungen. Darauf bezieht sich wohl die Einlage im Brief an , vgl. .
Christl. Liebe hier: Nächstenliebe
alten Louisd’or Frz. Goldmünze, entspricht ca. 5 Talern bzw. 9 Gulden.
Mdlle Amalia Joanna Louisa. Mit dieser Probe der Gedichte von Anna Louisa Karsch wird um Subskribenten einer Werkausgabe geworben; wird u.a. als Verantwortlicher genannt (S. 16).
KäthchenNamen gedruckt Den Subskribenten wurde in Aussicht gestellt, dass ihr Name in der Werkausgabe genannt wird.
Colligent Person, die im Vorfeld einer Buchveröffentlichung Pränumeranten zu gewinnen sucht, die bei Vorausbestellung Rabatt erhalten.
Thorn Toruń. Unter dieser Ortsangabe erscheint schließlich .
Elbing Elbląg
Morungen Morąg
Berlin an Nicolai, vgl. BraunschweigMarianchen Marianne Lindner
GehülfeMichael Michaelis, 29. September
BrudersErstlinge Vgl. : ; ; ; ; ; .
BeweisgrundVorlesungen hielt Vorlesungen zur Physischen Geographie vom Beginn seiner Zeit als Privatdozent in Königsberg 1757 bis zum Ende seiner Lehrzeit 1796 stets auf der Grundlage eigener Arbeiten. Gedruckt erschien davon zunächst nur eine kleine Ankündigung unter dem Titel Entwurf und Ankündigung eines Kollegii der physischen Geographie, nebst einer angehängten Betrachtung: Ob die Westwinde in unsern Gegenden darum feucht seyn, weil sie über ein großes Meer streichen? (Königsberg: Driest 1757). Die gesamte Vorlesung wurde erst 1802 von Rink auf Grundlage von Manuskripten Kants, die dieser Rink zum Zwecke der Herausgabe zugeeignet hatte, veröffentlicht. Bekannt ist aber, dass Herder 1762 ausführliche Mitschriften der Vorlesung anfertigte, zu deren Veröffentlichung es aber nicht gekommen ist.
RhapsodieHinzSammlungNeumannSchäfnersSommerstundenVerlegerBriefwechselJuuenal Vermutlich handelt es sich um das gleiche Zitat, dass auch als Motto dient: 1,17f: »dumm ist die Gelindheit mit dem flüchtigen Papier«.
Anfangsbuchstaben vgl. LindnerAeschylum und Timotheum Die Rede ist von . wurde wegen angeblichen Verrats von Mysterien angeklagt. In 1 Tim 6,20f. heißt es themenverwandt: „O Timotheus! bewahre, was dir vertraut ist, und meide die ungeistlichen, losen Geschwätze und das Gezänke der falsch berühmten Kunst, welche etliche vorgeben und gehen vom Glauben irre. Die Gnade sei mit dir! Amen.“
BeytragMosesPostscript Beschluss des 232. der , die Kritik von , S. 259–262, an .
Homers Zeugniß 17,514: »Aber solches ruht ja im Schoß der seligen Götter!«
Zachariae, vgl. Allmosenirer Verwalter der milden Gaben
dasigen guten Freund nicht ermittelt
MosesMisverständnis nicht ermittelt
Götting. Recension durch , im 68. Stück der Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen (1762), S. 593–595
BohliusMichaelis Fragen an die arabischen GelehrtenAufsatz nicht ermittelt
unüberwindl. Dunkelheit vgl. Hamann, Hamburgische Nachricht; Göttingische Anzeige; Berlinische Beurtheilung der Kreuzzüge des Philologen. Mitau 1763. ?!?
LitteraturbriefePalinodie vgl. , S. 217: Lassen Sie also Ihre Muse bald die Palinodie anstimmen.
Mich.KreuzzügenTantum dt.: so viel
Nicol.MaculaturKantens zwo Abhandl. Immanuel Kant, Entwurf und Ankündigung eines Kollegii der physischen Geographie, nebst einer angehängten Betrachtung: Ob die Westwinde in unsern Gegenden darum feucht seyn, weil sie über ein großes Meer streichen? (Königsberg: Driest 1757). ?!? u.
Rhaps.Briefw.HirtenbriefeSommerstundenBriefe vgl. Recension von
AristotelesAtticus, für seine politische Neutralität bekannt.
Nachfolger Becker, NN, in der Badstube des Vaters
seel. VettersElbing Elbląg
Zöpfels Tochter Lieschen, Tochter von Peter und Magdalene Dorothee Zöpfel, vgl.
Kopisten vll.
HenningsOpuscula dt. Werklein
Denkw. Wolken und Essays, u. ?!?
Kreutzzüge nebst allen folgenden u. ?!?
MaculaturBettelbrief zur Subskription von
L’EstocqBolzVerehrerCarmen nicht ermittelt
YoungLaico Laien
Druide Druiden verrichten Gottesdienst unter heiligen Bäumen, Bezug zu Hamadryade ?!?
Lieben Herrn …
Ps 4,3
Der HErr hört …
Ps 4,4
jene Araber vgl. vom Brodt
Mt 4,4
Haushälterinnicht gefragt … Anspielung auf die verweigerte Ehe mit
Druide Druiden verrichten Gottesdienst unter heiligen Bäumen, Bezug zu Hamadryade ?!?
BeichtvaterXXX ψ
Ps 30
Magd nicht ermittelt
Lehrbuben nicht ermittelt
Hamedryade Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes. Gemeint ist .
des Marschalls von Sachsen Ehentwurf Anspielung auf Moritz’ von Sachsen (1696–1750) Verhältnis mit der frz. Schauspielerin Adrienne Lecouvreur
Kreuzzug Kreuzstich beim Nähen ?!?
Freyheitsbrief vom Berliner Konsistorium, an das sich wendet, vgl. unter der Rose lat. sub rosa, dt.: unter dem Siegel der Verschwiegenheit
Salomo
Pred 1,2
DegnerinnBrief nicht ermittelt
Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
Hochzeit vgl. propter to habere vll. propter sibi habere, dt.: um es zu besitzen
System der ErziehungWinkelmanns SendschreibenHE und KnechtSittenlehre Verfasser? ?!?
1762
BSB http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10042426-2 Ph.pr. 1394 x
Der Philosophen zu Sanssouci gegründete Sittenlehre des Teufels zum Entwurf einer reinern Moral ans Licht gestellet
Gelehrte GeschichteGelehrte AnecdotenHillerFortsetzungen u.
MichaelisMaschBensons kleine AbhandlungenJephson von SabbathZankapfel Eduard Fielding (Pseudonym), Verfasser unbekannt: Der Zankapfel am Baum des Erkenntnisses (1763) [Biga 31/245: Der Zankapfel am Baum der Erkenntniss, 763. Bearbeitung von Adrian Beverland: Peccatum Originale kat' exochên sic nuncupatum, philologice problêmatikôs elucubratum a Themidis Alumno. Vera redit facies, dissimulate periit, Psalmographus Os. LVIII commate IV. Abalienati sunt implii inde a vulva, erraverunt ab utero; loquentes mendacia. Proba merx facile emptorem reperit, tametsi in abstruse sita sit loco. Eleutheropoli extra plateam obscuram, sine privilegio auctoris, absque ubi et quando (Leiden 1678). ?!?
Etwas über eben diese Geschichte Eduard Fielding (Pseudonym), Der Baum der Erkenntniß des Guten und Boesen mit Philosophischen Augen betrachtet von einem Weltbürger (Berlin 1760). Biga 31/244: Der Baum des Erkenntnisses mit philosophische Augen betrachtet, Berl. 760. ?!?
VersuchWinkelmannsAnti-HegesiasLucians Traum Περὶ τοῦ Ἐνυπνίου ἤτοι Βίος Λουκιανοῦ/Somnium sive Vita Luciani von ; Ausgabe nicht ermittelt.
Foßardierin biuio am Scheidewege
patronus causae Verteidiger vor Gericht
BellegardebabiolesFormeysKanterQuodlibet wahrscheinlich Stromata aesthetica, ist erst 1765, https://books.google.de/books?id=Id9RAAAAcAAJ ?!?
ZeiseDaphneMorungschen Diaconi in Morąg
Rector und Collaborator sucht wohl einen Gehilfen im Pfarramt. Hamann rät ihm, sich an bzw. zu wenden.
recensirt, im 19. Teil, 19. Juli 1764, und im 22. Teil, 28. Februar 1765 iure retorsionis Recht der Umdrehung und Antikritik
zwischen L. v. H. zum apolog einen vorhandenen oder erbetenen Briefwechsel zwischen und Hamann als Verteidigung.
Oeuvres de Philosophe vgl.
Keiths Brieffranzös. Übersetzung nicht ermittelt
Venus MetaphysiqueCatalogo Catalogus librorum rejectorum per concessum censurae (Wien 1754-77). S. 652 in: Catalogus librorum a commissione aulica prohibitorum (Wien 1762), https://books.google.de/books?id=0qoOAAAAQAAJ
?!?
WeymannKantens einzig mögl. Beweisgr.an N., Brief 239
M. Magister
VerfaßerVerlegerQuodlibet wahrscheinlich Stromata aesthetica, ist erst 1765 ?!?
Redoute Maskenball
Tr.Hirtenbr:Mst. Manuskript
RechtsgelehrtenZachariaeIntelligenzwerkKanterHirtenbriefenElbing Elbląg
Hannas und Kaiphas
Lk 3,2
D. SchultzTochter Maria Albertine Schultz (geb. 1745)
TeskeIntelligentzWerkda costi von dort, d.h. ohne Ort- und Verlagsangabe
– – Pictoribus … dt. Und doch hatten Maler und Dichter seit je gleiche Freiheit zu wagen, was sie nur wollen. Ich weiß das, und diese Gunst erbitte ich selbst und gewähre sie anderen. (Hor. ars 9-11)
ChristianiJerusalemRecension v. Lindners Lehrbuch, durch R.[iedel]. ?!? ist erst 1767?
Leipziger Zeitungen, Bd. 5, 2. Stück, S. 333-342. ?!? ist erst 1767?
Schulhandl. Beschluß des zweyhundert und zwey und dreißigsten Briefes von , die Kritik von , S. 259–262, an
Sermocination Disputation; über Hs Eheplan, vgl. fremdes […] Kalb
Ri 14,18
Diogenes Alexander hatte zu Diogenes gesagt: „Fordere, was Du wünschst!“ Seine Antwort: „Geh mir aus der Sonne!“ (Plut. Alexander 14).
ohne den Markt zum thalamo zu machen zum (Ehe-)bett, nach Diog. Laert. VI 46. ?!?
Mann des Steele vll. Anspielung auf Richard Steeles (1672–1729) Drama The tender husband: or, the accomplish’d fools (1703). ?!?
unbegreiflich, wie Er regiert gemeint ist Ps 147,5
Ehren und Freuden
1 Thess 2,20
Gnade und Wahrheit
Ps 103,11
Mlle Kurella vll. die Tochter von
CollaboratorFrauHochzeittage Kaufmann Becker aus Elbing u. Lieschen
P. BlankReusner vll. Martin Andreas Reusner (1718-1789), evang. Theologe und Diakon in Riga
Böttcherder Hamb. Hamburger Buchhändler nicht ermittelt, vgl. Kurl. Kurland
FiscalP. RuprechtVerlegerElbing Elbląg
Phryges […] non putaram dt. Phryger kommen spät zu Verstand (Cic. ep. 7, 16, 1); dt. Damit habe ich nicht gerechnet (Cicero, De officiis, 1,81)
Pränumeranten für , mit denen Hamann Lindner hilft, nachdem im XIV. Teil der von kritisiert worden waren
Petersb. St. Petersburg
Däntler N.N. Däntler
ArztMorunger, Brief nicht überliefert
alten halben Fr. d’or Friedrich d’or, Goldmünze benannt nach Friedrich dem Großen; entspricht 5 Reichstalern (eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze). Ab 1749 wurden halbe Friedrich d’or geprägt.
Grafen von Dohna vll. Friedrich Ludwig Dohna, Graf auf Reichertswalde (1697-1766)
Wechsel vermutlich eine uneingelöste Geldforderung
Jesuiten Fritzen SchauspieleHerveys gottseel. ErziehungAnti-EmileBitaubéVernetTheilung des Erbes
SchulcollegeHausjungferThlr. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, gemeint (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
RentzensDen Seinigen …
Ps 127,2
Fr. d’or Friedrich d’or, Goldmünze benannt nach Friedrich dem Großen; entspricht 5 Reichstalern (eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze).
VaterMutterGehülfenmit Samuel
1 Sam 7,12
Münze Münzamt
Excise Steuerbehörde
Licent Zöllner
Hennings als Gouvernementssekretär
in die Hölle bettete
Ps 139,8
Gefahr der Geschäfte vel in negotiis sine periculo vel in otio cum dignitate. dt. […] [so pflegen mir die Männer sehr glücklich zu erscheinen, welchen […] einen solchen Lebenslauf zu behaupten erlaubt war,] dass sie entweder ihren Ämtern ohne Gefahr obliegen oder in ihrer Zurückgezogenheit von den Staatsgeschäften mit Würde leben konnten (Cic. de oratore 1,1)
Am äußersten Meer
Ps 139,9
der Schöpfer … Adventslied von ), Lob sei dem allmächtigen Gott, Str. 4 fortgesetzt: verachtet nicht ein armes Weib, Mensch zu werden in ihrem Leib.
Druide Druiden verrichten Gottesdienst unter heiligen Bäumen, Bezug zu Hamadryade ?!?
BeichtvaterParabel vgl. anderer Bileam
4 Mo 22,38
Pauli Erkl. Pauli Erkl.[ärung] πραγματων ελεγχος ου βλεπομενων: und nicht zweifeln an dem, das
man nicht sieht, Heb 11,1
H- ?!?
levitische Gerechtigkeit
5 Mo 31,9
Angst […] Überwinders
Joh 16,33
wohnt im Dunkeln
2 Mo 20,21
wo kein Ansehen der Person gilt
Hi 32,21
Ich weiß, daß ich wandele …
Ps 91,5
Kirchenrath Süßmilch hatte sich an das Konsistorium in Berlin gewandt, dessen Mitglied war
Brief des Kr., damals Hauslehrer bei VerlegerCollabor. Collabor.[atoren],
ZeiseGesellenPraenumerationsgeld Geld aus Subskriptionen
2 kleinen Gedichten nicht ermittelt
D--s wahrscheinlich Dainas, litauische Volkslieder
Schrift über die Censur vgl. MorungerLuthersWeinberge hüten
Hld 1,6
Motto
Apg 7,27
nolens volens nichtwollend wollend
Hic Rhodus, hic salta. Hier ist Rhodus, hier springe (Aisop. fab. 203 H.)
Litteratur-BriefeZeisischen BuchladenZuschrift nebst Beylage Die Rezension von durch in , 254. Brief
Waagschale
Spr 16,1
das Schwert
Mt 10,34
hanc veniam … dt. Ich weiß das, und diese Gunst erbitte ich selbst und gewähre sie anderen. (Hor. ars 11)
Kreuzzügedes erläuterten Preußens, Bd. 1, S. 723f.
Tarquinius Lucius Tarquinius Superbus (gest. um 495 v. Chr.) soll seinen Sohn Sextus inkognito in die Stadt der Gabiner geschickt haben. Als der Sohn einen Boten zum Vater schickt, antwortet der dadurch, dass er im Garten einer Mohnstaude die Köpfe abschlägt. Das berichtet der Bote, doch nur Sextus versteht den geheimen Sinn, die Anstiftung zum Mord. (Liv. I,54)
dienstbare Geister
Hebr 1,14
Brosamen
Mt 15,27
Beylage nach Braunschweig vgl. ZachariaeBruder des HE. R. Lindner, Bruder von Antwort vgl. Kulmiusstäupt
Hebr 12,6
Uebersetzer H. denkt wohl an
Paulus an die Hebräer
Hebr 11,36
Materialien vgl. Freundealter CommilitoPaeanProf. poeseos Der Lehrstuhl des Professor poeseos war seit dem Tod von 1762 vakant.
KarschenRecensent der Linderschen Schulhandl.BuchVerfaßer der Phil. Schrifft Mendelssohns Philosophische Schriften, deren erste Aufl. Berlin 1761, in zwei Bänden
erschienen waren ?!?
zweydeutigen Gerücht vgl. Palinodie des Phil. Palinodie des Phil.[ologen], vgl. ein Original, Hamann ersetzt Mendelssohns Formulierung „Begierde ein Original zu seyn“ durch „Schuldigkeit ein Original zu seyn“.
Augeas In der griechischen Mythologie reinigt Herakles den Stall des Augias mit 3000 Rindern in einem Tag.
Kreuzzüge„daß ich … ?!?
Lieber mag ich … Verse aus Das aufgehobene Gebot von , in Kleinigkeiten von Lessing auf S. 10, Stuttgart 1762, https://books.google.de/books?id=59DyaXXmL_QC ?!?, dort aber lieben statt naschen
Wer dahin greift … Aus dem Gedicht Das Zeisignest, , S. 64; dort Musen statt Mädchen
Delia
Ri 16,4ff.
Spinnen … Spinoza Vergleich der Geometrie des Spinnennetzes mit dem more geometrico-System von . Die Pflanzung von Maulbeerbäumen zur Produktion von Seide hatte verordnet.
apocaliptischen Z Chiffre von
Ziegra … Hamb: NachrichtenSprüchwort Das Sprüchwort um Beta und Gamma variiert die Alpha-Beta-(das Erste und
das Zweite)-Vertauschung, nach Mart. 5,26 und Auson. Idyll. de lit. 12,21. Es ist auch eine Anspielung
auf Abbts Chiffre B. und die graphische Galgen-Form des griechischen Gamma. ?!?
guten FreundHE M u den Verfaßer der Beurtheilung und
Brief nicht ermittelt
Päckchen vgl. Untersuchung wegen der instabilen politischen Lage
Mäklergeschäfte vgl. Nebenbuler meines Verlegers ?!?
Hamburger nicht ermittelt
Kanteranderen beyden ?!?
Nachrichten vgl. PetreadeNachbar sucht seinen Verlag in Riga, Kurland, zu etablieren.
TellerZeisischen BuchladenBruderMorungerMst. von der Censur Manuskript von , vgl. PieceReichsfiscal Bewahrer des Rechts
Montfauconschen AlterthümerSemmlersFortsetzung nicht erschienen
Theilung Aufteilung des mütterlichen Erbes
Schulden vll. Schulden bei der Familie Berens
sagte Hiob
Hi 1,21
denn ihr …
Hi 42,7
Herr N.Briefe, XV. Theil, 1763
„Was wird … ?!?
Castratehen Anspielung auf Vertheidigung der Briefe die neueste Litteratur betreffend wider verschiedene ungegründete Anschuldigungen, von , 243. Brief der : „ Einige Leute meinen, daß unsere Briefe allzuwitzig geschrieben wären. Dieser Vorwurf kommt mehrenteils von Leuten her That envy wits as eunuchs envy lovers. Diese Leute verbinden mit dem Worte Witz einen weitschweifigen Begriff, und geben zu verstehen, daß wir als bloße Witzlinge, keine ernsthafte Urtheile fällen könnten.“
Vertheidigung gegen Reimarus Vertheidigung wider die lieblose Gesinnungen die Hr. Reimarus dem Recensenten seiner Betrachtungen über die Tiere schuldgegeben hat, durch , 242. Brief der .
Wolkenallgemeine Vertheidigung Vertheidigung der Briefe die neueste Litteratur betreffend wider verschiedene ungegründete Anschuldigungen, von , 243. Brief der .
Betrachtungen über das Genie Einige allgemeine Anmerkungen über das Genie der Deutschen und den Zustand der deutschen Litteratur, von , 244. Brief der .
Süßmilchs göttl.[iche] Ordnung 245-247. Brief der , über
Anpreisung, durch , 252. Brief der Beurtheilung des Sonderlings Beurtheilung der Schrift: Der Sonderling, durch , 253. Brief der , über .
Kreuzzüge, rezensiert im 254. Brief der .
Recensenten (Chiffre Z.), dessen Rezension Hamann wiedergibt.
ein pr. Officier Anspielung auf die Fiktion, die seien für einen verwundeten preußischen Offizier geschrieben.
ak. Fr.Wortfüg.GedichteZTantum dt. so viel
Mst. Manuskript über Bücherzensur von , vgl. LuthersZöllner vgl. Quirini Das Fest des römischen Märtyrers Quirinus (gest. um 130)
AthenaeumMaximum TyriumDiogenes Laertius1 fl. 8 gl. 1 Gulden; 8 Groschen
Werkstätte der KünsteKanterschen LadenGeschichte der AmazonenEssartz medizinische ErziehungUebersetzerVerleger der Litt. Br., als Verleger der hui. huius, d.i. diesen [Monats]
VerlegersIch habe …
1 Kor 10,23
Einlage nicht ermittelt
einige Stellen vgl. an
sub sigillo confessionis Unter dem Siegel der Verschwiegenheit
– – – – – Der Titel … vgl. Krickende, vgl. Funken hatte in der Rezension der in , 254. Brief, S. 174, geschrieben, H. zeige Funken von Genie, vgl. Sie haben … in der Rezension der in , 254. Brief, S. 175: „Hier und da erblickte man einen trefflichen Gedanken, der aber wie der Blitz, nach Shakespeares Beschreibung, noch ehe ein Freund zum andern sagen kann, siehe! schon verschwunden war.“ (Paraphrase aus Shakespeares Midsummer-Night’s Dream, Akt 1, Szene 1).
Öl zur Lampe
Mt 25,4
Morgenstern
2 Petr 1,19
NamenVorläufer wahrscheinlich Hamburgische Nachricht; Göttingische Anzeige; Berlinische Beurtheilung der Kreuzzüge des Philologen. Mitau 1763. [Hartknoch] ?!?
Beherzigungen und Bedenklichkeiten ?!?
Phomelhant wohl Verlesung für Fomalhaut, den hellste Stern im Sternbild Südlicher Fisch; der Name stammt aus dem Arabischen und bedeutet übersetzt „Maul des Fisches“.
FrauKortholzsche SammlungTheodicéeStahlBalzacs Socrate ChretienBasedow … ArithmetikKantersPlan théologique …Mr. de la LoubereTheodoretPorphyrUstervan Daledes VoisinsCommentaires d’Hieroclesersten TheilPythagorasAristophanes mit der Uebersetzung des Frischlini vgl.
7 sind meines Wißens von ihm übrig Von den überlieferten Dramen des nennt H. nicht die Wespen, die Vögel, Lysistrate und Weibervolksversammlung.
K., nicht überliefert
NicolaisLausonSüßmilchKr.es censirt vermutlich handelt es sich um die Veröffentlichung von
Mahomets Leben Deutsche Übersetzung von
# ?!?
AmanuensiSigismund Dittchen Dreigroschenstück, mit dem Porträt von Sigismund I. (1506-1548)
meinem dicken Mädchenad pias causas zu wohltätigen Zwecken
Brief von nach Berlin
VerlegerMitausche IntermezzoDer dritte Abschnitt, wohl N II,267 unten bis zum Schluß
Sendschreiben H. verwirklicht den Plan nicht
Verleger der Litteratur Briefe als Verleger der
fictam ludibundi mutwillige Lüge, vgl. Verf. der philos. Schriften H. weiß, dass es sich um handelt
Briefes vgl. Tornschen Nachrichten, 16. Stück, 31. August 1762, S. 134f.
Creuzz. des Phil.ei. ei.[usdem]: ebendieser Zeitung; , 19. Stück, 15. Oktober 1762, S. 163
Lausons Rede auf DachPäansAnecdoten ?!?
Hamadryade Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes. Gemeint ist .
Flußfieber »Febris catarrhalis, ein nachlaßendes Fieber, welches sich mit Flüssen auf der Brust vereinigt. Man macht einen Unterschied unter ein gutartigen [Catarrh] und bösartigem Flußfieber.« Oeconomische Encyclopädie oder Allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, 14. Tl. (Berlin 1778), S. 420
Michaelis eine arabische Gramm. Arabische Grammatik nebst einer arabischen Chrestomathie und Abhandlung vom arabischen Geschmack Göttingen 1771. muß früher sein 1763 ?!?
Winkelmann se. Historie der KunstSulzer sein WörterbuchNehem. IV.
Neh 4,17
liebe FrauHinzHippelMontesquieuMiltonSonderlingZeisischen BuchladenI. Teil der Homischen Grundsätze der CritikKanterschenBraunschw. Braunschw[eig], an
Zuschrift nicht ermittelt
Däntler N.N. Däntler
Athenaeus vgl. HerodotLausonüberschickte Rede wohl kaum die bereits 1758 gedruckte und von Hamann für Lauson erbetene (I,408,5) Gedächtnisrede [auf] von Campenhausen. ?!?
von Essenpindarischer Gehülfe vielleicht Hamann selbst, der eben gemäß dem Gesetz der pindarischen Ode zur Strophe der Zusendung die Antistrophe des Dankes liefert. ?!?
Driestpro studio et labore für Mühe und Arbeit
medii termini vermittelnde Begriffe
WagnerHartknochKanterAmaliechen möglicherweise Henriette Amalie, geb. Wirth, seit 1763 Frau von
von SchröderAthenaeusPillau Baltijsk
Mahomets vgl. Verlegervon Kleist Kleist, NN, vermuteter Verfasser der Lettres d’un Mahometan ?!?
Jacobi Mazoniitertia vita …, Proemium, Abschnitt 31
Vtraque vita …, Proemium, Abschnitt 27f.
Stephani Morini DissertationesHieronymi: Multa … dt. Vieles war der Apostel zu wollen gezwungen, was er nicht wünschte. ?!?
Seruius ad Aeneid. III, 67 Servius Maurus Honoratus (um 400), röm. Philologe, Verfasser eines Kommentars zu Vergil. Angespielt wird auf : animamque sepulcro / condimus; dt. und bergen im Grabe die Seele (Verg. Aen. III, 67)
Stoici … dt. Die Stoiker sind zu beerben, darin findet das Forschen seine Mitte.
EpikurPlatode diuortiis … Dt. Über Scheidungen und das einschlägige Verfahren
HuetLe MoineDes IvetauxJoh. Marckii 12 akademischen DisputElements of CriticismBatteuxAristoteles, Begriff der Nachahmung ?!?
Mysterium CererisHinzensOpusculis dt. Werklein
Eschenbachs EpigenemBorremarsiumMendelssohn den Preis erhielt 1763 von der Berliner Akademie den Preis für seine Beantwortung der Frage, ob die metaphysischen Wahrheiten derselben Evidenz fähig seien wie die mathematischen.
Rammler ?!?
HamadryadePygmalions ?!? Will er seine Frau zum Ideal umarbeiten?
er hat einen …
Mk 3,30
cum DEO et die Mit Gott und dem Tag
Beelzebub
Mt 12,24
Bileam
4 Mose 23,1
Nicolaiten
Apg 6,5
mütterl. 5m fl. Das mütterliche Erbe beträgt 5000 Goldgulden.
LangermannLicitation Versteigerung
Praesidenten vll.
Schulden wahrscheinlich bei der Familie Berens
Thrl. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, gemeint (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
AthenaeusZeisischen BuchladenSapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
KanterDaniel in der LöwengrubeGellius Julius Cäsar, von in Druck gegeben.
NicolaiMoses in MidianBreitenbauch SchilderungenAuszug aus Jacob Böhmens Schriften, nicht ermittelt
Aurea catena HomeriAnecdotaprogymnasmata Vorübungen
Pater piarum Scholarum Mitglied des Ordens Ordo Clericorum Regularium Pauperum Matris Dei Scholarum Piarum; engagiert besonders im Schuldienst.
SchwarzerAeginusMuntersPetrarchDanteDäntler N.N. Däntler
Gaudio SammlungThomsons engl.Von der SchönheitBeweiß nicht ermittelt
ApothekerApulejischenOvidungeleckter Bär lat. lambendo mater in artus fingit et in formam, quantam capit ipse, reducit, dt. durch Lecken gestaltet die Mutter Glieder daraus und bildet die Form, die selber sie einnimmt. (Ov. met. XV,380f.) gottwein ?!?
Michaelis ErklärungCommentationesdeutschen Abhandlungen vgl.
PreißschriftSammlungBerkeleys GesprächeColliersQueristBode4. Quartformat
CommerellsMoserKlopstockGesnerBells Preißschriftcrambe bis cocta aufgewärmter Kohl (Iuv. 7,154)
Humes ähnl. Schrift Die H. wohl aus , Bd. 1, kannte.
HinzKanterschenAusgabe des GesnersTibullo Albius Tibullus, (55–19 v. Chr.), röm. Elegiker.
?!? Catullus, Tibullus, Propertius ad fidem optimorum librorum denuo accurate recensiti. Adiectum est Pervigilium Veneris (Göttingen: Vandenhoeck 1762)
Catullo Gaius Valerius Catullus, (1. Jdh. v. Chr.), röm. Dichter. Ausgabe ?!?
Propertio Ausgabe ?!?
Tanzmeisterosteologisch die Knochen betreffend
Myologie Lehre von den Muskeln
Recueil Discours en vers sur l’homme. Paris 1738, auch Recueil de pièces fugitives. Berlin Niolai ?!?
NicolaiLa mort de SocratePalissotla MettrieFléau … ?!? Palissot mit Voltaire
SchulcollegeBrunnenkur Trinken von Heilquellwasser
Recidive Rückfall
WegnerAuscultator auf dem Licent Hospitant im Zollamt
Examen und der ganze Handel H. beschreibt den schlechten Zustand der Badstube des Vaters
Nachfolger Becker, NN, in der Badstube des Vaters
Hamadryade Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes. Gemeint ist .
verjüngte Abälard Unter diesem Pseudonym erschien
Däntler N.N. Däntler
Kurl. Kurland
Brotherrn nicht ermittelt
von Wittenlieben HälfteMoldenhawerArnoldtmit Petro
Lk 5,4f.
Kanzelley H. wollte wohl während der russischen Besatzung keinen öffentlichen Dienst annehmen wollte. Am 15. Februar wurd der Hubertusburger Frieden und der Abzug der Russen beschlossen.
Weg hast Du allerwegen Beginn der 4. Strophe von Paul Gerhardts Lied „Befiehl du deine Wege“.
Nicolai, nicht ermittelt
Mitausche IntermezzoMichaelisCorresp. u. Nachr. u.
KanterLettre d’un Theologienla véritéPlaidoyerP. de la Valette wohl
Journal des Dames Literaturzeitschrift von Charles-Claude-Florent de Thorel de Campigneulles (1737-1809) herausgegeben unter Mitarbeit von u.a. Jean-Charles de Relongue de La Louptière und Madame de Beaumer (Paris: Lacombe 1759–78).
Mr. de CampigneulesMr. de Louptiere Jean-Charles de Relongue de La Louptière (1727-1784), Tragödie nicht ermittelt
de Beaumer Madame de Beaumer (1720-1766), Redakteurin des Journal des Dames (1759–78) von 1761-1763
Bellot; ; Benoit; Bermann NN de Bermann, Advokat am lothringischen Hof. Discours qui a remporté le prix sciences, au jugement de la Société royale de Nancy en l’année 1761 (Est-il plus utile à notre siècle de faire des ouvrages de pure littératur que d’ecrire sur la morale?). Nancy.
Advocat Diss. historique sur l’ancienne chevalerie et la noblesse de Lorraine (Nancy: de Haener 1763)
de ColombieresFagnanKéralioLezéFaulques; ; ; ; Fanny ButlerJuliette CatesbyHistoire du Marq.Graville […] ami des fillesl’homme vraiAvantures galantes Anonym: Aventures merveilleuses et galantes de Mahomet, prophète des Musulmans. Histoire secrète, traduite du persan (Mecque 1761) ?!?
Les journées physiquesFontenellischen GesprächeGometzLes impostures innocentesPsaphion […] Serpilla v Lilla und CinameSophoklesBrumoy TheatreMes dix-neuf ansMemoirsMoreryla MotteGoiyetFontenelleCommerells PredigtenDäntler N.N. Däntler
Schultz, Schrift nicht ermittelt
Magisters und
Ich zweifele bezieht sich wohl auf die Schrift Schultz’ zur Kontroverse Weymann/Kant ?!?
liebe HälfteHinzKanterschenSchreiben, hier der Einzeldruck von 1762.
Widersacher H. selbst. Im 178./179. der vom 30. Juli und 6. August 1761 hatte unter der Chiffre B. die Schrift scharf rezensiert.
Verleger wohl Knoch und Esslinger. Verlag in Frankfurt am Main ab 1742 unter Leitung von Johann Adolf Knoch und Johann Georg Esslinger.
Kanzelley vgl. Kgl. Kr. v. Dom. Kammer Königliche Kriegs- und Domänenkammer. Provinzialbehörde, die Steuern und Abgaben verwaltete, die für die Bedürfnisse der Armee bestimmt waren. Die Domänenverwaltung kümmerte sich um Pachtgelder für staatliche Güter.
Freundes N.N. Däntler
Bruders ?!?
Was ich geschrieben … Verse wohl von H. selbst
Der Gott DanielsDäntler N.N. Däntler
Commission vgl. HinzCanzelley vgl. Cammer Königliche Kriegs- und Domänenkammer. Provinzialbehörde, die Steuern und Abgaben verwaltete, die für die Bedürfnisse der Armee bestimmt waren. Die Domänenverwaltung kümmerte sich um Pachtgelder für staatliche Güter.
Kanterfl. Groschen, hier wohl 18-Groschen-Stück
Fontenelles LebenouvresDialogueslettres galantesles MondesHistoire des OraclesMoldenhawerEschenbachs SammlungCatalogi Meßkatalog
treuherziges SchreibenMoser Hamann scheint vom Plan Mosers, ihm die Stelle eines Erziehers des Erbprinzen von Hessen-Darmstadt anzubieten, bereits zu wissen, obwohl Mosers Brief erst auf den 26. August 1763 datiert ist, vgl. Brief 254
2 BogenHochwolgeborner Herr … vgl. Entwurf, Brief 251
KanterschenCatalogus Meßkatalog
SchreibenFreund N.N. Däntler
Widersacher […] Splitterrichters H. selbst
Dero HE Verleger wohl Knoch und Esslinger. Verlag in Frankfurt am Main ab 1742 unter Leitung von Johann Adolf Knoch und Johann Georg Esslinger.
Kanzelley vgl. Kgl. Kriegs und Domainen Kammer Provinzialbehörde, die Steuern und Abgaben verwaltete, die für die Bedürfnisse der Armee bestimmt waren. Die Domänenverwaltung kümmerte sich um Pachtgelder für staatliche Güter.
Bruders ?!?
Was ich geschrieben … Verse wohl von H. selbst
Gott DanielsQuartanten des Mr. BuryCaracteres des MedecinsOuvrage de PenelopeL’Europe literaire La Europe littéraire, ouvrage périodique. Januar bis Juni 1762. Amsterdam
Journal Britannique Journal Britannique, par Matthieu Maty, 24 Bde., Den Haag 1750–1757
Letters on ChevalryJournal etranger Journal Étranger, ouvrage periodique. 45 Bde., Paris 1754–1762
Arnauld François Arnaud (1721-1784), frz. Publizist, ab 1760 Herausgeber des Journal Étranger
AmazonenliederAlembertsPräsident nahm das Angebot von , Präsident der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften zu werden, nicht an.
LausonDukaten Seit 1586 war der holländische Dukat eine nach festem Fuß geprägte Goldmünze, nicht als regionales Zahlungsmittel gebräuchlich, sondern als Kurantmünze dafür tauschbar; eine der wichtigsten Handelsmünzen des 17. und 18. Jhs; es gab aber auch Dukaten russischer Prägung, Speziesdukaten, von denen wiederum ein best. Sorte ebenfalls »holländisch« genannt wurde.
KantersPreisschrift Für die Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin;
Hamadryade Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes. Gemeint ist .
Jakobs Zeichen Das Fest des Apostels ist am 25. Juli.
quod felix … was gut, glücklich und gesegnet sei! (Cic. div. 1,45,102)
Namenstag Anspielung auf den Vornamen Anna von
Ye-King Das Yijing („Buch der Wandlungen“) ist ein klassische chinesische Spruchüberlieferung (Redaktion im siebten Jahrhundert n. Chr.).
Schumacherbeatae imaginatiuae Phantasiegebilde, hier im Sinne eines phantasievollen Schriftstellers
Ursprung der DeutschenSpanheimischen AusgabeGold Arabia Anspielung auf 2 Chr 9,14
Sapienti sat lat. sprichw. für: für den Verständigen genug
liebe HälfteCommerells WochenpredigtenJesajas ?!?
WegnernHand Anstellungsgesuch, dient zugleich als Schriftprobe
Hofmeistern in Liefl. und Kurl. 1752–56
Reise nach Engelland 1757/58
Kanzelley vgl. Invalide des Apolls vgl. HKB 152 ?!?
Licent Zollamt
Accise Steuerverwaltung
der dem Vieh sein Futter giebt
Ps 147,9
Gefallen hat …
Ps 147,11
Monarchendie letzten fünf gemeint ist der Siebenjährige Krieg und die Besetzung Ostpreußens durch russische Truppen
Magistrats vgl. Kriegs- und Domainen-Cammer Königliche Kriegs- und Domänenkammer. Provinzialbehörde, die Steuern und Abgaben verwaltete, die für die Bedürfnisse der Armee bestimmt waren. Die Domänenverwaltung kümmerte sich um Pachtgelder für staatliche Güter.
Licent-Accise- oder Zoll-Wesen Steuer- und Zollamt
vom 25. Jul. vgl. Brief 251
NicolaiMagil’Essai Essais à la mosaique ?!?
Sieg vgl. Frau Erb. Prinzeßin, erste Frau von Gemahlsältestem Prinzenaus Mitternacht kommt Gold
Hiob 37,22
Humanisten au torrent de Kerith vgl. 1 Kön 17,3
PSpt Postskriptum
lettre néologique, S. 21
lettre provincialeIn der Welt …
Joh 16,33
Kriton … Socrat Im Buch Kriton diskutiert mit seinem Schüler Kriton über die allgemeine Vernunft als Maßstab des eigenen Handelns.
cum pertinentiis d.i. mit Nebenräumen und Zubehör
GuldenRhein. Rheinischer Gulden; Goldmünze, v.a. im Handel verbreitet
Thl. gut Sächsisch Geld d.h. nach dem Leipziger 12-Taler-Fuß
ungenannte Freundin Karoline Henriette Christine Philippine Luise von Pfalz-Zweibrücken (1721-1774) oder Susanna Katharina v. Klettenberg (1723-1774) ?!?
meiner einzigen Freundin wohl Ernestine v. Moser, (gest. 1770), dessen erste Frau
Yah! Esel
Philomele Philomela ist in der gr. Mythologie die Tochter des attischen Königs Pandion, die von Zeus in eine Schwalbe verwandelt wird.
Drsdt Darmstadt
pr. hered. pr.[ince] hered.[itaire]
Zuschrift vgl. Brief 254
Chaos von Sonnenstäubchen Epikur-Anspielung oder Lukrez, Natur der Dinge (Aesthetica in nuce, N II,215) ?!?
Allerdurchlauchigster … vgl. Brief 253
dorso dupli d.i. auf der Rückseite der Kopie
loser Freund nicht ermittelt
Domhardtv. WegnernPoehling, Kriegs- und Domänenrat in Königsberg
BertramCupnerMercur Der Stab des Hermes oder Merkur ist ein Stab mit zwei Flügeln, der von zwei Schlangen umschlungen wird.
Hand […] Pfluge
Lk 9,62
Nieren u. Herzen
Ps 7,10
neu Herz […] neuen Geist
Ps 51,12
Last des Greisen u. des Knabens Anchises und Ascanius (Verg. Aen. 2, 707-725)
Zorn eines Achills […] Sclavin gemeint ist Briseïs, die von Achill erbeutet wird (Hom. Il. 1)
Hamadryade Die Hamadryaden sind Baumnymphen des griechischen Altertums, Seelen des Baumes. Gemeint ist .
Verwandlung wie Daphne vor der Verfolgung durch Apoll (Ov. met. 1,452-566)
Cabus Kohlkopf
Kebsweib Konkubine
Bettet ich mich …
Ps 139,8
Ulyßischer Irrsahl Odyssee
Kattunka Koseform für
Muse mit röthl. triefenden Augen vgl. SevignéMaintenon wohl Françoise d’ Aubigné, Marquise de Maintenon (1635-1719), Maitresse Ludwigs XIV. von Frankreich und seit 1684 dessen zweite Frau
Michal, Sauls Tochter …
1 Sam 18,20
rothes Meer …
2 Mo 14,13ff.
facilité … Anspielung auf Hamanns Stottern
BeichtvaterPrincipe de Convenance Bequemlichkeit
Geist u. Wahrheit
Joh 4,23
Beylage Anfrage, ob H. Erzieher des Hessen-Darmstädtischen Prinzen Ludwig werden wolle
Schaafe […] zurückzukommen frz. Wendung Retournons à nos moutons aus La Farce de Maître Pathelin (1457), im Sinne von zum Thema zurückkommen
Ordinarii eines bestallten Beamten
Schweizertreue Die Schweizer galten als besonders redlich.
Invaliden des Siebenjährigen Krieges; jezt: nach dem Frieden von Hubertusburg (15. Februar 1763)
InvalidenEncyclopaedieThrl. Altgeld ?!?
Philosoph von S. S. S.[ans] S.[anssouci],
göttlich schönen Pflichten aus GellertsGedicht »Reichtum und Ehre«; die Strophe: »Such’ solche Freuden auf, die still dein Herz beseelen / Und, wenn du sie gefühlt, dich nicht mit Reue quälen! / Dein Freund, dein Weib, dein Haus sind Welt genung für dich / Such sie durch Sorgfalt dir, durch Liebe zu verbinden, / und du wirst Ehr und Ruh in ihrer Liebe finden. / Ein jeder Freundschaftsdienst, ein jeder treuer Rath, / so klein die Welt ihn schätzt, ist eine große That. / Auch in der Dunkelheit giebts göttlich schöne Pflichten, / und unbemerkt sie thun, heißt mehr, als Held, verrichten.«
Kenner […] Selig seyd ihr Armen
Mt 5,3
+ u. - das Plus und Minus, vgl. Coccejer Carl Joseph Maximilian von Fürst und Kupferberg (1717-1790), hier benannt nach dem Großkanzler Samuel von Cocceji (1679–1755), mit dem er in Preußen eine Justizreform durchführte.
Beichtvaterder HErr …
Ps 115
Freundin vgl. finstern Thal
Ps 23,4.
Pour etre Original … wohl ein Eintrag im Bürojournal
Blut gelaßen Heilverfahren seit der Antike, Entnahme von Blut auf Grundlage der Säftelehre
Nicolaiten Berliner Kreis um
Verleger wohl
geschrieben nicht ermittelt
Danieltheoretische Theil der
Autorschaft vll.
Herrn u. Dienerseiner meiner beßten FreundenBrüder u.
Sprachenverwirrung Anspielung auf 1 Mo 11,1-9, um das Verhältnis zur Familie Berens zu illustrieren.
HartknochCatalog nicht ermittelt
Freundes vll.
FiscalPlato, Aufgabe nicht ermittelt
Comenium vgl.
SchultzensSocratis Sokrates Scholastikos, um 380–439, Kirchenhistoriker
Sozomeni Sozomenos von Bethelia (gest. ca. 450), Kirchenhistoriker
Theodoretiv Euagrii Historia Eccles. Theodoretus (393-466), Kirchenschriftsteller, Verfasser einer griechischen Fortsetzung der Kirchengeschichte des Eusebius von Caesarea in fünf Büchern
Philonis OperaHerodotThucydidesXenophonEusebii Demonstrat
Demonstratio evangelica ?!?
Sexti EmpyriciFoissardierBrief nach Berl. vll. an
Hamb. Urtheile Die Hamb.[urgischen] Urteile: wohl eine Rezension Ziegras, aber welcher Schrift Hamanns?
Oder es ist die Staats-und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unabhängigen Correspondenten
gemeint. ?!?
HypochondristenMoserZuschrift nicht ermittelt
hyperboreischen im hohen Norden; gemeint ist
Berlinischen Kunstrichtern der Kreis um
Versuchernon possum dicere: quare? dt. Ich kann nicht sagen, weshalb (Martial, Epigramme, 1,32)
FreundeHerz. CarlCousine unsers Cammer-Präsidenten Henriette Amalie Wirth, die Cousine des Kammer-Präsidenten
BruderältesteHirtenbriefeCanzley vgl. Welt, die betrogen … lat. mundus vult decipi, ergo decipiatur; dt. die Welt will betrogen sein, also soll sie betrogen werden (u.a. Sebastian Franck, Paradoxa Ducenta Octoginta [Ulm 1534], CCXXXVIII)
levitische […] Ziklag5 Mo 18,1 u. 1 Sam 30,14
Encyclopädisten vgl. die Berufung von zum Präsidenten der Berliner Akademie
BilefeldLeipziger Beylage wohl
DanielKlopstockGeßnerHerrn u. DienerBeherzigungenÜbersetzungFreundGlaubensbekenntnißes vll.
Freunden u. ?!?
Lehrmeistervi inertiae Beharrungsvermögen
Descartes Thiersystem nimmt an, dass nur Menschen, nicht aber Tiere das Vermögen zu denken besitzen.
l’homme machineAßaph
Ps 73
David
Ps 144
Kains […] Nimrods1 Mo 4,8 u. 1 Mo 10,9
Dornbusch
2 Mo 3,2
welsche Practik z. B. das französische Steuersystem
WeltweisenHerculs Arbeit In der griechischen Mythologie reinigt Herakles den Stall des Augias mit 3000 Rindern in einem Tag.
Heiligung einer Mördergrube
Mt 21,13
TreschoVerlegerMonats- oder WochenschriftDer Herr hat … Str. 9 des Kirchenlieds von Johann Crüger »Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut«
Zuschrift nicht überliefert
sine die et Consule dt. ohne Briefdatum
Cammer Canzley Königliche Kriegs- und Domänenkammer
einen guten Sprung Lindners Mitarbeit bei
Die Zeitungendie jungen Raben
Hiob 38, 41
Kants Beobachtungen; Hamanns Rezension in , 26. Stück vom 30. April 1764 (N IV,289ff.)
2ten Theil von Voltaires Geschichte Rußl.HartknochHypochondristenMosers Samml.Marianne Marianne Lindner
Henriette Henriette Amalie Wirth, seit 1763 die Frau von
SchumacherKanterFiscalSchulhandlungenvll. eine Rezension von Prof. Murray Johann Philipp Murray (1726-1776), Prof. der Philosophie in Göttingen
Wochenschrift oder Monatsschrift nicht ermittelt
Lindausche Nachrichten; Hamanns Rezension in , 9. Stück, 2. März 1764 (N IV,275ff.)
Schulzeitung nicht ermittelt
Der SammlerZachariäHintzens Cousine vielleicht die Schwester von
Philosophe de Sans Soucy ?!?
bienfaisant wohltätig
Aber Gedult ist …; Achtet es …Hebr 10,36; Jak 1,2Kant, vgl. Mosers SammlungWinkelmannLausons vom letzten Theil des Artzts, wohl eine Rezension von Philippi BriefeD BockBorowskyLieferungen zu den
MarpurgKypkecoge intrare an den Senat dt. nötigen, hereinzukommen
ihr Auffsatz unklar, ob von oder
Gebhardi Justus Henrich Gebhardi (gest. 1763), Lehrer der Sprachen und Künste in St. Petersburg
KantGen. Meyer und se. Officier vll. Karl Friedrich von Meyer (1707–1775), preußischer Generalleutnant und Chef des Dragonerregiments Nr. 6
Mathesi und Geographia physica Mathematik und Physische Geographie
zu gewinnen für
Silentium Pythagoricum d.h. wie Pythagoras zwei Jahre schweigen und zuhören
Marianne Marianne Lindner
HinzM. ReuschHE DoctorPeterhoff in Kurland
Lauson13te Stück Ihrer Schulhandl. ?!?
erste Stück unsrer ZeitungNachricht ?!?
VerlegersPhilippiBorowskyBriefe eines ChinesersBaumgartens ErklärungenKanterper Düttchen trödeln billig verkaufen
Ziegenpropheten Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komarnicki, vgl Hs Beitrag in , 3. Stück vom 10. Febr. 1764 (N IV,269f.) und , ebd. Nrn. vom 13.-27. Febr. 1764
caravane hier wohl im Sinne der Kreuzritter
unter der Rose lat. sub rosa, dt.: unter dem Siegel der Verschwiegenheit
Frau Marianne Lindner
HintzSchulhandl. ?!?
Brief nicht ermittelt
Marianne Marianne Lindner starb am 8. Februar
Ruhen Sie …
Offb 14,13
Albus ut … dt. So wie hell vertreibt das Gewölk vom verdüsterten Himmel / häufig der Südwind und nicht hervorbringt / unausgesetzt, so sollst auch du weise zu enden trachten / Trauer und Lebens Mühsal (Hor. carm. 1,7)
Cammer Königliche Kriegs- und Domänenkammer
(L. S.) lat. lectori salutem, d. dem Leser einen Gruß
Domhardt v Wegnern Zilcher Cupner vBelow Bertram Vorhoff Bergius, , Karl Aemilius Zilcher, Akzise-Direktor, , Nicolaus Paul Betram v. Below (1728-1779), Domänenrat in Gumbinnen, Carl Gottlieb Vorhoff, Kriegs- und Domänenrat in Königsberg, Karl Ludwig Bergius (1716-1767), Kriegs- und Domänenrat
P. P. lat. perge, perge; dt. fahre fort, fahre fort
Eben … vgl. Kru. DC. Königliche Kriegs- und Domänenkammer
Ew. p Abschiedsformeln
HE Brodtsag NN Brodtsag, Bader in Königsberg
Brief an
NuppenauHE ZeiseHE KanterAnfrage wegen einer Stelle am Collegium Fridericianum
HE M. ReuschHintzDäntler N.N. Däntler
Colleg. Fr. Collegium Fridericianum
Interessen Zinsen
Bockens StelleHE Bruderdort in Peterhoff, vgl. ZeitungswerkVerlegerfl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
don gratuit freiwillige Gabe
alten Plan vgl. die Briefe mit 1763
Recension des Voltaire ?!?
HypochondristenAustuschirungen von Kants Beobachtungenfür ihn verschloßen für
Exemplaria ihrer Schulhandlungen ?!?
3te Stück, 3. Stück, 10. Februar 1764
ins Publicum dringende Sache gemeint ist der Artikel zu Jan Pawlikowicz Zdomozyrskich Komarnicki, vgl Hs Beitrag in , 3. Stück vom 10. Febr. 1764 (N IV,269f.)
Minister des 1. … Die Genehmigung des Zeitungdrucks erfolgte durch das Ministerium.
NachbarK.ArnoldMoldenhawerersten TheilWolfianismum Anhänger von
Triumvirs Bündnis aus drei Personen
Geschichte eines jungen Herrn.
Die Rezension erschien , im 8. Stück, 27. Februar 1764 (N IV,274)
Versuch über die Verrückungen des Kopfs, in: , 13.-27. Februar 1764
Marquis d’Argens, , 10. St v. 5. 3. 1764 (N IV,278- 279)
Cochois NN Cochois, Mitarbeiterin von , seit 1749 seine Frau.
3 Lindauschen Stücken vgl. Hirzels Wirtschaft eines philosophischen BauersPraenumeranten Vorausbesteller
Geh Commerc. Raths Bruder Jacobi Johann Conrad Jacobi (1717-1774), Kaufmann
RammlersOde auf HymenWillamoviusTreschoGraf Dohna vll. Friedrich Ludwig Dohna, Graf auf Reichertswalde (1697-1766)
Literatur Briefe enden mit dem 333. Brief vom 4. Juli 1765.
Mit Mutterhänden … 5. Strophe des Liedes von J. J. Schütz »Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut«
Roßgarten Stadtteil von Königsberg, der sich nördlich an die Burgfreiheit anschloss.
Thamms Christ. Bernhard Thamm, Sekretär in Königsberg
polnische Geschichtschreiber nicht ermittelt
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
Mühe wenn sich Lindners Wunsch, nach Königsberg zu kommen, erfüllt
Marianne kranke Schwester nicht ermittelt
andere Henriette Amalie Wirth, seit 1763 die Frau von
Daentler N.N. Däntler
FiscalSchulCollegenWirthinWinkelmanns Geschichte der Kunstnicht gut
1 Mo 2,18
Ihre Thränen
Offb 21,4
selbige nicht ermittelt
BruderFrau Henriette Amalie, geb. Wirth
Curl. Kurland
MamaFr Räthinkleinen Füchse
Hld 2,15
Kr.Adjunctur beym Colleg Stelle am Collegium Fridericanum
Pr. Dom. Pr[äsident]
v B. Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
Amtmannin wohl die Mutter von Henriette Amalie Wirth
gewißen PartheyLandesvaters, vgl. Inspectorstelle am Collegium Fridericianum
D. ArnoldtHE D.Patron Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
Marianne Marianne Lindner
BüschingBockFrau nicht ermittelt
HE D BVoltairens GeschichteXVIte Theil, Berlin 1763, von H. in , im 13. Stück vom 16. März 1764 rezensiert
Winckelmanns, Sendschreiben von Herkulanischen Entdeckungen, im 265. Brief.
Des Layenbruders BriefThornsche BriefwechselHirtenbriefeNachgericht durch
Scholiasten wahrscheinlich , vgl. dem Arnoldt vorgiengeIntelligenzwerks einer Rigaer Zeitung, vgl. Dithyramben von
Journal etranger Journal Étranger, ouvrage periodique. 45 Bde., Paris 1754–1762
Nachbar vielleicht
Encyclop.HE. D. ?!?
ZeitungenElectrisiren Einsatz elektrischer Entladungen für Heilzwecke. Johann Gottlieb Schäffer (1720–1795) thematisiert in seinem Buch „Die Kraft und Wirkung der Electricitet in dem menschlichen Körper“ die medizinische Nutzung der Elektrizität.
Beytrag vgl. ZeitungenCurl. Kurland
HE Hartkn.M. Siebertelectrischer Funken Einsatz elektrischer Entladungen für Heilzwecke
MarianneHE. Bruder Bruder von , Pierre Jeremie Courtan
Gen. Feldm. Lehw. Johannes v. Lehwald (1685-1768), Generalfeldmarschall und Gouverneur von Memel, seit 1751 Gouverneur der Provinz Preußen
Praes. Domh. dem Canzl. Kowalewski, D. Arn. dem Präsidenten der Kammer , dem Kanzler der Universität , dem Hofprediger
GehR. v. Reck oder Crusemarck Christian Wilhelm v. Reck, Kriegs- und Domänenrat; Joachim Sigismund Krusemarck, Finanzrat
Kanterschen Sache; wohl die Lizenz für
Blumenthal Adam Ludwig Blumenthal (1691-1760), preuß. Staats- und Kriegsminister
Präsid.Kow.Arnoldt 242,8
MamaSchw. SteinkopfandereAcad. für Pisansky Die Universität hat sich vorläufig für als Rektor der Domschule entschieden.
Oberburggräfl. Amt David v. Rohd
Prof. poes. Professur für Dichtkunst
ex speciali gratia aus besonderer Gefälligkeit
Schwagers Steink.Intercession Vermittlung,
M. KantVerlegerv Brax. Exc. Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
Domh.Hipparin Titel einer der Lindnerschen Schulhandlungen
aus Braunschweig von
D. Bock ... Beschreibung vom Saturgusschen Cabinet; Sammlung von Büchern, Bildern etc. von Friedrich Franz Saturgus (1728-1810), Kaufmann und Kommerzienrat in Königsberg
Criminal Rath Funck des Pipers Markenrecht über F. G. Pipers Historisch- Juridische Beschreibung des Marcken-Rechts in Westphalen. Halle 1763, in , 21. St. v. 13.4.1764
Kants Recension von Silberschlags Erklärung, Theorie, der am 23. Juli 1762 erschienenen Feuerkugel, abgehandelt von Johann Elias Silberschlag. Magdeburg/Stendal/Leipzig 1764, in , 15. St. v. 23. März 1764
seel. Trib. R. v. WernerLausonKanters Schwester Die Schwester von , Maria Margarethe (1744-1764)
HintzArnold, , 17. Stück, 30. März 1764
Verleger der Kgsb. polit. und gel. Zeitungen; Einlage nicht ermittelt
Herr BruderBraunschweigersHinzHippel, das Gedicht in nicht ermittelt
Härder, »Er ist Sieger, der mit dem Tode rang«, in: , 24. St v. 23. 4. 1764, S. 11ff.
Bücklinge vgl. VerlegerGeldbuße vgl. Schwager M. S.SteinkopfGeh. R. Krusemark Joachim Sigismund Krusemarck, Finanzrat
MamaPr. D. Präsidenten
Min. v. Br. Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
HE Hartknochtürkschen Grammatik vgl. vgl. ArnoldtInsp. Domsien Christian Samuel Domsien (1730-1789)
D. Bock17. Stück von
ScholiastenMoldenhawers 2ten Theil vll.
Recension des Baumgartens ist von Brockowski, Schrift nicht ermittelt; Samuel Adolf Brokowski, Stadt- und Garnison-Diakon in Pillau
junge Frau Henriette Amalie Wirth
Niemand …
Jer 9,3
Sapienti sat lat. sprichw.: für den Verständigen genug
Klugheit der Schlangen …
Mt 10,16
klein Gedicht anlässlich der Rückkehr von am 30. März 1763 nach Berlin nach dem Frieden von Hubertusburg
Nachbarschaft bei
Mitau heute Jelgava, Lettland [56° 39′ N, 23° 43′ O] (40 km südwestlich von Riga)
Verlegerabgeredt als Redakteur von
Expedition Der Bewerbungsbrief von an Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
RammlersRegistr. Engelschmidt nicht ermittelt
LausonSie das Berliner Ministerium
Secr. Christ Daniel Heinrich Christ, Universitätssekretär in Königsberg
proprio Marte sich für R. interessiren wird wegen seiner Mars-Affinität (Kriegslieder) unterstützt
Secr. der Acad. Daniel Heinrich Christ, Universitätssekretär in Königsberg
das harte P.weiche B. Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
Pluto vll. ein Hinweis auf monetäre Interessen
FunkensMichael und der Wiedersacher
Jud 1,9
Minister Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
HE M. KantFunckschen GruftPipers vgl. Hexe von vier Wochen Georg Christoph Weitzler, Leiter der Neustädtischen Schule in Thorn. Die Hexe von vier Wochen. Breslau/Leipzig 1763, Rezension in den , 19. St v. 6. 4. 1764
dramatische Ode wohl von »Ein Fremdling auf Golgatha«, in , 23. St v. 20. April 1764
pindarischer Versuch von »Er ist Sieger, der mit dem Tode rang«, in:
, 24. St v. 23. 4. 1764, S. 11ff
Millers Beurtheilung […] Schlegel Johann Peter Miller (1725-1789),
Kants Betrachtungen; Hs Rezension erschien 26. St v. 30. 4. 1764, in (N IV,289-292)
T.. ?!?
Michaelis zweyter Theil der Hebr.. Hs Rezension, 22. u. 25. St. v. 16. 4. u. 27. 4. 1764 in Grünhofschen Sache Suche eines Hofmeisters für
HE ArndtComte de GabalisBruders Druckerey Daniel Christoph Kanter (gest. 1812), Buchdrucker in Königsberg
Driestes mit Büschings Journal vgl. , bei in Königsberg gedruckt
Recension kommt wohl nicht zustande
Beytrag des Hypochondristentürkschen Grammatik vgl. BibliothekHE ZeiseConsistorial Räthinvale et faue dt. leb wohl und sei mir gewogen
HE M. Sieb.PraesidentenBerl. Berlin
HE KanterFisc. Meyer vll. Christian Wilhelm Meyer, Kammersekretär in Mitau
manum de tabula dt. Hand vom Bild!
Mecaen vgl. sobree et caute caute (pie) et sobrie; dt. vorsichtig (fromm) und nüchtern (Plaut. Capt. 2,1,29)
Braunschweig an
Exemplaria nicht ermittelt
Virgil5ten B. der AeneideMichaelis sind Berlocken angehängt ?!?
KantComte de Gabalisreligiöse Gespräche des Pr. Wegelins, H. s Rezension am 4. Mai 1764, 27. St. (N IV,293-295), Göttingschen Homiletik v. Michaelis, 257,31f. ?!?
Montague ihre Briefe Lady Mary Wortley Montague (1689-1762), engl. Schriftstellerin. Briefe der Lady Mary Wortley Montague, während ihrer Reisen in Europa, Asien und Afrika, an Personen vom Stande, Gelehrte etc. in verschiedenen Teilen von Europa geschrieben. Leipzig 1765. H.s Rezension erschien am 7. Mai 1764 (N IV,296f.),
türkscher Auszug von , vgl. Voltaire, welches seiner Werke rezensiert hat, nicht ermittelt
D Laubmeyer Johann Christian Laubmeyer (1718-1769), Prof. der Medizin und Chemie, Inhaber der Altstädtischen Apotheke
Ebentheurer die Reise nach Frankfurt zu , die H. bereits eine Weile plant
Periissem, nisi periissem dt. Kommen wir ums, so kommen wir um; nach Plutarch Ausspruch des Themistokles; 4,16
HE Fadeville Fadeville, NN, Kaufmann aus Südfrankreich
das Engl. darunter , vgl. HE. Lauson als Konkurrent um die Stelle des Prof. poeseos, vgl. HinzConditor NuppenausHE M. SiebertOrden Freimaurer
Welt Feindschaft vgl. Jak 4,4
Nuppenau Johann Peter Nuppenau (1732-1785), Bader, Gehilfe von Hs. Vater, übernahm 1764 die Badestube
KanterLausonWerkarabische Grammatik vgl. SchenksfelderCantemirs ottomannische GeschichteAbreise aus gesundheitlichen Gründen
des Landesvaters Ankunft Nach dem Frieden von Hubertusburg (15. Februar 1763) wurde der Besuch von in Königsberg erwartet. Er kam aber nie, wohl weil die Stadt der russischen Kaiserin gehuldigt hatte.
SchäffnerHerderFiscal2 Herren zugl. dienen
Mt 6,24
LausonPaean »Friedrichs Palmen geheiliget«, in , 31. St v. 18. 5. 1764
Voltairens Recension vgl. Rigische Intelligentzwerk vgl. Es geh nun wie es gehe aus der letzten Strophe von Paul Johanns Lied »In allen meinen Thaten«
nach Warschau mit
DoctorMamaDer Gerechte flucht nicht
Röm 1,27
Akademische Preis Die Preisaufgabe für 1763 lautet: »Sind die metaphysischen Wissenschaften derselben Evidenz fähig wie die mathematischen?«
Moses Mendelsons, Abhandlung über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften
Kantens, Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der
natürlichen Theologie und der Moral
HerderDiac. TreschoSaturgus Friedrich Franz Saturgus (1728-1810), Kaufmann und Kommerzienrat in Königsberg
D. Laubmeyers Johann Christian Laubmeyer (1718-1769), Prof. der Medizin und Chemie, Inhaber der Altstädtischen Apotheke
HintzContributionen in Erinnerung an die Kriegskontributionen fürchtet Hamann offenbar nun, nachdem
die preußische Verwaltung wieder eingesetzt war, neue Sondersteuern.
Wohlan nun ihr Reichen!
Jak 5,1
HE Rentm. Johanszen vll. Paul Johannsen, Kaufmann und Bankier
124 Ψ.
Ps 124
Nuppenaus Hochzeit vgl. ?!?
Sic iter ad astra sic itur ad astra, dt. so steigt man zu den Sternen (Verg. Aen. IX,641)
Hartkn.Temporisiren d.h. abwarten wegen der Stelle am Collegium Fridericianum
Domh. wurde zum Präsidenten der Kammer befördert
Arnoldt, Hofprediger und späterer Direktor des Collegium Fridericianum
Prof. Poes. Professur für Dichtkunst
FiscalHintzbey meinen Freunden Johann Christoph Rosenkrantz in Lübeck
Schiff Capitain HE Boy nicht ermittelt
HE. Lieut. Mestor Johann Samuel Mester, Hs. Vetter
HE. Roeck Ludwig Philipp Roeck (1724-1796)
seinem jungen HE. nicht ermittelt
Pillau Baltijsk
HE. Arndtmeines FreundsEinfall, Fremde Einfälle (1. Einfall bey der Recension der Dithyramben im 30. Stück, 2. Beytrag zu unbekannten anakreontischen Gesängen noch roher Völker, 3. Bey Gelegenheit der Bitte des Pabstes an den König Stanislaus, die aus Frankreich vertriebne Jesuiten in Lothringen aufzunehmen, wie es einige Zeitungen
meldeten), in , 37. St. v. 8.6. 1764
HE LausonHomiletic vgl. Manum de tabula dt. Hand vom Bild!
HE von OvenMamaZachariaeExemplarien vll.
D. Laubmeyer Johann Christian Laubmeyer (1718-1769), Prof. der Medizin und Chemie, Inhaber der Altstädtischen Apotheke
Grafen von FinckHe M. ReuschHerz! freu dich aus der 5. Strophe des Liedes von Paul Gerhard »Nun ruhen alle Wälder«
lezte Kränkungen wohl Hs Ausscheiden aus der Redaktion von
Ich geh mit Gott!, SWS XXIX,251
Helenens Brüder! Castor und Pollux
frech u. verzagt
Jer 17,9
Wolkengotts Zeus
Taube
1 Mo 8,8
Jonas 2 ?!?
Laub
Spr 11,28
nach Braunschw und Frkf. an und an
Behn Friedrich Daniel Behn (1734-1804), Konrektor in Lübeck, vieleicht: Gedanken von dem Geheimnisse der Dreyeinigkeit (Jena 1754)
Klotzens Ausgabe von Tyrtaei KriegsliedernGriechischen anthologie nicht ermittelt
LitteraturbriefeProfess. Poeseos Der Lehrstuhl war seit dem Tod von 1762 vakant.
HE. Fadeville Fadeville, NN, Kaufmann aus Südfrankreich
HE. KarstensBraunsch. und Frankf. Braunschweig und Frankfurt
HE. KarstensHE. Stack NN Stack, Schwiegervater von
HE Roeck Ludwig Philipp Roeck (1724–1796)
Vater nicht ermittelt
Harre des Herren
Ps 27,14
erfreuliche Zuschrift nicht überliefert
George Nuppenau Johann Georg Nuppenau, vll. Feldscher in schwedischen Diensten
Blutsfreunde wohl die Familie Rosenkrantz
Vettern Riese nicht ermittelt
HE Ziegenspeck Heinrich Ziegenspeck, Stallmeister
HE WagnerMr. Schröder Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816), Schauspieler und Schauspieldirektor
Braunschweig v.
HE. Geh. Rath von MoserBrunnencur Trinken von Heilquellwasser
Vetterinnen nicht ermittelt
keinen erhalten nicht ermittelt
Dero HErn Papa nicht ermittelt
M. LindnersBrittischen Lehrer u. Deutschen Freunde ?!?
Rhapsodist in Kabbalistischer Prose vgl.
Hartknoch als Mitverleger von
HE. LausonDenkwürdigkeiten der Westminsterkirche, Karl Heinrich Langer, Denkwürdigkeiten der Stiftskirche zu St. Peter in Westmünster, nebst einigen hieher gehörigen Nachrichten von dem Leben merkwürdiger englischer Dichtere (Lübeck 1763), 38. St v. 11.6.1764
Rigischen Zeitungsnachrichten Rigische Zeitungsnachrichten: Inhaltsangabe der Rigischen Anzeigen von allerhand Sachen. Jg. 1761, Fortsetzung, in: 40. St v. 18. 6. 1764
Werners andres Gedicht auf den Sommer, Iam calor increscit, provectior aestuat annus 41. St v. 22.6.1764
Schulzens Gedichtlein auf die M. Karschin Johann Schultz, Ueber die Gesänge der Madame Karschin (Anna Louisa Karsch, Auserlesene Gedichte. Berlin 1764), , 39. St v. 15.6.1764
Gleims Gespräche, Gespräche mit der deutschen Muse. Berlin 1764, in: 41. St v. 30.3.1763
HE. KanterGeschmackvoller Aufseher, 42. St v. 25.6.1764
Pazke der Herausgeber von
eingeschickte Schreiben im 42. St , zwei Schreiben an die Verfasser der Königsbergschen Zeitung, gezeichnet Vincenz Urban, u. das angeblich von J. G. Böhme verf. lat. Schreiben ?!?
Exstat Philureae librorum dt. Da zeigt sich im Schreiberwesen ein Zuchtmeister der Bücher, oder vielmehr Scharfrichter, gebürtiger Böhme, bäurisch-roh in seinem Benehmen, aus Anlage halsstarrig, anmaßlich, geizig: wenn man seine Geistesart betrachtet, dürfte sie nicht gänzlich der Anmut entbehren, wenn man jedoch seine Urteilsfähigkeit anschaut, dann müßte man sie auf böotischen Ursprung zurückführen u.s.w. ?!?
Profeßor Böhm Johann Gottlob Böhme (1717-1780), Prof. der Geschichte in Leipzig
credat Hor. s. 1,5,100 (Iudaeus)
Gedanken über die Gedanken, Ueber das Denken der Seele vor der Geburt, , 53. St v. 3.8.1764
R. Pere – – Chauve-souris R.[évérend] Pere -- Chauve souris, d. ehrwürdiger Vater – – Fledermaus
trockne Poet. Phantasie, Phantasie, , 53. St v. 3.8.1764
die Basedowsche, Methodischer Unterricht in der überzeugenden Erkenntniß der biblischen Religion zur fortgesetzten Ausführung des in der Philalethie angegebenen Plans (Altona 1764), , 43. St v. 29.6. u. 44. St v. 2.7.1764
T. schrieb Gedanken über die Ausbreitung der Wissenschaften,
und einer verbesserten Erkäntniß, , 46.-48. St v. 9., 13., 16.7.1764
RoußeauSchneckenschalen aus dem Brem. Magaz. Von der Art, wie die Schalen der Schnecken entstehen, , 50. u. 51. St v. 23. u. 27.7.1764
Abhandlung über die Handlung im 45. St v. 6. 7. 1764: Von der Handlung
Morgenl. Geschichte Das Gesicht des Einsiedlers Abdallah. Eine morgenländische Erzählung, , 55. St v. 10.8.1764
Kant wohl irrtümlich
GelliusLausonsHE. Hippels Rhapsodie, Nehmt Klüfte – nehmt einen Jüngling auf, , 44. St v. 2.7.1764
Dorfempfindungen, 44. St v. 2.7.1764.
Willamovius Sammlung, , , 46. St v. 9.7.1764
DithyrambenSängerHartknochZeisenWegnersK. R. BuchholzSimon Schuhmacher in Athen, dessen Werkstatt Sokrates oft besucht haben soll
Rubel Da Königsberg mit minderwertigen Münzen preußischer Provinienz überschwemmt war, wurde seit 1759 in mehreren Schritten die Umrechnungskurse neu zu bestimmen versucht.
fl Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
aut Caesar, aut nihil dt. entweder Cäsar oder nichts (Sueton II,265,5)
Böotisches dickluftiges Thebe Wegen der feuchten Luft Böotiens galten seine Bewohner als begriffstutzig (Hor. ep. II, 1, 244)
Hartknochs Pope Übersetungsangebot,
Steidel August Wilhelm Steidel, Ladendiener von ; übernahm 1769 mit die Mitauer Buchhandlung von
Kollegio Fr. unterrichtete zeitweise am Collegium Fridericianum
Fingal Hauptfigur der Ossianischen Dichtung.
KantPoetische Stelle die Professur
vor Schlegeln für
ArnoldDomsienLindner böte Geld vgl. Tr. mit der Dithyrambenrecension Rezension von von im 30. Stück v. 14.5.1764 der
Will.Oberländische Dechantvnus est Oeconomus lat. Nachdichtung eines jüd. Osterliedes
Merkurstab Heroldstab
MichaelisSpleen die Beziehung zu
Schlange am Felsen
Spr 30,18f.
Alcibiades an der Brust Sokrates vgl.
DodsleiStraßburg vielleicht um zu besuchen
M.die Schwalbe ?!?
schon 7. Tage vgl. , N II,197, 19ff.
St. Preux vgl. , wo die literarische Figur an George Ansons Weltumsegelung teilnimmt.
klingende Schelle
1 Kor 13,1
Beylage nicht ermittelt
25 # ?!?
Meine Frucht
Spr 8,19
Haushalters
Lk 16
Haberschleim Haferschleim
Zwiebeln, die uns sollen dienen Altes Quandt'sches Gesangbuch
1879 S. 740 ?!?
Geh. Rath v MoserSeiner Wege Ziel und Ende Das Ordentliche und Vermehrte Dresdnische Gesang-Buch Lied 873 ?!?
HE NuppenauHerderMiltons HölleDanteHE Diac. TreschoMichaelistage 29. September
Moses MendelsohnVetter NuppenauHE DoctorHE BruderHE Hofrath PfeffelHE BruderHE Prof. ZachariäEbertHErrn Geh. Raths von MosersFrau Gemalin und ihre Schwester Ernestine v.Moser (gest. 1770), dessen erste Frau (seit 1749); Schwester nicht ermittelt
HE P. Tischbeins Johann Heinrich Tischbein, d. Ä. (1722-1789), Kabinettmaler des Landgrafen v. Hessen-Kassel
Mann in Frankf.Gellert,
Hintz,
Diac. Reinbeck nicht ermittelt
Pr. Ramler ?!?
HE NicolaiMosesStückgießerin stellt Geschützrohre her
Pyritz Pyrzyce
Schwinemünde Swinoujscie
Collaboratorstelle für
Marmontels PoetiqueDanteAriost Ludovico Ariosto (1474-1533), italienischer Humanist
ZeitungswerkGelliusPatzke der Herausgeber von
HE BruderArtzt hilf dir selber!
Lk 4,23
HerderVirgilsParthenios Parthenias, Beiname des Vergil: der Jungfräuliche
WinkelmannGesellschafft Ihrer jetzigen Landsleute die Freundschaft mit der Familie Berens
triefenden Augen wegen einer Fistel
Hintzein Pohl wegen des polnischen Abschieds von der Rigaer Domschule
HE. BruderHE. DoctorVenus MetaphysiqueHE. M. S.HE Hofr. Pfeffelpoetischen Versuchen in 3 BüchernPhilemon und Baucisprecor et serues animae dimidium meae. Horat. [navis, quae tibi creditum debes Vergilium finibus Atticis; reddas
incolumem] precor et serves animae dimidium meae, dt. [Schiff, bring anvertrauten Vergil ungefährdet an Attikas Ufer!] ich behüte die Hälfte meiner Seele. (Hor. c. 1,3,5-8)
Zuschrift nicht ermittelt
Vaterstand durch die Geburt der Tochter Brendel
Mutter Fromet Mendelssohn (1737–1812)
Nicolaihomme de lettresHerderDefect im Dante vgl. XIX und XX Canto del Paradiso aus , Die Göttliche Komödie
Opera omnia nicht ermittelt
Sokrat. Denkw.Abhandl. (statt eines antidots) vom HE. M. KantOpera omnia eines gewißen Schwedenbergs, Londoner Ausgabe nicht ermittelt
HE Collaborator nicht ermittelt
Fuhrmann Heinrich Rehhahn nicht ermittelt
Frau ConsistorialräthinHE HerderHE. DoctorsHE M. KantMamaHE Bruderletzte Unglück der Großbrand vom 10./11. November, der mehrere Stadtteile von Königsberg verwüstete
PitavalHE. BelgerLettres personnesPolignacBergers synchronistische TabellenKants Theorie der himml. KörperL’Art d’aimerHE. Doctorspecialis gratia dt. aus besonderer Gefälligkeit
Braunschweig v.
HE RuntzGrafen von MünnichCurl. Edelmann nicht ermittelt
D. BüschingHE Janowski nicht ermittelt
Schwiegervater des Buchdrucker Kanters, Godau Schwiegervater von , vll. Christian Godau, Manufakturenhändler
Hattensee vll. Heinrich Julius Hattensen, Inhaber einer Apotheke in Memel
Rogallschen Haus von Barbara Regina Rogall
HE LausonD. BuckDaniels Weinhaus nicht ermittelt
ZeitungswerkJünglingsDaphne ?!?
Zeitungen crede Ruperto experto und piscatori icto; dt. glaubt dem Erfahrenen (Verg. Aen. XI,283); dt. der [beim Leeren seines Netzes von einem Skorpion] Fischer wird klug (Plin. nat. XXXII,5)
Buchladensittl. ReitzungenHE BruderOde an den König in , Bd. 1
Brief nicht ermittelt
MamaHE HerderHE. KanterLogis in Königsberg für
Münzmeister Johann Julius Göschen (1736-1798)
HE Brudermildthätige Beytrag Spendensammlung für die Geschädigten des Brandes in Königsberg
416 fl. 6 gl. fl.: Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger;
Haberberge Stadtteil von Königsberg, südlich des Natangischen Pregels und des Kneiphofs
Wärterin nicht ermittelt
Schwestern nicht ermittelt, haben bei Brandbekämpfung geholfen
HE BruderAugust der im August geborene Sohn von Friedrich Georg Ludwig
LausonKow.HE. Prof. Poes. ord. Professor für Dichtkunst
Königl. Crönungs- und Geburtstag das 25. Jubiläum der Krönung in 1765; Geburtstag am 24. Januar 1712
Dan. Henr. Christ Daniel Heinrich Christ, Universitätssekretär in Königsberg
Colleg. Frid. Collegium Fridericianum, Gymnasium in Königsberg
Gellerts starb erst am 13. Dezember 1769
Herder5ten h. nicht ermittelt
Exordii vgl. Kow.Unterhändlervor Kunstrichter und Lesern vgl.
ArbeiterProtocoll vgl. LausonHE Secretair Daniel Heinrich Christ, Universitätssekretär in Königsberg
Syrachs
Sir 6,13
Matth. X. 17.
Mt 10, 17
Rogallschen Hauses Haus von Barbara Regina Rogall
Collevius Andreas Cholevius, Bürger im Kneiphof, vgl. Hochzeit vgl. HE. NuppenauPitavalHE SchwagerSohns nicht ermittelt
Prorector Johann Christoph Hampus
Colleg. Frid. Collegium Fridericianum, Gymnasium in Königsberg
Amanuensis Handlanger
MamaSchulcollegen ?!?
Prorector Hampus Johann Christoph Hampus
Schadloshaltung vgl. fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
Thrl. Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, gemeint (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
HE LausonHE BruderΧstmon. Christmonat/Dezember
66sten Psalm
Ps 66
lateinsches Gedicht vgl. davor ?!?
LausonRectori Magnifico Johann Jakob Quandt (1686-1772), Oberhofprediger, Professor der Theologie in Königsberg,
Stadtbibliothekar
caute vorsichtig
KowalewskiGedichts auf das Feuer vgl. der Brand in Königsberg
IntelligenzwerkCanzlerD. BohliusHE Prof Lindnerspersona odiosa dt. verhasste Person
Vetter ?!?
wunderlichPs 66,3; Ps 139,14ipse fecit dt. er [Pythagoras] hat es selbst gesagt (Cic. nat. I,10)
Id quod male. dt. Das ist krank
obsequium Gehorsam
Dignus, dignus est … dt. würdig, würdig genug ist er, in unsere gelehrte Körperschaft einzutreten (Molière, Malade imaginaire, 1673)
Opera supererogationis Werk über das verlangte Maß hinaus
Colleg. Fr. mit der Prof. Collegium Fridericianum, Gymnasium in Königsberg; Professur
Engl. Englischen
Jupiter Anspielung auf die Io, Ov. met. I,588ff.
Oculi plus vident dt. zwei Augen sehen mehr als eines
HerderHE BruderFaber vll.
HE M. KantCorrecturvgl. 292,35.
HE. ZeiseHE. LausonTschernings GedichteCardano de vtilitate ex aduersis capiendaPancirollum de inuentis olim deperditisZachariaeGeorgiusεξαημερον oder Cosmurgia und seine Iambi …Frid. Sylburg. Friedrich Sylburg (1536-1595), Pädagoge und Philologe
D. Quandt Johann Jakob Quandt (1686-1772), Oberhofprediger, Professor der Theologie in Königsberg,
Stadtbibliothekar
verecunda in pudibunda dt. schüchtern, schamhaft
halo ?!?
Gellerts TodeHE. Mag. KantMag. CleßPrintzen von Würtenberg Eugen Friedrich Heinrich (1758-1822)
Obseruationes ad Commentationem Dni. Imanuelis KantMinister von Br. Fabian Abraham v. Braxein (1722-1798), preuß. Etatsminister
M. SchlegelsHE. KanterHE BerensLockLawPettyHerderHE DoctorAnchises mythischer König von Dardania
Kow.Magnif.CantilenaHE DoctorMamaHE BruderOncle nicht ermittelt
Schwiegermutter nicht ermittelt
Rogallsche Haus Haus von Barbara Regina Rogall
Proceß mit der Witwe Barbara Regina Rogall
HEr Chollevius Andreas Cholevius, Bürger im Kneiphof
HE LausonThrl Taler, meist ist der 24 Silbergroschen entsprechende Reichstaler, eine im ganzen dt-sprachigen Raum übliche Silbermünze, gemeint (Groschen: Silbermünze [ca. 24. Teil eines Talers] oder Kupfermünze [ca. 90. Teil eines Talers]; in Königsberg war der Kupfergroschen üblich; für 8 Groschen gab es ca. zwei Pfund Schweinefleisch).
guter Freund vom Uhrmacher nicht ermittelt; mit Uhrmacher ist gemeint, wegen des Lustspiels Der Mann nach der Uhr
fl. Gulden, Goldmünze, hier aber vmtl. 1 polnischer Gulden, eine Silbermünze, entsprach 30 Groschen oder weniger.
Ohne mich … Jh 15,5 u. Phl 4,13.
HE. Pror. Hampus Johann Christoph Hampus
Schulcoll. AufführungVeni et videRect. Tack Thack, 293,29f.
HE DoctorBlainvilleHE von CittersSecr. HE. BlaithwaitProf. KöhlerMaßon„eingebildete …HE. Diac. TreschoLiteraturBriefeD. SchultzKlopstocks SalomoHanals Himmelfahrt gegen Michaelis Henochs, Heb 11,5.
Die Kunst glücklich zu leben als ein Wochenblatt zur Erbauung abgefaßtCommercienRath Cruse Johann Christian Cruse (gest. 1787), Kaufmann
Collaborator
ZH: anstatt ? ? Labyrinth
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesanstatt ? ? Labyrinth;
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): anstatt ? ? Labyrinth
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: X (in ZH „X“ in Fraktur; gemeint ist gr. „Chi“)
Streichung bis zum Absatzende emendiert. In ZH bleibt unklar, wann die Streichung endet.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vere|ehrte
In der Handschrift gestrichen, aber vmtl. erst nachträglich.
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: I
Geändert nach der Handschrift; in ZH Druckkorruptel: M rk,
Geändert nach der Handschrift; in ZH Druckkorruptel: Sevigne´
Geändert nach der Handschrift; in ZH Druckkorruptel: Stund-|den
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wo|rinnbey
Geändert nach der Handschrift; in ZH Druckkorruptel: Curvollendet
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies angethane
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): angethane Verschreibung Hs.?
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): 9h. offensichtl. Irrtum Hamanns
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesEt qui ne se voit point sans cesse
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): se voit point
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesjeuxstattyeux
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): les jeux
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): Zwischen den VersenIl rencontreundTantôt unist wohl der Vers zu ergänzen:Tous les jours des pays nouveaux
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies haben statt machen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): haben Verschreibung
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Gutes zu thun
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Gutes zu thun
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wie ist das
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wie ist das conj.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies um statt und
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): saufen lies um conj.
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: sebst
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies selbst
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): selbst
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wieder statt wird
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wieder schreiben
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ins statt im
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ins Gesicht conj.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Vorwürfen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies um statt und
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): um alle
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesheureux
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mach gaben
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): noch haben
Druckbogen 1940 und ZH: Numen; vmtl. Druckfehler: Buchstabenvertauschung.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Namen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Namen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ohne daß ich wuste
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gehen zu laßen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohlfreudig
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): freudig
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies gefallen lassen ihn
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gefallen laßen ihn
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies auf das kindlich- und herzlichste
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): auf das kindlich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): compliments
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): werden
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: plai|scz
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): mechanisch entstellte Zeilenanfänge. Liessez
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): plaisez
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: ac|iommodez-Vous
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): mechanisch entstellte Zeilenanfänge. Liescommodez
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): accommodez
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: mpertinente
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): mechanisch entstellte Zeilenanfänge. Liesimpertinente
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): impertinente
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): unserer
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies nehme
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nehme
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies etwa übersetzen lassen muß
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesCatalogo
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): catalogo
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ander
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ich mich Ihrem
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): indem ich mich
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl doch statt durch
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): durch Sie
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies einer
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): in einer glücklichen
ZH: mirich
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies mirch
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mirch
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Harvey
Vmtl. Druckkorruptel. ZH: durch den
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesden
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): durch den
Vmtl. Druckkorruptel. ZH: desr
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies desr
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): desr
Vmtl. Druckkorruptel. Druckbogen 1940 und ZH: von uns
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesunsstattuns
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): von uns
Vmtl. Druckkorruptel. ZH: macht
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesmacht
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): macht
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: der HE
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesder HE
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der HE
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies sie oder Sie statt sich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wie Sie ohne conj.
Druckbogen 1940 und ZH: vivrent; vmtl. Buchstabenvertauschung bei der Transkription.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesvinrent
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vinrent
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies sollen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): sollen.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies sehen folgen als
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): sehen folgen als
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Dero
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Dero
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies könnte
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): könnte Verschreibung Hs.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies unbesorgtoderunberuhigt
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies der der besondere
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): besonders
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Karl
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Kerl
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Kerl
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies etwa Behelfniswörter
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies die statt da
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies etwas
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): etwas
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ich bin
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): bin
ZH: I
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesI
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): I
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies worden statt wollen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): worden
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): zwischen Zeile 28 und 29 fehlt ein längerer Satzteil
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): Das erste auch ist zu streichen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): auch deleatur
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesμερος
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): μερος
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies in
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): in gemeinen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies zu seyn scheinenien
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): zu seyn scheinenien
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies etwa ausbittet statt ausgiebt
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Nachricht ausbittet conj.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ihn an was
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ihn an was
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesmali , des Oppianus Cynegeticon
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): , des Oppianus
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Vous etiez vous abuséconj.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liespour ne le gener
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): pour ne le
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): eclaircir
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liespar des traits
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): traits
Geändert nach Druckbbogen (1940); ZH: la monde
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): le monde
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: se son Pere
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesde son Pere
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): de son
Druckbogen 1940 und ZH: son Pere it son
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lieset son
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): et son
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: recommdendois
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): recommendois
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: parcequi’el
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): parcequ’il
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lieschasse-mouche
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): chasse-mouche
ZH: on
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesou
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ou
ZH: j’ay
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): j’ ay
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): a vue
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: du Crec
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesdu Grec
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Grec
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesd’en avoir
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): d’en avoir
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies so will
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies als er
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): verlangt als er
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies dich anzubellen
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Ovartale
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Quartale
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies der Dein Herz
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: eine Erndte
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ein Erndte
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Lauf
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies 8vo
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies so ist es doch
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies das laßet euch Gott offenbaren; doch soferne, daß wir nach derselben Regel, darein wir kommen sind, wandeln und gleich gesinnt seyen.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies geben
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies gewesen und noch
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesvague
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Elisa
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl wenn Du uns
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wenn Du uns conj.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lieshstattS
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gerecht statt gemacht
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies vorzog
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vorzog
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wenn man nach
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wenn man nach
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies andern
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nicht anderen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Sanftmuth
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Sanftmuth
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Deinen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Deinen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): reformé
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies so einer witzigen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies und statt zu
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): fände, u
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH:
secour u mes
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liessecour u mes
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies letztere
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): letztere
ZH: Mann von Geben [?] nicht
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Mann von Gaben nicht
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Mann von Gaben nicht
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies glaubt es nicht
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): glaubt es nicht
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Wille des Geblütes
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Geblütes
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesReddiderit iunctura
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Reddiderit iunctura
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl den statt an
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies diesem
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Auf diesem
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): offenbart. Knechtsgestalt – conj.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Lichts
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): des Lichts
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies gehört
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mir gehört
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Prosopopoeen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Wehen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): zunehmenden Wehen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies jedem
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): jedem andern
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Witz iu
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Witz in
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Witz in
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl Schärpe
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies gefährliche
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gefährliche
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ich mich mit
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ich mich mit
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies eine LuftErscheinung
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): eine LuftErscheinung
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: schöner
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies schöne
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): schöne
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies noch ein einziger
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): noch ein einziger
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohlvestrastattnostrum
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesNisiadesque
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Nisiadesque
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl ist statt sind
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies etwa vergebe ich, weil
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vergebe ich
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl im dritten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): im dritten
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies habe
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): habe den
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies so ordentlich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): so ordentlich
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Namen nicht weiß
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Namen nicht weiß
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies statt für Hirten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): statt für Hirten
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Jehu
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): rasenden Jehu
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies unbegreiflich Band
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Band
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Als Du
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Als Du
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Hülle
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): die Hülle
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies bebe
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): bebe
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: So hoffen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Sie hoffen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Sie hoffen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies der Maskeraden
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der Maskeraden
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: auhi|schweifend
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies ausschweifend
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ausschweifend
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies etwaaut nemozum Motto gewählt so habe
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nemozum Motto gewählt
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl Paulus ein Christ
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Paulus ein Christ
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl nicht der Kützel
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der Kützel
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies seyn statt sind
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Menschen seyn
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): aushalten mußte
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): zusammenstoßen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies sagst
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): stoltz sagst
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies nicht entbehren kann.
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Philisophen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Philosophen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): einem Philosophen
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: verzügliche
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies vorzügliche
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vorzügliche
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies wohl seiner statt ihrer
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies gekrönte
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gekrönte
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Philisophen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Philosophen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Philosophen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesmomentane
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): momentane
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies mag es aussehen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mag es aussehen
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: ἱερἠ ες
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesἱερὴ ἴς
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ἱερὴ ἴς
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesἱερὴ ἰς
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ἱερὴ ἰς
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liespropino
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): propino
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesἠνιν
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ἠνιν
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesθυωδεος
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): θυωδεος
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesἕσασθαι
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ἕσασθαι,
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesherba
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): herba
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): liesΠενθος
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Πενθος
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1955): lies Eintritts
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Eintritts
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Βαβυλωνος
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ηδη
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): instrumento
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vergaß von Stund an zu kla
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: des Siegels
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): das Siegel
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Cofféc
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Coffée
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): treuster
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: ist mit
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ist mir
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): plur.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): σημειωτικα
So Druckbogen 1940 und ZH; Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): satiriques
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ειλημενη
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): judgments in
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): dropt
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): trust thy
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Arbeit
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der Ariston
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): hundertsten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): peniculum
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Koloqvinten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wäre
ZH und Druckbogen 1940: baragonin; vmtl. Druckfehler
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): baragouin
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ad mentum
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
kabbalistischen
– – vox faustibus
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): des kabbalistischen – – vox faucibus
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Absalom
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der mir
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Amana
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ihrer
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Agagiter
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Tiefsinns wegen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): dévergondée
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): securis
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): perire me
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Pauci
Geändert nach Handschrift; ZH: gesegneten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): geseegneten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): arcis quandam
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): lies fin. statt frei
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): imbres
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Perpetuo
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Geschäfte –
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wohlAliquid
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): sobrie
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): 2 Exemplaria
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): auch wolle
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): All’ estremo del Mondo
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gioco
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: nnter
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): unter
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): persannes
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: An|ehung
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): sehung
Geändert nach Handschrift; ZH: Paraphase Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Paraphrase
Geändert nach der Handschrift; ZH: mi hilitteras
So auch Druckbogen [1940], ebenso Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. [1988]).
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Maupertuis
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: Frühlinscur
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Frühlingscur
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei ältesten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Bei der ältesten
Geändert nach der Handschrift und Druckbogen (1940); ZH: επιδελφινος εξενει χθεντα
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): επι δελφινος εξενειχθεντα
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): τοτε
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ανθρωπων
Geändert nach der Handschrift; ZH: da ich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): das ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: stud irenhabe eriwuchern
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): studiren habe erwuchern
Geändert nach der Handschrift; ZH: de meine
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): die meine
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wiederherzustellen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Absatzweite
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Absatzweise
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: offiicianten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): officianten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Panegyrici
Geändert nach der Handschrift; ZH: nostrum tantasKorrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nostrum est tantas
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ort,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund!
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreibe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zug,
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: werde,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Doctor
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abschrift
Geändert nach der Handschrift; ZH: A
Geändert nach der Handschrift; ZH: Monsieur Lindner,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1758
Druckfehler; ZH: doux
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies um statt und
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): lies um statt und
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies wegen statt wenige
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): lies wegen statt wenige
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): das Mst.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): hat gestanden conj.
Geändert nach Handschrift; ZH: sebst
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): selbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: ägyptische
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies ägyptische
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ägyptische
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel; ZH: ?
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): ?deleatur
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ?deleatur
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies Standpuort
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Standpuort
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies vermutlich um statt und
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): lies vermutlich um statt und
Druckfehler; ZH: sondexn
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies sondern
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): er und sein
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies saurer
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): saurer
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies hilf
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): hilf
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): liesχρηματισθεντες
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies erwünscht. Der
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): erwünscht. Der
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): lies Weibes statt Werkes
Druckkorruptel; ZH: reignete
Korrigiert nach Handschrift
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ereignete
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): lies Januar
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Januar
Druckkorruptel; ZH: schw ige
Korrigiert nach Handschrift. Ebenso Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): schweige
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957): liesnouvel
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nouvel
Geändert nach der Handschrift (so auch Druckbogen, 1940); ZH: Parissot
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): aus der
Geändert nach der Handschrift (so auch Druckbogen, 1940); ZH: aus der
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Parissot
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergessen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vergeßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergessen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vergeßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: auslegen dürfte
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): auslegen ?dürfte
Geändert nach der Handschrift; ZH: menstruum
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): menstruum
Geändert nach der Handschrift; ZH: darzustellen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): darzustellen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzupassen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): anzupaßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tod
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Tod,
Druckkorruptel; ZH: Oden
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Oden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bedürfnisse
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Bedürfniße
Geändert nach der Handschrift; ZH: angemessene
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): angemeßene
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mußteß
Geändert nach der Handschrift; ZH: lasse
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): laße
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Am Fuß der Seite, von Jacobis Hand:Fischer u Lengnick zu Konigsberg
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Abwechsslung
Geändert nach der Handschrift; ZH: communis
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): communis,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): entfernten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Waßer
Geändert nach der Handschrift; ZH: nacheinander
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nach einander
Geändert nach der Handschrift; ZH: verborgen mit
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): verborgen ist mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wasser mit
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Waßer
Geändert nach der Handschrift; ZH: im stande,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): im stande
Geändert nach der Handschrift; ZH: Original
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Original
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bekanntschaft
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Bekantschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Mendelssohns Schreiben an Sie hat mir viel Licht gegeben
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Mendelssohns ... gegeben nicht unterstrichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wohl uns des feinen HErrn!
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grunde
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Grund
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ist
ZH: Sz.; vmtl. Druckfehler oder falsche Lesung; korrigiert nach Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 237.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1965): statt Sz. lies Sp. (= Sprintlaken)
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: mit heute.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1965): statt mit lies mir oder mich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mir heute.
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1965): Emendation: seit statt seiner
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): seit Verschreibung H.s, zunächst wohl: seiner Zeit
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1965): lies Σκηπσις
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seyn
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
Seyn
Geändert nach der Handschrift; ZH: verstehn, noch
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): verstehn noch
Geändert nach der Handschrift; ZH: laßen, werden
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): laßen werden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Artigkeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Saml.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Samml.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist Philosophia
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ist φφia
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vaterunser beten
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
Vaterunser
beten
Geändert nach der Handschrift; ZH: ohne es
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ohn es
Geändert nach der Handschrift; ZH: Landmanns
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Landsmanns
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sonntagsevangelii
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Sontagsevangelii
Geändert nach der Handschrift; ZH: angemessen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): angemeßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Xbr.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Xbr. 1784.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vorhaben
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vVorhaben
Geändert nach der Handschrift; ZH: nichts als
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nichts vorhanden als
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Exempl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: keineswegs
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): keinesweges
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenigsten s v sich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wenigstensv sich
Geändert nach der Handschrift; ZH:
sondern
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): sondern nicht unterstrichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brief, den
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Briefn den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Admiralitätsrath
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Admiralitätsrath
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schiffahrt
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Schiffahrt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lectur
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Lectür
Geändert nach der Handschrift; ZH: ungl.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): unglückl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Publikum
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Publicum
Geändert nach der Handschrift; ZH: Phänomen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Phaenomen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
zween
, welche
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
zween
welche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ingredentien
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Ingredientien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Umständlichkeit, mich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Umständlichkeit mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin, eine
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): bin eine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eifer, sich
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Eifer sich
Geändert nach der Handschrift; ZH: gethan.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gethan:
Geändert nach der Handschrift; ZH: – und auch
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): und deleatur
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatte
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): haltte
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch meines Geistes
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): meines armen Geistes
Geändert nach der Handschrift; ZH: diejenige, die
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): diejenige die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Franzs.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): franzs.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mitgenommen, und
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): mitgenommen und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Makulatur
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Maculatur
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): beiden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Unwissenheit
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Unwißenheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: läßt
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): läst
Geändert nach der Handschrift; ZH: läßt
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): läst
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jordanus
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Jordanus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brunus,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Brunus
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): als die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bewußtseyn
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Bewustseyn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reccard
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Reccard
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reccard
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Reccard
Geändert nach der Handschrift; ZH: nun mögen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): nun so mögen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Ihren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Regale
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Regale
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hemsterhuis
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Hemsterhuis
Geändert nach der Handschrift; ZH: seine Evangelische
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): seine L Evangelische
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „erwarte.“
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): kein Absatz
Geändert nach der Handschrift; in ZH am Ende des Briefes vermerkt.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): von H. vermerkt: Erh. den 16 Febr. 85 geantw. eod. nebst einem Exempl. der Hirten Briefe über das Schuldrama nach Münster
Geändert nach der Handschrift; ZH: war meine
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): war und meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem 12
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): diesem ? 12
Geändert nach der Handschrift; ZH: der Minister
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der FMinister
Geändert nach der Handschrift; ZH: u manchen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): u manchem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cato
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Cato
Geändert nach der Handschrift; in ZH folgt hier der Erhalten-Vermerk vom Kopf des Briefes.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vermerkt am Kopf des Briefes
eändert nach Handschrift; ZH: und lese
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): und laslese
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herunterlassung
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Herunterlaßung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brandenburger das fr. Finantzwesen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Brandenburger das fr. Finantzwesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aeußerste
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Außerste
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: außerordentlicher
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): außerordentlichesr
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5 April
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): 4 April
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): 12600 fl. pr.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Bey
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Göttlicher laßen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Agio
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): unterdeßen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): St. Petrus sagt 2
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
Haupt-Brief
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Maas Entschlüßung
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): seyn mir ein gantz
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Jedermann
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): vereckeln.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): deßelben
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): fieng
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): worinn Scheller ein recht schgutes
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Muster ist –
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): beynahe
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): ausdrückl.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Seegen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Geitz seyn
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): gedeyhen laßen,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Einschlußes über Düßeldorf
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Resultat für mich; geschweige,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): der jetzige tiefe
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): eigner
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): einerley
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): und nicht so
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Meinen herzl.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Schafhausen unterdeßen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Biß
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Waßer- Maccab.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): alterniren
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Ein klein franz.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Bancodirector
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): im Wege –
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): feyern kann. Gott laße
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): seyn.
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Hamann nicht unterstrichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: über einen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): über meinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu günstigen Vorurtheilen Ihres Würkungs- und Lebenskreises
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
zu günstigen Vorurtheilen Ihres Würkungs- und Lebenskreises
Geändert nach der Handschrift; ZH: gern
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
gerne
Geändert nach der Handschrift; ZH: Casse
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Caße
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weg legen,
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Weg legen;
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen wenn
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): wißen, wenn
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „JGH!“
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): kein Absatz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Umstände, wißen
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Umstände, wißen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hand, so
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Hand so
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihren
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Ihren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Monatsschrift
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Monathsschrift
Geändert nach der Handschrift; ZH: bedeutendste
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988):
bedeutendste
Geändert nach der Handschrift; ZH: unser Johannes
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): unser ? Johannes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mirabeau’s
Korrekturvorschlag ZH 2. Aufl. (1988): Mirabeau’s
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: ich nicht mehr
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: so sehr er
Geändert nach der Handschrift; ZH: VOBIScom
Geändert nach der Handschrift; ZH: den 4ten May | Gestern
Nachträgliche Einfügung Hamanns am linken Rand vor der Zeile.
Da die unterstrichenen Worte als mögliche Ersetzungen jeweils einen räumlichen Bezug auf die Formulierungen über ihnen haben, wurde der Zeilenfall der Handschrift angepasst.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erhöhung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mund
Geändert nach der Handschrift; ZH: unferm
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: unserm
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausgartet
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: ausgeartet
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: Wenn
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1979): lies: Ephesus
Korrigiert nach Druckbogen 1940 (Streichung in ZH nicht geschlossen).
Korrigiert nach Druckbogen 1940; ZH: Uud
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: Königsberg den 25 Jul. 63
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: mich bis gegen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: Widersächer
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: ein Paquet
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: statt 222,1/2 lautet es: gegen Ew. Hochwolgebornen
ganz
erklären zu können; also will ich halbe Erörterungen unterdrüken. Seit 3. Wochen habe den Anfang gemacht, auf dero Kanzelley des hiesigen Magistrats zu arbeiten,
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: aufzudingen
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers: Kunstrichtern
Korrekturvorschlag ZH 1. Aufl. (1957), nach Abschrift Mosers:
Palinodie
zu denken und aus selbiger seinen
Druckkorruptel. ZH: × stl.
Geändert nach Druckbogen (1940); ZH: (naher Blutsfreund | ist〉
Druckkorruptel. ZH: 5
ZH: und – aner
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Joh.Fra nke
ZH: 2 6 3
ZH: et
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: fonsten
Geändert nach der Handschrift; ZH: dazu
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufzuopfern,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Moliere
Geändert nach der Handschrift; ZH: Raïez
Geändert nach der Handschrift; ZH: heißt:
Geändert nach der Handschrift; ZH: abzulocken
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freundschafts-
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abschied
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eidgenossenschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweyten
Geändert nach der Handschrift; ZH: dafür
Geändert nach der Handschrift; ZH: barmherzigen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Beyträge zu liefern
Geändert nach der Handschrift; ZH: drauf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briefen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ironischer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Versuchs
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wieviel
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin Willens
Geändert nach der Handschrift; ZH: belles-lettres
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg.
Geändert nach der Handschrift; ZH: octobr:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Denkungsart
Geändert nach der Handschrift; ZH: 14
Geändert nach der Handschrift; ZH: mag –.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lindner
Geändert nach der Handschrift; ZH:
crudeli
tatem
Geändert nach der Handschrift; ZH: wechselweise
Geändert nach der Handschrift; ZH: puer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ραψωδοι
Geändert nach der Handschrift; ZH: Menge
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erneuerung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spaß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fabel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Caviar
Geändert nach der Handschrift; ZH: general
Geändert nach der Handschrift; ZH: N.S.
Geändert nach der Handschrift; ZH: λεουσι
Geändert nach der Handschrift; ZH: λυκοι
Geändert nach der Handschrift; ZH: αρνες
Geändert nach der Handschrift; ZH: φρονεουσι
Geändert nach der Handschrift; ZH: αλληλοισιν
Geändert nach der Handschrift; ZH: τε
Geändert nach der Handschrift; ZH: 11ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 33ste
Geändert nach der Handschrift; ZH: längeren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königl. Maj.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird
Geändert nach der Handschrift; ZH: v. Wegnern
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cupner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ohnegeachtet
Geändert nach der Handschrift; ZH: mußte
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir:
Geändert nach der Handschrift; ZH: verguldten
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu ziehen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Pension
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gründe
Geändert nach der Handschrift; ZH: A…,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gerathen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gewißens Ehe
Geändert nach der Handschrift; ZH: uns.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nicolaiten
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugleich
Geändert nach der Handschrift; ZH: beinahe
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bekanndschaften
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dero
Geändert nach der Handschrift; ZH: Souverenité.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin Ihr ergebener
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Unzufriedenheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Früchte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Poesie;
Geändert nach der Handschrift; ZH: was
Geändert nach der Handschrift; ZH: sero
Geändert nach der Handschrift; ZH: Avant-propos
Geändert nach der Handschrift; ZH:
réelle
Geändert nach der Handschrift; ZH: objet – diese
Geändert nach der Handschrift; ZH: le sujet et le predicat.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Licht
Geändert nach der Handschrift; ZH: de s’aviser
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Et
Geändert nach der Handschrift; ZH: I’ai
Geändert nach der Handschrift; ZH: de la
Geändert nach der Handschrift; ZH: connoissances
Geändert nach der Handschrift; ZH: Secrets
Geändert nach der Handschrift; ZH: universalis
Geändert nach der Handschrift; ZH: puto,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
diesem
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: videtur,
Geändert nach der Handschrift; ZH: calceamenta,
Geändert nach der Handschrift; ZH: müßen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Anordnung,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aut
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ist
Geändert nach der Handschrift; ZH:
e
inen
Geändert nach der Handschrift; ZH: dieser
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leß
Geändert nach der Handschrift; ZH: subalterner
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich lange
Geändert nach der Handschrift; ZH: durchzulaufen;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reisepaß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Litteratur Briefe
Geändert nach der Handschrift; ZH: lernen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1765.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pflanze
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bewundern.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abtragungen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtschaftsregeln
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frankfurt
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ebert
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berlinischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewonnen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Übrigens
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gedult.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gestanden
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3
Geändert nach der Handschrift; ZH: extraodinairen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 12
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehabt:
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehabt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: umsonst.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu erklären
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschäfte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ackerbaues
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: fin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: αινιγματος,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ωδης
Geändert nach der Handschrift; ZH: ψυχαγωγιας
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kühnii
Geändert nach der Handschrift; ZH: Litteratur,
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufzubrechen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: in
Geändert nach der Handschrift; ZH: σιδηρον
Geändert nach der Handschrift; ZH: καιρον.
Geändert nach der Handschrift; ZH: τα
Geändert nach der Handschrift; ZH: λιθοι
Geändert nach der Handschrift; ZH: pflegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: selten
Geändert nach der Handschrift; ZH: vom
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: Positiv
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Leibe
Geändert nach der Handschrift; ZH: no:
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
tollen
Winde
Geändert nach der Handschrift; ZH: Calliope,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tuba
Geändert nach der Handschrift; ZH:
kam
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apollo
Geändert nach der Handschrift; ZH: 51
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recensionen!
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recensionen
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
nach Mitau
Geändert nach der Handschrift; ZH: März
Geändert nach der Handschrift; ZH: also
Geändert nach der Handschrift; ZH: zubringen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: du
Geändert nach der Handschrift; ZH: krönst
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 6.
Geändert nach der Handschrift; ZH: edita
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 6.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8.
Geändert nach der Handschrift; ZH: III.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sobald
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theil;
Geändert nach der Handschrift; ZH: handeln;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bitaube
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesetzt
Geändert nach der Handschrift; ZH: deswegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: oder
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4
Geändert nach der Handschrift; ZH: hab
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spence Polymetis
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Halten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herder.
Geändert nach der Handschrift; ZH: selbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3.
Geändert nach der Handschrift; ZH: besänftigt
Geändert nach der Handschrift; ZH: lederne
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: allein
Geändert nach der Handschrift; ZH: besänftigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Commission
Geändert nach der Handschrift; ZH: nächstens
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: galant homme
Geändert nach der Handschrift; ZH: Widerlegung
Geändert nach der Handschrift; ZH: ami
Geändert nach der Handschrift; ZH: höckerigte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Feyertag
Geändert nach der Handschrift; ZH: unsern
Geändert nach der Handschrift; ZH: καλοκαγαθια
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorkommt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: entgegengesetzte
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste
Geändert nach der Handschrift; ZH:
von
der
Nachahmung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hermin
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß
Geändert nach der Handschrift; ZH: gezeigt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: behalte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Discours
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemacht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Steidel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Riga
Geändert nach der Handschrift; ZH: ganzen
Geändert nach der Handschrift; ZH: will.
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewöhnt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vater,
Geändert nach der Handschrift; ZH: fechten. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Muße
Geändert nach der Handschrift; ZH: Post.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hans.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vornehmsten
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: einem Kerl
Geändert nach der Handschrift; ZH: nun
Geändert nach der Handschrift; ZH: alsdann
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: Raml.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Comödien:
Geändert nach der Handschrift; ZH: bekommen?
Geändert nach der Handschrift; ZH: fertig)
Geändert nach der Handschrift; ZH: erinnere
Geändert nach der Handschrift; ZH: Glück.
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: genoßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: à
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemacht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: quelt
Geändert nach der Handschrift; ZH: wunderte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verstand,
Geändert nach der Handschrift; ZH: genug
Geändert nach der Handschrift; ZH: HochwohlEhrwürdiger,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hochwohlgelehrter
Geändert nach der Handschrift; ZH: HErrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: faveur
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahr vorgekommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1766
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach recitirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: junger von
Geändert nach der Handschrift; ZH: ). Der
Geändert nach der Handschrift; ZH: darin
Geändert nach der Handschrift; ZH: neuen
Geändert nach der Handschrift; ZH: in Sorge
Geändert nach der Handschrift; ZH: Protocolle
Geändert nach der Handschrift; ZH: laßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: interessirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesteckt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: philosophical enquiry
Geändert nach der Handschrift; ZH: d Hesiode
Geändert nach der Handschrift; ZH: imaginiert
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe zu schlafen
Geändert nach der Handschrift; ZH: drückende
Geändert nach der Handschrift; ZH: verraten
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geschichte des Schlafes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Deaeque
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nervensaft tingirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: TS.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Falte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Punct,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahre
Geändert nach der Handschrift; ZH: so verderben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Comp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zoll Direction
Geändert nach der Handschrift; ZH: legen
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: werde
Geändert nach der Handschrift; ZH: nutze
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachts
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Preußen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 773
Geändert nach der Handschrift; ZH: gern,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: wo Sie leben
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: wo
Geändert nach der Handschrift; ZH: gut:
Geändert nach der Handschrift; ZH: erwarte
Geändert nach der Handschrift; ZH: comentario
Geändert nach der Handschrift; ZH: verschaffte …
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kant
Geändert nach der Handschrift; ZH: Haasenjäger
Geändert nach der Handschrift; ZH: Evans
Geändert nach der Handschrift; ZH: Macphersons
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1400
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sans Soucy
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Freude
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Krone
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich glaube. Amen
Geändert nach der Handschrift; ZH: citissime
Geändert nach der Handschrift; ZH: Deutschland
Geändert nach der Handschrift; ZH: ähnl.?
Geändert nach der Handschrift; ZH: servum pecus
Geändert nach der Handschrift; ZH:
so spielen
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH:
so
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zuschauers
Geändert nach der Handschrift; ZH: letzter
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.
Geändert nach der Handschrift; ZH: schicke,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Magister
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: lat.
Geändert nach der Handschrift; ZH: verachte
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pflichten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Menschenköpfen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: bloß
Geändert nach der Handschrift; ZH: 40
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seine
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Provinziallage
Geändert nach der Handschrift; ZH:
u. Krisis
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sein Amt
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc!
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leute
Geändert nach der Handschrift; ZH: meiner Hiesigen Wirtschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: forderte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nagel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liebe
Geändert nach der Handschrift; ZH: NB
Geändert nach der Handschrift; ZH: Amt
Geändert nach der Handschrift; ZH: in
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lyß Schiechen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Triumvirat
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tom.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trimalchions
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aufzuthun
Geändert nach der Handschrift; ZH: lin. 8.—
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wäscher
Geändert nach der Handschrift; ZH: Urlaster;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: um uns
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: jetzt
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamburg
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wahl
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: gethan,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schleich
Geändert nach der Handschrift; ZH: soll.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: endl.
In ZH steht diese Notiz ohne Grund am Anfang des Briefes. Außerdem geändert nach der Handschrift; ZH: An meinen / Freund Hofr. Consistorialrath / Herder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Qvartblättchen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: gedenken
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prozeß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Henrichs
Geändert nach der Handschrift; in ZH an 59/16 „feyren.“ angeschlossen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herr
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: implicite
Geändert nach der Handschrift; ZH: 73
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Siècle
Geändert nach der Handschrift; ZH: Baumelle
Geändert nach der Handschrift; ZH: Himmel
Geändert nach der Handschrift; ZH: fruchtlosen
Geändert nach der Handschrift; ZH: fruchtloseren
Geändert nach der Handschrift; ZH: anstatt
Geändert nach der Handschrift; ZH: laßen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: dazu
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wolle
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: brachte.“
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Dati
Geändert nach der Handschrift; ZH: no,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rußische
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herder.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fr.dor
Geändert nach der Handschrift; ZH: 27.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wiewol
Geändert nach der Handschrift; ZH:
dem wohlthätigen Staatsmanne
Geändert nach der Handschrift; ZH:
treuherzigen Layenbruder
,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
bitte
Geändert nach der Handschrift; ZH:
zur einzigen Gnade
Geändert nach der Handschrift; ZH: unschuldigerweise
Geändert nach der Handschrift; ZH: oder
Geändert nach der Handschrift; ZH: rth.
Geändert nach der Handschrift; ZH: dessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: möchte
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gerecht
Geändert nach der Handschrift; ZH:
heiliges Darlehen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Lügner
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Gott seegne Ihro Excellenz
!
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Amen
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pays le Vaud
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Bedacht
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: vale
Geändert nach der Handschrift; ZH: à Monsieur Monsieur Hintz Marchand-Libraire à Mitou.
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Samml.
Geändert nach der Handschrift; ZH: erlaubt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: sine die et consule.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf
Geändert nach der Handschrift; ZH:
den
Geändert nach der Handschrift; ZH:
lesen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Saltzsäule
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH:
so
Geändert nach der Handschrift; ZH: quaeris
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Paulus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wasserblase
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ob
Geändert nach der Handschrift; ZH: oder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verf.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch,
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: jünger,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liefl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu.
Geändert nach der Handschrift; ZH: näml.
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grunde
Geändert nach Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Opium
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cameele
Geändert nach der Handschrift; ZH: mein.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Canon
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zuhörer
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8,
Geändert nach der Handschrift; ZH: – – –
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: geträumet
Geändert nach der Handschrift; ZH: – –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Marienwerder?
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gedächtnisses
Geändert nach der Handschrift; ZH: historische Urkunde
Geändert nach der Handschrift; ZH: in
Geändert nach der Handschrift; ZH: ΜΑΙΝΟΜΕΝΟΣ
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: CriminalRath
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Göthe
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist sey
Geändert nach der Handschrift; ZH: an statt
Geändert nach der Handschrift; ZH:
In Eil
:
Geändert nach der Handschrift; ZH: der große
Geändert nach der Handschrift; ZH: + + + / Menschenfeind
Geändert nach der Handschrift; ZH: P.
Geändert nach der Handschrift; ZH: No. 21
Geändert nach der Handschrift; ZH: genug
Geändert nach der Handschrift; ZH: portans
Geändert nach der Handschrift; ZH: trägen
Geändert nach der Handschrift; ZH: mögl
Geändert nach der Handschrift; ZH: bekome
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: einem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Er war
Geändert nach der Handschrift; ZH: freuen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verdienst!
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefunden
Geändert nach der Handschrift; ZH:
deshalb
Geändert nach der Handschrift; ZH: andre
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: uns
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden
Geändert nach der Handschrift; ZH: beßer
Geändert nach der Handschrift; ZH: ältste
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sedez
Geändert nach der Handschrift; ZH: einer
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: geheime
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brüder Jesu
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: tiefem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Opera
Geändert nach der Handschrift; ZH: sollte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hartkn.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grüßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dokt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Er
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufgehoben
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist’s
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Masque
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesagt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihrer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meinung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Canal
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzige
Geändert nach der Handschrift; ZH: uns
Geändert nach der Handschrift; ZH: vermuthl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: komt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwa
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kons.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebrigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gurt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ruf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Quart
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich gegenwärtig
Geändert nach der Handschrift; ZH: Historie
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwas
Geändert nach der Handschrift; ZH: mißlungen – –.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nenn
Geändert nach der Handschrift; ZH: durch
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin
Geändert nach der Handschrift; ZH: unter
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: l.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzige
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH: 18.
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zend-ha-vesta.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Irrwisch
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
saureste
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Steinspitzen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hebräisch-Mosaischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: itzt
Geändert nach der Handschrift; ZH: angenommen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: befleißigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: u. u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: nichts
Geändert nach der Handschrift; ZH: non
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frage
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzettelt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hernach
Geändert nach der Handschrift; ZH: liebster
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: bald und mehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn/Herrn Consistorial-Rath/Herder/zu/Bückeburg Gedruckte Sachen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 28.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: dachte
Geändert nach der Handschrift; ZH: eia
Geändert nach der Handschrift; ZH: wirs
Geändert nach der Handschrift; ZH: so unleserlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieber,
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: Myster.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: König
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ewig treuer
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rath,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Chloe
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Drückers
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schweitzers
Geändert nach der Handschrift; ZH: 27.
Geändert nach der Handschrift; ZH: acht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Physiognomien;
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mitzutheilen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Strich
Geändert nach der Handschrift; ZH:
glaube
Geändert nach der Handschrift; ZH: à
Geändert nach der Handschrift; ZH: Klatschereien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Einl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Haupt Sache
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sonnt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wol
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ermannte
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geist
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich schon
Geändert nach der Handschrift; ZH: Proleg. des
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dank
Geändert nach der Handschrift; ZH: 196
Geändert nach der Handschrift; ZH: können
Geändert nach der Handschrift; ZH: 233
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Aufschluß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Paentzel
Geändert nach der Handschrift; ZH: intimus
Geändert nach der Handschrift; ZH: großes
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihn
verschworen
zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: beste
Geändert nach der Handschrift; ZH: schuld
Geändert nach der Handschrift; ZH: Capellmeister
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freunde
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu haben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: neml.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kgsberg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Posttag
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kinder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahr
Geändert nach der Handschrift; ZH: recht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gantze
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: refero.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mag.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Todes
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich auch
Geändert nach der Handschrift; ZH: unterziehen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lib.
Geändert nach der Handschrift; ZH: cap.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 16
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hause
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claire-obscur
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weib
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ad
Geändert nach der Handschrift; ZH:
also
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: vornehmen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: allem
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
bleiben
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kleinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Benzler,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wir
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacob
Geändert nach der Handschrift; ZH: Konsist.R.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leg.R.
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen. !
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mitte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Incognito
Geändert nach der Handschrift; ZH: sondern
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geburtstag
Geändert nach der Handschrift; ZH: da
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: keine
Geändert nach der Handschrift; ZH: wo
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recense
Geändert nach der Handschrift; ZH: Phys.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: genug
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trieb;
Geändert nach der Handschrift; ZH: will
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5
Geändert nach der Handschrift; ZH: NB
Geändert nach der Handschrift; ZH: ergangen
Geändert nach der Handschrift; ZH: erschrecklich
Geändert nach der Handschrift; ZH: indes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Anmaassung
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Auch eine
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschrieben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gequelt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Beyl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hitze
Geändert nach der Handschrift; ZH: Excretiones
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ende
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dir
Geändert nach der Handschrift; ZH: über meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sieh Mutterchen!
Geändert nach der Handschrift; ZH: Art
Geändert nach der Handschrift; ZH:
legen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
als
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schwung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theil
Geändert nach der Handschrift; ZH: Journal,
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH:
als
Geändert nach der Handschrift; ZH: achten
Geändert nach der Handschrift; ZH: ledigl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergebl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Adm.
Geändert nach der Handschrift; ZH: August
Geändert nach der Handschrift; ZH: eines
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept.
Geändert nach der Handschrift; ZH: am
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meisters.
Geändert nach der Handschrift; ZH: les memes termes,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antwort.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschenkt
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach Ihrer Absicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: glücklich
Geändert nach der Handschrift; ZH: ψCXXVIII.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: gekostet.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: königl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fant
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Genesin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Er hat
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gesichte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mspt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bauer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Laube;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeitpunkt
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: beiden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Silhouette
Geändert nach der Handschrift; ZH: streckte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kaufmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufzurichten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorstellen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Autorwelt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: so gut
Geändert nach der Handschrift; ZH: beurtheilen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geist
Geändert nach der Handschrift; ZH: abgelungert,
Geändert nach der Handschrift; ZH: huj.
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenig.
Geändert nach der Handschrift; ZH: MetPS
Geändert nach der Handschrift; ZH: 101
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: reich
Geändert nach der Handschrift; ZH: anstatt
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Treulosigkeiten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: St. Germain
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jener
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: (Auszug aus Hamanns Brief)
Geändert nach der Handschrift; ZH: Christoph
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lesers
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gerücht
Geändert nach der Handschrift; ZH: meiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wandsbeck
Geändert nach der Handschrift; ZH: soviel
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Brief
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: schäme.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: stätiger
Geändert nach der Handschrift; ZH: ej
Geändert nach der Handschrift; ZH: Angelegenheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: religiöse
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wunsch
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: erfahren
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihres
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Stoltzin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mendelsohns
Geändert nach der Handschrift; ZH: endl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unendl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Haus
Geändert nach der Handschrift; ZH:
den
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: imstande
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dominica
Geändert nach der Handschrift; ZH: XI
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meß-Catalogo,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liebwertester
Geändert nach der Handschrift; ZH: sich
Geändert nach der Handschrift; ZH: unsere
Geändert nach der Handschrift; ZH: 24
Geändert nach der Handschrift; ZH: noch
Geändert nach der Handschrift; ZH: hätte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihnen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewöhnlichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Harris.
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Genosse
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: führen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieb,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Durchlesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stümper
Geändert nach der Handschrift; ZH: Levin
Geändert nach der Handschrift; ZH: wacker
Geändert nach der Handschrift; ZH: abzuhelfen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Popularität.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Bildsäule
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bitte.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kaufmanns
Geändert nach der Handschrift; ZH: )
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: März
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: 557
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gestalt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat:
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Die
Geändert nach der Handschrift; ZH: groß
Geändert nach der Handschrift; ZH: bewohnt
Geändert nach der Handschrift; ZH: hinaussehe
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seele. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pensions
Geändert nach der Handschrift; ZH: unserm kümmerlichen banquerouten leidigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: verschaffen?
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: also
Geändert nach der Handschrift; ZH: ersten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rom.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schmerzen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: könnte;
Geändert nach der Handschrift; ZH: und dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: predigen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friede,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nähe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Peter.
Geändert nach der Handschrift; ZH: heilen.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: Phantasie,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Me Courtan,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kindern,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Schultz
Geändert nach der Handschrift; ZH: war.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Leiden
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergeßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: freilich
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herr,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zutrauen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freude,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fischer-Rätsel
Geändert nach der Handschrift; ZH: drückt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: beim
Geändert nach der Handschrift; ZH: entgegen –
Geändert nach der Handschrift; ZH: läßt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Com.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lenden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ersucht),
Geändert nach der Handschrift; ZH: sorgen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hochzeit-Glückwunsch-
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hebräische
Geändert nach der Handschrift; ZH: Haus
Geändert nach der Handschrift; ZH: regt
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: εργα. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: αφ ων
Geändert nach der Handschrift; ZH: sey,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oberhofprediger gewesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: deshalben
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund!
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bondeli
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorteilhaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Archi-Hypochondristen
Geändert nach der Handschrift; ZH: machen,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Bogen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wißens
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewünscht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brahl –
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kaufmann
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufl.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorstellte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diagoras.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Montags
Geändert nach der Handschrift; ZH: bringen,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
mögl.
ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: geträumet
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Merkwk.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl bekomme
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: membro
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: nichts
Geändert nach der Handschrift; ZH: werde,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schreibfehler
Geändert nach der Handschrift; ZH: Βλοψ
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihn
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesehn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gärtchen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4te
Geändert nach der Handschrift; ZH: εν
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn.
Geändert nach der Handschrift; ZH: darf.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ces
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: hätte.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: Proclo
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erklärung.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Universum
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: beweisen“ –; Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: N. T.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: errichten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Melito!
Geändert nach der Handschrift; ZH: allen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mann
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ursache,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gott,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelegen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leßingschen
Geändert nach der Handschrift; ZH: εδαφω
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erkenntnis
Geändert nach der Handschrift; ZH: laßen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: thäte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apokalypse
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vorsehung,
Geändert nach der Handschrift; ZH: MenschenSohn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Feuerflammen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gekommen
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: sollte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gebieth.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ja
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wannowius
Geändert nach der Handschrift; ZH: Icilius’
Geändert nach der Handschrift; ZH: ankommen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lieblingsmotto
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vorfälle in Unruhe gewesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gläubiger.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leben
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Gott seegne den König
!
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Glauben
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: S
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gedruckten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abend Mariä
Geändert nach der Handschrift; ZH: überstehen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: spät,
Geändert nach der Handschrift; ZH: – –
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Deduction
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pollux,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Isagoge
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Werden
. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: meiner
Glaubensbrüder
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinem eignem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liebewürdigster
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ernesti,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sonntage,
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jeßnitz
Geändert nach der Handschrift; ZH: in
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste
meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: er ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geheim
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hand.:
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: rodit, –
Geändert nach der Handschrift; ZH: feines
Geändert nach der Handschrift; ZH: Teil
Geändert nach der Handschrift; ZH: besinnen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: erinnern.
Geändert nach der Handschrift; ZH: abgeweltzt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschlechts,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Engels
Geändert nach der Handschrift; ZH: alles,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kanzler
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Luther:
Geändert nach der Handschrift; ZH: 26
Geändert nach der Handschrift; ZH: Forster
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nebenbuhler
Geändert nach der Handschrift; ZH: vermuthet,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefunden
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: est.
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Basedow Semlerschen
Geändert nach der Handschrift; ZH: mühseelig
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fischer
Geändert nach der Handschrift; ZH: michs doch
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebrige
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wie
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn.
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn.
Geändert nach der Handschrift; ZH: der natürl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: dieser
Geändert nach der Handschrift; ZH: puncto
Geändert nach der Handschrift; ZH: lehren.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemeldet,
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzufangen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophorum
Geändert nach der Handschrift; ZH: imstande,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prof.
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mst.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufopferung),
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wieland,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wilde.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoffe,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Bedenklichkeit
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophie
Geändert nach dem Faksimile der Handschrift; ZH: Botschaften
Geändert nach dem Faksimile der Handschrift; ZH: Hoffnung
Geändert nach der Handschrift; ZH: größtes
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
soll
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: man
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gevatterin,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schriften.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nature
Geändert nach der Handschrift; ZH: Journal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophorum
Geändert nach der Handschrift; ZH: uno,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mühe mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lamberts
Geändert nach der Handschrift; ZH: nature
Geändert nach der Handschrift; ZH: andern.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hochzeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: In sein
Geändert nach der Handschrift; ZH:
erhebe
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: daß
Geändert nach der Handschrift; ZH: zum
Geändert nach der Handschrift; ZH: Muße,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Feuer Execution
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Archidiaconus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kometenrevolutionen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Primitiven
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Der
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewinne.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hartkn.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pack
Geändert nach der Handschrift; ZH: erkundigt
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hephästion = Stark
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ökonomisches
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Medizin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom.
Geändert nach der Handschrift; ZH: veranlaßte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Er,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: anticipirte
Geändert nach der Handschrift; ZH: sämtliche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dienste. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: bekommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: #.
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: durchgepeitscht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: über
Geändert nach der Handschrift; ZH: getrost – –
Geändert nach der Handschrift; ZH: kein
Geändert nach der Handschrift; ZH: kosten
Geändert nach der Handschrift; ZH: nur
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: Flußfiebers,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dank
Geändert nach der Handschrift; ZH: Petri
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tansillo
Geändert nach der Handschrift; ZH: neuem
Geändert nach der Handschrift; ZH: van
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ArzneyGelahrtheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: erqvikten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pökelfleisch
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemacht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Misverständniß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Danov
Geändert nach der Handschrift; ZH: höre,
Geändert nach der Handschrift; ZH: arbeitet
Geändert nach der Handschrift; ZH: einer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebersetzung
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nahe
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem
Geändert nach der Handschrift; ZH:
discrete
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Vorlesung
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausdrücken:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Engelsmensch
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein Billet ausgenommen
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: seine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sternisch Richardsonscher
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorkommen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weisen
Geändert nach der Handschrift; ZH: entgegengesetzt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl,
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieber,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: simplicité.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf
Geändert nach der Handschrift; ZH: o.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verf.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herr
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mögliche
Geändert nach der Handschrift; ZH: laßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Buches
Geändert nach der Handschrift; ZH:
aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Moses
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzeln
Geändert nach der Handschrift; ZH: 57, 19. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abhandl., statt eines antidots,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: recht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zufriedenheit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: romischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: unser
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwanige
Geändert nach der Handschrift; ZH: räthselhafte
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: gekommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rätzels
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: Qvartseiten
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sichtbar.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geistl.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hälfte
Geändert nach der Handschrift; ZH: hernehmen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: beschauet;
Geändert nach der Handschrift; ZH: gezogen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: oder feuchtes
Geändert nach der Handschrift; ZH: mitgebracht:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihrer Fortsetzung
Geändert nach der Handschrift; ZH: herzl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: schweige.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freilich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schlüßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Affecten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: AdvocatensOrdens
Geändert nach der Handschrift; ZH: ℔,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: treiben.
Geändert nach der Handschrift: ZH: Ordensbrüder. und ohne Absatz.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seine
Geändert nach der Handschrift; ZH: beßer
Geändert nach der Handschrift; ZH: freundschafftl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: M.
Geändert nach der Handschrift; ZH: tres
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: anfür
Geändert nach der Handschrift; ZH: braven Mannes
Geändert nach der Handschrift; ZH: in jedem Verstande
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mark
Geändert nach der Handschrift; ZH: Preße Druckerey
Papierverlust am Rand des Blattes; ZH: –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Green,
Geändert nach der Handschrift; ZH: vortheilhaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: sich
Geändert nach der Handschrift; ZH: paar
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoffe;
Papierverlust am Rand des Blattes; ZH: Die
Papierverlust am Rand des Blattes; ZH: dem
Papierverlust am Rand des Blattes; ZH: Künftig .. unserer ..
Geändert nach der Handschrift; ZH: heiliger Bruder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leemius.
Geändert nach der Handschrift; ZH: par fav
Geändert nach der Handschrift; ZH: nebst
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5 Bogen Beyl
Geändert nach der Handschrift; ZH: progrez
Geändert nach der Handschrift; ZH: Übersetzung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spectaculum
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind (ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Acteurs
Geändert nach der Handschrift; ZH: Deutschen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: M.
Geändert nach der Handschrift; ZH: im
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mr. Amanuensis
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wind
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wort
Geändert nach der Handschrift; ZH: diuerbium
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wiewol
Geändert nach der Handschrift; ZH: gestorben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hahnes
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? geküzelt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Optik
Geändert nach der Handschrift; ZH: läß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Publicum
Geändert nach der Handschrift; ZH: hab
Geändert nach der Handschrift; ZH: der nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: 100
Geändert nach der Handschrift; ZH: p. p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7
Geändert nach der Handschrift; ZH: Facta
Geändert nach der Handschrift; ZH: Acta
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: noch
Geändert nach der Handschrift; ZH: gern
Geändert nach der Handschrift; ZH: verunstaltet
Geändert nach der Handschrift; ZH: reichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aeschylus
Geändert nach der Handschrift; ZH: dogmat.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Huet
Geändert nach der Handschrift; ZH: voll.
Geändert nach der Handschrift; ZH: pythag.
Geändert nach der Handschrift; ZH: et
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich etliche welche besitze
Geändert nach der Handschrift; ZH: Boulanger’s,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Boul.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: εν εδαφω
Geändert nach der Handschrift; ZH: so ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: soll
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ψευδεπιγραφα
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stelle
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Klopstock
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bianchini
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: ersten
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
selbige
Geändert nach der Handschrift; ZH: merken,
Geändert nach der Handschrift; ZH: NB
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Knaut
Geändert nach der Handschrift; ZH: Miethmanns.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: suche,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vater
Geändert nach der Handschrift; ZH: patria
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dramaturgie –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nasenweisheit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Staatsmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hieronymo
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zacchaei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Buch.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebersetzung
Geändert nach der Handschrift; ZH: רקק.
Geändert nach der Handschrift; ZH: können.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nachher
Geändert nach der Handschrift; ZH: erfahren,
Geändert nach der Handschrift; ZH: verbeßert
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweite
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit Rath
Geändert nach der Handschrift; ZH: Republik
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund
Geändert nach der Handschrift; ZH: ConsistorialRath
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bückeburg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemacht
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berufs
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Claud.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Asmus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Catal.
Geändert nach der Handschrift; ZH: für
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2te
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahr
Geändert nach der Handschrift; ZH: beichtende Lau
Geändert nach der Handschrift; ZH: sagen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weihnacht
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: προλ
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein.
Geändert nach der Handschrift; ZH: warten
Geändert nach der Handschrift; ZH: dort
Geändert nach der Handschrift; ZH: wünsche
Geändert nach der Handschrift; ZH:
selbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: möge,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Novbr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Telonarch.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ankamen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vielleicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lambeaux
Geändert nach der Handschrift; ZH:
der
Geändert nach der Handschrift; ZH: End
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: 12
Geändert nach der Handschrift; ZH: „Mamamuschi.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: geboren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Telonar.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vestigkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: unterdrückte,:
Geändert nach der Handschrift; ZH: bald
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schand
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: genießen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehne
Geändert nach der Handschrift; ZH: Musenallman.
Geändert nach der Handschrift; ZH: litterar.
Geändert nach der Handschrift; ZH: machte
Geändert nach der Handschrift; ZH: – – – – – – –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lavatter
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schönheitsmaler
Geändert nach der Handschrift; ZH: bekomm
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hartknoch
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: großen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: egarement
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freunden
Geändert nach der Handschrift; ZH: philosophi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lib.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
älteste
Geändert nach der Handschrift; ZH: in fol.
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: 155.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Trutenau
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wären
Geändert nach der Handschrift; ZH: Baßa
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trappenfeder
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemacht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ppi.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Note.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prosa
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus
Geändert nach der Handschrift; ZH:
als
Geändert nach der Handschrift; ZH: σωφρονουμεν
Geändert nach der Handschrift; ZH: Imitationen
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß!
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mückenseiger
Geändert nach der Handschrift; ZH: recht
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: nehme
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apolloniis
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lieuten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: l.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 24.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Okt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liebe:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ehteufel,
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: seines
Geändert nach der Handschrift; ZH: ebenso
Geändert nach der Handschrift; ZH: heiligen
Geändert nach der Handschrift; ZH: seinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: seinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Silberflotte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bouteillen
Geändert nach der Handschrift; ZH: beyderseits
Geändert nach der Handschrift; ZH: Laute
Geändert nach der Handschrift; ZH: erspart,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cnaster
Geändert nach der Handschrift; ZH: Salz. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nothnagel
Geändert nach der Handschrift; ZH: braucht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ditòs
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gänse,
Geändert nach der Handschrift; ZH: standesgemäße
Geändert nach der Handschrift; ZH: für
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Michaelistage.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dec.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 774
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Sophie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nov.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mittw.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ej.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Opferung Mariä
Geändert nach der Handschrift; ZH: Regine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kirspiel
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Darmstadt, d. 15. April 1777
Geändert nach der Handschrift; ZH: Auktion
Geändert nach der Handschrift; ZH: wir nach
An der Stelle von „nach“: Textverlust durch ein Loch im Blatt (vmtl. Kollateralschaden infolge der zensierten bzw. im wörtlichen Sinne weggeschnittenen Stelle auf der anderen Seite des Blattes, vgl. 32/29).
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: April.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Auktion
Geändert nach der Handschrift; ZH: rendiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geworden
Geändert nach der Handschrift; ZH: gegenüber
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gevatterin
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Caroline,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachbarn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gefreundeten
Geändert nach der Handschrift; ZH: bedauerten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oberlandescommissarius
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frankfurt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtshaus
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cartheuser
Geändert nach der Handschrift; ZH: besucht
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Höpfner
Geändert nach der Handschrift; ZH: gegessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uhr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cassel, wird
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herkules
Geändert nach der Handschrift; ZH: beim
Geändert nach der Handschrift; ZH: höllischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gericht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grotte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Glastüren,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Effekt
Geändert nach der Handschrift; ZH: adieu
Geändert nach der Handschrift; ZH: dies,
Geändert nach der Handschrift; ZH: schöne, schöne
Geändert nach der Handschrift; ZH: umher, abends
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eimbeck
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schmorling
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorzüglichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtsfrau,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 28.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hannover wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zimmermann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Boie, Wehrs
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Döhring
Geändert nach der Handschrift; ZH: gegessen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nb.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und Kerls
Textverlust durch ein Loch im Blatt. Der erste Teil des Kompositums bestand vmtl. aus etwas Derbem wie ‚Scheiß‘; sie wurde aus dem Brief im wörtlichen Sinne herausgeschnitten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nachgedacht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1. Mai
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1. Mai
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtshaus
Geändert nach der Handschrift; ZH: geraten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wagenmeister,
Geändert nach der Handschrift; ZH: war,
Geändert nach der Handschrift; ZH: schmieren,
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschlafen, des
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: promeniert,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mittags 1 Uhr
Geändert nach der Handschrift; ZH: gangen
Geändert nach der Handschrift; ZH: die 4
Geändert nach der Handschrift; ZH: Turm
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gesicht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oberlandescommissarius
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf den
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufgeführt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wandsbeck,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Walde
Geändert nach der Handschrift; ZH: promeniert
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc. etc.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 30. März
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ich wollte es
Geändert nach der Handschrift; ZH: dann so,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Juni
Geändert nach der Handschrift; ZH: völlig
Geändert nach der Handschrift; ZH: Magazin
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlassen
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unerwarteten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Einrichtung
Geändert nach der Handschrift; ZH: konnte
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Morgen und
Textverlust: Ein Teil des Blattes ist abgeschnitten; vmtl. Kollateralschaden infolge der Tilgung auf der anderen Seite des Blattes.
Es stand dort etwa: […] gingen die Wehen an […]
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: sollte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: menschlichen Ansehens
Geändert nach der Handschrift; ZH: 6.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vielen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Debattieren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Doktorin Mumsen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Capitän v. Schönemarck
Geändert nach der Handschrift; ZH: Licentiat Bokelmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: corps
Geändert nach der Handschrift; ZH: Coffee
Geändert nach der Handschrift; ZH: getrunken, weiter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pfund
Geändert nach der Handschrift; ZH: wuensche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dutzend
Geändert nach der Handschrift; ZH: umpräsentiert
Geändert nach der Handschrift; ZH: getrunken
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7.–10.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 17.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kapellmeister
Geändert nach der Handschrift; ZH: 14 Tage
Geändert nach der Handschrift; ZH: Von Kaufmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß
Geändert nach der Handschrift; ZH: mal
Geändert nach der Handschrift; ZH: kam
Geändert nach der Handschrift; ZH: tat
Geändert nach der Handschrift; ZH: sagte
Geändert nach der Handschrift; ZH: abging
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pferde,
Geändert nach der Handschrift; ZH: andermal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kutsche,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weimar
Geändert nach der Handschrift; ZH: Collecteurs
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: tun
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie das
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht?
Geändert nach der Handschrift; ZH: itz
Geändert nach der Handschrift; ZH: tausendmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Matthias Claudius.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Das Kind heißt Anna Friederica Petrina.
Textverlust: Ein Teil des Blattes ist abgeschnitten, vmtl. weil der Name des Kindes geändert wurde.
Es stand dort mglw.: Das Kind heißt Anna
Geändert nach der Handschrift; ZH: Denkt nur
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prina,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prina
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: Doktor Mumsen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oncle Toby
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prina
Geändert nach der Handschrift; ZH: kontrakt
Geändert nach der Handschrift; ZH: korrupt
Geändert nach der Handschrift; ZH: sei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Petrina
Geändert nach der Handschrift; ZH: sollte
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Not
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hinz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dukaten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Intelligenz-Comtoir
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihretwegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: bezahlt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Intelligenzcomtoir
Geändert nach der Handschrift; ZH: Adreßcomtoir
Geändert nach der Handschrift; ZH: traktiert
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herder
Geändert nach der Handschrift; ZH: hergestellt.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recht
Geändert nach der Handschrift; ZH: sei
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: denken
Geändert nach der Handschrift; ZH: gar nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Witwenkasse
Geändert nach der Handschrift; ZH: gar nicht
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schönborn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: müsset,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Algier,
Geändert nach der Handschrift; ZH: dänischer Konsulatssekretär
Geändert nach der Handschrift; ZH: Legationssekretär
Geändert nach der Handschrift; ZH: London
Geändert nach der Handschrift; ZH: vermutlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehen. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kaufmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit. –
Geändert nach der Handschrift: Mit Einfügungszeichen am linken Rand des Blattes notiert.
Geändert nach der Handschrift (von Hamann mit Einfügungszeichen am Ende des Absatzes hinzugefügt); ZH: (Prof. Kreutzfelds Bedienter – ein Pohle)
Einfügung am Fuß der Seite.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fluch, Fanchettens Fuß u wiedergefundene Tochter
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: (Nach Heumanns Actis Philosophorum ist diese Schrift ital. ausgekommen: Della causa, principio ed uno, Venetia 584 in 12o.)
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschmack. (Kr. Scheffner)
Geändert nach der Handschrift: über der Zeile eingefügt; ZH: (an deßen Stelle ein M. Dietrichs aus G.)
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hoburgs
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stimme
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sache
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlorenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: übersehen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Collecte
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugeschickt:
Geändert nach der Handschrift; ZH: ansehe.
Geändert nach einer Korrektur in der Abschrift Wardas; ZH: sr.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas; ZH: Biester,
Geändert nach einer Korrektur in der Abschrift Wardas; ZH: sr.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas; ZH:
Riga
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erhalte.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hat
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: heim
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Febr
So ZH; Abschrift Wardas mit Wortverdopplung am Zeilenfall: und / und
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: nunmehro
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: helfen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erfahren.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
aufgewährmte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: omineuse
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: werden.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Eurers
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: bist
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: mehr.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: vernachläßigte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zieml.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Pindar
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Anacreon
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ge
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Rhabarber-Pulver
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zahlreich.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: liebreichen zuvorkommenden Brief
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: die
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friedrich
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Prediger Lauwitz
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Fleisch“.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: haben.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: à
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: kam
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
weder
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: behalten.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Versöhnungs Tode
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: des ganzen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Fischer,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: kann.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ausgestochen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Junii
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Aug
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: selbst.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: g
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Westphal
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Aug.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: gegen seitige
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Herausgeber.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wißen,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Neu-Saltza
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: rechtschaffenen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Dom. p. Trin.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: sehen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Verf.,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: formulam
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Pflichteifer
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Wollen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Können
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: Lampens
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: der Päbste
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas; ZH ließ die Zeile aus.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Eingeweiden.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: komme.
Geändert nach einer Korrektur in der Abschrift Wardas; Warda ursprünglich: Dulcas; ZH: Dulcis
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Druckfehler.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: können.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hergestellt haben stellen werden.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 4o.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: studiren
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zugeschrieben.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: betrübtenden
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Endzweck.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: pp.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: undin
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: soll.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: seyn:
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verf.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erweckung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pillau
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Glück
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: pamant
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: mains
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Munisa
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: sdn
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: befördert
Geändert nach der Handschrift; ZH: RERUM
Geändert nach der Handschrift; ZH: REBUS
Geändert nach der Handschrift; ZH: angenehmer,
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel; ZH: Glossema.
Geändert nach der Handschrift; ZH: corcūdent
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwa
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschickt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cousin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bücherverzeichniße;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirken.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hinzu komt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Empfelungen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: HErrn
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: Hatzels
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: die Tempelherrenstreitigkeiten
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: aber
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: ich
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: des
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: das
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: Harbich
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: meiner Ciceronianischen Freude
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: vorübergehen
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Herzen
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: was
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: womöglich
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Gesetzgebung
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Regel – :
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Söhne
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Medezin
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: zurückkommen
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Sinn
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: von
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Hebr.
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: seiner
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Wörlitz.
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Seegen.
Geändert nach der zeitgenössischen Abschrift; ZH: Richterschwil, den 25. März 1784
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Willen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Weickhard
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Petersb.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Mann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Graventihn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meßiade
Geändert nach der Handschrift; ZH: Werke.
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH: zurückgegangen
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehört
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey
Geändert nach der Handschrift; ZH:
andres
Geändert nach der Handschrift; ZH: od.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Beurtheilungen
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verfassers
Geändert nach der Handschrift; ZH: „Ihrem
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: es;
Geändert nach der Handschrift; ZH: es doch:
Geändert nach der Handschrift; ZH: vermuthlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: jämmerl
Geändert nach der Handschrift; ZH: genothzüchtigter
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelobt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wohltaten
Geändert nach der Handschrift; ZH: grün:
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn!
Geändert nach der Handschrift; ZH: Regierung,
Geändert nach der Handschrift; ZH: auffordern
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreibe!
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: fand!
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Baltischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zerstreuung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rekt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommts
Geändert nach der Handschrift; ZH: Müssiggang
Geändert nach der Handschrift; ZH: nöthig,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: erstaune.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verwittwung
Geändert nach der Handschrift; ZH: teils
Geändert nach der Handschrift; ZH: teils mal
Geändert nach der Handschrift; ZH: addressirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: zuschreiben:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Äpfel
Geändert nach der Handschrift; ZH:
unter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Professor
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mythol.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: glaube
Geändert nach der Handschrift; ZH: müssen
Geändert nach der Handschrift; ZH: durchzubrechen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Candidatur
Geändert nach der Handschrift; ZH: einem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gedächtn;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lettische
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Unterdessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: lasset
Geändert nach der Handschrift; ZH: nöthig
Geändert nach der Handschrift; ZH: klüger
Geändert nach der Handschrift; ZH: fällt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einen
Geändert nach der Handschrift; ZH: verheiratet
Geändert nach der Handschrift; ZH: Coenigsberg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Montag
Geändert nach der Handschrift; ZH: wünschte
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: angemessener
Geändert nach der Handschrift; ZH: Professor
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: über
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fremden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wissen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ärgerniß
Geändert nach der Handschrift; ZH: caressirt
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kennicott
schen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verfasser
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erkenntnisses
Geändert nach der Handschrift; ZH: Flüssigkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergessen
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel. ZH: –
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel. ZH: .
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie doch
Geändert nach der Handschrift; ZH: alsdann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schatten
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ohne
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ruhe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: erinnere
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lust
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bruere
Geändert nach der Handschrift; ZH: dieses
Geändert nach der Handschrift; ZH: wünschen
Geändert nach der Handschrift; ZH: fesseln
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lasset
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: müssen
Geändert nach der Handschrift; ZH: dessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: überlassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: überdrüssig
Geändert nach der Handschrift; ZH: überflüssige
Geändert nach der Handschrift; ZH: weissage
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: interessant
Geändert nach der Handschrift; ZH: Indessen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Bassa
Geändert nach der Handschrift; ZH: eingeschlossen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stadthalter.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Röß
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufgedeckte
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: ungeheur
Geändert nach der Handschrift; ZH: verbreitet,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahrhunderte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Genüge
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dichter halb
Geändert nach der Handschrift; ZH: lat.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trakt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: eingestellt
Geändert nach der Handschrift; ZH: verbannt
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Original
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lessers
Geändert nach der Handschrift; ZH: wissen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geheimnisse
Geändert nach der Handschrift; ZH: besser
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ostermesse
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergessend
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tassoischen
Geändert nach der Handschrift; es folgen vier gestrichene, nicht entzifferte Zeilen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: halb
Geändert nach der Handschrift; ZH: können
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg den 21.
Geändert nach der Handschrift; ZH: beyliegende
Geändert nach der Handschrift; ZH: 23
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erlassung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Messe
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: bessere
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: lassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ossian
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht um
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oberpast:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Creaturen übergangen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lungen
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorgefallenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugebracht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: lesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Achtung
Geändert nach der Handschrift; ZH: lagen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Galle
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hogartscher
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abriß
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: großes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Blair
Geändert nach der Handschrift; ZH: a
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nacht!
Geändert nach der Handschrift; ZH: fanden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: fremdere
Geändert nach der Handschrift; ZH: Art
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: antikeres
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: sich
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sammelplatz
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hierzu
Geändert nach der Handschrift; ZH: Menschengeschlechts!
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weibe u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: fügte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einfachsten
Geändert nach der Handschrift; ZH: schönste
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr
Geändert nach der Handschrift; ZH: nachdrücklicher
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wort.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unter
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: überläßt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: unter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Orient
Geändert nach der Handschrift; ZH: Göttl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Siehe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden).
Geändert nach der Handschrift; ZH: versperrt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzeigen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc.
Geändert nach der Handschrift; ZH: erst
Geändert nach der Handschrift; ZH: Füßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Satz: denn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verbesserung
Geändert nach der Handschrift; ZH: der mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hällischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bemüher mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Messe
Geändert nach der Handschrift; ZH: desselben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeitschreib.
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Geändert nach der Handschrift; ZH: als,
Geändert nach der Handschrift; ZH: müssen
Geändert nach der Handschrift; ZH: er mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fragm.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich, den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Es
Geändert nach der Handschrift; ZH: Funerabilien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fr.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fahrlässigkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: geweissagt
Geändert nach der Handschrift; ZH: geweissagt
Geändert nach der Handschrift; ZH: besser
Geändert nach der Handschrift; ZH: Polizeidirektor
Geändert nach der Handschrift; ZH: Russischer
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Entwicklung,
Geändert nach der Handschrift; ZH: od.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Br) im
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lakaien
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: herausgegeben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: l’Origine
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1766)
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: der neuen
Geändert nach der Handschrift; ZH: enthält
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Polizeidirektor
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoffe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sciences,
Geändert nach der Handschrift; ZH: lässiges
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Humoristen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sprachwissenschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: verstehn
Geändert nach der Handschrift; ZH: to the
Geändert nach der Handschrift; ZH: freue,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gray’schen
„Gay“ von Herder unterstrichen, am Rand markiert: „Es war, denkt man,
Gray
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausgezeichnet
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berens
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cousin
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wissen
Geändert nach der Handschrift; ZH: es ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: begehren;
Geändert nach der Handschrift; ZH: besser
Geändert nach der Handschrift; ZH: d’antiquités
Geändert nach der Handschrift; ZH: Winkelmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: mendax,
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kolossus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wissenschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wissenschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lessings
Geändert nach der Handschrift; ZH: indessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: leben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Das G Die Instruktion
Geändert nach der Handschrift; ZH: Neuigkeiten
Geändert nach der Handschrift; ZH: auseinander
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nichtgenugthuende
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: elend und verstümmelt
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelehrtem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Deutschland
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wissen
Geändert nach der Handschrift; ZH: exsecriren
Geändert nach der Handschrift; ZH: de in r
Geändert nach der Handschrift; ZH: Etwas,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gewißen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jonsonsche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kanter
Geändert nach der Handschrift; ZH: müssen
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugeschworen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich die
Geändert nach der Handschrift; ZH: wir, Pr
Geändert nach der Handschrift; ZH: dürfte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Messe
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Familiennachrichten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: neuen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verfaßer
Geändert nach der Handschrift; ZH: genug
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pythagoreer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gewisse
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Geändert nach der Handschrift; ZH: derie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lessingen
Geändert nach der Handschrift; ZH: genannte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ossianisch
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ossian
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ossian
Geändert nach der Handschrift; ZH: unertraglich
Geändert nach der Handschrift; ZH: elenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Namen und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihrem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ossian
Geändert nach der Handschrift; ZH: laßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wielands fruchtbare
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fassung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dangeuil
Geändert nach der Handschrift; ZH: hierselbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dimission
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erste
Geändert nach der Handschrift; ZH: dessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: da
Geändert nach der Handschrift; ZH: England
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Commentar
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eschenbach
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ber,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Georg
Geändert nach der Handschrift; ZH: alles
Geändert nach der Handschrift; ZH: Donnerstag
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Assessor
Geändert nach der Handschrift; ZH: l’Estocq
Geändert nach der Handschrift; ZH: durch mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meeres
Geändert nach der Handschrift; ZH: Düna,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stadt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 22.
Geändert nach der Handschrift; ZH: A Monsieur
Hamann
, homme de lettres à
Coenigsberg
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 17
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Treue in Commiß.
Geändert nach der Handschrift; ZH: thun an
Geändert nach dem Druck im Bremer Sonntagsblatt (vgl. Provenienz); ZH: seyn
Geändert nach dem Druck im Bremer Sonntagsblatt (vgl. Provenienz); ZH: Göthe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schweiß
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausgehen;
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorlesen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Nüßlers
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschwister.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weimar
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: unterscheiden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kaufmann.
Geändert nach der Handschrift; ZH: müßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bückeburg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zwischen-Sokrate
Geändert nach der Handschrift; ZH: sprechen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Br. den
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich einigermaassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sokratischer Dämon
Geändert nach der Handschrift; ZH: aller
Geändert nach der Handschrift; ZH: Angesicht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: kam,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gelehrsamkeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lebensart,
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: wol
Geändert nach der Handschrift; ZH: leichtste,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Augurien
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: zerschlagenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu Tag
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bückeburg,
Geändert nach der Handschrift; ZH: allem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Konsistorienmandemens
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey
Geändert nach der Handschrift; ZH: gebrochen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briegleb,
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch Nikol.
Geändert nach der Handschrift; ZH: seine
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: anstaunte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Phantastereien,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Es
Geändert nach der Handschrift; ZH: liegen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gnug
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hemsterhuis
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn
Geändert nach der Handschrift; ZH: verändern
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gram.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ????
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mitau,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tatarn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Febr:
Geändert nach der Handschrift; ZH: über
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind diese würdige Männer an Sitten u Geschmack ärger als sie ihm als sogar die
Geändert nach der Handschrift; ZH: das,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Windmänchen
Geändert nach der Handschrift; ZH: obbenannter
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: freuet).
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schlötzer
Geändert nach der Handschrift; ZH: gekriegt?
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1t.
Geändert nach der Handschrift; ZH: stech
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aergern
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Semmler,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friedrich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: lesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Darmstadt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: höflich
Geändert nach der Handschrift; die Unterschrift H. in ZH nach Z. 14.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Principien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bremer
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesprochen
Geändert nach der Handschrift; ZH: dörfen
Geändert nach der Handschrift; ZH: wolten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Londonn
Geändert nach der Handschrift; ZH: stand:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Se.
Geändert nach der Handschrift; ZH: heiligen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Minist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pis
Geändert nach der Handschrift; ZH: hierdurch
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Past. prim. zu Weimar
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: können
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahres
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wünschen
Geändert nach der Handschrift; ZH: wall
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bonsens
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird
Geändert nach der Handschrift; ZH: geändert ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sprache
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sprachwerkzeugen
Geändert nach der Handschrift; ZH: es bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gelegenheit nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweite
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bibliothek
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fulda’s
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: publicieren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ähnlichkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: wo
Geändert nach der Handschrift; ZH: herrlich!
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihrem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stätten
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihnen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herder.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gut.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschickt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: 777
Geändert nach der Handschrift; ZH: 776
Geändert nach der Handschrift; ZH: indeß
Geändert nach der Handschrift; ZH: hielten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: HErn.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ging
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: dgl.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Malta,
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gewissensfreiheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Punkten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Privatkommunikanten
Geändert nach der Handschrift; ZH: solche),
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hochamt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2ten so
Geändert nach der Handschrift; ZH: alter n wenigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind.
Geändert nach der Handschrift; ZH: selbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bücke.
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Catalog
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: im
Geändert nach der Handschrift; ZH: dieselbse
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schwärmerei „Philosophei
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hausse
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist, für ihn
Geändert nach der Handschrift; ZH: angetreten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u. s. w.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unverantwortlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: bekommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 89
Geändert nach der Handschrift; ZH: 326
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gönner
Geändert nach der Handschrift; ZH: manchmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: fortsetzte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unterrichten:
Geändert nach der Handschrift; ZH: καρπον.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kleinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: übersandte
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu gl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Altherthum
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eckel,
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pyrmont.
Geändert nach der Handschrift; ZH: von der über
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommen mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: La.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste
Geändert nach der Handschrift; ZH: wider
Geändert nach der Handschrift; ZH: felsenfest
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschäftsgeist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gattung
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: wiedergesehen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geheimer
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Einem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Landsmanschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grafen Wernigerode
Geändert nach der Handschrift; ZH: heraus,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Original,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uebers.
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antiq.
Geändert nach der Handschrift; ZH: könnte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kanter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: dieselbe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: ja schon lange
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Literatur,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tage
Geändert nach der Handschrift; ZH: bey
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pyrmont,
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gemahl,
Geändert nach der Handschrift; ZH: der junge
Geändert nach der Handschrift; ZH: sowie
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohlthun,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frau
Geändert nach der Handschrift; ZH: laße
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihnen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 79
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weimar
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d
Geändert nach der Handschrift; ZH: wars
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Lauson
Geändert nach der Handschrift; ZH: großer
Geändert nach der Handschrift; ZH: frage;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schüchternheit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gerechter
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geburt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Semmlers
Geändert nach der Handschrift; ZH: hier
Geändert nach der Handschrift; ZH: Michaelis
Geändert nach der Handschrift; ZH: schweigt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: geht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schönen
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: à
Handschrift beschädigt; „ans eigne“ ist der Vorschlag zur Vervollständigung in ZH.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausruht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ideen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exemplar
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei;
Geändert nach der Handschrift; ZH: allem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jot:
Geändert nach der Handschrift; ZH: י.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oncle.
Geändert nach der Handschrift; ZH: beide
Geändert nach der Handschrift; ZH: Motto auf
Geändert nach der Handschrift; ZH: lateinische
Geändert nach der Handschrift; ZH: eingerückt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Moses
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grünenstraße. 12–14.
Textverlust; ein Teil der unteren Hälfte des Blattes wurde herausgeschnitten. Von ZH mit Halbgeviertstrichen dargestellt.
Textverlust; ein Teil der unteren Hälfte des Blattes wurde herausgeschnitten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fortsetzung.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: vertreten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abdruck.
Geändert nach der Handschrift; ZH: durchgreift:
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: besucht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: deutsch-französischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Maran
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apocalipsin
Geändert nach der Handschrift; ZH: ohne
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Fractionen
.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frau Gevatterin
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: à la
Geändert nach der Handschrift; ZH: Extremen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kgsb. d. 5. Febr. 80 des Morgens.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Anstatt „
Geändert nach der Handschrift; ZH:
tödten
“
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: geriet
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Erfindung
.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erfindung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kreutzes in
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachfolge.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oncles
Geändert nach der Handschrift; ZH: C et du C
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eloge
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mylord Marshall.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abbée
Geändert nach der Handschrift; ZH: ehmals
Geändert nach der Handschrift; ZH: Titulatur
Geändert nach der Handschrift; ZH: hinzusetzen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Besserung,
Geändert und hinzugefügt nach der Handschrift; ZH: Herrn / Herrn Herder / General-Superintendenten / zu /
Weimar
.
franco
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: fühlen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nordwärts
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weltmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verfaßer
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: beste
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: große
Geändert nach der Handschrift; ZH: reisen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tag
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Treue, u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schulkameraden
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theilen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Barbarei
Geändert nach der Handschrift; ZH: hinein.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ungefähr
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Apokalypse
Geändert nach der Handschrift; ZH: wirken
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bremer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Die Uebers. Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briefe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: nimmts
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bode
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommen
Geändert nach der Handschrift; ZH: einer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Poßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Einsammeln
Geändert nach der Handschrift; ZH: angelegt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat,
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: wolt
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihrer
Geändert nach der Handschrift; ZH: einigen kaum
Geändert nach der Handschrift; ZH: Unsere
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ärzte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Worms,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 16
Geändert nach der Handschrift; ZH: Queckenkur
Geändert nach der Handschrift; ZH: verstorbenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: schönen
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tißot –
Geändert nach der Handschrift; ZH: einfältigem
Geändert nach der Handschrift; ZH: schließen
Geändert nach der Handschrift; ZH: HErn
Geändert nach der Handschrift; ZH: studiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: eine kleine
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: componirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: alten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hand,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Frau
Geändert nach der Handschrift; ZH: jämmerl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vom Zweck
Geändert nach der Handschrift; ZH: wahre
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fr
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fremden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Calliostro
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesehn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mendels.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH: dran
Geändert nach der Handschrift; ZH: Heß
Geändert nach der Handschrift; ZH: lebenslänglich
Geändert nach der Handschrift; ZH: etwa;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schweiz,
Geändert nach der Handschrift; ZH: seiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtshause
Geändert nach der Handschrift; ZH: eine
Geändert nach der Handschrift; ZH: schöne
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Säckel
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: herzl.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gesehn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bernsdorf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weib,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: decken,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4t.
Geändert nach der Handschrift; ZH: soviel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Den 17 t Mai
Geändert nach der Handschrift; ZH: Glückseligkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: hinein,
Geändert nach der Handschrift; ZH: widerfährt
Geändert nach der Handschrift; ZH: niemand
Geändert nach der Handschrift; ZH: darauf,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Serail
Geändert nach der Handschrift; ZH: (Meine Figur ist steif, weil ich eigentlich nicht zu diesem Blatt, sondern allein stehe.)
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: auszufüllen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: beim
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieber
Geändert nach der Handschrift; ZH: u. Liefland
Geändert nach der Handschrift; ZH: jetzt?
Geändert nach der Handschrift; ZH:
schuldig
weil
Geändert nach der Handschrift; ZH: erfüllen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin ich in
Geändert nach der Handschrift; ZH: datiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Botschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kindern,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 81
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gespräche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wir
Geändert nach der Handschrift; ZH: herzlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Colleg
Geändert nach der Handschrift; ZH: prophezeit zwie
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben:
Geändert nach der Handschrift; ZH: außerordentlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: heut
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: schönen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gespräch
Geändert nach der Handschrift; ZH: glaube
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir, so oft
Geändert nach der Handschrift; ZH: weitläufig
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stamm,
Geändert nach der Handschrift; ZH: meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: trotz
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: Juli.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brief
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Baphomet
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nikolai
Geändert nach der Handschrift; ZH: bezeigt;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briefe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Juni
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufwärts,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leute bringen
Geändert nach der Handschrift; ZH: langues,
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: denr
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe“;
Hinzugefügt nach der Handschrift (in ZH in den Nachweisen erwähnt).
Geändert nach der Handschrift; ZH:
falsch
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wirtschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: M.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Semmlers
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: XXV.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Moewe
Geändert nach der Handschrift; ZH: bracht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Botschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geraten
Geändert nach der Handschrift; ZH: d. 31. Juli
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachbar
Geändert nach der Handschrift; ZH: Socrates
Geändert nach der Handschrift; ZH: Homer’s
Geändert nach der Handschrift; ZH: nennen
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fieber
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Professor
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kiel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Haus
Geändert nach der Handschrift; ZH: gekauft und
Geändert nach der Handschrift; ZH: darin
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Justiz-Rath
Geändert nach der Handschrift; ZH: im
Geändert nach der Handschrift; ZH: Süderditmarschen
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder und
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich es
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohlfeiler
Geändert nach der Handschrift; ZH: Otterndorf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Heinrich
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieb.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weimar,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Blumen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Capellm.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufmunterung
Geändert nach der Handschrift; ZH: gedenket
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Volks,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geburtstag
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rathsstande,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nach
Geändert nach der Handschrift; ZH: Predigt?
Geändert nach der Handschrift; ZH: beim
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Durchlaucht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einer
Geändert nach der Handschrift; ZH: angekleidet
Geändert nach der Handschrift; ZH: denken,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ließ
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ilythyien
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: unmuthig.
Geändert nach der Handschrift; ZH: müßen
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Büffon,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihrer
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gluth
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachricht:
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: HE
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: v.
Reihenfolge der Zusätze geändert nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tinte
Geändert nach der Handschrift; ZH: guter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dunkelheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Namens.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH: VI.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Wenn, Sie
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 2
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: könnten
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Joh.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH:
habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cammerherrin von der Reck
Geändert nach der Handschrift; ZH: über
Geändert nach der Handschrift; ZH: mistrauisch
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trutenau;
Geändert nach der Handschrift; ZH: überigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tod
Geändert nach der Handschrift; ZH: christ-politischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: W
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gegenvorstellung,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Virtuoso ambulante
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: negative
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Curl.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Danaos.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund
Geändert nach der Handschrift; ZH: Naturrecht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: Juda.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wir
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spalding Nicolaitische
Geändert nach der Handschrift; ZH: Von
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herzen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gesundheit:
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theil
Geändert nach der Handschrift; ZH: wünsche
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihrer
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem
Geändert nach der Handschrift; ZH: bicetre
Geändert nach der Handschrift; ZH: sey
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ex.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dtschl.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehr,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausgehn;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufklär.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Mohilew
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abschied
Geändert nach der Handschrift; ZH: dabei
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Direktor
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abend
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sphalmata
Geändert nach der Handschrift; ZH: Roi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schellers
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hofrath
Geändert nach der Handschrift; ZH: falschen Schaam
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gelegenheit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dat. u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrenhut
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7. Aug.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hypochondrischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind:
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reise
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geld-,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fooi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erziehung,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ungerechtigkeiten
Geändert nach der Handschrift; ZH: willkommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kriegsrat
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: XIII
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Andere
Geändert nach der Handschrift; ZH: schwärmenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden.
Zeilentrennungsfehler in der Handschrift: Zweydeutig-tigkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: x,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hinauf –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mahanaim
Geändert nach der Handschrift; ZH: peripatetischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: denen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bettlerbrief
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: keinen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Einfälle.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Hinzugefügt nach der Handschrift
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 8br.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Rousseau.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: worden.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Druckfehlern
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Dem alten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Izt
Geändert nach der Handschrift; ZH: verstandene
Geändert nach der Handschrift; ZH: Überlegung
Geändert nach der Handschrift; ZH: nim
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zürich,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: machen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hänge
Geändert nach der Handschrift; ZH: will
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schriften
Geändert nach der Handschrift; ZH: freue
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: soll:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exemplar,
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus der
Geändert nach der Handschrift; ZH: sei,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatten).
Geändert nach der Handschrift; ZH: geben
Geändert nach der Handschrift; ZH: antwortete:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophie
Geändert nach der Handschrift; ZH: mein
Geändert nach der Handschrift; ZH: nehmen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: er noch,
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr).
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antwort u. vorzüglich an mich gerichtet;
Geändert nach der Handschrift; ZH: „nun
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mittelmäßiger
Geändert nach der Handschrift; ZH: kosten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gl.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: Louis d’ors
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: gerecht:
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1000
Geändert nach der Handschrift; ZH: soeben
Geändert nach der Handschrift; ZH: nützlich,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
li
eben
In ZH in Z. 21.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Hure.
Geändert nach der Handschrift; ZH: addressirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: J. G. M.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nahe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jes.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Genüge
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theilnahmen
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufgelegt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: irre.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gratification,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lavater
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: der
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: d.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Ideen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Schwester
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: holl
Geändert nach der Handschrift; ZH: Χmon.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mittheilte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: herauszubringen;
Geändert nach der Handschrift; ZH:
nexu
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: „
Es
Geändert nach der Handschrift; ZH:
darum
“
Geändert nach der Handschrift; ZH: IV.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Entschluß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Maßreguln
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hof-Factor
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: hierbei
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefunden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefunden
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Majoratsguts,
Geändert nach der Handschrift; ZH: starb.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wink,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Düßeldorf,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Omen
Geändert nach der Handschrift; ZH: erlaubte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: trift
Geändert nach der Handschrift; ZH: bestanden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird: bitten
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird,
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: beygetragen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: erklärt
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: anklagten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Christm.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorigen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: offenbar
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gott – – —
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Spinoza
Geändert nach der Handschrift; ZH: Enthaltsamkeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Genügsamkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: wußte
Geändert nach der Handschrift; ZH:
um
!
Geändert nach der Handschrift; ZH: gebe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stadt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Vernunft
— ratio
Geändert nach der Handschrift; ZH: soll
Geändert nach der Handschrift; ZH: Menschengedenken
Geändert nach der Handschrift; ZH: wünsche,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: d.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: habe.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: d. i.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: CX. 1.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: oben
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Philosophia
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: more
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wäre.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: fave.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 85
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wieder.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Müller
.
Geändert nach der Handschrift; mglw. von fremder Hand unterstrichen; ZH: drey blättchen zu einer antwort
Geändert nach der Handschrift; ZH: beigehende
Geändert nach der Handschrift; ZH: bücher
Geändert nach der Handschrift; ZH: herzlichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: königsberg
Geändert nach der Handschrift; ZH: sei
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zählen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Essais à la Mosaique
Geändert nach der Handschrift; ZH: nächstens
Geändert nach der Handschrift; ZH: keiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: binn
Geändert nach der Handschrift; ZH: CX,
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: gnädig,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hergekommen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Amen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nichts.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mendelssohns.
Geändert nach der Handschrift; ZH: S. 5.
Geändert nach der Handschrift; ZH: S. 8.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Biergelder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cohelet
Geändert nach der Handschrift; ZH: Note
Geändert nach der Handschrift; ZH: erfunden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: können,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ohne
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mein
Geändert nach der Handschrift; ZH: bedenkt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gegebene
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freunde
Geändert nach der Handschrift; ZH: H;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahre
Geändert nach der Handschrift; ZH: 12–14
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Wannchen
“,
Geändert nach der Handschrift; ZH: unvollendeten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: HErn.
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhellet,
Geändert nach der Handschrift; ZH: H
Geändert nach der Handschrift; ZH: intereßanter
Geändert nach der Handschrift; ZH: ?
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7.
Geändert nach der Handschrift; ZH: letzten
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigenen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weitschweifigkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: auszahlte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Trutenau,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Knaben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzufangen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: hier
Geändert nach der Handschrift; ZH: in physischem und metaphysischem
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeugnis,
Geändert nach der Handschrift; ZH: überfließende
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mann.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweyten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ableiter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Inhalt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mühle
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briefwechsel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Operationsplan
Geändert nach der Handschrift; ZH: zufriedenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: ideosynkratische
Geändert nach der Handschrift; ZH: voll,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH:
meisten
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: Riga
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Generalibus
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leidenschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalte
Geändert nach der Handschrift; ZH: marchirt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehöre.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zurück
Geändert nach der Handschrift; ZH: hielte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: bureaux).
Geändert nach der Handschrift; ZH: Laertiade
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehabt,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ehren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briefes,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich noch
Geändert nach der Handschrift; ZH: Augenblicken.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ?
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Philosophen
Geändert nach der Handschrift; ZH: nach einem
Geändert nach der Handschrift; ZH: den für
Geändert nach der Handschrift; ZH: LVI
Geändert nach der Handschrift; ZH:
beschleust
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: entschuldigen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinen Brief
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: zudeckte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ausdrucke
Geändert nach der Handschrift; ZH: im
Geändert nach der Handschrift; ZH: auserwählter
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste,
Geändert nach der Handschrift; ZH: intereßirte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diogenes
Geändert nach der Handschrift; ZH: paßable
Geändert nach der Handschrift; ZH: XXXIII
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theil
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lavater
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? erfreut
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus wen – sondern
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom
Geändert nach der Handschrift; ZH: 85
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aehnligkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: lang
Geändert nach der Handschrift; ZH: Chymie,
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wird.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Oster | heil
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Schwiegertochter.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erhalten)
Geändert nach der Handschrift; ZH: viel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gedult
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stein
Geändert nach der Handschrift; ZH: im stande
Geändert nach der Handschrift; ZH: Georg
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: in
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: roch
Geändert nach der Handschrift; ZH: paradieren,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenigstens
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gnug,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meeres
Geändert nach der Handschrift; ZH: Consistorial Kartoffeln
Geändert nach der Handschrift; ZH: höchsten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kirch Rechnungen
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Br.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antispinoza
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kirchen Ordnung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: uns
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ursinus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ehrliche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: beyde
Geändert nach der Handschrift; ZH: thun.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Heincke
Geändert nach der Handschrift; ZH:
kann
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen
Geändert nach der Handschrift; ZH: erschlafften
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Direction
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu nicht nur
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß.
Geändert nach der Handschrift; ZH: besorgte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schweizerin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Me.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Martin,
Geändert nach der Handschrift; ZH: es
Geändert nach der Handschrift; ZH: muß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamsoena.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schade,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Weibe,
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH:
Offenbarung,
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH:
und
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: davon
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Dr.
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: adreßirt
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Scheblimini
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Lebensbeschreibung
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: sehen
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Gutes
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: . Die für gut fanden,
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: selbst zu
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH:
Fridel
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Genlis
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Fridel
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: schreiben,
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: H.
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Übersetzung
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: ich mir
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: allem
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: J. G.
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Junii
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: Nebst einem Buch.
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Avis,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gleichgültig
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seine gnädige und heilige Obhut
Geändert nach der Handschrift; ZH: Poste restante
Geändert nach der Handschrift; ZH: 85
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: worden.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Corrector
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Ähnlichkeit
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: vergeßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
mein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gen.Adm.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachdruck
Geändert nach der Handschrift; ZH: Suppe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ohrenbeichte
Geändert nach der Handschrift; ZH:
so
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin.
Geändert nach der Handschrift; ZH: pr
Geändert nach der Handschrift; ZH: pr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leßings
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihnen
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Johann Georg H
Geändert nach der Kopie der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Losch
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Bibliothek und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Julii Dom. X p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: augenscheinlich.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Menschenseelen
Geändert nach der Handschrift; ZH: im Geist von Ihrem
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d. 1. Aug. 85!
Geändert nach der Handschrift; ZH: da
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vol
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ad. Smith
Geändert nach der Handschrift; ZH: an, das
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Paris
Geändert nach der Handschrift; ZH: dort
Geändert nach der Handschrift; ZH: Christian Hill
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schwager 1 do = 20 do
Geändert nach der Handschrift; ZH: widergelegtes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jul.
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reichardt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nicolai
Geändert nach der Handschrift; ZH: begrüßen, er
Geändert nach der Handschrift; ZH: irre,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Paris
Geändert nach der Handschrift; ZH: D.L.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verlust
Geändert nach der Handschrift; ZH: Paris
Geändert nach der Handschrift; ZH: eröffnet
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nicolai
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Suggestionen
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: uns
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: consilium
Textverlust: Ein Teil des Blattes wurde oben abgerissen.
Textverlust: Ein Teil des Blattes wurde oben abgerissen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freitag
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nathan
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin.
Geändert nach der Handschrift; ZH, Z. 17: und Landsmann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: φ φ
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berl.Kaufmann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Str.Wirth
Geändert nach der Handschrift; ZH: Karlsbad
Geändert nach der Handschrift; ZH: wider
Geändert nach der Handschrift; ZH: forderten
Geändert nach der Handschrift; ZH: erst
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehalten,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: schöngedrukten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Evangelio
Geändert nach der Handschrift; ZH:
alles
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seines
Geändert nach der Handschrift; ZH: /
Geändert nach der Handschrift; ZH: beträfeift
Geändert nach der Handschrift; ZH: darinn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: D
Geändert nach der Handschrift; ZH: im | stande
Geändert nach der Handschrift; ZH: 25. Aug.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bloß
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: waren
Geändert nach der Handschrift; ZH: lesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: regierenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweyte
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seite
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Flickwörter
Geändert nach der Handschrift; ZH: menschl
Geändert nach der Handschrift; ZH: endlich –
Geändert nach der Handschrift; ZH: feines
Geändert nach der Handschrift; ZH: 18.d.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Collegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Raphael
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Remer
sche
Geändert nach der Handschrift; ZH: steht
Geändert nach der Handschrift; ZH: 85.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vorsatz,
Geändert nach der Handschrift; ZH: andern
Geändert nach der Handschrift; ZH: untüchtig!
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Spinozismus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Helfer
Geändert nach der Handschrift; ZH: glücklich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abendtheuer
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir Mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: daß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fuß | Pilgrime
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: der,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: intereßanteste
Geändert nach der Handschrift; ZH: hergiebt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: verschiedenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: verflochten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leipz.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Unglück,
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: XIX
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Julii
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erhalten.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: p.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: anderen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Ψ
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Golgotha-Christentum
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Schibl-Lutherthum
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Cap. 16 §
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Coheleth-Akademie
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Sat.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Z. 10.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wieder
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erinnern.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausposaunt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kleide,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: gemeldet,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wort,
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß,
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sturmes
Geändert nach der Handschrift; ZH: ans Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4.
Geändert nach der Handschrift; ZH: abzulegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 9.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? bey sich
Geändert nach der Handschrift; ZH: giebt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ganzen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Golgotha
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzustecken.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dank,
Geändert nach der Handschrift; ZH: spätestens
Geändert nach der Handschrift; ZH: erst wenig
Geändert nach der Handschrift; ZH: adiunctus
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 8.d.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Riga
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: nehmen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Golgotha
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Poetical
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: und
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Officier
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufenthalts,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Me Courtan
Geändert nach der Handschrift; ZH: Saint Martin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lavater
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Speculation
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mendelssohn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Autorintereße
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Heautontimorumenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: gebenedeyte
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Energie.
Geändert nach der Handschrift; ZH: väterlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Uhr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: können,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Arndt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Münster
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lentz
Geändert nach der Handschrift; ZH: allem
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie
Geändert nach der Handschrift; ZH: adoptirten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grundsatz
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden)
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mysteriologien,“
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kgl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: formirt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: ersehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d. 13.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vom
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Niemand
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH: d.
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Genie
Geändert nach der Handschrift; ZH: scheint,
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: d. 21.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufenthaltes
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tiemann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Monatsschrift
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: früh
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Europa
Geändert nach der Handschrift; ZH: Warthe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bradweda
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hut
Geändert nach der Handschrift; ZH: kurz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hände.
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Coaetanei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wege
Geändert nach der Handschrift; ZH: Caravane.
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gewähr
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: in den
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH:
gestrigen Predigt
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diät
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Troes
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bernsteinstropfen
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leßing
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc etc
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigenen
Geändert nach der Handschrift; ZH: dumpfemr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ideen
Geändert nach der Handschrift; ZH: seine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: innig
Geändert nach der Handschrift; ZH: herzl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 139:
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Major
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lenz’
Geändert nach der Handschrift; ZH: Commissionaire
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lenz
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: u
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: dachte –
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Treue
Geändert nach der Handschrift; ZH: Großpapa
Geändert nach der Handschrift; ZH: ?
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nehmen
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: meine ?
Geändert nach der Handschrift; ZH: Widersprüche
Geändert nach der Handschrift; ZH: böse,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: gröbsten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzige,
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehr,
Geändert nach der Handschrift; ZH: der Jude
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ob
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: weißt
Geändert nach der Handschrift; ZH: als
Geändert nach der Handschrift; ZH: Usum
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gebährmutter
Geändert nach der Handschrift; ZH: lebe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Halle
Geändert nach der Handschrift; ZH: General-Accise
Geändert nach der Handschrift; ZH: eine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stat
Geändert nach der Handschrift; ZH: a
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gardemagazin
Geändert nach der Handschrift; ZH: 86
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahre
Geändert nach der Handschrift; ZH: einen
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorgäbe
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelehrter,
Geändert nach der Handschrift; ZH: unterwegens
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Epicuräer
Geändert nach der Handschrift; ZH: alles
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: griechischer
Geändert nach der Handschrift; ZH: am
Geändert nach der Handschrift; ZH: zur
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? Cur
Geändert nach der Handschrift; ZH: Buch?binder
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pflegemutter
Geändert nach der Handschrift; ZH: erste
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihn
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? Michael
Geändert nach der Handschrift; ZH: abgehalten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? Man
Geändert nach der Handschrift; ZH: abgegetretenben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sohn,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: einförmig
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vätern
Geändert nach der Handschrift; ZH: ? bey
Geändert nach der Handschrift; ZH: Qvietist
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: und
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Tagen
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 289
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: darf.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im stande
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im stande
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: geschickten
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Cruditäten
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hinausläuft
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im stande
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: so bald
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: eigenen
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: habe.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wo mögl.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ungleichartig
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: …?
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Kinder-
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Correctur bogen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hoffte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: p.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: eben so
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zu
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: verzweifeln;
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: und
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: konnte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: qväle
Geändert nach der Handschrift; ZH: immer.
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufzudecken.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: hätte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mensch,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lebens.
Geändert nach der Handschrift; ZH: können,
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hand.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im stande
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: lateinschen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: seyn,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
es
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Thomas
Geändert nach der Handschrift; ZH: vagula
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kirchspiels
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freundinnen:
Geändert nach der Handschrift; ZH: ebenso gern
Geändert nach der Handschrift; ZH: pueri
Geändert nach der Handschrift; ZH: sequuntur.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haße,
Geändert nach der Handschrift; ZH: verzweifeln.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Patienten-
Geändert nach der Handschrift; ZH: fainéantise
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: nicht
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: des
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Donnerstag
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Spielen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ?
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: letzten.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: lezter
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: perpetuus.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Jüngling.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Druckfehlern
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: bene,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Bekanntschaft
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Verf.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: öffentl.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: christl
Geändert nach der Handschrift; ZH: Richmont,
Geändert nach der Handschrift; ZH: einzig
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben mehr..
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spinozismus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Menschen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Εν
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 86
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: alles
Geändert nach der Abschrift Wardas; HE.
Geändert nach der Abschrift Wardas; einzig
Geändert nach der Abschrift Wardas; 9.
Geändert nach der Abschrift Wardas; waren
Geändert nach der Abschrift Wardas; Pflegeeltern
Geändert nach der Abschrift Wardas; spätestens
Geändert nach der Abschrift Wardas; Schwager
Geändert nach der Abschrift Wardas; Mallison
Geändert nach der Abschrift Wardas; entziehen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; und
Geändert nach der Handschrift; ZH: 83.
Geändert nach der Handschrift; ZH: beim
Geändert nach der Handschrift; ZH: gestürtzt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reisegefährte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mittage.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schiblemini.
Geändert nach der Handschrift; bei ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; bei ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; bei ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
verschwendet.
Geändert nach der Handschrift; ZH: TE
Geändert nach der Handschrift; ZH: unüberwindliche
Geändert nach der Handschrift; bei ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: eines
Geändert nach der Handschrift; ZH: Castalion,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Körpers
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wein.
Geändert nach der Handschrift; bei ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; bei ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Charon.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: unerklärlich.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept
Geändert nach der Handschrift; ZH: ohngefähr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug
Geändert nach der Handschrift; ZH: Republics
Geändert nach der Handschrift; ZH: Landgute,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bett
Geändert nach der Handschrift; ZH: durchgeschlagener
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: CaffeGericht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Domainenkammer
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ereignißen;
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorarbeiten:
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich mich
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit uns einander
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: αὐτου
Geändert nach der Abschrift Wardas; in ZH als von Johann Georg Hamann markiert.
Geändert nach der Abschrift Wardas; in ZH als von Johann Michael Hamann markiert.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: für unfähig
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: einzigen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Valtièr,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätte,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: durch den
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: meinem
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: habe.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im stande
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: eben so
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: seine
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erhielt:
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: allgem.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Oct.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: verworrenen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: gewandert.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 1
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: war.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Stelle.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: seyn
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Neujahr.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: können,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: war.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Packhofverwalter.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im stande
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: soll.
Geändert nach der Handschrift; ZH: IV.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Haße
Geändert nach der Handschrift; ZH: schreiben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Xbr. pr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Haße,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: verschworen
Geändert nach der Handschrift; ZH: rein
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefühlt
Geändert nach der Handschrift; ZH: fehlt
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hauskreuz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: müßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: erzählte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: viel –
Geändert nach der Handschrift; ZH: schön beschäftigt
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: geworden
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Briefe.
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatzwechsel nach Freund!
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ZH: Ψ
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: meint
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: unseren
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Ge.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Copia aus Münster; gewährt
Geändert nach der Copia aus Münster; eigentliche und
Geändert nach der Copia aus Münster; worden
Geändert nach der Copia aus Münster; ihn
Geändert nach der Copia aus Münster; willkürliche
Geändert nach der Copia aus Münster; Dienstes
Geändert nach der Copia aus Münster; Charakter
Geändert nach der Copia aus Münster; selteneren
Geändert nach der Copia aus Münster; als mit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nièce,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 87
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spezial
Geändert nach der Handschrift; ZH: Excellenz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exzellenz
Geändert nach der Handschrift; ZH: May.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Mme
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Juni.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: das
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Xhenemont
Geändert nach der Abschrift Wardas; in ZH in eigener Zeile.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: faue.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jun
Geändert nach der Handschrift; ZH: Magedeburg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ödipus
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: reicher
Geändert nach der Handschrift; in ZH in eigener Zeile.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: He
Geändert nach der Handschrift; ZH: He
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gesundheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Geändert nach der Abschrift Wardas; in der Zeile darüber in ZH: Sonntag Exaudi
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: ander
Geändert nach der Handschrift; ZH: gleich wohl
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hand
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH: Urlaubs
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erneuerung
Geändert nach der Handschrift; ZH: von
Geändert nach der Handschrift; ZH: 26
Geändert nach der Handschrift; ZH: Packhofverwalter
Geändert nach der Handschrift; ZH: sey
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Packhofverwaltung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wunsch
Geändert nach der Handschrift; ZH: meine Sinne
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: überstandener
Geändert nach der Handschrift; ZH: mehreren
Geändert nach der Handschrift; ZH: 26
Geändert nach der Handschrift; ZH: willkürl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Packhofverwalterstelle
Geändert nach der Handschrift; ZH: weit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Administration
Geändert nach der Handschrift; ZH: Milderung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dienstbotin
Geändert nach der Handschrift; ZH: erflehe ich
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gevatter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund
Geändert nach der Handschrift; ZH: annulirten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Studium,
Geändert nach der Handschrift; ZH: solchen
Geändert nach der Handschrift; ZH: H.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugegangen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Weimar
Geändert nach der Handschrift; ZH: auserwählter
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Helmstedt
Bei Warda Wortverdopplung: fortzusetzen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: meinem
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: meinem
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ödipischen
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Johann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Jul.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: für
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: könnte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vicarius;
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Streichung nach der Handschrift hinzugefügt.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ausgefahren;
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erwartet.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erhaltenen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: glückliches
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Küster
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Pericles
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
möchte
.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept.
Geändert nach der Handschrift; ZH: möchte
Geändert nach der Handschrift; ZH: He.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergeßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemeldet.
Korrektur eines grammatischen Fehlers von ZH bei der Auflösung einer Verschleifung; ZH: innerlichen
Geändert nach der Handschrift; ZH: melde
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nicolovius
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: August
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: zu.
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: an
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH:
Hecken
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: residiert
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: Bosquet
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: Teich
Geändert nach dem Druck von Roth; ZH: im
Korrektur eines Druckfehlers bei Roth; Roth: Brnder
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Der
Geändert nach der Handschrift; ZH: D. Lindner
Geändert nach der Handschrift; ZH: 87
Geändert nach der Handschrift; ZH: LeLotte
Geändert nach der Handschrift; ZH: geahndet.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kanzleydirektor
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Raphael
Geändert nach der Handschrift; ZH: machte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: 11.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 27.
Geändert nach der Handschrift; ZH: befinde ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wahn
Bei Roth nicht in Antiqua.
Bei Roth nicht in Antiqua.
Bei Roth ohne Punkt.
Geändert nach dem Druck von Roth; Länge
Geändert nach dem Druck von Roth; fast
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: sondern
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Päckch.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lindner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: beytragen
Geändert nach der Handschrift; ZH: eßen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exempl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: beylegen
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: graeculus
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: gleich
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ppp.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Aspasia
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: heißt
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Kraus
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Königsberg
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct.
Geändert nach der Handschrift; ZH: novatus
Geändert nach der Handschrift; ZH: nouam
Geändert nach der Handschrift; ZH: supellex
Geändert nach der Handschrift; ZH: cerdo
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalten
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: die
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: S
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: II alb.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: u
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Reconvalescirenden
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 8br
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Observations
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: La diete des hommes
Geändert nach der Handschrift; ZH: et
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bitte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: befördern
Geändert nach der Handschrift; ZH: He
Geändert nach der Handschrift; ZH: Privilegium
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweite
Geändert nach der Handschrift; ZH: II
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschmeckt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lebens,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kloster Einöde
Geändert nach der Handschrift; ZH: 28
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch,
Geändert nach der Handschrift; ZH: lernen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH:
In Eil
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wohlthaten
Geändert nach der Handschrift; ZH: wider
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 87
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: mich wieder
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Aug.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ebenso viel
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: wieder
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
gedeyen
,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Freude
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Druffel
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Caffé
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: lächerlich
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: qualificiren
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: weisere
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: bin
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: pr.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: nicht
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Gevatterin
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Oktober
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergnügt
Geändert nach der Handschrift; ZH: empfehlen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ital.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ithaka
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wert
Geändert nach der Handschrift; ZH: Baronesse
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: comique
Geändert nach der Handschrift; ZH: weglassen
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: an
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 87.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätten
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: gern thun
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: annehmen,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: samlen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Caffé,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: stärkere
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Die Zeile darüber nach der Handschrift getilgt; ZH: Münster den 25. November 1787
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unser Freund
Geändert nach der Handschrift; ZH: gut gesinnter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Marianne
Geändert nach der Handschrift; ZH: Einwindeln
Geändert nach der Handschrift; ZH: Demb
Geändert nach der Handschrift; ZH: unterbrechen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: He.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ältesten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wiederstreben
Geändert nach der Handschrift; ZH: freue,
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: D. Coermann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ordentl.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: D. Coermann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: können,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:gar nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: aus.
Geändert nach der Handschrift; ZH: An des HErrn Doctor Lindner Wohlgeboren.
Geändert nach der Handschrift; ZH: S.Martin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hemsterhuis’
Geändert nach der Handschrift; ZH: h meinen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Improvisatore,
Geändert nach der Handschrift; ZH: hat
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bachus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Widerherstellung
Geändert nach der Handschrift; ZH: u noch
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: im Thee
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: stunde
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Xbr:
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Hamann
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Bucholtzen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Xbr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dec.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 6ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dec.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: innere
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: erfordert
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Solida
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: praeludiren.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: doch
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: concentrirt
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Xbr
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Königen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Xbr.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: nicht
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Zuverlässigkeit
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Der ? Fürstin
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: entkräftet,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: tages.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Corman
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Xbr
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Brodt?
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Brief
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Pfr.
Be
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: insgesamt
Geändert nach der Handschrift; ZH: ersten mal
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: ZH: Fliegenpflaster.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zotigt.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 18.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Hoffnung.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: verkündigen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: hätte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
vom
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Händen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Bouteillen
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Glas
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Gefährten
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Haushälterin)
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: sie
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Gefährte
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Medicin
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn:
Geändert nach der Handschrift; ZH: reversed
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Licht
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berge
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Faul –
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Gallen – Eiterungs
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Mr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wunderstein
Geändert nach der Handschrift; ZH: facti.
Geändert nach dem Negativ in Münster; ZH: Umriß
Geändert nach dem Negativ in Münster; ZH: der
Geändert nach dem Negativ in Münster: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: genoßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelusten
Geändert nach der Handschrift; ZH: ließ
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel; ZH: kosten.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
la
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Durchlaucht
Geändert nach der Handschrift; ZH: d.
Geändert nach dem Druck bei Roth; Arztes
Geändert nach dem Druck bei Roth; als
Geändert nach dem Druck bei Roth; Seele,
Geändert nach dem Druck bei Roth; Leben
Geändert nach dem Druck bei Roth; auf
Geändert nach dem Druck bei Roth; ebenso
Geändert nach dem Druck bei Roth; an
Geändert nach dem Druck bei Roth; LeneKäthe
Geändert nach dem Druck bei Roth; Grüße und küße
Geändert nach dem Druck bei Roth; wohl.
Geändert nach der Abschrift Wardas: kein Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gehälter
Geändert nach der Handschrift; ZH: berichtigen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aertzte
Geändert nach der Handschrift; ZH: könnte
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Excursionen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Marienburg
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: compensiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: womit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stillschweigens
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Abschrift; ZH: Nutze
Geändert nach der Abschrift; ZH: D. Lindner
Geändert nach der Abschrift; ZH: erhalten,
Geändert nach der Abschrift; ZH: Bruns ?
Geändert nach der Abschrift; ZH: général
Geändert nach der Abschrift; ZH: Gibert,
Geändert nach der Abschrift; ZH: SchriftstellerTallent
Geändert nach der Handschrift; ZH: dieser
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: sondern
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hausvogt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: dem
Geändert nach der Handschrift; ZH: hab
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihren
Geändert nach der Handschrift; ZH: einem
Geändert nach der Handschrift; ZH: seinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: väterl. u mütterl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin ich
Geändert nach der Handschrift; ZH:
An
/
Herrn Candidaten Hill
/
zu
/
Königsberg
.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Jun.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: genommener
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: zufolge,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: am
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: um
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Dr.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: alter
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Raphael,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: tägl.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freilich
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wieder
Geändert nach der Handschrift; ZH: D.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Marquis de S. Simon
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diderots
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verzweiflung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ew.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom. III. p. Tr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1783.
Geändert nach der Handschrift; ZH: den 15.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reichardt
Geändert nach der Handschrift; ZH: poße
Geändert nach der Handschrift; ZH: III
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wißenschaft
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ehrlichkeit,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ideen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 240
Geändert nach der Handschrift; ZH: leben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: können?
Geändert nach der Handschrift; ZH: bleiben
Geändert nach der Handschrift; ZH: war.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Amerika.
Geändert nach der Handschrift; ZH: VII
Geändert nach der Handschrift; ZH: 245.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ueber meine Bücher.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Brucker
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diede
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Engel
Geändert nach der Handschrift; ZH: 545.
Geändert nach der Handschrift; ZH: engel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Barons
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mamler
Geändert nach der Handschrift; ZH: Engel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: p
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stadion
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Stein
Geändert nach der Handschrift; ZH: S.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Julien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom. XX. p.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jun.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kirchengeschichte
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: kömmt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ideal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Idol
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „Begriffe.“
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: II
Geändert nach der Handschrift; ZH: Novbr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unverzeihliche
Geändert nach der Handschrift; ZH: gebracht
Geändert nach der Handschrift; ZH: offne
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Packhofverwalter
dienstes
Geändert nach der Handschrift; ZH: übel berüchteten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Düßeldorf
Geändert nach der Handschrift; in ZH kein Absatz.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Karl
Geändert nach der Handschrift; ZH: 31sten
Geändert nach der Handschrift; ZH: rechtschaffene
Geändert nach der Handschrift; ZH: Admiralität
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cammer,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jun.
Geändert nach der Handschrift; ZH: decliniren
Geändert nach der Handschrift; ZH: conjugiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sohn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Akademie
Geändert nach der Handschrift; ZH: hörte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Spanischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: verzehrte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelegen?
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nenne
Geändert nach der Handschrift; ZH: Backofen
Geändert nach der Handschrift; ZH: pr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Seine
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin,
Geändert nach der Handschrift; ZH: fortzusetzen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Curator
Geändert nach der Handschrift; ZH: Academie
Geändert nach der Handschrift; ZH: volle
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufgehoben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: addreßiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sokr.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Prof. Kant
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Characters
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freunde.
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweyer
In der Kustode auf der vorherigen Seite: „zweyer“.
Geändert nach der Handschrift; ZH: An
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: können,
Geändert nach der Handschrift; ZH: intellectus
Geändert nach der Handschrift; ZH: unerwarteter
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diener
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aachen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorhatte
Geändert nach der Handschrift; ZH:
geoffenbahret
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: στω –
Geändert nach der Handschrift; ZH: miteinander
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bunde
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cartesio
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe
Geändert nach der Handschrift; ZH: gl.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
zureichendem
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzuflicken.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sp
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht Gnade
Geändert nach der Handschrift; ZH: sui,
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: differentiam specificam.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: entgegengesetzt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: Düßeldorf
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Elends.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Widergeburt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH: meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Altstädtischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: OberpupillenCollegio
Geändert nach der Handschrift; ZH: Doctor
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hebammenstuhl
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Epigramm
Geändert nach der Handschrift; ZH: geh’
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: Caviar
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recension
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cartesianischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Leere
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ohn ein von
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schwur,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Diät
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH: ohngefähr
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gymnasii
Geändert nach der Handschrift; ZH: allenfalls
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geheimrath
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind.
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihrer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Auction
Geändert nach der Handschrift; ZH: individuelle
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Kohlen
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: – objectiue,
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: irretiti.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Swieten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dem,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liebe,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
irgend
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bewegungsgründe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: warme
Geändert nach der Handschrift; ZH: Neugierde,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Christ
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schulhandlungen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: beschweren,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ähnlichkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: inneren
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: für mich | mir vor
Geändert nach der Handschrift; ZH: weil
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: mahl –
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem
Geändert nach der Handschrift; ZH: näheres
Geändert nach der Handschrift; ZH: vollends
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antheils
Geändert nach der Handschrift; ZH: werden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: paarte
Geändert nach der Handschrift; ZH: so viel
Geändert nach der Handschrift; ZH: interessante
Geändert nach der Handschrift; ZH: Anliegen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: v
Geändert nach der Handschrift; ZH: auszuforschen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: den den
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fischer
Geändert nach der Handschrift; ZH: anhatte,
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: fand,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Zeilen sind in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zurückzunehmen
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin ich bisher
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „werden.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1785.
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „Jonathan!“
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufmerksam
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Erbschade
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Psilosophie
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Psilologie
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Me.
Geändert nach der Handschrift; ZH: No
Geändert nach der Handschrift; ZH: erquickt;
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: No
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: räumen
Geändert nach der Handschrift; ZH: daß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct
Geändert nach der Handschrift; ZH: No
Geändert nach der Handschrift; ZH: GeneralSuperintendenten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Anerbiethen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Göttingen
Geändert nach der Handschrift; ZH: andere
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rechte.
Geändert nach der Handschrift; ZH: verreist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: abgehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: anzuwenden,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reisepaßes
Geändert nach der Handschrift; ZH: zweifele,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Elditten
Geändert nach der Handschrift; ZH: correspondirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Harris (deßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Monboddo
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Litteratur-Zeitung
Geändert nach der Handschrift; ZH: worden.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antheil,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ungedult
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cölln
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geantw. eod. u. 30 –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jun.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 85
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oeconomie
Geändert nach der Handschrift; ZH: beynahe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Original
Geändert nach der Handschrift; ZH: Minute
Geändert nach der Handschrift; ZH: um
Geändert nach der Handschrift; ZH:
laßen
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: zu
Geändert nach der Handschrift; ZH: zeigen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: einmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius,
Geändert nach der Handschrift; ZH: besorge,
Geändert nach der Handschrift; ZH: anmerken.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gut,
Geändert nach der Handschrift; ZH: keins,
Geändert nach der Handschrift; ZH: competens.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zur
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zoll-Direction,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Maaßreguln
Geändert nach der Handschrift; ZH: Packhofs
Geändert nach der Handschrift; ZH: 85
Geändert nach der Handschrift; ZH: Packhofverwalter
Geändert nach der Handschrift; ZH: No.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hamann
Geändert nach der Handschrift; ZH: entreprendre
Geändert nach der Handschrift; ZH: dépendra
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Douane
Geändert nach der Handschrift; ZH: Grodart
Geändert nach der Handschrift; ZH: Patienten.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir selbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: Packhof,
Geändert nach der Handschrift; ZH: AdmiralitätsCollegio,
Geändert nach der Handschrift; ZH: DomainenKammer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Correspondenz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kind.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ungewitter.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf alle
Geändert nach der Handschrift; ZH: für damit
Geändert nach der Handschrift; ZH: zahlen bestreiten
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unsern
Geändert nach der Handschrift; ZH: dessen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Testament
,
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dorow
Geändert nach der Handschrift; ZH: habe.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eben so
Geändert nach der Handschrift; in ZH in Z. 33 rechts.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gegeben
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Aspecten
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: verschlafen;
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ich traue meinen eigenen Sinnen nicht
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen. – „und mein Vertrauen ist ebenso blind, als mein Argwohn.“ doppelt von Jacobi unterstrichen.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Buchholtz,
Geändert nach der Handschrift; ZH: empfohlen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schlözer,
Geändert nach der Handschrift; ZH: zeigen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhielt
Geändert nach der Handschrift; ZH: sorgen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrn
Geändert nach der Handschrift; ZH: Com.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hofnung,
Geändert nach der Handschrift; ZH: meldt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Di
Geändert nach der Handschrift; ZH: kriege.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aug
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zedel,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prinzeßin
Geändert nach der Handschrift; ZH: wissen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Meinung
Geändert nach der Handschrift; ZH: frommen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept. 85
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: erwünschte
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „wurde.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: dessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: dessen
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
vor
Geändert nach der Handschrift; ZH: erlaubt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ?
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zeit,
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wußte
Geändert nach der Handschrift; ZH: I.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi-Jonathan.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geblieben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8br.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: L’ In
Geändert nach der Handschrift; ZH: véritable
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 14ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein paar
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1785
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 30.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brief
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit einander
Geändert nach der Handschrift; ZH: gespannt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oct
Geändert nach der Handschrift; ZH: XXIII
Geändert nach der Handschrift; ZH: frco
In der Handschrift zusätzlich von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verfasser
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bchz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Claudius;
Geändert nach der Handschrift; ZH: von dem si der den
Geändert nach der Handschrift; ZH: abend
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Oct
85
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschlossen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philistern,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: vornehmlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dom
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lausnitzer-
Geändert nach der Handschrift; ZH: vergesse
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl
Geändert nach der Handschrift; ZH: lasse
Geändert nach der Handschrift; ZH: können,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nimrods
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kains
Geändert nach der Handschrift; ZH: Maschine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachsicht
Geändert nach der Handschrift; ZH: de.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Die Handschrift ist bei diesem Wort abgerissen.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 8
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pegelow
Geändert nach der Handschrift; ZH: Buckebourg
Geändert nach der Handschrift; ZH: December
Geändert nach der Handschrift; ZH: Origines
Adresse und Notiz auf dem Adressblatt wurden an das Ende des Briefes verschoben; die irrtümlich in ZH unter Nr. 393 edierte Notiz Postrat Leuchsenring in Darmstadt / Verfasser des Journal de lecture / Bückeburg d. 21 Juli 773 wurde zu Nr. 392 verschoben.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach dem Druck bei Dorow, der die einzige Quelle von ZH ist; ZH: Marcus Herz. – ZH ändert vmtl. aufgrund der Ähnlichkeit der Buchstabenkombinationen „arc“ und „om“ in der Handschrift. Momos, die antike Personifikation des Tadels und der Schmähsucht, war Hamann, der gern mit den Namen von Bekannten spielte, jedoch eine durchaus geläufige Vorstellung.
Im Druck von Dorow gibt es keinen Schriftwechsel.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
entsie
Geändert nach der Handschrift; ZH: paviment,
Geändert nach der Handschrift; ZH: extraord.
Herder, der mit Claudius’ Spitznamen „Asmus“ und „Asinus“ (Esel) spielt, schreibt in der Handschrift ein „m“ mit Punkt über dem ersten Schaft.
Geändert nach Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: franco mit anderer Tinte: Minden / 35
Geändert nach der Handschrift; ZH: 75
Geändert nach der Handschrift; ZH: EH.?
Geändert nach der Handschrift; ZH: den
Geändert nach der Handschrift; ZH: meinem
Geändert nach der Handschrift; ZH:
meinen lieben Einzigen Ham. tausendmal Gruß u. Freude
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Universitätspred.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: kommt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Generalsuperint
Geändert nach der Handschrift; ZH: für
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigentlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: dor
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ham.,
Geändert nach der Handschrift; ZH: darauf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erläuter
Geändert nach der Handschrift; ZH: kenne
Geändert nach der Handschrift; ZH: war
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorhergehenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: so
Geändert nach der Handschrift; ZH: zuvorgekommen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Alles,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oberhofmeisterin
Geändert nach der Handschrift; ZH: damals
Geändert nach der Handschrift; ZH: sat
Geändert nach der Handschrift; ZH: Potiphars,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Darmstadt
Geändert nach der Handschrift; ZH: gedauert,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ostracism.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d. 15 Oct.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exempl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Arrha.
Geändert nach der Handschrift; von ZH am Ende des Anhanges bei ZH 437/3 gebracht.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d’education. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pays
Geändert nach der Handschrift; ZH: Medecins –.
Geändert nach der Handschrift; ZH: resolution
Geändert nach der Handschrift; ZH: delissée
Geändert nach der Handschrift; ZH: MUSE
Geändert nach der Handschrift; ZH: Residence,
Geändert nach der Handschrift; ZH: desespoir
Geändert nach der Handschrift; ZH: vice cotis cruentae
Geändert nach der Handschrift; ZH: c’est à
Geändert nach der Handschrift; ZH: extremes
Geändert nach der Handschrift; ZH: ad
Geändert nach der Handschrift; ZH: II
Geändert nach der Handschrift; ZH: première
Geändert nach der Handschrift; ZH: Febr
Geändert nach der Handschrift; ZH: vous
Geändert nach der Handschrift; ZH: l’energie
Geändert nach der Handschrift; ZH: precieux
Geändert nach der Handschrift; ZH: plutôt
Geändert nach der Handschrift; ZH: lacheté
Geändert nach der Handschrift; ZH: naiveté
Geändert nach der Handschrift; ZH: genoßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Griechische
Geändert nach der Handschrift; ZH: intereßiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ergebenheit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Berlin
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sept.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: Catull.
Geändert nach der Handschrift; ZH: εμε
Geändert nach der Handschrift; ZH: gescholten
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dorfempfindungen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 17″
Geändert nach der Handschrift; ZH: 18″
In der Kieler Abschrift ist die Figur HKB 403 (80/21–31) zusätzlich eingerahmt und mit demselben Zeichen ⨂ versehen wie 80/7 und 82/1.
Geändert nach der Handschrift; ZH: S
Geändert nach der Handschrift; in ZH ans Ende des Absatzes (210/12–13) angeschlossen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: II
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freund,
Die Unterschrift „H.“ befindet sich mitten im Text. Die Nachschrift wurde vorzeitig mit „H.“ unterschrieben, vmtl. folgte anschließend die Niederschrift von 288/18–24.
Geändert nach der Handschrift; „Pathe“ mit anderer Tinte über Zeile; ZH: Gevatterin
Geändert nach der Handschrift; ZH: m
Geändert nach der Handschrift; ZH: ersten
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Giessen
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschnackt
Geändert nach der Handschrift; ZH: ungestaltete
Geändert nach der Handschrift; ZH: lande
Geändert nach der Handschrift; ZH: langen
Geändert nach der Handschrift; ZH: 5.–30. Mai
Geändert nach der Handschrift; ZH: Häusgen
Geändert nach der Handschrift; ZH: M.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Akte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Konfekt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tautropfen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wir
Geändert nach der Handschrift; ZH: Todbette
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jasmine
Geändert nach der Handschrift; ZH: ab.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Rosenöl
Textverlust durch schadhaften Rand des Blattes.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
ad
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: noch
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: wünsche
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Actricen.
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Wege
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufhängt
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Brief,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mitausche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Febr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben,
Geändert nach dem Druck von Holtei; ZH: unterdeßen
Geändert nach dem Druck von Holtei; ZH: Ueberschuß
Holtei hatte offenbar Probleme bei der Entzifferung von Hamanns Schrift (vgl. Karl von Holtei [Hg.]: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hannover 1872, I, xiii), hier bietet er Alternativen: „anhänglicher (anzüglicher)“; ZH: anzüglicher.
Geändert nach dem Druck von Holtei; ZH: + 1
Geändert nach dem Druck von Holtei; ZH: Guts
Geändert nach dem Druck von Holtei; ZH: unsere
Geändert nach dem Druck von Holtei; ZH: ermeßen
So die vmtl. falsche Datierung bei Roth. ZH vermutet, der Mendelssohn-Ausgabe folgend (vgl. Provenienz), den 21. oder 25. März 1762 als eigentliches Datum. Da der Brief eine Antwort auf HKB 221 ist und dieser am 20. März 1762 von Hamann empfangen wurde (vgl. HKB 223 [140/17f.]), ist der Terminus ante quem der Niederschrift des Briefes der 20. März 1762.
Geändert nach der Handschrift; ZH: überlaßen
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: bei
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Passibilität
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Actibilität
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: 8
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH:
festes
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: πρόσωπον
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7br.
Geändert nach der Handschrift; ZH: frömmer
Geändert nach der Handschrift; ZH: letztes
Geändert nach der Handschrift; ZH: d.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geg
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kraus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: b noch
In der Handschrift mit Einfügungszeichen oben auf der Seite hinzugefügt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: stande,
Geändert nach der Handschrift; ZH: distribuiren
Geändert nach der Handschrift; ZH: besuchen
Geändert nach der Handschrift; ZH: lezten
Geändert nach der Handschrift; ZH: ebenfalls öffentl
Geändert nach der Handschrift; ZH: CH.
In der Handschrift schwer zu entziffernde Stelle; ZH: zu S.
Geändert nach der Handschrift; ZH: pp.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sache
Geändert nach der Handschrift; ZH: lächerlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: alles
Geändert nach der Handschrift; ZH: ziehen. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: ferner
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Mendelssohn
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: Prof.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 140 rth. vom um se. Logis
Geändert nach der Handschrift; ZH: Augs.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recrutenwesens
Geändert nach der Handschrift; ZH: sorglich
Geändert nach der Handschrift; ZH: dazu
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Denckmal
Geändert nach der Handschrift; ZH: vollenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ro.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Holtz
Geändert nach der Handschrift; ZH: erkant
Geändert nach der Handschrift; ZH: beßere
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lev
Geändert nach der Handschrift; ZH: für
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vaters
Geändert nach der Handschrift; ZH: Correspondenten u Correspondentinnen
Geändert nach der Handschrift; ZH: P
Geändert nach der Handschrift; ZH: meiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kalnein
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Im Druck bei Roth kein Punkt; vmtl. Druckfehler.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Die Stelle befand sich auf einem nicht mehr überlieferten, zusätzlichen Einzelzettel. Dieser war wohl entweder HKB 536 (an Johann Gottfried Herder; in Berlin überliefert) oder HKB 537 (an Caroline Herder; ehemals Königsberg, nicht überliefert) beigelegt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gekommen ohne daß
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vielwisserei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihnen
Geändert nach der Handschrift; ZH: absieht
Geändert nach der Handschrift; ZH: geben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schaf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wilhelmine
Hinzugefügt nach den Photos der Handschrift in Tübingen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 7bre
Geändert nach der Handschrift; ZH: fuhr
Geändert nach der Handschrift; ZH: 13.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Havercampsche
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem
Geändert nach der Handschrift; ZH:
bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bogen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: beim
Geändert nach der Handschrift; ZH: lockre
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herrlichkeit
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kreuzfeld
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Königsberg
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: unserm
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Unbekannten
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: mitzuteilen
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: buchstabieren
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: unserm
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH:
Damaskus
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: Friedens
Geändert nach der Handschrift; ZH: „
Er
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophus,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophie
Geändert nach der Handschrift; in ZH steht ein Absatz nach dem Punkt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: d.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gut,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Scarteque
Der Satz steht ohne Einfügungszeichen ganz am Fuß der Seite, unter dem Absatz, in den er aus inhaltlichen Gründen integriert wurde.
Hinzugefügt nach der Handschrift; ZH: —————————————— den 11. Mai.
Geändert nach der Handschrift; ZH: am
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cammer-Präsident
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2te
Geändert nach der Handschrift; ZH: das
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: erhalten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wahl).
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: Th.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theil
Geändert nach der Handschrift; ZH: La Roche
Geändert nach der Handschrift; ZH: Liebe
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: comisches
Geändert nach der Handschrift; ZH: – Meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: C.Präsident
Geändert nach der Handschrift; ZH: herzlich
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefreut
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hause
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bibliothek
Geändert nach der Handschrift; ZH: Histor.
Geändert nach der Handschrift; ZH: dahinter.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vereinung,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Laune
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dörck
Hinzugefügt nach der Handschrift. Vermutlich von Herder nachträglich eingefügte Datierung.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr Band
Geändert nach der Handschrift; ZH: KirchenRechnungen
Geändert nach der Handschrift; die gesamte Erstreckung von Z. 9–20 ist in der Handschrift am Rand als Zitat markiert. ZH: haben
Geändert nach der Handschrift; ZH: verekelt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Halle
Geändert nach der Handschrift; ZH: der,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Socinianismi
Das Datum wurde später, am linken Rand der eingezogenen Zeile, hinzugefügt.
Geändert nach der Handschrift; vgl. auch Jörg-Ulrich Fechner: Hamanniana: Die Restbestände der Hamann-Sammlung von Friedrich Roth, in: Bernhard Gajek (Hrsg.), Die Gegenwärtigkeit Johann Georg Hamanns, 600f.; ZH: Erdbeeren
Die Angabe „liegen in deposito“ bezieht sich auf Z. 9–12 „Schönsche Obligation“ bis „Henrici Gründen“.
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: ἔπαθε
Druckbogen 1943: mit wir; vmtl. Wortvertauschung durch den Setzer.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: über
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: ad rem – mit
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: nicht
Druckbogen 1943: er ist; vmtl. Wortvertauschung durch den Setzer.
Druckbogen 1943: nich; vmtl. durch den Setzer bedingter Wegfall des letzten Buchstabens der Zeile.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: das
Im Druckbogen von 1943 befindet sich zu dem Wort eine in ihrer Bedeutung unklare Fußnote: H. schreibt: Aug.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: meiner
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Hochwolgebornen
Druckbogen 1943: außerrordentlich; Druckfehler am Zeilenfall.
Druckbogen 1943: den; Druckfehler am Zeilenfall.
Druckbogen 1943: ir-; Druckfehler am Zeilenfall.
Druckbogen 1943: veatmuthe; Druckfehler am Zeilenfall.
Druckbogen 1943: hhr; Druckfehler am Zeilenfall.
Druckbogen 1943: mea; Druckfehler am Zeilenfall.
Druckbogen 1943: d-s; Druckfehler am Zeilenfall.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Um
Druckbogen 1943: anlagen; der Textfehler geht wohl nicht auf Hamanns Handschrift zurück.
Geändert nach Druckbogen 1943 (so auch bei Roth); ZH: Tondalo
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: κατηντηκεν
Druckbogen 1943: Jul : en; der Textfehler geht wohl nicht auf Hamanns Handschrift zurück.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Ich
Druckbogen 1943: Lupes; der Textfehler geht wohl nicht auf Hamanns Handschrift zurück.
Druckbogen 1943: aufzuben; Buchstabenverlust bei der Worttrennung.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Villarmojean
Geändert nach der Handschrift; ZH: Guaian.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: werden
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: worden
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: an
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: fève
Druckbogen 1943: loge intrave; der Textfehler geht wohl nicht auf Hamanns Handschrift zurück.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: meinen
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: bekommen
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Mare
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Mare
Druckbogen 1943: 2der; vmtl. Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: rerum
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: das
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: oder hätte ich; dass die Wortwiederholung von Hamann stammt, ist nicht auszuschließen.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Im
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: unsere
Druckbogen 1943: enschuldigt; vmtl. Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: reisenden
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Lavaterschen; dass die Buchstabenwiederholung von Hamann stammt, ist nicht auszuschließen.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Potsdam!
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Jannes
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: seruabitur
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: vermag; dass die Buchstabenwiederholung von Hamann stammt, ist nicht auszuschließen.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Polyglotta
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: litter.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Antworten Sie darauf mit nächsten.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: saluo
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Kölpins
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: dortiger
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: paraenet
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Saluo
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: fürcht mich; dass die Wortwiederholung von Hamann stammt, ist nicht auszuschließen.
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Monatsschriftsteller
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: werden
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Verlegenheiten
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: Bestimmung
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH: unsrer
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH:
Sohn
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH:
qui paroissent nullement fondées
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH:
pretensions ridicules et inconsequentes
Geändert nach dem Druck bei Roth; ZH: prima Donna
Geändert nach Druckbogen 1943; ZH:
und
Die Passage ist im Druckbogen von 1943 offensichtlich voller Fehler; Henkel hat sie nach Sinnkriterien weiträumig korrigiert. Da es keine bessere Quelle gibt, geht der Text hier nach Henkel.
Die Stelle ist im Druckbogen von 1943 offenbar in der Zeile verrutscht. Henkels Versuch einer Plausibilisierung: Handlung Antheil
Die Stelle ist im Druckbogen von 1943 offensichtlich fehlerhaft: Henkels Versuch einer Plausibilisierung: seine Bösen Zufälle
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: wäre,
Druckbogen 1940: Stelle.; vmtl. Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: besonderen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: v. Loen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: gewesen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: laßen,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: mußte
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Condicion
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: v. Mütterl.
Druckbogen 1940: auch; vmtl. Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: hüten
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Gute
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: sein
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: kälteren
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Θεον
Druckbogen 1940: qu’it; vmtl. Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: gebe
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Artzt
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Hamann
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: meinem
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: besorgt,
Druckbogen 1940: nnd; Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: nur
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: καταφασις
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: φαινομενου
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Ravaillac
Druckbogen 1940: soll; vmtl. Druckfehler (in der Handschrift wäre das Wortende verschliffen und „soll“ und „sollen“ kaum unterscheidbar).
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: angeht
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: ihre
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Todten Gespräch
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: dein
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: ihren
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schornstein
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schornstein
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schornstein
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Gesundheit
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: verbindet
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: gehörten
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Nummer
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: du
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: pp.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Silens
Geändert nach einer Korrektur in der Abschrift Wardas; ZH: sr.
Geändert nach einer Korrektur in der Abschrift Wardas; ZH: sr.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: müßiger.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: seyn,
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Hoburgks
So ZH; in der Abschrift Wardas eventuell fühlt
Geändert nach einer Korrektur in der Abschrift Wardas; ZH: sr.
So ZH; Abschrift Wardas mit Wortverdopplung am Zeilenfall: aber / aber
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: 6te u 13te
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: befördern.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sehen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: leben;
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: komme,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: waselches
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: von
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: monstrueuses
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: [seiner]; in Wardas Abschrift: „Lücke“; Henkel trägt „seiner“ ein.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH:
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: asez
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: trés
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Generalen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: gegenwärtig
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: diejenigen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schau-Gerichten
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: sammeln
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: du
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: hatteandeln
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: wollen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Winke
Geändert nach Druckbogen 1940: abbrechen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: unseres
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Übergänge
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: könnte.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: unseres
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Neutralität
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: eignet sich die Worte Davids an
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
selbst
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: du
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Sergeanten
Einfügung mit Sternchen am Ende des Absatzes.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lectüre.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Schreibpapier.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Parasiten
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: wendet
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
auf
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: mit
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Jahrhundert,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
aufgeben:
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: LiebesHändel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Adlerhunger.; das Wort wurde in der Handschrift aus Platzmangel bei der Zeile in den äußersten rechten Rand gedrängt.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Pigmalions
Wortverdopplung eingefügt nach der Abschrift Wardas (mglw. auch Abschreibefehler von diesem); ZH: sich vermuthl. jetzt
In der Abschrift Wardas mit Fragezeichen darüber; eventuell unklares Wortbild.
In der Abschrift Wardas mit Fragezeichen darüber; eventuell unklares Wortbild.
Druckbogen 1940: Hohepri ester; Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Riga.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
liesest
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Ihren
Druckbogen 1940: namchem; Druckfehler.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Doll
metschen;
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Mensch
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Joche
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: hier
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: dort
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: den
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: fremd
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Pastor
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: der
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Schrift.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Mitou
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Zeit
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Ertz
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: deucht,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Hamann
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
alte
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Thlr
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Thlr
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Wolfi
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Narrheit
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: aus:
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Thlr
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Fall
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: babioles
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Arbeit
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: der
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Posttag
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: beygebundenen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Flekken
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Zeitung
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Hillin
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: läßt,)
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: doch
In der Abschrift Wardas: ist; vmtl. Verschreibung Wardas.
In der Abschrift Wardas: auf auf; Wortverdopplung am Zeilenwechsel.
In der Abschrift Wardas mit Fragezeichen darüber; vmtl. unsichere Lesung.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Ciceroni; bei Warda mit Fragezeichen über dem Wort (vmtl. unsichere Lesung)
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: ihn
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Erziehung
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Ernst
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: den Waagen
In der Abschrift Wardas: an; vmtl. Abschreibefehler von Warda.
Geändert nach der Handschrift; ZH: entschließen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bei
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Räzel
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gutem
Geändert nach der Handschrift; ZH: gewiße Handgriffe in der Form
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Niceron und
Geändert nach der Handschrift; ZH: zugeschrieben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben;
Geändert nach der Handschrift; ZH: Guinea
Geändert nach der Handschrift; ZH: Concert
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen; „Atticismi“ doppelt unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: dünkt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Die
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Christenthums
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber selbst
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zaun
Geändert nach der Handschrift; ZH: diesem
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Arzt
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
doch
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Kanters
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Intermezzo
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
die
In der Abschrift Wardas: seyn; vmtl. Abschreibefehler von Warda.
In der Abschrift Wardas: ich brauchen; Wortverdopplung vmtl. Abschreibefehler von Warda.
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: Prüschmann
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: diese
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: jene
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: abgereist
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Reise
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: älteren
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
mich dazu
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: verlorene
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Ew.
Druckbogen 1940: loge intrare; vmtl. falsche vermutete Lesung.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
selbst
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: wiewol
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
zu sehen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
verlieren
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Recension
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
auf
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Ding
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: an.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
ausge
kommen
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Berlocken
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: v
Geändert nach der Handschrift; ZH: rendu
In der Handschrift Wortverdopplung am Zeilenfall: eines | eines
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Sonntag
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: sr.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
zu
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Talent,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Mama,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Lauson
In der Abschrift Wardas: erlebt erlebt; vmtl. versehentliche Wortverdopplung beim Abschreiben.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Druckbogen 1940: Lohein- | steinschen; vmtl. Satzfehler am Zeilenübergang.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
gut
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Das
Druckbogen 1940: Lanson; vmtl. Satzfehler: Buchstabenvertauschung.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: er es
Druckbogen 1940: er; vmtl. Satzfehler: Buchstabenwegfall am Zeilenanfang.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: HE
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: ob
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: wo
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: können Sie
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: in saluo und gehörig abgemacht worden
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Michaelistag
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: meinem
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH:
Pelz
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: frisch
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Königsberg
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Königsberg
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: u.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: auszustellen,
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: beiden
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Ew.
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: in
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Umstand
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Badestube
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Jahre
Geändert nach Druckbogen 1940; ZH: Sterbebett
In der Handschrift über der Zeile, von fremder Hand: „Jacobi“.
In der Grundschicht bei Warda: Gjehurium; darüber mit Bleistift von Henkel: Gjeuharium
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Hinzugefügt nach der Abschrift Wardas.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wünsche
Geändert nach der Handschrift; ZH: schon heute
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recension
Geändert nach der Handschrift; ZH: vornahm,
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: weitläuftiger
Geändert nach der Handschrift; ZH: XXIV
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stimme.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg
Geändert nach der Handschrift; ZH: beantw.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschriebenes
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antheil.
Geändert nach der Handschrift; ZH: muste
Geändert nach der Handschrift; ZH: besorge,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theocrit.
Geändert nach der Handschrift; ZH: besorgt
Geändert nach der Handschrift; ZH: sachte.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: regierenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königsberg
Geändert nach der Handschrift; ZH: beantw.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1785.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geantw.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: OriginalBrief
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mittel
Geändert nach der Handschrift; ZH: Notiz
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoffe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Original
Geändert nach der Handschrift; ZH: Metaphysik
Geändert nach der Handschrift; ZH: 480
Geändert nach der Handschrift; ZH: gelesen
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefallen;
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 4
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschrieben;
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihren
Druckbogen 1940 und ZH: wenn | wenn; vmtl. Wortverdopplung am Zeilenfall.
In ZH am Zeilenfall nach der alten Rechtschreibung getrennt: auszudrük-|ken
Geändert nach der Handschrift; ZH: van der Borch
Hinzugefügt nach der Handschrift; ZH: 267
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: doit
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: biere
Geändert nach der Abschrift Wardas; ZH: frais
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nov.
Geändert nach der Handschrift; ZH: eigner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reichtum
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tadel
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kommenden
Geändert nach der Handschrift; ZH: genommen
Geändert nach der Handschrift; ZH: d
Geändert nach der Handschrift; ZH: d
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erh.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Xbr.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 86.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jan.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hatte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ankündigung des fliegenden Briefes.
So ZH. Im Typoskript Ziesemers: meiner Ciceronianischen Freude
Geändert nach der Handschrift; ZH: ex
Geändert nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: MDCCLXXXVI
Geändert nach der Handschrift; ZH: indeclinable,
Geändert nach der Handschrift; in ZH vor Z. 12.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Einfügungen von Hamann in ZH mit Anmerkung am Absatzende.
Geändert nach der Handschrift; ZH: „Das
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: überschickt –
Geändert nach der Handschrift; ZH:
den 18
Geändert nach der Handschrift; ZH: Symptome
Geändert nach der Handschrift; ZH: war.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann ich
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: geben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Stuhr
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gieng
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Louischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: vorstelle,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jahre,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gegeben,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: that,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: verlegen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Tür
Geändert nach der Handschrift; ZH: war
Geändert nach der Handschrift; ZH: und das Ende wenigstens
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hierinn
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schauspielkunst
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Biljet v Scheffner
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: schwer,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Künsteleyen
Geändert nach der Handschrift; ZH: des
Geändert nach der Handschrift; ZH: zurückerhalten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hippels Charakter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Actio
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Geändert nach der Handschrift; ZH: wenn
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Buches
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
als
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihres
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: (Hemsth. Diotima)
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hofmann
Geändert nach der Handschrift; ZH: verwandeln
Geändert nach der Handschrift; ZH: 684
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: freimüthig
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: beydem
Geändert nach der Handschrift; ZH: geworden?
Geändert nach der Handschrift; ZH: liegt.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wornach
Geändert nach der Handschrift; ZH: gedacht,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben
Geändert nach der Handschrift; ZH: nöthig,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gieng,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Hill
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Scheller,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: adressirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: mein
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir
Geändert nach der Handschrift; ZH: aber,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Knochenmann,
Geändert nach der Handschrift; ZH: gehn
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: entsagt
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: stellen
In der Handschrift Wortverdopplung am Zeilenfall: u | u Sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: v.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihr
Hamann vergaß am Seitenübergang im Schreibfluss die zweite Hälfte des Namens.
Geändert nach der Handschrift; ZH: inneren
Geändert nach der Handschrift; ZH: italiänisch
Geändert nach der Handschrift; ZH: Engelländerin
Geändert nach der Handschrift; ZH: poetisch
Geändert nach der Handschrift; ZH: werde.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihm
Geändert nach der Handschrift; ZH: Proselitenmacherey
In ZH mit Absatz dahinter.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: doch
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
In ZH mit Absatz dahinter.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Büchleins
Geändert nach der Handschrift; ZH: d
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geantw. eod
Geändert nach der Handschrift; ZH: Benoni
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ernst
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: PunschSchaalen
Geändert nach der Handschrift; ZH: est,
Geändert nach der Handschrift; ZH: entgegengesetzt
Geändert nach der Handschrift; ZH: ebenso
Geändert nach der Handschrift; ZH: reif
Geändert nach der Handschrift; ZH: Adiunctur
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: paar
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2
Geändert nach der Handschrift; ZH: M.B.?
Hinzugefügt nach der Handschrift.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: nehmen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: mich
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihr
Geändert nach der Handschrift; ZH: neuesten
Geändert nach der Handschrift; ZH: u.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: im
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nebucadnezars.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Moos,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihnen
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
wie
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert; über dem Absatz von Jacobi notiert: „Pfenninger“.
Geändert nach der Handschrift; ZH: verzeyh
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fortsetzung.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kurzen
Geändert nach der Handschrift; ZH: stehen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: schickte
Geändert nach der Handschrift; ZH: Recension,
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: verdrüßlicher,
Geändert nach der Handschrift; ZH: wollen:
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Antichristenthum
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert; zum Anfang des Absatzes von Jacobi am Rand markiert: „Markard“, zur Mitte: „Lavater“.
Geändert nach der Handschrift; ZH: verwildere.
Geändert nach der Handschrift; ZH: lesen,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 13ten
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Die Auszeichnungs-Konvention für Anführungszeichen des 18. Jahrhunderts wurde modernisiert (wie ZH es auch sonst tut, aber hier unterlässt).
Geändert nach der Handschrift; ZH: sie
Geändert nach der Handschrift; ZH: Luftfahrt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Anfang
Geändert nach der Handschrift; ZH: beinahe
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufzuschieben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: auszulaßen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bin
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Schwager
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hand,
Geändert nach der Handschrift; ZH: seyn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Waßermühle. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hospital,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zurück halten
ZH: 17856. – In der Handschrift wird das falsche Jahr tatsächlich überschrieben, aber vmtl. von späterer Herausgeberhand.
Hinzugefügt nach der Handschrift; in der Handschrift mit Tinte gestrichen und darunter, von fremder Hand: „zwischen No. 22 und 23“.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Du
Geändert nach der Handschrift; ZH: du
Geändert nach der Handschrift; ZH: du
Geändert nach der Handschrift; ZH: hör
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Scripsi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sonntage v
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2 ten Theil
Geändert nach der Handschrift; ZH: thun.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gesellschafter.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wohl
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1786
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: viermal
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: erkannte
Geändert nach der Handschrift; ZH: einen
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Lucem
Geändert nach der Handschrift; ZH: geäußert
Geändert nach der Handschrift; ZH: daß,
Geändert nach der Handschrift; ZH: glaubte,
Geändert nach der Handschrift; ZH: beyde
Geändert nach der Handschrift; ZH: bei
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unserm
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ende – – –“
Geändert nach der Handschrift; ZH: geschrieben;
Geändert nach der Handschrift; ZH: werde.
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufzugeben
In der Handschrift Wortwiederholung am Zeilenfall: wird wird.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich kann
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gegener
Geändert nach der Handschrift; ZH: schickte
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Pilatusfrage
Geändert nach der Handschrift; ZH: Dixit.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: man
Geändert nach der Handschrift; ZH: IVten
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2ten
Geändert nach der Handschrift: Absatzwechsel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 3 te
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Über dem Wort in der Handschrift, vmtl. zur Verbesserung der Lesbarkeit: Glawe
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefürchtet u angebetet
Geändert nach der Handschrift; ZH: u
Geändert nach der Handschrift; ZH: machen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lesen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschmack
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoffe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: seit 14 Tagen auf
Das Wort ist von einem Tintenfleck unkenntlich gemacht.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Jacobi
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Am Briefkopf, jeweils mit Bleistift und Tinte, von fremder Hand: „Antwort auf den Brief vom 10ten u 12ten Jan.“
Geändert nach der Handschrift; ZH: 30ten
In der Handschrift mit diagonalem Strich durch die Passage, vmtl. nicht von Hamann oder Jacobi.
Geändert nach der Handschrift; ZH: fühle
Geändert nach der Handschrift; ZH: Charakteristische
Geändert nach der Handschrift; ZH:
bandes à l’aise
!
Geändert nach der Handschrift; ZH: nur um das
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: HE
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nogat u
Geändert nach der Handschrift; ZH: meiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: Wandsbeck
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geduldt
Geändert nach der Handschrift; ZH: 30ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: gantz
Geändert nach der Handschrift; ZH: unterstützenten
Vmtl. von fremder Hand am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hospital,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Secretaire
Geändert nach der Handschrift; ZH: perpetuell
Geändert nach der Handschrift; ZH: Inhaltes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Göckingh
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: b getroffen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kurzen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihre
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH: CriminalCollegii
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gen Adm
Geändert nach der Handschrift; ZH:
und
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: V
Geändert nach der Handschrift; ZH: an
Geändert nach der Handschrift; ZH: No.
Geändert nach der Handschrift; ZH: kann.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Mendelssohn,
Geändert nach der Handschrift; ZH: s Sich
Geändert nach der Handschrift; ZH: stande,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Antropotheismo
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geheimniß
Geändert nach der Handschrift; ZH: möchte.
Geändert nach der Handschrift; in ZH Absatz nach „möchte.“
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: als meine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Hinreise
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gratzien
Geändert nach der Handschrift; ZH: Landsmannes
Geändert nach der Handschrift; ZH: Elendsknochen
Geändert nach der Handschrift; ZH: symphatisirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: mey’n
Geändert nach der Handschrift; ZH: M.M.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lust,
Geändert nach der Handschrift; ZH: besinnen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gouv
Geändert nach der Handschrift; ZH: Charakter
Geändert nach der Handschrift; ZH: Misverständnis
Geändert nach der Handschrift; ZH: hinausläuft
Geändert nach der Handschrift; ZH: 16ten –
Geändert nach der Handschrift; ZH: 21ten –
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: zum nächsten
Geändert nach der Handschrift; ZH: Punct
Geändert nach der Handschrift; ZH: alles,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf,
Geändert nach der Handschrift; ZH: er
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Person
Geändert nach der Handschrift; ZH: wie
Geändert nach der Handschrift; ZH:
evangelischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: etc
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2
Geändert nach der Handschrift; ZH: wider hergestellt
Geändert nach der Handschrift; ZH: sehen
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: gefunden.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: übereinkommen
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben,
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: an. –
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: bisweilen
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ideen
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Titel:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fragmentum
Geändert nach der Handschrift; ZH: II. Fragm
Geändert nach der Handschrift; ZH: a posteriori)
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: evangelisch-lutherischen
Geändert nach der Handschrift; ZH: nicht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Febr
Geändert nach der Handschrift; ZH: inoculirt
Geändert nach der Handschrift; ZH: verachten,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gegenwärtige,
Geändert nach der Handschrift; ZH: scheint –
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: meditiren,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verzeyhen
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: No
Geändert nach der Handschrift; ZH: gemeldt,
Geändert nach der Handschrift; ZH: auseinander
Geändert nach der Handschrift; ZH: Zürich
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: heute
Geändert nach der Handschrift; ZH: weiß,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friedländer,
Geändert nach der Handschrift; ZH: bedeutet, vorgelesen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieben
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: willens
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exempl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 10ten
Geändert nach der Handschrift; ZH: 86.
Geändert nach der Handschrift; ZH: der
Geändert nach der Handschrift; ZH: ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: wartete
Geändert nach der Handschrift; ZH: ihrer
Geändert nach der Handschrift; ZH: Nachrichter;
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Gespräch
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist
Geändert nach der Handschrift; ZH: Reise-Mentor
Geändert nach der Handschrift; ZH: haben
Geändert nach der Handschrift; ZH: 1759.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
kann
ich
Geändert nach der Handschrift; ZH: beikommender
Geändert nach der Handschrift; ZH: hält
Geändert nach der Handschrift; ZH: 2 dam
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verwünschungs-apostrophe
Geändert nach der Handschrift; ZH: ungerechnet
Geändert nach der Handschrift; ZH: auch
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Scurra Regiomontano et Rabelesio.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Abends
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Freunde;
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Parallinien
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Ihre
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: ist.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Theils
Geändert nach der Handschrift; ZH: ausgesöhnt
Geändert nach der Handschrift; ZH: Sie
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Garten)
Geändert nach der Handschrift; ZH: kam
Geändert nach der Handschrift; ZH: Also,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bette,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
seel
.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Empfel.
Geändert nach der Handschrift; ZH: sorgfältig
Geändert nach der Handschrift; ZH: ein
Geändert nach der Handschrift; ZH: Exempl.
Geändert nach der Handschrift; ZH: unmögl
Geändert nach der Handschrift; ZH: Bogen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: die
Geändert nach der Handschrift; ZH: Veranlaßung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friedl?
Geändert nach der Handschrift; ZH: Cain,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Aufsatz:
Geändert nach der Handschrift; ZH: haec
Geändert nach der Handschrift; ZH: Laeli
Geändert nach der Handschrift; ZH: quaesita
Geändert nach der Handschrift; ZH: Herzen
Geändert nach der Handschrift; ZH: sein Machwerk
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: leid
Geändert nach der Handschrift; ZH: wird.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi dreifach am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi doppelt unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi doppelt unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi doppelt unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi doppelt am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Morgenstunden
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: sind
Geändert nach der Handschrift; ZH: lieben,
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Jacobi
Geändert nach der Handschrift; ZH: Düßeldorf
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: 14ten –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vorsatz,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: onus
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Vinnium
Von Jacobi teils unterstrichen, teils am Rand markiert.
Wortverdopplung am Seitenübergang: und und
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ausgaben
Geändert nach der Handschrift; ZH: Willen,
Von Jacobi teils unterstrichen, teils am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: raisonné.
Geändert nach der Handschrift; ZH: noch
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschichtsschreiber
Geändert nach der Handschrift; ZH: Eutin,
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Berens
Geändert nach der Handschrift; ZH: Verleger,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Curl. –
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fa. Summa 70.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Kayserlingk
Geändert nach der Handschrift; ZH: in
Geändert nach der Handschrift; ZH: auf:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Friedricianum
Geändert nach der Handschrift; ZH: ἐλπιδα
Geändert nach der Handschrift; ZH: ἐπ’
Geändert nach der Handschrift; ZH: ἐλπιδι
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert und hinzugefügt nach der Handschrift; ZH: Erh: den 2. April 86.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: lief
Geändert nach der Handschrift; ZH: vielem
Die Passage ist in der Handschrift von Jacobi am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: trunkenen
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Beynahe
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoffe,
Geändert nach der Handschrift; ZH: fruchtbar
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wäre
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: wißen,
Von Jacobi teils unterstrichen, teils am Rand markiert.
Geändert nach der Handschrift; ZH: soll.
Geändert nach der Handschrift; ZH: mir,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Düßeldorf
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lieber
Hinzugefügt nach der Handschrift. Vmtl. Abkürzung für Jacobis Schwester Helene; vgl. HKB 943 (312/31).
Geändert nach der Handschrift; ZH: komt
Geändert nach der Handschrift; ZH: maaßen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Den
Geändert nach der Handschrift; ZH: weniger
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Erneuerung
Geändert nach der Handschrift; ZH: claßifizieren
Geändert nach der Handschrift; ZH: zufolge
Geändert nach der Handschrift; ZH: hoch – –
Geändert nach der Handschrift; ZH: ober – –
Geändert nach der Handschrift; ZH: meiner
Geändert nach der Handschrift; ZH: caeruleus
Geändert nach der Handschrift; ZH: eine
Geändert nach der Handschrift; ZH: Titel:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Priesters,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Quellen
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufrührschen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Juda
Geändert nach der Handschrift; ZH: I. 5
Geändert nach der Handschrift; ZH: Oder
Geändert nach der Handschrift; ZH: demüthigen
Geändert nach der Handschrift; ZH: mit
Geändert nach der Handschrift; ZH:
siehe
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philologus
Geändert nach der Handschrift; ZH: Philosophus
Geändert nach der Handschrift; ZH: 53 XII. 42
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Himmelreichs
Geändert nach der Handschrift; ZH: Königin
Geändert nach der Handschrift; ZH: errathen
Geändert nach der Handschrift; ZH: Lästerung
Geändert nach der Handschrift; ZH: Roterdami,
Geändert nach der Handschrift; ZH:
setze
Geändert nach der Handschrift; ZH: Künstler
Geändert nach der Handschrift; ZH: 9
Geändert nach der Handschrift; ZH: accomodatum
Geändert nach der Handschrift; ZH: spiritu familiari
Geändert nach der Handschrift; ZH: Scheblimini
Geändert nach der Handschrift; ZH: erkannt.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Man
Geändert nach der Handschrift; ZH: Roquemons,
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: aufgenommen.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: anderes:
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Von Jacobi teils unterstrichen, teils am Rand markiert.
In der Handschrift von Jacobi unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Seyns
,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Licht,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ihnen,
Hinzugefügt nach der Handschrift.
Geändert nach der Handschrift; in ZH nicht unterstrichen.
Geändert nach der Handschrift; ZH: Fritz
Geändert nach der Handschrift; ZH: Ursachen,
Geändert nach der Handschrift; ZH: Character
Geändert nach der Handschrift; ZH: Geschichtsschreiber
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH:
Geändert nach der Handschrift; ZH: Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 42.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 18f.
ZH I 1f., Nr. 1.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 49.Bisherige Drucke
ZH I 3–5, Nr. 2.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 43. Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 3–6.
ZH I 5–9, Nr. 3.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (1).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 245–252.
ZH I 9–12, Nr. 4.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (2).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 29–31.
ZH I 13f., Nr. 5.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (3).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 31.
ZH I 14f., Nr. 6.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (4).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 31–34.
ZH I 15–19, Nr. 7.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (6).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 34f.
ZH I 19–22, Nr. 8.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (8).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 35f.
ZH I 22f., Nr. 9.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (1).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 7–11.
ZH I 23–30, Nr. 10.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (9).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 37f.
ZH I 30–32, Nr. 11.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (10).Bisherige Drucke
ZH I 32f., Nr. 12.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (11). Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 38–40.
ZH I 34–36, Nr. 13.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (12).Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 282–284.
ZH I 36–39, Nr. 14.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (13).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 41f.
ZH I 39–42, Nr. 15.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (14).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 40–44.
ZH I 43–46, Nr. 16.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 31.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 252–254.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 39–40, Anm. 1.
ZH I 46f., Nr. 17.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (2).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 11–15.
ZH I 48–52, Nr. 18.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (7).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 254–257.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 46–49.
ZH I 52–58, Nr. 19.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (5).Bisherige Drucke
ZH I 58, Nr. 20.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (15).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 50f.
ZH I 59f., Nr. 21.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (3).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 257–260.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 50f.
ZH I 60–62, Nr. 22.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (16).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 52f.
ZH I 62–64, Nr. 23.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (4).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 15f.
ZH I 64–66, Nr. 24.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (17).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 260–262.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 54f.
ZH I 66–68, Nr. 25.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (18).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 262f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 55f.
ZH I 69–72, Nr. 26.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (19).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 56f.
ZH I 72–74, Nr. 27.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (20).Bisherige Drucke
ZH I 74–76, Nr. 28.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (21).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 59–62.
ZH I 76–78, Nr. 29.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (5).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 16–19.
ZH I 79–81, Nr. 30.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (22).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 62f.
ZH I 81–83, Nr. 31.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (bei 16).Bisherige Drucke
ZH I 83–85, Nr. 32.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (28).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 19.
ZH I 85f., Nr. 33.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (45).Bisherige Drucke
ZH I 86f., Nr. 34.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (6).Bisherige Drucke
ZH I 87–91, Nr. 35.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (23).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 63–65.
ZH I 91–93, Nr. 36.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (24).Bisherige Drucke
ZH I 93, Nr. 37.Zusätze ZHVon Hamanns Vater vermerkt:1755 den 12. Febr. durch einen Fuhrmann.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (7).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 19–21.
ZH I 94–96, Nr. 38.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (25).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 65–68.
ZH I 96–99, Nr. 39.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (8).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 21–23.
ZH I 100–103, Nr. 40.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (9).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 23.
ZH I 103, Nr. 41.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (10).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 23–25.
ZH I 103–107, Nr. 42.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (26).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 262f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 68f.
ZH I 107–111, Nr. 43.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (11).Bisherige Drucke
ZH I 111–113, Nr. 44.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (28).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 69f.
ZH I 113f., Nr. 45.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (12).Bisherige Drucke
ZH I 114–117, Nr. 46.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (29).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 70.
ZH I 118f., Nr. 47.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (79).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 72f.
ZH I 120, Nr. 48.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (30).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 263–267.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 74–76.
ZH I 121–123, Nr. 49.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (27).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 76–77.
ZH I 123f., Nr. 50.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (31).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 77f.
ZH I 125f., Nr. 51.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (13).Bisherige Drucke
ZH I 126–128, Nr. 52.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (33).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 78–80.
ZH I 129–132, Nr. 53.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (14).Bisherige Drucke
ZH I 133f., Nr. 54.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (15).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 26f.
ZH I 134–137, Nr. 55.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (34).Bisherige Drucke
ZH I 137–139, Nr. 56.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (16).Bisherige Drucke
ZH I 139–141, Nr. 57.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (17).Bisherige Drucke
ZH I 141–144, Nr. 58.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (bei 40).Bisherige Drucke
ZH I 144–147, Nr. 59.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (18).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 27–29.
ZH I 147–152, Nr. 60.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (35).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 267–269.
ZH I 152–154, Nr. 61.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (36).Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 284–286.
ZH I 154–156, Nr. 62.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (19).Bisherige Drucke
ZH I 156–159, Nr. 63.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (20).Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 286–289.
ZH I 159–162, Nr. 64.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3 (2).Bisherige Drucke
ZH I 163, Nr. 65.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3 (3).Bisherige Drucke
ZH I 163f., Nr. 66.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (37).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 270–272.
ZH I 165–167, Nr. 67.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (38).Bisherige Drucke
ZH I 168f., Nr. 68.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (41).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 272–275.
ZH I 169–172, Nr. 69.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (39).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 275–277.
ZH I 172f., Nr. 70.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (40).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 272–275.
ZH I 173–178, Nr. 71.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (22).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 277–280.
ZH I 179–184, Nr. 72.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (23).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 29–31.
ZH I 184–187, Nr. 73.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (24).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 31.
ZH I 187–190, Nr. 74.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (42).Bisherige Drucke
ZH I 190–196, Nr. 75.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (21).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 31–33.
ZH I 196–199, Nr. 76.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (25).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 280–285.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 99–101.
ZH I 200–205, Nr. 77.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 80 und 81.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (26).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 33f.
ZH I 205–207, Nr. 78.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 51.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 103f.
ZH I 207f., Nr. 79.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 52.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 104.
ZH I 208f., Nr. 80.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 50.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 286–288.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 104f.
ZH I 209f., Nr. 81.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (27).Bisherige Drucke
ZH I 210–212, Nr. 82.Korrigierte Datierung:
Die Datierung wurde gegenüber ZH korrigiert (dort: „Juni 1756?“), daher erfolgt die Einsortierung chronologisch zwischen Brief Nr. 64 und 65.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3 (1).Bisherige Drucke
ZH I 212, Nr. 83.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (43).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 105.
ZH I 212f., Nr. 84.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 213, Nr. 85.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 213f., Nr. 86.Zusätze ZHDie Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Auf der Rückseite des Blattes:weil es alsdenn gut seyn wird ist ausgelaßen.
Ich habe in der Schule eines unter ihnen.
empfunden hätte. Die ganze Zuschrift ist zerstümmelt v mehr einer
unglückl. paraphrasi als reinen Übersetzung ähnlich.
1) Furcht v Hofnung sind Empfindungen. Es muß daher heißen:
verbannen die erstere dieser Empfindungen v. laßen uns die andere
genüßen.
2) sie gehen mehr mit uns sehen uns mehr wie solche an, die des
Glücks als die der Tugend fähig sind.
3) man hat auch daher wohl pp.
II.indem er über alle Alten v. Länder pp. ein richtiges v. genaues
Tagebuch pp.
III.durch von einem eingeschränkten Geist, der nur halbe NebenAbsichten hat, als wenn er durch einen blöden regiert wird, der nur halbe
Entschlüßungen fast.
IV.die nöthige Anzahl von der Glückseeligkeit ausschlüße oder im Elende
laße.
bedient
von diesem Grundsatze entfernt; daher haben auch ihre
Gesetze der Zeit nicht lange wiederstanden.
Licurg der – – – hätten auch in Ansehung der Iloten hierinn weniger
abweichen sollen. Der Deutsche verräth hier wie an andern Stellen se
große Unwißenheit in der Geschichte. Die Iloten waren den
Lacedämoniern, was die Pennbey den Theßaliern, die Gibeoniten den
Kindern Israel, die Unteutschen in Curland v. Liefland v die
Schwartzen in America sind. Nicht Ilier sondern Iloten.
aller Stände
nicht aller Befehle wie der einfältige Übersetzer hier
ordres giebt.VI.Die Data (Sätze der Aufgaben) im gegenwärtigen anstatt
anjetzo
.VII.Das eingeschloßene soll eine Anmerkung des Übersetzers seyn die
unglückl. weise im Text steht.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 214f., Nr. 87.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 215, Nr. 88.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 215, Nr. 89.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 216, Nr. 90.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 216, Nr. 91.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 216f., Nr. 92.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 217, Nr. 93.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 217f., Nr. 94.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 218, Nr. 95.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 218, Nr. 96.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 219, Nr. 97.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 219f., Nr. 98.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 220, Nr. 99.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 220, Nr. 100.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
ZH I 221f., Nr. 101.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 30.Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 289.
ZH I 222, Nr. 102.Zusätze ZH
Die Briefe [Nr. 85–102], meist kleine Zettel, stammen aus den Jahren 1754–56; einige ließen sich wohl genauer datieren und in die bisherigen einreihen, es erscheint jedoch angemessener, sie geschlossen zu bringen. Es sind meist kurze Nachrichten an Ruprecht, den jungen Pastor in Grünhof, Hamanns Nachbar.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (29).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 35f.
ZH I 222–225, Nr. 103.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (30).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 36f.
ZH I 225f., Nr. 104.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (31).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 38–42.
ZH I 227–232, Nr. 105.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (32).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 111.
ZH I 233f., Nr. 106.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 69.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 122.
ZH I 234–236, Nr. 107.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 69.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 122.
ZH I 236–240, Nr. 108.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 69.Bisherige Drucke
ZH I 240–242, Nr. 109.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (44).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 288–290.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 86–88.
ZH I 242–244, Nr. 110.Provenienz
Evangelisches Stift, Tübingen. Nachlaß Christian Friedrich Schnurrer.Bisherige Drucke
ZH I 244f., Nr. 111.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (6).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 42f.
ZH I 245–247, Nr. 112.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 35.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 293–297.
ZH I 247–249, Nr. 113.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 36.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 297f.
ZH I 249f., Nr. 114.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert (dort: „[Riga, 16. (27.) September 1758“]), sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 116 und 117.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 37.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 300–305.
ZH I 250–252, Nr. 115.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (46).Bisherige Drucke
ZH I 253, Nr. 116.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (2).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 298–300.
ZH I 254f., Nr. 117.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 34.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 315–319.
ZH I 255–257, Nr. 118.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (4).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 290–293.
ZH I 257–260, Nr. 119.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 38.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 305–308.
ZH I 260–262, Nr. 120.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 39.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 308–310.
ZH I 262f., Nr. 121.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (5).Bisherige Drucke
ZH I 263f., Nr. 122.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (47).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 313f.
ZH I 264–266, Nr. 123.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 40.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 323–325.
ZH I 266f., Nr. 124.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 32.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VIIIa 9–13.
ZH I 267–269, Nr. 125.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 33.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VIIIa 13–16.
ZH I 270–272, Nr. 126.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 41.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 325–328.
ZH I 272–274, Nr. 127.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (3).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 310–313, 319–323.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 90–93.
ZH I 274–278, Nr. 128.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 42.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 331–334.
ZH I 278–280, Nr. 129.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (1).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 328–331.
ZH I 280–282, Nr. 130.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (48).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 334–336.
ZH I 282–284, Nr. 131.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (49).Bisherige Drucke
ZH I 284–286, Nr. 132.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert (dort: „Riga. den 8/19 Christm. 1758“), sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 133 und 134.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (50).Bisherige Drucke
ZH I 286f., Nr. 133.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (51).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 337f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 151f.
ZH I 287–289, Nr. 134.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (52).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 153f.
ZH I 289f., Nr. 135.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (7).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 339–345.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 154f.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 93–98.
ZH I 291–296, Nr. 136.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (32).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 345–350.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 99–102.
ZH I 296–298, Nr. 137.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (53).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 350–352.
ZH I 299–302, Nr. 138.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (33).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 352–364.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 102–109.
ZH I 302–309, Nr. 139.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (34).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 366f.
ZH I 309–312, Nr. 140.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (54).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 364f.
ZH I 312f., Nr. 141.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (55).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 367f.
ZH I 313f., Nr. 142.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (35).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 369–383.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 109–125.
ZH I 314–330, Nr. 143.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (56).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 383f.
ZH I 330–332, Nr. 144.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (36).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 385–390.
ZH I 333–338, Nr. 145.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (37).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 391–399.
Paul Konschel: Der junge Hamann. Königsberg 1915, 125–133.
ZH I 338–345, Nr. 146.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (69).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, II 7–11.
ZH I 346–348, Nr. 147.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (38).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 399–402.
ZH I 348–353, Nr. 148.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (39).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 402–408.
ZH I 353–357, Nr. 149.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert (dort: „Königsberg den 16/5 Julius 1759“), sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 151 und 152.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (58).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 423–429.
ZH I 357–361, Nr. 150.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (57).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 408f.
ZH I 361f., Nr. 151.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (40).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 409–423.
ZH I 363–373, Nr. 152.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 75.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 429–445.
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 7–16, vgl. XIII 7–10.
ZH I 373–381, Nr. 153.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 44.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 451–455.
ZH I 381–386, Nr. 154.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (41).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 459–466.
ZH I 386–391, Nr. 155.Zusätze ZHHKB 155 (388/19): Hierzu bemerkt Lindner auf Hamanns Brief:Ich hatte ihr zänkisch humeur bedenken sollen, das reibt sich an
allem. Sie wollen sich nicht an Wörter binden. Errath ich: auf wirkl.
Unterricht der Kinder.
HKB 155 (389/2): Lindner schreibt an den Rand von Hamanns Brief:Not. der Freiheit näml. an den jungen A zu schreiben sollte
Gesez
seyn an s. Bruder zu rächen. Wer dachte dies? 1) Resp. fratris meimerkte es, nicht sui. 2) Ich merkte Stolz, richterisch Ansehen ohne
Sanftmuth. 3) Witz u. Witz ist verschieden. Jeder mit s. Gabe.
Hatten sie deutsch reden wollen, so schreiben sie gerad u. nicht mit
Schwung u. Funken. 4) Ich sehe auf das (?) Gewissen ist s. Art
zu studiren. Im ersten sind wir eins. Im andern ist Neckerey,
superioritaet u. fremde Händelsucht eines unruhigen Kopfes der
s. Nachbar immer aufschreit Feuer Feuer, ohne daß es brennt oder
er löschen soll.
HKB 155 (389/12): Lindners Bemerkung dazu:Das waren nicht fremde Händel, das habe nicht gesagt. Rath an
Freunde, aber Hofmeister über andre. Dies ist der? eines
unerträglichen Aristarchs.Man darf mit Liebhabern nicht säuberl. verkehren, wenn es
Abscheu ist. Der David wollt es doch, wegen Folgen.
HKB 155 (389/23): Lindner bemerkt dazu:das habe auch verstanden u thue es aus christlicher Liebe nicht mit
Poltern u. Ausfahren u. Schnauben. Vergälte alles zu sagen. ?
sich über Kinder lustig zu machen das erbittert. Wenn ich so thäte,
so entfernte das Gemüth u. machte es kaltsinnig.
HKB 155 (389/31): Lindner bemerkt:NB. Es sind nur Nebenzufälle, ich rede
nicht Stundenlang oder laufe (?)… die Wälder der Staatsk. durch
u. thue nichts. Er wird es nicht übel nehmen.
ZH 155 (390/4): Lindner schreibt dazu:Ein Hirte ist liebreicher Boni past. est pp. Mordstiche fühlt man.
Ich rede von Umg. mit Menschen überh. und der Klugheit die ein
Lehrer kann.
ZH 155 (390/10): Lindner dazu:Resp. Homo sum pp. Treue ist da. Schwacher
Glaube ist arm, im Glaube dazu muß man alt werden im Wissen (?).
Darum stehts se. Schulen.
ZH 155 (390/23): Lindner dazu: Künste lernen werden nachtheilig.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (9).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 445–451.
ZH I 391–395, Nr. 156.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (42).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 466–471.
ZH I 396–400, Nr. 157.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (bei 69).Bisherige Drucke
ZH I 400–402, Nr. 158.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (43).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 471–475.
ZH I 402–407, Nr. 159.Zusätze ZHHKB 159 (405/9): Lindner schreibt an den Rand:Aus den Worten wirst du gerichtet. Vgl. HKB 161 (416/21).HKB 159 (405/22): Lindner dazu: Freundsch. will Gleichheit.
… Gesichter schneiden Geberden machen ist zweydeutig, warum
das? Vgl. HKB 161 (416/33).ZH 159 (406/19): Lindner dazu:Ich widerrathe nicht Stand zu halten wenn man gesucht wird sondern
geschieden zu bleiben, wenn man nicht Lust zum erstern hat und das
letztere für Sünde hält und den der uns sucht fliehen muß. Vgl. ZH I 417/16.HKB 159 (406/31): Lindner dazu:Recep. de petit lettres.HKB 159 (407/2): Lindner dazu:Welt sind Menschen überhaupt immer schlimm mit ihnen zu
kämpfen. Vgl. HKB 161 (417/30).HKB 161 (407/20): Lindner dazu:hämische und erinnernde Menschen sind zweyerley. Vgl. ZH 161 (418/29).Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (44).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 476–482.
Walther Ziesemer: Hamannbriefe. In: Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft 7 (1942), 113–117.
ZH I 408–411, Nr. 160.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (45).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 482–488.
ZH I 411–421, Nr. 161.Zusätze ZHHKB 161 (418/37): Lindner dazu:Sie misbrauchen die Bibel, sie sollen nicht richten? vorher richtet
alles. Ihre Rechthaberey und ihr Naturstolz ist gleich stark.
Denken sie mit Paulo von ihrem Bruder nicht daß ichs ergriffen
habe, sondern pp.HKB 161 (420/21): Lindner dazu:Man tadelt das Menschl. an Ihnen, nicht ihr Christenth. Und ihr
alter Adam schreit eben so gut… Selbstgerecht.
HKB 161 (421/4): Lindner: Alle blind außer Sie. Sie selbst blind. 2 Blinde
fallen in die Grube.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (59).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 488–490.
ZH I 421–424, Nr. 162.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (46).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 490–497.
ZH I 424–431, Nr. 163.Zusätze ZHHKB 163 (431/36): Lindner schrieb einige Stichworte an den Schluß von Hamanns Brief:Ich zwinge dich nicht, aber daß der Sünder nicht bleibe. Bis ich
frdl. werde scheinen.
Um nicht gesezl. zu schreiben so kurz gut zu theilen nach dem
Schwert drohen?
ihr Schwert Menschen trifft aber Petrus hieb das Ohr ab.
Optim.Socrat.Seine Strafe sind Schläge.
Damit nicht Bitterkeit werde
Gibeoniter sind gute Schleuderer gewesen
Ich danke dir Gott daß du mich gedemüthigt hast
BassaWoltersdorfProvenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (60).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 498f.
ZH I 432–434, Nr. 164.Korrigierte Numerierung:
Die Numerierung des Briefes wurde, auch in Übereinstimmung mit den Druckbogen von 1940, gegenüber ZH korrigiert (dort Druckfehler: „156.“).Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (61).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 499–504.
ZH I 434–439, Nr. 165.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (47).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 504.
ZH I 439f., Nr. 166.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (62).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 514–516.
ZH I 441–444, Nr. 167.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg (ohne Signatur).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, II 443–446.
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 20–21, vgl. XIII 12f.
ZH I 444–446, Nr. 168.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg (ohne Signatur).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, II 446–450.
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 22–23, vgl. XIII 12f.
ZH I 446f., Nr. 169.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg (ohne Signatur).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 504–514.
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 26–31, vgl. XIII 15f.
Walther Ziesemer: Hamannbriefe. In: Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft 7 (1942), 117–124.
ZH I 448–453, Nr. 170.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 58.Bisherige Drucke
ZH I 453f., Nr. 171.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 34.Bisherige Drucke
ZH I 454f., Nr. 172.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (63).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, I 516–518.
ZH I 456–458, Nr. 173.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (64).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 3f.
ZH II 1f., Nr. 174.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (65).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 259.
ZH II 2f., Nr. 175.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (66).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 4–7.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 260f.
ZH II 3–6, Nr. 176.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (67).Bisherige Drucke
ZH II 6f., Nr. 177.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (68).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 11–16.
ZH II 7–10, Nr. 178.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (70).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 16–18.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 271–275.
ZH II 10–16, Nr. 179.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (71).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 18–20.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 156.
ZH II 16–18, Nr. 180.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (48).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 20–22.
ZH II 18f., Nr. 181.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (73).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 22–24.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 281–284.
ZH II 19–24, Nr. 182.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (49).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 24f.
ZH II 24–26, Nr. 183.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (50).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 26–30.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 43f.
ZH II 26–29, Nr. 184.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (51).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 30f.
ZH II 30–32, Nr. 185.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (52).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 44f.
ZH II 32f., Nr. 186.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (72).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 25f.
ZH II 33–35, Nr. 187.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (74).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 285.
ZH II 35–37, Nr. 188.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (54).Bisherige Drucke
ZH II 37, Nr. 189.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (53).Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 289f.
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 32f.
ZH II 38f., Nr. 190.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (55).Bisherige Drucke
ZH II 39f., Nr. 191.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (75).Bisherige Drucke
ZH II 40f., Nr. 192.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (56).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 33–35.
ZH II 41–44, Nr. 193.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (57).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 35–37.
ZH II 44f., Nr. 194.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (58).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 45f.
ZH II 46, Nr. 195.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (59).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 37f.
ZH II 47f., Nr. 196.Zusätze ZHZu HKB 196 (48/28): Lindner notiert auf Hamanns Brief:Den Vater dort oben den wollen wir loben. Ich wünsche Ges. u.
Kraft daß sie sich damit sättigen. Er lasse alles wohlgelingen. Ich
sollte sie bey Wort. Mein Umgang Es wird Bruder mehr daß er Sie stets um sich hat. Gott
Fürsprecher.
Athen. bey mir
Schuckford.
D. ging mit unüberwindl. Trieb f. mit Handvoll wird gehalten.
Des Witzes Gott liebt manche Seelen kahl an Leibe .Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (60).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 39–142.
ZH II 48–52, Nr. 197.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (61).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 42–46.
ZH II 52–56, Nr. 198.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 43 (1).
ZH II 57, Nr. 199.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (62).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 46–48.
ZH II 57–59, Nr. 200.Zusätze ZHHKB 200 (58/27): Kegel: Lindner schrieb darüber: Cylinder
HKB 200 (58/28): Lindner dazu: Je mehr man sieht je häsl. HKB 200 (59/30): Lindner: schicken mir Pechküchlein. Schwelgerey des
Witzes. Engl. Dogge Capriolen und… ist gar zu nahrhaft.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (63).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 48–51.
ZH II 59–61, Nr. 201.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (64).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 51–53.
ZH II 61–68, Nr. 202.Zusätze ZHHKB 202 (62/3): Lindner dazu: Der Geist ist wieder gewirbelt worden
HKB 202 (62/12): Lindner dazu: Welche Winkelzüge… und Chanal. Sie
sind Autor und der Verleger angiebt, schiessen aus Wolken? sie
beleid. so schreiben sie selbst? Räthselhaft? schickt man nicht durch
unbr. Diener wo Verleger ist, hat er sie nicht beleid., so
verantworten sie ihn besser mit dem Je prefere. Ich lasse Grund der
Verantw. denn das Blatt ist bedenkl. aber jenes ist Staubmacherey
… Job ist nicht hieher zu ziehen. Joh. III wer die Wahrheit thut
pp. ich schreib es. Widern. ob solcher Verstellungen die doch wohl
nicht zum symbol. der Handl. gehören im reinen Ges. des Xsten?
Gottes Weisheit? Sie warnten mich für Mörder? was sie schicken
müßten? besorge nicht als Mitunterhandl. am Schleichhandel
sondern als offenb. Commissair.HKB 202 (64/3): Lindner dazu: Gott erfülle Wunsch. Wir leben oder sterben so
sind wir des HE. Jener still trägt sein Kreuz dieser? συμμιμητης
christl. und heidnische Gaukler diversi mimi?
HKB 202 (64/23): Lindner dazu: Richter? sondern das höhere Weisheit thut
verwechsle nicht Menschen und δεων.
HKB 202 (66/7): Lindner dazu: Daher auch fam. pro rat. sub. ουτε λεγει pp. sic.HKB (66/19): Lindner: Oelgötze der Einbild. Don. IV. Koller bey
Auerhähnen die da pfalzen. Polyhistor der Dichterenthus. giebt
monstra. Hinc illae lacrimae. Empfindl. Eigenliebe und
Selbstblindheit
die allen
Recht
abschneiden wollen ist zu theatral. wenn es
Ernst ist. Schade daß der Verf. zu viel redet Schwelper Rapsodist.
Ein Entwurf zur Beilage „bei Gelegenheit zu überlesen“ (HKB 202 (63/33–68/21). Provenienz: Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (64):Beylage,bey Gelegenheit zu überlesen.den 23. Jänner 1761.Weil ich heute mit meinem Ebräischen frühe fertig geworden, und
mit תמר רברי איוב Hiob. 31. geschloßen; mein Coffée aber noch nicht
fertig ist, so wende diese Zeit dazu an um auf Ihre Erinnerungen zu
antworten. An statt es Ihnen, liebster Freund, übel zu nehmen,
wenn Sie
rein heraus reden
; so danke ich Ihnen dafür, und würde
noch herzlicher danken, wenn Sie reiner und deutlicher reden möchten.
Es ist mir gewißermaßen um meine Abhandlungen nichts zu thun.
Quod scripsi, scripsi. Was ich geschrieben hab, das decke zu, was ich
noch schreiben soll, regiere Du. So sehr ich auch für die
Dauer
meiner
Schriften arbeiten würde, wenn ich Lust hätte Autor zu werden; so
schwellbt mir doch das Memento mori bei allen Ahndungen der
Unsterblichkeit vor Augen.
Ich werde mir jetzt die Zeit damit vertreiben, und Ihnen keinen
Misfallen thun, wenn ich Ihre Kritick Zeile vor Zeile zergliedere.
Daß Sie mich nach
Ihren Empfindungen
richten, wie Sie sich
ausdrücken, das sehe ich, und ist mir theils lieb, theils nicht lieb. Unsere
Empfindungen verdunkeln aber öfters den Eindruck äußerlicher
Gegenstände, und entziehen uns einen großen Theil der
Aufmerksamkeit, die wir den Worten des andern schuldig sind, und geben zu
Misverstand Anlaß pp. Zweytens, wer nach
seinen Empfindungen
jene
andrer richten will, hat nöthig selbige vorher einer
größeren
Prüfung
zu unterwerfen, und traut sich eine größere Stärke zu, als
zu den spitzfindigsten grammatischen oder metaphysischen Fragen
nöthig ist.
„
Das innerliche der Abhandl. hat seinen Werth
, Würde und
Schönheit“. Sie sagen vielleicht zu viel oder nichts. Sollten sie nach
ihren Worten gerichtet werden: so müsten die Früchte auch gut seyn,
weil sie eine gute Wurzel annehmen. Die Wortfügung in der
französischen Sprache ist gewiß nicht das Augenmerk oder dasie
Hauptsache der ersten Abhandlung, sondern nichts als ein Fahrzeug, ein
vehiculum, um über die jetzige herrschende Mosersche Denkungsart
mit desto mehr Pomp einen Triumph anzustellen. Alles was über die
franz. Sprache geschrieben, mag so seicht seyn wie es will, daran wäre
nichts gelegen.
Rechnen Sie die Fragen zu den Inuersionen? Ihnen zu Gefallen
will ich sie mit rechnen, sonst unterscheide ich noch eine inuersion von
einem tropo. Und wenn ich
die Frage
mit dazu hatte rechnen wollen,
so würden mehr herausgekommen seyn, als mir lieb waren. Die
Frage geschieht wohl in unsern Sprachen immer durch eine Inuersion;
warum ich sie aber nicht unfüglich selbst zu einer inuersion gemacht,
werden Sie beßer wie ich, aus der Logic und Rhetoric sich selbst zu
meiner Rechtfertigung beantworten können.
„Sie hätten
etwas genauer noch bestimmen
können, daß die
fr. Sprache auch einiger Inuersionen fähig sey.“ Ich hätte noch vieles
und mehr als das thun können, wenn ich
Lust dazu
gehabt hätte,
wenn es nöthig, zu meinen Schranken und elementis gehört hätte.
Daß die fr. Sp. der Inuersionen fähig sey, ist eine bekannte Sache
und wird niemanden einfallen streitig oder zweifelhaft zu machen.
„Die Nothwendigkeit der Stelle des Accus. in dem aus dem Plucheangeführten Exempel kömmt wohl nicht so wohl von
innerer
Abhängigkeit
, sondern von der Ähnlichkeit des Nominat. und
Accusatiui des Artikels le her“. Ich schreibe hier ihre eigene Worte ab, kann
mich aber nicht entbrechen zu fragen: Wie
liesest du
? und was
daraus folgt: Wie schreibest Du? wie urtheilst Du über das, was Du
liesest? Sie bürden mir etwas auf, was mir nicht eingefallen ist, noch
einem vernünftigen Menschen einfallen wird. Wo hab ich an eine
innere Abhängigkeit
gedacht. Ich sage, man kann die (äußere)
Abhängigkeit nicht gewahr werden, man kann nicht sehen: ob es vom
verbo regiert oder nicht regiert, ob es in dem casu steht, der
Nominatiuus oder Accus. heist. Die Benennung der Casuum hat mir viel
Mühe gekostet zu vermeiden, weil ich selbige der französischen
Grammatik abspreche und sie für eine contrebande der lateinischen
Etymologie ausgeschrien. Die Abhängigkeit gewahr werden heist folglich
den Accusatiuum erkennen und dafür ansehen können.
„Noch ist ihnen in dem Satz: alle nomina propria sind bloße
Beywörter etwas dunkles.“ Muß auch dunkel seyn und dunkel bleiben,
nach des Autors eigenen Grundsätzen, der den Begrif eines
Beyworts
selbst eine qualitatem occultam nennt. Adjectiuum und
Substantiuum sagt er ist ein dunkler Begrif. Alle nomina propria sind
folgl. Merkmale eines dunklen Begrifs. Aber diese Dunkelheit ist es
nicht, worüber Sie m sich beschweren, sondern die Kürze des
Ausdrucks. Es sollte heißen: alle nomina propria können als adiectiuabetrachtet werden, deren genus durch ein ander Wort bestimmt
weirden muß. Dies wird ihnen aber auch noch dunkel seyn.
Denken Sie also nach
, und wenn sie einmal Philosophen zu
Schulknaben bekommen, die sie fragen: warum alle Manns Fluß Namen
mascul. sind: so antworten sie pro ratione sufficiente, weil sie nichts
beßers für vor der Hand wißen: Meine Herren diese Wörter müßen
sie wie adiectiua ansehen, die sich nach ihrem Substantiuo richten,
und dies Substantiuum heist vir, amnis cet. Indiuidua können sich
verhalten zu ihrem genere als praedicata (qualitäten) zu ihrem
Subiecto.
Ich schlüße dies Blatt mit zwo Erinnerungen. Die erste mag
Ihnen so
ruhmräthig
vorkommen als sie will; so schäme ich mich
der Wahrheit
nicht; und eine Lügen verdient immer Abscheu, wenn
sie noch so demüthig, gesittet, und christlich einherschleicht. I. Der
Verfaßer der vermischten Anmerkungen hat
so viel
Zeit und
nimmt
sich so
viel Zeit seine Arbeiten zuzubereiten, auszuführen und
nachzupoliren, als Sie nicht verlieren können selbige anzusehen und zu
überlaufen. Eigenliebe und Furcht machen ihn so behutsam die
schwachen Seiten seiner Stärke zu decken und zu verheelen, als der
Affeckt des Neides und der Tadelsucht nur die Augen seiner
Auflaurer erleuchten und stärken kann. II. Er sieht es mit für seine Pflicht
an, alle die Knoten, die er jetzt macht, selbst einmal aufzulösen, und
das Werk zu vollenden, das er angefangen hat.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (66).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 63–74.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 115f.
ZH II 68–76, Nr. 203.Zusätze ZHHKB 203 (68/25): Lindner dazu:Caviar Pfeffer. 1 Brief Antwort. Erfahrung
für.
HKB 203 (69/13): Lindner dazu: nicht
alle
stoßen sie sich nicht… aus eigner
Bewegung
HKB 203 (70/4): Lindner:
Nase
des Sarmat. Barons kan ich nicht riechen.
HKB 203 (70/13): Lindner: Eben so sittl. Uebelstand als heidnische nubes in
Xstiano. Sind das nicht Thorheiten?
HKB 203 (70, 21): Lindner: Der Nachahmer soll ersetzen, uti veteres faciebant.
NB Im Urtheil ist Lust zu
klauben
, doch sie treffen meinen Anstoß
… Ich habe auch so einen von.
HKB 203 (71/26): Lindner dazu:Krallen zeigen.
Und sie a Theismo und Anthropomor. Ich könte so gut wie sie der
Gnade es zuschreiben.
HKB 203 (71/30): Lindner:Salomo Deckmantel der Verliebtheit?
HKB 203 (71/32): Lindner dazu: Und du weißt nicht symb. Thut was ihr wollt
NB. Sind ihre Leidenschaften ohne Lüste. Wie wir uns weißbrennen.
Warum nicht? Ich sündige nicht, sondern die Sünde.
HKB 203 (72/15): Lindner: Kann man nicht sich
selbst
irren, Ecce homo!HKB 203 (72/19): Lindner: Sie meinten erst selber daß ich zu gewesen.
HKB 203 (72/29): Lindner:Vision! nicht aufrichtig? Sie wissen? Fahren Sie
nicht
so blind
zu. 1) Mama eignes Anliegen 2) Char. der war
abwesend.
HKB 203 (72/34): Lindner:Proseliten. Was wollen sie
von mir
Seel. zu
schaffen. gleiche Sorgen, nicht eins von Hamannschen Übeln… Rom.14–16.
HKB 203 (73/25): Lindner: Grillen! Rom. 17–19.
HKB 203 (74/6): Lindner: lieber
geradezu
.
HKB 203 (74/16): Lindner:Bravo! Wie RavaileaiCommunion empfing? Der
Herz und Nieren prüft.
HKB 203 (74/25): Lindner:
Stolz
der Thoren! oderint dum metuantHKB 203 (75/13): Lindner:NB. sind ins
Bruders Kasten
HKB 203 (75/26): Lindner:ηϑηHKB 203 (75/30): Lindner: ist auch nicht franco?
HKB 203 (76/12): Lindner:Quale portentumHKB 203 (76/20): Lindner:Ecce Hiob!Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (67).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 74–78.
ZH II 76–81, Nr. 204.Zusätze ZHHKB 204 (80/8): Lindner: mein Schaz! Wenn sie Thorheiten begangen, so ist
alles recht und sie wissen wohl Rath.
HKB (80/12): Lindner: Bitterkeit, Thorheit, alter Groll
HKB (80/19): Lindner: Albert ist nicht der Hauptchar. sondern Ymant der
ungestümer
der
Popanz
der nur Spießlauf, doch ist Albert nicht
müssig
uti Canut bei Schlegel.
HKB 204 (80/25): Lindner: Gorgel muß für die Einfältigen reden, die in
Wolken nicht können. Der gute
Armelle
ist besser als Socrates.HKB 204 (80/31): Lindner:NB. Meine Randglossen? annotanda haben sie
meine
Antwort
gesehen? – Die Erkl. war Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (8).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 78–80.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 317.
ZH II 81f., Nr. 205.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (68).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 80–88.
ZH II 82–88, Nr. 206.Zusätze ZHHKB 206 (88/33): Lindner:Parenthyrsus Kollers nicht Gallsucht nicht
Verachtung. Windbeuteley. Urtheil? nicht sondern bon sens d. besch.
Vernunft.
Ingressio der Leidenschaft.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (69).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 46–50.
ZH II 89–93, Nr. 207.Zusätze ZHHKB 207 (89/12): Lindner dazu:werden zur Galeere.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (70).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 88f.
ZH II 93–96, Nr. 208.Zusätze ZHHKB 208 (94/12): Lindner dazu:NB. Von Schrift französ. Parallele des Trag. Grecques et Franc.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (71).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 89–91.
ZH II 97–100, Nr. 209.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3 (4).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 91–94.
ZH II 101f., Nr. 210.Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 41.Bisherige Drucke
ZH II 102f., Nr. 211.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (72).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 94–102.
ZH II 103–109, Nr. 212.Zusätze ZHHKB 212 (103/19): Lindner am Rande:Melancht. sc. graec. ad Alcor. 1550.
Frankfuhrt
ist da, malt wie sie sind R. etres chimereux oder
deren Enthous. doch etwas lächerlich haben.
lehrt anders pp. hist. von Klopst.
HKB 212 (109/13): Lindner dazu:Ex ungue leonem. v. Plut. c. 26.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (73).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 102f.
ZH II 109–111, Nr. 213.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4 (10).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 104–110.
ZH II 111–116, Nr. 214.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (74).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 110–114.
ZH II 116–121, Nr. 215.Zusätze ZHHKB 215 (117/13): Lindner dazu: Du verbirgst es den Klugen und offen. den
Unmündigen.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (75).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 114–117.
ZH II 121–123, Nr. 216.Zusätze ZHHKB 216 (123/4): Lindner dazu: Mondsüchtiger! fahre
auf zu dem Vater
ApotheosisProvenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (76).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 117–119.
ZH II 123–126, Nr. 217.Zusätze ZHHKB 217 (126/3): Lindner dazu:Prov.? aufgew. Kohl
Von Lesern und Lehrern der Alten und NeuenProvenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Hs. Nachlaß Warda (ohne Signatur).Bisherige Drucke
ZH II 126f., Nr. 218.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1838.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 123–128.
Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubliäumsausgabe, Bd. 11: Briefwechsel I. Bearb. von Bruno Strauss. Stuttgart – Bad Cannstatt 1974, 291–294, 481–485 (Anmerkungen).
ZH II 127–130, Nr. 219.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (77).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 119–123.
ZH II 130–134, Nr. 220.Zusätze ZHHKB 220 (130, 29): Lindner dazu:impertinente? Bocksfüssen
Handel der Stänkerey machen will
HKB 220 (134/12): Lindner dazu:Popowitsch.Eine Kohle steckt die andre an.
Neckerey? Scherze?
Rouss.? entweder gesättigt und geschmacklos oder
der nach Genuß der Jahre? Wollen nach starken Schlägen nicht
böse, Ärger gegen andre doch Achtung? oft aber
gleichgiltiger werdende VerhältnisseProvenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1839: Eine zeitgenössische Abschrift von unbekannter Hand (Orginal verschollen; letzter Aufbewahrungsort unbekannt).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 129–131.
Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubliäumsausgabe, Bd. 11: Briefwechsel I. Bearb. von Bruno Strauss. Stuttgart – Bad Cannstatt 1974, 299–301, 487f. (Anmerkungen).
ZH II 134f., Nr. 221.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (78).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 131–134.
ZH II 136–140, Nr. 222.Zusätze ZHHKB 222 (136/3): Lindner dazu: Ich wünsche Preussen zu sehen wie
Amalec s. Schar nach 30 Jahren
HKB 222 (137/2): Lindner:uti Philot.HKB (137/11): Lindner dazu:Muß
sonderbar
seyn. Jedes ist er hypocl. verschieden Le?
froid se plait à tout.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 140–144. Das Original war ZH zufolge mglw. früher in der Staatsbibliothek zu Berlin; weder dort noch in den Krakauer Beständen ist es jedenfalls aufzufinden.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 140–144.
ZH II 140–142, Nr. 223.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 222 und 223.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 134–137; Datierung nach Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubliäumsausgabe, Bd. 11: Briefwechsel I. Bearb. von Bruno Strauss. Berlin 1932, 307–308 bzw. 490–492 (Anmerkungen). Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 134–137.
Moses Mendelssohn: Gesammelte Schriften. Jubliäumsausgabe, Bd. 11: Briefwechsel I. Bearb. von Bruno Strauss. Berlin 1932, 307f.
ZH II 142–144, Nr. 224.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (79).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 137–140.
ZH II 144–146, Nr. 225.Zusätze ZHHKB 225 (145/8): Lindner dazu: Absal. wiehernder Hengste Übermuth
HKB 225 (146/18): Lindner: Leisetritt der Katze
auf
Nußschaalen. Ruth
verklärte Augen.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (80).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 144–146.
ZH II 146–149, Nr. 226.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (81).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 146–153.
ZH II 149–155, Nr. 227.Zusätze ZHHKB 227 (150/31): Lindner dazu:adde Lehrer uti Paulus Eph. 2. – Dist. tempora.HKB 227 (151/2): Lindner dazu:Von Menschen gilt abwendig machen hoc in praecepto Luth.HKB 227 (152/29): Lindner dazu:nicht sagen ob Rachsucht vielleicht Spleen und Humor.
HKB 227 (154/9): Lindner dazu:Der Mann ist nicht Gelehrter, sondern homme sensé.HKB 227 (155/23): Lindner dazu:großer Geist o Pan! humor Spleen Elender Mann! der seinen
Vorgänger wissend genießt und sich versteckt und nachher
nichts davon hat.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (82).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 153–156.
ZH II 155–157, Nr. 228.Zusätze ZHHKB 228 (156, 30): Lindner dazu:Ihm
ist heiß
ruft man Pudeln zu und sie nehmen.
Stänker
MicromegasFictionHKB (156, 33):Prov. 30.
Blut zu viel Seele
HKB (157, 19):Noli disp. de corde Herz ist Betrüger.
HKB (157, 26): Anfechtung lehrt aufs Wort merken. ist Theodicee gl. …Jason Homme de lettres zurückgewiesen.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (76).Bisherige Drucke
ZH II 158, Nr. 229.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (77).
Bisherige Drucke
ZH II 159f., Nr. 230.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (83).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 156–158.
ZH II 160–162, Nr. 231.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (84).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 158–160.
ZH II 163–165, Nr. 232.Zusätze ZHHKB 232 (163/36): Lindner dazu:Rouss. Crocodil inter autoresProvenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 172–174.
ZH II 166–169, Nr. 233.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (85).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 160–162.
ZH II 169–171, Nr. 234.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (86).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 162–170.
ZH II 171–175, Nr. 235.Zusätze ZHHKB 235 (174/8): Lindner am Rande:Naseweis. Mishandeln und Tadeln ist doch nicht einerley für
gesittete Kunstr.
Wenn nicht so viel Übermuth und Grobheit drinnen stecken pp.Def. de provinc. ist falsch zE. Schwall ist Prov. Wort, es
brauchen es gute Scribenten, aber es ist nicht allenthalben.
HKB 235 (174/34): Lindner am Rande:NB. nicht zu nackt ohne Kleider.
HKB 235 (175/35): Lindner am Rande:AthenaeusNB. Vielleicht unser allmächtiger Rouss. der in s. Emile über bringt.
Stücke des Gesner.Fulb. u. Virbius.Miß Sara Samson.
artige Berliner
Voß bürgerl.
Young schrieb 1 Jahr lang Autor länger durch die Zeit. Quid Rom.NB. an K gegen Hamb.
Nord Semiramis.
Gottlob
schreiben.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (87).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 170–172.
ZH II 176–178, Nr. 236.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (88).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 174f.
ZH II 178f., Nr. 237.Zusätze ZHHKB 237 (178/31): Lindner am Rande:NB. Daß ich gewünscht etwas
anständiger
und tractiert zu werden.Provenienz
Druck ZH nach Karl von Holtei (Hg.): Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hannover 1872, I 169–170. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 175f.
ZH II 180, Nr. 238.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 4–5.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 120f.
ZH II 181f., Nr. 239.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (89).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 176–179.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 118–120.
ZH II 183–186, Nr. 240.Zusätze ZHHKB 240 (184/36): Lindner am Rande:Der eine will löffeln , der
andre
will freyen.
HKB 240 (185/37): Lindner am Rande: Aus 1 Abw. in 10 andern Fällen.
HKB 240 (186/5): Lindner am Rande: Ernst der Lebensart. Voila le tic.HKB 240 (186, 26): Lindner am Rande:Myst. d’iniquitéNeron. Maintenon.Eitle Ehrsucht. Hamadrys.
nahe an 1 Abgrund.
Schleyer der Nacht.
Freiheit zu wenn sie noch haspelt.
der Providenzfleischl. Wohllust.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (90).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 179–181.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 120.
ZH II 186–189, Nr. 241.Zusätze ZHLindner am Rande: Dentler. Arzt.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (91).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 182–185.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 120–122.
ZH II 189–194, Nr. 242.Zusätze ZHHKB 242 (191/9): Lindner am Rande:Br. erbte Sachen. Stellen im Lande. Ihr Erbtheil war Josephs.HKB 242 (191/19): Lindner am Rande:Tempora mut.HKB 242 (192/10): Lindner am Rande:Si qua sede sedes.Rouss. sedentem in telonio.HKB 242 (192/19): Lindner am Rande: Es sitzen Miethlinge… bey Königen.
Kind mit ABC.
HKB 242 (193/35): Lindner am Rande:M Kanter ob schicken Berens.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 64.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 51–54.
ZH II 194–197, Nr. 243.Zusätze ZH
Der Entwurf in der letzten Hälfte ist von einer andern Hand geschrieben, vmtl. von Lindner.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (92).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 185–187.
ZH II 197–200, Nr. 244.Zusätze ZHHKB 244 (197/28): Lindner am Rande:B. hat taufen laßen.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 67.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 188f.
ZH II 201, Nr. 245.Zusätze ZH
Vorauf geht ein Entwurf zu einer Schrift über die Bücherzensur.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (93).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 189–194.
ZH II 201–204, Nr. 246.Zusätze ZHHKB 246 (202/30): Lindner am Rande:NB. sündigt Arab. war uti die Höllenf. der Erkenntnis disc. heroum.HKB 246 (204/37): Lindner am Rande: Hamb. Nachr.
Celtische ist noch in Niederbretagne, Biscaya Wallis, schottischen
Berglanden.
NB. Froschmeusler.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (99).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 194–196.
ZH II 205–209, Nr. 247.Zusätze ZHHKB 247 (209/3): Lindner am Rande:Stunden des Horaz.
DäntlerZerstreuungen
Des Essarts. Rouss. Perlow.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (95).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 196–199.
ZH II 209–212, Nr. 248.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (96).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 199f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 122f.
ZH II 212–216, Nr. 249.Zusätze ZHHKB 249 (213/30): Lindner am Rande:Philemon.Nicolai. Aut. der Elegie.
HKB 249 (216/6): Lindner am Rande: Apoth.
Eschenb.Hume. Kunst.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (97).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 200f.
ZH II 216–218, Nr. 250.Zusätze ZHHKB 250 (218/28): Lindner am Rande:Lauson.Wagner 17 fl.
KulmusPhil. und Baucis revocatur bey Hartkn.Provenienz
Eine Abschrift des Briefes von Johann Caspar Lavater, aufbewahrt in Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav. Ms. 510.270. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.
Wie Hamann in HKB 252 (221/2–8) an Lindner schreibt, hat er am Tag zuvor einen Brief an Moser in Frankfurt geschrieben und Hartknoch mitgegeben. Der Brief selbst ist nicht überliefert, aber eine Abschrift desselben von Lavater. ZH edierte nach dem in Königsberg verbliebenen Entwurf (vgl. ‚Entwürfe‘ zu diesem Brief), den Hamann als Ausgangspunkt für die Abschrift des Briefes an Lindner nahm (vgl. HKB 252 [221/9–222/19]).Bisherige Drucke
Friedrich Abbts vermischte Werke. Neue und mit Anmerkungen von Moses Mendelssohn vermehrte Auflage. Berlin und Stettin, bey Friedrich Nicolai 1782, III 84–88 (1. Aufl. 1771).
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 202f.
ZH II 218–220, Nr. 251.Digitalisat:FA Lav Ms 510.270.EntwürfeEin bei ZH überlieferter Entwurf. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 77:Königsberg den 25 Julij. 63.Hochwohlgeborner Herr,
HöchstzuEhrender Herr
Verehrungswürdiger Gönner und Freund,
Gestern als am achten Sonntag nach Trinitatis wurde mir aus der hiesigen
Kanterschen Buchhandlung hiesiges Ortes die Fortsetzung I ihres
Catalogi von der letzten Meße zugeschickt. Weil jedermann aus unsers meines
Vaters ganze Hauseshaltung in die Vesper gegangen war, so war es meineich Schuldigkeit das Haus zu hüten. Unterdeßen fällt mir der Catalog in
die Hände und indem ich lese, finde ich:
Schreiben, treuherziges, eines
Layenbruders im Reich
pp. Der Titel schoß mir ich weiß nicht warum? aufs
Herz, daß ich bald alles im Stich gelaßen hätte um meinen Neugierde zu
löschen. So bald ich wieder besann Ich schämte mich meines Ungestüms,
lachte ein wenig darüber, und kasteyte mich biß gegen Abend, da mir ein neuer
Paroxysmus anwandelte, daß ich einen guten Freund beynahe zwang für
mich in den Buchladen zu gehen, der aber n ohne jemanden zu Hause
antraff daselbst anzutreffen weil es Sonntag war. Heute frühe gehe ich inzur Kirche ins Montaggebet, muß den Buchladen vorbey und kann der
Versuchung nicht wiederstehen das
treuherzige Schreiben
mit in die Kirche zu
nehmen. Einige Blicke, die ich darauf geworfen hatte, machten mich so
unruhig, daß ich nach verrichtetem Gottesdienst gleich zu meinem Freund eilte,
(der nächst der Kirche wohnt und mein Frühstück immer fertig hält, der aber
morgen Gott Lob! nach Kurland heimgehen wird) um mich
zu guter Letzt
bey ihm satt zu lesen und satt zu trinken.
Ew. Hochwolgeboren ersehen aus dieser langweiligen Erzählung, daß ich
heute erst Dero treuhertziges Schreiben an einen Ihrer Widersacher gesehen
und gelesen habe und durch Dero grosmüthige Antwort auf den Unfug einesdieses Splitterrichters wie aufs Haupt geschlagen bin. Ich habe unmögl.
unterlassen wollen können Ihnen wenigstens Nachricht von Dero erhaltenen
Siege
zu ertheilen, da durch einen glückl. Zufall an Dero Verleger heute noch
ein Pack Schriften von dem meinigen abgefertigt werden soll. Da e Es fehlt
mir allso schlechterdings an Zeit gebricht mich
ganz
zu erklären; so allso
will ich alle halbe Erörterungen unterdrücken. Ich arbeite jetzt seit 3
Wochen auf der Kanzelley des hiesigen Magistrats um mich zu Geschäften ein
wenig vorzubereiten und bin nach abgelegter Probe jetzt im Begriff mich der
Kgl. Kr. v. Dom. Kammer aufzudringen um alle Autorgrillen mir gänzl. aus
dem Sinne zu schlagen, und meinen Kunstrichtern den Mund zu stopfen.
Außerdem Hiernächst liegt mir die Abreise meines letzten Freundes im
Gemüth, der morgen abgehen will, und mir treue Dienste seit seines hiesigen
Aufenthalts erwiesen hat. Ein junger Mensch, der mir zu Gefallen ein wenig
engl. v italien mitgenommen und mir alle saure Gänge oder verdrüßl.
Handarbeit abgenommen hat.
So viel ich den Philologen kenne, denkt er an nichts weniger dürfte ihn
wol nichts mehr so sehr als das Beyspiel seines älteren Bruders am Ufer
des Mayns aufmuntern an eine
Palinodie
einmal zu denken, und aus
selbiger vielleicht seinen Schwanengesang zu machen. Sein Wahlspruch ist immer
gewesen:
Was ich geschrieben habe, das decke zu
Was ich noch schreiben soll, regiere Du.
Ew. Hochwolgeboren werden die Freyheit gegenwärtiger Zuschrift
entschuldigenDer Gott Daniels sey Ihr Schild v großer Lohn! Ich habe die Ehre
Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (98).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 204f.
ZH II 220–225, Nr. 252.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 84.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 207f.
ZH II 225f., Nr. 253.Zusätze ZHHKB 253 (226/24): Auf der Außenseite folgender Bescheid der Behörde:Supplicant hat sich bey der Kriegs- und Domainen Kammer
Cantzeley zu melden, um daselbst als extraordinairer Cantzeley-
Verwandter in Eydes-Pflicht genommen zu werden, bis zu seiner
weiteren Versorgung sich etwa Gelegenheit findet.
Signatum Königsberg den 8t. Aug. 1763.
Königliche Preußische Kriegs- und Domainien-Cammer
gez. Domhardt v. Wegnern Cupner Bertram Poehling
Eine Abschrift des Briefes von Hamanns Hand. Provenienz: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20):An E. Königl. Kriegs- und Domainen Cammer.
P. P.Ew. Königl. Majestät vergeben es huldreichst dem geringsten Ihrer
Unterthanen, der sich heute erkühnt, die Bedürfniße seiner niedrigen,
aber ehrlichen Dunkelheit ans Licht vor Ew. Königl. Maj. Antlitz zu
stellen.
Ich beschließe mit diesem August das 33ste Jahr meines Alters,
und habe nach einer ziemlich willkürlichen Abwartung des
akademischen Laufes, mit Hofmeistern in Lief- und Curland, hierauf mit
einer Reise nach Holland und England unter dem Mantel fremder
Angelegenheiten, mir meine übrige Zeit vertrieben, endlich die letzten
fünf (für das Vaterland trübe) Jahre in meines Vaters Hause, theils
zur Pflege seiner grauen Schläfe, theils in einer gelehrten Muße nach
Herzenswunsch gelebt.
Da das Gebrechen einer schweren Zunge und Aussprache, nebst
einer eben so empfindlichen Gemüthsart als Leibesbeschaffenheit mich
zu den meisten öffentlichen Bedienungen untüchtig machen; ich aber
zugleich Gefahr laufe, das Theil meiner Gaben und Güter bey einem
längeren Umgang der Musen zu verschlingen, und dann, wie der
verlorne Sohn im Hunger zu verderben: so bleibt die Landesväterliche
Weisheit und Vorsorge Ew. Königl. Majestät für die Erhaltung
und Anwendung eines unnützen Knechts sein Trost.
Weil ich blos für die lange Weile und zu meiner eigenen
Demüthigung studiert habe: so muß ich allen Aemtern entsagen, zu welchen
die Qualität eines Litterati sonst erfordert wird, und kann mich
weder auf irgend einige Verdienste beruffen, noch auf andere
Bedingungen einlaßen, als daß ich, zur Noth leserlich, schreiben und ein wenig
rechnen kann.
Um gleichwol zu Geschäften mich einigermaßen vorzubereiten, habe
ich seit einigen Wochen bey der Canzelley eines hiesigen Magistrats zu
arbeiten den Anfang gemacht, und bin durch diesen Versuch erweckt
worden, Ew. Königl. Majestät um die gnädige Erlaubnis
gegenwärtig anzuflehen, bey dero Hochverordneten Kriegs- und Domänen
Cammer eine gleichmäßige Probe meiner freywilligen Dienste
ablegen zu dürfen in unterthänigster Hoffnung, daß es mir durch diesen
Weg gelingen könnte, als ein Invalide des Apolls mit einer
Zöllnerstelle zu seiner Zeit begnadigt zu werden.
Gott Selbst wolle mich mit dem redlichen Eifer und klugen
Gehorsam ausrüsten, womit auch die kleinsten Befehle und Winke
Ew. Königl. Majestät verdienen nachgelebt und erfüllt zu werden,
von allen treuen Unterthanen und Bedienten des Glorwürdigsten
Monarchen, zu denen sich für den kleinsten und letzten bekennt, und
auf dies Bekenntnis mit pflichtschuldiger Devotion ersterben wird p.Königsberg den 29 Julii 1763.
Cammer Resolution auf obige Bittschrift.
Supplicant hat sich bey der Kriegs- und Domainen Cammer-
Cantzeley zu melden, um daselbst als extraordinairer
Canzleyverwandter in Eydespflicht genommen zu werden, bis zu seiner
weiteren Versorgung sich etwa Gelegenheit findet. Sig. Königsberg den 8 Aug. 1763
Domhardt v WegnernCupner Poehling Bertram.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II (28).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VIIIa 164–169.
ZH II 226–230, Nr. 254.Provenienz
Eine Abschrift des Briefes von Johann Caspar Lavater, aufbewahrt in Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav. Ms. 510.269 und FA Lav. Ms. 510.271. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 292–298.
ZH III XIX–XXVI, Nr. 254a.Digitalisat:FA Lav Ms 510.269.FA Lav Ms 510.271.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (99).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 209f.
ZH II 230f., Nr. 255.Provenienz
Eine Abschrift des Briefes von Johann Caspar Lavater, aufbewahrt in Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav. Ms. 510.272. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 299–302.
ZH III XXVI–XXXI, Nr. 255a.Digitalisat:FA Lav Ms 510.272.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II (84).Bisherige Drucke
ZH II 231f., Nr. 256.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (100).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 211–215.
ZH II 232–236, Nr. 257.Zusätze ZHHKB 257 (232/22): Lindner am Rande:Extr. aus uns. IntelligenzExtract der IntelligenzErlaubnis von Brief
HKB 257 (236/10): Lindner am Rande: Hypoch. Recht.
Lieblings Ton.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (101).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 215–218.
ZH II 236–240, Nr. 258.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (102).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 218f.
ZH II 240–243, Nr. 259.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (103).Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 50f.
ZH II 244–246, Nr. 260.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (104).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 220.
ZH II 246f., Nr. 261.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (105).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 220f.
ZH II 247–250, Nr. 262.Zusätze ZHHKB 262 (250/16): Lindner am Rande:Les sylphes.Kanter
an Krick. und Rumowski.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (106).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 221f.
ZH II 250–252, Nr. 263.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (107).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 223f.
ZH II 252–254, Nr. 264.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (108).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 225f.
ZH II 254f., Nr. 265.Zusätze ZHHKB 265 (255/11): Lindner am Rande:Helmstedtschen Brief.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (109).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 226.
ZH II 255f., Nr. 266.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (110).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 227f.
ZH II 256–258, Nr. 267.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 2.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 1f.
ZH II 258f., Nr. 268.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 295f.
ZH II 259f., Nr. 269.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (78).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 296–298.
ZH II 261f., Nr. 270.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 1[a]).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 3–7.
ZH II 262–266, Nr. 271.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (80).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 298.
ZH II 266–268, Nr. 272.Provenienz
Eine Abschrift des Briefes von Johann Caspar Lavater, aufbewahrt in Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav. Ms. 510.273. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 302f.
ZH III XXXI–XXXII, Nr. 272a.Digitalisat:FA Lav Ms 510.273.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (111).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 299f.
ZH II 268–270, Nr. 273.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 4.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 302.
ZH II 270f., Nr. 274.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 6.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 122f.
ZH II 271f., Nr. 275.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (112).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 303f.
ZH II 272–275, Nr. 276.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (113).
ZH II 275f., Nr. 277.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (114).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 305.
ZH II 276f., Nr. 278.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (115).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 307.
ZH II 278–280, Nr. 279.Zusätze ZHHKB 279 (280/29): Lindner am Rande:Caviar 4 Tonnchen.
Original.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (116).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 310–318.
ZH II 280–284, Nr. 280.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (117).Bisherige Drucke
ZH II 284–286, Nr. 281.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (118).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 319f.
ZH II 286–289, Nr. 282.Zusätze ZHHKB 282 (289/30): Lindner am Rande:Trescho.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 5.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 7.
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 318.
ZH II 289–291, Nr. 283.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (119).Bisherige Drucke
ZH II 291–293, Nr. 284.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (120).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 321f.
ZH II 293–296, Nr. 285.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 6–8.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 323–328.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 6–19.
ZH II 296–303, Nr. 286.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (121).Bisherige Drucke
ZH II 303f., Nr. 287.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (122).Bisherige Drucke
ZH II 305f., Nr. 288.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (123).Bisherige Drucke
ZH II 306f., Nr. 289.Zusätze ZHHKB 289 (306/20): Lindner am Rande:Censuren.
Lauson.
Freytag Coll.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (124).Bisherige Drucke
ZH II 307–309, Nr. 290.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (125).Bisherige Drucke
ZH II 309–311, Nr. 291.Zusätze ZHHKB (309/23): Lindner am Rande:Catal. 100 fl.
Schlegel.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (126).Bisherige Drucke
ZH II 311f., Nr. 292.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (127).Bisherige Drucke
ZH II 313f., Nr. 293.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 1[b]).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 8–12.
ZH II 314–317, Nr. 294.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (128).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 328f.
ZH II 318–320, Nr. 295.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 2 (129).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 329f.
ZH II 320–322, Nr. 296.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 62.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 330.
ZH II 322f., Nr. 297.Zusätze ZH
Hs. April 1940 bei der Firma J. A. Stargardt aufgetaucht, von der Univ. Bibl. Kbg. erworben (Signatur 3067). Keine sachlichen Abweichungen. Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 9–10.
Die Pausanias-Exzerpte auf einem eigenen Blatt, Ms. Germ. quart. 1304, 47.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 332f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 24–26.
ZH II 323–325, Nr. 298.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 300 und 301.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 2).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 12–15.
ZH II 325–328, Nr. 299.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 85.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 334–337.
ZH II 328–330, Nr. 300.Zusätze ZHEine Abschrift des Briefes von Hamann, 1. Mai 1765. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20:Allerunterthänigste Bittschrift an E. Königl. Regierung,
mir die Wohlthat des Ostracismi und einen Reisepaß nach Curland
angedeyen zu laßen.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König,
Allergnädigster HErr
Meine Mutter war aus Lübeck gebürtig, und starb 1756. Nach einer
gesetzmäßigen Theilung mit meinem Vater, einem geborenen
Lausitzer und meinem jüngeren Bruder, belief sich mein Antheil etwas
weniges über 5000 fl.Dieser Seegen meines mütterlichen Erbes hat durch Mittel der
Vorsehung nicht nur neun Jahre zu meinem nothdürftigen
Unterhalte hingereicht; sondern auch von ao 1756 bis 58 zu einer Reise
über Berlin, Hamburg, Amsterdam nach London, wozu ich durch
Vorschuß und Beysteuer grosmüthiger Handelsleute in Riga unterstützt
wurde, endlich noch zu einer andern Ausflucht nach Deutschland bis
Basel, die aber nicht länger als 16 Wochen gewährt und von der ich
am Michaelistage des verflossenen Jahres wider heimgekommen bin.
Ew. Königl. Majestät werden aus copeyl. Beylagen (am Rande:
A nebst der Erlaßung meiner geleisteten Probedienste bey der
Cammer Canzley unterm 8 Febr. 64) näher zu ersehen geruhen, daß
weder Uebermuth noch Faulheit, sondern ein Ungeschick meiner
Fähigkeiten und Neigungen mich bisher von einem öffentlichen Amte
ausgeschloßen haben. Ich hätte auch gern die Fruchtlosigkeit meiner
Probedienste länger als sechs volle Monathe verschmerzt, falls es
nicht dem barmherzigen Gott gefallen hätte meinen alten Vater den
25 Januar a. p. durch einen Schlagfluß an der rechten Seite zu
lähmen, und dadurch mich selbst von dem mühseeligen Joche meiner
Canzeleyproben zu erlösen.
Ohngeachtet ein sauer und gewißenhaft erworbenes Vermögen
durch Contributionen, Münzreductionen u. s. w. leicht geschmälert
werden kann; auch mein Vater zu unvermögend geworden seinen
Hausstand und die Handthierung seiner Kunst länger fortzusetzen: so
gereicht es mir doch zur größten Beruhigung, ihn für ein gemächliches
Alter ziemlich durch die Nachfolge eines nahen Anverwandten und
Blutfreundes versorgt zu sehen. Es scheint mir daher keine unzeitige
Pflicht, nunmehr auch für die künftige Sicherheit meines eigenen
Unterhalts Sorge zu tragen, weil mir von meinem nothdürftigen
Vermögen nach Bezahlung meiner jährlichen Pension und etwa
einiger Schulden nicht mehr übrig bleiben wird, als höchstens eine einzige
Actie in Ew. Königl. Majestät allerhöchst privilegirten neuen Bank
zu erkaufen. Ich werde dieses Opfer von dem Ueberreste meines
ganzen Glücks mit willigem Herzen thun, und erflehe von Ew. Königl.
Majestät jetzt keine größere Belohnung meiner vergeblich und
freywillig geleisteten Probedienste, als die gnädige Freyheit mein
Vaterland verlaßen zu können, da ich kein ausdrückliches Gesetz vermuthen
kann, das mich verpflichten sollte in meiner Heimath zu verhungern
oder betteln zu gehen, unterdeßen ich die außerordentlichsten und
vortheilhaftesten Anerbietungen auswärtiger Gönner mit
patriotischer Stupidität und ebenso lebhaftem Gefühl meiner Unwürdigkeit
ausgeschlagen habe; da es ferner an Beyspielen von Landeskindern
nicht fehlt, die ihrer Verlegenheit hier aus- und unterzukommen,
durch gesuchte und gewilligte Erlaubnis sich zu expatriiren abhelfen
müßen: so wird E. Erlauchte Königl. Regierung mit gleicher Gnade
geruhen mir einen Reisepaß nach Curland zu ertheilen p p pProvenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 11–12.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 337f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 32–37.
ZH II 330–334, Nr. 301.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 3).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 15–18.
ZH II 334–337, Nr. 302.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (86).Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 421f.
ZH II 337f., Nr. 303.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 13–14.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 342f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 89f.
ZH II 338–340, Nr. 304.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (82).Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 290f.
ZH II 340f., Nr. 305.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 15–16.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 18f.
ZH II 342, Nr. 306.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (83).Bisherige Drucke
ZH II 343f., Nr. 307.Zusätze ZHHKB 307 (344/2): Johann Gotthelf Lindners Bruder Gottlob Immanuel schrieb dazu:Statt einer persönlichen Umarmung nichts als einen papiernen
Kuß. So hats mein Schicksal gewollt. Die Ursachen, warum ich
meinen Weg nicht über Königsberg nehmen können im nächsten
Schreiben ausführlicher. Ich bin gottlob gesund in meinem
municipio angelangt. Noch diesen Herbst fliege ich mit unsern
Zugvögeln davon, oder wenigstens gewiß künftig Frühjahr. Nimm
kindlich Handkuß an meine liebe, liebe Mutter und die besten Grüße an
alle meine dortigen Freunde. Gott erhalte dich gesund. Ich ersterbe
Dein treuer Bruder Lindner.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 17–18.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 93–97.
ZH II 345–347, Nr. 308.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 19–20.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 98–104.
ZH II 347–351, Nr. 309.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 21–22.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 110f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 426.
ZH II 351f., Nr. 310.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (84).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 344f.
ZH II 352f., Nr. 311.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (85).Bisherige Drucke
ZH II 353f., Nr. 312.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, IIII 346–347. Aufenthaltsort des Originals unbekannt.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, IIII 346.
ZH II 354, Nr. 313.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 23–24.Bisherige Drucke
Vgl. Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 347f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 112–114.
ZH II 354–356, Nr. 314.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 25–26.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 114–118.
ZH II 356–358, Nr. 315.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 27–28.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 20f.
ZH II 358–360, Nr. 316.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 29.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 348.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 122f.
ZH II 360f., Nr. 317.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 30.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 21f.
ZH II 361f., Nr. 318.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 31.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 350f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 125f.
ZH II 362f., Nr. 319.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 32.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 351f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 22f.
ZH II 363f., Nr. 320.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 33–34.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 352.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 128–131.
ZH II 364f., Nr. 321.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 43.Bisherige Drucke
ZH II 365f., Nr. 322.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 35–36.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 353f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 132f.
ZH II 366f., Nr. 323.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (86).Bisherige Drucke
ZH II 367f., Nr. 324.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (87).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 355f.
ZH II 368f., Nr. 325.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 37–38.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 23–25.
ZH II 369–372, Nr. 326.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 39–40.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 356f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 140–142.
ZH II 372f., Nr. 327.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 41.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 26f.
ZH II 373–375, Nr. 328.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 1 (88).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 358f.
ZH II 375f., Nr. 329.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 42.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 359f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 166–168.
ZH II 376f., Nr. 330.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 4).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 27–30.
ZH II 377–379, Nr. 331.Provenienz
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/56 (Bl. 1-2).Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Unbekannte Hamannbriefe. In: Altpreußische Forschungen 18 (1941), 291f.
ZH II 380, Nr. 332.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 328 und 329.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 44.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 30–32.
ZH II 380–383, Nr. 333.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 45–47.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 363f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 208–210.
ZH II 383f., Nr. 334.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 48.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 32–34.
ZH II 384–386, Nr. 335.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 49–50.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 368.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 214f.
ZH II 386f., Nr. 336.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 51.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 34–36.
ZH II 387f., Nr. 337.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 52.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 225.
ZH II 388f., Nr. 338.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 53.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 226–228.
ZH II 389f., Nr. 339.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 342 und 343.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 54.Bisherige Drucke
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 246.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, I 438f.
ZH II 390f., Nr. 340.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 60.Bisherige Drucke
ZH II 391–393, Nr. 341.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 60.Bisherige Drucke
ZH II 394, Nr. 342.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 55–56.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 372f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 255.
ZH II 394–396, Nr. 343.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 57.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 373f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 260.
ZH II 396–398, Nr. 344.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 58–59.Bisherige Drucke
ZH II 398f., Nr. 345.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 5).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 36–39.
ZH II 399–402, Nr. 346.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 60–61.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 375–379.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 302–308.
ZH II 403–407, Nr. 347.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 62.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 379f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 315–317.
ZH II 407f., Nr. 348.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 6).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 39–46.
ZH II 408–415, Nr. 349.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort einer Abschrift von Friedrich Roth: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 26.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 381–383.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 320–322.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 126f.
ZH II 415–418, Nr. 350.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 64–65.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 384–387.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 340–344.
ZH II 419–422, Nr. 351.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 66.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 388.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 363f.
ZH II 422, Nr. 352.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 7).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 46–51.
ZH II 423–428, Nr. 353.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 25.Bisherige Drucke
ZH II 428–430, Nr. 354.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 67–68.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 389–393.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 418–422.
ZH II 430–433, Nr. 355.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 69.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 392f.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 422f.
ZH II 433f., Nr. 356.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 70–71.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 394–397.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 427–431.
ZH II 434–437, Nr. 357.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 8).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 51–57.
ZH II 437–443, Nr. 358.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 72–73.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, III 398–400.
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Ersten Bandes zweite Abtheilung. Erlangen 1846, 435–440.
ZH II 443–447, Nr. 359.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 9).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 58–61.
ZH II 447–451, Nr. 360.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 46.Bisherige Drucke
ZH II 451, Nr. 361.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86.Bisherige Drucke
ZH II 451–455, Nr. 362.Zusätze ZHEin Entwurf von Ende Juni 1769. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86:Ich sehe mich gedrungen meine Umstände mit aller der
Freymüthigkeit unterzulegen, deren sich ein ehrlicher Mann zum Behuf der
Gerechtigkeit und Wahrheit nicht schämen darf, wenn er ihr Schwert
und ihren Schutzild gegen die Eingriffe des geistl. und weltl. Arms
nöthig hat. Mein seel. Vater machte 1759 ein Testament worin er
seine beide Söhne zu universal Erben einsetzte ohne irgend einige
andere Legata als 100 fl. an die Armen v 100 rth an den jetzigen
Kirchenrath Buchholtz, den er wie vor also auch nachher als seinen
Beichtvater und gewesenen Lehrer seiner Kinder so wohl durch allen mögl.
Diensteifer seines Berufs als durch jährliche Opfer mehr der
Freygebigkeit als Kargheit sich immer verbindlicher zu machen suchte, weil
diese Mittel auch nach dem Laufe der Natur auch solche Menschen
die keine beruffene Heiligen sind, gewinnen sich um das Andenken
eines verstorbenen Freundes in so weit wenigstens verdient zu machen,
daß man seinen Miterben kein Herzeleid noch Unrecht anthut. Alter
und Unvermögenheit bewogen unsern seel. Vater 1764. die
Altstädtische Badstube einem unserer nächsten Blutsfreunde nebst dem
vornehmsten Theil seiner meubles v Hausgeräthe um einen höchst
billigen Preis abzutreten. Es gefiel Gott erstern im Sept. 1766. zu sich
zu nehmen, unterdeßen ich als sein ältester Sohn mich in Curl.
aufhielt, theils meiner Gesundheit wegen theils aus Verlegenheit in
meinem Vaterlande unterzukommen, ohngeachtet ich 2 Monathe
beym hiesigen Magistrat und darauf ein halb Jahr bey der Cammer
Canzeley freywillige Dienste gethan, gegenwärtig aber bereits über
2 Jahre die Stelle eines Secretaire-Traducteur bey der Provincial-
Direction vorstehe. Außer diesen Mühseeligkeiten meines eigenen
Schicksals hat es der Vorsehung gefallen mich noch empfindlicher
dadurch zu beugen, daß mein jüngerer Bruder seit vielen Jahren in eine
Schwermuth versunken, die ihn gantz unthätig und zugl. unfähig
macht für sein eigenes Bestes selbst zu sorgen. Ich habe mich daher
wieder meine Neigung entschließen müßen seit Michaelis 1767. meine
eigene Wirtschaft einzurichten, wo mein Bruder bisher unter meiner
Aufsicht und Pflege bis jetzo gelebt, und niemals aufhören werde
seine Wiederherstellung zu wünschen ohne selbige von Menschl. Hülfe
noch Kunst erwarten zu können. Nachdem die Theilung unsers
väterl. Nachlasses unter dem Beystand des Kirchenraths Buchholtz
auseinandergesetzt worden, nahm ich sogl. meine Zuflucht zum
HE. Kriegsrath Hindersinn, als dirigirenden Bürger Meister und
Pupillari, der zugl. ein Taufzeuge meines Bruders gewesen war, und
ersuchte denselben als Curator des letzteren constituirt zu werden. Ich
bin aber mit dieser Anfrage immer so dictatorisch abgewiesen worden,
daß ich mich fürchte ferner die Obrigkeit mit einem Gesuch zu behelligen,
das so ungleich aufgenommen wurde. Meine natürl. Blödigkeit und
Unerfahrenheit in den Landesgesetzen, Rechtshändeln und öffentl.
Geschäften, denen ich theils aus Geschmack theils aus Noth die glückliche
Muße und Stille der Studierstube von Kindheit auf vorgezogen,
endlich die Verlegenheit meiner gantzen Lage und vielleicht auch die Liebe
einiger Grundsätze und Vorurtheile bewogen mich diese gantze Sache
der Führung des Kirchenraths Buchholtz zu überlaßen, der auch alles
in die Wege zu leiten suchte, daß nach seinem Entwurf ein Protocolim Pupillen-Amt aufgenommen, ich und mein Bruder zur Bejahung
deßelben bey einem Secretair des Magistrats eingeladen und alles in
gehöriger Form bekräftigt wurde. Weil aber die ganze Kraft dieses
Instruments auf ein
besonderes Vertrauen
beruhte, deßen mein
Bruder gar nicht fähig war so überlaß ich es der Einsicht höherer
Richter, in weit man selbiges bey meinem an Gemüthskräften
elabirten Bruder zum voraus setzen kann, und bin zugleich genöthigt
aufrichtig zu bekennen, daß das meinige nicht weiter geht als ich wiefern
ich durch Werke und nicht durch Worte dazu erweckt werde.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86.Bisherige Drucke
ZH II 455–461, Nr. 363.Zusätze ZHEin Entwurf des Schreibens an den König. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86):Königsberg, Juli 1769Ew Kgl Maj. statte den unterthänigst schuldigsten Dank ab, daß
Aller Höchst Dieselben mir den Bericht des Kbgsb. Magistrats wegen
der Curatel ms. Bruders zu communiciren geruhet, und da mir
dabey Allergnädigst aufgegeben worden, 1.) auf die darinn angeführte
Umstände mich hinlängl. zu erklären und 2) besonders anzuzeigen ob
und auf was Art ich eine tüchtige Mannsperson, die meinem Bruder
beständig zu assistiren vermögend wäre, zu choisiren gemeint sey
3) hiernächst auch nachzuweisen wo und welchergestalt meines
Bruders Vermögen versichert und placirt sey.
Diesem hohen Befehl zur schuldigsten Folge zeige gantz gehorsamst
an, daß es zwar allerdings seine Richtigkeit habe, daß ich einen Theil
des Tages bey dem Accise Directorio meine Geschäfte habe und nicht
jederzeit zu Hause seyn kann. Ich muß aber hierauf Dagegen scheint
nach meiner Einsicht mit der Hauptfrage ob ich Curator von meinem
Bruder seyn kann noch gar keine Verbindung zu haben, sintemalen
dazu daß ich wenn er gl. nicht in meinem Hause bleiben sollte, ich
dennoch immer sein Curator seyn kann bin, noch vor sich nicht
gehört ob er in meinem Hause bleiben soll oder nicht, wie denn auch
der neue constituirte Curator Advocat Gunthel ebenfalls daßelbe
er nicht im stande ist zu leisten thut im Stande und noch
unverheyrathet ist in sein Haus aufzunehmen. Hiernächst werden Ew. Kgl.
Maj. aus der beygefügten Specie facti zu ersehen geruhen daß die
Gemüths Umstände meines Bruders gar nicht so beschaffen sind, daß
sie durch den Umgang gebeßert werden könnten. Es ist hiernächst
gantz falsch daß ich nur eine einzige Magd in meinem Hause haben
sollte, und kann vielmehr versichern, daß ich außer meiner
Dienstbotin bereits über Jahr und Tag eine ausdrückl. besondere
Wärterin für meinen Bruder gehalten welches um so mehr zulängl.
gewesen, da nach der beygefügten Specie facti mein unglückl. Bruder
gar nicht zu Ausbrüchen inclinirt sondern mehr für eine stupidePerson zu halten, wie denn auch der in dem Bericht des Magistratsangeführte Vorfall gar nicht aus einer Rase mit Merkmalen einer
Wuth verknüpft gewesen sondern theils von der seiner unserer eben
damals veränderten Lage und Wohnung theils von einer
Verstopfung ss Körpers hergekommen und wegen der damit verknüpften
Unruhe man weder nicht die Hausthür genau gnug beobachtet,
welche Umstände wegen auch wohl bey der genausten Beobachtung
sich doch wohl ereignen können und selbst bey Er bey inHospitälern vorfallen wie ich denn auch mit eben hiedurch bewogen worden,
damals einen besondern Wärter inn zu halten, da ich zuvor nach
dem Gutachten eines Medici und FeldChirurgi den ersteren Hüter
v Wärter als unnöthig abgeschaft. Es ist auch dazumals selbst die
Ausschweifung meines Bruders nich in keiner eigentl. Wuth
bestanden, sondern er sich nur aus dem Hause entfernt und er dadurch
für se Person leicht Schaden nehmen können, wogegen auf das
theuerste versichern kann daß seit dem ihm niemals dergl. mehr
angewandelt, sondern sein gantzes Uebel in einer gäntzl. Unthätigkeit
und Unempfindlichkeit, wobey auf keine Weise eine tüchtige
Mannsperson nöthig gewesen, sondern es nur völlig an eigentl. ihm
einer Weibsperson genug, besonders der Reinlichkeit wegen
erfordert wird. Aller vernünftige Umgang ist ihm dabei gäntzl. zur
Last, er redet nicht, höret nicht und sieht alles mit der grösten
Gleichgiltigkeit an. Bey welchen Umständen also bey ihm die Bestellung
einer besondern tüchtigen Mannsperson ihm zu nichts dienen sondern
ihm vielleicht darum nachtheilig werden dörfte, weil überhaupt jede
Veränderung theils seiner Lage theils der Menschen die um ihn sind
in ihn einen wiedrigen Einfluß zu haben scheinen, wobey inzwischen
schon für mich nicht unterlaßen würde, wofern ich bemerken würde
daß es nöthig wäre, ihm nicht nur eine sondern auch mehrere
Mannspersonen zu halten. Uebrigens ist mein Bruder von 37 Jahren v kein
so junger Mensch mehr, ich habe auch den einzi damal Vorfall
qu. dem Kr Rath Hindersinn referirt, der aber nicht eher als jetzt
davon einen Gebrauch gegen mich zu machen vermeint.
Was endl. die Nachweisung des Vermögens von meinem
Bruder anbelangt; so habe solche anschlüßl. beygefügt woraus völlig
erhellen wird daß sein Vermögen nicht allein gantz gesichert ist,
sondern ich auch selbst noch ein Vermögen besitze, welches ihm als meinem
Curando immer verhafftet bleiben kann. Aus allAus allem diesen werden Ihro Kgl. Maj. Selbst des Mehreren zu
ersehen geruhen daß E Hiesiger Löbl.Magistrat nur durch die
Instigation übelgesinnter Leute zu der Kränkung gebracht worden die
mir hiedurch verursacht wird. Ich weiß besonders dieselbe keinem so
sehr Schuld zu geben als dem jetzigen Altstädtschen Bader Nuppenauder nicht nur ob er gl. unser Verwandter von Seiten meiner Eltern
viel Guts genoßen auch ihm die Altstädtsche Badstube nebst denenabgegeben v ihm die dazu gehörige Instrumente v Meublen für
ihn einen gantz geringen Preis überlaßen worden dennoch bis datodie eben an meinen ungl. Bruder gemäs dem Väterl. Inventario und
der Curatel Rechnung schuldig gewesenen 2000 fl. unsers Urgirens
ohngeachtet noch nicht völlig ausgezahlt sondern noch 1000 fl. auf
einen Wechsel Rest geblieben, welche Post da sie mir gantz unsicher
geschienen ich allerdings beyzutreiben gesucht, da wodurch
Nuppenau bewogen worden sich anfangs die Caution des Kriegsraths
und Ober Bürger Mstrs Hindersin selbst zu verschaffen und da
derselben ungeachtet das Geld in termino des Wechsels näml. den
14 Junii a. c. nicht bezahlt ist, sich meiner fernern Erinnerungen durch
dies Mittels zu entledigen gesucht, daß er mich von der
Administration des Vermögens meines Bruder abzudringen und solche
auf einen andern zu bringen gesucht, mit dem er vielleicht beßer zumdabey fortzukommen vermeint. Dieses ist auch vermuthl. die Ursache,
wodurch der Kriegsrath und OberPupillaris Hindersin bewogen
worden mich bey insinuirung des von Ew Kgl. Maj. unterm 26. Juliiabgelaßenen Rescripts auf eine rauhe sehr ungü und unanständigesehr beleidigende Art zu begegnen so daß ich mich scheuen muß vor eine
Person, die an sich mein Vorgesetzter nicht ist, mich künfftig einzufinden,
um nicht dadurch zu unschickl. Wiederworten gebracht zu werden.
Dieser besondere Umstand veranlaßt mich Ew. Kgl. Maj. in tiefer
Unterthänigkeit zu bitten diese gantze Curatel doch von dem
dirigirenden Bürgermeister Amte gänzl. abzuziehen,. Mein unglückl.
Bruder ist ein würkl. civis academicus und es ist bekannt, daß auch
Schul Städtsche SchulCollegen, wenn sie gl. dieses Amt erhalten
doch dadurch von diesem Foro privilegiato nicht abkommen, sondern
auf daßelbe sich jederzeit beziehen können; wie denn auch selbst
nachdem der jetzige Aufenthalt meines Bruders auf dem Tragheim auf
alle Fälle diese die Direction dieser Curatel nicht unter das
dirigirende Bürgermeisterl. Amt sondern unter das assistirende
Tragheimsche Pupillen Amt gehören würde. Ich würde es mir auch
ungemein gern gefallen laßen und es sehr gern sehen wenn Ew. Kgl.
Maj. geruhen wollten diese Curatel entweder unmittelbar unter Dero
hohes Pupillen Collegium zu nehmen oder sie unter das Obergräfl.
Amt als mein jetziges Forum zu setzen.
Ew. Kgl. Maj. bitte auf das allersubmisseste auf dies mein letztes
Gesuch gnädige Reflexion zu machen zumalen ich mich hiedurch
nochmals submittire so viel Obligationes als das Vermögen meines
Bruders ausmacht, ad depositum pupillare zu laßen, überhaupt aber
für se Person alle mögl. Sorgfalt anzuwenden, als wozu mich ohnedem
mein Blut und brüderl. Neigung verbindet und hinziehet. Womit Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 45.Bisherige Drucke
ZH II 461–463, Nr. 364.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86.Bisherige Drucke
ZH II 463–466, Nr. 365.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86.Bisherige Drucke
ZH II 467–469, Nr. 366.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1940. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86.Bisherige Drucke
ZH II 469–478, Nr. 367.Zusätze ZHEin weiterer Entwurf. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86:Königsberg, Ende Sept. 1769Ew Kgl. Maj. haben mir allergnädigst befohlen auf den
abermaligen Bericht des Magistrats vom 29 Sept mich deutl. und
hinlängl. zu erklären. Ohngeachtet die Hauptfrage von der Curatelmeines Bruders noch nicht entschieden worden, so sehe ich mit
Befremden einen
neuen
Umstand
meinem gerechtl. Gesuch im Wege
gelegt; wiewohl dieser neue Umstand blos dasjenige bekräftigt, was
ich in meinem letzten unterthänigsten Gesuch als den wahren Grund
meines bisherigen mir angethanen Leides und Drucks bereits
angegeben, und es erhellt daraus offenbar, daß es dem Altstädtschen
Bader gelungen nicht nur die Caution des Oberbürgermeisters
Hindersinn sondern auch dadurch das Vertrauen des gesammten Magistratsauf Kosten der Wahrheit, Gerechtigkeit und Billigkeit sich zu
erwerben.
Es ist zwar andem, daß Nuppenau unser naher Freund ist und daß
er einige Liebe und Erkenntlichkeit unserm seel. Vater, der ihm noch
bey Lebzeiten die Altstädtsche Badstube abgetreten, schuldig ist und
seine ganze Familie nicht nur unter zum Theil unterhalten und
unterstützt, sondern auch durch ein mündlichesn Legat Befehl an
mich seinen ältesten Sohn von 900 fl. auf seinem Sterbebettebedacht, die ihm laut beyl. Qvittungen aus bloßem Gehorsam gegen
den letzten Willen unsers seel. Vaters richtig ausgezahlt worden, und
daß wir uns den Abzug von mehr als 400 fl. willig haben gefallen
laßen, weil die Abtretung der Altstädtschen Badstube eben in dem
Jahr der Münzreductionohnge geschehen war, ohngeachtet ihm
das meiste Hausgeräth für einen noch billigeren Preis überlaßen
worden war, als für den ein Vater mit seinen eignen Kindern theilt, ich
sage es ist andem, daß Nuppenau dem Andenken unsers Vaters und
seinen Erben einige Achtsamkeit schuldig wäre; demohngeachtet
haben wir uns kaum unterstehen dürfen uns nach sehr vielen
zurückgebliebnen Meubles, die er sich theils als Geschenke meines seel.
Vaters zugeeignet theils unsere Nachfrage deshalb mit einer groben
Hitze abgewiesen daß sich aus seinem bisherigen Betragen so wohl als
aus seinen gegenwärtigen Kränkungen, wodurch er sich gegen die
Bezahlung der uns noch von Gott und Rechts wegen schuldigen
1000 fl. und ihrer Interessen durch Mittel zu decken suchen, die
einem so nahen Blutsfreunde ebensowenig als einem rechtschaffenen
Bürger anständig sind.
Durch welchen Weg es 3 Jahre nach meines seel. Vaters Tod
gegenwärtig verlautbart als wenn unser Vater auf seinem
Sterbebette ausdrückl. verlangt, daß der blödsinnige bey Nuppenau zur
Aufsicht gelaßen werden solle, ist mir schlechterdings ein Geheimnis,
von dem ich niemals entsinnen kann die geringste Sylbe gehört zu
haben. In dem in originali beyl. Protocoll vom 16 Oct. 1767. ist auch
von diesem ausdrückl. Willen meines seel. Vaters weder vom Kr.
Hindersin noch Kirchenrath Buchholtz die aus Ursachen, welche dem
Höchsten Richter alles Fleisches allein bekannt sind, gegenwärtig mit
Bader Nu dem Altstädtschen Bader gegen uns gemeinschaftliche
Sache machen, damals das geringste verlautbart worden.
Da mein Bruder bey seinen traurigen Umständen gar keines
Vertrauens fähig ist so ist dasjenige was ihm so wohl im Bürgermeisterl.
Amt gegen Kirchenrath Buchholtz als in dem abermaligen Bericht in
den Mund gelegt worden, wol für nichts anders als blos der
Freygebigkeit des Concipienten zuzuschreiben und aufs leidlichste davon
zu reden einer bloßen Fiction.Was die freundschaftl. Unterredung des Nuppenaus und der
Seinigen betrift, so bin ich lange selbst davon Zeuge gewesen, daß
selbige und habe mit Betrübnis öfters empfinden müßen, daß selbige
nur zu oft in Geckereyen bestehen, womit man sich und seine
Gesellschaften als einen melancholischen Menschen aufzuheitern gesucht.
Was die gegenwärtige alte Badstube anbetrift, so zweifele ich daß
meinem Bruder das Andenken derselben so lebhafft ist als mir und
vielleicht andern Männern, die sich einiger vergnügten Abende noch
erinnern, welche sie in ihrer Jugend daselbst zugebracht haben. Ich
befürchte aber, daß die alte bürgerl. Sitten deren Geschmack v
Nachahmung ich niemals zu verleugnen hoffe, gegenwärtig in der
Altstädtschen Badstube ziemlich ausgestorben seyn möchten. wenigstensAlle diejenige welche den Mann gekannt haben in deßen Platz
Nuppenau gekommen, werden ersterem nicht nachsagen können, daß er
außer seinem Beruf sich in fremde Dinge gemischt oder daß Fleischer,
und Bäcker und am allerwenigsten Gesinde und Hausgenoßen auf
ihren verdienten Lohn irgend jemals bey unserm seel. Vater
Monathe Wochen geschweige Jahre lang warten müßen.
Wenn die Altstädtsche Badstube als sein Geburtsort ein Haus,
in dem er von Jugend auf erzogen worden, in seine traurige und
melancholische Gemüthsverfaßung einen Einfluß haben können, so hat
er sich Jahre lange gnug bey diesen Umständen darinn aufhalten
können, ohne daß man die geringste Wirkung davon erlebt. Es konnte
vielleicht seyn daß er mein Bruder durch freundschaftl.
Unterredungen zu ei zu einer strengen Diät in der Altstädtschen Badstube
aufgeheitert werden könnte; aber nach dem jetzigen Geschmack ms
Bruders würde hiedurch sein Zustand nur trauriger und
melancholischer werden. Uebrigens Gleichwol muß ich auf meine Ehre und
Gewißen meinem unglückl Bruder das Zeugnis geben, daß er die
zwey Jahre da er mit mir zusammengelebt, gegen mich niemals dergl.
Ausbrüche geäußert deren er sich selbst gegen seinen leibl. Vater noch
in der Altstädtschen Badstube schuldig gemacht, noch sich gegen das
Publicum so vergangen als damals, wie er und da er noch in officio
publico stand, und daß überhaupt sein gegenwärtiger ietziger
Zustand nicht so traurig und melancholisch ist, als der Magistratdenselben fingirt willkührlich ohne den geringsten Beweis in seinem
abermaligen zum voraus setzt.
Ich habe nicht so viel Hertz mir ein Vertrauen Ich habe meines
Bruders zuzueignen, das dem Kirchenrath Buchholtz und Bader
Nuppenau angedichtet worden, unterdeßen weiß ich, daß letzterer
meinen Bruder zu einer Zeit, da ich wie ihm bekannt in meine
Geschäfte abwarten muß sich wahrscheinlicher weise in gewiße
Unterhandlungen wegen des Wechsels der eben damals verfallen war
einlaßen wollen woran er aber durch den Besuch eines Fremdlingen
den ich einige Tage in mein Haus aufgenommen verhindert worden,
und daß damals mein Bruder ihm dem Bader Nuppenau weder
die Höflichkeit angethan ihn anzusehen geschweige auf alle seine Rede
das geringste zu antworten.
Ew Kgl. Maj. sehe mich noch genöthigt in tiefster Unterthänigkeit
vorzustellen, daß eben der plausible aber durch eine sehr verkehrte
Anwendung gemisbrauchte Grundsatz meinen Bruder in sein durch ich
weiß nicht was für unnatürl. Zwangmittel auf seiner einer sehr
unnützen Meynung nach und ohne Kenntnis so Uebels aufzuheitern, ihn
in seinen jetzigen traurigen Zustand so tief eingestürzt hat. Denn
ohngeachtet es notorisch war, daß er aus einer unerklärl. Melancholie einen
sehr einträgl. v gemächligen Schuldienst in Riga niederlegen müßen,
man selbigen gleichwol zu einer Hofmeister Stelle in einem angesehenen
Hause eindrang mit derselben Erwartung ihn durch Conversationund Welt aufzuheitern und ohngeachtet dieses sehr mislang, die
zweite Schwachheit begieng ihn durch einen kümmerl. Schuldienst
trotz seiner melancholischen Verfaßung durch Zerstreuungen v
Geschäfte, wie man sich einbildete, aufzuheitern. Wenn Falls der
Magistrat mich nicht eben so ex abrupto unmündig erklären will; so
müste ich in der That alles Gewißen und Vernunft an den Nagel
hängen, wenn ich mit kaltem Blut in einen neuen dritten Versuch
willigen wollte durch den man wirklich mehr Willens ist meinen Bruder
aufzuopfern als ihn zu erhalten, und ihn seine Person so wol als
sein Vermögen einem debitori moroso und ingrato anzuvertrauen.
Wie wenig zuverläßig Nuppenau und vortheilhaft
die Bedingungen seyn können, für Nu und wie wenig Nuppenau sein
Wort zu erfüllen imstande ist, läßt sich aus der Unordnung ersehen
womit er seit den 2 Jahren die Interessen abgetragen die er im vorigen
Jahr den 5 Sept. an stat den 14 Junii und dies Jahr noch gar nicht
abgetragen auch sich eben so wenig bisher darum als Kirchenrath
Buchholtz bekümmert der sich gleichwol gegen den Advocaten
geäußert, daß er die Interessen gern vorschießen wollte, die mehr als
einmal mit ihm zu 6 pC% abgemacht worden. Und ohngeachtet
Kirchenrath Buchholtz von freyen Stücken mich den 23 May besuchte und ich
weiß nicht warum darauf drang daß ich bey ihm in deposito liegende
Obligationen in meine eigene Verwahrung nehmen sollte weil er
mit sn eignen andern Papieren theils mit seiner Frauen Recessenüberhäuft überhäuft wäre; so hat es doch nachher nur gar zu sehr
den Anschein gehabt, daß diese Anerbietung nicht aus einer evangelischen
Lauterkeit gefloßen, weil er alle damals ausgefertigte
Obligationen noch wirklich bis jetzt in deposito hat, neml.
No1. meiner bereits angegebenen Nachweisung von 500 fl.3 die von 20004 – – – 3000 = 5500 fl.Ew. Kgl. Maj. werden hieraus zu ersehen geruhen, daß die
willkührl. Verfügungen des ordinarii Pupillarisnichts anders als mich
offenbaren Verlegenheiten v. Verwirungen aussetzen, und aus
gerechtem Mitleiden, denselben durch eine gesetzmäßige Einrichtung
abzuhelfen suchen.
Nachdem ich also dem zweifachen Befehl Ewr Kgl. Maj. wie ich
hoffe auch diesem Befehl Ew Königl. Maj. Genüge geleistet und
abermaligen Bericht E Hiesigen Magistrats so deutlich und hinlänglich
gnug beantwortet habe so unterwinde mich noch Ew Kgl. Maj.zu versichern, daß nicht nur meine Blödigkeit sondern unendlichnoch weit mehr die Ehrerbietung für Dero Allerhöchstes Angesicht
mir dieas Unter Stillschweigen in Ansehung unendl.
Kleinigkeiten auflegt, wodurch ich meine Unschuld sowohl als das
offenbare unser bisher erlittenes Unrecht, worunter das wir bishero
leiden müßen, in ein noch stärkeres und helleres Licht setzen könnte.
Väter der Stadt und der Kirche sollten sich ein Gewißen machen die
Nachkommen eines Mannes zu verfolgen, deßen Andenken ihnen
nicht gantz gleichgiltig seyn kann, und gesetzt, daß ich auch wirklich
nicht die gering ohne alle Verdienste wäre, von denen meine
Wiedersacher gleichwol weder Muster noch Kenner sind, hätte ich mehr als
einen Grund blos in Rücksicht meines Vaters, der als ein redlicher
und nüzlicher Bürger dem Publico gedient, nicht so erniedrigend,
blindlings, ungehörtVäter der Stadt und der KirchenWenn Väter der Stadt und der Kirche gemeinschaftliche Sachen
gegen den Saamen eines gerechten Mannes machen; so habe ich desto
mehr Ursache meinen Feinden zu vergeben, dem weil sie nicht wißen
nicht was sie thun. Es ist ihnen weniger daruman zu thungelegen meinen Bruder, der bereits als ein civiliter mortuus anzusehen,
völlig zu Grunde zu richten; sondern hauptsächl: zugl. mein eigenes
kleines Glück bescheidenes Glück in meinem Vaterlande zu
zerstören, das ich mit der Wohlfart meines Bruders so genau zu
verflechten gesucht, das beyde zu gleicher Zeit entweder bestehen oder
untergehen müßen. Bey Er den grösten Anerbietungen
auswärtiger Gönner mich über all mein Verdienst zu versorgen, bin ich der
Gefahr ausgesezt gewesen in meinem Vaterlande zu verhungern,
ohngeachtet ich bey der Canzeley sowohl eines Hiesigen Magistrats
als E Kgl. Krieges und Domainen Cammer eine zeitlang als
Volontair gedient und mit der kleinsten Stelle, von der ich als ein ehrl.
Mann hatte leben können, gerne vorlieb genommen hätte, dem ohne
geachtet gleichwol habe ich nicht die geringste AussichtBeförderung für mich absehen zu können. Endlich ist es mir nach dem Tode
meines seel Vaters bey meiner letzten Heimkunft aus fremden
Landen durch Wege welche die Vorsicht allein in ihrer Hand hat, gantz
unvermuthet gelungen das Amt eines französischen Uebersetzers bey
dem Hiesigen Prov. und Zoll Directorio zu erhalten. Dieser kleine
Umsta Anfang meines Lichts Glücks gab mir so viel Herz eine
eigene Haushaltung aus keiner Absicht als aus Liebe für meinen
Bruder, deßen Verpflegung unumgängl. war, mich am nächsten
angieng, und die ich mit gutem Gewißen weder niemanden mit
so viel Recht als mir selbst aufbürden konnte, einzurichten. Da die
Wirtschaft niemals weder meine Neigung noch meine Sache
gewesen so wäre mir diese Unternehmung um desto weniger für meine
eigene Person eingefallen, wenn die Umstände meines Bruders nicht
der einzige Bewegungsgrund dazu gewesen wären, und ich hattewäre auch meinen Entwurf nicht auszuführen können im Stande
gewesen wenn ich mich nicht wenigstens auf die Interessen von den
Capitalien meines Bruders wenigstens hatte sichere Rechnung
machen können. Gott hat meine häusliche Ordnung nach der ich zu leben
beschtrebe, besonders durch die Treue meiner Hausgenoßen so
geseegnet, daß ich mit der grösten Zufriedenheit und Sicherheit nicht nur
meinen Beruf außer dem Hause abwarten kann sondern auch nach
verrichteter Arbeit aller mögl. Beqvemlichkeit, Ruhe und Pflege zu
gleichen Theilen mit meinem Bruder in meinem Hause genießen
kann. Weil hierinn der gröste Theil meiner zeitlichen Glückseeligkeit
besteht: so würde selbige nicht nur durch die Trennung meines
Bruders gestört werden sondern ich auch genöthigt seyn meine
gegenwärtige gantze Haushaltung aufzugeben. In diesem schmerzhaften
Fall würde ich von meinem Bruder nicht nur meine eigene
Schadloshaltung sondern auch selbst meine beyden jetzigen Hausgenoßen
fordern müßen, für deren Bestes ich mit eben dem Eifer sorge als sie
sich des unsrigen angelegen seyn laßen; da überdem um so viel
mehr, da meine Haushälterin eine Magd unsers seel. Vaters ist, die
ihm die letzten Jahre seines krank siechen Lebens mit einer so
seltenen Treue und Zuneigung gedient, daß er auf seinem St letzten
Sterbebette ihr ein Legat von 40 rth ausgemacht, und die
gegenwärtige Wärterinn meines Bruders eine arme alte würdige alteWittwe vom Lande durch eine solche Veränderung völlig außer
Brodtes gesetzt werden würde. Die bloße Vorstellung dieser Folgen
und Verlegenheiten für mich, die mir daraus erwachsen würde,
ist so melancholisch für mich, und die Vorwürfe, ich traue dieVätern der Stadt und der Kirchen sich dadurch aussetzen würde,
wenn es ihnen gelingen sollte eine Haushaltung getrennt und gestört
zu haben so viel Menschenliebe und Religion zu, daß sie sich ein
Gewißen daraus machen werden leichtsinniger Weise eine Haushaltung
die mit ihrer Genehmigung aufgerichtet worden niederzureißen, das
Band des Friedens zwischen Brüdern, die einträchtig bis
einander gewohnt, muthwillig zu zerreißen, arme ehrl. Leute außer
aller Verfaßung zu setzen und die zeitl. Glückseeligkeit und Ruhe eines
Menschen zu zerstören, der seinen Beruf mit Treue abzuwarten und sich
dem Dienst des Publici nach seinen Kräften zu wiedmen sucht,
außer dem ohngeachtet bey einem mühseel. Amt und aus Noth
ergriffnen und zum Theil unsichern Amt, das seine ohnedem
geschwächte Augen und Gesundheit tägl. angreift, und ohngeachtetbey desm Hauskreuzes, dem er sich aus Pflicht mit willigem
Herzen unterzogen, eher erleicht unterstü durch herznagende,
Zeit- und Geld-kostende seine edle Zeit, seine Gemüthsruhe und selbst den
mäßigen und bey seinen übrigen verwickelten Schicksalen Stoff
genug hatte gla mehr Ursache als sein Bruder hatte in Schwermuth v
Verzweifelung zu versinken, wenn sein Vertrauen auf Gott und auf
Ew Kgl. Maj. gerechtes v gnädiges Mitleiden nicht über alles se
Bekümmerniße und Wiederwärtigkeiten den Sieg behielten.
Ebenfalls zu dem Brief gehörig sind laut ZH folgende ärztliche Gutachten. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 86):Königsberg, 9. Okt. 1769Bescheinige hiemit auf meine Ehre und Gewißen daß medio
Augusti a. pr. zu dem gewesenen SchulCollegam Hamann von seinem
Bruder beruffen worden und bey ersterm zu Rath gezogen worden,
und bey ersterem eine theils von Vollblütigkeit Uebertragung des
Geblüts theils von einer paartägigen Verstopfung des Leibes
entstandenen paroxysmum Melancholiae aber ohne die geringste Merkmale
einer Wuth noch Raserey wahrgenommen worden. Da seine damalige
Gemüthsunruhe zum Theil seinen Grund in der eben
vorgenommenen Beziehung eines neuen Logis hatte, und sein Uebel mehr ein
stummer Eigensinn und durch die Länge der Zeit eingewurzelter Stupornebst einer Atonie seiner Gemüths- und Leibeskräfte besteht, der
durch eine unrecht verstandene Behandlung leicht in nachtheilige
Folgen und Ausbrüche ausarten kann: so kommt mir jede leichtsinnige
Veränderung der gegenwärtigen Verfaßung mislich vor, umsoviel
mehr da man sich bey ihm von dieen bereits gemachten Proben ihn
durch Conversation und Umgang nicht aufzumuntern nicht die
gewöhnl. Wirkungen wie bey andern Patienten versprechen kann,
weil ein natürl. Hang zur Einsamkeit und Stille seinen Umständen
am gemäßesten zu seyn scheint, ich auch übrigens seinem Bruder das
gewißenhafte Zeugnis geben kann, daß er bey den damaligen
Umständen ihn weder an keinen äußerlichen und noch innerlichen
Hülfsmitteln, noch einen besondern Wärter und aller mögl. Sorgfalt hat
fehlen laßen biß er zu Anfang des Octobers des verfloßnen Jahres
sowohl durch meine Besuche als die Beyhülfe eines Compagnie
Chirurgi von seinen damaligen Zufällen zu seiner vorigen altengewohnten gleichgültigen Unempfindlichkeit wieder hergestellt worden.
Ich bin an dem heutigen dato von neuem ersucht worden von dem
Bruder des blödsinnigen Patienten letzteren zu sondiren und in
Augenschein zu nehmen, da ich ein sehr zurückhaltendes zu und zum Theil affectirtes undlangsames Wesen nebst einem großen Hange zur Indolenceund
Trägheit Langsamkeit und Eigensinn bewiesen. Seit 10 Jahren bereits
haben sich Ausbrüche einer unerklärl. außerordentl.
Unzufriedenheit Entfernung von aller Thätigkeit und gänzl. Unlust zu den
kleinsten Pflichten allen Geschäften so wol als Zerstreuungen des des
Menschl. Lebens und der Gesellschaft geäußert, bis man endl. wirkl.
Ausbrüche einer Stöhrung und damit verknüpften Blödsinns
wahrgenommen, welche Folgen um so viel natürl gewesen, da – und allen mögl. Ermunterungen zur Bewegung und einer
regelmäßigen Diät und Lebensart zu wiederstehen – wozu damals die mit Beziehung eines neuen Logis unvermeidl.
Unruhe hinzugekommen war, wodurch er in seiner gewöhnl. Lageassiette und Gemächlichkeit, die ihm zur zweiten Natur geworden,
sich gestört zu seyn glaubte, in einen starken melancholischen
Paroxysmum ausgeschlagen war, welcher gleichwol nicht mit den
geringsten Merkmalen von Wuth noch Raserey verbunden gewesen. So wie
er damals von diesen Zufällen bald durch den Gebrauch einiger
Hülfsmittel hergestellt worden, so kann bin ich bey dieser Gelegenheit
im St auch im Stande gesetzt worden, seinem Bruder das
wahrhaffte Zeugnis ertheilen zu können daß er es weder an aller mögl.
Sorgfalt, noch an einem ausdrückl. Wärter, der ihn Tag und Nacht zur
Seiten seyn müßen hat fehlen laßen, biß er zu Anfang des Octobers Königsberg, 12. Oct. 1769Auf Ersuchen des HE. Secretaire-Traducteur HammannHochEdelgeboren habe von deßelben HE Bruder dem gewesnen
SchulCollegen J. C. H. kränkl. Umständen folgendes glaubwürdig
attestiren sollen: Obbenannter J. C. H. 36 Jahr alt, vollblütig, und es
phlegmatico-melancholischen Temperaments hat von Jugend auf
angeblich ein stilles sehr zurückhaltendes blödes und zum Theil
affectirtes Wesen gehabt, große Gesellschaften und rauschende
Vergnügen niemals geliebt, vielmehr in allen seinen Handl. einen
ausnehmenden Hang zur Trägheit und Eigensinn bewiesen. Seit 10
Jahren haben sich bereits stärkere Ausbrüche einer außerordentl.
Unzufriedenheit und Unlust zu allen Geschäften so wol als Zerstreuungen
des Menschl. Lebens und des gesellschaftl. Umganges geäußert, bis
man endl. wirkl. Merkmale einer Gemüths Störung und offenbaren
Blödsinnigkeit wahrgenommen, welche Folgen um so viel natürlicher
gewesen, als er von Jugend auf eine Gewohnheit daraus gemacht
sich den Stuhlgang zurückzuhalten und aller mögl. Aufmunterung
zur Bewegung und er. regelmäßigen Diät und Lebensart zu
wiederstehen. Medio Aug. a. pr. wurde über seine Umstände consuliret,
besuchte ihn fand seine Zufälle obiger Beschreibung gemäß und
hauptsächl. daß der durch die Länge der Zeit, öftere Verstopfung und
Verdickung des Bluts eingewurzelte Stupor nebst einer Schwächung sr.
Gemüths- und LeibesKräfte, wozu damals die mit Beziehung es
neuen Logis unvermeidl. Unruhe dazu gekommen wodurch er
vermuthl. in sr. Gemächlichkeit, die ihm zur andern Natur geworden sich
gestört zu seyn glaubte, in einem starken Anfall der Melancholieausgeschlagen war welcher gleichwol nicht mit den geringsten Merkmalen
der Wuth noch Raserey verbunden gewesen. So wie er damals von
diesen Zufällen bald durch den Gebrauch mr. Vorschriften hergestellt
worden, so bin ich auch bey dieser Gelegenheit im Stande gesetzt
gewesen seinem HE Bruder das wahrhaffte Zeugnis ertheilen zu können
daß er es an aller nur mögl. Sorgfalt noch an einem außerordentl.
Wärter der ihm Tag und Nacht zur Seite seyn müßen hat fehlen laßen,
bis er Anfangs Oct. dergestalt hergestellt gewesen, daß er weiter mr
Vorsorge noch einer genauen Aufsicht benöthigt gewesen.
Den 9 Oct. 769. bin von seinem HE Bruder wieder beruffen
worden um obigen Patienten nochmals in Augenschein zu nehmen, da
ich ihn denn zwar munterer doch aber noch in sr. vormaligen
Blödsinnigkeit und Unvermögenheit sich selber vorzustehen befunden,
wiewol er noch im Stande seinem HE Bruder im Schreiben behülfl. zu
seyn. Außer den Beqvemlichkeiten seiner Wohnung genüßt er
gegenwärtig einer alten braven Wärterin theils sr. Aufwartung, theils
der Reinlichkeit wegen. Dieses ist was ich der Wahrheit gemäß und
gewißenhaft einzeugen kann. Kgsberg den 12. Oct. 769.
J D Gervais Doct. und(LS.)Regiments-FeldscheerSyburgschen Regiments.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 7–8.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 123f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 2.
ZH II 478–480, Nr. 368.Zusätze ZHEin Entwurf. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 64:Geliebtester Freund
Kgsberg den 21 Sept 769.Foin de complimens – Ich bin eben um 7 Uhr des Abends zu Hause
und habe das Vergnügen Dero gütige Zuschrift, GeEhrtester Freund!
zu erbrechen. Erlauben Sie mir diesen vertrauten Titel, unter dem ich
immer an Sie Ihnen gedacht habe, ehe ich Sie noch persönlich kannte,
und durch letzters noch ein größeres Recht dazu glaubte erlangt zu
haben ohngeachtet der Ausnahmen, die ich sonst gegen
Berliner
überhaupt zu machen gewohnt bin, und ohngeachtet einer andern
kleinen rancune Saumseeligkeit die ich ehmals gegen Sie auf
dem Herzen noch lange Ihnen nachgetragen habe, und die aber
durch Dero das gegenwärtiges Merkmal nicht nur Ihres
Andenken und Merkmal davon an den Tag lege, da ich gäntzlich
vergeßen zu seyn vermuthet habe sondern zugl. redl. Achtsamkeit völlig
ersetze. Ich ergreife daher diese Gelegenheit wenigstens mit beyden
Händen um Sie wenigstens meiner aufrichtigen v unveränderten
Ergebenheit zu versichern. Was die Sache selbst anbetrift so bin ich nicht
im stande Ihnen die geringste Bedenklichkeit entgegenzusetzen, weil
ich mich gar nichts mehr erinnern kann, muß daher alles
schlechterdings Ihrem eignen Urtheil überlaßen und anheimstellen. Wenn
gedachte carte blanche dadurch mit desto mehr Zufriedenheit dasen
geringste Vortheil zu Ihrer Absicht oder Plan auch durch den nur
bloßenContrast weise oder per antithesin erreicht werden kann,indem Ich aber setze den BewegungsGrund ihrer Anfrage zugl
als eine Regel bey der Richtschnur zur Ausführung zum voraus
setzen darf, und im Fall ich nur das Decorum eines Anonymifür mich selbst habe, werde niemals auch das ärgste niemals übelnehmen
werde, solang ich als. Was ich vom Decoro des Anonymigesagt, betrift nur eigentl dasjenige was ich selbst schreibe, das ich
niemals weder recht Herz noch Lust gehabt habe zu rechtfertigen.
Ich suche dadurch nicht im geringsten die Urtheile anderer gegen mich
einzuschränken und überlaße es einem jeden gern dasjenige selbst zu
verantworten, was er selbst schreibt. Ich mache Ihnen diese verlorne
Anmerkung, liebster Freund nur auf allen Fall, daß der übrigen
Correspondence dadurch nicht ein Haar entzogen wird, sondern alles
der Wahrheit des damaligen Periods gemäß bleibt. –
Ich schreibe bey Licht, welches gar nicht mehr gewohnt bin. Wenn
s Sie von mr. gegenwärtigen Verfaßung nichts wißen, so melde
Ihnen daß über 2 Jahre bey der Hiesigen Prov. Direction als
Secretair Traducteur arbeite mit viel Zufriedenheit aber so überhäuft
daß ich bey meiner verjährten Atonie des Geistes kaum Augenblicke
übrig behalte zu naschen geschweige zu studieren. Unter allem häusl.
Druck und privat Mühseel. hof ich noch immer auf eine Zeit der
Erholung und ich bin zufrieden daß mir mein gegenwärtiges Joch
erträgl. ja bisweilen leicht fällt. Außer meinem Beruf finden sich noch
immer Kleinigkeiten die meine unbändige Hyp. oder Fantasie in
Wichtigkeiten verwandelt und vice versa; aber auch in diesem Betrug
ist etwas unterhaltendes. Der Himmel weiß, wenn ich unserm Freund
Phaedon sein agio werde vergelten können. Die Noth hat mich jetzt zu
einem so guten Wirth gemacht daß ich eins von seinen goldnen
Pferden Nunquam retrorsum die er mir damals zum Vorspann
vorstreckte noch bis jetzt zum Andenken aufgehoben habe. Ihren
Rammler überhebe ich sich meiner zu erinnern so lang er einen meiner
Landsleute, wenn ich die Litthauer dafür ansehen darf, seinen Freund
nennt. Seit dem Valet Briefe unsers
Herders
weiß nichts von ihm.
Mein blindes Gefühl hat den großen Mann in seinem damaligen
embryon des Genius Saec. oder mores eruditorum oder wie es heißt
so genau erkannt daß ich den Litteratur Briefen gern etwas von
meinem Instinct gewünscht. Ein wahres caput mortuum einer
Gottschedischen Belustigung des Verst. v Witzes mit der lateinischen
Sprache vereinigen wollen ist in meinen Augen ein solcher Unsinn
des Geschmacks den mir mein Caius Herennius Rapidius eingebläut
bey dem ich Jahre lang wider allen academischen Wohlstand den
Cicero exponirt ungeachtet Plinius einer meiner ersten Autoren war
die ich als Schulknabe oder vielmehr Junge gewesen war. Daß es
mir nicht mögl. fällt einen einzigen römischen Perioden eines solchen
Schriftstellers ohne Colik und Bauchgrimmen herunterzukriegen; und
der bitterste unverschämteste Spott der Alten sind wohl die Panegyren
und Nachahmungen solcher Schüler. Ich wage mich in ein Feld wo
ich nicht mehr zu Hause gehöre und bescheide mich mit einem non
nostrum est tantas – Einen guten Abend kann ich mir demohngeachtet
von HE Lessings 2ten Theile versprechen. Ist der Verf. der
romantischen Briefe noch ein Räthsel? und darf man keine Fortsetzung
erwarten. Umarmen Sie unsern lieben Phädon, die ich anderthalb mal
gelesen aber nicht Zeit gehabt beurtheilen zu können. Roußeaus
Anmerkung über Plato scheint mir zieml. gegründet. Nun gute Nacht
und Gott empfohlen biß auf ein glückl. munteres Wiedersehen.
Hamann. Nicht im Hartungschen Buchladen sondern auf dem
Accise v Zoll Directorio zu erfragen, nicht sedentem sonder
stantem in telonio.Provenienz
Druck ZH nach einem Zitat im Brief Hartknochs an Herder, 27. September 1769 (greg.): Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Zweiter Bandes erste Abtheilung. Erlangen 1846, 70–71.Bisherige Drucke
ZH II 480, Nr. 368a.Zusätze ZHHartknoch fügt dem Zitat folgende Notiz an (ebd., 71):Das übrige in seinem Briefe betrifft seine bereits
besorgten Bücher und eine Commission an Georg Berens. –Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 364 und 365.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 74.Bisherige Drucke und Anmerkungen
Johann Gottfried von Herder’s Lebensbild. Sein chronologisch geordneter Briefwechsel, […]. Hg. von seinem Sohne Dr. Emil Gottfried von Herder. Zweiter Band, erste Abtheilung. Erlangen 1846, 59–63. Dort mit folgender Vorbemerkung des Herausgebers Emil Gottfried Herder: „Dieser Brief fand sich
zerrissen
unter Herder’s Papieren aus damaliger Zeit, und scheint von ihm verschoben, dann später wieder aufgefunden, als nicht mehr zeitgemäß zerrissen worden zu seyn. Ich glaube denselben hier um so mehr mittheilen zu müssen, als die Briefe, welche H[erder] in der letztern Zeit an Hamann geschrieben hat, leider fehlen und man aus den Hamann’schen Briefen der letztern Zeit vielleicht schließen könnte, als sey zwischen beiden Freunden eine Erkältung eingetreten, was aber der vorliegende Brief auf das bündigste widerlegt, so wie er auch noch außerdem für die Charakteristik Herder’s nicht unwichtige Data enthält.“ (58f.)
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 62–64.
ZH II 481–483, Nr. 369.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 9–10.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 124–125.
ZH III 1–2, Nr. 370.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 11–12.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 125f.
ZH III 2f., Nr. 371.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1840.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 3.
ZH III 4f., Nr. 372.Provenienz
Druck ZH nach [Wilhelm Dorow]: Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Litteratur. Berlin 1838, 121–122. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
[Wilhelm Dorow]: Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Litteratur. Berlin 1838, 121f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 52f.
ZH III 5f., Nr. 373.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 55.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 5.
ZH III 6f., Nr. 374.Provenienz
Düsseldorf, Goethe-Museum (Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung), Signatur 4188.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 6.
ZH III 7f., Nr. 375.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 377 und 378.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 87.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 7.
ZH III 8f., Nr. 376.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 77–80.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 7–15.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 65–71.
ZH III 10–15, Nr. 377.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 81–82.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 15–19.
ZH III 15–18, Nr. 378.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 54.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 19–21.
ZH III 18–21, Nr. 379.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 10.Bisherige Drucke
Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 61–65 (dort mit der Königsberger Signatur R III 10).
ZH III 22–25, Nr. 380.Zusätze ZHDazu ein Entwurf. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 10:† †† † † † †× × × × × × × × ×Friede sey mit Ihnen! Denn Sie lieben die
Brüder
, auch die,
welche
haußen
und
ferne
sind!
Ist es, ohne zu Ihren Geheimnißen eingeweyht zu seyn, möglich
sie bis in ihr tiefstes Inneres zu kennen: so ist mir der
Name
zwar
unaussprechlich, aber kein
unbekannter
GOTT. ER wird
gegenwärtige Bittschrift eben so willig in
Seine
Bundeslade aufnehmen
als der
Eifersüchtige
jene fünf güldene Ärsche und fünf güldene
Mäuse – Zu
Seiner
gerechten und vollkommenen Hütte nimmt ihr
Nachbar seine Zuflucht, der als ein wahrer
Freymäurer
in seiner
Unschuld eingehüllt sich über Zween Ihrer Brüder zu beklagen hat,
die mich ohne Kenntniße verurtheilt und ohne Unterscheidung
gerichtet, ja verworfen haben. Gleichwol betrifft die Sache 1.) den
köstlichen Eckstein eines
Geheimnißes
das zwar an sich selbst
keins ist, aber doch als ein solches behandelt werden muß –
2) Das Schicksal ihrer
Brüder
und zwar solcher, die weder
haußen
noch
ferne
sind
3. Die Heiligkeit und Erfüllung Ihres Gelübdes
„gegen alle Menschen und insbesondere gegen ihre Brüder sich
mitleidig
zu bezeigen: der
Obrigkeit und den
Gesetzen des Staats treu, hold
und
gewärtig
zu seyn –
wie es einem
wahren Freymäurer gebührt
“ –
Es wird einigen Ihrer Brüder nicht unbekannt seyn, daß ich bisher
ein kleiner Schriftsteller unter dem Schurzfell gewesen bin, und ich
stehe jetzt im Begrif mein ganzes Geheimnis, das ich 12 Jahr in
meinem Schoos getragen, auf die feyerlichste Art der Welt mitzutheilen,
welches nicht anders als durch den
Druck
geschehen kann, wozu ich
die Unterstützung eines
geheimen Ordens
nöthig habe.
Ein
ehrlicher Mann
oder deutlicher Ihnen näher ans Herz zu
sagen reden, ein
wahrer Freymäurer
hat eben so wenig Ursache
sich seiner
Thorheit
en zu schämen, als die Welt Ursache hat auf
glänzende Laster
und
unerkannte Sünden
übermüthig zu seyn.
Die Eitelkeit ist eine mit der allerkleinsten Autorschaft so
unvermeidliche Schwachheit, die mir desto eher zu vergeben seyn würde, weil
mir mein kleines Meisterstück
zwölf Jahre
und während dieser
langen Zeit manche Stuffe der Prüfung gekostet, ehe ich den ersten
öffentlichen Schritt zur Vollendung habe thun können.
Meine kreißende Muse hat Himmel und Erde erschüttert, ich will
sagen,
Flehen
und
Poltern
verschwendt, um beyde Hiesige
Buchhändler als Brüder einer gerechten und vollkommenen Loge zum
Verlage einer kleinen deutschfranzösischen Handschrift, welche der Vater
des gallischen Witzes, Maitre Rabelais selbst, l’Androgyne du Diablenennen würde, zu bewegen.
Mein Gevatter und Freund, der Bruder Lotterie-DirectorJohann Jakob Kanter hat von mir den Auftrag bekommen in Ihrer
heutigen Versammlung seinem Bruder Hartung einen offenen Brief
einzuhändigen, worinn von 2 Tympfen, die ich vor 5 Jahre für
Maculatur schuldig bin und die ich aus keiner andern Ursache bezahle,
als weil es Gesetze, unverjährbare Gesetze meines Vaterlandes des
Staats waren, von 2 Globen, die mir zweymal versprochen worden
und um die ich zweymal gemahnt, aber nicht ohne sie zu erhalten,
weil ich nemlich ihrer nicht bedarf und von zwey kleinen besudelten
Papieren die Rede ist welche ich als mein Eigentum reclamire und zu
deren Herauslieferung eine gerechte und vollkommene Loge den
Bruder Buchführer Hartung gehörig anhalten wird, weil sich ein
Leutbetrüger und Erzzauberer selbige unter meinem Namen und mit
meiner Hand geschmiedet, gegen den ich, ohngeachtet er sich aus dem
Staube gemacht, die Behörde zu verfügen nicht ermangeln werde.
Weil Da der Buchführer Hartung (ohne es selbst zu wißen, wie
es eines sokratischen Verlegers würdig ist geziemt u wie er mich mit
vieler Glaubwürdigkeit versichert,) der
wahrhafte
und
würkliche
Verleger der 1759 zu Amsterdam in vier klein Octav Bogen
gedruckten Sokratischen Denkwürdigkeiten ist, die ich seiner Buchsammlung
als Erstlinge und eine Gabe Gottes geopfert; gegenwärtig aber
darauf besteht ohne Garantie und Bürgschaft vier Bogen in Roïal Quarto,die ich unter
meinem gantzen Namen
dem Salomo von Norden,
dem Neuen Könige von Preußen in Sein Schlafzimmer zu spielen
denke, nicht zu drucken: so sehe ich mich aus Noth gedrungen um den
Unglauben dieses schwachen Bruders, wenn ein solches Wunder
möglich ist, zu beschämen : so ersuche von E.
Gerechten und
vollkommenen
Loge meine geheime Handschrift durch
Acht Männer,
die
alle seine
Brüder
sind, untersuchen zu laßen und uns mich Ihrem
Schiedsrichterl. Ausspruche zu unterwerfen. Ich lade von meiner
Seite dazu die beyden
Brüder Hofprediger
, den Bruder
Gerichtsverwandten Hippel
und den
Bruder
Laval ein, weil er ein Mann
von gesunder Vernunft ist und Kenntnis der französischen Sprache
hat. Die übrigen vier überlaße ich der Willkühr E.
gerechten
und
vollkommenen Loge oder meiner Gegenparthey näml. des Bruders
Lotterie Director Kanter und Buchführers Hartung, wiewol unter der
Bedingung, daß man
geborne Preußen
wähle, die der französischen
Sprache wo möglich gewachsen sind.
Diese
geheime
Commission wird mir die Gefälligkeit nicht
versagen den ersten Abend zu dieser Untersuchung, welche über eine
Stunde nicht währen wird mir und meinen beyden Gegnern zu
wiedmen. Ich erwarte darüber mit der größten Ungedult, weil mir der
Verlust jedes Augenblicks kostbar ist
Da es einem wahren Freymäurer und jedem ehrlichen Manne eine
größere Freude ist eine gute Sache zu verlieren als eine böse zu
gewinnen: so wird eine die geheime außerordentl. Commission der
gerechten und vollkommenen Loge mit meiner Gleichgiltigkeit bey
jedem Fall wie ich hoffe zufrieden seyn. Sollte ich so glücklich seyn
Recht zu behalten: so verspreche mich mit einem detail zu erklären,
der selbst meinen Gegner Genüge thun soll. Mit der aufrichtigsten
Ehrerbietung die man allen Geheimnißen d sie mögen so groß oder
klein seyn als sie wollen schuldig ist, habe die Ehre mich zu empfehlen
als E. gerechten und vollkommenen Logewahrer stiller Verehrer
und wolgesinnter Nachbar.
Johann Georg Hamannd. 13. Oct. 772.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 88.Bisherige Drucke
ZH III 25–27, Nr. 381.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 10).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 71–75.
ZH III 28–31, Nr. 382.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 83–84.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 21–27.
ZH III 32–35, Nr. 383.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 85.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 26f.
ZH III 35f., Nr. 384.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 86.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 27–30.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 75–77.
ZH III 36f., Nr. 385.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 87–89.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 30–34.
ZH III 38–42, Nr. 386.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach).Bisherige Drucke
ZH III 42f., Nr. 387.Anmerkungen
Begleitschreiben zu einem Entwurfsmanuskript von „Le Kermes du Nord“.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 13–14.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 127–129.
ZH III 43–46, Nr. 388.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 15–16.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 34–37.
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 129f.
ZH III 46–49, Nr. 389.Zusätze ZHEin Entwurf. Provenienz: Original verschollen. Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 64; gedruckt auch bei Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 54–58:Kgsberg den 7 Junii 773.H. H. und Freund,
Ein starkes Flußfieber, das endl. in ein 3tägiges ausschlug –
vapeurs, gl. den Wolken, die nach dem Regen wiederkommen, – meine
lectiones cursoriae im Xenophon, womit ich Gottlob! vorige Woche
fertig geworden bin – und mancherley Kleinigkeiten mehr haben mich
bisher verhindert Ihnen zu melden, daß ich den 2 May das
angenehme Andenken Ihrer Freundschaft und Aufmerksamkeit für mich
nebst Dero Zuschrift vom 26 April mit viel Vergnügen erhalten habe.
Den M. Seb. habe schon 2 mal gelesen und gegenwärtig einem
guten Freunde geliehen, bin also sine libro nach dem Sprichwort –
auch überhaupt der alten musicalischen Regel noch treu mit dem Ende
den Ton des gantzen Stücks abzuwarten. Der poetische
Erfindungsgeist des Herausgebers schimmert bey der flüßigen Simplicität des
historischen und recitativischen Styls nur desto stärker in die Augen.
Ich zweifele nicht nur, sondern bin auch Stock- und Damm-
ungläubig an allen den geschriebenen Urkunden, auf die Sie sich mit einer so
ehrlichen Miene beziehen. Als ein Mann von Einfluß und Politik
werden Sie längstens die Vorsicht gebraucht haben den Hf. v
Thümmel zu bestechen um nichts von den Familiengeheimnißen der Wilh.
zu verrathen, die niemand beßer als er wißen kann. Ja wenn sich
auch der Geist der verklärten Wilhelmine durch Beschwörungen und
voces sacras herauf oder herunter locken ließe: so würde doch der bloße
eiserne dithyrambische Name von Frau Magister Nothankerin ihre
electrische Erscheinung verscheuchen – sed vetant leges Iovis.Wie ist es in aller Welt mögl. daß solche und solche Meinungen in
dem Herzen eines so durchtriebenen Crusianers und Bengelisten als
Ihr M. Seb. den Documenten zufolge gewesen seyn soll, haben
wurzeln können.
Ich will aber HochstzuEhrender Herr aus Freundschaft fidem
explicatam jedem Verdachte vorziehen daß Sie uns irgend eine
Übersetzung von Memoires pour servir à l’histoire courante de l’Allemagne
litteraire untergeschoben haben.
Dem sey wie ihm wolle so wünschte ich den statum causae zwischen
den Lords und ihrem Mr. Amanuensis noch tiefer in der Folge
fortgesetzt und entwickelt zu sehen; denn wer ist hiezu tüchtiger als mein
Freund Nicolai in Berlin, der in der Theorie und Practik des
Handels sowol als in den Geheimnißen der deutschen Autorwelt und
Autorschaft ein Rupertus expertus in gradu superlatiuo seyn muß.
Was denken Sie von – und was sagen Sie zu dem apokryphischen
Versuche eine Schrift auf Subscription über die Möglichkeit, daß die
Gelehrten Eigenthümer ihrer Schriften werden?
Aber um Vergebung, M. H. Sie sind mir wirklich ein wunderbarer
Mann, aus dem man gar nicht klug werden kann. Einem
ex-chinesischen Betrüger thun Sie die Ehre an ihm in einem
gedruckten Sendschreiben für ein Mst von 4 Bogen zu danken und mir
antworten Sie keine Sylbe auf meine treuherzige und uneigennützige
Anerbietung einer Handelsschrift, die ich sobald ich Lust dazu bekame
in 4 kleinen Octavbänden nach dem neuesten Fuß auszumüntzen im
stande bin. –
Sehen Sie nicht offenbar, daß ich das von andern umsonst gesuchte
Geheimnis ein Eigenthümer seiner gelehrten Arbeiten und operumWerke
selbst
trotz ihrer Cession und Entäußerung zu seyn u
zu bleiben, wirkl. besitze. W. Z. E.
Doch bin ich Ihnen nicht gut dafür daß Sie nicht nolens volensEigenthümer des Opusculi en question zu seiner Zeit werden und
daß nicht auch mein Name die Ehre haben sollte auf der Rolle ihrer
Fabricanten einmal immatriculirt zu werden: V. R. W.
Damit ich nicht andern predige und selbst verwerfl. werde, eile ich
zur Beantwortung Ihrer werthen Zuschrift vom 26 April.
Was meynen Sie mit Ihrer Fabel vom Storch und Fuchs?
Ohngeachtet ich meine Zeit weiß: so hab ich es mir noch niemals gelüsten
laßen Füchse zu fangen. Ich dächte, Sie hatten Wind genug von den
philologischen Einfällen u Zweifeln gehört, daß ich nicht nöthig hätte
die historiam dieser animalium noch gemeiner zu machen, als sie
leider! geworden ist. Wenige Lords sind so glückseelig als mein
Gönner, HE Nicolai, der keinen amanuensem braucht sondern beyde
Naturen des HE u Dieners in einer Person führt, ein wahrer
Autocrator gl. dem Rußischen Adler – Nur Schade, daß er seines
Glaubens ein Herodianer und oben ein der ärgste Verfolger armer
Crusianer und Bengelisten ist.
Um Sie H. H. zu überführen daß sie mit plain-dealer in
Geschäften zu thun haben so war freylich das gantze Ideal einer Elegieim höheren Chor über 5rth die mir die leidige arithmetique politiquevon meinem kümmerl. Monatl. Gehalt entzogen, dafür ich 6 Jahr
wie ein Galeeren Sclave je ärger als Lucians Charon geplagt
worden bin. Quel bruit pour une omelette: werden Sie mit jenem starken
Geist sagen. Ich muß Ihnen freyl erwiedern, daß ich gegenwärtig
dafür desto mehr Ruhe und Muße wiewol nicht die
edelste
zu
genießen habe, und so empfindlich mir auch ein so kleiner Verlust
unter gewißen Umständen gewesen ist und noch seyn muß, versprech
ich doch Ihnen doch denselben geschwinder zu vergeßen als Ihro
Hochwol-Ehrw. jene Göttl. Rechenkunst eines Dorfprediger, der kein
M. Sebaldus Nothanker gewesen seyn muß.
Das Wort Zweist scheint mir mit dem Worte Zwist nahe verwandt
zu seyn; ich hatte es mit dem diuerbium der Römer schon verglichen
ohne aber meiner Sachen gwiß zu seyn.
Bey dem Kernwort winzig, das nicht recht nach meinem Gaumen
ist, fällt mir eine kleine Anecdote ein. Ein guter Freund von uns
beyden, bekam einmal den Auftrag Leipziger Lerchen für eine hiesige
Club zu besorgen. Er schickte welche, die von einigen Spaßvögeln für
Leipziger Sperlinge erklärt wurden. Wiewol ich kein Gast irgend einer
Club bin, und es daher auch damals nicht gewesen: so zweifele ich
doch daß ein Freund von uns beyden eines solchen Autor u Verleger
Streiches fähig seyn sollte und bin daher geneigter zu vermuthen,
daß es winzige Leipziger Lerchen gewesen.
Unser HE Lotterie Director K. ist noch nicht hier. Ich weiß also
nicht, ob ich durch Ihre gütige Vorsorge das Dictionnaire des
Finances erhalten werde, welches mir um so viel lieber jetzt wäre, da ich
in der letzten Ziehung der letzten Hannoverschen Lotterie 100rth in
Golde gewonnen und also mit viel Gemächlichkeit meine
JahresRechnung im Kanterschen Buchladen auf die ich schon 4 Wochen lang
warte sogl. abzutragen willens bin als die einzige und allerletzte
Schuld die mir noch auf dem Herzen liegt. Sonst weiß ich Gottlob!
keinen einzigen, dem ich noch was schuldig wäre oder geblieben seyn
sollte – als
ich weiß aber nicht wie viel für ein grobes Briefporto einem
Freunde, der mir heu! heu! in der Blüthe abgestorben. Der Himmel,
mit dem er in seinem Leben sehr freygebig gewesen, erfreue ihn
dafür in jener sel. Ewigkeit die nicht endl. seyn wird gl. dem Feuer und
Weinen der Verfluchten –
noch ich weiß aber auch nicht viel für agio an Golde unserm
Israeliten Mendelsohn. Wie sehr wünschte ich sein Aesculap zu seyn!
Kinder machen, Kindermachen, sagte mir ein großer Financier in Pekim
(und zwar das Wort war für mich gnug, wie oft Sie es unserm
Patienten wiederholen müßen werden Sie beßer als ich wißen)
Kindermachen erschöpft die animalische Haushaltung mehr als Predigen
u Bücherschreiben. Wozu bedient er sich nicht des mosaischen
beneficii der Ribbe seines Leibes einen Scheidebrief zu geben – Statt
eines Hahns bleibt Er mir den Phädon und den 3ten Theil s der
Epischen Schriften schuldig Grüßen Sie ihn statt des agio in meinem
Namen so oft Sie ihn sehen und sprechen Morgens, Mittags und
Abends –
Das erste Meßbuch wornach ich greifen werde, wird wol der
systematische und beredte Abbt aus Westphalen seyn. Gott gebe daß er
alle Landsleute des Mien Man Hoam am Pranger stellen möge. Sie
haben mit ihrem heil. Confucius manchen weisen Europäer geäfft
und ihm eine Nase gedreht. Die Recherches über die Amerikaner
haben mich mehr gekitzelt als mich die Vorlesungen jenes blinden
Engl. über die Optik würden in Erstaunen gesetzt haben.
Nun HochzuEhrender Herr! dieser geschwätzige Brief ist gewiß ein
Vorbote meines Alters. Die grauen Haare finden sich auch schon an
meinen Augenbrauen.
Anstatt eines fontenellischen O Sparte Sparte! werd ich ehstens
epigrammatisieren: o Athen o Athen! Kein Goldwaßer u keine
Magentinctur! Kein sokratischer Kelch des Heils! Wie übel und weh und
See siech!
O nauis! referent in mare te noui
Fluctus? o quid agis?Sie werden keine Zeile mehr von mir sehen biß nach Empfang
Ihres 2ten Theils M. S. N. Ich empfehle mich Ihrem Andenken
als Ihren aufrichtig ergebensten
Fr —)Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 58.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 37.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 102. 105.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 59–62.
ZH III 50–53, Nr. 390.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 90.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 37f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 77f.
ZH III 53f., Nr. 391.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 91–92.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 39–41.
ZH III 54–56, Nr. 392.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 93–95.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 42–44.
ZH III 56–60, Nr. 393.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 398 und 400.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, heute bei Acc. ms. 1886. 53, Nr. 11).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 329 (hier datiert auf: Januar 1774)
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 78f.
ZH III 60f., Nr. 394.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20 (Abschrift Hamanns).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VIIIa 231.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 110.
ZH III 61f., Nr. 395.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 97–98.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 44–46.
ZH III 62–64, Nr. 396.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.Bisherige Drucke
ZH III 64f., Nr. 397.Provenienz
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 33/303, 3–8.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 46–54.
ZH III 66–69, Nr. 398.Zusätze ZHVier Entwürfe. Originale verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 77:Entwurf 1den 1 des Xsten. 773.Ew. Excellence muß noch mit einem Briefe verfolgen, der
wenigstens so vernünftig seyn wird auf eine recht müßige Stunde in Ihrer
Heimath zu warten, und kein beschwerlicher Geleitsmann Ihrer
Expedition in Norden verrichteten zu vollendenden Expeditionseyn wird zu werden.
Ew. Excell. haben mir freylich den 27 und 28 Nov. wiewol ohne Ihre
Schuld das Leben ein wenig sauer gemacht. Weil dies aber immer mein
Leibgeschmack von Jugend auf gewesen: so war ist selbst dies
vehiculum aller Ehre werth. Die Sache selbst hienieden ist mir trotz meines
starken Aberglaubens immer als eine
Reliquie
vorgekommen.
Mit römischen Thränen in preußischen Augen voll
markantoninischer Andacht oder hab ich von Jugend auf die Vorsehung danken
können für das Geschenk von meinen Reichthum an Freunden über
all mein Verdienst und Würdigkeit. Demohngeachtet ist unter allen
Scherzen des neuesten deutschen Witzes mir keiner tiefer und
inniger eingedrungen als das Moltersche Klaglied Trauerlied:
Die ihr des mitleids fähig
seyd
Sagt, hat ein Herz so vieles Leid
So tödlich unheilbare Wunden
Als meine bange Brust empfunden?
Ich habe mich selbst mehr als einmal über den Eindruck einer
anakreontischen Poße gewundert, die sich so wenig zu meinem Schicksal
glückl. zu reimen schien. Es hat mir mir nach meinem Ideal der
Freundschaft immer etwas in der That an etwas beym Genuß
dem gantzen
Ideal
der Freundschaft gefehlt und durch einen
vieljährigen Mangel des Genußes ist das gantze Ideal in meiner Seele so
ausgetrocknet, daß ich selbst davon nichts mehr habe erkennen können.
Entwurf 2Ew. Excellence muß noch mit einem Briefe verfolgen, der
wenigstens so vernünftig seyn wird auf eine müßige Stunde in dero
Heimath zu warten und kein beschwerlicher Geleitsmann Ihrer noch in
Norden zu vollendenden Expedition zu werden.
Ew. Excellenz habe mir freylich, doch ohne Ihre Schuld den
27 und 28 Nov. das Leben ein wenig sauer gemacht. Weil dies aber
immer von jeher mein
Leibgeschmack
gewesen: so ist selbst dies
vehiculum aller Ehren werth. Die Sache selbst
hienieden
ist mir
trotz meines starken Aberglaubens immer als eine
Reliquie
vorgekommen.
Voll Markantoninischer Andacht, ja „mit römischen Thränen in
preuß. Augen“ hab ich gern von Jugend auf die Vorsehung preisen
mögen für meinen Seegen an Freunden – über all mein Verdienst
und Würdigkeit. Dem ohngeachtet ist unter allen
Scherzen
unsers
des modern deutschen Witzes mir keiner tiefer
eingedrungen als das
Moltersche
Trauerlied:
Die ihr des Mitleids fähig seyd
Sagt, hat mein Herz so vieles Leid
So tödlich unheilbare Wunden
Als meine bange Brust empfunden?
Ich habe mich selbst mehr als einmal über den Eindruck einer
anakreontischen Poße Tändeley gewundert, die sich so wenig zu meinen
damaligen Erfahrungen zu reimen schien. Nach meinem Ideal der
Freundschaft hat mir aber in der That noch immer etwas beym
Genuße gefehlt, und durch einen so vieljährigen Mangel dieses
ehmaligen Genußes ist das gantze Ideal in meiner Seele so ausgetrocknet
und verlöscht worden, daß ich selbst davon nichts mehr habe
erkennen können. Dies für verloren gehaltene Ebenbild scheint durch das
treuherzige Anschauen des Layenbruders von Angesicht zu Angesicht
am je ersten AdventsSonntage unter der Vesper seiner
Wiederherstellung nahe zu seyn.
Ew. Exc. habe zwar den Preuß. Sabbat durch einen unerlaubtenkleinen Schleichhandel mit den Producten unserer baltischen Küsten
ziemlich etwas entweyht. Weil ich aber ein unwürdiger
Augenzeuge Ihrer passiven Grosmuth bey der unumgängl.
Nothwendigkeit in an sich unerlaubten Handlungen lieber sich betr von meinen
Landsleuten betrogen zu werden, gewesen: so ist alle Gerechtigkeit
ipso facto dadurch Genüge geschehen. Ungeachtet meines alt
lutherschen Sturmeifers gegen alle gute Werke muß dann ich es zur
Beruhigung aller treuherzigen Layenbrüder starken Geister ,
die sich an jedem kleinen Majestätsverbrechen gegen dieen
Ruhe Frieden des Sabbats im deutschen Hl römischen Reichersticken wollen, hiemit öffentlich nicht verschweigen, ein weit
größeres gutes Wort des solliciti rei nicht verschweigen in eben derselben
Stunde deßelben AdventsSontag einen Unglücklichen Zauberer von
seinem incarcerirten Haß und Groll gegen alle Excellentzienim
des Himmel und auf der Erde u Kräfte der Ober- u Unterwelt
beynahe entzaubert zu haben und durch dieße Sinnesänderungen ihm
vielleicht die Thür seines künftigen Glücks geöffnet zu haben. Ew
Excellenz können leicht erachten daß die Freude im Himmel über
einen von einer solchen Todtsünde entzauberten Sündersreum die
Schadenfreude der Hölle darüber ausgelöscht, daß ein Heiliger den
AdventsSonntag in meiner Vaterstadt von einem Heiligen im
Hause des Königreichs durch einen kleinen Schleichhandel einer im
gantzen Deutschland verehrter Heil. sich gelüsten laßen einige
Rosenkränze von Bernstein zu seiner PrivatAndacht der SonntagsPolicey
unserer Kgl. Residenz zuwieder mit Aufgeld zu er-
Mein Pindar, den ich jetzt lese, ist mir verekelt worden um meine
Neugierde über das
Corpus delicti,
woran Ew. Excell. dachten zu
befriedigen. Es hat mir eine sehr finstere Nachmittagsstunde in den
süßesten Abend u Morgen verwandelt. Brust und Für den Rücken
des Werks sind völlig gedeckt und der ist der 2te Theil ist ein sehr
wesentl. Hauptstück u beynahe der Schlüßel des gantzen Tons.Die er Urkunde Grund zu den so entgegengesetzten Gemälden u
Berechnungen kann verräth immer eine Urkunde von Große und
Tiefsinn Die Urkunde bleibt immer in meinen Augen groß, göttlich
unbekannt und heilig ehrwürdig, welche und dunkel in zwey so
entgegengesetzten Gemälden u Berechnungen und ich die zu einem
solchen Contrast von Gemälden u Erscheinungen Anlaß geben kann,
und in diese das Heiligtum dieser Urkunde wünschte es mag
bestehen worinn es wolle
Entwurf 3Ew. Excellenz muß noch mit einem Briefe verfolgen, der
wenigstens so vernünftig bescheiden seyn wird Sie als ein bescheidener
Geleitsmann auf Ihrer noch in Norden zu vollendenden Expeditionbis nach Dero Heimath zu begleiten und daselbst eine müßige Stunde
abzuwarten.
Ew. Excellenz haben mir freylich, doch ohne Ihre Schuld den 27
und 28 Nov. das Leben ein wenig sauer gemacht. Weil dies aber
von jeher mein
Leibgeschmack
gewesen: so ist selbst dies vehiculumaller Ehren werth. Die Sache selbst hienieden aber ist mir trotz
meines starken Aberglaubens immer problematischer als eine
Reliquie
vorgekommen
Voll Markantoninischer Andacht, ja „mit römischen Thränen in
Hw. Augen“ hab ich gern die Vorsehung von Jugend auf preisen
mögen für meinen gehabten Seegen an Freunden die über all mein
Verdienst und Würdigkeit gewesen. Dem ohngeachtet ist unter allen
Scherzen
des modern deutschen Witzes mir keiner so tiefereingedrungen als das
Moltersche
Trauerlied:
Die ihr des Mitleids fähig seyd
Sagt, hat mein Herz so vieles Leid
So tödlich unheilbare Wunden
Als meine bange Brust empfunden?
Ich habe mich selbst mehr als einmal über den Eindruck einer
anakreontischen Tändeley gewundert, die sich so wenig mit meinen
damaligen Erfahrungen zu reimen schien. Nach meinem
Ideal
der
Freundschaft hat mir aber in der That noch immer etwas beym
reichsten Genuße gefehlt, und durch eine so vieljährige Beraubung dieses
Genußes ist das ganze Ideal in meiner Seele so ausgetrocknet und
verdunkelt worden, daß ich selbst davon nichts mehr habe erkennen
können. Dies durch für verloren gehaltene Ebenbild scheint durch
das treuherzige Anschauen des treuherzigen Layenbruders von
Angesicht zu Angesicht am ersten AdventsSontage unter der Vesper
beynahe wieder hergestellt worden zu seyn.
Ew Excellentz haben zwar den Preuß. Sabbat durch einen
kleinen Schleichhandel mit denm Producten Auswurf unserer
Küsten etwas entweyht. Weil ich aber ein unwürdiger Augenzeuge
Ihrer passiven Grosmuth vor gegen den Betrug unserer activen
Colporteurs u Contrebandiers Hausierer betrogen zu werden
übervortheilt gewesen: so ist aller Gerechtigkeit ipso facto dadurch
Genüge geschehen. Bey allem Trotz meines altlutherschen
Sturmeifers gegen alle moralische u politische gute Werke kann ich zur
Beruhigung aller solicitorum reorum der über jeden kleinen
Majestätsverbrecher gegen den Friedensbruch des gel. Sabbats
solicitorum reorum das
gute
Werk eines treuherzigen
Layenbruders Wunderwerk nicht verschweigen, wodurch es Ew.
Excellentz gelungen in eben derselben Stunde deßelben Advents-Sonntages einen armen Beseßenen von seinem incarcerirten Haß u
Groll gegen alle Excellentien und Kräfte der Ober- und
Unterwelt beynahe entzaubert – und durch den Anfang dieser
Sinnesänderung allein vielleicht ihm die Thür seines künftigen Glücks
vielleicht geöfnet zu haben. Die Schadenfreude der Hölle darüber, daß
ein im ganzen deutschen Kaysertum berüchtigter Heiliger Protestant
sich hat gelüsten laßen einige Rosenkränze zu seinen Reliquien von
Börnstein zu seiner Privatandacht, der Sontags Policey unserer Kgl.
Hauptstadt zuwieder, mit Aufgeld zum Besten reinen Vortheil
unserer Inventirern und Kunstdreher abzuerkaufen, ist durch das
olympische Gelächter im HimOlymp über einen ver solchen
Todsünder, als Groll und Haß, entauberten reum gänzlich ausgelöscht
worden mit dem gantzen Orden der Excellentzien nunmehro
beynahe ausgesöhnten Sünder gänzlich ausgelöscht worden.Das olympische Gelächter ist nach dem Vater der Dichter
unauslöschlich, aber dem Himmel sey Dank das kritische Fegfeuer ein
ehrlich faules Holtz.Außer einigen wenigen Stunden auf meiner Werkstäte, die ich
eben so wenig mehr Lust als nöthig habe recht mehr abzuwarten und
den Augenblicken, die ich als ein ehrl. Schulmeister meinem Sohn
schuldig bin,Die Neugierde hat
Entwurf 4den 1 Xstem. 73.Ew. Excellentzunterwinde mich noch mit einem Briefe zu verfolgen, der
wenigstens so vernünftig und bescheiden seyn wird Sie auf Ihrer noch
im Norden zu vollendenden Expedition bis nach Dero Heimath
zu begleiten und daselbst eine müßige Stunde abzuwarten.
Die Verzweifelung u Bestürzung über die falsche Nachricht daß
Ihre Ew. Excell. den 27 p. des Nachts durchgegangen und die
gantz unerwartete und gleichsam vom Himmel gefallne Freude
Ihrer würkl. Ankunfft haben mein ohnedem schon überspanntes
NervenSystem dergestalt erschüttert, daß ich heute von einem halben
Wahnsinn, indem ich an nichts als den treuherzigen Layenbruder
denken, sein
Corpus delicti
und seinen deutschen
Nationalgeist
habe lesen und studieren können – endlich Gott Lob! Diesen
Morgen glücklich erwacht bin um 3 Bogen zu cassiren, die ich
gestern angefangen hatte in momentis, die gar ich selbst nicht
für lucidagewesen seyn müßen erkennen kann. So viel wird gnug
seyn auch gegenwärtiges zu entschuldigen.
Ich bin leider! ein unwürdiger Augenzeuge gewesen wie hochlich
Ew. Excellentz am ersten Advents Sontage den Preuß. Sabbath
durch einen unerlaubten Schleichhandel mit dem Auswurf unserer
Küsten entweyht haben, aber auch zugl. von Dero passivenGrosmuth gegen denie in Betrug Spitzbüberey unserer activen
Colporteurs und Hausirer; wodurch ipso facto alle Gerechtigkeit
ein Genüge geschehen. Trotz jenes meines altlutherschen
Sturmeifers gegen alle
gute Werke
unserer trautesten Moral und Politik
kann ich es nicht verbergen, daß der treuherzige Layenbruder
Friedensbrecher uns Preuß Sabbatssollicitus reus in eben derselben
Stunde einen armen Beseßenen von seinem incarcerirten Haß undGroll und Todfeindschaft gegen alle Excellentzien und Kräfte der
Ober- und Unterwelt halb entzaubert und durch den Anfang dieser
Sinnesänderung ihm vielleicht die Thür seines künftigen Glücks
und eines unauslöschl. Gelächters im Olymp über die vereitelte
Schadenfreude unserer Policeywächter geöfnet haben.
Bey den Meine beyden Aufwartungen, welche bei Ihro Excellbezogen sich auf etwas ein Mst in der
Tasche
und etwas einen
Handel in petto, über die ich mich ohne alle Schaamhaftigkeit
rein aus erklären werde
Ew. Excell. haben die Gnade gehabt an meiner bisherigen
unsichtbaren Autorschaft innigen Antheil zu nehmen und aus einem
mir heiligen nachdrückl. Wink darf ich Dieselben noch unter
meine diejenige
Leser
zählen, die deren Beyfall allein das Oel
meiner verlöschenden Autorstoltzlampe werden soll. Ich bin
gegenwärtig allem Ansehen nach mit meinem gantzen Offensiv-
Plan fertig: und wenn es zum Defensiv verspreche mir noch mehr
Leichtigkeit, wenn es darauf ankommen sollte mich zu defendiren
und zu rechtfertigen.
Des Sokrates Beruf die Moral aus dem Olymp auf die Erde zu
verpflantzen und ein delphisches Oraculsprüchlein in practischen
Augenschein zu nehmen zu erklären ist der meinige gewesen das
Heiligtum unseres Glaubens und Kanons auf eine analogische Art
zu entweyhen und gemein zu machen und unsere Lügen- undSchau- und Maulmoralisten mit der Geißel der zu modernen Ironie zu
verfolgen. Kurz alle meine Opuscula zusammen genommen sind
eine kleine Büchß Galanterie Büchse im Sinn des Alcibiades.
Alle Welt hat sich über den Satyr theils geärgert oder lustig
gemacht und niemand an den
lutherschen Katechismus
gedacht,
deßen Ehre Glaube Name und Zeugnis Geschmack mir sehr am
Herzen liegt und deßen Kraft allein dem heutigen
Pabst
und
Türken
allein gewachsen ist und bleiben wird.
Der Treuherzige Layenbruder hätte mich beynahe zu früh
verrathen indem er gar zu weit sahe aber was die
Ungezogenheiten
betrift, die er mir vorwirft, so waren die gewiß nicht für ihn, sondern
seine Grosmuth, in der kein ich eben so wenig ein Myop gewesen,
war eben das Aas des Adlers.
Wie gesagt das Mst war in der Tasche, und ich brauch es nicht
mehr, weil ich meine Absichten ohne selbiges erreicht habe und immer
erreichen kann, wenn es ein höherer Wille ist. Es sind wenige
Blätter. Der Himmels- und National-Strich ist nicht zu verleugnen.
Alles ist
local
, und
individuel
und das gute Dinge des Saltzes ist
nicht gespart herrscht mit lakonischer Freygebigkeit. Die Fabel
betrift 5 Thaler die meiner Finanzen, die mir von der Arithmetique
politique sans rime et raison abgezogen worden. Es ist aber nichts
als ein Brouillon im Weinmonat 772. geschrieben und so alt für
mich daß mir dafür eckelt es anzusehen. Der treuherzige Bruder
würde also diese Reliquie so wie sie ist annehmen, die ein oder 2
Worte, die mir immer fehlen, und ihm nöthig scheinen auf ein
Blättchen dazu schreiben, oder mir mit einem durchgehenden
Courier in Jahr und Tag wieder zustellen laßen oder es bey einem
anderweitigen Friedenszug in Norden mir selbst seinem Magus
selbst einhändigen mit seinem Gutachten en general oder en detail– blos zum besten meiner künftigen Arbeiten und Lucubrationen wenn
Gott meine Augen dazu erhalten will. Meine übrige Gründe dies
im Machen mir Eßen Munde süß schmeckenden und in der
Verdauung für mich selbst u andere grimmigen Büchlein zu
unterdrücken, wird vielleicht der Augenschein selbst lehren, wenn ich mich
meine gantze Urtheilskraft nicht verlaßen hat, welches immerhin
der wahre Fall seyn kann und mag.
Ich wiederhole, daß es nichts als ein Brouillon ist, den ich nicht
mehr ansehen kann und eben so wenig ins reine bringen laßen, da
mein armer kranker geschlagener Bruder seit über Jahr und Tag
nicht mehr die Feder für mich ansetzt sondern die meiste Zeit auf
dem Bette oder in seiner Zelle zubringt. So viel also über das
Ziel
und die
Schule
meiner Autorschaft, da mir authenti schököstlicher sind als alle
Zufälligkeiten
derselben.
Von dem Mst in der Tasche auf den Handel in petto zu kommen:
so betrift selbiger den Autor selbst, ihren armen Magum, der seit
vielen Jahren zur offentl. Schande am Pranger hängt in puris
naturalibus; und es ist gegen alle christl. Liebe des treuherzigen
Layenbruders nicht die Barmherzigkeit an seinem Magum in effigieerwiesen zu haben, welche Rizpa u David an den Gebeinen Saul
und Jonathan 2 Sam XXI. that. Die ganze geheime Geschichte
lautet, wie folgt:
Eine der unsinnigsten unbegreiflichsten Leidenschaften, die sichsich aus einer Hölle auf Erden in einen irrdischen Himmel für mich
verwandelt, trieb mich von meiner in aller Art fruchtlosen Wallfahrt
zu einer noch weit fruchtlosern nach Curl. u Polen, dem wirksamen
und bey mir sehr lebhaften Grundgesetze der SelbstErhaltung
zufolge. Vor dieser letzten Reise hatte ich den frommen und
kindischen Einfall mich in puris naturalibus mit einer mir zur
Gewohnheit und andern Natur gewordnen Macht auf meinem von
Kindheit Jugend auf kahlgewordnen Haupt meinem seel. Vater zur
folge Freude so treu als mögl. abmalen zu laßen und ließ das
Bild an meiner gewesenen Schlafstäte hangen durch meine treue
Hamadryade, die gegenwärtige Mutter meiner beyden lieben Kinder.
Als ich nach meines seel. Vaters Tode wieder zurückkam, machte
mein alter Verleger und doppelter Gevatter der Lotterie Director
Kanter durchaus auf dieses Bild Anspruch, welches mir sehr ähnlich
seyn soll, außer daß ich nach 7 Jahren wie man sagt schöner jünger
und feister geworden. Anstatt mirch eine ehrl. Stelle wie einein seinem Schlafkämmerlein, wozu ich bestimmt war, gehörig zu
verwahren hat er mich in seinem großen Laden am Balken hängen
laßen, wo sich alle Welt über den armen Sünder im Hemde mit
verbundnem Kopfe aufhängt ohne den Leuten zu sagen, wo er das
Bild gestohlen und wie er in seine Hände bekommen. Weil es wenig
Virtuosen hier zu Lande giebt, die sich auf das locale und
individuelle des Geschmacks gestehen so gelt ich hier für einen Narren
der im Kanterschen Buchladen gratis im Hemde und mit
verbundnem Haupte wie ein Maleficant oben am Balken hängt. Wenn Ihro
Excell. mir die gnädige Erlaubnis geben wollen mit dem Lotterie-
Director Kanter wegen des von Ihnen creirten Magi Magi in
effigie zu handeln: so mach ich mich anheischig Ihnen das Gemälde
zu verschaffen und werde dafür sorgen, daß Sie nicht so sehr dabey
beschnitt übervortheilt werden sollen als mit von bey unsern
Insecten colporteurs in Börnstein eingefasten Insectenkrämern.
Ihro Excell werden ein Werk der Barmherzigkeit thun An dasem
künftigen Schicksal dieses Gemäldes ist nichts gelegen, wenn es nur
hier vom Pranger, wo es jedermann anstößig ist, erlöst wird. Für
12 ein Dutzend pr. Thaler wird sich das Geschöpf Ihrer Federmit Mütze Hut Peltz Mütze u Stab so schön als den deutschen
Mercur sich ein nordischer Magus mit Hut u Stab einbilden
abmahlen laßen. Unterdeßen gantz Deutschland sich nicht gnug
wundern kann, wie sich der Vater des großen starken Agathon
und der winzigen Musarion zum in denColpoteur eines kleinen
deutschen Mercurs hat umschaffen können; wird alle Welt in gantz
Norden oder wenigstens im Kanterschen Buchladen von der
Verwandlung im Kanterschen Buchladen neusten wunderbaren
Metamorphose eines armen nackten Sünders in einen Magum ruhen
preuß.Bel-Esprit cum pontificalibus die Rede seyn. Einer meiner
Landsleute und guten gelehrten Freunde, der im Kanterschen
Buchladen zur Miethe wohnt und der erste Preuß. Das Gerücht wird
am äußersten Ende Europa zu den Ohren meiner Catin dringen
die meine für meine Seele Aspasia, Maintenon u Sevigne ist –
das erste einzige Mädchen auf der Welt, so mich geliebt ein Herz
gehabt mich zu lieben, das ich aus und Hofnung hat zu solleiner der reichsten Erbschaften zu werden haben soll – und das
allein verdient eine Mutter meiner Kinder zu seyn.
Diesem allen zu folge erwarte von Ew Excell. die gnädige
Erlaubnis zu Uebermachung des kleinen Taschen Mstin der Tascheund zur Vollziehung des kleinen Handels in petto des Autors in
effigie und übrige Befehle zur Vollziehung deßelben und gehörigen
Bestellung des Aufgedrungnen.
So wie Ew Excell. mich den ersten Advents Sonntag vormittags in
der Frühe mich mit dem allen Ihren Ordensbrüdern ausgesöhnt: so
kann nicht umhin Ihnen noch zu entdecken daß der Anblick des
treuherzigen Layenbruders in seiner Peltzkappe mich an den
weidlichen
Mann
Boas
erinnerte, der nicht ruhen konnte bis er zum Ende brachte. Sollte
diese erste Weißagung des Ihres Magus eintreffen so soll seine Muse,
die Hexe von Kadmonbor, nicht mehr Mara sondern Naemi heißen.
Gott seegne Ihro Excell. mit dem besten Seegen dem dato meines
Briefes zu folge und schenke Ihnen die Gnade des Neue Jahr in viel
Ruhe und Freude zum Neuen Jahr im Schooß Ihrer Familie. Ich
ersterbe mit dem tiefsten u herzlichsten RespectProvenienz:
Unvollständig überliefert. Staatsarchiv Ludwigsburg, Nachlass Israel Hartmann, Signatur: PL 701 Bü 88. Der von Hamann geschriebene, aber unvollständig im Nachlass des ludwigsburger Waisenhauspfarrers Israel Hartmann befindliche Brief ist bezüglich des Datums und des Adressaten unsicher; man ist auf Vermutungen auf Grundlage des im Brief Geschriebenen angewiesen. Die Nachschrift auf der Rückseite ist sicher an Friedrich Carl von Moser, den ‚treuherzigen Layenbruder‘, gerichtet: Sämtliche von Hamann erwähnten Bücher (Z. 22–32) befanden sich später laut Biga-Katalog mit dem Eintrag „Donum AVCTORIS“ in Hamanns Bibliothek. Die Vorderseite ist weniger eindeutig: Für Israel Hartmann als Adressaten spricht lediglich die Tatsache, dass sich der Brief in dessen Nachlass befindet. Dagegen spricht das völlige Fehlen jeder weiteren Spur Israel Hartmanns in Hamanns Korrespondenz, außerdem die Anrede mit „Ihre Excellence“ (Z. 7, Israel Hartmann war ein einfacher pietistischer Waisenhauspfarrer, den niemand so angesprochen hätte, Moser dagegen Reichshofrat und adelig) sowie einige Details der Datierung; dies alles deutet darauf hin, dass auch die Vorderseite an Moser gerichtet ist. Israel Hartmann fing erst als Reaktion auf den Tod seines Sohnes – dieser wurde 1773 Professor in Mitau und machte rasch Karriere auch am Curländischen Hof, verstarb aber im Winter 1775/1776 plötzlich – an, seinen Freundes- und Bekanntenkreis auch brieflich zu erweitern (vgl. J. Volkening: Israel Hartmann, der Waisenschullehrer in Ludwigsburg. Versuch einer Lebensskizze. Bielefeld 1851, 73), sodass später Goethe, Jung-Stilling und viele weitere berühmte Zeitgenossen zu seinen Korrespondenzpartnern gehörten. Die Nachschrift an Moser wurde aber aller Wahrscheinlichkeit nach bereits im Winter 1773/1774 von Hamann verfasst, zu einem Zeitpunkt also, als Hartmann noch gar nicht in die deutschen Brief- und Gelehrten-Zirkel integiert war. Am plausibelsten ist, dass Moser, der nach seinem Sturz als mächtiger hessen-darmstädtischer Staatsmann seinen Lebensabend ab 1790 in Ludwigsburg und als Freund Israel Hartmanns verbrachte (vgl. ADB XXII, 779), Briefe von Hamann in seinem pietistischen Freundeskreis zirkulieren ließ – und sich eine Seite irgendwie in den Nachlass Israel Hartmanns verirrte.
Grundlage für die Datierung ist Hamanns Erwähnung des ersten Teils der „vermischten Schriften“, den er „just morgen vor 10 Jahren erhalten“ habe (Z. 28–29) – es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den ersten Teil von Mosers „gesammelten moralischen und politischen Schriften“ (Frankfurt 1763), die im Biga-Katalog ebenfalls als „Donum AVCTORIS“ aufgeführt werden. Hamann hat diesen ersten vmtl. im Zuge des ersten intensiveren brieflichen Kontakts mit Moser 1763 auf seine Bitte hin erhalten: „Ich gieng eben mit dem weitläuftigen Anschlage um mir zum Neuen Jahr von Ew. Hochwolgeb. ein Andenken an Dero sämtl. Schriften auszubitten, von denen ich noch nichts, nicht einmal den Daniel besize“ (HKB 255a [XXVIII/8–11], 10. November 1763); Anfang 1764 las er sie vmtl. bereits (vgl. HKB 270 [234/13–15], an Lindner, 1.2.1764: „Nebst Kant ist Mosers Sammlung v Winkelmann Schreiben an einen jungen Liefländer über Bildung des Geschmacks auf diesen Monat meine schwerste Arbeit.“). Für einen engen zeitlichen Konnex mit HKB 398 spricht auch Mosers Aufenthalt in Preußen Ende 1773: Am 27. November ist er offenbar in Königsberg „durchgegangen“, wovon Hamann am 1. Dezember bewegt schreibt (HKB 398 [66/3–16]). In Z. 34–35 spricht Hamann scherzend davon, dass er seine Bitte noch während sich Moser auf „Grund und Boden meines Monarchen“ aufhalte, an ihn richten wolle: Dies legt nahe, dass er den Brief kurz nach seinem langen Schreiben vom 1. Dezember 1773 verfasste.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 409 und 410.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 105–106.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 84f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 79.
ZH III 70, Nr. 399.Provenienz
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 33/303, 9–12.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 54–60.
ZH III 70–73, Nr. 400.Zusätze ZHZwei Entwürfe. Originale verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 77:Entwurf 1den 27 Febr. 74.Gott seegne Ew Ihro Excellenz!
Ew Excellentz gnädige Zuschrift vom 6h. habe heute 8 Tage des
Morgens erhalten, und noch denselben Vormittag die mir
anvertrauten Einlagen der Fr. Oberstin v. D. in Gestalt eines Postboten
eingehändigt überreicht mich auch zugl. erboten Ihre Antwort bestens
zu befördern; aber bisher noch nichts erhalten. Daher den dritten
Posttag nicht gern versäumen wollen. Werde unterdeßen nicht
ermangeln sogl. zu befördern, was an mich noch falls etwas so bald
etwas erfolgen sollte.
Noch denselben Sonntag Inuocauit, der mir so merkwürdig bleiben
wird als der letzte erste Advent, habe auf unwieder Verlegers fürfür einen Verleger beykommenden Ecce! mit 2 Friedrichdor losgekauft,
der unter seinem Nasendrücker wohlbehalten das Ziel m seiner
Wünsche Wallfahrt erreichen wird. In Der holtzernen Waltze
dient statt des Füllsels die kleine Handschrift, die abgeredtermaaßen
wie ihr Verfaßer in puris naturalibus erscheinen muß, weil ich es
mir nicht über mein Herz bringen können kaum mögl. gewesen das
Büchlein anzusehen, wegen der Nachwehen oder des
Bauchgrimmens, die es mir gekostet.
Ohngeachtet ich seit Jahren meine Hand gantz von der hiesigen
Zeitung abgezogen und fast gar keine so wol politische als gelehrte
lese noch lesen mag als zufällig,: so habe ich urplötzlich durch
Umstände hingerißen 3 Recensionen geliefert, und drittehalb Beyl. eines
Freundes von vorn u hinten eingefaßt – und dabey möchte es wol
auf dies Jahr u die folgenden sein Bewenden haben. Ich hatte noch
ein Stück und eine Beyl. besprochen für diesen Monath fertig
gemacht, zum besten meiner unvollendeten Bolingbrok-Hervey-
Hunterschen Uebersetzung aber vergebens wenn nicht
alle
kleine
desappointemens meiner Autorschaft dienen aber selbige zur neuen
ressourcen dienten müsten.
In Ansehung des kleinen chef d’œuvre manqué läuft vielleicht
alles auf einen ehrlichen Selbstbetrug des Schn hinaus, den ich
mich niemals schämen werde, zu erkennen und zu bekennen. Ich habe
wahrlich geglaubt, daß theils der Innhalt theils die Idee der
Entwurf des kleinen Versuchs so roh er ist sie entworfen worden und
zum Theil mit Fleiß aussehen
soll
, weder einem dem
wohlthätigen Staatsmann
gleichgiltig seyn würde, sollte noch dem
treuherzigen Layenbruder
, der eben meinen den neml. Gegenstand
aus einem zwey sehr entgegengesetzten Gesichtspuncten behandelt.
Ich habe der Vereinigung Punc punctum saliens des Embryo den
medium terminum das dieser beiden Extremen durch keinen beßern
medium terminummit aufzulösen zu finden gewu vermocht als
durch das prophetische Wort „Nebucadnezar, mein Knecht“ dies ist
das punctum saliens meines politisch-kritischen Versuches des gantzen
Embryons Sollten Ew. Excellenz so viel bey einer etwanigen
gelegentlichen Muße und Ueberwindung Standfestigkeit Gedult
zufälligen anwandelnden pica Laune diese Blätter entfalten, und etwas
pragmatisches
und
magisches
darinn entdecken Dero Geschmack
und Beyfall reitzen mir finden: so bitte mir zur einzigen Gnade aus
Ihre Zweifel und Einfälle über das gantze und einzelne Stellen
anzuvertrauen und solche bey Lesung mit der flüchtiger Feder
aufzuhaschen und mir anzuvertrauen: so erwarte in welchem Fall ich
nach Gelegenheit in selbst beliebigem Termindie Handschrift mit
der u. Beyl. mit Wucher wieder zurück um erstere wieder
anzusehen erwarte um erstere noch einmal zu sehen. Finden Ihro Excell.
nichts darinn, was dem mir ertheilten Diplom entspräche: so ist
meine eintzigerWunsch Bedingung, daß keine dies einzige
Abschrift sich zu Exemplar und so viel mehr u schlechterdings ohne
Abschrift wo und wie es ist pereatals ein gl. allem Monument
meines guten Willens u Glaubens menschl. Eitelkeit.
Ew. Excell. geruhen noch zu meiner Entschuldigung zu erwägen daß
ich unschuldiger weise in die Versuchung verleitet worden bin in
einem dem außerordentlichsten
Eigenkleide
oder eines
herculischen Hemde zu erscheinen – und an wen soll ich mich in aller Welt
wenden um wenigstens zu wißen, wie es mögl ist in der 18
Decade des 18ten Jahrhunderts ob ich so und so, oder so – als an den
Mann der in der 17 Decade des 18 Jahrhunderts den ungeheuren
Einfall gehabt einen Magum in Norden zu creiren. Wenn Ich
kann mich wenigstens nicht eher beruhigen, biß ich aus dem Grunde
weiß, ob es dem treuherzigen Layenbruder noch so sey als damals.
Gegenwärtig sage aus meinem Autor Plautus, demjenigen
Alten, dem mir so verlorene Augenblicke auf meinem Bureau ich
meine müßigte Stunden auf dem Bureau verpachtet
Quid mihi refert Chrysalo esse nomen, nisi factis probo?Plaut. in Bacch.Ew. Exc. sind mit dem schönsten Operations Plan für das Glück
Ihres Magi gescheitert; ich will nehme daher die Geräthe eines
thörichten Projectmachers zu mir nehmen und mich zum
aller
letzten
mal über meine gegenwärtige äußerl. Umstände u Ihre mögl.
Verbeßerung gantz aus erklären.
Aus dem gedruckten Bilan des Ex-Mandarinenchinesers ist zu
ersehen, daß seine Schulden 666⅔rth grl. die auf sein Haus
ingrossirt gewesen und einer Rechnung von ungefähr 50rth Bücher
Rechnung für Bücher bestunden. Weil ich keinen empfindlichen
Druck für mein Gemüth gegenwärtig kenne als den Schulden zu
haben eines Geld Schuldners zu seyn so bin ich so glücklich
gewesen alles getilgt zu haben, aber von neuem in die Verlegenheit
gesetzt worden, durch Umstände, die mir weder Vorwurf noch Schande
machen 400 fl. gl. auf einen Wechsel von 6 Monathen und abermal
600 fl. grl. auf einen Wechsel von 12 Monathen von einem Freunde
aufzunehmen. Ich habe den ersten in 4 vier Monathe vor sr
Verfallzeit berichtigen können. Meine gantze Schulden bestehent also
in 600 fl. u einer frischen neuen Bücher Rechnung, die nicht vielgroß seyn kann. Ohngeachtet ich mit einem sehr billigen Freunde zu
thun habe, der sich erklärt keine Zinsen von mir zu verlangen, auch
eigentl. diese kleine Summe meinem leibl. für unmündig erklärten
Bruder schuldig bin, deßen Vermögen ich als ein Curator zu
verwalten habe: so ist meine gegenwärtige Verlegenheit doch die einzigevon einem außerordentl. Einfluß für auf mein gantzes Gemüth
und Denkungsart, weil weder ein Cardinal von Retz noch ein Caesa
bin – –
Ew Excell. haben mir einer Vertraulichkeit gewürdigt, die mir
eben so tief als jedes andere Wort eingedrungen. – Ich erdreiste mich
dahero mit allem Ansehen, deßen ein Magus in Norden fähig ist, dem
treuherzigen Layenbruder sein Unrecht vorzuhalten, womit er die
Gnade Seines Landesherrn verschmäht, und sich dadurch außer
Stand gesetzt eine für Ihn selbst entbehrliche Zulage ss eines
verdienten Lohns mit seinem Ens rationis zu theilen, und sich dadurch
nicht nur das unerkannte Verdienst zu entziehen einen armen ehrl.
Miltzsüchtigen Schuldner von allen seinen Grillen geheilt und alle se
Wünsche überflüßig gestillt erfüllt zu haben; sondern auch die
Mittel zu brauchen seiner Schooßneigung Sich selbst u andern
wolzuthun, das nöthige Oel Lampenöl zu entziehen.
Ew. Excell. würden freylich alsdann im Stand gewesen seyn sich
das erste Jahr der Hälfte Ihrer Zulage zu berauben, ohne auf einige
Erstattung sich Rechnung machen zu können; der Magus würdeSchuldner würde es aber immer wie ein Darlehn angenommen
haben und damit als ein freier und getreuer Knecht gewuchert haben,
um dem Engel des Satans das Maul zu stopfen, deßen Faustschläge
u Lästerungen hier auch nicht müßig gewesen, ohne daß ich im Stande
gewesen ihm durchdas Maul zu stopfen. denen ich am liebsten
facta entgegen
So sehr ich mich schmeichele Ew. Excell. gnädige Zuschrift
verstanden zu haben: ist mir doch der Umstand „eines Mannes der mich
verwichenen Sommer aufgesucht und ausgespähet“ ein unergründl.
Räthsel. Medio Nov. ist hier kein Sommer mehr und der neue Freund
im Sturm kein Nicodemus sdn ist ein Lügner – – wie ich aus zieml.
unverdächtigen u zu mannigfaltigen praemissis leider! nicht
umsonst! bekennen u bekennen muß.
Ew. Excell. geruhen noch zu meiner Entschuldigung zu erwägen,
daß wenn selbst der Magus in Norden ja ei ein Beutelschneider
seyn sollte, es wenig zur Ehre seines genie gereichen würde den
treuherzigen Layenbruder blos um 3 Fr dor betrogen zu haben. So sehr
ich auch wünsche von dem guten unversehrten Empfang des
Kästchens benachrichtigt zu seyn: so wenig dürfen Ihro Exc. eilen dem
thörichten Projectmacher zu antworten deßen Wech weil der Wechsel
erst den 2 Aug. meines Geburtsmonaths verfällt und ich nichts ohne
reife Ueberlegung meiner Gläubiger zu erschleichen weder Witz noch
Herz genug habe.
Ich schlüße dieses abscheuliche Geschmier, das erste und letzte seiner
Art mit einem da Capo. Gott seegne Ew. Excell. Amen.
Entwurf 2Kgsberg den 27 Febr. 74.Gott seegne Ihro Excellenz!Ew. Excell. gnädige Zuschrift vom 6 hui. habe heute vor 8 Tagen
des Morgens erhalten und noch denselben Vormittag die mir
anvertrauten Einl. eingehändigt, mich auch zugl. erboten die Antworten
bestens zu befördern; aber bisher noch nichts erhalten. Daher den
dritten Posttag nicht gern versäumen wollen. Noch denselben Sonntag
Inuocauit, der mir so merkwürdig als der letzte erste Advent bleiben
wird, habe für einen Verleger, wie ich dieen Sache Handel hier
einkleiden muste, mit 2 Friedrdor viel zu reichlich, wie man mir
versicherte, beykommenden Ecce! glücklich losgekauft, oder
ausgelößt, der unter seinem Nasendrücker, wie ich wünsche ich,
wolbehalten das Ziel seiner Wallfahrt erreichen möge! Der holtzernen
Waltze dient statt des Füllsels die kleine Handschrift, die abgeredter
maaßen wie ihr Verf. in puris naturalibus erscheinen muß; weil es
mir kaum mögl. gewesen das Büchlein anzusehen, wegen der
Nachwehen und des Bauchgrimmens, so ich noch nicht
verschmerzengeßen kann.
Wiewol ich seit Jahren meine Hand gantz von der Hiesigen
Zeitung abgezogen, u fast gar keine, politische oder gelahrte, lese
noch lesen mag, als zufällig; hab ich durch Umstände hingerißen,
auf einmal 3 Recensionen geliefert u 2½ Beyl. von vorn u hinten
eingefaßt – Ich hatte noch ein
Stück
u eine
Beyl.
für dies Jahr
besprochen und für diesen Monat fertig gemacht zum Behuf meiner
unvollendeten Bollingbrok–Herwey–Hunterschen Uebersetzung; aber
vergebens! wenn nicht alle kleine desappointemens meiner
Autorschaft zu neuen ressourcen Gottlob! dienen müsten.
In Ansehung des kleinen ungerechten MeisterstücksMsts läuft
vielleicht alles auf einen ehrl. Selbstbetrug hinaus, den ich mich
niemals schämen zu erkennen und zu bekennen. Ich habe
wahrlich mir zuviel getraut mir bona fide eingebildet, daß der
Entwurf, so roh er ist und zum Theil mit Fleiß aussehen soll, weder dem
wohlthätigen Staatsmann gleichgiltig seyn würde, noch dem
treuherzigen Layenbruder, der den neml. Gegenstand aus 2 sehr
entgegengesetzten Gesichtspuncten behandelt, zu denen ich keinen beßern
medium terminum finden können als das prophetische Wort:
„Nebucadnezar, mein Knecht“ – worinn auch das punctum saliens dieser
unzeitigen Geburt
besteht.
Sollten Ew Excell. bey gelegentl. Muße u Laune etwas
pragmatisches
und
magisches
in diesen Blättern für Dero Geschmack
finden: so bitte mir zur einzigen Gnade aus alles was Ihnen im
Lesen einfallen möchte, mit flüchtiger sorgloser Feder oder
scytischer Freyheit u Kürze aufzuhaschen und mir anzuvertrauen. In
diesem Fall erwarte ich die Handschrift und Beyl. mit Wucher als
ein
Gegengeschenk
zurück, und würde mich gern wie Naemi neuen
Geburtswehen unterwerfen wenn es mögl. wäre das mislungeneungerathene Geschöpfe eine andere dadurch eine andere Gestalt
gewinnen könnte.
Finde Ew. Exc. aber nichts, das dem mir ertheilten Diplomentspräche: so ist meine
einzige
Bedingung, daß gegenwärtiges einzige
Exemplar um so viel mehr und schlechterdings ohne Abschrift, wo
und wie es ist. pereat! gl allen Monumenten menschl. Eitelkeit.
Ew Excell. geruhen auch zu meiner Entschuldigung zu erwägen,
daß ich gantz unschuldiger weise in die Versuchung verleitet worden
bin, in dem äußeren deutlichsten Eigenkleide eines herculischen
Westenhemdes, als Autor zu erscheinen – und an wen in aller Welt
soll ich mich schlagen um wenigstens zu wißen, ob ich so und oder
so – – als an Den, der in der 17 Decade des XVIII. Jahrhunderts
den ungeheuren Einfall gehabt den einen
Magum
in Norden zu
creiren. – Ach,ich kann mich nicht beruhigen biß ich aus dem Grunde
weiß, ob es dem treuherzigen Layenbruder noch so sey als damals;
und schlüße diese Materie mit einem Verse eines alten Dichters
dem ich alle meine müßige Stunden gegenwärtig auf dem Bureauder Kgl Provincial Accise – und Zoll Dir. leider! verpachtet denn
Quid mihi refert Chrysalo esse nomen, nisi factis probo?Plautus in Bacch.Nichts als die Ich habe alle Geräthe eines thörichten
Projectmachers geben mir die Zuversicht nöthig, mich zum allerletzten
mal gegen Ew. Exc. über meine ökonomische Kleinigkeiten rein
auszuschütten. Die Oekonomie mag in uns. heutigen Moral und Politik
so viel Raum einnehmen wie sie wolle; werde ich mich in
scythischer Freyheit u Kürze, und so bestimmt als nöthig und mögl. alles
auf ein- und zum letzten mal vollkommen entwickeln.
Kein Druck ist empfindlicher für mein Gemüth als ein
Geldschuldner zu seyn Ich bin so glückl. gewesen die in nach der
gedruckten Bilantz 666⅔rth auf mein Häuschen ingrossirten 666⅔
rth u die Bücherrechnung getilgt zu haben. Umstände, die mir weder
Vorwürfe noch Schande machen haben mich genöthigt 400 fl. pr.
auf einen Wechsel von 6 Monathen und noch 600 dito auf einen
dito von 12 Monathen von einem Freunde aufzunehmen, dem ich
den ersten Posten vier Monathe vor der Verfallzeit berichtigen
können und sich erklärt keine Zinsen von mir zu verlangen. Außer einer
neuen mäßigen Bücherrechnung bestehen also alle meine Schulden
in 600 fl. – die ich weder jemandem in der Welt im gantzen Lande
noch meinem leibl. jüngeren Bruder für unmündig erklärten Bruder,
deßen Vermögen ich als s. Curator zu verwalten habe, schuldig
seyn mag. Weil ich weder kein Cardinal von Retz und Iulius
Caesar bin: so ist hat diese an sich lächerliche Verlegenheit den
außerordentlichsten Einfluß auf mein gantzes Gemüth und
Zufriedenheit, der ich sonst genüße und entgegen sehen kann da ich theils
dem nächsten MichaelisWenigstens ist dies der letzte Brief, in dem ich Lust haben werde
und vielleicht vielleicht auch nöthig finden möchte von
Geldangelegenheiten zu reden.
Ew. Excell. haben mich ew. Vertraulichkeit gewürdigt, die mir
eben so tief als jedes andere Wort eingedrungen. Daher erdreiste mich
mit allem Ansehen, das sich nur ein Magus in Norden geben kann,
dem treuherzigen Layenbruder sein Unrecht vorzuhalten, womit er
die Gnade Seines LandesHE verschmäht und sich dadurch das
Verdienst entzogen die Erstlinge einer Ihm selbst entbehrl. Zulage
mit einem armen milzsüchtigen Schuldner zu theilen, der nichts als
gerecht zu werden wünscht und sich in keinen Operations-Plan zu sm
Glück jemals einlaßen kann noch wird; unterdeßen Ew Exc. an
dieer andern Hälfte der Zulage das nöthige Lampenöl zu Ihrer
Schooßneigung Sich selbst und in andern wolzuthun genommen
haben würden – –
Ew. Excell. würden sich freylich das erste Jahr der Hälfte Ihrer
wol verdienten Zulage haben berauben müßen ohne sich irgend
einige Rechnung auf Wiedererstattung zu machen, – es würde aber
niemals aufgehört haben in den Augen Ihres Magi ein heil.
Darlehn
zu seyn oder ein Pfund zu seyn (Sir. XXIX) mit dem er wie
ein frommer und getreuer Knecht zehnfältig gewuchert haben
würde, unter andern auch dem Engel des Satans das Maul zu
stopfen, der auch wie ich ersehe nirgends, hier wie dort mit
Verläumdungen und Fäustenschlägen nicht müßig gewesen. – – – –
So sehr ich mir schmeichele Ew Exc. gnädige Zuschrift von allen
mögl. Seiten verstanden u gefaßt zu haben: ist mir doch der einzige
Umstand des Mannes, der mich verwichnen Sommer aufgesucht
und ausgespäht haben soll, noch bis auf diesen Augenblick eine
eiserne Maske. Im Herzen des Nov. ist giebt es hier zu Lande kein
Sommer mehr u der
neue
Freund im Sturm war kein
Nicodemus
sondern ein Lügnerin omni sensu – wie ich aus ziemlich
zuverläßigen u zu mannigfaltigen Praemissen leider! nicht umsonst
bekennen schlüßen und bekennen muß.
Ew Exc. geruhen auch zu meiner Entschuldigung zu erwägen
daß wenn selbst Ihr Magus in Norden ein zum Orden der Schelme
u Beutelschneider seyn gehören sollte, es wenig zur Ehre seines
genie gereichen würde den treuherzigen Layenbruder blos um 3 Fr.
dor betrogen zu haben. So sehr ich auch wünsche vom
unversehrten Empfange des Kästchens benachrichtigt zu seyn: so wenig Witz
u Herz hat der thörichte Projectmacher von seinem Gläubiger ohne
reife Ueberlegung eine Antwort zu erschleichen, da der Wechsel erst
den 2 Augusti meines GeburtsMonats verfallen seyn wird.Ich schlüße dieses mein abscheuliche Geschmiere, das erste und
letzte
sr. Art, mit einem herzl. da Capo:Gott seegne Ihro Excellenz!Amen!Am Sonntage Reminiscere 74.Provenienz
Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg, Signatur 232_4603.Bisherige Drucke
ZH III 73, Nr. 401.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 99–100.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 60–69.
ZH III 74–80, Nr. 402.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 26.
Ebenfalls vorhanden: Eine zeitgenössische Abschrift von fremder Hand mit zahlreichen v.a. orthographischen Abweichungen: Universitätsbibliothek Kiel, Cod. Ms. K. B. 92.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VIIIa 234–237.
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 153–156, vgl. XIII 64.
ZH III 80–82, Nr. 403.Provenienz
Tartu, Universitätsbibliothek, Sammlung Morgenstern, Ms. 291, I. (pag. 95–98).Bisherige Drucke
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 156–158, vgl. XIII 64f.
ZH III 82–84, Nr. 404.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 26.
Ebenfalls vorhanden: Eine zeitgenössische Abschrift von fremder Hand mit zahlreichen v.a. orthographischen Abweichungen: Universitätsbibliothek Kiel, Cod. Ms. K. B. 92.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VIIIa 237–242.
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 158–161, vgl. XIII 66.
ZH III 84–87, Nr. 405.Provenienz
Tartu, Universitätsbibliothek, Sammlung Morgenstern, Ms. 291, II (pag. 304–[307]).Bisherige Drucke
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 161–164, vgl. XIII 66f.
ZH III 87–90, Nr. 406.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 101–102.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 70–76.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 80–85.
ZH III 90–95, Nr. 407.AnmerkungenHKB 407 (94/10): Notiz von fremder Hand:Me de Besch Fau von Beschefer.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 103–104.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 76–85.
Walther Ziesemer: Hamannbriefe. In: Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft 7 (1942), 133–138.
ZH III 95–100, Nr. 408.AnmerkungenHKB 408 (96/13), nach zuzujauchzen: Notiz von Herder:
Dein sind wir und mit dir halten wirs…HKB 408 (98/13), über Wirth: Notiz von Herder:
Kanter
HKB 408 (99/6), über Lügners: Notiz von Herder:
Merk
Provenienz
Tartu, Universitätsbibliothek, Sammlung Morgenstern, Ms. 291, II (pag. 296).Bisherige Drucke
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 168, vgl. XIII 67f.
ZH III 100, Nr. 409.Zusätze ZHZwei Entwürfe. Originale verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 72:Entwurf 1Allen, denen daran gelegen ist, thue hiemit kund u zu wißen, daß
ich leider! den 27 Aug. 1730 geboren bin und viel Lust habenicht eher denn KAL. GRÆCIS SECVLI VNDEVICESIMIzu
sterben oder auch allenfalls einmal mich aus dem Staube zu machen
gesonnen bin oder allenfalls so bald es unsern Mohren und
Consorten einfallen wird Stagyriten seyn werden zu werden, das heißt,
keine Ursache mehr haben werden, sich für den Sprung in den
Euripum aller Dinge zu fürchten.
Königsberg am alten Graben dem 9. des Brachmonat 1774.
Urkundlich mit 3 krummen Fingern und ehrlich erhaltenem
Pettschaft.
Johann Georg Hamann.Entwurf 2Allen denen daran gelegen ist, thue kund u. zu wißen, daß ich
leider! den 27. Aug. 1730 geboren bin und gesonnen bin einmal –
vielleicht KAL. GRAECIS SECVLI VNDEVICESIMI mich aus
dem Staube zu machen, oder allenfalls sobald es unsern Mohren
und Consorten einfallen wird Stagyriten zu werden, wie sie keinen
Ursache Grund mehr finden sollten werden sich vor dem letzten
Sprung in den Euripum aller Dinge zu fürchten. Urkundlich mit
3 krummen Fingern und ehrlich erhaltenem Pittschaft.
Kbg. am alten Gr. den 9. des Brachm. 1774.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 58.Bisherige Drucke
ZH III 100f., Nr. 410.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 107–108.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 85–88.
ZH III 102–105, Nr. 411.AnmerkungenHKB 411 (104/30–31), über der Zeile: Notiz Herders:das ist falsch, er ist nur sondirt worden, hat aber vielleicht
übertriebne Forderungen gemacht
ZH III 105/6, bei Kopka: Notiz Herders: (er heist Koppe u ist ein Danziger)ZH 105/10, über der Zeile: Notiz Herders:ich auch um der Ursache willen, die der Narr vom Zaun bricht um
ein Urtheil von sich zu gebenProvenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 109.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 89f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 85–87.
ZH III 105–107, Nr. 412.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 91f.
ZH III 107f., Nr. 413.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 110.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 93–97.
ZH III 108–111, Nr. 414.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 48.Bisherige Drucke
ZH III 111, Nr. 415.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Eine fragmentarische Abschrift des Briefes wird aufbewahrt in: Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Wittenberg, Signatur 232_4603a.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 97f.
ZH III 112–115, Nr. 416.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 99–103.
ZH III 115–117, Nr. 417.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.Bisherige Drucke
ZH III 117–119, Nr. 418.Zusätze ZHIn Zusammenhang mit dem Brief steht ZH zufolge ein Schreiben von Matthias Claudius an Hamann vom 9. November. Da es bereits damals verschollen war, zitiert ZH nach Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 149.:Wenn Sie für Aerger und Unwillen noch lesen können und wollen,
so lesen Sie und ober-corrigiren Sie. – Die Form bleibt stehen bis
Antwort kommt, die, wenn Sie darin keinen merkwürdigen Fehler
finden sollten, in einer einzigen Briefzeile bestehen kann.
Ich hatte Ihr Manuscript gleich, als ich’s gelesen hatte, abgegeben,
ich hatte oft sanft und unsanft angefordert; ich habe gleich corrigirt
und nach Königsberg geschickt; ich will aber darum doch nicht
unschuldig sein, weil aller Schein so gewaltig gegen mich ist.
So viel und nicht mehr, bis ich erfahre, ob Sie weiter was von mir
hören und sehen mögen, Sie sind indeß in beiden Fällen mein lieber
bester Hamann.
Claudius.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 111–112.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 103–107.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 87–90.
ZH III 119–122, Nr. 419.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 113.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 107–110.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 91f.
ZH III 122–124, Nr. 420.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 110–112.
ZH III 124–127, Nr. 421.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 112f.
ZH III 127f., Nr. 422.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: UnbekanntBisherige Drucke
ZH III 128f., Nr. 423.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 114–116.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 113–122.
ZH III 129–135, Nr. 424.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH III 136–140, Nr. 425.Zusätze ZHIm ersten Teil des Briefes befinden sich Teile aus dem „Versuch einer Sibylle über die Ehe“; Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 197–203.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 73.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 62–67.
ZH III 140–145, Nr. 426.Zusätze ZHEin Entwurf. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 73:A. A. G… den 3 Jänner 75.HöchstzuEhrender Herr und FreundStatt eines Neujahrswunsch möchte ich einen Panegyricum auf Sie
schreiben, wenn ich nur Zeit, und Fibern und Adern zur
Ausführung einer solchen Arbeit hätte. Schließen Sie Selbst Machen Sie
nur aufs den flaminibus auf die Fülle des Gantzen Löwen selbst
aus sr. Tatze den Schlus.
Ja mein lieber Bode! Ein so angenehmes Neujahrsgeschenk als
Sie mir dem Magus in Norden gemacht, hat kein Autor in allen
vier Theilen und Altern Jahreszeiten der alten und neuen Welt
erlebt. Das war gar nicht die Freude eines ungedultigen lüsternen
Weibes wegen überstandener Wehen über das aufgedeckte Räthsel
von nach neun Monaten das 9 Monate verdeckte Gericht derendlich anstaunen zu können: sondern gl. ein dem olympischen Schauer
Jupiters, als ihm sein Vertrauen aus seiner der hoch geschwollenen
gleischenden Hüffte der gehörnte Gott fertig und vollendet in seine
Vaterarme entgegentaumelte.
Kein Augur, kein Aruspex hätte den Tag, die Stunde und den
entscheidenden Augenblick so glückl. treffen können – kurz was Rom dem
cunctando seines großen Dictators zu verdanken hatte, alles das
hat und noch mehr ist der kleine Zacchaeus seinem Verleger Bode
schuldig.
Sollt es so einem Mann nicht wol gehen, der in seiner Unschuld und
mit so einer erhabenen Einfalt des Herzens und so tiefen
Unwißenheit seiner eigenen Verdienste der Zufriedenheit, den Wohlstand und
das Glück seines Nächsten in den Wüsten Nordens zu befördern
weiß. Sollt es so einem Mann nicht nur in dem angetretenen 1775sten
Jahre durch alle 12 Monathe deßelben wohl gehen, und jeder deßelben
mit einem glückl. Ebentheuer gleich als gleich den 12 glänzenden
Zeichen Bildern des des ganzen Thier kreyßess seine XIIglänzende glänzenden Zeichen Zeichen unterschieden werden. Ja sollt er
nicht verdienen die neo-mosaisch-Herdersche Morgenröthe des XIX
Saeculi p. C. n. zu erleben.
Unser ganzes güldenes Publicum mag gleich wie ein Midas über
ihn Zeter schreiben: so wird die Stimme eines Christianus Zacchaeus
Telonarcha, Abaelardus Virbius, Aristobulus, Mien-manhoam,Heinrich Schröter, und des kleinen Buchstaben h cetera, cetera,
cetera in das Ohr der Nachwelt dringen, und diese gerechte und
fromme Dea cunctatrix wird mit lauter Stimme einst ausruffen; daß
niemand kein einziger Zeitverwandter so würdig gewesen des großen
Bode Panegyrist in Prosa zu seyn als sein polynongmischer Freund,
und sein Panegyrist in Poesie als deßen Gevatter Herr Matthias
Claudius Aßmus, gegenwärtiger Instmann daß sich Gott erbarm! zu
Wandsbeck.
Doch ohne Ihre cunctatorische Weisheit in cunctando,dreymal seeliger Bode! würde das Kalendis Januarii hier in einer
glücklichen Witta Minute der heiligsten Mittagsstunde erschienene
Neujahrsopfer um 8 oder 14 Tage zu frühzeitig blind eingelaufen seyn.
Ohne Ihre cunctatorische Weisheit, dreymal seeliger Bode! würde
ich den gantzen verfloßenen Sommer mich an ein Complotvon 20 Recensionen zu tode gearbeitet haben, unterdeßen ich die
Kirchenväter der ersten Jahrhunderte mit der Freude ruhigen
Wonne eines Bräutigams und der unerschöpfl. Schnellkraft eines
Helden durchlaufen können. Ohne Ihre Weisheit sine adiecto,würde der treuherzige Bothe Rath Aßmus der Versuchung nicht
haben wiederstehenanden können haben dem HohePriester zu
Bückeburg den kleinen Zacchaeum in naturalibus zu verrathen und
zu verkaufen, welches eine ganze Welt von kleinen Uebeln leichtlich
hätte nach sich ziehen.
Unter uns gesagt lieber Herr Bode! Ich denke daß diese prima
stamina meines Panegyrici Sie bereits für das Postgeld schadlos
halten können, was Sie für gegenwärtigen Neujahrswunsch
ausgelegt haben, und daß Sie mit dem römischen einem ex vngue leonem!sich hier im Lesen ein wenig erholen können.
Ich hoffe, daß es Ihnen gegenwärtig an mediis terminis nicht
mehr fehlen kann von selbst abzusehen, daß Ihr gantzes
rechtmäßiges
Vertrauen auf meine Ehrlichkeit in Ansehung der meiner
Disposition der 45 Exemplarien für mich gantz unbrauchbar ist, solange
ich nicht weiß, ob in was Sie für Verabredungen und
Verbindungen Sie mit dem hiesigen Buchladen stehen wie alt da Sie die
meinigen so genau wißen und die Behutsamkeit eines ehrl. Manns
in alienam meßem keine Eingriffe zu thun.
Weil ich aus Ihrem Stillschweigen über einen so wesentl. Punct,
den ich in einem genaueren und reinern unverfälschten Lichte sehen
muß, daß Sie
alle
Preußen für
skoliodoxe Christen
halten und
ein heiml. Anhänger des berühmten Schlözers sind: so will ich die
Schmach meines Vaterlandes
gerne tragen und aufbürden laßen
Um Ihnen von über den Vigorem meiner Muse zu
Zwillingen
keinen Zweifel übrig zu laßen, will ich Ihnen also annoch die prima
stamina oder vielmehr das Chaos eines Projects mittheilen, eines
Projects deßen Höhe und Tiefe Sie, dreymal weiser Bode! allein
zu übersehen im Stande sind.
Mit einem Seufzer zu dir Freundschaft! die du unter allen
heroischen
und
politischen
Tugenden unsers kleinen unfruchtbaren
verfluchten Erdballs den Preiß behauptest – die du nach dem Zeugnis
eines pragmatischen Schriftstellers Juris vtriusque,
sonderlicher bist
denn
Frauenliebe
– erhebt sich der obige Panegyrist des großen
Bode, deßen Herz du beßer kennst als er vielleicht Dein Heiligtum zum
unaussprechlichen Epos eines Projects, aus deßen Tatze er abermal
den Löwen selbst wahrschauen möge.
Mr. Bottom, the Dreamer: Well roar’d, Lion!Mr Bottom, the Dreamer! wenn ich nicht Snug the joiner bin:
so erkennt mich wenigstens den für euren kleinen ChristianConsultator Christian.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 73.Bisherige Drucke
ZH III 145f., Nr. 427.Zusätze ZH
Hinter dem Entwurf an Bode (vgl. Apparat für Brief 426).Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 74.Bisherige Drucke
ZH III 146f., Nr. 428.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 74.Bisherige Drucke
ZH III 147f., Nr. 429.Zusätze ZHDer Entwurf liegt hinter dem Briefentwurf an Stockmar (vgl. Nachweise für Brief 428).Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 70.Bisherige Drucke
ZH III 148f., Nr. 430.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 71.Bisherige Drucke
ZH III 149f., Nr. 431.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 122–126.
ZH III 150–154, Nr. 432.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 117.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 127f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 92f.
ZH III 154f., Nr. 433.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 128–130.
ZH III 155–158, Nr. 434.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.Bisherige Drucke
ZH III 158–159, Nr. 435.Provenienz
Tartu, Universitätsbibliothek, Sammlung Morgenstern, Ms. 291, I (pag. 99).Bisherige Drucke
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 172–173, vgl. XIII 70f.
ZH III 159f., Nr. 436.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 159–164.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 76–79.
ZH III 160–164, Nr. 437.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH III 165, Nr. 438.Provenienz
Tartu, Universitätsbibliothek, Sammlung Morgenstern, Ms. 291, II (pag. 300, 303).Bisherige Drucke
Kant, Werke [Akademieausgabe] X 173–174, vgl. XIII 71f.
ZH III 165f., Nr. 439.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 118–119.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 131–134.
ZH III 167–169, Nr. 440.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 120–121.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 134–137.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 93–96.
ZH III 169–172, Nr. 441.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 122.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 137–139.
ZH III 172–174, Nr. 442.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH III 174, Nr. 443.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH III 174–176, Nr. 444.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 127–128.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 139–141.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 96–99.
ZH III 177–179, Nr. 445.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Sammlung Warda (ohne Signatur).Bisherige Drucke
Karl von Holtei (Hg.): Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten. Hannover 1872, I 170–171.
ZH III 179f., Nr. 446.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Sammlung Warda (ohne Signatur).Bisherige Drucke
Wolfgang Stammler, Matthias Claudius, der Wandbecker Bote. Ein Beitrag zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte. Halle an der Saale 1915, 87f.
ZH III 180–185, Nr. 447.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 125–126.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 141–143.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 99–101.
ZH III 185–187, Nr. 448.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 123–124.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 143–145.
ZH III 187–189, Nr. 449.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 129.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 145–148.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 101–103.
ZH III 189–192, Nr. 450.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: ZH zufolge im Besitz Josef Nadlers.Bisherige Drucke
ZH III 192f., Nr. 451.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 130–131.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 148–152.
ZH III 193–197, Nr. 452.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 73.Bisherige Drucke
Kant, Werke [Akademieausgabe] XIII 73–75, vgl. 75f.
Arthur Warda: Ein „rasendes und blutiges Billet“ von Joh. Georg Hamann an Imm. Kant. In: Euphorion 13 (1906), 497f.
ZH III 198–200, Nr. 453.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 12).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 103–105.
ZH III 200–202, Nr. 454.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 132–133.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 152–159.
ZH III 202–206, Nr. 455.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 13).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 106–109.
ZH III 206–210, Nr. 456.Provenienz
Fälschlich in ZH aufgenommener Brief. Grund war eine Falschdatierung auf den 6. November 1775 im Handschriftenkatalog: Lettres autographes composant la collection de M. Alfred Bovet. Paris 1884, Nr. 1012. Dort findet sich auch das Zitat. Es handelt sich tatsächlich um HKB 903, datiert auf den 6. Dezember 1785 (das Zitat findet sich in HKB 903 [172/26–27]).Bisherige Drucke
ZH III 210, Nr. 457.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 25.Bisherige Drucke
ZH III 210f., Nr. 458.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 134–135.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 159–164.
ZH III 211–216, Nr. 459.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 164f.
ZH III 216f., Nr. 460.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 186–188.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 90–92.
ZH III 217–220, Nr. 461.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH III 220f., Nr. 462.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 165–167.
ZH III 221–223, Nr. 463.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 167–169.
ZH III 224–226, Nr. 464.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 197.
ZH III 226f., Nr. 465.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Sammlung Härtel.Bisherige Drucke
ZH III 227f., Nr. 465a.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 14).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 110–116.
ZH III 228–234, Nr. 466.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 136–138.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 169–181.
ZH III 235–244, Nr. 467.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 17–18.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 130–132.
ZH III 244–248, Nr. 468.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 140–143.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 181–184.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 116–121.
ZH III 248–253, Nr. 469.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 144–147.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 185–194.
ZH III 253–263, Nr. 470.AnhängeJohann Georg Hamann Hamann an Johann Gottfried Herder, zunächst Fortsetzung von ZH 470, dann Abschrift der Schreiben an die Generaladministration vom 18. August und 1. September 1776.
Provenienz: Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 1).
Bisherige Drucke: Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 202–206.Von Hamann später als Begleittext an Herder mit anderer Tinte in den breiten Platz zwischen Anrede und Text gesetzt:den 15 Oct des Abends.Habe eben ein Paquet von Hartknoch seines Verlages ohne eine
einzige Zeile zum Avis erhalten. Die Fortsetzung war dabey von Ihrer
Beylage; ich möchte sie aber gerne Kreutzfeld geben, der mir aufpacken
muste und darauf zu warten schien. Weil ich 2 Exempl. habe vom
ersten Theil, worunter eins auf gutem Papier ist: so will ich das von
Hintz erhaltene als des Verlegers Geschenk ansehen, und mir von ihm
eins in Ihrem Namen auf gl. Papier mit dem ersten ausbitten. Ist’s
nicht recht? Vergessen Sie mich nicht. Keinen Heller mehr zur ArrhaQuer am Rand: Gott mit Ihnen allesamt klein u groß. Amen!Ksberg le 18 Août 76.IMrs,J’ai été depuis 767 interprete excedé de travail et malgré la
deduction de 5 Ecus par mois executée sur mes appointemens
par l’Etat de 772 je suis maintenant condamné à faire encore
les corvées d’un mechant Copiste. Fortifié pendant la Decade
de mon Martyre dans la resolution de sacrifier tout à la volonté
de DIEU et du ROI et à la disgrace de ma Patrie, dix fois plus
maudite par l’un et l’autre, je suis enfin reduit à debuter par la
vente publique de mes livres et finirai par le cri de mes 3 enfans,
que je vois perir fauted’education –J’ai l’honneur de Vous presenter Mrs le Catalogue de ma petite
Bibliotheque combiné avec celui d’un Ami, que j’ai aimé comme
mon
Pays
et qui après avoir langui assez longtemps de la
consomtion
et de
l’hydropisie
mourut de la
gangrene
, graces à la
politique des Medecins – Vous me ferez la grace de m’accorder
une dispense continuée des corvées du Bureau de la Direction, au
moins pour les heures d’après midi pendant la vente de mes livres,
dont le terme dependra en partie de Votre resolution, comme aussi le
Signal de defier mon Sort malgré ses dents et celles de Ses Complices.Que le Diable, qui comme un grand vent de delà le Desert les
a amené, emporte lui-même ce melange d’insectes, le rebut de
leur terre et plus le fleau de la notre que les dix playes d’Egypte.
Une poignée de foutues betes nous mettra tous au niveau du S. Job,
assis sur les cendres et tenant un test pour s’en gratter, comme je
tiens cette plume d’une oye, jadis auxiliaire du Capitole – –Le coeur des Sujets aliené, leur esprit avili, leurs moeurs
verolées, leur industrie et commerce entravés et emmenottés, leur
bourse coupée: quelles autres sources resteront aux Finances du
MONARQUE, si non le bel ouvrage de Penelope. La GLOIRE de
SON NOM ternie, la VERTU de SON REGNE fleur delisée, la
SAINTETÉ de SA VOLONTÉ traduite par les indignes rivaux
de SA MUSE, pour avoir été la duppe d’un Serpent Sophiste,
toutes les vanités du Siecle expireront dans un:QUANTUS ARTIFEX PEREO!et un
Quinquennium
vaudra mieux que toutes les Editions
Variantes et Traductions Panglosses d’Anti-Machiavel –Que le PHILOSOPHE DE SANS-SOUCI soit persifflé par Mrs
les Abbés et Missionaires du GOUT et du BON SENS autant que
le DIEU des ORTHODOXES est crucifié par les Pontifes et
Scribes de Sa Residence; mais que le ROI DE PRUSSE VIVE in
secula seculorum, comme le PERE, le SAUVEUR et le GENIE de
SON PEUPLE, comme l’AINE, le PROTOTYPE et
l’ORIGINAL des DIEUX de la Terre, comme les DELICES du GENRE
HUMAIN! – Que le dessert de SON REGNE ressemble à la
nôce de Cane et que le bon vin soit gardé pour la bonne bouche
de la POSTERITÉ et de Ses Maitres-d’hotel, malgré l’yvresse
du Public contemporain –
S’il faut mourir de faim, de rage et de desespoir, que le reste
d’une vie plus infame que la fin de mes pendards d’ancetres soit
vice cotis cruentae
, c’est-à dire, une pierre à aiguiser le rasoir,
qui fera la barbe des Maltotiers Manceaux, Normands et
Gascons; car toute la suffisance de leurs tours de baton se reduit à
un abus profane du Monarque le plus jaloux de la GLOIRE de
SON NOM, de la VERTU de SON REGNE et du FIAT de SES
VOLONTÉS, fussent – elles aussi contradictoires et extrêmes que
le Ciel et la Terre – Tant mieux pour celui, que reussira de
dechiffrer les hieroglyphes du Grand Oeuvre de l’Art Royal ou de
trancher le Noeud Gordien, fatal aux Memoires secrets pour servir
à l’Histoire philosophique et poetique de Perse – Et
ad
haec quis
tam idoneus
, dit S. Paul 2 Cor. 2. 16.Hormis la religion due au Maitre-Autel et à mon foyer je suis
avec la derniere soumission la plus parfaite etc.II.le 1 Sept.Quoique Vous ne m’ayez pas daigné d’une reponse ni payé le
moindre égard à ma premiere Lettre du 2 Fevr. 72 je me suis
emancipé de Vous demander le 18 du der une dispense
extraordinaire pendant l’auction de mes livres. En consequence de
cette seconde Lettre j’ai l’honneur de Vous prevenir, que les
heritiers de mon ami defunt ont fixé la vente publique de sa
Bibliotheque au 9 du cour. parceque le louage de la Maison va expirer
le 1 du mois prochain.
Vous verrez, s’il Vous plait, Messieurs par les brochures
cy-jointes, que mon cas est devenu public malgré moi et je me flatte
que je serai en etat de justifier la propriété des mes
termes
et de
mes
mesures
, dont la précision et l’énergie a été le scandale
inevitable de quelques Censeurs aussi idiots que prosemtueux et mechans.Un apprentissage assez précieux de dix années, que j’ai
sacrifié avec mes yeux et ma santé plutôt dans Votre Service que
dans celui du ROI – la devotion et la perseverance, avec laquelle
j’ai été le Souffleur de Vos plus grands Heros, qui se sont
signalisés dans ma Patrie par leurs exploits de brutalité et de lachete– la naïveté du rôle, que Vous me forceriez peut etre à jouer
encore malgré la stupidité de mon caractere – enfin un monde de
miseres, progressif du mal au pire et sourd pour les formules
communes et regles ordinaires, ont tant rassassié ma curiosité
philosophique et patriotique, que je suis saoul de vivre et d’être
plus longtems sur le même pied.Mrs.Joh. G. Hamann.Beyl. waren die Lettres perdues u. die Cochenille.Am Rande der ersten Seite:Gott mit Ihnen
allesamt
klein u. groß. Amen!Provenienz
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, NMC : 13 : 7.Bisherige Drucke
Walther Ziesemer: Hamannbriefe. In: Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft 7 (1942), 138–140.
ZH III 263–265, Nr. 470a.AnhängeDem Original lag ein Oktavzettel aus späterer Zeit bei. Provenienz: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, NMC : 13 : 7a):
Johann Georg Hamann
geb. zu Königsberg in Preußen den
27 Aug. 730.
Kinder
:
Johann Michael
(Mannah) geb. den 27. Sept. (Mittwoch) 769
getauft am Michaelistage
Elisabeth Regina
geb. am Palmsonntage den 12 Apr. 772
getauft am Charfreytage.
Magdalena Katharina
geb. u getauft den 2 Dec.774 Freytags.
Marianne
Sophie
, geb. den 18 Nov. 778 Mitw. und getauft den 21
ej. am Tage der
Opferung Mariä
.
Ihre Mutter:
Anna Regina Schumacherin
geb. zu
Wargienen
im Kirchspiel
Cremitten Tapiauschen Amts
.
Macht mir doch lieber Gevatter! einen
ähnlichen Zettel
bey
Muße u legt ihn bey Versteht sich daß Frau Rebecca hinter Ende
zu stehen komt und auch mehr Platz unten bleibt um die Schwiegersöhne
in spe nachtragen zu können.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH III 265–268, Nr. 471.Zusätze ZHAuerswald schrieb an den freien Rand des Briefes:Zur
Erläuterung
Hamann hatte die Besorgung des Verkaufs der Bibliothek des
seel. D. Lindner übernommen. Dem Verzeichnis derselben fügte er
das Verzeichnis seiner Bibliothek bei, und verkaufte auch mehrere
seiner Bücher zugleich mit. Unter diesen befanden sich einige Theile
des Schmidlinschen Catholicons, die ich auf der öffentlichen
Versteigerung erstand. In diesem Schreiben wünscht er solche zurück
zu erhalten, welches auch sogleich geschah. A.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH III 268–270, Nr. 472.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 25.Bisherige Drucke
ZH III 270f., Nr. 473.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 195–200.
ZH III 271–274, Nr. 474.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1910. 90).Bisherige Drucke
[Wilhelm Dorow]: Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Litteratur. Berlin 1838, 123–126.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 212.
ZH III 274–276, Nr. 475.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH III 277f., Nr. 476.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 200–203.
ZH III 278–281, Nr. 477.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 204.
ZH III 282f., Nr. 478.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 15).Bisherige Drucke
Bernhard Suphan, Aus ungedruckten Briefen Herders an Hamann. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 139f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 122–127.
ZH III 283–288, Nr. 479.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 210f.
ZH III 288–292, Nr. 480.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 205–210.
ZH III 292–296, Nr. 481.Zusätze ZHZu HKB 481 (294/21) Beyl.:
Gemeint ist das Dankschreiben an die General-Administration, vgl. HKB 484 (301/29–302/2). Vlg. ebenso Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 218.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH III 297, Nr. 482.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH III 297f., Nr. 483.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 148–151.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 212–220.
ZH III 298–308, Nr. 484.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH III 308–310, Nr. 485.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 487 und 488.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 220–229.
ZH III 311–316, Nr. 486.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 317–319, Nr. 487.Zusätze ZHEin Entwurf an die Generaladministration. Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90):
Memoire
.Ce fut le mercredi des cendres que ma commission arriva.
Après
l’extrême onction
de mon ancien employ j’obtins l’octroi
d’aller le lendemain à mon nouveau poste. Trois jours après je
sentis la recidive d’une fievre.Malgré mes souffrances je me forçai à sortir toute la semaine
suivante, parceque le beau-pere de mon antecesseur, un de nos
plus celebres Avocats et Procureurs me fit attendre d’un jour à
l’autre pour me faire la remise des effets du Roi. Le 22 Fevr. midi
je succombai à mon mal et ne fus plus en état de me tenir sur les
pieds.Je fis l’impossible de me lever le 24 du dit mois; lorsque Mr
l’Inspecteur de Marvilliers et le Sr Pinnow teneur des livres et
vicaire de mon bureau (contigu au sien pour la connexité de nos
expeditions) eurent l’attention de me defendre la sortie par un des
porteurs du Licent en me rassurant de ne pas exposer ma santé,
parceque ma presence n’etoit pas necessaire ni pour la remise ni
pour le travail –Après avoir gardé 3 semaines et mon lit et ma chambre je fis
le premier essay de sortir le 17 Mars, où j’appris que la remise
du petit depot des objets saisis avoit été faite dans les premiers
jours de ma maladie par le Bailli Sturz, un des beaux-fils de mon
antecesseur à Mr. de Marvilliers et celui-cy me remit sur le champ
le procès verbal et les objets y specifiés en me prevenant que les
heritiers retiendroient encore en leur garde le
livre de la recette
des
deniers d’enmagazinement
avec les pieces justificatives y
appartenantes. Je n’ai fait que la recette de deux postes pendant
tout le tems et le livre où ils doivent être chargés, se trouve entre
les mains de la famille.Le Bailli susmentionné avoit encore enlevé à la remise un vieux
et méchant canif, que j’avois lieu de presumer avoir été fourni
par les frais du Bureau; c’est pourquoi je fis mes plaintes d’une
saisie si frivole à Mr. de Marvilliers, mais un autre Employé
reclame la proprieté de cet utensile et la bagatelle me fut utile pour
deviner le caractere des gens.Encouragé de tout le monde à payer ma visite à la veuve, je
plaidai la sensibilité de ma constitution alterée et l’inoculation de
la petite verole que j’avois faite faire à ma fille cadette. Je fus
prevenu le mardi de la semaine sainte par l’autre beau fils de
mon antecesseur, le Docteur en Medecine Laubmeier. Parceque
nos Peres ont cultivé une amitié bien cordiale, je fus charmé de
cette visite et dechargeai tout mon coeur. Le lundi de Paques en
sortant de l’eglise je passai la maison du Docteur pour lui
retourner mon compliment; mais il etoit allé à la campagne où il possede
une terre.Le 1er du mois courant je fis ma visite à la De Blom pour
prendre en evidence les étres de mon logis affecté à ma place de Garde-
Magazin. On me comble de politesses, sollicita un delay de 8 jours
et me demanda le plus petit coin de la maison en m’abandonnant
tout le reste. Le pretexte etoit, que les fourneaux neufs et que son
hote avoit fait faire, ne conviendroient pas à une santé delicate.
J’agréai sa demande mais n’ayant point le courage de vivre sous
le même toit avec une femme, qui me deploya toute l’eloquence du
Barreau, de la Chaire et des Halles et n’étant pas toujours le
maitre ni de ma langue ni de ma plume je recourus à un de mes
amis pour me dicter avec tout le sangfroid possible le billet
cyjoint en copie sous la cotte A.Ayant reçu la reponse jointe en original sous la cotte B je me
servis du même ami pour la cotte C et obtins la replique sous la
cotte:
Verte
.Il appert par ces pieces originales, que la De Blom demande
1000 fl. environ en Bonification.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 319–321, Nr. 488.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 493 und 494.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 321f., Nr. 489.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 322–325, Nr. 490.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 325f., Nr. 491.Provenienz
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, NMC : 9 : 4.Bisherige Drucke
Hans Jessen (Hg.): Matthias Claudius, Briefe, 2 Bde, I: Briefe an Freunde, Berlin 1938, 223–227.
ZH III 326–329, Nr. 491a.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 329f., Nr. 492.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 330–334, Nr. 493.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 334f., Nr. 494.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 335, Nr. 495.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 336, Nr. 496.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 337, Nr. 497.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
ZH III 337–340, Nr. 498.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 229–236.
ZH III 340–344, Nr. 499.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 152–153.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 212–220.
ZH III 344–350, Nr. 500.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90.Bisherige Drucke
ZH III 350–352, Nr. 501.Zusätze ZHZwei Entwürfe. Provenienz: Originale verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 90:Entwurf 11. Juni 77.Ew. HochEdelgeb Billet vom 25. pr. habe den Abend darauf
erhalten; und Ueberbringer deßelben hat nicht nur das Gartenschlos
empfangen sondern zugl. einige ledige Töpfe mitgenommen.
Da ich ebenso unwißend im Stein- als Citronen Handel bin und
mich um die Hocuspocuskünste Stein u Holtz zu in Brodt zu
verwandeln niemals: so habe eingezogenen Nachrichten zu folge
vernommen daß
Da ich ebenso unwißend im Stein- als Citronen Handel bin und
mich um die Hocuspocuskünste Stein u Holtz in Brodt zu
verwandeln wenig bekümmere: werde so habe ich ist mir gesagt worden,
daß diejenige Steine so mit einer Bestimmung ankommen, den
Zollgefällen und unterworfen sind, welche aber wie bloßer Ballast
ausgeloost werden, zollfrey und unentgeltlich vor den Königl. Licent
Officiantenpassiren. Da ich also nicht wißen kann, ob mein
Vorgänger für selbige etwas mehr als die Kleinigkeit des Fuhrlohns vom
Ufer bis in seine Wohnung bezahlt, und ob er selbige zur
Ausbeßerung des königl. Grundes u Bodens
Ew HochEdelgeboren letztes drittes Billet vom 25 pr. habe den
Abend darauf erhalten und Ueberbringer deßelben hat nicht nur das
verlangte Gartenschloß empfangen sondern zugl. einige ledige Töpfe
mitgenommen.
Die Blomschen Erben haben seit Ostern sich wegen ihrer Bäume u
Gewächse ein völliges dominium directum des königl. Grundes und
Bodens angemaaßt und in meinem Gehöfte geschaltet u gewaltet sich
zieml. übermüthig einen Durchgang durch selbigen erlaubt, als wenn
ich selbige wirklich als meine hohe Lehnsherrschaft anzusehen hätte,
ohne sich um den vsumfructum ihn noch um ihres Nächstens
vsum fructum zu bekümmern; weil sie nichts darinn gethan als daß
den 10 u 17 AprilBäume u 3 May pr. Pflanzungen ausgenommen
worden. Diese Sorglosigkeit der Blomschen für den vsumfructumdes ihres praesumtiven Gartens ist so weit gegangen, daß ein
barm menschenfreundl. Nachbar die Barmherzigkeit ich weiß nbezeigen muste das darinn überhandgenommene Raupengeschmeiß,
ich weiß nicht auf selbeige weßen Kosten, zur nothdürftig
ausrotten zu laßen, –
Da ich den 7 April auf der Hiesigen Prov. Direction hatte
vernehmen müßen, dass die Blomschen Erben nach Berlin gegangen wären:
so glaubte hielte ich für anständiger den Erfolg dieses Schrittes
abzuwarten als und ein blos leidender Zuschauer zu bleiben, bis
zum 1 May, da ich die Fr. Licenträthin nicht nur ersuchte mir eine
Abschrift des erg. eingegan höheren Spruchs mitzutheilen, kraft
deßen die Blomschen Erben mir den gänzl. vsumfructum des zu
meiner königl. freyen Wohnung gehörigen Platzes wegen einiger
darauf befindl. Bäume u Gewächse, entziehen wollten die damals
weder Blüthen noch Früchte trugen, entzogen hatten, sondern ich erbot
sich zu mich zugl. nach geschehen Demolitionen Licitatioen u
Exstirpationen die Summe von 60 fl. womit sich die Storchschen Erben
Entwurf 21. Juni 77.Ew. HochEdelgeboren letztes Billet vom 25 praet. habe erst den
Abend drauf erhalten und Ueberbringer deßelben hat nicht nur
das verlangte Gartenschloß sondern zugl. einige ledige Töpfe
mitgenommen.
Das beleidigende Verfahren der Blomschen Erben gegen den
Nachfolger ihres Gebers des Testatoris übergehe aus Gründen der
Vernunft und Erfahrung mit Stillschweigen. Wenn ihnen das
geringste an den Pflanzen und Gewächsen gelegen gewesen wäre, so
würde der Mist auf den Spargelbeeten nicht bis zum 9 May liegen
geblieben seyn und einer meiner Nachbaren nicht nöthig gehabt
haben sich des Raupengeschmeißes anzunehmen. Ohne an ihren
eigenen vsumfructum noch Ihres Nächsten zu denken, haben SieDie Blomschen Erben haben Zeit genug gehabt bis zum May so gut
Licitationen im Garten als auf dem Gehöfte anzustellen, so wie sie
wirkl. den 10 u 17 April Gewächse und Bäume haben ausgraben,
ohne an ihren eignen vsumfructum noch ihres u seinen Nächsten
vsumfructumzu denken gedacht zu haben; weil ihre Absicht
gewesen und noch seyn soll, mich und den gänzl. Genuß des ganzenzu meiner königl. Frey Wohnung gehörigen Platzes zu bringen und
unter dem Vorwand ihrer Gewächse u Pflanzungen, die damals
weder Blüthen noch Früchte trugen, ein völliges dominium directumüber den Grund und Boden usurpiren, und selbigen zu meinem
Nachtheil zu vermiethen oder gänzl. gar zu alieniren gesuchten,
auch bereits von politischen Köpfen Partage Tractate geschmiedet
worden seyn sollen, die blos auf die Confirmation einDen Blomschen Erben ist biß zum 9 May so wenig an den
Pflanzen u Gewächsen, diejenige ausgenommen welche man den 10 u
17 April ausgraben laßen, so wenig gelegen daß der Mist auf den
Spargelbeeten immer liegen geblieben u ein Nachbar genöthigt
worden sich des über Hand nehmenden Raupengeschmeißes zu erbarmen.
So bald ich aber Hieraus ist erhellt, ziemlich daß selbige weder
an ihren eignen vsumfr noch ihres Nächstens vsumfructum das
geringste gelegen gedacht haben, sondern ihre Absicht blos darauf
gegangen sich ein dominium rectum auf den Grund u Boden
anzumaaßen mich von dem Hemd vsufructu deßelben ganzl.
auszuschließen und selbige lieber Fremden als dem rechtmäßigen
Nachfolger des Testatoris lieber um selbigen wie man sagt zu alieniren,
und mit selbigem wie mit ihrem Eigenthum umzugehen, und ein
ius alienandi par fas et nefas zu acquiriren dadurch dem armen u
unschuldigen Nachfolger des seel. Testatoriszu nach Herzenslust
zu schmälern u zu kränken, und durch ihre eigene vsurpationNachdem ich dem Gräuel der Verwüstung in meinem Gehöfte u
Garten den ganzen April gedultig zugesehen hatte, hielt ich es für
nöthig mich mit den 1 May bey der Wittwe meines Vorgängers um
den wie mich nach einem höheren Grund eines so ungemachten
ungleichen unbillegalen Verfahrens zu erkundigen als meine
Vernunft u Erfahrung zu finden fähig und ihr zugl. nach geschehener
Sache beliebig vollbrachten ThatLicitationen u Demolitionen
60 fl. als diejenige Summe anzubieten, welche die Storchschen Erben
re verâ erhalten haben sollen. Ohngeachtet dieses Geld zu diesem
Behuf von dem gedachten Dato an fertig gelegen, als ein freywilliges
Opfer meiner Denkungsart; wurde ich doch keiner Antwort zwar
der Blomsche Garten den 3 May eines feyerl. Besuchs gewürdigt,
aber ich keiner Antwort sondern erhielte den 7 May den zwar
mündl. aber für mich desto tröstl. Bescheid daß die Erben keinen
Bescheid aus Berlin erhalten hätten.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 235.
ZH III 352f., Nr. 502.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
ZH III 353f., Nr. 503.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 243–250.
ZH III 354–358, Nr. 504.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 154–155.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 250–252.
ZH III 358–361, Nr. 505.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 236.
ZH III 361–364, Nr. 506.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH III 364f., Nr. 507.Provenienz
Ein Auszug aus Hamanns Brief nach einer Abschrift vmtl. von Johann Ehrmann oder einer Schreibhilfe Lavaters, aufbewahrt in Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav. Ms. FA Lav Ms 510.268. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH III 365–367, Nr. 507a.Digitalisat:FA Lav Ms 510.268.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH III 367, Nr. 508.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 16).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 127–133.
ZH III 368–373, Nr. 509.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH III 373f., Nr. 510.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 62.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 252f.
ZH III 374f., Nr. 511.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 156–157.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 253–257.
ZH III 375–379, Nr. 512.AnmerkungenZu HKB 512 (376/11) Hudibras: von Herders Hand:den ich ihm zu diesem Behuf nebst Buttlers Remains geliehen.
Zu HKB 512 (376/16) Me Courtan: von Herders Hand: Hartknochs Schwägerin.Provenienz
Eine zeitgenössische Abschrift von Nicolai. Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 1–2.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 132–134.
ZH III 379–381, Nr. 513.AnmerkungenVermerk vonon Nicolai auf der ersten Seite oben:
Copie eines Schreibens an HE. Hamann.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH III 381f., Nr. 514.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 257–263.
ZH III 382–385, Nr. 515.Provenienz
Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: ZH zufolge früher in Dortmund, Stadtbibliothek. Text nach dem Faksimile in Erich Schulz (Hg.): Handschriften westfälischer Dichter und Schriftsteller. Dortmund 1925, 13–14.Bisherige Drucke
Erich Schulz (Hg.): Handschriften westfälischer Dichter und Schriftsteller. Dortmund 1925, 13f.
ZH III 385–387, Nr. 516.Provenienz
Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 96/1051.Bisherige Drucke
ZH III 387f., Nr. 516a.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH III 389, Nr. 517.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 263f.
ZH III 390, Nr. 518.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 158–159.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 264–268.
ZH III 391–395, Nr. 519.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek.Bisherige Drucke
Lavater an Hamann. In: Deutsche Zeitschrift für christliche wissenschaft und christliches Leben 3 (1852).
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 96–99.
ZH III 395–397, Nr. 520.Zusätze ZHVon fremder Hand, vmtl. Pfenningers:Eben komme ich aus meiner friedlichen Burg – dem friedlichen, aber von
Unfrieden beunruhigten Lavater – ein Gott segne – Gott grüße zu
geben – und da reicht er mir Hamanns Erscheinung in Briefen. – Ich
habe noch nicht gelesen, will jetzt zurückeilen in meine Ruhe, und
dann lesen – und antworten – adio Liebster! – Was Sie riechen –
das sehen wir – und Beides ist Physiognomik.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 30.Bisherige Drucke
ZH III 397f., Nr. 521.Provenienz
Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Autogr.Cim. Mendelssohn, Moses.1.Bisherige Drucke
ZH III 470, Nr. 509a.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.
In den beiden noch vorhandenen Druckbogen-Konvoluten von 1943 fehlt jeweils S. 2 (HKB 522 [2/1–34] „von meiner Schwangerschaft“ bis „coquin parvenu“). Schon Henkel edierte diese nach dem Druck bei Roth; Text auch hier nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 270–272.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 268–273.
ZH IV 1–3, Nr. 522.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 273–282. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 273–282.
ZH IV 3–8, Nr. 523.Provenienz
Eine Abschrift vmtl. von Johann Caspar Lavaters Sekretär; aufbewahrt in: Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav Ms 563.59. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 106–110.
ZH IV 8–10, Nr. 524.Digitalisat:FA Lav Ms 563.59Provenienz
Unvollständig überliefert. Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort des unvollständigen Briefes: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
ZH IV 11f., Nr. 525.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 25.Bisherige Drucke
ZH IV 12f., Nr. 526.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH IV 13–17, Nr. 527.Zusätze ZHZusatz von fremder Hand bei HKB 527 (16/10) seines irdischen Engels:
Göthens SchwesterProvenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 160–161.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 282–285.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 133–136.
ZH IV 17–19, Nr. 528.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 76.Bisherige Drucke
ZH IV 20f., Nr. 529.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH IV 21–23, Nr. 530.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
ZH IV 23f., Nr. 531.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 162–163.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 285–288.
ZH IV 24–27, Nr. 532.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
ZH IV 27, Nr. 533.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH IV 27–29, Nr. 534.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 288f.
ZH IV 29f., Nr. 535.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 162–163.
HKB 536 (35/32–36/10): Provenienz unbekannt, vgl. textkritische Anmerkung zu der Stelle.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, V 289–294 und VIII 1, 295.
ZH IV 30–36, Nr. 536.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 57a.Bisherige Drucke
ZH IV 36, Nr. 537.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH IV 36–38, Nr. 538.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 17).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 136–140.
ZH IV 38–42, Nr. 539.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.274.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 57–59.
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 110–114.
ZH IV 42–44, Nr. 540.Digitalisat:FA Lav Ms 510.274Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH IV 45, Nr. 541.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH IV 46–47, Nr. 542.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 102.
ZH IV 47–49, Nr. 543.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH IV 49–50, Nr. 544.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 166–168.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 59–73.
ZH IV 50–59, Nr. 545.AnhängeDem Brief lagen Gedichte von Simon Dach in Abschriften von Hamanns Hand bei (vgl. HKB 545 [56/16]). Provenienz: Tübingen, Universitätsbibl., Kapsel 32 des Herder-Nachlasses, 12 Quartblätter.
Wie Hamann im Anhang erwähnt (vgl. HKB 545, Anhang [475/33–476/7]), besteht die Grundlage für die Abschriften vmtl. in Einzeldrucken und Abschriften, die in Königsberg zirkulierten. Der Text der Abschriften stimmt bis auf gelegentliche Abweichungen überein mit Ziesemers Dach-Edition: Simon Dach, Gedichte. Hg. von Walther Ziesemer. Halle/Saale 1936–38, III, Nr. 13, 7, 164, 168, 208, 212; IV, Nr. 6, 33, 81, 136, 240, 234; III, Nr. 206. Überschriften: „Mein Abschied aus der bösen Welt“, „Ach ja, Ihr habt mit recht zu flehen“, „Am allerbesten ist es zwar“, „Ich muß aus diesem Leben“, „Die Selige Ewigkeit“, „Dein ist, Gott, der Erden Kreis“, „Muß der Mensch nicht stets in Pein“, „Gott, zu dem ich sehnlich bete“, „Gott unsre Zuversicht“, „Wo will es hin mit meinem Herzen“, „In allen deinen Sachen“, „O welcher doch den Tod für allen“, „Wir armen Leute meinen“.Geistl. Sterbelied aus 2 Tim IV. 6–9 auf H. Hanß Truchses von
Wetzhausen, obersten Burggrafen und Regiments Rath des Herzogtums Preußen 1636.
Mel. Ich weiß daß mein Erlöser lebt.
1. Mein Abschied aus der bösen Welt
Und aus den schweren Banden
Ist nun einmal vorhanden
Ich bin dem Tode vorgestellt
Und muß das Reich zu erben
Gleichsam ein Opfer sterben
Ich habe ritterlich gekämpft
Und meinen Lauf vollendet
Der Feinde Wüten ist gedämpft
Und alle Noth geendet.
2. In diesem Lauf und harten Streit
Hat mir der Feind den Glauben
Dennoch nicht können rauben
Die Krone der Gerechtigkeit
Die jenes Leben heget
Ist schon mir beygeleget
Gott, der im letzten Weltgericht
Das Richteramt wird führen
Wird Selbst mich in dem wahren Licht
Mit solcher Krone zieren.
3. Drum, meine Liebsten, laßet ab
Viel jämmerliches Klagen
Um meinen Tod zu tragen
Dies Sterben, dieses finstre Grab
Ist mir aus allem Leiden
Der Richtsteig zu den Freuden
Ihr müßet auch von hinnen ziehn
Doch bleibet euch das Leben
Alle ihr die Sünde werdet fliehn
Und Christo euch ergeben.
4. Denn das gewünschte Himmel-Gut
Ererben alle Frommen
Die Christum angenommen
Die sie sich gründen auf Sein Blut
Zu seiner Furcht sich üben
Und seine Zukunft lieben
Mit solchem Trost bin ich verwahrt
Und wil das Heil gewinnen
Begeben drauf mich auf die Fahrt
Und scheide so von hinnen.
Trostlied
an die p Frau Agnes Möllerin, des p HE. Georg Weißele, der Roßgärtschen
Gemeine zu Kgsb. Seelsorger, hinterlaßene Wittwe 1641.
1. Ach ja, Ihr habt mit recht zu Flehen
Ihr armen Wittwen, wenn ihr müßt
Der der Euch vormals herzt, und küßt’
Auf einem Brete liegen sehen
Wenn eurer Seelenband und Pflicht
Durch eurer Männer Tod nun bricht.
2. Der Euch (o seeliges Begnügen!)
Mit seinen Armen oft umschloß
Muß in der kalten Erden Schooß
Dem Ehebett entführet liegen
Eur waiser Stand und großes Leid
Gleicht Turteltauben Einsamkeit.
3. Doch wo Ihr Christlich wollt erwegen
Das Kreutz, zu welchem Ihr allein
Die allerärmsten klagt zu seyn
Was gilt’s, der Schmerze wird sich legen
Oft meint der Mensch aus falschem Wahn
Er sey am allerärgsten dran.
4. So bald Euch eure Männer sterben
Hat Gott sich Euch zum Mann erwählt
Und herzlicher sich Euch vermählt
Als die hie Lieb’ um Liebe werben
Der Menschen Lieb ist Hauch und Wind
Bey solcher, die in Gott sich findt.
5. Ihr mögt vor allen auf Ihn hoffen
Bey euren Thränen, die Ihr seet
Euch steht im herzlichen Gebet
Mehr als Ihr gläubt der Himmel offen;
Sein Vater Sinn ist eurem hold
Und eure Thränen sind ihm Gold.
6. Verflucht sind, die an Euch sich reiben
Ihr Saame soll verlaßen stehn
Und bey den Thüren betteln gehn
Gott will sie aus dem Lande treiben
Ihr Beten ist vor eurem Gott
Ein bloßer Eckel und ein Spott.
7. Legt nun den Schmerzen auf die Wagen
Und diesen festen Trost dabey
Ihr habt durch schmerzliches Geschrey
Nicht halb so sehr Euch zu beklagen.
Wenn Gott am meisten hie verletzt
Wird hie mit
meistem Trost
ergetzt.
NB.
Wie lang soll Deine Zornflut sich
ist auf Dachs liebste Frau Muhme
Hedwig S. HE. Joh. Vogler’s nachgelaßene Wittwe in ihrer großen Krankheit
gemacht 1641 den 15 April. Folgt hinten nach ein Stund auf ihren Tod den Tag
drauf. Abweichungen von 1 V. Nach
altem
Brauch / 8. Ein abgelebte Wittwe bin /
17. bist du kein Wittwen Vater mehr
Trostliedchen
beym Hintritt der Frau Katherina geborne Kehsinn, HE Fr. Pöpping
Altstädtschen Raths Verwandten Ehefrau 1648
1. Am allerbesten ist es zwar
Im Herren seyn verschieden
Und leben bey der frommen Schaar
Vergnüget und in Frieden
Seyn ewig außer Trug und List
Mang
Abrahams Geschlechten am Rand:
Mang
Da Freud’ und lieblichs Wesen ist
O Gott zu Deiner Rechten.
2. Und hätt’ ich aller Welt Genieß
So hier erdacht mag werden
Ja säh ein rechtes Paradies
Für mich gebaut auf Erden
Herrscht herrlich über Leut und Land
Groß, mächtig und erhaben
Und wär in aller Welt bekannt
Durch Kunst Verdienst und Gaben.
3. Was wär es denn nun endlich mehr?
Die Zeit Flucht heißt mich alten
Vergänglich ist Welt Lust und Ehr
Und dann muß ich erkalten
Bin aus, verrotte ja sogleich
Als hätt ich unterdeßen
Nichts, oder aller Erden Reich
Zu dieser Welt beseßen.
4. Wer aber lebt so wol allhie
Und nur in guten Tagen?
Ein andrer weiß von seiner Müh
Von meiner ich zu sagen.
Viel ist der Stern am Himmels-Saal
Und viel der Meeres Wellen
Mehr aber ist der Menschen Quaal
In mehr als tausend Fällen.
5. Nein, unser Bestes bleibet wol
Von hinnen seelig scheiden
Und aller Ruh und Anmuth voll
Bey Christo seyn in Freuden
Und jung zwar, denn aus diesem Licht
Kaum alt erst wollen scheiden
Ist Lust sich gern, ohn Thorheit nicht
Im Tode zu verweilen.
6. Nur daß, die hinterblieben seyn
Sich gar zu heftig kränken
Und kaum einmal vor großer Pein
An ihren Gott gedenken
Der uns doch allen setzt ein Ziel
Das heut kömmt oder morgen
Ob wir gleich wenig oder viel
Deßelben uns besorgen.
7. Laß, HErr, des Glaubens Licht allzeit
In unsern Herzen brennen
Daß wir die selig’ Ewigkeit
Ja mögen recht erkennen
Und klagen dann der Unsern Tod
Mit Trostgemäßten Trähnen
Uns aber stets aus dieser Noth
Zu Deinen Himmel sehnen.
Christl. Freudigkeit zu sterben
und bey Christo zu seyn auf Maria geb.
Rideleim, Joh. Schmeißen p Ehefrau 648.
1. Ich muß aus diesem Leben
Dies ist Gesetz und Pflicht
Ich mag gleich wiederstreben
Mag wollen oder nicht
Drum nimm mich, Jesu, doch davon
Im Fried als Deinen Simeon.
2. Auch ich hab, Herr, gesehen
Dich aller Menschen Heil
Die Rettung, so geschehen
Durch Dich, ist nur mein Theil,
Ich trag auf meiner Glaubenshand
Dich meiner Seelen höchstes Pfand
3. Du bist mein Weg-Bereiter
Mein Durchzug, meine Bahn,
Des Himmels Thür und Leiter
Den Du mir aufgethan
Der Durchbruch wird mir nun nicht schwer
Weil du, Gott, durchbrichst vor mir her.
4. Jetzt sitzest Du zur Rechten
Der Gottes Kraft gestellt
Und hast in Deinen Mächten
Sünd, Hölle, Tod und Welt
Was Himmel Luft und Erd erhöht
Dient Deiner hohen Majestät.
5. Dir wird stets Lob gesungen
Von aller Engel Schaar
Es rühmen Dich die Zungen
Der Väter immerdar
Um Dich wohnt Ehre, Dank und Preiß
Und Freude, die kein Ende weiß.
6. Laß mich dahin gelangen
Mach mich von allem frey
Was mich hie hält gefangen
Auf daß ich bey Dir sey
Und lobe Dich, in Dir erfreut,
In alle ewig’ Ewigkeit.
Omnia possideat non possidet aethera Mundus.oder
Die Selige Ewigkeit
auf Sophie geb. Schwarzin, Joh. Schimmelpfennings, Kneiphöfschen Rathverwandten,
KriegsCommißarien u obersten Kirchenvaters Hausfrau selbst eigenes Begehren bereits 1649
1 Herbstm. geschrieben, sie selbst aber ist 1656 im Febr. gestorben.
Nach dem 1. Vers: 2. Laß mir nichts Dein Wort
Aus dem Herzen lenken
Sondern fort und fort
Mich an Dich gedenken:
Seyn mein Tritt, mein Gang
Und mein Lebens Zwang
3. Hast Du Dich gesellt
Wol zu meinen Sinnen
Nichts in dieser Welt
Wird mein Herz gewinnen
Denn was gleicht allhier
Deiner hohen Zier?
Nach dem 4. Vers 7. Allen Wünsche Macht
Aller Weisheit Gaben
Aller Hoheit Pracht
Allen Reichthum haben:
Nirgends sehn Verdruß
In dem Ueberfluß.
Nach dem 8 Vers 12. Sollt ich nicht allhie
Gern um Dich ertragen
Armuth, Blöße, Müh
Hohn und Krankheit Plagen
Ja die höchste Noth
Bis in meinen Tod.
Nach dem 9. Vers 14. Laß hie meinen Leib
Wolgezüchtigt werden
Schlag, hau, brenn, zerreib
Ihn zum Klößlein Erden
Nur die Seel entgeh
Ewig ihrem Weh
15. Keiner Wollust Schuld
Steige mir zu Herzen
Daß ich Deine Huld
Wollt hierum verscherzen
Ewig auch darzu
Meiner Seelen Ruh.
16. Täglich tödt in mir
Meiner Lust beginnen
Keiner Welt begier
Komme mir zu Sinnen
Ihre falsche Lust
Sey mir Gram und Wust.
Im 10 oder 17-letzten Vers steht:
Werken
und Gedanken
Trostliedchen
auf Friedr. Veiten Ableiben in Cawen in Litthauen für seine
Eltern in Königsberg 1649
1. Dein ist, Gott, der Erden Kreiß
Und der Mensch darinnen
Niemand kömt von hinnen
Niemand her ohn Dein Geheiß
Dies ist Sein Belieben
Es wie sehr der Sonnenstral
Steht schon unsrer Tage Zahl
In sein Buch geschrieben.
2. Dieser eilt ein Kind von hier
Der in grauen Haaren
Der in solchen Jahren
Der des Lebens beste Zier
Da er sollte nützen
Seiner lieben Vaterstadt
Seyn der Eltern Trost u Rath
Und ihr Alter stützen.
3. Dieser reißt die Darre fort
Den die Pestilenze
Den des Vaters Gränze,
Jenen wo ein fremder Ort:
Daß wir gleich den Blinden
Hierin tappen nach dem Licht
Und durchaus in Dein Gericht
Uns nicht können finden.
4. Aber Du Herr bist allein
Weisheit, Glantz und Stärke
Wilst in Deinem Werke
Von uns ungemeistert seyn
Hilf es uns erkennen
Hemm Du unser Angstgeschrey
Laß uns in Gedult und Reu
Stets Dich Vater nennen.
5. Du allein kennst unsre Zeit
Niemand den Du liebest
Und sein End ihm giebest
Wird zur Unzeit abgemeyt
Wird er hingenommen
Ob er jung ist oder alt
Ey
gefiel Dir, also bald am Rand:
Er
Wird er auch vollkommen.
Lebens- und Todeskampf frommer Christen
nach Anleitung des Leichentexts Apoc.
XIV. 13. auf den Bürgermeister der löbl. Stadt Kneiphof Joh. Krintzen, Erbsassen
auf Schanwitz u Lichtenfeld 1652.
1. Muß der Mensch nicht stets in Pein
Und im Streit auf Erden seyn?
Sind nicht seine Tage
Eines Tagelöhners gleich?
Er sey dürftig oder reich
Ihn trifft seine Plage.
2. Ein Soldat im Kriegesheer
Hat es beßer weder er,
Dann er ruht zu Zeiten
Dieser nie; was ist sein Feld?
Mit der ganzen bösen Welt
Hat der Mensch zu streiten.
3. Jenes Feind ist äußerlich
Dieser kämpft erst selbst mit sich
Sucht sein Herz zu meistern
Nachmals mit der Hellen Kluft
Mehr, auch droben in der Luft
Mit den bösen Geistern.
4. Uebergeh ich Glück und Fall
Und was stürmet überall?
Was uns von den Morgen
An bis in die Nachtzeit kränkt
Und die niemand gnug bedenkt
So viel tausend Sorgen
5. Wieder solcher Arbeit Noth
Ist kein Mittel als der Tod
Aber ist zu kämpfen
Je gewesen, so ist dann,
Wann zuletzt der Todten Mann
Uebrig ist zu dämpfen.
6. O wie heßlich siehet aus
Er sein Grab das Knochen Haus
Was ist dann zu leiden?
Wenn das Herz nicht Kräfte weiß
Und uns netzt der Todes-Schweiß
Seel und Leib sich scheiden?
7. Aber über selig weit
Sind die Todten allerseit
Die im Herrn sterben
Denn der Geist bejaht, daß sie
Von der schweren Arbeit hie
Erst die Ruh erwerben.
8. Auch sind ihre Werke wach
Denn sie folgen ihnen nach
Ihr Gebeth in Nöthen
Ihre Lieb’ ihr Glaubens Schein
Samt Gedult u Hoffnung seyn
Was kein Tod kann tödten.
9. Daß wir keines Kampfes scheu
Tragen, steh, o Gott, uns bey
Durch des Geistes Waffen
Thu uns sanft die Augen zu
Damit wir in stoltzer Ruh
Nach der Arbeit schlafen.
Einfältiges Trostliedchen an D. Z. V.
Georg Reimann, Hof- u Gerichts-Rath u des
Saml. geistlichen Gerichts Official p auf seines einzigen Sohns Georg Reiman’s Absterben,
der sein 14 Jahr erreicht 1652.
In die Weise des 86 Psalms im Lobwaßer zu singen
1. Gott, zu dem ich sehnlich bete
Wann es jetzt Dein Wort nicht thäte
Das mir einig Hoffnung giebt
In der Angst, so mich betrübt
Wie wüst’ ich es auszustehen?
Wahrlich ich müst untergehen
Dieses Elend würde mein
Mehr als übrig mächtig seyn
2. Wie hast Du Dich mir verwandelt
Wie man sonst mit Feinden handelt
Die beraubt sind aller Zier
Also handelst Du mit mir.
Hast Du mir nicht über Hoffen
Da recht in das Herz getroffen
Mich verwüstet gantz und gar
Da mein Sein und Leben war?
3. Wer wird mir nun Trost erwecken?
Wo ist meines Alters Stecken?
Meine Hoffnung, mein Gewinn
Ruh und Absehn ist dahin:
Laßt den falschen Schein der Zeiten
Euch, ihr Menschen, nicht verleiten
Wann sich leichtes Glück eräugt
Nicht glaubt seiner Gunst, es träugt.
4. Weßen soll ich mich nun freuen?
Wer bleibt mir mit festen Treuen
Zugethan in aller Noth?
Du O meines Lebens Gott
Berg und Klippen müßen weichen
Welt samt allen Königreichen
Müßen endlich untergehn
Deine Wahrheit bleibt bestehn.
5. Und betheurt es hin und wieder
Daß von Deinem Volk ein jeder
Den Du liebst, des Kreutzes Pein
Unterwürfig müße seyn,
Und daß Du an Vater Sinnen
Reich seyst alle Zeit von innen
Ob es gleich von außen scheint
Du seyst unser ärgster Feind.
6. Jetzt laß Deinen Trost mich merken
Und mein krankes Herz sich stärken
Das der Unmuth fast ohn Rath
Unter seiner Herrschaft hat
Und weil nichts allhie zu schauen
Dem man sicher könnte trauen
Sey Du, Vater, hier und dort
Meine Zuflucht und mein Hort.
Trostliedchen
auf den Altstädtschen Rathsverwandten Friedr. Pöpping 1653
1. Gott unsere Zuversicht
Wenn Mast und Ruder bricht
Und unser armes Leben
Nur muß verloren geben
Kömmst Du nicht bald zu steuer
Zu solchem Ungeheuer
2. Tritt jetzt von uns nicht fern
Laß Deines Wortes Stern
Zu unserm Herzen blinken
Sonst möchten wir versinken
Nun Deines Eifers Wellen
Sich uns entgegen stellen
3. Des Waßers Uebermuth
Ist uns mit stoltzer Fluth
Schon Seelen-an gedrungen
Jetzt werden wir verschlungen
Wenn wirst Du doch erwachen
Du Hafen unsrer Sachen
4. Steh auf von Deiner Ruh
Schrey Wind und Wellen zu
Du weist das Meer zu stillen
Mit bloßem Wink und Willen
Denn alles was vorhanden
Ist durch Dein Wort entstanden
5. Nimm ja in der Gefahr
Nicht unsers Kleinmuths wahr
Der sich bey uns muß regen
Ach unsrer Sünden wegen
Denn des Gewißens Plagen
Erwecken Furcht und Zagen
6 Laß unsere Herzen rein
Durch Christi Blutbad seyn
Die Angst so er empfunden
Halt uns der Furcht entbunden
Und seines Sieges Werke
Seyn unsers Glaubens Stärke.
7. Und wahre Freudigkeit
Bey dieser schweren Zeit
Da wieder uns der Hellen
Gesümpf sich auf will schwellen
Lehr wider alles Grauen
Uns kindlich Dir vertrauen.
8. Du bist ja fort und fort
Israels Schutz und Hort
Wie Du es warst vor Zeiten
Und stehest jetzt von weiten?
Bist einem Riesen eben
Von dem kein Schutz zu heben.
Der Leichen Staub und Stank
Erzeigt er Dir auch Dank?
Wirst Du von allem Bösen
Uns Deine Heerd’ erlösen;
So sollen unsre Weisen
Dich ewig dafür preisen.
Christliches Sterbelied
auf den schwedischen General und Churbrandenburgischen
Cammerherrn Johann Arnd von Goldstein u seinen Sohn Gustaff Friedrich 1654
In die Weise des 7 Liedes II Theils der Arien Heinr. Alberts
Wie lang lieg ich hie, wie muß ich starren.
1. Wo will es hin mit meinem Herzen
Dem merklich alle Kräft’ entgehn?
Ich sehe nichts in diesen schmerzen
Als Tod und Grauen vor mir stehn:
Nichts ist zu hoffen, nichts zu werben
Beschick Dein Haus, Mensch, du must sterben.
2. Wo laß ich mich nach diesem Leben?
Der Leib gehört der Erden zu
Ihr sey er wieder übergeben
Daselbst empfind er seine Ruh
Wenn ihn die Würmer gleich verzehren
Ich kann es ihnen doch nicht wehren.
3. Wo wird mein arme Seele bleiben?
Die sieht durch eine breite Bahn
Die in der Höllen Abgrund treiben
Die böses bußelos gethan
Die Christo hier ergeben waren
Den engen Steig gen Himmel fahren.
4. Gott der Du anfangs meine Seele
Tief unter mütterlichem Schoos
Gesenkt in dieses Leibes Höle
Und machst sie jetzt auch wieder los
Weil wir Dich Tod und Leben sehen
Stets auf gerechten Händen drehen.
5. Vergib u laß seyn ungerochen
Durch Deines Sohnes Blut und Tod
Dies was ich hie und da verbrochen
Sieh meines Herzens große Noth
Und mein geängstetes Gewißen
Das Reu und Buße gantz zerrißen.
6. Wend ab des Satans List und Pfeile
Und thu ihm starken Widerstand
Und weil ich jetzt von hinnen eile
Nimm meinen Geist in Deine Hand
Den Christus theuer ihm erworben
Als er unschuldig ist gestorben.
7. Thust du es? ja, so komm behende
Komm, Tod, und kürz mir meine Pein
Brich an mit einem selign Ende
Ich will nur aufgelöset seyn
Wer Christo gläubig sich ergeben
Der stirbt und wird ihm ewig leben.
Christliches Sterbelied
auf Christoph Rappen Obristen Wachtmeisters p 1653
1. In allen Deinen Sachen Sollst Du Dir Rechnung machen
Von jener letzten Noth Die diesem armen Leben
Dich gute Nacht zu geben Wird zwingen Dich der Tod.
2. Nichts anders ist zu werben, Du sollst u must, Mensch, sterben
Umsonst ist allzumal. Aus dieser schweren Ketten
Taug Dich nicht zu erretten Der Freunde große Zahl.
3. Noch Deiner Diener Haufen Sie werden all entlaufen
Du bleibst ohn Hülf und Rath Drum such auf den zu schauen
Der wider Tod und grauen Die stärksten Mittel hat.
4. Bey dem der armen Seelen Nach dieses Leibes Hölen
Ohn Ende wol mag seyn Zu dem must Du Dich kehren
Mit bitter heißen Zähren Und flehen ihn allein.
5. Er hat Dich ihm erworben Als er für uns gestorben
Ihm beichte Deine Schuld Und bleib ihm gantz ergeben
Auf Sterben oder Leben In Demuth und Gedult.
6. Und scheidest Du von hinnen Du wirst das Heil gewinnen
Das Leben durch den Tod Denn niemand wird verloren
Der diesen Trost erkoren Voraus in Sterbensnoth.
Christliches Grabelied
auf Friedr. Krinzen der in der besten Blüthe seines Alters gestorben 1657.
In die Weise des 143 ψ im Lobwaßer zu singen.
1. O welcher doch den Tod für allen
Ihm ließe nimmermehr entfallen
Er ist uns gar zu sehr gemein
Wir müßen uns mit ihm schon stallen
Wie alt wie jung wir mögen seyn.
2. Du solst dir keine Rechnung machen
Von diesen oder jenen Sachen,
Du weißt nicht was die Satzung spricht
Ohn von des Todes weitem Rachen
Nur dieser Rechnung fehlst Du nicht.
3. Such, Jüngling, in den zarten Jahren
Der edlen Tugend nachzufahren
Verlaß die Eltern und Dein Haus
Schmück Dein Gemüthe mit den Waaren
Der Künst und Sprachen löblich aus.
4. Und kömst Du dann nach Hause wieder
Der Deinen Trost, so leg Dich nieder
Erwürget durch des Todes Macht
Betrüb die Mutter, Schwestern, Brüder
Und gieb uns allen gute Nacht.
5. Was schwebet der stets auf den Wellen
Dem schnöden Reichtum nachzustellen
Der folgt dem Läger fort und fort
Und suchet seinen Feind zu fällen
Ihn selbst fällt bald der Satzung Mord.
6. Wol dem der stets gedenkt zu sterben
Sucht Gottes Gnade zu erwerben
Und zeucht von Sünd und Bosheit weit
Der wird durch keinen Tod verderben
Er stirbt und lebt in Ewigkeit.
7. Herr Jesu führ durch Deine Güte
Den Tod uns allzeit zu Gemüthe
Damit wir klug seyn immerdar
Wer also stirbt, auch in der Blüthe
Der fährt dahin im grauen Haar.
Herzliches Bet- und Danklied
wegen der neuerbauten Sackheimschen Kirche unter
der Person des M. Neuschilling’s Dieners am am Göttl. Worte daselbst, welcher sich um
diese neue Kirche der er sich mit großer Sorgfalt angenommen höchst verdient
gemacht. Den 22 Aug. 1649. NB. Aus
einer blaßen Copie.
1. Wir armen Leute meynen
Das Haus dem Gott sich traut
Besteh aus Holtz und Steinen
Durch Menschen Hand gebaut.
Es werd es der beziehen
Des Haus sind Licht und Flammen!
Die Himmel allzusammen
Sind viel zu klein für ihn.
2. Ein Hertz das sich von Sünden
Gesäubert jederzeit
Das Glaub und Lieb entzünden
In Zucht und Frömmigkeit
Ist seine liebste Ruh
Hier will er einig schweben
Hie sagt Er Heyl und Leben
Und allen Seegen zu.
3.Wahr ist es Herr, es faßen
Dich alle Himmel nicht
Ein Hertz so Dir gelaßen
Und seinen Willen bricht
Ist Dein Gemach allein
Laß aber Dich gewinnen
Die Einfalt unserer Sinnen
Dir wolgefällig seyn.
4. Wir haben Deinem Namen
Der über alles geht
Für uns und unsern Saamen
Dies Gottes Haus erhöht
Damit Dein großer Ruhm
Allhie gepredigt werde
Daß Himmel, See und Erde
Sey Herr Dein Eigenthum.
5. Hie wird man fleißig merken
Die seelige Himmelsbahn
Hie singen von den Werken
Die Du bey uns gethan
Hie wegen seiner Schuld
sSich kränken im Gemüthe
Und flehen Deiner Güte
Um Langmuth und Gedult.
6. Du hast uns Ruh verliehen
Von Kriegen und Beschwer
Drum sind wir so gediehen
Und werden dieses Heer.
Die vor unfruchtbar war
Ist Mutter nun erkohren
Und hat erfreut gebohren
Dir diese große Schaar.
7. Wie aus dem Morgenglanze
Der kühle Feldthau rührt
So häufig wird die Pflanze
Der Kinder auch gespührt
Das Land versorget kaum
So eine große Menge
Man schreyet für Gedränge
Nach einem weitern Raum.
8. Den Hast Du aus uns Gnaden
An diesem Ort ertheilt
Uns großer Angst entladen
Die oft uns übereilt.
Gedenke der schweren Last
Der Noth so wir erlitten
Da Du für uns gestritten
Für uns gehadert hast.
9. Wollt hie sich etwas sperren
Du hast ihn stark gewehrt
Des Fürsten und der Herren
Gemüth uns zugekehrt
Wir waren gantz verzagt
Du halfst uns in dem Werke
Als wir auf Deine Stärke
Es freudig hingewagt.
10. Nun steht das Haus erbauet
Ohn alle Pracht und Schein
Schlecht dürftig und vertrauet
Doch Deiner Hut allein
Schlägst Du es nur nicht aus
Trägst Du nur her Verlangen
So wird es können prangen
Als Salomonis Haus.
11. Dies ist warum wir flehen
Du wollest immerdar
Zu dieser Stäte sehen
Sie schützen für Gefahr
Erwehl o Vater Dir
Sie ewig Deinen Ehren
Laß sie sich stündlich mehren
An heilig hoher Zier
NB. Ich weiß nicht ob hier die Zahlen
verschrieben oder ein Vers ausgelaßen
13. Dies ist warum wir flehen Deinen Dienst hie treiben
Du wollest immerdar Denselben gieb Verstand
Zu dieser Stäte sehen Daß sie am Worte bleiben
Und haßen Menschentand, Auch dir ohn Heucheley
Mit Lehr und Leben dienen Daß keiner unter ihnen
Ein blinder Leiter sey.
14.Warum man hier wird beten Was uns betrüben kann
Darum wir vor Dich treten In diesem sieh uns an
Laß unsre Bitte vor Uns ihrer zu gewähren
Und niemals wollst Du kehren Von uns Dein Vaterohr.
15. Wenn Mißethat uns kränket Krieg Theurung, böse Lust
Uns zu verwüsten denket Und man hie zu Dir ruft
Dir seine Schuld bekennt So sey o Herr! uns gnädig
Und mach uns deßen ledig Warum Dein Eifer brennt.
16. Erhör uns Gott wir wißen Von 1000 Ochsen Blut
Vor Dir nicht zu vergießen Nimm unser Herz vor gut
Ein Sinn der Andacht hält Ist mehr bey dir geachtet
Als würden abgeschlachtet Die Heerden aller Welt.
17. Und hast Du Dein Behagen An Opferblut und Noth
So bringen wir getragen, Selbst Deines Sohnes Tod
Den unsre Sünd erwürgt Dich wider uns zu stillen
Er hat auch Selbst mit Willen Uns also loß gebürgt.
18. Von deßen Blut und Schmerzen
Fließ allzeit dieses Haus
Für allen unsere Herzen
Und säubere so Dir aus
Und kehr bey ihnen ein Dann wird es uns gelingen
Wenn wir vor allen Dingen Dein reiner Tempel seyn.
Auf der letzten Seite der Beilage:Die andere Ausgabe ist von 696. Anstatt der Dedication im Namen der
Wittwe, (welche 685 gestorben) ist eine Vorrede des Herausgebers, den
ich zu kennen wünschte der außer diesen Theil der
poetischen Werke
welche er
heroische
nennt, weil sie mehrentheils hohen Häuptern
gewiedmet sind,
Dachens ausführliche Lebensbeschreibung
bey
Ausfertigung seiner Oden
verspricht. Format und gantze
Einrichtung trift zum Th. mit der überschickten alten Ausgabe von 1681
überein. Der Titel aber lautet:
Sim. Dachen weyl. p poetische Werke
bestehend in Heroischen Gedichten denen beygefügt 2
seiner verfertigten poetischen Schauspiele. Anjetzo auf
vielfältiges Verlangen in Druck gegeben
. Der Zuwachs fängt
sich just mit einem neuen Alphabet an u beträgt 9½ Bogen, 2½ besteht
aus dem Drama
Cleomedes
und dem
Entwurf der Sorbuisa
welches beym academischen Jubelfeste 644 praesentirt worden und vier
starke Gelegenheitsgedichte; zwey im Namen der Sackheimschen
Gemeine wegen ihrer neuen Kirche. In dem einen ist die schöne Stelle auf
Gott:
Ihn kennen ist Verstand, Ihn fürchten Sicherheit
Ihm völlig dienstbar seyn die höchste Herrlichkeitdie nach dem Tod auch wehrt –
Er ist der Dinge Kraft, Art, Wesen und Gestalt
Ihr’ Anmuth, Lust und Zier, Bestand und Aufenthalt.
Kreutzfeld hat einen gantzen Stoß von Carminibus geschenkt bekommen
worunder die meisten Leichengedichte, einige Hochzeit-Glückwünsche.
Aus diesem hab ich die 11 Stück herausgesucht; weil selbige ausdrückl.
den Titel von Liedern führen. Das 12 ist aus einer bloßen Abschrift
genommen die nicht zu correct war. Der schwärmerische Kopf Bartsch
hier hat
dem Gottscheden alle Opera
Vid. 3. Acta Borussica zur
Ausgabe überschickt. Ich sollte auch meynen, daß alles auf der
Altstädtschen Bibliothek
auch da seyn müste u bey Bartschens Erben
vielleicht noch Familienstücke liegen.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 73f. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304. Dort auf pag. 169 der Vermerk: „(102). Hamann an C. Herder. Das Original an Meidinger.) 1 März 79.“Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 73f.
ZH IV 59–60, Nr. 546.Provenienz
Frankfurt am Main, Freies Deutsches Hochstift.Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 329–33.
ZH IV 60–61, Nr. 547.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Sammlung Warda (ohne Signatur).Bisherige Drucke
ZH IV 61–63, Nr. 548.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 18).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 140–146.
ZH IV 63–68, Nr. 549.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 171–172.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 74–78.
ZH IV 68–71, Nr. 550.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
ZH IV 71–75, Nr. 551.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH IV 75, Nr. 552.Provenienz
Druck ZH nach Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 330. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 330.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 146–147.
ZH IV 76, Nr. 553.AnhängeEin Auszug Herders aus Luthers Tischreden (vgl. HKB 553 [76/13–15]); Provenienz: Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, GSA 44/41:Sprüche, die Luther mit eigner Hand, theils Creuziger
in ein Testament geschrieben, das er selbst gebraucht,
u. darinn er die Uebersetzung häufig verändert. Das
Ex. ist von 1540. und die Ausg. 1541. ist darnach gemacht. Es ist in
der Universitätsbibl. zu Jena.
Von Creuzigers Hand:
Est iustificata est sapientia a filiis suis.
Solus Deus est peccator et nullus
omnis homo est iustus et omnia.
Solus pater est impotens, quia homines sunt potentes
ut tyranni, quibus pater non potest resistere.
Solus filius est stultus, quia homines sunt sapientes, ut
haeretici, quibus filius non potest respondere.
Solus Spir. S. est impius, quia homines sunt pii, ut falsi
Fratres, quibus spiritus non potest satisfacere pro peccatis suis.
Sic virtus Dei in infirmitate nostra perficitur, quae in
in nostra potentia infirmatur.
Simus igitur in nobis infirmi, ut in Deo potentes effi-
ciamur. penultima februarii 44.
D. Mart. Luther.Von Rörers Hand:
Spiritus per psalterium – – – – –
credens turbatur et tribulatur
tribulatus orat et invocat
invocans auditur et consolatur
consolatus gratias agit et laudat
laudans instruit et docet
docens hortatur et promittit
promittens minatur et terret
qui vero minanti et promittenti credit
is eundem
c
urr
i
cul
u
m ingreditur easdem res
gesturus et experturus. Hic est verus psalterium usus
et vera officia personarum spiritualium.Abermals von Creuz. Hand:
Christiani ferre cuguntur tres persecutores, malos, peiores
pessimos. Mali sunt tyranni, qui persequuntur nos gladio et potentia.
Quod est peccatum contra patrem, cuius omnis est potestas.
Priores sunt sectarii, qui peccant humana sapientia – – – –
Pessimi sunt falsi fratres, quorum peccatum est ex mera malitiacontra bonitatem spiritus sancti, ideo peccant peccatum irremissibile.
Hi sunt Judas, de quo queritur Dominus: qui edebat panem meum
et qui audiebat praedicationem meam, der trit mich mit Füßen.
Die Joh. Apo. in Ser. Natal. Do. 1552Von Rorers Hand:
anno Do. 1517. in profesto omnium Sanctor. Witenbergen in
val templorum propositus sunt – – – – de indulgentiis a D. Mart. Luther
Anno 1518. postridie Bartholomaei circa horam 10. Phil. Met.
primum verit WitenbergemVon Creuz. Hand:
Rom. 3.
Sola fides iustificat in Christo i.e. Ecclesia
Solus civis patitur in politia i:e. mundo
Solus coniunx servit in domo
iuxta illudDer Herr muß selber seyn der Knecht
Will ers im Hause finden recht.
Die Frau muß selber seyn die Magd
Will sie im Hause schaffen Rat.
Gesinde nimmer mehr bedenkt
was Nutz und Schad im Hause brengt
– – ist ihm nichts gelegen dran
– – – sie es nicht für eigen han.
P. M. 16. mar 46. M. L.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 173–174.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 78–82.
ZH IV 77–79, Nr. 554.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 176–177.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 82f.
ZH IV 80–82, Nr. 555.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 178.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 85f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 147–149.
ZH IV 82–84, Nr. 556.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 84f.
ZH IV 84–86, Nr. 557.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 33.Bisherige Drucke
ZH IV 86–88, Nr. 558.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH IV 88–91, Nr. 559.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 86–88.
ZH IV 91–94, Nr. 560.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 179–180.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 89–94.
ZH IV 94–100, Nr. 561.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 181.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 94–96.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 149f.
ZH IV 100–101, Nr. 562.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH IV 102–109, Nr. 563.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 101f.
ZH IV 109–110, Nr. 564.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 182–183.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 96–101.
ZH IV 110–116, Nr. 565.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH IV 116–117, Nr. 566.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 117–123, Nr. 567.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
ZH IV 123–124, Nr. 568.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 184–185.Bisherige Drucke
ZH IV 124–128, Nr. 569.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 129–133, Nr. 570.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH IV 133–134, Nr. 571.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 104–106.
ZH IV 134–135, Nr. 572.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 186–189.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 106–110.
ZH IV 135–145, Nr. 573.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 190–192.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 110–116.
ZH IV 145–153, Nr. 574.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 116f.
ZH IV 153–154, Nr. 575.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 193–194.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 117–120.
ZH IV 155–158, Nr. 576.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
ZH IV 158–160, Nr. 577.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 160–164, Nr. 578.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH IV 164–165, Nr. 579.Zusätze ZHAuf die Rückseite des Briefes schrieb Marianne Courtan:Dem Freunde unvergeßen, Den mir mein Glück hier gab.
Da wo ich oft geseßen, Ruht dann sein Pilgerstab,
Pflanzt seine Hand Cypressen Um mein bethränktes Grab.
Die Zeugen seines Kummers grünen Hoch über meinen Staub empor.
Ich aber geh durch Cherubinen- Posaun geweckt, den Lenz in meinen Mienen,
Dereinst aus einem Hayn hervor. –Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 2).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 330–331.
Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 457–458.
ZH IV 165–168, Nr. 580.Anmerkungen
Der Brief schließt sich unmittelbar an die Reinschrift von Hamanns „Zwey Scherflein zur neusten Deutschen Litteratur“ an (vgl. Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 229–242).Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 3).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 331.
ZH IV 169–170, Nr. 581.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
ZH IV 170–171, Nr. 582.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH IV 171–172, Nr. 583.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.Bisherige Drucke
ZH IV 172, Nr. 584.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 29.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 310–312.
ZH IV 172–173, Nr. 585.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 196–197.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 120–125.
ZH IV 174–178, Nr. 586.AnmerkungenZu HKB 586 (174/22) Beylage Anmerkung von Herders Hand: Nemlich das Msc. der Fortsezung von Lessings Ernst u. Falk.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
ZH IV 179, Nr. 587.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 179–180, Nr. 588.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 198–199.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 125–132.
ZH IV 180–186, Nr. 589.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 200.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 132f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 150–152.
ZH IV 186–187, Nr. 590.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 204–205.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 133–136.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 152–154.
ZH IV 187–189, Nr. 591.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 201–203.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 136–147.
ZH IV 189–198, Nr. 592.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 148f.
ZH IV 199–200, Nr. 593.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943; zugrunde lag eine Abschrift von Häfeli. Letzter bekannter Aufbewahrungsort der verschollenen Abschrift: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 18. Original ebenfalls verschollen.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 149–153.
ZH IV 200–203, Nr. 594.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 203–205, Nr. 595.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 154f.
ZH IV 205–207, Nr. 596.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH IV 207, Nr. 597.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 206–207.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 156f.
ZH IV 208–212, Nr. 598.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 213–214, Nr. 599.Zusätze ZHZu HKB 599 (214/14–15): Zusatz Hartknochs, überIdées singulieres:Unschuld in Gefahr oder die ungewöhnl. Ereignisse
Zu HKB 599 (214, 15): Zusatz Hartknochs, überpaysan perverti:MimographesProvenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 19–20).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 154–161.
ZH IV 214–221, Nr. 600.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 158–160.
ZH IV 222–224, Nr. 601.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 160–163.
ZH IV 224–226, Nr. 602.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 59.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 163–166.
Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe. Historisch-Kritische Ausgabe, Bd. VII, 1: Briefe. Hg. von Helmut Riege, Berlin, New York 1982, 178–179 (Nr. 163); vgl. Bd. VII, 3: Apparat/Kommentar. Hg. von Helmut Riege, Berlin, New York 1982, 880–887.
ZH IV 226–227, Nr. 603.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 209–210.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 166–168.
ZH IV 228–232, Nr. 604.AnhängeFriedrich Carl von Moser an Johann Gottfried Herder, Darmstadt, 6. Juli 1780, Abschrift von Hamanns Hand mit Vermerk von Hamann links oben auf der Seite; Provenienz: Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 208:Erhalten am Michaelistage und abgeschrieben auf dem andern Blatt
des Originals.
Darmstadt den 6 Jul. 80.Ew. Hochwürden
Bekänntnis: durch Stille seyn u Hoffen werdet ihr
stark seyn; war mir EngelsStimme in der Stunde der Noth, da ich
diesen Zuruf erhielt, sie ists mir auch noch jetzt und noch mehr, da ich
Gott vor meine Erlösung aus einem Joch danken kann, unter dem
meine Seele schmachtete und fast verdorrte. Ich habe mich gedrungen
gesehen, vor etwa 3 Wochen mich zum Opfer der Treue vor ein Land
hinzugeben, dessen Werkzeug der Unterdrückung zu werden ich mich
nicht entschließen konnte. Ich gehe in wenigen Tagen mit dem Stabe in
der Hand, aber einem Herzen voll Lob, Dank u kindlicher Zuversicht in
die tiefe Stille einer ländlichen Hütte zu Zwingenberg 3 St. von hier.
Ew Hochwürden Seegen u. Andenken wolle mich auch dahin begleiten,
meine Ihnen gewidmete innige Verehrung und Liebe wird nur mit
meinem Leben aufhören.
Den Seher Hamann bewundere, ohne ihn zu verstehen.
Ew. Hochwürdengehorsamster DienerMoser.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 232–234, Nr. 605.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 32.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 312–318.
ZH IV 234–241, Nr. 606.Zusätze ZHZu HKB 606 (240/20): Zusatz Hamanns, überCheruski:RczewuskyProvenienz
Erste Hälfte (HKB 607 [241–244]): Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 209–210.
Zweite Hälfte (HKB 607 [245–248]): Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 21).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 172–174.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 162–169.
ZH IV 241–248, Nr. 607.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.
ZH IV 248–249, Nr. 608.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 249–250, Nr. 609.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 29.Bisherige Drucke
ZH IV 250–251, Nr. 610.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 213–214.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 168–172.
ZH IV 252–258, Nr. 611.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 215–216.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 174–178.
ZH IV 258–266, Nr. 612.Provenienz
Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: ZH zufolge früher in Dortmund, Stadtbibliothek. Text nach dem Faksimile in Erich Schulz (Hg.): 1700–1800. Ein Jahrhundert deutscher Dichterhandschriften, Dortmund 1929, 10.
Ebenfalls vorhanden: Eine Abschrift von fremder Hand (Provenienz: Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 224).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 197.
Erich Schulz (Hg.), 1700–1800. Ein Jahrhundert deutscher Dichterhandschriften, Dortmund 1929, 10.
ZH IV 266–267, Nr. 613.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 79–80.
ZH IV 267–270, Nr. 614.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 22–23).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 169–177.
ZH IV 270–278, Nr. 615.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 178–180.
ZH IV 278–282, Nr. 616.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 217–219.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 180–185.
ZH IV 282–289, Nr. 617.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 80–82.
ZH IV 289–291, Nr. 618.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 220–221.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 185–189.
ZH IV 291–295, Nr. 619.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 82–83.
ZH IV 296, Nr. 620.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 189–191.
ZH IV 297–300, Nr. 621.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 222–223.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 191–197.
ZH IV 300–306, Nr. 622.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 198f.
ZH IV 306–308, Nr. 623.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 197.
ZH IV 308–309, Nr. 624.Provenienz
Universitätsbibliothek Kiel, Cod. MS. K.B. 93, 17–18.Bisherige Drucke
Henning Ratjen, Johann Friedrich Kleuker und Briefe an seine Freunde (Göttingen 1842), 69–74.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 350–355.
ZH IV 310–314, Nr. 625.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943; zugrunde lag eine Abschrift von Johann Georg Müller. Letzter bekannter Aufbewahrungsort der verschollenen Abschrift: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 18. Original ebenfalls verschollen.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 199f.
ZH IV 314–315, Nr. 626.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 225–226.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 200–203.
ZH IV 315–320, Nr. 627.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: ZH zufolge zuletzt im Besitz des Grafen Keyserling auf Rautenburg, Ostpreußen.Bisherige Drucke
ZH IV 320–321, Nr. 628.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 204–206.
ZH IV 321–325, Nr. 629.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Sammlung Radowitz 5873).Bisherige Drucke
ZH IV 325–327, Nr. 630.Anmerkungen
Die Briefe von Hamann und Johann Gottlieb Kreutzfeld (21. und 23. August 1781) wurden zusammen abgeschickt.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 206–214.
ZH IV 327–331, Nr. 631.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 214–217.
ZH IV 331–334, Nr. 632.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 227–228.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 217–222.
ZH IV 334–341, Nr. 633.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 222–224.
ZH IV 341–344, Nr. 634.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 344–346, Nr. 635.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 228–232.
ZH IV 346–352, Nr. 636.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 229–230.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 225–228.
ZH IV 352–358, Nr. 637.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 231.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 232f.
ZH IV 358–360, Nr. 638.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 24).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 177–179.
ZH IV 361–362, Nr. 639.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach).Bisherige Drucke
ZH IV 362, Nr. 640.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 233–236.
ZH IV 363–365, Nr. 641.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 237.
ZH IV 365–366, Nr. 642.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 644 und 645.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 25).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 179–182.
ZH IV 367–369, Nr. 643.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Sammlung Warda (ohne Signatur).Bisherige Drucke
ZH IV 369–370, Nr. 644.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 370–371, Nr. 645.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 232–233.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 237–246.
ZH IV 372–377, Nr. 646.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 63.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 246–248.
ZH IV 378–379, Nr. 647.Provenienz
Schaffhausen, Ministerialbibliothek, Nachlass Johann Georg Müller, Fasc. 508.Bisherige Drucke
ZH IV 379–382, Nr. 648.Provenienz
Eine Kopie des Originals im Nachlass Arthur Henkels. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Laut Arthur Henkel befindet sich das Original im Besitz von Professor Kurt v. Raumer.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 248–250.
ZH IV 382–383, Nr. 649.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 234–235.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 250–255.
ZH IV 383–389, Nr. 650.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH IV 389–390, Nr. 651.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 255–262.
ZH IV 390–395, Nr. 652.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 262f.
ZH IV 395–397, Nr. 653.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 236–237.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 264–269.
ZH IV 397–402, Nr. 654.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 26).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 182–186.
ZH IV 402–406, Nr. 655.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 269–271.
ZH IV 406–407, Nr. 656.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 271–275.
ZH IV 408–410, Nr. 657.Zusätze ZH
Dem Brief lag Hamanns Abschrift des Briefes von Marie Sophie Penzel an Abraham Jakob Penzel, Jeßnitz, 28. September – 2. Oktober 1777, bei. Abdruck in: Blätter für literarische Unterhaltung, Nr. 9 und 10 (Leipzig 1837). Ebenso in Hans Köppe: Abraham Jakob Penzels Lebensirrfahrten. Leipzig 1936, 144–156.Provenienz
Düsseldorf, Goethemuseum, NW 2330/2001/41 (ZH druckt nach Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 392–394.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 392–394.
ZH IV 411, Nr. 658.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 238–239.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 275–278.
ZH IV 412–415, Nr. 659.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 359–362.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 1f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 46–47.
ZH IV 416–417, Nr. 660.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 4).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 331–332.
ZH IV 417–419, Nr. 661.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 419–420, Nr. 662.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 63.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 67–68.
ZH IV 420–423, Nr. 663.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
ZH IV 423–424, Nr. 664.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 278f.
ZH IV 424–426, Nr. 665.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 279f.
ZH IV 426–429, Nr. 666.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 281–283.
ZH IV 429–430, Nr. 667.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 283–291.
ZH IV 431–437, Nr. 668.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 241–242.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 291f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 186–188.
ZH IV 437–439, Nr. 669.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 439–446, Nr. 670.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH IV 446–447, Nr. 671.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 292–294.
ZH IV 447–450, Nr. 672.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH IV 450–452, Nr. 673.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 40.Bisherige Drucke
ZH IV 453–454, Nr. 674.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 295f.
ZH IV 454–456, Nr. 675.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 243–244.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 296–302.
ZH IV 457–462, Nr. 676.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 302–304.
ZH IV 462–464, Nr. 677.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 304f.
ZH IV 464–466, Nr. 678.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
ZH IV 466–467, Nr. 679.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 306–311.
ZH IV 467–470, Nr. 680.Provenienz
Druck ZH nach den unpublizierten Druckbogen von 1943. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 305f.
ZH IV 471–472, Nr. 681.Provenienz
Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Penzeliana II.Bisherige Drucke
Bernhard Gajek: Zwei unbekannte Briefe Johann Georg Hamanns. In: Jahrbuch des freien deutschen Hochstifts (1986), 34–60 (danach ediert auch ZH).
ZH IV 515–516, Nr. 532a.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20.Bisherige Drucke
ZH V 1–3, Nr. 682.Zusätze ZH
Abschrift mit späteren Randbemerkungen von Hamanns Hand.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 312f.
ZH V 3–5, Nr. 683.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Sammlung Warda.Bisherige Drucke
Wolfgang Stammler, Matthias Claudius, der Wandbecker Bote. Ein Beitrag zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte. Halle an der Saale 1915, 253–254.
ZH V 5–9, Nr. 684.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 9–11, Nr. 685.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 313f.
ZH V 11–15, Nr. 686.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 314–319.
ZH V 15–18, Nr. 687.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 245.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 319–321.
ZH V 18–21, Nr. 688.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 423f.
ZH V 21–22, Nr. 689.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 321–329.
ZH V 22–27, Nr. 690.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: teils Acc. ms. 10787, heute gänzlich bei Acc. ms. 1886. 53, Nr. 27).Bisherige Drucke
Bernhard Suphan, Aus ungedruckten Briefen Herders an Hamann. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 141–143.
In Auszügen bei Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 42: 16. October 1859, 332–333.
ZH V 28–32, Nr. 691.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 329f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 133.
ZH V 32–34, Nr. 692.Provenienz
Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Signatur: Autographen-Sammlung, 54. 23 2/9.Bisherige Drucke
ZH V 34, Nr. 693.Provenienz
Bayerische Staatsbibliothek München, Signatur: Autogr.Cim. Hamann, Johann Georg.Bisherige Drucke
ZH V 35, Nr. 694.DigitalisatAutogr.Cim. Hamann, Johann Georg.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 246–247.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 330f.
ZH V 35–38, Nr. 695.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 331–340.
ZH V 38–45, Nr. 696.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 340–342.
ZH V 45–47, Nr. 697.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers, mit stillschweigenden Änderungen Arthur Henkels. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 433.
ZH V 47–48, Nr. 698.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Nachlass Friedrich Nicolai/I/30/Mappe 11, 3.Bisherige Drucke
Otto Hoffmann: Hamann-Briefe aus Nicolais Nachlass. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte I (1888), 134–135.
ZH V 48–49, Nr. 699.AnmerkungenNotiz von Nicolai am Rand der Seite zu HKB 699 (49/6–8), bei „Ich schmeichel mir daher, daß Sie sich bey dieser Gelegenheit erinnern werden, mir Ihren
Versuch über die Tempelherren
u das doppelte Geheimnis beyzulegen“:
NBProvenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 342f.
ZH V 49–50, Nr. 700.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 343–347.
ZH V 50–53, Nr. 701.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Ms. 2627.Bisherige Drucke
Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 233–234.
ZH V 53–54, Nr. 702.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 363–367.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 3–5.
Rudolf Zoeppritz: Aus F.H. Jacobis Nachlaß. Leipzig 1869, I 55–59.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 161–164.
ZH V 55–57, Nr. 703.AnmerkungenAuf der achten Briefseite und dem unteren Rand der siebten findet sich ein Exzerpt Hamanns aus der Monatsschrift „Pomona für Teutschlands Töchter“, die in den Jahren 1783–84 von Sophie von La Roche herausgegeben wurde (Hamanns Änderungen des Pomona-Textes betreffen hauptsächlich Orthographie:Pomona für Teutschlands Töchter von Sophie von la Roche, III Heft.
Speier gedruckt mit Enderesischen Schriften 783. Merz.
1. Antwort auf Fragen nach meinem Wohnzimmer. Zu Speier im
Hause des Domherrn Baron von Hohenfeld Baron Joseph von
Beroldingen Domherr von Speier u Hildesheim –
Gernings
CabinetS. 237.
Graf Friedrich von Stadion. Großhofmeister zu Chur Mayntz, den
sie in Rosaliens Briefen geschildert S. 240.Auf einer Seite des Spiegels hängt das Bild der Herzogin von
Ancaster
, bey welchem ich mich oft meiner unschätzbaren Freunde
Jacobi
erinnere, nicht nur weil ich dieses schöne Stück zuerst in ihrem
Hause sah, als ich 8 Tage lang das Glück genoß in dieser würdigen
Familie zu leben sondern weil der edle u scharfsinnige
Friedrich
Jacobi
mir als ich wünschte in der andern Welt die Gestalt dieser Frau
zu haben mit ernster Freundschaft sagte:
„O wie möchten Sie eine Gestalt haben unter welcher Ihre
Freunde Sie nicht mehr kennen würden!“
Wie sanft zeigt mir der vortrefl. Mann das ungerechte u
unverständige dieses Wunsches meiner Eigenliebe, welche darinn gegen meine
mich liebende Freunde wirklich undankbar war u mich durch Erfüllung
dieses thörichten Verlangens der Freude beraubt hätte in der andern
Welt von meinen theuren thugendhaften Freunden wieder erkannt
u Ewigkeiten hindurch von ihnen geliebt zu werden? – u alle das hätt
ich verloren um in meinen Augen schöner zu seyn als ich war. O wie
oft schadet uns unbedachtsame Eitelkeit mehr als Feinde es hätten
thun können? u wie viel ist in einer solchen Stunde der aufgeklärte,
gütige Freund uns wert? – B
Betti
! Sie umarmten mich als ihr
würdiger Gatte mir die liebreiche Weisung gab. Ich glaube Ihre
vortrefl. Seele hatte eine doppelte Absicht dabey: – Sie wollten mir die
Lehre in das Hertz drücken u daneben den Ernst des Tons u der Blicke
Ihres Fritz mildern. Haben Sie Dank – beide – für dieses u vieles
Glück der Freundschaft so ich von Ihnen genoßen. Sie kennen Ihre
Sophie
. Sie wißen wie sehr ich Sie liebe u ehre. Möge das Maas
Ihres Wohls so überfließend seyn als dies ihrer Verdienste ist! u möge
ich Ihnen werth bleiben, wie ich bis jetzo es war S. 243–245
am Rande:3 schöne Brüder zu Söhnen,
den ältesten in AmerikaS. 242. VII. S. 656.
Die liebenswürdige zu früh gestorbene
Emilia Schimmelmann
S. 245V. S. 423.
Viertes Heft April die Briefe von
Marianne Fels
, die von meiner
geangebeteten
Julie Bondeli
S. 329
V. Mai ⸂Ueber meine Bücher⸃. Gräfin Catharina von Stolberg,
Rosalia
u
Emma
im Teutschen Museum
Von Gräfin Baudissin die Briefe der
Agnes
u
Idda
S. 423.
Ihr Vater ein vortrefl. Artzt; ihr Oheim ein ruhmvoller
Rechtsgelehrter;
Brucker
, ein Freund ihres Hauses.
Wieland
ihren
Verwandten S. 427. 428. III S. 238. 239. Georg Merioneth vielleicht aus
Littletons Werken. Ein guter Sohn ist auch guter Freund. Eine
moralische Erz. dem HE. von Rezer in Wien zugeeignet. S. 433.
VI. Heft Junius. Signora Fortunata geborne Sulger, aus deutschem
Geblüt eine vortrefl. Improvisatrice p 538
Me Frendel – zu Rom Frau von Diede, geborne Gr. von Callenberg
– Fr. Gräfin von Lippe in Wien. Briefe über Engl. – Fr. Gräfin von
Werthern, geb. Freyin von Stein über Spanien, wo ihr Gemal
Abgesandter gewesen, Fr. von Großschlag geb. Gr. von Stadion über
Frankr. Frau von Berlepsch Reise durch Deutschl. Fr. von Siersdorf
geb. von Brabeck. Dichterin u Zeichnerin die Frankreich Engl. u
Holl. durchgereist. Fr. Gräf. von Nesselrod über Portugal MeMorikäfer über Türkey u Egypten S. 544. 545VII. Jul. Rapin Toyras – Sein Werk über die engl. Geschichte u sein
Name ist mir besonders werth, weil ich das Glück der Freundschaft
einer seiner würdigen Töchter Me de Blaquire zu Lausanne u seiner
2 geistvollen Enkelinnen der Gem. des BaronHuguer holl. Ges.
am Nieders. Kreyse u Auguste von Mamler gel. Freundin meiner Julie
Bondeli genieße. Die Stunden welche ich in Hamburg mit ihnen
verlebte gehören unter die schönsten meines Lebens S. 663. Briefe des
Heely
aus dem Engl. Hedwich Louise von Pernet, geb. von Kemeterp. 688.
VIII. Heft. August. Schöne teutsche Namen! I Stadion – Stein (geb.
von Langwerth 737) in Naßau Oberhofmeisterin 738 – Neuwied –
Naumdorf – Heinitz – Dalberg – Keller – Lühe – Stolberg – Groschlag
– Thun – und Julia Bondeli –
Mariane von
Stein
I – Julia von
Muttersbach – S. 736. ihre Schwester Gräfin Werthern, Frau von
Steinberg 739. Man sagte einst von meiner Julia Bondeli, daß wenn es
mögl wäre, daß die fr. Sprache verloren gienge, so würde man sie in
ihren Briefen wieder finden S 738.
Wünschte der Demuth einen Tempelbau, zukommen – Den mir heil.
Namen
Julia B
schrieb ich auf die Brust der edlen Bildsäule –
denn ach! tief in der Brust meiner
Julia
liegende Demuth brachte sie
dahin alle Schriften die von der Größe ihrer Einsichten gezeugt u sie der
Unsterblichkeit geweiht hätten, zu verbrennen – Geliebter Schatten!
vergieb! aber es war Ungerechtigkeit in diesem Maas Demuth – denn
alle welche dich liebten, litten einen doppelten Verlust – Dich – u was
du warst müßen wir ewig beweinen. Edle Bernerin S. 750. 751.
Goßweiler
in Zürich S. 751. 752. oben Prof. Usteri Entw. zu
beßerer Erziehung der Töchter 752–759.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH V 57–58, Nr. 704.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 57.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 68–69.
ZH V 58–60, Nr. 705.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 248–249.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 347–351.
ZH V 60–64, Nr. 706.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 65–66, Nr. 707.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH V 66–67, Nr. 708.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers, mit stillschweigenden Änderungen Arthur Henkels (unten werden nur semantisch abweichende Änderungen vermerkt). Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 68–69, Nr. 709.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.275.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 115–120.
ZH V 69–73, Nr. 710.Digitalisat:FA Lav Ms 510.275Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH V 73, Nr. 711.Provenienz
Druck ZH nach Berlinische Monatsschrift. Hg. von F. Gedike u. J. E. Biester. 3. Bd., 3. Stück, März 1784, 282–285. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH V 74–75, Nr. 712.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 57.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 440f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 70–73.
ZH V 75–78, Nr. 713.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 439.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 125.
ZH V 78–80, Nr. 714.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 27.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 363.
ZH V 80, Nr. 715.Anmerkungen
ZH zufolge eine Abschrift von Nicolovius. Der Text ist möglicherweise nur ein Auszug.Provenienz
Historical Society of Pennsylvania.Bisherige Drucke
ZH V 81, Nr. 715a.AnmerkungenAuf der Adressseite, vmtl. von Samuel Wolff Friedländers Hand:Was thut die Neugierde mnicht? / Dein Oncle S Friedl.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 250–251.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 351–355.
ZH V 82–88, Nr. 716.AnhängeDem Brief lag wahrscheinlich ein Zettel von Hamanns Hand bei. Provenienz: Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 252. Bisherige Drucke der Vorderseite: Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 354f.
Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, IV 451.
Auf der Vorderseite befindet sich ein Entwurf oder eine korrigierte Reinschrift für den Nachruf auf Lauson.Herr Joh. Friedrich Lauson starb allhier den 4 Oct. des Morgens
frühe nach einer dreytägigen Krankheit eines eben so unbemerkten und
gemächlichen Todes, als sein
Pfad durch Leben
* gewesen war.
Unserm Dem ganzen Publico ist seine unbestechliche
Rechtschaffenheit und sein pünctlicher Dienst- und Pflichteifer,bekannt als
Einnehmer bey der fLicent-Plombage bekannt gewesen. Seine Treue,
Sagacität, Talente und Einfalle machten ihm zum Liebling seiner
wenigen vertrauten Freunde. Bey sehr entschiedenen Anlagen und
Neigungen zu einer größeren Rolle des Glücks, lebte und starb hat unser
preußische Diogenes
mit in einer seltenen Einförmigkeit und, in
einer ächt-antiken Apathie und Armuth gelebt. Er war geboren den
15 Oct. 1727. und hat dem Magistrat seiner Vaterstadt seine zahlreiche
Bibliothek vermacht. In a Alle seine Bücher waren inwendig mit
dem Holtzschnitt eines
Bienenstocks
bezeichnet, welcher das Motto
hatte: Sic Vos non Vobis – und zur Ueberschrift: DELICIAE.
LAVSONIAE. DVLCIORI. PATRIAE. DICATE. MDCCLXVIIII.* secretum iter et fallentis semita vitae Hor.Auf der Rückseite ist ein Buchtitel notiert sowie ein kurzes Exzerpt, außerdem eine Kassennotiz:Zu seiner Casse haben die 20 rthl. Gehalt u 31 gl. von diesem
Päckchen beygelegt werden müßen.
Das Rad des Schicksals oder die Geschichte des Tchoangsees Von
Siegmund Freyherr von Seckendorf. Deßau u. Leipzig 783. S. 172. kl. 8oDer Ort unsers Aufenthalts ist der Schauplatz eines
immerwährenden Kampfes – zwischen
Wollen
u.
Können
S. 22.
Lao-tsee = das alte Kind. Kap. IV. Wo bin ich?Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Wardas Abschrift beruht laut einer Notiz in seiner Abschrift auf einer Abschrift von Nicolovius; deren letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 27.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 355.
ZH V 88, Nr. 717.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, II 444f.
ZH V 88–91, Nr. 718.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH V 91–92, Nr. 719.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 92–93, Nr. 720.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 368–374.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 5–10.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 222–227.
ZH V 93–97, Nr. 721.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 356–361.
ZH V 98–104, Nr. 722.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Wardas Abschrift beruht laut einer Notiz in seiner Abschrift auf einer Abschrift von Nicolovius; deren letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 27.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 355, 362f.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 57.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 70.
ZH V 105, Nr. 724.Anmerkungen
ZH zufolge mglw. ein Bruchstück.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 254–255.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 363–367.
ZH V 106–110, Nr. 725.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 367–370.
ZH V 111–114, Nr. 726.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 115–118, Nr. 727.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers, mit stillschweigenden Änderungen Arthur Henkels (unten werden nur semantisch abweichende Änderungen vermerkt). Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 118–120, Nr. 728.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 256–257.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 371–375 (der Anfang des Briefes wurde versehentlich falsch auf den 24. Januar. 1784 datiert).
ZH V 120–125, Nr. 729.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VI 375f.
ZH V 126–127, Nr. 730.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers, mit stillschweigenden Änderungen Arthur Henkels (unten werden nur semantisch abweichende Änderungen vermerkt). Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 127–130, Nr. 731.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 131.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 133.
ZH V 130–132, Nr. 732.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 132.
ZH V 132–134, Nr. 733.Provenienz
Eine Abschrift vmtl. von Johann Caspar Lavaters Sekretär; aufbewahrt in: Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav Ms 563.60. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 120–123.
ZH V 134–136, Nr. 734.Digitalisat:FA Lav Ms 563.60Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH V 136–139, Nr. 735.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 63.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 10–12.
ZH V 139–141, Nr. 736.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.276.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 123–125.
ZH V 141–142, Nr. 737.Digitalisat:FA Lav Ms 510.276Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 259–260.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 132–134.
ZH V 143–147, Nr. 738.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 134f.
ZH V 148–150, Nr. 739.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 261–262.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 135–139.
ZH V 150–153, Nr. 740.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH V 153–155, Nr. 741.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 155–156, Nr. 742.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH V 157, Nr. 743.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 158–160, Nr. 744.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 160–162, Nr. 745.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 139f.
ZH V 162–163, Nr. 746.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 140f.
ZH V 163–165, Nr. 747.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
ZH V 165–166, Nr. 748.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1901. 144).Bisherige Drucke
Heinrich Meisner, Stammbuchblatt von Joh. Gottfr. Herder, Caroline Herder und Joh. Georg Hamann. In: Litterarische Mittheilungen. Festschrift zum zehnjährigen Bestehen der Litteraturarchiv-Gesellschaft in Berlin (Berlin 1901), 13.
Arthur Warda: Zu einem Stammbuchblatt von J. G. Hamann. In: Altpreußische Monatsschrift 45 (1908), 606–614.
ZH V 166, Nr. 749.AnmerkungenAuf der Rückseite: Johann Gottfried und Caroline Herders Stammbuchformulierungen vom 19. Dezember 1784:Schöne Gaben gaben die Götter den sterblichen Menschen;
aber das schönste Geschenk sollte der Mensch sich allein
bilden. Es ist der Gaben Gebrauch, die liebende Weisheit;
Schöne Krone! sie lohnt Menschen mit göttlichem Lohn.
Weimar den 10. Decemb. 1784. Zeilen des AndenkensvonJoh. Gottfr. Herder.Unter allen Blumen die auf der Reise Du fandest,
Laß, wenn Du sie durchschaust, mich die Verborgenste seyn.
Mit Verehrung geschriebenvonCaroline Herder.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 141–146.
ZH V 167–171, Nr. 750.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 171–172, Nr. 751.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 56.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 146–148.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 20f.
ZH V 173–174, Nr. 752.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 263–264.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 148–153.
ZH V 174–179, Nr. 753.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 56.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 153–157.
ZH V 179–182, Nr. 754.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Berlin, Sammlung Eugen Wolbe.Bisherige Drucke
Wolfgang Stammler, Matthias Claudius, der Wandbecker Bote. Ein Beitrag zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte. Halle an der Saale 1915, 254.
ZH V 183–185, Nr. 755.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 26f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 83–84, 133.
ZH V 185–188, Nr. 756.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 235–237.
ZH V 188–190, Nr. 757.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 158.
ZH V 190–191, Nr. 758.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 28).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 195–200.
ZH V 191–195, Nr. 759.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 196–197, Nr. 760.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 27f.
ZH V 197–198, Nr. 761.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 159f.
ZH V 198–199, Nr. 762.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1842.Bisherige Drucke
ZH V 200–203, Nr. 763.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 291.Bisherige Drucke
ZH V 203–206, Nr. 764.Zusätze ZH
Abgeschickt mit dem Brief an Herder vom 15. September 1784.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841aBisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 160–165.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 1–6.
Walther Ziesemer: Hamannbriefe. In: Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft 7 (1942), 140–145.
ZH V 206–210, Nr. 765.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 265–269.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 165–172.
ZH V 210–221, Nr. 766.Anmerkungen
Dem eigentlichen Brief geht eine Reinschrift der „Metakritik über den Purismum der Vernunft“ voraus.
Zur „Metakritik“ vgl. Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, IV 281–289.
Dem Brief lag derjenige an Herder vom 5. September 1784 bei.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.
ZH V 221–223, Nr. 767.Zusätze ZHDem Brief lag folgende Quittung der Hartungschen Buchhandlung für Scheffner bei: Nota.
1. Eichhorns Einleitung in das Alte
Testament. 2vl d Ex. 3. 15. gl.
baar empfangen
Hartungsche Buchhandl.
den 14. Jun. 1784.
Zusatz von Hamanns Hand:Schwedenborgs wahre christliche Religion den 18. Sept. 84.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 63.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 172f.
ZH V 223–225, Nr. 768.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 173–175.
ZH V 225–229, Nr. 769.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 42f.
ZH V 229–230, Nr. 770.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 44–47.
ZH V 231–234, Nr. 771.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 176f.
ZH V 235–237, Nr. 772.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 237–239, Nr. 773.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 375-380.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 10–13.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 370–374.
ZH V 239–243, Nr. 774.AnhängeMr. Kirchberg an Sophie von La Roche. Auszug, Abschrift vmtl. von Heinrich Schenk:Extrait d’une lettre de Mr. Kirchberg à Madame de La Roche.
Berne 16. May. 1784.Si j’avois, ma digne amie, eu des choses agréables ou consolantes à
Vous dire au sujet du frere de Madlle Bondely, je n’aurois pas tardé
à le faire, mais je repugnois à être le premier à faire donner des
nouvelles affligeantes à une personne pour qui Vous paroissez Vous
intéresser. A présent elle doit être instruite ministériellement. Le frere en
question est mort l’année passée comme il a vécu – joueur de
profession et de mauvaise foi reconnue – debauché au supreme degré et
procurant à d’autres le moyen de l’être, il s’est vu enfin l’object du
mépris public et a fini son sort par un coup de pistolet. J’ignore si les
hardes
qu’il laisse suffisent pour payer ses dettes. Il est bien odieux
qu’il n’ait pas pensé à faire du bien à sa sœur, plus odieux encore
qu’il n’en ait pas parlé à un cousin germain très riche qui a été fort
etonné d’apprendre par moi l’état de mal-aisance de sa parente
qu’il croyoit dans une position très agréable. Il m’a promis de lui écrire
et de lui faire du bien; c’est un très honnête homme qui n’a que deux
enfans et possede au moins 300/m florins. Mais malgré son honnêteté, je ne
réponds de rien parce qu’il partage toutes les bizarreries et caprices
de la famille B. qui est caracterisée par là. Etc.Provenienz
Eine Abschrift vmtl. von Johann Caspar Lavaters Sekretär; aufbewahrt in: Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav Ms 563.61. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 126–127.
ZH V 243–244, Nr. 775.Digitalisat:FA Lav Ms 563.61Provenienz
Eine Abschrift vmtl. von Johann Caspar Lavaters Sekretär; aufbewahrt in: Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav Ms 563.62. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 127–129.
ZH V 244–246, Nr. 776.Digitalisat:FA Lav Ms 563.62Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 29).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 200–204.
ZH V 246–250, Nr. 777.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 32).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 204–207.
ZH V 250–253, Nr. 778.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 177f.
ZH V 253–255, Nr. 779.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 178–181.
ZH V 255–259, Nr. 780.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.277.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 130–134.
ZH V 259–263, Nr. 781.Digitalisat:FA Lav Ms 510.277Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 381-390.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 13–19.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 385–390.
ZH V 263–267, Nr. 782.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 181–183.
ZH V 268–269, Nr. 783.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 391–395.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 19–27.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 393–400.
ZH V 270–276, Nr. 784.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 183f.
ZH V 276–278, Nr. 785.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 57.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 83–84, 73–75.
ZH V 278–283, Nr. 786.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 b.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 184–186.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 7–15.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 194–195.
ZH V 283–288, Nr. 787.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 187–193.
ZH V 289–292, Nr. 788.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.278.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 134–139.
ZH V 292–295, Nr. 789.Digitalisat:FA Lav Ms 510.278Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 97.
ZH V 295–296, Nr. 790.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 193–198.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 155f.
ZH V 296–299, Nr. 791.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 396–399.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 27–29.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 410–413.
ZH V 300–302, Nr. 792.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 84–88.
ZH V 302–306, Nr. 793.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 28a.Bisherige Drucke
ZH V 306–307, Nr. 794.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 3–17.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 29–42.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 3–13.
ZH V 308–318, Nr. 795.AnhängeFürstin Amalia von Gallitzin an Caroline von Keyserling, Abschrift; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035:Madame,J’ai déja éprouvé les effets de la Continuation de vos bontés pour
moi, d’une maniere trop éfficace pour balancer de m’addresser à
Vous dans une occasion ou probablement Vous pouvez me rendre
un Service qui me seroit très agréable.
Vous possedez a Konigsberg un Homme de Lettre nommé
Haamann, dont les ouvrages assez multipliées, toujours sans Nom – sont
très difficile a avoir, j’en ai lue une partie – mais d’emprunt, et ce que
j’en ai lu a fait naitre en moi un vif désir de les lire non seulement –
mais de les posseder
tous
. Ce plaisir Madame augmentera de prix a
mes yeux si c’est à Vos bontés que je puis esperer le devoir. je suppose
qu’aportée de l’auteur comme Vous l’ètes Madame – il Vous sera facile
(si ce n’est de me procurer tous ce qu’il a ecrit, du moins, une
instruction de sa part, sur les moyens d’y parvenir – et une Liste
exacte de tout ce qu’il a donné au Public, il est peu d’hommes que je
desirerois autant connoitre que lui, et Vous ajouterez Madame aux
obgligations que je Vous ai, en contentant autant que Vous le pouvez
ma curiosité que j’ai d’apprendre de sa maniere d’Etre, de son
Caractère, et de son Ton – tous ce que Vous en savez.
Je me flatte que loin de considerer mon procedé du Coté ou il
pourroit être taxé d’indiscret – Vous voudrez bien n’y voir que la
Confiance absolu que j’ai en vos bontés – et que je me souviens
parfaitement combien L’empressement a obliger et a faire des heureux
Vous caractérise.
Agrée l’assurance des Sentimens distingués et particuliers avec
lesquels j’ai l’honneur d’Etre
MadameMunster en Westphalie Votre tres hum: et tresle 5. Dec: 1784. obeïssante ServanteA. GallitzinP.S. S’il y a quelques Deboursés à faire, daignez tirer sur mon frere
le Comte de Schmettau Chanoine de Halberstadt à Berlin
.
La Somme réquise.Adresse:Fr: Cassel / A Son Excellence / Madame La Comtesse de / Kayserling /
à
Königsberg
/ en PrusseNotiz und Nachbildung des Siegels von Hamanns Hand:Copié par Me C- - le 30 Xbr. 84.
Sume Psyche / Immortalis esto.Provenienz
Landesarchiv NRW Abt. Westfalen, V 504 / Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster (Dep.), Nachlass Franz Caspar Bucholtz, Nr. 56.Bisherige Drucke
ZH V 318–319, Nr. 796.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, I 400–404.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 42–45.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 14–17.
ZH V 319–322, Nr. 797.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas von Nicolovius’ Abschrift des Briefes. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort der Abschrift von Nicolovius: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 27.
ZH V 322, Nr. 798.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH V 323, Nr. 799.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 17–21.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 45–50.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 20–24.
ZH V 324–328, Nr. 800.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 27–34.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 50–57.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 24–30.
ZH V 328–334, Nr. 801.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 c.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 198–202.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 15–24.
ZH V 334–340, Nr. 802.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 202–204.
ZH V 340–342, Nr. 803.Provenienz
Druck ZH nach Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 237–238. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Laut Arthur Warda: Handschrift in Privatbesitz.Bisherige Drucke
ZH V 342–343, Nr. 804.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 21–24.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 58–59.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 36–39.
ZH V 343–347, Nr. 805.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 270–271.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 204–208.
ZH V 347–353, Nr. 806.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 272–273.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 208–212.
ZH V 353–356, Nr. 807.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 212–217.
ZH V 356–360, Nr. 808.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
ZH V 360–361, Nr. 809.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 30).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 207–210.
ZH V 361–364, Nr. 810.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 34–41.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 59–67.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 41–47.
ZH V 364–370, Nr. 811.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 53.
ZH V 370–371, Nr. 812.AnhängeAmalia Fürstin von Gallitzin an Friedrich Heinrich Jacobi, 17. Februar 1785, Auszug, von der Hand Helene Jacobis; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035:Auszug aus einem Briefe der Fürstin v. Gallitzin an F. H. Jacobi Münster den 17.ten Febr 1785.Wie ich an Hamanns Ebentheuer im Kaiserlingschen Hause die
Höchst unschuldige Ursache geworden bin; dieses will ich Ihnen nun
Ihrem Verlangen gemäß erklären. Ich las vor ungefähr 8 Monaten
das 1te Werk v Hamann. Es waren die Sokratischen
Denkwürdigkeiten. Manches darinn war mir unverständlich – was ich aber darinn
verstand, machte mich begierig alles zu verstehen. Ich las sie zum 2tenmahl, verstand mehreres – zum 3ten mahl – verstand wieder mehr, u
doch sind für mich noch dunkele Stellen über darinn, die ich aber zum
Theil für Beziehungen auf Bücher halte, die ich (sehr unbelesenes u
zum viel lesen untüchtiges Geschöpf) nicht gelesen hatte. – Ich war von
manchem in diesem Buche so getroffen – so äußerst angezogen, daß
ich mir nun alle Mühe gab, mir je mehr u mehr Werke v. sdiesem Mann
zu verschaffen. Je mehr ich neue sammlete (ich habe ihrer ungefähr 15)
desto mehr entwickelte sich meine attraction zum Verfaßer u zugleich die
Begierde etwas naheres von ihm zu wißen, da ich theils aus seinen
Werken, theils durch Menschen die mit ihm im Verhältniß stehen oder
gestanden haben, eine ziemliche Menge einzelner, aber ganz
unverbundener data gesammlet hatte. Zum Beyspiel, daß sein Schicksal nicht
glücklich wäre, ohne daß ich von diesem Schicksal etwas bestimmtes
erfahren konnte. – was mich vollens gewaltig an Haman zog,
waren unsere gemeinschaftlichen Freunde: Plato, Homer, Socrates, u vor
allen die H. Schrift, v. der sein ganzes Wesen impregnirt ist. Mit
dieser – mit der Schrift insonderheit, die in den letzteren Jahren für mich
die reichste Quelle des Lebens, fast die einzige würkliche Nahrung
meiner Seele geworden ist; die mir nach der 20tenLecture noch eben
neu bleibt, u bey jeder ein neues Licht in meiner Seele ansteckt, die mir
an u für
sich selbst
ein größeres Wunderwerk ist, als alle Wunder,
deren Urkunde sie ist – mit dieser hat Hamann sich in meiner
Vorstellung dergestalt, u auf eine Art, die ich mit Worten in einem Briefe nicht
zu sagen vermag, eingewebet, daß ich wie an einem heimlichen Ansatz
von Liebe zu ihm krank ward, der mich trieb etwas näheres von ihm zu
erfahren. Eine der ersten Simptomen der Liebe ist, wie Sie wißen, eine
Art von Blödigkeit oder pudeur, deshalb wendete ich mich an keinen
seiner oder meiner Bekannten; sondern an diese mir so gut als ganz
fremde Gräfinn, der ich auch keine Spur v Verhältniß mit H. zumuthete,
um meine Neugierde in etwa zu befriedigen. Wie (höre ich sSie sagen)
an eine die mit H. gar kein Verhältniß hat, um H. näher kennen zu
lernen? – ja, an eine solche – weil ich von ihr nur Geschichte, facta, nicht
aber fremdes Urtheil verlangte; jenes konnte mir zur Ergänzung
meines eigenen Urtheils, dieses aber zu gar nichts dienen. – Also um
Geschichte, facta, nicht Urtheil v. H. zu erhalten, wendete ich mich mit den
Worten: dites moi quelque chose
de sa maniere d’être
etc. an die
Gräfinn, weil ich glaubte, sie müße doch wohl etwas v diesem Manne
gehört haben, oder leicht auskundschaften können, und wollen. Meine
Bekantschaft mit ihr beruht auf einer Durchreise. (als ich zwischen 19 bis
20 Jahren u erst kürzlich geheiratet nach Petersburg reisete) Wir hielten
uns in K: 2 bis 3 Tage in allem auf. Seit dieser Zeit habe ich nicht eher
etwas von ihr gesehen oder gehört als vor anderthalb Jahren, da sie,
ungebeten, blos weil sie zufälliger weise hörte, ich suchte Kants
sämtliche Werke, mir selbige verschafte u mit einem Briefe begleitete, der eine
ungeheure Menge Freundschaft u Diensterbietungen enthielt. Da ich
nun an letzte am liebsten allerleichtesten glaube, weil es mir ein
eben so allgemeines criterium des eigenthümlichen Menschen scheint,
daß ihm das Gefühl seinem Nebenmenschen, auch dem ihm
unbekanntesten, dienen zu können, ein angenehmes Gefühl ist, als daß ihm das
Gefühl von irgend einem gehaßet zu werden ein unangenehmes ist; so
nahm ich gar keinen Anstand mich in dieser Gelegenheit an meine
freundliche Gräfinn zu wenden. – Alles weise genug calculirt, wie Sie
sehen, nur an die Tücke des Schicksals hatte ich dabey nicht gedacht,
welches mir auch dafür diesen so logisch calculirten Plan auf eine recht
indecente art zerrüttet hat. Was mußte Haman bey jenem Absurden
Auftritt fühlen! Da denn die Gräfinn insonderheit, pour achever de
me peindre; meinen Geschmack an die Hamanische u Diderotsche
Philosophie so wunderbar Paarte, daß sie gewiß eben so verwundert sein
mußten sich dort zu begegnen, als es nicht Diderot und Hamann’s
Geister sein werden wofern sie je zusammentreffen. Den Grund der
Beschuldigung dieser Dame da sie außer meinem Reisekleid wenig von mir
kennt, weiß ich nicht, es sey denn, daß der Fürst Gallitzin,
bekantermaßen ein Anhänger dieser Philosophie war, u ich durch ein atque u ein
ergo es als seine Gemahlin auch werden mußte. Doch daran ist wenig
u nur insoweit gelegen, als H.s Beruhigung damit verknüpft ist. Bloß in
dieser Hinsicht habe ich auch nur die sonst gar nicht interressanteGeschichte, meiner höchst unschuldigen Veranlaßung zu diesem seinen
Ebentheuer hingeschrieben. – Nun bleibt mir also noch die Frage zu
beantworten, in wie weit ich seinem Anliegen abzuhelfen behülflich seyn
könnte? Wenn er seinen Urlaub durch Hülfe des Prinzen v Preußen
erhalten zu können meint, so habe ich zu diesem, in der Prinzeßinn v
Oranien die mir ihre Fürsprache nicht versagen wird, einen sehr sichern u
guten Canal. Steht H. der Weg durch den Prinzen v. Pr. nicht an, u
er denkt
directe
beßer zu fahren, so kann ich mich um die beßeren
auszuforschen an meinen Bruder, der sehr viel Erfahrung u Einfluß hat,
wenden. Hier also, Edler Fritz, habe ich Ihnen alles eröffnet, was ich
in Beziehung ihrer Fragen wußte, ebenfalls in der festen
Ueberzeugung, sie werden davon keinen andern gebrauch machen, als
denjenigen der ihren Absichten H. zu beruhigen gemäß wäre.
Was er v seiner Tochter schreibt hat mich in so weit ich es recht
verstanden habe, ser interessirt. Die darauf sich beziehende Stelle seines
Briefes hätte mich beynahe auf den Gedanken gebracht, die Vorsehung
habe vielleicht das Tactwiedrige Dumme Betragen der Gräfinn zur
veranlaßung eines Bandes zwischen dem Mädchen u mir zugelaßen; wenn
mir nicht gestern Buchholz erzählt hätte, Haman habe ihm geschrieben,
das Gott einen seiner heimlichsten u zugleich lebhaftesten Wünsche
dadurch erfüllt hätte, daß eine gewiße Dame zu K., die er sehr zu schätzen
scheint, sich ihrer angenommen.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 d.
Die erhaltene Handschrift umfasst lediglich den ersten Teil des Briefes bis S. 378, Z. 14 einschl. Druck der Fortsetzung nach: Mittheilungen aus dem Tagebuch und Briefwechsel der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin. Stuttgart 1868, 180–182.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 217–224.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 25–37.
ZH V 371–379, Nr. 813.Zusätze ZHMit dem Brief in Zusammenhang steht eine Quittung; Provenienz: Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 156:Daß ich aus Commission des Herrn Franz Buchholtz zu Münster die
auf Ordre des dasigen Hof-Factors Michael Meyer Breslau bey dem
Kaufmann Herrn Johann Conrad Jacobi allhier bereitliegende Summe
richtig von demselben mit 800 Stück Friedrichd’or bezahlt erhalten:
solches bescheinige hiermit.
Königsberg in Preußen den 24. Februar 1785.Johann Georg Hamann.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH V 380, Nr. 814.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 e.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 38–47.
ZH V 381–387, Nr. 815.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 274–275.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 225–227.
ZH V 387–389, Nr. 816.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 107f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 134, 141–142.
ZH V 389–391, Nr. 817.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 f.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 227–232.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 47–53.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 209–210.
ZH V 392–396, Nr. 818.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 233f. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH V 396, Nr. 819.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 61.
ZH V 396–397, Nr. 820.Provenienz
Frankfurt am Main, Freies Deutsches Hochstift, Signatur 5419.Bisherige Drucke
ZH V 397, Nr. 821.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 276–277.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 234–240.
ZH V 398–404, Nr. 822.AnmerkungenZu HKB 822 (399/7): Über der Zeile bei „J.“, von fremder Hand:JacobiProvenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 41–46.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 69–73.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 62–65.
ZH V 404–408, Nr. 823.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 238f.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 213–214.
ZH V 408–409, Nr. 824.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 g.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 240–242.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 53–60.
ZH V 409–414, Nr. 825.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.279.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 139–142.
ZH V 414–416, Nr. 826.Digitalisat:FA Lav Ms 510.279Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 63.Bisherige Drucke
ZH V 416–418, Nr. 827.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 278–279.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 242f.
ZH V 418–421, Nr. 828.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 243–245.
ZH V 421–423, Nr. 829.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 31).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 213–216.
ZH V 423–427, Nr. 830.AnhängeDem Brief lag ein Zettel bei, Arthur Warda zufolge anscheinend von Christian Jakob Kraus, dessen Inhalt sich auf Hamanns Anfrage an Herder vom 6 Februar 1785 bezieht (vgl. HKB 806 [353/9–10]. – ZH druckt den Zettel ohne weitere Angaben in den letzten drei Zeilen des Briefes):Halhed’s hindostanische Grammatik, zu Calcutta gedruckt, soll das
vollständigste Werk seiner Art seyn, und besonders in der Einleitung viele neue
sowol als merkwürdige Thatsachen und philosophische Bemerkungen enthalten.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 90–91.
ZH V 427–428, Nr. 831.Provenienz
Eine Abschrift vmtl. von Johann Caspar Lavaters Sekretär; aufbewahrt in: Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav Ms 563.63. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 142–143.
ZH V 428–429, Nr. 832.Digitalisat:FA Lav Ms 563.63Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 280–281.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 245–247.
ZH V 429–434, Nr. 833.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 247–249.
ZH V 434–436, Nr. 834.Provenienz
Stadtarchiv Hannover, Sig. 287.Bisherige Drucke
ZH V 436–437, Nr. 835.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 h.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 60–62.
ZH V 437–439, Nr. 836.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 46–50.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 73–77.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 95–99.
ZH V 439–442, Nr. 837.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 50f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 77f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 99–102.
ZH V 443–445, Nr. 838.Provenienz
Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20. Text nach einem Negativ des verlorenen Originals in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Westfalen (Signatur: Ham.-Nach., Kps 2,7 [R. II 20]).Bisherige Drucke
ZH V 445–446, Nr. 839.Zusätze ZHDie Handschrift ist eine Abschrift Hamanns zu eigenem Gebrauch; darin folgt dem Text:Abschrift der Resolution E. Königl. General-Administration an die
hiesige Provincial-DirectionMr. Stockmar
Directeur à Königsberg.
Malgré les mesures, qui soient prises, Monsieur, pour assurer le
Service du Sr Hamann, garde-magazin de la Douane de votre ville
pendant son absence, nous ne pouvons déferer à la demande qu’il
fait d’un congé de 3 mois pour se rendre à Halle à l’effet d’y
entreprendre une cure, Vous lui repondrez, que nous pouvons d’autant
moins lui accorder un pareil delai, qu’il doit trouver dans une ville
aussi importante que Königsberg des medecins aussi experts qu’il peut
y en avoir à Halle.
Berlin le 10 Juin 1785.
Signé de la Haye de LaunaiGrodart.Einesige Tage darauf ertheilte die General-Administration, einem
verabschiedeten Lieutenant und Sous-Controleur, deßen Handschrift
noch weitweniger Canzleymäßig als die meinige ist, eine gnädige
Erlaubnis auf 3 Monathe seine hochwohlgeborne Familie in Berlin heim
zu suchen. Des großen Tempelherren Nepotismus ist bekannt, und mit
welchen reichlichen Pfründen sehr jugendliche Neveux pour le retour
de leur patrie ausgestattet worden. Auch hat der andere Vater seine
Söhne in seinen eigenen Departement weder zu ihrer noch seiner
Ehre untergebracht. Die Kaufleute in Memel wißen mehr von den
Heldenthaten des einen und seiner gegenwärtigen inactivité für sein
Gehalt.
War in einer ville aussi importante que Berlin kein Medecin assez
expert pour faire l’operation à un vieux pecheur. C’est, Messieurs,
l’opinion
et la foi des malades, qui font la bonne fortune des
Charlatans, aux depens de leurs dupes. Konnte einer der grösten Monarchen
in seinen weitläuftigen Staaten keine vier oder fünf Männer finden,
die mit mehr Verstand und Wohlstand eben dasjenige hätten ausführen
können. Wenigstens wäre das Geld im Lande geblieben; das
Verderben der
Sitten
durch ein solches Gesindel ist der allergröste Schade.
Nein damals gab es im Lande noch keine Bösewichter d’une avidité si
impudente, que cette foule de brigands etrangers, wie einer ihrer
eigenen Propheten sie nennt. Ach Erde verdecke mein Blut nicht. Hiob
XVI. 18.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 51–56.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 78–83.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 104–108.
ZH V 446–450, Nr. 840.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 239–241.
ZH V 450–452, Nr. 841.Provenienz
Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 241f.
ZH V 452–453, Nr. 842.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 120–121.
ZH V 453–454, Nr. 843.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 i.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 249–252.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 62–69.
ZH V 455–459, Nr. 844.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 855 und 856.Provenienz
Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Laut ZH früher im Besitz von Dr. Mäder, Allenstein. Textgrundlage ist ein Negativ aus Arthur Henkels Nachlass.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 9f.
ZH V 459–462, Nr. 845.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 56–63.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 83–90, vgl. III 112f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 122–130.
ZH V 462–468, Nr. 846.AnhängeDie bei HKB 846 (463/29–31) erwähnte Beilage lautet (Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035):No 1.Da ich theils zur Widerherstellung meiner durch eine sitzende
kümmerl. Lebensart zu Grunde gerichteten Gesundheit, theils zuAbmachung wichtiger Familien-Angelegenheiten, eine Reise zu thun genöthigt
bin, und ich in Ansehung des ersteren das gröste Vertrauen zu einem
gegenwärtig in Halle sich aufhaltenden Artzt habe, zum letzteren
Geschäfte mich aber einer meiner nächsten Freunde mit dem Anfange des
Julii zu Frankfurt an der Oder erwartet, auch die Kosten meiner Reise
und Cur übernimmt: so nehme meine Zuflucht zu E. Kgl. Provincial-
Accise- und Zoll-Direction mir eine Erlaubnis auf höchstens 3
Monathe geneigt zu bewirken, dieses mein nothgedrungenes Gesuch bey
E. Kgl. General-Administration auf das Kräftigste zu unterstützen,
und Hochdieselbe von den während meiner Abwesenheit zu treffenden
Maasreguln in Verwaltung des hiesigen Packhofes zu versichern. In
Zuversicht einer geneigten Erhörung habe die Ehre mit dem tiefsten
Respect zu seyn
E. Kgl. Prov. Accise u Zoll Directionunterth. Diener J. G. H.Kgsb. den 1 Junii85.Packhofverwalter.No. 2. concernant le congé que sollicite le Garde-MagazinSrH.
Kgsb. le 1 Juin 85.Messieurs
Ci-inclus est un Mémoire du Garde-MagazinSrHamande la
Douanne de cette ville, tendant à obtenir un congé de 3 mois pour
faire un voyage à Halle, yentreprendeune cure avec le secours d’un
Medecin de sa confiance, et pour traiter quelques affaires essentielles
de famille. Comme la Santé du Suppliant est à la verité des plus
mauvaises et qu’on prendra les mesures les plus convenables pour fair
suppleer à ses fonctions pendant son absence; ildependrade Vous,
Mrs. de lui accorder la permission qu’il sollicite avec instance, un de
ses amis l’attendant dans les premiers jours du mois de Juillet prochain
à Francfort sur l’Oder, avec d’autant plus de raison que le Service du
Roi ne souffrira nullement de son absence.Signé Le Directeur Prov. Mag Stockmar.Meine ganze Anlage war den damaligen Datis gantz gleichförmig;
den 4 d. erhielt erst die Nachricht durch einen Brief vom 14 April von
meinem Freund D. Lindner, den mir Hartknoch mitbrachte, daß er nach
Jena dem Instituto clinico zu Gefallen gegangen war, und B. hatte
mir wirkl. sein Wort gegeben mich den 1 Jul in Fr. zu erwarten.
3.Mr. Stockmar Directeur à Kgsberg Berlin le 10 Juin 85Malgré les mesures qui seroient prises, Monsieur, pour assurer le
Service duSrH. garde magazin de laDouannede votre ville pendant
son absence, nous ne pouvons deferer à la demande qu’il fait d’un
congé de 3 mois pour se rendre à Halle à l’effet d’y entreprendre une
cure. Vous lui repondrez, que nous pouvons d’autant moins lui
accorder un pareil delai, qu’il doit trouver dans une ville aussi
importante que Konigsberg des Medecins aussi experts qu’il peut y en avoir
à Halle.
L’Administration Generale des Accises et Peages
De la Haye de LaunayGrodart.Diese Resolution ist in einem andern Briefe eingelegt gewesen und
daher nicht eher bemerkt worden, als heute.
Wenn ich antworten sollte so würde ich Ihnen auch sagen daß in
einem so wichtigen Reiche als PrOst und Westpreußen, der große
König mit wenig Mühe und Kosten einige Financiers hätte auftreiben können
ohne nöthig zu haben un troupeau de f – – betes aus Frankreich
zu verschreiben. Es komt aber nicht auf die Kunst des Doctors
undoder Zahnbrechers an, sondern auf das Vertrauen des PatientenDieser Schritt ist mir sauer gnug geworden, und ich habe ihn blos
aus Vertrauen auf die Vorstellungen meiner Freunde und Gönner
gethan. Jetzt setze ich keine Feder mehr an und rühre mich nicht vom Flecke
–
es gehe, wie es gehe
!
den 30 Junii.Freylich, wenn mein Posten das wär, was er gewesen ist und seyn
sollte: so könnte u würde ich von selbst nicht abkommen können. Aber
die Jean F– – haben ihn so verstümmelt, daß ich schlechterdings nichts
zu thun habe, und Stunden, Tage auch Wochen lang entbehrlich bin.
Meine Vorgänger hatten nicht nur den Packhof sondern das ganze
Licent unter sich, auch Stimme und Sitz im Admiralitäts Collegio,welches von der Regie gantz abgesondert ist und zum Ressort der
Kriegs- und Domainen Kammer steht. Die Aufsicht des Licents wurde
ein poste de confiance und erforderte wegen der Correspondence mit
der General-Administration einen Mann, der Französisch versteht. Man
ließ ihm das alte Gehalt und die Aufsicht des Packhofs, und er muste
3 Stuben zu den neuen Einrichtungen einbüßen die mein Nachbar, ein
Friseur des Pr. von Pr. welcher die Wohnung des Licent-Einnehmers
usurpirt und aus Liebe zur Gärtnerey sein eigen Logis diesem
abgetreten, sich wider zugeeignet und auf Königl. Kosten ausgebauet –
unterdeßen ich meiner Stuben entbehren und mich mit 4 Kinder elend
behelfen muß. Marvilliers hat nur ein einzig Kind77 bekam ich diesen Dienst durch Freund Reichardt. Man machte mir
das Leben so sauer, weil der eine
Nachbar
seinen Schwiegervater dazu
haben wollte und der andere
Nachbar
ein Darlehn eines Capitalsbrauchte. Ich gieng deshalb nach Berlin an Mr. Morinval; man trug
die Untersuchung den beyden Angeklagten auf, und meine Resolutionbestand in
Drohungen
– die mir noch auf dem Herzen liegen.
Als ein Königl. Freywohner sollte ich auch mein Theil an Holtz
haben, das meine resp. Nachbarn bisher allein verschluckt. Seit einem
Jahre geschieht eine Vertheilung unter alle Officianten; ich allein bin
ausgelaßen worden.
To be or not to be – Schreib ich, oder schweig ich – Das
letzte
wär
das Klügste wenn mit manchem Dixi nicht ein Liberaui animamverbunden wäre. Zum Schreiben hab ich
Beruff
– An wen? Gewiß nicht
an die GeneralAdministration sondern an den alten Buben de la Haye
de Launay – um ihm Galgen und Rad anzuhängen – oder
reinen
Wein
einzuschenken. Was half es jenem alten Weib, den Olymp u
Acheron in Aufruhr zu bringen. Man lacht über das poetische
UngewitterDie Fooigelder sind seit 1633 als ein Theil unsers Gehalts
angesehen, und jenesdieses nach dem Ertrag jenes Emoluments
modificirt worden. Von 25 rth konnte man zu jenen Zeiten herrlich leben;
seitdem die Juden
Münzen
und die Franzosen die Auflagen aufLebensmittel und der König selbst durch Privilegia alles theurer u
leichthaltiger macht, läst sich kaum Fleisch u Brodt, geschweige Arzney
dafürmitbezahlenstreiten. 16767 haben sich die Hunde in
Berlin9/32 von unsern Biergeldern zugeeignet, darauf 7/32 endl. ¼ und
nun gar verschlungen seit 782. Wie kann der König Lust zu unsern
Biergeldern haben? Sie haben sich eine Heilandscasse daraus gemacht. Aber
ihr Bauchgrimmen, sey wie mein Kopfweh! wenn es zu einem Alea
iacta est! kommen sollte. O du armes trotziges und verzagtes Herz! das
Niemand ergründen kann, als der es gemacht und gegeben. Amen.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 k.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 252f.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 69–73.
ZH V 468–470, Nr. 847.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 276f.
ZH V 471–474, Nr. 848.Provenienz
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, HA, Autographen, K. 40, Hamann, 01.07.1785.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 253–255.
ZH VI 1–2, Nr. 849.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 83–90, vgl. III 159.
ZH VI 3–4, Nr. 850.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 83–90, vgl. III 115f.
ZH VI 4–7, Nr. 851.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 255–257.
ZH VI 7–10, Nr. 852.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 282–283.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 257–262.
ZH VI 10–17, Nr. 853.Provenienz
Druck ZH nach Wilhelm Dorow (Hg.): Facsimile von Handschriften berühmter Männer und Frauen, Berlin 1836, H. 2, Nr. 3. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Dortmund, Stadtbibliothek, Atg. 2559; ZH zufolge wurde die Handschrift vernichtet.Bisherige Drucke
ZH VI 17–18, Nr. 854.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 262–264.
ZH VI 18–20, Nr. 855.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 64–72.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 93–100.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 138–143.
ZH VI 21–26, Nr. 856.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 264f.
ZH VI 27–28, Nr. 857.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Arthur Warda (Hg.): Briefe an und von Johann George Scheffner. München u.a. 1918. Bd. 1: A–K, 242f.
ZH VI 28–29, Nr. 858.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 l.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 268.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 74–76.
ZH VI 29–31, Nr. 859.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 858 und 859.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 72f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 100f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 143–147.
ZH VI 31–35, Nr. 860.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 73–76.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 101–104.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 147–150.
ZH VI 36–38, Nr. 861.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 5).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 43: 23. October 1859, 337f.
ZH VI 38–41, Nr. 862.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.
Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 156.
ZH VI 41–43, Nr. 863.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 285.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 268–271.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 216–218.
ZH VI 43–45, Nr. 864.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 265–267.
ZH VI 45–48, Nr. 865.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 267f.
ZH VI 48–50, Nr. 866.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 277.
ZH VI 50–51, Nr. 867.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 286–287.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 271–276.
ZH VI 51–56, Nr. 868.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. v. Radowitz 5874).Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 278f.
ZH VI 56–59, Nr. 869.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 76–78.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 104f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 177–180.
ZH VI 59–62, Nr. 870.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 280–283.
ZH VI 62–66, Nr. 871.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 283–288.
ZH VI 66–70, Nr. 872.Provenienz
Zürich, Zentralbibliothek, Signatur: FA Lav Ms 510.280.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 143–145.
ZH VI 70–72, Nr. 873.Digitalisat:FA Lav Ms 510.280Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 78–83.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 105–112.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 187–193.
ZH VI 72–78, Nr. 874.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 34).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 219–221.
ZH VI 78–81, Nr. 875.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Parthey).Bisherige Drucke
ZH VI 81, Nr. 876.Zusätze ZH
Inhaltsangabe von L’inconnue, 1785, auf der Rückseite des Briefes: Hennings an Hamann, 1. Oktober 1785.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
ZH VI 82–83, Nr. 877.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 288f.
ZH VI 83–87, Nr. 878.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 126f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 136.
ZH VI 87–89, Nr. 879.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 288.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 289f.
ZH VI 89–92, Nr. 880.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 83–85.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 113.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 134.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 205–208.
ZH VI 92–95, Nr. 881.Anmerkungen
Hamann hat den von Jacobi beigelegten (vgl. HKB 881 [93/22]), anonymen Brief von Hippel an Jacobi auf der Innenseite des Adressblattes abgeschrieben; das Original ist nicht mehr vorhanden (vgl. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 3: 1782–1784. Hg. von Peter Bachmaierm Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider. Stuttgart-Bad Cannstadt 1987, 99). Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035. Der Brief lautet:Ihr Anwerbung, Hochgeschätzter Herr und Freund, hat alle Eigenschaften eines Liebesbriefes, ists Wunder
daß sie auch die nemlichen Folgen bewirkte: Unruhe und Freude. Wär ich eine Braut, der die Zeit zu lang
geworden und die, um sie sich zu vertreiben die Söhne des Landes zu besuchen ausgelaufen; so müsten Sie
meine späte Antwort übeldeuten. Jetzt aber da ich Oel zu meiner Lampe in Bereitschaft hatte, hielt ichs
fürs beste nicht eher zu antworten und Ja zu sagen als bis Sie mich näher kennen zu lernen Gelegen-
heit gehabt. –
Jetzt haben Sie wie ich wünsche auch des 3ten Theils 2 ten Band beherziget, und mir kann ich sagen:
Sind Sie noch entschloßen Ihr vorläufig auf die Bekanntschaft des ersten Theils gegebenes Wort zu
halten? und mit diesem Buche zu ziehen? Im Neinfall werden Sie Ihre Ursache haben, und
das ist gnug. Ich war schuldig Ihnen zu beweisen, daß ich nur bey Ihrem Antrage keine Sprödigkeit
einfallen laßen, und diese Schuld wäre also berichtigt. – Warum länger in der Allegorie?
– Sie denken und empfinden, das haben Sie bewiesen und mehrere Prämißen
bedarf es nicht, um meiner Seits annehmen zu können, daß Sie den Geist, der mich bey
diesem Buche getrieben, nicht verfehlt haben, den so viele verfehlen –
Allerdings hätte die
Hauptsache
dieses Buchs auch anders behandelt werden können, allein
es bleibt die Frage: ob zu unserer Zeit eine andere Behandlung so heilsam gewesen als die,
so ich einschlug?
Wenige, wahrlich wenige, würden meine eigentliche Absicht tragen, wenn ich sie gerade zu
eröfnet hätte. Uebrigens bin ich ein Todfeind vom leeren Witz und gleich leerer Speculation.
Diese Todfeindschaft zwischen der Schlange und dem Weibe ist die Triebfeder, welche
verschiedene Räder in diesem Buche in Bewegung gesetzt hat – Auf diese
Rechnung gehören auch Styl, manche Einstellung und Wendung. – – Mein
Plan ist zwar unterbrochen, allein für einen Mann wie Sie ist überall Licht. – ich schreibe
diese Antwort in einer heitern Stunde, nachdem ich viele Tage der Prüfung erfahren, wo
Krankheit und andere angreifende Vorfälle meine Seele betrübten. –
Gott unser Vater laß es Ihnen wohl gehen. Bleiben Sie mein getreuer Freund –
ich bin der Ihrige mit dem redlichsten HerzenHr.Mein Verleger wird Ihre Briefe gern annehmen und sie befördern.
An HE Friedrich Heinrich Jacobi
Cammerrath zu D.Dem Brief liegt ein anonymes Schreiben Hippels an Jacobi in der Abschrift Hamanns auf der Innenseite des Adressblattes bei. Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035. Vgl. Jacobi’s auserlesener Briefwechsel. Leipzig 1825, I 353–355; dort gekennzeichnet: „Von dem Verfasser der Lebensläufe“: Der Verfasser (Hippel) dankt Jacobi für die verständnisvolle Aufnahme der „Lebensläufe“.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 344f.
ZH VI 96–98, Nr. 882.Zusätze ZHEin Exzerpt Hamanns. Provenienz: Original verschollen; letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner:
Lebensgeschichte Joh. Jac. Mosers, Königl.
Dänischen Etatsraths von ihm selbst geschrieben III.u. letzter Theil. Dritte Auflage Fr. u. Leipz. 777. 8o.
S. 101. Ich traf in einem Stuttgarter Buchladen unter alten
gebundenen Büchern die zu Kayser Carl V. Zeiten gedruckte
Pasquillorum Tomos duos in 8o an. Der Buchhändler bote sie mir
für 12 Kr. ich sagte ihm aber: Er sollte sie aufheben, er könnte
vielleicht 1 Ducaten daraus lösen. Bald hernach zahlte ich ihm
1 Ducaten dafür, und bekam davor 12# konnte aber dem
Käufer zeigen, daß, wenn in den holländischen Auctionen ein
Exemplar zu haben sey, es allemal wenigstens mit 500 fl. bezahlt
werde.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Depot Auerswald.Bisherige Drucke
ZH VI 98–101, Nr. 883.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 85–93.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 114–126.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 213–223.
ZH VI 101–111, Nr. 884.Provenienz
Eine Abschrift vmtl. von Johann Caspar Lavaters Sekretär; aufbewahrt in: Zürich, Zentralbibliothek, Signatur FA Lav Ms 563.64. Original verschollen. Letzter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
Heinrich Funck: Briefwechsel zwischen Hamann und Lavater. In: Altpreußische Monatsschrift 31 (1894), 146f.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 243f.
ZH VI 111f., Nr. 885.Digitalisat:FA Lav Ms 563.64Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 292.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 221f.
ZH VI 112f., Nr. 886.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 128, 155.
ZH VI 113–116, Nr. 887.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 122, 158.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 134.
ZH VI 116–117, Nr. 888.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 95f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 126–130.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 229–233.
ZH VI 118–121, Nr. 889.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 156.
ZH VI 122–123, Nr. 890.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 289f.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 291–294.
ZH VI 124–130, Nr. 891.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 237f.
ZH VI 130, Nr. 892.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 96–105.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 130–138.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 239–246.
ZH VI 131–137, Nr. 893.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 133.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 88–89.
ZH VI 137–139, Nr. 894.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 294–296.
ZH VI 139–144, Nr. 895.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 106–108.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 138–140.
Rudolf Zoeppritz: Aus F.H. Jacobis Nachlaß. Leipzig 1869, I 69–76.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 247–251.
ZH VI 144–148, Nr. 896.Zusätze ZHDem Brief lagen bei:1. Hemsterhuis an Jacobi, 26. April 1784, Abschrift Hamanns; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035: Hemsterhuis kündigt den Besuch des Sohnes des berühmten Anatomen Camper in Düsseldorf an und verspricht die Übersendung der „Principes de la Pantosophie“ des Spinozaschülers Küssler.2. Jacobi an Mendelssohn, 30. September 1785, Abschrift Schenks; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035; vgl. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (Stuttgart-Bad Cannstadt 2003), 193–194: Jacobi übersandte mit diesem Brief sein Werk „Über die Lehre des Spinoza, in Briefen an Herrn Moses Mendelssohn.“3. ein Brief von Mendelssohn an Jacobi, 4. Oktober 1785, Abschrift Hamanns, Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035; vgl. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (Stuttgart-Bad Cannstadt 2003), 196–197: Begleitschreiben, mit dem M. den 1. Teil seiner „Morgenstunden“ übersandte.4. Elise Reimarus an Jacobi, 24. Oktober 1785, Abschrift Hamanns; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035; vgl. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (Stuttgart-Bad Cannstadt 2003), 224–226; teilweise von Jacobi selbst veröffentlicht in: „Wider Mendelssohns Beschuldigungen“, vgl. Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke, IV 2, 219–221). Hamanns Änderungen des Originaltextes sind wesentlich orthographischer Art: Reaktion der Elise Reimarus auf Jacobis Werk „Über die Lehre des Spinoza“, betreffend Lessings Gottesbegriff.5. Jacobi an Elise Reimarus, 7. November 1785, Abschrift Schenks mit Korrekturen Jacobis; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035:Düßeldorf, den 7ten Nov. 1785Liebste Elise
Das Beziehen meines Winterquartiers, und heftige
Kopfschmerzen die mich mitten auf dem Marsche überfielen, haben
mich verhindert Ihren Brief vom 24ten und 25ten Oct. gleich mit
der ersten Post zu beantworten.
Daß die öffentliche Erscheinung meiner Briefe an Mendelssohn
Ihnen wenig Freude machen würde, konnte ich voraussehen, weil
diese Erscheinung Absichten und Maaßangaben zuwider lief, an
denen Sie Theil genommen hatten, und in welche Sie verflochten
waren. Die
Vorwürfe
aber welche Sie mir machen, hatte ich –
von Ihnen
nicht erwartet, sondern ich sah ihnen nur in der Allg.
Bibl., in der Berl. Monathschrift und anderen öffentlichen
Blättern entgegen.
„Unser Leßing“ schreiben Sie, „mußte allerdings bey der
Nachwelt nicht anders erscheinen als er war; das heißt: Nicht als Deist,
wenn wir wißen daß er ein Spinozist war; aber – das ganze
Detail eines freundschaftlichen Gesprächs, u.s.w. Hierauf
antworte ich,
Erstlich. Das durch mich bekannt gemachte Gespräch war kein
eigentlich vertrauliches Gespräch. Das widrigste darinn ist der
Anfang, wo Leßing den Prometheus adoptiert. Bey diesem Auftritte
war meine Schwester zugegen; und Wolke kam dazu, ohne daß
Leßing seine Rede unterbrach oder sie veränderte. Wolke bekam
auch bey dieser Gelegenheit (wenn mein Gedächtnis mich nicht
sehr betrügt) das Gedicht zu lesen. Ich könnte ähnliche factabeybringen, wo Leßing in Gegenwart von Leuten, die gewiß nicht
die Vertrauten seines Kopfs und seiner Seele
waren, seinen Spinozismus zu Tage legte. Er verheelte ungern
seine Meynungen. Wenn er eine Maske vorhielt, so war es nicht,
um sich unkenntlich zu machen, sondern blos um sich damit zu
schützen; und es ärgerte ihn eben so sehr wenn man die Maske für
sein Gesicht ansah, als wenn man glaubte, er wolle sie im Ernst
dafür gehalten wißen. Das aber lag tief in seinem Character, daß
er von keinem Menschen und
von keinem Dinge
der Narre
seyn wollte. Niemand sollte ihn auslachen; am wenigsten er sich
selbst: und er hätte geglaubt sich selbst auslachen zu müßen, wenn
er sich auf irgend eine Art zum Märtyrer promoviert hätte.
Zweytens. Sehe ich nicht ein, wie man Leßing bey der
Nachwelt als einen Spinozisten darstellen will, ohne irgend etwas,
woraus. Nehmen Sie meinem Bericht die Theile, welche Sie gern
unterdrückt gesehen hätten; was bleibt übrig, als eine Sage, der
das Siegel der Geschichte, und der bestimmte eigentliche Inhalt
mangelt? –
Desto beßer
! werden Sie sagen; und, mit Ihnen,
Mendelssohn. – So hat aber Mendelssohn vorher nicht
gesprochen; und es ist sonderbar genug, daß seine Anfangs so
heroische Philosophie, nach und nach so zärtlich geworden ist, daß sie
sich in alle Mäntel eines frommen Betrugs einwickelt, um von
dem rauhen Winde der Wahrheit, oder der Zugluft der Geschichte
nicht verschnupft zu werden. Im Jahre 83. schrieb er Ihnen:
„Auch unseres besten Freundes Nahme soll bey der Nachwelt
nicht mehr und nicht weniger glänzen als er es verdient. Die
Wahrheit kann auch hier nur gewinnen. Sind seine Gründe seicht,
so dienen sie zu ihrem (der Wahrheit) Triumph: sind sie aber
gefährlich; so mag die gute Dame für ihre Vertheidigung sorgen. –
Ueberhaupt setze ich mich dann (wenn ich über Leßings Character
schreibe) ein halbes Jahrhundert weiter hinaus, wo alle
Partheylichkeit aufgehört haben, alle unsere jetzige Trakaßerie vergeßen
seyn wird.“ –
Und nun – Wahrhaftig, ich wußte nicht ob ich meinen Augen
trauen sollte, da ich in den Morgenstunden, nachdem ich die
Vorrede gelesen hatte, das XIII. XIV. u XV. Hauptstück durchlief.
Ich legte das Buch weg, und habe es bis diese Stunde noch nicht
wieder in die Hand nehmen mögen. Heißt das, auf jede Gefahr
der Wahrheit Zeugniß geben; oder sie, nach Willkühr seinem
Eigendünkel unterwerfen? Offenbar wollte Mendelssohn, daß sie
nicht
an den Tag käme. Wenn ja etwas von ihr verlautet hätte, so
sollte es nun wieder vertuscht, und allem künftigen Gerücht von
ihr gesteuert werden. Darum, vermuthlich, wollte Mendelssohn
auf meine Frage auch nicht antworten: Ob es nicht gut, und
gerade in dem gegenwärtigen Zeitpunkte von Nutzen seyn
würde, den Spinozismus in seiner wahren Gestalt, und
nach
dem notwendigen Zusammenhange seiner Theile
,
öffentlich darzustellen? Denn Mendelssohn war gerade in dem
gegenwärtigen Zeitpunkte eines leidlichen Spinozismus bedürftig,
der zu einem noch mehr leidlichen Pantheismus geläutert, und
dann im Falle der Noth Leßing zugeschrieben werden könnte.
Von allem diesem – überhaupt daß Mendelssohn die Sache
drechseln und nach seinem Sinne formen würde – war ich nicht
ohne Ahndung. Ich wollte nicht mich und Leßing ihm aufs
Gerathe wohl überlaßen; nicht mir das Heft aus den Händen winden
laßen; nicht das Nachsehen und Nachlaufen haben. Mir ist
Leßing, so wie er war, gut genug; ich schäme mich seiner nicht,
sondern werde, solange ich lebe, ihm als Freund treu und stolz
zur Seite stehen. Mit dem geläuterten Pantheismus, den er zu
seiner Genesung einnehmen soll, wäre er, nach meinem Urtheil,
nur ein
Halbkopf
; und dazu will ich ihn nach seinem Tode
nicht durch Mendelssohn erziehen laßen. Meine Wenigkeit mag
Mendelssohn mit seinen Knaben immer zu sich in die Schule
nehmen, und an uns
lieben Kindern
sein Bestes thun; aber
Leßing muß, so gut als Kant, zu Hause bleiben dürfen, und nur,
so Gott will, von selbst in sich kehren.
Höchst ungern möchte ich mit Mendelssohn in einen Privatstreit
gerathen, und ich werde gewiß nicht der erste seyn der Anlaß dazu
giebt. Aber wenn auch Er, so laßen doch gewiß seine Freunde mich
nicht unangefochten. Das ist nun einmahl in den Berlinern, daß
sie einen Göttlichen Beruf fühlen, die Einsichten aller übrigen
Menschenkinder zu leiten, und gemäß den Rechten ihrer
Infallibilität, dem bösen Unverstande überall zu Leibe gehen müßen, um
ihm entweder den Willen zu brechen, oder wenigstens doch, zur
allgemeinen Sicherheit und Wohlfahrt an ihm ein Exempel zu
statuiren. Da wird dann jedes Mittel gut und heilig.
Wie Sie fürchten können, liebe Elise, daß bey diesem Anlaße,
wenn er in eine Fehde ausgehen sollte, die Feinde Leßings und der
Wahrheit allein den Sieg davon tragen würden, ist mir
unbegreiflich. Ich habe für dergleichen Aengstlichkeiten keinen Sinn,
ich empfinde sie nicht, und verstehe sie nicht. Leßing dachte
hierüber gerade so wie ich. Sie wißen, daß er wünschte, man möchte
den Bemühungen,
speculative Wahrheiten
gemeinnütziger, und dem Bürgerlichen Leben
ersprieslicher zu machen
, einmahl eine entgegen gesetzte Richtung
geben, und sich
von der Praxis des Bürgerlichen
Lebens zur Speculation erheben
. „Dort, dachte er,
würde untersucht, was unter dem Wahren brauchbar; und hier
was unter dem Brauchbahren wahr wäre
.*“ – Es
muß gar keine Wahrheit geben, wenn Lüge oder Bemäntelung zu
etwas gut seyn kann.
Leßings Feinde gehen mich nichts an. Ihr Bruder schrieb, und
Mendelssohn wiederhohlte: „Mögen die welche draußen sind,
sich betrüben oder freuen, wir bleiben unbekümmert; wir wollen
ja keine Parthey machen u.s.w.“ – – – Ich bin es von ganzem
Herzen (unbesorgt) zufrieden, und weiß daß ich ein nützliches
u und verdienstliches Werk gethan habe, indem ich die
eigentliche wahrhafte Philosophie eines Mannes wie Leßing unverhüllt
ans Licht stellte. – – So wird auch jedermann, wenn gleich nicht
in diesem Augenblick, wenigstens nach einiger Zeit urtheilen. – –
* Ernst u Falk, letztes Gespräch, am Ende.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 153.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 139–140.
ZH VI 148–150, Nr. 897.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 253–254.
ZH VI 150–151, Nr. 898.Zusätze ZHAuf der dritten und vierten Seite befindet sich Hamanns Abschrift des zweiten Teils des (im Apparat zu Brief Nr. 896 genannten) Briefes von Elise Reimarus an Jacobi vom 24. Oktober 1785. Dieser zweite Teil trägt das Datum des 25. Oktober.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 109–110.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 140–143.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 254–256.
ZH VI 151–153, Nr. 899.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 110–115.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 143–156.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 256–267.
ZH VI 153–165, Nr. 900.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 m.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 296ff.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 77–84.
ZH VI 165–170, Nr. 901.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 153f.
ZH VI 170–172, Nr. 902.Provenienz
Hamburg, Staatsarchiv.Bisherige Drucke
ZH VI 172–173, Nr. 903.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
ZH VI 174–176, Nr. 904.Zusätze ZHIm Erlanger Konvolut liegt der Brief dem Brief Nr. 907, wohl mit Beziehung auf HKB 907 (187/37), bei; ebenfalls ein Oktavzettel:A Monsieur Monsieur de Kirschbaum Conseiller du College de sa Majesté Imperiale de Toutes les Russes a St. Petersbourg.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 10787, Nr. 6).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 43: 16. October 1859, 338–339.
ZH VI 176–181, Nr. 905.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 116–117.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 157–162.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 280–285.
ZH VI 181–186, Nr. 906.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
ZH VI 186–191, Nr. 907.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 285–289 (Anhang ebd., 268–271).
AnhängeDem Brief lag ein Brief von Jacobi an Kleuker bei, 5. Dezember 1785, in der Abschrift Schenks:Düßeldorf, den 5ten Dezemb. 1785.Vermerk von Hamann:
Beylage zu No 19.
Sie wißen, was für einen Lärm seit ohngefähr 3 Jahren Nikolai von den
heimlichen Unternehmungen der Jesuiten und den Absichten des Römischen
Hofes macht. Nun haben die Verfaßer der Berliner Monathschrift die Sache
noch weiter getrieben, und verschiedene Beyträge zur Geschichte itziger
geheimer Proselytenmacherey geliefert, die, nach meinem Urtheil, nicht
sowohl gegen die Jesuiten, als
gegen
den
Geist
aller
Offenbarung
gerichtet
sind. Wer nicht Deist oder
Berlinischer
Christ ist, der ist, wißentlich
oder unwißentlich, ein Krypto Jesuit, und muß bis zu Austrag der Sache unter
die Alchymisten, Schröpf⸂er⸃ianer, Lavaterianer und Martinisten gerechnet
werden. – Ich habe alle das Zeug erst vor einigen Wochen gelesen, und zwar
ganz zufällig. Mein Vorsatz war gleich, Ihnen darüber zu schreiben; und zu
fragen, ob Sie von der Geschichte des Diakons und andern in diesen Aufsätzen
beygebrachten Thatsachen etwas näheres wüßten. Unterdeßen ist mir auch der
August der Berl. Monathschrift, mit der weitläufigen Fortsetzung des ersten
Beytrags (Januar No. 7) zu Gesicht gekommen. Magister Witzenmann brachte
mir das Heft, und sagte: die Berliner hätten doch Recht mit ihrem Verdacht;
man müßte am Evangelio zweifeln, wenn man an dieser Relation zweifeln wollte;
ich sollte nur lesen. Ich las; wurde zwar nicht so überzeugt als wäre mein
Freund Witzenmann; konnte doch aus der Sache nicht klug werden. Ueber dem
besuchte mich der Hr. von Stein auf seiner Durchreise. Ich fragte ihn, ob
er die Aufsätze über den Krypto Jesuitismus in der Berl. Monathsschrift
gelesen hätte. – Er antwortete, er hätte sie nicht gelesen, aber den Verfaßer
vor einigen Tagen in Frankf. gesprochen. – Alle diese Nachrichten rührten
von einem gewißen Leuchsenring her. – Reichard hatte mir schon gesagt,
daß Leuchsenring Lavatern zu Berlin als einen Mann von weit ausfahrenden
Planen geschildert hätte, der hinter einer Maske spielte, welche Dinge die
man sich gar nicht vorstellen könnte verbärge. Hierüber mußte ich so
schrecklich lachen, daß ich weiter nachzudenken vergaß, und es mir deswegen
gar nicht einfallen ließ, daß die ganze ebentheuerliche Geschichte vom
Krypto Jesuitismus diesen Landstreicher zum Urheber haben könnte. So ist
es aber denn doch in der That. Sie wißen vermuthlich (denn die Sache hat
Aufsehen gemacht) daß er zu Ende des Jahres 82. oder Anfangs 83. nach Berlin
kam; Instructor des Kronprinzen wurde; allerhand Projecte machte; sich mit
dem Hofmeister des Kronprinzen entzweyte; mit aller Gewalt Ephraims Tochter
heyrathen wollte; darüber auch mit Mendelssohn, mit dem er sehr liiert war,
in Zank gerieth; dann wieder andre Projecte machte, und darüber sich von
Berlin entfernte. Gegenwärtig ist er nach der Schweiz. – Ich kenne diesen
Menschen sehr genau; bin viel mit ihm umgegangen; habe einige 100 Briefe
von ihm; und über 5000. Gulden an ihm zu fordern. – Ich erinnere mich auch
mit Ihnen von ihm gesprochen zu haben. Ich bat Sie, da Sie nach Neuwied
giengen, sich nach ihm zu erkundigen. Göthe hat ihn, als
Pater
Brey
, in
dem Puppen- oder Fastnachts-Spiele dieses Nahmens nach dem Leben geschildert.
Folgende 4 Verse daraus fallen mir gerade ein:
Er will überall Berg und Thal vergleichen;
alles Rauhe mit Gyps und Kalk bestreichen;
um dann zu mahlen auf das weis,
sein Gesicht, oder seinen Steiß.
Zu der Zeit da Göthe dieß Pasquille schrieb, hatte L. die Grille einen
geheimen Orden der Empfindsamkeit zu stiften. Er reiste mit einer ganzen
Bibliothek von Briefschaften herum, warb überall neue Gemeinsglieder an, und
setzte die unbekannteste Personen miteinander in Correspondenz. – Ein Mann
von ungemein viel Kopf war er immer; aber dabey ein solcher Grillenfänger,
daß er seine eigene Sachen, und die Sachen aller derer die sich mit einließen,
immer verdarb; selbst in die größten Verlegenheiten gerieth, und andere ohne
alle Schonung mit sich hineinzog. – Alles erwogen, bin ich geneigter ihn für
eine ganz eigene Art von Schwärmer, als für einen Schurken zu halten. Nach
vielen seiner Thaten zu urtheilen, wäre er das letzte.
Alles dieses, mein Bester, habe ich Ihnen geschrieben, um Ihnen soviel an
mir ist, wegen der von L. nach Berlin gelieferten Nachrichten auf die Spur
zu helfen. Mich intereßiert die Sache nur von einer Seite, nehmlich in
soferne sie dem Geiste des Berlinismus hinderlich ist. Wahrscheinlich nehmen
Sie von noch mehreren Seiten Theil daran. – Der Verfaßer des
Magikon
kommt
in dem Aufsatze vom August auch vor. – Der Protestantische Prediger, der
ein Jesuit von der 4ten Ordnung seyn soll, ist Stark zu Darmstadt. Es war
leicht zu errathen; aber L. hat es dem He. von Stein auch ausdrücklich gesagt.
Der Mann auf den die vorhin aus Göthes Puppenspiele angeführten 4 Verse
paßten, mußte nothwendig, besonders den 2 letzten wegen, ganz ungemein zu
Nikolai und seinen Genoßen paßen. Sie werden auch finden, daß Nikolais Eifer
gegen den Krypto Jesuitismus gerade zu der Zeit entbrannte, da L. nach Berlin
kam. Dieser sonderbare Mann behauptet auch steif und fest (ich schreibe aus
dem Munde des He. von Stein) daß der Kayer, ohne es zu wißen, in allen
seinen Unternehmungen durch Jesuiten geleitet werde.
Das ganze Mährchen kommt mir so ungereimt vor, daß ich eher jede andre
noch so sehr verspottete Wundergeschichte glauben möchte; und mich kaum
irgend eines Aberglaubens mehr schämen würde, als wenn ich von diesem auch
hätte berücken und so tolles Zeug mir aufbinden laßen. – Wenn sich das
Gewebe das von Leuchsenring gesponnen wurde, in seinen übrigen Theilen
mehr auflösen ließ, so wäre es eine Gelegenheit, den Berlinern treffende und
auffallende Wahrheiten zu sagen. – Man könnte, mit großer Wahrscheinlichkeit,
sie mit dem Verdachte einer geheimen Conspiration gegen alles Unsichtbare
und Göttliche züchtigen, und aus einer schändlichen Fabel eine sehr lehrreiche
machen. – Gehen Sie mit sich selbst und zuverläßigen Freunden darüber zu
Rath &c.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
ZH VI 191–192, Nr. 908.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 290–291 (Anhang ebd., 278–280).AnhängeDem Brief lag ein Auszug aus einem Schreiben Lavaters an Jacobi bei, 14. Dezember 1785, in der Abschrift Schenks:Aus einem Schreiben von Herrn Lavater an Herrn Fried. Heinr. Jacobi.Zürich, den 14ten Xbr. 1785.
Ich
habe kein Wort von dem Magnetismus wollen denken laßen, hab’ auch an
dieser Publikation dieser Correspondenz keinen Theil, schreibe deswegen
heute noch an Markard – also! – – – Man erlaubt sich alles gegen mich, was
man mir nimmermehr verzeihen würde. Das macht aber die Aufklärung – und
die Vertreibung des Aberglaubens – an das abc der Moral: was du nicht willst,
daß es dir gethan werde, das thu’ auch andern nicht. Wohin die Herren alle
mit ihrer Moral und Religion noch kommen werden – weiß ich nicht, und will
nicht wißen. Ich will Kind bleiben, und immer mehr Kind werden.
Vorgestern las ich auch die
Herzenserleichterung
zweener Freunde der Nacht
und der Lüge, die sich Lichtfreunde und Wahrmunde nennen – fast mit zuviel
Gleichgültigkeit –. Ich hätte vielleicht weniger verachten und mehr weinen
sollen über die Schalkheit und Schrofheit dieser Lichtscheuen Anonymen,
und ihren armseeligen Zweck, dem Evangelium auf einem Armensünderrücken
wehe zu thun. Wenn diese Schalkheit Tugend, dieser Geist – Religion ist,
so entsag’ ich aller Tugend und Religion. – –
Lieber Jacobi! welch ein negatives Jahrzehnt ists! welche Herrn negativer
Menschen. Alle rauben, niemand will geben – alles zerstört: niemand will
bauen – Man lacht über alles, und weint über nichts mehr! Kein Ernst, alles
Leichtsinn; keine Würde alles Neckerey – kein Zweck – alles Nebenabsicht!
und das Schlimmste von allem – daß der allerdummste und schiefste
Schriftsteller – der Ungerechtigkeit, Schalkheit, Lüge sogar affischiert –
sogleich seine ganze Welt findet, sobald er wider Christus und Evangelium
dezidiert – das intolerabelste aber von allem intolerabeln ist, daß solche
Geist und Herzlose Höhner des Allerheiligsten, noch durchaus als Christen
angesehen seyn wollen! welchen Mann mit Engelsberedsamkeit, mit Jesaiasernst
und Paulusweisheit wird Gott endlich einmahl erwecken zu zeugen wider diesen
Greuel
der
Verwüstung
,
der
am
heiligen
Orte
steht
!
Schon 4 Wochen und mehr ist
Leuchsenring
hier. Gott! was soll ich von diesem
Manne sagen, um ihm nicht unrecht zu thun und doch auch etwas über ihn zu
sagen, was warnend oder belehrend seyn kann. Weniger Menschen Umgang ist
so belehrend für mich, wie der Seinige – (Seit bald 3 Wochen sehen wir uns
nicht mehr – wenigstens allein) und wenige Menschen kenn’ ich, die schiefer
über gewiße – und gerader über andre Punkte sehen, als Er. Aber
Ruhe
und
Demuth
–
Einfalt
und
Sicherheit
kann ich nicht in Ihm finden. Der erste Eindruck
beym diesmaligen Widersehen war so gleich
Belaurungslist
. Er wollte arbeiten,
mich von dem Krypto-Jesuitismus, sein itziges Steckenpferd, zu warnen. Er
spricht gerade so, wie die edeln Biester, Nikolai, Campe, und – das ganze
Modeheer der leichtglaubigsten Philister – alles kommt aufs Antichristenthum
heraus – man mags zehnmahl von allen Seiten betrachten. Die Herren wollen
alle nicht, daß Christus über uns regiere – machen die allerkünstlichsten
Systeme und sprechen von Kindereinfalt. Je feiner er mir schien, desto
gerader und ehnlicher war ich gegen ihn. Jetzt hält Er sich unaufhörlich an
Meister und Comp. – und thut sehr wohl daran – Jammerschaden daß ein Mann
von seiner Empfindung, seinem Blicke so in der Welt herumläuft, um –
allenthalben zu proselytisieren – und die denen kein Gedanke dran kommt,
als Erzproselytisieren herum zutragen. So lang ein Herz in meiner Brust
schlägt wird Gott mich bewahren solcher Menschen Jünger zu werden, obgleich
ich mir ihren Umgang, den ich nie suchen und nie fliehen werde – möglich
zunutz zumachen suchen soll.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 125–126.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 167–168.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 291–292.
ZH VI 193–194, Nr. 909.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 162–166.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 292–296.
ZH VI 194–197, Nr. 910.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 118–124.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 168–177.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 297–304.
ZH VI 197–205, Nr. 911.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 127f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 177f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 4: 1785. Hg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2003, 305–307.
ZH VI 205–207, Nr. 912.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 128–130.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 178–181.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 3–5.
ZH VI 207–210, Nr. 913.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 33).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 222–226.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 245.
ZH VI 210–213, Nr. 914.Zusätze ZHVgl. Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 226, mit einem Zusatz am Rande:Sobald sich etwas
Bestimmteres von und zu Ihrer Reise ausmacht: so erfreuen Sie mich
doch bald mit einem Briefe. Wollen Sie aber unerwartet kommen,
desto beßer, wenn Sie nur gesund dasind. Vale. Den 2. Januar 1786.
1786.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 130–134.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 181–186.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 6–10.
ZH VI 213–218, Nr. 915.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 167.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 10–12.
ZH VI 218–220, Nr. 916.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 136–140.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 186–191.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 12–16.
ZH VI 220–224, Nr. 917.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 17–19.
ZH VI 224–226, Nr. 918.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 141–144.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 191–197.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 19–24.
ZH VI 226–231, Nr. 919.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 134–136.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 197–199.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 25–28.
ZH VI 231–234, Nr. 920.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 145–147.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 199–202.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 28–31.
ZH VI 234–237, Nr. 921.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 294–295.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 298ff.
ZH VI 238–242, Nr. 922.AnhängeDem Brief lagen zwei Auszüg aus Briefen Friedrich Heinrich Jacobis bei, in der Abschrift Schenks.
1. Jacobi an den Land-Syndikus Jacobi, :Aus einem Schreiben an den Herrn Land Syndikus Jacobi
5ten Sept. 1785.… Alles was wir thun mögen, wird nicht helfen, wenn nicht genaue Maaßregeln
genommen werden, daß mein Sohn immer beschäftigt, und in einer Art von
Gedränge von Arbeit ist, und zwar so, daß es ihm unmöglich wird, sie nur
schlaudrig zu verrichten. Es brauchen nicht lauter Arbeiten zu seyn, die
den Geist anstrengen, sondern auch andere die mehr zum Vergnügen dienen,
wie reiten, fechten, zeichnen u. dgl., nur dies alles unter scharfer Disciplin,
so daß Fleiß und Kräfte dabey in Uebung gesetzt werden. Läßigkeit in dem
was gethan wird, scheint mir die schlimmste Art des Müßiggangs zu seyn,
und gerade zu diesem bösen Müßiggange hat mein George einen schrecklichen
Hang. Dieser Hang kann nicht überwunden werden, als indem man ihn nie
zuläßt, etwas nur halb zu thun. Ohne Gefühl der Ehre ist er nicht; auch nicht
unempfindlich gegen Beweise von Vertrauen und Liebe: aber er kann nicht
anhalten, und seine vis inertia gewinnt immer bald wieder die Oberhand. &c.2. Jacobi an den Consistorial-Rath Jacobi:Aus einem Schreiben an Herrn Consistorial Rath Jacobi vom 26ten May 1785
Als ein rechtschaffener Mann bin ich verpflichtet Ihnen zu sagen, daß mein
Sohn Ihnen manche trübe Stunde machen wird‥ An Fähigkeiten mangelt es ihm
nicht, aber alle Anstrengung ist ihm zuwider, und es hat noch kein Mittel
ausfindig gemacht werden können, ihm zu irgend einem Guten eine standhafte
innerliche Liebe einzuflößen. Zur Verstellung und zu Tücken ist er von Natur
nicht aufgelegt; da er aber weich, reizbar unbesonnen und heftig ist, so kann
er auch nicht gerade, nicht edel seyn, und muß sich in seinen Neigungen,
Absichten, Entschlüßen unaufhörlich verwickeln. Ueberhaupt fehlt es ihm
an Mitgefühl, an Herz, und wie sein Körper plump ist ohne ungeschickt zu
seyn, und bey aller seiner Trägheit, wenn es seyn muß, doch behende, eben
so auch seine Seele. Ein vortrefflicher Mensch wird er nimmer. Aber manches
würde sich doch ändern, wenn in seinem schweifenden, losen, unzusammenhängenden
Wesen nur ein richtender Mittelpunkt einmahl entstehen und sich fest
setzen könnte‥‥Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 31–34.
ZH VI 243–245, Nr. 923.Zusätze ZHDem Brief lagen bei:1. ein Auszug aus einem Schreiben von Jacobi an „Herrn Consistorial Rath Jacobi“, 26. Mai 1785, in der Abschrift Schenks. Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035:
Jacobis Charakteristik seines Sohnes,2. ein Auszug aus einem Schreiben Jacobis an den Herrn Land Syndicus Jacobi, 5. September 1785 (Hs.: vgl. Beilage 1):
Pädagogische Ratschläge, wie der vis inertiae seines Sohnes begegnet werden müßte.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 202–208.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 36–40.
ZH VI 245–250, Nr. 924.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 144.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 42–44.
ZH VI 250–252, Nr. 925.AnhängeAuf der dritten Seite des Briefes folgt ein Auszug aus einem Schreiben aus Duisburg, in der Abschrift Schenks:Aus einem so eben eingelaufenen Schreiben aus Duisburg.
… Wißen Sie, daß HE. Moritz in Berlin, der das Magazin
Erfahrungs und Seelenkunde herausgiebt, Mendelss. Tod den
Briefen über Sp. zur Last legt? Wie HE. Muzel sagt, hat er es
drucken laßen. Beym Empfang jener Briefe soll er in Hitze
gerathen seyn, gleich eine Vertheidigung unter dem Titul an
Leßings Freunde geschrieben haben, welche er selbst, sobald sie
vollendet gewesen, auf die Druckerey gebracht hätte, wäre von da
zurückgekommen, gleich zu Bette gegangen, und ohne viele
Umstände hätte er sich davon gemacht. Wenns wahr ist, so ist’s doch
derbe gefochten und ehrlich geflohen. Mich verlangt seinen
Todesschweiß zu sehen. Es sollen nur einige Bogen seyn.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 147–153.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 208–219.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 45–54.
ZH VI 252–262, Nr. 926.Zusätze ZH
Das Manuskript enthält den Brief Nr. 928 abschriftlich, vgl. den Druck bei Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 208ff.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 n.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 84–85.
ZH VI 262–263, Nr. 927.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH VI 263–265, Nr. 929.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 54–55.
ZH VI 266, Nr. 930.AnmerkungenAuf den leeren Seiten drei (unten) und vier des Briefes schrieb Hamann einen anderen Brief ab: Elise Reimarus an Friedrich Heinrich Jacobi, 30. Januar 1786. Die Abschrift lautet folgendermaßen:Hamburg den 30 Jan. 86Ich habe geglaubt, liebster Jacobi, Ihnen noch in einiger Zeit
nicht schreiben zu können, nicht schreiben zu
müßen
u habe
gehoft daß Sie mich recht beurtheilen u billigen würden. Itzt kann
ichs nicht laßen. Ich bin schuldig Ihnen zu sagen, wie hier nicht
nur Ihre Freunde, nicht nur jeder Rechtschaffene, nein jeder
Mensch von blos sittl. Gefühl über den in N. 15 unseres Corresp.
aus der Berl. Zeitung genommenen Articul Mendelssohns letzte
Schrift betreffend indignirt ist. Wie jedermann darinn nicht
den Freund M. erkennt, sdn den unberuffenen losen Beschmutzer ss
Andenkens, verabscheut. Noch mehr aber: wie
alle Ihre
ächten Freunde wünschen u durch mich beschwören
um
Ihrer Ehre und Ruhe willen doch ja keine Feder gegen einen so
ungezogenen Ihrer so unwehrten Gegner anzusetzen, der nur sich
selber dadurch schaden kann. Es ist nicht gnug daß ich Ihnen
unter den Aufgebraachten meinen Bruder, Klopstock, Sieveking u den
ganzen Cirkel Ihrer u mr. Bekannten herzähle, ich darf auch
Ihnen völlig unbekannte vertraute Freunde M. u unter diesen
insbesondere den braven Weßely nennen, einen Mann, der seit
langen Jahren einer der vertrautesten Freunde Leßings u Moses
war u dennoch seinen gerechten Unwillen über die Sache nicht nur
bey mir sondern nach Berl. hin auf eine Art ausgegoßen hat, die
ihm Ehre macht. Möchten alle diese Zeugniße, lieber Mann Sie
über eine unverdiente Kränkung beruhigen können, die an
niemand einigeninniger Antheil zu nehmen im stande ist als – ich.
Und möchte es Ihnen dagegen irgend eine Schadloshaltung seyn,
wenn ich Ihnen zugl. einen Aufsatz anderer Art ankündige, den
der, für alles Gute so warme Reichard, noch diese Woche in
unsern beiden Zeitungen zur Steuer der Wahrheit einrücken laßen
wird. Es enthält neml. das Gespräch zwischen M. u ihm, da er
jenem den Auftrag von Ihnen überbrachte u wodurch er das
Publicum auffodert aus M. Gemüthsfaßung dabey
über den
Werth jenes Zeitungsausspruches zu
entscheiden
. Eine Rechtfertigung folgl. beides für Sie u M. zugl.
Der gute Reichard, deßen Plan es war nach Ludwigslust zu
gehn, ist blos deshalb auf 2 Tage hier gekommen um dies ins
Werk zu setzen u ich schätze ihn seit dem nicht wenig höher um
seines Eifers willen.
Da ich vermuthe daß Sie unsere Zeitungen nicht so geschwind
erhalten so werd ich Ihnen sogl. den Aufsatz durch die reitende
Post zuschicken.
Dies ist alles; was ich Ihnen für heute schreiben kann. Leben
Sie wohl! lieber Jacobi. Laßen Sie sich noch einmal durch mich
beschwören ja keine schriftl. Rache an jenem Unwürdigen zu
nehmen, deren Sie zu Ihrer Rechtfertigung nicht bedürfen. Grüßen
Sie unsere Lene herzl. Mich verlangt sehr nächstens von Ihrer
Gesundheit zu hören.
Elis. Reimarus.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 170.
ZH VI 267, Nr. 931.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 56–58.
ZH VI 268, Nr. 932.AnhängeDem Brief lagen die Korrekturen Jacobis zum 1. Bogen des „Fliegenden Briefes“ in der Abschrift Schenks bei:
S. 1. Der Schriftsteller gab‥‥… zur Leipziger…
Meße mit.
– Die Wendung dieser Periode ist etwas hart. Die
Worte:
zur Leipziger Meße mit
, stehen zu weit von dem
Satze ab, mit welchem sie zusammen hangen. In dem Comma:
wo er damahls
u.s.w., liegt eine zweydeutigkeit. Der
grammatikalischen Wortfügung nach geht das Fürwort
er
auf den
Buchhändler, und soll sich doch auf den Schriftsteller beziehen.
Diese zweydeutigkeit würde vermieden werden, und selbst die
Periode etwas von ihrer Härte verlieren, wenn ihr folgende
Wendung gegeben würde: – Der Schriftsteller, welcher damahls,
nach‥…, ‥… in seinem väterlichen Hause der glücklichsten Muße
genoß, gab seine Hansch. …… einem jungen Buchhändler mit,
der in seiner Nachbarschaft wohnte.
Ebendaselbst, Note:
Persius und Petronius sind die
ersten Claßischen Quellen gewesen, die
ich u.s.w. –
In dem Texte spricht der Verf. von sich in der 3tenPerson. Eben
so noch einige Zeilen vorher in der Note. Auf einmahl geht er
nun zu der ersten Person über. Dieser Uebergang ist etwas zu
rasch, und die dritte Person scheint hier noch beybehalten werden
zu müßen.
S. 2. – – Das nicht weniger denkwürdige
Interregnum* seines Vaterlandes
– Was soll unter diesem
Interregno verstanden werden? – Die ganze Stelle wird dadurch
dunkel. Durch die Note wird die Sache nichts weniger als
aufgeklärt.
S. 3.
Note:
Ich weiß dem allgemeinen Geschwätz,
und schön aus der Ferne zeigenden Zeigefinger
–
Daß mir dieses unverständlich sey, habe ich schon gemeldet.
1te Fortsetzung.
S. 1. … Daß er das Ende meiner Laufbahn
überleben würde, wie ihm an ihrem Anfange etwas
gelegen war
–. Hier ist keine rechte Relation.
S. 2. … Ist das Gericht über 3. Prediger gehegt
worden.
Gericht
hegen
ist mir fremd.
S. 3‥
Gleich einem ehernen Typo, der eine Schlange
vorstellte, – war, – ward.
– Der eigentliche Sinn dieser
Allegorie will mir nicht auffallen.
Ibid. –
Ein guter Beweiß von Geschicklichkeit
u.s.w.
Hier müßte nothwendig die abgezielte Stelle in der Allg.D.Bibl.
citiert werden.
S. 4. Der saubere Oelgötze scheint
u.s.w. Dies verstehe
ich nicht; aber vielleicht blos deswegen, weil ich das Buch dieses
Oelgötzen nicht gelesen habe.
Ibid. –
Die Sache selbst, sagt der Berlinische
Recensent
u.s.w. Da diese Worte sich in der Recension der
Zöllnerischen
Schrift befinden, so könnte ihre Anführung
hier
als eine Mißstellung ausgedeutet werden.
Ibid. 2. Theß Il. 3–12. Diese herrliche Stelle verdiente wohl unten
in extenso angeführt zu werden.
S. 5. Des Jüdischen Leibnitzs, Roußeaus und
Xenophons.
– Diese Worte müßten durch Gänsefüßchen ausgezeichnet, und die
bezielte Stelle in der Allg. D. Bibl. citiert werden. – Eben so die
Worte: „in der deutlichsten und verständlichsten Sprache“.
S. 6. Oder als wenn die Einkleidung eines
evangelischen
etc. scheint mir zu spitzig und entsetzlich dunkel.
* einem Interregno muß ein Imperium vorhergehen.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 154–159.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 219–226.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 60–64.
ZH VI 269–274, Nr. 933.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 160–163.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 226–232.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 65–69.
ZH VI 274–279, Nr. 934.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 72–73.
ZH VI 279–280, Nr. 935.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 163–166.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 232–241.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 74–81.
ZH VI 280–288, Nr. 936.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 175–177.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 241–246.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 81–85.
ZH VI 288–292, Nr. 937.AnhängeAuf der letzten Seite von Jacobis Brief und dessen Rückseite schrieb Hamann die beiden Briefe von Goethe ab, die Jacobi wohl beilegte (vgl. HKB 937 [291/11, 20]), die aber nicht mehr überliefert sind.I: Johann Wolfgang Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 11. September 1785Ich hätte geschworen dir aus dem Carlsbade geschrieben zu haben, wenigstens
hab ich mich oft mit dir im Geiste unterhalten. Es geht mir öfters so, wenn
ich eine Zeitlang vernachläßige die Briefe aufzuschreiben, welche fortgehen,
ich bin so fest überzeugt, daß ich diesem und jenem das gesagt habe, was
ich ihm nur zudachte. Verzeih! Es ist mir wohlgegangen und ich wünsche
dir ein gleiches.
Du sendest mir deinen Spinoza. Die historische Form kleidet das Werkchen
gut. Ob du aber wohl gethan hast mein Gedicht mit meinem Namen vorauf zu
setzen, damit man ja bey dem noch ärgerlichern Prometheus mit Fingern auf
mich deute, das mache mit dem Geiste aus, der dich es geheißen hat. Herder
findet lustig daß ich bey dieser Gelegenheit mit Leßing auf Einen
Scheiterhaufen zu sitzen komme.
Wir leben gut und freundlich hier zusammen, obgl. Fr v. Stein wieder auf
Ihr Gut ist. Fritzen habe ich nach Frankfurt geschickt, damit er Blanchard
in die Luft steigen sehe und in der Messe als einem treffl. Theile des
Orbis picti herumlaufe.
Weist du was, ich will ihn deinem Mädchen erziehen, einen hübschern und
beßern Mann kriegt sie doch nicht, da ich doch einmal dein Schwiegersohn
nicht werden kann. Aber gieb ihr nicht Punsch zu trinken, und des andern
Quarcks, halte sie unverdorben wie ich den Buben, der an die reinste Diät
gewohnt ist
Hill der wandernde Philolog den Hamann in die Welt sandte, ist bey uns
auf seiner Rückkehr von Rom.
Darf ich denn noch die Fürstin erwarten? Schreibe mir, damit ich mich darnach
richte. Denn ich muß vor Winters noch einmal hinaus in's Freye.
Grüße die deinigen. Ich liebe dich herzlich.
W. den 11 Sept 785.
G.II: Johann Wolfgang Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 26. September 1785Es war die letzte Absicht meines letzten Briefes nicht dich in Verlegenheit zu
setzen, oder dir eine Art von Vorwurf zu machen, wir wollen die Sache nun
gehen laßen und die Folgen erwarten. Das Beste wäre gewesen, du hättest
pure den Prometheus drucken laßen ohne Note und ohne das Blatt, wo du
eine besorgliche Confiskation reizest, alsdann hättest du auch wohl das
erste Gedicht ohne meinen Nahmen drucken mögen u.s.w. Nun aber da es
geschehen, mag denn die Legion ausfahren und die Schweine ersäufen.
Mit meiner Afrika Reise des wunderbaren Jempesch wird nichts werden.
Einsiedel ist schon mit seinen Brüdern über Meer, die Reise geschieht
aus eignen Mitteln und es ist noch eine dritte Ursache die ich nicht sagen
kann warum ein Reisegefährte der sich noch anböte nicht willkommen seyn
dürfte. Schade daß ich so mitten im Lande sitze und keine Expedition zu
dirigiren habe die werth wäre daß ein Mensch wie du ihn beschreibst, Hals
u Beine daran wagte. Grüße ihn von mir.
Die Fürstinn mit den Ihrigen ist hier. Sie war die ersten Tage krank und
da stockte alles, zuletzt hat es sich recht schön gegeben, und ich wünschte
es gienge nun noch vierzehn Tage fort. Wie es ihr übrigens mit uns ergangen,
mag sie selbst erzählen. Wieland den wir Anfangs aus Honettetät einluden,
hat sich gräulich prostituirt und schlecht empfohlen.
Die Herder ist nach ihrer Art recht wohl und ein wenig mehr Glaube, ein
bischen weniger Hypochondrie würde sie ganz herstellen.
Lebe wohl. Ich bin auf allerley Art fleißig ohne viel zu fördern. Es ist
eine verfluchte Art von Schiffahrt, wo man oft bey seichten Flecken
aussteigen und den Kahn, der einen tragen sollte ziehen muß.
Adieu. Lebe mäßig auf daß du wohl lebest und dich zu ferneren
Expeditionen schonest.
Grüße die deinigen.
W. den 26. Sept. 85.
G.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 166–170.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 243–248.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 86–90.
ZH VI 293–297, Nr. 938.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 171–174.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 248–256.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 91–98.
ZH VI 297–304, Nr. 939.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.
Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 305f.
ZH VI 305–306, Nr. 940.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 100–101.
ZH VI 307, Nr. 941.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 177–181.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 256–260.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 101–104.
ZH VI 308–311, Nr. 942.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 104–110.
ZH VI 312–314, Nr. 943.Zusätze ZHDem Brief lag ein Teilstück der Urfassung des „Fliegenden Briefes“ in der Abschrift Schenks bei; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035:Vermerk von Hamann (Nummerierung und Korrektur des Datums mit roter Tinte):Erh den 2 April 86. 25 MarzGeantw den 3 – 9 – 11.
Beil. zu No 32.‥‥Zwar hat die deutsche Sprache ihre Erneurung einem
Vaterländischen Ueberläufer zu verdanken, deßen Ruhm bald an der
Waßersucht barst. Nachdem man sich aber durch die
Naturgeschichte gewohnte, alles zu claßificieren14.), durch den Hang zum
Materialismus15.) die Spiegel des besten Weltalls in blinde,
rastlose, unstäte Sonnenstäubchen zurückkehrten, und die Flüßigkeit
der Schreibart, den physischen Eigenschaften aller flüßigen Körper
zufolge, einen zu leichten, losen, unbündigen Zusammenhang der
Gedanken unter sich und zur Schwärmerey des Geschmacks
verrieth: so geschah der Uebergang schnell zu einer spröden Solidität,
überstopften Fülle und äußersten H Härte äußerst entgegen
gesetzter Schreibart. Falls also auch mein heimischer Provinzialstyl
weder die Seife noch das Scheidewaßer hoch-ober- und
niederdeutscher Sprachwäscher, noch den Schmelztiegel der
Adepten ägyptischer Ziegel- und japanischer Porcellanbrennery
aushielte, sondern nach welscher Plastik „Thon mit des Eisens
Pflanze“ vermengte: so war vielleicht eben diese Art unreinerComposition das kräftigste Organon für die transcendente Materie
meines unbestimmten Gegenstandes, der ein cæruleusProteus,
und nicht nur der wandelbarsten Farben, sondern auch
widersprechendsten Formen, wie ein Blitz, empfänglich ist. Der Most
meiner Metakritik brauchte neuere und reinere Prädicamente und
Kategorien, als die Kunstworte und Windschläuche verräucherter
Schulfüchserey. Ist „Eins das All; und kann auch der Mensch,
dem ersten Anblicke nach, Nichts, oder vielmehr Alles16.) sagen:
so sey die Dunkelheit meiner Sprache nicht nur Decke sardonischer
Spottlache und krokodilischer Wehmuth, sondern auch Macht und
εξουσια (1. Kor. XI. 10.) des von einem kleinen Wahrsager17.)mir geschenkten Wahlspruches:
το λιαν σοφον ου σοφια
allzuklug ist dumm
O Laertiade, quidquid dicam, aut erit, aut non!Hor. II. Sat. V. 58
„Um deutlicher zu enden: Meine ganze Manier gefiel nicht
den meisten (und besten?) von denjenigen Lesern und
Kunstrichtern, die wißen, woran sie sich zu halten haben.“ – – Desto baß
gefiel mirs, ihnen eine „Motte“ und „Made“ zu seyn (Hof. V.12.). Desto baß schmeckten die schönen fetten Kühe den häslichen
und magern, die vollen und dicken Aehren den dünnen und
versengten im Traum Pharaons. Die von mir bisher unerkannt
gebliebene Wohltat der seit langer Zeit mir erwiesenen Toleranz
und Nachsicht ist eben so wenig nach meinem Geschmack, als der
lautbare Verweis dieser unwißentlichen, ungewißen Schuld.
Ich würde selbst auf Gefahr einer pituita molesta den übrigen
Schlupflöchern und Winkelzügen nachspüren, wenn der feige
Balg die Unlust einer solchen Jagd bezahlte. Er mag leben und
laufen zum Aequivalent seines Kerbzeddels auf Toleranz und
Nachsicht!
Da es dem Berlinschen Nachrichter zu langweilig war, das
doppelte Motto meiner Aufschrift wenigstens anzuzeigen; weil es
die wahre Stimmung eines Predigers in der Wüsten, u nicht den
falschen kaustischen Ton eines beleidigenden Brandmarkers
angiebt: so will ich diese Verstömmelung durch eine Erklärung der
Aufschrift meines Büchleins u seines Inhalts zu ergänzen suchen.
Der erste Spruch steht im 5 Buch Mos. XXXII. 9. 10. nach
derMendelssohnschen u der andere Jer. XXIII. 15 nach der
Lutherschen Uebersetzung.Als vor zwölf Jahren ein damals preußischer Hofprediger,
man wußte nicht was? Noch wozu? unter dem Titel„Hephästion“ heraus gab, war der Berlinsche Strabo gleich fertig, der
grundlosen Erdichtung eines ägyptischen Pristers, in seinen
„Wöchentlichen Nachrichten“18.) zu erwähnen, ohne sich weiter
um die Quelle noch den Mittelbegriff dieser Homonymischen
Aufschrift zum Inhalt des Buchs zu bekümmern. Ein kleiner
Hierophantischer Briefsteller der sich Vettius Epagathus
Regiomonticola nannte, gab den verlohrenen Wink daß das ganze
Rätzel sich auf einem eiteln FamilienScherze beruhen u eine
bloße Anspielung auf den Namen des „Alexanders v.
Adlersheim“ vor einer „Apologie des Ordens der Freymäurer“ seyn
könnte, die zu Philadelphia 5651 (Königsberg 1769) erschienen
war.
Weder M. Mendelssohn, noch irgendeiner seiner begeisterten
Herolde haben uns den zureichenden Grund erklärt, warum seine
Abhandlung den Namen einer „aufrührschen, den Königen u
Landen schädlichen“ (Esr VI. 15) u deshalb zum zweyten u letzten
mal, bis auf den heutigen Tag, unwiderbringlich zerstörten Stadt
führt. „Was sind die Höhen Judea?“ rief schon der Prophet
Micha I. 5 aus: „ists nicht
Jerusalem
“?
Der angehängte Zusatz: „oder über religiöse Macht u
Judenthum“ ist mir eben so wenig einleuchtend, noch das erste Glied dem
Haupttitul untergeordnet. Der Verfaßer scheint ein übersinnliches,
mystisches, oder doch metaphysisches Jerusalem in Gedanken
gehabt zu haben. Ein nüchterner, aufmerksamer Leser bemerkt im
ganzen Context wie in der Aufschrift mehr ein dunkles,
vorgreifendes erschlichenes Billigungsvermögen, als durch Geschichte u
Philosophie aufgeklärte, vollständige u gewißenhafte
Sachkenntniße.
Ein in jedem Smöglichen Sinne erhabener Bergprediger
verbot ausdrücklich bey Jerusalem zu schwören: „denn sie ist
eines
großen Königs
Stadt!“ In seinem sanft u demüthigemHerzen war das Maaß u Gefühl eines
großen Königs
, daß
er mit Recht u Wahrheit sagen konnte:
Siehe
,
hier ist mehr
denn Salomon
! (Math V.35. XI. 42.) Der
Tod
dieses
HERRN u die
Majestät
seines
Himmelsreichs
verkündigt
schon die evangelisch lutherische Aufschrift meines Büchleins.
Rom, die Königinn der Erde, erkannte durch die Handschrift ihres
Procurators in drey noch lebenden Sprachen auf dem Titel des
Kreuzpfahls diesen König, u bestätigte die Würde des Namens
mit der That, ohne es zu wißen, noch erathen oder ergründen zu
könen, was der HERR durch David (den Mann nach dem Herzen
Gottes, lieblich mit Psalmen Israel, trotz aller kritischen u
historischen Lästerungen der Kinder BelialsRoterdami, (der kein
Erasmus, noch Logicus, noch Metaphysicus sondern ein Ehrbrecher,
Schmarotzer, Schwätzer, Psilologus u Psilosophus war) im
hundert u zehnten Psalm von Davids Sohn u HERRN gesagt:
שב לימיה :
sSetze
dich zu meiner Rechte
. Auf diesem
geistlichen Felse, der in der Wüsten mitfolgte, welcher war Christus
(1 Kor. X. 4) den keine Höfe noch Pforte der Hölle überwältigen
werden: nicht auf dem Triebsand eines zeitlichen, irrdischen,
fürstlichen Intereße, deßen Gott der Bauch ist: sondern in der Kraft
eines Bundesengels u Schutzgeistes, den Luther mit mehr als
Sokratischer Laune Thisbitischer Ironie seinen Scheblimini19.)nannte, war sein Protestantismus evangelischer Wahrheit, ihrer
religiösen Macht, u Glaubenssalbung.
14.) Epistola Posthuma des verewigten Engels. S. 10
15.) Vorrede zu seinen Morgenträumen.
16.) Jerusalem II. S. 81.
17.) Devisen auf deutsche Gelehrte und Künstler.18.) Vierter Jahrgang 1776. Stück XXVIII. Joh. Alb. Fabricii Bibl. gr. Tom.
et Lib. III Cap. XX § 19. De Hephastione Thebano et Vettiis. Tom. VII.
Lib. V. Cap. VII. § 7.
De Hephastione Alexandrino et aliis Hephastionibus quibus addendusSophista Juliani Discipulus. – Auch Hephastio coquus im IX. Buch des
Apulejus vom goldenen Esel gehört hieher. Nomen est coquoaccommodatum,sagt Philipp. Berraldus. Die genaue Verbindung der Kochkunst mit der religiösen
Macht erhellt aus dem Fragment eines Briefes der Olympias an Alexander den
Großen und eines Gedichts, in welchem ein St. Noel über die Natur der Dinge
philosophirt, und den Geist seines Handwerks und Heerdes den eleusinischen
Staatsgeheimnißen zur Seite setzt.
19.) Sie M. Paul Christian Hilscher’s L. zu Alt dr. Abhandlung von D. Martini
Lutheri vermeinten Spiritu Familiari oder deßen so genannten Scheblimini,worauf er sich nicht anders als auf Gott im Himmel selbst verlaßen, auch von
demselbigen zu Wiederherstellung der in der Augspurgischen Confeßion enthaltenen
evangelischen Wahrheit gar sonderlich ausgerüstet und geschützt worden, zu
erbaulicher Betrachtung des herrlichen Vortheils aus dem Sitzen Christi zur
Rechten Gottes. Dresden bey Gottlob Christian Hilscher 1730. S. 40. 8o. Dieser
vollständige Titel zeigt die Veranlaßung und den Geschmack der ganzen Abhandlung,
welche wenigstens die vornehmsten dahin gehörigen Stellen aus Luthers
Schriften anführt.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 181–186.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 261–266.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 111–115.
ZH VI 315–319, Nr. 944.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 306ff.
ZH VI 319–322, Nr. 945.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 193.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 266.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 120–121.
ZH VI 322–323, Nr. 946.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 121–122.
ZH VI 324–325, Nr. 947.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 186–192.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 266–275.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 123–130.
ZH VI 325–333, Nr. 948.Provenienz
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg (Frankfurt am Main), Nachlaß Johann Ludwig Garbe: Ms.Ff. J.L.Garbe S. 160.
Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 o.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 309f.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 86–88.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 267.
ZH VI 333–335, Nr. 949.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 296–297.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 311ff.
ZH VI 335–341, Nr. 950.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 133–137.
ZH VI 341–344, Nr. 951.Zusätze ZH
Dieser Brief bildet möglicherweise mit HKB 953 eine Einheit.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 206.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 280.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 139–140.
ZH VI 344–346, Nr. 952.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 197–206.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 280–292.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 142–151.
ZH VI 346–355, Nr. 953.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 189, 192, 246.
ZH VI 356–357, Nr. 954.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 210.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 292.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 152–153.
ZH VI 358–359, Nr. 955.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 213–214.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 293.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 155.
ZH VI 359–360, Nr. 956.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 219.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 293.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 157–158.
ZH VI 360–361, Nr. 957.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 207–209.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 294–298.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 161–164.
ZH VI 361–364, Nr. 958.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 165.
ZH VI 365, Nr. 959.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 210–213.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 298–302.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 165–169.
ZH VI 365–369, Nr. 960.Provenienz
Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20; Text nach einem Negativ der Königsberger Handschrift aus Arthur Henkels Nachlass.Bisherige Drucke
ZH VI 369, Nr. 961.Zusätze ZHZwei Beilagen:1. Eine weitere Abschrift Hamanns, adressiert an die Provincial-Direktion Königsberg; Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 20; Text nach einem Negativ der Königsberger Originalhandschrift aus Arthur Henkels Nachlass:Abschrift der Resolution E. Königl.
General-Administration an die Hiesige Provincial-DirectionMr. Stockmar
Dir. Prov. des Accises à Konigsberg.
Nous vous autorisons, Monsieur, à accorder au Sr. Hamann,
Garde-magazin un congé d’un mois pour le retablissement de
la Santé, mais, si contre notre attente il outrepassoit ce tems,
vous ferez faire les fonctions par un Surnumeraire à ses
depens, de quoi vous nous rendrez compte si le cas avoit lieu.
Signé de la Haye de LaunoyGrodart.Wegen des erroris calculi in der Zahl der Monate und der
außerordentlichen und paradoxen Clausula2. Das Attest des Arztes . Provenienz: Druck ZH vmtl. nach einer nicht mehr überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas oder einem Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Roths Hamanniana, II 20.
Beylage
.
Auf Ersuchen des p Hamann habe ich Endesunterschriebener
seine Gesundheitsumstände untersucht und gefunden, daß seine
Verdauung geschwächt, die Circulation der Säfte im Unterleibe
durch Infarctus gehemmt sey; daher hypochondrische und
Nervenzufälle entstehen. Diese kränklichen Umstände des p Hamann
erfordern eine Zerstreuung von Geschäften und eine stärkere
Leibesbewegung, welche nur durch die Reise nach einem Bade bewirkt
werden möchte. Solches habe hiermit attestieren wollen.
Königsberg den 26 April 86.
Sig. Metzger
StadtPhysicusProvenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 214–218.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 302–309.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 173–179.
ZH VI 370–375, Nr. 962.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 220–230.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 310–319.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 184–191.
ZH VI 376–383, Nr. 963.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 194–195.
ZH VI 383–384, Nr. 964.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 201–203.
ZH VI 385–387, Nr. 965.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 230–235.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 319–326.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 203–208.
ZH VI 387–393, Nr. 966.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 238–239.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 326.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 210–212.
ZH VI 393–394, Nr. 967.Zusätze ZHDem Brief lag ein Brief von Bucholtz an Jacobi bei, 14. Mai 1786, Abschrift Hamanns; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035, auf Bl. 3 und 4:den 14 Märzay 86.Dank wegen der Ganzheit in Deinem Buche! ich bitte dich,
lieber Jacobi, bleib bey dem Grundsatz auf den Schein deines Seyns
völlig zu resigniren. seine Befolgung allein macht andere unsers
Herzens
gewiß
. und diese gewißheit, Himmel, was ist sie uns, da
eine so unerschöpflich vielfache verschiedenheit menschen von menschen
trennet?
meine Dunkelheit, so viel ich von ihrer ursache wißen kann,
kömt vom mangel der sprache, und von meiner ungedultd zu
reden, ehe ich mich ausdrücken kann. was du in der rücksicht
aufschreiben willst, wird mir folglich allein schon deshalb nützlich
und angenehm seyn, weil es mich betrifft, und also mir worte
über mich selbst geben wird. deine bestimmtheit u genauigkeit der
sprache für sichtbare gegenstände habe ich so ziemlich. aber über
dasjenige in mir, wovon ich immer die meiste Lust habe, zu reden,
bin ich noch zu viel ohne ein
Du
.
weil ich solange arbeiten muß, ehe ich worte finde, so bin ich zu
froh über das erste, das mir so ziemlich treffend zu seyn deucht.
ohne diesen leichtsinn indeß würd ich vielleicht auch gantz
hypochondrisch.
Kömmst Du nicht bald einmal hier? ich rechne darauf, gantz am
Ende des Junii Vater zu seyn, und kann nunmehr wenigstens vor
Endigung der Wochen nicht zu dir kommen. Marianne kann nichts
lesen, ja nicht einmal hören. Das lamm leidet meistens äußerst
von den accidenzien ihrer Schwangerschaft. Diese Woche hatte
sie ein zahnweh, das sie auch nachts nicht schlafen ließ, und sie
immer mit händen und füßen sich zu winden zwang. indeß zeigt es
sich jetzt, daß es nur ein catharr war; und es ist alles beynah schon
wieder gut, auch ohne mindesten nachlaß von möglich-gefährlichen
zeichen.
ich bitte dich komm, wenn du kannst! ich hange so sehr aus
erfahrung des nachtons und nachgeschmacks nach einem umgang,
wie dem deinigen, und habe ihn so wenig. liebesgrüße von uns
an deine schwestern! auch ein herzlicher von marianne an Dich!
hier unsere Schattenriße und die hamannische Fortsetzung! wie
viel kostet Dein malaga? Dein Karolin an
lavater
will ich
bald möglichst besorgen.
wenn du an hamann schreibst, so melde ihm doch, daß ich ein
päcklein an ihn einem jungen hiesigen buchhändler nach leipzig
mitgegeben habe, um es allda durch gelegenheit, oder wenn sich
keine findet, mit der fahrenden post an ihn zu bestellen. Du wirst
ihm jetzt oft schreiben: nicht wahr? ich schreibe an einem Briefe an
ihn. Gott weiß aber, wann er fertig wird.
schicke mir doch, so viel du kannst, von hamann und dir. ich leide
an theurung der seele.
ewig und gantzdein F. Bucholtz.N.S. du wolltest mir ja von
Wzm etwas schicken, ich glaube,
den
Matthäus.
grüße ihn.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 235–238.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 331–336.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 214–217.
ZH VI 394–398, Nr. 968.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 327–331.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 219–223.
ZH VI 399–402, Nr. 969.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 239.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 326.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 223–225.
ZH VI 403–405, Nr. 970.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 336–342.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 225–230.
ZH VI 405–410, Nr. 971.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 298–299.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 315ff.
ZH VI 410–415, Nr. 972.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 244–245.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 343.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 231–232.
ZH VI 415–416, Nr. 973.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 343–344.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 234–235.
ZH VI 416–417, Nr. 974.Zusätze ZH
Auf der Rückseite des Briefs befindet sich ein Teilstück der Urfassung des „Fliegenden Briefes“ in der Abschrift Hamanns, der eine Kopie Schenks nochmals abschrieb (Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035). Der Text stimmt überein mit der Erstfassung bis auf geringfügige Korrekturen und die Stellenangaben, die bei Nadler fehlen. Vgl. Johann Georg Hamann: Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hg. von Josef Nadler. 6 Bde. Wien 1949–57, III 400, 28ff. und 402.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 344.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 235–236.
ZH VI 417–418, Nr. 975.Zusätze ZHDem nach London nachgesandten Brief lagen eine Nachschrift Schenks, enthaltend einen Auszug aus der VI. Fortsetzung des „Fliegenden Briefes“, Mitteilungen Schenks sowie seine Abschrift einer Rezension von Jacobis Schrift „Wider Mendelssohns Beschuldigungen“ aus den „Göttingischen Anzeigen“ bei; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035):Hamannen schicke ich morgen die begehrte Abschrift seiner 6 ten
Fortsetzung zu.
Auszug aus der VIten Fortsetzung
.
Lauter Beweise von dem unzertrennlichen Bande zwischen dem
Geiste der Beobachtung u Weißagung. Unser Wißen zwar ist
Stückwerk, und unser Weißagen Stückwerk; vereinigt aber ist es
eine 3fache Schnur, die nicht leicht entzwey reißt. Fällt einer, so
hilft ihm sein Geselle auf: und liegen sie beyeinander, so wärmen
sie sich (Jer. LXI. 7 Pr. Sal. IV. 10. 12).
Was wäre alle
Erkenntnis des Gegenwärtigen, ohne eine Göttliche
Erinnerung des Vergangenen, und ohne eine noch
glücklichere Ahndung des Künftigen
, wie Sokrates
seinem Dämon verdankte? Was wäre der Geist der Beobachtung
ohne den Geist der Weißagung und seine Leitfäden der
Vergangenheit und Zukunft. Er läßt seine Gaben auch über die
Abtrünnigen träufeln, daß der Herr dennoch daselbst ohne ihr Wißen
und Willen incognito bleibe und wohne p.p.
Nach der Stelle über Lavater: – Erbarmt euch mein, erbarmt
euch mein, ihr meine Freunde, denn die Hand Gottes hat auch mich
gerührt. Ohne eure Wohltaten und ihren Genuß wäre mein Leben
Hiobs und Lazarus seinem ähnlich gewesen. Hoffnung des
Wiedersehens in dem rechten Vaterlande aller Fremdlinge und
Pilgrimme u. Wallbrüder sey unser Abschied u. gemeinschaftlicher
Trost. Der Todte braucht weder Schild noch Lohn. Ihr
Hausgötter des Lebendigen, erniedrigt mich nicht selbst durch Thorheit u.
Eitelkeit, u. erhöht keinen Todten zu einem Götzen. Sorgt nicht,
weder mir noch meiner Statur eine Elle hinzuzusetzen. Das Maas
meiner „Größe“ sey keines Riesen noch Engels, keine Hand
breiter, als eine gemeine Menschenelle. Damit die Welt nicht
gebrandschazt werde, einen verweseten Sünder mit dem Nimbus
eines „Heiligen“ zu überkleiden und zu verklären, macht mir lieber,
damitß man auf mich deute, Schnurrbärte in meinem Leben,
so lange ich noch mit lachen kann. Ich will mich aber selbst
entkleiden, meine Hände ausbreiten, wie sie ein Schwimmer
ausbreitet, um über das stille fließende Waßer der Vergeßenheit zu
schwimmen, oder darinn unterzugehn.
– – – – ………
Lieber edler Mann! Eigene Dürftigkeit hat mich gezwungen,
um heute nicht ganz leer vor Ihnen zu erscheinen, von fremdem
Reichthum zu borgen, und was ich zusammen gebracht, ist eine
Gabe, die sich sehen laßen darf. Hamanns fl. Brief nimmt mit
jeder Fortsetzung an Vortreflichkeit zu. – Von Barmen noch
keine Antwort. Bentink läßt sich entschuldigen, daß er Ihnen nicht
Wort gehalten, hat sich aber noch nicht erklärt. Die Abschr. der
Rechnung zu 5 p % ist jetzt in seinen Händen. Gern möchte er an
den 2000 rl, wie ein Jude, noch abdingen. Doemming hat ihm
aber sehr gut geantwortet. Man muß nun sehen wie es geht. Ich
schließe.
Ihnen u Ihrer lieben Schwester Willkommen in London!
Erhalten Sie Sich gesund. Ihr Sch.von Jacobi vermerkt:den 19ten Juni empf.
Götting. Anzeigen. 85. Stück. 29ten May 1786.
„J. H. Jacobi wider M. Beschuldigungen p.p.“ Es war freylich
wohl nicht zu erwarten oder zu verlangen, daß auf die bisherigen
wider ihn gerichteten Schriften der Verf. nicht antworten sollte.
Und wir zeigen diese Antwort nicht nur der Unpartheylichkeit
gemäß, sondern auch um so viel lieber an, da sie, auch außer der
Beziehung auf die Privatstreitigkeit, lehrreiche und anziehende
Seiten enthält. Unterdeßen bergen wir nicht, daß wir, wenn es
möglich ist, diesen Streit bald geendigt wißen möchten. Er wird
zwischen Männern geführt, die beyderseits die Achtung des
Publikums in einem solchen Grade haben u. verdienen, daß es kein
Vergnügen seyn kann, den einen oder den andern unterliegen zu sehen;
zumal da es izt auf etwas anders und mehreres ankömmt, als auf
einen Grad der Deutlichkeit u. Gründlichkeit in Behandlung
metaphysischer Begriffe.
Lehrreich
kann freylich dieses
alles für den Philosophen seyn. Rec. muß aber bekennen, daß seine
Apathie noch nicht weit genug geht, um bey solchen
verhandlungen nur
kaltblütig beobachten
zu können. Auch was die
Erörterung des dogmatischen Theils der Streitgegenstände
anbelangt, kann sich Rec. des Gedankens nicht entwehren, daß der Vf.
selbst, wenn einst die
völlige Stille
folgen wird, einiges doch
anders gesagt wünschen werde. Es hat an sich schon etwas
bedenkliches, Behauptungen vor dem großen Publ. aufzuthürmen,
von denen man selbst gesteht, daß ein Salto mort. nöthig sey, um
von ihnen wieder auf festen sichern Boden zu kommen. Wenn nun
vollends der polemische Eifer eines Schriftstellers, der zwar scharf
sieht, aber auch sehr stark empfindet, hinzukömmt: so ist kaum zu
erwarten, daß alles so werde beurtheilt und vorgetragen werden,
wie es in allseitiger Absicht zu wünschen seyn möchte. Der Verf.
wird dem Rec. die Bescheidenheit zutrauen, daß dieß keine
hochkunstrichterliche zurechtweisung seyn soll: sondern nur freymütiges
Bekenntniß der Privatmeynung eines Mannes, der doch in den
Dingen, auf die es ankömmt, nicht ganz unerfahren ist. Daß er
ins Einzelne sich einlaße, und mit streite; kann wohl nicht, am
allerwenigsten hier, von ihm gefordert werden.*
* Note des Ein Abschreibers:
Neque accipere, neque abnuere, prudentioribus mos, quippe
qui ambiguis fortentiis commune periculum effugere
studebant. Tac.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 239–244.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 344–352.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 236–241.
ZH VI 418–424, Nr. 976.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 344.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 241–243.
ZH VI 424–425, Nr. 977.Zusätze ZHDem Brief lagen bei:1. Ein Brief von Lavater an Jacobi, 3. Mai 1786, den Hamann auf dem leeren Rest der Seite drei abschrieb; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035; vgl. Rudolf Zoeppritz: Aus F.H. Jacobis Nachlaß. Leipzig 1869, I 79–80:
Lavater bestätigt Jacobis Rechtfertigung in „Wider Mendelssohns Beschuldigungen“.2. Ein Auszug aus einem Brief von Jacobi an Lavater, 10. Mai 1786, in der Abschrift Helene Jacobis; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035; vgl. Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 502:
Jacobi rät Lavater zu maßvoller Kritik, da seine „Agitation“ die Wirkung seiner Schriften beeinträchtige.3. Ein Auszug aus einem Brief von Jacobi an Lavater, 27. Mai 1786, in der Abschrift Helene Jacobis; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035):Deine Rechtfertigung habe ich gelesen. Ich erhielt sie, da die
meinige eben abgedruckt war. Sie gefällt mir sehr, bis auf die
Markarden betreffende Nachschrift, die mir nicht gefällt. Du
thust so vielen Leuten schön u hast ein Wesen mit ihnen, die es gar
nicht werth sind. Ich weiß keinen Menschen dem dieses ueüberall schön thun nicht an Dir mißfiele. Es ist weder Liebe, noch
Sanftmuth, noch Schonung: man weiß nicht was es ist. Ich muß
Dir gestehen, lieber Lavater, daß ich wegen dieser Art die Du an
Dir hast, lange keine Neigung gefühlt habe Dir näher zu kommen.
Ich wußte mir nicht zu erklären, u weiß es noch nicht was Dich
so täuschbar macht. Um aus vielen Beyspielen nur eins zu
wählen, mag es der Herzog von Weimar seyn. Die Urtheile die Du
öffentlich über ihn gefällt hast sind schon übertrieben genug, u
mehr als das. Aber vorigen Sommer las ich einen Brief über ihn
von Deiner Hand, der mich ganz versteinerte. Man weiß in einem
solchen Augenblicke nicht, weder was man an Dir hat, noch was
Du an einem haben kanst.4. Ein Brief von Lavater an Jacobi, 3. Juni 1786, den Hamann auf der leeren Seite vier abschrieb; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035; vgl. Rudolf Zoeppritz: Aus F.H. Jacobis Nachlaß. Leipzig 1869, I 78–79:
Lavater rechtfertigt seine ihm von Jacobi vorgeworfene übertriebene Menschlichkeit als aufrichtige Menschenliebe. Zugleich kündigt er seine bevorstehende Reise über Offenbach nach Göttingen an.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 254.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 353.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 246–247.
ZH VI 426–427, Nr. 978.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 245–250.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 353–359.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 247–252.
ZH VI 427–432, Nr. 979.Zusätze ZH
Auf dem leeren Rest von Seite 3 folgen geschäftliche Mitteilungen Schenks.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 252–253.
ZH VI 432–433, Nr. 980.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 p.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 89–91.
ZH VI 433–435, Nr. 981.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 251–253.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 359–362.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 257–259.
ZH VI 435–437, Nr. 982.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 260.
ZH VI 437–438, Nr. 983.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 255–259.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 362–367.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 261–266.
ZH VI 438–443, Nr. 984.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 260.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 266–269.
ZH VI 443–446, Nr. 985.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 254–255.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 371.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 277–278.
ZH VI 447–448, Nr. 986.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 260.
ZH VI 448–451, Nr. 987.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 278–279.
ZH VI 452, Nr. 988.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 284–286.
ZH VI 453–454, Nr. 989.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], III 39.
Zusatz ZH: Korrigiert nach der Abschrift von Hamanns Sohn Johann Michael, mit Nachschrift von Hamann.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 265f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 372f.
ZH VI 454–456, Nr. 990.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 290–291.
ZH VI 456–458, Nr. 991.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 291–297.
ZH VI 458–464, Nr. 992.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 261.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 298–301.
ZH VI 464–467, Nr. 993.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 317ff.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 156.
ZH VI 467–471, Nr. 994.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 301–304.
ZH VI 471–474, Nr. 995.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 261ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 304–309.
ZH VI 474–479, Nr. 996.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 q.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 322ff.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 91–100.
ZH VI 479–485, Nr. 997.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 315–317.
ZH VI 486–488, Nr. 998.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 68.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 266f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 373ff.
ZH VI 488–492, Nr. 999.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 318–321.
ZH VI 492–495, Nr. 1000.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 r.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 326ff.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 100–107.
ZH VI 495–500, Nr. 1001.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 330f.
ZH VI 500–506, Nr. 1002.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 65.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 263f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 321–325.
ZH VI 507–510, Nr. 1003.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 300–301.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 331ff.
ZH VI 510–514, Nr. 1004.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 334ff.
ZH VI 514–518, Nr. 1005.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 325–326.
ZH VI 519–520, Nr. 1006.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 334ff.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 129, 149, 156.
ZH VI 520–523, Nr. 1007.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 216–218, 223, 248.
ZH VI 523–525, Nr. 1008.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 275–277.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 378.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 326–327.
ZH VI 525–526, Nr. 1009.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 378.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 328–330.
ZH VI 526–528, Nr. 1010.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 267–275.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 379–387.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 330–337.
ZH VI 529–535, Nr. 1011.EntwürfeAuf einem doppelseitig beschriebenen Foliobogen mit Brief-Entwürfen an Jacobi vom 22. bis 28. August befindet sich eine Passage zu diesem Brief; Provenienz: Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach):Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 264f. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH VI 535–536, Nr. 1012.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 278–283.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 387–395.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 338–345.
ZH VI 536–543, Nr. 1013.EntwürfeAuf einem doppelseitig beschriebenen Foliobogen mit Brief-Entwürfen an Jacobi vom 22. bis 28. August befinden sich Passagen zu diesem Brief (Provenienz: Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin [ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach]:Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 142.
ZH VI 543–545, Nr. 1014.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 277–278.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 395–396, 398.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 346–349.
ZH VII 1–4, Nr. 1015.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
ZH VII 4–5, Nr. 1016.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 s.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 339ff.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 108–117.
ZH VII 5–12, Nr. 1017.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 226.
ZH VII 12–13, Nr. 1018.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 342f.
ZH VII 13–15, Nr. 1019.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 286–288.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 396–398.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 355–356.
ZH VII 16–17, Nr. 1020.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 284–286.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 398–400.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 360–366.
ZH VII 18–21, Nr. 1021.Zusätze ZHDem Brief lagen bei:1. Franz Michael Leuchsenring an Johann Caspar Lavater, 23. August 1786, Abschrift von unbekannter Hand; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Leuchsenring an Lavater
Nun habe ich auch Ihr versiegeltes Billet gelesen, welches so
anfängt: „Nach Lesung dieses Aufsatzes denkt Leuchsenring beßer
von Lavater und schlimmer von Leuchsenring“ – Ich kann sie
aufrichtig versichern, Herr Helfer, daß Leuchsenring nach Lesung
Ihres Aufsatzes schlimmer von Lavater denkt, und daß es ihm von
Herzen leid ist, daß er so denken muß. Hier sind einige Stellen aus
meinem Tagebuche vom vorigen Sonntage „wenn ich nichts wider
den Charakter von L. gehabt hätte, so würde mich diese Schrift
aufmerksam gemacht haben. Es sind darin Dinge, die, verglichen
mit dem, was zwischen Ihm und mir vorgefallen, und was ich
sonst von ihm weiß, mein moralisches Gefühl aufs äußerste
beleidigt haben. Ich fange an alle Hofnung zu verliehren, daß dieser
Mann je von seinem ‥‥ Wesen, welches er sich vielleicht selbst
verheelt, geheilt werde ‥‥ Nichts ist mir mehr zuwider, als dieser
‥‥ Ton, und diese ‥‥ Manier, andern mit einer frommen
Miene zu schaden ‥‥ Der ganze Aufsatz ist sehr geschickt gegen
mich angelegt. Ich werde aber fortfahren offen, und grade
zu Markte zu gehen ‥‥ Bey allen diesen Empfindungen ist es
mir doch unangenehm zu denken, daß L. sich in eine höchstmißliche
Lage setzt ‥‥ Es kränkt mich, daß ich die Hofnung ganz
aufgeben soll zu sehen, daß dieser Mann ‥‥ seine Wirksamkeit auf
einen edleren Zweck richte. Der Mann ist mir ein trauriges
Exempel wie weit ‥‥ Eitelkeit und Stolz einen Menschen nach und
nach führen können.“
Ich wünschte daß Sie, wenn es Ihnen Ihr Gewissen erlaubt,
meinen Namen und die Anspielungen stehen zu laßen, alle Briefe und
Zettel die ich Ihnen seit meiner Ankunft in Zürich geschrieben,
nebst Ihren Briefen und Zetteln an mich in Ihrem Aufsatze
beyfügen und beydrucken ließen. Wenn Sie das Licht nicht scheuen, wie
Sie so oft versichern, so können Sie keinen Anstand nehmen diesen
Wunsch in Erfüllung zu bringen.
Zürich, den 23. Aug. 1786. Leuchsenring.2. Johann Caspar Lavater an Franz Michael Leuchsenring, 25. August 1786, Abschrift von unbekannter Hand; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Letzte Antwort an Herrn Leuchsenring.
Ich sandte Ihnen mein Manuskript über Katholizismus und
Jesuitismus, wie Sie wißen, in der Absicht um Sie selbst zum Richter
zumachen: Ob ich mich unzweydeutig und furchtlos genug gegen
der Berliner und Ihren Argwohn erklärt. Sie scheinen meine
Absicht bey dieser Mittheilung gänzlich vergeßen, scheinen nichts von
meiner Unschuld und der mannichfaltigen Ungerechtigkeit die man
sich gegen mir erlaubt, gefühlt – und nichts als den dastehenden
Namen
Leuchsenring
– nichts als die Anspielungen auf sich
– gesehen zu haben.
Das muß ich hingehen laßen – Mit dem Geständniß, daß ich
thörigt gehandelt habe, Ihnen diesen Aufsatz mit der Handschrift
mitgetheilt, und Ihrer Beurtheilung unterworfen zu haben. Da
ich mir Ihre Unbelehrbarkeit über gewiße Punkte hätte vermuthen
sollen – nicht hätte erinnern sollen des Rathes meines großen
Freundes: „Mich nie mit keinem argwöhnischen keinem
schiefsehenden und keinem krankmüthigen Menschen einzulaßen.“ Gegen
Argwohn, Schiefsinn und Galle kann keine Wahrheit und keine
Unschuld sich je verteidigen. Ich verdiene also für meine Thorheit
zu büßen – Auch Thorheit war es, für die ich zu büßen verdiene,
daß ich Sie nach seiner ernsten Warnung an Ihr ehemals fein
empfindendes obgleich lange schon verstummtes Herz fähig und
würdig hielt.
Aber behaupten darf ich stack, weder Thorheit noch Leichtsinn, noch
Bosheit ists daß ich in meinem Aufsatze welcher der Prüfung und
Beurtheilung verschiedener ganz unpartheyischer Freunde
bestimmt war, neben die Namen,
Nicolai
,
Gedicke
,
Biester
diese drey
öffentlichen furchtlosen Vertheidiger der
Jesuitischen Grille
– auch Ihren Namen setzte, da nicht nur
Zürich, sondern ganz Deutschland weiß welch ein ganz positiver
Verbreiter derselben und welch ein scharfer nicht schonender
Verkleinerer und Richter aller derer Sie sind – die diese Grille jetzt
noch Grille zu heißen sich berechtigt glauben. Mir schien’s und
scheint’s noch eine intolerable Pretension von Ihnen daß Sie
immer andere nennen und sich nie nennen laßen wollen. Sehe ich
indeß eine Möglichkeit vor, Sie auf eine andere Weise künftig
abzuhalten, falsche und nachtheilige Anekdoten, wieder Männer,
die in einem öffentlichen Amte und WürkungsKreise stehen,
aufzuhaschen, in die Ehren zu flüstern, und zu verbreiten, so will ich aus
Christlicher Guthmüthigkeit, Ihrer Blödigkeit, die sich vor Ihren
eigenen Namen, wie vor einer Todtsünde zu entsetzen scheint,
diesmal noch schonen – Und die ganze Stelle mit den vier Namen
weglaßen – mit dem ganz ausdrücklichen Bedung jedoch, daß ich
mir Genugthuung zu verschaffen wißen werde, wenn Sie irgend
eine Anekdote wieder mich wiederholen, die ich mündlich oder
schriftlich für Unwahrheit erklärte.
Habe ich Unrecht geredet, so beweise es, daß es Unrecht sey, habe
ich aber recht geredet, was schlägst du mich denn?
In Ansehung des Aufsatzes selbst, den der Hauptsache nach, bis
an wenige Ausdrücke, die ich ändern werde, Schloßer und alle die
ihn lasen billigten, werde ich der Entscheidung Herrn Meiners,
und des Landgrafen zu Hornburg überlaßen.
Befehlen
laß ich mir nicht, Ihre oder meine Briefe drucken zu
laßen, aber
erlauben
kann ich, und will ich Ihnen – wenn
Sie
es gut finden – Ihren letzten und vorletzten Brief, und alle Briefe
und Billets, die Sie mir je schrieben, und
alle
und
jede
Briefe
und Billets die ich Ihnen je geschrieben, zu publizieren. Ich glaube
nicht das mindeste dabey verlieren zu können – noch mehr, durch
die
geheimen
Briefe, mit denen
Sie
, Leuchsenring (quam
amavi, num quam non amato) mir drohten – – – Mögen Sie bekannt
machen, hier meine Handschrift dafür. Ich will aber nichts davon
wißen.
Ich habe andre und beßere Geschäfte als mich weiter mit einem
Manne einzulaßen, der nach meiner Ueberzeugung in der tiefsten
und schiefsten Illusion steckt, die ich mir freylich durch seine Lage,
sein Schicksal, und Verzeihen Sie mir, durch das armselige
Stecken Pferd, einer vieljährigen Anekdoten=Jägerey bey guten
Absichten, und einem beruflosen Leben, leidlich genug erklären
kann –
Ich breche mit dem heutigen 25ten August 86 schlechterdings mit
Ihnen ab; beantworte Ihr letztes Billet in welchem Sie sich
zum Richter meines Herzens aufwerfen, mit keiner Sylbe – werde
keines mehr beantworten, keines mehr annehmen, bis unser
Schicksal daß bisher zu wollen scheint daß wir einander hienieden nicht
kennen, und genießen sollen, sich selbst ganz geändert hat – – bis
Sie mir durch einen dritten unpartheyischen Mann ein non
putaram sagen laßen – Reden, schreiben, thuen Sie was Sie wollen –
ich werde reden, schreiben und thuen was ich Recht finde. Ich habe
nicht Ursache mich zu fürchten, so lange mir die Gnade gegeben
ist
warten zu können
. Nicht Ihnen, sondern Gott nicht einem
partikular Inquisitor, sondern dem Publikum, vor dem ich falsch
angeklagt bin, bin ich Rechenschaft schuldig. Das Publikum hat
zwey
Ohren, und Gott im Himmel
eine
gerechte Wage für
Leuchsenring und Lavater –
Zürich. Freytag Abendsden 25. Aug. 1786Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 288–296.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 400–408.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 135.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 366–373.
ZH VII 21–29, Nr. 1022.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 380–381.
ZH VII 29–30, Nr. 1023.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 t.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 117–126.
ZH VII 30–36, Nr. 1024.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 388.
ZH VII 36–38, Nr. 1025.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 296–308.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 408–423.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 390–403.
ZH VII 38–51, Nr. 1026.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 61.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 345ff.
ZH VII 51–52, Nr. 1027.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 404.
ZH VII 52–53, Nr. 1028.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 308–312.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 424–429.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 405–410.
ZH VII 53–58, Nr. 1029.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 237.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 135.
ZH VII 59–60, Nr. 1030.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 312–313.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 430.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 411–412.
ZH VII 60–62, Nr. 1031.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 92–99.
ZH VII 62–68, Nr. 1032.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 313–315.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 430–431.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 413–415.
ZH VII 68–70, Nr. 1033.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
ZH VII 70–73, Nr. 1034.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 315–317.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 432–445.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 418–431.
ZH VII 73–86, Nr. 1035.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 156f.
ZH VII 86–89, Nr. 1036.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Sammlung Warda.Bisherige Drucke
Wolfgang Stammler, Matthias Claudius, der Wandbecker Bote. Ein Beitrag zur deutschen Literatur- und Geistesgeschichte. Halle an der Saale 1915, 254–255.
ZH VII 89–91, Nr. 1037.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 5: 1786. Hg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2005, 439–440.
ZH VII 91–92, Nr. 1038.Zusätze ZHSchönborn an Jacobi, 5. November 1786, Auszug, abgeschrieben von Schenk; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Richmont, den 5ten Nov. 1786‥‥ Ich habe Ihre Aufträge zeitig ausgerichtet. Ich habe
mich in Absicht der Arc. Coelest. nicht nur bey Elmsly, an den ich
gewiesen worden, sondern auch bey verschiedenen andern hiesigen
Buchhändlern erkundigt; keiner aber wußte mir auch nur den
geringsten Bescheid zu geben, wo sie zu haben, geschweige daß sie
sie selber haben sollten. Endlich fiel es mir ein, zu einem gewißen
alten 80.jährigen Schweden zu gehen, welcher sich hier aufhält,
und der ein vertrauter Freund von Swedenborg gewesen, also von
seinen Angelegenheiten unterrichtet seyn mußte. Dieser gab mir
folgende Antwort auf mein Ansuchen: Daß der seel. Swedenborg
nicht lange vor seinem Tode alle noch unverkauften Exemplare
von diesem Werke, welches er, wie alle seine theosophischen
Schriften auf eigene Kosten drucken laßen, bis auf 24. vertilgt habe, mit
beygefügtem Grunde, daß dieses Werk nicht nöthig habe, sich in so
vielen Exemplaren in der Welt herum zu spielen, bevor die
Begierde darnach stärker und allgemeiner worden, und alsdann
würde man es ohnedem schon zu vervielfältigen suchen. Die erwähnten
erhaltenen Exempl. habe nach seinem Tode ein hiesiger
Buchdrucker bekommen, der sie aber alle schon theils in = theils
außerhalb England verkauft, jedes Exemplar für 8. Guineen. Ich weiß
also hierbey keinen andern Rath, als eine Gelegenheit abzuwarten,
bis dieses Werk etwa zum öffentl. Verkauf vorkommt; wenigstens
kann ich den Ort nicht ausfündig machen, wo es zu haben, den
H. R. Correspondent mit solcher Gewißheit zu wißen scheint.
Ueberdem ist der Preis, den er dafür aussetzt, zu hoch über dem des
ersten Verkaufes, als daß man nicht etwa auf einen günstigen
Zufall warten sollte. Inzwischen da der Buchhändler so mit der
Uebersetzung eilt – vielleicht aus Furcht, daß ihm jemand
zuvorkomme – so weiß ich in diesem Augenblick keinen andern Rath,
als sich an HE. Reich zu adressieren. Könnte er aber noch ½ Jahr
warten, so wollte ich mich hier umthun, ob ich es ihm wo
auftreiben kann. Dergleichen günstige Zufälle sind in einem solchen Orte
wie dieser, wo so viel Verkehr ist, häufiger als anders wo. Ich
weiß nicht, ob Sie wißen, daß die Arc. Coel. hier übersetzt
werden, oder es vielmehr schon sind? – etc. etc.
Am Fuß der Seite von Hamanns Hand:18 Guinées von H.artknoch AuftragProvenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 347ff.
ZH VII 92–96, Nr. 1039.Zusätze ZHZwei Beilagen:1. Das Empfehlungsschreiben Lavaters für Kaspar Hottinger aus Zürich, Zürich, 14. April 1786:II. AbschriftMit gegenwärtiger Zeile wird Kaspar Hottinger von Zürch,
einer armen redlichen Wittwe wackerer Sohn allen meinen
auswärtigen Freunden, wo Er immer hinkommen mag, in allen
Vorfallenheiten, die ihm immer begegnen mögen, ehrerbietig und
vertrauensvoll empfohlen. Ich habe mehr unbekannte als
bekannte Freunde in den nordischen Gegenden, die der liebe Hottinger
zu besuchen willens ist. Wer aber, auch ohne daß ich ihn kenne,
mich einiger maaßen kennt und liebt, habe die Güte sich dieses
Mitbürgers und ehemal. Lehrlings in dem Waysenhause, an dem
ich stand, treulichst anzunehmen. In
Riga
kann und wird der
redliche Herr
Hartknoch
, in Kgsb. HE J G H. Kgl.
Acciseeinnehmer in Petersburg allenfalls ihm ein Freund
Rudolf
Füßlins
von Zürch, wenn er sich, wie ich glaube, auf Reisen
befinden sollte – in Moskau HE Pastor
Brunner
an die Hand
gehen können. Die Gnade des HErrn sey mit Ihm.
Zürich Charfreytags morgens(LS.)den 14 Apr. 86Joh. Kasp. Lavater.2. Ein Auszug aus dem Brief Schönborns an Jacobi, 5. November 1786 (vgl. Apparat zu HKB 1038).Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 302–303.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 349ff.
ZH VII 96–99, Nr. 1040.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 318ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 445ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 10–17.
ZH VII 99–106, Nr. 1041.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 35).Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 226–228.
ZH VII 106–109, Nr. 1042.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 321ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 454f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 23–26.
ZH VII 109–111, Nr. 1043.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 351ff.
ZH VII 111–114, Nr. 1044.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 323.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 455.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 35–36.
ZH VII 114–115, Nr. 1045.Zusätze ZHDem Brief lagen bei, bzw. sind bei der Sammlung des Hamann-Jacobi-Briefwechsels wieder beigefügt worden:1. Das Testament Thomas Wizenmanns, Original; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.
Mein letzter Wille
Mein letzter Wille hienieden, besteht kurz darinn,
1 Hr. Fr. Jacobi ist der Erbe aller meiner schriftlichen Sachen,
worunter besonders und vorzüglich a) der Entwurf über
Matthäus, b) die biblische Geschichte, wovon Hofmann Bericht geben
kann, c) die Schriftchen über die Triebe des Menschen d) und
ein unvollendeter Aufsatz über Kants Orientiren begriffen sind.
Es kann und soll aber nichts davon gedruckt werden, so lange
die groben und vielen Fehler in allen diesen Schriften nicht
sorgfältig ausgemerzt sind. Doch bitte ich diese Schriften, auf
Verlangen, meinen Freunden zu leihen.
2 Meine Freunde HE. Schenk und Hofmann, ersuche ich besonders,
meine Bücher, die theils hier, theils in Barmen sind, zu
verauktioniren, und das Geld, wenn etwas übrig bleibt, meinem armen
Vater zu übermachen.
3 Meine Kleider und Wäsche bitte ich gelegentlich,
so wie sie
sind
, meinem Vater zu übermachen, weil er sie viel vortheilhafter
brauchen kann, als wenn sie um Geld verkauft würden. Die
übrigen Sachen, z. E. Uhr, Schnallen etc. gehen gleichfalls an
meinen Vater und an meine Geschwister
4 Von meinem Tode wird Hr. M. Hausleutner in Stuttgard
sogleich Nachricht gegeben, der es dann meinem tief verwundeten
und trostlosen Vater berichten, und überhaupt gern der
Unterhändler in meinen Angelegenheiten seyn wird.
Düßeldorf am 17ten Dec. 1786
Thomas WitzenmannMagister der Philosophie.Auf der Rückseite:Nach meinem Tode von dem geh. R. Fr. Hr. Jacobi, in Gegenwart
Meiner Freunde Schenk und Hofmann zu erbrechen.2. Thomas Wizenmann (Vater) an Thomas Wizenmann (Sohn), 9. Januar 1787, Abschrift Hamanns; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035:Mein theurer lieber Sohn
Mich jammern Deine Umstände, weil es aber Gottes Sachen
sind und wir nicht in den Rathschluß Gottes hineinsehen, so wollen
wir als die wahren Streiter dem HErrn Jesu nachahmen, unser
Kreuz auf uns nehmen, im leben, leiden und sterben; und wenn
wir einander in dieser Welt nicht mehr sehen, so werden wir doch
einander in der Ewigkeit antreffen, wiewohl ich wünschte Dich
noch einmal zu sehen. Halte Dich eben an Jesum, so wirst Du
wahres Vergnügen zu Deiner seeligen Ruhe bekommen. Du
darfst glauben, daß Deine Mutter und Geschwister so geweint
haben, daß mans nicht mehr hat trösten können, bis sie
ausgeweint haben. Wann es Dir recht ist, daß ich Dich noch besuchen
soll, will ich zu Dir kommen. Sag mir auch was ich mit Deinen
Büchern machen soll. Jedermann läßt Dich grüßen, und wünschet
Dir ein langes Leben. Was mich anbetrifft, bist Du mir immer
ein Jonathan gewesen, und bists noch.
Ich behalte Dich lieb bis in mein Grab, und ich wollte gerne,
ich könnte mein Leben ums Deine geben. Doch was wäre es?
Etliche Jahren wären bald verloffen, dann käme die Reihe doch
an Dich. Ich nehme also Abschied über Leben und Tod; laß es
Dir nicht bang seyn aufs sterben; es ist eine kleine Uebergab, so
sind wir daheim.
Ich verbleibe
Dein getreuer VaterThomas Witzenmann.Ludwigsburg, 9ten Jan 1787.
Aus unserm Gebet kommst Du nicht.3. Thomas Wizenmann an Friedrich Heinrich Jacobi: 26. Januar 1787, Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.C.
Mühlheim am Rhein den 26ten Jan. 1787Also das letzte Lebewohl, lieber Fritz und Ihr, meine
Schwestern! Wie sehen uns wieder!
Ich habe weiter nichts, gar nichts zu sagen, als
1) daß wenn etwas von meinen Sachen gedruckt werden sollte,
in Ansehung des Ertrags, ja auf meinen armen Vater mit
sechs Kindern, die er kaum ernähren kann, Rücksicht
genommen werden möge. Hausleutner übernimmt alle
Correspondenz.
2) Diesem meinem ältesten Freund Hausleutner, wünschte ich,
daß mein Englisches Federmeßer, daß ich hier habe, die
Englischen Bleystifte und Lottchens Schreibtafel überschickt
würde.
3) Sie, und Ihr Schwestern! ich kann euch nichts anbieten.
Aber nehmt Euch ein Andenken, wenn ihr eins findet.
4) Hofmann und Schenk wählen sich auch eins
Wie oft habe ich dem Tod mit Freuden entgegengesehen!
Aber die langsame Abtilgung meines Lebens – ach, ich habe oft
fürchterlich gerungen!
Umarmung an alle: Fürstenberg, Prinzeßin, Aachen,
Spalding – und wie soll ich sie alle nennen können?
Und Du HerzensFritz, lebe muthig vor Gott und in Gott. Es
ist eine andere Welt!!!
Ewig, Ewig Euer Thomas WitzenmannDu berichtigst doch alles was ich schuldig bin.
Auf der Rückseite:In einer verworrenen Stunde geschrieben.
Nach meinem Tode von meinem Ewig-Geliebten und verehrten
Jacobi zu erbrechen. –
Von Hamann vermerkt:(ad N: 60)Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 325ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 456ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 40–45.
ZH VII 115–121, Nr. 1046.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 463ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 46–49.
ZH VII 121–124, Nr. 1047.Provenienz
Druck ZH nach dem überlieferten Typoskript Walther Ziesemers. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Preußisches Staatsarchiv Königsberg, Nachlass Johann George Scheffner.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 353ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 268f., 271
ZH VII 124–127, Nr. 1048.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 467f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 49–50.
ZH VII 128–129, Nr. 1049.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 468f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 49–50.
ZH VII 129–130, Nr. 1050.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 333.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 469f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 49–50.
ZH VII 130–131, Nr. 1051.Zusätze ZHJohann August Starck an den Herzog von Mecklenburg, Abschrift von Schenks Hand; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Durchlauchtigster Herzog
Gnädigster Fürst und Herr.
Ew. Herzogl. Durchlaucht haben die Gnade gehabt, Sich durch
Mettaye nach meinen gegenwärtigen Zustande erkundigen zu
laßen, und für dieses gnädige, mir unendlich theure Andenken
lege ich Ihnen, gnädigster Herr, hiemit meinen unterthänigsten
Dank zu Füßen.
Wegen meines langen Stillschweigens verlaße ich mich allein auf
Ew. Durchlaucht mir bekannte gnädige Nachsicht gegen mich; der
ich, da ich kaum von dem schweren Krankenlager aufgestanden
war, mich schon in einem solchen Wirbel von allerley Arbeiten
herumgetrieben sahe, daß ich an nichts weiter zu denken fähig
war. Da ich weiß, welchen gnädigen antheil Ew. Durchlaucht
an meinem Schicksal nehmen, so lege ich hiemit, in einer etwas
freyen Stunde meine Rechnung ab.
Mit meiner Krankheit hat es, nach der Abreise Ew. Durchlaucht
noch lange gewährt, und wie ich auch schon auf war, war ich
doch noch nicht von Schmerzen frey. Mit Gewalt riß ich mich
heraus, um nur Neu Jahr predigen zu können, und dadurch die
üblen Gerüchte zu wiederlegen, als sey mir das Predigen
verboten, die selbst hier ausgestreuet waren, und auch in Gießen von
Ouvrier dergestalt verbreitet wurden, daß er sogar in seinem
Collegio den Studenten vor Weihnachten verkündiget, ich sey
abgesetzt und er käme an meine Stelle. Endlich gieng es denn
immer mit meinen Beschwerden vorwärts, und seit 6 Wochen
bin ich nicht nur von Schmerz gänzlich frey, sondern ich habe
auch sogar Hoffnung durch den Gebrauch von Arzeneyen, womit
ich noch fortfahre, mein altes Uebel los zu werden.
Sobald ich aufstand, setzte mich auch schon wieder an die Arbeit,
um durch eine gedruckte Schrift meine Gegner vor dem Publico
zu widerlegen. Unstreitig erwarten sie von mir eine
Rechtfertigung meiner Person, wogegen sie denn ihr altes Drehwerk
anbringen mögten, und ihre Hypothese doch stehen bleiben würde.
Aber als Mensch, Theologe und Christ bin ich genöthigt einen
ganz andern Weg zu gehen, und das Ganze Grobe von
Unwahrheiten, Chimären, Falschheiten, Umwißenheiten und Ränken der
Welt aufzudecken, das die Berliner Monath-Schriftsteller
zusammen gesponnen haben um unter der Larve protestantischer
Zionswächter den Deismus Triumphiren zu machen. Ich habe zu dem
Ende ein weitläuftiges Werk unter Händen über Katholicismus
Jesuitismus, geheime Gesellschaften und die mir besonders
gemachten Beschuldigungen, und ich hoffe die Welt wird eben so sehr
erstaunen, als meine Gegner unwiederbringlich beschämt werden.
Ich sehe auch schon, daß Männer von Gewicht sich sonst dem
Unwesen entgegen sezzen, als de Marées in Deßau, Schloßer Graf
Stollberg, Döderlein und andere mehr. Auf der Ostermeße hoffe
ich mein Buch zu liefern.
Mein Proceß schleppt sich noch. Am 6ten dieses sind die Herren
vorgewesen, und mir ist das Protocol zugeschickt, woraus ich aber
sehe, daß es schlecht mit ihnen bestellt ist, und daß sie mehr den
Gesichts-punct der Klage zu verrucken, und sich zu entschuldigen,
als zu beweisen suchen. Ich glaube aber dem beßten Ausgange
entgegen sehen zu können.
Ich habe die Theilnehmung vieler edlen Menschen erfahren.
Außerdem daß der Prinz Friedrich von Würtenberg im
November aus Perlenburg an mich schrieb, und mich aufzurichten suchte,
that dieser Herr es noch am vorigen Donnerstage, wo Er hier
durchgieng und drittehalb Stunden bey mir war‥
So bin ich auch überzeugt, daß Ew. Durchlt Gnade mir alles
Banngeschrey der Welt nicht wird rauben können. Ich werde
mich bemühen derselben wehrt zu werden, und werde froh seyn,
wenn ich nun erst so weit wieder von allen unangenehmen
Geschäften frey bin, daß ich mir selbst mehr angehöre und mein
eifriges Bemühen Ew. Durchlt Gnade zuverdienen werkthätig
so wohl Ihnen, als unserm vortreflichen Prinz George, auch
dem ehrlichen guten Falck beweisen kann. Wie glüklich werde ich
mich schätzen, wenn ich Ew. Durchlaucht persönlich die tiefe
innigste Verehrung an den Tag legen könne, und der ich
lebenslang verharre Ew. Herzogl. Durchlauchtunterthänigster StarckDarmstadt
den 21ten February
1787.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 57.
ZH VII 131–132, Nr. 1052.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 334.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 469f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 60–62.
ZH VII 132–134, Nr. 1053.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 329ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 470ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 66–73.
ZH VII 134–142, Nr. 1054.Provenienz
Universitätsbibliothek Basel, Autographensammlung Karl Geigy-Hagenbach, 1027.Bisherige Drucke
ZH VII 142–143, Nr. 1055.
Münster usf.Bisherige Drucke
ZH VII 143–146, Nr. 1056.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 334ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 479ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 80–90.
ZH VII 146–153, Nr. 1057.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 339ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 491ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 98–105.
ZH VII 154–160, Nr. 1058.ProvenienzBisherige Drucke
ZH VII 161, Nr. 1059.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 346ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 499ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 110–129.
ZH VII 161–181, Nr. 1060.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 304–305.Bisherige Drucke
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 228–230.
ZH VII 181–183, Nr. 1061.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 129–135.
ZH VII 183–188, Nr. 1062.Zusätze ZHDem Brief lag ein mit roter Tinte verbessertes Oktavblatt bei:THOMAS WIZENMANN
GEBOHREN ZU LUDWIGSBURG
DEN ZWEITEN NOV: MDCCLIX
ERZOGEN VON FROMMEN ELTERN
IN DER FURCHT GOTTES, BILDETE SICH
ZUM ÖEFFENTLICHEN LEHRER DES WORITS
DAS IHM EWIGES LEBEN WAR, AUF DER
HOHEN SCHULE ZU TÜBINGEN, GIENG
IM JAHRE MDCCLXXXIII ALS PRIVAT ER
ZIEHER NACH BARMEN, WURDE KRAENCK=
LICH, SUCHTE ZU DUSSELDORFF GENE=
SUNG IN DEN ARMEN EINES FREUNDES,
BRACHTE HIERHIN NACH MUHLHEIM
SEINE LETZTE IRRDISCHE HOFFNUNG
UND STARB IN DEM HAUSE SEINES
ARTZTES VON FREUNDEN UMRINGT
DEN XXII FEBR: MDCCLXXXVII
––––––––––
UM DIESE STELLE SEINER RUHE ZU BEZEICH=
NEN SETZTEN SEINE FREUNDE DIESEN STEINNota. Der Fehler oben, in der6ten Zeile, mit dem WORISläßt sich leicht ausbeßern.Rückseite:QUIS DESIDERIO SIT PUDOR
AUT MODUS
TAM CARI CAPITIS?
HORAT
Nota. die 2 Buchstaben TA sindvon der Ecke abgestoßen, ehe derStein aufgerichtet ward.Auch dieser Fehler läßt sich beßern.SELIG IST DER MENSCH
DESSEN ZIEL UND LAUFBAHRN
SICH IN DIE WOLKE IENER
ZEUGEN VERLIERT
DEREN DIE WELT NICHT
WERTH WAR.
HAMANN
Nota. Der Fehler in der 2ten ZeileLAUFBAHR ist der schwerstezu verbeßern, weil derBuchstabe gerade an derschroffen Ecke steht.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 u.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 126–127.
ZH VII 189, Nr. 1063.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 363ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 524ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 141–147.
ZH VII 189–196, Nr. 1064.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 366f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 532ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 150–153.
ZH VII 196–199, Nr. 1065.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 21. – Die zahlreichen Abweichungen in ZH resultieren aus einer ebenfalls überlieferten fehlerhaften Abschrift von Wardas Abschrift, die von ZH als Druckvorlage verwendet wurde.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 281f.
ZH VII 200–203, Nr. 1066.Zusätze ZH
Undatierter Entwurf.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 1065 und 1066.Provenienz
Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 91. Text nach einem Negativ der Königsberger Originalhandschrift in der Universitätsbibliothek Münster, Kapsel 2, 11.
ZH VII 203–210, Nr. 1067.Zusätze ZHDem Brief lag vmtl. ein Pro Memoria bei; hier ein Entwurf (Provenienz: Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 91. Text nach einem Negativ der Königsberger Originalhandschrift in der Universitätsbibliothek Münster, Kapsel 2, 11.):P. M.I. Ich bin den 27 Aug. 30 geboren und wurde 46 ein
akademischer Bürger. Meine beiderseitige Eltern waren arme
Fremdlinge, und haben mich durch ihr Beyspiel zur Dankbarkeit
für den ihnen in Preußen zugefloßenen Seegen erzogen. Dies
mein Vaterland ist mir mehr durch erlittene Drangsale als
darinn genoßene Herrlichkeiten lieb, theuer u werth geworden.
Mit eben so wenig Geschick als Glück habe ich wenige Jahre
in Liefl. u. Curl. wie Hofmeister adelicher Jugend zugebracht.
Ich habe Menschen kennen, schätzen, lieben und dulden; mich
selbst aber fürchten gelernt. Unterstützt von großmüthigenFreunden u Handelsleuten in Riga, habe ich mein mütterl. Erbe
auf fruchtlosen Reisen in Deutschl. Holl. u Engl. verwandt;
gleichwie in den ersten Dienstjahren einen zieml. Theil meines
mäßigen Gehalts auf franz. Wörterbücher, aus Neigung zu
einem Beruffe, durch den mir die Lieblingssprache meiner Jugend
so vereckelt worden, daß ich jetzt darinn zu schreiben eben so
unvermögend bin, als ich es immer gewesen selbige fertig und
reinlich zu sprechen.
Ich habe nicht nur Römer u Griechen, sondern auch die
Urkunden morgenländischer Wahrheit und Lügen in ihrer Quelle
studiert. Nachdem ich das Beste, in Frankr. u Engl. über die
damals noch neumodische Handlungs u Finanzwißenschaft
gedruckte, vielleicht mit zu viel Geschmack gelesen hatte, ließ ich mich
gelüsten, die güldene praxin der Geschäfte zu kosten; entschloß
mich, einen Monath als wirkl. außerordentl. Copist bey dem
hiesigen Magistrat u ein halbes Jahr bey der Kriegs- u
Domainen Cammer Canzley freywillige Dienste zu thun.
Hierauf habe ich 10 Jahre, wie ein unverdroßener Charon,
auf einem Uebersetzer Schiffl. gerudert und noch 10 Jahre mit
den Brosamen eines alten geschmälerten Dienstes für lieb
genommen, ohne gierigen Schooßhunden u Tagedieben die fetteste
Bißen und ihr
Eselsfutter
für
Zeisigarbeit
zu misgönnen:
habe also 20 köstl. Jahre meines mühseel. Lebens laviert und
theils am Vorgebirge guter Hoffnung vor Anker gelegen, um
einmal mit göttl. Hülfe, aus allerhöchster Gnade ein
ganzer
Königl. Preuß. Packhofverwalter, mit einer
ganzen
Freywohnung und allen dazu gehörigen Pertinentien zu
werden
. Nichts
als dies war der unbewegliche Terminus und das Non + ultrameiner demüthigen u standhaften Wünsche; die
einzige
Buhlschaft, für die ich mit herculischer Gedult und ulyßischer Klugheit
die beste Hälfte meiner Tage, Kräfte und Säfte aufgeopfert
habe, und zum Feyerabende das seltene Glück einer
vorherbestimmten
Ehe
zu genießen dachte, die dem
Mann
mit seinem
Amte
, wie mit seinem
Weibe
, gleichsam zu Einem Fleisch u
Beine vereinigt: weil Treue die eigentlichste Erfordernis dieses
Postens ist, und schwerlich jemand, eine solche Lehr- und
Probezeit, mit einer solchen Entäußerung unerkannter Verdienste, mir
nachzuthun, sich anmaaßen wird. Ein verdorbener φφ und Pedant,
hätte sich vielleicht am besten dazu geschickt, über ein gemischtes
Gesindel verdorbener Kaufleute, Handwerker, Feldwebel, Crethi
u Plethi, Zöllner u Sünder, gl. jenem Dornbusch der ältesten heil.
Fabel / Jud. IX. zu
schweben
, die von Franzosen bis auf das
Mark verzehrte Sittenzucht und das beynahe ausgeschwitzte
SUUM CUIQUE wenigstens hier, in einem kleinen
Wirkungskreise, wieder aufzufrischen – –
II. Wenn es dort
bekannt
ist, daß der bey der
jetzigen
Packhofv. stelle
wenige
und theils
unnütze Geschäfte
zu
versehen sind: so kann es
aber daselbst
, wo meine Bestallung
hergekommen, unmögl. unbekannt seyn,
wie
? und
wodurch
?
dieser ursprüngl. von Fried. Wilh. glorw. And. eingesetzte
Posten so unkentlich u verstümmelt worden, daß kaum ein
Schatten seiner Bedeutung u Bestimmung übrig geblieben ist. Der
hiesige Packhofv. war zugl.
wirklicher
und der wahren Lage
des Zusammenhanges nach, der einzige natürl. Aufseher des
Licents. Die franz. Regie theilte, ihrer sophistisch-politischen
Plusmacherey zufolge 1 in 2 und suchte durch den Nepotismumihrer eigenen Creaturen die Landeskinder zu unterdrücken. Zu
diesem Behufe wurde eine neufränkische Puppe auf den Teppich
gebracht, mit dem Titel eines Inspecteur de la Douane dieser
Stadt u. ihrer Banlieue, mit einem freygebigen Gehalte und
noch willkührlicherer Vollmacht ausgestattet, ohne hinlängl. Kenntnis
der Sprache u Sachen nach Maasgabe seiner Beförderer u
Muster, den großen Herren und Kleinmeister zu spielen,
Kaufleute und Unterbediente zu chicaniren, ihnen zu conniviren, auch
allenfalls mit beyden zu colludiren, und unter dem Deckmantel
des allerhöchsten Interesse sein eigenes als ein vogelfreyer
Miethling, bestmöglichst wahrzunehmen und zu befördern. Hierin
bestand der thätige
Geist
seines Amts und Beruffs. Dem alten
ursprüngl. Packhofverw. wurde die Unkunde der fr. Sprache zum
Verbrechen gemacht, und er deshalb alles Einflußes u Ansehens
entblößt u beraubt. Zum Schein der Gerechtigkeit lies man ihm
sein geschmälertes Gehalt, eine
halbirte
Freywohnung und die
mühsel. Arbeit überflüßiger, ungewohnter, unnützer Register;
unterdeßen seines neugebackenen Nebenbulers
buchstäbl.
Geschäfte auf die Anfertigung vorgearbeiteter monathl. Etats und
dazu gehöriger Berichte hinausliefen, deren Unzuverläßigkeit,
wegen entgegengesetzter Unkunde der Landessprache unvermeidlich
und desto fruchtbarer an Misverständnißen und neuen
Misbräuchen werden muste.
Wäre ich schon damals an meines Vorgängers Stelle gewesen:
so hätte mir zwar eine Unkunde der franz. Sprache nicht zum
Verbrechen gemacht werden können. Ein kurz- und übersichtiger
Referent, ein Ehr- und Gewißenloser Concipient hat noch immer
so viel Mutterwitz und Hartherzigkeit, den unschuldigsten Mann,
der seinen seichten Operationsplan mit Mitleidenig übersieht,
unter dem ersten, dem besten erdichteten Vorwande, für untüchtig
u unbrauchbar zu verlautbaren.
Nachdem ich 10 Jahre in der mißl. Lage eines anfängl.
überhäuften und zuletzt entbehrl. Uebersetzers unter einer
franz.
und
oberdeutschen
Direction mich mehr zu Schanden gequält als
gearbeitet hatte, bey gehöriger Muße, die Differenz beyder zu
berechnen, und den gefundenen Maasstab auf den Unterschied
einer
fremden
und naturalisirten Administration, anwenden
zu können, wurde ich innerhalb dieses für mich unglückl.
Zeitraums, dem damals dirigirenden Staatsminister empfohlen,
erhielte wiederholte Beweise der höflichsten Gesinnungen, aber noch
stärkere seiner optischen u moralischen Größe, die dem franz.
Unfuge und weder seiner individuellen noch dem allerhöchsten
Intereße gewachsen war. Dieses Vorurtheil wurde durch den späteren
Erfolg bestätigtkräftigt, und ich erhielt
ohne
ihn und
nach
ihm, durch eine
Art von Wunder
zum außerordentl.
Gnadenlohn, für mein erstes Decennium das magere Gerippe eines
alten gesetzmäßigen
Postens, mit deßen
Sicherheit
ich
mich beruhigte und der allgemein erwünschten Hoffnung lebte, die
alte ursprüngl. Verfaßung u mein zersplittertes Loos
widerhergestellt u ergänzt zu sehen. Weil aber meine beyde Nachbarn zur
Linken u Rechten, sich jeder einen andern Mann in ihrer Mitte,
aus Absichten, die dem hiesigen Publico bekannt sind, und aus
den dort vorhandenen Acten sich vielleicht erörtern ließen: so
machten sich die Erben meines Vorgängers dieses Umstandes zu
Nutze, mir über 900 fl. an Vergütungen abzupochen, wozu ich
mich nicht bequemen konnte und die unterschiedensten Plackereyen
über mich ergehen laßen muste, die sich bis auf die Geschäfte und
den Genuß meines Amtes erstreckten. Unter solchem Drucke nahm
ich zu dem Departementsrathe meine Zuflucht und eröffnete in
einem Privatbriefe meine Kränkungen und Besorgniße ihres
Fortganges. Man begieng die Indiscretion die Untersuchung meiner
Beschwerden denen, welche selbige veranlaßt hatten aufzutragen,
und ich erhielt im Christm. 77. einen Bescheid der Gen. Adm.welcher an statt mich einzuschrecken, natürl.weise noch mehr
aufbringen muste, wenn ich mich nicht dem allgemeinen Schicksal
meines Vaterlandes unterworfen hätte mit einem Schwure, mich
niemals weiter an eine franz. Administration noch ihrem
Depart.rath zu wenden.
Immerhin hätte ich mir die Bedingungen, unter denen ich die
geschmälerte Packhofv.stelle empfangen und angenommen hatte,
gefallen laßen; aber ein ärgerer Abbruch meines geringen Gehalts
brachte mich 83. zur äußersten Verzweifelung. Durch eine andere
Art von Wunder
wurde ich mit meinem Hause vor der
einbrechenden Hungersnoth bewahrt, zur Gedult gestärkt und
besänftigt; anbey zu einer Reise erweckt und deshalb genöthigt
Urlaub zu erbitten, gemäß der meiner ersten Vorstellung
beygelegten Abschriften, die ich nicht selbst aufzusetzen vermocht, sondern
aus dem Munde eines Gönners aufsetzte, um meinen dringenden
auswärtigen Freunden so wohl als der natürl. Pflicht der
Selbsterhaltung Gnüge zu leisten, ohne Verletzung meines Gelübdes.
Bey den
wenigen
u theils
unnützen Geschäften
, die
meinem Solde verhältnismäßig und wegen meiner Lage mit manchen
Schwierigkeiten verbunden waren, konnte ich dieses Gesuch mit
gutem Gewißen thun, wuste aber den Erfolg zum voraus, und
möchte eben so ungern einer feindseeligen und gehäßigen
Widersacherin, eine Wohlthat, die niemanden so leicht versagt wurde, zu
verdanken haben. Durch diesen Nothschritt überlieferte ich ihr
selbst ein Schwert, den abgelebten, geviertheilten
Packhofverwalter
nunmehr zu Tode ärgern
, nachdem ihr der Anschlag
fehl geschlagen war, denselben
verhungern
zu laßen.
III. Meine Gleichmüthigkeit bey den jetzigen Veränderungen,
von denen es hieß, daß die von Friedr. Wilh. mit Einsicht
ausgemittelte Verfaßung zum Grunde gelegt werden sollte, und meine
Zuversicht, daß meine rechtmäßige Stelle von der jetzigen Gen.
Adm. wenigstens mit derselbigen Billigkeit verschont bleiben
würde, als die vorige meinem Vorgänger erwiesen hatte, wurde in
einem Paroxysmo der Hypochondrie dergestalt erschüttert, daß
ich von Verdruß übertäubt zum dritten mal Urlaub erflehte und
alle meine Beeinträchtigungen mit der ängstlichsten Redlichkeit
ausschüttete. Aus Mangel eines genau wörtlichen u vollständigen
Concepts bin ich mir nur in Grenzen bewußt, alles der
lautersten Wahrheit gemäß überdacht und gemeynt zu haben.
IV. Abermals bettlägerig erhielt ich, vermuthl. zur letzten
Oelung den 9 d. auf
Sr. Kgl. Maj. allergnädigsten
Specialbefehl
eine Resolution, die
1. sich selbst widerspricht
2. den offenbaren Inhalt meines unterthänigen Gesuchs um
einen bloßen
Urlaub
zu einer Reise, als dem letzten
Geschäfte meines Privatlebens und dem einzigen
Rettungsmittel, mein natürl. Daseyn zum Dienste des Königs u
Vaterlandes zu erhalten u zu erneuern;
3. aber noch mehr dem angeführten
ausdrückl.
Allerhöchsten Befehl
zuwider ist.
4. einen schmählichen und hämischen
Abschied
, als ein
Souveraines Mittel zur
gewünschten Ruhe zu gelangen
,
und mit meinem ganzen Hause zu verhungern
5. einen
Urtheilsspruch
über das Leben meiner 4 Kinder,
ihrer Mutter und mein eigenes, durch eine Todesart, die je
stummer, desto himmelschreiender, übrigens mit einem 20
jährigen Kummerleben verhältnismäßig ist
6. die bestürzende Nachricht, daß mein alter, ursprüngl.
rechtmäßiger Posten trotz eines
ausdrückl. Allerhöchsten
Befehls
eingezogen, hingegen ein neuer, unnützer,
eingeflickter nicht nur für echt bekräftigt, sondern auch zu einer
fast unverantwortl. Ruhe gelangen soll, auf Kosten der
bereits
überflüßig beschäftigten
Licenthalterey.
7. muß ich noch obenein 24 gl.gl. an Porto beym Empfang
eines solchen allergnädigsten Special-Befehls bezahlen.
Von unserm
Vielgeliebten Monarchen
zu argwohnen,
daß Er dem geringsten Seiner Landeskinder, der ihn B um
ein Brodt, um einen Fisch oder um ein Ey bäte, dafür einen
Stein, eine Schlange oder einen Skorpion zu bieten so hartherzig
seyn könnte, wäre eine Lästerung Seines
Namens
und Seiner
Majestät
. Der nordische Salomo war mit größerem Fuge
Preußens David
; deßen
Autors
- und
Eroberers-ruhm
schwerlich den kritischen Adlern und künftigen Baylen, ihren
Habichtsschnäbeln und Klauen entgehen wird. Friedr. Wilh II. ist
auf einem beßern Wege durch fromme, friedfertige Weisheit
Preußens Salomo
zu werden. Sein Landesväterliches Herz
neigt sich zu den
ältesten Räthen
, 1 Reg. XII. die vor
Friedr. Wilh. glorw. Namens-Andenkens stünden
Wenn aber die
ausdrücklichste allerhöchste Befehle
und die
erpreßte Vorstellungen
treuer Unterthanen, wie
in meinem Fall geschehen, durch Verdrehungen vereitelt werden,
jetzt der König den Landeskindern ebenso verdächtig gemacht wird,
wie durch diese jenem verläumdet wurden: so geräth man
auf den schreckl. Verdacht, daß der Geist der Landesverwiesenen
Regie in sein mit Besemen gekehrtes und geschmücktes Haus
siebenfältig zurückgekehrt und wieder eingefahren sey; daß die
jetzige noch einen Schritt in der von ihrer würdigen Vorläuferin
gebrochnen Bahn, weiter zu gehen Lust habe, und daß der Riß
des alten Gewandes durch neue Lappen noch größer werden wird.
An statt den Wust und Schutt aus dem Wege zu räumen, die
Reliquien des alten Sauerteigs der gröbsten Unwißenheit und
feinsten Schalkheit auszufegen, werden die wenigen Treuen und
Redlichen im Lande vollends ausgewurzelt, durch Pharaospiele
und Kindermorde zu bettlägerigen Bettlern und imbecilen
Invaliden verunstaltet. Ich erkenne an diesem Gange die alte
barbarische und widersinnige Erbfeindin meines Vaterlandes, und das
von ihr geschmiedete Patent des über mein ganzes Haus
erlaßenen Würgeengels. Wen geht die Wenigkeit und Unnützlichkeit
meiner Geschäfte dort sonst an, als die jetzige Verweserin? – und
der unlautere Canal des
dort von mir bekannten
, wird es
auch ihr dort bald werden –
V. Den 13 d. konnte ich wider zum ersten mal ausgehen um
die erhaltene Resolution der hiesigen Prov.Directionmitzutheilen, die noch von nichts wuste. Den 20 d. war es mir mögl.
einen überlegten Fehler durch einen gebeugten Brief an den
dirigirenden Departementrath zu verbeßern oder wenigstens wider
gut zu machen. Ihm hatte mein
einziger
, dortiger, jetzt
abwesender Freund, auf dem Sprunge seiner Reise alle Umstände
meiner traurigen Lage anvertraut. Ich verabscheue allen
Schleichhandel in Ämtern und Stellen als die schädlichste und sträflichste
Contrebande, halte mich am Haupte und an keiner Schleppe,
habe es daher meinen hiesigen Freunden mehr überlaßen, als
zugemuthet, ihre dortigen für mich rege zu machen.
Meine
gewünschte Ruhe
, wie der Prophet sagt, wird
Ehre
Jes. XI seyn und der schmale Weg zu beiden zu gelangen,
weder blinder Uebereilung, noch schwarze Rache, die ich dem
Richter auf Erden
anheim stelle: sondern freywillige Ergebung in
jeden Special-Befehl eines höheren Willens, ohne mich darum zu
bekümmern:
von wannen
er komt, und
wohin
er fahrt.
Ew Exc. geruhen vorstehendes P. M. wenigstens zu lesen, das
ich gantz allein für meinen Kopf, auf meine eigene Hand und
Verantwortung ausgearbeitet habe. Es hat mir Mühe gekostet,
die Länge deßelben durch Unterdrückung mancher Nebenumstände,
die jeder andere gebraucht und für wichtig gehalten haben
würde, zu verkürzen. Da ich alles, was zur Sache gehört, nunmehr
glaube gesagt zu haben: so werde es weder für nöthig und
heilsam finden zum dritten mal zu schreiben.
Ew Exc. haben mich durch die Unterschrift eines zweydeutigen
allergnädigsten Special Befehls noch nicht von dem einmal
gefaßten Vorsatz abgeschreckt, Dero unmittelbare Protection allen
Souverainen und subordinirten Hülfsmitteln vorzuziehen. Am
liebsten wäre es mir die Entscheidung meines verwickelten
Schicksals und die Auflösung des gordischen Knotens, den mir selbst
noch verdeckten Bewegungsgründen meines Vertrauens zu Ew.
Excell. beßeren Einsichten und Gesinnungen, zu verdanken zu
haben. Preußens vielgeliebter König verdient der Liebling seiner
Landeskinder zu seyn, und ich verehre Seine Minister als
Vater
und
Herrn
, denen ich mit aller Furcht gehorsam zu seyn schuldig
bin, nicht allein den gütigen und gelinden, wie St. Petrus sagt,
sondern auch den wunderlichen, und ihren despotischen Befehlen.
Ew Exc. wird d es daher weit ruhmwürdiger und
angemeßener seyn, das Ihnen allerhöchst anvertraute Schwert nicht
gegen mein und der meinigen Leben, sondern zur Erhaltung und
Wohlthätigkeit für einen unschuldig gedrückten und verfolgten
Hausvater zu brauchen, mich weder als einen Maleficanten noch
als einen des Königl. Dienstes unwürdigen oder unfähigen
Vagabond zu behandeln, dergl. tägl. mit Hintansetzung meiner
besten Mitbürger befördert werden; da ich die wahrscheinlichste
Hoffnung hege bey widerhergestellter Gesundheit u Gemüthsruhe
Proben eines nützlichen Diensteifers abzulegen, und wenn gleich
jedermann mit geringem Wein aufhört, den guten Wein bis
zuletzt zu behalten.
Ew Exc. werden mir daher gnädigst gestatten, daß ich die
mir ertheilte Resolution als eine wohlthätige Suspension von
allen Geschäften und Amtssorgen zum Besten meiner Reise und
ihrer wahren Absichten, auslegen und zueignen darf. Da die
jetzige
Veränderungen bald andere und weitere nach sich ziehen
werden: so könnte sich der neue französische Licentinspector fügl.
des ihm zugefallnen Looßes während meiner Abwesenheit erfreuen
bis zu meiner Widerkunft, binnen welcher Zeit die jetzige General-
Adm. von der Inconsequence und Inconsistentz mancher
Entwürfe beßer unterrichtet seyn wird.
Ew. Excell.Anmerkung Hamanns: Das Promemoria betrug die 3 ersten
halbgebrochenen Seiten eines großen Foliobogens; die letzte war durchweg geschrieben neml.
ungebrochen.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 368f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 536.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 159–161.
ZH VII 211–213, Nr. 1068.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
ZH VII 213–216, Nr. 1069.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 369ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 537ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 164–173.
ZH VII 217–230, Nr. 1070.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 373ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 547ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 179–190.
ZH VII 230–237, Nr. 1071.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 376f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 556.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 200–201.
ZH VII 238–239, Nr. 1072.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 v.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 357f.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 127–129.
ZH VII 239–240, Nr. 1073.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1846.Bisherige Drucke
ZH VII 241–242, Nr. 1074.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 306–307.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 358ff.
ZH VII 242–245, Nr. 1075.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 w.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 129.
ZH VII 245, Nr. 1076.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 157–158.
ZH VII 246, Nr. 1077.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 362f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 158.
ZH VII 247–249, Nr. 1078.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 28.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 362f.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 158.
ZH VII 249, Nr. 1079.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 377f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 556f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 214–216.
ZH VII 249–251, Nr. 1080.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 379f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 558f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 216–217.
ZH VII 252–253, Nr. 1081.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 380f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 559ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 217–219.
ZH VII 253–254, Nr. 1082.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 5.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, III 32.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 89–90.
ZH VII 254–256, Nr. 1083.Zusätz ZH:Dem Brief lag ein Pro Memoria in der Hand Jacobis bei:Pro MemoriaDie Schrift: Alexis, oder vom goldenen Zeitalter Weltalter,
wird ohngefähr zehn Bogen betragen, eben so gedruckt wie mein
Gespräch über Idealismus u Realismus; doch werden die
Colonnen etwas kleiner gerichtet werden, damit die Rände breiter
ausfallen. Den Abdruck besorge ich selbst in der sehr guten
Buchdruckerey von Eyrich zu
Mühlheim am Rhein
, u es soll
gleich die künftige Woche mit dem Drucken der Anfang gemacht
werden, so daß die Versendung nach Leipzig geschehen kann, so
bald die Antwort des Herrn Hartknoch wird eingelaufen seyn.
Herr Hartknoch wird also so gütig seyn, in seiner Antwort auch
den Nahmen seines Commissionairs in Leipzig zu melden.
Ich wünsche die schnellste u allgemeinste Verbreitung dieser
Schrift, u mache zur ausdrücklichen Bedingung, daß bey ihrer
Erscheinung, in den Hamburger Zeitungen, der Jenaer Litteratur
Zeitung, u noch ein paar andern öffte öffentlichen Blättern
folgende Anzeige geschehe: „Bey Hartknoch in Riga ist erschienen
u in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben:
Alexis,
oder vom goldenen Weltalter, ein Gespräch von
Hemsterhuis, aus der französischen Handschrift
übersetzt von Jacobi.
“
Das französische Original soll erst zwey oder drey Monathe
nach der Uebersetzung herauskommen, etwa mit dem Anfange des
Jahrs 88. Auch den Abdruck des Originals werde ich selbst
besorgen, in demselben Format wie die andern Schriften v
Hemsterhuis. Herrn Hartknoch bleibt es ganz überlaßen, wieviel
Exemplare von dem französischen Original sollen abgezogen
werden, u ich erwarte hierüber seine Erklärung. Von der deutschen
Uebersetzung aber laße ich nur 800 Exemplare abziehen, nebst
einer Anzahl Exemplare darüber auf meine Kosten zum
Verschenken an meine Freunde.
Das honorarium für Original u Uebersetzung zusammen, soll
der Herr Verleger in der Ostermeße 1788 selbst bestimmen u
alsdenn an mich übermachen. Meine Auslagen für Druck, Papier,
u.s.w., werden mir gleich nach Ankunft der Exemplare zu Leipzig,
franco nach Düßeldorf geschickt.
Münster den 29ten Julius 1787.Friedrich Heinrich Jacobi.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 221–222.
ZH VII 256–257, Nr. 1084.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 561f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 222–224.
ZH VII 258–259, Nr. 1085.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 6: Januar bis November 1787. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 224.
ZH VII 259–260, Nr. 1086.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 x.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 363f.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 130–133.
ZH VII 260–262, Nr. 1087.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 364ff.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 367.
ZH VII 263–267, Nr. 1088.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 31.Bisherige Drucke
ZH VII 267–268, Nr. 1089.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 367ff.
ZH VII 268–273, Nr. 1090.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1847.Bisherige Drucke
ZH VII 274–276, Nr. 1091.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1843.Bisherige Drucke
ZH VII 276–278, Nr. 1092.Provenienz
Abschrift von unbekannter Hand, vmtl. aus dem späten 19. Jahrhundert. Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 y.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 133–135, vgl. 154.
ZH VII 278–279, Nr. 1093.AnmerkungenAuf der letzten Seite ein Vermerk des Abschreibers:Obiges ist Abschrift des am 5. Aug. 1899 an
H. v. Hülshoff überschickten Briefes v. Hamann.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 369–373. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH VII 279–281, Nr. 1094.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 z.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 373f.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 135–136.
ZH VII 281–282, Nr. 1095.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 308–309.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 375f.
ZH VII 283–287, Nr. 1096.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 377–379. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH VII 287–288, Nr. 1097.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2606.Bisherige Drucke
ZH VII 288–291, Nr. 1098.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 aa.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 137–142.
ZH VII 291–295, Nr. 1099.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1844.Bisherige Drucke
ZH VII 295–299, Nr. 1100.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 379f.
ZH VII 300–306, Nr. 1101.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH VII 306–307, Nr. 1102.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 bb.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 143–144.
ZH VII 308–309, Nr. 1103.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 380ff.
ZH VII 309–311, Nr. 1104.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1848.Bisherige Drucke
ZH VII 312–314, Nr. 1105.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Ms. Germ. quart. 1304, 310–311.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 383f.
Herders Briefe an Joh. Georg Hamann. Im Originaltext hg. von Otto Hoffmann. Berlin 1889, 230–231.
ZH VII 314–315, Nr. 1106.Zusätze ZHAuf der dritten Seite des Briefes befindet sich Hamanns Abschrift eines Briefes von Caroline Herder an Lotte Jacobi vom 2. November 1787:Liebe Lotte, ich habe beykommendes Päckchen schon einen
Posttag liegen laßen, um Dir einen langen Brief schreiben zu können.
Ich bin aber auch heute verhindert und kann Dir nur danken für
Deinen lieben Brief, für die Mittheilung des häusl. glückl. Festes.
Glück u. Seegen begleite das junge Paar! und der Br. Fritz möge
an Kindeskind sein Wohlgefallen erleben.
Daß Ihr unsern H. so pfleget, wartet erheitert und widergesund macht vergelte Euch Eure eigene Freude herüberhierüber. Es ist mir doppelt lieb, daß er nicht in diesen dunkeln Tagen
zu uns kommt. Ich hoffe an Weynachten auf meine Niederkunft
und so wird er im neuen Jahr unser Häuslein vermehrt finden.
An Ostern kommt Goethe wieder. Er muß ihn bey uns kennen
lernen; er verdient auch daß man von Norden nach Süden reiset,
um ihn kennen zu lernenEr lebt in Rom ununterbrochen glückl. Gott sey gedankt daß
er ihm nun seine gute Stunde schenkt. Trotz der Alpen sind wir
ungetrennt von ihm und theilen sein Glück mit ihm.
Mein Mann ist wider wohl, die Kinder und ich auch, und es
geht so leidlich hin das liebe Leben, und es thut einem wohl, wenn
man einmal etwas von Gesundheit athmet.
Gott erhalte Euch das unschätzbare Kleinod und gebe Euch
Freude. Ich sage Dir viel herzlich Gutes, liebste Lotte. Lebe wohl,
grüße Bruder und Schwester.
Deine alteC. H.In Eil den 2 Nov.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 cc.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 144–145.
ZH VII 316, Nr. 1107.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 562ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 3–4.
ZH VII 316–318, Nr. 1108.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 1.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 384ff.
ZH VII 318–323, Nr. 1109.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 388–394, 399–400.
ZH VII 324–332, Nr. 1110.Anmerkung ZH:Vgl. Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, III 544. In einem Brief an Lavater vom 7. März 1791 teilt Jacobi ihm den Passus aus dem Brief Hamanns mit, der mit „Es ist Mittag“ beginnt und mit „… zu verdanken habe“ endet (aus dem Briefteil, der am 24. November geschrieben wurde). Fälschlich bezeichnet er den Brief als an sich gerichtet; dann stellt sich die Frage, wie er zur Kenntnis jener Briefstelle an Madame Courtan kam.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 382f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 564f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 12–13.
ZH VII 333–334, Nr. 1111.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 383ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 565ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 14–15.
ZH VII 334–339, Nr. 1112.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 388f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 571ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 19–22.
ZH VII 339–343, Nr. 1113.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 394ff.
ZH VII 344–346, Nr. 1114.Zusätze ZH1. Freiherr v. Lamezan an Franz Kaspar Bucholtz, 17. November 1787, Abschrift von Hamann:
Copia. A.
Innigst geliebtester B!Schon lange habe ich nichts von unserm lieben Steudel gehört,
weil seine Krankheit ihm das Schreiben nicht erlaubte, als ich
gestern von Sturmfeder, der in Eßlingen war, beyl. Brief B.nebst den darunter gesetzten Zeilen von dem kranken St. erhielt.
Wie freut es mich, daß unser Freund einmal Ruhe sich erkämpft
zu haben scheint, und wie sehr wünschte ich, daß diese Ruhe Ihn
einst zur Heiterkeit und Froheit bringen möge, die eine Folge des
Glaubens an eine Vorsehung ist. Auch werden Sie aus diesem
Briefe sehen, daß St. sehr gesonnen wäre die Münsterer
Professur, gewiß hauptsächlich in Rücksicht auf sie, Mein Bester!
anzunehmen, wenn seine Gesundheit es gestattet. Darum
wünschen wir alle daß die Sache wegen dieser Professur so lange
unentschieden bliebe, bis wir sicher wißen, ob unser Freund sie
annehmen könne oder nicht, welches vermuthlich künftiges
Frühjahr entschieden sein muß. Ob sie mein herzl. geliebter B. nun
hierüber selbst zu schreiben, oder mir es überlaßen wollen Ihn
das fernere zu melden, wie auch, wie es mit der allenfalsigen
Besoldung stehe, das werden sie, mein Bester! so einzurichten wißen,
wie es Ihnen am schlicklichsten zu seyn scheint.
Ich lege Ihnen hier einige Silhouetten von Steudels
Erfindung bey, damit sie sehen, wie Er sich bey der Unvermögenheit
zu schreiben mit Mechanischen Arbeiten beschäftigt, welchen ich
einen Theil seiner Ruhe zuschreibe. Die Erfindung ist gewiß artig,
und wenn sie der verehrungswürdigsten Fürstin, deren Andenken
uns immer heilig ist, der Fürstin Gollizin auch einige davon
zukommen laßen wollen, so verbinden sie mich noch besonders,
daß sie mich dadurch in das Andenken einer der vorzüglichsten
Bekanntschaften meines Lebens zurückruffen.
Schückings
Anliegen ist hier ohne alle uns. Verwendung so glückl. durchgegangen,
daß, als wir ihre Briefe empfiengen, schon alles ausgemacht war.
Mich freut seine Bekanntschaft, indem Er ein biederer, fester
Mann zu seyn scheint. Er will mir in der Folge schreiben, welches
ich gern sehen werde. Auch Ihren
Pater Fuchs
habe ich
gesprochen und als einen aufgeklärten frommen Geistl. gefunden,
allein seit der Zeit seiner Abreise (welches nun 3 Wochen seyn
mag) habe ich nichts von Ihm gehört, ohngeachtet Er mir gleich
zu schreiben versprach. Liebster Bester! Halten Sie mich in ihrem
Andenken und in dem aller meiner würdigen Münsterer Freunde.
Alle hiesigen grüßen sie herzlich. Gottes Seegen ruhe auf Ihnen,
auf ihrer Frau, auf ihrem Kinde, auf Freund Hamann und denn
auf ihrem unwürdigen aber treuen FreundMheim den 17 9br.87Lamezan jun.2. Sturmfeder und Steudel an Lamezan, 14. November 1787 (Abschrift von Hamann):B.Essling 14 9br. 87. aus Steudels Zimmer.
Guten Tag lieber ich fand unseren Freund noch immer krank
und leidend, die Krämpfe an Halß und Brust mit den
schmerzhaftesten Ausdehnungen, und all ihren folgen fand ich fast stärker
als vorher, in 24 stunden kann er oft keinen Bißen eßen also
urtheilen sie, was er leidet und doch dabey noch immer geschäftig,
und seine Hauptseelenplage, daß sie nicht so viel wirken kann als
der liebe Mann will, der im punct der Menschenliebe ehender
durch zu viel als zu wenig das medium tenuere beati nicht
allezeit observirte.
über seinen seelenzustand wie er mir schien, erstaunte ich, er
scheint nicht allein ruhiger, er ist es, und ich weiß es. die Freude,
womit ich es sah, kann ich ihnen nicht sagen und gestern abend,
wenn keine menschen zugegen gewesen wären, und ich mich (nicht)
geschämt hätte, so würde ich vor freuden geweint und ihm um
den hals gefallen seyn. ich fand den leydenden Mann, deßen
schmerzen manchen unser anderen längst zerdrückt hatten, so
glücklich, sein ohnglück zu genießen zu danken und sich zu freuen,
daß es so war mit ihm und nicht (zu) wünschen, daß es anderst
gewesen wäre beschämt und gerührt fühlte ich im Herzen liebe,
dank und was man fühlen aber nicht sagen kann. jetzt hoffe ich
mehr wie jemals seine Genesung; die rückwirkung von seele auf
körper muß gute folgen haben, wenn nur die krämpfe und
schmerzen, wenn nicht gleich getilget doch gelindert auch nur auf gewiße
Zeiten gelindert werden könnten, daß er eßen, stärke sammlen
reysen und dann die nöthige Mittel brauchen könnte! jetzo ist es
unmöglich, vom magnetismo hofte ich mögl. Linderung seiner
Krämpfe und jetzo da gmelin zu heilbronn observationen
darüber gemacht und drucken laßen hat, die ich ihnen zum lesen
empfehle, so hoffe ich um so mehr darauf wenn er einst bey ihm
angewendet werden kann. er grüst und küst sie und
buchholz tausend mal. daß er euch nicht schrieb, war nicht seine
schuld. in seiner Lage bey seinen Körpers leyden kann der Kopf
oft nicht schaffen wie er will. Wegen der Münsterer Professurmüßen Sie lieber! dem buchholz und fürstenberg schreiben, die
solche offen und in statu quo zu erhalten suchen – so viel ich unsern
freund begriffen und so viel ich in wahrheit einsehe, kann er sich
jetzo nicht ganz resolviren; seine Krankheit leidet es durchaus
nicht – gehet es diesen Winter über beßer und wird es aufs
frühjahr mir erträglich, so will er hinreisen, sehen, probiren, gernthunund annehmen wenn er kann, nicht nehmen, wenn er nicht kann,
zu offentl. gewohnlich professors gasconnaden ist er nie
aufgelegt gewesen jetzo weniger wie jemals, ächt und wahr lehren und
Menschen wohl thun an leib und seele an lehr und that gewiß
mehr, wie hundert graduirte gewöhnl. haasenfüße … halten sie
ihm also den posten offen – den er nicht verwirft aber jetzo
wegen Krankheit noch nicht nehmen kann – zum testimoniumsammlen ist seine liebe seele zu stoltz – also samlet ihr für ihn, wenn
er ihrer braucht und glaubt euch Fürstenberg nicht – Steudel thut
keinen schritt dazu, so viel ich ihn kenne. jetzo müßen sie und
Buchh. doch auch unserm Freund schreiben, wie es um den
nervum rerum das lumpengeld aussiehet. wer Steudel kennt, weiß,
wie wenig ihm an dem quark liegt, aber so reich um in fremden
landen immer blos aus eigenem beuthel zu zehren glaub ich
unsern Freund nicht also must ihr doch auch sagen wie es da
aussieht – und ob man für mühsame arbeit die man gern thut doch
auch jenes nöthige, so stand, alter natürl. guthigkeit und
obendrein kranklichkeit foderet, ich brauch sie nicht zu bitten hier
eyfrig für unsern Freund zu wachen daß die stelle offen und er
einen guten platz bekomme daß thun sie und buchh. gewiß – unter
seinen vielen Geistesqvaalen ist es eine mit der grösten, euch und
coeteris seiner freunden nicht schreiben zu können vale faveihr alter Sturmfederich lese unserm lieben diesen wisch vor er sagt ja dazu und weil
sie unglaubig von natur sind, so sehen sie ecce vide!
(Ein P. S. von Steudels eigener Hand)Ich unterschreibe alles, lieber Edler, was unser Freund Ihnen
von mir sagte nur das nicht, was meine persönliche
Eigenschaften angeht, die ich gerne zu haben wünschte, und zu bekommen
strebe, aber, zumal in jetziger Lage nicht erreichen kann. Ich hoffe,
Ihnen und Buchholtzen in wenigen Tagen schreiben zu können;
der liebreiche tröstliche Besuch unsers lieben Freundes, der meine
ganze Seele wieder weckt und aufwärmt, wird großen Einfluß
auf meinen Körper haben und mir neue Kräfte geben, diesen
Winter wenigstens erträglicher als den vorigen hinzubringen. Zum
Beweiß daß ich Sie, mein Lieber und Buchholtzen nicht vergeßen
habe, lege ich von letzterem ein paar Schattenriße nach meiner
invention bey, zum traurigen Beweiß, wie wenig ich seit langer
Zeit meinen Kopf benutzen kann und zu mechanischer Arbeit meine
Zuflucht nehmen muß, um mich der Gewißheit meines Daseyns
zu versichern. – Gefallen Ihnen diese Schattenriße, so befehlen
Sie mehrere; aber wenn bekomme ich denn ihrer und meiner
pfältzischen Freunde Silhouetten?
Steudel.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1845.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 396ff.
Heinrich Weber: Neue Hamanniana. München 1905, 141 und 159.
ZH VII 347–352, Nr. 1115.Bisherige Drucke
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 233–234.Bisherige Drucke
ZH VII 353–354, Nr. 1116.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 390.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 576.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 25–27.
ZH VII 354–355, Nr. 1117.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 389ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 576f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 28–30.
ZH VII 356–358, Nr. 1118.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 391ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 577ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 32–39.
ZH VII 358–366, Nr. 1119.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 dd.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 145–146.
ZH VII 366–367, Nr. 1120.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 395ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 586ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 40–45.
ZH VII 367–372, Nr. 1121.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1849.Bisherige Drucke
ZH VII 372–374, Nr. 1122.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 ee.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 592.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 147–148.
ZH VII 375, Nr. 1123.Provenienz
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, HA, Autographen, K. 40, Hamann, 11.12.1787.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 402ff.
Mittheilungen aus dem Tagebuch und Briefwechsel der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin. Stuttgart 1868, 156–159.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 387–389.
ZH VII 376–378, Nr. 1124.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 401f.
ZH VII 378–380, Nr. 1125.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Dokumentensammlung Darmstädter 2d 1760/5.Bisherige Drucke
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 389.
ZH VII 380–381, Nr. 1126.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH VII 381–382, Nr. 1127.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Acc. ms. 1886. 53, Nr. 35).Bisherige Drucke
Heinrich Düntzer, Ungedruckte Briefe zwischen Hamann und Herder. In: Bremer Sonntagsblatt. Siebenter Jahrgang, No. 43: 16. October 1859, 339.
ZH VII 382–383, Nr. 1128.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 397f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 595f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 47–49.
ZH VII 383–385, Nr. 1129.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 27.Bisherige Drucke
ZH VII 385–387, Nr. 1130.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
ZH VII 388–389, Nr. 1131.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 397f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 595f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 52–53.
ZH VII 389–390, Nr. 1132.Provenienz
Druck ZH nach Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 148–149. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Vmtl. in der Sammlung Ludwig Schmitz-Kallenbergs; der Brief ist aus unbekannten Gründen nicht in die Lessingsammlung (Staatsbibliothek zu Berlin) übergegangen.Bisherige Drucke
ZH VII 390–391, Nr. 1133.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2553 [Gildemeisters Hamanniana], I 27.Bisherige Drucke
ZH VII 391–392, Nr. 1134.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 ff.Bisherige Drucke
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 149–150.
ZH VII 392–393, Nr. 1135.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 105.
ZH VII 394–395, Nr. 1136.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 596ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 109–112.
ZH VII 395–398, Nr. 1137.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 2.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 407ff.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 406.
ZH VII 398–407, Nr. 1138.Provenienz
Staatsbibliothek zu Berlin, Lessing-Sammlung Nr. 1841 gg.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 405ff.
Ludwig Schmitz-Kallenberg (Hg.): Aus dem Briefwechsel des Magus im Norden. Johann Georg Hamann an Franz Kaspar Bucholtz 1784–1788. Münster 1917, 150–153.
ZH VII 407–409, Nr. 1139.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 399ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 600ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 116–133.
ZH VII 410–428, Nr. 1140.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 139–140.
ZH VII 428–429, Nr. 1141.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 13.Bisherige Drucke
ZH VII 429–430, Nr. 1142.AnmerkungenVon Warda unten auf der Seite vermerkt:
steht hinter dem Titelentwurf: Das Traumwerk und der Dictator.
Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 147–149.
ZH VII 430–432, Nr. 1143.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 402ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 621ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 149–155.
ZH VII 432–438, Nr. 1144.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 149–155.
ZH VII 439–440, Nr. 1145.Zusätze ZHFriedrich Heinrich Jacobi an Heinrich Christian Boie, 31. januar 1788, Abschrift; Provenienz: Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Düßeldorf den 31ten Jan. 1788.Ihr so schön vertrauliches Schreiben
Meldorf vom 26ten Nov. hätte eine frühere Antwort verdient,
und würde sie erhalten haben, wenn ich nicht der kränkliche
Mann, und dabey der so unsäglich beschäftigte Müßiggänger
wäre, der ich bin. Für die Freyheit, die Sie mir gestatten,
Beyträge zum Museum unmittelbar an Severin nach Weißenfels zu
schicken, bin ich Ihnen recht sehr verbunden, und ich hoffe Sie
sollen nie Ursache haben zu bereuen, mir diesen Beweis Ihrer
Hochachtung und Ihrer Freundschaft gegeben zu haben. Den
Aufsatz von Schloßer im Januar werden Sie nun schon haben.
Zum Februar habe ich zwey Beyträge geschickt, die dem Museum
gewiß sehr gut, und mir vielleicht sehr übelbekommen werden. Aber
man muß diese schlechte Menschen, die sich nicht beßern können,
dahin bringen, daß sie das ärgste thun. Ich weiß daß ichs mit
ihnen aushalten werde, und kann deutlich genug sehen was ich
schon gewürkt habe. – Für den Merz habe ich wieder einen
Aufsatz von Schloßer geschickt, der aber nicht den Stempel des vom
Januar hat. Schade daß sich in diesem ein paar heßliche
Druckfehler befinden. Besonders der gleich zu Anfange, wo anstatt
„jedes Genie
benagen
“ – bewegen gesetzt ist. Dieses Stück des
Museums erhielt ich vorgestern Abend, und muß Ihnen nur gleich
sagen, mein lieber Boie, daß ich darüber wieder in einen
gewaltigen Aerger gerathen bin. Diesen Aerger verursachte mir die
Einrückung der Auszüge aus den Protocollen der geh. Ges. zu
Erhaltung der reinen Lehre. Da meine eigene Lehre nichts weniger
als rein ist, und ich auf keine Weise mit den Gliedern dieser
Gesellschaft etwas zu schaffen haben kann, so bin ich an der Sache
selbst ohne alles Interesse. Oeffentliche Sicherheit aber ist ein
allgemeines Interesse, und Diebstahl ist der öffentlichen Sicherheit
zuwider. Daß der Epitomator dieser Protocolle ein Dieb ist, hat
er selbst die Frechheit zu gestehen; und nach den Umständen zu
urtheilen, muß er ein Dieb von der verächtlichsten Gattung seyn,
der durch Heucheley und mißbrauchtes Vertrauen zum Schlage kommt.
Und Sie, mein lieber Boie, helfen eine solche That
vollbringen! Sie laßen unter Ihrem Nahmen geschehen, was der
Schurke unter seinem eigenen nicht wagen durfte! – Wer steht
nun denen, die Sie nicht kennen, dafür, daß Sie nicht selbst der
Epitomator sind? – Möchten Sie es seyn für irgendeinen Preis?
– Verzeihen Sie, liebster Boie, daß ich so gerade heraus mit
Ihnen rede; aber ich müßte aufhören Ihr Freund zu seyn, wenn
ich das nicht dürfte. – – Vor etwas länger als 4 Jahren bekam
ich im Vertrauen einige Bände einer Circular Correspondenz zu
sehen, wovon, wenn ich nicht irre, Hahn der Stifter war. Es
stand viel albernes und manches recht tolles Zeug darinn. Und
unter dem allen stand auch ein langer Brief von Herder, der an
Eins von den Gliedern dieser Gesellschaft geschrieben war, ich
glaube über das Verdienst Christi als Versöhner. Nun stellen Sie
sich vor, daß auch über diese Sammlung ein Epitomator
gekommen wäre, hätte gerade alles schwache und lächerliche ausgezogen,
und Herders Brief mit eingeflickt: was würden Sie dazu sagen?
Und gewiß ist der ehrwürdige Geistreiche De Marees gerade auf
eine solche Weise in jene Protocolle gekommen. – Teller soll ihm
so tiefe Wunden geschlagen haben, daß er sich nun unter solche
Leute begiebt! – Hat De Marees Tellern denn nicht geantwortet?
Und mit welcher Würde und Ueberlegenheit? – Das verschwieg
Biester im Aprill der Monaths-Schrift; das verschweigt auch Ihr
Anonymus: „Pfuy“, der niederträchtigen Verfolger! – Ich bitte
Sie, liebster Boie, was ich bitten kann, laßen Sie doch Ihr
Museum nicht auch ein Dickicht für Meuchelmörder und
Taschendiebe werden! Sie sehen, wie es Biestern und Gediken
bekommen ist, die gewiß jetzt ihre Anonymus Mitarbeiter und den
Taumel ihrer eigenen Leidenschaft verwünschen und verfluchen.
Daß eine jede Parthey alle die nicht mit ihnen sind für vogelfreye
Menschen halte, kann unmöglich lange geduldet werden, sondern
muß bald eine allgemeine Ahndung nach sich ziehen.
Voßen betreffend antworte ich Ihnen, was Hermann dem Horst
antwortete, da dieser sich des Katwald annahm: „Seit wenn hat man
einen Geist wie Katwald, und täuscht sich wie ein Thor?“ – Sie
wißen, wie sehr ich Voßen immer geliebt und hochgeschätzt habe.
Die Gründe, die ich dazu hatte, habe ich noch, außer daß ich ihm
einen freyen Geist, einen geraden männlichen Sinn zutraute, und
nun erfahre daß ihm beydes fehlt. Uebrigens mag er gut genug seyn.
Ueber Nicolai zu reden halte ich nicht der Mühe werth. Wenn
mir auch weiter nichts als seine letzte öffentliche Handlung, die
Antwort an den Profeßor Andres in Würzburg (im Januar
Intelligenz Blatt) von ihm bekannt wäre, so hätte ich daran
allein schon genug, um ihn für einen niederträchtigen Spitzbuben,
einen Jesuiten im häßlichsten Verstande zu erklären. Und das ist
in seinem unendlichen Sündenregister denn doch nur eine
Peccadelle, Staub in der Wage. Nein, lieber Boie, mit einem Manne
wie dieser werde ich nie in meinem Leben etwas gemein haben,
und fliehe wie die Pest jene lüderliche Tolleranz, die alles sittliche
Gefüge stumpf und schaal macht. Ich habe einmahl in meinem
Leben Gelegenheit gehabt, über die Erschlaffung des Gewißens,
die man auf diesem Wege holt, sehr ernsthafte Betrachtungen
anzustellen, und es mir seitdem zum Gesetze gemacht, lieber zu streng
als zu milde im urtheilen über sittliche Dinge zu seyn. Wer
entschieden schlechte Handlungen thut, der ist ein schlechter Mensch,
und damit Punctum. Verrichtet er ein andermahl gute, oder gar
edle Handlungen; so halte ich ihn doppelt für einen schlechten
Menschen; so wie ich denjenigen Querkopf für den ärgsten halte,
der es mit sehr viel Verstande ist.
Meine Erläuterungen den Idealismus betreffend halte ich zurück,
bis die Jenaer mich recensiert haben. Ich verspreche Ihnen außer
diesem noch andere Beyträge, und will auch Müllern, der mir so
leicht nichts abschlägt, anspornen, daß er meinen Wunsch, das
Museum in die Höhe zu bringen, befördern helfe. Sie, mein
Lieber, müßen aber schlechterdings Sorge tragen, daß das
Museum ein ehrlicher Ort sey und keine Kneipschenke.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 402ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 628ff.
ZH VII 440–443, Nr. 1146.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 157–158.
ZH VII 443–444, Nr. 1147.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 405ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 632ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 164–166.
ZH VII 444–446, Nr. 1148.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 406ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 634f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 174–175.
ZH VII 447–448, Nr. 1149.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 177–178.
ZH VII 448–449, Nr. 1150.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 178–179.
ZH VII 450–451, Nr. 1151.Zusätze ZHAuf der dritten Seite, vmtl. von der Hand Johann Michael Hamanns:Vaterland Chronik. XXI. 11ten März 88.
Gelehrte Notizen. S. 172.
Hamann
, ein Geistessonderling, dessen dumpfen, magisch-
kabbalistisch- Jakobböhmischen- apokalyptischen Ton meine Seele so
gern behorchte und auffaßte, hält sich iezt bey dem Socratischen
Weisen
Jacobi
auf und arbeitet am Thema:
„daß das Daseyn Gottes nicht aus Demonstrationen sondern aus
Erscheinungen erwiesen werden müste.“
Möchte die himmlische Schickung ihm leuchten, und mögt’ er die
Herrlichkeit Gottes, wie der große Seher auf dem Donnerberge –
nur von hinten schauen! !
Gelesen den 29ten April.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 407ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 635ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 181–184.
ZH VII 451–454, Nr. 1152.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 410f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 639.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 190–191.
ZH VII 454–455, Nr. 1153.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 66.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 410ff.
ZH VII 456–461, Nr. 1154.Zusätze ZHVon den beiden anderen ehemals in der Univ.-Bibl. Königsberg aufbewahrten Entwürfen lautet der aus Roths Hamanniana II 6, wiedergegeben nach der Photokopie in der ULB Münster, aus dem Besitz von J. Nadler:Münster am Sonntage Exaudi den 4 May 88.κρατιστε Θεοφιλε Steudel!
HOMO sum und Sie sind der gemeinschaftliche Freund unsers
gem liebreichen Frantz und des biedern Crispus – Anchor io
son Lazcaro – Was Ihre Seelen glühende PhantasEinbildungskraft psychologisch ist, stellt mein Maxdie Lüsternheit
und Schwäche die Unenthaltsamkeit meines unbändigen
Magens physiologisch vor und die Schwäche seiner
Verdauungskraft physiologisch vor.
/>Die Silhouette Ihrer Seele, ihrem eigenen
gegebenen
Umriß
zu folge Weil der
korperliche Umgang
mit Freunden,
seither wie Sie das Schreiben rechnener erklärten, ohne Stille
ein leeres todtes Werk ist und das äußere ein Bild und Ausdruck
des unsichtbaren Dei ex machina so werden Sie den
sympathetischen Zusammenhang meiner Gesinnungen mit Ihrem Schicksal
ohne viele Mittelbegriffe leicht erachten u die Ellipsin derselben
ohne meinenaus dem Fingerzeig Randgloßen ergänzen
können. Ich bin überzeugt daß Gott Ihre Marter
wiße
und
wolle
,
Sie davon eben so augenscheinlich zu überführen, ist keineswegsMenschen Ding, so wenig unser daseyn vom Willen des Fleisches
und vom Willen des Mannes abhängt. Erst vorgestern den
2 May habe ich Ihre 16
dick voll geschriebene Seiten
lange Zuschrift
erhalten können, die ich heute zum
Frühstücke oder zur Metten Frühpredigt widerholt zu meiner
eigenen Erbauung u Stärkung, als ein lebendiges Ecce homo!las. Ich habe den äußern Umriß, ohn Schwindel auch in den
Abgrund Ihrer Quaalen, und widerhole zu Ihrer Beruhigung
die
letzte Worte
Ihres Briefses, wenn Sie selbige vergeßen
haben sollten, um selbige auf Sie selbst zu deuten:
Gottlob! das ärgste ist vorüber und wir hoffen
alles!
Sie werden statt Ihres verhaßten Motto bald ausruffen können:
Mein Daseyn ist Liebe, mein Leben nicht mehr
anticipirter Genuß
, weder ein erträumtes Paradies noch
ein erträumtes Ergastulum, sondern ein ewig
fortdauernder
Genuß
der
Gnade und Herrlichkeit.
Sie können die Theologen in pontificalibus die Pilosophen in
pallio/Ohne pontificalia, ohne ein pallium philosophicum
ohne poetische und dramatische FabelnDas Sustine wird Ihnen so schwer wie mir das Abstine. Das
Maximum ihrer siebenfachen Hölle ist nach dem Principio
coincidentiae extremorum oppositorum, das ich ohne meinen
Ruhm zu melden einem Mar philosophischen Martyrer der
auf dem Scheiterhaufen starb, mit dem Minimo meiner Uebel
ziemlich analog. Ich setzte mich den 21 Jun. mit dicken Füßen die
mir von einem Faulfieber geschwollen waren, das eben wegen
meiner Reise blos palliative behandelt werden konnte, bey der
grösten Entkräftung auf den Postwagen mit der vorgefaßten
Meinung daß Bewegung des Leibes und Zerstreuung des Gemüths
nach einer 20jährigen sitzenden Lebensart, bey der ich mit
Leidenschaft Grillen machte und selbige durch Geschmack an Eßen,
Trinken und Schlafen zu ersticken beflißen war, that die weite Reise
beynahe in einem Zuge mit meinem Sohn und einem
Reisegefährten, den ich einem Artzte, den ich Raphael nenne aber Ihnen
unter dem Namen Lindner und als ein Zuhörer des seel. Gleditsch
nicht unbekannt seyn wird, u kam den 16 Jul. p. Sie können leicht
denken wie an. Seit dem ist an meiner Reinigung u Stärkung
unabläßig gearbeitet worden.
Abgegangen den 18 May Dom. Trinitatis mit Franzes Briefe.
Der Brief bezieht sich auf einen umfangreichen Brief Steudels an Bucholtz vom 3. Februar 1787, den Hamann zum großen Teil abschrieb (Photokopie aus dem Besitz von J. Nadler in der ULB Münster Münster, offenbar aus Roths Hamanniana, II 6). Da es dem Verständnis von Hamanns Brief besser dient, den ganzen Brief Steudels zu kennen, wird er im Folgenden nach dem Original im Staatsarchiv Münster, Bucholtz-Nachlaß Nr. 145 (3, 26), abgedruckt:Eßlingen den 3. Febr. 1787.Liebster Franz!Eher würde ich am Daseyn der Schöpfung oder an meiner
eigenen Existenz zweifeln, als an der Fortdauer Deiner Freundschaft.
Deine Erfahrung und Menschenkentnis hat Dich sicher zu
wählen gelehrt, also darf auch Dein einmal gewählter Freund niemals
einen Nachlaß oder Rückfall befürchten; und ich halte es gerade
zu für unmöglich, daß Du jemals aufhören könntest, der Freund
Deines Freundes zu seyn. Ach! ich weiß es nur leider! zu wohl
an mir selbst, wie sehr man vom körperlichen Umgang mit seinen
Freunden (und hiezu rechne ich das Schreiben auch) abgehalten
werden könne, so sehr auch die Seele sich immer mit diesen ihren
Lieblingen, beschäftigt. Ich darfs Dir also wohl nicht erst
erklären, daß die Verzögerung dieser Antwort an sich für ph mich
schon ein unnennbares Leiden war, wenn auch die Ursachen der
Verzögerung keine Ketten von Leiden gewesen wären. Dein Brief
hätte in so vieler Rüksicht eine schnelle Antwort erfordert, aber,
Lieber! ich konnte nicht. Erkundigung nach Deiner und der lieben
Marianne Gesundheit, meine Danksagung für die Schattenriße und
die schöne Bibel, Vater Haman und Dein Vorschlag
quaestionis wegen die wichtigsten Artikel; dies alles hab ich seit dieser
langen Zeit wohl schon tausendmal beantwortet, nur nicht
schreiben können. Will nun alle Kräfte anspannen; aber wenn Du
Zusammenhang und Ordnung vermißest, so entschuldige mich.
So weit vor bey nahe 3. Monaten. Jetzt erst am Ende des
Februars kann ich wieder den Kopf ein wenig fest halten. Dieser
Winter war der härteste, den ich je erlebt, er übertraf die Summe
aller vorher gegangenen Qualen, obgleich meine Aerzte
versicherten, daß die Krankheit bey nahe so gut als gehoben seye. O,
Aerzte, Aerzte. Laß mich doch, ehe ich weiter gehe, meinen
Unmuth ein wenig vor Dir ausschütten und mein Herz erleichtern,
damit es nicht zerplatze. Ich habe ja sonst keine Seele auf Erden,
die mich versteht oder verstehen will, als Dich, laß mich doch ein
wenig reden. Wäre alles dies, was ich Dir seither zugedacht hatte,
auch zu Papier gekommen, Du hättest 3. Wochenlang daran zu
lesen. Je weniger ich mich zu schreiben fähig fühlte, je mehr dachte
ich an Dich, dachte Tagelang an Dich, und doch wurden mir die
Hände immer fester gebunden. Ich wiederhole es nochmals: wenn
ich seither keine andere Plage gehabt hätte, als die grausame
Verhindernis, Dir nicht schreiben zu können, so wären es der
Plagen mehr als genug gewesen. – Ich hoffe, bey Dir in Münster
die Wunden wieder ausheilen zu können, welche mehr als
siebenfache Höllenqual in meine Seele eingefreßen und fast durchfreßen
hat. aber siehe! das wird mir nicht das einzige, wodurch ich hoffe,
mich wieder mit meinem Daseyn aussöhnen zu können, und mich
doch endlich deßen zu freuen, wird mir nicht. Du weißt,
Lieber, ich sehnte mich niemals nach Reichthum und Ehre;
Gebrauch der Zeit für mich und Würksamkeit für andere, war von
je her mein einziger Wunsch. Aber keins von beyden ward mir
beym fortdauernden, ich darf wohl sagen, brennenden Hang zur
Thätigkeit; und dieser wächst immer mit der Zahl der Feßeln,
deren Ursache ich nicht kenne und begreife und die mich immer mehr
zusammen schnüren.
Wer im ganzen Umfang der Schöpfung eine höhere Marter,
als diese kennt, der trete hervor und beweise sie mir! Sind die
Schilderungen der Höllenqualen, in Vergleichung gegen diese, nicht
poßierliche Märchen, gesezt auch, daß man des Pater Cochems
pudelnärrische Erzählungen davon als Wahrheit gelten laßen
wollte?
Siehe! da saß ich denn zuweilen zwischen Verzweiflung und
Tod, den einzigen Leckerbißen, den einzigen Labsalen, die mir noch
übrig bleiben. Nichts sonst existirte für mich in der Schöpfung,
alle Hoffnung für eine beßere Zukunft war vertilgt, aller Trost,
den der Theologe aus seinen Pontificalibus und der Philosoph
aus seiner Vernunft heraus schüttelte, und noch schüttelt, haftet
nicht; das Uebermaas meiner Marter, die kein Erschaffener faßen
kann, bläst ihn wie Pflaumfedern von sich. Was Wunder? daß
ich denn zu widerholten malen in der Summe meiner Qual
ausrufe: „Wozu bin ich denn? mein Daseyn ist Grausamkeit, mein
Leben fortdauernder Tod!!! da gibts denn freylich der
mitfühlenden Seelen manche, die da mit Pope sagen:
Alles was ist,
ist recht.
Je größer die Leiden dieser Zeit, je herrlicher die
Früchte in der Zukunft ppp Lieber! ich halte dies für baare
Gotteslästerung: Läßt sich wohl von dem über alles erhabenen Wesen,
von dem die
allgemeine
Übersicht der Schöpfung überzeugend
beweist, daß es die Liebe selbsten ist, denken, daß er ein schwaches
elendes Geschöpf, das doch nur Staub und Asche ist, martern und
quälen könne, um es hernach zu erquicken? Gibt es wohl leicht
unter den Menschen eine so rohe Seele, die einen unschuldigen
Kerl Spißruthen jagen ließ, und ihm hernach einen Ducaten
schenkte mit dem tröstlichen Beysatz: da, guter Freund! kauf’ er
sich Talg, den Rücken zu schmieren, und fürs übrige mach er sich
lustig. Könte man’s dem Kerl verdenken, wenn er antwortete?:
Hätten Sie mir den Ducaten ohne Spißruthen geschenkt, so
könnte ich auch dafür danken – Oder (Du bist selbst Vater)
versuchs einmal und prügle Dein Kind täglich und lebenslänglich bey
aller Versicherung Deiner Liebe, und siehe zu, ob Du Dir von
ihm Zutrauen und Liebe erprügeln wirst? Und dies ist mein Fall,
denn was bin ich mehr als ein Kind gegen den Schöpfer? Mein
Resultat hieraus darf ich Dir wohl nicht ausführlich hersetzen.
Zweifel und bey nahe Überzeugung der Nichtexistenz einer
individuellen Vorsehung fließen ganz natürlich von selbst daraus.
Aus diesem wirst Du nun leicht abnehmen, wie wenig Trostmir das Gedicht von Hiob (denn Gedicht, oder orientalisches
Drama, ist es doch unstreitig gewiß) Trost geben könne. Ganz gewiß
war der edle Verfaßer ein Mann von großem Geist, ein Mann
durch mehr als gewöhnliche Unglücksfälle zermalmt, sonst hätte
er seinen Helden unmöglich in solchem erhabenen Lichte auftreten
lassen können. Aber er läßt doch seinen Helden im 29. Kap. mit
starken Zügen seine ehemalige Glückseligkeit erzehlen, zum klaren
Beweiß, daß er vollen Genuß des Lebens gehabt habe, und nur
durch jetzige Vorfälle in dieser Glückseligkeit gestöhrt werde; ich
aber, (wie groß ist da der Unterschied, wie ganz ungleich,
unpaßlich, das Verhältnis!) habe so alt ich auch schon bin, noch gar
nicht gelebt, und mein heißes Gefühl für den Gebrauch des Lebens,
das in andrer Lage ein unschäzbares seltenes Geschenk der Natur
gewesen wäre, wird mir gerade zu zur vorzüglichsten Quelle
meiner ich unnennbaren Qualen –, wird mir zur eigentlichen Hölle.
Denke Dir doch einen Heißhungrigen, deßen Nase man immer mit
den köstlichsten Speisegerüchen reizte und folterte, ohne je seinen
Gaumen und seinen Magen zu befriedigen –; und nun spanne alle
Deine Kräfte an, und denke Dir meine Seele psychologisch so, wie
Du Dir den Magen jenes Heißhungrigen physiologisch vorstellst;
so hast Du die ächte Silhouette meiner Seele, den wahren Umriß
aller oder doch der meisten meiner Qualen, aber freylich
nur
den Umriß
“. Und nun wirst Du überzeugt seyn, wie wenig die
Schilderung Hiobs mit meiner Schilderung zusammentreffe –
wie wenig seine Lage der meinigen tröstlich seyn könne. Bis
iezt sind das 3. 6. 7. 10. 14.te und ähnlich Kapitel (nach unserer
version) diejenige, die das meiste für mich paßende enthalten;
wollte Gott! das lezte Kapitel Hiobs machte auch einmal
einen Theil meiner Biographie aus, oder ich könte wenigstens
so gelaßen bey meinen Leiden seyn, als Du es bey den deinigen
bist! Ach, das wird niemals kommen, es ist nach der Lage und
Natur der Dinge unmöglich daß es jemals dahin kommen
könne. Lieber! Du weißt noch nicht, wirst es auch niemals wißen
können: um wie viel leichter es seye, B Franz Bucholz zu seyn
als Gottlieb Steudel. Freylich, freylich war ich niemals und
konnte auch niemals der unsträfliche Gerechte seyn, wie der
uralte edle Dichter seinen Hiob schildert. Ich war von Jugend auf
gerade zu ein solcher Mensch, wie, im Durchschnitt genommen,
alle anderen Menschen sind, und hab eben deswegen kein besonder
sanftes Traktament verdient; aber warum denn eben just ein so
unbegreiflichs über alle Maßen hartes? „Du hast viele Kräfte,
sagtest Du ehemals, und also kanst Du auch vieles tragen.“ –
Gut, aber meine Antwort ist auch noch ebendieselbe: „Und wenn
ich auch ein Riese wäre, und 20 Ctr. tragen könte, so wird mich
doch der 21.ste Ctr. erdrücken, mit welchem ich überladen worden.
In solchen Momenten nun, in welchen ich das Uebermaas des
Druks vorzüglich fühle, weiß ich mir nicht anders zu helfen, als
anzunehmen, daß in der Reyhe der Wesen nun einmal auch solche
Geschöpfe nothwendig seyen, die an den Rand der Verzweiflung
hingeschleudert werden müßen – Kämen da nicht wieder gelinderere
Auftrite darzwischen; ich lebte längst nicht mehr. Käme doch
nur der erwartete Komet bald! Gegenstände aus der
Astronomie für waren seit geraumer Zeit noch das kräftigste
Gegengift gegen die Wuth meiner Qualen, der Anblick einer
sternhellen Nacht, die Ankunft eines ungewöhnlichen Sterns, wie z. B.
der Wunderstern im Walfisch, der noch jetzo glänzet, der
wachsende Mond pp versicherten mich immer aufs tröstlichste meiner
Unsterblichkeit; und denn vergeße ich die so oft wiederholte Fragen?
Weswegen bin ich denn? Warum denn so ungeheuer viele Qual,
wenn mein Daseyn Würkung der Liebe des Allgütigen ist? Wie
reimt sich denn ungeheure Marter eines Geschöpfs zur
unbegränzten unnennbaren Liebe seines Schöpfers? pp : pp O Franz,
liebster Franz! wüßtest Du alle meine unzähliche Fragen dieser Art,
Du würdest mich haßen, würdest es nicht für möglich halten, daß
ein Mensch dem Du so viele Kräfte zutrautest, so weit sich aus dem
Geleise wegdrücken laßen würde. Aber Deine Freundschaft mischte
sich partheyisch in Deine Vorstellung von mir, machte Dich mehr
sehen als würklich zu sehen da war; auf der anderen Seite siehest
Du das Gewicht meiner Leiden für ungleich geringer an, als es
ist; und dies geht sehr natürlich zu, weils unmöglich ist, daß ein
anderer, wärs auch ein Seraph, sich, auch nur vom rohen Umriß,
einen deutlichen Begrif machen kann. Ich wollte ja gerne geduldig
leiden, wenn nur die Leiden mit meiner Kraft auch in schicklichem
Verhältnis wären; aber die Disproportion bringt meine Ungeduld
oft bis zur Wuth, ich wünschte in einer Einöde zu seyn, um, von
allen Menschen verlaßen, desto sicherer und geschwinder zu
verschmachten, denn ich kann mich dem Übermaas fast nicht mehr
entgegenstemmen; zu lang ist zu lang, und zu dick ist zu dick.
Liebster Franz! kanst Du die Schneelawine in ihrem Sturz
aufhalten, oder den herabrollenden Felsen aus Deinem Pfade
wegblasen? Wie soll denn ich Bergen von Leiden, die sich über meine
Seele herwälzen, Widerstand thun? hab ich denn die Kraft von
vielen Tausenden?
So könnte ich noch bis Pfingsten fortreden, denn ich wache und
träume beständig solche finstere Gegenstände. Ich reiße mich mit
Gewalt davon los, aus Liebe zu Dir. Verzeyhe, daß ich Dich damit
quäle! Erleichtern mußte ich mich, sonst hätte ich nicht Luft
bekommen, weiter zu schreiben; laß es doch gelten.
Mein Körper ist noch in demselben Zustand, wie Du ihn vor
2½ Jahren gesehen hast. Seit der Mitte des 9br, da der Herr v.
Sturmfeder bey mir war, bin ich nicht mehr aus dem Hause, und
nur selten ein paar Stunden aus dem Bette gekommen. Fieber
habe ich keine mehr, oder doch nur selten, aber die übrige
zahlreiche Qualen haben sich noch eher vermehrt. Mehrere Tage muß
ich wegen Halskrämpfen ungegeßen zubringen, und dieses ganze
Jahr zähle ich kaum 3. Nächte, in welchen ich ein wenig
erquiklich schlafen konte. So oft ich auch schon in der Hoffnung zur
Beßerung getäuscht worden bin, so habe ich doch zum
bevorstehenden Frühling mehr Zutrauen, als zu vielen vorhergegangenen.
Wenn doch endlich die Gottheit auch einmal gnädig auf mich
blicken und meiner siebenfachen Höllenqual ein Ende machen wollte!
Es wäre doch einmal genug! was nützet denn ihr meine Marter
und was nüzt sie mich? mich erniedrigt sie allmählig unter das
Thier herab, und macht mich zu einem Unding, zu einem
Mittelding zwischen Geist und Materie, das zweklos in die Schöpfung
hineingeschleudert wurde. hab ich doch mehr gelitten, als manche
ganze Nation – ach, es wäre genug! Dann, liebster Franz, dann
käme ich zu Dir hinunter, ließ mir von Dir eine neue Seele
einhauchen, denn meine jetzige, voller Narben Wunden und Beulen
ist keiner schiklichen Form mehr fähig; und würde endlich ein
Mensch, dem es nach und nach begreiflich werden könnte,
weswegen er da seye. Nur, bitte ich Dich, werde doch unterdeßen selbst
gesund, und laß Dich nebst der edlen Marianne in bestem
Wohlseyn finden. Ich fürchte nur allzusehr, der ganz besondere Winter
habe auch Dich hart mitgenommen; unsere Krankheiten sind der
nächste Anverwandte, und so kann ich an mir abnehmen, was
Dein Körper gelitten haben werde, nur daß ich, vorzugsweise, alle
diese Freuden im Superlativissimo zu genießen habe. Aber daß
auch die vielgeliebte Marianne, die die personificirte Gesundheit
zu seyn schien leidet ist uns allen auffallend, unbegreiflich. Ihr
lieben Leute habt die Herzen aller derer mitgenommen, die euch
hier kennen lernten; jedermann will von mir euer Befinden wißen,
mit Aengstlichkeit fragt mich Schwester, Schwägerin und Bruder,
ob Marianne, ob Bucholz wieder wohl sey, ob Du wieder einen
Sohn habest? und ich Elender konte dismal selbst nicht fragen.
Gelt! hierüber befriedigst Du mich bald, und läßest mich
Unschuldigen meine langsame Antwort nicht entgelten. Denn komm ich
hinunter, und helfe Dir vollends getreulich Dein Projekt für die
Bauren ausführen. Du gibst Herz und Seele dazu her, und ich
den Körper. Dann solls schon gehen, da ich von Jugend auf, ohne
es selbst zu wißen, das Naturstudium liebte, so gieng ich gerne
mit Bauren um, und lernte dadurch ihre Launen und
Vorstellungsart kennen. In Berlin bin ich unter des großen Sulzers
Anführung selbst schon Schriftsteller für die Bauren gewesen, und
zwar mit seinem ganzen Beyfall. Es ist freylich schwerer, als
man glaubt, sich zu den Bauren herabzulaßen und ihr Zutrauen
zu gewinnen, besonders in Ländern, wo sie leibeigen oder sonst in
großem Druck ppp sind.
Und nun! was soll ich denn zu Deinem Vorschlag sagen, der mir
wieder einer großer Beweiß Deiner Liebe ist? Einiges von meiner
Meinung hierüber wirst Du schon von unserem edlen Freund von
Lamezan erfahren haben, und dies beruhigte mich seither doch in
etwas. Nun liege ich da, von Krankheit gefesselt, und weiß selbst
nicht, was ich weiter darüber sagen soll. Hätte meine Gesundheit
seither auch nur einigen Zuwachs erhalten, da ich doch trotz der
Behauptung meiner Aerzte, vielmehr das Gegentheil fühle, so
könnte ich jezt bestimmter darüber reden. Alles, was ich jezt
mehreres davon sagen kann, gilt blos in der Rüksicht auf eine
nachdrückliche gute Einwürkung des Frühjahrs auf meine Gesundheit;
denn in dem jetzigen Moment, da ich dieses schreibe, könte ich mich
nicht, ohne Gefahr zu ersticken, auf 20. Schritte von meinem
Bette entfernen; ein schon lang anhaltender Krampf, der vom Wirbel
bis auf den Nabel, und bey nahe über den ganzen Körper reicht,
macht und vorzüglich die Brust sehr lieblos zusammen drückt,
macht mir diese Stunden sehr bitter. Wärs also, daß mir der
Frühling Gesundheit brächte, und ich den Sommer durch mich
vorher noch hinlänglich erholen könte, dann sollte mir auf den
Herbst hin eine Stelle in Deiner Vaterstadt, in Deiner Nähe,
sehr willkommen seyn; ohne dieses würde ich wahrscheinlich
Bedenken tragen, mich unter die Subordination von Pfaffen zu
begeben. Du weißt mein Liebster! daß ich über diesen Artickel sehr
kützelich bin, und das Pfaffenjoch für das erschröcklichste und
unerträglichste auf Erden halte. – Eben fällt mir ein, daß der HE.
von Fürstenberg schwerlich auf meine Wiedergenesung warten
wird, gesezt auch, daß keine andere Hinderniße zu meiner
Annahme vorwalteten und daß also alles was ich hierüber schreibe,
überflüßig ist. Doch, auf alle Fälle will ich noch einiges darüber
hersetzen, was ich Dir schon vor einem halben Jahr hätte sagen
sollen: daß ich Lutheraner bin, ist freylich eine bitterböse Sache;
indeßen kanst Du doch auf Treu und Glauben versichern, daß ich
lauter ächt catholische Chemie und Botanik vortragen werde,
und daß nichts ketzerisches in meinen Schmelztiegeln und Kolben
vorkommen soll, es wäre denn, daß ich zuweilen die Narrheiten
der After-Alchymisten, welches offenbare chemische Ketzer sind ad
oculum demonstriren wollte. Die liebe schuldlose Botanik läßt
gar keine Ketzerey zu, und wenn nicht etwa zuweilen die Gärtner,
die man als die Meßdiener im Dienste der Flora ansehen kann,
dumme Streiche machten, die auf das würksame geistige der
Religion eben keinen großen Einfluß haben. Das siehst Du nun, daß
ich bey all meinen Qualen doch noch scherzen kann, denn ich weiß
gar wohl, in welchem Sinne Deine Besorgnis wegen meiner
Religion gemeint ist. Attestata? diese könnte ich in meiner
beschriebenen Lage nicht besorgen; aber wäre ich auch gesund
gewesen, so hätte Blödigkeit oder (welches mir noch weit wahrscheinlicher
ist) Stolz mich abgehalten, sie herbey zu schaffen, so viele ich auch
deren aufzutreiben wüßte. Die niedrigste Lebensart ist mir
wünschenswerther als eine glänzende, die ich durch Kriechen erkriechen
soll. Aber gesezt auch daß ich hierinn weniger delicat gewesen
wäre, so sind die wichtigsten Männer, deren Zeugnis den größten
Nachdruck gehabt hätten, tod. Margraf chemicus und Gleditsch
botanicus hätten alle übrige Zeugniße entbehrlich gemacht. Eben
so geht es mir mit Männern, die zwar keine der beyden
Wißenschaften praktisch getrieben, aber mehr als hinreichenden Geist
hatten, einen jeden hierinn zu beurtheilen und anderer Urtheil
Nachdruck geben zu können. Sulzer, Lambert, Mendelsohn sind
tod; alle waren meine Gönner, und ich darf sagen, meine Freunde.
Auch du Roi mein vorzüglichster botanischer Freund und einer
der größten teutschen Botaniker dieses Jahrhunderts ist tod.
Leske, der Naturhistoriker ist tod, der Freud und Leid und
Wißenschaft mit mir theilte. Sein noch lebender Freund Hedwig, der
Moos-Vater, kennt mich durch Lesken von der botanischen Seite
sehr gut. Noch leben in Berlin Theden,Selle,Cothannius,Mattießen, Jediz Gerhard Klapproth pp, die mich gleichsam
von Fuß auf kennen, und beyde Hände zu atttestaten hergeben
würden. Murray,Weigelin Greifswalde, Allioni in Turin
Hermann in Strasburg, Medicus in Mannheim, die meistens
noch alle meine Correspondenten sind, oder doch waren und
mehrere andere würden ihr Zeugnis herzlich gerne hergeben. Und
wenn auch die Empfehlung einer Dame verlangt würde, so gäbe
sie die Gräfin Charlotte von Solms, meine Schülerin, die jezt auf
ihres Bruders Gütern in Schlesien einen prächtigen botanischen
Garten angelegt hat, mit vieler Wärme her. Aber wie gesagt,
ich bin unfähig, um attestate zu betteln. kann es übrigens dem
HE. von Fürstenberg nicht verdenken, daß er auf Zeugniße dringt.
Ich dächte aber, die Mannheimischen wären schon für seine
Excellenz befriedigend genug. Ich habe keines davon gelesen, weiß
auch nichts von ihrem Inhalt, bin aber überzeugt, daß sie mit
Wärme und Nachdruck geschrieben sind. Und warlich! wenn solche
edle Männer (du kennst doch selbst die mehresten) so zeugen
konnten, da ich doch in der kurzen Zeit nach der Natur des
Gegenstandes (alle andre Nebenhinderniße abgerechnet) so viel nicht seyn
konnte, als ich ihnen gerne gewesen wäre, so kann daraus ein
Jeder, der mich nicht kennt, leicht darausabstrahiren, daß ich
eine ähnliche Stelle in Münster auch hinlänglich ausfüllen würde.
Zum Uberfluß lege ich Dir einen Brief von Klaproth,Assessordes Colleg. med. meines alten Freundes, in Berlin bey, den du
mir gelegentlich wieder zurücksenden wirst. Du siehst daraus, daß
man mir mich in Berlin vorzüglich werth hielt, Gleditschens
große Lücke auszufüllen die wenigstens 2000 münsterischen Geldes
abwirft. auch darf ich ohne Eigenliebe hinzusetzen, daß, da ich noch
in Berlin war, mich jedermann für Gleditschens Nachfolger hielt,
sonst wären meine Freunde nach 6 jähriger Abwesenheit und bey
meiner fast gänzlichen Vernachläßigung des Brief-Verkehrs mit
ihnen bey diesem Vorfall, ohne alle meine Veranlaßung nicht
so thätig gewesen. Als ich diesen Brief erhielt, drükte mich noch
neben meinen übrigen Plagen ein Gallenfieber, deßen Folgen mir
vollends den ganzen Winter verfinsterten, so daß ich keine Sylbe
disfalls nach Berlin schreiben konnte. Zwey Jahre vorher bot mir
ein andrer Brief ein Profeßorat der Naturhistorie nebst
ansehnlichem Gehalt in Warschau an, bey welchem weiter nichts als mein
bloßes Jawort verlangt wurde. Aber gleiche Ursache wie die
jetzige, zwang mich, das Anerbieten abzulehnen. Es that mir sehr
weh, denn ich hätte gerne eins mit den Sarmaten versucht, ich
könnte noch mehrere solche Fälle anführen, die deine Empfehlung
bey dem HE. v. Fürstenberg sicher stellen möchten, aber ich werde
dich schon mit dem Erzählten mehr als zu viel ermüdet haben.
Gesezt auch, daß ich mich auf den Sommer hin gänzlich erholte,
welches ich doch schwerlich jemals hoffen kann, und ich, welches
noch weniger eintreffen wird, unter Profeßuren wählen könnte, so
würde ich immer die Botanik anfangs vorziehen; theils weil sie
sich mit einer schwachen Gesundheit beßer verträgt, theils auch,
weil sie keine sonderliche Zurüstung und vorherigen Aufwand
erfordert, wie die Chymie, zu deren Einrichtung ein paar 100
wenigstens und ein Jahr Zeit erfordert werden, besonders in
einer Gegend, wo chemische Bedürfniße noch nicht gangbar
geworden und schwer zu haben sind.
Vom Gehalt versteht es sich von selbst, daß er für alle meine
Bedürfniße hinreichen müße. Denn wenn ich die Pflichten meines
Amts erfüllen soll, welches eines jeden redlichen Mannes Sache
ist, so mag ich nicht dabey darben. Es ist falsch, wenn man glaubt,
daß eine mittelmäßige Bezahlung desto mehr ansporne. Das geht
bey Handwerkern an, oder bey Aftergelehrten, die gerne zu seyn
scheinen wollen, was sie nicht sind ppp. Ohne hinlänglichen
Gehalt bleibe ich lieber in meiner bisherigen Finsternis unabhängig,
und thue deswegen doch, so viel ich kann; in einem Amte hingegen
muß ich der Convention wegen allerley Aufwand machen, dem
ich jezt ohne Anstrengung ausweichen kann. Doch dies alles weißt
du beßer als ich selbst. Aber sage mir doch, wie’s bey euch in den
Collegien gehalten wird? Ich bin ein Erzfeind alles Ceremoniels
und würde mich in meinen jetzigen alten Tagen schwerlich mehr
dazu bequemen können, Gelegenheits-Reden, epistolas
gratulatorias, programmata und Schnickschnack auszufertigen. Und in
welchem Verhältnis wäre ich denn mit der lieben Clerisey? Ich
bin gerne unter ihr, nur soll sie mir nichts befehlen, sonst strömt
an allen Ecken Feuer aus mir hervor. Es will ja verlauten, daß
auch bey Euch da unten der Teufel in einer Jesuitenmütze wie
ein brüllender Löwe umher gehe, und suche, welchen er verschlinge.
Sollte es möglich seyn, daß die Bayerische Finsternis sich bis
Münster verbreitet habe? Das würde ich schwerlich verdauen
können; wenigstens halte ich es für eine sehr löbliche fromme List
vom ehrwürdigen Pater Forkenbeck, daß er eine dicke Liste
verbotener sehr guter Bücher herausgegeben hat. Als ein großer Kenner
des menschlichen Herzens, das immer am liebsten nach dem
Verbotenen greift, will er dadurch dem lesenden Publikum auf eine
neue Art eine Kenntnis guter Bücher beybringen, zu welcher es sonsten
nur langsam gekommen wäre. Das muß ein braver Mann seyn;
wenn ich hinunter komme, so will ich ihn für diesen klugen Streich
mit ganzer Wärme umarmen. Bist du nicht auch meiner
Meinung? Wenigstens läßt es sich nicht denken, daß ein vernünftiger
Mann vernünftigen Männern vernünftige Bücher entziehen
sollte; womit sollten jene denn ihrer Seele Nahrung geben?
Dadurch würde ja nach und nach das Salz der Erde ganz
Capuzinisch dumm; womit sollte man zulezt salzen? – womit???
Geschrieben habe ich unter meinem Namen noch nichts, was
mich empfehlen könte außer daß ich des Toaldo: Witterungslehre
für den Feldbau aus dem Ital. übersezt habe. Ein Buch, das
wenigstens Sachkenntnis, das heißt: Astronomie, Chemie und
Botanik voraussezt, ohne welche sonst keine Ubersetzung möglich
gewesen wäre. Vor ein paar Jahren hat es die dritte Auflage
erlebt. Während meiner Krankheit wälze ich einen embryon eines
Buchs in meinem Kopfe herum, das nichts weniger enthalten
sollte, wenns nehmlich jemals zur Welt käme, als: die vergangene
und zukünftige Geschichte der Oberfläche des Erdbodens im
Großen. Freylich wäre es nur ein bloser Versuch; doch glaube ich,
daß ich die bisherigen Systeme der Geologie sehr leicht zuwiderlegen würde; ob aber dasjenige, was ich dafür substituirte,
besser Stich hielte, ist eine andere Frage. Wenigstens gieng ich
von einen einfachen natürlichen Punkt aus, auf welchen sich alles
ganz ungezwungen reduzirt. und thue keine Machtsprüche, deren
sich alle meine Vorgänger schuldig gemacht haben. Es würden
Dir alle Haare zu Berge stehen, wenn du es je einst lesen solltest,
wie ich da mit Jahrtausenden um mich werfe, als wären es nur
Wochen und Monate; aber ohne solchen großen Maasstab läßt
sich in diesem Fach unmöglich etwas Vernünftiges und Solides
aufbauen. Es wird aber diesem Buche gehen wie dem Deinigen –
es wird in petto bleiben. Es versteht sich übrigens, daß mir das
Bücherschreiben in meiner gräulich langen und harten Krankheit
nur aus einer Art von Verzweiflung ankam; und eben daher
entspringen auch meine fürchterlich lange Briefe.
Ach, da regnet und stürmt es wieder gewaltig, preßt mir Brust
und Gedärme zusammen, und erinnert mich wieder an Deine und
Mariannens Gesundheit. Ihr guten Leute müßet diesen Winter
über vieles gelitten haben. Gott gebe! daß der jetzige Sohn (ein
Sohn ists doch wieder?) Euch die Leiden versüße und vergeßen
mache. Auch hoffe ich, die Gegenwart des HerzensMannes
Haman werde viele Unpäßlichkeit vor deiner Thüre abgewiesen
haben. Bey Empfang Deines Briefs hofte ich meine
Wiedergenesung so beschleunigen zu können, daß ich bey meiner Ankunft
bey Dir, die ich für ganz ausgemacht hielt, ihn noch antreffen,
und mich in seiner Gesellschaft noch würde laben können. Siehe
doch, wie viel du glücklicher als andere, tausend andere, bist, wie
viel Du Dir Seelenschmäuße bereiten kanst, während das andere
hungern müssen. Ich bin, in dieser Rüksicht, seit langer Zeit her
in einer arabischen Wüste, und nähre mich, wie ein zweyter Elias,
meistentheils von dem was mir die Raben, die Postillons,
schriftliches und seelenschmausbares mitbringen. Wenn diesem edlen
Manne an einem Gruß von einem Unbekanten, der ihn liebt und
hochschäzt, etwas gelegen seyn kann, so überbringe ihn. Der Gruß
von meinem lieben Kraus hat mich sehr erfreut. Es ist ein lieber
herrlicher Mann von seelenvoller Seele, und sein ohne alle
praetension und sein warmes liebevolles Herz umfaßt seinen
Freund ganz. Er ist nur von sehr wenigen erkannt, und das ist
sehr natürlich. Du würdest ihn lieben, sehr lieben, mehr lieben als
mich, wenn Du ihn kenntest. Noch hab ich ihm seit 1½ Jahren
auf einen heißen Freundschaftsbrief nicht antworten können;
bedenke, wie mich dieses martern müße!
Ich schrieb diese leztere Seiten unter tausend Herzensangst. Die
Frau meines jüngsten Bruders, die auf den May hin ihrem
Manne den siebenden Knaben schenken wollte, ist todtkrank an
einem Gallenfieber, die medici befürchten, das Dasein einer
innerlichen inflamation. Ich zittere vor jedem, der sich meinem Bette
nähert, aus Furcht, es sey ein Todesbote. Was noch schlimmer
ist; so wird dieser Fall wahrscheinlich den Tod meines armen
Bruders nach sich ziehen; er ist ganz zerdrükt, und bey nahe schon
so krank als sie. So gefaßt er sonsten auch ist, so hält es eben
einem durch langwierige Krankheiten zermalmten Körper schwer,
solche Stöße auszuhalten. Dies bedenken gesunde Tröster nicht;
sie fordern eine gleiche Faßung als sie freylich bey ihrer
Gesundheit haben können und doch nur sehr selten haben. Siehe, so viel
fremdes Leiden muß ich auf meinem Krankenbette noch zu meiner
eigenen ungeheuren Qual ausstehen. Wie mancher Lieber starb
mir schon weg, während daß ich liege; und – weh, es ist zuviel! –
Liebster Franz, es ist zu viel! Gott wolle doch diesem Jammer
abwenden, er würde meine ganze Familie zermalmen! Ich wollte
ja gerne das Versühn-Opfer für alle seyn, warum soll ich denn
bey all meinem Leiden die ganze Familie leiden sehen?
Heute den 1. März. Die gute Schwägerinn lebt noch, und läßt
wieder hoffen. Die Nacht war ziemlich erträglich.
Hast wohl Recht, liebster Mann! das eine Bibel von Dir mehr
werth für mich hat; sie macht mir viele Freude, und liegt, seit
ich sie habe, neben meinem Bette. Wenn mir nur auch
gegeben
wäre, dieses Buch mit deinem Geiste, mit deinem Gefühl zu lesen.
Kanst Du zu Dir selbst sagen: morgen um 10. Uhr will ich mein
Herz zu Gott erheben, und mich in seinem Wort erbauen? kanst
Du Dir Andacht erzwingen? Muß sie Dir nicht
gegeben
werden? Ich habe vom heiligen Bernhard gelesen, daß er einst etliche
siebenzig Vaterunser nacheinander gebetet, bis es ihm endlich
geglükt seye, das leztere mit voller Andacht zu beten. Er hatte
kurz vorher ein Pferd zum Geschenk bekommen; da kam ihm
immer bey den vorhergehenden Vaterunsern die Sorge in die
Queere: woher er nun einen Sattel hernehmen solle? Wenns wahr
ist, (woran ich doch, weils ohnehin kein GlaubensArtikel ist, noch
gerne zweifeln mögte) daß dieser,
seiner Zeit
wirklich große
Mann sich Andacht selbst
erzwingen
konnte, so war es in
der That viel, sehr viel –; indeßen, wenn ihm die Sorge für einen
Sattel schon so viele Hinderniße machten, so ist es mir doch auch
nicht zu verdenken, wenn ich bey fortdauernder
ununterbrochener Qual über Mangel an Andacht klage: denn die Sorgen für
einen neuen Sattel und Leiden, die die Seele zerreißen, stehen in
keinem Verhältnis. Es soll dieses keine Apologie für mich seyn;
mein Zweck hiebey ist vorzüglich dieser Du must aber hiebey vieles
interpoliren, sonst findest Du den Faden meiner Ideen nicht
heraus, daß man sich ja hüten solle, einen andern nach sich zu
beurtheilen, sich zum Maasstab eines andern zu nehmen. Wenn man
einen andern richtig ausmeß’en will, muß der Maasstab dazu
aus dem individuo selbst das gemessen werden soll,
hergenommen werden, sonst mißt man schief. Eine schwer zu erlernende
Wißenschaft, ob sie gleich, wie die Arzneykunde fast von
jedermann ausgeübt wird! Kennst Du einen Menschen, der sie versteht,
so nenne ihn. Es gibt zwar einige wenige, die es weit darin
gebracht haben; niemand aber übt sie unfehlbar aus, als der
Allwißende. Ich weiß nicht, ob dieser Artikel in Montesquieu’s
Esprit des Loys oder in unsers Freundes Lamezan’s Skizze über
Gesetzgebung, vorkommt, denn ich habe beyde leider! noch nicht
gelesen; aber ich glaube, er gehörte wenigstens dahin.
Die schönen redenden Silhouetten haben eine lebhafte
Sensation in meiner Familie gemacht. Meine Schwester gieng dabey
leer aus, denn das Männervolk grif vor; um auch sie zu
befriedigen, sorgte ich, so geschwind ich konte, für eine kopie. Die von
Palmischen, denen deine Grüße getreulich und warm
ausgerichtet wurden, waren eifersüchtig in Rüksicht meines Vorzugs wegen
früher erhaltener Schattenriße. Mögen sie’s doch, dachte ich,
Franz ist mein früherer Freund als der ihrige. Indeßen, weil ich,
wie Du weißt, bey all meinem Toben ganz ausnehmend gutherzig
bin, so verfertigte für sie einige Schattenriße nach meiner façon,womit sie sich einsweilen trösten können, bis Deine versprochene
ankommen. Ich lege Dir von jenen einige zum Beweise bey, wie
jämmerlich es manchmal in meiner Seele müße ausgesehen haben.
Siehe! diese elende Beschäftigung, die mir blos durch die
Neuheit, vorzügl. aber durch die bearbeitete Gegenstände angenehm
ward, milderte mir manche schwarze Momente, in welchen ich zu
allem unfähig war, und vielleicht ein Raub meines Unmuths
geworden wäre. Laß es aus diesem Grunde für eine Erfindung
gelten, die jezt schon ihren wesentlichen Nutzen hatte, und keines
andern bedarf, und nimm diese Blätter für ein Frühlingsgeschenk
an, es ist das einzige, was ich Dir zu geben weiß. Gesezt, sie
gefielen Dir und Du wünschtest noch mehrere zu haben, so sag mir’s
nur; sie sind zwar etwas mühsam zu machen, aber für Dich ist
alle Arbeit Wollust. Vielleicht hast Du einige Freunde und
Freundinnen, deren Schattenriße dir auf diese Art werth wären. In
diesem Fall müßte ich mir die Silhouetten gut ausgeschnitten
ausbitten und zwar von jedem Gegenstand und von jeder Größe
etliche. Es laßen sich zwar auf größere Blätter, als Platanus,Ahorn, Eichen p noch größere Figuren anbringen, doch hält es
alsdenn wegen den stärkeren Rippen der Blätter mit der
Umkränzung schwerer. Dagegen aber läßt sich bey größern Figuren
die Aehnlichkeit weit leichter erreichen, als bey kleineren, weil sich
bey dieser Arbeit weder die Schärfe des Pinsels noch der Schere
anwenden und erwarten läßt, und ohnehin ist oft unter mehreren
Blättern kaum eines tauglich. Schade, daß die Farbe nicht gut
hält; mich dünkt die schwarzen nahmen sich am besten aus: der
alte Kopf ist der Herr von Haller in seinen lezten Jahren. Der
jüngere umkränzte ist mein Freund Kraus; die beyden andern sind
Ideen. Unter den kleinern Köpfen sollen ein paar unsern lieben
Lamezan vorstellen, aber gleicht nicht sonderlich, ich habe
keine gute Silhouette. Die Buchstaben bedeuten Franz und Marianne
Haman und Bucholz sind aber nicht gut geworden.
Aber gelt ich soll endlich aufhören? 16. dick voll geschriebene
Seiten werden dich abgeschrecken mir so bald wieder zu antworten.
Das sollen sie aber nicht; denn eben daraus siehst du die
Nothwendigkeit, mich so schleunig als möglich zu heilen. Überzeuge mich
doch daß Gott meine Martern wisse und
wolle
, und Du nimmst
mir die Hälfte meiner Qualen. Dann, vielleicht alsdann käme ich
wieder in die Gemeinschaft mit Gott, in welcher zu seyn ich
ehedem mich fühlte, aus der durch die ungeheure Kette von Martern
daraus verdrängt und weggeschleppt worden bin. O, thue es doch,
wenn Du kannst
, und bitte Vater Haman um Unterstützung
dabey. (aber siehe nicht nur auf dem Umriß, sondern auch in den
Abgrund meiner Qualen) damit ich mein verhaßtes motto
umändern und dafür ausrufen kann:
mein Daseyn ist Liebe,
mein Leben fortdauernder Genuß.
Wenigstens gelte doch
dieses für Dich, liebster Franz und für Mariannen, die ich so wie
Dich tausendmal umarme. Dies thut auch meine ganze Familie,
ein jegliches nach seiner Art. Leb wohl, liebster Franz, lebt wohl,
liebste Leute! Euer ewiger Freund, Steudel. Abgeschikt den
4. März, und zwar unversiegelt an unsern Freund Lamezan,weil’s auch zugleich Antwort auf seine Briefe. Siehe doch, wie
erfinderisch ich seyn muß, um in jetziger Lage nur einigermaßen
meiner Correspondenten-Pflicht zu genügen. Meine Schwägerinn
lebt noch samt dem Kinde unter ihrem Herzen. Gottlob! das
ärgste ist vorüber, und wir hoffen alles.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 411ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 640ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 198–201.
ZH VII 461–464, Nr. 1155.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 204–205.
ZH VII 465–466, Nr. 1156.Anmerkungen
Von den 4 Beilagen des Briefs, die Hamann am 16. Mai (vgl. Br. Nr. 1162) zurücksendet, sind in „Friedrich Heinrich Jacobi’s auserlesener Briefwechsel“, 2 Bde 1825 u. 1827, vom Herausgeber Friedrich Roth folgende Briefe abgedruckt worden: Jacobi an Rehberg, 2. Mai 1788 in Bd. I, S. 464ff. Stolberg an Jacobi, 28. April 1788 in Bd. I, S. 458ff. Jacobi an Stolberg, 7. Mai 1788 in Bd. I, S. 474ff. Die beiden letzten hatte er schon in: Jacobi’s Werke IV, 3, S. 417ff. als Fußnote auszugsweise gebracht. Vgl. auch Gild. 5, 649ff.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 413ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 644ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 206–208.
ZH VII 466–468, Nr. 1157.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 415f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 646f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 212–213.
ZH VII 469–470, Nr. 1158.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 647ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 212–213.
ZH VII 470–472, Nr. 1159.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach).Bisherige Drucke
ZH VII 472, Nr. 1160.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 217–218.
ZH VII 473, Nr. 1161.Provenienz
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Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 416ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 651ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 219–227.
ZH VII 474–482, Nr. 1162.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 663f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 231–232.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 424ff.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 665ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 233–236.
ZH VII 484–488, Nr. 1164.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 236–239.
ZH VII 488–491, Nr. 1165.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 240–241.
ZH VII 491–494, Nr. 1166.Provenienz
Druck ZH nach Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 421–426. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort unbekannt.Bisherige Drucke
ZH VII 494–496, Nr. 1167.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 428f.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 669ff.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 245–247.
ZH VII 497–499, Nr. 1168.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], II 3.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 426ff.
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 421–422.
ZH VII 499–504, Nr. 1169.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 248–249.
ZH VII 504–506, Nr. 1170.Provenienz
Druck ZH nach der überlieferten handschriftlichen Abschrift Arthur Wardas. Original verschollen. Letzter bekannter Aufbewahrungsort: Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg, Msc. 2552 [Roths Hamanniana], I 4.Bisherige Drucke
Friedrich Roth (Hg.): Hamann’s Schriften. 8 Bde. Berlin, Leipzig 1821–1843, VII 430f.
ZH VII 506–507, Nr. 1171.Provenienz
Krakau, Jagiellonenbibliothek, Slg. Autographa der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek zu Berlin (ehemalige Berliner Signatur: Slg. Meusebach).Bisherige Drucke
Siegfried Sudhof (Hg.): Der Kreis von Münster, 1. Teil, 1. Hälfte. Münster 1962, 422.
ZH VII 507–508, Nr. 1172.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 430.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 672f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 253–254.
ZH VII 508–509, Nr. 1173.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 254–255.
ZH VII 509–510, Nr. 1174.Provenienz
Universitätsbibliothek Erlangen, Ms. 2035.Bisherige Drucke
Friedrich Heinrich Jacobi’s Werke. Hg. von Friedrich Roth. 6 Bde. Leipzig 1812–1825, IV 3: J. G. Hamanns Briefwechsel mit F. H. Jacobi, 430.
Karl Hermann Gildemeister (Hg.): Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften. 6 Bde. Gotha 1857–1868, V 673f.
Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel, I 7: November 1787 bis Juni 1788. Hg. von Jürgen Weyenschops, unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi. Stuttgart-Bad Cannstadt 2012, 255.
ZH VII 510–511, Nr. 1175.Veränderte Einsortierung
Die Einsortierung wurde gegenüber ZH verändert, sie erfolgt chronologisch zwischen Brief Nr. 187 und 188. ZH vermutet eine fälschliche Datierung. Grundlage für die Annahme ist vmtl. HKB 191 (39/34) im Zusammenhang mit HKB 190a (515/12) gewesen.Provenienz
Deutsches Literatur-Archiv, Marbach am Neckar, Signatur DLA B: Hamann, Johann Georg 68.22.Bisherige Drucke
ZH VII 513–515, Nr. 190a.Provenienz
ZH VII 575 gibt an: „Hs. des Fragments (die der letzten folgende Zeile ist über der Mitte durchschnitten und unlesbar) in der Sammlung William Matheson, Olten. An Rebecca Claudius. Königsberg, 1. Mai 1779. Vgl. Martin Bircher, Autographen von Dichtern und Philosophen aus der Sammlung William Matheson, Olten. In: Librarium, 18. Jahr, 1975, 149 (mit der falschen Angabe von Matthias Claudius als Empfänger)“. Die Angaben konnten bisher nicht verifiziert werden (die Stelle in Librarium 18 [1975], 149 beschränkt sich auf die Erwähnung von einem „Fragment eines unbekannten Briefes Hamanns an Claudius“ und dem Hinweis, es wäre wünschenswert, wenn Matheson sich zu einer Schilderung seiner Sammlung entschlöße). Der Text wird nach ZH VII 515 wiedergegeben.Bisherige Drucke
ZH VII 515, Nr. 552a.