prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=04_07_2024_13:01
        2024-07-04T13:38:54.805+02:00
        2024-07-04T13:01:21.297Z
        
    
    
        
            
                
                
            
        
        
        
            
            
                
                
                
                    entgegensetzen, wann gleich nicht ihr Uebel zu heben,
                
            
            
                
                
                
                    dennoch wenigstens es zu mildern. Da aber bey denen
                
            
            
                
                
                
                    von der zweyten Art, den Wahnsinnigen und Wahn¬
                
            
            
                
                
                
                    witzigen, der Verstand selbst angegriffen ist, so ist es
                
            
            
                
                
                
                    nicht allein thörigt mit ihnen zu vernünfteln, (weil
                
            
            
                
                
                
                    sie nicht wahnsinnig seyn würden, wenn sie diese Ver¬
                
            
            
                
                
                
                    nunftgründe fassen könten,) sondern es ist auch höchst
                
            
            
                
                
                
                    schadlich. Denn man giebt ihrem verkehrten Kopfe
                
            
            
                
                
                
                    nur dadurch neuen Stof Ungereimtheiten auszuhek¬
                
            
            
                
                
                
                    ken; der Wiederspruch bessert sie nicht, sondern erhitzt
                
            
            
                
                
                
                    sie, und es ist durchaus nöthig in dem Umgange ge¬
                
            
            
                
                
                
                    gen sie ein kaltsinniges und gütiges Wesen anzuneh¬
                
            
            
                
                
                
                    men, gleich als wenn man gar nicht bemerkte, daß
                
            
            
                
                
                
                    ihrem Verstande etwas fehle.
                
            
            
                
                
                
                    Ich habe die Gebrechen der Erkentnißkraft Krank
                
            
            
                
                
                
                    heiten des Kopfes genannt, so wie man das
                
            
            
                
                
                
                    Verderben des Willens eine Krankheit des
                
            
            
                
                
                
                    Herzens nennet. Ich habe auch nur auf die Er¬
                
            
            
                
                
                
                    scheinungen derselben im Gemüthe acht gehabt, ohne
                
            
            
                
                
                
                    die Wurzel derselben ausspähen zu wollen, die eigent¬
                
            
            
                
                
                
                    lich wohl im Körper liegt und zwar ihren Hauptsitz
                
            
            
                
                
                
                    mehr in den Verdauungstheilen, als im Gehirne ha¬
                
            
            
                
                
                
                    ben mag, wie die beliebte Wochenschrift, die unter
                
            
            
                
                
                
                    dem Nahmen des Artztes allgemein bekannt ist, es aufgezeichnet. Aus dem englischen 1763. S. 330.
                
            
            
                
                
                
                    im 150. 151. 152ten Stücke warscheinlich darthut. in 8. Das Geständniß begangener Thorheiten ist
                
            
            
                
                
                
                    Ich kan mich so gar auf keinerley Weise überreden:
                
            
            
                
                
                
                    daß die Stohrung des Gemuths, wie man gemeinig¬
                
            
            
                
                
                
                    lich glaubt, aus Hochmuth, Liebe, aus gar zu star¬
                
            
            
                
                
                
                    kem Nachsinnen und wer weiß was vor einem Mis¬
                
            
            
                
                
                
                    brauch der Seelenkräfte entspringen solle. Dieses
                
            
            
                
                
                
                    Urtheil, welches dem Kranken aus seinem Unglücke
                
            
            
                
                
                
                    einen Grund zu spöttischen Vorwürfen macht, ist sehr Der Held seines Romans kündigt sich als einen Ge¬
                
            
            
                
                
                
                    lieblos und wird durch einen gemeinen Irrthum ver¬
                
            
            
                
                
                
                    anlaßet, nach welchem man Ursache und Wirkung zu
                
            
            
                
                
                
                    verwechseln pflegt. Wenn man nur ein wenig auf
                
            
            
                
                
                
                    die Beyspiele acht hat, so wird man gewahr: daß
                
            
            
                
                
                
                    zuerst der Körper leide, daß im Anfange, da der Keim
                
            
            
                
                
                
                    der Krankheit sich unvermerkt entwickelt, eine zwey¬
                
            
            
                
                
                
                    deutige Verkehrtheit gespühret wird, die noch keine
                
            
            
                
                
                
                    Vermuthung einer Stöhrung des Gemüths giebt,
                
            
            
                
                
                
                    und die sich in wunderlichen Liebesgrillen, oder einem
                
            
            
                
                
                
                    aufgeblasenen Wesen, oder in vergeblichem tiefsinni¬
                
            
            
                
                
                
                    gem Grublen äußert. Mit der Zeit bricht die Krank¬
                
            
            
                
                
                
                    heit aus, und giebt Anlaß ihren Grund in dem nachst¬
                
            
            
                
                
                
                    vorhergehenden Zustande des Gemüths zu setzen.
                
            
            
                
                
                
                    Man sollte aber vielmehr sagen der Mensch sey hoch=
                
            
            
                
                
                
                    müthig geworden, weil er schon in einigem Grade
                
            
            
                
                
                
                    gestöhrt war, als, er sey gestöhrt worden, weil er so
                
            
            
                
                
                
                    hochmuthig gewesen ist. Diese traurige Uebel, wenn
                
            
            
                
                
                
                    sie nur nicht erblich sind, laßen noch eine glückliche
                
            
            
                
                
                
                    Genesung hoffen, und derjenige, deßen Beystand man
                
            
            
                
                
                
                    hievey vornemlich zu suchen hat, ist der Artzt. Doch
                
            
            
                
                
                
                    möchte ich ehrenhalber den Philosophen nicht gerne
                
            
            
                
            
        
        
            
            
                
                
                
                    ausschließen, welcher die Diät des Gemüths verord¬
                
            
            
                
                
                
                    nen könnte; nur unter dem Beding, daß er hievor,
                
            
            
                
                
                
                    wie fur seine mehreske andere Beschäftigung, keine
                
            
            
                
                
                
                    Bezahlung fordere. Zur Erkenntlichkeit wurde der
                
            
            
                
                
                
                    Artzt seinen Beystand dem Philosophen auch nicht
                
            
            
                
                
                
                    versagen, wenn dieser bisweilen die große, aber im¬
                
            
            
                
                
                
                    mer vergebliche Cur der Narrheit versuchete. Er
                
            
            
                
                
                
                    würde z. E. in der Tobsucht eines gelehrten
                
            
            
                
                
                
                    Schreyers in Betrachtung ziehen: ob nicht cathar¬
                
            
            
                
                
                
                    ctische Mittel in verstarkter Dose genommen, dage¬
                
            
            
                
                
                
                    gen etwas verfangen solten. Denn da nach den Be¬
                
            
            
                
                
                
                    obachtungen des Swifts ein schlecht Gedicht blos
                
            
            
                
                
                
                    eine Reinigung des Gehirns ist, durch welches viele
                
            
            
                
                
                
                    schädliche Feuchtigkeiten, zur Erleichterung des kran¬
                
            
            
                
                
                
                    ken Poeten, abgezogen werden, warum solte eine
                
            
            
                
                
                
                    elende grüblerische Schrift nicht auch dergleichen seyn?
                
            
            
                
                
                
                    In diesem Falle aber wåre es rathsam, der Natur
                
            
            
                
                
                
                    einen andern Weg der Reinigung anzuweisen, damit
                
            
            
                
                
                
                    das Uebel gründlich und in aller Stille abgeführet
                
            
            
                
                
                
                    werde, ohne das gemeine Wesen dadurch zu beunru¬
                
            
            
                
                
                
                    higen.
                
            
            
                
                
                
                    Frankfurt und Leipzig.
                
            
            
                
                
                
                    Die Geschichte eines jungen Herrn, von ihm selbst
                
            
            
                
                
                
                    über die Schwachheit sie zu vertheidigen so erhaben,
                
            
            
                
                
                
                    und die Ohrenbeichte und die Kirchenbuße hat ein so
                
            
            
                
                
                
                    feines und edles Vergnügen zum Hinterhalt, daß der
                
            
            
                
                
                
                    Verfaßer sich wundert, warum so wenige junge Her¬
                
            
            
                
                
                
                    ren fahig sind dieser unerkannten Wollust eine armse¬
                
            
            
                
                
                
                    lige, unverständige, falsche Eigenliebe aufzuopfern.
                
            
            
                
                
                
                    cken von sehr seltnen und guten Eigenschaften an.
                
            
            
                
                
                
                    Weil ihn einige Versuche bey einer alten Muhme und
                
            
            
                
                
                
                    mehreren Personen geglückt haben, so vermacht er das
                
            
            
                
                
                
                    Geheimniß dieser Erfahrungen mit vieler Freygebig¬
                
            
            
                
                
                
                    keit seinen Muthsfreunden, die nicht unterlaßen wer¬
                
            
            
                
                
                
                    den ihn zu lesen, zu übersetzen und nachzuahmen
                
            
            
                
                
                
                    Das Geheimniß selbst besteht in der Herzhaftigkeit
                
            
            
                
                
                
                    einer übermüthigen und trotzigen Mine, womit man
                
            
            
                
                
                
                    die lächerlichen Seiten und lasterhaftesten Ausschwei=
                
            
            
                
                
                
                    fungen seines Charakters nicht nur sehen läßt, son¬
                
            
            
                
                
                
                    dern gar auskramt. Am Anfange und beym Ende
                
            
            
                
                
                
                    dieser Erzahlung, die in 3 Bücher getheilt ist, erscheint
                
            
            
                
                
                
                    die liebenswerthe und unergründliche Hälfte des
                
            
            
                
                
                
                    menschlichen Geschlechts in der Gestalt eines unschul¬
                
            
            
                
                
                
                    digen Engels, durch deßen Verschwindung aber der
                
            
            
                
                
                
                    junge Herr viel Zeit gewinnt die saubersten Gemälde
                
            
            
                
                
                
                    des durch Kitzel in Irrthümer verführten Fleisches zu
                
            
            
                
                
                
                    vollenden. Unter allen Blendwerken eines schim¬
                
            
            
                
                
                
                    mernden Witzes, ist keiner gefährlich und wahrschein
                
            
            
                
                
                
                    lich gnug, gewißenhafte und schamhafte Leser an der
                
            
            
                
                
                
                    Erkenntnis dieser Warheit zu hindern; " daß der
                
            
            
                
                
                
                    "mo=