prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=04_07_2024_14:45
        2024-07-04T13:38:53.531+02:00
        2024-07-04T14:45:03.298+02:00
        
    
    
        
            
                
                
            
        
        
        
            
            
                
                
                
                    gleich so dumm gemacht, daß er alsdenn nur glaubt
                
            
            
                
                
                
                    im Besitze zu seyn, wenn er sich des begehrten wirk¬
                
            
            
                
                
                
                    lich beraubt. Pyrrhus wuste sehr wohl, daß Tap¬
                
            
            
                
                
                
                    ferkeit und Macht allgemeine Bewunderung erwer¬
                
            
            
                
                
                
                    ben; er befolgte den Trieb der Ehrsucht ganz richtig
                
            
            
                
                
                
                    und war nichts weiter als wofür ihn Cyneas hiel¬
                
            
            
                
                
                
                    te, nemlich ein Thor. Wenn aber Nero sich dem
                
            
            
                
                
                
                    öffentlichen Gespötte aussetzet, indem er von eine
                
            
            
                
                
                
                    Bühne elende Verse abließt, um den Dichterpreiß zu
                
            
            
                
                
                
                    erlangen, und noch am Ende seines Lebens sagt:
                
            
            
                
                
                
                    quantus artifex morior! so sehe ich an diesem ge=
                
            
            
                
                
                
                    fürchteten und ausgelachten Beherrscher von Rom
                
            
            
                
                
                
                    für, daß alle Narrheit eigentlich auf zwo Leiden
                
            
            
                
                
                
                    schaften gepropft sey, den Hochmuth und den Geitz.
                
            
            
                
                
                
                    Beyde Neigungen sind ungerecht und werden daher
                
            
            
                
                
                
                    und ihr Zweck zerstöhrt sich selbst. Der Hochmüthi¬
                
            
            
                
                
                
                    ge äußert eine unverdeckte Anmaßung des Vorzuges
                
            
            
                
                
                
                    selben. Er glaubt geehrt zu seyn, indem er ausge
                
            
            
                
                
                
                    pfiffen wird, denn es ist nichts klärer, als daß die
                
            
            
                
                
                
                    Verachtung anderer dieser ihre eigene Eitelkeit gegen
                
            
            
                
                
                
                    den Anmaßer empöre. Der Geitzige hat seiner Mei¬
                
            
            
                
                
                
                    nung nach sehr viel nöthig und kann unmöglich das
                
            
            
                
                
                
                    mindeste seiner Güter entbehren; er entbehrt indeßen
                
            
            
                
                
                
                    wirklich ihrer aller, indem er durch Kargheit einen
                
            
            
                
                
                
                    Beschlag auf dieselbe legt. Die Verblendung des
                
            
            
                
                
                
                    Hochmuthes macht theils alberne, theils aufge¬
                
            
            
                
                
                
                    blasene Narren, nachdem entweder läppische dabey lange aufzuhalten.
                
            
            
                
                
                
                    Flatterhaftigkeit oder steife Dummheit in dem leeren
                
            
            
                
                
                
                    Kopfe Besitz genommen hat. Die filzige Habsucht
                
            
            
                
                
                
                    hat von je her zu viel lächerlichen Geschichten Anlaß
                
            
            
                
                
                
                    gegeben, die schwerlich wunderlicher können ausgeson¬
                
            
            
                
                
                
                    der Thor auf sich ziehet, ist lustig und schonend, der
                
            
            
                
                
                
                    Narr verdient die schärfeste Geißel des Satyrs, allein
                
            
            
                
                
                
                    er fühlt sie gleichwohl nicht. Man darf nicht gänz¬
                
            
            
                
                
                
                    lich verzweifeln, daß ein Thor noch einmal gescheut
                
            
            
                
                
                
                    werden könne, wer aber einen Narren klug zu machen
                
            
            
                
                
                
                    gedenkt, wäschet einen Mohren. Die Ursache ist, daß
                
            
            
                
                
                
                    bey jenem doch eine wahre und natürliche Neigung
                
            
            
                
                
                
                    herrschet, welche die Vernunft allenfalls nur fesselt,
                
            
            
                
                
                
                    bey diesem aber ein albernes Hirngespenst, das ihre
                
            
            
                
                
                
                    Grundsätze umkehret. Ich überlaße es andern aus¬
                
            
            
                
                
                
                    zumachen, ob man wirklich Ursache habe über die wun¬
                
            
            
                
                
                
                    derliche Wahrsagung des Holbergs bekümmer
                
            
            
                
                
                
                    zu seyn: daß nemlich der tägliche Anwachs der Nar¬
                
            
            
                
                
                
                    ren bedenklich sey und fuͤrchten laße, sie koͤnnten es sich
                
            
            
                
                
                
                    wohl noch in den Kopf setzen, die fünfte Monar¬
                
            
            
                
            
        
        
            
            
                
                
                
                    zu fesseln vermag. Der Narr aber ist dadurch zu= chie zu stiften. Gesetzt aber, daß sie dieses auch im
                
            
            
                
                
                
                    Schilde führeten, so dürften sie sich gleichwohl nicht
                
            
            
                
                
                
                    so sehr beeifern; denn einer könte dem andern füglich
                
            
            
                
                
                
                    ins Ohr sagen, was der bekannte Possenreißer eines
                
            
            
                
                
                
                    benachbarten Hofes, als er in Narrenkleidern durch
                
            
            
                
                
                
                    eine pohlnische Stadt ritt, den Studenten zurief, die
                
            
            
                
                
                
                    ihm nachliefen: ” Ihr Herren seyd fleißig, lernet et¬
                
            
            
                
                
                
                    "was, denn wenn unser zu viel sind, so können wir
                
            
            
                
                
                
                    „nimmermehr alle Brod haben.
                
            
            
                
                
                
                    Ich komme von den Gebrechen des Kopfes, welche
                
            
            
                
                
                
                    verachtet und gehöhnet werden, zu denen, die man
                
            
            
                
                
                
                    gemeiniglich mit Mitleiden ansiehet, von denen, welche
                
            
            
                
                
                
                    die freye bürgerliche Gemeinschaft nicht aufheben, zu
                
            
            
                
                
                
                    nichts besseres, als einen Narren. Ich halte da= denenjenigen, deren sich die obrigkeitliche Vorsorge
                
            
            
                
                
                
                    annimmt und um welcher willen sie Verfügungen
                
            
            
                
                
                
                    macht. Ich theile diese Krankheiten zwiefach ein
                
            
            
                
                
                
                    in die der Ohnmacht und in die der Verkehrtheit.
                
            
            
                
                
                
                    gehasset, beyde sind ihrer Natur nach abgeschmackt Die erstere stehen unter der allgemeinen Benennung
                
            
            
                
                
                
                    der Blödsinnigkeit, die zweyte unter dem Nah¬
                
            
            
                
                
                
                    men des gestöhrten Gemüths. Der Blödsin¬
                
            
            
                
                
                
                    vor andere durch eine deutliche Geringschätzung der= nige befindet sich in einer großen Ohnmacht des Ge¬
                
            
            
                
                
                
                    dächtnißes, der Vernunft und gemeiniglich auch so
                
            
            
                
                
                
                    gar der sinnlichen Empfindungen. Dieses Uebel ist
                
            
            
                
                
                
                    mehrentheils unheilbar, denn wenn es schwer ist die
                
            
            
                
                
                
                    wilde Unordnungen des gestöhrten Gehirns zu heben,
                
            
            
                
                
                
                    so muß es beynahe unmöglich seyn in seine erstorbe¬
                
            
            
                
                
                
                    ne Organen ein nenes Leben zu gießen. Die Erschei¬
                
            
            
                
                
                
                    nungen dieser Schwachheit, welche den Unglücklichen
                
            
            
                
                
                
                    niemals aus dem Stande der Kindheit herausgehen
                
            
            
                
                
                
                    läßt, sind zu bekannt, als daß es nöthig wäre sich
                
            
            
                
                
                
                    (Die Fortsetzung folgt künftig.)
                
            
            
                
                
                
                    Berlin.
                
            
            
                
                
                
                    F. W. Birnstiel hat gedruckt: Die Staats¬
                
            
            
                
                
                
                    nen werden als sie wirklich geschehen. Der Thor ist verwaltung des Herrn William Pitt in
                
            
            
                
                
                
                    nicht weise, der Narr ist nicht klug. Der Spott, den und außer Großbritannien vor und wäh¬
                
            
            
                
                
                
                    rend seinem Staats=Secretariat unpar¬
                
            
            
                
                
                
                    theyisch erzählet und beurtheilt, 1763.
                
            
            
                
                
                
                    S. 325. in 8. Da diese Schrift einen Uebersetzer
                
            
            
                
                
                
                    gefunden; so wünscht derselbe vermuthlich auch Leser,
                
            
            
                
                
                
                    welche der Kupferstich des Herrn Pitts in einer et¬
                
            
            
                
                
                
                    was beweglichen Stellung selbst einzuladen scheint.
                
            
            
                
                
                
                    Nach einer Zueignungsschrift an den Grafen Temple
                
            
            
                
                
                
                    entdeckt der Geschichtschreiber gar bald, von welcher
                
            
            
                
                
                
                    Natur seines Helden Fähigkeiten zu Regierungsge¬
                
            
            
                
                
                
                    schäften gewesen. Weil ihn seine Glücksumstände
                
            
            
                
                
                
                    zu weiter nichts als zum Sitz im Unterhause des
                
            
            
                
                
                
                    Parlaments geschickt machten, so verschaften ihm sei¬
                
            
            
                
                
                
                    ne Freunde eine Bestallung bey der Armee, die er aber
                
            
            
                
                
                
                    nur bis 1737. bekleidete; denn die Bestechung stand
                
            
            
                
                
                
                    damals in einem so niedrigen Ansehen, daß man so