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des Verfassers sich nichts von dem Gott der Christen
verlauten zu laßen, gehört zum hohen Geschmack des er¬
leuchteten Jahrhunderts, wo die Verleugnung des christ¬
lichen Namens eine Bedingung ist, ohne die man zu
dem Titul eines Weltweisen keine Ansprüche wagen darf.
Daher wird es den boßhaftesten und unvernünftigsten
Schriftstellern immer leichter, durch ein eiteles Nichts
das Publicum zu bezaubern, ohne in ihrer Abscheulich=
keit erkannt zu werden. Da Herr Robinet sich so viel
Mühe gegeben hat, von Gott auf das zuverläßigste sa¬
gen zu können, daß er Etwas sey: so schmeicheln wir
uns, daß ihm die Ausarbeitung der übrigen drey Theile
zu welchen er uns Hofnung macht, desto leichter fallen
wird, um aus diesem Etwas alles zu machen, was ei¬
nen witzigen Schwätzer nur träumen kann.
seinem sechsten Theile verspricht man sich den neuester
Beweis von dem wichtigen Lehrsatz: Daß ein Etwas
dem andern Etwas, der Dauer und dem Raume nach
vollkommen ähnlich sey. Kostet in der Kanterschen
Buchhandlung allhier, in Elbing und Mitau 5 fl. 15 gr.
Versuch
über die Krankheiten des Kopfes.
Die Einfalt und Gnügsamkeit der Natur fordert und
bildet an dem Menschen nur gemeine Begriffe
und eine plumpe Redlichkeit, der künstliche Zwang
und die Ueppigkeit der bürgerlichen Verfassung he¬
cket Witzlinge und Vernünftler, gelegentlich aber auch
Narren und Betrüger aus, und gebieret den weisen
oder sittsamen Schein, bey dem man so wohl des
Verstandes als der Rechtschaffenheit entbehren kann,
wann nur der schöne Schleyer dichte genug gewebr
ist, den die Anständigkeit über die geheime Gebre¬
chen des Kopfes oder des Herzens ausbreitet. Nach
dem Maaße, als die Kunst hoch steigt, werden Ver¬
nunft und Tugend endlich das allgemeine Losungs¬
wort, doch so, daß der Eifer von beyden zu sprechen,
wohl unterwiesene und artige Personen überheben
kann sich mit ihrem Besitze zu belästigen. Die all¬
gemeine Achtung, darinn beyde gepriesene Eigen¬
schaften stehen, machet gleichwohl diesen merklichen
Unterschied, daß jedermann weit eifersüchtiger auf
die Verstandesvorzüge als auf die gute Eigenschaften
des Willens ist, und daß in der Vergleichung zwi¬
schen Dummheit und Schelmerey niemand einen Au=
genblick ansteht, sich zum Vortheil der letzteren zu er
klären; welches auch gewiß sehr wohl ausgedacht ist,
weil, wenn alles überhaupt auf Kunst ankömmt, die
seine Schlauigkeit nicht kann entbehret werden, wohl
aber die Redlichkeit, die in solchem Verhältniße nur
hinderlich ist. Ich lebe unter weisen und wohlgesit¬
teten Bürgern, nemlich unter denen, die sich darauf
verstehen so zu scheinen, und ich schmeichle mir, man
werde so billig seyn, mir von dieser Feinigkeit auch
so viel zuzutrauen, daß, wenn ich gleich in dem Be=
sitze der bewährtesten Heilungsmittel wäre, die Krank¬
heiten des Kopfes und des Herzens aus dem Grunde
zu heben, ich doch Bedenken tragen würde diesen alt¬
väterischen Plunder dem öffentlichen Gewerbe in den
Weg zu legen, wohlbewust, daß die beliebte Modecur
des Verstandes und des Herzens schon in erwünsch¬
tem Fortgange sey und daß vornemlich die Aerzte
des ersteren, die sich Logicker nennen, sehr gut dem
allgemeinen Verlangen Gnüge leisten, seit dem sie die
wichtige Entdeckung gemacht haben: daß der mensch=
liche Kopf eigentlich eine Trommel sey, die nur dar¬
um klingt weil sie leer ist. Ich sehe demnach nichts
besseres für mich, als die Methode der Aerzte nachzu¬
ahmen, welche glauben ihrem Patienten sehr viel genutzt
zu haben, wenn sie seiner Krankheit einen Namen
geben, und entwerfe eine kleine Onomastick der Ge¬
brechen des Kopfes, von der Lähmung desselben an in
der Blödsinnigteit bis zu deßen Verzuckungen
in der Tollheit; aber um diese eckelhafte Krank¬
heiten in ihrer allmählichen Abstammung zu erken¬
nen, finde ich nöthig, zum voraus die mildere Grade
derselben, von der Dummköpfigkeit an bis zur
Narrheit zu erläutern, weil diese Eigenschaften
im bürgerlichen Verhältniße gangbarer sind und den¬
noch zu den ersteren führen.
Der stumpfe Kopf ermangelt des Witzes, der
Dummkopf des Verstandes. Die Behendigkeit
etwas zu fassen und sich zu erinnern, imgleichen die
Leichtigkeit, es geziemend auszudrücken, kommen gar
sehr auf den Witz an; daher derjenige, welcher nicht
dumm ist, gleichwohl sehr stumpf seyn kann, in sofer¬
ne ihm schwerlich etwas in den Kopf will, ob er es
gleich nachhero mit größerer Reife des Urtheils ein¬
sehen mag, und die Schwierigkeit sich ausdrücken zu
können, beweiset nichts minder als die Verstandesfä¬
higkeit, sondern nur, daß der Witz nicht gnugsame
Beyhülfe leiste, den Gedanken in die mancherley Zei¬
chen einzukleiden, deren einige ihm am geschicktesten
anpassen. Der berühmte Jesuit Clavius wurde
als unfähig aus den Schulen gejagt, (denn nach
der Verstandesprobe der Orbile ist ein Knabe zu gar
nichts nütze, wenn er weder Verse noch Schulchri¬
en machen kann,) er gerieth nachher zufälliger Weise
auf die Mathematick, das Spiel anderte sich und seine
vormalige Lehrer waren gegen ihn nur Dummköpfe.
Das praktische Urtheil über Sachen, so wie es der
Landmann, der Künstler oder Seefahrer 2c. bedarf,
ist von demjenigen sehr unterschieden, welches man
über die Handgriffe fället, wonach sich Menschen unter
einander behandeln. Das letztere ist nicht so wohl
Ver¬