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gingen Ihro Durchl. die Fürstin Lubomirska Woy¬
woden von Lublin mit Bewilligung Sr. Maj. das
Namensfest Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Carls
mit einen prächtigen Ball, auf welchen sich alle hier
befindliche Herrschaften und zwar in Dominomasker
befunden haben, doch war dabey kein Curländisches
Wapen zu sehen, weil solches ausdrücklich verboten
worden. Es werden hier stündlich erwartet Sr. Erl.
der Erbprinz von Curland, und Ihro Erl. die Grä
fin Branscha Castellanin von Cracau Gemahlin, des
Hrn. Krongroßfeldherrn, welcher schlüssig geworden,
wegen des üblen Weges schon nicht auf die Königl.
Krönung anhero zu kommen. Es haben übrigens
sowohl Sr. Päbstl. Heiligkeit als auch die Könige
von Engelland und Dännemark Sr. Maj. vor den
rechtmäßigen Pohlnischen Monarchen durch Briefe
erkannt. Es wird hier gesprochen, daß Frankreich
von Sr. Maj. folgende Bedingungen verlanget:
1) daß Sr. Königl. Maj. dem Prinz Xaver die Zipzen
Starostey auf Lebenslang geben möchten; 2) Sr.
Königl. Hoheit dem Prinz Carl eine Pension von
Curland ausgewirket werden möge; 3) daß Sr. Maj
sich in keine Allianz wider dem Wiener und Französi¬
schen Hof einlaßen möge, und 4) daß alle zuwider
gewesene pohlnische Herren in ihre vorige Würde und
Güter gesetzet werden möchten. Es sind etliche Cur
länder hierangelanget, um in hiesigem Conföderations¬
gerichte die Sache des Hrn. von Heyking zu verthei¬
digen, und als dieselben ein Memorial Sr. Maj.
übergeben wollen, ist solches nicht acceptiret worden,
worauf sie sich zu Sr. Durchl. dem Fürsten Czarto= Hospital manche Krüppel denen man nicht geschwin¬
riski, Großkanzler von Lithauen gewandt, mit Bitte,
solches Sr. Majestät einzuhändigen. Sobald
solches Sr. Durchl. gelesen hatten, sollen sie gespro¬
chen haben, dieses Libel ist ärger, als das neuliche
so zum Feur verurtheilet worden. Außer denen 10000
Mann in hiesiger Gegend sich befindliche Russ. Trup=
pen werden noch mehr aus Reußen und Volhynien nostichon in ihre Jahrbücher einzeichnen;
auf die Krönung zur Sicherheit kommen. Die Ge¬
neralconföderation von Pohlen und Lithauen soll 2
Jahr lang dauren, um allen etwanigen Unruhen im
Lande vorzubeugen. Der Hr. Alexandrowitz, be¬
stimmter Resident vom hiesigen Hofe an die Otto=
mannische Pforte, hat kürzlich den Befehl erhalten
um von der pohlnischen Gränze nach Constantinope
aufzubrechen, um den bisherigen Residenten, den
Hrn. Obristen von Stankiewitz abzulösen.
Fürst von Radziwil, gewesener Woywod von Wilda
soll sich in Wien befinden, und von der Kayserin ein
Palais zur Bewohnung bekommen haben. Der be¬
rühmte Riese Bernard Gilli aus Trident ist seit kur¬
zem hier, und ist am 28sten vorigen Wonats Si
Maj. dem Könige vorgestellet worden.
Königsberg, den 18. Nov.
Nach einer genau angestellten Untersuchung befin¬
der sich unser im letzten Brande dieser Stadt erlitte¬
ne Schade folgendermaßen beträchtlich. Es liegen
4 Kirchen gänzlich in der Asche nämlich, die Löbnicht=
sche, deren Thurm besonders vorzügliche Schönhei¬
ten hatte, die Sackheimische, die Römischkatholi¬
sche, deren innre Ausschmückung besonders wegen
der vortreflichen Gemälde und zierlichen Ältäre zu
bedauren, und die Löbn. Hospitalkirche, in welcher alle
Preußische Regenten vom Markgraf Albrecht, als
dem Stifter derselben an, bis auf des hochseel. Kö¬
nigs Maj. in Lebensgröße abgemalet waren. Das
Löbenichtsche Rathhaus und Marktwage, 8 Königl.
Speicher, eine öffentliche Flachswaage, der Herings
hof, zween öffentliche Weinräume, der Löbnichtsche
Stadthof, der Sackheimsche Rathskrug, nebst de¬
nen darin gewesenen Casernen, die Königliche Holz¬
kámmerey, das Königl. Hospital nebst allen seinen
Wohnungen sind gänzlich verbrannt. 39 Mälzen¬
bräuerhäuser im Löbenicht, 321 Bürgerhäuser, 41
Privatspeicher sind jetzo lauter Brandstäten. Auf
der Löbnichtschen Bürgerholzwiese ist alles Holz ver¬
brandt, und im Königl. Holzgarten ist der größte
Theil eingeäschert, welches man zusammen auf 2000
Achtel schätzt; (das Achtel ist 8 Fuß hoch, und
9 Fuß breit.) Die Königl. Gebäude und Kir
chen ungerechnet beträgt der Schade, weil der wahre
Werth der Häuser und der verloren gegangnen Meu¬
bles noch nicht bestimmet werden können, etliche Mil¬
lionen. Es sind hiebey viele Menschen elendiglich zu
tode gekommen, und insonderheit im Königl. großen
de gnug zu Hülfe kommen können, mitten in der Kir¬
che, wohin sie sich zuletzt retten wollen, jämmerlich
verbrannt. Da niemand wuste, wohin er mit seinen
Sachen flüchten solte, so ist auch dadurch ein großer
Schaden verursachet worden. Unsre Stadt kan die
sen merkwürdigen Unglückstag durch folgendes Chro=
Dlesen ellften NoVeMber fVerChtete sICh
ganz Könlgsberg.
AVERTISSEMENT.
Diejenige so aus christlichen Erbarmen einige Ho¬
spitaliten in ihre Häuser eingenommen, und noch bey
sich haben, werden hiedurch angewiesen hievon E.
Der Hospital=Collegio im Löbenicht auf dem Berge Nro.
147 und 148 eine Anzeige zu thun, damit wir im
Stande seyn, so wohl die wahre Anzahl derer aus
dem Feuer geretteten Hospitaliten auszumitteln, als
auch vor eines jeden Pflege besondere Sorge zu tragen.
Königl. Preuß. Armen=Collegium.
Diese Gelehrte und Politische Zeitung wird des Montags
und Freytags in dem Kanterschen Buchladen
ausgegeben.