prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=04_07_2024_15:12
2024-07-04T13:38:55.457+02:00
2024-07-04T15:12:59.907+02:00
Maj. U. A. H. in Begleitung vieler Herrn Senato¬
ren ein prächtiges Tractament, allwo am folgen¬
den Tage der Ruß. Kaiserl. Gesandte, Fürst von
Repnin ebenfals Se. Maj. prächtig bewirthet hat.
Am Montag geruheten Se. Maj. die hier in denen
Casexnen krank liegende Soldaten huldreich zu besu¬
chen, und verfügten sich darauf zu Sr. Durchl. dem
Fürsten Czartoriski, Woywoden pon Rußland zu
Mittage. Der hiesige Ante=Convocationslandtag ist
am verwichenen Montage allhier glücklich bestanden
und auf demselben der Fürst Czartoriski, ein Sohn
des Kronjägermeisters, nebst dem Herrn Soholews¬
ki Königl. Kammerherr, zu Landboten erwáhlet wor¬
den; denen außer andern Puncten mitgegeben, auf
den künftigen Reichstag den Vergleich zwischen den
Geistlichen und Adelstande zu bewürcken, keinem das
Indigenat zu verleihen, und sich zu bemühen, damit
die Kopfsteuer in der Warschauschen Landschaft möge
aufgehoben werden, zumalen da auf dem Convoca¬
tionsreichstage andere Mittri zum Unterhalte der
Armee besorget sind. Die Fürstl. primatialische Can¬
zeley entwirft das Ceremoniel der künftigen Königl.
Krönung, welche nach dieser Vorschrift in der hiesi¬
gen Collegiatkirche zu St. Johann auf einem Gerü¬
ste aufs feyerlichste vor sich gehen wird. Diese Krö¬
nung wird schon nicht der Bischof von Cracau, son¬
dern Se. Durchl. der Fürst Primas, welche sich voll¬
kommen hergestellet befinden, verrichten, in Gegen¬
wart vieler Herrschaften, für welche in besagter Kir¬
che Gänge oder Chöre gebauet werden, um alles ge¬
nauer ansehen zu können, und es wird niemand an¬
ders als vermittelst der Billets eingelassen werden,
alle Livrebedienten und schlechte Leute, sollen nicht in
die Kirche gelassen werden, um das Gedränge zu ver¬
hüten. Dieser Tage hatte der Graf Potocki, Sta¬
rost von Lesayski, die Ehre Sr. Maj. aufzuwarten.
Die Grafen Dawbski, Woywoden von Sieradien
Moszynski, Castellan von Senowroclaw, Moszyns-
ki, Krontruchses, und der Königl. Großbrittannische
Resident, erhielten Audienz. Der Curländische Be¬
vollmächtigte, Herr von Heuking, ist durch den Kron¬
Instigatoren auf die hiesige Kronconföderationsge¬
richte vorgeladen, welche in kurzem gehalten werden
sollen. Nach Briefen aus Vollhynien befanden sich
Se. Durchl. der Fürst Lubomirski, Kronuntertruch¬
ses wieder bald hergestellet. Aus Lutyzow wird vom
21ten Oct. berichtet, daß die Pest in der Stadt Mo=
hylow nicht sehr, hingegen in den Vorstädten mehr
graßire, alwo viele plötzlich sterben, andere aber
wieder genesen. Aus der Türkey wird gemeldet
daß der Tartar=Chan nach Constantinopel berufen
worden, und als er daselbst angekommrn, abgesetzet,
gefänglich eingezogen, und ein anderer in dessen
Stelle gesetzet sey.
Königsberg, den 12. Nov.
Gestern des Abends um 7 Uhr entstand auf der La¬
stadie eine Feuersbrunst, welche durch den gewalti¬
gen Sturm an noch andern Enden der Stadt auf eine
so klägliche Weise verbreitet worden, daß man fäst
alle Stunde neues Feuerlerm vernimmt. Man weiß
so wenig wie der erste Brand entstanden, als man
den verursachten Schaden anzugeben im Stande ist.
4 Kirchen sind bereits im Brande aufgegangen, und
da das Feuer an verschiedenen Oertern der Stadt
wüthet, so sind die Einwohner, die ihre Sachen
zu retten noch Zeit haben, unentschließlich, wohin sie
fliehen sollen. Die sichern Kirchen sind voll getra¬
gen, und selbst auf den Straßen liegen Sachen und
Menschen in einer höchsterschrecklichen Unordnung.
Löbenicht und Sackheim sind völlig in der Asche. Der
Regen, welcher stoßweise recht stark ist, thut wider
alle Vermuthung keine Wirkung, so daß sich die ver¬
zagten Einwohner einander zurufen: Es regnet Feuer.
Bey dem Schlusse unserer Zeitungen ist noch alles in
Flammen. GOtt stehe uns mit seiner allmächtigen
Gnade bey.
AVERTISSEMENT.
Bey dem Verleger dieser Zeitung ist zu haben:
Der May, eine musikalische Idille, 8, 764, 4 gr.
Karschin an Ihro Königl. Hoheit die Herzogin von
Braunschweig, 8, 764, 4 gr. Joh. Selcks Milch¬
speise oder catechetische Unterweisung zur Seligkeit,
8. 1764, 9 gr.
Da man von ohngefahr in Erfahrung gekommen,
daß das Publicum von dem Lauf der Posten nach
Warschau nicht recht informiret ist, die Correspon¬
dence aber darunter leidet: So hat man hiedurch be¬
kannt zu machen vor nöthig erachtet, daß die Post
von Marienwerder nach Warschau 2mal in der Wo¬
che, nämlich des Donnerstags und Sonntags frühe
abgehe, und auch 2mal in der Woche, nämlich
Dienstag und Freytag frühe von Warschau in Ma¬
rienwerder eintreffe, einfolglich die Briefe, welche
aus Königsberg und ganz Preußen Dienstag und
Freytag in Marienwerder eintreffen, ohne Aufent¬
halt in oben angezeigten Posttagen nach Warschau ab=
gehen, so wie gleichmäßig die von Warschau zurück¬
kommende Briefe, von Marienwerder aus, Mit¬
woch und Sonntag nach Königsberg und ganz
Preußen abgeschickt werden. Marienwerder, den
7ten November, 1764.
Königl. Preuß. und Königl. Pohln.
Preuß. Grenz=Postamt.
Diese Gelehrte und Politische Zeitung wird des Montag=
und Freytags in dem Kanterschen Buchladen
ausgegeben.