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2024-04-10T18:09:42.590+02:00
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79tes
Stück.
Freytag,
den
2.
November
1764.
79tes Stück. Freytag, den 2. November 1764.
Berlin.
Berlin.
Virnstiel
liefert
uns
des
Joh.
Chrysostomus
Birnstiel liefert uns des Joh. Chrysostomus
Rede
von
der
Sorgfalt
für
die
Seligkeit,
Rede von der Sorgfalt für die Seligkeit,
"aus
dem
Griechischen
übersetzt
nebst
einigen
Anmer¬
"aus dem Griechischen übersetzt nebst einigen Anmer¬
"kungen
über
den
wahren
Character
der
geistlichen
"kungen über den wahren Character der geistlichen
"Beredsamkeit,
38
Seiten
in
8vo.
Die
Beredsam¬
"Beredsamkeit, 38 Seiten in 8vo. Die Beredsam¬
keit
des
Güldenmunds,
die
bekannt
genug
ist,
zeigt
keit des Güldenmunds, die bekannt genug ist, zeigt
sich
in
dieser
Rede
mit
besonderm
Feuer
in
Gemälden
sich in dieser Rede mit besonderm Feuer in Gemälden
des
jüngsten
Gerichts
und
daher
geschöpften
Erwe¬
des jüngsten Gerichts und daher geschöpften Erwe¬
ckungen
zur
Buße.
Es
ist
sonst
kein
Thema,
keine
ckungen zur Buße. Es ist sonst kein Thema, keine
Abhandlung,
sondern
bloße
Malerey
von
Scenen
Abhandlung, sondern bloße Malerey von Scenen
und
Affect.
Man
merket
leicht,
daß
der
Hr.
Ueber¬
und Affect. Man merket leicht, daß der Hr. Ueber¬
setzer,
der
genau
und
mit
Mühe
übersetzt
zu
haben
setzer, der genau und mit Mühe übersetzt zu haben
scheint,
weswegen
er
auch
zweifelhafte
Wörter
im
scheint, weswegen er auch zweifelhafte Wörter im
Grundtert
unterrücken
laßen,
dieses
pitoreske
Stück
Grundtert unterrücken laßen, dieses pitoreske Stück
eben
gewählt
habe,
um
seine
Folgerungen
für
den
eben gewählt habe, um seine Folgerungen für den
wahren
Character
der
geistlichen
Beredsamkeit
aus
wahren Character der geistlichen Beredsamkeit aus
dem
Muster
herzunehmen.
Er
zergliedert
vorher
die
dem Muster herzunehmen. Er zergliedert vorher die
Rede,
findet
Plan
und
Disposition
natürlich,
ohne
Rede, findet Plan und Disposition natürlich, ohne
Schulzwang,
das
Hauptaugenmerk
aber
auf
die
Schulzwang, das Hauptaugenmerk aber auf die
Daher
schließt
Daher schließt
Rührung
des
Gemüths
gerichtet.
Rührung des Gemüths gerichtet.
der
Hr.
Uebersetzer:
1)
Man
sollte
in
öffentlichen
der Hr. Uebersetzer: 1) Man sollte in öffentlichen
geistlichen
Reden
mehr
ermahnen,
aufmuntern,
ans
geistlichen Reden mehr ermahnen, aufmuntern, ans
Herz
reden,
als
blos
unterrichten.
Erbauung
ist
Herz reden, als blos unterrichten. Erbauung ist
die
Hauptsache.
2)
Man
soll
nach
dem
Muster
des
die Hauptsache. 2) Man soll nach dem Muster des
Chrysostomus
nur
das
anwenden,
was
auf
die
Chrysostomus nur das anwenden, was auf die
Zuhörer
den
meisten
Eindruck
hat,
ohne
ängstlich
zu
Zuhörer den meisten Eindruck hat, ohne ängstlich zu
sinnen,
ob
die
Rede
richtig
eingetheilt
und
die
Ma¬
sinnen, ob die Rede richtig eingetheilt und die Ma¬
terie
erschöpft
sey.
Der
Apostel
Reden
waren
Geist
terie erschöpft sey. Der Apostel Reden waren Geist
und
Leben,
ob
sie
gleich
kein
Thema
sagten
und
kei=
und Leben, ob sie gleich kein Thema sagten und kei=
ne
Theile
nannten.
3)
Der
wahre
Character
der
ne Theile nannten. 3) Der wahre Character der
geistlichen
Beredsamkeit
ist,
daß
sie
einfaltig
und
un=
geistlichen Beredsamkeit ist, daß sie einfaltig und un=
gekünstelt
sey
—
Einfalt
und
Majestät
ist
das
wahre
gekünstelt sey — Einfalt und Majestät ist das wahre
Erhabne
derselben
—
Diese
Anmerkungen
sind
eben
Erhabne derselben — Diese Anmerkungen sind eben
keine
Neuerungen
in
der
Homiletick,
auch
an
sich
keine Neuerungen in der Homiletick, auch an sich
nicht
ohne
guten
Grund.
Doch
hätten
wir
gern
mehr
nicht ohne guten Grund. Doch hätten wir gern mehr
Einschränkungen
und
Regeln
der
Klugheit
bey
dem
Einschränkungen und Regeln der Klugheit bey dem
ersten
und
zweyten
Satze
berüͤhrt
gesehen.
Es
ist
zu
ersten und zweyten Satze berüͤhrt gesehen. Es ist zu
fürchten,
daß
wenn
man
die
Lehre
von
Kanzeln
ver¬
fürchten, daß wenn man die Lehre von Kanzeln ver¬
weisen,
keinen
rechten
Hauptsatz
gleichsam
zum
Au¬
weisen, keinen rechten Hauptsatz gleichsam zum Au¬
genpunkt
nehmen,
und
blos
in
einen
Strom
von
genpunkt nehmen, und blos in einen Strom von
Wörtern
und
Bildern
ausschweifen
wollte,
junge
Wörtern und Bildern ausschweifen wollte, junge
feurige
Köpfe
auf
dem
Predigtstuhl
schwärmen,
halb
feurige Köpfe auf dem Predigtstuhl schwärmen, halb
poetisiren
und
anstatt
den
Zuhörer
zu
durchglühen,
poetisiren und anstatt den Zuhörer zu durchglühen,
ihn
aus
aller
Haltung
bringen
möchten.
Man
wür¬
ihn aus aller Haltung bringen möchten. Man wür¬
de
ihn
erschüttern
aber
nicht
bessern.
Der
Einfälti¬
de ihn erschüttern aber nicht bessern. Der Einfälti¬
ge
heulet,
ohne
die
Ursache
zu
wissen
oder
tief
zu
ge heulet, ohne die Ursache zu wissen oder tief zu
empfinden.
Daher
geht
er
so
leicht
von
Thränen
empfinden. Daher geht er so leicht von Thränen
zum
Lachen
über.
Der
Freygeist,
den
man
mit
bloßen
zum Lachen über. Der Freygeist, den man mit bloßen
Gemälden
z.
E.
von
Himmel
und
Hölle
ändern
wol¬
Gemälden z. E. von Himmel und Hölle ändern wol¬
te,
wird
entweder
ungerührt
bleiben,
die
Sache
für
te, wird entweder ungerührt bleiben, die Sache für
einen
Popanz
halten,
und
höchstens
den
Pinsel
des
einen Popanz halten, und höchstens den Pinsel des
Redners
bewundern,
oder
die
Rührung
bald
wieder
Redners bewundern, oder die Rührung bald wieder
verrauchen
laßen.
Viel
Bilderreiches
macht
ihm
den
verrauchen laßen. Viel Bilderreiches macht ihm den
Verdacht
der
Fiction.
So
könnte
die
feurigste
Rede,
Verdacht der Fiction. So könnte die feurigste Rede,
die
nicht
Maaß
zu
halten
weiß,
eben
ein
so
leeres
die nicht Maaß zu halten weiß, eben ein so leeres
Geschwätze
werden,
als
ein
philosophisches
Gewebe.
Geschwätze werden, als ein philosophisches Gewebe.
Wir
bescheiden
uns
gern,
daß
eine
pure
Dogmatick
Wir bescheiden uns gern, daß eine pure Dogmatick
oder
Polemick
auf
Kanzeln
mehr
ein
Buchstabe
sey,
oder Polemick auf Kanzeln mehr ein Buchstabe sey,
der
da
tödtet,
als
lebendig
machet;
wir
geben
auch
der da tödtet, als lebendig machet; wir geben auch
zu,
daß
die
Erbauung
das
vorzüglichste
Augenmerk
zu, daß die Erbauung das vorzüglichste Augenmerk
des
geistlichen
Redners
seyn
müsse:
nur
verlangen
des geistlichen Redners seyn müsse: nur verlangen
wir
theils
eine
reine
Flamme,
kein
brausendes
Feuer,
wir theils eine reine Flamme, kein brausendes Feuer,
theils
wünschen
wir,
daß
nicht
allein
der
größte
theils wünschen wir, daß nicht allein der größte
Theil
der
Zuhörer,
welches
Leute
sind,
denen
ans
Theil der Zuhörer, welches Leute sind, denen ans
Herz
geredet
werden
muß,
sondern,
so
viel
immer
Herz geredet werden muß, sondern, so viel immer
mög¬
mög¬