prov=READ-COOP:name=PyLaia@TranskribusPlatform:version=2.15.0:model_id=39995:lm=none:date=29_07_2024_15:48
        2024-07-29T11:05:48.857+02:00
        2024-07-29T15:48:36.119+02:00
        
    
    
        
            
                
                
            
        
        
            
            
                
                
                
                    tigen Welt empfinden und wie süß und freundlich Anmerkung betrift einen Vorwurf welchen der Herr
                
            
            
                
                
                
                    der Herr auch schon in dieser Prüfungszeit ist, schme¬
                
            
            
                
                
                
                    cken können, und wie wohl denen ist die auf ihn mals, spricht er in seiner Vorrede, "von mehrern
                
            
            
                
                
                
                    trauen; Christen die nicht blos ihren Glauben auf
                
            
            
                
                
                
                    den Lippen tragen, werden von der Wahrheit dieser
                
            
            
                
                
                
                    Stelle urtheilen und sie zugestehen können. In ei= denen weder dem reinen Lehrbegrif noch der rei¬
                
            
            
                
                
                
                    nem verschlossenen Kämmerlein, in sanften Tränen nen Dichtkunst zu nahe getreten würde." Der
                
            
            
                
                
                
                    zerfließen, mit feuriger Andacht die Welt verachten reine Lehrbegrif ist wohl offenbar der reinen Dicht¬
                
            
            
                
                
                
                    und singen und empfinden zu können:
                
            
            
                
                
                
                    Denen, die Gott lieben
                
            
            
                
                
                
                    Muß auch ihr Betrüben
                
            
            
                
                
                
                    Lauter Himmel seyn.
                
            
            
                
                
                
                    Das ist eine Seligkeit gegen die alles Glück der
                
            
            
                
                
                
                    Welt wie gar nichts ist. Genug von einer Materie gebäude zu ziehen, die also heißt:
                
            
            
                
                
                
                    die den Jüden eine Aergerniß und den Griechen eine
                
            
            
                
                
                
                    Thorheit bleibt. — Wir kommen auf den Herrn
                
            
            
                
                
                
                    Pros. Märk der uns Versuche in heiligen Liedern
                
            
            
                
                
                
                    überliefert, und dessen Absicht, wie wir aus allen se¬
                
            
            
                
                
                
                    hen, besser als die Ausführung ist. Der Herr Prof.
                
            
            
                
                
                
                    Gellert hat die geistlichen Lieder in Lieder fürs Herr
                
            
            
                
                
                
                    und in Lieder zum Unterricht eingetheilet. Wir fin
                
            
            
                
                
                
                    den von beyden Arten Beyspiele in diesen Versuchen, zu haben, und warum sollten wir also diese Stelle
                
            
            
                
                
                
                    allein damit wir dem Herrn Verfasser derselben nicht
                
            
            
                
                
                
                    schmeicheln, sie gefallen uns nicht. Die Singwei
                
            
            
                
                
                
                    sen (vulgo Melodien) worauf sich der Herr Pro¬
                
            
            
                
                
                
                    fessor beziehet, mögen seyn wie sie wollen, wir ver, mer zu zärtliche Ohren dawider einwenden mögen
                
            
            
                
                
                
                    langen aber vom geistlichen Liede mehr als eine Me¬
                
            
            
                
                
                
                    lodie. Sollen wir einige Lieder zergliedern um un¬
                
            
            
                
                
                
                    ser gerechtes Urtheil zu rechtfertigen? oder sollen wir
                
            
            
                
                
                
                    um schwache Brüder zu schonen, die sich leicht an der
                
            
            
                
                
                
                    Freiheit des Kunstrichters stoßen könnten, uns viel
                
            
            
                
                
                
                    mehr auf die Empfindungen eines jeden christlichen
                
            
            
                
                
                
                    Lesers beziehen? Wir thun das letzte, und begnü¬
                
            
            
                
                
                
                    gen uns annoch ein Paar Anmerkungen dem Herrn
                
            
            
                
                
                
                    Verfasser mitzutheilen, die für ihn sehr nützlich aus
                
            
            
                
                
                
                    fallen dürften. Die Oden, so der Christ als
                
            
            
                
                
                
                    Held überschrieben, sind so wenig Oden, daß wir
                
            
            
                
                
                
                    dem Herrn Verfasser gerade ins Gesicht gestehen, daß
                
            
            
                
                
                
                    es Stücke sind, die wegen des Zwanges den er sich
                
            
            
                
                
                
                    angethan jeden Vers zu schließen: der Christ
                
            
            
                
                
                
                    nur ist ein Held, wahrlich Mitleiden verdie¬
                
            
            
                
                
                
                    nen. — Hienächst nehmen wir uns die Freiheit
                
            
            
                
                
                
                    dem Herrn Verfasser anzuzeigen, daß die Vorrede
                
            
            
                
                
                
                    die der sel. Herr von Mosheim zu diesen Liedern zu¬
                
            
            
                
                
                
                    gesagt, sie gewiß nicht besser auch nicht schlechter ge¬
                
            
            
                
                
                
                    macht hatte, und daß der nähere Wink der anbe¬
                
            
            
                
                
                
                    tungswürdigen Vorsehung, welchen der Herr Pro¬
                
            
            
                
                
                
                    fessor in der Zuschrift uns näher kennen lehret, in¬
                
            
            
                
                
                
                    dem er ihn in weiter nichts als den gnädigen Befehl
                
            
            
                
                
                
                    der Herzogin zu Mecklenburg setzer, zwar für ihn
                
            
            
                
                
                
                    wichtig genug seyn können: was aber die Welt dazu
                
            
            
                
                
                
                    sagen wird, das läßt sich leicht errathen. Die letzte
                
            
            
                
            
        
        
            
            
                
                
                
                    Professor unsern alten Liedern macht. Es ward da¬
                
            
            
                
                
                
                    Freunden gewünscht, daß solche Lieder zur allge¬
                
            
            
                
                
                
                    meinen Erbauung im Druck erscheinen möchten, in
                
            
            
                
                
                
                    kunst wegen da, denn an der Orthodoxie unserer al
                
            
            
                
                
                
                    ten Lieder ist noch nie gezweifelt worden. Die See
                
            
            
                
                
                
                    lenschläfer haben sich zwar die Freiheit genommen,
                
            
            
                
                
                
                    aus dem bekannten Liede des Helmbold: Von
                
            
            
                
                
                
                    Gott will ich nicht lassen, denn er läßt nicht von
                
            
            
                
                
                
                    mir rc. eine Stelle übel zu deuten, und auf ihr Lehr¬
                
            
            
                
                
                
                    Wir werden nach dem Tod
                
            
            
                
                
                
                    Tief in die Erd begraben,
                
            
            
                
                
                
                    Wenn wir geschlafen haben
                
            
            
                
                
                
                    Wird uns erwecken Gott.
                
            
            
                
                
                
                    allein Herr Prof. M. scheinet hieran nicht gedacht
                
            
            
                
                
                
                    rechtfertigen. Was aber die reine Dichtkunst anbe¬
                
            
            
                
                
                
                    trift, so ist selbige, wie bekannt, nicht die Hauptei¬
                
            
            
                
                
                
                    genschaft eines geistlichen Liedes, und was auch im
                
            
            
                
                
                
                    ein gewisses Ehrwürdigalte stehet unsern Liedern tref
                
            
            
                
                
                
                    lich, und setzet uns in ein feierliches Erstaunen. Die
                
            
            
                
                
                
                    Empfindung will beym geistlichen Liede mehr als der
                
            
            
                
                
                
                    Geschmack, und was hilft Schwung und Wendung,
                
            
            
                
                
                
                    wenn es von ihnen heißt: das Herz ist ferne von ih¬
                
            
            
                
                
                
                    nen. Um aber dennoch den Herrn Prof. M. zu
                
            
            
                
                
                
                    überführen, daß es in unserm Gesangbuche Lie¬
                
            
            
                
                
                
                    der gebe, welche die Seinigen auch in Absicht auf die
                
            
            
                
                
                
                    Dichtkunst, sehr weit zurück lassen; so schlagen wir
                
            
            
                
                
                
                    ihm z. E. die vortreflichen Lieder: Ich steh in Angst
                
            
            
                
                
                
                    und Pein rc. Jch bin ja HErr in deiner Macht rc.
                
            
            
                
                
                
                    Err, ich denk an jene Zeit rc. vor, um die seinigen
                
            
            
                
                
                
                    nach ihnen zu beurtheilen. Welche heilige Poesie
                
            
            
                
                
                
                    herrscht nicht in jenem Liede eines preußischen Lie
                
            
            
                
                
                
                    derdichters:
                
            
            
                
                
                
                    Wen hab ich nan, als dich allein,
                
            
            
                
                
                
                    Der mir in meiner letzten Pein
                
            
            
                
                
                
                    Mit Trost und Rath weiß beyzuspringen?
                
            
            
                
                
                
                    Wer nimmt sich meiner Seelen an,
                
            
            
                
                
                
                    Wenen nun mein Leben nichts mehr kann,
                
            
            
                
                
                
                    Und ich muß mit dem Tode ringen,
                
            
            
                
                
                
                    Wenn aller Sinnen Kraft gebricht;
                
            
            
                
                
                
                    Thust du es, Gott, mein Heiland, nicht?
                
            
            
                
                
                
                    Nein, nein! ich weiß gewiß mein Heil,
                
            
            
                
                
                
                    Du lässest mich dein wahres Theil