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ein Schismaticus, die Römischkatholische Religion
angenommen, und sich sehr reumüthig zum Tode be¬
reitet hatte: so ist diese neue Marter an ihm nicht
vollzogen worden. Sodann ward er auf eine Och¬
senhaut gesetzet, mit den Füßen an den Schweif sei¬
nes eigenen Pferdes gebunden, und dreymal um den
Galgen geschleppet.
Hernach ward ihm mit einem
kleinen Beile eine Hand nach der andern, und zwar
mit wiederholten Streichen abgehauen, er auch mit
dem nämlichen Beile, von vorne oben herab leben¬
dig geviertheilet und das Herz zerstücket. Die Stü¬
cke dieses Ungeheuers wurden an den Galgen gehef¬
tet, und da sie ziemlich niedrig hingen, noch denselben
Tag von den Hunden gefressen. Der Kopf aber ist,
nebst dem Beile auf einen besondern Pflock gestecket
Alle diese erschreckliche
und aufgerichtet worden.
Martern hat dieser Mensch mit einer unglaublichen
Standhaftigkeit und Gegenwart des Geistes ausge¬
standen, auch in beständigem Gebete bis auf den letz¬
ten Hauch seines Lebens angehalten. Den Geistli¬
chen aus der Gesellschaft JEsu aber, der ihn bekeh¬
ret, und ihm bis an sein Ende beygestanden, hat eine
Ohnmacht und eine Art von Frais überfallen, daß
man ihn halb todt nach Hause bringen muste.
Utrecht, den 28. März.
Diesen Morgen übergab der D. und Prof. der
Gottesgelahrtheit auf dieser Akademie, Herr Gilbert
Bonnet, die Rectorwürde an den D. und Prof. der
Philosophie, Herrn Johann Horthemels.
Zuvor
hielt der abgehende Rector=Magnificus eine gelehrte
Rede, worinnen er zu beweisen sich bemühte, daß
Christum lieb haben besser sey, als alles wissen.
Paris, den 18. Marz.
Man verkauft hier ein sehr schoͤnes und ruͤhrendes
Gedicht, welches betitelt ist: Calas sur l'échafaut à
ses Juges. Am andern Tage nach dem publicirten
Absolutionsdecret hat Herr la Brone, Prediger in
der hiesigen Capelle der vereinigten Niederlande, eine
öffentliche Danksagung zu GOtt wegen dieser Bege=
benheit abgelegt.
Man sieht hier itzt eine Schrift, unter dem Titel:
Matinées (oder Frühstunden) deren Verfasser ein
grosser Fürst seyn soll. Sie ist in Form eines Ge¬
sprächs mit des Fürsten präsumtiven Nachfolger ab¬
gefasset. Der hohe Verfasser erzahlet kuͤrzlich die
Geschichte und den Ursprung seines Hauses, und han
delt sodann von der Gelegenheit seiner Lande, und
der Beschaffenheit derselben, und der Einwohner,
Er kommt hiernächst auf die Religion, und redet von
der Religion, die ein Fürst haben soll, und von dem,
was die Religion zu verschiedenen Zeiten verursacht
hat, imgleichen von einem Entwurf, um die alten
Vorurtheile durch die Schriften der neueren Philo¬
sophen zu vertilgen. Hiernächst wird erkläret, was
man unter dem Worte, Gerechtigkeit, verstehe;
was man thun müsse, um dieselbe zu handhaben, oh¬
ne sich jedoch schmeicheln zu können rechtfertig
Ferner wird in diesem Werck von der
zu seyn.
Staatskunde gehandelt, und dieselbe in eine Staats¬
kunde, die sich auf das Allgemeine bezieht, und in ei¬
ne besondere Staatskunde, eingetheilt. Ueber die¬
ses redet der Fürst von seiner Art zu reisen, und von
seinem Betragen in Absehen auf seine Truppen, um
sich derselben Vertrauen zu versichern. Nach diesem
kommt er wieder zur Staatskunde, und theilet die¬
selbe in drey Haupttheile, nemlich 1) um sich selbst
zu bewahren, und nach den Umständen zu vergrößern,
2) um mit niemanden anders, als mit Vortheile,
Verbindnisse einzugehen, und 3) um sich, selbst bey
den größten Widerwärtigkeiten, fürchterlich und an¬
gesehen zu machen.
London, den 18. März.
Ein Schottländer, von Dumfries gebürtig, hat
vor kurzem eine Composition erfunden, welche bey
allen mechanischen Künsten die Eigenschaften des äch=
ten indianischen Borax hat. Er ist in der Absicht
hieher gekommen, um seine Erfindung der Societät
der Künste vorzulegen. In Irland ist eine so große
Nachfrage nach rohen Häuten, als man seit vielen
Jahren nicht erlebet hat; und es sind seit dem 1sten
dieses Monats über 50000 Stück nach Frankreich
und Holland abgeschickt worden. Aus genauen Li¬
sten erhellet, daß seit 13 bis 14 Wochen über 1000
Juden, aus verschiednen Gegenden von Europa, in
hiesiger Stadt angekommen sind.
Petersburg, den 27. Febr.
Nach einem in hiesigen Landen eingeführten alten
Gebrauch, wenn einer ein Haus, welches er ge¬
bauet oder gekaufet, zu bewohnen anfängt, haben
Ihro Kayserl. Maj. dem Grafen Alexis Orlow, wel¬
chen Sie in seinem neuen Pallast mit einem Besuch
begnadiget, 2000 Stück Ducaten zum Geschenk,
als Glebasoli, das ist, zu Brodt und Salz, einhän=
digen laßen.
Da noch einige Liebhaber dieser Zeitung die Prä¬
numeration vom vorigen Quartal rückständig sind,
so werden selbige ersucht sich aufs fordersamste da¬
mit einzufinden.
Wechsel-Cours & Species d. 11. April. 1765.
Amsterdam 41 Tage 308 gr.
71 Tage 3063gr.
Hamburg 3 W. 13318r.
6 W. 133 gr.
Berlin pari
Dantzig. 25 pr. Cto.
Ducaten neue 9 fl. 5 gr.
Alberts Taler 129 gr.
Rubel 113 gr.
Alt Polnisch Geld 124 pr. Cto.
Diese Gelürte und Politische Zeitung wird des Montag=
und Freytags Vormittags um 10 Uhr in dem
Kanterschen Buchladen ausgegeben.