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Berlin, den 6. April.
Bey dem Kanitzischen Infanterieregimente ist der
Capitain Herr von Collrep, Major geworden; der
Staabscapitain Herr von Altenboccum, hat eine va=
cante Compagnie erhalten; der Secondlieutenant
Herr von Borchard, ist zum Premierlieutenant, der
Fähnrich Herr von Eicke, zum Secondelieutenant,
und der gefreyte Corporal Herr Szerdahelli zum
Fähnrich avancirt. Sr. Maj. der König, haben den
bisherigen Professorem Philosophiæ et Eloquentiæ
ordinarium zu Göttingen Herrn Christian Adolph
Klotz, mit einem ansehnlichen Gehalt nach Halle zu
vociren, und ihm den Charakter eines Hofraths zu
ertheilen geruhet.
Aus einem Briefe von Seehausen,
vom 23. März.
Der Todesfall eines geringen Mannes verdienet
bisweilen eben so viele Achtsamkeit, als der Tod ei¬
nes Grossen, um leibliche Veränderungen willen.
Den 6ten dieses Monats verstarb allhier der Visita¬
tor und Waagemeister bey der Königl. Accise, Peter
Feutu, in dem 77sten Jahre seines Lebens. Die
Umstände seines Todes waren sonderbar. Er war
ein redlicher, aufrichtiger und ernsthafter Mann, der
seinen GOtt von Herzen fürchtete, seinem Könige
getreu war, und sich auf sein Ende immer bereitete.
Als er den Tag vor seinem Ende die Gewißheit im
Gemüthe erhielte, daß er bey vollen Kräften des Lei¬
bes sterben würde, so gieng er zum Tischler, und be¬
stellte seinen Sarg. Er besuchte den Kirchen=Pro¬
visoren, und machte die Gebühr für seine Beerdigung
an der Kirche und Schule richtig. Darauf nahm er
von seinem Einnehmer, Hrn. Nehlung, und dessen
Frau, den beweglichsten Abschied, und bat sie, seiner
Leiche zu folgen. Dieses that er auch bey allen sei¬
nen Nachbaren und Freunden. Er schrieb sodann
einen Brief an seinen Sohn, einen Unterofficier
bey dem Mansteinschen Reuterregiment, berichtete
ihm seinen Tod, und bat ihn, am folgenden Sonn¬
tage zur Beerdigung herüber zu kommen. Als er
alles in Ordnung hatte, sprach er: "Bald hätte ich
'noch eins vergessen. Mein Sohn muß für sein
„Pferd Futter haben. Er gieng also hinaus zum
Futterladen und schnitte so viel Hechsel, als er meyn¬
te nöthig zu haben. Nun war es Abend. Erblieb
aber in völliger Bereitung zum Tode. Seine Frau
wolte ihm alle Todesgedanken ausreden, weil er mun¬
ter und frisch war; allein, er ließ sich nichts irre ma¬
chen. Endlich merkte sie an ihm, daß er zitterte, und
die Lippen ihm blau wurden. Als er noch einige
weisse Tropfen eingenommen hatte, gieng er selbst
hinaus, und machte die Fensterladen zu. Darauf
gieng er zu Bette. Die ganze Nacht hindurch lag
er im Gebet zu GOtt; und zu seiner wachenden Frau
sagte er: "Wer zu Christo wil, muß aller Creatur
Liebe fahren lassen, und sich einzig und allein an sei¬
nen Erlöser hängen." Gegen den Morgen forderte
er noch einmal zu trinken, und starb darauf mit ge¬
faltenen Händen und gen Himmel erhabenen Augen
ganz sanft, als ein Schlafender, hin.
Maynstrom, den 30. März.
Durch das Absterben des Holländischen General¬
lieutenants von der Cavallerie, Grafen von Hom¬
pesch, haben die Herren Generalstaaten seit einem
Jahre den 14ten General verloren.
Preßburg in Ungarn, den 13. März.
Aus Carlsburg in Siebenbürgen, ist uns nachste=
hende erschröckliche Begebenheit, welche sich zu Panor,
zwo Stunden weit von gedachter Stadt zugetragen
hat, einberichtet worden: ”Allhier ist neulich ein
Wallach hingerichtet worden, welcher aus Eifersucht
sein 18jähriges Eheweib auf die grausamste Art er¬
mordet hatte. Schon etlichemale ward er an diesem
teuflischen Vorhaben verhindert, endlich aber gelung
es ihm doch, seiner Mordbegierde ein Genüge zu thun.
Er versperrte sich nämlich an einem Abende mit seinem
Weibe und ihrer Mutter in sein Haus, welches im
Gebirge von andern Wohnungen entfernet ist, nagel¬
te sein Weib, im Angesichte ihrer Mutter mit hölzer¬
nen Nägeln an die Wand, schnitt ihr die Nase, die
Ohren und die Brüste ab, trieb ihr zwey spitzige Höl¬
zer durch die Ohren, und einen Pflock durch den un¬
tern Leib. Er eröfnete ihr sodann die eine Seite mit
einem Messer; als er aber das Herz nicht gefunden,
auch die andere, und riß ihr das Herz aus dem Leibe.
Endlich heftete er diese Unglückselige mit 3 Pflöcken
neben dem Bette auf die Erde, und legte sich, gleich¬
sam von Grausamkeit berauscht, neben ihr nieder, und
schlief ein. Dadurch bekam die Mutter, welche sonst
gewiß auch ein Schlachtopfer seiner Wuth gewesen
seyn würde, Gelegenheit, die Thüre zu eröfnen, und
sich in Freyheit zu setzen. Selbige zeigte dieses gräu¬
liche Spectakel an, und der Thäter, den man noch
schlafend fand, wurde gebunden, und in gefängliche
Verwahrung gebracht. Außer diesem Zustande hätte
man ihm nicht so leicht beykommen köͤnnen, indem er
ein starker verwegener Kerl von 30 Jahren war, der
sich sonst schon bey andern Gelegenheiten unterstanden
hatte, gegen 20 Mann sich zu setzen. Das über ihn
ergangene unerhörte Todesurtheil war ziemlich scy¬
thisch, und seinem entsetzlichen Verbrechen völlig ge=
mäs. Er wurde nämlich zu Fuße zum Galgen ge¬
führet, alsdenn ausgezogen, und ihm mit glüenden
Zangen die Nase, beyde Ohren, und das Fleisch an
der Brust weggerissen. Auf gleiche Weise sollte er
auch der Augen beraubet werden, weil er aber, als